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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeskauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe 
Nummer 298 
Sonntag, den 28. Oftober 1923
 „Darmſt. Tagbl.” geſtattet. 
186. Jahrgang
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Anzeigenaufträge und Leiſtung von Schadenerſatz 
Bei Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt 
ſeder Rabatt weg. Banſktonto: Deutſche Bank und 
Darmſädter 8 Nationalbank.
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 Das Urteil im Küſtriner Prozeß. 
Kottbus, 27. Okt. Das außerordentliche Gericht 
            verkün=
e heute gegen 11 Uhr vormittags das Urteil in dem 
            Pro=
ß gegen die 14 wegen der Küſtriner Vorgänge am 
und 2. Oktober des Hochverrats Angeklagten. Das 
            Ur=
lautet wegen Hochverrats gegen Major E. Buchrucker 
f 10 Jahre Feſtungshaft und 100 Milliarden Mark Geldſtrafe. 
Alle übrigen Strafen wurden wegen Beihilfe zur 
ötigung verhängt, und zwar gegen Major a. D. 
itz Hertzer 2 Jahre 6 Monate Gefängnis, gegen 
            Ober=
utnant a. D. Peter Vogt 6 Mongte Gefängnis, gegen 
ufmann Hans Hain 8 Monate Gefängnis, gegen 
            Zahn=
zt Herbert Fliege 5 Monate Gefängnis, gegen den 
            Kan=
daten der Chemie Ehrhardt Reichel 5 Monate 
            Ge=
gnis, gegen den Oberleutnant a. D. Georg Walter, 
en den Landwirt Eduard Stobbe, gegen den 
            Ober=
atnant zur Seea. D. Ernold Schrenk und den 
            Kauf=
inn Willi Wojzewski 3 Monate Gefängnis. 
Die Angeklagten Landwirt Karl Koertge, Ingenieur Karl 
bkowski, Landwirt Hermann Kühn und Landwirt Georg 
rkhard wurden freigeſprochen. 
Den Verurteilten werden 3 Wochen der Unterſuchungshaft 
die Freiheitsſtrafe angerechnet. Gegen Buchrucker und 
tzer wurde der beſtehende Haftbefehl aufrecht erhalten. Die 
igen Angeklagten ſind nach der Aufhebung des Haftbefehls 
freien Fuß geſetzt worden. Die Koſten des Verfahrens 
gt die Reichskaſſe, ſoweit Freiſpruch erfolgte. Während der 
rleſung der Urteilsverkündigung wurde die Oeffentlichkeit 
Antrag der Anklagebehörde und der Verteidigung wieder 
geſchloſſen.
Vom Tage.
 Die baheriſche Regierung hat Anweiſung gegeben, gegen 
alle Perſonen, die bei dem pfälziſchen Separatiſtenplan 
beteiligt geweſen ſind, ein Verfahren wegen Landesverrat 
            einzu=
leiten. 
Im Anſchluß an die Verhandlungen in Hagen mit den 
            Wirtſchafts=
vertretern und den Parteiführern des beſetzten Gebietes wurde ein 
            fünf=
gliedriger Ausſchuß eingeſetzt, der eine enge Verbindung mit den Stellen 
der Reichs= und Länderregierungen unterhalten ſoll, um beſonders 
            er=
folgreich die ſeparatiſtiſche Bewegung abwehren zu können. 
Unter dem Zwang der Geldentwertung mußte die Poſtverwaltung 
die zum 1. November feſtgeſetzten, in den Zeitungen bereits 
            bekannt=
gegebenen Gebühren für Brief= und Paketſendungen des Inlandverkehrs 
verdoppeln. Der einfache Fernbrief koſtet demnach ab 1. November 100 
Millionen Mark und die Fernpoſtkarte 40 Millionen Mark. Weitere 
vorausſichtlich ſehr beträchtliche Erhöhungen ſtehen zum 5. November paſſiven Widerſtandes im Ruhrgebiet nunmehr die Möglichkeit 
bevor. 
Die Allgemeine Elektrizitäts=Geſellſchaft ſchloß das Kabelwerk 
            Ober=
ſpree und entließ die Belegſchaft. Als Gründe für dieſe Maßnahme 
werden angegeben: paſſive Reſiſtenz, Bedrohung und Gewalttaten. Die 
Werksleitung lehnte die Verhandlungen mit dem Betriebsrate ab. 
Wie der Matin aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreiſen zu wiſſen 
glaubt, ſollen die franzöſiſchen Kammerwahlen am erſten Sonntag im 
Monat April 1924 ſtattfinden. Die Legislaturperiode der 
            augenblick=
lichen Kammer iſt bekanntlich am 31. Mai 1924 zu Ende. 
Der franzöſiſche Botſchafter in Waſhington, Juſſerand, iſt in 
            Frank=
reich angekommen. 
Reuter meldet aus Waſhington: Der vormalige Senator von 
            Minne=
ſota, Frank Kelloy, iſt zum Botſchafter in London auserſehen.
Dollarkurs 65 162300000
Die Reichsrege
MSachſen.
 Uſtimatum der Reichsregierung. — Der Reichskanzler fordert den Rücktritt der derzeitigen 
ſächſiſchen Landesresierung. — Androhung von Maßnahmen gegen Sachſen.
 Berlin, 27. Okt. Nachdem die der fächfifchen 
            Re=
rung angehörenden kommuniſtiſchen Mitglieder, in 
ufen an die ſächſiſche Bevölkerung dieſe zu 
            Gewalt=
igkeiten und zur Auflehnung gegen die 
ichsgewalt aufgehetzt haben, hat der 
            Reichskanz=
den ſächſiſchen Miniſterpräſidenten in einem 
            Schrei=
aufgefordert, den Rücktritt der derzeitigen 
ſſiſchen Landesregierung herbeizuführen, 
die Reichsregierung die gegenwärtige ſächſiſche 
            Landesregie=
nicht mehr als eine Landesregierung im Sinne der 
            Reichs=
iſſung anſehen könne. Der Reichskanzler hat dabei zum 
            Aus=
gebracht, daß er die Antwort des Miniſterpräſidenten im 
e des morgigen Tages erwarte, und ihn von den 
            Maßnah=
in Kenntnis geſetzt, die die Reichsregierung im Falle 
er Ablehnung dieſer Aufforderung ſofort ergreifen
 * Das Eingreifen der Reichswehr in Sachſen hat leider nur 
urze Zeit gefruchtet. Das Kabinett Zeigner, das vorüber= 
Aid von der Energie der Reichsregierung offenbar ſtark be= 
Außt war, hat inzwiſchen ſeine alte Unverfrorenheit wieder= 
Aiden und glaubt, ſich über die Reichsregierung luſtig machen 
Aürfen. Vor allem leiſten die kommuniſtiſchen Miniſter darin 
Qunliches und haben ſich auch durch Warnungen aus Berlin 
davon abhalten laſſen. So iſt neuerdings von der 
            kommu=
chen Partei ein Flugblatt in Sachſen herausgegeben 
            wor=
das zur Gewalt gegen die Reichsregierung und ihren 
Häſendanten General Müller auffordert. Die kommuniſtiſche 
Aei ſtellt darin ſeſt, daß ſie auf die Reichsregierung pfeift, 
fordert ihre Anhänger auf, für jede aufgelöſte Hundertſchaft 
hlige neue zu mobiliſieren. Dieſes Flugblatt trägt auch die 
eſchrift der kommuniſtiſchen Landtagsfraktion und der 
            kom=
ſtiſchen Miniſter, die Abgeordnete ſind. 
Die Reichsregierung kann, wenn ſie nicht jede Autorität ver= 
1t will, ſich eine ſolche Verhöhnung nicht gefallen laſſen. Die 
4e Maßregel, die Miniſter zu verhaften, verbietet ſich, weil
 derren durch die Immunität des Abgeordnetengeſetzes ge= 
It ſind und ſie nicht auf friſcher Tat ertappt wurden. Die 
Sregierung hat deshalb zu einem anderen Schritt gegriffen. 
ſat an den ſächſiſchen Miniſterpräſidenten Dr. Zeigner einen 
gerichtet, worin ſie von dem Miniſterpräſidenten verlangt, 
die ſächſiſche Regierung auflöſt, und weiter fordert, daß 
neue verfaſſungsmäßige Regierung in Sachſen gebildet 
Sie hat die Zeit, die ſie Herrn Zeigner für die 
            Beant=
ung dieſes Briefes läßt, bis Sonntag abend befriſtet. Sollte 
ahin eine Mitteilung über die Auflöſung der gegenwärtigen 
rung und die Bildung einer neuen nicht vorliegen, dann 
t ſich die Reichsreierung weitere Maßnahmen vor, die 
            be=
vorbereitet ſind. Die ſächſiſche Regierung hat alſo die Wahl,
 El:der nachzugeben, was zur Folge haben würde, daß eine Re= 
Kng ohne Kommuniſten gebildet würde, oder das Schreiben 
Teichsregierung zu ignorieren. Sie wird ſich dann darauf 
Iet machen müſſen, daß von Berlin durchgegriffen wird und 
Priahmen getroffen werden, die den ſchädigenden Einfluß 
r Quertreibereien ausſchalten. Alle Vorbereitungen für 
            die=
all ſind bereits getroffen. 
2s wurde darauf hingewieſen, daß dieſer Kabinettsbeſchluß 
mniig gefaßt wurde, daß alſo auch die ſozialdemokratiſchen 
ſter im Reichskabinett ihm zugeſtimmt haben. Wir möchten 
4 annehmen, daß die ſozialdemokratiſche Parteileitung alles 
S chen wird, um den Rücktritt der Zeigner=Regierung zu er= 
Zen. Es iſt ja ein offenes Geheimnis, daß Zeigner bei den 
inftigen Sozialdemokraten wenig Vertrauen genießt. Es 
7 auch Anzeichen Lafür vorhanden, daß zwiſchen der 
            ſozial=
kratiſchen Partei in Sachſen und den Kommuniſten die 
1* zum Bruch trieben. Die Reichsregierung hat aber ge=
 glaubt, barauf nicht mehr warten zu können, weil die 
            allge=
meine Lage in Deutſchland aufs äußerſte geſpannt iſt und die 
Regierung vermeiden muß, daß ſie zwiſchen die beiden Feuer 
der Rechts= und Linksradikalen gerät. 
Blutige Zuſammenſtöße zwiſchen Reichswehr 
und Demonſtranten. 
Dresden, 27. Okt. (Wolff.) Das Reichswehrkommando 4 
teilt mit: In Freiberg iſt es heute zu ernſten 
            Zuſammen=
ſtößen zwiſchen der Reichswehr und radikalen 
Elementen gebommen. Im Laufe des frühen Nachmittags 
wurde auf Anforderung der Polizei Reichswehr auf zwei 
            Laſt=
kraftwagen in die Stadt entſandt, um die Anſammlungen zu 
            zer=
ſtreuen und Hausſuchungen vorzunehmen. Um 4 Uhr 
            nachmit=
tags erbat die Polizeidirektion militäriſche Hilfe, da vier 
            Reichs=
wehrſoldaten am Poſtamt bedrängt wurden. Die Reichswehr 
ſäuberte den Poſtplatz und befreite die vier bedrängten Soldaten. 
Sie wurde von der Menge mit Steinen beworfen und mit 
Piſtolenſchüſſen befeuert. Dabei wurden vier Soldaten 
            verwun=
det, darunter zwei ſchwer. Nach den bisher vorliegenden 
            Nach=
richten wurden 12 bis 13 Unruheſtifter erſchoſſen und gegen 20 
verwundet. Hierauf wurde eine Kompagnie in die Stadt 
            ent=
ſandt, um die Anſammlungen zu zerſtreuen und die Ordnung 
wiederherzuſtellen. Nähere Meldungen liegen zur Stunde noch 
nicht vor. 
Goldmarktarif auf der Bahn ab 1. November. 
Berlin, 27. Okt. Infolge des Niedergangs der 
            Papier=
mark und der zunehmenden Umſtellung der deutſchen Wirtſchaft 
auf Goldmarkrechnung wird auch die Reichsbahn zum 1. 
            Novem=
ber 1923 im Perſonen=, Güter= und Gepäckverkehr zur 
            Goldrech=
nung übergehen. Die bisherigen Grundzahlen, die durch eine 
Verbielfachung mit der Schlüſſelzahl den zu erlegenden 
            Papier=
markbetrag ergaben, werden auch künftig der Tarifberechnung 
            zu=
grunde gelegt, nur mit dem Unterſchied, daß eine Verdielfachung 
mit dem jeweiligen Kurs der Goldmark erfolgt. Der 
            Umrech=
nungskurs der Goldmark in Papiermark wird täglich auf Grund 
des ſtaatlichen Dollarkurſes an der Berliner Börſe feſtgeſtellt 
und den Eiſenbahndienſtſtellen telegraphiſch mitgeteilt. Dieſer 
auf Milliarden abzurundende Umrechnungskurs gelangt am 
nächſten Tage für die Umrechnung der Goldtarifſätze in 
            Papier=
mark zur Anwendung. Die Abfertigung der Reiſenden erfolgt 
in derſelben Weiſe und an den gleichen Schaltern wie bisher. 
Beſondere Einrichtungen und Verweiſung an beſtimmte 
            Schal=
ter und im Notfall an beſtimmte Wechſelkaſſen läßt ſich dort nicht 
umgehen, wo bei zunehmendem Umlauf von Rentenmark, 
            Dollar=
ſchatzanweiſungen, Goldanleihe uſw. eine Umrechnung am 
            Fahr=
kartenſchalter die Abfertigung zu ſehr aufhalten würde. An der 
viertägigen Gültigkeit der Fahrkarten ändert ſich auch bei der 
Einführung der Goldmarktarife nichts. Eine Nücknahme der 
Fahrkarte am Schalter iſt nur am Löſungstage zugelaſſen. 
            Fahr=
karten, Gepäck und Frachten werden zum Grundpreis am Tage 
der Zahlungsanweiſung erſtattet. Eine Frachtſtundung findet 
nur noch auf Goldmarkbaſis ſtatt. Der 10prozentige Zuſchlag 
bei der Ueberweiſung der Frachten fällt mit der Einführung 
des Goldumrechnungstarifes fort. 
Ein Geſetzentwurf über die Arbeitszeit. 
Berlin, 27. Okt. (Wolff.) Ein Geſetzentwurf über die 
Regelung der Arbeitszeit iſt dem Reichstag zugegangen. Der 
Entwurf ſteht auf dem Boden der Vereinbarungen, die zwiſchen 
den Regierungsparteien und der Reichsregierung getroffen 
            wur=
den. Der Entwurf ſchafft freie Bahn für Ausnahmen vom 
            Acht=
ſtundentag, und zwar in erſter Linie durch eine tarifliche 
            Ver=
einbarung und in zweiter Linie durch eine behördliche 
            Geneh=
migung. Der Entwurf wird ausdrücklich als vorläufig gekenn= 
 
zeichnet.
 Die Woche. 
Durch Wochen hindurch war die Aufmerkſamkeit der geſamten 
deutſchen Oeffentlichkeit gebannt durch die innerpolitiſchen 
            Ereig=
niſſe, und während eine Kriſe die andere ablöſte, vollziehen ſich 
in der Welt Ereigniſſe, durch welche das Schickſal des Deutſchen 
Reiches entſcheidend beſtimmt wird. Mit ſtarken Beſorgniſſen 
ſieh: England zu, wie die franzöſiſche Gewaltpolitik an Rhein 
und Ruhr immer mehr jeder Verhüllung entbehren zu können 
glaubt, und wie damit eine Entwicklung heranreift, die 
            keines=
wegs im engliſchen Intereſſe liegt. Man hat in Deutſchland 
ſchon mehrfach ausgeſprochen, daß es das offenbare Beſtreben der 
Engländer ſei, nunmehr ebenfalls in das Ruhrgeſchäft 
            hinein=
zukommen, nachdem England erkannt habe, daß die Aufgabe des 
für ein gutes Geſchäft laſſe. Ganz ſo liegen die Dinge aber doch 
nichi. Daß mit Poincaréſchen Methoden an Rhein und Ruhr 
ſehr wenig zu holen iſt, weiß man in London ſehr gut, und es iſt 
ſicherlich nicht reines Geſchäftsintereſſe, welches die Engländer 
mit allen Mitteln verſuchen läßt, wieder in das Spiel 
            hineinzu=
kommen. In London hat der General Smuts, der Vertreter 
Südafrikas auf der britiſchen Reichskonferenz, eine Rede gehalten, 
die deswegen um ſo bemerkenswerter iſt, weil man mit Recht 
annehmen darf, daß die von Smuts vertretene Auffaſſung bis 
zu einem gewiſſen Grade auch in engliſchen Regierungskreiſen 
geteilt wird. Mit einer Deutlichkeit, die in Paris ſehr unliebſam 
bemierkt wurde, hat Herr Smuts erklärt, daß die drohende 
            Auf=
löſung Deutſchlands auf die „furchtbare Politik Frankreichs” 
            zu=
rückzuführen ſei, das am Rhein und anderweitig einen 
            ſchonungs=
loſen Druck angewandt habe, welcher das ſchwache Vermögen des 
Deutſchen Reiches weit übertreffe. Ernſte Verantwortung 
ruhe auf Fran kreich vor der Geſchichte. Sehr ſtark 
betonte Herr Smuts die Beunruhigung des engliſchen Volkes 
durch die franzöſiſchen Rüſtungen zu Lande und in der Luft. 
Die franzöſiſche Regierung habe auch den kleinen Staaten große 
Summen geliehen, um ſeinen militäriſchen Hunger zu ſtillen. 
Es beſtehe die Gefahr, daß eine Politik allzu großen Edelmutes 
in der Frage der alliierten Schulden Frankreich in den Stand 
ſetze, den Militarismus auf dem Kontinent mit Geld zu 
            unter=
ſtützen. Venn die Dinge ſo fortdauerten, werde 
Großbritannien gezwungen ſein, ſich zu ſeiner 
Selbſtverteidigung wieder zu bewaffnen. Daß 
man mittlerweile in England mehr und mehr erkannt hat, daß 
die bisherige Politik Großbritanniens die ſehr ernſte Gefahr 
heraufbeſchworen hat, daß es aus der europäiſchen Politik 
döllig ausgeſchaltet wird, und daß die Dinge infolge der 
            fran=
zöſiſchen Getvaltpolitik in Europä einer Kataſtrophe Zutreiben, 
geht auch hervor aus dem dieſer Tage vom britiſchen 
            Auswär=
tigen Amt veröffentlichten Schriftwechſel zwiſchen dem 
            Außen=
miniſter Lord Curzon und dem britiſchen Botſchafter in 
Waſhington. Unter Hinweis auf die überaus ernſte Lage in 
Europa hat ſich England an die Regierung der Vereinigten 
Staaten gewandt, mit der Anfrage, ob und unter welchen 
            Be=
dingungen die Vereinigten Staaten an einer Sanierung 
            Euro=
pas mitzuarbeiten bereit wären. Eine Löſung des 
            Repara=
tionsproblems ohne Amerikas Teilnahme iſt, ſo führte das erſte 
Telegramm Lord Curzons aus, nicht möglich, da zwiſchen den 
europäiſchen Mächten nicht jene Einheit des Gedankens zu 
            be=
ſtehen ſcheint, die entweder eine gemeinſame Aktion 
            durchführ=
bar macht, oder dazu verhelfen wird, eine baldige Löſung zu 
finden. Des weiteren wird darauf hingewieſen, daß die 
            eng=
liſche Regierung während der letzten neun Monate eine Reihe 
von Vorſchlägen an ihre Alliierten gerichtet habe, ohne dadurch 
eine gemeinfame Aktion zu ſtande gebracht zu haben. Das 
            In=
tereſſanteſte an dieſem Schriftwechſel iſt jedoch ein 
            Memoran=
dum des amerikaniſchen Staatsſekretärs Hughes, das dieſer 
dem britiſchen Geſchäftsträger am 16. Oktober überreicht hat. 
In dieſem Memorandum wird, um es kurz zu ſagen, zwar die 
Bereitſchaft der Vereinigten Staaten klar zum Ausdruck 
            ge=
bracht, an der Beſſerung der wirtſchaftlichen Lage Europas 
            mit=
zuarbeiten und auf jedem praktiſchen Wege die 
            Wiederherſtel=
lung der wirtſchaftlichen Stabilität zu fördern, auf der anderen 
Seite wird aber betont, daß eine Teilnahme Amerikas an einer 
einzuberufenden Konferenz nur dann möglich ſei, wenn alle 
beteiligten Mächte einen entſprechenden Wunſch äußern 
            wür=
den. Im Zuſammenhang mit dieſen, in Waſhington getanen 
Schritten jü: die Nede des engliſchen Premte eminiſters zu 
            be=
trachten, welche dieſer am 25. Oktober in Plymouth gehalten 
hat. In dieſer Rede verteidigte Baldwin ſeine bisherige 
            Po=
litik, gab aber ſeinem franzöſiſchen Kollegen Poincaré ſehr 
deutlich zu verſtehen, wie ſehr England wünſche, daß das 
            Repa=
rationsproblem neuerdings auf einer Konferenz aller 
            beteilig=
ten Mächte beraten werde, und daß insbeſondere Amerika 
daran teilnehme. 
Die Möglichkeit beſteht alſo, daß das Reparationsproblem 
nochtials auf einer internationalen Konferenz beraten wird, 
wenn Herr Poincaré ſich dazu verſteht, auch 
            ſei=
nerſeits die Zuſtimmung zu einer Heranziehung der 
            Vereinig=
ten Staaten zu geben. Wer die franzöſiſche Politik, wer Herrn 
Poincares Wirken kennt — und die ganze Welt hat es in 
            die=
ſen trüben Jahren kennen gelernt — wird wenig Hoffnung 
haben können, daß Herr Poincaré der Stimme der Vernunft 
gehor=hen toird. Auf Frankreich aber ruht die ungeheure 
            Ver=
antwortung für alles das, was nunmehr kommen wird. 
Die Loslöſung irgend eines deutſchen Gebietes vom Reich 
könne England nicht in Betracht ziehen, ſo führte Baldwin in 
ſeiner Rede aus. Die Antwort Herrn Poincarés war die 
            An=
weiſung an Herrn Tirard, die Separatiſtenbewegung am Rhein 
als „geſetzmäßig” anzuerkennen, d. h., daß man nunmehr auch 
offiziell jenes Häuflein dunkler Ehrenmänner, welches im 
            be=
ſetzten Gebiet mit franzöſiſchen Waffen rheiniſche Politik” 
machen will, unter den Schutz der franzöſiſchen oder belgiſchen 
Bajonette ſiellt. Die Lage der deutſchen Bevölkerung, die trotz 
aller frauzöſiſchen Drohungen einmütig nach wie vor den 
            gan=
zen Spuk ablehnt, wird durch die jetzigen franzöſiſchen 
            Maß=
nahmen zweiſellos noch mehr erſchwert. Das Deutſche Reich 
hat heute nicht die Macht, die Volksgenoſſen an Rhein und 
Ruhr gegen die franzöſiſchen Bajonette zu ſchützen. Niemals 
aber wird nach dem Worte Streſemanns in Hagen die deutſche 
Reichsregierung durch ihre Unterſchrift jene Raubpolitik 
            lega=
liſieren. Aus der bitteren Tatſache, daß Deutſchland heute 
machtlos iſt, gilt es zunächſt die Konſequenzen zu ziehen. Mit 
allen Mitteln aber muß jetzt daran gegangen werden, aus den 
Trümmern der deutſchen Wirtſchaft zu retten, was zu retten iſt,
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 28. Oktober 1923.
Nummer 298,
 muß daran gegangen werden, durch eine tiefeingreifende 
            Sanie=
rungsaktion neue Lebensmöglichkeit für die Zukunft zu ſchaffen. 
In allen Kreiſen des deutſchen Volkes lebt der dringende 
Wunſch, daß nunmehr endlich der innere Hader gufhöre, und 
erſt dann beſteht eine Hoffnung für Deutſchlands Zukunft, 
wenn man ſich auch in München dieſem Verlangen nicht mehr 
länger entzieht. Einen neuen Akt in der Tragödie vom 
            deut=
ſchen Vruderzwiſt haben wir ſchaudernd erlebt. In München 
und. Berlin muß volle Klarheit darüber beſtehen, daß der 
jetzige Zuſtand unmöglich noch länger anhalten darf. 
Tatlräftiges Handeln verlangt das ganze deutſche Volk von 
der Reichsregierung in jeder Beziehung. Nicht länger mehr 
darf ſie in ihrer Aktionsfreiheit gehemmt ſein. Gebieteriſch 
drängen die großen Wirtſchafts= und Finanzprobleme zur 
Löſung. Die Maßnahmen der Regierung, welche die 
            Papier=
mark in dieſer Woche wenigſtens auf dem bis dahin erreichten 
Kataſtrophenkurs feſthalten konnten, ſind in ihrer Wirkung 
            na=
turgemäß zeitlich eng begrenzt, und ſie ſind wirtſchaftlich nur 
damit zu begründen, daß es ſich eben nur um eine 
            Uebergangs=
maßnahme handelt, welche die Verhältniſſe wenigſtens 
            einiger=
maßen erträglich erhalten ſoll, bis das wertbeſtändige Geld die 
Papiermark nach und nach in ihrer Funktion als 
            Zahlungsmit=
tel ablöfen kann. 
Ueber dem Währungselend darf aber nicht vergeſſen 
            wer=
den, daß das grundlegende Problem die Steigerung der 
            Pro=
duktion iſt und bleibt. Das Geld ſtellt letzten Endes doch nur 
Verteilungsmarken dar, und es kommt nicht nur darauf an 
daß andere oder mehr ſolcher Verteilungsmarken in Umlauf 
kommen, ſondern das weſentliche iſt und bleibt, daß die Menge 
des Erzeugten, die zur Verteilung kommen kann, vergrößert 
wird! 
E3 iſt eine betrübende Tatſache, daß die Frage der 
            notwen=
digen Produktionsſteigerung gerade in Arbeiterkreiſen ganz falſch 
beurteilt wird. Schlagworte haben wieder einmal 
            verhängnis=
volle Kraft bewieſen. 
Iſt denn nicht gerade der deutſche Arbeiter in ganz 
            beſon=
derem Maße an der Steigerung der deutſchen Produktion 
            inter=
eſſiert, die ihm allein erträgliche Lebensverhältniſſe 
            gewährlei=
ſten kaun? Der Fleiß des deutſchen Arbeiters hat nicht zum 
wenigſten den Siegeszug der deutſchen Induſtrie in früheren 
Zeiten ermöglicht. 
Nicht um die Ausbeutung des Fleißigen handelt es 
ſich bei den kommenden Maßnahmen, nicht um einen Kampf des 
Uniernehmertums gegen die Arbeiterſchaft — auch ſolche Kämpfe 
hat es ſchon gegeben —, ſondern einzig allein darum, daß die 
deutſche Wirtſchaft, und damit nicht nur der Arbeiter ſelbſt, 
            ſon=
dern auch das ganze Volk, vor drohendem Zuſammenbruch 
            ge=
rettet werde. 
Auch die Geſundung unſerer Wirtſchaft iſt eine Etappe in 
A. 
dent Kampf um Freiheit! 
Wertbeſtändiges Noigeld. 
Berlin, 26. Okt. Das Reichskabinett nahm heute eine 
Verordnung zur Aenderung des Geſetzes über die Ausgabe und 
Einlöſung von Notgeld an, welche den Reichsfinanzminiſter 
ermächtigen ſoll, im Einvernehmen mit den oberſten 
            Landes=
behörden die Ausgabe von wertbeſtändigen Noten zu genehmi= Schritt widerriet. Für Deutſchland kam es alſo darauf an, auf 
gen. Dieſes Notgeld darf nur auf Beträge oder Teilbeträge 
der wertbeſtändigen Anleihe des Deutſchen Reiches lauten. Der 
Nennbetrag muß in Mark=Gold oder Pfennig=Gold ausgedrückt 
ſein. Er darf für den einzelnen Schein 4,20 Mark nicht 
            über=
ſteigen. In Ausmahmefällen kann ihn der Reichsfinanzminiſter 
auf 8,40 Mark erhöhen. In dem Notgeldſchein muß ſtehen, daß 
der Inhaber des Scheins binnen Monatsfriſt nach Aufruf den 
Umtauſch in Schatzanweiſungen der wertbeſtändigen Anleihe des 
Deutſchen Reiches oder gegen Aushändigung des Scheins die 
Zahlung eines gleichwertigen Barbetrags verlangen kann, und 
wo Umtauſch oder Zahlung erfolgen wird. Das Notgeld muß 
von dem Ausſteller ſpäteſtens am 15. Dezember 1923 aufgerufen 
werden. Der Reichsfinanzminiſter kann einen früheren Aufruf 
anordnen. Zur Deckung des jeweils auszugebenden Notgeldes 
müſſen in Höhe des Nennbetrages Schatzanweiſungen der 
            wert=
beſtändigen Anleihe des Deutſchen Reiches bei einer zur Auf= 
Maßgabe hinterlegt werden, daß die Herausgabe nur mit 
            Zu=
ſtimmung des Reichsfinanzminiſters verlangt werden kann. Die 
Verordnung enthält ferner noch nähere Beſtimmungen über die 
Deckung des Notgeldes, über die notwendigen Vemerke auf dem 
Notgeld, ſowie die Strafbeſtimmungen für Verſtöße gegen die 
Verordnung. Der Reichsfinanzminiſter iſt ermächtigt, die ihm Hughes, betr. die Nachprüfung der deutſchen Zahlungsfähigkeit, 
nach den Beſtimmungen dieſes Geſetzes zuſtehenden Befugniſſe 
auf eine andere Stelle zu übertragen. Die Vorſchriften der 
88 9—12 des Geſetzes über die Ausgabe und Einlöſung von 
            Not=
geld findem auf ſtrafbare Handlungen, die nach dem 
            Inkraft=
treten dieſer Verordnung begangen worden ſind, keine 
            Anwen=
dung. Die Verordnung tritt an dem auf ihre Verkündung 
            fol=
genden Tage in Kraft. Im Anſchluß an die Verordnung zur 
Regelung des wertbeſtändigen Notgeldes wird uns von 
            zuſtän=
diger Stelle mitgeteilt, daß es ſich für den Zweck der Ausgabe 
ſicherheit und der Vereinfachung der Kontrolle des Notgeldes 
für größere Bezirke oder ganze Berufe Scheine gemeinſam 
herauszugeben und von Anträgen kleinerer Unternehmungen auf 
Genehmigung möglichſt abzuſehen. 
w 
* Das deutſche Theater von heute. Ausbruch der Revolution aus innerer Ueberzeugung des Präſi= 
Von Heller=Halberg, Hamburg. 
lüſternen geſagt: „Wiſſen Sie, mein Lieber — das Theater — 
das Theater iſt eine Irrenanſtalt. — Und die Oper (tief ſeufzend, 
denn er war Operndirektor) — die Oper — iſt die Abteilung der 
Hoffuungsloſen.” 
ter Operndirektor zu Prag, es wiſſen müſſen! Aber der ſkeptiſche, meintlichen Notwendigkeiten ſeiner Klaſſe, jedenfalls wirkte auf 
wirklich aus tiefſter Seele ſeufzende Ausſpruch bleibt doch etwas dem Arbeitsgebiet der Kunſt, des Theaters dieſer einſeitige 
hart, ſelbſt für den, dem die inneren Verhältniſſe des Theater= Standpunkt beſonders verhängnisvoll, 
lebens nicht fremd ſind. 
am Nuder einer nach außen ſo ſtolz daherſegelnden modernen den Künſte ein neues Morgenrot angebrochen ſei mit einer 
Overnfregatte ſtände? Vermutlich wäre ſeine ſpitzige Kritik noch völligen Umſtellung ihrer Mittel wie hauptſächlich ihres geiſtigen 
Verhältniſſen konnte, damals ein Theatergewaltiger herrſchen, leicht in innerſter Uebereinſtimmung mit ſich und ihrem 
            Theater=
wegenſter Bedeutung. Der Tropfen demokratiſchen Oeles, der ja Ideen reichlich weihrauchende Opfer darbrachten. Aber 
            merkwür=
längſt zu Kübeln ſozialiſtiſch=marxiſtiſchem Tranes angeſchwol= dig ſchnell hat der ſogenannte „Expreſſionismus”, der der 
            künſt=
len iſi, in denen heute ein Theaterdirektor vor ſeiner Wahl ge= leriſche Träger all der revolutionierenden Ideenkräfte ſein wollte, 
badei wird, um „wahlreif” zu werden, fehlte damals ganz. Das auch auf dem Gebiet des Theaters abgewirtſchaftet. Schließlich 
Herr ſein” ſchien für die Führung eines ſo „diffizilen” (das ben. Im allgemeinen war der Wille wohl da, die Kräfte nur 
Fremdwort iſt nicht zu umgehen), eines aus ſo widerſpruch= waren ſchwach, die künſtleriſchen Mittel aber beſonders 
            beſchei=
vollen Elementen, Wünſchen und Abſichten zuſammengeſetzten den und armſelig. Alles nur „anders” zu machen, wie es ehedem 
Apparates ſelbſtverſtändlich und notwendig. Es war eine „Dik= war, blieb nur zum erſtenmal neu, wirkte bei ſteten 
            Widerholun=
tatur des Geiſtes”, die nicht unbedingt unſozial zu ſein brauchte, gen langweilig, bei manchen ſogenannten künſtleriſchen 
            Experi=
wenn eben der Diktator ſozial fühlte und handelte, die freilich — menten lächerlich. Schillers „Räuber” im Frack von heute zu 
das ſoll man nicht leugnen — oft genug auch eine Diktatur des ſpielen, war hier eine Hamburger Gipfelleiſtung. 
Geldes und der rückſichtsloſen Ausbeutung von Menſchenkräften 
geweſen iſt. — Geweſen iſt? — 
Zuzugeben, daß die „Genoſſenſchaft deutſcher Bühnenangehöri= zu hangen, weil es in einer früheren Zeit etwas galt. Sich die 
ger” eine große und fruchtbringende Leiſtung zur Hebung des Freiheit des Urteils zu wahren über Zeitſtrömungen und Tages= 
Standes ihrer Mitglieder, zu ihrer zeitentſprechenden Entloh= geſchmack hinaus iſt vielleicht das Schwerſte, aber auch das 
            Not=
zetätigt hat, das iſt ihr nicht bezweifelbares Verdienſt. 
Mie
 Frankreichs Zugeſtändnis. 
Poincaré zur Prüfung der deutſchen Leiſtungsfähigkeit unter Einſchränkungen bereit. 
TU. Paris, 27. Okt. In Pgris iſt infolge ſtrenger Geheim= Die engliſche preſſe über Poincarés Zugeſtändnis 
haltung der letzten engliſch=franzöſiſchen Beſprechungen erſt
 geſtern mittag bekannt geworden, daß Frankreich bereit 
iſt, der Prüfung der deutſchen 
            Leiſtungsfähig=
keit durch einen internationalen 
            Sachverſtän=
digenausſchuß zuzuſtimmen, falls dieſer Ausſchuß von 
der Neparationskommniſſion ernannt wird, und daß Frankreich 
weiter mit der Anhörung deutſcher Vertreter durch die 
            Repara=
tionskommiſſion einverſtanden iſt, ohne auf effektiver 
vorheriger Wiederaufnahme der 
            Sachlieferun=
gen durch Deutſchland zu beſtehen. 
Forderungen Poincares zur Sachverſtändigenkonferenz. 
TU. Berlin, 27. Okt. Nach Meldungen aus London 
            er=
hebt Poincaré neben den bereits bekannten Bedingungen für 
das Zuſtandekommen der Sachverſtändigenkonferenz nunmehr 
eine große Anzahl von Forderungen, deren Erfüllung die ganze 
Konferenz von vornherein zu einer leeren Formalität wachen 
müßte. Es iſt ſehr zweifelhaft, ob die Konferenz auch nur die 
Erlaubnis erhalten ſoll, neutrale oder deutſche Sachverſtändige 
anzuhören, ſo daß ſie alſo in ihren Befugniſſen noch hinter der 
Bankierskonferenz des vorigen Jahres zurückbleiben würde. Die 
einzige Aufgabe der Konferenz würde alſo wur darin beſtehen, 
Mittel und Wege zu finden, die deutſchen Zahlungen, zu 
            ver=
wirklichen. 
Das Reparationsproblem. 
* Berlin, 27. Okt. (Priv.=Tel.) Die Vorgänge der letzten 
24 Stunden haben nach Anſicht hieſiger amtlicher Kreiſe eine 
ſtarke Entſpannung der außenpolitiſchen Lage gebracht, ſoweit 
das Reparationsproblem in Frage kommt. Das Eingreifen der 
Vereinigten Staaten ſcheint beſtimmtere Formen anzunehmen. 
Auch England hat dadurch neuen Mut gewonnen und will noch 
einen letzten Verſuch machen, zu verhindern, daß Deutſchland 
wirtſchaftlich, ſozial und politiſch in Verfall gerät. Die 
            Vereinig=
ten Staaden wieder ſind durch die Vorgänge in Japan nach dem 
Oſten hin ſo entlaſtet, daß ſie für Europa freie Hand bekommen 
haben. Man rechnet daher mit der Möglichkeit einer 
            Zuſammen=
arbeit zwiſchen England und Amerika, wodurch Frankreich unter 
Druck genommen und zu einer anderen Taktik Deutſchland 
gegenüber veranlaßt werden ſoll. Die deutſche Regierung hat 
auch, um dieſe Entwicklung zu fördern, den Schritt getan, daß 
ſie ſich an die Reparationskommiſſion mit der Aufforderung zur 
Feſtſtellung der deutſchen Leiſtungsfähigkeit gewandt hat, nicht, 
wie von einzelnen Seiten behauptet wird, auf Anraten 
            Poin=
carés, ſondern gerade im Gegenteil, weil Poincaré einem ſolchen 
dieſem Wege Klarheit zu ſchaffen, daß wir unmöglich zahlen 
können, daß der Vertrag von Verſailles eingehalten iſt, daß wir 
alſo den unmittelbaren Bruch mit Frankreich noch vermieden 
haben, daß wir trotzdem aber unſer wirtſchaftliches Unvermögen 
mit allen Folgerungen zum Ausdruck bringen, 
Die neue Konferenz. 
U. Paris, 27. Okt. Zu der Frage der Einberufung der 
Sachverſtändigenkonferenz ſchreibt der Neu=Yorker Herald, das 
amerikaniſche Staatsdepartement erwarte die offizielle 
            Zu=
ſtimmung der franzöſiſchen Regierung 
            baldmög=
lichſt. Wahrſcheinlich, ſo heißt es weiter, würde Morgan 
            auf=
gefordert, als Sachverſtändiger Amerikas an der 
neuen Konferenz teilzunehmen, wenn die 
            Reparationskommiſ=
ſion überhaupt dazu käme, dieſe Kommiſſion zu ernennen, was 
bewahrung von Depots ermächtigten Reichsbankanſtalt mit der dann vielleicht innerhalb der nächſten 14 Tage geſchehen würde.
Der Plan Hughes.
 U. Neu=York, 27. Okt. Die Nachricht von der relativen 
Einwilligung Frankreichs in den Plan des Staatsſekretärs 
hat in den amerikaniſchen Blättern große Genugtuung 
            hervor=
gerufen. 
Die amerikaniſche Auffaſſung. 
Paris, 27. Okt. (Wolff.) Havas berichtet aus 
            Waſhing=
ton: Im Staatsdepartement iſt man der Auffaſſung, daß jetzt 
die Tür zu Verhandlungen offen ſei. Da keine Regierung auf 
ihre Souveränität und ihre Autorität zu verzichten brauche, 
wertbeſtändigen Notgeldes empfiehlt, im Intereſſe der Verkehrs= würde die Aktion einer eventuellen Konferenz lediglich ein 
            Gut=
achten betreffen, das die beteiligten Regierungen in keiner Weiſe 
feſtlegen werde. Die künftige Entwicklung wird ergeben, ob der 
amerikaniſche Vertreter von der Regierung der Vereinigten 
            Staa=
ten oder von der Reparationskommiſſion ſelbſt beſtimmt wird.
 Paris, 27. Okt. (Priv.=Tel.) Aus London wird gemelt 
daß die engliſche Preſſe im Gegenſatz zu den geſtrigen Komm 
taren heute überwiegend freundlich die Note Poincarés an L. 
Curzon beurteilt. Daily Graphie gibt der Anſicht A 
druck, daß nunmehr ein Zuſammenarbeiten Frankreichs mit L 
don zu erwarten ſei. Die Weſtminſter Gazette begr 
die franzöſiſche Entſcheidung und erwartet, daß die Vereinig 
Staaten unter dieſen Umſtänden nicht verfehlen werden, gr 
mütig Zugeſtändniſſe im Hinblick auf eine Regelung der Fr 
der interalliierten Schulden zu machen. Daily Telegra 
betont, daß Frankreich viel leichter durch Ueberredungen 
durch kategoriſche Forderungen dazu gebracht werden könne, 
den engliſch=amerikaniſchen Abſichten anzuſchließen und ſich 
den unerbittlichen Tatſachen zu beugen. Die konſervative P 
triumphiert über das Zeichen von Verſöhnlichkeit, das Fra 
reich gegeben habe. Die Times iſt eines der wenigen Blät 
die noch Zweifel über die jetzt zu erwartende. Entwickely 
äußern. Aber auch dieſes Blatt begrüßt den franzöſiſchen C 
ſchluß, der unbedingt einen Fortſchritt darſtelle. 
London, 27. Okt. (Wolff.) Der Daily Telegraph=Beri 
erſtatter ſchreibt: Die Antwort der franzöſiſchen Regierung 
die letzte britiſche Reparationsnote iſt geſtern mittag im Fore 
Office angelangt. Die belgiſche Antwort iſt dem britiſchen 
ſchäftsträger in Brüſſel bereits ausgehändigt worden. 
Der Times zufolge verlautet, daß die franzöſiſche Regien 
in ihrer Antwort an die Annahme des Vorſchlages zur Abl 
tung einer Sachverſtändigenkonferenz noch gewiſſe 
            Bedingun=
knüpfe, deren genaue Bedeutung und Tragweits nicht ſcharf 
kennbar wäre. Es bleibe abzuwarten, ob die britiſche Regiert 
dieſe bedingte Annahme Poincarés als geeignete Grundlage 
Verfolgung der Regelung des Reparationsproblems anſel 
werde. 
Die Pariſer Preſſe zu Poincarés Entſchluß 
Paris, 27. Okt. (Wolff.) Der Beſchluß der franz 
ſchen Negierung, die Einſetzung eines Sachverſtä 
digenausſchuſſes zur Abſchätzung der Zahlune 
fähigkeit Deutſchlands anzunehmen, wenn er von 
Reparationskommiſſion ernannt wird, wird allgemein als 
kluge Maßnahme bezeichnet, jedoch erklären die mei 
Blätter, daß dies zweifellos zu nichts Praktiſchem führen we 
So ſchreibt der „Matin”: Dieſe Konferenz dürfe nicht 
große Hoffnungen erwecken. 
Es ſei vergeblich, von ihr Löſungen für die endgültige 
            Regel=
der Neparationsfrage und den Betrag der deutſchen Sch 
folange zu erwarten, als die Vereinigten Staaten es nicht 
ſtatten würden, die Diskuſſion über das Problem der in 
alliierten Schulden damit zu verbinden. 
Tardieu ſchreibt im „Echo National” man habe 
Franzoſen zuerſt Wunder verſprochen von Bonar Law und 
Baldwin. Jetzt ſehe man ihre Taten. Man habe den Fr 
zoſen erklärt, die Dominions würden die franzöſiſche Sache 
treten, in ihrem Namen aber nehme der engliſche Premierm 
ſter ſeinen Plan vom Auguſt d. J. wieder auf, der damals 
Frankreich abgelehnt worden ſei. Man habe Frankreich 
ſichert, Streſemann ſei auf die Knie gezwungen und 
briuge Frankreich „einen größeren Sieg als den von 1918‟. 
Niemals ſei der Widerſtand gegen den Friedensvertrag, un 
ſchämter betont worden, als in der letzten Rede des Reil 
kanzlers. 
Man habe Frankreich erklärt, daß es in den letzten 10 ! 
naten nur 30 Prozent des Geſamtbetrags der im vorigen J. 
gelieferten Kohlen erhalten habe. Im vergangenen Mo 
habe man verkündet, daß das alles ſich ändern würde, und 
Unternehmer und Arbeiter herbeiſtürzen würden, um den 
ſatungsbehörden ihre Dienſte anzubieten. Die Fabriken a ſ 
die die Arbeit und die Lieferung ſeit der angeblichen Beei 
gung des paſſiven Widerſtands wieder aufgenommen hät 
ſeien noch nicht an den Fingern des Herrn Le Troquer ab 
zählen. Die Bankiers, die die Reparationskommiſſion im 
1922 berufen habe, und die immerhin die beſten in ihrem 7
 geweſen ſeien, habe man damals lächerlich gemacht. Es ſche 
daß dieſes Spiel von neuem beginnen ſoll. 
Die Konferenzen hätten Frankreich nichts eingebracht, ihm 
gegen viel gekoſtet. 
Zu ihnen kehre man jetzt zurück, und das ſei ſchon ſchlimm. 
Auch das „Echo de Paris” kommt zu dem Ergebnis, 
die Debatte der Sachverſtändigen höchſt unnütz 
ſei. Das hauptſächlichſte Intereſſe ſei, Frankreich in die L 
zu verſetzen, die Stärke der diplomatiſchen Offenſive 
            abzuwä=
die gegen es unternommen werde. Sorgen wir dafür, daß 
Ruhrunternehmen funktioniert, ſelbſt auf die Gefahr hin, 6 
und Lebensmittel zu opfern, und ſorgen wir dafür, daß 
die rheiniſchen Angelegenheiten nicht von dieſem weſentlie 
Ziel abbringen.
 Ob es aber dazu notwendig war, die „Genoſſenſchaft” mit 
diums oder aus taktiſchen Gründen heraus in das 
            gewerkſchaft=
lich=ſozialiſtiſche Fahrwaſſer hinüberzuleiten, darüber gehen frei= 
Ein alter Theaterleiter, mit allen Hunden gehetzt, mit allen lich die Meinungen auseinander. Auch auf dem Gebiete der Kunſt 
den klaffenden Spalt des Kſaſſenkampfſtandpunktes, der Nur= 
Waſſern gewaſchen, kundigſter Thebaner auf den Brettern, die Tarifvertrags=Partei gegenüber dem Direktor oder Unternehmer 
heute kaum mehr die Welt bedeuten, hat einmal einem Bühnen= auf=und immer weiter zu reißen, bekam der Kunſt ſicherlich nicht 
allzu gut. 
Es mag vom gewerkſchaftlichen Gedanken, aus logiſch ſein, 
ſich um das Ziel und den Zweck der Arbeit reſp. der 
            Arbeits=
leiſtung durchaus nicht zu kummern, das Intereſſe am Werk weit 
Eigentlich hätte Angelo Neumann, derzeit faſt weltberühm= zurückzuſtellen hinter das Intereſſe des Standes, hinter die ver= 
Der überzeugte „Revolutionär von 1918” glaubte freilich, 
Was aber hätte Angelo Neumann geſagt, wenn er heute daß mit dem 9. November auch für die ſchweigenden und 
            reden=
bösautiger ausgefallen. Denn unter welch’ geradezu idylliſchen Willens. Es hat da und dort Theaterleiter gegeben, die — viel= 
„Herrſchen” — das Wort iſt abſichtlich geſagt. Der Theater= betriebsrat, vielleicht auch nur, um mit der Zeit zu gehen, dem 
leuker vergangener Zeiten war ein „Diktator” in des Wortes ver= Zeitgeiſt zu dienen und — dabei obenauf zu bleiben — den neuen 
griechiſche „eis Koigavos esto!” die Forderung: „Einer ſoll ſind nur noch ganz wenige ſtarke Eindrücke von ihm zurückgeblie= 
Es ſcheint uns gleich philiſterhaft und arm an Geiſt, das 
Neue nur deshalb „ſtark” und „ſteil” (das ſind Lieblingsworte 
Es ſcheint fraglich, ob ſich hier Weſentliches geändert hat! von heute) zu finden, weil es neu iſt, wie am Alten nur deshalb 
wendigſte in der Stellungnahme zum Theater von heute.
 Daß mancher heutige Theaterpapſt, Papſt von manche 
Gnaden, ſehr oft nur nicht von Gnaden des Geiſtes und Könne 
hierin gerade umgekehrt denkt, ſieht und hört man alleror 
Wenn der Intendant einer einſt künſtleriſch hochſtehenden Bül 
die die erſte Fauſt=Aufführung wagte, auf die Rundfrage ei 
Zeitung: „Welche Rolle ſpiele ich am liebſten? Welches S 
inſzeniere ich am liebſten?” vor dem Volksgeiſte buckelnd 
wortet: „Das Stück, das dem Publikum am beſten gefällt, 
ſteht dieſe Antwort auf der Höhe derſelben geiſtigen F 
heit wie der Regieeinfall ſeines ſüddeutſchen Kollegen, der 
einem durchaus unpolitiſch geſehenen Kunſtwerk das Bühr 
bild einer Landſtraße rechts mit der zuſammengebrochenen R! 
eines ſchwarz=weiß=roten Wegweiſers ſchmückte, während II 
der aufrechte, wegweiſende Pfahl in ſtolzer ſchwarz=rot=golde 
Pracht erſtrahlte. 
Man behauptete früher, daß die Beſchäftigung mit der P 
tik den Charakter verderbe. Es wäre eine beſondere Unfreu 
lichkeit, in der „Blütezeit” des Parlamentarismus dieſen 2 
wurf auch auf die heutige Zeit auszudehnen. Ganz ſicher 
dürſen wir ſagen, daß ein derartiges Hineintragen von politiſ 
Anſchauungen in den künſtleriſchen Betrieb eines Theaters 
nur grobe Geſchmackloſigkeit, ſondern glattweg eine Herabn 
digung der Kunſt bedeutet. Wie hat man es ſeiner 
Wilhelm II verdacht, und mit Recht verdacht, daß er es als 
einzige Aufgabe der Kunſt betrachtete, dem damaligen Syf 
genehme Staatsbürger zu erziehen. Iſt es heute weniger unkü 
leriſch, ſozialiſtiſch=kommuniſtiſche Tendenzen im Theaterkunſt 
aller Orten durchſcheinen zu laſſen? Jede nur irgend ſich biete 
Möglichkeit, politiſch zu wirken, wird heute auf dem Theater 
nutzt. Die Einheit des Kunſtwerkes wird zerbrochen, um eine 
heute natürlich links gerichtete — politiſche Anſchauung triump 
ren zu laſſen. Aus der „Antigone” wird eine moderne E. 
Anarchiſtin gemacht, „Wilhelm Tell” wird in heutiger Auff 
rung zum Vorkämpfer der Novemberrevolution aufgeputzt, d. 
nächſt bekommt Parſifal internationale=pazifiſtiſche Ideen un 
gelegt. Beethovens „Neunte” hat ſich eine derartige Undeutung 
völlig anders gemeinten Schlußchores ja ſchon längſt gefa 
laſſen müſſen. 
Neben dieſem künſtleriſchen Verfall des Theaters durch 
allzu geſchmeidige Hingabe an politiſche Zeitſtrömungen 
heute aber noch ein anderer Mangel bei dem „modern” emp 
denden und handelnden Negiſſeur. Er will „Seele” geben / 
„Bilder”, er will die frühere realiſtiſche Aufmachung des Bühn
 Nummer 298. 
Die Senderbändlerbewegung. Projett der
Darmſtädter Tagblatt,
Sonntag, den 28. Oktober 1923.
½
 Seite 3. 
Stadt und Land.
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 Die prosiſoriſche Hochverrgter=Begierung. 
UU. Paris, 27. Okt. Ans Koblenz wird mitgeteilt, daß die 
inderbündler zur Bildung einer proviſoriſchen 
egierung geſchritten ſind. Die einzelnen Reſſorts ſind wie 
gt verteilt: 
Matthes, Miniſterpräſident: 
v. Rotzen, Minifter für Handel und Induſtrie; 
Dr. Volterhoff, Finanzminiſter; 
Dr. Liebing, Miniſter des Innern und Generalkommiſſar 
der Rheinpfalz; 
Dr. Abt Kremer, Kultusminiſter: 
Dr. Müller, Verkehrsminiſter: 
Dr. Kleber, Juſtizminiſter; 
Dr. Simon übernimmt das 
            Landwirtſchaftsminiſte=
rium, und 
Dr. Guthard das Generalkommiſſarigt für die belgiſche 
Zone. 
Dem Berichterſtatter des Echo de Paris zufolge hat der 
            Dele=
rte der Rheinlandkommiſſion, Philippe, den Separatiſten 
ehmen als Regierungspräſidenten anerkannt. Die 
wiſoriſche Regierung verfügt über zwei Zeitungen, in denen 
ihre Communiqués veröffentlicht, ſowie auch über eine 
uckerei, in der Proklamationen fertiggeſtellt werden. 
Die Lage in Mainz. 
Mainz, 27. Okt. (Wolff.) Die Lage hat heute inſofern 
e Aenderung erfahren, als die Franzoſen das Stadthaus 
            be=
t und zahlreiche Verhaftungen vorgenommen haben. Wie es 
int, wollen die Franzoſen mit Gewalt der Mainzer 
            Bevölke=
ig die rheiniſche Republik aufzwingen. 
Sämtliche politiſchen Parteien und 
            gewerk=
aftlichen Organiſationen, ſowie die vereinigten 
beitgeberverbände haben heute folgende 
            Erklä=
ng veröffentlicht: „Die Bevölkerung von Mainz 
ht einmütig zum Deutſchen Reich. Sie lehnt 
            ent=
eden die ſeparatiſtiſche Bewegung ab und kennt nur ihre 
            ver=
ungsmäßigen Regierungen.” 
Die Lage im Rheinland. 
Köln, 27. Okt. (Priv.=Tel.) Die Sonderbündler entfalten 
Trier eine rührige Propaganda. An allen Plakatſäulen und 
caßenecken ſind Anſchläge angetlebt, in denen mitgeteilt wird, 
ein Deutſchland die Revolution ausgebrochen ſei und daß 
hern ſich vollkommen vom Deutſchen Reiche getrennt habe. 
eichzeitig werden, um die Bevölkerung über die Vorgänge im 
ich im Unklaren zu laſſen, alle von auswärts kommenden 
            Zei=
gen beſchlagwahmt. In Beuel bei Bonn wurde geſtern 
            ver=
zt, das Rathaus zu beſetzen. Bevor aber die Kämpfe um 
3 Rathaus abgeſchloſſen waren, griff die Beſatzung ein. In 
nigswinter wurde das Rathaus von 30 auswärtigen 
            Sonder=
idlern geſtürmt. In Wiesbaden geht allem Anſchein nach die 
itägige Separatiſtenherrſchaft zu Ende. Die Regierung hat 
einer Bekanntmachung mitgeteilt, daß ſie die Geſchäfte 
            weiter=
rt. Dorten iſt in Wiesbaden bei der ganzen Aktion nicht in 
cheinung getreten. 
Berufsmäßige Banditen im Rheinland.
imn derfgal
17
 London, 27. Okt. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter 
„Times” in Krefeld berichtet, er habe im dortigen zerſtörten 
thaus die freimütigſte Beſtätigung von dem Wortführer der 
daratiſten erhalten, daß die ſeparatiſtiſche Bewegung 
ein Verſuch ſei, um die Rheinlande von Deutſchland 
ch die Verwendung berufsmäßiger Abenteurer und vom 
            Pö=
zumeiſt Verbrechern, loszureißen. Der Berichterſtatter 
eibt, es gebe in dieſer Stadt Hunderte von Männern vom 
rſchlimmſten Verbrechertyp. Der Führer erklärte mir, daß 
derufsmäßiger Banditenführer ſei. Er erklärte, er habe 
ts mit Politik zu tun; er ſei kein Deutſcher, ſondern 
            fran=
ſcher Untertan polniſcher Geburt. Seinen Namen kenne 
            nie=
id er werde Kapitän genannt. Der Adjutant des Kapitäns 
e dem Times=Berichterſtatter jedoch, daß der Name des 
            Ka=
ns Parzival lautet. Der „Kapitän” fuhr fort: „Ich wurde 
drei Wochen nach dem Rheinland gebracht, um dieſe Sache 
altſam durchzuführen. Ich bin zum 
            Oberbefehls=
ber der fliegenden Rheinarmee gemacht worden. Ich 
mehrere Tauſend bis an die Zähne bewaffneter Männer 
er mir. Wir haben Maſchinengewehre, Gewehre, 
            Handgra=
en und Revolver mit unbeſchränkter Munition. Ich bin kein 
änger, was Sie erkennen werden, wenn ich Ihnen ſage, daß 
die ganzen Unruhen in Oberſchleſien 
            organi=
rt und in ähnlichem Sinne in anderen Weltteilen tätig war. 
Kapitän ſagte weiter, Nahrungsmittel erhielten ſie aus 
ſeldorf und Befehle kämen direkt aus Koblenz. Der Typ 
Männern, die er befehlen würde, würden für jedermann 
pfen der ſie beköſtige und löhne, und ſie würden auf die an= 
Seite übergehen, wenn der Lohn ausbleibe.
 es überwinden durch eine ſtilvolle Einfachheit, die den einſt 
der Hauptſache Schauenden (Zuſchauer) zum mehr 
renden, auf die inneren Stimmen des Kunſtwerkes 
            Lau=
enden macht. — Dieſer Hörer von heute ſoll durchaus nicht 
elenkt werden von der inneren Melodie und Kraft des Wer= 
Des „Sängers” Wunſch wird zum Befehl: 
„Schließt, Augen, euch, hier iſt nicht Zeit, 
Sich ſtaunend zu ergötzen.” 
Der ſeeliſche Eindruck wird aufs innerlichſte konzentriert 
ch Anwendung einfachſter Mittel. Die Idee iſt richtig. — 
daß nicht jedes Werk ſich dieſe künſtleriſch=primitive 
            Um=
ſung gefallen laſſen wird, da eben die meiſten Bühnenwerke 
heute für die reoliſtiſche Bühne geſchrieben worden ſind, die 
„Milieu”, eine Zeitſtimmung im Bilde verlangen. „Zeit= 
Werke ſind ſelten — und nur ſie vertragen ſolche zeit= 
Umwelt und Darſtellung. 
Außerdem aber ſind die Mittel einer ſolchen ſtiliſierten 
            Bild=
miachung, wie ſchon oben geſagt, überaus beſchränkt, was 
urgemäß zu ewigen Wiederholungen führt. Meiſt wirken die 
heidenen Kunſtmittel des Expreſſionismus auf dem heutigen 
ater als brutale Vergewaltigungen des Kunſtwerks und des 
ſtellenden Künſtlers. 
Der eine Regiſſeur hat ſich eine haushohe Treppe erdacht, 
der alle Geſchehniſſe irgend eines Werkes ſzeniſch vor ſich 
en. Einmal, zum erſten Male, war dieſe gewaltige Treppe 
leicht ein genialer Regie=Einfall. Ständig aber, bei vielen 
rken gebaut und gebraucht, wird ſie zur Manier. 
Ein anderer kommt über kiſtenartige Aufbauten, vor 
            ver=
eden getönten Vorhängen mit oft ſehr ſchönen 
            Scheinwerfer=
t=Wirkungen nicht hinaus. Die viereckigen Podeſte aber 
            ge=
inen bei gewohnheitsmäßiger Verwendung ſicher nicht an 
„druckskraft. Und der einzelne unglückliche Schauſpieler, aus 
* Dunkel heraus in einen grellen Lichtkegel geſtellt, wird ſehr 
lell Marionette. Der Regiſſeur ſoll wecken, leiten, 
            zuſammen=
ten, formen, aber doch ſchließlich nicht Menſchen abrichten, 
man eine Truppe junger Hunde für den Zirkus abrichtet. 
mancher Theaterpapſt wirkt freilich heute nicht anders als 
ſolcher Dompteur. 
Beſtätigt aber ſei, daß die künſtleriſche Arbeit am Theater 
* ungeheure Konzentration des Willens und der Kraft 
            dar=
t. Die Organiſationen der Arbeitnehmer dürfen freilich dabei 
es nicht vergeſſen:
 Berlin, 27. Okt. Die Reichsregierung hat wegen 
der Vorgänge in Aachen und in der Pfalz bei den Regierungen 
der Alliierten Proteſt erhoben. 
Die Reichsregierung geht dabei aus von der Rechtslage, wie 
ſie durch das Rheinlandabkommen unanfechtbar vertraglich 
            feſt=
gelegt worden iſt. 
Eine ſtaatsrechtliche Veränderung, wie ſie von den 
            Separa=
tiſten erſtrebt wird, kann nur im Rahmen der deutſchen 
            Verfaſ=
ſung und ihrer Beſtimmungen herbeigeführt werden. Auf keinen 
Fall haben die alliierten Befehlshaber das Recht, eine 
            ſepara=
tiſtiſche Herrſchaft de kacto oder auch nur vorübergehend 
            anzu=
erkennen. 
Auf dieſe Rechtslage ſind die alliierten Mächte durch den 
Proteſt der Reichsregierung nachdrücklich hingewieſen worden. 
Verhaftung Arheilger Bürger durch die Franzoſen. 
Darmſtadt, 27. Okt. Wie bekannt, waren zu Beginn der 
Woche Umtriebe der Separatiſten in dem benachbarten Arheilgen 
von der Bevölkerung mit größter Energie abgewehrt worden. 
Die Stellung der Dorfbewohner gegen ortsanſäſſige 
            Separa=
tiſten hatte nun ſolch ſchroffe Formen angevommen, daß der 
Bürgermeiſter von Arheilgen ſich genötigt ſah, einige 
            Sepa=
ratiſten in Schutzhaft zu nehmen und, da er am Ort ihre 
Sicherheit nicht garantieren konnte, noch Darmſtadt 
            abtrans=
portieren zu laſſen. Wie wir von beſtunterrichteter Seite 
            erfah=
ren, haben darauf die Franzoſen unter Androhung von 
            Repreſſa=
lien deren ſofortige Freilaſſung verlangt und, ohne eine 
            Ent=
ſcheidung der deutſchen Behörden abzuwarten, heute eine große 
Anzahl Arheilger Bürger, an der Spitze den Bürgermeiſter, 
verhaftet und nach Mainz abtransportiert. 
Eine Entſchließung der rheinbeſſiſchen 
Wirtſchaft. 
* Darmſtadt, 27. Okt. Am Donnerstag fanden, wie wir 
bereits gemeldet haben, Verhandlungen zwiſchen den Vertretern 
der Wirtſchaft, des Handels und der Induſtrie mit der 
            rhein=
heſſiſchen Beſatzung ſtatt. Zum Schluß der Sitzung wurde 
            fol=
gende Entſchließung einſtimmig angenommen: Die Vertreter der 
Wirtſchaft, des Handels und der Induſtrie haben nach wie vor 
vollſtes Vertrauen zu den verfaſſungsmäßigen 
Behörden, wirtſchaftlichen Korporationen, berufenen 
            wirt=
ſchaftlichen Körperſchaften, Organiſationen und Verbänden. 
Dieſe waren und ſind jederzeit gerne bereit, durch ihre 
            Sachver=
ſtändigen mit den franzöſiſchen Beſatzungsbehörden über die 
wirtſchaftlichen Fragen des beſetz. Gebiets zu raten und 
zu taten. 
Die bateriſche Frage. 
Eine Aufforderung der Reichsregierung an Bahern. 
Berlin, 27. Okt. In Verfolg der am 24. Oktober von der 
Konferenz der Miniſterpräſidenten und Geſandten der Länder 
gefaßten Entſchließung hat die Reichsregierung an die bayeriſche 
Regierung das Erſuchen gerichtet, die verfaſſungsmäßige 
Befehlsgewalt im bayeriſchen Teil der Reichswehr 
in kürzeſter Zeit wied erherzuſtellen. 
Die Reichsregierung gegen Kahr. 
Berlin, 27. Okt. In ſpäter Nachtſtunde erläßt die 
Reichsregierung eine offiziöſe Verlautbarung, in der ſie 
ſich mit aller Schärfe gegen die Erklärung Kahrs 
wendet, wonach er mit der jetzigen Reichsregierung niemals 
            ver=
handeln würde. Dieſe Erklärungwird zunächſt als an ſich 
            belang=
los bezeichnet, da die Vertretung Baherns nicht in ſeinen 
            Hän=
den, ſondern in denen der bayeriſchen Staatsregierung liege. 
Der Widerſtand Kahrs gegen die von allen Seiten 
            ge=
wünſchte Verſtändigung wird jedoch als unverantwortlich 
bezeichnet, zumal in der jetzigen innerpolitiſchen, außenpolitiſchen 
und wirtſchaftlichen Bedrängnis des deutſchen Volkes. Zum 
Schluß erklärt die Mitteilung des Reichskabinetts das Verhalten 
Kahrs als eine Anmaßung, die mit aller Schärfe zurückgewieſen 
werden müßte. 
Die Antwort v. Kahrs an die Reichsregierung. 
München, 27. Okt. Zu der Auslaſſung der 
            Neichsregie=
rung gegen Herrn v. Kahr vom 26. Oktober erfahren wir, daß 
der Generalſtaatskommiſſar es nicht als ſeine Aufgabe anſieht, 
ſich mit der Reichsregierung in kraſſe Auseinanderſetzungen 
            ein=
zulaſſen. Im übrigen könne er ſich keine Vorſchriften darüber 
machen laſſen, in welcher Weiſe er von dem Recht der freien 
            Mei=
nungsäußerung Gebrauch machen ſoll. Ob eine Regierung, in 
der die Parteifreunde des Johannes Hoffmann in leitender 
Stelle ſitzen, beſonders berufen ſei, den bayeriſchen 
            General=
ſtaatskommiſſar über die Notwendigkeit der Wahrung der 
            Reichs=
einheit zu belehren, ſei eine Frage, deren Beandwortung er 
            ge=
troſt der Beurteilung aller verſtändigen Leute überlaſſen könne. 
Die ſeeliſche und körperliche Ausbentung von 
            Menſchen=
kräften fordert beim Theater in den meiſten Fällen das 
            Kunſt=
werk und nicht der leitende Direktor. Iſt er ein Künſtler — und völkerung entfallende Menge berechnet. Danach leiſtet ſich die 
er ſoll es ſein —, ſo handelt er unter künſtleriſchem Zwang, er 
beutet aus, indem er künſtleriſch ſchafft. Das iſt ja das 
            Weſent=
liche des Theater=Kunſtbetriebes, daß er mit Menſchenkräften 
arbeitet, daß er aus Menſchenſeelen und Menſchenleibern ein 
Werk baut, das ein Schaffender erdacht und erlebt, daß er die 
ſchweifende Phantaſie des Genius, aus Stoff und Kraft von 
Menſchen geformt, zu ſcheinbarer Wirklichkeit bringt. 
Kann der regieführende Theaterleiter dies, ſo darf er, ſo 
ihn hindert, hilft ſie vielleicht dem Stand, hemmt ſie ganz 
ſicher die Kunſt. 
Es ſcheint ſchon ganz im allgemeinen eine unlösbare 
            Auf=
in den Vorwurf des Unſozialen zu kommen. Jede 
            künſt=
heit des darzuſtellenden Kunſtwerkes, es ſtreitet die Vielheit der 
Menſchenköpfe, der künſtleriſchen Eigenſchaften und Meinungen 
gegen die Einheit des Werkes, das ſein Leiter garantieren ſoll. 
Kampf iſt auch hier die Loſung, es ſiegt die ſtärkere ſuggeſtive 
Kraft, die dem Theaterleiter eingeboren ſein muß, ſoll ihm der 
künſtleriſche Sieg ſicher ſein. 
Aber das Theater von heute iſt — wir ſagen: leider — nicht 
mehr dieſer künſtleriſche Kampfplatz allein, es hallt wider von 
ganz anderem Kampfgeſchrei, das nicht der Kunſt, ſondern dem Das war ganz ſchön geſagt. 
Stande und dem Tarif gilt. 
Wer ſich mit den künſtleriſchen Leiſtungen des heutigen 
Theaters beſchäftigt, darf dieſe Hemmung nicht vergeſſen, ſoll 
ſein kritiſches Wort Geltung haben in der Gemeinde, von Wert 
ſein heute und morgen. 
der Welt verbrauchen nach einer Zuſammenſtellung des 
            Scien=
tifie American am meiſten elektriſchen Strom die Vereinigten 
Staaten, nämlich 49 802 Millionen Kilowatt jährlich. Dann Heirat ſei die allein geſetzmäßige, da der gegenwärtige Beſitzer 
kommt Deutſchland mit 8600, Japan mit 6925, Großbritannien 
mit 6400, Frankreich mit 5410 Millionen Kilowatt. Italien 
            ver=
braucht 3400, die Schweiz 2700, Schweden 2144, Norwegen 1331, 
Spanien 100 Millionen Kilowatt im Jahr. Ganz anders aber
 Darmſtadt, 28. Oktober. 
Mobiliſierung der Kirchengemeinden. 
Zum Darmſtädter „Kirchenſonntag” am 28. Oktober 1923. 
Von Profeſſor D. Dr. M. Schian. 
Am heutigen Tag begeht die Heſſiſche Landesgruppe des 
„Deutſchen evangeliſchen Gemeindetages” hier einen 
            Kirchen=
ſonntag. Sie hat ſonſt von Gemeindefeſten geſprochen, aber der 
Name „Feſt” ſchmeckt uns heute bitter. Es handelt ſich ja auch 
um nichts anderes als um einige Stunden ernſteſter Beſinnung. 
Der Gemeindetag iſt 1910 gegründet. 1911 hielt er ſeine 
zweite Tagung in Darmſtadt. Bald danach entſtand die Heſſiſche 
Landesgruppe. Weder der geſamte Gemeindetag noch die 
            Lan=
desgruppe können mehr Verſammlungen für große Gebiete 
            hal=
ten; ſie müſſen ſich mit örtlichen Veranſtaltungen begnügen, um 
ihre Gedanken lebendig zu erhalten. Eine ſolche ſoll der 
            Darm=
ſtädter „Kirchenſonntag” ſein. 
Der Gemeindetag will die Erkenntnis fördern, daß es nicht 
bloß auf individuelle Frömmigkeit oder Religioſität ankommt 
— ſo gewiß ſie in allem das Notwendigſte bleibt —, ſondern daß 
auch der Zuſam=menſchluß der religiöſen Kräfte, 
die gemeinſame Arbeit, das organiſierte Handeln von höchſter 
Wichtigkeit iſt. Im Zeitalter des Individualismus und 
            Subjek=
tidismus hat wan das vielfach vergeſſen. Aus dieſem Vergeſſen 
floſſen Intereſſemangel und Teilnahmsloſigkeit für das Leben 
und die Arbeit der Kirche. Man lebte allenfalls — beſtenfalls! — 
ſein perſönliches religiöſes Leben, aber man blieb der 
            Geſamt=
heit, man blieb der ſozialen Gemeinſchaft der Kirche und der 
Kirchengemeinde vieles, wenn nicht alles ſchuldig. Das führte 
zu einer Schwächung der Kirche, die ſchlimme Folgen zeitigen 
muß. So wüſſen wir arbeiten, daß es damit anders werde. 
Der Gemeindetag will weiter den Willen zum kirchlichen und 
gemeindlichen Handeln fördern. Mit der perſönlichen Pflege 
des religiöſen Lebens, mit der Erkenntnis der Notwendigkeit 
kirchlichen Zuſammenſchluſſes iſt es nicht getan. Wir dürfen die 
Kirche, die Kirchengemeinde nicht als eine Einrichtung anſehen, 
die uns gewiſſe Leiſtungen bietet. Wir ſelber ſind die 
Kirchengemeinde, ſind die Kirche! Gewiß, die Kirche 
ſtellt ihre Pfarrer an, damit die notwendige Arbeit getan wird. 
Aber wenn der Pfarrer nicht von ſeiner Gemeinde getragen wird, 
bleibt ſein Wirken ohne die volle Kraft. Er ſieht ſich, zumal in 
der großen Stadtgemeinde, einer Flut von Aufgaben gegenüber, 
die auszuführen dem Einzelnen unmöglich iſt, die ganze 
            Kirchen=
gemeinde muß mithelfen, muß mitarbeiten. Es gilt, unſere 
            Ge=
meinde aus ihrer Paſſivität herauszuführen; es gilt, ſie zu 
mobiliſieren. 
Die Darmſtädter Gemeinden ſind auf dieſem Wege in letzter 
Zeit entſchloſſen vorwärts gegangen. Aber es handelt ſich um 
Aufgaben, die dauernd alle Kraft fordern, ja die in dieſen 
            Not=
zeiten immer ſchwieriger, imer umfänglicher werden. So muß 
immer aufs neue gearbeitet werden, damit die Gemeinden dem 
Rufe „Mobil!” folgen. Auch die heutige Veranſtaltung des 
            Ge=
meindetages will dazu helfen. Möge ſie rege Teilnahme finden!
 — Ernannt wurden: Am 15. Oktober, der Stadtſchulrat bei dem 
Stadtſchulamt Darmſtadt Eduard Pfaff zum Oberſtudiendirektor am 
Seminar für Volksſchullehrerinnen zu Darmſtadt mit Wirkung vom 
1. Oktober 1923 ab; am 18. Oktober der Polizeiwachtmeiſter auf Probe 
Adam Müller aus Dieburg zum Polizeimachtmeiſter mit Wirkung 
vom 1. Oktober 1923 an; am 19. Oktober die Polizeiwachtmeiſter auf 
Probe Max Brauße aus Leipzig zum Polizeiwachtmeiſter mit 
            Wir=
kung vom 1. Oktober 1923 an, Hilmar Eilhauer aus Schaderthal 
CThüringen) zum Polizeiwachtmeiſter mit Wirkung vom 1. Auguſt 1923 
an; die Polizeiwachtmeiſter auf Probe Heinrich Wolf aus Fürfeld 
(Kreis Alzey) mit Wirkung vom 1. Auguſt 1923, Heinrich Braun aus 
Mainz mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 und am 20. Oktober Karl 
Bormurh aus Lautern (Kreis Bensheim) mit Wirkung vom 1. Sept. 
1:/23 zu Polizeiwachtmeiſtern: die Zollſekretäre Konrad Lippert bei 
O.3. A. Gießen, Georg Gröber zu Michelſtadt, die Zollpraktikanten 
Rudolf, Södler, zu Nidda unter Verſetzung zum Landesfinanzamt 
Darmſtadt, Wilhelm Betz, Wilhelm Reitinger Heinrich Veith zu 
Darmſtadt, Max Schäfer zu Offenbach a. M., Zollſupernumerar 
            Ru=
dolf Kaus zu Gießen zu Oberzollſekretären; die Steuerſekretäre 
            Lud=
win Röhn zu Grünberg, Oswald Großmann zu Butzbach zu 
            Ober=
ſtenerſekretären. 
Steuerabzug vom Arbeitslohn. Die Verhältniszahl zur 
            Berech=
nung der Ermäßigungen beim Steuerabzug beträgt für die Zeit vom 
28. 10. bis 3. 11. 1923 „ſechstauſend‟. Der Multiplikator für die 
            Sach=
bezüge beträgt ab 1. November 1923 gegenüber den Sätzen der 
zweiten Septemberhälfte „ſechstauſend‟. Die beſondere 
            Be=
wertung nach Umlagepreis fällt weg. Der Bewertungsſatz für 
            Wohnun=
gen für verheiratete Deputatempfänger auf dem Land iſt unverändert 
geblieben. Die einzubehaltenden Beträge werden auf volle Millionen 
nach unten abgerundet. 
Die Schonfriſt bei der Umfatzſteuer. Nach einem Erlaß des 
Reichsfinanzminiſters, betreffend Steueraufwertung, kann innerhalb der 
ſogenannten Schonfriſt die Steuerſchuld noch nach dem urſprünglichen 
Papiermarkbetrag entrichtet werden. Dieſe Friſt beträgt eine Woche und 
beginnt nach Ablauf des Tages der Entſtehung der Steuerſchuld. Zum 
Beiſpiel für die nächſte Umſatzſteuervorauszahlung wäre dies der 31. 
            Ok=
tober, ſo daß die Schonfriſt am 7. November abläuft. Nach dieſem 
            Zeit=
punkt iſt die Umſatzſteuer nach den Beſtimmungen der 
            Aufwertungsver=
ordnung in Goldmark zu entrichten. 
— Die Auszahlung weiterer Unterſtützungsbeträge an Sozialrentner 
findet am Mittwoch, den 31. Oktober, vormittags von 
8 Uhr ab, im Städtiſchen Wohlfahrtsamt, Zimmer 8, im Erdgeſchoß, und 
an Kleinrentner am gleichen Tage in der Stadtkaſſe, Grafenſtr. 28, 
ſtatt.
 geſtaltet ſich die Reihenfolge, wenn man nicht den jährlichen 
Geſamtverbrauch der Länder, ſondern die auf den Kopf der Be= 
Schweiz den größten Luxus an Elektrizität mit 700 Kilowatt pro 
Kopf; dann komt Kanada mit 612, Norwegen mit 493, die 
            Ver=
einigten Staaten mit 472, Schweden mit 364 Kilowatt. Jeder 
Franzoſe verbraucht 147 Kilowatt, jeder Deutſche 143 und jeder 
Bewohner von Großbritannien 139 Kilowatt. 
— Miniſter Le Trocquer im Galawagen. Der Miniſter 
            ver=
nachläſſigt nicht ſeine parlanentariſchen Pflichten. Zwiſchen 
zwei Reiſen nach der Ruhr, zwei Eiſenbahnunglücken oder zwei 
muß er Tyrann ſein. Wo eine gewerkſchaftliche Organiſation Reden zum Andenken der Gefallenen ſteuert er der Bretagne zu. 
Er liebt die Bequemlichkeit, und als Verkehrsminiſter iſt er 
            be=
ſorgt, ſich für ſeine Reiſen in die Heimat einen Luxuswagen 
beiſtellen zu laſſen, den man dem Expreßzug anhängt. Dies 
            ver=
gabe, aus Vieler Wollen einen Willen zu ſchaffen, ohne urſacht manchmal Unannehmlichkeiten für die Mitreiſenden. 
Jüngſt zum Beiſpiel wurden die Reiſenden des Expreßzuges 
leriſche Theaterarbeit hat aber das Ziel der künſtleriſchen Ein= Paris—Breſt infolge der Notwendigkeit, den Galawagen an den 
Zug anzuhängen, zum Speiſewagen erſt um 9½ Uhr abends 
            zu=
gelaſſen. Darauf heſtige Proteſte. Die Reiſenden verlangten 
Aufklärung. Man erklärte ihnen, daß die Ehre, ſich auf der 
Reiſe in der Nähe des Miniſters zu befinden, dieſe kleine 
            Un=
annehmlichkeit wettmache. Aber ein unehrerbietiger Eiſenbahner 
ſagte: „Nur Geduld! Wir haben ja Wahlen. Im nächſten Jahr 
wird Mr. Le Trocquer nicht mehr Miniſter ſein. Einen 
            Gala=
wagen im Zuge Paris—Breſt wird’s nicht mehr geben". 
C.K. Ein neuer Salomo geſucht. Ein Pariſer Richter wird 
demnächſt in die Lage verſetzt werden, ſich als neuer Salomo zu 
bewähren. Ein Levantiner namens Bazan kam nach Paris, um 
hier ſeine angetraute Ehefran zu finden; er ſtellte aber feſt, daß 
ſie mit einem Landsmann „verheiratet” war. Der andere hatte 
die Frau nach türkiſchem Brauch geheiratet, bei dem nichts wei= 
C.K. Der Weltverbrauch an Elektrizität. Unter den Staaten ter notwendig iſt, als daß 4 Zeugen eine Ehebeſcheinigung 
            aus=
ſtellen. Bazan war aber mit ſeiner Frau von einem Prieſter der 
griechiſchen Kirche getraut worden und behauptete daher, ſeine 
ſich weigert, ſie zurückzugeben, und dieſe erklärt hat, ſie überlaſſe 
es dem Urteil eines Pariſer Gerichtshofes, weſſen Frau ſie 
eigentlich ſei, ſo hat Bazan die Gerichte angerufen und damiit 
die franzöſiſchen Richter vor eine ſchwierige Entſcheidung geſtellt.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 28. Oktober 1923.
Nummer 298.
 Die Not hat einen Grad angenommen, der nicht mehr 
überboten werden kann. Taufende von Familien der Darmſtädter 
Bürgerſchaft haben nicht mehr die Möglichkeit, trotz aller Hilfe, 
die ſich Reich, Land und Gemeinde bemühen zu gewähren, auch 
nur das notwendige tägliche Brot zu beſchafſen. Verſchärft wird 
dieſe Lage durch den vollſtändigen Kartoffelmangel. Fehlen 
aber Brot und Kardoffeln als wichtigſte Nahrungsmittel weiteren 
Schichten der Bevölkerung, dann bemächtigt ſich der 
            hunger=
leidenden Menſchen eine Verzweiflungsſtimmng, in der 
            Sicher=
heit und Ordnung, ſowie die ſtaatliche und gemeindliche 
            Beſtän=
digkeit unterzugehen drohen. Es kann und darf in dieſer 
            furcht=
baren Zeit nicht mehr den öffentlichen Gewalten, allein 
            über=
laſſen werden, gegen die furchtbare Not anzukämpfen. Ihre 
Mittel ſind nur unzulänglich. Bringen Sie es wirklich fertig, 
heute oder morgen eine Papiergeldunterſtützung flüſſia zu machen, 
dann ſind die Zuwendungen übermorgen bereits von der 
            In=
flation verſchlungen. Nicht allein die Verwaltung, ſondern auch 
die Wirtſchaft in allen ihren Teilen hat ein Intereſſe daran, die 
notleidende Bevölkerung in dieſen ſchrecklichen Wochen über 
Waſſer zu halten. Ein Kulturvolk kann es nicht zulaſſen, daß 
ſchon in einer einzigen Stadt tauſende von Familien dem 
            Hun=
ger zu erliegen drohen. Die Kaſſen der öffentlichen 
            Verwaltun=
gen ſind leer. Dagegen verfügen Wirtſchaftskreiſe, wie die 
            Ban=
ken, die Induſtrie, die Landwirtſchaft, der Handel uſw. über 
Mittel, die, zur rechten Zeit noch eingeſetzt, das Schlimmſte 
            ver=
hindern können. Antworten wir auf den Ruf „Hunger!” 
            gemein=
ſam mit unſerer Bereitwilligkeit, zu lindern und zu helfen, 
            ſo=
lange uns nicht ein hereinbrechendes Chaos, auch dieſe letzte 
Möglichkeit noch nimmt. Angebote zu einer ſolchen Hilfeleiſtung 
ſind aus Kreiſen der Wirtſchaft der Stadtverwaltung ſelbſt 
ſchon unterbreitet worden. Gerne hat deshalb der Herr 
            Ober=
bürgermeiſter dieſe helfende Hand ergriffen und die in Frage 
            kom=
menden Kreiſe zu einer Beſprechung der vordringlichſten Frage, 
die es heute gibt, auf. Dienstag, den 30. Oktober d. J., 
nachm. 5 Uhr, im Stadtverordneten=
            Sitzungs=
ſaal (Rathaus) eingeladen.
Der Mann mit den drei Wünſchen.
Von Oscar A. H. Schmitz.
 ten Schamhaftigkeit gebreitet wird. Es iſt ganz beſonders zu begrüßen, 
daß Gelehrte von Weltruf mit ihrem Namen und ihrer Autorität die 
Populariſierung eines derartigen Themas decken, deſſen Behandlung 
durch den Film ſonſt zu Mißdeutungen und falſchen Auslegungen 
            füh=
ren könnte.
 — Gewerbemuſeum. Die hieſigen Gewerbetreibenden werden 
            noch=
mals darauf hingewieſen, daß das Leſezimmer des Muſeums in den 
Wintermonaten bis 7 Uhr abends geöffnet iſt (außer am Samstag). Bei 
der augenblicklichen Teuerung ſind die wenigſten Gewerbetreibenden in 
der Lage, Fachzeitſchriften zu halten. Die Möglichkeit, in dem 
            Leſe=
zimmer von der wichtigſten Fachliteratur und den wirtſchaftlichen 
            Vor=
gängen Kenntnis zu nehmen, iſt daher für das hieſige Gewerbe von 
            im=
mer wachſender Bedeutung. 
— Die Anthropoſophiſche Geſellſchaft trat in letzter Zeit mit drei 
Vorträgen vor die Oeffentlichkeit und beabſichtigt noch weitere 
            Vor=
träge folgen zu laſſen. Die Vorträge beſprechen zunächſt nicht 
            Anthro=
poſophie an ſich, ſondern ſtellen die Früchte anthropoſophiſchen Forſchens 
auſ verſchiedenſten Gebieten der Kunſt, Wiſſenſchaft und Pädagogik vor 
die Hörer. Im erſten Vortrag über Geiſteswiſſenſchaft und 
            Natur=
wiſſenſchaft wurde gezeigt, wie geiſteswiſſenſchaftliche 
            Betrachtungs=
weiſe geeignet iſt, die reichen und verdienſtvollen Ergebniſſe der 
            Natur=
wiſſenſchaft zu bereichern, gleichſam eine formvollendete Statue zu warm 
pulſierendem Eigenleben zu erwecken. Die beiden letzten Vorträge über 
das Gralserlebnis Richard Wagners und ſeinen Parſival erſchließen 
Ausblicke von ungeahnter Weite auf ein Verſtändnis deſſen, was der 
Genius dieſes großen Deutſchen uns zu ſagen hat. Zu ſagen hat und 
zu mahnen gerade in dieſer Zeit unſerer ſchwerſten Not. Wie in dem 
Gralserlebnis des Meiſters die Offenbarung der Metamorphoſe der 
deutſchen Volksſeele liegt, von ihrer Geburt im vorchriſtlichen 
            Germa=
nentum bis zu dem durchchriſteten Willensmenſchen der Zukunft, 
            Par=
ſival, das brachte der Vortragende lebendig und in warmer 
            Ueberzeu=
gung feſſelnd zum Ausdruck. Es gehörte als Ergebnis der Abende zum 
ſtärkſten Eindruck, wie Gebiete, die wir gewöhnt ſind, als mehr oder 
weniger tiefgehenden Genuß für die Feierſtunden unſeres Lebens 
            hin=
zunehmen, hier mitten in das Leben hineingeſtellt wurden, als 
            Willens=
impuls, der die alltäglichſten Handlungen durchkräften und erheben 
kann und ſoll. Es iſt dankenswert, daß unſerer Stadt hier Gelegenheit 
gegeben wurde, einer Sache, die ſo viel und ſo gegenſätzlich beurteilt 
wird, näher zu kommen und ſich ein eigenes Urteil bilden zu 
können. 
G. K. 
— Die techniſch=wiffenſchaftlichen Vereine, der Mittelrheiniſche 
            Archi=
tekten= und Ingenieur=Verein, der Verein Deutſcher Ingenieure und die 
Heſſiſche elektrotechniſche Geſellſchaft, haben ſich zu einer 
            Vortragsgemein=
ſchaft zuſammengeſchloſſen, die regelmäßig Vorträge aus techniſch=
            wiſſen=
ſchaftlichen Gebieten veranſtalten. Der 1. Vortragsabend findet am 
31. Oktober in der Techniſchen Hochſchule ſtatt, und zwar ſpricht Herr 
Dipl.=Ing. Bientzle über „die Betriebs= und wärmewirtſchaftliche 
            Bedeu=
tung des Ruthſpeichers”. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.) 
— Die freie Geſellſchaft für Muſik beabſichtigt, auch in dieſem Winter 
durch Wiederaufnahme ihrer Konzerte für die Pflege neuzeitlicher 
            Kam=
mermuſik zu werben. Die Veranſtaltungen finden Sonntags vormittags 
in dem neueröffneten Vortragsſaal von „Kunſt und Keramik”, 
            Wilhel=
minenſtraße, ſtatt, den Herr Heinz Heberer zur Verfügung geſtellt hat. 
Anmeldungen zur Mitgliedſchaft in dem Verkaufsraum von „Kunſt und 
Keramik”, 
— Univerſitätsgelehrte als Filmarbeiter. Man ſchreibt uns: Mit 
einer in Deutſchland ungewohnten Energie und Unvoreingenommenheit 
haben ſich in Wien und Prag eine größere Anzahl namhafter 
            Univerſi=
tätsprofeſſoren eines populärwiſſenſchaftlichen Films angenommen, zu 
deſſen Durchführung ſie ihre wiſſenſchaftliche Mitarbeit, ihre Kliniken 
und Inſtitute, Patienten, Präparate uſw. zur Verfügung ſtellten. Es 
handelt ſich um die Profeſſoren Rubecka und Wagner in Prag, die 
Profeſſoren Tandler, Moll, Spitzky, Peham und Franki in Wien. 
            Be=
ſonders Profeſſor Tandler, der in Wien als Staatskommiſſar für das 
Geſundheitsweſen die erſte Eheberatungsſtelle der Welt eingerichtet hat, 
hat ſich um das Zuſtandekommen und um die Durcharbeitung dieſes 
hygieniſchen Volksaufklärungsfilms größte Verdienſte erworben. Das 
Ergebnis dieſer Zuſammenarbeit der Filminduſtrie mit den Spitzen der 
wiſſenſchaftlichen Welt des alten Oeſterreich hat den Film „Hygiene 
der Ehe” ergeben, der über viele Fragen Licht in die weiteſten 
            Volks=
kreiſe bringen ſoll, über die bisher der Mantel einer durchaus verfehl=
 Es war in Orotava auf den Kanariſchen Inſeln. Ich wohnte 
ſſeit einigen Tagen in einem kleinen Hotel, meine Mahlzeiten 
nahm ich an einem Einzeltiſch im Speiſeſaal. Eines Abends 
nun geſchah es, daß ſich, obwohl noch andere Tiſche frei waren, 
ein Fremder mit einem etwas formloſen „Good evening, Sir” 
zu mir ſetzte und ſofort ein Geſpräch begann, als kennten wir uns 
längſt. Es war ein ſtämiger, derber Mann zwiſchen 50 und 
60, nicht ſchlecht, aber nachläſſig gekleidet, mit bartloſem Geſicht 
von etwas groben Linien, ſonneverbrannt, laut, unverwüſtlich 
gut gelaunt und vor allem auffällig ungeniert, aber ohne jede 
rückſichtsloſe Grobheit, kurz, der Typus eines engliſchen 
            Empor=
kömanlings ohne den Schliff der Oberblaſſe ſeines Landes, aber 
mit einer vollendeten, durch ſein wohlerworbenes Geld 
            eingege=
benen Sicherheit. 
Nach etwa einer Viertelſtunde wußte ich bereits ſeine ganze 
Geſchichte. Er war aus Wales, der Heimat des damals noch 
baum genannten Lloyd George, ein ſogenannter Chapel=man, 
d. h. eifriger Anhänger einer Diſſidentenſekte, hatte mit Nichts 
begonnen, einigen Wohlſtand erreicht, dann eine bedeutend ältere 
Frau geheiratet, die ihm aber „der Herr wieder genommen 
hatte”, und mit ihrem Geld reiſte er nun ſeit Jahren in der Welt 
umher, um „alles kennen zu lernen, was es gibt”. Schon kannte 
er nun alles, außer drei Dingen; noch war er nicht in 
            Konſtanti=
nopel geweſen, aber er würde nächſte Woche hinfahren, noch 
hatte er kein Erdbeben erlebt, obgleich er drei Jahre lang am 
Fuß des Veſuvs gewartet, noch war ihm niemals erlaubt 
            wor=
den, einer menſchlichen Geburt beizuwohnen, obwohl er ſich ſchon 
oft an Entbindungsanſtalten gewendet hatte. „Ja, mein Lieber.” 
ſo ſchloß er ſeine lange Rede, „ſo ſteht es mit mir.” („So am I 
situated.") 
Ant anderen Vormitdag herrſchte eine trübe, föhnartige Hitze. 
Ich blieb auf meinem Zimer. Während ich mit einem Buch 
in einem Seſſel ſaß, ſchwindelte mir plötzlich. Mir war, als 
ſchwankten die Möbel um mich her, und als ich aufſprang, konnte 
ich mich einen Augenblick kaum auf den Füßen halten. Mit einem. 
zufälligen Blick aus dem Fenſter ſah ich, daß die Menſchen die 
Häuſer verlaſſen hatten und mehr betroffen als ängſtlich 
            herum=
n. Nach einiger Zeit verliefen ſie ſich wieder, und der
 Militär=Rentenzahlung beim Poſtamt 1. Die 
            Militärverſorgungs=
gebührniſſe für November werden am Montag, den 29. Okt., von 8½/ bis 
12 und 2 bis 5 Uhr, in der Paketausgabe gezahlt. Die Auszahlung der 
Renten erfolgt nur an erwachſene Perſonen, die ſich unter 
Vorlegung der Stammkartennummer zur Abholung melden.
 — Stenographiſche Ausſtellung. Man ſchreibt uns: Eine großzügige 
Ausſtellung veranſtaltet heute in ſeinen Unterrichtsräumen der National= 
Stenographenverein „von Kunowski‟, Darmſtadt. Den Beſuchern wird 
zunächſt an 10 großen Wandtafeln der techniſche Aufbau des Syſtems 
erläutert, indem die 40 Lautzeichen (einſchließlich 11 Siegel) der 
            National=
ſtenographie nebſt Verbindungsart der Zeichen miteinander in logiſcher 
Reihenfolge dargeſtellt ſind. An ſchönſchriftlichen Arbeiten ſteht dem 
Verein eine erſchöpfende Menge zur Verfügung. Unter dieſen verdienen 
die Arbeiten eines Tjährigen Kindes beſondere Hervorhebung. Die 
            Ar=
beiten ſind durchweg in künſtleriſcher Vollendung verfertigt und legen 
Zeugnis ab von dem Beſtreben des Vereins, in dieſer Hinſicht 
            Muſter=
gültiges zu leiſten. In der Abteilung: Stenographie in der Praxis” 
ſind Verhandlungs=Stenogramme anläßlich der 
            Waffenſtillſtandsverhand=
lungen in Spaa und der Friedensdelegation in Paris vorhanden, und 
zahlreiche Konzepte aus Schule und Studium zeigen, wie notwendig heute 
eine leiſtungsfähige Kurzſchrift für alle Berufszweige in jeder 
            Lebens=
lage iſt. Beſondere Aufmerkſamkeit dürfte eine Abteilung der 
            Aus=
ſtellung in Anſpruch nehmen, in der die Nationalſtenographie in 
            Kultur=
ſprachen: wie Engliſch, Franzöſiſch, Polniſch, Eſperanto u. a. Anwendung 
findet. Die Ausſtellung im Vorjahre hatte einen ſtarken Beſuch 
            aufzu=
weiſen, dank dem Intereſſe, das in allen Kreiſen dieſem jungen, 
            auf=
ſtrebenden Kurzſchriftſyſtem entgegengebracht wird, und dürfte allen 
            Be=
ſuchern in angenehmer Erinnerung ſein. Die Ausſtellung iſt geöffnet 
von vormittags 10 bis nachmittags 5 Uhr, der Beſuch iſt für Jedermann 
frei. Bemerkt ſei noch, daß der Verein am Freitag, den 2. November, 
abends 7½ Uhr, neue Anfängerkurſe für Damen, Herren und Schüler 
eröffnet und iſt Intereſſenten bei Beſuch der Ausſtellung Gelegenheit 
            ge=
boten, ſich von der leichten Erlernbarkeit und höchſten Leiſtungsfähigkeit 
der Nationalſtenographie zu überzeugen und ſich zur Teilnahme an dem 
Kurſus vorzumerken. (Siehe Anzeige.) 
Die Stenographen=Vereinigung Gabelsberger, Darmſtadt, beginnt 
in ihren Unterrichtsräumen, Eliſabethenſtraße 52, am Montag, den 
29. Oktober, abends 8 Uhr, einen neuen Anfängerkurſus, ſowie am 
            Diens=
tag, den 30. Oktober, einen neuen Fortbildungskurſus in Stenographie, 
unter Leitung bewährter Lehrkräfte. Schreibmaſchinenkurſe täglich von 
6 bis 9 Uhr. Auf die heutige Anzeige wird beſonders hingewieſen. 
— Volkstheater. Am Freitag öffnete das neue Unternehmen ſeine 
Pforten und erzielte mit „Königin Luiſe” einen durchſchlagenden Erfolg. 
Das leider noch; nicht ausverkaufte Haus ſpendete reichen Beifall. Wir 
kommen noch auf die Einzelleiſtungen zurück. Wir wollen nur bemerken, 
daß die Direktion bei derartig guten Darbietungen bald ausverkaufte 
Häuſer zu verzeichnen haben wird. Heute gibts zum letzten Male „
            Köni=
gin Luiſe” worauf wir ganz beſonders aufmerkſam machen. Nachmittags 
4 Uhr iſt als Jugendvorſtellung „Rumpelſtilzchen” 
Die gegenwärtig zur Ausgabe gelangenden Gutſcheine der Stadt 
Darmſtadt — in Stücken zu 5, 10, 20, 50 und 100 Milliarden Mark — 
ſind nicht nur für eigene Zwecke der Stadt, ſondern auch auf dringendes 
Verlangen aus gewerblichen ſowie induſtriellen und Bank=Kreiſen 
            herge=
ſtellt worden. Es iſt zu hoffen, daß die Geſchäftswelt für dieſe, 
durch die außerordentliche Notlage bedingte Maßnahme der Stadt 
            Ver=
ſtändnis zeigt und die nach vorausgehender amtlicher Bekanntmachung 
wieder einzulöſenden Gutſcheine anſtandslos als 
            Zah=
lungsmittel annimmt. Sollten ſich durch etwaige Ablehnung 
der Gutſcheine Schwierigkeiten ergeben, dann könnte dies die 
            Stadtver=
waltung nur veranlaſſen, in künftigen ähnlichen Fällen nicht mehr wie 
ſeither einzugreifen. Für daraus ſich ergebende Störungen würden 
            als=
dann diefenigen verantwortlich ſein, die heute die ganz unbedenkliche 
            An=
nahme der ſtädtiſchen Gutſcheine als öffentliche Zahlungsmittel 
            ver=
weigern. 
— Aus dem Kunſthandel. Herr Winkler. Dieburger Straße 8, 
Parterre, hat den Vertrieb gediegener Graphiken in Darmſtadt 
            unternom=
men. Zurzeit iſt eine gediegene Sammlung ausgeſtellt, in der vertreten 
ſind: Prof. Hoelſcher, Prof. Kleukens, Theodor Gengnagel, Frau 
            Geng=
nagel=Rahuſen, Aneliſe Reichmann, Hans Vielmetter, Gerh. Prangel, 
Julius Kaufmann, Frau Kaufmann=Pfiſter, Darmſtadt; ferner Eduard
Winkler=München, Anna Löffler=München und Hermann Bollinger=
 Freiburg i. Br. 
Einführung der Millionenmarkrechnung bei der Poſt= und 
Telegraphenverwaltung. Infolge der ſtarken Geldentwertung und 
der dadurch hervorgerufenen Aufblähung des Zahlenſyſtems, 
under deren Wirkung die pünktliche Abfertigung der Bevölkerung 
an den Poſtſchaltern außerordentlich leidet, ſieht ſich die 
            Reichs=
poſt= und Telegraphenverwaltung genötigt, ihren geſamten 
            Zah=
lungs= und Rechnungsverkehr und das Gebührenweſen vom 
1. November an auf die Millionenwarkrechnung einzuſtellen. 
Poſtanweiſungen, Nachnahmen, Poſtaufträge, Wertangaben bei 
Wertſendungen, Zahlkarten, Poſtüberweiſungen, 
            Erſatzüberwei=
ſungen, Poſtſchecks und Zahlungsanweiſungen dürfen vom 
1. November an nur über volle Millionen Mark 
leuten. Bei der Angabe des Betrags in Ziffern iſt dabei an 
Stelle der ſechs Nullen das Wort „Millionen” zu ſchreiben; zum 
Beiſpiel iſt alſo ſtatt 16 000 000 Mark künftig 16 Millionen Mark 
zu ſchreiben. Die Stammeinlage, die auf jedem Poſtſcheckkonto 
zu halten iſt, wird auf 10 Millionen Mark feſtgeſetzt werden. 
Bruchteile von einer Million Mark, die über den 1. November 
hinaus als Guthaben auf den Poſtſcheckkonten ſtehen geblieben 
ſind, werden geſtrichen werden. 
Ortsbriefbeſtellung. Die eingehenden Briefſendungen und 
            Zei=
tungen werden werktäglich in folgender Weiſe beſtellt: Bei der 
1. Beſtellung um 7.45 Uhr vormittags, die von 5 Uhr nachmittags bis 
6.30 Uhr vormittags eingegangenen Poſten, bei der 2. Beſtellung um 
10.45 Uhr vormittags, die nach 7.30 Uhr bis 10 Uhr vormittags 
            einge=
gangenen Poſten und bei der 3. Beſtellung um 4 Uhr nachmittags, die 
nach 10 Uhr vormittags bis 3.30 Uhr nachmittags eingegangenen Poſten. 
An Sonn= und Feiertagen findet eine Beſtellung um 8 Uhr ſtatt, 
            aus=
genommen am zweiten Weihnachts=, Oſter= und Pfingſtfeiertag.
 drückende, ſchläfrige Vormittag mit ſeinen gewohnten Geräuſchen 
nahm ſeinen Fortgang. Es hatte ein kleines, harmloſes 
            Erd=
beben ſtattgefunden, wie es hier in der Nähe des Pic de Teneriffa 
nicht ſelten iſt, und ſo beruhigte man ſich ſchnell wieder. 
            Natür=
lich dachte ich ſofort an meinen geſtrigen Tafelgenoſſen und freute 
mich ſchon darauf, ihm mittags zu ſeinem Glück zu gratulieren. 
In Kürze würde er auch noch Konſtantinopel ſehen, und dann 
fehlte ihm nur noch der Anblick einer Geburt, um ihn reſulos 
glücklich zu machen. 
Zum Lunch war für ihn an meinem Tiſch gedeckt, aber er 
kam nicht. Man wußte nur, daß er am Morgen ein Pferd 
            be=
ſtellt hatte und, von einem jungen Burſchen begleitet, in die 
Berge geritten war. Zum Diner erſchien er wieder und ſetzte ſich 
lärmend zu mir. Er war ärgerlich und aufgeregt und erzählte, 
während er allzu hörbar ſeine Suppe ſchlürfte, was er für ein 
Pech gehabt hatte. Mitten in den Bergen waren ihm plötzlich 
einige armſelige Menſchen in heftiger Erregung 
            entgegengekom=
men und verlangten ſeine Hilfe. Durch die Vermittlung eines 
einheimiſchen Begleiters, der ein paar Worte Engliſch konnte, 
verſtand er, daß er dicht vor die Erfüllung eines ſeiner drei 
Wünſche geſtellt war. In einem Dorf in der Nähe hatten bei 
einer Frau die Wehen begonnen, und offenbar war irgendeine 
Schwierigkeit eingetreten; die Weiber, die ſich ſonſt gegenſeitig 
beiſtanden, wußten keinen Rat. Nun wollten einige nach Orotava 
hinunterlaufen, einen Arzt zu rufen. Der Engländer wurde 
            um=
ringt und mit der Frage beſtürmt, ob er vielleicht ein Arzt ſei. 
Als ehrlicher Chriſt, erzählte er, mußte er verneinen, erklärte 
aber mitkommen zu wollen, denn er hatte immer eine kleine 
Reiſeapotheke bei ſich und auch einiges in populären Schriften 
über Geburtshilfe geleſen. Er folgte alſo dem Schwarm und ließ 
ſich in ein elendes Dorf führen, deſſen Hütten in Felsniſchen 
            ge=
baut waren. Vor einer Tür war eine Menſchenanſammlung in 
fröhlicher Geſchäftigkeit, aus der Hütte hörte man — das 
            Wim=
mern eines kleinen Kindes. Nun, kleine Kinder und allenfalls 
auch Wöchnerinnen hatte der Walliſer ſchon des öfteren geſehen, 
aber die Hauptſache war vorüber. 
„Iſt das nicht zum Tollwerden?” fragte er mich. 
„Nun.” erwiderte ich, „Sie können nicht alles von einem 
Tag erwarten, dafür haben Sie doch heute ein Erdbeben erlebt.” 
Was für ein Erdbeben?” 
Ich erzählte ihm nun von den Vorgängen am Morgen, die 
ihm völlig unbekannt waren. Oben im Gebirge hatte man offen=
 * Der Guſtav Adolf=Frauenverein, Darmſtadt, veranſtaltet am Mo 
tag, den 29. Oktober, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus der Petrusg
 meinde in Beſſungen, einen Vortragsabend. Herr Pfarrer Knab au 
Pfungſtadt wird über „deutſch=evangeliſche Not” ſprechen. Der Vortr 
wird für alle, die Intereſſe an den Kämpfen der evangeliſchen Kirche b 
ben, von beſonderem Wert ſein. Der Eintritt iſt frei. 
— Der Chriſtl. Verein Junger Männer, e. V., lädt für heute Son 
tag abend ſeine Freunde und Mitglieder, nebſt Familienangehörigen, 
dem im Heim, Infanterie=Kaſerne, ſtattfindenden Erntedankfeſt ein. 
— Krankenpflegeverein. Der Krankenpflegeverein der Barmherzig 
Schweſtern beſteht nun ſchon ſeit einigen Monaten. Die Zahl ſein
 Mitglieder beträgt etwa 400. Soll der Verein aber ſeinen überaus g 
ten Zweck, der Aum und Reich zuſtatten kommt, voll und ganz erfülle
 ſo muß ſich dieſe Zahl noch beträchtlich erhöhen; denn die kataſtropha 
in Rieſenſchritten vor ſich gehende Entwertung der Mark blieb auch 
den Verein nicht ohne verhängnisvolle Folgen. Der Vorſtand bittet 1 
her dringend um weitere Beitrittserklärungen. Man vergeſſe auch nie 
Verwandte und Bekannte in valutaſtarken Ländern zum Beitritt und 
Spenden zu bewegen. Nähere Auskunft wird Niederramſtädter Str. 
(Fernruf 2542) bereitwilligſt erteilt. 
— Orpheum. Frankfurter Operettengaſtſpiele. Heute und folgen 
Tage: „Der Fürſt von Pappenheim.‟ Der Vorverkauf findet ſtatt: Ve 
kehrsbureau von 11—1 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr. 
— Preuß.=ſüddeutſche Klaffenlotterie. 4. Klaſſe, 3. Tag. 
heutiger Ziehung wurden die Endzahlen 30 und 47 gezogen. Mit welch 
Gewinnen, iſt bei den zuſtändigen Einnehmern zu erfahren. 
L. Verwaltungsgerichtshof. Einſpruch gegen die Gemeind 
ratswahl in Beerfelden. Erſchienen: R.=A. J.=R. Dr. Oſar 
für die Reviſionskläger, Parteiſekretär Riegel für die Gewählte 
Ueber die Einzelheiten wurde gelegentlich der Verhandlung vor d 
Provinzialausſchuß berichtet. Den Einſpruch, den Weber und Gen 
ſen gegen die Wahl der ſozialdemokratiſchen Mitglieder des 
            Gemein=
rats erhoben, haben Kreis= und Provinzialausſchuß als 
            unbegrün=
verworfen. Gegen die Entſcheidung des letzteren Gerichts haben 
Reklamanten Weber und Genoſſen Reviſion eingelegt. Der Antrag 
auf Ungültigkeitserklärung bezüglich der Wahl der ſozialdemokratiſch 
Mitglieder, in der heutigen Verhandlung wird Antrag auf Ungült 
keitserklärung der Gemeinderatswahl überhaupt geſtellt und begründ 
Es dreht ſich hauptſächlich um die Frage, ob der am 22. Oktober 19 
(Sonntag) eingereichte Wahlvorſchlag der ſozialdemokratiſchen Par 
verfpätet iſt oder nicht und weiter, ob die Friſten zwiſchen Einreichu 
der Wahlvorſchläge und dem Tage der Wahlhandlung gewahrt ſ 
(Art. 19 und 66 des Geſetzes vom 19. Auguſt 1922). Die Nichteinhaltu 
der Friſten ſtellt nach Anſicht des Vertreters des Reviſionsklägers ein 
wefentlichen Mangel des Verfahrens im Sinne des Art. 61 dar, der 
Ungültigkeitserklärung der Wahl zur Folge hat. Der Vertreter 
Staatsintereſſes beantragt die Verwerfung der Reviſion, indem er 
der Begründung des Provinzialausſchußurteils anſchließt, Wahlv 
ſchläge hätten nach dem Sinn der Bekanntmachung noch am 22. Oktol 
1922 eingereicht werden können. Urteil: Verwerfung d 
Neuiſion. 
n. Strafkammer. Bei der Ueberhandnahme der Diebſtähle ſpi 
bekanntlich die heutzutage vorhandene leichte Abſatzmöglichkeit eine gr 
Rolle und wirkt öfters geradezu beſtimmend. Auch in einem hieſi 
Berufungsfall trat dieſer Zug charakteriſtiſch hervor, und der als Heh 
ſchöffengerichtlich zu 3 Monaten Gefängnis verurteilte Händler Ludn 
Klein ſchützt vergeblich guten Glauben vor. Im nämlichen Anwe 
wo er ſein Ladengeſchäft betreibt, befindet ſich eine Dütenfabrik, u 
ein Angehöriger des Inhabers derſelben hatte in Gemeinſchaft 1 
einem noch jugendlichen Genoſſen größere Mengen von Düten entwend 
um ſie an Kl. zu veräußern. Letzterer beſaß für geliefertes Obſk u 
andere Nahrungsmittel eine Forderung an jenen Dieb, die mit 1ch 
überbrachten Düten von 36 000 Mark damaligem Wert beglichen wur /wring 
Es war ſogar die weitere Abgabe von hundert Eiern gegen ebenſol /g/ 
Düten in Ausſicht genommen, als die Entdeckung einen Strich du 
den üblen Handel machte. Gegen den eigentlichen Dieb fehlte es 
dem erforderlichen Strafantrag des Beſtohlenen, und der jugendli 
Helfer ging am Jugendgericht ſtraflos aus. Nach den ganzen Umſt 
den mußte der jetzige Angeklagte auf den unredlichen Erwerb ſchließ 
und erſchien auch etwaige Strafmilderung nicht angemeſſen, weshe 
            Wermemm=
das Schöfengerichtsurteil beſtätigt wurde. — Unter Ausſchluß 
Oeffentlichkeit fand Verhandlung gegen den 25jährigen Hilfsarbei 
Philipp Koch 3. aus Pfungſtadt wegen erſchwerter Kuppelei (bezüg! 
der eigenen Ehefrau) nach §S 180 181 St.=G.=B. ſtatt und endigte 
mit, daß der Angeklagte mit mildernden Umſtänden 10 Monate ( 
fängnis, abzüglich 1 Monat Unterſuchungshaft, erhielt. — Freigeſp 
chen wurden auf ihre Berufung die ſchöffengerichtlich wegen Diebſta 
mit je 1 Monat Gefängnis belegten Landwirte Philipp Kaſimir Ecke 
und Chriſtian Eckert (Bruder des erſteren) von Dietzenbach. Von X
den erſteigertes Holz ſaß im dortigen Walde, und ſie hatten ſtatt deſ
 fremdes Holz verladen, bei deſſen Abfuhr ſie betroffen wurden. 
Verteidigung, es ſei ohne Aneignungsabſicht irrig geſchehen, drang 
Schöffengericht nicht durch, fand aber nunmehr derart ſtützende A 
mente, daß das Berufungsgericht den Schuldbeweis für nicht gefi 
erachtete. — Staatsanwaltliche Berufung richtete ſich gegen den ſchöff 
gerichtlichen Freiſpruch des Gemeinderatsmitglieds Wilhelm Schlie 
mann aus Klein=Welzheim, welcher der öffentlichen Amtsbeleidigt 
des Forſtmeiſters in Seligenſtadt und des Bürgermeiſters von Kle 
Welzheim angeklagt iſt. Anläßlich einer Sitzung der Gemeindevert 
tung hatte er die Lieferung von Holz bzw. deſſen Preis beanſtan 
und bon „Schiebung” geſprochen. Dieſe ehrverletztende Nachrede 
durckaus unbegründet, wovon ſich der Angeklagte nunmehr ſelbſt du 
die Beweisaufnahme überzeugt hat. In erſter Inſtanz war ihm Wa 
nehmung berechtigter Intereſſen zugebilligt, und dies focht die 
rufung an. Man einigte ſich jetzt zu einem Vergleich, in dem Schl. 
nen haltloſen Angriff mit Bedauern widerrief, ſowie die Koſten üb 
nahm und die Beleidigten den Strafantrag zurückzogen, auch für Zur 
nahme desjenigen der vorgeſetzten Behörde wirken wollen. 
— Berichtigung. In unſerem Bericht über die Stadtverordnet 
verſammlung vom Donnerstag iſt uns ein Irrtum unterlaufen. In 
Nachruf des Herrn Oberbürgermeiſters bitten wir richtig zu le 
B. Cramer.
 im imt 
Ni.
Regimentsnachrichten.
 — Die Mitglieder des Vereins ehemaliger Heſ 
ſchen Leib=Dragoner im Kreiſe Darmſtadt ſind 
Verein ehemaliger Unteroffiziere unſeres Regiments zu der Enthüllt 
der Gedenktafel für die gefallenen Unteroffiziere, ſtattfindend am So 
tag, den 28. Oktober, nachmittags //=3 Uhr, im Saale des „Feieraber 
herzlichſt eingeladen, und erwarten wir zahlreiches Erſcheinen. 
bar den Erdſtoß nicht geſpürt. Der Mann erſtarrte in Spra 
loſigkeit, dann brach er in ein Gelächter aus, nannte mich ein
Im
 prächtigen Kerl, weil ich mir dieſen Spaß ausgedacht hatte. 20 
ihm dann aber auch von anderen Gäſten das Erdbeben geſch 
dert wurde, ſetzte er ſich in ſtiller Verzweiflung in eine Ecke u 
trank einen Whisky nach dem anderen. 
Am nächſten Morgen ſchien er um zehn Jahre gealtert, 
nannte ſich einen geſchlagenen Mann. Den folgenden Tag g 
ſein Schiff nach Gibraltar, von wo er nach Konſtantinopel rei 
wollte. 
„Ich fahre,” ſagte er bekümmert, „aber ich bin ein hoffnum 
loſer Mann geworden.‟ Dann nahm er Abſchied von al 
Gäſten, als den Zeugen ſeines Unglücks, nannte beſonders m 
weichmütig „his dear old friend” beſchenkte das Perſonal rei 
lich mit Trinkgeldern und beſtieg in der Dämmerſtunde das Sch 
Ich habe nie wieder von ihm gehört, obwohl er mir b. 
ſprochen hatte, mir von Konſtantinopel eine Karte zu ſchick 
Wenn ich mich auf die Dinge dieſer Welt verſtehe, ſo iſt er n 
nach Konſtantinopel gekommen. 
T. Eine Bevölkerung von Schachſpielern. Im Jahre 1 
wurde ein Graf Gunnelin — man erinnert ſich nicht mehr wet 
welchen Verbrechens — in den Kerker des Schloßturmes 1* 
Schloſſes Ströbeck (in Mitteldeutſchland) geworfen. Die lans
 Tage der Untätigkeit laſteten ſchwer auf dem Gefangenen. D 
halb dachte er, um ſich zu zerſtreuen, ſich ein vollſtändiges Scha.
 ſpiel anzufertigen. Von da an war das Los Gunnelins ertre 
lich. Seine Wärter waren von einer wahren Leidenſchaft 
das Schachſpiel, das er ſie gelehrt hatte, ergriffen, und die 3 
verlief ſtill im düſteren Gewölbe zwiſchen dem Gefangenen u 
ſeinen Wächtern. Als Gunnelin ſtarb, hatte das ganze 9 
Ströbeck das vornehme Spiel erlernt, das ſeitdem zur wahl 
Lokaltradition geworden iſt. Noch heute, nach mehr als 8 Ja 
hunderten, ſpielt alle Welt, Männer, Frauen, Kinder, Greiſe 
Ströbeck Schach. Vom zarteſten Alter an begeben ſich die Kind 
mit einem Schachſpiel zur Schule, wo der Lehrer ihnen die 31
 der Könige, Königinnen, Türme und Springer beibringt. 
Hauptwirtshaus des Marktfleckens iſt unter dem Namen „Ge 
hof zum Schachbrett” bekannt. Als außergewöhnlich iſt and 
merken, daß Ströbeck der Welt niemals einen Wettſieger 
Schachſpiel gegeben hat.
rich
Rummer 298.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 28. Oktober 1923.
Seite 5.
 Das Ergebnis der Proteſiverſammlung gegen 
die Tarife des Gaswerks und der Heag. 
Von Diplom=Ingenieur Adolf v. Lippmann. 
„Da wird ein Berg ſchwwanger und dick, 
Und iſt doch all verlohren, 
Wenn man’s beym Licht und recht beſicht, 
So wird eyn Mauß gebohren!“ 
utet die Ueberſetzung eines bekannten Horazſchen Wortes in 
iem Volkslied aus dem Jahre 1623. Es wurde eine Maus 
boren, wenigſtens was die Erleichterungen in bezug auf die 
g8tarife anlangt. Es lohnt nicht, darüber ein Wort zu verlieren! 
Aber das, was in anderer Hinſicht geboren wurde, iſt wehr 
e eine Maus: ein Eingeſtändnis von nicht unerheblicher 
            Trag=
eite! Herr Ritzert ſagte in der Verſammlung, es geſchehe ja 
es, was getan werden könne, man gehe nun auch daran, die 
ufmänniſche Buichführung im Betriebe der Gaswerke 
            ein=
führen!! 
Ich habe zum Schluß meines Aufſatzes über die Urſachen 
r irrſinnigen Strom= und Gaspreiſe in Nr. 248 der Heſſ. Lan= 
Szeitung vom 23. Oktober 1923 ſehr eindeutig ausgeſprochen, 
ß falſche Preispolitik und Unmöglichkeit richtiger Kalkulation 
ungels der erforderlichen Unterlagen die Urſachen ſolcher 
eisüberſpannungen ſein können. Beides liegt alſo hier vor! 
Eine zuverläſſige Betriebsbuchführung, Betriebsſtatiſtik und 
triebskontrolle läßt ſich nur auf der Grundlage einer 
            korrek=
kaurfmänniſchen Buchführung aufbauen. Wo das alles fehlt, 
ilen auch die Unterlagen für die Kalkularion, und wo dieſe 
len, gibt es auch keinen wirtſchaftlichen Betrieb. 
Das Gaswerk hat keine kauſmänniſche Buchführung, das 
            ver=
mt mit aller Schärfe herausgeſtellt zu werden. Es hat alſo 
ch keinen wirtſchaftlichen Betrieb. Denn auf Grund dieſes 
ngeſtändniſſes kann man, ohne die Betriebsverhältniſſe des 
fswerks ingendwie zu kennen, getroſt behaupten, daß das 
            Gas=
rk ſelbſt nicht weiß, ja nicht wiſſen kann, wie teuer ihm das 
bikmeter Leuchtgas zu ſtehen kommt. Da wird wohl alles, wie 
ſolchen Fällen üblich, durch einen großen Topf laufen, der 
iſt beer iſt, da andere zu viel herausnehmen. Da werden 
hl andere unrentable Betriebe mit hineingewurſtet und dann 
es der Gaspreis wieder holen! Auf das Konto der falſchen 
eispolitik iſt es aber zu ſetzen, wenn man — ganz beſonders 
dieſen Zeiten — andere Ausfälle dadurch zu decken ſucht, daß 
Under ſchwer um ihre Exiſtenz kämpfenden minderbemittelten 
völberung Lebensnotwendigkeiten bis zur Unerträglichbeit 
            ver=
ert. Das geht nicht an! 
Wie bei allen wirtſchaftlich geführten Unternehmungen 
ßte autch hier der rechtzeitige und richtige Einkauf eine 
            aller=
de Rolle ſpielen. Wenn hier in der Tat etwas verſäumt 
            wor=
iſt, ſo laſſen ſich die — übrigens ſehr berechtigten — 
            Ein=
ndungen der Preſſe nicht nach Augurenart mit der Bemerkung 
ſeite ſchieben, daß man von einem Redakteur nicht das Wiſſen 
langen könne, daß die Kohle wegen der 
            Selbſtentzündungs=
ahr nicht in unbegrenzten Mengen gelagert werden kann. 
in, das kann man nicht! Aber von einem Fachmann bann man 
7 Wiſſen verlangen, daß auch auf verhältnismäßig kleinen 
gerplätzen ſehr erhebliche Mengen von Kohle ohne 
            Entzün=
igsgefahr gelagert werden können, wenn nur die bei der ſteten 
rbvennung der Kohle an der Luft entſtehende Wärme durch 
ſprechende Entlüftung abgeführt wird, ſo daß örtliche 
            Wärme=
tungen vermieden werden. Da die Kohle durch Regen etwas 
bet, ſo pflegt man beim Bau moderner Gaswerke 
            Kohlen=
ppen vorzuſehen, die mindeſtens den Bedarf für drei 
            Winter=
nate halten können. 
Im übrigen ſtime ich dem Darmſtädter Tagblatt vollkom= 
40 zu: es iſt nicht ſympathiſch, wenn bei der Erörterung ſolch 
ſter Fragen auf das Perſönliche übergeſpielt wird. Aber wenn 
ſucht wird, auf dieſem nicht mehr ungewöhnlichen Wege von 
mgenehmen, aber notwendigen Erörterungen abzulenben, 
mkann und darf auch vor der Perſon nicht Halt gemacht wer= 
Das fordert das Intereſſe der Bürgerſchaft. 
Ich habe in der Verſammlung auf die Ausführungen des 
Arn Ritzert erwidert, daß ich auf Grund meiner Berechntngen 
z ehr abweichenden Reſultaten kome und bereit bin, ihm die 
indlagen meiner Kalkulationen jederzeit perſönlich zu erläu= 
I. Da ich mich gleich zu Anfang in einer Zahl verſprochen 
1e, erntete ich zunächſt einen ſehr gröblichen Zuruf des Herrn 
ert und hatte den Erfolg, daß mir zum Schluß der 
            Verſamm=
g Herr Ritzert kurzerhand den Rücken drehte. So, daß ſich 
ge Bürger veranlaßt fühlten, an mich heranzutreten und mir 
1 Entrüſtung darüber unverholen auszuſprechen. 
Herr Ritzert! Durch die Vernachläſſigung der Form beweiſt 
9inur, daß man ſich nicht in ſehr ſtarker Poſition fühlt! 
            Wei=
nichts! Aber ſo kommen wir nicht weiter! 
Stadt und Heag werden ſich dazu bequemen müſſen, der 
gerſchaft volle Aufklärung darüber zu geben, wie ſie zu ſol= 
Preisſtellungen kommen. Ganz beſonders die minderbemit= 
Bevölkerung will wiſſen, ob wir ſchon ſoweit 
            abgewirtſchaf=
ſind, daß ſie auf den Bezug von Lebensnotwendigkeiten, wie 
1 und Lichtſtrom, verzichten muß. Die Antwort darauf läßt 
aber nicht von heute auf morgen geben. Schon gar nicht 
Ah das Gaswerk. Denn das muß ja erſt ſeine kaufmänniſche 
2hführung einrichten, was, wie ich erfahre, ſchon vor dem 
ge von dem damaligen Stadtverordneten Juſtizrat Lindt 
Herrn Oberbürgermeiſter dringend empfohlen wurde. 
Aus dieſem Grunde war es wohl gänzlich verkehrt, die Bür= 
Achaft ſchnell mit einem Almoſen abſpeiſen zu wollen!
 Ne 
d 
i 
9 
b 
S 
G 
 
* 
5 
f.
 — Herr Architekt Peter Müller, Mathildenſtraße 15, bittet 
mitzuteilen, daß er mit dem Redner in der 
            Proteſtverſamm=
am Mittwoch abend, Architekt Müller, nicht identiſch iſt. 
— Gas= und Waſſerpreiserhebung. Es ſei wiederholt, worauf 
tin Nr. 293 hingewieſen wurde, darauf aufmerkſam gemacht, 
die Ableſezettel, die die ſtädtiſchen Erheber in dieſen Tagen 
ſen Wohnungen zurücklaſſen, keine Rechnungen ſind. Jede 
nung, die über eine Ware ausgeſtellt wird (und auch Gas 
Waſſer ſind ſolche Waren, die die Stadt verkauft), bedarf 
Einſtellung der Forderungsbeträge mit 
ezifikation zwecks Ermöglichung der Nachprüfung durch 
Schuldner. Sollte der Erheber angedroht haben, daß bei 
lung erſt am Montag das Doppelte geſchuldet werde, ſo 
ichen ſich die Bezieher auch durch dieſe Aeußerung in kei= 
Weiſe beunruhigen zu laſſen. Fälligkeit der 
ild ſetzt die Ausſtellung ordnungsmäßiger Rechnung, Verzug 
ebliche Mahnung nach Eintritt der Fälligkeit voraus. Das 
either Rechtens geweſen und muß auch Rechtens bleiben. Die 
dtverwaltung wird denn doch gut daran tun, auch dieſe 
)tlichen Gepflogenheiten eines geregelten Geſchäftsver= 
5 ſich zu eigen zu machen. Im Prozeßfalle würde ſie 
            unzwei=
ft den Kürzeren ziehen. 
De Höchſiſätze der Erwerbsloſenunterſtützung 
agen in der Woche vom 22. bis zum 27. Oktober 1923 
            wochen=
ch in den Orten der Ortsklaſſen A B O Du. E 
in Milliarden Mark 
für männliche Perſonen: 
1 8,4 
über 21 Jahre .. 10,5 98 
unter 21 Jahren ... 68 59 55 ZI 
für weibliche Perſonen: 
72 6,6 
über 21 Jahre . . 84 78 
3 4 
unter 21 Jahren .. 
4,9 4,6 
(ls Familienzuſchläge für 
3,9 3,6 3,3 3 
) den Ehegatten 
die Kinder und ſonſtige unter= 
2,5 
27 
ſtützungsberecht. Angehörige. 
31 29
 Mietberechnung. 
Wiederholt wurde von den intereſſierten Kreiſen der Wunſch 
            ge=
äußert, daß die Stadtverwaltung allmonatlich eine Mietberechnung, 
            ins=
beſondere für möblierte Zimmer, veröffentlichen möchte. Deshalb ſoll 
im Folgenden für den Monat Oktober eine endgültige 
            Miet=
berechnung für alle die feſtgeſtellt werden, die ihre Miete nicht ſchon 
vorausbezahlt haben. 
Wichtig iſt, daß für die Berechnung der Reichslebenshaltungsindex 
von großer Bedeutung iſt. Dieſer Indes wird in der Regel 
            Donners=
tags vormittags in den Tageszeitungen bekannt gegeben und gilt vom 
Tage der Bekanntmachung in den hieſigen Tageszeitungen ab, alſo vom 
Donnerstag ab. 
Berechnen wir nun wiederum ein Beiſpiel. Als 
ſolches diene wieder, wie in den früheren Veröffentlichungen, eine 
            Vier=
zimmerwohnung in einem vierſtöckigen Hauſe. Der Steuerwert beträgt 
50 000 Mark, der Brandverſicherungswert 40 000 Mark, die 
            Friedens=
miete des ganzen Hauſes 2500 Mark, die Grundmiete 2000 Mark, die 
Friedensmiete der Wohnung 730 Mark, die Grundmiete alſo 584 Mark 
jährlich. Es ſei hier bemerkt, daß die Friedensmiete etwa 5 Prozent 
des Steuerwertes beträgt, die Grundmiete etwa 4 Prozent. Wer nur 
ſeine Grundmiete kennt, muß alſo ¼ dieſes Betrages zurechnen, um 
die Friedensmiete zu erhalten. 
4) Reichsgeſetzliche Miete. 
1. Die Grundmiete beträgt monatlich 
48,50 Mk. 
2. Der Zuſchlag für Steigerung der Zinſen beträgt 
1500 Prozent der Grundmiete — 584 X 1500 — 
730,00 „ 
100 19 
3. Der Zuſchlag für die Betriebskoſten (
            Verwal=
tung) beträgt 1 Proz. d. Friedensmiete mal dem 
Lebenshaltungsindex — 730 X 3 045 000 000 — 
1852375 000,00 „ 
100 X 12 
4. Der Zuſchlag für die Unterhaltungskoſten 
beträgt 15 Prozent der Friedensmiete mal 
dem Lebenshaltungsindes — monatlich 
730 X 15 X 3 045 000 000 —
100 X 12
27 785 625 000,00
 beſitzer muß heute dieſe Steuern und Abgaben 
            ſo=
fort nach Eingang der Rechnung auf die Mieter in 
voller Höhe ausſchlagen.
 29 638 000 778,50 Mk. 
Die monatliche Miete für eine ſolche Wohnung beträgt demnach 
rund 30 Milliarden Mark. 
B) Betriebskoſten. 
Im voraus ſei bemerkt, daß die folgende Berechnung notwendig 
iſt für die Berechnung der möblierten Zimmer. Der Haus= 
1. Die Wohnungsbauabgabe. Sie bleibt vorerſt 
            un=
berückſichtigt, weil die Reichsbehörden noch keine 
Entſchließung getroffen haben, ob für die Folge 
eine Wohnungsbauabgabe überhaupt noch erhoben 
werden ſoll, oder in welcher Höhe die Erhebung 
zu erfolgen hat. 
2. Die ſtädtiſche Grundſteuer. Sie beträgt pro 100 Mk. 
Steuerkapital 1 Million Mark und iſt in zwei 
Zielen zu erheben. Der Aufſchlag auf die 
            Woh=
nung beträgt demnach auf einen Monat berechnet: 
50 000 X 1000 000 —
20 833 000 Mk.
3 125000
83435000
2100000000
2801 400000
 100 X 4X6. 
3. Grundſteuer des Staates. Sie beträgt pro 100 
Mk. Steuerkapital 5 Mk. mal einem Index. Die 
beiden erſten Ziele dienen für die rückliegende 
Zeit und ſind demnach auf einmal zu bezahlen 
— 50 000 X 5 X 10000 — 
100 X2X4 
4. Der Brandverſicherungsbeitrag. Er beträgt z. Zt. 
jährlich das 100 121fache des 
            Brandverſicherungs=
wertes und für eine Wohnung 40 000 X 100 121— 
4 X 19 
5. Die Schornſteinfegergebühr. Sie beträgt z. Zt. das 
3milliardenfache derFriedensbeträge, demnach 
            monat=
lich — 1.4 X 24 X 3000 0000 000 — 
4X 12 
6. Der Waſſerverbrauch mit monatlich etwa 4 Kbm. 
Der Preis für die rückliegende Ableſeperiode 
            be=
trägt 0,23 Mk. mal Lebenshaltungsindex, demnach 
0,23 X 4 X 3045000000 — 
zuſammen: 5 008 793 000 Mk. 
Die Betriebskoſten betragen demnach zuſammen etwa 5 Milliarden. 
Dazu kommen noch unter Umſtänden Treppenbeleuchtung, Verſicherung 
gegen Waſſerſchaden, Haftpflicht uſw. 
C. Der Preis für ein möbliertes Zimmer ſetzt ſich 
wie folgt zuſammen: 
1. Für den leeren Raum ¼ der reichsgeſetzlichen 
7 500 000 000 Mk. 
Miete unter A. 
1 250 000 000 „ 
2. ¼ der Betriebskoſten unter B 
170000 000 
3. Umſatzſteuer 2 Prozent von 1 und 4 
4. für Benutzung des Mobiliars 0,6 Prozent vom 
Mittelwert, der jetzt mindeſtens mit 320 Milliarden 
2000 000000 „ 
angenommen werden muß 
5. Für Bedienung der 15ſtündige Lohn einen Lauf= 
7 500 000 000 
frau ohne Koſt 15 X 500 000 000 — 
zuſammen alſo monatlich: 18 420 000 000 Mk. 
Dazu kommen noch die Vergütung für Beleuchtung, Heizung, 
Wäſche, Verpflegung uſw. Schlafſtellen fallen nicht unter dieſe 
Berechnung.
 Die vorſtehend errechneten Mietpreiſe ſind indeſſen nur für ein 
normales Beiſpiel mit einfachſter Möblierung 
            be=
ſtimmt. Sie richten ſich im einzelnen Falle nach der Größe der 
Näume, ihrer Lage und baulichen Ausſtattung. Es muß ausdrücklich 
darauf hingewieſen werden, daß die Feſtſetzung der 
            Unter=
miete der freien Vereinbarung der Vertragsteile 
vorbehalten iſt. Einigen ſich die Parteien nicht, ſo entſcheidet auf 
Inrufen eines Vertragsteiles das Mieteinigungsamt und ſetzt die Miete 
feſt. Das Mieteinigungsamt wird dabei die ſozialen Verhältniſſe des 
Mieters wie des Vermieters berückſichtigen. Es ſoll damit vor allem 
einer unberechtigten Ausbeutung der Untermieter vorgebeugt werden, 
auf der anderen Seite aber wird leiſtungsſchwachen Vermietern nicht 
die Möglichkeit genommen, ſich durch entſprechende Miete, insbeſondere 
Ausländern gegenüber, ſchadlos zu halten. 
Für Küchenmitbenutzung iſt (ohne Gas, Elektrizität, 
            Waſ=
ſer, Kohle, Holz, Streichhölzer uſw.) die Hälfte des Satzes für den 
leeren Raum und die Möbel eines einfachen Zimmers zu berechnen. 
Ganz beſondere Aufmerkſamkeit verdient der Gas= und 
            Strom=
verbrauch, denn die jetzt zu zahlenden Beträge machen es für den 
Vermieter notwendig, eine genaue Verteilung der Laſten vorzunehmen 
damit er nicht zu großem Schaden kommt. Es empfiehlt ſich, jeweils 
ei Eingang der Rechnung eine Verteilung der Koſten vorzunehmen 
oder von dem Untermieter die Löſung von Gutſcheinen im voraus zu 
verlangen. 
Der Vermieter kann bei Eingang des 
            Mietver=
jältniſſes Vorauszahlung verlangen, er muß dabei 
aber den jeweiligen Lebenshaltungsindex am Tage der Zahlung gelten 
laſſen und kann am Ende des Monats ſich nicht auf die Erhöhung des 
Lebenshaltungsindex berufen und eine Nachzahlung verlangen. 
Die vorſtehenden Berechnungsmethoden ſind reichlich kompliziert.
 B. 
Methode für den Monat November Anwendung. 
Zur Mietberechnung. 
Die Bekanntmachung des Heſſiſchen Miniſteriums für Arbeit und 
Wirtſchaft vom 26. 9. 1923, über die Berechnung der Mieten vom 1. 10. 
1923 ab, hat in mehreren Zeitungen Kommentare gefunden, deren 
            Aus=
führungen nicht unwiderſprochen bleiben dürfen. Zunächſt iſt es 
            keines=
wegs in das Belieben des Mieters geſtellt, wann er ſeine Miete zu 
            zah=
len hat. Durch Artikel 1 der zweiten Verordnung des Reichsgeſetzes über 
Mieterſchutz und Mieteinigungsämter vom 16. 10. 1923 — Darmſtädter 
Zeitung vom 17. 10. 1923, Nr. 243 — iſt zwar beſtimmt, daß in allen 
Fällen, in denen die geſetzliche Miete gilt, ſowohl der Vermieter als auch 
der Mieter berechtigt iſt, die Zahlung des Mietzinſes in 
            Monatsabſchnit=
ten zu verlangen; die vierteljährliche Mietzahlung iſt in dieſen Fällen 
aufgehoben. Im übrigen iſt aber, gemäß § 551 des BGB., der 
            Miet=
zins grundſätzlich nach dem Ablauf der Monatsabſchnitte zu entrichten 
Es ſteht ſelbſtverſtändlich nichts im Wege, dieſe Beſtimmungen vertraglich 
dahin abzuändern, daß die Miete im voraus zu zahlen iſt. Hierzu 
            be=
darf es jedoch der übereinſtimmenden Willenserklärung beider Teile. 
Was die Berechnung der Oktobermiete anlangt, ſo ſei noch 
            insbeſon=
dere auf folgenden Umſtand hingewieſen: 
Gemäß Ziffer 3 und 4 unſerer Bekanntmachung vom 26. September 
1923 betragen die Zuſchläge für Inſtandſetzungs= und Verwaltungskoſten 
zuſammen 16 Prozent der Friedensmiete, vervielfacht mit dem vor dem 
Tage der Fälligkeit der Miete zuletzt bekannt gegebenen
 Lebenshaltungsindex. Fällig iſt die Oktobermiete, ſoweit ſie nicht im 
            Ok=
tober vorausgezahlt worden iſt, nach Monatsablauf, d. h. mit dem 
            Ab=
lauf des letzten Oktobertages. Die Indexziffern werden ſtets 
            Donners=
tags in den Zeitungen bekannt gegeben. Die Oktobermiete iſt daher, 
            ſo=
weit ſie noch nicht geleiſtet iſt, nach dem Lebenshaltungsindex zu bemeſſen, 
der am 25. Oktober 1923 veröffentlicht worden iſt und der das 
3 045 000 000 fache der Vorkriegszeit beträgt. Die Tatſache, daß der 
            Don=
nerstags bekannt gegebene Lebenshaltungsindex für die ganze Woche gilt, 
iſt für die Berechnung der Miete ohne Belang. 
Die Zuſchläge für November werden Anfang nächſter Woche bekannt 
gegeben werden. 
Eberſtadt, 27. Okt. Hilfsaktion. Zur Linderung der Nor 
der Sozial= und Kleinrentner ſowie der Erwerbsloſen hat ſich unter dem 
Vorſitz des Herrn Bürgermeiſters Schäfer ein Hilfsaktionsausſchuß von 
Induſtrie, Landwirtſchaft, Handel und Gewerbe, ſowie des 
            Arbeiter=
kartells gebildet. Es werden ſowohl Geldſpenden wie Naturälien 
            an=
genommen. Alle Gaben gelangen unter Hinzuziehung von Vertretern 
der Erwerbsloſen zur Verteilung. Die erſten Spenden ſind bereits 
            ein=
gegangen. Die Bäckervereinigung hat 650 Laib Brot zu verbilligten 
Preiſen, die Kolonialwarengeſchäfte Lebensmittel im Werte von zwei 
Billionen, die Textilbranche zirka 200 Milliarden, die Mühlenbeſitzer 
Mehl uſw. zur Verfügung geſtellt. — Die diesjährige 
            Kartoffel=
kirchweihe, die dem Datum nach am kommenden Sonntag 
            ſtatt=
finden ſollte, fällt dieſes Jahr mit Rückſicht auf die Zeitverhältniſſe aus. 
v. Eberſtadt, 26. Okt. Aufdem Main=Neckarbahnhof 
wird gegenwärtig wegen Baufälligkeit des alten Unterkunftsraumes, 
einer einfachen Bretterhütte, ein neues ſteinernes Aufenthaltsgebäude 
für Eiſenbahner errichtet. Die Inſtallationsarbeiten für elektriſches 
Licht auf dem Bahnof gehen ihrer Vollendung entgegen. 
-0- Roßdorf, 27. Okt. Die Bürgermeiſterei iſt vomt 
            Ge=
meinderat ermächtigt worden, je nach Bedarf einen 
            Betriebsmittelvor=
ſchuß in Anſpruch zu nehmen. — Die Grundmiete für die neu 
            er=
bauten Wohnhäuſer iſt auf 400 Mk. (mal Lebenshaltungsindes vom 
1. Tag eines jeden Monats) feſtgeſetzt worden. 
* Nieder=Ramſtadt, 28. Okt. Der hieſige Durnverein 
            veran=
ſtaltet heute, den 28. d. M., im Gaſthaus „Zur Poſt” einen 
            Theater=
abend. Es gelangt die dreiaktige Operette „Die Winzerlieſel”, von 
Gg. Mielke zur Aufführung. Es iſt dies die Wiederholung des vor 
14 Tagen mit ſo großem Erfolg aufgenommenen Stückes. Die Beſetzung 
iſt die gleiche geblieben. Mitwirkende ſind die Damen: Mahr, Voll, 
Seeger, Bender, ſowie die Herren: Voll, Rückert, Trautmann, Schettler 
und Althaus, die einen genußreichen Abend verſprechen. Die muſikaliſche 
Begleitung liegt in Händen der Herren Crößmann und Fiſcher. Karten 
ſind an der Abendkaſſe zu haben. 
H. Ober=Ramſtadt, 26. Okr. Gemeinderatsbericht. An 
dem Baublock Frankenhäuſer Weg ſoll die erforderliche Waſſerzuleitung 
von der Gemeinde in eigener Regie, unter Mithilfe der dortſelbſt direkt 
Intereſſierten, ausgeführt, Material hierzu überwiegend aus dem 
            Be=
ſtand der Gemeinde verwandt und das erforderliche Kapital zur 
            Durch=
führung des Projekts beim Staate aufgenommen werden. — Unter 
            Auf=
hebung ſeines Beſchluſſes vom 16. Auguſt hat der Gemeinderat das 
Pachtgeld für die Jagdbezirke 2 und 3 für das Jahr 1923 auf den Wert 
von 120 Haſen, und zwar letzteren zu 3 Goldmark angenommen, 
            feſtge=
ſetzt. Bezüglich des Jagdbezirks 1 wurde die ſeinerzeitige Verhandlung 
der Finanzkommiſſion mit dem Pächter gebilligt und als 
            Geſamtpacht=
preis 6 Milliarden, einſchl. Geldentwertungszuſchlag für den Reſt dieſer 
Summe feſtgeſetzt. — Mit der Erbauung eines Zweifamilienhauſes 
durch Gg. und Herm. Henkel am Nieder=Ramſtädter Pfad (zurzeit noch 
außerhalb des Ortsbauplanes), erklärt ſich der Gemeinderat 
            einverſtan=
den, die Koſten der Zuleitung von Waſſer und Licht übernimmt die 
Gemeinde jedoch nicht. Als weiterer Baublock wird Gelände am 
            Fran=
kenhäuſerweg, rechts der gegenwärtig errichteten neuen Häuſerreihe, 
und im Ochſenbruch ſeitens der Gemeinde zur Verfügung geſtellt. Die 
Reflektanten haben alle Vermeſſungskoſten, die Koſten der Licht= und 
Waſſerverſorgung ſelbſt zu tragen und außerdem, ſoweit ſie 
            Privatge=
lände beſitzen, der Gemeinde ſolches im Tauſchwege zur Verfügung zu 
ſtellen. Die Erweiterung des Baublocks hinter der Faſelhofreite wird 
vorerſt zurückgeſtellt. Der Preis der abgegebenen Bauplätze wird nach 
endgültiger Einteilung dieſer vom Gemeinderat feſtgeſetzt werden. — 
Das im Gemeindewald noch vorhandene Nutzholz ſoll demnächſt, gegen 
Barzahlung innerhalb 8 Tagen, verſteigert werden derart, daß vom 
achten Tage nach der Verſteigerung 10 Prozent Tageszinſen auf dem 
Steigpreis erhoben werden. — Ein Geſuch des Herrn Lehrers Adelberger 
um Erlaß von Pachtgeld eines Gemeindegrundſtücks als Vergütung 
für ſeine Tätigkeit in der Kriegsbeſchädigtenfürſorge, wurde der 
            Kon=
ſequenzen halber abgelehnt. Geſuchſteller ſoll ev. Anſprüche der 
            Ge=
meinde gegenüber in Geld erheben. — Von verſchiedenen Anträgen des 
Wohnungsinſpektors Würtenberger wird Kenntnis genommen, und 
            ſol=
len die Mißſtände ſeitens der Gemeinde behoben werden. Gleich dem 
Staatsgefällen werden künftig auch Gemeindegefälle auf volle 1000 Mk. 
auf= bzw. abgerundet. Für das Fahren des Leichenwagens von 
            Darm=
ſtadt bis einſchl. Friedhof Ober=Ramſtadt wurde eine Grundgebühr von 
12 Goldmark feſtgelegt. In dieſem Sinne kam auch eine Beſchwerde 
gegen den derzeitigen Unternehmer zur Erledigung. — Da die Räume 
der Gewerbeſchule zurzeit nur noch Fortbildungsſchulzwecken dienen und 
der Ortsgewerbeverein Ober=Ramſtadt als Eigentümer keine direkte 
            Ver=
wendung zurzeit mehr dafür hat, trat er an den Gemeinderat mit dem 
Vorſchlag heran, die Gemeinde wolle ſämtliche Unterhaltungskoſten an 
und in dem Gebäude, einſchl. Mobiliar, übernehmen und den 
            reichsge=
ſetzlichen Anteil von 6 Prozent Miete an den Verein abführen. Der 
Gemeinderat erklärte ſich hiermit einverſtanden, und ſoll zwiſchen 
            Bür=
germeiſterei und Ortsgewerbeverein ein entſprechender Vertrag 
            ausge=
arbeitet werden. Die Geſuche Georg Heinz und Philipp Keller 1. wegen 
Pachtgeldnachläſſe, werden vorerſt zurückgeſtellt. Eine Beſchwerde des 
Karl Rodenhäuſer 2., bezüglich eines Pachtgrundſtücks am Schmeerofen, 
wurde an die Feldgeſchworenen verwieſen. Die Beſchwerde der Ludwig 
Schmidt Ww. gegen Georg Rodenhäuſer 10., wegen Beſchädigung einer 
Grabeinfaſſung uſw. auf dem alten Friedhof, wurde nach einem 
            Gut=
achten mehrerer Gemeinderatsmitglieder teilweiſe für erledigt erklärt, 
Nodenhäuſer ſoll jedoch nochmals aufgefordert werden, auch das 
            Grab=
kreuz vorſchriftsmäßig inſtand zu ſetzen. Das Sprunggeld für 
            Mutter=
tiere in der Faſelhofreite wurde auf 100 Millionen für eine Kuh oder 
ein Rind, 80 Millionen für ein Mutterſchwein und auf 7 Millionen für 
eine Ziege mit Wirkung vom 25. 10. erhöht. Ein Dringlichkeitsantrag 
der Arbeitsloſen auf Gewährung von Brot, Milch uſw. für ihre 
            Fami=
lien kam dahin zur Erledigung, daß größere Kapitalaufnahmen beim 
Staate für dieſen Zweck gemacht werden ſollen. Auch ſollen 
            erforder=
lichenfalls Betriebsmittelvorſchüſſe für laufende Zwecke daſelbſt 
            aufge=
nommen werden. Die Erledigung von Wohlfahrtsſachen bildete den 
Schluß der Sitzung. 
0- Münſter bei Dieburg, 26. Okt. Hochwaſſer. Die Gerſprenz 
führt infolge des anhaltenden Regenwetters der letzten Tage Hochwaſſer 
mit ſich. An der Straße nach Eppertshauſen reicht das Waſſer bis 
            dicht=
unter die Steinbrücke. Viele Wieſen, auf denen ſich eben die Gänſe 
            tum=
meln dürfen, ſtehen unter Waſſer. 
A Reichelsheim i. O., 27. Okt. Einbruch. Dienstag auf Mittwoch 
Nacht wurde hier wieder ein ſehr ſchwerer Einbruch ausgeführt. Als 
der Landwirt und Kaufmann Phil. Röder geſtern früh ſeinen Laden 
öffnete, bemerkte er, daß die wertvollſten Waren, Herren= und 
            Damen=
hemden, Tücher, Kragen, Strümpfe, Wolle und andere Kleider= und 
Wäſcheſtücke geſtohlen waren, während die Vorräte an Kolonialwaren 
unverſehrt geblieben waren. Auch 3 Paar Stiefel des Beſitzers fehlten. 
Bis jetzt fehlt noch jede Spur des Verbrechers. 
r. Hahn, 27. Okt. Eine Hilfsaktion für alle Notleidende iſt 
hier im Gange. In der Hauptſache werden nur Naturalien geſammelt. 
Neuer Gemeinderat. Für den ausgeſchiedenen Gemeinderat 
Gilbert iſt der Landwirt Friedrich Kehr 3. in den Gemeinderat 
            ein=
getreten. — Mieteinigungsamt. Dem Mieteinigungsamt 
            gehö=
ren an als Vertreter der Mieter: Gg. Strauch 2. (Stellvertreter Hch. 
Merſchroth) und als Vermieter=Vertreter: Friedrich Starck (Stellvertr.: 
Heinrich Maus). 
ro. Aus dem Ried, 26. Okt. Die Kartoffeln ſind jetzt nahezu 
eingebracht. Die Einbringung der Rüben hat beſonders durch die naſſe 
Witterung in den letzten Tagen einige Verſpätung erfahren. 
zh. Heppenheim a. d. B., 27. Okt. Der Streit umden Baum. 
Die beiden Nachbargemeinden Bensheim und Heppenheim lagen ſeit 
längerer Zeit wegen einer Pappel, die auf ſtrittigem Gebiete ſtand, 
            mit=
einander in Differenzen. Dieſer Streit iſt nunmehr durch einen 
            Ver=
gleich beigelegt worden. Die Pappel wird jetzt zur Verſteigerung 
            kom=
men und der Erlös zu einem Drittel der Stadt Heppenheim und zu 
Zweidritteln Bensheim zugeführt werden. 
nr. Offenbach, 26. Okt. Todesfall. Der langjährige und 
            ver=
dienſtvolle Studienrat an der Baugewerkſchule Offenbach, Herr Alois 
Beck, ein geborener Offenbacher, iſt dieſer Tage geſtorben. Er hat ſich 
als Fachmann auch über ſeine engere Heimatſtadt Offenbach hinaus einen 
guten Ruf erworben. 
th. Mainz, 27. Okt. Bei einem Boxkampf zwiſchen einem 
Mainzer und einem Kölner Ringer wurde der letztere, der Boxkämpfer 
Schmitz, aus Köln, von ſeinem Gegner ſo unglücklich auf den Boden 
aufgeſorfen, daß er an den erlittenen Verletzungen im Maizer 
            Kran=
kenhaus, wohin man den verunglückten Sportsmann ſogleich gebracht 
hatte, nach kurzer Zeit verſtarb. 
R. Weitershain bei Gießen, 26. Okt. Familientragödie. 
Ein ſchweres Familiendrama hat ſich in unſerem ſtillen Dörfchen 
            abge=
ſpielt. Der Landwirt Karl Röcker iſt im Verlauf einer Streitigkeit von 
ſeinem Schwiegervater durch einen Beilhieb ſo ſchwer verletzt worden, 
daß er ſich ſofort im Krankenhaus zu Gießen einer Operation 
            unter=
ziehen mußte. Man hofft, daß der Bedauernswerte mit dem Leben 
            da=
vonkommt.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Solitttag, dent 28. Oktober 1923.
Rummer 298.
*Leitſätze für eine neue Städte= und
 Landgemeindeordnung 
H.K. Von der Handelskammer Darmſtadt wird uns zur Frage des 
wertbeſtändigen Notgeldes folgendes geſchrieben: 
die der langjährige Leiter ſtädtiſcher Betriebswerke i. R. Dr. Karl 
Nachdem ſeitens des Herrn Reichsifnanzminiſters die Bedingungen 
für die Ausgabe von wertbeſtändigem Notgeld durch einzelne Firmen Klein, Offenbach a. M., aufgeſtellt hat und die er auf dem 
oder Organiſationen bekannt gemacht worden waren, hat die Handels= Tage der Technik auf der internationalen Meſſe in Frankfurt vor 
kammer Darmſtadt mit den hauptſächlich in Betracht kommenden hieſi= den Ingenieuren im Oktober 1922 vortrug (vgl. den Aufſatz Kleins 
gen größeren Firmen die Frage geprüft, ob die Ausgabe von wert= über „Kommunale Elektrizitätswirtſchaft in der „Zeitſchrift für 
            Kom=
munalwirtſchaft”, Nr. 10 vom 25. Mai 1923): 
beſtändigem Notgeld ſeitens der einzelnen Firmen oder zentral durch 
die Handelskammer angebracht erſcheint. Die heute ſich aus der rapiden 
„Neue preußiſche Städteordnung als Vorläufer der Reichsſtädteord=
 Geldentwertung ergebenden Mißſtände bei der Auszahlung von Lohn 
und Gehalt ließen die Prüfung dieſer Frage ganz beſonders dringend 
erſcheinen. 
Die Ausgabe von wertbeſtindigem Notgeld durch einzelne 
            Fir=
men war von vornherein als nicht angebracht anzuſehen, 2r hierdurch 
eine Menge verſchiedenartigen, meh: oder minder verkehrsfähigen 
            Not=
geldes geſchaffen worden wäre, deſſen Annahme in den Geſchäften, wie 
auch deſſen Einlöſen erhebliche Schwierigkeiten gemacht haben würde. 
Es war daher lediglich die Frage zu prüfen, ob ſeitens ver 
            Handels=
kammer für den hieſigen Bezirk die Ausgabe wertbeſtändigen 
            Not=
geldes angebracht iſt. 
Nach dem Erlaß des Herrn Reichsfinanzminiſters kann derartiges 
Geld nur als eine Kleinſtückelung der Goldanleihe herausgegeben 
            wer=
den. Eine ſolche Stückelung iſt aber bereits ſeitens des Reiches im 
Gange und erſcheinen die Stücke in dieſen Tagen im Verkehr. Das von 
der Handelskammer auszugebende Notgeld konnte daher keinesfalls 
früher wie die kleinen Stücke der Goldanleih= ſelbſt auf dem Markt 
            er=
ſcheinen. Als bedenklich wurde es auch angeſehen, für den hieſigen 
            Ve=
zirk wertbeſtändiges Notgeld zu ſchaffen, während dies in den 
            umlie=
genden größeren Bezirken nach den eingeholten Informationen vorläufig 
nicht in Betracht kommt. Dieſes für Darmſtadt geſchaffene Geld wäre 
daher notgedrungen von den umliegenden Bezirken abgeſaugt worden, 
ſo daß es in unſerem Bezirk lediglich bei einer Lohn= und 
            Gehalts=
zahlung die ihm zugedachte Aufgabe hätte erfüllen können. Abgeſehen 
hiervon, war aber ſicher damit zu rechnen, daß dieſes wertbeſtändige 
Geld bei dem außerordentlichen Bedürfnis hiernach auch in anderen als 
Lohn= und Gehaltsempfängerkreiſen gehamſtert worden wäre. Neben 
allem dieſem führt aber auch eine ſolche Ausgabe von wertbeſtändigem 
Notgeld zu der vollſtändigen Entwertug der Papiermark auch für den 
inneren Verkehr, und zwar zu einem Zeitpunkt, da die Ausgabe der 
neuen Rentenmark bevorſteht, und es gilt, über dieſe ſchwierige 
            Ueber=
gangszeit ohne weitere Erſchütterung hinwegzukommen. 
Man war daher der Meinung, daß aus dieſen Gründen die 
            Han=
delskammer von der Ausgabe ſolchen wertbeſtändigen Geldes Abſtand 
nehmen ſoll, und ſah es ebenfalls als wüinſchenswert an, daß auch 
            ein=
zelne Firmen, die vielleicht ihrerſeits die Ausgabe wertbeſtändigen 
            Gel=
des planten, hiervon Abſtand nehmen. Vorerſt gilt es, die laufend 
            not=
wendigen Mengen von Papiermark zu beſchaffen, damit die Lohn= und 
Gehaltszahlungen überhaupt bewerkſtelligt werden können. Im 
            Inter=
eſſe der Sicherung des empfangenen Wertes jedoch in den Händen der 
Lohn= und Gehaltsempfänger kann allen Firmen, die es ermöglichen 
können, nur empfohlen werden, wertbeſtändige Sparkaſſen, ähnlich wie 
es bereits verſchiedene Firmen in Darmſtadt für ihre Angeſtellten und 
Arbeiter getan haben, für ihren Betrieb einzurichten. Dieſes erſcheint 
zurzeit das beſte Mittel, um dem Lohn= und Gehaltsempfänger in 
            Han=
del und Induſtrie die wertbeſtändige Sicherung eines Teiles ſeines 
Einkommens zu gewährleiſten und ihm eine Sparmöglichkeit für 
            grö=
ßere Anſchaffungen zu geben. Noch wichtiger wäre es aber, weun dieſe 
Aufgabe nicht dem einzelnen Betrieb zufällt, ſondern wenn die Banken 
und vor allen Dingen die Sparkaſſen ihrerſeits möglichſt bald zur 
            Ein=
führung ſolcher Goldmarkkonten ſchreiten, zumal dieſe bei Einführung 
der Rentenmark ohne weiteres geſchaffen werden müſſen. Soweit bei 
der Errichtung ſolcher Konten durch die Sparkaſſen zur Beſchaffung der 
notwendigen Deckung eine Aenderung der Deviſengeſetzgebung 
            not=
wendig iſt, ſollte dieſe ſofort auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes 
            ge=
ſchehen. 
Maßnahrnen zur Lebensmittelverſorgung. 
Die heſſiſche Staatsregierung hat im Hinblick auf die 
            außer=
ordentlichen Schwierigkeiten bei der Lebensmittelverſorgung ſich zur 
Bereitſtellung namhafter Kredite entſchloſſen. 
Bei der Verſorgung mit Kartoffeln dienen die Kredite 
            ein=
mal dazu, größeren Ankaufsorganiſationen und Großhändlern den 
            An=
kauf von Kartoffeln durch bereitgeſtellte wertbeſtündige Zahlungsmittel 
zu erleichtern. Die damit beſchafften Kartoffeln werden von den 
Bedarfsſtellen gegen Bezahlung in Empfang genommen, wofir die 
Reichsbank entſprechende Kredite gewährt. Zur Umwandlung dieſer 
Kredite in wertbeſtändige Zahlungsmittel hat wiederum der Staat 
wertbeſtändige Kredite zur Verfügung geſtellt. Durch dieſe Art der 
Organiſation iſt es möglich, den erſten Kredit des öfteren umzuſchlagen 
und größere Kartoffelmengen in kürzeſter Zeit in das Land zu bringen. 
Die Bedarfsſtellen ihrerſeits haben von den einzelnen Konſumenten 
für die abgelieferten Kartoffeln den Kaufpreis einzuziehen. Mit dieſen 
Krediten wird bereits ſeit einiger Zeit von den Aufkäufern gearbeitet, 
und es ſind daraufhin Kartoffeln im Anrollen. 
In gleicher Weiſe hat das Finanzminiſterium einen Kredit in 
            wert=
beſtändiger Währung zur Verfügung geſtellt, durch den die 
            erforder=
liche Mehlbeſchaffung für die Brotverſorgung der 
Bevölkerung ſichergeſtellt werden kann. Auch dieſe Organiſation iſt 
            be=
reits in Tätigkeit. 
Mit der Durchführung dieſer Maßnahmen iſt das Miniſterium für 
Arbeit und Wirtſchaft, Abteilung für Ernährung und Landwirtſchaft, 
            be=
auftragt, mit dem ſich gegebenenfalls die Kreiſe und Gemeinden ins 
            Be=
nehmen ſetzen wollen. 
Außer dieſen Verſorgungsmaßnahmen hat die Regierung im 
            In=
tereſſe der Brot= und Kartoffelverſorgung die Beſtandsaufnahme der 
Getreide= und Meh.vorräte, ſowie der Kartoffeln angeordnet; 
            außer=
dem iſt die Fortführung der Markenbrotverſorgung vom 
            Geſamtmini=
ſterium beſchloſſen worden. 
Vorſchläge zur Kartoffelpreisregulierung. 
A. Aus dem Weſterwald. Die Kreis=Preisprüfungsſtelle 
            be=
faßt ſich, wie das Landratsamt Altenkirchen veröffentlicht, 
mit der Kartoffelfrage. Die Auswüchſe auf dem Kartoffelmarkt, 
insbeſondere Forderung von 3 Goldmark und darüber, wurde namentlich 
auch von Vertretern der Landwirtſchaft aufs ſchärfſte verurteilt. In 
Friedenszeit waren bei einer Ernte wie der diesjährigen ein Preis von 
3 Mk. nie zu erzielen geweſen. Dem aus Erzeugerkreiſen zu 
            erwarten=
den, aber von keinem Mitglied der Preisprüfungsſtelle gemachten 
            Ein=
wurf, daß dieſe Erhöhung des Grundpreiſes dem gegen Friedenszeit 
ebenfalls erhöhten Grundpreiſe der anderen Waren entſpreche, wurde 
            da=
mit begegnet, daß ſich die Erzeugungskoſten in der Landwirtſchaft nicht 
in dem Maße erhöht hätten, wie in der Induſtrie (deren Berechnung 
im übrigen auch höchſt angreifbar ſei), aber ſelbſt, wenn dem ſo wäre, 
müſſe gerade bei der Kartoffelverſorgung unter heutigen Verhältniſſen 
ein Höchſtmaß von Opfern verlangt werden. Dies ſei umſo billiger, 
als die Landwirtſchaft zugeſtandenermaßen gute Zeiten hinter ſich habe, 
die es ihr ermöglicht hätten, Subſtanz zu erhalten, Betriebsmittel zu 
vermehren und vervollkommnen, Goldhypotheken in Papiermark 
            abzu=
ſtoßen. Man einigte ſich auf die Kalkulationsmethode: 
            Unveränder=
licher Grundpreis mal Multiplikator. Als Grundpreis wurde 
            einſtim=
mig ein ſolcher von 2 Mk. für angemeſſen gehalten. Der Multiplikator 
wird zweimal wöchentlich — Samstags und Mittwochs — mit Wirkung 
für drei Tage aus dem Kleinhandelsmultiplikator und der Landabgabe 
am Tage der Feſtſetzung errechnet und zwar dergeſtalt, daß beide 
            Rech=
nungsfaktoren zu je 50 Prozent in Anrechnung gebracht werden, wobei 
jedoch von der Landabgabe ebenſo wie beim Kleinhandelsmultiplikator 
20 Prozent in Abzug gebracht werden. So errechnete ſich der für die 
Zeit vom 22. bis 24. Oktober feſtgeſetzte Preis folgendermaßen: Der 
nach Abzug von 20 Prozent errechnete Kleinhandelsmultiplikator betrug 
24 Milliarden. Die Landabgabe 936 Millionen. Von letzterer waren 
20 Prozent, alſo 187,2 Millionen, in Abzug zu bringen, ſodaß 748,8 Mill. 
einzuſetzen waren. Kleinhandelsmultiplikator und um 20 Prozent 
            er=
mäßigte Landabgabe waren je zu 50 Prozent, alſo mit 1,2 Milliarden 
bezw. 374,4 Millionen in Anſatz zu bringen, ſodaß ſich ein Multiplikator 
von 1,574 Milliarden ergab, vervielfältigt mit der Grundzahl 2 ergab 
einen Verkaufspreis von 3,148 Milliarden, abgerundet auf 3,2 
            Milliar=
den. Dieſe Art der Berechnung ermögliche dem Landwirt, den 
            Kartoffel=
erlös in faſt allen Fällen ſofort zum Teil in Waren, die er im 
            Klein=
handel erſteht, anzulegen und zum Teil zur Bezahlung der Landabgabe 
zu bringen; der Preis werde zu beiden Ausgaben ſtets in einem 
            ange=
meſſenen Verhältnis ſtehen. Der feſtgeſetzte Preis wird Montags und 
Donnerstags morgens amtlich bekannt gemacht, es iſt Pflicht, ſich über 
ihn zu vergewiſſern; Nichtinnehaltung wird ſtrafrechtlich verfolgt. 
            Preis=
prüfungsſtelle wird auch darüber wachen, daß Kartoffeln auch zu 
dieſen Preiſen auf den Markt kommen und nicht in 
            ſpeku=
lativer Abſicht zuräckgehalten werden. Wer Waren an 
Landwirte nur gegen Naturalien abgibt, gegen den ſoll mit allen 
            zu=
läfſigen Zwangsmitteln, namentlich Beſchlagnahme unnachſichtlich 
            vor=
gegangen werden, weil Zweifel daran, daß in ſolchen Fällen verbotene 
Zurückhaltung vorliegt, nicht beſtehe. Sofern es ſich bei ſolchen 
            Kauf=
leuten um Inhaber einer ſogen. Großhandelserlaubnis handelt, ſoll das 
ahren auf Entziehung derſelben eingeleitet und durchgeführt werden,
 nung keine innerpreußiſche, ſondern reichsdeutſche Angelegenheit. Im 
Gegenſatz zur undemokratiſchen Bürgermeiſterverfaſſung vermeidet die 
bisherige Magiſtratsverfaſſung Autokratiſierung und Politiſierung 
            in=
nerer Stadtverwaltung, daher Magiſtrat als berufsſtändige, unpolitiſche 
Körperſchaft beibehalten. 
Magiſtratsmitglieder wie Beigeordnete nur in Hinſicht auf 
            Be=
fähigung und Vorbildung ohne Nückſicht auf politiſche Anſchauung 
            wäh=
len, alſo politiſche Verhältniswahl hier ablehnen. Stadt muß zu jeder 
Zeit von Magiſtratsverfaſſung zu Bürgermeiſterverfaſſung übergehen 
können und umgekehrt, ohne Bindung auf eine von beiden Formen für 
die Zukunft. 
Wirtſchaftlichkeit und Stetigkeit der Verwaltung ſtets in den 
            Vorder=
grund ſtellen. Mehrfachbearbeitung derſelben Sache durch verſchiedene 
Amtsſtellen grundſätzlich vermeiden. 
Beamtenapparat möglichſt einſchränken. 
Betriebe und techniſche Aemter als ſelbſtändige wirtſchaftliche 
            Un=
termehmungen behandeln und auf höchſt erreichbare Wirtſchaftlichkeit 
umſtellen. Rechnungsführung und Leitung nach privatwirtſchaftlichen 
kaufmänniſchen Grundſätzen ohne jeden formaliſtiſchen Zwang geſetzlich 
vorſchreiben. 
Schiverfällige Verwaltungsausſchüſſe überall durch kleine beivegliche 
Aufſichtsausſchüſſe mit allen Befugniſſen und Pflichten der Aufſichtsräte 
von Aktiengeſellſchaften erſetzen. Ihre Mitglieder nur aus den beſten 
Wirtſchaftlern der Städte berufen. 
Dem Techniker in allen Stellen den ihm gebührenden Einfluß 
            zu=
ſichern. Direktoren ausnahmslos Sitz und Stimme in den Aufſichts= und 
Fachausſchüſſen geben ſowie mit allen Rechten und Pflichten der 
            Vor=
ſtandsmitglieder der Aktiengeſellſchaften ausſtatten. 
Neues freiheitliches Beamten= und Disziplinarrecht unter 
            eindeuti=
ger geſetzlicher Wahrung aller „wohlerworbenen Rechte” der Beamten 
ſofort ſchaffen und die diesbezüglichen veralteten Geſetze reſtlos ablöſen. 
Bewährte Kommunalingenieure zu allen Beratungen ſämtlicher 
            da=
mit befaßter parlamentariſcher Ausſchüſſe für Durcharbeitung neuer 
preußiſcher wie ſpäterer Reichsſtädteordnung als Berater zuzuziehen 
und in Frage kommende Fachorganiſationen vor Verabſchiedung dieſer 
Geſetze hören.”
Reich und Ausland.
 Folgenſchwerer Zuſamptenſtoß. 
Auf der Rückfahrt aus dem Algäu nach München iſt bei Landsberg 
am Lech ein mit drei Herren, darunter einem Herrn von Bohlen und 
Halbach, einem Neffen Krupps von Bohlen, beſetztes Motorfahrzeug in 
ein ihm entgegenkommendes Militärfuhrwerk hineingerannt. Von den 
herausgeſchleuderten Motorradfahrern iſt von Bohlen und Halbach durch 
einen Schädelbruch und einen komplizierten Oberſchenkelbruch am 
            ſchwer=
ſten verletzt. Auch der zweite Mitfahrer erlitt einen Schädelbruch, 
            wäh=
rend der dritte mit Geſichtsquetſchungen davonkam. Alle drei liegen im 
Krankenhaus in Landsberg. Das Befinden der Schwerverletzten iſt ſehr 
bedenklich. 
Staſelaluf des Motorſchiffes „Saarland”. 
Auf der Werft Blohm u. Voß erfolgte der Stapellauf des für die 
Hamburg=Amerika=Linie erbauten Motorſchiffes „Saarland‟. Der 
            Neu=
bau iſt ein Schweſterſchiff der „Ermland” und „Havelland” und wird 
nach ſeiner Fertigſtellung gleich dieſen in den Oſtaſiendienſt der Reederei 
eingeſtellt. 
Zuſammenſtoß zwiſchen Kartoffelſtopplern und Schupo. 
Donnerstag morgen gegen 8½4 Uhr verſammelten ſich auf den 
            Fel=
dern zwiſchen Neukölln und Rudow etwa 1200 bis 1500 Perſonen, die 
dort Kartoffeln ſtoppeln wollten, und zwar auf einem Gelände von 
einem Quadratkilometer, wo bereits die Kartoffelernte beendet war und 
das an den vier Ecken von je einem Schutzpoliziſten bewacht war. Den 
Leuten war auf dieſem Gelände das Kartoffelſtoppeln erlaubt. Bereits 
nach kurzer Zeit fielen verſchiedene der Kartoffelſammler über ein noch 
nicht abgeerntetes Feld her, worauf ein Polizeibeamter einſchritt und die 
Leute zurückwies. Darauf entſtand eine heftige Auseinanderſetzung. 
Einer der Leute wurde tätlich und griff einen der Polizeibeamten an. 
Ein anderer Polizeibeamter, der ſeinem Kameraden zu Hilfe geeilt war, 
wurde von der Menge bedroht. Sie drangen mit ihren Kartoffelhacken 
auf ihn ein, ſodaß der Beamte auf eine Anhöhe flüchten mußte. Er 
forderte die Leute auf, von ihm abzulaſſen, widrigenfalls er von ſeiner 
Schußwaffe Gebrauch machen müßte. Alle Mahnungen hatten aber 
            kei=
nen Erfolg. Die Kartoffelſammler drangen erneut auf ihn ein, ſodaß 
er nunmehr zwei Schüſſe abgab. Dadurch wurde der 13jährige Karl 
Hinz aus der Steinmetzſtraße 25 in Neukölln getötet und die 15jährige 
Anna Brache aus der Wanzlickſtraße 21 in Neukölln ſchwer verletzt. Der 
Knabe hat etwa 300 Meter von der Stelle entfernt geſtanden und ſcheint 
durch einen Querſchläger getroffen worden zu ſein. Die ſchwerverletzte 
Brache wurde einem Krankenhaus zugeführt. 
Der „Boxerdiebſtahl”. 
Großes Aufſehen erregte am Neujahrstage dieſes Jahres der 
            Sta=
tuendiebſtahl auf dem Fehrbelliner Platz. Hier war während der Nacht 
einer der Boxkämpfer, über zwei Zentner ſchwer, vom Sockel abgeſägt 
und verſchwunden. Der Magiſtrat fürchtete auch für ſeinen Partner, 
nahm ihn ebenfalls weg und brachte ihn in Sicherheit. Jetzt iſt es dem 
Kriminalkommiſſar Dr. Berndorff und ſeinen Beamten gelungen, dieſen 
Diebſtahl und in Verbindung damit andere große Diebereien 
            aufzu=
klären und 20 Mann hinter Schloß und Niegel zu bringen. 
            Haupt=
täter waren ein Arbeiter Fritz Böhlke aus der Manteuffelſtraße und 
ein Arbeiter Auguſt Rohfs aus der Mariannenſtraße. Dieſe beiden 
            ge=
werbsmäßigen Metalldiebe hatten auch ein Auge auf die Boxergruppe 
geworfen. Mit ihren Frauen und ihrem Anhang machten ſie ſich in der 
Neujahrsnacht auf, zunächſt einmal den einen Kämpfer zu holen. 
            Wäh=
rend von der benachbarten Kirche die Glocken das neue Jahre 
            einläu=
teten, und auf der Straße der übliche Silveſtertrubel anhub, ſetzten ſie 
mit Erfolg ihre Metallſäge an und ſchafften die ſchwere Beute zunächſt 
zu Böhlke nach der Manteuffelſtraße. Hier zerlegten ſie den Boxer in 
mehrere Teile. Am nächſten Sonntag ſchafften ſie ihn zu einer Frau 
Hoffmann in der Köpenicker Straße, und ein Arbeiter Ott, der dort 
            be=
ſchäftigt war, zerkleinerte ihn noch weiter. Dann wurde er als 
            Alt=
metall verkauft. Der Magiſtrat hatte gut daran getan, den zweiten 
Kämpfer zu ſichern. Denn die Bande hatte in der Tat beſchloſſen, auch 
ihn mit einem Handwagen abzuholen, aber enttäuſcht wieder umkehren 
müſſen, weil der Platz leer war. Dieſe Diebe ſuchten planmäßig auch 
Kirchen und Friedhöfe heim und ſtahlen, was ſie an Metall dort 
            fan=
den. Auch in der Nachbarſchaft von Berlin machten ſie Streifzüge, nach 
Bernau, Groß=Schönebeck uſw. An einer Stelle deckten ſie das Zinnblech 
von der Stadtmauer ab, an einer anderen Stelle einen Teil des 
            Kupfer=
daches von der Kirche. In den Stadtbahnwagen war kein Griff und 
keine Klinke vor ihnen ſicher. An einem Ort montierten ſie eine ganze 
Lokomotive ab. — Das Hauptarbeitsfeld der Bande war die Station 
Glöwen an der Berlin—Hamburger Bahn. Hier ſtehen auf toten 
            Glei=
ſen immer hunderte von Eiſenbahnwagen, die nach und nach in die 
            Re=
paratur gebracht werden. Ein paarmal in der Woche machten Böhlke 
und Rohfs dorthin ihre Ausflüge und unterſuchten die Wagen ſo genau, 
daß von ihren Metallteilen nicht viel mehr zurückblieb. Die größten 
Teile zerſchlugen ſie gleich an Ort und Stelle oder im benachbarten 
Walde. Mit zentnerſchweren Säcken beladen kehrten ſie jedesmal auf 
Umwegen, nach Berlin zurück und verkauften hier ihre koſtbare Beute. 
Die Geſchäfte gingen ſo gut und waren ſo lohnend, daß die 
            Haupt=
diebe nach und nach auch andere Leute als Träger mitnahmen. Dieſe 
überzeugten ſich dann bald, daß dieſe Metalldiebſtähle in Glöwen 
            ziem=
lich leicht und ungefährlich waren, machten ſich „ſelbſtändig” und zogen 
nun wieder mit anderen Helfershelfern, Verwandten oder Bekannten, 
ebenfalls hinaus. So entſtand den Urhebern eine bedeutende 
            Konkur=
renz, dem Eiſenbahnfiskus aber ein Verluſt von Billionenwerten. Das 
geſtohlene Gut, nicht nur Metall, ſondern auch Stoffe und Leder von 
den gepolſterten Bänken, wurde überall an Altwarengeſchäfte verkauft, 
und es iſt ſchwer, es auch nur zum Teil wieder herbeizuſchaffen. Im 
ganzen wurden bisher 20 Beteiligte feſtgenommen.
Sport, Spiel und Zurnen.
 Fußball. 
Spielabteilung 1nion T. G. V. 65-
V. f. R. Darmſtadt.
 Heute, Sonntag, nachmittags 3 Uhr, treffen ſich auf dem Spiel 
platz an der Heidelberger Straße die beiden Ligamannſchaften obige 
Vereine. Beide Mannſchaften befinden ſich noch ziemlich am Ende der 
Tabelle. Während ſich Union bis jetzt 1 Punkt erkämpfen konnte, ſteh 
V. f. R. noch punktlos. Somit werden beide Vereine verſuchen und 
das größte Intereſſe daran haben, ihren derzeitigen Tabellenſtand gün 
ſtiger zu geſtalten. Union als älterer Ligaverein wird ſeine Elf ver 
ſtärken, um vor allen Dingen die zweite Stelle in der Darmſtädter Fuß 
ballerſchaft beizubehalten. Andererſeits wird V. f. R. auch nicht müßig 
ſein und alles daran ſetzen, um erſtens Union dieſe Anwartſchaft ſtreitie 
zu machen und zweitens ſich die erſten Punkte zu ſichern. In Fußball 
kreiſen iſt man ſich klar, daß beide Mannſchaften einen ganz hartnäckiger 
Kampf liefern werden; dieſer wird aber durch die Beſchlüſſe der Inter
 eſſengemeinſchaft der Darmſtädter fußballtreibenden Vereine trotzden 
im Rahmen der Fairnis bleiben. Die Spielabteilung Union iſt au
 ihrem Platze ein ſchwer zu nehmender Gegner; das hat ſie in ihren 
einzigen Verbandsſpiel, das ſie bis jetzt auf eigenem Platze hatte, geger 
Olympig=Lorſch zur Genüge bewieſen. Wir glauben nicht fehlzugehen 
wenn man dieſen Grund berückſichtigt, Union mehr Siegesausſichten zu 
zuſprechen, denn dieſer Vorteil ſpielt doch immerhin eine große Rolle 
Sind die Unioniſten auf dem Damm und haben ſie aus ihren letzter 
Spielen genügend Lehre gezogen, ſo werden ſie für V. f. R. doch ein 
ernſtes Hindernis werden. Da zu dieſer Zeit kein weiteres Fußball 
ſpiel in Darmſtadt ſtattfindet, ſo dürfte der Sportplatz an der Heidel 
berger Straße endlich einmal wieder einen größeren Zuzug haben. Fü 
ein faires, ſpannendes Spiel bieten beide Mannſchaften Gewähr. pl.
 Sportverein Darmſtadt 1898 E. V. 
„e Nachdem die Ligamannſchaft des 
            Sportverein=
am vergangenen Sonntag die Ligamannſchaft des Vereins für Raſen 
ſpiele „Germania”=Pfungſtadt mit einem Siege von 6 zu 2 aus de 
Spitzengruxpe der Tabelle verdrängen konnte, ſtehen ſich nunmehr an 
heutigen Sonntag die beiden in der Tabelle der Kreisliga des Oden 
waldkreiſes führenden Vereine gegenüber. Der Ausgang dieſes Tref 
fens ſoll den endgültigen Führer in den weiteren diesjährigen Ver 
bandsſpielen im Kreis Odenwald beſtimmen. Daß dabei die Ligamann 
ſchaft des Sportvereins in einem für ſie ſo bedeutungsvollen Spiel 
            ſi=
gerade der Ligamannſchaft der Spielvereinigun 
Sandhofen gegenüberſieht, iſt ein beſonderer Zufall. Bereits vo 
zwei Jahren kämpften beide Vereine im entſcheidenden Spiel auf einer 
neutralen Platz, in Offenbach, um den Verbleiben i der Liga. Ir 
vergangenen Jahre waren es wieder die beiden Vereine, die ſich ur 
den letzten Platz der Tabelle einen hartnäckigen Kampf lieferten. 
beiden Spielen unterlagen die Darmſtädter trotz der beſten Vorſätze 
Daß zum dritten Male in einem bedeutungsvollen Spiel, diesmal ur 
die Füihrung, es wieder dieſelben Vereine ſind, erſcheint einem beſon 
deren Zufall zugeſchrieben. Auf jeden Fall aber ſpielt in dieſem Jahr 
die bisherige Leiſtungsfähigkeit die erſte Rolle, denn nur aus dieſer 
Grunde war es möglich, daß beide Vereine zum Spiel um die Führun 
in ihren Kreiſen zuſammentreffen konnten. Der Ausgang des morge 
Sonntag in Sandhofen ſtattfindenden Spiels iſt völlig ungewiß. Beid 
Vereine wiſſen nur zu gut, um was es geht. Es geht mehr als um di
 Führung, es geht vielleicht ſchon bei dieſem Spiel um die Entſcheidun 
der Kreismeiſterſchaft. Hoffen wir dieſes Mal, daß ſich die Liga de 
Sportvereins auf ſich ſelbſt beſinnt und ihren zahlreichen Anhängern m. 
dem morgigen Tag nicht die dritte Enttäuſchung bereitet. Das fällig 
Verbandsſpiel der Ligaerſatzmannſchaften zwiſchen beide 
Vereinen findet im Stadion ſtatt, während das Spiel der dritte 
Mannſchaften in Sandhofen auszutragen iſt. An Jugendſpiele 
finden ſtatt: 2a Jugend Sportverein, gegen 2a Jugend Verein fü 
Raſenſpiele „Germania”=Pfungſtadt, und 1b Jugend Sportverein gege 
1. Jugend Verein für Raſenſpiele Ober=Ramſtadt.
 Am 28. Okrober feiert der Weſtdeutſche Spiel 
verband, ſein 25jähriges Jubiläum. 
Leichtathletik. 
AAN2 
Techniſche Ausſchußſitzung der D.S.B. 
Die am 27. und 28. Oktober in Dachau bei München ſtattfindend 
techniſche Ausſchußſitzung der D.S.B. wird ſich vor allem mit zwe 
Fragen zu beſchäftigen haben, mit den Leichtathletik=Meiſterſchaften un 
der Amateurfrage in der Leichtathletik. Die Leichtathletik=Meiſteeſchat 
ten, die ſeit Jahren regelmäßig am dritten Auguſtſonntag zum Aus 
trag gelangten, ſollen von jetzt ab eine Vorverlegung um 14 Tage e 
fahren, da die Erfahrung gelehrt hat, daß unſere Leichtathleten zu de 
bisher von der D.S.B. gewählten Zeit meiſtens ihre Höchſtform ſcho ß 
überſchritten hatten. Es beſteht die Abſicht, die Zehnkampfmeiſterſcha 
            M=
wieder von den Einzelmeiſterſchaften zu trennen und dieſe zuſamme 
mit den Meiſterſchaften für Frauen, die ebenfalls aus dem übliche 
Programm herausgenommen werden ſollen, an einem acht Tage ſpätene 
Termin gemeinſam austragen zu laſſen. Man hofft, auf dieſe Wei ſ. 
ſowohl die Einzel= und Staffelmeiſterſchaften für Männer, wie auch d 
Zehnkampfmeiſterſchaft in Gemeinſchaft mit den Frauen=Wettbewerbe 
jedesmal in anderthalb Tagen, ſpäteſtens aber in zwei Tagen, zu End 
führen zu können, ſelbſt wenn, wie die Abſicht beſteht, die Meiſte 
ſchaften im Werfen und Stoßen in Zukunft auch beidarmig veranſtalt 
werden ſollen. 
Die in Deutſchland vertretene Anſicht über den Amateurbegri 
ſtimmt nicht mit den international gebräuchlichen Gepflogenheiten übe 
ein. Die Begriffe gehen beſonders in bezug auf die Behandlung de 
Turn= und Sportlehrer erheblich auseinander. Die internationale
 Beſtimmungen beſagen, daß jeder, der in irgend einem Sport für Gel 
oder Geldeswert lehrt oder als Trainer die Uebungen überwacht, a. 
Berufsſportsmann anzuſehen iſt. Die Beſtimmungen laſſen jedoch eit 
Ausnahme bei den nationalen Wettkämpfen zu, aber auch nur, ſofer 
es ſich um ſtaatlich oder ſtädtiſch angeſtellte Sportlehrer handelt, dere 
Beteiligung an internationalen Wettkämpfen im In= und Ausland au 
geſchloſſen bleibt. Eine weitere Beſchränkung beſteht nach internation 
len Begriffen darin, daß ein Amateur für keine athletiſche Organiſatio 
ſtarten darf, bei der er angeſtellt iſt, oder bei der er für irgend weld 
Dienſte ein Entgelt erhält. Von dieſer Maßnahme werden nicht n. 
die Turn= und Sportlehrer, ſondern auch die Geſchäftsführer einzelne 
größerer Verbände und Vereine betroffen. Sollte die D.S.B. ſich au 
zu dieſem international gültigen Standpunkt bekehren, ſo wäre de 
Turn= und Sportlehrern das Ausland zu aktiver Betätigung verſchlo 
ſen, doch dürften ſie auch innerhalb Deutſchlands Grenzen ein genügen 
großes Betätigungsfeld finden, ſtehen ihnen doch alle Kämpfe bis z 
den deutſchen Meiſterſchaften hin offen.
Briefkaſten.
 Leſerin hier. Die Anzahlung, die dem Händler geleiſtet wurd 
muß bei der Schlußrechnung im Werte des Leiſtungstages angerechn 
werden. Es iſt ungeſetzlich und ſtrafbar, weil gegen die Deviſenordnun 
verſtoßend, wenn im Kleinhandelsverkauf in Dollar gerechnet oder d 
Preis nach Dollar gefordert wird. Hier kann allein Staatsanwalt ur 
Gericht den Verbraucher ſchützen, wie das Urteil der Wucherabteilur 
des Frankfurter Amtsgerichts dartut, das in Nr. 295 abgedruckt iſt.
Vertreter: Aures & Co., Darmſtadt, Rundeturmſtraße 1
 Tageskalender. 
Landestheater Großes Haus. Anfang 7 Uhr, Ende 9½ 
(C 5, 2): „Viel Lärmen um nichts”, Kleines Haus, Anfang 6½ Uh. 
Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete VIl:): „Zar und Zimmermann”. — B 
belvortrag nachmittags 3½ Uhr, Karlſtraße 16 I. — Orpheut
 734 Uhr: „Der Fürſt von Pappenheim” — Union=, Reſidenz=, Zentra 
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich fir Politik u 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Ctadt und Land 
„Reich und Ausland”: Max Stroefe; für den Inſeratentei! 
77. 2. A. Flriſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
[ ← ][ ][ → ]n, auf den Inhaber lautenden Stammaktien.
 Darmſtädter Tagblatt 
G 
Heſſiſche Oolſar=Schatanweiſungen. 
Nach der Bekanntmachung des Heſſiſchen Miniſteriumts der 
inanzen vom 20. Oktober 1923 (Darmſt. Ztg. vom 22. Oktober 
23, Nr. 47), die alsbald auch im Heſſiſchen Regierungshlatt 
r. 37 veröffentlicht werden wird, gibt die Heſſiſche 
            Staatsregie=
ng durch die Staatsſchuldenverwaltung neue 
            Staatsſchatz=
weiſungen beſonderer Art aus. 
Die Schatzanweiſungen lauten auf Mk. 4,20 Gold — 1 Dol= 
. Sie ſind unverzinslich, werden jedoch am 18. Oktober 1926 
120 Prozent des Nenwertes, alſo zu 5,04 Goldmark in 
ark=Reichswährung eingelöſt, wobei der Dollar zum 
            Durch=
nitt der Mittelkurſe der amtlichen Berliner Notierung für 
Wtszahlung Neu=York im Monat September 1926 umgerechnet 
ro. Der endgültige Einlöſungskurs wird zu gegebener Zeit 
entlich bekannt gemacht werden. 
Die Heſſiſche Landesbank in Darmſtadt hat die 
            ſelbſtſchuld=
riſche Bürgſchaft für dieſe Schatzanweiſungen gegen 
            Verpfän=
ng von ſtaatlichem Waldheſitz übernommen. 
Für die Reihe A im Geſamtnennwert von 250 000 Dollar 
1050 000 Goldmark ſind Waldgrundſtücke der Heſſiſchen 
            Ober=
ſterei Eudorf (Oberheſſen) in den Gemarkungen Elbenrod und 
dorf mit einem Flächeninhalt von rund 760 Hektar und einem 
Udwert von 2,1 Millionen Mark verpfändet. 
Für die Reihe B in dem gleichen Nennwert werden 
            Wald=
undſtücke in der Oberförſterei Bad=Salzhauſen, Gemarkung 
rbwald, mit einem Flächeninhalt von rund 650 Hektar und 
em Goldwert von 2,08 Millionen Mank verpfändet. 
Die Einführung an den Börſen, in Frankfurt a. M. und 
rlin iſt beantragt. 
Mit dieſen neugeſchaffenen Heſſiſchen Dollar=
            Schatzanweiſun=
glaubt die Regierung dem Geldmarkt einen Wertträger mit 
Wem Werte zur Verfügung zu ſtellen, der geeignet iſt, insbeſon= 
Webei der jetzt im Gange befindlichen Verſorgung der Bevölke= 
Aig mit Wintervorräten, Kartoffeln uſw. eine bedeutende 
Ae zu ſpielen. 
Handel und Wandel in Heſſen. 
h. Gebr. Bauer A.=G., Gberſtadt bei Darmſtadt. Die 
Intereſſenkreiſe der Inhav=Induſtrie und Handelsvereinigung A.=G., 
nkfurt a. M., gehörige Firma Gebrüder Bauer G. m. b. H., 
            Fabri=
on von Malzkaffee und Dörrobſt, in Eberſtadt, wurde in eine Aktien= 
Uſchaft mit 44 Mill. Mk. Stamm= und 1 Mill. Mk. Vorzugsaktien 
gewandelt. Zu den Gründern gehört die Inhav=A.=G. Vorſtand iſt 
ektor Wilhelm Rumpf, Frankfurt a. M. Dem Aufſichtsrat gehören 
Rechtsanwalt Dr „Hugo Emmerich als Vorſitzender, Karl Friedrich 
uß, Heinrich Wagner, alle in Frankfurt a. M., und Fritz Keßler, 
elberg. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
h. Philipp Holzmann A.=G., Frankfurt a. M. Das 
ſchale für die Abgeltung der Bezugsrechtsſteuer beläuft ſich auf 104 
ionen Prozent, ſo daß ſich der Bezugspreis für jede junge Aktie 
107 Millionen Prozent zuzüglich Börſenumſatzſteuer ſtellt. Die Be= 
4 friſt läuft am 25. ds. Mts. ab. 
I. Rheiniſche Eiſengießerek und Maſchinenfabrik 
5., Mannheim. Die Verwaltung beantragt Erhöhung des 
idkapitals von 58 auf 68 Mill. Mk. durch Ausgabe von 10 Mill. Mk.
 h. Rhenſer Mineralbrunnen Fritz Meyer u. Co., 
Elens a. Rh. Die Geſellſchaft beantragt Kapitalsverdoppelung von
 (Euf 50 Mill. Mk. Stammaktien; ferner ſollen 5000 Vorzugsaktien 
ſtſm egeben werden. 
. Eiſengießerei u. Schloßfabrik A.=G., Velberk. 
23 wurden 307,2 (i. V. 3,8) Mill. Mk. Reingewinn erzielt, wovon 
e halbe Goldmark (60 Proz.) Dividende verteilt werden ſollen. In 
Bilanz ſtehen 4496,2 Mill. Mk. „Kreditoren 4255,9 Mill. Mk. 
            Debi=
gegenüber. Das Ergebnis wurde durch die unmittelbare Ein= 
Kug der Ruhrbeſetzung im zweiten Halbjahr ſtark beeinträchtigt. 
1. Auguſt Wegelin A.=G. in Kalſcheuren bei Köln. 
2 Aufſichtsrat beſchloß, von einer Dividendenverteilung für 1922/23 
ſa ſehen, da eine Zuweiſung in Papiermark für die Aktionäre wertlos 
würde. Die Generalverſammlung iſt auf den 5. Dezember einbe=
 1. Portlandzementfabrik Karlſtadt a. M. Ludwig 
h A.=G. Die Zulaſſung der 24,8 Mill. Mk. jungen Stammaktien 
Frankfurter Börſe wurde genehmigt. Der Geſchäftsgang ſei nach 
Proſpekt zurzeit rege. Wenn die Kohlenzufuhr mit den 
            Produk=
erforderniſſen im Einklang gehalten werden kann, iſt für das lau= 
Jahr mit einem befriedigenden Ergebnis zu rechnen.
 Ueber die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
Stahlmarktes kabelt das amerikaniſche Fachblatt „Iron Trade 
Reviety”,
 elche e ehe Denh e dureree 
Von Japan wurden 30 606—40 60 To. Feinbleche abgeſchloſſen und 
weitere 20 000 To. verſchiedenes Material angefragt. Chile fragt 10000 
To. Schienen an. Die Lage des Baugewerbes hat ſich gebeſſert, ebenſo 
die Kaufabſchlüſſe. Der Noheiſenmarkt iſt ruhig bei nachgebenden 
Preiſen. Von Europa werden 2000 To. Spiegeleiſen verlangt, 
            Ferro=
manganmarkt unverändert ruhig. Die kürzlichen Anfragen auf 
            Eiſen=
bahnwagen ſind die grüßzſen ſeit verſchiedenen Monaten. 
            Oberbau=
material wird ſtark verlangt. In Baueiſen wurden 113 000 To. 
            abge=
ſchloſſen. Auch der übrige Eingang von Auſträgen hat ſich gebeſſert. 
Der Bedarf an Oelbehältern wird auf 30 000 To. geſchätzt. Die 
            Er=
zeugung an Weißblech wird durch Arbeitermangel behindert. Die 
            Weiß=
blechwalzwerke arbeiten zurzeit mit 95 Prozent ihrer Leiſtungsfähigkeit. 
Banken. 
h. Hypothekenbank Saarbrücken. Das Inſtitut fordert 
zur Umwandlung der Markaktien in Frankenaktien auf. 
Warenmärkte. 
h. Mannheimer Wochenberichté. Getreide. Das 
Geſchäft ſtockt auf allen Märkten, obwohl genug Ware vorhanden iſt, 
denn der größte Teil der Ernte liegt noch in Produzentenhänden. Wenn 
ſich auch die Preiſe in Papiermark ſtändig den Deviſenſteigerungen 
            an=
paſſen, ſo iſt ſelbſt zu dieſen hohen Papiermarkſummen einfach nichts zu 
erhalten. Die aus dem beſetzten Gebiet kommenden Abgeber verlangen 
Franken= und Guldenwährung, und im unbeſetzten Gebiet wird nur noch die infolge des Konfliktes zwiſchen Bayern und dem Reich ſowie der 
gegen Dollar, Dollarſchatzanweiſungen und Goldanleihe, alſo nur gegen 
wertbeſtändiges Geld, Ware abgegeben. Die Nachfrage nach dieſen iſt ders trübes Bild bot, führte zunächſt zu weiteren Vervielfachungen der 
ſo ſtark, daß ſie bei weitem nicht befriedigt werden kann, und die 
            Re=
gierungsmaſchinen mahlen, ſo langſam, bis weiteres wertbeſtändiges Notiz und ſteigerte ſich im Verlaufe der Woche noch bis zirka 65 Milliar= 
Geld herauskommt, worunter eben die Wirtſchaft am meiſten leidet. Zu 
Umſätzen von Belang konnte es deshalb in dieſer Woche wiederum nicht 
kommen. Noggen war gleich gar nicht zu haben und wurden für ihn regierung am Dienstag zu neuen Einſchränkungen des Deviſenverkehrs, 
auch keine Preiſe genannt. Nur Weizen, Braugerſte und Hafer kamen kehrs in ausländiſchen Zahlungsmitteln erneut in Kraſt ſetzte und auch 
zur Notierung, die eine mehr als zehnfache Preiserhöhung erhielten. 
Weizen ſtieg von 26—30 auf 300—350, Braugerſte von 20—24 auf 200 
bis 240 und Hafer von 18—21 bis auf 210—240 Milliarden Mr. pro hatte zunächſt eine gewiſſe Beruhigung am Deviſenmarkt zur Folge, ſo= 
100 Kilo bahnfrei Mannheim. Mais kommt ſchon lange nicht mehr an 
den Markt. Was im Inland gebraucht wird, reicht kaum für den Be= friedigt werden konnte. Später machte ſich allerdings erneut ſtarker 
darf des Erzeugers, und vom Ausland kann bei dem Deviſenſtand kein 
Getreide bezogen werden. 
Mehl. Bei dem hohen Preisſtand iſt der Abſatz an den Konſum tenmärkte wav natürlich die enorme Deviſenſteigerung das 
            ausſchlag=
ſehr klein und auch der Handel kann nur noch Ware in geringen Mengen 
kaufen. Die zweite Hand, die eine Zeitlang ganz allein den Markt mit zu weiteren ſcharfen Kursſteigerungen, deren Ausmaß allerdings nur in 
Ware verſorgte, iſt faſt ganz aus demſelben verſchwunden und an ihre 
Stelle ſind wieder die Mühlen getreten, die Weizenmehl Spezial=Null 
zu 450—500, Roggenmehl zu 380—400 Milliarden Mark den 
            Doppel=
zentner ab Mühle anboten. 
Futtermittel. Die Abgeber haben ſich auch hier faſt ganz aus 
dem Markt zurückgezogen. Während die Mühlen zu Anfang der Woche 
noch Weizenkleie zu 40—50 Milliarden Mk. die 100 Kilo anboten, fehlte 
an der letzten Börſe auch hierin jedes Angebot. Auf dem 
            Rauhfutter=
mittelmarkt kam etwas Ware in Preßſtroh zu 30—35 gegen 3,0—3,5 und 
Bundſtroh zu 30 gegen 2,0—2,7 Milliarden pro Doppelzentner 
            waggon=
frei Mannheim, alſo ebenfalls Verzehnfachung, an den Markt. 
Kokonialwaren. Die an den Markt gelegten Offerten ſind 
umfangreich und lauten in Goldmark auf Dollarbaſis ziemlich 
            unver=
ändert, umgerechnet in Papiermark aber eine bedeutende Preisſteigerung 
in ſich bergen. Der Umſatz beſchränkt ſich auch weiter auf den reinen 
Bdarf. Man notierte: Kaffee Santos, roh, mit 3,3—3,55, gewaſchen 
mit 4,0—4,2, Tee, mittel, mit 7,9—8,9, gut mit 9,0—9,9 und fein mit 
10—11, inländiſcher Kakao mit 3,0—3,5, holländiſcher mir 3,4—3,8, Reis 
Burmah mit 0,/44, Weizengrieß mit 0,45, Hartweizengrieß mit 0,54, Zucker 
Melis mit 0,70 Goldmark pro Kilo ab Mannheim. 
Holz. Die Holzverſteigerungen bringen nun ſchon Billionenerlöſe. 
So wurden in der Pfalz etwas über 40 Kubikmeter mit ungefähr 4½9 
Billionen Mk. bezahlt, was rund 100 Milliarden für den Kubikmeter 
ausmacht. 
Obſt. Die Märkte wieſen in der Berichtswoche wieder eine beſſere 
Befahrung auf, doch die Nachfrage konnte nicht befriedigt werden. Auf 
dem Freinsheimer Groß=Obſtmarkt koſtete das Pfund im Großhandel 
in Millionen Mk.: Birnen 250—500, Aepfel 180—300, Trauben 260—320, 
Tomaten 200—320, Quitten 200—300, Zwetſchgen 60—75 und Kaſtanien Brüſſel=Antwerpen .. 
40—55 Franken pro Zentner im pfälziſchen Saarland. 
Hopfen. Der Handel iſt ſehr lebhaft, aber wenig verkäufliche 
Ware am Markt. Für württembergiſchen Hopfen wurden in Tettnang 
bis zu 800 Milliarden Mk. pro Zentner verkauft, die nächſten Käufe 
            wur=
den dann zu 1,8 Billion und bis mit 2,5 Billionen Mk. verkauft. 
            Ab=
ſchlüſſe kamen aber nur ſehr wenig wegen Kapitalmangel zuſtande. Die New=Y= 
Tendenz iſt ſehr feſt. 
Wein. Die Einkellerung ſeitens der Winzer iſt allgemein. Die 
            Verhält=
niſſe ſind den Winzern zu unſicher. Nachfrage wäre ſchon genügend 
            vor=
handen, aber für größere Abſchlüſſe fehlen auch die großen Kapitalien. 
An der Bergſtraße wurde Traubenmoſt das Ohm, gleich 200 Liter, mit 
15—25 Milliarden Mk. verkauft. In Württemberg ſind die Preiſe ſehr / Buenos=Ait 
verſchieden und bewegen ſich zwiſchen 90 und 300 Goldmark pro 
            Hekto=
liter. Im badiſchen Oberland werden 70 Goldmark pro Liter gefordert, 
1922er Weine ſind billiger. Verkäufe fanden bis jetzt nur in geringem Belgrad, 
Umfange ſtatt. In der Pfalz betragen die Moſtgewichte meiſtens 60 bis 
70 Grad. An der Oberhardt wurden für 1922er Weine bis 80 Milliarden 
pro 1000 Liter bezahlt, für 40 Liter Weißmoſt 1 Milliarde und höher, 
für 40 Liter Rotmoſt in Grünſtadt 600—800—4000 Millionen, meiſtens
 28. Oftober 1923 Nr. 298 
* 
werden aber Deviſen verlangt, und daran ſcheitern dann die Abſchlüſſe, 
denn dieſe ſind bekanntlich ſehr rar, und eine Zuteilung zum Erwerb 
von Weinen wird nicht erteilt, da das Reich ſeine Deviſen für 
            lebens=
wichtigere Artikel als Weine braucht. In Rüdesheim fanden 
            Weinver=
ſteigerungen ſtatt. Es wurden dabei erlöſt: für 1922er 30—102 
            Milliar=
den pro Halbſtück, für 1921er 217—322 Milliarden pro Halbſtück, 1920er 
200 Milliarden das Halbſtück. 
Tabak. In dem Einkauf von Sandgrumpen iſt neuerdings eine 
Stockung eingetreten; nicht allein wegen der enorm hohen Preiſe, 
            haupt=
ſächlich wegen der Forderung der Pflanzer auf ſofortige Barzahlung, 
während es früher mehrere Wochen, vor dem Kriege ja mehrere Monate 
andauerte, bis die Auszahlung erfolgte. Für größere Käufe brachte 
natürlich der Handel die dafür erforderlichen hohen Summen nicht auf 
und ſo ſind eben nur kleine Quantitäten verwogen worden, für die bis 
zu 100 Milliarden Mk. pro Zentner bezahlt wurden. Das lange 
            Regen=
wetter iſt den Tabaken unterm Dach gerade nicht günſtig; anſtatt 
            aus=
zutrocknen, ziehen ſie von neuem Feuchtigkeit an, und was kranke Blätter 
ſind, faulen raſch. In der Fabrikation herrſcht ebenfalls große 
            Geſchäfts=
ſtille und ſchlechter Abſatz wie beim Detailhandel infolge ſtändigem 
Rückgang des Konſums. 
wb. Berliner Produktenbericht. Im Produktenverkehr 
war bei erneut ziemlich knapp bleibenden inländiſchem Angebot die 
            Ge=
ſchäftstätigkeit gering. In den Preiſen hat ſich ebenſo wie in der 
            Markt=
lage wenig geändert. Im Verkehr mit Roggenmehl iſt eine Beruhigung 
eingetreten, weil durch die Belieferung der Mühlen mit Getreide von 
der Reichsgetreideſtelle und Herausgabe von Mehl an die Bäcker dieſe 
beſſer verſorgt ſind. 
Börſen. 
* Börſenbericht vom 22. bis 27. Oktober 1923 (
            mit=
geteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt). Die politiſche Lage, 
ſeparatiſtiſchen Unruhen im Rheinland zu Beginn der Woche ein beſon= 
Deviſenkurſe. Der Dollar kam am Montag mit 40 Milliarden Mk. zur 
den. Angeſichts dieſer furchtbaren Entwickelung entſchloß ſich die 
            Reichs=
indem ſie das ſchon einmal in Geltung geweſene Verbot des 
            Freiver=
auf den Handel mit Dollarſchatzanweiſungen ausdehnte. Die Maßnahme 
daß am Mittwoch bei etwa unveränderten Kurſen die Nachfrage voll be= 
Deviſenbedarf geltend und das Kursniveau konnte nur unter ziemlich 
ſcharfen Rationierungen gehalten werden. Für die Haltung der 
            Effek=
gebende Moment. Demgemäß kam es hier ſchon an der Montagsbörſe 
wenigen Fällen der inzwiſchen wieder erfolgten Entwertung der 
            Papier=
mark entſprach, da die Spekulation durch die außerordentlich große 
            Geld=
knappheit in ihren Dispoſitionen ſehr behindert war. Bis zum 
            Mitt=
woch erfuhr die Lage am Geldmarkt einen überraſchenden Umſchwung, 
ſodaß an dieſem Tage tägliches Geld zu 2—3 Prozent angeboten war, 
Dieſe vorübergehere Geldflüſſigkeit rief an den Wertpapiermärkten eine 
äußerſt lebhafte Nachfrage hervor und die Kurſe erfuhren auf allen 
            Ge=
bieten Aufwertungen, die nicht ſelten das 4—5fache des vorherigen 
            Stan=
des betrugen. Bevorzugt waren dabei beſonders die mittleren und 
            klei=
neren Werte des Einheitsmarktes und Freiverkehrs, während die Kurſe 
der ſchweren Montan= und Chemiewerte nur etwa verdoppelt bis 
            ver=
dreifacht waren. Dieſe Vernachläſſigung der variablen Märkte machte 
ſich an der Freitagsbörſe noch deutlicher bemerkbar, an der von Seiten 
der Spekulation anläßlich des Wochenſchluſſes und wohl auch ſchon im 
Hinblick auf den nahenden Ultimo Realiſationen vorgenommen wurden, 
unter deren Einfluß die Kurſe an den großen Märkten vielfach 
            abbröckel=
ten, während bei den übrigen Papieren die Aufwertung im allgemeinen 
weiterging. 
wb. Berliner Börſenbericht. Die geſtern zum erſten Male 
auch Samstags erfolgte Feſtſetzung der Deviſenpreiſe ergab bis auf Wien 
und Sofia unveränderte Notizen gegen geſtern. Die Nachfrage iſt etwas 
geringer geweſen, ſodaß die Zuteilungen vereinzelt etwas größer 
            be=
meſſen werden konnten. Ueber Effekten war nichts zu hören. 
Oeviſenmarkt.
 Anmerkung; B. — Berlin, F. — Frankfurt. 
* Bis 1½ Milliarde voll zugeteilt, darüber 20 %:
 Sorgen des Alltags. 
Einſendungen aus dem Leſerkreis, 
Dollarkalkulation iſt Wucher. 
Tach der von Ihnen veröffentlichten Entſcheidung der 
            Wucherabtei=
des Amtsgerichts Frankfurt a. M. iſt die Kalkulation der Preiſe 
WDollar und nach Goldmark Wucher. Eine ähnliche Entſcheidung 
Aas Landgericht Kaſſel gefällt und ſogar auf eine Gefängnisſtrafe 
13 Monaten gegen einen Apotheker als Angeklagten erkannt. Daß 
eag ihre Preiſe ähnlich kalkuliert, war in den letzten Tagen wieder= 
9 der Gegenſtand der Beſprechung in der Tagespreſſe. Nun gehen 
im Odenwald — und vielleicht auch anderwärts — die Landwirte 
2 über für Kartoffeln einen ſogen. Grundpreis von 3 Goldmark pro 
er ihrer Berechnung zugrunde zu legen. Daß die Milchpreiſe auf 
ähnlichen Grundlage aufgebaut werden und dadurch für Jeden, 
eine Einnahmen nicht nach Goldmark berechnen kann, 
            unerſchwing=
nd, ergibt ſich aus der letzten Milchpreisfeſtſetzung. Dazu nehme 
noch die Berechnung der Wohnungsmiete, nach dem Reichsindes 
Fl den Mittelſtand bleibt hier nur der eine Weg, die Zahlungen, die 
Uht leiſten kann, geſchloſſen zu verweigern oder aber — ſich in 
            Cor-
aufzuhängen. Wenn freilich, wie bisher, die Regierung keine 
tte gegen dieſe Erdroſſelung des Mittelſtandes unternimmt, wenn 
dS Staat ſelbſt ſeine Steuern auf der Baſis der Goldmark aufbaut, 
9 Gegenleiſtungen gleicher Güte zu gewähren, dann bleibt dem 
            Mit=
nde in abſehbarer Zeit tatſächlich nur noch der Strick, um der Haut= 
K. F. F. 
zerei zu entgehen. 
Die Kartoffelnot. 
Vorige Woche brachten Sie eine Notiz über die Urſache der heu= 
Kartoffelnot. Eine der Haupturſachen der Kartoffelnot iſt darin 
u chen, daß der Anbau von Kartoffeln in unſerer Gegend bedeutend 
81 kgegangen iſt, und der Grund hierzu iſt, daß erſtens der Anbau 
frucht mit verhältnismäßig weniger Mühe und Arbeit verknüpft, 
bler als Kartoffelanbau iſt, und zweitens und das iſt der Haupt= 
), daß der Landwirtſchaft die nötigen Arbeitskräfte beim Anbau 
Ernten von Kartoffeln fehlen; iſt es doch voriges Jahr 
            vorgekom=
daß ganze Aecker mit Kartoffeln erfroren ſind, weil die 
            Land=
trotz aller Bemühungen, teilweiſe keine Leute, zum 
            Kartoffel=
achen bekommen konnten, oder aber Löhne gefordert wurden, die 
plechterdings nicht bezahlen konnten; info gedeſſen haben ſich ſehr 
nur ſo viel Kartoffeln angepflanzt, als ſie für ſich ſelbſt gebrauchen. 
Wo kommen die Kartoffeln hin? 
Ich habe ſoeben mit einem Landwirt aus Schaafheim geſprochen, 
nir bei dieſer Gelegenheit erzählte, daß geſtern Verſammlung der 
gen Bauern wegen der Kartoffelabgabe an die Heag war. 
            Letz=
verlangt pro Kilowattſtunde 5 Zentner Kartoffeln, ſo daß nach der 
zung meines Gewährsmannes zirka 2000 Zentner herauskommen; 
nicht geleiſtet, droht ſie mit Abbruch der Lieferung. Da mit großer 
cſcheinlichkeit anzunehmen iſt, daß die Heag dieſe Taktik auch in 
ländlich weitverzweigten Bereiche anwendet, frage ich, wo die 
offeln hinkommen und was damit geſchieht, denn ſelber verbrauchen 
 
ſie die Heag doch nicht.
 Auch das Schulgeld in Goldmark? 
Heute kommt mein Sohn aus der Schule und erklärt mir, daß von 
jetzt ab das Schulgeld in Goldmark zahlbar ſei, und zwar bei 3 
            Ge=
ſchwiſter für jedes 5 Goldmark, alſo fünfmal Lebenshaltungsindex. Noch 
hallt der Entrüſtungsſchrei durch die Stadt wegen der wahnſinnigen 
Waſſer= und Gaspreiſe, und ſchon kommt eine noch wahnſinnigere 
            For=
derung. Wer ſoll die wieder bezahlen? 
Kärgliche Penſion. 
Knapp ein Drittel Laib Brot, das Monatsgehalt der 70jährigen 
Witwe eines höheren Bankbeamten an einer unſerer großen reichen 
D. Banken, ſeither ſogar poſtnumerando. Was würde ein 
            Erwerbs=
loſer zu ſolchem Einkommen ſagen? 
Zeitlebens zahlte mein Mann ſeinen Penſionsbeitrag in guten 
            Gold=
mark und ich erhielt in ebenſolchen früher 2800 Mk. jährlich, mehr als 
manche Witwe eines Staatsbeamten. Als ich im Jahre 1874 einem 
            Mit=
begründer der Bank gegenüber äußerte, 3000 Mk. Jahresgehalt ſeien 
zu gering für Beamte in immerhin verantwortlichker Stellung, 
            antwor=
tete er: „Deſto beſſer ſind die Ruhegehälter; unſer Ehrgeiz iſt, immer 
den Penſionen der Staatsbeamten etwas voraus zu ſein.” Und heute? 
Zweck dieſer Zeilen ſoll ein Appell an den Aufſichtsrat ſein, ein Hinweis 
auf ein moraliſches Geſetz, angeſichts der bevorſtehenden neuen Währung. 
Alle Vorſtellungen bei der hieſigen ſowie bei der Berliner Direktion 
            ver=
hallten wie die Stimme in der Wüſte. 
Da ich von meiner Einnahme nicht ſo viel erübrige, um mir einen 
Strick zu kaufen, mich aufzuhängen, oder ſo viel Gas, um ſanft in ein 
jedenfalls beſſeres Jenſeits hinüberzuſchlummmern, nur noch zum Schluß 
den Vorſchlag, man mache es, wie jene warmherzigen Wilden, die ihre 
Greiſe totſchlagen, ſobald ſie dem Stamme nicht mehr folgen können. 
Eine für Viele. 
Möblierte Zimmer. 
Vom Standpunkt einer praktiſchen Hausfrau möchte ich auf einige 
Punkte aufmerkſam machen: 
1. Während in den früheren Vorſchriften der Behörde die für die 
gewöhnliche Bedienung zu rechnende Arbeitszeit nach langen 
            Bemühun=
gen der Vermieter endlich auf 20 Stunden monatlich gebracht war, iſt 
ſie in den neueſten Beſtimmungen wieder auf 15 Stunden reduziert 
            wor=
den. Bei einer genauen Nachprüfung wird man aber finden, daß 
20 Stunden das allergeringſte iſt, um ein Zimmer richtig in Ordnung 
zu halten. Jede Hausfrau, die auf Ordnung und Reinlichkeit hält, wird 
das beſtätigen können. Handelt es ſich doch nicht nur um die tägliche 
Arbeit in dem Zimmer, ſondern auch um die monatlich und jährlich in 
gewiſſen Zeiträumen wiederkehrenden längeren Arbeiten. 
2. Das Stiefelwichſen, Kaffeekochen, nebſt Geſchirrſpülen muß 
            be=
ſonders berechnet werden. Es gehört nicht, wie manchmal von den 
            Mie=
tern behauptet wird, in die Stundenzeit der gewöhnlichen Bedienung, 
ebenſowenig wie die Zeit für Ausgänge, Beſorgungen uſw. 
3. Eine Vergütung für Putzmittel (Aufwaſch= und Staubtücher, 
            Bür=
ſten, Beſen, Seife. Sand uſw.) iſt in dem Lauffrauenlohn, den die 
            Zim=
mervermieterin für die Bedienung bekommt, nicht enhalten. Deshalb 
muß der Mieter hierfür beſondere Vergütung leiſten. Man unterrichte 
ſich nur in den Geſchäften über die für ſolche Dinge jetzt geltenden 
            unge=
heuren Preiſe! 
4. Es iſt der Wunſch, daß ſich die Behörde, ehe ſie 
            Mietenbeſtimmun=
gen erläßt, die in das Gebiet der Haushaltung eingreifen, des Rates er=
 fahrener Hausfrauen bedient. Dann würden viel weniger 
            Schwierigkei=
ten bei Anwendung dieſer Beſtimmungen vorkommen, als dies jetzt 
            lei=
der der Fall iſt. Einſtweilen bemühen ſich dankenswerterweiſe 
            ſachver=
ſtändige Perſonen in der jeden Montag und Donnerstag, 4 Uhr, vom 
Verband der Zimmervermieter in den Räumen des Hausfrauenbunds 
(Artilleriekaſerne, Heidelberger Straße, Eingang Wilhelmſtraße) 
            einge=
richteten Beratung, die durch die Vorſchriften der Behörde und durch die 
langen, komplizierten und am nächſten Tage durch die tatſächlichen 
            Ver=
hältniſſe ſchon wieder überholten Zeitungsartikel ganz in Verwirrung 
gebrachten Vermieterinnen über die ppaktiſche Behandlung der Miet= 
Eine Hausfrau, 
fragen mündlich aufzuklären. 
Nachzahleng auf Hundeſteuer für 1923. 
Jeder Hundebeſitzer hat die Steuer für ſeinen Hund für das 
            Rechnungs=
jahr, das doch von Januar bis Ende Dezember läuft, im voraus bezahlt. 
Er iſt damit ſeinen Steuerpflichten in dieſer Hinſicht für das laufende 
Rechnungsjahr nachgekommen. Soll die beſtehende Steuer für die 
Hundehaltung für das neue Rechnungsjahr — 1924 —erhöht werden, 
ſo müßte dies rechtzeitig bekannt gegeben werden, damit ein Beſitzer erſt 
in der Lage wäre, ſeinen Hund zu verkaufen, falls er ſich außerſtande 
ſieht, bei ſeinen Einkünften die erhöhte Steuer zahlen zu können. 
            Wäh=
rend des laufenden Rechnungsjahres — wie es jetzt von der Stadt 
Darmſtadt geſchieht — eine Nachzahlung, und noch dazu 1,5 Grundmark, 
vervielfältig mit der Reichsindexziffer am Zahlungstag, zu fordern, 
dürſte nach m. A. jeglicher Rechtsgültigkeit entbehren. Ebenſo auch die 
Bekanntmachung der Stadt, daß der Hundebeſitzer — zur Vermeidung 
der Nachzahlung — den Hund bis zum 10. d. M. abgeſchafft und dies 
bis zum 15. d. M. ſchriftlich angezeigt haben müſſe!! Dieſe 
            Entſchei=
dungen ſind noch dazu erſt Ende September, zum Teil erſt. Anfang 
Oktober, zur Kenntnis der Beſitzer — wenigſtens ſoweit es ſich um die 
Höhe der Nachzahlung handelt — gelangt. Wer bei ſeinem — infolge 
der täglich ungeheuerlich ſteigenden Preiſe für die Lebenshaltung — 
wohl faſt durchweg völlig unzulänglichen Einkünften dieſe neue 
Steuer nicht aufzubringen vermag, wird gezwungen, den Hund in 
            weni=
gen Tagen — unter dem Preis — zu verkaufen. Bei nicht erfolgter 
Abmeldung muß er zahlen bis ſpäteſtens Ende Oktober, erſt durch 
            Bei=
treibung der Forderung, und noch dazu nach Grundmark, vervielfältigt 
mit der Reichsindexziffer! Dabei erhalten alle Beamten und Penſionäre 
jeder Art ihre ſpärlichen Einkünfte vom Staat oder Gemeinde nicht nur 
in Papiermark, ſondern dieſe Scheine ſogar meiſt erſt nach Ablauf von 
Wochen, wenn ſie alſo inzwiſchen ſo gut wie wertlos geworden ſind. Auch 
der vorgeſehene Zahlungsmodus der Nachzahlung kann nicht als der 
richtige anerkannt werden! Wenn von der Stadt zur Abmeldung eines 
Hundes eine Friſt von wenigen Tagen (— 10. bis 15. d. M.) geſetzt 
nurde, ſo hätte wohl mit Recht auch die Entrichtung der geforderten 
Nachzahlung in gleicher Weiſe geregelt werden können und müſſen, 
            da=
mit alle Hundebeſitzer auch die gleiche Nachzahlung entrichten. Wer 
z. B. durch Abweſenheit von D. erſt jetzt nach Rückkehr von der 
            Nach=
forderung Kenntnis erhielt, hat weit höhere Beträge zu zahlen als 
derjenige der ſofort die Forderung erledigte (vergleichsweiſe am 
18. d. M. über eine Milliarde Mark, am Tage zuvor nur 160 
            Mil=
lionen!!) 
Gibt es hiergegen kein Rechtsmittel? Es könnte ſich bei weiterem 
Geldbedarf der Stadt die gleiche oder eine ähnliche (vielleicht noch 
höhere) Nachforderung an Steuer für das laufende Rechnungsjahr 
Im Namen mehrerer Hundebeſitzer. 
wiederholen.
76)
 Die Finanzen des Großherzogs. 
Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
ſchdrn” verboten.) 
„Noch habe ich dieſes Vergnügen nicht gehabt,” ſagte Philipp, 
„aber nun ich ſeinen Kaviar gekoſtet habe, werde ich mir nicht 
Raſt noch Ruhe gönnen, bis dies nicht der Fall iſt.” 
„Hier iſt ſein Wodka,” fügte der Großfürſt hinzu. „Was 
ſagen Sie dazu, taugt der etwas?” 
Philiops Antwort war, die Augen fromm zu ſchließen, 
            wäh=
rend er den kaiſerlichen Branntwein langſam die Kehle 
            hinab=
rinnen ließ. Es bedurfte nicht erſt der Worte des Großfürſten, 
um ihm zu ſagen, daß er nie etwas Aehnliches getrunken hatte 
und wahrſcheinlich auch nicht trinken würde. Er goß ein Glas 
Bier hinab, nahm dann noch einen Schnaps und drei 
            Kaviar=
brötchen zur ſichtlichen Befriedigung Seiner Hoheit. 
Dann ſeufzte er wohlbehaglich auf und zündete ſich eine 
Zigarette an. 
Dem Großfürſten war plötzlich etwas eingefallen, er ſagte: 
„Ja, richtig, man hat aus dem neuen Boote nach Ihnen 
ſignaliſiert.” 
„Nach mir? Aus dem neuen Boote?” 
„Ja, das vor einer Stunde gekommen iſt, engliſch: Jacht, 
„The Petrel”, mit einem Herrn Jſages am Bord, ſie liegt drinnen 
im Hafen.” 
Philipp ſrarrte in den Hafen — er merkte erſt jetzt, wie weit 
davon entfernt der „Zar Alexander” war — da lag eine weiße 
Jacht mit engliſcher Flagge vor Anker. Dann ſah er ſeinen 
Gaſtgeber verſtändnislos an. 
„Fſaacs! Iſt Mr. Jſages auch hier? Ja, kommt denn die 
ganze Welt nach Minorca! Was will er?” 
„Er fragte, ob wir Sie Hielleicht geſehen hätten. Er war ſehr 
unruhig. „An Bord Ihrer Jacht glaubte man, Sie ſeien tot oder 
von den Rebellen gefangen genommen. Man bat um Hilfe, um 
Sie zu befreien.” 
„Ich kann mir denken, daß Kapitän Dupont halb von 
            Sin=
nen geweſen iſt,” murmelte Philipp. „Sämtliche Paſſagiere 
            ver=
ſchwunden!“ 
„Ich erwiderte, daß Sie hier an Bord ſind. Mr. Jſaaes 
fragte, ob wir Sie ihm ſchicken könnten. Ich ſagte, zuerſt müſſen 
Sie Ihr Morgenbier haben. Ich hatte den Eindruck, daß der 
Menſch dies nicht kapierte.”
 Philipp lachte. 
„Hat er etwas geſagt?” 
„Ja, und es ſah aus, als wollte er etwas Unſchmeichelhaftes 
über Sie bemerken, aber dann überlegte er es ſich. Er hatte wohl 
vor meinen Kanonen Reſpekt.” 
„Höchſtwahrſcheinlich,” ſagte Philipp. „Er hat ſie übrigens 
gemacht, wenn ich nicht ſehr irre.” 
„Was gemacht? Die Kanonen?” 
„Ja, er hat die Aktienmajorität, von Vikkers und Maxim.” 
Der Großfürſt ſtieß einen Pfiff aus. 
„Da ſeh mal einer! Der Kerl iſt alſo reich?” 
„Man könnte es ſagen,” meinte Philipp trocken. „Vor einer 
Woche hat er die ganze Staatsſchuld von Don Ramons Reich 
aufgekauft — auf meinen Vorſchlag. Wie Sie wiſſen, kam die 
Revolution dazwiſchen, und da man alle Schulden abſchrieb, 
verlor Mr. Jſages eine und eine viertel Million Pfund. 
Ich glaubte nicht, daß ihm das viel machte, wenn er auch 
ſicherlich aus Prinzip das Gegenteil behauptet. Und wenn ich 
Ew. Hoheit um die Erlaubnis bitten darf, möchte ich mich jetzt 
entfernen und mit ihm über dieſe Angelegenheit ſprechen.” 
„Entfernen?” ſagte der Großfürſt, der mit ganz erſtaunten 
Augen zugehört hatte. „Laſſen Sie doch lieber den Mann zum 
Morgenbier herkommen, dann können Sie ſich mit ihm 
            aus=
ſprechen. In einer Stunde wird gefrühſtückt. Die ganze 
            Staats=
ſchuld auf Ihren Vorſchlag aufgekauft! Sie ſind doch ein 
Teufelskerl.” 
Philipp verbeugte ſich lachend. 
„Hoheit übertreffen ſich ſelbſt an Liberalität. Wollen Hoheit 
Order geben?” 
Der Großfürſt rief irgend etwas auf ruſſiſch ſeinem 
            Adjutan=
ten zu, der ſtumm an einer Ecke der Kommandobrücke wartete. 
Nach einer Minute begannen die Signalflaggen den Maſt des 
„Zar Alexander” hinaufzutanzen, und es dauerte nicht lange, ſo 
ruderte ein Boot, von der weißen Jacht im Hafen weg. Nach 
fünf Minuten war es bei dem ruſſiſchen Panzerkoloß angelangt, 
und ein elegant gekleideter Herr mit ſchwarzem Mephiſtobart und 
überaus ernſter Miene nahm die Treppe zum Verdeck mit drei 
Schritten. 
„Wo iſt der Profeſſor?” hörte Philipp ihn rufen. „Man hat 
ſignaliſiert, daß ich herkommen ſoll. Iſt er hier im Gefängnis?” 
„Im Gefängnis?” antwortete eine lachende Offiziersſtimme. 
Der Profeſſor iſt auf der oberen Kommandobrücke. Dieſen 
Weg, Sir!”
 Philipp hörte haſtige Schritte die Treppe hinaufkommen, 
nun ſtand Mr. Jſaaes auf der Kommandobrücke. 
Philipp ging ihm lächelnd entgegen. 
„Guten Morgen, Mr. Jſaacs. Wie geht es? Wie in a 
Welt kommt es, daß Sie da ſind?” Mr. Iſages betrachtete 
mit Augen, die nichts weniger als heiter blickten. 
„Ich bin hierhergekommen, um zu verſuchen, eine Mill 
dreimalhunderttauſend Pfund zu retten,” ſagte er kalt. „W 
dert Sie das? Hätte ich des Parlamentes wegen früher abke 
men können, ſo ſeien Sie überzeugt, daß ich es getan hätte. C 
Million dreimalhunderttauſend Pfund von ein paar Schwindl 
einfach abgeſchrieben! Eine feine Geſchichte, wirklich eine fe 
Geſchichte! Und Sie trinken Ihr Morgenbier!” 
„Aber, Mr. Jſages, wenn Sie wüßten, wie heiß das Kli 
hier iſt! Aber laſſen Sie mich Sie Seiner kaiſerlichen Hoheitt 
ſtellen.” Mr. Jſaacs prällte zwei Schritte zurück und ſah Phil 
an wie einen Wahnſinnigen. 
„Ja, Sr. kaiſerlichen Hoheit, Großfürſt Michael von Rußla 
der ſo gütig war, mich 
Mr. Jſaaes Hut flog blitzſchnell vor dem Großfürſten ab, 
zur Antwort freundlich nickte. 
„Sie machen unſere Kanonen?” ſagte dieſer. „Iſt etn 
gefällig? Wodki oder Kaviar — bedienen Sie ſich!” 
Mr. Jſaacs, der für den Augenblick ſeine Aktien von Vick 
und Maxim vergeſſen hatte, wie überhaupt alles außer 
            Mino=
ſtarrte einen Augenblick Philipp an, jetzt offenbar ganz im kla 
darüber, daß er n Bord eines ſchwimmenden Tollhauſes n 
Dann ſich vermutlich an grauſige Geſchichten von der Knute, 1 
Leben in Rußland und den exzentriſchen Einfällen ſeiner Gr. 
fürſten, wenn man ihnen nicht gehorchte, erinnernd, nahm 
eiligſt ein Kaviarbrötchen, goß ein Glas Wodka, das Philipp i 
ſervierte, hinunter und warf einen raſchen Blick auf ſeine Je 
zurück. 
„Wollen Sie mir das Vergnügen machen, an Bord zu fr 
ſtücken, Mr. Jſaacs? Ich überlaſſe Sie jetzt Ihrem Freunde, d 
Profeſſor, da können Sie bis zum Frühſtück Ihre Angeleg 
heiten erledigen. In einer Stunde eſſen wir . . . Keinen Wid 
ſpruch, wenn ich bitten darf!“ 
Er runzelte leicht ſeine ſtarken Augenbrauen, und nach ein 
ſehnſüchtigen Blick auf ſeine Jacht beeilte ſich Mr. Jſaaes un 
eifrigen Verbeugungen ja zu ſagen. 
Aber kaum war der Großfürſt außer Hörweite, als ſeine 
fühle losbrachen. 
(Fortſetzung folgt.)
Philipp
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