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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 296
Freitag, den 26. Oktober 1923
186. Jahrgang
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uſw., erliſcht jede Verpſichtung auf Erfüllung der
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Darmſtädter 8 Nationalbank.
Der Küſtriner Hochverratsprozeß.
Kottbus. 25. Okt. (Wolff.) Im Küſtriner
Hochverrats=
prozeß wies, nachdem der Staatsanwalt erklärt hatte, daß er an
dem rechtlichen Standpunkt der Anklage, die auf Hochverrat
(8 81. Ziffer 2) lautet, feſthält, das Gericht von Amts
vegen die Angeklagten daraufhin, daß ihre Verurteilung auch
rfolgen könne auf Grund des 8 84 in Verbindung mit dem 8 83
Verabredung eines hochverräteriſchen Unternehmens, ohne daß
s zum Hochverrat im Sinne des § 81 gekommen iſt), ſowie auf
Krund des § 86, der jede an einem hochverräteriſchen
Unter=
iehmen vorbereitende Handlung ahndet, ſowie auf Grund des
114. Es iſt beabſichtigt, die Plädoyers am Freitag beginnen
u laſſen. Die Urteilsverkündung iſt für Samstag vormittag in
lusſicht genommen. Am Montag und Dienstag findet im
Schwurgerichtsſaal gegen weitere in die Küſtriner Vorfälle
ver=
vickelte Angeklagte Verhandlung ſtatt.
Belagerungszuſtand über Fulda.
Fulda, 25. Okt. (Wolff.) In der vergangenen Nacht kam
3 in der Stadt zu größeren Unruhen. Von 4 Uhr nachmittags
b derſammelten ſich größere Trupps, meiſt jugendlicher
Ele=
iente, auf dem Buttermarkt und in der Marktſtraße, die ſich
zu=
ächſt ruhig verhielten. Gegen 7 Uhr abends ſammelte ſich eine
rößere Menſchenmenge vor dem Hauſe des Großkaufmanns
hänger in der Königsſtraße an, die verſuchte in das dortige
Le=
ensmittellager einzudringen. Durch ſofortigen Einſatz von
Po=
zeibeamten und Landjägern konnten Plünderungen an dieſer
telle verhindert werden. Da die Menge auf die Aufforderung
er Beamten nicht auseinanderging, und ſie ſogar mit Steinen
nd Eifenſtücken bewarf, mußte die Straße geräumt werden.
n einem Warenhaus und einem Kaufhaus wurden die
Fenſter=
heiben eingeſchlagen und die Waren geplündert. Auch
verſchie=
ene kleinere Geſchäfte wurden ausgeraubt. Da die Polizei nicht
usreichte, wurde Reichswehr eingeſetzt. Bei den
Zuſammen=
ößen wurde ein Ziviliſt getötet. Mehrere Plünderer wurden
ſtgenommen. Ueber die Stadt wurde der Belagerungszuſtand
erhäugt.
Vom Tage.
In unſerer geſtrigen Meldung betr. die Reichsindexziffer für den
22. Oktober iſt ein bedauerlicher Druckfehler unterlaufen. Sie beträgt
ſelbſtverſtändlich 3045 Millionen und nicht, wie irrtümlich
an=
gegeben, 30 045 Millionen.
Infolge der ungeheuren Geldentwertung der letzten Tage und des
dadurch geſteigerten Bedarfs an Zahlungsmitteln iſt die Reichsbank
ge=
zwungen, zum zweitenmal eine Reichsbanknote in den Verkehr zu bringen, eigentlich zwei Konferenzen, um die es ſich dabei handelt, eine,
die durch Ueberdruck einen höheren Wert als urſprünglich im Text der die lediglich wirtſchaftliche Folgen zu behandeln hat, und eine
Note angegeben, erhalten hat. Es handelt ſich um die frühere
Reichs=
banknote zu 5000 Mark, die bisher noch nicht in den Verkehr gebracht
wurde und nun durch Ueberdruck den Wert von 500 Milliarden
erhal=
ten hat.
Der Goldumrechnungsſatz für Reichsſteuern beträgt
mit Wirkung vom 25. Oktober ab 15 Milliarden.
den 27. Oktober 19B3 werden in der Folge auch an Samstagen in der Wehrfrage des Reiches betrafen, ſind dieſe Konferenzen ſeit dem
Zeit von 11—12 Uhr ausländiſche Zahlungsmittel (Deviſen und Noten),
um 111. Uhr deutſche wertbeſtändige Anleihen und deutſche
Dollarſchatz=
anweiſungen zur amtlichen Notiz gelangen.
die Eiſenwerkeſtillgelegt. Ein Teil der Zechen hat
gleich=
falls ſchon die Förderung eingeſtellt. Bei dem Reſt der
Zechen wird heute die letzte Schicht gefahren.
Schließung des Aachener Polytechnikums angeordner
worden.
tenen Betriebsräteverſammlung wurde mit großer Mehrheit beſchloſſen,
am Freitag, vormittag 10 Uhr, in den Generalſtreik einzutreten.
Die italieniſche und engliſche Regierung ſollen gleichzeitig in Paris
in dem Sinne vorſtellig geworden ſein, daß England, ebenſo wie
Italien eine Aufteilung oder Zerſtückelung
Deutſch=
lands nicht ruhig hinnehmen könnten.
Kanzlerbeſprechungen in Sagen.
TV. Hagen, 25. Okt. Seit heute vormittag um 11 Uhr
eilt der Reichskanzler Dr. Streſemann mit den Miniſtern
Soll=
ann und Fuchs in Hagen. Der Aufenthalt gilt, wie bekannt,
eſprechungen mit den führenden Vertretern des alt= und
neu=
ſetzten Gebietes, die aus verſchiedenſten Teilen des Rheinlan=
S und Weſtfalens hier angekommen ſind. Gegenſtand der
erajungen iſt die politiſche Lage in den beſetzten
ebieten und deren nächſte Entwickelung.
Hagen, 25. Okt. Im Kreishauſe zu Hagen fand heute eine
eſprechung über die Lage im beſetzten Gebiet ſtatt, an der der
eichskanzler mit dem Miniſter für die beſetzten Gebiete, der
iniſter des Innern, der preußiſche Miniſterpräſident und
Ver=
tter der politiſchen Parteien und Wirtſchaftskreiſe aus
verſchie=
nen Teilen des beſetzten Gebietes teilnahmen.
Der Reichskanzler erklärte mit allem Nachdruck, daß
=Reichsregierung nicht im entfernteſten daran denke,
1s beſetzte Gebiet ſeinem Schickſal zu
über=
ſſen, und daß etwa in dieſer Hinſicht beſtehende
Be=
rchtungen abſolut unwahr ſeien. Er legte im
ein=
nen dar, in welcher Weiſe die Reichsregierung unter
Berück=
ſtigung der ſchwierigen finanziellen Lage des Reiches die finan=
Ule Leiſtung für das beſetzte Gebiet erhalten habe. Dies ſoll
ch weiterhin in den Grenzen der Leiſtungsfähigkeit des Reiches
tgeſetzt werden. Zu den gegenwärtigen ſeparatiſtiſchen
utſchverſuchen bemerkte der Reichskanzler, daß nach wie
* die Zurückweiſung ſolcher vaterlandsloſen Beſtrebungen
er=
rtet werden müſſe, und daß für die Reichsregierung und für
Länderregierungen jeder Gedanke einer Loslöſung
beſetzten Gebiete von dem Reiche und den Ländern
ſelbſtver=
ndlich unerörterbar ſei.
An die Darlegungen des Reichskanzlers, denen der
preu=
che Miniſterpräſident und die preußiſche Staatsregierung in
lem Umfange beiſtimmten, ſchloß ſich eine mehrſtündige
Aus=
ache. Vor allem wurde dabei von den Vertretern der beſetz=
Gebiete auf die mit der ungeheuren Erwerbsloſigkeit
oder Lebensmittelnot für die beſetzten Gebiete
verbun=
ien Gefahren hingewieſen. Die Schaffung eines
wert=
ſtändigen Zahlungsmittels für das beſetzte Gebiet
rde als beſonders dringend bezeichnet. Die Vertreter der
ichsregierung ſagten möglichſt ſchnelle Hilfe zu. Ein
wert=
tändiges Zahlungsmittel wird nach einer Mitteilung des
Vor=
enden der Städtevereinigung von den rheiniſchen Städten mit
nehmigung der Reichsregierung geſchaffen werden. Es wurde
tgeteilt, daß die Parteien des beſetzten Gebiets
Sicherung einer ſtändigen engen Fühlungnahme
tereinander und mit der Reichsregierung und
Mitwirkung bei den nötigen Verhandlungen auf
wirtſchaft=
em Gebiete einen Ausſchuß von 15 Perſonen bereits eingeſetzt
ten.
* Hagen, 26. Okt. (Priv.=Tel.) Bei der in Hagen
ſtatt=
undenen Verſammlung ſprach nach dem Innenminiſter
Soll=
nn der Miniſter für die beſetzten Gebiete Dr. Fuchs. Er
tete zunächſt dem beſetzten Gebiet ſeinen Dank ab und wies
die grenzenloſe Bedrückung und die Leiden der dortigen
Be=
kerung hin. Ferner gedachte er der unbeſetzten Randgebiete,
die Folgen des Ruhreinbruchs ebenfalls zu tragen hätten,
2 entwarf darauf ein Bild ſeiner Tätigkeit vor ſeiner
Aus=
lung. Mit beſonderer Wärme gedachte Dr. Fuchs auch des
tapferen Verhaltens der Bevölkerung der bedrohten Rheinlande,
die die Angriffe der Separatiſten in ſo energiſcher und kräftiger
Weiſe zurückweiſen, ebenſo der Schupo, die ſoweit als möglich
alles getan hat, um die Bevölkerung vor den Angriffen der
Sepa=
ratiſten zu ſchützen. Von einer Preisgabe der beſetzten Gebiete,
wie ſie von gegneriſcher Seite immer wieder dem Kabinett
vor=
geworfen wird, könne keine Rede ſein. Die Regierung tue alles,
um das Los der beſetzten Gebiete zu erleichtern und der
Bevölke=
rung durch Material und moraliſche Unterſtützung Kraft zu
wei=
terem Ausharren zu geben.
Hagen, 25. Okt. (Wolff.) Der Reichsinnenminiſter
Sollmann, der im Anſchluß an die Rede des Reichskanzlers das
Wort ergriff, erklärte, daß die Rede des Reichskanzlers nicht nur
für das deutſche Volk, ſondern auch für die ganze Welt beſtimmt
geweſen ſei. Die Reichsregierung empfinde mit dem ganzen Volk
die furchtbare Not des Augenblicks. Niemand dürfe verzweifeln.
Die Schuld an dieſer furchtbaren Not laſte auf den Schultern
des unverſöhnlichen Frankreichs. Trotz dieſer furchtbaren Not
halte die rheiniſche Bevölkerung treu zum Reiche, und kein
an=
ſtändiger Menſch habe mit dem Geſindel etwas gemein, das ſich
jetzt der Herrſchaft zu bemächtigen ſuche. Man könne die
Rhein=
länder mit Waffengewalt niederzwingen, aber man könne nichts
an geſchichtlichen Tatſachen ändern. Was jetzt geſchehe, geſchehe
gegen den einmütigen Willen des deutſchen Volkes am Rhein.
Wir begrüßen die Tapferen am Rhein und ehren die Toten, die
dort fürs Vaterland geſtorben ſind. Wir denken nicht daran, die
Rheinlande preiszugeben und werden ſie nach wie vor in den
Grenzen unſerer Leiſtungsfähigkeit unterſtützen. Hoffen wir,
daß das deutſche Volk über die augenblicklichen Nöte hinweg in
Arbeit und Pflichterfüllung ſich den Weg zu einer beſſeren
Zu=
kunft freimachen wird.
Reichsminiſter Sollmann zu den Vorgängen
in der Pfalz.
Hagen, 25. Okt. Zu den Vorgängen in der Pfalz und im
Rheinland hat der Reichsminiſter des Innern folgende
Erklä=
rung abgegeben: Den Verſuch einiger meiner Parteigenoſſen in
der Pfalz, eine ſelbſtändige Republik im Rahmen des Deutſchen
Reiches zu errichten, lehne ich als Reichsminiſter und
Sozial=
demokrat mit aller Entſchiedenheit ab. Ich begreife die
unge=
heuere Erbitterung meiner Parteifreunde über die
Verfaſſungs=
brüche, die in München feit Wochen begangen werden. Trotzdem
dürfen dieſe Verſtöße gegen die Reichsverfaſſung nicht mit
ähn=
lichen beantwortet werden. Nachdem nunmehr feſtzuſtehen ſcheint,
daß ſich auch die franzöſiſche Beſatzung für die „Freie Pfalz”
ein=
ſetzt, dürfte der Standpunkt jedes deutſchen Sozialdemokraten
Ular genug ſein. Die Verhältniſſe zwiſchen Bayern und dem
Reich müſſen auf dem Boden der Reichsverfaſſung gelöſt werden.
Jedenfalls werden die jetzigen Machthaber in Bahern aus den
Vorgängen in der Pfalz lernen, wie leicht ſie auch gut deutſch
geſinnte Männer zur Verzweiflungstat bringen können. Von der
Sozialdemokratie wird ohne Zweifel alles getan werden, um
den im iner eiftirung Leinen Zwneſel dauffer loſie deß ſe
den alten Standpunkt hochhalten: Keine ſtaatsrechtliche
Neubil=
dung und Umbildung im Weſten unſeres Vaterlandes. Treue
zu den Brüdern, Treue zum Reich. Wir müſſen, eng verbunden
mit unſerem Vaterland, den furchtbaren Nöten trotzen und ſie
zu überwinden ſuchen. Jeder Gedanke, daß uns vom Weſten
plötzlich wirtſchaftliche Erlöſung kommen könnte, iſt eine Illuſion.
* Die Londoner Reichskonferenz
Von
L. Raſchdau, Geſandter a. D.
Seit einiger Zeit iſt in der britiſchen Hauptſtadt ein Kreis
von Vertretern der ſogenannten Dominions vereinigt. Es ſind
zweite, die ſich wit den großen politiſchen Fragen des Empire
beſchäftigt. Der Gedanke dieſer Reichskonferenzen iſt nicht neu,
ſeine erſte Ausführung liegt bereits ein Vierteljahrhundert
zu=
rück. Aber er hat über ſeine erſte Anwendung eine immer weitere
Ausdehnung genommen. Ueber die wirtſchaftlichen und militä=
Der Berliner Börſenvorſtand gibt bekannt: Beginnend mit Samstag, riſchen Probleme hinaus, von denen die letzteren die Schutz= und
Weltkriege zu einer Art von Kleinparlament geworden, in dem
ſo ziemlich alle wichtigen Fragen, die die Intereſſen des
Welt=
reiches berühren, zur Erörterung kommen können. In ſolcher
Wie wir erfahren, ſind bereits ſeit Montag im Ruhrgebiet Weiſe haben wir allen Anlaß, dieſen Vorgängen mit
Aufmerk=
ſamkeit zu folgen, was nicht immer ganz leicht iſt, weil bei einem
Teil der Beratungen die große Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen iſt.
So iſt es denn auch gekommen, daß über die Behandlung, die
Auf Anordnung der Interalliierten Rheinlandkommiſſion iſt die die Ruhrfrage dort gefunden hat, wir nicht vollſtändig
unter=
richtet ſind. So viel läßt ſich aber immerhin mir Sicherheit ent=
In einer geſtern Abend im Frankfurter Gewerkſchaftshaus abgehal= nehmen, daß bei den verſchiedenen Regierungen der mehr oder
woeniger unabhängigen Kolonien, wenn man überhaupt noch
dieſe Bezeichnung anwenden darf, weſentliche Unterſchiede
be=
ſtehen. So iſt es zum Beiſpiel klar, daß bei den auſtraliſchen
Vertretern eine auf höchſt oberflächlicher Kenntnis der
wah=
ren Vorgänge beruhende Stimmung vorherrſcht, die nach wie
vor von der Auffaſſung der Alleinſchuld Deutſchlands am Kriege
ausgeht und daher das franzöſiſche Gewaltſyſtem mehr oder
weniger entſchuldigt, ja berechtigt findet. Die Gründe, die zu
dieſer Haltung die erſte Veranlaſſung gegeben haben, liegen weit
zurück. Sie hängen zuſammen mit der Feſtſetzung Deutſchlands
im Stillen Ozean und der vermeintlichen Gefahr, die daraus für
die wirtſchaftliche und politiſche Vormachtſtellung Auſtraliens
entſtand. Man muß ſich vergegenwärtigen, daß auch heute noch,
fünf Jahre nach dem Kriege, die deutſchen Intereſſen in dem
fernen Weltteil größeren Anfechtungen ausgeſetzt ſind, als in
irgendeiner anderen britiſchen Beſitzung. Weſentlich anders ſteht
es dagegen mit der ſüdafrikaniſchen
Staatenver=
einigung. Dort hat bis in die Spitzen der Regierungen eine
andere Beuxteilung Platz gegriffen, und die Auffaſſung, daß
Deutſchland Unrecht widerfahre, ja, daß der Verſailler Vertrag
unausführbar ſei, wird dort ohne Scheu ausgeſprochen.
Ganz neu in dieſem Kreis iſt das Erſcheinen des
Präſiden=
den der iriſchen Republik, deren Selbſtändigkeit ſich bereits
ſo=
weit kennzeichnet, daß ſie ſich für berechtigt hält, einen eigenen
Vertreter in Paris zu unterhalten, wie übrigens auch Kanada
ſich ein gleiches Recht bei ſeinem großen ſüdlichen Nachbar
zu=
erkennt. Die Machtbefugniſſe des Mutterlandes gegenüber den
großen Kolonjen — von dem eigenartigen Verhältnis zu der in
London vertretenen „Kronkolonie” Indien ſei hier abgeſehen —
ſind verſchieden und beruhen vielfach, wie ja bekanntlich die
ganze engliſche Verfaſſung, nicht auf vertragsmäßigen
Feſtſtel=
lungen, ſondern auf einem Herkommen, das durch die
geſchicht=
liche Entwicklung geheiligt iſt. Dabei darf nicht außer Acht
ge=
laſſen werden, daß in einem großen Teil der öffentlichen
Mei=
nung Englands, und namentlich im Parlament ſelbſt, die
Be=
ſorgnis vor dem Eingreifen fremder Faktoren, deren Intereſſen
von den eigentlich engliſchen vielfach verſchieden ſind, im
Wach=
ſen iſt. Man wird geradezu von der Sorge gequält, daß
ſchließ=
lich die auswärtige Politik Englands nicht mehr durch das
Lon=
doner Parlament beſtimmt werden könnte, und ſo die fernen
Beſitzungen in heimiſchen Machtfragen mehr zu ſagen hätten,
als das Mutterland in ſeinem bisherigen Machtbereich.
Wie ſich dieſe Möglichkeiten ſchließlich ausgleichen werden,
iſt ſchwer zu ſagen; vor der Hand ſcheint es, daß es neben
eini=
gen wirtſchaftlichen Neuerungen, die in beſtimmte Formen zu
faſſen ſein würden, der Zentralregierung hauptſächlich darauf
ankommt, in den großen politiſchen Fragen wenigſtens eine
moraliſche Unterſtützung durch die Reichskonferenz zu gewinnen.
Die Warnung, die ihr, kurz vor dem Ausſcheiden Lloyd Georges
aus dem Amte, zu teil geworden, hat das Vertrauen in die
un=
bedingte Gefolgſchaft der Kolonien erſchüttert. Als damals
an=
geſichts der Gefahr, daß England in einen Konflikt mit dem
tür=
kiſchen Reich verwickelt werden könnte, der genannte Staatsmann
die Kolonien zur Unterſtützung aufrief, iſt ihm nur von einer
einzigen Seite die erbetene Hilfe zugeſagt worden. Vielleicht iſt
es dieſer Umſtand geweſen, der hauptſächlich zu der veränderten
Haltung Englands gegenüber den türkiſchen Dingen geführt hat.
Uim ein Beiſpiel der kommenden Möglichkeiten anzuführen, ſei
neben der Ruhrfrage der Streit wegen der Zugehörigkeit von
Tanger erwähnt, der vermöge der neuen Stellung, die Spanien
zu der Angelegenheit einnimmt, und durch die Begehrlichkeit
Frankreichs ſehr bald praktiſch zu werden droht. Auch dieſer Fall
dürfte es den engliſchen Staatsmännern erwünſcht erſcheinen
laſſen, da es ſich hierbei um die Sicherheit der aſiatiſchen
Ver=
bindungen handelt, die Auffaſſung ihrer kolonialen Mitarbeiter
zu kennen und ſich ihres Einverſtändniſſes zu vergewiſſern. Zu
beſtimmten Entſchlüſſen der Konferenz auf politiſchem Gebiete
dürfte es freilich nicht kommen, da gegenüber ſo ſchwerwiegenden
Entſcheidungen die Vertreter der Dominions ſich immer auf die
Notwendigkeit vorheriger Verſtändigung mit den mitwirkenden
Inſtanzen ihrer Heimatländer berufen werden. So wird dieſer
politiſche Teil dieſer Londoner Beratungen in der Hauptſache
nur von einer moraliſchen, aber auch in dieſer Einſchränkung für
uns nicht zu unterſchätzenden Bedeutung ſein, zumal jene
Ge=
diete auch im Völkerbund ein volles Stimmrecht genießen.
Franzoſen und Separatiſien.
Bonn, 25. Okt. (Wolff.) Heute mittag 12 Uhr marſchierte
eine Abteilung der franzöſiſchen Beſatzung auf Befehl Tirards
mit Maſchinengewehren zum Rathaus und beſetzte es. Die
grün=weiß=rote Fahne wurde wieder gehißt und die Republik
wieder hergeſtellt.
Seite 2
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2G. Oktober 1923.
Anflage wegen Landesverrat. — Pergewaltigung der Pfalz durch die franzöſiſchen Bajonette.
Zur Lage.
Die Tatſache, daß der Reichskanzler nach Hagen reiſen
konnte und gereiſt iſt, bildet einen Schlüſſel zum Verſtändnis
der Lage, da ſie beweiſt, daß die Schwierigkeiten mit Bayern im
Augenblick vorläufig an Schärfe verloren haben. Aus dem
amt=
lichen Communiqué geht dies allerdings mit voller Deutlichkeit
nicht hervor, weil über die Stellung Bayerns zur Auffaſſung der
Miniſterpräſidenten darin nichts niedergelegt iſt. Es ſcheint aber
doch, als wenn die Gefahren, die in der Pfalz drohen, in
Mün=
chen ſehr nachdenklich geſrimmt haben. Soweit man von hier aus
die Verhältniſſe überſehen kann, iſt der franzöſiſche Vorſtoß in
der Pfalz noch keineswegs erledigt. Die Franzoſen haben eine
weitere Friſt bis Freitag mittag geſtellt und hoffen, die anderen
Parteien bis dahin überreden zu können. Die Selbſtändigkeit
der Pfalz würde ſich danach nur gegen Bayern kehren, in
Wahr=
heit aber den Anfang der Loslöſung bedeuten, da die
franzöſi=
ſchen Abſichten dahin gehen, die bayeriſche Pfalz mit dem
Saar=
gebiet wirtſchaftlich ſo eng zuſammenzuſchließen, daß die
Verbin=
dung mit dem Reich dabei zerriſſen würde. Die Reichsregierung
hat das erbannt und mit allen Mitteln den Franzoſen
entgegen=
zuarbeiten verſucht. Dafür iſt man in München dankbar und
hat noch am Mittwoch abend offiziell ſeinen Dank ausſprechen
laſſen, womit auch nach der verſöhnlichen Seite hin die Brücke
zu einer Verſtändigung geſchaffen ſein könnte.
Unter dieſen Umſtänden hat der Kanzler Zeit gehabt, ſich
wenigſtens einen Tag lang ausſchließlich den Sorgen des
be=
ſetzten Gebietes zu widmen, wo mit der Stillegung der
Eiſen=
werke und Bergwerke der Anfang der wirtſchaftlichen Kataſtrophe
in greifbare Nähe gerückt iſt. Man muß befürchten, daß dieſe
wirtſchaftlichen Nöte Waſſer auf die Mühlen der Separatiſten
treiben. Der Zweck der Fahrt nach Hagen iſt alſo in erſter Linie,
zu ſehen, was geſchehen kann, um dem entgegenzuarbeiten. Der
Kanzler iſt ohne ein beſtimtes Programm gereiſt. Aus der
Tatſache aber, daß der Reichsminiſter des Innern und der
Mini=
ſter für die beſetzten Gebiete ſowie der preußiſche
Miniſterpräſi=
dent in ſeiner Begleitung ſind, kann man erwarten, daß unter
Umſtänden ſehr weingehende Beſchlüſſe gefaßt werden können.
Wie weit ſie gehen, wird von den Wünſchen der Parteien
ab=
hängen. Es iſt unter Umſtänden in Ausſicht genommen, daß
durch dechniſche Veränderngen der Zuſammenhalt zwiſchen dem
Rheinland und Weſtfalen enger geſtaltet wird, um dadurch eine
größere Einheitlichkeit beider Provinzen den Franzoſen und
Sonderbündlern gegenüber zu erreichen, etwa durch ein
gemein=
ſames Landesdirektorium. Man darf aber nicht verſchweigen,
daß bei den einzelnen Parteien die Abſichten weit über das
hin=
ausgehen, und zwar in der Richtung von
Autonomiebeſtrebun=
gen. Sie rechnen damit, daß es nur auf dieſe Weiſe möglich ſein
werde, den Separatiſten den Wind aus den Segeln zu nehmen,
was aber, wie wir von den oberſchleſiſchen Erfahrungen her
wiſſen, imer ein gefährliches Experiment iſt. Inzwiſchen holen
die Kommuniſten zu einem Stoß von innen her aus, haben
je=
doch in Hamburg die Erfahrung machen müſſen, daß die
Staats=
autorität noch feſt genug iſt, um ſich gegen Gewalttätigkeiten
be=
haupten zu können, und auch ihre Drohungen mit dem
General=
ſtreik, ſelbſt wenn er gelingen ſollte, werden an der Haltung der
Regierung nichts ändern.
München, 25. Okt. Gegen die pfälziſchen
Landes=
verräter wird Anklage wegen Landesverrats erhoben
werden, auf dem nach dem bayeriſchen Notgeſetz vom 11. Mai
1923 der Verluſt der öffentlichen Aemter und der daraus
ent=
ſpringenden Rechte, ſowie die Todesſtrafe ſteht.
Baheriſche Maßnahmen gegen die Pfalz=Republik.
München, 25. Okt. Wie wir erfahren, nahm die bayeriſche
Staatsregierung gegenüber den Beſtrebungen des
Reichstags=
abgeordneten Hoffmann=Kaiſerslautern und Genoſſen folgenden
Standpunkt ein:
1. Den Beamten wird verboten, ſich einer verfaſſungswidrigen
Regierung in der Pfalz zur Verfügung zu ſtellen.
2. Die bayeriſche Staatsregierung wird, alle Rechte der
Be=
amten wahren.
B. Nahrungs= und Geldmittel, ſowie alle bisher bewilligten
Subventionen unterbleiben gegenüber einer Pfalzrepublik.
Dieſe Entſcheidung tritt in dem Augenblick in Kraft, in dem eine
verfaſſungswidrige Regierung in der Pfalz proklamiert wird.
Die Stimmung unter der Bevölkerung.
* Heidelberg, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Aus der Pfalz wird
gemeldet: Die Stimmung under der Bevölkerung iſt ſehr erregt.
Man hat jetzt beſtimmte Anhaltspunkte dafür, daß die
Los=
löſungsbeſtrebungen von Bayern vom allergrößten Teil der
Be=
völlerung abgelehnt wird. Die Gegnerſchaft gegen den
Hoffmann=
ſchen Plan geht bis weit in die Kreiſe der Sozialdemokratie.
Vor allem wenden ſich die Gewerkſchaften gegen eine Loslöſung.
Mit Ausnahme der ſozialdemokratiſchen „Pfälzer Poſt” ſteht
auch die ganze pfälziſche Preſſe auf dieſem Boden. Trotz dieſer
Stellungnahme wird die Lage in der Pfalz als äußerſt ernſt
be=
zeichnet, da befürchtet wird, daß der ehrgeizige Hoffmann und
ſeine Genoſſen, die vom Volk mit den Sonderbündlern auf eine
Stufe geſtellt werden, mit Gewalt ihren hochverräteriſchen Plan
zu verwirklichen ſuchen werden. Bei der bekannten Haltung der
Franzoſen in ſolchen Fragen können ſie der Unterſtützung von
dieſer Seite ſicher ſein.
Proteſt gegen den Verrat an der deutſchen Sache.
* Speyer, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Eine Verſammlung
füh=
render politiſcher Perſönlichkeiten aus der Pfalz, an der
Ver=
treter aller politiſchen Parteien teilnahmen, erblickt in dem
Vor=
gehen des Reichstagsabgeordneten Hoffmann=Kaiſerslautern
und Genoſſen einen offenſichtlichen Verrat an der
deutſchen Sache. So wie die Dinge jetzt liegen, iſt
Hoff=
mann ob mit oder ohne ſeine Abſicht ein Werkzeugin der
Hand des politiſchen Generals de Metz. Die
Ver=
ſammlung warnt alle Kreiſe der Pfalz, gleichgültig, welcher
Par=
tei ſie angehören, dem Reichstagsabgeordneten Hoffmann, deſſen
Vorgehen übrigens von allen zuſtändigen Inſtanzen ſeiner
Par=
tei gebrandmarkt wurde, irgendwelche Gefolgſchaft zu leiſten.
Die politiſchen Parteien gegen die „Freie Pfalz”
* Speyer. 25. Okt. (Priv.=Tel.) In einer zahlreich
be=
ſuchten Verſammlung aller politiſchen Parteien der Pfalz wurde
heute eine an anderer Stelle unſeres Blattes gebrachte Erllärung
einſtimmig angenomuen. In dieſer Erklärung wurde auch von
dem ſozialdemokratiſchen Vertreter das Vorgehen des
Reichstags=
abgeordneten Hoffmann=Kaiſerslautern als offener
Landesver=
rat gebrandmarkt. Wie wir hören, hat auch der Zentralvorſtand
der V.S.P.D. das Vorgehen Hoffmanns abgelehnt und
verur=
teilt. Die bayeriſche Regierung hat der Beamtenſchaft der Pfalz
verboten, Hoffmann und ſeinen Hintermänmern ingendwelche
Ge=
folgſchaft zu leiſten.
Es ſteht feſt, der der überwiegende Teil der
pfäl=
ziſchen Sozialdemokratie nicht hinter dem
Hoffmannſchen Vorgehen ſteht, ſondern es als offenen
Landesverrat empfindet und verurteilt. Eine Anhängerſchaft
be=
ſitzt Hoffmann eigentlich nur in Ludwigshafen, während die
an=
deren größeren Städte der Pfalz, wie Pirmaſens, Zweibrücken,
Speher und Landau von vornherein dem Unternehmen
ab=
lehnend gegenüberſtanden.
Die Stimmung in der Pfalz iſt über das Vorgehen
Hoff=
manns ſo erregt, daß man Hoffmann und ſeinen Hintermännern
bei etvaigem weiteren öffentlichen Auftreten ſicherlich das gleiche
Schickſal bereiten wird, wie den anderen Separatiſten.
Der bayeriſche Pfalzvertreter ausgewieſen.
TU. Paris, 25. Okt. Nach der Chicago Tribune hat der
franzöſiſche General de Metz den politiſchen Vertreter Bayerns
in der Rheinpfalz heute ausweiſen laſſen, weil er ſich den
ſepa=
ratiſtiſchen Plänen widerſetzte.
Ablehnung des Verfaſſungsbruchs durch die
bürgerlichen Parteien der Pfalz.
* Neuſtadt a. d. H., 26. Okt. (Priv.=Tel.) In Neuſtadt
fand eine überaus gutbeſuchte Verſammlung ſämtlicher
bürger=
lichen Parteien der Pfalz ſtatt. Es wurde folgender Beſchluß
einſtimmig von ſämtlichen bürgerlichen Parteien der Pfalz
ge=
faßt: „Wir ſtehen auf dem Boden der Verfaſſung des Reiches
und des Landes und lehnen jeden Verfaſſungsbruch ab.” Mit
toſendem Beifall wurde dieſer Beſchluß von der Verſammlung
aufgenommen. Wie wir hören, hat der ſozialdemokratiſche
Bür=
germeiſter von Pirmaſens, Ludwig, ſich dahin ausgeſprochen,
daß die Pirmaſenſer Gewerkſchaften einmütig das Vorgehen
Hoffmans ablehnen. Auch die Eiſenbahnergewerkſchaft in
Lud=
wigshafen hat ſich dagegen ausgeſprochen.
Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Donnerstag, den 25. Oktober,
Liliom.
Vorſtadtlegende von Franz Molnar.
Dieſe Vorſtadt=Legende gehört in die Vorſtadt, und ſelbſt
dort ſollte ihre Zeit vorüber ſein. Franz Molnar, der
fran=
zöſiſierte Ungar, iſt in Darſtadt nicht unbekannt; ſeine
Geſell=
ſchaftskomödie „Der Teufel” trug Tereſina Oſter, unſere
blendendſte Heldin, ſeinerzeit zum Erfolg, und „Der
Garde=
offizier” erwies ſich als ein elegantes, feſſelndes Luſtſpiel.
Doch Molnar ſoll uns nicht ſentimental, nicht mit
Gefühls=
werten kommen; ſie wirken bei ihm unglaubwürdig, kitſchig. In
ſieben Bildern zieht die Geſchichte von „Liliom”, dem
Meß=
buden=Ausrufer, dem Mädchenverführer, dem Mörder mit dem
guten Herzen, vorüber. Im Stadtwäldchen von Budapeſt lernt er
das unſchuldige Dienſtmädchen Julie kennen und verführt ſie
wie manche andere vor ihr. Um für das erwartete Kind, ſein
Glück, die Mittel zu beſchaffen, verſucht er einen Raubmord. Die
Tat mißglückt; er erſticht ſich. Im Himmel der Selbſtmörder zu
Fegefeuer verurteilt, darf er nach 14 Jahren Frau und Tochter
auf Erden beſuchen. Die Tochter, zu ihm hingezogen und doch
voll Widerſtand, erhält von ihm in liebender Aufwallung einen
Schlag auf die Hand; ſie hört den Schlag, aber ſie fühlt ihn
nicht: „es gibt Schläge, die nicht weh tun”. Mit dieſem
ſentimen=
talen Ausklang ſchließt der Film. Ein Film iſt es, eher als ein
Theaterſtück; wohl geeignet, an Sonntag=Nachmittagen die
Be=
rufsgenoſſinnen der Julie bald zur Heiterkeit, bald zu Tränen
zu ſtimmen, nicht aber geeignet, dem „Theater der Lebenden”
zur Zierde zu gereichen.
Die Spielleitung des Herrn Albrecht Joſeph, der
offen=
bar als neuer Regiſſeur an dem Landestheater tätig werden ſoll,
tat das ihrige, die kitſchigen Züge des Stückes zu unterſtreichen.
Es wurde alles recht breit aufgemacht und ſinnfällig betont,
wäh=
rend eine verſchwimmende Phandaſtik der Legende mehr
ent=
ſprochen und ſie erträglicher hätte wirken laſſen. Eine über die
Wirklichkeit des Tages hinausführende Suggeſtivkraft ging nur
von Franz Schneiders „Fiscur” aus. Fiseur iſt Lilioms
böſer Geiſt; er iſt der Verführer, der ſcharfe Cyniker. Wie
Schnei=
der die ganze Welt in ſeinem Cynismus umfaßte, wie er mit
langen, ſteifen Beinen durch das Stück ging, wie ſich in ſeiner
Grimaſſe der Satanismus einer Weltauffaſſung widerſpiegelte,
war von unheimlicher Wirkung. Er war bald Daumier, bald
Kubin. Er war große Kunſt.
Als „Liliom” ſtellte Hans Baumeiſter mit Geſchick einen
gutmütigen und doch zugleich gewiſſenloſen Burſchen auf die
Bühne; wie die Mundart, waren auch die Umriſſe der Geſtalt
mehr auf das breite oberbayeriſche, als auf das weichere öſtliche
Format abgeſtellt. Von ſtarker menſchlicher Tragik erfüllt war
Eliſabeth Stielers „Julie”, der nur bisweilen eine lebhaftere
Nüancierung des Spieles zu wünſchen geweſen wäre. Käthe
Meißner als Meßbudenbeſitzerin derb zugreifend im Spiel,
Käthe Gothe von drolligem Humor als kleines Dienſtmädchen,
Ernſt Langheinz und Hans Ausfelder als geſchickt
charakteriſierte Typen verdienen noch Erwähnung.
Die Zuſchauer nahwen die nicht mehr neue Neuheit recht lau
auf. Im übrigen: der Ankündigungen für den Spielplan ſind
genug gewechſelt, laßt mich auch endlich Taten ſeh’n!
I.
Das Paradies und die Peri
von Robert Schumann.
(Zum 1. Konzert des Muſikvereins.)
Seit Roßert Schumanns „Paradies und Peri” 1843 im
Leip=
ziger Gewandhaus ſeine erſte Aufführung erlebte, ſind nun
ge=
rade 80 Jahre verfloſſen. Der ſtarke lyriſche Einſchlag und
eigen=
tümliche orientaliſche Zauber dieſes Werks verſchaffte ihm ſchon
bei der erſten Aufführung jubelnden Beifall und ließ es bald
bei den großen Chorvereinen aller Länder Aufnahme finden, wo
es bis heute noch ſtets mit Begeiſterung geſungen wird.
Den Stoff nahm Schumann aus der Hand ſeines Freundes
Flechſig, den dieſer aus Th. Moores Epos Lalla Rookh überſetzt
hatte. Er ſelbſt arbeitete ihn um und fügte, worin ſich ſeine
ſel=
tene Doppelbegabung offenbart, mit glücklicher Hand einige
Stücke neu hinzu, die zu den gelungenſten des ganzen Werkes
gehören, darunter den ganz Mendelsſohnſchen Geiſt atmenden
Chor der Genien des Nils und den überaus reizvollen duftigen
Eingangschor des dritten Teils: „Schmücket die Stufen zu Allahs
Thron‟. Das Werk verlangt großes Orcheſter, gemiſchten Chor,
darin mehrfach geteilte Stimmen und außer der Peri (Sopran)
vier Soliſten. Es weicht alſo im weſentlichen von der Beſetzung
des alten Oratoriums nicht ab. Auch in der äußeren Form hält
Rummer 296.
Die Reichsregierung und die Pfalz.
Berlin, 25. Okt. Eine formulierte Stellungnahr
der Reichsregierung zu der Lage in der Pfalz liegt bis jetzt nie
vor. Im übrigen iſt die Reichsregierung ſelbſtverſtändl
gegen dieſe Autonomie der Pfalz. Nach den Mü
chener Neueſten Nachrichten ließ die bayeriſche Staatsreg
rung durch den Münchener Geſandten v. Preger dem Reick
kanzler aufrichtigen Dank für die Haltung der Reich
regierung bei dem Verſuch, die Pfalz von Bayern zu tre
nen, ausſprechen.
Tirard lehnt eine Ausdehnung auf Heſſen a
* Heidelberg, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Die Arbeitsgemei
ſchaft der bürgerlichen Parteien der Pfalz iſt zur Stunde
Neuſtadt verſammelt. Ein Umfall der bürgerlichen Parteien
trotz ſtärkſten Drucks der Generals de Metz und der mit ihm v
bundenen Landesverräter vollkommen ausgeſchloſſen. Aber au
die Sozialdemokratiſche Partei, die ganz offenſichtlich von Ho
mann und ſeinen Genoſſen überrumpelt wurde, gewinnt it
Haltung wieder. Die Kundgebung des Reichsminiſters Sc
mann, der als Reichsminiſter und Sozialdemokrat den Schr
Hoffwanns und ſeiner Genoſſen mißbilligt hat, wird zurz
unter die Arbeiterſchaft verbreitet. Heute abend fanden noch 2
ſprechungen zwviſchen den Verbänden der Arbeitnehmer und 9
beitgeber ſtatt, von deren Verlauf man ſich eine weitere Kläru
der Auffaſſung innerhalb der Arbeiterſchaft verſpricht.
Von größter Bedeutung für die gegenwärtige Entwicklu
der Dinge wird ſein, daß zwiſchen dem General de Metz u
ſeinenr heſſiſchen Kollegen, dem Oberſten Tirard in Mainz, in 1
ganzen Aktion ein unüberbrückbarer Gegenſatz beſteht, der
von de Metz angeregte Ausdehnung des Vorgehens auch auf d
heſſiſchen Bezirk mit Entſchiedenheit ablehnt.
Die Entſcheidung am Freitag.
Aus der Pfalz, 24. Okt. Da General de Metz tr
ſtärkſten Druckes heute keine Zuſtimmung zu ſeinem autonom
Pfalzſtaat finden konnte, vertagte er die Entſcheidung auf Fr
tag. Der General hatte die Spitzen der Berufsverbände, K.
porationen und Städte für heute nachmittag zu ſich befohl=
und zwar ausdrücklich in Gehrock und Zylinder. Er ſelbſt u
ſein ganzer Stab trugen Galauniform. So feierlich ſollte 1
neue Staat eingeweiht werden, und um ſo größer wird die
E=
täuſchung über das vorläufige Mißlingen ſein.
Die Pläne de Metz.
* Berlin, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Nach hier eingegan,
nen Nachrichten ſoll trotz des geſtrigen Mißerfolgs morgen na
mittag 4 Uhr die autonome Republik in Speher ausgerufen w
den. Zu dieſer Stunde hat der General de Metz eine Verſam
lung des Kreistags und der Führer der politiſchen Parteien,
Gewerkſchaften, ſowie der Vertreter von Induſtrie und Han
einberufen. In der Verſammlung will der General die V
kündigung der pfälziſchen Republik erneut vorſchlagen. Er
entſchloſſen ſein, dieſen Plan auch dann durchzuführen, wenn
Verſammlung ihn ablehnt. General de Metz verſuchte die pf
ziſchen Sozialdemokraten damit einzufangen, daß er in der (
klärung, die geſtern vom Major Louis abgegeben wurde,
vorher mit den pfälziſchen Sozialdemokraten vereinbart war,
ſprünglich die Ausrufung der pfälziſchen Republik als ein
autonomen Staates im Rahmen des Reiches vorgeſehen ha=
Major Louis ließ dann die Worte „im Rahmen des Deutſchk
Reiches” in ſeiner Erklärung weg, was dazu führte, daß ſich
Sozialdemokraten in Uebereinſtimmung mit den bürgerlick
Parteien für die Ablehnung erklärten. General de Metz k
nun heute behauptet, es habe bei der Auslaſſung des Maj=
Louis ein Ueberſetzungsfehler vorgelegen. Mit dieſer Ausr
ſuchte er anſcheinend die Sozialdemokraten wieder einzufang
Als feſtſtehend kann angenommen werden, daß die
Franzo=
zielbewußt auf die Loslöſung der Pflaz nicht nur von Baye
ſondern auch vom Reich ausgehen.
Beunruhigung in engliſchen Kreiſen.
* London, 25. Okt. (Priv.=Tel.) In London ſind Ne
richten verbreitet, daß die Berliner Regierung die Abſicht ha
das Rheinland, das Ruhrgebiet und die Pfalz als autonom
erklären. In amtlichen engliſchen Kreiſen zeigt ſich über di
Meldungen eine gewiſſe Beunruhigung. Der Standard me
darauf aufmerkſam, daß Frankreich dem neuen Rheinſtaat m
licherweiſe feindlich gegenüberſtehen würde, und daß damit
Stellung der engliſchen Beſatzungsbehörde in Köln, ſich nI
ſchwieriger geſtalten würde, als bisher. Was die Pfalz an
langt, ſo ſei das Vorgehen der Franzoſen offenbar darauf
rückzuführen, daß Frankreich das Saargebiet vom Reiche tr
nen wolle, um es vollkommen zu annektieren. Das wäre zu
eine Verletzung der Autorität des Völkerbunds, aber Muſſol
habe einen Präzedenzfall geſchaffen, den ſich Poincaré nicht e
gehen laſſen werde. Streſemann habe offenbar die Hoffnu
durch dieſe Maßregel ſchlimmeres zu verhüten, ebenſo wie frü
Wilhelm II. Elſaß=Lothringen eine Selbſtverwaltung gab, um
mit dem Reich zu verſöhnen.
Schumann an der Ueberlieferung des Oratoriums feſt, indem
die Gliederung in drei größere Teile beibehält; wohl aber g.
er im Innern ganz ſeine eigenen Wege und wies durch gä.
liches Verzicht auf das herkömmliche Rezitativ und Einführu
des mehr liedmäßigen Stils dem weltlichen Oratorium m
Bahnen.
Den erſten Teil eröffnet ein liebliches Motiv, das ſich
einer kurzen Einleitung von ungemein innigem Ausdruck e
wickelt; ſo treffen wir vor Edens Tor die Peri. Sie iſt eine jel
aus dem Paradies verſtoßenen, unſeren Engeln zu vergleichen!
anmutigen Geſtalten der Luft, wie ſie das blumen= und märch
reiche Indien kennt. Voll Reue verzehrt ſie ſich in Sehnſu
nach dem verlorenen Himmelsgarten, und Schumann hat ih=
Empfindungen wahrhaft herzbewegende Weiſen zu verleil
verſtanden. Da erwächſt ihr wieder Hoffnung; aus dem Mur
eines Engels erfährt ſie, daß ihr die Paradieſespforte wieder
öffnet werde, wenn ſie des Himmels liebſte Gabe darzubrin!
vermöge. So ſchwebt ſie zur Erde herab und gelangt nach
dien, deſſen Schönheit und Pracht uns ein Quartett in warn
Farben ſchildert. Jetzt aber tobt dort ein verzweifelter Kan
gegen einen mächtigen Eroberer. In Chor und Orcheſter
Schumann dieſen Kampf trotz bewundernswerter Kürze mit
genialem Feuer geſtaltet, daß dieſe Szene zu mächtiger Wirk!
gelangt. Den letzten heldenmütigen Verteidiger ſtreckt der
oberer zu Boden, und der Chor beklagt den Tod des
Tapfe=
mit einem Schmerzensruf in ſcharfen Diſſonanzen. Die P
glaubt in einem Tropfen vom Blute, das dieſer Held für
Freiheit vergoſſen hat, die Gabe gefunden zu haben, die ihr
Himmel wieder eröffnen ſoll, und der (ideale) Chor bekräft
dieſen Gedanken mit lautem Jubel in dem machtvoll begeiſte
den, an kontrapunktlichen Schönheiten reichen Schlußchor.
Der Beginn des zweiten Teils verſetzt uns an die Pfo
des Himmels; dort wird die Gabe der Peri nicht heilig gen
befunden. Müde und enttäuſcht ſenkt ſie ſich nach Aeghp
herab, wo in wunderbar reizvoller Toymalerei ein Chor
Genien des Nils ihr Klagelied belauſcht. Auf dieſes ſonn
Bild folgen bald düſtere, ſchwere Harmonien, in denen Sd7
mann das Schreckensgeſpenſt der Peſt andeutet, die das 2a.
durchzieht. Tränenerfüllten Auges ſieht die Peri einen Jün
ling, der in der letzten Fieberglut nach einem Tropfen Waf!
verlangt. Da naht ſich ihm leiſe die Geliebte, die nicht den 2
tigen Hauch der Krankheit ſcheut und beglückt mit ihm vere
den Tod erleidet. Nach dieſer tief ergreifenden Szene innigl
Rummer 296.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 26. Oktober 1923.
Seite 3.
den
jehmer
ſeitere
bpricht.
rral de Me
in Mainz
beſteht,
Feitag.
Die Sonderbündſerbewegung.
Aufflackern der Sonderbündlerbewegung.
* Düſſeldorf, 26. Okt. (Priv.=Tel.) Die
Sonderbünd=
rbewegung iſt geſtern an einigen Punkten im Rheinland nen
rfgeflackert. Mit Ausnahme von Trier, wo die
Sonderbünd=
r einen neuen Vorſtoß machten und die öffentlichen Gebäude
ihren Beſitz brachten, und in Krefeld, wo ſie infolge von Zuzug
n auswärts in das Rathaus eindringen konnten, haben ſie
rgends Erfolge erzielt. In Trier wie in Krefeld ſteht ihnen
e heimiſche Bevölkerung völlig fremd gegenüber, In Krefeld
tſpann ſich ein längerer Kampf ums Rathaus, das von der
erſchanzung der Sonderbündler aus mit Handgranaten
bewor=
wurde. Die Polizeimannſchaft im Rathaus erwiderte das
uer, bis ihr die Munition ausging. Das Rathaus hat durch
=Beſchießung ſtark gelitten. Faſt keine Fenſterſcheibe iſt heil
blieben. Es mußte den Separatiſten, nachdem ein Gegenſtoß
r Gewerkſchaftler durch Umzüngelung bewaffneter
Sonder=
ndler unmöglich gemacht war, übergeben werden. Bald
dar=
f wehte von dem Dach die Fahne der Rheiniſchen Republik,
d ein Führer proklamierte die Rheiniſche Republik. Bei der
hießerei ſind mehrere Perſonen verletzt worden. Als der
Ober=
rgermeiſter Dr. Johanſen noch im Rathaus amtierte, ſind aus
ner Wohnung ſeine Gattin und jüngſte Tochter von
Sonder=
ndlern herausgeholt und verſchleppt worden. Wohin iſt noch
bekannt. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß die
Se=
ratiſtenherrſchaft in Krefeld nicht von langer Dauer ſein wird.
Trier haben die Eindringlinge die Druckerei der Trierſchen
ndeszeitung und der ſozialdemokratiſchen Volkswacht zerſtört.
i der Volkswacht wurde ein junger Mann getötet.
Abteilun=
der franzöſiſchen Truppen durchziehen die Stadt. In Aachen
es zu erbitterten Kämpfen zwiſchen Schupo und
Sonderbünd=
n gekommen. Die Schupo verſuchte, die Sonderbündler aus
em letzten Zufluchtsort, dem Regierungsgebäude, zu
ver=
ingen.
Unruhen im Reich.
Zyſammenbruch des Kommuniſiten=Putſches Eine Kundgebung der Deutſchen Volfspartei.
in Hamburg.
Hamburg, 25. Okt. (Wolff.) In Harburg verſuchte
ge=
ſtern ein größerer Trupp junger Burſchen nach Plünderung lebendigen Kräfte der deutſchen Volkswirtſchaft unter den
Ein=
eines Waffenladens die Polizeiwache im Rathaus zu ſtürmen.
Die Polizei erwiderte das Feuer und ſäuberte die Straßen. Einheit des Reiches als einziges Unterpfand künftigen
Die Kommuniſten verkündeten entgegen dem Willen der beſon= Wiederaufbaus.
nenen Arbeiterſchaft den Generalſtreik. — Wie noch gemeldet
letzt worden. Die Schupo hatte keine Verluſte.
Hamburg, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Bezeichnend für die
ſchaften an die Leitung der Kommuniſtiſchen Partei ein
Schrei=
ben gerichtet hat, das zu neuerlichen Verhandlungen einlud, die gabe an den Gedanken des Reiches und Vaterlandes alle ver=
Anuvort der Kommuniſten, worin ſich dieſe Bedenkzeit ausbaten.
Noch während dieſe lief, ſetzte die neue kommuniſtiſche Aktion ein.
feſtſtehende Tatſache, daß auf den Kampfplätzen ſich die
kommu=
niſtiſchen Führer ſo rechtzeitig zu drücken wußten, daß die
Schupo nur noch die genasführten Kampfgenoſſen dorfand.
Trotz=
dem iſt es auf Grund des gefundenen Materials im Laufe des fen ſich verſichert halten, daß ein Kabinett Streſemann und
eben=
heutigen Tages gelungen, auch eine Anzahl Führer der Aufruhr= ſo die Deutſche Volkspartei nie in eine Preisgabe auch nur von
bewegung dingfeſt zu machen.
In Schiffbeck ſcheint die kommuniſtiſche Illuſion beſondere
Blüten getrieben zu haben. Hier wurde u. a. ein Flugblatt vor= dentums, das ohne Unterſchied der Partei und des Standes ſich
gefunden, in dem es heißt: Genoſſen! In ganz Deutſchland hat
das Proletariat geſiegt. Hamburg iſt in der Macht unſerer
Ge=
noſſen. Nur Schiffbeck iſt noch nicht erobert. Das Flugblatt
ſchließt mit den Worten: Der Aktionsausſchuß wird die
Ernäh=
rung des Volkes ſicherſtellen. Der Sieg iſt unſer. Es lebe das
Orte wurde die Ehre erwieſen, daß ſich der proviſoriſch gebildete
al de Mez
einem auton
cheidung auf
erbä
zu ſich bef
Er ſell
feierlich ſt.
der wird die
igs marck
rauszeriin
etz eine
hen
Vollzugsausſchuß der Sowjetregierung etablierte. Durch
Requi=
andlangerdienſie der belgiſchen Beſatzung, ſitionsſcheine der Regierungsmitglieder konnten deren Namen
feſtgeſtellt werden und auch die Mehrzahl von ihnen feſtgenom=
Der Hamburger Senat hat jedem Polizeibeamten die Summe
beſetzt ſei, beſchloß die Polizei, von dem Regierungsgebäude von 20 Milliarden auszahlen laſſen für die den Beamten der
ſitz zu ergreifen. Es gelang ihr auch, morgens gegen Polizei in den Unruhetagen entſtandenen perſönlichen
Aus=
hr, ohne daß ein Schuß fiel, in das Gebäude einzudringen, gaben. Außer einer Zeichnung von 8000 Dollar haben Kreiſe
Teil der Sonderbündler wollte ſich der eindringenden Poli= der Hamburger Bürgerſchaft zum Beſten der Hamburger
Sicher=
mit hocherhobenen Händen ergeben, als plötzlich mehrere heitspolizei eine Sammlung veranſtaltet, die über 10 000
Gold=
giſche Soldaten und Gendarmen hinter den Poliziſten mark brachte. Auch von anderer Seite ſind namhafte Beträge
Im Laufe des heutigen Tages konnten die
Marinemann=
de. An der Ecke der Hindenburgſtraße, bei der Landesbank, ſchaften wieder an Bord gehen und ein großer Teil der Schupo
n gleich darauf von hinten mehrere Schüſſe auf die Po= in die Kaſerne zurückkehren. Die reſtlichen Truppen hatten noch
eibeamten, wodurch einige Beamte verletzt wurden. Das Streifen in den an der preußiſchen Grenze gelegenen Vororten
ierungsgebäude iſt jetzt wieder von den Sonderbündlern be= zu beſtehen. Vereinzelter Widerſtand wurde ſchnell gebrochen.
und zwar wie es ſcheint, in größerer Zahl. Die Abſperrung Ein beſonders beſtialiſcher Fall wurde aus dem heißumkämpften
Umgebung des Regierungsgebäudes, die geſtern noch von Schiffbeck bekannt. Hier hatten die Aufrührer am 23. Oktober
belgiſchen Gendarmerie und Militärs. Belgiſche Gen= den Truppen am 24. Oktober größere Angriffe unternommen
wur=
imen ſchlagen mit Gummiknüppeln auf fried= den, haben die Kommuniſten den Beamten in beſtialiſcher Weiſe
ePgſſanten ein. Die Polizei iſt im Gebäude des Po= erſchoſſen. Bei der Aufräumung des Ortes wurde die Leiche des
Leider iſt es in der weiteren Umgehung Hamburgs auch
Aachen, 25. Okt. (Wolff.) Bei dem heutigen Eindringen heute noch zu Zwiſchenfällen gekommen. So werden ſchwere
Polizei in das Regierungsgebäude wurde ein belgiſcher Gen= Schießereien aus Barteheide und Itzehoe gemeldet. In beiden
erſchoſſen. Da die deutſche Polizei keinen Schuß abgegeben Orten griff die Lübecker Reichswehr, die in Kraftfahrzeugen
lann er nur von einem Sonderbündler getötet worden ſein, herangeholt worden war, ein. Ihrem energiſchen Zugreifen
ge=
die Arankenhäuſer ſind heute weiter fünf Verwundete ein= lang es, die Ruhe und Ordnung wieder herzuſtellen. Die
Ham=
fert worden. In der Nähe des Regierungsgebäudes wurde burger Hafenarbeiter haben zum Teil die Arbeit wieder
auf=
deutſches Sanitätsauto von belgiſchen Soldaten beſchoſſen, genommen. Man rechnet mit der Geſamtaufnahme des Hafen=
Polizeibeamte, die an der Räumung des Regierungsge= betriebs am Freitag,
ſes beteiligt waren, wurden ſchwer verletzt, befinden ſich aber
Aachen, 25. Okt. (Wolff.) Auf die Nachricht hin, daß das men werden.
ſierungsgebäude verhältnismäßig ſchwach von
Sonderbünd=
amen und ſie zum Verlaſſen des Gebäudes aufforderten, zu dieſem Zweck gezeichnet worden.
Gewalt weichend, verließen die Poliziſten wieder das
Ge=
deutſchen Polizei vorgenommen war, iſt jetzt in den Händen einen Beamten der Ordnungspolizei feſtgeſetzt. Nachdem von
eräſidiums verſammelt und erwartet einen Angriff. Die Be= Beamten in einer Bedürfnisanſtalt vorgefunden
ng tritt unverhüllt für die Sonderbündler ein.
1
Ausſage der Aerzte nicht mehr in unmittelbarer
Lebens=
dr. Eine Abteilung der Schutzpolize, die das
Regierungsge=
e gegen weitere Ueberfälle ſichern wollte, iſt heute vormittag
hr von den Belgiern entwaffnet worden. Wie von der
Be=
ig bekanntgegeben wurde, müſſen alle Studenten der
Tech=
eu Hochſchule, die nicht Aachener ſind, bis zum 27. Oktober
Stadt verlaſſen.
Geſpannte Lage in Mainz.
Nainz, 25. Okt. (Wolff.) Die Lage in hieſiger Stadt iſt
it, 2 Uhr nachmittags, ſehr ernſt. Die Separatiſten, die das
rungsgebäude noch immer beſetzt halten, ſollen von aus=
5 Verſtärkungen erhalten haben. Man befürchtet für den
des heutigen Tages weitere Beſetzungen durch die Separa=
Während die Franzoſen das Stadthaus wieder geräumt
i, halten ſie die einzelnen Polizeireviere noch beſetzt. Die
bung des Regierungsgebäudes wird von weißen und far=
Franzoſen überwacht. Franzöſiſche Militärs halten, den
ungsdienſt in der Stadt aufrecht. Die Stadtverwaltung
zren Sitz nach wie vor im Stadthaus. Die ſtädtiſchen
Poli=
imten befinden ſich im Stadthaus und im Polizeiamt.
lus Wiesbaden wurden 7 Polizeibeamte von der
Be=
ig ausgewieſen, während Polizeirat Beuth ſeines Amtes
ent=
wurde. Die Separatiſten halten das Regierungsgebäude,
ſathaus und die Polizeidirektion und das Landhaus beſetzt.
Plünderungen im Induſiriegebiet.
* Gelſenkirchen, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Faſt im
geſam=
ten Induſtriegebiet iſt es heute zu Plünderungen,
Zuſammen=
rottungen, Ueberfällen, Ausſchreitungen, Unruhen und blutigen
Zuſammenſtößen gekommen. In Gelſenkirchen dauerten die
Un=
ruhen und Plünderungen faſt den ganzen Tag an. Nach
anfäng=
lichem Mißerfolg gelang es der Polizei ſchließlich, der Lage Herr
zu werden. Bei den Zuſammenſtößen gab es einen Toten und
mehrere Verwundete. In Kattenberg wurden zwei Perſonen
ge=
tötet und vier verwundet. In Bochum wurden vier Plünderer
er=
ſchoſſen und mehrere verletzt. Auch aus dem übrigen
Induſtrie=
gebiet werden mehr oder weniger ſchwere Fälle von Plünderung
gemeldet. Allgemein iſt man der Auffaſſung, daß mit dieſer
Kriſe das Schlimmſte noch nicht überſtanden iſt. Man befürchte,
daß nach der Stillegung der Werke und Gruben ernſte Ereigniſſe
eintreten werden.
Plünderungen in Frankfurt.
Frankfurt, 25. Okt. (Wolff.) Auch im Laufe des
heuti=
gen Tages iſt es verſchiedentlich zu größeren
Zuſammenrottun=
gen gekommen. In der großen Friedberger Straße wurden zwei
Lebensmittelwagen geplündert. Die Menge wurde von der
Po=
lizei zerſtreut. Die Zahl der bei den geſtrigen Unruhen an der
Konſtabler Wache getöteten Perſonen hat ſich auf 3 erhöht.
Auf die Schanzen, Deutſche!
Gegen die Zerſetzung in der Reichswehr.
„Nach Preisgabe der alten Wehrmacht, nach Zerſtörung der
wirkungen des Verſailler Vertrages blieb uns Deutſchen nur die
Mit Bewunderung und unauslöſchlicher Dankbarkeit erleben
wird, ſind bei den Unruhen 3 Perſonen getötet und 16 ſchwer ver= wir, wie unſere deutſchen Brüder an Rhein und Ruhr
trotz langer ſchwerer Knechtſchaft, trotz aller zermürbenden
Fol=
gen eines rühmlich verlorenen Wirtſchaftskampfes, trotz der
Taktik der Kommuniſten iſt, nachdem die Leitung der Gewerk= ſchweren Wirkungen der finanziellen Lage des Reiches gerade
für das beſetzte Gebiet opfermutig und treu mit ſelbſtloſer
Hin=
räteriſchen Umtriebe zuſchanden machen. So ſei auch weiter allen
ſeparatiſtiſchen Plänen, in welche Geſtalt ſie ſich immer hüllen
Ebenſo bezeichnend iſt die aus dem aufgefundenen Material, mögen, Feindſchaft und Widerſtand angeſagt. Mit Schärfe
wen=
den wir uns auch gegen Verſuche, den gegenwärtigen
ſtaatsrecht=
lichen Zuſammenhang in den Ländern Preußen, Heſſen und
Bayern zu ſtören. Uinſere Brüder an Rhein und Ruhr aber
dür=
einem Fußbreit deutſchen Landes einwilligen werden.
Scham und Empörung ſollten angeſichts des deutſchen
Hel=
am Rhein bewährt, alle kleinliche Zwietracht zum Schweigen
bringen. Des Reiches Einheit, des Reiches
An=
ſehen über alles!
Nur einſeitige Auffaſſung oder parteipolitiſche Verblendung
kann den Kampf gegen die angeblich marxiſtiſch beein=
Sowjet=Deutſchland! Es lebe Sowjet=Rußland! Demſelben flußte Regierung des Reiches predigen. Worin zeigt ſich
denn dieſer Marxismus? Etwa in der Beſetzung Sachſens durch
militäriſche Gewalt? Etwa in der Aufhebung der Feſſeln freier
Wirtſchaft, die unter allen früheren Regierungen viel verlangt,
doch nie erreicht wurde? Etwa in der bevorſtehenden
Verlänge=
rung der Arbeitszeit? Oder etwa im Abbau des
Beamtenappa=
rates des Reiches? Weg mit ſolch törichten
Schlag=
worten in einer Stunde, in der nur alle gemeinſam ſtark
ge=
nug ſein können, uns das Reich zu bewahren. Kein Stand, keine
politiſche Anſchauung darf ſich ausſchließen von dieſem Dienſt
am Vaterland, das bedroht wird in ſeinem Beſtand von
Ver=
rätern und von unerbittlichen Feinden!
Die Reichswehr iſt das einzige Machtmittel unſeres
Reiches, zugleich eine lebendige Erinnerung und Mahnung an
die Tage unſerer alten ruhmreichen Armee. Dank ſei ihr und
ihren Führern, daß ſie feſt und treu in dieſer Stunde ſich hinter
die Reichsgewalt geſtellt haben! Sie beweiſen damit aufs neue,
wie frevelhaft und leichtfertig die Verdächtigungen durch Leute
wie Zeigner und andere Linksradikale ſind. Der General
je=
doch, der es wagen konnte, in dieſer lebensgefährdenden Stunde
des Reiches durch Funkſpruch an die Reichswehr den
Anſchein der Aufforderung zum Ungehorſam gegen das Reich auf
ſich zu laden, ſtellt ſich damit außerhalb der Reihe der
Soldaten, denen die Begriffe des Gehorſams, der Treue und
der ehrliebenden Hingabe an das Vaterland lebendig geblieben
ſind trotz aller politiſchen Zwietracht der Gegenwart. Ihn trifft
das Urteil des deutſchen Gewiſſens mit unbarmherziger Schärfe.
Um die Einheit des Reiches zu retten, darf auch im
Streite mit Bayern kein Weg unverſucht bleiben zur
Wahrung der Einheit und des Anſehens des Reiches bei
größe=
rer Lebensfähigkeit und Bewegungsfreiheit ſeiner Glieder.
In einer Zeit, da Hunger und Geldenzwertung jeden
Haus=
ſtand täglich bedrohen und die inneren Gefahren ins
Ungemeſ=
ſene ſteigern, erwarten wir von der Reichsregierung, daß ſie mit
größter Beſchleunigung wertbeſtändige
Zahlungs=
mittel ſchafft, um ſo der größten Not, insbeſondere auch des
Mittelſtandes, zu ſteuern und die Grundlage für Ehrlichkeit in
Handel und Wandel zu ſchaffen.
An dieſen Richtlinien, in denen wir uns mit unſerem
Führer völlig eins wiſſen, hält die Deutſche Volkspartei
feſt in dieſer Zeit größter vaterländiſcher Not, die ſchaffende
Mit=
arbeit allen Parteien unter Zurückſtellung parteiegoiſtiſcher
Er=
wägungen zur gebieteriſchen Pflicht macht. Sie weiſt deshalb die
fortgeſetzten maßloſen Angriffe der Deutſchnationalen auf die
Deutſche Volkspartei und ihren Führer aufs Entſchiedenſte zurück.
Auf die Schanzen, Deutſche! Das Reich iſt in
höchſter Gefahr. Alle Parteien, alle Stände, alle Länder müſſen
es ſein. Wollt Ihr das Spiel Poincares und der
Landesver=
räter am Rhein ſpielen? Beſinnt Euch, ſtellt das Trennende
zu=
rück, ſtützt das Reich, Euer Vaterland, damit
Euer Leben und Eure Ehre!”
Streik der Berliner Buchdrucker.
Berlin, 25. Okt. (Wolff.) In der heutigen Verſammlung
der Funktionäre des graphiſchen Gewerbes wurde mit drei
Fünftel gegen zwei Fünftel ſämtlicher Stimmen der allgemeine
Streik der Berliner Buchdrucker beſchloſſen. Die Vertreter der
Gewerkſchaften und die anweſenden Vertreter der
ſozialdemokra=
tiſchen Partei erklärten ſich gegen den Streikbeſchluß.
51.
lsſchwärmerei ſingt die Peri den Entſchlafenen ein
Grab=
von verklärder Schönheit, das von dem Chor aufgenommen
und den Teil beſchließt.
Im Paradieſestore hören wir, wie drinnen reizende
Him=
feſtalten einen anmutigen Reigen um Allahs Thron
win=
ſo eröffnet Schumann mit Frauenchor und
Janitſcharen=
in einem orientaliſchen Bilde den dritten Teil. Den
letz=
eufzer der reinſten Liebe darbietend, erheiſcht die Peri
Ein=
wird aber wiederum abgewieſen. Mit ſchwerem Herzen
die Verſtoßene ihre Bemühungen fort. Eine Schar von
umringt ſie und bringt in lebendigen Zurufen willkommene
gung in den letzten Teil. Noch immer die glückverheißende
21 ſuchend, erblickt die Peri am Abend einen lieblichen
Kna=
der inmitten wilder Roſen ſingend ſpielt; ein entſetzlicher
4. mit wildem Antlitz reitet auf ihn zu. Da ertönt von
ns tauſend Minaretten der Veſperruf, worauf alsbald das
die Hände zum Gebet erhebt. Dieſer Anblick rührt den
en Reiter, und er vergießt Tränen aufrichtiger Neue über
aſterhaftes Leben. Dieſe Tränen ſollen der Peri das
Him=
or öffnen. Voll Freude erhebt ſie ſich, und der Chor ſtimmt
cen Geſang mit Jubel ein. Beide beſchließen wetteifernd
Verk, über das man als Motto ſchreiben könnte: „Wer
im=
trebend ſich bewüht, den können wir erlöſen.”
* Unſere Kirchenchöre.
Von Friedrich Noack.
un ſind die Chorſchulen, die an faſt allen Kirchen eine
reiche Tätigkeit entfalteten und zum mrſikaliſchen Schmucke
Bottesdienſtes ſo viel beitrugen, der Not der Zeit zum
gefallen. Was die Schreckenszeit des Dreißigjährigen
s nicht vermochte, was in der kirchlicher Kunſt ſo feind=
Zeit der Aufklärung vor anderthalb Jahrhunderten nur
leinen Teil geſchah, um bald wieder zu neuem Aufblühen
)ren, das hat die Gegewwart in kurzer Zeit geſchehen laſ=
Iid reiche Quellen einer aus dem Volk für das Volk
ſtrö=
u Kunſt haben ſich verſchloſſen.
un ſind die Kirchengeſangvereine die einzigen Träger einer
underte alten Tradition, die einzigen Pfleger einer Kunſt,
Reichtum ſelbſt für den Fachmann unüberſehbar iſt, und
Wert für die Gemütsbildung von Freund und Feind
Haßig anerkannt wird. Geben doch auch Kirchenfeinde zu,
daß die Tiefe des kirchenmuſikaliſchen Schaffens ſeit den Zeiten
eines Palgeſtrina über Schütz, Händel, Bach hinaus bis in die
Gegenwart eine ſolche Fülle birgt, daß daneben alles, was
bei=
ſpielsweiſe für Männerchor geſchrieben worden iſt, klein und
un=
bedeutend erſcheint. Darum haben es auch die neuen
Regierun=
gen als ihre Pflicht erkannt, die Ausbildung der
Kirchen=
muſiker als Träger wertvollſter volkstümlicher Kunſt weiter zu
übernehmen und zu fördern, darum iſt gerade in den letzten
Jah=
ren das vornehmſte Inſtitut dieſer Art, das Inſtitut für
Kir=
chenmuſik in Berlin, umgeſtaltet und in ſeinen
Wirkungsmöglich=
leiten erweitert worden, um gute Organiſten und Chordirigenden
auszubilden. Während es nun in Norddeutſchland aus alter
Zeit noch zahlreiche kirchliche Berufschöre gibt, ſind in Heſſen ſeit
langen Jahren Dilettanvenvereine in deren Fußtapfen getreten,
haben mit freudiger Begeiſterung die Pflege des mehrſtimmigen
Liedes, der größeren kirchlichen Formen, Motette, Kantate,
Ora=
torium, Paſſion als ihre Aufgabe betrachtet, die Gottesdienſte
durch ihre Kunſt verſchönt und ein unvergängliches Gut
deut=
ſchen Weſens und Volkstums erhalten.
Noch ſind ſie an der Arbeit, noch erbauen ſie ſich und andere
durch edelſte Menſchheitsgedanken, noch ſind ſie ein lebendiges
Band zwiſchen hoher Kunſt und der breiten Maſſe des Volkes,
Noch hat die Not der Zeit nicht an ihrem Pflichtbewußtſein,
Opfermut und ihrer Begeiſterungsfähigkeit gerüttelt. Aber
wer=
den ſie auch morgen noch leben können? Nur wenn alle Kreiſe,
denen der Sinn für Ideales noch nicht abhanden gekommen iſt,
zuſammenſtehen. Wie vielen Tauſenden iſt Erhebung in
Reli=
gion und Kunſt noch ein tiefes Bedürfnis, aber Alltag, Sorgen,
Egoismus drohen auch dies zu erſticken. Kleinliche Eitelkeit läßt
manchen Beſitzer einer ſchönen Stimme, manche begabte
Sänge=
rin fernſtehen: „Ich bin doch eigentlich zu ſchade fürs
Chor=
ſingen”, und ſo liegen Kräfte brach, die zum Wohl der
Allgemein=
heit große Bedeutung haben könnten. Müßte es nicht vielen
ge=
rade heute ein Troſt, eine Stärkung ſein, wöchentlich einmal ſich
mit Gleichgeſinnten zu vereinigen im Dienſte eines Ideals?
Oder iſt dieſes Streben nur den Mitgliedern der zahlreichen
Männerchöre eigen? Sind denn viele muſikaliſche Kreiſe dafür
taub, daß im gemiſchten Chor ein Reichtum von
Klangmöglich=
keiten liegt, eine Freiheit der Linienführung, die weit über das
hinausgehen, was Männerchöre oder Frauenchöre zu wirken
ver=
mögen? Hier gilt es, Weckruſer zu ſein, ehe es zu ſpät iſt, ehe
unerſetzbare Kulturgüter begraben ſind. Erhalden iſt leichter, als
neu ins Leben rufen. Mögen ſich darum noch recht viele zuſam=
menfinden, die unſere Kirchengeſangvereine jeder Konfeſſion
unterſtützen, die froh dieſe Pflicht der Erhaltung, des Dienens
für eine hohe, ideale Sache auf ſich nehmen, oder aber, wenn ſie
nicht ſtimmbegabt ſind, als inaktive Mitglieder ihr Intereſſe
be=
kunden. Und ſo wie die Männerchöre ihren wirtſchaftlich
ſchwa=
chen Mitgliedern die Beiträge erlaſſen oder vermindern, ſo tun
es auch die Kirchenchöre, wenn Freude an der Kunſt, Luſt am
Zuſammenarbeiten alle, die begeiſterungsfähig ſind, vereinen.
Auch hierin können wir unſerem Volk in ſeiner Geſamtheit
die=
nen, auch hierin unvergängliches Gut erhalten trotz aller Schwere
und Not. Im gemeinſamen Tun und Streben werden viele Halt
und Stütze finden können, denen das Leben ſonſt eine Laſt ge=
C.K. Der ſchlagfertige Kanzler. Der öſterreichiſche Kanzler
Seipel, der ſich gegenwärtig auf einer Agitationsreiſe für die
Wahlen befindet, erzählte in einer ſeiner Reden einen Vorfall
aus der Zeit, da bie Krone immer tiefer ſtürzte und das
beſtän=
dige Steigen der Preiſe die Bevölkerung zur Verzweiflung
brächte. Er empfing damals eine Abordnung von Frauen im
Parlamentshaus. Eine der Frauen ſchrie ihm wütend zu:
„Wenn Sie heute morgen auf dem Markt geweſen wären, hätten
wir Sie aufgehängt!” worauf der Kanzler, ſie aus ſeinen großen
runden Brillengläſern freundlich und ruhig anblickend, erwiderte:
Aber meine liebe Frau, dadurch würde das Brot auch nicht
billiger geworden ſein.”
T. Vom Gutspächter zum Premierminiſter. Vor etwa 30
Jahren lud ein junger Gutspächter in Neuſeeland, Maſſey, auf
einem Wagen Heu auf. Da kam einer ſeiner Knechte, der ihm
eine Depeſche überreichte, die an der Zinke einer Heugabel
be=
feſtigt war. Die Depeſche ging vom örtlichen Komitee der
Guts=
pächter aus, das den jungen Maſſey aufforderte, für ſie bei den
nächſten Parlamentswahlen zu kandidieren. So begann Maſſeys
politiſche Laufbahn, der ſeit 12 Jahren Premierminiſter iſt.
C.K. Die erſten Türkinnen im Ballſaal. Vor kurzem fand in
Konſtantinopel ein Ball ſtatt, den der Befehlshaber der Stadt,
Schükri Naili Paſcha, zu wohltätigen Zwecken keranſtaltete. Bei
dieſem erſchienen zum erſten Male in der Türkei türkiſche Damen
in einer öffentlichen Geſellſchaft zum Tanz. Es ſoll ihnen auch
demnächſt geſtattet werden, als Schauſpielerinnen auf der Bühne
zu erſcheinen. Dieſe beiden Neuerungen erregen in den Kreiſen
der konſervative Mohammedaner große Entrüſtung, denn jedes
öffentliche Auftreten der Frau gilt ihnen als Bruch der heiligen
Geſetze.
Seite 4.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Oktober.
Die Gas=, Waſſer= und Strompreiſe in der
Stadtverordnetenverſammlung.
Die geſtrige Stadtverordnetenverſanmmlung beſchäftigte ſich
erneut mit der Preisfeſtſetzung für Gas und Waſſer. Die
ebenfalls unhaltbare Stromberechnung der Heag auf
die Tagesordnung zu ſetzen, hatte ſich die Stadtverwaltung trotz
dringenden Erſuchens der Oeffentlichkeit nicht entſchließen
kön=
nen. Vermutlich iſt die Heag in dieſem Punkte wieder einmal
Privatbetrieb.
Den flazmenden Proteſten der Bürgerſchaft hat die
Stadt=
berwaltung, wie ſchon in der Proteſtverſammlung bekannt
ge=
geben wurde, inſoweit zu entſprechen verſucht, als ſie neuerdings
eine Staffelung für Gas und Waſſer, in folgender
Form vorſchlägt:
Gaspreis.
a) für die erſten 25 Kubikmeter Gasverbrauch monatlich ein
Grundpreis (zurzeit 23 Pf.) mal der Hälfte des am Tage der
Zahlung letzt veröffentlichten Reichslebenshaltungsinder;
b) für die nächſten 25 Kubikmeter Gasverbrauch monatlich ein
Grundpreis (zurzeit 23 Pf.) mal dem am Tage der Zahlung
letzt veröffentlichten Reichslebenshaltungsindex;
c) für den 50 Kubikmeter monatlich überſteigenden
Gasver=
brauch Grundpreis (zurzeit 23 Pf.) mal dem am Tage der
Zahlung gültigen Deviſeninder. (Letzt bekannt gewordener
Dollarkurs, Berliner Brief, geteilt durch 4,20.)
Waſſerpreis.
a) für den Waſſerverbrauch zu Haushaltungszwecken
Grund=
preis (zurzeit B Pf.) mal dem am Tage der Zahlung letzt
veröffentlichten Lebenshaltungsinder:
b) für den Waſſerverbrauch zu großgewerblichen Zwecken
Grundpreis (zurzeit 23 Pf.) mal dem am Tage der Zahlung
gültigen Oeviſeninder. (Letzt bekannt gewordener
Dollar=
kurs, Berliner Brief, geteilt durch 4,20.)
Die auf Grund des früheren Beſchluſſes der
Stadwverord=
netenverſammlung bereits geleiſteten Goldzahlungen werden an
der Kaſſe der ſtädtiſchen Betriebe in Gutſcheinen auf Gas bzw. Einſpruch erhoben wurde).
Waſſer wertbeſtändig zurückbezahlt. Die bereits nach Gold
ge=
löſten Gutſcheine behalten ihre Gültigkeit für den Verbrauch
über 50 Kubikmeter oder ſie werden in Gutſcheinen nach dem
Lebenshaltungsinder an der Kaſſe der ſtädtiſchen Betriebe
wert=
beſtändig umgetauſcht.
Es darf zunächſt wohl als ein Erfolg der ſcharfen Proteſte
gelegenheit nur pflichtgmmäß angenommen) gebucht werden, daß
dieſe Reviſion der erſten Beſchlüſſe, die Goldmarkpreiſe feſtſetzte,
nunmehr erfolgt. Es muß aber auch rund heraus geſagt werden,
daß die vorgeſchlagene Staffelung nicht den Kern der Sache reſt= autoriſieren dieſen neuen Volksbelehrungsfilm. Der Film zeigt inſofern
los trifft. Zunächſt iſt die Gas= und Waſſermenge der erſten,
50 Kubikmeter umfaſſen. Zum anderen aber iſt ſie in keiner
braucher”, Kinderreiche Familien, kleine Gewerbetreibende,
Aerzte, Studenten uſw. können mit der Gasmenge der billigſten ein Verbrechen! Geſchlechtliches darf nicht Geheimnis ſein!. Schwanger=
Stufe nicht auskommen. Andererſeits werden reiche Leute, die
abends in Reſtaurants ſpeiſen und den Reſt der Nacht nur zum
ſo diejenigen, die am leichteſten zahlen können, die billigſten Geburtsvorgang, von der Zenſur wegen ihres hohen volkserzieheriſchen
Preiſe genießen. Warum hat man nicht einfach unterſchieden Film von Dr. Curt Thomalla, dem bekannten Verfaſſer des
Steinach=
zwiſchen Induſtrieverbrauch und Hausverbrauch und nach einem
Weg geſucht, die reichen „Hausverbraucher” beſonders zu
tref=
fen. Nur wer Goldmark verdient oder Papier
in Goldmarkhöhe, kann zur Goldmarkzahlung
verpflichtet werden. Das muß in dieſer unſeligen
Ueber=
bis eine generelle Regelung möglich iſt.
9
Sowohl der Herr Oberbürgermeiſter wie Herr
Bei=
t
geordneter Ritzert haben in der geſtrigen Verſammlung in „
bewegten Worten ihren Standpunkt vertreten und ſich gegen den
ſcharfen Ton in der Preſſe verwahrt. Beſonders ſeien es zwei 3
Behauptungen geweſen, die man den Herren übelnehme, die den n
Kampf in der Preſſe führten, einmal die, daß der
Kohlenſteuer=
erlaß des Reiches eine Verbilligung von Gas und Waſſer hätte
herbeiführen müſſen, was aber nicht der Fall ſein konnte, weil
dieſer Steuerlaß für die Zeit von Mitte September bis Mitte
Oktober nicht galt; zum anderen die Behauptung, daß man
unterlaſſen habe, ſich rechtzeitig mit engliſcher Kohle einzudecken.
Herr Ritzert meinte, ein Zeitungsredakteur könne allerdings nicht Statiſtik entſtammten. Die Red.
wiſſen, daß man Kohlen nur in gewiſſen Mengen lagern kann.
Das iſt alles ganz ſchön und gut, aber es trifft wiederum nachmittags, in einer Konferenz der Vertrauensleute
Organiſations=
war niemals, Vorwürfe gegen einzelne Perſonen zu erheben; Herr Dr. Schneider, München=Gladbach, über „Mitarbeit der Katholiken
es war einzig und allein, die Reviſion eines Beſchluſ= in notvoller Zeit”. Ueberaus wohltuend wirkte die Zuverſicht, von der
ſes zufordern, deſſen Auswirkung für die über= ſeine Ausführungen getragen waren. Sie legten Zeugnis ab für den
große Mehrheit der Verbraucher einfach nicht Geiſt, der im Ruhrgebiet herrſcht. An der unerſchütterlichen Treue und
tragbar war. Dieſes Ziel iſt klar und deutlich immer wie= tiefen Liebe zum Deutſchen Vaterland werden alle Anſchläge des
Fein=
der betont worden. Das allein iſt die Hauptſache, nicht der in Deutſchlands ſich entſcheiden, und die dortigen Katholiken werden, ſich
einer Zuſchrift erhobene Vorwurf, daß vielleicht ein Grund dann als wahre Führer und Erneuerer unſeres Volkes erweiſen. Die
der Finanzkalamität der ſei, daß die Stadt ſich nicht genügend, trefflichen Ausführungen fanden reichen Beifall in der Verſammlung.
mit Kohlen eingedeckt habe.
Daß die Berechtigung dieſes Zieles auch von der Stadwver= In heutiger Ziehung wurden die Endzahlen 35 und 95 gezogen.
waltung anerkannt wurde, beweiſt ja doch die jetzt vorgeſchlagene. Mit welchen Gewinnen iſt bei den zuſtändigen Einnehmern zu
Reviſion des ehemaligen Beſchluſſes. Nach der Berechnung des erfragen.
Herrn Beigeordneten Ritzert iſt der Preisunterſchied der erſten
25 Kubikmeter zu den nächſten und dann zum Goldmarkpreis, die ſich in voriger Woche am Heinſchen Geſchäft und in deſſen
Um=
ſehr bedeutend, etwa 300 Millionen zu 3 Milliarden pro Kubik= gebung abſpielten, ſind nunmehr Gegenſtand eingehender
ſtaatsanwalt=
meter. Es bleibt alſo zu fragen, warum man zunächſt einen Un= ſechs Beſchuldigte wegen Auflaufs und Widerſtands in Betracht, doch
möglichen Beſchluß durchzuführen verſuchte und nicht alsbald wird ſich die Unterſuchung andererſeits auch mit der Frage befaſſen,
alſo gerechtfertigt, daß man ſich die Löſung der Finanzkalamität jener Geſchäftsinhaber gegen Preistreiberei= und Wuchervorſchriften
ſehr bequem gemacht hat, daß man nicht, wie Stadtverordneter uſw. verſtoßen haben und daher ebenfalls verantwortlich ſein ſollte. Es
Ofann mit Recht betonte, zunächſt prüfte, ob die Verbraucher die wird mithin für möglichſte Aufklärung des ganzen Sachverhalts
ein=
hohe Auflage auch zu tragen vermögen. Es hat ſich hier nicht Erwähnten ſind übrigens keine Jugendlichen, und es erſcheint u. a.
er=
um die Weigerung gehandelt, zu zahlen, ſondern einfach um wähnenswert, daß ein durch Aufreizung damals Hervorgetretener, ein
die Unmöglichkeit, zahlen zu können.
Stimmen der Kommuniſten angenommen. Etwa noch verblei= teils durch andere freigehalten, genoſſen hatte. Verhaftet iſt keiner der
bende Härten auszugleichen bleibt vorerſt Aufgabe einer aus je Betreffenden.
einem Vertreter der Fraktionen beſtehenden Kommiſſion.
Proteſi der Aerzte gegen die hohen Gas= und delserlaubnis. 2. Beſchwerde des Philipp May, Zwingenberg, gegen
Eſektizitätspreſſe.
Auf einſtiunigen Beſchluß hin haben die geſamten Aerzte Handelserlaubnis. 4. Beſchwerde des Heinrich Mayer, Nieder=Modau,
Darmſtadts bei ber ſtädtiſchen Verwaltung Proteſt eingelegt gegen das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Dieburg wegen Verſagung
gegen die Anforderung der unerwartet hohen Beträge für der Handelserlaubnis. 5. Beſchwerde des Heinrich Büchler I. Brensbach.
ten Summen auf ein erträgliches Maß verlaugt. Die Aerzte der Handelserlaubnis. 6. Beſchwerde des Baruch Neu, Lengfeld, gegen
haben Gas und Elektrizität zur Ausübung ihres Berufs abſolut das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Dieburg wegen Entziehung der
notwendig, das Gas unter anderem zur Steriliſation ihrer Jn= Handelserlaubnis, 7. Beſchwerde des Palentin Jakob Braun, Urberach,
ſtrumente. Iſt dieſe nicht möglich durchzuführen, ſo ſind alle der Handelserlaubnis, 8. Beſchwerde des Valentin Braun III., Ur=
Kranke, bei deren Behandlung Inſtrumente gebraucht werden, berach, gegen das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Diebura wegen
Ver=
aufs höchſte gefährdet. Elektrizität aber bedürfen ſie zu den ver= ſagung der Handelserlaubnis. 9. Beſchwerde des Adam Mieth (Sohn
ſchiedenartigſten Unterſuchungen. Durch die erwähnten Anfor= des Adam Mieth V.), Ober=Roden, gegen das Kreisamt (
Handelszulaſ=
derungen der Stadt ſiund die Aerzte in die größten finanziellen ſungsſtelle) Dieburg wegen Verſagung der Handelserlaubnis. 10. Be=
Schwierigkeiten geraten gerade in der jetzigen Zeit, wo es ſich ſchwerde des Heinrich Mieth IN., Ober=Roden, gegen das Kreisamt
noch außerdem um die Bezahlung der verſchiedenſten Steuern, (Handelszulaſſungsſtelle) Diebura wegen Verſagung der
Handelserlaub=
um die Anſchaffung der lebenswichtigſten Bedürfniſſe, wie Kar= mis. 11. Beſchwerde des Johanu Karl Mieth, Ober=Noden, gegen das
toffeln, Kohlen uſwp. handelt, von der Brotverteuerung gar nicht delserlaubnis, 12. Beſchwerde des Adam Schwab, Urberach, gegen das
zu reden. Die Aerzte können dieſe Beträge für Gas und Elek= Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Dieburg wegen Verſagung der
Han=
trizikät einfach nicht bezahlen, was jedermann leicht verſtehen delserlaubnis.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2G. Oktober 1923.
D er Frl dof ie i Halurlaſfen Merfch.
kenkaſſenhonorar durchſchnittlich nicht mehr als 3 bis 4
Milliar=
den ausbezahlt bekonunen haben. Der Herr Oberbürgermeiſter
hat in der Mittwochtverſammlung im Saalbau die Notlage der
freien Berufe ausdrücklich anerkannt; hoffentlich zieht die
Stadt=
verwalting auch für die Aerzte die naheliegenden Konſequenzen
hieraus.
—Gutſcheine der Stadt Darmſtadt. Die hieſige Stadtkaſſe
hat zur Leiſtung ihrer Verpflichtungen zwar völlig hinreichenden
Kredit, es ſtehen ihr aber zurzeit entſprechende Mengen an
Reichsgeldſcheinen nicht zur Verfügung. Die Stadt iſt daher auf
vorausſichtlich nur kurze Zeit gezwungen, ihre Zahlungen nicht
nur durch Reichsgeld=, ſondern auch durch ſtädtiſche
Gut=
ſcheine zu begleichen. Sie ſind auf Waſſerzeichenpavier
herge=
ſtellt, einſeitig bedruckt, und zwar in Stücken von 5
Milliar=
den Mark (ſchwarzer Druck), 10 Milliarden Mark (blauer
Druck) und 20 Milliarden Mark (roter Druck). Die Scheine
ſind fortlaufend numeriert, ſie gelten als öffentliche
Zahlungs=
mittel und können im Verkehr unbedenklich angenonmen
wer=
den. Sobald der gegenwärtige Mangel an Reichsgeldſcheinen
behoben iſt, werden die Gutſcheine bei der Stadtkaſſe wieder
ein=
gelöſt.
Gas= und Waſſerpreiſe. Die ſeit Mitte dieſes Monats
ein=
getretene außerordentliche und unerwartete Entwertung der
Papiermark hat die Bevölkerung in ſchwere wirtſchaftliche
Be=
drängnis und große Not gebracht. Die
Stadtverordnetenver=
ſammlung hat, dieſen Verhältniſſen Rechnung tragend, eine
Neuregelung der Gas= und Waſſerpreiſe beſchloſſen, worüber die
heutige Bekanntmachung der Direktion der ſtädtiſchen Betriebe
näheren Aufſchluß gibt. In dem zurzeit gültigen
Lebenshaltungs=
index iſt die letzte außerordentliche Erhöhung des Dollarkurſes
noch nicht berückſichtigt. Der Bevölkerung wird daher dringend
empfohlen, ſich alsbald mit Gutſcheinen einzudecken, da mit einer
beträchtlichen Steigerung des Lebenshaltungsinder (
vorausſicht=
lich von Mitte nächſter Woche ab) und demgemäß auch mit einer
entſprechenden Erhöhung des Preiſes der Gutſcheine zu
rech=
nen iſt.
— Der Bürgerausſchuß. Wir werden erſucht mitzuteilen, daß auch
Herr Architekt Müller in den vorbereitenden Ausſchuß gewählt ſei.
(gegen deſſen Wahl allerdings aus der Verſammlung heraus vielfach
— Heſſiſches Landestheater. Zuſatzmiete IV. Heute, Freitag,
wird im Kleinen Haus „Liliom” zum erſten Male wiederholt. Die
Auf=
führung fällt der Zuſatzmiete II zu. Die Inhaber der Zuſatzmietkarten
werden gebeten, ihre alten Karten nach Möglichkeit am Vormittag an
der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes noch umzutauſchen, damit es an der
Abendkaſſe keinen unnötigen Aufenthalt gibt.
— Hygiene der Ehe im Film. Nächſte Woche wird im Kleinen Haus
mit begleitendem Vortrag des Herrn Claus Hoffmann der große
povu=
aus der Bürgerſchaft heraus (nicht der Preſſe, die ſich dieſer An= lär=wiſſenſchaftliche Film „Hygiene der Ehe” im Film aufgeführt. Der
Film iſt bekanntlich von einer Anzahl hervorragender
Univerſitätspro=
feſſoren hergeſtellt. Namen wie Profeſſor Rubecka, Profeſſor Wagner,
Profeſſor Peham, Prof. Spitzky, Prof. Moll ſowie vor allem der
Be=
gründer und Leiter der Eheberatungsſtelle in Wien Prof. Tandler,
eine Abweichung von den bisher üblichen, ganz trockenen Darſtellungen,
niedrigſten, Stufe viel zu gering, ſie müßte mindeſtens 40 bis als er gewiſſermaßen die illuſtrierte Unterhaltung zwiſchen dem
Ehebe=
ratungsarzt und ſeinen Patienten darſtellt. — Ein Vorſpiel leitet die
Weiſe genügender Schutz der am meiſten belaſteten „Kleinver= Handlung ein, in dem einer der mitarbeitenden Univerſitätsprofeſſoren
in ſeinem letzten Kolleg den werdenden Aerzten fünf Leitſätze auf den
Weg gibt: Nur Geſunde dürfen heiraten! Verſchwiegene Krankheit iſt
ſchaft und Geburt ſind heilige Naturerſcheinungen! Das Glück der Ehe
ſind geſunde Kinder!. Bis auf wenige Einzelheiten ſind die dezenten
Schlafen benutzen, zu den Geringſtverbrauchenden gehören und Darſtellungen dieſes ſo heiklen Themas, darunter auch der natürliche
Wertes unbeanſtandet gelaſſen worden. — Bearbeitet und ergänzt iſt der
Films; den begleitenden Vortrag verfaßte Dr. Bornſtein,
Generalſekre=
tär des Landesausſchuſſes für hygieniſche Volksbelehrung. Die Vorfüh= haltungsinder bei einem Verbrauch bis zu 25 Kubikmeter der
rungen werden von der Kulturfilm=A.=G. im Dafu=Konzern (Deutſch= meter 350 Millionen (ein Sechzehntel des Stundenlohns) und einen
Amerikaniſche Film=Union A.=G., Verlin SV. 48, Friedrichſtraße) und chen über 25 Kubikmeter bis zu 50 Kubikmeter 700 Millionenz
da=
dem Heſſiſchen Landestheater veranſtaltet. (Siehe Anzeige.)
— Die Vereinigung des Darmſtädter Einzelhandels ſchreibt uns:
gangszeit fundamentaler Rechtsgrundſatz werden und bleiben, In Ihrer Ausgabe vom Sonntag, den 21. Oktober, bringen Sie eine nicht zahlungsfähig. Der Gehalts= und Lohnempfänger erhält i
Preisvergleichstabelle, die bezüglich des Preisniveaus von Darmſtadt Woche nur 30 bis 50 Milliarden, während ſein Bedarf an den le
nicht mit den tatſächlichen Verhältniſſen übereinſtimmt. Wir möchten
Sie daher erſuchen, nach folgender Zuſammenſtellung die Angaben rich= auf dieſes Mißverhältnis Rückſicht genommen werden. Es iſt un
tigzuſtellen uend ferner auch darauf hinzuweiſen, daß die für Offenhach
und Gießen angegebenen Preiſe nach unſeren Erkundigungen vom 16. weiſen. Die Bevölkerung muß vor dem drohenden Untergang ge
Oktober ſind. Da unſere Vereinigung die überwiegende Mehrheit der
Darmſtädter Geſchäfte umfaßt, und wir ſelbſt Statiſtiken führen, ſind len, wenn ſämtliche Löhne und Gehälter in Goldmark bezahlt weß
nachfolgende Preiſe vollkommen einwandfrei:
Siadlveroroneienverfaniia
Herr Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnete die für 5
angeſetzte Stadtverordnetenverſammlung um halb 6 Uhr.
Por Eintritt in die Tagesordnung teilte er mit, daß das f.
Mitglied der Stadtverordnetenverſammlung Krämer verſtorben iſ
fünf Jahre Mitglied der Stadtverordneten und verſchiedener Aus
war und der als er bereits nicht mehr Mitglied der Stadtverord
terſammlung war, ſein lokales Intereſſe betätigt hat. Die Ver
lung erhebt ſich zu Ehren des Verſtorbenen von den Sitzen.
Der Herr Oberbürgermeiſter wandte ſich ſodann dagegen, d
der Preſſe die Frage geſtellt worden ſei, wie die Stadt dazu k.
derartig ungeheure Gas= und Waſſerpreiſe feſtzuſetzen, obwohl die 9
regierung die Kohlenſteuer beſeitigt habe. Er behauptete, die
habe bewußt oder unbewußt dabei die Tatſache verſchwiegen, daß
Feſtſetzung nur Gültigkeit haben ſollte, für den Zeitraum von
Sehtember bis Mitte Oktober. Der von der Preſſe der Stadtve
tung gemachte Vorwurf, ſie habe es verſäumt, ſich zur rechten Ze
engliſcher Kohle einzudecken, ſei ſchlankweg aus der Luft gegriffe
ſei unvahr, ungeheuerlich und geradezu verantwortungslos. De
folge der ſprunghaften Preiserhöhungen ein ſolches Echo in der 2
kerung laut werden mußte, ſei ihm von vornherein klar geweſen
nehme es keinem Redner übel, der in der geſtrigen Verſammlung
ſchvere Sprache geführt habe. Es ſei das Echo der Verzweiflun
tveſen. Daß aber gegen die Stadtverwaltung mit unrichtigen
hauptungen operiert worden ſei, nehme er den in Betracht komm
Herren übel.
Herr Beigeordneter Ritzert referierte über die von der
verwaltung vorgeſchlagene Neuregelung des Gas= und Waſſerp
Er führte u. a. aus: Auf meine Veranlaſſung hat ſich im Nob
torigen Jahres die Stadtverordnetenverſammlung damit befaßt,
ßere Kredite flüſſig zu machen, um rechtzeitig engliſche Kohle zu k.
Auch heute noch iſt das Städt. Gaswerk nicht ſchlecht verſorgt und
fügt über einen Kohlenvorrat, der 14 Tage ausreicht. Die Bevölk
kann naturgemäß die frühere beſchloſſenen Gas= und Waſſerpreiſe
bezahlen. Die Stadtverwaltung hat dies erkannt und verſucht,
16. 10.
20000000 350 000 000
320 000 000
17. 10.
320 000 000 550 000 000
1,6Milliarden 1,6—1,8 Md. 26 Md.
Margarine 720 000 000 900 000 000 1 200 00 000
Schellfiſche 220 000 000 400 000 000 420 000 000
19. 10.
560 000 000
Wir wiederholen auch hierzu, daß unſere Zahlen amtlicher
Reis
Erbſen
Butter
— Volksverein für das katholiſche Deutſchland. Nachdem am 23. Okt.,
fragen beraten und das Winterprogramm feſtgeſetzt wurde, ſprach am
nicht den Kern der Sache. Das Ziel unſeres Kampfes Abend im Konkordiaſaal, in gut beſuchter öffentlicher Verſammlung,
des zuſchande werden. Im beſetzten Gebiet wird wohl die Zukunft
— Preußiſch=Süddeutſche Klafſenlotterie. 4. Klaſſe, 2. Tag.
n. Zu den Unruhen in der Altſtadt. Die bedauerlichen Vorgänge,
licher Ermittelungen. Vorläufig kommen für dieſe Strafverfahren
die realen Möglichkeiten in Betracht zog. Unſer Vorwurf bleibt was den Anlaß zu den wiederholten Unruhen gab, insbeſondere, ob
ſchließlich der Urſache der ſpeziellen Volkserregung geſorgt. Jene ſechs
verheirateter Mann, nach eigener Angabe zuvor nicht weniger als
Der obengenannte Vorſchlag wurde, ſchließlich gegen die zwanzig Glas Bier, teils von ſeiner eigenen Erwerbsloſenunterſtützung,
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzial=Ausſchufſes der Provinz
Starkenburg am Samstag, den 27. Oktober 1923, vormittags 10 Uhr.
1. Beſchwerde des Johann Martin Appel, Klein=Krotzenburg, gegen das
Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Offenbach wegen Verſagung der
Han=
das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Bensheim wegen Verſagung der
Handelserlaubnis. 3. Beſchwerde des Max Hahn zu Griesheim gegen
das Kreisamt Darmſtadt (Handelszulaſſungsſtelle) wegen Verſagung der
Gas und Elektrizität und Herabſetzung der angeforder= gegen das Kreisamt Dieburg (Handelszulaſſungsſtelle) wegen Entziehung
gegen das Kreisamt (Handelszulaſſungsſtelle) Dieburg wegen Verſagung
Kreisamt (Handelszulaſſung sſtelle) Dieburg wegen Verſagung der Han=
Auswveg zu finden. Sie ſchlägt deshalb vor:
Mit Rückſicht auf die inzwiſchen durch die unerwartete Entwe
ter Papiermark eingetretenen wirtſchaftlichen Verhältniſſe wolle
Stadtverordnetenverſammlung für die Oktoberableſung für die B
nung der Gas= und Waſſerpreiſe folgendes beſchließen:
Gaspreis.
Für die erſten 25 Kubikmeter Gasverbrauch mor
ein Grundpreis (zurzeit 23 Pfg.) mal der Hälfte des am Tag
Zallung letztveröffentlichten Reichslebenshaltungsin
Für die nächſten 25 Kubikmeter Gasverbrauch monatlie
Grunkpreis (zurzeit 23 Pfg.) mal dem am Tage der Zahlung
reröfſentlichten Reichslebenshaltungsinder). — Für den 50
bilmeter überſteigenden Gasverbrauch: Grund
(zurzeit 23 Pfg.) unal dem am Tage der Zahlung gültigen 2
ſenindex. (Letzi vekannt gewordener Dollarkurs, Berliner
geteilt durch 4,20).
Waſſerpreis.
Für den Waſſerverbrauch zu Haushaltungszwe
Grundpreis (zurzeit 23 Pfg.) mal dem am Tage der Za
veröffentlichten Lebenshaltungsinder — Für den Waſſerverk
zu großgewerblichen Zwecken Grundpreis (zurzeit 23 Pfg.) mal
am Tage der Zahlung gültigen Deviſenindex. (Letzt bekannt gen
ner Dollarkurs, Berliner Brief, geteilt durch 4.90).
Die auf Grund des früheren Beſchluſſes der Stadverordnete
ſammlung bereits geleiſteten Goldzahlungen w
an der Kaſſe der ſtädtiſchen Betriebe in Gutſcheinen auf Gas=
Waſſer wertbeſtändig zurückbezahlt. Die bereits nach Gol
loſten Gutſcheine behalten ihre Gültigkeit für den Verbrauch
50 Kubikmeter oder ſie werden in Gutſcheinen nach dem Leber
tungsindex an der Kaſſe der ſtädtiſchen Betriebe wertbeſtändig
tauſcht. — Die Stadtverordnetenverwaltung wird ermächtigt
vorſtehenden Beſchluß auch für die Novemberableſung zur Au
dung zu bringen. — Ablieferungen an die Stadtkaſſe erfolger
nach Maßgabe der tatſächlichen Ueberſchüſſe der Betriebe.
In der Begründung dieſes Vorſchlags, deſſen Verabſchiedung
eine aus je einem Mitglied jeder Fraktion zuſammengeſetzte Komm
erfolgen ſoll, führte Beig. Ritzert aus, daß bei dem heutigen 2e
hinaus 3,450 Milliarden koſtet.
Stadtv. Leuſchner: Die geſamte Bevölkerung iſt bant
notwendigſten Dingen 300 Milliarden in der Woche beträgt. Es
bracht, denienigen, der nicht zahlen kann, an das Wohlfahrtsamt zu
werden. Wir ſind bereit, den Goldmarkpreis für alle Produkte zu
Wir ſind entſchloſſen, dieſem unhaltbaren Zuſtand, der das Vol
Hunger und zu Verzweiflung treibt, ein Ende zu machen. Alle di
gen, die Goldmark einnehmen und mit Goldmark rechnen können,
natürlich keine Urſache unzufrieden zu ſein. Während auf der
Seite die größte Not herrſcht, macht ſich in gewiſſen Kreiſen ein i.
größerer Wohlſtand geltend. Von einem Bankerott von Geſchäfter
man ſeit Jahren nichts mehr gehört. Wie kommt es ferner, daf
Dollar in Newyork niedriger gehandelt wird, als in Deutſchland?
0.
Bugeit
Fru zu
imn 1
berit,
Wir wünſchen wöchentliche Bekanntgabe der Gas= und Waſſer)
und ſchlagen vor, daß die Bevölkerung alle 14 Tage den Verbrau
Gas feſtſtellen möge, um es rechtzeitig bezahlen zu können, dam
nicht nach 4 Wochen mit einer unglaublich hohen Gasrechnung
raſcht wird.
Dr. Oſann meint man hätte ſich die Wirkungen der zuletzt
geſetzten Gaspreiſe früher überlegen ſollen und die Bevölkerung au
Crhöhung der Preiſe vorbereiten müſſen. Eine Beſſerung der heu
allgemeinen Notlage, die auch die Kreiſe trifft, die anſcheinend
habenden Kreiſen angehören, weil ſie nach außen hin ihre Not
merken laſſen, werde erſt eintreten, wenn wir ein wertbeſtändiges
haben. Daß die Stadtverwaltung durch die beabſichtigte Neurege
der Gas= und Waſſerpreiſe Geldeinbuße erleide ſei allen klar, do
der jetzt eingeſchlagene Ausweg richtig, ſo lange noch keine Gold
gezahlt würden.
verſorgung iſt ein weiterer Kredit zur Verfügung geſtellt worden.
Herr Beig. Ritzert gibt zum Schluß bekannt, daß eine ſtäd
Goldauleihe beabſichtigt iſt in Höhe von 200 000 Goldmark. Sie
mit 5 Prozent verzinſt. Die Anleihe ſoll kein allgemeines Zahlu
mittel ſein, ſondern lediglich ein Hilfsmittel. Der Vorſchlag findet
gemeine Zuſtimmung. Schluß der Sitzung gegen 9 Uhr.
Sämtliche weiteren Redner, mit Ausnahme der Kommun
ſprachen ſich für die Vorlage aus und ergingen ſich, wvie ihre He
Vorredner, in politiſchen Erörterungen, die oftmals mit der Sache
das geringſte zu tun hatten. Man hätte erwarten dürfen, wie
Stadtd. Walbe ausführte, daß, nach dem die Verſammlung ſchon
her ſich darüber klar war, daß ſie dem Vorſchlag der Stadtverwal
zuſtimmen würde, nicht dieſer Ton hineingetragen worden wäre, der
geeignet iſt, die beſtehenden Gegenſätze zu verſchärfen, ſtatt alle 9
genoſſen zu einer großen Notgemeinſchaft zuſammenzuſchweißen.
Der Antrag der Stadtverwaltung wird gegen die Stimmen
Kommuniſten angenommen und die bereits erwähnte Kommiſſion
nannt.
Der Herr Oberbürgermeiſter teilte noch mit, daß die Stadtver
tung an die Staatsregierung den Antrag um einen Staatskredit
ſtellt hat, um die ſofortige Verbilligung des Brotes, für dieier
durchführen zu können, die nicht mehr mitkommen können. Die St
regierung hat ſich bereit erklärt ſofort einzugreifen. Für die Kart,
* Heſſ. Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für die
fentliche Sitzung des Verwaltungsgerichtshofs am Samstag,
27. Oktober 1923, vormittags 9/. Uhr: Einſpruch gegen die Geme
ratswahl in Beerfelden.
— Orpheum. Fünf Operettengaſtſpiele. Der di
ſchlagende Erfolg, den am vergangenen Samstag und Sonntag
Operette „Der Fürſt von Pappenheim” mit der ergötzli
Handlung von Arnold und Bach und der Schlagermuſit von K
Hirſch ernten konnte, hat die Direktion veranlaßt, noch 5 Aufführur
derſelben auf den Spielplan zu ſetzen, und zwar von Samstag, 27.
Mittwoch, 31. Oktober. (S. Anz.)
Lokale Veranſtaltungen.
Die hlerunter erſcheinenden Noiizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirad
in keinem Falle irgendwie ols Beſprechung oder Kritiſ.
— Die Chriſtliche Gemeinſchaft, Darmſtadt, Mo.
ſtraße 40, hält am kommenden Sonntag, den 28. Oktober, nachmitt
4 Uhr, ihr diesjähriges Erntednnkfeſt ab, wozu jedermann herzlich
geladen vird.
— Aus dem Wartburgverein Darmſtadt, Liebfrauenſt:
Gemeindehaus. Der Wartburgberein veranſtaltet am Sonntag abend
ſeimem Heim einen Rezitationsabend. Es kommen zum Vortrag
mat= und Dialektdichtungen mit kurzen Erläuterungen. Der Abend
für Wartburgmitglieder und deren Familienangehörige und nur du
Wartburger eingeführte Gäſte.
7.
g
2
Numtter 29G.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 26. Oktober 1923.
Seite 5.
Zur Frage einer kommunglen A.=G.
In der ſtattgehabten Proteſtberſammlung hat der Referen: Heinz
berer an Händen der Leitſätze für eine neue Städte= und
Jand=
eindeordnung, die Dr. Karl Klein=Offe
tangjäl=
Leiter ſtädtiſcher Betriebswerke i. R. — guf em Tag= ver
hnik auf der internationalen Meſſe in Frankfut dor den
euren im Oktober 1922 vortrug, gefordert: Betriehe und techriſch
ter als ſelbſtändige wirtſchaftliche Unternehmungen zu behandeln
auf höchſt erreichbare Wirtſchaftlichkeit umzuſtellen, Rechnungsfüh=
und Leitung nach privatwirtſchaftlichen, kaufmänniſchen
Brund=
r ohne jeden formaliſtiſchen Zivang gefetzlich vorzuſchreiben. Ferner:
verfällige Verwaltungsausſchüſſe überall durch kleine, bewegliche
ichtsausſchüſſe mit allen Befugniſſen unid Pflicknten der Aufſichtsräte
Aktiengeſellſchaften zu erſetzen und zu Mitgliedern nur beſte
Wirt=
tler der Städte zu berufen. In der Diskuſſion wurde dies dahin
ſerſtanden, als ob der Heir Referent dem „ſo verhaßten”
Großkapi=
hier wieder den Zutritt zu dem Unternehmen ermöglichen wolle,
dürfte dem Referenten völlig fern gelegen haben; er wollte diel=
— wenn wir recht unterrichtet ſind — in der A.=G. nur die Form
Verſelbſtändigung der kommunalen Betriebe
, ohne indes an der Zugehörigkeit der Betriebe zum Gemeinweſen
id etwas zu ändern. Die Stadtverordnetenverſammlung würde die
e der Generalverſammlung einnehmen. Auf dieſe Weiſe werden
Verke befreit von den immer hemmender werdenden Feſſeln
bureau=
ſcher Verwaltungsgrundſätze, von der ſchwerfälligen Willensbildung
iſcher Körperſchaften, von dem Einfluſſe politiſcher Demagogie, wie
haupt von der ganz weſensfremden und wirtſchaftstötenden
Politi=
ng techniſch=wirtſchaftlicher Fragen. Gerade die Wahl der kommu=
A.=G. und die geſetzliche Verankerung für die Verſelbſtändigung
kommunalen Betriebswerke in der Städteordnung hat Klein ſchon
er vertreten. Er hat mit dieſer Anſchauung auf der
Hauptverſamm=
des Vereins Deutſcher Ingenieure im Juli 1922 in Dortmund
An=
nung gefunden; eine dort einſtimmig angenommene Entſchließung
dafür ein, daß im Geſetz (Städte= und Gemeindeordnung) eine
ein=
ge und zwingende Grundlage geſchaffen werde, um anſtelle, der
ſen formalen Verwaltung öffentlich=rechtlicher gewerblicher Betriebe
Unternehmungen die zur Erzielung des Höchſtmaßes ihrer
Leiſtun=
unbedingt gebotene rein kaufmänniſch=wirtſchaftlich=techniſche
Be=
sführung und Verwaltung zum Beſten der Allgemeinheit unbedingt
zuſtellen (vgl. Juni= und Julihefte von „Technik und Wirtſchaft”
gang 1920). Auch die 63. Hauptverſammlung des Deutſchen Vereins
Gas= und Waſſerfachmännern trat im Juli 1922 in Homburg v. d. H.
Reſolution einſtimmig bei. In der Form der kommunalen A.=G.
en ſich dann, ſo ſchreibt Klein in Nr. 10 der „Zeitſchrift für Komm.
ſchaft” vom 25. Mai 1923, die Werke auch bezüglich der Entlohnung
Beſchäftigung ihrer Beamten, Angeſtellten und Arbeiter freimachen
allen kommunalen Beſchränkungen und Vorſchriften, ſie können ſich
der Weiſe den ſchwankenden Bedürfniſſen der Zeitverhältniſſe
an=
n, in freier kaufmänniſcher Entwickelung das erreichbare Höchſtmaß
virtſchaftlich=techniſchen Erfolges erzielen und dabei als rein kommu=
Anſtalten die Intereſſen der Allgemeinheit weiteſtgehend wahren.
vereinigt unter den vorſtehend entwickelten Kautelen eine rein
kom=
ale A.=G. ohne Beteiligung von Privatkapital in ſich die Vorteile
Erzielung eines günſtigen wirtſchaftlichen Betriebs und eine erfreu=
Stärkung der Kreditunterlagen für die allgemeinen ſtädtiſchen
Fi=
bedürfniſſe. Auf dieſem Weg iſt auch die Frage der immer
ſchwie=
werdenden Geldbeſchaffung für dieſe Werke in glücklicher Form
*, denn für derartige kommunale kaufmänniſch geleiteten Werke von
m Erträgnis ſind Anleihen auf dem Geldmarkt leichter zu erhalten,
für die den heutigen kommunal=politiſchen Einflüſſen ſtark
ausgeſetz=
unſelbſtändigen Werke. Dieſe Binſenwahrheiten brechen ſich, wie
n hervorhebt, jetzt ſogar in den Gemeindeverwaltungen ſiegreich
n; er verweiſt auf Vierſen, Lyck, Stettin, und deutet an, daß eine
ahl anderer Städte ebenfalls vor der Verſelbſtändigung ihrer kommu=
* Werke ſtehen, wie beiſpielsweiſe Herne und Offenbach a. M. Wer
ür die hier berührten Fragen des weiteren intereſſiert, wird Kleins
A ührungen in den angezogenen Zeitſchriften nachleſen müſſen, und
eſondere der in der Proteſtverſammlung gewählte vorläufige
Bür=
usſchuß dürfte hier ſchätzbares Material, für ſein gemeinnütziges
en finden können. Wir möchten nach dem vielverſprechenden
An=
der Saalbautagung auch hoffen, daß der Verkehrsverein in
Er=
rung ſeiner Ziele in einer Pflege geſunder Gemeindepolitik ein
3 Feld der Betätigung lokaler Intereſſen der Allgemeinheit zu
be=
nicht unterlaſſen möge.
Offenbach, 25. Okt. Am Samstag übergab eine Offenbacher Frau,
nit dem Gießen—Frankfurter Zug auf dem Frankfurter
Hauptbahn=
angekommen war, ihrer Reiſegefährtin, die, gleich ihr, nach
Offen=
weiterreiſen wollte, für einen Augenblick ihren mit einer Schürze
ſchnürten Wäſchekorb, in dem ſich Lebensmittel befanden. Als die
zurückkam, war ihre Reiſegefährtin mit dem Wäſchekorb und auch
junger Schloſſergeſelle, der mit den beiden Frauen gefahren war,
hwunden. Die Beſtohlene — es handelt ſich um die Frau eines
verkriegsbeſchädigten mit fünf Kindern — kennt den Namen ihrer
genoſſin nicht. Wer kann der Kriminalpolizei ſachdienliche
An=
n machen?
h. Mainz, 24. Okr. Stockende Mehlzufuhr. Infolge
jung der Mehlzufuhr kann bis auf weiteres an die Kreiſe Mainz,
nheim und Bingen kein Mehl an die Bäckereien zu verbilligten
ſen geliefert werden. — Die Gasmünze koſtet ab 22. Oktober
Nillionen Mk. — Das Bahnhofs=Poſtamt iſt zu Anfang die=
Voche wieder eröffnet worden.
7. Gießen, 24. Okt. Die Brotverſorgung im Gebiet des
munalverbandes Gießen unterliegt einer beſonderen Regelung. Um
jungen zu vermeiden, wird der Kommunalverband ſeinerſeits bemüht
größere Mengen von Getreide zu Mehl bezw. Brot verarbeiten zu
i. Die Beſchaffung der Geldmittel muß allerdings auf dem Wege
Vorauszahlung erfolgen. Der Kommunalverband beabſichtigt
fol=
es Verfahren: Er verkauft Brotgutſcheine, welche den Wert des
les ausmachen, das in einem Laib Brot von drei Pfund enthalten
Der Preis wird nach dem Dollarkurs berechnet, der am Tage des
aufes gilt. Die Brotgutſcheine, auf die von den Bäckern Brot
ver=
gt werden muß, haben alſo wertbeſtändigen Charakter.
3. Butzbach, 24. Okt. Der Gemeinderat beſchloß, in Zukunft
Nutzholzverſteigerungen nur gegen Goldmarkzahlung vorzunehmen.
7. Homberg a. d. Ohm, 22. Okt. Kohlenausbeute. Hier
ich eine Gewerkſchaft gebildet, die mit zirka 100 Arbeitern vorhan=
Braunkohlenlager ausbeuten will.
Reich und Ausland.
Zur Sicherſtellung der Gas=, Wafſer= und Elektrizitätswerke.
Berlin. Die außerordentliche Nor der Gas=, Waſſer= und
Elek=
trizitätstverke zwingt dieſe, für einen ſo kurz wie möglich zu geltenden
Zeisraum diejenigen Koſten in Rechnung zu ſtellen, die am Tage der
Rechnungsüberreichung für Gas=, Waſſer= und Elektrizität gelten, um
mit dem Erlös genügend neue Kohlen kaufen und den Betrieb
weiter=
führen zu können. Die Reichsregierung hat ſich daher mit Rückſicht auf
das allgemeine Wohl entſchließen müſſen, eine Verordnung
herauszu=
geben, in weſcher den Werken für Lieferung von Gas=, Waſſer= und
Elek=
trizität die Berechtigung erteilt wird, an einem auf 16 Tage
feſtgeſtell=
ten Ableſungs= und Berechnungszeitraum, für den die Rechnung
aus=
geſtellt iſt, denjenigen Preis zu berechnen, der am Tage des Eingangs
der Rechnung für den Verbraucher gilt. Es bleibt den Werken dabei
unbenommmen, eine noch kürzere Friſt zu wählen. Säumige Zahler
haben für den geſchuldeten Betrag den am Tage der Zahlung gültigen
Preis zu entrichten. Außerdem mußte den Werken als äußerſtes
Druck=
mittel gegen böswillige Schuldner die Lieferungsſperrung zugebilligt
werden. Sie darf aber zur Vermeidung von Härten erſt nach Ablauf
von ſieben Tagen nach Empfang einer auf dem jeweiligen individuellen
Zahlungsverzug beruhenden Androhung zur Ausführung kommen. Alle
Verbraucher ſind verpflichtet, den Beauftragten der Werke Zutritt zu den
Zählern in den üblichen Stunden zu geſtatten.
Behebung der Zahlungsmittelnot in Frankfurt.
In einer Sitzung, die die Handelskammer mit den Vertretern der
Induſtrie, des Handels, der Banken und der Gewerkſchaftsvertreter
ab=
hielt, wurden die Maßnahmen erörtert, die zur Behebung der
Zahlungs=
mittelnot getroffen werden. Die Stadt ſtellt bis Freitag 22 000 Billionen
ſtädtiſche Noten zur Verfügung. Sollten dieſe Bargeldmittel noch nicht
ausreichen, iſt Vorſorge getroffen, daß von der Frankfurter
Bankier=
vereinigung ſofort 5000 Billionen in Umlauf geſetzt, werden können.
Für dieſes Notgeld haften die ſämtlichen Mitglieder der
Bankiervereini=
gung ſolidariſch. Um den Zahlungsverkehr glatt abzuwickeln, werden
die Kaſſen der Reichsbank und der Banken auch Samstags von 9—12
Uhr geöffnet ſein und Auszahlungen vornehmen. Es iſt alſo kein Grund
zur Befürchtung vorhanden, daß Zahlungsmittel nicht in ausreichender
Menge bereitſtehen. Für den äußerſten Notfall haben die großen Firmen
bereits Notgeld drucken laſſen, das ſie aber erſt in Zirkulation ſetzen
werden, wenn die anderen Zahlungsmittel nicht ausreichen.
Die erſte Frau in der Handwerkskammer.
An Stelle des verſtorbenen Schneidermeiſters Hennig iſt in der
zwei=
ten Abteilung der Gewerbevereine in Berlin Frau Anna Biermann
in Berlin als Erfatzmann eines Mitgliedes der Handwerkskammer bis
zum Ablauf der gegenwärtigen Wahlperiode gewählt worden. Damit
tritt zum erſten Male eine Frau in die Handwerkskammer zu Berlin
ein.
T.U. Hamburg. Die Finanzdeputation wird noch im Laufe der
Woche wertbeſtändiges Geld ausgeben. Die banktechniſchen
Vor=
bereitungen ſind dem Abſchluſſe nahe. Die Schließung der Luxusbetriebe
und Bars iſt angeordnet. Das Verſorgungsamt wird die Hamburgiſchen
Backbetriebe durch Mehlbelieferung in die Lage verſetzen, in der Zeit
vom 24. bis 29. Oktober auf die Brotvollkarte und auf die Brormarken
für Kinder ein Einheitsbrot im Gewicht von 1600 Gramm zum
Höchſt=
preis von 4,2 Milliarden abzugeben. Damit iſt der Brorpreis zunächſt
von den Dollarſchwankungen unabhängig gemacht.
Sport, Spiel und Turnen.
Leichtathletik.
Turngemeinde Dieburg (Leichtathletikabteilung). —
Vereinszehnkampf=
meiſterſchaft.
Unter troſtloſen Bahn= und Wetterverhältniſſen veranſtaltete die
Turngemeinde Dieburg am vergangenen Sonntag erſtmalig einen
Ver=
einszehnkampf. Von 23 gemeldeten Teilnehmern waren es 15
Sport=
leute, die, der Witterung zum Trotz, ſich dieſer ſchweren
Leiſtungsprü=
fung unterzogen. Die Leiſtungen ſind obigen Mißſtänden entſprechend
als ſehr gut zu bezeichnen. Der Zehnkampf beſtand aus folgenden
Uebungen: 100, 400 und 1000 Meter=Lauf, Hoch= und Weitſprung,
Kugel= und Steinſtoßen, Diskus, Speer und Schleuderballwerfen. Die
Wertung erfolgte nach den Beſtimmungen der D. S. B.
Vereinszehn=
kampfmeiſter wurde Heinrich Guttandin mit 485½ Punkten. Er wurde
gleichzeitig Erſter im Stein= und Kugelſtoßen, ſowie im Speerwurf.
Seine Leiſtungen ſind folgende: 100 Meterlauf: 13 Sek., 400
Meter=
lauf 62 Sek. Weitſprung 5.18 Meter, Hochſprung 1.30 Meter,
Kugel=
ſtoßen 9.28 Meter, Steinſtoßen 7.02 Meter, Diskus 25.35 Meter, Speer
30.80 Meter, Schleuderball 34,96 Meter. Es ſei noch bemerkt, daß der
Stein 33½/. Pfund und der Schleuderball 5 Pfund wog. Den zweiten
Preis errang Karl Bender mit 466 Punkten. Er wurde Erſter in
100 Meter (12.1 Sek.), 400 Meter (58.2 Sek.), ſowie Zweiter im
Weit=
ſprung (5.79 Meter) und Speerwerfen (29.85 Meter). Hans Guttandin
wurde mit 453½/ Punkten dritter Sieger und erzielte mit 6.05 Meter
einen ſchönen Weitſprung. Den vierten Preis errang Ferdinand
Köh=
ler mit 416½= Punkten, den fünften Preis mit 379/. Punkten erhielt
Auguſt Ploch. Er wurde gleichzeitig Erſter im Diskus (28.10 Meter)
und Schleuderballwerfen (38.35 Meter). Sechſter wurde Georg Sattig
mit 372 Punkten und Siebenter Jakob Kunkel mit 350 Punkten.
Letz=
terer wurde Erſter im Hochſprung (1.45 Meter). An achter Stelle ſteht
Aloys Fuchs mit 345 Punkten und als Neunter folgt Karl Heckmann
mit 331 Punkten. 10. Preis: Joſeph Korb; 11. Preis: Franz Fach;
12. Preis: Georg Enders; 13. Preis: Joſeph Höfling. Letzterer
er=
zielte die beſte Leiſtung im 1000 Meterlauf.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 26, Okt. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 15 Min,
Samstag, den 22. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 6 Uhr 00 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. — Abends
7 Uhr
Gottesdienſt in der Shnagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 27. Okt. Vorabend 4 Uhr 45 Min. Morgens —
8 Uhr. — Nachm. 4 Uhr. — Sabbatausgang 6 Uhr 00 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 30 Min. — Nachm. 4 Uhr.
Montag, den 29. Okt., und Donnerstag, den 1. Nov.: Taanis
Schäni Wechamiſchi.
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
Herr Collin kam nicht weiter. Ein Brüllen drang aus dem
e des Großfürſten.
„Sie, Sie waren es!= Und Sie wagen!“
„Hoheit,” ſagte Philipp längſam, „ich tat es, ohne zu wiſſen,
ich tat. Soviel will ich zugeben. Aber glauben Sie nicht,
ich es bereue.”
„Ah, Sie bereuen es nicht!? Sie .: Ah! Warten Sie
mein Freund Pelotard, es wird nicht lange dauern . . .
„Ich werde es nur bedauern,” fuhr Philipp ruhiger denn je
„wenn Großfürſtin Olga es ſelbſt bereut — fragen Sie ſie,
eit, ob das der Fall iſt.”
Die Großfürſtin, die nach Marcobitz’ Attentat regungslos
ſtumm den kurzen Replikenwechſel zwiſchen Philipp und
n Bruder verfolgt hatte, richtete ſich raſch auf. Alle Angſt
aus ihrem Geſicht verſchwunden, ihre Augen ſtrahlten, und
Brief des Großherzogs an die Bruſt drückend, rief ſie:
„Nein, ich bereue nichts.”
Ihr Blick begegnete dem ihres Bruders, feſt und ohne
Zö=
dann kehrte er raſch zu Don Ramon zurück, der noch ſtand,
er geſtanden hatte, vernichtet von den Ereigniſſen der letzten
nde.
„Ich bereue nichts von allem, was ich getan,” wiederholte
„Denn ich habe zwei Männer geſehen und kennen gelernt.”
Für einen Augenblick betrachtete ſie Philipp, dann waren
Augen wieder bei Don Ramon.
Philipp lächelte. Der Großfürſt ſtand wie aus den Wolken
en. Don Ramons Bruſt hob ſich plötzlich mit einem ſchwe=
Seufzer und er ſagte mit unſicherer Stimme:
„Ach, Prinzeſſin, ſeien Sie nicht zu ſehr davon überzeugt.
weiß, daß Sie einen Mann geſehen und kennen gelernt haben
ah raſch Philipp an), aber zwei Er verſtummte, und
Blick ſuchte ſie mit einem ſolchen Ausdruck der Mutloſigkeit,
ſie ihn erſtaunt anſah. Bevor ſie noch etwas ſagen konnte,
ihr jedoch ihr Bruder zuvor, der mit gerunzelten
Augen=
ten ſie und Don Ramon beobachtet hatte.
„Wie lange biſt Du mit dieſem Herrn herumgereiſt?” fragte
er kurz.
Nun war ſie an der Reihe, befangen auszuſehen.
„Fü ... fünf Tage,” murmelte ſie. „Drei davon mit dem
Großherzog.”
Der Großfürſt ſchwieg und fixierte ſie wieder. Dann wendete
er ſich unvermittelt dem unterſetzten Offizier zu, der noch an der
Türe lehnte.
„Barinsky,” ſagte er auf franzöſiſch, „haben Sie die Güte und
laſſen Sie Vater Sergei wecken; laſſen Sie die Kapelle in
Ord=
nung bringen und eine Ehrenwache auf dem Weg hin aufſtellen.
Alle Lichter ſollen angezündet ſein, in einer Viertelſtunde wird
der kaiſerliche Salut gegeben.”
Der unterſetzte Offizier legte die Hand an die Kappe, ohne ein
Wort zu ſagen, und wollte eben verſchwinden, als der Großfürſt
hinzufügte:
„Machen Sie Vater Sergei aufmerkſam, daß es ſich um eine
Hochzeit handelt.”
Um eine Hochzeit! Philipp zuckte in dem
überwältigend=
ſten Gefühl von Staunen und Triumph zuſammen, das er je
er=
fahren. Eine Hochzeit! Eine Hochzeit! Wahrhaft, Großfürſt
Michael machte keine langen Umſchweife, um die Vermählung
zweier fürſtlicher Kontrahenten anzuordnen. Er fragte ſie nicht
einmal um ihre Anſicht, um ihre Wünſche! Laſſen Sie Vater
Sergei wecken, es ſoll Salut gegeben werden — und keine
Pro=
teſte! Das war der Vorteil, in einem autokratiſchen Lande zu
leben. Aber würde Don Ramon darauf eingehen? Es ſah nicht
danach aus.
Denn kaum waren, die letzten Worte über die Lippen des
Großfürſten gekommen, als er blaß vor Empörung aufſprang.
„Iſt — iſt das ein Scherz?” gelang es ihm,
hervorzuſtam=
meln. „Wollen Sie ſofort Ihren Sendboten zurückrufen! Das iſt
das iſt unwürdig!
Der Großfürſt blieb ihm die Antwort nicht ſchuldig.
„Mein beſter Freund,” ſagte er kalt, „hier liegt nichts
Unwür=
diges vor. Sie haben zwei Jahre lang einen Brief meiner
Schweſter herumgetragen, den Sie hätten zurückgeben müſſen, als
die Verlobungspläne ſich zerſchlugen.”
Der Großherzog erblaßte.
„Sie ſind drei Tage mit ihr zuſammen gereiſt, unter
vermut=
lich höchſt unzeremoniöſen Umſtänden, nachdem ſie von dieſem
Herrn entführt worden war . . ."
Stiminen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentliſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion feinerlei
Ver=
aniwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Der Staat als Arbeitgeber und als Monopoliſt.
Einſender iſt Angeſtellter bei einer Reichsbehörde, ſchon ſeit jeher
ein kärgliches Brot. (Daß ihm dieſes Los wie manchem Berufsgenoſſen
nicht an der Wiege geſungen wurde, iſt eine Sache für ſich, macht dieſes
Brot aber nur noch bitterer.) Er bekam für den ganzen Monat Oktober
rund 102 Milliarden, vier Fünftel davon wurden erſt am 25. ds. fällig.
10 Milliarden beanſprucht der Staat im voraus, für ſich als Steuer.
Dazu kommen noch hohe Abzüge für Pflichtverſicherungen, ſodaß als
Nettogehalt rund 90 Milliarden verbleiben. Einſender braucht, wie ſo
viele alleinſtehende arme Teufel, Brennſpiritus, um ſein armſeliges
Frühſtück zu bereiten und abends ſeine teuren Kartoffeln zu röſten, d. h.
wenn er das nötige Fett dazu hat. Seit heute, 25. Oktober, verlangt
die ſtaatliche Monopolverwaltung für 1 Flaſche Spiritus über 12
Mil=
liarden. Von ſeinem Monatsgehalt kann ſich Einſender alſo ca. 7½
Flaſchen Spiritus kaufen (Friedenspreis 26 Pfg.). Ein einfaches
Sex=
taner=Rechenexempel ergibt, daß der Staat als Arbeitgeber auf der
Spiritusbaſis für einen ganzen Monat aufreibender Arbeit 1,95 Mk.
Friedenswährung zahlt. — Erdrückt von der Not der Gegenwart und
der Angſt vor der Zukunft ſchreit das gequälte arbeitende Volk: Warum,
warum doch duldet der Staat trotz ſeiner Machtmittel all” den
offen=
kundigen, himmelſchreienden Wucher und verhängt nicht die härteſten
Strafen über dieſe Vampyre?? Sapienti sat!
Mietberechnung.
Bei der Formel für die Mietberechnung ſtellt die Reichsindexziffer
für die Lebenshaltungskoſten den wichtigſten Multiplikator dar (ſiehe
Daumſtädter Tagblatt, Nr. 277, vom 7. ds. Mts.). Sie beträgt nach
den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den 22. Oktober das
30 04. millionenfache der Vorkriegszeit. Legt man dieſe Indexziffer
der Mietberechnung zu Grunde, ſo ergibt ſich z. B. bei einer
Frie=
densmiete von jährlich 1000 Mark eine jetzt zu zahlende monatliche
Miete von rund 400 Milliarden Papiermark. Dabei iſt zu
berückſich=
tigen, daß der Dollarkurs ſeit dem 22. d. M. erheblich geſtiegen iſt, und
daß ſich infolgedeſſen die Lebenshaltungsindexziffer in der nächſten
Woche noch ganz beträchtlich erhöhen wird.
Den Gehalts= und Lohnempfängern, die ihre Bezüge bekanntlich
immer noch in Papiermark erhalten, fällt es — bis in die oberen
Ge=
haltsſtufen hinein — vielfach jetzt ſchon recht ſchwer, die
notwendig=
ſten Lebensmittel zu beſchaffen. Sehr vielen iſt es gegenwärtig ſogar
bereits unmöglich, Brot und Kartoffeln in dem erforderlichen Umfang
zu beſorgen. Woher ſoll nun das Geld für eine ſolch ungeheur hohe
Miete genommen werden? Die meiſten Gehalts= und Lohnempfänger
werden nicht in der Lage ſein, das Geld hierfür aufzubringen. Eine
Aenderung der Mietberechnung iſt ſomit dringend notwendig. Sie
muß, wenn ſie tragbar ſein foll, auf eine andere Grundlage geſtellt
werden.
Zweck dieſes Eingefandts iſt, die Aufmerkſamkeit der zuſtändigen
Behörde, des Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft, ſowie des
Mie=
tervereins auf dieſen Gegenſtand zu lenken.
Ein Mieter.
— Das Städtiſche Lebensmittelamt hat mit Wirkung vom 20. d. M.,
den Stallpreis für Milch auf 142 Millionen Mark feſtgeſetzt.
Dement=
ſprechend hat die größere Anzahl der hieſigen Milchhändler den
ſeitheri=
gen Preis von 242 Millionen Mark auf 210 Millionen Mark ermäßigt.
Bei dem für die Soderſtraße zuſtändigen Milchhändler iſt dieſe amtliche
Verordnung auf unfruchtbaren Boden gefallen, denn bei ihm hat zur
Empörung aller Milchbezieher der urſprüngliche Preis von 240 Millionen
Mark nach wie vor Gültigkeit. Da vorläufig kein Grund zu der Annahme
beſteht, daß Herr M., etwa geſtützt auf ein beſonderes Bürgerprivileg,
an den amtlich feſtgeſetzten Milchpreis nicht gebunden ſei, wäre es meines
Erachtens lediglich ein Akt der Gerechtigkeit, wenn das Lebensmittelamt
ſeiner Verordnung dadurch Wirkſamkeit verleihen würde, daß es Herrn
M. veranlaßt, den ab 20. 10. 1923 pro Liter Milch zuviel erhobenen
Be=
trag von 30 Millionen Mark bald und wertbeſtändig an die
Benach=
teiligten zurückzuerſtatten. Ein pekunjärer Verluſt könnte dadurch für
den Genannten nicht in Frage kommen, zumal er in der Abfindung ſeiner
Lieferanten auch den amtlich reduzierten Stallpreis von 140 Millionen
Mark als maßgebend angenommen haben dürfte. Die Bezugsberechtigten
der Soderſtraße haben ein großes Intereſſe daran, daß dieſer Willkür
in der Preisgeſtaltung der Milch von amtlicher Seite entgegengetreten
wird, nicht zuletzt aus der Erwägung heraus, daß beſagter Milchhändler
dann vielleicht das erforderliche Maß gerechten Empfindens aufbringt,
um die Nor der Zeit im rechten Sinne zu verſtehen und ſie nicht zum
eigenen Gewinne zu mißbrauchen.
Einer für Viele.
— Am Dienstag, den 23. Okt. 1923, wollte ich ein Bad 2. Klaſſe
nehmen, welches ſchon an und für ſich ſehr teuer iſt, mußte aber über
Stunde warten, bis ich an der Reihe war. Nun frage ich an, warum
die Männerabteilung für Wannenbäder geſchloſſen iſt und alles auf der
Frauenſeite baden muß, wogegen ſich die Frauen auch ſehr beklagen.
„Ich bitte die Stadtverwaltung, hier mal nach dem Rechten zu ſehen und
Abhilfe zu ſchaffen, denn an Perſonal iſt kein Mangel.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervörherſage für Samstag, 27. Oktoberi
Trübe, leichte Regenſchauer.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende 10½ Uhr
(Sondermiete 15‟, 20): „Der Roſenkabalier”, Kleines Haus,
Zuſatz=
miete TV2, Anfang 7½ Uhr, Ende nach 10 Uhr: „Liliom”. — Union=,
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil;
J. V. A. Fleiſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
„Ohne daß jemand von uns es wußte,” preßte Don
Ra=
mon mit Mühe hervor.
„Das tut nichts zur Sache. Schließlich kommen Sie mitten in
der Nachſt mit ihr in den Armen an Bord dieſes ruſſiſchen
Fahr=
zeuges. Wenn Sie ein Gentleman ſind, gibt es nur eine Art, wie
alles wieder gutgemacht werden kann.”
„Es gibt zwei,” murmelte Don Ramon, bleich wie der Tod,
„ich habe meinen Revolver ..
„Alſo ziehen Sie meiner Schweſter den Tod vor?‟ Der
Fürſt konnte ſeinen Satz kaum abſchließen, als ſeine Schweſter
aufſprang, ebenſo totenbleich wie Don Ramon, und mit matter
Stimme murmelte:
„Michael! . . . Schweige! .. Nicht einmal Du haſt ein Recht,
mich zu dieſem Verhaßten zu zwingen y=er liebt mich nicht ...
er will lieber ſterben . . ."
Ihre Stimme brach, ſie ſchlug die Hände vors Geſicht, aber
ihre Worte hatten eine Wirkung, wie ſie nicht anders hätten haben
können. Mit einem Male, mit einem Ausruf voll Sehnſucht, Liebe
und trotz allem Schmerz, war Don Ramon an ihrer Seite, er fiel
auf die Knie, und während ſeine Augen ſich unſicher zu ihr
er=
hoben, murmelte er:
„Prinzeſſin . . . Olga . . . Mißverſtehen Sie mich nicht!
Mißverſtehen Sie mich nicht nach all den ſchönen Gedanken, die
Sie von mir gehabt haben, bevor Sie mich noch geſehen
ich liebe Sie ... ich bete Sie an .." ich wünſche nichts
ſehn=
licheres auf Erden, als daß Sie mein werden . aber
„Aber was?” Ihre Stimme zitterte vor Tränen.
„Aber dieſe Trauung, ohne Sie zu fragen . . . Ich wußte
doch nicht, ob Sie ob Sie mich lieben
„Das wußten Sie nicht! . Sie ſah ihn mit blauen Augen,
ſo voll ſüßer Vorwürfe an, daß all ſein Widerſtand mit einem
Male beſiegt war. Er ſprang auf, und Philipp und der
Groß=
ürſt wandten ſich raſch ab, von einem gemeinſamen Impulſe
getrieben.
Aber trotz alledem konnte Philipp eine Frage nicht
unter=
drücken, die ihm auf der Zunge brannte,
„Hoheit,” murmelte er leiſe, um das Paar hinter ihnen nicht
zu ſtören, „verzeihen Sie mir, aber was ſagt der Zar dazu?‟
Der Großfürſt lächelte plötzlich wie ein Gaſſenjunge, und
Philipp fiel wieder Herr Wörz aus Altona und die Abenteuer
einer entſchwundenen Jännernacht in Hamburg ein.
(Fortſetzung folgt.)
Darmſtädter Tagblatt
DMMPeoda
26. Oktober 1923 Nr. 29
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Otoba Oberrheiniſche Tonwerke und
Bau=
bedarfs=A.=G. in Heppenheim. Die Rheiniſche
Handelsgeſell=
ſchaft G. m. b. H. in Düſſeldorf teilt mit, daß die bisher in ihrem Beſitz
geweſene Aktienmehrheit der obigen Geſellſchaft an die Firma Gebrüder
Bott G. m. b. H., Tonwarenfabrik zu Bruchſal, übergegangen ſei.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Schuhfabrik Herz A.=G., Frankfurt a. M. Die
ordentliche Generalverſammlung ſtellte infolge der eingetretenen
Geld=
entwertung die urſprünglich vorgeſehene Dividendenverteilung von 300
Prozent zurück und erhöhte den Vortrag um die hieraus ſich erübrigende
Summe von 75 Mill. Mr. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurde
Direk=
tor Nafork für den früheren verſtorbenen Alufſichtsratsvorſitzenden,
Direktor Wolfskehl. Die Verſammlung genehmigte dann noch die
Unter=
verſicherung und erhöhte die Aufſichtsratsbezüge rückwirkend für das
Ge=
ſchäftsjahr 1922/23 auf 100 Goldmark pro Jahr.
h. Egport=Courier A.=G., Frankfurt a. M. Die
nußerordentliche Generalverſammlung hat die Erhöhung des
Stamm=
kapitals um 100 auf 120 Mill. Mk. beſchloſſen, durch Ausgabe von
80 000 Stück Stamm= und 20 000 Stück Vorzugsaktien mit 15fachem
Stimmrecht. Die Stamma tien werden von einem Konſortium unter
Führung der Bankhäuſer Paul Straßburger u. Co., Frankfurt a. M.
und Arons u. Walther, Berlin, übernommen. Den alten Aktionären
werden die neuen Aktien im Verhältnis von 1:1 angeboten. Der
Ge=
ſchäftsgang der Firma iſt trotz der wirtſchaftlichen Kriſe gut.
h. „Miag”, Mühlenbauinduſtrie A.=G., Frankfurt
a. M. In dem Zulaſſungsproſpekt über 200 Mill. Mk. neue
Stamm=
aktien zur Frankfurter Börſe wird ausgeführt, daß der Geſchäftsgang
weiter ein zufriedenſtellender ſei, ſodaß unter Vorbehalt für das
lau=
fende Geſchäftsjahr auch auf das auf 400 Mill. Mk. erhöhte Aktienkapital
mit einem angemeſſenen Ergebnis gerechnet werden könne.
h. Dickerhoff u. Widmann A.=G., Biebrich a. Rh. Das
im Verhältnis von 5:1 eingeräumte Bezugsrecht zu 50 Dollarcents,
be=
rechnet zum Berliner Dollarbriefkurs vor dem Tage der erſten
Bezugs=
rechtsnotierung, iſt bis zum 9. November auszuüben.
h. Aktiengeſellſchaft für Eiſen= und
Bronce=
gießerei, vorm. Carl Flink in Mannheim. Die
Geſell=
ſchaft erhöht ihr Kapital von nom. 15 auf nom. 35 Millionen Mk. Den
Aktionären entfällt hierbei ein Bezugsrecht von einer jungen auf zwei
alten Aktien zum Kurſe von 60 000 Prozent, das bis zum 5. November
auszuüben iſt. Emiſſionshaus iſt das Bankhaus Marx u. Goldſchmidt
in Mannheim.
h. Baldur A.=G. für gährungsloſe
Früchtever=
wertung, Karlsruhe „Die außerordentliche
Generalverſamm=
lung, in der 10 000 Stamm= und 5600 Vorzugsaktien vertreten waren,
genehmigte die weitere Kapitalserhöhung um 71 Mill. Mk. Stamm=
und 4 Millionen Mk. Vorzugsaktien. Ein Konſortium unter Führung
der Süddeutſchen Diskontogeſellſchaft Mannheim hat 26 Prozent der
neuen Aktien übernommen, während der Reſt im Intereſſe der
Geſell=
ſchaft verwendet werden ſoll. Dem auch in der Generalverſammlung
zum Ausdruck gebrachten Wunſch auf Einräumung eines Bezugsrechtes
der alten Aktionäre konnte nicht entſprochen werden, da nach
Ausfüh=
rungen des Aufſichtsratsvorſitzenden, Herrn Konſul Menzinger, die
er=
ſprießliche Entwicklung der Geſellſchaft, der die neue Kapitalserhöhung
dienen ſoll, den Aktionären einen höheren Gewinn einbringe, als die
Gewährung eines Bezugsrechtes. Die Geſellſchaft habe den größten
Wert darauf gelegt, einer Verwäſſerung des Aktienkapitals vorzubeugen.
Gerade der Mitwirkung des Konſortiums ſei es zu verdanken, daß die
Geſellſchaft die großen Mittel in die Hand bekam zum Einkauf von
Roh=
materialien für die rapid angeidachſene Fabrikation. Ohne dieſe
Mit=
wirkung wäre es nicht möglich geweſen, bei dem diesjährigen Obſtmangel
genügend Rohmaterial zu beſchaffen. Man ſei dieſen Herbſt zum
Be=
zug von Obſt auf das Ausland angewieſen geweſen. Erfreulicherweiſe
ſei es gelungen, für alle vier Fabriken der Geſellſchaft ſo viel Ware
an=
zuſchaffen, daß man für das nächſte Jahr, für das heute ſchon große
Beſtellungen vorliegen, jeder Nachfrage gewachſen ſein dürfte. Die
Ge=
ſellſchaft habe ſich auf einer geſunden Baſis überaus gut entwickelt, der
auch den Aktionären in ſeiner Auswirkung zugute kommen wird. Dem
Aufſichtsrat wurden neu zugewählt: Bankdirektor Guggenheim (
Süd=
deutſche Diskonto Mannheim), Großkaufmann Jakob Feitel (
Mann=
heim), Direktor Jacobi (Stuttgart), Artur Baumann von der
Garten=
kulturgeſellſchaft Freiburg i. B. und Direktor Jakob Reinhard von der
Badiſchen Girozentrale in Karlsruhe. Von den beſchloſſenen
Stauten=
änderungen bezweckt eine, einer Ueberfremdung des Aktienkapitals
vor=
zubeugen.
h. Hermann Kriens A.=G. in Oberlahnſtein. Die ſeit
38 Jahren beſtehende offene Handelsgeſellſchaft wurde durch reine
Fa=
milienſachgründung mit nominell 500 Millionen Mk. Kapital in eine
Aktiengeſellſchaft umgewandelt.
h. Mannesmann Mulag (Motoren= und Laſtwagen=
A.=G.) Aachen. Bei der Kapitalserhöhung ſoll ein Bezugsrecht auf
die neuen Fragen nicht in Frage kommen, dieſe vielmehr an eine Gruppe
übergehen, die dafür Gebäude und Grundſtücke in Köln in die
Geſell=
ſchaft einbringt.
* Mannesmann=Mulag (Motoren und Laſtwagen)
A.=G., Aachen. Die auf den 25. 10. einberufene G.=V. ſoll über
Er=
höhung des Grundkapitals um 6 Mill. auf 21 Mill. Beſchluß faſſen.
Cin Bezugsrecht für die Aktionäre iſt nicht in Ausſicht genommen. Die
neuen Aktien ſollen einer Bankengruppe übergeben werden, die hierauf
Gebäude und Grundſtücke in Köln in die Geſellſchaft einbringen wird.
deren Wert den Betrag der Kapitalserhöhung überſchreite. Damit ſoll
vvohl geſagt werden, daß ein Teil des Gegenwertes der Grundſtücke und
Gebäude durch das Aktien=Agio ausgeglichen wird.
h. Müllheim=Badenweiler Eiſenbahn A.=G.,
Müll=
heim in Baden. Die Geſellſchaft hat bei ihrer 4. Ausloſung wieder
eine große Reihe von Nummern ihrer 4proz. Teilſchuldverſchreibungen
von 1915 zur Rückzahlung auf den 2. Januar 1924 gezogen. Ferner
kün=
digt ſie ſämtliche noch im Umlauf befindlichen Obligationen auf den
1. Mai 1924.
* Kupfer= und Meſſingwerke, Elberfeld. Die zum
8. 11. einberufene a. v. G.=V ſoll bekanntlich über Erhöhung des
Grund=
kapitals um 25 Mill. Beſchluß faſſen. Die Kapitalserhöhung ſoll dazu
dienen, in größerem Umfange Erweiterungen und Angliederungen neuer
Unternehmungen in die Wege zu leiten. Das Unternehmen iſt zurzeit
gut beſchäftigt.
* A. F.=G. Berlin. Die Börſengerüchte, nach denen die
Ge=
ſellſchaft neue Kapitals=Transaktionen plane, ſollen nicht zutreffen.
Be=
kanntlich ſtehen der Geſellſchaft aus der letzten Emiſſion vom Auguſt
ds. Js. noch 300 Mill. neue Aktien zur Verfügung, die mit 25 Prozent
eingezahlt ſind.
* Hirſch=Kupfer=Werke Berlin. Von der Saar=
Han=
dels=Bank A.=G. iſt in Gemeinſchaft mit der Hirſch=Kupfer A.=G.,
Ber=
lin, und der Elektr. Apparate=Bau A.=G. Fraulautern, eine „Spritz=
und Preß=Guß=A.=G.” in Saarlouis gegründet worden. Das
Aktien=
kapital beträgt 80 000 Franken Stammaktien und 10 000 Franken
Vor=
zugsaktien.
* A.=G. für Pappenfabrikation. Die Geſellſchaft
for=
dert zum Bezuge der neu zur Ausgabe gelangenden Stammaktien bis
einſchließlich 3. 11. auf. Auf nom. 6000 Mk. alte entfallen nom. 2000 Mk.
neue, ab 1. 4. 23 dividendenberechtigt, zum Geſamtpreis von 1.— 8 in
Reichsgoldanleihe, zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumſatzſteuer.
* R. Stock u. Kopp A.=G., Düſſeldorf. Ende des Monats
ſoll bei der Geſellſchaft eine Aufſichtsratsſitzung, die über Ausgabe von
150 Mill. neuen Aktien beſchließen ſoll, ſtattfinden. Ein Teil der neuen
Aktien ſoll an eine ausländiſche Gruppe (engl.=franz.) gegen eine Zahlung
von 500 franzöſiſchen Frs. per Aktie begeben werden. Da ein
Bezugs=
recht ſomit für die Aktionäre nicht in Frage kommt, ſollen dieſelben
durch eine beſondere Vergütung ſeitens des ausländiſchen Konſortiums
entſchädigt werden. In Ausſicht genommen ſei die Verteilung einer
Zwiſchendidivende von 50 frz. Frs. pro Aktie. Die Aktienmehrheit der
Geſellſchaft ſoll weiterhin beim Rhein=Handelskonzern verbleiben.
* Meurerſche A.=G. für Spritzmetall=Veredelung.
Berlin. Die Zulaſſung der Aktien zum offizchiellen Verkehr an der
Berliner Börſe ſoll in nächſter Zeit beantragt werden. Der Antrag ſoll
nach Mitteilung der Verwaltung nach Zulaſſung der Aktien an der
Eſſe=
ner und Düſſeldorfer Börſe geſtellt wrden. Ueber den Geſchäftsgang
äußert ſich die Verwaltung zufriedenſtellend. Die Lohngeſchäfte liegen
allerdings ruhiger, jedoch ſei das Auslandsgeſchäft lebhaft.
* Graz=Köflacher Eiſ.=Bahn= und Bergbau=Geſ.
Wie der Neuen Freien Preſſe gemeldet wird, iſt mit Wahrſcheinlichkeit
zu rechnen, daß die gegenwärtig von der Oeſterr. Südbahn betriebene
Eiſenbahn wieder von der Graz=Köflacher Geſellſchaft in eigenen Betrieb
übernommen und der gegenwärtig beſtehende Pachtvertrag gekündigt
wird. Wenn die Bahn ſich mit dem gegenwärtigen Beteiligungsanteil
(25 Prozent der Bruttoeinnahmen, 75 Prozent an die Südbahn)
einver=
ſtanden erklärt, würde dieſer Aufteilungsſchlüſſel auch für die Zukunft
gelten. Für den Fall, daß über dieſe Fragen jedoch Differenzen
ent=
ſtehen, wird die Graz=Köfl. E. B. ihre Linie ſelbſt betreiben, da ſie
glaube, die Bahn billiger als bisher führen zu können.
* Zur Rückgabe des deutſchen Eigentums in
Ame=
rika. Auf Anordnung des Präſidenten Coolidge der Vereinigten
Staaten von Amerika hat der Treuhänder für das feindliche Eigentum
in Amerika, Herr Colonel Thomas W. Miller laut „Deutſche
Allge=
meine Zeitung” Herrn William W. Wilſon, Aſſiſtent bei dem
Treuhän=
der und General=Konſul, und Herrn George E. Williams, Magazin=
Direktor, mit umfaſſenden Vollmachten nach Berlin entſandt, um hier
ein Büro zu eröffnen, das den Zweck verfolgt, allen Deutſchen Rat
und Beiſtand zu gewähren, die geſetzliche Anſprüche auf Rückgabe von
Geld und ſonſtigem Eigentum haben (alſo Forderungen bis zu 10 000
Dollar), das in Amerika während des Krieges beſchlagnahmt wurde und
nunmehr unter der Verwaltung des Treuhänders für das feindliche
Vermögen ſteht. Das Büro befindet ſich im Hotel Kaiſerhof, Berlin.
* Stahlwerk Becker A.=G. Die von verſchiedenen Seit
verbreitete Meldung über Verhandlung zwiſchen der Stinnes= u
Becker=Gruppe ſollen nicht zutreffend ſein.
Verſicherungsweſen.
h. Frankfurter Rückverſicherungs=Geſellſcha
Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft iſt in der Lage, mit ihren a
ländiſchen Intereſſenten, denen gegenüber ſie valutabelaſtet iſt, wa.
ſcheinlich, einen günſtigen Vergleich herbeizuführen. Falls die
Verha=
lungen zum Ziele führen, dürfte eine Rekonſtruktion der Geſellſe
zum Zwecke einer erweiterten Aktivität erwogen werden.
Neugründungen.
h. Spritz= und Preßguß=A.=G. in Saarlouis.
der Saau=Handelsbank wurde dieſes Unternehmen in Intereſſengem
ſchaft mit der Hirſch=Kupfer=A.=G. in Berlin und der Elektriſchen Ap
ratebau=A.=G. in Fraulautern gegründet. Das Aktienkapital bety
800 000 Fr. Stamm= und 10 000 Fr. Vorzugsaktien.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter
treidebörſe vom 25. Oktober. Getreide, Hülſenfrüchte und
B=
treber ohne Sack. Weizenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100
Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Weizen, Wettera
20—280 Milliarden Mk., Roggen 250—260 Milliarden Mk., Somn
gerſte 199—210 Milliarden Mk., Hafer, inländiſcher 160—220 Milliar
Mk., Weizenmehl, ſüdd. Spezial=Null 430—460 Milliarden Mk.
Waggonbezug ab Mühlenſtation, Roggenmehl 420—430 Milliarden 9
Weizen= und Roggenkleie 80—90 Milliarden Mk. Tendenz: feſt.
wb. Berliner Produktenbericht. Wie bereits geſt
erwähnt, erfolgt ab Freitag, den 26. Oktober, die Notierung der Be
ner Produktenpreiſe bis auf weiteres in Goldmark der Goldanleihe,
zwar werden 1 Dollar gleich 4,20 Goldmark gerechnet, Als Einheit
wicht werden bei Getreide 1000 Kilogramm, bei Mehl, Hülſenfrück
und Futtermitteln 100 Kilogramm zugrunde gelegt. Heute wickelte
der Verkehr am Produktenmarkt ruhig ab, wobei die geſtrigen G
markdreiſe nicht immer zu erzielen waren. In Weizen hat der dr
gende Bedarf nachgelaſſen, und für Roggen war die Reichsgetreideſ
wieder Käufer. In Roggenmehl iſt das Angebot ſeit geſtern et
größer, aber kaum billiger geworden. Für Gerſte und Hafer hielten
die Gebote nicht auf der geſtrigen Höhe,
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Am Deviſenmarkt
ſich heute etwas größerer Begehr, ſo daß, obwohl die Notierungen
meiſt auf der geſtrigen Grundlage und für Newyork etwas höher
folgten, zum Teil wieder Zuteilungen erfolgen mußten. Dieſe
ſchränkten ſich aber in der Hauptſache auf die ſchweren Deviſen wie
don, Newyork und Amſterdam. In Goldanleihe fanden verſtärkte
ſätze bei Schwankungen von 62—69 Milliarden ſtatt. Für Effekten
ziemliche Zurückhaltung vorherrſchend, doch liegen bei den Banken
wie vor faſt nur Kaufaufträge vor. Deviſen und ausländiſche B
noten ſowie Dollarſchatzanweifungen und die Goldanleihe werden
ginnend mit Samstag, den 27. Oktober, auch am Samstag amtlich
tiert werden.
Oeviſenmarkt.
Amſterdam=Rotterdaml24538500000.
Brüſſel=Antwerpen .. 13112200000.—
Chriſtiania . . . . .
Kopenhagen.
Stockholm.
Helſingſors".
Italien..
London".
New=York
Paris..
Schweiz
Spanien
Aent atan
Prag
Budapeſt:
Buenos=Aires
Bulgarien
Japan".
Rio de Jan=
Belgrad. .
Liſſabon.
Sofia,
Anmerkung;
Re
GeldBrief
19675750000.—
110872750000.
16558500000.
1695750000.—
2793000000. —
1284287500000.
462842500000.
3650350000.—
11271750000.
8379000000.—
87775.—
187 5300000.—
3491250.—
1935 1000000.
602490000.—
30322500000.
58½250000.—
763087500.—
2493750000.—
2466 1500000
3127800000.—
9724254090.—
166 41500000.
1704250000.—
63157500000.
3669 150000.—
113.28250000.
892225.—
884700000.—
3508750.—
9649000400.
605510000.—
31077500000.
1914750000.—
766912500.—
2506250000.— 2493 750000.—
Re
Geld
24538500000.
8132150000.—
19675 750000
10927250000. 1109 725000 00.
116 558500000.
1675800000.—
280700000 0. — ½2793 000000.—
285 7 12500000. 128428 7500000.
64437500000.
3670 800000.—
11271 750000.
8421000000.— 2329 000000.—
887775.—
1875300000.—
3491250.—
19950 000000.
602 490300.—
230 922500000.
5935 000000.—
763 087500.—
24 661500000
3147850000.—
19724 250000.—
11027560000.
16 641500000.
1684 200600.—
2807 000000.—
285712500000.
65162500000
368
11328
842100
310775
6015 0
766 912500
arderh
B. — Berlin, F. — Frankfurt.
Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
Hiermit die traurige Mitteilung,
daß unſer treubeſorgter Vater und
Schwiegervater
Balthaſar Cramer
im Alter von 72 Jahren ſanft
ent=
ſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Cramer, Geometer
Ad. Engel, Lehrer, u. Frau Elſe,
*26957) geb. Cramer.
Einäſcherung Freitag nachm. 3 Uhr.
FürMiederverkäufer
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Zigaretten
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(*26951
zur Krone.
* Heute Freitag •7
Metzelſuppe.
Gutſcheine der Stadt Darmſtadt
in Stücken von 5 Milliarden (ſchwarzer
Druck), 10 Milliarden Mark (blauer Druck)
und 20 Milliarden Mark (roter Druck
gelangen von heute an zur Ausgabe. Sie
ſind auf nur einſeitig bedrucktem
Waſſer=
zeichenpapier hergeſtellt und fortlaufend
numeriert. Sie gelten als öffentliches
Zahlungsmittel und verlieren ihre
Gültigkeit erſt nach vorheriger öffentliche
Aufkündigung.
Darmſtadt, den 26. Oktober 1923.
Der Oberbürgermeiſter
(7958
J. V.: Daub.
Beim Einlagern von Wintervorräten
rſuchen wir dringend, darauf zu achten,
aß die Haupthähne für Gas u. Waſſer
ſowie die Waſſermeſſer ſtets leicht zu=
(st7955
gänglich ſind.
Darmſtadt, den 23. Okt. 1923.
Direktion der ſtädt. Betriebe.
Einträge in das Handelsregiſter 4
10. Oktober 1923: Garternicht & Co.,
Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen;
15. Oktober 1923: S. Fechenbach
Darmſtadt: Die Zweigniederlaſſung in
Darmſtadt iſt aufgehoben; 17. Oktober
1923: D. Sobernheim, Darmſtadt
Die Vertretungsbefugnis des Liquidator
iſt beendigt. Die Firma iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 18. Okt. 1923. (7917
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Ang. u. U 17 Geſchſt.
Gas= und Waſſerpreis.
Mit Rückſicht auf die in den letzten Tagen durch die
unerwartete Entwertung der Papiermark eingetretenen
ſchweren wirtſchaftlichen Verhältniſſe hat die
Stadtver=
ordneten=Verſammlung am 25. ds. Mts. für die
Berech=
nung der Gas= und Waſſerpreiſe für die Oktoberableſung
,olgendes beſchloſſen:
1. Gaspreis.
a) Für die erſten 25 cbm Verbrauch monatlich ein
Grund=
preis (zurzeit 23 Pfg.) mal der Hälfte des am Tage
der Zahlung letzt veröffentlichten
Reichslebenshal=
tungsindex.
b) Für den Verbrauch der nächſten 25 cbm monatlich ein
Grundpreis (zurzeit 23 Pfg.) mal dem am Tage der
Zahlung letzt veröffentlichten
Reichslebenshaltungs=
index.
6) Für den 50 cbm monatlich überſteigenden
Gasver=
brauch ein Grundpreis (zurzeit 23 Pfg.) mal dem am
Tage der Zahlung gültigen Deviſenindex (letzt be
kannt gewordener Dollarkurs, Berliner Brief, geteilt
durch 4,20).
2. Waſſerpreis.
a) Für den Waſſerverbrauch zu Haushaltungszwecken
Grundpreis (zurzeit 23 Pfg.) mal dem am Tage der
Zahlung letzt veröffentlichten
Reichslebenshaltungs=
index.
b) Für den Waſſerverbrauch zu großgewerblichen
Zwecken Grundpreis (zurzeit 23 Pfg.) mal dem am
Tage der Zahlung gültigen Deviſeninder (letzt
be=
kannt gewordener Dollarkurs, Berliner Brief, geteil
durch 4,20).
Die auf Grund des früheren Beſchluſſes der
Stadtver=
ordneten=Verſammlung bereits geleiſteten
Goldmarkzah=
lungen werden von unſerer Aufnahmeabteilung,
Frankfur=
ter Straße 100, in Gutſcheinen auf Gas oder Waſſer
wert=
beſtändig zurückbezahlt.
Die bereits nach Gold gelöſten Gutſcheine behalten
ihre Gültigkeit für den Verbrauch über 50 obm oder
wer=
den in Gutſcheine, nach dem Lebenshaltungsindex, von
un=
ſerer Aufnahmeabteilung, Frankfurter Straße 100,
umge=
tauſcht.
Gutſcheine für die einzelnen vorgenannten Gas= und
Waſſerpreisgruppen werden nach wie vor von unſeren
Kaſſen, Frankfurter Straße 69, Waldſtraße 6 und Feuer
wache ausgegeben. Dortſelbſt iſt auch durch Aushang der
jeweilige Tagespreis der Gutſcheine erſichtlich.
Alle Abnehmer, bei denen inzwiſchen ſchon die
Okto=
berableſung erfolgt iſt, werden gebeten, die erhaltenen
Rechnungen baldigſt bei unſeren Kaſſen, Frankfurte
Straße 69 oder Waldſtraße 6, zur Regelung vorzulegen.
Darmſtadt, den 25 Oktober 1923.
7959
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
Student
ſucht per ſof. 2 eleg.
möbl.
Zimmer.
Angeb, an Schmith
Darmſtädter Hof. (
2 Brüder ſuchen ſor
möbl. Zimmer.
1 Bett kann ebtl. ge
ſtellt w. Ang. erb. ar
Fritz Hermes
Mühlſtr. 11. (*2694
Entlaufen
Entlaufen
rauhhaarigerPinſcher
(Pfeffer u. Salz) mnit
ſchwarzer Maske.
Gegen gute Belok
nung abzugeb. Friel
richſtr. 14½,pt (*26938
Orpheum (üh=
E Operetten=
O Gaſtſpiele:
Samstag, 27.,
b. Mittwoch,31.Okt.:
Der Fürſt von
Pappenheim (r222ßt
Kart.: Verk.=Büro, de
Waal, Rheinſtr. 14.
Landestheater
Großes Haus.
Freitag, 26. Okt.
Sondermiete 152 u. 20‟
er Roſenkavalier
von Rich, Strauß.
Anf. 6½, Ende 10½ Uhr
Preiſe: 2—20 Milliard
Rleines Haus. (V‟
Zuſatzmiete IV:.
Zum 1. Male wiederholt
Liliom
Vorſtadtlegende von
Franz Molnar.
Anf. 7½, Ende n. 10 Uhr
Preiſe: 2—10 Milliard.
U.-T. Mit Stanley i.
dunkelſt. Afrika, 4, T.
Todesangſt,6A. Harryi
Liebesnöt.,Luſtſp. 2A.
R.-T. Eine verſunk.
Welt, 5 A. Drüber u.
Drunter, 2A. (*26961
C.-T. Der Schreck. d.
Löwenkäfigs, 6 Akte.
Der ſchlummernde
Bulkan, 5 Akte.
Tauſche Kartoffeln
gegen faſt neue
Näh=
maſchine. Näh.
Ge=
ſchäftsſtelle. (*26945
Herren=
Regenſchirm
am 24. 10. in unſerer
Geſchäftsſtelle ſtehen
geblieben. Abzuhol
daſelbſt. (7950
Wohnhaus
1X3 u. 3X4 Z.,Bade
3, Vor= u. Hinter=
Gart., i. tadell. Zuſt.
Südoſtd., n. an Selbſtk.
vf. zu vk. 4 3.=Wohn
w. frei. Ang. u. U 22
an d. Geſchſt, (*26960
Obſtbäume
Sträucher u. R
ſowie Gartenanle
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Gärtner Jochu
Neue Niederſtr.
Ordentl. Mädche
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guter Verpflegun
zeitgemäß. Lohn
Kahlertſtr. 3, pt.
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Bismarckſtr. 39.
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geſ. Martinſtr. 42.
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