Darmstädter Tagblatt 1923


21. Oktober 1923

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ſamt 394

wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 15. bis 31.
ver 300 Millonen M. und 30 Millionen Mk.
ragegebühr, Abgeholt 305 Millionen Mk., durch die
nturen 330 Millionen Mk. frei Haus. Poſtbezugs=
freibleibend
) ohne Beſtellgeld 30 Millionen Mk.,
nahlung 344 Millionen Mk. Verantwortlichkeit für
jahme von Anzelgen an beſtimmten Tagen wird
übernommaen. Nichterſcheinen einzelner Nummern
ge höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nſcht
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 291
Sonntag, den 21. Oktober 1923
186. Jahrgang

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Ernſte Entſcheidungen in Bagern.
onflikt zwiſchen Bayzern und dem Reich. Abberufung des Generals v. Loſſow. Abbruch
* Beziehungen Bayerns zum Reichswehrminiſterium. v. Loſſow Landeskommandant
der bayeriſchen Reichswehrteile.

* York und Loſſow.
(Von unſerer Berliner Redaktion.)
Der Konflikt zwiſchen der Reichsregierung und der bayeri=
n
Regierung iſt nun alſo ausgebrochen. Die Kraftprobe
int unvermeidlich. Es hat keinen rechten Sinn mehr, ſich
die Einzelheiten der Ereigniſſe zu vertiefen und einen Noten=
hſel
zu führen, bei dem jeder der beiden Teile behaupten wird,
er im Recht geweſen ſei. Die großen Gegenſätze ſind un=
ſchiebbar
. Die deutſche Zentralregierung darf ſich von einem
tsradikalen Blatt nicht beleidigen laſſen und hat das Verbot
chführen müſſen, wenn ſie darüber nicht jede Autorität der=
en
wollte. Die bayeriſche Regierung macht verzweifelte Ver=
ſe
, den Stoß von Rechts aufzufangen und lehnt deshalb eine
ßnahme ab, die nach ihrer Meinung nur geeignet iſt, die
ne, die ſie mit ihrer Politik verfolgt, in ungreifbare Fernen
rücken. Aber gerade, weil es ſo iſt, bleibt die wichtigſte Frage
ob es bei ruhiger Ueberlegung auf beiden Seiten nicht mög=
geweſen
wäre, den großen Konflikt zu vermeiden. Zuge=
en
, daß die Reichsregierung, nachdem ſie einmal dieſen Weg
hritten hatte, nicht mehr anders handeln konnte. Zugegeben,
auch die bayeriſche Regierung von ihrem Standpunkt aus
Rechte wollte. Darüber aber mußten ſich doch beide Teile
kommen klar ſein, daß ein Zuſammenſtoß letzten Endes doch
ermeidlich war, wenn es nicht gelang, einen der Wagen auf
anderes Geleis zu bringen. v. Loſſow wollte einen Konflikt
der bahyeriſchen Regierung vermeiden, weil er ſich beivußt
daß ihm die Machtmittel fehlen würden, um ihn durchzu=
pfen
. Er hat geglaubt, aus dieſen Gewiſſensnöten heraus
geſchichtliche Recht für ſich ableiten zu dürfen, gegen den Wil=
ſeines
Oberſten Kriegsherrn zu handeln. Wir erleben den
iſt’ſchen Prinzen von Homburg, aber doch mit dem Unter=
d
, daß General York im vollen Bewußtſein deſſen war, was
etan. General v. Loſſow lehnte in einem offenen Telegramm,
jeder Poſtbeamte leſen und verbreiten konnte, nicht nur die
chführung eines Befehls ab, ſondern erklärte auch gleich=
g
für alle Zukunft, daß er keinen Befehl durchführen könne,
ihn zur bayeriſchen Regierung in Gegenſatz bringen würde.
en weiteren Bericht ſtellte er in Ausſicht, ließ aber fünf wert=
e
Tage verſtreichen, ehe er ihn abſchickte, um den Gegenſatz
der Welt zu ſchaffen. Ueber ſeine Tat wird die Geſchichte
cheiden. Um einen ſchweren Konflikt vom Zaune zu brechen,
t war das Greifobjekt an ſich zu geringfügig. Es wäre des=
zu
begrüßen, wenn es gelänge, noch in letzter Stunde die
en Parteien auszuſöhnen, damit wir die Arme freibekommen
das, was uns am meiſten am Herzen liegen ſollte, den Kampf
n Frankreich.
Abbruch der Beziehungen Bayerns zur
Reichswehrleitung.
* Berlin, 20. Okt. (Priv.=Tel.) Die bayeriſche Regierung
geſtern durch ihren Vertreter in Berlin, Herrn v. Preger,
Reichsregierung wiſſen laſſen, daß Bayern jeden weiteren
kehr mit dem Reichswehrminiſter und dem Chef der Heeres=
ing
ablehne. Dieſer Entſchluß geht auf die Vorgänge im
e Loſſow zurück. Die Reichsregierung hat ihrerſeits Schritte
rnommen, um den Fall Loſſow ſo zu regeln, daß die Reichs=
rrität
gewahrt bleibt.
Ueber die Gründe, die zu dieſer ſchroffen Wendung der Be=
ungen
zwiſchen dem Reich und Bayern geführt haben, er=
en
wir: In der Nichtausführung des an ihn ergangenen
ehls der Reichsleitung, den Völkiſchen Beobachter zu ver=
en
, ſieht die Reichsregierung, wie geſtern abend bekannt
ben wurde, beim General v. Loſſow eine Verletzung ſeiner
plinariſchen Pflicht. Sie wird daher gegen den General
den ſchärfſten Maßuahmen vorgehen. Die Reichsregierung
tuert, daß damit eine Art Einheitsfront zwiſchen Bayern
Sachſen gegen den Reichswehrminiſter geſchaffen worden iſt.
wird die verfaſſungsrechtlichen Konſequenzen unter allen
ſtänden durchſetzen. Der Reichswehrminiſter hat noch bis
äußerſten verſucht, durch gütliches Verhandeln ein Einver=
nen
herbeizuführen. Er iſt ſelber nach Bayern gefahren, aber
e Erfolg, da General v. Loſſow überhaupt nicht erſchienen
um mit dem Miniſter zu verhandeln. Er ſtellt ſich hinter den
veralſtaatskommiſſar v. Kahr und erklärt einfach, er fühle ſich
Bayern gebunden.
Die Abberufung v. Loſſows.
München, 20. Okt. Die amtliche Mitteilung von der Ab=
rufung
des Generals v. Loſſow iſt heute früh
München eingetroffen. Der Miniſterrat, der
ern ſchon mit den Führern der Koalitionsparteien eine Vor=
brechung
hatte, iſt heute früh um ½10 Uhr zuſammen=
treten
.
Die Münchener Zeitung ſchreibt am Kopfe ihrer heu=
n
Ausgabe: Konflikt mit Bayern, Friede mit Sachſen!
3 Blatt erklärt, es ſei jetzt jedermann in Bayern klar, daß
hern die Zwangspenſionierung v. Loſſows
ht anerkennen könne. Es handele ſich um Bayerns
tliches Leben. Wenn man das in Bahern nicht gewußt
en ſollte, ſo wäre der Mangel an Erkenntnis immer noch keine

Rtfertigung für dieſe unveranmortliche Tat.

Der Bayeriſche Kurier ruft aus: Der Konflikt
iſtda! Das Blatt erklärt: Um die Sozialdemokratie bei der
Stange zu halten, muß gegemüber Sachſen das reaktionäre
Bayern geopfert werden, damit man ſich hinterher mit Sachſen
und ſeiner bolſchewiſtiſchen Regierung verſtändigen kann. Wenn
man den Konflikt mit Bayern henaufbeſchwören will, ſo ſoll man
es tun. Bayern wird es unter gar keinen um=
ſtänden
ruhig hinnehmen, daß die Berliner
Regierung den bayeriſchen Landeskomman=
danten
den parteipolitiſchen Intereſfen der
Sozialdemokratie opfert. Einmal hat die bayeriſche
Nachgiebigkeit auch ihr Ende.
Die Bayeriſche Volkspartei=Korreſpondenz
erklärt, es handle ſich nicht um eine Perſonenfrage,
ſondern um eine Prinzipienfrage,
Zu der Nachricht, daß die bayeriſche Regierung jeden wei=
teren
Verkehr mit dem Reichswehrminiſterium ablehnt, ſchreibt
die München=Augsburger Abendzeitung, daß man
ſich in Berlin über die Folgen des Vorgehens gegen General
von Loſſow nicht im klaren zu ſein ſcheine. In Bayern wiſſe
man, daß v. Loſſow zum Rücktritt gezwungen werden ſoll, weil
es ihm nicht gelungen ſei, Herrn v. Kahr im Sinne der Berliner
Regierung zu unterwerfen. Bayern laſſe ſich eine ſolche Politik
nicht nur nicht gefallen, Bayern habe dieſen Kampf nicht geſucht,
komme er aber, dann wehe die deutſche Fahne im Lager Bayerns.
Bayeriſcher Miniſterrat.
Berlin, 20. Okt. (Wolff.) Wie aus München gemeldet
wird, beſchäftigte ſich heute der bayeriſche Miniſterrat
mit dem Fall Loſſow. Es verlautet, daß Bayern die Ab=
berufung
v. Loſſows als eine ſchwere Beeinträch=
tigung
ſeiner ſtaatlichen Lebensnotwendigkeit
auffaſſen werde. Der Miniſterrat beſchloß die Veröffentlichung
folgender Kundgebung:
Die Darſtellung über den Fall Loſſow, welche die Reichs=
regierung
durch die Preſſe veröffentlichen ließ, bedarf in wich=
tigen
Punkten einer Richtigſtellung. Der genaue Sachverhalt
wird von der bayeriſchen Staatsregierung noch bekannt=
gegeben
. Im übrigen iſt bis zur Stunde das Abſchiedsdekret
des Herrn v. Loſſow noch nicht zugegangen.
In der Preſſe heißt es, daß die Verabſchiedung des Generals
noch nicht erfolgt iſt, wohl aber die Enthebung von ſeinem
Kommando. Während der Vorwärts von einer weiteren Zu=
ſpitzung
des Konflikts zwiſchen der baheriſchen Regierung und
dem Reichswehrminiſter ſpricht und die Situation als ungemein
ernſt betrachtet wird, läßt ſich ein anderes Blatt aus München
melden, daß bereits um die Mittagszeit eine Entſpannung des
Konflikts eingetreten ſei.
Vermittelungsverſuche.
München, 20. Okt. Wie wir erfahren, iſt der bayeriſche Ge=
ſandte
in Berlin, Dr. v. Preger, heute vormittag in München ein=
getroffen
, um mit den amtlichen Stellen im Falle Loſſow Füh=
lung
zu nehmen. Ebenſo iſt der Reichsfinanzminiſter Dr. Luther
in München angekommen, um in der Angelegenheit Loſſow zwi=
ſchen
Bayern und dem Reich zu vermitteln.
Zuſpitzung des Konflikts.
* München, 19. Okt. (Priv.=Tel.) Die Zuſpitzung des
Konfliktes im Falle des Generals von Loſſow hat hier ein Auf=
ſehen
und einen Unmut erreicht, wie nicht gleich in einer anderen
Angelegenheit, was auch aus den Aeußerungen der Preſſe aller
bürgerlichen Parteien und der vaterländiſchen Bewegung ein=
mütig
zum Ausdruck kommt. In den Kreiſen, die vom rein
militäriſchen Geſichtspunkt aus zugeben, daß General v. Loſſow
dem ihm gegebenen Befehl hätte Folge leiſten müſſen, wird das
Berliner Vorgehen als politiſch unklug und im gegebenen Augen=
blick
als inopportun erklärt. Ausgeſprochene Entrüſtung herrſcht
darüber, daß in der offiziös gehaltenen Berliner Preſſe in den
letzten Tagen immer wieder Bayern und Sachſen auf eine Stufe
miteinander geſtellt wurden, und daß man in dem Augenblick,
wo man mit Sachſen eine Art Kompromiß abzuſchließen ſucht,
in Bayern die Verhältniſſe auf die Spitze treiben will, obwohl
es im Reichsintereſſe doch viel wichtiger geweſen wäre, den Ver=
leumdungen
gegen Bahern entgegenzutreten. Es iſt ganz unver=
kennbar
, daß im Falle Loſſow eine einheitliche Stimmung in
den meiſten bayeriſchen Volkskreiſen beſteht, die ſich hinter die
bayeriſche Regierung, Herrn von Kahr und Herrn von Loſſolv
ſtellt, und es wird ſchlechterdings nicht begriffen, was den Reichs=
wehrminiſter
Geßler zu ſeiner unglücklichen Auslaſſung über
eine allenfallſige Abriegelung Bayerns veranlaſſen
konnte, Auslaſſungen, die ſichtlich eine beſondere Erſchütterung
ausgelöſt haben. Jedenfalls iſt unter den obwaltenden Umſtän=
den
an eine raſche Beilegung des Konflikts nicht zu denken. Zu=
nächſte
wird eine ausführliche bayeriſche Darſtellung der Vor=
geſchichte
des Falles Loſſow der Oeffentlichkeit übergeben wer=
den
. Wie ſich die Dinge im weiteren entwickeln werden, hängt
nicht allein von München ab, ſondern auch von den weiteren Ent=
ſchließungen
und Maßnahmen, die in Berlin getroffen werden.
Die Bayeriſche Staatszeitung führt aus, daß der Entſchluß
der bayeriſchen Regierung ſich nicht gegen das Reich und nicht
gegen die Reichseinheit richtet, ſondern gegen das Reichsorgan,
das in abſoluter Verkennung der Lage eine Gefahr, herauf=
beſchworen
habe, deren Auswirkung nicht abzuſehen ſei. Die
Politik, die von der bayeriſchen Regierung und dem General=
ſtaatskommiſſar
gemacht werde, entſpreche nicht nur dem bayeri=
ſchen
Staatsprinzip, ſondern ſei zugleich auch gut deutſch, und
deshalb eine Politik, die dem Reich und der Reichseinheit diene
und dienen ſoll.

Folgenſchwere Ereignifſe.
Vereidigung der bayeriſchen Reichswehr auf
den bageriſchen Staat.
Eine Erklärung von Kahrs.
TU. München, 20. Okt. Heute abend um 8 Uhr hat der
Generalſtaatskommiſſar v. Kahr einige Preſſevertreter empfan=
gen
und ihnen folgende Eröffnung gemacht:
Die Vorgänge, die ſich in den letzten 48 Stunden durch das
Veranlaſſen der Reichsregierung abgewickelt haben, waren ſo be=
dauerlich
und ſo unerhört, daß man ſich wirklich als Deutſcher
ſehr unangenehm berührt fühlte. Die bayeriſche Regierung kam
nach der nunmehr eingetretenen Entlaſſung des Gene=
rals
von Loſſow zu dem einzig möglichen Entſchluß, den
General ihrerſeits zum Landeskommandanten zu ernen=
nen
und ihn zu beauftragen, die bayeriſche Reichswehr
feierlichauf den bayeriſchen Staat zuverpflich=
ten
. Ein entſprechender Aufruf der bayeriſchen Regierung an
das bayeriſche Volk wird demnächſt plakatiert werden. Es iſt
ſehr zu beklagen, daß eine ſolche Entſcheidung getroffen werden
mußte, aber die Schuld haben diejenigen, welche den Beſchluß
der Reichsregierung herbeigeführt haben, und diejenigen Herren,
die mit dem Feuer geſpielt haben.
Der Generalſtaatskommiſſar erſuchte die Vertreter der Preſſe,
bei der Behandlung der ganzen Angelegenheit den deutſchen
Gedanken an die Spitze zu ſtellen und zu erklären, daß das
bayeriſche Vorgehen mit dem Separatismus nichts zu tun habe.
Bayern müſſe ſich in dieſer Situation fühlen als der Staat, der
berufen iſt, im Gegenſatz zu den marxiſtiſchen Anſichten den
nationalen Gedanken in Volk und Reich zu vertreten. Es handele
ſich nicht nur um General v. Loſſow und nicht um den Reichs=
wehrminiſter
, ſondern es handle ſich letzten Endes um den gro=
ßen
Kampf der marxiſtiſchen Internationale und die antideutſche
Einſtellung gegen die nationale und chriſtliche Weltanſchauung.
Bayern fühle ſich als Streiter für den großen Gedanken und ſeine
Haltung habe mit provokatoriſchen Beſtrebungen nichts zu tun.
Das bayeriſche Volk ſei ſich bewußt, daß nun eine Flut von
Schmähungen und Verleumdungen über Bayern hereinbrechen
werde. Das dürfe es jedoch nicht davon abhalten, das Wahre,
Echte und Deutſche zu vertreten.
Die bayeriſche Staatsregierung an das
bageriſche Volk.
TU. München, 20. Okt. Das bayeriſche Staatsminiſterium
hat an das bayeriſche Volk nachſtehenden Aufruf erlaſſen:
Reichswehrminiſter Dr. Geßler hat als Inhaber der voll=
ziehenden
Gewalt für Bayern zwar einen militäriſchen Befehls=
haber
, aber keinen Zivilkommiſſar ernannt. Danach hat er den
bereits vorher für Bayern beſtellten Generalſtaatskommiſſar von
Kahr anerkannt. Gleichwohl hat der Reichswehrminiſter dem
General v. Loſſow in einer Angelegenheit, die der Zuſtändig=
keit
, des bayeriſchen Generalſtaatskommiſ=
ſariats
unterſtand, einen Befehl erteilt und hierdurch in die
polizeiliche Hoheit Bayerns eingegriffen. Herr v. Loſ=
ſow
hat ſich in der gegebenen ſchwierigen Lage in loyalſter Weiſe
mit der bayeriſchen Regierung in Verbindung geſetzt, die ihrer=
ſeits
die weitere Behandlung der Angelegenheit nach der politi=
ſchen
Seite für geboten erachtete und die Reichsregierung nach=
drücklichſt
auf die ſchweren Folgen einer etwaigen Maßregelung
des Herrn v. Loſſow hinwies. Gleichwohl hat der Reichswehr=
miniſter
die Angelegenheit rein militäriſch betrachtet und
General v. Loſſow ſeines Dienſtes enthoben. Die bayeriſche
Staatsregierung konnte dieſe Maßnahme un=
möglich
hinnehmen und hat daher im Intereſſe der Auf=
rechterhaltung
der öffentlichen Ruhe und Ordnung in Bayern
zur Wahrung der bayeriſchen Belange bis zur Wiederherſtellung
des Einvernehmens zwiſchen Bayern und dem Reich den bayeri=
ſchen
Teil der Reichswehr ihrerſeits als Treuhänderin des
deutſchen Volkes in Pflicht genommen, den General von
Loſſow als bayeriſchen Landeskommandanten
eingeſetzt und mit der weiteren Führung der bayeriſchen Diviſion
beauftragt. Das bayeriſche Volk wird dieſem auch in wohlver=
ſtandenem
Reichsintereſſe gelegenen Schritt, der zur Wahrung
der Würde und des Anſehens Bayerns in der ganzen Sachlage un=
vermeidlich
war, volles Verſtändnis entgegenbringen.
gez.: Das geſamte Staatsminiſterium.
Ein Aufruf v. Kahrs.
München, 20. Okt. Der bayeriſche Generalſtaatskommiſſar
v. Kahr hat folgenden Aufruf erlaſſen:
Der Reichswehrminiſter hat verſucht, den bayeriſchen Lan=
des
=Kommandanten General v. Loſſow durch Drohungen gegen
Bayern zur Abdankung zu zwingen. Die Verwahrung der baye=
riſchen
Staatsregierung hat der Reichswehrminiſter mit der ſo=
fortigen
Dienſtentlaſſung des Generalleutnants v. Loſſow beant=
wortet
. Die bayeriſche Staatsregierung und der Generalſtaats=
kommiſſar
wiſſen ſich eins mit allen Deutſchgeſinnten, wenn ſie
eine ſolche Maßnahme ablehnen. Bayern betrachtet es als
ſeine heilige Pflicht, in dieſer Stunde eine Hochburg des
bedrängten Deutſchtums zu ſein. Die bayeriſche Regie=
rung
hat deshalb im Einverſtändnis mit dem Generalſtaatskom=
miſſar
den Generalleutnant v. Loſſow mit der Führung des baye=
riſchen
Teils des Reichsheeres beauftragt. Bayern, Deutſche,
bleibt treu der hehren Aufgabe, unſerem deutſchen Vaterlande die
innere Freiheit wieder zu geben.
gez. Dr. b. Kahr.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Oktober 1923.

Nummer 291.

Berlin; 21. Okt. (Wolff.) An dem Tage, am dem die
deutſchen Vertreter im Auslande den ſämtlichen Mächten eine
Erklärung über die außenpolitiſche Lage abgeben, um die Auf=
merkſamkeit
der Welt auf die durch Frankreichs Verhalten ge=
ſchaffene
unerträgliche Not im Rh einland und im
Ruhrgebiet zu lenken, und im der
die Zuſammenfaſſung aller Kräfte mehr als je nötig
iſt, um gegenüber dem äußeren Gegner feſtzuſtehen, hat es die
bayeriſche Staatsregierung für richtig erachtet, einen
offenen Verfaſſungs bruch und eine innere Kriſe
im Reich herbeizuführen. Der Ausgang für dieſen Kampf
war die Entſcheidung darüber, ob die militäriſche Dis=
ziplin
, auf die jede Armee aufgebaut ſein muß, auch im heuti=
gen
Deutſchland Geltung haben ſoll oder nicht. Der Chef der
Heeresleitng konnte nicht dulden, daß ein klarer Befehl, der von
ihm gegeben worden war, von einem Untergebenen aus politi=
ſchen
Gründen mißachtet wurde.
Eine Armee, in der die Ausführung eines Befehls ab=
hängig
gemacht wird von politiſchen Erwägungen, iſt
kein Inſtrument zur Aufrechterhaltung der Macht eines
Staates nach außen und innen.
Gerade die baheriſche Staatsregierung, die den Gedanken
der Wehrhaftachung des Volkes wiederholt vertreten hat, mußte
ſich klar darüber ſein, daß die Aufrechterhaltung der
Diſziplin in der Armee die Grundlage jeder
Wehrhaftmachung iſt und ſein . Gerade die baye=
riſche
Staatsregierung, die wiederholt in Ausführungen des
Generalſtaatskommiſſars von Kahr die Bewährung des
nationalen Gedankens für ſich ſpeziell in Anſpruch
nimmt, mußte ſich klar darüber ſein, daß
national ſein vor allen Dingen heißt, in Zeiten der Not
Geſchloſſenheit im Innern zu bewahren und Sonder=
wünſche
und Sonderintereſſen dahinter zurückzuſtellen.
Mit dem von Generalſtaatskommiſſar von Kahr in die Oeffent=
lichkeit
geworfenen Gedanken des Kampfes gegen den
Marxi smus hat die in Rede ſtehende Frage gar nichts zu
tun. Der Chef der Heeresleitung und der Reichswehrmäiniſter
haben bei ihrem Kampfe für die Autorität des Reichsheeres
lediglich für dieſe Idee, nicht für irgend welche parteipolitiſche
Einſtellung gekämpft. Dasſelbe gilt von der Reichsregierung,
die ſich bis zum Aeußerſtem bemüht hat, durch weitgehendſte
Ausnutzung der Verſtändigungsmöglichkeiten jeden Bruch zu ver=
meiden
.
Mit Entſchiedenheit und Entrüſtung weiſt die Reichs=
regierung
den Verſuch des Generalſtaatskommiſſars von
Kahr zurück, die Entſcheidung der bayeriſchen Staats=
regierung
als den Kampf einer nationalen und chriſt=
lichen
Weltanſchaung gegen eine marxiſtiſcheinternatio=
nale
Einſtellung hinzuſtellen. Es iſt unerhört, wenn in
der Zeit, in der die Reichsregierung die Kräfte des
ganzen Volkes braucht zur Erhaltung des Deutſchtums
gegen den franzöſiſchen Vernichtungswillen, der General=
ſtaatskommiſſar
glaubt, die Brandfackel der Zwietracht
in das deutſche Volk dadurch hineinwerfen zu können,
daß er davon ſpricht, es handele ſich letzten Endes um
die Frage: Hiedeutſchoder nicht? Es gibt inner=
halb
der Reichsregierung und innerhalb der Volks=
genoffen
, die hinter ihr ſtehen, niewanden, der den
Kampf, um den es ſich handelt, anders, als unter den
deutſchen Geſicht Spunkten anſieht.
Im Kampfe um die Erhaltung der Reichsein=
heit
fordern wir alle Deutſchen auf, den Erregern der Zwie=
tracht
entgegenzutreten, im Kampfe um das Einzige, was uns
gegenüber der angedrohten Vernichtung geblieben iſt, für das
Deutſche Reich und für die deutſche Einheit.

(gez.): Das geſamte Reichskabinett.

* Die Abſetzung des Stadtkirchenglöckners
Johann Nikolaus Helffmann.
Von Wilhelm Müller in Darmſtadt.
Eine der am häufigſten wiederkehrenden Erſcheinungen der
guten alten Zeit iſt die Vererbung der Aemter in einer und
derſelben Familie durch viele Generationen hindurch. Dieſer
Umſtand hatte in manchen Beziehungen ſeine Vorteile, da in=
folge
deſſen die betreffenden Perſönlichkeiten mit ihren Amts=
pflichten
beſſer vertraut waren, wie wenn der Sohn einen an=
dern
Beruf ergriff als den, den der Vater inne hatte. Es hatte
aber andrerſeits, auch ſeine erheblichen Nachteile, inſofern dadurch
immer wieder Leute an ein Amt gebunden blieben, für das ſie
weniger oder gar nicht mehr tauglich waren. Man kann dieſe Be=
obachtung
beſonders häufig beim Pfarr= und Schulamt nach=
weiſen
, ähnliches findet ſich auch bei anderen Berufsarten.
Ein Beiſpiel für das eben Geſagte, und zwar nach der
ſchlechten Seite hin, findet man in dem Glöckneramt an der alt=
ehrwürdigen
Stadtkirche zu Darmſtadt, wo mehrere Ge=
ſchlechter
hindurch die Familie Helffmann berufen war, die
Rechte= und Pflichten eines Glöckners auszuüben. Hundert und
mehr Jahre hindurch hatten die Helffmanns, ohne daß Klagen
laut geworden wären, den Glöcknerdienſt verſehen, bis ein Ur=
enkel
der Familie gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus der
Art zu ſchlagen begann und durch ſeine Amtsführung die Unzu=
friedenheit
ſeiner Vorgeſetzten in ſolchem Maße ſteigerte, daß ihm
zuletzt der Prozeß gemacht und der damalige Inhaber des Amts,
Johann Nikolaus Helffmann, abgeſetzt werden mußte.
Der Gründe, weshalb man ſo energiſch gegen Helffmann
vorging, waren mehrere. Er hatte ſeine Anftspflichten wieder=
holt
vernachläſſigt, ſo daß die Gottesdienſtordnung darunter zu
leiden begann, er war dem Trunke ergeben und ſtand im Ver=
dacht
der Untreue. Hätte ſchon einer dieſer Gründe genügt, ihn
zu einem ſchlechten Vertreter ſeines Amtes zu ſtempeln, ſo wogen
ſeine Fehler zuſammen ſo ſchwer, daß ſeine kirchliche Ober=
behörde
, das geiſtliche Miniſterium, beſtehend aus dem Super=
intendenten
Johann Chriſtoph Bielefeld, den Hofpredigern
Andreas Staphorſt und Liz. Jsrael Clauder, ſowie den
Stadtpredigern Johann Peter Fauerbach und Eberhard
Philipp Zühl, am 29. Dezember 1700 nach vorhergehenden
fruchtloſer Vermahnungen beſchloſſen, den für ſeinen Beruf un=
tauglichen
Glöckner aus dem Amte zu entfernen. Als Nachfolger
Helffmanns wurde gleichzeitig ein gewiſſer Johann Friedrich

Die Woche.

Ein Aufruf der Reichsregierung gegen den bayeriſchen Verfaſſungsbruch. Der Chef der
Heeresleitung erinnert die bageriſchen Truppen an ihren Treueid und verlangt bedingungs=
loſe
Unterordnung.

Befehl der Heeresleitung.
Berlin, 21. Okt. (Wolff.) Der Chef der Heeresleitung,
General der Infanterie v. Seeckt, erläßt folgenden Befehl:
An das Reich sheer!
Die bayeriſche Regierung nimmt die Truppen der ſiebenten
(baheriſchen) Diviſion in Pflicht und ernennt den vom Reichs=
wehrminiſter
ſeiner Stellung enthobenen Diviſionskommandeur
ihrerſeits zum Landeskommandanten und Diviſionskommandeur.
Der Schritt der bayeriſchen Regierung iſt
ein gegen die Verfaſſung gerichteter Eingriff
in die milit äriſche Kommandogewalt.
Wer dieſer Anordnung der bayeriſchen Regierung ent=
ſpricht
, bricht ſeinen dem Reich geleiſteten Eid und macht
ſich des militäriſchen Ungehorſams ſchuldig.
Ich fordere die ſiebente (bayeriſche) Diviſion des Reichsheeres
hierdurch feierlichſt auf, dem dem Reich geleiſteten Eid treu zu
bleiben und ſich dem Befehl ihres höchſten Militärbefehls=
habers
bedingungslos zu fügen.
Der Reichstreue aller anderen Teile des Heeres halte
ich mich geſichert und ſtets für verſichert.
(gez.): von Seeckt,
General der Infanterie und Chef der Heeresleitung.

Eine deutſche Oenkſchrift zu den belgiſchen
Monopolvorſchlägen.
Paris, 20. Okt. Havas berichtet aus Brüſſel in Ergän=
zung
der Pariſer Blättermeldung über die Ueberweiſung einer
deutſchen Denkſchrift zu den belgiſchen Monopolvorſchlägen, die
der Reparationskommiſſion zur Beratung übergeben wurde, die
deutſche Note betone, man weigere ſich nicht, die Grund=
lagen
der belgiſchen Theſe ins Auge zu faſſen. Sie prüfe das
Problem der Monopole und nehme grundſätzlich die meiſten bel=
giſchen
Abſchätzungen an. Nur eine ins einzelne gehende Prü=
fung
der Bemerkungen der deutſchen Regierung werde es er=
lauben
, ihren Wert und ihre Bedeutung zu beſtimmen.
Neue Alliierten=Konferenz?
London, 20. Okt. (Wolff.) Der Pariſer Berichterſtatter
der Morning Poſt ſchreibt, es könne als ſicher angenommen wer=
den
, daß, wie auch die britiſche Reichskonferenz in bezug auf die
Vorſchläge des Generals Smuts entſcheide, dieſer
Plan nicht die geringſte Ausſicht habe, in Paris auch
nur ernſtlich erwogen zu werden. Der belgiſche Plan da=
gegen
enthalte nach der in Paris verbreiteten Anſicht
wenigſtens einige Momente zur Herbeiführung
einer Regelung, wenn nur die Frage der interalliierten
Schulden befriedigend behandelt werden könnte. Es werde in
Paris darauf beſtanden, daß in jedem Falle eine neue Alli=
ierten
=Konferenz in der nahen Zukunft dringend not=
wendig
ſei. Eine derartige Konferenz könne gut im nächſten
Monat zuſammentreten.
Beamtenabbau.
Berlin, 20. Okt. (Wolff.) Im Reichsfinanzminiſterium
wurde der Entwurf einer Verordnung über den Beamtenabbau
fertiggeſtellt, aus dem eine Korreſpondenz verſchiedene Einzel=
heiten
mitteilt. Danach dürfen Beamte oder Anwärter nicht mehr
eingeſtellt werden. Von der Geſamtzahl der am 1. Okt. im Dienſt
befindlichen planmäßigen oder außerplanmäßigen Reichsbeamten
ſollen mindeſtens 25 Prozent ausſcheiden. Die durch
das Ausſcheiden frei werdenden Poſten ſollen nicht wieder beſetzt
werden.
Der Schiedsſpruch im Bergbau abgelehnt.
TU. Berlin, 20. Okt. Die am Donnerstag und Freitag int
Arbeitsminiſterium gefällten Schiedsſprüche über die
Löhne im Bergbau ſind von den Arbeitnehmern
abgelehnt worden. Wie wir hören, hat das Reichsarbeits=
miniſterium
auf Dienstag Arbeitgeber und =nehmer zu einer Aus=
ſprache
über die durch die Ablehnung entſtandene Lage einge=
laden
.
m
Blum beſtellt, der ſich, wie Bielefeld mit Genugtuung feſtſtellen
konnte, in ſeinem Amt auch ziemlich verhalten hat.
Die Angelegenheit Helffmanns hätte mit ſeiner Abſetzung
ihren Abſchluß gefunden, wenn der Abgeſetzte nicht bald danach
Schritte getan hätte, ſein Amt wieder zu erlangen. Ob ihn die
Not, in die er nun geraten, allein dazu zwang, ob nicht der Neid
gegen ſeinen angeblich beſſer geſtellten Nachfolger eine Rolle ge=
ſpielt
hat oder ob auch kirchenpolitiſche Motive mitgewirkt haben,
das alles läßt ſich eher vermuten als beweiſen.
Die Hartnäckigkeit, mit der Helffmann auf ſeine Wiederan=
ſtellung
hinarbeitete, brachte es mit ſich, daß ſein dienſtliches
Verhalten noch einmal zum Gegenſtand einer Unterſuchung ge=
macht
wurde und daß dabei Einzelheiten ans Licht kamen, die
zum mindeſten als recht häßlich bezeichnet werden müſſen. Nach=
dem
Helffmann wiederholt ſeine Wiederanſtellung gefordert hatte,
tpurde auch ſein unmittelbarer Vorgeſetzter, der ältere Stadt=
prediger
Johann Peter Fauerbach, zum Bericht aufgefordert.
Aus Fauerbachs Bericht vom 27. April 1706 erfährt man vor
allem nähere Einzelheiten über Helffmanns Veruntreuungen.
Danach hatte der Glöckner an einem Sonntag des Jahres 1692
oder 1693 beim Entleeren des Klingelbeutels die Hand oben ſo
zuſammengedrückt, daß notwendig noch etwas im Klingelbeutel
bleiben mußte, das er hernach ausleeren konnte‟ Fauerbach
teilte dies ſeinem damaligen Amtsbruder Johann Otto Gorr
(F 1694) mit, der dem Glöckner über ſein Verhalten Vorwürfe
machte und ihn ſcharf geſparnet hat. Da Helffmann trotz dieſer
Ermahnung ſpäter wieder ähnliche Manipulationen vornahm,
beſchloſſen Fauerbach und ſein damaliger Amtsbruder, der fün=
gere
Stadtprediger Zühl, das Almoſenſäcklein insgeheim zu
viſitieren, wobei ſich herausſtellte, daß Helffmann in der Tat
noch verſchiedene Geldſtücke im Klingelbeutel zurückgehalten hatte,
die dann vor der Nachmittagspredigt verſchwunden waren. Auf
energiſches Vorhalten und Befragen, wie lange er derartige
Unterſchlagungen getrieben, bekannte Helffmann, ſich ſeit drei
Jahren auf dieſe Weiſe in unredlicher Abſicht bereichert zu haben.
Obwohl man noch einige Zeit Geduld mit dem ungetreuen Manne
geübt, mußte er ſchließlich doch zur Verantwortung gezogen
werden, die damit endete, daß er abgeſetzt wurde. So lautet
Fauerbachs Bericht, dem der Stadtprediger noch beifügte, daß
Helffmann und ſeine Frau ſeit der Disziplinierung den Gottes=
dienſt
in der Stadtkirche mieden.
Das landgräfliche Urteil auf dieſen Bericht und die Eingabe
des ehemaligen Glöckners ging dahin, daß es bei der Abſetzung
verbleibe und Helffmann zu vermahnen ſei, ſich in ſeinem Wandel
t beſſern, anſonſt er der Kirchenordnung gemäß beſtraft würde.

Herr Poincaré hat geſprochen und damit eine Entſcheidr
herbeigeführt, die von weittragendſter Bedeutung für die er
päiſche Geſchichte ſein wird. Noch einmal hat der deutſche
ſchäftsträger in Paris am vergangenen Mittwoch dem Leiter
franzöſiſchen Politik die Bereitſchaft Deutſchlands zu weitgehe
ſtem Entgegenkommen zu klarem Ausdruck gebracht. Noch
mal bot man Verhandlungen an über die Frage, wie nach
Aufgabe des paſſiven Widerſtandes das Wiederingangſetzen
Arbeit und Produktion im beſetzten Gebiet am zweckmäßig
und ſchnellſten zu bewerkſtelligen ſei, und wie insbeſondere
Wiederaufnahme von Kohlen= und Kokslieferungen an Fre
reich und Belgien ermöglicht werden könne. Auch die gewan
ſten Verdrehungskünſte werden die Tatſachen nicht perſchlei
können. Nicht um Reparationen, nicht um Pfänder geht es
Leiter der franzöſiſchen Politik, ſondern um die Zertrümmer=
Deutſchlands, die Vernichtung ſeiner nationalen Einheit.
mals in der ganzen neueren Geſchichte hat die brutale Gen
ſo unverhüllt geherrſcht, niemals iſt mit Völkerſchickſalen fr=
leres
Spiel getrieben worden. Mit Nachdruck hat der deut
Geſchäftsträger in Paris darauf hingewieſen, daß die bishe
Methode zu einer völligen Zerſplitterung, Arbeitsloſigkeit
Untätigkeit im beſetzten Gebiet geführt habe, und daß daher
von Deutſchland gewünſchten einheitlichen Regelungen eine
ſächliche Notwendigkeit ſeien. Auf keinem anderen Wege
den ſich die brennenden Fragen löſen laſſen, die mit der Aufg
des paſſiven Widerſtandes an Rhein und Ruhr aufgetreten f
Das Deutſche Reich iſt nicht mehr in der Lage, die wöchent
in die Hunderte von Billionen gehenden Summen aufzubrine
die bisher an die Bevölkerung des Ruhrgebiets gezahlt wur)
Nur dann alſo werden ſich ſchwerſte Folgen vermeiden laf
wenn mit aller Energie daran gegangen werden kann, das W
ſchaftsleben in den betroffenen Gebieten wieder in Gang
bringen. Das aber iſt es gerade, was die Franzoſen zund
verhindern wollen. Herr Poincaré verlangt von Deutſchland
Wiederherſtellung des Zuſtandes vor dem 11. Januar, verhin.
dieſe Wiederherſtellung aber mit allen Mitteln brutalſter,
wiſſenloſigkeit, weil er glaubt, daß erſt im kommenden Chaos
Früchte ſeiner Politik heranreifen werden. Die reſtloſe K
ſtellung dieſes ungeheuerlichen Verfahrens vor der ganzen 2
iſt die Aufgabe der deutſchen Regierung. Feſtgeſtellt muß t
den, daß allein die franzöſiſche Staatsleitung die volle Ver=
wortung
trifft für alles das, was die nächſte Zukunft brin
wird. Auch die Bevölkerung der betroffenen Gebiete wird
ekennen, daß die deutſche Reichsregierung alles, aber
alles, getan hat, was in ihren Kräften ſtand, um ihr aus
fürchterlichen Lage, in der ſie ſich befindet, nach Möglick
herauszuhelfen. Wenn die deutſche Reichsregierung in die
letzten Wochen bis an die äußerſte Grenze deſſen gegangen
was ſich noch mit nationaler Ehre verträgt, ſo hat ſie es ge
in dem Bewußtſein, daß für unſere Brüder und Schweſtern
Rhein und Ruhr auch dieſer letzte Verſuch noch gemacht wer
müſſe. Herr Poincaré iſt es, der jede Verſtändigung able
und das waffenloſe deutſche Volk iſt heute nicht in der Lage,
Gewalt die Gewalt entgegenzuſetzen. Die Geſchichte rechnet r
mit Wochen und Monaten, ſondern mit Jahren und J(
zehnten. Niemals aber wird im deutſchen Volk, niemals u
an Rhein und Ruhr das Bewußtſein erlöſchen, daß das geſa
deutſche Volk eine unlösliche Einheit bildet, und nur eine Fr
der Zeit wird es ſein, wann die Drachenſaat ſchauerlich aufge
wird, die heute Frankreichs Staatsmänner geſät.


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Daß niemand in der ganzen Welt den Franzofen in
Arm fallen wird, darüber wird nirgends ein Zweifel beſtel
Immerhin iſt es nicht unintereſſant, daß die Saltung He
Poincarés auch in London alles andere eher als Befriedig
ausgelöſt hat. In einem langen Artikel führt die Times=
daß
Frankreichs wahres Ziel nicht die Reparationen, ſond
die dauernde Beſetzung des Rhein= und Ruhrgebiets ſei,
wenn Sir Robert Horne, der frühere Schatzkanzler, ſeine.
friedigung öffentlich zum Ausdruck bringt über das weitgehe Weeſ

Luftrüſtungsprogramm Großbritanniens, ſo kennzeichnet
ſen, daf
immerhin die Lage. Die Morning Poſt, das Organ der
Beuzderſe
hards, deſſen francophile Tendenz genugſam bekannt
veröffentlichte am Mittwoch einen ſehr merkwürdigen Art 9 Verb=
in
dem der Verſuch gemacht wurde, die Dominions für die fr Milet
zöſiſche Politik einzufangen. Es iſt bezeichnend, daß in engliſ
politiſchen Kreiſen demgegenüber behauptet wird, daß die zur
tagende britiſche Reichskonferenz ſich wahrſcheinlich auf ei
von Smuts zuſammen mit der britiſchen Regierung ausgear
teten Plan einigen werde, und daß darüber nur eine Stin
in London ſei, daß die deutſche Regierung geradezu von a
guten Geiſtern verlaſſen ſein müßte, wenn ſie Herrn Poine
durch einen Umfall aus der Patſche heraushelfen würde, in
er unbedingt hineingeraten werde, wenn er jetzt vor die 2
gabe geſtellt würde, das Wirtſchaftsleben im Ruhrgebiet wie
in Gang zu bringen.
Am geſtrigen Samstag lief die letzte Friſt ab, bis zu wel
die Reichsregierung die finanziellen Unterſtützungen für
Ruhrgebiet bewilligt hatte, und zur Stunde, in der dieſe Ze
in Druck gehen, ſind zweifellos ſchon folgenſchwerſte Entſchl

Da Helffmann merkte, daß auf dem bisher begangenen A
nichts zu erreichen ſei, griff er zu demjenigen Mittel, das,
die Kriminalpſychologie aller Zeiten beweiſt, noch immer
Pratik der kleinen Geiſter geweſen iſt: Er griff zu dem häßlie
Mittel der Verleumdung derjenigen, die ihn auf den Pfaden
Unrechts ertappt hatten. Stadtprediger Fauerbach, ſo ſagte ern
hätte ſelbſt die bewußten Heller in das Klingelſäcklein eingeſchol
um ihn, den gänzlich Schuldloſen, ins Verderben zu ſtürzen.
Die Beſchuldigung des Stadtpredigers war ſo ſchwer,
man ſie ſeitens der Regierung nicht mit Stillſchweigen ül
gehen konnte. Um die Sache zu klären, bekam Helffmann
Friſt von acht Tagen, innerhalb deren er ſein Vorgeben zu
weiſen hatte. Gelänge ihm der Beweis nicht, ſo ſolle er
Wochen lang zur Strafe ad owera publica an den W.
meiſter überwieſen und zur öffentlichen Abbitte vor das 2
gefordert werden.
Helffmann kam der Auflage, den Be eis für ſeine Beha
tung zu erbringen, ſchon bei der nächſten amtlichen Vernehmt
nach, indem er einen langen Schriftſatz einreichte, der jedenf
ebenſo wie ſeine früheren Eingaben von dem Anwalt ſei
Sache geſchrieben war, wahrſcheinlich zugleich demjenigen Mat
den er als Zeugen für ſeine Anſchuldigung benannte, dem Ste
praeceptor Balthaſar Lindenlaub. Die Wahl die
Mannes als Kronzeugen für ſeine Vorwpürfe gegen den Ste
prediger Fauerbach iſt nur dann richtig zu verſtehen, wenn n.
weiß, welche Kämpfe Lindenlaub gegen Fauerbach geführt
Hier geht nämlich die Affaire Helffmann was ſchon eingat
angedeutet war, über den perſönlichen Zwiſt der beiden Str.
teile Helffmann und Fauerbach hinaus aufs kirchenpoliti
Gebiet. Lindenlaub war Stadtpräzeptor von Darmſtadt 1
führte als einer der erſten ſeines Standes einen heftigen Kar
gegen die Bevormundung der Schule durch die Kirche, der
in erſter Linie gegen die Viſitationsbefugniſſe der Stadtgeiftl
keit in Schulangelegenheiten richtete. So erbittert dieſer Kat
ſeitens des Präzeptors auch geführt worden war, ſo hat er
die Zeit für eine ſelbſtändige Schule war noch nicht gekomn
doch verloren und die Geiſtlichkeit bekam das Viſitationsre
beſtätigt. Daß der Präzeptor bei dieſer Sachlage nicht zu Gun)
Fauerbachs ſprechen würde, lag auf der Hand. In der
lautete denn auch Lindenlaubs Zeugnis in der Sache Helffmar
ungünſtig für den Pfarrer. Lindenlaub beſtätigte die Anſchul
gung Helffmanns, indem er bejahte, daß Fauerbach geſagt ha
er und Zühl hätten, um den Glöckner zu probieren, ein

Heller in den Klingelbeutel getan, die dann nachgehends b
ſchwunden ſeien.

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dieſt

Rummer 291.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Oktober 1923.

Seite 3.

fefaßt worden. Wenn bei dieſer überaus geſpannten außen=
ſolitiſchen
Lage, wenn in dieſem Augenblick, in dem das Schick=
al
des Deutſchen Reiches und des deutſchen Volkes auf des
Neſſers Schneide ſteht, die Aufmerkſamkeit der deutſchen Oeffent=
ichkeit
wieder einmal in der Hauptſache durch innerpolitiſche
luseinanderſetzungen in Anſpruch genommen wird, ſo iſt das
virklich kaum noch zu verſtehen, und eine ungeheuer ſchwere
Zerantwortung trifft nicht nur alle diejenigen verantwortlichen
Nänner, welche gerade in dieſem Augenblick das Verhältnis
wiſchen dem Reich und ſeinen Ländern komplizieren, ſondern
uch diejenigen, die verantwortungslos die beſtehenden Schwie=
igkeiten
noch übertreiben und vermehren. Der Beſchluß der
ayeriſchen Regierung, wegen der Entwickelung des Falles
oſſow den amtlichen Verkehr mit dem Reichswehrminiſter
r. Geßler abzubrechen, iſt ganz zweifellos ein überaus ernſtes
reignis. Der Völkiſche Beobachter in München hatte ſcharfe
ngriffe, auch perſönlichſter Art, gegen die Reichsregierung ge=
chtet
, und der Generalſtaatskommiſſar von Kahr die Zeitung
graufhin verwarnt. Vom Reichswehrminiſter jedoch, welcher
on dieſer Verwarnung keine Kenntnis hatte, war der Befehl
aden Militärbefehlshaber in Bayern, den General von Loſſow,
gangen, den Völkiſchen Beobachter zu verbieten. Dieſem Be=
hl
iſt der General nicht nachgekommen, woraufhin ihm von
erlin aus nahegelegt wurde, daß er die entſprechenden Konſe=
tenzen
aus ſeinem Verhalten ziehen möge, während die bahe=
ſche
Regierung ſich nunmehr vor den General von Loſſow
llte. Das iſt in Kürze der Sachverhalt, der einem Konflikt
tgrunde liegt, welcher in dieſem Augenblick das Gefüge des
inzen deutſchen Reiches erſchüttert. Eine Groteske, wenn es
Acht ein Trauerſpiel wäre! Wir lehnen es ab, in dieſem
ugenblick die Schuldfrage zu erörtern. Wir glauben aber, daß
is geſamte deutſche Volk ein Recht darauf hat, zu ver=
ingen
, daß dieſer Konflikt ſofort ſo oder ſo beigelegt wird,
sbeſondere, nachdem eine Entſchuldigung des, fraglichen Blat=
serfolgt
und das Verbot auf Grund deſſen bereits wieder auſ=
heben
iſt. Um Größeres geht es in dieſen Stunden und Tagen,
s um perſönliche Empfindlichkeiten. Wenn in dieſen Tagen
in der Linken häufig ein Vergleich gezogen wurde zwiſchen dem
erhalten des Reiches, auf der einen Seite Bahern und auf
r anderen Seite Sachſen gegenüber, ſo war der von dieſer
eite erhobene Vorwurf, daß die Reichsregierung nur einſeitig
ſarf gegen links, alſo gegen Sachſen, vorgehe, durchaus unge=
chtfertigt
. Im Falle Bayern handelt es ſich um auerelles
lemandes in Sachſen aber handelt es ſich darum, daß nicht
ir Ruhe und Ordnung auf das Schwerſte gefährdet ſind, daß
cht nur die eine Hälfte der Bevölkerung durch die andere ver=
waltigt
wird, ſondern darum, daß der Miniſterpräſident eines
utſchen Landes im Augenblick höchſter nationaler Gefahr mit
inen angeblichen Enthüllungen über eine ſogenannte ſchwarze
eichswehr, denen die tatſächlichen Unterlagen fehlten, dem Lan=
sfeind
neue Waffen in die Hand gegeben. Daß die Reichs=
gierung
einer ſolchen Handlungsweiſe aufs ſchärfſte entgegen=
eten
muß, wenn ſie ſich nicht ſelbſt aufgeben will, und daß da=
i
die überwiegende Mehrheit des geſamten deutſchen Volkes
otz aller parteipolitiſchen Verbitterung hinter ihr ſte hen wird,
eine Selbſtverſtändlichkeit. Die bundesſtaatliche Verfaſſung
ein feſtes Band der Einheit, wenn ſie getragen wird von Ver=
inft
und Selbſtzucht. Sie iſt aber auf der anderen Seite bei
r Eigenart des deutſchen Volkes die einzige, welche die unlös=
he
Einheit des Reiches zu verbürgen in der Lage iſt. Der
tſamenbruch des Reiches aber würde den Triumph Frank=
chs
und das Ende des deutſchen Volkes bedeuten. Das ſollten
) alle diejenigen geſagt ſein laſſen, welche heute an den Grund=
eilern
unſerer Exiſtenz rütteln.
Die bundesſtaatliche Verfaſſung des Reiches ſichert allen
indern weitgehende Freiheiten im Rahmen des Reiches, die
eimarer Verfaſſung gibt ſogar die Möglichkeit, die Grenzen der
inder unter gewiſſen Vorausſetzungen zu verändern. Weit=
hende
Freiheiten legen aber auch ebenſo weitgehende Pflichten
f, und ſo wird ſich jeder, der wirklich deutſch denkt, ſagen
iſſen, daß jeder Verſuch, etwa im gegenwärtigen Augenblick
tenzverſchiebungen oder ſtaatliche Neuordnungen vorzunehmen,
* Verbrechen am ganzen deutſchen Volke dar=
len
würde, weil man mit ſolchen Utopien lediglich dem Lan=
sfeind
in die Hände arbeiten würde.
Die innerpolitiſchen Aufgaben, die rieſengroß vor uns ſtehen,
d jetzt wahrlich anderer Art. Die deutſche Wirtſchaft gilt es
retten unter den Fieberzuckungen einer völlig zerrütteten
ährung. Den deutſchen Staatshaushalt gilt es ins Gleich=
wicht
zu bringen zu einem Zeitpunkt, wo jede wirkſame Maß=
hme
gleichzeitig neue ſoziale Nöte ſchafft.
Während die Ereigniſſe in Sachſen und Thüringen die Mos=
ter
Hoffnungen auf den kommuniſtiſchen Umſturz in Deutſch=
id
neu beleben, während an Rhein und Ruhr Herrn Poincarés
itaillone ſtehen, heißt es für uns ans Werk zu gehen im Ver=
uen
auf die Lebenskräfte des deutſchen Volkes. Trotz
edem!
HI.

Vom Tage.
Im Reichsfinanzminiſterium fand geſtern die konſtituierende Ver=
ſammlung
des Verwaltungsrats der Deutſchen Rentenbank ſtatt.
Am 1. November wird ein neuer Poſttarif eingeführt.
Ein Fernbrief ſoll 50 Millionen koſten. Die Ausgabe von
Marken zu 100 und 200 Millionen Mk. erfolgt in der nächſten Woche.
Der Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die
Reichsbank erfolgt vom 22. Okt. ab bis auf weiteres zum 1= milliarden=
fachen
Betrag des Nennwertes.
In der abgelaufenen Berichtswoche (beginnend mit Samstag, den
13., und endend mit Freitag, den 19. Oktober) hat ſich der Groß=
handelspreisindex
der Induſtrie= und Handelszeitung von
von 857 725 681,07 auf 1962 381 423,28, alſo um 129,1 Proz. erhöht.
Der Aerzteindex für die Privatpraxis iſt von der
Honorarkommiſſion der Aerztekammer und des Großberliner Aerzte=
bundes
vom 21. Oktober ab auf 1200 Millionen feſtgeſetzt worden.
Dem Völkiſchen Beobachter in München und der Roten Fahne
in Berlin wurde auf Grund gewiſſer Zuſicherungen ihrer Chefredakteure
gegenüber dem Reichswehrminiſterium das Wiedererſcheinen geſtattet.
Nach Meldungen aus dem beſetzten Gebiete ſind bisher 30 000
Eiſenbahner von der franko=belgiſchen Regie wieder
eingeſtellt worden.
Miniſterpräſident Poincaré hatte eine Unterredung mit dem
General Nollet, Vorſitzenden der Interalliierten Militär= Kontroll=
kommiſſion
in Berlin.

Kabinettsrat in Berlin.
Berlin, 20.*Okt. (Wolff.) Das Reichskabinett trat heute
mittag zu einer wichtigen Kabinettsſitzung zuſammen, in der es
ſich ſowohl mit der außenpolitiſchen als auch mit der innerpoli=
tiſchen
Lage beſchäftigte. Im Vordergrund der außenpolitiſchen
Beſprechung ſtand die gegenwärtige Lage im Ruhrgebiet. Die
Reichsregierung iſt nach wie vor der Anſicht, daß die weiteren
Subventionen für die Induſtrie vom Reiche finanziell nicht ge=
tragen
werden können. Wie verlautet, hat man die Hoffnung
noch nicht aufgegeben, einen Ausweg aus dieſer Lage zu finden.
Bei der Beſprechung der innerpolitiſchen Lage wurden Maß=
nahmen
erwogen, die aus der Haltung Bayerns zum Reich not=
wendig
geworden ſind. Es handelt ſich nach hieſiger Auffaſſung
keineswegs um politiſche Meinungsverſchiedenheiten, ſondern
vielmehr um einen Bruch der Diſziplin und einen Verſtoß gegen
die Reichsautorität, der unter keinen Umſtänden von der Reichs=
regierung
ſtillſchweigend geduldet werden könne.
Eine deutſche Verbalnote.
* Berlin 20. Okt. (Priv.=Tel.) Nachdem der von der
Reichsregierung in Paris unternommene Schritt eine vollkom=
mene
Ablehnung gefunden hat, und dieſes Ergebnis durch die
offiziöſe franzöſiſche Berichtigung der deutſchen Darſtellung roch
unterſtrichen worden iſt, hat es die Reichsregierung für notwen=
dig
gehalten, ihrerſeits die Urſachen der kommenden Geſchehniſſe
nochmals nachdrücklichſt klarzulegen. Sie hat deshalb die deut=
ſchen
diplomatiſchen Vertreter in den europäiſchen Hauptſtädien
und in Waſhington angewieſen, eine Erklärung der Regierung
in Form einer Verbalnote zu überreichen, in der mit aller Deut=
lichkeit
die Gefahren der franzöſiſchen Politik geſchildert werden
und dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten die Verantwortung
für die Zukunft überlaſſen wird. Die amtliche deutſche Ver=
öffentlichung
dieſer Verbalnote erfolgt, ſobald die Note über=
reicht
iſt.
Verbot des badiſchen Betriebsrätekongreſſes.
Karlsruhe, 20. Okt. (Wolff.) Amtlich wird gemeldet:
Der für Sonntag, den 21. Oktober, nach Karlsruhe einbe=
rufene
Betriebsrätekongreß wird auf Grund des militä=
riſchen
Ausnahmezuſtandes verboten. Die ſeit dem 15. Okf.
in Baden vorgekommenen Gewalttätigkeiten und Störung der
öffentlichen Ordnung bilden für das Verbot die Grundlage.
Verhängung der Schutzhaft
über kommuniſtiſche Agitatoren.
Stuttgart, 20. Okt. (Wolff.) Aus Gründen der öffent=
lichen
Sicherheit hat ſich das Wehrkreiskommando verankaßt ge=
ſehen
, eine größere Anzahl kommuniſtiſcher Agitatoren im Ver=
laufe
der letzten Woche in Schutzhaft zu nehmen. Dazu wird mit=
geteilt
: In der kommuniſtiſchen Partei war in den letzten Tagen
eine beſondere Regſamkeit zu beobachten. Eingehende Nachrich=
ten
ließen erkennen, daß die Agitatoren den Generalſtreik zu in=
ſzenieren
und Sabotageakte vorzubereiten ſuchten.

Sachſen und das Reich.
General Müller an Dr. Zeigner.
Die Vollmachten des Militärbefehlshabers.
Dresden, 20. Okt. (Wolff.) Das ſächſiſche Wehrkreis=
kommando
teilt mit: Nachſtehendes Schreiben wurde heute nach=
mittag
1½ Uhr dem Miniſterpräſidenten Dr. Zeigner überreicht:
Sehr verehrter Herr Miniſterpräſident!
Entſprechend der Erledigung meines Briefes 1 0 3514/23
vom 18. Oktober, teile ich im Hinblick auf die Erklärungen des
Herrn Miniſterpräſidenten im Landtage mit, daß ſich der
Reichstvehrminiſter über weitere Maßnahmen namens der
Reichsregierung ſchlüſſig geworden iſt. Ich bin beauftragt, im
Freiſtaat Sachſen mit den zur Verfügung ſtehenden und zur
Verſtärkung der zur Verfügung geſtellten Machtmittel verfaſ=
ſungsmäßige
und geordnete Verhältniſſe
wieder herzuſtellen und aufrecht zu erhalten. Ihnen
hiervon genügend Kenntnis zu geben, will ich nicht verfehlen.
Die Gründe für das Eingreifen der Reichswehr wer=
den
vor dieſem der Bevölkerung bekannt gegeben. Ich gebe
mich der Hoffnung hin, daß die von der Reichsregierung im
Intereſſe des Geſamtwohls für nötig erachteten Maßnahmen
die Billigung und tatkräftige Förderung der Regierung des
Freiſtaates Sachſen finden werden. Insbeſondere vertraue ich
darauf, daß es Ihnen, Herr Miniſterpräſident, gelingt, die bei
den kommuniſtiſchen Mitgliedern der Regierung offenſichtlich
vorhandenen Beſtrebungen, die ſich gegen die Grundlagen der
Reichsverfaſſung zu wenden drohen, in den richtigen Schranken
zu halten. Nur ſo wird die überaus ſchwierige Aufgabe zu
löſen ſein, die ſchwer erſchütterten Zuſtände im
Freiſtaat Sachſen verfaſſungsmäßig wieder
herzuſtellen.
Mit vorzüglicher Hochachtung!
gez. Müller, Generalleutnant.
Der Wehrkreiskommandant an die Bevölkerung.
* Dresden, 20. Okt. (Priv.=Tel.) Das ſächſiſche Wehr=
kreiskommando
hat folgenden Aufruf an die ſächſiſche Bevölke=
rung
erlaſſen:
An die Bevölkerung!
Die Bevölkerung leidet ſchwer unter dem Mangel der not=
wendigſten
Lebensmittel. Die Not wird nicht beſeitigt, ſon=
dern
geſteigert durch Plünderung der Verkaufsſtände,
der Brotwagen und ähnlichem. Ich werde Maßnahmen ergrei=
fen
, um die Einfuhr von wichtigen Lebensmitteln im Freiſtaat
Sachſen zu erleichtern. Dieſe wird unterbunden, wenn die Ein=
griffe
Einzelner und die Uebergriffe der ſogenannten Kontroll=
ausſchüſſe
nicht unterbleiben. Kein Bäcker wird ſich Mehl, kein
Fleiſcher Fleiſch hinlegen, wenn er damit rechnen muß, daß es
ihm genommen wird. Ich warne daher bor weiteren Aus=
ſchreitungen
. Sie werden auf die Täter in ihrer ganzen
Schwere zurückfallen. Mögen ſie bedenken, daß ſie
mit ihrem Leben ſpielen, falls ich gezwungen bin,
Truppen einzuſetzen.
Der Befehlshaber im Wehrkreiskommando 4.
Dresden, 20. Oktober 1923.
gez. General Müller.
Kommuniſliſcher Betriebsrätekongreß in Sachſen.
EU. Chemnitz, 20. Okt. Trotz des bekannten Verbotes
des Generals Müller iſt die Einberufung des kommu=
niſtiſchen
Betriebsrätekongreſſes des Frei=
ſtaates
Sachſen für nächſten Montag aufrecht erhalten wor=
den
. Die kommuniſtiſchen Mitglieder der ſächſiſchen Staats=
regierung
: Graupe, Böttcher und Heckert, werden dabei als Red=
ner
auftreten. Ob General Müller dieſe Herausforderung ſtill=
ſchweigend
annehmen wird, darüber iſt bis zur Stunde noch
nichts bekannt.
Stegerwalds realpolitiſche Forderungen.
Hamburg, 20. Okt. (Wolff.) Im Oſtaſiatiſchen Verein
ſprach heute der preußiſche Miniſterpräſident a. D. Stegerwald
über Die Lage und die Wiederaufſtiegmöglichkeiten Deutſch=
lands
. Stegerwald bezeichnete das Verſailler Diktat und die
Illuſionspolitik der letzten Jahre als die Gründe des Ver=
falls
. Aufwärts zu führen vermöchten zum erften die Abkehr
von Illuſionen und die Einſetzung einer ſtarken Realpolitik, zum
anderen ein feſter Zuſammenhalt von Reich und Volk in Opfer=
gemeinſchaft
, unterſtützt durch eine eiſerne Sparſamkeit im Reich
und in den Gemeinden. Die grundlegenden realpoliti=
ſchen
Forderungen ſeien:
1. Eine Währungsreform.
2. Radikale Staatsvereinfachung (das Reich übernimmt die
preußiſche Exekutive, Entfernung von Poſt und Eiſenbahn aus
dem Reichsetat, Beamtenabbau).
3. Eine drakoniſche Steuerpolitik.
4. Eine tatkräftige Wirtſchafts= und Produktionspolitik, d. h.
Rückkehr von der Inflation zur Produktion.












Nach dieſem Zeugnis ſcheint man ſeitens der Behörden die
iche nicht weiter verfolgt zu haben. Fauerbach wies den Vor=
irf
entſchieden als Verläumdung zurück, wies auch auf das
tſame Verhalten ſeines Gegners hin, der von dem Vorwurf,
agent provocateur gehandelt zu haben, vorher nie=
ils
etwas geſagt habe und ihn jetzt erſt nach ſechs Jahren
rbrächte. Daß Helffmann übrigens trotz der Ausſage ſeines
itlaſtungszeugen kein Ehrenmann geweſen ſein kann, beſtätigt
ndenlaub ſelbſt. Denn auch nach ſeinem Zeugnis kann nur der
öckner die Unterſchlagung begangen haben. Helffmann hat des=
lb
die von dem geiſtlichen Miniſterium ausgeſprochene Ab=
jung
ganz abgeſehen von ſeinen anderen Untugenden
t Recht verdient.

* Die Ideale ſollen leben..."
Haben wir ein Recht, in einer Zeit von Idealen zu
jechen, die den Stempel des Materialismus an ihrer Stirne
igt? . . Was willſt du damit, werden die Erdgeborenen und
S Erdleben Liebende dich fragen, wirſt du darum beſſer
ben, daß du die Menſchen für beſſer hältſt als ſie ſind ( da=
t
du, o Weiſer, ſelbſt beſſer wirſt), daß du in den Schriften
S Denkers oder den ſehnſuchtsvollen Verſen des Dichters
mneuen Menſchentum nachgehſt? Du biſt ja ein Narr,
den Himmel zu leben! Siehſt du jene nicht darben in bitterer
mt und wollteſt ihr Los teilen?
Sprachen ſie nicht auch ſo, die ſich beſſer hielten in ihrem
itue, zu dem Künder der Menſchenliebe, und verachteten ſie
i nicht darum und kreuzigten ihn, daß er ihnen, den Falſchen,
* Maske der Halbheit herabriß? Wie lange noch hinket ihr
zwei Seiten? Werdet ihr die Demut jetzt nicht lernen,
* das harte Schickſal predigt, den Geiſt des wuchernden Mam=
uns
ablegen, mit dem ihr euch ſelbſt und ein armes Volk be=
igt
, und darauf beſinnen, daß wir alle ein Volk ſind, das
3t alles Trennende hintanſtellen muß hinter dem größeren
inzen? Was iſt da euer kleines ſelbſtſüchtiges Ich? .. Soll
Generation, die da nach uns kommt und von der wir das
ue Deutſchland erwarten, für das wir jetzt zu leben
ben und das das ſchwerſte Opfer von Ins verlangt ſoll
eſe Generation, die, ſo Gott will, in Freiheit leben ſoll, von
Is ſagen dürfen, daß wir das Erbe der Toten ſchlecht ver=
altet
, daß wir uns ſelbſt mehr geliebt haben, ſtatt alles
nzugeben, wie jene freudig es taten, weil ſie an die
ukunft ihres Vaterlandes glaubten? . . . Iſt dieſer
Hartwig.
laube denn kein Opfer wert?,,.

* Darmſtädter Ausſtellungen.
Kunſt und Keramik.
Kunſt und Keramik hat eine neue Ausſtellung eröffnet, die
u. a. eine umfaſſende Kollektion des jungen Darmſtädter Malers
Walter Reitzel (Gemäldeſaal) bringt. Einige ältere und
eine ganze Anzahl neuer Werke geſtatten einen gewiſſen Ein=
blick
in das Schaffen Reitzels, der ſich wiederum als Ringender,
Vorwärtsſtrebender erweiſt. Er hat ſich neuerdings auf ein Ge=
biet
begeben, das nicht ohne Gefahren iſt (Alte Stadt) und das
ihn von einer bisher ungewohnten Seite künſtleriſcher Hand=
ſchrift
zeigt. Erheblich ſind ſeine Seeſtücke wohl wiederum be=
einflußt
von der jüngſten Auslandsreiſe der deutſchen Flotte,
die er als Gaſt mitmachen konnte. Er beginnt, das Meer, nach=
dem
der erſte überwältigende Eindruck ſeiner Größe und Unfaß=
barkeit
einer Greifbarkeit der Begriffe und des Auges gewichen
iſt, natürlicher, empfindſamer und ruhiger zu ſehen. Aus reicher
Verwendung ſtärkſter Mittel zu ſchlagendem Ausdruck kam er
zur Ruhe und harmoniſchen Schönheit der Unendlichkeit, die in
ihrer ganzen Größe zu erfaſſen keinem Menſchen möglich iſt.
Es ſind Bilder von ſchönem Gottesfrieden, von lyriſcher Zartheit
in der Kollektion, eingeſtellt auf Farbe und Gefühl. Nur darf
das nicht zur Kleinlichkeit führen. Das verträgt die gewaltige
Natur des Meeres nicht. Was aber in dieſen Verſuchen Reitzel
zum Vorteil gereicht, iſt eine ſympathiſche Kultur der Farben.
Dieſe und die intereſſante Kompoſition macht auch den ſtark
expreſſioniſtiſchen Verſuch Alte Stadt intereſſant und genieß=
bar
, wenn vielleicht auch die Warnung am Platze ſcheint, nicht
ſchöne Kräfte zu vergeuden an der Löſung von Problemen, die
zurzeit als überwunden gelten können.
Von kraftvollem Ausdruck in künſtleriſcher Form und von
ſtarker Eigerart ſprechen die Gewälde von Hans Viel=
metter
, deſſen Radierungen bereits Gegenſtand anerkennender
Beſprechung waren. Auch hier iſt noch ein Suchen erkennbar,
aber es baſiert auf eine gefeſtigte künſtleriſche Auffaſſung, auf
ein zielkennendes Wollen, dem zwar noch die letzte Reife fehlt.
die vielleicht in der Verinnerlichung zu ſuchen iſt, die aber viel
für die Zukunft erhoffen läßt. Man muß dieſe Bilder gegen=
einander
abwägen und wird erkennen, daß ein ſtarkes Talent
dieſe Blumen ſo farbig lebendig geſtaltete und die Porträts ſo
trefflich charakteriſierte. Die ausgezeichneten zeichneriſchen Fertig=
keiten
, die Beherrſchung der ſtrengen Linie und ihre Bändigung
zu harmoniſchem Ausdruck, die aus dem Mappenwerk Chriſtus

ſpricht, kommen den Gemälden zugute, bringen Rhythmus und
Form in die Darſtellung der Farben.
Auguſt Soeder, der eine ausgezeichnete Komplettierung
dieſes Dreigeſtirns bildet, bleibt nach wie vor ganz auf Farbe
eingeſtellt. Er ſieht die Natur, die Landſchaft groß und gewaltig,
und mit kühnen Pinſelſtrichen bannt er die Impreſſionen auf die
Leinwand. Kühn und gewaltig wie ſeine Handſchrift iſt ſein
farbiges Sehen. Gewagt oft, aber ſtets von ſtarkem, zwingen=
dem
Eindruck. Eine herbe Künſtlernatur, die feſt wurzelt in der
Farbigkeit der Natur und, losgelöſt von kleinlichem Nachahmen,
in allem farbige Probleme ſieht, die in ſeiner kraftvollen Art
gelöſt werden.
Well Habicht ſtellt einige Steinplaſtiken aus, die die
Kunſt dieſes Plaſtikers gut repräſentieren. Die Kompoſition
dieſer weiblichen Figuren iſt ſtreng in der Linienführung, weich
und harmoniſch in der Formengebung, techniſch eine ausgezeich=
nete
Arbeit und weich und geſchloſſen im Geſamtausdruck, der
auch dann überzeugend und charaktervoll wirkt, wenn gewagte
Bewegungen feſtgehalten werden. Und dann: der Künſtler
kennt ſein Material und weiß, was er von dieſem verlangen, wie
er ihm Leben einhauchen kann.
Aus der reichen Sammlung von Keramiken ſeien als Neu=
heit
von Wert die Erzeugniſſe der Dieſſener Werk=
ſtätten
(Dieſſen am Ammerſee) hervorgehoben. Kleine Pla=
ſtiken
von höchſt eigenartiger Erfindung und Formgeſtaltung,
dem Material gut angepaßt und fein und fließend koloriert.
M. St.

* Der unzufriedene Eckenſteher. Der Berliner Eckenſteher
war früher, beſonders ſeit er in der Figur des Nante auf der
Bühne populär geworden war, eine Erſcheinung, die wegen ihres
Witzes ebenſo berühmt war wie wegen ihrer Unverſchämtheit.
Ein Beſucher Berlins wettete einmal mit einem anderen, daß der
Berliner Dienſtmann das waren nämlich die Eckenſteher
nie zufrieden ſein werde, ſo gut man ihn auch bezahle. Der an=
dere
ging auf die Wette ein. Der erſtere rief alſo einen Ecken=
ſteher
und ſagte: Mein Freund, hier, trag er mir das Paket bis
dort an des Haus in der Lindenſtraße, und als Belohnung dafür
hat Er hier einen Dukaten‟. Der Eckenſteher ſah ſich das Gold=
ſtück
wohlgefällig an und erwiderte: Aber Männeken, wollen Sie
mir nich noch ne Kleinigkeit dazu verabfolgen, ſonſt muß ich
det goldene Ding gleich wechſeln laſſen‟. Der andere hatte alſo
die Wette verloren.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Oktober 1923.

Nummer 291.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 21. Oktober.
* Die Gas=, Waſſer=und Strompreiſe.
Wir haben unſere Forderungen und Beanſtandungen in der
Angelegenheit der aller Vernunft Hohn ſprechenden Preisgeſtal=
tung
für Gas, Waſſer und Strom bisher generell an die Stadt=
verwaltung
gerichtet. Dieſe allein iſt der Allgemeinheit ver=
antwortlich
. Wir wollen und lönnen nicht bürokratiſch under=
ſcheiden
zwiſchen den einzelnen Betrieben, und es iſt nicht unſere
Sache, den oder die einzelnen Schuldigen feſtzuſtellen. Wir
wiſſen natürlich, daß die einzelnen Betriebe formell getrennt ſind,
aber gerade gegen den Bürokratismus, der ängſtlich fragt,
bin ich hier auch zuſtändig oder kann ich hier zur Verantwor=
tung
gezogen werden, wenden wir uns in erſter Linie. Wir
verlangen ein kaufmänniſches, überall ausgleichendes und überall
auf der Höhe der Zeit ſtehendes Zuſammenarbeiten
von tüchtigſten Kräften. Wir ſind dabei der Ueberzeugung,
daß an ſolchen tüchtigſten Kräften kein Mangel iſt und daß
man den Mut haben muß, die untüchtigen und ungeeigneten
durch ſolche zu erſetzen, ohne Anſehen der Perſon oder gar der
Partei. Und die Wählerſchaft hat das Recht, von den Stadt=
verordneten
zu fordern, daß die Intereſſen der Allgemeinheit
ſtets und in jeder Beziehung über die der Partei geſtellt werden.
Wenn in dem geſtrigen Artikel geſagt wurde, daß die Stadt=
verwaltung
es verabſäumt hat, im Frühjahr ſich rechtzeitig
mit Kohlen einzudecken, ſo laſſen wir uns gerne dahin belehren,
daß dieſer Vorwurf den Leiter der Kohlenausgleich=
ſtelle
nicht trifft, daß dieſer vielmehr ſeine Schuldigkeit in
vollem Maße zum Beſten und Vorteil der Stadt getan hat. Auch
in dieſer Beziehung iſt die Stadtverwaltung der Oberbürger=
meiſter
(nicht perſönlich zu nehmen) als die veranwortliche
Stelle für alle Betriebe gemeint, und wenn hier ein gutes
Vorbild gegeben war, muß unſer Vorwurf um ſo ſchärfer er=
hoben
werden gegen die Stellen, die dieſem Beiſpiele
nicht folgten und nun ihre vernachläſſigten Finanzen in der
bequemen Art auf Koſten der Verbraucher ſanieren wollen.
Wir wiſſen nicht, ob 15 Stadwverordnete den Mut gefunden
haben, beim Oberbürgermeiſter die ſofortige Einberufung
einer Stadtverordneten=Verſammlung zu bear=
tragen
. Tatſache iſt, daß eine ſolche für Donnerstag an=
beraumt
wurde, deren erſter Beratungsgegenſtand die Gas= und
Waſſerpreiſe ſind. Man läßt ſich reichlich Zeit mit dieſer Ver=
ſamnlung
. Die Wichtigkeit des Gegenſtandes hätte es wohl ge=
rechtfertigt
, die Stadwerordneten=Verſammlung früher, ſchon am
Freitag voriger Woche, einzuberufen? Oder dachte man, zunächſt
die Gewüter ſich beruhigen zu laſſen? Dies dürfte eine
Enttäuſchung werden, denn die Erregung unter den Verbrauchern
wächſt. Wie wir hören, ſoll in den etſten Tagen der kommenden
Woche eine Proteſtverſammlung der Bürgerſchaft ein=
berufen
werden. Schon jetzt aber muß gefordert werden, daß
die Stadwerwaltung rigoros durchgreift, daß ſie Taten
zeigt und nicht den Verſuch macht, wie ſo oft ſchon, mit ſchönen
Worten und wohlmeinenden Reden eine Angelegenheit aus der
Welt zu ſchaffen, die vielem, was hier ſchon geſündigt wurde,
die Krone aufſetzt.
Vielleicht beachtet die Stadtverwaltung auch einmal die nach=
ſtehende
.
Preis=Vergleichstabelle
und gibt auch hierüber Auskunft. Es iſt auch wichtig, zu wiſſen,
ob und mit welchem Recht die Stadwverwaltung heute noch be=
ſtreitet
, daß Darmſtadt zu den teuerſten Städten zählt.
Pfund=Preiſe der Lebensbedürfniſſe am 17. Oktober 1923
in Millionen Mark.
in Darmſtadt Offenbach Gießen
Ortsübliches Schwarzbrot . . .. 200
Reis
600
375 300
Erbſen
550
350 25
Rindfleiſch
. 800
320
350
Schweinefleiſch .
960
1800
* *
1400
30
Kalbfleiſch ... 1000
500
Butter
2400
1800
z
1300
Margarine . ..:1 1200
830
750
Schellfiſche . . . 500
240
240
80
Eier (1 Stüch).. 150

20
Vollmilch (1 Liter).. . 242
240
1840
Steinkohlen (1 Zentner) .. 7522
Braunkohlen (1 Zenter) .. . 4388
2000 1265
Briketts (Braunk, 1 Zentner)
2620 1610
5298
Koch= u. Leuchtgas (1 obm) 448
44
75
Elektrizität (Licht) 1 bmst 1000
180 500
Dieſe Angaben ſind von den Stadtverwaltungen am
17. Oktober ermittelt. Darmſtadt tritt überall als 18.bis 30, 9. 23 172800
beſonders teuer heraus.
In Stuttgart koſtet ab 18. Oktober ein Kubihmeter Gas
auf Gutſchein 100 Millionen Mark.
Von der Techniſchen Hochſchule. Rektor und Senat der
Techniſchen Hochſchule Darmſtadt haben Frl. Frieda Alter,
Mitinhaberin der Ludwig Alter A.=G. in Darmſtadt, die Würde Fällen auf volle 100 000 Mk. nach unten abzurunden.
eines Ehrenſenators erteilt in Anerkennung ihrer hervorragen=
den
Verdienſte um die Hochſchule und ihre ſoziale Fürſorge.
Hauptmanns Schluck und Jau im Kleinen Haus fällt der Zuſatz=
miete
1 zu und beginnt um 7½ Uhr.
Braunkohlefilm kann nicht gezeigt werden, da der Verleih keinen Ab=
zug
zur Verfügung ſtellen konnte. Die Filmmieten ſollen jetzt abge= licherweiſe hat die Stadtverwaltung die Verpflichtungen, die die Geſell=
ſchloſſen
werden, und es wird deshalb gebeten, Anmeldungen im Laufe
dieſer Woche an die Kanzlei des Landestheaters zu richten.
Montag hier ihre Uraufführung erlebt hat, wird am 6. November im Gewißheit, daß ſie und ihre Nachkommen im Beſitz dieſer Heimſtätten
Wiederholung finden.
gangen wird in der Art, daß an ihm allerorten das Leben der Kirche in Erfüllung gehen!
in den Mittelpunkt des perſönlichen und öffentlichen Intereſſes geſtellt
wird. Schon ſeit mehreren Jahren hat auch bei uns in Heſſen die von
Gemünden ihre Tagungen zu ſolchen Kirchenſonntagen geſtaltet. Als gungsamts einer Verletzung ſeiner Amtspflichten nicht ſchuldig gemacht.
gottesdienſten die Bedeutung der Kirche und des Gemeindelebens als laß einer Vorentſcheidung als unzuläſſig abgewieſen.
Gegenſtand unſeres Chriſtenglaubens gefeiert werden. Am Nachmittag
um halb 4 Uhu wird eine feſtliche, für alle Einzelgemeinden der Stadt mit zahlreichen Zeugen anberaumt, doch fand die wiederholte Beweis=
und der Nachbarorte gemeinſame Feſtverſammlung in der Stadtkirche aufnahme nur teilweiſe ſtatt, und endigte die Verhandlung nach mehr=
ſtattfinden
. In ihr wird Prälgt D. Dr. Diehl über. Mehr Kirchen= ſtündiger Dauer mit einem Vergleich. Hoffentlich dient ſolche Erledi=
Kirche und unſere Pflichten gegen ſie reden. Auch geſangliche und muſi= richtete ſich gegen Ludwig Hild 4. und Heinrich Muly, beide von
men wird. Allzu lange iſt die Rede umgegangen, daß es eine Stufe ſitzung gefallen waren. Man hatte ſich damals (im letzten Winter) mit
der Religioſität gäbe, auf der der Menſch keiner Kirche bedürfe, und Erhöhung der Waldarbeiterlöhne befaßt, und es war zu erregten Aus=
infolge
des bisher auf allen Lebensgebieten herrſchenden Individualis= einanderſetzungen gekommen, als Br. ein Schreiben der Oberförſterei
ſtädter kirchliche Gemeindetag wird eine Kundgebung der neuen Wert= der andere Angeklagte ſollte ſich in gleicher Weiſe vergangen haben. Auf
ſchätzung und der neuen Liebe zur Kirche ſein, die in den letzten Jahren Strafantrag des vorgeſetzten Kreisamtes und Brs ſelbſt erwuchs die
in Vielen erwacht iſt, beſonders in denen, die ſich in den evangeliſchen am Schöffengericht verhandelte Anklage, doch ſprach man dort H. und
Männer=, den Frauen= und den Jugendvereinen und in der Pflege. M. frei, indem bezüglich der Aeußerung des einen mit jener Verleſung
chriſtlicher Gemeinſchaft zuſammengeſchloſſen haben.
Eine Achtzigjährige. In körperlicher und geiſtiger Friſche beging ſofern nicht ehrverletzend erachtet wurde. Die Staatsanwaltſchaft focht
Fräulein Lina Wiegand, Herdweg B. das ſeltene Feſt des ahtzig= dieſen Freiſpruch mit Berufung an. Im Intereſſe der Beruhigung und
der Jubilarin ihre Glückwünſche darzubringen. Möge der alten Freun= Angeklagten widerriefen jene Angriffe unter Uebernahme der Koſten des
din, Lehrerin und Erzieherin der Jugend, moch ein recht langes und Verfahrens, und Br. zog ſeinen Strafantrag zurück, und wird er die
freudenreiches otium eum dignitate beſchieden ſein!

211 120

Anruhen in der Altſtadt.
* In der Schuſtergaſſe und anliegenden Straßen der Altſtadtz
kam es geſtern abend zu Unruhen, die größeren Umfang an=
nahmen
und wohl auf die Lebensmittelteuerung zurückzuführen
ſind. Gegen 6 Uhr wurde durch die Fetthandlung Hein die
Schupo glarmiert. Hier waren einige Jugendliche in den Laden
gedrungen, die wohl Kommuniſten hinter ſich hatten, und ver=
langten
unter Drohungen Fettwaren. Die Verweigerung gab
das Signal zu größeren Anſammlungen, die unter Johlen und
Schreien bedrohliche Haltung annahwen und Plünderungsabſich=
ten
vermuten ließen. Zu gleicher Zeit war die Schloßwache,
ein blauer Poliziſt und zwei Schupo, tätlich angegriffen
und mißhandelt worden. Als von der Schupo Oberleutnant
J. mit 12 Mann im Auto anlangten, fanden ſie ſich einer nach
vielen Hunderten zählenden Menge gegenüber, die die kleine
Abteilung mit Johlen und Hohnrufen empfing. Das hinderte
dieſe jedoch nicht, in aller Nuhe und Diſziplin an die Räumung
der Straßen zu ſchreiten. Zunächſt gelang das auch, als jedoch
die Radauluſtigen immer mehr Zuſtrom erhielten und aus der
Menge große Pſlaſterſteine gegen die Schupo geſchleudert wur=
den
, folgte pflichtgemäß die Ankündigung, daß von der Schuß=
waffe
Gebrauch gemacht würde, wenn das Steinewerfen nicht
aufhöre. Erneutes Johlen und verſtärktes Steineſchleudern war
die Anzwort. Darauf erfolgte der Befehl zum Schießen.
Zunächſt in die Luft. Als die Menge ſah, daß es ſich nur um
Schreckſchüſſe handelte, ging ſie erneut gegen die Schupo
vor. Die kleine Abteilung verlor auch jetzt noch nicht die Ruhe
und ſchoß abermals in die Luft. Dann endlich, als wiederum in
ſtärkerem Maße Steine geworfen wurden, wurde in die
Menge geſchoſſen. Gleichzeitig wurde es nötig, drei
Schupo, die man aus der Kette herauszuzerren verſuchte und
tätlich angriff, mit Gummiknüppeln zu befreien.
Dann endlich gab es Luft, und als die halbe Hundertſchaft er=
ſchien
, war die Ordnung ſoweit wieder hergeſtellt. Die Straßen
wurden vollends geſäubert und Patrouillen verhinderten neue
Anſammlungen. Die Schloßwache wurde durch eine Hundert=
ſchaft
verſtärkt, die während der Nacht im Reſidenzſchloß under=
gebracht
wurde. Wie wir hören, waren für die Nacht weitere
Unternehmungen der Kommuniſten geplant, die wohl an der
Bereitſchaft der Polizei ſcheiterten. Ob Verwundete zu verzeich=
nen
waren, konnten wir noch nicht feſtſtellen. Einige Schupo=
beamte
wurden durch Schläge und Steinwürfe leicht verletzt.
Zu Plünderungen kam es dank des ſchnellen Eingreifens nicht.
St.
Dgs. Elektriſche Straßenbahn. Von Montag, den 22. ds. Mts., ab i
wird auf den Linien 1, 2 und 3 der Darmſtädter Straßenbahn der 20=
Minutenbetrieb eingerichtet. Vor dem Kriege liefen die Wagen
alle 6 Minuten, ſpäter alle 7½, dann alle 10, zuletzt alle 15 Minuten,
jietzt alſo nur noch alle 20 Minuten. Dazu die Hälte der Strecken
außer Betrieb!. Wahrlich ein trauriges Zeichen unſerer verarmten Zeit.
Orpheum. Frankfurter Operetten=Gaſtſpiel. Heute Sonntag,
den 21. Oktober, findet die letzte Aufführung Der Fürſt von Pap=
penheim
, Operette in drei Akten von Hugo Hirſch, ſtatt,
Ermäßigung beim Steuerabzug. Die Verhältniszahl, mit der
die in der zueiten Septemberhälſte in Geltung geweſenen Ermäßigun=
gen
beim Steuerabzug vom Arbeitslohn zu vervielfachen ſind, beträgt
für die Zeit vom 14. bis zum 20. Oktober 1923 32. Nach der Ent=
wickelung
des in dieſer Woche veröffentlichten Lebenshaltungsindes
gegenüber dem nach der Verordnung vom 27. September 1923 zugrunde 9
zu legenden Judex der zweiten Septemberwoche würde ſich an ſich eine i.
niedrigere Verhältniszahl ergeben haben. Es hat ſich jedoch herausge=
ſtellt
, daß bei einer ſtarren Anlehnung der Ermäßigungen an das Veu=
hältnis
zwiſchen dem letzten Lebenshaltungsindex und dem in der zwei=
ten
Septemberwoche feſtgeſtellten Lebenshaltungsindex eine zu hohe kaſſevereins. Die Not der Zeit, die auch die Gemeinden auße
Daher iſt die Verhältniszahl abweichend von den Beſtimmungen der rat ſich zu dem folgenſchweren Entſchluß durchringen mußte, die B
Verordnung vom 27. September 1923 für die kommende Kalenderwoche ſtattungskoſten auf breitere Schultern zu legen, als dies bisher der Fa
feſtgeſetzt worden, und zwar ſo, daß bei dem Vergleich mit dem jetzigen war. Bekanntlich trug bisher die Gemeinde die geſamten Koſten ein
des Monats September von dem Mittel zwiſchen dieſem Index und ven, daß ſie durch die Gemeinde allein für die Dauer nicht mehr g
Zugrundelegung der Verhältniszahl 32 ergeben ſich z. B. folgende Belaſtung des Haus= und Grundbeſitzes ſowie des Gewerbes. Mange
Wochenermäßigungen:

Wochenſpielplan des Landestheaters vom 21.28.O1
Großes Haus.
Sonntag, 6½ Uhr, Ende 9½ Uhr: Der fliegende Holländer
Sondermiete 22, 1.
Montag: Geſchloſſen.
Dienstag, 6½ Uhr, Ende 10 Uhr: Louis Ferdinand, 44, a
Mittwoch, 7 Uhr, Ende 9 Uhr: Elektra. B5.
Donnerstag: Geſchloſſen.
Freitag, 6½ Uhr, Ende 10½ Uhr: Der Roſenkavalier. Sonde
miete 15, 2 und 20, 2.
Samstag, 7 Uhr, Ende nach 10 Uhr: Der lebende Leichnam
Sondermiete 12, 2 und 13, 1.
Sonntag, vormittgs 11 Uhr: 1. Konzert des Muſikvereins
Hauptprobe (das Paradies und die Periſ. Abends 7 uh
Ende 9½ Uhr: Viel Lärmen um Nichts. C5. 62.
Kleines Haus.
Sonntag, 7½ Uhr, Ende nach 10 Uhr: Schluck und Jau. 31
ſatzmiete 12.
Montag, 7 Uhr, Ende 10 Uhr: Die Freier. Sondermiete 11,
Dienstag, 7 Uhr, Ende 10½ Uhr: Figaros Hochzeit. Sonde
miete 21, 2.
Mittwoch: Geſchloſſen.
Donnerstag, 7 Uhr, Ende 10 Uhr: Zum erſten Male: Liliom
Vorſtadtlegende von Franz Molnar. Zuſatzmiete IIT2.
Freitag, 7½ Uhr, Ende nach 10 Uhr: Liliom. Zuſatzmiete IV
Samstag, 7½ Uhr, Ende 10 Uhr: Aleſſandro Stradella‟. Sonde
miete 16, 2.
Sonntag, 6½ Uhr, Ende 10 Uhr: Zar und Zimmermann
Zuſatzmiete VII 2.
Lokale Veranſtaltungen.
Oie bierunter erſcheinenden Notlzen ſind ausſchſießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betfrachte
in keinem Falle irgendwie als Veſprochung oder Kiltk.
Die Anthropoſophiſche Geſellſchaft veranſtalt
im Anſchluß an den erſten Vortrag Dr. med. Kalkhofs eine Reihe w
terer Vorträge. Dienstag abend: Nich. Wagners Gralserlebnis
Mittwoch abend: Nich. Wagners Parſival mit Erläuterungen 4
Flügel. (S Anz.)
Die Stenographenvereinigung Gabelsberge
Darmſtadt hält heute abend 7 Uhr im Mozartſaale (Schulſtraß
eine außerordentliche Mitgliederverſammlung ab und erwartet ſeitel
der Mitglieder pünktliches und zahlreiches Erſcheinen.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Am Montag, d
22. Oktober, findet im Parteilokal (Waldſtraße 45), abends 8.15 Uhr. e
Kommunalpolitiſcher Abend ſtatt. Zur Beſprechung ſtehen die Ga=
Waſſer= und Strompreiſe. Es wird um zahlreiches Erſcheinen gebete

Die Höchſtſätze der Erwerbsloſenfürſorge
im unbeſetzten Gebiet.

in Millionen Mark

E Die Höchſtſätze der Erwerbsloſenunterſtützung betrage
in der Woche vom 15. bis zum 20. Oktober 1923 wocher
täglich in den Orten der Ortsklaſſen A B O Du.
1. Für männliche Perſonen:
a) über 21 Jahre . .. 1200 1120 1040 96
h) under 21 Jahre ..
2. Für weibliche Perſonen:
a) über 21 Jahre ..
b) unter 21 Jahre
560 520 480 441
3. Als Familienzuſchläge für:
a) dent Ehegatten
440 410 380 35(
b) die Kinder und ſonſtige unter=
ſtützungsberechtigte
Angehörige . 360 340 320 30
Die auf Grund unſerer Verfügung vom 5. Oktober 1923 z
Nr. M. A. W. B834 gewährten Vorſchüfſe ſind in dieſer Wock
in Abzug zu bringen.

F 70 670 620 57 960 900 840 78(

für die Zeit
vom

für Steuerpfl.
u. Ehefrau je
Mk.

für jedes min=
derjähr
. Kind
Mk.
1152 000

koſten
Mk.
1440 000

(Grundzahl)
7. bis 13. 10. 23 1382400 9216000 11520 000
(achtfach)
46 080 000
36 864 000
14. bis 20. 10. 23 5 529 600
(32 fach)
Unternehmen unſerer Stadt den ſchwierigen Zeitverhältniſſen, zu Ae übrigen noch entſtehenden Koſten einer Berdigung müſſen vo
Heſſches Landesthegter. Die heutige Vorſtellung von Gerhart Opfer gefallen. Die gemeinnützige Heimſtättenbau= den Angehörigen getragen werden. Dieſe gehen heute in die Milliarde
geſellſchaft mit beſchränkter Haftung hat ihre Auflöſung
Film im Landestheater. Der für heute Sonntag angekündigte Heimſtättenkolonie zu errichten, erfüllt hat, und mit ihrem Napital von Einwohner, wo der eine für den anderen eintritt, kann hier rettend eil
700 000 Mark weitere Heimſtäten nicht mehr erſtellen kann. Erfreu=
ferner
übernommen, dafüir zu ſorgen, daß die Heimſtätten 100 Jahre Einwohnern den Rohſarg liefert, die gleichzeitig Mitglied der Sterb
Dr. Bodo Wolfs Jantaſie für großes Drcheſter, die am letzten lang der Spekulation entzogen bleiben. Die Siedler haben alſo die
Gürzenich=Konzert zu Köln unter Leitung des Komponiſten ihre erſte Der Vorſitzende des Aufſichtsrats, Fabrikant Emil Schenck, hat in ſtützen, muß auch die Folgerungen tragen, indem er für die geſante
Kirchlicher Gemeindetaa zu Daruſtadt. In mehreren Schweizer der letzten Geſelſchafterverſammlung einen ausführlichen Bericht über Berdigungskoſten aufzukommen hat. Dieſer Unſtmnd folte Zedernan
Kantonen beſteht die Sitte, daß ein Sonntag als Kirchenſonntag be= die fünfährige Tätigkeit der Geſelſchaft erſtattet, den wir an anderer zu denken geben.
Stelle wiedergeben. Möge die Hoffnung, mit der der Bericht ſchließt,
Profeſſor D. Schian, geleitete Landesgruppe des Deutſchen Ev. gegen Nechtsantpalt und Notar Jöckel, Wilh. Füller und Guſtav Trapp, beſchloſſen, einen Volkshochſchukurſus über Volkswirtſchaftslehre in d
Gemeindetages, da und dort in ſtädtiſchen und ländlichen Ge= alle daſelbſt. Vorentſcheidung betreffend, erging heute Urteil dahin:
meinden in dieſem Jahre kürzlich in Groß=Zimmern und in Nieder= Rechtsanwalt und Notar Jöckel hat ſich als Vorſitzender des Mieteini= mit der Leitung der Volkshochſchule in Darmſtadt ins Benehmen g
ſolch ein Kirchenſonntag, ſoll hier in Darmſtadt der 38. Iktobet be= Die Beiſitzer Füller und Trapp werden als Beamte im Sinne des Ge= Abenden zuſammenhängend eine Cinführung in die Geſelſchaftswiſſel
gangen werden. In allen Kirchen der Stadt wird in den Vormittags= ſetzes nicht angeſehen und Ss wird bezüglich ihrer der Antrag auf Er= ſchaft (Soziologie) geben will. Es kämen dabei beſonders auch die heut
y. Strafkammer. In der Berufungsinſtanz war ein größerer Fall
bewußtſein Profeſſor D. Dr. Schian über Kirchenloſe Neligion gung dem Frieden innerhalb einer Dorfgemeinde, die ſo ſeit Jahren eine Anzahl Männer und balbwüchſige Burſchen, etwa 15 an der Zah
oder Kirche, und Airchenvorſteher Sann über Die Not unſerer durch Gegenſätze und Streitigkeiten geſpalten erſcheint. Die Anklage ſäntlich der Kommunſtiſchen Partei angehörend, einem B5jährigen hil
kaliſche Darbietungen ſind in Ausſicht geſtellt. Das Bedeutſamſte wird Heubach i. Odw., wegen Beleidigung des dortigen Bürgermeiſters mit einem Freund von der Naſierſtube nach Hauſe begab, um ihn z
ſein, daß die Liebe unſeres Volkes zu ſeiner Kirche zum Ausdruck kom= Brücher, und betraf Aeußerungen, die in öffentlicher Gemeinderats=
mus
hat man in den weiteſten Kreiſen der Gebildeten und Ungebildeten mit ſcharfer Wendung bezüglich des einen Angeklagten verlas. Dieſer
die Bedeutung des kirchlichen Lebens nicht mehr verſtanden. Der Darm= wurde daraufhin grob beleidigend gegen den Bürgermeiſter, und auch
kompenſiert und die Aeußerung des anderen mangels Beweiſes als in=
jährigen
Geburtstages. Trotz des Ernſtes der Zeit hatten viele aus Verſöhnung unfruchtbaren und gemeinſchädlichen Haders wirkte das
ihrem großen Bekannten= und Freundeskreis ſich es nicht nehmen laſſen, Berufungsgericht ſachgemäß ein, ſo daß ſich die Gegner verglichen. Die lege. Seime Anhänger jedoch planten für den geſtrigen Abend m einen
Durücknahme des kreisanitlichen Strafantrags anſtreben.

St. Nieder=Ramſtadt, 18. Okt. Gründung eines Sterbe
ſteuerliche Belaſtung der Lohn= und Gehaltsempfänger eintreten würde, ordentlich in Mitleidenſchaft zieht, brachte es mit ſich, daß der Gemeind
Lebenshaltungsindex ſtatt von dem Indes der zweiten Kalenderwoche / Beerdigung. Dieſe haben aber mittlerweile eine derartige Höhe erfa
dem der erſten Septemberwoche ausgegangen worden iſt (alſo ſtatt von tragen wrden konnten. Andererſeits bedeutete das bisherige Verfahre
5051 046 von 3 448 153). Danach beträgt die Verhältniszahl 32. Unter die Koſten in Form von Gemeindeumlagen auszuſchlagen, eine einſeitig
Vorhandenſeins anderer geſetzlicher Handhaben, die Koſten, wenn au
für Werbungs= nur zu einem Teil auf die Allgemeinheit abzuwälzen, bleibt nur d
Gründung eines Sterbekaſſevereins auf Gegenſeitigkeit übrig. Zu dieſe
Zwecke findet kommenden Samstag Abend 8 Uhr im Saale des Gal
hauſes Zum Schützenhof eine allgemeine Bürgerverſammlung ſtat
in welcher über die Zwecke und Ziele dieſer Kaſſe des Näheren referie
wird. Es iſt Pflicht aller Einwohner, dieſer überaus wichtigen Ve
ſammlung beizuwohnen. Ein Koſtenaufwand iſt mit dem Beſuch de
Verſammlung nicht verbunden, da mit dem Saalinhaber die Vereit
barung getroffen wurde, keinen Trinkzwang auszuüben. Die Sache
Der im Wege des Steuerabzugs einzubehaltende Betrag iſt in allen von derart großer Wichtigkeit und einſchneidender Bedeutung für jede
Einzelnen, daß eigentlich niemand fehlen dürfte. Schon jetzt ſei darat
hingewieſen, daß die Gemeinde der Kaſſe als Mitglied beitritt un
Opfer der Zeit. Am 19. d. M. iſt wiederum ein gemeinnütziges jedem verſtorbenen Mitglied derſelben den Rohſarg unentgeltlich liefer
und ſind in der heutigen Zeit von Einzelſtehenden nur noch ſehr ſchwe
beſchloſſen, weil ſie ihr erſtes Prygramm, am Dornheimer Weg, eine oder überhaupt nicht mehr aufzubringen. Nur der Zuſammenſchluß all
greifen und übar die ſchwere Zeit hinweghelfen. Es iſt bereits Vorſort
ſchaft den Siedlern gegenüber hatte, übernommen. Sie hat es auch getroffen, daß ſich die Kaſſe zu einem leiſtungsfähigen. Inſtitut en
wickeln muß inſofern, als die Gemeinde in Zukunſt nur noch denienige
kaſſe ſind. Wer ſich daher aus dem einen oder anderen Grunde nic
bleiben werden, ſofern ſie die Heimſtätten ihrem Zweck erhalten wollen, dazu entſchließen kann, dieſe abſolut gemeinnützige Sache zu unte
H. Gberſtadt, 20. Okt. Volkshochſchulkurſus. Der vom G
ſamtausſchuß des Ortsausſchuſſes für Volksbildung und Jugendpflet
I.s Verwpaltungsgerichtshof. In Sachen Willy Stern in Friedberg gewählte Arbeitsausſchuß hat in ſeiner,Sitzung vom 2. Sebtember 19.
Wege zu leiten. Der Vorſitzende des Ortsausſchuſſes hat ſich dieſerhal
ſetzt, und dieſe will einen Dozenten zur Verfügung ſtellen, der in 6 Finanz= und Wirtſchaftsverhältniſſe und ihre Urſachen zur Sprach
Für nächſtes Jahr iſt eine Fortſetzung und Vertiefung gedacht.
einer demnächſt ſtattfindenden Sitzung des Geſamtausſchuſſes wird alle
Weitere bekannt gegeben werden.
N Reichelsheim i. O., 19. Okt. Am vorgeſtrigen Abend lauerte
ſigen Manne, Anhänger einer vaterländiſchen Partei, auf, als er ſit
überfallen. Sie verſtanden es, dieſe beiden ſo zu trennen, daß ſie erſt
ren mit Stockhieben auf den Kopf blutig ſchlagen konnten, ſo daß e
wehrlos zuſammenbrach. Sein Freund brachte ihn zum Arzt und be
nachrichtigte die Parteigenoſſen, deren Führer und Anhänger dann mi
dem Verletzten und Verbundenen vor das Haus des Anführers de
Kommuniſtiſchen Partei zogen, um ihm die moraliſche Schuld an de
ſchon viele Wochen währenden nächtlichen Unruhen und an der begar
genen Bluttat vorzuhalten. Ebenſo machten dieſe für Ordnung ein
tretenden Männer einen ſehr reichen Iſraeliten verantwortlich, weil e
die Kommuniſten mit Geld unterſtütze, und warnten ihn. Am folgende
Tage ſtand an der Anſchlagtafel der Bürgermeiſterei zu leſen, daß de
Vorſitzende der Kommuniſtiſchen Partei dieſen Vorfall zum Anla
nehme ſich im Intereſſe der Eintracht in unſerer Gemeinde von allet
öffentlichen u. politiſchen Angelegenheiten zurückzuziehen‟. Ebenſo gab e
bekannt, daß er ſein Amt als Gemeinderat und Schulvorſtand nieder
größeren Aufzug, auch die Vorſitzenden der gegneriſchen Parteien zun
Niederlegen ihrer Aemter zu zwingen. Doch die Gendarmerie war be
nachrichtigt und bereitelte rechtzeitig die Ausführung der Rachepläne.

[ ][  ][ ]

Rummer 291.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Oktober 1923.

Seite 5.

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enfürſorg

r. Auerbach, 17. Okt. Schon längere Zeit beſchäftigt ſich der
Kirchenvorſtand mit der Frage, einen zweiten Geiſtlichen, wie
die Gemeinde einen ſolchen in früheren Jahren hatte, zu erhalten, und
zwar einen Pfarramtsaſſiſtenten. Die große Gemeinde mit
dem Filialort Hochſtädten erfordert Hilfe für einen Pfarrer und nament=
lich
dann, wenn er in vorgerücktem Alter ſteht. Die Arbeit für einen
Pfarrer iſt zu umfangreich und leidet die Seelſorge ganz entſchieden
darunter. Abhilfe iſt hier dringend am Platze. Da Herr Pfarrer =
linger
jetzt erkrankt iſt und die Krankheit wohl längere Zeit bis zu ihrer
Beſeitigung bedarf, ſo benötigt der Herr Pfarrer einen monatelangen
Urlaub zu ſeiner Wiederherſtellung. Damit iſt die Schaffung einer
Pfarraſſiſtentenſtelle für Auerbach=Hochſtädten akut geworden und war
geſtern Abend in einer gemeinſamen Sitzung des Kirchenvorſtandes und
der Kirchengemeindevertretung im evangeliſchen Gemeindehaus unter
dem Vorſitze des Altbürgermeiſters, Herrn Weigold, über die Angelegen=
heite
beraten worden. Es wurde beſchloſſen, eine Deputation, beſtehend
aus den Kirchenvorſtandsmitgliedern, Herrn Lehrer Leonhardt und Frl.
Getrud von Heſſe, an das Landeskirchenamt in Darmſtadt zu entſenden,
den gefaßten Beſchluß zu überreichen und perſönlich mitz der höchſten
Kirchenbehörde über die Angelegenheit Rückſprache zu nehmen. Man
hofft, daß die Deputation eine günſtige Aufnahme findet und die Sache
zur allgemeinen Befriedigung in Auerbach und Hochſtädten erledigt wird.
* Reichenbach b. Bensheim, 19. Okt. Diebſtahl im Großen.
Arbeitsloſe und andere Leute drangen in die Reichenbacher und Lauter=
ner
Mühlen ein, nahmen das Kommunalverbandsmehl kurzer Hand
weg, brachten,es in die Bäckereien und verkauften den Laib Brot zu
30 Millionen. Dasſelbe geſchah in der Guſtſchen Mühle zu Schönberg.
Unterſuchung iſt eingeleitet.
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 19. Okt. Neue Rieſen=
erhöhungender
Preiſe. Kaum ſind einige Tage ſeit der Milch=
preiserhöhung
auf 40 Millionen verſtrichen, und die 40 Millionen
ſchnellen auf 162 Millionen pro Liter in die Höhe, bei den Händlern
auf 200 bis 210 Millionen. Auch das elektriſche Licht wird nun mit
Gold bezahlt und ſoll die Kilowattſtunde mit 600 Millionen berappt
werden. Als Dritter im Bunde geſellt ſich dazi der Kartoffelverkäufer,
auch er will Gold und läßt ſich bereits pro Zentner drei Mil=
liarden
bezahlen, andere wollen noch mehr Gold und fordern 4 bis
5 Milliarden. Wer kann denn dieſe Wahnſinnspreiſe bezahlen? Doch
nur der, welcher auch in Gold bezahlt wird. Oder ſoll dies der Beamte,
der kaum 25 Prozent ſeines Friedensgehalts bekommt, oder der Arbei=
ter
, der auch mit Papierfetzen abgefertigt wird, oder der arme Klein=
rentner
, Erwerbsloſe und Arbeitsloſe zu leiſten imſtande ſein?
* Birkenau, 19. Okt. Aus ber Schule. Schulverwalter Franz
Kohl, ſeither in Nieder=Liebersbach, wurde in gleicher Eigenſchaft nach
Birkenau verſetzt. Die ſeitherige hieſige Schulverwalterin Frl. Stix kam
nach Nieder=Liebersbach.
* Aus dem Weſchnitztal, 19. Okt. Weißkraut kam in der letzten
Woche auf den Stationen zum Verkauf pro Zentner zu 2 Milliarden.
Ein Händler aus Groß=Breitenbach ließ ſich ſchon vor Wochen Voraus=
zahlungen
auf Kartoffeln machen. Dieſer Tage erhielten die Leute ihr
Held wieder zurück, weil die beſtellte Sendung nicht zur Ausführung kam.
* Erbach i. O., 18. Okt. Kinderſpeifung. Die anhaltende Teue=
rung
und zunehmende Arbeitsloſigkeit, die viele, namentlich kinderreiche
Familien in eine ſchwere Notlage verſetzen, haben das Kreisamt Erbach
veranlaßt, gemeinſam mit den Bürgermeiſtereien der Hauptinduſtrieorte
des Kreiſes Erbach, Michelſtadt und Steinbach, ſowie mit Vertretern
aller Kreiſe der Bevölkerung einen Ausſchuß für Kinderſpeiſung zu
gründen. Der Ausſchuß wendet ſich in einem Aufruf an die Landwirt=
ſchaft
und die ſonſtigen zur Hilfeleiſtung berufenen Kreiſe und erbittet
Hergabe von Lebensmitteln, namentlich von Kartoffeln, die zu Maſſen=
ſpeifungen
von Schulkindern verwendet werden ſollen. Ein Teil der
Schulkinder ſoll in Geſtalt von Freitiſchen in Familien geſpeiſt werden,
die ſich hierzu bereit erklären. Für Säuglinge und Kleinkinder ſoll Milch
zur Verfügung geſtellt werden. Des weiteren werden Geldſpenden er=
beten
, wobei dem heutigen Geldwert zweckmäßig Rechnung getragen wird.
Es wäre dringend zu wünſchen, wenn ſich weiteſte Kreiſe ihrer Pflicht
Opfer zu bringen bewußt würden und wenn hierdurch der Jugend, die
durch die Nöte unſerer Zeit ganz beſonders zu leiden hat, einigermaßen
geholfen werden könnte!
nr. Offenbach, 18. Okt. Einſchränkung des Badebe=
riebes
. Die Stadtverwaltung hat beſchloſſen, die Zweigbadeanſtalten
n Bürgel und in der Waldſtraße aus Gründen der Erſparnis zu ſchlie=
zen
. Auch der Brauſe= Wannen= und Heilbadebetrieb in der Haupt=
jadeanſtalt
ſoll eine erhebliche Einſchränkung erleiden. Ausgenommen
ſt nur das Schwimmbad, das ſich erfreulicher Weiſe eines erhöhten Zu=
pruches
zu erfreuen hat und für das die Badezeiten ſogar verlängert
worden ſind. Das Schwimmbad iſt jetzt auch an Sonntagen vormittag
verſuchsweiſe geöffnet.
+ Offenbach, 19. Okt. Vor dem Verwaltungsgerichtshof
in Darmſtadt fand vorgeſtern die Verhandlung in der Diſziplinarſache
gegen Juſtizinſpektor Degen vom hieſigen Amtsgericht ſtatt.
Es handelt ſich um dienſtliche Verfehlungen gegenüber Oberamtsrichter
Landmann. Als Vertreter der Anklage war Staatsanwalt Volk
erſchienen, für den Angeklagten trat Rechtsanwalt Dr. Sinzheimer=
Frankfurt a. M. auf. Die Verhandlung ſelbſt war nicht öffentlich, ſo
daß demnächſt nur über deren Ergebnis berichtet werden kann.
ur. Offenbach, 19. Okt. Arbeitsmarkt. Die Lage auf dem
Arbeitsmarkt hat ſich in der letzten Zeit erheblich verſchlechtert. Zurzeit
gibt es in Offenbach 10 523 männliche Erwerbsloſe, die Unterſtützung
empfangen. Die Zahl der arbeitsloſen Frauen beträgt 2301. Kurz=
arbeiter
wurden 8485 ſtatiſtiſch erfaßt. Unter ihnen befinden ſich 1723
kurzarbeitende Frauen und Mädchen. Unter den Stellenſuchenden be=
finden
ſich bemerkenswerter Weiſe am meiſten ungelernte Arbeiter (1104
in der Zahl); dann kommen der Zahl nach 860 Metallarbeiter und 571
Portefeuiller.
rh. Friedberg, 19. Okt. Verbotene Verſammlung. Eine
von den Kommuniſten mit Unterſtützung der Erwerbsloſen für Mitte
dieſer Woche geplante Verſammlung iſt von der Polizei, um Ruhe und
Ordnung nicht zu ſtören, verboten worden. Der in Ausſicht genommene
Tag iſt ohne Zwiſchenfall verlaufen.
B. Gießen, 19. Okt. Kleiderdiebſtähle in Schulen. So=
gar
auf die Kleidungsſtücke von Schulkindern haben es jetzt Diebe ab=
geſehen
. In zwei hieſigen Schulen ſind kurz hintereinander umfangreiche
Kleiderdiebſtähle vorgekommen. Die Diebe hatten es beſonders auf
Mädchenſtrickjacken und Wintermäntel, die auf dem Flure aufgehängt
waren, abgeſehen.
R. Gießen, 18. Okt. Kartoffelſorgen und=Verſorgung.
Die größeren landwirtſchaftlichen Betriebe in der Umgebung haben in
anerkennenswerter Weiſe beſchloſſen, auf jeden Morgen Ackerland je 10
Pfund Kartoffeln unentgeltlch der Stadt für Minderbemittelte zur Ver=
fügung
zu ſtellen. Außerdem hat ſich ein Bankinſtitut in erfreulicher
Weiſe bereit erklärt, für den Ankauf von Kartoffeln der Stadt einen
Kredit zu beſonders ermäßigten Bedingungen zur Verfügung zu ſtellen.
* Vom Lande, 19. Okt. Mnn ſchreibt uns: Dieſer Tage erſchien in
den Zeitungen ein Artikel mit der Ueberſchrift: Hungern bei voll=
gefüllten
Scheunen‟. Der Artikelſchreiber hätte noch weiter hinzuſetzen
können: Hungern bei gefüllten Scheunen, Hungern bei mit Rindvieh
und Schweinen überſtellten Ställen, Hungern bei vielfach mit Kartof=
feln
angefüllten Kellern ganz abgeſehen von maſſenhaft gefüllten
Aepfelweinfäſſern und, wenn noch einige Wohen ins Land gegangen
ſind: Hungern bei mit Fleiſch, Schinken, Speck und delikaten Würſten
ausgeſpickten Räucherkammern. Ach, ſo etwas iſt doch nur in Rußland
möglich. Nein, mein Lieber, das iſt eben in dem hochgebildeten Kultur=
land
, genannt Deutſchland, tatſächlich der Fall: Auf der einen Seite
Ueberfluß, auf der anderen Mangel am Notdürftigſten; war dies früher
nur in den Städten der Fall, ſo ſtellt ſich aber jetzt auch Elend und
Hungersnot auf dem flachen Lande ein, trotzdem die Notleidenden unter
Bauern wohnen. Dieſe troſtloſen und traurigen Verhältniſſe weiter
auszumalen, wollen wir unterlaſſen. Das Weitere wird die Zukunft
lehren!
Beiträge zur Invalidenverſicherung.
Der Reichsarbeitsminiſter hat am 17. Oktober 1923 auf Grund
des Art. IV Abf. 1 des Geſetzes über Aenderung des Verſicherungs=
geſetzes
für Angeſtellte und der Reichsverſicherungsordnung vom 13. Juli
1923 (Reichsgeſetzbl. I, S. 636) folgendes angeordnet:
Mit Wirkung vom 22. Oktober 1923 gelten die Gehaltsklaſſen 44 bis
50 in der Angeſtelltenverſicherung und die Lohnklaſſen 44 bis 50 in der
Invalidenverſicherung.
Es kommen daher für die Invalidenverſicherung von dieſem Zeit=
bunkt
ab an Wochenbeiträgen zur Erhebung:
in Lohn= bei tägl. Lohn= bei einem Wochen= bei monatl. als Wochen=
Lohnzahl. beitrag
lohn
klaſſe
zahlung
Milliarden Milliarden Milliarden Millionen
190
bis 50
bis 11,65
bis 1,65
250
70
16,30
2,30
360
100
23,30
3,30
520
150
35,00
5,00
740
200
46,65
6,65
940
250

58,30
8,30
1160
über 250
über 58,30
über 8,30
Zur Entrichtung der Beiträge werden die bisherigen Marken der
Klaſſen 44 bis 50 verwendet, der aufgedruckte Geldwert wird aber mit

Wirkung vom 22. Oktober 1923 verhundertfacht.
Vom 22. Oktober 1923 an werden Beitragsmarken in den bisherigen

Werten von den Verkaufsſtellen nicht mehr abgegeben.

Parlamentariſches.
* Dem Landtag iſt folgende Anfrage des Abg. Hofmann= Darm=
ſtadt
und Fraktion zugegangen: Die Kirchenſteuern werden an
die Kirchenkaſſen derart verſpätet abgeführt, daß die Beträge vollſtändig
entwertet ſind. Was will es beiſpielsweiſe bedeuten, wenn in Venders=
heim
demnächſt für 1921 1500 Mark und für 1922 500 000 Mark aus=
bezahlt
werden. Wir fragen an, ob die Regierung bereit iſt, bei der
Reichsregierung für beſchleunigte Abführung der Beträge und even=
tuelle
Entſchädigung zu ſorgen.
Regierungsantworten. Zu der Anfrage der Frau Abg.
Hattemer, betr. Kleinrentnerfürſorge, teilt das Miniſterium für Ar=
beit
und Wirtſchaft mit: Die Auffaſſung der Frau Abgeordneten Hatte=
mer
über die Rechtslage iſt richtig. Ein etwaiges Vorgehen der Ge=
meinden
in der Richtung, daß Kleinrentnern, die im Haushalt eines
anderen leben, die Bezüge gekürzt werden, iſt nicht zu billigen. Im
§ 2 Abſ. 3 des Geſetzes über Kleinrentnerfürſorge vom 3. Februar 1923
wird die Fürſorge lediglich auf die im gemeinſchaftlichen Haushalt mit
den fürſorgeberechtigten Angehörigen erſtreckt, nicht aber auf an=
dere
Kleinrentner. In Ausführung dieſer Vorſchrift haben wir unter
Ziffer 9 unſerer Verordnung zur Durchführung der Kleinrentnerfür=
ſorge
am 17. Juli 1923 zu Nr. M. A. W. 17 854 genauere Beſtimmun=
gen
erlaſſen. Gemäß Ziffer 9 Abſ. 2 dieſer Anordnung kann von zwei
Ehegatten, die im gemeinſamen Haushalt leben, u. U. jeder für ſich als
Fürſorgeempfänger angeſehen werden, ſofern die geſetzlichen Voraus=
ſetzungen
in ſeiner Perſon gegeben ſind. Hieraus iſt als ſelbſtverſtänd=
lich
zu entnehmen, daß dies bei anderen Fürſorgebedürftigen, die keine
oder entfernte verwandtſchaftliche Beziehungen zueinander haben, erſt
recht der Fall ſein ſoll. Hiernach beſteht für die Regierung kein Anlaß
zum Eingreifen. Es wird vielmehr Sache der durch das Vorgehen
einer Gemeinde benachteiligten Kleinrentner ſein, eine Entſcheidung des
Kreisamts, das als Aufſichtsbehörde endgültig zu beſchließen hat, her=
beizuführen
. Wir ſind auch bereit, gegebenenfalls auf die betreffende
Gemeindebehörde einzuwirken, falls uns die einzelnen Fälle bekannt=
gegeben
werden. Zu der Anfrage der Abgg. Hattemer und Hofmann=
Seligenſtadt hat ſich der Reichsverkehrsminiſter wie folgt geäußert: Ich
habe bereits genehmigt, daß Geiſtlichen und Lehrern, die die Seelſorge
und den Rebigionsunterricht für die in Flüchtlingslagern untergebrach=
ten
, aus dem Rhein= und Ruhrgebiet Ausgewieſenen übernehmen wollen,
freie Fahrt zwiſchen ihrem Wohnort und dem Lager gewährt wird.
Die Reichsbahndirektionen ſind angewieſen, hierbei ein den außer=
gewöhnlichen
Verhältniſſen entſprechendes Entgegenkommen zu zeigen.
Den Ausgewieſenen ſelbſt und ihren Familienangehörigen freie Fahrt
zur Teilnahme am Gottesdienſt und Religionsunterricht an anderen
Orten zu gewähren, bin ich jedoch leider nicht in der Lage, da die Ge=
fahr
beſteht, daß mit einer ſolchen Vergünſtigung Mißbrauch getrieben
würde, dem ſchwer entgegengetreten werden könnte.

Vertreter: Martin Mertens, Darmstadt, Heinrichstraße 3.

Aus der Reichshauptſtadt.
Folgendes Dokument wird der Preſſe zur Verfügung geſtellt:
Reichsbahndirektion
Berlin, 5. Oktober.
11a. U. 4. 800/23
Beſcheinigung.
Auf Antrag wird dem Privatwächter Arthur Zimmermann hiermit
beſtätigt, daß er am 2. Auguſt 1923 einen Eiſenbahndieb auf friſcher Tat
feſtgenommen hat.
Wir haben ihm dafür eine Belohnung von 30000 Mark
bewilligt für die im Intereſſe der Diebſtahlbekämpfung an den Tag ge=
legte
Umſicht und Aufmerkſamkeit.
gez. (Name).
Hoffen wir, ſchreibt die D.A.3. dazu, daß der fürſtlich belohnte
Wächter mit ſeinen 30 000 (dreißigtauſend) Mark in der Taſche nun nicht
übermütig wird. Uebrigens muß ſo ein Amtszimmer der Reichsbahn=
direktion
das reine Idyll ſein. Kein Laut der aufgeregten Zeit drang
noch in dieſe Einſamkeit.
Vor einiger Zeit wurde aus einem Kabinett der neu geordneten
Nationalgalerie ein Gemälde von Karl Spitzweg geſtohlen. Bis=
her
war es nicht gelungen, eine Spur des Diebes aufzufinden: jetzt
aber iſt das Bild ſozuſagen von ſelbſt in die Galerie zurückgekehrt. Bei
einem hieſigen Rechtsanwalt meldete ſich ein Beſucher, der eine lange
Geſchichte von einer Spitzweg=Kopie erzählte, die er erworben habe, die
er aber für ein Original halte, und zwar für das der Nationalgalerie
entwendete worauf er das Gemälde bei dem Anwalt deponierte.
Dieſer ſetzte ſich mit der Nationalgalerie in Verbindung, die das Ge=
mälde
alsbald als das verſchwundene vekognoſzierte und erfreut von
neuem in Beſitz nahm.
Der Deviſenkommiſſar hat kaum ſeine Tätigkeit begonnen,
da findet er auch ſchon einen Nachahmer. Der falſche Deviſenjäger
verzichtet auch auf Auto und Schupo, geht vielmehr ganz allein vor, da=
für
aber auch um ſo gründlicher. Bis jetzt hat er es hauptſächlich auf
Ausländer abgeſehen und namentlich die Japaner aufs Korn genommen.
Ein Mann von 26 bis 28 Jahren, etwa 1,75 Meter groß, mit einem
grauen modernen Anzug und Augengläſern ohne Einfaſſung, tritt an
die ahnungsloſen Ausländer heran, bittet ſie höflich, mit ihm einen
Augenblick auf die Seite zu treten, führt ſie womöglich auf einen Haus=
flur
und ſtellt ſich ihnen hier als Kriminalkommiſſar Fiſcher, Beauf=
tragter
des Deviſenkommiſſars, vor. Dabei zeigt er ſein Lichtbild und
einen Ausweis des Polizeipräſidenten, der ihn als das beglaubigt, was
er zu ſein vorgibt. Dieſer Ausweis iſt ebenſo wie die Unterſchrift des
Polizeipräſidenten, gefälſcht. Die Ausländer glauben jedoch dem ele=
ganten
Herrn und entſprechen ſeiner Aufforderung, ihm die Brieftaſche
zur Durchſuchung auszuhändigen. Haben ſie Deviſen, ſo nimmt der
Herr Kommiſſar ſie an ſich und ſteckt ſie in ſeine Taſche. Haben ſie
keine, ſo trägt er auch keine Bedenken, das deutſche Geld gründlich
durchzuzählen und dn größten Teil zu beſchlagnahmen. So nahm er
einem Herrn, der 4 Milliarden beſaß, 3 ab und einem anderen 2 Mil=
liarden
von 3, mit der Begründung, ſie könnten bis zum Ende des
Monats auch mit 1 Milliarde wohl auskommen. In jedem Falle quit=
tiert
der Schwindler auf blauem Briefpapier mit der Unterſchrift
Fiſcher, Kriminalkommiſſar der Deviſen und beſtellt die Leute für den
nachſten Tag nach dem Polizeidienſtgebäude am Molkenmarkt, Zimmer
4, hin. Hier erfahren ſie dann, daß ſie einem Schwindler ins Garn ge=
gangen
ſind.
Ein Mord in Schöneberg.
Heute mittag wurde in dem Hauſe Hauptſtraße 113 in Schöneberg
bei Haſſelfeld, in halb angekleidetem Zuſtande im Bette liegend, der
frühere Kellner Johann Broſick tot, anſcheinend ermordet, aufgefunden.
Broſick hatte zuletzt Billetthandel getrieben. Allem Anſchein nach iſt er
erwürgt worden. Ein Raubmord liegt nicht vor, weil viel Geld noch
vorhanden iſt.

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Sport, Spiel und Turnen.
Handball.
Sportverein Darmſtadt-Boruſſig=Frankfurt.
Heute Sonntag, 21. Oktober, nachmittags 1,/45 Uhr, 2. Mannſchaf=
ten
, 3 Uhr 1. Mannſchaften auf dem Platze der Schutzpolizei. Die
1. Mannſchaft ſpielt in der Aufſtellung:
Walter
Spieß Kadel
Schwer Götz Gelm
Daniel Reichert Jans Gollaſch Penzel.
Fußball.
Fußballabteilung Eintracht der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Der heutige Sonntag führt im dritten Verbandsſpiel die 1. Mann=
ſchaften
der beiden A=Klaſſe=Vereine, Sportverein 1919 Münſter und
F.=A. Eintracht der T. G. D. 1846, auf dem Turngemeindeplatz am
Finanzamt gegeneinander. Beide Mannſchaften pflegen anerkannt fai=
res
Spiel, womit beſte Gewähr für guten Sport geleiſtet iſt. Da das
Treffen als einziges am Vormittag in Darmſtadt ſtattfindet, iſt jedem
Anhänger eines friſch=fröhlichen Kampfſpiels Gelegenheit zum Beſuch
geboten.
heima-

Wie wird gezogen?

Die Ziehungen der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie.
Die Ziehungen der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie finden
im Ziehungsf al des Dienſtgebaudes der Preußiſchen General=Lotterie=
Direktion, Berlin W. 56, Jägerſtraße 56, ſtatt. Das Einſchütten und
Miſchen der Zahlen= und Gewinnröllchen vollzieht ſich, wie auch die
Ziehungen ſelbſt, öffentlich in Gegenwart eines Aufſichtsbeamten durch
die vom Präſidenten der General=Lotteriedirektion eigens dafür ernann=
ten
ſtaatlichen Kommiſſare und Protokollführer.
Das Hauptmerkmal des Ziehungsverfahrens beſteht in dem Ziehen
der Endzahlen und Anfangszahlen, aus denen jede Losnummer ſich zu=
ſammenſetzt
. Endzahlen ſind die Einer und Zehner, Anfangszahlen die
Hunderter, Tauſender, Zehntauſender und Hunderttauſender der Num=
mern
. Für die Ziehung werden drei Räder benutzt, und zwar das
Endzahlenrad, das Anfangszahlenrad und das Gewinnrad. Vor dem
Beginn der erſten Klaſſe einer Lotterie werden für die ganze Lotterie
in das Endzahlenrad 100 Röllchen mit den zweiſtelligen Endzahlen
00., 01., 02., 03., 04. uſw. bis 99. für die Einer und Zehner aller Los=
nummern
eingeſchüttet. In jeder Klaſſe werden ſodann vor jedem
Ziehungstag in das Anfangszahlenrad die Röllchen mit den Anfangs=
zahlen
0,0; 0,1: 0,2: 0,3; 0,4 uſw. für die Hunderter, Tauſender, Zehn=
tauſender
und Hunderttauſender der Losnummern ſtets neu einge=
ſchüttet
. Nach jedem Ziehungstage wird das Anfangszahlenrad völlig
geleert. In das Gewinnrad endlich werden vor dem Beginn der Zieh=
ung
jeder Klaſſe diejenigen Gewinne der jeweiligen Klaſſe eingeſchüttet,
die den niedrigſten Gewinn dieſer Klaſſe überſteigen. Das Einſchütten
der Zahlen= und Gewinnröllchen in die Räder wird in größtmöglichem
Wechſel unter den einzelnen Gitterkäſten vorgenommen, damit ſchon
hierbei ein gründliches Miſchen der Röllchen erreicht wird. Außerdem
werden die Räder in kurzen Abſtänden mehrfach umgedreht. Dem Ein=
ſchütten
ſchließt ſich die Ziehung ſofort an.
Die Ziehung ſetzt ſich aus einer Anzahl Ziehungsgänge zuſammen:
In jedem Ziehungsgange gelangt 1 Prozent ſämtlicher Losnummern
zur Ausſpielung. Die Ziehung erfolgt dergeſtalt, daß zunächſt eine
Endzahl (Einer und Zehner) gezogen wirb. Dadurch wird feſtgelegt,
daß ſämtliche Losnummern, die auf die gezogene Endzahl (Einer und
Zehner) enden, überhaupt einen Gewinn erhalten haben. Die Höhe
der Gewinne, die auf die einzelnen Losnummern mit dieſer Endzahl
gefallen ſind, wird durch den weiteren Verlauf der Ziehung beſtimmt.
Zu der Endzahl wird eine beſtimmte Anzahl Anfangszahlen (Hunderter,
Tauſender, Zehntauſender und Hunderttauſender) und gleichzeitig mit
jeder gezogenen Anfangszahl ein Gewinn gezogen, der den niedrigſten
Gewinn der Klaſſe überſteigt. Endzahl und Anfangszahl zuſammen=
geſetz
, ergeben dann die Losnummer, auf die der eben gezogene höhere
Gewinn gefallen iſt. Die übrigen Losnummern des Ziehungsgangs, die
auf die gezogene Endzahl enden, jedoch bei der Ziehung der Anfangs=
zahlen
einen höheren Gewinn nicht erreicht haben, ſind mit dem niedrig=
ſten
Gewinn gezogen, der für die Klafſe feſtgeſetzt iſt. Aus der Zuſam=
menſetzung
der Endzahl 00 mit der Anfangszahl 0,0 ergibt ſich die
höchſte Losnummer der Lotterie.
Die vor Beginn der Ziehung 1. Klaſſe in das Endzahlenrad ein=
geſchütteten
100 Endzahlenröllchen vermindern ſich bei jedem Ziehungs=
gang
um ein Endzahlenröllchen, mithin in den drei Vorklaſſen und in
der Schlußklaſſe um ſo viele Endzahlen, als Ziehungsgänge erfolgen.
Die nach Beendigung der Schlußklaſſe der Lotterie im Endzahlenrad
zurückbleibenden Endzahlenröllchen beſtimmen die mit dieſen Zahlen
(Einer und Zehner) endenden Losnummern als Nieten. Am Schluß der
Ziehung jeder Klaſſe iſt das Gewinnrad vollſtändig geleert und wird
erſt wieder vor dem Ziehungsbeginn der nächſten Klaſſe mit den den
niedrigſten Gewinn überſteigenden Gewinnröllchen dieſer Klaſſe gefüllt.
Das Endzahlenrad wird nach Beendigung der täglichen Ziehung ver=
fchloſſen
und verſiegelt, ebenſo das Gewinnrad bis zu ſeiner völligen
Leerung. Vor dem Beginn jeder nächſten Ziehung werden die Siegel
und Schlöſſer auf ihre Unverſehrtheit geprüft und die Räder erſt danach
geöffnet. Mit welchen Gewinnen die Endzahlen gezogen ſind, iſt bei
den zuſtändigen Lotterieeinnehmern zu erſehen.
Die Klaſſenlotterie iſt ein reines Zufallsſpiel, bei dem es wohl vor=
kommen
kana, daß die eine oder andere Nummer Jahre hindurch nicht
zur Ziehung gelangt. Wie ſich aus der vorſtehenden Beſchreibung er=
gibt
, werden zu jeder neuen Lotterie alle Röllchen neu beſchafft und in
die Räder eingeſchüttet. Jegliches Verſehen iſt unbedingt ausgeſchloſ=
ſen
, jedes Fehlen eines Röllchens würde ſich ſchon durch eine auffallende
Lücke im Gitterkaſten kennzeichnen, wo jedem Röllchen ſein beſtimmter
Platz zugewieſen iſt. Nicht minder ausgeſchloſſen iſt jede vorſätzliche
Handlung, die etwa auf eine Beeinfluſſung des Gewinnergebniſſes ge=
zogener
Nummern abzielen ſollte. Das Miſchen der Röllchen durch das
Umdrehen der Räder, die Verteilung der Kommiſſionen, die Gegenwart
eines beſonderen Aufſichtsbeamten geben jedem unbefangenen Beobach=
ter
der Ziehungen die Gewähr, daß bei den Ziehungen der Preußiſch=
Süddeutſchen Klaſſenlotterie die weiteſtgehenden Bürgſchaften für das
unbedingte und unbeeinflußte Walten des Zufalls gegeben ſind!

Vertreter: Aures & Co., Darmſtadt, Rundeturmſtraße 12.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenttiſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiſon leinoriei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preffegeſetzes in vollem Amfange
der Einſender verantwortſich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgefandt, die Abiebnung nicht begründet werden.
Eine Skrupelloſigkeit ohne gleichen iſt die Kartoffelverſorgung
der Stadtbevölkerung in dieſem Jahre, und diejenigen, die ſich irgendwo
ihren Winterbedarf beſtellten, können täglich die tollſten Enttäuſchungen
erleben. So leiſtete ich z. B. bei Beſtellung am Anfang Oktober 50 Mil=
lionen
Mark Anzahlung pro Zentner, unter dem Hinſveis des Lieferan=
ten
, es ſeien bei Lieferung noch etwa 50 Millionen zu zahlen. Statt
deſſen erſcheint er am 11. ds. und fordert pro Zentner 650 Millionen
Mark. Dann kommt die Geſchichte mit den 2 Goldmark die die Bauern
pro Zentner verlangen. Dem Vater grauſet. Wie können Goldmark
verlangt werden, ſolange nur Papiermark verdient werden? Aber noch
darüber hinaus: Wie kann der Erzeuger geſtern (15.) erſcheinen und
bei eintägiger Zahlungsfriſt 3,2 Milliarden pro Zentner fordern?
(2 Goldmark ſind am gleichen Tage in Berlin 1,7 Milliarden, in Frank=
furt
2,3 Milliarden.) Wo ſoll ein Familienvater das Geld noch her=
kriegen
? Iſt denn mit Aufhebung der Zwangswirtſchaft der Städter
Freiwild für den Wuchergeiſt? Der Staat ſollte auch hier einmal nach
dem Rechten ſehen, ſonſt ſitzen im Winter Tauſende von Familien ohne
Kartoffeln und auf dem Lande werden ſie verfüttert.

Von Großbankſeite wurden bekanntlich die Kunden im laufenden
Frühjahre veranlaßt, aus der Vorkriegszeit ſtammende öſterreichiſch=
ungariſche
Vermögenswerte angeſichts des hohen deutſchen Kurſes zu
verkaufen und Papiermarkwerte dafür einzutauſchen. Ob der Rat gut
war, darüber werden die Kunden, wenn ſie den Kursſtand der öſterr.
Kronen jetzt betrachten, wohl anderer Meinung ſein wie die damals
beratende Bank. Für die Kunden, die mit dieſer Art der Verwertung
nicht einig gingen, ruhen die von der Reichsregierung freigegebenen
Werte noch in Berlin. Die hohen Rückſendungskoſten ſetzen die Bank
außerſtande, zur Zeit die freigegebenen Werte zurückzugeben. Für den
Einzelbeſitzer ſind die Koſten zu hoch. Sollte ſich es hier nicht empfeh=
len
, daß die Intereſſenten ſich zuſammenſchließen, um die Rückgabe unter
anteiliger Berechnung der Portokoſten durchzuſetzen.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende 9½ Uhr
(Sondermiete 22,1): Der fliegende Holländer Kleines Haus An=
fang
7½ Uhr, Ende gegen 10 Uhr, (Zuſatzmiete I, 9: Schluck und
Jau. Orpheum, 73 Uhr: Der Fürſt von Pappenheim
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellun=
gen
. Frankonia, abends 7 Uhr, im Saalbau: Herbſtball.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
F. V. A. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Seiten
und Unterhaltnngsblatt,

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt:

Die amerikaniſchen Eiſenbahnen in der Oefenſive.
Von Virgil Jordan, Neu=York.

Sowohl in einem Kongreß, der im Dezember d. Js. zuſammentritt,
wie auch in der nächſtjährigen Präſidentſchafts=Kampagne wird die
Frage der Eiſenbahnen nach ihrer politiſch=wirtſchaftlichen Seite hin
und in ihrer Beziehung zum Staat eine höchſt wichtige Rolle ſpielen.
So wie die Dinge jetzt liegen, kommt alles hinaus auf einen großen
ſogenannten Konflikt des Publikums im Ganzen mit den großen Finanz=
und Induſtrie=Intereſſen, die das Eiſenbahnſyſtem der Union in Hän=
den
haben, welcher Konflikt ſich, kurz geſagt, immer mehr zu der Frage
zuſpitzt, ob die Eiſenbahnen in Staatsbeſitz oder doch zum wenigſten
unter direktere Kontrolle übergeführt werden ſollen oder nicht; und
zwar iſt es zu dieſer Zuſpitzung gekommen, trotzdem vom Standpunkte
der jetzigen Verwaltungen und Betriebsleitungen aus geſehen, die Lage
der Eiſenbahnen höchſt günſtig erſcheint. Vielmehr hat gerade dieſe
Beſſerung der Lage der Eiſenbahnen in finanzieller wie in betriebs=
techniſcher
Hinſicht während des letzten Jahres den Fragen, die die Oef=
fentlichkeit
, die politiſchen und die wirtſchaftlichen Gruppen bewegen,
neue Bedeutung verliehen.
Die Eiſenbahnen ſind ſich des Kritiſchen ihrer Lage bewußt geworden
und haben angefangen, angeſichts der für nächſtes Jahr zu erwartenden
Angriffe und Unterſuchungen ſich in Verteidiungsſtellung zu ſetzen. Sie
benutzen ihre gegenwärtige günſtige Lage, um ihre Verteidigung zu
mobiliſieren und dem zu erwartenden Sturm von Politik und neuer
Geſetzgebung zu begegnen. Sie appellieren an die Oeffentlichkeit um
Gewährung einer längeren Gnadenfriſt, um beweiſen zu können, daß
das gegenwärtige Syſtem der Betriebsführung durchaus in der Lage
ſei, einen zureichenden Verkehr zu gewährleiſten, und auch den künftigen
Anforderungen an den Transport zu genügen. Sie verſprechen, alle
nur erdenklichen Anſtalten zu treffen, um ihren Apparat zu verbeſſern,
und haben ſich förmlich verpflichtet, innerhalb des nächſten Jahres über
eine Milliarde Dollars für den Ausbau aufzuwenden. Sie haben, wie
ſie ſagen, gerade erſt angefangen, feſt wieder auf eigenen Füßen zu
ſtehen nach dem ſchweren Schlag, den ſie durch die Kriegswirtſchaft und
bei der folgenden Wirtſchaftsdepreſſion mit all den Streiks und den
vielen Vorſchriften erlitten hatten. Sie fordern nicht mehr und nicht
weniger, als daß alle Verſuche einer weiteren Regulierung von Staats=
wegen
ſo lange unterbleiben, als ihnen nicht eine angemeſſene Bewäh=
rungsfriſt
verſtattet worden iſt.
Obwohl ſie ſeit dem Jahre 1920 die Transportation=Akte, die der=
zeit
das Eiſenbahnverkehrsweſen regelt, nach allen Richtungen verdammt
hatten, lobpreiſen ſie dieſe nun in den höchſten Tönen, weil ſie noch
ſchlimmere Dinge befürchten. Die Transportation=Akte iſt gewiß weit
von dem entfernt, was die Geſellſchaften im allgemeinen für erſtrebens=
wert
halten; aber angeſichts der allgemeinen Stimmung machen ſie ſich
auf weit Schlimmeres gefaßt und möchten daher, daß es wenigſtens bei
der alten Regelung ſein Bewenden habe.
Hinter der Frage der Eiſenbahnen ſteht eine große Entſcheidung,
die ſeit etwa zehn Jahren immer drängender geworden iſt. Daß es da=
bei
bereits um eine eigentliche Ueberführung in den Staatsbeſitz geht,
darf nicht behauptet werden; vielmehr dreht ſich alles einſtweilen noch
um eine Feſtſetzung der Fracht= und Paſſagiertarife ſeitens der Regie=
rung
. Dieſe ihrerſeits beruht auf einer Feſtſtellung des Wertes der
Eiſenbahnen.
Die Transportation=Akte gab der zwiſchenſtaatlichen Handelskom=
miſſion
(Interſtate Commerce Commiſſion) die Befugnis, die Tarife ſo
feſtzuſetzen, daß den Geſellſchaften ein gewiſſer angemeſſener Rein=
ertrag
vom ungefähren Kapitalwert der Eiſenbahnen ermöglicht würde.
Die Tarife waren ſo feſtgeſetzt, daß die Geſellſchaften zwiſchen 5½ und
6 Prozent von dieſem Kapitalwert erhalten konnten. Die gegen dieſes
Syſtem erhobenen Einwände gründeten ſich darauf, daß es wohl dem
inbeſtierten Kapital ſeine Verzinſung garantiere, aber für die Bezah=
lung
des Eiſenbahnperſonals keine Vorkehrung traf, es ſei denn, man
wolle als ſolche das Eiſenbahnerarbeitsamt nehmen, das für die Schlich=
tung
von Lohnſtreitigkeiten beſtimmt iſt, jedoch keinerlei Machtbefugniſſe
hat, ſeine Entſcheidungen auch durchzudrücken. Dazu kommt, daß dieſe
ganze Garantie für das Kapital auf das Reiſepublikum und die Ver=
frachter
abgewälzt wird.
Eine noch ſchärfere Kritik am jetzigen Syſtem der Regulierung
richtet ſich dagegen, daß die ſchließlich und endlich von der Allgemein=
heit
in Form der Tarife getragene Laſt abhängig gemacht wird von
Abſchätzungen des Wertes der amerikaniſchen Eiſenbahtien. Im Jahre
1913 war die Interſtate Commerce Commiſſion ins Leben gerufen wor=
den
, um dieſe Einſchätzung vorzunehmen; es wird damit gerechnet, daß
ſie im nächſten Jahre mit ihrer Arbeit zu Ende ſein wird und daß dann
die endgültigen Zahlen feſtgeſetzt ſind, auf denen die künftige Tarifie
rung fußen wird. Zur Ermittelung des Kapitalwerkes muß die Kom=
miſſion
ſowohl die urſprünglichen Geſtehungskoſten wie auch die gegen=
wärtigen
Wiedergeſtehungskoſten heranziehen, ohne doch durch das Geſetz
zu einer Erklärung verpflichtet zu ſein darüber, wie ſie zu der endgülti=
gen
Valuation gelangt. Sie hat bereits eine ſchätzungswciſe Valuation
von rund 19,5 Milliarden Dollars verlautbaren laſſen, die als Grund=
lage
für die gegenwärtige Feſtſetzung der Tarife in Frage käme.
Von manchen Seiten, beſonders von ſeiten der Farmer und der
Gewerkſchaften, wird die Anſchauung vertreten, daß dieſe Valuation,
die der endgültigen ziemlich nahe kommen dürfte, um nicht weniger als
10 Milliarden zu hoch gegriffen ſei. Die Progreſſiven erklären, daß
bei einer Zugrundelegung des jetzigen Wertes, der zum guten Teil
zurückzuführen iſt auf die Verbeſſerungen von Apparat und Betriebs=
material
, während der Zeit der Verſtaatlichung der Eiſenbahnen, die
Benützer. der Eiſenbahnen jährlich eine ungerechtfertigte Mehrbelaſtung
von 5001500 Millionen Doll. in Form von höheren Tarifen zu tragen
haben würden, die nötig wären, um den Eiſenbahnleitungen und = aktio=
nären
die 5½ bis 6prozentige Verzinſung ſicherzuſtellen. Sie fordern,
daß entweder dieſe Valuation auf eine angemeſſene Höhe reduziert
werde oder daß die Verzinſungsgarantie überhaupt in Wegfall komme.
Um dieſe zu erzwingen, drücken ſie auf die Senatoren und Kongreß=
leute
um La Follette und Borah, und drohen den beiden großen Par=
teien
mit der Gründung einer ſogenannten dritten Partei, um eine von
den beiden alten zu zwingen, die Frage der Revaluation der Eiſenbahnen
auf ihr Programm für 1924 zu ſetzen. Ihre Stärke hat dieſe Bewegung
in dem unmittelbaren Intereſſe der Farmer an niedrigen Frachten. Die
Eiſenbahner mobiliſieren dagegen ihre Streitkräfte, Preſſe, Lobby, und
was es dergleichen im politiſchen Leben der Vereinigten Staaten mehr
gibt. Sie ſuchen die Aufmerkſamkeit von dieſen Verſuchen einer neuen
Valuation abzulenken und die Kritik zu entwaffnen durch beſondere
Bemühungen um Verbeſſerung des Verkehrs, Vermehrung des Wagen=
parks
, was beides der Wirtſchaft des Landes dringend nottut.
Die Angelegenheit wird nicht mehr kotgemacht werden können.
Wenn es auch einſtweilen wahrſcheinlich iſt, daß es den Eiſenbahnen
gelingen wird, die gegenwärtige Regulierung beizubehalten und eine
Herabſetzung der Valuation und auch der Verzinſung zu verhüten, ſo
wird dadurch erſt recht die ganze Angelegenheit auf die Verſtaatlichung
zugedrängt. Bis der Zeitpunkt für dieſe gekommen iſt , und daß ſie
kommen wird, halten auch die Gefellſchaften für unvermeidlich , wol=
len
dieſe den Wert ihres vielfach in abſoluter Verwahrloſung befind=
lichen
Eigentums möglichſt hoch hinaufgetrieben haben, um ihre For=
derungen
möglichſt hoch einſetzen und dabei gleichzeitig darauf hin=
weiſen
zu können, daß der Wert ja von Staatswegen ſelbſt fixiert wor=
den
iſt.

Einführung eines Danziger Zwiſchenguldens.
Der Danziger Volkstag nahm in ſeiner Sitzung den Geſetz=
twurf
über die Einführung eines Zwiſchen=
Idens in der Ausſchußfaſſung in zweiter und dritter Leſung
dgültig an. Nach dem Geſetzentwurf wird als Rechnungsein=
it
im Gebiet der freien Stadt Danzig der Gulden und Pfennig
terkannt. Ein Gulden gleich ein Fünfundzwanzigſtel Pfund
terling engliſcher Währung, der Pfennig iſt ein Hundertſtel=
ulden
. Die Reichsmark bleibt weiter geſetzliches Zahlungs=
ittel
und Rechnungseinheit. Andere als auf Reichsmark
apiermark) oder Gulden lautende, im Gebiet der Freien Stadt
anzig ausgeſtellte geldähnliche Zahlungsmittel dürfen vom
Nobember 1923 au im Einzelhandel nicht mehr in Zahlung

genommen werden. Alles umlaufende Notgeld und alle geld=
ähnlichen
Zahlungsmittel, die auf Reichsmark lauten, ſoweit
ſie im Gebiet der Freien Stadt Danzig ausgeſtellt ſind, ſind
ſpäteſtens am 1. Februar 1924 aus dem Verkehr zu ziehen. Der
Senat wird ermächtigt, zur Durchführung des Geſetzes die er=
forderlichen
Mittel bis zum Betrage von 6 Millionen Gulden im
Wege einer Anleihe aufzubringen. Das Geſetz tritt (en Tage
der Verkündung in Kraft. Ferner wurde eine Entſchließung an=
genommen
, in der der Senat ermächtigt wird, Vorkehrungen zu
treffen dahin, daß Penſionäre Danziger Staatsangehörigkeit und
ihre Hinterbliebenen, ſoweit ſie im Gebiet de: Freien Stadt
Danzig wohnen, die ihre Bezüge aus den Kaſſen des Deutſchen
Reiches oder Preußens erhalten, dieſe Beträge ſtempelfrei in
Gulden oder Pfennige umwechſeln können.
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Darmſtadt=Eberſtädter Möbelfabrik A. G. Mit
105 Millionen Mark Grundkapital (100 Millionen Mk. Stamm= und
5 Millionen Mk. Vorzugsaktien) wurde unter Uebernahme der Möbel=
fabriken
von Müller, Pohl und Küch in Eberſtadt=Darmſradt die vor=
ſtehende
Aktiengeſellſchaft gegründet. Dem Aufſichtsrat gehören an die
Herren Max Eiſemann=Heidelberg, Bankier Karl Sienold=Wiesbaden,
Bankier Leo Levi=Heidelberg, Ernſt Wengenroth=Reihen in Baden,
Rechtsanwalt Dr. Thalmeſſinger=Stuttgart, Fabrikant Küch=Eberſtadt b.
Darmſtadt, Heinrich Friedmann=Mannheim, Kaufmann Lautz=Darmſtadt
und Wilhelm Beller ſen.=Frankfurt a. M.
* Helios Spezialmaſchinenbau A.=G., Offenbach.
Das Bankhaus Philipp Fries u. Co., Darmſtadt und Max M. Fiſcher,
Inh. Guſtav Fries, Berlin, ſind offizielle Bezugsſtellen für junge
Aktien obiger Geſellſchaft. Auf je drei alte Aktien à Mk. 1000
nominal können Mk. 10000 junge Aktien à Mk. 50 000 Prozent plus
Speſen bis zum 30. Oktober 1923 bei den obenbezeichneten Stellen be=
zogen
werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Reichsbankausweis. Wie der Ausweis der Reichsbank
vom 6. Oktober ergibt, hat ſich während der erſten Bankwoche im Okto=
ber
das Tempo der Zunahme der von der Bank zu befriedigenden An=
ſprüche
an Krediten und an Zahlungsmitteln verlangſamt. Die geſamte
Kapitalanlage ſtieg um 28 963,7 (gegen 33 982,1 in der Vorwoche) auf
77 940,3 Billionen Mk., und zwar erhöhten ſich das Schatzanweiſungs=
konto
um 25 015,3 auf 70 231,5, das Wechſelportefeuille um 2941,8 auf
6601,9, das Lombardkonto um 193,8 auf 292,3 Billionen Mk. Die Ver=
mehrung
der Schatzanweiſungsbeſtände iſt, wie ſeit langem, ausſchließ=
lich
auf neue Kreditforderungen des Reiches zurückzuführen. Der Zu=
gang
zum Wechſelkonti, ſoweit er nicht in diskontierten Schecks und ganz
kurzfriſtigen Inkaſſowechſeln beſtand enthält große Beträge, die der
Finanzierung der Lebensmittelverſorgung dienten. Die ausgeglichenen
Lombardkredite wurden in der Hauptſache als wertbeſtändige Darlehen
erteilt. Von den neu bewilligten Kreditbeträgen blieben 10 176,8 Bill.
Mark der Bank auf den Konten der fremden Gelder belaſſen, die ſich
dadurch auf 27 143,4 Billionen Mk. ausdehnten. Die Steigerung der
Banknotenausgabe erreichte diesmal nicht ganz den in der Vorwoche
ausgewieſenen Betrag, der Umlauf wuchs um 18 704,2 auf 46 953 Bill.
Mark. Der Goldbeſtand änderte ſich nicht.
Da die Ausleihungen der Darlehenskaſſen des Reichs in der Be=
richtswoche
von 941,1 auf 375,5 Billionen Mk. zurückgingen, verminder=
ten
ſich die Beſtände der Reichsbank an Darlehnskaſſenſcheinen entſpre=
chend
um 65,6 auf 875,5 Billionen Mk.
h. Maſchinenfabrik Moenus A.=G., Frankfurt a. M.
In der außerordentlichen Generalverſammlung wurde die Erhöhung um
40 Mill. Mk. Stammaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar
1923 gegen 1113 Stimmen einer Aktionärgruppe, die auch Proteſt zu
Protokoll gab, beſchloſſen. Die neuen Aktien werden ſämtlich von einer
neuen Großaktionärin des Unternehmens, der Eiſengroßhandlung Albert
Oppenheimer G. m. b. H. in Köln zum Gegenwert von 12½ sh berech=
net
nach dem Frankfurter Pfundmittelkurs am Eingangstage und zahl=
bar
auch in Dollarſchatzanweiſungen übernommen. Nach langen Ver=
handlungen
wurde einer weiteren Kapitalserhöhung um 10 Mill. Mk.
Stammaktien auf Antrag der proteſtierenden Gruppe derart zugeſtimmt
daß dieſe 10 Mill. Mk. von einem Konſortium unter Führung des
Bankhaufes F. Ladenburg (Frankfurt a. M.) zum Gegenwert von 4 sh
übernommen und im Verhältnis von 10:1 zuzüglich Steuern zum glei=
chen
Kurs den alten Aktionären angeboten werden. Daraufhin zog die
Oppoſition den Proteſt gegen die erſte Kapitalserhöhung zurück. Die
Vergütung für den Aufſichtsrat wurde auf 250 Goldmark pro Mitglied,
für den Vorſitzenden auf das Doppelte, feſtgeſetzt, zahlbar vierteljähr=
lich
. Die neue Aktionärin hat zirka 40 Prozent des Aktienkapitals der
Geſellſchaft und hat ſich für die neuen 40 Mill. Mk. Stammaktien zur
Unveräußerlichkeit für einen längeren Zeitraum verpflichtet. Das ge=
ſamte
Aktienkapital beträgt nun 150 Mill. Mk. Stamm= und 3,2 Mill.
Mk. Vorzugsaktien mit 20fachem Stimmrecht, die im Beſitz der Ver=
waltung
ſind. Der Auftragseingang, der im vergangenen Monat noch
annehmbar, hat ſich jetzt verſchlechtert, der Abſatz ſtockt faſt ganz.
wb. Inſoldenz einer Berliner Bankfirma. Bei der
Inſolvenz der Berliner Bankfirma, für die an der Börſe umfangreiche
Deckungen vorgenommen wurden, handelt es ſich um das noch jüngere
Bankhaus Kochmann, Zeidler u. Cv. Die Glattſtellung, die für
Rechnung der Inſolvenz an der Börſe vorgenommen wurde, ſoll über
1000 Billionen betragen.
*-d. Handelsgeſellſchaft Deutſcher Apotheken,
Hageda‟. Die Geſellſchaft hat, wie wir hören, in allerletzter Zeit
wieder größere Mengen von Material in ihre rheiniſchen
Filialen expediert und hofft, daß der Betrieb dort wieder voll auf=
genommen
werden kann. Der Geſchäftsgang bei der Geſellſchaft läßt ſich
im allgemeinen normal an, doch iſt immerhin zu berückſichtigen, daß bei
der ungeheuren Preisſteigerung für Medikamente aller Art die Apotheker
nicht mehr in der Lage ſind, in ſo großem Maßſtabe Einkäufe vorzu=
nehmen
, als das früher der Fall war. Unter Berückſichtigung dieſes
Umſtandes iſt die Lage der Geſellſchaft zufriedenſtellend.
I.. Die Verordnung über Zollerhöhungen tritt
am 25. ds. in Kraft. Wir erwähnen daraus: Kaviar und Kaviarerſatz=
ſtoffe
, Kaviarlacke, Zollſatz für 1 Doppelzentner 2400 Mk. Dichte, un=
gemuſterte
taftbindige Gewebe ganz aus Seide des Maulbeerſpinners,
ohne jede Beimiſchung von künſtlicher Seide, von Florettſeide oder von
Seide des Eichenſpinners und beiderſeitig mit feſten Kanten gewebt,
roh, auch abgekocht (gebleicht) und gebügelt. Zollſatz für 1 Doppelzentner
3200 Mk., Brillen, gefaßte Brenngläſer, Ferngläfer aller Art, Opern=
gläſer
, photographiſche Apparate, Stereoſkope, Zollſatz für 1 Doppel=
zentner
350 Mk., für Mikroſkope 120 Mk. Eine ganze Reihe von Waren
erfährt Erhöhung der allgemeinen Zollſätze um 33½/z, 50 und 100 Proz.
* A. G. Düſſeldorfer Eiſenbahnbedarf vormals
Karl Weher u. Co., Düſſeldorf. Die zum 20. September ein=
berufene
a.v. G.=V., die über Kapitalserhöhung um 20 Millionen Mk.
Beſchluß faſſen ſollte, fand bekanntlich nicht ſtatt. Der Aufſichtsrat be=
antragt
nunmehr bei einer im Anſchluß an die v. G.=V. am 8. Nod.
ſtattfindenden a.v. G.=V. eine Erhöhung des Aktienkapitals um 20 Mill.
auf 35 Millionen Mk. vorzuſchlagen.
* Vereinigte Schuhfabriken Berneis=Weſſels
A. G., Augs burg=Nürnberg. Die G.=V. genehmigte die Er=
höhung
des Grundkapitals um nom. 8 Millionen Mark Stammaktien.
Die jungen Aktien werden von einem Konſortium übernommen, mit der
Verpflichtung, 2500 Stück den Inhabern der Vorzugsaktien Lit. 4 im
Verhältnis 8:1 und bis zu 900 Stück den Inhabern der 4proz. Teil=
ſchuldverſchreibungen
im Verhältnis von 100 Obligationen eine Aktie
zum Umtauſch anzubieten. Zur Erfüllung einer älteren Verpflichtung
der Geſellſchaft wird das Bankenkonſortium weitere 4000 Stück verwen=
den
. Die verbleibenden Aktien werden freihändig verwertet, Außer=
dem
wurde die Verwaltung ermächtigt, bis zum 31. März 1924 im
Bedarfsfalle weitere 2 Millionen Stammaktien auszugeben. Nach Mit=
teilung
der Geſellſchaft iſt der durch die augenblicklichen Verhältniſſe
bedingte Nückgang des deutſchen Geſchäfts durch vermehrte Auslands=
aufträge
teilweiſe ausgeglichen.
* C. W. Cemp Nachfolger A.=G., Stettin. Die G.=V
vom 15. 9. beſchloß Kapitalserhöhung um 155,3 Mill. Stammaktien. Ein
Teilbetrag hiervon von nom. 23 Mill. Stammaktien mit Dividenden=
berechtigung
ab 1. 12. 22 wird von einem Bankenkonſortium mit der
Verpflichtung übernommen, den alten Stammaktionären auf nom. 3000
Mk. alte eine neue zu nom. 1000 Mk. zu 100 000 Prozent, zuzüglich eines
Pauſchalbetrages für Bezugsrechtsſteuer, zuzüglich Börſenumſatzſteuer,
anzubieten. Das Bezugsrecht iſt bis 27. 10. einſchließlich auszuüben.
* C. F. Buſch A.=G., Lüdenſcheid. Die G.=V. vom 21. 9.
beſchloß Erhöhung des Grundkapitals um 13 Mill. Die Geſellſchaft for=
dert
nun die alten Aktionäre zum Bezuge der jungen, ab 1. Mai 1923
dividendenberechtigten Stammaktien in der Zeit vom 15. 10. bis
29. 10. einſchließlich auf. Auf nom. 3000 Mk. alte Stamm= oder Vor=
zugsaktien
kann eine neue zu nom. 1000 Mk. zum Gegenwert von 0,44 5,
berechnet zum Mittelkurs der Berliner Börſe am Vortag der jeweiligen
Zahlung, jedoch zum Mindeſtkurs von 150 Mill. pro 8, zuzüglich Börſen=
umſatzſteuer
und Schlußſcheinſtempel bezogen werden.

21. Oktober 1923 Nr. 291

* Süddeutſche Kakaowerke A. G., Nürnberg. Die
a.v. G.=V. beſchloß Erhöhung des Grundkapitals um 15 auf 25 Mill. M.
durch Ausgabe ab 1. Januar 1924 dividendenberechtigter Stammaktien.
Die neuen Aktien werden von einem Konſortium bis zu 2000 Stück zu
dem Preiſe von 0,75 Goldmark mit der Verpflichtung übernommen, ſie
den Aktionären zum gleichen Preiſe und im Verhältnis 5:1 zum Bezug
anzubieten. Die reſtlichen 13 Millionen Mk. Stammaktien übernimmt
das Konſortium zum Preiſe von 1 Goldmark zum Zwecke der freihän=
digen
Verwertung.

Banken.

h. Oberrheiniſche Bankanſtalt in Konſtanz. Das
1919 gegründete Inſtitut weiſt nach 1,79 Mill. Mk. Abſchreibungen einen
Reingewinn von 946,07 (1,61) Mill. Mk., alſo das 588fache des Vor=
jahres
, auf, woraus nach Zuweiſung von 268,5 Mill. Mk. an die Reſer=
ven
eine Dividende von 500 Prozent auf 80 Mill. Mk. gegen 15 Proz.
auf 4 Millionen Mk. Aktienkapital derteilt werden ſollen. Der ordent=
lichen
Generalverſammlung wird neben den Regularien und Aufſichts=
ratswahlen
die Aufhebung der Aktienſperre zur Beſchlußfaſſung unter=
liegen
.

Warenmärkte.

h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Durch
die durch die Unruhen im Reiche neu hervorgerufene ſchwierige inner=
politiſche
Lage und die Weigerung Frankreichs und Belgiens, mit der
deutſchen Regierung Verhandlungen wegen der Wiederherſtellung der
Arbeitstätigkeit im Ruhrgebiet aufzunehmen, iſt auch in das Wirt=
ſchaftsleben
neue Beunruhigung hineingetragen worden,
Die Ankündigung der neuen Währung ging wirkungs=
los
vorüber. Die zu Beginn der Woche eingetretene kleine
Senkung der Deviſenkurſe hat mit Ausnahme von Roggen etwas
mehr Material an den Markt gebracht und auch zu etwas größeren
Kaufabſchlüſſen geführt. Um die Flucht der Abgeber vor der Mark bis
zur Ausgabe der neuen Rentenmark zu beheben, behilft man ſich mit
der Zahlung durch Dollarſchatzanweiſungen oder Goldanleihe, da nur
gegen wertbeſtändiges Geld heute noch Ware zu erhalten iſt. Es wurdg
auch ſchon angeregt, die Preiſe nach Goldmark anzuſetzen, wozu die
Landwirte jetzt faſt überall für ihre Produkte überzugehen verſuchen.
Man hat bis jetzt davon abgeſehen, anſcheinend in Erwartung der bal=
digſt
zu erfolgenden Ausgabe der Rentenmark, die ja auch ein wertbe=
ſtändiges
Zahlungsmittel ſein ſoll. Während zu Anfang der Woche die
Preiſe bei dem etwas rückgängigen Deviſenſtand ziemlich ſtabil blieben,
ſetzte am Ende derſelben mit der Deviſen= auch eine neue Preishauſſe
ein und trieb die Forderungen um etwa das Doppelte wieder in die Höhe.
Für Weizen mußten nach einem Rückgang von 1718 auf 1617 zuletzt
2630 Milliarden Mk. pro 100 Kilo angelegt werden. Roggen war gleich
garnicht dem Markte zugeführt und erfolgte deshalb auch keine Notierung
für ihn. Neue Braugerſte bewegte ſich von 1316 auf 1415 und koſtete
zuletzt 2024 Milliarden Mk., Hafer ſenkte ſich von 1416 auf 1315 und
ſtieg bis auf 1821 Milliarden Mk., alles pro 100 Kilo bahnfrei Mann=
heim
. Käufer wie Verkäufer waren zuletzt wieder ſehr zurückhaltend.
Mehl. Mit dem Beginn der Kartoffelernte läßt gewöhnlich der
Einkauf des Mehls ſeitens des Konſums etwas nach; er erreicht gewöhn=
lich
ſeinen Höhepunkt zwiſchen Getreide= und Kartoffelernte. Jetzt wer=
den
aber alle Geldmittel für die Eindeckung der Winterkartoffeln be=
nötigt
. Da auch der Konſum von Weißgebäck wie von markenfreiem
Brot nachgelaſſen hat, nicht allein wegen des ſtärkeren Kartoffelver=
brauches
, ſondern weil großen Teilen der deutſchen Bevölkerung das
Geld zum Brotkauf fehlt, iſt das Mehlgeſchäft ſehr klein und wird aus=
ſchließlich
von der zweiten Hand beſtritten. Weizenmehl Spezial Null
wurde mit 4050 gegen 2632 zu Anfang und gegen 2630 Milliarden
Mark pro Doppelzentner Ende der Vortvoche ab ſüddeutſche Mühlen
verkauft. Roggenmehl wird, nachdem die Markenbrotverſorgung der min=
derbemittelten
Bevölkerung in dem beſetzten Gebiete weiter durch das
Reich erfolgt, von der Reichsgetreideſtelle aufgekauft und erfreut ſich
einer beſſeren Nachfrage. Der Preis ſtellte ſich für Roggenmehl auf 19
bis 22, ſpäter auf 2833 gegen 1822 Milliarden Mk. pro Doppelzentner
ab Mühle in der Vorwoche,
Futtermittel. Das Angebot bleibt hier klein und beſchränkt
ſich auch weiter auf wenige Artikel. Die Forderungen ſtellten ſich auf
55,5, dann auf 78 gegen 66,5 Milliarden pro 100 Kilo vorwöchig,
für Malzkeime und Biertreber galten ungefähr die gleichen Preiſe. Auf
dem Rauhfuttermittelmarkt fehlte es wieder ganz an Angeboten von Heu,
für Preßſtroh wurden 3,03,5 gegen 1,21,3, für Bundſtroh 2,02,7
Milliarden Mk. pro Doppelzentner verlangt.
Kolonialwaren. Die Verfaſſung dieſes Marktes iſt ſtändig
ſehr feſt. Da die Berechnung nach Goldmark auf Baſis des Dollars er=
folgt
, gingen die Preiſe mit der Dollarſenkung am Anfang der Woche=
etwas
zurück, um dann wieder erneut anzuziehen und ſich über den vor=
wöchigen
Stand hinauszuheben. Der Abſatz blieb wiederum in engen
Grenzen, da nur ein Bedaufsabſatz in Frage kommt.
Tabak. Das Wetter für die neuen Tabake am Dach war auch
in der abgelaufenen Woche recht günſtig. Die Tabakblätter trocknen gut.
Sandblatt kann bald abgehängt und an die Wage gebracht werden. Auf
der badiſchen Hardt ſind bereits kleinere Partieen zu zirka 30 Milliarden
Mark pro Zentner verwogen worden. In neuen Sandgrumpen war der
Einkauf ſehr lebhaft; die Preiſe gingen von Tag zu Tag um einige
Milliarden Mk. in die Höhe und bewegten ſich zwiſchen 15 und 30 Mil=
liarden
. Für 1922er Bauerntabake mußten ebenfalls 30 Milliarden Mk.
pro Zentner bezahlt werden. Bei dieſen hohen Preiſen macht ſich aber
ein Nachlaſſen der Nachfrage bemerkbar, da der Handel die erforder=
lichen
hohen Summen momentan nicht aufzubringen vermag. Ander=
ſeits
iſt aber auch der Eigner garnicht ſo abgabefreudig und behält recht
gern ſeine wertbeſtändige Ware, ſofern er nicht Barmittel benötigt. Nip=
pen
ſind auch nicht mehr ſo ſtark geſucht, da die Fabrikanten nur gegen
holländiſche Gulden abgeben, dieſe aber zu hoch im Kurſe ſtehen. In
der Fabrikation hat ſich der Abſatz noch verſchlechtert, da Handel wie
Konſum nicht mehr die hohen Preiſe bezahlen können.
Obſt. Die Hauptmärkte verlieren an Bedeutung, da die Zufuhren
ſtark nachlaſſen; die Nachfrage bleibt aber nach wie vor ſtark. Auf dem
Freinsheimer Obſtgroßmarkt koſteten im Großhandel pro Pfund, in
Millionen Mk.: Birnen, geringere Sorten, 1020, beſſere 3082, Aepfek
geringere, 815, beſſere 3080, Trauben 5565, Zwetſchgen 711,
Quitten 3045, Kaſtanien 2535.
Hopfen. Das Hopfen=Verkaufsgeſchäft in der Pfalz geht flau, da
die Pflanzer nicht gern abgeben. Es wurden Verkäufe in der Südpfalz
zu 3540 Milliarden Papiermark abgeſchloſſen; die Pflanzer fordern
meiſt franzöſiſche Franken und verkauften auch teilweiſe den Zentner zu
800 Franken. Die Hälfte des diesjährigen Erträgniſſes dürfte ſich noch
in Pflanzerhänden befinden. Was bis jetzt verkauft wurde, ging auf
den Hagenauer Hopfenmarkt im Elſaß. Für Württemberger Hopfen
wurden in Rottenburg 120150 Milliarden pro Zentner geboten, in
Tettnang bis zu 80 Milliarden pro Zentner bezahlt, obwohl nur wenig
verkäufliche Ware am Markte war.
Wein. Die Weißweinleſe iſt jetzt in allen Weingegenden in vollem
Gange, in einzelnen Gegenden ja bereits beendet. Das Herbſtgeſchäft
wird als ſehr ruhig bezeichnet. Teures Geld und die hohen Zucker=
preiſe
würden den Handel zu großer Zurückhaltung im Moſteinkauf ver=
anlaſſen
. Die Qualität wird ſehr verſchieden beurteilt, auch die Quan=
tität
bleibe weit hinter den Schätzungen zurück und mancher Winzer
ernte kaum den Haustrunk. Die Winzergenoſſenſchaft St. Martin
(Pfalz) erzielte für Portugieſermoſt 400410 Mill. Mk., für den Weiß=
moſt
500 Mill. Mk. pro 40 Liter, in Venningen wurden 300 Millionen
Mk. pro 40 Liter geboten, aber zu dieſem Preis nicht abgegeben. Am
oberen Gebirge der Pfalz ſteigen die Weinpreiſe raſch und der Verkauf
iſt auch beſſer. Nach einigen Verkäufen zu 1½2 Milliarden wurden
ſpäter 34 Milliarden pro 40 Liter Neuen bezahlt. Auch in Franken
wurde einiges verkauft und 40 Franken für 40 Liter erlöſt. Vielfach
erſtreckt ſich das Weingeſchäft auch auf Tauſchhandel. Im Kleinausſchank
koſtet das Viertel Neuer 1015 Millionen Mk.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
bleibt das Geſchäft ſehr ruhig; man iſt ſehr geſpannt bezüglich der wei=
teren
Entwicklung der außen= und innenpolitiſchen Verhältniſſe. Natur=
gemäß
ſtellten ſich die Preiſe infolge der rapid fortſchreitenden Mark=
entwertung
wieder beträchtlich höher. In Goldanleihe wurden gleich=
falls
höhere Preiſe gefordert, dieſe waren jedoch meiſt nicht durchzu=
ſetzen
. Lebhafter Begehr herrſchte wieder für Roggenmehl, ohne Be=
friedigung
zu finden. Weizenmehl war ruhiger; die Preiſe zogen für
beide Artikel weiter an.

Börſen.

wb. Berliner Börſenbericht. Für Debiſen erhielt ſich die
außerordentlich feſte Tendenz; die Kurſe wurden weiter in die Höhe ge=
ſetzt
. Zu Umſätzen kam es aber bei dem Mangel an Angebot kaum
in einzelnen Fällen. Der Dollar ſetzte mit 17,750 Milliarden, London
mit ungefähr 80 Milliarden ein. Im Verlaufe zogen die Preiſe weiter
an; der Dollar überſchritt 18 Milliarden, ſpäter ging der Preis wieder
auf 17,850 Milliarden zurück. Auch für Effekten beſtand ſtarker
Kaufandrang. Bezüglich der Entwicklung des Verkehrs am Montag
herrſchte aber Unſicherheit, da die Anzeichen einer Geldverſteifung im
Zuſammenhang mit der Vorbereitung des Ultimos ſich ſtärker gel=
tend
machten.

[ ][  ][ ]

Rummer 291.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Oktober 1923.

Seite 3.

U
Aiſt ma
dmnleihe, d.
alten iſt. Es wur
zuſetzen, wozu
zugehen verſuch=
Erbartung der 11.
ſt auch ein wert
ang der Wock
mlich ſtabil b!
neue Preicht
wieder in die 5
auf 16

0)

Die Kinanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)

Ihr Freund iſt verwundet, Senjor? fragte der Mann in
er Uniform Philipp.
Ja, erwiderte Philipp kurz. Darf ich fragen, ob Sie uns
ange an Bord zu behalten gedenken?
Bis ich Ihnen einige Fragen geſtellt habe.
Viele?
Es kommt darauf an.
In dieſem Falle würden Sie nur Ihre Pflicht als Offizier
ind Gentleman tun, wenn Sie dafür ſorgten, daß die junge
dame, die mein Freund trägt, ordentlich gepflegt wird. Sie iſt
rank fiebert. Haben Sie einen Arzt an Bord?
Ja, Sie haben recht. Ich werde ſogleich dafür ſorgen.
Philipp und die beiden Offiziere denn das waren ſie
ffenbar eilten die Treppe hinauf, und Philipp wechſelte
inige Worte mit dem Großherzog. Ohne etwas zu ſagen,
olgte Don Ramon, noch immer die Großfürſtin in den Armen,
ſem kleineren der beiden Offiziere, dem der andere eine Order
ſegeben hatte. Drei Minuten ſpäter kehrten ſie allein zurück.
Nichts Böſes, das nicht auch etwas Gutes im Gefolge
ſätte, murmelte. Don Ramon Philipp auf franzöſiſch zu:
Armes Kind, jetzt hat ſie doch wenigſtens Pflege.
Sie ſprechen franzöſiſch? fragte der Größere der beiden
Offiziere raſch. Seien Sie ganz ruhig, ich habe nicht gehorcht.
Ich glaubte es nur zu hören.
Ja, erwiderte der Großherzog, jetzt durch ſeine Art ganz
jeſänftigt, wir ſprechen franzöſiſch.
So, vortrefflich. Können Sie mir alſo ſagen, was hier
ulande vorgeht? Er mickte in der Richtung nach Minorca.
Dauert die Revolution noch an? Es iſt ſo verteufelt ſtill.
Die Revolution, ſagte Don Ramon ruhig, wurde heute
bend abgeſchloſſen. Darum iſt es ſo ſtill.
Heute abend abgeſchloſſen! Woher wollen Sie das wiſſen?
Stehen Sie da und machen Sie ſich über mich luſtig?
Keineswegs. Die Revolution wurde heute abgeſchloſſen,
ind ich weiß es, weil wir, ich und mein Freund hier ich ſollte
igentlich ſagen, mein Freund und ich ſie abgeſchloſſen haben.
Sie müſſen verrückt ſein! Sie und Ihr Freund? Und
ver ſind Sie?
Mein Freund, Monſieur, iſt Profeſſor Pelotard aus Schwe=
den
, und ich bin der Großherzog von Minorca.
Es lag vielleicht mehr als eine Unze Selbſtgefälligkeit und
ticht ſo wenig Effekthaſcherei in Don Ramons Stimme, als er

dies ſagte, aber der Effekt, den er durch ſeine Antwort beabſich=
tigt
hatte, wurde weit von dem übertroffen, dem ſein Gegenüber
durch ſeine erzielte.
Ohne einen Augenblick des Zögerns führte er die Hand an
den Mund, ein kurzer, ſcharfer Pfiff aus einer Signalpfeife er=
tönte
, und während man aus=der Entfernung Schritte hörte, die
herankamen, ſprach er die folgenden erſtaunlichen Worte:
Sie ſind der Großherzog von Minorca? Ausgezeichnet!
Dann ſchwvöre ich, daß Sie in einer halben Stunde am höchſten
Maſt hängen werden!
Don Ramon und Philipp machten jeder einen Schritt zu=
rück
, und während ſie einander anſtarrten, hatte Philipp dasſelbe
Gefühl wie vorhin, als er durch den Nebel ruderte. Das iſt ein
Traum, das iſt nicht möglich, dieſe Worte ſind nie geſprochen
worden! Sind Sie der Großherzog von Minorca, dann werden
Sie in einer halben Stunde am höchſten Maſt hängen. Wahr=
haftig
, der arme Don Ramon begann etwas zu häufige Erfah=
rungen
dieſer Todesart zu haben . . . Aber es war ja unmög=
lich
, ſie hatten ſich verhört, ſie träumten! . . . Dann, ebenſo
raſch wie dieſes überwältigende Gefühl eines Alptraumes kam
das Wort, das Philipp daraus herausriß.
Die Schritte waren raſch näher, bis auf ſie zugekommen; in
dem undeutlichei Lichte ſah Philipp einen neuen Offizier in den
Farben der ruſſiſchen Marine, er ſalutierte, und dann folgten
die Worte, die ihm die Erklärung des Ganzen gaben. Der lange
Offizier ſagte neben ihm auf franzöſiſch, vermutlich in der Ab=
ſicht
, daß ſie es verſtanden:
Barinsky, laſſen Sie ſofort Herrn Marcovitz wecken und
ſagen Sie ihm, er möge in meine Privatkajüte kommen.
Marcovitz! Marcovitz! ertönte es in Philipp. Marcovitz!
Dann wandte ſich der lange Offizier an ihn und den Großherzog
und ſagte kurz:
Kommen Sie mit! Sie tun am beſten, kein Aufhebens zu
machen."
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er ein paar Schritte
voraus. Der Großherzog, der, ſeit er den Namen gehört, den
der lange Offizier ausgeſprochen, wie gelähmt daſtand, ſteckte
raſch die Hand in die Taſche, in der er ſeinen Revolver trug,
und es trat ein Ausdruck der Verzweiflung in ſeine Augen, den
Philipp verſtand und billigte. Aber ehe noch Don Ramons
Hand die verhängnisvolle Taſche erreicht hatte, fühlte er ſein
Handgelenk von Philipps Fingern umſchloſſen. Philipps
Hand zog ihn vorwärts, dem langen Offizier nach, und Philipps
Stimme flüſterte in ſein Ohr:
Raſch, Hoheit, raſch! Hier iſt meine Brieftafche! Geben
Sie mir Ihre eigene! Verwenden Sie meine Brieftaſche, aber
erſt in letzter Minute! Was Sie brauchen, iſt darin! und leug=
nen
Sie alles, aber ſpielen Sie Ihre Rolle gut!

Don Namons Hand, die noch kämpfte, um die Taſche mit
der kleinen Waffe zu erreichen, hielt inne, und mit Augen, die
vor Staunen ganz ſicher waren, befolgte er mechaniſch die Wei=
ſung
, die er gehört, aber von der er kein Wort verſtanden hatte.
Ehe er noch eine einzige der Fragen geſtellt hatte, die ihm auf
der Zunge brannten, hatte ſich der lange Offizier, der im Nebel
vor ihnen nur undeutlich ſichtbar war, umgedreht und gerufen:
Na, kommen Sie? Beeilen Sie ſich, es iſt am beſten für
Sie ſelbſt!
Philipp bat den Großherzog durch einen Blick, zu ſchweigen
und erwiderte artig:
Wir kommen, ſo raſch wir können. Sie wiſſen, daß Seine
Hoheit verwundet iſt!
Der lange Offizier murmelte etwas Unhörbares; in der
nächſten Sekunde ſtanden Philipp, der Großherzog und er in
einer ſpartaniſch möblierten Kajüte; das Licht fiel auf ſein Ge=
ſicht
und Philipp zuckte zuſammen und verſchluckte einen kernigen
ſchwediſchem Fluch!
Denn!
Aber bevor er noch die Gedanken zu Ende denken konnte, die
in ſeinem Innern emporwirbelten, wurde die Kafütentüre auf=
geriſſen
, und ein dicker, unterſetzter Mann kam hereingeſtürzt.
Er war vor Erregung ganz rot im Geſicht, ſeine Kleider waren
effenbar in größter Eile angelegt und aus ſeinem offenen
Munde drang ein ziſchender, dicker Laut, halb Befriedigung,
halb Gemütserregung. Er war von dem Offizier begleitet, den
ſie ſchon vorher auf dem Verdeck geſehen hatten. Der Groß=
herzog
warf einen Blick auf den dicken Mann und wurde bleich
wie der Tod. Dieſer begann zu geſtikulieren und in einem
Dialekt, in dem die Worte ſich überſtürzten, zu reden, bis er vor
einer Geſte des langen Offiziers verſtummte.
Still, Marcovitz! ſchrie dieſer. Warten Sie, bis die

Reihe an Sie kommt!

Er wendete ſich an den Großherzog und ſagte kurz:
Kennen Sie dieſen Mann?
Don Ramon warf blitzſchnell einen Blick auf Philipp, den
raſch ermunternd nickte.
Don Ramons Züge bekamen ihren gewöhnlichen, ruhigen,
ſelbſtzufriedenen Ausdruck wieder, und er erwiederte in ebenſo
knappem Tone, wie der lange Offizier:
Nein, ich habe ihn nie geſehen. Darf ich Sie bitten, mir
zu ſagen, was der Zweck dieſes Verhöres iſt?
Sie werden es ſofort erfahren, ſagte der lange Offizier
in demſelben brüsken Tone. Bevor wir fortfahren, frage ich
Sie noch einmal, ob Sie bei Ihrer Behauptung von vorhin
bleiben. Sie ſind der Großherzog von Minorca?
(Fortſetzung folgt.)

Gretel Becker
Heinrich Knöpp
VERLOBTE
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Statt jeder beſonderen Anzeige.
Geſtern abend 10 Uhr entſchlief
ſanftunſere treubeſorgte herzens=
gute
, liebe Mutter, Schwieger=
mutter
, Großmutter, Schweſter
und Schwägerin
Frau
Henriette Hieronimus
geb. Glenz
Poſtmeiſters=Wwe.
Gharlottenburg.
19. Okt. 1923.
Darmſtadt,
Heinrichſtraße 117.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Fabrikbeſitzer Georg Hieronimus
und Frau Luiſe
als Enkelkinder Henriette u. Otto
Auguſt Hieronimus, Bankbeamter
Eliſe Sieronimus.
(*26843
Die Beerdigung findet Montag,
den 22. Okt., nachm. 3½ Uhr,
vom Portale des Friedhofs Nie=
der
=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
Verwandten und Freunden die
traurige Mitteilung von dem heute
nacht nach längerem Leiden im
80. Lebensjahre erfolgten Hinſchei=
den
meiner lieben Schweſter
Traudchen.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Siegmund Anſpach.
Darmſtadt, 20. Oktober 1923.
Die Einäſcherung findet in aller
Stille ſtatt, (*26832

Statt Karten.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme und für die zahlreichen
Kranzſpenden bei dem uns ſo ſchwer
betroffenen Verluſte ſagen innigen
Dank
Familie Gärtner=Lang.
Darmſtadt, 18, Okt. 1923. (*26829

Hüte
in Leder, Hammt, Filz,
H.:u. D.,Strickweſt. (*22838
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Ein- und Auszahlungen erfolgen in Papiermark, umgerechnet zum jeweiligen Dollarkurs.
Anlage in wertbeständiger Festmark (Friedensgoldmark) erhält die Kaufkraft des Geldes.

Unsere Abteilung für
Steuerberatung
(Leitung: Oberbürgermeister
Mangold)
(7913
Festmark / hat täglich Sprechstunden

Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſter
B: Firma: Koch & Co., Ge=
ſellſchaft
mit beſchränkter Haftung.
Sitz: Darmſtadt. Gegenſtand des Unter=
nehmens
: Großhandel mit Lebensmitteln
aller Art und Tabakwaren ſowie Ver=
tretungen
verwandter Branchen. Stamm=
kapital
: 600 000 Mark. Geſchäftsführer
Karl Koch und Heinrich Koch, Kaufleute
in Darmſtadt. Der Geſellſchaftsvertrag
iſt am 2. Auguſt 1923 feſtgeſtellt. Jeder
Geſchäftsführer iſt für ſich allein berech=
tigt
, die Geſellſchaft zu vertreten. Der
Geſellſchafter Kaufmann Karl Koch in
Darmſtadt bringt auf ſeine Stammein=
lage
in die Geſellſchaft ein das von ihm
ſeither unter der Bezeichnung Karl Koch
Handelsvertretungen in Darmſtadt, be=
triebene
Handelsgeſchäft und erhält hier=
für
250 000 Mark angerechnet. Der Ge=
ſellſchafter
Heinrich Koch, Kaufmann in
Darmſtadt, bringt auf ſeine Stammein=
lage
ein ſeine Großhandelserlaubnis für
Lebensmittel und Tabakwaren im ange=
rechneten
Wert von 100000 Mark. Die
Bekanntmachungen der Geſellſchaft er=
folgen
im Deutſchen Reichsanzeiger.
Darmſtadt, den 6. Okt. 1923.
Amtsgericht I.
(7860

Einträge in das Handelsregiſter B:
Am 28. Sept. 1923: Ph. lipp Diehl 8
Co., Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung, Darmſtadt: Der Geſchäfts=
führer
Philipp Diehl in Darmſtadt iſt
geſtorben. Kaufmann Arthur Herr in
Darmſtadt iſt zum Geſchäftsführer be=
ſtellt
. Am 5. Oktober 1923: Spezial=
haus
für Tapeten und Linoleum
Philipp Jungmann Nachf., Geſell=
ſchaft
mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Karl, Borſt in Darmſtadt iſt
als Geſchäftsführer ausgeſchieden. Am
9. Oktober 1923: Ferd. Adolf Pertſch,
Conventionsbureau, Geſellſchaft
mit beſchränkter Haftung, Darm=
ſtadt
: Durch Beſchluß der Geſellſchafter=
verſammlung
vom 3. Auguſt 1923 iſt
der Geſellſchaftsvertrag geändert; die
Beſtimmung über den Gegenſtand des
Unternehmens iſt geändert dahin, daß
an die Stelle der Schlußworte: ſowie
Treuhandverwaltungen die Wortetreten:
ſowie der Abſchluß aller damit im Zu=
ſammenhang
ſtehenden Geſchäfte‟, (7870
Darmſtadt, den 13. Okt. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Privatſekretärin
erſtklaſſige Stenotypiſtin, mit Buchführ. u.
Lohnweſen vertr., ſucht ab 1. 12. od. ſpäter
entſpr. Stellung in Darmſtadt od. nächſte
Umgebung. Angebote unt. B. T. 2545 A
an Ala Haaſenſtein & Pogler, Frank=

furt a. Main.

(II.7911

Heutiger Eintrag, in das Handelsre=
giſter
B: Firma: Heſſiſche Motoren=/(ausgewieſ. Kaufmann)
bau=Aktiengeſellſchaft. Sitz: Darm=
ſtadt
. Gegenſtand des Unternehmens: traler Lage, vorbeh.
Herſtellung von Motoren, Maſchinen und Genehm. d. W.=A. Ang.u.
Gießereierzeugniſſen jeder Art und Ver=
trieb
derſelben. Grundkapital: 300 000 000 Norweg. Dipl. Ing.
Mark. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am
12. September 1923 feſtgeſtellt. Vorſtand
Direktor Kurt Kohl, Diplom=Ingenieur, mieten evtl. m. Penſ.,
Direktor Hermann Kohl, Kaufmann, beide vorbeh. Genehm. des
in Darmſtadt. Die Geſellſchaft wird ver=
treten
: 1. wenn der Vorſtand aus einer ſtelle d. Bl. (26841g
Perſon beſteht, durch dieſe, 2. wenn der
Vorſtand aus mehreren Mitgliedern be= Ausgewieſener
ſteht, entweder durch zwei Vorſtands=
mitglieder
oder durch ein Vorſtandsmit=
glied
und einen Prokuriſten. Stellver=/möbl. Zimmer
tretende Vorſtandsmitglieder ſtehen in geg zeitgem Bezahl.
Beziehung auf die Vertretungsbefugnis! Angebote u. T 141
den ordentlichen Vorſtandsmitgliedern an die Geſchäftsſt.
gleich. Das Grundkapital iſt eingeteilt
in 300 000 Aktien zu je 1000 Mark, die
auf den Inhaber lauten und zum Nenn= ſucht 12 Zimmer,
wert ausgegeben werden. Der Vorſtand ebt=Penſion, Gegend
beſteht je nach den Beſtimmungen des bevorz. Angebote an
Aufſichtsrats aus einer Perſon oder aus
mehreren Mitgliedern; die Vorſtands=
mitglieder
werden durch den Aufſichts=) für 810 Tage
rat beſtellt. Die Einberufung der Gene=
ralverſammlung
erfolgt durch den Auf=
ſichtsrat
mittels einmaliger Bekannt=
machung
im Deutſchen Reichsanzeiger.
Die Bekanntmachungen der Geſellſchaft
erfolgen nur durch den Deutſchen Reichs=/Beſchäftsſt. (26830
anzeiger. Die Gründer der Geſellſchaft, Student
die ſämtliche Aktien übernommen haben,
ſind: 1. Rechtsanwalt Dr. Julius Simon
in Frankfurt a. M., 2. Ingenieur Martin
Fiſcher in Darmſtadt, 3. Kaufmann Willy
Fiſcher in Traiſa bei Darmſtadt, 4. Willy
Delp in Eberſtadt bei Darmſtadt, 5. Her=
bert
Hübler, Konſtrukteur in Darmſtadt.
Den erſten Aufſichtsrat bilden: 1. In=
genieur
Ernſt Scheerle in Hamburg, 2./ Jg. Flichfrau nimmt
Geheimerat Profeſſor Otto. Berndt Kreiſen an. Angeb. u.
in Darmſtadt, 3. Ingenieur Dr. Panl
Prgetorius in Darmſtadt, 4. Direktor
Walter Kohl in Bad Homburg, 5. In=
genieur
Friedrich Ströhle in Ludwigs=
hafen
. Von den mit der Anmeldung / Sprachkenntniſſen u.
der Geſellſchaft eingereichten Schrift= Umgangsformen ſucht
ſtücken, insbeſondere dem Prüfungs=
bericht
des Vorſtandes und Aufſichtsrats kreis. Angeb. unter
kann bei dem unterzeichneten Gericht
Einſicht genommen werden. GS6 AMene Stellen ß
Darmſtadt, den 8. Okt. 1923.
Amtsgericht I.
Siermarkt
(Sumieten gefrcht
Milchziege Friſchm.)
geg. Kartoffeln geſucht. Student
Eaſtritius, Ludwigs= ſucht möbl. Zimmer. Koſt geſ. Vorzuſtellen
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ſtraße
53, II. (r26821

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Frankfurterſtr. 16½,I.(*

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Saalbauſtr. 72, Juzes

ordent. 0
liches Laufmädch.
von 9-11 Uhr geſucht
(mit Frühſtück) (ezeule
Saalbauſtraße 7, II.

Lücht. Mädchen
für Küche u. Haus f.
ſof. od. 1. Nov. geſ.
Hilfe vorh. Vorzuſt.
nachm. 4-6 Uhr (Lzacs
Ohlyſtraße 33, II

Haushälterin
in kl. Haushalt zu
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Heinrichſtr. 10, (26842

Männlich

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Frankfurt a. M.
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terricht
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fächern
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T 146 Geſchſt. (*zei0

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Bln.=Charlottenburg
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Bykluskarten:75
an der Abendkaſſe,
Stud, die Hälfte,

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geht in nächſter Zeit
wiederh. 6
nach Frantfurt,
Beiladung bis25Btr.,
auch für Rücktransp.,
erwünſcht. (6636a

Peter Walter

Alter Arheilgerweg.
Fernſpr. 2222.

Kartoff. geſucht geg.
gebr. Bachſt., Gd.Wag,
Bentrifug. Jaeger,
Liebigſtr. 46, (28826

Derlaren F

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noch frei
Obergaſſe 12. C065e

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am Mittwoch, den
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Nummer 42

Darmſtädter Tagblatt

21. Oktober 1923

frik
Akte
Die Schnesh

der N0t

ift weiche
Vortra
z. Pktober,
denhöhſadl.
orſcher.

Deutſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen.
Von Dr. Ella Menſch.
XIV.
Anna Behniſch=Kappſtein.
Den Leſern des Darmſtädter Tagblatts iſt dieſe Schrift=
Uerin, die auch in der novelliſtiſchen Skizze wie im Eſſay voll=
ertige
Talentproben bietet, keine Fremde. Verſchiedene ihrer
omane ſind mehr als nette Unterhaltungsliteratur, da ſie meiſt
te Frage von allgemeinem Intereſſe anſchneiden oder ſolchen
rauentypen auf den Grund zu kommen ſuchen, die erſt durch
ziale Umſchichtungsprozeſſe entſtehen konnten. Angelegentlich
Anna Kappſtein ſie iſt die Gattin des bekannten theologo=
ſiloſophiſchen
Schriftſtellers Theodor Kappſtein ſich ſchon
3 ſie noch Behniſch hieß, mit dem Thema der um wirtſchaft=
he
Selbſtändigkeit ringenden Frau beſchäftigt, deren Wege
n Hemmungen und Hinderniſſen aller Art durchkreuzt wer=
n
. Den Roman Freie Bahn halte ich für einen ihrer
ſten. Die Verfaſſerin kennt ſich aus in der Mentalität jener
eiblichen Geſchöpfe, die ſich ſkrupellos durchſetzen, die ſo zu
gen über Leichen gehen. Nach dieſer Richtung ſtellt die eine
rauengeſtalt im Roman Kakadu ein charakteriſtiſches
eiſpiel. Durch das Weſen, das ein großzügiger, aber durch
angelhafte Menſchenkenntnis glänzender Künſtler, der harm=
s
wie ein Kind iſt, ſeiner Gattin als Geſellſchafterin zuführt,
ird ein anſcheinend ſo ſicher aufgebautes Familienglück in den
rundfeſten erſchüttert. Man hat ſich gewöhnt, ſolche Zerſtöre=
inen
als weibliche Dämone zu bezeichnen. Aber mit ſolcher
egiſtrierung ſollte man, nach der ſehr wohl begründeten Mei=
ing
der Verfaſſerin, aufräumen. Es gibt ſehr wenig wirklich
ämoniſche Weiber. Bei Lichte beſehen, ſind dieſe verführe=
chen
, Unheil ſtiftenden Sirenen kleine, engſtirnige Geſchöpfe,
it leerem Hirn und Herzen, Ich=Naturen durch und durch,
er doch Intrigantinnen in Duodezausgabe. Was ſie gefähr=
h
macht und ſie ihr Spiel gewinnen läßt, wenn auch die Art
s Gewinnes ſich oftmals ändert, iſt in der Regel ein Zuſam=
entreffen
ungünſtiger Umſtände, wenn, wie im Kakadu der
if Urlaub heimkehrende verwundete Offizier neben der kühlen
raut, die bei aller Zärtlichkeit für den Verlobten doch weib=
he
Würde zu wahren weiß, dieſen lockeren Vogel, der dann
ater im Kabarett künſtlich zurechtgemachte Triumphe feiert,
s anreizendes Gegenbild vorfindet und ihm verfällt.
Die Parabel von den Helden und Heldinnen.
Von Safed, dem Weiſen.
Es kamen einſt ein Mann und eine Frau zu mir, ein Gatte
id ſeine angetraute Gattin, und ſie ſagten: Wir ſind einander
verdrüſſig geworden!
Und ich fragte: Wieſo dies?
Und ſie ſagten: Wir ſind einander zu geſvöhnlich gewor=
n
! Einſtmals war eins dem anderen Held und Heldin
ute iſt das längſt vorüber!
Und ich ſagte: Napoleon ſah für Joſephine nicht ſehr hel=
nhaft
aus, wenn ſie ihn mit hinten hinabhängenden Hoſen=
ägern
ſah. Auch ſah die Jungfrau von Orelans nicht ſehr
ldenhaft aus, wenn ſie ihr Stirnhaar mit dem Munde feſthielt,
des ſie ſich hinten den Zopf aufſteckte.
Und ſie ſagten: Ja, aber Napoleon war ein Held und die
ungfrau von Orleans war eine Heldin!
Und ich ſagte: Helden und Heldinnen können nicht in jeder
ekunde heldenhaft ausſehen! Wenn ſich der große Cäſar platt
if den Boden niederlaſſen mußte, um die Pantoffeln, die er
weit hinters Bett geſchoben hatte, mit dem Sonnenſchirm
ieder hervorzufiſchen dann ſah er gar nicht heldenhaft aus.
nd doch iſt das eine auch für Helden und Heldinnen ſehr nötige
ngelegenheit.
Und ich ſagte zu der Frau: Als dein Kind vor acht Jahren
ank war wachteſt du damals nicht mit deinem Gattem Tag
id Nacht bei dem Kinde?"
Und ſie antwortete: Ja, das tat ich!
Und ich ſagte zu dem Manne: Als du in einer Spekulation
e Hälfte deines Geldes verlorſt war deine Frau damals
icht wie eine Klette ſtetig um dich herum aber nur, um dich
afzuheitern und ohne jeden Vorwurf , obgleich ſie dich
mals im voraus gewarnt hatte?"
Und er antwortete: Ja, ſo war es!

A
Schwere Erſchütterungen
unſeres äußeren Lebens meiſtern wir nur mit den Kräften
und Reichtümern, die wir in uns vorbereitet und geſammelt
haben. Charakterſtärke und Seelenkräfte kann man nicht
plötzlich herbeizaubern, wenn man auf einmal einſieht, daß
ſie uns allein in der Not ſichere Helfer ſind. Wohl macht
uns ſchweres Schickſal innerlich ſtärker, aber doch eben nur
dann, wenn wir innerlich etwas ſind. Es geht auch hier nach
dem Sprichwort: Den Schmied macht es ſtark, den Schneider
bringt’s um. Darum wollen wir gerade jetzt, wo ſo vieles
m in den Staub ſinkt, unſer Innerſtes vorſorglich
pflOen, Reichtümer ſammeln an innerer Kraft, von der
wir zehren können, wenn die Reihe auch an uns kommt.
Deutſcher Bote aus Chriſtiania.
Und ich ſagte: Kniet euch nieder!
UInd ſie knieten nieder.
Und ich ſagte: Faßt euch bei den Händen!
Und ſie taten ſo.
Und ich betete zum Geiſt des Lebens um ihr Heil, bis ihnen
die Tränen der Erinnerung und Liebe in die Augen traten.
Und ich hab’ ihnen einen leichten Schlag auf die Schulter
getan und ſagte: Ich ſchlage dich zum Helden! Ich ſchlage dich
zur Heldin!
Und ſandte ſie heim.
Und hinfort lebten ſie glücklich.
(Uebertragen von Max Hahek.)

ten, die Wohnung mittels zu dieſem Zwecke eingerichteter Tep=
piche
zu erwärmen. Ein Wärmetrinkfläſchchen mit Regulator
verſehen, geſtattet die Milch für das Kind immer warm zu halten.
Ein Taſchentuch oder einen Kragen zu bügeln bedarf es dank des
elektriſchen Bügeleiſens nur geringer Zurichtung. Das Bett im
Winter zu wärmen, das Waſſer für den Tiſch keimfrei zu machen,
ein Gericht auf dem Tiſch ſelbſt aufzuwärmen, ein Parfum warm
zu machen, ein Brenneifen gebrauchsfertig für die Friſur zu
machen, iſt für die Hausfrau eine Kleinigkeit. Bequemlichkeit,
Geſundheit, Annehmlichkeit und überhaupt der Gewinn an Zeit
machen den Hauptpunkt im häuslichen Leben aus. Der Dienſt
der Menſchen wird erſetzt durch mechaniſchen Dienſt oder viel=
mehr
durch die Menge kleiner ſpezialiſierter Diener, die die Ame=
rikaner
The little ſervants in the houſe nennen. Denn was in
Amſterdam vorgeht, ereignet ſich gleicherweiſe in Neu=York und
Chicago, nur in noch größerem Maßſtab. In Chicago ſind bei
einer Bevölkerung von 2 700 000 Einwohnern 743 000 Elektrizi=
tätsbezieher
, die von 19171921 250 000 elektriſche Apparate zu
häuslichen Zwecken gekauft haben. Bei dieſer Zahl rechnet man
3000 Reinigungsapparate. Electrical World zeigte im letzten
Januar an, daß in den Vereinigten Staaten 2500 000 Waſch=
maſchinen
exiſtierten gegen nur 3000 in 1919. Seit der neuen
Regelung in Amſterdam iſt die Zahl der Bezugsverträge wie

geſtiegen: 1920: 1921: 1922: MaiSeptember 20 0 80 OktoberDezember 120 300 1200 JanuarApril 60 100 400

* Die Berechnung der Elektrizitätspreiſe in Amſterdam. Im
Progres Civique ſchreibt Jean Cabrerets: Ich wähle dieſe
Stadt, weil die Erzeugungsquelle die nämliche iſt wie in Paris:
die Kohle und auch, weil dieſe Berechnungsweiſe die verſtänd=
lichſte
von allen heutzutage in Europa iſt. In Amſterdam wird
die in Licht verbrauchte Energie (wenn wir die Preiſe auf den
theoretiſchen Franken zurückführen) mit 0,525 Goldfranken die
Kilowattſtunde bezahlt, wenn die Inneninſtallation durch den
Bezieher gemacht iſt, oder mit 0,5775 Goldfranken die K.W.=
Stunde, wenn ſie durch die ſtädtiſche Behörde hergeſtellt wurde.
Dieſe letztere Klauſel iſt bedeutſam und beweiſt, daß in Amſter=
dam
niemand mit den großen Inſtallationskoſten bei einem zeit=
lich
längeren oder kürzeren Aufenthalt in der Wohnung belaſtet
iſt, noch folglich mit diesbezüglichen Verhandlungen mit den nach=
folgenden
Mietern, die ſich dann wechſelſeitig die in Frage ſtehen=
den
Koſten in die Höhe ſchrauben. Aber noch mehr: Der Be=
zieher
hat die Wahl zwiſchen zwei Berechnungen: entweder zahlt
er zu obigem Tarif die ganze von ihm verbrauchte Elektrizität
oder er ſchließt mit der Lieferungsgeſellſchaft einen nur das Licht
betreffenden Pauſchalvertrag ab. Ein Verbrauchsminimum be=
züglich
des elektriſchen Lichts iſt zwiſchen dem Bezieher und dem
Inſpektor der Geſellſchaft einhellig feſtgeſtellt. Die einmütig an=
genommenen
Tarife ſind, mit Rückſicht auf die Größe und den
Verwendungszweck der Zimmer berechnet. Die ganze über die=
ſes
Minimum hinaus verbrauchte Elektrizität iſt berechnet mit
0,1115 Goldfranken die K.W.=Stunde, iſt alſo vier= oder fünfmal
billiger. Mit einem ſolchen Vertrag in der Hand verbraucht der
Bezieher natürlich die Elektrizität ohne zu zählen. Aber mit dem
beſten Willen iſt es ihm unmöglich, alle Lampen den Tag über
zu brennen, er verwendet deshalb den Energieerſatz dazu:
1. mechaniſch mit Staubſaugern die Zimmer zu reinigen: 2. ſein
Bad mittels eines Wärmetauchers (Thermoplongeur) von 12
K.W. zu richten, der faſt augenblicklich das Waſſer der Wanne
zum Grade der gewünſchten Temperatur erhöht. Bisweilen bleibt
dieſer Wärmetaucher von ſelbſt ſtehen, wenn der Grad erreicht
iſt: 3. die Zimmer zu lüften; 4. das Tiſchgeſchirr mittels ſelbſt=
tätiger
in Holland und Amerika ſehr gangbarer Apparate abzu=
ſpülen
; 5. die Kochmaſchine zu heizen, das Brot für das Morgen=
frühſtück
zu röſten, um Tee oder Kaffee in 2 Minuten zu berei=

Die Lieferung andererſeits zeigt folgendes Bild: Elektriſches
Licht: 32 236 204 K.W.=Stunden in 1921 auf 34149 432 K.W.=
Stunden in 1922, elektriſchen Strom für den häuslichen Gebrauchz
3 074 205 K.W.=Stunden in 1921 auf 7875 767 K.W.=Stunden in
1922. Und die Verwaltung der elektriſchen Inſtallationen zu
Amſterdam gedenkt bald einen Jahresverkauf von 20 Millionen
K.W. an Energie zu häuslichem Gebrauche, d. h. zu 0,115, zu er=
reichen
, was ſie nicht hindern wird, auch die Lichtkilowattftunden
noch zu ſteigern. Eine ſtädtiſche Elektrizitätslieferungsgeſellſchaft,
die ihr Geſchäft zu Anſehen bringen will, wird die Lieferung von
Energie zu häuslichem Gebrauche gerade vorzugsweiſe ins Auge
faſſen. Die Schwierigkeit der Aufgabe liegt in der Geſtaltung
und dem Geiſte des Vertrags mit den Beziehern. Unter letzteren
verſtehe ich nicht den Hausbeſitzer, ſondern den wirklichen Ver=
braucher
, den Mieter.

Der Naturfreund

nk. Die Erforſchung der Kleinlebewelt unſerer Torfmoore.
Unter den zahlreichen merkwürdigen Lebeweſen, die ſie zuſam=
menſetzen
, nehmen die beſchalten Wurzelfüßler eine hervor=
ragende
Stelle ein. Nicht genug, daß ihre bald zierlichen, bald
abſonderlichen Geſtalten uns feſſeln, auch ihr Vorkommen gibt
uns manches intereſſante Problem zu löſen. O. Harniſch
vom Zoologiſchen Inſtitut der Univerſität, in Breslau iſt mit
dem Studium dieſer Lebeweſen ſeit einiger Zeit beſchäftigt. Um
aber die Erforſchung dieſer intereſſanten Kleinlebewelt reſtlos
durchzuführen, bedürfte Harniſch Proben aus möglichſt verſchie=
denen
Hochmooren und anderen Torfmooren. Harniſch erſucht
deshalb in einem Aufruf, ſeine Bitte nach ſolchen Proben
zu veröffentlichen. Die Proben wären unter Angabe des Stand=
ortes
und ſeiner Beſchaffenheit nach der Adreſſe: Breslau, Zoo=
logiſches
Inſtitut, Sternſtr. 21, einzuſenden.
nk. Ein Wiederkäuer unter den Krebſen. In ſeiner Arbeit
über die Ernährung eines kleinen Krebschens (Gamarus pulex)
beſpricht Dr. Willer in den Schriften der phyſikaliſch= ökono=
miſchen
Geſellſchaft in Königsberg i. Pr. eine von ihm gemachte
intereſſante Beobachtung. Iſt die Verdauung dieſes Krebſes ſo=
weit
vorgeſchritten, daß der Darminhaltspfropf bis in den End=
darm
gelangt iſt, ſo wird dieſer Pfropf plötzlich als Kotpfropf
abgegeben. In dieſem Augenblick beugt der Krebs ſeinen Kopf=
teil
zum After, ergreift den Kot und verzehrt ihn. Dieſe Erſchei=
nung
ſoll eine Art des Wiederkäuens darſtellen, welche zu der
Folgerung berechtigen würde, daß die Nahrung im Darm nicht
völlig verwertet wird. Willer konnte dieſe Annahme durch ſeine
ſpäteren Unterſuchungen beſtätigen.

oktober,90
Darmſte
Bre

Das Aſte Schloß beiNieder=Beerbach.
Novelle von Georg Ludwig Stüber, Nieder=Beerbach.
(Schluß.)
Beſtürzt über ihke Tränen, verſuchte er ſie zu beruhigen, aber
ichts wollte helfen. Bezaubert von ihrer Schönheit und hinge=
ſſen
von ihrer Hilfloſigkeit, zog er ſie endlich an ſich, und ihre
ippen fanden ſich zum erſten, langen Kuß. Sie erzählten ſich
an, wie lange ſie ſich ſihon liebten und wie ſchwer es ihnen ge=
llen
ſei, dieſe Liebe auf die Dauer vor einander zu verbergen.
lücklich darüber, daß ſich ihre Herzen nach ſo langer Zeit end=
h
gefunden hatten, blieben ſie noch lange beieinander und
ahmen endlich mit dem Verſprechen, ſich am nächſten Abend
ieder am nämlichen Orte zu treffen, von einander Abſchied.
Schön war die Folgezeit für beide, und niemand konnte
ücklicher ſein als ſie. Doch ihrem Glücke ſollte bald ein jähes
nde bereitet werden. Eines Nachmittags, als ſie den alten
itter auf der Jagd wähnten, trafen ſie ſich im Ritterſaal und
or lauter Glückſeligkeit achteten ſie nicht darauf, wie ſchnell die
tunden verrannen. Da öffnete ſich plötzlich die Tür und herein
im der Schloßherr. Er überraſchte ſie gerade beim Küſſen.
ſeine Blicke ſprühten Blitze und wie Donnerrollen klang ſeine
timme, als er Wolf aufforderte, ſo bald als möglich die Burg
1 verlaſſen. Waldtraud wollte für ihren Geliebten bitten, aber
luh faßte der Vater ſie beim Arme und zog ſie hinaus.
Wolf packte auch ſofort ſein Bündel und verließ die Burg.
Taldtraud, die ſich in ihrer Kammer eingeriegelt hatte, ſah, wie
den Fahrweg herunterkam und ſehnſuchtsvoll nach ihrem Fen=
er
blickte. Sie bedeutete ihm durch Zeichen näher zu kommen.
IIs er unten angelangt war, warf ſie ihm ihren Ring zu und
at ihn, ſie in der Fremde nicht zu vergeſſen. Sie weinte bittere
ränen und vom Trennungsſchmerz überwältigt, verließ ſie das
fenſter und warf ſich auf ihr Bett.
Noch lange hörte er ihr Schluchzen und nur zögernd ſchritt
r fürbaß einer unbeſiimmten Zukunft entgegen. Da es Ee=
eits
düſter zu werden begann, beſchloß er auf dem Tannenberg
ie Nacht zu verbringen, und es war ſchon dunkel geworden, als
r dort anlangte. Er wurde von Armin, dem Burggrafen, der
onſt für die Gaſtfreundſchaft wenig übrig hatte, ſehr herzlich
mpfangen. Dies hatte ſeinen Grund darin, daß derſelbe mit
em Rodenſteiner in heftiger Fehde lag. Um die Belagerung
ieſer Burg aufrecht erhalten zu können, brauchte er immer
eute, und hoffte auf dieſem Wege neue Kämpen für ſeine Sache
t gewinnen.
Er fragte denn auch hald den Ankömmling, ob er in ſeine
Dienſte treten wolle, und Wolf nahm auch gleich das Anerbieten
ebesſchmerz beſſer ver=
A. 4

geſſen zu können. Einige Tage ſpäter ſchon zog er mit einem
Fähnlein Tannenbergiſcher Ritter durch den Odenwald dem
Rodenſtein entgegen.
Der Rodenſteiner, der ein durchaus zäher und geſchickter
Gegner war, machte ihnen viel zu ſchaffen, und der Kampf zog
ſich in die Länge, bald Sieg, bald Niederlage bringend. Als ſich
Wolf bei einer Streife zu nahe an die Burg herangewagt hatte,
wurde er überfallen und nur nach erbittertem Kampfe gelang es
ihm, ſeinen Verfolgern zu entrinnen. Er war dabei verwundet
worden, und mußte ſich zur Erholung zum Tannenberg zurück=
begeben
.
Die Beſuche der Frankenſteiner waren auf dem Alten
Schloſſe in letzter Zeit immer ſeltener geworden, und ſchließlich
war die Freundſchaft ganz aus dem Leime gegangen. Die Ab=
ſage
Waldtrauds hatte den jungen Philipp ſchwer gekränkt, und
rachelüſtern wußte er ſeinen Bruder dazu zu beſtimmen, die alte
Freundſchaft aufzugeben. Und was Rodger vom Alten Schloſſe
lange ſchon befürchtet hatte, traf endlich ein. Ein Frankenſtein=
ſcher
Ritter überbrachte eines Tages den Fehdehandſchuh, das
Zeichen, daß anſtelle des ſeitherigen Einvernehmens eine erbit=
terte
Feindſchaft treten ſollte.
Rudolf und ſein Vater ließen denn auch gleich die Waffen
inſtandſetzen und die Burg kampfbereit machen. Ihre Vorſicht
ſollte nicht umſonſt geweſen ſein, denn bald tauchten die erſten
Belagerer vor der Burg auf. Ihrer wurden immer mehr und
ſchließlich war das Schloß ringsum eingeſchloſſen. Rudolf, der die
Verteidigung übernommen hatte, mußte mit ſeinen wenigen
Kämpfern ſparſam umgehen. Er beſchränkte ſich deshalb auch
auf die Verteidigung und machte nur dann Ausfälle, wenn die
Lebensmittel knapp geworden waren und er auf dieſe Weiſe neue
herbeiſchaffen mußte. Ein ſolches Unternehmen wurde ihm aber
zum Verhängnis. Nachdem er durch die Belagerer in einen Hin=
terhalt
gelockt worden war, wurde er von ſeinen Mannen ge=
trennt
und mußte im Kampfe gegen übermächtige Gegner ſein
junges Leben aushauchen.
Wolf hörte von einem Ritter, der zuerſt in Frankenſteinſchen
Dienſten geſtanden hatte und nun für die Sache des Tannenber=
gers
kämpfen wollte, zufälligerweiſe von dem Unglück, von wel=
chem
das Alte Schloß heimgeſucht worden war. Da er wußte,
daß der alte Ritter unmöglich die Verteidigung weiter führen
konnte, beſann er ſich nicht lange, ſondern marſchierte kurz ent=
ſchloſſen
ſeiner früheren Aufenthaltsſtätte zu. Unbemerkt durch=
ſchlich
er die Kette der Belagerer und langte wohlbehalten auf
der Burg an.
So groß der Haß des Schloßherrn einſt geweſen, ſo ſehr
freute er ſich jetzt, daß Wolf ihm ſeine Härte nicht nachgetragen
hatte und ihm nun in ſeiner Bedrängnis zu Hilfe eilte. Wolfs
Anordnungen bewährten ſich denn auch voll und ganz. Die Be=

lagerer, die ſich allmählich an die Paſſivität Rodgers gewöhnt
hatten, waren ganz überraſcht, als ſie ſich plötzlich überfallen
ſahen. Sie ergriffen die Flucht, und Philipp, der ſie aufzuhalten
verſuchte; fiel unter den Streichen ſeiner Verfolger. Ritter Georg
gab nun bald die Belagerung als ausſichtslos auf, und nach und
nach kehrte die Ruhe und mit dieſer auch wieder das alte Leben
in dem Schloſſe ein.
Nur bei den Schloßbeſitzern wollte die alte Lebensfreude
nicht wiederkehren. Der Tod Rudolfs hatte in ihr Familienleben
eine tiefe Lücke geriſſen, und Waldtraud und ihre Eltern gingen
bedrückt einher. So wurde denn auch die Hochzeit Wolfs und
Waldtrauds in aller Stille gefeiert.
Jahre unendlichen Glückes folgten nun. Sie hatten einen
einzigen Sohn bekommen, der zuſehends heranwuchs und die
Freude aller Schloßbewohner war. Seine Großeltern und ſeine
Eltern erfüllten ihm jeden Wunſch und auch die Bedienſteten
verwöhnten ihn auf alle mögliche Weiſe. Dies ſollte ſich aber ſpäter
ſchwer rächen. Als Roland erwachſen war, wurde er auf eine
befreundete Burg geſchickt, um dort das Kriegshandwerk zu er=
lernen
.
Bald kam er auf eine abſchüſſige Bahn, er trank, machte Spiel=
ſchulden
und führte auch ſonſt ein leichtſinniges Leben. Seine
Eltern, die ihn nicht in Schuldhaft kommen laſſen wollten; muß=
ten
wohl oder übel bezahlen. So verſchuldete ihr Beſitz mehr
und mehr und, was auf die Dauer nicht ausbleiben konnte, traf
eines Tages ein ihre Liegenſchaften wurden verſteigert.
Nur wenige Aecker und die Burg ſelbſt durften ſie behalten.
Kärglich friſteten ſie ihr Daſein, und der Gram um ihren in der
Fremde verſchollenen Sohn und die Schickſalsſchläge hatten ihren
baldigen Tod zur Folge.
Die Bauern eigneten ſich nun eigenmächtig die Aecker an.
Für die Burg hatte niemand Intereſſe. Sie verfiel allmählich
und wurde ſchließlich zum Lagerplatz für Zigeuner. Was der
Zahn der Zeit an Zerſtörung nicht zu vollbringen vermocht hatte,
das bewerkſtelligten dieſe fremdländiſchen Plagegeiſter, und auch
die Beerbacher Schulbuben, die ſich Sonntags hier ihre Schlach=
ten
lieferten, trugen viel mit dazu bei, daß die wenigen Mauer=
reſte
, die noch ſtehen geblieben waren, nun vollſtändig verſchwun=
den
ſind.
So wurde aus der ſtolzen Feſte das, was heute noch von ihr
zu ſehen iſt ein Steinhaufen. Die Bauern bepflanzten die
Stätte mit Wald,
Und niemand heut
Denkt an die Zeit,
Wo vor vielen Jahren
Statt der Steine
Groß und kleine
Feſte Mauern waren.

[ ][  ]

Nummer 42

* Hochzeitsbräuche und Hochzeitsaberglauben.

Obgleich im Laufe der Zeiten ſo mancher alte Brauch ver=
ſchwand
, ſo mancher Aberglaube gründlich ausgerottet wurde, ſo=
daß
man beim Nachforſchen kaum noch Spuren davon finden
würde, ſo iſt doch ein Tag im Leben der Frau auch heute noch
dem Aberglauben und ſeinen geheimnisvollen Deutungen in
großem Umfange ausgeſetzt ihr Hochzeitstag.
Selbſt das aufgeklärteſte Menſchenkind beugt ſich unbewußt
den verſchiedenen Deutungen und Auslegungen, die ihn auch
heute noch für die junge Braut bedeutungsvoll machen, obgleich
einzelne Bräuche ſich nur auf beſtimmte Gegenden beſchränken,
während ſie in anderen Gegenden faſt unbekannt ſind. Viele da=
von
ſcheinen jedoch noch über ganz Deutſchland verbreitet zu ſein,
ebenſo wie verſchiedene Witterungsprognoſen am Hochzeitstage
beſtimmend für das Wohl und Wehe des jungen Paares ſein
ſollten. So heißt es auch heute noch ebenſo wie in alter Zeit:
das Paar würde ſehr reich werden, wenn es der Braut in den
Kranz regnet, bleibt jedoch der Schuh im Schmutz ſtecken, was
allerdings heute wohl kaum noch einer Braut am Ehrentag
paſſieren dürfte, dann wird der erworbene Reichtum immer wie=
der
zerrinnen. Heult der Sturm am Hochzeitstage mit lautem
Hui ums Haus, ſo ruft er ſie zum Kampf und Streit, der ihr
nicht erſpart bleibt; iſt es trübe und wolkig, dann gibt es eine
recht trübe Ehe, zerteilt jedoch die Sonne dann u d wann die
Wolken, dann wird auch in der Ehe das Gute das Schlechte ſtets
überwiegen.
Aber neben allen äußeren Einflüſſen, über die das junge
Paar ja keine Macht beſitzt, kann es ſelbſt durch ſein Verhalten
am Hochzeitstage ſehr viel zum künftigen Glück der Ehe beitra=
gen
. So darf die Braut ſich auf dem Wege zur Kirche nicht um=
ſehen
, wenn ſie nicht bald Witwe werden will. Setzte ſie ſich im
Brautwagen aus Verſehen auf den Rückſitz, ſo iſt es um ihre
Macht geſchehen, ſie wird die Herrſchaft nie im Hauſe erhalten,
auch wenn ſie als Erſte den Fuß über die Schwelle des Gottes=
hauſes
ſetzt. Vergißt ſie Bukett oder Taſchentuch, ſo wird der
junge Gatte viel unter ihrer Vergeßlichkeit zu leiden haben, da=
gegen
iſt ſie vor Schlägen ſicher, wenn ſie vor der Trauung mit
dem Finger die Kirchtür berührt. Tränen der Braut am Hoch=
zeitstage
bedeuten Glück, während das Fallenlaſſen des Braut=
buketts
frühzeitigen Tod bedeutet. In manchen Gegenden kom=
men
noch Beſtimmungen über Eſſen, Trinken, Schlaf und Be=
ſchäftigung
dazu, mit denen ſich die Braut, wenn regelrecht be=
folgt
, das Glück ihrer Ehe ſichern kann, während der Bräutigam
im allgemeinen mehr eine paſſive Rolle ſpielt, doch liegt es in
ſeiner Hand oder vielmehr an ſeiner Börſe, ob er viel oder wenig
Kinder, Knaben oder Mädchen geſchenkt bekommt. Will er nur
einen Knaben, ſo miſcht er unter die Glücksmünzen, die er bei der
Rückkehr der den Weg mit farbigem Band ſperrenden Jugend
zuwirft, ein blankes Silberſtück (heute ein ſchwieriges Beginnen)
will er dagegen ein Mädchen, ſo genügt ſchon ein Nickel, um
dem Storch die ſpeziellen Wünſche zu übermitteln, obgleich dieſer
ungeachtet der Sonderwünſche doch oft recht das Gegenteil von
dem, was ſich das Paar wünſchte, überreicht. So ſoll z. B. nur
Kupfermünze, als Löſegeld ausgeſtreut, die Ehe vor Kinderſegen
vollſtändig bewahren, ſo hieß es wenigſtens in alter Zeit, und
dennoch waren dann gerade dieſe Ehen mit vielen Kindern ge=
ſegnet
; wie ein altes Sprichwort klagt: Und jeder Dreyer, bracht
ihrer Zweher das Gott erbarm.
Die Bitte, das Brautkleid als Geſchenk vom Bräutigam zu
erhalten, iſt ebenfalls uralt und rührt noch aus jener Zeit, da die
Braut von ihren Eltern losgekauft wurde. Später erhielt nicht
mehr der Vater der Braut ein Geſchenk, ſondern dieſe ſelbſt, zu=
meiſt
wurde ihr dann neben dem meiſt ſchwarzen Kleide auch
noch ein buntes und der Brautſchmuck geſchenkt, während ſie dem
Bräutigam am Hochzeitsmorgen das Bräutigamshembde, nebſt
Krauſe, Manſchetten und Schnupftuch, an denen ſie keinen
Stich genäht und auch nicht um den Preis gefeilſcht haben durfte,
zuſandte. Sie ſelbſt mußte ein Braut=Bad mit wohlriechenden
Blumen und Kräutern hergerichtet, nehmen, um ſich gründlich
zu ſäubern.
Wenn das jungvermählte Paar nach Hauſe kam, wurden
ihm zunächſt mit langen Anreden die Preſente überreicht, wo=
rauf
es zur Tafel ging, bei der die Braut von einem durch ſie
ſelbſt dazu beſtimmten Junggeſellen bedient wurde, mit ihm
ſchritt ſie dann auch den Braut=Reyhen ab, wobei ſie ſich vor
den Angriffen auf Kranz und Schleier hüten mußte, damit man
ihn ihr nicht vom Kopfe zog, womit ſie den frühen Tod ihres
Gatten beſiegelt hätte.
Am Tage nach der Hochzeit mußte ſie dann den Frauen, die
bei der Hochzeit geholfen und die Gäſte bedient, die ſog. Köſt=
gen
, eine Gabe aus Fleiſch, Kuchen, Wein und Konfekt, zurecht=
machen
und überreichen, wofür ihr von den Tütſch=Müttern
wie ſie genannt wurden, vorausgeſetzt, daß ſie mit ihrer Gabe

* Wie Frenſſen Dichter wurde.
(Zu ſeinem 60. Geburtstag, 19. Oktober.)
Guſtav Frenſſen feiert in dieſen Tagen in aller Stille ſeinen
60. Geburtstag, nachdem er erſt vor kurzem von ſeiner Reiſe nach
Amerika zurückgekehrt iſt, die er unternahm, um die Not ſeines
Volkes lindern zu helfen, und die er uns in einem ſo gedanken=
reichen
Buche geſchildert. Die Höhe des Lebens hat er über=
ſchritten
, aber nicht die Höhe ſeines Schaffens, denn ſein letztes
Buch, Der Paſtor von Poggſee, zeigt die ganze Kraft und
Innerlichkeit ſeiner Erzählungskunſt. Aber dieſer Dithmarſcher,
der mit dem ſchwerblütigen Naturell ſeiner Heimat in ſeinen
Werken ſtets um Ideen und beſtimmte Zwecke gerungen hat,
trägt in ſich die Sehnſucht nach dem ſchönen zweckloſen Fabu=
lieren
und der Wunſch ſeines Alters iſt es, wie er ſelbſt vor
kurzem bekannt hat, das auszuführen, was ich von jungen Jah=
ren
an erſehnt hatte, nämlich mich ohne eine Tendenz, ohne
einen beſonderen Auftrag ganz dem Fabulieren hinzugeben.
Ebenſo ſagt er in ſeinem Bekenntnisbuch Grübeleien: Die
einzige reine Freude, die ich habe, iſt das Fabulieren; das liegt
außerhalb des Leides, ja außerhalb des Menſchendaſeins. Man
ſchaltet und waltet in Menſchen und Schickſalen wie Gott ſelber.
Der Tiſchlersſohn, der ſich zum großen Volksdichter emporarbei=
tete
, hat ſtets dieſen Zwieſpalt zwiſchen Wirklichkeit und Ideal
in ſich getragen; umgekehrt wie bei Goethe kam ihm die Froh=
natur
vom Vater, während des Lebens ernſtes Führen, ja
dunkle Schwermut, Gabe der Mutter war. Wie Wilhelm Alberts
in ſeinem Buche über Frenſſen erzählt, fiel der zarte feine Junge
ſchon in der Kindheit unter den derben Bauernkindern auf.
Wat is dat mit dem Jung? pflegte der Vater zu ſagen. He
is nich wietleftig ne, he is inwendig; he mot ſtudeeren, und
die Trauer über das Schlechte auf der Welt machte ihm früh zu
ſchaffen, wie die Mutter erzählt: Er hat mich früher, als er
noch kleiner war, in ſeinen erſten Schuljahren, oft gefragt, ob
es wirklich wahr wäre, daß es ſchlechte Menſchen gäbe. Er
konnte das nicht begreifen, und ich armes Menſch konnte es ihm
nicht klar machen. Dieſer Zwieſpalt zwiſchen ihm und der Welt
begleitete ihn auch durch die Schulzeit, die er auf dem Gymna=
ſium
zu Mehldorf durchmachte. Hier hatte Storm ſeinen Lebens=
abend
verbracht, und die erſte nähere Berührung mit einem
Dichtergeiſt wurde ihm dadurch vermittelt, daß er als wöchent=
licher
Tiſchgaſt in dem Haus erſcheinen durfte, in dem Storm
zuletzt gewohnt hatte. In der Stube, in der er ſeine letzten Dich=
tungen
geſchaffen, las Frenſſen in ſeltſamer feſtlicher Stimmung
die letzten Novellen, die ich noch nicht kannte‟. Aber auch die
Welt Storms erſchien ihm zu eng, zu dämmerig, nicht breit, epiſch
genug. Als Student blieb er der ſcheue innerliche Dorfmenſch.

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgang 192

zufrieden waren, ein langes, glückliches und gottgeſegnetes Ehe=
leben
gewünſcht wurde. So hatte es alſo auch in dieſem Falle
die junge Frau ganz allein in der Hand, ſich das Glück ihrer
Ehe zu ſichern
Erika Menzel.
Die Mode von heute.
Der moderne Straßenſchuh für unſere Damen.
Den im Sommer ſo diel und gern getragenen Spangenſchuth
werden ſie im Herbſt und Winter für das nächſte Jahr zurück=
ſtellen
, ſo ſie ebenfalls noch oder wieder modern ſind, oder im
Winter im Theater oder Vortragsſaal tragen, wo ſie natürlich
immer am Platze ſind. Für die Straße werden ſie dagegen
den vorn oder vorn ſeitlich geſchnürten Halbſchuh oder den
wieder hochmodernen mäßig hohen Schnürſtiefel wählen. Die
am Geſellſchaftsſchuh ſo beliebte ſchlanke Schuhſpitze fehlt am
Straßenſchuh faſt ganz. Vereinzelt zeigt ſie ſich zwar noch am
Halbſchuh, aber dann doch imer ſtark abgeſtumpft oder durch
eine durchbrochene Kappe in ihrer Länge ſcheinbar ſtank verkürzt.
Auch am Straßenſchuh wird gern ſtumpfes mit Lackleder zu=
ſammen
verarbeitet und wenn nicht der Ringsbeſatz oder das
ganze Blatt, ſo doch wenigſtens die Spitzenkappe aus Lackleder
gefertigt. Der Straßenſchuh iſt durchweg dunkel gehalten, jedoch
noch immer viel Grau und Braun neben dem Schwarz vertreten.
Der hohe Abſatz iſt aus dem Straßenbild im kommenden Winter
ganz verſchwunden und den dreiviertel und halbhohen gewichen,
die ſich beide trotz dem plötzlich auftauchenden, kaum hleiſtift=
ſtarken
Jimmyabſatz auch am Frauenſchuh doch zu Gehaupten
ſcheinen, da ſie bei bequemem Gang dem Fuß doch immer ein
gefälliges Ausſehen verleihen.
H.
Neuheiten der Handſchuhmode. Ach, höre ich
ſo manche ſchöne Leſerin ſeufzen, Neuheiten? Ich will ſchon
froh ſein, wenn ich mir den notwendigen Schutz für die Hände
in alter, unmoderner Muſterung und Farbe kaufen kann: was
darf ich da viel nach Neuheiten fragen. Nun, im Verhältnis
ſind die neueſten Handſchuhe keineswegs ſo teuer, daß nicht
beim notwendigen Kauf auch an ihre Anſchaffung dedacht werden
könnte. Haben wir uns doch ſchon längſt daran gewöhnt, die
den Zahlen anhänglichen Nullen wegzuſtreichen und nur dieſe
ſelbſt in Rechnung zu ſetzen. Die neuen Handſchuhe haben jeden=
falls
ſehr viel Beſtechendes, daß ſie geradezu verführeriſch zur
Anſchaffung verlocken. Sicher iſt jedenfalls, daß der moderne
Stulp= oder Manſchettenhandſchuh mit ſeiner geſteiften und nach
dem Rande zu erweiterten Verlängerung einen ganz anderen
Schutz verleiht und gewährt, als der enganliegende Zwei= oder
Dreiknopfhandſchuh ohne dieſen modernen Anſatz. In Seide,
Kunſtſeide, Wild= und Glaceleder gefertigt, zeigen jedenfalls die
modernen Stulphandſchuhe reichen Stickereibeſatz oder feine, ge=
ſchmackvolle
Verzierungen von farbigem Leder und damit harmo=
nierende
, geſchmackvoll gemuſterte und genähte Raupen. Neben
geknöpften Handſchuhen werden faſt ebenſo viel durch Riemen
und Schnalle verſchloſſene angeboten, und es ſteht ganz im Be=
lieben
der Trägerin, das eine oder andere dieſer modernen Paare
für ſich zu wählen, immer in der Gewißheit, das Neueſte vom
Neuen erſtanden zu haben.
Der zeitgemäße Haushalt.
Guter Hauskäſe aus Magermilch und Kartof=
feln
. Die Magermilch muß zu dieſem Zweck auf den heißen Herd
geſtellt werden, um, ohne zu kochen, zu gerinnen. Nun in einen
Leinenbeutel gefüllt, läßt man das Waſſer auf dieſem über Nacht
ablaufen, drückt am nächſten Morgen den Reſt gründlich heraus
und gibt auf 2 Teile weißen Käſe 1 Teil gekochte, geriebene Kar=
toffeln
vom Tage zuvor, Kümmel und Salz nach Geſchmack, ſo=
wie
auf 1 Pfund dieſer Maſſe 1 geſtrichenen Teelöffel doppelt=
kohlenſaures
Natron. Unter Umrühren im Waſſerbade gekocht,
bis die ganze Maſſe gut gebunden und gelbliches Ausſehen be=
kommen
, hat, ſchließlich in eine Schüſſel gegoſſen und zum Er=
kalten
geſtellt, ſchmeckt er ganz vorzüglich und umſo kräftiger, je
älter der Hauskäſe wird.
Kaviar=Erſatz als würziger Brotbelag. Der
zwei Tage in Magermilch gewäſſerte Rogen vom Hering wird
von der Haut befreit, mit einem Quirl fein zerrieben, einige
Tropfen Zitronenſaft und eine kleine, geriebene Zwiebel darun=
ter
gerührt und 1 Stunde vor Gebrauch zubereitet. Er ſchmeckt
ganz ausgezeichnet, wenn man ihm noch 1 Teelöffel gutes Sa=
K.
latöl beimengt und damit ſalbig rührt.
Gebrannte Hafermehlſuppe mit Bröckchen
(als Abendbrot). Auf 1 Liter Waſſer rechnet man 4 mäßig ge=
häufte
Eßlöffel voll Hafermehl, röſtet dieſes mit Fett mittelbraun,
kocht es mit Zimmt und Zitronenſchale, Salz und wenig Zucker
dickſämig, fügt zur Kräftigung einen gehäuften Teelöffel Appels
Hühnervollei bei und reicht die ſehr nahrhafte Suppe mit reich=
lich
geröſteten Semmelbröckchen.

Nummer 23

Aufgabe 45
Rudolf Sprenger in Darmſtadt
(Urdruck).
b
c d e

Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kc5 Da1 Tb2 g5 Ld3 Sh1 h4 Be2 14 g3
Schwarz: Kel Tf2 Sd1 Ba2 b3 d4 e3 h2 (8);3+.
Wieder ein hübſches Stück.
Aufgabe 46
Sam Loyd
(Detroit Free Preß 1877)
Schwarz: Kd5 (1).
Weiß: Kg7 Dd2 Tb1 f1 Ld6 Sd3 d4 (7);
Matt in zwei Zügen.
Ein bauerloſer Zweizüger, eins von den entzückenden Werken
Altmeiſters.
Nachtrag zur Löſerliſte: Hans Müller (29, 30, 32,
R. Sprenger (auch 3034).
Briefkaſten: H. M. Einige Löſungen verfehlt: 31. 1. Sf6? LI
2. Tf2 c2 +1 oder 1.... Ea31 2. Tf2 Lb2 34, 1. Sc6? Dc3,
e1l 38, 1. Dh42 S (außer Se2?) +.
Partie 3.
Im Meiſterturnier zu Mähriſch=Oſtrau im Juli dieſes Jahres erſch
nach längerer Pauſe der geweſene Weltmeiſter Dr. Lasker wieder einn
auf dem Kampfplatz und zeigte, daß er noch nichts von ſeiner Ku
verloren hat. In glänzender Form gewann er ohne Verluſtpartie
10½ Punkten aus 13 Partien vor Réti (91 Punkte), den er du
einen ſchönen Sieg zurückwarf, und Grünfeld (8½) den 1. Preis.
In der folgenden kurzen Partie aus dem Turnier fertigt er einen
chwächeren Meiſter überlegen ab:
Damenbauernſpiel
12. Sc3Xd5 Dd8a5-
Weiß:
Schwarz: / 13. Sd5c3 Daßh5!
Walter
Dr. E. Lasker! Die zwingendſte Fortſetzung,
1. d2d4 d7d5
den Vorteil von Schwarz zur C
2. 82e3
Sg816
tung bringt.
3. Lf1d3 Lc8g4
14. Ld3e2 Ta8b8
Die theoretiſche Fortſetzung iſt hier 15. Db7a6
Tb8b6
3. .. . C7c51
16. Da6d3
Tf8e8
4. Sg1f3 e7e6
17. Sc3e4
Sf6d5
Sb8d7
5. C2c4
18. Se4 Xd6.
Tb6Xd6
6. Dd1bs Geboten war hier 19. 00. Weiß hat keine gu
zunächſt 6. Sb1d2.
Züge mehr. Nun folgt ein raſe
Lg4Xf3
6...."
Schluß.
7. g2X13
C7c5!
Td6e6
Ein korrektes Bauernopfer. Weiß 19. ....
20. Tf1-e1
Dh5h3
nimmt an und gerät ins Hinter= g1. Kg1h1
Te6Fe2!
treffen.
Weiß gibt auf.
8. c4Xd5
e6Xd5
9. Db3Xb? 5Xd4
(Anmerkungennach E. Grünfe
10. e3Xd4
Lf8d6
im Teplitz=Schönauer Anzei=
11. Sb1c3
0
1923).

Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Sch
ſeitung des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift Sche

Speiſezettel.
Sonntag: Tomatenreis mit gebr. Leber. Montag: Möhren
und weiße Bohnen. Dienstag: Graupen mit Kohlrabi.
Mittwoch: Sauerkraut und Erbsbrei. Donnerstag: Birnen=
kartoffeln
. Freitag: Saurer Hering mit Kartoffeln. Sams=
tag
: Dicke Nudeln mit geſchmorten Pflaumen.

Ich hatte keine Freude an dem einſeitigen Gerede und Getriebe
der Studenten, ſchreibt er ſelbſt, ich war durch die mir angebore=
nen
oder in früheſter Jugend überkommenen Erfahrungen ſo alt,
daß ich nur mit erfahrenen reifen Menſchen hätte verkehren kön=
nen
und mögen. Die Steinwüſte Berlins, wo er einen Teil
ſeiner Studien verbrachte, machte einen ungeheuren, tief nieder=
drückenden
Eindruck auf ihn; der Menſchheit ganzer Jammer
packte ihn an.
Mit 26 Jahren wurde er Paſtor in Norder=Dihtmarſchen,
erſt in Hennſtädt, dann in Hemma. Seine Predigten waren
es recht eigentlich, die in ihm die bis dahin ſchlummernde Dich=
terkraft
entbanden. In ſeinen berühmt gewordenen und weit=
verbreiteten
Dorfpredigten dichtete er das Leben des Heilandes
zu einem deutſchen Epos um, und dieſe Vertiefung in die Wun=
derwelt
der Bibel brachte die Befreiung ſeines Genius. Nun
wendet er ſich dem künſtleriſchen Schaffen, das ihm ſchon vorher
aufgedämmert war, ernſthaft zu, und allmählich, wie ich weiter=
ſann
und die erſten kleinen Geſchichten ſchrieb, wurde es immer
heller, erzählt er. Ich merkte, daß ich Augen hatte, welche die
Dinge und die Seele plaſtiſch ſehen. Ich merkte, daß ich das
Weinen mit den Weinenden und das Lachen mit den Lachenden
nicht als chriſtliche Lebensregel mir zu eigen gemacht hatte, ſon=
dern
daß es eine beſondere Naturanlage war, die mich ſo hob, ſo
bedrückte: Das Leben aller Menſchen mitzuleben. Ich hatte die
Gabe, mich zu vergeſſen, ja ich kann ſagen, mich zu verlaſſen,
und auf Stunden und Tage wie einer zu ſein, der das Leben
eines anderen führt. In dieſer Gabe iſt das Tiefſte von
Frenſſens Dichtertum beſchloſſen. Nun gelang ihm, was er als
das Größte meines Lebens bezeichnet: die neue Entdeckung der
Menſchen, die ſeinem viſionären Schauen das Innerſte ihres
Weſens, ihr ganzes Schickſal, ja ihre Zukunft offenbarten. Er=
greifend
hat er geſchildert, wie ihm die Männer und Frauen ſei=
ner
Dichtungen aus dem Nebel der Heide, vom grauen Himmel
der Meereslandſchaft entgegentraten, wie ſie ihm zu ſagen ſchie=
nen
: Sieh uns näher an, Du wirſt ſehen, wie intereſſant wir
ſind. In uns iſt eine ganze Welt. Mach: Du uns fertig! Die
Sehnſucht nach dem Bauerntum, die in ſeinen Vorfahren, den
Dorfhandwerkern und Paſtoren, geſeſſen, gewinnt zum erſten
Male großartige Geſtalt im Jörn Uhl der nach den erſten, noch
unvollkommenen Verſuchen, die Reife ſeines Künſtlertums offen=
bart
. Früher hatte der arme Paſtor dem Vater wohl manchmal
geſagt: Ich kann mir vielleicht einen Hof erſchreiben. Aber
der alte Vater, der mit ihm im Paſtorat wohnte, ſchüttelte un=
gläubig
den Kopf: Guſtav, Romane doht dat ni! Und der
große Erfolg des Jörn Uhl tat das doch, ſo daß ſich Frenſſen
in dem Heimatort Barlt einen ſtattlichen Marſchhof kaufen
konnte. Der Pfarrer war zum Dichter geworden, der nun erſt in
ſeiner Heimat heimiſch wurde und aus höchſtem Glück heraus=
rief
: Ich hab’ einen Hof! Ich’ hab einen Hof!

Spiel und Räiſel

W

Darmſtädter Silbenrätſel.
a, can, ga, gel, gog, he, ma, na, rup, rew, ſi, ta, te, the.
Aus vorſtehenden Silben ſind 6 Wörter von folgender Bedeutu
zu bilden: 1. Zuckerlöſung. 2. Gattung von Geſangswerken n
Inſtrumentalbegleitung. 3. Namhafter deutſcher Philoſoph ?
neueren Zeit. 4. Fluß in Polen. 5. Weiblicher Vorname. 6. B
liſche Bezeichnung eines fabelhaften Fürſten.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, von oben nach unt
geleſen, den Namen eines prachtvollen und vielbegangenen Weg
im Darmſtädter Stadtwald.

Rätſel.
563. An der erſten Silb’ wächſt ſchnell das Ganze Aus d
dicken letzten zwei hervor, Eine rotgebeerte Nankenpflanze,
Garteuunkraut, Schmuck für Haus und Tor, Doch nicht e
bar, wie’s die letzten ſagen, Sondern giftig gar für Dar
und Magen.
564. Ein großes Volk nimmt Dir mein erſtes Silbenpaar, D
früher immer rieſig ſtark und mächtig war. Die drie
gibt’s bei Heu und Stroh und überdies Bei Völkern, Staate
Rüben, Möhren und Radies. Mit ſeiner wunderbunt
Blume iſt das Ganze Vielleicht Europas allerſchön
Zwiebelpflanze.
565. Die erſte Silbe iſt ein Tier. Die beiden andern nennen Dir
Ein vielgebrauchtes Tiſchgerät, Und hart am Teichesran
ſteht Hochaufgeſchoſſen ſteif das Ganze, ine falſch b
nannte Waſſerpflanze.
566. Gar liebe Tiere ſind die erſten beiden. Für Menſchen iſt 2
dritt’ ein böſes Leiden, Jedoch für viele Tiere nur Natur.
Das Ganze, eine Blume auf der Flur, Den Kindern a.
ein Spielzeug wohlbekannt, Iſt ähnlich dem, wonach
ward benannt.
Auflöſungen.
Silbenrätſel:
1. Dante, 2. Etzel, 3. Rathenau, 4. Laaland, 5. Awalov
6. Nikopoli, 7. Georg. Der lange Ludwig,
Streichholz=Rätſel.

Rätſel: 559. Gebet. 560. Teufelszwirn. 561. Ameiſe, Meiſ
Eis ei. 562. Wieſenſchaumkraut.

Verantwortlich: Max Streeſe,

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