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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 288
Donnerstag, den 18. Oktober 1923
186. Jahrgang
Die Eiſenbahner melden ſich zur Arbeit
Die Regie weiſt Leute über 45 Jahre zurück.
Mainz, 17. Okt. Entſprechend dem Aufruf des
Reichsver=
ſehrsminiſters und der im Eiaklang hiermit ergangenen
Auffor=
verung der Eiſenbahnergewerkſchaften haben ſich im Laufe des
heutigen Tages auf allen Stationen des beſetzten
hefſiſchen Gebiets die Eiſenbahner zahlreich
fur Dienſtaufnahme bei der Regie gemeldet. Nun
ſtellte ſich heraus, daß die Franzoſen die Einſtellung
von Leuten über 45 Jahren vorerſt ablehnen,
ebenſo werden keine Leute angenommen, die im
un=
beſetzten Gebiet geboren ſind. Während dieſe
Ver=
handlungen laufen, wird die Ausweifungspolitik gegen die
Eiſen=
bahner fortgeſetzt. Geſtern und heute wurden wiederum fünf
Familien aus dem Eiſenbahndirektionsbezirk Mainz
aus=
gewieſen.
Die Reichsindexziffer.
Berlin, 17. Okt. (Wolff.) Die Reichsindexziffer für die
Lebenshaltungskoſten (Ernährung, Heizung, Beleuchtung und
Bekleidung) ſtellt ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen
Reichsamtes für den 15. Oktober auf das 691,9=millionenfache der
Vorkriegszeit. Die Steigerung gegenüber der Vorwoche (109,1
Million) beträgt demnach 534,2 Prozent.
Vom Tage.
Als Zivilkommiſſar für den Wehrkreis 4 wurde der
ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeordnete Richard Meier=Zwicknu
ernannt.
Die Zuſammenkunft zwiſchen dem Reichskanzler und
Dr. Seipel wird ſobald als möglich nach den öſterreichiſchen Wahlen,
alſo nach dem 21. Oktober, erfolgen.
Der deutſche Geſchäftsträger in Paris, Geſandtſchaftsrat v. Hoeſch,
hatte geſtern mittag eine dreiviertelſtündige Beſprechung mit
Poincaré.
Die Buchſchlüfſelzahl beträgt ab 17. Oktober 1300000 000.
Der Goldumrechnungsſatz für Reichsſteuern beträgt für die
Zeit vom 20. bis 25. Oktober einſchließlich 936 Millionen Papiermark für
je eine Goldmark.
Lord Nobert Ceeil muß auf ärztlichen Rat infolge
Ueber=
arbeitung mehrere Wochen der Ruhe pflegen.
Die Preiſe im Einzelhandel ſtehen in England
durch=
ſchnittlich 75 Prozent über denen der Vorkriegszeit; das bedeutet eine
Vermehrung von zwei Prozent gegenüber dem Monat September.
Die unter dem Patriarchen Tichon ſtehende ruſſiſche Kirche
iſt mit Zuſtimmung des Konſtantinopeler Patriarchen vom 14. Oktober
ab zum neuen gregorianiſchen Kalenderſtil übergegangen.
Das Volkskommiſſariat für die Poſtverwaltung Rußlands hat vom
15. Oktober ab für die Korreſpondenz nach dem Ausland die
Goldrubel=
rechnung eingeführt.
Dollarkurs
Berlin .. 5 486 250000
Frankfurt 6 084750 000
Neue deutſche Demarche in Paris und Brüſſel.
Ablehnende Haltung Frankreichs und Belgiens.
v. Hoeſch bei Poincaré.
Paris, 17. Okt. (Wolff.) Der deutſche Geſchäftsträger,
Botſchaftsrat v. Hoeſch, hat heute mittag im Auftrage ſeiner
Rtegierung bei dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Poincaré
ine neue Demarche unternommen. Die Beſprechung hat etwa
4 Stunden gedauert.
Wie die Havasagentur mitteilt, iſt über dieſe Unterredung
einerlei Mitteilung gemacht worden.
Der Temps ſchreibt darüber, der deutſche Geſchäftsträger
abe dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten ſeine ziemlich
um=
angreichen Inſtruktionen mitgeteilt. Nach Beendigung der
Aus=
inanderſetzung ſei keine Mitteilung gemacht worden. Die
fran=
öſiſche Politik ſei übrigens öffentlich wiederholt begründet
wor=
en, die die Regierung nur aufrecht erhalten könne.
*
Paris, 17. Okt. (Wolff.) Die Havasagentur
veröffent=
icht folgende, offenbar beeinflußte Mitteilung: Der deutſche
Ge=
häftsträger, Botſchaftsrat v. Hoeſch, hat heute vormittag Herrn
Soincaré mündliche Miteilungen gemacht, wozu ihn ſeine
Re=
ierung ermächtigt hatte. Die Unterredung hat 45 Minuten
ge=
auert. Der Vertreter der deutſchen Regierung hat Poincaré
on ſeinen ausführlichen Inſtruktionen Kenutnis gemacht, die
* von Berlin erhalten hatte. Darin wurden hauptſächlich die
Schwierigkeiten der Wirtſchaftslage Deutſchlands geſchildert.
derr v. Hoeſch ſprach alsdann über die Frage der
Sachlieferun=
en und über die Mittel, von denen die Lieferungen bezahlt
wer=
en follen.
Poincaré bemerkte darauf, daß er zurzeit dieſe Frage nicht
iskutieren könne. Der Reichskanzler habe öffentlich mitgeteilt,
aß die deutſche Regierung den Induſtriellen ihre Lieferungen
icht bezahlen könne. Nach Anſicht der franzöſiſchen Regierung
inne eine Diskuſſion mit der deutſchen Regierung erſt dann
auf=
enommen werden, nachdem in den beſetzten Gebieten die
nor=
talen Verhältniſſe, wie ſie vor dem 11. Januar dort beſtanden
ätten, wieder aufgenommen und die Sachlieferungen und die
rbeit wieder hergeſtellt ſeien. Wenn dieſe Bedingungen erfüllt
ien, könnten möglicherweiſe Verhandlungen zwiſchen
Deutſch=
ind und den Alliierten eingeleitet werden. In dieſem
Augen=
lick behindere die deutſche Regierung nichts, eine Note an die
ſeparationskommiſſion zu richten, wenn ſie dieſen Weg vorziehe.
Herr v. Hoeſch hat Herrn Poincaré auch über die
techni=
hen Fragen unterrichtet, die die Einziehung der Kohlenſteuer
ud die Inſtruktionen an die Beamten betreffen. Er hat über
ieſen Gegenſtand Schriftſtücke zurückgelaſſen, die von den
zu=
ändigen Stellen im Miniſterium der auswärtigen
Angelegen=
eiten geprüft werden.
Ein deutſcher Schritt in Brüſſel.
Brüſſel, 17. Okt. (Wolff.) Die Agence Belge meldet:
er deutſche Geſchäftsträger ſprach heute im Miniſterium des
uswärtigen vor, wo er dem Miniſter des Auswärtigen
mit=
ilte, daß die deutſche Regierung den Eiſenbahnern die Weiſung
teilt habe, die Arbeit wieder aufzunehmen. Er fügte hinzu,
1ß die Wirtſchaftslage Deutſchlands die Erhebung der Kohlen=
Euer unmöglich mäche. Die deutſche Regierung würde die
größ=
n Schwierigkeiten haben, den Induſtriellen die Kohlen zu
be=
ihlen, die ſie Belgien liefern würden. Der Miniſter antwortete,
e Zahlung der Kohlen gehe die deutſchen Induſtriellen und
re Regierung an. Belgien werde die ihm gelieferten Kohlen
1f keinen Fall bezahlen.
Wie Havas meldet, hat der belgiſche Miniſter des Aeußern
in franzöſiſchen Geſchäftsträger über den Inhalt der deutſchen
emarche unterichtet. Auch in Paris ſei der belgiſche Botſchafter
dm Quai d’Orſay entſprechend unterrichtet worden. Miniſter
aſpar habe dem deutſchen Vertreter eine mit der Erklärung
Lincarés übereinſtimmende Antwort erteilt.
Wiederaufnahme der Arbeit.
Eſſen, 17. Okt. (Wolff.) Der heutige Tag ſteht im
Zei=
chen der Arbeitsaufnahme der Poſt= und Eiſenbahnbetriebe im
Ruhrgebiet. Die Aufnahme der Arbeit auf den Fernſprech= und
Telegraphenämtern in Eſſen erfolgte heute mittag. Die
Auf=
nahme des Verkehrs wird erſt in einigen Tagen erfolgen, da
vorher noch größere Ausbeſſerungsarbeiten vorgenommen
wer=
den müſſen. Die Fernſprechämter in Dortmund, Mülheim und
Duisburg begannen heute gleichzeitig mit der Arbeitsaufnahme.
Gemäß der Anweiſung des Reichsverkehrsminiſters erfolgte im
Ruhrgebiet heute auch die Meldung der Eiſenbahner für den
Regiebetrieb. Der Vorſchlag der Eiſenbahnergewerkſchaften,
daß die Meldung zur Arbeit liſtenweiſe unter Vermittelung
einer Kommiſſion erfolgen ſollte, wurde von der
Regieverwal=
tung in Eſſen zurückgewieſen, während in Dortmund die
liſten=
weiſe Einſtellung vorgenomemn wurde. In Eſſen waren die
Vorbereitungen der Regie zur Annahme der Eiſenbahner nicht
ausreichend. Es wurde dies damit entſchuldigt, daß nicht
genü=
gend Formulare vorhanden waren. Heute wurden nur ſolche
Eiſenbahner zur Anmeldung vorgelaſſen, die im beſetzten Gebiet
heimatberechtigt ſind. Auch bezüglich der Anmeldeſtellen herrſchte
innerhalb der Regie Unklarheit. Während die Eiſenbahner aus
Steele und Kupferdreh nach Eſſen verwieſen wurden, fanden in
anderen kleineen Ortn die Anmeldungen nach Aufſtellung des
Fragebogens ſtatt. Hierauf wurden die Eiſenbahner wieder
ent=
laſſen, da ihnen die Mitteilung, wann und ob ſie eingeſtellt
wer=
den, erſt zu einem ſpäteren Zeitpunkt bekanntgegeben wird.
Nach=
dem die Bergarbeiter bereits vor einiger Zeit die Förderung
wie=
der aufgenommen haben, geben fetzt auch die Poſt= und
Eiſen=
bahnbeamten den Beweis ihres Willens zum Wiederaufbau des
Ruhrgebietes. Die Hauptträger des paſſiven Widerſtandes
ver=
ſchloſſen ſich nach ſchweren, opfervollen Monaten, im Einkkang
mit den Richtlinien der Reichsregierung der Notwendigkeit der
Stunde nicht.
Verhandlungen über die Aufnahme
des Eiſenbahnverkehrs.
Paris, 17. Okt. (Wolff.) Havas berichtet aus Mainz:
Zwiſchen einem Inſpektor der Eiſenbahnverwaltung in
Mann=
heim und den kranzöſiſchen zuſtändigen Behörden in
Ludwigs=
hafen ſeien Verhandlungen über die Ueberführung der
Eiſen=
bahnzüge vom beſetzten ins unbeſetzte Gebiet eingeleitet worden.
Auch ein Vertreter der deutſchen Eiſenbahnverwaltung werde
unverzüglich in Ludwigshafen mit der franzöſiſch=belgiſchen
Regie die Frage des Uebergangs der Züge über den Rhein und
die Wiederherſtellung der Eiſenbahnverbindungen zwiſchen dem
beſetzten und dem unbeſetzten Gebiet diskutieren.
Die Ein= und Ausfuhr im Ruhrgebiet.
Düſſeldorf, 17. Okt. (Wolff.) Aus den bisherigen
Ver=
handlungen, die die Handelskammern des beſetzten Gebietes mit
den Beſatzungsbehörden und Kontrollkommiſſionen der Hütten
und Bergwerke geführt haben, wird bekannt, daß die
Zentral=
ſtelle für die Ein= und Ausfuhrbewilligung ihren Sitz weiter in
Eſſen behalten ſoll, während für das altbeſetzte Gebiete das Ein=
und Ausfuhramt in Bad Ems zuſtändig iſt. Die
Beſatzungs=
behörden erklärten ſich damit einverſtanden, daß im Ruhrgebiet
ſeitens der Handelskammern fakultative Vorprüfungsſtellen
ein=
gerichtet werden, wie ſie im altbeſetzten Gebiete beſtehen. Die
Beſatzungsbehörden halten an der Forderung feſt, daß die Ein=
und Ausfuhrkoſten in Deviſen bezahlt werden müſſen.
Deutſche Vertreier in Paris.
TU. Paris, 17. Okt. Daily Telegraph meldet aus Berlin,
daß die Reichsregierung die Abſicht habe, einen bekannten
deut=
ſchen Volkswirtſchaftler, Profeſſor Bonn, als Sondervertreter
mit beſtimmten Aufgaben nach Paris zu entſenden. In einem
anderen Auftrag ſoll ſich der Bankier Sobernheim in Paris
auf=
halten.
* Deutſchland und Frankreich.
Der Empfang des deutſchen Geſchäftsträgers v. Hoeſch bei
Herrn Poincaré wird für die Zukunft der deutſch=franzöſiſchen
Beziehungen von entſcheidender Bedeutung ſein. In Berliner
politiſchen Kreiſen rechnet man damit, daß man aus der Antwort
Poincarés mindeſtens beſtimmte Rückſchlüſſe darauf ziehen kann,
welche Abſichten Frankreich eigentlich hat. Was Herr v. Hoeſch
zu ſagen hat, deuteten wir bereits an. Die Zeit bringt einen
Artikel, worin ſie den deutſchen Standpunkt entwickelt. Wir
möchten annehmen, daß er genau die Auffaſſung des
Reichs=
kanzlers widerſpiegelt. Er wird alſo grundlegend ſein für das
ganze Schickſal des Reparationsproblems. Es ſcheint daraus
hervorzugehen, daß die deutſche Regierung weitere Eingriffe der
Franzoſen auf das deutſche Eiſenbahnweſen befürchtet.
Jeden=
falls wird die Vermutung ausgeſprochen, daß Frankreich die
Ueberwachung und Kontrolle weiterer Verkehrslinien in
Aus=
ſicht genommen hat, worin die Tendenz der franzöſiſchen Politik,
das Ruhrgebiet verkehrstechniſch und politiſch völlig von
Deutſch=
land abzuſchneiden, noch deutlicher zum Ausdruck kommen dürfte.
Von beſonderem Intereſſe iſt, daß ſich der Artikel mit dem
bel=
giſchen Verſuch beſchäftigt, für die Deviſenzahlungen eine
prak=
tiſche Löſung des Reparationsproblems zu finden. Der Temps
hat ſich aus Brüſſel melden laſſen, daß ſich Staatsſekretär
v. Maltzahn über die Durchführbarkeit des belgiſchen Planes,
der jetzt offiziell in Paris und London überreicht iſt, bereits vor
einigen Wochen mit dem belgiſchen Geſandten unterhalten habe.
Das iſt richtig. Die Schlußfolgerung aber, die der Temps daraus
zieht, daß dieſe Einſtellung des deutſchen Kabinetts durch den
Rücktritt des Finanzminiſters Dr. Hilferding überholt ſei, iſt
falſch. Die Zeit legt Wert darauf, daß es ſich niemals bei den
Ausführungen des Herrn v. Maltzahn um eine grundſätzliche
Einſtellung gehandelt hat, die nicht durch die Perſon eines
ein=
zelnen Miniſters, ſondern durch das Reichskabinett gedeckt wird.
Noch eine andere Feſtſtellung iſt von Wert. Der Temps kommt
zu dem Ergebnis, wenn die Alliierten nur einig ſeien, würden
dem Deutſchen Reiche Bedingungen diktiert werden, und
Deutſch=
land habe ſie anzunehmen. Demgegenüber läßt der Kanzler mit
unmißverſtändlicher Gebrauchsanweiſung für die franzöſiſche
Re=
gierung in der Zeit ausdrücklich feſtſtellen, daß das deutſche Volk
es ganz eutſchieden ablehne, ſich einen franzöſiſchen Entſchluß,
ſei es in bezug auf das Ruhrgebiet oder in bezug auf die
Repa=
rationsfrage, von Paris und Brüſſel diktieren zu laſſen. Für
die deutſche Regierung würden lediglich die Intereſſen
maß=
gebend ſein, die ſie vom deutſchen Standpunkt aus zu wahren
hat, und nichts anderes. Durch Diktate wird ſie ſich davon nicht
abbringen laſſen. Das iſt eine Sprache, die an Entſchiedenheit
nichts zu wünſchen übrig läßt, die aber auch zu erkennen gibt,
daß der Reichskanzler mit der Aufgabe des paſſiven Widerſtandes
alles eher gewollt hat, als eine Kapitulation. Der Kampf geht
alſo weiter, obwohl ſich auch der Kanzler ſelbſt darüber klar ſein
muß, daß die Ausſichten für eine Verſtändigung mit Frankreich
äußerſt gering ſind.
* Paris, 17. Okt. (Priv.=Tel.) In der Abendpreſſe laufen
über die heutige Beſprechung des deutſchen Geſchäftsträgers in
Paris mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Poincaré die
unglaublichſten Gerüchte um. Sie ſind ſelbſtverſtändlich nichts
weiter als Kompoſitionen, da beiderſeitiges ſtrengſtes
Still=
ſchweigen über den Verlauf dieſer Beſprechung zu beobachten
vereinbart wurde, ſolange, bis die deutſche Regierung amtlich
von dem Ergebnis Kenntnis habe. Die Beſprechung dauerte
etwa dreiviertel Stunden. Der deutſchen Regierung wurde
dar=
auf ein ſehr langer Bericht erſtattet, der etwa um 5 Uhr
nach=
mittags in Berlin eingetroffen ſein dürfte. Die Unterredung
fand nur zwiſchen den beiden beteiligten Perſonen ſtatt. Zeugen
waren alſo nicht zugegen. Wir ſind in der Lage, über dieſe
Be=
ſprechung folgende einwandfreie Informationen zu
veröffent=
lichen: Den Inhalt der neuen deutſchen Note deuteten wir
be=
reits heute morgen an. Es kann darüber jedoch weiter
folgen=
des mitgeteilt werden: Dieſe neue deutſche Demarche ſtellt
ledig=
lich eine Fortſetzung der letzten Demarche von der vergangenen
Woche dar, in der Poincaré angedeutet hatte, daß etwa zwei
bis vier Wochen nach Einſtellung des paſſiven Widerſtandes
wei=
tere Verhandlungen über die Geſamtlage vielleicht möglich ſein
würden. Die deutſche Regierung ſtellt in der heutigen Note ganz
ausführlich dar, daß ſie nichts unterläßt, um den paſſiven
Wider=
ſtand auch tatſächlich einzuſtellen. Allediesbezüglichen Verfügungen
uſw. ſind in der Note wörtlich wiedergegeben. Insbeſondere
auch die Verfügung an die Eiſenbahner. Es fehlt hierbei auch
nicht an Einzelheiten. Es wird z. B. ausführlich begründet,
weshalb an die Eiſenbahner in der Pfalz noch weiter
Lohn=
vorſchüſſe gezahlt worden ſind, nämlich lediglich aus techniſchen
Gründen, weil die Auszahlungen ſchon im Gange waren, als die
genaue Verfügung zur völligen Einſtellung des paſſiven
Wider=
ſtandes von Berlin aus gerade ergangen war. Auch die Frage
der Herabſetzung der Kohlenſteuer und andere Maßnahmen der
deutſchen Regierung ſucht die Note genau klarzulegen. Ueber
die Aufhebung der Kohlenſteuer weiſt ſie z. B. darauf hin, daß
die deutſchen Kohlenpreiſe weit über dem Weltmarktpreis liegen.
daß die Regierung deswegen auf die Kohlenſteuer verzichte,
ſo=
fern die Zechenbeſitzer in eine entſprechende Herabſetzung der
Preiſe einwilligen und die Arbeiterſchaft ſich mit einer
Aus=
dehnung der Arbeitszeit bereit erklärte. Alles dies wird in der
Note ausführlich auseinandergeſetzt, um der franzöſiſchen
Regie=
rung zu beweiſen, daß es Deutſchland nicht an dem guten Willen
fehlen läßt, daß die deutſche Regierung aber andererſeits
unbe=
dingt darauf beſtehen muß, an der Ausbeutung des Ruhrgebiets
in irgend einer noch zu beſtimmenden Form beteiligt zu werden.
In dieſer Richtung hofft die deutſche Note einen Ausweg zu
lohaler Zuſammenarbeit mit Frankreich zu finden. Die Antwort
Poincarés lautete, wie wir bereits vorausſagen konnten,
ver=
neinend. Wenn auch äußerlich höflich, wurde die deutſche Note
nur kühl aufgenommen. Poincaré ſelbſt verweigerte den vor
ſeinem Arbeitszimmer überaus zahlreich wartenden Jourmaliſten
gegenüber Auskunft, indem er ſich durch ihre dichten Reihen
drängte: Nein, nein, laſſen Sie mich frühſtücken. Es war
tat=
ſächlich auch höchſte Zeit, um zu dem offiziellen Frühſtück zu
Ehren des Präſidenten Maſſaryk zu gelangen, das auf halb 2 Uhr
angeſetzt war. Ebenſo unmöglich wie am Quay d’Orſay war
es auch auf der deutſchen Botſchaft, irgend welche Informationen
zu erhalten. Die Lage wird geklärt durch einen einzigen Satz
des „Temps”, der die Stuation völlig klärt. Das offiziöſe
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 18. Oktober 1923.
Nummer 288.
Blatt ſchreibt: Ueber dieſe Audienz iſt keinerlei Mitteilung
ge=
macht ſvorden. Die franzöſiſche Politik iſt übrigens zu
wieder=
holten Malen öffentlich definiert worden durch Erklärungen, an
denen die Regierung nur feſthalten kann. Wir möchten aus der
Füille der Falſchmeldungen nur folgende richtigſtellen: Es iſt
ganz beſtimmt nicht wahr, daß die deutſche Note auch nur ein
einziges Wort von der Beſetzung des deutſchen Botſchafterpoſtens
in Paris ſagt. Es iſt darüber heute mittag auch nicht ein
ein=
ziges Wort gefallen. Unwahr iſt auch die Meldung des „Dailp
Expreß” von der Entſendung von Vertrauensleuten des
Reichs=
kanzlers nach Paris, um hier zu ſondieren. Richtig iſt lediglich,
daß Graf Keßler augenblicklich in Paris weilt, doch ſteht ſein
Beſuch damit in keinem ingendwie geardeten Zuſammenhang.
Seine Miſſion iſt eine ganz andere. Unbekannt war bisher in
Paris, daß gleichzeitig auch in Brüſſel eine Demarche erfolgt iſt.
Die Beſprechung des dortigen deutſchen Geſchäftsträgers von
Rödiger mit dem Außenminiſter Jaſpar fand um 2 Uhr ſtatt.
Man geht wohl kaum fehl in der Annahme, daß auch der
Brüſ=
feler Demarche die gleichen Abſichten zugrunde lagen wie der
Pgriſer.
Billionenraub trotz Aufgabe des Widerſtandes.
Berlin 17. Okt. (Wolff.) Am 10. Oktober hat die
bel=
giſche Beſatzungsarmee aus den Tageskaſſen der Reichsbankſtelle
Aachen 6 Billionen Mark weggenomen. Am gleichen Tage
wurden bei der Reichsbankſtelle Krrefeld auf Befehl des
bel=
giſchen Kommandanten von dem Komiſſar, der belgiſchen
Kriminalabteilung, der mit einem Aufgebot von Gendarmen,
Kriminalbeamten und Soldaten eingedrungen war, 5
Bil=
lionen fortgenonmen. Am 13. Oktober drangen die
Fran=
zoſen von neuem in die Druckerei von Girardet in Eſſen ein
und bemächtigten ſich eines Betrages von 81 Billionen
Reichsbanknoten und Notgeld der Stadt Eſſen.
Englands Mißtrauen gegenüber Frankreich.
Paris 17. Okt. (Wolff.) Die „Journée Induſtrielle‟
ſchreibt in ihrem heutigen Leitartikel, ſie würde ſich wundern,
wenn die Politik Poincarés gegenüber Deutſchland nicht
dem=
nächſt einen Sturm des Auslandes zu beſtehen haben werde.
Seit einigen Tagen mache ſich die Tätigkeit des Foreign Office
und des engliſchen Schatzamtes in ziemlich offenbarer Weiſe auf
diverſen Punkten des diplomatiſchen Schachbrettes geltend. So
werde die Oeffentlichkeit in Italien ſtark bearbeitet und bei
ge=
wiſſen Wortführern aller alten Theſen erkenne man das chroniſche
Mißtrauen gegenüber Frankreich. Sogar in Belgien ſeien
der=
artige Strömungen an die Oberfläche gelangt. Die Einſtellung
des paſſiven Widerſtandes, die inneren Unruhen in Deutſchland
und die ſeparatiſtiſchen Kundgebungen hätten das Mißtrauen
derer wieder hervorgerufen, die innerhalb und außerhalb
Euro=
pas von einer eventuellen Hegemonie Frankreichs auf dem
Kon=
tinent ſprächen. Dieſe Beargwohnungen ſeien unbegründet,
ſo=
wohl was die Abſichten als die Mittel der franzöſiſchen Politik
betreffen. Uebrigens handle es ſich bei der Formel „
kontinen=
tale Hegemonie” um eine Ueberlebtheit, die keinen wirklichen
Sinn mehr habe in einer Zeit, in der Ebropa, was ſeine
Er=
nährung betrifft, von allen anderen Teilen der Welt abhänge,
und in der infolgedeſſen die wirkliche Hegemonie nicht auf dem
Feſulande, ſondern auf dem Meere ausgeübt werden könne. Aber
dieſe Theſe könne leicht überall da entwickelt werden, wo man
noch die Erinnerung an Napoleon ſich bewahrt habe. Man
werfe Frankreich vor, daß es nicht ſeine Anſichten über das
wirtſchaftliche und finanzielle Reparationsproblem kundgebe.
Eine Menge Ausländer, von denen einige ſehr guten Glaubens
ſeien, klagten Frankreich an, es wolle nicht bezahlt ſein. Gewiſſe
unvorſichtige Kampagnen franzöſiſcher oppoſitioneller Zeitungen,
auch Aeußerungen von unbeſonnenen Politikern und Publiziſten
hätten dieſe abſurde Idee aufgebracht, die man nicht genügend
bekämpft habe. Die ſcheinbare Reue Deutſchlands einerſeits und
die Beweiſe von Aufrichtigkeit, die die franzöſiſche Regierung
fordere, gäben denen, die die franzöſiſche Politik bekämpften,
Gelegenheit, zu ſagen: „Nun ſeht ihr es ja, die Einſtellung des
paſſiven Widerſtandes war nur ein Vorwand. Die Franzoſen
wollen gar nicht bezahlt ſein, ſie ſuchen nach dilatoriſchen
Mitteln.‟ Daraus ſei eine Atwoſphäre entſtanden, die aufs
neue Vermittlungsinitiativen günſtig ſei. Man müſſe
wahr=
heitsgemäß ſagen, daß das wirtſchaftliche und finanzielle
Problem, das ſich an der Ruhr aufwerfe, namentlich die
Wieder=
aufnahme der Sachlieferungen, eines der ſchwierigſten ſei, das
Hinderniſſe aller Art ſchaffe, die man nicht genügend
voraus=
geſehen habe. Hinter dieſem Problem könne ſich das doppelte
Verlangen eines vollkommenen Moratoriums und einer
Locke=
rung des Okkupation auftun, das Frankreich weit zurückſchlagen
werde. Poincaré habe ſchon andere Schwierigkeiten beſiegt und
entwirrt. Aber ſo ſehr er auch Herr ſeiner Methoden und ſeiner
allgemeinen Verhaltungslinie ſei, er könne ſich nicht genug mit
der Art techniſcher, wirtſchaftlicher und finanzieller Vorausſicht
beſchäftigen, durch die ſeine Politik unterſtützt werden müſſe.
Amerikas abwartende Haltung.
London, 17. Okt. (Wolff.) Die Times berichten aus
Waſhington, daß Senator Smoot, ein Mitglied der
amerikani=
ſchen Schuldenfundierungskommiſſion, der vor kurzem aus
Eu=
ropa zurückgekehrt iſt, dem Präſidenten Coolidge den Vorſchlag
gemacht hat, daß die Vereinigten Staaten im Verein mit
Groß=
britannien und den Ländern, die ſich anſchließen wollen, eine
Kommiſſion ernennen ſollen, die Deutſchland beſucht und über
die Zahlungsfähigkeit Deutſchlands Bericht erſtattet. Smoots
Plan weiche von dem des amerikaniſchen Staatsſekretärs Hughes
darin ab, daß er die Ernennung der Kommiſſion durch die
Re=
gierungen vollzogen ſehen will. Smoot habe erklärt, Frankreich
müſſe natürlich zur Teilnahme eingeladen werden. Selbſt wenn
es ablehne, würde ein Bericht einer derartigen Kommiſſion die
Lage klären, und Frankreich würde es, ſelbſt wenn es nicht
ver=
pflichtet ſein würde, ſich den Ergebniſſen zu fügen, ſchwierig
finden, gegen die öffentliche Meinung der Welt anzugehen. Das
Mitglied des Repräſentantenhauſes und der
Schuldenfundie=
rungskommiſſion Burton, der mit dem Senator Smoot
zuſam=
men beim Präſidenten Coolidge vorſprach, unterſtützte
anſchei=
nend den Plan Smoots nicht, ſondern trat dafür ein, daß ſich
die Vereinigten Staaten in Bereitſchaft halten ſollten, um als
Schiedsrichter zwiſchen Frankreich und Deutſchland aufzutreten,
wenn ein diesbezügliches Erſuchen geſtellt werde.
Dem Times=Berichterſtatter zufolge entwarfen ſowohl Smoot
als auch Burton in ihrer Unterredung mit Coolidge ein
düſte=
res Bild der europäiſchen Lage. Smoot erklärte, es müſſe bald
zu einer Regelung kommen, ſonſt werde Deutſchland in den
Vürge krieg ſtürzen. Deutſchand könne niemals 132 Milliarden
Goldmark zahlen. Seiner Anſicht nach ſeien jedoch 60 oder 70
Milliarden eine mögliche Summe, falls Deutſchland geſtattet
werde, wieder an die Arbeit zu gehen. Der Times=Berichterſtatter
hebt hervor, daß, ſoweit das Weiße Haus in Betracht komme,
„die Regel ſtrenger Vermeidung derartiger Fragen” weiterhin
aufrecht erhalten wird”. Anſcheinend werde nur ein Geſchehnis
von beiſpielloſer Größe den Präſidenten Coolidge aus ſeiner
Zurückhaltung bringen.
Maſſarnk bei Millerand.
TU. Paris, 17. Okt. Maſſaryk war geſtern abend von
Millerand zu Tiſch geladen. Im Verlaufe des Feſteſſens
er=
griff der franzöſiſche Präſident das Wort zu einer Anſprache,
wobei er u. a. ſagte:
„Die Erinnerung an die Tage der Trauer und des Ruhmes
bilden ein machtvolles Band zwiſchen unſeren beiden Ländern.
Wir haben zuſammengekämpft, gelitten und gehofft, und wir
haben zuſammen triumphiert. Der Sieg, der Elſaß=Lothringen
befreit hat, hat auch die Tſchecho=Slowakei frei gemacht.”
Die Lage im Reich.
Die Bayeriſche Polfspartei gegen Streſemann.
TU. München, 17. Okt. In einer Verſammlung der
Bayeriſchen Volkspartei machte der Reichstagsabgeordnete Rauch
die intereſſante Mitteilung, daß die Bayeriſche Volkspartei im
Reichstag urſprünglich beabſichtigte, gegen das
Ermächtigungs=
geſetz Obſtruktion zu treiben. Hätten die Deutſchnationalen nicht
die taktiſche Ungeſchicklichkeit begangen, ihren Entſchluß vorzeitig
anzukündigen, ſo wäre es noch am Donnerstag zur Abſtimmung
gekommen und das Geſetz wäre bei der ſchlechten Beſetzung des
Hauſes mit Hilfe der Bayeriſchen Volkspartei durchgefallen. Am
Samstag war eine Obſtruktion gegenſtandslos geworden,
nach=
dem die Koalitionsparteien mit Extrazug und Flugzeug den
letzten Mann herbeigeholt hatten. Gegen das Kabinett
Streſe=
mann hege die Bayeriſche Volkspartei das größte Mißtrauen.
Gegen den Belagerungszuſitand.
Berlin 17. Okt. Der Vorſtand der Sozialdemokratiſchen
Partei hat ſich laut Vorwärts in ſeiner heutigen Sitzung mit
dem Belagerungszuſtand und dem durch ihn geſchaffenen Zuſtand
in den einzelnen Ländern beſchäftigt. Er iſt dabei zu der
Ueber=
zeugung gelangt, daß die ſchleunige Aufhebung des militäriſchen
Belagerungszuſtandes notwendig iſt, um im Verhältnis des
Reiches zu den Einzelſtaaten die Rechtsgleichheit wieder
herzu=
ſtellen.
Perſammlungen unter freiem Himmel.
Berlin, 17. Okt. Anläßlich zahlreicher Anträge auf
aus=
nahmsweiſe Geſtattung von Verſammlungen unter freiem
Him=
mel oder Umzüge weiſt der Innenminiſter, dem preußiſchen
Preſſedienſt zufolge, darauf hin, daß das Verſammlungsverbot
nicht gegen eine beſtimmte politiſche Richtung erlaſſen wurde,
ſondern lediglich erging, um bei der augenblicklichen politiſchen
Lage nach Möglichkeit jeden Anlaß zu vermeiden, der zu
irgend=
welchen Zuſammenſtößen und Unruhen führen könnte. Das
Verbot beruht alſo auf rein
ſicherheitspolizei=
lichen Erwägungen. Nicht die jeweiligen
Sicherheitsver=
hältniſſe des Ortes, an dem die Verſammlung geplant iſt,
ſon=
dern die äußerſt geſpannte innenpolitiſche Lage
des ganzen Staates müſſen dabei in Betracht gezogen werden,
da auch örtlich vielleicht unbedenkliche Veranſtältungen durch
ihre Rückwirkung auf andere Orte und Verhältniſſe eine
un=
mittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit im Staatsganzen
bedeuten.
Von dem Verbot werden nichtalle Verſammlungen
unter freiem Himmel betroffen. Zum Beiſpiel ſind
Kirmes=
feiern, Theater, Konzerte und dergleichen keine Verſammlungen,
da bei dieſen weder Anſprachen, noch Beratungen oder
Erörte=
rungen über beſtimmte Angelegenheiten ſtattzufinden pflegen.
Bei künſtleriſchen Veranſtaltungen wird der Inhalt der
Darbie=
tungen Beachtung finden müſſen. Dagegen ſind
Denkmals=
einweihungen Fahnenweihen,
Gedächtnis=
feiern und dergleichen, im Hinblick auf die Anſprachen als
Verſammlungen anzuſehen. Ein Umzug im Sinne des
Verbots iſt die in der Abſicht der Erregung der Aufmerkſamkeit
des Publikums geſchehende Bewegung einer zu einem
beſtimm=
ten Zweck vereinigten Menſchenmenge über Straßen und Plätze.
Geſchloſſene Schulklaſſen und ähnliche Verſammlungen, die nicht
in der Abſicht geſchehen, die Aufmerkſamkeit des Publikums zu
erregen, ſind keine Umzüge im Sinne des Verbots.
Der Reichswirtſchaftsrat gegen die Erhöhung
der Umſatzſteuer.
Berlin, 17. Okt. Der finanzpolitiſche Ausſchuß des
vor=
läufigen Reichswirtſchaftsrats beſchäftigte ſich in ſeiner letzten
Sitzung mit der Einzelberatung über den Entwurf eines Geſetzes
über die wertbeſtändigen Steuern und die Vereinfachung des
Beſteuerungsverfahrens. Die Erhöhung der Umſatzſteuer von
2 auf 2½ Prozent wurde abgelehnt. Angenommen wurde ein
Antrag des Abg. Dr. Hachenburg, der folgenden Wortlaut hat:
Bei Fuſionen von Aktiengeſellſchaften ermäßigt ſich die Steuer
um die Hälfte. Der Börſenumſatzſteuer=Entwurf wurde abgelehnt.
Koalition und Arbeitszeit.
Berlin 17. Okt. (Wolff.) Geſtern und heute fanden
zwiſchen der Reichsregierung und den
Koalitions=
parteien Vorbeſprechungen ſowie mit den
Gewerkſchaf=
ten Verhandlungen über das Arbeitszeitgeſetz
ſtatt. Im Reichstag iſt eine Kommiſſion der Koalitionsparteien
zuſammengetreten, die etwa auftretende politiſche Schwievigkeiten
von vornherein beſeitigen ſoll, damit das Geſetz im Plenum
des Reichstags eine glatte Erledigung finden kann. Der
Reichstag wird ſich vorausſichtlich Dienstag oder Mittwoch
nächſter Woche mit dem Arbeitszeitgeſetz beſchäftigen.
Berlin, 17. Okt. Die Sachverſtändigenkommiſſion der
Koalitionsparteien, die im Reichstag mit Regierungsvertretern
zu Vorbeſprechungen über das Arbeitszeitgeſetz
zuſammengetre=
ten war, hat heute ihre Verhandlungen noch nicht beendet. Sie
wird ſie morgen fortſetzen. Eine Einigung iſt über die
grund=
legenden Punkte dahin erzielt worden, daß zur Steigerung und
Verbilligung der Produktion die bisher geſetzliche Höchſtdauer
der Arbeitszeit durch tarifliche Vereinbarungen, oder bei deren
Scheitern, durch behördliche Maßnahmen verlängert werden kann
und zwar iſt in Ausſicht genommen, daß die Höchſtdauer der
Ar=
beitszeit allgemein bis zu 10 Stunden und im Bergbau und in
ſonſtigen, beſonders geſundheitsſchädlichen Betrieben bis zu acht
Stunden feſtgeſetzt werden kann,
Der Reichsarbeitsminiſter über ſeine Sozialpolitik.
* Berlin, 17. Okt. (Priv.=Tel.) Auf der Tagung des
Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes führte der
Reichs=
arbeitsminiſter u. a. folgendes aus: Wir ſind der Meinung, daß
das Heer der Arbeitsloſen ſo fürchterlich wächſt, daß dadurch nicht
nur die Wirtſchaftskriſe ſtändig fortſchreitet, ſondern die Exiſtenz
des Reiches und unſerer Wirtſchaft überhaupt in Frage geſtellt
wird, wenn die Dinge ſich ſo weiter entwickeln. Das
Arbeits=
loſenproblem iſt ſo groß und fürchterlich, wie wir es ſeit
Kriegs=
ende nicht erlebt haben. Wir beurteilen die Lohnfrage genau
wie Sie, und ſind mit Ihnen der Meinung, daß der Reallohn
der Arbeiterſchaft in den letzten Tagen eine große Senkung
er=
litten hat. Wir ſind mit Ihnen der Meinung, daß energiſch
eingegriffen werden muß gegen Preistreibereien und daß eine
energiſche Bekämpfung des Kartell= und Truſtweſens erforderlich
iſt. Die Regierung hat ſich, um dem Ernſt der Lage gerecht zu
werden, vom Reichstag das Ermächtigungsgeſetz geben laſſen.
Wir wollen es keineswegs ſo gebrauchen, daß wir es gegen die
Intereſſen und Wünſche der Arbeitnehmer anwenden. Die
Re=
gierung wird nach allen Seiten gleichmäßig vorgehen. Ich bin
der feſten Ueberzeugung, daß ſie in der Frage der Arbeitszeit
und des Kartellweſens im gleichen Schritt und Tritt gehen wird.
In ſozialpolitiſcher Hinſicht möchte ich dem Gedanken Ausdruck
geben, daß keineswegs die ſoziale Unterſtützung abgebaut
wer=
den ſoll. Im Gegenteil, gerade auf dem Gebiete der
Erwerbs=
loſenfürſorge ſollen Verbeſſerungen vorgenommen werden.
Un=
ſere Mittel ſind begrenzt. Wir können nicht eine neue Währung
aufbauen und unſere Finanzen in Ordnung bringen, wenn wir
auf der anderen Seite ſo tuen, als ob wir keine Not leiden. Wir
wollen der ungeheueren Kriſe und Notlage durch gewiſſe
Aen=
derungen im Wirtſchaftsleben Rechnung tragen. Wir ſind weit
entfernt davon, hinſichtlich der Rechtsverhältniſſe der
Arbeit=
nehmerſchaft auf die Vorkriegsverhältniſſe zurückzukommen.
Reichsfeindliche Pontn.
Die thüringiſche Regierungserklärung.
* Weimar, 17. Okt. (Priv.=Tel.) In der heutigen Land
tagsſitzung, in der ſich die neue ſozialiſtiſch=kommuniſtiſche Regi
rung vorſtellte, verlas Staatsminiſter Fröhlich eine Erklärun
der Regierung, welche als eine Art Programm gelten kann. D
Miniſter bezeichnete die neue Regierung als eine Regierung de
republikaniſchen und proletariſchen Verteidigung gegen die fa
ziſtiſchen Gefahren in Süd= und Norddentſchland. Mit der g
meinſamen Loſung aller faſziſtiſchen Richtungen: „Nieder m
dem Marxismus!” ſei das Signal zur Zerſchlagung aller Wer
tätigen gegeben. Der Ausnahmezuſtand richte ſich ausſchließli
gegen das werktätige Volk und mit beſonderer Wucht gegen de
rote Mitteldeutſchland. Das Großbapital habe den Angri
gegen die Arbeitermaſſen begonnen und die Vorbereitungen zu
Abſchluß gebracht. Man ſchicke ſich bereits an, die Folgen in
perialiſtſcher Politik auf die Maſſen des arbeitenden Volkes a
zuwälzen, um die Organiſationen der Arbeiterſchaft zu ze
trümmern. Dieſen Beſtrebungen gegenüber werde die thüri
giſche Regierung als Schützerin auftreten. Ihre Sorge gelte de
notleidenden Schichten. Ihr erſter Schritt ſei die Erfaſſung d
Sachwerte durch das Reich und die Schaffung von Außenhandel
monopolen. Des weiteren werde ſie eintreten für eine wir
ſame Produktionskontrolle, für Aufrechterhaltung des Ach
ſtundentags, die Erhaltung und Erweiterung der Betriebsrär
der Gewerkſchaften uſw. Gegen. unberechtigte Betriebsſtillegu
gen werde eingeſchritten und die Wiedereröffnung ſtillgelegt
Betriebe angeſtrebt werden. Die Rechte der Kontrollausſchüf
ſollen feſtgelegt und ihre Mitarbeit namentlich bei der Leben
mittelverſorgung durchgeführt werden. Die militäriſchen Ma
nahmen während des Ausnahmezuſtandes ſeien nicht zum Schr
der Republik, ſondern gegen die klaſſenbewußte Arbeiterſcha
gerichtet. Gegen dieſe Gefahren erklärt die thüringiſche
Reg=
tung das Land ſchützen zu wollen, indem ſie ihre Politik gege
eine verfaſſungswidrige Militärdiktatur richte.. Den Zentra
behörden des Landes ſoll die Exekutivgewalt wieder übergebe
werden. In dieſen Beſtrebungen fühlt ſich die Regierung ein
mit dem benachbarten Sachſen und allen republikaniſchen Schie
ten des Reiches.
Uſtimatum des Wehrkreiskommandos an di
ſächſiſche Regierung.
Dresden, 17. Okt. In der heutigen Landtagsſitzut
verlas im Verlaufe einer Erwiderung Miniſterpräſident Dr. Zei
ner ein Schreiben des Wehrkreiskommandos an die ſächſiſche R
gierung, das auf eine Rede Bezug nimmt, die der kommuniſtiſe
Redner Böttcher am 13. Oktober in Leipzig gehalten hat und
dem Verbot der proletariſchen Hundertſchaften Steliung genor
men hat. In dem Schreiben heißt es u. a.: Ich bitte Sie,
den Ausführungen des Miniſters Böttcher Stellung zu nehme
und mir zu ſagen, ob ſich das Geſamtminiſterium mit den Au
führungen des Herrn Böttcher einverſtanden erklärt, oder ob
entgegen den Ausführungen gewillt iſt, mich in meinen 2
mühungen zu unterſtützen. Für den letzteren Fall muß ich fe
ner die Regierung bitten, daß ſie den Wortlaut ihrer Erklärur
veröffentlicht, und daß ſie mir mitteilt, welche Maßnahmen
ergreifen will, um die Wiederholung ſolcher Entgleiſungen
verhindern. Dr. Zeigner kündigte an, daß er von dem Landte
ermarte, daß er Verſtändnis für ein ſolches Schreiben aufbring
Die Regierung ſei nur dem Landtag, nicht aber dem Wehrkrei
kommando verantwortlich.
Bayern und Sachſen..
* München, 17. Okt. (Priv.=Tel.) Die letzten Vorgän
in Sachſen, bei denen das Beſtreben der ſächſiſchen Regierur
zutage trat, die proletariſchen Hundertſchaften zu ſchützen, we
den in Bahern mit geſpännteſter Aufmerkſamkeit verfolgt. Me
glaubt, in kürzeſter Friſt mit ernſten Erſchütterungen der Or
nung in Sachſen rechnen zu müſſen, und daß Bayern als nä
ſter Nachbar in Mitleidenſchaft gezogen werden könnte.
baheriſchen Regierungskreiſen hält man es keineswegs für ſiche
daß die Reichsregierung der Zuſtände in Sachſen Herr werd
könne, nachdem die ſächſiſche Regierung es bisher ſoweit treib
konnte. Daneben verkennt man in Bayern keineswegs, daß au
in Thüringen ſich gefährliche Verhältniſſe herausbilden. Na
den aus Thüringen vorliegſenden Nachrichten ſcheinen die rot
Hundertſchaften in Thüringen weit beſſer ausgerüſtet zu ſei
als in Sachſen. Man darf annehmen, daß an der bayeriſch
Grenze alles geſchehen wird, was in der Macht der Behörd
liegt, um ein Uebergreifen bolſchewiſtiſcher Tumulte auf Baye
oder Zuſammenſtöße zwiſchen Nationalſozialiſten und Komm
uiſten zu verhindern.
Unruhen in Gelſenkirchen.
* Gelſenkirchen 18. Okt. (Priv.=Tel.) Geſtern na
mittag bam es zu neuen Unruhen. Zahlreiche Frauen drang
in die Mannesmann=Werke ein. Dieſen ſchloſſen ſich zahlreie
Arleiter an. Es wurde die ſofortige Auszahlung eines *
trages von 30 Milliarden Mark verlangt. Da dieſe Forderu
zunächſt abgelehnt und auf den Weg der Verhandlungen mit d
Betriebsrat verwieſen wurde, ſtürmte die Menge das Verwe
tungsgebäude. Hierbei wurden der Betriebsrat und ande
Werksangehörige mißhandelt. Die alarmierte Polizei
ſäube=
das Werk. Bei dieſer Gelegenheit wurde mit Steinen auf die
geworfen, worauf die Polizei von der Hieb= und Schußwa
Gebrauch machte. Drei Perſonen wurden ſchwer verletzt u
dem Krankenhaus zugeführt. Um 3 Uhr war die Ruhe wiet
hergeſtellt.
Am heutigen Donnerstag wird die zweite Feierſchicht a
den Zechen im beſetzten Gebiet eingelegt. Wahrſcheinlich fo
die dritte Feierſchicht am kommenden Samstag.
Die freien Gewerkſchaften zur Wirtſchaftslage.
TU. Berlin, 17. Okt. Die Bundesvorſtände der drei fr
gewerkſchaftlichen Spitzenorganiſationen traten heute vormitt
zu einer Ausſprache über die wirtſchaftliche Lage zuſammen. 2
Reichsregierung wurde durch inehrere Referenten der zuſtändig
Miniſterien vertreten. In einer Anſprache betonte der Füh
des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes, Leipart,
die heutige Tagung eine Mähnung an die Regierung, aber ar
eine Mahnung zur Diſziplin für die breiten Maſſen bedeut
ſoll. Die Gewerkſchaften hätten nie die Abſicht gehabt, ei
Nebenregierung zu errichten, ſondern nur Vorſchläge für
Beſſerung der Verhältniſſe eingebracht. Die folgenden Redi
kritiſierten die Wirtſchaftslage und die Finanz= und Währung
reform. In einer Entſchließung wird u. a. erklärt, daß
raſche und tiefgreifende Maßnahmen den völligen Zuſamme
bruch verhindern könnten. Die Ordnung der Währung und 1
Staatsfinanzen müſſe ſofort herbeigeführt werden. Die 2
ſchränkung des hemmungsloſen Gewinntriebes, die Erzielu
eines erheblichen Preisabbaues und damit eine Verſtärkung
Konſumkraft ſeien notwendige Vorausſetzungen für die wi
ſchaftliche Geſundung.
Maſſenverhaftungen in Berlin.
Berlin, 17. Okt. Bei den geſtrigen Kundgebungen 2
Arbeitsloſen vor dem Berliner Rathaus wurden 84 Perſon
polizeilich feſtgenommen. Dieſe wurden geſtern von der po
tiſchen Polizei vernommen und ſodann zum größten Teil, 77.
der Zahl, wegen Landfriedensbruchs und wegen Verſtoßes ges
das Verſammlungsverbot dem Richter vorgeführt.
ze1
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Wer
HLN
Nummer 28B.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 18. Oktober 1923.
Seite 3.
Forderungen der baterländiſchen
Verbände Heſſens.
Anfragen an die beſſiſche Regierung.
Die Vereinigung der Vaterländiſchen Verbände Heſſens hat
achſtehende Eingabe an die Regierung gerichtet: Der
wirtſchaft=
che Zuſammenbruch iſt da! Der Dollar hat ſchwindelnde Höhen
reicht. Die wirtſchaftliche Exiſtenz breiter Schichten der
Be=
ölkerung droht vernichtet zu werden. Die Auswirkungen des
uſommenbruchs werden ſich in aller Kürze zeigen. Induſtrie,
andel und Gewerbe ſind am Erliegen. Arbeiter, Angeſtellte
nd Beamte werden mehr und mehr brotlos. Der Mittelſtand
ird zerrieben.
Die aus dem Parlamente hervorgegangene Reichsregierung
nicht in der Lage, dieſe Verhältniſſe zu beſſern. Die
ſtaats=
indlichen Elemente erheben frecher als je ihr Haupt.
In Starkenburg und Oberheſſen find allerorten
mmuniſtiſche und proletariſche
Hundert=
haften gebildet warden, nicht, wie ſie vorgeben, um die
epublik. zu ſchützen, ſondern zu dem alleinigen Zwecke, die
iktatur des Proletariats zu errichten und damit
n Staat zu ve rnichten.
Die heſſiſche Regierung ſieht dieſem Treiben tatzenlos zu.
je Sicherheitsorgane verſagen.
Iſt es der Regierung bekannt, daß die kommuniſtiſchen
id proletariſchen Hundertſchaften in ganz Heſſen
ffentlich exerzieren und Schießübungen
ab=
alten. ?
Iſt es der Regierung bekannt, daß in Gießen eine
)wjet=rüſſiſche Agitationszentrale errich=
7t iſt?
Es iſt der Regierung bekannt, daß friedliche Bürger
on ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Horden
über=
allen werden?
Die baterländiſchen Verhände Heſſens verlangen die
ſchleu=
ge Durchführung ſolgender Forderungen:
1. Schärfſte Bekämpfung aller marxiſtiſchen und
kommuniſtiſchen Machenſchaften.
2. Umfaſſende Maßnahmen auf
wirtſchaft=
lichem Gebiete (beſonders in Fragen der
Volks=
ernährung).
3. Ausreichenden Schutz für Stadt und Land.
4. Schärfſtes Vorgehen gegen jede ſeparatiſtiſche
Beivegung.
5. Die Uebertragung der Regierungsgewalt
auf einen Generalſtaatskommiſſar,
ent=
ſprechend dem baheriſchen Vorgehen.
Die Vereinigung der Vaterländiſchen Verbände Heſſens iſt
reit, die Regierung bei der Durchführung dieſer Maßnahmen
rkſam zu unterſtützen. Sie iſt nicht gewillt, ſich dem roten
error auszuliefern. Sie fühlt ſich ſtark genug und iſt feſt
ent=
hloſſen, Terror und gewaltſame Umſturzverſuche nicht zu
dul=
n und einen ihr etwa aufgezwungenen Kampf aufzunehmen
id mit aller Schärfe und Energie rückſichtslos niederzuſchlagen.
ſe blickt mit Vertrauen auf die Perſönlichkeit des
General=
atskommiſſars in Bayern, Dr. von Kahr, und hält engſte
ihlungwahme mit ihm ſür das Gebot der Stunde.
sereinigung der Vaterländiſchen Verbände
Heſſens.
Bagern bekämpft die Linksorganiſationen.
München, 17. Okt. Die Korreſpondenz Hoffmann meldet
itlich: Durch eine Verordnung des Generalſtaatskomiſſariats
m 16. Oktober wird allen Perſonen, die in Bayern ihren
ohnſitz oder Aufenthalt haben, die Zugehörigkeit zu einem
cherheits= oder Selbſtſchutzverband oder ähnlichen Einrichtung
Vereinigten Sozialdemokratiſchen oder Kommuniſtiſchen
irtei auch außerhalb Bayerns verboten und die Teilnahme an
bungen, Veramſtaltungen oder Zuſammenkünften ſolcher
Ver=
nde oder Einrichtungen unterſagt. Zuwiderhandlungen
wer=
n mit Gefängnis beſtraft. Daneben kann auf Geldſtrafe
er=
nnt werden.
agerns Sozialdemokratie für die Autorität
des Reiches.
München, 17. Okt. (Wolff.) Eine Verſammlung der
zialdemokratiſchen Partei befaßte ſich mit der politiſchen Lage
d dem Ermächtigungsgeſetz. Sie billigte das Verhalten der
2ichstagsfraktion bei der Abſtimmung über das
Ermächtigungs=
ſetz und ſtimmte einer Entſchließung zu, worin es heißt, die
artei halte es für unerläßlich, der Autorität der
Reichsregie=
nig auch in Bayern unbedingte Geltung zu verſchaffen, weil
iſt der Beſtand des Reiches in Frage geſtellt werde.
* Guſtav Frenſſen.
Zum 60. Geburtstag, 19. Oktober 1923.
Von Alfred Richard Meyer.
„Ganz abgeſehen von der traurigen Zeit, in die der Tag
t, ſcheint es mir geſchmaclos, wenn ich in unſerem Dorf, in
ſer ganz unliterariſchen Landſchaft meinen 60. Geburtstag
ern würde. Das liebſte iſt mir, den Tag allein zu ſein, nicht
il er mir bedeutungsvoll iſt, ſondern wie ein anderer Tag. Mir
das ganze Leben Arbeits= und Feiertag zugleich geweſen;
er Tag war mir ſo, und dieſer Tag ſoll nichts anderes ſein”.
eſe, an ſeinen Verleger, G. Grote, Berlin, gerichteten Worte
rakteriſieren den vor 60 Jahren, als Sohn eines
Dorftiſchler=
iſters, in Barlt in Niederdithmarſchen geborenen Guſtav
enſſen, den ehemaligen Pfarrer von Hemme, der ſich gewiß
mals die großen Erfolge ſeiner Bücher erträumt hat, die ſich
ate ziffernmäßig alſo darſtellen: Jörn Uhl 300. Taufend,
ter Moors Fahrt nach Südweſt 200. Tauſend, Hilligenlei 182.
uſend, Die drei Getreuen 155. Tauſend, Die Sandgräfin 110.
uſend, Klaus Hinrich Baas 112. Tauſend, Die Brüder 105.
fuſend. Soeben erſcheint die neue, durchgeſehene Ausgabe, in
was gemilderter Faſſung”, feines 15 000 Hexameter langen
o8 „Bismarck”, über das Paul Mahn Januar 1915 in der
iglichen Rundſchau ſchrieb: „Wir fürchten, die Deutſchen
wer=
n es Frenſſen ſobald nicht vergeſſen, daß er in einer Zeit, die
mit tauſend Fäden an ihren beſten, gewaltigſten Mann
ge=
nden fühlt, die zu ihm hinüberblickt, neue Kräfte und Stärkung
S ſeinem Anblick ſchöpft, die ſich als Bewahrerin, ja vielleicht
als die Vollſtreckerin ſeiner Vermächtniſſe anſieht, dieſe
Bis=
trc=Läſterung zu bieten wagte.‟ Dieſe Zeit mag ſich vielleicht
tklich einmal ſo angeſehen haben; wir wiſſen heute, daß ſie es
ht geweſen iſt. Noch einmal begehrte politiſcher Eifer gegen
ienſſen auf, als er 1922 auf Einladung des „Zentral Relief
dmmittee” in New=York in einer Reihe von Großſtädten
Nord=
terikas Vorträge über Deutſchland hielt, die den
deutſchnatio=
ten Führer von Graefe zu der Reichstags=Anfrage beſtimm=
I, die von „berechtigtem Unwillen weiter Kreiſe des deutſchen
dlkes über die parteipolitiſchen Auslaſſungen Frenſſens bei die=
Gelegenheit” ſprach. Und denſelben „weiten Kreiſen” ver=
Utte der Angegriffeue doch ſeinen unbeſtreitbar großen literari=
Stadt und Land.
Darmſtadt, 18. Oktober.
— Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an
dar Volksſchule in Ober=Mörlen, Kreis Friedberg.
Dienſtwoh=
nung iſt vorhanden; eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer oder
eine katholiſche Lehrerin an der Volksſchule in Aſtheim, Kreis Groß=
Gerau. Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden; Mietwohnung für einen
verheirateten Lehrer kann nicht beſchafft werden; eine Lehrerſtelle für
einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Guſtavsburg, Kr.
Groß=Gerau. Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden; Mietwohnung für
verheirateten Lehrer iſt zunächſt nicht zu haben; eine Lehrerſtelle für einen
evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Alzey. Dienſtwohnung iſt
nicht vorhanden; Mietwohnung für verheirateten Lehrer zurzeit kaum
zu beſchaffen.
— Ernanut wurden: am 8. Oktober der Privatdozent Dr. Heinrich
Fiſcher aus Gießen zum außerplanmäßigen außerordentlichen
Profeſſor an der Landesuniverſität Gießen; am 11. Oktober 1923: der
Landgerichtsdirektor Max Schilling=Trygophorus in
Darm=
ſtadt zum Mitglied der Prüfungskommiſſion für das Juſtiz= und
Ver=
valtungsfach.
Zu Steuerinſpektoren wurden ernannt: die
Ober=
ſtenerſekretäre: Georg Adam Appel zu Dieburg, Peter
Arnpl) zu Alzey, Johann Barth zu Worms, Joſef Theodor
Beickr zu Seligenſtadt, Ludwig Böhmelmann zu Mainz, Wilhelm
Brane; zu Michelſtabt, Peter Anton Chriſt zu Mainz, Johannes
Fehl zu Darmſtadt (Finanzamt Stadt), Diether Frank, zu Alzey,
unter Verſetzung zum Finanzamt I Mainz, Johann Friedrich zu
Wörrſtadt, Karl Rud. Geißner bei der Oberfinanzkaſſe in Darmſtadt,
Auguſt Glebe zu Gießen, Joh, Leo Großmann beim
Landesfinanz=
amt Darmſtadt, Karl Gröninger zu Gießen unter Verſetzung zum
Finanzamt Grünberg, Guſtan Hau zu Offenbach (Finanzamt Land),
Rudolf Hensler zu Homberg, unter Verſetzung zum Finanzamt
Grünberg, Georg Jacobi zu Groß=Gerau, Karl Koch zu Büdingen,
Karl König zu Beerfelden, Hermann König zu Oppenheim, Ernſt
Körting beim Landesfinanzamt Darmſtadt unter Verſetzung zum
Finanzamt Darmſtadt Stadt, Wilhelm Langlitz zu Zwingenberg,
„Fakob Ohnacker zu Darmſtadr (Finanzamt Land), unter Verſetzung
zum Finanzamt Groß=Gerau, Jakob Rarh, zu Mainz, Karl Ludwig
Recker zu Wörrſtadt, Hermann Reuſchling zu Alzey, Willy Sack,
Finanzamt (Reichsſchatzverwaltung) Darmſtadt, unter Verſetzung zum
Finanzamt Bingen, Wilhelm Schäfer zu Gießen, Karl Chriſtian
Schüßler zu Schotten, unter Verſetzung zum Finanzamt Nidda,
Adam Wetteroth beim Landesfinanzamt Darmſtadt, unter
Ver=
ſetzung zum Finanzamt Ober=Ingelheim.
Am 11. Oktober 1923 wurde der Oberlandesgerichtsrat Karl Ludwig
Dadper in Darmſtadt auf ſein Nachſuchen und unter Anerkennung der
dem Staate geleiſteten Dienſte von dem Amte eines Mitgliedes der
Prüfungskommiſſion für das Juſtiz= und Verwaltungsfach enthoben.
An Stelle des verſtorbenen Staatsrats Profeſſor Dr.=Ing.
Alexander Koch hat das Heſſiſche Geſamtminiſterium den
Staatskom=
miſſar für das beſetzte heſſiſche Gebiet, Dr. Eugen Kranzbühler
mit den Dienſtverrichtungen des heſſiſchen Bevollmächtigten bei der
Zen=
tralkommiſſion für die Rheinſchiffahrt beauftragt und ihm für die Dauer
dieſes Auftrages die Amtsbezeichnung „Miniſterialrat” verliehen.
— Heſſiſches Landestheater. Mietnachzahlungen des Heſſ.
Landestheaters. Heute Donnerstag werden an der Hauptkaſſe und den
beiden Tageskaſſen vormittags 9—12½ und nachmitta,s 2..—5½ Uhr
die Nachzahlungen für den zweiten Mietabſchnitt erhoben, unb zwar für
die Vollmieten A und D, deren Zuſatzmieten I oder VIl und IV vder X
und die Schauſpielmieten a und d. Mieter, die nicht in Bar zahlen,
werden gebeten, ihre Zahlung durch Poſtſcheckkonto 23 862 zu leiſten
und nach Möglichkeit nicht durch Banken, weil dort die Verrechnung
verzögert wird.
— Sprachverein. Der Zürcher Profeſſor Dr. Steiger wird
heute, Donnerstag, abends um 8 Uhr, im Realgymnaſium darlegen, daß
die Schweizer, obwohl ſie ſich 1648 wie die Holländer vom Reiche löſten,
ihr geiſtiges Leben nicht eigenbrötleriſch geſtalteten, wie es leider in
den Niederlanden geſchah, ſondern den Zuſammenhang mit der Bildung
bei den deutſchen Bruderſtämmen bewahrten und ſo fähig blieben,
fruchtbare Anregung reichlich zu geben wie zu empfangen. Die Namen
Klopſtock und Peſtalozzi genügen, um anzudeuten, wie eng wir mit den
allemaniſchen Sprachgenoſſen von Zürich, Bern und Baſel verbunden
ſind, ein Glück für ſie und füir uns. Ueber dieſes Verhältnis zu reden,
dazu iſt Dr. Steiger als angeſehener Pfleger des völkiſchen Geiſtes
treff=
lich geeignet. — Jedermann hat freien Eintritt; der Zugang iſt an der
Kirchſtraße.
— Geſellſchaft heſſiſcher Bücherfreunde. Die 6. Jahresgabe der
Ge=
ſellſchaft iſt ſoeben erſchienen und gelangt zur Ausgabe. Der Text
be=
handelt die Aufſehen erregende Entdeckung des Dichters bes
Nibelungen=
liedes, die Herr Archivdirektor Dieterich in geiſtvollen Unterſuchungen
wahrſcheinlich macht. Das Büchlein, in geſchmackvoller Ausſtattung,
kann jederzeit im Reſidenzſchloß (Torbogen am Markt=Eingang), im
Geſchäftszimmer der Geſellſchaft abgeholt werden. Der Jahresbeitrag
iſt bei dieſer Gelegenheit zu entrichten. Er beträgt 1 Mark mal ¼ der
Schlüſſelzahl des Börſenvereins für dieſe Woche, alſo 550 000 000 Mk.
Sofortige Abholung liegt im eigenſten Intereſſe der Mitglieder.
— Aus der Simon= unb Charlotte=Fulda=Stiftung ſollen am 9. Nov.
ds. Js. zehn Unterſtützungen von je 6 000 000 Mk. an Bedürftige aus
dem Arbeiter= und Gewerbe= oder Handwerkerſtande, dem
Kaufmanns=
ſtande oder handelstreibenden Stande vergeben werden. Bewerbungen
ſind bis ſpäteſtens 30. Oktober 1923 an den Stiftungsvorſtand (
Stadt=
haus) unter kuzer Darlegung der Verhältniſſe zu richten.
— Die Deutſche Volkspartei und die Gaspreiſe. Der Vorſtand der
Deutſchen Volkspartei hat in Gemeinſchaft mit der ſtädtiſchen Fraktion
der Deutſchen Volkspartei geſtern abend zu der außerordentlichen
Aus=
wirkung der Neufeſtſetzung der Gaspreiſe Stellung genommen. Er hat
beſchloſſen, mit größter Beſchleunigung die nötigen Schritte zu
unter=
nehmen, um eine Nachprüfung der Beſchlüſſe der
Stadtverordnetenver=
ſammlung zu erzielen. Es wird dabei darauf hingewieſen, daß die
Ver=
treterin der Deutſchen Volkspartei bei der einzigen Debatte über dieſe
Frage in der Stadtverordnetenverſammlung, Frl. Kraſinski, ſchon
da=
mals die praktiſche Undurchführbarkeit dieſer Beſchlüſſe hervorgehoben
hat. Die Deutſche Volkspartei hatte den Wunſch, daß die Neufeſtſetzung
ſchen Anfangserfolg, der in Deutſchland einzig daſteht und der
pſychologiſch eigentlich noch immer nicht zu verſtehen iſt. Denn
dieſer Mann aus Dithmarſchen war alles andere, denn ein
Modeſchriftſteller, der ſich ſein Publikum mit derben oder
gewitz=
ten Mitteln einzufangen verſtand. Stiliſtiſch, ſo kann wohl
ge=
ſagt werden, kam er aus der geiſtigen Atmoſphäre von Dickens
und Wilhelm Raabe, die ihrem Nachfolger zahlenmäßig den
grö=
ßeren Ruhm überlaſſen mußten. Das iſt um ſo ſchwerer zu
ver=
ſtehen, als ſich in ſeinen Romanen ſtets Prediger und Dichter
feindlich gegenüberſtehen, wobei letzterer oft den Kürzeren ziehen
muß. Zudem wird das Didaktiſche breit, in einem ſchon bald als
maniriert wirkenden Stil, in einer ſcheinbar gewollten
Ver=
ſchwommenheit vorgetragen, daß eines moderneren Leſers
Wil=
ligkeit erlahmen muß. Die Erklärung dieſes Widerſpruches liegt
zweifelsohne zuerſt und zuletzt in der Erkenntnis, daß Frenſſen
eine ſtarke Perſönlichkeit iſt, deren Dokumentierung zur Kritik
herausfordern muß, ein Menſch, dem über der Politik des
Augen=
blicks ſein warmes Herz ſteht, ein Menſch, ſich ſelbſt vielleicht
all=
zuſehr der Hemmungen bewußt, die ihm von ſeinem Volksſtamme
mit in das Leben gegeben ſind, deren letzte Auseinanderſetzung
feindlich vor derjenigen ſeiner Geſtaltungsmöglichkeiten ſteht.
Der Erzbiſchof Nathan Söderblom (Upſala) hat von
Frenſ=
ſens „Briefen aus Amerika”, die erſt vor einigen Monaten
er=
ſchienen, geſagt: „Die Kraft und Schlichtheit, die künſtleriſche
Vollendung des Stils und die Gradheit der Geſinnung und des
Urteils, die lebendigen Charakterköpfe im Beginn des Buches,
alle treffenden, die Wirklichkeit ins Herz treffenden Beobachtungen
und Ausſagen, ja, man muß das Buch wie einen Brief ſofort
leſen. Es iſt ja auch ein Brief. an die Menſchheit in ihrer
Trüb=
ſal, ein Brief der harten Trauer, aber auch des Glaubens.”
Briefe an die Menſchheit — ſo könnte man vielleicht alle
Bücher Frenſſens bezeichnen, weil ihr ethiſcher Inhalt ben rein
künſtleriſchen zurückdrängt. „Mutter war immer in Sorgen,
Vater immer voll Hoffnung.‟ Dieſe Worte, die der Dichter von
ſeinen Eltern ſagt, deuten die gegneriſchen Pole ſeines
Schaffens=
willens an. Müſſen ſie nicht zu einer ſcheinhar politiſchen
Aus=
drucksnotwendigkeit werden, die zum Anti=Politiſieren
heraus=
forbert? Karl Strecker hat Frenſſens letzten großen Roman: den
Paſtor von Poggſee” (65. Tauſend. G. Groteſche
Verlagsbuch=
handlung. Berlin) deſſen politiſches Glaubensbekenntnis
ge=
nannt. Hier ſteht, früh erkannt, der Satz: „Es muß nun, wenn
der Gaspreiſe nach ausgiebiger Erörterung durch das Plenum der
Stadtverordnetenverſammlung erfolgen ſollte. Leider iſt dieſer Wunſch
an dem Widerſtande von anderer Seite geſcheitert.
E Jn Darmſtadt=Oſtbahnhof können
Kartoffel=
ſendungen bis auf weiteres auch Sonntags von 9 bis
12 Uhr vörmittags abgeholt werden.
— Der Kriegerverein Darmſtadt veranſtaltete einen
Wohltätigkeits=
abend zugunſten der Schwerkriegsbeſchädigten und Alrveteranen. Saal
und Galerie des Mathildenhöhſaales waren derart gefüllt, daß viele
Perſonen umkehren mußten, da ſie keinen Platz fanden. Trotz dieſes
zahl=
reichen Beſuchs brachte es die raſende Geldentwertung der letzten Tage mit
ſich, daß die Einnahmen nicht die entſtandenen Unkoſten decken. Die
Be=
hörden ſowie zahlreiche Vereine hatten zu der Veranſtaltung ihre
Ver=
treter entſandt. Das abwechſelungsreiche Programm bot in der Fülle
ſeiner Nummern dar, welchen Aufſchwung der Kriegerverein unter der
Leitung ſeines energiſchen und zielbewußten 1. Vorſitzenden, unterſtützt
von ſeinem rührigen Vorſtand, genommen hatte. Nach einer kurzen
Begrüßungsanſprache des 1. Vorſitzenden, die in einem Treugelöbnis zu
unſerem deutſchen Vaterlande ausklang, wickelte ſich die Vortragsfolge
ab. Mitglieder des Theſtaklubs hatten ſich der guten Sache zur
Ver=
fügung geſtellt und boten in ihren Darbietungen vollendetes Können.
Herr Gg. Petry trug Rezitationen von Hans Reimann vor, Herr Rud.
Hofmann Gedichte in Darmſtädter Mundart. Herr W. Böhm ſang mit
guter Stimme Lieder für Tenor, unter denen „Das Heidegrab” großen
Beifall fand. Herr Ad. Hildebrand zeigte in ſeinen Vorträgen ſein
großes Talent als Humoriſt. Eine Anzahl weiterer Damen und
Her=
ren vermehrten in Rüthleins Darmſtädter Lokalſchwank „Die Maibowle‟.
durch ihre gute Darſtellungskunſt den Ruf der Theſta. Von
Mit=
gliedern des Heſſiſchen Landestheaters und der Theſta wurde die
Ope=
rette von L. Kreymann „Im Harem” in vortrefflicher Ausführung
ge=
ungen und geſpielt. Als Soloſängerinnen gaben Frau Elfe Orth und
Frl. Martha Fleiſchmann vom Landestheater in ihren mit großem
Talent vorgetragenen Liedern Proben ihrer ausgezeichnet
durchgebil=
deten Sangestunſt. Frl. Alice Schäfer bekundete ſich als fertige
Klavier=
begleiterin. Frau Lo Wentſcher ſtellte ſich als eine vorzügliche
Nezita=
torin vor. Eine beſondere Abwechſelung im Programm gaben die
modernen Tänze der Kinder Geſchwiſter Hartmann, deren Ausführung
ſelbſt im Apachenjimmtz durchaus ſicher und formvollendet war. Einen
ſchönen Anblick boten die Freiübungen einer Mädchenriege und zeigte
ſichere Leitung und vortreffliche Diſziplin. Muſikſtücke des
Turn=
gemeinde=Orcheſters rahmten die Vortragsfolge ein. So gab
abwechſe=
lungsreiche Fülle einige Stunden gute Unterhaltung und wies, wie es der
Prolog ſo trefflich ausſprach, in Ernſt und Scherz den Erſchienenen die
Symbole des Kriegervereins: den Geiſt der Kameradſchaft und der Liebe
und Treue zum Vaterland. Mit einigen Dankesworten ſchloß der
1. Vorſitzende die wohlgelungene Veranſtaltung und lud die Mitglieder
und Freunde des Vereins zu dem am 3. November, abends 7½ Uhr,
im Weißen Saale bei Chriſt, Grafenſtraße, ſtattfindenden gemütlichen
Abend mit Damen ein.
— Bund der Kinderreichen Darmſtadt. Die auf Freitag, den
19. Oktober, feſtgeſetzte Generalverſammlung des Bundes der
Kinder=
reichen findet im Gemeindehaus, großer Saal, Kiesſtraße 17, um acht
Uhr, ſtatt.
Unglücksfälle. Geſtern Vormittag kam in einer hieſigen
Maſchinenfabrik ein Schloſſer von einer Leiter zu Fall und zog ſich
einen Unterſchenkelbruch zu. — Geſtern Mittag fiel in der
Kranich=
ſteinerſtraße ein Inſtallateur beim Birnenpflücken aus einer Höhe von
10 Metern vom Baum und erlitt einen Wirbelſäulenbruch. Um dieſe
Zeit erlitt ein Schloſſer in der Kranichſteinerſtraße, als er mit einemr
Handwagen voll Holz vom Walde zurückkehrte, einen Herzſchlag. Die
zwei Letztgenannten ſind im Gaswerk beſchäftigt und befanden ſich in
Urlaub. Sämtliche Verunglückte wurden durch die Rettungswache nach
dem Städt. Krankenhaus verbracht. Bei Letzterem konnte bei der
Ein=
lieferung leider nur noch der Tod feſtgeſtellt werden.
Erwiſchte Felddiebe. Die Diebſtähle von Feldfrüchten
aller Art und auch von Holz aus den benachbarten Wäldern
haben in der letzten Zeit einen Umfang angenommen, der es
geboten erſcheinen ließ, beſondere Polizeikräfte zum Schutze der
Fluren und Wälder einzuſetzen, die zu Pferbe, auf Fahrrädern
oder auch zu Fuß die Ueberwachung der bedrohten Gegenden
verſehen. Den Sicherheitskommandos der
Schutz=
polizei iſt es dank ihrer Rührigkeit nunmehr gelungen, eine
Anzahl dieſer Frevler, in mehreren Fällen ſogar ganze
Diebes=
banden dingfeſt zu machen und ſie der Beſtrafung zuzuführen.
Es darf angenommen werden, daß durch die getroffenen
er=
höhten polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen ſich bald ein
Nach=
laſſen der Diebſtähle bemerkbar machen wird.
Lokale Peranſtaltungen.
Die Merunter erſchelnenden Notizen ſind auoſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in ſeinem Falle irgendwir als Beſprechung oder Krſiü.
e. Stadtmiſſion. Am kommenden Freitag, abend 8½ Uhr,
ſpricht Miſſ.=Inſp. Müller=Bethel im großen Saale der Stadtmiſſion
und Dr. Avemarie in Beſſungen. Am Sonntag Abend findet ein
Werbeabend des Jugendbunds ſtatt, bei dem mehrere Teilnehmer über
ihre Eindrücke von der Haupttagung des Jugendbundes in Kaſſel
be=
richten. Jedermann hat Zutritt.
Aus den Parteien.
— Deutſche Volkspartei. Die Jugendgruppe unſeres
Ortsvereins begeht am kommenden Sonntag, den 21. Oktober,
nachmit=
tags, im Saal der Loge (Sandſtraße) ihr diesjähriges Stiftungsfeſt.
Ein abwechſlungsreiches Programm bringt ernſte und heitere
Darbie=
tungen, und wird einen Beſuch der Veranſtaltung ſicherlich äußerſt
loh=
nend machen. Es iſt unſere Aufgabe, den mutigen Kampf der Jugend
zu unterſtützen und ihr die wenigen frohen Feierſtunden von Herzen
zu gönnen. Die Freunde und Gönner unſerer Jugendgruppe bitten
wir, ſich recht zahlreich am kommenden Sonntag einzufinden; dem Feſt
ſelbſt wüinſchen wir einen erfolgreichen frohen Verlauf. (Näheres im
redaktionellen Teil der Tageszeitungen.) — Am Sonntag, 21. Oktober,
treten die zur Südweſtdeutſchen Arbeitsgemeinſchaft
zuſammengeſchloſ=
ſenen Wahlkreisverbande der D. V. P. unter dem Vorſitz
ihres Vorſitzenden Herrn Landtagsabgeordn. Rechtsanwalt
Dingel=
dey zu einer Sitzung in Darmſtadt zuſammen.
wir wieder in die Höhe wollen, das ganze Deutſchland ſein. Wir
haben keine andere Gegenwart und keine andere Hoffnung als
unſer gemeinſames Volksübereinkommen, unſere Verfaſſung. Es
mag ſein, daß unſere Nachkommen einſt dies und jenes an ihr
ändern werden . . . aber im Großen wird ſie bleiben, da ſie
wie=
bergibt, was die große ruhige Mitte unſeres ernſten Volkes für
recht und gut erkennt. . . . Denn, wo lebt ſonſt Gott wenn nicht
in den Herzen der ernſten Menſchen, eines ernſten Volkes? Seht,
ſo haben wir nun den Grund, darauf wir ein neues Deutſchland
bauen können. . . Groß iſt die Not, die uns betroffen hat! Groß
iſt die Schande! Aber willkommen Schande, willkommen Not ...
wenn ſie dazu dient, das deutſche Weſen endlich zu ändern. . .
Wort eines Zeitgenoſſen an die Zeit, in der wir noch immer
leben. Wort eines nunmehr Sechzigjährigen, dem die Heimat
„ein Stück von ſeinem Leben und von ſeiner Seele” iſt und der
früh zu der Erkenntnis kam: „Alle Poeſie kommt aus Not und
Sehnſucht!“
T. Wertvolle Funde im Domſchatz von Sitten (Wallis). In
der ſilberbeſchlagenen großen Lade des 14. Jahrhunderts wurde
eine größere Sammlung von Reliquien und Geweben aus allen
Jahrhunderten enthoben von Prof. Stückelberg=Baſel
und Dr. Imeſchin Sitten. Es fanden ſich 27 pergamentene
Authentiken, darunter 4, die in die Merowinger= und
Karolinger=
zeit zurückreichen. Die Gewebe ſetzen ein mit einem talergroßen
Stück ſpätantiken Urſprungs von ſogen. Mereidenſtoff (4.
Jahr=
hundert). Das Hauptſtück des Fundes iſt ein großes Stück
Drachenſtoff und ein Strumpfband aus Löwenſtoff, wohl aus
dem 8. Jahrhundert. Es folgen zahlreiche Seidengewebe,
dar=
unter eines mit dem Wappenbild der Eltern Ludwigs des
Heiligen, der Lilie Frankreichs und dem Kaſtell von Kaſtilien,
Stoffe mit dem Doppeladler (italieniſch) aus dem 13. und 14.
Jahrhundert mit Granatäpfeln, ferner drei mittelalterliche
Bon=
boniéren und ein Leinenſack mit Stickerei. Zum Schönſten
ge=
hört die ſchwarz=grüne Innentapezierung der Lade ſelbſt mit
ihren Fächern und Schubladen. Schließlich iſt zu erwähnen
Karbinal Schinners kleine Reliquienſammlung in einer violett
und grün geſtreiften Seidentaſche.
L. Eine Hundertjährige. Die am 5. Oktober 1823 in
Landis=
wil (Kanton Bern) geborene Verona Mettler beſitzt 43 lebende
Nachkommen, nämlich 3 Kinder, 25 Enkel und 15 Urenkel,
Seite 4.
Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 18. Oktober 1923.
Rummer 288
tre.
*
R
Mnd üuelmat, die eig=, Tahelr und Snonkiege,
Weder die Stadtverwaltung noch die Heag haben es bisher
für notwendig oder der Mühe wert gehalten, auf die Proteſte
von Seiten der Einwohnerſchaft gegen die wahnſinnige und
aufreizende Preisgeſtaltung für Gas, Waſſer und Strom auch
nur mit einem Worte einzugehen. Sollte man an maßgebender
Stelle wirklich glauben, mit einem Achſelzucken hinweggehen zu
können über Proteſte, hinter denen doch zum mindeſten 90 Proz.
aller Verbraucher ſtehen, ſo dürfte man ſich diesmal doch
ge=
waltig irren. Jetzt iſt auch mit Lammesgeduld nichts mehr zu
erreichen, die Verbraucher ſtehen einfach vor dem nackten
Nicht=
mehr=Können, und wan ſollte ſich doch hüten, den Bogen zu
überſpannen. Es könnte doch ſehr unangenehm werden. Wir
haben bisher aus wohlerwogenen Gründen davon abgeſehen,
zur allgemeinen Zahlungsverweigerung aufzufordern, aber wir
wiſſen, daß auch ohne dieſe Aufforderung zahlreiche Verbraucher
zu dieſem letzten Mittel der Selbſthilfe greifen müſſen. Stadt
und Heag ſollten nicht ohne weiteres auf ein vermeintliches
Recht pochen, die Zufuhr von Gas, Waſſer und Strom einfach
abſtellen zu können. Dieſes Recht iſt ſehr anfechtbar und
unterliegt noch ſtark der richterlichen Entſcheidung.
Ein Beiſpiel liegt bereits vor: Ein Gasabnehmer in Selchow
hatte ſich im Auguſt und September bei der Beſtandsaufnahme
geweigert, den am Ableſungstage gültigen Gaspreis für vier
Wochen rückwirkend zu zahlen. Dagegen hatte er ſofort den auf
Grund der wöchentlichen Bekanntmachungen errechneten
Durch=
ſchnittspreis an die Gasbetriebsgeſellſchaft gezahlt und im
übrigen anheimgeſtellt, den umſtrittenen Reſtbetrag von etwa
100 Millionen Mark einzuklagen. Statt deſſen ſandte die
Geſell=
ſchaft einen Angeſtellten nach Selchow, der bei abermaliger
Ver=
weigerung der Reſtforderung ohne weiteres die Gaszufuhr
ab=
ſchnitt. Der boykottierte Abnehmer verklagte nunmehr die
Ge=
ſellſchaft beim zuſtändigen Amtsgericht und beantragte
koſten=
pflichtige Verurteilung der Werke zur ſchleunigen
Wiederliefe=
rung von Gas.
Das Ergebnis dieſer Klage war ein Beſchluß des
Amts=
gerichts Berlin=Mitte, durch den der Gasbetriebsgeſellſchaft
auf=
gegeben wird, die Gaslieferung an den Abnehmer in Selchow
ſofort wieder aufzunehmen und alle Koſten für
Trennung und Wiederanſchluß ſelhſt zu tragen.
Der Geſellſchaft dürfte nur noch übrig bleiben, ihre
Reſtforde=
rung im Klagewege einzutreiben.
Man wird ſich gegebenenfalls zuſammenſchließen und die
höchſte richterliche Inſtanz anrufen, um Stadt und Heag den
Beweis zu liefern, daß ſie ihre Defizite nicht einfach und
be=
quem aus den Taſchen der Verbraucher dechen kann. Daß ſie
vielmehr die Pflicht hat, zunächſt einmal ernſtlich nachzuprüfen,
ob der koſtſpielige Verwaltungsapparat der
Werke derart iſt, daß er den dringendſten
For=
derungen der Wirtſchaftlichkeit entſpricht.
Das ſcheint uns zum mindeſten ſehr zweifelhaft, wenn wir
die nachſtehende
Berechnung
in Rückſicht ziehen.
Von fachmänniſcher Seite wird uns betreffend des
Strom=
preiſes, für Lichtſtrom 0,60 Goldmark, für Kraftſtrom 0,35
Gold=
mark, folgendes geſchrieben:
In allen Städten des Deutſchen Reiches koſtete die
Kilo=
wattſtunde im Jahre 1914 für Lichtſtrom 0,40 Goldmark bei
Drehſtrom, für Kraftſtrom 0,20 Goldwark bei Drehſtrom, für
Lichtſtrom 0,50 Goldmark bei Gleichſtrom, für Kraftſtrom
0,25 Goldmark bei Gleichſtrom. Die Herſtellung des Stromes
koſtete die Elektrizitätswerke im Frieden bei Drehſtromerzeugung
pro Kilowattſtunde 0,03 bis 0,05 Goldmark, bei Gleichſtrom pro
Kilowattſtunde 0,10 bis 0,15 Goldmark. Bei dieſer
Energie=
erzeugung mußte die Heag Kohlen feuern, während doch heute
die Sache ganz anders liegt. Den Strom bezieht die Heag teils
von den Mainkraftwerken und von den Dettinger Werken. Bei
erſterem kommen doch überhaupt keine Kohlen in Frage, während
bei letzterem ebenfalls Waſſerkraft und Braunkohlen
Verwen=
dung finden. Wenn auch die Betriebsunkoſten, z. B. Oel,
Ab=
nutzung, Arbeitslohn und Gehälter, ſowie Awortiſation noch
berückſichtigt werden müſſen, ſo ſteht es in gar keinem Verhältnis
zu dem heutigen Lichtſtrompreis mit 0,60 Goldmark,
Kraftſtrom=
preis mit 0,35 Goldmark, den die Heag nehmen will. Als
Groß=
abnehmer bezahlte m Jahre 1914 die Induſtrie für die
Kilo=
wattſtunde für Drehſtrom 0,07 bis 0,09 Goldmark, alſo iſt der
Beweis erbracht, daß die Herſtellung des Stromes (Drehſtrom)
nicht mehr als 0,03 bis 0,05 Goldmark zu ſtehen kam. Das
Uebel liegt aber hier bei der Heag darin, daß dieſelbe auf der
anderen Seite für die unrentable elektriſche Bahn
enorme Gelder zulegen muß. Aus dieſem Grunde
müßten Hunderttauſende von Abnehmern ſolche hohe
Strom=
koſten bezahlen. Wenn die Bahn ſich nicht rentiert, ſo ſoll die
Heag entweder dieſe ſtillegen oder ihr Defizit anderwärts decken,
vielleicht einen Teil durch ihre Dividenden.
Wir ſehen den Begründungen der Tatſachen entgegen, daß
es notwendig iſt, in einer Zeit, da das Gebot der
Sparſam=
keit doch auch für die Verwaltungen und Behörden gilt, den
Preis ſo hoch zu ſtellen, daß er in ſchreiendem Mißverhältnis
ſteht zu dem Friedenspreis, gleichwie umgekehrt das Einkommen
der übergroßen Mehrzahl der Verbraucher zum
Friedens=
einkommen.
Wir meinen aber auch, daß es hohe moraliſche
Pflicht der Verwaltungen iſt, in einer Zeit der
ſchwerſten Kriſe, die das deutſche Volk vielleicht
je durchzumachen hatte, alles zu vermeiden,
das geeignet iſt, auch die beſonnenſten und
duldſamſten Kreiſe der Bevölkerung zur
Ver=
zweiflung zutreiben. Schon regt ſich die Beamtenſchaft
lelbſt.
Hierzu ſchreibt uns das Ortskartell Darmſtadt des
Deutſchen Beamtenbundes:
Unter obiger Ueberſchrift wehren ſich die Beamten und
Angeſtell=
ten der Firma Merck in Nr. 286 des Darmſtädter Tagblatts vom 16. 10.
1923 gegen das überſtürzte Verlangen der Stadt, den Gaszins in
Gold=
mark zu bezahlen. So ſehr wir als Beamte der Auffaſſung ſind, daß
die öffentlichen Haushalte ins Gleichgewicht gebracht werden müſſen,
ebenſoſehr ſieht ſich das Ortskartell Darmſtadt des Deutſchen
Beamten=
bundes veranlaßt, ſich der berechtigten Abwehr der Angeſtelltenſchaft
der Firma Merck anzuſchließen und mit allem Nachdruck zu betonen,
daß die Beamtenſchaft nicht gewillt iſt, ſich ohne weiteres der Forderung
der Stadtverwaltung zu fügen. Wir begrüßen deshalb die öffentliche
Kundgebung der Merckſchen Beamten und werden dieſe mit gleicher
Schärfe auch gegen die allzu geſchäftstüchtigen Praktiken der Heag
unterſtützen. Stadtverwaltung und Heag konnten ſich keine ungünſtigere
Zeit zur Durchſetzung ihrer Anſichten wählen. Ohne zur Reſiſtenz
auf=
fordern zu wollen, können die Stadt, ſowohl wie die Heag damit
rechnen, daß ihre Beamten bei Erhebung der Gefälle auf Schwierigkeiten
ſtoßen werden; nicht, weil die Beamtenſchaft nicht zahlen will, ſondern
weil ſie bei ihrem Papiermarkeinkommen
Goldmark=
forderungen nicht begleichen kann.
Das Ortskartell des Deutſchen Beamtenbundes iſt überhaupt der
Auffaſſung, daß es endlich an der Zeit iſt, eine gemeinſame
Ab=
wnhrfront der geſamten Verbraucherſchaft gegen jede Art
wuche=
riſcher Ausbeutung zu ſchaffen, und es nimmt gerne jede Gelegenheit
wahr, dieſe Abwehrfront zuſtande zu bringen. Den Reichs= und
Län=
derregierungen aber wird mit aller Schärfe zum Bewußtſein gebracht
werden müſſen, daß die Beamtenſchaft nicht geſonnen iſt, ſich noch länger
mit Papiermarkgehältern abſpeiſen zu laſſen zu einer Zeit,
in der ſelbſt die lebensnotwendigen Bedürfniſſe in Goldmark und
dar=
über hinaus gewiſſenlos gehandelt werden. Wenn die Reichs= und
Län=
derregierungen den Frieden im Land erhalten wollen, werden ſie mit
rauher Hand der zügelloſen Preisbildung ſteuern müſſen. Wozu haben
wir ein Ermächtigungsgeſetz? Die Beamtenſchaft gilt jetzt noch als eine
Stütze des Staates. Wie lange ſie das noch ſein wird, hängt lediglich
Havon ab, ob die Regierungen auch weiterhin ſchon beim leiſeſten Stirn=
runzeln profitgieriger Ausbeuter zuſammenklappen werden. Gegen die
Beamtenſchaft mit diktatoriſchen Machtſprüchen vorzugehen, iſt keine
Heldentat. Wie lange noch Catilina?
Wir ſind nicht in der Lage und nicht gewillt, alle die
ver=
zwveifelten und erregten Zuſchriften, die uns täglich zugehen, zu
veröffentlichen. Einiges doch ſei hier wiedergegeben. Ein
Ein=
ſender ſchreibt:
Dieſer Erklärung und der der Angeſtelltenſchaft der Firma Mecck
iſt eigentlich nichts hinzuzufügen; denn außer der Stadtverwaltung
weiß jeder Menſch, daß die geforderten Preiſe für Gas und elektriſches
Licht nur von Leuten mit höchſtem Einkommen bezahlt werden können.
Man greift ſich an den Kopf und fragt, wie ſo etwas möglich iſt und
was man ſich bei Feſtſetzung der Phantaſiepreiſe eigentlich gedacht hat.
Beſchämend aber iſt, daß ausgerechnet die Stadtverwaltung die
Steuer=
zahler zur Verzweiflung treibt und ihnen ſtatt Kartoffeln
Peitſchen=
hiebe verabreicht. Jedenfalls muß etwas geſchehen, da ſonſt die
Ver=
zweiflung und Empörung ſchlimme Folgen zeitigen kann. Wir erwarten
die Einberufung einer allgemeinen Proteſtverſammlung, die ſich zum
Sprachrohr der gequälten Bürgerſchaft macht und die Zurücknahme der
unausführbaren Beſtimmungen über die Preiſe fordert.
Nicht ohne erſchüttert zu werden, wird man nachſtehenden
gequälten Auffſchrei einer Einſenderin leſen, die ohnehin
wie viele andere ſchuldlos Verarmte — furchtbar unter der
Wirt=
ſchaftskataſtrophe zu leiden haben. Wir geben der Zuſchrift ohne
jeden Kommentar Raum.
„Dank, heißen Dank der Schriftleitung des Tagblatts und allen
mutigen Schreibern der heutigen Gasartikel. Gleich mir haben gewiß
Tauſende von gequälten und innerlich zermürbten Menſchen wie erlöſt
aufgeſchrien, weil ſie ſich dadurch nicht mehr allein wiſſen in dem Kampf
gegenüber den furchtbaren Erwürgungsverſuchen, die gemacht werden,
und bei denen der Einzelne, beſonders der Alleinſtehende,
mitleid=
los zu Boden gedrückt worden wäre.
Es iſt unerhört, wie man aus den Armen aller Stände
heraus=
preſſen will nicht das Letzte, was ſie haben, ſondern das, was ſie nicht
haben und nicht aufbringen können, weil ihnen keine
Goldmarkein=
nahmequellen zur Verfügung ſtehen, welche ſcheint’s die haben, denen
das Zahlen ſolcher Preiſe ſcheint’s nicht wehe tut. Ich ſelbſt bin geſtern
den ganzen Tag ruhelos umhergeirrt, von einem zum andern gegangen,
gejagt und verfolgt von dem Entſetzen, daß ich mein weniges jetzt
fälli=
ges Gas nicht bezahlen könnte. Ich war wie gelähmt und unfähig zu
jeglicher Arbeit, die ſo nötig wäre. — Die Stadt macht einen Teil der
Menſchen ſyſtematiſch reif fürs Irrenhaus und reizt den anderen Teil
zu wildeſter Empörung.
Ich beſah mir mein weniges Geld, und es reichte kaum mehr für
ein Brot mit neuem Preis, von anderen Lebensmitteln gar nicht zu
reden. Wenn nur dieſe Verfügenden einmal in die Küchen der Armen
ſehen könnten — ich betone noch einmal, den Armen aller Stände —,
was da an ſogenannten Mittag= oder Abendeſſen verzehrt wird!
Viel=
leicht würden ſie — ſofern nicht jedes menſchliche Gefühl in ihnen
ab=
getötet iſt durch die Selbſtſucht — ſich beſchämt umwenden und
hinaus=
gehen.
Daß man — wie ich und viele meiner Leidensgenoſſen — auch dieſen
Winter wieder ſein Zimmer nicht heizen kann, das tragen wir mit noch
anderen Entbehrungen ſchweigend, bringen es wenigſtens nicht vor die
Oeffentlichkeit. Aber daß man in den kommenden kalten Monaten nicht
einmal mehr imſtande ſein ſoll, das armſelige bißchen Nahrung zu
kochen oder warm zu machen — für ſolche Grauſamkeit gibt es keine
Worte mehr. Und wehe, wenn Taten kämen!“
Geſetz= und rechtswidrig.
In Nr. 287 iſt eine Zuſchrift veröffentlicht, die unter Nr. 2 mit Recht
fragt: „Woher nimmt die Stadtverwaltung überhaupt das Recht, nach
erfolgtem Verbrauch mit einer derartigen Forderung
hervor=
zutreten?” Vom rechtlichen Standpunkte, ſofern wir noch im
Rechts=
ſtagte leben, iſt dazu zu ſagen, daß ein ſolches Verhalten vertragswidrig
iſt, gegen Treu und Glauben wie gegen jede Verkehrsſitte verſtößt.
Und was vertragswidrig, iſt, iſt rechtswidrig. Und
des=
halb muß daran liegen, die Leſer weiter über unſer öffentliches Necht
aufzuklären, was in Folgendem geſchehen ſoll. Art. 233 der
Städteord=
nung lautet: „Hat die Stadtverordnetenverſammlung einen Beſchluß
gefaßt, der ihre Befugniſſe überſchreitet, geſetz= oder
rechts=
widrig iſt, ſo iſt der Kreisrat verpflichtet, den
Bürger=
meiſter zur vorläufigen Beanſtandung der
Ausfüh=
rung des Beſchluſſes zu veranlaſſen. Der Bürgermeiſter
hat die Stadtverordnetenverſammlung hiervon zu benachrichtigen und
den Gegenſtand des Beſchluſſes zur nochmaligen Beratung in der
Ver=
ſammlung zu bringen. Von dem Ergebnis des erneuten Beſchluſſes
hat der Bürgermeiſter den Kreisrat alsbald in Kenntnis zu ſetzen.
Be=
ſteht das Ergebnis in gänzlichem oder teilweiſem Beharren auf dem
beanſtandeten Beſchluß, ſo findet das Verwaltungsſtreitverfahren ſtatt.
Wir fragen deshalb heute: „Iſt von ſeiten des Kreisamts,
das verpflichtet iſt, den Bürgermeiſter zur
vorläu=
figen Beanſtandung der Ausführung des
Beſchluſ=
ſes zu veranlaſſen, in Anwendung der angeführten
geſetzlichen Beſtimmung etwas geſchehen? und wenn
ja, in welcher Nichtung bewegen ſich die eingeleiteten Schritte? Wir
ſind um ſo mehr zu dieſen Fragen veranlaßt, als das Regierungsorgan
es bisher nicht für nötig gehalten hat, zu den die geſamte
Einwohner=
ſchaft lebhaft bewegenden Fragen überhaupt Stellung zu nehmen. Soll
man es als Ratloſigkeit deuten, daß ſich das Regierungsorgan hier
aus=
ſchweigt und die Seiten mit der Wiedergabe amtlicher Verordnungen
füllt? Zur Beruhigung der aufgeregten Stimmung wird ſolches
Ver=
halten nicht gerade beitragen. Aber die Folgen dieſes Verhaltens
müß=
ten die Organe treffen, die zu handeln verpflichtet, zu handeln
unter=
laſſen haben.
Die Geſſiſche Handwerkskammer
hat nunmehr ebenfalls in einer Eingabe an das Miniſterium für Arbeit
und Wirtſchaft gegen die Preispolitik der Stadtverwaltung und der
Direktion der Heag hinſichtlich der Abgabe von Gas, Waſſer und
elek=
triſcher Energie Stellung genommen. Es wurde gebeten, von
Aufſichts=
wegen durch das Heſſiſche Miniſterium des Innern mit den genannten
Körperſchaften Verhandlungen aufzunehmen, um eine Herabſetzung der
Preiſe zu erreichen. In der geſamten Bevölkerung, insbeſondere auch
im Handwerk und gewerblichen Mittelſtand, hat die
veröffentlichte Preisgeſtaltung eine weitgehende
Beunruhig=
ung hervorgerufen. Die genannten Werke dienen in ausgedehntem
Maße dem öffentlichen Intereſſe, und muß eine Preisgeſtaltung in der
Art gefordert werden, daß das zur Zeit noch beſtehende geringe
gewerb=
liche Leben nicht völlig zum Erliegen kommt. Eine Nachprüfung dahin
iſt unerläßlich, ob nicht eine Gewinnbeſchränkung möglich iſt, und ob mende franzöſiſche Dampfer „Seine” und der von Holtenau komme
bei der Preisbildung nicht die Faktoren zur Reduzierung des
Abgabe=
preiſes herangezogen werden können, die von der Stadtverwaltung und
Heag ebenfalls in Papiermark geleiſtet werden können. Bei der
Strom=
berechnung wäre zu berückſichtigen, daß ein großer Teil aus
den Mainkraftwerken entnommen wird und die
Be=
rechnung für dieſe Strommengen nach den
Kohlen=
preiſen kaum zuläſſig ſein dürfte. Weite Bevölkerungskreiſe
und auch das Handwerk müſſen ſich mit der Entlohnung in Papiermark mit dem Flugzeug in den Müggelſee; doch gelang es ihm, ſich ſchw
abfinden, und dürfen verlangen, daß insbeſondere von den öffentlichen mend zu retten.
Körperſchaften ihren Lebensintereſſen Rechnung getragen wird.
Von der Stadtverwaltung
geht uns in ſpäter Abendſtunde die nachſtehende Erklärung zu: warm
Die Feſtſetzung wertbeſtändiger Preiſe für Gas, Waſſer und Elektrizität
hat in der hieſigen Preſſe einen Meinungsaustauſch ausgelöſt, der vom
Standpunkte des verbrauchenden Publikums wohl verſtändlich iſt, leider
aber an der Kernfrage vollkommen vorbeigeht. Offenbar iſt man in
der Bevölkerung der Anſicht, daß die Feſtſetzung der neuen Preiſe eine
willkürliche Maßnahme der Stadtverwaltung ſei, und daß dieſe ſehr
wohl in der Lage geweſen wäre, Gas und Waſſer auch zu einem
niedri=
geren Preiſe abzugeben. Dieſe Anſicht iſt irrig.
Die Preispolitik der ſtädtiſchen Betriebe iſt eine durchaus
zwangs=
läufige, vorgeſchrieben durch die Lieferungsbedingungen der
Ausgangs=
induſtrien, insbeſondere der Kohlenzechen. Es iſt ſchon in früherer
Dar=
legung darauf hingewieſen worden, daß die Stadt ſo lange mit feſten
Papiermarkpreiſen für Gas und Waſſer rechnen konnte, als die
Kohlen=
preiſe, wenigſtens wochenweiſe, feſt auf Papiermark geſtellt waren. Das Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik u
iſt ſeit 15. September anders. Seit dieſem Zeitpunkt gelten für Kohle / Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Lan
Lieferungsbedingungen, die im weſentlichen wie folgt lauten:
1. Die Preiſe ſind Goldmarkpreiſe, errechnet auf dem den jeweiligen
Preisfeſtſetzungen zugrunde gelegten Dollarſtand, der bei allen
Um=
rechnungen in Papiermark nicht unterſchritten werden darſ.
2. Erfolgt die Zahlung mit Paviermark, ſo werden die Paviern
beträge nach der amtlichen Dollarnotierung an der Berliner T
zu dem Dollarſtand des Tages nach Abgang
Ware umgerechnet.
3. Bei Ueberſchreitung der zu 2. genannten Friſt ſind Zinſen
wie der zur Zeit des Zahlungseingangs evtl. geltende Go
markpreis zu zahlen.
Da bei dem früheren Verrechnungsverfahren die Preiſe in Pg
mark jeweils nach dem Kohlenpreisdurchſchnitt der abgelaufenen
brauchsperiode feſtgeſtellt wurden, und zwar an Hand der Kohlenklo
die ſeit Oktober 1919 in Wirkſamkeit iſt und ſich als durchausr
erwieſen hat, mußte für die Ableſeperiode vom 15. September bi=
Oktober für Gas bzw. Waſſer ein Preis von 520 000 Mk. bzw. 20
Mark feſtgeſetzt werden. Der Unterſchied zwiſchen dieſer Feſtpreisbe
nuug in Papiermark und der Kohlenpreisberechnung in Goldmar
gibt nun aber bei 659 Milliarden Geſamteinnahr
und 7048 Milliarden Geſamtausgaben einen F.
betrag von 6389 Milliarden Mark innerhalb eines ein;
Monats.
Für die Ableſeberiode vom 15. Oktober bis 14. November ſind
Ausgaben infolge des hohen Dollarſtandes, vielfach höher. Es we
bei einem Kurs von 4,2 Milliarden pro Dollar insgeſamt 195
Milliarden an Ausgaben entſtehen. Wie ſoll dieſer Betrag
gebracht werden, wenn nicht durch entſprechende Feſtſetzung der
und Waſſerpreiſe? Daß die Stadt keine freien Geldmittel beſitzt,
die beiden gewerblichen Betriebe zu ſubventionieren, iſt allgemein
kannt. Reich und Staat lehnen grundſätzlich jede Unterſtützung
Betriebe ab. Im September hat das Werk bereits eine Schuld
6300 Milliarden aufgenommen, die mit hohen Zinſen und zum
wertbeſtändig zurückgezahlt werden muß. Kann wirklich ein einſich
Menſch glauben, daß das ſo weitergeht? Die Stadtverordneten h.
an der mittelſt der Kohlenklauſel errechneten Forderung der Ver
tung bereits Abſtriche gemacht, die nach dem heutigen Stan'
Monat Oktober 32 500 Milliarden Mark ausmachen, ohn
ſagen, wie dieſer Ausfall zu decken iſt. Hierdurch iſt der Gas= und
Waſſerpreis bei 2,8fachem Kohlenpreis verhältnismäßig niedriger
ſetzt worden, als es jemals im Frieden der Fall war. Der Vere
mit benachbarten Städten iſt hierbei ſtets abwegig. Abgeſehen von
anderen Betriebsverhältniſſen, dem Unterſchied der Waſſerfracht
Landfracht und einer Reihe ſonſtiger Fragen, die zu beurteilen
Außenſtehenden ganz unmöglich ſind, ändern ſich heute die Preiſe
von Tag zu Tag. Maßgebend für die Feſtſetzung des Preiſes kö
allein die Selbſtkoſten im eigenen Betrieb ſein. Dazu ko
der Umſtand, daß im Rahmen der ſeitens der Stadtverordneter
ſammlung bereits erteilten Vollmacht mit einem ziemlich erhebl
Betrag zu rechnen iſt an Unterſtützungen für die Verbraucher, die
geforderten Gelder auch künftig und in Raten nicht aufbringen kör
Soll die Stadt angeſichts dieſer Sachlage nun auch noch den Ein
nern, die die geforderten Beträge zu leiſten in der Lage ſind, und
auch dadurch, daß ſie ſelbſt auf Erhöhung ihrer Einnahmen drär
Zuſchüſſe in unerſchwinglicher Höhe leiſten? Dazu iſt ſie ganz
a=
ſtande. Sie kann kaum noch den Anforderungen für Unterſtütz
weſen, Arbeitsloſe Klein= und Sozialrentner, und die vielen and
Zweigen der ſozialen Fürſorge nachkommen. Wie denken ſich eiger
die Einſender den Finanzbetrieb der Stadt; haben ſie eine Ahnung,
welchen Kämpfen und Sorgen die Stadtverwaltung ihr Schiffchen
noch mühſam über Waſſer hält, und ſind ſie der Anſicht, es müſſe
getan werden, daß dieſes Schiffchen möglichſt raſch an den Klippen
leeren Stadtkaſſe zerſchellt? Denn darauf läuft die Forderung
Preſſe hinaus. Hat die Stadt aber kein Geld, dann kann ſie auch
Kohlen kaufen, und die Abgabe von Gas und Waſſer hört auf.
die Preſſe dafür die Verantwortung übernehmen? Nein, ſo gehen
Dinge nicht.
Die Stadt muß ihre Betriebsausgaben decken, und wenn heute
mit einem erheblichen Fehlbetrag aus Gas und Waſſer zu rechner
ſo kann das nur vorübergehend ſein; in Zukunft muß der Gas=
Waſſerpreis ſo bemeſſen werden, daß Einnahmen und Ausgaben
decken. Bis dahin wird wohl auch die erwerbstätige Bevölke
die Möglichkeit haben, ihre Einnahmen der Geldentwertung im we
lichen anzupaſſen(!) Vielleicht bietet die bevorſtehende Währu
reform dazu die Handhabe. Die Stadt wird inzwiſchen den zur 2
zahlungsunfähigen Verbrauchern gegenüber mit Langmut verfal
Auch bietet das Syſtem der Gutſcheine eine Möglichkeit der ratenw
Eindeckung, ſo daß bei gutem Willen auch dieſe Zeit des Ueberga
überwunden wird. Dieſen guten Willen muß die Stadt aber auck
den Verbrauchern vorausſetzen; ſie muß verlangen, daß die ungeh
ſchwierige Lage, in die ſie durch die Teuerungswelle und durch die
ſetzung der Kohlenpreiſe in Goldmark geraten iſt, auch von den
brauchern gewürdigt wird. Bei der Ueberzahl der Darmſtädter
Bü=
ſchaft iſt dies zweifelsohne der Fall. Wenn heute in ihr zur Abſtimn
über die Frige der Stillegung des Gas= und Waſſerwerks geſchr
würde, ſie würden ſicher alle die für den Betrieb erforderlichen M
im Wege der Einnahmeerhöhung genehmigen, wie ſie im Intereſſe
Werkes, ſeiner Angeſtellten und Arbeiter und ſeiner in der heut
Zeit für die geſamte Bevölkerung ganz unentbehrlichen Produkte
boten ſind.
Wir behalten uns vor, auf dieſe Erklärung, die unſeren Standp
in keiner Weiſe entkräftigen kann, zurückzukommen.
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r. Eberſtadt, 16. Okt. Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arb
loſen beträgt gegenwärtig 250 Perſonen. Die Anzahl der Kurzarbe
beläuft ſich auf 300. Danach hat die Zahl der Kurzarbeiter im Verg
zu der entſprechenden Zahl vor einer Woche um zirka 100 Perſo
zugenommen.
Zwingenberg, 18. Okt. Eiſenbahnunglück. Vorgeſ
abend gegen 10 Uhr entgleiſte auf dem Bahnhof Zwingenberg der
tere Teil eines rangierenden Güterzugs. Ein gerade in v.
Fahrt ankommender Güterzug fuhr auf den entgleiſten Zugteil
Hierbei entſtand großer Materialſchaden. Alle Geleiſe waren verſpe
ſo daß während der ganzen Nacht Aufräumungsarbeiten vorgenom
werden mußten. Seit den geſtrigen frühen Morgenſtunden konnte
Verkehr eingleiſig aufrecht erhalten werden. Perſonen ſind nicht
Schaden gekommen. Das alte Stellwerk am ſüdlichen Uebergang wi
bei dem Unglück umgeriſſen.
R. Friedberg, 16. Okt. Verhaftet. Hier wurde ein Arbe
namens Hahn verhaftet, der Gänſe geſtohlen hatte. Man nimmt
daß er an den letzten Hühnerdiebſtählen ebenfalls beteiligt war,
Erwerbsloſenfragen. Ein Antrag der hieſigen Erwerbsle
auf Ermäßigung der Gas= und Waſſerpreiſe, Gewährung verbilli
Kartoffeln und billigeren Holzes wurde von der Stadtverordneten
ſammlung abgelehnt. Der Bürgermeiſter wurde beauftragt, eine
gabe wegen verſtärkter individueller Erwerbsloſenfürſorge einz reict
Reich und Ausland.
Schiffszuſammenſtoß.
Wie aus Hamburg gemeldet wird, ſind am Samstag abend
Nord=Oſtſee=Kanal bei Landwehrfähre der von Brunsbüttelkoog k.
Hamburger Dampfer „Andaluſia” zuſammengeſtoßen. Soweit bis
bekannt iſt, iſt die „Seine” ſchwer beſchädigt und befindet ſich im e
ken. Ob eine Behinderung der Schiffahrt im Kanal beſteht, ſteht
nicht feſt.
Abſturz eines Fliegers in den Müggelſee.
Geſtern nachmittag unternahm der Portugieſe Pinto auf ſeit
Rumpler=Flugzeug einen Flug über die öſtlichen Vororte von Ber
Hierbei ſtürzte er durch Verſagen des Motors infolge Benzinman
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 19. Oktobe
Zeitweife ſtärker bewölkt, trocken, nachts kalt, Wolkennebel, tagsü
Raaeee
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 1
Uhr (Sondermiete 174 und 181): „Louis Ferdinand”.
— Kleines Ha
Anfang 7½ Uhr, Ende 9½ Uhr (Zuſatzmiete III:): Die Abrei
„Die Jahreszeiten”. — Union=, Reſidenz=, Central=Theater, Pall
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Freitag, 19. Oktober.
Verſteigerung von Hausmobilien uſw. vorm. ½10 1
nachm. /½3 Uhr Ernſt=Ludwigſtraße 9.
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratente
7 V. 2. Flciſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
[ ← ][ ][ → ]Darmſtädter Tagblatt
Handelsbla
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Elektrotechniſche Fabrik A.=G. in Mannheim. In
der außerordentlichen Generalverſammlung am Dienstag waren 21 007
Aktien mit 39 007 Stimmen vertreten. Zum erſten Punkt der
Tages=
ordnung: Beſchlußfaſſung über die Uebernahme der Firma Biſchoff u.
Henſel G. m. b. H. mit Aktiven und Paſſiven und Abänderung der
Jirma ſowie entſprechende Abänderung des § 1 der Satzungen, bemerkte
zu ihrer Begründung der Vorſitzende, Herr Walter Henſel: Unſere
Geſellſchaft beſitzt ſeit längerer Zeit ſämtliche Anteile der Biſchoff u.
Henſel G. m. b. H. Mit Vertrag vom 16. Oktober 1923 hat die
Elektri=
zitätsgeſellſchaft die ſämtlichen Aktiven und Paſſiven der Biſchoff u.
Henſel G. m. b. H. zum Buchwert von 1989 225 Mk. nach dem Stand
per 30. Juni 1923 mit weiterer Fortführung der Firma übernommen.
Die Generalverſammlung genehmigte einſtimmig dieſen Vertrag, ebenſo
die Erhöhung des Aktienkapirals von 25 Millionen Mk. auf 50 Millionen
Mk. durch Ausgabe von 2000 Stück auf den Inhaber lautender
Vor=
zugsaktien von je 1000 Mk. und 23 0000 Stück auf den Inhaber
lauten=
der Stammaktien von je 1000 Mk. Auf je 5 alte Stammaktien entfallen
2 junge zum Bezugspreis von 150 Millionen pro Aktie. Die
Vorzugs=
aktien erhalten 10faches Stimmrecht und eine Vorzugsdividende von 4
Prozent. Der Gewinnanteil erfolgt ab 1. Mai 1923.
h. Benz u. Cie., Rheiniſche Automobil= und
Mo=
torenfabrik A.=G., Mannheim. Für die in der letzten
außer=
ordentlichen Generalverſammlung beſchloſſenen neuen Stammaktien
wird zur Ausübung des Bezugsrechts aufgefordert. Auf je 2000 bezw.
10 000 Mk. alte Stammaktien kann eine neue Stammaktie von 1000 bezw.
5000 Mk. zu 10 000 Proz. nebſt Steuern und Speſen bis zum 3.
Novem=
er ds. J3. in Mannheim bei der Rheiniſchen Kreditbank und deren
Zweigniederlaſſungen, bei der Firma Marx u. Goldſchmidt und bei der
Filiale Mannheim der Dresdner Bank bezogen werden.
h. Köln=Lindenthaler Metallwerke A. G. in Köln=
Lindenthal. In der Aufſichtsratsſitzung wurde eine abermalige
Er=
höhung des Aktienkapitals beſchloſſen, die zum Teil zur Rückzahlung
der Goldſchuld an den Rheinhandelskonzern und zu neuen
Angliede=
rungen Verwendung finden ſoll. Verhandlungen über die
Verſchmel=
zung des Eiſen= und Stahlwerkes Krone in Velbert mit den Köln=
Lin=
denthaler Metallwerken ſtehen vor dem Abſchluß. Die
Hauptverſamm=
lung ſoll Anfang Dezember abgehalten werden. Die fünf Werke von
den Köln=Lindenthaler Metallwerken arbeiten voll und haben ihre
Ex=
zeugung bisher ganz abgeſetzt. Mehr als die Hälfte der
Fahrraderzeu=
gung iſt nach dem Auslande gegangen.
tu V. L. G., Leitungsdraht=Geſellſchaft m. b. H. Die
V. L. G., Leitungsdrahtgeſellſchaft m.b.H. in Berlin SW. 61,
Tempel=
ſofer Ufer 11, teilt mit, daß mit Wirkung vom 12. Oktober für N. G.A.
—10 Millimeter, ſowie 16 und ſtärker der Goldfaktor auf 9,85 feſtgeſetzt
ſt, für Rohrdrähte mit verbleitem Eiſenmantel auf 0,70; alle übrigen
Holdfaktoren bleiben unverändert. Für die Umrechnung der Goldmark
in die Papiermark kommen vom 12. Oktober ab nicht mehr der letzte
bekannte Kurs, ſondern der Kurs des Zahlungstages in Betracht.
wb. Preußiſche Landespfandbriefanſtalt (
Körper=
chaft des öffentlichen Rechts), Berlin SW. 68, Schützenſtraße 26.
Nach=
ſem das Grundkapital der Preußiſchen Landespfandbriefanſtalt weiter
erhöht worden iſt, gibt die Anſtalt einen weiteren Betrag von 20
Mil=
liarden Mark ihrer 14prozentigen Pfandbriefe in Abſchnitten zu 5
Mil=
lionen Mk. aus. Der Verkauf erfolgt freibleibend zum jeweiligen
Ta=
geskurſe. Die Einführung der Stücke an der Berliner Börſe iſt in den
nächſten Wochen zu erwarten.
h. Trierer Eiſengießerei und Maſchinenfabrik
vorm. Aug. Feuerſtein I.=G., in Trier. Die Geſellſchaft
erzeichnet einen Reingewinn von 20,188 Mill. Mark, der laut
Gene=
ralverſammlungsbeſchluß der Arbeiterunterſtützungskaſſe überwieſen
vurde. Bis in die zweite Jahreshälfte waren die geſamten
Werksan=
agen voll und lohnend beſchäftigt. Durch den Umſchwung der
politi=
chen Verhältniſſe im Januar wurden aber die guten Ausſichten) für
en Reſt des Geſchäftsjahres vernichtet. Ueber die Ausſichten des
lau=
fenden Geſchäftsjahres läßt ſich nichts vorausſagen.
h. Deutſche Nährflockenwerke A.=G., Breiſach. Bei
der Geſellſchaft ſind anſcheinend Differenzen zwiſchen der jetzigen
Aktien=
nehrheit, die ſich in Höhe von 90 Proz. im Beſitz eines Amerikaners
befinden foll, und der bisherigen Verwaltung ausgebrochen. Die nach
Zerlin einberufene ordentliche Generalverſammlung konnte die
Regu=
arien nicht erledigen, weil kein Geſchäftsbericht vorlag und auch der
geſamte Aufſichtsrat mit Ausnahme eines Berliner Mitglieds nicht
er=
ſchienen war. Es wurden lediglich Neuwahlen zum Aufſichtsrat
vorge=
nommen, nachdem der bisherige Aufſichtsrat bis auf ein Mitglied
abbe=
rufen war. Der neue Aufſichtsrat beſteht nun hauptſächlich aus
Rechts=
anwälten. Der Betrieb der mit viel Werbearbeit begonnenen
Mais=
verarbeitung ſoll angeblich ruhen.
* Klagen aus der Kali=Induſtrie. Die Finanzlage
er Kali=Induſtrie ſoll ſich weiter erheblich verſchlechtert haben, ſo daß
die Lohnzahlungsmittel kaum noch zu beſchaffen ſeien. Als Grund wird
die inländiſche Abſatzſtockung, die ihrerſeits auf ein tatſächliches
Kauf=
unvermögen der Landwirtſchaft zurückgeführt wird, angegeben.
h. Eiſenwerke Weſerhütte A.=G., Bad Oynhauſen.
In der ordentlichen Generalverſammlung wurden Bilanz und Gewinn=
und Verluſtrechnung einſtimmig genehmigt. Der Reingewinn beträgt
nach reichlichen Abſchreibungen und einer Rücklage von 3½ Milliarden
auf Erneuerungskonto 1,5 Milliarden. Aus ihm werden 1000 Prozent
Dividende auf die Stammaktie ausgeſchüttet. In den Aufſichtsrat
wur=
den neu gewählt: Wilhelm Cohn, Geſchäftsinhaber der Hamburger
Handelsbank, und Alexander Battes (Elektriſche Ueberlandwerke und
Straßenbahn=Hannover).
h. Ehrhardt u. Sehmer A.=G., Saarbrücken. Die
Ge=
ſellſchaft beantragt gemäß Verordnung der Regierungskommiſſion
Um=
ſtellung des Aktienkapitals von der Mark auf franzöſiſche
Franken=
währung.
—
*
Warenmarkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
wurden die Getreidepreiſe durch die Steigerung der Deviſen mit
auf=
wärts gezogen, zumal der vermehrten Nachfrage für Weizen und
Rog=
gen nur geringes Provinzangebot gegenüberſtand. Beſonders
bahn=
ſtehende Ware war wegen der morgen einſetzenden neuen Frachterhöhung
geſucht. Für Roggen zeigte ſich auch ſtarker Begehr auf ſpätere
Liefe=
rung. Die Mühlen waren bemüht, Weizen zu kaufen, womit ſie
ſchwä=
cher verſehen ſind. Im Gegenſatz zu Weizenmehl machte ſich dringender
Bedarf für Roggen geltend. Gerſte wurde viel verlangt. Hafer hatte
ruhiges Geſchäft. Hülſenfrüchte, Oelſaaten und Futterartikel waren feſt.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 17. Oktober
1923. (Eigener Bericht). Die unverändert ungünſtige außenpolitiſche
wie auch die ſchwierige innerpolitiſche Lage des Deutſchen Reches, ließen
am Deviſenmarkte heute die Nachfrage wieder größer werden — Kabel
New=York 6 100 000, ſpäter bis 6 500 000. Am Geldmarkte war die Lage
etwas leichter — tägliches Geld wurde mit 3 Prozent gegeben. An den
Effektenmärkten ſetzte ſich die Aufwärtsbewegung der Kurſe bei
verhält=
nismäßig lebhaftem Geſchäft weiter fort, während hier die ſchweren
Werte im Allgemeinen ruhiger lagen, waren beſonders die mittleren und
kleinen Papiere äußerſt begehrt, was bei einer großen Reihe von
Werten zu Kursvervielfachungen führte. Die Börſe ſchloß in feſter
Hal=
tung. Am Markte der wertbeſtändigen Anleihen und Auslandsrenten
war die Haltung ſehr feſt. Reichsgoldanleihe 5,600 Mill., Dollarſchätze
5 800—6 500 Mill. Von ſonſtigen Werten waren Bad. Kohlen 22000
Mill., Sachſen Kohle 3 250 Mill., Preuß. Kali 6 750 Mill. Weiter ſehr
geſucht waren alle alten deutſchen Anleihen. Von ausländiſchen Renten
Ungarn ſehr feſt. 4proz. Goldrente 5000 plus 2500 Mill.
Am Chemieaktienmarkt waren beſonders feſt:
Scheide=
anſtalt 32 000 Mill. rat plus 12 000 Mill., Rütgerswerke 31 000 plus
7000 Mill., während die übrigen Werte zirka 3—5000 Mill, höher
ge=
handelt wurden.
Elektr. Werte ausnahmslos feſt. Annähernd verdoppelt A. E. G.
mit 13 750 Mill., mehr als verdreifacht Felten u. Guilleaume 75 000
Mill., Reiniger, Gebbert u. Schall 5500 plus 3000 Mill., Voigt u.
Haeffner 1900 plus 800 Mill.
Zahlreiche Kursverdoppelungen gab es bei Maſchinen= und
Metallwerten u. A. Junghans 6000 Mill. rat., Kleyer 2900 Mill.,
Pokorny 4000 Mill. rat., Metallbing 8500 Mill.
Zuckerwerte durchſchnittlich mehr als verdoppelt.
Montan=Aktien waren verhältnismäßig wenig verändert, bei
den an der letzten Vörſe beſonders favoriſierten Werten ergaben ſich
ſogar Kursrückgänge, ſo Harpener 100 000 Mill. minus 20 Mill., Deutſch
Lux 75 000 Mill. minus 23 Mill., dagegen Gelſenkirchener 110000 plus
30 000 Mill. ſehr feſt.
Bank=Aktien faſt ſämtlich einige tauſend Millionen höher.
Der Einheitsmarkt verkehrte in ſehr feſter Haltung.
Kurs=
vervielfachungen waren auch hier keine Seltenheit. Erwähnenswert ſind:
Jetter u. Scherer 30 000 Mill. rat. plus 14 000 Mill., Badenia 1500 Mill.
rat. plus 900 Mill., Berg. Märk. 1200 Mill. rat. verdoppelt, C. W.
Kemp 1200 plus 700 Mill., Rückforth 1800 Mill. rat.
Im freien Verkehr zogen die Kurſe ebenfalls kräftig an —
man hörte hier: Allg. Bankverein 125 Mill., Beckerſtahl 19—21 000 Mill.,
Beckerkohle 19—21 750 Mill., Benz 4—5500 Mill., Brown Boveri 4 bis
5000 Mill., Georgi 350 Mill., Growag 550—650 Mill., Hanfa Lloyd
2400 Mill., Karſtadt Zement 13—15—1900 Mill., Kayſer Waggon 595
Mill., Kreichgauer 14—1500 Mill., Krügershall 15—16 000 Mill., Mez
Söhne 3000 Mill., Raſtatter Waggon 3—4000 Mill., Tiag 10000 Mill.,
Ufa 3500—4500 Mill.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Der
Aufwer=
tungsprozeß wurde am Effektenmarkte in ſchärfſter Weiſe bei lebhafter
Kaufluſt fortgeſetzt. Umfangreiche Deckungen für eine kleinere
inſol=
vente Bankfirma, ſowie neuerliches Anziehen der Deviſenkurſe förderten
die Aufwärtsbewegung. Vielfach waren über eine Verdoppelung des
Kursſtandes hinausgehende Steigerungen zu verzeichnen, fo für
Che=
miſche Heyden und Lahmeyer; ferner für Bergmann, die um das 1
½=
fache des bisherigen Standes höher netiert wurden. Monkanwerte
ge=
wannen 5 bis 17 Milliarden Prozent. Harpener ſtiegen ſogar um
35 Milliarden. Auch Schiffahrts= und Bankaktien erhöhten ihren
Kurs=
ſtand bedeutend, Hamburger Paketfahrt um 21 Milliarden.
Valuta=
papiere wurden bis auf das Doppelte des bisherigen Standes höher
bezahlt; beſonders begehrt waren 4prozentige ungariſche Rente. Auch
deutſche Anleihen verdoppelten zum Teil ihren Kursſtand, ſo 4proz.
Preußiſche Konſols. Die Feſtigkeit hielt, abgeſehen von vereinzelten
Gewinnrealiſationen, auch ſpäter unvermindert an. Sehr bedeutender
Begehr beſtand an der heutigen Börſe für Dollarſchatzanweiſungen und
Goldanleihe, von denen die erſteren ſich zeitweilig ſogar weſentlich höher
als der Dollarkurs ſtellten und damit den Anlaß zur Aufwärtsbewegung
der Deviſenkurſe zum Teil gaben. Erklärt wurde dieſe Bewegung durch
das allſeitige Beſtreben, ſich wertbeſtändige Zahlungsmittel zu ſichern.
Ed. Unterſuchungen über die Kölner Deviſen=
Kurſe. Man iſt ſtets gewohnt geweſen, daß die Deviſenkurſe der
Köln
Börſe über denen der Berlinen und der anderen Börſen liegen.
Seit einigen Wochen ſind die Unterſchiede ſehr hoch und am 10. und
18. Oktober 1923 Nr. 288
11. ds. Mts. betrug der Unterſchied der Dollarnotiz mehrere Millianden.
In der geſtrigen Sitzung der Handelskammer Köln machte der
Vorſitzende, Geheimerat Dr. Louis Hagen, über die Vorgänge am
Külner Deviſenmarkte folgende Mitteilungen:
Nach dem Bekanntwerden der hohen Deviſennotierungen am 10.
Oktober hat ſich der Kölner Regierungspräſident ſofort an ihn gewendet
und um Unterſuchung der Vorgänge gebeten. Die Unterſuchung
hat ergeben, daß die großen Unterſchiede zwiſchen dem Berliner und
Kölner Kurſe ſich ganz natürlich daraus erklärten, daß in Köln die
Reichsbank nicht regelnd am Deviſenmarkt eingriff. Die Kölner
An=
forderungen müſſen lediglich aus dem vorliegenden Material befriedigt
werden. Die Vorgänge in Köln erklärten ſich auch aus den geringen
Zuteilungen, die an jenen Tagen in Berlin erfolgt ſeien. Als es
ſich im Laufe der Börſe herausgeſtellt habe, daß die Kurſe ganz
be=
trächtlich in die Höhe ſchnellen würden, hätten die an der Kursfeſtſetzung
beteiligten Organe der Börſe erwogen, die Notierungüberhaupt
fallen zu laſſen. Man ſei aber übereinſtimmend zu der Auffaſſung
gekommen, daß dies das Anſehen der Kölner Börſe ſehr geſchädigt hätte.
Eine Prüfung der Liſte der angemeldeten Anſprüche habe ergeben, daß
alle Anforderungen auf durchaus legitimer Grundlage
beruht=
hätten. Es ſei kein Auftrag darunter geweſen, der aus irgendwelchen
Gründen hätte geſtrichen werden können. Es ſeien auch keine
ungewöhn=
lich großen Beträge darunter geweſen. Von der Beſtätigung von
Arbi=
trageuren konnte keine Rede ſein. Ein Mittel gegen eine
Wieder=
holung ſei insbeſondere die zeitliche Zuſammenlegung der
Börſen in Köln, Berlin und Frankfurt a. M.
w. Deviſemmarkt. Frankfurt a M., 17. Okt. Telegr, Auszahlungen:
„ 3705.— 4235.— Budapeſt.. . . . . . . . . . .. 229 42. 230575.— 359100.— 360 900.— Prag ........... ....." 1386 2500.— 139347500.— 185 5,5000.— 186 465000.— Sofia ............... 44887500.— 45 112500.—
w. Deviſenmarkt. Berlin, 17. Oktober Telegr, Auszahlungen für:
MMeBriel.
Bee 77. 5
Geld Wefe
Brief 2o rat. Amſterdam=Rotterdam .. 1396000000. 1604000000. 2154600000. 2165400000. 3 Brüſſel=Antwerpen ....." 213498500.— 214503500.— 271000.— 292370000.— Chriſtiania . . . . . . . . . . . . . 16 28425000.— 53 1575000.— 49870000.— 854150000 — Kopenhagen ........... 718200000.— 720300000.— 967575000.— 2425000.— 50 Stockholm .. . . . . . . . . .. 10733 1 0000. 1078690000. 145
e e 457635000. 30 Helſingfors ............ 10 727500. 109272500.— 300. 47167500.— Italien. ............... 184537500 — 18546500. 25 1370000.— 252680000.— 30 London ..... .......... 8453750000 185 46250000 124937500000 25062300000 30 New=York ............" 4038750000. 10250000. 5486250000. 55 1375 0000. 30 Paris .... ..... .. ......" 2.935000 0.— 260650000.— 333 165000 — 348 5000. — Schweiz.. . . . . . . . . . . . .. 30 170000.— 73.38 0009.— 936522500.— 1474500.— 30 Spanien .............. 353512000 — 556387000.— 48250000.— 751375000.— 50 Wien (in D.=Oſterr. abg.) H7057.— 57343.— 77306.— 77694. Prag ................" 124687500 — 12531-500 — 163590000.— 1644 14000. Budapeſt . . . . . . . . . .... 219450. — 220:50 299500.— 300750.— Buenos-Aires.... .. .. .. r296750000. 1303250000. 17556000( 1764400000. Bulgarien ............" 9900,00 — 40100000 875000.— 54135000 — Japan ..............." 125000000. 2005000000 R181 750 00.
273 1812 * Rio de Janeiro ........ 3/90,0000.— 38/ 950000.— 518700000 52 1300000. — Gelgrad. . . . . . . . . . . ... 48378750.— 18641250.— 64½7500.— 65 62510.— — Liſſabonn. . . . . . . . . . . . .. 184525000.— 190475000.— 216457500.— 217542,(0.— Sofia ................. —
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000000.
Aktiengeſ. ſür Anilinfr
Aſchaffenburger Zellſtofi
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Ber.=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte .. . . .
Braunkohlen=Brikett .
Bremer Vulkan .. . . ..
Wolle. ... . . . . .."
Chem. Heyden ........
Weiler ........
Deutſch=Atlant. Tel... .
Deutſche Maſchinen ...
Deutſch=Niedld. Tel. ...
Deutſche Erdöl ......"
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ........"
Berlin- KarlsruherInd
Donnersmarckhütte . . .
Dynamit Nobel ......"
Elberfelder Farben ...
Elektr. Lieferung ......
R. Friſter ..........."
Gaggenau
rz. .....
Gelſenk. Gußſtahl ......
Geſ. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ......
700 00 17. 10.
00000 20000 Hanſa Dampfſch.. . . . . 2400 5403 8000 Hemoor Zement .. . . . Hirſch Kupfer. .. .. . . . 000 C700 10500 Höſch Eiſen ........". 8500 95000 Hohenlöhe Werke .... 18000 Kahla Porzellan ...... Lindes Eismaſch.. . . . . . 20 Lingel Schuh .. . . . . . . 1 720 13000 Linke & Hofmann .. ." 26( 3 00 9. Loewe & Co. ....." A 40500 80 Lorenz ..........." 2600 5500 8400 11200
eguin .. . . .. . . . ...." 8000 Lauſi
Kohle ..... 200 45000 118000 ſordd. Gummi .. . . . ." Orenſtein .. . .. .... .." 75500 5800 Nathgeber Waggon. . .
Rombacher Hüttten.. 900 Au 8000 Roſitzer Zucker ......." 0000 200, 2500 Rütgerswerke, ..... ..." 3000 250 9000 Sachſenwerk.. . . . . . . . . 900 3000 10000 ächſiſche Gußſtahl ..." 1000 3, W 15000 Siemens Glas......" 500 5000 8000 olkſtedter Porzellan 2100 6000 1u0 6000 Weſtf. Eiſen Langendreer 30000 850 Wittener Gußſtahl ... 6500 14000 Wanderer=Werke .... .. 3600 —
D‟
darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf
Frangfurter Kursbericht vom 17. Oktover 192o.
Abtien.
Die Notierungen ſind in Million o ausgedrückt.
Wer
Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
% Reichsanleihe. . . . . . . . . . . ."
o
Do-
12
„
oooo-
ollar=Goldanleihe ... ..... . ."
lar=Schatzanweiſungen ..."
1V. und V. Schatzanweiſ.
VI.—IX.
zparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe. . . . . . . . . . .. ..
Preuß. Konſols .........
Bad. Anl. unk. 1935. . ...,
49
v. 1907... ...
% Bayern Anleihe ........."
½%
oooo-
Heſſen unk. 1924 ........
c
Bc
..
% Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
5% Boönien L.E.=B. v. 1914
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% „ v. 1902 .........."
40
7
6% Bulgar. Tabak
2..."
1¾% Griech. Monopol ......
% Oeſt. Staatsrente v. 1918
ab 1918 ..............
4½% Oeſt Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ..
.
4% Oeſt. Golt
inte .... . .. .."
4% „ einheitl. Rente .....
58 Mum am. Rente v. 03 .
4½2 „ Goldrente v. 13 ...
am. „ konv. ...."
(9 „„ „ v. 05 „..
4% Türk. (Admin.) v. 1903 ...
(Bagdab) Ser. I..
4%
H..
v. 1911, Zollanl. ..
4½% Ung. Staatsr. v. 14....
2
Goldrente .......
Stahtsr. v. 10....
Kronenrente .. . .
Außereuropäiſche.
52 Mexik. amort. innere. . . .
konſ. äuß. v. 99 ..
43
Gold v. 04, ſtfr. .
konſ. innere .. . . . .
4½½
Irrigationsanleihe.
½ Tamaulivas. Serie 1 ..
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
Gal. Carl Ludw.=Bahn ..
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
2,8% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue
...
% Oeſt, Staatsb. v. 1883....
3% Oeſt. Staatsb. 1, b. 8, Em.
15. 10.
—
— C
— G
D
111
5N
350
700
3500
900
z0
76
1400
17. 10
100
54
60
650
35
3600
500
—
400
1300
520
5500
3000
3000
23750
500
500
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
Oeſt. Staatsb. 9 Em . .."
Oeſt. Staatsb v. 1885
ſt Staatsb. b. Erg. Net
„dolfb. (Salzkammerg.) .
% Anatolier I...........
alon Conſt. Jonetion.
*
alonique Monaſtir ...."
ſehuantepec ... . .. ....."
4½%
..........
Pfandbriefe.
Frankf. Hyp.=Bank 1920...
Frankf. H. Krd.,Ver. 1921
Mein. Hyp.=Bank 1922 .. .
Bict,
1922.
Rhein. „
23...
verl. . .
Südb. Boden=Cred.=Bar
München 1906 .........."
Hefſ. Ldhyp.=Bank. Pfdb
Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdl
8½
% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl.. ..
Deutſche Städte.
Darmſt. v. 1919 bis 1925..
% Darmſt. v. 1905 ..... ..
Fronkfurt v. 1913 ..... .."
½9
1903 ..
2 Mainz. v. 1919 bis 1926.
NachSachwert vz. Schuldverſchr.
o Bad
verk=Kohlwert=Anl.
zraunk.=Anl. Ser.! u. 1
52 Säch
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Banlverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank..
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft .. . ... .."
Dresdener Bank ............
Frankfurter Bank ...........
Netallbank. . . . . . . . . . . . . .....
Nitteldeutſche Creditbank ...."
jeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. ... . . . ......
hein. Creditbank . . . . . . . . .
ibdeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank .. . . . . . . . . . . .. .....
Wiener Bankverein ........."
Bergiverks=Aktien.
Berzelius .. . . .. . ...........
Rochumer Bergb. .... .......
Juderus. . . . . . . . . . . . . . .. .. ..
)t. Luxemburger ... . . . . . ....
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergw. .... ....
Harpener Bergbau ..........
Kaliwerte Aſchersleben ....."
Weſteregeln ......"
Lothringer Hütte ....... .....
Manugsmann Röhren........
15. 10.
160
23000
90
3800
2200
2900
65
320
3500
160
2000
2500
100
*
900
00
250
750
8000
28000
9800
70000
zu
30000
75000
17. 10
31000
110
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Oberbedarf .. . . . . .. . . . . . . . . . 29000
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ....."
Vhönir Bergbau ............
Rhein. Stahlwerke .. . . . . . . .."
Riebeck Montan.. . . . . . . . .. .."
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Brauereien.
Henninger Kempf=Stern.
Löwenbräu München ..
Schöfferhof (Binding) ...
Werger ............."
nulat. Berlin . . . . . .
Adler & Oppenheimer ...
Adlerwerke (v. Kleher) .."
E. G. Stamm. . . . . . . .
iglo=Continental=Guano
lſchaffenburger Zellſtoff.
adenia (Weinheim) .. . . ."
2000
325
15
1000
i
200
35
800
90
800
12000
3400
75000
110000
100
100000
4500
45000
70000
21000
Maſchf. Durlach ......."
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen
Baſt Nürnberg .. . . . .. ....."
Bayriſch. Spiegel .........."
Beck & Henkel CCaſſel) ......"
Bergmann El. Werke ......."
zing. Metallwerke. . .........
Brockhues, Nieder=Walluf. .. . .
gementwerk Heidelberg ....."
Karlſtadt . . . . . .."
thringen (Metz),
Chem. Werke Albert ........"
Griesheim Elektron ...."
Kayer Alapin.. . . . . .
Weiler=ter=mer ... .. . ..
Daimler Motoren .........."
Deutſch. Eiſenhandel Berlin
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
igler, Zweibrücken ... ...."
resdener Schnellpreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm)... . . . .
iſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm..
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher fr. ... ..
Elberfelder Farb. v. Baher ..
Elektr. Lieferungs=Geſ.. ......
licht und Kraft ....."
Elſäſſ Bad. Wolle.. ........ .
Emag, Frankſurt a
M. ... ..
Emaill- &. Stanzw. Ullrich ..."
Enzinger Werke ...... .. ....."
Eßlinger Maſchinen ........"
Ettlingen Spinnerei ........"
Faber, Joh., Bleiſtift.... .. .."
Faber & Schleicher.. ... . . .."
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . . . ."
Felten & Guilleaume, Carlsw
Feinmechanik (Jetter) ......."
Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.. .. . . . . . ...
Frankfurter Hof „........
—S —C 1200 — G — O —c — 1300 7000 100 10000 35000 (00 150 T 25500 3000 7000 2600 9000 8000 120 ( 130.9 3000 10000 25000 4000 8500 7500 15000 4500 4500 000 4500 450 45 60000 60000 21000 260 4009 6000 25000 270 1350 32 800 20000 3 000 11000 20000 700
— (.
2409 5000 4000 6000 300
265 23
10500 39 16000 350 500 800 C
— 12000 9 8000 200 3500 75 000 16000 70000 1000 1000 1300 3000 „1 1600 2000
Flf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm. . . . .
Ganz, Ludwig Muinz .......
Geiling E Cie. ....... ......."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th. ............"
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ..."
Hammerſen (Osnabrück)....."
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armakuren. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .. . . . . .
Hirſch Kupfer u Meſſ.... . . . . .
Hoch= und Tiefbau .........."
ööchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. .... ........
Holzverk =Induſtr. ..... ....."
Hotel A.=G., München ......"
Hydrometer Breslau... ... . . ."
Inag. . . . . . . ...... .. .. ......
Junghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .. . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker ...."
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
ahmeher & Co. .... .... ....
Lech Augsburg .............
jederw. Rothe .............
Lederwerke Spicharz ... .. ..
Löhnberger Mühle ..........
üdenſcheid Metallw .. ....
Lux’ſche Induſtrie ........."
Nainkraftwerte Höchſt......"
Meguin, Butzbach ... . . ....."
letall (vorm. Dannhorn) Nrbg
eher, Dr. Paul. . . . . . . . ..."
jag, Mühlenb., Frankf. a. M.
oenus Stamm. . . . . . . . . .. . .
Lotorenfabr. Deutz ..........
otorenfabrik Oberurſel ...."
Veckarſulmer Fahrzeugwerke".
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ..
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Sieawerke Frankfurt a. M. ...
Peters. Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer........"
Philipps A.=G. .. . . . . . . . . . . ..
orzellan Weſſel ............
Reiniger, Gebbert & Schall. .
Rhein. Eleltr. Stamm.. . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Lendesdf
Metall Vorzüge .......
Rhenania, Aachen .........."
Riedinger Maſchinen .. . . .
Rückforth, Stettin .. .... ....."
Rütgerswerke ..... .. ........
Schleußner (Frankfurt a.M.) „
Schneider & Hanau . . . . . . ..
Schnellpreſſen Frankenthal . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . .
Schuckert Elektr. ( Nürnberg)...
Schuhfabnk Berneis-Weſſel ..
15 10.
2000
750
1000
600
30000
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10000
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2000
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000
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5000
15000
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20000
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2400
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17. 10
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1209
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30000
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30u00
76
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5000
2000
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2400
2400
4500
18000
5000
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Ss-
60
800
4000
4000
20000
100
9000
2000
6000
6750
6800
16000
500
250
1900
10000
3500
2100
Schuhfabrik Herz... .. . ... . . .
Schuhf eender Offenbach ...
Seilinduſtrte Wolff.........."
Sichel & Co., Mainz ........"
Siemens Elektr. Betriebe ....
Siemens Glasinduſtrie .. .. . .."
Siemens & Halske ..... ... .."
Stöckicht=Offenbach=Gummi...
Südd. Handeisvereinigung. ..
Süddeutſche Immobilien .."
hüringer eleft. Lief.-Geſ., Gotha
hrenfabrik Furtwängler .. . ..
Beithwerke in Sandbach ...."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannk
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg
„ Ultramarin .. . . . . . . .."
Zellſtoff, Berlin. . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge...
Stämme..
Voigt & Haeffner Stämme. . . .
Voltohm Seil ...............
Wayß & Freytag .. . . .. .....
Wegelin Rußfabrik .........."
Zellſtoff Waldhof Stamm. . . . .
Zuckerfabr. Waghäuſel ......."
frankenthal ......
Heilbronn ........"
„ Offſtein ........."
Rheingau ........
Stuttgart ........"
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15. 10.
1500
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17. 10.
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60
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25000
1500
1500
1900
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7000
Transport=Aktien.
Schantung E. B. ...."
Süddeutſche Eiſenbahn=Gei..
Hapag (Paketfahrt) ........."
Nordd. Lloyd .............."
Oeſterr. Ungariſche Staatsbahn
48
10.00
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Bahnbedarf ....... ....."
Dampfkeſſel Rodberg... . .
Helvetia Konſervenfabrik..
Gebr. Lutz ............."
Kotorenfabrik Darmſtadt .
Gebr. Roeder .........."
Venuleth & Ellenberger ...
600
Annotierte Aktien.
Beckerkohle ........ ........"
Beckerſtahl ... .............."
Benz... . . . . ...... .. . . . .. ..
Brown Bo
ri...........
Cont. Handelsbank ........."
Growag . ......
Hanſa Llohd ..............."
Kabel Rheydt .. ...... ......"
Karſtadt R. ...............
Mannsfelder ... . . . . . ..... .."
Petroleum, Dtſche. ... . . . . ..."
Raſtatter Waggon ..........."
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ...
pfa Film .... . .. . . . ..
50
1400
5000
15000
15000
17
190
640
00
00
550
1600
20000
19000
00
30
2200
3000
300
5000
Seite 6.
Dietnnäl.—nä1, Tmerstng, dei 18. Okiober 1923.
Rummer 288.
Die Finanzen. des Großherzogs.
67)
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
„Ja, Sie kamen zur rechten Zeit, Profeſſox. Für mich und
für ſie.
„Aber wie iſt ſie hergekommen? Sie befindet ſich jetzt etwas
beſſer (Philipp nickte mit dem Kopf nach dem Zimmer zu, wo
ſie lag), aber noch habe ich ihr keine Fragen ſtellen können.
Wiſſen Sie etwas?”
„Sie ging ans Land, um uns zu ſuchen, ſie kam gerade
zu=
recht, um mich hängen zu ſehen. Sie bot dieſen hier — der
Großherzog ſah wieder mit einem Schaudern die entſeelten
Ge=
ſtalten hinter ihnen an — dieſen Freiheitsmännern
zweihundert=
tauſend Peſetas für mein Leben . . . Ihre Antwort war, ſie
Herrn Becker in die Arme zu werfen . . . Und in ihrer Angſt
und Verzweiflung verriet ſie, wer ſie iſt.”
Philipp warf einen raſchen Blick auf den Großherzog, den
dieſer nicht verſtand; wenn er ihn auch im Laufe der Nacht
ver=
ſtehen ſollte.
„Ja,” begann der Großherzog langſam, „wir ſind alle unter
falſcher Flagge geſegelt; ich bin nicht der Graf von Punta
Her=
moſa und ſie . . . ſagte, ſie ſei nicht Madame Pelotard,
ſondern . . ."
„Sondern Olga Nikolgjewna, Großfürſtin von Rußland,
ergänzte Philipp. „Dieſe Sache werden wir morgen beſprechen
Ich glaube, es iſt Zeit, daß wir uns zum „Storch” hinunter
be=
geben. Der gute Kapitän Dupont wird ja ganz außer ſich ſein,
wenn er uns nicht bald wiederſieht. Wenn er unſere Abenteuer
wüßte, hätte er etwas mehr Reſpekt vor den
Revolutionsmän=
nern in Minorca. Gehen wir alſo, Hoheit . .. bei aller
Ach=
tung für das großherzögliche Schloß, habe ich dech keine Luſt,
heute hier zu ſchlafen.
Der Großherzog ſah ſich um und erſchauerte wieder.
„Beim heiligen Urban, Profeſſor, ich auch nicht. Aber was
iſt mit ihr? . . . kann ſie . ."
„Wir tragen ſie,” ſagte Philipp. „Auguſte iſt eben dabei,
eine Art Bahre zu verfertigen.”
Fünf Minuten ſpäter ſchlug das Schloßtor das letzte Mal
für dieſe Nacht hinter ihnen zu. Philipp, Joaquin und Auguſte
trugen abwechſelnd die Bahre, auf der die Großfürſtin in einer
leichten fieberhaften Betäubung lag. Don Ramon, deſſen Fuß
furchtbar weh tat, hinkte daneben einher, vergeblich bittend,
mit=
helfen zu dürfen. Nach einem Marſche von fünfzehn Minuten,
der ohne weitere Zwiſchenfälle vor ſich ging, zuckte Philipp
plötzlich bei einem Gedanken zuſammen und ergriff den
Groß=
herzog am Arm.
„Hoheit, haben Hoheit gezählt, wieviele Tote im Saale
waren?
Mißverſtehen Sie mich nicht, es iſt mir nur etwas
eingefal=
len; wenn ich mich nicht ſehr irre, war der Präſident
nich=
darunter.”
Nun fuhr auch Don Ramon zuſammen. Wahrhaftig, der
Profeſſor hatte recht! Luis Hernandez war bei den letzten
Sze=
nen in der Halle nicht dabei geweſen.
„Es iſt, wie Sie ſagen, Profeſſor,” murmelte er. „Luis muß
entwiſcht ſein. Wenn wir . .. würde ein Umweg von zwei
Minuten etwas machen?”
„Durchaus nicht, Hoheit. Führen Sie nur!“
Der Großherzog dankte ihm mit einem Blick und bog raſch
in eine kleine Quergaſſe ein, die auf einen Marktplatz mundete,
auf dem einige Palmen leiſe in der Nachtluft tauſchten. Vor
einem zweiſtöckigen Hauſe mit einem Schilde vorne blieb er
ſtehen. Mit einiger Anſtrengung unterſchied Philipp, daß es die
Inſchrift Hotel Univerſal trug. Der Großherzog pochte an die
Türe, zuerſt ohne Erfolg, dann nach einigen Minuten hörte man
die Stimme eines alten Mannes drinnen, der fragte:
„Wer da?
„Oeffnen Sie!” ſagte der Großherzog. „Da ſind Reiſende,
die Zimmer wünſchen.”
Ein Riegel knirſchte, die Türe wurde geöffnet, und auf der
Stelle zeigte ſich ein Greis mit langem grauen Haar,
„Guten Abend, Senjor Hernandez
fagte Don Ramon.
„Erkennen Sie mich? Und iſt der Präſident zu ſprechen?”
Die Wirkung ſeiner Worte war eine augenblickliche: E.
hatte kaum zu Ende geſprochen, als der Alte, an allen Glieder
zitternd, auf die Knie fiel und mit erhobenen Händen flehte
„Gnade, Hoheit, Gnade! Ich habe keinen Teil an dieſer
verbrecheriſchen Anſchlag gehabt . . . Ich ſchwöre es, Hoheit, je
ſchwöre es.”
„Gut, Senjor Porfirio, ich glaube Ihnen. Aber antworte=
Sie auf meine Frage. Iſt Luis hier?”
„Nein, Hoheit, nein, ich ſchwöre es! Er hat nicht mehr hie
gewohnt, ſeit . . . ſeit .."
„Ich weiß,” unterbrach Don Ramon: „Ich komme eben au
ſeinem letzten Quartier . . . Nun gut, alter Poxfirio, ich möcht
Ihnen nur einen guten Rat geben; wenn Luis herkommt,
ſchicken Sie ihn ſofort außer Landes. Ihnen zuliebe wünſche ich
ihn nicht gehängt zu ſehen; geben Sie ihm Geld und ſchiken Si
ihn vor morgen abend außer Landes. Gute Nacht!”
Der Großherzog drehte ſich zu Philipp um und ſagte: „Wi
können weiter gehen —” doch plötzlich kam ihm ein Gedanke.
„Einen Augenblick, Profeſſor,” ſagte er. „Wenn ich mie
nicht irre, ſind wir auf der Jacht ganz beſetzt?”
„Ja, Hoheit, völlig.
„Dann müſſen wir alſo Joaguin und Auguſte andersw
Unterkunft ſchaffen . . . Senjor Porfirio!”
„Hoheit!‟ Der alte Hotelbeſitzer, der ſich erhoben hatte, eilt
auf zitternden Beinen heran.
„Keine Angſt, alter Porfirio. Ich will Ihnen nur Gelegen
heit geben, etwas von dem, was Ihr Sohn verbrochen hat, gu
zu mechen. Sie ſehen meine beiden prächtigen Diener, Joaqui=
und Auguſte, hier. Luis und ſeine Freunde haten ſie in eineu
Pavillon eingemietet, auf den die Ratten ſeit dreißig Jahren
das alleinige Recht hatten. Ich gebe ſie Ihnen für heute nach
als Zwangseinquartierung. Sorgen Sie, daß ſie im Verhält
nis zu den Verbrechen Ihres Sohnes verpflegt werden!“
„Hoheit . .. Hoheit!‟ Der alte Porfirio ſuchte ſchluchzen)
die Hand des Großherzogs zu faſſen. Dieſer klopfte ihm au
die Schulter.
„Gute Nacht, Porfirio! Halten Sie ſich bereit, ſie in
ein=
halben Stunde aufzunehmen.
(Fortſetzung folgt.)
A6
Maria Becker
Hermann Brater, Oirektor
Verlobte (*2enao
Darmſtadt
8 Neue Niederſtr. 19
Langenargen 8
Bodenſee
Krnnna
Todes=Anzeige.
Heute mittag entſchlief ſanft im
Alter von 77 Jahren mein lieber
Mann, unſer treuſorgender Vater
Großvater, Schwiegervater, Schwa
ger und Onkel
Philipp Gärtner
Gendarmerie=Leutnant a. D.
Darmſtadt, 16. Okt. 1923.
Mollerſtr. 4.
Dietrauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Freitag, den
19. Oktober, nachm. 3 Uhr, vom
Portal des Friedhofs, Nieder=Ram=
(*26677
ſtädterſtraße, aus ſtatt.
Todes=Anzeige.
Heute morgen verſchied nach
längerem Leiden unſer lieber Onkel
orr Ad
nonge
nStrohl,enger
Het. 4u
Bankbeamter i. R.
Darmſtadt, 17. Oktober 1923.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 19. Okt., nachm. 2 Uhr, au
dem Friedhof Nieder=
Ramſtädter=
ſtraße ſtatt. (*26715
D—
(7868
Berſaumen
Sie nicht die Gelegenheit!
Erſtkl. Damen= und
Herren=
an
93
Marken-kadef
zu 125 bis 135 Grundmark.
Auguſt Sachs. Nd.=Ramſtädterſtr. 9.
Anzug
Mantel
Kostüm-
lege nach Anzahlung zurück. (*26678
Hein Laden!
Ernst-Ludwigstr. 5, II.
Aladeiite far Sohkanft
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Ok=
tober. Gleichzeitig Beginn neuer Kurſe.
Zu erſehen in den Schaufenſtern der
Muſi=
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*
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