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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 283
Samstag, den 13. Oktober 1923
186. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 150 Mark,
Finanz=Anzeigen 200 Mark, Reklamezelle (92 mm
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uſw., erliſcht ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
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ſeder Rabatt weg. Bankonto: Deuiſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.
Die Lage im Runrgeviet.
Eſſen 12. Okt. (Wolff.) Aus gut unterrichteten Kreiſen
des Ruhrgebiets erfahren wir: „Die Auffaſſungen, die in einer
halbamtlichen franzöſiſchen Erklärung zum Ausdruck kommen,
werden im Ruhrgebiet nicht geteilt. Die franzöſiſche Taktik, mit
einzelnen Gruppen zu verhandeln, erleichtert nicht, ſondern
er=
ſchwert die allgemeine Wiederaufnahme der Arbeit. In weiten
Kreiſen der Bevölkerung, ebenſo wie bei einzelnen
hervorragen=
den Führern der Wirtſchaft und der Arbeiterſchaft beſteht, die
ernſteſte Beſorgnis, daß bei derartigen Methoden jetzt und
künf=
tig neue Schwierigkeiten ſich nicht vermeiden laſſen. Das gilt
ſowohl für diejenigen, die ſolche Verhandlungsmethoden
for=
dern, als auch für die Gruppen, die darauf eingehen. Wenn
die Wiedererrichtung des Wirtſchaftslebens im Ruhrgebiet
wirk=
lich erfolgen ſoll, ſo muß von deutſcher und von franzöſiſcher
Seite alles vermieden werden, was neue Erregungen in die
Be=
völkerung bringen würde. Im übrigen ſind gewiſſe Hemmungen
n der Arbeitsaufnahme und Wiederherſtellung des
Wirtſchafts=
ebens noch immer zum größten Teil auf die franzöſiſchen
Be=
dingungen und Maßnahmen zurückzuführen. So wird jetzt von
den Beamten der ſtillgelegten Poſt= und Telegraphenämter im
Ruhrgebiet die Anerkennung von Verordnungen der
Rhein=
andkommiſſion verlangt, die einen Eingriff in die deutſchen
Hoheitsrechte darſtellen. Ohne derartige, völlig zweckloſe
Forde=
ungen wäre man heute bereits viel weiter; dazu kommt, daß
die behördlichen Einrichtungen der Franzoſen für dieſen
kom=
plizierten Wirtſchaftsorganismus des Ruhrgebiets äußerſt
un=
ulängſich ſind. Das gilt insbeſondere für die Ein= und
Aus=
uhrſtelle in Eſſen, die überhaupt nicht in der Lage iſt, ihre
Auf=
aben zu bewältigen. Endlich machen die hemmenden Ein= und
Lusreiſebeſtimmungen der Beſatzungsbehörden die ſchnelle
Wie=
ſerkehr normaler Zuſtände ebenfalls unmöglich. Dieſe
Beſtim=
nungen mochten vor der Aufgabe des paſſiven Widerſtands
inen Zweck als politiſches Kampfmittel haben; für ihre
Bei=
ſehaltung beſteht aber jetzt kein Grund mehr, es ſei denn, daß ſie
en Franzoſen auch jetzt noch als politiſcher Zweck der
Ab=
chnürung dienen ſollen. Alle Maßnahmen, die aber auf eine
olche Abſchnürung hinzielen, verhindern in gleicher Weiſe die
Liederaufnahme der Wirtſchaft an der Ruhr.
Franzöſiſche Bedenken gegen die bisherigen
Verhandlungsmethoden.
* Paris 12. Okt. (Priv.=Tel.) Eine überraſchende
Wen=
ung ſcheint ſich in den deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen
an=
ubahnen. Der Wert der bisherigen Abſchlüſſe Frankreichs mit
der deutſchen Induſtrie erweckt bereits Bedenken in der Pariſer
Regierungspreſſe, die bisher den Standpunkt vertrat, daß das
Reich in dieſe lokalen Verhandlungen nicht einzugreifen habe, habe er klar die Vorbedingungen gekennzeichnet, die die deutſche
In der „Information” wird heute darauf hingewieſen, daß
olche lokalen Verträge ohne Zuſtimmung der deutſchen
Regie=
uung vielleicht doch nicht ſo werwoll ſind, wie man glaubt, zu= aufnahme der Arbeit durch die Eiſenbahner und die Garantien,
nal wenn in Deutſchland jetzt eine Regierung mit abſoluten
Vollmachten zu heirſchen beginnen wird. Mit Stinnes wird ein Abkommen mit Belgien geſchloſſen hätten. Der Korreſpon=
Frankreich ſich nicht einigen können, ſo ſchreibt das Blatt weiter, dent erklärt weiter, die Verbalnote ſei in ſolchen Wendungen
da ſeine Abſichten der deutſchen Verfaſſung und dem Verſailler
Vertrag widerſprechen und für Frankreich berdrohlich ſind. Der
Broßinduſtrielle Wolff, der jetzt mit Frankreich ein Abkommen
getroffen hat, wird mit der Anklage auf Hochverrat bedroht. Es
ſt daher fraglich, ob es im Intereſſe Frankreichs liegt, die Ruhr= daß man ſtillſchweige.
nduſtriellen als einen Staat im Staate zu unterſtützen. — Trotz
dieſer Bedenken der franzöſiſchen Preſſe wird man bei uns
je=
doch kaum damit rechnen können, daß die franzöſiſche Regierung
ihre bisherige Haltung ändern wird.
Paris, 18. Okt. (Wolff.) Der Berichterſtatter des
Jour=
ial des Debats in Düſſeldorf ſtellt die Frage, ob man eine
ſo=
ortige Beſſerung der Lage im Ruhrgebiet erwarten könne. Er rungabzuzielen. Iſt für Frankreich nicht der Augenblick
gekom=
deantwortet ſie mit den Worten: Es ſcheint nicht. Mit der men, um auf dem Gebiete der wirtſchaftlichen Einrichtungen der
Wolffgruppe und dem Phönixkonzern verhandeln, heiße, das
Problem von der weniger ſchwierigen Seite anfaſſen. Dem
Phönixkonzern fehle es, wie der geſamten Ruhrinduſtrie,
haupt=
ächlich an Betriebskapital. Nachdem er ſein Abkommen mit den
Beſatzungsbehörden abgeſchloſſen und ſeinen guten Willen durch
eine ſofortige Zahlung der rückſtändigen Kohlenſteuer gezeigt
habe, könne er über die Vorräte der Metallwaren verfügen.
Da=
durch könne er ſich die notwendigen Gelder für die
Wiederauf=
nahme des Betriebs verſchaffen. Das könnten auch die großen
cheiniſch=weſtfäliſchen Konzerne, aber es gebe nicht nur große
Ronzerne, es ſeien auch mittlere und kleinere Unternehmen
vor=
ür eine beſtimmte Zeit auf die Zahlung der Kohlenſteuer
ver=
zichte, ja ſogar, daß man ſie, wenn nötig, erlaſſe. Wenn man
das aber tue, ſei noch nicht geſagt, daß dieſe Undernehmen eine
normale Tätigkeit auch wieder aufnehmen könnten. Der
Ruhr=
krieg habe den Kredit völlig unterbunden. Die Frage des
Kre=
dits könne vielleicht durch ein Eingreifen der Berliner
Regie=
rung geregelt werden, aber dieſe ſcheine wenig geneigt zu ſein, ſchreibt: Die Dominions, die jung und ſtark ſind, nehmen nicht
irgend etwas derartiges zu tun. Der Berichterſtatter
kriti=
ſiert alſo damit die Haltung der franzöſiſchen
Re=
gierung, die dieſe gegenüber dem deutſchen Vorſchlag, über
die Viederaufnahme der Arbeit zu verhandeln, eingenommen zugszölle zwar Beruhigungsmittel, aber keine
Heil=
lein keine Schwierigkeiten bereite, ſondern auch die Transport= tionsproblem das weſentlichſte Problem. Schon kündet man in
frage. Er ſpricht von dem falſchen Manöver, das anläßlich
des Treueides begangen worden ſei, den die Regie von den neuen Kräfte endlich aktiv werden wird, und nicht ohne
Geheim=
deutſchen Eiſenbahnern verlangt habe. Auch fehlt es nach
ſei=
ner Anſicht, namentlich in den der Ruhr benachbarten
Induſtrie=
kreiſen, vor allem in Düſſeldorf, an Kohlen.
Eine engliſche Kohlenanleihe für die deutſche Induſkrie.
* Paris, 12. Okt. (Priv.=Tel.) Aus London wird
ge=
meldet, daß dort Vertreter von Stinnes angekommen
Pfund aufzunehmen. Die Verhandlungen werden auf deutſcher
Seite von einer Gruppe von Grubendirektoren und von
Vertre=
tern der Metallinduſtrie geführt, ohne daß die deutſche
Regie=
rung daran teilnimmt. Als Garantie für die Anleihe ſollen
aus=
ländiſche Deviſen zur Verſügung geſtellt werden. Die Anleihe
ſoll auf drei bis fünf Jahre befriſtet werden und zur Belieferung abzuſchließen, die von den Premierminiſtern der Dominions und
Deutſchlands mit Kohlen im kommenden Winter dienen,
Vom Tage.
Der Telegraphen= und Fernſprechverkehr nach
aus=
wärts iſt in Mainz am 12. Oktober wieder aufgenommen
worden.
Die Buchhändlerſchlüſſelzahl beträgt ab 13. Oktober
1100 Millionen.
Der Reichspräſident empfing geſtern den neu ernannten perſiſchen
Geſandten und den eſtniſchen Geſandten, ſowie den neu ernannten
Ge=
ſandten von „Venezuela zur Entgegennahme ihrer
Beglaubigungs=
ſchreiben.
Der Befehlshaber im Wehrkreiskommando 4 hat den für den 14.
November nach Chemnitz einberufenen Kongreß der proletariſchen
Ab=
wehrorganiſationen verboten, da er eine Gefahr für die öffentliche
Ord=
nung und Sicherheit bedeutet.
Die Separatiſten haben für heute nachmittag in Gelſenkirchen eine
öffentliche Verſammlung einberufen. Der Bevölkerung hat ſich eine
große Erregung bemächtigt.
Agenturmeldungen aus Waſhington zufolge ſtattete der ehemalige
Reichskanzler Dr. Cuno dem Präſidenten Coolidge einen
Be=
ſuch ab.
Der Papſt ließ dem Hamburger Raphaelverein, einer
Vereinigung für den Schutz der Auswanderer, eine koſtbare Stickerei
und eine beträchtliche Geldſumme unter Anerkennung ſeines
humanitä=
ren Wirkens überſenden.
Lord Curzon empfing im Foreign Office den bulgariſchen
Außen=
miniſter Kalfoff.
Wie Havas aus Madrid berichtet, ſind die beiden Mörder
deg Miniſterpräſidenten Dato Matheo und Nicolau zum Tode
verurteilt worden. Die Mitangeklagten wurden freigeſprochen.
Das albaniſche Parlament wurde aufgelöſt. Die Konſtituante ſoll
für den Januar 1994 einberufen werden, und dann auch über die Frage
der Staatsform entſcheiden. Die Mehrzahl der Abgeordneten iſt für
die republikaniſche Staatsform.
Dollarkurs
Berlin .. 3990000 000
Frankfurt 4 987 500 000
Belgiens Haltung.
Paris, 12. Okt. (Wolff.) Der Brüſſeler Berichterſtatter
des Temps meldet, die belgiſche Regierung werde auf die
deut=
ſche Dewarche hinſichtlich der Einſetzung einer deutſch=
franzöſiſch=
belgiſchen Kommiſſion für die Regelung der Fragen, die die
Wie=
deraufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet betreffen, keine Antwort
geben. In dem Augenblick, in dem Miniſter Jaſpar Kenntnis
von der Verbalnote der deutſchen Regierung genommen habe,
Regierung zu erfüllen hätte, bevor man das
Reparationspro=
blem diskutiere. Dieſe Vorbedingungen betreffen die
Wieder=
die die deutſche Regierung den Induſtriellen geben müſſe, die
gehalten geweſen, daß man darin nur eine Täuſchung der
Alli=
ierten erblicken könne. Unter dieſen Umſtänden glaubt man in
Brüſſel, der deutſchen Regierung keine weitere Antwort geben
zu müſſen. Die Unterredungen würden dadurch fallen gelaſſen,
Aenderung der britiſchen Orientierung?
Paris, 12. Okt. (Wolff.) Ueber die Verhandlungen der
britiſchen Reichskonferenz ſchreibt die Journée Induſtrielle: Wir
neigen dazu, der protektioniſtiſchen und inſlationiſtiſchen Agita=
Kritik an der Haltung der franzöſiſchen Regierung. tion keine unmittelbare Bedeutung beizumeſſen, aber die
Schwan=
kungen, die man bei unſeren Alliierten bemerkt, ſcheinen uns doch
auf irgendeine Aenderung der britiſchen Orientie=
Welt außerhalb der kitzlichen Reparationsfrage zu verſtehen zu
geben, daß Frankreich weder eine gewiſſe Solidarität noch eine
gewiſſe Zuſammenarbeit ablehne? Iſt der Augenblick nicht
gekom=
men, unſeren Nachbarn daran zu erinnern, daß der franzöſiſche
Erfindungsgeiſt und die franzöſiſchen Hilfsquellen einen nicht zu
vernachläſſigenden Wert für die Löſung unmittelbarer und
ver=
wickelter Probleme bilden? Nichts wäre gefährlicher, als
Eng=
land zu geſtatten, ſeine oppoſitionelle Haltung in der
franzöſiſch=
deutſchen Frage uns gegenüber durch eine Haltung vollkommener
Indifferenz bei der Einrichtung ſeiner wirtſchaftlichen Zukunft
zu verſchärfen. Im Gegenteil, das gemeinſchaftliche Suchen nach
handen. Man könne dieſen vielleicht dadurch helfen, daß man beſſeren Mitteln, um das wirtſchaftliche Gleichgewicht herzuſtellen,
würde die offenen und ſchlummernden Gegenſätze in unſerem
europäiſchen Weſten herabmildern.
Auch Oeuvre erblickt in der angekündigten engliſchen
Neu=
orientierung die Anzeichen dafür, daß engliſcherſeits die
Kon=
ſequenzen aus der intranſigenten Haltung der franzöſiſchen
Poli=
tik in der Reparationsfrage gezogen werden ſollen. Das Blatt
mit dem gleichen Fatalismus wie das britiſche Kabinett die
Ver=
längerung der Krankheiten hin, an denen Europa langſam
dahin=
ſiecht. Sie wiſſen ſehr wohl, daß die Notenpreſſe und
Vor=
hat. Er führt weitere Gründe dafür an, daß die Kreditfrage al= mittel ſind. Für ſie wie für Frankreich bleibt das Repara=
London an, daß die britiſche Politik unter dem Antrieb dieſer
nis ſpricht mon von einem Reparationsplan, der
„revolutionär” ſeinwerde. Wir glauben nicht an
Wun=
der, beſonders nicht in der Reparationsfrage, aber es wäre doch
weiſe, mit Aufmerkſamkeit zu verfolgen, was in London vorgeht.
London, 12. Okt. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt, es werde erwartet, daß
Baldwin heute in der Guildhall einige Andeutungen über
die zukünftige Orientierung der Außenpolitik
ſind, die beabſichtigen, eine engliſche Anleihe von 5 Millionen des britiſchen Reiches machen werde, als Ergebnis der letzten
Erörterungen zwiſchen den Staatsmännern Englands und der
Dominions. Die Verſchiebung der Debatte über das
Repara=
tionsproblem von heute auf Anfang nächſter Woche werde den
britiſchen Miniſtern und Sachverſtändigen es ermöglichen, ihre
Prüfung der konkreten Vorſchläge für eine europäiſche Regelung
insbeſondere von General Smuts unterbreitet worden ſeien.
Macht.
Von
Profeſſor D. Dr. M. Schian, M. b. L.
Um die Zeit der Revolution, deren fünfjähriger Gedenktag
naht, erlebte der Begriff „Macht” einen ungeahnten Kursſturz.
Der „alte Staat”, dem damals jeder unreife Burſche einen
Eſels=
fußtritt geben zu müſſen glaubte, wurde wegwerfend als „
Macht=
ſtaat” bezeichnet. Bismarck glaubten viele nicht ſchlimmer
dis=
kreditieren zu können, als indem ſie ihn als „Machtpolitiker”
ver=
höhnten. Wer den Beſitz und den Gebrauch von Macht
vertei=
digte, wurde als Verfechter unſittlicher, erſt recht unchriſtlicher
Ideen angeſehen, wenn er nicht überhaupt der Ideenloſigkeit
be=
zichtigt wurde. An die Stelle der Macht — ſo verkündete man —
trete jetzt das Recht. Eine neue Periode der Diplomatie, der
Politik, der Völker= und Menſchheitsentwicklung ſei angebrochen.
Mancher erinnert ſich vielleicht der Rede, mit der der damalige
Miniſter des Auswärtigen, Hermann Müller, ſein Amt antrat.
Sie entvickelte Gedanken, wie ich ſie eben ſkizziert habe, im Tone
der größten Selbſtverſtändlichkeit.
Deutſchland handelte damals entſprechend dieſen
Grund=
ſätzen. Es zerſchlug ſein Heer, es entäußerte ſich ſeiner Macht.
Die Feinde zwangen es zu völliger Entwaffnung; aber ein
großer Teil des deutſchen Volkes ſah in dieſer Forderung nichts
anderes als die Erfüllung eigener Wünſche. Der Träger der
deutſchen Macht, das Heer, war ihm verhaßt; mit ihm verknüpfte
ſich ja der Gedanke an den verabſcheuten „Militarismus”.
Deutſchland wurde machtlos. Selbſt das winzige Reichsheer, das
wir behalten durften, ja ſogar die Schutzpolizei waren vielen
noch ein Dorn im Auge. Wozu Macht? Macht iſt unſittlich.
Fünf Jahre vergingen ſeit der Revolution. Sie nahmen
das Volk in eine harte Schule. Deutſchland war machtlos
gewor=
den; ſeine Feinde behielten ihre Macht; Frankreich verſtärkte
die ſeine bis zum Aeußerſten. Deutſchland forderte Recht; ſeine
Feinde häuften — mit fadenſcheinigſten Rechtsargumenten —
Unrecht auf Unrecht, Rechtsbruch auf Rechtsbruch. Deutſchland
proteſtierte, niemand hörte. Amerika, das während des Krieges
ſich zum Hüter der Weltmoral und des Rechts aufgeworfen
hatte, wurde mit einem Male taub. Der Völkerbund, dieſe
Spottgeburt, dieſes Inſtrument zur Niederzwingung deutſchen
Rechts, erwies ſich als Hort alles Unrechts. Die kleinen
Neu=
tralen blieben auf dem Deutſchland zugewandten Ohr dauernd
ſchwerhörig. Die Macht unſerer Feinde, die Uebermacht
Frank=
reichs regiert die Welt. Deutſchland aber ſpürt, was Ohnmacht
bedeutet. Ohnmacht bedeutet Rechtloſigkeit, Hilfloſigkeit.
Ohn=
macht bedeutet Verhöhnt= und Verſpottetwerden,
Vergewaligt=
werden. Ohnmacht eines Staates bedeutet, daß er ſeine Bürger
nicht ſchützen kann; er muß die Feinde in ſeine Grenzen rücken
laſſen, er muß ſeine Bürger ins Gefängnis werfen und
ſchuld=
los zum Tode „verurteilen” laſſen, er muß zuſehen, wie ſeine
Kaſſen beraubt, ſeine Beamten Landes verwieſen werden. Was
wir erlebt haben in dieſen Jahren, zumal in dieſen letzten
Mo=
naten, wir hätten es nie zu erleben brauchen, wäre Deutſchland
nicht ohnmächtig geweſen!
Hat das deutſche Volk in dieſer harten Schule gelernt?
Ge=
lernt, daß es nicht für ſich allein imſtande iſt, eine neue
Welt=
ordnung einzuführen? Gelernt, daß ein Staat ſich nicht
macht=
los machen darf, weil er damit das Volk preisgibt? Weil er ſich
damit ſelbſt verneint? Viele mögen gelernt haben. Aber längſt
nicht alle. Zu tief ſitzt weiten Schichten unſeres Volkes die
Prin=
zipienhaftigkeit, der doktrinäre Eigenſinn, ſagen wir: die
ideo=
logiſche Verranntheit im Blut, als daß es ſich durch die
Tat=
ſachen belehren ließe. Tatſachen hin, Tatſachen her — die Idee
hat Recht! So denken die Deutſchen.
So ſollten ſie wenigſtens eins tun: nämlich dieſe geliebte
Idee gründlich auf ihre Richtigkeit prüfen. Das Ergebnis wäre
ſtaunenswert. Macht ſoll unſittlich ſein? „Macht” iſt genau ſo
ſittlich und ſo unſittlich wie Kraft und Stärke, genau ſo ſittlich
und ſo unſittlich wie Ohnmacht, Kraftloſigkeit, Schwäche. Das
alles ſind Begriffe, die für ſich genommen, weder ſittlich noch
unſittlich ſind, die ihren ſittlichen Charakter erſt durch ihren
Ge=
brauch bekommen. Iſt der ſtarke Mann minder ſittlich als der
ſchwache? Das ſtarke (mächtige) Volk weniger als das ſchwache?
Alles kommt darauf an, zu welchem Zweck die Macht gebraucht
wird. Sie kann zu böſen Gedanken benutzt werden, aber auch
zu guten. Benutzt das organiſierte Volk ſeine Kraft, um ſeine
Glieder zu ſchützen, zu verteidigen, ſein Recht zu wahren, dann
handelt es ſittlich. Und wenn es ſeine Kraft vergeudet, ſeine
Macht hinwirft und ſich ſo der Möglichkeit beraubt, ſeine ihm
vom Gott gewieſenen Aufgaben zu erfüllen, dann handelt es
un=
ſittlich.
Wir werden durch eine noch härtere Schule gehen müſſen,
bis das ganze Volk das lernt. Bis Utopismus und Phraſeologie
aus ſeinem Blut, das ſie jetzt vergiften, ausgeſchieden ſein
wer=
den. Denn unſere Feinde haben dafür geſorgt, daß Deutſchland
noch lange machtlos bleibt.
Der Sprecher der Deutſchnationalen bei der letzten großen
politiſchen Ausſprache im Reichstag, Graf Weſtarp, hat etwa
ge=
ſagt: „Wer darauf verzichtet, der Gewalt Gewalt
entgegenzu=
ſetzen, der verzichtet auf Rhein und Ruhr.‟ Die
grundſätz=
liche Erkenntnis, daß der Macht gegenüber nur Macht etwas
ausrichten kann, iſt richtig. Das Ende des paſſiven Widerſtandes
hat es uns zu unſerem bitterſten Schmerz aufs neue bewieſen.
Er war die Probe darauf, ob ein Volk die Möglichkeit habe,
anders als durch Macht ſich gegen die ſchnödeſte Vergewaltigung
zu wehren. In dieſem Sinne iſt der paſſive Widerſtand in den
erſten Monaden nach der Ruhrbeſetzung oft geradezu gefeiert
worden. Gerade die grundſätzlichen Gegner jeder Macht prieſen
ihn als das Mittel, feindlichem Machteinfall waffenlos die Spitze
zu bieten, als den Beginn neuer Methoden im Ringen der
Völ=
ker. Es hat ſich gezeigt, daß das machtloſe Deutſchland dieſes
Mittel nicht ſo lange anwenden konnte, bis es ihm den Sieg
gab. Macht war ſtärker als machtloſe Abwehr. Im
pazifiſtiſchen Lager iſt es ſeitdem merkwürdig ſtill geworden.
Man will ſich und anderen nicht eingeſtehen, daß es ſo und nicht
anders iſt. Demgegenüber zeigt jener Satz des Grafen Weſtarp,
wie geſagt, die grundſätzlich richtige Erkenntnis. Aber er
fehlt nach der Seite der Tatſachen hin. Er verlangt, daß ein
Volk Gewalt der Gewalt entgegenſetze, daskeine Macht hat,
alſo keine Gewalt üben kann. Ich verſtehe es, wie ſchwer es
einem Deutſchen ſein muß, jetzt zuzugeſtehen, daß Deutſchland
ohnmächtig iſt. Jetzt, wo Rhein und Ruhr nach Hilfe ſchreien!
Seite 2.
Nummer 283.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, dent 13. Oktober 1923.
Jetzt, wo Frankreichs Infamie alles Maß überſchreitet! Aber
Tatſachen laſſen ſich durch Worte nicht ändern. Wir ſind
macht=
los und müſſen die Folgen tragen. Und es iſt keine gute Politik,
unter Jgnorierung von Tatſachen von einer Regierung Dinge zu
fordern, die zu leiſten einfach unmöglich ſind.
Wir werden lange, lange brauchen, bis wir wieder
Macht=
gewinnen. Wenn es nach Frankreich geht, ſollen wir ſie niemals
wieder bekomen. Gebe Gott, daß es nicht nach Frankreich
geht! Daß wir wieder Macht haben, ehe wir vollends zerſtückelt
werden! Dazu aber gehört, daß das deutſche Volk in allen ſeinen
Teilen begreift, daß es Macht braucht. Macht zur Durchſetzung
ſittlicher Zwecke. Macht zum Schutz der Grenzen und der
Bür=
ger. Ehe nicht das ganze Volk geheilt iſt von dem krankhaften
Lobpreis der Ohnmacht, kann Deutſchland nicht wieder
auf=
kommen.
Es wird lange, lange bauern. Und nur von innen her kann
die Geſundung kommen.
Lebensmittelunruhen.
Lenkt Frankreich ein?
* Paris, 13. Okt. (Priv.=Tel.) In politiſchen Kreiſen der
Hauptſtadt bricht ſich immer mehr die Ueberzeugung Bahn, daß
die franzöſiſche Regierung das Berliner Kabinett nicht lange
mehr von den Verhandlungen im Ruhrgebiet ausſchließen darf.
Zu dieſer Auffaſſung dürften verſchiedene Momente beitragen,
hauptſächlich aber das Berliner Communiqué, in dem es heißt,
daß die deutſche Regierung durch die Anweſenheit der Behörden
des Ruhrgebiets auf den Gang der Beſprechungen ſehr wohl
einen Einfluß auszuüben vermag. Man legt ſich hier
Rechen=
ſchaft darüber ab, daß Dr. Streſemann, ſobald er diktatoriſche
Vollmachten erlangt hat, tatſächlich imſtande iſt, die
Ruhrmag=
naten durch weitgehende Vorſchriften in ihren Entſchlüſſen
feſt=
zulegen. Zum andern glaubt man in Paris, Beweiſe für eine
gewiſſe Unaufrichtigkeit der Ruhrmagnaten zu haben, die, wie
man verſichert, die Okkupation gegen die Arbeiter auszuſpielen
verſuchen und umgekehrt die Okkupation in der Hand zu haben
glauben. Daher glaubt man beſſer zu fahren, wenn man alle
Bedenken fallen läßt und ſich mit der deutſchen Regierung ſelbſt
auseinanderſetzt.
Neue Rede Baldwins.
* London, 13. Okt. (Priv.=Tel.) Der engliſche
Miniſter=
präſident Baldwin hielt geſtern in der Guildhall eine Rede
worin er zuwächſt auf das Problem der engliſchen
Arbeitsloſig=
keit einging. Sie ſei das größte und erſte Problem, dem ſich
England jemals gegenübergeſehen habe. Baldwin, fuhr dann
fort: Wir haben die Vertreter unſerer Dominions zu
Beratun=
gen zuſammenberufen. Ich glaube zu wiſſen, daß dieſe
Beratun=
gen uns dazu verhelfen werden, das Gleichgewicht wieder zu
finden, das uns durch früher noch nie erlebte Ereigniſſe verloren
gegangen iſt. Daß dieſe Aufgabe erfüllt wird, iſt die Hoffnung,
die in unſer aller Herzen lebt. Ich bin überzeugt, daß wir nicht
eher von unſerer Arbeit uns erheben werden, als bis wir
er=
füllt haben, was unſeren eigenen Völkern zum Vorteil und der
ganzen Menſchheit zur Wohltat gereichen wird.
„Das deutſche Chaos”
London 12. Okt. (Wolff.) Die Times führt in einem
Das deutſche Chaos” überſchriebenen Artikel aus, der
Reichstag habe beſchloſſen, ſein eigenes Begräbnis für den
Augenblick zu verſchieben. Wie lange er dazu in der Lage ſein
werde, ſei jedoch fraglich. Die Leiter Deutſchlands ſtänden
einer furchtbaren Lage gegenüber. Zweifellos beſtehe eine
Partei in Frankreich ebenſo wie in Belgien, die darau
erpicht ſei, das Gefüge des Reiches durch die Entſtehung
auto=
nomer Staaten in Bayern, im Rheinland und vielleicht auch
anderswo gelockert zu ſehen. In dem Artikel heißt es zum
Schluß, deutſcher Finanzminiſter zu ſein, ſei gegenwärtig wohl
die undankbarſte Aufgabe in Deutſchland.
London, 12. Okt. Die Weſtminſter Gazette ſchreibt: Die
politiſche Kriſe in Berlin werde akuter. Inzwiſchen beobachte
Poincaré, trotz der Beendigung des paſſiven Widerſtandes im
Ruhrgebiet, das Hintertreiben zu dem Chaos und weigere ſich
ſogar, mit Berlin Vereinbarungen für die Wiederaufnahme der
Arbeit zu treffen. Augenblicklich komme aus Paris kein
Anzei=
chen jener konſtruktiven Politik, die den Zuſammenbruch
Deutſch=
lands abwenden könnte und von der man hoffte, daß ſie auf
die Einſtellung des paſſiven Widerſtands folgen würde. Die
britiſche Regierung warte darauf, daß Paris die Initiative
er=
greife, aber es ſei ſchwer zu ſehen, wie Großbritannien mit
Würde dieſe Haltung paſſiver Erwartung aufrechterhalten
könne, während Ereigniſſe, die ſeine Intereſſen vital berührten,
ſtattfänden. Die Weſtminſter Gazette hofft, daß jetzt die im
Gange befindlichen Erörterungen auf der Reichskonferenz der
ſeltſamen Periode der Unentſchloſſenheit, die auf die letzte bri=
tiſche Note an Frankreich folgte, ein Ende bereiten und zur
For=
mulierung einer endgültigen, aktiven Politik führen werden.
Blutige Erwerbsloſendemonſtration in Höchſi.
Höchſt a. M., 12. Okt. (Wolff.) In den geſtrigen
Vormit=
tagsſtunden demonſtrierten vor dem hieſigen Rathaus die an den
ſtädtiſchen Notſtandsprojekten beſchäftigten Erwerbsloſen.
Sie forderten einen Lohnvorſchuß in Höhe von 10 Milliarden
pro Kopf und Bezahlung der Regentage. Infolge der rapid
ſtei=
genden Teuerung herrſchte unter den zahlreichen Demonſtranten
eine große Erbitterung, und die Stimmung wurde fortgeſetzt
be=
drohlicher. Am Eingang des Rathauſes wurde daher ein ſtarker
Polizeipoſten aufgeſtellt. Die Polizei verhielt ſich vollkommen
zurückhaltend, bis plötzlich aus der Menge Steine gegen
die Poliziſten geworfen wurden. Dieſe machten hierauf
von der Waffe Gebrauch und gaben mehrere Schüſſe ab. Soweit
ſich bisher feſtſtellen läßt, wurden auf ſeiten der Demonſtranten
ein Arbeiter getötet drei ſchwer und zwei leicht
verletzt. Die Menge belagert weiter das Rathaus. Die heute
früh zwiſchen dem Magiſtrat und den Notſtandsarbeitern
auf=
genommenen Verhandlungen über die erwähnten Forderungen
ſind vorläufig abgebrochen worden. Die Franzoſen haben
ſich bis jetzt neutral verhalten, aber es ſteht zu erwarten, daß von
der Beſatzungsbehörde der Belagerungszuſtand verhängt
wird.
Höchſt a. M., 12. Okt. (Wolff.) Die Lage in Höchſt a. M.
iſt zurzeit um 5 Uhr nachmittags kataſtrophal. Es haben
Plün=
derungen eingeſetzt. Die Menſchenmenge drang in verſchiedene
Lebensmittel= und Konfektionsgeſchäfte ein und warf die Waren
auf die Straße, um ſie fortzuſchleppen. Auf Befehl des
Kreis=
delegierten ziehen Patrouillen durch die Stadt. Dem Vernehmen
nach ſollen auch am Brüningſchloß die franzöſiſchen Truppen zur
Säuberung der Stadt lereit ſtehen. Die Stadtverwaltung hat
einen Aufruf an die Bevölkerung erlaſſen, in dem die Urſachen
der heutigen Ereigniſſe dargelegt werden und die Bevölkerung
zur Ruhe ermahnt wird. Die deutſche Polizei iſt zurückgezogen
worden. Die Grenze zwiſchen Frankfurt a. M. und Höchſt iſt ſeit
heute früh infolge der Vorgänge in Höchſt ſchärfer bewacht.
Unruhen in Frankfurt.
Frankfurt a. M., (Wolff.) Heute abend gegen 7 Uhr
kam es im Stadtteil Bornheim infolge der neuen
Lebensmittel=
preiserhöhungen zu Anſammlungen und Ausſchreitungen.
Meh=
rere Fenſter eines Lebensmittelgeſchäfts in der Bergerſtraße
wurden hierbei zertrümmert, ebenſo ein Fenſter der Filiale der
Deutſchen Bank. Sofort herbeigeeilte Schutzpolizei zerſtreute
die Demonſtranten und ſtellte ſofort die Ordnung wieder her,
ohne daß es zu weiteren Ausſchreitungen kam. Auch in der
In=
nenſtadt kam es an einer Stelle zu einem Auflauf, der jedoch
keinen größeren Umfang annahm.
Unruhen und Plünderungen in Wiesbaden.
Wiesbaden 12. Okt. (Wolff.) Geſtern nachmittag kam
es hier in der Altſtadt und im weſtlichen Stadtteil
verſchiedent=
lich zu Unruhen und Plünderungen. Die Erwerbsloſen
zogen nachmittags vor das Rathaus und wurden durch eine
Ab=
ordnung wegen einer einmaligen Beihilfe — man ſpricht von
10 Milliarden — vorſtellig. Im Anſchluß an dieſe Kundgebungen
ſtürmten einige Trupps halbwüchſiger Burſchen verſchiedene
Ge=
ſchäfte und verurſochten Zerſtörungen und Plünderungen. Die
Geſchäftswelt, die nichts Gutes ahnte, hatte zum großen Teil
geſchloſſen. Die Unruhen auf den Straßen dauernten bis zum
Abend an, wo es dem ſcharfen Vorgehen der Polizei gelang,
Ruhe und Ordnung wieder herzuſtellen. Verſchiedene
Verhaftun=
gen wurden vorgenommen.
Die Arbeiter des graphiſchen Gewerbes ſind ſchon
ſeit Samstag ausſtändig. Geſtern ſind auch die
Bau=
arbeiter wegen Lohndifferenzen in den Streik getreten.
Zuſammenſtöße in Berlin.
Berlin, 12. Okt. (Wolff.) Heute vormittag kam es in
der Turmſtraße ziviſchen Erwerbsloſen und der Polizei zu
einem Zuſammenſtoß. Den plötzlich auftauchenden Zügen von
etwa 500 Erwerbsloſen traten 7 Beamte der Schupo entgegen.
Die Veamten wurden von der Menge tätlich angegrifen. Sie
machten in der Netwehr von den Seitengewehren Gebrauch.
Zivei Perſonen tpurden feſtgenommen.
Berlin 12. Okt. (Wolff.) Etwa 1000 Perſonen, die
mit=
tags das Rathaus in Schöneberg zu ſtürmen verſuchten, um von
dem Bürgermeiſter die Herabſetzung der Lebensmittelpreiſe zu
erztingen, wurden von der Polizei ohne beſonderen
Zwiſchen=
fall zerſtreut.
Auf dem Güterbahhof von Steglitz wurden etwa 800
Per=
ſonen, die einen mit Kartoffeln beladenen Wagen umſtellten,
um ihn zu plündern, rechtzeitig von der Schupo
auseinanderge=
trieben.
Gerüchte über Plünderungen von Lebensmittelgeſchäften in
Groß=Berlin ſind, wie wir von zuſtändiger Seite erfahren,
völ=
lig harmlos. Ebenſo kann von einer Alarmbereitſchaft der
Schupo keine Rede ſein.
Ausſchreitungen in Solingen.
Zuſammenrottungen in Leipzig.
Die Teuerung der letzten Woche.
Bergarbeiterlöhne und Kohſenpreiſe.
Aufhebung der franzöſiſch=ſchweizeriſchen Freizonen.
Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Freitag, den 12. Oktober.
Aleſſandro Stradella.
Komiſche Oper in 3 Akten von Friedrich.
Muſik von Flotow.
F.N. Der ſinnliche Reiz der Melodien Flotows ſichert ſeinem
„Stradella” wie der „Martha” immer wieder ſtarken Erfolg. Ein
glückliches Zuſammentreffen von routinierter Opernmache im
Sinne der franzöſiſch=deutſchen Spieloper mit ſtarker melodiſcher
Begabung, die zwiſchen deutſcher Behaglichkeit und
Empfindſam=
keit und ſchmiſſigen Offenbachiaden ein hübſches Wechſelſpiel
treibt, wirkt tauſendmal geſünder und ehrlicher auf unſeren
Büh=
nen als die immer wieder vom Publikum mit Enthuſiasmus
aufgenommenen franzöſiſchen Verballhornungen Goetheſcher
Stoffe wie „Mignon” und „Fauſt” Alles iſt da, was zur älteren
Oper gehört, klangvolle Chöre, eine Anzahl Ballette, ein
Trink=
lied, ein Gebet, reizvolle Enſembles, aber über allem liegt der
ſympathiſche Zug eines freudigen, harmloſen Muſizierens und
einer vornehm geſinnten Volkstümlichkeit.
So kann es nur warm begrüßt werden, wenn ſolche guten
Unterhaltungsopern ſich auf dem Spielplan halten. Das Kleine
Haus iſt hierfür der richtige Rahmen. Geſchmackvolle
Inſzenie=
rung und flottes Zuſammenſtiel erreichen eine erfreuliche
Wir=
kung. Auch die im Gegenſatz zur Gepflogenheit der
Entſtehungs=
zeit viel natürlicheren und weniger aus der Handlung
heraus=
tretenden Tänze zeugen von feinem Geſchmack.
Herr Hoefflin bietet in der Titelrolle eine vortreffliche
Leiſtung, die aus dem vorigen Jahr, noch beſtens bekannt iſt,
Wenn er heute das Pech hatte, am Anfang zu verſagen, ſo machte
er dieſen Unfall, der auf den erſten Akt etwas lähmend wirkte,
in den beiden folgenden Akten durch beſondere Stimmfriſche und
Wärme wieder gut. Hilde Baß ſang zum erſten Male die
Par=
tie der Leonore. Ihre ſympathiſche Stimme reicht nun im
Klei=
nen Haus auch für ſolche anſpruchsvolleren Rollen aus,
kling=
zwar in der Höhe noch etwas unfrei und eng, wird aber
ſicher=
lich bald an ſolchen größeren Aufgaben noch wachſen. Ihrem
Vortrag und Spiel laften noch wanche Schlacken des
Einſtudier=
ten und Gelernten an, aber man darf ſchon bald erwarten, daf
ein freieres Ausſichherausgehen ihrer Leiſtung eine gute
künſt=
lerſiche Abrundung geben wird. Walter Hagner, der neue
Vertreter des Vorrunds, erwies ſich als ſtimmbegabter, dunkler
Baß, der ſich vortrefflich einfügte. Die beiden Banditen wurden
durch die Herren Kuhn und Eugen Vogt ausgezeichnet
wie=
dergegeben, des letzteren Stimmfriſche und Lebendigkeit gab der
derbkomiſchen Rolle viel Charakter, manchmal wollte er etwas
zu viel karikieren.
Herrn Roſenſtock ſind wir dankbar, daß er alles
Senti=
mentale nicht im Stil früherer Zeit, ſondern drängender und
friſcher nahm, aber das darf nicht zu einer durchgehenden,
ner=
vöſen Haſt führen. Die Sorgfalt der Abtönung und
Einzelaus=
arbeitung kam vor allem der Ouvertüre zuſtatten. Beſonders ſei
auch der ſchöne Klang und die ſorgfältige Abtönung der Chöre
erwähnt, und nicht undankbar wollen wir dem raſtlos
flattern=
den Schmeterling ſein, der im zweiten Akt ſein Beſtes tat, um
die Stimmung auf die Höhe zu bringen. Die Künſtler durften
für ſtarken Beifall und zahlreiche Blumenſpenden danken.
* Das Buch als Begleiter.
Von Oskar A. H. Schmitz.
Das optimiſtiſche 19. Jahrhundert empfing ſeinen Antrieb
von dem Glauben an den Fortſchritt der Menſchheit. Nach den
Ereigniſſen des letzten Jahrzehnts fällt es in der Tat ſchwer, ihn
länger aufrechtzuerhalten, und die Folge iſt ein
Kulturpeſſimis=
mus, der ſeinen geiſtreichſten Ausdruck in Spenglers „
Unter=
gang des Abendlandes” gefunden hat. Nichtsdeſtoweniger will
niemand den Glauben an die Möglichkeit des Fortſchrittes
gänz=
lich aufgeben, ja, manche empfehlen, ihn als lebensnotwendige
Fiktion aufrechtzuerhalten, auch wenn er keiner Wirklichkeit
ent=
ſpreche, etwa ſo, wie „dem Volk die Relegion erhalten werden
müſſe‟. Aber iſt der Fortſchritt wirllich nicht mehr als ein
Mythos? Am entſchiedenſten werden dies die Techniker
ver=
neinen. Unwiderleglich weiſen ſie nach, daß eine Lokomotive
von 1900 einen ungeahnten Fortſchritt gegen eine ſolche von 1850
darſtellt, und welche Fortſchritte hat gar die Luftſchiffahrt
ge=
macht in den zehn Jahren des Rückfalls der weißen Menſchheit
in Barbarei. Gäbe es alſo Fortſchritt nur im Materiellen?
Dem=
gegenüber läßt ſich ebenſo eindeutig ein Fortſchritt auf geiſtigem
Gebiet während dieſer Unglücksjahre feſtſtellen: niemals iſt das
Bedürfnis nach dem Buch ſo groß geweſen. Im Schützengraben,
der mit dieſer Feſtſtellung übrigens keine Glorifizierung
erfah=
ren ſoll, hat es angefangen. Es griffen Menſchen nach dem Buch,
die früher achtlos daran vorbeigegangen waren, und wenn man
heute Herrſchaften in Luxushotels ſitzen ſieht, denen vor zehn
Solingen, 12. Okt. (Wolff.) Infolge der Erhöhung des
Preismultiplikators für Lebensmittel bemächtigte ſich der
Bevöl=
erung eine beträchtliche Erregung. Geſtern kam es zu
Zuſam=
menrottungen, worauf mehrere Geſchäfte geplündert
vurden. Die Polizei verhinderte weitere Ausſchreitungen.
Abends verſammelten ſich größere Menſchenmaſſen vor dem
Rat=
haus. Bei den Ausſchreitungen heute vormittag wurde die
Poli=
zei mit Steinen beworfen, worauf ſie die Waffe gebrauchte.
Hier=
bei ſind leichte Verletzungen vorgekomen.
Geit
* Leipzig, 12. Okt. (Priv.=Tel.) Infolge der hohen
Preiſe in der Markthalle ſammelte ſich im Laufe des Vormittags
eine nach mehreren Hunderten zählende Menſchenmenge vor der
Markthalle an. Die ſehr erregte Menge äußerte wiederholt
leb=
haften Unwillen den Verkäufern gegenüber. Inzwiſchen war
eine kleine Abteilung Schutzpolizei in der Markthalle erſchienen,
die auf gütliches Zureden hin die Menge zerſtreute. Auf dem
Roßplatz wurde eine Fuhre Kartoffeln angehalten, deren
In=
haber ſich bereit erklärte, das Pfund Kartoffeln für 5 Millionen
Mark zu verkaufen. In der Gerberſtraße folgte eine aufgeregte
Menge einem Kartoffelwagen, der in das Gebäude des ſtädtiſchen
Arbeitsamtes einfuhr. Die Tore wurden von der Polizei
ge=
ſchloſſen, worauf ſich die Menge zerſtreute.
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U. Berlin, 12. Okt. In der Woche vom 6. bis 12.
Okto=
ber war die Verteuerung der Lebenshaltung
in=
folge der großen Deviſenſteigerungen beſonders ſtark. Die
Teuerungsmeßziffer der Induſtrie= und Handeszeitung ſtieg von
59 581 149 auf 124057 417, was eine Teuerungszunahme von
225,7 Prozent innerhalb einer Woche bedeutet. Die
Ernährungs=
koſten ſtiegen um 246 Prozent. Die Bekleidungskoſten ſtiegen vom
49 349 726 fachen auf das 309 570 338 fache. Eine ſtarke
Teuerungs=
zunahme weiſt wiederum die Gruppe Heizung und Beleuchtung
auf, deren Index um 282,7 Prozent ſtieg.
Die Regierungsparteien für die Fortführung
der Markenbrotverſorgung.
TU. Berlin 12. Okt. Dem Reichstag iſt folgende
Ent=
ſchließung der Regierungsparteien zugegangen: Da am 15.
Okto=
ber 1923 die Brotverſorgung auf Brotkarten aufhört und
angeſichts des in den letzten Tagen eingetretenen
Währungsver=
falls die Gefahr beſteht, daß die Brotverſorgung eines großen
Teils der Bevölkerung auf außerordentliche, die innere Ruhe und
Ordnung gefährdende Schwierigkeiten ſtößt, fordert der
Reichs=
tag die Regierungsparteien auf, bis zur Feſtſetzung der
Wäh=
rung der Bevölkerung die Brotverſorgung zu erſchwinglichen
Preiſen zu ſichern, und zwar zunächſt durch Fortführun der
bis=
herigen Markenbrotveſorgung bis Ende dieſes Monats.
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beſter und
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ſuchen, um
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TU. Berlin, 12. Okt. Bei den bisherigen Verhandlungen
über die Bergarbeiterlöhne wurde für den
Steinkohlen=
bergbau des unbeſetzten Gebietes ein Zuſchlag von 210 Prozent
vereinbart. Die Verhandlungen über die Löhne im
Braun=
kohlenbergbau dauern noch an. Das Reichskabinett hat ſich heute
mit der Frage der Kohlenſteuer beſchäftigt. Wie der
Deut=
ſche Handelsdienſt erfährt, iſt das Reichsfinanzminiſterium im
Prinzip zur Ermäßigung der Steuer bereit, ſofern dadurch eine
Ermäßigung der Preiſe und eine neue Anregung für die
Be=
lebung der Produktion im allgemeinen zu erwarten iſt. Der
Reichskohlenrat beſchäftigte ſich heute nachmittag mit der
Kohlen=
preisfrage. Man erwartet hierbei eine offizielle Aeußerung der
zuſtändigen Regierungsſtelle zur Frage der Kohlenſteuer.
Berlin, 12. Okt. (Wolff.) Für die Lohnwoche vom 9.
bis 15. Oktober haben die Arbeitgeber= und Arbeitnehmer=
Ver=
bände des Kohlenbergbaues bei den im
Reichsarbeitsminiſte=
tium geführten Verhandlungen neue Löhne vereinbart. Danach
beträgt der Durchſchnittstariflohn (einſchl. des Hausſtands= u.
Kindergelds) im Ruhrkohlenbergbau 1 406 160 000 Mark, im
oberſchieſiiſchen Steinkohlenbergbau 903000 000, im ſächſiſchen
Steinkohlenbergbau 846 000 000 und in den Revieren des
Mit=
teldeutſchen Braunkohlenbergwerks 798965 000 je Schicht.
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den Mitte
legunge
Das Journal Officiel veröffentlicht ein Dekret des
Präſi=
denten der Republik, durch das die franzöſiſch=ſchweize
riſche Zollgrenze auf die politiſche Grenze zurückgeführt
wird. Damit ſind die Freizonen, die 1815 errichtet wurden,
beſeitigt.
Paris 12. Okt. (Wolff.) In dem Bericht, der das
Dekret, betreffend die Aufhebung der Freizonen
be=
gleitet, wird feſtgeſtellt, daß die Neuordnung in einem Monat,
alſo am 10. November, in Kraft tritt.
Jahren bürgerliche Bierlokale noch unerreichbare. Weihbezirke
ſchienen, ſo ſieht man doch auch Bücher in vielen Händen, die
bisher nur an mechaniſche Arbeit gewohnt waren. Auch das iſt
offenbar Fortſchritt. Dieſem Begriff liegen alſo doch
Wirklich=
keiten zugrunde, nur wurden ſie im 19. Jahrhundert falſch
ge=
ſehen. Einen allgemeinen Fortſchritt gibt es tatſächlich nicht, als
weltbeivegendes, Geſchichte bildendes Prinzip, wohl aber die
Möglichkeit des Fortſchrittes auf jedem Einzelgebiet, ſei es
gei=
ſtiger, ſei es materieller Art. Der Begriff Fortſchritt muß einen
konkreteren Inhalt gewinnen, als er im 19. Jahrhundert hatte,
in dem man zu viel an die abſtrakte Menſchheit dachte, wodurch
man den konkreten Menſchen gar zu oft verfehlte. Dieſer iſt
da=
bei tatſächlich zu kurz gek=mmen. Der für den Weltkrieg
verant=
wortliche heutige europäiſche Typus in ſeiner ſmarten oder
ſchneidigen Seelen= und Geiſtloſigkeit bedeutet als Menſch
tat=
ſächlich einen Rückſchritt gegenüber dem klaſſiſchen und dem
romantiſchen Menſchen von einſt, ja gegenüber dem Biedermann,
obwohl ſeine Leiſtungen unbeſtreitbare Fortſchritte darſtellen.
Daß nun heute ſo viele Menſchen nach dem Buche greifen,
beweiſt, daß unwillkürlich der Fortſchritt in einer anderen
Rich=
tung verſucht wird, nicht mehr im Hinblick auf die abſtrakte
Menſchheit, ſondern auf den Menſchen, der ſich zunächſt einmal
als eigenes Ich, dann als Du erleben will, nicht immer nur als
kollektives Wir und Ihr, wie es die organiſierte Umwelt fordert.
Der Einzelne iſt heute der allgemeinen Dogmen in einem nicht
leicht zu überſchätzenden Maße ſatt, mögen ſie von Eltern,
Leh=
rern, Prieſtern, Parteiführern kommen. Sicher bedeuten deren
Lehren intellektuelle und ethiſche Hochleiſtungen gegenüber
frühe=
ren verwirrteren, abergläubiſchen Zeiten, alſo Fortſchritte, und
wenn man die weiße Menſchheit nach ihnen beurteilen wollte,
was ſie ſelber gar zu gerne tut, dann ſtünde es trefflich um ſie.
Demgegenüber kannte der Orient dergleichen theoretiſche wie
materielle Fortſchritte bis vor kurzem nicht, während er ſtets
überreich war an Lehren, die dem Einzelnen innere Wege der
fortſchreitenden Entwickl ng weiſen. Alle indiſchen
Yogametho=
den gehören hierher. Nach dieſen greift nun das an ſeiner
bis=
herigen Fortſchrittsauffaſſung verzweifelnde Europa mit
gerade=
zu brennender Gier. Gewiß werden jene orientaliſchen Syſteme
in ihrer aſiatiſchen Form nicht ohne weiteres für Europäer
ver=
wendbar ſein, aber der Durſt nach ihnen zeigt uns die Stelle
an, wo wir ſtehen. Wir ſuchen einen Weg. Das Buch wird zum
perſönlichen Begleiter.
Wir ſahen alſo, daß es einen objektiv feſtſtellbaren
allgemei=
nen Fortſchritt nicht gibt, wohl aber eine unerſchöpfliche Mög=
deren
altung
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Rummer 283.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 13. Oktober 1923.
Seite 3.
Zeigners Regierungsprogramm.
Gegen den Kapitalismus und die Militärdiktatur.
Mißtrauensantrag der Deutſchnativnalen.
Dresden, 12. Okt. (Wolff.) Der Landtag trat heute
vormittag zur Entgegennahme der
Regierungser=
klärung zuſammen. Miniſterpräſident Dr. Zeigner verlas
eine programmatiſche Erklärung, in der es heißt:
Die neu gebildete Regierung iſt die Regierung der
republikaniſchen und proletariſchen
Vertei=
digung. Die werktätigen Schichten ganz Deutſchlands ſind auf
das ſchwerſte bedroht. Herr v. Kahr und Graf Weſtarp' haben
das Loſungswort ausgegeben: Nieder mit dem
Marxis=
mus. Dadurch haben ſie nicht nur dem Solidarismus der
Ar=
beiterſchaft, ſondern allen proletariſchen und republikaniſchen
Schichten den Kampf angeſagt.
Das Großkapitalin Induſtrie, Finanz= und Landwirtſchaft
iſt zur Offenſive übergegangen. Viele Tauſende von
Arbeitern und Angeſtellten ſind auf die Straße geworfen worden.
Sie ſollen durch eine radikale Hungerkur willfährig gemacht
wer=
den gegenüber jenem Ausbeutungsfeldzug und den
Herrſchafts=
inſtinkten. Schwerinduſtrielle Kreiſe des Ruhrgebiets verlangen
den Zehnſtundentag und verhandeln gleichzeitig mit den
fran=
zöſiſchen Beſatzungsbehörden in der kaum noch verhüllten Abſicht,
ſich auf fremde Bajonette gegen deutſche Arbeiter zu ſtützen. Der
Zuſammenbruch der Politik dieſer Kreiſe im Innern und Aeußern
ſoll verſchleiert, die fürchterlichen Schäden dieſer Politik ſollen
auf die große Maſſe abgewälzt werden. Demgegenüber erklärt
die ſächſiſche Regierung:
Sie wird ſich jederzeit als
die Regierung der geſamten werktätigen Bevölkerung
fühlen und betätigen. Ihre beſondere Sorge ſoll den Aermſten
gelten, alſo den proletariſchen Schichten, die ohne ſtaatlichen
Schutz überhaupt zugrunde gehen müſſen. Geſtützt auf die
Ar=
beiter und Angeſtellten, die Angehörigen der freien Berufe, die
Kleinbauern und die ſinkenden Mittelſchichten, will ſie
die Gefahr einer großkapitaliſtiſchen Militärdiktatur
bannen, die greifbar vor uns ſteht. Sie wird dabei alles
ver=
ſuchen, um eine ſolche Diktatur zu verhindern und den
Bürger=
krieg zu vermeiden. Das kann aber nur gelingen, wenn die
Be=
völkerung ſelbſt ſich trotz der Einſchränkungen der Preſſefreiheit
nicht irreführen läßt, wenn ſie einig iſt in der entſchloſſenen
Ab=
wehr aller Diktaturgelüſte. Um ihren Abwehrkampf
führen zu können, wird die ſächſiſche Regierung den
Staatsappa=
rat weiter energiſch ſäubern von allen, die für die
verfaſſungswidrige Diktatur des Großkapitals
offen oder verſteckt tätig ſind.
Mit aller Energie wird ſie für die
Erfaſſung der Sachwerte,
für die Produktionskontrolle, für die Erhaltung
des Achtſtundentages und für die Erfaſſung der
Deviſen eintreten. Sie wird ſich dafür einſetzen, daß die
Rechte der Arbeiter, vor allem der Betriebsräte und der
Gewerk=
ſchaften geſchützt und erweitert werden. Sie erwartet hierbei die
Unterſtützung der geſamten ſchaffenden Bevölkerung. Innerhalb
ihres Machtbereiches wird ſie mit allen ihr zur Verfügung
ſtehen=
den Mitteln gegen unberechtigte
Betriebsſtill=
legungen einſchreiten und Maßnahmen ergreifen, die die
Wiedereröffnung ſtillgelegter Betriebe ermöglichen. Bei der
Reichsregierung wird ſie nachdrücklich wie bisher auf ausreichende
Unterſtützung der Arbeitsloſen und Kurzarbeiter,
ſowie zeitgemäße Erhöhung der Renten der
Kriegs=
verletzten, Hinterbliebenen, Sozialrentner und
Kleinrentner hinwirken. Es wird weiter verſucht werden,
die Lebensmittelverſorgung durch Beſchaffung
von Brotgetreide und Kartoffeln aus anderen
Län=
dern ſicherzuſtellen. Mit banger Sorge denken wir an den
kommenden Winter. Durch die rückſichtsloſe
Intereſ=
ſenpolitik der großkapitaliſtiſchen Kreiſe
Deutſchlands und durch das dreiſte Auftreten der
Faſziſtenorganiſationen iſt die Einheit des Reiches
auf das ſchwerſte bedroht. In Bayern und im beſetzten
Gebiet erhebt der Separatismus ſein Haupt.
Monar=
chiſten und Schwerinduſtrielle verbinden ſich
nit dem Landesfeind, um ihre Profitherrſchaft
weiterhin aufrecht erhalten zu können. Demgegenüber erklärt
die ſächſiſche Regierung:
Wir ſtehen zum Reich
und werden für die Einheit Deutſchlands bis
zum äußerſten kämpfen.
Die Regierungserklärung wurde verhältnismäßig ruhig
auf=
genommen. Für die Deutſchnationalen ſtellte der Abg.
Hofmann ein Mißtrauensantrag gegen die Regierung.
Dieſer Antrag wird in der nächſten Sitzung, in der die
Aus=
ſprache über die Regierungserklärung beginnt, zur Abſtimmung
kommen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 13. Oktober.
Neue Telegrammgebühren.
Millionen Mk.
2400*
Im Telegrammverkehr ſind die wichtigſten Gebühren
vom 12. Oktober 1923 an
für Ferntelegramme: Grundgebühr s
16
und außerdem für jedes Wort . .
für Ortstelegramme: Grundgebühr .
und außerdem für jedes Wort . . ;
für Zuſtellung bei ungenügender Anſchrift.
24
für Vorausbezahlung der Eilbeſtellung (XP)
30
für Stundung der Telegraphengebühren 2 v. H. des
Rechnungsbetrags, außerdem für jedes Telegramm
für abgekürzte Telegrammanſchriften jährlich . .
für regelmäßige beſondere Zuſtellung jährlich . . . 2400*
Vereinbarungen über abgekürzte Telegrammanſchriften, ſowie ſolche
über regelmäßige beſondere Zuſtellung der Telegramme können bis zum
15. Dezember 1923 zum 1. Januar 1924 gekündigt werden.
*) Für laufende Vereinbarungen erſt vom 1. Januar 1924 an.
Fernſprechgebühren vom 12. Oktober an.
Die Gebühr für ein Ortsgeſpräch von einer Teilnehmerſtelle
oder einer öffentlichen Sprechſtelle aus beträgt 10 Millionen Mark.
Mindeſtens werden für einen Hauptanſchluß monatlich angerechnet:
in Ortsnetzen mit nicht mehr als 50 Hauptanſchlüſſen 20 Ortsgeſpräche
in Ortsnetzen mit mehr als 50 bis einſchließlich 1000
Hauptanſchlüſſen . . .
. 30
in Ortsnetzen mit mehr als 1000 bis einſchließlich
10 000 Hauptanſchlüſſen
40
in Ortsnetzen mit mehr als 10 000 Hauptanſchlüſſen 50
Der Bezugspreis für die Zeit vom 15. bis 31. Oktober iſt auf
300 000 000 Mark, zuzüglich
30000 000 „ Abtragegebühr auf
330 000 000 Mark feſtgeſetzt. (Für Abholer 305 Mill.)
Wir ſind nur in der Lage, dieſen Preis bis 20. d. M.
feſtzu=
halten. Wer nach dieſem Tage bezahlt, muß einen
ent=
ſprechenden Entwertungsfaktor bezahlen.
haben einen Betrag von 344 Millionen Mark zu zahlen. Die
Ein=
ziehung erfolgt wie im September durch Poſtnachnahme. Wir
bitten die Beträge bereit zu halten, da die Nachnahme in den Tagen
vom 15.—17. d. M. vorgezeigt wird. Bei Nichteinlöſung erfolgt
die ſofortige Einſtellung der Lieferung.
(7823
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatt.
Für ein Ferngeſpräch von nicht mehr als 3 Minuten Dauer
werden erhoben
Millionen Mk
bei einer Entfernung bis zu 5 Klm. einſchl.
10
bei einer Entfernung von mehr als 5 Klm. bis 15 Klm.
bei einer Entfernung von mehr als 15 bis 25 Kln
bei einer Entfernung von mehr als 25 bis 50 Klm
bei einer Entfernung von mehr als 50 bis 100 Klm
darüber für jede angefangenen 100 Kilometer mehr."
Für dringende Geſpräche das dreifache,
20
30
60
90
30
für Blitzge=
ſpräche das Hundertfache der Geſprächsgebühr für ein gewöhnliches
Ferngeſpräch.
Millionen Mk.
Vortagsanmeldung .
10
*
Auskunftsgebühr . . .
*
10
Streichungsgebühr für Geſpräche .. . . . .
10
40
XP=, V= oder N=Gebühr für eine Perſon je . .
für jede weitere Perſon . . . . . . .
20
Unfallmeldegebühr . . .. . . . . . ....
60
— Landesamt für das Bildungsweſen. Für die Univerſitätskaſſe in
Gießen wird ein Finanzpraktikant alsbald geſucht. Bewerbungen ſind
an dieſe Kaſſe zu richten. — Durch Entſchließung des Heſſiſchen
Landes=
amts für das Bildungsweſen wurde der Staatskommiſſar für das beſetzte
heſſiſche Gebiet, Dr. Eugen Kranzbühler in Darmſtadt, zum
Mitglied der Hiſtoriſchen Kommiſſion für Heſſen ernannt.
—Die Auszahlung der Unterſtützung für die diesmalige zweite
Monatshälfte erfolgt für die Sozialrentner am Samstag, den
13. Oktober, und für die Kleinrentner am Montag, den 15.
Ok=
tober, bei der Stadtkaſſe.
* Dienſtjubiläum. Der ausgewieſene Eiſenbahnoberingenieur
Adam Kraft aus Mainz, feiert am Montag, den 15. Oktober, ſein
25jähriges Dienſtjubiläum bei der Reichsbahndirektion Mainz.
— Schnurrbuſch=Quartett. Auf den heute im Kleinen Haus
/98 Uhr, ſtattfindenden Kammermuſikabend, ſei hiermit nochmals
hin=
jewieſen.
R. Eiſenbahnunglück bei Dieburg. Geſtern abend kurz vor ½8
Uhr iſt der Perſonenzug 952 Frankfurt-Darmſtadt, der über
Hauau-Babenhauſen umgeleitet und ſtets von vielen
Darm=
ſtädter in Frankfurt tätigen Angeſtellten benutzt wird, zwiſchen
Altheim und Dieburg, unmittelbar vor der Einfahrt in den
Bahnhof Dieburg, auf einen dort haltenden Güterzug
aufge=
fahren. Der Anprall war ſo ſtark, daß die letzten Güterwagen
zerſtört wurden. Einer der Güterwagen wurde direkt, in die
Höhe gehoben. Auch die erſten Perſonenwagen wurden zum Teil
zerſtört. Die Türen ſprangen auf und die Fenſterſcheiben flogen
heraus. Durch die entſtandenen Stöße wurden die Reiſenden
des Perſonenzuges ſtark durcheinander geſchüttelt. Mehrere
Per=
ſonen, größtenteils Darmſtädter Herren, die beſonders
Kopfver=
letzungen davongetragen hatten, mußten ſich im Bahnhof
Die=
burg verbinden laſſen. Eine Dame ſcheint einen Nervenſchock
er=
litten zu haben. Die Darmſtädter Reiſenden konnten nach etwa
einſtündiger Verſpätung ihre Fahrt mit dem nachfolgenden
Aſchaffenburger Zug fortſetzen. Auch die anderen Züge nach
Frankfurt erlitten Verſpätung.
Poſtaliſches. Der deutſche Gegenwert des Goldfranken bei der
Gebührenerhebung im Auslands=Paket=, Zeitungs=, Telegramm= und
Fernſprechverkehr iſt mit Wirkung vom 12. Okt. an auf 690 Millionen
Mark feſtgeſetzt worden. Dieſes Umrechnungsverhältnis iſt auch bei
der Wertangabe auf Paketen und Briefen, ſowie auf Käſtchen mit
Wert=
angabe nach dem Auslande anzuwenden. Nähere Auskunft erteilen die
Poſt= und Telegraphenanſtalten. Poſtpakete nach Italien und Ländern
über Italien hinaus, müſſen beſ. dauerhaft verpackt ſein. Es empfiehlt ſich
die Verwendung von feſten Holzkiſten, Blechkaſten, Hanfſtoff, Pack= oder
Wachsleinwand, doch iſt bei Paketen nach Italien ſelbſt auch ſehr ſtarke
Kartonverpackung zugelaſſen, wenn ſie nach der Art des Inhalts der
Sendung genügend widerſtandsfähig erſcheint. Die Pakete müſſen
halt=
bar umſchnürt und durch Siegel oder Plomben mit beſonderem
Ge=
präge oder Kennzeichen des Abſenders gehörig verſchloſſen ſein,
Oel=
papier iſt als äußere Umhüllung nicht zugelaſſen, auch darf
Metallver=
bandverſchnürung nicht angewendet werden.
— Die Heſſiſche familiengeſchichtliche Vereinigung veranſtaltet am
Dienstag, den 16. Oktober, abends 8½ Uhr, ihre erſte
Zuſammen=
kunft dieſes Winters, wobei Frl. Amalie Schädel über „Einiges
aus dem Leben des Landgrafen Ludwig II.” berichten wird. Für
wei=
tere Zuſammenkünfte, die jeweils am dritten Dienstag im Monat,
abends 8½/= Uhr, im Staatsarchiv ſtattfinden, ſind Berichte vorgeſehen von
Prof. Prätorius über Familienanzeigen, Staatsrat Schliephake
über Emigrantenfamilien in Deutſchland, Prälat D. Dr. Diehl über
ein Thema aus der heſſiſchen Pfarrersgeſchichte, Stadtbibliothekar
Noack über Darmſtädter Familiennamen, u. a. Die heſſiſche
fami=
liengeſchichtliche Vereinigung iſt eine Abteilung des hiſtoriſchen Vereins
für Heſſen. Anmeldungen werden im Staatsarchiv entgegengenommen.
— Kunſtverein in Heſſen. Die nächſte Veranſtaltung in der
Kunſt=
halle am Rheintor wird kommenden Sonntag, den 14. ds. Mts., von
10 Uhr vormittags an geöffnet ſein. Es iſt eine jurhfreie Ausſtellung,
und werden ſonach alle eingelieferten Werke, ohne einer Jury
unterwor=
fen zu werden, zur Schau gebracht. Diejenigen Mitglieder, die ihre
Nachzahlung auf den Mitgliedsbeitrag (heute 40 000 000 Mk.) noch nicht
eingezahlt haben, werden gebeten, dies baldigſt gelegentlich eines Beſuchs
der neuen Ausſtellung nachzuholen.
— Die Evangeliſche Jugendgemeinſchaft kommt Montag,
nachmit=
tag 6 Uhr, im Gemeindehaus der Kiesſtraße zu einer Ausſprache über
Jugendgerichtshilfe und Jugendgottesdienſt zuſammen.
— Der Verband der evangeliſchen weiblichen Jugend in Heſſen e. V.
lädt ſeine Mitglieder und Freunde zu ſeiner diesjährigen
Hauptver=
ſammlung auf Montag, 29. Oktober, nachmittags 3 Uhr, nach
Darmſtadt ins Marthahaus ein. Außer Berichten über die
Kreis=
verbände, den heſſiſchen und deutſchen Verband ſteht auf der
Tages=
ordnung ein Vortrag von Frl. W. Hein=Reinheim über „Unſere
Vereinsabende‟ Während heute manche ſegensreiche Einrichtung unter
dem Zwang der Verhältniſſe zurückgeht, kann der Verband von weiteren
Fortſchritten ſeiner Arbeit berichten. Die Zahl ſeiner Vereine iſt auf
95 geſtiegen. Wenn auch das Verbandsblatt nicht mehr erſcheinen kann,
ſo ſorgen doch Rundſchreiben und Reiſen der Verbandsjugendpflegerin
für die nütige Verbindung der Verbandsmitglieder miteinander und
mit der Verbandsleitung.
— Orpheum — Frankfurter Operetten=Gaſtſpiele. Heute Samstag,
morgen Sonntag: „Die Poſtmeiſterin”, Operette in drei Akten von Leon
Jeſſel. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Zukünftige Milchpreisregelung. Auf Grund der
Verein=
barungen der Vertreter des Städtebundes und der
landwirt=
ſchaftlichen Organiſationen wird in Zukunft der Milchpreis nach
dem durchſchnittlichen Friedensmilchpreis und Aufwertung nach
dem Betriebsſteuerindex ermittelt. Der Grundpreis iſt zunächſt
auf 15 Goldpfennige pro Liter Vollmilch feſtgeſetzt und der
Pa=
piermarkpreis wird ſich nunmehr durch den jeweiligen
Steuer=
inder für die Landabgabe folgerichtig regeln. Beiſpiel:
Friedens=
preis für Vollmilch 15 Pfg., Betriebsſteuerindex vom 13. bis 16.
Oktober 243 Millionen. Alſo: 243 000 000X15: 100 — 36 000 000.
Abrundung nach unten erfolgt, wenn der Bruchteil unter 5 liegt,
Abrundung nach oben, wenn der Bruchteil über 5 liegt, keine
Ab=
rundung, wenn der Bruchteil genau 5 beträgt. Nach dieſem
Bei=
ſpiel ergibt ſich der obengenannte Milchpreis von 36 Millionen
Mark, der ſolange gilt, bis ſich der Betriebsſteuerindex ändert.
Dies iſt der Stallpreis für den Liter Vollmilch. Für den
Kleinverkauf in der Stadt treten ſelbſtverſtändlich entſprechende
Erhöhungen ein, da die Händlerzuſchläge ſowie die Frachten und
die Gebühren für die Verbilligung der Milch zur Abgabe an
Minderbemittelte, die von der Stadt erhoben werden,
zugeſchla=
gen werden müſſen.
lichkeit des Fortſchreitens des Einzelnen auf allen Gebieten.
Dadurch wird der abendländiſche Untergangspeſſimismus
hin=
fällig, vor jedem liegt wiederum die Welt offen, in die er ſich
ſeinen eigenen Tunnel des Fortſchrittes zu graben oder zu
ſpren=
gen vermag, ob er nun Maſchinen baut, eine Kunſt erlernt oder
gar, gleich den Indern, den inneren Fortſchritt des eigenen
Menſchen erſtrebt. Auch dieſes iſt etwas Konkretes, und wendet
man ſich nur dem Korkreten zu, ſo iſt ſchon nach verhältniswäßig
kurzer Zeit Fortſchritt feſtſtellbar. Wer hingegen nach dem
Ab=
ſtrakten blickt, dem wird der Siſyphusblock immer wieder in die
Tiefe rollen. Ein Menſchheitserzieher, der darob verzweifelt,
ver=
ſuche es doch einmal mit einem konkreten Menſchen. Wer die
Armut vergebens zu bekämpfen unternomen hat, ſuche ſich doch
lieber einen Armen heraus, wen der Sozialismus enttäuſcht, der
beſinne ſich doch einmal auf die konkrete Nächſtenliebe, wer
kom=
muniſtiſch leben will, der tue ſich mit ein paar erprobten
Freun=
den zuſammen, wer die Freiheit erſtrebt, der entwickele ſich ſelbſt
zu einem innerlich freien Menſchen, und die Außendinge fügen
ſich von ſelbſt.
Wir ſind ſcheinbar weit abgeſchweift von dem Thema „Das
Buch als Begleiter”, aber in Wahrheit befinden wir uns
dau=
ernd in ſeiner nächſten Nähe, nämlich bei den Vorausſetzungen,
die das Buch heute ſo vielen zum Begleiter machen, die es früher
leicht entbehrt haben. Man kann nämlich eine ganz neue
Ein=
ſtellung zum Buch beobachten. Früher iſt es ein Gegenſtand der
Belehrung oder ber Unterhaltung geweſen. Auch vor dem Kriege
konnte man gelegentlich einen jungen Kellner in einer freien
Stunde bei einer engliſchen Gremmatik überraſchen oder in den
Händen einer Verkäuferin einen Ullſtein=Roman ſehen. Heute
aber handelt es ſich um mehr als die bloße Ueberwindung des
Analphabetentums. Die meiſten wollen heute weniger im
ſach=
lichen Sinn lernen oder unterhalten ſein, als den Sinn des
Lebens verſtehem, und darum iſt ihnen das Buch aus einem
all=
fälligen Behelf zum tatſächlichen Begleiter geworden. Die
Buch=
händler ſtellen einen großen Rückgang im Verkauf moderner
Ro=
mane feſt gegenüher einer ſtarken, auch während der jetzigen
all=
gemeinen Flauheit relativ noch anhaltenden Nachfrage nach
ſoge=
nannten Weltanſchauungsbüchern alter und neuer Zeit.
Ich habe vor kurzem an einem Alpenſee ein Zimmer zu
kurzem Aufenthalt geſucht. In einem Strandhotel lockte mich
eines Spätnachmittags von außen das Giebelzimmer wegen
ſei=
ner abgelegenen Ruhe oberhalb dem allgemeinen Getriebe. Der
Portier erklärte, das Zimmer könne frei gemacht werden, zurzeit
ſſei es von der Buchhalterin bewohnt, ich möchte es mir anſchauen.
So betrat ich denn dieſes Mädchengemach. Auf dem bereits auf=
gedeckten Bette lag ein elegantes, ſpinnwebfeines Nachtgewand
und ein zierliches Häubchen, auf dem Nachtkaſten bemerkte ich
zwiſchen allerlei buntem Firlefanz ein zerleſenes Reclam=
Bändchen. Ich konnte der Verſuchung nicht widerſtehen, es
auf=
zuſchlagen. Es war ein Band von Schopenhauers Paverga, und
eine Nagelfeile aus Perlmutter diente als Leſezeichen mitten
in dem bösartigen Aufſatz „Ueber die Weiber”, aber nicht genug,
die giftigſten Stellen, die ich als Mann unmöglich gelten laſſen
kann, waren mit wilden Strichen verſehen, die ein geradezu
in=
grimmig leidenſchaftliches Temperament verrieten. Dieſer
Ein=
zelfall iſt außerordentlich zeitgemäß. Eine Buchhalterin in einem
ſomerlichen Hotel iſt ein vereinſamtes Weſen.
Ausgangsſtun=
den ſind während der Saiſon ſpärlich bemeſſen. Mit den Gäſten
iſt ihr freier Verkehr kaum möglich, die meiſten weiblichen
An=
geſtellten ſind bloße Dienſtboten, und von der Mentalität des
Kellners und Portiers trennen ſie Welten. Ihr Begleiter iſt
da=
her zunächſt das Buch, und es iſt ein charakteriſtiſcher Fall, wenn
es ihr weniger auf Wiſſen oder Unterhaltung, ſondern auf
Ver=
ſtehen dieſer auch für die Beſitzerin ſo hübſchen Nachtzeuges
pro=
blematiſch gewordenen Welt ankommt. Glücklicherweiſe war mir
das Zimer zu eng, und ſo bin ich nicht in den peinlichen
Kon=
flikt gekommen zwiſchen meinem Egoismus und dem Mitgefühl
für ein Mädchen, dem dieſes Giebelzimmer mit der Seeausſicht
vielleicht ſein Sommerglück bedeutete.
Mancher wird nu lächelnd fragen, was denn nun damit
ge=
wonnen ſei, wenn Buchhalterinnen Schopenhauer leſen oder
Weltdamen nach Darmſtadt zur Schule der Weisheit wallfahren.
Verſtehen ſie denn, was ſie hören und leſen? Ich glaube, wir
müſſen unſere Begriffe vom Verſtehen ſelbſt revidieren. Sicher
gibt es verhältnismäßig wenig Frauen, die ſehr genau
formu=
lieren können, was ſie geleſen haben, aber ihnen deshalb das
Verſtehen abzuſprechen, wäre grundfalſch. Wenn man indeſſen
unter Verſtehen durchaus nur den dürr intellektuellen Vorgang
begreifen will, ſo kann man doch nicht leugnen, daß ſie Bücher
erleben. Was ſie eigentlich im ſtillen damit machen, weiß ich
auch nicht, aber daß ſie auf ihre Weiſe oft tiefer in das Weſen
eindringen als mancher im tätigen Leben ſtehende Mann, das
ſcheint mir ausgemacht. Ueberhaupt iſt die Verſtehensfähigkeit
der modernen Frau, ſeit ſie die Kinderkrankheit der
Emanzi=
pationsbeſtrebungen überwunden hat, im Durchſchnitt größer als
die des ſich viel ſchwerer zu neuen Inhalten geiſtig einſtellenden
Mannes, und darum ſieht man bei ihr viel häufiger als bei ihm
das Buch als nicht mehr zu entbehrenden, wenigſtens vorläufigen
Begleiter.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Am 20. Oktober findet im Opernhaus Charlottenburg die
Uraufführung der neuen Oper von Reznicek, „
Holofer=
nes” Text frei nach Hebbel, mit Michael Bohnen in der
Haupt=
rolle ſtatt.
Karol Szymanowski hat ſoeben die Kompoſition einer
neuen Oper „König Roger” vollendet, die noch im Laufe
dieſer Spielzeit in Warſchau aufgeführt werden wird.
Im Nationaltheater in München wird im Winter
eine neue Pantomime „Pierrots Sommernacht” von
H. Nötzel, der ſich durch ſeine Oper „Meiſter Guido” einen
hervorragenden Namen gemacht hat, zur Uraufführung kommen.
Franz Schreker dirigiert im Oktober in Amſterdam
ein Orcheſterkonzert mit eigenen Werken. Hierbei wird ſeine
neueſte Arbeit, eine Suite für großes Orcheſter „Der Geburtstag
der Infantin” (nach der gleichnamigen Novelle Oskar Wildes)
zur Uraufführung gelangen.
C.K. Ein Völkerbund=Schickſal. Ein Mann, deſſen Schickſal
mit demr Völkerbund eng verknüpft iſt, der einſt eine nicht
un=
wichtige Rolle in dieſem Rat ſpielte und heute durch ihn ſein
Leben friſtet, iſt der frühere bulgariſche Miniſter und Delegierte
beim Völkerbund Koſta Theodoroff. Man kann von ihm
ſagen, das Wort von Byrons Ruhm leicht variierend, daß er
eines Nachts als Miniſter einſchlief und als Bettler aufwachte
Er vertrat Bulgarien beim Völkerbund, als die Regierung
Stam=
bulinski in Sofia plötzlich geſtürtzt wurde. Am Morgen, nachdem
er die Nachricht erhalten, trat er von ſeinem Poſten zurück und
war nun ſtatt eines hochangeſehenen Diplomaten ein armer
Teuſell, deſſen Leben durch die rachſüchtige neue Regierung
be=
droht war. Er hat ſich aber mit Gleichmut in die neue Lage
ge=
funden und verdient jetzt ſein Brot, indem er ſein Zeichentäulent
ausnutzt und von den Mitgliedern des Völkerbundes, deren
Genoſſe er früher war, amüſande Karikaturen entwirft, die er zu
billigen Preiſen verkauft. „Ich habe niemals meine Stellung
da=
zu benutzt, um mich zu bereichern, deshalb bin ich jetzt ganz
mittellos”, geſtand er einem Ausfrager. Er fürchtet aber beſtändig
für ſein Leben und äußerte nur mit einem melancholiſchen Lächeln
die Hoffnung, daß ſeine Gegner nicht ſo geſchmacklos ſein würden,
ihn in Genf ermorden zu laſſen,
Seite 4
Darmſtädter Dagblatt, Samstag, den 13. Oktober 1927
Rummer 283.
Von Prof. K. Rothermel
„Wir haben ſchon ſeit ſechs Tagen keine Kartoffeln mehr, ich weiß
nicht, was ich mittags und abends noch kochen ſoll”, das iſt eine
Rede=
wendung, die man alltäglich aus dem Munde zahlloſer Hausfrauen und
Mütter zu hören bekommt. Ich verſtehe ſehr wohl, wie jeder für den
Haushalt ſorgenden Mutter die Kartoffelfrage bittere Sorgen macht,
zumal das Brot ſehr knapp iſt und in wenigen Tagen weſentlich teurer
wird, als es jetzt ſchon iſt. Wer dem Grundſatz huldigt, daß die „Liebe‟
durch den Magen geht, dem wird letzten Endes nicht erſpart bleiben,
zu beobachten, wie der herrſchende Kartoffelmangel die Stimmung der
einzelnen Familienmitglieder beeinflußt. Es regt ſich gar bald der
Un=
mut, und üble Laune ſind unausbleiblich. Es iſt ja auch wirklich ein
Jammer, wenn man ſehen muß, wie in allen Straßen an einzelnen
Geſchäften ſtets Hunderte von Menſchen zur „Kartoffelpolonaiſe”
an=
getreten ſind, dort ſtundenlang ſtehen müſſen, und oftmals ohne den
gewünſchten Erfolg.
Aber woher kommt denn dieſe furchtbare Kartoffelknappheit? Der
Urſachen gibt es gar viele. Einmal ſind dieſes Jahr nicht ſolche großen
Flächen Ackerlandes mit Kartoffeln bebaut worden, wie etwa im
ver=
floſſenen Jahre, weil da, wo 1922 Kartoffeln wuchſen, 1923 Getreide
gepflanzt wurde. Dafür haben wir heuer weit mehr Getreide als im
vergangenen Jahr. Für 1924 ſteht uns aller Vorausſicht nach wieder
ein reiches Kartoffelanbaujahr bevor. Der Ertrag ſteht dieſes Jahr
gegenüber 1922 beträchtlich zurück, denn voriges Jahr war ja
anerkann=
termaßen ein reines Rekordjahr für die Kartoffelernte.
Was uns Darmſtädter ferner außerordentlich benachteiligt, iſt die
nicht aus der Welt zu ſchaffende Tatſache, daß die beſetzten Teile der
Kreiſe Darmſtadt und Groß=Gerau (Ried), die etwa ein Drittel unſerer
ſtädtiſchen Bewohner mit Kartoffeln verſorgten, dieſen Herbſt leider
keine Kartoffeln nach Darmſtadt liefern können wegen der ſeit Monaten
beſtehenden Verkehrsſperre. So bleibt für die Belieferung der Stadt
von nahen Gegenden nur der Odenwald und die Vergſtraße übrig.
Dieſe allein vermögen Darmſtadt nur zu höchſtens 20 Prozent mit
Kar=
toffeln zu verſorgen. Oberheſſen und norddeutſches Gebiet kommen für
eine augenblickliche Belieferung noch nicht in Frage, denn die
Bahn=
beförderung geht bekanntlich langſamer vonſtatten und iſt weit
umſtänd=
licher als die unmitelbare Belieferung zwiſchen Erzeuger und
Verbrau=
cher. Rheinheſſen kommt gar nicht in Betracht. Die Ausſicht, von
ent=
fernteren Gegenden Kartoffeln nach Darmſtadt zu ſchaffen, hilft uns
über die augenblickliche Knappheit nicht hinweg. Wir müſſen uns alſo
noch zwei bis drei Wochen gedulden, bis eine Beſſerung in der
Beliefe=
rung eintritt. Das beſtändige Regenwetter verlängert dieſe Friſt aller
Wahrſcheinlichkeit nach um einige Zeit.
Es iſt Mode geworden, über die Bauern zu ſchimpfen. Bald
gehört es zum guten Ton, ordentlich loszuziehen über die Bauern, die
ſehen können, wie die Städter hungern und darben. Ich habe keine
Urſache, die Landwirte anzuklagen oder zu verteidigen. Ganz gewiß
ſteht feſt, daß einzelne Landwirte Erzeugniſſe zurückhalten zum
Schaden der Allgemeinheit, weil ſie ſich höhere Einnahmen und
Mehr=
verdienſt verſprechen. Was aber einzelne Leute tun, kann ich
dem geſamten Stand nicht zum Vorwurf machen. Wer dennoch dieſen
Vorwurf erhebt, muß ſich aber logiſcherweiſe auch fragen: ſind denn
nicht in allen Ständen, in allen Berufen, in allen
Er=
werbskreiſen leider Gottes einmal dieſe Nimmerfatten,
dieſe Spekulanten, dieſe Verteurer, dieſe Wucherer zu
ſuchen? An einer anderen Stelle ſprach ich kürzlich davon, daß unſer
geſamtes Volk von einer Krankheit befallen iſt, die dahin geht,
all=
täglich weit höhere Geldſummen einzunehmen, als am Tage
zu=
vor, ja als zum Lebensunterhalt nötig iſt. Eine Folge hiervon iſt,
daß der Gehalts= und Lohnempfänger, der mit dem Empfang ſeiner für
die Wirtſchaft des Alltags beſtimmten Papierſcheine ſtets nachhinkt,
ein=
fach nicht mehr mittun kann und auf der Strecke bleibt im Kampfe des
wirtſchaftlichen Lebens. An dem Fehlen jedes wertbeſtändigen Geldes
geht unſer deutſches Volk in aller Kürze wirtſchaftlich und ſittlich
zu=
grunde. Dieſe Tatſache hätte man längſt zunichte machen müſſen, denn
ſie iſt doch die Urſache des Zurückhaltens aller für den Handel und
da=
mit auch des Lebens nötigen Bedarfsartikel. Wir Deutſche ſehen alles
zu ſpät ein, denn wir ſind die beſten Theoretiker, aber die
allerſchlechte=
ſten Praktiker.
Und nun will ich reden von der größten und verderblichſten
Ur=
ſache des Kartoffelmangels in allen Städten. Die Kartoffeln bleiben
auf dem Lande, das iſt richtig; aber nicht der Bauer hält ſie dorten
zu=
rück, ſondern ſie werden gewaltſam zurückgehalten von den Kreiſen, die
zwar auf dem Lande wohnen, aber nicht dem Bauernſtande
angehören. Es muß hier einmal geſagt werden, daß der Städter leider
Gottes, ſo ſehr er ſich auch einbildet, gut ausgebildet zu ſein, eine ganz
ungenügende Kenntnis hat von der heutigen Zuſammenſetzung unſerer
heſſiſchen Dorfbewohnerſchaft. Beſonders der biedere Darmſtädter redet
gerne von den „Bauerndörfern”. Als ob die Bewohner der
Dörfer lauter Bauern, alſo Landwirte waren? Wer das ernſtlich
glaubt, lebt in einer Welt der Vorſtellungen und hat zeitlebens ſeine
Augen und Ohren verſchloſſen gehabt gegenüber der Welt der
Wirklich=
keit. Heute ſind noch etwa 25 Prozent der Einwohner der Dörfer
Heſ=
ſens (Rheinheſſen zum Teil ausgenommen) reine Landwirte,
während den übrigen Teil der Bewohnerſchaft Arbeiter, Taglöhner,
Handwerker, Geſchäftsleute, Beamte und Privatleute bilden. Früher
waren die Dorfbewohner zumeiſt ſeßhafte Menſchen. Heutzutage trifft
man auf dem Lande — genau wie in der Stadt — mehr frende als
alt=
eingeſeſſene Einwohner an. Vor dem Krieg bebauten dieſe Kreiſe
größ=
tenteils ihr Gärtchen und ſonſt nichts. An Vieh hielten ſie ſich vielleicht
Hühner, Enten oder eine Ziege. Schweinezucht trieben ſird nicht, denn
dieſe Mühe und Arbeit war jenen Leuten zu gewöhnlich. Während des
Krieges und vor allem nach dem Kriege trat hier ein Wandel ein.
Wer mit den ländlichen Verhältniſſen vertraut iſt — und wer es nicht
iſt, kann ſich jeden Tag durch eigene Beobachtung und Anſchauung
hier=
von überzeugen — weiß ganz genau, daß auf dem Lande kaum noch ein
Sterblicher wohnt, der heutigentags nicht eine größere oder kleinere
Viehhaltung hat. Wer nie in ſeinem Leben daran gedachſt hat,
Vieh=
züchter zu werden, mäſtet heute ein Schwein, wenn nicht ſogar mehrere,
und hält 1—2 Ziegen, damit er ſeine Milch hat. An und für ſich iſt
das ja ſehr lobenswert, erfreulich zugleich; allein dieſe Tatſache hat
auch wiederum ihre ſchweren und ſchwerſten Bedenken. Das Vieh muß
leben, es muß gefüttert werden. Wenn diejenigen Leute Vieh
halten, die es ernähren können, weil ſie ja eigenen und gepachteten
Grund und Boden bebauen, wenn ſie dieſen ihren Viehſtand nicht
aus=
ſchließlich für den eigenen Bedarf verwerten, ſondern als Zucht=,
Zug=
oder Schlachtvieh verkaufen zum Nutzen der Allgemeinheit, ſo wird
jedermann dieſes als etwas ganz Selbſtverſtändliches und Berechtigtes
halten. Wem aber, was heutzutage nicht nur der Fall iſt, ſondern zur
Mode geworden iſt — denn einer macht es im Leben ſtets dem anderen
nach —, weite Kreiſe der Bevölkerung Schweine und Ziegen
halten, Leute, die nicht eine einzige Furche Ackerland ihr Eigentum
nennen, dann iſt dieſe Tatſache und dieſes Gebaren nicht nur eine große
Rückſichtsloſigkeit gegenüber den Mitmenſchen, ſondern ein großer
Scha=
den für die Allgemeinheit, der zum Verderben eines ganzen Volkes
führen kann. Dieſe Viehhalter benötigen 10—12 Monate hindurch
un=
zählige Mengen Kartoffeln, die der Allgemeinheit in der Stadt
ver=
loren gehen, ja, die ſie gar nicht zu ſehen bekommt.
Meine Anſicht iſt die: in unſerer heutigen, an menſchlicher Nahrung
ſo armen Zeit müſſen in erſter Linie die Menſchen mit Kartoffeln
verſorgt werden. Das Vieh kommt erſt an zweiter Stelle. Und hier
muß nochmals genau unterſchieden werden in unbedingt nötiges und
nicht nötiges Vieh. Ich möchte ja nicht mißverſtanden werden,
deshalb betone ich nochmals: ich gönne jedermann ſein
Schlachtſchwein. Es iſt jedoch eine Rückſichtsloſigkeit
ſonderglei=
chen, wenn draußen auf dem Lande und vereinzelt auch vielleicht in der
Stadt Leute wohnen, die nicht eine Scholle eigenen
Lan=
des beſitzen, ſich mehrere Schweine halten, die ſie teils im
eigenen Haushalt ſchlachten, teilweiſe jedoch verkaufen, um ihr
Einkom=
men zu vergrößern. Dort werden diejenigen Mengen
Kartoffeln verfüttert, welche jetzt in den Städten
fehlen. Bei den Bürgermeiſtern einer jeden Ortſchaft iſt aus den
dort angefertigten Liſten genau und deutlich zu erſehen, welcher
Be=
wohner Kartoffeln angewieſen bekam und wieviel Zentner ihm
zuge=
wieſen wurden. Wie ſagen die gegenwärtigen Diktatoren in den
ein=
zelnen Dörfern? Zuerſt müſſen wir im Ort mit Kartoffeln verſorgt
werden (das Vieh wird nicht genannt!); erſt dann dürfen Kartoffeln
aus dem Ort hinaus.
Hier iſt der unde Punkt, an dem ſeitens der Regierung unbedingt
eingegriffen werden muß, und zwar ſofort. Es muß unverzüglich
ein Geſetz erlaſſen werden, wonach es denjenigen Leuten, die keinen
eigenen Grundbeſitz haben, verboten iſt, ſich mehr als ein Schwein
zu halten. Ueberhaupt dürfte es ſich empfehlen, einmal genauer
feſt=
zuſtellen, ob ſo mancher Viehhalter auch wirklich in der Lage iſt, all das
Vieh zu ernähren, das er ſich hält. Am 1. Oktober war ja Viehzählung
in Heſſen. Es wäre hochintereſſant, ſchleunigſt einmal zu prüfen, ob
man allgemein der Wahrheit die Ehre gegeben hat. Mit rückſichtsloſer
Strenge, gegebenenfalls mit Beſchlagnahme, müßte hier vorgegangen
werden. Aber nicht den Bürgermeiſtern des jeweiligen Ortes darf und
kann zugemutet werden, hier Anwalt und Richter zugleich zu ſein,
ſon=
dern fremde polizeiliche Gewalt muß ſchonungslos ihres Amtes walten,
denn man kann die Bevölkerung in den Städten, die über keine
Kar=
toffeln verfügt, nicht darben laſſen, während auf dem Lande Kartoffeln
verfüttert werden, die für menſchlichen Genuß beſtimmt ſind. Ich
per=
ſönlich glaube, wenn man auf dieſe Weiſe verfahren würde, könnte der
Kartoffelmangel in den Städten künftighin (vielleicht ſogar noch dieſes
Jahr) behoben werden, und die Landwirte, die eben ihre Kartoffeln in
den heimatlichen Ortſchaften abzuliefern gezwungen werden, könnten
wieder ihre alten früheren Kunden in den Städten beliefern. Und
die=
jenigen Jugendlichen, welche gegenwärtig an den Ausgängen der
Dör=
fer ſtehen und die „Kartoffelbauern” kontrollieren, ja ſogar
einſchüch=
tern und an der Fahrt nach der Stadt behindern, könnten ihre Zeit
beſſer zur Arbeit verwenden — zu ihrer eigenen Wohlfahrt und der
geſamten Menſchheit zum Heil.
Und nun zum Schluſſe noch eines: Es darf nicht vorkommen, daß
einzelne große Firmen in den Städten, die es ſich zufällig erlauben
können, was allen Einzelmenſchen eben unmöglich iſt, hinausfahren aufs
Land und dort Kartoffeln einkaufen gegen Barbezahlung mit
Gold=
mark. Auf dieſe Weiſe verteuert man der großen Maſſe das
notwen=
digſte Nahrungsmittel, ja, man macht ihr den Einkauf geradezu
un=
möglich.
So hoffe ich nun, gezcigt zu haben, daß die Kartoffelnot in den
Städten nur beſeitigt werden kann durch ein ſofortiges ſcharfes
Vorgehen ſeitens der Regierung gegenüber den zahlloſen überflüſſigen
und die Allgemeinheit ſchädigenden Viehhaltern. Möge ſich auch
als=
dann ein beſſeres Verhältnis zwiſchen Stadt= und Landbewohnern
an=
bahnen. Land und Stadt darf nicht gegeneinander arbeiten, ſondern
beide müſſen gemeinſam in dieſer öden, troſtloſen Gegenwart nach
einem Ziele ſtreben, und das heißt: unſer armes, geknechtetes
deut=
ſches Volk nicht untergehen und umkommen laſſen!
—Der vorbeſtellte Septemberzucker kann in den Geſchäften
abgeholt werden. Für Säuglinge bis zu zwei Jahren erfolgt
wieder eine Sonderzwweiſung auf Marken, die unter Vorlage
der grünen Milchausweiskarte beim Lebensmittelamt,
Alexander=
ſtraße 22 (Zimmer 2), abzuholen ſind.
— Preiſe für Zucker. Der Zuckerpreis wird bis auf weiteres auf
110 Millionen Mark für das Pfund feſtgeſetzt.
Warnung. Bei der Güterabfertigung Schlüchtern ſind.
Ab=
nahmeſtempel, Wiegeſtempel und Stempelkiſſen
entwendet worden. Da mit einer mißbräuchlichen Benutzung des
Stempels bei der Frachtbriefannahme zu rechnen iſt, erſcheint beſondere
Vorſicht, insbeſondere beim Abſchluß von Kaufverträgen auf Grund von
Duplikatfrachtbriefen über Sendungen aus Schlüchtern, geboten.
n. Strafkammer. Mehrere Fälle wurden unter Ausſchluß der
Oeffentlichkeit verhandelt, und davon endigte die Anklage gegen den
47jährigen, verheirateten Fabrikarbeiter Richard Schwarzer aus
Mühlheim bei Offenbach wegen Verbrechens nach § 176 Abſ. 3, 8 174
Abſ. 1 St.G.B. mit Verurteilung zu 2 Jahren Gefängnis, abzuglich
2 Monate Unterſuchungshaft. — Verſuchtes Verbrechen gegen § 218
St. G.B. trug ferner der Frau Marie Rapiol aus Neu=Iſenburg
1 Monat 3 Wochen Gefängnis (als geſetzliche Mindeſtſtrafe) ein. —
Frei=
geſprochen wurde mangels ausreichenden Beweiſes die eines
Verbre=
chens nach 8 176 Abſ. 3 St. G.B. beſchuldigte Johann Hermann Witwe
aus Lampertheim. — Der wegen Diebſtahls im Rückfall
ſchöffengericht=
lich zu 5 Monaten Gefängnis verurteilte Fabrikarbeiter Wilhelm
Ad=
ler von Viernheim ſtrebte Strafmilderung an, doch wurde ſeine
Be=
rufung nach wiederholter Beweisaufnahme verworfen. Er hatte in
Gemeinſchaft mit Anderen einen Sack Kohlen aus dem dortigen
Ge=
meindegaswerk geſtohlen und war beim Wegſchaffen betroffen worden. —
Zum Freiſpruch führte die Verhandlung gegen den Chauffeur Wilhelm
Paßmann aus Düſſeldorf, der in erſter Inſtanz wegen fahrläſſiger
Körperverletzung mit einigen tauſend Mark Geldſtrafe belegt und auf ſeinen
Antrag in Anbetracht der großen Entfernung vom Erſcheinen im
Be=
rungstermin entbunden war. Der von ihm geſteuerte Kraftwagen hatte
ſeinerzeit auf der Fahrt durch Jügesheim ein die Ortsſtraße
überſchrei=
tendes junges Mädchen erfaßt und zur Seite geſchleudert, was ohne
ſchwerere Folgen für die Betreffende war. Es ergab ſich, daß den
An=
geklagten kein Verſchulden traf.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind aueſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in leinem Falie irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
— Der nächſte volkstümliche muſikaliſche
Sonn=
tagsvormittagsvortrag am 14. Oktober bringt den
Lieder=
zyklus „Winterreiſe” von Schubert, geſungen von Herrn Biſchoff. Er
findet, da ein anderer geeigneter Saal nicht verfügbar iſt, wiederum
im Realgymnaſium ſtatt. Es werden geeignete Maßnahmen gegen eine
etwaige Ueberfüllung getroffen werden.
— Die Promenademuſik am Sonntag vormittag 11 Uhr
im Herrngarten findet bei günſtigem Wetter ſtatt, worauf hiermit
hin=
gewieſen ſei. (Siehe auch Anzeige.)
— Aus dem Wartburgverein. (Gemeindehaus
Liebfrauen=
ſtraße 6). Am Sonntag abend findet ein Vortragsabend mit
Licht=
bildern ſtatt, zu dem jedermann, auch Gäſte, herzlich willkommen ſind.
Mitglieder werden über ihre Kriegsfahrten an Hand von Lichtbildern
berichten. Zutritt für jedermann frei=
v. Pfungſtadt, 11. Okt. Berichtigung. In der Meldung über
die Abſchiedsfeier für den ſcheidenden Rektor muß deſſen Name Klamm
(ſtatt Klemm) heißen,
-0-. Roßdorf, 12. Okt. Bauplatzpreis. Der Grundſtückspreis
für die abgegebenen Bauplätze iſt auf 2 Goldmark pro Quadratmeter
feſtgeſetzt worden. Bei Zahlung bis zu Ende dieſes Monats wird die
Goldmark zu 36 Millionen berechnet.
0-. Munſter bei Dieburg, 11. Okt. Aufgelöſte
Genoſſen=
ſchaft. Die Landwirtſchaftliche Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft hat
ſich aufgelöſt.
mü=. Babenhauſen, 12. Okt. Am Sonntag ſteht die
Fußballabtei=
lung Germania des hieſigen Turnvereins im 4. Verbandsſpiel der
Vik=
toria=B=Mannſchaft Aſchaffenburg a. M. auf dem Exerzierplatz hier
ge=
genüber. In den früheren Verbandsſpielen waren die Germanen ſtets
ſiegreich. Ihre 1. Mannſchaft iſt vorzüglich im Zuſammenſpiel, wird
aber gegen Aſchaffenburg alles dran ſetzen müſſen, um mit Ehren zu
beſtehen. — Die Handballabteilung und ihre Jugendmannſchaft ſpielen
gegen Turnverein Langen kommenden Sonntag auf dem hieſigen Platz.
Abteilungsleiter dieſer jungen Mannſchaft, die ſchon Proben ihres
Kön=
nens zeigte, iſt Herr Seibert.
ro. Seligenſtadt, 11. Okt. Der Kartoffelpreis iſt durch
Ver=
einbarung zwiſchen den Erzeugern und Konſumenten auf 200 Millionen
per Zentner feſtgeſetzt worden.
ot. Kaichen, bei Friedberg, 11. Okt. Unbekannte Diebe
dran=
gen nachts in das Anweſen eines Landwirts ein, ſtachen ein Schwein an
Ort und Stelle ab, ſtahlen noch die ausgehängte Wäſche im Garten und
konnten unerkannt das Weite ſuchen.
rh. Alsfeld, 11. Okt. Nachahmenswertes Beiſpiel. Die
Landwirte des Kreiſes Alsfeld haben beſchloſſen, das Kreis=Krankenhaus
mit Kartoffeln gratis zu beliefern.
— Der Finanzausſchuß des Landtags hat in dieſer
Woche in vier Sitzungen eine Reihe wichtiger Beſchlüſſe gefaßt und
da=
bei gleichzeitig die politiſche Lage eingehend beſprochen. An erſter Stelle
verdient Erwähnung, daß der Finanzausſchuß der Regierung einſtimmig
die Ermächtigung erteilt hat, durch Notverordnungen in möglichſter
An=
lehnung an die eingeleitete Aufwertungsgeſetzgebung des Reiches eine
An=
paſſung der Staatseinnahmen an die Geldentwertung herbeizuführen.
Die Regierung iſt hiermit in die Lage verſetzt, die Einnahmen zu
er=
höhen, auch ſoweit ſie auf geſetzlicher Grundlage beruhen. Es iſt eine
erfreuliches Zeichen für die Einſicht in unſere Lage, daß alle Parteien
dieſer Ermächtigung ihre Zuſtimmung erteilt haben. Ebenſo fand
ein=
ſtimmige Annahme die Regierungsvorlage, die die außerhalb des
Staats=
voranſchlags bewilligten außerordentlichen Kredite und den Betriebsſtock
der Hauptſtaatskaſſe an den Geldwert anpaßt. Weiter wurde die
Re=
gierung ermächtigt, zur Förderung des Wohnungsbaues in den Jahren
1923/24 die notwendigen Mittel auf der Grundlage der
Wohnungsbau=
abgabe zu beſchaffen. Der Handwerkskammer wird zur
Aufrechterhal=
tung ihres Betriebs im Monat Oktober ein Vorſchuß von 100
Milliar=
den Mark gewährt und ebenſo wurde der Epileptiſchen Anſtalt ein
Vor=
ſchuß von 1,6 Billionen Mark gewährt. Zu der Verbilligungsaktion des
Brotes durch das Reich nahm der Ausſchuß in einer ausgedehnten
Er=
nährungsdebatte Stellung. Es wurde dabei auf die geradezu
verzwei=
felte Lage der Verbraucher hingewieſen und von der Regierung und der
Landwirtſchaft gefordert, daß ſie alles tun, um der
Ernährungsſchwie=
rigkeiten in den Städten Herr zu werden. Eine Reihe von Abgeordneten
vertrat die Auffaſſung, daß nur die Wiedereinführung der Zwangs=
wirtſchaft über dieſe kritiſche Zeit hinweghelfen könne. Die Aktion des
Reiches zur Verbilligung des Brotes wurde als völlig ungenügend
be=
zeichnet. Ein Antrag des Abg. Widmann und Gen. auf Abſchaffung des
Tarifholzes für Beamte wurde abgelehnt, nachdem die Regierung
er=
klärt hatte, daß die Abgabe dieſes Holzes von jetzt an auf wertbeſtändiger
Brundlage erfolge. Außerdem wurde eine Reihe von Vorſtellungen
er=
ledigt. Am nächſten Dienstag wird der Ausſchuß mit der Beratung der
Beſoldungsnovelle beginnen.
Reich und Ausland.
Geſtohlene Deviſenbriefe.
Auf dem Poſtamt in Pankow wurde feſtgeſtellt, daß wiederholt
Briefe namentlich Auslandsbriefe mit Valuten den Empfängern nicht
ausgehändigt worden waren. Das Ergebnis der Nachforſchungen lenkte
den Verdacht auf einen 27 Jahre alten Poſtbeamten Karl B., der auf
dem Amt in Pankow beſchäftigt war. Dieſer beſtritt jedoch jede
Verun=
treuung. Da präſentierte nun ein junges Mädchen auf der
Zweig=
ſtelle der Dresdener Bank in Pankow zwei Schecks über je 5 Milliarden,
Das gab Veranlaſſung zu Ermittelungen, und das Mädchen hatte, wie
jetzt feſtgeſtellt wurde, auf der Bank geſagt, die Schecks ſeien ihm von
B. zum Einziehen übergeben worden mit dem Bemerken, er habe ſie
vom Poſkamt als Gehalt bekommen. Jetzt nahm die
Kriminalpoſtdienſt=
ſtelle, die B. dauernd beobachtet hatte, dieſen feſt, und er geſtand nun
auch, daß er ſchon länger Briefe unterſchlagen und ſo Milliarden erbeutet
habe. Auch die beiden Schecks hatte er den Briefen entnommen. Seine
Freundin ſollte ſie für ihn zu Geld machen. Der Verhaftete, der dem
Unterſuchungsrichter vorgeführt wurde, iſt Morphiniſt ſtarker
Zigaret=
tenraucher und ein Freund gleichgeſinnter Mädchen. Seine
Leidenſchaf=
ten haben ihn auf Abwege geführt. Das Morphium verſchaffte er ſich
durch einen Drogiſten aus Pankow.
Schwerer Unglücksfall.
Aus Königsberg i. Pr. wird gedrahtet: Bei einem Uebungsſchießen
in Pillau wurden Teile eines Geſchützverſchluſſes abgeſplittert. Von
den umherfliegenden Eiſenteilen wurden der Artillerieführer, Oberſt
Borchert, und ein Mann getötet, zwei Mann ſchwer und mehrere leicht
verletzt. Einige Verletzte ſind in das Lazarett nach Königsberg
über=
geführt worden.
Kampf mit meuternden Sträflingen.
Aus Newyork wird gekabelt: Zwiſchen der Polizei und den aus
dem Zuchſthaus von Eddy Wille ausgebrochenen Sträflingen iſt es zu
einem Kampf gekommen, wobei zahlreiche Sträflinge getötet, zum Teil
ſchwer verwundet wurden. Die Sträflinge haben ſich in einem
Ge=
bäude verbarrikadiert, das von der Polizei bewacht wird. Die Polizei
ließ in der Nacht tränenerregende Bomben in das Innere des
Ge=
bäudes werfen.
Sport, Spiel und Turnen.
Vorſchau für Samstag und Sonntag.
Turnen.
Zöglingswetturnen der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
h- Morgen vormittag 101 Uhr werden die Zöglinge der T. G.D.
1846 — Jugendturner von 14—17 Jahren — antreten, um in friedlichem
Wettkampfe ihre Kräfte zu meſſen und ihren Vorturnern zur Ehre
Zeug=
nis abzulegen von dem, was ſie im vergangenen Jahre gelernt haben. —
Ausgetragen werden je ein Zwölfkampf für die Oberſtufe und die
Unter=
ſtufe, Kämpfe, die ausdauerndes Ueben auf allen Gebieten der
Leibes=
übungen erfordern, da ſie ſich zuſammenſetzen aus 8 Geräteübungen,
1 Freiübung und 3 volkstümlichen Uebungen. — Schöne Leiſtungen dürfen
beſonders in der Oberſtufe erwartet werden, da dieſe dank der
hin=
gebungsvollen Arbeit ihres unermüdlichen Vorturners eine anerkannt
hohe Stufe turneriſcher Leiſtungsfähigkeit erreicht hat. — Alle Freunde
deutſcher Turnerei und rühriger Jugend ſind herzlich eingeladen, gilt es
doch durch zahlreiches Erſcheinen der Jugend zu zeigen, daß man ihre
Arbeit anerkennt und zu würdigen weiß, umſomehr, da eine rührige
Anteilnahme an dem Streben der Jugend dieſe zu noch weitgehenderer
Kraftenafaltung und Leiſtungsſteigerung begeiſtern wird. — Eine
Sie=
gerverkündigung in geſelligem Rahmen abends 8 Uhr im Tiaſaal ſoll
den Tag jugendturneriſcher Arbeit in gemütvoller Weiſe ausklingen
laſſen. Wem alſo ein warmes Herz für unſere Jugend in der Bruſt
ſchlägt, der ſuche am Sonntag die Woogsplatzturnhalle auf. Er wird
ſich ſelbſt und der dort tätigen Jugend damit Freude bereiten.
Fußball.
Sportverein Darmſtadt 1898 e. V.—V. f. R. Bürſtadt.
e Am morgigen Sonntag ſteht die Ligamannſchaft des
Sportvereins Darmſtadt 1898 e. V. der Ligamannſchaft des Vereins für
Raſenſpiele aus Bürſtadt auf den Sportplätzen am Böllenfalltor im
Ver=
bandsſpiel gegenüber. Bereits im Vorjahre kämpften beide
Mannſchaf=
ten hartnäckig um den Aufſtieg in die Bezirksliga. Im Vorſpiel ſiegten
die Darmſtädter auf ihrem Platze mit 4:2, im Rückſpiel gab es ein
Un=
entſchieden, jenem Spiel, an dem Tacacz ſo weſentlichen Anteil hatte,
als er noch in der letzten Minute mit vorbildlicher Energie den Ausgleich
erzielten. Ob die diesjährigen Spiele denſelben Ausgang nehmen, läßt
ſich im voraus nicht beurteilen. Bürſtadts Mannſchaft hat ſich gegen
das Vorjahr entſchieden verbeſſert. Dazu kommt das Minus der
Darm=
ſtädter vom vergangenen Sonntag, ſodaß die Frage des Ausganges des
bevorſtehenden Spieles erſt recht eine offene iſt. Darmſtadt muß infolge
Verletzung ſeines Mittelſtürmers in veranderter Aufſtellung antreten. —
Vor dieſem Spiel treffen ſich ebenfalls im Stadion Sportvereins 3. und
Bürſtadts 3., während die Ligaerſatzmannſchaft und die
vierte Mannſchaft des Sportvereins in Bürſtadt gegen die
glei=
chen Mannſchaften der Raſenſpieler anzutreten haben. — Ein weiteres
Spiel auf dem Uebungsplatz am Böllenfalltor findet noch zwiſchen einer
Sondermannſchaft des Sportvereins und des Sportvereins aus
Eſcholl=
brücken ſtatt.
Sportvereinigung Arheilgen—V. f. R. Darmſtadt.
Die Ligamannſchaft der Sportvereinigung Arheilgen ſteht morgen
nachmittag auf dem Sportplatz am Arheilger Mühlchen der
Ligamann=
ſchaft des V. f. R. Darmſtadt im Verbandsſpiel gegenüber. V. f. R., der
bis jetzt nur gegen ältere Ligavereine ſpielte, hat trotz verſchiedener
Nie=
derlagen bewieſen, daß er ein ſehr ſtarker Gegner iſt. V. f. R. hat alſo
erſtmalig einen Neuling vor ſich, dem zwar in bezug auf Spielſtärke ein
ſehr guter Ruf vorausgeht, der jedoch, was die Spielerfahrung anlangt,
den älteren Vereinen nachſteht. Wenn nicht ungünſtige Witterung das
Treffen beeinflußt, iſt ein hochklaſſiger Kampf zweier gleichwertiger
Geg=
ner zu erwarten.
Leichtathletik.
Wintertraining des Sportvereins 98.
Nach Eintritt in die ungünſtige Jahreszeit beginnt wieder das
Win=
tertraining, beſtehend aus Hallenübungen und Waldlauf. Die
Hallen=
abende finden wie im Vorjahre Dienstags abends von 8—10 Uhr in der
Turnhalle der Soderſtraße ſtatt. Der Beginn wird noch bekannt gegeben.
Der Waldlauf und die Uebungen im Freien finden in dieſem Jahr
regel=
mäßig Samstags nachmittags auf dem Platze ſtatt. Die Uebungen im
Freien erſtrechen ſich auf Kraft= und Gewichtübungen ſowie Laufſchule,
ſoweit nicht eine andere Sportart wie Hockey, Handball oder Fußball
ausgeübt werden. Anſchließend findet ein gemeinſamer Waldlauf (Beginn
vorläufig um 5 Uhr) ſtatt für alle Aktive, Jugendliche, Knaben ſowie die
anderen Sportarten ſtatt. Durch die Benutzung des neuen
Umkleide=
hauſes wird manche Unannehmlichkeit der früheren Jahre verſchwinden,
ſodaß eine weit größere Teilnehmerzahl zu erwarten iſt.
An Herbſtveranſtaltungen ſind noch folgende geplant:
Viertelſtunden=
dauerlaufen in allen Klaſſen; Schnitzeljagd; ferner hält der Frankfurter
Verband ein 10 Klm.=Straßenlaufen ab nach verſchiedener
Klaſſeneintei=
lung. Die Termine ſtehen noch nicht feſt.
Boxen.
Der nächſte Gegner des M. B. C.
Wie wir aus zuverläſſiger Quelle erfahren, wird der nächſte Geg
ner des Erſten Mannheimer Boxklubs die Boxabteilung des
Fußball=
klubs Eintracht in Frankfurt ſein, die am kommenden Samstag,
den 13. Oktober, im Apollo=Goldſaale eintreffen wird, um ihr Können
gegenüber der Mannheimer Mannſchaft, die mehrere ſüddeutſche
Mei=
ſter in ihren Reihen zählt, zu beweiſen. Unter anderen guten Leuten
wird der ſüddeutſche Meiſter im Fliegengewicht, Röder, im
Mannhei=
mer Ring erſcheinen. Vom M. B. C. ſtarten natürlich wieder alte
Kanonen wie Gründel, Grockenberger, Leinz, Hermann Frank, Willi
Frank und Stich.
Der Zuckerpreis wird bis auf weiteres auf 110 Millionen für
das Pfund feſtgeſetzt.
(7820
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Sonntag, 14. Oktober:
Wolkig, ſtrichweiſe Regen.
3
Imt
Martins
Rummer 283.
Darmſtädter Tagblatt, Saustag, den 13. Oktober 1923.
Seite 5.
onntag.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
FFür die Veröffentſichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bieibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amfange
der Einſender verantwortlich.) — Einfendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zuräggefandt, die Ablebnung nicht bearündet werden.
Nochmals die Mietenberechnung.
— In Ergänzung zu den Ausführungen über Mietberechnungen
in Blatt 277 vom Sonntag, den 7. Oktober, wird nachſtehend ein
ver=
einfachtes Verfahren zur Errechnung der reichsgeſetzlichen Miete
mit=
geteilt, das zumal denjenigen Hausbeſitzern, die eine größere Zahl von
Mieten zu ermitteln haben, willkommen ſein wird. Während nach dem
ſeitherigen Verfahren die Mieten durch eine Multiplikation, nämlich
der Grundmiete und des jeweiligen Hundertſatzes, zuzüglich 100
und dividiert durch 100 (z. B. im September: Monatsgrundmiete mal
15.300 000 — 100 — Monatsgrundmiete mal 153 001) verhältnismäßig
100
einfach zu errechnen war, macht die nunmehrige Berechnung mindeſtens
zwei Multiplikationen erforderlich, weil bei dem Zuſchlag für
Steige=
rung der Zinſen von der Grundmiete, aber bei demjenigen für
Betriebskoſten und für Unterhaltungskoſten von der
Friedens=
miete ausgegangen wird.
Um daher auch weiter nur mit der Grundmiete rechnen zu können,
und da die Grundmiete gleich vier Fünftel Friedensmiete iſt, wurde in
folgender Berechnung für Friedensmiete fünf Viertel Grundmiete
ein=
geſetzt. Dann berechnet ſich die Miete wie folgt, wenn die monatliche
Grundmiete mit M und der Lebenshaltungsindex mit I bezeichnet wird:
1. Zuſchlag für Steigerung der Zinſen — 1500 M — 15 M.
100
2. Verwaltungskoſtenzuſchlag 15 X 5 UX I — 0.1875 XNXI
100
3. Verwaltungskoſtenzuſchlag — 1 X 5 M X 1 — 00125 M X 1.
100 4
4. Grundmiete
1 M.
Monatsmiete zuſammen — 16 M + 0,2 M I — M (16 + 0,2 D).
Das heißt in Worten: Die Miete iſt gleich der Grundmiete,
multi=
pliziert mit der Summe aus 16 und einem Fünftel des
Lebenshaltungs=
index.
In dem oben erwähnten Beiſpiel beträgt die monatliche
Grund=
miete 584 — 48,67 M, und der Lebenshaltungsindex 40 400 000. Die
12
Monatsmiete iſt dann gleich 48,67 (8080 000 + 16) —
48,67 X 8080 016 — 393 254 378,72 — rd. 393 254 000 Mark.
Der geringe Unterſchied gegen den in Nr. 277 errechneten Wert ergibt
ſich aus den verſchiedenen Abrundungen, wobei obiger um 27 000 Mark
höherer Betrag den genaueren Wert darſtellt.
Ein Gebot der Zeit!
Der Winter naht! Mit Bangen ſehen Tauſende unſerer Brüder und
Schweſtern ihm entgegen. Hunger und Kälte werden ſie bedräuen.
Er=
mattung und Krankheit werden Viele dahinraffen. Ihnen zu helfen, iſt
die heilige Pflicht eines Jeden, der zu helfen vermag. Selbſtſucht und
Weltſinn haben in ſo vielen Herzen das Gute überwuchert. Hinaus aus
den Herzen mit dieſen erniedrigenden Trieben, die den Flug zu allem
Cthiſchen, Hohen und Erhabenen unterbinden. Hin mit unſeren Herzen
zum Altar der Nächſtenliebe; zur Hilfe unſerer darbenden und
frieren=
den Mitmenſchen. Ob Arbeiter oder Beamte, ob Kaufmann oder
Hand=
werker, ob Lehrer oder Gelehrter, ob Offizier oder Fabrikant, alle, alle,
die wir im Genuſſe eines erträglichen Einkommens ſind, müſſen für die
Unglücklichen unſerer Zeitverhältniſſe Opfer bringen. Doch ein Opfer iſt
es nicht! Iſt Geben ein Opfer? Nein und abermals nein! Geben
ver=
leiht der Seele ein erquickendes, freudiges Gefühl und bereitet
Glück=
ſeligkeit. —
Nur großzügig und ideal kann die Idee verwirklicht werden. So
ſtelle die Stadtverwaltung den großen Saal des Saalbaus für dieſen
Winter in den Dienſt der Nächſtenliebe. Die Stadtverwaltung vermag
den Saal aus ihrer Braunkohlengrube und ihrem Forſt von morgens
bis abends zum Aufenthalt behaglich zu erwärmen und ihm durch
Pflanzen und Blumen aus der Stadtgärtnerei und aus Privatſtiftungen
ein freundliches, anheimelndes Gepräge zu verleihen. Die Tiſche müſſen
mit ſinnigem Verſtändnis gruppiert werden. Wer in Nor iſt, hat
Zu=
tritt, niemand bedarf eines Ausweiſes. Ein großes Büffet iſt zu
er=
richten, an dem unentgeltlich ein gurgebrauter Malzkaffee, ein gutes
Stiick Brot, Reis=, Grieß= oder Hülſenfrüchtenſuppen abgegeben werden.
Die Lieferung der Lebensmittel wird vom Land erbeten. Verwaltung
und Bedienung geſchieht im Ehrenpflichtdienſt durch Männer, Frauen
und Mädchen der Stadt. Es ſtelle Jeder, der noch menſchlichen Fühlens
fähig und im Beſitze eines erträglichen Einkommens iſt, den zehnten Teil
ſeines monatlichen Einkommens in den Dienſt der Nächſtenliebe.
Nie=
mand tut damit etwas Beſonderes. Die Zeit drängt. Mögen ſich bald
einige energiſche, praktiſche, aber ideal geſinnte Männer und Frauen mit
B. T.
warmem Pulsſchlag für die Sache zuſammenfinden.
— Dank, aufrichtigen Dank hiermit der in dem furchtbaren Ernſt
unſerer Tage für ihre Schützlinge treu beſorgte Volksküche in der
Waldſtraße Nr. 18. Helfet den Fortbeſtand unſerer ſeit
Jahrzehn=
ten bewährten Pflegeſtätte ſichern, Ihr Berufenen alle; die Volksküche
arbeitet ſeit Beſtehen der Wohltat wegen ſtändig nur mit
Zu=
bußen. Aber die heutigen Ausgaben für unſere beſcheidenſte
Ernäh=
rung gehen nachgerade über unſere Kraft. Helfe, wer kann, und ſo oft
man unſerer gedenken kann. — Wohin ohne dieſe gerade ſeither ſo
dankenswert bewährte Zufluchtsſtätte? Die dankbaren Schützlinge.
Faaeece
Landestheater Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 10 Uhr,
(Sondermiete 111 und 204): Louis Ferdinand”. — Kleines
Haus, Anfang 7½/= Uhr, Ende 9= Uhr: 1. Kammermuſikabend.
— Orpheum,
Uhr: „Die Poſtmeiſterin”. — Union=,
Reſi=
denz=, Zentral=Theater
alaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt.
Sterbefälle: Am 28. Sept. Elfriede Hirtzinger, Schneiderin,
Gra=
fenſtraße 16. Am 25. Sept. Otto John, Generalarzt, 57 Jahre, von
Bensheim, hier, Eliſabethenſtift.. Am 26. Sept. Franz Gombert,
Ak=
tuar i. R., 70 Jahre, Taunusſtr. 17: Martin Petermann,
Wagnermei=
ſter, 66 Jahre, Schwanenſtr. 9; Franz Nöthig, Kaufmann, 30 Jahre,
Frankfurter Straße 76. Am 27. Sept. Maria Haller, geb. Schreiber,
32 Jahre, von Eberſtadt, hier, Lagerhausſtraße 24; Friedrich Fiſcher,
Pridatier, 68 Jahre, Eichbergſtr. 7. Am 28. Sept. Katharina Daub,
geb. Kilian, 38 Jahre, von Traiſa, hier, Eliſabethenſtift. Am 29. Sept.
Ludwig Riedel, 3 Mon., Geiſtberg 1; Waltraud Moll, 4 Mon., Große
Ochſengaſſe 8. Am 28. Sept. Hippolyt Thum, ohne Beruf, 77 Jahre,
Ahaſtraße 14. Am 29. Sept. Albert Klein, Inſtallateur, 20 Jahre,
von Pfungſtadt, hier, Stadtkrankenhaus. Am 30. Sept. Wilhelmine
Mal=
kemus, Diakoniſſin, 58 Jahre von Arnsburg, hier, Eliſabethenſtift;
Ida, Anna, Pauline, Gerda Kühne, 3 Jahre, Orangerieallee 17;
Wil=
helm Tempel, Privatmann, 74 Jahre, Ludwigshöhſtr. 25; Wilhelmine
Mülberger, geb. Wider, 85 Jahre, Witwe, Friedrichsſtraße 40. Am
1. Okt. Barbara Balk, geb. Müller, Witwe, 67 Jahre, Steinſtraße 5;
Magdalene Baum, geb. May, von Groß=Umſtadt, hier,
Lichtenberg=
ſtraße 80; Philipp Schönig, Bahnwärter, 65 Jahre, Arheilgerſtr. 140;
Katharine Firle, 4 Mon., Rheinſtr. 23. Am 3. Okt. Anna Roſa
Cevern, 1 Jahr, Obergaſſe 34: Emma Büttner, 1 Mon., Kirchſtr. 21z
Heinrich Arheilger, Weißbinder, 76 Jahre, von Wixhauſen, hier,
Eſchollbrückerſtr. 4½/; Adam Gebhardt, /= Stunde, Steinſtr. 6; Auguſte
Delp. geb. Formhals, 78 Jahre, Witwe, Altersheim. Am 5. Okt.
Eli=
ſabeth Boſche, geb. Glanz, 69 Jahre, Witwe, Moosbergſtr. 86;
Ma=
thilde Stautz, geb. Spindler, 59 Jahre, Gutenbergſtr. 62. Am 6. Okt.
Adolf Günther, 1 Stunde, Kleine Bachgaſſe 10; Helmut Pfiſter,
3 Mon., von Welbach, hier, Stadtkrankenhaus; Katharine Spieß,
78 Jahre, Witwe, Schulſtr. 1: Dr. Günther Becker, Chemiker, 30 J.,
Herdweg 103. Am 7. Okt. Karl Schneider, Leibkutſcher i. R., 80 J.,
Landwehrſtr. 10; Anton Stöckel, Stadtſekretär, 57 Jahre, Kaupſtr. 23:
Helene Petermann, 3 Mon., Forſtmeiſterplatz 5; Margarethe
Berg=
ſträßer 68 Jahre, Taunusſtr. 39; Gertrude Reichmann geb. Sander.
61 Jahre, von Seeheim, hier, Stadtkrankenhaus. Am 8. Sept. Eliſabeth
Heintze, geb. Klein, 36 Jahre Moosbergſtr. 93; Erich Eckert, 3 Mon.,
Georgenſtr. 13; Friedrich Kröh, Hausmeiſter an der Viktoriaſchule,
68 Jahre, Hochſtr. 44; Margarete Codemo, geb. Rödler, 86 Jahre,
Witwe, Nieder=Ramſtädter Straße 30. Am 9. Okt. Auguſt Decher,
Stadtverwaltungsamtmann, 46 Jahre, Speſſartring 7: Johann
Keh=
rer, Spenglermeiſter, 67 Jahre, von Eberſtadt, hier, Stadtkrankenhaus.
—
Gottesdienſtliche Anzeigen.
Spangeliſche Gemeinden.
20, Sonntag nach Trinitatis, den 14. Okrober 1923,
Stadtkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfr. Wagner II.
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 Uhr vormittags bis 5 Uhr
nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang: Nordtüre,
Stadtkapelle: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß.
— Abends 6 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarrer Lautenſchläger,
Schloßkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Müller.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer Marx.
Martinskirche: Vormittags 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Beringer. — Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt für den Oſtbezirk.
Pfarrer Beringer.
Johanneskirche: Vormittags 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Goethe. — Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. — Mittwoch, den
17. Okt., abends 8 Uhr: Bibelſtunde im Gemeindehaus. Pfr. Marx.
Im Anſchluß Helferſitzung für den Nordbezirk.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 10 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt. Pfarrer Wagner. — Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt.
Pfarrer Wagner.
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Rückert.
— Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Rückert. — Mittwoch,
den 17. Okt., abends 8½ Uhr im Saal: Bibelerklärung, Pfr. Rückert,
Stiftskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Hickel,
— Um 111 Uhr: Kindergottesdienſt, — Donnerstag, den 18, Okt.,
abends 8 Uhr: Betſtunde.
Lutheriſcher Gottesdienſt. (Selbſtändige evang.=uth, Kirche.)
Am 20. Sonntag nach Trinitatis, 14, Okt., vorm. 10 Uhr, im „
Feier=
abend”, Stiftſtraße 51: Pfarrer Müller,
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24): Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde,
— Um 10½ Uhr: Gottesdienſt im Verſorgungslazarett. — Um 11½ Uhr:
Kindergottesdienſt. — Nachm. 3½ Uhr: Bibelſtunde. — Montag, abends
8½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Männer. — Dienstag, abends
8½ Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. — Mittwoch, abends 8½ Uhr:
Bibel=
ſtunde im Verſorgungslazarett. — Donnerstag, abends 8½ Uhr:
Bibel=
ſtunde (Römerbrief). — Freitag, abends 8½ Uhr: Miſſionsſtunde. Miſſ.=
Inſp. Müller=Baſel. — Abends 8½ Uhr: Bibelſtunde in der
Stadt=
mädchenſchule in Beſſungen. — Jugendbund fürE. C., Mühlſtr. 24:
Sonntag, nachm. 2½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jünglinge. — Um
4½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jungfrauen. — Dienstag, abends
8½ Uhr: Bibelſtunde für Jünglinge und Gebetsſtunde für
Jung=
frauen. — Donnerstag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für Jünglinge,
— Freitag, abends 8½ Uhr: Teilnahme an der Miſſionsſtunde, Miſſ.=
Inſp. Müller=Baſel.
Wartburgverein Darmſtadt. Vereinslokal: Gemeindehaus der
Martinsgemeinde, Liebfrauenſtr. 6. Dienstag, abends 8½ Uhr:
Bibel=
ſtunde.
Ehriſtlicher Berein junger Männer Darmſtadt, E. B.,
Alexander=
ſtraße 22 (Infanterie=Kaſerne, 1. Hof links): Dienstag, abends 8 Uhr:
Bibelſtunde. — Donnerstag, abends 8 Uhr: Bibelbeſprechſtunde für
die Jugendabteilung. — Samstag, abends 8½ Uhr: Wochenſchluß=
Gemein=ſchaftsſtunde.
Ehriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, I.)
Mitt=
woch, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Evangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag; den
14. Okt., vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. — Abends 8 Uhr:
Gottes=
dienſt. — Donnerstag, den 18, Okt., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde,
Prediger Erhardt.
Chriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntag,
den 14. Okt., vorm. ½10 Uhr: Heiligungsſtunde, — Um 11 Uhr:
Sonn=
tagsſchule. — Abends 8½ Uhr: Evangeliſation. — Dienstag, abends
8 Uhr: Bibelſtunde, — Freitag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17:
Sonntag, den 14. Okt., vorm. 10 Uhr: Gebetsverſammlung. — Um
11 Uhr: Sonntagsſchule. — Nachm. 4 Uhr: Predigt. — Abends 8 Uhr:
Jugendſtunde. — Donnerstag, den 18. Okt., abends 8½ Uhr: Vortrag:
„Die endgültige Entſcheidung”. Prediger Kuhl.
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 14. Oktober 1923.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhr:
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 5½ Uhr: Beichtgelegenheit — Um 6 Uhr: Erſte heil,
Meſſe. — Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. — Um 8 Uhr:
Sing=
meſſe mit Predigt und Kommunion der Jungfrauen=Kongregation. —
Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. — Um 11 Uhr: Singmeſſe mit
Predigt. — Nachm. ½3 Uhr: Chriſtenlehre; darauf Roſenkranzandacht.
— Um 5 Uhr: Mütter=Verein. — An allen Werktagen, vorm. 6½ Uhr:
Heil. Meſſe mit Roſenkranz.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonntag, vorm. 6½ Uhr:
Heil. Meſſe. — Nachm. 6 Uhr: Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe,
Kapelle zu Griesheim: Sonntag, vorm. 9½ Uhr; Hochamt mit
Predigt.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm. ½5 Uhr und abends 8 Uhr:
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte. — Um
½7 Uhr: Frühmeſſe. — Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. — Um
9½ Uhr: Hochamt und Predigt. — Nachm. 2 Uhr: Andacht und Segen,
Kapelle zu Arheilgen: Vorm. 10 Uhr: Amt und Chriſtenlehre.
St. Martinskapelle zu Beſſungen: Samstag, nachm. 5 Uhr, und
abends 8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 6½ Uhr: Heil. Beichte. — Um ¼8 Uhr: Erſte heil.
Meſſe. — Um 348 Uhr: Predigt. — Um 8 Uhr: Zweite heil. Meſſe,
— Um 9½ Uhr: Amt mit Predigt (der Kirchenchor St. Martin und
St. Marien ſingt), — Nachm. 2 Uhr: Chriſtenlehre. — Um 2½ Uhr:
Andacht.
St. Fidelis: An allen Sonn= und Feiertagen morgens 8 Uhr in
der Kapelle der Engliſchen Fräulein an der Waldſtraße heil, Meſſe
und Predigt.
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. 6 Uhr: Beichtgelegenheit. — Um ½7 Uhr:
Früh=
meſſe. — Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. — Nachm. ½2 Uhr:
Andacht.
Provinzial=Pflegeanſtalt bei Eberſtadt: Montag, morg, ½8 Uhr:
Heil. Meſſe und Predigt.
Kapelle zu Pfungſtadt: Sonntag, vorm, 7 Uhr:
Beichtgelegen=
heit. — Um 7½ Uhr: Hochamt und Predigt. — Nachm. 4 Uhr: And.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Kirche Feſu Chriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt,
Saalbauſtr. 67, Bürgerhalle): Sonntag, den 14. Okt., nachm. 2½ Uhr:
Sonntagsſchule, — Um ½4 Uhr: Predigt. — Donnerstag, den 18, Okt.;
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich willkommen.
Internationale Vereinigung Ernſter Bibelforſcher (Ortsgruppe
Darmſtadt, Karlſtraße 16, I.): Bibelſtunden Mittwochs und
Frei=
tags, abends 8 Uhr. Jedermann herzlich willkommen.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgraf=Georgſtraße, nächſt
dem Schwimmbad: Sonntag, vorm. 10 Uhr: Heiligungs=
Verſamm=
lung. — Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. — Abends 8 Uhr: Heils=
Verſammlung. — Mittwochs und Freitags, abends 8 Uhr:
Oeffent=
liche Verfammlung.
Methodiſtengemeinde (Frankfurterſtr. 3): Sonntag, den 14. Okt.;
nachm. ½3 Uhr: Sonntagsſchule. — Um 4 Uhr: Predigt.
Selma Wartensleben
Hugo Bendort
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Ober-Ramstadt, Oktbr. 1923
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Wirtſchaftliche Rundſchau.
Aus der Zuckerinduſtrie. Die Nachfrage nach
Roh=
ſtoffen beſteht vielſeitig. Am Verbrauchszuckermarkt begegnen die
Ver=
teilungen der Raffinerien großer Unzufriedenheit einmal wegen der
Geringfügigkeit der Mengen bei verſchiedenen Raffinerien, ſodann
we=
gen des Umſtandes, daß die Zuckerwirtſchaftsſtelle auch die
ſchwimmen=
den Produkte mitverteilte, d. h. diejenigen Mengen, die erſt erzeugt
werden ſollen, was nicht vor Beginn der Betriebe in den Naffinerien
geſchehen kann. Dieſe Mengen dürften für den Handel glatt verloren
ſein, da die Raffinerien ſie nicht vor dem 20. Oktober verkaufen und
ge=
zwungen ſein werden, ſie der Zuckerwirtſchaftsſtelle zurückzugeben. Der
am 29. September feſtgeſetzte Zuckerpreis ſtellte ſich auf 1,7 Milliarden
pro Sack ab Raffinerie ohne Steuern. Der Preis vom 3. Oktober
er=
höhte ſich auf 2,856 Milliarden pro Sack, unter gleichen Bedingungen.
Die Steuer iſt mit Wirkung ab 8. Oktober auf 439 Mill. erhöht worden.
Wie knapp in manchen Gegenden die Zuckervorräte ſind und wie weit
dieſelben, trotz der hohen Frachten, herangeholt werden müſſen, zeigt
die Tatſache, daß man zur Verſorgung der Provinz Sachſen auf
ſchle=
ſiſche Raffinerie mit 2000 Doppel=Zentner zurückgreifen mußte. Für
den Zucker der neuen Ernte beſteht lebhafte Nachfrage. Man ſpricht
davon, daß ſchleſiſcher Zucker zu 855 Mill. pro Zentner gehandelt ſei.
Für Zucker der gleichen Herkunft werden 21 Goldmark gefordert. Die
Durchſchnittsſchätzung des zu erwartenden Rübenertrags dürfte nur in
ganz bevorzugten Gegenden einen Ertrag von 130—140 Zentner pro
Morgen bringen. Im allgemeinen gehen die Schätzungen teilweiſe bis
70 Zentner pro Morgen herunter. Die Preisentwicklung am Londoner
Zuckermarkt im letzten Jahre und an jedem erſten Monatstag ſtellte ſich
für Rohzucker 96 Proz. eif.: Oktober 1922 — 17/0, November 1922 —
19/0, Dezember 1922 — 17/9, Januar 1923 — 17/6, Februar 1923 —
1713, März 1923 — 25/3, April 1923 — 27/6, Mai 1923 — 32/0, Juni
1923 31/9, Juli 1923 — 24/6, Auguſt 1923 — 24/0, September 1923
— 19/6, Oktober 1923 — 25/0. Newyork meldet, daß unter dem
Ein=
fluß andauernder großer Nachfragen nach Raffinaden, insbeſondere
ſtarker Abrufe aus England und anderen Weltteilen, eine feſte Tendenz
des Marktes bei weſentlichen Preisſteigerungen, erwuchs. Die
Nach=
frage nach Rohzucker nähme zu. Die Preiſe ſtellten ſich auf 45/8 c, da
aber die zu dieſem Preiſe erhaltenen Mengen nicht genügten, zogen die
Preiſe wieder weiter an. Die Auslandsmärkte werden, ſobald der
Frei=
verkehr tatſächlich aufgenommen iſt, wieder mehr Bedeutung für die
deutſchen Zuckermärkte erhalten.
* Hanſa=Automobil=A.=G., Varel in Oldenburg.
Wir berichteten ſeinerzeit ausführlich über die G.=V. der Geſellſchaft,
in der die Gruppe Schapiro=Schebera als Opponent gegen die Beſchlüſſe
der Verwaltung aufgetreten war. Auf der am 8. d. M. ſtattgefundenen
ao. G.=V. ſtand die in der G.=V. vom 8. 9. vertagte Genehmigung der
Bilanz und der Gewinn= und Verluſtrechnung, ſowie die
Gewinnvertei=
lung und ferner der wiederholte Antrag auf Entlaſtung des Vorſtands
und des Aufſichtsrats. Der Vorſitzende bemerkte, daß ſeit der letzten
G.=V., die auf Grund von Proteſten hin verſchoben werden mußte, die
Oppoſition die nötigen Aufklärungen bekommen habe. Auf eine An=
wuaden die den Schchivgruten gegebenen. Eerlärune derſeſen.
Nach längerer Debatte wurden mit 64 382 gegen 20 136 Stimmen der
Oppoſition die Anträge der Verwaltung angenommen.
* Caroſſeriewerke Schebera A.=G. Die Geſellſchaft
teilt mit: Die deutſche Automobilausſtellung 1923 hat den
Carroſſerie=
werken Schebera den erwarteten wirtſchaftlichen Erfolg in weitem
* Nähmaſchinen= und Fahrräder=Fabrik
Bern=
hard Stoewer, Stettin. In dem Proſpekt zur Zulaſſung von
9 Mill. neuen Stammaktien der Geſellſchaft wird der Geſchäftsgang im
laufenden Jahre bisher als gut bezeichnet. Die Geſellſchaft verfügt
über einen befriedigenden Auftragsbeſtand, ſo daß mit einem
zufrie=
denſtellenden Ergebnis zu rechnen ſein dürfte. Nach dem Stand vom
30, 6. 1923 betragen Außenſtände 4920 Mill., Bankguthaben 1780 Mill.,
Kreditoren 1181 Mill. Die Vorräte werden ſchätzungsweiſe mit 50 Mill.
als in ungefähr gleicher Höhe wie am Bilanztage (45 Mill.) angegeben.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfürter
Ge=
reidebörſe vom 12. Okt. Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber
ohne Sack. Preis je 100 Kilo. Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige
Lieferung. Weizen Wetterauer 12—14 Milliarden, Roggen 10—13
Mil=
liarden, Sommergerſte 12—14 Milliarden, Hafer inländiſcher 9—12
Mil=
liarden, Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 22—25 Milliarden (bei
Waggonbezug ab Mühlenſtation), Roggenmehl 19—21 Milliarden Mk.,
Weizen= und Roggenkleie 4—5 Milliarden Mk. Tendenz abgeſchwächt.
Mannheimer Kleinviehmarkt. Dem
Kleinvieh=
markt am Donnerstag waren zugetrieben: 46 Kälber, 27 Schweine,
288 Ferkel und Läufer. Notiert wurden nur Ferkel und Läufer, für die
0,5 bis 6 Milliarden Mark pro Stück bezahlt wurden. Marktverlauf:
mit Ferkeln ſchleppend.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Die Vorgänge am
Deviſenmarkt und die neuerdings zugeſpitzte innerpolitiſche Lage hat das
Geſchäft vollſtändig zum Stocken gebracht. Die ſtarken Schwankungen
in den Deviſen brachten überhaupt kein Angebot heraus, da die
Waren=
eignev nicht wiſſen, welche Forderungen ſie ſtellen ſollen. Der Markt
iſt ſehr feſt geſtimmt. Offiziell wurden pro 100 Kilo bahnfrei
Mann=
heim netto Kaſſe in Milliarden notiert: Weizen 17—19, neue Gerſte
13—16, neuer Hafer 14—16, Weizenmehl Spezial=Null 26—30,
Roggen=
mehl 18—22, Weizenkleie 6,0—6,5, Wieſenheu 1,2—1,3, Preßſtroh 1,2
bis 1,3. Tendenz: unregelmäßig.
wb. Berliner Produktenbericht. Der Stillſtand in der
Aufwärtsbewegung der Deviſenpreiſe hat auch die bisherige tägliche
Steigerung der Getreidepreiſe aufgehalten. Da ſich die Preiſe in
Pn=
vierwährung vorteilhafter kalkulierten als in Gold, ſo lauteten auch die
Forderungen in verſtärktem Maße wieder in Papier. Das
Inflations=
angebot hielt ſich wiederum in engen Grenzen, und das Geſchäft nahm
bei der vorſichtigen Kaufluſt der beteiligten Kreiſe einen größeren
Um=
fang nicht an. Für Noggen waren die Aufkäufer der
Reichsgetreide=
ſtelle weiter als Käufer tätig.
* Frankfurter Börſenbericht vom 12. Oktober 1923.
(Eigener Bericht.) Der Deviſenmarkt ſtand ſeit der letzten Börſe im
Zeichen lebhafteſter Kursſchwankungem — Kabel Neu=York zur geſtrigen
Notiz 750 Mill. verdoppelt, ging auf die Intervention der Reichsbank
geſtern nachmittag und im heutigen Frühverkehr wieder weſentlich
zu=
rück und wurde zeitweiſe bis 3500 Mill. gehandelt, um ſich heute im
Verlaufe der Börſe wieder zu befeſtigen. Die Notiz war 500 Mill. und
man handelte ſpäter bis ca. 6000 Mill. Am Effektenmarkt war das
Effektengeſchäft zunächſt in Anbetracht der ſtarken Deviſenſchwankungen
zurückhaltend. Die vorliegenden Kaufaufträge bewirkten jedoch gleich
zu Beginn auf faſt allen Märkten feſte Kurſe. Im Verlaufe wurde die
Tendenz weiter befeſtigt und man ſchloß beſonders auch für Chemiewerte
zu Kurſen, die weſentlich über der erſten Notiz lagen. Am Markte der
ausländiſchen Renten war das Geſchäft nicht ſehr groß. Man dandelte
zu etwa vorgeſtrigen Kurſen: Zolltürken 17/19 000 Mill., II.
Bagdad=
bahn 18/19 000 Mill. Am Markte der wertbeſtändigen Anleihen war die
Tendenz ſchwächer. Relativ feſt mit ca. 80 Prozent kam die Goldanleihe
mit 3950 Mill. zur Notiz. Am Chemie=Aktienmarkte eröffnete man in
feſter Haltung. Beſonders ſtark waren hier Scheideanſtalt geſteigert mit
19 500 plus 7500 Mill. Von Anilinwerten Bad. Anilin 14 000 plus 3500
Mill., Höchſter 11000 plus 3000 Mill. ſpäter bis 13 000 Mill.,
Rütgers=
werke 9500 Mill. plus 2000 Mill., nachbörslich bis 18000 Mill. Am
Elektr.=Aktienmarkt waren ſämtliche Kurſe weſentlich höher: Schuckert
40 000 Mill. plus 20 000 Mill. Bergmann 7500 plus 1000 Mill., Voigt
u. Haeffner 5500 plus 250 Mill., Maſch.= und Metallwerte lagen nicht
ganz einheitlich, überwiegend jedoch feſter — erwähnenswert ſind hier:
Heddernheimer Kupfer 2500 rat. plus 1500 Mill., Pokorny u. Wittekind
1900 plus 1200 Mill., Metallgeſellſchaft 18000 Mill. plus 6000 Mill.,
Rheinmetall 13 000 Mill. verdoppelt. Zuckeraktien zogen durchſchnittlich
um ca. 500 Mill. an. Sehr große Kursſteigerungen gab es wieder bei
allen Montanwerten: Harpener 80 000 Mill. plus 25 000 Mill., Phönix
45 000 Mill. plus 7000 Mill., Deutſch=Lux. 62 000 Mill. plus 22 000 Mill.
Bankaktien feſt, beſonders Diskonto=Geſeſchaft, die mit 13 000 Mill. faſt
verdoppelt waren. Metallbank 16 000 Mill. plus 4000 Mill. Der
Ein=
heitsmarkt war infolge der vorliegenden Kaufordres ſehr feſt; genannt
ſeien hier: Chem. Albert 30 000 Mill. plus 10 000 Mill., Berg.=Märk.
450 Mill. rat. plus 230 Mill., C. W. Kemp 550 plus 300 Mill., Broun=
Konſerven 1000 rat. verdoppelt, Prometheus 600 Mill. verdoppelt. Im
freien Verkehr zogen die Kurſe im Verlaufe der Börſe weiter an —
man hörte hier: Beckerſtahl 8500/11 000/7500 Mill. Beckerkohle 8000—
11 500/9150 Mill., Benz 2000 Mill., Brown Boveri 720 Mill., Frankf.
Handelsbank 60 Mill., Georgi 150 Mill., Growag 155/165 Mill., Hanſa
Lloyd 525 Mill. Karſtadt 530 Mill., Kayſer Waggon 60 Mill.,
Kreich=
gauer 2/250 Mill., Krügershall 6500/6750 Mill., Meher Textil 125/150
Mill., Raſtatter Waggon 750 Mill., Tiag 310 Mill., Ufa 1700 Mill.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Durch die
Not=
verordnung über die Steuererhebung in aufgewertetem Geld und die
Ankündigung der baldigen Einführung einer neuen Währung hat die
Regierung Streſemann den Beweis geliefert, daß ſie mit allen Mitteln
dem Währungsverfall der letzten Tage Einhalt zu gebieten verſuchen
will. Die neue Taktik der vollen Zuteilung bei der amtlichen Feſtſetzung
der Deviſenkurſe hat auch dazu beigetragen, die ſich bisher täglich
ſtoß=
weiſe fortſetzende Steigerung der Deviſenpreiſe zum Stillſtand zu
brin=
gen. Am Vormittag entwickelte ſich die Kursbildung nach feſtem
Ein=
ſetzen ſchließlich auf der Grundlage von 19 bzw. 6 Milliarden für
Lon=
don und Neu=York. Infolge der heutigen vollen Zuteilung hielten ſich
13. Oktober 1923 Nr. 283
ſchließlich auch die amtlichen Notierungen unter dieſem Stand. In dem
Effektenverkehr zeigte ſich die Börſenſpekulation anfangs verkaufsluſtig,
ſo daß ſich die Eröffnung bei unregelmäßiger Kursbildung in unſicherer
Haltung vollzog. Dabei überwogen für die meiſten am Mittwoch
be=
ſonders ſtark geſtiegenen Papiere Rückgänge von vereinzelt 5 Milliarden
bis herunter zu einigen Millionen Prozent, denen freilich auch neue
ſtarke Steigerungen von 10—20 Milliarden bei einzelnen Montan= und
Induſtriewerten gegenüberſtanden. Dieſe innere Feſtigkeit und
bereit=
willige Aufnahme der herauskommenden Waren bewirkte bald
Rück=
käufe der Spekulation und dadurch ein teilweiſes Hereinbringen der
anfänglichen Kursverluſte. Erſt ſpäter ſchwächten ſich die hohen
Spitzen=
kurſe infolge des Deviſenſtillſtandes etwas ab. In Valutapapieren war
die Kursbildung ähnlich. Von feſtverzinslichen Werten erhöhten ſich
Preußiſche Konſols erheblich. Das Geſchäft nahm in
Dividendenpapie=
ren einen größeren Umfang nicht an, iſt aber in wertbeſtändigen
An=
leihen in täglich wachſendem Maße recht umfangreich.
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Prag 71820.—
15 1620000.— 72180.—
5 2380000.— 55461.—
uur7705000.— 65739.—
u18e95000.— 50 Budapef 269325.— 270675.— 209475.— 210525.— Buenos=Aires 1645875000. 1654125000. 1276800000. 1283200000. Bulgarien 49276500.— 49523500.— 38932500— 39037500.— Japan. 2473800000. 2488200040. 1970082500. 1979937500. Rio de Jan 1498750000.— 501250000.— 779050000.— 380950000.— Belgrad. 60348750.— 60381250.— 46383750.— 46616250.— Liſſabonn 1201495000.— 202505000.— 157605000.— 158395000.— Sofia.
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Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000
Frankfurter Kursbericht vom 12. Oktober 1923.
Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
Reichsanleihe. . . . . . .. . . ..
aoo
aoooooo-
ſt. Dollarſchätze. ..........
½% IV. und V. Schatzanweif.
% W.—IX.
sparprämienanleihe ........
wangsanleihe. . .. . . . . . ... ."
voldanleihe. . . . . . . . . . . . . .. . .
% Preuß, Konſols ........."
6 Bad. An. unk. 1935......
v. 1907.... . .
½%
Bahern Anleihe .........
Se
Heſſen unk. 1924 .......
½ „
10. 10.
z000
2000
3225000
10000B
2100000
20000
45000
24000
Württemberger .........
b) Ausländiſche.
o Bosnien L.=E.=B. p. 1914
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
% „ v. 1902.... .. .....
v Bulgar. Tabak 1902 ....
/% Griech. Monopol ....
½.% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ............
%0 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ................
Oeſt, Goldrente .........
½ „ einheitl. Rente .....
25 Rum. am. Rente v. 03 „.
½% „ Goldrente v. 13 ...
g, am. „ konv. ..
%o „ „ „ v. 05 „...
% Türk. (Admin.) v. 1903 ...
(Bagbab) Ser. I..
H..
ſo „ v. 1911, Zollanl. ..
1% Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
Mexik, amort. innere. . . ..
ſo „ konſ. äuß. v. 99 ..
3 Gold v. 04, ſtfr. ..
konſ. innere ......"
% „ Irrigationsanleihs
% Tamaulipas, Serie 1 ....
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
Gal. Cark Ludw.=Bahn ..
Oeſt, Südb. (Lomb.) ſtfr.
z
32 Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
„6Neue „ „
%0 Oeſt. Staatsb. v. 1883....
% Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
2300000
2000000
600000
180000
1500000
200000
17500000
19000400
18500000
17500000
3000000
150000
17000000
100000
8000000
8200000
600000
12. 10.
V
45000
450000
5000000
150
22000
3950000
25000
30000
7000
2600000
300000
700000
2500000
500000
1650000
2000000
3100000
350000
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. 9. Em. ...
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ..
48 Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I............"
8% Salon Conſt. Jonction.. .
3% Salonique Monaſtir .....
5½ Tehuantepe . ...........
41%
Pfandbriefe.
4% Frankf. Hyp.=Bank 1920...
½2
42 Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
4% Mein, Hyp.=Bank 1922...
1922...
4% Pfälz. „
„ 1923 ...
4% Rhein. „
verl. ...
3½%
40‟ Südd. Boden=Cred.=Ban!
München 1906 ............"
10. 10.
6000000
23500000
9500000
8000000
u0000000
1000000
4% Heſſ. Ldhhp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhhp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
4% Darmſt. v. 1919 bis 1925..
8½% Darmſt. v. 1905 .......
Frankfurt v. 1918 .......
„ v. 1903 .......
3½=
495 Mainz. v. 1919 bis 1926..
5% Badenkohlen ............"
5% Sachſenkohlen ..... ....."
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........
Disconto=Geſelſchaft . ........
Dresdener Bank ............"
Frankfurter Bank ........ ..."
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . ... ."
Mitteldeutſche Creditbank .....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. .. . . .. . .. . ..
Rhein. Creditbank .... ... ...."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein ........."
Weſtbank ...
........
Berowerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. .
.
Buderus. .. . . . . .
.
Dt. Luxemburger .... . ..
Eſchweiler Berowerks=Akt...
Gelſenkirchen Bergw.
Harpener Bergbau ...
Kaliwerle Aſchersleben
T.
Weſteregeln ...
Lothringer Hütte . . . . .. ......
Mannesmann Röhren,......
Mansfelder .....
14000000
2800000
300000
2000000
16000000
1800000
3250000
2000000
1100000
300000
7000000
3000000
300000
12000000
1050000
600000
900000
1500000
450000
130000
5000000
10000000
40000000
55000000
9000000
14600000
8000000
12. 10.
24000000
20000000
18000000
1800000
450000
3600000
19000000
3900000
4000000
6500000
1600000
300000
3000000
4000000
250000
16000000
1400000
900000
2700000
700000
5000000
650000
250000
9000000
17500000
62000000
70000000
45000000
30000000
10000000
13000000
37000000
9000000
Berowerks=Aktien (Fortſ.)
Oberbedarf .. . . . ...........!
Oberſchleſ. Eiſen Caro) ......
Phönir Bergbau ..
Rhein. Stahlwerke
Riebeck Montan.. . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahüitte . . . . ..
Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . .
Löwenbrän München .. .. . ..
Schöfferhof (Binding) ........
Werger ....................
Akkumulat. Berlin „zuuau=
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleher).......
A. E. G. Stamm.. . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) .. . . . . ."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ........
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen".
Baſt Nürnberg .. . ...."
Bahriſch. Spiegel .......
Beck & Henkel Caſſel) ..
Bergmann El. Werke.
Bing, Metallwerke. . .........
Blei= u. Silberh. Braubach...
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
cementwerk Heidelberg
Karlſtadt ..
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert . ...
Griesheim Elektron .
„ Weiler=ter=mer ...
Daimler Motoren ...
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin ..
Dt. Gold= 1. Silberſcheibeanſt.
Dingler, Zweibrücken ........
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm)... .
Düfſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm.,
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher jr. .. . . . .
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ..... ...
Licht und Kraft ..
Elſäſſ. Bad. Wolle. . . . .
Emag, Frankfurt a. M.
Emaill- & Stanzw. Ullrich.
Enzinger Werke ......
Eßlinger Maſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber, Joh., Bleiſtift.
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebr., Pirmaſen,
Felten & Guillegume.
Feinmechanik (Jetter)
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.. . . . . .
Frankfurter Hof
10. 10.
15000000
19000000
37000000
700000
19000000
1000000
900000
4750000
6000000
360000
10500000
8000000
2000000
500000
3000000
1100000
6500000
1460000
— G
3500000
2000000
1000000
20000000
8000000
9000000
1300000
2600000
12000000
— G
300000
— G
600000
1200000
700000
750000
10000000
1600000
8000000
705000
300000
1500000
1800000
3500000
2000000
210000
1400000
G
12000000
300000
700000
— G
12. 10.
18500000
22000000
42000000
45000000
40000000
2000000
29000000
250000
20000000
15000000
10000000
800000
5100000
5500000
400000
14000000
8000000
1500000
4000000
2000000
7500000
2000000
4500000
4000000
2700000
2600000
30000000
12000000
1u000000
300000
3000000
19500000
450000
1200000
1800000
1400000
770000
12500000
1400000
7000000
1500000
300000
2000000
1500000
5000000
3000000
300000
12000000
700000
1100000
1500000
Fkf. Maſch. Pokornh & Wittel.,
Fuchs Waggon Stamm. . . . . .
Ganz, Ludwig, Mainz .......
Geiling E Cie. ............."
Gelſenkirchen Gußſtahl ...
Goldſchmidt Th.. . ...
...
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen.......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .......
Hirſch Kupfer u. Meſſ...... . . .
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben .............
Holzmann, Phil. ............
Holzverk =Induſtr. . . . . .. ...."
Hotel A.=G., München .......
Hydrometer Breslau...
Jnag. .. . . . . . . .. ....
Junghans Stamm.. . ..
Karlsruher Maſchinen . .
Klein, Schanzl. & Becker.
Konſervenfabrik Braun”.
Krauß & Co., Lokom.,
Lahmeher & Co. ..
Lech Augsburg .
Lederw. Nothe
Lederwerke Spicharz
Löhnberger Mühle
Lüdenſcheib Metallw..
Lux’ſche Induſtrie ....
Mainkraftwerke Höchſt
Meguin, Butzbach ..
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul.. ... .....
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz ........
Motorenfabrik Oberurſel .....
Neckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Frankfurt a. M. ...
Peter=Union=Frankfurt .. . . . .
Pfälz. Nähm., Kayſer ...... ..
Philipps A.=G.... . . .
Porzeilan Weſſel ........
Reiniger, Gebbert & Schall
Rhein. Elektr. Stamm. . . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff
„ Metall Vorzüge.
Rhenania, Aachen ....
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin ..
Rütgerswerke .....
Schleußner (Frankfurt a. M.)
Schneider & Hanau
Schnellpreſſen Frankenthal
Schramm Lackfabrik.
Schuckert Eleftr. (Nürnberg).
10. 10.
700000
400000
400000
200000
10000000
400000
8000000
1700000
5000000
1000000
1100000
400000
1100000
—8
8000000
1250000
7100000
— G
1100000
2200000
2200000
1600000
2600000
500000
4500000
5000000
2500000
200000
2000000
120000
— G
1200000
7500000
400000
475000
600000
— G
1000000
300000
2500000
1700000
450000
1000000
1000000
1600000
1000000
3000000
6800000
7800000
2100000
250000
7400000
600000
600000
3000000
1000000
20000000
12. 10.
19000001
750000
650000
400000
14000000
600000
120000009
21000001
700000/9
2500000
90000/
100000
13500001
T2060004
110000004
1100000h
10000000
13000001
3000000
2600000
2000000
2000000
1000000
8000000
40000004
4000000
8
2000000
13000001
— O
25000004
9000000
350000
600000
600000
8000000
18000004
450000
3500000
4500000
4500001
15000001
2000000
1400000
24000004
3600000
13000000
9500000
4500000
400000
9500000
1200000
1000000
50000001
1200000
400000004
Schuhfabrik Berneis=Weſſe. .
Schuhfabrik Herz..........."
Schuhf Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff ........."
Sichel & Co., Mainz.......
Siemens Elektr. Betriebe.
Siemens Glasinduſtrie ...
Siemens & Halske .........
Stöckicht=Offenbach=Gummi ..
Südd. Handelsvereinigung. . ..
Süddeutſche Immobilien .....
Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha
Uhrenfabrik Furtwängler .....
Beithwerke in Sandbach ....."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr. Bln.=Frkf.
„ Pinſelfabr. Nürnberg ..
„ Ultramarin .. . . . . . . . .."
„ Zellſtoff, Berlin... . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge. . ..
Stämme. ..
Voigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . . .
Voltohm Seil ......
D.
Wayß & Frehtag
Wegelin Rußfabrik ...
Zellſtoff Waldhof Stamm.
Zuckerfabr. Waghäuſel ....
Frankenthal",
Heilbronn ..
Offſtein.
Rheingau ..
Stuttgart ..
Transport=Aktien.
Schantung E. B. ..........
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ...
Hapag (Paketfahrt) .
Nordd. Llohd ..............
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.
Beckerkohle ... .. ............
Beckerſtahl ..... .... .. ......
Benz... . . . . . . .... .
Brown Boveri.
Cont. Handelsbank
Hanſa Llohd ..
Kabel Rhehdt..
Karſtadt R. ...
Petroleum Dtſche.
Naſtatter Waggon ..
Text.=Ind. (Barmen (Tiag).
lfa Film ...."
Growag..
Darmſtädter Werte,
Bahnbedarf ..............
Dampfkeſſel Rodberg.. .. .. . ..
Helvetia Konſervenfabrik. . . ..
Gebr. Lutz .............
Motorenfabrik Darmſtadt ...
Gebr. Roeder ......."
.
Venuleth & Ellenberger ......
10. 10.
450000
300000
300000
700000
3000000
150000
3000000
40000000
475000
300000
500000
270000
1000000
800000
8500000
2500000
600000
1500000
3200000
250000
2100000
2500001
300000
1200000
190000 0
5000000
3200000
2100000
2700000
3400000
2600000
2000000
2500000
2500000
5000000
25000000
4600000
9000000
8500000
1500000
1200000
210000
600000
9000000
500000
— G
850000
—
1800000
200000
400000
300000
1000000
5000000
600000
500000
12. 10.
650000
600000
500000
700000
4800000
240000
3000000
400000
450000
500000
370000
— G
1000000
800000
3000000
2900000
7500000
450000
2050000
550000
550000
1800000
1950000
4500000
3600000
2600000
3400000
2800000
3400000
3000000
3000000
1700000
— G
32000000
7200000
11000000
11000000
2200000
9000000
190000
600000
13000000
Ca500000
1600000
900000
1500000
180000
g00000
500009
2000000
2000000
800000
2000000
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
1 11— DP2 2 1ON
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz 1
7724a
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Beilage zum Darmſtädter Tagblatt
13. Oktober 1923
* Einhards Künſtler= und Gelehrtenleben.
Der Geſchichtsſchreiber des großen Kaiſers Karl darf in den
greiſen der heſſiſchen Heimatfreunde beſonderer Beachtung
ſicher ſein, weil er zugleich der Stifter des Kloſters Seligenſtadt
iſt und ſeine Name durch die bekannte Sage von Eginhard und
Emma Alt und Jung weithin vertraut geworden iſt. Der
Mün=
chener Univerſitätsprofeſſor Max Buchner hat neuerdings unter
obigem Titel ein „Kulturbild aus der Zeit Karls des Großen
und Ludwigs des Frommen” veröffentlicht (Bonn und Leipzig,
Kurt Schroeder 1922: Bücherei der Kultur und Geſchichte, Band
2), auf deſſen Ergebniſſe hier hingewieſen ſei.
Schon zwei Jahre vorher hatte der jüngſt verſtorbene
Ber=
liner Geſchichtslehrer Michael Tangl „Kaiſer Karls Leben von
Einhard” als 16. Band der Sammlung „Die Geſchichtsſchreiber
der deutſchen Vorzeit” in vierter Auflage, neu bearbeitet, in
ausgezeichneter Ueberſetzung herausgegeben und in der
Ein=
leitung zu dieſer Ausgabe einen knappen, aber erſchöpfenden
Lebensabriß beigeſteuert, während im Anhang u. a. die
Erzäh=
lung eines Mainzer Mönchs über Kaiſer Karls Traum, die
Einhard=Sage und eine Auswahl aus Einhards Briefwechſel
geboten werden. Tangl hat in den letzten Jahren ſeines Lebens
mit Vorliebe die Populariſierung der Wiſſenſchaft im edelſten
Sinne gepflegt, wie ſeine Ueberſetzungen der Bonifatius=
Lebens=
beſchreibungen und =Briefe zeigen. Schüler und
geſchichtshung=
rige Kreiſe ſollten dieſe Verdeutſchungen zur Hand nehmen.
Auch Buchners Werk wendet ſich an weitere Kreiſe der
Ge=
bildeten, will aber auch der fachwiſſenſchaftlichen Forſchung,
namentlich der Kunſtgeſchichte dienen.
Im Maingau, vielleicht in Euerdorf an der fränkiſchen
Saale, ſtand Einhards Wiege. Von dort kam er in die
Kloſter=
ſchule nach Fulda, wo er unter dem rührigen Abt Baugulf die
Grundlagen ſeiner Bildung, aber auch die Anregungen zu ſeiner
ſpäter bewunderten Bautätigkeit fand. In der Schreibſtube des
Kloſters wurde er mit der Ausfertigung von Urkunden
beſchäf=
tigt. Als König Karl in Begleitung Alkuins 794 am Grabe des
Bonifatius weilte, lernte er wohl den geſchickten Kloſterſchüler
kennen und zog ihn an ſeinen Hof nach Aachen, wo er von nun
an länger als ein Menſchenalter im Mittelpunkt der
Hofgeſell=
ſchaft, der „Akademiker” ſtand. „Nardulus” nannten ihn
ſcherz=
haft ſeine Freunde und erzählten, wie er gleich einer Ameiſe,
mit Büchern oder Kunſtwerken unter dem Arm, geſchäftig hin
und hertrippelte. Zunächſt war er Bibliothekar der Hofbücherei,
aber auch Hofhiſtoriograph und Hofpoet. Wahrſcheinlich
iſt er an der Abfaſſung der „Jahrbücher des fränkiſchen
Reiches” für die Jahre 796 bis 813 beteiligt und der
Verfaſſer eines großen Epos über Karl den Großen und
Papſt Leo. Er ſorgte für die Ausſchmückung des
Aachener Münſters in erſter Linie als ausübender Erzgießer und
Metallplaſtiker und wurde nicht nur der Bautenminiſter” des
Kaiſers und der Organiſator der karolingiſchen Hofkunſt, ſondern Urſachen dazu, daß ſein Charakterbild bis heute von der
Par=
geradezu der geiſtige Vater des aufſtrebenden Kunſtgewerbes.
Einhard wäre alſo (nach Buchner) an der Herſtellung der
Bronze=
gitter und der Erz=Türflügel des Münſters beteiligt, ja er könnte ſich wehr oder weniger alle auf die von K. E. Franzos, der den
der Verfertiger der bronzenen Reiterſtatuette Kaiſer Karls aus
der Metzer Kathedrale ſein und ſoll die Erztüren von St. Denis
gehämmert haben. Auf einer dieſer Türen iſt der Künſtler
Airardus” dargeſtellt, deſſen Ausſehen mit Einhards Figur
Aehnlichkeit gehabt haben mag, der aber, ganz abgeſehen von der
ſprachlichen Unmöglichkeit, ſonſt mit unſerem Künſtler nichts
ge=
mein hat. Als Vertrauter des Kaiſers, ohne eine amtliche Stelle
als Geheimſchreiber oder Sekretär zu bekleiden, war er ſtets
unter Karls Paladinen und hat wohl auch im Jahre 800 der
Kaiſerkrönung in Rom beigewohnt. Sechs Jahre darauf
über=
brachte er Karls Teſtament dem Papſt. Unter Ludwig dem
Frommen blieb er einer von den wenigen, die ſich die Gunſt des
Kaiſers zu bewahren wußten. Am 11. Januar 815 ſchenkte Lud= jahrelangen Flucht trotz allem ſo viel Kraft erübrigte, in fünf
wig ſeinem Getreuen und ſeiner Gemahlin Imma den Ort
Michelſtadt im Odenwald. 819 ſchenkte Einhard für den Fall
ſeines Todes das Gut weiter an das Kloſter Lorſch. Außerdem
beſaß er die Abteien St. Servatius in Maaſtricht, St. Bavo und
Blandigny in und bei Gent. Fontanelle bei Rouen und ein
Lehen zu Fritzlar. Dieſen Klöſtern ſtand er als Laienabt vor.
Er iſt zeitlebens Laie geweſen, und ſeine Ehe mit Imma blieb
weiter beſtehen, als er ſpäter der Stiſter des Kloſters
Seligen=
ſtadt wurde. Ein Lorſcher Mönch erzählt in der zweiten Hälfte
des 12. Jahrhunderts die bekannte Sage von Einhards Liebe
zur Kaiſertochter Imma. Auf einem Grabſtein in Erbach wird
Imma ausdrücklich als ſolche bezeichnet, und die Herren von
Er=
bach führten ihre Abſtammung auf dieſes Paar zurück. In
dieſer Sage, wird offenbar Angilberts Liebe zur Kaiſertochter
Bertha, der Nithard, der bekannte Geſchichtsſchreiber, entſproß,
auf Imma übertragen. Wahrſcheinlich haben franzöſiſche
Sagen=
erzählungen auf die Lorſcher Tradition eingewirkt, wie der im
Krieg gebliebene Heinrich Hoffmann in ſeiner Arbeit „Karl der
Große im Bilde der Geſchichtsſchreibung des frühen Mittelalters”
(Eberings Hiſtoriſche Studien, Heft 137, Berlin 1919) glaubhaft
gemacht hat. Die Anekdote hat in der Literatur noch lange fort= mögliche Form aus dem Nachlaß nicht etwa nachzugeſtalten,
ſon=
gewirkt und ſelbſt zu dichteriſchen Darſtellungen geführt.
In der Ruhe des Odenwaldes fand Einhard Muße, ſeine
„Vita Karoli” abzufaſfen. Dieſe Lebensbeſchreibung hat ohne
Zweifel in erſter Linie Einhard bekannt gemacht, mehr als ſeine
künſtleriſche Betätigung. Sie allein hat aber auch dem großen 1
Kaiſer die Volkstümlichkeit verſchafft, deren er ſich ſeit
Jahrhun=
derten erfreut. Dieſes Verdienſt bleibt beſtehen, obwohl Anlage
und Stil des Werkes allzu unſelbſtändig ſich an Suetons
Kaiſer=
biographien anlehnen. Die anſchauliche Schilderung von Karls und Dokumente nicht fehlen.
Perſönlichkeit und dem Leben am Aachener Hofe, das er ja gut
Aufſtiegs zu ſtrahlender Kaiſerherrlichkeit. „Kaiſer Karls Leben”,
iſt die erſte und vielleicht die beſte Lebensbeſchreibung eines
Herrſchers des deutſchen Mittelalters aus der Feder eines Laien.
Unweit des Michelſtädter Hofgutes, das wir an der Stelle
des Schloſſes Fürſtenau zu ſuchen haben, baute Einhard eine
Baſilika, für deren Krypta er aus den Katakomben in Rom die
Gebeine der Heiligen Marcellinus und Petrus ſich zu beſchaffen
wußte. Daß dies nächtlicher Weile durch ſchweren Einbruchs= Wilmersdorf lebende Profeſſor Geinrich Werner, in dem ſo
diebſtahl und Grabſchändung erreicht wurde, verſchlug nicht eben erſchienenen 804. Heſte (Bd. 194 II. S. 53/—549) von „
Weſter=
gegen den Wunderglauben der Zeit. In dieſer Hinſicht war manns Monatsbeften” ein Stück Kunſtgeſchichte ſeiner Vaterſtadt, Pro=
Einhard ganz ein Kind ſeiner Zeit, das von der Wahrheit und feſſor Adolf Beyer, geboren am 19. Auguſt 1869 als Sohn des
Tatſächlichkeit der Wunder überzeugt war. Daher hielt er ſich für Hofthegtermalers Karl Beyer 1826—1908) zu Darmſtadt, erhielt
verpflichtet, in der „Translatio SS. Marcellini et Petri” ge= als Siebzehnjähriger ſeine erſte künſtleriſche Ausbildung in der
Zeichen=
wiſſermaßen einen Rechtfertigungsbericht für die Echtheit der er= ſchule des Darmſtädter Muſeums, bis er mit zwanzig Jahren auf die
ſchlichenen Reliquien abzufaſſen. Neben ſeinen Briefen iſt dieſe chen überſiedelte. Dort vollendete er auf der Kunſtakademie unter
„Translatio” in ihrer behaglichen Breite eine der eigenartigſten Karl Maur ſeine Studien und kehrte dann nach Darmſtadt zurück.
Quellen zur Kenntnis des mittelalterlichen Menſchen. W. Hier wurde er der Begründer der „Freien Vereinigung Darmſtädter
Matthgei hat in einem Laubacher Gymnaſiglyrogramm ihre kul= Künſtler‟. Die von dieſer unternommene er
turgeſchichtliche Bedeutung erſtmalig gewürdigt (1884). Ihre im Jahre 1898 bedeutete einen dullen Erfolg für ihn, der ſeitdem ſeine
Abfaſſungszeit fällt unmittelbar nach dem Ausſcheiden Einhards Organiſationsgabe an mancher anderen Ausſtellung bewähren durſte.
aus dem Hofdienſt (830). Damals waren die Reliquien bereits Der Beſuch der Pariſer Weltausſtellung im Jahre 1900 führte zu einem
überführt worden waren. Seitdem nahm die „Stätte der Seli= Malee wurzele. Seitdem iſt Veher ununterbrochen erfolgreich in
Darm=
gen” einen ungeahnten Aufſchwung. Aus weiter Ferne
ſtröm=
ten Wallfahrer nach dem günſtig gelegenen Mainſtädtchen, um züalich die Landſchafts= und aus Freude an der Farbenpracht und der
Heilung von mancherlei Gebrechen zu ſuchen. Eine Kleriker= Luſt am techniſchen Experimentieren die Blumenmalerei. Bis zu ihren
genoſſenſchaft ſorgte für die Bewachung der koſtbaren Reliquien
und verſah den kirchlichen Dienſt für die Gnadeſuchenden. Imma
lebte als Kanoniſſin neben ihrem Gemahl, der wohl die
Kloſter=
gelübde abgelegt hat, aber nie Prieſter geworden iſt. Der
wach=
ſende Verkehr nötigte zum Bau der großartigen Abteikirche.
Ratleik, dem der glückliche Raub der Reliquien zu verdanken war,
wurde der erſte Abt des neugegründeten Kloſters Seligenſtadt.
Die Streitigkeiten am Hofe, und die Empörung der Söhne gegen
den Kaiſer führten zum Ausſcheiden Einhards aus dem
Hof=
dienſt. Bei der Ausſöhnung Ludwigs mit Lothar in Nymwegen
830. hat er wahrſcheinlich mitgewirkt. Seine Stellung in dieſen
Kämpfen war gewiß nicht beneidenswert und oft zweideutig,
aber durch kluges, diplomatiſches Lavieren fand er mühelos den
Weg, ſich den veränderten gegebenen Verhältniſſen anzupaſſen.
Aus dem Getriebe des haſtigen, aufreibenden Hoflebens
ſuchte er Erholung in der Stille der Kloſterzelle. In
ſchrift=
ſtelleriſcher Betätigung und einem regen Briefwechſel mit
Ser=
vatus Lupus, dem ſpäteren Abt von Ferrieres, erfüllte ſich nun
ſein Tagewerk. Und als der Tod ihm ſeine getreue Imma 836
genommen hatte, beſuchte ihn noch einmal der alte Kaiſer. In
den erneuten Wirren, ſoll der gebeugte Natgeber wiederum
eingegriffen und zwei Jahre vor ſeinem Tode in Aachen geweſen
ſein. Auf einer Reiſe in das Weſtreich hat ihn vermutlich der
Tod erreicht, am 14. März 840. Sein Grab fand er aber in
Seligenſtadt, wo ſeine und Immas Gebeine in einem 1722 neu
hergeſtellten Sarkophage ruhen. Der alte Sarg kam 1810 in den
Beſitz der Grafen von Erbach.
Mit Einhard war eine feinſinnige Künſtler= und Gelehrten=
Natur der karolingiſchen Renaiſſance dahingeſchieden, keine ſtarke,
kräftige Perſönlichkeit, wie ſein großer Kaiſer, aber ein
beſchei=
dener, ſtiller Gelehrter. Albert Hauck hat ihn in ſeiner
Kirchen=
geſchichte treffend mit den Worten gekennzeichnet: „Wie er ſchrieb,
ſo war er. Er liebte überall das Hübſche, Zierliche.”
D.
*Georg Büchner.
Sämtliche Werke und Briefe.
Als Georg Büchner 1837, 23jährig, in Zürich ſtarb, kurz,
nach=
dem er mit ſeinen naturwiſſenſchaftlichen Vorleſungen begonnen
hatte, waren ſeine Werke teils unvollendet, teils war ihre
end=
gültige Faſſung durch den Dichter noch nicht beſtimmt — und
ſelbſt Gutzkow, der ihm unter den Literaten der Zeit am nächſten
ſtand und die Genialität ſeines dichteriſchen Weſens am erſten
hätte erkannt haben können, nannte ihn bei Gelegenheit der
Ver=
öffentlichung ſeines Luſtſpiels „Leonce und Lena” auch nur „ein
beſcheidenes Talent mit allenfalls untergeordneten Kräften”.
Hierzu kam ſeine mittelbare und unmittelbare Beteiligung
inner=
halb der revolutionären Bewegung der 30er Jahre — alles als
teien Gunſt und Haß verzerrt geblieben iſt.
Die bisherigen Ausgaben der Büchnerſchen Werke gründeten
Quellen gegenüber ſehr willkürlich verfahren iſt, was ſchon ein
einfacher Vergleich mit der nun nach den Handſchriften
durch Fritz Bergemann bearbeiteten, im Inſelverlag erſchienenen,
ſämtliche Werke Büchners umfaſſenden Ausgabe erweiſt. Ob
es nur der Gedanke einer äußeren Vollſtändigkeit war, auch die
Probevorleſung (Zürich) „über Schädelnerven”
aufzu=
nehmen oder ob dieſe Arbeit auch noch heute fachwiſſenſchaftlichen
Wert hat, vermag ich nicht zu entſcheiden, jedenfalls iſt der
Sprachſtil auch dieſer wiſſenſchaftlichen Arbeit ein Genuß, wie
auch die Unterſuchungen über Carteſius und Spinoza in
denkeriſcher Hinſicht von Wert ſind. Sie erweiſen alle die
über=
mäßige Begabung dieſes Menſchen, deſſen junges Leben einer
Wochen beiſpielsweiſe den „Dauton”, dieſe grandioſe
Dramati=
ſierung der franzöſiſchen Revolution zu geſtalten. Man muß ſeine
Briefe leſen, vor allen die an ſeine Braut, auch die im „Anhang”
ſteils erſtmalig) veröffendlichten Briefe Gutzkows und ſeiner
Eltern an ihn, um zu wiſſen, wieviel Unwahrheit ſich über ſein
menſchliches Weſen durch die Zeiten hingeſchleppt hat.
Nament=
lich die Briefe an die Braut, die wohl die Zerriſſenheit ſeiner
weltſchmerzlichen und zeitlich gehetzten Seele widerſpiegeln, ſind
Zeugniſſe eines tief guten und gütigen Herzens — und ſind
zu=
gleich überaus wichtige Dokumente dafür, wie er (in zuweilen
wörtlicher Uebereinſtimmung) im „Danton”, das Leid ſeines
eigenſten innerſten Erlebens herausſchleuderte. Was aber dieſe
neue Ausgabe vor allem weſentlich macht, ſind die nach
ein=
gehenden Textſtudien und Vergleichen der Handſchriften und
erſten Drucke endgültigen Faſſungen der Dramen „Leonce und
Lena” und vor allem das Trauerſpiel „Woyeeck”. Wer ſich in den
Abſchnitt „Lesarten” über die einzelnen Woyceck=Fragmente
un=
derrichtet, iſt überzeugt von der Arbeit wie auch dem
Einfüh=
lungsvermögen des Herausgebers, den künſtleriſchen Intentionen
des Dichters ſo nachzuſpüren, um dieſe auch für das Theater
dern herauszufinden — wenn auch durch Witkowski vor allem in
der Entzifferung der Handſchriften weſentlich vorgearbeitet war.
Die gleiche Sorgfalt iſt überall zu merken. So alſo liegt endlich
das Büchnerſche Geſamtwerk vor uns, d. h. alſo, daß auch die
Ueberſetzung der Vietor Hugoſchen Dramen, der „Heſſiſche
Land=
bote”, ſelbſt Schulaufſätze und Schulreden und poetiſche Anfätze
(in dem Abſchnitt „Miszellen”) und auch von Zeitgenoſſen
auf=
gezeichnete „mündliche Aeußerungen”, perſönliche Erinnerungen
Es bedarf nun keinerlei Verteidigungsrede für den
jugend=
kennen mußte, iſt ein Meiſterſtück. Es iſt die Zeit unſeres erſten, lich verſtorbenen Dichter und Menſchen mehr. Nach faſt 100 Jah= Sachs: Die Muſikinſtrumente. Jedermauns Bibliothek. (Verlag
ren liegt ſein Werk vor, das wie keines anderen Menſchen Wort
für ihn zeugen wird.
Erich Bockemühl.
Neue Bücher
* Adolf und Anna Beyer. Unter dem Titel „Adolf und
Anna Beyer” gibt ein alter Darmſtädter, der jetzt in Berlin=
Nunſtalademie nach Karlsuuhe kam, von wo er im Jahr 1893 nach
Müt=
in Obermühlheim, wohin ſie auf Grund von allerlei Viſionen 839 nochmaligen Studium auf der Akademie Julian und ſchließlich zu der
Erkenutnis, daß er in deutſcher Art und im deutſchen Land auch als
ſtadt tätig. Von der Bildnismalerei ausgehend, uflegte er ſpäter vor=
plötzlichen Tode am 6. Juni 1922 ſtand ihm ſeine Gemahlin Anna, geb.
Becker ſelbſt ſchaffend, angeregt und anregend zur Seite. Am 5.
Fe=
bruar 1867 als Tochter des ſpäter Darmſtädter Gymnaſialdirektors Dr.
Adalbert Becker zu Alzeh geboren, hatte ſie ihre künſtleriſche
Aäusbildung bei dem noch heute als Zweiundachtzigjähriger rüſtig
ſchaf=
fenden Heinrich Kröh in Darmſtadt, dann in München bei Paul
Nauen und Friedrich Fehr und auf der Karlsruher Akademie
bei Schmitt=Reutte und ſchließlich in Darmſtadt bei ihrem
ſpäte=
ren Gatten gefunden. Die gemeinſame Arbeit mit ihm führte im
Sommer 1904 zum Ehebunde. War ſie bis dahin vornehmlich als
Por=
trätmalerin tätig, ſo folgte ſie nun dem Gatten in die freie Natur und
gelangte insbeſondere in Landſchaften und Blumenſtücken zu anerkannter
Meiſterſchaft. In ihrer Werkſtätte, vor der Staffelei, endete ein
Herz=
ſchlag jäh ihr Leben und Schaffen. Dem künſtleriſchen Wirken beider
Gatten hat Werner in ſeinem Aufſatze ein ſchönes, warm empfundenes
Dekmal geſetzt. Die Wirkung ſeiner anſprechenden Ausführungen
durch 22 verſtändnisvoll ausgewählte Abbildungen noch erhöht.
Prof. Dr. Karl Eſſelborn.
— Beckmann=Führer. Darmſtadt und Umgebung.
Mit 11 Kunſtbeilagen. Von Profeſſor Dr. E. Anthes.
II. durchgeſehene Aufl. Heilbronn a. N., Otto Weber
1923. 88 Seiten. Anderthalb Jahre nach dem am 6. Februar 1922
erfolgten Tode von Eduard. Anthes erſcheint die vierte Auflage
ſeines bewährten Führers durch „Darmſtadt und Umgebung‟. Die
Auflage iſt durchgeſehen und trägt den während der letzten fünf Jahre
ſeit dem Erſcheinen der dritten Auflage eingetretenen Aenderungen
gewiſſenhaft Nechnung. In der Anlage ſchließt ſie ſich eng an die
frühere an, ebenſo ſtimmt ſie in der Ausſtattung mit dieſer überein,
nur daß die Tafeln der Erſparnis halber doppelſeitig bedruckt ſind, was
kein Schade iſt. Mit dieſem Büchlein hat ſich Anthes ebenſo wie mit der
Neuausgabe des Windhausſchen Odenwaldführers, die er viele Jahre
hindurch, von 1899 bis 1914 6.—12. Aufl.) beſorgt hatte, ein dauerndes
Denkmal geſetzt. Der Weitgereiſte war wie wenige geeignet, andern
ein Führer zu ſein in ſeiner engeren Heimat. Möchte es auch dem
Darmſtädter Führer beſchieden ſein, für ſeine ſpäteren Auflagen einen
bewährten Bearbeiter zu finden, der das Werkchen im Geiſte des
Ver=
faſſers fortgeſetzt ebenſo auf dem Laufenden hält, une es Karl
Norne=
weg mit der 1922 erſchienenen 13. Auflage des Odenwaldführers
ge=
tan hat.
Prof. Dr. Karl Eſſelborn.
* Adam Karrillon., Altes und Neues über ihn und von ihm.
Unter dieſem Titel hat der bekannte Forſcher zur heſſiſchen
Heimatge=
ſchichte, Profeſſer Dr. KarlEſſelborn, im rührigen Litera=Verlag
ein Buch erſcheinen laſſen, das weit über die Grenzen unſeres engern
Vaterlandes hinaus Bedeutung verdient. Es iſt ein ſchönes Haus= und
Lebensbuch. In ihm erfahren wir auf 398 Seiten alles Wiſſenswerte
über den 1855 zu Waldmichelbach geborenen Jünger Aeskulaps und
Avolls Adam Karrillon, begleiten ihn durch die Tage der Kindheit nach
Mainz in die Gymnaſialzeit und von da zu Ernſtem und Heiterem auf
die Hochſchulen Gießen und Würzburg, wo er dem Studium der Medizin
oblag, deren Ausübung ihn zu erſprießlichem Wirken nach Weinheim
führte. Aber ſein Leben verrann mit nichten nur im engen Rahmen
einer mittleren Landſtadt. Wir hören und leſen, wie er Dichter ward,
von ſeinem Reifen und Schauen auf weiten und häufigen Reiſen. Den
köſtlichen Niederſchlag der ſo gewonnenen Eindrücke lernen wir in ſeinen
Werken, vor allen in den Romanen „Michael Hely” und der „Mühle zu
Huſterloh”, den beiden Hauptträgern von Karrillons literariſchem, ſpät,
aber derdient erworbenem Nuhm. Das Buch bringt uns in ſeinem erſten
Drittel den Menſchen und Dichter in einem Lebensbild näher, läßt den
Leſer dann in die Dichterwerkſtatt ſchauen, bringt Aufſätze und
Erzäh=
lungen aus ſeiner Feder, belebt die Bekanntſchaft mit dem heimiſchen
Dichter durch Bilder und gibt in einer Bibliographie Aufſchluß, wo der
nach mehr Verlangende Weiteres über den Arzt=Dichter finden kann. Die
Bewertung der wahren Bedeutung Karrillons iſt erfreulicherweiſe im
Steigen begriffen, und das von ehrlicher, warmer Verehrung durchwehte
Buich Eſſelborns wird ſicherlich viel dazu beitragen, zumal da es den
Dichter ſelbſt zu Wort kommen läßt. Wer es zur Hand nimmt, etwa in
einer Stunde der Flucht vor der Gegenwart, wird es lieb gewinnen und
bald der ſtets wachſenden Gemeinde deren ſich zugeſellen, die dem nun
Siebzigjährigen nach mancherlei Leiden und Schickſalen einen von der
Sonne der Anerkennung durchwärmten Lebensabend von Herzen
wünſchen.
Dr. Bader=Darmſtadt.
Buchanzei gen
Reichsmietrecht. Dargeſtellt und erläutert von Rechtsanwalt Dr.
Wal=
ter Goetzel, 1. Vorſitzender des Mietervereins des Großberliner
Weſtens. Band II. Das Geſetz über Mieterſchutz und
Mieteinigungs=
ämter. 145 Seiten. Grundzahl 1.50 zu multiplizieren mit dem
je=
weiligen Teuerungsſchlüſſel des Börſenvereins. (Otto Elsner,
Ver=
lagsgeſellſchaft m. b. H., Berlin S. 42.)
Neue Chriſtoterpe 1924. 45 Jahrgang. Ein Jahrbuch, herausgegeben
von Adolf Bartels und Julius Kögel. Mit Titelbild: D. Ernſt
von Dryander. D. Ed. Müllers Verlagsbuchhandlung (Paul
Sei=
ler), Hälle a. d. Sagle.
Max Brod: Leben mit einer Göttin. Roman. Grundzahl broſch.
2.50., gebunden 5.—. (Kurt Wolff, Verlag, München.)
Kosmiſche Dynamik, von Dr.=Ing. A. Nenning, München.
Grund=
zahl 3.— Mk. (Verlegt mit Unterſtützung der Notgemeinſchaft der
Deutſchen Wiſſenſchaft bei Johannes Albert Mahr, Verlag,
Mün=
chen-Zürich.)
Internationaler Fußball=Almanach von Carl Koppehel. Eine
geſchicht=
liche Zuſammenſtellung, der Fußball=Ereigniſſe aller Länder von
1871 bis 1922. Mit Illuſtrationen, der kontinentalen Länder=
Mann=
ſchaften. (Verlag Guido Hackebeil A.=G., Berlin 8 14.)
Hänschen Jedermann. Ein luſtiges Sportbuch von „Karl. Wigo
Weigand. Preis: Grundzahl 1 Mk. (Verlag Hackebeil A.=G.,
Berlin.)
Viktor Marguerite: La Gargonne, Sittenroman aus dem
heu=
tigen Paris (Kurt Ehrlich, Verlag, Berlin SW. 61).
Spen Hedin: „Verwehte Spuren‟. Orientfahrten des Reiſe=Bengt
und anderer Reiſenden im 17. Jahrhundert. Geh. Grundzahl 11, geb.
Grundzahl 15. (Verlag Brockhaus, Leipzig.)
Deutſches Athletik=Almanach 1923. Von Hans Borowik. Grundzahl
1 Mk. (Verlag Guido Hackebeil, Berlin.)
Deutſcher Flug=Almanach 1923 für Gleit= und Motorflugſport. Von
Hans Richter. Grundzahl 1.50 Mk. (Verlag Guido Hackebeil A.=G.,
Berlin.
Die Nacht zum Derby. Sportroman von Bruno Hettner. Preis:
Grundzahl 1.20 Mk. Verlag Guido Hackebeil A.=G. Berlin.
Stimmen des Nheins von Friedrich Volters und Walter Elze. /Verlag
Ferdinand Hirt, Breslau.)
Ferdinand Hirt, Breslau.)
Guſtav Renker: Der Herold des Tobes. Ein phantaſtiſcher Noman,
Grethlein & Co., Leibzig und Bürich.)
Waldemar Bonſels: „Narren und Helden”. (Verlagsanſtalt Lütten
* Leening, Frankfurt a. M.)
B. Brentano: Gedichte. (Urban=Verlag.)
Max Krell:. Das beutſche Thegter der Gegenwart. (Verlag Rösl &
Cie. München und Leipzig.)
Das niederländiſche Verſicherungsweſen von A. F. Breedenbeck. 2. Aufl.
(Internationale Verlagsbuchhandlung „Meſſis”, Amſterdam.)
Der Kampf um Gott. Roman von L. Hung. (Verlag Grethlein &. Co,
Leitzig.)
Münzer: Eſther Verg. Roman. (Herz=Verlag, Wien)
Heingefunden, Bekenntniſſe einer ſuchenden Seele, von Richard
Strohl. (Verlag für angewandte Lebenspflege. Dresden 1993
Alexander von Gleichen=Rußwurm: Reichtum. Seine
Gel=
tung und ſein Geſetz. (Gebr. Enoch Verlag. Hamburg.)
Hans Meyer: „Hochtouren im tropiſchen Afrika. (Reiſen und
Aben=
teuer, Band 25.) Verlag von F. A. Brockhaus in Leibzig.
Die Debiſenabgabe. Verordnung über die Ablieferung ausländiſcher
Vermögensgegenſtände vom 25. Auguſt 1923 nebſt
Durchführungs=
beſtimmungen vom 30. Auguſt 1923 und 11. Sebtember 1923.
Er=
läutert von Rechtsanwalt Di. jur. Wilhelm Koeppel, Berlin. Anhang:
Verordnung des Reichspräſidenten über Deviſenerfaſſung vom 7. Sept.
1923 nebſt Durchführungsbeſtimmungen. 107 Seiten. Grundpreis
1.80 Mk. — 1993 — Induſtrieberlag Spgeth & Linde,
Fachbuchhand=
lung für Steuerliteratur, Verlin C 2.
Perantwortllch: Max Sireeſe
[ ← ][ ]Seite 8.
Darmſtädter Tayblatt, Samstag, den 13. Oktober 1923.
Die Finanzen des Großherzogs.
62)
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
„Ach was,” ertönte Herrn Beckers Stimme, barſch und hart
wie gewöhnlich. „Laſſen Sie dieſe Dummheiten, Amadeo! Wer
hat Euch denn die Courage wiedergegeben und Euch dazu
ge=
bracht, unſere Freunde hier aufzuſuchen (er wies auf die drei
Perſonen, die Don Ramon nicht kannte)? Das war ja Senjor
Becker, den Sie ſo hilflos fanden, mein Beſter. Und wer hat
Euch den Weg hierhergeführt und dieſen hier zu Fall gebracht
(er wies auf Don Ramon)?
Don Ramon fühlte plötzlich, wie ein wenig Spannkraft in
ſeinen zerbrochenen Körper kam, als er dieſe letzte Prahlerei
ſeines Feindes hörte. Mit einer krampfhaften Anſtrengung ſetzte
er ſeine Zunge in Bewegung.
Als Herr Becker, der jetzt erſt bemerkte, daß Don Ramon das
Bewußtſein wiedererlangt hatte, ſtürzte er auf den gefangenen
Großherzog los. „Hängen ſagten Sie? Nur einer wird hängen,
mein Lieber, und das ſind Sie!”
Er verſtummte einen Augenblick, von Wut überwältigt, und
fixierte ſeinen Feind mit blutunterlaufenen Augen, über denen
ſeine blonden Augenbrauen ſich ſträubten.
„Sie,” ſchrie er, „Sie verdammter Armenhausherzog! Sie
werden hängen — wie nur irgend ein gemeiner Verbrecher,
Wiſſen Sie noch, was Sie mir einmal angetan haben? Sie
haben mich ins Geſicht geſchlagen — da haben Sie dafür! Da
haben Sie! Und für heute abend!“
Außer ſich vor Wut begann er, ſeinen gefangenen Gegner
ins Geſicht zu ſchlagen, auf die Wangen, das verſtümmelte Ohr,
von dem die Bandage, die Philipp angelegt hatte, abgeriſſen
war. Unter den anderen wurde es ſtumm. Trotz allem hatten
ſie noch etwas von dem durch Jahrhunderte ererbten Reſpekt
vor dem fürſtlichen Hauſe im Blute; nur Amadeo, lachte ſchrill.
Endlich kam Luis herbei und verſuchte Herrn Becker
wegzu=
ziehen. Luis bewegte ſich halb wie ein Schlafwan dler.
„Senjor Becker,” ſagte er, „Senjor Becker, ſpäter! Zuerſt
müſſen wir ein Verhör abhalten.”
Der andere ließ ab, noch außer ſich vor Wut, und Don
Na=
mon, der titaniſche Anſtrengungen gemacht hatte, um ſich aus
ſeinen Banden zu befreien, folgte ihm mit einem furchtbaren
Blick ſeiner Augen, über die das Blut floß.
„Herr Becker,” ſagte er, „ich wußte ohnehin, daß Sie feig
ſind, jetzt habe ich die Beſtätigung daſür. Vor morgen abend
werden Sie das mit dem Tode ſühnen."
Seine Stimme und ſein Ausſehen waren ſo erſchreckend, daß
die anderen verſtummten und einander ſür einen Augenblick
ſcheu betrachteten. Hatte der Großherzog Hilfsmittel zu ſeiner
Verfügung, von denen ſie nichts ahnten? Kam er mit Hilfe vom
Feſtland? Wo kam er überhaupt her? Die unter ihnen, die ſchon
an den Ereigniſſen des Abends teilgenommen hatten, hatten ihn
plötzlich wie einen Racheengel auftauchen ſehen, nur von einem
Freunde begleitet, und im Laufe von zwei Stunden hatte er die
Revolution von Minorca beinahe erſtickt.
Auf die anderen, die nur davon erzählen gehört hatten,
hatte dieſe Erzählung zum mindeſten ebenſo erſchreckend
ge=
wirkt. Ließ ſich dieſer Trotz, während er an Händen und Füßen
gefeſſelt ſaß, anders erklären, als dadurch, daß er noch mehrere
Bundesgenoſſen hatte, von denen ſie nichts wußten? Amaded
und eine der drei Perſonen, die Don Ramon nicht kannte,
wech=
ſelten raſch einige Worte und eilten zur Hallentüre, die ſie
ver=
ſpeirten und riegelten.
Unterdeſſen hatten Luis, noch immer mit demſelben
ab=
weſenden Ausdruck, der Sergeant, deſſen Augen hie und da wie
die eines Raubtieres über den Großherzog hinſtrichen, und Herr
Becker eine kurze Beratung begonnen.
Vater Jgnazio, der noch ebenſo exaltiert ſchien, murmelte
weiter in ſich hinein, wobei er hie und da wilde Geſten mit den
Armen machte. Nun kam Luis auf den Großherzog zu, von den
auderen gefolgt, die ſich in einem Halbkreis aufſtellten.
„Wir wünſchen, zu wiſſen,” ſagte Luis, „wer der andere
war, der ſich an dieſer Sache beteiligt hat?”
Don Ramon ſah ihn an und erwiderte kalt:
„Sie werden es noch vor morgen abend erfahren, wenn Ihr
alle gehängt werdet.”
Luis fuhr erbleichend fort:
„Wir wiſſen, daß er heute nachmittag mit einer kleinen Jacht
angekommen iſt. Ich habe die Jacht ſelbſt beſucht, aber verab=
Va
ſäumt, mich zu überzeugen, ob noch mehr Paſſagiere, darauf
waren".
„Verdammter Eſel,” ſchaltete Herr Becker ein.
„Waren Sie auch darauf?” ſchloß Luis.
„Sprechen Sie zu mir, Luis?” fragte der Großherzog.
„Ja. Antworten Sie auf meine Frage!”
Luis: Stimme war wichts weniger als ſicher. Man merkte,
daß er ſich der anderen wegen zuſammennahm.
„Dann nennen Sie mich Hoheit, Luis, wenn Sie eine
Ant=
wort erwarten. Gnade haben Sie von nun an nicht zu
erwarten.”
Luis begann plötzlich am ganzen Körper zu zittern, doch im
nächſten Augenblick wurde er von dem ſchwarzen Sergeanten
beiſeite geſtoßen.
„Waren Sie mit auf der Jacht oder nicht? Antworten Sie,”
brüllte er, „und keine Ausflüchte!“
Der Großherzog warf ihm einen verachtungsvollen Blick zu
und war im Begriffe, ihm in gleicher Weiſe zu antorten wie
Luis, als ihn plötzlich ein Gedanke packte.
Es war ja dumm, ſie unnötig zu reizen. Noch war nicht
alles verloren, ſolange der Profeſſor frei war! Der Profeſſor
und ſeine beiden Diener. Wenn ſie Zeit vor ſich hatten, konnte
das Blatt ſich noch in letzter Minute wenden. Es galt, Zeit zu
gewinnen! Zeit zu gewinnen! Im ſelben Moment kam ihm
eine Idee.
Mit einem ruhigen Blick auf den Kreis, vor ſich ſagte er:
„Ich war mit auf denr Jacht. Aber es war noch etwas da, das
Ihr Freund Hernandez nicht bemerkt hat.”
„Was denn?” rief der Sergeaut.
„Daß das Fahrzeug drahtloſe Telegraphie hat. Haben Sie
ſchon etwas von drahtloſer Telegraphie gehört?”
Ein paar Sekunden blieb es ſtill. Die Verſchwörer ſtarrten
einander an, halb unſicher, was Don Ramon meinte, halb die
inbekannte Drohung fürchtend, die in ſeinen Worten zu liegen
ſchien.
Herr Becker war wohl der einzige, der genau verſtand, was
ſie bedeuteten, und zu ihrem Schrecken merkten die anderen, daß
er plötzlich einen Teil ſeiner Sicherheit eingebüßt zu haben
ſchien.
(Fortſetzung folgt.)
69l
Mainz=
Se
Stadtha
ein Stärt.
), w
bea
ſenkel ver
Beamten=
Wirtſchaftsgenoſſenſchaft
E. G. m. b. H., Darmſtadt.
Einladung
zu der am Freitag; den 19. Oktbr. 1923,
abends 8 Uhr, im Feierabend, Stiftſtr. 51
ſtattfindenden
außerord. Hauptverſammlung
Tagesordnung: 1. Erhöhung der Ge
ſchäftsanteile (8 4), der Haftung (8 6) und
des Geſamtbetrages von Anleihen (§ 31
26457
Abſ. 2). 2. Sonſtiges.
Der Vorſtand
gez. Kolb. gez. Ploch.
Zuckerverkauf.
Der vorbeſtellte September=Zucker
wird mit einem halben Kilo auf der
Kopf gegen Rückgabe der Marke Nr. 10
ausgegeben. Der Preis richtet ſich nach
den Feſtſetzungen der
Landesverſorgungs=
ſtelle. Näheres in den ſtädtiſchen
Aus=
hängekaſten.
(st782
Darmſtadt, den 12. Okt. 1923.
Städtiſches Lebensmittelamt.
Kleines Haus. (V!e24
Erſter
Kammermuſikabend
Schnurrbuſchquartetts
Preiſe: 30, 60, 80 Mill.
Anf. 7½, Ende 9½ Uhr.
Heutiger Eintrag, in das
Handelsre=
giſter B: Firma: W. Weber & Co.,
Aktiengeſellſchaft für Bergbau,
In=
duſtrie= u. Bahnbau, Sitz: Darmſtadt.
Gegenſtand des Unternehmens: Betrieb
von Bergwerken, Eiſenwerken und
ſonſti=
gen Induſtrieunternehmungen, Verwer= Büro=Einrichtungen
tung und Bau von bergbaulichen,
in=
duſtriellen Spezialanlagen und
Einrich=
tungen, Bau von Kleinbahnen,
Anſchluß=
gleiſen und Eiſenbahnbedarf, An= und
Verkauf von Bergwerken, Bergwerks=
und Induſtrieerzeugniſſen, Beteiligung
und Finanzierung an und von induſtriellen
Unternehmungen. Grundkapital: 100000000
Mark. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am
14. Auguſt 1923 feſtgeſtellt. Die
Geſell=
ſchaft wird vertreten: a) wenn der
Vor=
ſtand aus einer Perſon beſteht, durch
dieſe, b) wenn der Vorſtand aus
mehre=
ren Mitgliedern beſteht, und der
Auf=
ſichtsrat nicht einzelnen von ihnen die
Befugnis erteilt, die Geſellſchaft allein zu
vertreten, entweder durch zwei
Vorſtands=
mitglieder oder durch ein
Vorſtandsmit=
glied und einen Prokuriſten
gemeinſchaft=
lich. Vorſtand: Ingenieur Ernſt Weber
Kaufmann Walter Fach, beide in
Wies=
baden Kaufmann Konrad Strömer
Darmſtadt. — Das Grundkapital iſt
ein=
geteilt in 100000 Aktien zu je 1000 Mk.,
die auf den Inhaber lauten. Die Aktien
werden zum Nennwert ausgegeben. Der
Vorſtand beſteht aus einem oder
mehre=
ren vom Aufſichtsrat zu ernennenden
Mitgliedern. Die Ernennung der
Vor=
ſtandsmitglieder bedarf der Zuſtimmung
des Aufſichtsratsvorſitzenden oder deſſen
Stellvertreters und erfolgt zu
gericht=
lichem oder notariellem Protokoll. Die
Generalverſammlung wird durch
ein=
malige Bekanntmachung im Deutſchen
Reichsanzeiger berufen, ſpäteſtens drei
Wochen vor dem Tage der
Verſamm=
lung. Die von der Geſellſchaft
ausgehen=
den Bekanntmachungen erfolgen ebenſalls
durch einmalige Bekanntmachung im
Deutſchen Reichsanzeiger. Die Gründer
der Geſellſchaft, die ſämtliche Aktien
über=
nommen haben, ſind: Direktor
Berg=
ingenieur Wilhelm Weber in Darmſtadt,
Geh. Medizinalrat Dr. Rudolf Mayer in
Darmſtadt, Rechtsanwalt Friedrich
Sand=
mann in Darmſtadt,
Regierungsbau=
meiſter Wilhelm Pulver in Darmſtadt
und Kaufmaz: Max Bergſtraeßer in
Eberſtadt bei Darmſtadt. Den erſten
Aufſichtsrat bilden: Direktor Wilhelm
Weber in Darmſtadt, Rechtsanwalt und
Notar Geh. Juſtizrat Otto Hallwachs in
Darmſtadt, Bergrat von Königslöw in
Siegen. Von den mit der Anmeldung
der Geſellſchaft eingereichten
Schrift=
ſtücken, insbeſondere von dem
Prüfungs=
berichte des Vorſtandes und
Aufſichts=
rats, ſowie der Reviſoren kann bei
Ge=
richt, von dem Prüfungsbericht der
Re=
viſoren auch bei der Handelskammer
Darmſtadt Einſicht genommen werden.
Darmſtadt, den 29. Sept. 1923.
(7760
Amtsgericht I.
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Kernſeife 200 Gr. 280 „(
Eckel Nachf., Wingertsgäßchen 10.
Delverkauf Samstag v. 8-10 an der Krone.
us den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 weißer Roſenkranz. Eine
Million. 7 Millionen und 1 Kämmchen
1 Zehnmillionenſchein. 1 weiße
buntge=
ſtreifte Kinderzipfelmütze. 1 grüner
Arm=
reif. 1 Klappſtuhl (Meſſe ſtehengeblieben)
1 ſchwarze Stoffhandtaſche mit grünen
Bohnen. 1 Monatskarte Darmſtadt—
Rein=
heim (Ernſt Bauſch). 1 Nagelſchere. Ein
blaues geſtricktes Kindermützchen mit
brau=
nen Streifen. 1 Herren=Regenſchirm. —
Imt Hundeaſyl: 1 Fox. 1 Schäferhund.
3 Pinſcher, 2 Wolfshunde. — Zugelaufen:
1 rotbrauner, rauhaariger Dackel.
Sonntagsdienſt und Nachtdienſt in
den Apotheken Darmſtadts: Es verſehen
den Sonntagsdienſt und in der Woche
vom 13. Oktob. bis einſchl. den 20. Oktob.
den Nachtdienſt die Löwen=Apotheke, Bal
lonplatz 11, die Adler=Apotheke, Wilhel
minenplatz 17 und die Hirſch=Apotheke
e
Nieder=Ramſtädterſtr. 21.
Für 2 Beteiligungen
ſtill oder tätig in der Möbel= u. Lebens
mittelfabrikation hier je ca. 500
Mil=
jarden geſucht. Kapital kann ſicher ge
ſtellt werden. — Wir ſuchen in zentraler
Lage großes Anweſeu im Preiſe bis
150 000 Goldmark. — Wir empfehler
ins bei Finanzierungen, Gründungen in
Akt.=Geſ., ſowie Beſchaffung von Geldern
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Immobilien=Kommiſſion, G. m. b. H.
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Die Gemeinde Groß=Umſtadt gibt auf
(*2639.
dem Submiſſionswege ab:
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7—18 cm Durchmeſſer und 7—15m Länge
Angebote ſind bis längſtens 25. Or
tober 1923 bei der Bürgermeiſterei Groß=
Umſtadt einzureichen.
Heutiger Eintrag in das
Handels=
regiſter B: Firma: Union=
Handels=
geſellſchaft, Aktiengeſellſchaft. Sitz
Darmſtadt. Gegenſtand des
Unterneh=
mens: Finanzierungen, Vermittlungen
von Handelsgeſchäften, bankmäßige
Ge=
ſchäfte, ſoweit ſie nicht unter das Kapi
talfluchtgeſetz fallen, und Geſchäfte
ähn=
licher Art. Grundkapital: 1500000000
Mark. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am
22. September 1923 feſtgeſtellt. Die
Ge=
ſellſchaft wird vertreten: a) wenn der
Vorſtand aus einer Perſon beſteht, durch
dieſe: b) wenn der Vorſtand aus
mehre=
ren Mitgliedern beſteht, durch zwei
Vor=
ſtandsmitglieder oder durch ein
Vor=
ſtandsmitglied und einen Prokuriſten ge
meinſchaftlich. Der Aufſichtsrat kann
jedoch beſtimmen, daß, auch wenn der
Vorſtand aus mehreren Mitgliedern
be=
ſteht, dieſe oder einzelne von ihnen
be=
rechtigt ſind, die Geſellſchaft allein zu
vertreten. Die Vertretungsbefugnis der
ſtellvertretenden Vorſtandsmitglieder i
die gleiche wie die der ordentlichen
Vor=
ſtandsmitglieder. Vorſtand: Erich Deku,
Kaufmann, Darmſtadt. — Das
Grund=
kapital iſt eingeteilt in 600 Aktien zu
1000 000 Mark, 6000 Aktien zu 10000
Mark und 15 000 Aktien zu 20000 Mark.
Die Akien lauten auf den Inhaber und
ſind zum Kurſe von 1000%, ausgegeben.
Die Bekanntmachungen der Geſellſchaf.
und die Einberufung der
Generalver=
ſammlung finden durch einmaliges
Ein=
rücken im Deutſchen Reichsanzeiger ſtatt.
Der Vorſtand beſteht je nach der
Be=
ſtimmung des Auſſichtsrats aus einem
oder mehreren Mitgliedern. Die Beſtel
lung der Vorſtandsmitglieder erfolg
durch den Aufſichtsrat. Die Gründer
der Geſellſchaft, die ſämtliche Aktien
über=
nommen haben, ſind: 1. die Immobilien=
Kommiſſion, Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung, 2. Dr. rer. pol. Maximilian
Schlicker, 3. Fabrikant Joſeph
Oppen=
heimer, 4. Dora Deku, geborene Michels,
alle in Darmſtadt, 5. Kaufmann
Theo=
dor Foizik in Düſſeldorf. Den erſten
Aufſichtsrat bilden: 1. Bankier Jakob
Guthmann in Darmſtadt, 2.
Rechtsan=
walt Dr. Rudolf Breuer II. in
Düſſel=
dorf, 3. Major a. D. Hans Rogalla von
Bieberſtein, in Darmſtadt, 4.
Rechtsan=
walt und Notar Theodor Kleinſchmidt
in Darmſtadt. — Von den mit der
An=
meldung der Geſellſchaft eingereichten
Schriftſtücken insbeſondere von dem
Prüfungsberichte des Vorſtands und
Aufſichtsrats, kann bei dem Gericht
Ein=
ſicht genommen werden.
(778
Darmſtadt, den 2. Okt. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Einträge in das Handelsregiſter Abt.
A: Am 18. Sept. 1923: Neue Firma:
Salomon Cederbaum, Darmſtadt.
Inhaber: Kaufmann Salomon
Ceder=
aum, Darmſtadt. — Am 12.
Septem=
ber 1923 bei der Firma Jean Chriſt,
Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen.
Abt. B: Am 18. Sept. 1923: Deutſche
Bank, Filiale Darmſtadt: Der
Bank=
beamte Otto Keil in Darmſtadt iſt zum
Prokuriſten der Zweigniederlaſſung in
Darmſtadt beſtellt mit der Maßgabe,
daß derſelbe befugt ſein ſoll, in
Gemein=
ſchaft mit einem Vorſtandsmitgliede oder
ſtellvertretenden Vorſtandsmitgliede der
Geſellſchaft die Firma der
Zweignieder=
laſſung zu zeichnen. — Am 19.
Septem=
ber 1923: Schenchk und Co.,
Geſell=
ſchaft mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Die Geſellſchaft iſt aufgelöſt.
W. Auguſt Schenck, Direktor in
Darm=
ſtadt, iſt Liquidator. — Am 18.
Sep=
tember 1923: Deutſche Vereinsbank,
Filiale Darmſtadt: Die Prokura des
Sally Kahn, Kaufmann in Darmſtadt,
iſt erloſchen.
(7761
Darmſtadt, den 19. Sept. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Einträge, in das Handelsregiſter A.
Am 26. September 1923: Darmſtädter
Fiſchräucherei u. Marinieranſtalt
Enkirch & Rühl, Darmſtadt:
Kauf=
mann Moritz Dahlerbruch in Darmſtadt
iſt in das Geſchäft als perſönlich
haften=
der Geſellſchafter eingetreten. Die offene
Handelsgeſellſchaft hat am 1. Mai 1923
begonnen. — Am 27. September 1923:
Auguſt Böning, Darmſtadt: Geſchäft
ſamt Firma iſt auf Kurt und Paul
Salinger, Kaufleute in Darmſtadt, als
perſönlich haftende Geſellſchafter
über=
gegangen. Die offene Handelsgeſellſchaft
hat am 1. September 1923 begonnen.
Die Firma iſt geändert in Auguſt Böning
Nachf. Gebr. Salinger. — Am 27.
Sep=
tember 1923: Georg Korbus,
Darm=
ſtadt: Es iſt ein Kvmmanditiſt in das
Geſchäft eingetreten. Die
Kommandit=
geſellſchaft hat am 1. Juni 1923
be=
gonnen. Der Uebergang der in dem
Be=
triebe der Geſchäfte begründeten
Ver=
bindlichkeiten und Forderungen auf die
Kammanditgeſellſchaft iſt ausgeſchloſſen.
Die Prokura von Paul Kuhlo iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 28. September 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I. (7764
Einträge in das Handelsregiſter,
Abt. A: Am 21. September 1923: neue
Firma: Jacobi & Co. Offene
Handels=
geſellſchaft. Sitz: Darmſtadt.
Perſön=
lich haftende Geſellſchafter: Hans Jacobi,
Kaufmann in Frankfurt a. M., Karl
Georg Schönfeld, Kaufmann in
Darm=
ſtadt. Die Geſellſchaft hat am 28. Juni
1923 begonnen. — Am 24. Septbr. 1923:
Erlöſchen nachfolgender Firmen: Georg
Möſer I., C. Meiſenzahl & Cie.,
Heinrich Henkel & Co. Alle in
Darm=
ſtadt. Abt. B: Am 24. September 1923:
„Glückauf” Darmſtadt,
Kohlenver=
kaufs=Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung, Darmſtadt: Die Geſellſchaft
iſt aufgelöſt. Philipp Baumann,
Kauf=
mann in Darmſtadt, iſt Liquidator. —
Heſſiſche Automobil=Geſellſchaft,
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Franz
Guttmann in Darmſtadt iſt als
Vor=
ſtandsmitglied ausgeſchieden. Ingenieur
Egon Habermann in Darmſtadt iſt zum
Vorſtandsmitglied beſtellt. Die Prokura
des Oberingenieurs Karl Ungefug iſt
erloſchen.
(7762
Darmſtadt, den 25. September 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Heutiger Eintrag in das
Handels=
regiſter B: Bei der Firma: Gebrüder
Lutz A.=G., Maſchinenfabrik und
Keſſelſchmiede in Darmſtadt: Durch
Beſchluß der Generalverſammlung vom
8. Auguſt 1923 iſt § 26 Satz 1 des
Ge=
ſellſchaftsvertrags wie folgt geändert:
„Der vom Vorſitzenden des Aufſichtsrates
oder deſſen Stellvertreter zu wählende
Vorſtand kann aus einer oder mehreren
Perſonen beſtehen.”
(7763
Darmſtadt, den 29. Septemnber 1923.
Amtsgericht I.
tit