Darmstädter Tagblatt 1923


16. Oktober 1923

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Inzeigenſchlüſſel 600000.

Einzelnummer 25 Millionen Mark

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ei wöchen .h Tmaligem Erſcheinen vom 15. bis 31.
rober 300 Millionen Mk. und 30 Millionen Mi.
zjiragegebühr, Abgeholt 305 Millionen Mk., durch die
genturen 330 Millionen Mk. frel Haus. Poſtbezugs=
is
100000 Mk. Grundpreis, Schlüſſelzahl 3000
zibſeſbend) ohne Beſtellgeld. Verantworlichkeit für
fnahme von Anzeigen an beſfimmten Tagen wird
ht übernommen. Nichterſcheinen einzelner Nummern
olge höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht
Kürzung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Ab=
kellungen
durch Fernruf ohne Verbindlichkeſt für uns.
Poſiſcheckonto: Frankfurt a. M. 4301.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 286
Dienstag, den 16. Oktober 1923
186. Jahrgang

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breit 800 Mark. Anzeigen von auswärts 200 Mk.,
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zeſſe
1000 Mark. Dieſe preiſe ſind mit der jeweils
gültigen Schlüſſelzahl zu multiplizieren. Im
Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit
uſw., erliſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigenaufträge und Leiſtung von Schadenerſatz.
Bei Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fällt
ſeder Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.

die Auflöfung derHundertſchaftenrechtsgültig.
Berlin, 10. Okt. (Wolff.) Wie wir hören, betrachtet die
eichsregierung das Verbot der proletariſchen
undertſchaften in Sachſen durch den Befehlshaber
3 Wehrkreiskommandos 4 als rechtsgültig. Die Reichs=
gierung
werde dafür ſorgen, daß die Ruhe und Ordnung in
achſen aufrecht erhalten bleibe. Wenn nötig, werde ſie dies
urch Verſtärkung der Wehrmacht zu erreichen ſuchen.
Proteſt der ſächſiſchen Regierung.
Dresden, 15. Okt. Die Nachrichtenſtelle der ſächſiſchen
taatskanzlei wendet ſich in längeren Ausführungen gegen
as Verbot der proletariſchen Hundertſchaf=
n
, worin ſie u. a. ankündigt, daß die Regierung ihre Beden=
n
gegen das Verbot in Berlin ernſtlich zum Ausdruck bringen
erde und worin ſie ſich gegen die angebliche Einſtellung von
nhängern rechtsgerichteter Organiſationen in die Reichswehr
isſpricht.
Schutzhaft über Roßbach verhängt.
Dresden, 15. Okt. (Wolff.) Die Nachrichtenſt le der Staats=
nzlei
teilt mit: Am 13. Oktober, kurz vor 3 Uhr, erfuhr die
hſiſche Regierung, daß der Bandenführer Roßbach von dem
taatsgerichtshof aus der Haft entlaſſen werde, weil eine Ver=
nkelungsgefahr
nicht mehr vorliege. Darauf erteilte die ſächſi=
e
Regierung der Polizei in Leipzig funkentelegraphiſch den
efehl, Roßbach vorläufig feſtzunehmen. Gleichzeitig ſtellte die
hſiſche Regierung beim Wehrkreiskommando 4 den Antray,
oßbach auf Grund des § 1 des Geſetzes vom 4. Dezember 1916
Schutzhaft zu nehmen. Der Antrag wurde damit begründet,
ß die weitere Feſthaltung Roßbachs zur Abwendung der Ge=
yr
für die Sicherheit des Reiches erforderlich ſei. Das ergebe.
* bekannte Sachverhalt ohne weiteres. Gleichzeitig wurde dem
ehrkreiskommando mitgeteilt, daß die ſächſiſche Regie=
ing
der Polizei in Leipzig den Befehl erteilt
be, Roßbach vorläufig feſtzunehmen. Als aber
Leipziger Polizei den Befehl ausführen wollte, war Roßbach
reits aus der Haft entlaſſen. Sein Aufenthaltsort war nicht
kannt. Die Polizei bemühte ſich, ſeiner habhaft zu werden,
t ihn aber bisher nicht ermitteln können. Vom Wehrkreis=
nmando
wurde durch Schreiben vom 14. Oktober mitgeteilt,
ß im Einvernehmen mit dem Reichswehrminiſter die Schutz=
ſt
über Roßbach verhängt worden iſt.

Vom Tage.
Die Ernennung des volksparteilichen Abgeordneten Dr. Kemp=
kes
zum Staatsſekretär der Reichskanzlei wird für heute erwartet.
Sein Vorgänger Freiherr v. Rheinbaben, ſoll, wie zuverläſſig verlautet,
im diplomatiſchen Dienſt Verwendung finden.
Wie wir hören, hat die Ueberlaſtung der Reichsbant
mit laufenden Arbeiten dazu geführt, daß ſie auf die Dauer eines hal=
ben
Jahres die Eröffnung neuer Girokonten einge=
ſtellt
hat.

Ab 20. Oktober koſtet eine Poſtkarte im Ortsverkehr 2 Mil=
lionen
, im Fernverkehr 4 Millionen Mk.; ein Brief im Ortsverkehr
4 Millionen, im Fernverkehr 10 Millionen, eine Druckſache 2 Millionen.
Vom Dienstag, 18. Oktober, ab werden die Schlüſſelzahlen
für die Eiſenbahntarife für den Perſonenverkehr
600 Millionen und für den Güterverkehr eine Milliarde
betragen.
In Plauen tagte der Bayeriſche Betriebsrätekon=
greß
, welcher für Bayern verboten war. Die Delegierten waren in
der Nacht zum Sonntag eingetroffen. Ueber die Verhandlungen
wird Stillſchweigen beobachtet.
Der deutſche Botſchafter in Amerika Dr. Wiedfeldt hat ſich
nach kurzem Aufenthalt in Berlin wieder eingeſchifft, um in Amerika
ſeine Tätigkeit wieder aufzunehmen.
Die Beſchwerde gegen das Verbot des Organs des Deutſchen Kampf=
bundes
Heimatland wurde zurückgewieſen.
Die öſterreichiſche Regierung hat dem Polizeipräſidenten von Wien
Schober als erſtem das neueingeführte Ehrenzeichen der Re=
publik
verliehen.
Der ſchweizeriſche Bundesrat ſchlägt in einer Note an
Frankreich vor, den Streitfall wegen der einſeitigen Aufhebung der
Genfer Freizone dem Internationalen Gerichtshof im Haag zu
unterbreiten.

Die vom Völkerbund einberufene internationale Konferenz für eine
Vereinfachung der Zollformalitäten wurde im Völkerbundsfekretariat
durch den vom Völkerbundsrat ernannten Präſidenten Lord, Buxton
eröffnet.

Nach den letzten Nachrichten beträgt die Zahl der Schwer= und
Leichtverletzten bei der Exploſionskataſtrophe in der Warſchauer Zita=
delle
500, die Zahl der Toten mehr als 30.

Dollarkurs

Berlin . . 3 750600 000
Frankfurt 4 288 000 000

Ergichtung einer deutſchen Rentenbank.
ie Rentenmark wertbeſtändiges Zahlungsmittel. Grundſchuld auf den geſamten deutſchen
rundbeſitz. Einſtellung der Diskontierung von Reichsſchatzanweiſungen. Ausgabe
von kleinen Stücken der Goldanleihe.

Berlin, 16. Okt. (Wolff.) Auf Grund des Ermächti=
ngsgeſetzes
hat die Reichsregierung die Errichtung einer
eutſchen Rentenbank beſchloſſen. Die Papiermark bleibt
s geſetzliche Zahlungsmittel. Neben der Papiermark wird in
von der deutſchen Rentenbank ausgegebenen Renten=
ark
ein wertbeſtändiges Zahlungsmittel geſchaf=
das
von allen öffentlichen Kaſſen in Zahlung genommen
rden wird. Die Rentenmark iſt geſichert durch auf Gold=
rk
lautende erſtſtellige Grundſchuld auf den geſamten
utſchen Grundbeſitz und erſtrangige Goldobliga=
onen
der Induſtrie, des Handels und der Banken.
e iſt jederzeit einlösbar gegen verzinliche
oldrentenbriefe. Es darf mit Zuverſicht erwartet wer=
i
, daß dieſes neue Zahlungsmittel, das nach ſeiner Eigenart
3 Höchſtmaß an Sicherheit bietet, im Verkehr mit uneinge=
ränktem
Vertrauen aufgenommen wird. Die Deutſche Renten=
ik
wird von Vertretern der Landwirtſchaft, der Induſtrie, des
werbes, des Handels und der Banken errichtet werden. Die
tglieder des Verwaltungsrates, ſind aus führenden
eiſen der geſamten deutſchen Wirtſchaft bereits gewählt.
r Auftrag zur Anfertigung der Rentenbankſcheine, die die Un=
ſchriften
dieſer Perſönlichkeiten tragen werden, iſt erteilt wor=
i
. Die Deutſche Rentenbank wird dem Reiche Zahlungsmittel
Betrag von 1,2 Milliarden Rentenmark zur Ver=
ung
ſtellen. Gleichzeitig mit der Ausgabe der Rentenmark
rd die Reichsbank die Diskontierung von Schatzan=
iſungen
des Reiches einſtellen. Damit wird die
flationsquelle der Papiermark geſchloſſen und für die Reichs=
ik
die Bahn zur Wiedergewinnung ihrer Eigenſchaft als einer
hren Goldnotenbank freigemacht. Die Rentenmark wird
einigen Wochen im Verkehr erſcheinen. Um
dmöglich viele wertbeſtändige Zahlungsmittel in den Verkehr
bringen hat die Reichsregierung außerdem die Ausgabe
ikleinen Stücken der Goldanleihe (1,2 und 5 Dol=
bis
zum Betrage von 200 Goldmark) beſchloſſen. Damit nicht
die Dauer zu viel verſchiedenartige Zahlungsmittel im Ver=
r
bleiben, iſt das Reich bereit, im Laufe des Janaur des
chſten Jahres die kleinen Goldanleiheſcheine auf Wunſch in
ntenmark umzutauſchen. Wer die Goldanleihe als Anlage=
vier
behalten will, wird hieran ſelbſtverſtändlich nicht gehindert
rden.
Die von der Reichsregierung geſtern beſchloſſenen Maßnah=
n
ſind zweiſtufig zur endgültigen Löſung der Währungsfrage,
nur in der Rückkehr zur Goldwährung beſtehen kann. Vor=
sſetzung
jeder endgültigen Regelung unſerer Verhältniſſe iſt
den der Klärung der außenpolitiſchen Lage, die Wiederherſtel=
ig
der finanziellen und wirtſchaftlichen Ordnung im Innern.
ffür ſollen das Ermächtigungsgeſetz und das Arbeitszeitgeſetz
Grund legen. Auf dem Boden des Ermächtigungsgeſetzes
d bereits die Umſtellung der Steuern auf Goldrechnung er=
gt
, die Demobilmachungsverordnung zwecks Befreiung der
ttſchen Wirtſchaftskraft von Hemmungen geändert und die
undzüge für eine durchgreifende Einſchränkung der Ausgaben
ſchaffen. Auf dieſer Bahn wird die Reichsregierung fort=
reiten
.

BeſondereErwerbsloſenunterſtützungim beſetzten Gebiet
Berlin, 15. Okt. (Wolff.) Wie bereits geſtern berichtet
wurde, hat die Reichsregierung beſondere Maßnahmen getroffen,
um die ſchweren Folgen der neueſten Markentwertung für die
beſonders bedürftigen Bevölkerungsgruppen, insbeſondere auch
für die Erwerbsloſen, herabzumindern. Dabei wurde für die
Erwerbsloſen im beſetzten Gebiet nach eingehender Erörterung
mit den Vertretern der beteiligten Länder und dem preußiſchen
Regierungspräſidenten das Nachfolgende angeordnet:
In der Woche vom 15. bis 20. Okvober ſollen die Erwerbs=
loſen
des beſetzten Gebietes neben etwaigen Schlußzahlungen,
die noch für die Periode vom 10. bis 16. Oktober zu leiſten ſind,
Vorſchüſſe auf diejenigen Unterſtützungsſätze erhalten, welche
vom Reichsarbeitsminiſterium am 18, Oktober für die Kalender=
woche
vom 15. bis 20. Oktober feſtgeſetzt werden. Dieſe Vor=
ſchüſſe
dürfen die folgenden Beträge nicht überſteigen: das Drei=
fache
der Hauptunterſtützung und das Doppelte der Familien=
zuſchläge
, wie ſie in der Periode vom 10. bis 16. Oktober im
unbeſetzten Teil Deutſchlands galten. Die Vorſchüſſe können in
ihrem halben Betrage bereits in der erſten Hälfte der Woche
ausgezahlt werden. Die Schlußzahlungen für die Woche vom
15. bis 20. Oktober ſind mindeſtens am 23. Oktober zu leiſten.
Von da an ſind die Gemeinden bis auf Widerruf ermächtigt,
in der Mitte jeder Woche einen Vorſchuß auf die Unterſtützungs=
ſätze
dieſer Woche zu leiſten, der die Sätze der vorhergehenden
Woche nicht überſteigen darf. Die Schlußzahlung iſt dann jedes=
mal
bis zum Dienstag der folgenden Woche zu entrichten.
Vor einer neuen Oemarche in Paris.
* Paris 16. Okt. (Priv.=Tel.) Die neue deutſche Demarche
bei der franzöſiſchen Regierung ſteht nach unſeren Erkundigun=
gen
unmittelbar bevor. Der Auftrag hierzu iſt der Pariſer deut=
ſchen
Botſchaft im Laufe des geſtrigen Tages depeſchiert worden.
Der Inhalt der neuen deutſchen Note iſt indeſſen noch nicht be=
kannt
gemacht, weil es ſich um ein umfangreiches Dokument von
mehreren Seiten handelt, deſſen Dechiffrierung ſich bis in die
Abendſtunden hinzog. Ueber den Inhalt können daher nur Ver=
mutungen
geäußert werden, doch geht man wohl kaum fehl in
der Annahme, daß der Reichskanzler der franzöſiſchen Regierung
noch keine beſtimmten Vorſchläge über die Zahlungsmodalitäten
der neu aufzunehmenden Naturallieferungen machte, ſondern ſich
in allgemeinen Erörterungen und Vorſchlägen über das geſamte
Reparationsproblem ergeht. Wann die neue deutſche Note Poin=
caré
übergeben werden wird, iſt zur Stunde noch unbeſtimmt.
Im Laufe des Nachmittags iſt ſeitens des Botſchafters beim
Quai d’Orſay angefragt worden, wann Poincaré den deutſchen
Geſchäftsträger empfangen wolle. Seitens der franzöſiſchen Re=
gierung
war bis geſtern Abend darauf noch keine Antwort er=
folgt
. Höchſtwahrfcheinlich wird dieſe Unterredung zwiſchen
Poincaré und Herrn von Hoeſch im Laufe des heutigen Diens=
tag
ſtattfinden.

*Die Diktatur Streſemanns.
Der Reichstag hat ſich, nachdem er ſich unter die harte Hand
des Kanzlers gebeugt und das Ermächtigungsgeſetz angenommen
hatte, auf eine Woche vertagt. Es wäre zweckmäßiger geweſen,
wenn er im ſelben Atemzug das Arbeitszeitgeſetz verabſchiedet
hätte, um dann auf Monate hinaus in die Ferien zu gehen. So=
weit
iſt aber die Entſagung der Parteien noch nicht gegangen.
Die endgültige Erledigung des Arbeitszeitgeſetzes iſt um eine
Woche verſchoben. Dieſe eine Woche aber, in der der
Reichstag ausgeſchaltet iſt, wird für uns vielleicht für alle Zu=
kunft
die Entſcheidung bringen, nach innen und nach außen.
Selten iſt eine Regierung gleichzeitig vor eine ſolche Summe
ſchwerſter Aufgaben geſtellt worden, wie dieſes Kabinett.
Probleme und Entürfe, die ſonſt für eine ganze Legislatur=
periode
ausgereicht hätten, müſſen jetzt in einem Tage verarbeitet
werden, und dazu die Schwierigkeit, Frontſtellung eigentlich
gleichzeitig nach allen Seiten vehmen zu müſſen, weil wir eigent=
lich
nirgends mehr feſten Boden unter den Füßen haben und
überall das Rutſchen beginnt. Das Kabinett hat nicht ſolange
warten wollen, bis der Reichstag ihm die Vollmacht erteilt hatte
und iſt deshalb, bevor das Ermächtigungsgeſetz vorlag, bereits
mit einer Notverordnung auf Grund des Artikels 48 der Reichs=
verfaſſung
vorgegangen, um zunächſt beſtimmte Vorarbeiten auf
finanziellem Gebiet zu leiſten. Soweit wir wiſſen, werden dieſe
Verordnuugen jetzt zurückgezogen und durch neue Beſtimmungen
auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes erſetzt, aber lediglich, um
die Befugniſſe der Regierung möglichſt auf äußerlich erkennbare
Vollmacht aufzubauen. Das Dringendſte iſt, man kann ſchon
ſagen die Vorbedingung für alles andere, eine Bereinigung
unſeres Währungselends. Daß hierbei mancherlei zu machen iſt,
haben uns die letzten Tage gezeigt. Der Sturz der Mark, der
unaufhaltſam ſchien, iſt glücklich gebremſt worden, ſobald auf
der Börſe der Eindruck enzſtand, daß die Regierung jetzt Ernſt
machen wolle. Seitdem haben wir einen rückläufigen Dollar=
kurs
und werden ihn auch behalten, ſolange die Baiſſiers unter
Druck gehalten werden. Der ſchlimmſte Druck, den man ſich
denken kann, iſt eben die Befürchtung, es könnte ein beſſeres
Zahlungsmittel geben, mit dem ſie keine Geſchäfte mehr zu
machen imſtande ſind. So werden gleichzeitig alle anderen Kreiſe
erleichtert aufatmen, weil ſe Gefühl haben, daß ſie mit
Hilfe einer energiſchen Regiewa, die Jagd hinter der Geld=
entwertung
her endlich aufgenen können, aber es iſt ſelbſtverſtänd=
lich
, daß eine neue Währung nicht von heute auf morgen auf=
gebracht
werden kann. Selbſt wenn die endgültigen Beſchlüſſe
vom Kabinett gefaßt ſind, wird doch noch einige Zeit vergehen,
bis die erforderliche Organiſation aufgebaut iſt, bis die neuen
Wertzeichen vorhanden ſind uſw. Aber da handelt es ſich um
nur kurze Zeiträume, über die Vertrauen ſchon hinweghelfen
kann. Wenn gleichzeitia der Reichsfinanzminiſter das Programm
im übrigen durchführi und mit dem Rotſtift auf der Ausgaben=
ſeite
herumſtreicht, iſt nach dieſer Seite ſchon viel gewonnen.
Man darf freilich nicht gigztben, daß ein ſolcher Uebergang ſich
reibungslos vollzießen wird. Der Feind im Innern, der durch
die Rückkehr zur Ordrung den Verluſt aller ſeiner Hoffnungen
zu beklagen haben wird, rüſtet ſich, wie die Entwicklung in
Sachſen und Thüringen zeigt, zum gewaltſamen Widerſtand.
Auch dieſe Kraftdrobe wird uns kaum erſpart bleiben. Die
ſchaverſte Belaſtung hat das Kabinett aber von außen zu er=
warten
, indem die Antwort des Reichskanzlers an Stinnes, mit
deren Veröffentlichung nun erſt das infame Lügengewebe zer=
riſſen
iſt, das um die Vertreter der Kohleninduſtrie geſponnen
wurde, zeigt, wohin der Weg geht.
Das Kabinett iſt entſchloſſen, keine Repara=
tionskohle
mehr zu liefern. Es iſt alſo entſchloſſen,
mit Rückſicht auf unſere finanzielle Lage alle Reparations=
leiſtungen
abzulehnen. Was das bedeutet, darüber
müſſen wir uns im klaren ſein. Herr Poincaré hat zwar aner=
kannt
, daß Deutſchland ein Moratorium und Kredit brauche, aber
um dieſes theoretiſche Zugeſtändnis wird er in der Praxis ſich
hewmndrücken und darum die Reparationskriſis in die Entſchei=
dung
hineintreiben. Wir täuſchen uns kaum, wenn wir an=
nehmen
, daß auch die kommende Woche Klärung bringen muß.
Die Tage, die vor uns liegen, werden alſo an die Regierung und
an uns alle gewaltige Anforderungen ſtellen. Wir ſtehen vor
einer Nervenprobe, wie wir ſie bisher noch nicht erlebt
haben. Wir werden ſie aber beſtehen, wenn wir das Ver=
trauen
in die parlamentariſche Diktatur
Streſemanns durch ſeine Handlungen gerechtfertigt ſehen.
Berlin, 15. Okt. (Wolff.) Zu der Annahme des Er=
wächtigungsgeſetzes
durch den Reichstag ſchreibt die Zeit:
Wenn die parlamentariſche Mehrheit in außergewöhnlichen
Zeiten dem Kabinett ihres Vertrauens außergewöhnliche Voll=
machten
gibt, bedeutet das nichts weiter, als die Anpaſſung des
parlamentariſchen Syſtems an die Notwendigkeiten des poli=
tiſchen
Lebens. Die Reichsregierung hat beſondere Vollmachten
verlangt, weil ſie in der Lage ſein muß, von Stunde zu Stunde
raſch und beſtimmte Entſchlüſſe zu faſſen und danach zu handeln.
Die Mitarbeit des Parlaments bedeutet in einem ſolchen Falle
Arbeitsverluſt, der für den Ausgang unſeres Daſeinskampfes
verhängnisvoll werden kann. Die Regierung muß deshalb in
einer Lage wie der unſrigen die Hände frei haben. Sie muß
handeln können, um die Auwrität der zentralen Reichsgewalt
bei aller gebotenen Rückſichtnahme auf die Länder ſo kräftig
wieder herzuſtellen, daß das Reich das unbedingte Vertrauen auf
ſeine innere Feſtigkeit und ſeine Aktionsfähigkeit zurückgewinnt.
Bayern und das Ermächtigungsgeſetz.
* München, 16. Okt. (Priv.=Tel.) In bayeriſchen Re=
gierungskreiſen
verhält man ſich, angeſichts der durch die An=
nahme
des Ermächtigungsgeſetzes geſchaffenen Lage abwartend.
Man betont, daß die Verordnungen, die auf Grund dieſes Ge=
ſetzes
erlaſſen wurden, ſelbſtverſtändlich auch in Bayern zur
Durchführung kommen, ſoweit nicht Bedenken gegen ihre Durch=
führung
beſtehen. Für ſolche Fälle behält man ſich vor, die er=
forderlichen
Maßnahmen durch das Generalſtaatskommiſſariat
verfügen zu laſſen.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 16. Oktober 1923,

Rummer 236.

* Berlin, 15. Okt. Der Reichsminiſter der Finanzen
Dr. Luther hat folgende Durchführungsbeſtimmun=
gen
zur Aufwertungsverordnung erlaſſen:
Auf Grund von 8 2 Abſ. 3, 8 3 Abſ. 2, 8 5, 8 10, 8 17 der
Verordnung über Steueraufwertung und Vereinfachungen im
Beſteuerungsverfahren vom 11. Oktober 1923, Reichsgeſetzbl. I
S. 939 (Aufwertungsverordnung) wird folgendes beſtimmt:
s 1.
Eine Aufwertung nach den Beſtimmungen der Aufwertungs=
verordnung
kommt nicht in Frage:
1. für Steuern, bei denen die Schuld vor dem 1. Januar 1923
entſtanden iſt, mit Ausnahme der Nachforderungen auf
Grund von Steuerzuwiderhandlungen oder auf Grund neuer
Tatſachen oder Beweismittel;
2. für Steuern, die auf der Goldbaſis errechnet werden, für die
Tabakſteuer ſowie auf dem Gebiete der Verbrauchsſteuern
für Steuerbeträge bei eingeführten Waren, die gleichzeitig
mit dem Zoll fällig werden.
In den Fällen der Nr. 2 finden die Beſtimmungen der Auf=
wertungsverordnung
hinſichtlich der Koſten Anwendung, ſoweit
dieſe nicht ſelbſt auf der Goldbaſis errechnet werden.
8
(1) Der Goldumrechnungsſatz wird vom Reichsminiſter der
Finanzen fortlaufend veröffentlicht.
(2) Für die Vergangenheit gilt der für die Landabgabe feſt=
geſetzte
Goldumrechnungsſatz. Soweit Papiermarkbeträge nach
dem Stichtag vom 1. September 1923 in Goldmark umzurechnen
ſind, wird zur Vereinfachung der Berechnung beſtimmt, daß an
Stelle des für die Landabgabe feſtgeſetzten Goldumrechnungs=
ſatzes
von 1 290 000 ein Goldumrechnungsſatz von 1 300 000 tritt.
8 3.
(1) Zahlungen ſind nach dem Goldumrechnungsſatze, der für
den Tag der Entſtehung der Schuld gilt, auf den Goldwert um=
zurechnen
. Innerhalb der Schonfriſt kann die Zahlung auch
nach Entſtehung der Schuld zu dem urſprünglichen Papiermark=
betrag
entrichtet werden. Iſt keine Schonfriſt beſtimmt oder
wird nach Ablauf der Schonfriſt gezahlt, ſo iſt der Goldmarkbe=
trag
, der für den Tag der Entſtehung der Schuld feſtgeſtellt iſt,
nach dem Goldumrechnungsſatz am Tage der Zahlung in Papier=
mark
umzurechnen.
(2) Der Zeitpunkt der Entſtehung der Schuld und die Schon=
friſt
bei den einzelnen Steuern ergeben ſich aus der Anlage.
8 4.
(1) Soweit auf ſteuerrechtliche Schulden Zahlungen freiwillig
im voraus geleiſtet ſind, wird der Betrag der Zahlung nach dem
Tage, an dem die Zahlung bewirkt worden iſt, auf den Goldwert
umgerechnet. Wer die freiwillige Zahlung bewirkt hat, iſt be=
rechtigt
, den entſprechenden Goldmarkbetrag auf einen ſpäter fäl=
lig
werdenden Teil der gleichen ſteuerrechtlichen Schuld anzu=
rechnen
.
(2) Beſtimmungen über die Anrechnung ſonſtiger Voraus=
leiſtungen
(Vorauszahlungen, Abſchlagszahlungen) ſowie über
Stundung und Zahlungsaufſchub bleiben vorbehalten.
8 5.
Verzugszuſchläge, Verzugszinſen, Stundungszinſen und
Aufſchubszinſen, die vor dem Inkrafttreten der Aufwertungsver=
ordnung
entrichtet worden ſind, werden in keinem Falle erſtattet.
8 6.
Iſt eine Schuld, die nach dem 31. Dezember 1922 und vor
dem 1. September 1923 entſtanden iſt, nach dem Inkrafttreten
der Aufwertungsverordnung beglichen worden, ſo ſind Verzugs=
zinſen
(§ 104 der Reichsabgabenordnung) von dem Goldmarkbe=
trage
(§ 6 der Aufwertungsverordnung) zu berechnen, ſofern

nicht die Schuld geſtundet oder aufgeſchoben worden iſt.

8 7.

(1) Die Beſtimmungen der 88 1, 2, 4 bis 8 der Aufwertungs=

berordnung finden auf Kleinbeträge keine Anwendung.

(2) Kleinbeträge im Sinne des Abf. 1 ſind:
1. bei Schulden, die in den Monaten Januar bis Mai 1923
entſtanden ſind, Beträge von weniger als 5000 Papiermark;
2. bei Schulden, die im Monat Juni 1923 entſtanden ſind, Be=
träge
von weniger als 15 000 Papiermark;
3. bei Schulden, die im Monat Juli 1923 entſtanden ſind, Be=
träge
von weniger als 50 000 Papiermark;
4. bei Schulden, die im Monat Auguſt 1923 entſtanden ſind,
Beträge von weniger als 300 000 Papiermark;
5. bei Schulden, die nach dem 31. Auguſt 1923 entſtanben ſind,
Beträge im Werte von weniger als dreißig Goldpfennigen;
Stichtag für die Berechnung des Goldmarkbetrages iſt der
Zeitpunkt, zu dem die Schuld entſtanden iſt.
(3) Bei der Feſtſtellung, ob die nach Abſatz 2 maßgebende
Wertgrenze erreicht iſt, kommt es lediglich auf den Wert der
Hauptſchuld an. Dabei ſind mehrere Hauptſchulden desſelben
Steuerſchuldners nur bann zuſammen zu rechnen, wenn ſie in
demſelben Sollbuch nachzuweiſen ſind.
8 8.
(1) Bei Nachforderungen von Steuern auf Grund von
Steuerzuwiderhandlungen oder auf Grund von neuen Tatſachen
oder Beweismitteln werden auch Schulden aus früheren Jahren
aufgewertet. Als Steuerbetrag, der in Gold zu zahlen iſt, gilt
ein Vielfaches der urſprünglichen Zahlung, und zwar:
das Fünfzigtauſendfache bei Entſtehung der Schuld vor dem
Jahre 1920,
das Fünfzehntauſendfache bei Entſtehung der Schuld im Jahre
1920 oder in der erſten Hälfte des Jahres 1921,
das Achttauſendfache bei Entſtehung der Schuld in der zweiten
Hälfte des Jahres 1921,
das Fünftauſendfache bei Entſtehung der Schuld in der erſten
Hälfte des Jahres 1922,
das Fünfhundertfache bei Entſtehung der Schuld in der
zweiten Hälfte des Jahres 1922.
(2) Dieſer Betrag wird zu dem am 1. September 1923 gel=
tenden
Goldumrechnungsſatz in Gold umgerechnet.
8 9.
(1) Dieſe Verordnung tritt gleichzeitig mit der Aufwertungs=
verordnung
in Kraft.
(2) Bis zum 25. Oktober 1923 und für die Erbſchaftsſteuer
bei Erwerben und Zweckzuwendungen von Todes wegen bis
zum 1. Dezember 1923 können Schulden, die nach den Vorſchrif=
ten
der Aufwertungsverordnung aufzuwerten ſind, noch durch
Leiſtung des urſprünglichen Papiermarkbetrages getilgt werden.
Soweit von dieſer Vergünſtigung Gebrauch gemacht wird, gelten
die bisherigen Geſetzesvorſchriften und Verordnungsbeſtimmun=
gen
über die Nachteile bei verſpäteter Zahlung weiter; inſoweit
findet 8 9 der Aufwertungsverordnung keine Anwendung.
(3) Die Anwendung des § 15 der Aufwertungsverordnung
unterbleibt bis, zum Erlaß beſonderer Durchführungsbeſtim=
mungen
.
*
In der Anlage 1 zu § 2 wird der Goldumrechnungsſatz
für die Zeiträume zwiſchen dem 1. September und dem 19.
Oktober feſtgefetzt, während Anlage 2 zu 8 3 für die verſchiedenen
Steuerarten den Tag der Entſtehung der Schuld für die Zwecke
der Goldumrechnung beſtimmt, ferner etwaige Schonfriſten und
ſoweit nötig, noch beſondere Beſtimmungen anführt.
Berlin, 15. Okt. (Wolff.) Die finanziellen Maßnahmen,
insbeſondere die Frage der Währungsbank, wurden heute nach=
mittag
innerhalb der Reichsregierung beraten. Eine endgültige
Entſcheidung liegt noch nicht vor und iſt der Zeit zufolge wohl
kaum für heute zu erwarten. Die Reſſorts ſind jedoch angewie=
ſen
, Vorbereitungen, insbeſondere die drucktechniſchen, zu treffen,
damit der unvermeidliche Zeitaufwand bei der Verwirklichung
der zu faſſenden Beſchlüſſe auf ein Minimum beſchränkt wird.

Nach der Reichstagsabſtimmung.
Londoner Preſſe=Echo.
London, 15. Okt. (Wolff.) Der Berliner Berichterſtatter
der Morning Poſt ſchreibt zu dem Ergebnis der Reichs=
tagsabſtimmung
über das Ermächtigungsgeſetz,
der größte Teil des deutſchen Volkes ſei der Anſicht, daß ſich end=
lich
ſeine Angelegenheiten feſt in den Händen eines Man=
nes
befinden, der Eifer, Kraft und Energie in einer
ſchwierigen Lage bewieſen habe, der die Rechte des Volkes bis
zum Aeußerſten ſeiner Kraft hochhalte, und der Verſtändnis
für die Bedürfniſſe der verſchiedenen Teile des Volkes habe.
Die Weſtminſter Gazette ſchreibt, es müſſe angenom=
men
werden, daß die Mehrzahl der gemäßigten Parteien ein=
ſchließlich
der Sozialdemokraten der Anſicht iſt, daß das Ermäch=
tigungsgeſetz
wenigſtens beſſer ſei als der unberechenbare Kon=
flikt
der zentrifugalen und auflöſenden Kräfte, welche Deutſch=
land
bedrohen, und der faſt ſicher ausgebrochen wäre, wenn
Streſemann gezwungen worden wäre, den Reichstag aufzulöſen.
Reuter meldet aus Berlin, die Regierung Streſemann
könne jetzt mit einem weitreichenden Programm fi=
nanziellerund
wirtſchaftlicher Reformen vor=
wärtsſchreiten
in der Erkenntnis, daß ſie die Unterſtützung der
Mehrheit der Vertreter des deutſchen Volkes beſitze.
Sogar Rothermeres Sunday Victorial erklärt, Streſe=
mann
beabſichtige nichts ungeſchehen zu laſſen, um die Staats=
maſchinerie
wieder in Betrieb zu bringen.
Daily Delegraph ſchreibt, niemand könne es voraus=
ſagen
, ob durch dieſe neuen Vollmachten die deutſche Regierung
jenes Mindeſtmaß nationaler Einigkeit und
Selbſtvertrauens zu einander bringen könne, ohne daß
die Lage unhaltbar zu ſein ſcheine. Es müſſe die ernſte Hoff=
nung
jedes Mannes ſein, der die Lehren der letzten Jahre in
Europa beherzigt habe und der die bunkle Bedeutung der Tat=
ſache
erkenne, daß der ruſſiſche Rubel jetzt weit mehr wert iſt,
als die deutſche Mark, daß dieſe koloſſale Aufgabe glückt.
Der Pariſer Berichterſtatter der Times ſchreibt, Frank=
reich
beobachte die Gewährung der Vollmacht an Streſe=
mann
mit gemiſchten Gefühlen. Werde er zum Thiers
Deutſchlands werden? Die franzöſiſche Regierung werde
abwarten, um den Kanzler an der Arbeit zu ſehen, bevor ſie zu
einem Beſchluß gelange. Wenn Streſemann mit wirklicher Auto=
rität
den aufrichtigen Verſuch unternehme, die Steuern einzu=
ſammeln
und finanzielle Reformen auszuführen und dann den
Alliierten genügend garantierte Zahlungen vorſchlage, ſo werde
das Experiment mit wohlwollendem Intereſſe verfolgt werden.
Es beſtehe die einzige Befürchtung, daß der Reichskanzler
der Anſicht ſei, daß die Repärationen, ja ſogar die
Sachleiſtungen im gegenwärtigen Augenblick
nicht wieder aufgenommen werden könnten. Es müſſe
zugegeben werden, daß Frankreich keine großen Hoffnungen hege,
daß dieſer Wechſel von Nutzen ſein werde.

Pariſer Echo zu Milſexands Programmrede
Paris 15. Okt. (Wolff.) Die geſtrige Rede des Prä=
ſidentender
Republik in Evreux wird von der geſamten
Preſſe als eine Art Programmrede betrachtet, die der kommen=
den
Wahlkampagne als Grundlage dienen ſolle.
Der Figaro erinnert anläßlich dieſer Rede an die Rede
Millerands im Jahre 1919, die den Anlaß zur Gründung des
nationalen Blocks gegeben hat.
Beſonders zufrieden mit der Rede iſt André Tardien, der
in ſeinem Echo National ſchreibt: Die Rede ſei feſt und in=
haltsvoll
geweſen. Für den Staatschef, den die Verfaſſung und
noch mehr die Tradition von der politiſchen Tätigkeit ferngehal=
ten
habe, ſei die Aufgabe nicht leicht. Aber für den, der zu
leſen verſtehe, habe Millerand geſagt, was er habe ſagen wollen.
Das von ihm entwickelte Bild der notwendigen Fortſchritte ge=
ſtatte
die Feſtſtellung, daß im Frieden keine dieſer Reformen
durchgeführt worden ſei, und daß deren Durchführung eine Po=
litik
vorausſetze, die er, Tardieu, immer verteidigt habe, die aber
nicht durchgeführt worden ſei. Tardieu kritiſiert damit indirekt
die Tätigkeit des Kabinetts Poincaré.
Auch die Vietoire mißt der Rede große Bedeutung bei.
Sie ſagt: Wenn der Präſident der Republik gezwungen iſt, per=
ſönlich
, trotz aller Reſerve, die ihm ſeine Stellung aufnötigt,
in die Wahlſchlacht einzutreten, hat er nicht einen Mangel an
Direktiven empfunden, vielleicht auch das Fehlen eines Miniſters
des Innern, der zum Kampf bereit iſt?
Die linksrepublikaniſche Oppoſition kommt in der Ere
Nouvelle zum Ausdruck. Der Präſident habe ſich geſtern
daran erinnert, daß er für das Werk des nationalen Blocks die
Verantwortung trage. Seine Rede ſei ein Pläboyer für die
Kammerperiode, die zu Ende gehe, und ein Programm für die
Anhänger der Politik des nationalen Blocks von 1919. Das
Blatt ſtellt eine ſcharfe Kritik in Ausſicht, die bereits in der ſozia=
liſtiſchen
Preſſe in die Erſcheinung getreten iſt.
Das Gewerlſchaftsblatt Le Peuple ſchreibt: Ein Lächeln
für die Reaktion, Drohungen für die Arbeiter! Nach dem
Peuple hat der Präſident der Republik dem ſchwankenden
Miniſterpräſidenten das Gras unter den Füßen abgemäht. Ge=
wiß
feiere Millerand die Politik des Zwanges gegenüber
Deutſchland, aber er widme ihr nur zwei kurze Hinweiſe. Er
wolle Poincaré allein den Ruhm der Papiermark laſſen, die
nichts einbringen. Das Blatt iſt der Anſicht, daß der Präſident
der Republik für ſich das Preſtige einer inneren Politik in An=
ſpruch
genommen habe, deren Triumph er bei den kommenden
Wahlen erhoffe. Er habe vielleicht Poincaré einen Schabernack
ſpielen wollen, und das ſei ihm wahrſcheinlich auch gelungen.
Jedemann wiſſe, das Poincaré Millerand ebenſo ſehr ignoriere,
als Clemenceau den letzteren beiſeite gelaſſen habe.
Prüfung des belgiſchen Reparationsplans.
Paris, 16. Okt. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung
aus Brüſſel hat die belgiſche Regierung den Regierungen in
Paris, London und Rom mitgeteilt, daß Frankreich, England
und Italien nunmehr den Vorſchlag des Brüſſeler Kabinetts
angenommen haben, die techniſchen Studien über das Repara=
tionsproblem
durch die Reparationskommiſſion prüfen zu laſſen.
Der belgiſche Delegierte Delacroix wurde beauftragt, unverzüg=
lich
die Reparationskommiſſion damit zu betrauen.

Unruhen.
Die Frankfurter Börſe unter polizeilichem Schutz.
TU. Frankfurt, 15. Okt. Das Börſengeſchäft wickelte
ſich heute unter polizeilichem Schutze ab. Bereits vor
Beginn des Geſchäftes hatte eine große Menſchenmaſſe das
Börſengebäude umſtellt. Als die Menge durch den Zuzug von
Neugierigen immer ſtärker anſchwoll, erſchienen einige Abtei=
lungen
Schupo in zwei Laſtwagen, worauf es die Menge größten=
teils
vorzog, den Börſenplatz zu räumen.
Unruhen in Mannheim.
Mannheim, 15. Okt. (Wolff.) Mehrere Hundert Er=
werbsloſe
zogen heute vormittag zum Gewerkſchaftshaus und
von dort aus zum Rathaus. Die Demonſtranten umlagerten das
Gebäude und hielten die Straßenbahn an und zwangen zum
Ausſteigen. Außerdem wurde die Türe des Rathauſes einge=
drückt
. Hierauf wurde zur polizeilichen Auflöſung der verbotenen
Verſammlung und zur Räumung des Platzes geſchritten, was
ohne Zwiſchenfall vor ſich ging. Ein Teil der Demonſtranten
begab ſich darauf über die Friedrichbrücke nach dem Meßplatz, in
der Meinung, dort unter dem Schutz der Franzoſen vor dem
polizeilichen Einſchreiten geſchützt zu ſein. Von dem Meßplatz
aus zog die Menge zur Mittelſtraße und plünderte dort die
Filiale eines Warenhauſes und mehrere Fuhrwerke mit Lebens=
mitteln
. Die Polizei ſchritt gegen die Plünderer ein. Bis jetzt
ſind zwei Demonſtranten als verwundet gemeldet. Mehrere
Polizeibeamte wurden zum Teil ſchwer verletzt. Verhaftet wur=
den
bis jetzt 20 Perſonen wegen Plünderns.
Schwere Unruhen in Neuſiadt a. d. H.
Neuſtadt a. d. H., 15. Okt. (Wolff.) Zu ſchweren Un=
ruhen
iſt es hier am Samstag vormittag gekommen. Die Er=
werbsloſen
drangen in das Stadthaus ein, zerſchlugen ſämtliche
Fenſterſcheiben und warfen Aktenſtücke auf die Straße. Die Po=
lizei
mußte mit Gummiknüppeln und Schreckſchüſſen und ſchließ=
lich
mit der blanken Waffe vorgehen. Einige Perſonen wurden
verletzt. Durch Eingreifen der Beſatzungsbehörde
wurde die Ruhe wieder hergeſtellt.
Erregte Anſammlungen in Braunsberg.
Braunsberg (Oſtpr.), 15. Okt. (Wolff.) Am Nachmittag
iſt es hier zu erregten Anſammlungen Erwerbs=
loſer
gekommen. Plünderungen wurden durch das energiſche
Eingreifen der Schutzpolizei verhindert, die eine Anzahl Verhaf=
tungen
vornahm. Am Abend war die Ruhe wieder hergeſtellt.
Streitgefahr im mitteldeutſchen Braunkohlengebiet.
TU Köthen, 15. Okt. Eine geſtern hier abgehaltene Voll=
konferenz
der Gewerkſchaftsfunktionäre für den Braunkohlen=
bergbau
Mitteldeutſchlands nahm nach erregter Debatte einſtim=
mig
eine Entſchließung an, nach der die vertragſchließenden Or=
ganiſationen
aufgefordert werden, über alle Streikfra=
gen
bis Mittwochmittag 1 Uhr endgültig zu ver=
handeln
. Für den Fall einer ablehnenden Haltung des Ar=
beitgeberverbandes
ſollen die letzten gewerkſchaftlichen Mittel an=
gewandt
werden. Außerdem wurde beſchloſſen, daß die Braun=
kohlenbergarbeiter
grundſätzlich bereit ſeien, wenn die allge=
meinen
wirtſchaftlichen Verhältniſſe es verlangen, Mehr=
arbeit
zu leiſten, wenn eine ſolche Vereinbarung zwiſchen
den vertragſchließenden Organiſationen beſchloſſen werde.
Ueber 100 Kommuniſien verhaftet.
EU. Hannover, 15. Okt. Der von den Kommuniſten
zum 14. Oktober angekündigte Betriebsrätekongreß in
Hannoder iſt verboten worden. Man verſuchte nun, geſtern in
Hildesheim und Ahlfeld einen Erſatz für die verbotene
Tagung zu ſchaffen. Kaum hatte jedoch die Erſatzkonferenz be=
gonnen
, als die Polizei auf der Bildfläche erſchien und die
Tagung auflöſte. In Hildesheim wurden 72 und in Ahlfeld
30 Kommuniſten verhaftet, darunter bekannte Führer aus
Hannover. Zahlreiches politiſches Material wurde beſchlag=
nahmt
, darunter der Mobilmachungsplan. Ein Teil der ver=
ſammelten
Kommuniſten konnte durch die Fenſter flüchten. Bei
Hausſuchungen ſind ebenfalls wehrere Kommuniſten verhaftei
worden.
Zuſammenſtöße mit der Reichswehr.
Stuttgart, 15. Okt. (Wolff.) Das Wehrkreiskommando
teilt mit: In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober wurde ein
Soldat des 1. Bataillons vom 14. Jufanterie=Regiment in
Meiningen von drei Ziviliſten angegriffen und ihm
ſein Seitengewehr entriſſen. Hierauf entſtand ein größerer
Streit, bei dem etwa 40 Soldaten von mehr als 200 Ziviliſten
bedrängt wurden. Da die Polizei die Streitenden nicht zu
trennen vermochte, rief die Polizeiwache die Wachtbereit=
ſchaft
des Reichswehrbataillons an. Dieſe erſchien erlän
am Platze in Stärke von 2 Unteroffizieren und 10 Mann. Sie
wurde von der Menge beſchimpft und bedroht. Als ſchließlich
ein Schuß aus der Menge auf die Soldaten abgegeben wurde,
machte die Wachtbereitſchaft von der Schußwaffe Gebrauch. Da=
durch
wurden zwei Ziviliſten getötet und ſieben a
andere verwundet. Eine Unterſuchitng des Vorfalls iſt
eingeleitet worden.
Die Sireiklage in Polniſch=Oberſchleſien.
Beuthen, 14. Okt. (Wolff.) Zur Streiklage in
Polniſch=Oberſchleſien wird mitgeteilt: Am Samstag
haben in den Betrieben überall Abſtimmungen ſtattgefunden mit
dem Ergebnis, daß ſich die Belegſchaften teils für, teils gegen
den Streik ausſprachen. Auf den Gruben und Hütten wird
weiter geſtreikt. Poſt und Telegraph arbeiten weiter,
nachdem die polniſche Regierung eine Verordnung erlaſſen hat,
daß alle im Streik verharrenden Arbeiter und Angeſtellten friſt=
los
zu entlaſſen ſind. Bei den Eiſenbahnern hat dieſe
Drohung nicht den erwünſchten Erfolg gezeigt, denn der Fahr=
verkehr
beſchränkt ſich nur auf die Durchgangszüge. Die Regie=
rung
geht außerordentlich ſcharf vor. Beſonders ſcharf iſt auch
ihr Kampf gegen die deutſche Preſſe. Die geſamte
Druckerei des deutſchen ſozialiſtiſchen Volkswillens in Katto=
witz
bleibt weiterhin militäriſch beſetzt. Die Akzidenz
druckerei des Oberſchleſiſchen Kurier in Königshütte wurde
wieder freigegeben, der Zeitungsbetrieb, aber derſiegelt
Ferner wurde das Zentralhotel in Kattowitz, der Sitz der
deutſch=ſozialiſtiſchen Partei und der Gewerkſchaften, beſetzt
und geſperrt. Einzelnen deutſchen Berichterſtattern wurde
die Schutzhaft angedroht, falls ſie an das Ausland Nachrichten
über die Vorgänge in Oberſchleſien weitergeben würden. Nach=
träglich
wird bekannt, daß es am Freitag zu Zuſammen=
ſtößen
zwiſchen polniſchen Polizeiformationen und Streikenden
gekommen iſt. Eine große Anzahl Verwundeter wurde ins
Kranbenhaus eingelieſert. Wie es heißt, ſoll es auch Tote ge=
geben
haben. Auf der Florentingrube wurden zwei Arbeits=
willige
von den Ausſtändigen erſchoſſen.
Danziger Währungsreform.
* Danzig, 16. Okt. (Priv.=Tel.) Nach einer Meldung der
Preſſeſtelle des Danziger Senats iſt die Einführung eines vor=
läufigen
Danziger Guldens geſichert. Bereits in den erſten Ta=
gen
der nächſten Woche ſollen wertbeſtändige Zahlungsmittel in
Abſchnitten von einem Danziger Gulden, ſowie 50, 10, 5 und
1 Danziger Pfennig in Umlauf geſetzt werden. Nach wie vor
bleibt die Reichsmank das alleinige geſetzliche Zahlungsmittel
bis zur Einführung der neuen Währung.

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oder
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hleſien

Rummer 286.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 16. Oktober 1923.

Seite 3.

* Der Briefwechſel
zwiſchen Stinnes und Streſemann.
Berlin, 15. Okt. Die Verhandlungen, die ſeitens der Ver=
treter
des Bergbaulichen Vereins in Düſſeldorf geführt wurden,
ſind von einem großen Teil der Preſſe zum Anlaß ſchwerer ſyſte=
matiſcher
Verdächtigungen der Unterhändler gemacht worden.
Eine Klarſtellung der Sachlage vor der Oeffentlichkeit iſt da=
durch
notwendig geworden, obſchon derartige ſchwebende Ver=
handlungen
grundſätzlich der Erörterung durch die Oeffentlich=
keit
entzogen ſein ſollten. Im Einverſtandnis mit dem Herrn
Reichskanzler wird uns beifolgender Brieſivechſel zwiſchen Herrn
Hugo Stinnes und Herrn Dr. Streſemann zur Verfügung geſtellt:
H. St.
Sch., 7. 10. 23.
Herrn Dr. Streſemann,
Berlin W, Reichskanzler.
Sehr geehrter Herr Streſemann!
Ich nehme Bezug auf die Beſprechung mit Ihnen und Herrn
von Maltzahn über die am beſten zu ergreifenden Maßnahmen.
Die Vertreter des rheiniſch=weſtfäliſchen Kohlenbergbaus wün=
ſchen
am Dienstag nachmittag die grundſätzliche Entſcheidung
der deutſchen Regierung darüber zu erhalten, ob die Regierung
bei den mit Frankreich zu führenden Verhandlungen ſelbſt etwa
durch ſofortige Aufnahme der Verhandlungen mit der Repara=
tionskommiſſion
die notwvendigen Vereinbarungen für die weſt=
lichen
Gebiete mit Frankreich treffen will, oder ob ſie es den
Vertretern der weſtlichen Gebiete, insbeſondere denen der rhei=
tiſch
=weſtfäliſchen Kohleninduſtrie, überlaſſen will, einen Modus
divendi mit den Beſatzungsmächten zu treffen, um die Ernährung
der Bevölkerung und den Beſtand der Werke nach Möglichkeit
zu ſichern. Dieſes vorausgeſetzt, iſt die Beantwortung
ſolgender Fragen für uns notwendig:
1. Iſt die Regierung bereit, beſchleunigt Kohlen und anderes
Material einſchließlich Aufladekoſten zu bezahlen und die
Zechen und Werke zu ermächtigen, darüber möglichſt günſtige
Abkommen mit den Beſatzungsmächten zu treffen? Nach den
erhaltenen Erklärungen werden in dieſem Falle, mit Ausnahme
der wenigen, von der Regie in Betrieb genommenen Zechen die
Zechen von der Beſatzung freigegeben werden.
2. Iſt die Regierung bereit, den Zechen die von den Fran=
ſoſen
verlangte à Kontozahlung für die Kohlenſteuer zurück=
fuvergüten
und den Zechen die Ermächtigung zu geben, über
die Reſtzahlungen auf die Kohlenſteuer beſtmögliche Abmachun=
gen
zu treffen?
3. Iſt die Regierung ferner bereit, mit rückwirkender Kraft
der mindeſtens mit ſofortiger Wirkſamkeit allgemein und im
beſonderen im beſetzten Gebiet die Kohlenſteuer aufzu=
eben
, umden verhandelnden Zechen und Werksvertretern
ine Grundlage für Verhandlungen mit den Beſatzungsbehörden
u geben, die nicht von bornherein ein Wiederaufleben der Koh=
en
= und ſonſtigen Wirtſchaft im beſetzten und unbeſetzten
Deutſchland unmöglich machen?
4. Iſt die Regierung bereit, die Reparationskohlen
in die Zechen zu vergüten in dem Umfange, wie die Zechen
Lieferungen mit der Reparationskommiſſion vereinbaren müſſen?
5. Iſt die Regierung mit der bevorzugten Beliefe=
ung
des beſetzten Gebietes nach den Verfügungen der Be=
atzungsbehörden
einverſtanden?
6. Iſt die Regierung mit der Aufhebung des Reichs=
ohlenkommiſſariats
und der Kohlenwirtſchaſt für das
ſeſetzte und unbeſetzte Gebiet einverſtanden, ſo daß die Zechen=
ertreter
mit den Beſatzungsbehörden unabhängig vom Kohlen=
yndikat
und dem Reichskohlenkommiſſariat Vereinbarungen tref=
en
können?
7. Iſt die Regierung damit einberſtanden, daß die von der
kohleninduſtrie einſtimmig gewählte Kommiſſion, beſtehend
us den Herren Janus, Klöckner, Luebſen, von Velſen, Vögler,
dugo Stinnes, eventuell ergänzt für das rheiniſche Braunkohlen=
ebiet
durch Herrn Silverberg, die Verhandlungen, ſoweit mög=
ich
, mit den Beſatzungsbehörden führt?
8. Iſt die Regierung damit einverſtanden, daß die Kommiſ=
on
oder einzelne beauftragte Mitglieder mit Herrn Dirard
nd erneut die Fühlungnahme mit Herrn General Degoutte
ufnimmt, um feſtzuſtellen, welche Intereſſen und Auffaſſungen in
frankreich zurzeit als maßgebend angeſehen werden können?
9. Welche Stellungnahme hat die rheiniſch=weſtfäliſche Koh=
eninduſtrie
der Eiſenbahnregie gegenüber zu beobachten?
Inwieweit iſt es erwünſcht, daß ſie der baldigen Umwandlung
er Regie in eine Betriebsgeſellſchaft (Gierancce) Vor=
hub
leiſtet und Einfluß auf dieſe zu gewinnen ſucht, ſei es für
as Reich, für Preußen oder für das Rheinland und Weſtfalen?
10. Können wir auf die wohlwollende Unterſtützung der Re=
ierung
rechnen bei a) der Durchführung der Arbeits=
erlängerung
auf 8½ Stunden im beſetzten und unbeſetzten
Zebiet, b) der ſofortigen Beſeitigung der Demobil=
tachungsbeſtimmungen
und der Beſtimmungen, die
us Anlaß der Beſetzung des Ruhrgebiets bezüglich der Kündi=
ung
der Arbeiter und Angeſtellten getroffen ſind?

Ich darf dabei darauf aufmerkſam machen, daß die kommer=
zielle
Lage der Unternehmungen teilweiſe überaus kritiſch ge=
worden
iſt.
Mit hochachtungsvoller Begrüßung
Ihr ſehr ergebener
gez. Hugo Stinnes.
Der Wortlaut dieſes Briefes beweiſt, daß keine beſtimmten
Forderungen oder Forderungen überhaupt an die Regierung ge=
richtet
worden, ſondern daß lediglich Informationen für die wei=
teren
Verhandlungen erbeten wurden. Der Termin, bis zu dem
die Antwort der Reichsregierung eingehen ſollte, war mit dem
Reichskanzler vereinbart. Die Unterhändler waren legitimiert.
Auf dieſen Brief iſt folgende Antort des Reichskanzlers
eingegangen:
Der Reichskanzler.
R. K. 11 138.
Berlin, 12. 10. 23.
Sehr geehrter Herr Sitnnes!
Auf Ihr Schreiben vom 7. Oktober erwidere ich Ihnen,
gleichzeitig im Namen der Reichsregierung, folgendes:
Wie Sie wiſſen, war für die Aufgabe des paſſiven Wider=
ſtandes
ausſchlaggebend die finanzielle Notlage des Reiches, die
eine Weiterführung der reichsſeitigen Finanzierung auch nur
für eine kurze Zeit unmöglich machte. Dieſe finanzielle Lage
diktiert uns auch jetzt zwangsläufig den Weg unſeres Ent=
ſchluſſes
. Die Reichsregierung hat auf Ihren dringenden Wunſch,
in möglichſtem Umfange die Wirtſchaft des beſetzten Gebietes
die ihr durch den von ganz Deutſchland geführten Abwehrkampf
entſtandenen Schwierigkeiten zu erleichtern, für eine Uebergangs=
zeit
noch die Ihnen bekannten und endgültig begrenzten Kredite
und Zuſchußleiſtungen auf das Reich genommen, trotzdem ſie die
finanziellen Verhältniſſe des Reiches auf das ſchwerſte er=
ſchüttern
. Darüber hinaus etwas zu leiſten, iſt völlig unmög=
lich
. Der Kampf geht jetzt um die nackte Exiſtenz des deutſchen
Volkes, und wir müſſen dieſem Geſichtspunkt alles andere unter=
ordnen
.
Aus dieſem Grunde iſt es uns auch nicht möglich, die Liefe=
rung
für die Reparationskohle wie bisher zu finanzieren. Durch
das bisherige Mittel der Notenausgabe kann die Finanzierung
nicht erfolgen. Die Frage, ob Deutſchland eine internationale
Anleihe erhalten kann, iſt bisher völlig ungeklärt. Die Mark=
entwertung
ſchreitet in raſendem Tempo weiter. Wir haben die
Verordnung vom 13. Januar über das Reparationslieferungs=
verbot
aufgehoben und dadurch unſere grundſätzliche Bereitwillig=
keit
erklärt, die Reparationslieferungen dann wieder aufzuneh=
men
, wenn die finanzielle Lage des Reiches es geſtattet. Gegen=
wärtig
kann von einer ſolchen Möglichkeit nicht geſprochen wer=
den
. Die Reichsregierung kann deshalb Ihnen und Ihren
Freunden gegenüber weder eine Garantie für die Zahlung der
Reparationskohlen, noch für einen Erſatz der beſchlagnahmten
Kohlen, noch für einen Erſatz der Kohlenſteuer übernehmen. Da=
gegen
hat ſich die Reichsregierung ſchon vor der Aufgabe des
paſſiven Widerſtandes mit der Frage beſchäftigt, ob ſich nicht für
die allgemeine Wirtſchaftslage eine Aufhebung der Kohlenſteuer
notwendig macht. Die Kohlenpreiſe ſind die Grundlage für die
geſamte Entwickelung der Wirtſchaft. Ihre Sanierung ſowohl
für die induſtriellen Bedürfniſſe wie für den Bedarf des Haus=
brandes
iſt eine Notwendigkeit. Daher hat ſich die Reichsregie=
rung
nunmehr zur Aufhebung der Kohlenſteuer entſchloſſen, die
aber abhängig gemacht iſt von der Senkung der Kohlenpreiſe
in der Ihnen bekannten Art und Auswirkung.
Die Situation, die ſich bei der Neuordnung für die ZLechen
im beſetzten Gebiet ergibt, veranlaßt die Reichsregierung, ſich
mit einer weitgehenden Freiheit der Unternehmungen einverſtan=
den
zu erklären, um den Zechen die Möglichkeit zu geben, über
die von ihnen ſeitens der Beſatzungsmächte angeforderten
Brennſtofflieferungen Verträge abzuſchließen. Die deutſche
Reichsregierung iſt damit einverſtanden, daß das Kohlenſyndikat
die hierfür erforderlichen Mengen freiſtellt. Auch der Reichs=
kohlenkommiſſar
wird in ſolche Lieferungen nicht eingreifen. Bei
der Behandlung der Frage, in welchem Umfange Kohlen im be=
ſetzten
Gebiet verbleiben und in das unbeſetzte Gebiet hinaus=
gehen
, iſt zu vermeiden, daß durch etwaige Abmachungen Bindun=
gen
für die Reichsregierung entſtehen. Die grundſätzliche Be=
handlung
dieſer Fragen muß Gegenſtand ſpäterer Verhandlun=
gen
zwiſchen den Regierungen bleiben. Es kann der Reichsregie=
rung
nicht zugemutet werden, ſich mit den noch zu treffenden Ver=
fügungen
der Beſatzungsmächte einverſtanden zu erklären, ohne
dabei ſelbſt mitzuwirken. Da Verhandlungen zwiſchen den Re=
gierungen
über dieſe Fragen gegenwärtig nicht ſtattfinden, ſo iſt
die Reichsregierung damit einverſtanden, daß die wirtſchaftlichen
Organiſationen ihrerſeits Verhandlungen wiederum zur Ingang=
ſetzung
der Wirtſchaft führen und damit ihre Vertrauensmänner
beauftragen. Die Regierung hat ihrerſeits jedoch unbedingt Ge=
wicht
darauf zu legen, daß hierbei keinerlei Verhandlungen oder
Vereinbarungen über Fragen getroffen werden können, die ſtaat=
liche
Rechte, insbeſondere Hoheitsrechte, betreffen. Es iſt ſelbſt=
verſtändlich
, daß nach der Aufgabe des paſſiven Widerſtandes die
Regiebahnen durch die Induſtriellen benutzt werden können.
Ebenſo ſelbſtverſtändlich iſt es aber, daß ſich auch die Tatſache
des Reichseigentums an den Bahnen ergibt, da ſeitens der Ver=
treter
der wirtſchaftlichen Organiſationen keine Erklärungen ab=
gegeben
werden können, die eine Auslegung dahin zulaſſen, daß
die Wirtſchaft ſich an einer Wegnahme dieſer Vermögensſtücke
des Reiches beteiligen könnte.

Was endlich die Regelung der Arbeitszeit betrifft, ſo gelten
hierfür lediglich die geſetzlichen Beſtimmungen des Reiches. Daß
eine geſetzliche Neuregelung der Arbeitszeit in allernächſter Zeit
geplant iſt, darf als bekannt vorausgeſetzt werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ſehr ergebener
gez. Dr. Streſemann.
Eine Erklärung des Reichsverbands
der Deutſchen Induſirie.
Berlin, 15. Okt. Der Reichsverband der Deutſchen Indu=
ſtrie
teilt mit: In den letzten Berichten über die letzte Haupt=
ausſchußſitzung
des Reichsverbands der Deutſchen Induſtrie be=
hauptete
ein Teil der Tagespreſſe, Herr Geheimrat Bücher habe
mitgeteilt, daß die Herren Stinnes und Glöckner ihre
Miſſion, d. h. Verhandlungen mit den franzöſi=
ſchen
Beſatzungsbehörden nicht, nochmals auf=
nehmen
werden. Dieſe Mitteilung iſt durchaus unrichtig.
Herr Geheimrat Bücher hat vielmehr, wie auf Grund des ſteno=
graphiſchen
Berichts über die Sitzung feſtgeſtellt werden konnte,
folgendes ausgeführt:
1. Die Auffaſſung, daß die Verhandlungen legaliter erfolgt
ſeien, iſt ſeitens der Regierung beſtätigt worden.
2. Die Erörterungen galten der Behandlung wirtſchaftlicher
Fragen.
3. Bei dieſen Verhandlungen iſt aber auch die Arbeitszeit=
frage
berührt worden. Da dieſe Frage trotz ihrer ganzen wirt=
ſchaftlichen
Bedeutung nach der ganzen Entwicklung anſerer
innenpolitiſchen Verhältniſſe auch eine ſtarke politiſche Bedeutung
hat, ſo hätte ihre Erörterung bei dieſer Zuſammenkunft vermie=
den
werden müſſen. 4. Aus der Tatfache, daß dieſe Frage über=
haupt
berührt wurde, auf Illohalität der beteiligten Herren zu
ſchließen oder ſie ſogar des Vaterlandsverrats zu bezichtigen,
iſt nach meinem Dafürhalten außerordentlich viel ſchwerwiegen=
der
und ſchädigender und eher als Vaterlandsverrat zu bezeich=
nen
, als wenn bei dieſen Verhandlungen ein taktiſcher Fehler ge=
macht
wird. Dieſen Vorwurf des Vaterlandsverrats habe aber
unglaublicher Weiſe ein Teil der deutſchen Preſſe, lediglich ge=
ſtützt
auf auf größte Indiskretion zurückzuführende und einge=
ſtellte
Nachrichten, erhoben.
Zum belgiſchen Reparationsplan.
Paris 15. Okt. (Wolff.) Das Echo deParisſchreibt
zu dem Vorſchlag, den belgiſchen Reparationsplan
der Reparationskommiſſion zu überweiſen, es habe auf die ge=
ringe
Bedeutung aller dieſer Pläne bereits hingewieſen. Dieſe
Pläne ſetzten nämlich voraus, daß die Deutſchen erfüllen woll=
ten
, und daß eine Reform ihrer Währung und Finan=
zen
glücklich durchgeführt ſei. Belgien ſehe in dem Plan ein
Mittel, die Verhandlungen zu beſchleunigen, wodurch man
die Ausbeutung der lokalen Pfänder in Vergeſſenheit geraten
laſſen wolle, auf dieſe Ausbeutung wolle Frankreich aber nicht
verzichten.
London, 15. Okt. (Wolff.) Der Pariſer Berichterſtatter
des Daily Telegraph ſchreibt: Wenn das, was berichtet
werde, den Tatſachen entſpreche, ſo beſchränke ſich der Mangel
an Intereſſe an der Entſcheidung, die belgiſchen
Vorſchläge vom letzten Mai der Reparationskommiſſion unter=
breiten
zu laſſen, nicht nur auf die Pariſer Preſſe, ſondern werde
auch in verantwortlichen Kreiſen geteilt. Es ſcheine bezweifelt
zu werden, daß die belgiſchen Vorſchläge viel Hoffnung bieten,
Grundlagen für eine Löſung zu enthalten, insbeſondere angeſichts
der veränderten Verhältniſſe in Deutſchland.
Die Tätigkeit der Ausgleichsämter.
Berlin, 15. Okt. (Wolff.) Nach einer Meldung der
Havas=Agentur ſoll die deutſche Regierung am Samstag
die Tätigkeit ihrer Vertreter in den Ausgleichsämtern
wieder habe aufnehmen laſſen. Die Nachricht trifft, wie wir
von unterrichteter Stelle erfahren, in dieſer Form nicht zu. Rich=
tig
dagegen iſt, daß die deutſche Regierung ſich bereit erklärt hat,
in Verhandlungen über eine Wiederaufnahme des Ausgleichs=
verfahrens
, das aus Anlaß der Ruhrbeſetzung eingeſtellt worden
war, alsbald einzutreten.
Paris 15. Okt. Der Sonderberichterſtatter des Petit
Journal meldet, daß die Frage der Wiederaufnahme der
Sachlieferungen nach ſeiner Anſicht weder für die deutſche
Regierung noch für die Franzoſen und Belgier reif ſei, und daß
dieſe Frage erſt dann verhandelt werden könnte, wenn das Ruhr=
gebiet
ſeine normale wirtſchaftliche Tätigkeit wieder gefunden
habe. Er habe geſtern erfahren, daß von einer neuen De=
marche
des deutſchen Geſchäftsträgers, Bot=
ſchaftsrat
von Hoeſch, bei Poincaré die Rede ſei, die wahr=
ſcheinlich
ſich auf die Sachlieferungen beziehen werde. Man dürfe
fragen, ob dieſe Unterredung nicht verfrüht ſei. Die Lage im
Ruhrgebiet ſei noch nicht geklärt, und man ſehe nicht, was Streſe=
mann
Frankreich Poſitives und Genaues anzubieten habe, bevor
er ſich mit den deutſchen Induſtriellen geeinigt habe.

F. N. Das erſte Konzert des Landestheater=Orcheſters zum
Zeſten ſeiner Fonds und Stiftungen nahm bei vollbeſetztem
heater den glänzenden Verlauf, zu dem das beſeelte Spiel der
orzüglichen Kürſtler und Michael Ballings geniale Stab=
öhrung
ſtets führt. Auch in dieſem Winter enthalten die Vor=
ragsfolgen
meiſt moderne oder für Darmſtadt neue Werke, und
n erſten Konzert wurden gar alle Kompoſitionen zum erſten
Nale hier zu Gehör gebracht. Daß ſich unſer Publikum, das
rüher beſonders konſervativ in muſikaliſcher Beziehung war,
aran gewöhnt hat, für Zeitgenöſſiſches ſich zu intereſſieren, iſt
in Hauptverdienſt Ballings, der mit ſtaunenswerter Sicherheit
nd Folgerichtigkeit ſich einfühlt und mit größter Klarheit inter=
retiert
.
Eine Fantaſie für großes Orcheſter, Werk 27 von Bodo
Lolf, erlebte ihre Uraufführung. Wie wir von ſeinen früheren
Verken wiſſen, iſt der Komponiſt eine durchaus romantiſche
katur, der eine feine Ader für Lyriſches und Epiſodiſches hat,
hodurch ſich ſeine Vorliebe für freie Formen erklärt. In der
euen Fantaſie ſind dann auch zahlreiche reizvolle Zwiſchenſätze
ingerahmt von kräftigen, ſtürmiſch drängenden Hauptgedanken,
ie größere Kraft der Geſtaltung im Ganzen beweiſen, als das
rüher der Fall war. Der helle Grundklang, die glänzende
Inſtrumentierung verleihen dem Werk eine Zuverſichtlichkeit und
Zieghaftigkeit, die ſich ganz beſonders ſtark in der Steigerung
uf dem langen D=Orgelpunkt vor dem Schluß und dem choral=
rtig
Bruckneriſchen Höhepunkt, der das Thema in rhythmiſcher
ergrößerung bringt, äußern. Das Werk des feinſinnigen Ton=
ichters
wurde freudig zuſtimmend aufgenommen.
Ein ſinfoniſches Konzert für Klavier und Orcheſter in einem
datz, Werk 4 von Joſeph Roſenſtock, folgte. Trotz der Verbin=
ung
der einzelnen Teile fühlt man den Aufbau des klaſſiſchen
lonzertes in ſeiner Satzfolge heraus, jedoch tritt das Klavier
ur ſelten eigentlich ſoliſtiſch hervor, ſondern iſt mehr als das
dichtigſte Orcheſterinſtrument verwandt. Mit großem Pathos
eginnt der erſte Satz. In ſtürmiſchem Drängen ballen ſich
zegenſätze aller Art zuſammen. Ein bedeutſames Schickſals=
hema
der Poſaunen und Tuba bildet den Höhepunkt des erſten
eils nach mächtigen Steigerungen. Mit einem Klavierſolo be=
innt
dann breit, melodiös und herrlich blühend der langſame

Teil, in dem ſich der Komponiſt als Meiſter ſchöner und aus=
drucksvoller
Linie erweiſt. Auch zu dem letzten Teil mit ſeinem
bald übermütigen, bald kraftvoll männlichen Drauflosgehen
leitet das Klavier über. Das in ſeinem Ausdruck ſtark konzent=
rierte
Konzert iſt reich an temperamentvollen Gegenſätzen, ſtets
feſſelnd und mitreißend. Der Komponiſt ſpielte den Klavier=
part
mit hervorragendem techniſchen Können und war ſeinem
Werk der denkbar günſtigſte Soliſt, denn er verſtand es, ſich mit
größtem Feingefühl in den Orcheſterklang einzufügen. Die
Orcheſtrierung, die großes modernes Orcheſter aufweiſt, zeigt den
ſicheren Praktiker. Wir ſtehen nicht an, das Konzert als den
ſtärkſten Eindruck des Abends zu bezeichnen.
Denn die F=moll, Sinfonie, Werk 4 von P. Tſchaikowvsky, iſt
ein etwas arg ſchmiſſiges Effektſtück. Große Formen, in dem
erſten Satz auch ſtark intereſſierende Themen, nehmen oft mäch=
tige
Anläufe, enttäuſchen aber jedesmal, wenn ſtatt eines inhalt=
reichen
Höhepunktes lediglich äußere Wirkung und ſtärkſtes
fortissimo erſcheint. Am meiſten vermögen zu feſſeln der erſte
Satz mit ſeinem ſyntopiſch unruhigen Hauptthema und der rhyth=
miſch
und melodiſch reizvollen Gruppe des Seitenſatzes und das
wirklich witzige, prickelnde scherzo, das in ſeiner Eleganz ein
Stück guter Salonmuſik darſtellt. Der ſo ſchön mit der Oberon=
Melodie beginnende zweite Satz ermüdet durch Wiederholungen
von Schubertſcher Breite, im Finale bleibt die Bedeutung der
Gedanken hinter der Größe der Form und der Entwicklungen
merklich zurück. Intereſſant iſt die Stelle, wo die Einleitungs=
fanfaren
des erſten Satzes als mene tekel wiederkehren. Auch
dieſe Sinfonie fand reichen Beifall. Herr Balling, die beiden
anweſenden Komponiſten der neuen Werke und die vorzüglichen
Künſtler des Orcheſters wurden freudig gefeiert.

Freigewordene Dienſtſtellen. Es iſt der Petit Pariſien,
dem das Geſtändnis entſchlüpft: Es iſt unzweifelhaft, daß die
Ruhrbeſetzung, indem ſie jenſeits des Rheins erhebliche Heeres=
beſtände
, feſtlegte, die Beſatzungen im Inlande beträchtlich ver=
mindert
hat. Die Folge iſt: die militäriſche Gewalt erklärt ſich
für unfähig, nach der Entlaſſung der Heeresklaſſe des Jahrgangs
1922 die Ueberwachung der Gefangenen zu verbürgen und Ent=
weichungen
zu verhindern infolge Mangels geübten Perſonals.
Man hofft, daß die Union eivique (Bürgerwehr) von Amtswegen

die Ordnungsmannſchaft marſchbereit machen wird, um die
Dienſtſtellen in den Strafanſtalten in umſichtige Wachtpoſten zu
verwandeln.
C. K. Die reichſte Goldmine der Welt. Ein wenig bekanntes
Weltwunder iſt die Morro Velho=Goldmine in Braſilien. Faſt
jeden Tag durch beinahe 100 Jahre hindurch hat dieſes Berg=
werk
ein Vermögen in Gold und anderen Edelſteinen ans Licht
gefördert, und noch wunderbarer iſt die Tatſache, daß die Gold=
adern
trotz dieſer ſtarken Inanſpruchnahme noch nicht erſchöpft
ſind, ſondern die Erze nur immer reicher erſcheinen. Eine ſyſte=
matiſche
Ausbeutung dieſer Mine iſt ums Jahr 1840 in die Wege
geleitet worden. Vorher haben die Brafilianer ſchon lange Zeit
ſelbſt verſucht, dieſen Schatz ihres Bodens zu heben. Die Ein=
richtung
mit modernen Maſchinen und die Durchführung eines
neuzeitlichen Bergmannsbetriebes geſchah vor etwa 30 Jahren.
Damals erforderte der Abſtieg in die Schächte noch faſt 40 Mi=
nuten
; heute gelangt man mit Hilfe elektriſcher Lifts in zwei
Minuten bis in eine Tiefe von 3 Kilometern herab. Ein vor=
treffliches
Syſtem der Luftzuführung ermöglicht den Aufenthalt
in dieſen Tiefen; doch iſt an manchen Stellen der Luftdruck ſo
ſtark, daß man nur mit dicken wollenen Jacken und Beinkleidern
ſich dort aufhalten kann. Sprengungen erfolgen zweimal am
Tage, und der Eindruck, den man bei dieſen Exploſionen in der
Mine gewinnt, iſt unergeßlich. Man ſtelle ſich vor, daß man
ſich in einer elektriſch erleuchteten Kammer 2 Kilometer unter
der Erdoberfläche befindet. Vielleicht einen halben Kilometer
entfernt von dem Standort ſind die Dynamitladungen ange=
bracht
. Plötzlich dringt ein ſcharfer Schlag, wie von einem ſchwe=
ren
Hammer, ans Ohr, und dieſem Knall folgt ein heftiger Luft=
ſtrom
, der einen umwehen möchte, wenn man nicht darauf vor=
bereitet
wäre. Eine Minute ſpäter beginnt ein krachendes Ge=
räuſch
, das immer mehr anwächſt und ſchließlich einem gewaltigen
Donner gleicht; das ganze Bergwerk erzitter, wie wenn es von
einem furchtbaren Sturm gerüttelt würde. Dann iſt die Spren=
gung
vorbei, und man kann ſich ſicher an den Ort der Exploſion
vegeben, wo neue, mächtige Erzmaſſen freigelegt ſind, aus denen
das Gold hervorleuchtet. Jede Sprengung legt etwa 500
Goldwert frei; der tägliche Ertrag der Mine beläuft ſich auf
Goldwerte von etwa 1000 : dazu kommen noch die wertvollen
Nebenprodukte, unter denen ſich Silber, Palladium und Arſenik
befinden.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 16. Oktober 1923.

Rummer 286.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 13. Oktober.
Brotverbilligung.
Am 15. Oktober 1923 wird im unbeſetzten Reichsgebiet
die Markenbrotverſorgung ihr Ende erreichen. In dem Reichs=
geſetz
zur Sicherung der Brotverſorgung im Wirtſchaftsjahr
1923/24 vom 23. Juni ſind durch die Anordnung der mehrfachen
Erhebung der Zwangsanleihe Einnahmequellen erſchloſſen wor=
den
, um dem bedürftigen Teile der Bevölkerung den Brotbezug
bei Fortfall der öffentlichen Brotverſorgung zu erleichtern. Die
Reichsregierung hat nunmehr die Richtlinien erlaſſen, wie dieſe
Brotbeihilfen, verwendet werden ſollen. Bei der Be=
ſchränktheit
der zur Verfügung ſtehenden Mittel wird die Brot=
beihilfe
nur an kinderreiche Familien gegeben, und
zwar derart, daß zum Bezuge die beſonders bedürftigen Haus=
haltungsvorſtände
berechtigt ſind, wenn der Vater noch lebt, für
die vierten und weiteren Kinder, und, wenn der Vater
nicht mehr lebt, für die dritten und weiteren Kinder.
Kinder von Selbſtverſorgern ſind grundſätzlich von der Brot=
beihilfe
ausgeſchloſſen, ebenſo Kinder über 16 Jahre, die ihren
Lebensunterhalt ſelbſt beſtreiten. Die Beihilfe wird für jedes
zu berückſichtigende Kind in Höhe von 25 Prozent des
Wertes eines Brotes von 4 Pfund Gewicht pro Woche
gewährt.
Die auf Heſſen entfallenden Verbilligungsbeträge ſind bereits
ſeitens der Landesregierung den Stadtverwaltungen und Kreis=
ämtern
zugeleitet worden, ſo daß die Brotbeihilfen, den Ver=
teilungsrichtlinien
entſprechend, bereits in den wächſten Tagen
den Bezugsberechtigten gutgebracht werden können.
Ernannt wurden: die Oberzollſekretäre Heinrich Kraft und
Bruno Schmank beim Landesfinanzamr Darmſtadt, Wilhelm Steg=
maier
beim Hauptzollamt Darmſtadt, Otto Bönfel, Johann Eckel=
mann
und Wilhelm Reinhardt beim Hauptzollamt Offenbach,
Auguſt Germer, Karl Grünewald und Ernſt Nicolai beim
Hauptzollamt Gießen, Jakob Wolff zu Michelſtadt, Anton Diehl
zu Lampertheim, Fritz Sommer zu Viernheim, Robert van der
Does zu Lauterbach und Karl Gärtner zu Weil=Leopoldshöhe zu
Zollinſpektoren; am 19. September 1923: der Techniker Julius Geck
zu Bad=Nauheim vom 1. Oktober 1923 an zum Gradier= und Werkmeiſter
bei dem Salzwverk Bad=Nauheim; am 5. Oktober 1923 Heinrich Speng=
ler
aus Goddelau zum Pfleger an der Landes=Heil= und Pflegeanſtalt
bei Gießen; am 10. Oktober 1923: der Schulamtsanwärter Alois Bern=
bach
aus Froſchhauſen zum Lehrer an der Volksſchule zu Urberach,
Kreis. Dieburg; der Schulamtsanwärter Ferdinand Fiſcher aus
Klein=Steinheim zum Lehrer an der Volksſchule zu Heldenbergen, Kreis
Friedberg; am 11. Oktober 1923: der Schulamtsanwärter Adolf Kratz
aus Wohnbach zum Lehrer an der Volksſchule zu Ober=Mockſtadt, Kreis
Büdingen; der Lehrer Adam Neff, zu Pfungſtadt zum Rektor an
der Volksſchule daſelbſt.
Erledigt ſind: je eine mit einem hauptamtlichen Fortbildungs=
ſchullehrer
zu beſetzende Stelle an den Fortbildungsſchulen zu Alzey
und Sprendlingen (Rheinheſſen). Uebertragung zunächſt kommiſ=
ſariſch
; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volks=
ſchule
zu Heidelbach, Kreis Alsfeld. Dienſtwohnung für einen
verheirateten Lehrer iſt vorhanden.
Heſſiſches Landestheater. Es wird nochmals darauf aufmerkſam
gemacht, daß heute Dienstag, den 16. Oktober, nicht, wie urſprünglich
angekündigt, Louis Ferdinand ſondern Shakeſpeares Viel Lärmen
um Nichts zur Aufführung kommt. Die Vorſtellung beginnt um 7 Uhr
und fällt den Sondermieten 15 und 16 zu. Morgen Mittwoch, den
17. Oktober, beginnt die Nachzahlungsfriſt für den zweiten Mietabſchnitt
(r.ach dem Index vom 11. Oktober 109 Millionen) an den drei Zahl=
ſtellen
des Landestheaters.
Landabgabe. Goldumrechnungsſatz für die Zeit vom 17,
bis einſchließlich 19. Oktober 1923 1080 000 000 Mark. Dieſer
Goldumrechnungsſatz gilt nunmehr gemäß Verordnung des
Reichspräſidenten über Steueraufwertung und Vereinfachungen
im Beſteuerungsverfahren vom 11. Oktober 1923 (Reichsgeſetzbl.
S. 939) auch für die übrigen Reichsſteuern. Näheres wird noch
bekanntgegeben.
* Milchpreiserhöhung. Wie wir bereits kürzlich mitteilten,
wurden zwiſchen den Vertretern des Städtebundes und den
Vertretern der landwirtſchaftlichen Organiſationen Verein=
barungen
getroffen, daß der Milchpreis ſich jeweils nach dem
Umrechnungsſatz für die Landabgabe regelt. Da nun der Um=
rechnungsſatz
für die Zeit vom 17. bis 19. Oktober einſchließlich
auf 1080 000 000 Mark für eine Goldmark feſtgeſetzt wurde und
der Berechnung ein Friedenspreis für den Liter Vollmilch von
15 Pfg. zugrunde gelegt wird, ſo ergibt ſich ein Stallpreis
für den Liter Vollmilch für die Zeit vom 17. bis 19. Oktober
von 162 000 000 Mark. (!)
Heſſiſches Rotes Kreuz. Das Heſſiſche Rote Kreuz wird auch in
dieſem Winter einen Kurſus in der erſten Hilfeleiſtung bei Un=
glücksfällen
und in der Krankenpflege abhalten, verbunden mit
praktiſchen Uebungen. Der Kurſus wird Anfang November beginnen
und vor Weihnachten beendet ſein; an jedem Dienstag und Freitag
findet von 6 Uhr abends ab im Realgymnaſium eine Unterrichtsſtunde
ſtatt. Den Unterricht erteilt auch diesmal Herr Geh. Medizinalrat Dr.
Happel. Frühere Hilfsſchweſtern und Helferinnen werden zur Auf=
friſchung
ihrer Kenntniſſe ganz beſonders eingeladen. Verſuchsweiſe
werden diesmal auch männliche Perſonen zur Teilnahme an dem Kur=
ſus
zugelaſſen, um auch in männlichen Kreiſen aufklärend auf dieſem
Gebiete zu wirken. Anmeldung zur Teilnahme bis ſpäteſtens 1. Nov.,
zwiſchen 10 und 12 Uhr wochentags, beim Heſſiſchen Landesverein vom
Roten Kreuz, Paradeplatz 3, oder beim Alice=Frauenverein, Dieburger
Straße 21. Für die Deckung der Unkoſten wird eine kleine Teilnehmer=
gebühr
bei der Anmeldung erhoben werden. Anſchließend an den Kur=
ſus
wird für weibliche Teilnehmer im Alicehoſpital Gelegenheit zu
einem praktiſchen Kurſus unter Leitung der Frau Oberin gegeben wer=
den
. (Vergleiche die demnächſt erſcheinende Anzeige.)
* Einiges vom St. Bureaukratius. Man ſchreibt uns: 1. Die
Staatsbehörde fordert mittelſt Poſtkarte, frankiert mit 2 Millionen,
die Schuldner auf, ihre Holzgeldſchuldigkeiten mit 150 000 Märkelchen
einzuzahlen. 2. Eine Staatsbehörde beſtellt einen Einwohner durch
einen Boten aufs Amt. Dort angekommen, fragt man ihn nach ſeiner
Wohnung. Nachdem feſtgeſtellt iſt, daß er ſchon 20 Jahre in ſeiner
jetzigen Wohnung lebt, iſt man befriedigt und er wird gnädigſt ent=
laſſen
. 3. Die Staatsbehörde fordert Abrechnungen ein über Sum=
men
, die an Porto mehr als das 10fache verſchlingen. Nachdem dann
noch die Prüfung das 100= und 1000fache an Beſoldung gekoſtet hat,
wird die Sache mit dem 10= und 20fachen frankiert und der Pflicht iſt
genügt!! 4. Der Staat zahlt für den Einzug ſeiner Gefälle ( Waſſer=
geld
, Pacht) die 100= und 1000fachen Beträge der wirklichen Schuld als
Gebühren an die ſtaatlichen Untererhebeſtellen, anſtatt dieſe Pöſtchen ent=
weder
niederzuſchlagen oder zeitgemäß zu erhöhen. Dieſe Liſte könnte
ins Ungemeſſene verlängert werden, für heute ſolls genügen. Nach=
dem
für das Reich eine Vereinfachung des Beſteuerungsverfahrens her=
ausgegeben
worden iſt, findet ſich vielleicht auch für Heſſen eine ſtarke
Hand, die mit dieſem Unſinn aufräumt!
K.
Der Verein der Hundefreunde von Darmſtadt und Umgegend für
Raffezucht=, Polizei=, Schutz= und Gebrauchshundeweſen (E. V.) hielt am
Sonntag, den 14. Oktober, auf dem Gelände des Pferdemarktes ſeine
interne Polizei= und Schutzhundeprüfung ab. Ein Beweis von regem
Intereſſe war das zahlreich erſchienene Publikum. Gemeldet waren
8 Hunde: 5 deutſche Schäferhunde, 2 Rottweiler und 1 Airedale=Terrier.
Mehr denn je iſt ein Selbſtſchutz für manchen Grundbeſitz notwendig
geworden bei dieſer unſicheren Zeit, und dieſer iſt ein gut dreſſierter
Hund. Er iſt auf jeden Fall der billigſte Wächter und Beſchützer ſeines
Herrn. Es iſt jedermann Gelegenheit geboten, ſeinen Hund beim oben=
genannten
Verein ſo auszubilden, daß er ſeinen Anforderungen ent=
ſpricht
. Gezeigt wurden Gehörſamsübungen und Mannarbeit. Wie
immer, zeigten die Hunde vortreffliche Arbeit. Hier war zu ſehen, wie
ſich die Führer die größte Mühe gaben, aus ihren Hunden herauszu=
holen
, was herauszuholen war. Das Richteramt hatte Herr Kaul
von Arheilgen übernommen, unterſtützt durch den Prüfungsleiter, Herrn
Polizeiwachtmeiſter Jäger=Darmſtadt. Allen Führern konnte ein
Ehrenpreis überreicht werden, welche Mitglieder, Freunde und Gönner
dieſer Sache geſtiftet hatten. Die Bewertung geſtaltete ſich wie folgt:
1. Preis: Blitz v. Lichtenberg, deutſcher Schäferhund, Beſ. Frau Hetz=
ler
=Darmſtadt. Führerin Frl. Dofflein=Darmſtadt; 2. Preis: Helmine v.
Felſenmeer. Nottweiler. Beſ. und Führer Herr Krautwurm= Darm=
ſtadt
; 3. Preis: Aſta v. d. Sängerbuche, deutſcher Schäferhund, Beſ. und
Führer Herr Lüker=Arheilgen; 4. Peis: Rolf, Airedale=Terrier, Beſ.
und Führer Hr. Dr. Kennel=Darmſtadt; 5. Pr.: Aſtor v. Morneweg, deut=
ſcher
Schäferhund, Beſ. und Führer Herr Kröler=Darmſtadt; 6. Preis:
Tell v. Niegerplatz, deutſcher Schäferhund, Beſ. und Führer Herr Haas=
Arheilgen; 7. Preis: Aſtor v. Odenwald, Rottweiler, Beſ. und Führer

Herr Krautwurm=Darmſtadt; 8. Preis: Herta v. Altingen, deutſcher
Schäferhund, Beſ. und Führer Herr Lauer=Darmſtadt. Den Schluß
bildete eine Spuvenarbeit, gezeigt von der deutſchen Schäferhündin Uli
(Schäfer.), Führerin Frl. Dofflein=Darmſtadt. Hier konnte man deut=
lich
ſehen, daß der Hund eine vorzügliche Naſe hat, zumal die Spur
mehrmals durch Spaziergänger gekreuzt wurde. Die verſtändnisvolle
Führerin erledigte mit ihrer Hündin die Aufgabe prompt.
* Herzliche Bitte. Zu der in unſerer Freitag=Nummer
unter dieſer Spitzmarke veröffendlichten Notiz wird uns mitge=
teilt
, daß die darin gemeinte Mutter nicht geſonnen iſt, die
öffentliche. Wohltätigkeit in Anſpruch zu nehmen. Sie läßt
den durch die genannte Notiz zu Spenden veranlaßten mild=
tätigen
Gebern für ihren guten Willen herzlichſt danken, bittet
ſie aber gleichzeitig, darüber anderweitig zu verfügen oder ihr
Geld wieder bei Herrn Dietz, Grafenſtraße 27, in Empfang zu
nehmen.

Unſer Trägerperſonal iſt mit dem Einkaſſieren
der Bezugsgelder beſchäftigt. Vielfach wird der
Standpunkt vertreten, daß die Bezahlung bis 20. d.
Mts. Zeit habe. An dieſem Tage müſſen die Träge=
rinnen
bereits die Gelder bei uns abrechnen, und da
an einem Tage die Abonnenten nicht alle aufgeſucht
werden können, ſo bitten wir, den Frauen die Arbeit
nicht zu erſchweren. Sofern es nicht möglich iſt,
beim erſten Vorſprechen der Trägerin den Betrag zu
begleichen, müſſen wir um Erledigung bis zum
20. Oktober in unſerer Geſchäftsſtelle bitten.
Nach dieſem Tage entrichtete Bezugsgelder
müſſen mit einem bedeutend höheren Betrage
bezahlt werden, da wir nur in der Lage ſind,
einen feſten Betrag zu erheben, wenn wir
gleich in den Beſitz des Geldes gelangen.
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatt.

Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Die Leitung der hieſigen Orts=
gruppe
hat ſich vor einiger Zeit in zahlreichen Schreiben an ihre im
Erwerbsleben tätigen Mitglieder mit der Bitte um eine der Geld=
entwertung
entſprechende Nachzahlung gewandt. Es bedarf keiner
näheren Ausführung, wie ſehr die Wirkungsmöglichkeit und die Zu=
kunft
unſerer Organiſation von der tätigen Opferwilligkeit der Mitglie=
der
abhängen, die in der Lage ſind, freiwillig einen etwas höheren Bei=
trag
zu zahlen. Sehr viele unſerer Mitglieder haben der in dem er=
wähnten
Schreiben gegebenen Anregung Folge geleiſtet; viele jedoch
haben unſeren Brief noch nicht beantwortet. Wir bitten deshalb noch
einmal, möglichſt umgehend eine der Geldentwertung entſprechende
Zahlung auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße Nr. 5, zu leiſten.
Es beſteht die Abſicht, die Liſte der freiwilligen Beiträge demnächſt vor=
zulegen
.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Vier
Jahre des Beſtehens liegen in dieſen Tagen hinter uns. Der Grün=
dungstag
, ſoll auch in dieſem Jahre Anlaß ſein, Jugend und Eltern
zu einer kleinen Feier, zu Ernſt und Freude zuſammenzuführen, das
Band zwiſchen Jugendgruppe und Partei feſter zu knüpfen. Nicht im
Rahmen wie bisher iſt dies heute möglich, Einſchränkungen auf allen
Gebieten erheiſcht die Not der Zeit, deshalb ſoll aber nicht die Freude
aus unſeren Tagen, die ſo reich ſind an Sorgen, verbannt ſein, am
wenigſten aus dem Kreiſe der Jugend, der heute ſo manches verwehrt
iſt. So iſt für nächſten Sonntag, den 21. ds. Mts eine feſtliche Ver=
anſtaltung
vorgeſehen, die in dem Saal der Loge, Sandſtraße, ſtattfin=
den
ſoll und zum Nachmittag und Abend eine Vortragsfolge bringt, die
ſicher Beifall finden wird. Hierzu ſind alle Mitglieder der Gruppe,
Eltern und Freunde und nicht zum wenigſten die Parteimitglieder in
großer Zahl ſchon heute herzlich eingeladen. Für kommenden Mittwoch
werden die Mitglieder gebeten, ſich recht zahlreich zur letzten Vorberei=
Sch.
tung im Feierabend einzufinden.
Deutſchnationale Volkspartei, Orts= Frauen=
ausſchuß
Darmſtadt. Freitag, den 19. Oktober, nachmittags 4½
Uhr, findet in der Geſchäftsſtelle, Wilhelmſtraße Nr. 17 eine Sitzung
ſtatt. In Anbetracht der Wichtigkeit wird um vollzähliges und recht
pünktliches Erſcheinen dringend gebeten.
* Der Winter ſieht vor der Tür.
Für alle von Haus und Hof Vertriebenen iſt der gegenwärtige Zu=
ſtand
ſehr traurig.
Ueber die Leiden der Ausgewieſenen beſtehen bei den glücklicheren
Einheimiſchen häufig noch nicht die richtigen Vorſtellungen. Kann ſich
ein eingeborener Darmſtädter, der Sommer und Winter ſein behagliches
Heim bewohnt, in die Lage verſetzen, in der ſich ein Ausgewieſener
jetzt befindet? Hatte der Ausgewieſene Glück, ſo hat er ſeinen Hausrat
wenigſtens aus dem beſetzten Gebiet herausbekommen. Er ſteht aber
jetzt auf irgend einem Speicher: Möbel, Kiſten und Kaſten mit Wäſche,
Kleidungsſtücken, Küchengeräten uſtv. auf engſtem Raum übereinander
getürmt. Motten und unter Umſtänden noch ſchlimmeres Ungeziefer
haben häufig ungehinderten Zugang. Der Eigentümer ſelbſt kann nur
ab und zu mit Genehmigung des Lagerinhabers ſein Hab und Gut be=
ſichtigen
und, wenn er Glück hat, das eine odere andere Stück, das er
notwendig braucht, abholen, oder feſtſtellen, daß es nicht zu finden iſt.
Noch trauriger iſt das Geſchick derjenigen Ausgewieſenen, die ihre
Habe im beſetzten Gebiete zurücklaſſen mußten und überhaupt nicht wiſ=
ſen
, was aus ihr inzwiſchen geworden iſt und was ſie bon ihr wieder=
ſehen
werden.
Den Sommer über, als die Tage lang waren, lebte der Ausgewie=
ſene
trotz all dieſer Unbilden noch leidlich. Ein gewiſſer Humor und
die Hoffnung auf ein baldiges Ende ſeiner Leiden ließ ihn ſeine Lage
leichter ertragen. Jetzt kommen die langen kalten Winterabende, und
man vergegenwärtige ſich den Seelenzuſtand eines Menſchen, der, mit
ſeiner Familie kümmerlich untergebracht, entweder tagtäglich die Hotel=
wände
anſehen oder ſich in zu engen Stuben, Manſarden oder Dach=
kammern
mit unzureichender Beleuchtung und Heizung aufhalten muß.
Da hat nun jeder Glücklichere, jeder, der ſein eigenes Heim hat, die
Pflicht, ſich noch einmal ernſthaft zu fragen, ob er alles für ſeine Lands=
leute
getan hat, was er tun konnte. Mit Geld iſt den Ausgewieſenen
in ihrem ſeeliſchen Zuſtande nicht geholfen, denn Geld kann ein eigenes
Heim nicht erſetzen. Aber geholfen werden kann durch Abgabe ver=
fügbaren
Wohnraumes mit oder ohne Möbel. Und
da dürfte trotz aller ausdrücklich anzuerkennenden Hilfsbereitſchaft ge=
rade
der heſſiſchen Bevölkerung doch noch manches zu tun übrig bleiben.
Es iſt ein offenes Geheimnis, daß in der Stadt Darmſtadt noch ſo
mancher Raum in Wohnungen nicht ſo ausgenutzt iſt, wie er ausgenützt
werden könnte. Freilich wird der eine oder andere Wohnungsinhaber
bei Zurverfügungſtellung derartiger Räume unter Umſtänden auch mal
eine kleine Unannehmlichkeit in Kauf nehmen müſſen. Es iſt ſchließlich
noch nicht das Schlimmſte, wenn beiſpielsweiſe Möbel verſchiedener
Zimmer enger zuſammengeſtellt werden müſſen, um leere Räume für
Ausgewieſene zu ſchaffen. Aber hier ſei die offene Frage geſtellt: Wer
von den Darmſtädter Wohnungsinhabern, vor allem von denen, die
zahlreiche und große Räume beſitzen, hat in dieſer Hinſicht ſchon wirk=
liche
Unannehmlichkeiten und Unbequemlichkeiten auf ſich genommen,
die auch nur entfernt an die Unbilden der Ausgewieſenen ſelbſt heran=
reichen
? Wir glauben, daß die Zahl derer, die das getan haben, nicht
allzu groß ſein wird. Hat beiſpielsweiſe auch nur ein einziger von
ihnen eine Ahnung, was im beſetzten Gebiete Küchenmitbenutzung durch
Angehörige der Beſatzungstruppen bedeutet? Darum ergeht hier noch=
mals
ein Aufruf an alle glücklicheren Leute, den durch die Austreibung
ins Unglück geſtürzten Mitbrüdern und Mitſchweſtern für die harte
Winterszeit tatkräftig zu helfen. Es ſei hier ausdrücklich anerkannt,
daß auch die Darmſtädter Behörden in dieſer Hinſicht ſich Mühe
gegeben haben, Uebelſtände zu beſeitigen. Aber alle Anordnungen
nützen ſo lange nichts, als die Geſamtheit der Bevölkerung,
und gerade die mit großen Wohnungen Beglückten, dieſen Anordnun=
gen
durch paſſiven Widerſtand entgegenarbeiten. Und das geſchieht
leider allzu oft!

* Ueber Arbeit und Arbeitsloſigkeit.
(Eine volkserzieheriſche Betrachtung.)
Auf uns kommt es an, wohin wir ſteuern; im Kampfe ums Daſein
die Hände in den Schoß legen, bedeutet den ſicheren Untergang, ſo lau=
tet
ein Ausſpruch eines unſerer bedeutendſten Pädagogen, der vor dem
Kriege Profeſſor in Straßburg war. (Theob. Ziegler.) Daß un=
ſer
deutſches Volk nun bald 10 Jahre einen ſchweren Kampf um ſein
Daſein führt, wer wollte dies beſtreiten, daß es ſeit dieſer Zeit die
Hände müßig in den Schoß lege, wird mit Ernſt niemand zu behaupten
wvagen. Und doch muß den, der dem Worte Jahns getreu: Steh‟
zu deinem Volke es iſt dein angeborener Platz, denkt und handelt,
gar manchmal die Sorge packen, ob wir alles tun, um den Verfall un=
ſeres
Staates zu verhüten.
Sehr oft wurde ſeit der Einführung des Achtſtundentages von deut=
ſchen
Nationalökonomen, ſowie von verantwortlichen deutſchen Staats=
miniſtern
der Meinung unverhohlen Ausdruck verliehen, daß einem
reichen Volke wohl dieſe Arbeitszeit nichts ſchaden könne, aber dem
gänzlich verarmten deutſchen Volke fromme Arbeit nichts als
Arbeit. Arbeit! Welche Segensquelle! ruft der Schotte Carlyle
aus. Welche Fülle von Mehrwerten hätte in dem verfloſſenen Jahr=
fünft
bei einer etwas längeren Arbeitszeit erzeugt werden können!
Und doch iſt ein großer Teil unſeres Volkes infolge der Gewalt= und
Rachepolitik unſeres Erb= und Erzfeindes ſeit drei Vierteljahren zur
Untätigkeit gezwungen! Daß viele Beamten und Arbeiter aus Vater=
landsliebe
und Gehorſam gegen ihre Regierung ihre Arbeits=
ſtätte
und ihre Heimat verlaſſen mußten, gebot die Selbſtachtung und
die Rückſicht auf das Nationalbewußtſein. Man ſah regierungsſeitig
gewiß nicht voraus, daß dieſer Zuſtand einen ſolchen Umfang annehmen
und eine ſolch lange Zeit dauern werde. Sehr viele der Ausgewieſenen
haben, in ihrem Zufluchtsort eine ihrer früheren Beſchäftigung ähnliche
Tätigkeit aufgenommen, aber wohl der weitaus größte Teil iſt zum
Feiern gezwungen. Auch viele Arbeiter im neubeſetzten und unbeſetzten
Gebiet ſind wegen der von den Feinden verhängten Sperre oder des
eingeſchränkten Fabrikbetriebs teilweiſe oder ganz erwerbslos geworden
und haben damit die Zahl der Feiernden vermehrt. Die Folge dieſer
Zuſtände ſind die bedeutend erhöhten Ausgaben, die dem Reiche und den
Steuerzahlern erwachſen, aber noch viel mehr fällt der moraliſche Nach=
teil
dieſes ungewöhnlichen Zuſtandes in die Wagſchale. Er zwingt die
in harter Arbeit ihrem Berufe von morgens früh bis abends ſpät ob=
liegenden
Stände zur Betrachtung darüber, ob nicht Mittel und Wege
zu finden ſind, um die große Zahl der Erwerbsloſen zur kulturfördern=
den
Arbeit zu veranlaſſen und damit gleichzeitig den verhängnisvollen
Folgen des Nichtstuens zu ſteuern.
Die Frage, ob nicht ſeit dem Kriege auf vielen Kulturgebieten, ein
Stillſtand und Stillſtand iſt Rückgang zu verzeichnen iſt, muß ge=
wiß
ohne Nachdenken bejaht werden. In der Tat zehren wir mehr
oder weniger an den Errungenſchaften unſerer Väter, ohne in gleicher
Weiſe für die Nachwelt das Ueberkommene zu erhalten und zu fördern,
geſchweige neue Kulturgebiete in Angriff zu nehmen, von einzelnen
Ausnahmen abgeſehen.
Wir denken hierbei an Arbeitsgebiete, die von größeren Verbän=
den
, alſo von der Gemeinde, dem Kreiſe, der Provinz oder dem Staate
in Angriff genommen werden können. Es gibt z. B. noch Ländereien
im Beſitze dieſer Gemeinſchaften, die mit Obſtbäumen oder anderen
geeigneten Kulturpflanzen bebaut werden könnten. Wie manche Ge=
meinde
entbehrt aber auch noch der nötigen öffentlichen Gebäude, wie
Rathaus, Turnhalle, Schulhäuſer uſw. (Und wie dringend nötig wären
an größeren Plätzen Wohnhäuſer für Beamte, die unter der Wohnungs=
not
ſehr leiden!) Auch ſei an den Ausbau von Verkehrswegen erin=
nert
, die ſchon vor dem Kriege notwendig waren. In dieſem Punkte
gibt es gerade im Odenwald noch ſehr viel zu tun. Denkt man nur,
wie leicht, und dabei wie dringend nötig, die Fortführung des Schienen=
weges
von Reichelsheim bis Fürth wäre. Man wird zwar einwen=
den
, die Beſchaffung der zur Ausführung nötigen Materialien ſei nicht
möglich, aber bei etwas zielbewußtem Vorgehen dürfte und müßte
dieſe Sorge zu überwinden ſein. Man befolge nur die Mahnungen
unſeres Philoſophen aus der Zeit vor 100 Jahren: Durch Ideen die
Wirklichkeit neu geſtalten, das iſt das Geſchäft und die eigentliche Auf=
gabe
des Menſchen auf Erden: einem Willen aber, der ſeiner ſelbſt
und ſeiner Aufgabe gewiß iſt, iſt nichts unmöglich. (Fichte.) Wir
ſind weniger arm an Gütern geworden, als an Ideen. Ein Geſchlecht
aber, das, wie das heutige, ſeinen Sinn ſo ganz und gar auf das
Materielle richtet, iſt dem Untergang geweiht, wie
die Geſchichte lehrt. Erſt der ungeheure Druck und die furchtbare
Schmach, welche Frankreich im Anfang des vorigen Jahrhunderts auf
unſer Vaterland häufte, vereinigte alle, Fürſten und Völker zur Ab=
wendung
der großen Gefahr der ewigen Fremdherrſchaft. Darum iſt
Feiern heute eine Etappe zum ſicheren Untergang. Geloben wir uns
alle, Hand anzulegen, jeder an der Stelle, wo er nötig iſt und wo e=
ſeine
Kräfte in den Dienſt der Allgemeinheit, den des deutſchen Volkes,
ſtellen kann.
* Verordnung über Zucker.
Eine Rücklage wird derart gebildet, daß von den rübenverarbeiten=
den
Zuckerfabriken 2½ Milliarden Doppelzentner aus der Ernte 1933
im Herſtellungsbetrieb oder in einem Steuerlager unverſteuert zu halten
ſind. Dieſe iſt auf die Fabriken nach Verhältnis der Erzeugung zu
verteilen. Bis zur endgiltigen Feſtſetzung des auf die einzelne Fabrik
entfallenden Anteils iſt die Rücklage der einzelnen Fabrik vorläufig auf
25 Prozent ihrer Erzeugung feſtgeſetzt. Dieſelbe kann, als Roh= oder
Verbrauchszucker gehalten werden. Die Fabriken haben den Zollbehör=
den
zum 1. 5. 1924 die als Rücklage zu haltenden Mengen und auf Ver=
langen
auch nach dieſem Zeitpunkt die dem jeweiligen Stand der Rück=
lage
entſprechenden Mengen nachzuweiſen. Die Rücklage darf nur mit
Genehmigung des Ernährungskommiſſars in freiem Verkehr übergeführt
werden. Die Genehmigung iſt ſpäteſtens zum 1. 7., 1. 8. und 1. 9. 1924
für je ein Drittel der Rücklage zu erteilen. Handel mit Zucker bedingt
beſondere Erlaubnis; ſolche iſt nicht nötig: 1. für Handelsbetriebe,
die mit Erlaubnis vor 1. 10. 1923 mit Zucker handelten; 2. für Klein=
handelsbetriebe
, in denen Zucker nur unmittelbar an Verbraucher abge=
geben
wird (ausgenommen Hauſierhandel); 3. für Zuckerfabriken. Die
Erlaubnis, die für das Reichsgebiet gilt, iſt bei Unzuverläſſigkeit, Man=
gel
der Sachkenntnis oder volkswirtſchaftlichen Bedürfniſſes zu ver=
ſagen
. Zur gewerblichen Verarbeitung von Zucker zur Herſtellung von:
Marmelade und Obſtkonſerven; 2. Kunſthonig; 3. Schokolade und
Süßigkeiten; 4. Branntwein, Likör, Schaumwein, iſt Erlaubnis des Er=
nährungsminiſters
nötig. Zucker, der im Wirtſchaftsjahr 1922/23 mit
Genehmigung dieſes Miniſters geliefert oder zugewieſen wurde, darſ
bis auf weiteres ohne genannte Erlaubnis bezogen und verwendet
werden.
St. Nieder=Ramſtadt, 14. Okt. Gemeinderatsbericht. Das
Kreisamt Darmſtadt hat im Prinzip die Erhebung einer Deckabgabe
vom Faſelvieh genehmigt. Dieſe wird nun in Form von Gebühren
beim jeweiligen Sprung erhoben und iſt in Naturalabgabe oder einem
wertentſprechenden Geldbetrag zu entrichten. Ebenſo wurde die Geneh=
migung
erteilt dazu, daß die Gemeinde dem neu zu gründenden Sterbe=
kaſſeverein
als Mitglied beitritt und jedem verſtorbenen Kaſſemitglied
den Rohſarg unentgeltlich liefert. Die Verwaltung wird ermächtigt,
die vorbereitenden Schritte zur Gründung des Vereins alsbald in die
Wege zu leiten, da der Beſchluß bereits am 1. Oktober Ifd. Js. in Kraft
getreten iſt. Gleichzeitig wird die Anfertigung von 12 Stück Roh=
ſärgen
auf dem Submiſſionswege vergeben. Nach Prüfung der Ange=
bote
wird den Schreinermeiſtern Baher, Keller und Neumeiſter die Ar=
beit
übertragen. Die Rückäußerung des Forſtminiſteriums über die
von dem Gemeinderat ſeinerzeit beantragte Mehrfällung im Wirt=
ſchaftsjahre
1924 wurde zur Kenntnis genommen. Auf Grund der Zu=
ſicherung
, daß ein Teil der beantragten Menge genehmigt worden iſt,
gibt ſich der Gemeinderat mit dem erteilten Beſcheid zufrieden unter
gleichzeitiger Bewilligung der von der Forſtverwaltung beantragten
Mittel, die für ſachgemäße Bodenbearbeitung erforderlich werden.
Die durch den Vorſitzenden des Schulvorſtandes beantragte elektriſche
Lichtanlage im Schulſaal Klaſſe 3 wird wegen des damit verbundenen
hohen Koſtenaufwandes zurückgeſtellt und eine Beſichtigung an Ort und
Stelle angeordnet. Ein weiterer Vorſchlag des S hulvorſtandes, den
gegenwärtig hier ſtattfindenden Haushaltungskurſus ſofort nach Be=
endigung
auch auf den 1. Jahrgang der Mädchenfortbildungsſchule aus=
zudehnen
, wird ſeitens des Gemeinderats gutgeheißen und die erforder=
lichen
Mittel für Heizung und Beleuchtung bewilligt. Ein Geſuch
des G. Richter um Erlaß der Hundeſteuer wird der Konſequenz halber
nicht genehmigt, obſchon der Gemeinderat die Notlage der Familie nicht
verkennt. Der Vorſchlag der Wohnungskommiſſion, eine frei wer=
dende
Gemeindewohnung mit der Frau Frd. Fornoff Wwe. zu beſetzen
und deren jetzige Wohnung dem prakt Arzt Dr. med. Müller zuzuweiſen,
wird genehmigt unter gleichzeitiger Bewilligung der erforderlichen Mit=
tel
für Herrichtung der Küche im Gemeindehaus. Die ſeitens der Lan=
deshypothekenbank
vorgeſchlagene Aufwertung bei Rückzahlung der Dar=
lehen
wird gutgeheißen. In der Kartoffelbeſchaffungfrage entwickelte
ſich wiederum eine längere Debatte, hervorgerufen durch die inzwiſchen
eingetreten: ungeheure Preiserhöhung. Die Verwaltung wird er=
mächtigt
, im Falle weiteren Bedarfs die Kreditſumme zu erhöhen.
Das Geſuch des Geſangvereins Eintracht um Erlaß der Vergnügungs=
ſteuer
anläßlich des am 21. d. M. ſtattfindenden Konzerts wird geneh=
migt
da die Veranſtaltung künſtleriſchen, volksbildenden Charakter
trägt. Nach Genehmigung einiger Verſteigerungen und Rechnungell
werden noch Armenſachen verhandelt.

und
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[ ][  ][ ]

Rummer 286.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 16. Oktober 1923.

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Die Erhebung der Gag=, Waſſer= und Strompreiſe.
Entrüſtung und Proteſt der Bürgerſchaft.

* Das Städtiſche Gaswerk iſt nunmehr der Heag ſchnell
gefolgt, um an dem in Ausſicht ſtehenden guten Geſchäft mit
lebensnotwendigen Dingen Teil zu haben, und fordert eben=
falls
Goldzahlung, ohne Rückſicht darauf, daß die Tauſende
der Korſumenten ſehr weit entfernt davon ſind, von ihren
Papiewark Goldmarkzahlungen zu leiſten. Die Ausſicht, für
den Monat Oktober eine Gasrechnung von 30 bis 50 Mil=
liarden
bezahlen zu müſſen, hat mit Recht einen Sturm der
Entrüſtung entfacht und zu flammenden Proteſten Anlaß ge=
geben
. Es muß unbedingt gefordert werden, daß die Stadt=
verordneten
=Verſammlung ſich noch einmal mit
dieſer unglaublichen Maßnahme befaßt. Die Bürgerſchaft
darf nun nicht mehr ſchlafen! Einmütiger Zuſammen=
ſchluß
muß Abwehrmaßnahmen zeitigen. Wir beſchrän=
ken
uns für heute darauf, aus der großen Anzahl von Zu=
ſchriften
aus Konſumentenkreiſen die nachſtehenden wiederzu=
geben
:
Papiermarkempfänger Heraus!!!
Die Angeſtelltenſchaft der Firwa E. Merck und wohl alle
Papier=Empfänger erheben hiermit flammenden Pro=
teſt
gegen die in der Stadtverordneten=Verſammlung beſchloſ=
ſene
Goldmarkerhebung der Gas= und Waſſerpreiſe. Nach ganz
einfacher Berechnung, die jeder von unſeren Stadtvätern ſelbſt
vornehmen kann, beträgt das bis jetzt in Ausſicht ſtehende Ge=
halt
eines mittleren Angeſtellten noch nicht einmal ſoviel, den
ungekochten Lebensunterhalt einigermaßen zu beſtreiten.
Große Belaſtung hat bereits ſchon die ſeitherige Art der Gas=
und Waſſerpreiſe im Haushaltungsplan der Angeſtellten und
Arbeiter hervorgerufen. Die neuen haarſträubenden Gaspreiſe
(230 bis 250 Millionen Mark für den Kubikmeter, je nach Vor=
auszahlung
) bedeuten derartige Maßnahmen, die jeden von uns
vor den Bankerott ſtellen. Niemand von uns iſt in der Lage,
derartige Beträge von ſeinem äußerſt minimalen Papiermark=
Einkommen zu reſervieren, und die Stadt Darmſtadt muß ge=
wärtig
ſein, daß viele Erhebungsbeamte mit leeren Taſchen
zurückkehren. Niemand von uns Arbeitnehmern kann dieſe
Maßnahmen der Stadt befürworten und verurteilt ſtreng ſolche
Beſchlüſſe, die nur dazu geſchaffen ſind, die überaus erhitzten
Gemüter der Hausfrauen und Familienväter zur Exploſion zu
bringen. Die Stadtverordneten werden erſucht, bei ſol=
chen
Maßnahmen, Goldmarkbezahlung von Papiermarkempfän=
gern
zu fordern, auch die Durchſchnittsgehälter und =Löhne der
Hauptſteuerzahler. (Angeſtellte und Arbeiter) in Betracht zu
ziehen, bevor ſie ſolche ungeheure Preiſe feſtlegen, welche kaum
Geſchäftsleute bezahlen können. Oder glauben die Stadtverord=
neten
, daß die Stadt auch ohne Arbeitnehmer auskommen
könne? Wir gehören in dieſen Notzeiten zuſammen und ver=
langen
, daß unſeren Wirtſchaftsinteſſeren Rechnung getragen
wird. Und wie denkt ſich die Stadtverwaltung
die Stillegung der Betriebe ? Erwerbsloſenfürſorge?!
Als gemeinwirtſchaftliches Unternehmen ſind die ſtädtiſchen Be=
triebe
unbedingt im Gang zu halten! Oder will die Stadt=
verwaltung
dem Terror und der Anarchie Tor
und Türe öffnen?
Die Angeſtelltenſchaft der Firwa E. Merck hofft Anſpruch
darauf zu haben, daß dieſer Proteſt alle Gewerkſchaften und
Parteien auf den Plan ruft, um dieſen Beſchluß in einer ſofort
einzuberufenden Stadtverordnetenſitzung rückgängig zu machen.
Elektrizitäts=, Gas= und Straßenbahnpreiſe.
Elektrizitätswerk und Gaswerk ſind zur Goldmarkberech=
nung
übergegangen und gelangen auf Grund derſelben beim
Frankfurter Dollarſtand vom vergangenen Freitag (ca. 5 Mil=
liarden
) zu den Preiſen von rund 715 Millionen Mark pro
Kilowattſtunde und rund 275 Millionen Mark dro Kubikmeter.
Das bedeutet für einen mittleren bürgerlichen Haushalt mit
10 Kilowattſtunden und 60 Kubikweter RZonatsverbrauch
7,15 Milliarden Mark Strom= und 16,5 Milliarden Mark Gas=
koſten
pro Monat. Es iſt jetzt ſchon klar, daß 70 bis 80 Prozent
der Betroffenen bei ihren derzeitigen Einnahmen ſolche Aus=
gaben
unmöglich beftreiten können.
Die enorme Preisſteigerung dürfte vor allem durch die
Goldmarkverrechnung verurſacht ſein, die hier, wie überall, wo
ſie eingeführt wurde, zu ganz ungerechtfertigten Endpreiſen
führte, in erſter Linie deshalb, weil die Einführung der Gold=
mark
nur einſeitig, nämlich ſeitens des Verkäufers, erfolgte,
während der Verbraucher (Arbeiter, Angeſtellte, Beamte, Ange=
hörige
der ſogen. freien Berufe) nicht im Entfernteſten eine Ent=
lohnung
in Goldmark entſprechend der Vorkriegszeit erfährt.
Beiſpielsweiſe bleibt der Arbeiter, der von vorgenannten Arbeit=
nehmerkategorien
verhältnismäßig, noch am beſten vorangekommen
iſt, mit einem Stundenlohn von 110 Millionen Mark gegenüber
ca. 700 Millionen Mark nach Goldmarkberechnung um ca. 84
Prozent, der höhere Beamte mit Meßzahl 35 000 um ca. 88 Proz.
gegenüber der Berechnung nach Friedensgoldmark zurück.
Der Fehler der Friedensgoldmark=Verrechnung hat ſich offen=
kundig
gezeigt; einſichtig, objektiv Denkende hatten ſchon vor=
her
darauf hingewieſen und gewarnt, leider vergebens! Weite

der Rechnungsvereinfachung zuwächſt den beabſichtigten Gewinn
erzielt, indem beim Uebergang zur Goldmarkverrechnung der be= des Mannes durch einen Schuß in die linke Bruſt herbeigeführt worden
geſteigert. Die Freude dauerte jedoch nicht lange, denn jetzt iſt
über den Weltmarktpreiſen zu liegen kamen, eingetreten.
Für die Darmſtädter Verhältniſſe iſt von Intereſſe, daß zur
gleichen Zeit in Nachbarſtädten genommene Preiſe weſentlich ge=
ringer
ſind. So hatte Frankfurt für Lichtſtrom in der vorigen
gas 28 Millionen Mark pro Kubikmeter. Während alſo in Frank= Hobrechtſtraße 3, wo er ſpäter dann tot aufgefunden wurde.
furt ein mittlerer Haushalt mit 500 Millionen Mark Licht=
mittelte
Darmſtädter Bevölkerung 7,15 Milliarden Mark,
der Straßenbahnpreiſe zur Seite geſtellt werden. Fahrſtrecke iſt. Hinter dieſer Bude her kamen in der Dunkelheit fünf Wegelagerer
2 Kilometer koſtet in Frankfurt 8 Millionen Mark, hier 20 Mil= hervorgeſprungen und fielen über die Heimkehrenden her. Einer von
den, jedoch hat hiergegen das Publikum, wie die Frankfurter
Preſſe ausführlich dartut, ganz energiſch proteſtiert, und es iſt
anzunehmen, daß in Frankfurt, wo ſich die Preſſe der Bevölke=
rung
zur Abwendung unberechtigter Auflagen zur Verfügung
ſtellt, auch etwas erreicht wird. Aber auch der Preis von 190
Millionen Mark liegt doch noch ſo, daß der Frankfurter im mitt=
leren
Haushalt 11,4 Milliarden Mark, der Darmſtädder dagegen
16,5 Milliarden Mark für den Monat bezahlt.
Die Stadtverwaltung Darmſtadt iſt Beſitzerin des Gas=
los
in der Lage, dafür zu ſorgen, daß die Darmſtädter Bevölke=
rung
zum mindeſten nicht höhere Preiſe bezahlt als die durch=
ſchnittlich
mehrbemittelte Frankfurter Bevölkerung. Daß die
Preiſe (in Frankfurt) ausreichend ſind, geht daraus hervor, daß
die betreffenden Frankfurter Werke ohne Zuſchuß von irgend=
welcher
Seite auskommen und angemeſſen verdienen.
Kann die Darmſtädter Stadtverwaltung ihren Einfluß in
dieſem Sinne und im Intereſſe der Betölkerung nicht geltend Der Ertrag des Konzertes, etwa 600 8, wird zugunſten notleidender
machen? Oder wird ſie im vorliegenden Fall ebenſo verſagen
wie in der Kartoffelverſorgung?
Die Heag‟=Stromdebatte
ſcheint ausgetobt zu haben, nur leider zum Nachteil der Strom=
verbraucher
, die nun vom Regen in die Traufe gekommen ſind.
Gegen die Verrechnungsart in Form von wertbeſtändigen Gut=
ſcheinen
iſt nichts einzuwenden, nur dürfte der über dem
Friedenspreis ſtehende Grundpreis pro Kilowatt=
ſtunde
mit 0,60 Goldmark zu hoch gegriffen ſein. Zugegeben
preiſen. Es iſt indes, was die Heag ja genau weiß, der Strom=
preis
nicht nur allein abhängig von der Kohle, ſondern neben
Grund= und Gebäudelaſten uſw. vor allem auch von den Ge=
hältern
der Angeſtellten und den Löhnen der Arbeiter in Betrieb
und Verwaltung, die gewiß von der Heag noch nicht mit
Löhnen und Gehältern in Gold und Friedenshöhe entlohnt
werden. Ein weſentliches Moment iſt auch zu berückſichtigen,
nämlich die Erzeugung eines erheblichen Teils des Heag=Stroms
in Waſſerkraftanlagen, deren Generatoren vor nicht allzu langer
Zeit an das Verſorgungsnetz der Heag angeſchloſſen ſind. Die
Betriebskoſten (weil ohne Kohle) dieſer Werke ſind zurzeit be=
deutend
niedriger als die ihrer Dampfkollegen.
preiſes ſtellt ſich eine Kilowattſtunde nach einem Dollarſtand vom
12. Oktober (letzter amtlicher Briefkurs Berlin) 3 990 000 000 auf
mark, was das 57 fache des September=Preiſes bedeuten würde.
gebenen Geſichtspunkte einer Nachprüfung unterzogen wird.
gebühren Anwendung finden ſollen. Ein ſtilles Gruſeln wird, das Rennen erfolgt in der Samstags=Ausgabe,
manchen Verbraucher überkommen, wenn er hört, daß vom 15.
Oktober ab unter Nichtberückſichtigung der im September gelei=
ſteten
Vorausbezahlung ſich das Kubikmeter Gas nach dem oben
angezogenen Dollarſtand vom 12. Oktober auf rund 317 Mil=
September bedeuten würde.
von ſeinen Schweſtern, auf einſamer, froſtiger Höhe.
Ein Gas= und Stromverbraucher,
der nicht nach Goldmark entlohnt wird.

Ober=Ramſtadt, 15. Okt. Letzte Nacht brannte einem hieſigen
Landwirt die Scheune bis auf den Grund nieder. In der Scheune
waren Fruchtvorräte aufgeſtapelt, ſo daß ein unermeßlicher Schaden
entſtanden iſt. Es wird allgemein angenommen, daß es ſich um Brand=
ſtiftung
durch perſönliche Feinde handelt, die vor einiger Zeit mit dem
Sohne des Landwirts eine Schlägerei hatten und von denen einige in
das Unterſuchungsgefängnis gewandert ſind.
* Reichelsheim i. O., 14. Okt. Richtigſtellung. Man ſchreibt
uns: In einer der letzten Nummern wurde unter Reichelsheim i. O.
der Einbruch von Groß=Gumben geſchildert. Als des Ein=
bruchs
verdächtig wurden zwei Herren angegeben, die ſich bei den Schul=
kindern
des Dorfes nach einem beſtimmten Bauernhof (und zwar Falter=
Groß=Gumben) erkundigten und ſich dort als Landwirtſchaftslehrer von
Reichkelsheim vorſtellten. Ihr Berichterſtatter ſchreibt dann weiter, der
Bauernhof ſchien ihnen jedenfalls nicht geeignet für ihr Vorhaben, ſie
ſchützten deshalb einen Irrtum vor und entfernten ſich, und das Haus
des Gemeindedieners fiel ihnen zum Opfer. Es iſt nun Tatſache, daß
am Tage des Einbruchs zwei Landwirtſchaftslehrer von Reichelsheim,
die erſt tags zuvor nach Reichelsheim verſetzt und infolgedeſſen noch
fremd im Dienſtbezirke waren, ſich in Groß=Gumben bei den Schul=
kindern
nach einem Landwirt Falter erkundigten zwecks Erledigung von
Dienſtgeſchäften. Es mußte auch tatſächlich durch Verwechſelung der
Verſuchspläne bei Falter ein Irrtum feſtgeſtellt werden und daraufhin
ein anderer Beuernhof aufgeſucht werden (Balt. Nicklas, Groß= Gum=
ben
). Es war etwas voreilig von dem Berichterſtater, ſofort die beiden
Herren mit dem Einbruch in Zuſammenhang zu bringen. Wir ſtellen
gerne feſt, daß das nicht der Fall iſt.
A. Aus dem Gerſprenztal, 15. Okt. Zur Kartoffelverſor=
gung
. Da im heurigen Herbſt die Obſternte ſich bis in die erſte
Oktoberwoche hinein erſtreckte, blieben die Landwirte mit dem Einheim=
ſen
der Kartofeln im Gegenſatz zu früheren Jahren zurück. Dieſe Ver=
ſpätung
der Kartofelernte iſt nun kein Schaden, denn zumeiſt zeigten die
Felder noch grüne Stauden, weil die Knollen infolge der langen Trocken=
heit
des Nachſommers in ihrem Wachstum zurückgeblieben waren. Wie
die Landwirte allgemein verſichern, ſind die Knollen ſeit dem Eintritt
des feuchten Wetters bedeutend gewachſen, und ſie rechnen jetzt mit
einem noch größeren Ertrag als vor etwa 14 Tagen. Demnach muß
ſich auch die Verſorgung mit den Winterkartoffeln hinausſchieben, was
allerdings zur Steigerung der augenblicklichen Not und zur erhöhten
Nachfrage beiträgt. Vereinzelte Landwirte, die ſchon vor dem Regen=
wetter
einen Teil ihrer Kartoffeln ausmachten, haben ſich nach ihrer

eigenen Ausſage geſchädigt in dem Ertrage; auch war die Arbeit wegen
des trockenen Bodens ſchwieriger als jetzt. Man hört, daß einſich=
tige
Bauersleute nicht zur Vergrößerung der Nor beitragen wollen,
ſondern ihren Arbeitern den Winterbedarf an Kartoffeln zu einem
mäßigen Preiſe abließen (300 Millionen für den Zentner).
r. Auerbach, 14. Okt. Auf dem Rathauſe fand heute nachmittag
eine gutbeſuchte Verſammlung der Sozialrentner von
Auerbach und Umgegend ſtatt. Den Vorſitz führte der Leiter des Kreis=
verbandes
der Invalidenrentner, Unfallverletzten, Witwen und Waiſen,
Peter Peter aus Jugenheim a. d. B., der nach Begrüßung der Teil=
nehmer
dem Mitglied des Landesverbandes Gottſchalk=Offenbach das
Wort zu einem Vortrag über Zweck und Ziele des Zentralverbandes
der Sozialrentner erteilte. Eingehend verbreitete ſich der Redner über
den Verband und die erzielten Erfolge bei der Reichs= und Landes=
regierung
, und forderte am Schluſſe ſeiner Ausführungen zum Bei=
tritt
in die Ortsgruppe Auerbach auf. Er hob ganz beſonders hervor,
daß die zur Auszahlung gelangende Nente kein Almoſen ſei und alle
Beteiligten ein geſetzliches Recht auf letztere hätten. Alle in Betracht
kommenden Perſonen müßten ſich aber durch Beitritt zum Verband
hinter die Leitung desſelben ſtellen. Nur eine ſtarke Vereinigung könne
ihren Zweck voll und ganz erreichen. Auch der Leiter der Kreisgruppe
bat um zahlreichen Beitratt und ſchilderte einige kraſſe Fälle von Not
in Orten des Kreiſes. Gemeinderat Trayſer will in der Notſtands=
hilfe
gerne mitwirken und ſein Möglichſtes tun, daß die Sozialrentner
alles erhalten, was ihnen geſetzlich zuſteht. Eine ganze Anzahl von
Neuanmeldungen erfolgte.
N Heppenheim (Bergſtr.), 14. Okt. Der in weiten Kreiſen bekannte
und geachtete Eiſenbahnaſſiſtent Spannaus iſt am 1. Oktober d. J.
nach einer 43jährigen Dienſtzeit in den Ruheſtand getreten. Ueber 20
Jahre hat er den Dienſt am Schalter der hieſigen Güterabfertigung ver=
ſehen
und manchem Gutauflieferer mit Rat und Tat zur Seite geſtan=
den
. Möge Herrn Spannaus, der früher mehrere Jahre der Kapelle
des Inf.=Regts. 115 unter Hilge angehörte, noch eine Reihe von Jahren
im wohlverdienten Ruheſtand beſchieden ſein!
r. Babenhauſen, 14. Okt. Durch die anhaltenden Regenfälle
der letzten Tage iſt die Gerſprenz weit über ihre Ufer getreten.
Wieſen, Gärten und Aecker ſind überſchwemmt. Große Strecken glei=
chen
einem See. In manchen Lagen war es den Bauern, als der Negen
nachließ, unmöglich, Kartoffeln auszumachen, da dieſe buchſtäblich im
Waſſer ſchwammen.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Ein Leichenfund, der auf einen Mord ſchließen ließ, iſt reſt=
los
aufgeklärt. In der Türniſche des Hauſes Hobrechtſtraße 3 war am
Sonntag früh der 48 Jahre alte Kutſcher Rudolf Stutzke aus der Ga=
belsberger
Straße 13 tot aufgefunden worden. Er ſaß zuſammen=
Kreiſe des Handels und der Induſtrie haben allerdings neben gekauert in einer Ecke. Der benachrichtigte Mordbereitſchaftsdienſt der
Kriminalpolizei erſchien an dem Fundort und ſtellte feſt, daß der Tod
war. Die Kugel ſtammte aus einer kleinkalibrigen Piſtole. Die Nach=
reits
früher nach feſtſtehender Auslandsvaluta berechnete Lieſer= forſchungen ergaben, daß der Kutſcher Stutzke, ein erheblich vorbeſtraf=
preis
ganz gehörig erhöht wurde, ſo beiſpielsweiſe Trägereiſen ter Menſch, früher als Kutſcher bei einem Fuhrherrn in der Wieſen=
bei
dem Verrechnungsübergang ſofort um 30 Prozent im Preis ſtraße beſchäftigt war. In der Sonntagnacht hatte er nun verſucht, mit
mehreren Spießgeſellen in eine auf dem Grundſtück befindliche Garage
das Gegenteil des Erwarteten, nämlich vollſtändige Abſatz= einzudringen und Diebſtähle auszuführen. Die Abſicht der Einbrecher
ſtockung infolge der ſinnlos errechneten Preiſe, die zum Teil war aber den Geſchäftsleuten bekannt geworden und ſie hatten, um ſich
vor Verluſten zu ſchützen, Nachtwache bezogen und ſich gegenſeitig als
Wachtpoſten abgelöſt. In der Nacht zum Sonntag um 2 Uhr erſchien
dann auch Stutzke mit mehreren Spießgeſellen und ſpielte den Führer.
Der Poſten ſchoß nun in der Dunkelheit auf die Einbrecher, und eu
hörte auch, daß einer von ihnen aufſchrie. Alle liefen dann davon und
Woche ca. 50 Millionen Mark pro Kilowattſtunde und für Leucht= entkamen auch. Stutzke verbarg ſich in dem Hausflur des Grundſtücks
Um 200 Milliarden beraubt wurde in der Nacht zum
ſtrom zu rechnen hatte, hat die im Durchſchnitt geringer be= Freitag ein Geſchäftsmann von außerhalb, der zurzeit in einem Hotel
der Prinz Louis Ferdinand=Straße wohnk. Der Geſchäftsmann hatte
mit zwei anderen Herren mehrere Lokale beſucht. Auf dem Heimwege
alſo das über 14 fache, zu bezahlen. Dieſer Blüte der geſchäfts= nach dem Hotel kamen alle drei an einer Bude vorbei, die zu Eiſen=
tüchtigen
Betriebsführung der Heag kann auch der Unterſchied bahnbauarbeiten in der Prinz Louis Ferdinand=Straße aufgeſchlagen
lionen Mark. Der Frankfurter Gaspreis ſoll nächſte Woche dieſen wurde niedergeſchlagen und ſeiner Aktentaſche beraubt, bevor die
allerdings auf 190 Millionen Mark pro Kubikmeter erhöht wer= beiden anderen ihm beiſpringen konnten. Blitzſchnell verſchwanden die
Räuber mit ihrer Beute und entkamen. Die Aktentaſche, die die Fir=
menaufſchrift
Max Arthur Heinicke trägt, enthielt 20 Milliarden und
verſchiedene Papiere. Auf die Ermittelung der Aäuber und die Wie=
derbeſchaffung
des geraubten Gutes iſt eine hohe Belohnung ausgeſetzt.
Mitteilungen an Kriminalkommiſſar Werneburg im Polizeipräſidium.
Deutſche Künſtler auf der Amerikafahrt.
Die Paſſagierliſte des ſoeben auf ſeiner 3. Reiſe in Neu=York an=
gelangten
Hapagdampfers Albert Ballin wies eine ſo ſtattliche Zahl
von Namen bedeutender deutſcher Muſikkünſtler und =künſtlerinnen, da=
runter
Claire Dux, Ida Moericke=Baßler, Paul Bender, Kapellmeiſter
werkes, iſt ausſchlaggebend beteiligt an der Heag, iſt alſo zweifel= Waghalter, Kapellmeiſter Eduard Moericke, Chordirektor Dr. Leſchke
u. a. auf, daß man von vornherein erwarten durfte, das Bordleben wäh=
rend
, der Ueberfahrt würde ſich beſonders intereſſant geſtalten und reich
an erleſenen muſikaliſchen Genüſſen ſein. Ein von dem Dampfer unter=
wegs
aufgegebenes Radio=Telegramm beſtätigt die Richtigkeit dieſer Ver=
mutung
. Es teilt mit, daß die prächtige Stimmung, die von Beginn der
Reiſe an unter den Paſſagieren herrſchte, ihren Höhepunkt erreichte in
einem großen Konzert, das von den Herren Kapellmeiſter Waghalter,
Moericke und Leſchke veranſtaltet wurde und begeiſterten Beifall fand.
deutſcher Bühnenſchriftſteller und Komponiſten Verwendung finden.
Ein Warſchauer Fort in die Luft geflogen.
Am Samstag explodierte ein Pulvermagazin der Feſtungswerke im
Bannkreis der Stadt. Bis Mittag wurden eine Anzahl Tote, 48 Schwer=
verletzte
und 110 Leichtverletzte feſtgeſtellt. Vertreter der zivilen und
und militäriſchen Behörden begaben ſich an den Ort der Kataſtrophe,
um die nötigen Maßnahmen zu veranlaſſen. Die eingeleitete Unter=
ſuchung
ergab, daß die Exploſion auf einen verbrecheriſchen Anſchlag
zurückzuführen iſt.
Kartoffelausfuhrverbot in Frankreich.
Der Ackerbauminiſter Chéron hat ein Dekret unterzeichnet, das die
wird, daß die Kohlenpreiſe das Doppelte der Friedenspreiſe Kartoffelausfuhr vom 8. Oftober ab unterſagt. Die Blätter ſchreiben
dazu: Das iſt ſehr ſpät. Man wußte vor einem Monat, daß die Kar=
erreicht
haben, auch andere Betriebsſtoffe und Maſchinenerſatz= toffelernte ein Manko ergebe. Damals hätte man einſchreiten müſſen.
ſtücke ſtehen auf der Höhe oder über den ehemaligen Friedens= Und dann: das Dekret datiert vom 6. Oktober, und die Ausfuhr iſt erſt
ab 8. Oktober verboten. Zwei Tage werden alſo ſicher durch die Aus=
fuhrhändler
ausgenützt worden ſein. Hat man das wirklich beabſich=
tigt
?. Dieſes Ausfuhrverbot und die Fehlernte ſollten auch bei uns zu
denken geben.
Sport, Spiel und Turnen.
Radfahren.
Herbs= und Schlußrennen des D. R. C. 1919.
sp= Der D.R. C. beabſichtigt, am Sonntag, den 21. Oktober, vormit=
tags
8 Uhr, ſeine während des Jahres 1923 durchtrainierte Rennmann=
Mit Zugrundelegung des von der Hegg angeſagten Grund= ſchaft auf den Weg zum letzten diesjährigen Klubrennen zu ſchicken. Es
gilt jetzt, den Sieger der diesjährigen Klubmeiſterſchaft feſtzuſtellen.
Der vorjährige Meiſter Adam Offenthal wird an Ganß und Dieter,
welche dieſes Jahr bis jetzt annähernd die gleiche Punktzahl erreicht
570 Millionen oder die Brennſtunde einer 1½wattigen Metall= haben, ebenbürtige Gegner finden, die ihm den Sieg ſtreitig machen
fadenlampe von 25 Kerzenſtärke auf rund 11½ Millionen Papier= könnten. Erwähnenswert iſt das tadelloſe Fahren des noch im jugend=
lichen
Alter ſtehenden Schieß, der ſeine diesjährigen Nennen tadellos
Es erſcheint wohl angebracht, daß der Grundpreis von ausführte und zu der Hoffnung berechtigt, im nächſten Jahre mit an
060 Mark pro Kilowattſtunde unter Berückſichtigung der ge= der Spitze zu marſchieren. Da zur gleichen Zeit auch der Heſſiſche
Motorrad=Club (Sitz Darmſtadt) ſein Schlußrennen abhält Start
Das gleiche dürfte zutreffen, wenn auch mit Ausſchluß des und Ziel am Böllenfalltor bzw. Oberwaldhaus für beide Vereine
dürfte dem ſportliebenden Publikum eine Delikateſſe des Rad= und
Punktes Waſſerkraftanlagen, für die neuen Leucht= und Koch= Motorradrennens geboten werden. Die Preiſe des D.R.C. ſind ab
gaspreiſe, die bei der bevorſtehenden Einziehung der Verbrauchs= Donnerstag im Fahrradhaus Hahn u. Co. ausgeſtellt. Näheres über
Fußball.
Sportvereinigung Arheilgen-V. f. N. Darmſtadt 1:0.
Bei dem Treffen am Sonntag, das auf dem Arheilger Mühlchen
lionen Paviermark ſtellt, was etwa das 600 fache vom Monat ſtattfand, konnte ſich die Sportvereinigung zwei Punkte erobern. V.f.R.s
Sturm ſpielte viel zu planlos, um gegen die gute Arheilger Hinter=
Jetzt ſtellt ſich ein Kubikmeter Gas auf 33½ Goldpfennige, mannſchaft Tor zu erzielen. Ausgezeichnet war Mayer als Mittelläufer
gegenüber rund 16 Pfennig in der Vorkriegszeit. Auch dieſe und die Verteidigung, welche die leicht überlegenen Arheilger in der
Grundpreisbemeſſung dürfte einer Nachprüfung unterzogen wer= erſten Hälfte zu keinem Erfolge kommen ließen. Gleich nach der Pauſe
mußte bei Arheilgen der gefürchtete Murmann durch Verletzung aus=
den
können, ſonſt wandelt Darmſtadt wieder einmal, getrennt ſcheiden. Arheilgen hielt ſich mit 10 Mann weiterhin ausgezeichnet und
konnte durch Einzelleiſtung von Heib das ſiegbringende Tor erzielen.
Schiedsrichter gut.
Germania=Babenhauſen-Viktoria=Aſchaffenburg.
Bei dem Fußballſpiel am Sonntag zwiſchen Viktoria=Aſchaffenburg
und Germania=Babenhauſen führten die Aſchaffenburger infolge ihres
beſſeren Zuſammenſpiels bei Halbzeit mit 2:0. Kurz nach Beginn der
zweiten Spielhälfte pfiff, der ſehr aufgeregte und unfähige Schiedsrichter
das Spiel ab zum allgemeinen Erſtaunen der Kämpfenden und zum
Aerger der zahlreichen Zuſchauermenge.
Leichtathletik.
ck. Bei günſtiger Witterung wurde am vergangenen Sonntag zwi=
ſchen
der Turngemeinde Dieburg und dem Turnverein.
1863=Groß=Zimmern auf dem Sportplatze in Dieburg ein
volkstümlicher Mannſchaftskampf ausgetragen. Beide Mannſchaften
waren gezwungen, mit Erſatz anzutreten. Die Turngemeinde Dieburg
blieb mit 5238 Punkten Sieger. Die Leiſtungen ſind in Anbe=
tracht
der ſchlechten Platzverhältniſſe als ſehr gut zu bezeichnen. Die
Neſultate: 100=Meterlauf: 1. Guttandin I.=Dieburg 12.1 Sek.,
2. Held=Groß=Zimmern 12.3 Sek., 3. Köhler=Dieburg und 4. Anger=
meier
=Groß=Zimmern je Bruſtbreite. 400=Meterlauf: 1. Ben=
der
=Dieburg 59 Sek., 2. Höfling=Dieburg, 10 Meter zurück, Groß=
Zimmern gab auf. 4X100=Meterſtaffel: 1. Dieburg 49.3
Sek., 2. Groß=Zimmern, 20 Meter. zurück. Weitſprung: 1. Gut=
tandin
I.=Dieburg 5,71 Meter, 2. Bender=Dieburg 5,62 Meter, 3. Anger=
meier
=Groß=Zimmern 5,44, Meter, 4. Rudolf=Groß=Zimmern 4,97 Meter,
Hochſprung: 1. Hoffmann=Groß=Zimmern 1,45 Meter, 2. Anger=
meier
=Groß=Zimmern 1,40 Meter, 3. Kolb=Dieburg 1,40 Meter, 4. Köh=
ler
=Dieburg 1,35 Meter. Kugelſtoßen: 1. Guttandin II.= Die=
burg
9,76 Meter, 2. Hoffmann=Groß=Zimmern 9,30 Meter, 3. Ploch=
Dieburg 8,91 Meter, 4. Rudolf=Gr.=Zimmern 8,73 Meter. Stein=
ſtoßen
: 1. Guttandin II.=Dieburg 700 Meter, 2. Göbel=Groß=3. 6,63
Meter, 3. Ploch=Dieburg 634 Meter, 4. Herbert=Groß=Zimmern 5,96
Meter. Diskuswerfen: 1. Göbel=Groß=Zimmern 28,70 Meter,
2. Ploch=Dieburg 28,34 Meter, 3. Hoffmann=Groß=Zimmern 26,77 Meter,
4. Köhler=Dieburg 24,75 Meter. Schleuderballwerfen:
1. Ploch=Dieburg 44,70 Meter, 2. Göbel=Groß=Zimmern 42,52 Meter,
3. Guttandin II.=Dieburg 38,38 Meter, 4. Herbert=Groß=Zimmern 31,80
Meter.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, 17. Oktoberi
Wolkig bis aufheiternd, trocken, nach kühler Nacht tagsüber milden=

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 16. Oktober 1927.

Rummer 286.

Erhaltung beſtehender Wohnhäuſer.

An ihr ſind, wie Stadtſyndikus Anacker=Delmenhorſt in der Z. für
Kom.=Wirtſchaft ſchreibt, drei Faktoren intereſſiert; der Hauseigen=
rumer
, die Mieter, die Gemeinde. Der Hauseigentümer iſt naturgemäß
von dem Beſtreben geleitet, ſein Privateigentum in eine für ihn beſſere,
von Zwangsbewirtſchaftung freie Zukunft, ungeſchmälert hinüber zu
Terten. Die Mieter haben als augenblicklich privilegierte Bewohner des
Hauſes, mit dem ſie bei der Wohnungsnot im allgemeinen auf Gedeih
und Verderb verbunden ſind, ein erhebliches Intereſſe daran, daß ihre
Wohnungen ordnungsgemäß inſtand gehalten werden und bewohnbar
bleiben. Die Gemeinde endlich muß die öffentlichen Intereſſen wahr=
nehmen
und die überaus undankbaren Aufgaben, die die Zwangswirt=
ſchaft
an ſie ſtellt, einer möglichſt befrRdigenden Löſung entgegenführen.
Zur Erhaltung der Wohnhäuſer ſind die Zuſchläge beſtimmt, die für
die Koſten der laufenden und großen Inſtandſetzungsarbeiten feſt=
geſetzt
werden. Abſ. 2 § 3 R.M.G. erklärt für die laufenden aus=
drücklich
, daß die Zuſchläge der jeweiligen Höhe der Koſten für
laufende Inſtandſetzungsarbeiten Rechnung tragen müſſen. Die
Landesregierungen gaben dieſer Beſtimmung die Auslegung, daß die
Zuſchläge zwar eintretende Aenderung der Koſten berückſichtigen, aber
nicht dem vollen Betrag der jeweiligen Koſten entſprechen müſſen.
Infolge dieſer Stellungnahme haben ſie die ungeheuerliche Verteuerung
der Bau= und Inſtandſetzungskoſten bei Feſtſetzung der Hundertſätze mehr
oder weniger unberückſichtigt gelaſſen. Das R.M. G. geht aber von der
Vorausſetzung aus, daß mit den feſtgeſetzten Inſtandſetzungszuſchlägen
tatſächlich die notwendigſten Unterhaltungsarbeiten ausgeführt werden
können. Hier klafft ein Widerſpruch, der den Gemeinden die Möglich=
keit
zu einem wirkſamen Einſchreiten zwecks Erhaltung des beſtehenden
Wohnraums raubt. Die Beſtimmung des § 6, Abſ. 2 R. G.M., daß die
Gemeinde auf Antrag des Mieters oder von Amtswegen die ſachgemäße
Ausführung der Inſtandſetzungsarbeiten durch geeignete Anordnungen
ſichern kann, wenn der Vermieter die Ausführung notwendiger laufender
Inſtandſetzungsarbeiten unterläßt oder die Gelder nicht ſachgemäß ver=
wendet
, iſt illuſoriſch und ſteht nur auf dem Papier, weil die Gemeinde,
die die Ausführung der Unterhaltungsarbeiten in eigene Hand nimmt,
ſich nur an den unzureichenden Zuſchlag halten kann. Auf Koſten der
Gemeinde müſſen alſo mehr oder weniger die notwendigen laufenden
Inſtandſetzungsarbeiten ausgeführt werden, obwohl die Wohnhäuſer im
Privateigentum der Hausbeſitzer verbleiben und die augenblicklichen Be=
wohner
allein den Vorteil des durch die Allgemeinheit getragenen Koſten=
aufwandes
genießen. Die unhaltbaren Zuſtände im Wohnungsweſen auf
Grund des R.M.G. treten bei unvermeidlich gewordener Inangriff=
nahme
von großen Inſtandſetzungsarbeiten verſchärft in Erſcheinung.
Mit den Hauskonten iſt nichts anzufangen. Die Gemeinde kann
S 8 Geſ.) wenn der Vermieter die große Inſtandſetzungsarbeit trotz
Aufforderung nicht ausführen läßt, die Arbeit ſelbſt vornehmen. Sie
muß dann aber wiederum wenigſtens vorläufig die geſamten
Koſten tragen und die erforderlichen Gelder im teuren und gefährlichen
Anleiheweg beſchaffen. Zur Wiedererlangung hat ſie zwei Wege:
beim generellen Hauskontenſyſtem die Inanſpruchnahme der auf dem
Hauskonto; eingezahlten, gänzlich unzureichenden Mittel, bei dem
ſpeziellen Syſtem der Einzelfeſtſetzung durch das M.E.A. die Auszah=
lung
der Zuſchläge unmittelbar an die Gemeindebehörde. Bei beiden
Syſtemen iſt die Stadt, die Wert darauf legt, die beſtehenden Woh=
nungen
für die Unterbringung ihrer Gemeindebürger zu erhalten, ge=
zwungen
, jahrelang auf Zurückzahlung der verauslagten Summe zu
verzichten und jahrelang die Mieter des betr. Hauſes als Schuldner
zu behalten. Als Machtmittel gegen ſäumige oder zahlungsunfähige
Mieter ſteht der Gemeinde nur die zwangsweiſe Beitreibung der künſt=
lich
niedrig gehaltenen Zuſchläge für große Inſtandſetzungsarbeiten zu.
Ein Zwangsmittel gegen den gutwilligen, aber nicht kapitalkräftigen
bezw. ſäumigen Hausbeſitzer zur Wiedererlangung der aufgewendeten
Koſten gewährt das R. M. G. den Gemeinden in keiner Weiſe.
Noch ſchlimmer wird die Lage der Gemeinde, wenn der Ver=
mieter
das Gebäude erſt nach dem 1. Januar 1920
erworben hat. Nach § 9 des Geſetzes kann letzterer dann die
Gewährung von Mitteln für große Inſtandſetzungsarbeiten zur Be=
ſeitigung
ſolcher Mängel nicht verlangen, die beim Erwerb des Hauſes
bereits vorhanden waren, und die er gekannt hat oder kennen mußte.
Der Vermieter kann alſo in dieſem Falle weder Gelder des Hauskon=
tos
in Anſpruch nehmen, noch Feſtſetzung eines Sonderzuſchlags durch
M.E.A. verlangen, noch Beihilfen aus dem Ausgleichsfonds in An=
ſpruch
nehmen, ſondern muß allein die große Inſtandſetzung tragen.
Die Gemeinde kann ſich demnach nur an ihn und nicht an die jewei=
ligen
Mieter halten. Machtmittel gegen die Hausbeſitzer zur Wieder=
erlangung
der von der Gemeinde für die durchgeführten Hausinſtand=
ſetzungen
aufgewendeten Beträge gibt das R. M. G. nicht. Unter den
Hausbeſitzern, die Häufer erſt nach dem 1. Januar 1920 erwarben, ſind
ſehr viele Spekulanten, die kein Intereſſe an der Erhaltung der Woh=
nungen
haben, die vielmehr nur von dem Beſtreben geleitet ſind, die
Gebäude mit großem Gewinn möglichſt bald wieder abzuſtoßen. Vor=
ſehmlich
gegen dieſe müßten Zwangsmittel möglich ſein. Die Bildung
eines Ausgleichsfonds (8 7, Abf. 3 des Geſetzes) iſt ein ſchlechtes Hilfs=
mittel
. Die Fondsbewirtſchaftung erfordert eine umfangreiche Ver=
waltungsarbeit
und verurſacht unproduktive Koſten. Der Fonds iſt
für Stadte, jedenfalls für die mittlerer Größe, in ſeiner jetzigen Ge=
ſtalt
ein wenig taugliches Mittel. Vernünftiger erſcheint die Löſung,
daß jeder Hausbewohner hinreichende Mittel in das eigene Wohnhaus
ſteckt, als daß er Beiträge zum allgemeinen Ausgleichsfonds beiſteuert,
um die Sünden einzelner Hausbeſitzer wieder gut zu machen. Wenn
ein Hausbeſitzer ſein Haus abſichtlich verkommen läßt oder die nötigen
Kapitalien für Reparaturen nicht aufbringen kann, ſo liegt ein öffent=
licher
Notſtand vor. Zu deſſen Beſeitigung und zur Rettung der dem
Verfall nahen Häuſer im Intereſſe der Allgemeinheit, müſſen die Ge=
meinden
geſetzliche Befugniſſe zum Einſchreiten erlangen. Mindeſtens
müſſen ſie das Recht auf Eintragung einer Zwangshypothek auf dem
Grundſtück in Höhe der verausgabten Summe erhalten. Für ſchwere
Fälle muß das Recht der Enteignung des Grundeigentums gegeben
werden. Die beiden Syſteme, nach denen die Zuſchläge für große In=

ſtandſetzungsarbeiten aufgebracht werden, ſind zu ſchwerfällig und
werden den Forderungen der Praxis nicht gerecht. Bei den laufenden
Reparaturarbeiten erhält der Hausbeſitzer ſeine Zuſchläge, ohne Rück=
ſicht
darauf, ob im betr. Jahre derartige Arbeiten erforderlich werden
vder nicht. Andererſeits kann er keine Erhöhung der Zuſchläge ver=
langen
, wenn ſie in einem Jahre zur Deckung der Koſten nicht aus=
reichen
. Auch die großen Inſtandſetzungsarbeiten werden in regel=
mäßigen
Zeitabſchnitten, bei jedem Hauſe, auch dem gut erhaltenen,
notwendig. Es dürfte ſich empfehlen, ſie auf einen längeren Zeitraum
zu verteilen und anteilsmäßig zugleich mit den Zuſchlägen für laufende
Inſtandſetzungsarbeiten zu erheben. (Vereinfachung der allzu kompli=
zierten
Materie!) Die Unterſcheidung zwiſchen laufenden und großen
Inſtandſetzungsarbeiten iſt ſowieſo ſchwierig geworden. Der Umkreis
der großen iſt immer mehr erweitert. Die Mieter haben ein erheb=
liches
Intereſſe an der vorgeſchlagenen Regelung. Sie ſind ſelbſt, in

Schickſalsgemeinſchaft mit dem Hausbeſitzer die Leidtragenden, wenn
durch zu niedrige und künſtliche Feſtſetzung der Inſtandſetzungszuſchläge
die ordnungsmäßige Erhaltung der von ihnen bewohnten Räume nicht
ermöglicht wird. Durch wirkſame Kontrolle der Wirtſchaft, in Ver=
bindung
mit dem Wohnungsamt, kann die ewige Sorge der Mieter=
organiſationen
, daß der Hausbeſitzer nichts machen laſſe und ſich mit
den Inſtandſetzungszuſchlägen nur bereichere zerſtreut werden. Für
verwahrloſte Häuſer, die mit den Geſamtzuſchlägen nicht inſtand gehal=
ten
werden können, müßte die Gemeinde mit den aus der Wohnungs=
bauabgabe
zu dieſem Zweck gewonnenen Mitteln eintreten. Mit al=
lem
Nachdruck müſſen daher die Städte folgende
Forderungen erheben:
1. Zu § 3 Geſ.: Kontrolle der Länder durch das Reich, daß die
Zuſchläge für laufende Inſtandſetzungsarbeiten in beſtimmten Zeit=
räumen
den jeweiligen Koſten angepaßt werden. Eventuell Geſetzes=
änderung
, indem die Worte Rechnung tragen durch die Worte nach
ſpäteſtens 3 Monaten entſprechen erſetzt werden.
2. Zu 88 6, 8 und 9 Geſ.: Ergänzung dahin, daß die von der
Gemeinde für laufende und große Inſtandſetzungsarbeiten aufgewende=
ten
Koſten gegen den Hausbeſitzer zwangsweiſe beigetrieben, insbeſon=
dere
die Eintragung einer Zwangs=Hypothek auf ſein Grundſtück vor=
genommen
werden kann. Für beſtimmte Fälle, insbeſondere für § 9
Geſ., Verleihung des Enteignungsrechts an die Gemeinde.
3. Zu § 7 Geſ.: Wegfall der Beſtimmungen über das Hauskonto
ſowie der Feſtſetzung der Sonderzuſchläge durch das M.E.A. Erſatz
dieſer Syſteme durch Erhebung genereller Zuſchläge, die in einer End=
ſumme
gleichzeitig mit den Zuſchlägen für laufende Inſtandſetzungs=
arbeiten
erhoben werden.
Wegfall des Ausgleichsfonds in der ſchwerfälligen und komplizier=
ten
Form des 3. Abſ., 8 7 Geſ., dafür Erhöhung des Gemeindezuſchlags
zur Wohnungsbauabgabe mit freiem Verfügungsrecht der Gemeinden
über die ſo gewonnenen Mittel (88 11, 3 R.=Geſ. vom 28. 3. 1923). Die
notwendigen Geſetzesänderungen müſſen baldigſt, mit
anderen Reformen und Ergänzungen, die zur Beſeitigung verſchiedener
Lücken im R.M.G. erforderlich geworden ſind, vorgenommen werden.

Gefahr iſt im Verzug. Nicht lange darf man vor wirtſchaftlichen Not=
wendigkeiten
ängſtlich die Augen verſchließen.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.

(Für die Veröfferdlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlos feinerſel Ven=
antwortung
; für ſie heibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in veilem Umfange

der Eimfender verandwurdich.) Einfendungen, die nicht verwendst werden, lännen nicht
zurädeefandt, die Abiebnung nicht begrändst verdea.

Sonntagsharmonie.

Ich wandere am geſtrigen Sonntagvormittag gegen 12 Uhr in
ſtiller Andachr in der erquickenden Friſche der Frühherbſtluft durch den
Herrngarten. Kurz vor dem Wegekreuzungspunkt am Goethedenkmal
treffe ich auf eine größere Menſchenmenge, Erwachſene und Kinder, die,
am Wegrande ſtehend, eine zutrauliche Dohle im Raſengrün mit
Brotkrumen füttern. Das Tierchen ſcheint ganz zahm zu ſein, hüpft
freudevoll von dem einen Menſchen zum anderen und läßt ſich danker=
füllt
die winzige Nahrung reichen. Es jubeln dabei die Kinder, es
freuen ſich über das kleine drollige Tier die Erwachſenen. Ein Bild,
ſo recht traulich und voll der ſtillen Harmonie. Da erſcheint plötzlich
eilenden Schrittes in Amtskleidung, die Büchſe über der Schulter, der
Wächter, terſcheucht, unbekümmert der vielen Perſonen, das Tierchen
vom Wegerand fort in die Raſenfläche weiter hinein, legt an, ſtreckt
es mit einem Schuß zu Boden und entfernt ſich mit der Beute. In
den Augen der umherſtehenden Kleinen ſchimmert es feucht, aus dem
Munds der Großen höre ich bittere Worte des Unwillens ob dieſer
Roheit. Und ich frage mich vor der Oeffentlichkeit: Mußte der Dienſt=
eifen
in Form einer ſolchen Heldentat dokumentiert werden? Sind
zudem Dohlen wegen der Vertilgung von Inſekten, Infektenlarven,
Feldmäuſen u. dgl. nicht als nützlich anzuſprechen? Wem erſchiene nicht
die Befugnis des betreffenden Beamten ſehr zweifelhaft und rätſelhaft,
inmitten des Stadtgebietes, innerhalb eines engen Parkwegenetzes, zu
einer Zeit des ſtärkſten Fußgängerverkehrs, eine Schießerei auf Vögel
auf den Raſenflächen zu veranſtalten? Wie läßt ſich ein derartiger Vor=
gang
mit der Sicherheit des im Park Erholung ſuchenden Publikums
K. G.
vereinbaren?

erwartet werden. Ein Appell an beſſere Einſicht, der in der Oeffentlich=
keit
erhoben wird, ſollte, meinen wir, ein williges Ohr finden müſſen!
Oder tragen wir nicht gemeinſam an dem uns auferlegten Schickſal?,

Briefkaſten.

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Die Beſucher des Waldfriedhofes waren am Sonntag ſehr ent=
täuſcht
, als ihnen am Brückenübergang eröffnet wurde, daß die Be=
ſuchszeit
des Friedhofes nur von 1012 Uhr vormittags und von 24
Uhr nachmittags feſtgeſetzt ſei. Dieſe Zeit iſt vollſtändig unzureichend,
umſomehr die Franzoſen ſchon vor 4 Uhr niemanden mehr zum Beſuch
des Friedhofes die Grenze überſchreiten ließen. Kann die Beſuchszeit
nicht verlängert werden?
S.

Gerade in der letzten Zeit, in der es den Hausfrauen ſo unendlich
ſchwer iſt, die Wirtſchaft zu führen, mehren ſich die in Darmſtadt
leider nicht vereinzelten Klagen, über das unhöfliche Benehmen in
den Lebensmittelgeſchäften. Gerade dort ſollte es doch am allerwenigſten

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr
(Sondermiete 15* und 16): Viel Lärmen um Nichts, Kleines Haus,
Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr (Zuſatzmiete 11): Aleſſando Stradella.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=
Vorſtellungen.
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Verſteigerung von Hausmobilien vormittags 9½ und nachm 2½9
Uhr im Saale des Chauſſeehauſes (Heidelberger Straße).

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil;
J. V. A. Fleiſcmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Seiten

Familiennachrichten

Die Geburt eines Sonntags-
jungen
zeigen ertreut an
Dipl.-Ing. Harald Sehröppe
und Frau Irma geb. Voelkel
Reval, Antonisberg 5 (essn

Todes=Anzeige.

Unſer liebes Mariechen
wurde heute morgen von ihrem
langen Leiden im Alter von 19
Jahren erlöſt.
Darmſtadt, 15. Okt. 1923.
Familie Karl Würtenberger.
Die Beerdigung findet Mittwoch
nachmitt, ½3 Uhr auf dem Wald=
friedhof
ſtatt. (784

Geſtern mittag verſchied nach
kurzem aber ſchwerem Leiden meine
liebe Frau, unſere herzensgute
Mutter, Schwiegermutter und

Großmutter
Frau Marie Klein

geb. Seiler
nach vollendetem 59. Lebensjahre,
Darmſtadt, 15. Okt. 1923.
Alexanderſtr. 21,
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Heinrich Klein u. Kinder
Eliſe Klein, geb. Jakob.

Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 18. d. M., nachm. ½4 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt. (7850

Todes=Anzeige.

Heute entſchlief nach ſchwerem Leiden
unſere liebe Tochter, Schweſter, Schwägerin
und Tante

Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Landgerichtsdirektor Theodor Schulz i. R.
Darmſtadt, den 13. Oltober 1923.

Die Beerdigung findet auf Wunſch der Entſchlafenen
in aller Stille ſtatt.
Von Blumenſpenden und Beileidsbeſuchen bittet
(*26582
man abzuſehen.

Fuhren
aller Art, ſowie Ab=
holen
von Kartoffeln
von auswärts wird
prompt erledigt. (*227
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ſchriftlichen Vertrag vorlegen, auf deſſen Einſicht der Mieter unzweifel=
haft
ein Recht, und nehmen Sie genaue Abſchrift der in Betracht kom=
menden
Beſtimmungen. Dieſe müßten danach auf die Rechtsgültigkeit
geprüft, und erſt danach kann ein Nat erteilt werden.
Nach Birkenau. Wir möchten nicht raten, daß Sie Ihrerſeits
wegen Rückzahlung der gekündigten Pfandbriefe der Rhein. Hyp.=Bank
Klage erhöben; das ſollte beſſer den größeren Jutereſſentengruppen
oder einem zu dieſem Zweck gebildeten Schutzverband der Pfandbrief=
beſitzer
vorbehalten werden, der den Rechtsſtreit für die anderen Be=
teiligten
durchficht. Das Prozeſſieren iſt ja durch die neuen Geſetze ſo
verteuert, daß auf dem angedeuteten Wege das gleiche Ziel erſtrebt wer=
den
ſollte.
H., Ober=Ramſtadt. § 51 Abſ. 2 des neuen Geſetzes beſtimmt, daß
die Zwangsvollſtreckung aus einem vor dem Inkrafttreten des neuen
Geſetzes erlaſſenen Urteil nach den bisherigen Vorſchriften
erfolgt. Anordnungen, nach denen die Vollſtreckung von der Genehmi=
gung
des Mieteinigungsamts abhängig iſt, bleiben inſoweit unberührt.
Sie erſehen alſo daraus, daß das neue Necht auf abgeſchloſſene
rechtskräftige Entſcheidungen ohne Einfluß iſt.

Die Narrenklippe. Drei Erzählungen von L. Schwen=
ger
=Cords mit zweifarbigem Umſchlag, broſchiert M. .75; ge=
bunden
M. 1. mal Schlüſſelzahl des Börſenvereins, Verlag Walter
Momber G m. b. H., Freiburg i. B., Salzſtraße 17. Die Verfaſſerin
verſteht es, feſſelnd zu erzählen und ſie tut das in einer Sprache, die
weder abgeriſſen noch geſucht erſcheint. Die Geſchichte vom Inſeljunker
hat etwas Balladenhaftes. In den beiden anderen Erzählungen,
deren eine dem Büchlein den Namen gegeben hat, rückt die Verfaſſerin
das Geſchehen mehr in das Licht des Tages, obwohl auch die Schatten
nicht fehlen. Bemerkenswert iſt auch die Art, wie die Verfaſſerin die
Natur einzufügen verſteht, ohne den Gang der Handlung zu hemmen.
Was fehlt, gereicht dem Werkchen zum Vorzug; es iſt keine blutleere
pſychologiſche Tüftelei, ſondern die Freude am Schaffen und Geſtalten.

die
her

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

16. Oktober 1923 Nr. 286

wTork

ember
mber

Die Zuckerverſorgung.
Die im letzten Herbſt wieder eingeführte Zwangsbewirtſchaftung für
Zucker gilt bekanntlich nur für Zucker der letztjährigen Erzeugung, von
dem zurzeit der Reſt zur Verteilung gelangt. Durch eine in dieſen
Tagen eſcheinende Verordnung des Reichsminiſters für Ernährung und
Landwirtſchaft werden zur Vermeidung von Störungen der Zuckever=
orgung
des kommenden Jahres eine Reihe beſonderer Maßnahmen
getroffen. Die Verordnung, die mit Zuſtimmung des Reichsrates er=
feht
und die auch von den zuſtändigen Ausſchüſſen des Vorläufigen
ſteichswirtſchaftsrates einſtimmig gebilligt worden iſt, geht davon aus,
ſaß eine Fortführung der Zuckerzwangswirtſchaft infolge ihrer produk=
ionshemmenden
Wirkungen auf den Rübenbau und damit auf die künf=
ige
Zuckerverſorgung des deutſchen Volkes nicht möglich iſt. Sie führt
indererſeits beſtimmte Sicherungen ein, damit auch in der freien Wirt=
chaft
der Zucker in erſter Linie der verbrauchenden Bevölkeung zugute
ommt. Zunächſt wird den Zuckerfabriken die Verpflichtung auferlegt,
ine gewiſſe Menge Zucker aus der neuen Erzeugung bis zu einem vom
Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft beſtimmten Zeitpunkte
ruf Lager zu halten. Dieſe Rücklage iſt ſo bemeſſen, daß ſie den Be=
jarf
der Bevölkerung für etwa dier Monate ſichert. Sie darf erſt in
den Verkehr gebracht werden, wenn der Reichsminiſter für Ernährung
und Landwirtſchaft ſie freigibt. Auf dieſe Weiſe wird erreicht, daß
ticht der geſamte Zucker neuer Erzeugung am Anfang des Wirtſchafts=
ahres
auf den Markt und in den Konſum kommt, wodurch unter Um=
tänden
für den Reſt des Wirtſchaftsjahres Störungen in der Verſor=
fung
eintreten könnten. Zur Verhinderung einer etwa zu befürchtenden
Spekulation mit Zucker wird ſodann eine beſondere Großhandelserlaub=
tis
für Zucker eingeführt für diefenigen Betriebe, die den Handel mit
Zucker neu aufnehmen wollen. Großhandelsbetriebe, die vor dem erſten
Oktober 1923 auf Grund einer Erlaubnis zum Handel mit Lebens=
und Futtermitteln mit Zucker gehandelt haben, bedürfen dieſer neuen
Erlaubnis nicht. Auch ihnen kann aber nach den bereits geltenden Be=
timmungen
die Erlaubnis entzogen werden, falls ſie ſich als unzuver=
äſſig
erweiſen. Endlich ſieht die Verordnung eine Einſchränkung der
jewverblichen Zuckerverarbeitung vor. Die Verwendung von Zucker zur
Herſtellung von Marmelade und Obſtkonſerven, Kunſthonig, Schokolade
und Süßigkeiten, ſowie Branntwein und branntweinhaltigen Getränken
aller Art wird von einer beſonderen Erlaubnis abhängig gemacht. Auch
Betriebe, die dieſe Erlaubnis erhalten, dürfen Zucker nur in dem Um=
fange
und unter den Bedingungen beziehen oder verwenden, die für die
einzelne Gruppe feſtgeſetzt werden. Es wird dadurch erreicht, daß die
Ankäufe von Zucker durch die genannten Induſtrien der jeweiligen allge=
meinen
Verſorgungslage angepaßt werden können. Zucker, der im letz=
ten
Wirtſchaftsjahr durch die zuſtändigen Stellen geliefert oder zuge=
wieſen
worden iſt, darf bis auf weiteres noch verabreicht werden. wb.

wb. Der Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die
Reichsbank erfolgt vom 15. Okt. ab bis auf weiteres zum 400 millionen=
fachen
Betrige des Nennwertes.
wb. Keine Höherbewertung von Reichsbanknoten.
Das Reichsbankdirektorium teilt mit: Die Wahrnehmung, daß in letzter
Zeit die Fälle ſich häufen, in denen Reichsbanknoten zu einem den Nenn=
wert
überſteigenden Preiſe gehandelt werden, gibt uns Veranlaſſung,
darauf hinzuweiſen, daß die Höherbewertung der vor dem Kriege aus=
gegebenen
Reichsbanknoten insbeſondere der rot geſtempelten
Reichsbanknoten zu 1000 und 100 Mark völlig unbegründet iſt. Die
im Publikum verbreiteten Gerüchte über eine höhere Bewertung ent=
behren
jeder Grundlage da die Reichsbank durch Geſetz vom 4. 8. 14
(R. G.Bl. S5. 347) der Verpflichtung zur Einlöſung ihrer Noten in Gold
enthoben iſt. Infolgedeſſen ſind die vor dem 4. 8. 14 in den Verkehr
gegebenen Noten den ſpäter ausgegebenen Noten völlig gleichgeſtellt.
Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß der Handel mit Reichs=
banknoten
und Darlehnskaſſenſcheinen zu einem den Nennwert überſtei=
genden
Preiſe durch das Geſetz, betreffend Verbot des Agiohandels mit
deutſchen Banknoten und Darlehnskaſſenſcheinen vom 1. März 1919, (R.
G. Bl. S. 263) verboten und mit hoher Strafe bedroht iſt.
* Süddeutſche Lederwerke A.=G., St. Ingbert.
Die Verwaltung beantragt die Umſtellung des Aktien=Kapitals, ſowie
auch die Bilanz aus der Mark= in Frankenwährung, auf Grund der
Verordnung der Regierungs=Kommiſſion des Saargebiets vom 18. 5.
1923, und die dadurch bedingte Aenderung der Satzung in verfchiedenen
Paragraphen.
wb. Die Deviſenbeſchaffungsſtelle G. m. b. H. in
Berlin gibt bekannt: Am 15. Oktober 1923 tritt eine Aenderung in
dem Verfahren, betreffend die Ablieferung ausländiſcher Vermögens=
gegenſtände
auf Grund der Verordnung vom 25. 8. 1923, ein. Vom
16. Oktober an ſind diejenigen Banken, die Zeichnungsſtellen für die
wertbeſtändige Anleihe des Deutſchen Reiches (Goldanleihe) geweſen
ſind, nicht mehr Ablieferungsſtellen. Von dieſem Tage an ſind nur noch
die Reichsbank und ihre Zweiganſtalten Ablieferungsſtellen. Die bis=
herigen
Ablieferungsſtellen nehmen nach dem 15. Oktober keine neuen
Ablieferungen mehr an. Die Erledigung bis dahin erfolgter Ablieferun=
gen
wird von den bisherigen Ablieferungsſtellen durchgeführt.
h. Dampfkeſſelfabrik Baden A. G., Mannheim. In
Ausführung des Generalverſammlungsbeſchluſſes vom 18. Auguſt 1923
fordert der Vorſtand die alten Aktionäre zur Ausübung des Bezugs=
rechts
vom 15. bis 29. Oktober 1923 einſchl. auf, in Mannheim bei der
Handelsbank. Auf je nom. 30 000 Mk. alten Stammaktien kann eine
neue über nom. 10 000 Mk. zum Kurſe von 2300 Proz. bezogen werden.

h. Feſtwertanleihen Mannheims und Heidel=
bergs
. Den Städten Mannheim und Heidelberg wurde die ſtaatliche
Genehmigung zu ihren wertbeſtändigen Schuldverſchreibungen erteilt.
Bei den Mannheimern handelt es ſich um 50 000 Tonnen Steinkohle,
bei den Heidelbergern um 50 000 Feſtmeter Nadelnutzholz 4. Klaſſe,
9
Banken.
Ed= Die Württembergiſche Vereinsbank Stutt=
gart
kündigt unter gleichzeitigem Umtauſchangebot die 3½= und 4proz.
Pfandbriefe aus verſchiedenen Serien. Die Stücke werden zum 10 000 Betrag des Nennwertes eingelöſt oder gegen Aktien umgetauſcht,
wobei auf Pfandbriefe im Geſamtwert von 100 000 Mk. eine Aktie im
Nennwert von 600 Mk. entfällt.

wb. Berliner Produktenmarkt. Infolge einer leichten
Ermäßigung der Deviſenpreiſe ſtellten ſich auch am Produktenmarkt Lie
Getreidenotierungen etwas niedriger, Seitens der Warenbeſitzer werben
indes nach wie vor hohe Preiſe geforbert, und für Roggen wird in
Schleſien erheblich mehr als hier gezahlt. Die anhaltende Nachfrage
hierfür hängt in der Hauptfache mit weiteren Ankäufen der Neichsge=
treideſtelle
zuſammen. Sonſt hielt ſich die Unternehmungsluſt in Er=
wartung
der Entwicklung der Dinge zurück. Als erſchwerend wird es
empfunden, daß das Getreide vielfach in Goldanleihe gekauft werden
muß, das Mehlgeſchäft ſich aber noch hauptſächlich in Papiermark voll=
zieht
. Die Preisveränderungen waren nicht erheblich.
Börſen.
FrankfurterBörſenbericht vom 15. Oktober 1923.
Die Annahme des Ermächtigungsgeſetzes übte am Deviſenmarkt kaum
einen Einfluß aus. Die Kurſe waren wenig verändert und zogen nach
vorübergehender Abſchwächung eher an Kabel Neu=York kam mit
4800 Mill. zur Notiz. Am Effektenmarkt gab es beſonders für die
ſchweren Werte große Kursſteigerungen. Die immer mehr in den
Vordergrund tretende Erörterung über die Einführung einer Neumark
ließ die Hauſſe in großem Stile weitergehen. Kursverdoppelungen
waren keine Seltenheit. Die Börſe ſchloß weiter in feſter Haltung. Der
Markt der Auslandsrenten und wertbeſtändigen Anleihen lag im Ein=
klang
mit dem Deviſenmarkt ruhig und wenig verändert. Am Chemie=
Aktienmarkt waren Scheideanſtalt mit 20000 Mill. rat. zunächſt wenig
verändert, konnten aber dann ſpäter über 25 000 Mill, weſentlich an=
ziehen
. Sehr feſt waren Chem. Mainz, die mit 24 000 Mill. ihren Kurs
verdreifachen konnten, ebenſo Rütgerswerke mit 24 300 Mill. Die Werte
des Anilinkonzerns konnten ihre Kurſe faſt alle annähernd verdoppeln.
Von elektriſchen Werten verdopelten ihre Kurſe Lahmeyer mit 8000 Mill.,
Reiniger, Gebbert u. Schall mit 2500 Mill. und Voigt u. Haeffner mit
1100 Mill. Peters Union zogen um 250 Mill. auf 700 Mill. an. Am
Markte der Maſchinen= und Metallwerte gab es ebenfalls kräftige Kurs=
beſſerungen
, u. a. Sichel mit 8500 Mill. plus 3700 Mill., Karlsruher
3600 Mill. plus 1600 Mill., Rheinmetall 20 000 Mill. plus 7000 Mill.
Zucker=Aktien zogen um zirka 900 Mill. an. Außerordentliche Kurs=
ſteigerungen
gab es heute wieder am Montan=Aktienmarkt, wo Har=
pener
als erſtes Papier mit 120000 Mill. die Billionengrenze über=
ſchritt
. Von den übrigen Werten hörte man noch beſonders Deutſch=
Luxemburger 90 000 Mill. plus 36 000 Mill. und Mannesmann=Röhren
75 000 Mill. Bankaktien verkehrten in ſehr feſter Haltung. In den
Vordergrund traten hier: Deutſche Bank 10 000 Mill. plus 3500 Mill
Disconto Commandit 16 000 Mill. plus 3000 Mill. Am Einheitsmarkt
gab es bei zahlreichen Rationierungen ebenfalls große Kursſteigerun=
gen
und Verdoppelungen; genannt ſeien hier: Armaturen Klein
4000 Mill. plus 2000 Mill., Badenia 600 Mill. rat. plus 200 Mill.,
Eiſenmeyer 1500 Mill. rat. verdreifacht, Konſerven Braun 2000 Mill.
rat., Mainkraft 5000 Mill. rat. und Rodberg 1500 Mill. rat. ebenfalls
verdreifacht. Im freien Verkehr handelte man zu ſtärker anziehenden
Kurſen; man hörte hier: Allg. Bankverein 60 Mill.., Becker. Stahl
10 500/14 500 Mill., Becker Kohle 10 500/15 000 Mill., Brown Boverie
11000 Mill., Contibank 270 Mill., Deutſche Handelslank 40 Mill.,
Frankfurter Handelsbank 68/70 Mill., Georgi 140 Mill., Growag
185/230 Millionen, Gummi Neckar 50/60 Mill., Hanſa=Bank 320 Mill.,
Hanſa=Lloyd 600 Mill., Karſtadt 510/800 Mill., Kayſer Waggon 230 Mill.,
Kreichgauer 350/650 Mill., Krügershall 9000/10 500 Mill., Mez Söhne
900/1200 Mill., Meyer Textil 350/400 Mill., Tiag 500 Mill. und Ufa
1500/2300 Mill.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Am Deviſen=
markt
herrſchte in Erwartung der Maßnahmen der Regierung hinſicht=
lich
der Währungsreform große Zurückhaltung. Das Geſchäft war daher
ſtill. Vormittags bewegten ſich die Notierungen ungefähr auf der
Grundlage von 20 bzw. 3,2 Milliarden für London bzw. Neu=York; die
amtliche Feſtſetzung erfolgte bei voller Zuteilung bis auf Paris und
Prag bei London auf 17, bei Neu=York auf 3,7 Milliarden. Auf die
Tendenz des Effektenmarktes hatte die abwartende Haltung im Deviſen=
verkehr
keinen Einfluß. Hier ſetzte ſich vielmehr die Anpaſſung des
Kursſtandes an die Geldentwertung in verſtärktem Tempo fort, wobei
es beſonders bei den ſeither zurückgebliebenen, verhältnismäßig noch
niedrig im Kurſe ſtehenden Papieren zur Kursverdoppelung kam. Dies
Ausmaß wurde teilweiſe auch bei den ſchweren Montanwerten erreicht,
wo namentlich Stinnespapiere wieder Trumpf waren. Am Banken=
und Schiffahrtsmarkt ging es im Gegenſatz zu anderen Gebieten etwas
ruhiger her. Bei den Valutapapieren waren wegen der rückläufigen

Bewegung der Deviſenpreiſe die Kursbeſſerungen weitaus mäßiger,
was neben Auslandsrenten beſonders von Kolonialrenten gilt, wo auch,
wie bei Otavis, Nückgänge einrraten. Die Fortſetzung des Umwertungs=
prozeſſes
am Effektenmarkt hängt in der Hauptfache mit dem von Tag
zu Tag ſich ſtärker bemerkbar machenden Materialmangel zuſammen,
der auch bei feſtverzinslichen Papieren herrſcht, ſo daß beiſpielsweiſe
für Preußiſche Konſols im Großverkehr eine Notiz nicht erfolgen
konnte. Trotz verſchiedener Abbröckelungen blieb die Grundſtimmung
ungeſchmälert feſt. /
*-d. Der Berliner Börſenvorſtand wird ſich in einer
ſeiner nächſten Sitzungen Anfang kommender Woche vorausſichtlich mit
der Frage einer Einführung der amtlichen Notiz der Produktenpreiſe be=
faſſen
. Nachdem bereits ſeit geraumer Zeit Getreide in ſteigendem
Umfange gegen Goldanleihe gehandelt wird, und der Handel in Papier=
mark
jetzt faſt döllig zum Erliegen gekommen iſt, wurde aus Kreiſen
der Börfenbeſucher wiederholt der Wunſch laut, in Zukunft auch die
offiziellen Kurſe in dieſer Form zu notieren. Man nimmt an, daß
der Börſenvorſtand beſchließen wird, zunächſt eine doppelte Notierung,
ſowohl in Goldanleihe als auch in Papiermark einzuführen.
Ed- Deutſche Werke Berlin. An der Berliner Börſe
wurden die Aktien der Deutſchen Werke in den amtlichen Verkehr ein=
geführt
. Der Kaufandrang war ſo ſtark, daß die Kursmakler ſich mit
der Feſtſtellung beinahe eine ganze Stunde hindurch beſchäftigen mußten.
Es kam ſchließlich ein erſter Kurs von 4 Milliardenprozent zuſtande, zu=
dem
aber nur ein kleiner Teil der Kaufaufträge befriedigt werden
konnte.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 15. Okt. Telegr. Auszahlungen:

Geld ff
Geld Brtei. 2o rat. Antwerpen=Brüſſel:
Holland ... ... ... 239 400000.
1695 760000. 240 600000.
170 4 250000. 239 400000.
11895 250000. 240500000
1904 750000.
0 51250000.
300354000.
7819 0000.
621550000
220 550000. Lonvon .... 122443 750700 22556 250000 120448 750000. Paris .....
Schweiz...
Spanien".
Italien 274312500
758 100000.
6 18 459000
204487500. 2.5 687500
761900000.
21530000.
2055 12300. 299 250000.
778250000.
618450000
21. 450000. Liſſabon=Oporto. Dänemark. 748 125000. 751 875000 847875000. 852 125000.
754 381250.
1253125000. Norwegen.
Schweden.. 1147 00000. 648375000. 1551 625000
1152875000. H30618750.
1246875000.
12468750 Helſingfors 12531250. New=York 4987 500000. 160125000 4 788000000. 4 812000000. Deutſch=Oſter
Budapeſt 64837.50
229425. 230575 65162 69825.
239 400. 70175.
240600. Prag .. 135 1612 0. 13583 750. 147 630000. 118370000. Sofia 39 300000. 40 100000.

w. Deviſenmarkt. Berlin, 15, Oktober Telegr. Auszahlungen für:

KNe
Mft 2. 36e ne
Gelb
Briei. V⁄₈ rat. Amſterdam=Rotterdam .. 1556 100000. 1563900000. 1476300000. 1483700000. Brüſſel=Antwerpen ....." 204487500. 2055 12500. 1955 10000. 196490000. Chriſtiania . . . . . . . . 518450030. 12 1550000. 588525000 591475000. Kopenhagen. 696250000. 701750060. 1 664335000. 68766500 0. Stockholm. 104380000. 1050620000. 991515000. 996485000. Helſingfors". 105735 000. 106265400. 19074 7500. 101252500. Italien. . . 179550000 180450900. 1715 70000. 172430000. London 17955000000. 18045000000. / 6957500 000 17042500000 New=York. 43990000 000. 40100 0000. 3750800000. 3769410000. Paris... 239400000. 240600000. 23042500. 31577500. Schweiz. 108225000. 11775000. 167 4310000. 672690000. Spanien 534560000. 337340000. 508725000. 511273000. Wien (in D.,=Oſte 55461. 55 739. 52618. Prag .." 117705000. 118295000. 111720000. 112280000. Budapeſt. 20.475. 210 25. 199500. 200500. Buenos=Aires. 1276800000. 1283200000. Hr197000000. 1203600000. Bulgarien 58902500 390½7500 3690 7500. 37092500. Japan .. 1970032500. 1979937500. 18703 12500. 18796-7540. Rio de Janeiro 379050000. 384950000. 54112506. 355887500. Belgrad. . 46333750. 46616250. 44388/50. 44611250. Liſſabonn. 157 605000. 1583935000. 1144637500. 145;62500. Sofia ...

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000000.

Aktiengeſ. für Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Ber..=Anhalt=Maſchinen! 2900
Bk. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte ..
Braunkohlen=Brikett .
Bremer Vulkan ..
Wolle. ..
Chem. Heyden.
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel...
Deutſche Maſchinen ..
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ....."
Deutſche Petroleum".
Dt. Kaliwerke
Berlin-KarlsruherInd.
Do inersmarckhütte . ..
Dynamit Nobel ...."
Elberfelder Farben ...
Elektr. Lieferung ....."
R. Friſter.
Gaggenau Vorz. ....."
Gelſenk. Gußſtahl ...
Geſ. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen .

12. 10 15. 10. Han. Maſch.=Egeſt.. 113. 10
40000 15. 10.
70000 20000 Hanſa Dampfſch. 12503 24000 1600 800 Hemoor Zement Hirſch Kupfer. 3100 50000 11000 10500 Höſch Eiſen 45000 85 000 Hohenlohe Werke. 20000 34000 6500 18000 Kahla Porzellan". 1900 4600 Lindes Eismaſch. 1400 2600 Lingel Schuh 300 1000 3000 7200 Linke & Hofmann 19000 26000 14000 23i0 L. Loewe & Co. .. 13500 3e000 3000 8000 C. Lorenz.. 1000 2600 8400 Meguin .. 6000 N. Lauſitzer Kohle. 10000 20000 80000 Norod. Gummi .. 150 15000 24500 Orenſtein .. . . .." 9500 14000 38000 70000 Rathgeber Waggon...
Rombacher Hüttten .. 3500 8000 34500 7500) 20900 29000 Roſitzer Zucker" . 1u000 20000 4200 2000 Rütgerswerke. 12000 20000 12000 25000 Sachſenwerk.. 28000
10000 1700 4500 Sächſiſche Gußſtahl 11540 2500 3500 Siemens Glas.. 1600 5000 2000 5000 Volkſtedter Porzellan 1500 2100 650 2000 Weſtf. Eiſen Langendreerl 5500 8500 Wittener Gußſtahl ...." 3100 6500 Wanderer=Werte ... ... 250 3600

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=

Geſellſchaft auf Abtien.
Frankfurter
Die Notierungen ſind in Million 8 ausgedrückt.

vom 15. Oktober 1923.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
5% Reichsanleihe. .. . . ... ....
osovssse
co
3½%
o
3%
Dollar=Goldanleihe .... ....."
Dollar=Schatzanweiſungen ..
4½% 1V. und V. Schutza nweiſ.
4½% VI.IX.
Sparprämienanleihe .. . . . ....
Zwangsanleihe. . . . . . . . . . . . . .
4½ Preuß. Konſols ........."

8½%6
-
8%
4% Bad. Anl. unk. 1935......
8:
v. 1907......
n
4% Bahern Anleihe ........."

4% Heſſen unk. 1924 ........
8½% ......."
.......
4% Württemberger ........."
b) Auslänviſche.
5% Boßnien L.=E.B. v. 1914
5% L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% v. 1902..........."
.

6% Bulgar. Tabak 1902 .....
1¾% Griech. Monopol ...."
4½%0 Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ........."
4½%0 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 . .......
4% Oeſt. Goldrente .. .. ....."
4% einheitl. Rente ....."
6% Rum. am. Rente v. 03
4½% Goldrente v. 13 ...
am. konv. ...."
48. b. 0 L.:

4% Türk. (Abmin.) v. 1903
4½ (Bagdab) Ser. I
4½
H.
4%
v. 1911, Bollanl. .
4½½ Ung. Staatsr. v. 14..

Goldrente
4
Staatsr. v. 10...
479
Kronenrente .
Außereuropäiſche.
8% Mexik. amort. innere. ..
5%
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. ..
89
konſ. innere .. . . . ."
Irrigationsanleihe.
58 Tamaulipas, Serte l ...
Oblig. v. Transpoxtanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . .
Gal. Carl Ludw.=Bahn ..
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
260 Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6% Neue
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883.. ..
3% Oeſt. Staatsb. 1. h. 8, Em.

12. 10
750 T
45
450
3950
5000
150

2600

2500
500

1650
2000
3100
350

15. 10.

550
3600
4800

130

500
2750
2400
350

2000
3500
900
18000
24100
22000
20000

4000
450

9500
8000
10000
1000

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. 9. Em
8% Oeſt. Staatsb v. 1885...
30 Oeſt Staatsb. b. Erg. Neßz
40 Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I............"
30 Salon Conſt. Jonction. . .
3% Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepec . . . ........"
4½%

Pfandbriefe.
40 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
3½%

401 Frankf. H. Krb.=Ver. 1921
4% Mein. Hyp.=Bank 1922...
40 Pfälz.
1922...
4% Rhein.
1928 ...
3½%0
verl. . .
4% Südd. Boben=Cred.=Bank
München 1906 ..
42 Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
40 Darmſt. v. 1919 bis 1926..
3½0 Darmſt. v. 1005 ......
42 Frankfurt v. 1913 .......
3½% v. 1908 ......"
42 Mainz. v. 1919 bis 1926..
KachSachwert vz. Schuldverſchr.
5½o Badenwerk=Kohlwert=Anl.
52 Sächſ.Braunk.=Anl. Ser.I u. 1
Bank=Aktien.
Bank ſür Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein ... ......"
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbant ...
Darmſtädter u. Nationalbank. .

Deutſche Bank ......"
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft .. . . . . ..."
Dresdener Bank ..........."
Frankfurt r Bank ..........."
Metallbank. . . . . . . . . . .... ....
Mitteldeutſche Creditbank .... ."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. . .. ..
.
Rhein. Creditbank . . . . . . . . ..
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank .. . . . . . . . .. ... . .. .."
Wiener Bankverein .. . .. . ..."
Berowerks=Aktien.
Berzelius ................."
Bochumer Bergb. .... .......
Buderus.. . . . . . . . . . .........
Dt. Luxemburger .. . . . . . .. ..."
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergw. .. . ...."
Harpener Bergbau .......
Kaliwerke Aſchersleben ....
Weſteregeln ......."
Lothringer Hütte ............"
Mannesmann Röhren........

12. 10.

15. 10

9000
38000

18000
1800
450
3600
19000
3900
4 00
6500
1600
300
13000
4000
250
10000
1400
900
2700
700
6000
250
650
9000
17500
62000
70000
45000
80000
10000
13000
37000

22000
2900
500
6500
32000
6500
7000
10000
2700
400
160 0
6500
400
20060
2500
1000
900
5500
250
750
8000
28000
98000
100000
80000
120000
30000

75000

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Oberbedarf . . . . . . . .. . ....."
Oberſchlei. Eiſen (Caro) .....
Phönix Bergbau ......
Rhein. Stahlwerke ..
Riebeck Montan.. . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbrän München . . . . . .."
Schöfferhof (Binding) ........
Werger ......... . .. ........

Akkumulat. Berlin . . . . . . . .."
Adler & Oppenheimer .. . . . ..
Adlerwerte (v. Kleyer)......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . ...
Anglo=Continental=Guano .. ..
Aſchaffenburger Zellſtoff....."
Badenia (Weinheim) .. . . . . . . .
Badiſche Anilin= u. Sodafabril
Bad. Maſchf. Durlach ..... ...
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen",
Baſt Nürnberg .. . . . ......."
Bayriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel (Caſſel) .......
Bergmann El. Werke .... . . . ."
Bing. Metallwerke. . . . . . . . . . .
Brockhues, Nieder=Walluf. . . .
Fementwerk Heibelberg ......"
Karlſtadt .. . . . .. . 2700
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert .........
Griesheim Elektron ...."
Mayer Alapin. . . . . . . .
Weiler=ter=mer .. . . . . . .
Daimler Motoren ......
Deutſch. Eiſenhandel Berlin
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ......."
Dresdener Schnellpreſſen .. . . .
Dürkoppwerk (Stamm).. . . . . .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ...."
Dyckerhof & Widm. Stamm..
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher jr. ... . .."
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ. ... ...
Licht und Kraft ......"
Elſäſſ Bad. Wolle........ ... .
Emag, Frankfurt a. M. .... ..
Emaill= &. Stanzw. Ullrich .. .. 2000
Enzinger Werke ............."
Eßlinger Maſchinen .... . .. ..
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift. . .. . .. ..
Faber & Schleicher.. . . . . . . . .
Fahr, Gebr., Pirmaſens. . . . . .
Felten & Guillequme, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter)
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas... . . . . . . . . . ."
Frankfurter Hof ............

12. 10. 15. 10. 18500 29000 22000 20000 42000 70000 45000 65000 40000 60000 2000 3500 29000 32000 250 20000 3200 15000 10000 800 1300 5100 7000 5500 10000 400 800 14000 25500 8500 17000 9000 1500 1200 4000 2000 7500 10000 2000 4000 4500 7500 4000 4500 4000 2600 4500 3u000 70000 12000 21000 2000 11000 25000 1000 1350 3000 19500 20000 S 11000 450 700 1200 2400 1800 400 1400 2500 770 1500 13500 24500 1400 3600 9000 12500 1500 3500 300 500
1600 3000 5000 6000 2500 5000 300 730
3500 12000 16000 700 1000 1000 1500 1500 1600

Fkf. Maſch. Pokorny & Wittel.
Fuchs Waggon Stamm. . . . .
Ganz, Ludwig. Munz ......."
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Gelſenkirchen Gußſtahl
Goldſchmidt Th. ..
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
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Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ... .. .."
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturen:. . . . . . . . . . ."
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Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . . . . ."
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Holzmann, Phil.
Holzverk =Induſtr.
Hotel A.-G., München
Hydrometer Breslau..
Jnag... . ... ..
Junghans Stamm. . .
Karlsruher Maſchinen . . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker ....
Konſervenfabrik Braun .. . ..
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ............"
Lech Augsburg .............
Lederw. Rothe .............
Lederwerke Spicharz ...... .."
Löhnberger Mühle ........."
Lüdenſcheid Metallw .......
Lux’ſche Induſtrie ......."
Mainkraftwerke Höchſt.
Meguin, Butzbach ...........!
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul... . . . . . . .
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz...... .. .."
Notorenfabrik Oberurſel ...."
Meckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm. . . . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier
Sleawerke Frankfurt a. M..
Beters. Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer......."
Philipps A.=G. .... . . . . . . . ..."
Porzeilan Weſſel ............
Reiniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm. . . . . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Lendesdff
Metall Vorzüge .......!
Rhenania, Aachen ......
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin ...."
Rütgerswerke ............"
Schleußner (Frankfurt a.M.) ..
Schneider & Hanau .........
Schnellpreſſen Frankenthal . . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . ..
Schuckert Elektr. ( Nürnberg)...
Schuhfabnk Bernets=Weſtel ..

12. 10. 15 10 1900 2000 700 675 650 1000 400 600 14000 30000 600 800 12000 21000 2100 4600 7000 10000 2500 3000 900 1000 1000 1350 60000 1200 2000 11000 20,00 1100 1700 10000 16000 C 1300 1800 3000 4000 2600 3000 2000 3600 2000 4000 1000 2000 8000 13600 4000 Büü 4000 7000 G 2000 1300 2500 5000 9000 16000 350 500 600 800 600 1000 8000 14000 1800 2200 450 650 3500 4500 8000 450 700 1500 3900 2000 4000 1400 B00 2400 3500 7500 13000 20000 9:00 19400 4500 400 900 9500 24000 1200 2400 1000 1200 5000 4500 1200 1700 40000 659 600 12. 10. 15. 10. Schuhfabrik Herz... .. .... 600 1800 Schuhf Teander Offenbach ... 500 550 Seilinduſtrie Wolff....... 700 1000 Sichel & Co., Mainz
4800 8k00 Siemens Elektr. Betriebe ...." 240 500 Siemens Glasinduſtrie", 3000 6000 Siemens & Halske . Stöckicht=Offenbach=Gummi. . . 400 1500 Südd. Handelsvereinigung. . . . 450 600 Süddeutſche Immobilien ..." 500 820 Thüringer elekt. Lief.-Geſ., Gotha 370 525 Uhrenfabtik Furtwängler ....." 6500 Beithwerke in Sanobach ....." 1000 1500 Verein f. Chem. Induſtr. Mainz 8500 24000 Verein. deutſch. Olfabr. Mannh. 3000 5000 Gummifabr. Bln.=Frkf. Pinſelfabr. Nürnberg .. 2900 3200 Ultramarin . . . . . . . . . .. 7500 9000 Zellſtoff, Berlin. . . . . . 450 820 Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. 2050 Stämme. . . 550 1000 Voigt & Haeffner Stämme. . .. 650 1100 Voltohm Seil .............! 1700 2900 Wayß & Freytag ........... 1900 2500 Wegelin Rußfabrik ...... ..." 4500 8000 Zellſtoff Waldhof Stamm. . . . . 3600 7000 Zuckerfabr. Waghäuſel ......." 2600 3500 Frankenthal ... 3100 6300 Heilbronn .." 2300 3500 Offſtein ... 3400 3800 Rheingau .. 3400 Stuttgart .... .. 3000 2800 Inu Schantung E. B.
...". 1700 3300 Süddeutſche Eiſenbahn=Gei.. S 2000 Hapag (Paketfahrt) .........." 32000 18000 Nordd. Lloyd .... ........... Oeſterr. Ungariſche Staatsbahn 7200 10300

Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf .. . . ......"
Dampfkeſſel Rodberg....."
Helvetia Konſervenfabrik..
Gebr. Lutz

Motorenfabrik Darmſtadt
Gebr. Roeder ...........
Venuleth & Ellenberger .."

500
600
2000
2000
800
2000

600
1500
250u
9000
4000
1400
5000

Annotierte Aktien.
Beckerkohle ... .. ........
Beckerſtahl ... ...........
Benz.. . . . . ............
Brown Boveri ..........
Cont. Handelsbank ......
Growag

Hanſa Llohb ........."
Kabel Rheydt ......."
Karſtadt R. ............
Mannsfelder. .. . . . . . . ..."
Petroleum, Dtſche. ....
Raſtatter Waggon ......."
Text.=Ind. (Barmen (Tiag)
Ufa Film .. .. . ... ......

11000
10000
2200
900
190
160
600
12000
9000
16000
900
1500

15000
15000
2500
1500
160
190
640
550
13500
15000
900
550
1600

[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 16. Oktober 1923.

Numuter 286.

65)

Die Kinanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)

Sie hielt atemlos inne. Ihre Worte hatten eine Wirkung,
wie ſie wohl nichts anderes hätte haben können. Für dieſe wil=
den
armen Geſellen war Geld das magiſche Wort. Geld! Hun=
derttauſend
Peſetas zwanzigtauſend für jeden .. . Wie durch
einen Zauberſchlag wurde es ſtill in der Halle, totenſtill bis
auf das Gemurmel des wahnſinnigen Kuttenträgers. Alle ſtarr=
ten
einander an: hunderttauſend . . . Don Ramon errötete und
erbleichte abwechſelnd, bald im Begriff, dagegen zu proteſtieren,
daß ſie ſich vor dieſen Kerlen demütigte, bald ſein Gewiſſen mit
dem Gedanken beſchwichtigend, daß ihnen dies helfen konnte,
Zeit zu gewinnen. Wo konnte der Profeſſor ſein?. Hatte er den
Pabillon nicht gefunden? Oder war er auf mehr Widerſtand ge=
ſtoßen
, als ſie ahnen konnten. Er mußte jetzt ſchon eine Stunde
weg ſein. Solange er in Freiheit war, war nicht alles verloren
. . Und konnte ſie Zeit gewinnen, indem ſie ihnen Geld bot, ſo
. .. Er warf einen Blick um ſich: alle Geſichter des wunderlichen
Kreiſes zeigten denſelben Ausdruck, den Kampf zwiſchen Geld=
gier
und Angſt. Wie es gekommen wäre, weun ſie ſich ſelbſt
überlaſfen geblieben wären, iſt ungewiß. Nun war jedoch einer
unter ihnen, der nicht dieſelben Gründe zur Unentſchloſſenheit
hatte wie ſie, nämlich Herr Becker. Die Unterbrechung, die durch
die Worte der jungen Dame entſtanden war, hatte nicht viele
Augenblicke gedauert, als Herr Becker ſich beeilte, ihre Wirkun=
gen
zu paralyſieren.
Idioten! rief er. Zwanzigtauſend Peſetas! Großartig!
Wie lange werdet Ihr ſie genießen. Habt Ihr ſchon vergeſſen,
was Euer gnädige Regent Euch verſprochen hat daß Ihr
vor morgen abend hängen werdet? Daß er ſich Hilfe eines eng=
liſchen
Panzerkreuzers verſchafft hat, der noch vor morgen hier
iſt? Idioten! Ihr hättet eine rechte Freude an Eurem Geld!
Die junge Dame ſtarrte den Großherzog einen Augenblick
wie betäubt an; was war dies? Hatte er das geſagt? Sprach
der andere die Wahrheit? Der Großherzog nickte ſtumm: ſeine
erfolgreiche Lüge von eben erſt rächte ſich in einer Weiſe, die alles
übertraf, was die Sonntagsſchulbücher zu erzählen wiſſen.

Herrn Beckers Worte hatten ſofortige Wirkung; das Zaudern
ſeiner fünf Mitverſchworenen hörte ebenſo plötzlich auf, als es
gekommen war, zuſtimmende Schreie und Ausrufe grüßten ihn,
und Schmähungen begannen auf den Großherzog zu hageln. Ser=
geaut
Poſada entblößte die Arme und machte ſtumm die Schlinge
fertig, wärhend Amadeo und ſeine Helfershelfer mit grimmigen
Grinſen probierten, ob der Strick leicht lief.
Die junge Dame warf einen blitzſchnellen, verzweifelten
Blick auf den Großherzog, der den Kopf ſenkte. Dann machte
ſie eindn Schritt auf den Sergeanten zu und unternahm noch
einen Verſuch.
Vierzigtauſend Peſetas für jeden von Euch! rief ſie. Hört
Ihr?, Vierzigtauſend! Ein jeder von Euch wird reich und
ich ſchwöre es, ich gelobe es.
Der Sergeant ſtieß ſie brutal beiſeite.
Ruhig! brüllte er. Genug damit. Haben Sie das Geld,
ſo bekommen wir es ohnehin. Wir haben ſchon zu viel Zeit ver=
ſäumt
. Ob er uns verzeiht oder nicht, kommt auf eins heraus,
jetzt wird er gehängt.
Sie wurde leichenblaß, die Pupillen ihrer blauen Augen
weiteten ſich, bis ſie das ganze Auge zu füllen ſchienen, und aus
ihnen ſprühte ein Funkenſtrom, der für eine Sekunde ſogar
dieſen Raubtiermenſchen bändigte.
Wagen Sie das, Sie elender Schurke! rief ſie mit keuchen=
der
Stimme. Wagen Sie das, und ich ſchwöre bei meiner
armen Seele Seligkeit ...
Wagen? unterbrach ſie der Sergeant, deſſen Zögern ſich
raſch in Wut verwandelt hatte. Wagen und ob wir es
wagen! Sie werden es in einer Sekunde ſehen!
Außer ſich, ſtarr von ohnmächtiger Verzweiflung, heftete ſie
die Augen mit einem brennenden Blick auf den Großherzog und
rief mit kaum vernehmlicher Stimme:
Dann, ſo wahr ich Olga Nikolajewna, Großfürſtin von
Rußland bin, werde ich mir keine Ruhe auf Erden gönnen, bis
Ihr nicht dieſes Verbrechen mit Eurem Leben, geſühnt habt!
Ich ſchwöre es bei meiner Hoffnung, den zu erretten, den Ihr
ermorden wollt .. bei meiner . .. bei meiner Liebe zu ihm..."
Ihre Stimme brach plötzlich, und wankend, von den Tränen
geblendet, die nun aus ihren Augen zu ſtrömen begannen, ver=
ſuchte
ſie ſich an dem ſchwarzen Sergeanten vorbeizudrängen,
die Arme ausgeſtreckt, um ſie um Don Namon zu ſchlingen

Don Namon, der da gebunden, verwundet, machtlos ſtand, wär
nend ſeine Gedanken wie im Delirium irrten; ſie war Olga Nike
lajewna, Großfürſtin von Rußland war ſie denn nicht Me
dame Pelotard? War ſie auch unter falſcher Flagge geſegelt
War alles ein Alptraum? Oder war es möglich? War e
möglich?!
Ach, ja, er begann zu verſtehen, jetzt, endlich, wo es zu ſpi
war!. Sie war es, die ihm vor zwei Jahren geſchrieben
war ihr Brief, den er . . . Er wayte den Gedanken, nicht z
Ende zu denken . . . Und nun hatte ſie ihr Leben geivagt
um ihn zu retten . . . Ueberwältigt von all den Gedanken, d
im Laufe von ein paar kurzen Sekunden auf ſeine Seele, ei=
ſtürmten
, wäre er zu Boden gefunken, wenn nicht Amadeos Mi
helfer ihn gehalten hätten. Keiner der Verſchwörer ſchien ve
ſtanden zu haben, was ſie gerufen hatte. Er fühlte, wie d
Schlinge um ſeinen Hals gelegt wurde, ſah, wie der ſchwar
Sergeant dieſes Weib, deſſen Schönheit und Leidenſchaft jel
andere Natur hätte bezwingen müſſen, Herrn Bekker zuſchle=
derte
, der grinſend das Ganze mit angeſehen hatte. Er we
dete den Kopf ab, um nicht mehr zu ſehen; für eine Sekunde fi
ſein Blick auf die Türe, und er fuhr mitten in ſeiner Betäubur
zuſammen; den Bruchteil eines Augenblicks glaubte er zu ſehe
daß die Türklinke bewegt wurde, daß jemand ſie zu öffnen ve
ſuchte . . . Konnte es der Profeſſor ſein? Oder war es ni
die Schildwache?
In der nächſten Sekunde war die Klinke wieder unbeweglie
wenn ſie ſich vorher, gerührt hatte, und einen letzten Schrei vo
ohnmächtigem Schmerz und Zorn unterdrückend, hörte er
denn hinſehen wollte er nicht wie Amadeo ſignaliſierte: all
klar!, und wie Herr Becker mit einem gluckſenden Lachen ſagt
Na, mein kleines Täubchen, komm nur her zu mir, ich w
Dich ſchon ſtützen! Hier ſiehſt Du gut! Komm!
Dann packten ihn Amadeo und ſeine beiden Helfer, um i!
näher an den Galgen heranzuziehen; der Strick ſpannte ſich u
ſeinen Hals, und er hob die Augen, um mit einem letzten Bl
ihr Lebewohl zu ſagen, die an dieſem Abend um ſeinetwille
alles gewagt, die er ſo grauſam verunrechtet und die geſa
hatte, daß ſie ihn liebte . . . Er begegnete ihrem Blick, der
lähmt an ihm hing, ſah, daß ſie im Begriffe war, ohnmächt
zu werden, ſah, daß Herr Becker die Arme ausbreitete, um
zu umſchlingen.
(Fortſetzung folgt.)

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