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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 280 
Mittwoch, den 10. Oftober 1923 186. Jahrgang
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Bei Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fällt 
ſeder Rabat weg. Banklonto: Deutſche Bank und 
Darmſtädter 8 Nationalbank.
Tirards Pläne.
 Paris, 9. Okt. (Wolff.) Der franzöſiſche Delegierte in 
Koblenz, Dirard, hat einem Sonderberichterſtatter des „
            Ex=
celſior” ſeine Gedanken über die Zukunft entwickelt. 
Er ſagte, das Ruhrgebiet und das Rheinland ſeien unter dem 
paſſiven Widerſtand nicht gleichmäßig beurteilt worden und 
würden es auch nicht, angeſichts der Einſtellung des paſſiven 
Widerſtands. Das Ruhrgebiet ſei ein neues Pfand, 
zum Teil ſichergeſtellt durch alle Alliierten, die im Jahre 1920 
Düſſeldorf, Duisburg und Ruhrort beſetzt hätten, und dann 
ſichergeſtellt in der Geſamtheit durch Frankreich und Belgien 
allein, während das Rheinland ein Pfand ſei, das 
der Friedensvertrag ſichere. Dieſe Unterſcheidung 
habe Deutſchland nicht gehindert, den paſſiven Widerſtand, der 
im Ruhrgebiet entfaltet wurde, auch auf das Rheinland 
            auszu=
dehnen. Unter dieſen Umſtänden verkenne man im Augenblick 
der Liquidierung des Widerſtandes nicht, daß im 
            Ruhrge=
biet Deutſchland eine Kampfmethode 
            ange=
wandt habe, im Rheinland dagegen ſich einer 
Verfehlung gegen den Friedensvertrag habe 
ſchuldig gemacht. Nach dem Berichterſtatter gebraucht 
            of=
fenbar Tirard dieſes Argument, um eine zu raſche und 
            allge=
neine Löſung, die die deutſche Regierung wünſcht, abzulehnen. 
Tirard ſagte ferner, er habe den Vertreter des Oberpräſidenten, 
der mit ihm über die Wiederaufnahme der Arbeit 
habe verhandeln wollen, ebenſowenig empfangen, wie den 
            Ver=
reter der deutſchen Eiſenbahngewerkſchaft. Die 
            Eiſenbah=
ter müßten einzeln kommen, denn höhere oder 
nittlere Beamte gebe es überhaupt nicht mehr. 
Sie ſeien gut erſetzt und man gebrauche ſie nicht mehr. Was 
die Eiſenbahn anbetreffe, glaube er, daß die Regie auf 
ille Fälle Deutſchland nicht mehr übertragen 
verden dürfe. Die Regie werde jedenfalls eines Tages in 
ine Geſellſchaft umgewandelt mit einer 
            internatio=
talen Vertretung, deren Kapitalien im Verhältnis zu dem 
            Re=
ſarationsrecht ſtehen würen. Man dürfe nicht vergeſſen, daß 
ſie rheiniſche Eiſenbahn die einzig produktive 
Deutſchlands ſei, alſo im Falle eines Verſagens der 
            deut=
chen Regierung eine wichtige Grundlage für die 
            Reparations=
ahlungen bilden würde. Nach Einſtellung des paſſiven 
            Wider=
tands ſpreche man von Kontrolle. Es könne nicht einfach 
on Kontrolle die Rede ſein, man müſſe Leitung ſagen. Der 
ukünftige Betrieb erfordere keineswegs ein Abkommen mit 
eem, Kohlenſyndikat oder mit den großen Konzernen. Der 
            Er=
olg werde beſſer ſichergeſtellt, wenn man mit den 
            Betrie=
en ſelbſt verhandele.
 Vom Tage. 
In parlamentariſchen Kreiſen wird beſtätigt, daß der 
            Staats=
ſekretär in der Reichskanzlei, Frhr. v. Rheinbaben, ſein 
            Rück=
trittsgeſuch eingereicht hat. Als Nachfolger wird der 
            volkspar=
teiliche Abgeordnete Dr. Moſt, Oberbürgermeiſter von Duisburg, 
            be=
zeichnet. 
In Berliner Kreiſen verlautet, daß das Ausſcheiden des 
Generaldirektors Minnoux aus dem Stinneskonzern 
            be=
vorſtehe. Es wird davon geſprochen, daß Minnoux ſich fortan 
            aus=
ſchließlich der Politik widmen wolle. 
Wie aus Dresden gemeldet wird, wird der Kommuniſt 
            Brand=
ler von der K. P. D.=Zentrale das Finanzminiſterium und 
der kommuniſtiſche Landtagsabgeordnete Böttger das 
            Kultus=
miniſterium übernehmen. 
Da das neue Regierungsprogramm infolge des 
            Ein=
tritts der Kommuniſten in die Regierung nicht rechtzeitig 
            fertigge=
ſtellt werden konnte, wurde die Eröffnung des ſächſiſchen Landtags vom 
8. Oktober auf den 11. Oktober verſchoben. 
Der Teuerungszuſchlag für die Beamten, der für 
die Zeit vom 24. September bis 8. Oktober 699 900 Prozent betrug, iſt 
vom 9. Oktober ab auf 1 399 900 Prozent erhöht worden. Die Bezüge 
erfahren ſomit von heute ab eine Verdoppelung. 
Wie wir aus der Reichsbank erfahren, werden zurzeit neue 
Reichsbanknoten zu 5 und 10 Milliarden gedruckt. Die neuen 
Scheine werden mit kleinen Abweichungen in der Art der 100 
            Millio=
nenſcheine erſcheinen. 
Der Apothekerindex für Waren und Gefäße 
            be=
trägt ab 11. Oktober 2 900 000 für das unbeſetzte und 3 900 000 für 
das beſetzte Gebiet. 
Der Deutſche Buchdruckerverein teilt mit, daß ſich die 
Schlüfſelzahl ab 10. Oktober auf 7 500 000 erhöht. 
Die Buchſchlüſſelzahl des. Börſenvereins 
            deut=
ſcher Buchhändler ab 10. Oktober beträgt 170 Millionen. 
Dem Daily=Telegraph zufolge ſind Vertreter von Stinnes 
und anderer deutſcher Großinduſtriellen in Newyork eingetroffen, 
in der offenbaren Abſicht, amerikaniſche Kapitaliſten für ihre Induſtrie= 
Unternehmungen zu intereſſieren. 
Die Botſchafterkonferenz ſoll von dem Berliner 
Kabinett genauen Aufſchluß über die Vorgänge in Küſtrin erbeten 
haben.
 Dollarkurs 
abends 6!), Uhr:
 Berlin .. 1 197000000 
Frankfurt 1 596 000 000
 Deutſche Demarche in Brüſſel. 
Frankreich lehnt Verhandlungen mit Berlin ab. — Poincaré bereit, mit den lokalen Behörden, 
Induſtriellen und Arbeitnehmergruppen im Ruhrgebiet zu verhandeln.
 Brüſſel, 10. Okt. (Wolff.) Die Agence Belge meldet: 
Der deutſche Geſchäftsträger hatte heute vormittag eine 
            Unter=
redung mit dem Außenminiſter Jaſpar, dem er mitgeteilt 
haben ſoll, Deutſchland wünſche bei der Wiederaufnahme 
der Arbeit im Ruhrgebiet mitzuarbeiten und wieder auf 
Reparationskoſten Kohlen zu liefern. Das Reich wünſche 
die Zuſammenkunft von deutſchen, franzöſiſchen und belgiſchen 
Delegierten zur Regelung der Fragen. Jaſpar ſoll dem deutſchen 
Beſchäftsträger eiklärt haben, er werde ſich mit der franzöſiſchen 
Regierung in Verbindung ſetzen, aber das Reich müſſe jedenfalls 
den zur Lieferung von Brennſtoff bereiten deutſchen Induſtriellen 
verſprechen, daß es ſie bezahlen werde, und ferner den deutſchen 
Hiſenbahnern befehlen, daß ſie die Arbeit 
            wie=
deraaufnehmen. 
Paris, 10. Okt. (Wolff.) Die Havas=Agentur verbreitet 
olgefide, offenbar halbamtliche Erklärung: 
Die deutſche Regierung hat ihre diplomatiſchen Vertreter in 
Paris und Brüſſel beauftragt, eine neue Demarche zu 
            unterneh=
nen, um an den Verhandlungen über die Wiederaufnahme der 
Arbeit im Rührgebiet teilzunehmen. Man erinnert ſich, daß ſie 
vereits jüngſt den Wunſch ausgeſprochen hat, die Einſtellung des 
ſaſſiven Widerſtandes zum Gegenſtand von Verhandlungen 
            zwi=
chen dem Deutſchen Reich, vertreten durch einen 
            Reichskommiſ=
ar, und den alliierten Behörden zu machen. Dieſes 
            Anſin=
ien iſt verweigert worden, ſolange der paſſive 
            Wider=
tand nicht aufgehört hat. Die deutſchen Behörden wollen die 
Viederaufnahme der Arbeit und der Kohlenlieferungen zum 
Vorwand neuer Verhandlungen machen. Aber man hat allen 
Brund, anzunehmen, daß ihre Heranziehung nach dieſer Richtung 
nttäuſchen wird, und daß der Miniſterpräſident Poincaré in der 
Interredung, die er morgen mit dem deutſchen Geſchäftsträger, 
Botſchaftsrat v. Hoeſch, haben wird, ſich weigern wird, in dieſer 
Hinſicht eine befriedigende Antwort zu geben. Die Alliierten 
            wol=
en tatſächlich dieſe Frage nicht mit der Zentralvegierung 
            disku=
ieren, das heißt mit den Behörden, die von Berlin aus den 
Lide ſtand gegen die Beſetzung bis jetzt organiſiert haben. Aber 
ie ſind im Gegenteil ſehr geneigt, direkt mit den lokalen 
            Behör=
en oder mit den lokalen Unternehmer= oder Arbeitergruppen 
ämtlichen notwendigen Arrangements über die 
            Wiederherſtel=
ung des normalen Wirtſchaftslebens im Ruhrgebiet zu treffen. 
Das Abkomen, das geſtern durch die interalliierte 
            Kontrollkom=
niſſion mit der Gruppe Otto Wolff abgeſchloſſen wurde, beweiſt, 
aß ein derartiges Verfahren raſcher durchführbar und praktiſch 
ſt. Die Einmiſchung der deutſchen Regierung 
bürde nurdie Verhandlungen über die 
            Wieder=
lufnahme der Arbeit, die übrigens auf ausgezeichnetem 
Vege ſind und in wenigen Tagen beendet ſein werden, 
            ver=
ängern. Die Zulaſſung der Berliner 
            Dele=
ierten iſt alſo keineswegs erwünſcht noch 
            nütz=
ich. Im Gegenteil, ſobald die Einſtellung des paſſiven 
            Wider=
tandes in der Praxis vollkommen ſein wird, ſteht es dem 
            Reichs=
anzler Streſemann frei, ſich an die 
            Reparationskom=
niſſion zu wenden, um ihr ſeine Abſichten bekannt zu geben
 und um zu verlangen, über die zukünftigen Verhandlungen über 
die Reparationen gehört zu werden. In ihr, und nur in ihr 
allein, müſſen ſich die diplomatiſchen Verhandlungen 
zwiſchen den Alliierten und Deutſchland 
            voll=
ziehen. Der Reparationskommiſſion iſt übrigens bereits heute 
der Text des Abkommens mit der Otto Wolff=Gruppe übermittelt 
worden, damit ſie ihn prüft. 
Zehn Forderungen der Stinnesgruppe. 
Berlin, 9. Okt. Wie verlautet, hat die von Hugo 
Stinnes geführte Gruppe der Ruhrinduſtriellen 
heute der Reichsregierung zehn Forderungen und 
            Fra=
gen überreicht. Sie verlangt u. a.: Erſatz der ſeit der 
Ruhrbeſetzung weggenommenen Kohlen, Erſatz der ſeit der 
Ruhrbeſetzung zwangsweiſe erhobenen Kohlenſteuer. 
            Beſeiti=
gung der Kohlenſteuer für das Ruhrgebiet, Garantie der 
            Ver=
fügung über alle künftig zu liefernde Reparationskohle, 
            bevor=
zugte Belieferung des beſetzten Gebiets mit Rohſtoffen und 
Lebensmitteln, Aufhebung des Kohlenkommiſſariats und der 
ſtaatlichen Verteilungsorgane für Kohlen im beſetzten Gebiet, 
Ermächtigung des Komitees der Induſtriellen, 
die Verhandlungen mit den 
            Beſatzungsbehör=
den weiterzuführen. 
Ferner wird an die Reichsregierung die Frage gerichtet, wie 
die Induſtriellen ſich zu den Regiebahnen ſtellen ſollen und 
wie die Reichsregierung ſich zu der Schaffung einer 
Eiſenbahnbetriebsgemeinſchaft, an der das 
Rheinland, Frankreich und die Induſtriellen 
            be=
teiligt ſind, ſtellt. Schließlich wird die Reichsregierung gefragt, 
ob ſie bereit iſt, die Induſtriellen bei der Durchführung ihrer 
Forderungen nach Verlängerung der Arbeitszeit 
auf 8½ Stunden unter Tage und 10 Stunden über Tage, und 
nach Aufhebung ſämtlicher 
            Demobilmachungs=
verordnungen zu unterſtützen. Die Induſtriellen 
haben um Antwort bis Dienstag Mittag erſucht. 
Wie weiter verlautet, wird die Reichsregierung ſich in einer 
Kabinettsſitzung mit den Forderungen der Ruhrinduſtriellen 
beſchäftigen. 
Die Anordnung des Zechenverbandes 
zurückgenommen. 
EU. Berlin, 9. Okt. Auf den Beſchluß der 
            Bergwerks=
verwaltungen über die Einführung der Vorkriegsarbeitszeit 
hatte der preußiſche Handelsminiſter Siering die ſtaatlichen 
Zechen im beſetzten Gebiet ſofort angewieſen, die Anordnungen 
nicht zu befolgen. Daraufhin hat der Zechenverband, im 
            Hin=
blick auf die behördliche Stellungnahme, die betreffende Anord= 
 
nung zurückgenommen.
 Die große Lüge. 
Vor acht Tagen demonſtrierten in Däſſeldorf die rheiniſchen 
Separatiſten, um ihren franzöſiſchen Auftraggebern neues 
            Schein=
material für ihre Propaganda im In= und Ausland zu lieſern. 
Es iſt über dieſe Hevausforderung der rheiniſchen Bevölkerung 
durch die Agenten der franzöſiſchen Rheinlandpolitik viel 
            ge=
ſchrieben worden, nicht nur in Deutſchland und in Frankreich, 
auch im übrigen Ausland. Ueber den Zweck dieſer Veranſtaltung 
iſt ſich jeder unparteiiſch Urteilende auch in Frankreich im klaren. 
Wenn dieſer Denvonſtration von franzöſiſcher Seite eine 
            Aus=
begung gegeben wird, die den eigentlichen Charakter der ganzen 
ſogenannten rheiniſchen Bewegung verſchiebt, ſo iſt das nach der 
jahrelangen Vorarbeit, die hierfür geleiſtet wurde, nicht 
            verwun=
derlich. Verpunderlich iſt auch nicht, daß der blutige Ausgang 
dieſer Demonſtration eben von dieſen Auftraggebern der 
            Sepa=
ratiſten zum willkommenen Anlaß genommen wird, um mit 
neuen Terrormaßnahmen gegen Behörden und Bevölkerung im 
Düſſeldorf vorzugehen. Ueber ſolche Erſcheinungen, die nicht 
mehr verwunderlich ſind, kann man an ſich ziemlich unbedenklich 
hinweggehen, nachdem ſich die Vorgänge in Düſſeldorf in aller 
Oeffentlichkeit und zum Glück auch vor den Augen neutraler 
            Be=
obachter abgeſpielt haben. 
In ſeiner bedeutungsvollen Samstagsrede iſt Reichskanzler 
Dr. Streſemann ganz kurz auf die Düſſeldorfer Vorgänge und 
auf das, was zu ihnen führte, eingegangen. Beſtimmt und 
            un=
antaſtbar hat er erklärt, „daß die die Welt belogen 
haben, die da geſagt haben, daß es im 
            Rhein=
lande einen deutſchen Stamm gebe, der ſich 
freuen würde, zu Frankreich zu kommen. Der 
            zu=
rückliegende Kampf (der paſſive Widerſtand) und ſeine ſchwerſten 
ſeeliſchen Bedrückungen konnte nur von einer Bevölkerung 
            ge=
führt werden, die in Not und Elend zu ihrem deutſchen 
            Vater=
lande ſteht. An dieſer Bekundung kann es nichts ändern, wenn 
Separatiſten unter dem Schutz franzöſiſcher Bajonette 
            irgend=
welche Kundgebungen wachen. Danken möchte ich an dieſer Stelle 
den Männern der Schutzpolizei, die in Düſſeldorf ihre Pflicht 
gegenüber unerhörten Gewalttaten getan haben. Nach dieſer 
Richtung wird auch der abgebrochene Kampf, der aufgegebene 
paſſive Widerſtand, nichts ändern, daß wir den Beweis vor der 
Welt liefern, daß wir denen danken, die alles dies erduldet 
haben.” 
So ſprach Streſemann aus innerſter Ueberzeugung, geſtützt 
auf erwieſene Tatſachen. Und am Sonntag benutzte Poincare 
die Gelegenheit, um ebenfalls über die Düſſeldorfer Vorgänge zu 
ſprochen. Was er darüber ſagte, muß feſtgehalten werden für 
alle Zeiten, da es herangezogen werden muß zur Beurteilung der 
Glaubwürdigkeit deſſen, was Poincaré ſpricht, ſchreibt und 
            er=
klären läßt. Poincaré ſagte zu der Kundgebung der Separatiſten 
nach einem Bericht einer dem Quai d’Orfay ſehr nahe ſtehenden 
franzöſiſchen Agentur wörtlich folgendes: 
„Keiner der Manifeſtanten war bewaffnet, 
und es befanden ſich unter ihnen Frauen und Kinder. Plötzlich 
kam eine Abteilung deutſcher Polizei aus einer Kaſerne und 
eröffnete das Feuer auf eine friedfertige 
Menge, ohne vorher irgendwelche Aufforderungen an dieſe 
zu richten. Drei Stunden ſpäter füſilierten grüne 
Poliziſten ohne irgend einen Grund eine 
Gruppe von Rheinländern, die auf die 
            Eiſenbahn=
züge warteten. Die ſofort herbeigerufenen franzöſiſchen 
            Trup=
pen mußten eingreifen, um die Ordnung wieder herzuſtellen, 
die Beamten der Schutzpolizei nach ihren Kaſernen 
            zurückzu=
führen und ſie entwaffnen. Die franzöſiſchen Truppen haben 
keinen Tropfen Blut vergoſſen und haben das Gemetzel, das 
die Deutſchen vollführten, beenden müiſſen.” 
Das ſagte Poincaré von einer Stelle aus, von der er wußte 
und wünſchte, daß ſeine Ausführungen in der ganzen Welt 
            be=
kannt würden. Vielleicht hat Herr Poincaré die franzöſiſche und 
engliſche Preſſe nicht geleſen, in der auf franzöſiſcher Seite mit 
Stolz und Genugtuung verzeichnet ſtand, daß die Demonſtranten 
eine militäriſch organiſierte Schutzwehr 
            aufge=
ſtellt haben, die die mit den Regiezügen eintreffenden 
            Ver=
ſammlungsteilnehmer esbortierten. Er hat vielleicht nicht 
            ge=
leſen, daß Angehörige dieſer Schutzwehr ohne jegliche 
            Veranlaſ=
ſung an der einen Stelle zwei, an der andeken vier blaue 
            Poli=
ziſten mit ihren Waffen angriffen, ſie niederſchlugen und 
            ent=
waffneten. Er hat vielleicht auch nicht geleſen, daß die grüne 
Polizei erſt alarmiert wurde, nachdem die Gewalttätigkeiten der 
ſeparatiſtiſchen Sturmtruppler gegen die kommunalen Poliziſten 
ſyſtematiſch betrieben wurden, und daß dieſe grüne Polizei erſt. 
von ihrer Schußwaffe Gebrauch machte, nachdem einer der 
            ihri=
gen durch einen Schuß eines Separatiſten getötet worden war. 
Er hat vielleicht nicht den Bericht eines engliſchen Journaliſten 
geleſen, der mit eigenen Augen mit anſehen mußte, wie mehrere 
von den Franzoſen entwaffnete Poliziſten vor den Augen 
der franzöſiſchen Soldaten von den 
            Separa=
tiſten in entmenſchter Weiſe mißhandelt 
            wur=
den, er hat wohl auch nicht geleſen, daß Separatiſten in dem 
Hof des Düſſeldorfer Polizeipräſidiums von den 
            franzöſi=
ſchen Soldaten entwaffnete deutſche Poliziſten 
vor den Augen der franzöſiſchen Soldaten 
            nie=
derſchoſſen. Alle dieſe Dinge ſind Herrn Poincaré vielleicht 
nicht bekannt — er könnte ſie nachleſen in Daily News, Daily 
Telegraph, Times uſw. Vielleicht ſind ſie ihm aber auch bekannt, 
jedenfalls müßten ſie ihm bekannt ſein, ſonſt dürfte er über ſie 
nicht vor aller Welt reden. In Ligny=en=Barrois jedenfalls 
            er=
klärte Poincaré; daß die Separatiſten Opfer der Aufwiegelung 
durch die Berliner Regierung geworden ſeien. Darf man da nicht 
fragen: Wer ſagte die Wahrheit und wer hat gelogen? Die 
Welt muß wiſſen, wie wirklich die Dinge in Düſſeldorf ſich 
            zuge=
tragen haben und wer daran die Schuld trägt. Ob ſie daraus 
auch die Folgerung ziehen wird nach dem alten Sprichwort: 
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht 2 Poincaré hat ſo 
oft — in den letzten Monaten allſonntäglich mindeſtens einmal — 
der Welt Dinge erzählt von Deutſchlands geheimen Abſichten, 
Revanchevorbereitungen, von ſeinen abſichtlich zerſtörten 
            Finan=
zen, von ſeinem böſen Willen und noch von ſo manchem anderen. 
Deutſchland war es ein Leichtes, dieſen Behauptungen mit 
            glaub=
würdigem Gegenbeweis entgegenzutreten. Poincaré ſtellte jedoch 
ſeine Behauptung mit ſolcher Beſtimmtheit und unter 
            Heran=
ziehung von unkontrollierbarem Zahlenmaterial auf, daß man 
            lei=
der in der Welt nur zu oft den Ausführungen Poincarés glaubte.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 10. Oktober 1923.
Rummer 280.
 Was Poincars aber in Lignh=en=Barwis mit dreiſter Stirn 
behauptete, ſchlägt den von neutralen Augen beobachteten 
            Tat=
ſachen ſo hart ins Geſicht, daß heute eigentlich in der Preſſe aller 
Länder Artikel erſcheinen müßten unter der Ueberſchrift: 
„Poincaré hat gelogen, er hat 
            unverantwort=
lich ſtark gelogen!“ 
Nachdem Poinears aber dieſe lügneriſchen Behauptungen in Leber die Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet. 
die Welt geſetzt hat, darf wan ſich nicht wundern, daß die ihm 
unterſtellten Behörden im Rheinland ſeinen Wink verſtehen und 
mit entſprechenden Maßnahmen gegen die unterdrückte 
            Bevöl=
kerung und gegen die noch beſtehenden deutſchen Behörden in 
dem beſetzten Gebiet vorgehen werden. Anzeichen dafür ſind ſchon 
vorhanden; die Ausweiſung der grünen Polizei iſt nicht die 
men, daß Poincaré in Ligny lügen mußte, weil er Scheingründe 
braucht, da die wirklichen Vorgänge in Düſſeldorf nicht genügen, 
um neue Gewaltmaßnahmen in den Rheinlanden zu treffen. Er 
mußte lügen, weil er einen Grund brauchte, um ſeine 
            Stel=
lung zu den Separatiſten erklärlich zu machen. Stellung nehmen. Im übrigen habe der preußiſche Handels= 
Und wenn Poincaré die Vorgänge in Düſſeldorf umlügt, beweiſt 
er, daß die ganze Separatiſtenbewegung in den Rheinlanden ein ſprechungen mit Degoutte, nachdem er von ihr Kenntnis 
            erhal=
künſtliches Gebilde franzöſiſcher Politik iſt. 
Deshalb mußte er lügen!
 Die Oppoſition gegen Poincarés Außenpolitik. 
Paris, 9. Okt. (Wolff.) Die links gerichteten Blätter 
            fah=
ren fort, Tag um Tag dem franzöſiſchen 
            Miniſterprä=
ſidenten klar zu machen, daß die von ihm eingeſchlagene Taktik, 
die Verhandlungen mit Deutſchland 
            hinauszu=
zögern, nicht den franzöſiſchen Intereſſen entſpricht. — So 
ſchreibt heute die „Ere Nouvelle”: Man ſieht nicht recht ein, 
welche Beweggründe unſere Regierung veranlaſſen, nicht ſofort 
die Verhandlungen aufzunehmen. Wir wiſſen ſehr wohl, daß in 
gewiſſen Kreiſen und nicht in den am wenigſten einflußreichen, 
man den Gedanken entwickelt hat, man dürfe jetzt nicht mit dem 
offiziellen Deutſchland verhandeln und müſſe ſich darauf 
            beſchrän=
hen, das Ruhrgebiet und die Rheinlande im 
            Einver=
ſtändnis mit den Großinduſtriellen 
            auszubeu=
ten. Das Blatt zweifelt daran, daß Poincaré ſich einem ſo 
            ge=
fährlichen Plan habe anſchließen können. Wenn man 
            zwi=
ſchen dem Reich und dem beſetzten Gebiet einen 
Vorhang aufziehe und ein ungeheures 
            franzö=
ſiſch=rheiniſches=weſtfäliſches Konſortium 
            er=
richte, ſo ſei das ein Ausweg, aber das ſei keine 
Politik. Das einzige Ergebnis einer derartigen Kombination 
würde ſein, daß Deutſchland entweiche und unter dem Anſchein 
der Auflöſung ein neues=Leipzig vorbereite. Müſſe man 
die deutſche Frage durch Gewalt löſen oder müſſe man ſie 
durch eine europäiſche Politik mit England und in zweiter Linie 
auch mit Rußland zu löſen verſuchen?. Auf dieſe Frage 
gibt das Blatt die Antwort, es ſei für die zweite Methode; denn 
mit Deutſchland werde man nur zu Ende 
            kom=
men, wenn man einen Vertrag abſchließe, der 
London, Berlin und Paris binde. Jede andere 
Löſung würde nur zu einer engliſch=deutſchen 
Allianz gegen Frankreich führen. 
Auch Profeſſor Aular verurteilt die 
            Außenpoli=
tik Poinearés ſcharf. Er vertritt den Standpunkt, 
            Poin=
caré habe ſogar die Beziehungen zu den kleinen 
Staaten durch ſeine Haltung in der 
            italieni=
ſchen Frage zerſchnitten. Dann ſei die große 
            Ent=
täuſchung bei alle Völkern gekommen, als Poincaré 
mit einer gewiſſen Verachtung die Einſtellung des paſſiven 
            Wi=
derſtandes aufgenommen habe; eine Geſte, die den deutſchen 
            Im=
perialismus geſtärkt und die Welt vom wahren Frieden entfernt 
habe. Ja ja, ruft der gewiß nicht deutſch=freundliche Profeſſor 
aus, Frankreich iſt iſoliert und durch die 
            Außen=
politik Poincarés und des, nationalen Blocks 
diskreditiert. Unſer moraliſches Preſtige in der Welt 
nimmt zuſehends ab. In den Augen der Völker ſinkt 
            Frank=
reich im Preis. Wir hoffen, bei den nächſten allgemeinen 
            Wah=
len zu zeigen, daß das nur ſcheinbar iſt, und daß unſere endlich 
erwachte und zu ihrer großen revolutionären Tradition 
            zurück=
gekehrte Nation aufhören wird, die Beſchützerin der Reaktion zu 
ſein. 
Kreditausſichten für Deutſchland. 
Berlin, 9. Okt. (Wolff.) Zu den in den letzten Tagen 
aufgetauchten Meldungen über die Kreditausſichten für 
            Deutſch=
land im Auslande erfährt die Zeit”: Wenn auch das offizielle 
Amerika aus ſeiner bisherigen Reſerve wohl nicht heraustreten 
werde, ſo ſei es doch Tatſache, daß amerikaniſche 
Bankengruppen Intereſſe für die deutſche 
Währungsbank zeigten und daß große 
            Ausſich=
ten auf einen befriedigenden Abſchluß der 
Verhandlungen über die Beteiligung dieſer Gruppen 
            be=
ſtehen. Ebenſo ſchweben erfolgverſprechende 
            Ver=
handlungen mit anderen ausländiſchen 
            Fi=
nanzkreiſen zu dem Zwecke, Warenkredite für 
Deutſchland, ähnlich den ſeinerzeit mit Holland 
            abgeſchloſ=
ſenen zu erreichen.
 Deutſchlands 
Verhandlungsbereitſchaft. 
Streſemann gegen Stinnes. 
* Berlin, 9. Okt. (Priv.=Tel.) Wie wir erfahren, wies 
die Reichsregierung die Geſchäftsträger in Paris und 
Brüſſel an, an die franzöſiſche und belgiſche 
            Regie=
rung die Anfrage zu richten, ob ſie bereit ſei, mit der 
deutſchen Regierung in Verhandlungen, über 
ſchwerſte Maßnahme. Muß man da nicht auf den Gedanken kom= die Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet 
einzutreten. Zu den ihr unterbreiteten Wünſchen der 
            In=
duſtriellengruppe, die mit Degoutte in Beſprechungen 
            eingetre=
ten ſind, will die deutſche Regierung erſt nach Eingang der 
            Ant=
worten aus Brüſſel und Paris auf ihre erwähnte. Anfrage 
miniſter die Teilnahme des Oberbergrates Velſen an den 
            Be=
ten habe, mißbilligt. 
Die in der Morgenausgabe der „D. A. 3.” veröffentlichten 
Ausführungen von Stinnes finden in den Berliner 
            Abenblät=
tern allgemeine Beachtung. In Sachen der Darlegungen von 
Stinnes zur Frage der Arbeitszeit im Bergbau verlautet: 
            Stre=
ſemann erfuhr von dem am 30. September in Unna gefaßten 
Beſchluß erſt durch die Rede Stinnes in der Fraktionsſitzung 
der Deutſchen Volkspartei. Bei dem Beſchluß der Deutſchen 
Volkspartei, der die Wiedereinführung der Arbeitszeit vor dem 
Kriege ins Auge faßte, habe offenbar ein Mißverſtändnis 
            mit=
gewirkt. Sowohl Streſemann wie andere Mitglieder der 
            Par=
tei waren der Anſicht, daß es ſich um eine einſtündige 
            Ver=
längerung der Arbeitszeit handele, während Stinnes, wie ſich 
erſt ſpäter herausſtellte, die Ein= und Ausfahrt in der von ihm 
vorgeſchlagenen Arbeitsdauer nicht einrechnen wollte, was dann 
auch im Zentrum ſchärfſten Widerſpruch fand. Streſemann 
teilte deshalb in der nächſten Fraktionsſitzung der Deutſchen 
Volkspartei mit, daß der Vorſchlag von Stinnes auch 
innerhalb einer rein bürgerlichen Koalition 
vollkommen unannehmbar ſei. 
Eſſen, 9. Okt. (Wolff.) Hier wurde die 
            Aufforde=
rung des Reichsarbeitsminiſteriums, mit einer 
Verlängerung der Arbeitszeit zu warten, bis 
neue Verhandlungen ſtattgefunden haben, von allen Zechen des 
beſetzten Gebiets befolgt. 
Die Stellungnahme der Reichsregierung. 
TU Berlin, 9. Okt. Zu den Verhandlungen der 
            Groß=
induſtriellen mit General Degoutte erfahren wir von 
            maßgeben=
der Stelle noch folgende Einzelheiten: 
Die vier Herren haben die Verhandlungen mit General 
            De=
goutte allein geführt und nachträglich die Reichsregierung 
            ge=
beten, ſich zu dem Ergebnis der Verhandlungen zu äußern. Das 
Material iſt der Reichsregierung im Laufe des Sonntags mit 
einem Begleitſchreiben übergeben worden. Der in der Preſſe 
teröffentlichte Auszug aus dem Material, der zu den oben 
            ge=
nannten zehn Forderungen der Induſtriellen zuſammengefaßt iſt, 
gibt den tatſächlichen Inhalt der Verhandlungen nicht wieder 
und iſt geeignet, das Bild der Verhandlungen zu verzerren. Die 
Reichsregierung hat zu dem umfangreichen Material bisher nicht 
Stellung genommen. Sie hat weiterhin aber beſchloſſen, die 
Schritte abzuwarten, die von dem deutſchen Botſchafter in Paris 
und von der deutſchen Geſandtſchaft in Brüſſel unternommen 
werden, um im Falle der Bereitwilligkeit der franzöſiſchen und 
belgiſchen Regierung in Verhandlungen einzutreten. Die 
            Reichs=
regierung hat ferner beſchloſſen, den Erfolg dieſer Schritte 
            abzu=
warten, bevor ſie endgültig zu den Verhandlungen der 
            Groß=
induſtriellen Stellung nimmt. 
Gewerkſchaftliche Forderungen. 
Berlin, 9. Okt. (Wolff.) Aus gewerkſchaftlichen Kreiſen 
wird uns mitgeteilt: Der wirtſchaftspolitiſche 
            Aus=
ſchuß des Gewerkſchaftsringes deutſcher 
            Ar=
beiter=, Angeſtellten= und Beamtenverbände 
faßte den einſtimmigen Beſchluß, an den Vorſtand des Rings 
das dringende Erſuchen zu richten, aus der zentralen 
Arbeitsgemeinſchaft auszuſcheiden. Maßgebend 
für dieſen Beſchluß waren die letzten Maßnahmen des 
ſchwerinduſtriellen Unternehmertums, die 
            ge=
gen die Lebensintereſſen der geſamten 
            deut=
ſchen Nation verſtoßen und ſich willkürlich über Geſetz 
und Vertrag hinwegſetzen. Damit ſei die Vorausſetzung für 
eine erſprießliche Zuſammenarbeit in der 
            Zentralarbeitsge=
meinſchaft zerſtört. Wie wir vernehmen, wird der Vorſtand des 
Gewerkſchaftsrings dieſen Beſchluß alsbald dem großen 
            Aus=
ſchuß zur anderweitigen Beſchlußfaſſung vorlegen.
 Hefſiſches Landestheater. 
Großes Haus. — Dienstag, den 9. Oktober: 
Eleftra. 
Tragödie von H. v. Hofmannsthal. 
Muſik von Richard Strauß. 
Die Erkenntnis der Schwächen dieſes Werkes wächſt, je öfter 
man es hört. Und dennoch kommt man nicht davon los. Das 
Widerwärtige des Dramas, die Aeußerlichkeit der Muſik ſtoßen 
ab; trotzdem feſſeln beide mit unheimlichen Reizen. Das 
            Aus=
nahmsweiſe verwirrt, das Giftig=Krankhafte ekelt an: immer 
            wie=
der werden Nerven erregt, Augen geblendet, Ohren betört. So iſt 
trotz wachſender innerer Ablehnung äußere Gefangennahme 
            un=
widerſtehlich, keine Erſchüitterung der Seele, aber Schüttelung der 
Sinne mächtig, keine künſtleriſche Erhebung, nur Staunen über 
beherrſchten Stoff und gleißende Mache maßgebend, kein 
            befriedi=
gender Genuß, bloß prickelndes Aufnehmen des Verſtandes 
            vor=
handen. Wahrheit und Innerlichkeit fehlen. Damit iſt geſagt, 
daß das Werk im Grunde unkünſtleriſch bleibt, ſoviel äußerer 
Erfolg ihm auch noch lange ſicher erſcheint. Gleichwohl ſind 
„Elektra” wie „Salome” dem Geſamtwerk Strauß” unentbehrlich 
zugehörig. 
Aufführung und Inſzenierung ſind auf unſerer Bühne 
            vor=
bildlich. Das Bühnenbild iſt aus dem Weſen des Dramas 
            ge=
boren und gibt der Muſik ſtärkſte Reſonanz. Wucht der 
            Architek=
tur drückt auf die Seele, Halbdunkel, fahle und grelle Farben 
und Lichter erregen die Nerven. Die Aufgaben des 
            Ueber=
einanders von Treppen, des Nebeneinanders von Hof und 
            Pa=
laſt ſind glänzend gelöſt. Ein geniales, allenthalben als Muſter 
geprieſenes Werk von Bühnenarchitekt und Regiſſeur, von der 
Zuſammenarbeit der Herren Pilartz und Schlembach. 
Frau Orff zählt die Elektra zu ihren beſten Rollen. Auch 
heute halte ich ihre Darſtellung für eine ſtarke Leiſtung, gereifter 
noch als die im Vorjahre, vielleicht für ihre ſtärkſte. Sie gab ihr 
alle feſſelnden Reize ihrer geiſtigen Durchdringung, die große 
Linie und viele packende Einzelzüge. Ich bewunderte von neuem 
die überlegene Beherrſchung, das vornehme Maßhalten, das 
überall Perſönliche. 
Die Chryſotemis gab zum erſten Male Pauline Jack. Man 
kann ſie zu dieſer trefflichen Leiſtung beglückwünſchen. Sie ging 
heute kräftig aus ſich heraus, bewies künſtleriſches Temperament, 
große Lebendigkeit im Spiel und Mimk und ſang dank ihrer
 ſchönen ausgiebigen Stimme und bemerkenswerten muſikaliſchen 
Sicherheit die nicht leichte Partie mit beſtem Gelingen. 
Die Klytämneſtra Anna Jacobs' iſt eine aus einem Guß 
geformte, in Maske, Spiel und Geſang erſchütternde Leiſtung 
dieſer ausgezeichneten Künſtlerin. — Der Oreſt des Herrn 
            Bi=
ſchoff wirkt zwar nicht jung genug, gibt aber die große Linie 
und die melodiſchen Schönheiten der dankbaren Rolle aus dem 
großen Können einer ſtarken und indelligenten Perſönlichkeit.” — 
Aus der kleinen Rolle des Aegiſth konnte Herr Verheyen 
nicht mehr machen, alls bei dieſer widerwärtigen Figur möglich 
iſt. Alle anderen Rollen ſind Füllſel der kurzgefaßten Handlung, 
ſämtlich ſchwer zu geben und undankbar. Ihre Vertreter 
            erfüll=
ten mit Erfolg ihre Aufgaben. Aeußerſt beſtechend ſind die 
            En=
ſembles durchdacht und ausgeführt; ein unheimliches Leben 
funkelt darin. 
Die an blendenden Effekten reiche, über die Maßen 
            ſchwie=
rige Partitur des vielſtimmigen Orcheſters meiſterte an der Spitze 
unſerer ausgezeichneten Künſtlerſchar Michael Balling mit 
überlegener Sicherheit. 
v. HI.
 Eine Heldin der Arktis. 
ck. „Die Arktis hat ſo manchen berühmten Namen der Liſte 
der großen Männer hinzugefügt, aber ſie hat bisher noch keine 
Frau under ihren hervorragenden Geſtalten zu verzeichnen. Nun 
tritt auch eine Frau unter die Helden der Arktis, und zwar iſt 
es das Eskimoweib Ada Blackjack, das, obwohl in Nome 
            aufge=
wachſen und wohlvertraut mit eleltriſchem Licht und den 
            Errun=
genſchaften modernen Lebens, dennoch ganz allein auf einer 
            un=
bewohnten arktiſchen Inſel lebte, nachdem ſie einen ſterbenden 
Gefährten ſechs Monade hindurch gepflegt hatte.” Mit dieſen 
Worten beginnt Harold Noice, der Führer der Hilfsexpedition 
nach der Wrangelinſel, einen Aufſatz, in dem er die Geſchichte 
dieſer Heldin wiedergibt. Ada hatte mit ihrem Mann die vier 
Engländer begleitet, die ſich auf der Wrangelinſel wiederließen 
und von deren Tode bereits berichtet wurde. Sie war die 
            ein=
zige Ueberlebende, die die Hilfsexpedition fand. „Ihre Geſchichte, 
wie ſie ſie mir erzählt hat,” ſchreibt Noice, „übertrifft alles, was 
ich jewals aus den Polargebieten gehört oder geleſen habe. Die 
Nacht, bevor wir ſie retteten, träumte ſie, ſie höre die Pfeife eines 
Dampfers, und als ſie dann am Morgen unſere Pfeife wirklich 
hörte, glaubte ſie, daß ſie noch träume. Immer wieder ſagte ſie 
zu mr: „Ob es nicht vielleicht doch nur ein Traum iſt? Ich 
kann es kaum faſſen, daß Ihr gekommen ſeid.” Als die Polar=
 Vor einem Konflikt zwiſchen Belegſchaften und Zechen. 
* Eſſen, 10. Okt. (Priv.=Tel.) Auf faſt allen Zechen des 
Ruhrgebiets haben die Belegſchaften beſchloſſen, der von den 
Zechen geforderten Verlängerung der Schichtzeit 
nicht nachzukommen. Ob dieſer Beſchluß allgemein 
            durch=
geführt wird, läßt ſich im Augenblick noch nicht nachprüfen. Wie 
es heißt, wollen die Zechen dann dazu übergehen, ihre Betriebe 
wieder zu ſchließen und die Arbeiter zu entlaſſen, ſobald ſich dieſe 
mit der verlängerten Schichtzeit nicht einverſtanden erklären, 
Dieſen Nachrichten zufolge ſcheint der Konflikt zwiſchen 
den Zechenverwaltungen und den 
            Bergarbei=
tern unvermeidlich zu ſein. 
Die Verhaftung der Zechenbeſitzer verlangt. 
EU Berlin, 9. Okt. Der Werkvereinchriſtlicher 
Bergarbeiter hat heute vormittag an die 
            Reichsregie=
rung den dringenden Antrag geſtellt, die 
            Verhaf=
tung der Zechenbeſitzer im Ruhrgebiet 
            anzuord=
nen, da ſie nicht nur einen ſchweren Verſtoß gegen die 
Reichsberfaſſung, ſondern auch gegen 
            reichsgeſetz=
liche Beſtimmungen unternommen haben. 
Ein deutſch=franzöſiſches Abkommen. 
Paris, 9. Okt. (Wolff.) Havas berichtet aus 
            Düſſel=
dorf: ,Zwiſchen der interalliierten 
            Kontrollkom=
miſſion und den Geſellſchaften Phönix und 
            Rhein=
ſtahlwerke ſei ein Abkommen getroffen worden. Hiernach 
nehmen dieſe beiden Konzerne die Kohlenlieferungen 
auf Grund des Programms der 
            Reparations=
kommiſſion wieder auf. Sie zahlen die 
            Kohlen=
ſteuer und die rückſtändigen Kohlenſteuern ſeit der Beſetzung, 
Als Gegenleiſtung werden die beſchlagnahmten Metallwaren 
freigegeben, und den Fabriken auf Grund der erlangten 
Ausfuhrlizenzen geſtattet, die Ausfuhr ihrer Produkte auf der 
Grundlage des Exports von 1922 aufzunehmen. 
Der unpolitiſche Regie=Eid. 
TU. Paris, 9. Okt. Eine Havasmeldung aus Koblenz 
            be=
ſagt: Inſolge der interalliierten Konferenzen, die in Bonn 
            ſtatt=
gefunden haben, iſt die Formel für die individuellen 
            Anſtellungs=
verträge, die die deutſchen Eiſenbahnarbeiter unterzeichnen 
            müſ=
ſen, um in den Dienſt der franzöſiſch=belgiſchen Regie 
            aufgenom=
men zu werden, abgeändert worden. Der urſprüngliche Entwurf 
enthielt eine Verpflichtung, nach der der Kandidat auf Grund 
eines Eides verſichert, er werde loyal mit Eifer und 
            Ergeben=
heit den zivilen und militäriſchen Behörden der Eiſenbahnregie 
dienen. Dieſe Formel iſt dahin abgeändert worden, daß ſie, wie 
die halbamtliche franzöſiſche Meldung behauptet, eine rein 
            beruf=
liche Verpflichtung enthält. Infolgedeſſen hat der Direktor der 
Regie in allen Bahnhöfen, die ſich in der Verwaltung der Regie 
befinden, geſtern beſondere Plakate anſchlagen laſſen, in denen 
ausgeführt wird, daß der von den Eiſenbahnern verlangte Eid 
einen rein beruflichen und keinen politiſchen Charakter hat. 
Politiſche Prophezeihungen Lord Grehs. 
London, 9. Okt. (Wolff.) Die Times veröffentlichten ein 
Schreiben Lord Greys, in dem es heißt, ohne 
            Inan=
ſpruchnahme des Völkerbundes und ſeine 
            Un=
terſtützung beſtehe keine Ausſicht auf künftigen 
Frieden in Europa. Die zukünftige Freiheit 
in Europa ſei abhängig von einer Regelung der 
            Strei=
tigkeiten unter den Nationen durch Gerechtigkeit und Geſetz, 
            ſo=
wie von der Erhaltung der Heiligkeit der 
            Ver=
träge und der dadurch bedingten Sicherung des 
            Frie=
dens. Dies ſei die Politik, für die der Völkerbund als 
Werkzeug geſchaffen wurde. Wenn dieſe Politik nicht 
die Oberhand gewinne, dann werde ein 
            erneu=
ter Wettbewerb in den Rüſtungen eintreten und 
die Nationen würden ſich durch koſtſpielige 
            Vor=
bereitungen auf einen neuen Krieg vollſtändig 
zugrunde richten. Das Ergebnis werde ein 
Krieg oder weitere Revolutionen, wahrſchein: 
lich aber beides ſein. 
In ſeiner Rede in Chelmsfort ſagte der vormalige 
            Arbeits=
miniſter Clynes, es ſei nicht erſtaunlich, daß das britiſche 
Volk über das zielloſe Dahinſchreiten, das an die 
Stelle der feſten Politik getreten ſei, immer beſorgter 
werde.
 reiſenden erbannden, daß ſie nicht genug Nahrung haben würden, 
um den Wimter zu überdauern, beſchloſſen ſie, einen Verſuch zu 
wachen, Sibirien zu erreichen. Ada verfertigte den Männern neue 
Kleider und ſuchte ſie mit allem auszurüſten „Knight, der an 
Skopbut litt, mußte zurückbleiben, und Ada erbot ſich, ihm als 
Pflegerin zur Seite zu ſtehen. Während die anderen ins 
            Unge=
wiſſe fortzogen, lebten die beiden Zurückgebliebenen auf der 
            ein=
ſamen Polarinſel weiter, bis es mit Knight immer ſchlechter 
wurde und er das Zelt nicht mehr verlaſſen konnte. Da friſches 
Fleiſch ihm vielleicht noch hätte Rettung bringen können, ſo 
lernte Ada, die früher niemals eine Falle gelegt noch einen Schuß 
abgefeuert hatte, das Anbringen von Fuchsfallen. Da ſie aber 
den unglücklichen Kranken immer weniger verlaſſen durfte, ſo 
konnte ſie nur wenige Füchſe fangen. Langſam verging der 
            Win=
ter das Eis barſt und der Schnee verließ das Land. Millionen 
von Vögeln kehrten aus dem Süden zurück und auch anderes 
Wild war in Fülle vorhanden. Aber Knight wurde immer 
ſchwächer, er konnte nur noch etwa Suppe zu ſich nehmen und 
ſtarb am 22.Juni. Ada blieb allein zurück mit Ausnahme eines 
Kätzchens, das ſie von Nome mitgenomen hatte. Ihre geringen 
Nahrungsmittelvorräte ſchmolzen imer mehr zuſammen, und ſo 
mußte ſie, obgleich im Schießen ganz unerfahren, mit einer 
            gro=
ßen Flinte auf die Jagd gehen, wobei ſie ſich einer hölzernen 
Gabel bediente, um das Gewehr qufzulegen und ruhig zielen zu 
können. Eines Tages ſtieß ſie auf zwei Polarbären, wagte aber 
nicht, auf ſie zu ſchießen, weil ſie fürchtete, zerriſſen zu werden, 
wenn ſie ſie nur verwudete. Sie ſchoß daher nuur im die Luft 
und verſcheuchte damit die beiden rieſigen Tiere. Nun verſuchte 
ſie Robben zu ſchießen, und das glückte ihr auch einmal, aber da 
das getroffene Tier von der Küſte raſch ins Waſſer glitt, 
            ver=
mochte ſie es nicht herauszuziehen, und bei ihren Bemühungen 
ſpürte ſie plötzlich ewwas hinter ſich und ſah einen großen 
            Eis=
bären, der ſich über ſie beugte. Sie flüchtete in ihr Zelt. Als wir 
ſie vetveten, arbeitete ſie an einem ſtarken Netz, mit dem ſie die 
Robben zu fangen hoffte. Sie beſaß nur noch 12 Pfund fauliges 
Brot, das ſie ſich für den nächſten Winter aufheben wollte. Die 
Welt ſieht in den Gskimos eine Raſſe, die beſonders zum 
            Er=
tragen von Mühſalen und zum Aushalden von Hunger geeignet 
ſein ſoll. Aber wachdem ich ſechs Jahre unter ihnen gelebt habe, 
muß ich ſagen, daß ſie die Hälte ſo gut fühlen wie wir und auch 
den Hunger. Ihr Bedürfnis nach Geſellſchaft iſt ſogar noch größer 
als das des Europäers. Darum iſt die Tat dieſer Frau ſo 
            ein=
zigartig, aber ich fürchte, man wird dieſe Geſchichte von ſtoiſchem 
Heldemmtt und einſamer Tapferkeit nicht hoch genug werten, weil 
ihre Heldin nur eine arme Eskimofrau iſt.”
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und Ergelt
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d Geſetz, 
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Rummer 280.
Darmſtädter Tagblatt, Mittivoch, den 10. Oktober 1923.
 Das Ermächtigungs geſetzvordern Reichsta. 
Der Reichstag in Mißkredit. — Abg. Schiffer für eine Reform des Reichstages. — Bahzern 
gegen das Ermächtigungsgeſetz. — Die Kommuniſten fordern Beſtrafung der Induſtriellen.
Seite 3.
 Stimmungsbild. 
(Von unſerer Berliner Redaktion.) 
In der Reichstagsſitzung ging es um die Beratung des 
            Er=
mächtigungsgeſetzes und um die Entſcheidung über dieſe 
            bedeu=
tungsvolle Vollmacht für die Regierung. Bei der erſten Leſung 
über das Ermächtigungsgeſetz trat wiederum klar zutage, daß 
die parlamentariſche Behandlung dieſes aus der Not der Zeit 
geborenen wichtigen Geſetzes nicht auf der Höhe ſtand, weil die 
Abgeordneten glaubten, den Parteikram von geſtern wieder 
            auf=
wärmen zu müſſen. Lediglich bei dem Vertreter der 
            Deutſch=
nationalen, die heute Herrn Helfferich vorgeſchickt hatten, fiel 
auf, daß dieſer eine viel gemäßigtere und ruhigere Tonart 
            an=
ſchlug als geſtern Graf Weſtarp. Helfferich beantragte die 
            Ueber=
weiſung des Geſetzes an einen Ausſchuß, weil ſeine Partei nicht 
ohne weitere Aufklärung ſeitens der Regierung über die 
            Abſich=
ten, die ſie damit verfolgt, zuzuſtimmen in der Lage ſei. Seitens 
der Sozialdemokraten wurde verlangt, die Erwerbsloſen aus 
dem Rahmen des Ermächtigungsgeſetzes herauszunehmen. Als 
beſonders beachtenswert darf angeſehen werden, daß der Abg. 
Schiffer eine Reform des Reichstags forderte, weil das Anſehen 
des Hauſes im Verlauf der Kriſenzeit ſtark gelitten hätte. Gegen 
dieſe Forderung wird ſich in den weiteſten Kreiſen kein 
            Wider=
ſpruch erheben. Den Sozialdemokraten und Kommuniſten ſind 
die Verhandlungen, die die Ruhrinduſtriellen zur Zeit mit Herrn 
Degoutte führen, beſonders auf die Nerven gefallen, weshalb ſie 
das Einſchreiten des Staatsgerichtshofes fordern zu müſſen 
glaubten. Nachdem noch der Inneuminiſter Sollmann den 
            Par=
teien die Annahme des Geſetzes dringend empfohlen hatte, und 
beſonders der bayeriſche Geſandte von Preger den ablehnenden 
Standpunkt ſeiner Regierung ausgeſprochen hatte, wurde die 
Ausſprache geſchloſſen, und nach Ablehnung des Antrags 
            Helf=
ferich ging das Haus zur zweiten Leſung über. 
Sitzungsbericht. 
* Berlin, 9. Okt. (Eigener Bericht.) 
Am Regierungstiſch: Innenminiſter Sollmann, 
            Jüſtiz=
miniſter Dr. Radbruch. 
Auf der Tagesordnung ſteht die 
1. Leſung des Ermächtigungsgeſetzes. 
Danach wird die Reichsregierung ermächtigt, alle dringenden 
Maßnahmen auf finanziellem, wirtſchaftlichem und ſozialem 
            Ge=
biete zu treffen. Dabei kann vom den Grundrechten der 
            Reichs=
verfaſſung abgewichen werden. Die Ermächtigutng erſtreckt ſich 
nicht auf die Regelung der Arbeitszeit und auf die Rentenfrage. 
Dei Sozialdemokraten beantragen, die Ermächtigung 
auch nicht auf die Erwerbsloſenfrage 
            auszudeh=
nen. Das Geſetz ſoll mit dem Wechſel der derzeitigen 
            Reichs=
regierung oder ihrer parteipolitiſchen Zuſammenſetzung, 
            ſpäte=
ſtens aber am 31. März 1924 außer Kraft treten. 
Mit zur Beratung ſteht ein demokratiſcher Antrag, 
der an einzelne oder mehrere Perſönlichkeiten dicktatoriſche 
Vollmachten geben will zum Abbau der 
            Reichsver=
waltung und zur Einbringumg eines 
            Beamtenabbau=
geſetzes, eines Arbeitszeitgeſetzes uſw. Ferner ſoll 
das Geſchäftsgebaren des Reichstages vereinfacht werden. 
            Aehn=
liche Maßnahmen ſollen mit den Ländern vereinbart werden. 
Abg. Dr. Helfferich (deutſchntl.) beantragt die 
            Verwei=
ſung des Ermächtigungsgeſetzes an einen Ausſchuß. 
Ueber den Antrag wird am Schluß der erſten Leſung 
            ent=
ſchieden werden. 
Abg. Dr. Schiffer (Dem.) ſtimmt dem 
            Ermächtigungs=
geſetz zu, und zwar ohne Ausſchußberatung. Die Regierung 
müſſe ſchleunigſt zu durchgreifenden Maßmahmen ermächtigt 
            wer=
den. Es handele ſich um Aufgaben, die im Augenblick gelöſt 
            wer=
den müſſen, um den Zuſammenbruch zu vermeiden. Die Zeit der 
Taktik ſei vorüber, jetzt müßten Entſchlüſſe gefaßt werden. Unſer 
Volk verlange nach Taten. Alle Stände haben 
            Opfer=
bereitſchaft gelobt, jetzt müſſen ſie es zeigen. 
Einſchränkungen aller Art ſind notwendig. Was auf unſolider 
Grundlage aufgebaut iſt, wurß verſchwinden. Das faule Waſſer 
muß dem Wirtſchaftskörper abgezapft werden. Wenn wir nicht 
ſelbſt die Kraft haben, dieſe Laſten auf uns zu legen, ſo werden 
andere uns dazu zwingen. Aus nationaler Selbſtachtung müſſen 
wir die Laſten auf uns nehmen, damit wir, nicht unter die 
Peitſche des Bedrückers kommen. Die ungeheuere Laſt unſeres 
Behördenapparates muß von der Wirtſchaft genommen werden. 
Der Redner fordert eine 
 
Reform des Reichstages, 
 
 
deſſen Anſehen ſtark geſunken ſei. 
Ein deutſcher Meiſtererzähler. 
Zum 50. Todestage von Hermann Kurz, 11. Oktober, 
C.K. In der klaſſiſchen Zeit der deutſchen Erzählungskunſt 
um die Mitte des 19. Jahrhunderts iſt auch ein Meiſter 
            aufge=
treten, deſſen Größe als Erzähler erſt in unſerer Zeit mehr und 
Darſteller des Schwabentums, ſeit deſſen Tode am 11. Oktober Schillers Heimatsjahre”, dieſe wundervolle Galerie ſchwäbiſcher 
ein halbes Jahrhundert vergangen iſt. Während bei ſeinen 
            Leb=
zeiten nur wenige der Beſten die Größe ſeines Talents erkann= Vollendung fand trotz der vielen Schönheiten. Sein anderer 
            Ro=
ten, ſind ſeine Romane und Erzählungen jetzt in immer weitere 
Kreiſe gedrungen, und er beſitzt heute ſeinen wohlverdienten 
Platz unter den Klaſſikern der deutſchen Proſa=Epik. Seine Toche; was ihm glückte, aber der Schluß zeigt bereits deutlich die 
            Spu=
ter, die große Dichterin Jſolde Kurz, hat uns in ihrem ſchönen ren verſagender Kraft. Einige untadelige Meiſterwerke aber ſind 
Erinnerungsbuch an den Vater ein ergreifendes Bild dieſer 
echten Künſtlerperſönlichkeit geboten. Als der Held einer trau= lonia” in „St. Urbans Krug” oder den entzückenden „beiden 
rigen und ſtillen, an inneren Seelenkämpfen und idylliſchen 
            Zwi=
ſchenſpielen reichen Geſchichte ſchreitet Kurz durch dieſe Blätter. 
Es iſt eine ſchwäbiſche Geſchichte aus Alt=Württemberg, ſo ur= Erzähler von Gottes Gnaden, in dem die epiſche Stimmung der 
ſchwäbiſch, wie nur er ſie hätte erſinnen mögen; ſie hebt, wie bei Biedermeierzeit ihren reifſten Ausdruck gefunden hat. Aber auch 
Ulungen von alten Erinnerungen romantiſcher Vergangenheit, in 
friſchem Spiel, unerſättlichem Leſen und glücklichem Leren ver= vollendete Ueberſetzungen von Arioſt, Shakeſpeare, von 
            Gott=
bracht, ein altväteriſchetrqutes Stilleben, wie es mit 
            unvergäng=
lichen Farben von ihm ſellbſt in ſeinen „Jugenderinnerungen”, nen zahlreichen kulturgeſchichtlichen Arbeiten verdient gegenwär= 
und den wehmütigehumorvollen „Denk= und Glaubwürdigkeiten”, tig beſondere Beachtung das Büchlein „Aus den Tagen der 
geſchildert iſt. Dann komntſt das Stift, die „unvermeidliche 
Mauſefalle” der ſchwäbiſchen Dichter, und das Theologieſtudium, 
das ebenſo „obligat” iſt. Kurz gehört zu den wenigen unter ſei= der Zeit Ludwigs XIV. in den ſchwäbiſchen Kreis geſchildert 
nen Landleuten, die früh die engen Mauern des Philiſtertums wird. In ſeinem Vorwort, das von dem ſtolzen Gefühl der 
durchbrachen: auts dem Stift ſeiner Unbotmäßigkeit entlaſſen, Siege von 1870 durchweht iſt, betont er, daß Deutſchland dem 
Umwelt, läßt ſeim kleines Vermögen draufgehen und herrſcht als 
das „blaue Genie” in einem luſtigen Literaten= und 
            Studenten=
kreis. Mit dieſem Schritt aus dem wohlbehüteten Gehege der 
bürgerlichen Ordnung ſtellte er ſich aber in einen Gegenſatz zur 
Heimat, der ihm eine Quelle äußerer Not und inneren 
            Zwie=
ſpalts wurde. Wie viele echte Dichternaturen in allen praktiſchen 
Fragen hilſlos, hätte er zur Entfaltung ſeines reichen Talentes 
einer geſicherten Lebensſtellung bedurft; aber erſt mit 50 Jahren 
erlangte er einen beſcheidenen Unterbibliothekarspoſten — als her die neueſten Extravaganzen der Mode zu erlernen. Wenn 
gebrochener, erſchöpfter Mann, zu ſpät! Die Zwiſchenzeit, die er er ſeinen Foxtrott, ſeinen Oneſtep und Walzer beherrſcht, ſo iſt 
im harten Lebensbampf als Schriftſteller, Ueberſetzer und Redak= er vollkommen auf der Höhe. Die merkwürdigen Beſonderheiten,
 Abg. Frölich (Kom.) ſieht in dem Ermächtigungsgeſetz die 
Aufhebung des Parlamentarismus, den Tod der 
Demokratie und den Beginn der Diktatur. Der 
            Red=
ner richtet heftige Angriffe gegen Stinnes, der mit den 
            Franzo=
ſen verhandele. 
Abg. Müller=Franken (Soz.) teilt mit, daß die 
            Sozial=
demokratie bereit ſei, das Ermächtigungsgeſetz anzunehmen, weil 
jetzt der letzte Verſuch gemacht werden müſſe, die raſch zum 
            Ab=
grund gleitenden Verhältniſſe zu meiſtern. Dazu gehöre auch die 
Rettung der Währung, die nur Erfolg haben könne, wenn erſt 
das Budget in Ordnung gebracht wäre. Der Redner fragt an, ob 
die Zeitungsnachrichten über die Verhandlungen 
            deut=
ſcher Unternehmer mit den Franzoſen hinſichtlich 
des Achtſtundentages richtig ſeien und ob ſie von Degoutte die 
beſchämende Andwort erhalten hätten, daß er ſich in innerdeutſche 
Angelegenheiten nicht einmiſche. Bei allen 
            Wirtſchaftsverhand=
lungen müſſe die Reichsregierung führend ſein. Das Vorrecht der 
Staatsregierung mütſſe erhalten bleiben. Unter keinen 
            Um=
ſtänden dürfe zugelaſſen werden, daß einzalne 
Intereſſenten unter dem Schutze der 
            franzöſi=
ſchen Bajonette ihren Vorteil ſuchen. Hier iſt der 
Punkt, wo das Reichsjuſtizminiſterium zu prüfen hat, ob nicht 
Landesverrat vorliege. (Beifall links.) Es geht nicht an, 
daß jetzt die Induſtrie ſich vorſieht und eigene egoiſtiſche 
Ziele verfolgt. Die Regierung muß hier auf dem Poſten ſein. 
Der OttoWolff=Vertrag mit Degoutte iſt der ſchwerſte 
Eingriff in die Reparationsfrage, die ausſchließlich 
Sache der Regierung ſei. 
Abg. Andre (Zentr.) weiſt darauf hin, daß ſich der 
            deutſch=
nationale Abgeordnete Graefe=Thüringen für die Diktatur 
            aus=
geſprochen habe. 
Abg. Dr. Hugo (D. Vpt.) ſtimmt dem Geſetz nicht vom 
Standpunkt der Partei, ſondern von dem des Vaterlandes zu. 
Im Ermächtigungsgeſetz liege die Idee des Zuſammenſchluſſes, 
um der Not des Vaterlandes zu begegnen. Es iſt keine Diktatur 
im Sinne der ruſſiſchen, ſondern eine Diktatur der 
            Ver=
ſtändigung. Dem Einzelhandel könne man nicht die 
            Gold=
ma=krechnung verbieten, wenn ſie überall eingeführt werde. Daher 
müſſe die Wuchergeſetzgebung aufgehoben werden. 
Die Tabak= und zahlreiche andere Steuern müßten durch eine 
geſtaffelte Warenumſatzſteuer gedeckt werden. Zur Hebung der 
Kohlenwirtſchaft könne, wie die Kommuniſten glauben, auf die 
Hebung der Kohlenproduktion nicht verzichtet werden. Wir haben 
auf die Klärung dieſes im Erächtigungsgeſetz wur verzichtet, 
weil wir hofften, daß das Parlament ſehr raſch handeln wird. 
Abg. Wulle (deutſchvölk.) betont, daß Dr. Streſemann ſich 
erſt am 8. Oktober mit aller Schärfe gegen den Gedanken der 
Diktatur gewandt habe. Er habe alſo umgelernt. Man verbiete 
überall die Zeitungen der Rechten, damit das Volk die Wahrheit 
nicht erfahren ſoll. Die heutige Koalition werde 
ſchon wegen des Arbeitszeitgeſetzes bald 
            ver=
ſchwinden. Alles werde hinter verſchloſſenen Türen gemacht 
und nun wolle man ſogar dieſes Kaſtrierungsgeſetz 
annehmen. Der Redner fragt, ob tatſächlich der Miniſter Albert 
mit einem Schieber einen Vertrag geſchloſſen habe und Miniſter 
Severing wirklich verfügt habe, daß Geſetze gegen den Willen der 
Rheinlandkommiſſion nicht durchgeführt werden ſollen. Er fragt 
weiter, ob der ruſſiſche Botzſchaftsrat, der Waffen an die 
            Kommu=
miſten geliefert hat, immer noch nicht abberufen ſei. 
Innenminiſter Sollmann: Auf die Frage, ob deutſche 
Geſetze im beſetzten Gebiet durchgeführt werden können, wird die 
preußiſche Regierung antworten, wenn ſie es für notwendig hält. 
Die Zeit, wo über Waffenkauf geſprochen werden kann, wird die 
Regierung beſtimmen müſſen. Mit Herrn Wulle unterhalte ich 
mich nicht über deutſche Ehre, weil er meinem Miniſterium ohne 
ein Wort des Widerſpruchs ein Telegramm übermittelte, in 
            wel=
chem ein ganzer Landesteil drohte, ſich unter die Hoheit eines 
fremden Staates zu ſtellen. (Bewegung.) Den Antrag Schiffer 
bitte ich der Regierung zur Prüfung zu überweiſen. Wegen der 
Dringlichkeit bittet der Miniſter, das Geſetz nicht an den 
            Aus=
ſchuß zu verweiſen. Die Regierung unterliege auch weiterhin 
der Kontrolle des Reichstags, und ein Drittel der Abgeordneten 
könne ſie zur Verantwortung ziehen. Jede Verordnung 
müſſe auf Verlangen des Reichstags außer 
Kraft geſetzt werden. Schon ein Drittel der 
            Mit=
glieder des Reichstages könne die Einberufung 
des Parlaments verlangen. Von einer Diktatur im 
üblichen Sinne könne nicht die Rede ſein. Gegen jeden 
Verſuch einer illegalen Diktatur werde ſich die 
Reichsregierung zur Wehr ſetzen. Ueber die 
            Ver=
handlungen der Induſtriellen mit General Degoutte fällte der 
Redner noch kein endgültiges Urteil, weil die Regierung das
 umfangreiche von der Induſtrie überreichte Material noch nicht 
hat prüfen können und eine Antwort aus Paris und Brüſſel auf 
das deutſche Verhandlungserſuchen noch nicht vorliegt. Den 
Vorwurf der Kommuniſten, die Induſtriellen hätten Hochverrat 
begangen, wies der Redner zurück. Weil das Volk am Abgrund 
ſtehe, habe die Regierung den Willen, mit Hilfe dieſes Geſetzes 
den Weg über den Abgrund zu ſchreiten. Der Redner ſchließt: 
Geben Sie uns den Weg auf das rettende Ufer frei! 
Die Abgg. Albers (deutſchntl.), Sohr (Bauernbund) und 
Ledebour (ohne Partei) lehnen das Ermächtigungsgeſetz ab. 
Bahyeriſcher Geſandter v. Preger: Die baheriſche 
Regierung verwag dem vorgeſchlagenen Ermächtigungsgeſetz nicht 
zuzuſtimmen. (Beifall rechts.) Sie trägt Bedenken, in die Hände 
der Reichsregierung in ihrer gegenwärtigen Zuſammenſetzung ſo 
weitgehende Vollmachten zu legen, zumal ſie ſich nicht auf 
            das=
jenige Gebiet erſtrecken ſollen, auf dem ſie am notwendigſten 
wären. (Beifall rechts, großer Lärm links.) 
Damit ſchließt die Ausſprache. Der Antrag Helfferich 
(deutſchntl.) wird abgelehnt. Das Haus geht zur zweiten 
            Le=
ſung über. 
Von den Kommuniſten wird beantragt, die Reichsregierung 
ſolle gegen die Induſtriellen Stinnes, Glöckner, Vögler, Otto 
Wolff uſw. und gegen die Bekeiligung induſtrieller Verbände 
Anklage wegen Hochverrats, begangen durch 
            Verſtändigungsver=
ſuche mit Frankreich, beim Staatsgerichtshof erheben. 
Abg. Hoch (Soz.) beantragt, die Erwerbsloſenfürſorge aus 
der Ermächtigung herauszulaſſen. 
Abg. Helfferich (deutfchntl.) ſtellt under Hinweis auf die 
geſtrigen Ausführungen des Grafen Weſtarp nochmals feſt, daß 
die Deutſchnationalen ſich gegsnüber der Vorlage ablehnend 
            ver=
halten müſſen. Die Legende, daß die Deutſchnationalen nur der 
Regierung Cuno zuliebe die neuen Steuern bewilligt hätten, ſei 
längſt widerlegt. Wir ſind heute das ärmſte Volk in ganz Europa. 
Wir leben ſeit Jahren von der Subſtanz. 
Abg. Andre (Ztr.) lehnt die deutſchnationalen Anträge ab= 
Arbeitsminiſter Dr. Brauns verſpricht, keine grundlegende 
Aenderungen in der Erwerbsloſenfürſorge vorzunehmen. Abg. 
Koch=Weſer (Dem.) bedauert die ſchroffe Form der bayeriſchen 
Erklärung. Abg. Merck (B. V.) lehnt das Geſetz ab, weil es 
die Rechte der Länder in unerträglicher Weiſe beſchränke. Abg. 
Maltzahn (Kom.) verwirft ebenfalls die Vorlage. 
Das Erwächtigungsgeſetz wird in ſpäter Nachtſtunde 
in zweiter Leſung erledigt. Nächſte Sitzung Mittwoch, 
11 Uhr: Dritte Leſung des Ermächtigungsgeſetzes; kleine 
            Vor=
lagen. 
Aus Bayern. 
München, 9. Okt. (Wolff.) Die Wochenſchrift „
            Heimak=
land”, das Organ des bayeriſchen Kampfbundes, das als 
            Er=
ſatzblatt für den verbotenen „Völkiſchen Beobachter” im 
            Straßen=
verkauf angeboten wird, iſt bis 14. Oktober verboten worden. 
München, 9. Okt. (Wolff.) Die Polizei 
            beſchlag=
nahmte in einem Hauſe der Jahnſtraße mehrere Zentner 
kommuniſtiſches Agitationsmaterial, das von der 
Bepliner Zentrale nach München geſandt worden war. 
München, 9. Okt. (Wolff.) Die Vorſtandſchaft und die 
Redaktionsmitglieder der Mittelpartei kamen mit 
            Aus=
nahme von Dr Roths zu der einhelligen Auffaſſung, dem 
Generalſtaatskommiſſar v. Kahr vollſtes Vertrauen 
            ent=
gegenzubringen. Auch in der Fraktionsſitzung der vereinigten 
Fraktionen der Mittelpartei und der Deutſchen Volkspartei ergab 
ſich hinſichtlich der Berufung Kahrs volle Uebereinſtimmung. 
EU. München, 9. Okt. In der Preſſe iſt die Meldung 
verbreitet, daß zahlreiche Ausweiſungen von Ausländern aus 
Bayern erfolgt ſeien, beſonders aus Bad Kiſſingen. Dieſe 
            Nach=
richten ſind unzutreffend. Richtig iſt dagegen, daß den in Bad 
Kiſſingen weilenden Gäſten aus Sowjetrußland eine 
            Verlänge=
rung der Aufenthaltsgewährung nicht mehr zugeſtanden 
            wor=
den iſt. 
Neue Maßnahmen Kahrs. 
München, 9. Okt. (Wolff.) Der Generalſtaatskommiſſar 
von Kahr hat nunmehr auch in die Mißſtände der 
            Milchverſor=
gung Bayerns eingegriffen. Er hat umfaſſende Anordnungen 
erlaſſen, die u. a. den Landwirten jede über den dringenden 
Eigenbedarf hinausgehende Verarbeitung und Verfütterung 
verbieten, die Wegnahme von Futtermaſchinen vorſehen und 
ſäumige Landwirte mit erheblichen Strafen bedrohen. Der 
            Ver=
ſand von Milcherzeugniſſen innerhalb und außerhalb Bayerns 
wird von der Genehmigung der Landesfettſtelle abhängig 
            ge=
macht. Zurzeit beſchäftigt ſich das Generalſtaatskommiſſariat 
mit anderen wirtſchaftspolitiſchen Maßnahmen, die ſich vor 
            al=
lem gegen das Wucher= und Schiebertum richten. 
Grober Anfug. 
Berlin, 9. Okt. (Wolff.) Zu den Gerüchten über einen 
geplanten Anſchlag auf das Berliner Börſengebäude wird 
            mit=
geteilt, daß am 2. Oktober eine Reinemachefrau am Eingang zur 
Börſe ein Paket fand, das eine offene Konſervenbüchſe, ein paay 
Nägel und ein Tütchen mit Schwarzpulver enthielt. 
            Wahrſchein=
lich iſt das ganze nur ein grober Unfug.
 ſtehen. Es iſt ein Zeichen der unverwüſtlichen Friſche ſeiner 
            Be=
gabung, daß er unter ſo widrigen Umſtänden ſo Sonniges und 
Friſches vollbrachte. In dem ſturmloſen Tübinger Lebensabend 
konnte er nur noch weniges aus ſeiner reichen Lebensarbeit 
            ern=
ten; den faſt Sechzigjährigen erlöſte von ſeiner Nervenkrankheit 
ein raſcher Tod. 
Es war Kurz nicht vergönnt, uns eine ganz ausgereifte 
mehr erkannt wird. Es iſt Hermann Kurz, der unübertroffene Frucht ſeines Schaffens zu hintenlaſſen. Sein großer Rowan 
Charakterköpfe, iſt ein Jugendwerk, das nicht die künſtleriſche 
man, der viel geſchloſſenere, in Charakteriſtik wie 
            Milieuſchilde=
rung unübertreffliche „Sonnenwirt”, iſt zweifellos das Schönſte, 
ihm unter ſeinen Novellen geglückt, wie in der „Blaſſen Apol= 
Tubus”, die ſo ganz die „Möriche=Stimmung” des ſchwäbiſchen 
Biedermeiers atmen. Kurz war in erſter Linie Erzähler, ein 
allen großen Schwaben, mit einer freundlichen Fugend an, um= ſonſt hat er uns viel Schönes geſchenkt, ſchlichte Lieder, die in 
den Melodien ſeines Jugendfreundes Silcher fortleben, 
            form=
frieds „Triſtan und Iſolde”, die er kühn vollendete. Unter ſei= 
Schmach, Geſchichtsbilder aus der Melac=Zeit”, in dem mit 
            dich=
teriſcher Anſchaulichkeit der ruchloſe Einfall der Franzoſen in 
kehrt er ſich in überſchäumender Jugendluſt gegen die kleinliche weſtlichen Nachbar eigentlich für alle Vergewaltigungen dankbar 
ſein müſſe, denn „die Angriffe von Frankreich her haben 
            Deutſch=
land weſentlich auf ſeinem Wege zur Einheit gefördert, und die 
bittere Arznei, die dem geliebten Kranken auf dieſe Weiſe 
            ge=
reicht wurde, hat ihn ermutigt und geſtärkt”.
 C.K. Das neueſte Program im Ballſaal. Wer in dieſem 
Winter zu einem Ball geht, wird es nicht mehr nötig haben, 
            vor=
teur verbrachte, ließ ſeine beſten und lebensvollſten Werke ent= auf deren Ausführung man eine Zeitlang ſo ſtolz war; ſind jetzt
 aus dem Ballſaal verbannt, und der eleganteſte Tanz iſt 
            der=
jenige, der am ſchlichteſten und am ruhigſten ausgeführt wird. 
Foxtrott und Walzer werden die beliebteſten Tänze der neuen 
Saiſon ſein. Eine neue Form des Foxtrotts, von der bereits 
viel die Rede war, der ſog. „blque”, wird zu einem melodiſchen 
und langſamen Rhythms getanzt, der aus den Südſtaaden von 
Amerika ſtammt; er iſt feierlicher und weniger akzentiert als der 
gewöhnliche Foxtrott. Bei dieſer Gelegenheit hebt ein 
            amerika=
niſches Blatt hervor, daß man den Foxtrott überhaupt falſch 
tanze; er ahme nicht, wie man allgemein annimmt, den Gang 
eines Fuchſes nach, ſondern lehne ſich an die beſondere Gangart 
des qmerikaniſchen Pferdes an und habe daher etwas Steifes 
und Abgehacktes. Dieſe Nuance wird jetzt zugunſten runderer und 
ſchmiegſamerer Bewegungen aufgegeben. Der Walzer, wie er 
jetzt getanzt wird, iſt von dem Lieblingstanz unſerer Eltern ſehr 
verſchieden. Er wird mit mannigfachen Variationen getanzt, die 
in den ununterbrochenen Fluß der Bewegung allerlei Pauſen 
und Hemmungen einlegen. Der neue Tanz, auf den man 
            allge=
mein wartet, iſt noch nicht erſchienen; er wird erſt kommen, wenn 
ein wirklich neuer Rhythmus dafür gefunden iſt. 
C.K. Das muſikaliſche Taſchentuch. Ein Kamm oder ein 
Stück Fließpapier iſt zwar ſchon immer von mehr muſikliebenden 
als muſikverſtändigen Perſonen zum Erzeugen von Tönen benutzt 
worden. Aber was bedeuten dieſe primitiven Muſikinſtrumente 
gegen die neueſte Erfindung der Art gegen das muſikaliſche 
Taſchentuch? Wie eine engliſche Zeitſchrift mitteilt, kann ein 
Taſchentuch oder auch ein Kiſſenüberzug durch einen einfachen 
Prozeß in einen Erzeuger des herrlichſten Wohllautes 
            verwan=
delt werden. Es wird nämlich das Taſchentuch in eine Art 
Grammophonplatt verwandelt und dann auf ein Grammophon 
aufgelegt, worauf es die ſchönſten Weiſen ſpielt, wie eine richtige 
Platte. Bei einer Vorführung dieſes Patentes wurde ein 
            ſeide=
nes Taſchentuch, auf dem ein bekanntes klaſſiſches Muſikſtück von 
dem Grammophon geſpielt worden war, von der Maſchine 
            ab=
genommen, durch das Zimmer geworfen, wieder aufgehoben und 
von neuem in die Maſchine eingeſetzt, worauf es ebenſo zart und 
richtig das Stück noch einmal ſpielte. Mit Hilfe einiger leinener 
Kiſſenüberzüge wurde ein großartiges Konzert auf dem 
            Grammo=
phon veranſtaltet. Die neuen Platten, die aus muſikaliſchen 
Taſchentüchern beſtehen, ſollen nach der Mitteilung des Blattes 
faſt unzerſtörbar ſein und keinen beſonderen Schutz beim 
            Trans=
port brauchen. Man kann alſo das muſikaliſche Taſchentuch 
            zu=
ſammengefaltet in die Taſche ſtecken und dann in der Geſellſchaft, 
wenn ein Grammophon vorhanden iſt, die 
ten muſikaliſchen 
Wirkungen hervorrufen.
Seite 4.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 10. Oktober. 
Beiträge zur Invalidenverſicherung. 
In der letzten Zeit ſind durch die Tagespreſſe 
            Bekannt=
machungen über die Höhe der Beiträge zur 
            Invalidenverſiche=
wing veröffentlicht worden, die durch neuere Verordnungen des 
Reichsarbeitsminiſters überholt ſind. Nach dieſen iſt durch den 
Reichsarbeitsminiſter am 29. September 1923 angeordnet 
            wor=
den, daß mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 ab in den Lohnklaſſen 
40 bis 50 der Jahresarbeitsverdienſt, die Beiträge und der 
            Geld=
wert der Beitragsmarken verzehnfacht wird. 
Es kommen daher für die Invalidenverſicherung als 
            Wochen=
beiträge zur Erhebung: 
Lohnkl. 40 (J. A. V. D. von 14 400 Mill. bis zu 18 000 Mill.) — 5,7 Mill.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 10. Oktober 1923.
n 41 (, n „ „ 18 000 n „ „ 24000 7,4 n 42(, „ 24000 n 36 000 10,6 „ 43 ( 36 900 * „ 48000 „ 14,8 44 ( 48000 n „ 60 000 n 19,0 45 ( 60 000 n „ 84000 25,0 46 ( 84000 „ „120 000 36,0 47 ( „ „ 120 000 n „180000 52,0 48(, „ „ 180 000 n „240000 74,0 49 (, nn „ „ 240000 „ „ „ 300000 n 94,0 n 50 („ N n „üb. 300 000 1116,0 Mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 ab gilt für Verſicherte der 
Lohnklaſſen 1 bis 39 die 40. Lohnklaſſe mit der Maßgabe, daß 
für Verſicherte, deren Jahresarbeitsverdienſt den Betrag von 
14 400 Millionen Mark nicht erreicht, Beitragsmarken der 
            Lohn=
klaſſe 36 zu verwenden ſind. Die Beiträge und der Geldwert der 
Beitragsmarken in dieſer Lohnklaſſe werden aber mit Wirkung 
vom 1. Oktober 1923 verzehnfacht, ſo daß der Beitrag in 
            Lohn=
klaſſe 36 — 1400000 Mark wöchentlich beträgt. 
Für die freiwillige Weiterverſicherung ſind ab 1. Oktober 1923 
mindeſtens Beitragsmarken der Lohnklaſſe 40 zum Preiſe von 
5 700 000 Mark zu verwenden. 
Auch für Beitragszeiten vor dem 1. Oktober 1923 werden 
durch die Poſdamſtalten nur noch Beitragsmarken nach Maßgabe 
dieſer Verordnung verkauft, d. h. mit dem zehnfachen Betrage 
des Nennwertes der Beitragsmarken.
 — Die Volkshochſchule Darmſtadt hat mit dem 1. Oktober ein neues 
Geſchäftsjahr begonnen und eröffnet am 22. Oktober einen neuen 
            Unter=
richtsabſchnitt. Der neue 7. Arbeitsplan enthält Vor= und Nechkurſe, 
Vortragsreihen und Arbeitsgemeinſchaften, die auf allen 
            Wiſſensgebie=
ten unterrichten ſollen. Sie ſtehen jedermann zu den im Plan 
            an=
gezeigten Bedingungen offen. Mitglieder genießen eine Ermäßigung 
der Gebühren von 20 Prozent. Anmeldungen zur Mitgliedſchaft 
            wer=
den ſchon jetzt, zu den Kurſen ab 10. Oktober in der Geſchäftsſtelle der 
Volkshochſchule, Wilhelminenſtraße 3, in der Zeit von 9—1 und 4—7 
Uhr entgegengenommen. Wenn auch die Geldnot der heutigen Zeit 
Bildungsbeſtrebungen nicht gerade günſtig iſt, ſo iſt doch wohl 
            jeder=
mann überzeugt von der Notwendigkeit des Erwerbs gediegene= 
            Kennt=
niſſe und einer möglichſt umfaſſenden Allgemeinbildung. Daher iſt es 
Pflicht aller Volkskreiſe, die Erhaltung der Volkshochſchule nach 
            Kräf=
ten zu ſichern. 
— Ausſtellung Mathildenhöhe. Die geſtrige Verlängerung der 
            Aus=
ſtellungsdauer mußte wieder aufgehoben werden. Die Ausſtellung iſt 
heute abgebrochen und geſchloſſen worden, weil die Räume des 
            Olbrich=
baus für andere wichtige Zwecke, die ſich überraſchend aus einer Notlage 
ergeben haben, von der Stadt vergeben werden mußten. Vielleicht wird 
es ſich ermöglichen, die Kunſtſchätze der beiden Sammlungen im Frühjahr 
v. H. 
erneut zu zeigen. 
— Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft weiſt nochmals auf 
den heute, Mittwoch, 7½ Uhr, im Mathildenhöhſaale ſtattfindenden, 
mit Rezitation verbundenen Vortrag von Profeſſor Hans Weichelt= 
Marburg über „Nietzſche-Zarathuſtra” hin. Als zweite Veranſtaltung 
iſt für nächſten Donnerstag, 18. Oktober, der Tanzabend von Trudi Moos 
vorgeſehen. 
wb. Erhöhung der Telegramm= und Fernſprechgebühren. Die 
            Reichs=
poſt= und Telegraphenverwaltung erhöht ab 12. Oktober die 
            Tele=
gramm= und Fernſprechgebühren erneut. Geſvöhnliche Telegramme im 
Fernverkehr koſten 16 Millionen Grundgebühr und 8 Millionen 
            Wort=
gebühr. Für Ortsgeſpräche werden 10 Millionen berechnet. Die anderen 
Gebühren erhöhen ſich entſprechend. 
C. Die kürzlich ſtattgehabte Ergänzungswahl zum Kirchenvorſtand 
der katholiſchen Pfarrei St. Martin (Beſſungen) fiel auf folgende Herren: 
Miniſterialrat Kirnberger als ſtändiges Mitglied anſtelle des 
            verſtorbe=
nen Fabrikanten C. Meiſenzahl, ferner auf Bankdirektor Loy, Profeſſor 
Wurm, Geometer Kremer, Oberbauſekretär Ritter und Dr. H. Küchle. 
— Der Vorſtand des Kriegervereins Darmſtadt verſammelte am 
Samstag, 6. Oktober, ſeine Mitglieder und Freunde nebſt den Damen 
im Grünen Saal bei Chriſt zu einem gemütlichen Beiſammenſein. 
            Wie=
der hatte er es verſtanden, die zahlreich Erſchienenen durch ein 
            kwechs=
lungsreiches Programm zu unterhalten. Die Sängerin Frau Orth 
zeigte im Vortrag einige Lieder ihr ſchönes Können, von Frl. 
            Schä=
fer verſtändnisvoll begleitet. Herr Worret, Mitglied der 
            Lieb=
haberbühne, trug trefflich und temperamentvoll einige zeitgemäße 
            Ge=
dichte vor, die großen Beifall fanden. Der Hauptſchlager aber war der 
Vortrag von Gedichten und Geſchichten unſeres Darmſtädter 
            Lokal=
dichters Robert Schneider, die durch ihren würzigen Humor auf 
einige Stunden die trübe Zeit vergeſſen ließen. Gemeinſame Geſänge 
und Muſikvorträge rahmten die einzelnen Nummern ein. Und in 
kameradſchaftlicher Unterhaltung wurden alte und neue Erlebniſſe und 
Erinnerungen ausgetauſcht. Zu raſch verfloſſen die Stunden in dem 
Geiſte, dem ſie geweiht waren: Kameradſchaft! Hell tönte es beim 
            Ab=
ſchied: Auf Wiederſehen bei der nächſten Veranſtaltung! 
— Stiftungsfeier. Das 25jährige Beſtehen feierte, wie bereits 
            mit=
geteilt, die Kaufmänniſche Stenographen=Geſellſchaft „
            Gabelsber=
ger” E. V. Die Jubiläumsfeier wurde eingeleitet durch einen 
            Feſt=
abend für die Mitglieder, der am Samstag, 6. Oktober, im 
            Fürſten=
ſaal” ſtattfand und ſich eines außerordentlichen Beſuchs erfreuen durfte. 
Hunderte von Beſuchern mußten wegen Ueberfüllung des Saales 
            um=
kehren. Eine größere Anzahl Mitglieder hatten ſich für dieſen Abend 
in den Dienſt der guten Sache geſtellt, um durch Einzelvorträge uſw. 
den Abend verſchönern zu helfen. Der erſte Vorſitzende konnte in ſeiner 
Begrüßungsanſprache feſtſtellen, daß die Beſtrebungen der Geſellſchaft 
innerhalb und außerhalb der Mitglieder Anerkennung und Beifall 
gefunden haben, und ſich der Verein beſonders in den letzten Jahren 
nicht nur zu einer maßgebenden Körperſchaft Darmſtadts, ſondern weit 
darüber hinaus, zu einer der größten ſtenographiſchen Organiſationen 
Deutſchlands entwickelt hat. Sowohl der Gründer der Geſellſchaft, 
Kammerſtenograph M. Winkler=Heidelberg, als auch die 
            anweſen=
den Mitgründer: Direktor Wagner=Worms und Ingenieur Kraft= 
Darmſtadt, zollten den Fortſchritten anerkennende Worte. Der 
            der=
zeitige erſte Vorſitzende M. Weber, der das Amt ſeit 15 Jahren 
inne hat, wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Der Abend verlief in 
ſchönſter Weiſe. — Der Feſtakt am Sonntag, 7. Oktober, vorm. 11 Uhr, 
im großen Saal des Städtiſchen Saalbaus, war von Vertretern 
            ſtaat=
licher und ſtädtiſcher Behörden, von Handel und Induſtrie, Verbänden, 
Gewerkſchaften und befreundeten Vereinen und Mitgliedern ſtark. 
            be=
ſucht. Eingeleitet wurde derſelbe durch den Chor „Das iſt der Tag 
des Herrn” von der „Liedertafel” unter Grims Leitung. Fräulein Ellen 
Kiesling erfreute die Feſtverſammlung durch mehrere Lieder für 
Sopran, die ſtarken Beifall fanden. In der Begrüßungsanſprache wies 
der erſte Vorſitzende zunächſt darauf hin, daß die Abhaltung eines 
Feſtes in den heutigen ſchwierigen Zeitverhältniſſen unker Umſtänden 
verübelt werden könnte; da der Verein aber durch ſeine berufliche 
            Bil=
dungsarbeit eine Sonderſtellung einnehme, dürfte die Freude an dem 
Gelingen auch in ſchwerer Zeit nicht verſagt werden, zumal die 
            Be=
ſtrebungen der Geſellſchaft darauf hinausgingen, die geiſtigen Waffen 
ſeiner Mitglieder zu ſchärfen. Mit den Waffen des Geiſtes habe ſich 
Deutſchland den Vorrang in der Welt erobert; dieſe Waffen wieder zu 
ſchärfen und ſo am Wiederaufbau des Vaterlandes mitzuhelfen, ſei eine 
der vornehmſten Aufgaben der Geſellſchaft. Den Feſtvortrag hielt der 
Vorſtand des Stenographiſchen Bureaus der Heſſiſchen Volkskammer, 
Herr Regierungsrat E. Schaible. Die vortrefflichen und für jeden 
Stenographen außerordentlich lehrreichen Ausführungen „Ueber die 
Beziehungen der Gabelsbergerſchen Stenographie zur deutſchen Sprache‟ 
fanden lebhaften Beifall. Hieran ſchloſſen ſich die Beglückwünſchungen. 
Es ſprachen für das Landesamt für Bildungsweſen Herr Regierungsrat 
Schaible, für die Handelskammer Darmſtadt Herr Syndikus Dr. 
            Hu=
man, für die Darmſtädter Induſtriellenvereinigung Herr Direktor May. 
für den Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten Herr Jayme, für die 
            Turn=
geſellſchaft Herr Lehmann, für die „Liedertafel” Herr Mitze und für die 
Stenographen=Vereinigung Herr Kreutz. Außerdem waren eine große 
Anzahl ſchriftliche Glückwünſche und Drahtgrüße von Behörden, 
            Ver=
bänden, Vereinen, Firmen und auswärtigen Mitgliedern eingetroffen. 
Die Verdienſte des erſten Vorſitzenden hoben der Gründer der 
            Geſell=
ſchaft und Herr Direktor Wagner in außerordentlich anerkennenden 
Worten hervor und überreichten Herrn Weber im Namen der Mitglie=
 der eine wertvolle Standuhr. Der Gefeierte dankte in bewegten 
            Wor=
ten. Ein weiterer Chor der „Liedertafel” beſchloß die würdig 
            ver=
laufene Feier. — Zum 25jährigen Beſtehen hat die Geſellſchaft eine 
Vereinsgeſchichte herausgegeben, die den erſten Vorſitzenden 
zum Verfaſſer hat. — Ein überaus gut beſuchter Feſtball in ſämtlichen 
Räumen des Städtiſchen Saalbaues gab dem Feſte den Abſchluß. 
kl. Der Heſſen=Naſſauiſche Stenographen=Verband für das unbeſetzte 
Verbandsgebiet hielt am Sonntag in Frankfurt eine 
            Vertreter=
verſammlung ab. Aus dem Geſchäftsbericht der Verbands=
            Ge=
ſchäftsſtelle ging hervor, daß die Gabelsbergerſche Bewegung trotz der 
Ungunſt der Zeitverhältniſſe beſonders im Freiſtaat Heſſen gute 
            Fort=
ſchritte gemacht hat. Vornehmlich wurden die Erfolge im Bezirk 
            Darm=
ſtadt lobend hervorgehoben. Die ſonſtigen Beratungen betrafen 
            größ=
tenteils verwaltungstechniſche Fragen. 
— Orpheum — Operettengaſtſpiel. Infolge des 
            außer=
gewöhnlich großen Erfolgs, den die beiden Aufführungen der „
            Poſt=
meiſterin” fanden, wird dieſe Operette am nächſten Samstag, 13., und 
Sonntag, 14. Oktober, wiederholt. 
* Nuhrkinder in Heſſen. Ende Juli brachte ich über 700 
            Volksſchul=
kinder aus Duisburg in den Odenwald. Sie ſollten ſich hier erholen 
und kräftigen. Die Hoffnungen wurden erfüllt. Vor wenigen Tagen 
holte ich rotwangige Buben und Mädchen mit gebrannten Geſichtern 
ab. Kräftige Bauernkoſt, würzige Odenwaldluft und warme 
            Heſſen=
ſonne haben das Wunder vollbracht. Mancher Vater und manche 
            Mut=
ter haben mir bei der Ankunft in der Heimat dankbar die Hand 
            ge=
drückt. Der Dank gebührt den Pflegeeltern im Odenwald, die den 
Kindern Vater und Mutter geweſen ſind; Dank gebührt dem Heſſiſchen 
Bauernbund, deſſen Geſchäftsſtelle in Darmſtidt unermüdlich um das 
große und ſchöne Werk tätig geweſen iſt. Die ſchönen Tage von Heſſen 
ſind nun vorüber. „Im nächſten Jahre gehen wir wieder nach Heſſen”, 
ſo lautet der Wunſch aller Kinder. Dieſer Wunſch ſugt am beſten, wie 
es den Kindern im Heſſenland gefallen hat. Ich hoffe, daß der Wunſch 
in Erfüllung geht. J. Geiſer, Lehrer in Duisburg. 
Apfelwein. Nach Mitteilung der Abteilung für polizeiliche 
            Nah=
rungsmittelkontrolle an der Heſſiſchen Chemiſchen Prüfungsſtation für 
die Gewerbe (früher Chemiſches Unterſuchungsamt Darmſtadt) werden 
bei Ausführung der Nahrungsmittelkontrolle häufig Apfelweinproben 
ermittelt, welche durch Zuſatz von erheblichen Mengen Waſſer bzw. 
Treſterauszug geſtreckt ſind. Da es einzelnen Erzeugern vermutlich 
nicht bekannt iſt, daß ein übermäßiger Wäſſerzuſatz zum Apfelſvein nach 
dem Nahrungsmittelgeſetz vom 14. Mai 1879 als Verfälſchung 
            anzu=
ſehen iſt, und ein ſolcher Apfelwein daher beanſtandet werden muß, ſo 
werden die Apfelweinerzeuger, ſowie auch die Kleinverkäufer darauf 
hingewieſen, daß unter Apfelwein nur der aus reifen Aepfeln 
            ausge=
preßte und vergorene Apfelſaft ohne Zuſatz von Waſſer oder Zucker zu 
verſtehen iſt. Es wird jedoch geſtattet, daß die Treſter nach der erſten 
Preſſung mit einer geringen Menge Waſſer verſetzt, zum zweiten 
Male ausgepreßt und dieſe Preſſung mit der erſten Preſſung vereinigt 
wird. Die zugegebene Waſſermenge ſoll jedoch 10 Prozent der 
            erhal=
tenen erſten Preſſung nicht überſteigen. Im allgemeinen iſt 
            anzuneh=
men, daß 100 Kilo Aepfel etwa 70 Liter Saft ergeben. Sollte es 
            not=
wendig erſcheinen, daß die Aepfel vor der Kelterung mit Waſſer 
            be=
feuchtet werden, ſo iſt es nur ſtatthaft, das Kelterobſt anzuſpritzen, nicht 
aber mit einer größeren Menge Waſſer zu übergießen. Bei 
            Anwen=
dung dieſes Verfahrens iſt beim zweiten Preſſen eine geringere Menge 
Waſſer als 10 Prozent zuzuſetzen. Mit Waſſer oder Treſterauszug 
            ge=
ſtreckte, alſo verfälſchte Apfelweine neigen ſehr leicht zum Eſſigſtich und 
ſind daher leicht dem Verderben ausgeſetzt. Das vorſtehende 
            Herſtel=
lungsverfahren gilt für Apfelwein, welcher feilgehalten und derkauft 
wird, nicht aber für ſolche Apfelweine, die ausſchließlich als Haustrunk 
Verwendung finden ſollen. 
Das Chemiſche Unterſuchungsamt für die Prodinz Starkenburg 
hat ſeit dem 1. Juni 1923 aufgehört als ſelbſtändige Anſtalt zu beſtehen. 
Es iſt von dieſem Tage an mit der ſtaatlichen Heſſiſchen Chemiſchen 
Prüfungsſtation für die Gewerbe vereinigt. Dieſe Anſtalt wurde 
            in=
folgedeffen in zwei Abteilungen geteilt, von denen die eine als 
            Abtei=
lung für chemiſch=techniſche Unterſuchungen der Leitung des Herrn Dr. 
L. Walter, die andere als Abteilung für die polizeiliche Kontrolle 
von Nahrungs= und Genußmitteln der Leitung des geprüften 
            Nahrungs=
mittelchemikers Herrn Profeſſor Dr. A. Kreutz unterſtellt iſt. Die 
Geſamtleitung der vereinigten Anſtalten wird von dem Direktor Herrn 
Profeſſor Dr. W. Sonne wahrgenommen. 
— Der Verein der Hundefreunde von Darmſtadt und Umgegend 
für Raſſezucht=, Polizei=, Schutz= und Gebrauchshundeweſen (E. V.) hält 
am Sonntag, den 14. Oktober, nachmittags um halb 2 Uhr, auf dem 
Gelände des Pferdemarktes (Holzhofallee) eine interne Polizei= 
und Schutzhundvorführung ab. Gezeigt werden 
            Gehor=
ſamsübungen und Mannarbeit. Die Mitglieder, Freunde und Gönner 
der Sache ſind hierzu freundlichſt eingeladen. 
Lokale Veranſidltungen. 
Die diterunter erſchelnenden Nofizen ſind arsſihüeßiich aßs Sihnmeiſe auf Amsienn m bch 
in keinem Falls irgenbwir als Bebrecmg oder RM. 
— Stadtmiſſion. Am Freitag abend 8 Uhr findet im großen 
Saale der Stadtmiſſion, Mühlſtraße 24, ein deklamatoriſch=muſikaliſcher 
Abend für die Ausgewieſenen ſtatt. Diesmal ohne Bewirkung. An 
demſelben Abend ſpricht Herr Dr. Avemarie in der Stadtmädchenſchule 
in Beſſungen abends halb 9 Uhr. Sonntag abend 8.30 Uhr findet die 
Mitgliederverſammlung anſchließend an einen kurzen Vortrag ſtatt. 
v. Eberſtadt, 7. Okt. Verſammlungsverbot. Die 
            Kommu=
niſtiſche Partei, Ortsgruppe Eberſtadt, wollte geſtern abend im „
            Schwa=
nenſaale” eine öffentliche Volksverſammlung abhalten. Die Abhaltung 
dieſer Verſammlung iſt aber auf Grund der Verordnung über den 
            Be=
lagerungszuſtand verboten worden. 
vEberſtadt, 8. Okt. Bauweſen. An der hieſigen Main=
            Neckar=
bahn ſoll, wie bereits berichtet, ein Doppelwohnhaus für 
            Eiſenbahn=
beamte errichtet werden. Mit den Grundarbeiten iſt heute morgen 
            be=
gonnen worden. 
B. Dieburg, 8. Okt. Die hieſige Ortsgruppe des 
            Odenwald=
klubs kann jetzt auf vier Jahre ſeit ihrer Neugründung zurückblicken. 
Aus dieſem Anlaß fand im „Mainzer Hof” der erſte diesjahrige 
            Vor=
tragsabend ſtatt, den Herr Oberſtudiendirektor Kiſſinger von 
            Darm=
ſtadt beſtritt. Der Vorſitzende der Ortsgruppe, Herr Amtsgerichtsrat 
Becker, hieß den Gaſt willkommen und ſprach von der Tätigkeit der 
            Orts=
gruppe auf dem Gebiet der Volksbildung und Jugendpflege, die ſie ſeit 
den vier Jahren ihres Beſtehens ausgeübt hat. Dann hielt Herr 
            Direk=
tor Kiſſinger einen Vortrag über „Jugendwandern und 
            Ju=
gendherbergen”, der, getragen von einem innigen 
            Naturempfin=
den und von warmer Liebe für die Jugend, viel wertvolle, ſchöne 
            An=
regungen brachte. Illuſtriert wurde der Vortrag durch eine große 
            An=
zahl Lichtbilder, die Szenen von Schülerwanderungen, Naturſtimmungen 
und Landſchaftsildern brachten. Dem Beifall der Hörer ließ der 
            Vor=
ſitzende Worte des Dankes folgen. Umrahmt war der erſte 
            Vortrags=
abend von muſikaliſchen Darbietungen der Klubkapelle (drei Violinen und 
Klavier), die klaſſiſche Muſik, aus Mozarts „Entführung” Beethovens 
„Fidelio” und „Egmont” und Mendelsſohns „Sommernachtstraum” unter 
lebhaftem Beifall der Hörer vortrug. Die Ortsgruppe Dieburg zeigte 
mit dieſem Abend wiederum, mie man praktiſche Volksbildung treibt. 
R. Ober=Sensbach, 7. Okt. Die Hofmühle, die dieſer Tage 
zwangsweiſe, zur Verſteigerung kam, iſt von der Gemeinde für das 
Höchſtgebot von 70,5 Milliarden erworben worden. 
0-. Seligenſtadt, 8. Okt. Ein Brand und ſeine Folgen. 
In einer der letzten Nächte brannte die Feldſcheune des Landwirts Fecher 
ab. Als mutmaßlicher Brandſtifter wurde der Invalide L. bezeichnet. 
Er wurde ſchließlich auch von der Polizei verhaftet. Die üble Nachrede 
nahm er ſich jedoch, ohne daß eine Unterſuchung ſeine Schuld oder 
Nichtſchuld feſtgeſtellt hätte, ſo zu Herzen, daß er ſich in ſeiner Zelle 
erhängte. 
rh. Worms, 8. Okt. Rieſenſchiebung. Einem größeren 
            Schie=
bergeſchäft iſt man hier auf die Spur gekommen; es konnte in letzter 
Minute noch glücklicherweiſe entdeckt werden. Eine Großfirma in 
            Zwei=
brücken hatte 30000 Tonnen Stahl im hieſigen Hafen lagern. Als die 
Ware dieſer Tage abgeholt werden ſollte, war ſie verſchwunden. Die 
Polizei konnte jedoch die Spuren verfolgen und feſtſtellen, daß die Ware 
bereits durch mehrere Hände gegangen war. Zirka 20 Perſonen konnten 
als an dem Schiebergeſchäft beteiligt feſtgeſtellt werden. Der Stahl 
konnte größtenteils wieder beſchafft werden. 
th. Nieder=Ingelheim (Rhemheſſen), 8. Okt. Obſtdiebſtahl. 
Hier wurde auf einem Acker, der einer armen Wittfrau gehört, ein 
Apfelbaum mit ungefähr 4 bis 5 Zentnern Obſt vollſtändig von 
            unbe=
fugter Hand abgeerntet. Die Beute muß auf einem Wagen abgefahren 
worden ſein. 
th. Bingen, 8. Okt. Ein Schwindler treibt ſeit längerer Zeit 
ſein Unweſen, ohne daß man bis jetzt ſeiner habhaft werden konnte. Er 
ſchwindelt den Leuten, beſonders auf den Ortſchaften in der 
            Nachbar=
ſchaft, vor, alte Zahngebiſſe zu kaufen und entwendet dabei Platinſtifte 
und ſonſtige Erſatzſtücke 
R. Friebberg, 8. Okt. Geſchäftsjubiläum. Die Firma 
Fuendling=Rüſter konnte in dieſen Tagen auf ein 50jähriges Beſtehen 
zurückblicken. Bis zum Kriegsausbruch war die Firma die einzige in 
Heſſen, die Einrichtungen für Laboratorien und Schulen ſelbſt 
            her=
ſtellte. 
R. Geiß=Nidda, 7. Okt. Die Denkmalsfrage iſt jetzt dahin 
entſchieden worden, daß das Denkmal vor die Kirche zu ſtehen kommt. 
Die Namen der Gefallenen werden in die Sandſteinquadern auf beiden 
Seiten eines Fenſters eingehauen, vor das Fenſter kommt eine 
            entſpre=
chende Sandſteinarchitektur mit Inſchrift.
Parlamentariſches.
 * Dem Landtage ſind eine Anzahl Vorlagen zugegangen. 
Eine Regierungsvorlage regelt die Gebühren und Auslagen in 
            Pacht=
einigungsſachen vom 13. Auguſt 1923; eine Notverordnung betrifft die 
Erhebung von Verzugszuſchlägen zu Landes= und Gemeinde=Abgaben. 
Ueber die Eingruppierung der Beamten iſt eine Aenderung zur 
            Be=
ſoldungsordnung erſchienen. Eine Regierungsvorlage ſieht die 
            Aende=
rung des Heſſiſchen Gerichtskoſtengeſetzes vor, wonach die 
            Geldentwer=
tung berückſichtigt wird. In der Gruppierung der Juſtizſekretäre iſt 
ein Verſehen unterlaufen, deſſen Richtigſtellung in einer 
            Regierungs=
vorlage vorgeſehen iſt. Aus einer Regierungsantwort zur Anfrage des 
Abg. Nuß, betr. die Notlage der Penſionäre, und Anfrage Hattemer, 
betr. Auszahlung der Bezüge für Penſionäre und Hinterbliebene, geht 
hervor, daß entſprechende Abhilfe getroffen iſt. Eine längere 
            Regie=
rungsantwort ergeht zur Anfrage Widmann=Kaul über die Verſorgung 
der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Der Verſorgung mit Kartoffeln 
wird beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt, beſonders aus 
            Norddeutſch=
land ſollen Winterkartoffeln eingeführt werden. Ueber die Kreditfrage 
ſchweben Verhandlungen mit der Kartoffelkreditbank. Der 
            Wiederein=
führung der Zwangswirtſchaft wird, ſoweit geſetzliche Beſtimmungen 
es zulaſſen, nähergetreten. Wenn auch die Brotverſorgung am 15. 10. 
aufhört, wird die zu bildende Reichsreſerve Rückhalt bieten, daß 
            Stok=
kungen vorgebeugt wird. Aus der Antwort auf die Anfrage Lang geht 
hervor, daß die knappe Zufuhr von Mehl die Bücker nicht in die Lage 
verſetzte, erſt nach 24 Stunden das Markenbrot zu verkaufen. Der 
            Miß=
ſtand iſt auf den warmen Genuß des Brotes zurückzuführen. 
Reich und Ausland. 
Aus der Reichshauptſtadt. 
Wir berichteten ſeinerzeit über das Auftreten eines angeblichen 
Kapitänleutnants und Militärattachees Gerhard von Voß, durch den 
eine Reihe von Großinduſtriellen in Pommern und Mecklenburg 
            heim=
geſucht worden waren. Der Schwindler gab ſich als 
            Preſſevertre=
ter des Auswärtigen Amtes aus. Jetzt legte er ſich auf einen anderen 
Schwindel. So erſchien er bei der Dresdener Kriminalpolizei und 
            er=
zählte dieſer, daß er mit Perſonen, die an der Flucht des 
            Kapitänleut=
nants Ehrhardt aus Leipzig beteiligt waren, Fühlung habe, und ſtellte 
ſich der Polizeibehörde zuu Verfügung. Er hatte damit gerechnet, große 
Vorſchüſſe zu bekommen. Er wurde aber von der Kriminalpolizei, der 
er ſich als Hauptmann Wieſe vorſtellte, entlarvt und in Haft 
            genvm=
men. Der Schwindler wurde jetzt feſtgeſtellt als ein 26 Jahre alter 
Hauptmann Weiß, der Sohn achtbarer Eltern. 
Eröffnung des Zentralflughafens in Berlin. 
Mit einer ſchlichten Einweihungsfeier wurde heute vormittag der 
Zentralflughafen auf dem Tempelhofer Feld, dem Luftverkehr 
übergeben. In dem Aufenthaltsraum des Verwaltungsgebäudes, wo ſich 
Vertreter des Reichsverkehrsminiſteriums, der beiden 
            Luftfahrtgeſellſchaf=
ten und der Preſſe ſowie Vertreter der engliſchen Botſchaft verſammelt 
hatten, begrüßte namens der Stadt Berlin Stadtbaurat Dr. Adler die 
Erſchienenen mit einer kurzen Anſprache, in der er auf die Bedeutung 
dieſes für Berlin beſonders wichtigen Augenblickes hinwies und nach 
einer kurzen Schilderung der Schwierigkeiten, die ſich dem Projekt in den 
Weg geſtellt hatten, des Pioniers der deutſchen Luftfahrt, Otto 
            Lilien=
thal, gedachte. Nach ihm ergriff namens des Aeroklubs von Deutſchland 
Major v. Tſchudi das Wort, der an die Schaffung des erſten deutſchen 
Flugplatzes in Johannisthal erinnerte und in der Schaffung des neuen 
Flughafens die Zentraliſierung des Berliner Luftverkehrs begrüßte. 
Im Anſchluß daran erfolgte zum erſtenmale der fahrplanmäßige Start. 
Um 10.30 Uhr ſtartete die Junkers=Maſchine D. 43 mit 2 Paſſagieren 
nach Nürnberg—München mit Anſchluß nach Genf—Wien-Budapeſt und 
von dort nach Konſtantinopel. Zehn Minuten ſpäter ſtartete der 
            Dor=
nier=Komet D. 248 des Deutſchen Aero=Lloyd mit drei Fluggäſten nach 
Danzig und Königsberg mit Anſchluß nach Petersburg und Moskau.
 Amerlkanlsche Reglerungsdampfen 
MAcH NEU VORK 
von Southampton — Cherbourg 
LEVIATHAN 
* 
30. Oktober, 
20. November, 
15. Dezember 
Von Bremen üb. Southampton u. Cherbourg nach New Vork 
GEORGE WASHINGTON 
24. Oktober 
29. Dezember 
President Arthur". 
19. Oktober 22. Dezember 
America . 
31. Oktober 1. Dezember 
President Roosevelt 
7. Novbr. 12. Dezember 
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14. Novbr. 16. Januar
President Fillmore
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ſelbſt entgegengenommen. (7792 
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatt.
 Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
Wettervorherſage für Donnerstag, den 11. Oktober. 
Meiſt wolkig, ſtrichweiſe Regen, kühl.
 Tageskalender. 
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr 
(B 4, b 2): „Viel Lärmen um Nichts”, Kleines Haus: 
            Geſchloſ=
ſen. — Freie lit.=künſtler. Geſellſchaft, abends 71/. Uhr, 
im Mathildenhöhſaal: Prof. H. Weichelt: Nietzſche, Zarathuſtra. — 
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: 
            Kinovorſtel=
lungen. 
Verſteigerungskalender. — Donnerstag, den 11. Oktober. 
Mobiliarverſteigerung, vorm. /210 und nachm. /23 Uhr, im 
Lokale Ernſt=Ludwigſtraße 9.
 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land” 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: 
„ V. A. Flciſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten
[ ← ][ ][ → ]Darmſkädter Tagblaft
 h. Chemiſche Fabrik Budenheim A. G., Mainz. Die 
außerordentliche Generalverſammlung verdoppelte das Aktienkapital 
von 30 auf 60 Millionen Mk. Die neuen Aktien werden von einem 
Konſortium, beſtehend aus der Diskontogeſellſchaft Mainz, F. A. 
            Bam=
berger u. Co. (Mainz) und Lismann (Frankfurt a. M.) übernommen. 
Dem Aufſichtsrat wurde Herr Heinrich Lismann=Frankfurt a. M. 
            zu=
gewählt.
 h. Dyckerhoff u. Widmann A. G., Biebrich am Rhein. 
In der außerordentlichen Generalverſammlung waren von 148 000 
Stimmen 114 193 Stimmen vertreten. Hiervon entfielen auf die 
            Stamm=
aktien 44 193, auf die Vorzugsaktien 70 000 Stimmen. Es wurde 
            be=
ſchloſſen, das Kapital um 40 Millionen Mk. auf 125 Millionen Mk. 
zu erhöhen durch Ausgabe von 37 Millionen Mk. neuen 
            Stamm=
aktien und 3 Millionen Mk. mehrſtimmigen Vorzugsaktien. Das 
            geſetz=
liche Bezugsrecht wurde ausgeſchloſſen. Der Vorſtand iſt mit der 
            Aus=
führung der Kapitalserhöhung und Verwertung der neuen Aktien 
            be=
auftragt. Den alten Stamm= und Vorzugsaktionären ſoll auf je fünf 
alte Aktien eine neue Stammaktie innerhalb einer dreiwöchigen 
            Aus=
ſchlußfriſt zum Bezuge angeboten werden zum Gegenwert von 50 
            Dol=
lar=Cents, berechnet zu dem vor dem Tage der erſten 
            Bezugsrechtsnotie=
rung an der Berliner Börſe zuletzt amtlich notierten Briefkurs für 
Kabel Neu=York zuzüglich Bezugsrechtsſteuer und Börſenumſatzſteuer. 
Die Beſchlüſſe wurden einſtimmig gefaßt. 
* Maſchinenbau=Geſellſchaft Karlsruhe. Die 
            Ge=
ſamtablieferung der Geſellſchaft für das Geſchäftsjahr 1922/23 ſtellte ſich 
ziffernmäßig auf 20 972,68 Millionen Mk. gegen 285,96 Millionen Mk. 
im Vorjahre bei einer Arbeiter= und Angeſtelltenzahl von 3409 gegen 
3334 i. V. Nach 506,01 Millionen Mk. Abſchreibungen auf Immobilien 
und Fabrikationseinrichtungen und Zugängen auf Diskonten wird aus 
einem Reingewinn von 6863,22 Millionen Mk. eine Dividende von 
1 Goldmark (i. V. 50 Prozent) nach dem Werte vom 30. Juni auf ein 
Aktienkapital von 137 Millionen Mk. Stammaktien, und 7 Prozent 
            Divi=
dende auf die Vorzugsaktien vorgeſchlagen. 720 Millionen Mk. ſollen 
Unterſtützungszwecken dienen. In der Bilanz erſcheinen Kreditoren mit 
15 743,78 Millionen, Außenſtände mit 7358,58 Millionen, 
            Materialvor=
räte und in Arbeit befindliche Fabrikate mit 15 400 Millionen. Die 
Beteiligungen und Wertpapiere ſtehen mit 35,1 Millionen zu Buche. 
Ueber die Beteiligungen ſelbſt werden nähere Angaben nicht gemacht. 
Wechſel beziffern ſich auf 25 Millionen Mk., im Bau begriffene 
            Ein=
richtungen auf 212,07 Millionen Mk., Reſerven auf 214,12 Millionen. 
* A.=G. fürchem. Produkte vorm. H. Scheidemandel, 
Berlin. Die Geſellſchaft beruft a. v. G.=V. zum 30. Oktober, die u. a. 
über Erhöhung des Grundkapitals um bis zu 75 Mill. neuer 
            Stamm=
aktien, ſowie über die Feſtſetzung der Modalitäten der Begebung, 
            ins=
beſondere über Gewährung eines indirekten Bezugsrechts an die 
            Aktio=
näre und an die Mitglieder der Verwaltung Beſchluß faſſen ſoll. 
* Eiſenbahn=Material=Leih=Anſtalt, Berlin. Die 
zum 30. 10. einberufene a. v. G.=V. ſoll über Erhöhung des 
            Grund=
kapitals um bis zu 150 Mill. neuer Stamm=Aktien, ſowie über Begebung 
unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechtes der Aktionäre, ſowie über 
Feſtſetzung des Mindeſt=Kurſes und Dividendenberechtigung Beſchluß 
faſſen. 
* Th. Teichgräber Berlin. Durch die Dresdner=Bank und 
die Commerz= und Privat=Bank ſollen in den nächſten Tagen 182,5 Mill. 
Stamm=Aktien des Unternehmens in den offiziellen Verkehr der 
            Ber=
liner Börſe eingeführt werden. Die Aktien werden ſeit längerer Zeit im 
Berliner Freiverkehr gehandelt. 
* Ver. chem. Werke Charlottenburg. Die Geſellſchaft 
weiſt für das abgelaufene Geſchäftsjahr nach Abzug der Unkoſten und 
Steuerrücklagen in Höhe von 575 Mill. und nach Abſchreibungen einen 
Reingewinn von 402 Mill. gegen 5,6 Mill. i. V. aus. In der Bilanz 
erſcheinen Grundſtücke, Gebäude uſw. mit je 1 Mark. Brennmaterialien 
ſind mit 5,3 Mill., Warenbeſtände mit 4,64 Mill., Debikoren mit 1173 
Mill., Bankguthaben mit 135,7 Mill. und Wechſelbeſtände mit 76,3 Mill. 
ausgewieſen; andererſeits betrugen Kreditoren 406 Mill. Die G.=V. 
            be=
ſchloß von einer Ausſchüttung einer Dividende Abſtand zu nehmen, da 
die Unkoſten ſo hoch ſeien, daß dem einzelnen Aktionär keine Vorteile 
bleiben, zumal das Aktien=Kapital ſehr weit verſtreut ſei. Die 
            Verwal=
tung erhielt Ermächtigung zur Unterverſicherung der Werke. Die 
            Not=
wendigkeit einer Kapitalserhöhung iſt, wie der Vorſitzende ausführte, 
durch die Verhältniſſe gegeben. Die Geſellſchaft benötigt dringend 
Material zur Fortführung und Erweiterung ihres Betriebes. Es 
wurde daher einſtimmig beſchloſſen, das Grundkapital um 41 Mill. neue 
ab 1. 7. 23 dividendenberechtigte Stamm=Aktien auf insgeſamt 50 Mill. 
zu erhöhen, wobei ein Teil der neuen Aktien zu einem günſtigen Kurs 
angeboten werden ſoll. Es wurde beſtimmt, daß auf 1 alte Aktie 
            minde=
ſtens 1 junge Aktie bezogen werden kann. Der Ausgabekurs wird noch 
feſtgeſetzt. Aus den Ausführungen des Vorſitzenden war zu ſchließen, 
daß ein Preis von etwa 2 Goldmark pro Aktie vorgeſehen iſt. Der 
Reſt der neuen Aktien bleibt zur freihändigen Begebung der Verwaltung 
überlaſſen. Dieſe will verſuchen, weitere Stützpunkte im valutaſtarken 
Ausland zu finden. Es ſollen in dieſer Richtung bereits erfolgreiche 
Verhandlungen ſchweben. Die erſten Monate des neuen Geſchäftsjahres 
ſollen ſich hinſichtlich des Umſatzes befriedigend entwickelt haben. 
* Deutſche Jürgenswerke A. G., Altona=
            Bahren=
feld. Die Geſellſchaft beabſichtigt, den Inhabern der 200 Millionen 
Mark Vorzugsaktien für die Rückgabe von je 10 000 Mk. Vorzugsaktien 
5 Dollar in Dollarſchatzanweiſungen des Deutſchen Reiches zu 
            gewäh=
ren. Die Vorzugsaktien, die der Geſellſchaft auf Grund dieſer 
            Ankauf=
offerte nicht innerhalb dieſer feſtzuſetzenden Friſt zurückgegeben werden. 
ſollen zu dem Rückkaufpreis von 115 Prozent des Nennwertes gekündigt 
werden.
 Stahlwerk Oeſe A. G., Oeſe. Laut Mitteilung des 
            Rhein=
handels=Konzerns gehen 47 Millionen Mk. Stamm= und 3 Millionen 
Mtark Vorzugsaktien der Stahlwerk Oeſc=A. G. zum Vorzugskurs von 
100 000 Prozent an die Minerva=Handels=A.G., die im lebhaften 
            Ge=
ſchäftsverkehr mit der Stahlwerk Oeſe=Gefellſchaft ſteht, in Abgeltung 
von Vorlagen und für Geldentwertung wegen ſehr bedeutenden 
            Liefe=
rungen von Schrott und ſonſtigen Rohmaterialien anſtatt 
            Barvergütun=
gen über. Dieſe Trausaktion ſei für das Stahlwerk, ſowie für die 
Aktionäre vorteilhaft. Die übrigen Aktionäre haben bekanntlich den 
Gegenwert von 7 Schilling pro Aktie zu zahlen. Ein 
            Intereſſengemein=
ſchaftsvertrag mit der zur gleichen Gruppe gehörigen Minerva=A. G. ſei 
bisher nicht abgeſchlofſen worden, ſondern die G.=V. habe dieſen Punkt 
der T.=O. auf eine neue einzuberufende G.=V. geſetzt. Es ſchweben 
Fuſionsverhandlungen mit einem Walzwerk und einem Werk der 
            Mon=
taninduſtrie. 
* Ilſe=Bergbau. 130000 Stück Genußſcheine mit 
            Gewinn=
beteiligung ab 1. Januau 1923 werden den Inhabern der Stammaktien 
Nr. 1—130 000 und 25 000 Stück Genußſcheine den im Aktienbuch der 
Geſellſchaft eingetragenen Inhabern der Vorzugsaktien Nr. 1—100 000 
bis zum 18. Oktober einſchließlich zum Bezug angeboten. Auf eine alte 
Stammaktie über nominal 1000 Mk, und auf je vier Vorzugsaktien über 
je nominal 500 Mk. entfällt ein Genußſchein zum Kurs von 100 Proz. 
zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumfatzſteuer. 
* Asbeſt= und Gummiwerke Alfred Calmon 
            Ham=
burg. Die a. v. G.=V. beſchloß Erhöhung des Aktien=Kapitals um 
100 auf 225 Mill. durch Ausgabe von 95 Mill. Stamm= und 5 Mill. 
6proz. Vorzugs=Aktien. Die neuen Aktien werden von einem Konſortium 
übernommen, mit der Verpflichtung, einen Teilbetrag von 59,375 Mill. 
an bisherige Aktionäre im Verhältnis 2:1 zum Gegenwert von 1½ 8 
zum Bezuge anzubieten und die reſtlichen Aktien zu verwerten. Die 
Vorzugs=Aktien gehen zu pari an ein der Geſellſchaft naheſtehendes 
Konſortium über. Die Kapitals=Erhöhung wurde damit begründet, 
daß trotz ſchleppenden Geſchäftsganges die Unkoſten bedeutend geſtiegen 
ſeien und die Geſellſchaft daher neuer Betriebsmittel bedürfe. 
* Gg. A. Jasmatzi=Zigarettenfabrik Dresden. 
Die a. v. G.=V. beſchloß Kapitals=Erhöhung um 50 Mill. Vorzugs= 
Aktien auf 256 Mill., wovon ein Teilbetrag von 6 Mill, den bisherigen 
Aktionären im Verhältnis 1:1 zu 1000 Prozent und Steuern angeboten 
werden, während die übrigen 44 Mill. im Intereſſe der Geſellſchaft 
            Ver=
wertung finden ſollen.
 h. Holzwertanleihe der Gemeinde Vöhrenbach 
im Schwarzwald. Die Stadtgemeinde ſchreibt die Ausgabe einer 
            wert=
beſtändigen Holzanleihe im Höchſtbetrage von 5000 Feſtmetern 
            Nadel=
nutzholz 3. Klaſſe aus. Der Zeichnungskurs für einen Feſtmeter beträgt 
25 Goldmark gleich 6,75 Dollar. Der Beginn der Zeichnung iſt auf den 
9. Oktober feſtgeſetzt. 
Warenmärkte. 
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter 
            Ge=
treidebörſe vom 9. Oktober. Getreide, Hülſenfrüchte und 
            Bier=
treber ohne Sack. Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis 
je 100 Kilo. Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung: Weizen 
Wetterauer 3500—4000 Millionen, Roggen 3000—3200 Millionen, 
            Som=
mergerſte 2000—3500 Millionen, Hafer inländ. 2500—3500 Millionen, 
Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 7000—10 0000 Millionen Mark 
bei Waggonbezug ab Mühlenſtation. Noggenmehl 5500—6500 Millionen. 
Weizen= und Roggenkleie 1500—1550 Millionen. Tendenz, ſteigend. 
h. Mannheimer Produktenbörſe. Die Unſicherheit 
beſteht trotz der Löſung der Regierungskriſe infolge der 
            Deviſenſchwan=
kungen an den Produktenbörſen fort und die Abſchlußtätigkeit iſt 
            da=
durch gelähmt. An Forderungen hörte man für das geringe Angebot 
für Weizen 2,6—2,8, Roggen 1,8—20, Gerſte 2,0—2,1, Hafer 1,8—1,9 
— alles in Milliarden pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Am 
            Mehl=
markt wurde Weizenmehl Spezial Null zu 4,8—5,0 Milliarden Mk. pro 
Doppelzentner gehandelt. Von Futtermitteln waren Weizenkleie zu 
0,85—1,00, Biertreber und Malzkeime zu 0,90—1,00, Raps zu 5,2 
            Mil=
liarden pro 100 Kilo angeboten. An der Kolonialwarenbörſe beſteht 
unverändert feſte Tendenz. Man notierte in Goldmark auf 
            Dollar=
baſis: Kaffee Santos roh mit 3,0—3,4, gewaſchen mit 3,7—4,0, Tee 
mittel mit 7,9—8,9, gut mit 9,0—9,9, fein mit 10—11, inländiſcher Kakao 
mit 3,0—3,5, amerikaniſcher und holländiſcher mit 3,4—3,8, Burmareis 
mit 0,44, Weizengrieß mit 0,45 und Hartweizengrieß mit 0,53 pro Kilo 
ab Mannheim. Offiziell notierten pro 100 Kilo netto Kaſſe bahnfrei 
Mannheim in Milliarden: Weizen 2,6—2,8, Roggen 2,2, Gerſte 2—2,2, 
Hafer 1,9—2,1, Rohmelaſſe 0,6—0,65, nom., Preßſtroh 0,38—0,40, 
            Bund=
ſtroh 0,30—0,37, Weizenmehl 4,8—5,8, Roggenmehl 3,5—4,2, Naps 5,2 
bis 5,6. Tendenz ſteigend. 
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem 
            Schlacht=
viehmarkt am Montag waren zugetrieben: 112 Ochſen, 86 Bullen, 257 
Kühe und Rinder, 202 Kälber, 86 Schafe und 273 Schweine. Bezahlt 
wurden pro Pfund Lebendgewicht für Ochſen 1. Klaſſe 55—58, 2. Kl. 
50—54, 3. Kl. 45—50, 4. Kl. 38—42; Bullen 1. Kl. 52—55, 2. Kl. 48—50, 
3. Kl. 35—40; Kühe und Rinder 1. Kl. 55—58, 2. Kl. 50—54, 3. Kl. 
45—50, 4. Kl. 38—42, 5. Kl. 35—40; Kälber b) 68—72, c) 66—68, d) 64 
bis 66, e) 62—64; Schafe a) 33—35, b) 32—34, c) 31—32 — alles in 
Millionen Mk. Schtveine wurden nicht notiert. Für norddeutſches 
Vieh beſter Beſchaffenheit wurden Preiſe über Notiz bezahlt. 
            Markt=
verlauf: mit Großvieh lebhaft, ausverkauft; mit Schweinen 
            mittel=
mäßig, ausverkauft; mit Kälbern langſam, ausverkauft. 
wb. Berliner Produktenbevicht. Bei der erneuten 
rieſigen Steigerung der Deviſenpreiſe hörte das Angebot zu 
            Markt=
preiſen an der Produktenbörſe mehr und mehr auf, und was 
            heraus=
kommt, wird in Goldmark offeriert. Die weiter anhaltenden 
            Roggen=
käufe der Reichsgetreideſtelle vollziehen ſich in der Hauptſache gegen
 10. Oftober 1923 Nr. 280 
9 
Hingabe von Goldanleihe; ſonſt hielt ſich die Unternehmungsluſt bei 
den geſpannten Verhältniſſen in ſehr engen Grenzen. Die Mühlen ſind 
mit der Auffüllung ihrer Weizenvorräte ſehr vorſichtig geworden, und 
auch die Brauereien haben ihre Käufe bei dem derzeitigen Preisſtand 
eingeſtellt. Nur ſeitens der Graupenfabriken und zu Futterzwecken zeigt. 
ſich anhaltender Bedarf. Die Preiſe haben ſich in Anpaſſung an den 
Währungsverfall weiter anſehnlich erhöht. 
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt 
uns: In
 den Staatsforſtverwaltungen vor kurzem abgeſchafft worden. Die 
            wie=
derholten Proteſte gegen die Einräumung von Kreditmöglichkeiten ohne 
Aufwertung der Kaufbeträge an Holzinduſtrielle haben zu dieſen 
            Be=
ſchlüſſen der Staatsregierungen geführt. Es bedarf keines beſonderen 
Hinlveiſes, daß Stundungskredite in angemeſſenen Grenzen im Verkehr 
mit legalen Holzkäufern dann zuläſſig ſein und eingeführt werden 
            ſoll=
ten, wenn man den Nohholzeinkauf in den Forſten auf eine 
            wertbeſtän=
dige Grundlage wird ſtellen können. Die Erzielung von 
            Inflationsge=
winnen ſoll ganz gewiß nicht der Zweck eines Stundungskredits beim 
Rohholzeinkauf ſein, wohl aber die Förderung der gewerblichen 
            Inter=
eſſen in der Sägemühlen= und Holzbearbeitungsinduſtrie. Neuerdings 
wird im Holzgewerbe die Gründung einer beſonderen 
            Holzwirtſchafts=
bank in Form einer Aktiengeſellſchaft betrieben, die demnächſt ins 
            Le=
ben gerufen werden dürfte, und in weiteren Kreiſen am deutſchen 
            Holz=
markt lebhaft gefördert wird. Neuerdings ſind dem Gründungsausſchuß 
auch die Vorſitzenden des Zentralverbands von Vereinen Deutſcher 
            Holz=
intereſſenten und des Vereins oſtdeutſcher Holzhändler und Sägewerke 
beigetreten, womit das gemeinſame Intereſſe der ſüd= und weſt= mit
 heit zurückgegangen. Bevor nicht die Verhältniſſe im Ruhrgebiet 
            ge=
klärt ſind, wird ſich eine geregelte Geſchäftstätigkeit am Holzmarkt nicht 
ergeben können. Ueber geringe Umſätze kamen Platzholzhandel und 
Sägewerkinduſtrie nicht hinaus. Verkäufe von Schnittholz nach 
            Papier=
mark werden immer ſeltener. Meiſt wird das engliſche Pfund als 
Wertmeſſer benutzt. 
Börſen. 
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die Steigerung 
der Deviſenpreiſe ſetzte ſich heute in ungewöhnlichem Ausmaße fort. 
Nach Gründen dafür braucht man bei der Verworrenheit der Lage, die 
durch die Vorgänge im Rheinlande hinſichtlich der Erhöhung der 
            Ar=
beitszeit noch verſchärft wird, nicht zu ſuchen. Im freien Verkehr 
            ſetz=
ten London und Neu=York mit 5300 bzw. 1160 Millionen ein und 
            er=
reichten gegen 12 Uhr den höchſten Stand mit ungefähr 7600 bzw. 1600 
Millionen. Dabei handelt es ſich zumeiſt um geſprochene Kurſe, da 
nur ſehr wenig Ware herauskommt und die Höhe des Preisſtandes 
ſpekulative Umſätze ſo gut wie ganz verbietet. Amtlich erfolgte die 
            Feſt=
ſetzung bei ungefähr den gleichen Zuteilungen wie geſtern auf der 
Grundlage von 5500 bzw. 1200 Millionen. Kurz danach hörte man aber 
bereits wieder Kurſe von 7200 bzw. 1550 nennen. Unter dieſen 
            Ver=
hältniſſen iſt nach Meinung der Börſenkreife für morgen mit einer 
Fortſetzung der Anpaſſung des Kursſtandes an die Geldentwertung zu 
rechnen. Die Kurſe für Dollarſchatzanleihe bzw. Goldanleihe wurden 
heute zum erſten Male am Börſenruhetage mit 1500 bzw. 1200 
            Mil=
lionen amtlich feſtgeſetzt. 
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a M., 9. Okt. Telegr. Auszahlungen:
grat.
Deviſenmarkt. Berlin, 9. Oktober Telegr. Auszahlungen für:
ReGeld
Afe Mufe
W60
Briel Amſterdam=Rotterdam .. . .. 823175000. 330-250000 1473812500. 476187500. Brüſſel=Antwerpen ... .... .." 41895000.— 42105000.— 3840000.— 64160000.— Chriſtiania . . . . . . . . .. ... ....." 131670000. 132330000 83525090. 190475000. Kopenhagen ...... 148617500. 149375500. eri4g:00o. 212503000. Stockholm .. . . . . . 221445000. 222525000. 319200000. 320800000. 19 Helſingfors .. 22543500.— 82658500.— 32718000.— 32882000.— Italien . .. .... ..." 37306000. — 37694000.— 54463500.— 54736500 — 10 London ...
.. 3790500000 3809500000 5486250000 55 13750000 New=York. 335905000. 840095000. 11970/0000 1203000000. Paris ... 49875000 — 50125000 — 72817000.— 3182500.— Schweiz.. 14962500. 15 0375000. 215460000. 1216540000. 10 Spanien", r1e7 17500. 113282500. 162592000. 163407500. Wien (in Deutſch=Oſterr. abg. 11770.— 11830.— 17137.— 17243.— Prag .. 24738000.— 24863000. — 36109500.— 36290500.— Budapeſt 44388.— 44612.— 64337.— 60163.— Buenos-Af 775310000. 276690000. 394013500. 395887500. Bulgarien 7980000.— 8020000 — 111770500. — 1824600 — 60 Japan .. 4r 962540. 416037500. 5935 12500. 596487500. Nio de Janeiro ....." 30797500.— 81202500— 1157 10000. 116290000. Belgrad..
„ 9975000.— 100 25000.— 14163750.— 14536250.— Liſſabonn..
oaa- 133516500.— 34483500.— 47880000. 48120000.— Sofia...
Familiennachrichten
 Die Geburt ihres Jungen 
Günther Arno 
zeigen hocherfreut an 
Albert u. Else Stahl 
geb. Störger 
Berlin W30 
Martin-Lutherstr. 88 
26322
 Todes=Anzeige. 
Geſtern abend wurde mein 
lieber Mann, unſer treuer Vater, 
Schwiegervater, Großvater, 
            Schwa=
ger und Onkel
 Hausmeiſter an der Viktoriaſchule 
von ſeinem ſchweren Leiden erlöſt. 
Darmſtadt, 9. Oktober 1923. 
(*26327 
Hochſtraße 44. 
In tiefem Schmerz; 
Dorothea Kröh, geb. Ebert 
und Kinder. 
Die Beerdigung finder 
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            Ma=
ſchinen=Näherinnen 
finden ſof. bei guter 
Bezahl. Beſchäftig., 
ſotv. Heimarbeiterinnen 
werden angenommen 
b. Spilger, N. 
            Nieder=
ſtraße 13. (*26292
 Kindergärinerin 
I. Kl., aus gut. Fam., 
welche bereits prakt, 
tätig war, zu 2 
            Kin=
dern im Alter von 3 
u. 4 Jahren per ſof. 
gegen gule Bezahlg. 
geſ. Näh. b. Direktor 
Kredel, Darmſtadt, 
Wilhelmſt. 28, p. (*20Fdm
 Mädchen aus guter 
Familie als 
Stütze 
für kl. Haushalt mit 
1 Kind in nächſt. Nähe 
Darmſtadts geſ. 
            Putz=
frau vorh. Bezahlg. 
wertbeſtändig. Ang. 
u. T18 Geſch. (*eesomt
 Alleinmädch. od Frau, 
perf.i Küche u. Haush., 
zu 2 Perſ. halb= od. 
ganztäg, b. geſ. Näh. 
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Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 10. Oktober 1923.
Nummer 280.
59)
 Die Finanzen des Großherzogs. 
Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
(Nachdruck verboten.) 
Im ſelben Augenblick hob dieſer die Hand mit Herrn 
Beckers Revolver und feuerte ihn mit einem Knall ab, der in der 
kleinen Schloßhalle von einem Kanonenſchuß zu kommen ſchien. 
Die drei Verſchwörer zuckten wie vom Blitz getroffen 
            zuſam=
inen und drehten ſich um: was ſie ſahen, war der Mann, den 
ſie für zweimalhunderttauſend Peſetas zu ermorden 
            übernom=
men hatten, und Herrn Philipp Collin, die ſie beide mit ihren 
Bevolbern bedrohten. In der nächſten Sekunde donnerte die 
Stimme des Großherzogs: 
„Hände hoch, ſofort, oder Ihr ſeid des Todes!” 
Für den Bruchteil einer Sekunde ſah es aus, als ob der 
Schlvarzbärtige und ſein hohlängiger Freund trotz der auf ſie 
gerichteten Revolver zögerten; der Bucklige war dem Befehl des 
Großherzogs mit einer Geſchwindigkeit nachgekommen, die 
nichts zu wünſchen übrig ließ. Als nun die Finger des 
            Groß=
herzogs leicht auf den Revolverhahn drückten, flogen auch die 
Hände der beiden anderen in die Luft, während ihre Augen 
alles ausdrückten, was ſie für Don Ramon empfanden. 
Der Großherzog wendete ſich Philipp zu und ſagte: 
„Profeſſor, wollen Sie ſo gut ſein, dieſe Herren zu 
            viſitie=
ren und nachzuſehen, ob ſie Waffen bei ſich haben. Beginnen 
Sie mit dem Vater Jguazio in dem pittoresken Mantel. Oder 
ziehen Sie vor, daß ich es tue?" 
„Getwiß nicht, Hoheit.” 
Philipp eilte auf den abgeſetzten Kurtenträger zu und 
            be=
gann fingerfertig ſeine Taſchen von ihrem Inhalt zu befreien, 
er war bunt und erſtreckte ſich von dem für Revolutionäre 
            un=
entbehrlichen Revolver, den Philipp in ſeine eigene Taſche ſteckte, 
uuf ein Paket Banknoten und eine ausgewählte 
            Reliquienſamm=
lung, die er zurücklegte. 
„Gut,” rief der Großherzog, nachdem ſich Philipp noch 
            ein=
mal vergewiſſert hatte, daß Vater Jgnazio aller Giftzähne 
            be=
raubt war, „gehen wir zu Sergeant Poſado über.” 
Deſſen Taſchen enthielten nur zwei Revolver und etliche 
Goldmünzen. Philipp verfuhr mit ihm wie mit dem anderen 
und wendete ſich dann dem Buckligen zu, der ihm mit blutunter=
 laufenen Augen folgte, während Philipp aus ſeinen Taſchen 
einen vierten Revolber und ein reſpektables Meſſer zog. Dann 
wendete ſich Philipp an den Großherzog: 
„Ich hole Stricke, Hoheit, damit wir dieſe Herren feſſeln 
können und der Präſident in ſeiner Einſamkeit Geſellſchaft 
bekommt.” 
Er brachte die Strickwolle und binnen fünf Minuten war 
Vater Jguazio ſo hilflos, als man nur wünſchen konnte, und 
Philipp war eben im Begriff, zum Sergeanten überzugehen, 
als die Ereigniſſe plötzlich einen anderen Lauf nahmen. 
Der bucklige Gaſtwirt am äußeren linken Flügel hatte bald 
bemerkt, daß ſeine Mitbrüder den Löwenanteil der 
            Aufmerkſam=
keit des Großherzogs in Anſpruch nahmen. Leiſe und 
            unmerk=
lich hatte er ſich von dem Sergeanten fortgeſchoben, an deſſen 
Seite er ſtand. 
Die Entfernung zwiſchen ihnen war größer und größer 
            ge=
worden, und der Großherzog ſchien nichts zu merken. Nun 
Philipp ſich Vater Jgnazios bemächtigte, und dieſen Mann 
achtungsvoll auf den Boden plazierte, um zum Sergeanten 
            über=
zugehen, fand Senjor Amadeo die Gelegenheit für einen kleinen 
Coup günſtig. Raſch und lautlos wie eines der Inſekten, denen 
er glich, machte er drei oder vier Sprünge in der Richtung des 
Ausgangs; im ſelben Augenblick, in dem der Großherzog ſein 
Manöver bemerkte und raſch den Revolver auf ihn richtete, hatte 
er auch ſchon die ſchwere Türe geöffnet; im nächſten war er 
draußen, und die Kugel aus Don Namons Revolver traf keinen 
anderen Widerſtand als die alte Türfüllung. 
Was nun folgte, ging noch raſcher. Der ſchwarzbärtige 
Sergeant, der die ganze Zeit, die Philipp dazu verwendet hatte, 
die Taſchen der Verſchwörer auszuräumen und Vater Jgnazio 
zu binden, keuchend wie ein Königstiger und bereit zum 
Sprunge dageſtanden hatte, trotz des Revolvers des 
            Groß=
herzogs, brauchte nicht mehr als Amadeos Flucht, um zur Tat 
ülerzugehen. Wie eine große Wildkatze ſtürzte er ſich im ſelben 
lugenblick, in dem der Gaſtwirt die Türe erreichte, mit 
            gefletſch=
ten Zähnen und einem beiſeren Brüllen auf Don Ramon. 
Bevor dieſer ſich noch nach dem Schuſſe auf den Gaſtwirt 
            um=
drehen konnte, hatten ihn die Arme des Sergeanten ſchon 
            um=
klammert, und ſie rollten miteinander über den Steinboden der 
Halle. Der Revolver entfiel der Hand des Großherzogs, und der 
Kampf war wur zwiſchen Muskeln und Muskeln. Aber es 
bparen Muskeln, die einander würdig waren. Und war der Groß=
 herzog etwas ſtärker, ſo wurde dieſes Uebergewicht mehr als 
genügend durch die Raſerei des ſchwarzbärtigen Sergeanten 
wettgemacht. Er wußte, daß er nicht nur für ſein Leben, 
            ſon=
dern auch für den Erfolg ſeines und ſeiner Freunde Plan 
kämpfte. Siegte der Großherzog jetzt, ſo waren ſie verloren, 
denn wenn die Truppen und die Bevölkerung ſich jetzt ohne 
Führer ſahen, würde die Revolution gar bald aufhören, und 
was dann das Los dieſer Führer ſein würde, war nicht ſchwer 
zu erraten. Aber ſiegte der Sergeant, dann war nicht alle 
            Hoff=
nung verloren. 
Und es ſah wirklich aus, als ſollte der Sergeant ſiegen; 
Philipp, der das Schauſpiel wie gelähmt betrachtete, wagte 
nicht, von ſeinem Revolver Gebrauch zu machen; die 
            Kämpfen=
den rollten ſo raſch durcheinander, daß er mit ſeinem Schuß 
ebenſo gut den letzten Sproſſen des Hauſes Ramiro treffen 
konnte wie ſeinen Feind. Außerdem war die Beleuchtung ſo 
ſchwach, daß er kaum unterſcheiden konnte, wer es war. Vater 
Jgnazio zu ſeinen Füßen ermunterte ſeinen Bundesgenoſſen 
mit heiſeren Rufen und ſtimmte eine Art Beſchwörungsgeſang 
an, der in der wunderlichen Beleuchtung doppelt unheimlich 
klang. Endlich ſtürzte Philipp, deſſen Untätigkeit vielleicht eine 
Minute gedauert hatte, auf die Kämpfenden los, um 
            einzugrei=
fen; aber als er herankam, warf der Großherzog ihm einen 
raſchen Blick zu und murmelte heiſer: 
„Laſſen Sie das, Profeſſor! Den expediere ich ſchon ſelbſt.” 
Für den Augenblick ſchien er die Oberhand zu haben, dann 
änderte ſich die Situation wieder, und der Sergeant, deſſen 
Augen vor Mordgier halb aus ihren Höhlen getreten waren, 
kam zu oberſt. Gerade als Philipp trotz des Verbotes des 
            Groß=
herzogs eingreifen wollte, gab Don Ramon ſeinem gewaltigen 
Körper einen heftigen Ruck; im nächſten Augenblick hatte er 
wvieder die Oberhand und preßte, den Sergeanten zu Boden. 
Doch in der letzten Sekunde ſchlängelte ſein Gegner ſich halb frei, 
und ſein ſchwarzbärtiges Raubtiergeſicht flog Don Ramon an 
den Hals, mit gefletſchten Zähnen, bereit, zuzubeißen. Philipp 
ſtieß einen Schrei aus, und Don Ramon machte eine raſche 
            Be=
wegung; die Zähne glitten an dem Ziel, das ſie ſich geſetzt, 
            vor=
bei und ſchlugen ſich anſtatt deſſen in das rechte Ohr des 
            Geg=
vers, das ſie halb abriſſen, bis Don Ramon mit ſeiner letzten 
Rieſenanſtrengung den Hals des Sergeanten umklammerte und 
ſeinen Kopf dreimal hintereinander auf die Steinfließen ſchlug. 
(Fortſetzung folgt.)
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Geſellſchafter=Verſammlung vom 15. 
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tember 1923 ſoll das Grundkapital um 
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Dieburg, den 20. September 1923. 
 
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neuſten Indexziffer folgende Aenderung. Der ſeitherigen 
Stufe 52 mit einem Grundlohn von 200 Millionen und einem 
Tagesverdienſt von Mk. 190000 bis 215000, täglicher 
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trag von 17 Millionen, werden angehängt die Stufen
230 Mill. tägl. Verdienſt: tägl. Beitrag
215000—245 000 19550 000 54 260 245 000—275000 22 100000 55 300 275 000 und mehr 25 500000
 Ferner werden die Stufen 26—31 mit der Stufe 32 mit 
einem Grundlohn von 7 Millionen verſchmolzen. Beitrag 
pro Kalendertag Mk. 595 000. Sämtliche Aenderungen treten 
mit dem 8. 10. 23 in Kraft. Bezüglich der am 1. 10. 23 in 
Kraft getretenen Aenderungen der Beiträge zur Invaliden= 
Verſicherung wollen ſich die Arbeitgeber nötigenfalls mit der 
Kaſſe ins Benehmen ſetzen. 
Die ſäumigen Arbeitgeber, welche noch mit Einreichung 
der Liſte und Abführung der Beiträge nach jeder 
            Lohnzah=
lung im Rückſtand ſind, werden hierdurch aufgefordert, ihren 
Verpflichtungen alsbald nachzukommen. 
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Darmſtadt, den 9. Oktober 1923. 
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(Baſtard), rot=grau.
 Aufforderung zur 
            Aus=
übung des Bezugsrechts. 
Die a. v. Generalverſammlung vom 
20. IX. 1923 hat u. a. eine 
            Kapitals=
erhöhung um Mk. 500.000.000.— 
Inhaberſtammaktien beſchloſſen. 
Vorbehältlich der Eintragung der 
            Kapi=
tals=Erhöhung im Handelsregiſter, forderr 
wir die Aktionäre unſerer Geſellſchaft auf, 
das Bezugsrecht auf die jungen Aktien 
unter folgenden Bedingungen auszuüben: 
1. Auf je 10 alte Aktien wird eine junge 
zum Kurs von 250.000% gewährt. 
2. Die Ausübung des Bezugsrechts und 
Einzahlung hat bei Vermeidung des 
Verluſtes in der Zeit vom 14. bis 
28. Okt. 1923 zu erfolgen, und zwar: 
a) bei der Zentralſtelle in Darmſtadt, 
b) bei unſerer Münchener Nieder 
laſſung, Promenadeſtr. 12. 
Bei der Ausübung des Bezugsrechts ſind die 
alten Aßtien shne Dividendenbogen einzureichen. 
Darmſtadt, den 8. Oktober 1923. 
Deutſche Landwirtſchafts=n. Handelsbank 
Nothis. Hirſch, (*26323
 von Wäſche=
            Aus=
ſtattungen, ſowie 
Herren= u. 
            Damen=
wäſche, erſtklaſſige 
Ausführung (*26295 
Wenck= 
Schön, ſtr. 5.
 Tauſche Obſt 
gegen guterh. Anzug 
od. Ueberz. mittl. Gr. 
Ang. u. T 15 an die 
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Barkhausſtraße 16 
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Geſchäftsſt. (*2630
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 Heutiger Eintrag ins Handelsregiſter B: 
Firma MitteldeutſcherBankverein, 
            Aktien=
geſellſchaft. Sitz Dieburg. Gegenſtand: 
ſtr. 4, Seitenbau, I./Betrieb eines Bank= und 
            Kommiſſions=
geſchäftes in allen ſeinen Zweigen, 
            ins=
beſondere unter Fortführung und Ausbau 
des Betriebes des Dieburger Bankvereins; 
e. G. m. b. H., in Dieburg. Die 
            Geſell=
ſchaft iſt berechtigt, ſich an gleichen oder 
lähnlichen Unternehmungen zu beteiligen; 
ſolche Unternehmungen zu erwerben; ſie 
kann auch Zweigniederlaſſungen, Agenturen 
und Kommanditen errichten. Grundkapital: 
51 500 000 Mark. Aktiengeſellſchaft. Der 
Geſellſchaftsvertrag iſt am 4. September 
1923 feſtgeſtellt. Beſteht der Vorſtand aus 
mehreren Perſonen, ſo wird die Geſellſchaft 
entweder durch zwei Vorſtandsmitglieder 
zuſammen oder durch ein Vorſtandsmitglied 
in Gemeinſchaft mit einem Prokuriſten 
            ver=
treten. Stellvertreter von 
            Vorſtandsmit=
gliedern haben in dieſer Beziehung gleiche 
Rechte wie die Vorſtandsmitglieder 
ſelbſt. Der Aufſichtsrat oder die 
            General=
verſammlung iſt ermächtigt, einzelne 
            Vor=
ſtandsmitglieder zu alleinigen 
            Vertretungs=
berechtigten zu beſtellen. Zu 
            Vorſtands=
mitgliedern ſind beſtellt: 1. Bankbeamter 
Heinrich Schmitt in Dieburg. 2. Kaufmann 
Martin Deuter daſelbſt. 3. Bankbeamter 
Carl Berck in Frankfurt a. M. Als nicht 
eingetragen wird noch veröffentlicht: Das 
Grundkapital zerfällt in 25 751 
            Namens=
aktien, die nur mit Zuſtimmung des 
            Lan=
desfinanzamtes Darmſtadt weiter 
            über=
tragen werden dürfen, und in 25 749 
            In=
haberaktien über je 10 000 Mark. Von den 
Inhaberaktien werden 3000 Aktien zum 
Kurſe von 100 % ausgegeben. Die 
            Aus=
gabe aller übrigen Aktien erfolgt zum 
Kurſe von 400 %. — Der Vorſtand der 
Geſellſchaft beſteht je nach den 
            Beſtim=
mungen des Aufſichtsrates aus einer 
            Per=
ſon oder aus mehreren Mitgliedern. Der 
Aufſichtsrat hat das Recht der Ernennung 
und Abberufung der Vorſtandsmitglieder, 
Die Berufung der Generalverſammlung 
erfolgt durch Bekanntmachung im Deutſchen 
Reichsanzeiger und in der Starkenburger 
Provinzial=Zeitung in Dieburg. Die 
            Be=
kanntmachungen der Geſellſchaft erfolgen 
in den genannten Blättern. Die Gründer, 
die alle Aktien übernommen haben, ſind: 
1. Fabrikant Wilhelm Ebert, 2. Kaufmann 
Martin Deuter, 3. Landwirt Joſeph Fäth II., 
4. Miniſterial=Präſident Philipp Uebel II., 
alle in Dieburg, 5. Fabrikant Paul Beck 
in Sprendlingen. Den erſten Aufſichtsrat 
bilden: 1. Miniſterial=Präſident Philipp 
Uebel II., 2. Landwirt Joſeph Fäth II., 
3. Kaufmann Friedrich Wohlfarth., 4. 
            Kel=
tereibeſitzer Jean Petermann, 5. Fabrikant 
Wilhelm Ebert, alle in Dieburg, 6. 
            Fabri=
kant Paul Beck in Sprendlingen, 7. 
            Kauf=
mann Jakob Birkenfeld in Bad=Homburg 
v. d. H., 8. Stadtrat Gerhard Heil in 
            Frank=
furt a. M. Die mit der Anmeldung der 
Geſellſchaft eingereichten Schriftſtücke, 
            ins=
beſondere der Prüfungsbericht des 
            Vor=
ſtandes und des Aufſichtsrats und der von 
der Handelskammer ernannten Reviſoren, 
können bei dem Gericht, der Prüfungsbericht 
der Reviſoren auch bei der Handelskammer 
Offenbach a. M. eingeſehen werden. 
Dieburg, 15. September 1923, 
Amtsgericht. 
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