Darmstädter Tagblatt 1923


11. Oktober 1923

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Anzeigenſchlüſſel 100000.

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10000 M. Grundpreis, Schlüſſelzahl. 3000
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſit. Tagbl. geſtattet.
Nummer 281
Donnerstag, den 11. Oktober 1923.
186. Jahrgang

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Der deutſche Schritt in Paris.
Poincaré verhandelt nicht mit der Reichsregierung.
* Paris, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Man erfährt, daß Poin=
caré
dem deutſchen Geſchäftsträger, der heute die Bitte des
Reichskanzlers ausſprach, offiziell an den Ver=
handlungen
zwiſchen Degoutte und den Ruhr=
induſtriellen
teilnehmen zu dürfen, eine ab=
lehnende
Antwort erteilt hat. Der franzöſiſche Miniſter=
präſident
erklärte, daß die Beſprechungen im Ruhrgebiet einen
lediglich örtlichen Charakter hätten und daß es ſich erübrige, mit
Berlin über dieſe techniſchen Fragen eine Ausſprache zu eröff=
nen
. Der deutſche Geſchäftsträger teilte ſodann Poincaré mit,
daß die deutſche Regierung bereit ſei, die Kohlenlieferungen wie=
der
aufzunehmen. Darauf gab der franzöſiſche Miniſterpräſident
die Antwort, daß, wenn Deutſchland jetzt nach Einſtellung des
paſſiven Widerſtandes den Okkupationsmächten Vorſchläge zu
unterbreiten gedenke, dieſe an die Reparationskommiſſion zu
richten wären. Nach einer Unterredung von 20 Minuten, die
von 11 Uhr bis 11.20 Uhr dauerte, verabſchiedete ſich der deutſche
Geſchäftsträger von Poincaré.
Man glaubt ferner zu wiſſen, daß die franzöſiſche und
belgiſche Regierung es ablehnen, ſich in jegliche
Auseinanderſetzung zwiſchen den Ruhrindu=
ſtriellen
und Arbeitnehmern wegen der achtſtündigen
Arbeitszeit einzumiſchen.
* Berlin, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Die Zeit teilt halb=
offiziös
mit: Die EK=Korreſpondenz verbreitet eine Meldung
aus Paris, wonach der deutſche Geſchäftsträger in Brüſſel im
Namen der deutſchen Regierung dem belgiſchen Außenminiſter
mitgeteilt hätte, Deutſchland ſei gewillt, aktiv am Wiederaufbau
im Ruhrgebiet mitzuwirken und vor allen Dingen unverzüglich
die Warenlieferungen wieder aufzunehwen. Von einer unver=
züglichen
Wiederaufnahme dieſer Lieferungen hat aber der deut=
ſche
Geſchäftsträger nicht geſprochen und nicht ſprechen können,
da der gegenwärtige Zuſtand der beſetzten Gebiete und die
Finanzlage des Deutſchen Reiches zurzeit dies nicht geſtatten.
Die Wiederaufnahme dieſer Sach= und Reparationslieferungen
wird umſo eher möglich ſein, wenn die franzöſiſche und die bel=
giſche
Regierung gemäß den deutſcherſeits gegebenen Anregungen
im Zuſammenwirken mit der deutſchen Regierung diejenigen
Maßnahmen ergreifen, die auf ſchnellſtem Wege die Producktion
der Wirtſchaft, die Transporte, das Funktionieren der Verwal=
tung
und damit die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicher=
heit
im alt= und neubeſetzten Gebiet gewährleiſtet.

Vom Tage.
In den Kreiſen der Regiesung wird das Vorgehen der
Ruhrinduſtriellen als durchans legal bezeichnet.
Wie wir hören, iſt dem Reich ein ausländiſcher Kredit
gewährt worden, der zwar nicht übermäßig hech, trotzdem aber ſehr
beträchtlich iſt, ſo daß man daraus auf Deutſchlands ſteigende Kredit=
fähigkeit
dennoch ſchließen darf.
Wie wir hören, beſchloſſen die Berliner Großbanken, beim Reichs=
finanzminiſter
vorſtelig zu werden, daß die Ausgabe neuer
verſucht werde.
Das Präſidium und der Hauptausſchuß der deutſchen
Induſtrie treten am Freitag zur Erörterung der politi= immer einſamer und unirdiſcher wurde, und die Seele wandern
ſchen Lage, insbeſondere des Vorgehens der Ruhrinduſtriellen zu
einer gemeinſamen Sitzung zuſammen.
Der Umrechnungsſatz für die Abgabe der landwirtſchaftlichen, forſt=
wirtſchaftlichen
und gärtneriſchen Betriebe (Landabgabe) beträgt
bis 16. Oktober einſchließlich 243 Millionen für eine Goldmark.
Die Reichsindexziffer, für die Lebenshaltungs=
koſten
(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Beklei=
dung
) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts
für den 8. Oktober auf das 109,1 Millionenfache der Vor=
kriegszeit
. Die Steigerung gegenüber der Vorwoche (40,4 Millionen)
beträgt ſomit 170 Prozent.
Der Deutſche Buchdruckerverein teilt mit: Die Schlüſſelzahl für das
deutſche Buchgewerbe iſt mit Wirkung vom 11. Oktober ab auf 19.500 000
feſtgeſetzt worden.
Die Buchſchlüſſelzahl des Börſenvereins Deutſcher Buch=
händler
iſt ab 11. Oktober 200 Millionen.
Miniſterpräſident Poincaré hat geſtern den deutſchen Geſchäfts=
träger
Botſchaftsrat v. Hoeſch empfangen, der die gleiche Demarche
wie der deutſche Geſchäftsträger in Brüſſel bei der dortigen Negierung
unternommen hat. Die Unterredung dauerte etwa eine Stunde.

Die Vereinigten Staaten haben der Berliner Regierung den vor=
läufigen
Entwurf eines Handelskonſulatvertrags überreichen laſſen.
Dieſee Eutwurf wird einer Prüfung unterzogen. Verhandlungen ha=
ben
noch nicht ſtattgefunden.
Das Kriegsgericht des 20. Armeekorps in Naney hat einen
deutſchen Offizier, den Hauptmann v. Debitſch vom 9. Baher.
Infanterieregiment, in contumaciam zum Tode verurteilt.
v. Debitſch werden Plünderung, Diebſtahl und Mord in der Umgegend
von Luneville zur Laſt gelegt,

Dollarkurs

Berlin ,. 2967 562.500
Frankfurt 3 690 750000

Sit Sonverberhanstangen der Mayrinvaftkieden.

Landesverrat?
Veröffentlichung wichtiger Staats=
geheimniſſe
.
U. Berlin, 10. Okt. Zu der geſtrigen Erklärung des
=
Miniſters Sollmann erfahren wir von unterrichteter Seite fol=
gende
Einzelheiten und Tatſachen:
Noch während der Kabinettskriſe iſt den Miniſtern von den
bevorſtehenden Verhandlungen mit den Beſatzungsbehörden
Keuntnis gegeben worden, ebenſo dem Staatsſekretär der Kanz=
lei
, da der Reichskanzler verhindert war. Daß mit den Be=
ſatzungsbehörden
Verhandlungen über die Wiederaufnahme der
Produktion, die Ingangſetzung des Verkehrs, der Ein= und Aus=
ſuhr
ſtattfinden müßten, war nach Lage der Dinge nicht mehr
zu umgehen. Da regierungsſeitig erklärt wurde, daß es nach
Aufgabe des paſſiven Widerſtands nicht gelungen ſei, mit den
Franzoſen in Verhandlungen zu kommen, auch nicht zu Ver=
handlungen
über die Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrge=
biet
, wurde regierungsſeitig vorgeſchlagen, aus dem Wirtſchafts=
ausſchuß
der beſetzten Gebiete eine Kommiſſion zu ernennen, die
bevollpjächtigt verhandeln ſollte.
Zu dieſer Kommiſſion gehörte auch ein Teil der Herren, die
in Düſſeldorf verhandelt haben. Bei dieſen Verhandlungen iſt
eine ſtetige Fühlungnahme mit der amtlich ermächtigten Kom=
miſſion
geführt worden, wie auch die Regierung über alle Ein=
zelheiten
auf das Genaueſte unterrichtet war. Auf Wunſch des
Rieichskanzlers iſt ihm in einem perſönlichen Schreiben eine Dar=
legung
der Punkte übermittelt worden, über welche die Ver=
handlungsführer
zur Feſtlegung der Verhandlungsgrenzen bei
der Fortſetzung der Verhandlungen Inſtruktionen der Regie=
rung
zu beſitzen wünſchten. Dieſes Schreiben enthält keinerlei
ultimative Forderungen. Es iſt, wie vereinbart, am vergange=
uen
Sonntag der Reichskanzlei zugegangen, damit das Kabinett
bis zum Dienstag dazu Stellung nehmen könne. Die Abſchrift
dieſes Schreibens iſt nach Lage der Sache nur aus der Reichs=
kanzlei
in unberufene Hände gelangt. Die Veröffentlichung in
der Ulſteinſchen Preſſe (Voſſiſche Zeitung, Nummer 477) ſtellt
eine köswillige Verdrehung des Briefinhalts dar, die eine
Fenntzis des wirklichen Brieftertes zur unbedingten Voraus=
ſetzung
haben muß, wie die Oeffentlihkeit nach Kenntnisnahme
des Originaltextes ohne weiteres feſtſtellen wird. Die Folgen
dieſes Landesverrats können in ihrer Tragweite noch nicht abge=
ſehen
werden. Die Entſcheidung über die Veröffentlichung die=
ſes
Briefes muß der Reichsregierung bei der Bedeutung der
Ange egenheit vorbehalten bleiben, zumal da der Brief auf
Wunſch und nach Rückſprache mit der Regierung abgefaßt wor=
den
iſt. Der ganze Sachverhalt ergibt die Notwendigkeit, gegen
die derantwortlichen Urheber der Veröffentlichung wichtiger
Staatsgeheimniſſe heute noch das Verfahren wegen Landesver=
rats
zu eröffnen.
*
Berlin, 10. Okt. (Wolff.) Die T.U. verbreitet heute die
Nachricht, daß die Abſchrift des von Stinnes nach ſeiner Unter=
redung
mit General Degoutte an den Reichskanzler gerichteten
Schreibens nach Lage der Sache nur aus der Reichskanzlei in un=
berufene
Hände gelangt ſein könne. Hierzu wird feſtgeſtellt, daß
eine Indiskretion der Reichskanzlei gemäß der dort angeſtellten
Nachprüfung nicht in Frage kommt, und daß die in der Reichs=
kanzlei
gefertigten wenigen Abſchriften des Schreibens reſtlos in
diejenigen Hände gelangt ſind, für die ſie beſtimmt waren. Die

Nachforſchungen darüber aus welcher anderen Quelle die Kennt=
nis
von dem Schreiben Stinnes in die Oeffentlichkeit gedrungen
iſt, ſind ſowohl von der Reichskanzlei wie von den ſonſt beteilig=
ten
amtlichen Stellen in die Wege geleitet worden. Der Vorfall
zeigt, daß ein für die Unterrichtung der öffentlichen Meinung in
hohem Maße verantwortliches Organ es bedauerlicherweiſe un=
terlaſſen
hat, ſich vor der Herausgabe einer derartigen, eine hohe
Reichsſtelle zu Unrecht ſchwer belaſtende Nachricht mit dieſer
Reichsſtelle ſelbſt ſich in Verbindung zu ſetzen, um dort den Sach=
verhalt
klarzuſtellen.
Eine Erklärung der D. A. 3.
FU. Berlin, 10. Okt. Gegenüber den aufgeregten Be=
richten
über die Verhandlungen in Düſſeldorf, die ſich nahezu
in der geſamten Preſſe befinden, beſchränken wir uns heute auf
folgende Erklärung: Alle bisherigen Darſtellungen ſind falſch.
Sie beruhen zum größten Teil auf den Berichten der feindlichen
Auslandspreſſe. Seit Sonntag befindet ſich das geſamte Ma=
terial
, d. h. alle Berichte und Verhandlungsprotokolle, in den
Händen der Regierung.
Entſpannung im Ruhrbergbau.
Die Bezahlung der Reparationslieferungen.
Cſſen, 10. Okt. Die durch die angekündigte Verlänge=
rung
der Arbeitszeit im Ruhrbergbau ſehr bedrohliche Lage hat
eine Entſpannung erfahren, da die Zechenverwaltungen auf
Grund von Verhandlungen in Berlin mit dem Reichsarbeits=
miniſterium
ihrer Beſchluß auf Einführung der verlängerten
Arbeitszeit vorläufig zurückgezogen haben. Von einer Löſung
des Kenflikts kann noch keine Rede ſein, da die Zechenbeſitzer
an ihrer grundſätzlichen Einſtellung zur Frage der Arbeitszeit
feſthalten. In den in allernächſter Zeit wieder beginnenden
Verhandlungen ſoll in dieſer Frage eine Uebereinſtimmung mit
den Gewerkſchaften zu erreichen verſucht werden.
Iu der Frage der Entſchädigung der Reparationsliefe=
rungen
durch das Reich iſt jetzt die Entſcheidung dahin getroffen,
daß das Reich in Zukunft nur noch die Reparationslieferungen
bezahlen will, die aus Werken des beſetzten Gebietes ſtammen.
Reparationslieferungen anderer deutſcher Gebiete, die auch meiſt
für Italien und andere alliierte Länder in Frage kommen, ſollen
nicht wiehr vom Reiche bezahlt werden.
Kurzarbeit ſitatt Mebrarbeit.
* Eiſen, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Nach einer Mitteilung aus
gewerkſchaftlichen Kreiſen hat die Nordweſtgruppe der Eiſen=
induſtrie
, wozu auch die rheiniſch=weſtfäliſche Grubeninduſtrie
gehört, beſchloſſen, die vorläufige Arbeitszeit auf den den Gru=
ben
angeſchloſſenen Betrieben von wöchentlich 48 Stunden auf
30 Stundeft herabzuſetzen. Auch die Lohnzahlungen ſollen in ent=
ſprechenden
Maße verkürzt werden. Auf dem Werk der Dort=
munder
Union und dem Eiſen= und Stahlwerk Hoeſch ſind be=
reits
dementſprechende Bekanntmachungen an die Arbeiter er=
gangen
.

* Armes Deutſchland.
Von
Walter Eberhard Freiherr v. Medem.
Ein Erleben im Weltkriege: Ueber die Ebene von UOuſſourd,
auf der bis in die ſinkende Nacht hinein unſere Regimenter ge=
ſtürmt
, gewichen, wieder geſtürmt und geſiegt hatten, ritt ich tot=
matt
auf totmattem Pferde zum Befehlsempfang. Die Stille des
Goldanleiheſtücke als vorübergehende Maßnahme Raumes bis zu dem dunkelen Sternenhimmel hinauf war erfüllt
von jenem fernen und nahen Stöhnen Sterbender und Verwun=
deter
, das das Herz zerreißt. Und als dieſe Nacht mit ihrem Leid
ging auf die Suche nach dem Sinn alles Geſchehens, da klang
eine viſionäre Erinnerung aus der Höhe der Himmelskuppel.
Wort für Wort, Ton für Ton, hörbar geformt das Parſival=
motiv
: Durch Mitleid wiſſend, der reine Tor ..."
Wer heute durch die Straßen einer deutſchen Stadt geht,
dem mag es geſchehen, daß er für einen Augenblick die äußere
Maske ſeiner eigenen folternden Alltagsſorgen zerbricht und
ſehend wird, daß er hindurchdringen kann auch durch die Masken,
die all die hin und herhaſtenden und ſchleichenden Menſchen wie
er ſelber tragen. Und dann, in einem ſolchen Augenblick, wird er
das grauenhafte Elend unſerer Tage in ſeinem ganzen Ausmaß
erfaſſen: Dann ſieht er Menſchen, zum Hungertode verdammt,
den Hungertod ſchon langſam erleidend, wenn er die abgehärm=
ten
Züge der alten Frauen und Männer nun verſteht. Er ſiehtz
in dem unſteten Blick der jungen Mütter, die kommendes Leben
erwarten, Verzweiflung, Haß vielleicht gegen das Schickſal, das
ihnen ſtatt höchſten Frauenglücks nur Sorge und Hoffnungs=
loſigkeit
für das kommende Leben aufbürdet. Er ſieht Kinder,
denen die Kraft zum Lachen und Spielen abhanden gekommen
iſt. Er ſieht unter der Maske ehemaligen Wohlſtandes, bürger=
licher
Kleidung immer nur Hunger, Elend, Sorge und wieder
Hunger, und unter der Maske des aufdringlichen Reichtums von
heute Geld= und Genußgier. Und hinter den ſchreienden Reklame=
zetteln
und den aufreizenden Anzeigen der Theater und Kinos
ſieht er Schlimmeres: den Zerfall. Er findet nicht mehr den
ruhenden Pol eines geordneten Staatsweſens. Er findet nir=
gends
mehr in der Familie des einfachſten Bürgers das geruhige
Leben, aus dem die wachkomenden Generationen das innere
Gleichgewicht ihrer Seele, die Freude an der Arbeit, das Pflicht=
gefühl
ererbten. Er findet keine Freude an der Arbeit mehr.
Nur noch Parteizugehörigkeit und Hetzphraſen, die in den armen,
verſorgten Hirnen hämmem. Und wo Beſitz iſt, da findet er nicht
mehr den Genuß dieſes Beſitzes in geiſtiger Erholung. Ueberall
und überall ringen Taumel und tötliches Verwundetſein der
Seele. Armes Deutſchland . . .
Wir haben uns alle angewöhnt, nicht mehr ſehen und er=
kennen
zu wollen. Wir betäuben uns mit Giften, wenn wir das
Geld zu den Giften aufbringen. Der Rhythmus, die Harmonie‟
der Jazzbands, das iſt der richtige muſikaliſche Ausdruck unſerer
Zeit. Wo wir hungern und darben und die Mehrheit dieſer
60 Millionen Deutſcher hungert und darbt heute da ver=
kriechen
wir uns ſcheu hinter den Schein eines früher einmal ge=
lebten
Daſeins. Wir fühlen, daß wir uns ſelber belügen, und
daß wir belogen werden. Wir laſſen uns betäuben von politi=
ſchen
Phraſen und Streitigkeiten, von Dingen, die ja eigentlich
nebenſächlich ſind und mit denen unſer Elend gar nichts zu tun
haben will. Darum verſchlingen wir die Zeitungen, in denem
wie in einem Kaleidoſkop ein Problem nach dem anderen, eine
Hiobsbotſchaft nach der anderen an uns vorbeiwirbelt. So wird
unſere Hoffnungsloſigkeit durch die Verworrenheit unſerer Be=
griffe
und unſeres Denkens übertönt. Im Sturz der Mark von
1 bis 3 Milliarden wer vermag in dieſen Zahlen Begriff=
liches
noch zu rechnen , in der Flut der nationalen Nacken=
ſchläge
und Erniedrigungen iſt das deutſche Volk in ſeinen wirt=
ſchaftlichen
, ſittlichen und ethiſchen Begriffen entwurzelt worden.
Wir hören nicht einmal mehr das Stöhnen unſeres eigenen Lei=
des
, geſchweige denn den Jammer unſerer Brüder und Schwe=
ſtern
. Wir haben nicht einmal mehr Mitleid mit uns ſelber, ge=
ſchweige
denn Mitleid mit unſeren Volksgenoſſen. Armes
Deutſchland!
In den Hallen des Reichstages zetern die Parteien. Sechs
Tage lang iſt Deutſchland regierungslos. Worum? Und was
ſteht auf dem Spiele? Eine Parteikonſtellation! Sechs Tage
lang mußten Maßnahmen, falls ſie überhaupt getroffen werden
ſollten, hinausgeſchoben werden! Was um Gottes willen aber
bedeuten in dieſer Zeit ſechs verlorene Tage! In unſeren Zei=
tungen
folgt ein politiſcher Leitartikel dem anderen und Wirt=
ſchaftsprobleme
werden bekrittelt und erörtert, deren Löſung
Schickſalsfrage iſt. Sie ſind ſo groß, ſo gewaltſam und bedeu=
tend
, daß ſie nur von einem, zweien in Deutſchland vielleicht er=
faßt
und entwirrt werden können, aber wir ſchreien alle mit.
Wer vermöchte da noch durchzuſchauen?
Will ich des deutſchen Volkes Leid da ſehen, wo es am herz=
zerreißendſten
iſt, gehe ich zur deutſchen Jugend. Zu dieſer deut=
ſchen
Jugend, die ſich in aller Stumpfheit, Verworrenheit und
Perverſität der Begriffe um ſie herum das heilige, einfache Ge=
fühl
nationalen Freiheitsdranges bewahrt hat. Zu der deutſchen
Jugend, die als Einzige in dem Käfig, in den uns die Entente
im Verſailler Frieden eingeſperrt hat, noch an den Gitterſtäben
rüttelt. Dieſer deutſchen Jugend, die lieber heute als morgen
feindliche Bajonette in ihre Herzen drücken möchte und deren
höchſter Wunſch ans Leben heute nichts änderes mehr iſt, als für
die deutſche Freiheit verbluten zu dürfen. Und auf dieſe
deutſche Jugend mußte in Küſtrin die deutſche Reichswehr ſchie=
ßen
.. . Will ich des deutſchen Volkes Leid dort ſehen, wo es
am herzzerreißendſten iſt, dann ſehen meine Augen das Blut
deutſcher Jungen, das in den märkiſchen Sand von Küſtrin ver=
ſpritzte
.."
Soll man um all dieſes Leid, dieſen Jammer und dieſen
Irrſinn nun noch politiſche Leitartikel ſchreiben und wirtſchaft=
liche
Betrachtungen? Iſt es nicht wichtiger und notwendiger,
den Volksgenoſſen: die eigene Lage einmal rückhaltlos vor
Augen zu führen, ihnen zu ſagen, daß man den Erfrierenden
herausreißen muß aus ſeinen Traumphantaſien, weil ihn nur die
eigene Energie und die eigene Bewegung retten kann?
Aus dem Himmelsdom, der ſich auch über dieſes Gefängnis
Deutſchland wölbt,, llingt auch heute noch das Myſterium des
Gralswunders: Durch Mitleid wiſſend, der reine Tor.
Nur wer durch Mitleid wiſſend iſt von den Leiden unſe=
res
Volkes, der kann uns helfen. Nur wer rein iſt, ein reiner

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 11. Oktober 1923.

Nummer 281.

Tor in ſeiner Seele, und ſtark genug, den Sirenenklängen des
Materialismus nicht zu erliegen, nur der kann retten, nur der
vermag auch den wirtſchaftlichen Wirrwarr zu löſen, ohne Inter=
eſſen
= und Intereſſentenpolitik zu treiben
Wir hören jetzt ſo oft von den Tribünen der Parlamente
und von den Regierungsbänken das Wort, daß Vorausſetzung
für die deutſche Rettung die ſittliche Wiedergeburt des Volkes ſei.
Gewiß, aber die Vorausſetzung dieſer Vorausſetzung iſt: daß,
wer das deutſche Volk erlöſen will aus den Tiefen ſeines ſee=
liſchen
und körperlichen Leids, ſein muß wie Held Parſival:
durch Mitleid wiſſend, ein reiner Tor.
Die politiſchen Leitſätze Stinnes.
TU Paris, 10. Okt. Der Sonderberichterſtatter des Ex=
zelſior
berichtet über ein Geſpräch mit dem Direktor des Infor=
mationsbureaus
der Stinnesgruppe, Herrn Humann. Der fran=
zöſiſche
Koreſpondent fragte Herrn Humann, welche Auffaſſung
Stinnes von der Streſemann=Regierung habe. Darauf erwiderte
der Direktor, er könne mitteilen, daß die Zuſammenſetzung und
die politiſche Richtung eines jeden Kabinetts Hugo Stinnes
völlig kalt laſſe, ſo lange dieſes Kabinett nicht den Willen zeigt,
in das Wirtſchaftsleben unſeres Landes Ordnung zu ſchaffen.
Wir haben einer jeden dieſer Regierungen unſere Unterſtützung
zugeſichert, auch derjenigen des Herrn Streſemann bis zu dem
Augenblick, wo wir einſahen, daß ſie ſich zur Ausführung der
nötigen Finanzreform und des Rettungswerkes überhaupt un=
fähig
zeigte.
Der Korreſpondent erkundigte ſich dann nach den Beziehun=
gen
zwiſchen Stinnes und Ludendorff. Wenn dieſe beiden Män=
ner
je Beziehungen zueinander hatten, erwiderte Humann, ſo
beſchränken ſie ſich auf den maßgebenden Einfluß, den der Ruhr=
magnat
mit der kalten und ſcharfen Denkweiſe auf den heißblüti=
gen
General ausübte.
Zum Schluß ermächtigte Humann den Pariſer Berichterſtat=
ter
zu folgender Erklärung: Hugo Stinnes war einer Verſtändi=
gung
mit Frankreich ſtets gewogen. Doch iſt er ein erbitterter
Gegner jeden Zwangs gegenüber Deutſchland. Er vertritt nichts=
deſtoweniger
die Meinung und ſtellt ſich jetzt noch auf den Stand=
punkt
, daß eine Annäherung an Frankreich nur durch die Zah=
lung
von Reparationen erleichtert werden kann.
Eine Pariſer Stimme über die Verhandlungslage.
Paris, 10. Okt. (Wolff.) Die Journée induſtrielle, die
die Verhandlungen der deutſchen Induſtriellen mit den Beſat=
zungsbehörden
beſpricht, ſchreibt: Man hat die beſten Gründe,
anzunehmen, daß Poincaré dabei bleiben wird, das Problem
der lokalen Ausbeutung des Pfandes und das ungeheuer weiter
reichende Problem der Reparationen voneinander zu trennen.
Wenn die beiden Probleme ineinander laufen, muß eine dem=
nächſtige
Intervention Englands erwartet werden, die die Dinge
Feſentlich komplizieren würde. Die Schwierigkeit liegt darin,
zu verhindern, daß die Frage der den Arbeitern im Ruhrgebiet
zu zahlenden Löhne und die der Bezahlung der gelieferten Wa=
ren
durch die deutſche Regierung, die mehr oder weniger von der
fimanziellen Sanierung des Deutſchen Reiches abhängt, nicht
zwiſchen den beiden Problemen vorzeitig ein Verbindung her=
ſtellt
.
Die Abſichten der engliſchen Politik.
* London, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Die unterrichteten eng=
liſchen
Kreiſe äußern ſich über die Verhandlungen zwiſchen den
deutſchen Induſtriellen und der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde
in ſehr ruhigem Tone, ohne dabei ſachlich nach irgend einer Rich=
tung
Stellung zu nehmen. Es wird daran erinnert, daß auch bei
früheren Gelegenheiten derartige Verhandlungen deutſcher Wirt=
ſchaftskreiſe
mit Frankreich nicht auf den Widerſpruch Englands
geſtoßen ſind. Im übrigen muß man nähere Einzelheiten über
die Vereinbarungen abwarten, um ein Urteil fällen zu können.
Trotz dieſer Zurückhaltung der maßgebenden engliſchen Stellen
wird man nicht fehlgehen in der Annahme, daß die neue Wen=
dung
der Dinge in London nicht ohne Beſorgnis beobachtet wird.
Die Abſichten der engliſchen Politik gehen bekanntlich dahin, ſich
in die Regelung der Ruhrfrage hineinzuſchalten und die Ruhr=
induſtrie
als allgemeines Pfand unter die gemeinſame Kontrolle
der Alliierten zu ſtellen. Die Durchführung dieſes Planes ſcheint
durch die neue Entwickelung erſchwert, wenn nicht unmöglich ge=
worden
zu ſein. Die engliſche Politik hat jedoch kein Mittel in
ihrer gänzlichen Verfahrenheit, um ihre Auffaſſung in Paris zur
Geltung zu bringen, ebenſo wie ſie nicht in der Lage iſt, Poin=
caré
zu veranlaſſen, auf die Verhandlungswünſche der Berliner
Regierung einzugehen. Jedenfalls beſteht für Deutſchland keiner=
lei
Veranlaſſung, mit Rückſicht auf dieſe Geſichtspunkte. von
Maßnahmen abzuſehen, die ſonſt als notwendig erkannt werden.
Was tut Curzon?
Paris, 10. Okt. (Wolff.) Havas berichtet aus London
man habe noch keine Beſtätigung erhalten über die Nachricht
daß Lord Curzon am Donnerstag eine neue Erklärung über die
Außenpolitik der Regierung vor der Reichskonferenz abgeben
werde. Nach Mitteilung von autoriſierter Seite ſei es jedoch
möglich, daß der Staatsſekretär wieder das Wort ergreifen
werde an dem Tage, an dem die Reichskonferenz die Frage der
Außenpolitik erörtern werde.

Stinnes und die Deutſche Volkspartei.
* Berlin, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Die Reichstagsfraktion
der Deutſchen Volkspartei beſchäftigte ſich in ihrer heutigen Frak=
tionsſitzung
mit den gegen die Abgg. Stinnes und Dr. Vögler
gerichteten Angriffe. Es wurde folgender Beſchluß gefaßt: Die
Fraktion erklärt gegenüber den wegen der Verhandlungen mit
General Degoutte gegen die Herren Stinnes und Dr. Vögler
in der Preſſe erhobenen Angriffen, daß ſie nach Kenntnisnahme
der ſchriftlich niedergelegten Verhandlungen einſtimmig zu der
Ueberzeugung gelangt iſt, daß die Verhandlungen von Anfang
an im lohalen Zuſammenwirken mit der deutſchen Regierung
geführt worden ſind und daß die Reichsregierung über alle Pha=
ſen
unterrichtet worden iſt. Die Verhandlungen waren
m Intereſſe der beſetzten Gebiete zwecks ſofortiger
Wiederaufnahme der Arbeit im beſetzten Gebiete dringend
erforderlich. Sie ſind in durchaus deurſchem Geiſt geführt
worden und verdienen auch den Dank des geſamten Volkes. Die
Fraktion legt deshalb ſchärfſte Verwahrung gegen die ſchwere
Verletzung der vaterländiſchen Intereſſen ein,
die durch die entſtellte Veröffentlichung des durch
einen groben Vertrauensbruch erlangten Briefes des Herrn
Stinnes vom 7. Oktober in einem Teil der Preſſe erfolgt iſt, ſo=
wie
gegen die daran geknüpften gehäſſigen Angriffe in
einem Artikel der Voſſiſchen Zeitung vom 10. Oktober.
Italieniſche Vermutungen.
Nom, 10. Okt. (Wolff.) Meſſagero, Giornale d’Italia
und Tribuna beſprechen die wirtſchaftlichen Unterredungen
zwiſchen Stinnes und Degoutte ſowie die Unterhandlungen des
Phönix=Konzerns im Sinne einer wirtſchaftlichen Entſpannung.
Die Tribuna glaubt jedoch, daß ſolche Unterhandlungen eine
Wirkung auch auf politiſchem Gebiet haben werden und iſt der
Anſicht, daß Poincaré offenbar beginne, einer milderen Tendenz
zu folgen.
Coolidges Haltung.
London 10. Okt. (Wolff.) Reuter meldet aus Wa=
ſhington
, Präſident Coolidge ſei der Anſicht, daß bei der
gegenwärtig in Europa herrſchenden Geiſtesverfaſſung wenig
oder nichts durch die Veranſtaltung einer Weltwirtſchaftskon=
ferenz
gewonnen würde. Die amerikaniſche Regierung habe den
enropäiſchen Nationen den Vorſchlag unterbreitet, daß eine in=
ternationale
Kommiſſion gebildet werden ſolle, um
Deutſchlands Fähigkeit zu Reparationszah=
lungen
feſtzuſtellen. Einen weiteren Schritt in dieſer Angele=
genheit
zu unternehmen beabſichtige ſie nicht.
Belgiſcher Miniſiterrat.
* Paris, 10. Okt. Eine Brüſſeler Meldung des Petit Pa=
riſien
beſagt, daß ein Miniſterrat unter dem Vorſitz des Königs
in Brüſſel ſtattfinden wird. Die Reichsregierung habe der bel=
giſchen
Regierung die Wiederernennung des bisherigen deutſchen
Geſandten in Brüſſel, Landsberg, vorgeſchlagen. Eine Entſchei=
dung
der belgiſchen Regierung ſei noch nicht erfolgt.
Zur britiſchen Reichskonferenz.

London, 10. Okt. (Wolff.) Die Times ſchreibt, die
am Montag gepflogenen vertraulichen Erörterungen der
Reichskonferenz ſeien ohne Frage von größter. Bedeu=
tung
geweſen. Der Ernſt der Lage in Europa und ſeine Wir=
kung
auf die Nationen des britiſchen Gemeinweſens ſeien er=
örtert
worden. Es ſei zumindeſt ein konkreter Plan für die
Regelung außer verſchiedenen Vorſchlägen praktiſchen Charak=
ters
vorgelegt worden. Auch eine allgemeine Erörterung der
Siellung der Dominions mit Bezug auf die aus=
wärtige
Politik habe ſtattgefunden, und das Hauptmerk=
mal
der Verhandlungen ſei der Verſuch geweſen, das unmittel=
bare
Problem des europäiſchen Chaos endgültig anzufaſſen. Bis
zum Freitag, wo dem Vernehmen nach Lord Curzon die De=
batte
wieder aufnehmen werde, werde es möglich ſein, die An=
ſichten
von Sachverſtändigen über die verſchiedenen Vorſchläge
einzuholen, die von den Premierminiſtern der Dominions un=
terbreitet
worden ſeien.
London, 10. Okt. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
der Weſtminſter Gazette ſchreibt, Poincaré küm=
mere
ſich nicht länger um Baldwin und Curzon.
Die Vorſchläge, die auf der britiſchen Reichskonferenz mit Bezug
auf die Einberufung einer internationalen Konferenz unterbrei=
tet
worden ſeien, würden in Paris wiederum eine kühle Auf=
nahme
erfahren. Da erſichtlich ſei, daß das britiſche Anſehen auf
dem Kontinent niemals einen ſo tiefen Stand hatte, wie gegen=
wärtig
, ſei es leineswegs überraſchend, wenn von den Domi=
nions
eine ſcharſe Sprache gebraucht werde. Dem politiſchen
Berichterſtatter der Morning Poſt zufolge, ſind die meiſten
Ueberſeeſtaatsmänner des britiſchen Reiches der Anſicht, daß
ihre Völker nicht in vollſtändiger Unkenntnis über die Anſichten
ihrer Führer gehalten werden dürfen. Es verlaute, daß Aus=
zuge
aus den Reden auf der Reichskonferenz, die ebenſo wie die
Curzous rieles enthalten, was einen vertraulichen Charakter
habe, der Preſſc vor Ende der Woche mitgeteilt werden ſollen.

Zur Lage in Bayern.
Erklärungen v. Kahrs.
g. München, 10. Okt. Der Generalſtaatskommiſſar erläßt
eine Erklärung, in der er es als eine perfide Verleumdung be=
zeichnet
, daß ihm von irgend einer Seite eine gebundene Marſch=
route
oder überhaupt eine Marſchroute gegeben worden ſei. Er
verwalte ſein ſchweres Amt nach Fühlungnahme mit freien ſach=
kundigen
Männern und vaterländiſcher Pflicht nach ſeinem Ge=
wiſſen
und auf ſeine Verantwortung, ohne Rückſicht auf Beifall
oder Mißfallen. Pflicht jedes vaterländiſch geſinnten Mannes
ſei es, ihn bei dieſer übermenſchlichen Arbeit nach Kräften zu
unterſtützen. Denn dieſe Arbeit diene außer dem Staatsganzen
auch dem Einzelnen. Es ſei weiter eine Torheit, von dem Gene=
ralſtaatskommiſſar
Bayerns zu erwarten, daß er das Unglück
und den wirtſchaftlichen Zuſammenbruch, der im Verlaufe von
mehr als 7 Jahren über Deutſchland und damit über Bayern
hereingebrochen ſei, in wenigen Tagen oder Wochen oder auch
Monaten beſeitigen könne. Es gäbe niemand auf der ganzen
Welt, der das vermöge. Im allgemeinen ſei zu ſagen, daß mit
Schlagworten, mit Uebertreibungen, mit Hyſterie Staatsgeſchäfte
und insbeſondere Rechtspflege nicht betrieben werden können;
erſt nach Ueberführung und Verurteilung dürfe beſtraft werden.
Den politiſchen Freunden des Generalſtaatskommiſſars ſei jetzt
die Gelegenheit gegeben, die Probe zu beſtehen, wenn ſie die
Arbeit und die Beſtrebungen des Generalſtaatskommiſſars mit
Vernunft, Geduld und Vertrauen unterſtützten.
Hitler bleibt.
TU München, 10. Okt. Der Deutſche Kampfbund teilt
mit, daß die Meldung, Hitler habe die Leitung des Deutſchen
Kampfbundes niedergelegt, unrichtig iſt. Hitler iſt nach wie
vor Führer des Kampfbundes. Er hat ſich jedoch nicht
mehr bereit erklärt, dieſe Führung auch für den Verband Reichs=
flagge
beizubehalten. Heißmann, der Organiſator der Reichs=
flagge
, iſt damit aus dem Deutſchen Kampfbund ausgeſchieden.
Die Organiſation Reichsflagge hat ſich geſpalten. Die bisherige
Reichsflagge=Süd gehört als eigener Verband unter der Bezeich=
nung
Reichskriegsflagge und unter der Führung des Haupt=
manns
Röm nach wie vor dem Deutſchen Kampfbund an.
Konzeſſionen der bayeriſchen Banken.
München, 10. Okt. (Wolff.) Wie amtlich verlautet, haben
die wirtſchaftlichen Beſprechungen beim Generalſtaatskommiſſar
ergeben, daß die Säumigkeit der Banken mit der Gut=
ſchrift
der bei ihnen eingezahlten Beträge und der hohen Bank=
zinſen
eine weſentliche Mitſchuld an den ſich überſtürzenden Preis=
forderungen
tragen. Wenn die Banken nicht aus freien Stücken
Zugeſtändniſſe machen, iſt ein Eingreifen des Generalſtaatskom=
miſſars
beabſichtigt.
*
* München, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Mit Rückſicht auf die
Klagen über die neuen Bankbedingungen, die bereits dem Ge=
neralſtaatskommiſſar
v. Kahr Anlaß zum Einſchreiten gegeben
hatten, hat der Handelsminiſter v. Meindl Beſprechungen mit
den Vertretern, der Banken und auch mit den Vertretern der
Handels= und Handwerkskammer, der Spitzenverbände der In=
duſtrie
und des Groß= und Kleinhandels gehabt. In der Be=
ſprechung
erklärten ſich die Banken zu folgendem Entgegenkom=
wen
bereit: Erhöhung der Habenzinſen, verſuchsweiſe Gutſchrift
von zugelaſſenen Platzſchecks drei Tage nach der Einreichung
Ermäßigung der Gebühren für die Auflieferung von feſtverzins=
lichen
Werten auf Platzangebot, möglichſte Verhinderung der In=
anſpruchnahme
zu Effektenſpekulationen. Außerdem wird be=
ſchloſſen
, die Erhöhung, Verzollung von Aufträgen, ſowie die
Frage des Saltoſchluſſes am Mittwoch nachzuprüfen.
Neue Eiſenbahntarife.
Berlin 10. Okt. (Wolff.) Vom 13. Oktober ab werden
die Schlüſſelzahlen für die Eiſenbahntarife im Perſonenverkehr
120 und im Güterverkehr 350 Millionen betragen. Bei dieſer
Erhöhung iſt die letzte Geldentwertung noch nicht berückſichtigt
worden.
Kommuniſtenverhaftungen in Schleſien.
Breslau, 10. Okt. (Wolff.) Heute vormittag wurde hier
eine große Anzahl Kommuniſten verhaftet, darunter die Mit=
glieder
der Bezirksleitung Schleſiens der K. P. D. ſowie das
Büroperſonal und die Angeſtellten der Schleſiſchen Arbeiterzei=
tung
. Die Feſtnahmen ſtehen im Zuſammenhang mit der kom
muniſtiſchen Propaganda zum Zwecke der Einſetzung einer Ar=
beiter
= und Bauernregierung in Deutſchland.
Bülow deutſcher Sonderberater in Paris?
* Berlin, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Engliſche Blätter bringen
heute die Nachricht aus Paris, wonach der Reichskanzler die
Abſicht hätte, einen deutſchen Sondervertreter nach Paris zu
ſchicken, der hier vor allem über die Frage der Garantien zu ver=
handeln
hätte. Es wird dafür der Name des Fürſten Bülow
genannt.

Darmſtädter Erinnerungen.
Von Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.
Nachträge.
6. Goethes letzter Aufenthalt in Darmſtadt.
Eingehender als in ſeiner Reiſe am Rhein, Main und
Neckar ſchildert Goethe in einem von Frankfurt aus am
2. Oktober 1814 an ſeine Frau gerichteten Briefe. Er ſchreibt
ſort:
Montag, den 10. In Darmſtadt. Um acht Uhr aufs Mu=
ſeum
, welches im Schloſſe errichtet worden. Es hat Herrn
ſchleiermacher) zum Vorſteher, der es gegründet. Es iſt
nerkwürdig wegen der Mannigfaltigkeit ſeines Inhalts ſowie
urch den Wert ſeiner einzelnen Schätze. Wenn dieſer Anlage
ach fortgefahren wird, ſo kann das Schloß zu Darmſtadt ſich
ünftig mit dem Schloß von Ambras vergleichen. Herrliche
Bipsabgüſſe hat es vor dieſem genannten älteren voraus. Die
Pallas Velletri ſah ich hier zuerſt, dann manches Bekannte, ſehr
hön gegoſſen, wieder. Einige Basreliefs von dem Tempel
er Pallas zu Athen erfreuten mich höchlich. Ein ſolches
Lunderliche muß man mit Augen geſehen haben. Ein Pferde=
opf
von den Venetianiſchen und was müßte man nicht alles
egiſtrieren! Von da an möchte wohl aus allen Kunſtepochen
dis auf die neueſte Zeit wohl irgend ein Muſterſtück zu
inden ſein.
Bei Hofe war ich zu Tafel, die Großherzogin ſehr freund=
ich
und früherer Zeiten eingedenk. Der Großherzog ſpeiſt nicht
tit, weil er am Fuße leidet. Ihm wartete ich in ſeinem Zimmer
auf, wo er ſich nach allem, was ihm in Weimar lieb und wert
ſt, erkundigte.
Dienstag, den 11. Wiederholte meinen Beſuch auf dem
Muſeum und beſah mir noch alle vorzügliche Werke, die mir
jeſtern gemerkt hatte. Darauf zu einem Architekten, Moller),
der ſehr geſchickt iſt und den Boiſſerées an ihrem Werke behülf=
lich
geweſen. Durch den ſonderbarſten Zufall hat dieſer den
Originalaufriß des Kölner Doms entdeckt, wodurch jene Arbeit
ehr gefördert und genauer beſtimmt wird. Ferner beſuchte ich
1 Ernſt Schleiermacher, geb. am 18. Januar 1755 zu
Alsfeld, geſt. als Wirklicher Geheimrat zu Darmſtadt am 20. April 1841.
2) Georg Moller, geb. am 21. Januar 1784 zu Diepholz, geſt.
als Oberbandirektor zu Darmſtadt am 13. März 1852,

Primabeſi), der früher die Ausſichten von Heidelberg radierte,
nun aber Theatermaler in Darmſtadt iſt. Hierauf zu Prinz
Chriſtian), der mich freundlich empfing und mich kurz vor meiner
Abreiſe beſuchte. Sulpiz Boiſſerée blieb, und ich fuhr mit
Schloſſer ab. Ein Schaden am Rad hielt uns in Langen auf,
doch kamen wir zu rechter Zeit nach Frankfurt, wo uns Frau
Schöff Schloſſer gar liebreich empfing. Nach einer heiteren
Abendtafel gings zu Bette. Ueberhaupt iſt mir nicht leicht etwas
ſo glücklich gelungen als dieſe Heidelberger Expedition.
7. Ein Pionier des Deutſchtums als Darmſtädter Gymnaſiaſt.
Der im Jahre 1837 nach Amerika ausgewanderte Pfarrer
zu Altenbuſeck, Friedrich Münch, der am 14. Dezember
1881 zu Warren County in der Nähe des Miſſouri (weſtlich von
St. Louis) als Farmer und Staatsmann ſtarb, ein Freund und
Geſinnungsgenoſſe der Brüder Karl und Paul Follenius und
des Pfarrers Friedrich Weidig (vgl. Heſſiſche Biographien
Bd. 2 S. 161163) zählte vom 27. September 1814 an zwei
Jahre lang zu den Schülern des Darmſtädter Gymnaſiums,
Geboren am 5. Juli 1801 zu Nieder=Gemunden a. d. Ohm al=
Sohn des Pfarrers Georg Münch, war er von ſeinem Vater
zum Beſuch des Gymnaſiums vorbereitet worden. In ſeinen
Erinnerungen aus Deutſchlands trübſter Zeit
(St. Louis, Neuſtadt a. d. Haardt 1873, S. 73f.) ſchreibt er
über ſeine Darmſtädter Schulzeit folgendes:
Als einfach gewöhnter und unverdorbener, aber etwas länd=
lich
unbeholfener Knabe wurde ich im Herbſt 1814 auf das Gym=
naſium
in Darmſtadt gebracht und auf die unterſte Ordnung
in Prima (Cl. TV. P, II. O. II.) geſetzt. Der gewöhnlichen
Ordnung nach hätte es drei Jahre erfordert, durch Prima und
Selecta zu kommen; mein Vater ſagte mir aber, daß ich in zwei
Jahren mich fertig machen müſſe, weil die Koſten zu bedeutend
ſeien, und ich machte mich fertig. Noch jetzt jedoch denke ich
faſt mit Mitleid gegen mich ſelbſt an die übertriebene Anſtren=
gung
zurück, die ich mir auflegen mußte, um manche Lücke aus=
zufüllen
, die in meiner Vorbildung geblieben war, und um
neben manchem andern in fünf Sprachen zu gleichen Zeit die
2) Johann Georg Anton Primaveſi, MNaler und
Radierer, geb. am 19. Mai 1774 zu Heidelberg, wirkte ven 1812 bis
1822 als Theatermaler in Darmſtadt, ſiedelte dann nach Kaſſel über,
wo er am 18. Januar 1855 ſtarb.
Jüngſter Bruder des Großherzogs Ludewig I., gep. am 25. No=
vember
1763, geſt. am 17. April 1830.

nötigen Fortſchritte zu machen. Von meinen Lehrern habe ich
nie ein hartes Wort gehört, dem vortrefflichen, damals ſchon
greiſen Profeſſor (Johann Georg). Zimmermann verdanke ich
beſonders viel; aber ich habe oft bitter die geiſtige Qual empfun=
den
, der ich mich unterworfen hatte, und war infolge davon
weniger jugendlich heiter als ernſt geſtimmt. Es iſt unnatür=
lich
und unrecht, daß Tauſenden auf dieſe Weiſe die Jugend
verkümmert, ja oft das ganze ſpätere Leben verkrüppelt wird.
Meinem Vater war ſein eigener Beruf ſo wert, daß nach ſeinem
Wunſche auch ſeine drei Söhne ſich demſelben Berufe widmeten.
Außerdem war damals das theologiſche Studium das wenigſt
koſtſpielige und eröffnete einem jungen Manne am ſchnellſten
eine Ausſicht auf ſelbſtändiges Fortkommen, was ebenfalls in
Anſchlag zu bringen war. So bezog ich als einer der jüngſten
Studenten im Herbſte 1816 die Univerſität Gießen.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Von der Handelshochſchule Mannheim.
Der außerordentliche Profeſſor an der Univerſität Bonn Dr. Otto
Selz hat einen Ruf auf den Lehrſtuhl für Philoſophie, Pſycho=
logie
und Pädagogik an der Handelshochſchule Mannheim als
Nachfolger des Profeſſors Dr. W. Peters erhalten.
Féndlon Eine Erinnerung.
Zwingt Ihr weil Ihr die Stärkeren ſeid einen
Nachbar, den von Euch vorgeſchriebenen Frieden zu unterzeich=
nen
, damit er größeren Uebeln aus dem Wege gehe, ſo unter=
zeichnet
er, wie der Reiſende dem Straßenräuber den Beu=
tel
reicht, weil ihm das Piſtol vor der Bruſt ſteht.
2. Friedensſchlüſſe ſind nichtig, nicht nur wenn in ihner
die Uebermacht Ungerechtigkeiten erpreßt hat, ſondern auch
wenn ſie mit Hinterliſt zweideutig abgefaßt werden, um eine
günſtige Zweideutigkeit gelegentlich geltend zu machen.
3. Im Friedensſchluß ein nachbarliches Volk zu be=
trügen
, iſt ehrloſer und ſtrafbarer, als im Kontrakt eine Privat=
perſon
zu hintergehen.
Vielleicht erſcheint es zweckmäßig, uns und unſere lieben
Nachbarn im Weſten gerade jetzt wieder einmal an jene war=
nenden
Ratſchläge eines Fénélon zu erinnern, welche dieſer als
Prinzenerzieher ſchon zur Zeit Ludwigs XI.A. an damalige Lan
desherren gerichtet hat.

[ ][  ][ ]

hel
das
erzek
kom=
Ar

Nummer 281.

Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 11. Oktober 1923.

Seite 3.

Deutſcher Reichstag.
Stimmungsbild.
(Von unſerer Berliner Redaktion.)
Der Reichstag hat am Mittwoch den ganzen Tag im wahr=
ſten
Sinne des Wortes totgeſchlagen. Kleine Geſetzentwürfe über
Forſt= und Waldwirtſchaft, über Aenderung des Paßweſens,
kommuniſtiſche Beſchwerden und ein Nachtragsetat, der urſprüng=
lich
30 Billionen verlangte, aber dem Steigen des Dollars ent=
ſprechend
auf eine geradezu aſtronomiſche Ziffer erhöht wurde.
Damit wurde die Sitzung hingebracht, obwohl doch Dringendes
genug zu erledigen geweſen wäre. Der Reichskanzler hat ſich alle
Mühe gegeben, den Tag zu retten, indem er darauf drang, daß
ſofort eine zweite Sitzung anberaumt würde, um das Ermäch=
igungsgeſetz
noch am Mittwoch unter Dach und Fach zu bringen,
um ſo der Regierung die Handhabe zum Eingreifen zunächſt auf
dem Währungsgebiet zu geben, aber der Gedanke ſcheiterte vor=
nehmlich
an Geſchäftsordnungsbedenken und wie üblich an der
ſchwachen Beſetzung des Hauſes, die irgend eine Gewaltmaß=
nahme
hoffnungslos erſcheinen ließ. Hauptſächlich war es die
Geſchäftsordnung, die Heilige, die ja auch wichtiger iſt als alles
undere. Der Reichstag gleicht nachgerade einem Manne, der im
Waſſer mit dem Tode des Ertrinkens kämpft und ſich trotzdem
cheut, nach der rettenden Stange zu greifen, weil er befürchtet,
daß er ſich dabei die Finger beſchmutzen könnte. In der Wandel=
halle
iſt denn auch von allem Möglichen die Rede, nur nicht von
dem kataſtrophalen Sturz der Währung, der tatſächlich jetzt die
Mark auf den Nullpunkt gebracht hat, und die Dinge ſind ſoweit
jediehen, daß in Bank= und Wirtſchaftskreiſen, niemand mehr
ſieht, wie man mit der Mark weiterarbeiten ſoll. Es iſt kaum
noch eine Frage von Tagen, bis der Zahlungsverkehr ſtockt und
dann ſind wir am Ende. Aber die Herren Kommuniſten füllen
weiterhin das Hohe Haus mit allen möglichen Kleinigkeiten, und
der Lärm darüber iſt ſo groß, daß niemand das herannahende
Chaos hört.
Sitzungsbericht.
* Berlin, 10. Okt. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Innenminiſter Sollmann.
Präſident Löbe eröffnet die Sitzung um 2.20 Uhr. Auf der
Tagesordnung ſteht zunächſt die zweite Leſung des 4. Nachtrages
um Reichshaushaltsplan.
Urſprünglich wurden 30 000 Millionien neu angefordert. Die
Summe ſoll aber, wie Abg. Schmidt=Stettin (Dntl.) als Bericht=
erſtatter
feſtſtellt, dem Steigen des Dollars entſprechend weiter
erhöht werden. Es handelt ſich vornehmlich um Mittel zur Be=
ſchaffung
von Getreide, ferner um Ausgaben für die Ruhrſchä=
lionen
zum Erwerb der notwendigen Brotgetreidevorräte be=
und um die Betriebsmittel zur Weiterführung der Reichsbetriebe.
Der Ausſchuß legte eine Entſchließung vor, die die Länder
erſucht, die Zahlungen für die kulturellen ſowie ſozialen Belange
ind die Zahlungen an die Religionsgeſellſchaften mit Beſchleu=
nigung
erfolgen zu laſſen. Ferner wird eine Denkſchrift gefor=
dert
über die durch die Ruhrbeſetzung entſtandenen Beſchlag=
nahmeſchäden
und die Reparationsleiſtungen während dieſer Zeit.
Der 4. Nachtragsetat will durch Anleihe und Reichsſchatz=
anweiſungen
578 416 Billionen flüſſig machen, wovon 30000 Bil=
ionen
zum Erwerb der notendigen Brotgetreidevorräte be=
timmt
ſind,
Abg. Höllein (Komm.) kommt auf die geſtrige Ausſprache
beim Ermächtigungsgeſetz zurück und richtet heftige Angriffe
gegen den Abg. Andre, den er einen Renomierarbeitervertreter
des Zentrums nennt. Alle Parteien, einſchließlich der Sozial=
demokratie
, ſtänden im Dienſte der Schwerinduſtrie.
Abg. Barth (Komm.) wirft dem Reichswehrminiſter vor,
er gehe damit um, die Rote Fahne auf die Dauer zu verbieten.
Die Rote Fahne habe Stinnes einen Hochverräter genannt,
aber Stinnes gehe man nicht an den Kragen. (Große Unruhe bei
der Deutſchen Volkspartei.) Man werde doch einen Hochverräter
ioch Hochverräter nennen dürfen. (Anhaltende große Unruhe,
der Redner wird zur Ordnung gerufen.) Das Verbot der Roten
Fahne muß ſofort aufgehoben werden.
Der Nachtragsettat wird darauf in zweiter und dritter Leſung
ingenommen.
Angenommen wird der Geſetzentwurf zur Erhöhung der Paß=
gebühren
.
Abg. Eſſer (Ztr.) begründet dann einen Antrag, der die
Reichsregierung erſucht, die in Betracht kommenden Reſſorts un=
verzüglich
anzuweiſen, Zahlungen aus öffentlichen Arbeits= und
Lieferungsverträgen unter Aufhebung entgegenſtehender Ver=
ragsbeſtimmungen
in wertbeſtändigen Zahlungsmitteln ( Gold=
anleihe
) oder Dollarſchatzanweiſungen oder durch Einzahlungen
auf ihre wertbeſtändigen Konten zu leiſten. Der Antrag wird
darauf einſtimmig angenommen. Angenommen werden Ent=
ſchließungen
, die die Reichsregierung erſuchen, die Vorſchüſſe für
Anſtalten des Schul= und Bildungsweſens mindeſtens in Höhe
der Summe zu gewähren, die für Anſtalten der öffentlichen Wohl=
fahrtspflege
ausgeſchüttet werden.
Weiter wird empfohlen, den Ausbau des Reichsminiſteriums
für die beſetzten Gebiete ſchleunigſt in die Wege zu leiten.

Angenommen wird der Geſetzentwurf über die weitere Ver=
längerung
der Verjährungsfriſt des Seeverſicherungsrechtes und
der Geſetzentwurf über Erhöhung der Vermögensſtrafen und
Bußen.
Anträge auf Strafverfolgung von Abgeordneten werden, ſoweit
ſie Beleidigungen durch die Preſſe betreffen, an den Ausſchuß zu=
rückverwieſen
, da eine generelle Aenderung des Preſſegeſetzes in
Ausſicht genommen iſt, damit nicht die Zeitungen durch die
Immunität von Abgordneten, die als verantwortliche Redak=
teure
zeichnen, ſich decken laſſen.
Eine Beſchwerde des kommuniſtiſchen Abgeordneten Eckardt=
Hannover über eine durch die Braunſchweiger Polizei bei ihm
vorgenommene Hausſuchung wurde als unbegründet zurück=
gewieſen
.
Das Haus vertagt ſich auf Donnerstag, 10 Uhr: 3. Leſung
des Ermächtigungsgeſetzes. Schluß nach 5 Uhr.
Die Fraktion der Deutſchnationalen Volkspartei hat folgen=
den
Antrag zum Ermächtigungsgeſetz eingebracht: Während der
Dauer dieſes Geſetzes erhalten die Mitglieder des Reichstages
Aufwandsentſchädigung nur an den Tagen, an denen der Reichs=
tag
verſammelt iſt.
Der Aelteſtenrat des Reichstages hat beſchloſſen,
daß das Plenum nach der morgen eintretenden Vertagung am
Donnerstag nächſter Woche zur Erledigungdes Arbeits=
zeitgeſetzes
auf einige Tage zuſammentreten wird. Ueber
die ſpäteren Dispoſitionen iſt noch nichts beſtimmt.

Stadt und Land.

Ein Ermächtigungsgeſetz auch in Preußen.
TU. Berlin, 10. Okt. Die preußiſche Regierung beabſich=
tigt
, in ähnlicher Weiſe wie auch die Reichsregierung ſich vom
preußiſchen Landtag durch ein beſonderes Ermächtigungsgeſetz
die Vollmacht zur Fortführuns der Geſchäfte erteilen zu laſſen,
Vor einer neuen Kanzlerrede.
* Berlin, 11. Okt. (Priv.=Tel.) Wie wir hören, wird der
Reichskanzler in der um 10 Uhr beginnenden entſcheidenden
Sitzung über das Ermächtigungsgeſetz dazu ſprechen und in aller
Eindringlichkeit auf die gefahrdrohende Lage aufmerkſam machen.
Der Finanzminiſter hat die Verordnungen bis zur Unterſchrift
fertig, die hinausgehen ſollen, ſobald die Regierung die Vollmacht
in der Hand hat.
Man erhofft von den neuen Verordnungen eine ſofortige Er=
leichterung
, weil ſie die Währungsreform bringen, die Noten=
preſſe
ſtillegen und die erforderlichen Budgeteinſchränkungen zur
Wiederherſtellung des Gleichgewichts bringen ſollen. Durch die
Verſtändnisloſigkeit des Reichstags, die uns während der Kriſe
ſchon eine ganze nicht wieder einzubringende Woche gekoſtet hat,
iſt jetzt durch die geſtrige ergebnislos verlaufene Sitzung des
Reichstags wieder ein wertvoller Tag verloren gegangen. Hof=
fentlich
iſt es noch nicht zu ſpät, ſodaß dem Reichstag nicht nach=
geſagt
werden kann, er hätte bis zum letzten Augenblick eine
Politik der verpaßten Gelegenheiten getrieben.
Rücktritt des ſächſiſchen Geſandten in München.
* Dresden, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Der ſächſiſche Geſchäfts=
träger
in München; Legationsrat v. Dziembowski, iſt
durch Beſchluß des Geſamtminiſteriums vom 8. Oktober 1923
ſeines Poſtens enthoben worden. Die Meldung der Münchener
Neueſten Nechrichten, daß v. Dziembowski ſeine Entlaſſung
wegen des Eintritts der Kommuniſten in die ſächſiſche Regie=
rung
erbeten habe, trifft zu. Er hat durch ein heute in Dresden
eingegangenes Schreiben vom 9. Oktober um ſeine Entlaſſung
gebeten, weil ſeiner Auffaſſung nach eine ſozialiſtiſch= kommu=
niſtiſche
Regierung von jedem ehrlichen Deutſchen auf das
ſchärfſte bekämpft werden müſſe.
Die Genfer Freizone.
* Baſel, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Die Frage der Genfer
Freizone, über die ſeit der Volksabſtimmung vom Februar
1923 Stillſchweigen herrſchte, iſt wieder akut geworden, und zwar
durch einen Antrag des Generalrats von Hochſavoyen, die fran=
zöſiſche
Regierung nöge, ohne vorher das Einverſtändnis der
Schweiz abzuwarten, nunmehr die Aufhebung der Freizone vor=
nehmen
. Damit iſt, wie das Journal de Genépe ſagt, die An=
gelegenheit
in ein entſcheidendes Stadium getreten. Nach Vor=
nahme
der Volksabſtimnung fanden zwiſchen der Schweiz und
der franzöſiſchen Regierung fortgeſetzt Verhandlungen ſtatt, ohne
jedoch zu einem poſitiven Ergebnis zu führen. Frankreich be=
harrte
darauf, daß ihm der Artikel 435 des Verſailler Vertrages
das Recht zur Aufhebung der Freizone zugeſichert habe. Auf
franzöſiſchen Druck hin hat die ſchweizeriſche Regierung die
Handelskammer von Genf um neue Vorſchläge in dieſer Ange=
legenheit
erſucht, die ſofort nach Paris weitergeleitet werden
ſollen. Die Stimmung in Bern und auch in Paris iſt wenig
optimiſtiſch. Man hat nun auch in der Schweiz allgemein ein=
geſehen
, daß von Frankreich niemals Gerechtigkeit zu erwarten iſt.

Darmſtadt, 11. Oktober.
Ernannt wurden am 5. Oktober 1923 der Diplomhandelslehrer
Dr. Friedrich Feld zu Offenbach mit Wirkung vom 1. Oktober 1923
ab zum Leiter der kaufmänniſchen Abteilung der Fortbildungsſchule zu
Gießen, der Vermeſſungsgehilfe Heinrich Schomber zu Gießen mit
Wirkung vom 1. September 1923 an zum Vermeſſungsoberaſſiſtenten an
einem Feldbereinigungsamt.
Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurde am 5. Oktober der außer=
ordentliche
Profeſſor in der juriſtiſchen Fakultät der Landesuniverſität
Gießen Dr. Rudolf Henle auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom
16. Oktober d. Js. an.
In den Ruheſtand verſetzt wurde Steuerſekretär Adam Rhein
zu Alsfeld unter Anerkennung und Dank für lange treu geleiſtete
Dienſte.
Heſſiſches Landestheater. Morgen Freitag wird Flotows
Alefſandro Stradella wieder in den Spielplan aufgenommen. Die
Partie der Leonore ſingt jetzt Hilde Baß, die des Barbarino Lugen
Vogt. Die Vorſtellung beginnt um 7 Uhr. Die Inſzenierung von Fr.
Schramm wurde von Artur Maria Rabenalt überarbeitet.
Prinz Louis Ferdinand wieder im Spieſplan. Am Samstag,
den 15. Oktober, findet die diesjährige Erſtaufführung von Unruhs
Drama Prinz Louis Ferdinand ſtatt. Das erfolgreiche Werk, deſſen
Uraufführung bereits am 22. März 1921 in Darmſtadt in Szene ging,
erſcheint ſomit in vierter Spielzeit auf der hieſigen Bühne, Fritz von
Unruh, der zur Vorbereitung ſeines neueſten Bühnenwerkes, deſſen Ur=
aufführung
in nächſter Zeit ſtattfinden wird, bereits in Darmſtadt ein=
getroffen
iſt, wird der Vorſtellung beiwohnen,
Rückſtändige Mietzahlungen für die zweite Hälfte des 1. Miet=
abſchnittes
können am Samstag, den 13. Oktober, von 91 Uhr und
3½5½ Uhr an der Hauptkaſſe geleiſtet werden. Zahlungen, die an
dieſem Tage nicht vorgenommen werden, müſſen mit den Nachzahlungen
für den zweiten Mietabſchnitt nach dem Lebenshaltungsindex der näch=
ſten
Woche, alſo erhöht, erhoben werden.
Die Gebühren der Schornſteinfeger. An die Stelle der Sätze der
Bekanntmachung vom 29. September treten mit Wirkung vom 8. Okt.
1923: 1. für die Kehrbezirke der Städte Darmſtadt, Mainz, Offenbach
und Gießen das 19=millionenfache, 2. für die übrigen Kehrbezirke des
Landes das 21=millionenfache der Grundgebührenſätze der Bekanntmach=
ung
vom 8. Mai 1922 (Reg.=Bl., S. 111). Die von den Zahlungspflich=
tigen
jeweils zu erhebenden Geſamtgebührenbeträge können auf
volle 10000 Mk. nach oben aufgerundet werden. Wird die Zahlung
der Gebühren nicht innerhalb fünf Tagen nach erfolgter Arfcrderung
geleiſtet, ſo iſt der Schornſteinfegermeiſter berechtigt, Zahlung der Ge=
bühren
unter Zugrundelegung der am Zahlungstag geltenden Schlüſſel=
zahl
zu verlangen.
L. Gerichtskoſtengeſetz. Bei nicht vermögensrechtlichen Anſprüchen
wird der Wert des Streitgegenſtandes auf 15 Milliarden, ausnahms=
weiſe
niedriger oder höher, jedoch nicht unter 300 Millionen und nicht
über 1500 Milliarden Mark, angenommen. Die Schreibgebühr beträgt
für die Seite, die 32 Zeilen von durchſchnittlich 15 Silben enthält,
2 Millionen Mark, auch wenn die Herſtellung auf mechaniſchem Wege
ſtattgefunden hat. Dieſe Verordnung iſt am 6. d. M. in Kraft getreten.
Steuerabzug vom Arbeitslohn. Vom Finanzamt wird uns ge=
ſchrieben
: Nach dem Geſetz iſt der Arbeitgeber verpflichtet, von den bei
ihm beſchäftigten Arbeitnehmern, einerlei, ob ſie in leitender Stellung
ſind oder nicht, für deren Rechnung bei jeder Lohnzahlung den tarif=
mäßigen
Steuerabzug einzubehalten, letzteren in Marken zu verkleben
oder in bar bzw, durch Ueberweiſung an die Finanzkaſſe abzuführen.
Dieſe Beſtimmungen ſind in letzter Zeit von verſchiedenen Arbeitgebern
gelegentlich der Zahlung von Vorſchüſſen oder Abſchlagszahlungen
auf Löhne und Gehälter uſw. nicht beachtet worden. Derartige Ab=
ſchlagszahlungen
oder Vorſchüſſe gelten als Arbeitslohn im Sinne der
88 45 ff. des Einkommenſteuergeſetzes, denn ſie ſtellen ein Entgelt für
geleiſtete Arbeit oder eine Vorauszahlung von an ſich erſt ſpäter fälli=
gem
Arbeitslohn dar. Demgemäß muß der Steuerabzug bei allen Ab=
ſchlagszahlungen
und Vorſchüſſen vorgenommen und verrechnet werden.
Sinngemäß ſind auch die Vorſchußzahlungen auf Dividenden, Tan=
tiemen
von Direktoren und Beamten von Geſellſchaften in leitender
Stellung zu behandeln.
Der Muſikverein, fordert ſeine Mitglieder, welche mit der Ein=
löſung
ihrer Mitgliedskarte noch im Rückſtande ſind, auf, dieſe bis zum
15, Oktober abzuholen. (Vgl. heutige Anzeige.) Das erſte diesjährige
Konzert des Muſikvereins wird am 29. Oktober im Landestheater ſtatt=
finden
, die Hauptprobe dazu tags zuvor. Zur Aufführung kommt Das
Paradies und die Peri von Robert Schumann.
Orpheum. Der Vorverkauf für das Operettengaſtſpiel am Sams=
tag
und Sonntag, 13. und 14. Okkober: Die Poſtmeiſterin, beginnt
heute. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Drohender Zuſammenbruch der privaten Wohlfahrtspflege. Der
Reichstagsabgeordnete Streiter, Mitglied des Reichsgeſundheitsrats
hat ſoeben angeſichts der kataſtrophalen Notlage der privaten Wohl=
fahrtspflege
folgenden Hilferuf an den Neichskanzler ge=
ſandt
: Die gemeinnützigen evangeliſchen, katholiſchen und jüdiſchen An=
ſtalten
der Kranken= und Wohlfahrtspflege ſind in höchſter Gefahr!
Ueber 600 000 Krankenbetten müſſen unverſorgt bleiben, wenn nicht
Hilfe kommt! Da der § 61 des Finanzausgleichsgeſetzes vom Reichs=
finanzminiſterium
noch immer nicht in Wirkſamkeit geſetzt worden iſt,
können weder Nahrung noch Kohlen für den Winter beſchafft werden.
Helfen Sie bitte ſofort, damit die Kranken und Schwachen von dem
drohenden Untergange bewahrt werden!
Staatliche Aneukennung für Wohlfahrtspflegerinnen. Nachdem
nunmehr eine Vereinbarung der gegenſeitigen ſtaatlichen Anerkennung
der Länder insbeſondere der Uebergangsbeſtimmungen für Wohlfahrts=
Oflegerinnen auch für Heſſen erfolgt iſt, kann allen denjenigen Wohl=
fahrtspflegerinnen
, die bis zum 31. Oktober Ifd. Js. eine fünfjährige
Tätigkeit in der Wohlfahrtspflege und ausreichende fachliche Borbildung
nachweiſen, die ſtaatliche Anerkennung erteilt werden. Der Antrag auf
Anerkennung iſt bis zum 18, Oktobher I, Js. unter Vorlage von Lebens=
lauf
und Zeugniſſen bei dem Heſſiſchen Miniſterium des Innern in
Darmſtadt einzureichen.

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*

Wie die Kartoffel nach Deutſchland kam.
* Die Kartoffelernte wird uns hoffentlich auch in dieſem
Jahre das Notwendige beſcheren, um zuſammen mit der Ge=
reideernte
die Ernährung unſeres Volkes zu ermöglichen. Iſt
doch die Kartoffel, die man das Brot der Armen genannt hat,
ür uns faſt noch wichtiger als das eigentliche Brot. Die Ein=
bürgerung
der Kartoffel in Deutſchland bietet ein lehrreiches
Beiſpiel dafür, wie lange der Menſch aus Vorurteilen heraus
ſich gegen ſein eigenes Beſtes ſträubt und wie er dazu gezwunger
werden muß. Der erſte, der dieſe indianiſche Knolle nach
Deutſchland brachte, war der berühmte Botaniker Kluſius;er
ſielt die Pflanze, die er 1588 aufzog, für die von dem antiken
Schriftſteller Theophraſt erwähnte Arachidna und gab 1591 von
ihr die erſte Beſchreibung. Die erſte Kenntnis dieſer Pflanze,
ſchreibt er, verdanke ich Philipp von Sivery, dem Präfekten
von Bergen in Belgien, der mir zu Anfang des Jahres 1588
zwei Knollen dieſer Frucht nach Wien ſchickte. Er ſelbſt hatte
ſie, wie er mir mitteilte, von einem Freund des päpſtlichen Ge=
ſandten
in den Niederlanden im Jahr vorher unter dem Namen
Taratuffli erhalten. Woher dieſe Frucht zuerſt zu den Italienern
gekommen iſt, wiſſen wir nicht; gewiß iſt aber, daß ſie dieſelbe
entweder aus Spanien oder unmittelbar aus ihrem Heimatlande
Amerika bekommen haben. Zu verwundern iſt es aber, daß,
während der Gebrauch dieſer Frucht in einigen Gegenden Ita=
liens
ſo häufig ſein ſoll, daß man die Knollen mit Hammelfleiſch
gekocht wie Rüben oder Paſtinaken ißt, ja ſogar den Schweinen
zum Futter gibt, die Kenntnis dieſer Pflanze zu uns ſo ſpät ge=
kommen
iſt. Jetzt aber iſt ſie in den meiſten Gärten Deutſch=
lands
ziemlich allgemein, zumal ſie ſo fruchtbar iſt. Dieſe An=
gabe
des Kluſius über die allgemeinere Verbreitung der Kar=
toffel
bezieht ſich aber nur auf ihr Vorhandenſein unter den
Seltenheiten der botaniſchen Gärten. In weitere Volkskreiſe
war die Kartoffel damals noch lange nicht gedrungen. Erſt die
ſchwere Not der Kriege, die von Hungersnöten und Elend aller
Art begleitet war; bürgerte die Kartoffel in Deutſchland ein. Die
erſten größeren Anpflanzungen erfolgten im Zuſammenhang
mit dem 30jährigen Krieg. Spaniſche, niederländiſche und ita=
lieniſche
Offiziere bringen ſie um 1640 nach Süddeutſchland, nach
Weſtfalen und Niederſachſen. 1647 wird ſie in Braunſchweig,
1648 im Kirchenbuch der heſſiſchen Gemeinde Biebe=
rau
zumerſten Male erwähnt. In einzelnen Gegenden

iſt die Einführung an beſtimmte Perſönlichkeiten geknüpft. So
ſoll ein Bauer aus dem Dorfe Selb im Voguland, Hans Rogler,
ums Jahr 1650 die Kartoffel nach ſeiner Heimat gebracht haben,
nachdem er ſie in England kennen gelernt hatte. Jedenfalls iſt
die Kartoffel gegen Ende des 17. Jahrhunderts im Vogt=
land
allgemeiner verbreitet und kam von dort zu Anfang des
18. Jahrhunderts nach den armen Dörfern des Erzgebirges.
Einige einſichtsvolle Großgrundbeſitzer, Offiziere, die durch
den Krieg den Wert der Pflanze erkamt hatten, gingen in den
rauheſten und unfruchtbarſten Teilen des Erzgebirges mit
dem Anbau doran. In den fruchtbareren Teilen Sachſens aber
wurde die Kartoffel noch ums Jahr 1730 als vogtländiſche
Knolle verachtet, und die Landgeiſtlichen, die ſich um ihre Ein=
führung
bemühten, wurden als Knollenprediger verſpottet.
1757 wird in den Dresdner Anzeigen die Frucht als großer
Segen Gottes angeprieſen, und 1773 leſen wir: Die nunmehr
ſehr bekannte Frucht der Erdbirnen oder Erdäpfel wird in unſe=
ren
Kreislanden in verwunderlicher Menge und beſonderer
Größe erzeugt. Im Meißniſchen, im Ober= und Erzgebirge und
im Vogtland iſt ſozuſagen ihr wahres Vaterland. Württem=
berg
erhielt die erſten Kartoffeln zu Anfang des 18. Jahrhun=
derts
durch den Woldenſer Seignoret, der ſich überhaupt um die
Verbreitung der Pflanze bei den Waldenſer=Gemeinden in
Deutſchland ſehr verdient machte. Er hatte den großen Wert der
Kartoffel für die Volksernährung auf einer Reiſe nach Irland
kennen gelernt, und die Waldenſer Knollen wurden nun über=
all
in Württemberg, Baden und der Rheingegend verbreitet.
Zunächſt begegnete man der Pflanze mit größtem Mißtrauen,
hielt ſie für ſchädlich und benutzte ſie nur als Viehfutter. Noch
1777 verbieten die Heilbronner Stadtärzte, den Kindern Erd=
birnen
zu geben, weil ſie davon die Blattern bekämen. Erſt die
großen Teuerungsjahre von 1771 und 1772 machten den Kartof=
felanbau
in Württemberg allgemeiner. Nach Baden kam die
Kartoffel zuerſt 1740 durch einen armen Holzhauer Anton Rin=
denſchwender
, der ſich in dem württembergiſchen Dorf Loffenau
verdingt hatte und Kartoffeln als Lohn erhielt. Er pflanzte ſie
im badiſchen Murgtale und wurde der Verbreiter des Kartoffel=
baues
, der ihm großen Reichtum und hohes Anſehen brachte. In
der Mark Brandenburg geſchah der erſte Anbau der Kartoffel um
1720 durch eingewanderte Pfälzer und wurde dann mit Gewalt
durch Friedrich Wilhelm I. verbreitet, der zum Beiſpiel die
Kranken in der Charité zu dieſer Nahrung zwang. Die allge=
meine
Einbürgerung in Böhmen und Schleſien geſchah

durch Friedrich den Großen, der dadurch die Bevölkerung wäh=
rend
der Hungerjahre des Siebenjährigen Krieges tatſächlich
vom Hungertode errettete. Doch mußte Friedrich noch 1763 den
ſchleſiſchen Landwirtſchaftskammern befehlen, durch Dragoner
darauf zu vigilieren, daß die Bauern Kartoffeln pflanzen
Ebenſo zwang er in Pommern und Weſtpreußen die Bauern
zum Anbau der nützlichen Frucht, die dann im letzten Viertel
des 18. Jahrhunderts ſo ziemlich in ganz Deutſchland einge=
führt
war.
C.K. Das Schickſal der Goeben‟. Die Goeben, die be=
kanntlich
zu Anfang des Krieges als Sultan Jawuz Selim in
die türkiſche Marine übertrat, hat bei der feierlichen Flottenſchau,
die zu Ehren der Rückkehr der türkiſchen Armee im Hafen von
Konſtantinopel ſtattfand, eine Hauptrolle geſpielt. Das Schiff iſt
ſehr ausbeſſerungsbedürftig und ſoll daher nach Stenia auf
Trockendock gebracht werden. Die Türken werden ſich ſelbſt an
die ſchwierige Aufgabe der Ausbeſſerung machen müſſen, da ſie
die engliſchen Schiffsſachverſtändigen, die noch in Konſtantinopel.
waren, fortgeſchickt haben.
C.K. Als Elſäſſerin verloren in Paris. Wie wenig ſich ein
Bewohner der heimgekehrten Provinz Elſaß in der franzöſi=
ſchen
Hauptſtadt zurechtfindet, wie verlaſſen er ſich dort vor=
komnt
, als wäre er im Innern des dunklen Erdteils, das zeigt
die folgende Geſchichte, die Pariſer Blätter erzählen. Eine junge
Elſäſſerin, namens Anna Satter, hatte in Paris eine Stellung in
einem Gaſthaus in der Rue Louvois angenommen und war nach
der Hauptſtadt gefahren. Da ſie aber kein Wort franzöſiſch konnte
ſo fand ſie nicht den Weg nach ihrer neuen Arbeitsſtätte und irrte
echs Tage lang hilflos in den Straßen der Großſtadt umher. Der
Gaſtwirt, der das neue Mädchen erwartete, ſchickte einen Kellner
aus, um ſie verabredeter Maßen an einem beſtimmten Ort ab=
zuholen
. Aber ſie kam eine Stmde zu früh, und als ſie nieman=
den
an dem verabredeten Ort fand, glaubte ſie, man habe ſie ver=
geſſen
. Sie wagte niemanden nach der Rue Louvoir zu fragen,
verbrachte die Nächte auf den Straßenbänken, hungerte und
weinte und fand nirgends einen Ausweg. Da am 6. Tage nahte
ihr endlich die Erlöſung. Ein Schutzmann erblickte die Unglück=
liche
auf dem Bouvelard Magenta und ſprach zu ihr deutſch.
Da war alles Elend zu Ende; die vollkommen verzweifelte
Franzöſin, die ſchon faſt verhungert war, wurde nach der Rue
Louvois geführt, wo ſie nun endlich ihren Dienſt antreten konnte,

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 11. Oktober 1923.

Rummer 281

Eine religiöſe Bewegung in den höheren Schulen. Die vor 40
Jahren erſtmals im Rheinland ins Leben getretenen Bibelkreiſe
unter den Schülern höherer deutſcher Lehranſtalten zählten bei Kriegs=
ausbruch
in etwa 200 Städten gegen 8000 Mitglieder. Trotzdem die
älteren Mitglieder zu den Fahnen eilten und 900 im Felde blieben,
erhielt ſich die Bewegung, und heute ſind es in 363 Städten 18000 höhere
Schüler, die ſich in 431 Bibelkreiſen wöchentlich verſammeln. Daneben
finden Vorträge allgemein bildenden Inhalts, Leibesübungen und ein
jugendfrohes Wandern ihre Pflege in dieſen Kreiſen. Im Dienſte der
Bewegung, die ſich ſomit in neun Jahren mehr als verdop=
pelt
hat, ſtehen neben dem Generalſekretär Dr. Killinger und fün
Gauſekretären 545 freiwillige Leiter, von denen 113 Geiſtliche, Arbeiter
der inneren Miſſion, zwei Drittel aber Studenten und Angehörige
ſonſtiger Berufe ſind. Es handelt ſich alſo um eine für die künftige
Entwickelung der evangeliſchen Kirche und der Laientätigkeit in ihr
höchſt bedeutſame Bewegung, die auch in Darmſtadt ſtarke Verbrei=
tung
hat.
Der Brotpreis beträgt von heute ab 34,4 Millionen Mark,
ein Bröuchen aus gewiſchtem Brotmehl 1,6 Millionen Mark.
(Siehe Anzeige.
Preiſe für Zucker. Der Zuckerpreis wird vom 9.11. Okto=
ber
auf 62 Millionen Mark für das Pfund feſtgeſetzt.
der Altveteranen und Schwerkriegsbeſchädigten herzlichſt eingeladen.
* Darmſtädter Fahrplanbuch. Durch ein bedauerliches techniſches
Verſehen ſind auf Seite 47 der Entfernungstafel die Kilo=
meterzahlen
der Stationen Hagen (Weſtf.) bis Kirchhain um
zwei Zeilen gegenüber den ihnen zugehörigen Ortsnamen nach oben
verſchoben worden. Man leſe alſo: Hagen (Weſtf.) über Mainz
Elberfeld 291 Klm. bis einſchl. Kirchhain 139 Klm. Die jetzt bei
Kiel und Kirchhain ſtehenden Kilometerzahlen 59 und 30 gehören
(zur Zeit ohne Bedeutung) zu Guntersblum und Guſtavsburg= Keſt=
heim
. Bei Beachtung dieſes Hinweiſes dürfte ein Irrtum nicht ent=
ſtehen
. Wer aber noch eine der beiden letzten Ausgaben des Darm=
ſtädter
Fahrplanbuchs im Beſitz hat, kann durch Ueberkleben der Spalte
oder Einlegen der betreffenden Seite der alten Ausgabe in die neue die
Sache leicht richtigſtellen.
Unbekannte Leiche. In der Nacht vom 9. zum 10. Oktober wurde
auf dem Bahnkörper der Odenwaldbahn, nicht weit von der Traiſaer
Brücke, die Leiche einer bis jetzt unbekannten Frau gefunden. Der
Tod iſt durch Ueberfahrenwerden eingetreten. Perſonalbeſchreibung:
Alter 5060 Jahre, Größe 1,601,65 Meter, Haare dunkelblond, Zähne
lückenhaft. Bekleidung: Schwarzer Rock, ſchwarzer Lüſtermantel, weiße
Bluſe mit lila Streifen und Perlmuttknöpfen, ſchwarze Strümpfe, faſt
neue Schnürſtiefel und blaugrünes Kopftuch. Beſondere Kennzcichen:
Am linken Mundwinkel eine etwa erbſengroße Warze. In nächſter Nähe
der Fundſtelle lag eine abgetragene ſchwarze Damenhandtaſche ohne
Handgriff. Mitteilungen über die Perſönlichkeit der Aufgefundenen
erbittet die Kriminalabteilung.
n. Strafkammer. Widerſtand oder tätlicher Angriff gegenüber einem
Forſtſchutzvertreter bildete den beſonderen Tatbeſtand des Vergehens
nach § 117 St. G.B., und es greift bei gemeinſamer Verübung durch
Mehrere die Qualifikation aus § 119 St. G.B. Platz. Eine derartige
Anklage richtet ſich gegen den 29jährigen vorbeſtraften Maurer Heinr.
Emil Bender, den 27jährigen vorbeſtraften Maurer Heinr. Weiß=
bäcker
, den 20jährigen Hilfsarbeiter Adam Sahm und den 25 jähri=
gen
Maurer Joſeph Hepp, ſämtlich aus Dieburg, von denen ſich die
beiden Erſteren in Unterſuchungshaft befanden; weiter ſind ſie des
Jagdvergehens aus 8§ 292, 293 St. G.B. und des Holzfrevels ( Ueber=
tretung
) ſchuldig. Geſchehen war alles am 25. Mai d. J. im Gemeinde=
wald
von Spachbrücken, wohin ſich die Vier zum Ausheben eines Habicht=
neſtes
und zur Entwendung von Aeſten, mit Beilen, Steigeiſen uſw.
ausgerüſtet, begeben hatten. Sie waren gerade auf Kiefern mit dem
Abbrechen beſchäftigt, als ſie von dem ſein dortiges Revier begehenden
Förſter Jakob May von Forſthaus Meſſel betroffen wurden. Sowohl
Bender als auch Weißbäcker trugen ſcharfgeladene Revolver (angeblich
zur Verteidigung gegen die Habichte) bei ſich. Bender wurde zuerſt von
May erkannt und angerufen, beantwortete dies drohend und ſtieg nebſt
den anderen herab. Seine Genoſſen waren vorläufig im Dickicht ver
borgen; er ſelbſt ging mit hocherhobener Axt unter Drohworten auf
den Förſter trotz deſſen ruhiger Mahnung zu, während ſich auf der
einen Flanke Sahm und Hepp näherten, auf der jenſeitigen aber Weiß=
bäcker
zur Unterſtützung bereitſtand. Letzterem galt Benders Aufforde=
rung
zu ſchießen oder ihm ſelbſt das Schießzeug zu reichen. Sofort fiel
auch Weißbäckers Schuß; May hörte die Kugel an ſich vorbeipfeifen und
ſchoß daraufhin, um Jene abzuſchrecken. Zwar verletzte er bei dieſer
Verteidigung Bender leicht am Bein, doch erreichte er den beabſichtigten
Zweck keineswegs. Vielmehr wurden von den Angreifenden noch zahl=
reiche
Schüſſe gegen ihn abgegeben, die er mit ſeiner Browuingpiſtole
teilweiſe erwiderte. Schlimmeres blieb vermieden, die Angeklagten
zogen ſich bei Annäherung einiger dem Förſter zu Hilfe eilender Wald=
arbeiter
zurück, begegneten dieſem nachträglich an anderer Stelle noch=
mals
, und Bender ſtieß dabei aufs neue gefährliche Drohungen aus.
Es war eine glückliche Fügung für den pflichttreuen Beamten, unber=
letzt
aus dem ernſten Zuſammenſtoß mit dieſer rückſichtsloſen Ueber=
macht
hervorzugehen, und ſein Verhalten verdient Anerkennung, zu=
mal
gerade heutzutage energiſcher Waldſchutz im dringendſten Intereſſe
der Allgemeinheit liegt und mit den größten Schwierigkeiten zu kämp=
fen
hat. Um ſo ſchärfer müſſen Ausſchreitungen beſagter Art geahn=
det
werden, und es wurden demgemäß Bender zu 3 Jahren 2 Mon.,
Weißbäcker zu 2 Jahren 6 Mon., Sahm und Hepp zu je
2 Jahren 2 Mon. Gefängnis, ſowie B. zu 2 Wochen, die übrigen zu
je 1 Woche Haft (für den Holzfrevel) verurteilt. Wilderei war gegeben
weil auch Raubzeug wie der Habicht jagdbar iſt und die Angeklagten
ohne Jagdberechtigung waren. In Anbetracht der Strafhöhe nurden
die bisher auf freiem Fuß befindlichen S. und H. wegen Fluchtverdachts
gleichzeitig verhaftet. Alle erkannten die Strafe an, außer der das
Urteil noch auf Einziehung der damals mitgeführten Waffen und Ge=
räte
lautet. Wegen Nahrungsmittelverfälſchung wurden in einem
Berufungsfalle die ſchöffengerichtlich mit nur 5 Millionen Mk. Geld=
ſtrafe
belegten Landwirtsehefrauen Eliſabeth Perſchbacher und
Marie Höreth, beide aus Schaafheim, nunmehr ſtatt deſſen zu je
1 Monat Gefängnis nebſt 100 Millionen Mk. Geldſt=afe ver=
urteilt
. Die von ihnen in den Verkehr gebrachte. Vollmilch liatte ſich
als abgerahmt und ſehr ſtark gewäſſert erwieſen. Angeklagt der Heh=
lerei
waren die Althändler Chriſtoph Ganß Eheleute, die Althändler
Jakob Katzenmeier Eheleute, Monteur Hermann Herzberger
und der jugendliche Arbeiter Martin Guergan, ſämtlich urn hier
Sie beriefen ſich auf guten Glauben hinſichtlich des Erwerbs geſtehlener
Sachen, und es konnte ausreichender Schuldbeweis gegen Ganß, ſowie
Guerdan erbracht werden. Erſterer hatte zwei aus der Ciſenbahnwerk=
ſtätte
von dortigen Arbeitern entwendete Lokomotidachſenlager Anfang
d. Js. für 13000 Mk. bzw. 114 000 Mk. angekauft, die er an Katzen=
meier
bzw. deſſen Vertreter Herzberger weiterveräußerte. Ferner er=
warb
er 28 Kilo Kupferſpäne, die aus einer Fabrik geſtohlen waren,
für 28 000 Mk. In beiden Fällen mußte er auf den unredlichen Er=
werb
ſchließen. Guerdan ſetzte ein von ſeiner Schweſter geſtohlenes
eiſernes Kratzeiſen ab. Unter Freiſprechung der anderen wurden Guer=
dan
zu 4 Wochen und Ganß zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt.
Regimentsnachrichten.
Die Heſſiſchen Regiments=Vereine Nr. 115, 116, 117, 118, 23, 24
25, 61, 18, Jäger zu Pferde Nr. 3, Kavallerieverein, Marineverein und
die Offiziers=Vereinigungen laden für Samstag, den 13. dieſes Monats
abends 8 Uhr, mit ihren Damen zu einem Bierabend in der Brauerei
Fah (Ballonplatz) herzlichſt ein.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Fafle irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
Kriegerverein Darmſtadt E. V. Die Mitglieder und
Freunde des Vereins, ſowie ſämtliche Vereine Darmſtadts werden zu
dem am 13. Oktober, abends punkt 8 Uhr, im Mathildenhöhſaake ( Die=
burger
Straße) ſtattfindenden Familienabend (Theater, Konzert. Ge=
ſang
und humoriſtiſche Vorträge von namhaften Künſtlern) zugunſten
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei, Oktsgruppe
Darmſtadt. Man ſchreibt uns: Vergangenen Montag fand im
Parteilokal wiederum ein Kommunalpolitiſcher Abend
ſtatt, der einen äußerſt anregenden Verlauf nahm. Unter dem Vorſitz
von Sanitätsrat Dr. Kolb wurde die Tagesordnung der nächſten
Stadtverordnetenverſammlung durchgeſprochen. Dabei ergab ſich für
die Anweſenden gute Gelegenheit, ſich über mancherlei intereſfante
Fragen des ſtädtiſchen Gemeinweſens eingehend zu informieren. Be=
ſonders
feſſelnd waren die Ausführungen des Stadtv. Sames über
die Auswirkung der Gewerbe= und Grundſteuer. An Hand ſorgfältig
zuſammengeſtellten Zahlenmaterials wies der Referent einwandfrei
und treffend nach, daß die in Ausſicht ſtehende Höhe der Beſteuerung
zum mindeſten für das kleine und mittlere Gewerbe nur tragbar iſt,
wenn die Unkoſtenſätze für die Arbeitnehmer entfprechend erhöht wer=
den
. Die Oeffentlichkeit hat natürlich das größte Intereſſe an der Auf=
rechterhaltung
dieſer Betriebe; denn jede Vermehrung der Arbeits
loſigkeit geht auf ihre Koſten. Kleine und mittlere Arbeitgeber ſind
unter den heutigen Verhältniſſen in eine äußerſt bedrängte Lage ge=
raten
. Materialbeſchaffung iſt ihnen zur Unmöglichkeit geworden.

Stehen ſie aber vor der bitteren und niederdrückenden Notwendigkeit,
ihren Betrieb zu ſchließen, ſo gewährt man ihnen nicht die Anſprüche
der Erwerbsloſen. Dabei iſt feſtzuſtellen, daß die hohen Löhne im
Verhältnis zum Materialpreis recht gering erſcheinen. Die Grund=
ſteuer
trifft auch jeden Mieter zukünftig ganz anders als ſeither. Die
Härten für Kulturland innerhalb der ſtädtiſchen Gemarkung gegenüber
ländlichen Bezirken ſind zum Teil ſchon ausgeglichen und müſſen weiter
ausgeglichen werden. Auch über Gas= und Waſſergeld und Straßen=
bahntarif
und eine Reihe anderer Punkte erfolgte Aufklärung und Aus=
kunft
. Dieſe kommunalpolitiſchen Abende ſind eine ſehr gute Schulung
in wichtigen gemeinde= und auch ſtaatspolitiſchen Fragen. In Zeiten
bitterſter Not muß der Pflege des Gemeinwohls doppeltes Intereſſe
entgegengebracht werden. Hier kann jeder von anderen lernen zum
Wohle des Ganzen.
Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei.
Die monatliche Zuſammenkunft der Frauen der D.V.P. findet dieſen
Samstag, den 13. Okt., nachm. 4 Uhr, im Rummelbräu ſtatt. Geſangs=
vorträge
und Vorleſung bieten ſchöne Unterhaltung. Alle Freundinnen,
namentlich auch die Ausgewieſenen, ſind herzlich eingeladen. Gebäck
mitbringen!
R. Butzbach, 10. Okt. Tödlicher Unfall. In den Meguin=
Werken wurde ein 18jähriger Schloſſer namens Neumann aus Friedberg
der zwiſchen die Puffer zweier Wagen geraten war, ſo ſtark verletzt,
daß er an den erlittenen Quetſchungen ſtarb.
r. Pfungſtadt, 10. Okt. Von der Volksſchule. Die Herbſt=
ferien
an der hieſigen Volksſchule haben am Sonntag begonnen. Der
Wiederbeginn des Unterrichts iſt auf den 29. Oktober feſtgeſetzt. Un
mittelbar vor Beginn der Herbſtferien veranſtaltete die hieſige Lehrer=
ſchaft
für Herrn Rektor Klemm, der am 1. Oktober in den wohlver
dienten Ruheſtand getreten iſt, eine ſchlichte Abſchiedsfeier. Zu
dieſer Feier waren auch Vertreter des Schul= und Kirchenvorſtandes er=
ſchienen
. Herr Lehrer Neff würdigte in einer Anſprache die großer
Verdienſte des ſcheidenden Rektors, der ſeit 1914 der hieſigen Schule
vorſtand und 37 Jahre im Berufe tätig war. Auch Herr Bürgermeiſter
Schwinn hielt eine Anſprache, in der er beſonders der Verdienſt
Klemms während der Kriegszeit gedachte. Im Auftrage des Kirchen=
vorſtands
ſprach Herr Pfarrer Zinn und als Vertreter des Lehrer=
kollegiums
Herr Lehrer Wetzel. Der Gefeierte dankte zum Schluß in
bewegten Worten. Geſangsvorträge einer Schulklaſſe verſchönten die
Feier.
r. Pfungſtadt, 8. Okt. Feuerwehr=Inſpektion. Am Sonn=
tag
fand hier eine gemeinſame Uebung der hieſigen Pflicht= und Frei=
willigen
Feuerwehr, im Beiſein des Kreisfeuerwehr=Inſpektors Schnell
aus Darmſtadt, ſtatt. Zum erſten Mal ſeit langer Zeit wurden wieder
für langjährige Dienſte Auszeichnungen verliehen. Insgeſamt wurden
für 40jährige Dienſtzeit 5 Feuerwehrleute, für 25jährige ebenfalls
Wehrmänner, für 20jährige Dienſtzeit 10 und für 10jährige Dienſtzeit
2 Wehrleute ausgezeichnet.
r. Pfungſtadt, 10. Okt. Die Kartoffelernte iſt, wie die
Bürgermeiſterei ausdrücklich bekannt macht, noch nicht ſoweit fortgeſchrit=
ten
, daß das allgemeine Kartoffelleſen geſtattet werden kann.
0- Roßdorf, 10. Okt. Die Grunderwerbsſteuer iſt auf
3 Prozent feſtgeſetzt worden. Bei der Errichtung von Kleinwohnungen
wird von dieſer Steuer Abſtand genommen. Die Grund= und
Gewerbeſteuer wurde, was die beiden erſten Ziele des 1923er
Rechnungsjahres anbelangt, auf das Zehntauſendfache des Betrages von
1922 feſtgeſetzt.
Von der Bergſtraße, 9. Okt. Schwindelhafte Jagd=
preiſe
. Die Jagd der Gemeinde Doſſenheim kam bei der kürzlich ab=
gehaltenen
Neuverpachtung auf 6907 Goldmark zu ſtehen, das ſind nach
dem heutigen Dollarkurs 2 Billionen Papiermark. Pächter iſt ein ge=
wiſſer
Dr. Volz. Im Jahre 1914 koſtete die Jagd noch 3000 Märkelchen.
Heppenheim, 10. Okt. Bei der am 1. Oktober ſtattgehabten
Viehzählung wurden in der hieſigen Gemeinde gezählt: 511 Stück
Rindvieh, 26 Schafe, 922 Schweine und 1014 Ziegen. Die allgemeine
Weinleſe beginnt am Mittwoch dieſer Woche. Die Ernte iſt als
ſehr gering zu bezeichnen.
) Aus dem Kreiſe Heppenheim, 9. Okt. Milchpreis. Der Preis
für 1 Liter Vollmilch wurde von 8 auf 16 Millionen Mark erhöht. Die
Landwirte beabſichtigen, ihre Preiſe nach und nach dem Dollarkurs an=
zupaſſen
. Für Kelterobſt werden gegenwärtig ganz enorme Preiſe an=
gelegt
. Der Zentner wurde bis zu 350 Millionen Mark bezahlt; Tafel=
obſt
natürlich entſprechend höher.
O Birkenau, 9. Okt. Geſühnte Beleidigung. Ein etwa
18jähriges Bürſchchen, namens Hans Friedrich, ließ ſich herbei, Herrn
Pfarrer Lambert, einen in allen Kreiſen der hieſigen Bevölkerung hoch=
geachteten
Geiſtlichen, in unflätigen Worten ſchwer zu beleidigen. Vor
das Sühnegericht geladen, nahm der Angeklagte ſeine getane Aeußerung
bereuend und mit Bedauern zurück und erklärte ſich bereit, der hieſigen
kath. Schweſternſtation als Sühne 300 Millionen Mark zu zahlen. Außer=
dem
wurde der Sühnevertrag an der Rathaustafel bekannt gegeben.
Bei der geſtrigen Holzverſteigerung wurden ganz enorme Preiſe
erlöſt: 1 Rm. Brennholz kam auf 2 Milliarden, /yo Rm. eichen Stockholz
auf 200 Millionen, 2 Rm. Kiefern=Stammholz auf 9 Milliarden, 5 eichene
Wellen auf 200 Millionen Mark. Die Leute haben Geld wie Heu!
Vom Lande, 9. Okt. Auszahlungi des Ruhegehalts.
Es iſt tiefbedauerlich, wie die Penſionäre, oft alte verdiente Männer,
die ihre ganze Kraft 50 und mehr Jahre in den Dienſt des Staates
geſtellt haben, nun in der Auszahlung ihres ohnehin ſchon gekürzten
Ruhegehalts zurückgeſetzt werden gegen die aktiven Beamten. Schreiber
dieſer Zeilen iſt heute, am 8. Oktober, immer noch nicht im Beſitze
ſeines Septembergehalts (!), ganz zu ſchweigen vom Okto=
bergehalt
. Welch großen Verluſt erleiden dieſe alten Herren infolge
der ungeheuren Geldentwertung? Auf die Hälfte ſchrumpft das Gut=
haben
, bis es in unſere Hände kommt, ſicherlich zuſammen. Gibt es
denn wirklich keine Mittel und Wege, um auch den Penſionären, wie es
bei den aktiven Beamten geſchieht, baldigſt zu ihrem Ruhegehalt zu
verhelfen? Hoffentlich geſchieht hierin bald Abhilfe!

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Das Schwurgericht des Landgerichts II verhandelte am Sonnabenl
wegen verſuchten Mordes und ſchweren Raubes gegen den Lederarbeiter
und Artiſten Wilhelm Hörl und den Maler Artur Krüger, die
am 22. Dezember verſucht hatten, die Ehefrau Franziska Fiedler
in deren Wohnung zu ermorden und ihrer Schmuckſachen zu berauben.
Ja ſpäter Abendſtunde fällten die Geſchworenen das Urteil. Hörl

verurteilt. erhielt fünf Jahre Zuchthaus unter Ver=
ſagung
mildernder Umſtande.
Am Sonntag früh gegen 4 Uhr begab ſich der Schloſſer Hermann
Grefe, der im Hauſe Antwerpener Straße 7 wohnt, in ſeinen Keller,
um ſich einen Handwagen zum Kartoffelfahren herauszuholen. Der
über dem Keller wohnende Techniker Otto Lange erwachte infolge des
Geräuſchs, vecmutete Einbrecher und begab ſich, mit einer Piſtole be=
waffnet
, in den Keller. Da ſich auf zweimaligen Anruf niemand mel=
dete
, feuerte Lange zwei Schüſſe durch die Kellertüre ab, von denen
einer Grefe in den Kehlkopf drang und ihn tödlich verletzte. Die Leiche
übergab man dem Schauhauſe, während der unglückliche Schütze vor=
läufig
feſtgenommen wurde.
In der Nacht zum Sonntag bemerkte eine Streife der Schutzpolizei
wie in das Schanklokal von Buckert, Pankſtraße 60, mehrere große
Pakete geſchafft wurden. Die Unterſuchung der Pakete ergab, daß es
ſich um kommuniſtiſche Zeitungen und Zeitſchriften
handelte, deren Vertrieb Buckert leitete. Der wohnungsloſe Expedient
Hermann Friedrich wurde dabei als Spanner feſtgeſtellt, ferner zwölf
weitere Perſonen, die die Zeitungen vertreiben ſollten. Die Pakete ſind
beſchlagnahmt und dem Polizeipräſidium übergeben worden. Es be
fanden ſich darunter folgende Blätter: Klaſſenkämpfer. Das Wort
Die Rote Sturmfahne, Sichel und Hammer, Der Parteiarbeiter
Kommuniſtiſche Arbeiterkorreſpondenz und außerdem Abonnements=
quittungen
der Roten Fahne‟.
Ein ſchwerer Unglücksfall hat ſich Sonntag nachmittag auf
der Automobilſtraße im Grunewald zugetragen. Als nachmittags gegen
6 Uhr ein Privatwagen des Herrn Heinrich Guttler aus der Johann
Georg=Straße in Halenſee in ſchneller Fahrt die Bahn gegenüber dem
Bahnhof Grunewald paſſierte, platzte der linke Vorderreifen und der
Wagen ſauſte auf die Straße. Der am Steuer ſitzende Chauffeur
Wegner wurde aus dem Wagen geſchleudert und tödlich verletzt. Der
neben ihm ſitzende Beſitzer des Wagens kam mit leichteren Verwundun=
gen
davon.
Das italieniſche Lenkluftſchiff Eſperia,
das im Sommer 1921 an Italien ausgelieferte Zeppelin=Luftſchiff Bo=
denſee
hat in der Nacht vom 26. zum 27. September eine ununter=
brochene
13ſtündige Nachtfahrt zurückgelegt, während der die Eſperia
von dem nahe Rom gelegenen Luftſchiffhafen Ciampino aus über Neapel
nach Palermo, Meſſina und zurück nach Ciampino geflogen iſt. Die faſt
ausſchließlich über dem Meer gefahrene Strecke mißt 1250 Kilometer
Damit hat die Eſperia die beſte Leiſtung vollbracht, die die italieniſche
Luftſchiffahrt bis jetzt zu verzeichnen hat.
Geburtenprämien in Frankreich.
L. Der Generalrat der Somme hat ſolche zur Auszahlung ab 1.
Januar 1924 feſtgeſetzt. Die Prämie beträgt 400 Fr. für das 5, legitime
Kind, 500 Fr. für das 6. und die weiteren Kinder,

Sport, Spiel und Turnen.
Krähbergrennen des H. A.=C.
Am Sonntag, den 14. d. Mts., findet das traditionelle
Krähberg=Rennen des Heſſiſchen Automobil=Clubs ſtatt. Die
Veranſtaltung hat trotz der Not der Zeit nichts an ihrer An=
ziehungskraft
eingebüßt, denn es ſind bereits über 70 Meldungen
eingegangen. Das Rennen iſt die letzte große automobilſport
liche Veranſtaltung Deutſchlands und wird ausgefahren auf der
für ſolche Zwecke hervorragend geeigneten Bergſtraße, die von
Hetzbach über den Krähberg nach Kailbach i. O. führt
Die Wagenabnahme iſt feſtgeſetzt für Samstag, den 13. Okto=
ber
, von 3 bis 5 Uhr nachmittags im Gräflichen Schloßhof zu
Erbach. Die Rennſtrecke iſt trotz der herbſtlichen: Witterung in=
folge
ihres tadelloſen Baues gut im Stande, ſie erhebt ſich in
mehreren S=Kurven zu 560 Meter Höhe bei durchſchnittlich
10 Prozent Steigung.
Fußball.
Stand der Spiele in Süddeutſchlanb.
Rhein.
Spiele. Gew. Une. Verl. Tore Punkte

Waldhof
Phönix=Ludwigshafen".
Pfalz=Ludwigshafen
V. f. R. Mannheim
Phönix=Mannheim
Feudenheim
F. G, 03=Ludwigshafen
F. C. Pirmaſens ... (

1
0
0
Main.

0
0

0
0

11:4
5:0
*
*
2:5
0:
0:0

Spiele Gew. Une. Verl. Tore Punkt Eintracht=Frankfurt 4 1 8:4 F. Sp. V. Frankfurt . 4 * 1 9: Helvetia=Frankfurt 1 9:9 Viktoria=Aſchaffenburg 1 7:3 Sportklub Bürgel . 3 1 4:5 Hanau 93 3 6:1. V.f. R. Kickers=Offenbach 3 7:5 Sp. V. Offenbach . . C 0 3:12 Württemberg=Bad en. 1. F.C. Pforzheim Spiele Gew. Une. Verl. Tore Punkt 4 0 15. Stutgarter Kickers 4 0 9:0 Freiburger F. C. 4 8 9:4 Stuttgarter Sportklub". 4 O. A 8:6 F. C. Mühlburg 5 Dcl 6:0 F. C. Phönix=Karlsruhe 4 4:5 V.f. R. Heilbronn 4 3 4:14 Sp.V. Feuerbach s 5 (
Bayern. 5 1:16 0 1. F.C. Nürnberg Spiele Gew. Une. Verl. Tore Punkte 0 :1 Wacker=München 0 7:4 Bayern=München
Sp. Vgg. Fürth . 0 1 11 2 5:4 Tv. 1860 München 5 2 6:7 Nürnberger F. V. 2 10:6 Männerturnverein Fürth 4:10 Schwaben=Augsburg 2 0 0 3:6 0.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Veröffenttichungen unter dieſer Ueberſchrift Übernimmt die Redattion leineniei Za
antwortung; für ſie blieibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfangs
der Emſender verantwertſch.) Einfendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zuröckasſandt, die Ablebnung nicht bearündet werden.
Die Auszahlungen, welche die Landes=Hhpothekenbank für Pen=
ſionäre
und Hinterbliebene von Staatsbeamten zu machen hat, werden
nicht mehr durch die Hauptſtaatskaſſe, ſondern unmittelbar von den
Miniſterialbuchhaltungen veranlaßt, ſodaß der allerdings verzögernd
wirkende. Umweg über die Hauptſtaatskaſſe künftighin vermieden iſt.
Die Nachzahlung für die zweite Oktoberwoche kann deshalb auch ſchon
von heute (11. Oktober) an unter Vorlage des letzten Beſcheids bei der
Landes=Hypothekenbank erhoben werden.
Die Ueberweiſungen der Hypothekenbank an die Kontoſtellen aktiver
Staatsbeamten (Banken uſw.) ſind bereits erfolgt.
In Anlehnung an die Mietberechnungen, wie ſie im Darmſtädter
Tagblatt Nr. 270 ausgeführt ſind, glaube ich darauf hinweiſen zu dürfen,
daß eine Vorauszahlung der Miete ſich als unnötig ergibt, wenn bei der
Berechnung und Bezahlung der Miete zu Ende des Monats derjenige
Lebenshaltungsindex zu Grunde gelegt wird, wie er ſich im Durchſchnitt
aus den 4 amtlichen Veröffentlichungen im Monat berechnet. Damit iſt
ſowohl dem Hausbeſitzer wie auch dem Mieter in gleicher Weiſe Rech
nung getragen und der ſeitherige und althergebrachte Zahlungsmodus
bliebe unberührt beſtehen.
B.
Als pünktlicher Steuerzahler habe ich auf die Mitteilung hin, die
Bewohner des 3. Reviers haben ihre Einkommen= und Ruhrſteuer in der
Kaſerne in der Alexanderſtraße zu bezahlen, am 29. September die da=
mals
fällige einfache Rate bezahlt. Auf die Bekanntmachung vom
4. Oktober hin, konnte ich den 74fachen Betrag bis zum 5. d. M. nicht
zuſammenbringen. Erſt am Abend des 5. bekam ich genügend Geld und
ging am 6. Oktober morgens um 8 Uhr, und war auch der zweite Mann
der an die Reihe kam, aber erſt um 7/49 Uhr. Es ſoll ja alles verein

eine halbe Stunde rechnen mußte und bei mir zirka 25 Minuten (er
hatte jedesmal ein ganzes Blatt Papier vollgerechnet) bis das Reſultat
feſtgeſtellt war, und ich glaubte, der Schlag rührte mich über die zuſam
mengerechnete Summe, die beinahe das Doppelte von dem ausmacht,
was ich ausgerechnet hatte. Zu Hauſe rechnete ich es in Prozenten aus,
bekam aber keine 10 Prozent, ſondern 84½/= Prozent heraus, die ich
mehr bezahlen mußte als Strafe‟. Als ganz kleiner Geſchäftsman,
mußte ich mein ganzes Geld hingeben, und hatte mir doch vorgenommen,
noch einige ſehr notwendige Sachen zu kaufen. Wo bleibt da die Rück=
ſicht
auf den kleinen, wirtſchaftlich ſchwachen Gewerbeſtand? Ich, un
vielleicht noch viele andere, erwarten vom Finanzamt die Mitteilung
wie hoch der Zuſchlag in Prozenten iſt, der am Samstag bezahlt werde
mußte, denn mir kommt es vor, daß nur ein ganz gewaltiger Rechen=
fehler
ſeitens des Beamten obige Summe hervorbringen konnte. H.

Briefkaſfen.
A. M., hier. Zu 1: Wenn kein Mieter es übernommen hat, die
Haustür, zu ſchließen, muß es der Hausherr tun. 2. Wenn der
Bleichplatz den Mietern vertraglich zur Benutzung eingeräumt iſt, iſt e
ausgeſchloſſen, daß der Hausbeſitzer darauf Hühner und Gänſe hal=
ten
, oder ihn einzäunen darf.
Eine ſolche Verordnung dürfte je=
denfalls
für die Stadt Darmſtadt nicht exiſtieren.
4. Das Reichsmie=
tengeſetz
hat, wie wir ſchon öfter betont haben, die Beſtimmungen über
Miete und Pacht des BGB. nicht aufgehoben, wohl aber in einigen
Punkten abgeändert. Wir werden in Kurze hierüber eine aufklärende
Ausführung abdrucken.
H. M. hier. Wenden Sie ſich an das Städtiſche Arbeitsamt.

Gültige Brotmarlen vom 11. bis 15. Oktober 1923 einſchließlich
Nr. 6 und 7 mit je 800 gr Brot.
(st780

Der Zuckerpreis wird, für die Zeit vom 9. bis 11. Oktober auf
62 Millionen für das Pfund feſtgeſetzt.
(7797

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 11. Oktober.
Anhaltende kühle Witterung, ſtrichweiſe Regen.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(C 4): Lobetanz. Kleines Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende gegen
10½ Uhr (Sondermiete 121): Die Freier. Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und

Die heutige Rnmmer hat 6 Seiten

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.

h. Hermann Gundlach=Konzern, A.=G., Darm=
ſtadt
. Das Aktienkapital der neu gegründeten Geſellſchaft beträgt
1 Milliarde Stamm= und 100 Mill. Mark Vorzugsaktien mit zehnfachem
Stimmrecht. Die Reſerven betragen 500 Milliarden Mark, davon 250
Milliarden Mark Aktien der Konzerngeſellſchaften. Den Aufſichtsrat bil=
den
Kammerherr Freiherr Auguſt von Oettingen (Darmſtadt), Dr.
Merck (Chem. Fabrik Merck, Darmſtadt) und Graf zu Rantzau ( Dem=
min
). Vorſtand iſt Hermann Gundlach (Frankfurt a. M.). Dem Kon=
zern
gehören an: Deutſche Handelsgeſellſchaft A.=G., Frankfurt a. M.,
Rheinheſſiſche Konſervenfabrik A.=G., Niederingelheim, Uhrenfabrik
Haller und Benzing, Schwenningen a. N., Siemens Textil A.=G., Mit=
teldeutſche
Textil=A.=G., Bloch u. Herz, Deutſche Nährmittelwerke Ot=
terndorf
, Heinrich Kaiſer, Waggonbau und Maſchinenfabrikation, Of
fenbach a. M., Bäder=Hotel A.=G., Frankfurt a. M., Schuhfabrik Kyra=
nia
, Kirn a. d. Nahe, Schuhfabrik Kowes u. Schütz, Frankfurt a. M.,
Zementplattenfabrik Löhr, Frankfurt a. M., Teleſtrawerke, Frankfurt
a. M., Emiſſions= und Kredit=A.=G., Frankfurt a. M. Ferner iſt der
Konzern beteiligt an Konrad Klemm u. Co., A.=G., Oſtag, Oſthafen=
garage
A.=G., der Induſtrie= und Handels=A.=G., Handelskonzern A.=G.,
Chemiſchen Fabrik Weſtphal A.=G., alle in Frankfurt a. M., und der
Steinkohlenbrikettwerke A.=G., Hanau.
h. Lämmerſpieler Metall= und Schraubenfabrik
Melber u. Co., A.=G., Offenbach a. M. Die Generalverſamm=
lung
genehmigte den Abſchluß, wonach 1000 Prozent Dividende auf die
Stammaktien zur Ausſchüttung kommen, und wählte die ausſcheidenden
Aufſichtsratsmitglieder wieder. Die Aktien werden in den nächſten Tagen
an der Frankfurter Börſe zur Notierung eingeführt.
h. Ludwig Ganz A.=G., Mainz. 226 Mill. Mk. Aktien wur=
den
bei der Frankfurter Börſe zur Notierung zugelaſſen. Nach dem
Proſpektbericht kann unter dem üblichen Vorbehatt mit einem ange=
meſſenen
Ergebnis gerechnet werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Wahß u. Freytag A.=G., Frankfurt a. M. Die Zu=
laſſung
der 80 Mill. Mk. neuen Stammaktien Nr. 70000150 000 zur
Frankfurter Börſe wurde genehmigt.
Frankfurter Maſch.=Bau A.=G., borm. Pokornt
u. Wittekind Frankfurt. Zulaſſungsantrag über 66 Mill.
Stammaktien wurde von der Diskontogeſellſchaft u. der Deutſchen Ver=
einsbank
an der Berliner Börſe geſtellt. Der Proſpekt bringt zur Er=
gänzung
der Jahresbilanz per Dezember 1922 einige Ziffern per 30. Juli
1923. Danach waren vorhanden: Rohſtoffe, Halb= und Ganzfabrikate
6054,3 Mill., Kaſſe Wechſel uſw. 839,38 Mill., Debitoren 27 000 Mill.,
Bankguthaben 837,71 Mill. Andererſeits hatten Kreditoren 30000 Mill.
zu fordern. Die Geſellſchaft beſchäftigt zurzeit zirka 400 Angeſtellte und
rund 2000 Arbeiter. Die Jahresumſätze betrugen ſeit 1920 65, 90 und
1300 Mill. Der Geſchäftsgang in 1923 ſei bisher zufriedenſtellend ge=
weſen
und Aufträge liegen für mehrere Monate für alle Werkabteilun=
gen
in genügender Menge vor. Unter dem üblichen Vorbehalt glaubt
die Geſellſchaft auf das erhöhte Aktienkapital wieder mit einem gün=
ſtigen
Ergebnis rechnen zu können.
h. Schnellpreſſenfabrik Heidelberg A.=G. in Hei=
delberg
. Der Abſchluß für 1922 ergab einen Bruttogewinn von
99 960 269 Mk. Nach Abzug aller Unkoſten verbleibt ein Reingewinn
von 30 088 209 Mk. Hieraus ſoll eine Dividende von 500 Prozent zur
Verteilung gelangen. Das Aktienkapital beträgt 50 Mill. Mk. In der
Bilanz ſtehen Effekten und Beteiligungen mit 17,259, Waren mit 54,533,
Forderungen mit 245,83 und Bankguthaben mit 79,002 Mill. Mk.
Ludwig Weſſel A.=G. für Porzellan= und Stein=
gutfabrikation
, Bonn. Die Geſellſchaft beruft zum 27. 10.
a. v. G.=V., die über Erhöhung des Grundkapitals um einen ungenann=
ten
Betrag, ſowie über Stimmrechtserhöhung der beſtehenden Vorzugs=
Aktien Beſchluß faſſen ſoll.
h. Süddeutſche Lederwerke A. G., St. Ingbert ( Saar=
gebiet
). Durch Verordnung der Regierungskommiſſion des Saargebiet3
gezwungen, beantragt die Geſellſchaft Umwandlung der Markaktien in
die Frankenwährung bei der am 9. November ſtattfindenden General=
verſammlung
.
* Elektr. Licht= und Kraftanlagen A.=G., Berlin.
300 Mill. Stammaktien ſind zur Züricher Börſe zugelaſſen und werden
ab 10. Oktober notiert. An Stelle der zurzeit notierten 4½proz. au
Franken lautenden Obligationen, die im Stammaktien der Geſellſchaft
und in 6proz. Rentenbonds der Compania=Hiſpano=Amerika de Elektri=
zidad
umgetauſcht wurden.
Kabelwerke Rheydt A.=G., Rheydt. Die Geſellſchaft
beruft ao. G.=V. zum 31. Oktober, die über Ausgabe von 16 Mill.
Stamm= und 1 Mill. Vorzugsaktien Beſchluß faſſen ſoll.
* A.=G. für Feinmechanik, München. Die Aktien des
Unternehmens wurden kürzlich in den Freiverkehr der Berliner Börſe
gebracht. Das Grundkapital der 1921 gegründeten A.=G. betrug 3 Mill.,
nach mehrfacher Erhöhung, zuletzt im Mai ds. Js., beſteht es zurzeit aus
60 Mill. Stamm= und 1 Mill. Vorzugsaktien. Die Fabrikation erſtreckt
ſich auf Herſtellung von Präziſionserzeugniſſen auf dem Gebiete kine=
matographiſchen
und photographiſchen Apparate= und Sprechmaſchinen=
baues
, ſowie eletrotechniſcher Artikel, insbeſondere des automatiſchen
Sicherungsſtöpſels Rottco nebſt Zubehör, und auf den Vertrieb. aller
dieſer Erzeugniſſe. Für das letzte, Ende März abſchließende Geſchäfts=
jahr
wurde auf ein Aktienkapital von 36 Mill. Stammaktien eine Divi=
dende
von 50 Prozent verteilt. In den abgelaufenen Monaten des neuen
Geſchäftsjahres ſoll die Geſellſchaft mit zahlreichen Aufträgen verſehen
geweſen ſein, ſodaß unter den üblichen Vorbehalten mit einem befrie=
digenden
Ergebnis gerechnet werden könne.

Notierung der Dollavſchatzanweiſungen und
6proz. wertbeſtändigen Reichs=Goldanleihe. Vom
9. Oktober ds. Js. an gelangen Dollarſchatzanweiſungen und 6proz.
wertbeſtändige Reichs=Goldanleihe Donenerstag um 1½ Uhr zur Ein=
heitsnotierung
, die in den Räumen der Maklerkammer ſtattfindet. Die
Aufträge müſſen, wie der Börſenvorſtand mitteilt, bis 12½ Uhr ſpäte=
ſtens
in den Händen der Maklerkammer ſein.
Gothaer Waggon=Fabrik A.=G., Gotha. Die Ge=
ſellſchaft
fordert bis zum 27. Oktober einſchließlich zum Bezuge der jun=
gen
, für 1923/24 dividendenberechtigten Stammaktien auf. Dieſe können
im Verhältnis 5:1 zu 100 Prozent, zuzüglich Bezugsrechts= und Börſen=
umſatzſteuer
, bezogen werden.
Neugründungen.
h. Wankowerke, Karoſſerie= und Holzbearbei=
tungswerkſtätten
A.=G., Heilbronn. Mit 40 Mill. Mk.
Aktienkapital wurde dieſe Geſellſchaft gegründet.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
treidebörſe
vom 10. Oktober. Getreide, Hülſenfrüchte und Bier=
treber
ohne Sack. Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis
je 100 Kilo. Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Weizen
Wetterauer 1012 Milliarden, Roggen 89 Milliarden, Sommergerſte
78,5 Milliarden, Hafer inländiſcher 5,57 Milliarden, Weizenmehl
ſüddeutſches Spezial Null 1822 Milliarden (bei Waggonbezug ab
Mühlenſtation). Roggenmehl 1518 Milliarden, Weizen= und Roggen=
kleie
34 Milliarden. Tendenz; ſtark ſteigend bei unregelmäßigem
Geſchäft.
wb. Berliner Produktenmarkt. Aehnlich wie die an=
haltende
ſprunghafte Steigerung der Deviſenpreiſe war auch die Preis=
geſtaltung
am Produktenmarkt. Die Verwirrung, die durch die täglich
fortſchreitende Markentwertung angerichtet worden iſt, führt miehr und
mehr dazu, daß Getreide nur gegen Goldanleihe gehandelt wird, und
bei Erkundigungen nach den Marktpreiſen erhält man ebenſo oft die
Auskunft in Dollar= wie in Markwährung. Das Inlandsangebot hält
ſich nach wie vor in engen Grenzen. Roggen wird weiter für die
Reichsgetreideſtelle gekauft. In Weizen war das Angebot ſehr knapp,
für Mehl und die anderen Artikel zeigte ſich eine größere Nachfrage.
Die Preisſteigerungen ſind auf allen Gebieten außerordentlich greß.

Frankfürter Börſenbericht vom 10. Oktober,
(Eigener Bericht.) Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darm=
ſtadt
. Der Verfall der deutſchen Währung ſetzte ſich ſeit der letzten
Börſe in unheimlichem Tempo weiter fort. Kabel Newyork erreichte
mit 3700 Millionen einen mehr als vervierfachten Kurs. Die Effek=
tenbörſe
erlebte heute eine Anpaſſungshauſſe größten Stils. Die Kurſe
verdoppelten, verdrei= und vervierfachten ſich, ſo daß die Dollarſtei=
gerung
in vielen Fällen auch von den Aktien erreicht wurde. Das Ge=
ſchäft
war etwas lebhafter und bei einer vorübergehenden leichten Er=
müdung
ſchloß man auf allen Gebieten bei ſehr feſter Haltung zu
höchſten Kurſen. Ausländiſche Renten und wertbeſtändige Anleihen
ſcharf forcierend. Sehr feſt beſonders ungariſche Werte, von denen
1914er mit 1650 Millionen verdreifacht und Goldrente mit 2800 Mill.
vervierfacht waren. Von Türkenwerten: Zolltürken 18000 Mill.,
II. Bagdadbahn 18 000 Mill. rat. Die wertbeſtändige Reichsgoldan=
leihe
war zur Notiz 2100 Mill. d. 60 Proz., ſpäter 2500 Mill. Von
den übrigen wertbeſtändigen Anleihen: Sächſ. Braunkohlen 2800 Mill.,
Baden=Kohle 14 000 Mill. Kali 5000 Mill. Am Chemie=Aktienmarkt
konnten ſich die Kurſe faſt ſämtlich vervierfachen: u. a. Scheideanſtalt
12000 Mill. rat. plus 9000 Mill., Holzverkohlung 7100 Mill. plus
5000 Mill., Bad. Anilin 10 500 Mill. rat. plus 6800 Mill., Grieshei=
mer
8000 Mill. plus 5000 Mill. Die meiſten Chemiewerte blieben nach=
börslich
höher geſucht. Auch elektr. Werte ganz bedeutend höher: A. E. G.
4750 Mill., Bergmann 6500 Mill. vervierfacht, Licht und Kraft 8000
Mill. verfünffacht, Voigt u. Haeffner 300 Mill. verdoppelt. Gummi=
perer
konnten mit 450 rat, ihren Kurs verdreifachen. Maſch.= u. Me=
tallwerte
bei zahlreichen Rationierungen lebhaft begehrt. Metall=
geſellſchaft
12000 Mill. rat. plus 9000 Mill., Junghans 2200 Mill.
plus 1300 Mill., Krauß Lokomotiven 4500 Mill. rat. plus 2200 Mill.,
Rheinmetall 6500 Mill. plus 4500 Mill. Zuckeraktien erzielten durch=
ſchnittlich
doppelte Kurſe. Rekordſteigerungen gab es am Montan=
aktienmarkt
; ſo waren hier Harpener 55 000 Mill. plus 39 000 Mill.,
Deutſch=Lux. 40 000 Mill. plus 29 000 Mill., Rheinſtahl 37 000 Mill.
plus 28 000 Mill. Sehr feſt auch oberſchleſiſche Werte: Oberbedarf
17 000 Mill., Caro und Laura je 19 000 Mill. Der Einheitsmarkt zeigte
ebenfalls vervielfachte Kurſe, wobei in den meiſten Fällen die Zuteilung
rationiert werden mußte. Beſonders feſt waren hier: Klein Arma=
turen
2600 Mill. plus 1700 Mill., Bad. Maſchinen 8000 Mill. rat. plus
5000 Mill., Badenia 360 rat. verdoppelt, Chem. Albert 20 000 Mill.
mehr als verſechsfacht, Jetter u. Scherer 12000 Mill. rat. vervierfacht,
Kemp 250 Mill. plus 90 Mill., Liga Gummi 500 Mill. plus 320 Mill.,
Lutz 5000 Mill plus 4000 Mill. Im freien Verkehr hörte man Allg.
Bankverein 35 Mill., Beckerſtahl 65008500 Mill., Beckerkohle 6500
8500 Mill., Brown Boveri 700 Mill. plus 1000 Mill., Georgi 80 Mill.,
Growag 170160 Mill., Hanſa Lloyd 600550 Mill., Karſtadt 525
Mill., Kayſer Waggon 100 Mill., Kreichgauer 100130 Mill., Meyer
Textil 150170 Mill., Tiag 250300 Mill., Ufa 14001500 Mill.
Frankfurter Börſe. Ab Mittwoch, den 10. Oktober, wird
die Deviſe Konſtantinopel zur Notierung genehmigt.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Da die Eut=
wertung
der Mark täglich rapide Fortſchritte macht und in Rückwirkung

11. Oftober 1923 Nr. 281
hierbon die Debiſenbreiſe in raſchen Sprüngen neue Hochſtände erreich=
ten
, hat auch die Anpaſſung der Effektenkurſe an die Geldentwertung
neue außerordentlich große Fortſchrite gemacht. Während bisher die
Steigerungen der Effektenkurſe weit hinter denen der Deviſen zurück=
blieben
, war dies heute nicht der Fall. Es erfolgten für die Mehrzahl
der Dividenden und feſtverzinslichen Papiere Verdoppelungen des Kurs=
ſtandes
und für führende Werte am Montan= und Induſtriemarkt in
der Regel Verdreifachungen und vereinzelt auch Vervier= und Verfünf=
fachungen
. Letzteres trifft auch auf einige Schiffahrtswerte zu. Das
Geſchäft nahm wegen der Höhe des nunmehr erreichten Kursſtandes vor
allem bei dem von Tag zu Tag ſchärfer hervortretenden Material=
mangel
einen beſonders großen Umfang nicht an. Das Publikum und
die berufsmäßige Spekulation halten bei dem andauernden Währungs=
verfall
ihren Effektenbeſitz feſt. Für Valutapapiere vollzog ſich die An=
paſſung
des Kursſtandes in ähnlichem Ausmaße, ebenſo klie dies im
Freiverkehr bei Kolonial= und Kaliwerten der Fall war. Am Markt
der unnotierten Werte kam es gleichfalls zu Kursverdoppelungen, dech
waren hier die Kursſprünge nicht ſo allgemein wie anderwärts. Hei=
miſche
Anleihen behaupteten ihren Kursſtand, 3prozentige Reichsanleihe
verdoppelte ihn. Weiterhin traten weſentliche Veränderungen in der
Kursbewegung nicht ein. Die Deviſenpreiſe wurden amtlich nur wenig
unter den im Freiverkehr erreichten hohen Kursſtand bei ungefähr den
gleichen Zuteilungen wie bisher feſtgeſetzt. Die Umſätze ſind ſehr klein,
und die Kursſprünge ſind mehr eine Folge einſeitiger Nachfrage für
geringe Beträge. Verkäufe werden nur in ganz geringem Umfange
vorgenommen.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 10. Okt. Telegr, Auszahlungen:

9. Dft
B0e Brief e
Geld Re
Brief 2ſo rat. Antwerpen=Brüſſel.. 84787700. 85 212700. 185535000. 186435000. Holland .............. 643387500. 646 612500. 1695750000 1704 250000 London ............. 182000000 72180-0000 14463750000 14536250000 Paris ................ 100 747300 101 250500 224 936250. 226 063750. Schweiz...... . .. . .. .. 239 275000. 290 723000. 558 600000. 562 40000 0. Spanien ............. 199:00000 200 500000 528675000 531 325000 Italien ..............
Liſſabon=Sport. . .. . .. 69 825000. 70 175000. 179550000. 180450000 Dänemark ............ 274312500. 275 687500 670818
0 674 181250 Norwegen ..........." 254362500. 255 637500. 578650000. 581 450000 Schweden .........." 42 937500. 426 062500. 917 700000 2300000. Helſingfors ..........." 40 875000. 41 125000. 94762500 95 231500 New=York .......... 1596000000 1604000003 3600 75 0000. 370 25000 Deutſch=Oſterreich (abg.) 21945. 22055. 54 363.75 54636.25 Budapeſt. . . . . . . . . . . . . 95760. 96 240 194512 50
87.50 Prag ..............." 48877500. 49 122500. 114612500. 115387500. Sofia ........ .. . . ... 23 927500. 19072500. w. Deviſenmarkt. Berlin, 10. Oktober Telegr. Auszahlungen für: 9. Miie 10. Oktober Geld Briei Geld Brief 20 rat. Amſterdam=Rotterdam .. K473812500. 476187500. A16-0.-7500. 1187912500. Brüſſel=Antwerpen ....." 3840000. 64160000. 4612500.
415= 155387300. Chriſtiania. . . . . .. . ....." ... 335 25000. 190475000. 458850000 Kopenhagen ............ 211497000. 212503000. 20695000. Stöckholm ........... . . 5200000. 322800000. 30 7500. Helſingfors ............" .. 32718000. 32882000. 79800000. 9200000. Italien. .. .... ........." 55446 54736500 34662300. 363373000. London ................. 0000, 55 13750000
548 3466250000 13533750000 New=York ..... ... .. ..." . A1970/ 0000 1202000000 12967363500. 982437500. Paris ............. ... .. . 172817000. 73182500. 181545000. 182465000. Schweiz.. . . . . . . . . .. . .. 2. Zi=
460000. 216540000. 328645000 53132600 Spanien .............." 92000.
16 163407500 402340000. 405010 Wien (in Deutſch=Oſterr, abg. 7157.- 7243. 42105- Prag ................." 36109 36=
00. 5000.
89; 02250 Budapeſt . . . . . . . .. . . . ... .. 163. 9600. Buenos=Aires.... .. .. .. ſäc 87500. 969570000. 74430000 Bulgarien .............. 11770500. 71.
9500 28927500 297.-50 Japan ... ............. 3512500. 596487500. 1471312 00. 7040. Rio de Janeiro ........" L157 10000. 116
90000. 1284287500. 8571250 Belgrad. . . . . . . .. . . ... ." 14463750. 14536250. 355 11000. 5688000. 10 Liſſabonn. . . . .. . . .. .. .. . 47880000. 48120000. 1119700000. 120300000. Sofia... ... .. ........" ...!

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 %=

Aktiengeſ. für Anilinfr
Aſchaffenburger Zellſtoffl24000 00
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Glektr. W. vorzug./2600000
Bismarckhütte . . . . . ..
Braunkohlen=Brikett .
Bremer Vulkan ... . . .8000000
Wolle..... . ..."
Chem. Heyden ........
Weiler ........
Deutſch=Atlant. Tel.. .
Deutſche Maſchinen ...
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl".
.....!
Deutſche Petroleum .ſ7
.....!
Di. Kalioerte herönd.
Berlin - Karlsr
Donnersmarckhütte . . .
Dynamit Nobel ......
Elberfelder Farben ..
Elektr. Lieferung .....
R. Friſter ..
...

220000
3000000
70000C
100000

Gaggenau Vorz. ...."
300000
50000
Gelſenk. Gußſtahl ......
Geſ. f. elektr. Untern. 11000000
Halle Maſchinen .. . . . . 110000000/

Rnſan
3200000
1400000
800000

1075000
34000 0
600000
00000
300 00

9.1
6000000
520000
11000000
500000
7500000
6000000

2400000
9000000
3500000
3500000

iss0ooodl 6500000
K050000
12000000141 15000000

3000000
3300000
500000
1600000
1500000
1600000
5750000
2000000

17500000

Han. Maſch.=Egeſt.. . . . . / 200000
Hanſa Dampfſch., .. .
emoor Zement ...../000000(
Sirſch Kupfer. . . . . . . . /1350000 30000000
Höſch Eiſen ..... . . . . .57500
Hohenlohe Werke ...../ 950000 116000000
Kahla Porzellan ... . .
Lindes Eismaſch.. . . . . . / 200000 11400000
Lingel Schuh ..... . . . 66000
Linke & Hofmann ....
L. Loewe & Co. .. . . . . / 445000 11615000(
C. Lorenz ... . . . . . . . . . /2300000 1 910000
Meguin . . ..
..... . . . /30000
N. Lauſitze=
le
...."
Nordd. Gummi .. . . . . . ſ60000
Orenſtein ...
Rathgeber Waggon.
Rombacher Hüttten..
Roſitzer Zucker ..... . . /1860000 15000000
ütgerswerke . . . . . . . . . 1 33 0000 17100000
Sachſenwerk. . . . . . . . . . /2000000
50000
Sächſiſche Gußſtahl .. .11600440 16000000

Siemens Glas....
500000

450000 180000
Volkſtedter Porzellan
Weſtf. Eiſen Langendreerle000000 k500000
Wittener Gußſtahl ..."
Wanderer=Werke . .. . . . 1200000 12100000

8. 10.

10. 10.

5000
55 0000
.... . 11100000 Bo00000
.I630000(
25001 00 14000000

44000000
0 11900000
500000
14000000
80: 00 110000000

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Frankfurter Kursbericht vom 10. Oktober 1923.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000%=

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
6% Reichsanleihe. . .... ... ...

escses=
3

Dt. Dollarſchätze . . . . . . .. . . .
4½% IV. und V. Schatanweiſ.
4½% H.IX.
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe. . .. .. . .. ... . ."
Goldanleihe..... . . .. . . .. ...
Preuß. Konſols .........

½½
.
4% Bad. An: unk. 1935.. . . . .
v. 1907..... ."
8½
2 Bayern Anleihe .........
..
8½2
Heſſen unk. 1924 ......1.
½% .
ossacaossss
4% Württemberger .........
b) Ausländiſche.
6% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
60
4½% v. 1902.........."
............ ...."
6% Bulgar. Tabak 1902 .....
1¾% Griech. Monopol ....."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ..............."
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 .... . . . . ........
4% Oeſt. Goldrente ..... ...."
4% einheitl. Rente ....."

5% Rum. am. Rente v. 03 ...
4½% Goldrente v. 13 ...
am. konv. ...
v. 05 ..
48

42 Türk. (Admin.) v. 1903 ...
4% (Bagdad) Ser. I..
HI..
4%
4% v. 1911, Bollanl. .
4½% Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente ......."

43
4%

Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
6% Mexik. amort. innere. . . ..
konſ. äuß. v. 99 .
5½
Gold v. 04, ſtfr. . .
49
konſ. imnere ....."
Frrigationsanleihe.
52 Tamaulipas, Sertel....
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. . ....
(%
Gal. Car: Ludw.=Bahn
40
Oeſt. Sübb. (Lomb.) ſtfr.
2
2,8% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue
26 Oeſt. Staatsb. v. 1883....
42 Oeſt, Stagtsh. 1, b: 8, Em.

8. 10
430
885
120
14000
742000
12000
22000

4000

80000

100000

3700000
3600000
3475300
550000
700000
700000
60000

Miache

43000
300000
70000
2200000

10.10. Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
Fog l g90. Dſ Staah."
Oeſt. Staatsb. v. 1885
3000
Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
ſ=
v
. 1896 ...
20000
4% Rudolfb. (Salzkammerg.)
3225000
½% Anatolier I............
tion. . .
Salon Conſt. J
92 Salonique Monaſtir .....
Tehuantepe ........ ....

4½%
.....
Pfandbriefe.
310
2o Frankf. Hyp.=Bank 1920..
20000

....
Frankf. H. Krd.=Ver
A
Mein, Hyp.=Bank 19
2..
Pfälz.
1922 ...
42
1923 ...
Rhein.
verl. ..
13%
Südd. Boben=Cred.=B
München 1906 ........."
Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdb=
40

8½½ Heſſ. Ldhhp.=Bk. Pfdbr.
4½ Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl...
Deutſche Städte.
4% Darmſt. v. 1919 bis 1925.
8½% Darmſt, v. 1905 ......
4% Frankfurt v. 1918.......
v. 1908 ..."
½=
4% Mainz. v. 1919 bis 1926.
8 Badenkohlen ............

5% Sachſenkohlen ..... ....."
Bank=Aktien.
600000
Bank für Brauinduſtrie ......
180000 Barmer Bankverein .........
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
1500000 Commerz= und Pribatbank ..
Darmſtädter u. Nationalhank.
20000e Deutſche Bank ..........
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
7500000 Deutſche Vereinsbank ........
19000/ 00 1 Disconto=Geſellſchaft .. . . .. . ..
18500000 / Dresdener Bank ............
17500000 Frankfurter Bank ...........
Metallbank. . . . .
....

Mitteldeutſche Cre
ank .....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
3000000 Reichsbank=Ant. ...... ....."
150000 Rhein. Creditbank ........
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
17000000 Wiener Bankverein ..... ...."
Weſtbank ................ ...
Berovverks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. ..... ... ...
Buderus. . . . . . . . . . . . . .......
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler, Berowerks=Akt.. . ..
100000 Gelſentirchen Bergw. ..... ...
Su00000 Harpener Bergbau .........."
Kaliwerke Aſchersleben ......"
Weſteregeln ......"
8200000
Lothringer Hütte .. . ... . .. ...
00000 Mannesmann Röhren......
Mansfelder ....... . . . . ..."

2300000
100000

8. 10.

500
66000

150000

10. 10.


600000o
23500000

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Oberbedarf . . . . . . ..........
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ....."
Phönix Bergbau ............"
Rhein. Stahlwerke .........."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte.. . . . . . . . . . .."

Brauereten
Henninger Kempf=Stern.
Löwenbräu München .
Schöfferhof (Binding)..
Werger .............."

4400000
610000
130000
80000
53000
60000
1000
1500004
470000
1250
2000600
800000
00000
300000
3
Mu
28000
600000
120000
60000
1500000
13500000
4650000
11000000
10000000
12500000
16000000
500 000
6000000

900000
2000000

1400000
2800000
200000
200000
16000000
1800000
5000
30000
110000
0u000
3
200000
30400
300000
12000000
205000
600000
900000
150000
45000
130000
5000000
18000000
40000000

55000000
9000000
14500000

Minie Me
dler & Oppenheimer ... ....
Adlerwerke (v. Kleher) .......
I. E. G. Stamm. . . . . . . . . ....
inglo=Continental=Guano ...
lſchaffenburger Zellſtoff .....
Badenia (Weinheim) .. . . . . .."
Badiſche Anilin= u. Sodafabril
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen
Baſt Nürnberg ............"
Bahriſch. Spiegel ...........
Beck & Henkel Caſſel) ......."
Bergmann El. Werke ........
Bing. Metallwerke. . . ... . . . . / 690000
Blei= u. Silberh. Braubach ...
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . . 1400000
gementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt ......"
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ....... ..
Griesheim Elektron ....
Weiler=ter mer .... . . .."
Daimler Motoren ..
Deutſch. Eiſenhandel)
lin
Ot. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Bweibrücken ........
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm).. . . . . .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ... . 3200000
Dhckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwert Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher jr. .....
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ..... .. .
Licht und Kraft ......"
Elſäſſ. Bad. Wolle. . ........."
Emag, Frankfurt a. M. ......
Emaill= &. Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke ........ .....
Eßlinger Maſchinen ........"
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift.. ... . . ."
Faber & Schleicher .........
Fuhr, Gebr., Pirmaſenz... . .
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter) ...."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas. ... . . . . . . . . .
Frankfurter Sol ...........

8. 10. 10. 10. 6500000 15000000 6400000 19000000 9000000 37000000 390000 700000 6500000 19000000 6000000 100000 4760000 1600000 46000 900000 820000 4750000 2000000 6000000 180000 360000 3700000 10500000 3000000 800000 200000 400000 60000 1350000 3000000 25000 1000000 1700000 6500000 1460000 6 1000000 3500000 1000000 2000000 95000( 1000000 3500000 000000 2800000 800000 3.10000 9000000 3u0000 1300000 075000 600000 3000000 12000000 220000 300000 6000000 580000 1200000 680000 700000 3250 750000 3900000 10000000 590000 1600000 1550000 8006000 450000 705000 120000 300000 9e0000 5000000 450000 1800000 1000000 3600000 1250000 2000000 170000 260000 800000 1400000 700u0u0 3000000 12000000 600000 3000000 225000 70000 Gl

Fk f. Maſch. Pokorny & Wittel.
Fuchs Waggon Stamm. . . . . .
Ganz, Ludwig. Nainz .......
Geiling & Cie. ............."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......"
Goldſchmidt Th.. .. . . . . . . . ..

Srder Naſchie Dnſch enn
Hammerſen (Osnabrück)......"
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen .......
Hüpert Armatureni. . . . . . . . ..
Hindrichs=Auffermann .. . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ....... .
Soch= und Tiefbau ........."
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil. ............
Holzverk =Induſtr. . .........."
Hotel A.-G., München ......"
Hydrometer Breslau... .... .
Jnag. . . . . . . ...............
Junghans Stamm.. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .. . . .. .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ....."
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher E Co. ..........."
Lech Augsburg ............"
Lederw. Rothe ............."
Leberwerke Spicharz ........
Löhnberger Mühle ........."
Lüdenſcheid Metallwv ......
Lux ſche Induſtrie ...........
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ...........
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul. .. . . . . . . ."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm.. . . . . . .... ..
Motorenfabr. Deutz........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Meckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . . .
Niederrhein Lederfahr. (Spier
Oleawerke Frankfurt a. M. ...
Peter=Union=Frankfurt .. . . . .
Pfälz. Nähm., Kayſer ...... .
Philipps A.=G. .. . . . . . . .. .. .
Porzellan Weſſel ............
Reiniger Gebbert & Schall.
Rhein. Elektr. Stamm.. .

Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge ......."
Rhenania, Aachen ...........
Niedinger Maſchinen ......
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke .... ... . ......
Schleußner (Frankfurt a. M.) .
Schneider & Hanau .......
Schnellpreſſen Frankenthal. . .
Schramm Lackfabrik. . .. . . . . .
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...

8. 10. 10 10. 390000 700000 300000 400000 200000 400000 100000 200000 3550000 10000000 150000 00000 2500000 804000 700
100 1700000 2500000 500000 550000 1000000 300004 1100000 250000 400000 400000 2100000 3:
A G 36000 8000000 300000 1250000 2200000 7000000 400000 100000 700000 00000 900000 2200000 640000 1600000 900000 2600000 00000 500000 250000 450000 10000
5000000 960000 2500000 200000 750000 2000000 475000 1200000 1000000 40000 1200000 2500000 7500000 180000 400000 180000 476000 u00 1200000 4300000 600000 G 420000 1100000 300000 2500000 900000 1700000 1400 450000 700000 1000000 400000 1000000
500000 160000 3e0000 1000000 1000000 300000 200000 66 0000 0 2400000 008000 2000000 110000 250000
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600000
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300000
800000
420000
2400000
105000
160000
15500(
350000
600000
1850000
870000
875000
973
30000
920000
S60,
9000

675000

7500000
1250000

2300000
2100000
600000
250000
70000
23000
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2700

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600000
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21000000
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5000000
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2400
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2500000
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25000000
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600000
600000

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Seite 6.

Die Finanzen des Großherzogs.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 11. Oktober 1923.

60)

Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)

Die Muskeln des Raubtiermenſchen erſchlafften plötzlich,
und nach ein paar Zuckungen lag er vegungslos da. Der Groß=
herzog
erhob ſich, das Blut ſtrömte über ſeine Wange und die
Bruſt hob und ſenkte ſich in ſtürmiſchen Atemzügen.
Ein gefährlicher Kerl, wie ich Ihnen ſagte, Profeſſor!
Wollen Sie den Strick bringen, ſo daß wir ihn binden können?
Aber Ihr Ohr, Hoheit?
Das hat Zeit.
Philipp holte ſich raſch den Strick und ließ im Vorbeieilen
Vater JIgnazios Beſchwörungsgeſang durch eine drohende Geſte
mit dem Revolver verſtummen. Der Großherzog und er banden
den Sergeanten raſch mit doppelten Stricken. (Philipp ſchlug
vor, ſie ihm lieber direkt um den Hals zu legen und ihn in an=
gemeſſener
Entfernung vom Boden zum Fenſter hinauszuhiſſen.)
Dann holte Philipp Waſſer und half dem Großherzog, die
klaffende Wunde zu waſchen, die die Zähne des Sergeanten
ihm beigebracht hatten, und einen proviſoriſchen Verband an=
zulegen
. Kaum waren ſie damit fertig, als Don Ramon einen
leiſen Schrei ausſtieß.
Was gibt es, Hoheit? fragte Philipp unruhig.
Meine Diener, meine beiden prächtigen Diener, rief der
Großherzog. Die hatte ich ganz vergeſſen! Ich möchte doch
wiſſen, was die Elenden mit ihnen angefangen haben. Haben
ſie ſie ermordet, ſo erſchieße ich ſie auf der Stelle, ohne Urteil
und Verhör. Mein prächtiger Joaquin, mein ehrlicher Auguſte!
Ich will hoffen, daß ſie Euch nichts getan haben!"

Mie e Wies Site, mrle Afn zun eung auf
ſtärker als ſonſt hinkte und fragte beſorgt:
Haben ſich Hoheit den Fuß verletzt?
Ganz unbedeutend. Ich muß ihn mir verſtaucht haben,
als dieſer Sergeant auf mich fiel. Machen Sie ſich keine Sorgen,
Profeſſor!. Es iſt nichts. Ich bin jetzt ſymmetriſcher, da ich auf
beiden Beinen hinke.
Sie fanden Senjor Hernandez, der ſie mit ſtumpfen Blicken
anſtarrte, auf dem Boden des Zimmers. Er ſchien von den Er=
eigniſſen
des Abends völlig betäubt zu ſein und machte anfangs
nicht Miene, die Fragen des Großherzogs zu verſtehen.
Hernandez, ſagte der Großherzog, Sie haben einen alten
Vater, der immer das Gegenteil von Ihnen war ein ehrlicher,
fleißiger Mann. Ihm zuliebe werde ich mir Ihr Schickſal noch
einmal überlegen, aber nur unter der Bedingung, daß Sie mir
augenblicklich ſagen, was Sie mit Auguſte und Joaquin ange=
fangen
haben!. Verſtehen Sie?
Es dauerte mehr als eine halbe Minute, bis der ehemalige
Präſident zu verſtehen ſchien. Doch dann begannen große Tränen
über ſeine Wangen zu rinnen, und er ſchluchzte:
Im kleinen Jagdpavillon, Hoheit, im kleinen Jagd=
pavillon
...
Ihr verdammten Schurken! brüllte der Großherzog. Im
kleinen Jagdpavillon, der ſeit dreißig Jahren unbewohnbar und
von den Ratten verpeſtet iſt!. Was hatten Joaguin und Auguſte
Euch getan? Ihr verdammten Schurken! Wahrhaftig ..."
Der Präſident ſchien ihn nicht zu hören; die Tränen floſſen
in Strömen über ſein Geſicht. Der Großherzog ſchnitt eine
Grimaſſe und verließ mit Philipp das Zimmer.
Profeſſor, ſagte er, wenn Sie mir einen großen Gefallen
erweiſen wollen, ſo ſuchen Sie meine armen Diener auf und
befreien Sie ſie. Ich fürchte, es wäre mir unmöglich, mit Ihnen

Su Fh Iin eims Haitdlig mn Kahfe nch die. .
kampf, und mein Fuß ſchmerzt mich doch mehr, als ich zuerſt
glaubte. Wenn Sie hingehen und ſie befreien mollen, ſo warte
ich hier auf Sie. Vermutlich kommen Sie ohne weitere Schwie=
rigkeiten
zu ihnen hinein.
Sonſt eben mit, ſagte Philipp. Aber wo liegt der kleine
Jagdpavillon?
Wenn Sie gerade, durch den Schloßgarten, den wir bei
unſerem Kommen paſſierten, hinuntergehen, ſo finden Sie ihn.
Er iſt weiß, Sie werden ihn ſogar in dieſem nächtlichen Dunkel
ſehen können. Haben Sie einen guten Ortsſinn?
Vortrefflich, ſagte Philipp. Auf Wiederſehen, Hoheit.
Mit einem leichten Händedruck eilte Philipp davon.
Als er zu der Türe hinausging, durch die vor einer kleinen
Weile der Schankwirt Amadeo verſchwunden war, ſah er den
Großherzog müde auf einen Seſſel ſinken. Zwei Meter von ihm
pſalmodierte der Kuttenträger, noch immer auf dem Boden
liegend. Im rückwärtigen Teil der Halle lag der ſchwarzbärtige
Sergeant ebenſo regungslos wie zuvor.
Philipp ahnte wenig, wie der Raum ausſehen würde, wenn
er wiederkam.
Fünftes Kapitel,
der Großherzog ſoll gehängt werden es lebe
der Großherzog!
Als Don Ramon ſich auf den Seſſel ſinken ließ, war ihm
durchaus nicht ſo wohl zumute, als er Philipp. hatte glauben
laſſen. Der Kampf mit dem ſchwarzen Sergeanten hatte ihn
ermattet; der verſtauchte Fuß ſchmerzte ihn, nun er allein war,
doppelt ſo ſtark als früher, und ſein verſtümmeltes Ohr brannte
wie Feuer. Es war beinahe, als hätte der Sergeant Gift in
den Zähnen gehabt, ſo ſchmerzte die Wunde.
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