Darmstädter Tagblatt 1923


02. November 1923

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wzeigenſchlüſſel 24 Milionen

Einzelnummer 2

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Großes 141
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Sondermiet
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Geſelſg

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
Nummer 303
Freitag, den 2. November 1923
186. Jahrgang

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Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit
uſw., erliſcht ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Ainzeigenauffräge und Teiſfung von Schadenerſatz
Bei Konkurs oder gerichilicher Beitreibung fällt
ſeder Rabatt weg. Banktonto: Deutſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbant.

Neue Poſittarife.
Die 300 Millionen=Karte. Der Milliarden=Brief.
Berlin, 1. Nov. (Wolff.) Wie mitgeteilt wird, wird der
dem erſten November geltende Poſttarif mit Wirkung
5. November verzehnfacht, und teilweiſe noch mehr er=
)t. Von dieſem Tage ab koſtet eine Poſtkarte im Orts=
kehr
. 200 und im Fernverkehr 500 Millionen, der ein=
de
Brief im Ortsverkehr 500 Millionen und im Fernver=
hr
1 Milliarde Mark. Ein 10=Pfundpaket koſtet
den drei Entfernungszonen 6, 12 und 18 Milliarden.
je Lohnmeßzahl für Arbeiter und Beamte.
Berlin 1. Nov. (Wolff.) Auf Grund der Verhandlun=
im
Reichsfinanzminiſterium mit den Spitzenorganiſationen
Beamten, Angeſtellten und Arbeiter wurde die Lohnmeß=
I für Arbeiter für die laufende Woche auf 20 Millionen, die
ßzahl für die Beamtenbezüge auf 4062000 für das erſte
matsviertel feſtgeſetzt.
Eine deutſche Beſchwerde in Brüſſel.
Paris 1. Nov. (Wolff.) Nach einer Agenturmeldung aus
üſſel hat der deutſche Geſchäftsträger einen Schritt beim
ßenminiſterium unternommen, in dem er im Namen der deut=
n
Regierung erklärte, daß von den belgiſchen Soldaten bei den
gſten Vorgängen im Rheinland Handlungen vorgenommen
eden ſeien, die neutralitätswidrig ſeien. Außenminiſter Jaſpar
e geantwortet, daß, wenn ſich dieſe Vorgänge tatſächlich abge=
It hätten, ſie der Haltung und unbedingten Anweiſungen der
iſchen Regierung zuwiderliefen. Er werde ſofort eine unter= Amtlicher Bollarkurs 130325000000
ung vornehmen laſſen.

Vom Tage.

Die nächſte Vollſitzung des Reichstages iſt jetzt endgültig
auf Dienstag, den 6. November, nachmittags 3 Uhr, angeſetzt. Auf
erklärung.
Stunde nichts Näheres.
In letzter Zeit gewährten die Banken Goldanleihekredite gegen
hohe Papiermarkzinſen. Das Reichsfinanzminiſterium beobachtet dieſe allein möglichen Konſequenzen zu ziehen, trotzdem auch im ſozial=
Vorgänge aufmerkſam und bereitet Abhilfemaßnahmen vor.
2. November beträgt 31 Milliarden Mk.
zeichnen.
Für die Speiſung von 2 Millionen deutſcher Kin=
geſtellt
.
in Hörde beſtimmten Geldtransport in dem Betrage von
giern und Franzoſen beſchlagnahmten Reichsbankgelder überſchritt ſollte ſich doch überall ganz klar darübre ſein, daß, wenn jetzt der
damit die Ziffer von C000 Billionen.
Die Wahlparole werde die Notwendigkeit für Tarifveränderun= jene Partei die Piſtole auf die Bruſt fetzt. Umſo ernſter muß heute
gen zur Löſung des Arbeitsloſenproblems ſein.
England zu verlaſſen.

Die Kabinettskriſe.
er Reichskanzler erkrankt. Der bayeriſche Geſandte beim Kanzler. Kritiſche Lage in
Bagern. Ein bürgerliches Kabinett der Arbeitsgemeinſchaft?
Berlin, 1. Nov. (Priv.Tel) In Berliner politiſchen Thüringer Bezirkskonferenz der V. S.P.D.
iſen hatte man am Donnerstag mittag den Eindruck, daß

ſt nur die plötzliche Erkrankung Dr. Streſe=
nns
zu der Verſchiebung der ſozialdemokratiſchen Fraktions=
ing
von 1 auf 9 Uhr nachmittags beigetragen hat. Die
nze Frage der Aufrechterhaltung der großen
alition und des Verbleibs der Sozialdemo=
Aiten im Kabinett hängt nicht einmal mehr in erſter
ie von den ſozialdemokratiſchen Bedingungen ab, ſondern
Ifte durch Mitteilungen, die geſtern abend der baye=
che
Geſandte v. Preger beim Reichskanzler
Ahte, auf eine völlig neue Baſis geſtellt ſein. Die
ge in Bayern ſoll nach den Eindrücken in Berliner poli=
gen
Kreiſen derart kritiſch ſein, daß eine Nückſicht
f die bayeriſchen Verhältniſſe bei jeder Löſung
jetzigen Kabinettskriſe im Reiche geboten erſcheint.
r Gedanke eines bürgerlichen Kabinetts der
beitsgemeinſchaft iſt daher in allerdings unverbind=
er
Form wieder akut geworden und man rechnet, da das Er=
htigungsgeſetz
beim Rücktritt der jetzigen Regie=
Ing hinfällig würde, damit, daß nach der inzwiſchen gemel=
n
Einberufung des Reichstags ſpäteſtens Mitt=
ch
ſich unter Umſtänden ein neues Kabinett vorſtellen
nte. Eine Entſcheidung iſt allerdings noch nicht gefallen.
Die Beſprechung der Sozialdemokraten.
Berlin, 1. Nov. Die für heute 1 Uhr angeſetzte Sitzung
r Sozialdemokraten, die erſt verſchoben werden ſollte,
mit halbſtündiger Verſpätung doch ſtattgeſunden. Es ſind
te weſentlich mehr Mitglieder der Sozialdemokratiſchen Partei
Reichstag anweſend.
Dagegen iſt die demokratiſche Fraktionsſitzung
morgen verſchoben worden. Das Zentrum iſt nicht im
tſe, vermutlich wegen des Feiertages.
Die Entſcheidung verſchoben.
Berlin, 1. Nov. Die Fraktionsführer der Sozialdemo=
tie
ſind heute beim Reichskanzler geweſen, um mit ihm über
Bedingungen der Partei Rückſprache zu nehmen. Vorher
te beim Reichskanzler ein Kabinettsrat ſtattgefunden, der aber
inoffizieller Natur war. Infolgedeſſen erklärte Dr. Streſe=
uin
den Erſchienenen, er könne ihnen noch keine Antwort geben,
das Kabinett noch keine Beſchlüſſe gefaßt habe. Die Beſprech=
sen
wurden daraufhin auf morgen mittag verſchoben.
ie Vorgänge an der baheriſch=thüringiſchen
Grenze.
Berlin, 1. Nov. Ueber die Zuſammenziehung von bewaff=
en
bayeriſchen Organiſationen an der thüringiſch=bayeriſchen
Uze haben die bisherigen Feſtſtellungen an Ort und Stelle er=
en
, daß auf der thüringiſchen Seite ein großer Teil der thürin=
den
Landespolizei und auf der bayeriſchen Seite Selbſtſchutz=
aniſationen
in Stärke von zwei Regimentern ſich befinden.
iſchen beiden Parteien, die ſich bisher abwartend verhalten
en, iſt es bisher nicht zu Zwiſchenfällen gekommen.

U. Weimar, 1. Nob. Geſtern fand hier eine Bezirks=
konferenz
der Thüringer Sozialdemokraten
ſtatt, zu der auch Teilnehmer aus Sachſen erſchienen waren. Es
wurde nach einem Neferat von Edel (Sachſen) eine Ent=
ſchließung
angenommen, in der es u. g. heißt:
Die Thüringer Bezittskonferenz der V. S.P.D. hält nach wie
vor an der Auffaſſung feſt, daß die Einberufung einer
Länderkonferenz für Sachſen und Thüringen
notwendig iſt. Die Konferenz ſteht weiter nach wie vor auf dem
Standpunkt, daß die ſozialiſtiſch=kommuniſtiſche Re=
gierung
dem Lande Thüringen erhalren bleiben muß. Von
den Thüringer Kommuniſten wird erwarter, daß ſie alles unter=
laſſen
, was der Reaktion den Vorwand zur Reichsexekutive lie=
fern
könnte. Ueber alle Maſſenaktionen muß vorher die zentrale
Verſtändigung erzielt werden. Die Konferenz erklärt ferner:
Die Politik der Regierung Streſemann hat be=
ſonders
in der letzten Zeit einen Kurs angenommen, der deut=
lich
erkennen läßt, daß alle politiſchen und gewerkſchaftlichen
Poſitionen der Arbeiterklaſſe gefährdet ſind und daß durch dieſe
Politik das Proletariat aller Kampfmittel beraubt wird. Die
Konferenz verurteilt die Haltung des Parteivorſtandes zum
Belagerungszuſtand und zur ſächſiſchen Frage. Die große Koali=
tion
hat ſich wehr denn fe als ein für das Proletariat unerträg=
liches
Experiment erwieſen. Der Austritt aus der Regierung
Streſemann iſt deshalb für die Partei und für die Arbeiterklaſſe
eine abſolute Notwendigkeit.
Radikale Strömung unter den Eiſenbaßnern.
* Berlin, 1. Nov. (Priv.=Tel.) Am Dienstag abend
tagte in Berlin eine Verſammlung der Mitglieder des Deutſchen
Ciſenbahnerdverbandes. Nach einem: Neferat Scheffels, der ſich
mit der politiſchen Lage beſaßte, nahm dann auch der bekannte
Führer im Eifenbahnerſtreik Mennes das Wort, der, von dem
Beifall der Kommuniſten begrüßi, erkärte, daß auch die Be=
amten
in den Kampf der ſachſiſchen Arbeiter eingreifen müßten.
Er wolle nicht zum Generalſtreik aufrufen, aber bei der heutigen
Not müſſe jeder dort zugreifen, wo er etwa ſtünde. Es ginge
nicht an, daß die Landwirte auf ihren Vorräten fäßen und das
Volk in der Stadt verhungere. Mit Bezug auf die Reichsregie=
rung
erklärte Mennes, er könne den Ausdruck Reichsregierung
nicht mehr in den Mund nehmen, ohne ihn hinterher ausſpülen
zu müſſen. Dieſen Ausführungen träten drei Gewerkſchafts= biete der Lohnberechnung ein Uebergang zur Goldberechnung
führer entgegen. Wie wir hören, iſt gegen Mennes wegen dieſer
Beleidigung der Reichsregierung Strafantrag geſtellt worden.
Moskauer Einflüſſe.
* London, 1. Nov. (Priv.=Tel.) Bereits ſeit längerer
Zeit iſt die engliſche Oeffentlichkeit lebhaft mit der Frage des
Moskauer Einfluſſes auf die kommuniſtiſchen Unruhen in Deutſch=
heute
auf die Tätigkeit der kommuniſtiſchen Internationale in
Deutſchland hin. Es unterliege keinem Zweifel, daß Moskau die
Haltung der deutſchen Kommuniſten beſtimme und bei den Vor=
gängen
in Sachſen, Hamburg und Berlin die Hände im Spiele
gehabt habe. Es ſei weiterhin kein Zweifel daran, daß, die
deutſchen Kommuniſten ihre Direktiven von Moskau bezögen und
auch von dort aus finanziell unterſtützt würden. Die Moskauer
Regierung beobachte jedoch eine vorſichtige Haltung, da ſie nicht nach und nach, und zwar gemeſſen an der Zunahme dieſer Zah=
feſt
davon überzeugt ſei, ob die Kommuniſtiſche Partei in
Deutſchland auch nur vorübergehende Erfolge haben könnte.

Chaos?

Die formale Beendigung der ſächſiſchen Kriſis hat natur=
der
Tagesordnung ſteht nur die Entgegennahme einer Regierungs= gemäß eine weſentliche Entſpannung der allgemeinen Lage nicht
bringen können. Die ſächſiſche Miniſterliſte weiſt Namen auf, die
Der Reichstagsabgeordnete Krätzig hat den ihm angebotenen doch immerhin ſo ſtark mit den unerfreulichen Ereigniſſen der letz=
Poſten des ſächſiſchen Wirtſchaftsminiſters abgelehnt. ten Zeit in Sachſen verquickt ſind, daß man zu dieſer Regierung
Ueber die neue in Ausſicht genommene Perſönlichkeit verlautet bis zur in Berlin und im Reich wohl kaum das notwendige Vertrauen
haben kann. Die ſächſiſche Sozialdemokratie hat ſich nicht dazu
entſchließen können, aus der Entwicklung der letzten Zeit die
demokratiſchen Lager die Unmöglichkeit erkannt war, mit den
Kommuniſten zuſammenzuarbeiten. Wenn kommuniſtiſche Mini=
Der Goldumrechnungsſatz für die Reichsſteuern am ſter erklärten, daß ſie auf das von Reichswegen angeordnete
Verbot der Hundertſchaften pfiffen, daß ſie pfiffen auf alle Ver=
Wie die Daily Mail mitteilt, werden Stinnes, Klöckner und bote und Erlaſſe, die noch kommen würden, ſo war das immerhin
Vögler ein Abkommen mit der Ingenieurkommiſſion unter= ſo deutlich, daß auch manchem arg Befangenen die Augen auf=
gehen
konnten. Die Zuſammenſetzung der neuen ſächſiſchen Re=
gierung
läßt die Hoffnung auf eine grundſätzliche Aenderung
der von Anfang November bis April nächſten Jahres wurden, von nicht aufkommen. Trotzdem hat die Sozialdemofratiſche Partei
amerikaniſchen Bürgern, 5 490 000 Dollar zur Verfügung es für richtig gehalten, nunmehr ganz beſtimmte Forderungen an
den Reichskanzler zu ſtellen, von deren Erfüllung das Verbleiben
der ſozialdemokratiſchen Miniſter im Reichskabinett abhängig ge=
Die Franzoſen nahmen einen für die Reichsbanknebenſtelle macht wird, wenn das vorläufig auch noch nicht direkt ausge=
3900 Billionen Mark fort. Der Geſamtbetrag der von den Bel= ſprochen iſt. Die Dinge ſtehen auf des Meſſers Schneide und man
Stein ins Rollen kommt, niemand mehr das Ende abſehen kann.
Man mag über die ſozialiſtiſchen Forderungen, über die wir
Daily Cxpreß will erfahren haben, daß es gegenwärtig die Abſicht geſtern bereits berichteten, denken wie man will, kein Kanzlerg
der engliſchen Regierung ſei, im Januar Neuwahlen abzuhalten. kann auf die Dauer arbeiten, wenn ihm heute die und morgen
die Lage erſcheinen, als ſich in Anbetracht unſerer gefamten Ver=
Der amerikaniſche Botſchafter Harvey beabſichtigt, Samstag hältniſſe wohl niemand dem verſchließen wird, daß der Reichs=
kanzler
recht hatte, wenn er während, der letzten Kriſis davon
ſprach, daß das gegenwärtige Reichskabinett wohl das letzte par=
lamentariſche
Dabinett ſein werde. Niemand wird beſtreiten,
daß die Lage der ſozialiſtiſchen Reichsminiſter recht ſchwierig war
und iſt, und daß auch für die ſozialdemokratiſche Reichstagsfrak=
tion
ſtarker Wille dazu gehörte, um ſich gegen ſtarke Einflüſſe von
draußen zu ſchützen. Wenn wir früher ſtets für die große Koa=
lition
eingetreten ſind, ſo taten wir das in der Hoffnung, daß die
Führer der deutſchen Sozialdemokratie, insbeſondere in dieſen
ernſten Zeiten, den Mut finden würden, ſich gegenüber allen un=
kontrollierl
aren Einflüſſen von außen her durchzuſetzen. Wenn
jetzt dieſe Hoffnung ſich als trügeriſch erweifen ſollte, ſo wird da=
mit
gleichzeitig der Beweis geführt, daß die Führer der Sozial=
demokratie
den großen Aufgaben, die jetzt an ſie herantreten, nicht
gewachſen ſind.
Geradezu troſtlos aber wird die Lage dadurch, daß auch auf
der anderen Seite keineswegs überall das Maß von Einſicht und
Verantwortungsgefühl vorhanden zu ſein ſcheint, welches die
Stunde erfordert. Wie man ſich zurzeit in München den weiteren
Verlauf der Dinge denkt, iſt durchaus nicht zu erſehen. Zuzu=
geben
iſt, daß in Bayern die Stimmung bis zur Siedehitze ge=
ſtiegen
iſt, und daß es für die Führung eine unendlich ſchwierige
Aufgabe iſt, die Zügel nicht aus der Hand zu verlieren. Nicht zu
verkennen iſt aber doch immerhin die Tatſache, daß dieſe Stim=
mung
zum guten Teil geſchaffen iſt, durch manche Aeußerungen
und Kundgebungen gewiſſer verantwortlicher Perſönlichkeiten in
Bayern.
So verfehlt es wäre, eine Parallele zwiſchen den Ereigniſſen
in Bayern und Sachſen zu ziehen hier ſollte mit ſowjetruſſi=
ſcher
Unterſtützung die ſtaatliche Ordnung des Reiches zerſtört
werden, dort wollte man alle Kräfte zuſammenfaſſen, um die
ſtaatliche Ordnung zu ſtützen , ſo kommt man doch nicht darüber
hinweg, daß die bayeriſche Politik der letzten Zeit jedenfalls
nicht zur inneren und äußeren Stärkung des Reiches beigetragen
hat. Daß das noch rechtzeitig in München erkannt werde, iſt viel=
leicht
die einzige Hoffnung, die uns noch übrig bleibt, denn nicht
der Reichskanzler war es, der den verhängnisvollen Konflikt auf
die Spitze getrieben! Es iſt ja ganz ſchön, zu ſagen, daß nur die
nationale Diktatur uns aus dem Elend retten könne. Dann
müßte man ſich aber auch gleichzeitig ganz klar darüber ſein, wer
dieſer Diktator ſein ſoll, und welche Mittel ihm zur Verfügung
ſtehen würden. Ohne klare Ziele, ohne Klarheit über den Weg zu
dieſem Ziel kann nur das allgemeine Chaos erreicht werden.
Vor unſeren Toren ſteht der Feind. Sein Ziel iſt klar: die
Vernichtung Deutſchlands. Deutſcher Bruderzwiſt ebnet ihm
die Wege.
Vor dem Uebergang zum Goldlohn.
Berlin, 1. Nov. (Wolff.) Im Reichsarbeitsminiſterium
wurde am 31. Oktober die Frage des Uebergangs zur Berech=
uung
des Lohnes in Goldmark mit den Spitzenverbän=
den
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer eingehend durchgeſpro=
chen
. Es ergab ſich in einer Reihe von Fragen eine Ueberein=
ſtimmung
der beiderſeitigen Auffaſſungen, wenn es auch nicht
gelang, eine volle Einigung zu erzielen. Eine Fortſetzung der
Beſprechungen iſt in Ausſichr genommen. Der Reichsarbeits=
miniſter
ſelbſt iſt der Anſicht, daß an die Frage der Umſtellung
der Löhne in Gold, die für das Gelingen der Währungsreform
von größter Bedeutung iſt, von allen Beteiligten mit äußerſter
Sorgfalt und Sachlichkeit herangetreten werden muß. Wenn=
gleich
nicht mehr beſtritten werden kann, daß auch auf dem Ge=
grundſätzlich
berechtigt iſt, ſo muß doch der Zeitpunkt der
Einführung unter Berückſichtigung der beſonderen Lage
der einzelnen Induſtrie= und Gewerbezweige vorſichtig ge=
wählt
werden. Die Höhe der Goldlöhne kann nicht durch Um=
rechnung
der derzeitigen Papiermarklöhne nach dem Zufallskurs
ermittelt werden; ſie iſt vielmehr unter genauer Berückſichtigung
der wiriſchaftlichen, ſozialen und finanziellen Verhältniſſe im
Einzelfalle ſorgfältig zu prüfen. Bei dem derzeitigen Stande
land beſchäftigt. In einem längeren Artikel weiſen die Times der Gütermenge und Gütererzeugung werden die Friedenslöhne
nicht erreicht werden können. Mit der Verarmungunſerer
Wirrſchaft, auf die ſich das geſarite Volk einſtellen muß,
werben auch die Arbeiter rechnen müſſen. Einen wertvollen An=
halt
bei der Beſtimmung der Lohnhöhe werden zentrale Verein=
barungen
der großen Berufsgruppen geben, die aber ſelbſtver=
ſtändlich
nicht ſchematiſch angewandt werden dürfen. Daß die
Auszahlung der Löhne in wertbeſtändigen Zahlungsmitteln nur
lungsmittel im Verkehr, erfolgen kann, darauf wies der Reichs=
arbeitsminiſter
ſchon früher hin.

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Geite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2. Rovember 1923

Rummer 303.

Die Lage in Sachien.
Die Perordnung für Sachſen außer Kraft.
Berlin, 1. Nov. Der Reichspräſident hat, nachdem in Sach=
ſen
eine neue Regierung gebildet worden iſt, durch Verordnung
vom heutigen Tage die am 29. Oktober auf Grund des Artikels 48
der Reichsverfaſſung erlaſſene Verordnung zur Wiederherſtellung
der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Gebiete des Frei=
ſtaates
Sachſen wieder aufgehoben.
Heute abend findet eine Landtagsſitzung mit folgender
Tagesordnung ſtatt: Verteidigung des Miniſterpräſidenten und
Regierungserklärung.
Drohende Kriſe in der ſächſiſchen Sozialdemokratie.
* Berlin, 1. Nop. (Priv.=Tel.) Blättermeldungen aus
Dresden zufolge droht in der ſächſiſchen Sozialdemokratie eine
Kriſe. Der Landesarbeitsausſchuß gibt bekannt, daß zwar die
Landtagsfraktion mit 32 gegen 6 Stimmen beſchloß, eine ſozial=
demokratiſche
Minderheitsregierung mit Unterſtützung der Demo=
kraten
zu bilden, daß aber die Landesinſtanzen dieſe Regie=
rungsbildung
mit 15 gegen 7 Stimmen ablehnten. Zur Klärung
der Differenzen ſoll ein Landesparteitag einberufen werden.
Nach der fächſiſchen Regierungsbildung.
Dresden, 31. Okt. (Wolff.) Die Nachrichtenſtelle der
Staatskanzlei teilt mit: Nachdem Felliſch vom Landtag zum
Miniſterpräſidenten gewählt und dies dem Reichs=
kommiſſar
Dr. Heintze zur Kenntnis gebracht worden war, hatte
ſich der Reichsbommiſſar nach Berlin begeben und dem Reichs=
kanzler
über die nunmehr geſchaffene Lage Bericht erſtattet. Der
Reichskonmiſſar erſuchte Felliſch, ihm die Miniſterliſte
ſeines neuen Kabinetts mitzuteilen. Der Reichskommiſſar
wird nunmehr im Laufe des Donnerstagvormittag den ſächſiſchen
Miniſterpräſidenten empfangen und ihm die Stellung der Reichs=
regierung
bekanntgeben. Es iſt zu erwarten, daß die Ziele, zu
deren Erreichung die Reichsregierung den Reichskommiſſar ein=
geſetzt
hatte, damit erreicht ſind. Um Mißverſtändniſſen vorzu=
beugen
, teilt das Reichswehrkreiskommando mit, daß
ſich in der Durchführung des Ausnahmezuſtandes, der Unter=
ſtellung
der Staatspolizei unter den Wehrkreisbefehlshaber und
in den hierzu getroffenen Vereinbarungen ſowie den Aufgaben
der eingeſetzten Truppen nichts geändert hat.
Dresden, 31. Okt. (Wolff.) Die Nachrichtenſtelle der
Staatskanzlei teilt mit: Abends nach der Vereidigung des
Miwiſterpräſidenten Felliſch vor dem Landtag und der ſofort
Enach erfolgenden Berufung der Miniſter tritt die neue Regie=
ſofort
einſtellen.
Antrag auf Auflöſung des ſächſiſchen Landtags.
* Dresben, 1. Nov. (Priv.=Tel.) Um die Bildung
einer parkamentariſchen Mehrheitsregierung nur den franzöſiſchen Wünſchen entſpricht, ſondern der auch in den
zu erzielen, hat die Deutſche Volkspartei im ſächſiſchen
Landtag den Antrag auf Auflöſung des Landtags ein= ſchalten.
gebracht. So wie die Verhältniſſe heute im ſächſiſchen Landtag
liegen, dürfte mit einer Annahme des Antrags zu rechnen ſein,
wenn die Sozialdemokraten auf der Bildung einer rein ſozia=
liſtiſchen
Minderheitsregierung beſtehen ſollten.
* Dresden, 2. Nov. (Priv.=Tel.) Wie wir erfahren, hat
der Antrag auf Auflöſung des ſächſiſchen Landtages, den geſtern
die Deutſche Volkspartei zur Klärung der Lage in Sachſen geſtellt
hat, einen außerordentlich großen Eindruck auf den Landtag, ins=
beſondere
auf die Sozialdemokratie gemacht. Unter dem Eindruck
dieſes Planes hat die Sozialdemokratie, ihre beiden Kandidaten
zurückgezogen und für das Arbeitsminiſterium einen ausge= Unterredung mit dem Präſidenten Coolidge hatte, habe erklärt,
ſprochenen Rechtsſozialiſten, nämlich Elsner, berufen. Es iſt ſehr
wahrſcheinlich, daß die Sozialdemokratie auf die anderen Forde= heben würde, obwohl er allerdings perſönlich die ſtärkſten Zwei=
rungen
, Liebmann und Fleißner fallen zu laſſen, eingehen wird, fel hege, daß das Verfahren zum Ziele führe und beiſpiels=
um
Landtagsneuwahlen zu vermeiden.
Eine Feſiſtellung der Deutſchen Volkspartei.
* Dresden, 1. Okt. (Priv.=Tel.) In einem Teil der Oef=
fentlichkeit
iſt die irrige Meinung entſtanden, als ob die Deutſche ſichtlich der Organiſation des Sachverſtändigen=
Volkspartei in Sachſen der Wahl des Miniſterpräſidenten Felliſch
zugeſtimmt hätte. Demgegenüber legt die Deutſche Volkspartei
Wert auf folgende Feſtſtellung: Die Fraktion der Deutſchen Volks=
partei
wäre, um die Schwierigkeiten in Sachſen möglichſt ſchnell zu
beſeitigen und die Einheitlichkeit der Reichspolitik zu unterſtützen,
bereit geweſen, auch eine rein ſozialiſtiſche, aber völlig kommu=
niſtenreine
Regierung auf verfaſſungsmäßiger Grundlage zuzu=
laſſen
unter folgenden Bedingungen: 1. Sofortiger Rücktritt des
Kabinetts, ſobald die Deutſche Volkspartei es verlangen würde;
2. Beſtimmung nur ſolcher Miniſterkandidaten, deren Perſönlich=
keit
den völligen Bruch mit der kommuniſtiſchen Politik Dr. Zeig=
ners
gewährleiſtet hätten.
Dieſe zweite Bedingung iſt nicht erfüllt worden. Die Namen
eines Graupe, Liebmann und Fleißner wären für die Fraktion
der Deutſchen Volkspartei ein Beweis dafür, daß die=Zuſtände,
wie ſie vor dem formellen Eintritt der Kommuniſten in das Kabi=
nett
Dr. Zeigners beſtanden, weiter fortgeführt werden ſollen.
Graupe, Liebmann und Fleißner müſſen als Vertrauensleute der bringt in ſeiner geſtrigen Abendausgabe eine Erwiderung auf
Kommuniſten bezeichnet werden. Einer aus ſolchen Mitgliedern
men, war für die Deutſche Volkspartei ausgeſchloſſen. Infolge=
deſſen
hat ſie die Mitwirkung bei der Regierungsbildung endgül=
tig
abgelehnt. Unter dieſen Umſtänden kann alſo auch von einer
wohlwollenden Neutralität nicht die geringſte Rede ſein. Die Ver=
antwortung
für ein ſolches Kabinett tragen infolgedeſſen nur die
Demokraten und Sozialdemokraten zuſammen. Da beide Parteien
aber über eine Mehrheit im Landtag nicht verfügen, ſo hält die
Deutſche Volkspartei die Lage für durchaus ungeklärt und wird
daher eine Klärung mit allen parlamentgirſchen Mitteln zu er=
zwingen
ſuchen.
Die Pereidigung des fächſiſchen Minifterpräfidenten.
* Dresden, 2. Nov. (Priv.=Tel.) Die für geſtern abend 8 Uhr
anberaumte Sitzung des ſächſiſchen Landtags wurde um 9½ Uhr
eröffnet, da die einzelnen Fraktionen bis dahin noch Beratungen
pflogen. Vor Eintritt der Tagesordnung ſtellte der Deutſch=
nationale
Beutel den Antrag, die Vereidigung des Miniſterpräfi=
denten
auszuſetzen und auch die Regierungserklärung nicht ent=
gegenzunehmen
, da die Wahl des Miniſterpräſidenten geſetz=
widrig
vor ſich gegangen ſei. Seine Fraktion habe bereits die
Klage vor den Staatsgerichtshof zwecks Herbeiführung der Nich=
tigkeitserklärung
der Wahl fertig vorliegen, und der Landtag
werde es erleben, daß die Wahl annulliert und etwaige Hand=
lungen
des Miniſterpräſidenten für ungültig erklärt würden.
Der Abgeordnete Kayſer von der Deutſchen Volkspartei ſhellte politik anzuerkennen, doch müſſe er auf das ſchärfſte Herrn Mille=
ebenfalls
einen Vertagungsantrag und verlangte Vertagung auf
Dienstag. Der Abgeordnete Seyfert widerſprach den beiden
Vertagungsanträgen. Seine Partei habe ſich im Intereſſe des
Reichs die Situation vollſtändig klargemacht und ſei überzeugt,
Laß ihr Standpunkt der richtige ſei. Der Abgeordnete Kayſer
antwortete auf die Rede des Abg. Sehfert und griff die deutſch=
rationale
Volkspartei heftig an, was bei dieſer einen heftigen
Entrüſtungsſturm, bei den Linksparteien Gelächter hervorief.
Als die beiden Vertagungsanträge abgelehnt wurden, verließen
eidigen. Auch die Kommuniſten hatten inzwiſchen den Saal
verlaſſen

Gemeinſame Einladung an Amerifg.

* Paris, 1. Nov. (Priv.=Tel.) Das in Düſſeldorf be=
ſchloſſene
, wenn auch formal noch nicht unterzeichnete Abkonimen
mit der Stinnesgruppe und die beiden geſtrigen Demarchen in
Paris haben zur Klärung der politiſchen Lage erheblich beige=
tragen
. Die Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen
Paris und London wegen des Sachverſtändigenkomitees
ſind beſeitigt. Die engliſche Regierung hat in der
Frage der Einberufung dieſes Komitees wiederum
Frankreich gegenüber nachgegeben. Es wird eine ge=
meinſame
Einladung an Amerika abgehen, an der
Poincaré geſtern nur noch eine nicht unweſentliche Aenderung
vorgenommen hat. Es heißt jetzt, daß das Komitee ledig=
lich
die gegenwärtige Zahlungsfähigkeit
Deutſchlands prüfen ſolle, d. h. alſo, daß Frankreich
unbedingt am Londoner Zahlungsplan feſthält.
Die in der geſtern überreichten engliſchen Note ausgedrückte
Auffaſſung von der Vertragswidrigkeit der Separatiſtenbeweg=
ung
im Rheinland bezeichnet Pertinax heute im Echo de
Paris als eine höchſt ſonderbare Anmaßung. In London
und Waſhington lege man eine ü berraſchende Rück=
ſichtnahme
für die deutſche Einheit an den Tag.
Mit der gemeinſamen Einladung an Amerika
befaßte ſich, wie heute morgen aus Brüſſel berichtet wird, auch
der geſtrige belgiſche Kabinettsrat, dem die engliſche
Note bereits vorlag. Belgien ſchließt ſich in gewiſſer Beziehung
Frankreich natürlich vollſtändig an und wird ſeine Sachverſtäu=
digen
erſt ernennen, wenn die der übrigen Mächte beſtimmt ſind.
Die Aufgabe der Sachverftändigen=Kommiſſion.
* Paris, 2. Nov. (Priv.=Tel.) Die Aufaſſung, daß die
internationale Sachverſtändigenkommiſſion nicht die Aufgabe
haben werde, die deutſchen Reparationslaſten zu erleichtern, ſon=
dern
daß ſie im Gegenteil zur Anwendung neuer Zwangsmaß=
nahmen
kommen werde, ſcheint ſich ſehr ſchnell zu beſtätigen. Die
Kommiſſion wird offenbar ihre wichtigſte Aufgabe darin ſehen,
den franzöſiſchen Lieblingsplan einer Kontrolle der deutſchen Un=
ternehmngen
im Ausland durchzuführen. Wie die Abendblätter
melden, wird ſie zu dieſem Zweck ihre Arbeiten über ganz Europa
und ſogar über Amerika ausdehnen. Die Kommiſſion ſelbſt wird
wahrſcheinlich ihren Sitz in Paris nehmen und von dort aus Un=
rung
ihr Amt an. Der Reichskommiſſar Dr. Heintze wird terſuchungsausſchüſſe entſenden. In den daran beteiligten Län=
nach
der Konſtituierung der Regierung ſeine Funktionen, dern ſollen Sachverſtändige zu Rate gezogen werden, um die Höhe
der dort befindlichen deutſchen Guthaben ſowie vor allem den
Umfang der deutſchen Anteile an den Induſtrieunternehmungen
abzuſchätzen. Der ganze Plan wird ſich als einen entſcheidenden
Angriff gegen das deutſche Wirtſchaftsleben darſtellen, der nicht
anderen Ländern als ein willkommenes Mittel betrachtet werden
würde, den deutſchen Wettbewerb auf dem Weltmarkt auszu=
Die Oppoſition des Senators Cormif.
Paris, 1. Nov. (Wolff.) Nach einer Meldung der
Chicago Tribune hat die Oppoſition des Senators Mac
Cormik gegen die Beteiligung der Vereinigten Staaten an den
Arbeiten des geplanten Sachverſtändigenausſchuſſes zur Unter=
ſuchung
der deutſchen Zahlungsfähigtei: in den
Reihen der Unverſöhnlichen keine große Unterſtützung gefun=
den
. Insbeſondere ſetze ſich Senator Borah dafür ein, daß
der Regierung freie Hand gegeben werde, zu verſuchen, was ſie
für das Arbeits= und Wirtſchaftsminiſterium, Graupe und Krätzig, zuwege zu bringen vermöge. Borah, der geſtern eine längere
daß er gegen die Beteiligung Amerikas keinen Einſpruch er=
weiſe
die Unterſtellung des Sachverſtändigen=Komitees unter die
Reparationskommiſſion, wie ſie von Frankreich verlangt worden
ſei, für ein praktiſch unüberwindliches Hindernis halte. Die
Regierung hat indeſſen nach der Chicago Tribune geſtern
halbamtlich mitgeteilt, daß die erzielten Fortſchritte hin=
Ausſchuſſes ſie in vollem Umfange befriedige.
London 1. Nov. (Wolff.) Der diplomatiſche Berichterſtat=
ter
des Daily Telegraph ſchreibt, zahlreiche Perſonen in London
ſeien der Anſicht, durch die Natur ſeiner Funktionen werde der ge=
plante
Sachverſtändigenausſchuß gezwungen ſein, um=
herzuwandern
, ſei es, daß ſein Hauptquartier Berlin oder eine
der alliierten Hauptſtädte ſein werde. Es werde vielleicht erfor=
derlich
ſein, daß der Ausſchuß ſich nach gewiſſen neutralen
Ländern begibt, entweder um die dortigen deutſchen Guthaben
feſtzuſtellen oder die Ausſichten ihrer Beiträge zu einer internatio=
nalen
Anleihe zu unterſuchen.
Franzöſiſche Erwiderung auf die engliſche Note.
* Paris, 2. Nov. (Priv.=Tel.) Der offiziöſe Temps
die Note, die England in bezug auf die ſeparatiſche Bewegung
zuſammengeſetzten ſozialiſtiſchen Minderheitsregierung zuzuſtim= im Rheinland an das franzöſiſche Außenminiſterium gerichtet
hat. Dem engliſchen Hinweis, daß die Unterzeichner des Frie=
densvertrages
ſich eine Ermutigung der deutſchen Separatiſten=
bewegung
nicht geſtatten dürften, wird grundſätzlich entgegen=
gehalten
, daß ſich im Verſailler Vertrag keine Stelle befindet, die
die Mächte zur Garantierung der Reichsgrenzen verpflichtet.
Deutſchland habe den Eintritt in den Völberbund bis jetzt hin=
ausgezögert
, weil es die Vorbedingung, nämlich die Anerken=
nung
ſeiner im Friedensvertag beſtimmten Grenzen, verweigere.
Es könne alſo nicht verlangen, daß über 30 ausländiſche Staa=
ten
ſeine Landesgrenzen garantieren, die es bis heute nicht end=
gültig
habe gelten laſſen wollen. Angeſichts der engliſchen Be=
fürchtung
, daß bei dem Verfall Deutſchlands ſich die verſchie=
denen
Staaten ihren Reparationsverpflichtungen entziehen wür=
den
, wird daran erinnert, daß der Vertrag von Wien auch nicht
irgend einer Reviſion unterzogen worden ſei, als Belgien ſich
von den Niederlanden trennte. Der Temps gibt zum Schluß
England den Rat, ſich nicht nur mit der Entwicklung im Rheinland,
ſondern ſich auch mit den Vorgängen in Bayern näher zu befaſſen.
Vom tſchechiſchen Landtag.
TU Prag, 1. Nov. Im Abgeordnetenhauſe wurde heute
die außenpolitiſche Debatte eröffnet. Der erſte Redner, der
deutſche Kommuniſt Kreiblich, erklärte, die Erfolge der Außen=
rand
und Herrn Poincaré kritiſieren. Er brachte ſeine Kritik
in ſo ſtarken Ausdrücken vor, daß er vom Präſidenten zur Ord=
nung
gerufen wurde.
Im Namen der deutſchen Arbeitsgemeinſchaft wurde dann
die Erklärung gegeben, daß die deutſchen bürgerlichen Parteien
zu der Regierungspolitik kein Vertrauen haben und daß ſie eine
ſtärkere Bindung der Tſchecho=Slowakei an Frankreich befürchten.
In der von dem Agrarier Mayer abgegebenen Erklärung heißt
es, bisher habe man den Eindruck gehabt, daß das Außenminiſte=
die
Deutſchnationalen geſchloſſen den Saal. Das Haus trat in rium die Mittellinie zwiſchen Frankreich und England einzu=
Zeratung der Tagesordnung ein und die Vereidigung des halten ſich bemühe. Wenn man das Ergebnis des Beſchluſſes
Niniſterpräſidenten erfolgte. Sodann trat eine kleine Pauſe ein, von Paris in Betracht ziehe, ſo komme man zu der Ueber=
um
dem Miniſterpräſidenten zu ermöglichen, die Miniſter zu ver= zeugung, daß man Frankreich in ſeinem Dünkel beſtärkt habe.
Man ſei entſchieden zu weit gegangen.
Die Debatte wird nächſte Woche fortgeſetzt,

* Ueber die Lage in Worms erfahren wir aus beſter Quelle
folgende Einzelheiten: Die proviſoriſche Regierung hat an die
Stadttertvaltung, das Polizeiamt und Poſtverwaltung eine
ſchriftliche Aufforderung ergehen laſſen, ſich bis nachmittags halb
3 Uhr zu erklären, ob ſie gewillt ſeien, in ihre Dienſte zu treten.
Im Weigerungsfalle würde die proviſoriſche Regierung zu den
ſchärfſten Maßnahmen gezwungen ſein und vor Waffengewalt
nicht zurückſchrecken. Die organiſierte Arbeiterſchaft, die bis da=
hin
den Schutz der öffentlichen Gebäude übernommen hatte, ſtellte
ihre Verteidigungsmethode um und verlegte ihre Verteidigungs=

ſtellung in die inneren Räume der drei genannten Gebäude. Der n
Zuſtrom der Freiwilligen war ſo ſtark, daß die Führer in der
Lage waren, die Beſten von den Beſten auszuwählen, die übri=
gen
waren nur von der Stelle zu bringen durch das Verſprechen,
daß ſie am anderen Tage die Wache übernehmen dürften. Mit
eiſerner Diſziplin ordnete ſich jeder Einzelne mit Begeiſterung
in die allgemeine Front ein.
Die erſte Nacht verlief ruhig. Die Beſatzungsbehörde
ſchnaubte vor Wut über die vortreffliche Abwehr der Organiſa=
tionen
. Es ſetzte die Nachtſperre ein, wonach jedem Einzelnen 8
verboten iſt, von abends 6 bis morgens 6 Uhr die Straße zu be=
treten
. Trotzdem meldeten ſich die anderen Arbeiter am andern
Tage mit derſelben Geſchloſſenheit. Sie verzichteten darauf, zu=
erſt
noch einmal nach Hauſe zu gehen. Nachdem nun auch das
Mittel der Nachtſperre fehlgeſchlagen hatte, verbot die Beſatz=
ungsbehörde
jegliche Anſammlung von Menſchen innerhalb der
Gebäude. Die Arbeiterſchaft kehrte ſich nicht an dieſes Verbo=
und hielt die Gebäude bis am frühen Morgen beſetzt. Als
Landtagsabgeordneter Lutz, der ſich bei den Abwehrsmaßnahmer
hervorragend betätigte, frühmorgens das Stadthaus verließ
folgten ihm einige Kriminalbeamten bis kurz vor ſeine Woh=
nung
. Kaum hatte der Abgeordnete Lutz ſeine Wohnung be.
treten, erſchienen zwei franzöſiſche Gendarmen und nahmen ſeine u.
Verhaftung vor. Auf das Erſuchen des Abg. Lutz wurde ihn
geſtattet, in kürzeſter Friſt ſich umzukleiden. Ohne einer anderer Lruppen
Behörde vorgeführt zu werden, wurde er über den Rhein ge lauſen u
ſchickt. Nach einer Stunde folgte ihm ſein Parteifreund und im beiter
Stadtverordneter Ehrentraut.

Ueber die Beſetzung des Wormſer Kreisamts am Monta
erfahren wir von gut unterrichteter Seite noch folgende Einzel
heiten, die die Neutralität der Beſatzungsbehörden wieder in

3.R.

hellſten Lichte erſtrahlen laſſen. Abends um halb 6 Uhr erſchie
nen franzöſiſche Kriminalpoliziſten, beſetzten den Vorplatz und
den daran anſchließenden Domplatz. Kurze Zeit darauf erſchie
nen franzöſiſche Gendarmen und ſperrten die Zugangsſtraßen in

engeren Zirkel um das Kreisamt ab. Dieſe Bewegung erregt

Aufſehen, zumal zu gleicher Zeit auf dem Marktplatz, der in un
mittelbarer Nähe des Kreisamts ſich befindet, unter dem Kom
mando eines Offiziers vier mit franzöſiſchen Soldaten voll

beſetzte Laſtautos auffuhren. Durch einen ſchrillen Pfiff ſetzte
ſich die Autos in Bewegung, und jedes einzelne fuhr ohne wei

teres Kommando auf einen ganz beſtimmten Straßeneingang z1
Die Soldaten entſprangen den Autos und poſtierten ſich ſchuf 2
bereit auf. Unter dieſer militäriſchen Deckung zogen die Ver
räter Kitt, Kuhbach und Kmitterer in das Kreisamt ein. Der die
dienſttuenden Regierungsrat Jordan wurde mit vorgehaltener dirig
Revolder die Frage vorgelegt, ob er der neuen Regierung, di
heute gebildet worden ſei, Dienſt tuen wolle. Dieſer verneint eine
klar und beſtimmt. Unter Bedrohung des Erſchießens wurd dnr
von ihm der Schlüſſel des Kreisamts erpreßt. Daraufhin wurd dunhe
Jordan aufgefordert, das Perſonal zu entlaſſen, und er ſelb
wurde ebenfalls aus dem Kreisamt verwieſen. Am andere=
Morgen mußte die Dechanei=Schule, die an das Kreisamts
gebäude anſtößt, geräumt werden und iſt ſeit dieſer Zeſt mi
einer Kompagnie Infanterie zum Schutze der Sonderbündler be
legt. In einer Proklamation wurde die Geburt der neue
Republik angezeigt, in wenigen Minuten aber von der empörte
Menge vernichtet. Die Gewerkſchaften und die Führer der ſt
zialiſtiſchen Parteien traten ſofort zu einer Sitzung zuſamme
und beſchloſſen, einen Aufruf an die Bevölkerung zu erlaſſer
Am nächſten Morgen traten die Betriebsräte der einzelnen Be
triebe zuſammen und beſprachen die Ausrufung der Nepubli
Zum einmütigen Proteſt gegen die Ausrufung der Republik veu
ließen die Arbeiter und Angeſtellten ſpontan die Betriebe. 2i
Geſchäfte hielten den ganzen Tag geſchloſſen. In dichten Menge
durchzogen große Menſchenmengen ſtumm den ganzen Tag di
Straßen. Die Demonſtration war wuchtig und würdig. Ar
Mittwoch früh wurde die Arbeit wieder aufgenommen.

Von allgemeinem Intereſſe dürfte eine kurze Kennzeichnun
der führenden Leute ſein, die in Worms an der Spitze der Sepe 0s
ratiſten ſtehen. Ihnen entſprechen die Soldaten, die hinter ihne Ei
ſtehen. Der ſpiritus rector, Kuhbach, iſt ein bei allen Arbeit
gebern wegen ſeiner Unfähigkeit herausgeworfener Menſc
Seine letzte Arbeitsſtelle, Finanzamt II., atteſtierte ihm als Ent Me
laſſungsgrund, daß er in einer Woche nicht mehr zu leiſten vei eim
mochte, als ein ſechzehnjähriger Lehrling in einem Tag. Zu
letzt beſchäftigte er ſich mit der Organiſierung der Erwerbsloſe
und ſpielte ſich dort als deren Sekretär auf. Er hielt dort Vor
träge über ein Erwerbsloſenverſicherungsgeſetz, das er noch nich
geſehen, viel weniger geleſen hat. Das Wichtigere war aber, di
Unterſtützungen der Erwerbsloſen auch für ſich fließen zu laſſer
Er knöpfte jedem Erwerbsloſen allwöchentlich verhältnismäßi
hohe Summen ab. Die Erwerbsloſen erkannten ihren Fuch
recht bald und ſtellten ihre Zahlungen ein. Es galt nun, neu
Einnahmequellen zu ſchaffen und dieſe fand man ohne Be
fähigungsnachweis bei den Sonderbündlern. Seit dieſer Ze
ſind die Abſätze des Kuhbach wieder gerade, die Hoſen legen ſit

wieder in Bügelfalten, der Kragen iſt wieder friſch und blan.
kurzum, er iſt bereits ein tipp=topper Musjöh geworden. Di
Brieftaſche aber, was das Wichtigere iſt, iſt fein ſäuberlich mi
Franes geſpickt. Die anderen beiden, Kitt und Kmitterer, de
eine eine Nummer feiner, der andere eine Nummer gröber.

Und nun erſt die Soldaten Zum Beiſpiel: Die Ehrenwach
vor den neuen Exzellenzen. Herr Obenauer, der heute noſ

eineinhalb Jahre Zuchthaus wegen Grabſchändung zu verbüße
hat und wohl glaubt, unter den Fittichen der neuen Herrſche
von dem Zuchthaus entrinnen zu können. Strafen wegen 111
kundenfälſchung, Betrugs, Diebſtahls reihen ſich würdig ſeine

Vergangenheit an. Daneben ſteht ſein Kollege Unger, der vo

wenigen Tagen erſt das Gefängnis verlaſſen hat. Es ſchwel
gegen ihn ein Strafverfahren wegen fortgeſetzter Fahrraddiel
ſtähle. Es gibt wohl kaum einen Kriminalfall, dem er in ſeine
Vergangenheit nicht ſchon zum Opfer gefallen iſt. So ſieht di
Ehrenwache aus. Wie mögen erſt die ausſchauen, die man i
Hintergrunde läßt!

Die Separatiſien in Rheinheſſen.

Alzey, 1. Nov. Hier wurde das Kreisamt und da
Stadthaus von den Separatiſten beſetzt. Zu er!
ſteren Zwiſchenfällen iſt es bis jetzt nicht gekommen.
Bingen, 1. Nov. Zur Beſetzung des Kreisamt
erfahren wir aus gut unterrichteter Quelle: Als nachts um
Uhr die Separatiſten in das Kreisamt eindrangen, marſchierte
in demſelben Augenblick zwei Züge franzöſiſcher Infanterie m.
Maſchinengewehren vor dem Kreisamt auf. Gleichzeitig mit der
Führer der Separatiſten betraten zwei Sekretäre des Kreisdele
gierten das Kreisamt und unterrichteten den Delegierten dure
das Telephon des Kreisamts laufend, über den Fortgang de
Aktion. Das Kreisamt wurde ſofort von den Franzoſen beſet
Dieſe Tatſachen ſtrafen aufs neue die franzöſiſchen Verſiche
rungen Lügen, daß ſich Frankreich neutral verhalte und ſich wede
der Separatiſten annehme, noch ſie bekämpfe.

[ ][  ][ ]

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Kennzeichle

Rummer 303.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2. Robembez 1923.

Droklamgtionen der vorläufigen rheiniſchen Regierung
Paris, 1. Nov. (Wolff.) In einer von Matthes
nierzeichneten Proklamation der vorläufigen rhei=
iſchen
Regierung in Koblenz wird erklärt:
Die vorläufige Regierung habe in einer Stadt zwei Plün=
erer
erſchießen laſſen, die Anfang voriger Woche für
nen rheiniſchen Selbſtſchutzverband ſich hätten anwerben laſſen.
iner davon ſei Inhaber der Mitgliedskarte, einer nationa=
ſtiſchen
Organiſation von Frankfurt a. M., der andere ebenfalls
us dem nichtbeſetzten Gebiet gebürtig geweſen. (Bis Einzel=
eiten
über dieſen unglaublichen Vorfall vorliegen, muß man
inehmen, daß der Separatiſt Matthes, um ſich im Ausland als
arker Mann vorzuſtellen, hier übertrieben hat. Da er Privat=
rſon
iſt, muß er die Verantwortung für die Tat vor dem regel=
chten
Gericht übernehmen.)
Die Regierung der Rheiniſchen Republik, die deutſch und
r den Frieden und die Verſöhnung ſei, werde es niemals
ſtatten, daß dieſe von der Berliner Regierung ſabo=
ert
würde. Es ſeien die energiſchſten Verteidigungsmaß=
ihmen
vorgeſehen. Jedes gewalttätige Unternehmen werde
barmungslos mit größter Energie unterdrückt werden. Die
erliner Regierung, die weit vom Schuß ſei, ſtürze durch ihre
erordnungen das Rheinland in den Bürgerkrieg und in Elend,
weit die Beamten ihr gehorchten. Man möge an die Beendi=
ing
des Ruhrkrieges und des Widerſtandes mit ihren Konſe=
tenzen
denken. Die rheiniſche Regierung mache die Beamten
den unter ihrer Gewalt ſtehenden Gebieten darauf aufmerk=
m
, daß ſie ſich jeder Gewalttätigkeit zu enthalten und weder
riftlich noch mündlich, weder direkt noch indirekt der
erliner Verordnung des Reichsminiſters für die
ſetzten Gebiete vom 29. Oktober zu gehorchen hätten, die
r Verhalten gegenüber den Separatiſten regeln wolle. Arbeit,
rot und Frieden, das ſei der Wille der neuen Regierung.
Paris, 1. Nov. (Wolff.) Nach einer Meldung der Havas=
entur
aus Koblenz veröffentlicht die ſogenannte proviſoriſche
einiſche Regierung ein Communiqué, daß die rheiniſchen
ruppen mehrere neue Ortſchaften, darunter St. Goars=
juſen
und Neuwied, beſetzt hätten. Die Beamten arbeite=
weiter
und die Bevölkerung ſei ruhig.
J. R.=K. und proviſoriſche‟ Regierung.
Koblenz, 1. Nov. (Wolff.) Durch eine den Schrift=
tungen
zugeſtellte Verordnung der Exekutive der vorläufigen
egierung der rheiniſchen Republik war ein Verbot aller Zei=
ngen
ausgeſprochen worden. Der Kreisdelegierte der Rhein=
ndkommiſſion
hat jedoch auf Anfrage hin erklärt, daß die Ver=
dnung
ungültig ſei, da ſie der Rheinlandkommiſſion nicht vor=
legen
habe. Infolgedeſſen konnten die Zeitungen heute er=
ſeinen
.

Smeets.
Paris, 1. Nov. (Wolff.) Der Sonderbündler Smeets
t ſich in einer Unterredung mit dem Kölner Sonderbericht=
ſtatte
des Exzelſior im höchſten Grade unzufrieden mit dem
un und Treiben der augenblicklich aktiven Sonderbündler ge=
igt
. Was für einen Zweckhat es, rief er aus, ſich in=
e
Koſten einer blutigen Revolution zu ſtürzen, um etwas zu
rigieren, was kein Menſch kennt? Eiſenbahnen, die der
inzöſiſch=belgiſchen Regie gehören; Finanzen, die allein
ie franzöſiſch=rheiniſche Währung garantieren und retten kann,
er Unternehmungen und Kapitalien, die von
rnherein als Pfänder fürdie Reparationen dienen
d für die die Reparation zuſtändig iſt? Meine Abſicht war, an=
Ue der Rheinlandkommiſſion das Vertrauen und den Willen
e künftigen rheiniſchen Republik aufzubauen. Ich hatte die
iterlagen für eine Volksabſtimmung und für wirtſchaftliche Ab=
achungen
vorbereitet, die uns die Stabilität der Exiſtenz und
r Währung gewährleiſten ſollte. Gedeckt vom Völkerbunde
dmit ſeinem Beiſtand gedachte ich, die Organe und die Geiſtes=
rfaſſung
unſeres neuen Volkes zu ſchaffen. Der Völkerbund
tte in unſerm Namen für die Zukunft vorbereitet, was heute
2 Rheinlandkommiſſion in unſerem Namen im Rahmen des
erſailler Vertrages tut, an den wir gebunden ſind. Durch neue
(nitiative iſt das Oberſte zu unterſt gekehrt worden. Eine mit
walt errichtete rheiniſche Republik iſt der Gefahr ausgeſetzt,
s Schickſal Preußens zu erleiden, das mit Gewalt vegiert hat.
hwerde, wenn es nötig iſt, eines Tages zurückkehren. Für den
genblick will ich mich in Lothringen ausruhen.
*

Der Regiefranken.
Paris, 1. Nob. (Wolff.) Nach einer Blättermeldung
der 2 5 Mainz werden die in Franken ausgeſtellten Noten der
rracht. Die Scheine der Regie, die ſich vorläufig auf Stücke worden. Die 1= und 2=Pfennig=Stücke ſind ähnlich wie die Frie=
er
an die franzöſiſch=belgiſche Eiſenbahnregie geſchuldeten aus einer Miſchung aus Aluminium und Kupfer, die einen gold=
immen
für Perſonen= und Güterverkehr uſw. dienen.
GHg
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Donnerstag, den 1. November.
Urfauſi.
Aus der geſtrigen Aufführung des Urfauſt erwuchs, die gelang es der Beſatzung, ein kleines franzöſiſches Schiff zu kapern,
itchen=Tragödie in ſchöner, geſchloſſener Form. Fehlen der frü= mit dem ſie ſchließlich nach der Oſterinſel gelangten. Die Bewoh=
Faſſung des Fauſt die wertvollen philoſophiſchen Teile, ſo ner der Inſel, die Kanaken, ſtaunten die Deutſchen zuerſt wie
gt der Urfauſt andererſeits eine ſtarke dramatiſche Kraft in ſich,
ung war die gleiche wie im vorigen Winter. Walter Rey= bekommen hatten, allmählich aber befreundeten ſie ſich mit den
rs Fauſt iſt von rhetoriſchem Schwung getragen. Er iſt mehr. Ankömmlingen, die ſich häuslich auf der Inſel einrichteten. Die
ritterliche Weltmann, als der Kämpfer und werbende Ge= Kanaken beſaßen Hühner und kleine abgemagerte Schweine, die
te; ein feiner Geſell, der Fräuleins alle Höflichkeit erweiſt, wild herumliefen, berichtet Kling. Für die Jagd gab es eine
n Spiel zeugt von großzügiger Auffaſſung; die Gefühls= Unmenge Rebhühner, die die Kanaten zu Pferde jagten, indem
1mente treten bei ihm zurück. Die tragiſche Kraft des Urfauſt, ſie ſolange hinter ihnen herritten, bis die Hühner müde gewor=
ſigen
Gretchen, die man auf deutſchen Bühnen ſieht, ſind uns das Pulver ausgegangen war, machten wir es ebenſo. Das
nd, ſchnippiſch, unbedeutend, wenn auch im Ablauf ihres Ge= Leben unter dem ewigblauen Himmel gefiel uns ſehr gut. Pferde
Tes rührend. Eliſabeth Stielers Gretchen iſt dunkel und ſtanden uns in Maſſen zur Verfügung, ſodaß wir mit der Zeit
1s zum liebenden Weibe wird von Fräulein Stieler wunder= Kürbiſſe und ſüße Kartoffeln. Der vulkaniſche Boden war ſo
pielt ſich ab. Das Liebesſpiel im Garten, das ſchamvolle konnten. Für Unterhaltung ſorgte unſere Bordkapelle. Die Ka=
9neider ſpielt ſeinen Mephiſto jetzt mit virtuoſer Sicherheit, wurden Pferderennen veranſtaltet, um die Eintönigkeit
iſt Fauſt gegenüber weniger der überlegene Geiſt der Vernei=
1g, als Partner und Reiſegenoſſe. Als Marthe Schwertlein zu unterbrechen. Die Kangkenmädchen mußten reiten.
Stimme des böſen Geiſtes jedoch keineswegs ausreichend, ſo den Reſtbeſtänden unſeres Warenlagers überreicht. Nach dem
die Dom=Szene in der Wirkung verſagte. Ein gar böſes Lies= Rennen ſpielte die Bordkapelle Tanzmuſik. Die braunen Mäd=
von
explodierendem Temperament war Marthe Hein. Die chen tanzten Huppa=Huppa, ihren Nationaltanz, dazu. Als
nierierte Ausſprache wie Gretken, Käſtken, von der ſich nur lernbegierige Europäer wurden wir bald mit deſſen Geheimniſſen
r Reymer freihielt, ſollte man endlich aufgeben.
ck. Die Nachricht von dem Untergang der Oſterinſel, die ſich naken Bananenblätter; ſie trugen deshalb, immer ein großes
in als eine Ente erwies, hat die Aufmerkſamkeit wieder auf Bananenblatt am Gürtel. Vor langen Jahren, als ein Schiff
ſes rätſelvolle Eiland mit ſeinen geheimnisvollen Rieſenbild= dort anlegte, beſchen te die Schiffsleute den im A'askleid er=
rken
gelenkt. Dabei verdient daran erinnert zu werden, daß ſcheinenden König mit einer alten Hoſe und einem Spiegel, Din=
dieſer
Inſel deutſche Seeleute während des Weltkrieges viel gen, die er nie geſehen hatte. Dieſe Sachen wurden als Koſtbar=
dnate
gehauſt haben. Es handelt ſich um die Beſatzung des keiten behandelt und feierlichſt eingeweiht, indem ſich der Häupt=
eeadlers
, jenes deutſchen Schiffes, das unter ſeinem tollküh= ling die Hoſe über die Schulter und den Spiegel vor die Bruſt

Seite 3.

Verhaftungen und 7K5gdlangen durch die Befatzung.
Mainz, 1. Nov. (Wolff.) In der Nacht zum Dienstag
wurden etwa 150 Arbeiter und Erwerbsloſe, die der Stadt=
verwaltung
ſeitens der Gewerkſchaften zum Schutz der
Notenpreſſe in der betreffenden Druckerei zur Verfügung
geſtellt worden waren, um weiteren ränberiſchen Abſichten der
Separatiſten vorzubeugen, angeblich wegen Uebertretung der
franzöſiſchen Verordnung (Ruheſtörung) von franzöſiſchen
Kriminaliſten und bewaffneten franzöſiſchen Soldaten
nach den ſchwerſten Mißhandlungen, nach dem Ge=
richtsgefängnis
gebracht. Drei Beamte der Mainzer
Tageszeitung und des Wolff=Büros, die um dieſe Zeit Nacht=
dienſt
verrichteten, aber gleichfalls unter ſchweren Mißhand=
lungen
ins Gefängnis gebracht wurden, ſind nach ein= bezw.
zweitägiger Haft auf Reklamation hin entlaſſen worden und
ebenſo zwei Polizeibeamte. Wegen der Freilaſſung der übrigen
unſchuldig Verhafteten ſind die Verhandlungen noch im Gange.
Sepgratiſtenumtriebe in Ludwigshafen.
Mannheim, 31. Okt. (Wolff.) Zu der Pariſer Meldung
über die Beſetzung des Bezirksamtes in Ludwigshafen erfahren
wir noch: Anſcheinend in der Erwartung eines Ueberfalles
der Sonderhünzſerhatten ſich heute nacht zum Schutze
der Kanzleien ewaffnete Bürger eingefunden. Die
Franzoſen haben dieſe heute früh verhaftet, jedoch nach Feſt=
ſtellung
ihrer Perſonalien wieder entlaſſen.
Mannheim, 1. Nov. (Wolff.) Wie wir aus zuverläſſiger
Quelle erfahren, ſind die im Laufe der heutigen Nacht von den
Franzoſen in Ludwigshafen verhafteten Perſonen
bis auf die Beamten und drei Mitglieder eines Turnvereins
wieder auf freien Fuß geſetzt worden. Ueber den Grund
der Verhaftung iſt nichts Poſitives zu erfahren. Es wird an=
genommen
, daß die Verhaftung der Beamten deshalb erfolgte,
weil es ſich um eine angebliche unzuläſſige Verſtärkung der
Ludwigshafener Polizei handeln würde, während die anderen
drei Verhafteten von den Franzoſen als ſogen. Rädelsführer
bezeichnet werden.
Wiederaufnahme des Perkehrs auf dem
Rhein=Herne=Kanal.
Duisburg, 1. Nov. (Wolff.) Ueber die Aufnahme des
Verkehrs auf dem Rhein=Herne=Kanal wird gemeldet, daß die
Schleuſen der deutſchen Verwaltung übergeben wurden. Am
2. November ſoll der Betrieb wieder aufgenommen werden. Nach
dem geſchloſſenen Abkommen ſoll der geſamte Dampferpark wieder
freigegeben werden. Der Verkehr auf der Waſſerſtraße wird ſich
nur bis zu Schleuſe 7 erſtrecken. Es dürfen nur ſolche Schiffe zum
Verkehr zugelaſſen werden, die Materialtransporte von und nach
den Werken übernehmen, mit denen die Kontrollkommiſſion für
die Hütten und Bergwerke ein Abkommen geſchloſſen hat. Ent=
gegen
den bisherigen Meldungen werden die Gebühren an das
Schiffsamt bezahlt. Schiffe, die Reparationslieferungen beför=
dern
, ſind jedoch von der direkten Gebührenabgabe befreit. Die
Gebühren für die Schiffe werden auf Reparationskonto gut=
geſchrieben
. Eine größere Anzahl Arbeiter hat ſich bereits zur
Arbeitsaufnahme gemeldet.
Aufhebung der Ausfuhrabgabe für die Preſſe.
abgabe für die Preſſe durch eine Verordnung des Reichswirt= Darmſtadt,
ſchaftsminiſters mit Wirkung vom Tage nach der Verkündigung
ab aufgehoben. Dadurch wird für die Ausfuhr eine weitere Er=
leichterung
geſchaffen. Die Abgabe iſt bis zum Inkrafttreten der
Verordnung durch Verwendung von Rückvergütungsmarken oder Heſſiſches Laundestheater. Strindbergs Scheiterhaufen. In
im doppelten Stückverfahren zu entticten. Aus Gründen der der Erſtauführung von Strindbergs Scheiterhaufen, ſpielen unter
aufwertungsverordn ng und die Vereinfachung im Beſteuerungs= C. T. Pilartz,
verfahren vom 18. Oktober (Reichsgeſetzbl. 1, S. 979) auf die fäl=
ligen
Abgaben ſinngemäß anzuwenden ſind.
Berlin, 1. Nov. Der Reichsminiſter für Ernährung und
Landwirtſchaft erläßt unterm 30. Oktober eine Verordnung, durch mit einem ſtarken Beſuch der Veranſtaltung zu rechnen iſt, dürfte
die die Friſt, in der von Trocknereien und Stärkefabriken nur ſelbſt
gebaute Kartoffeln verarbeitet werden dürfen, und die die Ver=
ſorgung
von Kartoffeln an ſolche Unternehmungen mit der Eiſen=
bahn
verbietet, bis zum 15. November 1923 verlängert wird.

Die Rentenpfennige.

EU. Berlin, 1. Nob. Mit der Ausprägung der Renten=
ſenbahnregie
heute, am 1. November, in den Verkehr, pfennige in Stücken von 1, 2, 5, 10 und 50 Pfennig iſt begonnen
n 5 Centimes bis 19 Franes beſchränken, ſollen zur Bezahlung denspfennige aus Kupfer hergeſtellt. Die übrigen Werte beſtehen
gelben Glanz hat.
nen Führer, dem Grafen v. Luckner, ſo viele kühne Abenteuer be=
ſtanden
hat. Der Kapitän des Schiffes, Alfred Kling, erzählt in
Reclams Univerſum von dieſer idhlliſchen Epiſode in der Odyſſee
der deutſchen Blockadebrecher. Nachdem der Seeadler nach acht=
monatiger
Kreuzfahrt auf der unbewohnten Koralleninſel Mo=
pelia
im Stillen Ozean an den Strand geworfen worden war,
ſich in raſcher Szenenſolge wirkungsvoll entwickelte. Die Be= Wundermenſchen an, da ſie lange Zeit keine Europäer zu Geſicht
in Gretchens Geſtalt und Schickſal begründet. Die land= den waren und von den Hunden ergriffen wurden. Nachdem
zt die Tragik ſeines Schickſals von Anfang an in ſich. Die Ent= eine reitende Gebirgsmarine bildeten. Wir machten Land urbar,
ilung des jungen, tiefangelegten und ſtarkempfindenden Mäd= legten uns Gärten an und pflanzten Bohnen, Erbſen, Melonen,
wiedergegeben. Ein Frauenſchickſal, ſtark und edel empfun= fruchtbar, daß wir das Wachſen von Tag zu Tag beobachten
chreaen vor der Ueberraſchung durch Mephiſto, das Gebet, naken gerieten jedesmal in Verzückung und riefen: Riva, Riva
Madonna, der Schmerzensreichen, die Verzweiflung im Ker= Neghi Neghi, d. h. Wunderbar, Großartig. So etwas war
waren Höhepunkte einer erſchütternden Darſtellung. Franz ihnen noch nie zu Ohren gekommen. Jeden Sonntag
r Käthe Gothe von wohltuender Zurückhaltung im Spiel, Den vier ſchnellſten Reiterinnen wurden Preiſe aus
vertraut und ſo dauerte es nicht lange, bis Weiß und Braun
in rhythmiſchen Bewegungen dahinſchwebten. Der Huppa=Huppa
ähnelt dem Shimmy, mit dem Unterſchied, daß die Bewegungen
Die Seegdler=Leute auf der Oſierinſel. noch etwas erotiſcher ausfallen. Auf der Inſel wuchſen auch ver=
einzelte
Tabakpflanzen. Als Zigarettenpapier benutzten die Ka=

Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. November.

Ein Tag im Jahre gehört den Toten. An einem Tag im
Jahre können und dürfen wir uns derer erinnern, die wir einſt
lieb hatten und die das Schickſal uns geraubt hat. Der Toten,
denen ſonſt die Ruhe heilig. An dieſem einen Tage des Jahres,
an dem Erinnern aufblüht an Stunden der Liebe, der Freude
und auch wohl des Leides, das der Tod geſtillt, verkehren wir
mit unſeren Toten in der Erinnerung, in Gedanken, die wir
je nach Veranlagung und Vermögen in äußere Formen kleiden.
Wer konnte beſſer Vermittler für Seelenverbindung mit den
Toten ſein, als die Natur, die jetzt wieder zum Sterben ſich
rüſtet, und in ihr Sterben ſchon den Keim zu neuem Leben ver=
pflanzt
? Welch ſchöneres Sinnbild für Sterben und Leben, für
Schlaf und Wachen, für Kommen und Gehen gibt es, als die
Blume? Die Blume, die zu ſtrahlender Schönheit erblüht, wenn
ſie den Keim des Todes in ſich trägt, von denen viele erſt im
Augenblick des Scheidens ihren höchſten Reichtum an Schönheit,
an Farbe, an Form und Duft entfalten. Der Blume, die in ſich
das ſchönſte und hehrſte Sinnbild des Lebens verkörpert und
des Sterbens in Schönheit.
So haben wir in heiligem Brauch in jahrhunderte alter
Tradition unſeren Toten Blumen geſpendet, mit denen wir
unſerer Lieben Gräber ſchmückten, und die für eine kurze Spanne
Zeit uns noch einmal verbinden mit denen, die wir lieb hatten,
die wir lieb haben und die uns darum nicht ſterben können,
denn Liebe währet ewiglich.
Ungezählten Müttern, ungezählten Kindern und Bräuten,
denen der Krieg ihr Liebſtes raubte, iſt es nicht vergönnt, für
dieſe kurze Spanne das Erinnern durch äußeres Zeichen auf=
leben
zu laſſen. Ihre Gräber liegen zerſtreut über der ganzen
Welt. Wer es vermag, ſchmückt heute das Bild mit Blumen.
Furchtbar aber und ſchmerzlich iſt das, was die Not der Zeit
auch heute noch, fünf Jahre nach dem Krieg, im Frieden, der
nimmermehr ein Frieden iſt, über die verhängt hat, deren Lieben
draußen auf dem Waldfriedhof zu ewigem Schlaf gebettet ſind.
Ihnen wird ſelbſt durch erbarmungsloſe Feindſchaft der letzte
ſchmerzvolle Verkehr mit den Toten unmöglich gemacht. Ihre
Gräber, die ſonſt am Allerſeelentag eine Fülle von Blumen und
Kränzen ſchmückte, bleiben leer und kalt im trüben November=
nebel
.
Immer wieder nur können und müſſen wir betonen, daß
niemand uns rauben kann unſer Innenleben, niemand
uns verwehren kann, unſerer Toten zu gedenken. Wir tun das
in immerwährender Liebe, aber auch in der unerſchütterlichen
Hoffnung, daß eine Zeit kommen wird, in der all das Schreck=
liche
, was wir durchleben, ein Traum war. Im feſten Vertrauen
davauf, daß es dereinſt wieder ein einiges und freies deutſches

Volk und deutſches=Vaterland geben wird.

M. St.

Ernannt wurden der Oberzollſekretär Heinrich Wirtmann zu
Berlin, 1. Nov. In den nächſten Tagen wird die Ausfuhr= Pfungſtadt zum Zollinſpektor, die Verſorgungsanwarter Nobert Schä=
fer
und Karl Wörner zu Kanzleiaſſiſtenten beim Landesfinanzamt
In den Ruheſtand verſetzt wurde der Zollſekretär Gg. Hamel
in Lauterbach.
Peter Suhrkamps Spielleitung Anne Kerſten, Eliſabeth Lennartz, Marg.
Billigkeit wird angeerdnet, daß die Vorſchriften über die Steuer= Carlſen. Joſef Gielen und Gerhard Ritter. Die Bühnenarchitektur ſchuf
Die Kundgebung des Landesverbandes der Freunde des
humaniſtiſchen Gymnaſiums findet heute Freitag, den
Beſchränkung der Verarbeitung von Kartoffeln. 2. Nopember, abends 8 Uhr pünktlich, im Feſt=
ſaal
des Ludwig=Georgs=Gymnaſium ſtatt. Da
ſich, um einen Sitzplatz zu erhalten, zeitiges Eintreffen
empfehlen.
Volkstheater. Wir wollen nicht verfehlen, hierdurch nochmals
auf das neue und hochintereſſante Programm des Volkstheaters hinzu=
weiſen
. Die Preiſe ſind, wie aus der Annonce erſichtlich, ſehr niedrig.
Samstag und Sonntag nachmittag gelangt für unſere Jugend das
hübſche Kindermärchen Schneewittchen zur Aufführung.
* Heſſiſches Rotes Kreuz. Wie aus der heutigen Anzeige erſichtlich,
beginnt der diesjährige Kurſus in der erſten Hilfeleiſtung bei Unglücks=
fällen
und in der Krankenpflege am Dienstag, den 6. November, abends
6 Uhr, im Realgymnaſium dahier. Anmeldungen werden noch bis
4. November von 912 Uhr vormittags im Geſchäftszimmer des Heſſ.
Landesvereins vom Roten Kreuz, Paradeplatz 3, entgegengenommen.
hing, und ſo mit ſeinen Horden über die Inſel zog, umtanzt und
beſungen von den braunen Geſtalten. Es wurden viele Feſte ge=
feiert
, die oft wochenlang dauerten. Die Frauen und Mädchen
ſchmückten ſich mit Federn und Blumen; eine kraſſe Bemalung
vervollſtändigte die Balltoilette. Im Laufe der Zeit ging unſer
Proviant auf die Neige, dagegen hatten wir Fleiſch im Ueber=
fluß
. Wir beſchloſſen nun, ein Segelboot aufzutakeln und damit
nach Chile zu ſegeln, um unſere Rettung in die Wege zu leiten.
Dieſen Plan aber brauchten ſie nicht auszuführen, da ein chileni=
ſches
Schiff an der Inſel landete und ſie mitnahm. In Chile
blieben dann die Leute des Seeadlers bis zum Ende des Krie=
ges
interniert.
C. K. Deutſcher Tag in Neu=York. Wie aus Neu=York be=
richtet
wird, verſammelten ſich im Manhattan=Opernhaus 5000
Deutſch=Amerikaner, um einen Deutſchen Tag zu feiern. Es
wurden hier Reden gehalten, die die 7½ Millionen Deutſch=
Amerikaner aufforderten, dem bedrängten Vaterland nach Mög=
lichkeit
Hilfe zu leiſten bevor es zu ſpät ſei. Man beſchloß, Pro=
teſt
zu erheben gegen die franzöſiſche Schreckensherrſchaft im
Ruhrgebiet und Rheinland, und zwar ſollten dieſe Proteſte nicht
nur dem Präſidenten Coolidge, ſondern jedem Kongreßmitglied
und namhaften Politiker zugeſandt werden. Im Verlauf der
Verſammlung wurde die Nachricht verkündet, es ſei eine Rhei=
niſche
Republik ausgerufen worden. Das rief die größte Erregung
hervor, und die Mitteilung wurde mit lauten Aeußerungen der
Verachtung und des Zornes aufgenommen. Die Verſammlung
beſchloß ſchließlich einſtimmig, alles daran zu ſetzen, um eine mög=
lichſt
umfaſſende, finanzielle Hilfe für die bedrohte Heimat zu
ſchaffen.
L. Altenburg als Dollarerbin. Der Stadt iſt Heil wider=
fahren
, ſie hat eine Erbſchaft von 10 000 Dollar erhalten, die
zur Deckung ſämtlicher Schulden der Stadt (nach der Umrechnung
in Mark) vollkommen ausreichen.
C.K. Wie lang iſt das Frauenhaar? Die Statiſtiker, die auf
ſo Vieles eine zahlenmäßige Antwort geben, haben nunmehr auch
ausgerechnet, wieviel Kilometer Haar eine Frau auf dem Kopfe
trägt. Die Blonden ſind in der Regel üppiger uad dichter als die
dunklen. Eine dunkelhaarige Frau trägt durchſchnittlich eine
Haarlänge mit ſich, die insgeſamt nicht weniger als 70 Kilometer
beträgt, während Blondinen mit reichem Haarwuchs es ſogar
bis auf 135 Km. bringen. Dagegen iſt das dunklere Haar ſtärker
und widerſtandsfähiger als das blonde; es vermag eine Laſt von
113 Gramm auszuhalten, ohne zu zerreißen, während das halb=
blonde
, goldigſchimmerde Haar bereits bricht, wenn eine Laſt
von 68 Gramm daran gehängt wird.

[ ][  ][ ]

Seite Z.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2. November 1923.

Rummer 303.

* Berechnung des Preiſes bei der Lieferung von
eleftriicher Arbeit, Gas und Leitungswaſſer.
Eine am 29. Okjober in Kraſi getretene, bis 31. Januar 1924
gültige Reichsverordnung beſagt: Wer zu den am Kopfe ge=
nannten
Lieferungen verpflichtet iſt, kann alle Lieferungen an
Verbraucher innerhalb von 16 Tagen vor dem Ende
des Zeitraums, für den die Rechnung (wohlgemerkt:
Rechnung, kein Ableſezettel. Anm. der Schriftl.) ausgeſtellt

ſterium) oder die von ihr beſtimmten Behörden ein anderes
Zahlungsverfahren (Verkauf von Gutſcheinen, Beſtellung von
Vertrauensperſonen zur Feſtſtellung der verbrauchten Menge, ſo=
wie
zur Entgegennahme und Weitergabe der Zahlungen oder
dergleichen) zulaſſen. (Es bleibt alſo abzuwarten, ob und was
in Heſſen verordnet wird.) (8 1.) Zahlt der Verbraucher den
Lieferpreis nicht innerhalb der vereinbarten oder, mangels Ver=
einbarung
, einer angemeſſenen Friſt, ſo wird der Ver=
braucher
von ſeiner Verpflichtung nur durch Zahlung
desjenigen Preiſes befreit, der am Tage der Zahlung
gilt. Bis zur vollen Zahlung des Rechnungs=
betrages
iſt der Lieferer nach vorheriger Androhung
berechtigt, die weitere Lieferung einzuſtellen. Die
Einſtellungiſterſtnach Ablauf von ſieben Tagen
nach Zugang der Androhung zuläſſig. (8 2.) Die Ver=
braucher
dürfen den Beguftragten der Lieferer den Zu=
tritt
zu den Anlagen in den bisher für die Ableſung
üblichen Stunden nicht verweigern. Erlangt der
Beauftragte den Zutritt nicht, ſo hat er in geeigneter Form dem
Verbraucher eine Nachricht zu hinterlaſſen, wann er innerhalb
der nächſten drei Tage den Zutritt verlangt. (§ 3.) §§ 1 bis 3
finden auf alle Lieferungen ſeit 1. September 1923 Anwendung.
Wird in einem anhängigen Rechtsſtreit auf Grund dieſer Vor=
ſchrift
die Klage zurückgenommen, ſo ſind die gerichtlichen Koſten
niederzuſchlagen und iſt ein Anſpruch auf Erſtattung der einer
Partei erwachſenen außergerichtlichen Koſten nicht begründet.
Einſtweilige Anordnungen betr. ſchiedsgerichtliche Erhöhung
von Preiſen bei Lieferungen von elektriſcher Arbeit, Gas und
Leitungswvaſſer können weiterhin in dringenden Fällen vom
Obmann des Schiedsgerichts bezw. dem Reichskommiſſar für
die Kohlenverteilung oder don der von ihm im Einzelfalle be=
ſtimmten
Stelle erlaſſen werden. Bei der örtlichen
Lage und der vorhandenen Erregung in den
Verbrauchertreiſen gegen Stadtverwaltung
und Heag erſcheint es unabweisbare Pflicht
des Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft,
gemäß §. 1 hier unverzüglich für eine klare
Regelung beſorgt zu ſein.
Die Authropoſophiſche Geſellſchaft veranſtaltet im Anſchluß an
die Vorträge Dr. Krügers drei weitere Vorträge, und zwar wie ſeither
jeweils Dienstag, abends 8 Uhr, in der Aula des Realgymnaſiums, be=
ginnend
am 6. November. A. v. Sybel=Peterſen wird an dieſen drei
Abenden ſprechen über das Hauptthema: Die Geſtaltung des inneren
Lebens im Gang der Geſchichte, die Unterthemen lauten: 1. Abend,
Dienstag, 6. November: Vorchriſtliche Zeit; 2. Abend, Dienstag, 13.
November: Buddha und Chriſtus; 3. Abend, Dienstag, 20. November:
Forderung der Gegenwart. Einzel= und Zykluskarten an der
Abendkaſſe. (S. Anzeige.)
L. Heilverfahren der Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte. Die
Anſtalt hat neuerdings beſchloſſen, das Lungenheilverfahren
im Rahmen des Möglichen fortzuſetzen. Angeſichts der großen Anzahl
von Verſicherten, die ſich noch in den Heilſtätten wegen eines Lungenheil=
verfahrens
befinden, oder deren Anträge zwar genehmigt ſind, bei denen
aber eine Einweiſung noch nicht erfolgen konnte, können Verſicherte, die
neu einen Antrag auf Gewährung eines Lungenheilverfahrens ſtellen, je=
doch
keineswegs auf alsbaldige Einweiſung in eine Heilſtätte rechnen.
Städtiſche Leſe= und Bücherhalle: Den Benutzern der Städtiſchen
Bücherhalle zur Kenntnis, daß von Donnerstag, den 1. November, ab
die Ausleiheſtunden für Bücher an den Wochentagen von vormittags
10 Uhr bis nachmittags 4 Uhr ununterbrochen ſtattfinden: Samstags
nur von 101 Uhr vormittags.
Orpheum. Bertrams Operettenſpielzeit. Heute
Freitag, 2. November, Erſtauffühunug: Die Herren von und zu .
In den Hauptrollen u. a.: Marga Peter, Mizzi Rauſchenberg, Julie
Beher, Elſe Poſen, Margot Eger, ſowie die Herren Guſtav Vertram,
Adolf Jordan, Karl Schüler, Hans Süßenguth. Muſikaliſcher Leiter:
Kapellmeiſter Paul Dietrich. Anfang 7½ Uhr. (S. Anzeige.)
Ein neues Adreßbuch. Der bekannte Montanus=Verlag in Sie=
gen
wird in Verbindung mit der Stadtverwaltung für das Jahr 1924
ein neues Adreßbuch der Stadt Darmſtadt herausbringen. Die
Vorarbeiten hierfür ſind im Gange, ſo daß mit Beginn des neuen
Jahres mit dem Erſcheinen des Buches zu rechnen iſt, wenn genannter
Verlag auch die erforderliche Unterſtützung aller an einem Adreßbuche
intereſſierten Kreiſe findet. Es wird daher an die Induſtrie, den Han=
del
uſw. die dringende Bitte gerichtet, ſich recht zahlreich auf das neue
Einwohnerbuch zu ſubſtriptionieren und den Verlag auch mit Inſur=
tiensaufträgen
zu unterſtützen.
Wixhäuſer Notgeld. Wie allſeits bekannt, hat die Gemeinde
Wishauſen zur Steuerung des Bargeldmangels Gutſcheine über 5, 10./
und 20 Milliarden herausgegeben. Die Geſchäftsleute, Gewerbetreibende
werden erſucht, dieſes Geld, welches nur als Notbehelf ganz kurze Um=
laufszeit
hat, unter allen Umſtänden als Zahlungsmittel anzunehmen.
Für Umtauſch wird an der Gemeindekaſſe geſorgt.

Das Gamnaſiuin.
Aus heſſiſchen hohen Beamtenkreiſen wird uns geſchrieben:
Wie wir hören, beſtehen bei dem Landesamt für das Bil=
dungsweſen
Pläne, wonach das humaniſtiſche Gymnaſium in
der Hauptſache verſchtinden ſoll, um einem Moſaik ver=
ſchiedener
Gymnaſien: altſprachlichen Gymnaſien ver=
ſchiedener
Art, neuſprachlichen Gymnaſien, mathematiſchen und
deutſchen Gymnaſien Platz zu machen. Es iſt ein Plan, der
typiſch für unſere materialiſtiſche Zeit iſt. Rein
mechaniſch, nach Nützlichkeitserwägungen ſollen
verſchiedene Bildungsmöglichkeiten geſchaffen werden, um ohne
allzu große Gehirnanſtrengungen die Schüler geweſen iſt.
einem beſtimmten Berufe zuzuführen. Erſt wurde
die Religion aus dem Mittelpunkt des Unterrichtes entfernt, um
eine Gott zugewandte Seelenbildung möglichſt zu erſchweren,
jetzt ſoll die klaſſiſche Bildung in den Hintergrund gedrängt wer=
den
, weil man auf eine harmoniſche Herzens= und
Geiſtesbildung keinen Wert mehr zu legen ſcheint.
Maßgebend für die Organiſation unſerer höheren Schule iſt
nicht mehr die Abſicht, Nenſchen zu erziehen,
die beſähigt ſind, von hoher Warte aus das Leben zu meiſtern,
ſondern die Schüler in das Leben zu entlaſſen, die für einen
beſtimmten Beruf vorgebildet ſind. Utilitarismus in
Reinkultur! Nur kein prinzipieller Stand=
punkt
! Oder ſollte doch vielleicht einer darunter ſtecken?
Will man vielleicht gar niht, daß aus unſeren
Gymnaſien Menſchen mit Führerqualitäten
hervorgehen? Einer Formeldemokratie, die es möglichſt
mit gleichgearteten Individuen zu tun haben will, könnte es
vielleicht gar nicht paſſen, daß Menſchen herumlaufen, die ſich
auf Grund einer edlen Geiſtesausbildung berufen glauben
könnten, Führer zu ſein. Aber wir möchten ſolchen Gedanken=
gängen
weiter nicht nachgehen, wir wollen annehmen, daß man
zu weltanſchaulichen Erwägungen gar nicht
vorgedrungen iſt. Das Wahrſcheinlichſte iſt, daß man
etwas Neuesmachen, daß man organiſieren wollte. Das
iſt ja in unſerer flachen Zeit der Weg, wie man
glaubt, der Schwierigkeiten des Tages gerecht
werden zu können. Und da hat man ein feingegliedertes
Syſtem entworfen, das, wenn es fruchtbare Tat werden ſollte,
an, der harten Wirklichkeit bald zerbrechen
würde. Denn auch rein formal iſt das Syſtem un=
haltbar
.
Wenn alle Heſſen in einer Stadt wohnten und jedes Gym=
naſium
gleich leicht erreichbar wäre, dann wären die neuen Ge=
aber
einmal ſo iſt, daß die Heſſen im Lande zerſtreut wohnen,
ſind die Pläne einfach abſurd. Ein Beiſpiel möge dies
erläutern: Eins Junge ſoll an einem Platze das Gymnaſium des Dollars erfolgen. Wird die Auszahlung in wertbeſtändigem Geld
beſuchen, das den neuſprachlichen Typ darſtellt. Will er Philo=
loge
werden, muß er Neuſprachler werden, obwohl ſeine Neigun=
gen
und Talente auf altſprachlichem Gebiet liegen. In das alt=
ſprachliche
Gymnaſium übertreten kann er nicht, weil es in einem mit den anderen Verbänden, daß eine wertbeſtändige Entlohnung Platz
ganz anderen Teile des Landes liegt, er infolgedeſſen auf Jahre
hinaus das Elternhaus verlaſſen müßte und Koſten entſtünden,
die niemand tragen kann. Künftig ſoll alſo eine Gegend Heſſens
nur Mathematiker und Naturwiſſenſchaftler, eine andere Gegend eine neue Regelung ſtattfinden. Dies habe beiſpielsweiſe. Ludwigs=
Altphilologen und Theologen, eine dritte Gegend Neuphilologen
uſw. liefern (alle ſelbſt zum Spezialſtudium mit beſchränkter Vor=
iſt
, ganz herrlich in unſere Zeit paßt.
Der Irrtum, nach dem man glaubt, daß man
den Furchtbarkeiten unſerer Zeit begegnen
könne, indem man einmal etwas Neues macht, dingt erforderlich. Frl. Kraſinski beſpricht die Vorteile der
die Zeiten ſo ſchrecklich? Die Gründe liegen nicht nur auf
außenpolitiſchem Gebiete. Uns geht es ſo ſchlecht, weil wir
kann nicht dadurch erreicht werden, daß wir die
ſie veredeln. Und dieſem Ziel dient wahrlich nicht Be=
kämpfung
des humaniſtiſchen Gymnaſiums,
ſondern ſein Ausbau und ſeine Vertiefung.

Sorgen des Mitags.
Einſendungen aus dem Leſerkreis.*)
Immer noch die Gaspreiſe.
Mit welchem Recht bei unſerem Gas= und Waſſerwerk über den
inneren (kaufmänniſchen) Betrieb, geklagt wird, illuſtriert wohl auch die
Tatſache, daß die ſich ſelbſttätig entzündenden Straßenlaternen ſowohl
abends wie morgens bei hellem lichten Tag ſchon reſp. noch brennen.
Iſt denn bei den oberen wie unteren Organen des Gaswerks niemand
da, der dies dem Bedürfnis entſprechend regulieren könnte; es ſind ge=
waltige
Gasmengen, die hier abſolut unnötig für den Konſum verloren
gehen. Daß auch auf den Polizeirevieren (II) jetzt morgens nach 7 Uhr
noch Gas brennt, wäre doch auch zu vermeiden. Müßten auch in dieſer
Jahreszeit öffentliche Brunnen, wie auf dem Mathildenplatz, noch Waſſer
ſpielen laſſen? Fängt man nicht im Kleinen an zu ſparen, dann ſind
alle unſere öffentlichen Proteſte vergebens.
Ein Punkt iſt bis jetzt noch nicht zur Sprache gekommen, und ich
möchte dieſen in meinem eigenen Falle wie folgt Ihnen unterbreiten:
Am 21. Sept. zahlte ich dem Ableſer für 61 Kubikmeter Gas 31,720
Millionen, am 21. Sept. zahlte ich im Voraus für Oktober 31,720
Millionen Mk. Da die Stadtverwaltung für Nichtvorauszahlung bei
der nächſten Ableſung einen hohen Aufſchlag verfügte, hatte ſie die vor=
ausbezahlte
Summe ſelbſt als wertbeſtändig geſtempelt, was ja auch
felbſtverſtändlich iſt. Am 26. Oktober vormittags, da die neue Beſtim=
mung
über Gas= und Waſſerpreis im Tagblatt zuerſt veröffentlicht
wurde, bezahlte ich Waldſtraße 6 meinen am 22. Oktober gemeſſenen
neuen Verbrauch von 56 Kubikmetern mit 47,2 Milliarden Mk. Am
21. Sept. war laut Tagblatt der Dollarkurs=Berlin 199,5 Millionen,
am 26. Okt. war laut Tagblatt der Dollarkurs=Berlin 65 162 500 000.
Das iſt 358,9 mal ſo viel wie am Zahltag, 21. Sept.; meine voraus=
bezahlten
31,72 Millionen repräſentierten wertbeſtändig am 26. Oktoben
alſo einen Wert von 31,72X 358,9 11 384 408 000. Dieſe Summe
wurde aber bei der Zahlung am 26. Okt. nicht angerechnet. Ver=
braucht
habe ich im SeptemberOktober 56 Kubikmeter, vorausbezahlt
hatte ich aber 61 Kubikmeter. Ich frage nun: Was müſſen denn die
Leute bezahlen, die keine Vorauszahlung geleiſtet haben? Der Faſſung
nach gilt die Preisbeſtimmung der Stadt am 25. Okt. für alle Ver=
braucher
gleichmäßig, ob vorausbezahlt oder nicht. Sollen jetzt die Vor=
auszahler
auch wieder, wie damals im Krieg bei der Alumnium=,
Kupfer= und Meſſing=Ablieferung, die Dummen ſein und geſtraft wer=
den
?. Ich frage weiter: Wie hoch und in welcher Form will die Stadt
*) Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Nedakiion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſe=
geſetzes
in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.

mir meine vorausbezahlte Summe anrechnen oder vergüten? Eine
öffentliche Aeußerung kann die große Anzahl der Vorauszahler wohl
verlangen, und es wird darum gebeten, obwohl man denken ſollte, daß
bei einer kaufmänniſchen Berechnung dieſe Angelegenheit ſofort hätte
geklärt und berückſichtigt werden müſſen.
Soweit meine ſachlichen Ausführungen. Bemerken möchte ich noch=
daß
in Ihrem Bericht über die Stadtverordnetenverſammlung in der
Nr. 296 vom 26. Okt. in Abſatz 9 ſteht: In der Begründung dieſes
Vorſchlags führte Beig. Ritzert aus, daß bei einem Verbrauch von bis
zu 25 Kubikmetern der Kubikmeter 350 Millionen, über 25 bis 50 Kubik=
meter
700 Millionen, darüber hinaus 3, 4 5 Milliarden koſtet. Am 26.
Oktober, vorm. 10 Uhr, wurden mir aber für 6 Kubikmeter über 50 die
Summe von 21 Milliarden, alſo der Kubikmeter mit 3,5 Milliar=
den
, berechnet; das ſind auch wieder 300 Millionen zu viel.
Ihr tatkräftiges Eintreten in Gas=Bezahlungs=Angelegenheit läßt
mich Sie auf einen Fehler in den neuen Beſtimmungen hinweiſen:
Der Preis für die erſten 50 Kubikmeter iſt ſicherlich zeitentſprechend
und annehmbar. Insbeſondere haben Verbraucher Nutzen davon, die
Gas zum Kochen und elektriſche Beleuchtung haben (letzteres iſt außer=
dem
noch billiger und rentabler). Aber die Leute, die nur Gas haben,
die alſo für Licht und Heizung dieſes verbrennen müſſen?? Es liegt
hier eine ſchwere Lücke, die wohl am ſchnellſten und gründlichſten Be=
ſeitigung
findet durch Verdoppelung der Ermäßigungsgrenzen für Ver=
braucher
von Leucht= und Kochgas.
Selbſt mit 100 Kubikmetern iſt kein ſechsgängiges Schlemmermenü
herzuſtellen mit der dazu gehörigen feenhaften Beleuchtung, ſondern
man wird ſich auch bei Winterkoſt 23/24 ſehr einſchränken müſſen. Der
von mir gemachte Vorſchlag ſchützt nur die bedürftige Bevölkerung
bei den beſſergeſtellten Leuten ſchafft ſich der Ausgleich von ſelber
durch deren Mehrverbrauch.
Schulgeld.
Es hat ſeine Richtigkeit: das Schuldgeld wird auch jetzt milliarden=
weiſe
erhoben. Woher wir es nehmen ſollen, danach wird nicht gefragt.
Wird die Zahlung verzögert, ſo werden 20 Prozent Aufſchlag erhoben.
Wird mir aber das Gehalt derzögert ausbezahlt, ſo kriege ich keinen
Aufſchlag, ſondern habe den Schaden der Geldentwertung, wenn ich
mir nicht bei der Bank Geld pumpe, zu einem Zinsfuß, den man früher
Wucher genannt hat. Es iſt eine Luſt zu leben! Nnn aber das
Allerſchönſte: im Juni habe ich alle vier Ziele des Schulgeldes voraus=
bezahlt
. Damit wäre meine Schuld getilgt. (Wenn ich etwas zu krie=
gen
hätte, dann ſicher!) Ich will die Berechtigung, Nachforderungen zu
erheben, aber nicht beſtreiten. Jedoch verlangen kann ich, daß
meine frühere Zahlung aufgerechnet wird, und zwar mit dem Wert,
den das damals bezahlte Geld jetzt hat. Proſt Mahlzeit! Ausgelacht
wird man. Ich richte hiermit die Frage an das Landesaut für
das Bildungsweſen: Wird dort auch die Auffaſſung der Stadt=
kaſſe
geteilt? Wenn ja, mit welchem Recht? Dann derdiene ich) freilich
eine zoologiſche Bezeichnung, weil ich ei er offentlichen Kaſſe Geld au=

Weitere Kundgebungen.
Heſſiſche Bergſtraße:
Die an den Vortrag des Oberſtudiendirektors Diehl: Was will
das Reformgymnaſium? ſich anſchließende Ausſprache fand mit der von
allen Anweſenden gebilligten folgenden Entſchließung ihren Abſchluß:
Die in Bensheim tagende Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen
Gymnaſiums an der heſſiſchen Bergſtraße bittet den Herrn Oberſtudien=
direftor
Diehl, alles, was in ſeinen Kräften ſteht, zu tun, um dem hie=
ſigen
Gymnaſium ſeinen Charakter als humaniſtiſche Bildungsſtätte zu
bewahren und von ihm die Umwandlung in ein Reformgymnaſium
fernzuhalten.
Grunbſätzliches!
1. Der Name Gymnaſium (ideale Ringſchule der Geiſter) gebührt
allein der alten humaniſtiſchen Bildungsſtätte, die jahrhundertelang
die höhere Schule Deutſchlands zum Segen des ganzen Volkes
2. Der Verſuch, das Franzöſiſche oder Engliſche als erſte Fremd=
ſprache
einzuführen, muß aus methodiſch=didaktiſchen und nationalen
Gründen von vornherein zurückgewieſen werden. Vielmehr verdient das
Lateiniſche, das mit dem Griechiſchen unter allen Fremdſprachen den
größten Bildungswert beſitzt, den fremdſprachlichen Unterricht in allen
höheren Schulen zu eröffnen.
3. Wenn wir die Not der Gegenwart beſtehen und den Glauben an
einen Wiederaufſtieg unſeres Volkes behalten wollen, ſo müſſen wir
unſere Jugend zu einem ſtarken Idealismus im Denken und Handeln
erziehen, wie er allezeit vor allem in dem alten Gymnaſium unſerer
Väter gepflegt worden iſt.
Diehl,
Oberſtudiendirektor in Bensheim.
* Die Angeſtelltenorgeniſationen hatten im Weißen Saale
des Reſtaurants Chriſt eine Beſprechung mit den Betriebsobleuten
und Vertrauensleuten, die einen überaus guten Beſuch zu verzeichnen
hatte. Herr Yeme begrüßte zunächſt die Erſchienenen und erteilte Herrn
Geſchäftsführer Weinberg vom G. D.A. das Neferat über Die wert=
beſtändige
Entlohnung‟. Redner geht davon aus, daß die Gehälter im=
mer
mehr gegen das Friedensgehalt zurückgegangen ſeien. Der Drang
nach einer anderen Zahlungsweiſe ſei daher immer mehr in den Vorder=
grund
getreten. Eine wertbeſtändige Regelung hat nur dann Zweck, wenn
eine wertbeſtändige Regelung im ganzen Reiche ſtattfinde und hierdurch
eine geſunde Preisberechnung Platz greifen könne. Er gibt Beiſpiele,
wonach heute das 3= bis 6fache des Friedenspreiſes gefordert werde. Die An
ganze Berechnung erfordere, daß auch der Arbeitnehmer gezwungen
ſei, ſein Geld wertbeſtändig anzulegen, ſo wie es ſeitens der Arbeit= de 3.
geber erfolgt. Der Arbeitgeber fordert einen gewiſſen Riſikozuſchlag,
was zu wucheriſchen Ausbeutungen führe. Hier müſſe ein Wucher=
geſetz
geſchaffen werden. Es beſteht die Befürchtung, daß das wertbe=
ſtändige
Geld auf gewiſſer Seite feſtgehalten wird. Hier müſſe auch
Sorge getragen werden, daß das Hamſtern von wertbeſtändigem Geld
ſtreng beſtraft wird. Die Friedensgehälter können und dürfen nicht
mehr die Grundlage bilden, da man nicht mehr in der Lage iſt, das
gleiche wie im Frieden zu kaufen. Eine Zwiſchenlöſung zu finden, ſei
die Aufgabe der Verſammlung, die eine gewiſſe Wertbeſtändigkeit dar=
ſtelle
. Ueber die Schaffung eines wertbeſtändigen Notgeldes ſoll auf
Anregung der Handelskammer am Donnerstag geſprochen werden.
Herr Geſchäftsführer Süß, D.H.V., beſpricht die Zwiſchenlöſung auf
Grund der Goldmarkbaſis. Dies könne hier in Darmſtadt nur auf der
Dollarbaſis der Frankfurter Börſennotierung in Frage kommen. Die
Forderung dürfte mit Rückſicht auf die Grenze am beſetzten Gebiet die
einzig richtige ſein. Zweckentſprechend ſei die Aufrundung der Gehäl=
ter
nach oben. Ein gewiſſer Aufſchlag auf den Multiplikator oder das
Grundgehalt muß erfolgen. Heute koſtet 142 was früher 100 koſtete.
Der Leiſtungsgedanke muß in den Vordergrund geſchoben werden. Als demü
Stichtag kommen etwa zwei Tage vor dem Zahltage in Frage. Ein dm uma
dauken, rein äußerlich genomen, durchführbar. Da es nun Dollarmittelkurs kommt nicht in Frage. Auch hier müſſen Vorſichts= engelad
maßnahmen Platz greifen, damit nicht ein künſtlicher Kurs für dieſen
Tag feſtgelegt wird. Es müſſen daher für die Betriebe unterſchiedliche
Zahltage geſchaffen werden. Nachzahlungen müßten bei Steigerungen
vorgenommen, ſo fällt die Nachzahlung fort. Für die Arbeitgeberſchaft
fallen hierdurch die öfteren Verhandlungen fort und eine beſſere Kal=
kulation
kann erfolgen. Für die Berechnung kommen vorerſt die
Grundzahlen in Frage, die zu vereinbaren ſind, zuzüglich eines ent=
ſprechenden
Zuſchlags. Herr Lange (2 d. A.) iſt ebenfalls enig
greifen muß. Ein Unterſchied iſt aber zu machen zwiſchen Gold= oder
Feſtmarklöhnung. Die Goldmarkentlohnung wird in weiten Kreiſen
abgelehnt. Die Anlehnung an den Dollar ſei unſicher. Die Feſtmark=
berechnung
bedarf eines Gradmeſſers, der einwandfrei iſt, da der In
der nicht ſo gehandhabt wird, wie es ſein müßte. Es müßte örtlich
hafen getan durch die Feſtlegung eines Index durch das dortige Sta=
tiſtiſche
Amt. Ob hier eine Einführung der Feſtmark möglich iſt, bleibt
abzuwarten. Eine Zwiſchenregelung muß geſchaffen werden durch die
bildung). Ein Organiſationsbild, das, ſo weltfremd es Schaffung einer wertbeſtändigen Auszahlung. Redner beſpricht die
Regelung der Anilinwerke in Ludwigshafen, die gewiſſermaßen einer
Spartaſſe gleichkommt. Herr Yeme kommt auf die Regelung der
Firma Merck zu ſprechen, die bereits augeſchnitten wurde, und teilt
mit, daß die Angeſtellten dort eine Beſſerung erfahren haben. Wert=
beſtändige
Gehälter und Löhne ſeien zur Kontrolle von Preiſen unbe=
iſt
geradezu vernichtend für uns. Warum ſind denn Merckſchen Zahlungsweiſe. Sie empfiehlt bei den Verhandlungen bei
der Handelskammer darauf zu wirken, daß der heſſiſche Staat Feſtmark
herausgeben ſoll. Herr Engel (D.H.V.) ſchlägt vor, den Multi=
plikator
der Geſchäfte als Grundlage anzunehmen. In einer länge=
ren
weiteren Debatte werden die Wege erörtert, in welcher Weiſe eine
Materialiſten, Egoiſten geworden ſind. Ei ne Beſſerung wertbeſtändige Löſung praktiſch ſein dürfte. U. a. wurde auch ange=
regt
, daß die Auszeichnung der Warenpreiſe ſowohl in Papiermark
Schulbildung verflachen, ſondern indem wir als auch in Feſtmark erfolgen müſſe. Weiter könne die Feſtmark nur
Zweck haben, wenn die wilden Preisbildungen aufhören. Ein Antrag
forderte eine Entſchließung an den Landtag zur Ausgabe von heſſi=
ſchem
Notgeld auf wertbeſtändiger Grundlage. Der Antrag wird der
Verhandlungskommiſſion überwieſen. Den Schluß der Beſprechung
bildete die neue Regelung über Betriebsſtillegungen.
vertraute, für das ich mir im Juni noch mancherlei hätte kaufen können,
das man mir jetzt aber kurzerhand entzieht. Da vielleicht noch mehi
ſo größenwahnſinnig gehandelt haben, das Schuldgeld voraus bezahlt
zu haben, verdient dieſe Frage doch öffentliche Behandlung.

F
mui

Ain.

Die Mietberechnung.
Die Leſer dürfte die Regelung der Novembermiete

in

München intereſſieren. Von der Ermächtigung, die Betriebskoſten
auf die Mieter umzulegen, iſt kein Gebrauch gemacht. Es berechnet ſich
die Miete wie folgt: 11 Prozent der Friedensmiete (9 für Betriebskoſten,
2 für laufende Inſtandſetzungskoſten) werden mit dem Lebenshaltungs=
index
vervielfacht. Es entfällt 1 Prozent, iſt alſo nur mit 10 Prozeut
zu vervielfachen, wenn der Mieter die Neinigung der Treppen und der
ſonſtigen gemeinſchaftlich benutzten Räume zu beſorgen hat. Bei Vol=
auszahlung
zu Anfang des Monats iſt der Index vom 1. November,
bei Nachzahlung der vom 29. November zu verwenden. (In Heſſen hit
man ganz unverſtändlicher Weiſe den 15. beſrimmt, während doch den
dem Zahlungstage zunächſt liegenden Index zu wählen, viel näher
gelegen hätte!) Voraus= oder Nachzahlung bemißt ſich nach der bis=
herigen
vertraglichen Vereinbarung. Mieter kann verlangen, daß ihm
wöchentliche Ratenzahlung geſtattet wird. Dann iſt der jeweils vor der
Zahlung zuletzt bekauutgegebene Indes zugrunde zu legen. In allen
Fällen iſt der Index auf die volle Milliarde nach unten abzurunden.
Der Zuſchlag bei gewerblichen Näumen bleibt. Er betragt
bei jährlicher Friedensmiete von 6011800 Mk. 10 Prozent, von 1304
Mark und mehr 25 Prozeut der nach obigem errechneten Novembermiete.
Der Zuſchlag füllt weg bei gevverblichen Räumen, die vor 1. Angüſt
1914 zu Wohnzwecken beſtimmt oder benutzt waren.
Möblierte Zimmer.
Nachdem in Nr. 298, S. 5, und in Nr. 300, S. 4, Ihres geſchätzten
Blattes die durch die Stadtverwaltung getroffene Regelung der Oktobei=
miete
, insbeſondere auch der Mieten für möblierte. Zimmer in klarer,
verſtändlicher Weiſe bekaunt gegeben war, hielt es der Verband der
Zimmervermieter nochmals für nötig, in einer beſonderent Notiz iu
Nr. 301, S. 4, Ihres geſchätzten Blattes ſeinen Mitgliedern zu empfehlen,
für ein einfach möbliertes Zimmer wöchentlich eine Goldmark zu for=
dern
, was die Stadtverwaltung gutgeheißen habe. (2) Dieſe Regelung
kann unmöglich für die Oktobermiete zutreffen, da in den ausführlichen,
als allgemeinverbindlich anzuſehenden Darlegungen mit keinem Work
von Zahlung in Goldmark die Rede iſt. Vielmehr ſollen lediglich die
ſozialen Verhältniſſe beider Teile berückſichtigt werden, wobei bei beſſer
geſtellten Mietern, die ihre Einnahmen zumeiſt doch auch nur in
Papiermark beziehen werden, durch entſprechende Erhöhung der in
Papiermark aufgeſtellten Mindeſtſätze die zu zahlende Miete zu bemeſſen.
iſt. Eine Forderung der Miete in Goldmark bedeutet auch beſſergeſtelle
ten Mietern gegenüber nichts weiter als eine verſchleierte Mehrforde=
rung
, die meiſt in keinem Verhältnis zu deren Einnahmen ſteht, es ſei
deun, daß es ſich um valutaſtarke Ausländer handelt.
Ein Untermieter.

[ ][  ][ ]

Rummer 303.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2. November 1923.

Seite 5.

Der Stadiverband der Frauen=Pereine
zur Not der Zeit.
Die Schwierigkeit, allen Kreiſen unſerer Bevölkerung eine aus=
ichende
Ernährung zu ſichern, wächſt täglich und wird ſich im Laufe
3 Winters zu einer ungeheuren Not ſteigern, deren Auswirkung
ch den verſchiedenſten Richtungen noch garnicht abzuſehen iſt. Mit
ngem und ſorgenvollem Herzen, ſehen unſere Frauenvereine, die ſchon
jrelang, beſonders auch während des Krieges, auf dem Gebiet der
ialen Fürſorge tätig waren, dieſe Not von Tag zu Tag wachſen. Es
cheint ihnen als ſelbſtverſtändliche ſoziale und vaterländiſche Pflicht,
Kampf gegen dieſe Not aufzunehmen, trotz der faſt unüberwind=
ſen
Schwierigkeiten, die ſich ihnen überall entgegenſtellen. Es fehlt
erall an Mitteln, an Zeit, an Kraft! Trotzdem ſind unſere Frauen=
eine
entſchloſſen, ſich durch alle Hinderniſſe unverzagt hindurch zu
npfen und alles zu tun, um den wirtſchaftlich Schwachen durch dieſe
tzeiten hindurch zu helfen. Die praktiſchen Möglichkeiten
er ſolchen Hilfe wurden in einer längeren Sitzung des Stadtver=
ides
der Frauenvereine (angeſchloſſen 44 Vereine) beraten.
Im Vordergrunde ſtand die Kartoffelfrage, deren Löſung von der
aführung des wertbeſtändigen Geldes erhofft wird, das dem Land=
nn
einen vollen Gegenwert für ſeine Erzeugniſſe gewähren wird.
Odenwald und in Oberheſſen iſt die Kartoffelernte noch nicht be=
ſet
; es iſt zu hoffen, daß von dort aus die Städte noch beliefert
rden und auch die einzelnen Haushaltungen ſich noch eindecken können.
Drei Wohlfahrtsküchen ſtehen zurzeit zur Verfügung, von
en die eine nicht in Betrieb iſt, aber möglichſt bald wieder ihre
beit aufnehmen ſoll. Neueinrichtung von Küchen iſt heute der hohen
ſten wegen unmöglich; es gilt, die vorhandenen möglichſt auszunützen.
bleibt der Stadtverwaltung überlaſſen und erſcheint ſehr erwünſcht,
ppenküchen einzurichten, oder durch fliegende Feldküchen die Bevölke=
ig
der verſchiedenen Stadtteile täglich mit warmer Suppe zu ver=
gen
. Die Frauenvereine müſſen ſich auf ein enger begrenztes
beitsgebiet beſchränken. Für die Mahlzeiten in den Küchen ſollen
tſcheine ausgegeben werden, dadurch iſt auch Gelegenheit geboten,
tleidende durch Verabfolgung dieſer Gutſcheine zu unterſtützen.
je ſehr lebhafte Ausſprache entwickelte ſich über die mangelhafte
ganiſation bei der Auszahlung der Beträge für So=
al
= und Kleinrentner, der Ausgabe von Holz und
irtoffeln, ſowie der Gas=Gutſcheine. Es geht nicht an,
z viele den weiten Weg zur Pallaswieſe machen, Zeit und Kraft
ern, um ihren beſcheidenen Anteil an Holz und Kartoffeln in Emp=
g
zu nehmen, um dort erſt zu erfahren, daß der Preis für dieſe
ensnotwendigen Dinge plötzlich erhöht werden mußte. Nun reicht die
ne Barſchaft nicht, und niedergeſchlagen und verzagt müſſen die
rmſten unverrichteter Dinge umkehren, verlorene Arbeitszeit,
nütz verbrauchte Kraft! Rechtzeitige Bekanntmachung
s Preiſes iſt unbedingt erforderlich.
Es geht auch nicht an, daß Hunderte ſtundenlang anſtehen müſſen,
ihre Rente in Empfang zu nehmen. Eine Anſammlung verbitterter,
geduldiger Menſchen, meiſt ſchwache, unterernährte Frauen, ein Ver=
von
koſtbarer Arbeitszeit, eine Schädigung der Geſundheit, die
ch nichts wieder gut gemacht werden kann! Andererſeits eine Ueber=
trengung
der ſtädtiſchen Beamten, die dieſem Anſturm nicht gewach=
ſein
können und doch ihre Pflicht in Ruhe und Geduld erfüllen
en und einen verantwortungsvollen Poſten haben. Hier iſt gegen=
ige
Entlaſtung ein dringendes Gebot, zumal die Not und damit der
drang von Woche zu Woche zunehmen wird. Hier muß Abhilfe ge=
afft
werden, wenn Ausſchreitungen vermieden und eine ruhige Ab=
klung
durchgeführt werden ſoll. Es wurde der Vorſchlag gemacht,
Sozial=Renten durch die Bezirkspfleger auszahlen zu laſſen. Iſt
ſer Weg nicht gangbar, ſo muß von Seiten der Stadt anderweitig
Dezentraliſation baldigſt geſorgt werden.
Der letzte Punkt der Tagesordnung betraf die Heimarbeit. Frl.
hm, die Führerin der Organiſation der Heimarbeiterinnen, wird
gnächſt, im Laufe des Novembers einen Vortrag halten, zu
a organiſierte und nicht organiſierte Heimarbeiterinnen dringend
geladen werden. Für Anfang Dezember iſt wiederum eine Sitzung
Stadtverbandes der Frauen=Vereine in Ausſicht genommen.
Preußt=ſüddeutſche Klaſſenlotterie. 4. Klaſſe, 6. Tag. verein zum zweiten Male über die Bretter. Daß die Erſtaufführung vor
heutiger Ziehung wurden die Endzahlen 53 und 80 gezogen. 14 Tagen großen Erfolg aufzuweiſen hatte, bewies der überfüllte Saal
ahren.
n. Strafkammer. Nach dem kürzlich in Kraft getretenen neuen Geld= die Rampe gerufen. Mit großer Freude genoß man das ſchöne Ge=
Fgeſetz kann das Ausmaß bis zu 10 Billionen Mark reichen, und es ſamtſpiel des herrlichen Volksſtückes, das mit Humor und ergreifenden
rde hier erſtmalig ein derartiger Millionenanſatz angewendet. Ein Momenten ſo reichlich ausgeſtattet iſt. Frau Mahr als Lieſel (die auch
Staatsanwaltſchaft angefochten, und man erachtete nunmehr, ab= würdige Vertreterin, die es verſtand, aus dem Stück alles herauszu=
gine
Wolf nebſt der 17jährigen Eliſabeth Vollmar von Mühl= ſpielte den Vater Werner mit großer dramatiſcher Hingebung, ebenſo
ildig. Es handelt ſich um abſichtliche Wäſſerung von Vollmilch, die Momente zur Geltung zu bringen. Nepomuk Liebespinſel ſorgte für
unter Täuſchung der Abnehmer in den Verkehr gebracht worden iſt, den heiteren Teil, welcher in der Perſon des Herrn Fritz Rückert einen
beide Angeklagten hatten dies eigentlich auch zugegeben, nur ſollte hervorragenden, von Humor durchdrungenen Vertreter fand. Der Graf
wenkwaſſer ohne rechtswidriges Bewußtſein dienen; auch glaubte (Frl. Seeger), Erich Felden (Herr Althaus) überraſchten in meiſterhafter
Vordergericht den beeidigten Zeugenausſagen des Belaſtungszeugen Weiſe. Frl. Gretel Bender gab die Euphroſine allerliebſt, ebenſo war
ten vollen Glauben ſchenken zu können. Letzterer iſt der 20jährige. Herr Artur Schettler ein würdiger ſpielſicherer Vertreter als Winzer=
uder
der Mitangeklagten Vollmar, gehörte früher als Kuecht zum max. Der muſikaliſche Teil lag in ſicheren Händen der Herren Fiſcher
Ifſchen Haushalt, wo dieſe Schweſter ſeit längerer Zeit in Pflege iſt, und Größmann. Winzer und Winzerinnen gaben ihr Beſtes, und ver=
hatte
die fragliche Anzeige nach dem Weggang von da erhoben, halfen zu einer beluſtigenden Vorſtellung.
wohl gewiſſe Unſtimmigkeiten mit ſeinem Abſchied verbunden waren,
ſt es an ſonſtigen Momenten, die ſeine Bekundung zu erſchüttern Verein auf ſein 30jähriges Beſtehen zurückblicken. Mit Rückſicht auf
möchten. Er hatte vielmehr zuverläſſige Beobachtungen gemacht, die Zeitverhältniſſe und die turneriſchen Veranſtaltungen innerhalb des
) überführte die Angeklagte Wolf, während die Mitwirkung der Voll= Gaues, und da kein größeres Feſt geplant war, verlegte man das Feſt
r durch andere Beweiſe feſtſteht. Es wurden demgemäß Frau Wolf auf den Spätherbſt. Es fand in den Sälen des Vereinslokals ( Darm=
zwei
Billionen (zueitauſend Milliarden) Mark und die Voll= ſtädter Hof) ſtatt. Zu der eigentlichen Feier hatte man die Gründer, 16
r zu 50 Milliarden Mark Geldſtrafe (bei Uneinbringlichkeit mit Ge= an der Zahl, die Gemeindevertretung, ſämtliche Vereinsvorſtände der
gnis zu verbüßen) verurteilt.
Regimentsnachrichten.
en.

Latt Berns .
Die Hieruntes enſcheinend-u Roiiſzeß Nir. gudſähürsäh ds Hfnsor ie auf Nnadken M bdtrachten,
m bſaasz fik, ingendchwer is Prhrnusthses Ner M.
e. Stadtmiſſion. Die Evang. Stadtmiſſion begeht am
Sonntag, den 11. ds. Mts., das Feſt ihres 31jährigen Beſtehens. Aus
dieſem Anlaß werden Poſaunen vorm. halb 10 Uhr vom Turme der
Stadtkirche zum Feſtgottesdienſt um 10 Uhr einladen. Als Liturg wirkt
dabei Pfarrer Schäfer mit, als Feſtprediger der Führer der deutſchen
Gemeinſchaftsbewegung und Vorſitzende des großen Gnadauer= Verban=
des
für Evangeliſation und Gemeinſchaftspflege, Paſtor D. theol.
Michaelis, Dozent an der bekannten theologiſchen Schule in Bethel
bei Bielefeld. Am Nachmittag um 3 Uhr iſt die Hauptfeier im großen
Saale der Stadtmiſſion mit Begrüßungen, einer Feſtanſprache (Pfr.
Schäfer) und Geſchäftsbericht. Am Abend um 8 Uhr findet ein ge=
ſchloſſener
Teeabend für Mitglieder ſtatt. In der Stadtkirche und bei
der Hauptfeier am Nachmittag ſingt der Chor der Stadtmiſſion, der
Poſaunenchor übernimmt die Begleitung der gemeinſamen Geſänge.

Die kataſtrophalen Währungsverhältniſſe der letzten
Zeit zwingen uns, zum Wochenbezug für das Darm=
ſtädter
Tagblatt überzugehen. Zunächſt müſſen wir, um
dem Wochenſchluß gleich zu kommen und mehrmalige Er=
hebungen
zu vermeiden, für
eine und eine halbe Woche
von Donnerstag, den 1. November, bis einſchl.
Sonntag, den 10. November, kaſſieren:
für Bezugspreis 15 Milliarden und
1,5 Milliarden Trägerlohn,
für Abholer den Betrag von 15,5 Milliarden.
Die Träger kaſſieren am DoygerZtag und Freitag.
An dieſen Tagen bitten wir die Brzugsgelder bereit zu
halten. Bei ſpäterer Zahlung, die in unſerer Geſchäfts=
ſtelle
zu erfolgen hat, iſt ein der Geldentwertung ent=
ſprechender
Aufſchlag zu bezahlen.
Unſere Poſtbezieher
erhalten in den nächſten Tagen eine Nachnahmekarte über
50 Milliarden Mark. Aus poſttechniſchen Gründen müſſen
wir für die Poſtbezieher den Betrag für einen längeren
Zeitraum erheben.
Wir bitten dringend, keine andere Zahlungsweiſe
vorzunehmen als die Einlöſung der Nachnahme, da es ſonſt
zu Unterbrechungen der Lieferung kommt. Nichteiröfung
der Nachnahme hat ſofortige Einſtellung der Lieferung
zur Folge.
(7991df
Der Verlag des Darmſtädter Jagblatt.

Nieder=Ramſtadt, 1. Nov. Am Sonntags ging die dreiaktige
Operette Die Winzerlieſel v. G. Mielke beim hieſigen Turn=
t
welchen Gewinnen, iſt bei den zuſtändigen Einnehmern zu zur Poſt. Auch heute ſind die Beſucher wieder voll auf ihre Koſten
gekommen, denn die Darſteller wurden bei jedem Akte ſtürmiſch vor
Freiſpruch lautendes Urteil des Schöffengerichts Offenbach war von die Einſtudierung der Reigen und Tänze übernommen hatte) war eine
ichend davon, in zweiter Juſtanz die Landwirtsehefrau Margarete, holen, was der Verfaſſer aus der Volksſeele ſchöpfte. Herr Voll ſenior
m einer fortgeſetzten wiſſentlichen Nahrungsmittelverfälſchung für Frau Ida Voll, als Gräfin, verſtand es meiſterhaft, die ergreifenden
Rechtfertigung die öfters übliche Ausrede geringen Zuſatzes von Walter lag in Herrn Trautmann glänzend. Hennriette von Raden
Seeheim, 1. Nov. Am 2. Juni d. Js. wurde der hieſige Turn=
Ortsvereine, darunter die Geſangvereine Männergeſangverein, Geſang=
verein
Eintracht und Arbeitergeſangverein Frohſinn, eingeladen. Letz=
tre
trugen durch Vortragen je zweier Chöre zur Verſchönerung des
Offizierverein Artilleriekorps. Nächſte Zuſam= Abends bei. Das Darmſtädter Mandolinen=Orcheſter eröffnete die Feier
nkunft nicht am 3. 11., ſondern erſt am 24. 11., abends nach dem und fand brauſenden Beifall. Der erſte Vorſitzende begrüßte alle An=
weſenden
und gedachte der im Wetlkrieg gefallenen 14 Turner, dann

nahm er die Ehrung der Grinder vor. Man belohnte ſie für ihre
Treue, indem man ſie zu Ehrenmitgliedern ernannte. Im weiteren Ver=
lauf
des Programms fanden rurneriſche Vorführungen von Turnern,
Turnerinnen und Schülera ſtatt, die großen Beifall fanden. Ebenſo die
von Frau Lehrer Beitz am Klavier und Herrn Edgar Gernet (Violine)
vorgetragenen Muſikſtücke. Am Sonntag ging der Verein geſchloſſen zur
Kirche. Nach dem Kirchgang gedachte man nochmals der im Weltkriege
gefallenen Turner, indem ſich der Verein um das Kriegerdenkmal ver=
ſammelte
und einen Kranz niederlegte. Sonntags nachmittags fand ein
Schauturnen unter der Leitung der beiden Turnwarte, Herren Georg
Schmidt und Auguſt Dornbach ſtatt, wobei alle Abteilungen ihr beſtes
hergaben.
Erbach i. O., 1. Nov. Ausgabe von Gutſcheinen im
Kreiſe Erbach. Die in den letzten Tagen eingetretene weitere
ſtarke Geldentwertung hat erneut auch im Kreiſe Erbach eine Zahlungs=
mittelknappheit
verurſacht, die ſchleuniger Abhilfe bedurfte. Da die
Reichsbank und die Heſſiſche Landesbank nicht mit der erforderlichen
Beſchleunigung ausreichende Beträge zur Verfügung ſtellen konnten, hat
ſich der Kreisausſchuß des Kreiſes Erbach genötigt geſehen, Gutſcheine
in Höhe von je 50 Milliarden Mark in den Verkehr zu bringen. Es
muß von allen Kreisbewohnern erwartet werden, daß ſie die neuen
Gutſcheine, die die gleiche Sicherheit wie das Reichsgeld bieten, anſtands=
los
annehmen, damit ihr Zweck, Stockungen im wrtſchaftlchen Leben zu
vermeiden, voll erfüllt wird.
Gjeßen, 1. Nov. Die hieſige Volkshochſchule kann in dem
kommenden Winterſemeſter auf ein erfolgreiches vierjähriges Beſtehen
zurückblicken. Nach dem Beiſpiel anderer Städte ſoll jetzt auch hier
eine Volksküche errichtet werden. Die Stadtverwaltung hat ſich
bereit erklärt, die Arbeitskoſten und die Koſten der Heizung und Be=
leuchtung
zu tragen, während der Großhandel im weſentlichen für die
Lebensmittel durch größere freiwillige Spenden aufkommen wird. Vor=
erſt
können 300400 Perſonen täglich auf dieſe Weiſe geſpeiſt werden.
rh. Alsfeld (Oberh.), 1. Nov. Eine gute Tat der Bäcker,
Die hieſige Bäckerinnung hat in anerkennenswerter Weiſe beſchloſſen,
allen Erwerbsloſen, Klein= und Sozialrentnern, das Brot zum halben
Preiſe abzugeben. Die hieſige Nothilfe hat eine Sammlung von
Holz, Briketts und Lebensmitteln zugunſten der wirtſchaftlich ſchwachen
Familien errichtet. Die Sammlung hatte bis jetzt ein gutes Ergebnis.
R. Lißberg, 1. Nov. Durch das Hochwaſſer iſt der neue Damm
des Stau= und Kraftwerkes erheblich beſchädigt worden. Er hat aber
dem Druck der Waſſermaſſen ſtandgehalten. Das Elektrizitäts=
werk
muß zurzeit ganz Oberheſſen mit Strom verſorgen, da auf dem
Kraftwerk Wölfersheim geſtreikt wird. Es ſind Nothelfer der Tech=
niſchen
Nothilfe eingeſetzt worden.
Reich und Ausland.
Starkes Erdbeben auf Manila.
Aus Manila melder Radio, daß im nördlichen Teil der Inſel am
Mittwoch ein ſtarkes Erdbeben ſich bemerkbar machte. Gleichzeitig mel=
det
Neu=York Herald aus Neu=York, daß ſich an der Küſte von Neu=
Jerſeh, nur wenige Meilen von Neu=York entfernt, ſchwache Erdſtöße
bemerkbar gemacht haben. Die Erdſtöße riefen große Erregung hervor.
Der angerichtete Schaden iſt gering.
Briefkaſten.
A. E., Pfungſtadt. Nach den in Heſſen geltenden Beſtimmungen
hat der Mieter auch ſeinen Anteil an Grundſteuer (ſtaatlicher und Ge=
meindegrundſteuer
), ſowie Brandverſicherungsbeitrag mitzutragen und
die bezüglichen Vorlagen dem Eigentümer auf Nachweis hin zu erſtatten.
Wenn kein Mieter weiter im Hauſe wohnt, wird ja der hälftige Anteik
ſtimmen.
F. H. Wenden Sie ſich an die zuſtändigen Konſulate bezw. das
Paßamt.
P. P., hier. Da es ſich um eine allerdings unverhoffte und uner=
wünſchte
Nacherhebung von aus 1922 ſtammenden Nachtragsbeiträgen
handelt, werden Sie gegen eine ſolche Anforderung rechtlich nicht gut
etwas einwenden können.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Neligionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 2. Nov. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 00 Min,
Samstag, den 3. Nov. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min, Pre=
digt
, Schrifterklärung. Sabbatausgang 5 Uhr 50 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 15 Min.
Abends 7 Uhr
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 3. Nov. Vorabend 4 Uhr 35 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 5 Uhr 50 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachm. 4 Uhr.
Abends 6 Uhr.
Montag, den 5. Nov.: Taanis Schäni, Freitag, den 9, Nob.:
Rauſch Chaudeſch Kislev.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, den 3. Novembert
Wolkig bis heiter, ſtrichweiſe Niederſchläge, nachts kälter. Sonſt
wenig Temperaturveränderung.

O
Landestheater, Großes Haus keine Vorſtellung. Kleines Haus,
Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr (Sondermiete 17): Figaros Hoch=
zeit
. Orpheum, 734 Uhr abends: Die Herren von und zu.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
ſtellungen
.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land‟
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten

Liebe und Pflicht.
ſtomantiſche Erzählung aus dem ſiebenzehnten Jahrhundert.
Von E. St.

(Nachdruck verboten.)
Der müde Wanderer in der Mauerniſche fuhr erſchreckt
por: ſein angſtvoller Blick erkannte die Zerſtörer ſeiner Vater=
ot
, die Mörder ſeiner Lieben, und die gräßliche Wahrſchein=
ſkeit
erſchütterte ſeine Seele, daß ſein und ſeiner Kinder Schick=
einer
fürchterlichen Vollendung nahe. Er beugte ſich über
ruhig an ſeinem Herzen Schlummernden, und eine Träne
lte in ſeinen Bart, als er einen innigen Kuß auf ihre Sürnen
ickte.
In der peinlichſten Erwartung verſtrich eine Minute nach
andern. Noch eine ſchwache Hoffnung nährte er in ſeiner
ele. Das wuchernde Grün des Fliederbaumes und der Schat=
der
vortretenden Mauerwand konnte die Flüchtlinge viel=
iht
mitleidig den Augen des zügelloſen Kriegsvolkes entziehen:
d blieben ſie nur ſo lange unbemerkt, bis jene in den inneren
oſterraum eingedrungen waren, ſo konnten ſie in ſchmeller Ent=
nung
Rettung finden.
Dies waren die Gedanken, welche blitzſchnell in dem ſchon
zagenden Vaterherzen erwachten, und raſch beſonnen, drückte
ſich mit ſeinen Kindern in den finſterſten Winkel, mit ſtürmiſch
Pfendem Herzen dem Ausgange entgegenharrend.
Das Getöſe der Soldaten, welche glauben mochten, das
oſter beherberge noch ſeine früheren Bewohner, ward immer
tiger. Wallonen, Kroaten, Spanier und Deutſche fluchten
d tobten wild durcheinander; marodierendes Geſindel, wel=
S von Magdeburgs Schickſal noch nichts wußte, weil es ſich
m Schrecken des flachen Landes mordend und plündernd um=
egetrieben
hatte, Freunden und Feinden eine gleich fürchter=

ze Geißel.
Ein kleiner, gelbhäutiger Spanier, auf einem wahrſcheinlich
eaubten Gaule ſitzend, machte ſich Platz und ritt heran ans
T. Man bemerkte, daß er in ſeiner Tracht den ſchrecklichen
Uy) nachzuäffen ſuchte, denn wie jener trug er einen roten
2 Johann Tſerklares Graf v. Tilly (15591632), be=
Zmter Kaiſerlicher Feldherr im Dreißigjährigen Krieg, drückte, dem
mpf durch die Ausrottung der Ketzerei, die ihm Gewiſſensſache war,
ren fangtiſch=religiöſen Charakter auf.

herabhängenden Federbuſch auf dem aufgeſtutzten Hute und gab
ſich eine Würde, welche ſeine Kameraden anzuerkennen gewohnt
waren.
Haltet Ruhe! ſchrie er dem Haufen in fremd klingendem
Deutſch zu. Gib wir Deine Fackel, Taruska!
Er empfing ſie von einem Krogten und fuhr, gegen das
Kloſter gewendet, fort:
Heilige Väter, macht die Pforte auf und laßt die Streiter
für Seine Kaiſerliche Majeſtär und die Kirche ein oder, beim
gnadenreichen Kreuz Chriſti, ich ſteck: Euch den roten Hahn aufs
Dach und brat: Euch auf dem glühenden Roſt, wie dem heiligen
Laurentius) geſchahe!"
Er wartete eine kurze Zeit auf Antwort, dann beſchrieb ſeine
Fackel einen feurigen, dampfenden Bogen und fuhr über die
Mauer in den Kloſterhof. Seinem Beiſpiel folgten die übrigen:
die Brandfackeln ziſchten in der Luft, und bald ſchlug die
Flamme aus Dach und Fenſtern.
Indem kletterten einige der Ungeduldäigſten über die Mauer,
und die übrige Menge wogte tobend ums Tor. Bald kamen
jene zurück, und berichteten, daß das Kloſter unbewohnt und von
Lebensmitteln und Koſtbarkeiten keine Spur zu finden ſei. Aus
allen Kehlen ſtrömten gräßliche Verwünſchungen über dieſe
Nachricht; dann ſchickten ſie ſich zum Wegzug an.
In dem Dunkel des Fliederſtrauchs wachte indeſſen der
bangende Vater bei den ſüß ſchlummernden Kindern. Sein Auge
hing bald flehend an dem ſterndurchblitzten Himmelsgewölbe,
bald richtete es ſich auf das Getümmel der wegziehenden Sol=
daten
, die bloß durch die Mauerecke von ihm getrennt waren.
Nur noch wenige waren zurück. Sie waren in lebhaftem,
unverſtändlichem Geſpräch und ſahen nach dem Widerſchein des
brennenden Magdeburgs.
Vater, ſtammelte der Knabe im Traum. Mit ſanfter Ge=
walt
legte ihm dieſer die Hand auf den Mund, doch ſchon war
der Ausruf zu den Ohren der Soldaten gedrungen, und mit Ent=
ſetzen
ſahe er die wilden Geſtalten, deren Waffen von dem Fackel=
ſchein
rot funkelten, heraneilen.
Da legte er ſanft die kleine Eliſabeth neben ihr Brüderlein
auf den Steinſitz. Seine bebende Hand fuhr in den Buſen und
zog einen Dolch hervor; ſo ſtand er ſchützend vor ſeinen Kindern
und erwartete die Kommenden, feſt entſchloſſen, das Letzte für ſie
zu wagen.
2) Römiſcher Diakon, aus Spanien gebürtig, bezeichnete die Armen
und Kranken den nach Schätzen Suchenden als die Schätze der Kirche.

Einer der Soldknechte, in der einen Hand eine Fachel, in der
andern ein Feuerrohr haltend, leuchtete voran, und der ver=
räteriſche
Schein, welcher in den Mauerwinkel fiel, verriet ihm
wur zu bald die Verborgenen.
Wer da? brüllte er, daß die Kinder erſchrocken aus dem
Schlaf auffuhren und das kleine Mädchen angſtvoll zu weinen
anfing. Ihr Bruder Leuthold aber ſprang behende von dem
Sitze, der ihm zur kurzen Ruheſtätte gedient hatte, und ſtellte
ſich beherzt an die Seite ſeines Vaters.
Einige Augenblicke ſchien der alſo Angerufene unentſchloſſen.
Dann barg er ſchnell den Dolch wieder unter dem Gewand, trat
einen Schritt vor und antwortete demütig:
Gönnet einem armen, obdachloſen Wandersmann und ſeinen
Kindern ein ruhiges Plätzchen, Ihr Herren Kriegsleute. Die
Kriegsfurie hat uns vertrieben von Haus und Hof, und wir
wollen von dannen ziehen, wohin uns unſer Glücksſtern leitet.
Hört doch die glatte Lügenzunge, erwiderte der Fackel=
träger
, und ſetzte einen langen, vollklingenden Fluch in ſeiner
Landesſprache hinzu. Sprich, biſt Du nicht ein Spion des
Schneekönigs), der den Ketzern zu Hilfe heranzieht?
Sehet auf meine Kinder und habet Mitleid! Hätte ich ſie
bei mir, wenn ich auf Kundſchaft ausgegangen wäre?
Der Kroat, deſſen Fühlloſigkeit durch den Genuß berauſchen=
der
Getränke verdreifacht war, kümmerte ſich wenig um die
flehende Gegenrede. Er pflanzte die Gabel in die Erde, legte
das Gewehr auf und blies die Lunte an.
Derjenige, welchem dieſe unmenſchliche Zurüſtung galt,
ſprang vor ſeine Kinder und rief mit flehentlich ausgebreiteten
Armen:
Um Gott! Menſch, laß mir mein Leben, ſonſt verſchmach=
ten
dieſe im Elend!
Er konnte nicht weiter reden, denn der Schuß knallte zer=
ſchmettert
hing des Getroffenen linder Arm herab, und vom
Steinſitze ſank ſein armes Töchterlein lautlos in das Gras, von
der mörderiſchen Kugel in die Sürne getroffen.
Betäubt, erſtarrt von ungeheurem Schwerz, ſchwankte der
Vater und hielt ſich an einem Aſte des Fliederbaumes. Laut
ſchreiend warf ſich der Knabe über den blutenden Körper ſeiner
gemordeten Elsbet und küßte ihren erkaltenden Mund. In
ſtumpfer Gefühlloſigkeit ſtanden die Soldaten umher, und der
Mörder ſtieß ein ſataniſches Lachen über ſeine verruchte Tat aus.

2) König Guſtav Adolf von Schweden.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ]

Darmſkädter Tagblaft

DMP d

Die Mill. Mark (M. M.)

Die fortgeſchrittene Währungszerrüttung und die hiermit derbun=
dene
Aufblähung des Zahlungsſyſtems macht nach Einführung der T.=
Mark eine weitere Vereinfachung der zahlenmäßigen Darſtellung der
Markbeträge notwendig. Das geſamte deutſche Bankgewerbe, alſo auch
die ſtaatlichen Geldinſtitute, insbeſondere auch die Reichsbank, wird da=
her
mit Wirkung vom 1. 11. 23 ab bei auf Papiermark lautenden Be=
trägen
buchungs= und korreſpondenzmäßig die M.=Mk. (Mill.=Mark)
einführen. An Stelle der fortgelaſſenen 6 Nullen tritt alſo die bezeich=
nete
M.M. Spitzenbeträge, die unter 1 Mill. liegen, werden in Zu=
kunft
als nicht geſchrieben betrachtet werden. Durch dieſe Verkürzung
der Zahlen wird eine wefentliche Arbeitserſparnis und Vereinfachung,
ſowie eine leichtere Lesbarkeit erzielt. Das Publikum wird gebeten, ſich
dieſem Verfahren anzuſchließen und im Schriftwechſel vom 1. 11. 23
an nur noch die M.M. (Mill. Mark) anzuwenden, wie auch die Banken
von dieſem Tage an ihre Aufgabe ausſchließlich in M.M. (Mill. Mark)
machen werden. In der wörtlichen Wiederholung der Beträge auf
Quittungen, Schecks, Wechſeln und anderen Dokumenten werden die Be=
träge
in derſelben Weiſe wie ſie geſprochen werden, geſchrieben. Die
Banken behalten ſich vor, diejenigen Beträge, welche nach dem 1. 11. 22
noch in der alten Form aufgegeben werden, in M.M. abzuändern und
aufzuführen. Nachteile, welche aus der Nichtanwendung der M.M. ſich
ergeben, ſollen zu Laſten des Kunden gehen.
Einführung der M. M. bei den bayer. Banken.
Die Mitglieder der baher. Banken=Vereinigung werden laut Be=
kanntmachung
mit Wirkung ab 1. 11. 23 die ſogenannte M.M. (Mill.=
Mark) buch= und korreſpondenzmäßig einführen.
Neuregelung des patentamtlichen

Gebührenweſens.

Die Reichsregierung hat auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes vom
13. Oktober d. J. eine einſtweilige Neuregelung des patentamtlichen
Gebührenweſens beſchloſſen, die bis zur Ordnung unſerer Währungs=
verhältniſſe
eine ſelbſttätige Anpaſſung der Gebühren an den jeweiligen
Wert der Reichsmark nach Möglichkeit ſichern ſoll. Es iſt an der Auf=
ſtellung
des Tarifs in beſtimmten, auf Reichsmark lautenden Gebühren=
ſätzen
feſtgehalten worden. Zur Anpaſſung an den wechſelnden Wert
der Reichsmark wird der Tarif monatlich zweimal (am 1. und 16. jeden
Monats, zum erſten Male jedoch am 4. November d. J.) von dem
Präſidenten des Reichspatentamtes neu aufgeſtellt und im Patentblatt
und Warenzeichenblatt veröffentlicht. Der am Anfang des Monats
feſtgeſetzte Tarif gilt für die zweite Hälfte desſelben Monats, der
Tarif vom 16. für die erſte Hälfte des folgenden Monats. Als Grund=
zahlen
dienen die im Tarif vom 9. Juni 1923 angegebenen Gebuhren=
ſätze
; ſie ſind mit der Meßzahl zu vervielfältigen, die jeweils für die
Bezüge der Beamten maßgebend ſein wird Für die Zeit vom 5. bis
zum 15. November d. J. beträgt die Anmeldegebühr bei Patenten 19
Milliarden, die Jahresgebühr für das erſte und zweite Patentjahr eben=
ſoviel
. Die Jahresgebühren ſteigen allmählich bis zum 18. Patentjahr=
auf
6220 Milliarden. Für die Anmeldung eines Gebrauchsmuſters iſt
eine Gebühr von 12,5 Milliarden, für die Verlängerung der Schutzfriſt
eine ſolche von 124,5 Milliarden feſtgeſetzt. Bei Warenzeichen beträgt
die Anmelde= und Eintragungsgebühr 19 Milliarden, die Klaſſengebühr
6.,5 Milliarden, die Erneuerungsgebühr 78 Milliarden. Die Gebühr für
den Antrag auf Ausfertigung eines Prioritätsbelegs iſt auf 2,5 Mil=

liarden, die Reichsgebühy ſür den Antrag auf internarionale Marken=
regiſtrierung
auf 37,5 Milliarden feſtgeſetzt. Bei Nachzahlung einer
Patentjahresgebühr oder der Gebühren für Verlängerung eines Ge=
brauchsmuſters
und für Erneuerung eines Warenzeichens iſt ein Zuſchlag
von 50 v. H. des nachzuzahlenden Betrages zu entrichten.
Eine wichtige Neuerung beſteht darin, daß die Höhe der Gebüh= ſich
in Zukunft nach dem Tarife beſtimmt, der am Zahlungstage gilt. Für
Vatente und Gebrauchsmuſter iſt die bisher nur für Warenzeichen gel=
tende
Maßnahme getroffen, daß kein Schutzrecht wegen Nichtzahlung
oder nicht ausreichender Zahlung einer Gebühr erliſcht, bevor dem In=
haber
durch einen amtlichen Beſcheid eine beſtimmte Friſt zur Zahlung
der Gebühr geſetzt worden iſt. Bei Gebühren, deren nicht rechtzeitige
Zahlung kraft Geſetzes Nachteile mit ſich bringen würde, iſt eine gewiſſe
Verlängerung der Zahlungsfriſt vorgeſehen, um Beteiligten, die in
Unkenntnis eingetretener Tariferhöhungen zu wenig entrichtet haben,
die Möglichkeit der Nachzahlung offen zu halten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Vom Gold= und Silbermarkt. Nach dem Bericht der
Firma Samuel Montagu u. Co., London, über die am 24. d8. Mts.
abgelaufene Woche iſt es mit Rückſicht auf die geringe Nachfrage nach
Gold ſeitens des Kontinents und Indiens wahrſcheinlich, daß der
größte Teil der an ſich nicht erheblichen Zufuhr dieſe Woche wieder
nach den Vereinigten Staaten von Amerika gehen werde. Gold im
Werte von 3 7 330000 iſt in New=York eingetroffen, wovon 4 Mill.
Dollar aus Frankreich, der Reſt aus London iſt. Die Silberpreiſe, die
ſich ſeit einiger Zeit in ziemlich engem Rahmen bewegten, wieſen am
Montag ungewohnte Beweglichkeit auf, indem ſie von 31½ Dollar für
Kaſſa und 31½ Dollar für zwei Monatslieferungen auf 327/8 bezw.
3113/,g anzogen. Dieſe ſcharfe Bewegung war ein Rückſtoß der ſtarken
Spekulationen in Bombay, die nach dieſer Stadt ſo große Mengen
des flottierenden Weltvorrats hingezogen und kurzfriſtige Baiſſe= Poſi=
tionen
aufrecht zu erhalten, ziemlich ſchwierig gemacht hatte. Da die
Heftigkeit der Steigerung von vermögenden Spekulanten nicht voraus=
geſehen
worden war, wurde der Markt völlig überraſcht. Die Vorräte
in London beginnen ſich dem Niveau zu nähern, auf dem ſie dor den
jüngſten ſtarken Verſchiffungen ſtanden. In Shanghai beſtanden die
Vorräte am 20. ds. Mts. aus 27 200 000 Unzen Shcee, 39 Mill. Dollar
und 540 Barren, gegen 28,3 Mill. Unzen Shcee, 40 Mill. Dollar und
1960 Silber=Barren am 13. ds. Mts. Die Preiſe am 24. ds. Mts. für
Kaſſa und ſpätere Lieferungen waren ½2’s Dollar höher als am
letzten Tage der Vorwoche.
* Eſſener Steinkohlen=Bergwerk A.=G. Die G.=V.
beſchloß Erhöhung des Grund=Kapitals um 75 auf 150 Mill. Die Aktien
werden von einem Banken=Konſortium übernommen und ſind für An=
gliederungszwecke
beſtimmt. Die Geſellſchaft firmiert in Zukunft
Eſſener Steinkohlenberg= und Hüttenverein A.=G. Der Vorſitzende
erſtattete Bericht über den Stand der Verhandlungen mit der befreunde=
ten
Firma Henſchel u. Sohn G. m. b. H., Kaſſel. Nach ſeinen Angaben
haben die Verhandlungen eine völlige Einigung hinſichtlich der zwiſchen
den beiden Werken abzuſchließenden Verträge ergeben. Die Bekannt=
gabe
der Beſchlüſſe ſoll mit Rückſicht auf die ungeklärte Lage im Ruhr=
gebiet
im Intereſſe der Geſellſchaft zu einem ſbäteren günſtigeren Zeit=
punkt
erfolgen. Der Vorſitzende wies darauf hin, daß mit der Verbin=
dung
der Firma Henſchel u. Sohn der Geſellſchaft große Vorteile er=
wüchſen
, da ſie nicht nur ihren Beſitzſtand erheblich durch Verbreiterung
der Rohſtoff=Baſis vergrößere, ſondern auch in engere Beziehung mit
genanntem Unternehmen treten würde. Die Herren Franz Müller, Han=
nover
und Direktor Dr. Mangold (Henſchel u. Sohn) wurden neu in
den Aufſichtsrat gewählt.

2. November 1923 Nr. 30
*
Warenmärkte.
* Der Ferkelmarkt in Gernsheim a. Rh. am
Oktober war beſchickt mit 23 Ferkeln, 4 Einlegern. Preis pro Sti=
Ferkeln 125 Milliarden, Einleger wurden nicht verkauft. Tendenz:
Am Montag, den 12. November 1923, wird der nächſte Ferkelmg
abgehalten.
wb. Frankfurter Getreidebörſe. Mangels Geſchäf
abſchlüſſen kamen Notierungen nicht zuſtande.
h. Mannheimer Kleinviehmarkt. Dem wegen
Allerheiligenfeſtes vom Donnerstag auf Mittwoch verlgeten Kleinvi
markt waren 26 Kälber, 25 Schweine, 218 Ferkeln und Läufer z.
trieben. Kälber und Schweine wurden nicht notiert. Für Ferkel
Läufer wurden 80300 Milliarden Mk. pro Stück bezahlt. Marrt
lauf: mit Kälbern, Schweinen, Ferkeln und Läufern mittelmäßig, a
verkauft.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenme
machte die Steigerung der Getreidepreiſe unter dem Einfluß der
Ausland rapide fortſchreitenden Markentwertung gewaltige Fortſchr
Das Warenangebot vom Inlande hielt ſich vollſtändig zurück, währ
allgemein Kaufluſt beſtand. Der Bedarf nach Mehl war ſehr groß,
von den Mühlen geforderten Preiſe ſtellten ſich weſentlich höher als
vom Auslande, ſowohl in Weizen= wie in Roggenmehl. Offerten la
vor; dieſe bezogen ſich allerdings meiſt auf ſpätere Ware und führ
auch nicht zum Geſchäft, weil Deviſen nicht zu erhalten ſind. Die
erſtreckte ſich auf alle Artikel.
Börſen.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Der
jähe Sturz der Mark im Ausland hatte eine Fortſetzung der ſtürmiſ
Nachfrage nach Goldanleihe zur Folge. In raſendem Tempo bew
ſich der Kurs infolgedeſſen aufwärts und erreichte bis Mittag 180.
liarden. An der Börſe ging die Bewegung nach oben weiter; es wu
ein Kurs von 210 Milliarden genannt. Die Feſtſtellung der Dev=
preiſe
verzögerte ſich in der Erwartung der Stellungnahme der Rei
bank zu den gegebenen Verhältniſſen.

Oeviſenmarkt.

Balast-Lichtspiele

Heute wurde uns

ein Sohn geschenkt.
Reg.-Baurat
Alfred Kessel u. Frau
Elsbeth, geb. Dimmen
Darmstadt, 1. November 1923
*27202

HARRT PIEL i
Abenteuer einer Nacht.
Sensations-Abenteuer in 6 Akten. R
Karlchen, Lustspiel.
(*2715
Brauereiausſchank zur Krone.
Heute Freitag (*27193
Metzelſuppe

Ihre am Samstag, den 3. Nov.,
nachmittags 2 Uhr, in der Petrus-
kirche
(Bessungerstr.) stattfindende
Trauung beehren sich anzuzeigen
Ludwig Herbert u. Frau
Else, geb. Werner
Darmstadt, Ludwigshöhstr. 13½
*27172

Laubverſteigerung.
Montag, 5. Nov., vorm. 9 Uhr,
wird im Saale Heiligkreuz das Laub
von den Schneiſen der Förſtereien Heilig=
kreuz
und Beſſunger Laubwald verſteigert
Darmſtadt, den 30. Okt 1923. (8003
Oberförſterei Darmſtadt.
J. V.: Burk.

und die
Heute, Freitag, 2. Nob. folg. Tage:
Guſtav Bertrams
Operetten=Geſellſchaft.
Erſtaufführungen:
Sie derreit borr and ze...
Schwankoperette in 3 Akten v. J. Kren.
Muſik von Nobert Winterberg.
In den Hauptrollen: (*27200
Marga Peter / Mizzi Rauſchenberg
Margot Eger / Chriſte Wagner / Elſe
Poſen / Julie Beher / Guſtav Bertram
Adolf Jordan / Carl Schüler / Hans
Süßenguth u. a. m.
Muſikal. Leitung: Kapellm. P. J. Dietrich.
Karten: Verkehrsbüro de Waal,
Rheinſtraße 14.

Einträge in das Handelsregiſter A:
1. Neue Firmen: Am 19. Oktober 1923:
F. Wilhelm Rohde, Hauptnieder=
lafſung
Frankfurt a. M., Zweignieder=
laſſung
Darmſtadt. Inhaber: Kaufmann
Friedrich Wilhelm Rohde, Frankfurt a. M.
Prokuriſt: Kaufmann Walther Schleicher,
Frankfurt a. M. Angegebener Geſchäfts=
zweig
: Bankgeſchäft. Geſchäftsräume:
Ludwigsplatz 2. Am 22. Oktob. 1923:
Philipp Böcher, Darmſtadt. Inhaber:
Georg Böcher, Buchbindermeiſter, Darm=
ſtadt
. Georg Böcher hat das von Phi
lipp Böcher in Darmſtadt unter der nicht
eingetragenen Firma ſeines Namens be=
triebene
Geſchäft mit der Firma erwor=
ben
. 2. Hinſichtlich folgender Firmen:
Am 23. Oktober 1923: a) Heinrich
Schmidt, Darmſtadt: Kaufmann Nobert
Schmidt in Darmſtadt iſt in das Geſchäft
als perſönlich haftender Geſellſchafter
eingetreten. Die offene Handelsgeſell=
ſchaft
hat am 1. Auguſt 1923 begonnen;
b) Karl Luttermann, Darmſtadt:
Kaufmann Karl Heinrich Alfred Edinger
in Darmſtadt iſt in das Geſchäft als per=
ſönlich
haftender Geſellſchafter einge=
treten
. Die offene Handelsgeſellſchaft
hat am 1. September 1923 begonnen.
Die Zirma iſt geändert in Luttermann
* Edinger; c) Karl Arnold und
Hohn, Darmſtadt: Georg Arnold Ehe=
frau
, Käte, geborene Stephan in Darm=
ſtadt
, iſt zur Prokuriſtin beſtellt. Die
Prokuren von Karl Vierheller und Georg
Kalbfleiſch ſind erloſchen; d) Conrad
Appel, Darmſtadt: Die Prokura des
Auguſt Fuhrländer iſt erloſchen. (7977
Darmſtadt, den 25. Okt. 1923.

Amtsgericht Darmſtadt I.

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Nachdem der Andrang an unſeren
Kaſſen heute ſtark nachgelaſſen hat, wer=
den
von Freitag, den 2. ds. Mts.
ab die Ausgabeſtellen für Gutſcheine im
Städt. Saalbau und im Lebensmittel=
amt
geſchloſſen.
Geöffnet bleiben unſere Kaſſen Frank=
furterſtraße
69 und Waldſtraße 6. Die
Ausgabe von Gutſcheinen, für Gas und
Waſſer erfolgt an dieſen Kaſſen und bei

der Feuerwache.

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Wahrheit od. Lüge‟
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Um eine Vereinfachung der Beitragsberechnung zu erreichen,
hat der Vorſtand beſchloſſen, daß der jeweils geltende Höchſt=
grundlohn
in der Weiſe feſtgeſetzt wird, daß die allwöchentlich
zur Veröffentlichung kommende auf volle 1000 Mk. aufgerundete
Lebenshaltungsziffer mit 10 vervielfältigt wird. Ferner wurde
beſchloſſen, ab 29. 10. 23 11 Lohnſtufen einzuführen, und zwvar

Amſterdam=Rotterdam /28329000000.
Brüſſel=Antwerpen . /3651000000.
Chriſtiania . . .
Hrrr7e00e000.
Kopenhagen.
V 2569000000.
Stockholm .
18152000000.
Helſingfors
1945600000.
325 2000000.
Italien
London
324188000000.
New=York
72319000000.
Paris
269000000.
Schweiz
1 286*000000.
Spanien
36: 0006000.
Wien(i.?
1017000.
Prag
2115000000
Budapeſt
3930000.
Buenos=Aire
23142000000.
Bulgarien
623300000.
Japan
359 10000000.
Rio de
1584300000.
Belgraf

Liſſab
7793000000.
So
Anmerkung: B. Berlin,

Stufe 1

/ſtel des Höchſtgrundlohns
lotel
won
2y
na
Svon
Svon
vo
non

Uy

Für die Woche vom 29. 10.4, 11. gilt hiernach
Stufe 1 Grundl. 6,800 Milliard, Tagesverd. 10,250 Milliard
13,700
10,250 20,500
27,400
20,500 34,200
41,000
34,200 47,800
54,700
47,800 61,500
68,400
61,500 75,200
82,000
75,200 88,800
95,700
88,800102,500
109,400
102,500116,200
123,000
116 200129,800
136,700
129,800 und mehr.
Der Tagesbeitrag wird erreicht, wenn man den Grundlohn
mit 92 multipliziert. Der Wochenbeitrag beträgt das 7fache
ſes Tagesbeitrags.
In Betrieben mit mehr als 5 Verſicherten tritt an Stelle des
Grundlohns der wirkliche Arbeitsverdienſt.
Der Beitrag wird für jeden Kalendertag erhoben.
(8000
Darmſtadt, 31. Oktober 1923.
Der Vorſtand:
Knoblauch, Vorſitzender.

10
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