Darmstädter Tagblatt 1923


19. Oktober 1923

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Nummer 289

Freitag, den 19. Oktober 1923

186. Jahrgang

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Darmſtädter 8 Nationalbank.

nur
brochen
Diener,
aten
dreiß

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werden!
ſuchte ſchl.
klopf

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aller Art
Blum
12, parterne

Schließung der Ruhrgruben?
U. London, 18. Okt. Times und Daily News beſchäf=
gen
ſich ausführlich mit dem Beſchluß der Ruhrinduſtriel=
en
, ihre Arbeiter nach dem 20. Oktober, ſobald die Negie=
ungszuſchüſſe
ganz aufhören, wegen Geld=
iangels
auszuſperren.
Die Times weiſen darauf hin, daß die veue Lage im
tuhrgebiet Frankreich nicht nur ungeheure Aufgaben auferlege,
undern auch die ſeparatiſtiſche Bewegung außerordentlich för=
ern
werde. Die neue Lage, die die Geſchicke Europas ent=
hieden
beeinfluſſen könne, gehe die engliſche Regierung und
as engliſche Volk beſonders an.
Daily News fordern Baldwin auf, durch poſitive poli=
ſche
Erklärungen zu der neuen Lage Stellung zu nehmen.
Die Pfalz in Gefahr.
München, 18. Okt. (Wolff.) Unter der Ueberſchrift: Die
falz in Gefahr bringt die Münchmer Poſt eine Auslaſſung über
ſe geradezu troſtloſen Verhältniſſe, die in der Pfalz herrſchen.
anach koſtet das Fleiſch bereits 2 Milliarden das Pfund. Kar=
ffeln
werden von den Erzeugern nur abgegeben, wenn pro
entner 1½ Dollar bezahlt wird. Infolge des Verbots der
ranzoſen, Notgeld auszugeben, ſtieg die Zahlungsmittelnot
eiſpielsweiſe in Ludwigshafen ins Ungemeſſene. Die Separa=
ſten
halten ihre Zeit für gekommen. Sie ſchlugen in Ludwigs=
afen
ein Plakat an, in dem mitgeteilt wird, daß am Sonntag
on dort aus eine Aktion zur Ausrufung der freien Pfalz ein=
tzen
werde. Am Samstag wurde die Polizei in Neuſtadt a. d. H.,
n Montag in Zweibrücken und am Diensdag in Ludwigshafen
itwaffnet. Die Separatiſten dagegen ſind ſchwer bewaffnet.
je reichstreue Bevölkerung iſt ſchutzlos, aber nicht gewillt, ſich
Befehlen der Franzoſen zu fügen.

Vom Tage.

Dr. Streſemann wird am 31. Oktober an der Einweih=
ung
des Kriegerdenkmals in Münſter teilnehmen.
Dem Vernehmen nach werden die Beſprechungen der In=
duſtriellen
in Düſſeldorf mit Degoutte fortgeſetzt.
Die Schlüſſelzahl des Vereins Deutſcher Zeitungsver=
leger
beträgt vom 20.26. Oktober 2 Millionen.
Der Buchſchlüſſel beträgt ab 19. Oktober 1600 Millionen.
Die Beitragsſchlüſſelzahl des Gewerkſchafts=
bundes
der Angeſtellten beträgt für die Zeit vom 19.25. Okt.
700 Millionen.
Die belgiſche Kammer wird am 13. November wieder
zuſammentreten.
Lord Curzon empfing, den deutſchen Botſchafter Sthamer in
London und hatte mit ihm eine längere Unterredung.
Miniſterpräſident Poincaré hatte geſtern dormittag eine längere
Unterredung mit dem Miniſterpräſidenten der Tſchochoſlowakei Maſſa=
rhk
. Der offizielle Beſuch des Präſidenten iſt damit beendet.
Der ſchweizeriſche Bundesrat ließ Poincaré eine Ant=
wort
auf die franzöſiſche Note in der Zonenfrage überreichen. Der
Zundesrat ſchlägt vor, die Streitfrage dem internationalen ſtändigen
Gerichtshof im Gaag oder irgend einer anderen Schiedsinſtanz zu
unterbreiten.
Staatsſekretär Mellon hat die Schuldenkonfolidierungskommiſſion
für Samstag zuſammengerufen, um zu prüfen, wie die Vereinigten
Staaten die Frage der Konſolidirung der nicht garantierten auswärti=
gen
Forderungen löſen könnten.
Berlin .. 8 139600 000
Dollarkurs
Frankfurt 8 278 000 000

lie Auffaſſung der Reichsregierung über die Regelung der Verhältniſſe in den beſetzten Gebieten.

Berlin, 18. Okt. (Wolff.) Der deutſche Geſchäfts=
ägerin
Paris hat bei ſeiner geſtrigen Unterhaltung
it dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten im Anſchluß
die frühere Beſprechung nochmals eingehend die Auffaſ=
ing
der Reichsregierung über die Regelung
r Verhältniſſe in den beſetzten Gebieten und über die
eiterbehandlung der allgemeinen Reparationsfrage dargelegt.
Da der franzöſiſche Miniſterpräſident die bei der früheren
ſprechung deutſcherſeits vorgeſchlagenen Verhandlungen mit
* Begründung abgelehnt hat, daß er die Aufgabe des paſſiven
iderſtandes und ihre Modalitäten nicht mit der deut=
den
Regierung erörtern könne, hat der Geſchäftsträger
rauf hingewieſen, daß die deutſche Abſicht nicht dahin gehe,
er die Aufgabe des Widerſtandes, die für uns vollzogene Tat=
he
ſei, ſondern darüber zu verhandeln, wie nach der Aufgabe
3 paſſiven Widerſtandes die
Liederingangſetzung der Arbeit und Produktion im beſetzten
Gebiet
zweckmäßigſten und ſchnellſten zu bewerkſtelligen ſei, und wie
sbeſondere die Wiederaufnahme von Kohlen= und Koksliefe=
ngen
an Frankreich und Belgien in der gegenwärtigen Situa=
n
ermöglicht werden könne. Wenn der franzöſiſche Miniſter=
äſident
bei der erſten Beſprechung die Wiederaufnahme der
beit als eine allein von den lokalen Opganen zu löſende
ifgabe bezeichnet habe, fo ſei die Reichsregierung bereit, auch
che lokalen Verhandlungen zu fördern.
Der Geſchäftsträger hat dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten
dieſem Zuſammenhang Weiſungen zur Kenntnis
pracht, die die Regierungen des Reiches und der Länder den
amten, insbeſondere den Eiſenbahnern, im beſetzten Gebiet
eilt haben. Ebenſo hat er ihm die Richtlinien für die
duſtriellen bekannt gegeben. Der Geſchäftsträger hat aber mitz
ſchdruck darauf hingewieſen, daß die bisherige Methode der
rhandlungen zu einer völligen Zerſplitterung, Ratloſigkeit
d Undätigkeit im beſetzten Gebiet geführt habe, und daß daher
von Deutſchland gewünſchten einheitlichen Verhandlungen
etatſächliche Notwendigkeit ſeien. Auf anderen Wegen werde
das von Frankreich angeſtrebte Ziel, nämlich der Wieder=
ſtellung
des Zuſtandes vor dem 11. Januar 1923, nicht er=
chen
laſſen.
Als wichtigſten Punkt der von Regierung zu Regierung zu
handelnden Fragen hat der Geſchäftsträger
die Frage der Kohlen= und Kokslieferungen
Frankreich und Belgien hingeſtellt. Er hau dem franzöſiſchen
niſterpräſidenten, im einzelnen dargelegt, daß Deutſchland
ſenwärtig ſchlechterdings außerſtande ſei, dieſe Finanzierung
verſeits vorzunehmen, und hat im Zuſammenhang damit auf
außerordentlich gefährlichen Folgen hingewieſen, die ſich
eben würden, wenn die Kohlenzechen die Arbeit zwar zunächſt
eder aufnähmen, aber ſchon nach wenig n Tagen infolge man=
nder
Zahlungsmittel wieder aufgeben müßten. Nachdem die
Unterſtützungszahlungen des Reiches eingeſtellt
rden ſeien, würden ſich die Verhältniſſe im Ruhrgebiet binnen
zeſter Zeit dahin zuſpitzen, daß 550 000 Bergarbeiter mit
en Familienangehörigen ohne irgend welche Subſiſtenzmittel
n Verhungern gegenüberſtänden, und daß dann noch
Uionen Arbeiter und Angeſtellte anderer Induſtrien kämen,
en Beſchäfügung vollſtändig von dem regulären Betrieb der
hlenzechen abhänge. Die deutſche Regierung ſehe dieſe
zwangsläufige Entwicklung
r vor Augen, ſtehe ihr aber, wenn Frankreich eine Ver=
ndigung
ablehne, machtlos gegenüber. Im Anſchluß
ran hat der Geſchäftsträger auch die Gründe dargelegt, welche
Reichsregierung veranlaßt haben, die Kohlenſteuer aufzu=
den
. Was die weitere Behandlung der allgemeinen
=barationsfrage anlangt, ſo hat der Geſchäftsträger
R Ausdruck gebracht, daß auch nach Anſicht der deutſchen Regie=

rung Verhandlungen hierüber mit allen beteiligten Alliier=
ten
ſtattfinden müßten. Die Reichsregierung halte es für rat=
ſam
und glaube auch den vielfach von Poincaré geäußerten An=
ſichten
zu entſprechen, wenn ſie ſich zur Klärung des gegen=
wärtigen
Standes der Reparationsfrage alsbald mit der
Reparationskommiſſion in Verbindung ſetze.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident hat in ſeiner Antwort die
Aufnahme von Regierungsverhandlungen über die Wiederauf=
nahmer
der Arbeit im beſetzten Gebiet kategoriſch abgelehnt.
Er hat erklärt, daß ihm die von der Reichsvegierung und
den Länderregierungen den Beamten und Induſtriellen des be=
ſetzten
Gebietes erteilten Weiſungen gleichgültig ſeien und daß
es für ihn nur auf die Tatſachen ankomme. Das allein Aus=
ſchlaggebende
für ihn ſei die reſtloſe Wiederherſtel=
lung
des tatſächlichen Zuſtandes vor dem
11. Januar 1923. Die deutſchen Erklärungen über die Un=
möglichkeit
der Finanzierung der Sachlieferungen könne er nicht
anerkennen. Er müſſe ſie im Gegenteil als Element des
Widerſtandes bezeichnen. Auf welche Weiſe die deutſche
Regierung eine Finanzierung der Sachlieferungen fertig brächte,
ſei ihm ebenfalls völlig gleichgültig. Die Erörterung etwaiger
deutſcher Vorſchläge durch die Reparationskommiſſion werde er
ſolange nicht zulaſſen, als nicht der deutſche Widerſtand nach
franzöſiſcher Auffaſſung reſtlos aufgegeben worden ſei.

Pariſer Preſſe=Echo.

Paris, 18. Okt. (Wolff.) Die geſtrige Unterredung
des deutſchen Geſchäftsträgers, mit Poincaré
wird in der Morgenpreſſe nach Feſtſtellungen einiger Blätter in
der Weiſe wiedergegeben, wie ſie am Quai d’Orſay den Jour=
naliſten
geſtern abend geſchildert wurde.
Der größte Teil der Preſſe, voran der Petit Pariſien,
ſpricht von einer Ablehnung der deutſchen Anre=
gung
. Das halbamtliche Blatt ſchreibt: Man wird aus dieſem
Anlaß in Berlin von dem angeblichen ſchlechten Willen der fran=
zöſiſchen
Regierung und von ihrer ſogenannten Hartnäckigkeit
ſprechen, nicht zu geſtatten, daß der paſſive Widerſtand effektiv
ein Ende erreicht. Deshalb muß man noch einmal wieder=
holen
, daß das Ende des Widerſtandes erſt dann als
vollkommen angeſehen werden kann, wenn über eine ſo weſent=
liche
Frage wie die Sachlieferungen man ſich in Berlin
und Düſſeldorf entſcheidet, genau wie für die Eiſenbahn, die
franzöſiſch=belgiſchen Bedingungen anzunehmen.
Einige wenige linksſtehende Blätter vertreten nicht den
Standpunkt, daß die Stellungnahme Poincarés gegenüber dem
deutſchen Geſchäftsträger zu loben iſt. So ſchreibt das Oeuvre,
wenn Poincaré ſage, Frankreich habe Zeit, dann müſſe man be=
merken
, das ſei weder die Anſicht der Geſchädigten im ehemali=
gen
Kampfgebiet, noch die Anſicht der Verbündeten Frankreichs,
die mit Schrecken die bolſchewiſtiſche Revolution in Deutſchland
aufſteigen ſähen.
Der Quitodien bedauert, daß man der Preſſe geſtern
abend am Quai d’Orſay nicht mitgeteilt habe, was Herr v. Hoeſch
geantwortet hat, als Poincaré ihn unterbrochen habe, um ihm
zu ſagen, die Nichtbezahlung der Sachlieferungen laſſe er nicht
zu; er verlange als Pfand der Unterwerfung und des guten
Willens, daß die Lieferungen wieder aufgenommen würden,
ohne daß man ein Wort ſage. Erſt dann werde n in verhandeln.
Der Quai d’Orſah wolle offenbar erzielen, daß man an dieſe
feſte Sprache des Miniſterpräſidenten glaube, weil er darin mit
einer ſehr natürlichen Bewunderung die Abſicht erkenne, einen
neuen moraliſchen Sieg davonzutragen. Das Blatt will hier=
über
nicht ſtreiten, ſelbſt wenn dieſer Sieg den Sturz Streſe=
manns
zur Folge habe, der natürlich Frankreich ſehr teuer zu
ſtehen käme; es frage ſich nur, ob geſtern die richtige Stunde ge=
weſen
ſei, dieſe vergebliche Forderung zu ſtellen, denn England,
ſeine Dominions und ſelbſt Belgien ließen eine ziemliche Eile
erkennen, der jetzigen Kriſe ein Ende zu bereiten, und einen leb=
haften
Wunſch, zu verhandeln.

* Die Entſcheidung.
Die ganze Hoffnungsloſigkeit unſerer innerpolitiſchen Ein=
ſtellung
zeigt ſich auch jetzt wieder darin, daß in dieſem Augen=
blick
, wo unſer ganzes Intereſſe ſich auf die Klärung unſeres
Verhältniſſes zu Frankreich konzentrieren müßte, die deutſche
Preſſe von dem ſächſiſch=bäyeriſchen Problem beheirſcht wird.
Ob die Sozialdemokraten den Brief des Generals Müller an
Dr. Zeigner gebilligt haben, ob ſie etwas mehr oder weniger
entzückt ſind von der Lage in Dresden und München, ob ſie gar
aus der großen Koalition auszutreten beabſichtigen, das ſind
alles Fragen, die an ſich ſehr wichtig ſein mögen, die aber doch
zu vollkommener Bedeutungsloſigkeit zuſammenſchrumpfen
gegenüber der Schickſalsfrage, was aus dem Ruhrgebiet wird.
Man muß einmal mit aller Deutlichkeit ſagen, daß wir einfach
keine Zeit mehr haben für Spielereien und Zuſtändigkeitsbeden=
ken
, mögen ſie auch parteipolitiſch noch ſo wichtig erſcheinen.
Gegenträrtig hat ſich alles unterzuordnen dem einen Ziel, der
Fortietzung des Ruhrkampfes. Da ſich dieſer Kampf vorausſicht=
lich
in allerkürzeſter Zeit abſpielt, iſt es ſelbſtverſtändlich, daß die
Reichsregierung ihre militäriſchen Machtmittel bereit hält, um
die Ruhe im Innern auf jeden Fall aufrecht zu erhalten. Wenn
deswegen eimige Betriebsrätekongreſſe nicht ſtattfinden können,
ſo iſt das kein Unglück. Jedenfalls iſt daran zu denken, daß den
Dresdener Kommuniſten keine Gelegenheit gegeben wird, irgend
ein Unheil azurichten.
Daß der Kampf an Ruhr und Rhein ſich jetzt verſchärft ab=
ſpielt
, daran kann nach der frivolen Antwort, die Herr Poincaré
dem deutſchen Geſchäftsträger gegeben hat, kein Zweifel mehr
ſein. Die Reichsregierung hat das denkbar Mögliche getan, um
einen Konflikt zu vermeiden. Sie hat vielleicht mehr getan, als
mancher von uns für tragbar hielt. Trotzdem war es richtig;
denn wie die Dinge liegen, iſt zu befürchten, daß die Deutſchen
im beſetzten Gebiet das Objekt der gewalttätigen franzöſiſchen
Politik ſein werden. Da war es Pflicht der deutſchen Regie=
rung
, kein Mittel unverſucht zu laſſen, um unſeren Landsleuten
das Letztere zu erſparen. Herr Poincaré hat es nicht gewollt.
Derſelbe Poincars, der früher immer verſichert hat, Deutſchland
brauche nur den paſſiven Widerſtand aufzugeben, um ſofort zu
Verhandlungen zu kommen, ſucht, ſeit wir uns ſeinem Willen
gefügt haben, nach neuen Vorwänden, um die Verhandlungen
nicht zuſtande kominen zu laſſen. Das mußte einmal klar heraus=
gearbeitet
werden. Deswegen iſt der deutſche Geſchäftsträger
nochmals zum franzöſiſchen Miniſterpräſidenten geſchickt worden,
um ihm aufzuzählen, was die deutſche Regierung alles getan
hat, um den paſſiven Widerſtand zu beenden, daß alſo von deut=
ſcher
Seite alle Vorausſetzungen geſchaffen ſind, von denen Herr
Poincaré den Beginn von Verhandlungen abhängig machte. Die
Einwände, die er geltend machen konnte, ſind reſtlos widerlegt.
Wenn von uns aus noch Gehälter gezahlt wurden, ſo geſchah
das teils, weil der Gegenbefehl nicht raſch genug durchdrang,
teils, weil die Regierung für die Beamten ſorgen mußte, für die
kurze Zeit, die, wie ſie glaubte, nur bis zum Wiederbeginn der
Arbeit vergehen würde. Geholfen haben dieſe Vorſtellungen
nichts. Herr Poincaré hat brutal verlangt, daß der Zuſtand vor
dem 11. Januar von deutſcher Seite wieder hergeſtellt würde.
Wenn wir kein Geld für die Finanzierung der Sachlieferungen
hätten, ſo ſei ihm das gleichgültig. Er ſcheint zu glauben, daß
wir uns das Geld aus dem Rücken ſchneiden können. Jedenfalls
hat er darin einen Vorwand gefunden, den Beginn von ſachlichen
Verhandlungen von neuem zu verzögern. Deutſchland iſt aber
am Ende ſeiner Leiſtungsfähigkeit angekommen. Wir haben
den paſſiven Widerſtand aufgegeben, weil wir die Geldmittel
kafür aufzubringen nicht mehr imſtande waren. Unſere eigenen
Finanzen ſind ſo zerrüttet, daß die Einnahmen des Reiches nur
noch einen Bruchteil von Prozenten gegenüber den Ausgaben
Larſtellen. Die Reichsregierung hat jetzt den Kampf aufgenom=
men
, um dieſem Zuſtand ein Ende zu machen, der uns ins Chaos
hineinführen muß. Sie macht verzweifelte Anſtrengungen, um
Ordnung in unſeren Haushalt zu bringen, auf der einen Seite
durch die Einführung einer neuen Währung, auf der anderen
Seite durch rückſichtsloſe Sparſamkeit, eine Sparſamkeit, die über
alle Bedenken und auch über wohlerworbene Rechte hinweggeht.
Die Exiſtenz des Staates ſteht auf dem Spiel. Da kann die
Exiſtenz des Einzelnen nicht geſchont werden. Wenn wir alſo
jetzt vor Maßnahmen ſtehen, die eine ungeheure Härte bedeuten,
dann iſt ein ſolches Opfer nur tragbar, ſoweit der nackte Selbſt=
erhaltungstrieb
des Staates das rechtfertigt. Nicht tragbar wäre
es, wenn wir dafür nur neue Milliarden in den unerſättlichen
Topf der Reparationen werfen würden. Die ganze Operation
wäre für uns ſehr viel einfacher geweſen, wenn wir über das
Ruhrgebiet verfügen könnten, das der finanzkräftigſte Teil des
Reiches iſt. Die Franzoſen ſuchen uns mit allen Kräften daran
zu hindern. Gewaltmittel können wir gegen ſie nicht anwenden.
Wir müſſen alſo verſuchen, in dem Deutſchland, über das wir
verfügen, zu geſunden Zuſtänden zu kommen, und müſſen den
Franzoſen vor der Geſchichte und vor der ganzen Welt die Ver=
antwortung
überlaſſen für das Schickſal des beſitzten Gebiets.
Herr Poincaré hat geglaubt, daß er die deutſche Regierung
matt ſetzen könnte, indem er mit den Induſtriellen verhandelte.
Er hoffte dann, in kurzer Friſt das Ruhrgebiet wieder in Gang
zu bringen, und freundlich genug, von uns nur die Lieferung
des beſten Eiſenbahnmaterials für ſeine Regiebahnen zu ver=
langen
. Mit der Induſtrie iſt er aber keinen Schritt weiter=
gekommen
. Er hat wertvolle Wochen verſtreichen laſſen. Am
20. Oktober läuft der Termin ab, bis zu dem der deutſchen In=
duſtrie
Lohngelder zur Verfügung geſtellt wurden. Länger kann
die deutſche Regierung das nicht, denn die Beträge, die erforder=
lich
ſind, gehen jede Woche in die Hunderte von Villionen. Hört
nun jetzt dieſer Strom von Papiergeld auf, dann iſt die Induſtrie
nicht mehr in der Lage, ihre Arbeiter zu bezahlen. Dann liegen
Hunderttauſende von Bersarbeitern und weitere Hunderttauſend=
von
Arbeitern auf der Straße. Dieſes Verhängnis zu verhin=
dern
, dazu mußte die deutſche Reichsregierung das Letzte ver=
ſuchen
. Herr Poincaré läßt ſich durch ſentimentale Erwägungen
nicht beeinfluſſen. Er will ofenbar über Leichen gehen. Er ver=
langt
von uns Geld, obwohl er weiß, daß wir kein Geld haben.
Er verlangt auch die Nachzahlung der Kohlenſteuern, weil er
daraus eine nachträgliche Rechtfertigung des Einbruchs in das
Ruhrgebiet machen will. Dazu wird er uns nicht bringen. Er
muß ſich klar machen, daß er nicht noch einmal eine deutſche Regie=
rung
findet, die ein Diktat unterſchreibt. Er kann ſich aber auch
nicht im Zweifel darüber ſein, welche Verantwortung er damit
auf ſich nimmt. In der Welt hat vielleicht noch niemals mit

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Geite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 19. Oktober 1923.

Nummer 289

ſolcher unverhüllter Nacktheit die Macht geherrſcht. Ganz Eu=
ropa
duckt ſich vor den franzöſiſchen Militärs, und es ſieht bloß
zu, wie man das geſchriebene oder ungeſchriebene Recht mit
Füßen tritt. Daß uns von irgend einer Seite Hilfe kommen
wird, iſt alſo ausgeſchloſſen. Die Tragödie an Ruhr und Rhein
muß deshalb ihren Lauf nehmen. Wir haben alle Möglichkeiten
erſchöpft, und können nur hoffen, daß Herr Poincaré ſich an der
Zähigkeit des Ruhrgebiets die Zähne ausbeißt, damit dann der
Augenblick kommt, in dem auf einer für uns erträglichen Grund=
lage
eine Verſtändigung herbeigeführt wird.

Eine Note Deutſchlands an den
Wiederherſtellungsausſchuß.
TU. London, 18. Okt. Reichskanzler Dr. Streſemann hat
in einer Unterredung mit dem Berliner Berichterſtatter des
Daily News erklärt, die deutſche Regierung ſtrebe mit allen Mit=
teln
danach, der finanziellen und politiſchen Schwie=
rigkeiten
im Innern Herr zu werden. Dies könne
ihr jedoch nur gelingen, wenn ſie eine Periode der Ruhe
hinſichtlich der=Außenpolitik habe. Die Wiederher=
ſtellung
Deutſchlands wäre ein europäiſches Problem. Nach der
ruſſiſchen Kataſtrophe werde der Zuſammenbruch Deutſchlands
die ernſteſten wirtſchaftlichen, ſozialen und moraliſchen Folgen
nach ſich ziehen. Zum Schluſſe beſtätigte der Reichskanzler, daß
Deutſchland daran ſei, eine neue Note an die Reparationskom=
miſſion
zu ſenden.
Franzöſiſche Vorbehalte.
* Paris., 19. Okt. (Priv.=Tel.) Am Quai d’Orſay wurde
heute die geſtern überreichte deutſche Note wegen der Kohlen=
ſteuer
und der verfügten Wiederaufnahme der Arbeit durch die
Beamten geprüft. Mitteilungen über das Ergebnis wurden
bisher noch nicht gemacht. Der Temps erklärt heute mit uner=
hörtem
Zynismus, daß albe Verhandlungen mit Deutſchland aus=
geſchloſſen
ſeie;, ſolange es den paſſiven Widerſtand nicht wirk=
lich
einſtelle. Dies geſchehe aber nicht, wenn die Naturalliefe=
rungen
nicht wieder aufgenommen bezw. nicht bezahlt würden.
Deutſchland ſei hierzu ſehr wohl in der Lage. Zum Schluß macht
der Temps drei Vorbehalte: 1. Klarheit über die weitere Finanz=
reform
, die nicht bediglich eine Verſchleuderung der noch vor=
handenen
Goldbeſtände der Reichsbank ſein dürfe. 2. Keine Ge=
fährdung
der Sicherheit der Alliierten wegen der Drohung mit
einem bewaffneten Vorgehen gegen Sachſen, das doch nur gegen.
die geheimen Rüſtungen der Regktion Front mache. 3. Ueberſicht
über die geſtrigen Düſſeldorfer Verhandlungen mit den deutſchen
Induſtriellen.
Engliſche Beſorgniſſe.
* London, 19. Okt. (Priv.=Tel.) Die durch die Ergebnis=
loſigkeit
der letzten Tage geſchaffene Lage wird hier als voll=
kommen
chaotiſch bezeichnet. Der Beſchluß der Grubenbeſitzer
zur Stillegung der Gruben ſei angeſichts des beſtehenden Wider=
ſtandes
verſtändlich. Die Temps betont, die Lage ſei ſo, daß die
Unternehmer nicht übertrieben. Der Pariſer Temps=Vertreter
meldet, in franzöſiſchen Kreiſen ſei man der Anſicht, daß Streſe=
mann
ſich bemühe, unter allen Umſtänden in die Düſſeldorfer
Verhandlungen einzugreifen. Eine Finanzierung der Ruhr=
kredite
von franzöſiſcher Seite ſei nach Anſicht Londoner Ge=
ſchäftskreiſe
ein überaus gefährliches Experiment, das unbedingt
zu einer rapiden Inflation der franzöſiſchen Währung führen
müſſe. Man bemerkt, daß die Schwierigkeiten für Frankreich
nun erſt beginnen. Die ganze Lage erregt hier in wirtſchaftlichen
Kreiſen beſonderes Intereſſe, jedoch ſind keine Anzeichen dafür
vorhanden, daß die engliſche Regierung irgendwelche Schritte
beabſichtige. Die Standard wirft die Frage auf, ob England die
weitere Entwicklung imner noch ſtillſchweigend abwarten wolle.
Kabinettsrat.
TU. Berlin, 18. Okt. Die geſtrige Kabinettsſitzung fand
heute vormittag ihre Fortſetzung. Es ſollten heute möglichſt
alle vorliegenden Fragen bis zur Beſchlußfaſſung gefördert wer=
den
. Außenpolitiſch ſtand das Ergebnis der geſt=
rigen
Unterredung des deutſchen Geſchäftsträgers in
Paris mit Poincaré zur Erörterung. Die zweite, dem Kabinett
vorliegende wichtige Frage war der Konflikt in Sachſen
zwiſchen der Regierung und dem Militär=
befehlshaber
General Müller. Die Erörterung des
innerpolitiſchen Fragenkomplexes dürfte wahrſcheinlich längere
Verhandlungen erfordern.
Angewißheit über den Verbleib der Ruhrgefangenen.
Eſſen, 18. Okt. (Wolff.) Ueber den Verbleib der ein=
zelnen
Ruhrgefangenen, die nach Frankreich und Belgien ab=
transportiert
wurden, herrſcht noch Ungewißheit. Nur ſo viel
weiß man, daß die Gefangenen Sadowski, Becker, Zimmermanu,
Stach und Werner nach der Inſel St. Martin de Ris, dem Aus=
gangspunkt
für die Verbringung in die Kolonien, gebracht
wurden.
* Zu den Lebenserinnerungen
des Alten Mannes.
Von Profeſſor Dr. Johannes Werner.
Im Verlag K. F. Koehler=Leipzig erſcheinen in nächſter
Woche Wilhelm von Kügelgens Lebenserinnerungen des Alten
Mannes in Briefen an ſeinen Bruder Gerhard 18401867,
bearbeitet und herausgegeben von Paul Siegwart v. Kügelgen
und Profeſſor Dr. Johannes Werner. Ueber Entſtehung,
Eigenart und Einrichtung dieſes hochbedeutſamen Memoiren=
buches
können wir unſeren Leſern ſchon heute folgendes mit=
teilen
:
Die Volkstümlichkeit, die Wilhelm v. Kügelgen durch ſeine
Jugenderinnerungen eines alten Mannes gewonnen hat, gilt
nicht nur ſeinem Werke, das die Herzen erfreut, ſondern ebenſo
und vielleicht noch mehr ſeiner Perlönlichkeit, die die Herzen
erobert. Denn der Alte Mann hat die höchſte Kunſt der Selbſt=
biographie
bewährt, daß der Verfaſſer, während er ſelbſt be=
ſcheiden
hinter dem von ihm Erzählten zurücktritt, doch durch
dieſes hindurch als feſtumriſſene und Liebe heiſchende Perſönlich=
keit
vor Augen ſteht. Darum haben die vielen Freunde ſeiner
Jugenderinnerungen imer nicht nur bedauert, daß dieſer
begnadete Schriftſteller nur dieſes eine Werk hinterlaſſen habe,
ſondern noch mehr, daß die Erzählung ſeines Lebens mitten in
der Jugendentvicklung abbricht, während doch das Intereſſe
für den Menſchen Kügelgen danach verlangt, auch die weitere
Entwicklung ſeines Lebens von ihm ſelbſt geſchildert zu beſitzen.
Dieſen alten Wunſch erfüllt die vorliegende Veröffent=
lichung
. Sie bringt die Briefe, die W. v. K. während der zwei=
ten
Hälfte ſeines Lebens in ſteter Folge an ſeinen Bruder Ger=
hard
ins ferne Eſtland gerichtet hat. Nach Wilhelms Tode hat
der Bruder nicht nur die eigenen, ihm zurückgegebenen Briefe,
ſondern auch die Wilhelms vernichtet, zuvor jedoch die letzteren
in einer 1329 eng beſchriebene Seiten umfaſſenden Abſchrift in
drei feierlich in rotem Leder mit Gold gebundenen Bänden zu=
ſammengeſtellt
ein ſinniger Akt der Trauer und Treue für
einen eben verlorenen geliebten Toten.
Die in dieſen Manuſkriptbänden vereinigten Briefe be=
ginnen
mit dem Oktober 1840; weshalb der Bruder nicht auch
die aus früherer Zeit vorhandenen Briefe Wilhelms in ſeine
Abſchriftſammlung mit aufgenommen hat, iſt nicht erſichtlich.
Doch iſt der Zufall inſofern günſtig, als gerade damals offen=
ſichtlich
ein neuer Abſchnitt in W. v. K.s Lebensentwicklung be=

Richtlinien der Regie für die Wiedereinſtellung.
* Aus dem Ruhrgebiet, 18. Okt. (Priv.=Tel.) Es
werden heute die Einzelheiten bekannt, die bei den Verhandlun=
gen
zwiſchen den Vertretern der deutſchen Eiſenbahner und den
franzöſiſchen Regievertretern eine Rolle ſpielten. So ſoll z. B. die
Frage der Bezahlung ſo gehandhabt werden, daß die Eiſenbahner
des beſetzten Gebietes keine höheren Beträge als die Eiſenbahner
im unbeſetzten Gebiet erhalten. Die Auszahlung auf der Ren=
tengrundlage
erfolgen, jedoch in Papiermark. Die ſozialen
Rechte der Beamten ſollen vom Reich mit der Regie noch näher
vereinbart werden. Für die Veamtenpenſionen muß das Reich
einen größeren Betrag an die Regie abführen. Die Regie glaubt,
mit der Hälſte des bisherigen Perſonals auskommen zu kön=
nen
. Beſonders bemerkenswert iſt, daß auch die bisher noch
unbeſetzten Eiſenbahnſtrecken im Ruhrgebiet in den nächſten
Tagen an die Regie übergehen werden.
In der Arbeitsgemeinſchaft der Nordweſtgruppe der rhei=
niſch
=weſtfäliſchen Metallinduſtrie wurde zur Frage der friſtloſen
Entlaſſung von Arbeitern und zur Kürzung der Arbeitszeit
Stellung genommen. Die Betriebsräte wenden ſich gegen die
bisherige Arbeitsgemeinſchaft, deren Beſchlüſſe ſie nicht aner=
kennen
wollen. Ueber die friſtloſe Entlaſſung von Arbeitern
faßte die Nordweſtgruppe eine Reſolution, in der gegen dieſe
Maßnahme proteſtiert wird, weil ſie gegen die Demobilmachungs=
verordnung
verſtoße.
In Gelſenkirchen fand heute ein Kongreß der Betriebs=
räte
des Ruhrreviers ſtatt. Die Sitzung dauerte zwei Stunden.
Es wurden verſchiedene politiſche und unpolitiſche Reden von
Kommuniſten gehalten. Ein praktiſches Ergebnis hatte dieſer
Kongreß nicht, weil die meiſien Teilnehmer noch vor Beendigung
der Sitzung den Saal verließen.
Ueberwachung der Kartelle.
* Berlin, 18. Okt. (Prid.=Tel.) Der Deutſche Gewerk=
ſchaftsbund
hat an den Reichskanzler eine Eingabe gerichtet,
in der eine Reihe von Forderungen zur beſſeren Ueberwachung
der Kartelle erhoben wird. Es wird erklärt, es ſei unbedingt
notwendig, daß die Reichsregierung ſchärfer in die ſeit längerer
Zeit übliche Preispolitik der Konzentionen und Kartelle ein=
greife
. Die augenblicklich übliche Methode der Preisbildung
müſſe in kurzer Friſt zum Stillſtand der Induſtrie führen. Die
wichtigſte Aufgabe der Regierung ſei, den freien Wettbewerb
wieder zu beleben. Zu dieſem Zweck fordert der Gewerkſchafts=
bund
unter anderem ein Verbot des Niſikozuſchlags bei Gold=
markfakturierung
. Die Konventionsbeſtimmungen, nach denen die
Verbände nur an eine beſtimmte Gruppe von Abnehmern ver=
kaufen
dürfen, ſollen gleichfalls verboten werden. Die Konven=
tionsſtrafen
für Nichteinhaltung von Kartellbeſchlüſſen, ſollen
nicht erlaubt ſein. Das Reichswirtſchaftsminiſterium ſoll fortlau=
fend
die üblichen Preiſe für möglichſt zahlreiche Warenarten feſt=
ſtellen
und öffentlich bekannt geben. Soweit es die Entwicke=
lung
der Währungsverhältniſſe zuläßt, ſoll die Handelspolitik
durch Zulaſſung des ausländiſchen Wettbewerbs in den Dienſt
einer geſunden Beeinfluſſung der Inlandspreiſe geſtellt werden.
Sollten dieſe Maßnahmen jedoch nicht ausreichen, ſo hält der
Deutſche Gewerkſchaftsbund ein Verbot aller die Preisbildung
beeinfluſſenßen Wirtſchaftsorganiſationen für notwendig.
Droßung mit dem Generalſtreik.
* Berlin, 18. Okt. (Priv.=Tel.) Die Vorſtände und Mit=
glieder
der erweiterten Ortsverwaltungen aller freigewerkſchaft=
lichen
Oxganiſationen Groß=Berlins nahmen am Mittwoch abend
in einer Verſammlung zur innerpolitiſchen Lage Stellung. Es
wurde folgende Entſchließung angenommen: Angeſichts der un=
geheuren
Gefahr, die der Arbeiterſchaft droht, angeſichts des
grenzenloſen Elends der breiten Maſſen und der Verſuche, die
Arbeiterregierungen in Sachſen und Thüringen mit Gewalt nie=
derzuſchlagen
, und die Arbeiter des geſamten Reiches wirtſchaft= ring bemeſſen wird.
lich und politiſch zu knebeln, erklärt die Verſammlung: Sollte
es dieſelbe Reichsregierung wagen, die in Bayern Verfaſſung
und Reich vergewaltigen läßt, die bewaffnete Macht gegen die
ſächſiſche und thüringiſche Arbeiterſchaft zu wenden, ſo erwartet
die Verſammlung, daß auf dieſes Attentat die einzig richtige
Antwort von den Spitzen der Gewerkſchaften erteilt wird: ſo=
fortige
Proklamierung des Generalſtreiks. In zwölfter Stunde
ruft die Verſammlung den Arbeitern im ganzen Reiche zu, eine
trieb und in jedem Ort gemeinſame Aktionsausſchüſſe zu bilben.
Ein kommuniſtiſches Anleibegeſetz.
ſchloſſen, dem Landtag den Endwurf eines neuen Anleihegeſetzes
zugehen zu laſſen, der eine Erhöhung der fundierten und ſchwe=
benden
Schulden des Staates vorſieht. Die Mittel ſollen im
weſentlichen zum weiteven Aushau der werbenden Anlagen des
Staates verwendet werden. Die Auflegung der Anleihe dürfte
ein Mißerfolg des kommuniſtiſchen Finanzminiſters werden,
denn ſelbſtverſtändlich wird, kein Bürgerlicher dieſe Anleihe reits am Donversdag dem Plenum zur zweiten Leſung v
zeichnen und ſein Geld den Kommuniſten anvertrauen.
m
ginnt, indem der bis dahin bei ſeiner zurückhaltenden Art in
Ballenſtedt noch fremde Hofwaler jetzt in der neuen Heimat feſte
Wurzeln faßt, ſo daß unſer Buch ein geſchloſſenes Bild von der
Lebenshöhe bis zum Tode bietet.
Obwohl unſere Briefe gerade als Briefe von ſelten köſt=
lichem
Reize ſind, nennen wir ſie doch ohne weiteres Lebens=
erinnerungen
. Das bedeuten ſie in der Tat. Denn es
ſind Briefe von der guten alten Art, wirkliche Berichte über alles
äußeve und innere Erleben, tagebuchartig durch Wochen, ja
Monate in Abſätzen fortgeſetzt. Große Ereigniſſe und kleine All=
täglichkeiten
, ernſte Selbſtbekenntniſſe und harmloſer Scherz, tief=
gründige
Erörterungen und liebenswürdige Nichtigkeiten das
alles in bundem Wechſel erſchließt als Ganzes den vollen Ein=
blick
in ein reiches Menſchenleben und das innerſte Weſen deſſen, von einem klugen Verſtande, erwärmt durch ein tiefes Gem
der es gelebt hat und beſchreibt. Andererſeits: daß dieſes vergoldet durch den feinen, ſonnigen Humor.
Lebens= und Charakterbild nicht aus der Feder eines Selbſt=
biographen
ſtammt, der, wenn es ſich nicht etwa um ausge=
ſprochene
Selbſtbekenntniſſe handelt, doch imer über die Wir=
kung
ſeiner Darſtellung auf den Leſer reflektiert, ſondern daß
geſchrieben ſind, von ſelbſt ergibt, macht einen beſonderen Reiz
und Wert aus, verleiht ihm die friſche Natürlichkeit, verbürgt
ſeine Wahrheit und Echtheit. Hier iſt nichts zurechtgeſtutzt, keine
Retouche, der alte Mann gibt ſich in voller Unbefangenheit,
ganz ſo, wie er iſt. Dieſes Lebensbild iſt entſtanden
wie die lebenswahre Momentaufnahme eines Menſchen, der gar
nicht weiß, daß er photographiert wird.
Dieſes ungewollte Selbſtporträt zeigt, daß Wilhelm von
Kügelgen weder ein Heiliger noch ein Heros geweſen iſt. Er
war vielmehr eine komplizierte Natur, ſenſibel, in mancher Be=
ziehung
vielleicht ſogar ein Sonderling. Und doch gewinnt man
ihn in ſeinem unverhüllten Menſchentum immer mehr lieb, je
intimer man ihn durch dieſe Briefe kennen lernt. Ja, man ver=
ſucht
, das Wort, das er einmal (S. 232) während der Ausarbei= zeigen den ſcharf beobachtenden Selbſtdenker. Es iſt von hoh
tung ſeiner Jugenderinnerungen ſchrieb: Nicht das Was,
ſondern das Wie iſt hier die Hauptſache, in bezug auf den
Inhalt der Lebenserinnerungen umzubiegen zu einem: Nicht
was der alte Mann erlebt hat, iſt hier die Hauptſache, ſondern
das: Wie er es erlebt hat.
Die Freunde der Jugenderinnerungen werden in dem
neuen Buche alles das wiederfinden, was ihnen das alte lieb
nur in den vielen, wie Ludwig Richterſche Zeichnungen an=
mutenden
Familienidyllen, ſondern auch in bunten, farbenſatten

Das Programm der vaterländiſchen Verbän
Heſſens.
Darmſtadt, 18. Okt. Die vaterländiſchen Verbä
Heſſens haben ſich geſtern nach bayeriſchem Vorbild zu e
Vereinigung zuſammengeſchloſſen und folgendes Arbeits
gramm aufgeſtellt:
A) auf organiſatoriſchem Gebiet: 1. bei einer ſtarken
rung unbedingte Selbſtändigkeit der angeſchloſſenen Bünde
Vereine. 2. Schaffung eines Ausſchuſſes, in dem jeder ar
ſchloſſene Verein vertreten iſt. 3. Jeder angeſchloſſene Ve
darf nur eine Stimme führen. B) Auf politiſchem Gebiet: 4.
bedingte Rechtspolitik; 5. Freiheit von jeder engen parteit
tiſchen Bindung; 6. großdeutſche (ſchwarz=weiß=rote) Einſtellt
C) Auf dem Aufgabengebiet: 7. die ſofortige Inangriffna.
des Kampfes a) gegen den Verſailler Vertrag, b) gegen die
tere Verknechtung Deutſchlands durch neue Verträge und
machungen, e) gegen falſche Demokratie und Parlamenta
mus, d) gegen die Knebelung der nationalen und völkiſe
Bewegung, e) gegen den Marxismus; 8. die ſofortige Inang
nahme des Kampfes a) für die Wiedereinführung der al
meinen Wehrpflicht, b) für die nationale Diktatur.
Baheriſche Maßnahmen für die Kartoffelverſorgun
Ausſchaltung des Zwiſchenhandels.
TI. München 18. Okt. Der Generalſtaatskommiſſar
hemüht, in der allernächſten Zeit die Kartoffeln für die ſtädti
Bevölkerung dadurch zu verbilligen und zu erleichtern, daß
den verteuernden Zwiſchenhandel ganz ausſchal
und direkt unter Mitwirkung der Laſtkraftwagen der Reichsn
und Landespolizei die Kartoffeln der Bevölkerung zu annel
baren Preiſen zuleiten läßt.
Kahr ſchafft Ordnung.
München, 18. Okt. (Wolff.) Die Poſtverwaltung hat
Vollzug der Anordnung des Generalſtaatskommiſſars über
Milcherzeugniſſe aus Bayern ſtrengſte Maßnahmen
troffen, um den unerlaubten Verſand dieſer Erzeugn
durch die Poſt zu unterbinden.
* München, 18. Okt. (Priv.=Tel.) Der Generalſtae
kommiſſar hat heute eine Verordnung erlaſſen, welche die V
ſitzenden der Handelserlaubnisſtellen ermächtigt, im Rahmen
beſtehenden Vorſchriften durch vorläufige Entſcheidungen ohne
ziehung von Beiſitzern die Handelsausfuhrerlaubnis zurüd
nehmen und den Handel zu unterſagen. Durch dieſe Anordnt
ſollen ſolche Geſchäftsleute getroffen werden, die ſich der Pre
treiberei ſchuldig machen.
Goldanleihe als Zahlungsmittel.
Berlin, 18. Okt. (Wolff.) Wir hören von zuſtändi
Stelle, daß der Druck der kleinen Stücke der wertbeſtändigen
leihe im Werte von 1, 2 und 5 Dollar ſo beſchleunigt iſt, daß
Zeichnern ihre Stücke zum allergrößten Teil zur Verfügung
ſtellt werden konnten. Der verbleibende verhälmismäßig geri
Reſt dürfte in wenigen Tagen geliefert werden. Etwa ab M
der nächſten Woche werden ſo viele weitere Stücke der Anle
druckfertia ſein, daß mit dem beabſichtigten Verkauf der St
über den Ladentiſch der Anfang gemacht werden kann.
Reichsbank traf hierfür bereits die nötigen Vorkehrungen.
Verhandlungen mit den Banken nach der gleichen Richt=
ſchweben
noch. Es iſt anzunehmen, daß das Publikum, von
Möglichkeit, Stücke auch auf dieſe Weiſe zu erwerben, um
als ein der Entwertung nicht ausgeſetztes Zahlungsmittel
verwenden, in weiteſtem Umfang Gebrauch machen wird, um
mehr, als der Kauf und Verkauf der Goldanleihe im Gegen
zu dem Handel mit ſonſtigen Wertpapieren von der Kapitalt
behrsſteuer befreit iſt und die Bankproviſion verhältnismäßig
Die Verhandlungen über das Arbeitszeiigeſe
Berlin, 18. Okt. (Wolff.) Die Sachverſtändigenkomr
ſion der Koalitionsparteien hat heute im Reichstag die Verha
lungen über das Arbeitszeitgeſetz abgeſchloſſen. In allen weſe
lichen Punkten iſt eine Einigung erzielt worden. Es wird en
vorausſichtlich beſtimt, daß unter grundſätzlicher Aufrechterh
eiſerne Notfront zu bilden, und zu dieſem Zwecke in jedem Be= tung des Achtſtundentags im Bergbau und in den beſond
geſundheitsſchädlichen Betrieben in den übrigen Betriel
Ueberſtunden bis 9 oder 10 Stunden zugelaſſen werden.
ſeitigt wurde die Beſtimmung des Regierungsentwurfs, 1
die Gewerbeaufſichtsbeamten in beſonderen Fällen Ausnahn
TU. Dresden, 18. Okt. Die ſächſiſche Regierung hat be= von den Beſchäftigungsbeſchränkungen für Frauen, Jugendli
und Kinder zulaſſen können. Wo die verlängerte Arbeits=
zuläſſig
iſt, muß ſie durch tarifliche Vereinbarung, eventuell
dem Wege des Schlichtungsverfahrens oder letztinſtanzlich du
den Reichsarbeitsminiſter angeordnet werden. Vorausſicht
wwird die Vorlage vom Plenum des Reichstags am kommen)
Mittwoch an den Sozialpolitiſchen Ausſchuß überwieſen und
gelegt.
E
Bildern vom Leben an einem kleinen Hofe und aus der Geſ
ſchaft der ausgehenden Biedermeier= und der neuen militäri
politiſchen Zeit. Den Schilderungen der napoleoniſchen 2
ſteht die der 48er Revolution ebenbürtig gegenüber, für uns
beſonderem Intereſſe durch die vielen, ſich geradezu aufdräng
den Parallelen zur Gegenwart. Auch in dieſem Buche ſteht !
religiöſe Intereſſe, zu dem ſich hier noch das politiſche geſe
im Mittelpunkte. Wir finden hier die gleiche Plaſtik der
treffſicheren Vergleichen und Bildern reichen Sprache, die glei
(den Porträtmaler, der das Charakteriſtiſche jeder Erſchein=
mit
raſchem Blick erfaßt, verratende) Kunſt, Perſonen
wenigen Strichen zum Greifen lebendig vor Augen zu ſtell
Und das Ganze iſt wie in den Jugenderinnerungen bel
Aber über das, worin das neue Buch dem alten glei=
hinaus
bringen die Lebenserinnerungen noch etwas üb
raſchend Neues: Wilhelm von Kügelgen iſt nicht nur d
liebenswürdige Schriftſteller und der prächti
es ſich aus Briefen, die friſchweg an den vertrauteſten Freund Menſch geweſen, als den wir ihn bisher kannten und liebt
ſondern er war auch ein bedeutender Kopf,
überragender Geiſt. Das zeigt ſich in der Vielſeitig!
ſeiner Intereſſen, in der Tiefe, mit der er die Probleme erfag
in der Reife ſeines ebenſo weitherzigen wie klaren und feſ
Urteils. Wie oft knüpft er an Alltägliches fein beobachtete
gemeine Wahrheiten, Sprüche der Lebensweisheit an, ſo daß
aus dieſem Buche ein ganzer Schatz von Sentenzen zuſamme
ſtellen ließe. Nichts war ihm fremd: philoſophiſche Intereſt
beſchäftigten ihn ebenſo wie naturwiſſenſchaftliche; er baut
eine eigene Auffaſſung von der Freiheit des Willens, und
ſchwvelgt in Entzücken bei ſeinen mikroſkopiſchen Beobachtung
Seine literariſchen Urteile, ſeine geſchichtsphiloſophiſchen u
geſchichtlichen Betrachtungen, ſeine politiſche Stellungnah
Reiz, die Zeitereigniſſe im Spiegel des Urteils dieſes we
men Patrioten und ſo oft die Zukunft richtig vorausſchauend
Prooheten an uns vorüberziehen zu laſſen. Vollends auf the
logiſchem Gebiete wird nicht nur jeder religiös Intereſſierte
mit Teilnahme verfolgen, wie der Mann, der aus der ſtarr
Rollerſchen Orthodoxie hervor= und durch die von der Mutt
ererbte, eigenartig gefärbte pietiſtiſche Art hindurchgegangen
gemacht hat. Die Kunſt der Kleinmalerei bewährt ſich hier nicht ſich im Kampf um die Weltanſchauung zu einem ſelbſtändig:
ebenſo frommen wie freien Standpunkt hindurchringt, ſonde
der Fachkundige wird auch mit wachſendem Staunen bemerks

in
Di

[ ][  ][ ]

Nummer 289.

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 19. Oktober 1923.

Seite 3.

Fmittel.

vo

komn
eſen und
ſung

Die ſchwarze Reichswehr.
Zeigners Enthüllungen.

Stadt und Land.

TU. Dresden, 18. Okt. In der heutigen Sitzung des
dtages kam u. a. die Frage der ſogenannten ſchwarzen
hswehr zur Beſprechung. Der demokratiſche Abg. Seyfert
irte, daß nicht die Reichswehr einen Vorſtoß gegen die ſäch=
Regierung unternommen habe, ſondern Zeigner gegen Geß=
Das ſei bei der heutigen Lage des Reiches beſonders be=
lich
. Die geſtern bekannt gewordenen Anordnungen des
rkreiskommandeurs ſeien auf Anweiſung der Reichsregierung
gt. Darauf antwortete Miniſterpräſident Dr. Zeigner, daß
nichts davon bekannt ſei, vielmehr habe er ſoeben davon
hren, daß die Vorgänge erſt heute dem Reichswehrminiſte=
zur
Kenntnis gebracht werden ſollen. Frankreich, unſer un=
öhnlichſter
Feind, ſei über alle Vorgänge, die ſich in der
hswehr abſpielen, genau informiert. In dieſer kritiſchen
nde werde er nicht ſo vorbehaltlos ſprechen, wie er es vorge=
habe
. Aber ſchweigen könne er nicht. Ueber die alarmie=
en
Nachrichten der Ausbildung der ſchwarzen Reichswehr
h Offiziere der Reichswehr habe ich in Berlin geſprochen.
Sache iſt nicht geklärt worden und eine Zuſage, daß eine
derung eintreten werde, konnte ich nicht erhalten. Ich er=
e
, wenn die Beziehungen der Reichswehr zu illegalen Or=
ſationen
nicht abgebrochen würden, ſei ich gezwungen, mein
erial zu veröffentlichen. Darauf iſt mir geſagt worden, der
hskanzler müſſe ſich, wenn ich darüber ſprechen wolle, alle
znahmen vorbehalten.

Darmſtadt, 19. Oktober.
* Wucher.

Es ſteht feſt, daß das Reich eine ſchwarze Armee hat,
entſcheidet, ohne daß die Reichsregierung etwas darüber weiß
e September und Anfang Oktober haben ſich rings um Ber=
an
zahlreichen Orten derartige ſchwarze Organiſationen er=
n
wollen, die aber durch die preußiſche Landespolizei ver=
ſert
wurden. Im Lager Königsbrück bei Dresden ſind im
imer Angehörige der ſchwarzen Reichswehr vier bis ſechs
hen ausgebildet worden. In dieſen Tagen ſind Hunderte
Tauſende aus den illegalen Organiſationen in die Reichs=
r
eingezogen worden. In Leipzig allein 1500. Ich will
ts weiter mitteilen, weil ich weiß, daß einem Volk, das dem=
müber
die Augen verſchließt, nicht mehr geholfen werden
i. Wenn die Landesregierungen gegen ſolche Organiſationen
freifen, dann verlaufen die Dinge nur im Sand. In der
fentlichkeit kann man nicht ſagen, hinter dieſen Dingen ſteht
Reich. Wir verlangen vom Reich nichts illegales. Es han=
ſich
nicht um harmloſe Organiſationen, ſondern um ſolche,
manchen Mord ſchon auf dem Gewiſſen haben. Bei der
erſten Linken beſteht nicht die Gefahr, daß ihre Organiſatio=
von
der Reichswehr unterſtützt werden. Aber ſie werden
erdrückt. Das iſt eine Ungerechtigkeit. Die wahre Gefahr,
die illegalen Organiſationen darſtellen, wird ſich erſt zeigen,
n es ſich herausſtellen ſollte, daß wir mit Frankreich nie auf
Weg der Verſtändigung gelangen können. Die Entente weiß
dieſen Dingen und ſie wird eine Aenderung erzwingen. Un=
ich
ſchwer werden die Bedingungen ſein, die man uns auf=
gen
wird.
Der Redner der Deutſchnationalen, Abg. Beutler, erklärte
er dem Toben der Linken, die Mitteilungen Zeigners ſeien
nbar Landesverrat. Er bedauere, daß die Reichsregierung
nicht die Mittel und Wege gefunden habe, gegen ſolche
desverräter vorzugehen. Der Polizeipräſident Abg. Menke
dem Redner zu: Sie ſind der erſte, der an den Laternenpfahl
mt, worauf erwidert wurde: Sie kommen daneben. Es ent=
d
ein minutenlanger Lärm. Der Präſident ſchlug mit dem
imer auf den Tiſch und die Kommuniſten trommelten mit
Pultdeckeln.

Wir erhalten folgende Zuſchrift:
Zu den widrigſten Geſtalten allgemeiner Not gehören deren Aus=
beuter
. Die Langmut der Opfer macht den Wucherern ihr Gebaren
leicht. Die Geduld der Bevölkerung reißt erſt, wenn ihr das Meſſer
an der Kehle ſitzt. Das iſt nun der Fall. Gerade jetzt, wo die Be=
ſchaffung
der Wintervorräte erhöhten Aufwand erfordert, hört die Lie=
ferung
des Markenbrotes auf und ſollen Steuern, Waſſer, Gas, Elek=
trizität
und faſt alle Bedarfsartikel nach dem Dollarkurs bezahlt wer=
den
, obwohl die Arbeitslöhne hinter dem Friedenswert zurückbleiben,
die Gehalte der Beamten wenig mehr als ein Zehntel ihrer früheren
Kaufkraft darſtellen, und die Schuldner ihren Gläubigern die Zinſen
unentwegt in Papier entrichten. Da gilt es, die Bercchtigung aller
Forderungen genau zu prüfen und dem Wucher energiſch entgegen=
zutreten
.
Auf Zweierlei ſei heute hingewieſen. Zunächſt auf das ſchamloſe
Treiben, das ſich im Kartoffelhandel breit macht. In der
Frankfurter Zeitung vom 17. Oktober wird mitgeteilt, daß das Pots=
damer
Marktgericht einen Händler wegen Preistreiberei mit Kartoffeln
zu 6 Wochen Gefängnis und Einziehung von 100 Zentnern Kartoffeln
verurteilt hat. Es waren am 8. Oktober 2,50 Goldmark für den Zent=
ner
gefordert und damit der Preis der amtlichen Kartoffelnotierungs=
kommiſſion
um etwa das Dreifache überfordert worden. Der Mann,
der das getan hatte, war ein Waiſenknabe gegenüber den Händlern
und Erzeugern hierzulande. Sie fordern keck 4 Milliarden und mehr
für den Zentner, und die Bevölkerung bewilligt die Preiſe, weil ſie
fürchtet, ſonſt überhaupt nichts zu bekommen. Und daneben wird noch
ein beſonderer Vorteil erzielt. Die Händler hatten um Mitte Septem=
ber
Anzahlungen von 4 Millionen für den Zentner gefordert und rech=
nen
dieſe ſeelenruhig mit wieder 4 Millionen an, obwohl der Dollar
heute mehr als den 30fachen Kurs hat, die Händler die Anzahlung im
Geſchäft verwendeten und ſie dadurch um mindeſtens dieſen Betrag auf=
gewertet
haben. Neben dem Wucherpreis läßt ſich aus gleicher Furcht
die Bevölkerung auch dieſe Uebervorteilung gefallen. Das iſt verſtänd=
lich
. Aber unverſtändlich iſt, daß Polizei und Staatsanwaltſchaft nicht
mit allen Mitteln eingreifen, und noch unverſtändlicher iſt das Ver=
halten
des Reiches. Wohl heißt es, die Regierung wolle der Preis=
treiberei
der Shndikate zuleibe gehen, aber von einem Vorgehen gegen
die Landwirtſchaft iſt nicht die Rede. Man hat im Gegenteil die über=
aus
milde Getreideumlage aufgehoben und das Markenbrot beſeitigt,

und doch hat die Landwirtſchaft ganz allein durch Krieg und Revolution
nicht gelitten. Und nachdem ſie ſich mit dem Blut des Wirtſchaftskörpers

bberufung des baheriſchen Geſandten in Sachſen.

TU. München, 18. Okt. Die Bayeriſche Staatszeitung
gt heute amtlich folgende Meldung unter der Ueberſchrift:
hern und Sachſen: Auf eine Mitteilung, der ſächſiſchen Re=
ung
über die Entlaſſung des ſächſiſchen Geſchäftsträgers
ſimbowski aus dem ſächſiſchen Staatsdienſt, in der zugleich
tere Nachrichten wegen der Wiederbeſetzung der ſächſiſchen Ge=
otſchaft
in München in Ausſicht geſtellt waren, hat das
atsminiſterium des Aeußeren dem ſächſiſchen Miniſterium
auswärtige Angelegenheiten geantwortet, die bayeriſche Re=
ung
ſei, ſo lange die kommuniſtiſche Partei, die erbittertſte
ndin jeder verwaltungsmäßigen Staatsordnung, in der ſäch=
en
Regierung vertreten ſei, nicht in der Lage, einen neuen
ſiſchen Geſandten oder Geſchäftsträger zu empfangen. Zu=
ch
hat die bayeriſche Regierung in Verfolg dieſer ihrer Stel=
gnahme
den bayeriſchen Geſandten bei der ſächſiſchen Regie=
g
, Dr. v. Preger, abberufen.

Die neuen Bergarbeiterlöhne.

TU. Berlin, 18. Okt. Die heutigen Lohnverhandlungen
Bergbau hatten folgendes Ergebnis: Ruhrſchichtlohn
4640 (Erklärungsfriſt für die Annahme 20. Oktober); Ober=
eſien
3,65: Niederſchleſien 3,35; Sachſen 3,4: Aachen 5;
derſachſen 3,2; Ibbenbüren 3,4 Milliarden.

geſättigt und zudem ihre Schulden in Papier abgetragen hat, will ſie
nun mit gefüllten Scheunen die Städter hungern laſſen. Ihr Ruf nach
wertbeſtändiger Zahlung iſt verſtändlich. Aber unberechtigt und wuche=
riſch
iſt ihr Verlangen nach Goldpreiſen und mehr, wie es in den Kar=
toffel
=, Milch=, Butter=, Fleiſch= und Getreidepreiſen zum Ausdruck
kommt. Das Reich bezahlt ſeine Zinsſchulden in Papier und gewährt
ſeinen Beamten nur einen geringen Teil der Kaufkraft ihrer Vor=
kriegsgehalte
. Für dieſelbe Kartoffelmenge, die der Beamte vor dem
Kriege mit dem Gehalte von 2½ Tagen bezahlen konnte, muß er heute
ein Monatsgehalt aufwenden und der Rentner, der ſeine Million dem
Reich für Kriegsanleihe gegeben hat, kann für die 50 000 Papiermark=
zinſen
kaum 2 Gramm Kartoffeln kaufen. Demgegenüber geht es nicht
an, daß die Landwirtſchaft volle Goldmarkpreiſe oder mehr als dieſe
fordert. Wenn das Reich nicht hier einſetzt, kann die Inflation niemals
beendet werden. Denn die Steigerung der Lebensmittelpreiſe bedingt
höhere Gehalte, Löhne, Erwerbsloſen= und Rentnerunterſtützungen, die
nur die Notenpreſſe aufbringen kann, und die Schraube ohne Ende muß
zum Zuſammenbruch führen.
Ein zweiter Mißſtand hängt mit den Goldpreiſen für Gas
Waſſer und Elektrizität zuſammen. Ob dieſe Forderungen
berechtigt ſind, und ob ſie gerade jetzt geſtellt werden müſſen, kann nur
auf Grund gründlicher Sachkenntnis beantwortet werden. Ohne dieſe
den Vorwurf des Wuchers zu erheben, wäre leihtfertig. Mit Recht
wurde jedoch gefordert, daß die Gemeindevertretung ſelbſt die Frage
eingehend prüft. Auf eins aber iſt hinzuweiſen: Die Heag, die jetzt
für den gelieferten Strom Goldpreiſe fordert, hat ihre Liegenſchaften
(Maſchinen und ſonſtige Aktiva) zum erheblichen Teil mit dem Gold
ihrer Anleihegläubiger beſchafft, und obwohl ſie dieſe Aktiva fortbeſitzt,
hat ſie ihre Anleihen gekündigt, um ſie in Papier zurückzuzahlen. Sie
hatte Rückzahlung in ungeänderter Höhe gewollt, und mit Mühe gelang
es, eine geringe Aufwertung zu veranlaſſen. Eine völlig unberechtigte
Bereicherung der Geſellſchaft auf Koſten ihrer Obligationäre wäre das
Ergebnis, wenn der Plan gelingt. Wenn im Tagblatt die Amleihe=
gläubiger
aufgefordert werden, ihre Anſprüche gegen die Forderungen
für Stromlieferung aufzurechnen, ſo erſcheint dieſer Weg kaum emp=
fehlenswert
. Viel richtiger wäre es, im Klagewege Aufwer=
tung
zu verlangen. Wie aus einem Urteil des Oberlandes=
gerichts
hervorgeht, das im Mai d. J. im Tagblatt veröffentlicht wurde,
billigt das Oberlandesgericht die Aufwertung aller Goldferderungen in
dem Verhältnis zu, in dem ohne ſie der Schuldner auf Koſten des Gläubigers
ungerechtfertigt bereichert würde. Dieſe Vorausſetzung trift bei Induſtrie=
obligationen
in gleicher Weiſe wie bei Hypothekenforderungen zu, und der
Rechtſprechung des Oberlandesgerichts hat ſich eine Reihe anderer Ge=
richte
angeſchloſſen. Bei einem Vorgehen iſt aber zu berückſichtigen, daß
das Reichsgericht noch nicht geſprochen hat, und daß die Rechtſprechung
des Landgerichts Darmſtadt von der des Oberlandesgerichts abweicht.
Deshalb wird die geforderte Aufwertung ſo zu bemeſſen ſein, daß in
erſter Inſtanz nicht das Amtsgericht, ſondern das Landesgericht, und in
zweiter und letzter Inſtanz das Oberlandesgericht zuſtändig wäre. Wer=
den
nach und nach kleine Teilbeiträge eingeklagt, ſo läßt ſich eine an=
gemeſſene
Aufwertung auch in dieſer Weiſe errei hen. In gleicher
Weiſe ſollten die Anleihegläubiger der Süddeutſchen Eiſenbahn= Geſell=
ſchaft
vorgehen, die ihre gekündigten Obligationen noch nicht eingelöſt
haben.
Wir geben dieſer Zuſchrift Raum, weil ſie tatſächlich die in weiten
Kreiſen der ſtädtiſchen Bevölkerung herrſchende Auffaſſung widergibt.
Wir möchten unſererſeits an die Landwirtſchaft den dringenden Appell
richten, ihrerſeits durch tatkräftige Opferwilligkeit alles zu tun, die
gefahrdrohende Spannung zwiſchen Stadt und Land nicht noch zu ver=
größern
, vielmehr zur Linderung der Nöte und damit zur Beſeitigung
der Gegenſätze beizutragen.

dieſer Ballenſtedter Hofmaler und Kammerherr Gedanken
Auffaſſungen gewonnen und, mehr. oder minder klar, aus=
prochen
hat, die in der zünftigen Theologie erſt ein Menſchen=
er
ſpäter zur vollen Geltung gelangt ſind. Man darf wohl
en: Wenn W. v. K., wie er es eine Zeit lang gewünſcht hat,
eologe geworden wäre, ſo würde ſein Name auf dieſem Ge=
te
heute wahrſcheinlich von einſchneidender Bedeutung ſein.
Themata wie Tonart ſind in dieſen Briefen, dem fort=
eitenden
Leben entſprechend, nicht immer ganz die gleichen.
bunteſten und farbigſten erſcheint der erſte Teil aus der Zeit
noch aufſteigenden Lebens, wenn auch in ſeltſamem Kontraſt
ade er von melancholiſchen Anwandlungen und den aus der
enen religiöſen Not geborenen ernſten theologiſchen Kämpfen
ichzogen iſt, die dann etwa um 1850 einen gewiſſen Abſchluß
den. Auf die reizvolle Epiſode der Revolutionszeit folgen
Jahre, in denen W. v. K. als vertrauter Berater ſeiner Her=
ſin
ſelbſt einen nicht unbedeutenden politiſchen Einfluß aus=
ibt
hat, wie wenn dieſe Briefe überhaupt eine neue Quelle
die Geſchichte von Anhalt=Bernburg bedeuten dürften. Dann
ginnt das tragiſche Geſchick, daß dieſer geiſtvolle Mann über
Jahrzehnt an die Geſellſchaft ſeines geiſteskranken Fürſten
ettet war; um ſo heller leuchtet die Weisheit und die Treue,
t der er dieſem gedient hat. In der weltfernen Abgeſchloſſen=
t
der Hoymer Periode konzentriert ſich W. v. K.s Indereſſe
ſonders auf die bolitiſchen Fragen. Schließlich im letzten Teil;
5 das Leben durch die Schickſalsſchläge des Verluſtes der
ihenden Kinder und durch das eigene Leiden ſich immer
werer und enger geſtaltet, ſchwinden mehr und mehr die
nten Farben (wenn auch der alte Humor noch oftmals hin=
rchleuchtet
), und mit dem Leben wird auch die Erzählung
werer und ernſter, zugleich aber auch immer dramatiſcher und
annender bis zum ergreifenden Ende: Langes Leiden und
weres Sterben ſind wohl ſelten ſo erſchütternd und doch ver=
hrlich
dargeſtellt worden.

*Bismarck als Gaſigeber.

Die Fürſtin Bismarck hatte in Berlin, einige Herren zu
iſche geladen. Die Gäſte waren pünktlich erſchienen, unter
nen der Generalſtabschef Graf Walderſee. Einer der Teil=
hmer
erzählt über jene Tiſchgeſellſchaft:
Ueber Tiſch war Bismarck, beim Mahle, allzeit der liebens
ardigſte Plauderer, auffallend wortkara. Er, der geſunde

Eſſer und Trinker, ließ die auserwählten Gerichte an ſich vorüber=
gehen
, berührte kaum die ihm wie leichte Krankenkoſt bereiteten
Sonderſpeiſen und trank dazu, mehr wie mir ſchien, um der
Gäſte willen, als aus eignem Verlangen, nur etwas Rhein= und
Schaumwein. Auf meine Bemerkung, daß dies doch nicht genügen
könne, erwiderte er mißmutig, übelgelaunt. Die Fürſtin ſagte
nach Tiſch, daß ihr Gemahl ſich ſeit ein paar Tagen nicht wohl
fühle, überarbeitet, dazu arge Verdrießlichkeiten im Amte, ſehn=
ſüchtig
, aus der Wilhelmſtraße weg, für längere Zeit nach ſeinem
geliebten Varzin zu kommen. Auch die letzte Nacht habe er
wieder bis zum frühen Morgen gearbeitet, ſei erſt aufgeſtan=
den
, als die Familie beim zweiten Frühſtück war.
Nach aufgehobener Tafel begaben wir uns in das anſtoßende
Wohnzimmer. Der Fürſt, nun wie umgewandelt, ging auf den
eichenen, ſchön geſchnitzten Ständer zu ein Meiſterſtück
deutſcher Holzſchneidekunſt und entwahm ihm eine der zum
Anzünden bereitgeſtellten Pfeifen. Es war ein wonniger Maien=
tag
. Die Fenſter nach dem anſtoßenden großen Park mit herr=
lichem
alten Baumſchlag ſtanden offen; aus dem Garten drang
Fliederduft und Vogelgeſang ins Zimmer. Wie er es wohl als
Göttinger Student gewohnt war, ſetzte ſich Bismarck auf die
Fenſterbrüſtung, die lange Pfeife nach dem Garten hinaus: ein
köſtliches Bild! Daß es doch ein Knipſer feſtgehalten hätte
Ueber dem Schmauchen ſeines bewährten Sorgenbrechers hatte
ſich die gedrückte, wortkarge Stimmung des Fürſten während
der Mahlzeit völlig verzogen; der geiſtvolle Erzähler, trat in
ſeiner glänzenden Erſcheinung bezaubernd zutage. Ob wohl
der Generalſtabschef ſattelfeſt in der vaterländiſchen Geſchichte
ſei? Er glaube wohl; das gehöre mit zu ſeinen mancherlei
Dienſtobliegenheiten. Dann ſolle er ihm ſagen, welcher preu=
f
.iſche König in dem Saal, worin wir eben geſpeiſt, ſich bei einem
Male den Tod geholt habe. Dem ſattelfeſten General ging es
wie dem Kandidaten Jobs, er blieb ſtumm. Auch die anderen
Herren, an die die gleiche Frage gerichtet wurde, konnte;
dieſe nicht beantworten. Bismarck nanate als Schuldigen
den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Ende
November 1739 ſei er leidend von Weſtpreußen nach Berlin zu=
rückgekehrt
, habe aber doch noch eine Einladung zum Grafen
Schulenburg angenommen, der ſich den heutigen Reichskanzler=
Palaſt von dem damals berühmten Baumeiſter Gerlach hatte er=
richten
laſſen. Neben ſeiner alten Gicht habe der König an hef=
tiger
und bedenklicher Magenverſtimmung gelitten. Pöllnitz
wiſſe in ſeinen Denbwürdigkeiten zu erzähle, daß der Ahne
unſeres heutigen Kaiſers ein tüchtiger Eſſer geſpeſen, aber mit

Ernannt wurde: am 15. Oktober 1923 der Vermeſſungsinſpektor
Peter Spang, zu Offenbach a. M. vom 1. Oktober ds. Js ab. zum
Vermeſſungsoberinſpektor beim Landesvermeſſungsamt. Der durch den
Dekanatstag des Jahres 1923 auf die Dauer von ſechs Jahren vollzoge=
nen
Wahl des evangeliſchen Pfarrers Lic. Leonhard Jacob in Mainz
zum Dekan und des evangeliſchen Pfarrers Johannes Heinz in
Kaſtel zum Stellvertreter des Dekans des Dekanats Mainz wurde am
9. Oktober die Beſtätigung erteilt. Der durch den Grafen zu Schlitz, ge=
nannt
von Görtz, in Schlitz erfolgten Präſentation des Pfarrverwalters
Karl Bohn zu Queck auf die evangeliſche Pfarrſtelle zu Queck, Dekanat
Lauterbach, wurde die Beſtätigung erteilt.
Steueraufwertung. Goldumrechnungsſatz zur Aufwertung von
Stuern für die Zeit vom 20. bis einſchließlich 23. Oktober 1923
936 000 000 Mk.
Heſſiſches Landestheater. Mietnachzahlung. Am Sams=
tag
, den 20. Oktober, iſt der letzte Termin für die Nachzahlungen auf den
2. Mietabſchnitt. Spätere Zahlungen müſſen, da der Lebenshaltungs=
index
inzwiſchen von 109 Millionen auf 690 Millionen ſtieg, mit dem
letzten Index als Schlüſſelzahl erhoben werden. Heute, Freitag, finden
an der Hauptkaſſe und den beiden Tageskaſſen die Nachzahlung für die
Vollmieten C und E, deren Zuſatzmieten III oder IX und V und die
Schauſpielmieten e und e von 912½ und 3½5½= Uhr ſtatt.
Spielplanänderung. Am Samstag, den 20. Oktober, wird nicht,
wie im Wochenſpielplan angekündigt, Der lebende Leichnam gegeben,
ſondern Strindbergs Karl XII. in der Inſzenierung von Guſtav
Hartung. 2uſatzmiete Ierhält als zweite Vorſtellung am Sonn=
tag
, den 21. Oktober Schluck und Jau im Kleinen Haus. Anfang
der Vorſtellung 7½ Uhr.
Ausgabe der Zuſatzmietkarten. Für die Zuſatzmieten im Kleinen
Haus konnten zu Beginn der Spielzeit nur vorläufige Karten aus=
gegeben
werden. Die endgültigen Karten ſind nunmehr fertiggeſtellt.
Sie werden eine Stunde vor Beginn der Vorſtellung gegen Rückgabe
der Interimskarten (bzw. gegen Vorlage der Quittungskarten) aus=
gegeben
. Die Ausgabe erfolgt erſtmalig heute abend für Zauſatzmiete 10.
Vom Finanzamt wird uns geſchrieben: Bei unpünktlicher Ent=
richtung
der Vorauszahlungen zur Einkommenſteuer und
Körperſchaftsſteuer oder der auf dieſen aufbauenden Rhein=
Ruhr=Abgabe betrug bisher der Zuſchlag das Vierfache des Rückſtandes
für jeden angefangenen halben Monat. Bei Zahlung innerhalb der
erſten Woche nach Fälligkeit wurde der Zuſchlag nicht erhoben. Mit
Wirkung vom 1. Oktober wird nicht mehr der feſte Zuſchlag in Höhe
des Vierfachen erhoben, ſondern der Rückſtand wird auf ſeinen Goldwert
zurückgeführt und hiernach der am Tage der tatſächlichen Zahlung zu
entrichtende Papiermarkbetrag nach Maßgabe des für die Landtabgabe
geltenden Goldumrechnungsſatzes ermittelt. Durch dieſe neue
Verordnung, iſt die bisher zugelaſſene Zahlungs=
friſt
von einer Woche weggefallen. Dies rechtfertigt ſich
deshalb, weil es ſich nicht mehr darum handelt, die baldige Zahlung
der Vorauszablungen und der Rhein=Ruhr=Abgabe zu erzwingen, ſon=
dern
dieſe Zahlung im ganzen Monat Oktober freigeſtellt iſt und nur
einer Benachteiligung des Reichs durch die Entwertung der Papiermark=
beträge
entgegengewirkt werden ſoll. Dieſe Neuregelung gilt, wie ſich
aus dem Zuſammenhang der Verordnung ergibt, nur für die Einkom=
menſteuer
, die Körperſchaftsſteuer und die ſich auf dieſe gründende
Rhein=Ruhr=Abgabe. Im übrigen bleibt es bei der bisherigen Rege=
lung
. Insbeſondere waren für die Umſatzſteuer die Vorauszahlungen
nach den bisher geltenden Beſtimmungen bis zum 10. Oktober zu ent=
richten
. Der Zuſchlag in Höhe des Vierfachen der Umſatzſteuer tritt
daher erſt dann ein, wenn der Steuerpflichtige binnen einer Woche nach
dieſem Fälligkeitstermin nicht gezahlt hat.
Milchpreisermäßigung. Nachdem nunmehr der Goldumrechnungs=
ſatz
für die Betriebsſteuer (Landabgabe) für die Zeit vom 20.23.
Oktober einſchließlich auf Mk. 936 000 000 heruntergeſetzt wurde, er=
mäßigt
ſich auch der Preis für die Milch. Dieſelbe koſtet demnach für
dieſe Zeit pro Liter Vollmilch ab Stall Mk. 140 000 000, das bedingt
natürlich auch eine Ermäßigung des Kleinverkaufs in der Stadt. Wie
wir hören, wird ſich vorausſichtlich der Kleinverkaufspreis auf zirka
Mk. 210 000 000 ſtellen.
Kartoffelbevorſchuſſung für Kriegsbeſchädigte und Kriegs=
hinterbliebene
. Infolge Erhöhung der Zuſatzrente für Monat
Oktober d. J. für dauernd nicht im Erwerbsleben ſtehende
Schwerbeſchädigte, Hinterbliebene, Altrentner und Altrentne=
rinnen
ſind auch die Sätze für die Kartoffelvorſchüſſe entſprechend
erhöht worden. Es können daher bis ſpäteſtens 25. d. M. wei=
tere
Anträge auf Kartoffelbevorſchuſſung bei der amtlichen
Kriegsbeſchädigten= und Kriegshinterbliebenen=Fürſorge im
alten Ludwigsbahnhof geſtellt werden. Kriegsbeſchädigte und
Altrentner 1. Stock, Zimmer 33, Kriegshinterbliebene und Alt=
rentnerinnen
2. Stock, Zimmer 65.
Aus dem Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverband, Orts= Darmſtadt. Die Gefchäftsſtelle iſt für die Mitglieder
am Freitag=Nachmittag geſchloſſen, dagegen Samstag=Nachmittag von
26 Uhr geöffnet. Samstag=Abend findet in der Geſchäftsſtelle eine
Vorſtandsſitzung ſtatt.
Reichstagung. 1600 Jugendbündler aus allen Teilen unſeres
deutſchen Vaterlandes waren vom 5.10. Oktober zur 29. Reichstagung
des Jugendbundes für entſchiedenes Chriſtentum in Kaſſel verſammelt.
Auch Vertreter des Auslandes und der abgetrennten Gebiete (England,
Ungarn, Polen uſw.) waren erſchienen. Beſonderen Bericht werden
Mitglieder der Darmſtädter Abordnung am kommenden Sonntag abend
um 8 Uhr (Stadtmiſſion, Mühlſtraße 24), erſtatten.
Orpheum. Die Frankfurter Operettengaſtſpiele, die ſich immer
größerer Beliebtheit erfreuen, bringen an dieſem Samstag und Sonn=
tag
eine der erfolgreichſten Operetten dieſes Jahres, und zwar Der
Fürſt von Pappenheim Text von Franz Arnold und Bach,
den erfolgreichen Autoren von Die ſpaniſche Fliege, Muſik von Hugo
Hirſch, deſſen Tolle Lola erſt kürzlich hier mit ſtärkſtem Beifall auf=
genommen
wurde. Der Fürſt von Pappenheim iſt die letzte Schöp=
fung
des genannten Dichterkleeblatts; es ſteht ſeit mehreren Monaten
bereits allabendlich auf dem Spielplan des Künſtlertheaters am Kur=
fürſtendamm
in Berlin, wo es mit dem bekannten Max Adalbert als
Egon Fürſt geradezu Lachſtürme entfeſſelt. In Ernſt Badekow, der
ſich kürzlich in Die kleine Sünderin die Sympathien des Publikums
erobert hat, wird dieſe Bombenrolle hier ebenfalls einen idealen Ver=
treter
finden. (S. Anz.)

großer Gierigkeit habe er ſehr raſch gegeſſen, die Speiſen haſtig
verſchlungen Aus Leckereien fuhr Bismarck fort habe
er ſich nicht viel gemacht, Hausmannskoſt ſei ihm das Liebſte ge=
weſen
; ſeine Leibſpeiſe waren dicke Bohnen (Bismarck nannte
ſie bei ihrem volkstümlichen derben Namen: Saubohnen) mit
Speck. Der Leibarzt hatte dem König aufs ſtrengſte die ſchwer
verdauliche Koſt unterſagt, dem Koch mit alsbaldiger Entlaſſung
gedroht, wenn er das Gericht auf die königliche Tafel bringen
wüirde. Schulenburg wußte nichts von dem ärztlichen Befehl,
wohl aber, daß das verbotene Gericht ſeines hoben Gaſtes be=
verzugte
Speiſe ſei. Als der Soldatenkönig das lang entbehrte
Leibgericht vor ſich ſah, habe er ſo wacker eingebauen, daß er die
ganze folgende Nacht an Fieberfroſt gelitten. Von da an bis zu
ſeinem, allerdings erſt nach Wochen erfolgenden Tode habe keine
Arznei mehr auf den ernſtlich krank befallenen König gewirkt.
Jener, dem Hauſe Bismarck befreundete Gaſt erzählt dann
weiter: Die Rede kam auf die Todesurſache unſeres erſten
Kaiſers. In der Stimme des Erzählers machte ſich leiſe ein
Zittern tiefer, innerer Erregung bemerkbar, als ob Bismarck
eben vom Totenlager ſeines alten Herrn käme, nicht ſchon mehr
wie ein Jahr ſeitdem verſtrichen wäre‟ Die Aerzte wußten,
daß ſeit langer Zeit ein ſchweres Steinleiden den Kaiſer an den
Rand des Grabes bringe. Das hohe Alter habe jeden chirur=
giſchen
Eingriff zur Zertrümmerung und Beſeitigung des
Steines unmöglich gemacht, zumal, da aus dem gleichen Grunde
eine ſchmerzſtillende Betäubung des Leidenden ausgeſchloſſen
war. Bei der Leichenſchau habe man einen großen Stein vor=
gefunden
, bei deſſen Durchſägung ſiebzehn Ringe gezählt wurden.
Aus der Zahl der Ringe könne der Arzt es war mir neu
das Alter des Steines berechnen wie bei manchem Baum nach
den vorhandenen Stammesringen. Siebzehn Jahre alſo, daß
mein Kaiſer an dieſem Steine litt! Das reicht bis in die Zeit
des franzöſiſchen Krieges zurück, und wer hat das dem hohen
Herrn angeſehen, wenn er aufrecht zu Pferde ſaß oder bis in die
letzten Jahre ſtundenlange, ermüdende Empfänge ſtehend bei
Hoffeſtlichkeiten überwand, während unſereins, um achtzehn
Jahre jünger, fern bleiben muß. Ja, unſere Hohenzollern ſind
doch ein ganz beſonderes, von Gott auserwähltes Geſchlecht:
rückſichtslos gegen ſich ſelbſt im Dienſte ihres königlichen Be=
rufes
, voll zarteſter Rückſichtsnahme und feinfühliger Aufmerk=
ſamkeit
für ihre Umgebung. Wie habe ich das hundertfältig er=
fahren
! Ich bemerkte, ſaat der Erzähler, wie über dem Reden
von ſeinem alten Herrn und dem Gedenken an ſeine Erfahrungen
die Augen des treuen Dieners feucht wurden. Römheld.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 19. Oktober 1923.

Rummer 281

And kulmais die dag Taffet und Snomgrege.

In unſerer geſtrigen Nummer haben wir der Erklärung der
Stadtverwaltung, die uns nach Schluß der Redaktion noch zu=
ging
, aus Gründen der Parität alsbald Raum gegeben, ohne
weiter darauf einzugehen. Wir konnten das um ſo leichter tun,
als alles, was in dieſer famoſen Erklärung ſtand, bereits von
vornherein durch das von uns vorher Geſagte widerlegt worden
war. Wenn wir heute noch einmal darauf zurückkommen, ſo
tun wir das, um den wahren Gehalt der Erklärung auch für
den gänzlich Unbefangenen ins rechte Licht zu rücken.
Es iſt außerordentlich anerkennenswert, daß die Stadtver=
waltung
zugibt, daß der Kampf gegen die Preispolitik
im Bereich ihrer Monopolſtellung vom Standpunkt des Ver=
brauchers
wohl verſtändlich iſt. Wenn ſie aber weiter behauptet,
daß der Meinungsaustauſch an der Kernfrage vollkomnen
vorbeigeht, ſo iſt das eben eine einſeitige Behauptung, die in
ſich zuſammenfällt, und die durch die dilatoriſche Art, wie die
Stadtverwaltung glaubt, die Angelegenheit bequem erledigen zu
können, nicht gewichtiger wird. Was iſt denn die Kernfrage der
Sache? Der Kern der Sache iſt einfach der, daß
Stadt und Heag zur Löſung ihrer Finanzmiſere
den einfachſten und bequemſten Wegeinſchlagen,
ihre Sorgen diktatoriſch abzuwälzen auf die
Schultern, die einfach nicht mehr tragfähig ſind.
Daß Darmſtadt gleichwie die meiſten anderen deutſchen
Städte ſchwer unter der Not der Zeit leidet, iſt uns natürlich
auch nicht unbekannt. Wenn aber in den maßgebenden Aemtern
Männer ſitzen, die die ſchwerſten wirtſchaftlichen Probleme glau=
ben
auf die ihnen bequemſte Art löſen zu können, weil ſie ver=
meinen
, die Macht zu haben und ſich nicht überlegen, oder nicht
in der Lage dazu ſind, zu beurteilen, welche kataſtrophalen Fol=
gen
dieſes Vorgehen zeitigen kann, ſo gibt und ſo gilt es eben,
Konſequenzen zu ziehen. Wenn der Tüchtige nicht ausreicht,
ſo hat er eben freie Bahn zu geben dem Tüchtigſten‟. Es
geht nicht an, das Heer der Beamten ins Uferloſe zu vermehren
und ſich dabei die Löſung ſchwieriger Aufgaben mehr als be=
quem
zu machen. Wenn aber die Stadt, was wir nicht beſtreiten
wollen, ihrer Finanzmiſere nicht Herr werden kann, ſolange ſie
nicht wieder Steuerhoheit erlangt, hat ſie den Kampf eben nach
der anderen Seite zu führen.
Die famoſe Preisberechnung haben wir geſtern bereits an
dem Beiſpiel der Heag widerlegt. Wir erwarten von dieſer
oder von der Stadt unter Vorlage von Belegen den Beweis,
daß unſere fachmänniſche Berechnung falſch iſt. Wir haben aber
auch bereits angedeutet, nach welcher Richtung ſich die Verſuche,
die Defizite der Werke zu decken, in erſter Linie zu bewegen
hätten. Peinlichſte Sparſamkeit und ausgeklü=
geltſte
Wirtſchaftlichkeit der Betriebe muß
dringlichſt verlangt werden.
Was die Kohlenpreiſe betrifft, ſo iſt uns natürlich eben=
falls
bekannt, daß dieſe den Weltmarktpreis überſchritten haben.
Wer aber wird behaupten wollen, daß dies in einer Höhe von
100 und mehr Prozent geſchehen iſt? Zu ſchweigen, daß der
Wegfall der Kohlenſteuer, die bis zu 50 Prozent betrug, ver=
billigend
wirken ſoll und muß.
Ein weiteres: Die Stadtverwaltung ſucht ihr Vorgehen auch
damit zu rechtfertigen, daß ſie, wie alle Städte, ſich im Zuſtand
der Geldklemme befindet. Wir hören ſoweit wir recht unter=
richtet
ſind, heute zum erſten Male , daß das Gaswerk im Sep=
tember
eine Schuld von 6300 Milliarden aufnahm, die mit hohen
Zinſen und zum Teil wertbeſtändig zurückgezahlt werden muß.
Des weiteren wird dann gefragt: Wie denken ſich eigentlich die
Einſender den Finanzbetrieb der Stadt; haben ſie eine Ahnung,
mit welchen Kämpfen und Sorgen die Stadtverwaltung ihr
Schiffchen heute noch mühſam über Waſſer hält, und ſind ſie der
Anſicht, es müſſe alles getan werden, daß dieſes Schiffchen mög=
lichſt raſch an den Klippen der leeren Stadtkaſſe zerſchellt? Das
iſt alles ſehr ſchön geſagt; es vermag nur nicht überzeugend zu
wirken, wenn man ſich die Finanzpolitik der Stadt, wie ſie im
Februar 1923 geübt wurde, vor Augen hält. Der Zufall
ſpielt uns die Bekanntmachung des Oberbürgermeiſters vom
26. Februar 1923 in die Hand, die die Ueberſchrift trägt: Kün=
digung
Darmſtädter Stadtanleihen. Auf Grund der Anleihe=
bedingungen
und zufolge Beſchluſſes der Stadtver=
ordneten
=Verſammlung vom 15. Februar 1923
kündige ich hiermit zur Rückzahlung nachſtehende, noch im Um=
lauf
befindliche Darmſtädter Stadtankeihen (es ſind auch Gas=
werksanleihen
darunter. Anm. der Schriftltg.), und zwar: es
folgt dann die Aufführung der Anleihen U (1879), A (1881),
V (1881), G (1888), HT (1891), T (1894), K (1897), L (1902),
M (1905), N (1907), O (1909). Die Rückzahlungstermine ſämt=
licher
Anleihen, mit Ausnahme derjenigen von 1879 (1. Juni
1924), von 1891 (1. Februar 1924), 1894 (1. November 1923),
1907 (1. Februar 1924) ſind verſtrichen, die Stadt hat alſo hier
(und ſie war im Zuge eine der erſten, die mit Kündigungen vor=
gingen
) ſich nicht geſcheut, den Gläubigern die Goldmarkſchulden
zur Zahlung in Papiermark zur Rückzahlung zu kündigen, in der
Abſicht, ſo Goldmarkſchulden in entwerteter Papiermark abzu=
ſtoßen
, ein Vorgehen, das auf dem Gebiete des Hypothekar=
kredits
das O.L.G. Darmſtadt als gegen die guten Sitten
verſtoßend bezeichnet hat. Ohne den Gläubigern, unter
denen ſich ein gutes Teil Darmſtädter befindet, irgend ein Ent=
gegenkommen
durch die Tat zu beweiſen, geſchweige denn die
Kündigung auch nur durch Aufgeldsverſprechen (wie neuerdings
z. B. Stuttgart und andere Städte) etwas ſchmackhafter zu

machen, hat ſie es für gut befunden, ſich ohne Rückſicht auf die
Gläubigerkreiſe dieſer Vorkriegsgoldſchulden zu entledigen, auch

ohne zu bedenken, daß ein derartiges Vorgehen ihrem Kredit
nicht gerade förderlich ſein konnte. Die Stadt, die ſo beweglich
jetzt über ihre Finanzlage klagt, iſt noch eine Aufklärung darüber
ſchuldig, wie hoch der Nutzen ſich ſtellte den ſie aus dieſer An=
lehenskündigung
zog, und in welcher Weiſe ſie denſelben im
ſtädtiſchen Intereſſe verwendet hat. Es wäre erwünſcht, wenn
die Stadwerwaltung auch einmal dieſe Seite ihrer Finanzpolitik

vor der Oeffentlichkeit klarlegen wollte.
diesbezüglich zur Verfügung.

Unſere Spalten ſtehen

Die Stadt Frankfurt gibt bekannt: Die Preisſätze
für elektriſche Energie ſind unter Aufhebung der bereits er=
laſſenen
Bekanntwachung vom 15. Oktober (die für die elektriſche
Energie für Beleuchtungszwecke einen Preisſatz von 240 Mil=
lionen
für die Kilowartſtunde enthielt) für den Monat Sep=
tember
andereit feſtgeſetzt, und zwar für Beleuchtungszwecke
auf 100 Millionen Mark, für Kraftzwecke auf 60 Mil=
lionen
Mark. Dieſe Preisſätze gelten ab 17. Oktober für
alle noch nicht gezahlten Beträge. Hinſichtlich des Preisſatzes
für Gas in Höhe von 190 Millionen Mark für den
Kubikmeter wird von der Gasgeſellſchaft mitgeteilt, daß die Er=
mäßigung
der Kohlenpreiſe infolge Wegfalls der Kohlenſteuer
bei dieſer Preisfeſtſetzung bereits berückſichtigt worden iſt,
andernfalls hätte der Gaspreis auf 300 Millionen Mark für den
Kubikmeter feſtgeſetzt werden müſſen.
Die Stadt Darmſtadt erklärt zwar, der Vergleich mit anderen
Städten iſt ſtets abwegig. Sie wendet ſich aber auch ſtets
energiſch gegen die Behauptung, daß die Stadt Darmſtadt eine
teure Stadt iſt. Oder gibt ſie das heute zu?

Das Unglaublichſte der ganzen Erklärung iſt aber der Satz:
Bis dahin wird wohl auch die erwerbstätige Bevölkerung die
Möglichkeit haben, ihre Einmahmen der Geldentwertung im
weſentlichen anzupaſſen. Vielleicht bietet die bevorſtehende
Währungsreform dazu die Handhabe. Die Stadt wird
inzwiſchen den zurzeit zahlungsumfähigen Verbrauchern gegen=
über
mit Langmut verfahren.
Wir haben es bisher, als unſachlich, vermieden, perſön=
lich
zu kämpfen. Uns iſt es allein um die Sache zu tun. Wir
wollen auch noch nicht ſo weit gehen. wie eine Zuſchrift, die die
Einberuſung einer allgemeinen Proteſtverſammlung fordert mit
dem Endziel, kurz und bündig zu erklären, daß die jetzige Stadt=
verwaltung
nicht mehr das Vertrauen der Bürgerſchaft beſitzt.
Aber das müſſen wir doch wit aller Deutlichkeit ſagen: Wer
an verantwortlicher Stelle es in einer Zeit
der allerſchwerſten wirtſchaftlichen und innen=
politiſchen
Kriſe es fertig bringt, einen der=
artig
frivolen und unüberlegten Satz zu ſchrei=
hen
, iſt nicht, oder nicht mehr, berufen, ein ver=
antwortliches
Amt in der Stadtverwaltung zu
führen. Es iſt geradezu empörend, in einer Zeit, da
die Mehrzahl der Konſumenten, vor allem der ganze Mittel=
ſtand
, ſeine Lebenshaltungskoſten auf 6 bis 10 Prozent ſeines
Geſamteinkommens herabſchrauben mußte, eine in jeder Bezie=
hung
berechtigte Empörung über eine wahnſinnige
Preispolitik wit einem Achſelzucken abtun zu wollen in der Ver=
tröſtung
: Eure Einnahmen werden ſich ſchon noch einmal ſo
ſteigern, daß Ihr bezahlen könnt. Inzwiſchen ſind wir ſo gwädig
und ſtunden Euch den Betrag, wenn Ihr ſchön darum bittet
und mittellos ſeid und wenn Ihr das Geſtundete wert=
beſtändig
zurückzahlt! Iſt es nun wirklich nur Weltfremdheit
oder iſt es etwas anderes? Etas, das wir uns vorerſt noch
auszuſprechen ſcheuen? Die Bürgerſchaft hat ein Recht, zu for=
dern
, daß ein Beamter der Stadt, der ſolches zu ſagen wagt,
zur Verantwortung gezogen wird. Sie wehrt ſich
mit Recht dagegen, derartige Peitſchenhiebe der Fronie hinzu=
nehmen
oder ſich regieren zu laſſen von einem mehr als polizei=
lich
zuläſſigen Mangel an Klugheit.

Deutſcher Gewerkſchaftsbund.

Die im Deutſchen Gewerkſchaftsbund zuſammengeſchloſſenen
Organiſationen haben heute in einer ſtark beſuchten Sitzung u. a.
auch Stellung genommen zu der empörenden Art der Feſtſetzung
der Darmſtädter Gas=, Strom= und Waſſerpreiſe.
Die Mitglieder des D.G.B. erwwarten auf das Beſtimteſte,
daß die Preiſe entſprechend dem jeweiligen Einkommen ange=
paßt
werden. Solange die Arbeitnehmer in Papiermark ent=
lohnt
werden, kann die Stadt nicht verlangen, daß gemeinnützige
Einrichtungen mit Goldmark bezahlt werden.
Der Deutſche Gewerkſchaftsbund erwartet von ſeinen Mit=
gliedern
, daß ſie auf ihre parteipolitiſchen Vertreter im Stadt=
parlament
einwirken, damit umgehend eine Abänderung
dieſer Preisfeſtſetzung erfolgt, daß wenigſtens nach dieſer Seite
hin wieder Ruhe in der Einwohnerſchaft herrſcht.
Wir geben noch folgender Zuſchrift Raum:

Zum Goldmarkunfug.

Der Goldmarkrummel iſt die neueſte Krankheit, von der unſere
Produzenten befallen ſind; jeder glaubt nach Goldmark verkaufen zu
müſſen, und dabei hat doch in ganz Deutſchland kein Menſch Goldmark
zum Bezahlen, und die Feſtbeſoldeten, Lohnempfänger und die freien
Berufe haben nu= einen Bruchteil ihres Friedenseinkommens. Es iſt
ein frivoler Unfug, wenn ein Teil des Volkes nach Goldmark rechnet,
während der andere Teil ſein Einkommen in entwerteter Papiermark
erhält. Das muß mit Notwendigkeit zur Kataſtrophe führen. Was ſoll
man aber noch dazu ſagen, daß die Goldmarkforderer gar noch Grund=
preiſe
einſitzen, die weit über dem Friedenspreis liegen, und das gegen=
über
einem vollkommen verarmten Volk! So iſt bei der famoſen Milch=
preisregelung
ein Friedensſtallpreis von 15 Goldpfennig pro Liter
Vollmilch zugrunde gelegt worden. Nirgends in unſerer Gegend erhielt
ein Bauer von einem Milchhändler einen Friedensſtallpreis von 15 Pfg.,
derſelbe war ganz bedeutend niedriger, im Gerſprenztal z. B. durch=
ſchnittlich
nus 7 Pfg.
Wohin der Goldmarkunſinn führt, zeigt die Forderung der Heag
und der Beſchluß der Stadtverordnetenverſammlung in Darmſtadt
hinſichtlich elektriſchem Strom, Gas und Waſſer, wobei geradezu aſtro=
nomiſche
Zahlen herauskommen, die kein einziger Papiermarkempfän=
ger
bezahlen kann. Soll Schlimmeres verhütet werden, ſo iſt es höchſte
Zeit, daß hier eingegriffen wird.

Parlamentariſches.

* Der Finanzausſchuß des Landtags beendigte geſtern
die Beratung der Beſoldungsnovelle. Unter dem Eindruck der politi=
ſchen
Geſamtlage und der dringenden Notwendigkeit, bei den Staats=
ausgaben
in jeder nur erdenklichen Weiſe zu ſparen, hat der Ausſchuß
ſich bei den Aenderungen auf ein Mindeſtmaß beſchränkt. Nur da, wo
nach ſeiner Anſicht auch im Intereſſe des Staates ſelbſt Aenderungen
geboten waren, hat er ſie beſchloſſen. In der Gruppe 7 wurde die Zahl
der für die Förſter vorgeſehenen Spitzenſtellen von 10 auf 25 erhöht.
Eine völlig neue Einſtufung erfuhr die Polizeibeamtenſchaft dergeſtalt,
daß die Zahl, der in die Gruppe 5, eingereihten Beamten auf 285, für
die Gendarmerie auf 137, für die Strafanſtaltswachtmeiſter auf 58 und
ür die Kriminalbeamten auf 25 feſtgeſetzt wurde. Letztere erhalten
37 Stellen in der Gruppe 6. Die Stelle des Oberbademeiſters in Bad=
Nauheim und der Bademeiſter wurde um je eine Stufe gehoben. Fer=
ner
kommt die Stelle eines Finanzſekretärs bei der Staatsſchuldenver=
waltung
nach der Gruppe 7. Die Regierung wird nunmehr die Be=
ſchlüſſe
alsbald nach Berlin mitteilen, um die Genehmigung der Reichs=
regierung
zu erhalten, damit die betreffenden Beamten mit tunlichſter
Beſchleunigung in den Beſitz ihrer erhöhten Bezüge gelangen. Zuletzt
hat der Ausſchuß nach Erledigung einiger Vorſtellungen der Regierung
noch derſchiedene Ermächtigungen erteilt auf dem Gebiete des Finanz=
weſens
. Hierauf erfolgte Vertagung auf unbeſtimmte Zeit.
* Abg. Dr. Werner hat an den Landtag eine Anfrage ge=
richtet
, ob der Regierung etwas davon bekannt iſt, daß ſich Firmen ge=
weigert
haben, Leute aus dem beſetzten Gebiet in ihre Betriebe einzu=
ſtellen
. Wenn ja, hat ſie Entſprechendes dagegen veranlaßt oder in
Ausſicht genommen?

Nieder=Ramſtadt, 18. Okt. Kommenden Sonntag, den 21. ds. Mts.
abends 8 Uhr beginnend, veranſtaltet der Geſangverein Eintracht
ſein diesjähriges Herbſtkonzert. Namhafte künſtleriſche, auswär=
tige
Kräfte haben ihre Mitwirkung zugeſagt, u. a. die rühmlichſt be=

kannte Sopran=Sängerin, Frl. Löſch aus Darmſtadt. Der Verein ſelbſt
wird unter der Leitung ſeines Dirigenten, Herrn J. Kehr=Darmſtadt,
mehrere, zum Teil neu einſtudierte Chöre zum Vortrag bringen. Alles
in Allem verſpricht das Konzert eine auf dem Gebiete der Muſik ſehr
genußreiche Veranſtaltung zu geben. Die Eintrittspreiſe ſind ſo geſetzt,
daß ſie noch für Jedermann in der heutigen teuren Zeit erſchwing=
lich
ſind.
r. Pfungſtadt, 17. Okt. Neuer Rektor. Anſtelle des in
den Ruheſtand getretenen ſeitherigen Rektors Klamm iſt Herr Lehrer
Adam Neff zum Rektor der hieſigen Volksſchule ernannt worden.
Damit kommt ein erfahrener Schulmann an die Spitze der hieſigen
Schulverwaltung, der ſchon lange Jahre hier tätig iſt und ſich großer
Wertſchätzung erfreut. Neff hat ſich auch als Komponiſt von Chören
und Muſikſtücken einen Namen gemacht.
e. Hahn (bei Pfungſtadt), 17. Okt. Am kommenden Sonntag findet
in unſerem Orte, wie am vergangenen in Eberſtadt, ein von der Evang.
Stadtmiſſion Darmſtadt veranſtaltetes Volksmiſſionsfeſt ſtatt.
Feſtprediger iſt Pfarrer Schäfer=Auerbach. Er ſpricht vormittags
und nachmittags in der Kirche und abends in der Kleinkinderſchule,
Muſikaliſche und deklamatoriſche Kräfte wirken mit.
i. Bickenbach, 17. Okt. Ein billiges Verſammlungs=
lokal
für Vereine hat der hieſige Gemeinderat nach dem Vorbild an=
derer
Ortſchaften dadurch geſchaffen, daß er jetzt den oberen Schulſaal
im Rathaus allen Vereinen zu Verſammlungszwecken zur Ver=
fügung
ſtellt.
Jugenheim 16. Okt. Im Saale Zum Anker fand geſtern nach=
mittag
eine Verſammlung ſtatt, die trotz der ungünſtigen Stunde
(um 5 Uhr) überfüllt war. Außerordentlich zahlreiche Ausgewie=
ſene
mit ihren Familien von der Beraſtraße hatten ſich mit Einhei=
miſchen
zuſammengefunden, um einen Vortrag des Herrn Reichstags=
abgeordneten
Pfarrer Korell, der ſelbſt ausgewieſen iſt, zu hören.
Die 1½ſtündige Rede beleuchtete ſcharf die Urſachen des Abbruches des
Nuhrkampfes. Keine parteipolitiſchen Beeinfluſſungen, ſendern die
blanke finanzielle Not hatten den Abbruch erzwungen. Das Vorgehen

einiger Induſtrieller ſolle man ſolange vorſichtig beurteilen, al
Unterlagen nicht genügend bekannt ſeien. Feſtzuhalten ſei aber

ſchon, daß moraliſch und politiſch die Sonderverhandlungen im
Maße bedauerlich ſeien, zumal die Beamten und Arbeiter und

Berufe monatelang in derſelben Front gekämpft hätten, und jetzt
dem geplanten Sondervorgehen nicht das Geringſte gewußt hätten.
Redner behandelte, frei von Polemik, die letzte Regierungskriſe un
Ermächtigungsgeſetz, von dem er ſagte, es bedeute keineswegs die
tung ſelbſt, ſondern nur den Weg durch das Dornengeſtripp, unter
hinter dem der Sumpf liege, der ſaniert werden müſſe. Auf die
0s Rhein= und Nuhrgebiets und der Ausgewieſenen ging er in
führungen ein, die mr ein Schickſalsgenoſſe machen konnte. Die
zum Rhein und zum deutſchen Vaterlande, mit der der Referent
Ausführungen ſchloß, klang auch in kurzen Ausführungen eines
gewieſenen Eiſenbahners wider. Die Verſammlung ſchloß um 7
zh. Wald=Michelbach i. O., 16. Okt. Kartoffelverſorg
Die Gemeinde hat den Ankauf von 3 Waggons Kartoffeln beſchl
Der Gemeinde=Voranſchlag für 1923 ſchließt mit 191
liarden ab.
ot. Seligenſtadt, 17. Okt. Kartoffelverſorgung.

Gemeinderat hat durch die Ortsſchelle die Produzenten auffordern
vorerſt reine Kartoffeln nach auswärts zu liefern. Die Kartoffelr
ſo groß, daß der Gemeinderat ſeinen für die Anſchaffung von
toffeln für Minderbemittelte genommenen Kredit in Höhe von 40
liarden erheblich überſchreiten muß.
ur. Offenbach, 17. Okt. Einheitliche Vergnügu;
ſteuer. Für alle Gemeinden des Kreiſes Offenbach treten am
November neue Vergnügungsſteuerſätze in Kraft.
0- Guſtavsburg, 17. Okt. Entdeckung einer Fa
münzerwerkſtätte. Hier iſt durch die Mainzer Kriminalt
eine Falſchmünzerwerkſtätte aufgedeckt worden. Mehrere Perſoner
verhaftet worden, darunter ein früherer Steindrucker. Es wurde 7
geld im Werte von 60 Milliarden beſchlagnahmt.
r Nierſtein, 17. Okt. Man ſchreibt uns: Die Weinleſ
heſſiſchen Rheintal hat nunmehr an allen Orten begonnen. Zwar
es in den einzelnen Lagen faſt troſtlos aus. In den beſſeren
iſt kaum das Anfahren des Ladfaſſes noch lohnend und auch in den
leren Lagen iſt kein nenenswerter Ertrag zu erhoffen, fo daß
Jahr 1923 eine Mißernte bringt, wie eine ſolche in den letzten
Jahren nicht zu verzeichnen war. Auch in bezug auf die Qualität
dem Diesjährigen nicht allzuviel Gutes nachzuſagen ſein, ſo da
älteren Jahrgänge, insbeſondere aber der 2ler, ihre bisherige B
lichkeit behalten werden. Die Scharen von Traubenleſern und =Le
nen, die zur Zeit der Leſe in den Weinbergen auf den Beinen
wird man in dieſem Jahre am Rheine nicht erblicken können, ſo daf
hierdurch wieder für manch armes Mütterchen, das im Herbſte
letzten Kräfte anſpannte, um ſich noch einige Mark zu verdienen
Verdienſtmöglichkeit ausgeſchloſſen iſt. Bei der allgemeinen Ar
loſigkeit und der Stockung des ſonſt ſo hochgehenden Verkehrs
ſeits des Rheines, iſt auch dieſer Ausfall des Verdienſtes für die
notleidende Bevölkerung am Rhein ein großer Schaden. Dazu k
noch die große Kartoffelnot, die ſich auch hier am Rhein ſehr empfi
bemerkbar macht. Mag ſein, daß die Ernte nicht ſo reichlich
fallen iſt, aber in der Hauptſache trägt die andauernde Geldentwe
dazu bei, daß der Landwirt ſeine Produkte nicht aus den Fingern
Wer da Franken oder Dollar im Beſitze hat, kann allenfalls noc
die Belieferung von Kartoffeln hoffen, und das ſind wohl die wen
und die kleineren Leute erſt recht nicht. Infolgedeſſen iſt die Err
unter der Bevölkerung ſehr groß. Einesteils richtet ſich dieſe gege
Franzoſen, da ſie das ganze Wirtſchaftsleben unterbinden und an
ſeits gegen die Landwirte, weil ſie ihre Produkte zurückhalten und
verderben laſſen, als die Bevölkerung damit verſorgen. Zudem
nimmt man noch, daß Kartoffelverſchiebungen nach Holland und
Frankreich, woſelbſt auch große Not herrſchen ſoll, an der Tagesork
wären. Nach all dieſen traurigen Tatſachen iſt für die nächſte Zu
nichts gutes zu erhoffen und der bevorſtehende Winter wird den 7
bewohnern zeigen, daß die durchlebte Not der Kriegsjahre nicht
deutete gegen die Not, die wir für die kommenden Monate zu
leben haben, das iſt nach menſchlichem Vorausſehen mehr denn
R. Laubach i. Oberh., 17. Okt. Kartoffeln für Min=
bemittelte
. Die Stadt hat zwei Waggons Kartoffeln aus Me
burg erhalten, die an minderbemittelte und kinderreiche Familien
geben wurden.

Reich und Ausland.

Sixtiniſcher Chor in Deutſchland.
Frankfurt a. M. Die größten Erfolge, die wohl jemals
Sängerchor beſchieden waren, hat ſich der Chor der Sixtiniſchen K
in Rom (unter Leitung ſeines Dirigenten Monſignore Caſimiri)
ſeine Konzerte in einigen ausländiſchen Städten, ſowie in Münche
rungen. Es iſt das erſte Mal, daß der Chor vom Papſt die Erla
zu einer Konzertreiſe erhielt. In Frankfurt findet das Konzer=
Einladung des Kaufmänniſchen Vereins am Dienstag abend im
bau ſtatt.

blich
Luf neue

Briefkaſten.

K, hier. Sie ſind im Irrtum. Das Kapital der gekündigten 2
ſtädter Stadt und Heagobligationen verjährt erſt in 30 Jahren;
Jahren verjähren die Zinsſcheine.
H. G., hier. Der einfachſte Weg iſt der folgende: Sie fordern
Vermieter auf, dem Mangel innerhalb 2 Wochen abzuhelfen. Er
die Reparatur bis zum geſetzten Termin nicht, ſo treten die Mieter
Hauſes zur Wahrung ihrer Intereſſen zuſammen und wählen
Mietervertreter. Dieſer veranlaßt, daß der Inſtandſetzungsaus
(Städtiſches Hochbauamt, Grafenſtraße) weitere Schritte in der (
tut. Dieſer Schritt dürfte wohl der einfachſte ſein.
P. R. An den Zuſchlägen für gewerbliche Räume iſt u. W. 1
geändert, jedenfalls ſind andere reichsgeſetzliche Beſtim=
gen
nicht ergangen. Falls über den Zuſchlag und deſſen Höhe
Einigung der Vertragsteile mehr beſtehen ſollte, müßte das Miet
gungsamt entſcheiden.

Geſchäftliches.

Das Tapeten= und Linoleumgeſchäft Philipp Jungmann Ne
Ludwigsplatz, das ſeit etwa 40 Jahren am hieſigen Platze beſteht
ſeiner Tapeten= und Linoleumabteilung eine modern eingerie
Teppich=Spezialabteilung angegliedert. Den ſchweren wirtſchaftl
Verhältniſſen Rechnung tragend, will die Firma weiteſtgehendſte
lungserleichterungen ohne Aufſchlag gewähren.
Ein nenes Verkaufsſyſtem. Die unſeren Leſern und Leſeri=
beſtbekannten
Firmen Darmſtädter Kaufhaus und Herm
Roſenthal ſind in Anbetracht der äußerſt ſchwierigen Lage, in
ſich das kaufende Publikum befindet, dazu übergegangen, ein n
Verkaufsſyſtem einzuführen, das ſich auf dem der wertbeſtär
gen Gutſcheine aufbaut und das jedermann in die Lage ver
die dringend notwendigen Anſchaffungen auf bequeme und leichte
bewerkſtelligen zu können, ohne die Entwertung der Mark befüre
zu müſſen. Alles Nähere in der im heutigen Inſeratenteil veröff
lichten Anzeige.

Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 19. Okt. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 30 Min,
Samstag, den 20. O’t. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min, Sd
erklärung. Sabbatausgang 6 Uhr 10 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. .A
7 Uhr
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft
Samstag, den 20. Okt. Vorabend 4 Uhr 55 Min. Mor=
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 6 Uhr 10 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachm. 4
30 Min.

Weiterbericht der Gießener Wetterwarte.

ettervorherſage für Samstag, den 20. Dktob
Heiter bis wolkig, trocken, nachts kühl, tagsüber ziemlich mild.

ee
Landestheater, Großes Haus keine Vorſtellung. Kleines H
Anfaug 7½ Uhr, Ende nach 10 Uhr (Zuſatzmiete 42): Schluck
Jau. Union= Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpi
Kinovorſtellungen.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politi
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Lau
raten
Reich und Ausland: Max Streeſe; für
7 V. 9. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die hentige Rummer hat 6 Seiten

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Darmſtädter Tagblatt

Der finnländiſche Geldmarkt.

Dndeddett

19. Oftober 1923 Nr. 289

Im Laufe der letzten Wochen hat ſich auf dem finnländiſchen Geld=
markt
eine ziemlich ſchſvierige Situation herausgebildet. Es machten
ſich allmählich die Folgen der allgemeinen Wirtſchaftslage geltend, vor
allem kamen die Exportſchwierigkeiten zur Gkltung. Finnland hatte
die vergangenen Monate einen außerordentlich hohen Import, während
die Exportziffern weniger zufriedenſtellend waren. In den Frühjahrs=
monaten
war die Exportkonjunktur für die hauptſächlichen Exportgüter
noch einigermaßen günſtig geweſen aus dem beſonderen Grunde, weil
Schweden verhältnismäßig wenig als Konkurrent auftrat infolge der
großen Arbeitskämpfe in der holzverarbeitenden Induſtrie. Dann kam
Schweden in verſtärktem Maße wieder in den Markt für Holz, Celluloſe
und Papier; gleichzeitig wurde der Abſatz nach den mitteleuropäiſchen
Ländern infolge des Ruhrkampfes immer ſchlechter, ſo daß jetzt ziemlich
große unverkaufte Läger in Finnland vorhanden ſind, in denen die zur
Verfügung ſtehenden Kreditmittel in erheblichem Maße feſtgelegt ſind.
5s kam weiter hinzu, daß die Ausſichten für die Ernte in Finnland ganz
jeſonders im Auguſt verhältnismäßig ſchlecht beurteilt wurden, ſo daß
tus dieſem Grunde ſchon mit einem erhöhten Importbedarf für die
veitere Zukunft gerechnet wurde; hierdurch wurden viele ausländiſche
Heldgeber dahin gebracht, ihre Finnmarkguthaben in andere Valuten
umzuwechſeln. Bei der akuten Kriſis, die im September einſetzte, trat
ils erſchwerendes Moment hinzu, daß infolge der allgemeinen Lage der
Valutavorrat der Finnlandsbank bereits in den vorangegangenen
Wochen geſchwächt war. So kam es, daß am 8. September der Kurs=
tand
der Finnmark nicht mehr zu halten war und in der Zeit vom
3.10. September ein Rückgang des Finnmarkkurſes eintrat, und zwar
tieg das Pfund in Helſingfors von etwa 164 auf 170 und die Schweden=
rone
von 966 auf 1000. Der Vorſtand der Finnlandsbank erhöhte dar=
uuf
ſofort den Diskontſatz auf 9 Prozent und dieſe Maßnahme, welche
chon durch die ſehr angeſpannten Verhältniſſe auf dem Geldmarkt be=
gründet
war, verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Finnmark hat ſich
eitdem ſehr ſtabil gehalten, der Kursſtand gegenüber den ausländiſchen
Valuten hat ſich ſogar wieder etwas gebeſſert. Für die weitere Ent=
vicklung
wird es hauptſächlich darauf ankommen, wie ſich die Export=
verhältniſſe
weiter geſtalten, beſonders wie die Verhältniſſe auf dem
Holzmarkt ſein werden. Es ſieht in dieſer Beziehung einigermaßen
günſtig für Finnland aus, da in den Hauptabnehmerländern nur ver=
hältnismäßig
geringe Läger vorhanden ſind; es fragt ſich allerdings
b eine ſtärkere Nachfrage noch rechtzeitig vor Beendigung der Ver=
ſchiffungsperiode
einſetzen kann, wenn ſich die politiſchen Schwierigkeiten
n Mitteleuropa nicht bald legen.
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Heiligenſtädt u. Co., Werkzeugmaſchinenfabrik
and Eiſengießerei A.=G., Gießen. Anſtelle der zum 31.
Dezember 1923 gekündigten Genußſcheine können die Inhaber der Ge=
nußſcheine
die Umwandlung von je einem Genußſchein in je eine
Stammaktie zu 1000 Mk. verlangen, wenn ſie den Gegenwert von 1½
Dollar in Papiermark für jeden Genußſchein in der Zeit vom 15.20.
Oktober 1923 einzahlen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
E=d. Erleichterungen im Scheckverkehr. Wie kürzlich
von uns berichtet, waren von der Bankwelt Beratungen eingeleitet wor=
den
, um Erleichterungen im Scheckverkehr herbeizuführen. Wir erfah=
ten
heute, daß dieſe Beratungen zu wichtigen, poſitiven Ergebniſſen ge=
ührt
haben. Die hauptſächlichſten Beſchlüſſe ſind die folgenden: Wäh=
end
bisher die Valuta ausgeſtellter Schecks für den Tag der Ausſtellung
jelaſtet wurde, findet jetzt die Belaſtung erſt am Tage des Vorkommen
des Schecks ſtatt.
h. Gebrüder Sulzer A.=G., Ludwigshafen a. Rh. In
em Geſchäftsjahr 1922/23 war der ſüddeutſche Metallarbeiterſtreik, dann
ie Mitte Januar eingetretenen verſchärften Beſetzungsverhältniſſe und
ie ſtändige Entwertung der Mark von ſchwerer Eintvirkung auf das
inanzielle Ergebnis. Die Verwaltung beantragt deshalb, von der Ver=
eilung
einer Dividende (i. V. 10 Proz.) Abſtand zu nehmen und den
keingelvinn von 154 675 893 (5 640 306) wie folgt zu verwenden: Ge=
etzliche
Rücklage 750 000 Mk., Sonderrücklage 98 362000 Mk., Vortrag
uf neue Rechnung 55 563 892 Mk. In der Bilanz ſind Gläubiger mit
252 800 235 Mk., Schuldner mit 2 291 574 449 Mk., Vorräte und Fabri=
ationsbeſtände
mit Mk. 3 045 940 639. Die ordentliche Generalverſamm=
ung
erklarte ſich mit den Anträgen der Verwaltung einverſtanden.
* Zuckerfabrik Frankenthal A.=G., Frankenthal
Rheinpfalz. 235,2 Mill. Stammaktien der Geſellſchaft wurden
um Handel und zur Notiz an der Berliner Börſe zugelaſſen. Der
Zrundbeſitz der Geſellſchaft umfaßt 246 Hektar, wovon rund 53 Hektar
ebaut ſind. Die Geſellſchaft beſitzt als hypothekenfreies Eigentum die
ſuckerraffinerie Frankenthal, die Rohzuckerfabrik Friedensau=Rheinpfalz,
ebſt dem Wieſengut Bruchhaus, die Zuckerfabrik Gernsheim=Rhein, die
ſuckerfabrik Regensburg i. Regensburg, ein in Würzburg gelegenes
Vohn= und Bureaugebäude, ſowie Ländereien bei Ochſenfurt. Die
kaffinade Frankenthal iſt neben den zur Raffination von Nohzucker und
derſtellung von Melaſſenfutter erforderlichen Maſchinen und Einrich=
ungen
mit einer eigenen Geleiſe=Anlage von insgeſamt 5 Km. ver=
ehen
. Außerdem ſind vorhanden: Rangier=Lokomotiven, ausgedehnte
jagerhäuſer ſowie 85 Beamten= und 244 Arbeiterwohnungen in fabrik=
igenen
Gebäuden. Die übrigen Betriebe haben ebenfalls Anſchluß=
eleiſe
. In unmittelbarer Nähe der Zweigfabriken befinden ſich eben=
alls
eine größere Anzahl von Beamten= und Arbeiterwohnungen. Die
zweigfabrik Gernsheim verfügt über eine eigene Rhein=Hafenanlage zur
Ferladung von Kohlen, Rüben und Zucker. Das Gebäude der Fabrik
Regensburg, iſt mit der dortigen neuen Hafenanlage unmittelbar ver=
unden
. Dieſe Fabrik beſitzt auch einen eigenen Kalkſteinbruch, durch den
er Bedarf an Kalkſteinen für die Bearbeitung der Rüben auf lange
ſeit geſichert iſt. In der letzten Jahresbilanz per 31. 8. 22 ſtanden
Nobilien und Materialien mit 24,12 Milliarden zu Buch. Beteiligungen
7 Höhe von 37 Mill. enthielten 10,23 Mill., Anteile der Konſerven=
abrik
Helvetia 20,35 Mill., die der Intereſſengemeinſchaft angehörigen
efreundeten Geſellſchaften, ſowie der Uebernahmewert der Zuckerfabrik
tegensburg und der Liegenſchaften in Würzburg und Ochſenfurt. Laut
ſwiſchenbilanzzahlen vom 28. Februar ds. Js., welch letzter Stichtag
erhältnismäßig weit zurückliegt, ſodaß aus dieſen Zahlen ein genauer
Schluß über den gegenwärtigen Stand des Unternehmens nicht zu ziehen
t, betrugen die Debitoren einſchließlich 1220 Mill. Bankguthaben und
inſchließlich 1226 Mill. Forderungen an befreundete Geſellſchaften der
Intereſſengemeinſchaft 8208 Mill., Vorräte wurden mit 3351 Mill. be=
zertet
. Hiervon entfallen auf Betriebsmaterialien 1922 Mill., anderer=
eits
hatten Kreditoren 10 006 Mill. zu fordern, worunter Bankſchulden
Höhe von 3592 Mill. und Forderungen von befreundeten Geſellſchaf=
e
der Intereſſengemeinſchaft in Höhe von 80,2 Mill. und 2905 Mill.
lkzepte enthalten ſind. Die Umſätze in Zucker und Nebenprodukten be=
rugen
in den letzten drei Geſchäftsjahren 1919/2021/232: 844 590
366 531 bezw. 1222 476 Dlz. Aus einem Rohgewinn des letzten
Zeſchäftsjahres von 30,5 Mill. wurden 40 Prozent Dividende auf ein
Stammkapital von 67,2 Mill. verteilt. Zum Schluſſe bemerkt die Ge=
ellſchaft
im Proſpekt, daß das Ergebnis der erſten Hälfte des neuen Ge=
häftsjahres
zufriedenſtellend war. Infolge der Nuhrbeſetzung und in=
olge
Ausbleibens jeglicher Kohlenzufuhren mußte der Raffineriebetrieb
n Frankenthal im Februar ſtillgelegt werden, zumal durch die Unter=
indung
des Verkehrs, auch der Bezug von Auslandskohle und jeglicher
Jerſand unmöglich gemacht wurde. Dadurch dürfte das Jahresergebnis
ingünſtig beeinflußt werden. Es ſei jedoch durch die Aufnahme des
kaffineriebetriebes in Regensburg dafür Vorſorge getroffen, daß die
n Frankenthal entſtehenden Ausfälle möglichſt ausgeglichen werden.

* Schnellpreſſenfabrik Frankenthal Albert u. Co.,
Frankenthal (Rheinbahern). Der Abſchluß der Gefellſchaft für
das Geſchäftsjahr 1922/23 zeigt folgendes Bild: In T. Mk. Rohgewinn
1123 785 Mk., Unkoſten 769 373 Mk., Zinſen 431 Mk., Abſchreibungen
und Reparaturen 276 063 Mk., ſodaß ein Reingewinn von 77 917 und
einſchließlich Vortrag von 78,075 verbleibt. Hieraus gelangte eine Divi=
dende
von 250 Prozent auf Stammaktien und 6 Prozent bezw. 7 Prozent
auf Vorzugsaktien zur Verteilung. Einem Wohlfahrtsfonds wurden
30 000 Mk. überwieſen und auf neue Rechnung 2928 Mk. vorgetragen.
In der Bilanz erſcheinen Warenvorräte mit 511,137, Außenſtände mit
2167,355, Effekten mit 545, Wechſel mit 7558, Kaſſe mit 115/487, Grund=
ſtücke
und Gebäude, Betriebswerkzeug, Maſchinen und Werkzeuge mit
45 000 und Kreditoren mit 3 296 589 Mk. Nach dem Bericht des Vor=
ſtandes
war das Werk im abgelaufenen Geſchäftsjahre ſtets reichlich mit
Aufträgen verſehen und hatte Gelegenheit, die mancherlei Schwankun=
gen
der letzten Jahre in der Rentabilität in gewiſſem Grade auszu=
gleichen
. Die letzten zwei Monate des Geſchäftsjahres ſtanden jedoch
unter dem Zeichen des Rhein=Ruhr=Konfliktes.
* Einſtellung der Einrichtung von Reichsbank=
Girokonten. Die Ueberlaſtung der Reichsbank mit laufenden Ar=
beiten
hat nach Meldung dazu geführt, daß die Reichsbank auf die Dauer
eines halben Jahres die Eröffnung neuer Girokonten eingeſtellt
hat. Bis dahin denkt man durch den fortſchreitenden Ausbau der inneren
Organiſation dahin gelangt zu ſein, daß dieſe Beſchränkung aufgehoben
werden kann.
* Hochvaluta=Faktorierung gegenüber dem Aus=
lande
. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat dem Reichstag eine Ver=
ordnung
auf Grund des Notgeſetzes, betreffend Maßnahmen zum Schutz
der Währurg, zugehen laſſen. Hierin wird auch beſtimmt, daß der Ver=
kauf
von Waren nach dem Auslande nur unter Preisſtellung und Be=
zahlung
in der Währung des Empfanglandes oder in amerikaniſcher,
engliſcher, holländiſcher und ſchweizer Währung erfolgen darf. Der
Gegenwert der Ausfuhr darf nur im Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft
verwendet werden. Der Ausführende hat nach Eingang des Ausfuhr=
gegenwertes
, jedoch ſpäteſtens innerhalb, eines Monats, bei Ueberſee=
geſchäften
innerhalb zweier Monate nach erfolgter Ausfuhr 30 Pro=
zent
des Ausfuhrgegenwertes in ausländiſchen
Zahlungsmitteln an die Reichsbank, nach ſeiner Wahl
gegen Reichsmark oder gegen Reichsgoldanleihe bezw. nach Einführung
von Goldkonten bei der Reichsbank gegen Gutſchrift auf Goldkonto ab=
zuführen
. Der Kommiſſar für Deviſenerfaſſung kann Ausnahmen von
den vorſtehenden Vorſchriften zulaſſen. Bei Zuwiderhandlung ſind Geld=
ſtrafen
bis zu 10 000 Goldmark vorgeſehen.
Ed- Die Zahlungsſchwierigkeiten der Berliner
Bankfirma Kochmann, Zeidler u. Co. Wir konnten be=
reits
von Zahlungsſchwierigkeiten einer mittleren Berliner Bankfirma
berichten. An der heutigen Börſe zeigte es ſich nun, daß die Zahlungs=
ſchwierigkeiten
durch eine Zahlungseinſtellung abgelöſt worden ſind. Es
handelt ſich um die noch jüngere Bankfirma Kochmann, Zeidler u. Co
Die Zahlungseinſtellung wurde an der heutigen Börſe beſonders leb=
haft
beſprochen, da durch ſie auf verſchiedenen Marktgebieten die Ten=
denz
maßgebend beeinflußt worden iſt. Das galt u. a. namentlich vom
Schiffahrtsaktienmarkt, wo ſelbſt die Kursfeſtſtellung für Lloyd=Aktien
nur unter Zuziehung von zwei Börſenkommiſſaren ſtattfinden konnte.
Die ſtarke Feſtigkeit für Petroleumwerte wurde ebenfalls mit der Zah=
lungseinſtellung
in Verbindung gebracht. Für Rechnung der inſolven=
ten
Firma wurden an der heutigen Börſe Glattſtellungen vorgenommen,
die nach Anſicht beteiligter Kreiſe in die Tauſende von Billionen gehen
ſollten. Die Firma hat offenbar trotz ihres noch jungen Beſtehens ſehr
erhebliche Baiſſe=Engagements unterhalten, die im Wege der Exekution
heute gedeckt worden ſind. Von den Firmeninhabern ſelbſt wird uns
auf Anfrage erklärt, daß man die Hoffnung auf eine gütliche Ausein=
anderſetzung
mit den Gläubigern, insbeſondere mit den Großbanken,
noch nicht aufgegeben hat.
* Braunkohlen= und Brikett=Induſtrie A.=G.,
Berlin. In einer Aufſichtsratsſitzung wurde beſchloſſen, der G.=V.
vom 20. ds. folgende Vorlagen zum Beſchluß zu unterbreiten: Nach Ab=
ſchreibungen
von 1½ Milliarden die Dividende für Vorzugsaktien auf
7 Prozent, für die alten Stammaktien auf 150 Prozent und für die
jungen Aktien auf 75 Prozent feſtzuſetzen. Durch dieſe Dividendenaus=
ſchiittung
wird lediglich das den Aktionären zum Bezuge der jungen
Aktien im Laufe des Jahres gegebene Darlehen von 1500 Mk. je Aktie
getilgt. Von einer darüber hinausgehenden Ausſchüttung an die Aktio=
näre
will der Aufſichtsrat abſehen, um dem Werk bei den gegenwärtigen,
durchaus unüberſichtlichen Verhältniſſen keine Mittel entziehen zu müſſen.
* Dr. Paul Meyer A.=G., Berlin. Die a. v. G.=V. geneh=
migte
Kapitalserhöhung um 100 Mill. auf 300 Mill. mit Dividenden=
berechtigung
ab 1. 1. 23. Hiervon wird ein Teilbetrag von 25 Mill.
den alten Aktionären derart zum Bezuge angeboten, daß auf nom. 8000
Mark alte Aktien nom. 1000 Mk. neue zu einem noch feſtzuſetzenden
Kurſe zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumſatzſteuer bezogen werden
können. Als Bezugskurs ſind 25 Mill. Prozent in Ausſicht genommen.
* A.=G, vorm. Seidel u. Naumann, Dresden. Durch
die Deutſche Bank und die Dresdener Bank ſollen demnächſt 117 Mill.
Stammaktien des Unternehmens in den offiziellen Verkehr der Berliner
Börſe eingeführt werden. Die Aktien der Geſellſchaft werden ſeit 1912
an der Dresdener Börſe notiert und hatten dort am 12. 10. 1912 einen
Kurs von 300 Prozent: 1886 wurde die Geſellſchaft unter der Firma
Nähmaſchinenfabrik und Eiſengieſterei, vorm. Seidel u. Naumann,
Dresden, gegründet. Die Geſellſchaft beſitzt je zwei Niederlaſſungen in
Frankfurt, Hamburg, Berlin und Wien. Sämtliche Beteiligungen be=
ſtehen
in Form einer G. m. b. H. Gegenſtand des Unternehmens iſt
Herſtellung und Vertrieb von Nähmaſchinen, deren Beſtandteile und an=
derer
durch Maſſenfabrikation herzuſtellender verwandter Artikel. Es
werden erzeugt: Nähmaſchinen, Schreibmaſchinen, Rechenmaſchinen,
Fahrräder und Lokomotiv=Geſchwindigkeitsmeſſer. Das derzeitige voll=
bezahlte
Grundkapital beſteht aus 120 Mill. Stammaktien und 8 Mill.
Vorzugsaktien. Es betrug urſprünglich 2,5 Mill. Die letzte Kapitals=
erhöhung
erfolgte im Februar ds. Js. und zwar wurden damals 60 Mill.
Stammaktien und 4 Mill. Vorzugsaktien geſchaffen. Die 8 Mill. Vor=
zugsaktien
befinden ſich im Beſitze eines überwiegend aus Mitgliedern
des Aufſichtsrates und Vorſtandes beſtehenden Konſortiums. Die Vor=
zugsaktien
ſind für die bekannten drei Fälle mit zehnfachem Stimmrecht
ausgeſtattet, ſodaß 120 000 Stimmen der 120 Mill. Stammaktien 80 000
Stimmen der Vorzugsaktien gegenüberſtehen. Die Geſellſchaft beſitzt
Werkanlagen in Dresden und Heidenau. Nach den Zwiſchenbilanzzahlen
per 30. 7. 23 belaufen ſich Debitoren auf 9777 Mill., Kreditoren jedoch
nur auf 2033 Mill., Akzepte ſined von 7,5 Mill. per 31. 12. 22 auf 396
Mill. geſtiegen. Waren= und Materialvorräte werden zahlenmäßig nicht
genannt. Es wird nur bemerkt, daß die Beſtände gegenwärtig mengen=
mäßig
etwa dieſelben ſeien, wie in der Bilanz per 31. 12. 22. Die Um=
ſätze
betrugen 1920 73,75 Mill. und 1922 2557 Mill. Laut Mitteilung
der Verwaltung iſt das Unternehmen zurzeit in allen Abteilungen voll=
beſchäftigt
und die Verwaltung glaubt für das abgelaufene Geſchäfts=
jahr
den Aktionären auch auf das erhöhte Aktienkapital eine günſtige
Dividende in Ausſicht ſtellen zu können.
* Ernemann=Werke A.=G., Dresden. Die Verwaltung
beantragt Erhöhung des Stammkapitals um bis zu 35 Mill. durch Aus=
gabe
von 32,5 Mill. Stammaktien und Umwandlung der beſtehenden
2,5 Mill. Vorzugsaktien in Stammaktien. G.=V. 3. 11.
L. Bad Mergentheim A.=G. Die a. v. G.=V. vom 15. d.
Mts, beſchloß, das Bezugsrecht anderweit in der Weiſe feſtzu=
ſetzen
, daß auf 10 alte 1 junge Aktie zum Preiſe von einer Goldmark
für die Aktie zuzüglich einer vom Aufſichtsrat feſtzuſtellenden Bezugs=
rechtspauſchale
bezogen werden kann. Zugewählt zum Aufſichtsrat:
Direktor Benario (Dtſch. Eff.= u. Wechſelbank in Frankfurt a. M.),
Hausmarſchall Edmund Weich=Koburg und Bankier Mart. Aufhäuſer=
München. Das Bezugsrecht iſt vom 18. d. Mts. Lis 1. Nov. auszuüben.

* Kunſtmühle Divoli, München. Der Reingewinn für
das abgelaufene Geſchäftsjahr in Höhe von 34,7 Mill. wird wegen der
Bedeutungsloſigkeit einer Dividende auf neue Rechnung vorgetragen.
Die Geſellſchaft plant Kapitalserhöhung von 10 auf 20 Mill.
* Dänemarks Defizit. Nach Kopenhagener Meldungen be=
läuft
ſich das Defizit des Staatshaushaltes 1923/24 auf 60 Mill. Kronen,
das von der Regierung anfangs mit einem weit größeren Betrage, mit
etwa 113 Mill. Kronen, angenommen wurde, ſich aber inzwiſchen durch
energiſche Abſtriche bei den Ausgaben im Hinblick auf die geſchwächte
Stellung der Krone auf den Valutamärkten auf die erſtgenannte Zahl
verringerte.
* Grube Leopold A.=G., Köthen. Die a. o. G.=V. beſchloß
gegen 6 Stimmen der Oppoſition die Verdoppelung des Aktienkapitals
um 90 Mill. ab 1. 1. 23 dividendenberechtigter Stammaktien und um
9 Mill. Vorzugsaktien. Die neu geſchaffenen Aktien werden von einem
Konſortium unter Führung der Bank für elektriſche Werte übernommen
mit der Verpflichtung, einen Teilbetrag den alten Aktionären derark
zum Bezuge anzubieten, daß auf 9 alte Aktien 1 junge bezogen werden
kann. Der Bezugskurs ſoll ca. 10 Prozent des jeweiligen Börſenkurſes
betragen. Nach Ausführung des Vorſtandes benötigt die Geſellſchaft
dringend Material zur Auffüllung der in letzter Zeit ſtark angegriffenen
Materialvorräte, ſowie zum Ausbau des Neuwerkes der Grube Ludwig;
ſchließlich ſeien auch Mittel zur evtl. Beteiligung und Intereſſennahme
an anderen Geſellſchaften zu Feldkäufen zur Arrondierung ins Auge
zu faſſen. Schließlich wurde die G.=V. ermächtigt, den Obligationsinha=
bern
ein Angebot zu machen dahingehend, daß auf nom. 100 000 Mk.
Obl. 1 Stammaktie nom. 1000 Mk. getauſcht werden kann.
Anleihen.
h. Wertbeſtändige Holzanleihe der Stadt=
gemeinde
Bühl und der Gemeinde Bühlertal. Die
beiden Verwaltungen haben die ſtaatliche Genehmigung zur Ausgabe
einer 6proz. wertbeſtändigen Holzanleihe bis zum Höchſtbetrage von zu=
ſammen
7000 Feſtmeter Nadelnutzhelz dritter Klaſſe erhalten. Die An=
leihe
wird nach Bedarf begeben. Für 100 Feſtmeter Anleihewert wird der
Geldwert von 6 Feſtmeter obiger Holzſorte vergütet. Der Zeichnungs=
preis
für 1 Feſtmeter iſt auf 27 Goldmark 6,5 Dollar, feſtgeſetzt,
zahlbar in Papiermark nach dem Mittelkurs des Dollars der Berliner
Börſe vom Vortag des Eingangs der Zeichnung. Die Anleihe ſoll je
nach Bedarf in Stücke zu ½, ½ 1 2 und 5 Feſtmeter eingeteilt werden.
Der Beginn der Zeichnung wurde auf den 18. Oktober 1923 feſtgeſetzt und
iſt jederzeitiger Schluß vorbehalten.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
treidebörſe
vom 18. Oktober. (Getreide, Hülſenfrüchte und Bier=
treber
ohne Sack, Weizenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kg.
Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung.) Weizen, Wetterauer,
Mk. 2526 Milliarden, Roggen Mk. 2022 Milliarden, Sommergerſte
Mk. 1820 Milliarden, Hafer, inländiſcher, Mk. 1417 Milliarden,
Weizenmehl, ſüdd. Spezial Null, 4345 Milliarden, bei Waggonbezug
ab Mühlenſtation, Roggenmehl Mk. 3740 Milliarden, Weizen= und
Roggenkleie 89 Milliarden. Tendenz: feſt. Alle Preiſe ſind nomi=
nell
notiert, da nur wenige Abſchlüſſe zuſtande kamen.
wb. Berliner Produktenmarkt. Am Produktenmarlt
wirkte die Sorge wegen der verworrenen politiſchen Verhältniſſe im Ver=
ein
mit der bedeutenden Steigerung der Deviſenkurſe ſich in weiterer
ſtarker Aufwärtsbewegung der Preiſe aus. Das Angebot vom Inlande
hat ſich weiter verringert, wozu auch drängende Feldarbeiten und beſon=
ders
die Kartoffelernte beigetragen haben ſollen. Seitens der Bäcker
macht ſich eine gewaltige Nachfrage nach Roggenmehl geltend, was eben=
falls
die Preiſe in die Höhe treibt. Auch die Reichsgetreideſtelle kauft
weiter zu weſentlich erhöhten Preiſen. Sämtliche Marktartikel ſtellten
ſich erheblich im Preiſe höher, jedoch bei meiſt ruhigem Verkehr.
h. Badiſche Zentralhäute=Auktion. Die auf Diens=
tag
nach Mannheim anberaumt geweſene Badiſche Zentralhäute=Auktion
wurde wegen zu geringer Gebote abgebrochen und wird am nächſten
Dienstag in Stuttgart ihre Fortſetzung finden. Die Preisforderungen
lauteten auf Goldmark.

Börſen.

wb. Berliner Vörfenſtimmungsbild. Im Zuſammen=
hang
mit den geſpannten außen= und innenpolitiſchen Verhältniſſen ver=
ſchärfte
ſich der Kaufandrang nach wertbeſtändigen Anleihen und Zah=
lungsmitteln
. Schon am Vormittag erfuhren im Freiverkehr die Deviſen=
preiſe
wieder ſehr bedeutende Erhöhungen. Der Dollar wurde bis 9
Milliarden genannt. Nur vorübergehend erfolgten mäßige Rückgänge.
An der Börſe entwickelte ſich ein ſtürmiſches Geſchäft in Dollarſchatzan=
weiſungen
und Goldanleihe, die zu 8,1 bis 8,3 bezw. zu 7,3 Milliarden in
großen Poſten umgeſetzt wurden. Vorübergehend trat eine Abſchwächung
ein, als die Reichsbank bei Feſtſtellung der erſten Deviſenkurſe, nämlich
für London und Amſterdam uſw., volle Zuteilungen vornahm. New=
York wurde aber wieder mit 30 Proz. repartiert. Die Haltung blieb
im allgemeinen ſehr feſt.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 18. Okt. Telegr. Auszahlungen:

fe fe Geld Geld Briel Antwerpen=Brüſſel.. B19 200000 320800000 438 750 0. 451 125000. Holland .............. 2443875000. 24561 25000 3391 500000 3408 500900. London". 28927 500000. 230 72.30 0000 78902500 000 39097500000 Paris.. 379 050 000. 3 0950000 E13712500 516 287500 Schweiz.. 114712 000. 1152 875000 1496 250000 1503 50000. Spanien 817875000 832 125000 147 125000. 1152873000 Italien 279 300000 280 700000. 689 0.5000. 190975000. Liſſabon=Sporto. Dänemark .. 1067325000 1072 675000 1471312500, 1778687500. Norwegen. 947 625000 58375000 1236 750000. 1303 250000. Schweden. 1596 000000. 160 4 000000 2244375000 2255 625000. Helſingfors 149625000. 1503750 00. 2 4 437500 225 562500. New=Yor= 6 084750000. 6 115250000. 3778000000. 8322 000000. Deutſch=Oſterreich 93765. 94235. 1221,2.50 123307.50 Budapeſt 359100. 360 900. 423925. 431075. Prag". 185,535 000. 186 465000. 256 863250. 258 143750. Sofia 274 812500. 275 167500.

grat.

w. Teviſenmarkt. Berlin, 18, Oktober Telegr, Auszahlungen für:

ie
Geld 78.5
B0f 2 Ni
Aße Amſterdam=Rotterdam : 2154600000. 12165400000. B199980000. 3216020000. Brüſſel=Antwerpen ....." 291270000. 292370000. 422940000. 425460000. Chriſtiania . . . . . . . . . . .. ." 849870000. 854150000 1264630000. 1271170000. Kopenhagen ..........." K967575000. 972425000. 14324 10000. 1439590000. Stockholm ..
... 1450365000. 1457635 00 0. 12154600000. 2165400000. Helſingfors". 140632500. 147167300. 121745000. 218555000. Italien.. 25 1370000. 252680000. 371070000 772930000. London". 24937500000 25062500000 36907500000. 37092507 000. New=York. E486250000. 55 13750000. 13u600000. 8180400000. Paris.. 33165009 3348 5000. 190 770000. 493.30000. Schweiz.. 1936522500. 991472500. 1464330000. 1471670000. Spanien 148250000. 751377000. 1103235000. 1108765000. Wien (in D.=Sſter 77306. 77694. 115710. 116290. Prag". 16s591000. 1644 10000. 243390000. 244610000 Budapeſt 299500. 300700. 448875. 451125. Buenos=Aires, 1755360000 v. 11764400000. 2669310000. 2682690000. Bulgarien 53875000. 54135000 79 00000 80200000. Japan", 27 18157540. 273 1812500. 3990000 000. 4010000000. Rio de Janei 518700000 521300000. 778050000. 781950000. Belgrad.. 6487500. 65 62500. 93760000. 962400/ 0. Liſſabonn. . . . 216457500. e17542 (0. K23190000. 324810000. Sofia ..."

Familiennachrichten

KffR
Nur auf dieſem Wege

Wir beehren uns, die Verlobung
unſerer Kinder Emmp Charlotte und
Alfred hierdurch ergebenſt anzuzeigen.
Mainz, Kaiſerſtr. 25
J. J. Fulda und Frau
Johanna, geb. Roſenblatt
Darmſtadt, Zeughausſtr. 3
Max Jonas Meher u. Frau
Jennh, geb. Bodenheim

Emmy Charlotte Fulda
Alfred Meger
Verlobte

Mainz

Darmſiadt

26735

Todes=Anzeige.
Heute wurde mein lieber, guter
Mann, unſer treuſorgender Vater
Herr
Leonhard Grimm
uns durch den Tod entriſſen,
Darmſtadt, 17. Okt. 1923.
Die trauernden Hinteröliebenen:
Frau Eliſe Grimm und Kinder.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 19. Okt., nachm. 4 Uhr, auf
dem Friedhof Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
ſtatt. (7881

Heute morgen 7½ Uhr entſchlief
plötzlich und unerwartet, durch
einen Unglücksfall getroffen, mein
innigſtgeliebter Mann, unſer her=
zensguter
Vater, Schwager und
Onkel
Herr Jakob Witzel
Inſtallateur
im Alter von 49 Jahren.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Frau Eliſe Witzel
geb. Rohmig.
Die Beerdigung findet Samstag,
den 20. Okt., vorm. 11 Uhr, auf
dem Friedhof Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
ſtatt. (*26754

Herloren

geſtern abend ſchwergoldenes
Armband
mit Saphir und Brillant auf
dem Wege zwiſchen Wilhelminen=
und Karlſtraße oder Wilhelm=
Eichberg=, Anna=u. Wilhelminen=
ſtraße
. Der ehrliche Finder wird
gebeten, dasſelbe in der Geſchäfts=
ſtelle
d. Bl. gegen hohe Beloh=
nung
abzugeben.
(i875

guterh",
Schlafzim. zu verk.
Keller, Karlſtr. 53, (*-2700

3 fl. Gasherd m. Backofen
z. vk. Emilſtr. 17, I. (*20747

[ ][  ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 19. Oktober 1923.

Rummer 289.

68)

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)

Der Zug ſetzte ſich wieder, durch die ſtillen Gaſſen in Be=
wegung
, und nach weiteren fünfzehn Minuten näherte man ſich
dem Hafen. Je näher ſie an ihn herankamen, deſto dichter waren
die Gäßchen, die hinführten, von einem ſchweren, grauen Nebel
erfüllt, der in den Nachtſtunden aus dem Mittelmeer aufgeſtiegen
war. Als man ſchließlich am Waſſerſaum angelangt war, war
der Nebel ſo dicht, daß die Häuſer zu beiden Seiten nur wie un=
deutliche
Schatten zu ſehen waren. Rings herum auf die Weſt=
ſeite
zu gehen, wo die Jolle des Storchs lag, daran war nicht
zu denken; es hätte noch wenigſtens fünfzehn Minuten Marſches
bedeutet; und ſowohl der Großherzog, der zwar nichts getragen
hatte, wie ſeine Begleiter waren vor Müdigkeit ganz erſchöpft.
Seine Hoheit bat ſeine Freunde, zu bleiben, wo ſie waren, und
er verließ ſie einen Augenblick, um zu rekognoſzieren. Nach zwei
Minuten war er wieder da und winkte ihnen, ihm zu folgen.
Er führte ſie vorſichtig zwiſchen zwei niedrigen Werkzeug=
ſchuppen
derſelben Art durch wie auf der Oſtſeite des Hafens,
wo er und Philipp vor einigen Stunden gelandet waren. Nur
erhob ſich auf dem Dache des einen eine Flaggenſtange, und der
Großherzog beugte ſich zu Philipp vor, um zu flüſtern:
Die Reſidenz Ihres Freundes Emiliones, wenn ich nicht
irre! Hoffentlich hört er uns nicht!
In der nächſten Sekunde hatten ſie die beiden Häuschen
glücklich paſſiert und waren unten am Ufer, wo das Waſſer ſich
im Nebel hob und ſenkte, langſam wie Pendelſchläge einer alter=
tümlichen
Uhr. Ein kleines Ruderboot, vermutlich dasſelbe, das

den Präſidenten und ſeinen Freund zum Storch gebracht hatte,
lag auf das Ufer gezogen. Auguſte und Joaquin ſetzten keuchend
die Tragbahre zu Boden, und der Großherzog flüſierte ihnen zu:
Geht ins Univerſal zurück, nehmt Euch die beſten Zimmer
und laßt Euch geben, was Ihr wollt, zum allerwenigſten Cham=
Fagner, wenn der alte Porfirio welchen hat. Morgen komme
ich ans Land und übernehme wieder das Regiment. Erkundige
Dich nach dem Preiſe, der Kaninchen, Joaguin, für das Feſt=
diner
! Gute Nacht!
Auguſte und Joaquin verſchwanden ſtumm im Nebel, und
der Großherzog wendete ſich an Philipp:
Jetzt, Profeſſor, erübrigt es nur, daß wir zum Storch
hinüberkommen. Wollen Sie das Boot hinausſchieben, ſo werde
ich verſuchen, unſeren Schützling hineinzubringen.
Er umfaßte die Großfürſtin vorſichtig, um ſie aus der Bahre
zu heben, im ſelben Augenblick war es, als durchliefe ein elek=
triſcher
Strom ihren Körper. Und bevor er es noch verhindern
konnte, hatte ſie die Arme um ſeinen Hals geſchlungen. Er fühlte
ſich von ihnen umſchloſſen, wild, wie im Fieber; dann drang ein
Flüſtern an ſein Ohr:
Ramon Ramon ſie dürfen ihn nicht töten! Ich liebe
ihn . . ."
Er erzitterte plötzlich ſo, daß er ſie faſt, losgelaſſen hätte;
doch dann gelang es ihm, ſeine Selbſtbeherrſchung wieder zu er=
langen
, und mit pochenden Schläfen hob er ſie ganz aus der
Bahre.
Sein verletzter Knöchel brannte und flammte, als er die
wenigen Schritte zum Boot hinunter machte; aber er hatte dabei
das Gefühl, als ſchwebte er durch elyſäiſche Gefilde, ohne ſie auch
nur mit dem Fuß zu berühren. Ohne daß er es wußte, wie es
zugegangen war, ſaß er plötzlich auf einer Ruderbank, mit ihr
in ſeinen Armen; er verſuchte, ihren Griff um ſeinen Hals zu
löſen, aber konnte es nicht, und hörte Philipp Collin ſagen:

Die Bahre, Hoheit! Einen Augenblick, ich ſpringe an
Land und verſtecke ſie. Unſer Freund Emiliones . ..
Damit hüpfte Philipp raſch ans Land zurück, und der Grof
herzog blieb allein, mit ſchwindelndem Hirn, wie eben erſt, al
er dem Tode entronnen war. . ."
Er hörte nichts anderes als die heißen Atemzüge an ſeine
linken Wange und ſah nichts anderes als einige dunkle Haau
ſchlingen, die ungebrdnet über geſchloſſene Lider fielen; abe
wäre er Herrn Collin mit den Blicken gefolgt, ſo hätte er etwa
geſehen, was ihn verwundert hätte.
Philipp, der die Bahre genommen hatte, ſtand für eine
Augenblick unſchlüſſig, was er damit anfangen ſollte. Gab e
hier irgend ein Verſteck, oder ſollte er ſie ins Waſſer, werfen
Plötzlich bemerkte er, daß die Türe zu einem der beiden Wer
zeugſchuppen offen ſtand, und er entſchloß ſich raſch, die Bahr
dort drinnen zu verſtecken. Da würde ſie wohl niemand vor der
nächſten Morgen finden. Er eilte hin und zog ſie hinter ſi
her als er plötzlich an ſeiner Wange eine Hand fühlte und m
einem Schrei des Entſetzens zurückprallte.
Die Hand, die ſeine Wange in der Dunkelheit geſtreift, we
kalt wie der Tod.
Einen Augenblick ſtand Philipp wie gelähmt da, an alle
Gliedern zitternd, dann zog er ſeine elektriſche Taſchenlaterr
heraus und drückte auf den Knopf.
Im nächſten Augenblick flüchtete er aus dem Schuppen.
Denn was hatte er da geſehen, an einem Strick von der
Balken herabhängend, der quer durch den Raum ging?
Mit verzerrtem Munde, herausgeſtreckter Zunge und ur
heimlich geſchwollener Naſe, von dem Tritt, den er am Aben
von Philipps Fuß bekommen den erſten Präſidenten vo
Minorca!
(Fortſetzung folgt.)

Palast-Lichtspiele

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Der rote Reiter
1 Vorspiel und 6 Akte nach dem
berühmten Ullstein-Roman. (*2apfi
Bobby als Detektiv.

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markbeträge
wertbeständig anzulegen, haben wir uns zu folgendem neuen
Verkaufssystem entschlossen. Dieses System beruht auf Ausgabe von
wertbeständigen Gutscheinen
von denen eine Anzahl gesammelt, dem Käufer es ermöglicht, nach und
nach auch größere Einkäufe in
leichter und beduemer Weise
tätigen zu können, FallsSie also nicht in der Lage sind, sofort größere Einkäufe
machen zu können, so benutzen Sie unsere Gutscheine, die schon im Werte von
25 Goldpfenniden
anfangend ausgegeben werden, umgerechnet zum amtlichen Berliner Brief-
kurs
und ebenso von uns später in Zahlung genommen werden. Wir
machen ausdrücklich darauf aufmerksaw, daß wir mit diesem System für
uns keinerlei Vorteile im Auge haben, sondern die wirtschaftliche Notwendig-
keit
erfordert es, unter den völlig veränderten Verhältnissen den Kunden
neue Einkaufsmöglichkeiten
zu bieten. Nähere Auskunft wird gerne an unseren Kassen erteilt.
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hebung
einer Getränkeſteuer, in der Stadt
Darmſtadt vom 1. Oktober ds. Js unter=
liegt
der örtliche Verbrauch von Wein, wein=
ähnlichen
Getränken (auch Obſt=und Beeren=
wein
), Schaumwein, Bier, Trinkbranntwein,
ſowie von Mineralwäſſern und künſtlich be=
reiteten
Getränken einer Getränkeſteuer.
Steuerpflichtig ſind danach auch alle von
Pritoaten, in der Stadt erzeugten oder iII K Lerkävieß
dieſelbe eingeführten Getränke der genann=
ten
Art. Bei der Einfuhr hat die Anmel=
dung
der ſteuerpflichtigen Getränke, ſowie
die Bezahlung der Steuer an der nächſten
Verbrauchsabgabeerhebeſtelle zu erfolgen
Die Hinterziehung der Steuer wird mit
Geld= oder Haftſtrafe geahndet.
(7885
Darmſtadt, den 17. Ottober 1923,
Der Oberbürgermeiſter.
Faſelvieh=Verkauf. Grafenſtr. 19. (2653
Die Gemeinde Größ=Zimmern bringt
am Dienstag, den 23. Oktober I. J.,
nachm. 3 Uhr, im hieſigen Rathausſaal
im Wege der öffentlichen Submiſſion
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Faſeleber
zum Verkauf. Die Gebote müſſen auf
das Pfund Lebendgewicht erfolgen und
ſind bis zum vorgenannten Termin bei
der unterzeichneten Stelle einzureichen,
woſelbſt auch die Verkaufsbedingungen
eingeſehen werden können.
Groß=Zimmern, den 16. Oktober 1923.
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