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Heſſiſche Neueſſe Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 295 Donnerstag, den 25. Oftober 1923 186. Jahrgang
27 inm breite Zeile im Kreiſe Darmſfadt 150 Marf
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breit) 800 Mark. Anzeigen von auswärts 200 Mi.,
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uſw., erliſcht jede Verpfichtuns auf Erfüllung der
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Darmſtädter 8. Nationalbanf.
die Franzoſen fordern die Autonomie der Pfalz. — Ungebeure Entrüſiung unter der
Be=
ölkerung. — Die bürgerlichen Parteien gegen den Landesverrat. — Der Anſchlag vereitelt.
Landesverrat.
* Speyer, 24. Okt. (Priv.=Tel.) Die
ſozialdemv=
atiſche Partei der Pfalz verbreitet ein Flugblatt,
dem darauf hingewieſen wird, daß Bayern die
Reichsverfaſ=
ng gebrochen habe und ſich in offener Rebellion gegen das
eich befinde. Die ſozialdemokratiſche Partei ſehe ſich daher
ge=
ſtigt, aus der Lage in Vayern die Konſequenzen
1ziehen. Die Pfalz könne nicht mehr bei
Bay=
in bleiben. Die Vereinigten
Sozialdemokra=
ſchen Parteien der Pfalz hätten deshalb die
nitiative ergriffen zur Loslöſung der Pfalz
on Bayern und zur Bildung eines ſelbſtändigen
taates im Rahmen des Reiches.
Der „Vorwärts” meldet aus Kaiſerslautern, 2aß dort
ſe Vorbereitungen getroffen werden, um noch im Laufe des
utigen Tages die Gründung der Pfalzrepublik im
erband des Deutſchen Reiches zu vollziehen, da die
eduld der reichstreuen Bevölkerung gegenüber dem Verhalten
ünchens erſchöpft ſei. Die Gründung der
Pfalzrepu=
lik ſei, ein Akt der Abwehr gegen den reaktionären
eparatismus und ein Akt der Treue zum Reich.
* Speyer, 24. Okt. (Priv.=Tel.) Heute mittag 12 Uhr
nd eine Sitzung des Kreistages der Pfalz ſtatt.
er ſtellvertretende Vorſitzende, Geheimrat Dr.
Beyers=
perffer richtete zu Beginn der Sitzung an General de
etz die Bitte, daß die Gefangenen bald wieder
freigelaſ=
i und die Ausgewieſenen ihrer Heimat wiedergegeben
irden. Hierauf gab er dem Vertreter der
Rheinlandkommiſ=
n. Major=Louis, das Wort zu folgender Erklärung:
„In Anbetracht der gegenwärtigen Zuſtände, die geeignet
ſind, die allernächſten moraliſchen und materiellen Intereſſen
der Bevölkerung zu gefährden, in Anbetracht ferner der
um=
ruhigen und gefährlichen Lage in Bayern iſt
von heute ab die Pfalz alsautonomer Staat
mit einer proviſoriſchen Regierung bis zur weiteren
Entwicklung der Lage gebildet.
Dieſer autonome Staat Pfalz verpflichtet, ſich feierlich und
unbedingt gegenüber der Hohen Interalliierten Kommiſſion
in der Gegenwart und für die Zukunft zu ſtrengſter Loyalität
und Mitarbeit für die Erfüllung ſämtlicher Verpflichtungen,
welche zur Garantie der geſchuldeten Reparationen und der
Sicherung Frankreichs erforderlich ſind.”
Nachdem Major Louis die Erklärung verleſen hatte,
verab=
ſiedete er ſich, und der Vorſitzende Dr. Bayersdoerffer teilte
m Kreistag mit, daß ſich die Parteien über die Erklärung
be=
ten ſollen, und vertagte deshalb den Kreistag auf kurze Zeit.
Hierauf weldete ſich der Vorſitzende der Sozialdemokraten,
aſtwirt Ober von Speher, zum Wort und bat, daß der
Abge=
dnete Hoffmann=Kaiſerslautern, der mit dieſer
Er=
ärung in Verbindung ſtehe, im Kreistag das Wort
er=
eifen dürfe zur näheren Erörterung der Umſtände, die dieſe
rllärung herbeigeführt haben. Der Kreistag erteilte dann mit
ner Mehrheit von 13 Stimmen das Wort. Zur Stunde,
nach=
ittags ½3 Uhr, ſind die Beratungen noch nicht beendet.
Wie verlautet, lehnen die ſämtlichen bürgerlichen
arteien den Vorſchlag eines autonomen Staates ab.
ie ſozialdemokratiſche Fraktion iſt ſich noch nicht
nig, wie ſie ſich dazu ſtellen ſoll.
In der ganzen Bevölkerung der Pfalz hat der durch die
zialdemokratiſchen Führer veranlaßte Schritt der
Rhein=
indkommiſſion ungeheuere Entrüſtung
hervor=
rufen und einmütige Ablehnung erfahren.
die Pfalz bleibt bei Bayern und dem Reich.
* Speyer, 24. Okt. (Priv.=Tel.) Nach der Beratung der
arteien über die Erklärung, die der Mayor Louis, der
Ver=
eter der Rheinlandkommiſſion, vor dem Kreistag der Pfalz
ab=
geben hatte, trat der Kreistag wieder zuſammen. Nachdem
r Vorſitzende Dr. Behersdoerffer die Erklärung des Vertreters
r Rheinlandkommiſſion nochmals verleſen hatte, bemerkte er
lgendes:
„Meine Damen und Herren! In der vorliegenden Frage iſt
r Kreistag der Pfalz nach den reichsgeſetzlichen
Beſtim=
ungen (Artikel 18 der Reichsverfaſſung) in keiner Weiſe
uſtändig. Damit iſt der Antrag für uns vorläufig
rledigt."
Nachdem ſich niemand von den Kreistagsmitgliedern zum
ſort geweldet hatte, erklärte der Vorſitzende zum Schluß:
„Ich habe mich meiner Aufgabe entledigt. Ich bekam vorhin
e Mitteilung, daß in der Nacht von geſtern auf heute das
eichskabinett ſowohl, wie die bayeriſche
Regie=
ung ſich mir der Frage eingehend beſchäftigt haben. Die
Reichs=
gierung ſowohl wie die bayeriſche Regierung haben die Bil=
Ligeinesn, uen Staates in jeglicher Form als
andesverrat abgewieſen.” (Stürmiſche
Zuſtim=
ung der Kreistagsmitglieder und einer großen Anzahl
Tri=
ihrenbeſucher.)
Damit wurde die Sitzung geſchloſſen. Um 4 Uhr fanden Be=
„cugen von Vertretern verſchiedener Korporationen mit
feneral de Metz ſtatt.
Aufruf der bageriſchen Regierung an die Pfälzer.
* München, 24. Okt. (Priv.=Tel.) Der bayeriſche
Miniſter=
präſident v. Knilling hat heute an die Pfalz einen Aufruf
er=
laſſen, der folgenden Wortlaut hat:
Unverantwortliche Elemente haben nach einer
heute hier eingegangenen Mitteilung verſucht, die Pfalz von
ihrem Mutterlande loszulöſen und aus ihr einen ſelbſtändigen
Staat zu wachen auf den Bajonetten der franzöſiſchen Beſatzung,
mit der ſich anſcheinend dieſe Elemente ins Einvernehmen geſetzt
haben. Sie toollten den zwiſchen Bayern und dem Reich
entſtan=
denen Gegenfatz, bei dem eine Trennung Bayerns vom Reich
niemals in Frage kommen kann, zum Anlaß nehmen, um ein
Undernehmen ins Werk zu ſetzen, das ſich als Verrat am
bayeriſchen Vaterland darſtellt und das nicht anders
als mit der Loslöſung der Pfalz auch vom deut:
ſchen Vaterland hätte endigen können. Der geſunde Sinn
der Pfälzer, ihre Treue und ihr ſtarker Glaube an ihr trotz
tief=
ſtem Unglück geliebtes deutſches und bayeriſches Vaterland
haben den verabſcheuungswürdigen Anſchlag
hochver=
räteriſcher Volksgenoſſen vereitelt. Die bayeriſche
Staatsregierung ſpendet dem pfälziſchen Volk in allen ſeinen
Schichten und Berufen für ſein ſtandhaftes Verhalten, für ſeine
Treue und Anhänglichkeit herzlichen Dank und höchſte
Anerken=
nung. Beyern und Pfalz, Gott erhalt’s! Zum Wohle unſeres
geliebten deutſchen Vaterlandes.
Die Haſtung der pfälziſchen Sozialdemokratie
in der Autonomiefrage.
* Ludwigshafen, 24. Okt. (Priv.=Tel.) Die Haltung
der pfälziſchen Sozialdemokratie in der pfälziſchen
Autonomie=
frage geht aus einer anſcheinend parteioffiziöſen Darſtellung
her=
vor, welche die ſozialdemokratiſche „Pfälziſche Poſt” unter der
Ueberſchrift „Die Pfalz am Scheidewege” in ihrer heutigen
Aus=
gabe veröffentlicht. Die ſozialdemokratiſche Erklärung geht
da=
von aus, daß die baheriſche Regierung mit Unterſtützung der
bayeriſchen Reichswehrtruppen den ſchon ſeit langem geplanten
und vorbereiteten Kampf gegen die Reichsregierung
aufgenom=
men habe, und daß dieſer Kampf von den bayeriſchen
Macht=
habern mit brutaler Rückſichtsloſigkeit, die vor nichts
zurück=
ſchrecke, geführt werde. Damit, daß die baheriſchen Diktatoren
jetzt die beſtehenden Gegenſätze zum offenen Bruch ſteigerten,
bewieſen ſie, daß ſie den Konflikt wollen und daß ihnen die
Er=
reichung ihres Zieles, die Beſeitigung der republikaniſchen
Ver=
faſſung, höher ſtehe, als die Einheit des Deutſchen Reiches. Da
die pfälziſche Sozialdemokratie überzeugt ſei, daß die
Gewalt=
haber Bayerns nur zur Beilegung eines Konflikts bereit ſeien,
wenn die deutſche Reichsregierung ihnen Konzeſſionen mache,
und da nach der Auffaſſung der pfälziſchen Sozialdemokratie ein
Nachgeben der Reichsregierung gegenüber den bayeriſchen
Macht=
anſprüchen nur ſchwerſte Gefährdung der republikaniſchen
Reichs=
verfaſſung zur Folge habe, könne es ihrer Meinung nach in
die=
ſer Frage nur ein Endwveder—Oder geben. Die pfälziſche
Sozial=
demokratie habe in den ſchweren Nachkriegszeiten immer und
immer wieder ihre unverbrüchliche Treue zur deutſchen Republik
betont und dieſes Gelöbnis auch mit der Tat bekräftigt. Für
ihr Verhältnis zu Bayern und dem Reich habe ſie den Satz
ge=
prägt: Mit Bahern für das Reich, ja!, mit Bayern gegen das
Reich, niemals! Nachdem erklärt wird, daß die Pfalz nicht mehr
bei Bayern bleiben könne, da ſie im offenen Kampf gegen das
Reich ſtehe, heißt es wörtlich:
Die Haltung unſerer Partei wurde diktiert von dem
Beſtre=
ben, die durch das Vorgehen der bayeriſchen Machthaber ſchwer
gefährdete Pfalz dem Deutſchen Reiche zu erhalten. Bei dem
Verbleiben der Pfalz bei Bayern iſt das — wir ſprechen es aus
unſerer Kenntnis der Dinge und unumunden aus — nicht
mög=
lich. Der von Bayern heraufbeſchworene Konflikt hat bei den
Separatiſten den Glauben erweckt, daß die Stunde zur
Verwirk=
lichung ihrer Pläne gekommen iſt. Der Schritt der pfälziſchen
Sozialdemokratie wird dieſe Pläne zum Scheitern bringen und
die Pfalz für Deutſchland retten. In dieſer geſchichtlich
hoch=
bedeutſamen Zeit richten wir an die Bevölkerung der Pfalz die
Mahnung, ruhig und entſchloſſen den zu fällenden
Entſcheidun=
gen entgegenzuſehen. Die Arbeiter= und Angeſtelltenſchaft, ſowie
die freiheitlich geſinnten Pfälzer erſuchen wir, ſich einhellig
hin=
ter die Männer zu ſtellen, die mit der Führung der Geſchicke der
Pfalz betraut werden.
In der Erklärung wird ferner mitgeteilt, daß die
ſozial=
demokratiſche Partei der Pfalz bemüht war und noch bemüht iſt,
die anderen politiſchen Parteien der Pfalz zu bewegen, ſich an
der Bildung der neuen proviſoriſchen Regierung zu beteiligen.
Dieſe Bemühungen dürften durch die heute nachmittag im
Kreis=
tag der Pfalz abgegebene bekannte Erllärung der bürgerlichen
Parteien der Pfalz, die ſich gegen jede Autonomie entſchieden
ausgeſprochen haben, endgültig geſcheitert ſein.
* Anmerkung der Redaktion: Die wortreiche Auslaſſung der
Pfälzer Sozialdemokratie kann nicht darüber hinwegtäuſchen,
daß der Verſuch, unter dem Schutze der Bajonette des
Landes=
feindes einen neuen Staat zu ſchaffen, der doch nur ein Spielball
der Franzoſen ſein würde, nicht anders als als Landesverrat zu
bezeichnen iſt. Wir glauben, daß die Franzoſen ſ lbſt
einiger=
maßen überraſcht über di ſen neuen Vundesgenolen geweſen
ſind.
Die Demokraten gegen einen Kompromiß mit Bahern.
Berlin, 24. Okt. Der Vorſtand der demokratiſchen
Frak=
tion hat geſtern die Abgeordneten Koch und Erkelenz beauftragt,
den Reichskanzler davon in Kenntnis zu ſetzen, daß die
Demo=
kratiſche Partei gegen ein Kompromiß mit Bayern ſei.
Der Konfiikt mit Bagern.
Vermittlungsaktion der Miniſierpräſidenten.
TU. Berlin, 24. Okt. Der Antrag Württembergs auf
Beſprechung der baheriſchen Frage in einer Sitzung der
ſtimm=
führenden Mitglieder des Reichsrats, die daraufhin für heute
nachmittag 5 Uhr angeſetzt war, wurde im Laufe des
Nachmit=
tags zurückgezogen. An Stelle der geplanten Reichsratsſitzung
fand auf Grund eines neuerlichen Antrags Württembergs eine
Sitzung der Miniſterpräſidenten und Geſandten der Länder in
der Reichskanzlei ſtatt. Der bayeriſche Geſandte v. Preger legte
die bayeriſche Aufaſſung über die Entſtehungsgeſchichte und
Ent=
wickelung des mit der Verhängung des bayeriſchen
Ausnahme=
zuſtandes und der Ernennung des Generalſtaatskommiſſars
be=
gonnen Konflikts zwiſchen Bayern und dem Reich in einer
aus=
führlichen Rede dar und brachte daran anſchließend zum
Aus=
druck, daß Bayern durchaus reichstreu ſei, daß es aber den
Wunſch nach einer Milderung der Ueberſpannung des
unitariſti=
ſchen Gedankens und der Reichsverfaſſung habe, der der
Ur=
grund zu Konflikten ſchon mit verſchiedenen Reichsregierungen
geweſen ſei. Danach ergriff der Reichskanzler im Namen der
Reichsregierung das Wort und legte die Gründe dar, die dem
Reichspräſidenten und die Reichsregierung veranlaßt hatten,
noch am Tage der Verhängung des bayeriſchen
Ausnahmezuſtan=
des den Reichsausnahmezuſtand zu erklären. Die Ernennung
einer Perſönlichkeit wie die des Herrn v. Kahr zum
General=
ſtaatskommiſſar von Bayern habe die Gefahr mit ſich gebracht, daß
rechtsradikale Kreiſe in anderen Teilen des Reiches ihre Stunde
für gekommen hielten und zu Gewaltſchritten verleitet würden.
Dieſer Gefahr ſei der Reichsausnahmezuſtand als
Vorbeugungs=
mittel entgegengeſtellt worden. Der Reichskanzler ging dann
ſeinerſeits ausführlich auf die Entwickelungsgeſchichte des
Kon=
fliktes zwiſchen Bayern und dem Reich ein und hob bei aller
Würdigung der Schwierigkeiten der baheriſchen Regierung
her=
vor, daß die Reichsregierung in ihrem Beſtreben nach einer
Bei=
legung des Konflikts bis an die Grenze des Möglichen gegangen
ſei. Ebenſo wie der Geſandte Bayerns den Wunſch zum
Aus=
druck gebracht habe, einen Weg zur Beilegung des Konflikts zu
finden, ebenſo wünſche die Reichsregierung, daß es gelingen
möge, einen Ausgleich zwiſchen Bayern und dem Reich
herbei=
zuführen Zu dem vom Geſandten v. Preger vorgebrachten
Ver=
langen Bayerns nach einer Herabminderung der Ueberſpannung
des unitariſtiſchen Gedankens wies der Reichskanzler auf die
von ihm wiederholt betonten Abſichten der Reichsregierung
be=
treffs Erweiterung der Rechte und Pflichten der Länder auf
finanziellem und ſteuerlichem Gebiet hin. Bayern ſtehe es frei,
weitere Anträge in dieſer Richtung zu ſtellen, und es ſei wohl.
möglich, daß es dabei auf die Zuſtimmung anderer Länder
rech=
nen könne. Vorbedingung zu ſolchen Schritten ſei aher die
Wie=
derherſtellung verfaſſungsmäßiger Zuſtände. In einer längeren
Beſprechung vereinbarten die Miniſterpräſidenten und Geſandten
der Länder die einſtimmig angenommene Erklärung, die der
württembergiſche Staatspräſident Dr. v. Hieber zur Verleſung
brachte: In dem Konflikt zwiſchen Bayern und dem Reich
ſtellen ſich die Vertreter der Länder einmütig auf den
Stand=
punkt der Reichsregierung. Sie halten eine ſchnelle Regelung der
Perſonalfragen für notwendig. Um ähnlichen Konflikten für
die Zukunft vorzubeugen, verlangen die Länder einmütig die
baldige Umwandlung des militäriſchen Ausnahmezuſtandes in
einen zivilen. Im Einverſtändnis mit dem Herrn Reichskanzler
halten die Vertreter der Länder es für erwünſcht, daß
Verhand=
lungen über die fernere Geſtaltung des Verhältniſſes zwiſchen
dem Reich und den Ländern im Sinne einer größeren
Selbſtän=
digkeit der Länder zu geeigneter Zeit eingeleitet werden.
Im Anſchluß hieran gab Staatspräſident Dr. v. Hieber dem
Wunſche Ausdruck, daß ſich das Reich und Bayern ins Benehmen
ſetzen möchten, um ſchnellſtens wieder normale Verhältniſſe
her=
beizuführen. Der Reichskanzler erklärte die Bereitwilligkeit der
Reichsregierung, den Weg der Verſtändigung zu gehen und mit
Bayern die Einigung herbeizuführen. Die Reichsregierung ſei
ferner bereit, möglichſt bald in Verhandlungen mit den Ländern
einzutreten, um die Frage der größeren Selbſtändigkeit der
Län=
der zu erörtern, wobei ſelbſtverſtändlich der verfaſſungsmäßige
Weg zu gehen ſei. Endlich ſei die Reichsregierung gewillt,
ſo=
bald die Verhältniſſe es irgend geſtatten, den
Reichsausnahme=
zuſtand vollkommen aufzuheben oder den militäriſchen
Aus=
nahmezuſtand in einen zibilen umzuwandeln.
Am Schluſſe der mehrſtündigen Beratungen dankte der
Reichskanzler dem Staatspräſidenten v. Hieber für die
Ini=
titiative für dieſe Zuſammenkunft der Staats= und
Miniſter=
präſidenten und Geſandten der Länder zu einer, wie er hoffe,
er=
folgreichen Mitwirkung an der von dem deutſchen Volke
erſehn=
ten Wiederherſtellung einer völligen Einheit des Reiches und
ſeiner Glieder, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die
Reichs=
treue Bayerns und ſeiner Staatsmänner die notwendige
bal=
dige Verſtändigung mit dem Reich herbeiführen werde.
Wie ſich v. Kahr die Löſung des Konſlikts denkt.
IU. München, 24. Okt. Der Generalſtaatskommiſſar von
Kahr iſt heute von einem hervorragenden Politiker in München
gefragt worden, wie er ſich perſönlich eine Löſung des Konflikts
zwiſchen der bayeriſchen und der Reichsregierung denkt. v. Kahr
hat darauf eine Antwort gegeben, welche wir mit ſeiner
Ein=
willigung veröffentlichen: Der Ausgang? Prophezeien iſt eine
undankbare Sache. Aber für jemand, der deutſche Geſchichte und
deutſches Weſen kennt, ſollte es in dieſem Falle nicht ſchwer ſein.
Mit einer Reichsregierung, die einen Dr. Zeigner weiter
amtie=
ren läßt, und die die Parteifreunde des pfälziſchen Hochverräters
Hoffmann als Mitarbeiter duldet, iſt eine gedeihliche Löſung nicht
zu erreichen. Denn ihr fehlt die Kraft und die
Ucberzeugungs=
treue, Deutſchland durch die jetzige Kataſtrophe hindurchzuſteuern.
Mit einer entſchloſſenen, vaterländiſch handelenden
Reichsregie=
rung wird ſich die Löſung von ſelbſt ergeben. Man gebe uns
Bundesſtaaten, was den Bundesſtaaten gehört, und dem Reiche,
was des Reiches iſt. Befreien wir das Eigenlebe:; der deutſchen
Länder von den erſtickenden Feſſeln, in die ſie er marxiſtiſche
Unitarismus gebracht hat. Nur ſo wird der Reicysgeiſt wieder
rſtarken, der unſer deutſches Vaterland aufs neue ſeinen Platz
an der Sonne erobern läßt.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 25. Oktober 1923.
Rummer 295
Die neue deutſche Note.
Ueberreichung in Paris.
Antrag der deutſchen Negierung auf Prüfung
der deutſchen Leiſtungsfähigkeit.
Paris, 24. Okt. (Wolff.) Negierungsrat Meyer hat
heute vormittag als Vertreter der deutſchen
Kriegslaſtenkommiſ=
ſion in Paris der Reparationskommiſſion eine
Notederdeut=
ſchen Regierung überreicht, in der dieſe beantragt,
ge=
mäß Artikel 234 des Vertrages von Verſailles in eine
Prüfung der Hilfsmittel und
Leiſtungsfähig=
keit Deutſchlands einzutreten und dem Vertreter der
deut=
ſchen Regierung Gelegenheit zu geben, den gegenwärtigen Stand
der Hilfsmittel und der Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands im
ein=
zelnen darzulegen, ſowie ihre Maßnahme, zur Sanierung des
Budgets und zur Stabiliſierung der Währung mitzuteilen.
EU. Berlin, 24. Okt. Die Note, welche am heutigen 24.
Oktober der Reparationskommiſſion in Paris durch die deutſche
Regierung übergeben worden iſt, hat folgenden Wortlaut:
Die deutſche Regierung hat der Reparationskommiſſion am
13. Januar 1923 davon Miteilung gemacht, daß ſie aus Anlaß
der Beſetzung des Ruhrreviers die Reparationslieferungen an
die an der Beſetzung beteiligten Mächte eingeſtellt habe. Die
Reparationskommiſſion hat dieſe Mitteilung mit Schreiben vom
20. Januar 1923 dahin beantwortet, daß ſie die früherem Anträge
der deutſchen Regierung auf eine Neuregelung der
Reparations=
frage als hinfällig betrachte, und daß unter dieſen Umſtänden
alle Beſtimmungen des Zahlungsplanes vom 5. Mai 1921 in
Kraft blieben. Nachdem die deutſche Regierung durch ihre
Er=
klärung vom 26. September 1923 die Bevölkerung der beſetzten
Gebiete aufgefordert hat, den paſſiven Widerſtand aufzugeben,
und nachdem ſie die im Zuſammenhang damit erlaſſenen
Ver=
ordnungen und Anweiſungen aufgehoben hat, iſt damit auch ihre
Entſchließung über die Einſtellung der Reparationsleiſtungen an
die an der Ruhrbeſetzung beteiligten Mächte hinfällig geworden.
Die deutſche Regierung ſtellt daher ausdrücklich feſt, daß ſie
grundſätzlich bereit iſt, die Leiſtungen aus dem Vertrag
von Verſailles an dieſe Mächte wieder aufzunehmen.
Andererſeits haben jedoch die wirtſchaftlichen
Verhält=
niſſe, wie ſie ſich ſeit Januar in Deutſchland entwickelt haben,
der deutſchen Regierung die Möglichkeit genommen,
jetzt die Geldmittel aufzubringen, die zur
Bezah=
lung der Leiſtungen aus dem Vertrag von Verſailles
erforder=
lich ſind. Seit den Darlegungen der deutſchen Regierung vom
14. und 27. November 1922 iſt infolge der Beſetzung des
Ruhr=
reviers und infolge der wirtſchaftlichen und finanziellen
Abtren=
nung des Rheinlands und des Ruhrreviers von Deutſchland
eine grundlegende Aenderung in den Hilfsmitteln und in der
Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands eingetreten. Die deutſche
Re=
gierung hat infolge der dadurch hervorgerufenen Zerrüttung des
Staates und der Finanzen bereits am 11. Auguſt 1923, wie der
Reparationskommiſſion bekannt iſt, unter grundlegender
Aner=
kennung ihrer Leiſtungsverpflichtung ihre tatſächliche
Unfähig=
keit erklären müſſen, weitere Sachlieferungen an die übrigen
Mächte zu bewirken. Aus dem gleichen Grunde iſt ſie auch
außerſtande, die Finanzierung dieſer Leiſtungen fortzuſetzen oder
von neuem aufzunehmen. Die deutſche Regierung ſtellt daher
an die Reparationskommiſſion den Antrag, gemäß Artikel 234
des Vertrags von Verſailles in eine Prüfung der
Hilfs=
mittel und Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands
einzutreten und Vertretern der deutſchen Regierung Gelegenheit
zu geben, den gegenwärtigen Stand der Hilfsmittel und der
Lei=
ſtungsfähigkeit Deutſchlands im einzelnen darzulegen, ſowie ihre
Maßnahmen zur Sanierung des Budgets und zur Stabiliſierung
der Währung mitzuteilen. Die Verordnung über die Errichtung
der Deutſchen Rentenbank, durch die eine Reform der deutſchen
Währung vorbereitet worden iſt, beehre ich mich hiermit zur
Kenntnis zu bringen. Die deutſche Regierung hat davon
Kennt=
nis erhalten, daß die Reparationskommiſſion, die techniſchen
Vorſchläge der königlich belgiſchen Regierung zur Regelung der
Reparationen ihrer Finanzabteilung zur Prüfung und
Bericht=
erſtattung überwieſen hat. Die deutſche Regierung wird ihre
Bemerkungen zu den belgiſchen Vorſchlägen der
Reparations=
kommiſſion demnächſt ſchriftlich mitteilen.
BedeutſamepolitiſcheBeſprechungen in Hagen.
U. Berlin, 24. Okt. Wie wir erfahren, werden am
mor=
gigen Donnerstag wichtige politiſche Beſprechungen
in Hagen ſtattfinden, an denen der Reichskanzler, der
Innen=
miniſter und der Miniſter für die beſetzten Gebiete teilnehmen
werden, die ſich bereits heute abend dahin begeben werden. An
den Beſprechungen werden ſämtliche politiſchen Parteien des alt=
und neubeſetzten Gebietes mit führenden Perſönlichkeiten
ver=
treten ſein. Auch die Vertreter der Berufsſtände aus dem
be=
ſetzten Gebiete werden in Hagen erwartet. An die vertraulichen
Beſprechungen wird ſich eine öffentliche Verſammlung
anſchlie=
ßen, in der Dr. Streſemann und der Innenminiſter Sollmann
das Wort ergreifen werden.
Vom Tage.
Die für geſtern nachmittag 5 Uhr angeſetzte Reichsratsſitzung, in der
bekanntlich ein Vermittelungsverſuch in dem Konflikt zwiſchen
Bahern und dem Reich unternommen werden ſollte, iſt in letzter Stunde
abgeſagt worden. An Stelle der Reichsratsſitzung fand eine
Be=
ſprechung der in Berlin anweſenden Miniſterpräſidenten
der Länder in der Reichskanzlei ſtatt.
Geſtern nachmittag fand in Berlin eine
Kabinetts=
ſitzung ſtatt, die ſich vorwiegend mit der Ernährungsfrage
beſchäftigte.
Der Zuſammentritt des Reichstags iſt auf nächſte Woche verſchoben
worden.
Die ſächſiſche Regierung hat gegen die von der Reichsregierung
ge=
plante Beamtenabbauverordnung der Reichsregierung eine Proteſtnote
überreichen laſſen.
Die Reichsinderziffer für die Lebenshaltungskoſten beläuft ſich nach
den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den 22. Oktober auf
das 30 045 millionenfache der Vorkriegszeit. Die Steigerung gegenüber
der Vorwoche beträgt demnach 340 Prozent. Die am Erhebungstag
ein=
getretene Dollarſteigerung auf 40 Milliarden kommt in der vorwiegenden
Indexziffer noch nicht zum Ausdruck.
Die Schlüſſelzahl für den deutſchen Buchhandel beträgt ab 25. Okt.
16 Milliarden.
Lord Curzon erklärte geſtern auf dem zu Ehren des Präſidenten
Maſaryk von der britiſchen Regierung gegebenen Eſſen, niemand in
Europa übe gegenwärtig einen vitaleren Einfluß auf die auswärtigen
Angelegenheiten aus als der Außenminiſter des tſchechoſlowakiſchen Gegend des Bahnhofes auf, den ſie durch große Schanzarbei
Staates, der der wirkliche Gründer der kleinen Entente ſei.
Reuter meldet aus Newport=News, man fürchte, daß der
bri=
tiſthe Dampfer „Weſtmoreland”, der auf der Höhe von Delaware
drahtlos um Hilfe gerufen hat, im Sturme mit der Beſatzung, 80
Offi=
ziere und Mannſchaften, untergegangen iſt.
Amtlicher Oollarkurs 63157300000
Wertbeftändige Zahlungsmittel in Sicht.
Berlin, 23. Okt. (Amtlich.) Die Ausgabe größerer
Men=
gen wertbeſtändiger Zahlungsmittel beginnt in den nächſten
Tagen. Folgende Maßnahmen ſind ergriffen:
1. Stücke der Goldanleihe ſind ununterbrochen gedruckt
wor=
den; bis vor einiger Zeit aber hauptſächlich größere Stücke zur
Befriedigung der Zeichnungen. Stücke über 1, 2 und 5 Dollar
werden noch in dieſer Woche in größerer Anzahl zur Verfügung
ſtehen. In der anderen Woche werden täglich etwa für 8
Mil=
lionen Goldmark Goldanleiheſtücke herausgegeben werden.
2. Um ſchon in wenigen Tagen Zahlungsmittel auch über
kleinere Beträge in den Verkehr zu bringen, iſt ſofortige
Her=
ſtellung von Zwiſchenſcheinen der Goldanleihe beſchloſſen
wor=
den, die über ein Zehntel=, ein Vierdel= und einen halben Dollar
lauten werden. Der Druck hat bereits begonnen.
3. Induſtrielle Werke, die eine für wertbeſtändiges Geld
geeignete Sicherheit bieten können, wird auf Antrag die
Geneh=
migung zur Herausgabe wertbeſtändiger Noygeldſcheine erteilt,
damit recht bald ein Teil der Löhne wertbeſtändig bezahlt
wer=
den kann.
4. Die Arbeiten für den Druck der Rentenmarkſcheine
erlei=
den durch die geſchilderten Maßnahmen keine Unterbrechung,
ſondern werden mit der gleichen äußerſten Beſchleunigung wie
bisher fortgeführt.
Die Bedingungen für wertbeſtändiges Geld.
* Berlin, 24. Okt. (Priv.=Tel.) Der
Reichsfinanzmini=
ſter hat die Regierungen der Länder benachrichtigt, daß für die
Ausgabe wertbeſtändigen Notgeldes folgende Bedingungen
gel=
ten: 1. Das Geld muß auf Teile der Reichsgoldanleihe lauten
und das Anrecht geben, nach Aufruf in Reichsgoldanleihe oder
entſprechenden Gegenwerten ausgetauſcht zu werden. 2. Der
Geſamtbetrag des auszugebenden Geldes iſt vor der Ausgabe
zu decken durch Hinterlegung des entſprechenden
Goldanleihe=
betrags bei der zuſtändigen Reichsbankſtelle oder einer vom
Reichsminiſter der Finanzen beſtimmten anderen Stelle. Sind
Goldanleiheſtücke nicht verfügbar, ſo ſind Interimsſcheine bei der
Reichsbank zu erwerben. Jede andere Deckung als durch
Hinter=
legung von Goldanleihe iſt ausgeſchloſſen. 3. Jede Ausgabe
be=
darf der Genehmigung durch den Reichsminiſter der Finanzen.
4. Der Antrag muß durch die Landesregierung beim
Reichs=
finanzminiſter geſtellt werden. Für beſchleunigte Erledigung iſt
Sorge zu tragen. Es genügt telephoniſche oder telegraphiſche
Antragſtellung.
Wertbeſtändiges Geld für die Provinz Hannover.
U. Hannover, 24. Okt. Auf Anregung der
Handels=
kammer Hannover und der Landwirtſchaftskammer bringt die
hannoverſche Landeskreditanſtalt mit Hilfe der Landesbank der
Provinz Hannover ſeit einigen Tagen wertbeſtändige
Zahlungs=
mittel (Roggenſcheine), die durch landwirtſchaftlichen Beſitz
ge=
ſichert ſind, in den Verkehr. Das Roggengeld wird in den
aller=
nächſten Tagen in Stücken zu 5, 10 und 100 Pfund Roggen
aus=
gegeben.
Anruhen im Reiche.
Einſetzung eines außerordentlichen Gericht
in Hamburg.
TU. Hamburg, 24. Okt. Der Reichsjuſtizminiſter hat
Anregung des Senats der Einſetzung eines außerordentlichen
richtes auf Grund der Verordnung des Reichspräſidenten
den Ausnahmezuſtand vom 26. September 1923 zugeſtimmt.
dieſem außerordentlichen Gericht, das bereits in den nächſten
gen ſeine Tätigkeit aufnimmt, werden ſich alle an den Unruhen
den letzten Tagen Beteiligten zu verantworten haben. Die
der Gefangenen beträgt mehrere Hunderte, läßt ſich aber zur
noch nicht genau feſtſtellen.
Die Lage in Hamburg.
11 Tote und 34 Verwundete.
Hamburg, 24. Okt. Heute in der Nacht waren ſüd
des Bahnhofes Barmbeck noch drei kommuniſtiſche Neſter üb
geblieben. Die Kowmuniſten hielten ſowohl von Barrikaden 1
auch aus Häuſern die Zufahrtsſtraßen zum Markt under Fer
Dieſe Neſter wurden heute früh durch verſtärkte Polizeikri
nach geringem Widerſtand geräumt. Unter dem Eindruck
Angriffes gaben die Kommuniſten den Widerſtand nördlich
zu einer Art Feſtung ausgebaut hatten. Zurzeit wird an kei
Stelle mehr von Bewaffneten Widerſtand geleiſtet. Dage,
tauchen in verſchiedenen Stadtteilen vereinzelt Dachſchützen
die immer wieder die Bevölkerung durch ihre unſinnigen Schi
beunruhigen. Zurzeit iſt eine Säuberungsaktion im Gange, 1
zwar in Schierbrok, wohin ſich Aufrührer von Hamburg zur
gezogen haben.
* Hamburg, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Die
Wiederſtandsk=
der Aufrührer iſt gebrochen. Einzelne Scharmützel in verſch
denen Stadttteilen vermögen an dieſer Feſtſtellung nichts u
zu ändern. Die Zahl der toten Poliziſten hat ſich auf 11, die
verwundeten auf 34 erhöht. Ein Beamter wird vermißt.
Säuberungsaktion in Schiffbeck ſtellten die Aufrührer ſehr ſte
Gegenwehr entgegen. Sie verteidigten ſich mit Maſchin
gewehren. Gegen 3 Uhr waren alle Kommuniſtenneſter
a=
geräumt. Näheres über die beiderſeitigen Verluſte ſteht n
nicht feſt.
Torpedoboote im Hamburger Hafen.
U. Hamburg, 24. Okt. In der vergangenen Nacht
der Kreuzer „Hamburg” und eine Torpedoboots=Halbflotille
Hamburger Hafen eingetroffen. Die Gewerkſchaften erlaſſen e
Kundgebung an die Arbeiter, Angeſtellten und Beamten, in
der von den Kommuniſten angezettelte Aufruhr als Verbree
an der Arbeiterſchaft bezeichnet wird und die Arbeiter und
geſtellten gewarnt werden, der Generalſtreikparole der K9
Folge zu leiſten.
Erwerbsloſendemonſtration in Offenbach.
U. Offenbach a. M., 24. Okt. Auch hier fand geſt
nachmittag wie in Frankfurt a. M. eine Demonſtrati
der Erwerbsloſen ſtatt. Anſchließend bildeten ſich M
ſchenanſammlungen auf dem Markt und in der Frankfur
Straße. Als die Menge eine aggreſſive Haltung annahm,
die Polizei blinde Schüſſe ab und trieb die Menſchenmaſſen a
einander. Bis zum Abend herrſchte große Erreguna in
Straßen, doch iſt es zu weiteren Zwiſchenfällen, ſoweit bekan
nicht gekoymnzen.
Unruhen in Frankfurt.
Frankfurt, 24. Okt. (Wolff.) Heute nachmittag zwiſe
3 und 4 Uhr zogen etwa 3000—5000 Arbeiter der Adlerwerke u
die Mainzer Landſtraße ins Innere der Stadt. Die Polizeihe
Anweiſung, den Zug, falls er ſich ruhig verhielt, ruhig paſſie
zu laſſen. An der Konſtablerwache geriet aber die dort au
ſtellte Schutzmannſchaft in Bedrängnis und mußte v
der Schußwaffe Gebrauch machen. Ein Polizeihau
mann wurde hierbei verwundet, ein Arbeiter getötet 1
einige andere Demonſtranten verletzt. Kurze Zeit darauf
wegte ſich ein zweiter Zug in gleicher Stärke in gleicher Richtu
wurde aber in der Kaiſerſtraße von der Schutzpolizei aufgehal
und zerſprengt.
Großer Tumult im thüringiſchen Landtag
U. Weimar, 24. Okt. Bei der heutigen Ausſprache ü
die Regierungserklärung erhob der ſozialdemokratiſche Ab
ordnete Kahnt ſchwerſte Vorwürfe gegen die Landwirtſchaft 1
Induſtrie. Darauf erhob, ſich vom Landbund, der Deutſa
Volkspartei und der Deutſchnationalen Volkspartei ein un
heuerer Proteſt, der ſtürmiſchen Proteſt bei der Linken herv
rief. Der Streit wurde ſo heftig, daß Vizepräſident Daum
Auflöſung der Sitzung drohte. Erſt langſam und nach wit
holtemr Eingreifen des Präſidenten konnte der Abg. Kahnt ſe
Ausführungen fortſetzen.
Konzert.
F.N. Wie groß das Verlangen nach guter Muſik iſt, bewies
der große Andrang zur kirchenmuſikaliſchen
Abend=
feier inder Martinskirche, die bei freiem Eintritt
ſtatt=
fand. In uneigennütziger Weiſe hatten ſich auswärtige Kräfte
zur Verfügung geſtellt, um den Hörern Stunden der Weihe zu
vermitteln. Ihnen ſei herzlicher Dank, auch für die feinſinnige
Zuſammenſtellung der Vortragsfolge, die im Gegenſatz zu den
üblichen Kirchenkonzerten wohltuende Einheitlichkeit und
geſchloſ=
ſenen Gedankengang aufwies. Tod und Auferſtehung waren die
Gegenſätze beider Teile.
Herr Muſikdirektor Kark Kapeſſer iſt ein Orgelſpieler,
der über den Rahmen gottesdienſtlicher Kunſt auch für das
Kon=
zertſpiel ſich berufen fühlt. Er verfügt hierzu über gute Technik
und den Sinn für Klangreichtum und abwechſelnde
Regiſtrie=
rung. Dagegen läßt der Rhythmus — bei der Orgel ganz
be=
ſonders wichtig — und die einheitliche Auffaſſung zuweilen
Wünſche offen. Und warum ſpielte er ſo viele Bearbeitungen
bei unſerer ungeheuer reichen Orgelliteratur? Im Es=Moll=
Präludium von Rheinberger machten ſich noch Störungen
gel=
tend, die jedem Orgelſpieler ein fremdes Inſtrument
verur=
ſacht, das gefühlvolle Abendlied von Enrico Boſſi wurde ſehr
ſchön vorgetragen, ebenſo Brahms: Choralvorſpiel „O. Welt, ich
muß dich laſſen‟. Der langſame Satz des D=Moll=Orgelkonzertes
von Bach, einer Bearbeitung nach einem italieniſchen
Orcheſter=
konzert, war unſeres Erachtens überregiſtriert, die große Linie
ging dadurch verloren, abgeſehen davon, daß die ältere
Orgel=
kunſt wohl Gegenſätze liebte, nicht aber ſolche Unruhe zahlreicher
Uebergänge und Schattierungen. Auch das G=Moll=Konzert von
Händel litt unter dieſer Unruhe. Am wenigſten ſagten uns zu
der Trauermarſch aus Händels Saul, der bei der trockenen
Akuſtik der Kirche faſt abgehackt klang, und die Bearbeitung des
Halleluja aus dem Meſſias. Dieſes erhabene Werk ſollte auf der
Orgel allein überhaupt nicht, oder höchſtens auf einem mächtigen
Werk, wie in der Stadtkirche, wiedergegeben werden, und man
wird beim Durchſehen der Partitur wirklich keine Stelle finden,
die ſich für Aeolinengeſäuſel eignet, am wenigſten aber das
Thema „Denn Gott der Herr regieret allmächtig”.
Die Sängerin Hanna Lintz aus Mannheim verfügt über
einen ſchönen Sopran, der gut zur Geltung kam, ſobald die bei
nerſten Liedern vorhandene Unruhe überſpunden war. Manche
Lagen ſind zu wenig ausgeglichen, und die Stinume gehorcht noch
nicht ſo dem Willen, daß der Ausdruck überall erſchöpft wird.
Auch darf die Bindung der einzelnen Sprachſilben noch
voll=
endeter werden. Am beſten gelangen die Lieder von Bach, bei
dem virtuoſen Halleluja von Mozart reichte die Leichtigkeit und
Exkatheit in der Koloraturbehandlung nicht aus. Als Begleiter
erreichte Herr Kapeſſer nicht die Güte ſeiner ſoliſtiſchen
Darbie=
tungen. Durch allzuvieles Regiſtrieren hemmte er den Fluß
und war in Kleinigkeiten mehrfach uneins mit der Sängerin.
Nicht ihm, ſondern dem Bearbeiter des Klavierauszuges fällt
zur Laſt der dünne, dürftige Satz der Begleitung zu der
herr=
lichen Meſſias=Arie „Ich weiß, daß mein Erlöſer lebt”
Die Veranſtaltung entſprach einen ſtarken Bedürfnis, und
es bleibt zu hoffen, daß ähnliche Feierſtunden in unſeren Kirchen
recht häufig veranſtaltet werden, da das ſonſtige Konzertleben ſo
erhebliche Einſchränkungen erfährt.
Zur Pflege der Kunſt im Hauſe.
—Ein Wirbeltanz von Sorgen und Nöten durchzieht das
deutſche Land, aber hin und wieder werden feſte Punkte ſichtbar,
die wie himmelragende Domtürme die brodelnden Nebel
über=
ſteigen, deren Anblick das Herz erfreut und Mut und Kraft
ver=
ſpricht, wenn ihr Bild auch nur ſekugdenlang durch
Wolken=
riſſe ſtrahlt.
Als ein geiſtiges Bollwerk dieſer Art, faſt als ein Talisman,
der Schmerzen bannt, erweiſt ſich jedesmal ein neues Heft der
unübertroffenen Kunſtzeitſchrift „Deutſche Kunſt und
Dekoration”, die Hofrat Alexander Koch=Darmſtadt in immer
gleicher Friſche, mit unverſiegbarem Optimismus und
grenzen=
loſem Opfermut herausgibt. Ahnt wohl der Leſer, was er
er=
hält für wenig Geld? Der Bezugspreis iſt nur ein Minimum
gegenüber der bollwertigen Leiſtung, die dieſe reichilluſtrierte
und vielſeitige Zeitſchrift bietet. In dieſer Zeit ſollte es das
Streben aller ſein, eine Zeitſchrift wie die „Deutſche Kunſt und
Dekoration” ihr eigen zu nennen, um teilzuhaben an der
Kultur=
gemeinſchaft, die ſie umſaßt, und mitzuwirken, deren Zukunft zu
geſtalten. Für die künſtleriſche Durchbildung des Heimes, auch
mit einfachſten Mitteln, bietet ſie Anregung und Vorbilder.
Das neuerſchienene Oktoberheft der „Deutſchen Kunſt und
Dekoration”, das erſte Heft des neuen Jahrgangs, iſt beſonders
reich und reizvoll ausgeſtattet. Es enthäft Gemälde von Karl
Hofer=Berlin und Joſé de Togores, einem ſehr geſchätzten ſpa
ſchen Maler. Die Abbildungen ſind beſtens geraten, zumal
farbige Wiedergabe des Mädchenbildes von Hofer, ſowie
Aktbilder von Togores. An plaſtiſchen Werken ſind überraſche
Dinge gezeigt: reiche Reliefs und große getriebene Figuren,
in der Klaſſe Profeſſor Hanak=Wien in beglückendem Schaffe
drang entſtanden ſind. Von Profeſſor Jofef Hoffmann,
Führer der jungen Wiener Künſtlerſchäft, enthält das Heft z.
Projekte zu Villenbauten, die mit dem bisher Gewohnten n
vergleichbar ſind. Zumal das jüngſte Projekt verdient hert
gehoben zu werden. Lotte Pritzel, die Schöpferin leidenſch
licher Vitrinenpuppen, iſt mit Gruppen und Einzelpuppen
treten, die ihre früheren Arbeiten an Reife weit übertref
Eine Serie von Lampen, Einzelmöbel, Stickereien uſw. un
richtet über die Ziele und Arbeit der neuen Mikado=Werkſtä
A.=G., die in Bonn unter der künſtleriſchen Leitung von
Aug. Breuhaus ausgeführt wurden. Dabei iſt auch ein Stilſ
ein neuer Baukaſten von Hermann Finſterlein, gezeigt.
Auch literariſch iſt das Heft trefflich angelegt. Außer
Begleittexten der Abbildungen ſind weitere Aufſätze geboten,
in ſchönſter Weiſe den Weg zum Kunſtverſtändnis und
Kunſtgenießen führen. Erwähnt ſeien: „Was iſt der Sinn
Kunſt?” von Ernſt von Niebelſchütz, Volkswirtſchaftlicher A
des privaten Kunſtbeſitzes” von „Reichskunſtwart Dr. Ed.
Redslob, „Schöpferiſche Geſtaltung und Aeſthetik” von K
Heckel, „Sonderung” von A. Jaumann, „Kunſtſtrömungen”
Dr. S. Schwabacher.
Das Oktober=Eröffnungsheft iſt durch alle Buchhandluns
ſowie durch die Verlagsanſtalt, Alexander Koch G. m. b.
Damſtadt, erkältlich. Grundpreis 2 Mk. Ausland Schw. Fr. 2
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Neue Bühnenwerke. Der Bühnenvertrieb des 2
lages Oeſterheld u. Co. verſendet folgende neue Werke an
Bühnen: „Der Fettiſch”, Komödie in 3 Akten von P
Gurk (Kleiſtpreisträger 1922), „Mächte‟ Drama von Ka
Smirnoff, einer Tochter Strindbergs, „Der Szeder=Aben
von Jan Fabricius nach dem Roman „Tohuwabohu”
Sammy Gronemann. Dieſes Schauſpiel kommt nach ſeiner
folgreichen Uraufführung an der Plantagen=Schouwbura in
ſterdam demnächſt imn Königlichen Theater in Antwerpen, ſo
im Haag und in Rotterdam zur Aufführung.
Rummer 295.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 25. Oktober 1923.
Seite 3.
*d
Hefen.
genen Nad
S=Halbflotz
aſten erlaſſ
Beamten,
hr als Ver
Arbeiter und
ſe der
Offenbot
ier f
Die Sonderbändlerbewegung
ien AoNauen.
Die Lage in Wiesbaden und Mainz.
Frankfurt, 24. Okt. Die
Sonderbündlerbewe=
ing iſt in Wiesbaden und ſeiner weiteren Umgebung merklich
geflaut. Sie hat jede Bedeutung verloren. Auch in
ainz iſt heute alles ruhig. Die Stimmung der Bevölkerung
zuverſichtlich. Die Geſchäfte haben zum Teil wieder geöffnet.
berall wird wieder gearbeitet.
Mainz, 24. Okt. In Mainz ereignete ſich, wie uns von
ſtändiger Stelle mitgeteilt wird, kein neuer Zwiſchen=
II. Die Franzoſen verſehen weiterhin den Ordnungsdienſt
d haben von abends 6 Uhr bis morgens 6 Uhr Verkehrsſperre
er Mainz verhängt. Zu den geſtrigen Ereigniſſen iſt noch
nach=
tragen, daß der bereits geſtern erwähnte Polizeiwachtmeiſter
ſth von der erregten Bevölkerung ermittelt und ſchwer
miß=
ndelt wurde. Auch einige andere Separatiſten fielen der
all=
neinen Empörung zum Opfer und wurden verprügelt.
Mainz, 24. Okt. (Wolff.) Nachdem geſtern in den ſpäten
endſtunden die Fahne der ſogenannten Rheiniſchen Republik
n Regierungsgebäude (Kreisamt) heruntergeholt worden war,
imten die Separatkſten am ſpäten Abend das Gebäude. Somit
der Handſtreich vollkommen geſcheitert. Zwiſchen der
Arbei=
ſchaft und den Separatiſten, die zum Bahnhof eilten, iſt es
tte erneut zu heftigen Prügeleien gekommen, wobei eine An=
II Separatiſten ſchwer verletzt worden ſein ſoll, man ſpricht
ar von einigen Toten. Heute vormittag war die Lage wieder
mal. Die Geſchäfte haben zum Teil wieder geöffnet. Ueberall
id wieder gearbeitet.
Mainz, 24. Okt. Nach einer franzöſiſchen Nachricht aus
esbaden ernannten dort geſtern die Sonderbündler eine
ge=
ſen Dr. Rody zum Regierungspräſidenten. Die Bewegung
Separatiſten ſcheint unpopulär zu ſein. Die Angeſtellten der
raßenbahn und Gasanſtalt befinden ſich im Streik.
Abfuhr in Worms.
Worms, 24. Okt. Wie wir von zuverläſſiger Seite
erfah=
erſchienen am Dienstag abend 11 Uhr beim Wormſer
Kreis=
ektor ſieben bis acht Perſonen, die mit einem Laſtauto von
Zwärts gekommen waren. Sie forderten die Aufgabe der
eisdirektion, was ſelbſtverſtändlich abgelehnt
irde. Darauf verſuchten ſie das in der Mainzer Straße
egene 2. Polizeirevier zu ſtürmen, aber ohne
Er=
g. Die zuſammenſtrömende Bevölkerung, in der Hauptſache
organiſierte Arbeiterſchaft, zog inzwiſchen nach dem
enannten Hauptquartier der Separatiſten am
bermarkt, wo der Führer der Separatiſten, ein aus
Würt=
iberg ſtammender Kaufmann namens Kitt, eine Rede
hal=
wollte. Er wurde von der erregten Menge daran gehindert,
d einige Separatiſten wurden verprügelt. Durch
e noch unaufgeklärte Schießerei gab es mehrere
Ver=
tte. Der Verſuch der Separatiſten iſt alſo auch in Worms
ſich zuſammengebrochen. Die ganze Bevölkerung ſtand
ig in der Abwehr, ſo daß für die Separatiſten Worms
erle=
t ſein wird. Die Franzoſen hielten ſich bei dieſem Vorfall
tral. Man vermutet, daß die Putſchiſten aus Wiesbaden
ten.
ie Gegenaktion gegen die Sonderbündler.
Köln, 24. Oft. Die Gegenaktion gegen das Treibem der
nderbündler ſetzt ſich mit imer größerer Schärfe durch. Auch
3 Vierſen ſind die Sonderbündler herausgeſchlagen
wor=
t. Geſtern vormitag gegen ½12 Uhr ſammelten ſich große
iſſen Bürger und Arbeiter an und gingen ans
Säuberungs=
rk. Dabei gab es blutige Köpfe und auf ſeiten der
onderbündler ſogar mehrere Tote. Die Führer
Sonderbündler ſind von der deutſchen Polizei
ver=
ftet worden. Nachmittags gegen 2 Uhr fand eine impoſante
ndgebung der geſamten Bürger= und Arbeiterſchaft ſtatt, in
die Treue zum Reich zum Ausdruck gebracht wurde.
Geſtern waren in Koblenz etwa 300 Separatiſten auf
n Koblenzer Bahnhof eingetroffen, mit Karabinern und
ſon=
en Waffen verſehen. Nach dem entſchiedenen Auftreten der
itſchen Polizei ſchritt die franzöſiſche Beſatzungsbehörde zur
twaffnung der Sonderbündler. Dieſe erzwangen ſich den Weg
n Schloß und hißten dort die grün=weiß=rote Fahne.
Nun=
hr ſchloß die deutſche Polizei die Separatiſten im Schloß ein
d holte ſie dann bis zum letzten Mann heraus.
In Düſſeldorf zogen etwa 400 Separatiſten ein.
Ver=
der verhandelten mit der Beſatzungsbehörde, wo ihnen der
Be=
eid zuteil wurde, der General könne nicht zugeben, daß das
thaus beſetzt würde. Die Sache ſei noch nicht reif. Der Schutz
Rathauſes wurde wieder von der Beſatzungsbehörde
über=
mmen. Geſtern mittag hielten die Sonderbündler im Kaiſer=
I der Städtiſchen Tonhalle eine Verſammlung ab, in der ein
dner über die Rheiniſche Republik ſprach.
Rheydt iſt gleichfalls wieder von Sonderbündlern frei.
i den Kämpfen wurden mehere Perſonen getötet,
unter der ſeparatiſtiſche Bürgermeiſter von
ünchen=Gladbach.
In Erkelenz wurde die Fahne der Sonderbündler vom
thaus und vom Landratsamt durch die Polizei
herunter=
olt. In einem geſtern verſammelten Kreistag wurde eine
tſchließung angenommen, die ſich gegen das Vorgehen der
nderbündler richtet. In der Stadt iſt alles ruhig. Auch hier
die Macht der Separatiſten gebrochen.
In Jülich hat die Beſatzungsbehörde zum Schutz der
Be=
kerung eine dreitägige Verkehrsſperre ab 7 Uhr abends
an=
rdnet.
In Mainz hat Smeets die Leitung der Exekutive für den
ttelrhein übernommen. Die Waffen der
Sonderbünd=
r wurden von dem Führer Rang geliefert und ſtammen aus
bekannten Waffenfabrik Hériſtal bei Lüttich.
In Düren wurde die Polizei durch die Uebermacht der
nderbündler entwaffnet. Die Kontrolle der öffentlichen
Ge=
lt wird noch von den Separatiſten ausgeübt. In dem in der
poliſtraße befindlichen Armeekommando halten ſich die Führer
rten, Matthes, Marx, Leithner, Rang und Biermann auf.
In Krefeld griffen geſtern äbend gegen 9 Uhr die
Son=
bündler, die ſich von auswärts verſtärkt hatten, mit einer
den Schießerei das Rathaus an, das aber von der Polizei
teidigt wurde. Bisher zählte man drei Verwundete.
Die Befreiung der Stadt Aachen.
erlin, 24. Okt. (Wolff.) In einem von zuſtändiger
in Aachen hier eingegangenen Telegramm wird über die
ung der Stadt Aachen von den Sonderbündlern folgendes
t: Das Bureau der Sonderbündler wurde in der Nacht
enstag geſtürmt und völlig verwüſtet. Am Dienstag früh
n die Sonderbündler aus dem Nathaus vertrieben, wobei
ers die Aachener Feuerwehr tatkräftig mithalf. Bei dem
Kampf wurde eine Perſon getötet und fünf verwundet.
keülbertretende Oberbürgermeiſter Wichmann und Re=
9Sbaurat Schmidt dankten von der Rathaustreppe der
erung für ihre patriotiſche Haltung und muſterhafte Ord=
Die Menge ſang das Aachener Volkslied. Die Schupo be=
Len ganzen Tag eine fünſterhafte Haltung.
Vertreibung der Sonderbundſer.
Köln, 24. Okt. (Wolff.) In Krefeld iſt das Rathaus in
den Händen der Polizei, von der vier Beamte ſchwer verwundet Smuts für morgliſche Unterſätzung Deutſchlands.
worden ſind. Als die Verwundeten im Krankenauto abgeholt
wurden, wurde das Auto von einem Trupp Sonderbündler an= Das Schuldkonto der franzöſiſchen Politik.
gehalten. Der im Auto befindliche, bereits, ſchwerverwundete
Polizeikommiſſar Schneider erhielt einen zweiten Bauchſchuß.
An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt.
In München=Gladbach verlangten die Arbeiter geſtern
bündleriſcher Wachtmeiſter forderte ſeine Kameraden auf, gegen Nat ſei, nichts mit der Ruhr zu tun zu haben. Die
die Arbeiterſchaft vorzugehen. Da ſie dieſes Anſinnen jedoch
ab=
lehnten, verletzte er einen Beamten durch einen Piſtolenſchuß
ſchwer. Er flüchtete dann zu den Belgiern. Die Arbeiter
ſtürm=
ten das Rathaus zuſammen mit der Polizei. Die
Sonderbünd=
ler flüchteten über die Dächer. Die Arbeiter trugen den alten
Bürgermeiſter auf ihren Schultern nach dem Rathaus. Der
ſon=
derbündleriſche Bürgermeiſter iſt ſeinen Verletzungen, erlegen, ſche Reich könne Deutſchland ſeine moraliſche
ler Begeiſterung das Deutſchlandlied ſang. Die Arbeiter bildeten Stunde des Unglücks ſehr viel, vielleicht alles bedeute, und zwar
zuſammen mit der Polizei einen Selbſtſchutz, der das Rathaus
beſetzte. Heute nacht verhafteten die Belgier den 100 Mann ſtar= land günſtig ſeien. Die Stellung, die das britiſche Reich in der
ken Selbſtſchutz. Die Verhafteten mußten mit erhobenen Händen
nach dem Bahnhof gehen, wo ſie in einem bereitſtehenden Zug
verladen wurden. Man nimmt an, daß ſie nach Aachen befördert
werden.
Das „Rheiniſche Direktorium” bei den
Entente=Vertretern.
TU. Paris, 24. Okt. Der franzöſiſche Rheinlandkommiſſar
Matthes, Dorten, Liebing, Mark (Trier) und Simon (Naſſau), ſchaftliche und politiſche Auflöſung Deutſchlands würde eine
die ſich als Vertretern eines rheiniſchen Direktoriums vorſtellten.
tiſche Pflicht, die Macht zu übernehmen und die Rheiniſche
Re=
publik zu proklamieren. Das Rheinland werde das Möglichſte ſtänden die notwendigen Schritte für ſeine eigenen Intereſſen
tun, um die Friedensbedingungen zu erfüllen. Tirard ant= tun werde, ohne Rückſicht auf ihre Wirkung auf alte
Freund=
wortete, daß er das Direktorium für etwaige
Stö=
rungen der Ordnung verantwörtlich machen werde.
Daraufhin ſuchten die feparatiſtiſchen Führer die Vertreter
Eng=
lands und Belgiens auf.
Der Fehlſchlag des Sepgzaiiſtenputſches.
aus der belgiſchen Beſatzungszone laſſen hier immer deutlicher
den Eindruck aufkommen, daß der ſeparatiſtiſchen
Aufſtandsbewe=
gung ein unverkennbarer Fehlſchlag beſchieden iſt. Die neue
Wen=
die nach dem anfänglich geglückten Hans reich in Aachen in
übereilter Weiſe den Triumph des Separatismus verkündet
hat=
ten. Ihre maßgebenden Leitartikler verzichten darauf, zur Lage
Stellung zu nehmen. Was die Haltung der franzöſiſchen
Re=
gierung anbelangt, ſo wird beſtätigt, daß ſie nicht die Abſicht
habe aus ihre Neutralität herauszutreten. Von gewiſſen
Ueber=
treibungen abgeſehen, dürfte der Artikel von Pertinax ziemlich worten, und ſeine geſamte diplomatiſche Macht und ſeinen
Ein=
deutlich den Standpunkt der Pariſer Regierungskreiſe
wiederge=
ben. Der Temps, der ſich in ſeiner geſtrigen Abendausgabe mit
den Unabhängigkeitsbeſtrebungen der Rheinlnäder befaßt, nimmt
einen unverhüllt ſeparatiſtenfreundlichen Standpunkt ein. Aus
den Schwankungen der Bewegung glaubt das Blatt beſtimmte
übrigen verſucht er nachzuweiſen, aus welchem Grunde Frankreich
und Belgien, trotz aller gegenteiligen Behauptungen, an dem
Schickſal der Rheinlande teilnehmen müßten. Frankreich und
Bel=
aber müßten ohne Zweifel den Verſailler Vertrag reſpektieren
und dürften eine rheiniſche Erhebung nicht ins Werk ſetzen, um Smuts ſei noch folgendes nachgetragen:
dadurch eine internationale Abmachung umzuſtoßen.
Von den geſtrigen Abendblättern iſt es tatſächlich nur der
li=
berale Pariſer Soir, der offen zugibt, daß Dortens Aktion völlig
geſcheitert iſt, wie denn überhaupt in linksgerichteten Kreiſen die
Erregung darüber, daß Frankreich in ſeiner Unterſtützung der
Separatiſten viel zu weit gegangen iſt, immer deutlicher zu Tage
tritt. Natürlich hütet ſich die franzöſiſche Regierung, offen für
die Putſchiſten Partei zu ergreifen. Dabei aber wird die
Hal=
tung der offiziöſen Preſſe von Tag zu Tag nach zwei Richtungen
bedenklicher. Einmal handelt es ſich um eine beiſpielloſe
Irre=
führung der öffentlichen Meinung. Die Blätter unterſchlagen
ſämtliche Meldungen, in denen von einem völligen Scheitern des
Putſches die Rede iſt, während ſelbſt durch Havas hinreichend
Material darüber zur Verfügung ſtand. Dafür wird nur die
Nachricht an die Preſſe gegeben, daß die ſeparatiſtiſche Bewegung
ſtationär ſei, und daß in den einzelnen Städten die Separatiſten
auf Schwierigkeiten ſtießen. Ueber einen vollſtändigen
Zuſam=
menbruch, der ja doch ſchon längſt zur Tatſache geworden iſt,
ſchweigen ſich die Blätter vollſtändig aus.
Kabinettsrat in Paris.
* Paris, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Im geſtrigen
Kabinetts=
rat nahm der Bericht des aus dem Ruhrgebiet zurückgekehrten
Arbeitsminiſters Le Troquer einen breiten Raum der
Beratun=
gen ein, der behauptet, daß auf den von Franzoſen betriebenen
Zechen „König Ludwig” und „Viktoria” täglich 8000 Tonnen
ge=
fördert würden, und daß dieſe vom 11. November ab auf etwa
10 000 Tonnen täglich geſteigert werden würden. Alle Arbeiter
ſeien auf den Gruben wieder tätig. Fünf Schächte der beiden
Zechen ſeien gegenwärtig wieder in Betrieb. Ueber 90000
deut=
ſche Eiſenbahner hätten ihre Wiedereinſtellung beantragt. Die
Regie ſtelle nach genauer Prüfung 3—4000 täglich wieder ein. Bis
Mitte November hoffe man in die Lage zu kommen, den
Eiſen=
bahnbetrieb wieder im Gang zu haben. Lokomotiven ſeien
genü=
gend vorhanden, nicht aber Waggons, weil Deutſchland vor der
Beſetzung des Ruhrgebiets etwa 3000 Waggons abgeſchoben
hätte. Poincaré berichtete dann ausfährlich über die allgemeine
und außenpolitiſche Lage. Heute findet unter dem Vorſitz von
Millerand ein Miniſterrat ſtatt.
Uitimative Forderungen der Gewerkſchaften.
U. Berlin, 24. Okt. Der Vorſtand des Allgemeinen
Deutſchen Gewerkſchaftsbundes iſt geſtern nachmittag zu einer
außerordentlichen Vorſtandsſitzung zuſammengetreten, um zu der
überaus bedrohlichen Lage Stellung zu nehmen. Es wurde eine
Reihe Forderungen formuliert, die an die
Reichs=
regierung in ultimativer Form geſtellt werden
ſol=
len und die folgende drei Punkte enthalten:
1. Sofortige Schaffung eines wertbeſtändigen
Zahlungsmittels für Lohn= und Gehaltsempfänger:
2. Heranſchaffung und Bereitſtellung der
not=
wendigen Lebensmittel;
3. Anpaſſung der Löhne an die
Geldentwer=
tung ohne Rückſicht auf die beſtehenden Tarifverträge.
Sollte die Reichsregierung dieſe Forderungen nicht umgehend
verwirklichen, ſo werden die Spitzenorganiſationen zu weiteren
Maßnahmen greifen.
Noch im Laufe des geſtrigen Nachmittags wurde eine
Ab=
ordnung des Bundesvorſtandes vom Reichskanzler empfangen,
der in Gemeinſchaft mit den Reſſortsminiſtern ſofortige
Hilfe im Sinne der gewerkſchaltichen Vorſchläge zuſagte. Noch
in der Nacht wurde der Druck eines ſofort in den
Ver=
kehr zu bringenden wertbeſtändigen
Zahlungs=
mittels für Lohn= und Gehaltsempfänger
ange=
ordnet.
Dieſe Maßnahme ſoll noch im Laufe des heutigen Tages
durch öffentlichen Anſchlag der Bevölkerung bekanntgegeben
wer=
den. Die Ausgabe größerer Mengen wertbeſtändiger
Zahlungs=
mittel wird ſchon in den allernächſten Tagen beginnen.
London, 23. Okt. (Wolff.) General Smuts ſagte in
ſeiner Rede u. a. noch, das britiſche Volk werde zweifellos
ein=
geladen werden, ſich an der Beute im Ruhrgebiet zu
beteiligen. Die hartbedrängten Induſtriellen, würden ſich
nachmittag die Auslieferung der Sonderbündler. Ein ſonder= vielleicht verſucht ſehen, die Einladung anzunehmen. Sein
Erklärung der britiſchen Regierung habe es für Großbritannien
unmöglich gemacht, in irgendeiner Geſtalt an dem Ruhrgeſchäſt
teilzunehmen. Die Schande und Erniedrigung würden größer
ſein, als dies ein ſtolzes Volk tragen könne. Wenn das britiſche
Reich ins Ruhrgebiet gehen wolle, ſo könne dies auf dem Wege
einer allgemeinen legalen Regelung geſchehen und nicht durch
die Hintertür einer ungeſetzlichen Beſetzung. — Das briti=
In den Straßen bewegte ſich eine große Menſchenmenge, die vol= Unterſtützung geben, die für Deutſchland in ſeiner jetzigen
nicht nur ausgedrückt durch fromme Hoffnungen, die für Deutſch=
Welt einnehme, berechtige es zu einer maßgebenden Stimme in
der Angelegenheit Europas. Smuts erklärte weiter:
Was die drohende Auflöſung Deutſchlands
be=
treffe, ſo ſei ſie zurückzuführen teilweiſe auf die Schwäche des
republikaniſchen Regimes, den Mangel wirklicher Führung, ſeine
verfehlte Finanz= und Reparationspolitik und zum Teil auf die
furchtbare Politik Frankreichs, das am Rhein und
anderweitig einen ſchonungsloſen Druck anwandte, der das
ſchwache Vermögen des Deutſchen Reiches weit übertreffe. Ernſte
Tirard empfing geſtern nachmittag die ſeparatiſtifchen Führer Verantwortung ruhe auf Frankreich vor der Geſchichte. Die
wirt=
außerordentliche, nicht wieder gutzumachende Kataſtrophe für
Die Delegierten gaben die Erklärung ab, ſie hätten die patrio= Großbritannien und die zentraleuropäiſchen Staaten ſein.
Groß=
britannien müſſe deutlich erklären, daß es unter gewiſſen
Um=
ſchaften. Das britiſche Volk beginne bereits ernſtlich
durch die franzöſiſchen Rüſtungen zu Lande und in der Luft
be=
unruhigt zu werden. Die franzöſiſche Regierung habe auch
den kleinen Staaten große Summen geliehen, um ihren
militäri=
ſchen Hunger zu ſtillen. Es beſtehe Gefahr, daß eine Politik
allzu großen Edelmuts in der Frage der alliierten Schulden,
Frankreich in den Stand ſetze, den Militarismus auf dem Konti=
* Paris, 25. Okt. (Priv. Tel.) Die letzten Nachrichten nent mit Geld zu unterſtützen. Wenn die Dinge ſo
fortdauer=
ten, werde Großbritannien gezwungen ſein, ſich zu ſeiner
Selbſt=
verteidigung wieder zu bewaffnen.
Es liegt an uns, dieſe große Stellung geltend zu machen und
dung der Dinge wird von den franzöſiſchen Aationaliſten beklagt, zuzuſehen, daß nicht ein Stand der Dinge herbeigeführt werde im
Gegenſatz zu uns, der in tiefer Weiſe die induſtrielle Lage und die
politiſchen Beziehungen dieſes Landes berühren und ein Chaos
auf dem Kontinent hervorrufen würde. General Smuts gab
ſei=
ner Zuverſicht Ausdruck, daß, wenn Deutſchland wie er
hoffe, einen letzten Appell mache, das britiſche Reich nicht
einen Augenblick lang zögern werde, auf dieſen Appell zu
ant=
fluß anwenden werde, um Deutſchland zu unterſtützen und eine
Kataſtrophe zu verhindern, die für Europa und die Welt
unend=
lich gefährlicher ſein würde, als der Sturz Rußlands.
Ueber die mit der Reparationsfrage eng verbundenen
in=
teralliierten Schulden ſprechend, ſagte Smuts, England
Rückſchlüſſe auf ihren ſpontanen Charakter ziehen zu müſſen. Im ſei ſehr ſtark gedrängt worden, alle ſeine Forderungen an die
Alliierten zu ſtreichen, ebenſo wie Amerika. Auch hier beſtehe die
Möglichkeit einer befriedigenden Löſung, ſowohl vom britiſchen,
als auch vom amerikaniſchen Standpunkt.
London, 24. Okt. (Wolff.) Aus der Rede des Generals
Es könnten keinerlei Reparationszahlungen von Deutſchland
geleiſtet werden, ſolange die Ruhrbeſetzung fortdauere. Die
Ruhrbeſetzung müſſe ohne weitere
Verzöge=
rung zu einer unſichtbaren Beſetzung gemacht
werden. Die Verbindung mit dem übrigen Teil Deutſchlands
müßte wiederhergeſtellt werden. Die Nuhrbeſetzung, die als ein
produktives Pfand angeſehen werde, ſei eine direkte Ausbeutung
des deutſchen Gebietes, die von dem Friedensvertrag überhaupt
nicht vorgeſehen ſei und bedeute, daß Frankreich ſeine eigenen
Pläne an die Stelle des im Friedensvertrage vorgeſehenen
Pla=
nes ſetze. Wenn das Abkommen zwiſchen General Degoutte und
den Ruhrinduſtriellen der Reparationskommiſſion zur Beſtätigung
unterbreitet würde, ſo würde eine Rechtsfrage aufgeworfen
werden, da die Kommiſſion nur die Beſtimmungen des
Friedens=
vertrags ausführen könne. Die Franzoſen haßten das Wort
Re=
viſion; trotzdem hätten ſie tatſächlich die Reviſion des Verſailler
Vertrages begonnen. Dem britiſchen Erſuchen, daß die Frage
der Legalität der Ruhrbeſetzung dem Oberſten Internationalen
Gerichtshof unterbreitet werden ſolle, ſei nicht ſtattgegeben
wor=
den, aus dem einfachen Grunde, weil kein Zweifel über die
Un=
geſetzlichkeit herrfchen könne. Von neuem werde ein großes
Werk=
zeug der europäiſchen Regelung vorſätzlich zerbrochen. Von
neuem gebe es einen Fetzen Papier.
Die Aufnahme der Rede Smuts in London.
* London, 25. Okt. (Priv.=Tel.) Die Rede des Generals
Smuts wird in allen politiſchen Kreiſen lebhaft beſprochen. Aber
ihre Wirkung wird verſchieden eingeſchätzt. Es wird allgemein
betont, daß er den Augenblick für ſeine Kundgebung ſehr geſchickt
gewählt habe, weil auch die eifrigſten Anhänger Poincarés in
England die verhängnisvollen Folgen, der franzöſiſchen Politik
jetzt nicht mehr länger ableugnen könnten und weil ſich auch die
in Paris von Baldwin eingeſchlagenen Methoden als erfolglos
erwieſen haben. Mit Rückſicht auf dieſe Stimmung hat Smuts
zweifellos einem großen Teil der engliſchen Oeffentlichkeit aus
dem Herzen geſprochen und wahrſcheinlich auch einem erheblichen
Teil der konſervativen Wählerſchaft. Jedenfalls hat die
Oppoſi=
tion in Smuts einen Führer erhalten, durch den ſie ohne Zweifel
neue Kraft gewinnen wird. Es kommt Smuts dabei ſehr zu
ſtatten, daß er in die engliſche Parteipolitik nicht ſo verwickelt iſt,
wie etwa Lloyd George, und daß ſeine großen Fähigkeiten und
ſeine ehrlichen Abſichten auch von ſeinen Gegnern anerkannt
werden müſſen.
Eine andere Frage iſt, welche praktiſche Wirkung von ſeiner
Rede erwartet werden darf. Der Plan Smuts geht in der
Haupt=
ſache dahin, die Ruhrbeſetzung zunächſt unſichtbar zu machen und
Deutſchland unter der Kontrolle des Völkerbunds finanzielle
Hilfe zu bringen. Die internationale Konferenz, die er zu dieſem
Zweck vorſchlägt, hängt davon ab, ob ſich Amerika an ihr
beteili=
gen wird, Amerika ſeinerſeits macht ſeine Zuſtimmung
bekannt=
lich davon abhängig, daß es von allen alliierten Regierungen,
alſo auch von Frankreich, eingeladen würde. Die Vorbedingung
alſo wäre, daß ſich Paris und London zunächſt über dieſen
Punkt einigten. Man glaubt hier vielfach, daß eine ſolche
Eini=
gung nicht unmöglich ſei, weil Poincaré ſelber aus ſeinem
Ruhr=
abenteuer keinen Ausweg mehr ſinde. Auch inſofern würde ein
Eingreifen Smuts im richtigen Augenblick erfolgen. Eine weitere
Vorbedingung läge jedoch in einer prinzipellen Verſtändigung
über die alliierte Schuldenfrage. Frankreich ſeinerſeits macht
Zu=
geſtändniſſe in der Reparationsfrage von der Schuldenfrage
ab=
hängig. Amerika hat es bisher abgelehnt, die Schuldenfrage auf
einer Konferenz zu erörtern. Es müßte alſo auch auf dieſem
Ge=
biete eine etwaige Vorbeſprechung auf eine vorherige
franzöſiſch=
engliſche Einigung hinauslaufen.
Vox einer Rede Baldwins.
London, 24. Okt. (Wolff.) Der „Times” zufolge urden
auf der geſtrigen Sitzung des britiſchen Kabinetts, auf
der Premierminiſter Baldwin den Mitgliedern der Regierung
eine allgemeine Darlegung deſſen gab, was er in der Rede von
Plymouth zu erklären beabſichtige, guſch die Ereigniſſe in
Deutſchland erwogen.
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Dounterstag, den 24. Oktober 1923,
Rummer 295.
Proteſt gegen die Sag=, Waſſer= und Strompreisberechnung.
Die Stadiverwaltung ſagt Aenderung der Beſchlüſie zu. — Siaffelung der Preiſe. — Wahl
eines Bürgerausſchuſſes zur Ueberwgchung der Betriebe.
Im Städtiſchen Saalbau fand geſtern abend eine überaus ſtark
be=
ſuchte Proteſtverſammlung ſtatt, zu der der Verkehrsverein und der
Mieterverein in dankenswerter Weiſe die Bürgerſhaft Darmſtadts auf= ſeit Jahren die Fehler, die in einer ſolchen Zwitterſtellung der Heag
bau überfüllt. Den Vorſitz führte
Herr Heinz Heberer,
der nach kurzer Begrüßung der Erſchienenen etwa ausführte: Die
ſpär=
liche Beleuchtung des Saales hat ihren Grund in der Goldmarkpreis= nicht, und man munkelt auch von einem Verfahren, das wegen der
letz=
berechnung. Die Stadt verlange für den Saal 800 Millionen für Bas
und die Heag nicht weniger als 44 Milliarden für
Strom=
abgabe. (Hört, hört! Pfui!) Der Verkehrsverein hat es in dieſer
ſchwveren Zeit zuſammen mit dem Mieterverein unternommen, die
Bürgerſchaft Darmſtadts zu dieſer ernſten Ausſprache einzuladen.
Es iſt nicht unſer Wunſch, zerſetzende Kritik an getroffenen
Maß=
nahmen zu üben, im Gegenteil, wir haben den feſten Vorſatz, Wege zu ſind. Wo liegt alſo der Fehler? Hier muß eine Klarſtellung vor
brei=
weiſen, wie eine Löſung gefunden wird, die den notwendigen
Anfor=
derungen der Verbraucher entſpricht. Auch wollen wir allen
Schwätze=
reien gegenüber den verantwortlichen Vertretern von Stadt und Heag
die Gelegenheit bieten, vor breiteſter Oeffentlichkeit ihre Gründe
ſtich=
haltig darzulegen. Wir haben die Initiative ergreifen müſſen, da es
ſich um rein wirtſchaftliche Probleme handelt, die nicht durch Parteien
unſerer Beeinfluſſung entzogen werden dürfen,
benn Wirtſchaftspolitik hat nichts mit Parteipolitik zu tun.
Es muß endlich erzielt werden, daß die Bürgerſchaft aus ihrem Schlaf
er=
wacht, und Bürger iſt in meinen Augen jeder, ob Beamter, Aingeſtellter
vder Kaufmann, einerlei, welcher Parteirichtung er angehört. Alle
wirk=
lich produktiven Kräfte müſſen gerade in dieſen Tagen ſchwerſter Not
zu=
ſammengefaßt und richtig verwertet werden. Auf unſere
Stadt=
verordneten iſt kein Verlaß. Die Herren haben ſo viele
Sitzungen in Ausſchüſſen und Fraktionen, daß ſie keine Zeit für ſolche
lebenswichtigen Fragen haben. Wo waren ſie bei der
Frühkartoffelver=
ſorgung, wo bei der Feſtſetzung der Goldmarkpreiſe? In den
Aus=
ſchüſſen hinter verſchloſſenen Türen, aber warum in keiner öffentlichen
Sitzung?
Die Führung eines jeden Geſchäfts erfordert Weitblick und
Vor=
ſorge zur rechten Zeit. Sie erfordert Einſtellung von perſönlicher
Ver=
antwortlichkeit, und aus dieſem Gefühl heraus Freiheit des Handelns
und Freudigkeit. Aber dieſe Worte ſind im lieben deutſchen Vaterland
Schall und Rauch geworden. Wir müſſen dieſe Verhältniſſe ſtreifen, um
das richtige Verſtändnis für die Schwierigkeiten der Verwaltungen zu
erhalten. Wir haben einen Krieg verloren, ohne beſiegt zu werden,
und wir haben eine Umſtellung des Staates vorgenommen, ohne die
innere Berechtigung dazu. Schon Ranke ſagt von uns Deutſchen, daß
wir das einzige Volk ſind, welches nichts aus ſeiner Geſchichte lernt.
Nachdem wir nun eine Republik ſind, müſſen wir uns mit dieſer
Staats=
form abfinden und ſie ſtützen, wo wir können, damit nichts verloren
geht, denn wir haben doch einen Krieg verloren. Statt deſſen arbeiten
wir weniger als vorher, leben üppiger als vorher, vergeuden in
nutz=
loſer Hilfloſigkeit das Nationalvermögen und zerfallen in ohnmächtige
Einzelglieder, dem Fraße unerſättlicher Nachbarn preisgegeben. In
ſolchen Zeiten, die ſchon einmal ähnlich waren, nach Reformation und
30jährigem Krieg, waren es die Städte, die als feſtgefügte
Veranſtal=
tungskörper in voller Selbſtändigkeit kraftvoll eingriffen, und der
Bür=
gerſinn half, alle für einen, und einer für alle, über die ſchwerſte Not
hinweg. Doch dieſer Weg iſt uns verſperrt. Von den Toten ſoll man
nur Gutes ſprechen, und wir wollen auch Matthias Erzberger nichts
Schlechtes ins Grab nachſagen, aber falſch war ſeine Idee der
Zentrali=
ſation aller Finanzen. Deutſchland iſt ein Stammesland, aufgebaut auf
der Eigenart ſeiner Stämme, und nur ein ganz Großer, konnte es
wagen, aus dieſen verſchiedenen Anſchauungen ein Reich zu machen
unter Wahrung der Eigenarten. Erzberger wußte es beſſer, und
er=
zielte nicht den Zuſammenſchluß, wohl aber den Zerfall des Reiches.
Ueberzentraliſierung raubt den Unterführern die Selbſtändigkeit, die
Arbeitsfreudigkeit und nimmt das Verantwortungsgefühl. Dazu kommt
ein Beamtenapparat in einer Ausdehnung, die ſich kein Kaufmann
er=
lauben darf, ohne Gefahr zu laufen, eines Tages wegen betrügeriſchen
Bankerotts vor den Richter zitiert zu werden. Dies wäre aber alles
noch zu ertragen, wenn nicht die Parteien wären, die jeden einheitlichen
Willen illuſoriſch machen, die Lebensintereſſen des Volkes, wegen
Kom=
petenzfragen vollkommen überſehen und ſtets zu ſpät kommen mit den
ganzen Maßnahmen. Sie ſehen hier die inneren Zuſammenhänge
un=
ſeres Themas mit dem eben Geſagten. Zu ſpät infolge
Parteiſtreitig=
keiten kommen die Entſchließungen des Reiches. Nachdem die Induſtrie
dazu übergegangen war, ſich vor Kursverluſten zu ſchützen, kommt das
Reich endlich nachgehinkt mit der Goldmark. Wo iſt das
Verantwortlich=
keitsgefühl, daß eine ſolche Tat nicht aus eigener Macht getan werden
kann? Eine Tat, die eine Grundlage gibt, einen Modus videndi ſchafft.
Wir haben jetzt eine Miſchung von ganz unmöglichen Berechnungen im
ganzen Deutſchen Reich. Jeder ſucht ſich ſeine Subſtanz zu erhalten,
und der Staat verſagt gegenüber wilden Preisſteigerungen vollſtändig.
Syndikate und Konzerne kalkulieren mit Goldmark, wo doch keine
Gold=
mark iſt. Der Kaufmann kommt nach und nach zu
Multiplikatoren=
rechnung, der Arbeiter und Angeſtellte erhält Rieſengehälter ausbezahlt,
will er ſich aber etwas dafür kaufen, ſo zerrinnen die Nullen und eine
Bagatelle bleibt übrig. Es geht nicht an, daß Einzelne ſich ſchützen auf
Koſten der anderen, und an der Verarmung des deutſchen Volkes haben
alle Kreiſe teilzunehmen.
Enteder alles Goldmark, ober Papiermark. Eine andere Löſung
gibt es nicht.
Nun zu den Gas= und Waſſerpreiſen, denn unſere Elektrizität iſt
leider ein Kapitel für ſich. Wir erkennen die Schwierigkeiten
vollkom=
men an, wir fragen aber, wer gibt der Stadt die Berechtigung, für
etwas ſchon Verbrauchtes ſtatt Papiermark plötzlich Goldmark zu
ver=
langen, und wir ſtellen allen Ernſtes die Frage: Wo bleibt das
Wuchergericht, das jeden Kaufmann ſofort herholen würde? Soll
Gas und elektriſches Licht nur noch für die Reichſten ſein?
Dies entſpricht der geringſten ſozialen Forderung, und kann es nie
der Wunſch einer Stadtverwaltung ſein, zu Derartigem die Hand zu
reichen. Früher waren es gerade die Gas= und Waſſerwerke, die
gewinn=
bringend waren, und jetzt halten ſie ſich mühſam durch Wechſel über
Waſſer. Wie lange kann die Reichsbank dieſe noch diskontieren? Die
Verhältniſſe ſind den Verwaltungen über den Kopf gewachſen und
gerade dieſe Betriebe wurden in allzuvielen Fällen zu Verſuchskaninchen
gemacht. Wiederum iſt es die leidige
Parteieinſtel=
lung, die auch hier in der Beſetzung der Poſten mitſpielte.
Gegen=
über einem übergroßen Beamtenapparat iſt die Zahl der Fachleute zu
gering, und einzelne Vorkommniſſe haben auch gerade nicht dazu
beige=
tragen, die Arbeitsfrendigkeit zu erhöhen. Woher ſoll nun hier die
Hilfe kommen? Nur durch die Sache ſelbſt!
Alle techniſchen Betriebe der Stadt müſſen
ſo=
fort losgelöſt und zu einer vollkommenen,
ſelbſtän=
digen A.=G. zuſammengeſchweißt werden. Der ganze
Betrieb wird auf kaufmänniſche Baſis geſtellt, tüchtige Fachleute an der
Spitze, unfähige Beamte ſofort abgelöſt und die ganzen Werke
unbe=
dingt der direkten Einwirkung der Stadtverordnetenverſammlung
ent=
zogen. Ohne Beeinfluſſung wird dann gearbeitet zuſammen mit einem
aus der Bürgerſchaft beſtimmten Aufſichtsrat, der nur aus
wirtſchaftspolitiſch geſchulten Männern beſteht,
und die Stadtverordnetenverſammlung fungiert als
Generalverſamm=
lung. Auf die notleidende Bevölkerung wird in weiteſtem Maße
Rück=
ſicht genommen, die Preiſe werden geſtaffelt geſtellt unter
Mitwir=
kung des Wohlfahrtsamtes. Zur Beſchaffung der notwendigſten
Kre=
dite werden die Bürger und Beamten herangezogen. Die Vorteile
einer ſolchen Einſtellung ſind zu klar, als daß ſie beſonderer
Hervor=
hebung bedürfen. Andere Städte ſind uns in dieſer Löſung
voraus=
gegangen. Auf alle Fälle vermeidet dieſe Einſtellung die heute ſo oft
vorhandene Doppelbearbeitung, und Wirtſchaftlichkeit und Stetigkeit
ſtehen an erſter Stelle. Weg mit dem Formenzwang der Halbheit an
leitender Stelle. Mut zur Konſequenz fehlt uns immer wieder. Was
nun den Preis anbetrifft, ſo muß beſondere Rückſicht auf den
Kleinabnehmer genommen werden, Familien mit
gro=
ßer Kinderzahl, arme Studenten müſſen
Erleich=
terungen haben. Den Ausfall muß die Induſtrie
bringen. Es iſt falſch, wenn im Gegenteil der Großabnehmer noch
Rabatte bekommt, denn er verbraucht durch die ſtarke Inanſpruchnahme
Betriebskapital und Anlagen weit mehr als der Kleinabnehmer, und
die erhöhten Betriebsunkoſten bei der Aufnahme des Zählerſtandes
fallen demgegenüber nicht ins Gewichſt. Wir verlangen, daß das Gas=
und Waſſerwerk die Bezüge bis zur jetzt erfolgten Ableſung in
Papier=
mark verrechnet und ſchon bezahlte Beträge gutbringt. Wir verlangen,
daß die Gasgutſcheine zwei Monate Gültigkeit haben, da die Ableſung
nicht immer gleichmäßig vor ſich geht. Es muß ein Entgegenkommen
gezeigt werden und mit der oben angeregten Loslöſung ſofort begon= i
nen wverden. Goldpreis bedingt Goldlohn, und ohne die z
Einkünfte können die Zahlungen nicht geſordert werden. Es iſt Ihnen,
err Oberbürgermeiſter, die Gelegenheit gegeben, als Stadtoberhaupt
die Initiative zu ergreifen, und die Bürger werden Ihnen Dank wiſſen,
ſie ergreifen. Wie ich vorhin ſchon ſagte, iſt die Heag ein
wenn
Kapitel für ſich in doppelter Bedeutung. Alle Klagen hier anführen,
hieße Eulen nach Athen tragen. Am eigenen Leibe ſpüren wir ſchon
gerufen hatten. Trotz des mehr als ſchlechten Wetters war der Saal= liegen, halb privat, halb Stadt. Warum ſind noch keinerlei Verſuche
unternommen worden, ſich die unbedingte Mehrheit zu ſichern, eventuell
einen Ankauf der Heag herbeizuführen?. Die Kommune hört nur immer
von den Schwierigkeiten, das iſt ſcheinbar die ſtädtiſche Seite der Heag,
aber von den Gewinnen hört nur der private Teil. Es ſtimmt etwas
ten Bilanz eingeleitet werden ſoll. Warum iſt der Strompreis in
an=
deren Städten ſo viel niedriger? Warum fährt man beiſpielsweiſe in
München für einen Teil des niedrigſten Betrages Strecken, die in
Darm=
ſtadt nur die Eberſtädter Linie aufzuweiſen hat? Zwei Drittel des
Stro=
mes liefern die Ueberlandzentralen zu einem Preiſe, der in gar keinem
Verhältnis zur Heagforderung ſteht, wenn die Erkundigungen richtig
teſter Oeffentlichkeit gefordert werden. Es geht nicht an, daß die
Vorauszahlungen überhaupt nicht verbucht ſind, daß Fehler über Fehler
vorkommen, daß ſich ſcheinbar kein Menſch mehr auskennt. Vergeſſen
wir nicht, daß die Heag große ſoziale Verpflichtungen hat,
und daß das in ſie geſetzte Vetrauen durch die diktatoriſche Form ihrer
Erlaſſe ſchwer ins Wanken geraten iſt. Es wird gefordert, daß der
Goldpreis ebenſo wie beim Gas erſt mit der Einführung der Goldlöhne
zur Anrechnung kommt. Auf eine wichtige Sache muß noch
hingewie=
ſen werden, die eine direkte Gefahr für die ſtädtiſche Bevölkerung in
ſich trägt: Wer gibt der Heag das Recht, die
Kartoffel=
verſorgung in Frage zu ſtellen durch die Anrechnung
von 5 Kilowattſtunden Strom auf einen Zentner
Kartoffeln hin? Wer bezieht außer den
Heagange=
ſtellten noch ſeinen Wintervorrat aus dieſer
Quelle? Ein Fall, der ſchlagfertig zeigt, wohin wir ſteuern bei der
vollkommenen Diſziplinloſigkeit. Wir haben dieſe Verſammlung für
unſere Pflicht gehalten und erwarten nunmehr Ihre Antwort.
Der Ernſt der Zeit erfordert das Zuſammenſtehen aller, und wünſchen
wir, daß dieſer Abend der Anfang eines wirklichen Aufbaues iſt. Möge
es uns doch gelingen, Klaſſengegenſätze zu überbrücken und Parteihader
zu begraben; vergeſſen Sie nie die Gräber da draußen in Oſt und Weſt,
Nord und Süd und auf dem weiten Meere. War auch vieles falſch,
was das Reich gemacht hat, wir ſtehen doch zu ihm und wollen gerne
Opfer tragen, aber ein Wille muß da ſein und der Mut zur Konſequenz
gefunden werden. Ein jeder beginne an ſich ſelbſt und begrabe den
dreigekreuzigten Egoismus. Im Dienſte der Allgemeinheit liegt unſere
Rettung, und unſerer Heimat im engeren und im weiteren Sinne
ge=
hört unſer letztes Herzblut.
Alle für efgen, einer für alle!
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing:
Trotzdem ich heute bereits 5 Sitzungen hinter mir habe (
Zwiſchen=
rufe), habe ich es für meine Pflicht gehalten, heute hier zu erſcheinen,
denn die Stadtverwaltung iſt die letzte, die hier irgendwie die
Oeffent=
lichkeit zu ſcheuen hat. Die größte Schwierigkeit der ſtädtiſchen Werke
liegt nach wie vor in der Kohlenbeſchaffung, für die die Reichsregierung
Bedingungen zugelaſſen hat, die uerträglich ſind. Wir ſind einfach
nicht in der Lage, die Mittel aufzubringen, und haben dementſprechend
an das Reich den Antrag geſtellt, uns die erforderlichen Zuſchüſſe zu
gewähren. Wir ſtanden vor der Frage, das Gaswerk ſtillzulegen. Das
durſte im Intereſſe der Abnehmer nicht geſchehen. Wenn die deutſche
Reichsregierung bei der Steuerbemeſſung Goldmarkberechnung zuläßt,
muß ſie dafür Sorge tragen, daß die Verbraucher auch ihrerſeits
Gold=
löhne und =gehälter beziehen. Eine heilloſe Verwirrung und
Nerven=
belaſtung ſei eingetreten durch die Artikel in der Preſſe. Die dort
an=
geführten Preiſe ſeien falſch geweſen. (Die Zahlen ſtammen
von der Städtiſchen Preisprüfungsſtelle. Die Red.)
Solange die Stadt gezwungen iſt, nach Goldmark oder Dollar zu kaufen,
muß ſie auch ihrerſeits Goldmark=Rechnung ſtellen. (Zuruf: Wucher!)
Das Gaswerk vergaſt zurzeit täglich für 2000 Goldmark Kohlen. Es iſt
doch heute ſo, daß die Stadtvepwaltung und die Einwohnerſchaft eine
Notgemeinſchaft bilden. Wie lange dieſe noch hät, kann kein Menſch
ſagen. Die Stadtverwaltung hat den beſten Willen, ihre Pflicht zu
erfüllen.
Beigeordneter Nitzert:
Mit Schlagworten können keine wirtſchaftlichen Probleme gelöſt
werden, das kann nur mit peinlichen Berechnungen geſchehen. (
Bwiſchen=
wuf.) Reich und Staat haben erklärt, daß ſie nur dann noch Zuſchüſſe
bewilligen, wenn die ſtädtiſchen Werke ſich nicht nur erhalten, ſondern
auch Ueberſchüſſe abwerfen. Die Stadt hat mit allen Mitteln verſucht,
ſich Kohlen auch in der ſchwierigſten Zeit zu beſchaffen. Das iſt ihr
ge=
lungen bis zum Eintritt des Ruhrkampfes. Dann ſtiegen die
Schwierig=
keiten ins Unermeßliche. Trotzdem ſei der Gaspreis in Darmſtadt
lange Zeit niedriger geweſen als in anderen Städten. (2). Wir ſind
ein=
fach gezwungen, nach Goldmark zu rechnen, das iſt vielfach ſogar
Ge=
ſetzesvorſchrift. Es iſt alſo nicht richtig, daß das ungeſetzlich iſt, ſonſt
wäre eben unſere ganze Wirtſchaft ungeſetzlich. (
Bu=
ruf: Iſt ſie auch! Stürmiſche Zuſtimmung. Unruhe.) Redner gibt dam
in längeren Ausführungen Zahlenmaterial und wird vielfach durch
Zwiſchenrufe „Zur Sache!” uſw. unterbrochen. Auch dieſer Redner ſtellt
feſt, daß die Hauptſchuld an der Reichsregierung liegt. Die
Beamten=
ſtellen in der ſtädtiſchen Verwaltung ſind nicht nach politiſchen
Geſichts=
punkten beſetzt. (Hört, hört! Widerſpruch) Parteipolitik vertragen
dieſe Betriebe nicht, ich ſelbſt bin nicht durch die Partei in meine Stelle
gekommen. (Widerſpruch.) Die Betriebe laſſen ſich auch durch Beamte
kaufmänniſch leiten. Wir ſind eben im Begriff, die
Betriebe kaufmänniſch umzuſtellen. (Hört! Hätte längſt
geſchehen müſſen!) Wir wollen, um den Kleinverbraucher zu ſchützen,
etwa die erſten 50 Kubikmeter Gas und Kilowatt
billiger abgeben und die höheren
Verbrauchsmen=
gen erſt nach Goldmark berechnen. Jedenfalls werden wir
beſtrebt ſein, die Werke aufrecht zu erhalten.
Ingenieur von Lippmann
kellt zunächſt dem angeführten Zahlenmaterial andere Zahlen entgegen
und kommt zu dem Schluß, daß Darmſtadt trotz aller ſchönen Neden
zu teuer arbeitet. Er habe Berechnungen nach Grundlagen eines
wirt=
chaftlich geleiteten Werkes aufgeſtellt, die das beweiſen und die er gerne
dem Hern Beig. Ritzert zur Verfügung ſtelle. Wenn es richtig wäre,
vas Herr Ritſert geſagt hat, ſo beweiſe das eben, daß die Werke nicht
wirtſchaftlich arbeiten. Es ſei zunächſt eine Prüfung, beſonders bei der
Heag, von Vertrauensleuten der Bürgerſchaft (Fachleuten) zu
veran=
ſtalten, ob und wieweit die Werke wirtſchaftlich arbeiten. Wenn dieſe
Prüfung ergeben ſollte, daß das der Fall iſt, und daß trotzdem das Gas
und der Strom ſo teuer ſein müſſen, müſſen wir eben auf Gas
ind Strom verzichten. (Lebh. Zuſtimmung.)
Die Ausſprache
begann zunächſt ſehr ſtürmiſch durch Zwiſchenrufe. Stadtv. Schlitt
(K. P. D.) greift ſcharf den Verſammlungsleiter an und ſtellt dann feſt,
daß die Dinge ſo nicht weitergehen können. Der Standpunkt des Herrn
Nitzert ſei nicht ſo ſchwer, wenn er, wie alle leitenden Stellen, den Mut
hätte, ſcharf durchzugreifen. Er fordert ſchärfſtes Vorgehen gegen
Schlemmer und Schieber und Deviſenbeſitzer. In der
Stadtverord=
jetenverſammlung ſcheitert alles Arbeiten an dem „Widerſtand des
Nechtsblocks. Das einzig Richtige ſei, Gas brennen, elektriſches Licht
zrennen. Waſſer laufen laſſen und nichts bezahlen. (Stürmiſcher
Bei=
fall.) Die Bürgerſchaft ſoll nicht erſt proteſtieren, wenn es unmöglich
vird, ſondern wenn ihr die erſten Tropfen gereicht werden von einem
unhaltbaren Syſtem.
Architekt Müller verlangt, daß die Stadt eine Gold=,
Silber=
der Nahrungsmittelanleihe auf die Beine ſtellt, daß ſie einmal die
ſämtlichen Fettbeſtände aufnimmt, daß das Großkapital herangezogen
vird, von dem 4 oder 5 Vertreter die ganzen Werke tragen könnten.
Er verlangt ferner rückſichtsloſe Bekämpfung der Bars, Cafés und
ſon=
ſtigen Schlemmerlokale, Redner endet erſt, als ſtürmiſche Schlußrufe ihm
as Weiterſprechen unmöglich machen.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing ſtellr einer Behauptung des
Stadtv. Schlitt gegenüber feſt, daß es nicht richtig iſt, daß die Stadt ſich
nicht oder nicht genügend gegen die Kohlenpolitik des Reiches gewehrt
habe. Sie habe getan, was ihr möglich iſt. Ebenſo ſei es mit der
Brot=
verſorgung und Kartoffelverſorgung. Das energiſche Eintreten habe
uuch ſchon mehrfach Erfolg gehabt. Es muß zugegeben werden, daß
er Goldmarkpreis nur verlangt werden kann von
denen, die Goldmark verdienen. Derartige Beſchlüſſe
wer=
den morgen gefaßt werden.
Frau Weitzel ſpricht im Namen der Hausfrauen und fragt den
Oberbürgermeiſter, woher ſie das Geld für den Strom nehmen ſoll, denn
ihr Mann habe nie ſoviel verdient, um die geforderte Summe bezahlen
u können. (Oberbürgermeiſter Gläſſing: Das iſt nict von Ihnen
u verlangen! — Frau W.: Alſo brauche ich es nicht zu bezahlen!
Stür=
niſche Zuſtimmung.) Rednerin erzählt von einer „Kartoffeltour” nach
Noßdorf uſw., auf der die Bauern Gold verlangt haben für Kartoffeln.
Pfui!)
Stadtv, Bienſtadt (K.P.D.) polemiſiert gegen den Verſay
lungsleiter, deſſen Ausführungen er offenbar nicht verſtanden oder n
kürlich falſch auslegte, gleichwie er dem Tagblatt in ſeinem Kampf
Intereſſe der Allgemeinheit falſche Motive unterſchob. Er führt aus,
Stadtverwaltung ſei ſich heute noch nicht einig über das, was ſie für
und Waſſer fordern ſoll. (Hört, hört!)
Herr Seibert ſtellt feſt, daß ihm für die letzte Ableſeperiode
50 Kubikmeter Gas 105 Milliarden abverlangt wurden.
der Verbrauchszeit habe er nicht die Hälfte verdient. (Stürmiſches Hi
Hört!)
Beig. Ritzert verſucht nochmals, Zahlenmaterial anzuführen, n
aber ſtändig durch Zwiſchenrufe unterbrochen. Er muß ſelbſt zugel
daß nicht eher Goldpreiſe verlangt werden können, ehe nicht Goldlö
und =gehälter bezahlt werden. (Zuruf: Warum wirds denn geforde
Nach weiterer Debatte verlieſt Herr Heberer folgende
Entſchließung.
Die Verſammlung der Bürgerſchaft Darmſtadts, die für ſich in
ſpruch nehmen kann, daß ſie die übergroße Mehrzahl der Verbrau
von Gas, Waſſer und Strom vertritt, proteſtiert auf das Entſchiede
gegen die Preisberechnung nach Goldmark für Gas, Waſſer und Str.
Die Bürgerſchaft fordert:
1. Sofortige Aufhebung dieſes Beſchluſſes der Stadtverordne.
verſammlung bezw. der Heag und die Herabſetzung der Strom=, C
und Waſſerpreiſe auf ein für Alle erträgliches Maß.
2. Die Aufhebung des Beſchluſſes hat mit rückwirkender Kraft zu
folgen. Etwa in der Zwiſchenzeit gezahlte Beträge ſind zurückzuzal
oder wertbeſtändig in Höhe der gezahlten Kilowattſtunden gutzuſchreil
3. Solange die finanziellen Schwierigkeiten der ſtädtiſchen We
andauern, iſt in der Preisberechnung zu unterſcheiden zwiſchen Induſt
und Kleinverbrauchern. Gegen eine Berechnung nach Goldmark für
duſtrien, die auch ihrerſeits für ihre Produkte Goldmark berechnen,
nichts einzuwenden. Für den Kleinverbraucher wäre eine
Berechn=
nach Goldmark erſt dann angängig, wenn Löhne und Gehälter wie ül
haupt jedes Privateinkommen nach Goldmark berechnet bezw. gefor!
werden können.
5. von Reich und Land und Großkapital muß gefordert werden,
ſie die bisher gezahlten Betriebszuſchüſſe und Beihilfen auch weiter
leiſten.
6. Wir bezweifeln, daß das Miniſterium die neuen Preiſe der H
genehmigt hat und verlangen Nachprüfung.
Nach Annahme der Reſolution erhielt noch das Worr Herr Ree
anwalt Staedel, der nochmals die Gaspreiſe von Darmſtadt
denen in Berlin vergleicht. Er ſtellt feſt, daß die Geſchäftsführung
Gas= und Waſſerwerks nicht ſo iſt, wie ſie ſein ſoll. (Sehr richtig!)
behandelt dann die ganze Frage, in ſehr intereſſanter Weiſe die 1.
ſtiſche Seite der Sache. Er ſchlägt dann vor, eine Kommiſſion zu
be=
tragen, Vorſchläge für die Wahl eines Bürgerausſchuſſes zu machen,
die Betriebe überwachen ſoll. Ein dahingehender Antrag wird ar
nommen. Die Herren Rechtsanwalt Staedel, Heinz Heber/
Ing. von Lippmann, Fritz Rinner werden gewählt. Dar
wird die Verſammlung geſchloſſen.
Die Schwierigkeiten der Brotverſorgung!
Zu den Mitteilungen über die Schwierigkeiten bei der Brote
ſorgung, die aus verſchiedenen Teilen des Reiches und insbeſond
den größeren Städten eingehen, erfahren wir folgendes: Daß der Uel
gang zur freien Wirtſchaft, der am 15. 10. d. J. vollzogen wurde,
wiſſe Reibungen mit ſich bringen würde, iſt ganz natürlich, nachdem
nahe ſieben Jahre hindurch eine behördliche Verſorgung der
Bevölker=
mit Brot ſtattgefunden hat. Die Schwierigkeiten ſind dadurch weſent
verſchärft worden, daß unglücklicherweiſe Mitte Oktober die ungehe
Entwertung der Mark einſetzte, die für die Mühlen, den Handel und
Bäcker ſowie für die Verbraucher die Aufbringung der erforderlie
Summe zum Einkauf des Getreides Mehles und Brotes erſchwert
zu faſt täglichen Aenderungen der Preiſe nötigt. Die
Reichsregier=
hat, um dieſe Schwierigkeiten zu überwinden, den Mühlen dem Har
und den Bäckern Kredite zur Verfügung geſtellt und den bedürftig
Teilen der Bevölkerung nach Möglichkeit durch eine entſprechende 2
wertung der Renten zu helfen geſucht. Von beſonderer Bedeutung
aber die Bemühungen um Einführung eines wertbeſtändigen Zahlun
mittels. Nachdem die Verordnung über die Rentenbank ergangen
kann in ganz naher Zeit mit wertbeſtändigem Geld gerechnet wert
Dieſe Zeit gilt es zu überbrücken. Dazu iſt aber auch erforderlich,
das Publikum ſelbſt die Ruhe behält und nicht durch
Angſtkäufe=
gar durch Plünderungen künſtlich eine Knappheit herbeiführt. Um
Bedarf der nächſten Monate zu decken, iſt genug Getreide vorhant
und die Neichsgetreideſtelle verfügt über genügende Beſtände, um
etwaiger Knappheit auszuhelfen. Aus ihrer Reſerve können alle
darfskommunalverbände Getreide zum Tagespreis zur Lieferung an
Mühlen, die ſie ſelbſt beſtimmen, anfordern, und zwar in Höhe
drei Vierteln der bisherigen Markenbrotration. Die Reichsgetreideſt
hat auf dieſem Wege bereits zahlreichen Kommunalverbänden Getre
zugeteilt, ſo daß große Sorge, daß es an Getreide fehlen könne n
zu beſtehen braucht.
Die zweite große Schwierigkeit, die es zu überwinden gilt, iſt
Beſchaffung des Geldes, das zum Ankauf und zur Verarbeitung
Getreides erforderlich iſt. In dieſer Richtung ſind ſchon ſeit Mone
von den beteiligten Stellen die erforderlichen Vorkehrungen getro
worden. Um die Mühlen, Händler und Bäckereien in den Stand
verſetzen, die ihnen zufallende Aufgabe bei der Bewegung des Getrei
durchzuführen, ſind ihnen beträchtliche Kredite durch Vermittelung
Reichsregierung gewährt worden. Aus den Kreiſen der Bäcker ſind
den letzten Tagen vielfach Klagen laut geworden, daß die ihren Or
niſationen gewährten Kredite nicht ausreichen. Durch
Verhandlun=
die heute zum Abſchluß gebracht werden, iſt es gelungen, für dieſe
dite weſentliche Erleichterungen zu ſchaffen. Auch darüber hinaus n
helfend eingegriffen, ſo daß damit gerechnet werden kann, daß das
forderliche Brot zum Verbrauch zur Verfügung ſteht.
Ein dringender Appell muß aber an alle gerichtet werden, nicht di
übermäßige Eindeckung und Angſtkäufe die Lage zu erſchweren.
wenn alle das beherzigen, wird auch das Anſtehen an den Bäckerläl
das neuerdings wieder Platz greift und Unruhe und Zeit koſtet,
Ende finden können.
Doſſarkalkulation iſt Wucher.
Eine für die Geſchäftswelt lehrreiche Verhandlung ſpielte ſich
Frft. Gen.=Anz. vor der Wucherabteilung des Amtsgerichts ab. Am
Auguſt erſchien in einem Möbelgeſchäft eine Dame und erkundigte
— es war vormittags — nach dem Preis einer Klubgarnitur, der
mit 180 Millionen Mark bezeichnet wurde. Als die Dame nachmitt
die Garnitur kaufen wollte, erſchrak ſie aber über den nun geforder
Preis von 490 Millionen Mark. Der Geſchäftsleiter Kreutzbruch he
ſich nun wegen Preisſtellung inländiſcher Zahlungsmittel auf ausl
diſcher Währungsbaſis zu verantworten, und er gab zu, daß er um
kuliert habe, weil inzwiſchen der Dollar erheblich geſtiegen war.
Staatsanwalt beantragte wegen des Verſtoßes gegen die Deviſenvere
nung eine Geldſtrafe von 800 Milliarden Mark. Es handelte ſich !
um einen Fall höchſter Reinkultur: Jeder Kaufmann ſuche ſich ge
die Geldentwertung zu ſchützen, aber in der Weiſe, wie der Angekla
dies getan habe, daß er einfach alles in Dollar oder auf Goldmark
rechnete, dürfe es nicht geſchehen. An der Verarmung des Landes m
ten alle Kreiſe teilnehmen, wenn aber alles auf Dollarbaſis umgerech,
werde, dann trage der Kaufmann dazu bei, daß Arbeiter und Angeſte
ausgepowert würden. Der Verteidiger betonte, daß der Angekla
zwar auf ausländiſcher Währungsbaſis kalkuliert habe, die Preisſtellt
aber nicht danach erfolgt ſei. Es liege auch kein Kleinhandelsverk
vor. Es frage ſich übrigens, ob die Verarmung auf Seiten des Ke
manns heute nicht größer wie auf Seiten der Angeſtellten ſei. Der
geklagte habe nicht den vollen Dollarkurs berechnet, ſondern ſei darur
geblieben. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Vergeh
gegen die Deviſenverordnung vom 8. Mai d. J. zu drei Tagen Gefä
nis und fünf Milliarden Mark Geldſtrafe. Die Freiheitsſtrafe wird
dingt erlaſſen, wenn der Angeklagte eine Buße von 500 Milliarden M
zahlt. Das Gericht ſtellt feſt, daß der Angeklagte glatt geſagt habe,
verlange 490 Millionen Mark, weil der Dollar ſo geſtiegen ſei.
handele ſich hier um einen Unfug weiter Kreiſe der Frankfurter K0
mannſchaft. Wenn die Dollarwährung eingeſchoben wird, ſo wird
deutſche Währung vollſtändig auße Kraft geſetzt und es beſteht die
fahr, daß der Kaufmann auf dieſe Weiſe nicht nur ſeinen Einkaufspr
in Dollar kalkuliert, ſondern auch den Verdienſtwert. Wenn das
Frankfurt ſo weiter gehe, wie es jetzt ſchon der Fall ſei, ſo würde
Kreis der Feſtbeſoldeten bald durch den Kleinkaufmann ausgeſogen ſ
Es ſei nicht richtig, daß der Kleinkaufmann fortwährend ſein Vermöl
verringere, ſondern er vermehre ſeine Subſtanz, und er tue dies
dadu=
daß er jene Preiſe berechne. Die Höhe der Strafe verdanke der An
klagte dem Umſtand, daß andere es unterlaſſen ſollen, was er mack
In der Urteilsbegründung wurde ferner auch auf den Unfug verwi.
daß die Kaufmannſchaft bei ihren Ber=chnungen ſtets den Dolla= nu‟
ſtatt mit 4,20 anzunehmen pflege und die Straffälligkeit bitont, die
der Tabellenrechnung nach dem Dollarkurs liegt.
25. Oftober 1923
„Jahrg.
„Nr.
Hochſchalbeilage des Darmſtädter Tagblatts
Nachdruck ſämtlicher mit + verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Berſorgung
Am Beginn des neuen Semeſterg.
Von
Profeſſor D. Dr. M. Schian, Gießen.
Wir ſtehen am Anfang des bisher ſchwerſten Semeſters in
rGeſchichte der deutſchen Hochſchulen. Oder wäre das
Winter=
neſter 1918/19 ſchwerer geweſen? Was damals über uns
herein=
ch, das bedeutete eine ungeheuere ſeeliſche Belaſtung. Aber
ließ bei allem Zuſammenbruch doch gewiſſe Möglichkeiten,
ffnungen, Ausſichten. Es gab ja ſogar manche, die in den
Er=
niſſen vom November 1918 den Anfang einer beſſeren
Ent=
cklung ſehen zu dürfen glaubten! Seitdem gingen fünf Jahre
ſäglichen Kämpfens dahin. Die Utopiſten, die ſich ein
republi=
iiſches Deutſchland nur als ein kultuvell blühendes Land
vor=
len konnten, die nur davon zu reden wußten, daß ſich der
iſt den Körper baut, ſind ſtiller geworden. Aber auch die
be=
eidenen Möglichkeiten, Hoffnungen und Ausſichten, die
nüch=
ne Leute ſahen, haben keine Erfüllung gefunden. Wir ſtehen
Dunkel — vor noch ſchwärzerem Dunkel.
Das gilt auch von unſeren Hochſchulen, auch von der
deut=
n Wiſſenſchaft. Hundertwal iſt geſagt worden, das geiſtige
zen des deutſchen Volkes ſtehe über allem Zerfall äußerer
icht und Herrlichkeit. Ja, mancher ſchien dieſen Zerfall der
* ßeren Macht weſentlich under dem Geſichtspunkt anzuſehen,
z dadurch die Größe und Schönheit deutſchen Geiſteslebens
ganzen Welt — unbehindert durch den Glanz ſchimmernder
ereswehr — erſt recht zum Bewußtſein kommen werde. Das
at Friedrich Wilhelms III. von Preußen, der Staat müſſe
ich geiſtige Kräfte erſetzen, was er an phyſiſchen Kräften
ver=
en habe, wurde und wird in dieſem Sinn gedeutet. Und ge=
6: auch in äußerer Niedrigkeit und Gebundenheit kann der
„Aiſt Triumphe feiern. Aber alles hat ſeine Grenzen.
r hungernde Künſtler oder Dichter oder Gelehrte kann eine
tlang, aller Unbill trotzend, koſtbare Werte ſchaffen; aber
Mnn der Hunger ihn krank macht, läßt das geiſtige Schaffen
h: wenn er verhungert, hört es auf. In einem kleinen,
der Leitung der Weltgeſchicke nicht beteiligten Staat kann
nſt und Wiſſenſchaft trefflich gedeihen; aber wenn in dieſem
rat nicht mehr die elementarſten Vorbedingungen für die
be=
idenſte ruhige Lebenshaltung gegeben ſind, ſo müſſen Kunſt
N.Wiſſenſchaft Schaden leiden. Wir haben das in dieſen fünf
eren Jahren erfahren; wir müſſen damit rechnen, daß wir es
dieſem Winter ab noch in ganz anderer Weiſe erfahren
den. Die deutſchen Staaten, auch der heſſiſche Staat, haben
ihre Hochſchulen in dieſen Jahren ſehr viel getan. Manch=
I konnte man den Eindruck haben: mehr, als in ihren Kräften
Aud. Das ſoll auch der, der mit der Leitung des
Unterrichts=
ens nicht immer einverſtanden war, rundweg anerkennen.
erfüllte Wünſche bleiben immer. Die Hochſchulen haben die
icht, ſolche Wünſche geltend zu machen. Die Regierung und
Landtag müſſen prüfen, was erfüllbar iſt. Nicht weniges
tatſächlich erfüllt worden; über dem, was nicht geſchah, darf
Freude am Erreichten nicht ſterben. Aber jetzt? Was ſoll jetzt
den? Angeſichts dieſes Zuſammenbruchs der deutſchen Finag=
2. Angeſichts der Unmöglichkeit, ſie in Ordnung zu bringen,
en Arbeitsloſigkeit? Angeſichts des weiten Volksſchichten auch der Student nicht. Arbeit heißt die Loſung!
henden Hungergeſpenſtes? Angeſichts der furchtbaren Lage
den Händen der franzöſiſchen Gewalthaber ſieht? Wie ſollen
ere Inſtitute ihre Lehrmittel, unſere Bibliotheken ihre
Neu=
haffungen bezahlen?
ter. Die Wohnungsnöte ſind durch die Aufnahme der Aus= die Kommilitonen an ihm ärgern. Sonſt kann es kommen, daß
tund Gießen vielen helfen. In Gießen iſt eben durch einen
ackenbau (man braucht ſich unter einer Baracke durchaus und harmlos war. Unſer ſoziales Gefühl muß uns ſagen, was
eine ganze Reihe von Studenten beſchafft worden. Das Volksgenoſſen ſich dem Hunger gegenüberſehen.
Volksgemein=
menden Winter doch werden. Geldmittel! Heizung! Nah= von daher an ihn herankowmen.
g! Wie werden die Studentenheime Kartoffeln bekommen?
ſie bezahlen?
Nöte klar macht, die es drücken werden? Viele mögen das
weifeln; ich bejahe es mit Entſchiedenheit. Der ſchwere
hler des deutſchen Volkes war in dieſen letz=
Zeiten, daß es ſich den Ernſt der Lage nicht wurde. Wir müſſen die Ueberzeugung feſthalten, daß auch in
uſtellen. Fort mit dieſem Verfahren! Wir müſſen klar Gewalten zum Trotz — immer wieder die Wahrheit verkündigen,
ſen und danach handeln! Auch wir an den
Hoch=
len!
en des Studiums? Jeder ſoll vorſichtig prüfen, ob für ihn nie in dieſer Sorge aufgehen, dürfen unſere geiſtige Arbeit nie=
Hochſchulſtudium das Rechte iſt. Niemand wird in der Lage, mals nur als ein Mittel zur Beſchaffung unſeres
Lebensunter=
aufs Blaue hinein die vielleicht ohnehin zu große An= halts anſehen. Um die Erhaltung der geiſtigen Werte des
deut=
wird ganz gewiß auch in Zukunft akademiſche Berufe geben. ren, denn ſonſt geht auch das von Deutſchland zugrunde, was
ge uns, wenn die Anwärder einmal ganz fehlten! Nicht alle
überfüllt! Niemand werfe die Flinte vorzeitig ins Korn!
rchhalten muß, wo es irgend geht, die Parole ſein.
die Ohren zu ſchlagen. Das Gros der Studentenſchaft hat iſt das Wort Pflicht von ſo ſchwerem Inhalt geweſen wie heute.
Studentenſchaft geſchadet. Sie müſſen verſchwinden. Studen= niemals eine Zeit gegeben haben, in der Deutſchlands
Aka=
die ihre Zeit verbummeln — Gott ſei Dank waren ſie immer
der ganz kleinen Minderzahl —, darf es nicht mehr geben.
t heißt es, die Zeit auskaufen. Je tüchtiger einer iſt, je beſſer
eine Stunden verwertet, um ſo größer ſind ſeine Ausſichten. Aber unſere Loſung iſt: Hindurc! Einmal miß wieder heller
dem furchtbaren Kampf ums Daſein, der uns bevorſteht. Tag werden. Wir wollen ihm mit feſter Entſchloſſenheit
ent=
itſchland muß jetzt von einem Teil ſeiner Arbeiter fordern, gegenharren,
Staatskunſt.
Kommilitonen!
Die politiſchen Wirren der nächſien Tage
wer=
o den vorausſichtlich auch die wirtſchaftliche Not des
(Einzelnen auf das Höchſte ſteigern; für viele ſcheint
o. der geregelte Fortgang des Lebens, die
Möglich=
keit des Weiterſtudiums gefährdet. In dieſem
Augenblick heißt es vor allem, den Kopf oben
be=
halten, die Nerven nicht verlieren. Faßt keine
über=
eilten Entſchlüſſe! Wendet Euch vertrauensvoll an
Eure Lehrer und die berufenen Organe der ſiuden=
6 tiſchen Selbſiverwaltung! Rektor und Senat
wer=
den im Einvernehmen mit der Wirtſchaftshilfe alles
e aufbieten, um der augenblicklichen Not zu ſieuern;
umfaſſende Erleichterungen ſtehen in Ausſicht.
Die gemeinſame Not muß uns enger als je
zuſammenſchließen; vor allem in der Liebe zu
g unſerem ſchwer bedrohten Vaterlande. Für uns
gibt es keine Sonderbündelei, keine Zwietracht;
o wir ſiehen geſchloſſen für die Reichsregierung und
das einige große Vaterland. In der Einigkeit
o werden wir auch dieſe ſchweren Tage überſtehen;
nur wer ſich ſelbſt aufgibt, iſt verloren.
Darmſtadt, den 22. Oktober 1923.
Der Rektor
der Techniſchen Hochſchule
E. Heidebroek.
mge Frankreich ſeine Wahnſinnspolitk weiter verfolgt? An= daß er mehr als acht Stunden arbeitet. An die Beamtenſchaft
chts der ſchon beſtehenden und noch mehr kommenden rieſen= ergeht die gleiche Forderung. So darf niemand zurückſtehen,
Danach handeln! Alle ſollen dem Ernſt der Zeit Rechnung
ade unſeres heſſiſchen Staats, der 40 v. H. ſeines Beſtandes tragen. Ich weiß, daß weitaus die meiſten das ganz von ſelber
tun. Aber es ſollte keiner eine Auswahwe machen. Es gibt
im=
mer wieder einmal einen, der es nicht tun mag. Vielleicht
erlau=
ben ihm ſeine Verhältniſſe, ein anderes Daſein zu führen. So
ſollte er trotzdem, um der Geſamtheit willen, ſich nach dem rich=
Auch unſere Studentenſchaft ſteht vor ihrem ſchwerſten Se= ten, was in der Geſamtheit jetzt Uebung wird. Sonſt müſſen ſich
ieſenen noch größer geworden. Die Sorgen der Nahrung die Oeffentlichkeit um ſeinetwillen die Studentenſchaft von heute
men überhand. Bisher konnte die Studentenhilfe in Darm= falſch beurteilt. Ein einziger Fall wirkt oft weithin ſchädlich.
Unſere Zeit mit ihrem entſetzlichen Ernſt verträgt einfach vieles
nicht mehr, was früher gana und gäbe, was früher unanſtößig
ts Unſchönes oder gar Unwürdiges vorzuſtellen!) Quardier wir tun dürfen und was wir laſſen müſſen, während Millionen
en, das ſind Lichtblicke. Aber empfindlicher wird die Not im ſchaft! Volksſolidarität! Heiner darf die Fragen abweiſen, die
Danach handeln! Soll das heißen: dem Idealismus abſagen
und das Studium nur noch als Brotſtudium treiben? Wer mich
Iſt es der richtige Anfang für ein Semeſter, daß man ſich ſo verſtünde, hätte mich gründlich mißverſtanden. Im Gegenteil:
wir Akademiker alle zuſammen werden Idealiſten ſein — oder
wir werden nicht ſein! Das ſoll heißen: wir werden zur
Be=
meiſterung unſerer äußeren Nöte eines derartigen Vorrats
idea=
liſtiſcher Geſinnung bedürfen, wie er noch niemals erfordert
sreichend klar gemacht hat. Es hoffte auf England, Zukunft, ſelbſt in den nächſten Zeiten allerdunkelſter deutſcher
Amerika, womöglich auf Frankreich. Es hoffte auf andere, Zukunft, das geiſtige Leben der Nation unbedingt ſorgfältigſte
ſich mit aller kalten Entſchloſſenheit auf ſeine furchtbare Lage Pflege, eifrigſte Förderung erfahren muß. Wir müſſen — allen
daß ein Volk erſt dann als Volk ſterben kann, wenn es nur noch
die Sorgen der Nahrung kennt. Auch wir müſſen, ob wir wollen
oder nicht, viel mehr Zeit und Kraft als früher auf die Sorge
Danach handeln! Beſteht das rechte Handeln etwa im Auf= für die Erhaltung unſeres Körpers verwenden. Aber wir dürfen
iterzahl für einen gkademiſchen Beruf zu vermehren. Aber ſchen Volkes müſſen wir einen nimmermüden zähen Kampf
füh=
ihm über alle Zweifel hinaus den größten Wert gibt: ſeine
Kul=
tur, ſeine Wiſſenſchaft und ſeine Kunſt.
Dieſen Kampf müſſen wir alle gemeinſam führen. Aber jeder
von uns muß ihn auch für ſich allein führen. Er wird zu einem
Danach handeln! Wenn es Kriſen in Anſtellung und Beruf guten Teil ausgefochten in ſtiller Entſagung, in kalten Stuben
ſo wird der Tüchtige ſie allemal am beſten überwinden. Es und an mager beſtellten Tiſchen. Er wird ausgefochten in
ſtren=
etzt nicht die Zeit, um Tage oder Monate oder gar Semeſter ger Selbſtzucht und höchſter Anſpannung aller Kräfte. Niemals
nie getan; wenige, die es taten, haben dem Ruf der geſam= Niemals forderte das Vaterland ſo ziel von uns. Möge es auch
demiker, in der Deutſchlands ſtudiererde Jugend ſo viel geleiſtet
haben, wie die kommende Zeit!
Dunkler werden jeden Tag die Wolken, die über uns hängen.
Dunkel liegt der Winter, liegt unſer Winterſemeſter vor uns.
Von
Rudolf Mauve, Darmſtadt.
Die Politik iſt die Kunſt des Möglichen — ein alter Satz,
all=
gemein bekannt und doch von wie wenigen verſtanden und
prak=
tiſch beachtet! In ſeinem „Untergang des Abendlandes” nimmt
ihn Oswald Spengler zum Ausgangspunkt von Betrachtungen,
von denen man wünſchen möchte, daß jeder Deutſche ſie ſich rechtz
innerlich zu eigen machen möchte.
Der große Staatsmann iſt der Gärtner eines Volkes. Der
Gärtner kann eine Pflanze aus dem Samen ziehen, oder ihren
* Stamm veredeln, er kann die in ihr verborgenen Anlagen, ihre
Blüten und Früchte zur Entfaltung bringen oder verkümmern
laſſen. „Von ſeinem Blick für das Mögliche und alſo Notwen=
I dige hängt ihre Vollkommenheit, ihre Kraft und ihr ganzes
Schickſal ab.” Grundgeſtalt und Richtung ihres Daſeins aber,
Geſchwindigkeit und Dauer, das Naturgeſetz ſteht nicht in ſeiner
Gewalt. Die Pflanze muß es erfüllen oder ſie verdorrt, und
das=
o ſelbe gilt von der ungeheueren Pflanze Kultur und den in ihre
politiſche Formenwelt gebannten Daſeinsſtrömen menſchliches
Geſchlechter. Alles Handeln iſt zeitlich gebunden und jede
han=
delnde Perſönlichkeit iſt zeitlich bedingt, auch wenn ſie bahn=
2 brechend eine neue Epoche der Geſchichte herbeiführt. Mit den
geſchichtlichen Begebenheiten, mit der Ideenwelt ſeiner Zeit muß
der Staatsmenn rechnen, geradeſo wie der Gärtner mit dem
SINaturgeſetz. Staatsmann iſt aber nur derjenige, der dieſe
Mög=
olichkeiten klar erkennt, Ideologe, wer im Verfolg eines wenn auch
großen Gedankens den Boden der Wirklichkeit, die Fühlung mit
ſeiner Zeit verliert. „Die Anbeter politiſcher Ideale ſchaffen aus
dem Nichts.” Frei im Raum ſchweben die Gedanken, aber die
Begriffe Weisheit, Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit ſchützen nicht
vor dem Ikarusſturz. Staatskunſt iſt der klare Blick für die
gro=
ßen Linien, die unverrückbar gezogen ſind, und die ſichere Hand
für das Einnnalige, das Perſönliche, das in ihrem Rahmen aus
einem nahenden Verhängnis einen entſcheidenden Erfolg machen
kann. Das Geheimnis aller Siege liegt in der Organiſation des
Unſcheinbaren.
Das Bauen auf dem Gegebenen, das unmerkliche
Vorantrei=
ben und Lenken des Geſchehens iſt aber nur feinſtem
pſycho=
logiſchen Verſtehen der Völker= und Einzelſeelen möglich. Das
feine Gefühl für die gefährlichen Grenzen des Möglichen, dieſes
* Gefühl, welches erſt frei im wahrhaften Sinne macht — die
großen weltgeſchichtlichen Führer haben es beſeſſen, während es
das Vorrecht des Ideologen iſt, beſtändig über dieſe Grenzen zu
ſtolpern.
In uns Deutſchen der Gegenwart lebt wohl ausnahmslos,
geboren aus der Erkenntnis des Unhaltbaren unſerer Lage, das
heiße Streben nach einer inneren und äußeren
Wiederaufrich=
tung, nach dem „Wiederaufbau”, und nicht die Schlechteſten ſind
es, die nach der Reformation an Hgupt und Gliedern rufen.
Klarheit gilt es zu ſchaffen über das Gegebene, Klarheit über die
Grenzen des Möglichen, damit nicht neuerliche Kataſtrophe
unſe=
ren Untergang beſiegele. Nicht Oberflächenerſcheinungen gilt es
dabei zu erörtern.
Im Vorwort ſeiner Laſalle=Biographie führt Oncken aus,
daß das vergangene Jahrhundert deutſcher Geſchichte von zwei
großen und allgemeinen Tendenzen beherrſcht worden ſei, von
der Tendenz auf der einen Seite die Nation zur ſtaatlichen
Ein=
heit zurückzuführen, und auf der anderen Seite die ſozialen
Probleme mit neuen geſetzgeberiſchen, ſittlichen und
organiſato=
riſchen Mitteln zu bewältigen. Es liegt eine Tragik darin, daß
in Deutſchland beide Fragen gerade zur gleichen Zeit einer
Löſung zudrängten, während unſere weſtlichen Nachbarn, bei
denen das aus der wirtſchaftlichen Entwickelung der letzten
ein=
einhalb Jahrhunderte geborene ſoziale Problem etwa gleichzeitig
auftrat, zu dieſer Zeit bereits längſt den Weg zum Nationalſtaat
gefunden hatten. Es gibt keine wichtigere Feſtſtellung als dieſe
für das allgemeine Verſtändnis des neuen Zeitalters überhaupt.
Den Weg zum Nationalſtaat haben die deutſchen Stämme
gefunden unter Führung ihres größten Staatsmannes, die
Löſung des ſozialen Problems wurde vertagt.
Es liegt eine tiefe Tragik darin, daß es gerade der
ſtarke wirtſchaftliche Aufſchwung, die fortſchreitende
Induſtriali=
ſierung Deutſchlands war, die ſchließlich dahin geführt hat, daß
in dieſen Tagen die große Errungenſchaft des 19. Jahrhunderts,
der Nationalſtaat, dem deutſchen Volke verloren zu gehen droht.
Es war zweifellos eine Tat von geſchichtlicher Bedeutung, daß
Marx die Schattenſeiten der kapitaliſtiſchen Wirtſchaftsform und
die ſich daraus ergebenden Probleme mit als erſter klar erkannte.
Verhängnisvoll aber war es, daß die Schlüſſe, die jener vor
nun=
mehr faſt einem Dreiviertel=Jahrhundert aus den damals
ge=
gebenen Verhältniſſen zog, als unumſtößliches Dogma von der
deutſchen Arbeiterſchaft angeſehen wurden. Schon längſt haben
einſichtige Sozialiſten erkannt, daß der Marxismus keineswegs
die ein für allemal feſtſtehende Heilslehre iſt, ſchon längſt haben
einſichtige Sozialiſten erkannt, daß der Weg von Internationale
und Klaſſenkampf zur nationalen deutſchen Arbeiterpartei
füh=
ren muß, aber der gläubigen deutſchen Arbeiterſchaft hat bisher
der große Führer gefehlt, der aus dem Geſchehen des letzten
Jahrzehnts das Ergebnis zu ziehen vermochte. Der Marxismus
iſt tot, und auch alle Wiederbelebungsverſuche werden daran
nichts zu ändern vermögen. Jeder Staatsmann aber, der heute
das Steuer des deutſchen Staatsſchiffes in die Hand nimmt,
wwird nicht nur mit dieſer Tatſache, ſondern auch damit rechnen
müſſen, daß ein halbes Jahrhundert lang die Maſſe der
deut=
ſchen Arbeiterſchaft an jene marxiſtiſche Lehre feſter wie an das
Evangelium geglaubt hat und daß die aus dieſem Glauben ſich
ergebende geiſtige Einſtellung eine geſchichtliche Tatſache iſt. Der
Staatsmiann muß mit dem Gegebenen rechnen. Tatſachen darf
man nicht ungeſtraft ignorieren. Wir ſind überzeugt, daß die
Rolle des deutſchen Volkes in der Völkergeſchichte noch nicht
aus=
geſpielt iſt. Wir wollen das deutſche Volk vorbereiten für die
großen und ſchweren Aufgaben der Zukunft. Nicht den Kampf
gilt es gegen eine überlebte Ideenwelt, ſondern Förderung jener
ſtarken Strömungen, welche aus dem Nebel der Ideologie
zurück=
ſtreben auf den Boden der Wirklichkeit.
Das Volk, welches als erſtes die großen ſozialen Probleme
der Gegenwart zu löſen vermag, wird der Sieger in dem
furcht=
baren Krieg ſein, welcher ungeachtet jenes Scheinfriedens von
Verſailles auch heute noch Europa erſchüttert!
Nicht Phraſen und Ideologien werden uns retten, ſondern
nur die zielklare Führung, welche die innere Einheit des
deut=
ſchen Volkes herzuſtellen vermag, jene innere Einheit, die auch
allein den ſo ſchwer erkämpften deutſchen Natioralſtaat auf die
Dauer vor dem Zerfall zu bewahren vermag, jene innere
Ein=
heit, die allein uns die Kraft gibt für die großen Aufgaben der
Zukunft.
Gedanfen zur Anirittsrede.
Von
cand. mach. Alfons Kemper.
Mit Beginn des neuen Semeſters iſt das Rektorat der
Hoch=
ſchule in neue Hände übergegangen. Bevor wir zu den Worten,
die bei der feierlichen Uebergabe vom ſcheidenden und vom neuen
Rektor geſprochen wurden, Stellung nehmen, müſſen wir, wie
früher ſchon einmal, unſerem Bedauern Ausdruck geben, daß
die Feier wiederum in einem verhälmismäßig kleinen. Raum
ſtautfand, wobei, hockgerechnet, kaum der zehnte Teil der
Geſamt=
ſtudentenſchaft anweſend ſein konnte. Gerade zu Beginn dieſes
Semeſters, wo die Beſtürzung innerhalb der Studentenſchaft ob
der plötzlichen Teuerung ſo groß iſt, wäre es notwendig geweſen,
ihr von Seiten ihrer verehrten Führer beruhigende und
er=
mutigende Worte zu ſagen, und das um ſo mehr, wo der neue
Rektor zum erſten Male ſich ein allgeneines Thema zu ſeiner
Rede gewählt hatte. So können wir nur noch wünſchen, daß
Rektor und Prorektor Gelegenheit nehmen, auf der demnächſt
ſtattfindenden Studentenverſammlung zu ſprechen.
In wenigen Worten nur berichtete Herr Profeſſor Dr.=Ing.
Peterſen über die gewaltigen Arbeiten, die während ſeiner
zwei=
jährigen Amtstätigkeit von der Hochſchule, ihren Lehrern und
Beamten und ihren verſchiedenen Unterabteilungen geleiſtet
wur=
den „Nicht geſprochen hat er aber von dem, was die
Hoch=
ſchule und Studentenſchfat ihm verdankt, was er geſchaffen.
Auf der einen Seite der Neubau des Elektrotechniſchen Inſtituts
und die unſägliche Kleinarbeit, auf der anderen die
immer=
währende Hilfsbereitſchaft und Mitarbeit in allen, auch den
kleinſten, ſtudentiſchen Belangen. Nicht erwähnt hat er, wie er
ſich zwei Jahre lang darum bemüht hat, das Vertrauen der
Studentenſchaft zu ihren Lehrern zu ſtärken und zu feſtigen, daß
ex trotz der rieſigen Verwaltungsarbeit, die ihm kaum Zeit für
Lehr= und Forſchertätigkeit laſſen konnte, keine Gelegenheit
vorübergehen ließ, bei ſeinen Schülern zu ſein. Keine größere
Feier irgend eines Verbandes, einer Korporation war ohne
unſeren Rektor denkbar. So konnte auch der Vorſitzende
der Studentenſchaft, Herr Erfurth, nicht genug Worte des
Dankes und der Anerkennung finden, konnte mit Recht dem
ſcheidenden Rektor ſagen, daß wir uns mit Stolz ſeine Schüler
hätten nennen dürfen.
Wenn wir jetzt vorwärts ſchauen, wiſſen wir, daß wir auch
dem neuen Rekvor Vertrauen, ſchenken dürfen. Seine
aner=
kannte Tätigkeit in der Förderung der Studentiſchen
Wirtſchafts=
hilfe und des Sportplatzbaues, der ohne ihn nie zuſtande
gekom=
men wäre, ſowie ſeine Antrittsrede geben uns die Gewißheit.
Wir können uns deshalb beſonders freuen, da die
Studenten=
ſchaft im kommenden Semeſter, um nicht zu ſagen in den
kom=
menden Tagen, auf das ſtarke Eingreifen des
Nek=
tors der Hochſchule angewieſen iſt. Die Not iſt
aufs größte geſtiegen; die Hochſchule muß beinahe
unerſchwing=
liche Gebühren fordern; das Studentenheim, der Zufluchtsort
aller derer, die in den vergangenen Semeſtern ſchon nur unter
größten Entbehrungen das Studium fortſetzen konnten, mußte
Bezahlung in Goldmark verlangen. Wir weiſen alle Angriffe
zurück, die aus der Studentenſchaft gegen dieſe Maßnahme laut
wurden, können auf der anderen Seite jedoch nicht verſtehen,
daß die Studentenſchaft bisher nicht Gelegenheit hatte, dazu
Stel=
lung zu nehmen. Wir müſſen uns klar darüber ſein, die Koſten für
Unterhalt und Studium ſind für die Dauer für die geſamte
Studentenſchaft einfach unerſchwinglich! Wenn es
nun eben nicht anders mehr geht, dann muß an Stelle der
Selbſthilfe die Hilfe treten! „Das Studium darf
nie=
mals das Privilegium der Reichen, noch viel weniger der
Neu=
reichen werden”, hat der neue Rektor ausdrücklich betont. Und
wenn er weiter ſagte, daß wir uns frei machen müßten von der
Anſchauung, daß der Stagt wie für alles übrige auch hierfür
allein ſorgen muß, ſo wird er gerade ebenſo gut wiſſen wie
wir ſelbſt, daß die Studentenſchaft ſich frei weiß
von dieſer Anſchauung. Die Studentenſchaft war
nie=
kes, die im Staat weniger den Träger der politiſchen Macht und
der Konzentration aller Kräfte der Nation, als vielmehr eine
meinſchaft den Gedanken der Selbſthilfe betont und
verwirk=
licht. Die Studentenſchaft hat ſich das Beiſpiel des alten
preu=
ßiſchen Beamtentums, das Preußen „großgehungert” hat, zum
Vorbild genommen. Die Studentenſchaft hat immer und immer
wieder den Staat als Träger der politiſchen Macht gefordert
und iſt immer nur dann mit ihm in Konflitk gekommen, wenn er
dieſer Forderung nicht nachkommen wollte.
Fünfjährige unermüdliche und aufopferungsvolle Tätigkeit
Einzelner alſo, und die Entbehrungen aller, geben ein beredtes
alles verſucht hat, um ſelbſt Herr der materiellen Not zu
werden. Nun aber iſt ſie am Ende ihrer Kraft. Wenn das
Studentenheim auf die Beiträge der
Studen=
eine andere Preisfeſtſetzung unmöglich. Wir
haben in unſerem Leitartikel aus berufener Feder die
Studenten=
ſchaft zum Durchhalten aufgefordert. Unſere Worte aber des Nachwuchſes, den wir in Geſtalt unſerer Ingenieure und
werden in den Wind hallen, wenn der Einzelne ſo ſchlecht geſtellt
iſt, daß er nicht einmal die Eſſenkarte im Studentenheim bezahlen
kann. Hier kann nur und muß der Staat helfend eingreifen,
durch ausreichende Unterſtützung, nicht des Einzelnen, ſondern
der verſchiedenen Fürſorgeorganiſationen. Und wenn er ſich
weiter weigert, zu helfen, wenn er weiterhin Mangel an Mitteln
vorſchützt, dann ſollten die Führer der Studentenſchaft nicht ruhig
zuſehen, wie die Hochſchule ſich in dem Maße, wie die Mittel des
Einzelnen erſchöpft ſind, entvölkert, ſondern ſollten von ſich aus
die Schließung des Studentenheims, und damit der Hochſchule,
erzwingen. „Niemals darf das Studium ein Privilegium
der Neu=Reichen werden.” — Wir haben das Vertrauen zum
neuen Rektor und hoffen, daß er uns nicht entäuſchen wird.
Noch einige andere Dinge ſollen, um den verſchiedenen
An=
regungen, die in den letzten Tagen an uns gekommen ſind,
Aus=
druck zu verleihen, nicht unerwähnt bleiben. Die hohen
Licht=
preiſe machen es dem Studenten unmöglich, in den
Abendſtun=
den, wo die Hochſchule geſchloſſen iſt, auf ſeiner „Bude” zu
arbei=
ten. Beſonders die älteren Semeſter, die im Examen, ſtehen,
werden hart davon betroffen. Es müßte möglich gemacht
wer=
den, daß ein genügend großer Arbeitsſaal der Hochſchule, oder
beſſer mehrere kleine Säle, vielleicht für die verſchiedenen
Ab=
teilungen, bis 10 oder 11 Uhr abends geöffnet ſind.
Weiterhin iſt es von den älteren Semeſtern der
Maſchinen=
quabteilung als eine der heutigen Zeit kaum zu rechtfertigende
taßnahme empfunden worden, daß der Diplom=
Hauptprüfungs=
rmin für Kriegsteilnehmer in dieſem Jahre nicht ſtattfinden
le. Es mag ſein, daß dieſer Beſchluß, zur Zeit, als er gefaßt
durde, eine Notwendigkeit erſchien. Heute jedoch bedeutet
, daß der ganze Reſt der Kriegsteilnehmer, wenigſtens 3
Mo=
ate länger an der Hochſchule bleiben muß, abgeſehen davon, daß
in großer Teil der Studenten, der vor Monaten noch ſich mit
em Gedanken abgefunden hatte, erſt Oſtern ſein Studium zu
eenden, unter den heutigen Umſtänden ſich den
Weihnachts=
ermin als Schlußtermin ſetzen muß. Daß die
Prüfungsergeb=
liſſe infolge der überſtürzten Vorbereitung dann noch mehr
u wünſchen übrig laſſen wie bisher, iſt damit ſelbſtverſtändlich.
Zir geben der Hoffnung Ausdruck, daß der oben erwähnte Be=
ſchluß rückgängig gemacht wird, anknüpfend an die Worte des ſchaft, der dieſe Vorbildung anvertraut iſt. „Mit großem *
neuen Rektors: „An der Qualität des Nachwuchſes, den wir fremden empfindet es daher gerade unſere Hochſchule, daß
in Geſtalt unſerer Ingenieure in die Volkswirtſchaft hinüber= Berechtigung zur Ausbildung von Oberlehrern unſerer alle
leiten, wird ſich die Möglichkeit entſcheiden, die kulturellen und
politiſchen Aufgaben der Zukunft mit zu übernehmen.”
Wir verkennen nicht die Schwierigkeiten, die aller Arbeit
ent=
alles zu vermeiden, was einen Gegenſatz zwiſchen Studentenſchaft einen Hauch zu ſpüren bekommen. In geiſtigen Dingen darf
und ihren Führern einerſeits und Studenteitzſchaft und Lehrkörper
andererſeits herausſchälen konnte, weil wir der Anſicht ſind, daß; ſetzung des Reiches bedroht erſcheint, um ſo lauter erheben m
geht, aller Streit um Nichtigkeiten vergeſſen ſein muß. „Leer= gemeinſchaft muß uns einſt der Boden für das größere Deutſe
Ehren kommen.” Aus der Feſtrede des Nektors klang der feſte vorangehen.
Wille, zu der Studentenſchaft in ihrer Not zu ſtehen. Die
vereint verſuchen, „durchzuhalten”.
Herrn Profeſſor Dr.=Ing. Heidebroek.
In anbetracht der Zeiten ſchwerſter vaterländiſcher Not und
Verantwortung hatte der neue Nektor davon Abſtand genommen,
nach altbewährter gkademiſcher Gewohnheit ein Thema der
fach=
wiſſenſchaftlichen Entwicklung zu wählen, um über
die Aufgaben der Techniſchen Hochſchuſen
in der Gegenwart
zu ſprechen und dieſe Aufgaben zu den Problemen der Zeit in
Verbindung zu ſetzen. Die beiden großen Ziele jeder Hochſchule,
die wiſſenſchaftliche, Forſchung einerſeits und die
Ausbildung des akademiſchen Nachwuchſes
an=
dererſeits, müſſen, wie alle übrigen Dinge, heute mehr denn je
zu der Not des Vaterlandes in Beziehung geſetzt werden.
für den Fortſchritt unſerer wiſſenſchaftlichen Forſchung durch wärtigen Tage wie ein böſer Traum erſcheinen werden. Hie
die große materielle Notlage, durch die Schwierigkeiten, liegt unſere Aufgabe! In dieſem Geiſte laſſen Sie uns a
mit denen die Forſchungsinſtitute zu kämpfen haben, und durch
die unerwünſchte Ueberfüllung der Hochſchulen, die den
Lehr=
körper mit Unterrichts= und Verwaltungsarbeit überlaſtet.
Zweifellos müſſen wir uns freimachen von dem Gedanken, daß
der Staat wie für alles übrige auch hierfür allein ſorgen
müſſe, jedoch die Hochſchule als wirtſchaftlicher Selbſtkörper ganz
auf eigene Füße ſtellen hieße, das Studium zu einem
Privi=
legium der Neureichen oder die Hochſchule zu einer Fachſchule
für Heranbildung des Nachwuchſes für die Induſtrie zu machen.
Die zweite Gefahr, die unſerer wiſſenſchaftlichen Forſchung droht,
iſt die wachſende Konkurrenz in den anderen Ländern, beſonders
in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Redner
ſchil=
derte ausführlich die ſeit dem Kriege eingeſetzten Beſtrebungen,
der Vereinigten Staaten, die geſamten Kräfte der
wiſſenſchaft=
lich=techniſchen und induſtriellen Forſchung an den Univerſitäten,
Laboratorien und Privatinſtituten zu gemeinſamer
planmäßi=
mit einem Bureau von 1400 Angeſtellten und einem Jahresetat
von 3½ Millionen Dollar, bearbeitet die wiſſenſchaftlichen Auf= geſchaut; aber der Sturm hat ſich in er mehr geſteigert. un
gaben auf allen Gebieten der Technik und gibt ſo dem Willen
des amerikaniſchen Volkes Ausdruck, die Herrſchaft über die
Welt auch auf dem Gebiete der techniſch=wiſſenſchaftlichen
For=
ſchung anzutreten.
Die Erhaltung der ausländiſchen Märkte aber iſt für
Deutſchlands Wirtſchaft eine Lebensfrage. Wir müſſen alſo in
klarer Erkenntnis dieſer Gefahr auch unſererſeits unſere geſamte
wiſſenſchaftliche und geiſtige Arbeit zu planmäßiger
Konzen=
tration und zweckmäßiger Orientierung zuſammenfaſſen. An
die Stelle ungezügelter, von keiner materiellen und wirtſchaft= muß begangen werden zum Wohle unſeres Vaterlandes. Wiſ
lichen Ueberlegung getrübten wiſſenſchaftlichen Forſchung, die
mals angeſteckt von jener „Verſorgungs=Neuraſthenie des Vol= wir uns heute einfach nicht mehr leiſten können,
muß planmäßige Arbeit für den Fortſchritt unſerer geſamten
große Rentenanſtalt erblickt.” Sie hat wie keine andere Ge= müſſen unerbittlich die höchſten Anforderungen qualitati= Vaterlande, treu dem deutſchen Volke und treu ſich ſelbſt.
ver Art an uns ſelbſt wie an unſeren wiſſenſchaftlichen
Nach=
organiſatoriſchen Begabung unſeres Volkes die höchſten Leiſtun= immer ein mitfühlendes Herz für ſeine Studenten, als di
gen herauszuholen. So iſt es notwendig, daß in den verſchie= wir uns mit Stolz bezeichnen durften, gehabt
denen Organiſationen, die ſich auch bei uns die Unterſtützung Dank ihm für ſeine Unterſtützung in der ſchweren Arbeit des
für eine planmäßige Zuſammenfaſſung der Mittel hingewirkt
würde. Es iſt eine zwingende Notwendigkeit, daß die führenden ſchaffen, erlaube ich mir, Ihnen, Herr Prorektor, dieſe Mapp
Geſellſchaften mehr als bisher allgemeine Richtlinien heraus=
Zeugnis dafür ab, daß die Studentenſchaft bis heute alles, auch arbeiten, nach denen hin die wiſſenſchaftliche Arbeit einſetzen die aufopfernde Arbeit zum Wohl der Studentenſchaft. Dan
muß. Der Redner belegte noch ausführlich dieſe Forderungen Ihnen für alles, was Sie für uns getan haben!
und fuhr dann fort: So kommt heute den Techniſchen Hochſchulen
eine ganz befondere Bedeutung zu, weil ihrer Forſchung in
tenſchaft weiterhin allein, angewieſen iſt, iſt erſter Linie die Aufgabe zufällt, die wiſſenſchaftliche Erforſchung
der Naturgeſetze umzugießen in die Formen wirtſchaftlicher
Güter und Tatſachen. Und zum zweiten: An der Qualität
Chemiker, Forſcher und Wiſſenſchaftler in die deutſche
Volks=
wirtſchaft hineinleiten, wird ſich die Möglichkeit entſcheiden,
die großen kulturellen und politiſchen Aufgaben der Zukunft
mit zu übernehmen. So würde man alſo das Erziehungs=
und Bildungsproblem der Techniſchen Hochſchule zu eng
er=
greifen, wenn wir es lediglich auf den Rahmen einer
uns darüber klar ſein, daß ſelbſt die größte
wiſſen=
ſchaftlich techniſche Leiſtung uns nur dann zum Segen
geiſtige Erziehung unſerer Studenten zu vollwertigen Menſchen
tragen ſoll, müſſen wir immer aufs neue ihre Einwirkung auf in der Deutſchen Studentenſchaft für unbedingt notwendig
er=
faſſung der Völker ſtudieren. Darum fordern wir bewußt auch Würzburger Satzung an und betrachten den Verfaſſungsſtreit
die philoſophiſche Schulung, die Ausbildung in der höchſten aller
Geiſteswiſſenſchaften, für unſere Studierenden. So ſtreben wir
bewußt eine univerſalität der Bildung an und ſehen rheiniſchen Studenten führend tätia ſein für den Aufbau der 4.
auch in unſerer Hochſchule mit ihrem Bildungskreis die univer= Deutſchen Studentenſchaft und des deutſchen Vaterlandes. Der
sitas.”
Hochſchulen an erſter Stelle mitberufen ſind, den neuen Humanis= arbeitendes, freies, glückliches Vaterland.
mus, eine neue Entwicklung des Menſchengeiſtes heraufzuführen,
den lebendigen, aus den Problemen und dem Geiſtesleben der
fältigen Erſcheinungsformen unſeres techniſch=naturwiſſenſchaft= vorenthalten hatten. Wir freuen uns, feſtſtellen zu können, daß
lichen Zeitalters in ſich begreift und den Menſchen der Arbeit das Vorgehen der Deutſchen Studentenſchaft das einzig Nichtige
und der Maſchine ebenſo wie den Induſtrieführer in ſeiner
For=
zum ganzen Menſchen die beſten Vorausſetzungen für den beſten ſich abwartend verhielt, bis die rheiniſchen Studentenſchaften
wieder bei den allgemeinen Volksbildungsfragen verſucht wird,
den Bildurgswert der exakten Wiſſenſchaſten zurückzudrängen.
Nach kurzer Kritik der Reformbeſtrebungen an unſeren höheren Vorgehen früher ſchon als das einzig gegebene bezeichnet.
Schulen fuhr der Nedner fort: Die Hochſchule braucht für ihre
Studenten die höchſte Stufe der geiſtigen Ausbildung, braucht
aber eben deshalb auch einen Einfluß auf den Geiſt der Lehrer=
meinen Abteilung noch immer nicht verliehen iſt, trotzdem al
größeren Staaten des Neiches (Baden ausgenommen) die Gene
migung längſt erteilt haben. Es iſt einfach ein unhaltbarer 3
gegenſtehen, aber gerade weil deren ſo viele ſind, fühlen wir uns ſtand, daß von dem Geiſt, der an unſeren Hochſchulen gepfle
verpflichtet, dazu Stellung zu nehmen. Wir haben uns bemüht, wird, nicht auch die Erzieher unſerer heranwachſenden Juger
keine Kleinſtaaterei geben. Je mehr die politiſche Zuſamme
wenn es ums Ganze, wenn es ums nackte Leben, die Forderung nach der Einheit im Geiſte! Die große Kultu
laufsarbeit haben wir in den letzten Jahren genug geleiſtet, der land werden. Darin müſſen die deutſchen Hochſchulen mit ihre
uns allen geläufige Begriff Wirkungsgrad muß wieder zu ungeheuren Einfluß auf das ganze geiſtige Leben der Nati
Täuſchen wir uns nicht über den furchtbaren Ernſt d
Studentenſchaft wird ſich hinter ihre Lehrer ſtellen, und mit ihnen Stunde! Einſt waren unſere Landesgrenzen geſchützt dur
trotzige Feſtungen, durch ein Heer in Waffen, heute ſtehen unſe
Hochſchulen am Rhein als die eigentlichen Feſtungen, a
Bollwerke des deutſchen Geiſtes, im Kampfe in vorderſter Lin
Antrittsrede Seiner Magnifizenz des Rektors Aus der Jugend heraus bricht ſtärker und ſtärker die Sehnſue
nach dem neuen Deutſchen Reich! unſer Volk iſt krank geworde
im Geiſte, erſtickt im widerlichen Kampf um das Geld, arm ſit
wir geworden, waffenlos, in die Verbannung mußten unſe
Brüder gehen. Von den Hochſchulen aus geht der Ruf zur Samu
lung, zur Selbſtbeſinnung. Was die nächſten Tage, was d
nächſte Stunde uns bringen wird, w ſen wir nicht, aber de
wiſſen wir, daß wir kämpfen werden um jeden Fuß breit deu
ſchen Landes, daß wir jedes Opfer zu bringen bereit ſind, u
die Einheit des Reiches und ſeine Freiheit zu erhalten, un
wenn auch das vergebens iſt, wenn das Bitterſte uns nicht e
ſpart ſein ſoll:. Dann bauen wir ſelbſt über Trüm
mern im Geiſte das neue Reich der Zukunft, dan
müſſen die deutſchen Hochſchulen von heute an ſchon die Träg;
und Stützen des Neuen werden, über alle politiſchen und geſel
ſchaftlichen Schranken hinweg die eiſernen Klammern ſchlage
zur neuen zukünftigen Einheit. Einmal, wenn auch in ferne
Zukunft, wird der Geiſt der deutſchen Einheit aus allen Quelle
Zum erſten übergehend, ſchilderte er zunächſt die Gefahren, ſo hervorbrechen, daß unſeren Kindern die Wirrniſſe der geger
unſere ſchwere Tagesarbeit herangehen.
A. K.
Anſprache des Vorſitzenden der Studenienſchaft
Herrn Erfurth.
Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, welche zwiſchen der
heutigen Tag und der letzten Rcktoratsübergabe liegt, ſo we
das eine Zeit harter Arbeit. Nicht nur in den Räumen de
Hochſchule, ſondern auch auf vielen anderen Gebieten. Ich möch.
nur das eine herausgreifen, welches der gkademiſchen Jugen
und ſomit der Studentenſchaft beſonders am Herzen liegt. Da
iſt die treue Pflichterfüllung dem Vaterland
und dem deutſchen Volk gegenüber. Manch ſchwere
Schlag hat unſer geliebtes Vaterland getroffen; manch ein Ake
demiker iſt der Willkür franzöſiſcher Horden zum Opfer gefaller
Die Rückwirkung iſt nicht ausgeblieben. Wie ein Schiff, das i
ger Arbeit zuſammenzufaſſen. Eine gigantiſche Organiſation, harter Seenot das Meer durchkreuzt und vergeblich nach dei
ſicheren Hafen Ausſchau hält, ſo l aben auch wir nach Land aus
wie die Not die Menſchen zuſammenſchweißt, ſo haben fio
auch unſere Reihen feſter geſchloſſen, um der
Vaterland und dem deutſchen Volke unſere ge
einte Kraft zur Verfügung ſtellen zu könner
Schwarz und dunkel liegt die Zukunft vor uns. Imme
wieder hört man die brennende Frage, was mag ſie uns bringer m
wo die Gegenwart ſchon ſo grauſig iſt? Aber wir wolle,
nicht verzagen. Wir wollen über dieſe Zeiten hinwegkommer
und der Weg, mag er noch ſo bergig und unwirtlich ſein, e
ſind bereit, dem Rufe, der uns aus der Not den
deutſchen Volkes entgegendringt, zu folgen
Das ſind die Wege, die die Studentenſchaft beſchritten hat und
Volkswirtſchaft in ihrer materiellen Lage treten. Wir auch in Zukunft weiter beſchreiten wird. Treu dem deutſcher
An dieſer Stelle möchte ich nicht verſäumen, Herrn Pro
wuchs ſtellen, um aus der zweifellos vorhandenen techniſch= feſſor Peterſen unſeren heißeſten Dank auszuſprechen. Hat er dod W
der wiſſenſchaftlichen Forſchung zum Ziele geſetzt haben, ganz Ruhrausſchuſſes, deſſen Mitbegründer er iſt. Und um ein
bleibende Erinnerung an die Tätigkeit des Ruhrausſchuſſes zu
geſammelter Sonderdrucke zu überreichen. Dank Ihnen ferner für
Euer Magnifizenz erlaube ich mir die Glückwünſche der
Studentenſchaft zu übermitteln, und ich gebe dem Wunſch
Aus=
druck, daß ſie auch unter der Amtstätigkeit Euer Magnifizenz
das bleibt, was war. Zum Segen unſeres Vaterlandes, zum
Segen des deutſchen Volkes!
* Treubekenntnis der rheiniſchen
Studentenſchaft.
Anläßlich eines längeren Beſuches des Vorſitzers der
reinen Fachſchulbildung erſtrecken würden. Vir müſſen Deutſchen Studentenſchaft, Fritſch=Charlottenburg, bei den
deutſchen Studenten des beſetzten rheiniſchen Gebietes gaben
gereichen wird, wenn es uns dabei gelingt, aus der Periode der Vertreter der rheiniſchen Studenten dem Vorſitzenden eine
län=
hinter uns liegenden Epoche herauszukommen. Darum erheben gere Erklärung ab, in welcher betont wird, daß angeſichts der (y
wir mit vollem Nachdruck die Forderung, daß die allgemeine furchtbaren außenpolitiſchen Lage des Reiches die rheiniſchen f
gepflegt wird. Wenn die Technik nicht zur Mechaniſierung bei= Studenien den feſten Zuſammenſchluß aller deutſchen Studenten I.
die Struktur der menſchlichen Geſellſchaft, auf die ſoziale Ver= achten. Die rheiniſchen Studentenſchaften nehmen deshalb die
als endgültig abgeſchloſſen. Nach alter Tradition wollen die
Hochſchulkreis der beſetzten Gebiete will ein Kampfblock ſein
So führte der Redner weiter aus, daß die Techniſchen gegen alle Loslöſungsbeſtrebungen; ſein Ziel iſt ein einiges, 4
Die rheiniſchen Studentenſchaften waren die einzigen ge=
Gegenwart herauswachſenden Humanismus, der die tauſend= weſen, die bisher ihre Zuſtimmung zur Würzburger Verfaſſung
mulierung anit einbezieht. Weil wir nun in der Ausbildung war, indem ſie es niemals zu einem Konflikt kommen ließ und
Ingenieur erblicken, ſehen wir es mit ſchwerer Sorge, daß immer die Fehler ihrer vermeintlichen Führer einſehen würden. Wir
hatten, allen Angriffen zum Trotz, in dieſen Blätiern dieſes
Eir de Sclſtiun de Gaſaudeinge deralterfie.
Alfons Kemper, Darmſtadt.
Varmſtädter Tagblatt
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Wirtſchaftliche Rundſchau.
Hangelsbia
h. Emag, Elektrizitäts=A.=G., Frankfurt a. M. Das
Telluskonzern gehörige Unternehmen beantragt bei einer
außer=
entlichen Hauptverſammlung am 13. November zur Vergrößerung
Betriebsmittel die Erhöhung des Grundkapitals bis auf 220
Mil=
ten Mk. Stamm= und 2 Millionen Mk. Vorzugsaktien, alſo gerade
Verdoppelung des Grundkapitals.
h. Schuhfabrik Dewi A.=G., Frankfurt a. M. Die
Ge=
chaft, die den Betrieb. der Deutſchen Wendeſchuh G. m. b. H.
über=
imen hat, weiſt für 1922/23 einen Reingewinn von 54,39 Millionen
aus, woraus 300 Prozent Dividende auf 7 Mill. Mk. Aktienkapital
eilt werden ſollen.
h. Frankfurter Gasanſtalt. Die Aktien haben in kurzer
eine 25fache Steigerung erzielt. Hierzu wird bemerkt, daß kürzlich
bekannter rheiniſcher Großindnſtrieller den größten Poſten Aktien, der
in privater Hand befand, erworben hat; außerdem ſcheint er an der
ſe durch dauernde Käufe ſeinen Beſitz zu vergrößern, um dann
ſpä=
im gegebenen Moment, neben der Stadt namhaften Einfluß auf die
ellſchaft nehmen zu können.
h. Schneider u. Co., A.=G., Fabrik elektrotechniſcher
ezialartikel, Heidelberg=Kirchheim. Das Eſſener
khaus Schwab, Noelle u. Co., bietet den Stammaktionären gegen 10
idendenſcheine von 1923 1000 Mk. junge Stammaktien vom 20. Okt.
einſchl. 10. November 1923 an.
h. Greifwerke, vorm. Peter Kohl A.=G.,
Mannheim=
carau. Das Bankhaus Schwab, Noelle u. Co. in Eſſen bietet den
n Aktionären auf 2 alte eine junge Aktie zum Kurſe von 45 000 Proz.
Ferner können auf je 5 Dividendenſcheine des Jahres 1923 eine
ge Aktie ohne Zuzahlung bezogen werden. Die Ausübung des
Be=
srechtes und der Umtauſch kann nur innerhalb drei Wochen vom 20.
ober ab bei dem oben bezeichneten Bankhaus erfolgen.
h. Heidelberger Straßen= und Bergbahn=A.=G.,
idelberg. Die Bankhäuſer M. Hohenemſer, E. Ladenburg und
Dresdener Bank haben die Zulaſſung von 101 235 000 Mark
Stamm=
m zur Frankfurter Börſe beantragt.
* Maſch.=Baugeſellſchaft, Karlsruhe. Die G.=V.
ge=
migte die Verteilung von einer Dividende in Höhe von 1 Goldmark
Aktie entſprechend 1. Dollar 6proz, wertbeſtändiger Goldanleihe, die
15. 11. 23 zur Verteilung kommt. Auf je 4 Dividendenſcheine ent=
1 St. Goldanleihe zu 1.— 3. Die Geſellſchaft erklärt ſich ferner
be=
anſtelle von Goldanleihe auf je 40 Dividendenſcheine 1 Aktie mit
idendenberechtigung 23/24 vom 15. 11. 23 ab zu liefern. Wer von
em Angebot Gebrauch machen will, hat dies bis einſchließlich 3. 11. 23
e Einreichung der Dividendenſcheine einer Zahlſtelle zu melden. Auf
1 und 3 Dividendenfcheine wird der entſprechende Goldanleihewert
Papiermark zum amtlichen Berliner Kaſſekurs vom 12. 11. 23 ab
gezahlt.
h. Oberrheinifche Immobilien=A.=G.; Freiburg
den). Die außerordentliche Generalverſammlung erhöhte das
Grund=
tal von 25 auf 50 Mill. Mk. Die jungen Aktien werden unter
Aus=
iß des Bezugsrechts der Aktionäre der Rheiniſch=weſtfäliſchen
Bau=
iſtrie A.=G. zum Kurſe von 100 000 Proz. gegen Barzahlung
über=
n. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurden Generaldirektor Th.
ler, von der Stummgruppe in Neunkirchen, und Geh. Hofrat Dr.
dländer (Freiburg i. B.). Aus Mitteilungen über die
Geſchäfts=
geht hervor, daß das Unternehmen vorerſt nur Villenbauten und
ſchaftliche Einfamilienhäuſer herſtellt. An Siedlungsbauten einfacher
will die Geſellſchaft erſt herantreten, wenn die Beſeitigung der
ingswirtſchaft im Wohnungsweſen auch einfache Bauten rentabel
ge=
et. Die neuen Mittel ſollen zum Erwerb von Grundbeſitz dienen.
Schweſtergeſellſchaften, die Gelände= und Bau=A.=G. in München und
Wohnungsbau=A.=G. in Danzig ſind ebenfalls mit der Abwicklung
3 umfangreichen Bauprogramms beſchäftigt. Die Gruppe hat
In=
ſe an der Bauland=Groß=Berlin=A.=G. gewonnen.
wb. Die Berliner Deviſenbeſchaffungsſtelle gibt
nnt: Bei Ablieferung ausländiſcher Vermogensgegenſtände erhalten
1e Ablieferer, die Schecks oder Wechſel abgeliefert haben oder
ablie=
die grüne Goldmark=Quittung, die die Grundlage für die
Forde=
des Geſamtwertes bildet, erſt, nachdem die Ablieferungsſtelle die
ſricht von der Gutſchrift im Auslande erhalten hat. Es ſind
Be=
ſtungen laut geworden, daß die Ablieferer durch die ſpätere
Aus=
ing der Goldmark=Quittung Kursverluſte erleiden würden.
Demge=
ber wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß dem Ablieferer durch
ſpätere Ausſtellung der Goldmark=Quittung Nachteile nicht
erwach=
da die Goldmark=Quittung über Goldmark ausgeſtellt iſt, wobei die
dmark geſetzlich als der 4,2. Teil eines Dollars beſtimmt iſt. Die
dmark=Quittung iſt mithin wertbeſtändig. Der Ablieferer, der als
enwert Reichsmark verlangt, erhält dieſe zu demjenigen Kurſe, der
letzten Börſentage vor der Einreichung der Quittung bei der
Reichs=
in Berlin notiert wurde. Es kommt alſo für die Kursberechnung
den Tag der Ablieferung der Deviſe nicht an, ſondern auf den Tag
Einreichung der Goldmark=Quittung bei der Reichsbank. Ferner
ſolchen Ablieferern, die als Gegenwert Goldanleihe verlangen
wol=
dieſe Möglichkeit der Verwertung auch nach dem Zeichnungsſchluſſe
18. September noch weiterhin offen. Auch hier ergeben ſich alſo
Nachteile.
* Kaliwerke Aſchersleben. 30 Mill. neue Aktien Nr.
91/100 000 wurden an der Berliner Börſe zugelaſſen.
Rombacher Hüttenwerke A.=G. Laut Preſſemeldung
ſer geſamten Belegſchaft der Geſellſchaft in Weidmar bei Bochum
ge=
digt worden. Es handelt ſich um 3—4000 Arbeiter und Angeſtellte.
der Zeche „Verlorener Sohn” ſollen gleichfalls Arbeiterentlaſſungen
gefunden haben.
Mansfeld A.=G. für Bergbau und Hüttenbetrieb
A.=G., Eisleben. Die Verwaltung beruft a. v. G.=V. zum 14. 11.,
die über Erhöhung des Aktienkapitals um 250 Mill. Beſchluß faſſen ſoll.
Hiervon ſoll ein Teilbetrag für Rechnung der Geſellſchaft zwecks
Schaf=
fung neuer Betriebsmittel Verwendung finden. Ferner ſoll ein Betrag
von 50 Mill. Vorzugsaktien zur Ausgabe gelangen.
* Auguſt Wegelin A.=G. Die Geſellſchaft wird für das
abgelaufene Geſchäftsjahr 22/23 von der Verteilung einer Dividende
Abſtand nehmen; v. G.=V. 5. 12. Die Einführung der Aktien an der
Kölner Börſe ſei geplant.
Banken.
h. Pfälziſche Hypothekenbank Ludwigshafen a.
Rh. Die Zulaſſung von 32 Millionen Mark neuer Aktien zur
Notie=
rung und Handel an der Frankfurter Börſe wird von der Frankfurter
Hypothekenbank beantragt.
Dividendenvorſchläge.
h. Kabelwerk Rheydt A.=G., Rheydt. Der
Fabrikations=
gewinn betrug im abgelaufenen Geſchäftsjahr 2437,3 (36,8), der
Rein=
gewinn 525,4 (18,8) Millionen Mk. Der auf den 31. Oktober
einberufe=
nen ordentlichen Generalverſammlung wird vorgeſchlagen, den
Rein=
gewinn, um die Betriebsmittel nicht zu ſchwächen, auf neue Rechnung
vorzutragen (i. V. 20 Prozent). Das Kapital ſoll um 16 Mill. Mk.
Stammaktien erhöht werden.
h. A.=G. für Bürſteninduſtrie, vorm. C. H. Roegner,
Striegeu, D. J. Dukas, Freiburg i. B. Die Verwaltung
bringt für das abgelaufene Geſchäftsjahr 5000 Prozent Dividende auf
Stamm= ud Vorzugsaktien in Vorſchlag.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter
Ge=
treidebörſe vom 24. Oktober. Getreide, Hülſenfrüchte und
Bier=
treber ohne Sack. Weizenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kg.
Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Weizen, Wetterauer
250—270 Ailliarden Mk., Roggen 225—240 Milliarden Mk.,
Sommer=
gerſte 180. 7200 Milliarden Mk., Hafer, inländiſcher 150—200 Milliarden
Mk., Weizeymehl, ſüdd. Spezial=Null 430—450 Milliarden Mk. bei
Wag=
gonbezug ab Mühlenſtation. Roggenmehl 400—420 Milliarden Mk.,
Weizen= und Roggenkleie 65—75 Milliarden Mk. Tendenz: feſt.
wb. Berliner Produktenmarkt. Vom Vorſtande der
Pro=
duktenbörſe iſt die Notierung der Produktenkurſe in Dollar und Cents
und Goldanleihe beſchloſſen worden. Das Geſchäft war uhig. Von
Rog=
gen iſt Bremer Lagerware geſtern nachmittag dem Vernehmen nach in
größeren Mengen an die Reichsgetreideſtelle verkauft worden. Für
Wag=
gonware zeigt dieſe Behörde wenig Intereſſe und die Tendenz hierfür
war bei etwas vermehrtem Angebot etwas ſchwächer. Für Weizen,
Gerſte und Hafer war die Nachfrage gering. Für Mehl war etwas
mehr Angebot am Markte.
Börſen.
Frankfurter Börſenbericht vom 24. Oktober
1923. (Eigener Bericht.) Die ſeit der letzten Vörſe in Kraft getretenen
ſcharfen Deviſenhandelsbeſchränkungen und die damit verbundene
Regu=
lierungstätigkeit der Reichsbank hatten eine gewiſſe Beruhigung am
De=
viſenmarkt zur Folge. Die Kurſe lagen nur wenig höher. Kabel Neu=
York 63 Milliarden Mark, jedoch wurde die Zuteilung ziemlich ſcharf
rationiert. Die ebenfalls unter das Verbot fallenden Schatzanweiſungen
wurden mit 70 Milliarden rationiert, dagegen war die Goldanleihe,
deren Markt frei iſt, mit 77½ weſentlich feſter. Der Geldmarkt lag
gegen geſtern unverändert. An der Effektenbörſe gingen die
Aufwärts=
bewegungen in großem Stile weiter. Der Geſchäftsumfang war nicht
ſehr groß, das herauskommende Material aber äußerſt knapp, ſodaß es
wiederum zu zahlreichen Kursvervielfachungen kam. Die Börſe ſchloß
in unverändert feſter Haltung. Sehr feſt lagem alle ausländiſchen
Ren=
ten — Zolltürken 455 Md., II. Bagdadbahn 490 Md., faſt verdoppelt.
Auch die wertbeſtändigen Anleihen erzielten namhafte Kursbeſſerungen:
Bad. Kohlen 350 Md., Sachſenbraunkohle 27 Md. Am Chemie=
Aktien=
markt waren Scheideanſtalt mangels Angebot geſtrichen. Die übrigen
Werte konnten ihre Kurſe verdoppeln bis verdreifachen, Goldſchmidt
mit 520 Md., ſogar vervierfacht. Am Elektr.=Aktienmarkt war die
Ent=
wickelung ähnlich: A. E.=G. 175 Md. plus 120 Md., Lahmeyer 150 rat.,
verdoppelt. Voigt u. Haeffner 21 plus 13 Md. Maſchinen= und
Metall=
werte ſehr feſt und vielfach rationiert: Heddernheimer Kupfer 50 rat.
plus 35 Md. Metallgeſellſchaft 550 Md. plus 350 Md., Sichel 150 plus
100 Md. Zuckeraktien bis 50 Md. feſter. Führend war wieder der
Montan=Aktienmarkt, wo Harpener anfangs bis 20 000 Md., dann mit
1600 Md. gehandelt wurden. Auch die übrigen Werte konnten faſt
durch=
weg die Billionengrenze überſchreiten — Deutſch=Lux. 1500 Md.,
Man=
nesmann 1100 Md., Rheinſtahl 1000 Md. Bankaktien waren meiſt
ver=
dreifacht. Am Einheitsmarkt waren faſt ſämtliche Werte rationiert.
Er=
wähnt ſeien Bahnbedarf 120 rat., gegen letzten Kurs annähernd
ver=
zehnfacht, Eiſenmeyer 40 rat. plus 24 Md., Badenia 10 rat. plus 3 Md.,
Schultz Grünkack 12 rat. plus 4 Md., Schramm Lack 60 rat. plus 45 Md.,
Reerink 25 plus 7 Md. Erſtmals notiert wurden Metallwerte
Unter=
weſer mit 80 Md. rat. Im freien Verkehr zogen die Kurſe im Verlaufe
der Börſe ſehr ſtark an man hörte hier: Beckerſtahl 150 Md. bis 300/400
Md., Beckerkohle 180/325/425 Md., Benz 60/65 Md., Brown Boveri
25. Oftober 1923 Nr. 295
40 Md., Georgi 7 Md., Growag 13/12 Md., Hanſa Lloyd 30/40 Md.,
Karſtadt 40/50 Md., Kayſer Waggon 5 Md., Kreichgauer 25 Md.,
Krü=
gershall 160/250 Md., Meyer Textil 50/60 Md., Tiag 40/70 Md. und
Ufa 55 Md.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die Anpaſſung
des Kursſtandes an die Geldentwertung vollzog ſich heute ungefähr in
dem während der letzten Tage gewohnten Ausmaß. Für die meiſten
Dividenden und feſtverzinslichen (beſonders ausländiſchen) Werte fanden
abermals Kursverdoppelungen ſtatt, vielfach ſogar Verdreifachungen und
vereinzelt Vervierfachungen. Die bisherige Geldknappheit iſt
verſchwun=
den und hat bei zunehmendem Angebot einer bemerkenswerten
Flüſſig=
keit Platz gemacht. Das ſeitens des Publikums zum Verkauf geſtellte
Effektenmaterial wird von Tag zu Tag knapper, weil bei der
fortſchrei=
tenden Währungszerrüttung ohne zwingende Notwendigkeit niemand
verkaufen will. Im Großverkehr wurden bei einer ganzen Anzahl
Pa=
piere die Kursnotierungen mangels Ware wieder ausgeſetzt. Aus dem
gleichen Grunde erfolgten auch bei den zu Einheitskurſen gehandelten
Induſtriwerten vielfach Strichnotierungen. An der Aufwertung ſind
alle Marktgebiete einſchließlich der im Freiverkehr gehandelten Kolonial=,
Kali= und Induſtriepapiere beteiligt, wobei natürlich die mit
valutari=
ſchem Einſchlag bevorzugt waren. Auch bei den feſtverzinslichen
heimi=
ſchen Rentenpapieren beginnt die Materialknappheit ſich in
entſprechen=
den Erhöhungen des Kursſtandes ſtärker auszuwirken. Das Geſchäft war
bis auf ſtärkere Umſätze in einigen führenden Papieren allgemein
ziem=
lich ſtill. Am Deviſenmarkt vollzog ſich bei etwas geſteigerterer Nachfrage
als geſtern die amtliche Notierung bei voller Zuteilung auf der
Grund=
lage von 285 Milliarden für London und 63 für Neu=York. In
Gold=
anleihe beginnen die Umſätze infolge ſtarker allſeitiger Nachfrage einen
großen Umfang anzunehmen.
h. Eine amtliche pfälziſcheGetreidebörſe. Bei einer
Beſprechung landwirtſchaftlicher Vertreter vor einigen Tagen beantragte
die Freie Bauernſchaft die Errichtung einer amtlichen pfälziſchen
Ge=
treidebörſe, die raſcheſtens erfolgen ſoll. Zurzeit der Brückenſperre war
ſchon einmal die Errichtung einer pfälziſchen Produktenbörſe in
Lud=
wigshafen a. Rh. geplant. Die Pfälzer ſtellen ein beträchtliches
Kon=
tingent der Beſucher der Mannheimer Produktenbörſe. Sie waren es
auch, die an der Montagsbörſe ausſchließlich Forderungen in Franken=
und Guldenwährung ſtellten.
Oeviſenmarkt.
AeGeld e
Geld
Brief Amſterdam=Rotterdam 154600000.— 2165 400000.—I 24538500000. 24661500000. Brüſſel=Antwerpen .. 7713 200000.— 272680 0000.— 1112200000.— 31278(0000.— Chriſtiania . . . . . . . . . . 18478 750000 — 18521 250000.— 19675750090.— 1972425 0000.— Kopenhagen ..... 19675 750000.— 9724 250000.— 10872750000. 10927250000. Stockholm .. 14563500000. 1563 6500000. 16558500000. 16641500000. Helſingfors. 1476300000.— 1483700600.— 1695750000.— 1704250000.— Italien. 2423 850000.— 2466 150000.— 2793000000 — 2807000000.— London 249375 000000. 250625 000000. 1282287500000 285712500000. New=York
Paris.. F5860 000000.
B1g2 000000.— 56140 000000. I
3208000000 — 62842500000.
650850000. 63157500000.
3669 150000.— — Schweiz. 19875 250000.— 9924 750000.— 1271750000. 11328250000.1 — Spanien 7381500000. — 7418500000.— 837900000 0.— 8421000000.—1 Wien(i. D.=Oſterr.abe 778050.— 781950.— 837775.— 892225.— Prag .. 1645 875000.— 1654 125000.— 1875300000.— 1884700000.— Budapeſt. 3 092050.— 3107950.— 3491250.— 3508750.— Buenos=Aires. 17955 000000. 18045000000. H1935 1000000. 19649000000. Bulgarien 533562500.— 536337500.— 602490000— 605510000.— Japan. 27431 250000. 2756 8750000. = 30922500000. 31077500000. Rio de Janeiro .: 5087 250000.— 5112 750000.— 583250000.— 5914750000.— Belgrad. 678300000.— 681700000.— 763087500.— . 766912500.—1 Liſſabon. 2194 500000.— 2205500000.— 2493750000.— 2506250000.— Sofia.
Berlin voll zugeteilt, Frankfurt: Holland 3%; Belgien 6%, Criſtiang
50% Kopenhagen 5%, Stockholm 40%, Italien 33%= London 18%7
New=York 10%, Paris 10%, Prag 2/g20=
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung:)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000000.
Bismarckhütte .. . . ."
Bremer Vulkan ...."
„ Wolle...
Chem. Hehden ..
37000 130000 1 Linke & Hofmann
2o0006 675000
420000 L. Loewe & C.
Weiler
200000 500000
63000 250000 C. Lorenz
Deutſch=Atlant.
31000 140000
40000 150000 Meguin..
Deutſche Maſchinen
Deutſch=Niedld. Tel.
N. Lauſitzer Kohle
45000
540000 1800000 Nordd. Gumm
Deutſche Erdöl".
30000
180000
Orenſtein
Deutſche Petroleum
130000 225000
„/ 250000 700000 Rathgeber W.
Dt. Kaliwerke
1120000 1 450000
Berlin-KarlsruherInd,/ 450000 1300000 Rombacher Hüttte.
350000 730000
Roſitzer Zucker
Donnersmarckhütte.
100000 300000
65000 150000 Rütgerswerke
Dynamit Nobel ..
1140000 410000
160000 530000 Sachſenwerk
Elberfelder Farben
19000 40000
30000 150000 Sächſiſche G=
Elektr. Lieferung ..
30000 60000 Siemens Gla=
R. Friſter ...
100000 125000
.../ 25000 76000 f Volkſtedter Porzellan
Gaggenau Vorz.
9000
Gelſenk. Gußſtahl . ...1 150000
Weſtf. Eiſen Langendreei
Geſ. f. elektr. Untern. / 56000 205000 1 Wittener Gußſtahl ..
Halle Maſchinen ..... ./ 30000 75000 Wanderer=Werke
1100000 70000
trmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Frankfurter Kursbericht vom 24. Oktober 1923.
Die Notierungen ſind in Million o ausgedrückt.
ropäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
Reichsanleihe. . ... . .. ....
ar=Goldanleihe ..
ar=Schatzanweiſungen .
IV. und V. Schatzanweiſ.
VI.—IK.
„
eprämienanleihe .........
ngsanleihe. . . . . . . .. .. . ..
Preuß. Konſols ........."
Bad. Anl. unk. 1935.
v. 1907,
Bahern Anleihe ....
7"
Heſſen unk. 1924 ...
Württemberger .........
b) Ausländiſche.
Bosnien L.=E.=B. v. 1914
. „ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
6 „ v. 1902..........."
„.................
Bulgar. Tabak 1902.....
Griech. Monopol .....
o Oeſt. Staatsrente v. 1913
1918 .............
6 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
19r .........."
Oeſt. Goldrente ........."
„ einheitl. Nente ....."
Num. am. Nente v. 03
„ Goldrente v. 13
„ am. „ konv. .
„ „ „ v. 05
Türk. (Admin.) v. 1903 ...
(Bagdad) Ser. I..
H..
„ b. 1911, Zollanl. ..
½ Ung. Staatsr. v. 14....
„ Goldrente ......."
„ Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....."
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . ...
konſ. äuß. v. 99
Gold v. 04, ſtfr. ..
„ konſ. innere ...
o „ Irrigationsanleihe.
Tamaulipas. Serie 1 ...
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. .
Gal. Carl Ludw.=Bahn.
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtſr.
Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2Neue
Oeſt, Staatsb. v. 1883....
Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
22. 10
60000rat.
6000Drat
700
2400
4000
4000
30000
8500
8500
195000
200000
220060
53000
60000
300000
9000
24. 10.
77500
70000
1500
3700
100
200000
140000
12000
100000
60000
20000
395000
500100
490000
455000
425000
20000
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3½ Oeſt. Staatsb. 9. Em. ...
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
8% Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz
428 Ruvolfb. (Salzkammerg.)
4½% Anatolier I............
3% Salon Conſt. Jonction. . .
8% Salonique Monaſtir ....."
5%0 Tehuantepee . . ..........
4½% „ „......
Pfandbriefe.
4% Frankf. Hyp.=Bank 1920...
......
40, Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
48 Mein, Hyp.=Bank 1922 ...
4%0 Pfälz. „ „ 1922...
4% Rhein. „
„ 1923 ...
3½%0
„ verl. ..."
4‟ Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ...
4% Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhhp. Kom. Obl.,..
Deutſche Städte.
40 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½% Darmſt. v. 1905 .......
4% Fronkfurt b. 1913 .......
% „ v. 1903 ......."
425 Mainz. v. 1919 bis 1926..
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
50o Badenwerk=Kohlwert=Anl.
52/, Sächſ.Braunk.=Anl. Ser.1 u.
Bank=Aktien.
Bank ſür Brauinduſtrie ......"
Barmer Banfverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſelſchaft . ... . . ...
Dresdener Bank ............"
Frankfurter Bank ..........."
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . .. ."
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. ... .... ... . ."
Rhein. Creditbank ...........
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ......... .. ... . ...."
Wiener Bankverein ........."
Bergwerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. . ... .. . . . . ."
Buderus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dt. Luxemburger ............
Eſchweiler Berowerks=Akt.. . ..
Gelſenkirchen Bergw. .... .. ..
Harpener Bergbau ........."
Kaliwerke Aſchersleben ......"
Weſteregeln ......."
Lothringer Hütte ............
Mannesmann Nöhren ......."
22. 10.
140000
10000
4000
40000
500000
40000
50000
80000
32000
6000
140000
40000
6000
—
18000
13000
—C
18000
30000
5000
9000
61000
20000 )
600000
—O
750000
950000
20000)
24. 10.
200000
300000
27000
20000
125100
900000
140000
150000
250000
80000
12500
450000
130000
12500
500000
45000
30000
— (
36000
100000
7000
18000
700000
1500000
1770000
1600000
11000
Bergwerks=Aktien (Fortſ.) 22.10.
Oberbedarf .. . . . . . . . . . . . . . . . 170000
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ...... 190000
Phönix Bergbau ............"
Rhein. Stahlwerke ...
Riebeck Montan.. . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . . . .
Aktien induſtr. Unternehmung,
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbräu München .......
Schöfferhof (Binding) ........
Werger ...................
Akkumulat. Berlin ..........
Adler & Oppenheimer .. . . . . .
Adlerwerke (v. Kleher).......
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff ....
Badenia (Weinheim) .. . . . . .."
Badiſche Anilin= u. Sodafabril
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad, Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg ............."
Bahriſch. Spiegel ...........
Beck & Henkel CCaſſel) .......
Bergmann El. Werke .... .. . .
Bing. Metallwerke. . .... . . . . .
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
gementwerk Heidelberg ...... 45000
„ Karlſtadt ........
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ........."
„ Griesheim Elektron ....
„ Mayer Alapin.. . . . . . .
Weiler=ter-mer ........"
Saimler Motoren ..........
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........
Dresdener Schnellpreſſen ....."
Dürkoppwerk (Stamm).. . . . . .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ...."
Dhckerhof & Widm. Stamm.,
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher jr. ... . .."
Elberfelder Farb. v. Baher .."
Elektr. Lieferungs=Geſ..... ...
Licht und Kraft ......"
Elſäſſt. Bad. Wolle.. .........."
Emag, Frankſurt a. M. ... . .."
Emaill= & Stanzw. Ullrich ...."
Enzinger Werke ........... .."
Eßlinger Maſchinen ........."
Cttlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift . .......
Faber & Schleicher...... .. .."
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . .. . .
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter) ......
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.. .... . . . .. .
Frankfurter Hof .........."
Flf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm. . . . . .
Ganz, Ludwig, Mainz ...
Geiling & Cie. ......"
Gelſenkirchen Gußſtahl".
Goldſchmidt Th. ..
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ..."
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . ..
Hindrichs=Auffermann .......
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . . ..
Hoch= und Tiefbau ..........
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil.
Holzverk=Induſtr.
Hotel A.=G., Münche=
Hydrometer Breslau
Fnag. . . . . . . . . . .
Junghans Stamm.
Karlsruher Maſchinen:....
Klein, Schanzl. & Becker ....."
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . ... .
Lahmeher & Co. .......... ..
Lech Augsburg ............."
Leberw. Nothe .............
Lederwerke Spicharz ........
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallw ........
Lux’ſche Induſtrie ..........
Mainkraftwerke Höchſt .......
Meguin, Butzbach ...........
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbo
Meher, Dr. Paul..... .. . ."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz.........."
Motorenfabrik Oberurſel .....
Reckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Cßl. Stamm.. . . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Frankfurt a. M. .
Peters. Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer......
Philipps A.=G... ... . .. . . .
Porzeilan Weſſel........."
Reiniger, Gebbert & Schall,
Rhein. Eleltr. Stamm.. . .
Nhein. Maſch. Cahen=Leudesöff.
Metall Vorzüge ......
Rhenania, Aachen .........."
Niedinger Maſchinen ......
Rückforth, Stettin ...........
Rütgerswerke ...............
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau ......."
Schnellpreſſen Frankenthal . . .
Schramm Lackfabrik. . . . ..
Schuckert Elektr. ( Nürnberg)...
Schuhfgbrik Bernefs-Weltel
— 300000 12000 15000 8000 21000 10000 20000 — 50000 150000 30000 75000 8300
12000
50000 145000 10000 40100 100009 120000 40000 50000 — 85000 150000 3 0000 6000 20609 135000 4u0009 10030 20003 25000 50009 25000 10000 22. 10. 24. 10. Schuhfabrik Herz..... . . . 10000 15000 Schuhf Leander Offenbach ... 10000 15000 Seilinduſtrie Wolff ....." Sichel & Co., Mainz....." 55000 150000 Siemens Elektr. Betriebe .... 12000 30000 Siemens Glasinduſtrie ....... 175000 Siemens & Halske ........" 900000 Stöckicht=Offenbach=Gummi. . . 5500 15000 Südd. Handelsvereinigung.... 5500rat 6000 Süddeutſche Immobilien ..... — Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha 5000 10000 uhrenfabrik Furtwängler ..... 45000 50000 Beithwerke in Sandbach ..... 15000 50000 Verein f. Chem. Induſtr. Mainz 10000 Verein. deutſch. Olfabr. Mannh. — 50000 „ Gummifabr. Bln.=Frkf. 4000 10000 Pinſelfabr. Nürnberg .. 90000 180000 Ultramarin ........... 40000 170000 Zellſtoff, Berlin. . . . . . . 10000 15000 Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. .. Stämme. . . 20000 Voigt & Haeffner Stämme. . . . 9000 21000 Voltohm Seil............... 12000 40000 Wahß & Frehtag ........" 48000 85000 Wegelin Rußfabrik ........." 80000 195000 Zellſtoff Waldhof Stamm.. . . . 65000 250000 Zuckerfabr. Waghäuſel ..... 60000 125000 Frankenthal ... 90000 160000 Heilbronn ........ 60000 10:000 Offſtein ......... 90000 100000 Rheingau ........ 100000 Stuttgart ........ 60000 115000 Hiech Schantung E. B. .........." 35000 83000 Süddeutſche Eiſenbahn=Gei... Hapag (Paketfahrt) .......... 350000 1100000 Nordd. Llohd ............... 67500 210000 Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Daruſtädter Werte.
Bahnbedarf ....... . ....
Dampfkeſſel Rodberg.....
Helvetia Konſervenfabrik. .
Gebr. Lutz ............"
120000
30000
75000
120000
21000 Benuleth & Ellenberger ...... 30000 12000
30000 70000 Unnotierte Alktien.
60000 Beckerkohle ................. 105000 340000 5000) Beckerſtahl ... ............." 110009 300000 Benz.. . . . . . .... .. . .. ....... 40000 20000 Brown Boveri ............. 21000 40003 390000 Cont. Handelsbank .......... 80 15000 Growag.
. 8000 11800 Hanſa Llohd ............. .. 13000 45000 Kabel Rheydt.. .. .........." 230000 Karſtadt R. .............." 1204 60000 43000 Mannsfelder. .............. 30050 200100 Petroleum, Dtſche. .......... 17.0 425000 60000 Naſtatter Waggon ..........." :60.0 80009 Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ... 16 80000 6000) [ ← ][ ]
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 25. Oktober
Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Oktober.
— Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evang. Lehr
Volksſchule zu Friedberg.
er an der
— Aus dem Schuldienſt entlaſſen wurde am 19. Oktober die Lehrerin
Gertrud Trieb zu Biblis mit Wirkung vom 16. Oktober 1923 ab,
auf ihr Nachſuchen.
— Ernannt wurden: am 23. Auguſt der Lehrer Valentin
Her=
brand, zu Bürſtadt zum Lehrer an der Volksſchule zu Ebersheim,
Kreis Mainz; am 17. Oktober der Miniſterial=Oberreviſor. Wilhelm
Kreiling in Darmſtadt zum Rechnungsrat bei dem Miniſterium der
Juſtiz; am 18. Oktober der Kanzleigehilfe Hellmut von Foullon
aus Leihgeſtern bei Gießen zum Polizeiwachtmeiſter mit Wirkung vom
1. Oktober 1823 an; am 19. Oktober der Lehrer Wilhelm Buß zu
Grüningen zum Lehrer an der Volksſchule zu Butzbach, Kreis
Fried=
berg; die Schulamtsanwärterin Helene Garth aus Darmſtadt zur
Lehrerin an der Volksſchule zu Höchſt, Kreis Erbach.
— Muſikfreunde ſeien darauf hingewieſen, daß Herr Privatdozent
Dr. Noack in dieſem Winterſemeſter an der Techniſchen Hochſchule
außer einer Vorleſung über das deutſche Solo= und Chorlied, erſtmalig
über Akuſtik und Tonpſychologie leſen wird, um eine Vertiefung des
mufikaliſchen Bewußtſeins und eine Förderung der Gehörbildung auch
von dieſer Seite zu ermöglichen.
— Landesmuſeum. Die Direktion der Kunſt= und hiſtoriſchen
Samm=
lungen hat für die Erteilung von wiſſenſchaftlichen oder künſtleriſchen
Auskünften und Ratſchlägen, deren Zahl infolge der wirtſchaftlichen Not
der Gegenwart ſich ſeit längerer Zeit erheblich vermehrt hat, die
folgen=
den Sprechſtunden angeſetzt: Dienstags, Donnerstags, Samstags von
11—12 Uhr, Eingang am Hauptportal. Es wird empfohlen, dieſe
Stun=
den innezuhalten, weil nicht genügend Hausperſonal vorhanden iſt, um
auch zu anderer Zeit den Zugang zu ermöglichen. Die Auskünfte ſind
unentgeltlich.
Vom Finanzamt Darmſtadt=Stadt wird uns geſchrieben: Zur
Herbeiführung einer raſcheren Abwicklung des Geſchäftsverkehrs bei den
Finanzkaſſen iſt die Anordnung getroffen worden, daß
Zahlungspflich=
tige, die eine größere Menge von kleinen Geldſcheinen zur Einlieferung
bringen, nur dann auf ſofortige Abfertigung rechnen können, wenn die
Geldſcheine überſichtlich ſortiert und gebündelt ſind. Im anderen Falle
wird das übrige Publikum vorweg abgefertigt.
— „Liliom.” In der heutigen Erſtaufführung von Franz
Molnars „Liliom” ſpielt Hans Baumeiſter die Titelrolle.
Das Werk wurde von Albrecht Joſeph in Szene geſetzt.
Bühnen=
bilder, zum erſten Male auf der neueingerichteten Drehbühne,
von C. 2. Pilartz.
— Die Gas=, Wafſer= und Strompreiſe. Wir erhalten folgende
Zu=
ſchriften: In Ihrer Sonntagszeitung vom 21. 10. 23 Nr. 291 führen Sie
in der Preisvergleichstabelle auf Seite 4 an, daß am 17. Oktober 1923
Elektrizität (Licht) 1 Kwſt. in Darmſtadt 1000 Millionen Mark gekoſtet
habe. Dieſe Mitteilung entſpricht keinesfalls den Tatſachen. Wir haben
in der Zeit vom 16.—18. 10. 23 einſchließlich für Konſumenten, die keine
Vorauszahlung leiſteten, 530 Millionen Mark, für Konſumenten, die eine
Vorauszahlung leiſteten, 350 Millionen Mark pro Kwſt. in Rechnung
geſtellt.
Die Kohlenhändler=Vereinigung Darmſtadt ſchreibt zu der gleichen
Statiſtik: Es entſteht dadurch ein vollſtändig falſches Bild, als die in
Ihrem geſch. Blatte aufgeführten Darmſtädter Preiſe die am 19. 10.
gültigen Sätze darſtellen, währenddem, wie dies ja auch ausdrücklich in
dem Artikel wiedergegeben iſt, es ſich um die Preiſe vom 17. 10. handelt.
Wir fügen ferner an, daß der Preis für Braunkohlen=Briketts in
Darm=
ſtadt am 17. 10. 2 650 000 000 Mk. für 1 Ztr. betrug, währenddem
Offen=
bach a. M. 2 620 000 000 Mk. forderte.
Wir bemerken hierzu, daß die von uns mitgeteilten Preiſe auf
An=
gaben der Städtiſchen Preisprüfungsſtelle beruhen.
Die Red.
— Miſchpreisſeſtſetzung. Nach Verhandlung der landwirtſchaftlichen
Organiſationen mit dem Städtebund wird in Zukunft der Milchpreis
regelmäßig zweimal in der Woche errechnet nach dem durchſchnittlichen
Steuerindex für die Landabgabe (Betriebsſteuer). Es wird der
Durch=
ſchnittskurs vom Dienstag, Mittwoch und Donnerstag errechnet und
die=
ſer mit dem Friedensmilchpreis von 16 Pfennig für das Liter Vollmilch
ab Stall multipliziert. Dieſe Zahl ergibt dann den Milchpreis für
Samstag, Sonntag, Montag und Dienstag. Der Milchpreis für
Mitt=
woch, Donnerstag und Freitag wird mit dem durchſchnittlichen
Steuer=
index der Tage Freitag, Samstag und Montag errechnet. Für den
heu=
tigen Mittwoch wurde eine Steuerindex von 13 300 000 000 Mk. durch
die Finanzämter bekannt gegeben. Auf Grund dieſes Steuerindex müßte
der Milchpreis ab Stall pro Liter Vollmilch über 2000 000 000 Mk.
be=
tragen, dies würde einem Kleinverkaufspreis in der Stadt von
3 000 000 000 Mk. entſprechen. Entgegenkommenderweiſe haben die
Ver=
treter der Landwirte ſich damit einverſtanden erklärt, daß bis
kommen=
den Freitag einſchließlich ein Zwiſchenpreis feſtgeſetzt wird, der für den
Liter Vollmilch ab Stall 910 Millionen Mk. beträgt. Dieſem entſpricht
ein Kleinverkaufspreis von 1 340 000 000 Mk. in der Stadt, nachdem die
Händlerſpanne, Fracht und Abgabegebühr an die Stadt zwecks
Ver=
billigung der Milch für Minderbemittelte zugeſchlagen iſt.
— Brotpreiſe hier und anderswo. Die Freie Bäckerinnung
Pforzheim veröffentlicht nachſtehende Brotpreiſe ab 22.
Ok=
tober: Doppelweck (80 Gramm) 100 Millionen, Dafelbrötchen
(40 Gramm) 50 Millionen, Weißbrot 500 Gramm 5 70
Mil=
lionen, Halbweißes Brot 500 Gramm 540 Millionen,
desgl. 750 Gramm 750 Millionen, Zwieback 500 Gramm 2000
Millionen. — Was ſagen die Darmſtädter Bäcker dazu?
e. Gemeindetag. Am Sonntag vormittag findet ein beſonderer
Jugendgottesdienſt anläßlich des Kirchenſonntags in der Kapelle ſtatt.
Die Liturgie hält Pfr. Schafer, die Predigt über das Thema Jugend
und Gemeinde”, Aſſ. Dr. Avemarie. Gemiſchter Chor und
Poſau=
nenchor der Stadtmiſſion wirken mit.
e. Stadtmiſſion. Der Jugendbund nimmt am kommenden Sonntag
teil am Jugendgottesdienſt in der Stadtkapelle. Unſere
Mit=
glieder und Freunde ſeien auf die Veranſtaltungen des Gemeindetags
be=
ſonders hingewieſen. Am Abend um 8 Uhr ſpricht in unſeren Räumen
Pfairer Schäfer über dars Thema „Unſere Erlöſung”. Anſchließend
daran findet eine geſchloſſene Abendmahlsfeier für Mitglieder
ſtatt. Nicht=Mitglieder können nach vorheriger Anmeldung bei
Stadtmiſ=
ſionar Hägele, Mühlſtraße 24, teilnehmen.
— Orpheum — 5 Opereitengaſtſpiele. Als Einleitung zur täglichen
Spielzeit, welche hiermit ihren Anfang nimmt, gelangt die erfolgreiche
Operetten=Novität „Der Fürſt von Pappenheim” kommenden Samstag,
27., bis einſchließlich Mittwoch, 31. Oktober, noch fünfmal durch die
Frankfurter Gäſte zur Aufführung. Es empfiehlt ſich, insbeſondere für
die Samstags= und Sonntagsvorſtellung, den Kartenvorverkauf zu
benutzen.
— Preuß.=Süddeutſche Klaſſenlotterie, 4. (Haupt= und Schluß=)Klaſſe.
Bekanntlich wird das tägliche Ziehungsreſultat durch Endzahlen
be=
ſtimmt, von denen an insgeſamt 15 Ziehungstagen je 2 gezogen werden,
alſo insgeſamt 30 Endzahlen von 100 Nummern. Wir werden dieſe
Endzahlen Zug um Zug jeweilig bekannt geben, ſo daß hiernach jeder
Losinhaber ſofort feſtſtellen kann, ob ſeine Nummer gezogen iſt, mit
welchem Gewinn iſt bei dem zuſtändigen Einnehmer auf Grund der
ihm von der Lotterieverwaltung zugehenden Tagesliſte zu erfahren,
Auch ſind daſelbſt — ſolange der äußerſt knappe Vorrat reicht
Er=
ſatzloſe zu beziehen. Es empfiehlt ſich daher für jeden Spieler auf die
Bekanntgabe der Endzahlen obacht zu geben, um ſich dadurch die
Porto=
koſten für die Gewinnmitteilungen zu erſparen und ſchneller in den
Beſitz des Erſatzloſes zu kommen. Am erſten Ziehungstage wurden
ge=
zogen die Endnummern: 07, 55.
Parlamentariſches.
— Der Geſetzgebungsausſchuß des Landtages trit geſtern
vormittag zuſammen und beriet zunächſt den Entwurf des
Geſtzentwur=
fes über die Standesvertretung der Apotheker. Die Vorlage wu de mit
ge=
ringen redaktionellen Aenderungen einſtimmig genehmigt. DieAhzeordneten
Blank und Wagner beantragen, die Entſchädigung für an Naul= und
Klauenſeuche gefallene Schafe und Schweine geſetzlich zu rgeln! Bis
jetzt findet nur eine Verſicherung für gefallenes Rindvieh ſtat. Die
Re=
gierungsvertreter ſind aus finanziellen und finanztechniſchei Gründen
gegen eine Verſicherung der Schweine und Schafe. Die IntFagſteller
verzichten daher auf die jetzige Erledigung ihres Antrag?; — Das
heſſiſche Gerichtskoſtengeſetz wird nach der Vorlage einſtimmis
angenom=
men. Die Regierung macht dabei Mitteilung, daß gegeſtwärtig im
Reichstag eine neue Verordnung über das Gerichtskoſtengeſetz
ausgear=
beitet wird. Der Bericht über das Feldbereinigungsgeſetz fand
Ver=
leſung. Der Bericht wurde gutgeheißen. In eine nochmalige Beratung
des Forſtverwaltungsgeſetzes wird nicht mehr eingetreten. Die
Regie=
rung beabſichtigt, demnächſt mit einigen Mitgliedern des 2. Ausſchuſſes
eine Beſichtigung der Privatwälder des Odenwaldes.
— Nieder=Ramſtadt, 22. Okt. Das geſtern abend ſtattgefundene
Herbſtkonzert des Geſangvereins „Eintracht” dahier, war
für die Zuhörer ein wahrer Kunſtgenuß. Der Verein hat es verſtanden,
ſich im Laufe der Jahre durch ſeine ſtets kunſtſinnige Geſtaltung der
Konzerte die Gunſt des muſikliebenden Publikums zu erwerben. So war
auch geſtern Abend wieder der geräumige Saal bis auf den letzten Platz
beſetzt. Die Mitwirkenden ſetzten alles daran, ſich ihrer Aufgabe auf
das Beſte zu entledigen. Frl. Paula Löſch, aus Darmſtadt, (Sopran)
ſang unter der vortrefflichen Begleitung von Frl. M. Bauer, dahier,
mehrere Lieder. Ihre Vorträge, ganz beſonders aber „Mignon” von
Thomas, gefielen außerordentlich, was der rauſchende, nicht
endenwol=
lende Beifall bewies. Auch die Rezitationen des Herrn Stay=
Darm=
ſtadt ſchlugen bei dem Publikum gut ein. Sehr dankbar aufgenommen
wurden auch die Inſtrumentalvorträge, der Herren Schmidt, Simon,
Schönberger, Börſig, Kehr, Eſch und Kaußmann=Darmſtadt. Die durch
den Verein ſelbſt, unter der Leitung ſeines Dirigenten, Herrn J. Kehr=
Darmſtadt, vorgetragenen Chöre, kann man nur als gute Leiſtung
be=
zeichnen; die Sänger und der Dirigent gaben ſich redliche Mühe, ihr
Beſtes herzugeben. Alles in Allem kann man wiederum nur von einem
guten Gelingen des Konzerts ſprechen. Dank allen Mitwirkenden.
Aus dem vorderen Odenwald, 23. Okt. Ueber die
verſchiedenartig=
ſten Abſonderlichkeiten beim täglichen Geſchäftsverkehr,
ins=
beſondere über die Zahlungen in Naturalleiſtungen ſind allenthalben
ſchon die ſeltſamſten Fälle beobachtet und regiſtriert worden. Ganz
neue Erſcheinungen auf dieſem Gebiete zu verzeichnen, iſt der Zweck
ge=
genwärtiger Zeilen. Ein Totengräber nimmt als Zahlung für ſeine
Bemühungen nur Lebensmittel entgegen; ein Gänſehirt läßt ſich für
die Hut der „Kapitolsretter” von den Bauern nur mit Kartoffeln oder
Getreide entlohnen; ſelbſt ein Nachtwächter beanſprucht für ſeine
Wach=
ſamkeit Futterartikel; ein Karuſſelbeſitzer läßt ſich von den Kindern für
die Einzelfahrt 3 kräftige Kartoffeln geben; ein Flurſchütze nimmt
an=
ſtelle ſeines Monatsgehaltes nur Lebensmittel, und ein Dorfbarbier
ra=
ſiert ſeine bäuerlichen Kunden lediglich gegen Lieferung von 200 Pfund
Kartoffeln für wöchentlich zweimaliges Raſieren ein ganzes Jahr
hin=
durch, während einer ſeiner Kollegen für die gleiche Leiſtung einen
Zentner Korn beanſprucht. Dieſes Regiſter könnte noch beliebig
erwei=
tert werden; allein ſchon die angeführten Fälle dürften genügen zum
Beweiſe für die herrſchende Not und die rieſige Geldentwertung.
* Offenbach, 24. Okt. Durch die Preſſe ging vorige Woche die
Nach=
richt, in einer hieſigen Schulklaſſe ſeien 80 v. H. aller Schüler ohne
Frühſtücksbrot zur Schule gekommen. Der hieſige Zweigverein
vom Roten Kreuz, mehrere Frauen und zwei weibliche Stadtverordnete
fühlten ſich dadurch veranlaßt, einen Aufruf zu erlaſſen, worin Menſchen=
freunde gebeten wurden, die Nor durch milde Gaben zu mildern. D
Oberbürgermeiſter unterzeichnete ebenfalls den Aufruf. Wir geben al
zu, daß die Not überall in den Städten recht groß iſt, und daß vielfg
Gelegenheit iſt, Gutes zu tun. In dem gemeldeten Falle hat man nu
verſucht, die ſo bedürftige Klaſſe feſtzuſtellen. Die Ermittelungen hab
bisher kein Ergebnis gezeitigt, ſodaß man verſucht iſt anzunehmen, de
die Oeffentlichkeit ohne Grund aufgeregt worden iſt. Es wurden imm
nur Kinder in den Klaſſen ohne Brot angetroffen, die es in der Eile ve
geſſen hatten oder die an der Quäkerſpeiſung teilnehmen. Manche ve
zehren es auch ſchon in der erſten Pauſe. Es iſt gar kein Zweifel, de
die Oeffentlichkeit einer kommuniſtiſchen Uebertreibung zum Opfer
fallen iſt.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Nach mehrtägiger Unterbrechung wurden geſtern die Verhandlung
gegen die 40 Wilmersdorfer Poſtdiebe und deren Frau
und Freundinnen durch Landgerichtsdirektor Buddenberg fortgeſetzt.
der Hauptſache handelte es ſich um die Klarſtellung des Verhältniſſ
des Angeklagten Behrend zu den höheren vorgeſetzten Beamten.
kommt dabei zu merkwürdigen Ausſagen der oberen Beamten, aus den
hervorzugehen ſcheint, daß es die oberen Poſtbehörden aus rein burea
kratiſchen Bedenken verabſäumt haben, die Diebesgeſellſchaft durch Kr
minalbeamte und Detektive längere Zeit beobachten zu laſſen. Der Obe
poſtdirektor a. D. Riedel, der Leiter des Poſtamtes Wilmersdorf zu
Zeit der Maſſendiebſtähle, ſchilderte nochmals in längeren
Darlegung=
die Zuſtände auf dem Poſtamt und betonte, daß er nicht infolge d
Diebſtähle penſioniert worden ſei. Eine Autorität aufrechtzuerhalte
war nicht möglich. Den höheren Beamten wurde, insbeſondere von Be
rend, erklärt: „Wir brauchen keine höheren Beamten, das machen w
alles allein.” Als er verſetzt werden ſollte, beſchwerte er ſich einfa
beim Poſtminiſter Giesberts. R.=A. Bahn: Haben Sie denn keinen B
richt über die Zuſtände an das Miniſterium gemacht? Zeuge: Nicht
das Miniſterium, aber an die Oberpoſtdirektion. Es wurde mir ab
immer bedeutet, wir müßten ſehen, mit dem Perſonal gut auszukor
men. Als ich das Nauchen in den Dienſträumen verbot, hieß es: „Wer
man zum Miniſter kommt, raucht er ja auch ſeine dicken Zigarren
R.=A. Bahn: Das alles erklärt doch noch nicht die ungenügende B
wachung von 1919 bis 1922. Warum haben Sie denn nicht einen Krim
nalbeamten eingeſtellt? Zeuge: Die vorgeſtzte Behörde lehnte die Ei
ſtellung eines Kriminalbeamten ab, obwohl ich mehrfach darum bat. Sac
verſtändiger: Oberpoſtrat Bödke: Die Einſtellung eines Kriminalbeat
ten verträgt ſich nicht mit dem Briefgeheimnis. R.=A. Bahn: Das h.
doch nichts mit den Paketdiebſtählen zu tun. Juſtizrat Friedmann: We
kann der Zeuge über Kirſten ſagen? Zeuge Riedel: Kirſten war ein he
licher Mann, aber es ging von ihm das Gerede, daß, wer ſich mit Kirſt
nicht gut ſtelle, hinausfliege. Auch ich wurde von den Leuten nicht
g=
behandelt. Auch dieſer Zeuge äußerte ſich über das anmaßende Au
treten Behrends ſehr ſcharf. Seinen Vorgeſetzten gegenüber benah
ſich Behrend auf das ſchroffſte. Die Verhandlungen werden fortgeſetz
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchelft übernimmt die Redaltion keinerlei Ve
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfang
der Einfender verantwortſich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, 1önnen nid
zurädkarfandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Schon lange beſteht für die kleinen Gehalts= und Lohnempfäng
das dringende Bedürfnis, Geld ſolange wertbeſtändig aufheben zu kö
nen, bis es zu einer größeren Anſchaffung ausreicht. In ander
Städten, z. B. Berlin und Gießen, iſt dieſe Möglichkeit von ſtädtiſche
Sparkaſſen längſt geſchaffen, in Darmſtadt verſagen die zuſtändigen Ste
len noch immer vollſtändig. Dies kann nur an der mangelhaften Ei
ſicht oder der techniſchen Unfähigkeit der betreffenden Beamten liege
Wenn in allen anderen ſtädtiſchen Betrieben mit der gleichen Läſſigke
verfahren wird, iſt es kein Wunder, daß die Steuerzahler, Licht= ur
Waſſerverbraucher immer ſchwerer belaſtet werden. Vieleicht bekümme
ſich der zuſtändige ſtädtiſche Beigeordnete einmal um dieſen Mißſtand.
— Nr. 267 vom 27. 9. 23 des Darmſtädter Tagblatts brachte eit
Notiz: „Zweimalige Rentenzahlung” an Kriegsbeſchädigte und Hinte
bliebene innerhalb eines Monats. Wo bleiben dieſe Zwiſchenzahlungen
Es iſt weder im September, noch für Oktober, bis heute (23.), eit
Zwiſchenzahlung am Poſtſchalter erfolgt. Was ſollen derartige Ve
öffentlichungen, wenn ſie nicht zutreffen? Sie machen nur höſes Bli
und dieſes iſt heute genug vorhanden.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, 26. Oktober:
Wechſelnd bewölktes, unruhiges Wetter, zeitweiſe Regenſchauer.
Tageskalender.
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Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete III 2): „Liliom”. — Union
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele= Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik un
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil
J. V. A. Flciſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
J. Strasburger
Zentralgenossenschaftsdtrektor
und
Frau Marie-Luise
geb. Hermann
geben ihre Vermählung bekannt
DARMSTADT
23. Oktobes 1923
Roguetteweg 22
(7945
Dankſagung.
Allen, die unſerem teueren
Ent=
ſchlafenen und den Hinterbliebenen
treu zur Seite ſtanden, herzl. Dank.
In tiefer Trauer:
Frau E. Grimm Bwe., geb. Rühl
Rhönring 24. und Kinder. (7946
BRENEN
Orpheum 7
Uhr
— Operetten=
2 Gaſtſpiele:
OSTASIEN
Der auf Grund Verfügung
Mini=
ſteriums des Innern vom 29. v. Mts.
feſtgeſtellte Bebauungsplan für das
Gebiet zwiſchen Pallaswieſen=,
Rößler=, Landwehr= und
Blumen=
thalſtraße liegt bei dem ſtädt. Hochbau=
(st7940
amt zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 18. Okt. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
Aufforderung.
Zufolge Beſchluſſes der
Geſellſchafter=
verſamm ung vom 19 ds. Mts. iſt die
Gemeinnützige Heimſtättenbaugeſellſchaft
m. b. H. Darmſtadt aufgelöſt worden.
Die Gläubiger werden aufgefordert, ſich
im Zimmer 6? des Stadthauſes zu melden,
Darmſtadt, den 23. Oktober 1923.
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Reichsminiſters der Finanzen und de
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und 100 Millionen=Markſcheine in de
Verkehr. Sie ſind auf einem ſeegrüne
Papier, mit verſchränkten doppellinige
Quadraten als Waſſerzeichen, gedrud
und tragen den Vermerk, daß ſie vor
1. Januar 1924 ab mit dreimonatige
Friſt zur Einlöſung aufgerufen werde
können. Der 20=Millionenſchein iſt 75)
135 mm groß, hat irisfarbenen Unter
grund, oliv=weinrotsoliv, und trägt au
der linken Seite die Wertbezeichnun
„20000000‟ Die Rahmung, durch di
ein Band mit der Aufſchrift „Zwanzi
Millionen” läuſt, und der Text ſin
ſchwarzgrün, die Nummer rot gedruckt
In den Untergrund iſt das Bild eine
Vokomotive eingearbeitet. Als Ausgabe
tag iſt der 18. September 1923 angegeben
Der 50=Millionenſchein iſt 80X140 mn
groß, hat irisfarbenen Untergrund, gelb
braun=blau=gelbbraun, und trägt au
der linken Seite die Wertbezeichnun.
„50 000 000‟. Die Rahmung mit den
Band „Fünfzig Millionen” und der Tex
ſind ſtahlblau, die Nummer ſchwarz ge
druckt. Untergrund und Ausgabetal
wie vor.
Der 100=Millionenſchein iſt 73X130wp
groß und hat rehbraunen Untergrund mi
einem 33 mm breiten violetten Streifen i!
der Mitte. An der linken Seite befinde
ſich die Wertbezeichnung „100 000 000"
ferner in den Untergrund eingearbeite
100 Millionen‟. Der Text iſt ſchwarz
die Nummer rot gedruckt. In den oberel
beiden Ecken befindet, ſich je ein
Flügel=
rad, in den unteren Ecken je eine
Loko=
motive. Als Ausgabetag iſt der 25. Sep=
(IB17942
tember 1923 angegeben.
Berlin, den 11. Oktober 1923.
Der Reichsverkehrsminiſter.
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Hud weiterhin
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dtern
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Wachſaier, ſcharfen
Hofhund zu bk. (*30‟
Dieburgerſtraße 93,
Schön., 9 Mon. altes
Fohlen (Oldenb.
gegen Schlachtkuh zit
tauſchen. Brücher,
Wiebelsbach. (*268901d