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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 279
Dienstag, den 9. Oktober 1923
186. Jahrgang
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Darmſſädter 8 Naionalbank.
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Das Ermächtigungsgeſetz.
Vom Reichsrat angenommen.
Berlin, 8. Okt. (Wolff.) Der Reichsrat hat in ſeiner
heutigen Sitzung dem Ermächtigungsgeſetz bei
Stimm=
enthaltung Thüringens zugeſtimmt. Dagegen ſtimmten außer
einigen preußiſchen Provinzen Bayern und Mecklenburg=Strelitz.
Der Geſetzentwurf iſt alſo vom Reichstag, mit der erforderlichen
Zweidrittelmehrheit angenommen. Das Ermächtigungsgeſetz, das
von der heutigen Tagesordnung des Reichstages vorläufig
ab=
geſetzt worden iſt, hat folgengen Wortlaut:
8 1. Die Reichsregierung wird ermächtigt, die Maßnahmen
zu treffen, welche ſie auf finanziellem,
wirtſchaft=
lichem und ſozialem Gebiet für erforderlich und dringend
erachtet. Dabei kann von den Grundrechten der Reichsverfaſſung
abgewichen werden. Die Ermächtigung erſtreckt ſich
nicht auf Regelung der Arbeitszeit und auf
Ein=
ſchränkungen der Unterſtützungen der Verſicherten und
Renten=
empfänger der Sozialverſicherung ſowie der Kleinrentner. Die
erlaſſenen Verordnungen ſind dem Reichstag und dem Reichsrat
unverzüglich zur Kenntnis zu bringen. Sie ſind auf Verlangen
des Reichstages ſofort aufzuheben.
8 2. Dieſes Geſetz tritt mit dem Tage der Verkündigung in
Kraft. Es tritt mit dem Wechſel der derzeitigen Reichsregierung
oder ihrer parteipolitiſchen Zuſammenſetzung, ſpäteſtens aber am
31. März 1924, außer Kraft.
Der Reichsfinanzminiſter über ſeine Aufgaben.
Köln, 8. Okt. (Wolff.) Reichsminiſter Dr. Luther führte
n einer Unterredung mit dem Berliner Vertreter der Kölniſchen
Zeitung über die von ihm zu löſenden Aufgaben folgendes
uus:
„Schon die Tatſache, daß Sie mich fragen, ob ich glaube, daß
ie finanziellen Verhältniſſe des Reiches überhaupt in Ordnung
ebracht werden können, zeigt, wie ungeheuer ſchwer die
Lufgabe iſt, die vor mir ſteht. Dabei wird das deutſche Volk,
jachdem der Reichstag entſchloſſen iſt, durch das
Ermächtigungs=
ſeſetz auch gerade auf finanziellem Gebiete der Regierung größte
Follmachten zu geben, mit Recht erwarten, daß nunmehr
die Zeit des Redens vorbei
ſt und gehandelt wird. Die Regierung rechnet in ihrem
Zeſtreben, das Wohl des geſamten Volkes, über alle
Sonder=
ntereſſen zu ſtellen, auf die Unterſtützung aller ſachverſtändigen
ereiſe. Die Tätigkeit des Reichsfinanzminiſters kann aber nur
ine techniſche Grundlage für die Geſundung unſeres
Wirtſchafts=
ebens ſchaffen, auch wenn ſie dank der in der Beamtenſchaft des
keichsfinanzminiſteriums verkörperten großen Sachkunde und
vohlbegründeten Erfahrung noch ſo gut gelingt. Im
Vorder=
rund ſteht die Frage der
Schaffung eines wertbeſtändigen Zahlungsmittels,
ür die ja eine ausgearbeitete Vorlage bereits vorliegt; dazu die
ahlreichen Steuerfragen, die faſt alle im Fluß ſind. Bei
en Steuerfragen kommt es nicht nur darauf an, daß die
Einnah=
ien des Reiches auf jeden Fall die Ausgaben decken müſſen,
ſon=
ern die Steuern müſſen auch ſo ſein, daß ſie einfach zu
verwal=
en ſind, alſo geringe Unkoſten hervorrufen und gerade dadurch
i ihrer Notwendigkeit dem Steuerzahler voll verſtändlich
wer=
en können.
Sehr wichtig iſt ferner die
ſeſeitigung des jetzigen Zuſtandes, wonach die Länder und
Ge=
meinden faſt nur noch als Koſtgänger des Reiches leben.
dieſer Umſtand bedrückt das Verantwortungsgefühl der Länder
uf das Schwerſte und hat bei den Gemeinden ein wahres
Zerr=
ild der Selbſtverwaltung geſchaffen. Ein noch ſo gutes
Steuer=
yſtem aber nutzt gar nichts, wenn nicht erſtens die Ausgaben des
teiches ganz außerordentlich eingeſchränkt werden und wenn
icht zweitens die
Produktion unſerer Volkswirtſchaft ganz erheblich geſteigert
ſird. Die Lage unſerer Volkswirtſchaft iſt wie die eines Schiffes
iſchwerem Sturm. Wie dort das Kommando heißt: Alle Mann
n Deck muß jetzt das deutſche Volk ſeine ganzen körperlichen
nd geiſtigen Kräfte anſpannen, damit auf der ganzen Linie des
Lirtſchaftslebens mehr produziert wird. Geſchieht das, ſo
wer=
in alle Waren billiger werden. Wir werden wieder Lebensmit=
I in der erforderlichen Menge einführen können. Die graue
orge um das tägliche Brot, die heute ſo ſchwer auf vielen
Volks=
mnoſſen laſtet, wird ſchwinden, wenn einmal die durch den
un=
ücklichen Ausgang des Weltkrieges uns zur Laſt gefallenen
Lei=
ungen auf ein tragbares Maß zurückgeführt ſind. Erſte
Voraus=
tzung dafür iſt die
freie Verfügung über Ruhr und Rhein
nd über die dortigen großen wirtſchaftlichen Möglichkeiten, die
re Kraft nur im Geſamtrahmen unſerer deutſchen
Volkswirt=
haft entfalten können. Somit bleibt, wenn wir auch ſofort alles
in müſſen, um die finanzielle und wirtſchaftliche Ordnung ſo
it wie möglich zu geſtalten, doch das eigentliche Ziel der
Be=
eiung von Rhein und Ruhr, für die das vaterländiſche Wollen
2s ganzen deutſchen Volkes ſich einſetzt.
(merikaniſches Intereſſean der Währungsbank
Berlin, 8. Okt. (Wolff.) Aus amerikaniſchen
diploma=
ſchen Kreiſen in Berlin wird mitgeteilt, daß mehrere führende
ankgruppen in den Vereinigten Staaten ihr
In=
ereſſean der Reformderdeutſchen Währung den
erliner zuſtändigen Stellen mitgeteilt hätten. Sie erklärten ſich
nter beſtimmten Vorausſetzungen bereit, ſich mit Kapital an der
rrichtung der Währungsbank zu beteiligen. (Bei der hieſigen
nerikaniſchen Botſchaft liegt keine Beſtätigung dieſer Meldung
yr. Anmerkung des Wolffſchen Bureaus.)
Vom Tage.
Wie in barlamentariſchen Kreiſen verlautet, ſoll der Staatsſekretär
der Reichskanzlei, Freiherr v. Rheinbaben, im Zuſammenhange
mit den Perſonalveränderungen im Kabinett ſein Rücktrittsgeſuch
eingereicht haben. Ueber ſeinen Nachfolger iſt noch nichts bekannt.
Nachdem die Reichsbank, ebenſo wie die Privatbanken durch das
am 26. September verabſchiedete Geſetz, betr. Aenderung des
Bank=
geſetzes, ermächtigt worden iſt, mehrere Lombardzinsſätze von
verſchie=
dener Höhe feſtzuſetzen, hat die Reichsbank den Zinsfuß für
Papiermarkdarlehen, ſoweit ſolche überhaupt noch erteilt
werden, mit Wirkung ab heute auf 108 Prozent jährlich
er=
höht.
Das Direktorium der Deutſchen Hannoverſchen Partei
hat einſtimmig beſchloſſen, die Vorbereitungen für die
Wiederein=
bringung des Abſtimmungsantrags unverzüglich in
An=
griff zu nehmen.
Einer Havasmeldung zufolge hat der Präſident der franzöſiſchen
Republik Millerand am 4. Oktober die Todesſtrafe, die am 29. 6.
wegen angeblicher Sabotage gegen ſieben Deutſche vom Kriegsgericht in
Mainz verhängt wurde, in lebenslängliche Zwangsarbeit
umgewandelt.
Die Botſchafterkonferenz hat auf diplomatiſchem Wege der
deut=
ſchen Regierung eine Note angekündigt, die ſich auf die
Wiederauf=
nahme der Tätigkeit der interalliierten
Kontroll=
kommiſſion bezieht. Ueber den Inhalt der Note iſt noch nichts
bekannt.
Der Petit Pariſien meldet aus dem Haag, daß die
Rheinſchiff=
fahrt, die ſeit dem paſſiven Widerſtand vollkommen aufgehört habe,
ſchon wieder ziemlich lebhaft geworden ſei; ſie umfaſſe jetzt
ſchon wieder 50 Prozent des Verkehrs im vergangenen Jahre.
Havas berichtet aus Cahors, daß die Camelots du Roy
die Enthüllung eines Kriegerdenkmals vornehmen wollten. Den Vorſitz
führte der ehemalige Miniſter Malvy, auf den wiederholt von
ſeiten Andersgeſinnter tätliche Angriffe verübt wurden. Schließlich
kam es zu einem Handgemenge, in deſſen Verlauf die Camelots
von den Revolvern Gebrauch machten. Vier Camelots, die aus Paris
gekommen waren, wurden verletzt.
Muſſolini hat die Abſicht, die Leitung der faſziſtiſchen
Partei demnächſt einem Triumvirat zu übertragen, das ſich
aus ſeinem Vertrauensmann Biarutri, weiter in dem Direktor des
Preſſedienſtes Freddi, ſowie dem Vertreter der nationaliſtiſchen
Ele=
mente Marenglia zuſammenſetzen wird.
Der Herzog Joſef Franz, Sohn des Herzogs Joſef, hat ſich
mit der Prinzeſſin Anna von Sachſen, der Tochter des
ehe=
maligen Königs Friedrich Auguſt, verlobt.
Die Forderungen des Thüringer Betriebsrätekongreſſes.
* Jena, 9. Okt. (Priv.=Tel.) Am Sonndag hat in Weimar
der Betriebsrätekongreß für Groß=Thüringen ſtattgefunden. Der
Inhalt der dort gefaßten Reſolutionen würde, wenn man ihn ernſt
zu nehmen hätte, jeden Deutſchen erſchrecken. Die erſte dieſer
Kundgebungen iſt zum Beiſpiel überſchrieben: „Mobiliſierung.”
Der Generalſtreik ſoll als Waffe benutzt werden gegen den
Auf=
marſch des rcaktionären Tervorregiments im roten
Mitteldeutſch=
land. Die Mobiliſierung der Werktätigen für dieſen Kampf iſt
ſofort durchzuführen. Bei der Durchführung von beſonderen
Maßnahmen werden unter anderem die proletariſchen
Hundert=
ſchaften gefordert. Dabei ſollen die Hundertſchaften in vollem
Maße kampffähig ſein. Männer mit körperlichen Mängeln ſeien
dabei auszuſchalten. Der Reichsbetriebsrätekongreß wird in
einem beſonderen Aufruf, der die Ueberſchrift trägt: „An das
deutſche Proletariat!” gefordert. Er iſt das Endziel der
prole=
tariſchen Mobilmachung. Bis zum 18. Oktober ſollen im ganzen
Reichsgebiet die Wahlen hierzu vorgenommen ſein. Der
Ta=
gungsort und der Termin hierzu werden noch genannt. Eine
dritte Entſchließung iſt ebenfalls an das deutſche Proletariat
ge=
richtet. Sie überbietet die beiden anderen ganz erheblich. Die
Arbeiterregierung für Thäringen ſoll die thüringiſch=ſächſiſche
Arbeitsgemeinſchaft verteidigen. Dabei wird zugleich ein Appell
an das geſamte deutſche Proletariat gerichtet. Die darin
enthalte=
nen Kampfloſungen bringen unter anderem folgenden Satz: „
Je=
der Betrieb muß zur Kaſerne der kampfentſchloſſenen Arbeiter
werden. Er wuß ſorgen für die Bewaffnung.” Wie ſich die
Kom=
muniſten eine thüringiſche Arbeiterregierung vorſtellen, iſt
deut=
lich an den Perſpektiven zu erkennen, die in einer Entſchließung
entwickelt werden, welche am Sonntag der Bezirksparteitag der
K.P.D. Groß=Thüringens zur Regierungsbildung beſchloſſen hat.
Es wird darin der entſchloſſene Kampf gegen die Militärdiktatur
gefordert. Bis zum 21. Oktober ſoll gleich nach der
Regierungs=
bildung für Thüringen von den Parteien und Gewerkſchaften ein
Arbeiterkongreß einberufen werden, der ſich mit dem
Regierungs=
programm, den nächſten organiſatoriſchen Maßwahmen und den
gemeinſamen Hundertſchaften zu befaſſen hat. Dieſer
Arbeiter=
kongreß hat einen gemeinſamen Landesbeirat zu wählen, der nach
Bedarf zuſammentreten muß, um Geſetzesvorlagen zu prüfen und
der ſolche einbringen kann. Schließlich ſollen die
Arbeiterkampf=
organiſationen Thüringens und Sachſens in ſtändiger
Verbin=
dun, bleiben. Am Montag haben in Weimar die Verhandlungen
zwiſchen Thüringen und Sachſen zur Bildung einer gemeinſamen
Arbeiterregierung begonnen. Unter dieſen Umſtänden wird das
Ergebnis dieſer Beratungen weit über die Grenzen Thüringens
hinaus die gebührende Aufmerkſamkeit finden.
Der Eintritt der Kommuniſten in die
thüringiſche Regierung.
TU. Weimar, 8. Okt. Die aus über 40 thüringiſchen
Ver=
tretern und einer Anzahl Delegierter auswärtiger
Landes=
betriebsräte beſtehende Verſammlung beſchloß in zwei
Entſchlie=
ßungen zur Reichs= und Landespolitik einſtimmig den Eintritt in
die Regierung. Aus dieſem Grunde ſind auch die noch in den
letzten Verhandlungen mit den Sozialdemokraden in Thüringen
hartnäckig aufrecht erhaltenen Grundforderungen fortgefallen.
Die dadurch ermöglichte Bildung der neuen gemeinſamen
Regie=
rng der S.P.D. und der K.P.D. wird mit größter
Beſchleuni=
gung in Angriff genohmnen werden. Bereits heute ſollen die
hier=
zu erforderlichen Verhandlungen mit der S.P.D. aufgenonymen
werden,
Streſemanns Antwort.”
In einer Dauerſitzung hat der Reichstag am Montag die
große politiſche Ausſprache im Anſchluß an die
Regierungserklä=
rung zu bewältigen verſucht, aber die Länge der Reden entſprach
leider nicht ihrem geiſtigen Gehalt. Greift man die Rede des
Reichskanzlers heraus, worin er auf die Vorwürfe der
Deutſch=
nationalen erwiderte und ſich rechtfertigte, damn iſt eigentlich
ſchon alles geſagt, was zu ſagen iſt. Dieſes Duell Weſtarp=
Streſemann war auch das politiſch Intereſſanteſte.
Daß Herr Dr. Breitſcheidt von der Sozialdemokratie ſeine
Kandidatennede zum Pariſer Botſchafterpoſten hielt und nur
nebenbei die Eründe entwickelte, die für die Sozialdemokratie
be=
ſtimmend waven, wieder in die große Koalition einzutreten — es
zeigt ſich auuch hier, daß die Abſichten, die bei der Neubildung der
großen Koalition beſtanden, ziemlich weit auseinandergehen —
war eine Nebenſächlichkeit. Daß Herr Dr. Bell vom Zentrum
dem Reichstag aus den Erfahrungen der letzten Tage den
Be=
fähigungswachweis abſprach, war immerhin ſchon
bemerkens=
werter, aber Ruhe trat im Hauſe doch erſt ein, als Graf Weſtarp
die rückſichtsloſe Oppoſition ſeiner Partei der Regierung
gegen=
über anlündigte. Er weiß, daß Angriff die beſte Parade iſt und
ſuchte deshalb die logiſch micht ganz einwandfreie Haltmg ſeiner
Partei durch einen ſcharfen Vorſtoß gegen den Kanzler zu
be=
gründen. Denn daß die Deutſchnationalen eine Diktatur
verlan=
gen, daß ſie das Ermächtigungsgeſetz an ſich für richtig halten,
es aber nur dieſer Regierung nicht bewilligen wollen, leuchten
eben nicht ein. Daß ſie den Abbruch des paſſiven Widerſtandes
ebenfalls für unvermeidlich halten und trotzdem an der Regierung
kein gutes Haar laſſen, nur weil ſie nicht noch einen Schritt
wei=
tergeht und jetzt bereits alle diplomatiſchen Beziehungen zu
Frankreich und Belgien abbricht, enthält jedenfalls gewiſſe
Widerſprüche, die ſelbſt die dialektiſche Gewandtheit des Grafen
Weſtarp nicht vertuſchen konnte. Dr. Streſemann, der ſich von
den Abſpannungen des Samstag vollkommen erholt hatte und
mit dem Temperament ſeiner beſten Zeiten ſprach, hakte denn
auch hier ſehr geſchickt ein und wies den Deutſchnatiomnalen nach,
daß es ein Ding der Unmöglichkeit iſt, auf der einen Seite den
Kampf mit den Soizaldemokraten zu predigen, auf der anderen
Seite aber die äußerſte Eventualität eines Krieges gegen
Frank=
reich im Auge zu halten, der nur zu führen iſt, wenn die
Ein=
heitlichkeit im Volke beſteht, die wieder mit dem Kampf gegen die
Sozialdemokraten nicht zu vereinen iſt. Dr. Streſemann wies
weiter nach, daß alle Vorwürfe, er habe die engliſche
Orientie=
ring preisgegeben, falſch ſeien. Er zitierte aus der letzten Rede
Lord Curzons zahlreiche Stellen, aus denen Ular hervorgeht, daß
die engliſche Politik ſeit dem 11. Auguſt ihren Weg zielbewußt
weitergeht, ohne durch die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes
irritiert zu ſein. Noch deutlicher als am Samstag ſprach der
Kanzler zum Schluß aus, daß unſer guter Wille Grenzen hat,
und daß der Augenblick, wo wir die deutſchnationale Taktik alle
für richtig halten würden, nicht mehr ganz fern iſt, wenn
Poin=
caré in der bisherigen Methode weiter arbeitet. Dr. Scholz,
Streſemanns Nachfolger in der Führng der Fraktion, wies
wirkungsvoll darauf hin, daß die Aufgabe des paſſiven
Wider=
ſtandes wit der Kapitulation keineswegs gleichbedeutend ſei. Er
erkannte beſonders das Verantwortungsgefühl an, mit dem die
Regierung die unhaltbaren Zuſtände an der Ruhr vor dem
Zu=
ſamumenbruch beendet hat. Er widmete ſich mehr als die übrigen
Redner den inneren Frogen und verlangte die Wiederherſtellung
der Staatsautorität in Sachſen und Thüringen, und in der
Wirt=
ſchaft die Einſetzung aller Mittel zur Hebung der
Arbeitsinten=
ſität. Aehnlichen Gedankengängen ging auch der Demokrat Koch=
Weſer nach. Fügt man noch hinzu, daß der Bayeriſche
Volks=
parteiler Leicht eine eingehende Verteidigung der bayeriſchen
Politik gab, dann iſt man eigentlich ſchon am Ende. Was die
Kommuniſten der verſchiedenen Schattierungen vortrugen, war
wenig mehr als das übliche Propagandamaterial.
Lebendig wird es erſt wieder, als der Deutſchvölkiſche
Abge=
ordnete Herr v. Grgefe einen Huſarenritt gegen das Kabinett
reitet und dabei nach allen Seiten um ſich ſchaut. Bedauerlich iſt
nur, daß in Verfolg dieſer Rede eine gewiſſe Ulkſtimmung um
ſich greift, die der Miniſter des Innern Sollmann noch
aufrecht=
erhält, als er in ſcharfer Weiſe gegen Herrn Poincaré und deſſen
Entſtellungen der Düſſeldorfer Vorgänge polemiſiert. Herr
Soll=
mann verlieſt den amtlichen Bericht, aus dem die Schuld der
Sonderbündler an den franzöſiſchen Truppen, an den blutigen
Vorgängen in Düſſeldorf unwiderleglich hervorgeht.
Reichswehr=
miniſter Dr. Geßler dagegen unterhält ſich mit Herrn v. Graefe
in harmlos liebenswürdiger Art. Vielleicht iſt das die einzige
Möglichkeit, um die ſchwierigen Fragen auf dem Gebiete der
Reichswehr, die Herr v. Graefe angeſchnitten hat, zu behandeln.
Dr. Geßler erreicht wenigſtens ſeinen Zweck. Er kann zu dem
Thema Küſtrin feſtſtellen, daß von unverantwortlichen Leuten
der nationale Sinn deutſcher Jugend ſchwer mißbraucht worden
iſt. Er deutet weiter an, daß jenes geheimnisvolle Material, das
Herr Zeigner aus Dresden gegen die Reichswehr haben will,
ſich im weſentlichen auf Aeußerungen des Herrn von Graefe ſtützt,
und teilt zuletzt mit daß er den General v. Seekt in dem
bevor=
ſtehenden Roßbach=Prozeß von der Schweigepflicht entbunden hat.
Auch der Juſtizminiſter Dr. Radbruch marſchiert noch auf,
um gegenüber den Deutſchvölkiſchen feſtzuſtellen, daß beim
Roß=
bach=Prozeß alles ſeinen ordentlichen Weg gegangen iſt. Dann
trägt Herr Ledebour für länger als eine Stunde zur Unterhaltung
des ſtark zuſammengeſchmolzenen Hauſes bei. Darauf gelangt der
Antrag der Regierungsparteien, der der Regierung das Vertrauen
ausſpricht, zur Abſtimmung. Die Regierung erhält das
Ver=
trauensvotum. In der nächſten Tagung ſoll unbedingt das
Er=
mächtigungsgeſetz erledigt werden, ſodaß zunächſt einmal die
Währungsfrage auf dem Verordnungsweg gelöſt werden kann.
*) Ausführlicher Ber
Reichstagsſitzung auf
Seite 3.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 2. Oktober 1923.
Rummer 279.
Von Ruhr und Rhein.
Die Arbeitszeit im Ruhrbergbau.
Wiedereinführungder Vorkriegsſchichten
im Bergbau.
TU. Berlin, 8. Okt. Auf ſämtlichen Zechen des
Ruhr=
reviers wurde heute morgen, wie die Fachgruppe Bergbau des
Ruhrvereins mitteilt, die folgende Bekanntmachung angeſchlagen:
„Der überſtürzte Währungsverfall bedroht auf ſchärfſte die
Ernährung unſerer Bevölkerung. Sofortige Abhilfe für dieſe
Entwicklung iſt nur durch Steigerung unſerer vernichteten
Aus=
fuhr zu ſchaffen. Vorbedingung hierfür iſt eine weitgehende
Her=
abſetzung der Preiſe der für unſere Wirtſchaft maßgebenden
Rohſtoffe, insbeſondere der Kohle, was nur durch eine ſtarke
Her=
abſetzung der Selbſtkoſten zu erreichen iſt. Nachdem die
Regie=
rung den paſſiven Widerſtand aufgegeben hat, iſt es das Gebot
der Stunde, durch äußerſte Anſpannung aller Kräfte auf
billig=
ſtem Wege möglichſt große Mengen von Kohlen zu fördern.
Hier=
für iſt eine Schichtverlängerung erforderlich. Sie wird bei
ent=
ſprechender Leiſtungsſteigerung eine Ermäßigung des
Kohlen=
preiſes um 8 Goldmark für die Tonne ermöglichen.
Demgemäß ſieht ſich der rheiniſch=weſtfäliſche Bergbau
ge=
zwungen, ab Dienstag, den 9. Oktober 1923, die vor dem
Aus=
bruch des Krieges gültigen Schichtzeiten wieder einzuführen. Die
in der Lohnordnung für die bisherigen Schichtzeiten feſtgeſetzten
Löhne gelten nunmehr für die neuen Schichtzeiten.”
Die Forderungen der Gewerkſchaften.
TU. Gelſencirchen, 9. Okt. Die freien Gewerkſchaften,
die chriſtlichen Gewerkſchaften, der Hirſch Dunckerſche
Gewerkver=
ein, der Allgemeine Angeſtelltenburg (Afa), der Geſamtverband
Deutſcher Angeſtelltengewerkſchaften und der Gewerkſchfisbund
der Angeſtellten erlaſſen heute folgenden Aufruf:
An die Arbeiter und Angeſtellten des Bergbaus!
Unter grober Verletzung der geſetzlichen Verordnung über
die Regelung der Arbeitszeit, des Geſetzes über die Arbeitszeit
im Bergbau, des Betriebsrätegeſetzes, des Tarifvertrags und der
Aubeitsordnung haben die Grubenbeſitzer des rheiniſch,
weſtfäli=
ſchen Bergbaus einſeitig ab 9. Oktober eine Verlängerung der
Arbeitszeit diktiert. Sie befehlen einfoch 8½ Stunden für den
unterirdiſchen Betrieb, 10 bis 12 Stmden für die Arbeiter über
Tag. Die Unternehmer begründen ihr Vorgehen mit der
Not=
wendigkeit, die Produktion zu ſteigern, um die Preiſe für
Roh=
ſtoffe ermäßigen zu können. Kein Arbeiter, kein Angeſtellter,
keime Gewerkſchaft, keine Regierung, welche Ordnung im Staate
wie in der Wirtſchaft will, kann ein derartig dikdatoriſches
Vor=
gehen hinwehmen. Die unterzeichneden Organiſationen fordern
deshalb die Arbeiter und Angeſtellten des Bergbaus auf, ſich mir
an die geſetzlichen Beſtimmungen, die Arbeitsordnung und den
eifvertrag zu halten Die Arbeitnehmer haben die Pflicht,
weiter zu arbeiten wie bisher, aber entſchloſſen gegen die
ein=
ſeitige Aenderung der Arbeitsbedingungen ſich zu wehren. Die
Belegſchaftsmitglieder müſſen zu der gewohnten Zeit zur Arbeit
oder Anfahrt erſcheinen. Sämtliche Belegſchaftsmitglieder müſſen
nach Beendigung der tariflichen Arbeitszeit die Betriebe verlaſſen.
Erregung unter den Ruhr=Eiſenbahnern.
EU. Eſſen, 8. Okt. Die Vage der deutſchen
Eiſen=
bahner im Ruhrgebiet wird von Tag zu Tag
ſchwieri=
ger. Ausweifugen und Verhaftngen erfolgen nach wie vor
täglich. Eine Wiederaufnahme der Arbeit wird von
allen Eiſenbahnerorganiſationen ſolange abgelehnt, als
nicht Klarheit darüber geſchaffen wird, ob die Eiſenbahner der
Regie oder den deutſchen Behörden unterſtellt werden. Die
Franzoſen und Belgier ſehen es offenſichtlich darauf ab,
vor dem Beginn der offiziellen Verhandlungen mit der deutſchen
Regierung über die Wiederherſtellung der Wirtſchaft im
Ruhr=
gebiet dieſe vor vollendete Tatſachen zu ſtellen. Denn ſie haben
den Eiſenbahnern ein bis heute befriftetes Ultimatum
geſtellt, wonach alle diejenigen, die ſich nicht zur Arbeit melden,
ausgewieſen werden ſollen. Hierdurch ſind etwa 50 000 bis
60 000 Eiſenbahner, die bis jetzt die Arbeit noch nicht
aufgenommen haben, von der Ausweiſung bedroht.
Angeſichts dieſer Siwtation hat ſich am Ende der vergangenen
Woche eine Deputation von Eiſenbahnern nach Berlin begeben,
um mit der Reichsregievung Rückſprache zu nehmen.
Wie aus Berlin hierzu gemeldet wird, hat ſich das Kabinett
mit der Angelegenheit eingehend befaßt. Die Auffaſſung des
Kabinetts geht, wie wir zuverläſſig hören, dahin, daß für
die=
jenigen Eiſenbahner, welche die verlangten
Dienſtver=
pflichtungen übernehmen, in Berückſichtigung ihrer
Zwangslage und der ihnen angedrohten Gewalt keinerlei
Nachteile entſtehen ſollen, ſobald die Bahnen wieder in
deut=
ſchen Beſitz übergehen. Für diejenigen, welche die verlangten
Verpflichtungen nicht übernehmen, ſoll, falls ſie
ausgewie=
ſen werden, nach Kräften geſorgt werden.
Da dieſe Auffaſſung nicht geeignet iſt, die beſtehenden
Zwei=
fel innerhalb der Eiſenbahnerſchaft zu klären, hat ſich der
Eiſen=
bahner im Ruhrgebiet eine heftige Erregung bemächtigt.
Die Verbandlungen mit Degoutte.
Berlin, 8. Okt. (Wolff.) Wie die „Zeit” erfährt, beſteht
die Abſicht die Verhandlungen, die von Vertretern
der rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtrie mit
Gene=
ral Degoutte aufgenommen wurden, weiterzuführen.
Es ſollen daran auf deutſcher Seite die parlamentariſchen
Ver=
treter der beſetzten Gebiete und die Vertreter der dortigen
Wirt=
ſchaft beteiligt ſein.
Pariſer Stimmen.
* Paris, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die Mittagsblätter bringen
die Vorbehalte, die von der Preſſe ſeit den geſtrigen
Unterhand=
lungen der deutſchen Ruhrinduſtriellen mit Degvutte
in Dütſſeldorf ausgeſprochen wurden und glauben, daß angeſichts
der offenſichtlichen Gegenſätze zwiſchen der Reichsvegierung und
der Stinwesgruppe erſt eine Klärung der parlamendariſchen Lage
in Deutſchland abgewartet werden uüſſe, ehe Frankreich wirklich
einen Entſchluß faſſen Eann.
Durch Spitzel verraten.
Köln, 8. Okt. (Wolff.) Wie wir aus zuverläſſiger Quelle
hören, haben die Franzoſen am Samstag in Vohwinkel von
einer D=Zuglokomotive eine große Summe in Reichsbanknoten
beſchlagnahmt. Nach Angaben der Franzoſen ſoll es ſich um
etwa 3 Billionen handeln. Die Lokomotive wurde nach
Düſſel=
dorf gefahren und der Lokomotivführer zunächſt verhaftet.
In=
zwiſchen iſt er wieder freigelaſſen worden. Die Tatſache, daß die
Franzoſen beim Einlaufen des D=Zuges ſich ſofort auf die
Lo=
omotive ſtürzten und ſie durchſuchten, läßt darauf ſchließen, daß
ſie lange vorher von einem Spion benachrichtigt worden waren.
Unverſchämte Forderungen der Hochverräter.
TU. Düſſeldorf, 8. Okt. Die Separatiſten hatten ſich,
wie ſchon gemeldet, an die Stadverwaltung mit der Forderung
gewandt, ſie ſollte die Beerdigung der toten Sonderbündler, die
Ueberführung der Verwundeten und die Fürſorge für die
Hin=
terbliebenen auf die Stadtkaſſe übernehmen. In ihrem
Schrei=
ben, das ſelbſtverſtändlich unbeantwortet blieb, erklärten die
Ver=
treter der Sonderbündler, ſie hätten, da ſie zu einer preußiſchen
Stadtverwaltung kein Vertrauen hätten, ihre Forberungen der
Beſatzungsbehörde, zwecks Erteilung eines Befehles an die
Stadtverwaltung zugeſtellt. Einige Tage darauf erſchienen die
Sonderbündleriſchen Hochverräter perſönlich bei der
Stadtver=
waltung und forderten die Anweiſung der Koſten. Dieſes
An=
ſinnen wurde abgelehnt unter Hinweis darauf, die
Stadtver=
waltung habe nicht die geringſte Urſache, dem Antrag der
Son=
derbündler Folge zu leiſten. Sie erklärten darauf, ſie wären
nicht gekommen, wenn ihnen nicht von der Beſatzung geſagt
vorden wäre, der Haftungsbefehl an die Stadtverwaltung ſei
bereits unterwegs. Die Stadtverwaltung antwortete, ſie wiſſe
von dieſem Befehl nichts. Vielleicht erkundigten ſich die Herren
noch einmal bei der Beſatzung nach dem Befehl. Kleinlaut
mach=
ten ſie ſich darauf auf den Weg nach der Beſatzungsbehörde.
Belgiſcher Optimismus.
* Paris, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Der Intranſigeant meldet
aus Brüſſel, der Chef der belgiſchen Wirtſchaftskommiſſion im
Ruhrgebiet, Hennecart, habe mit Theunis und Jaspar uber die
augenblickliche Lage im Ruhrgebiet eine längere Beſprechung
ge=
habt. Er äußerte ſich außerordentlich optimiſtiſch. Wenn die
völ=
lige Wiederaufnahme der Arbeit, ſich auch äußerlich noch nicht
bemerkbar mache, ſo hänge das mit der außerordentlichen
Unge=
wißheit zuſammen. Außerdem warteten die deutſchen
Eiſenbah=
ner auf den ausdrücklichen Befehl von Berlin zur
Wiederauf=
nahme der Arbeit.
Die neue Uniform für die Schupoleute.
* Berlin, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die Schutzpolizei wird in
der nächſten Zeit in einer neuen Uniform erſcheinen. Sie
wird im Schnitt der alten ähmlich ſein. Die Hoſe iſt aus
ſchwar=
zem Tuch mit karmoiſinrotem Vorſtoß, der Nock aus blauem
Tuchſtoff hergeſtellt, aus dem lünftig auch der Mantel und
Um=
hang gefertigt wird, ebenſo wie die Schirmmütze. Wie erinnerlich,
hat die interalliierte Kontrollkommmiſſion die Reichsregierung am
15. März 1922 in einer Note aufgefordert, eine Aenderung der
Uniform der grünen Polizei vorzunehmen, wobei ſie im
weſent=
lichen die Umänderung der grünen Farbe in eine blaue forderte.
Das preußiſche Miniſterium des Innern hat daraufhin alsbald
meue Stoffe für die Schutzpobizei herſtellen laſſen. Eine
Mehr=
ausgabe iſt durch die Aenderung der Uniform nicht entſtanden.
Die neue Meßzahl für die Beautengehälter.
TU. Berlin, 8. Okt. Im Haushaltungsausſchuß des
Reichstages wurden die Teuerungsmaßnahmen betreffend die
Be=
amtenbezüge erörtert. Es wurde für die zweite Hälfte des
Mo=
nats Oktober die Meßzahl von 14 000 vereinbart. Die örtlichen
Sonderzulagen, die Beſatzungszulage und die Kinderzulagen
wurden entſprechend erhöht. Für die Arbeiterlöhne wurde die
Meßzahl von 63000 vereinbart.
Die Vererbung der muſikaliſchen Begabung.
* Die Unterſuchungen über die Vererbung pſychiſcher
Eigen=
ſchaften ſtehen noch im den Anfängen, und doch ſind bereits einige
intereſſante Ergebniſſe erreicht. So haben die Forſchungen von
Prof. Ziehen und Valentin Hecker, über die der jetztere in der
Frankfurter Wochenſchrift „Die Umſchau” berichtete, auf Grund
ſtatiſtiſcher genealogiſcher Erhebungen einiges Licht in die
Ver=
erbung der muſikaliſchen Begabung gebracht. Die muſikaliſche
Veranlagung beſteht in einer großen Anzahl verſchiedener
Eigen=
ſchaften, unter denen die Differenzierung der Ton=
Empfindungs=
ervegurngen im Gehörgang und Gehirn, die Auffaſſung der
Unter=
ſchiede, das Gedächtnis für Qualitäten, der Sinn für Melodie,
die Fähigkeit, Tongebilde und eine nicht akuſtiſche Idee
mitein=
ander zu verknüpfen, die kompoſitoriſche und die rhythmiſche
Be=
gabung hervorragen. In den Fragebogen, die die Gelehrten an
Akademiker und an bekannte Komponiſten, Kapellmeiſter und
Virtuoſen verſandten, wurde in erſter Liwie nach der
muſika=
liſchen Begabung der Eltern gefragt, und um den Grad der
Muſikalität zu erkennen, wurden fünf verſchiedene Stufen
ange=
geben von ſehr muſikaliſch bis abſollut unmuſikaliſch. Aus den
verwertbaren Angaben von mindeſtens 5000 Perſonen ergab ſich,
daß im Ehen, in denen der eine Teil muſikaliſch, der andere
un=
muſitaliſch iſt, die Muſikalität der Mutter ſehr muſikaliſche
männliche Nachkomunen hervorrief, in den gleichen Ehen war die
Zahl der ſehr muſikaliſchen weiblichen Nachkomen viel
gerin=
ger als die der männlichen, dagegen die Zahl der muſikaliſchen
weiblichen Nachbonmmen größer. Es zeigt ſich daraus, daß Frauen
offenbar ſelvener hochmſikaliſch veranlagt ſind, daß ſie aber die
hervorragende Begabung, wenn ſie ſie beſitzen, in beſonders
wirk=
ſamer Weiſe auf das empfänglichere männliche Geſchlecht
ver=
erben. Ihre weiblichen Nachſomen beſitzen dagegen nur eine
durchſchnittlichere muſikalliſche Veranlagung, die wohl
hauptſäch=
lich darauf zurückzuführen iſt, daß die mtſihaliſche Mutter auch
wewiger veranlogten Töchtern eine mauſikaliſche Billdung
bei=
bringt. In den Ehen, in denen beide Eltern ausgeſprochen
muſi=
kaliſch ſind, ergaben ſich ſehr hohe Prozentſätze für die Zahl der
muſibaliſchen Nachkommen, nämlich je etwa 40 Prozent
hochmuſi=
kaliſche und muſikaliſche Nachkomen. Doch findet man auch
ganz unmſikaliſche Kinder, Andererſeits wurden in Ehen, in
denen beide Eltern ausgeſprochen unmuſikaliſch ſind, in einzelnen
Fällen hochmuſikaliſche und muſikalliſche Nachkommen beobachtet.
Ueber das Geſetz der muſikaliſchen Veverbung konnte bei der im
ganzen ſehr muſihaliſchen Bevölberung der Provinz Sachſen ein
Ueberiegen der muſikaliſchen Begabung über unmuſikaliſche
Veranlagung feſtgeſtellt werden. Die Veranlagung des einen
Teils der Eltenn ſetzte ſich in den Kindern entſchieben durch. Wo
dies nicht Uar zutage tritt, wirkt die Raſſenmiſchung mit weniger
muſikaliſch begabten Stämmen mit. Man konnte feſtſtellen, daß
da, wo der unmutſikalliſche Teil in den Nachbonnmen dominiert
die Familie aus Schwaben oder aus niederſächſiſchen Ländern,
alſo aus Gebieten mit relativ weniger muſibaliſcher Bevölkerung,
eingewandert war. Ueber den Zuſammenhang der muſikaliſchen
Begabung mit anderen Talenten läßt ſich ſagen, daß beim
männ=
lichen Geſchlecht eine gewiſſe Verbindung zwiſchen muſikaliſcher
und zeichneriſcher und mehr noch zwiſchen muſibgliſcher und
dich=
teriſcher Begabung beſteht, während eine Verknüpfung mit
mathematiſcher Veranlagung nicht nachſweisbar war. Auch ſcheint
muſikaliſche Begabung nicht allzu ſelten wit eimer erblichen
pſychopathiſchen Konſtitution depreſſiver Art verbunden zu ſein.
Die Vernichtung der „Mordmaſchine‟
C. K. Der Finanzminiſter hat in einer ſeiner letzten Reden
die Notenppeſſe als eine „Mordmaſchine” bezeichnet, und wir alle
ſtöhnen heute unter dem Druck dieſer Maſchine, die beſtändig
neue Papiergeldmaſſen herausſchleudert und dadurch unſer Geld
immer weiter entwertet. Es iſt ſogar gefordert worden, daß man
die unheilvollen Papiermaſſen, die uns erdrücken, als ein
Sym=
bol des „Papiergeiſtes”, der ausgerottet werden muß,
verbren=
nen ſolle. Aehnliche Empfindungen der Wut, wie ſie gegen ein
wertlos gewordenes Geld begreiflich ſind, ſind auch in früheren
Zeiten geäußert worden, und während der franzöſiſchen
Revolution, die ja überhaupt ſinnbildliche Handlungen liebte,
iſt die Vernichtung der Aſſignatenplatten als
gro=
ßes Volksfeſt gefeiert worden. Dieſer denkwürdige Vongang
ereig=
nete ſich am 19. Februar 1796. Die Aſſignaten, das von den
Jakobinern eingeführte Papiergeld, hatten in den letzten Jahren
der Revolution immer mehr an Wert verloren, wenn ſie auch
freilich noch lange nicht ſo entwertet waren wie unſere Papier=
Die britiſche Reichskonferenz.
Ausſprache über Curzons Rede.
London, 8. Okt. (Wolff.) Der Kanzler des Herzogtums
Lancaſter, Davidſon, der zurzeit den Preſſedienſt der briti
ſchen Reichskonferenz leitet, erklärte in einer Rede über die Ver
öffentlichung der letzten Nede Curzons, es wwäre ſicher nicht
höf=
lich und taktvoll geweſen, wenn Curzon eine endgültige
Erklä=
rung abgegeben hätte, bevor die Ueberſee=Premierminiſter
Ge=
legenheit gehabt hätten, ihre Anſichten zu äußern.
London, 8. Okt. (Wolff.) Die Times berichtet, daß au
der heute vormittag 11 Uhr beginnenden Sitzung der
Reichskonfe=
renz die Premierminiſter der Dominions Gelegenheit erhalten
würden, Curzons Mitteilung über die auswärtigen
An=
gelegenheiten zu erörtern. Sowohl die engliſche Regierung
wie auch die Prewierminiſter der Dominions ſeien der Anſicht
daß die Beratungem der Reichskonferenz über die Außenpoliti
von ausſchlaggebender Bedeutung ſeien.
Vertrauliche Sitzung der britiſchen Reichskonferenz.
TU. London, 9. Okt. Amtlich wird gemeldet: Die
Reichs=
konferenz widmete den heutigen Sitzungstag ausſchließlich de
Diskuſſion über Lord Curzons Erblärungen mit Bezug auf die
außenpolitiſchen Beziehungen. Die Premierminiſter von Kanada
Neuſeeland, Auſtralien und Neufundland ſowie der Vizepräſident
des Exekutivvates des Freiſtaates Irland O, Higgins brachten
ihre Anſicht zum Ausdruck, während Lord Peer, Staatsſekretär
für Indien, der Maharadſcha von Alwar und Sir Bahadur
Japru für Indien ſprachen. Die Konferenz beſchloß einſtimmig
die Verhandlungen als vollkommen vertaulich zu behandeln. Die
Konferenz vertagte ſich ſodann bis Donnerstag. Sie wird dann
die Erörterung der Außenpolitik wieder aufnehmen.
Curzons Stellung erſchüttert?
* Paris, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die zum Teil ſehr ſcharfen
Kommentare der Nede Lord Curzons haben in Paris ein ſehr
merkwürdiges Echo gefunden. In gewiſſen Kreiſen glaubt man,
die Stellung Lord Curzons als erſchüttert anſehen zu dürfen,
und man bringt damit die Tatſache in Zuſammenhang, daß
Poincaré in ſeiner geſtrigen Rede wohl über ſeine
Zuſammen=
kunft mit Baldwin geſprochen, jedoch mit keinem Wort Curzons
Ausſührungen geſtreift hat.
Franzöſiſche Kritik an Poincarés Rede.
Paris, 8. Okt. (Wolff) Zu der geſtrigen Rede Poincarés
in Ligny=en=Barrois ſagt die Ere Nouvelle: Sie war die
negativſte Rede von allen Reden, die Poincaré bis jetzt
ge=
halten hat. Lord Curzon ſagt: Framkreich muß Vorſchläg.
machen, Streſemann ſagt: Frankreich ſoll ſagen, was es will.
Poincaré antwortet: Schlagt mein Gelbbuch auf! Das Blatt
kann nicht verſtehen, daß ein nochmaliges Leſen dieſes ſehr
ſchönen Dokuments einen Vorteil bieten könnte, da das meiſte
nicht den Notwendigkeiten der heutigen Lage entſpreche. Es ſei
beshalb verheerend, wenn man eine Doktrin auf ihm aufbquen
wolle. Was beſonders paradox in der Rede ſei: Poincaré habe
kaum Andeutungen über die Worte Lord Curzons gemacht.
Des=
halb müſſe man fragen, wo hinaus denn eigentlich die Politik
der Regierung laufe. Habe ſie machiavelliſtiſche Hintergedanken
oder fehle ihr die leitende Idee? Wir begreifen ſehr wohl, fährt
das Blatt fort, daß Poincaré einen präziſen Vorſchlag
Streſe=
manns erwartet, aber dann hätte er erblären müſſen, daß er
be=
reit ſei, ihn anzunehmen und einen Gegenvorſchlag machen
werde, der als Diskutierbaſis hätte dienen wüſſen. Das
Mini=
ſterium Streſemann ſei nicht ſtark, und die ablehnende Haltung
Poincarés ſetze es der Gefahr eines nahen Sturzes aus. Aber
man müſſe begreifen, daß, wenn der Kontinent nicht mit
Frank=
reich aufgerichtet werde, er ohne Frankreich wieder aufgebaut
werde.
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Die Aufnahme der Regierungserklärung in Bahern.
* München, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die Aufnahme von
Streſemanns Reichstagsrede über das Verhältnis Bayerns zum
Reich, findet, ſoweit bis jetzt zu erkennen iſt, eine recht günſtige
Aufnahme. Die Münchener Zeitung bemerkt dazu: Streſemann
hat ſehr beherzigenswerte Worte gefunden, was um ſo
anerken=
nenswerter iſt, als heute ein gewiſſer Mut dazu gehört, in
Berlin in dieſem Ton von Bayern zu ſprechen. Seine
Stand=
haftigkeit wird angeſichts der ſächſiſch=thüringiſchen Einheitsfront
gegen Bayern wohl ſehr bald die Probe zu beſtehen haben. Auch
die Münchener Neueſten Nachrichten erkennen die kluge Haltung
des Kanzlers Bayern gegenüber an, ebenſo das grundſätzliche
Bekenntnis zu einer Reform der Weimarer Verfaſſung. Im
übrigen wünſcht das Blatt angeſichts der neuen Koglition
allge=
mein neue Perſonen am Platze. Der Bayeriſche Kurier ſpricht
von einem aufpolierten Kabinett.
mark. Unter dem Direktorium waren dann die Aſſignatenſcheine
ſo in Mißkredit geraden, daß man ſie in der Provinz überhaupt
nicht mehr annahm. Bereits amn 23. Dezember 1795 war in einem
Geſetz verfügt worden, wenn die Menge der umlaufenden
Aſſig=
naten 40 Milliarden überſteige, ſolle die Fabrikation beendet,
ſoll=
ten die Druckplatten zerbrochen werden. Am 30. Januar brachte
der Finanzminiſter Namel den Antrag ein, dies nun
auszufüh=
ven. „Der glückliche Augenblick naht heran!” rief er aus. „Wir
ſchlagen Euch vor, die Ausgabe der Aſſignaten zu ſchließen,” und
dieſer Antrag wurde mit Einſtimmigkeit angenommen. Man
verſprach ſich einen großen Eindruck auf die Menge von einer
möglichſt feierlichen Vollziehung dieſes großen Augenblicks, und
ſo wurde denn bie Verbrennug der Aſſignatenpreſſe und der
Druckplatten für den 19. Februar auf dem Vendomeplatz
ange=
kündigt. Eine ungeheuere Volkswenge drängte ſich an dieſem
Tage zuſammen, voller Hoffnungen auf den Anbruch eines neuen
Zeitalters, wachdem das alte Elend mit der fluchwürdigen
Aſſig=
natenwirtſchaft verſchtwinden ſollte. Große Scheiterhaufen waren
errichtet, und auf ihnen wurde nun die „Mordmaſchine” nebſt
allem Zubehör von Regierungsbeamten verbrannt. Als die
Flammen luſtig auſloderten und die Preſſen verzehrten,
ver=
brannte man auch noch in einem beſonderen Freudenfeuer, das
lichterloh aufloderte, eine Milliarde Aſſignaten. 5½ Milliarden
waren ſchon früher verbraunt worden; im Ganzen hatte man 45½
Milliarden Aſſignaten ausgegeben. Die Menge umtanzte die
Feuer wit wilden Carmagnolen und brach in lautes
Jubel=
geſchrei aus. „Nieder mit den Aſſignaten, es lebe das weue
Geld!” rief man. Aber dieſes neue Geld, auf das man ſo große
Hoffnungen ſetzte, war doch nur wieder ein Papiergeld und
brachte das alte Elend. Bereits am 23. Februar erhlärte bei der
Beratung über die Finanzpeform der Abgeordnete Dubois=
Crancé: „Es iſt eine Torheit, zu glauben, daß wir unſere
Aus=
gaben in Silber beſtreiten können; die Franzoſen müſſen wiſſen,
daß es für ſie nur eine Wahl gibt: die Aſſignaten oder den Tod.”
Die neuen Aſſignaven, mit denen man das eben erſt von dem
Papierfluch befreite Volk beglückte, hießen „Mandate” und
gin=
gen einer neuen Entwertung entgegen. Erſt mit den Siegen
Napoleons begann die Geſundung der franzöſiſchen
Finanzwirt=
ſchaft und die Rücklehr zum Metallgeld. Aber immerhin hatte
doch das Verbrennungsfeſt vom 19. Februar 1796 ein erſtes
Menetehel aufgerichtet und die Umkehr eingeleitet.
Nummer 229.
Darmſtädter Dagblatt, Dienstag, den 9. Oktober 1923.
Seite 3.
Rede.
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Das Pertrauensvotum für Streſemann.
Die Stellungnahme der Parteien zum paſſiven Widerſtand. — Dr. Bell für Verſtändigung mit dem Gegner. —
Die Deuſchngtionalen in der Oppoſtion. — Dr. Streſemann verteidgt die Aufgabe des poſſoen Widerſſandes.
* Berlin, 8. Okt. (Eigener Bericht.)
Am Regierungstiſch: Reichskanzler, Dr. Streſemann,
Innenminiſter Sollmann, Wehrminiſter Geßler.
Präſident Löbe eröffnet die Sitzung um 12,20 Uhr.
Nach einer halbſtündigen Geſchäftsordnungsausſprache wird
auf kommuniſtiſchen Antrag beſchloſſen, das Ermächtigungsgeſetz
vorläufig noch von der Tagesordnung abzuſetzen, da es dem
Hauſe noch nicht vorliegt, weil es eben erſt den Reichsrat
be=
ſchäftigt hat.
Ein weiterer kommuniſtiſcher Antrag, der ſich gegen das
Ver=
bot der kommuniſtiſchen Preſſe in Bayern richtet, wird mit der
politiſchen Ausſprache verbunden.
Die verſchiedenen Steueranträge der Parteien, u. a. zu
Gun=
ſten des gewerblichen Mittelſtandes, ſollen auf Antrag Diener
(deutſchn.) ſpäter gemeinſam behandelt werden.
Die Beſprechung der Regierungserklärung.
Das Haus tritt darauf in die Beſprechung der Rede des
Reichskanzlers ein.
Abg. Dr. Breitſcheid (Soz.) weiſt darauf hin, daß die
Kriſe der letzten Woche völlig überraſchend gekommen ſei.
Plötz=
lichkeiten und Ueberraſchungen hat es auch bei früheren
Gelegen=
heiten gegeben. Aber noch niemals iſt das Parlament in einer
ſo unverantwortlichen Weiſe mit einer Kriſis überfallen worden,
wie in der vergangenen Woche. Dieſer Vorſtoß muß noch geklärt
werden und ſeine Urheber müſſen feſtgeſtellt werden. Das
Kabi=
nett tritt in ſeiner alten parteipolitiſchen Zuſammenſetzung wieder
vor den Reichstag. Aber wir ſtehen dieſem Kabinett mit ganz
underen Empfindungen gegenüber, als vor einer Woche.
Wir billigen die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes,
weil er finanziell nicht mehr zu tragen war. Das Kabinett Cuno
trifft der ſchwere Vorwurf, daß es das deutſche Volk über, die
Tatſachen immer im Dunkeln gehalten hat. Es hat eine Politik
der Verſchleierung und der IFlluſionen getrieben. Die Nachſolger werden. Wir verlangen und fordern die Los=
Tunos will man nun ſteinigen, weil ſie ein unmögliches Unter= löſung der Regierung von der
Sozialdemokra=
nehmen haben liquidieren müſſen. Der paſſive Wider= tie. Los vom Marxismus! (Unruhe bei den
Sozialde=
tand war berechtigt und notwendig als Proteſt
jegen die völkerrechtswidrige Beſetzung des
Ruhrgebiets. Die Regierung Cuno hat auf den lieben Gott fugniſſe einer Regierung darf nur in den Händen des militäri=
und England geſehen und die Hände in den Schoß gelegt. Die
Verwirklichung der Erkenntnis, daß mit der Höhe des paſſiven tion können wir ſolche Befugniſſe aber nicht zubilligen. Der
Viderſtands der günſtige Zeitpunkt zu Verhandlungen gekom= Redner wendet ſich gegen eine Gewaltpolitik gegenüber Bayern
nen war, iſt durch den Druck gewiſſer Kreiſe verhindert worden, und ſpricht Herrn v. Kahr völles Vertrauen aus. (Lachen bei
Dazu kam eine gewiſſe Demoraliſation im Ruhrgebiet. Die aus
der Staatskaſſe überwieſenen Mittel wurden von gewiſſen
Kräf=
en zum Kampf gegen das deutſche Volk und die deutſche
Regie=
rung verwendet. (Unruhe rechts.) (Zurufe des Abg. Dr.
Helffe=
rbgrundtiefe Heuchelei vor, wenn er die Fortſetzung des paſſiven völkerung zugeführt werden kann. Bedauerlich iſt die Heraus=
Widerſtandes mit allen Kräften fordert. Dieſelben Kreiſe
hät=
en vorher zur Sabotage der neuen Steuern aufgefordert. Die
underen die Opfer bringen. Von der Wahnwitzigkeit des Gedan= geſetzes, wonach das Geſetz bei einer Aenderung der
parteimäßi=
ens eines Krieges gegen Frankreich müßten ſie ſelbſt überzeugt gen Zuſammenſetzung der Regierung außer Kraft treten, foll.
ein. (Unruhe rechts.) Der Redner fordert von der Regierung Wir können dieſem Geſetz nicht zuſtimmen. Der Redner
bedau=
eutſchen Regierung die Aufgabe des paſſiven Wider= den nach England abgeriſſen wurde. Der rheiniſchen
tandes empfohlen habe. Die von Frankreich unterſtützten Bevölkerung müſſe für ihr heldenmütiges Ausharren größte
Be=
eparatiſtiſchen Putſche können an dem unerſchütterlichen Willen wunderung gezollt werden. (Beifall.) Wenn Dr. Breitſcheid von
Das Rheinland iſt deutſch und muß deutſch bleiben!
Lebh. Beifall.) Die Regierung ſoll nichts unterlaſſen, um mit den Soz.)
Frankreich zu einer direkten Verſtändigung zu kommen.
Der Redner kommt dann auf die innerpolitiſchen Verhältniſſe
u ſprechen und erklärt, daß der Ernſt der Stunde gekennzeichnet
verde durch die Worte „Bahern und Küſtrin‟. Der Küſtri= wehr eines vergewaltigten Volkes und
natio=
ter Putſch ſei eine Epiſode einer großangelegten Bewegung, nale Pflicht. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Sie
trei=
die glücklicherweiſe nicht zum Ausbruch gekommen ſei.
Die Reichswehr habe ſich bewährt.
vendet ſich dann gegen die vom Reichswehrminiſter, aus Anlaß
es Küſtriner Putſches verhängte Preſſezenfur, und bezeichnete Koalitiog war die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes. (
Reichs=
den, die über Küſtrin Mitteilungen gemacht habe, die in der gan= der Beziehungen zu Frankreich und Belgien mit allen
Konſe=
ſen Auslandspreſſe zu leſen ſind. Die Regierung müſſe der Ge= quenzen. (Lärmende Zurufe bei den Soz) Ver darauf
ſt einſtweilen, der ſchwarz=weiß=rote Teufel gegenzuſetzen, der verzichtet auf Rhein und
urch den weiß=blauen Belzebub ausgetrieben Ruhr. Wir lehnen es ab, die feindliche Gewalt
vorden. Hitler und Herr v. Kahr ſind Feinde der Republik, durch eine feige Unterſchrift zu beſiegeln. (Bei=
Die bayeriſchen Ausnahmeverordnungen haben einen ſkandalöſen, fall und Händeklatſchen bei den Deutſchnationalen, Ziſchen und
zöllig unerträglichen Zuſtand geſchaffen, der nicht nur von den Lärm links.)
Kommuniſten, ſondern von allen, die auf dem Boden der
Repu=
ulik ſtehen, bekämpft werden muß.
Die Frage „Reich und Bayern” iſt eine Machtfrage.
veichen. Der Redner verteidigt das Parlament gegen den Vor= Wenn Graf Weſtarp von Scham und Empörung ſpricht, ſo lag es
nents. Der Redner erklärt, daß ſeine Partei an dem Acht= bedenklich, wenn Graf Weſtarp die
tundentag nicht rütteln laſſe. Streſemann wird ſtark ſein müſſen,
uch gegen gewiſſe Strömungen ſeiner eigenen Partei. Der
Red=
ner ſchließt mit der Erklärung, daß ſeine Partei zum Kampf ausſpricht. Ein nationaler Mann müßte doch hoffen, daß wir
Regierung drängen wollten.
die ſeine Partei in den letzten Wochen geſammelt habe.
nicht erbracht.
Mitarbeit. Parteipolitiſche Gegenſätze dürften jetzt nicht betont lition. Der Gegenſatz zwiſchen Politik und Staatsmannskunſt
gung des Ausnahmezuſtandes geführt haben, hält dieſen aber größeren Zieles willen. Darum haben alle Parteien bei der
Bil=
für notwendig. Die verfaſſungsmäßigen Rechte des „Reiches dung der großen Koalition Opfer gebracht. (Abg. Schulz=
Brom=
müſſen geſchützt werden. Die Zurückhaltung, die der Kanzler ſich berg, Dtſchntl.: Immer mittanzen.) Sie tanzten umſo mehr mit,
Bayern gegenüber auferlegt habe, begrüßt der Redner. Der wenn Sie nur eingeladen würden. Wie ſollte die
erfor=
berechtigten Eigenart der ſüddeutſchen Länder, derliche Zweidrittelmehrheit zuſtande kommen.
beſonders Bauerns müſſe Rechnung, getragen wenn gegen die Sozialdemokratie regiert wird?
muß befeſtigt werden. (Beifall.) Ohne entſprechende Sie nicht, daß es beſſer iſt, unter den heutigen Verhältniſſen die=
Erledigung der innerpolitiſchen Fragen kann in der Außenpolitik ſen Kampf zu vermeiden, wenn es möglich iſt?
keine Beruhigung eintreten. Durch das Ermächtigungsgeſetz
darf ſich das Parlament durchaus nicht ausſchalten.
Die Souveränität der Volksvertretung darf nicht in andere
Hände übergehen.
Das iſt auch nicht der Sinn des Ermächtigungsgeſetzes. Am nalem Idealismus, nicht mit einem Rechts= oder Linksblock.
Aufblühen unſerer Wirtſchaft haben alle Volkskreiſe Intereſſe, Für dieſen nationalen Ideglismus auch rationelle Opfer zu
brin=
aber es iſt notwendig, daß in den Kreiſen der Großinduſtrie der gen, das iſt wirklich national. (Beifall.) Außerordentlich be=
Gedanke des Gemeinwohles mehr in Erſcheinung tritt. Es muß dauerlich ſind die kataſtrophalen Worte des Grafen Weſtarp über
beſonders in die ungeſunde Preisbildung jener Urprodukte ein= das deutſche Paviergeld. (Widerſpruch bei den Deutſchnationalen.)
gegriffen werden, die die Preiſe in der ganzen Wirtſchaft
beein=
fluſſen. Die Ueberſpannung der Preiſe hat auch politiſch ſchon Wir müſſen vom ganzen deutſchen Volk verlangen, daß es ſich
ſchädlich gewirkt. Wenn die Beſitzenden heute größere
Steuer=
laſten aufbringen, dann dienen ſie damit auch ſich ſelbſt, da ein Die deutſchen Beamten, Arbeiter, Angeſtellten und kleinen Händ=
Zuſammenbruch des Reiches auch ihren Beſitz vernichten würde. ler nehmen das Papiergeld. Da gibt die ſchwierige Lage der
Der Redner richtet an die Regierung die dringende Mahnung,
auf eine baldige Löſung des Vährungsproblems
hinzuwirken, und nicht etwa die Zwiſchenlöſung weiter
hinaus=
zuſchieben. Erſt eine feſte Währung könne die Unſicherheit
be=
wirtſchaftliche Leiſtungsfähigkeit. Der Redner beſchäftigt ſich
dann mit dem paſſiven Widerſtand und ſtimmt den
diesbezüg=
lichen Ausführungen des Reichskanzlers zu.
Der paſſive Widerſtand bleibt ein Ruhmesblatt für die
Bevölkerung an Rhein und Nuhr und für die Geſchichte des
Deutſchen Reiches.
Was ſoll denn Deutſchland noch tun, um
ſei=
nen Verſtändigungswillen zu beweiſen? Wir ven Widerſtandes Gegenleiſtungen erreichen wollen, dann tun
ſind zu Verhandlungen bereit und rechnen nicht auf die Rivalität
unter den Alliierten. Das Rheinland erwartet, daß keine
Gele=
genheit verſäumt wird, zu einer Verſtändigung mit dem
Gegner zu kommen. Wir wollen und werden das Rheinland
nie im Stich laſſen. Die Reichseinheit wird allen Gewalten zum
Trotz ſich erhalten, wenn ſie ſich nicht ſelbſt preisgibt.
die große Koalition mit einem anderen Worte begrüßen, als der
Vorredner: Naht Ihreuch wieder, ſchwankende
Ge=
ſtalten! (Heiterkeit.) Draußen vor dem Tore ſteht der Feind,
und hier wird tagelang über die Zuſammenſtellung der
Regie=
rung verhandelt. Hohn und Spott, Scham und Empörung hat
dieſer Umſtand hervorgerufen. (Lebh. Zuſtimmung rechts.)
Der Parlamentarismus hat verſagt.
Lange wird dieſe große Koalition ſich auch
nichthalten. Solche Stöße, wie die letzten, bleiben nicht ohne
mokraten.) Wir ſtehen mit rückſichtsloſer
Oppoſi=
tion zur Regierung. Die Ausführung diktatoriſcher
Be=
ſchen Befehlshabers liegen. Einer Regierung der großen
Koali=
den Soz.) Dr. Helfferich habe vollkommen verſagt. Jetzt
be=
ſtehe die große Gefahr, daß infolge dieſes Mangels das Volk
verhungere. (Große Unruhe und ſtürmiſche Zurufe bei den
Soz.) Die Gefahr beſteht tatſächlich, wenn nicht unverzüglich
ich: Namen und Beweiſe.) Der Redner wirſt dem Lokalanzeiger das Zahlungsmittel geſchaffen wird, mit dem die Ernte der
Be=
nahme der dringend notwendigen Aufhebung des
Achtſtunden=
tages aus dem Ermächtigungsgeſetz. Das unerhörteſte Zerrbild
Deutſchnationalen ſeien immer nur bereit geweſen, wenn die des Parlamentarismus liegt in dem Artikel des Ermächtigungs=
Hufklärung, ob England zu irgend einem Zeitpunkt der ert, daß mit dem Regierungsantritt Dr. Streſemanns der
Fa=
der rheiniſchen Bevölkerung, beim Reich zu bleiben, nichts ändern, einem Mißbrauch der Ruhrhilfe ſpreche, müſſe er endlich Namen
und Beweiſe bringen, ſonſt müßten ſeine Angriffe als
Verleum=
dungen zurückgewieſen werden. (Zuſtimmung rechts, Lärm bei
Der paſſive Widerſtand müſſe zum aktiven werden.
Die Sabotageakte waren die berechtigte
Not=
ben Maulaktivität. — Große Unruhe.) Die Sozialdemokraten
haben die Einheitsfront an der Ruhr zerſtört. (Lärm bei den
Sie müſſe ein Inſtrument der Republik ſein. Der Redner Soz.) Der Abbruch des Widerſtandes wird nicht zu einer
Sa=
nierung unſerer Finanzen führen. Die einzige Tat der großen
dieſe „Kriegsberichterſtattung” als unvereinbar mit den Inter= kanzler Dr. Streſemann: Sie haben ja ſelbſt geſagt, daß der
ſſen der Oeffentlichkeit. Aufs ſchärfſte müſſe in dieſem Zuſam= paſſive Widerſtand nicht länger durchgeführt werden könne.)
Ge=
nenhang das Verbot der Berliner Volkszeitung verurteilt wer= wiß, aber unter anderen Bedingungen. Wir wollen den Abbruch
ahr von rechts mit aller Energie entgegentreten. In Bayern verzichtet, der feindlichen Gewalt Gewalt ent=
Reichskanzler Dr. Streſemann
bedauert, daß in der jetzigen Zeit des außerordentlichen Druckes
Die Regierung darf dem unvermeidlichen Konflikt nicht aus= eine Rede mit ſo parteipolitiſchem Einſchlag gehalten wurde.
purf, daß es zu wenig praktiſche Arbeit leiſte. Zu empfeh= doch gerade bei den Deutſchnationalen, die Kriſe zu
ver=
en ſei nicht eine Diktatur einer einzelnen Per= meiden. Statt deſſen haben ſie noch in das
Feuerhinein=
on, ſondern vielmehr eine Diktatur des Parla= geblaſen. (Unruhe rechts, Beifall bei der Mehrheit.) Es iſt
Hoffnung auf einen Verfall der großen Kvalition
nit denjenigen gerüſtet ſei, die die Sozialdemokratie aus, der in dieſer ernſten Zeit endlich zur Ruhe kommen. Sie (nach rechts)
ſind in Oppoſition getreten zu denſelben Steuern, die Sie ſelbſt
Abg. Dr. Bell (Zentrum) ſpricht von bitteren Erfahrungen, bewilligt haben. Sie haben eben dem Kabinett Cuno die Steuern
bewilligt und nicht dem deutſchen Vaterland. Sie müſſen ſich
Der Reichstag habe in dieſer Kriſe den Befähigungsnachweis endlich daran gewöhnen, den Staat als Trägerdes
Ver=
trauens anzuſehen und nicht die jeweilige Regierungskoa=
Zuſtimmung.) Im entſcheidenden Augenblick ſei er nicht auf der lition. Von einer marxiſtiſchen Vorherrſchaft im Kabinett kann
Höhe geweſen. Die Koalition richtet ſich in dieſer ernſten nicht geſprochen werden. Das beweiſt ſchon die Stellungnahme
Stunde an alle Schichten des Volkes mit der Bitte um ehrliche des ſozialdemokratiſchen Bezirksparteitages gegen die große
Kog=
werden. Der Redner bedauerte die Vorgänge, die zur Verhän= beginnt da, wo man auch Unpopularität auf ſich nimmt um des
werden. Die Mainbrücke darf nicht zerſtört, ſie (Zuruf des Abg. Gmf Weſtarp: Reichstagsauflöſung.) Glauben
Mit dem paſſiven Widerſtand haben wir keineswegs den Kampf
am Rhein aufgegeben.
Dieſen Kampf können wir nur kämpfen mit einheitlichem
natio=
mit Papiergeld bezahlen läßt. Sonſt haben wir das Chaos.
Wirtſchaft niemand das Recht, die Parole zur Zurückweiſung des
deutſchen Papiergeldes hinauszuſchreien. (Lebhafte Zuſtimmung
bei der Mehrheit. Stürmiſcher Widerſpruch der
Deutſchnationg=
len.) An der Währungsfrage hat die Regierung mit dem größten
ſeitigen. Vorausſetzung einer feſten Währung ſei eine größere Eifer gearbeitet. Es war aber vielleicht ein Fehler, zuviel
Sach=
verſtändige zu hören, die ſich ſelbſt nicht einig waren. Auf die
Frage nach der Haltung im Ruhrkampf kann ich mitteilen, daß
Lord Curzon in ſeiner Rede ſagte, es ſei von der deutſchen
Re=
gierung töricht geweſen, daß ſie den Entſchluß zum Abbruch des
paſſiven Widerſtandes nicht drei Monate früher gefaßt hat. Von
engliſcher Seite iſt ſchon vor mehreren Monaten dem Kabinett
Cuno mitgeteilt worden: Wenn Sie für den Abbruch des paſſi=
Sie es bald, ſonſt werden Sie nicht mehr Gelegenheit haben,
da=
für irgend etwas zu erhalten. (Hört! Hört! bei der Mehrheit.)
Der Aufruf zum Abbruch des paſſiven Widerſtandes hat die
ein=
mütige Zuſtimmung aller Miniſterpräſidenten gefunden.
Wenn Graf Weſtarp erklärt, wir ſollen den Verſailler Vertrag
für ungültig erklären, ſo überſieht er, daß dieſer Vertrag gegen=
Abg. Graf Weſtarp (deutſchnational) erklärt, er müſſe über der weitgehend getriebenen Gewaltpolitik einen gewiſſen
Schutz für Deutſchland bedeutet.
Der Kampf um den Rhein geht weiter. Wollen
wir ihnerfolgreich führen, ſo ſchaffen Sie dafür
die Vorausſetzung, daß er durch ein geeinigtes
deutſches Volk geführt wird. (Lebhafter Beifall und
Händeklatſchen im Saale und auf den Tribünen. Präſident Löbe
unterſagt das Händeklatſchen auf der Tribüne.)
Abg. Dr. Scholz (D. Ppt.) erklärt, daß der Legende von
dem Dolchſtoß der Deutſchen Volkspartei gegen die große
Kog=
lition ein Ende gemacht werden müſſe. Die Deutſche Volspartei
habe lediglich in dieſer ernſten Zeit alle Parteien zu einer
Eini=
gung aufgerufen. Die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes habe
die deutſche Volksſeele auf das ſchwerſte belaſtet. Sie iſt nicht
gleichbedeutend mit der Kapitulation. Der Redner dankt der
Re=
gierung für ihre Entſchloſſenheit und ihr Verantwortungsgefühl,
mit dem ſie die unhaltbaren Zuſtände vor dem Zuſammenbruch
beendet habe. Die Verhängung des Ausnahmezuſtandes ſowohl
in Bayern wie im Reich ſei notwendig geweſen. Die
Staats=
autorität müſſe auch in Sachſen wiederhergeſtellt werden. (
Gro=
ßer Lärm links.)
Ohne Erhöhung der Produktion iſt eine Geſundung nicht möglich:
Bei uns wird jetzt mehr engliſche als deutſche Kohle verbraucht.
Alle Feſſeln müſſen zur Hebung der Arbeitsintenſität beſeitigt
werden. Der Beamtenabbau darf nicht die Beſchränkung der
Beamtenrechte bringen. Stärkſte Steuerleiſtungen
ſind notwendig. Auch der Außenhandel muß wieder frei
werden. Für das Ernährungsminiſterium brauchen wir einen
praktiſchen Mann aus der Wirtſchaft. Gemeinſam mit der
Regie=
rung wollen wir unſer Volk wieder zurückführen zur Ordnung.
(Beifall.)
Abg. Koch=Weſer (Dem.) begrüßt die Wiederkehr der
gro=
ßen Koalition. Die Zahlung in Pabiermark dürfe nicht
verwei=
gert werden ſchon im Intereſſe der vielen Ausgewieſenen, die
auch mit Papiergeld bezahlt ſeien. Der Großgrundbeſitz
aller=
dings ſcheint das Papiergeld nicht zu brauchen, ein Beweis
da=
für, daß er ſteuerlich geſchont iſt. Die Vorwürfe gegen den
Par=
lamentarismus ſind unbegründet.
Das Vertrauensvotum der Regierungsparteien.
Von den Regierungsparteien iſt folgendes
Vertrauens=
votum eingegangen: Der Reichstag billigt die Erklärung der
Reichsregierung und ſpricht ihr das Vertrauen aus.
Abg. Remmele (Kom.) erklärt: Wenn früher Parlamente
durch eine Militärdiktatur geſprengt wurden, ſo wehrten ſie ſich
wenigſtens. Die weißen Generale des Dr. Geßler aber hätten
dem Parlamentarismus nun die ſeidene Schnur geſchickt, und
dieſer Reichstag hänge ſich daran auf. Das ſei der Sinn des
Ermächtigungsgeſetzes.
Abg. Müller=Franken (Soz.) bvingt zur bayeriſchen
Frage folgenden Antrag ein:
„Der Reichstag mißbilligt die Rechtsauffaſſung der
bayeri=
ſchen Regierung über die bayeriſche Ausnahmeverordnung und
erwartet, daß die Reichsregierung baldigſt eine Klärung
her=
beiführt.”
Abg. v. Graefe (deutſchvölbiſch) hebt hervor, daß ſeine
Freunde ſtets die Notwendigkeit eines ſtarken nationalen
Wil=
lens beim Ruhrkampf betont hätten. Bei den Sabotageakten ſei
dieſer Wille zum Ausdruck gekommen. Die Feſthaltung Noßbachs
ſei ein Skandal. Die Diktatur ſoll nur eine Rettung für die
ban=
krotte Regierung ſein. An der nationalen Geſinnung unſeres
Volkes iſt nicht zu zweifeln. Es muß jetzt durch die Auflöfung
des Reichstages an das deutſche Volk gppelliert werden.
Innerminiſter Sollmann geht auf die blutigen
Vor=
gänge in Düſſeldorf aus Anlaß der Sonderbündlertagung ein.
Der Miniſter verlieſt den amtlichen Bericht über die
Vor=
gänge und dankt der Bevölkerung für ihre nationale Haltung.
(Beifal)
Reichswehrminiſter Dr. Geßler bezeichnet die Vorgänge in
Küſtrin als eine Komödie und ſpricht der Reichswehr ſeinen Dank
aus. Er werde die ihm anvertraute Macht rückſichtslos einſetzen.
Der Abgeordnete v. Graefe habe behauptet, gewiſſe militäriſche
Vowbereitungen im Auftrage der Regierung oder mit ihrer
Billi=
gung getroffen zu haben und habe dafür General v. Seeckt und
andere Herren als Zeugen genannt. Ein folcher Vorwurf ſei auch
von der ſächſiſchen Regierung erhoben worden. Der Miniſter
er=
klärte, daß er, um allen Treibereien entgegenzutreten, General
v. Seeckt von ſeinem Amtsgeheimnis entbunden habe. (Hört,
hört!) Die für die Preſſe erlaſſene Zenſurverordnung werde in
aller Kürze aufgehoben werden.
Abg. Ledebour (bei keiner Fraktion) ſagt der Regierung
Streſewann ſchärfſten Kampf an.
Nach einem Schlußwort des Abg. Bartz (K.) findet nach
12ſtündiger Dauer um 12.10 Uhr nachts die große politiſche
Aus=
ſprache ihr Ende. Ein kommuniſtiſcher Antrag auf namentliche
Abſtimmung über das Vertrauensvotum, wird nicht genügend
unterſtützt.
In einfacher Abſtimmung wird darauf das Vers
trauenspotum mit den Stimmen der
Regie=
rungsparteien angenommen. Dagegen ſtimmten
mit den Deutſchnationalen und Kommuniſten auch die
Baye=
riſche Volkspartei.
Der deutſchnationale Antrag auf Aufhebung des
Ausnahme=
zuſtandes wird abgelehnt. Der kommuniſtiſche Antrag auf
Auf=
hebung des bayeriſchen Ausnahmezuſtandes dem Rechtsausſchuß
überwieſen. Abgelehnt wunden die kommuniſtiſchen Anträge
wegen der Vorzenſur der bayeriſchen Streikverordnung und des
Verbots kommuniſtiſcher Zeitungen. Der Antrag Müller=
Fran=
ken, der eine baldige Klärung der Frage des bayeriſchen
Aus=
nahmezuſtandes fordert, wird angenommen.
Das Haus vertagt ſich auf Dienstag um 2 Uhr. Auf der
Tagesordnung ſtehen Ermächtigungs= und Währungsgeſetz.
Schluß ½1 Uhr nachts,
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 9. Oktober 1923.
Rummer 239.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 9. Oktober.
— Ernannt wurde am 2. Oktober der Studienrat und Pfarrer an
der preußiſchen Landesſchule in Pforta Dr. Rudolf Strothmann
in Pforta bei Naumburg zum ordentlichen Profeſſor für ſemitiſche
Philologie in der philoſophiſchen Fakultät der Landesuniverſität in
Gießen mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 ab.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 1. Oktober die Lehrerin
an der Volksſchule zu Pfungſtadt im Kreiſe Darmſtadt Gertrud
Niſch=
witz auf ihr Nachſuchen unter Anerkennung ihrer dem Staat geleiſteten
Dienſte vom 1. Oktober 1923 an. — Auf Grund des § 1 des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 ſind am
1. Oktober d. J. in den Ruheſtand getreten: Gefängnisverwalter Konr.
Klingler, in Gießen und Gefängniswachtmeiſter Joh. Konr. Joſt
in Ulrichſtein. Aus dieſem Anlaß iſt den genannten Beamten die
An=
erkennung der dem Staat geleiſteten langjährigen treuen Dienſte
aus=
geſprochen worden.
— Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle: 1. für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Hebſtahl (Kreis Erbach i. O.). Kleine
Dienſt=
nohnung iſt vorhanden; 2. für einen katholiſchen Lehrer an der
Volks=
ſchule in Obertshauſen (Kreis Offenbach). Dienſtwohnung iſt
nicht vorhanden, auch an Mietwohnung für Familie fehlt es; 3. für
einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Grein (Kreis
Hep=
penheim). Dienſtwohnung iſt vorhanden; 4. je eine Schulſtelle für
einen evangeliſchen Lehrer und eine evangeliſche Lehrerin an der
Volks=
ſchule in Rimbach (Kreis Heppenheim). Dienſtwohnung iſt nicht
vorhanden, Familienwohnungen ſind kaum zu beſchaffen; 5. eine
Schulſtelle für eine katholiſche Lehrerin an der Volksſchule in
Mör=
lenbach (Kreis Heppenheim). Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden;
6. je eine Schulſtelle für einen katholiſchen Lehrer und eine katholiſche
Lehrerin an der Volksſchule in Hambach (Kreis Heppenheim). Eine
Dienſtwohnung für eine Familie und für eine alleinſtehende Lehrkraft
ſind vorhanden.
Ausgabe der Stücke zur Zwangsanleihe. Im Bezirk der
Reichs=
bankſtelle Darmſtadt, iſt mit der Ausgabe der Stücke zur
Anleihe des Deutſchen Reiches 4 %/5 % von 1922 (ſogenannte
Zwangs=
anleihe) begonnen worden. Die Zeichner erhalten die Stücke gegen
Vorlage der ihnen ſeinerzeit erteilten Rechnung bei ihrer
Zeichnungs=
ſtelle.
— Sinfoniekonzerte im Landestheater. Die Mieter werden darauf
aufmerkſam gemacht, daß die Mietkarten bei Gg. Thies Nachfolger (L.
Schutter), Eliſabethenſtraße 12, gegen Entrichtung des Betrages für
ſieben Konzerte abgeholt werden können. Das erſte Konzert findet am
Montag, den 15. Oktober, ſtatt. Soliſt iſt Herr Kapellmeiſter
Noſen=
ſtock, der ein eigenes Klavierkonzert zu Gehör bringt. Das Programm
enthält weiter noch eine Fantaſie für Orcheſter von Bodo Wolf, die ihre
Uraufführung erlebt, ſowie die hier noch nicht geſpielte 4. Sinfonie von
Tſchaikowſky.
— Filmvorführung im Kleinen Haus. Auf vielfachen Wunſch findet
heute, abends 8 Uhr, eine einmalige Vorführung von „Im Kampf mit
dem Berge” ſtatt, eines Films, der hochintereſſante Bilder und Epiſoden
einer Bergbeſteigung zeigt.
— Das Schnurrbuſch=Quartett eröffnet ſeine dieswinterlichen
Kam=
mermuſikabende am Samstag, den 13. Oktober, 1/98 Uhr, im Kleinen
Haus des Landestheaters. Zur Aufführung kommen Werke von Reznicek,
Steinmar und Franz Schubert. Für die Intereſſenten obiger drei
Abende iſt ein Abonnement aufgelegt, das von Montag, den 8. Okt.
bis Donnerstag, den 11. Oktober an der Tageskaſſe des Kleinen
Hauſes zur Ausgabe gelangt.
— Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft eröffnet die
dies=
jährige Spielzeit am Mittwoch, den 10. Oktober, 7.30 Uhr, im
Mathildenhöhſaal mit dem Vortrag von Profeſſor Weichelt=
Mar=
burg über Nietzſche: „Alſo ſprach Zarathuſtra”, nachdem
das Gaſtſpiel der Münchener Kammeroper wegen Erkrankung von
Mit=
gliedern leider verſchoben werden mußte. Profeſſor Weichelt iſt ein
hervorragender Kenner Nietzſches und gilt zugleich als ausgezeichneter
Sprecher. In den Vortrag wird die Rezitation der ſchönſten Teile von
„Alſo ſprach Zarathuſtra” eingeflochten werden. (Siehe Anzeige.)
— Kunſtverein für Heſſen. Die Einlieferungen für die am 14. Okt.
zu eröffnende jurhfreie Ausſtellung ſind noch nicht in dem Umfange
er=
folgt, daß die ganzen Räume der Kunſthalle gefüllt werden könnten.
Diejenigen Künſtler, die die Ausſtellung bis jetzt noch nicht beſchickt
haben, werden deshalb dringend erſucht, Werke ihrer Hand (ohne
Be=
ſchränkung der Zahl) ohne jeden Verzug für die Schau einzuliefern, da
andernfalls der Eröffnungstag in Frage geſtellt iſt. Der Schlußtermin
für die Einlieferung wird vom 9. auf den 11. Oktober, nachmittags
1 Uhr, verlegt.
— Die Politiſierung der Verwaltungsgerichte iſt, ſo ſchreibt man
uns, wie bekannt, eine Errungenſchaft der Revolution. Mit dem Mittel
der Verhältniswahl haben es die politiſchen Parteien fertiggebracht, die
Sitze in den Verwaltungsgerichten nach der Parteiſtärke zu beſetzen. Die
beteiligten Prozeßparteien ſehen ſich alſo einem aus den politiſchen
Parteien gebildeten Richterkollegium (den Vorſitzenden ausgenommen)
gegenüber. Daß dieſe Politiſierung einen erwünſchten Rechtszuſtand
darſtelle, wird man nicht behaupten wollen. Dieſe Frage wollten wir
auch heute nicht erörtern. Heute gilt es, auf einen anderen Mißſtand
hinzuweiſen. Es hat ſich ſchon des öfteren ereignet, daß von den zur
Sitzung des Provinzial= oder Kreisausſchuſſes vom Vorſitzenden
recht=
zeitig vorgeladenen Mitgliedern eines oder das andere ausblieb, oder
doch ſo ſpät erſt abſagte, daß ein Erſatzmann nur mit Mühe zu
beſchaf=
fen war. So konnte die letzte, auf 10 Uhr anberaumte
Provinzialaus=
ſchußſitzung erſt nach 11 Uhr beginnen, bis das in einer
Miniſterial=
ſitzung beſchäftigte Mitglied, das der Sozialdemokratiſchen Partei
ange=
hört, telefoniſch herbeigerufen war. Ein ſolcher Zuſtand, der für die
Geladenen wie das Gericht ſelbſt nicht angängig iſt, darf nicht einreißen,
und die Mitglieder des Gerichts müſſen ſich vor Augen halten, daß die
hier übernommenen Pflichten allen anderen vorgehen, andererſeits
dür=
fen die politiſchen Parteien nur ſolche Anwärter für dieſe Richterſtellen
präſentieren, die gewillt ſind, die Aufgabe in dieſem Sinne zu erfüllen.
Der neue Apparat iſt bei den ausgeworfenen Tagegeldern an ſich ſchon
teuer, um ſo mehr iſt zu fordern, daß er prompt funktioniert.
— Winterkartoffeln. Wie das Städtiſche Lebensmittelamt mitteilt,
nehmen die Verkaufsſtellen des Darmſtädter Einzelverſandes von jetzt
ab Beſtellungen auf Winterkartoffeln entgegen. (Näheres ſiehe Anzeige.)
— Das Note Fahrplanbuch Herbſtausgabe 1. Oktober iſt erſchienen
und durch alle bekannten Verkaufsſtellen, Bahnhofsbuchhandlung, ſowie
in unſerer Geſchäftsſtelle, Rheinſtraße 23, zu beziehen. (Näheres beſagt
Inſerat.)
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Auf ihr Getreuen, zur
7. Wanderung — ſo lautete am vergangenen Sonntag die Loſung für
die Klubiſten. Nicht wie ſonſt ging es diesmal ſüdlich in die Berge,
nein, es war eine ſchlichte Parkwanderung mit nordöſtlich gelegenem
Ziel. Und doch, wie Wenige kennen ſo recht den herrlichen Darmſtädter
Wildpark mit ſeinen eigenartigen Schönheiten, prächtigen Baumgruppen
und Baumrieſen, die von vergangenen Zeiten erzählen, und lauſchigen
Plätzen. Ja, ſelbſt bei tagelangen Wanderungen bietet er dem mit
ſehen=
den Augen und offenem Herzen Wandernden immer wieder neue
Schönheiten und neue Reize, und dem nufmerkſam Leuſchenden weiß er
immer wieder etwas Neues zu erzählen. — O Heimat, wie biſt du ſo
ſchön! — Und ſo bot der Wildpark, vergoldet von den kurz nach Beginn
der Wanderung durch die trüben Wolken brechenden Sonnenſtrahlen,
auch der Darmſtädter Ortsgruppe Stunden reinſter Freude und
Er=
holung, zumal es die beiden Führer, die Herren Sonnthal und
Weh=
nert, in ausgezeichneter und dorbildlicher Weiſe verſtanden hasten, die
ſchönſten Wege und Plätze auszuſuchen. So war es denn ſchließlich
auch ſelbſtverſtändlich, daß die Wanderſchar in beſter Verfaſſung am
Ziele Offenthal eintraf, und daß dann bei Gaſtwirt Haller ein fidele
Klubſtimmung einſetzte, gewürzt durch vorzüglichen alten und neuen
Hohenaſtheimer und durch munteren Geſang. Wohlderdient war der
von Herrn Langsdorf in ſchlichten und kernigen Worten den beiden
Führern und auch dem Gaſtwirt Haller ausgeſprochene Dank. Um 3 Uhr
wurde dann der Rückmarſch nach Darmſtadt angetreten, und erſt, als
der letzte Wanderer die heimatliche Scholle längſt erreicht hatte, ſetzte
der Regen, der am Morgen, als er feſtgeſtellt hatte, wer die große
Wanderſchar war, ſchleunigſt abgeſtoppt hatte, wieder ein.
— Gründungsfeier. Am Sonntag, 7. Oktober, hat im
Konkordia=
ſaale (Waldſtraße 33) die Gründungsfeier des Kirchenchors St.
Martin und St. Marien ſtattgefunden. Schon vor Beginn
der Feſtveranſtaltung war der Saal überfüllt, und Hunderte mußten
umkehren. Unter Leitung ſeines Dirigenten Willy Leyerer trat bei
dieſer Gelegenheit der Chor hier zum erſten Male außerhalb ſeines
Wirkungsfeldes an die große Oeffentlichkeit. Die Feier verlief nach
auserleſenem reichhaltigen Programm in ſchönſter Weiſe. Der erſte
Vorſitzende, Bankbeamter Richard Naible, hielt die
Begrüßungs=
anſprache, Dekan Kaſtell gab einen hiſtoriſchen Ueberblick über die
Entwicklung des Kirchenchors in Darmſtadt. Die Feſtrede hatte Kaplan
Fendel von St. Martin=Beſſungen übernommen. In formſchöner,
feſſelnder Weiſe ſprach er über die Pflege der Kunſt durch die Kirche,
beſonders der Muſik. Der erſte Teil der Feier brachte u. a.
Darbie=
tungen des Beſſunger Zitherklubs und des Gemiſchten Quartetts aus
der Geſangsſchule Mathilde Weber, die bekannte „Gemeinderatsſitzung
in Albernhauſen” von Heinze und das Luſtſpiel „Frau Doktor” von
Schulten. Aus der Vortragsreihe ſeien erwähnt Mendelsſohns „
Ab=
ſchied vom Walde‟, „Abendfrieden” von Jahn, Beethovens „Hymne an
die Nacht”, „Mein Mütterlein” von Brückmann, ſowie die Duette
„Fliege, du Vöglein”, von Abt und „Meine Freunde” von Köhl, und
die beiden Quartette „Wunſch” und „Speiſekarte‟. Eine Glanzleiſtung
bildete der ſechſte Programmpunkt: „Frühlingsſtimmen” von Johann
Strauß (Emmy Aden, am Klavier Kapellmeiſter Simon). Der Pianiſt
gab ſein Beſtes; Emmy Aden genügte vollauf den Anforderungen, die
die Großſtadtkritik an eine Konzertſängerin ſtellt. Ueberhaupt
beherrſch=
ten alle Künſtler ihre Rollen. Das Programm nannte die Namen
Frau Schliephake, K. Schlitz, W. Spatz, außer denen noch Frl.
Dann=
wald, Richard Pfeil und Regiſſeur Frühwein beſondere Erwähnung
verdienen. Der zweite Teil brachte deutſche Tänze. Die Beſucher
zoll=
ten überreichen Beifall und werden die Gründungsfeier des
Kirchen=
chors St. Martin und St. Marien in bleibender guter Erinnerung
behalten.
L. Glasverſicherung. Die „Dtſche. Jur.=Ztg.” teilt eine intereſſante
Entſcheidung des Reichsgerichts 7. Z.S. mit: Der klagende Hausbeſitzer
hatte bei der Beklagten Glasſcheiben ſeiner Häuſer gegen Bruchſchaden
verſichert. „Die Verſicherung ſoll nicht zu einer Bereicherung führen,
ihr alleiniger Zweck iſt, den wirklich entſtandenen Schaden nach Maßgabe
der gewährten Verſicherung zu vergüten. Die Geſellſchaft hat die Wahl,
die zerbrochenen Gegenſtände in natura zu erſetzen oder den Schaden
durch Bezahlung zu vergüten, die Entſchädigung darf in keinem Falle die
Verſicherung überſteigen. Sowohl bei Naturalerſatz als auch bei
Bar=
zahlung werden die Bruchſtücke Eigentum der Geſellſchaft. Hat die
Ge=
ſellſchaft Barentſchädigung gewählt und kommt eine Vereinbarung über
die Höhe derſelben nicht zuſtande, ſo muß ſie Naturalerſatz leiſten.” Als
die jetzt ſtreitigen Schadensfälle eintraten, gingen die Koſten neuer
Schei=
ben bereits erheblich über die Verſicherungsſumme hinaus. Die Beklagte
wählte Barentſchädigung und bot dem Kläger die Zahlung der vollen
Verſicherungsſumme gegen Rückgabe der Bruchſtücke an. Kläger lehnte
die Verſicherungsſumme als unzureichend ab, führte aus, infolge ſeiner
Ablehnung fehle es an der erforderlichen Vereinbarung über die Höhe
der Barentſchädigung, ſomit dürfe er Naturalerſatz verlangen. Die auf
letzteren gerichtete Klage wurde in allen Inſtanzen abgewieſen. Die
Auslegung der allgemeinen Verſicherungsbedingungen durch
Oberlandes=
gericht ſei nicht zu beanſtanden. Beklagte habe in Ausübung ihres
Wahl=
rechts Barentſchädigung gewählt. Dieſe brauche die Höhe der
Verſiche=
rungsſumme nicht zu überſteigen. Werde die volle Verſicherungsſumme
angeboten, ſo ſei für eine Einigung über deren Höhe keinen Raum
mehr. Außerhalb des Rechtsſtreits liege die Frage, ob die Beklagte die
Herausgabe der Bruchſtücke gegenüber der Steigerung der Glaspreiſe
ſeit Vertragsſchluß ohne Rückvergütung des Mehrwertes der Bruchſtücke
verlangen könne. Selbſt wenn man dies bejahe, habe die Beklagte keinen
Anlaß gehabt, die Zahlung des Mehrwerts anzubieten. Es war Sache
des Klägers, im Prozeſſe dieſen Nebenpunkt zur Sprache zu bringen.”
— Heimabend für Ausgewieſene. Der am Sonntag von der
Mar=
tinsgemeinde veranſtaltete zweite Abend für evangeliſche Ausgewieſene
nahm im dichtgefüllten Saale des Martinsgemeindehauſes einen
erhe=
benden Verlauf. Was Pfarrer D. Waitz in ſeinen Begrüßungsworten
ſagte, daß der Abend, geſtimmt auf den Grundakkord: Glaube und
Heimat, evangeliſch und deutſch, den ausgewieſenen Glaubensgenoſſen
zeigen ſollte, daß ſie auch hier bei uns, die wir ihnen für all die um
des Vaterlandes willen gebrachten Opfer ſo viel Dank wiſſen eine
Hei=
mat haben, wo deutſches Gemüt und deutſche Seele frei ihre Schwingen
regen dürfen, das machte der Abend in ſchönſter Form wahr. Er
ge=
ſtaltete ſich immer mehr zu einem Bekenntnis und Treugelöbnis zu echt
deutſch=evangeliſcher Art. Dem verlieh Herr Superintendent Euler in
markigen, zu Herzen gehenden Worten Ausdruck, in denen er an die
Geſtalt des Helden von Worms erinnerte, deſſen treudeutſche Geſinnung
und unerſchütterliche evangeliſche Glaubenszuverſicht unſerm ſchwer
geprüf=
ten Volke gerade in der Gegenwart ein heiliges Vermächtnis ſein können
und müſſen, an dem es ſich wieder aufrichten kann. Und nun wechſelten
in lebhafter, bunter Reihenfolge die einzelnen Darbietungen ab, die
wieder einmal zeigten, welch hoffnungsfrohes, friſches, ſprudelndes
Le=
ben in der evangeliſchen Jugend der Martinsgemeinde ſich regt, wie ſie,
ſelbſt von treudeutſchem Geiſte beſeelt, es verſtand, den Abend zu einem
rechten Heimatabend zu geſtalten. Das gilt ſowohl von dem durch
G. Reis ausdrucksvoll vorgetragenen vaterländiſchen Gedicht und den
Volksliedern, die die Jugendvereinigung unter Klampfen= und
Geigen=
begleitung friſch und fröhlich zu Gehör brachte, als auch ganz beſonders
von den Volksreigen der Mädchenvereinigung. Vor allem verdient die
Aufführung eines „Loreley”=Reigen lobende Erwähnung, bei dem die
Mädchen, Anmut und Kunſt vereinend, das alte und doch immer wieder
einzig ſchöne Lorelehlied unter Geſang und Klavierbegleitung ſinnig
zur Darſtellung brachten. Weitere muſikaliſche Darbietungen wurden
von dem Wartburgpoſaunenchor und =Orcheſter, letzteres unter
perſön=
licher Leitung des Zithervirtuoſen S. Knörzer, gebracht, in denen Chor
und Orcheſter wieder erfreuliche Proben ihres eifrigen Strebens und
ſicheren Könnens ablegten. Einen auserleſenen Kunſtgenuß klaſſiſcher
Muſik boten die Duo=Vorträge von W. Hannewald und H. Kadel, die
in Technik und Ausdruck treffliches boten, und die zu den ſchönſten
Hoffnungen für das weitere Streben der jugendlichen Künſtler
berech=
tigen. Auf gleicher Höhe ſtanden die Geſangsvorträge von Herrn
Chor=
ſänger Lang, der mit ſeiner ſchönen Tenorſtimme ungeteilten Beifall
fand und mit ſeinen Rheinliedern ſich vor allem in die Herzen der
Ausgewieſenen hineinſang. Mit dem gemeinſamen Geſang des Liedes
„Ich hab' mich ergeben”, in das, wie in ein Treugelöbnis, der Abend
ausklang, endete der unvergeßliche Abend.
— Wartburgverein, Darmſtadt, Gemeindehaus, Liebfrauenſtraße 6,
Alle Wartburger, Männer und Jugend, treffen ſich jeden Dienstag,
abends 8½ Uhr, zur Beſprechung tiefer ernſter Lebens= und
Zeit=
fragen im Wartburgzimmer des Gemeindehauſes. Gäſte immer
will=
kommen!
— Wer iſt fürſorgeberechtigter Kleinrentner? Zum Geſetz und den
Richtlinien für die Kleinrentnerfürſorge hat der Reichsarbeitsminiſter
umfangreiche Erläuterungen aufgeſtellt. Als Fürſorgempfänger kommen
insbeſondere in Betracht: frühere Handwerker, Gewerbetreibende,
Kaufleute, Landwirte, Angeſtellte und Bedienſtete von
Privatunterneh=
mern, ſowie Hausangeſtellte, Rechtsanwälte, Aerzte, Schriftſteller,
Pri=
vatgelehrte, Forſcher, Künſtler, Architekten, Ingenieure, Diakoniſſen,
Ordensſchweſtern uſw. Die Fürſorge tritt nur ein, wenn die
Bedürf=
tigkeit durch die Geldentwertung oder andere Kriegsfolgen verurſacht iſt,
Die Gewährung kann mündlich oder ſchriftlich bei der zuſtändigen
Für=
ſorgebehörde, in der Regel alſo bei der Gemeinde, beantragt werden. Die
Behörde ſoll den Antragſtellern dabei helfen. Die Leiſtungen ſind den
Empfängern unmittelbar zu übermitteln. Bei laufenden Unterſtützungen
ſoll der Stand des Vermögens grundſätzlich nicht in Anſpruch genommen
werden. Bei Heranziehung des Vermögens iſt mit wirtſchaftlicher
Vor=
ausſicht zu verfahren.
* Todesfall. Am Sonntag vormittag, während eines Konzertes zu
Gunſten der Ausgewieſenen, iſt Herr Oberſtadtſekretär Anton
Stöckel in der Aula des Realgymnaſiums einem Schlaganfall erlegen.
Durch ſeine Tätigkeit in ſtädtiſchen Vergnügungsſteuerangelegenheiten
kam er mit weiten Kreiſen der hieſigen Bevölkerung in Berührung und
erfreute ſich überall großer Wertfchätzung und Beliebtheit. Er war ein
eifriger, fleißiger Beamter von ſeltener Pflichttreue, und ſein plötzliches
Hinſcheiden wird ſich für die ſtädtiſche Verwaltung empfindlich fühlbar
machen. Ein eh=envolles Gedächtnis bei allen, die ihn kannten und
ſchätzten, iſt ihm gewiß.
n. Strafkammer. Recht bezeichnend iſt ein Diebs= und Hehlertreiben
das ſich gegen Ende v. Js. in Lampertheim durch die Zeitverhältniſſe
entwickelt hatte. Bisher unbeſtrafte Söhne dortiger Landwirte wurden
von der herrſchenden Genußſucht Jugendlicher in einer über das
häus=
liche Einkommen hinausgehenden Weiſe ergriffen, beſtahlen ihre Eltem
um Vorräte und fanden für deren heimlichen Abſatz bereitwillig
För=
derer ſowie Käufer. Zwei dieſer Täter, Martin Klotz und Adam Käu
cher, können nicht zur Verantwortung gezogen werden, weil der dafür
erforderliche Strafantrag des Vaters unterblieben iſt, während der ihnen
nur Beihilfe leiſtende 22fährige Arbeiter Jakob Krämer von da unter
der Anklage des mehrfachen ſchweren Diebſtahls ſtand. Er räumt ſeine
Beteiligung unumwunden ein, hatte weniger aus Eigennutz, vielmehr
als gefälliger Kamerad gehandelt, und die eigentlichen Diebe wurden
als Zeugen gehört. Deren Ausſagen waren hauptſächlich bezüglich der
Begünſtiger und Hehler von Belang, da dieſe in üblicher Weiſe guten
Glauben vorſchützten. Mitangeklagt waren ſo der 37jährige Wirt
Fried=
rich Seelinger 2. nebſt Ehefrau, der 30jährige Arbeiter und Landwirt
Ludwig Medert ſowie der 28 Jahre alte Arbeiter Jakob Günderoth,
ſämtlich aus Lampertheim. Klotz und Kärcher pflegten im Seelingerſchen
Lokal als Gäſte zu verkehren, Frau Seelinger erleichterte ihnen jene
Diebereien, indem ſie die Beute bis zur Veräußerung an Andere
auf=
bewahrte, und Seelinger ſelbſt drückte nicht nur ein Auge zu, ſondern
erwarb auch einmal derart geſtohlenes Gut (Gerſte) zu eigenem Bedarf.
Was die Diebſtähle betrifft, ſo hielt Krämer jeweils Wache und Klotz
bezw. Kärcher holte das vorher ſchon Bereitgelegte mittels Ueberſteigens
aus dem elterlichen Anweſen nächtlicherweile heraus, worauf Beide e3
wegſchafften. Es waren dortige Erzeugniſſe, Tabakblätter, und bei Klotz
auch Gerſte. Abnehmer ergaben ſich in den Angeklagten Medert und
Günderoth, von denen die Ware gewinnbringend wiederverkauft wurde.
Obwohl ſie und das Ehepaar Seelinger keinerlei Argwohn über den
ver=
dächtigen Erwerb. gehegt haben wollen, erſcheint es nach der von Klotz
und Kärcher gemachten Bekundung im Verein mit den ganzen
Begleit=
momenten zweifellos, daß ſie Alle den wahren Sachverhalt kannten oder
ihn doch kennen mußten. Bisherige Unbeſtraftheit wurde mildernd
be=
rückſichtigt, und abweichend von der Anklage nahm das Gericht auch
bei Frau Seelinger nicht gewerbsmäßige, ſondern nur einfache Hehlerei
an. In Anbetracht des Grades ihrer fortgeſetzten Begünſtigung wurde
ſie zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt, und im übrigen lautet das
Ur=
teil gegen Krämer auf 3 Monate Gefängnis, gegen Seelinger für zwei
Fälle auf je 100 Millionen Mark Geldſtrafe evtl. 6 Wochen Gefängnis,
gegen Medert für zwei Fälle auf je 75 Millionen Mark Geldſtrafe evtl.
1 Monat Gefängnis, gegen Günderoth unter teilweiſem Freiſpruch auf
75 Millionen Mark Geldſtrafe evtl. 1 Monat Gefängnis. Sie erkannten
ſämtlich die Strafen an.
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
„So ..", ſoll ich gehängt werden?” ſtammelte Senjor
Her=
nandez, während große Tränen über ſeine geſchwollene Naſe
kollerten und ſich mit ihrem Blute miſchten.
„Ja, ſpäter,” ſagte der Großherzog, „wenn der Gerichtshof
es beſchließt. Ich bin kein Mörder, Senjor Luis, wie Sie und
Ihre Freunde. Unterdeſſen ſollen Sie gefeſſelt werden. Da,
verbinden Sie Ihre Naſe damit!‟ Er warf ihm ein
Taſchen=
tuch hin und fuhr fort:
„Sagen Sie mir jetzt eines, aber ſprechen Sie die Wahrheit,
das rate ich Ihnen! Wann erwarten Sie Ihre Freunde?"
Senjor Hernandez: Weinen hatte aufgehört, als er vernahm,
daß ſeine Hinrichtung nicht unmittelbar bevorſtand. So lange
Leben war, war ja auch noch Hoffnung Er warf einen
ſcheuen, vorſichtigen Blick auf Don Ramon und begann:
„Ich weiß nicht .. . in einer Stunde
Die Stirne des Großherzogs umwölkte ſich wie ein
Ge=
witterhimmel. Es war ſonnenklar, daß der Burſche log, daß
r irgend einen Coup plante und daß ſeine Freunde vermutlich
jeden Augenblick kommen konnten.
„Luis Hernandez,” ſagte er. „Ich hatte beabſichtigt, für den
Fall, daß der Gerichtshof Sie zum Tode verurteilt, von meinem
Begnadigungsrecht Gebrauch zu machen. Nach den ſechs
Wor=
ten und zwei Lügen, die Sie eben geäußert haben, iſt Ihr
Schickſal beſiegelt.”
Er wandte ſich an Philipp, der eben mit einem Strick
ge=
kommen war und ſagte:
„Profeſſor, ich muß Sie bitten, mir bei einer
unangeneh=
men und ſchmierigen Arbeit behilflich zu ſein: einen Vertreter
zu binden, der ſo feig und falſch iſt, daß er nicht einmal die
Wahrheit ſpricht, wenn er eben dem Tode entgangen iſt. Sie
ſchen ihn hier, er nannte ſich heute Präſident von Minorca und
wird, ehe viele Tage verfloſſen ſind, als Namenloſer vor dem
Friedhof in Mahon liegen .. ."
Während er dieſe Worte zwiſchen den Zähnen murmelte,
hatten er und Philipp raſch und mit jener Fertigkeit, die die
Uebung mit ſich bringt, den Präſidenien von Minorca in ein
leicht hantierliches Paket verwandelt, das mit einem Knebel
verſehen, im Nebenzimmer untergebracht wurde. Dann ſchloß
der Großherzog die Türe zur Halle und ſagte:
„Vermutlich können wir Senjor Luis” Freunde jeden
Mo=
ment erwarten. Ich fürchte, wir werden ſchwerere Arbeit mit
ihnen haben, als mit dem Präſidenten. Haben Sie Ihre
An=
ſicht über Ihre Beteiligung nicht doch geändert?”
Philipp ſchüttelte lächelnd den Kopf.
„Dann danke ich Ihnen, während ich es zugleich bedaure,
daß Sie Ihr Leben für eine ſo undankbare Sache wie die meine
riskieren.”
Philipp lächelte innerlich wie Odyſſeus; er wußte beſſer
als ſein Kampfgenoſſe, wie wenig undankbar dieſe Sache ſich für
ihn geſtalten konnte. Fünfzigtauſend verlorene Pfund, ja mehr,
tauchten ſchon vor ihm auf. Er ahnte wenig, welche Abenteuer
ſeiner noch harrten, bevor er ſie erreichen ſollte.
Der Großherzog betrachtete ihn gedankenvoll.
„Sie ſind ein tapferer Mann, Profeſſor,” ſagte er. „
Ver=
zeihen Sie mir, ſind Sie Franzoſe oder Engländer?”
„Meine Mcma war Franzöſin,” ſagte Philipp, „aber ich
bin weder Franzoſe noch Engländer, Hoheit. Ich bin ein
Schwede.”
„Schwede, beim heiligen Urban. Mein Kompliment! Sie
ſind der erſte dieſer Nation, den ich noch getroffen habe, aber
hoffentlich nicht der letzte. Die lex Becker wird, nie für Sie
gelten!"
„Verzeihen Sie mir, Hoheit,” unterbrach Philipp mit einem
leiſen Lächeln, „ſollten wir uns nicht lieber darauf vorbereiten,
unſere Gäſte zu empfangen, als diplomatiſche Höflichkeiten
aus=
zutauſchen? Da ich unbewaffnet bin und der Beſitzer ja keine
Verwendung mehr dafür hat, werde ich vor allen Dingen
Prä=
ſitent Hernandez” Revolber übernehmen. Dann, glaube ich,
müſſen wir uns einen ſtrategiſchen Plan ausdenken. Glauben
Sie, daß wir viele Beſucher zu erwarten haben?”
„Ich habe keine Ahnung. In Anbetracht von Senjor
Her=
nandez’ angeborener Lügenhaftigkeit hat es keinen Zweck, ihn
zu befragen. Hier in dem Kontrakt ſtehen ſechs Namen, von
denen der ſeine einer iſt. Alſo können wir fünf Herren
erwar=
ten, wenn alle Führer kommen und niemand ſonſt. Und einer
der fünf iſt ein ſehr gefährlicher Burſche. Poſada heißt er.
Sergeant bei der Leibwache.”
„Glauben Hoheit, daß wir hier drinnen warten ſollen?
Wäre es nicht beſſer, draußen in der Halle?”
„Beim Heiligen Urban, Sie haben recht! Es iſt beſſer in
der Halle. Wir können unſere Feinde zählen, wie ſie
herein=
gekommen, und unſere Gelegenheit ſelbſt wählen.”
Der Großherzog und Philipp eilten in die Schloßhalle und
ſahen ſich nach einer ſtrategiſchen Operationsbaſis um. Nach
kurzer Ueberlegung beſchloſſen ſie, die Lampe, die den
rückwär=
tigen Teil der Halle erleuchtete, an einen Punkt zwiſchen der
Eingangstüre und dem Zimmer des Präſidenten zu ſtellen.
Dann nahmen ſie ſelbſt in dem jetzt in Dämmerung ruhenden
rückwärtigen Teile Platz und warteten die Ereigniſſe ab.
Mehrere Minuten lang geſchah nichts und wurde kein Wort
geſprochen; dann beugte ſich der Großherzog zu Philipp vor
und flüſterte:
„Sie ſind Schwede — iſt Ihre Frau auch Schwedin?”
„Nein, Hoheit, Madame iſt Ruſſin.”
„Und Sie haben keine Angſt, mir bei dieſem Vorhaben zu
helfen, nach dem, was ich im Boote über mich ſelbſt ſagte?”
Ueber Philipps Geſicht huſchte ein Lächeln, das die
Dunkel=
heit dem Herzog verbarg. Doch ehe er noch antworten konnt,
ertönten die Laute, auf die ſie gewartet hatten.
Von draußen ließen ſich Schritte vernehmen; zwei, vielleicht
drei Perſonen kamen im Geſpräch an das Schloß heran. Ein
anderer Laut folgte ſofort: der Soldat hatte die
Herankommen=
den angerufen, und einige haſtige Worte wurden zwiſchen ihm
und ihnen gewechſelt.
Dann ſagte eine tiefe Baßſtimme: „Es iſt gut, Du kannſt
die Wache unten übernehmen. Wir beſorgen ſie ſchon hier
oben.‟ Der kleine Soldat verſchwand mit einem: ſoll geſchehen,
Senjor! und im nächſten Augenblick öffnete ſich die Tür zur
Schloßhalle.
Drei Perſonen traten über die Schwelle, verſperrten das
Tor und gingen raſch auf das Zimmer zu, das der Großherzoy
und Philipp eben verlaſſen hatten. Philipp, der ſeine Augen
anſpannte, um ſich zu überzeugen, wie die modernen Erbeſ
eines Danton, Marat und Robespierre ausſahen, hätte vor
Ver=
blüffung faſt einen Pfiff ausgeſtoßen. Größere Kontraſte als
dieſe drei Geſellen hatte er nie im Leben geſehen. Der eine war
ein breiter, ſehr kräftiger, unterſetzter Mann mit einem großen,
ſchwarzen Vollbart, der andere mager, hohlängig, von
fana=
tiſchem Typus und in eine Art Mönchskutte gehüllt. Neben
dieſen beiden ging die dritte Geſtalt, die bei dem unſicheren
Lampenlichte am eheſten einem verwachſenen Inſekt glich; es
war ein Buckliger, nicht größer als ein zwölfjähriger Knabe, mit
eirundem Körper und langen, ſchmalen Spinnenbeinen. Philipp
ließ die Blicke noch einmal über das wunderliche Trio ſchweifen
und ſah den Großherzog an, um zu fragen, was geſchehen ſollte.
(Fortſetzung folgt.)
Fr.
[ ← ][ ][ → ]
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Darmſtädter Tagblatt, Dieustag, den 9. Oktobe
Aus den Parteien.
h. Deutſcher Demokratiſcher Beamten= und
Ar=
beitnehmer=Ausſchuß. Heute Dienstag, abends 8.30 Uhr,
findet im Vereinslokal, Waldſtraße 45, eine Sitzung mit der
Tages=
ordnung ſtatt: 1. Die Beamtenſchaft und die heutige Lage; 2. Die
Vorgänge in der letzten Stadtverordnetenſitzung. Alle Parteifreunde
ſind herzlich eingeladen.
h. Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Am
vergangenen Freitag abend ſprach Herr Studienrat Dr. Jakob in
der Jugendgruppe über die „Verfaſſungskämpfe im 19. Jahrhundert”.
Der Redner führte u. a. aus, daß vom Ausland, zunächſt von England,
dann von Frankreich, der Anſtoß zu den Verfaſſungskämpfen kam. Die
revolutionären Wellen übertrugen ſich von da aus nach Deutſchland
und gewannen hier immer mehr Boden. Heſſen wurden z. B. im Jahre
1820 eine Verfaſſung gegeben, Preußen kam erſt viel ſpäter. Die
demo=
kratiſche Form der Verfaſſung kam allerdings erſt 1919 mit der
Revo=
lution zur Geltung. An den intereſſanten Vortrag knüpfte ſich, eine
lebhafte Ausſprache an. — Am nächſten Heimatabend, Mittwoch, den
10. Oktober, abends 8 Uhr, wird Herr Landtagsabg. Rektor Reiber
über „Die politiſche Lage im Reich” ſprechen. Alle Parteifreunde ſind
herzlichſt eingeladen.
A Zwingenberg, 7. Okt. Auch ein Zeichen unſerer Zeit! Dieſer
Tage machten hieſige Spaziergänger in dem nahen Wald die Wahrneh=
mung, daß irgend Jemand an einer Stelle ſeine Notdurft verrichtet und
als Reinigungsmittel zwei Zehntauſendmarkſcheine verwendet hatte. Die
Scheine lagen beſchmutzt und ſonſt unverſehrt auf der Stelle. Ein
dra=
ſtiſches Zeichen von der Wertloſigkeit unſeres Papiergeldes!
h. Von der Bergſtraße, 7. Okt. Kartoffelpreiſe. Die Stadt
Bensheim hat am Dienstag im Rodenſteiner Hof für je eine
Fa=
milie Kartoffeln um 90 Millionen für den Zentner abgegeben. Jede
bezugsberechtigte Familie konnte einen Zentner erhalten. — Am Bahnhof
in Auerbach wurden letzter Tage durch die Gemeinde wiederholt
Kartoffeln, der Zentner zum vorläufigen Preiſe von 130 Millionen Mk.,
abgegeben. Jede angemeldete Familie des Ortes erhielt zwei Zentner. —
Der Preis des Markenbrotes von 1800 Gramm der Laib wurde
vom morgigen Tage ab auf 24 000 000 Mark erhöht. — Die allgemeine
Traubenleſe beginnt in Zwingenberg und Auerbach nächſten
Diens=
tag. Viele Winzer legen in dieſem Jahre ihren Moſt ſelbſt ein. Da
der Preis ein ſehr hoher wird, können die meiſten der kleinen Gaſtwirte
auch keinen Moſt kaufen und in den Kellern lagern.
A Reichelsheim i. O., 8. Okt. In dem benachbarten Bauerndorfe
Groß=Gumpen, deſſen einzelne Gehöfte meiſt weit auseinander
liegen, wurde vergangene Woche ein ſehr ſchwerer Einbruch verübt.
Nach glaubwürdigen Meldungen haben drei junge, gutgekleidete
Männer dieſen Raub am hellichten Nachmittag begangen. Sie trieben
ſich ſchon vormittags im Dorfe umher, fragten Schulkinder nach dem
Namen eines Landwirts, den ſie dann aufſuchten, ſich ihm als
Landwirt=
ſchaftslehrer aus Reichelsheim vorſtellten, dann ſich aber mit der
Aus=
rede entfernten, ſie ſeien irre gegangen. Offenbar erſchienen ihnen aber
die Umſtände nicht danach, um bei dieſem Bauer einbrechen zu können.
Ein gering bemittelter Mann, der Gemeindediener des Ortes, wurde
dann das Opfer. Deſſen Haus fanden ſie verſchloſſen, und weil es an
einer Krümmung der Chauſſee liegt, gelang es ihnen, die ganze
Aus=
ſtattung der etwa 20jährigen Tochter, Schuhe der Eltern, die
Sonntags=
kleider der Frau ſowie etwa 50 Mark in Silber zu ſtehlen. Sie hatten
die Fenſterſcheiben mit einem Diamanten zerſchnitten. Die Beſtohlenen
ſollen zwar bald nach der Tat heimgekommen ſein, aber die Räuber
hatten ſich in der Richtung nach Laudenau entfernt.
— Höchſt i. O., 8. Okt. Sonntag, den 14. Oktober, nachmittags
2 Uhr, findet im Evangeliſchen Gemeindehaus dahier ein
Gottes=
dienſt für Taubſtumme ſtatt. Wegen Fahrtausweis wende man
ſich an das hieſige Pfarramt.
— Erbach i. O., 8. Okt. Die amtliche Fürſorgeſtelle für
Kriegsbe=
ſchädigte und Kriegshinterbliebene in Erbach zahlt auf entſprechenden
Antrag für jeden Zuſatzrentenempfänger für die Zwecke der
Kartoffel=
beſchaffung einen Vorſchuß auf ſeine Zuſatzrente im Höchſtbetrage des
1½fachen Betrags der am 1. Oktober zu zahlenden Summe der
Zuſatz=
rente. Termine zur Entgegennahme der Anträge und Zahlung der
Vorſchüſſe werden wie folgt abgehalten: 1. am Mittwoch, den 10.,
Don=
nerstag, den 11. Oktober, Freitag, den 12. Oktober und
Sams=
tag, den 13. Oktober 1923, auf dem Büro der Fürſorgeſtelle
(Kreisamtsgebäude, Zimmer Nr. 7), während der üblichen Büroſtunden,
2. am Montag, den 15. Oktober 1923, vormittags von 9 Uhr an, auf
dem Bürgermeiſtereibureau in Beerfelden, 3. am Dienstag, den 16.
Ok=
tober 1923, vormittags von 9½ Uhr an, auf dem Bürgermeiſtereibureau
in Höchſt, 4. am Donnerstag, den 18. Oktober 1923, vormittags von
9 Uhr an, auf dem Bürgermeiſtereibureau in Reichelsheim.
z. Erzhauſen, 9. Okt. Die Kartoffelernte iſt hier in vollem
Gange; dieſelbe wird eine Mittelernte ſein. Viele Erzeuger kommen
ſchlecht dabei weg, weil ſchon beim Aufgehen der Kartoffeln viele
aus=
blieben und dadurch auf manchen Grundſtücken faſt ein Drittel fehlt,
was einen großen Ausfall gibt. Eine Kommiſſion iſt hier beſtimmt, aus
Erzeugern und Verbrauchern, welche bewerkſtelligen ſoll, daß jedem
Verbraucher ſein nötiges Quantum Kartoffeln, hauptſächlich für den
Winterbedarf, feſtgeſtellt wird. Dem Vernehmen nach iſt dies ſchon
ſo=
weit erledigt, und werden die Landwirte auch noch in der Lage ſein
nach auswärts Kartoffeln liefern zu können. Es wurde nämlich vorerſt
von der Kartoffelkommiſſion nicht zugegeben, Kartoffeln nach auswärts
zu liefern. — Dieſer Tage wurde die Gemeindeſteuer angefordert,
das erſte Ziel mußte achtmal vervielfacht, das dritte Ziel 16mal
verviel=
facht bezahlt werden; jetzt wird ein Nachtrag vom erſten und zweiten
Ziel 1000mal und dritten Ziel 2000mal vervielfacht erhoben. Auf die
Hundeſteuer werden zwei Millionen Nachtrag erhoben. — Hier ſind
be=
reits 12 neue Wohnhäuſer im Bau begriffen; eines iſt ſoweit ſchon
be=
zogen und vier unter Dach. An der ſchweren Herbeiſchaffung des
Ma=
terials liegt es leider, daß nicht ſchon mehrere unter Dach ſind; auch
fehlt zu einigen das Bauholz. Obwohl ſoviel neue Häuſer im Bau
be=
griffen ſind, wird die Wohnungsnot nicht viel behoben werden, da viele
junge Leute hier heiraten und bei Gründung eines Haushalts auch einer
Wohnung bedürfen.
hr. Offenbach, 6. Okt. Herr Kom.=R. Otto Mohr iſt im Alter von
75 Jahren geſtorben. Der Verſtorbene war Mitinhaber der
Seifen=
fabrik Naumann. Noch am Mittwoch, dem Tage ſeines 75.
Geburts=
tages, war er bis ſpät abends im Geſchäft. Im öffentlichen Leben hat
der Verſtorbene ebenfalls eine große Rolle geſpielt. Mohr war Jahre
lang 1. Vorſitzender der Offenbacher Handelskammer.
— Gießen, 5. Okt. Rückbeförderung der Ruhrkinder
aus Oberheſſen. Wie der Heſſiſche Bauernbund bekannt gibt,
ſollen die in Oberheſſen untergebrachten Ruhrkinder aus Hagen
vor=
ausſichtlich am 11. Oktober in ihre Heimat zurückbefördert werden. In
Gießen ſammeln ſich die Kinder und werden dann mit einem
Sonder=
zug abtransportiert.
Reich und Ausland.
Die 54. Verſammlung Deutſcher Philologen und Schulmänner
fand in Münſter in Anweſenheit von mehr als 1000 Teilnehmern aus
Deutſchland, Oeſterreich und dem neutralen Ausland ſtatt. Der
Kon=
greß, der in den Feſträumen des Münſterſchen Schloſſes vom
Oberprä=
ſidenten der Provinz Weſtfalen begrüßt wurde, nahm in ſeiner erſten
Sitzung den Vortrag von Profeſſor v. Wilamowitz über die „Griechiſche
und römiſche Perſönlichkeit” mit großem Beifall auf. Die
wiſſenſchaft=
liche Arbeit im einzelnen ging in den 14 Sektionen vor ſich, die in drei
Verhandlungstagen über 100 Vorträge und Berichte entgegennahm. In
der Schlußſitzung ſprach Studienrat Dr. Behrend=Berlin über die
Einheitlichkeit des hüheren Sckulweſens”, die durch das ſelbſtändige
Vorgehen einzelner Länder bedroht iſt. In einer Entſchließung
for=
derte der Kongreß reichsgeſetzlichen Schutz der notwendigen
Einheitlich=
keit, die Erhaltung ſelbſtändiger, in ſich geſchloſſener höherer Schulen
und den Schutz der Hochſchule vor der Ueberflutung mit
un=
genügend vorgebildetem Nachwuchs, nötigenfalls unter
Verſagung der Anerkennung der Neifezeugniſſe unzureichender Schulen.
Als Ort der für 1925 vorgeſehenen nächſten Tagung wurde Erlangen
in Ausſicht genommen.
Ein baheriſches Polizeiboot im Hafen von Romanshorn.
Nach der „Appenzeller Zeitung” wollte das Boot eine Eilmeldung
überbringen zur Verhinderung der Ausfuhr eines größeren
Valutabe=
trages durch einen Schiffstapitän nach der Schweiz. Die Meldung erwies
ſich übrigens nachher als unnötig. Man hat anläßlich des Falles
neuer=
dings betont, daß die Grenzverhältniſſe auf dem Bodenſee einmal
defi=
nitiv, im Sinne des ſchweizeriſchen Standpunktes, mit Feſtlegung der
Grenze auf Seemitte geregelt werden ſollten. Tatſächlich hat ſich gerade
während des Krieges die vorherrſchende deutſche Auffaſſung, daß der
ganze See international ſei, geregt. Eine reſultatloſe Konferenz in der
Frage fand einſt 1867 in Bregenz ſtatt, wo Baden allein den Standpunkt
der Schwveiz unterſtützte. Als wünſchenswert wäre eine Regelung
ent=
ſchieden zu bezeichnen, zumal ſie auch die Fiſcherei wünſchen muß. Der
beſondere Verſtoß des Polizeibootes aber lag auf alle Fälle darin, daß
es, wenn auch ohne politiſche Tendenz, nicht bloß den See bis an das
Schweizer Ufer, ſondern erſt noch einen Schweizer Hafen als internatio=
nales Gebiet bekandelte und befuhr. Dieſes Verhalten widerſpricht den
ausdrücklichen Beſtimmungen über die Hafenpolizei. Die ſchweizeriſchen
Behörden haben die Aufmerkſamkeit der deutſchen Regierung auf den
Fall gelenkt und erwarten deren Vernehmlaſſung zu dem überſandten
Bericht.
Ausſchneiden!
Die neuen Poſttarife.
Gültig ab 10. Oktober 1923. (Ohne Gewähr).
Sämtliche Beträge ſind in 1000 ℳ angegeben.
Aufheben!
Ortsverkehr(kein Nach=
barorts barorts=
verkehr) Deutſcher Fernverkehr
einſchl. Saargebiet,
Luxemburg, Oeſterreich,
Danzig, Memelgebiet Ungarn,
Tſchecho=
ſlowakei Uebriges
Ausland Zuſatzgebühren Mif bis 20 g
bis 100 g
bis 250 g
bis 500 g Mif
3000
5000
6000
7000
8000
9000 D00
jede weiteren
20 g
7500 iff
jede weiteren
20 g 7500
Meiſtgewicht2kg Einſchreiben:
5000 mehr.
Eilbrief (Ortsbz.):
10000 mehr.
Eilbrief (Landbz.):
30000 mehr. Poſtkarten: 6 Vf V Mee
(Sendungen über
1000 g nur für
ungeteilte Bücher
zuläſſig.) bis B g
bis 50 g
bis 100 g
bis 250 g
bis 500 g
bis 1000 g
bis 2000 g 10
2000
3000
5000
6000
7000
9000 je 50 g 3000 Geſchäftspapiere
und
Miſchſendungen
Warenproben:
Päckchen —
Miteeh
Beträge
bis 50000000 ℳ
100000000 ℳ
500 000000 ℳ 3000001000 ℳ
5000 00 000 ℳ über 10000000009 ℳ 6000 bis 3 kg
bis 5 kg 12000
24000
Mff
v
36000
36000
18000
bis 14 kg Mic
50000 92000
100000 Poſtanweiſungen Zahlkarten Verſicherungsgebühren 1000
2000 250
500 für Wertbriefe u. verſiegelte Wertpakete 5000 1000 20 für je 1000. nff U0 V 20000-0000 ℳ 10000 2000 12000
15000 2500
3000 für unverſiegelte Wertpakete 10000 7000 000000 ℳ 18000 3500 zugelaſſen bis 500 Millionen Mark. 10000 000 000 ℳ 20000 4000
Paketgebühren.
Pakete 1. Zone 2. Zonebis 75 km / 76-375 km über 375 Im 3. Zone Pakete 1. Zone 2. Zone
bis (5 km 76-3765 km 3. Zone
über 375 km 138000 150000 bis 6 kg 21000 42000 63000 bis 15 kg 55000 110000 165000 bis 7 kg 24000 48000 72000 bis 16 kg 60000 120000 180000 bis 8 kg 27000 54000 81000 bis 17 kg 65000 130000 195000 bis 9 kg 30000 60000 90000 bis 18 kg 70000 140000 210000 bis 10 kg 34000 68000 102000 bis 19 kg 75000 150000 225000 bis 11 kg
bis 12 kg 38000
42000 76000
84000 114000
126000 bis 20 kg 80000 160000 240000
Eilpakete: im Ortsbezirk 15000 000 Mk. mehr, im Landbezirk 40000000 Mk. mehr.
Geſprächsgebühren.
Ortsgeſpräche: 4000 (von einer öffentlichen Sprechſtelle aus 4000).
Ferngeſpräche von nicht mehr als 3 Minuten Dauer: bis 5 km 4000, 5—15 km 8000, 15—25km 12000, 25—50 km 24000, 50—100 km
36000, für jede weiteren angefangenen 100 km mehr 12000.
Die Jahres=Grundgebühren für einen Fernſprech=Hauptanſchluß fallen vom 1. September ab fort. Es werden nur
Geſprächsgebühren erhoben und für einen Hauptanſchluß monatlich angerechnet
in Ortsnetzen mit bis
50 Hauptanſchlüſſen 20 Ortsgeſpräche
1000
30
10000
40
„ über 10000
50
Auslandsdeutſchtum und Luftverkehr.
D.4. I. Ueber Auslandsdeutſchtum und Luftverkehr bringt das
„Junkers=Luftverkehr Nachrichtenblatt” beachtenswerte Ausführungen,
indem es auf die wichtige Rolle hinweiſt, die der Luftverkehr oder
viel=
mehr die Verwendung von Flugzeugen zur Unterſtützung des
Aus=
landsdeutſchtums zu ſpielen berufen iſt. Im Laufe der letzten Monate
ſeien in erheblicher Anzahl nach den verſchiedenſten fremden Ländern
Flugzeuge vorgeſtoßen. Es ſei nur kurz aufgezählt, wie das Erſcheinen
der Junkers=Metall vögel in den Städten Turkeſtans und Perſiens,
über=
den Gebirgsländern des Kaukaſus, über den Städten des weiten
Sowjetreiches, über den Fjorden Skandinaviens „deutſche Erfolge” im
wahren Sinne des Wortes hervorgerufen hat; wie die Flüge der
Junkers=Maſchinen nach London und über die Alpen nach Italien,
über das Karaibiſche Meer Weſtindiens gefeiert wurden; wie die
Expc=
dition längs der ſüdamerikaniſchen Küſte von Intereſſe und Teilnahme
der ausländiſchen Bevölkerung begleitet wird. So haben die
unter=
nommenen Luftreiſen einen Erfolg gezeitigt und eine Tatſache bewieſen,
welche man anfangs kaum eingeſchätzt hat: der Luſtverkehr und ſeine
Mittel als tauglichſtes Mittel, für die Unterſtützung des
Auslands=
deutſchtums!
Raubmord.
L. Der elſäſſiſche Pfarrer Hans aus Retour wurde im
Eiſenbahn=
zuge ermordet. Der Mörder, ein 19jähriger Gärtner aus St. Dié, der
es offenbar auf die Barſchaft abgeſehen hatte, konnte, dem Wagen
ent=
ſprungen, verhaftet werden. Er geſtand die Untat.
Linie Landeck—Mals.
T. Der italieniſche Handelsminiſter Liani erklärte im Parlament,
die Stellung Venedigs müſſe im Intereſſe Italiens gefördert und
ge=
hoben werden. Zu dieſem Zwecke müſſe der Fremdenverkehr, Poſt= und
Frachtverkehr von Weſteuropa nach Venedig geleitet werden, und zwar
auf der kürzeſten Linie Calais—Straßburg—Bregenz—Bozen-
Valſu=
ganabahn. Nur fehlt auf dieſer Linie die kurze Strecke Landeck-Mals,
die ſofort, ausgebaut werden müſſe, wie dies auch laut Friedensvertrag
von Italien jederzeit verlangt werden könne. Hiermit iſt der Ausbau
der Vinſchgaubahn wieder in greifbare Nähe gerückt und damit eröffnen
ſich neue Verkehrsperſpektiven für Vorarlberg und Weſttirol. Sollte
dieſe Linie eine große Verkehrsarterie, die Europa durchquert, werden,
ſo erhält damit Vorarlberg eine ganz neue Stellung im internationalen
Reiſeverkehr. Liani denkt den Verkehr von Straßburg über die
Schwarzwaldbahn nach Singen und von dort über
Ra=
dolfzell—Lindau nach Bregenz zu leiten.
Sport, Spiel und Turnen.
Turnen.
Die Handballmeiſterſchaft der Deutſchen Turnerſchaft.
Die Deutſche Handballmeiſterſchaft der Deutſchen Turnerſchaft, die
am Sonntag im Kölner Stadion ausgetragen wurde, gewamn Union=
Düſſeldorf gegen Turngemeinde Stuttgart mit 3:1.
Fußball.
Sportbereinigung Auheilgen gegem Olympia=
Lampertheim 3: 2 (2:1).
Die Sportvereinigung mußte für ihren Verteidiger Weſp einen
Erſatzmann einſtellen, der zwar ſehr eifrig ſpielte, aber für den flinken
Lampertheimer Sturm kein ernſtes Hindernis bildete.
Leichtathletik.
Peltzer ſtellt einen neuen deutſchen 800 Meter=
Rekord auf.
Einen neuen deutſchen 800 Meter=Rekord ſtellte der bekannte
Stet=
tiner Läufer Peltzer in Stockholm mit 1:54,7 auf. Dieſe Leiſtung wurde
im Rahmen eines internationalen Wettſtreites, an dem erßer Peltzer
noch der Schwede Lundgreen, der Norweger Hoff und der Holländer
Paulen teilnahmen, erzielt. Die Konkurrenz wurde von Lundgreen in
1:54,6 gegen Peltzer 1:54,7, Paulen 1:55,3 und Hoff 1:55,9 gewonnen.
Nicht nur die Zeit von Peltzer, ſondern auch die von Paulen und Hoff
bedeuten neue Landesrekords. Die bisherige deutſche Beſtleiſtung wurde
von dem im Kriege gefallenen unvergeßlichen Münchener Hanns Braun
mit 1:54,9 gehalten.
500 Meter=Weltrekord.
Bei den Einladungskämpfen des Berliner S.C. erzielte das neue
Wunder Hoff folgende Reſultate: 100 Meter 10,8 Sek., 400 Meter
512 Sek., Stabhoch 4 Meter, 500 Meter 1:05,6. Im 500=Meterlauf
ſtellte er mit der Zeit von 1:05,6 einen neuen Weltrekord auf.
Wiesbaden. Dieſer Tage erſchienen vor einem hieſigen Notar ein
Mann und eine Frau, um einen neuen Hypothekarvertrag
abzuſchlie=
ßen. Der Mann, ein hieſiger Vorarbeiter, hatte ſich im Jahre 1917 ein
Häuschen gebaut und hierzu von der jetzt durch die Verhältniſſe
ver=
elendeten und in Not geratenen Frau 6000 Mk. als Hypothek eintragen
laſſen. Die Hypothek war abgelaufen, und wurde nunmehr aus
Dank=
barkeit für die damalige Hilfe und mit Rückſicht auf die Notlige der
Hypothekargläubigerin weiter verlängert mit der Maßgabe, daß die
Zinſen des Kapitals künftig in Goldmark bezahlt werden.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, 10. Oktober:
Unbeſtändig, mit Regenſchauer. Auch tagsüber nur geringe
Er=
wärmung.
Hockey.
Bayeriſche Hockeymeiſterſchaft.
1. F. C. Nürnberg—Wacker=München 1:4 (1:3).
Die bayeriſche Hockeymeiſterſchaft 1922/1923 wurde geſtern im
End=
ſpiel zwiſchen Wacker=München und 1. F.C. Nürnberg entſchieden. Die
Münchener gewannen mit 4:1.
Schwimmen.
Bei dem vom Schwimmklub Hannover=Linden 96 am Samstag und
Sonntag unter außergewöhnlich reger Beteiligung aus faſt allen
deut=
ſchen Gauen, vor allem aus Rheinland, Weſtfalen, Mittel=, Nord= und
Süddeutſchland in der Städtiſchen Schwimmhalle von Hannover
ver=
anſtalteten Schwimmfeſt gelang es im erſten Senior=
Rücken=
ſchwimmen über 100 Meter Skamper=Köln, mit 1:13,3
Minuten einen neuen deutſchen Hallenrekord aufzuſtellen.
— Der amerikaniſche Fliegeroffizier Williams, der an dem
Wett=
bewerb des Politger Trophy teilnahm, hat einen neuen
Schnellig=
keitsrekord aufgeſtellt. Er konnte in 30 Minuten 36 Sekunden
200 Kilometer zurücklegen, was einer Durchſchnittsgeſchwindigkeit ven
329 Kilometern entſpricht.
Darmſfädter Tagblatt
9. Oftober 1923 Nr. 279
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Gebr. de Georgi, Schpkoladenfabrik,
Frank=
furt a. M. Die Geſellſchaft beantragt Kapitalserhöhung von 46 Mill.
auf 48 Millionen Mk., wvvon ein Teilbetrag den alten Aktionären zum
Bezug angeboten werden wird.
h. Heidelberger Federhalterfabvik Koch, Weber
u. Cv., Heidelberg. Die außerordentliche Generalverſammlung
genehmigte die Erhöhung des Grundkapitals von 60 um bis zu 40 auf
bis zu 100 Millionen Mk. Die jungen Aktien werden von einem
Kon=
ſortium übernommen und im Intereſſe der Geſellſchaft beſtmöglich
verwertet.
h. Zuckerfabrik Offſtein in Neu=Offſtein (Pfalz).
Die Verwaltung hofft, unter dem üblichen Vorbehalt, für das laufende
Geſchäftsjahr mit einem befriedigenden Ergebnis (i. V. 40 %
Divi=
dende) rechnen zu können. Die Rübenernte für die Kampagne 1922/23
war weſentlich größer als im Vorjahre und dementſprechend auch die
Geſamtzuckererzeugung, trotz des geringen Zuckergehalts. Dagegen
be=
einträchtigten außergewöhnlich ſchlechte und naſſe Witterungsverhältniſſe
nicht nur die Rodung der Rüben und ihre Anfuhr, ſondern auch die
ſonſt gewohnte ununterbrochene Arbeit der Betriebe.
Deutſche Eiſenbahnſignalwerke A. G.,
Bruch=
ſal. Die Geſellſchaft beruft zum 26. Oktober a.o. G.=V., die über
Er=
höhung des Grundkapitals um bis zu 40 Millionen Mk. Stammaktien
Beſchluß faſſen ſoll.
* Neue Zulaſſungen an der Berliner Börſe: 182,5
Millionen Mk. Stammaktien der Theodor Teichgräber A. G., 19,8 Mill.
Mk. neue Aktien der Südd. Immobilien=Geſellſchaft Frankfurt a. M.,
48,5 Millionen Mk. Stammaktien der Bürſtenfabrik Emil Kränzlein
A. G., Erlangen, wurden an der Berliner Börſe zugelaſſen.
* Stock Motorpflug, Berlin. Die Geſellſchaft bietet
von den neu zur Ausgabe gelangenden, ab 1. Oktober 1923
dividenden=
berechtigten Stammaktien einen Teilbetrag den alten Aktionären im
Verhältnis 1: 1 zu 3 Goldmark pro Aktie zuzüglich Börſenumſatz= und
Bezugsrechtsſteuer zum Bezuge an. Der Kurs der Goldmark wird nach
der amtlichen Berliner Mittelnotiz für Auszahlung Neu=York am
letz=
ten Tage vor der erſten amtlichen Notierung des Bezugsrechts berechnet,
wobei 1 — 4,20 Goldmark, zu berechnen iſt. Das Bezugsrecht iſt bis
22. Oktober einſchli ßlich auszuüben.
* Telephonfabrik A. G. vorm. J. Berliner,
Han=
nover. Betreffs der Kapitalzerhöhungsgerüchte, bei denen für die
Aktionäre ein wertvolles Bezugsrecht in Ausſicht ſtehen ſollte, ſowie
bezüglich der günſtigen Dividende, die für das abgelaufene
Geſchäfts=
jahr zu erwarten ſei, wird von einer der Verwaltung naheſtehenden
Seite mitgeteilt, daß die Bilanzarbeiten noch nicht beendet ſind und ſich
unter den heutigen Verhältniſſen über das Ergebnis des abgelaufenen
Geſchäftsjahres nichts ſagen laſſe. Die Frage der Kapitalserhöhung
ſei innerhalb der Verwaltung noch nicht erwogen worden; jedoch liege
eine ſolche Transaktion im Bereiche der Möglichkeiten. Der
Geſchäfts=
gang ſei nach wie vor zufriedenſtellend.
* Grube Leopold A. G., Köthen. Die Geſellſchaft erklärt
ſich bereit, die im März gekündigten Teilſchuldverſchreibungen von 0—4,
ſowie die Emiſſionen von 19, 20 und 21 in der Weiſe umzutauſchen, daß
auf je nom. 100 000 Mk. Teilſchuldverſchreibungen eine Leopold Grube=
Aktie über nominal 1000 Mk. gewährt wird. Die Einreichung der Stücke
muß bis 31. Oktober d. Js. erfolgt ſein.
* Eiſenbahnſignal=Bauanſtalt Max Jüdel A. G.,
Braunſchweig. Die Geſellſchaft beantragt bei einer zum 26. Okt.
einzuberufenen G.=V. die Erhöhung des Grundkapitals um bis zu 10
Mill. M. Stammaktien.
Chemnitz. Wir berichteten kürzlich, daß die laut G.V.=Beſchluß
geſchaffenen M. 70000 Genußſcheine in den nächſten Tagen zur
offiziellen Notiz an der Verliner Börſe gebracht werden ſollen. Die
Rechte der Genußſcheininhaber ſind verhältnismäßig beſchränkt. Abge=
Schluß eines Geſchäftsjahres gekündigt werden. Als Rückzahlungskurs
gilt nach Wahl der Geſellſchaften entweder der durchſchnittliche Einheits= Chem. Griesheim 2800 Mill, plus 800 Mill., Scheideanſtalt 3000 Mill.
kurs der Stammaktien in den drei letzten Monaten vor der
Rückzah=
lung oder der Einheitskurs der Stammaktien an der Berliner Börſe
am letzten Tage vor der Fälligkeit. Die Geſellſchaft iſt auch berechtigt,
Stammaktien im gleichen Nennwert als Gegenleiſtung zu gewähren.
Wird das Grundkapital erhöht, ſo hat der Inhaber der Genußſcheine
das Necht, im gleichen Verhältnis und zu den gleichen Bedingungen
neue Genußſcheine zu beziehen, unter denen den Inhabern der
Stamm=
mungen ſind für eine eventuelle Herabſetzung des Grundkapitals
vor=
geſehen. Im Falle der Liquidation erhalten die Genußſcheine nach
den Stammaktien zunächſt den Nennwert vergütet, während der Reſt
des Vermögens anteilig unter die Stammaktionäre und
Genußſchein=
inhaber verteilt wird. Im Proſpekt wird mitgeteilt, daß das Ergebnis
digend war, wobei allerdings die Vorkriegsverhältniſſe nicht als
Maß=
ſtab gelten könnten. Die vorliegenden Aufträge ſichern der Geſellſchaft
31. Juli 1923 haben ſich die Außenſtände einſchließlich Anzahlungen
von 7,4 Milliarden auf 209 Milliarden Mk. Bankguthaben und Kaſſe
von 315 Mill. Mk. auf 11 Milliarden und Wechſel von 200 Mill. Mk.
auf 1 Milliarde erhöht. Fabrikationsvorräte werden auf 10 Milliarden
geſchätzt. Laufende Verbindlichkeiten ſind von 1,885 Milliarden auf 10
Milliarden und Empfang an Zahlungen von 4,35 Milliarden auf 200
Milliarden geſtiegen.
Sächſiſches Emaillier=Stanzwerk vorm. Gebr.
Gnüchtel: Zulaſſungsantrag über 15 Millionen Mk. Stammaktien
wurde an der Berliner Börſe geſtellt.
* Elitewerke A. G. Brand=Erbisdorf.
Zulaſſungs=
antrag über 15 Millionen Mk. Stammaktien wurde an der Leipziger
Börſe geſtellt.
h. Holzwertanleihe der Stadt Freiburg i. B.
An=
deren waldreichen Städten folgend, beabſichtigt auch die Stadt Freiburg,
zur Beſchaffung von Mitteln für Wohnungsbauzwecke und ſonſtige
außerordentliche Aufwendungen, eine Gproz, wertbeſtändige Holzanleihe
bis zum Höchſtbetrage von 60 000 Feſtmetern Nadelholz 3. Klaſſe zu
begeben. Aus dem Erlös follen evtl. auch Mittel zur Erleichterung der
Frankenverpflichtung der Stadt (190 000 Franken rückzahlbar 1929 zu
125,5 Fr. für 100 Mk.) bereitgeſtellt werden.
h. Tuchfabrik Lörrach A. G. in Lörrach. Die
Geſell=
ſchaft ſchlägt die Verteilung von 120 Prozent Dividende vor. Die
Ge=
ſellſchaft hatte unter den ungünſtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen zu
leiden.
Warenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 8. Oktober. Das
Geſchäft in Getreideprodukten war auch heute wieder durch
Geldknapp=
heit beeinflußt. Die Preiſe im Frühverkehr liegen für alle Artikel feſt.
Sehr gefragt war Weizen und Hafer. Gerſte und Roggen ruhiger,
Sehr feſt liegt Mehl. Futtermittel anziehend. — Amtliche Notierungen
(Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack. Weizenmehl,
Rog=
genmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilo. Die Preiſe verſtehen
ſich für alsbaldige Lieferung): Weizen Wetterauer 2500—2600 Mill.,
Roggen 2000—2200 Mill., Sommergerſte für Brauzwecke 2000—2200
Mill., Hafer inländiſcher 1500—2100 Mill., Weizenmehl ſüdd. Spezial
Null 4500—5500 Mill. (bei Waggonbezug ab Mühlenſtation),
Roggen=
mehl 3800—4100 Mill., Weizen= und Roggenkleie 900—1940 Mill., Heu
ſüddeutſches gut geſund trocken 360—380 Mill., Weizn= zind
Roggen=
ſtroh drahtgepreßt 240—260 Millionen Mk. Tendenf feſt,
wb. Berliner Produktenbericht. Entfpechend der
enor=
men Erhöhung der Debiſenno= rungen haben nunmehr auch die Preiſe
von Brotgetreide die Milliardengrenze annähernd erreicht und
ver=
einzelt überſchritten. Die Reichsgetreideſtelle war in ziemlichem
Um=
fange Käufer, beſonders für Noggen, den ſie auch außerhalb vielfach
gegen Inzahlungnahme von Goldanleihe anzuſchaffen ſcheint. Bei der
rieſigen Preishöhe iſt im übrigen die Unternehmungsluſt nicht groß,
was ſich auch für Mehl zum Ausdruck brachte. In Gerſte war das
Geſchäft ruhig bei normaler Nachfrage der Induſtriel und der
Mäſte=
reien. Hafer erhöhte ſeinen Preisſtand, ebenſo die übtigen Artikel.
* Frankfurter Börſenbericht vooi 8. Oktober.
(Eigener Bericht.) Trotz der Neubildung des Kabin gs ſetzten die
Devi=
ſenkurſe heute, beeinflußt durch die ſchwächeren Markmeldungen aus
Newyork ihre Aufwärtsbewegung weiter fort. Kübel Newyork zur
Notiz 900 Millionen Mark, wurde zeitweiſe bis 950 Millionen Mark
gehandelt. Der Effektenmarkt folgte heute der Markentwertung in
größerem Ausmaße. Bei lebhaften Umſätzen gingen die Kurſe überall
kräftig in die Höhe und die Börſe ſchloß in feſter Haltung zu den höch=
* Schubert u. Salzer Maſchinenfabrik, A. G., in ſten Kurſen. Am Markte der wertbeſtändigen Anleihen und
Auslands=
renten war die Tendenz ſehr feſt. Deutſche Reichsgoldanleihe 740 Mill.,
Bad. Kohlenanleihe 4400 Mill., Sächſ. Braunkohlen 610 Mill. Von
ausländiſchen Renten beſonders Ungarn weſentlich höher, ſo Ungariſche
Goldrente 700 Mill. plus 450 Mill. Von den übrigen Werten
Zoll=
ſehen davon, daß ſie über kein Stimmrecht verfügen, können ſie jeder= türken 3050 Mill., II. Bagdadbahn 3600 Mill. Chem. Werte verkehrten
zeit unter Innehaltung einer Kündigungsfriſt von drei Monaten zum in ſehr feſter Haltung. Die Kurſe waren durchſchnittlich um mehr
als 1000 Mill. gebeſſert, u. a. Bad. Anilin 3700 Mill. plus 1000 Mill.,
rat, plus 800 Mill., ſpäter bis 4000 Mill. gefragt, Goldſchmidt 3550
Mill. plus 1050 Mill. Elektr. Werte ebenfalls ſcharf anziehend,
beſon=
ders A. E. G. 1150 Mill. plus 380 Mill., Licht u. Kraft 1550 Mill. mehr
als verdoppelt, Schuckert 9600 Mill. plus 3800 Mill., Voigt u. Haeffner
155 Mill. plus 25 Mill. Von Maſchinen und Metallwerten waren ſehr
feſt Metallgeſellſchaft 3000 Mill. rat. plus 800 Mill. Rheinmetall 2000
Mill. verdoppelt, Junghans 900 Mill. plus 300 Mill., Sichel 900 Mill.
aktien ein Bezugsrecht auf Aktien eingeräumt wird. Dieſelben Beſtim= plus 225 Mill. Zuckeraktien lagen 100 Mill. bis 200 Mill. feſter. Die
größten Kursſteigerungen hatte wieder der Montanaktienmarkt
aufzu=
weiſen: „Buderus 4750 Mill. plus 2000 Mill., Harpener 16 000 Mill.
plus 5500 Mill., Phoenix 9000 Mill. plus 2200 Mill. Sehr feſt auch
bberſchlef. Werte, Laura 6500 Mill., Caro 6400 Mill., Bankaktien mehr
als 100 Mill., höher, Metallbank, ebenfo wie Scheideanſtalt und
Metall=
geſellſchaft bei 3000 Mill. rat. Am Einheitsmarkt kam es infolge der
während der verfloſſenen Monate des laufenden Geſchäftsjahres befrie= Materialknappheit zu beſonders zahlreichen Rationierungen — ſehr feſt
waren auf die Umwandlung in Franken=Aktien Leder St. Ingbert mit
5000 Mill. rat. plus 2500 Mill., ſonſt waren höher: „Bad. Maſchinen
für längere Zeit volle Beſchäftigung. Nach einer Zwiſchenbilanz per 3000 Mill. rat, plus 1200 Mill., Badenia 180 Mill, plus 50 Mill.,
Eiſenmeher 325 rat. plus 125 Mill. Jetter u. Scherer 3000 Mill. plus
800 Mill., Schramm Lack 400 Mill. plus 90 Mill., Liga Gummi 180
Mill. rat. plus 40 Mill. Im freien Markte handelte man ebenfalls zu
höheren Kurſen: man hörte hier: Allg. Bankverein 25 Mill.,
Becker=
ſtahl 1700 Mill. bis 2200 Mill., Beckerkohle 1850—2250 Mill., Benz
525 Mill., Brown Boveri 300—360 Mill., Georgi 85 Mill. Growag
90—85 Mill., Hanſa Lloyd 180—230 Mill., Karſtadt 260—280 Mill.,
und Nationalbank,
Kahſer Waggon 50 Mill., Kreichgauer Maſchinen 40—45 Mill.,
Krü=
gershall 1400—1500 Mill., Mez Söhne 500 Mill., Meyer Textil 75 Mill.,
Tiag 180—190 Mill., Ufa 650—720 Mill.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Durch die
Neu=
bildung der Regierung hat die Spannung in der innerpolitiſchen Lage
zurzeit zwar etwas nachgelaſſen, die für den beängſtigenden
Währungs=
verfall wirkſamen Unruhen konnten aber noch nicht behoben werden.
Aus dieſem Grunde erhielt ſich am Deviſenmarkt die bisherige ſtarke
Nachfrage mit dem Ergebnis, daß für London und Neu=York im
Frei=
verkehr Kurſe von 3900 bzw. 890 Millionen erreicht wurden. Die
Feſt=
ſetzung der amtlichen Notierungen konnte bei abermaliger ſcharfer
Re=
partierung nur auf einem wenig ermäßigten Stande erfolgen. Unter
dieſen Umſtänden machte im Effektenverkehr die Anpaſſung des
Kurs=
ſtandes an die Geldentwertung durch entſprechende Steigerungen
wei=
tere enorme Fortſchritte. Für die Mehrzahl der Papiere betrugen die
Aufſchläge mehrere hundert Millionen und für ſchwere Montan= und
Induſtriepapiere ſogar mehrere Milliarden Prozent, wobei es auch
ver=
ſchiedentlich zu Verdoppelungen des Kursſtandes kam. Die
Aufwärts=
bewegung erſtreckte ſich ziemlich gleichmäßig auf alle Marktgebiete.
Ganz beträchtlich war ſie auch für feſtverzinsliche Papiere, von denen
außer Valutawerten auch alle Reichsanleihe ganz weſentliche
Erhöhm=
gen erfuhren. Bezeichnend war wiederum der Materialmangel, da das
Publikum bei den jetzigen Verhältniſſen ſich nur ſchwer zu Verkaufen
entſchließen kann. Einen größeren Umfang nahm das Geſchäft aber
nicht an. Im Verlaufe konnten ſich die höchſten Notizen zwar nicht
behaupten, die Grundſtimmung aber blieb außerordentlich feſt.
w. Deviſemmarkt. Frankfurt a M., 8, Okt. Telegr, Auszahlungen:
w. Deviſenmarkt. Berlin, 8, Oktober Telegr, Auszahlungen für:
HB. Ne
Geld Amſterdam=Rotterdam ... .. 7235410000. 236590000. K29175000. 3308250000, Brüſſel=Antwerpen ........" 29725500.— 29874500.— 41895000.— 42105000.— Chriſtiania . . . . 194164090.— 94636000.— 131670000. 132330000. Kopenhagen: f105375000. 106263000. 148617500. 149375500. Stockholm ..... 158602500. 159397500. 221445000. 10 Helſingfors ....... 16059750.— 16140250.— 122543500.— 33656500— Italien .... ............ 126733000.— 25867000 — 37306000.— 37694000.— 10 London ............ ... .... 12723175000. 2736825000 3790500000. 38095300000 New=York. 98500000. 611500000. 885905100. 840095000. 16 Paris... 135311500.— 35488500.— 49875000 — 50125000 — Schweiz. 1107311500. 1 107668500. 149625000. 150375000. 5
Spanien. R80797500.— 81202500.— 112717500. 113282500. 50 Wien (in Deutſch=Sſterr, abg.). 8379.— 8421.— 11770.— 1— 121, Prag ........." 17755500.— 17844500.— 24738000.— 20" Budapeſt... .." 31920.— 32080.— 44588.— Buenos.9. 197505000. 198495000. 275310000. Bulgarie! 6785500.— 5814500.— 7980000.— Japan ........ 289275000. 290 725000. 13962540. 41 Rio de Janeiro ............. 3855000.— 58145000.— 80797500.— 8120250 Belgrad.. . . . . . . . . . . . . .. .. . .! 2182000.— 7218000.— 9975000.— 100½ Liſſabonn. . . . . . . . . . . .. ... ... 5785500— 5814500.— B3516500.— 34483500. Sofia.. .. . . .. . ....
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 %=
5. 10. 8. 10.
5. 10
Aktiengeſ. ſür Anilinfr. /1200000 12200000 Han. Maſch.-Egeſt.. . . . . /6000000
Aſchaffenburger Zellſtoff. /1400000 21800 00 Hanſa Dampfſch.. . . . . . /1600000
6000000
Ausgb.=Nürnb. Maſch.. /8200000
Bert.=Anhalt=Maſchinen „/ 600000
Bk. f. Elektr. W. vorzug. /1200000
Bismarckhütte ........."
Braunkohlen=Brikett „..1500000
Bremer Vulkan .....,6800000
Bolle. ..
Chem. Heyden
Weiler
deutſch=Atlant.
Deutſche Maſchinen
Deutſch=Niedld. T.
Deutſche Erdöl".
k00o000
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke.
8800000
17000000
Berlin—Karlsrul
Donnersmarchütte . .,6000000
1760000
Dynamit Nobel ...
Elberfelder Farben ... /e300000
Elektr. Lieferung.
.../ 425000
"
R. Friſter . ..
Gaggenau Vorz.
8o00o0 e
Geſſenk. Gußſtahl.
Geſ. f. elektr. Untern. ./1150000
Halle Maſchinen ....
1600000 1
Hemoor Zement
Hirſch Kupfer.
Höſch Eiſen
Hohenlohe Wer
Kahla Porzellan:
Lindes Eismaſc
Lingel Schuh
Linke & Hofmann
L. Loewe & Co.
C. Lorenz.
Meguin.
N. Lauſitzer
Nordd. Gun
Orenſtein
Rathgeber A
Rombacher E
Roſitzer Zucker
Rütgerswerke
Sachſenwerk.
Sächſiſche Gr
Siemens Gle
Volkſtedter Vorzellan
Weſtf. Eiſen Langendreer
Wittener Gußſtahl
Wanderer=Werke
8. 10.
200050
5700000
8500000
14100000
1500000
450000
120000
8500000
8500000
310000
11300000
11800000
69000
I1800000
1000000
6050000
1500000
1400000
220000
1500009
H600000
350000
500000
450000
100
1200000
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000
Kursbericht vom 8. Oktober 1923.
Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
5% Reichsanleihe. . ...... . . ..
„..
49
Dc
3½%
v."
830
Dt. Dollarſchätze . . . . . . . . . . .
4½½ IV. und V. Schatzanweiſ.
4½8 VI.—.
Sparprämienanleihe .
Zwangsanleihe.
Goldanleihe. . ......"
.
4% Preuß, Konſols ..
8½%
....:::
8%
4% Bab. An. unk. 1935.... . .
„ v. 1007......
8½½
49 Bahern Anleihe ........
.........
4½ Heſſen unk. 1924 ........
8½% „ „......."
8% „ ........"
4% Würtiemberger ........."
b) Ausländiſche.
6% Boönien L.=E.=B. v. 1914
5% „ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% „ v. 1902..........."
4% „.................
6% Bulgar. Tabak 1902 .....
1½.% Griech. Monopol ......
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ...........
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 .................."
4½ Oeſt. Goldrente .........
4% „ einheitl. Rente .....
6%5 Rum. am. Rente v. 03 ...
4½% „ Golbrente v. 18 ...
4% „ am. „ konv. ....
(% „ „ „ v. 05 ..
42 Türk (Admin.) v. 1903.
4% (Bogdad) Ser. I..
„ II..
4% „ v. 1911, Bollanl. ..
4½% Ung, Staatsr. v. 14....
Goldrente ......."
4½
„ Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
Anßereuropckiſche.
5%0 Mexik, amort. innere. . . ..
konſ. äuß. v. 99 .
5%
Gold v. 04, ſtfr. . .
42
6%0 „ konſ. innere ......"
41s% — Irrigationsanleihe,
5% Tamaulivas, Seriel ...
Oblig. v. Transportanſt.
49 Eliſabethbahn ſtfr. . . . . .
4g Sal. Carl Ludw. Bahn.
52 Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2.6%Neue „
3% Oeſt. Staatsb. v. 1983....
4%0 Oeſt, Staatzb, 1, b, 8, Em.
5. 10.
10
532500
10000
19000
32000
3000
885
120
14000
710000
12000
—
22000
31000
500000
80000
35000
110000
50000
160000
300000
75000
2000000
—
2500000
2725000
250000
Faog
400000
150000 1
40000
100700
7900000
1675000
170000
Aug
100000
3700000
3600000
3475000
550000
700000
700000
60000
45000
1800000
7000000
2200000
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.) 5. 10. 8. 10.
3% Oeſt. Staatsb. 9. Em. ...
8% Oeſt. Staatsb. v. 1885...
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz 2800000
v. 1895 ..."
42 Rudolfb. (Salzkammerg.) 25000 50000
4½% Angtolier I....... 3300000 5600000
82 Salon Conſt. Jonetion..
8% Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantepe ... .. . . . . ..."
..
4½20
Pfandbriefe.
420 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
.......
338
4%0 Frankf. H. Krb.=Ver. 1921
4% Mein, Hyp.=Bank 1922...
„ 1922...
49 Pfälz.
„ 1923 ...
4% Rhein. „
verl. ..
3½%
4% Südd. Boden=Cred.=Ban!
München 1906 ........
42 Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte,
428 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½% Darmſt. v. 1905 ..... ..
49 Frankfurt v. 1913.......
„ v. 1903 .......
425 Mainz. v. 1919 bis 1928..
52 Badenkohlen ....... . . 3000000 4400000
5% Sachſenkohlen ... .. ... . . 400000 610000
6% Heſſ. Braunkohlen ........
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ...... 100000 130000
Barmer Bankverein ......... 540000 800000
Berliner Handelsgeſellſchaft „. 4400000 5300000
Commerz= und Privatbank ... 450000 600000
Darmſtädter u. Nationalbank. 800000 1000000
Deutſche Bank ....... 1050000 1500000
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank 360000 470000
Deutſche Vereinsbank ......
70000 125000
Disconto=Geſellſchaft . . . . . . . . . 2000000 2000000
„... 500000 800000
Dresdener Bank .....
70000 00000
Frankfurter Bank ..........
Metallbank. . . . . . 2200000 3000000
Mitteldeutſche Crebitöcktk . .... 260000 360000
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . 1 140000 200000
Reichsbauk=Ant. . . . . .. 860000 2200000
200000 250000
Rhein. Ereditbank ... . ..... .
Süddeutſche Disconto=Geſellſch. 400000 600000
Wiener Bankvoerein .......
90000 120000
Berowerkö=Aktien.
Berzelius ..... .. . . . . . . . . . . . 1200000 1500000
13500000
Bochumer Bergb. ...........
Buderus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2700000 4650.00
Dt. Luxemburger ...... ... 9300000 11600000
Eſchweller Bergwerks=Akt.... 8000000 1000 0000
100000ud 12500000
Gelſenkirchen Bergw.
Harpener Bergbau.
10500000 16000000
3000000 600/000
Kaliwerke Aſchersleben
Weſteregeln.
5000000
.. —
Lothringer Hütte.
Wannesmann Röhren,00000 g000000
Mansfelder ....... ..... . .. . 1510000 2500000
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Oberbebarf ........"
Oberſchleſ. Eiſen Caro)
Phönix Bergbau .
Rhein. Stahlwerke
Niebeck Montan..
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt,
Ver. Laurahüitte ...
Aktien induſtr. Unternehmung,
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . .
Löwenbräu München ......
Schöfferhof (Binding) ........"
Verger ..................
Arkumulat. Berlin ....n..
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke (b. Kleher) .......
Al. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....
Badenia (Weinheim)
Badiſche Anilin= u. Sodafabrir 2100000
Bad. Maſchf. Durlach .......
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen".
Baſt Nürnberg .............
Bahriſch. Spiegel ...........
Beck & Henkel Cafſeh
Bergmann El. Werke
Bing. Metallwerke. . . ....
Blei= u. Silberh. Braubach..
Brockhues, Nieder=Walluf. . ..
gementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt .. .. . . .."
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ....... ."
„ Griesheim Elektron ...."
Weiler termer .......
Daimler Motoren ...........
Sieſch Dectlächeit
Dresdener Schnellpreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm).... .
Düſſeld.=Natinger (Dürr.) ...
Oyckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....
Eiſenwerk L. Meher jr. .....
Elberfelder Farb. v. Baher ..
Elektr. Lieferungs=Geſ......
Licht und Kraft ...
Erlſäſſ. Bad. Wolle. . ...
Emag, Frankfurt a. M.
Emaille & Stanzw. ullrich:
Enzinger Werke ...
Eßlinger Maſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber, Joh., Bleiſtift
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebr., Pirmaſenz
Felten & Gutlleaume.
Feinmechanik (Jetter)
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M
Frankfurter Gas...
Frankfurter Sol a7777771
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm.. . ...
Ganz, Ludwig, Matnz ..... . . 120000
Geiling & Cie. ...... . . . . . . . . 90000
Gelſenkirchen Gußſtahl ..
Goldſchmidt Th.. . .....
Greffemius, Maſchinen Stamml. 130000
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (O8nabrüch) ......
Hanfwerke Füſſen .........."
Heddernheimer Lupfer ......
Hehligenſtaedt, Gießen „.....1 220000
Hilpert Armaturenf.. .........
Hindrichs=Auffermann ......."
Hirſch Kupfer u. Meſſ.
Hoch= und Tieſbau .
Höchſter Farben..
Holzmann, Phil. .
Holzverk =Induſtr. . .
Hotel A.=G., München.
öhdrometer Breslau... ......
Inag. . ......
Junghans Stamm..
Karlsruher Maſchinen . . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun .....
Krauß & Co., Lokom..
1700000 1 Lahmeher & Co. ..
Lech Augsburg.
Lederw. Nothe
Lederwerke Spicharz
Löhnberger Mühle
Lüdenſcheid Metallw
Lux’ſche Induſtrie ..
Mainkraftwerke Höchſt
Meguin, Butzbach ...
Metall ſvorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul..
075000 Miag, Mühlenb., Frankf. a. M
Moenus Stamm. . . . . . . . .. . .
Motorenfabr. Deutz...... ....
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Reckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ...
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Frankfurt a. M. ...
Peter=Union=Frankfurt . . . . . . .
Pfälz. Nähm., Kayſer ...... ..
Philipps A.=G... ..
Vorzellan Weſſel.........;
120000 Reiniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm.. ..
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
„ Metall Vorzüge.
Rhenania, Aachen ....
Niedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin ..
Rütgerswerke ....
Schleußuer (Frankfurt a.A
Schneider & Hanau.
600000 Schnellpreſſen Frankenthal
Schramm Lackfabrik.
Schuckert Elektr. (Nürnberg);
Schuhfabrik Berneis=Weſſe. ..
Schuhfabrik Herz ..........!
Schuhf Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff ........."
Sichel & Co., Mainz .........
Siemens Elektr. Betriebe ..
Siemens Glasinduſtrie..
Siemens & Halske ..........
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
Südd, Handelsvereinigung.. ..
Süddeutſche Immobilien ....."
Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler .....
Beithwerke in Sandbach ....
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
„ Ultramarin ...........
„ Zellſtoff, Berlin.. . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge....
Stämme..
Boigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . ..
Voltohm Seil ..
Wayß & Freytag.
Wegelin Rußfabrik ..
Zellſtoff Waldhof Stamm.
Zuckerfabr. Waghäuſel ....."
Frankenthal
Heilbronn,
Offſtein".
Rheingau".
Stuttgart.
Raaeu
Schantung E. B........"
Süddeutſche Eiſenbahn=Gef. ..
Hapag (Paketfahrt) ...
....
Nordd. Llohd ..............."
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.
Beckerkohle ..... ...........
Beckerſtahl ..............
Benz. .................
Brown Bovert ......
Cont. Handelsbank ..
Hanſa Alohd ......
Kabel Rhehdt .....
:.
Karſtadt R. .........
Petroleum Dtſche.
Raſtatter Waggon ..
Text.=Ind. (Barmen (Tiag)
ufa Film .................
Growag. . ................"
MRe
Bahnbedarf ............"
Dampfkeſſel Rodberg..
Helvetia Konſervenfabrik.
Gebr. Lutz ...
Motorenfabrik Darmſtadt.
Gebr. Noeder ........ .!
Penuleth & Ellenberger ..
5. 10.
150000
100000
100000
200000
675000
80000
2000000
5500000
80000
65000
120000
100000
700000
320000
1500000
180000
130000
130000
250000
40000 0
1000000
640000
630000
850000
730000
680000
700000
700000
400000
5000000
820000
1600000
1500000
500000
220000
75000
170000
2406000
260000
1500000
400000
160000
480000
85000
90000
15000
1004000
450000
200000
8. 10.
160000
105000
150000
300000
900000
100000
750000
120000
100000
180000
135000
600000
360000
2400000
300000
800000
420000
2400000
1030000
160000
155000
350000
600000
1850000
870000
876000
973000
200000
920000
860000
900000
675000
7500000
1250000
2300000
2100000
600000
250000
70000
230000
3000000
2250000
500000
180000
750000
100000
150000
150000
1000000
500000
300000
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 9. Oktober 1923.
Seite 7.
Wirtſchaftskriſe
und Keinwohnungsbau.
Von Rgierungsbaumeiſter Runge.
Der Reichsarbeitsminiſter hat Ende September einen Erlaß über
Einſchränkung der Bautätigkeit” herausgegeben, dem ich im
weſent=
lichen folgendes entnehme:
Die wirtſchaftliche Entwickelung der letzten Monate hat das Reich
gezwungen, nahezu die geſamten Mittel, die zur Finanzierung der im
Gange befindlichen Wohnungsbauten erforderlich ſind, im Kreditwege
zur Verfügung zu ſtellen. Es iſt unmöglich, dieſen Zuſtand auch
weiter=
hin beizubehalten, weil er zu einer unerträglichen Belaſtung der
Finan=
zen des Reichs führt und geeignet iſt, den Erfolg aller Maßnahmen, die
zur Stützung der Währung unternommen werden müſſen, von
vorn=
herein in Frage zu ſtellen. Die Bautätigkeit muß deshalb darauf
ab=
geſtellt werden, daß das Reich nur noch kurze Zeit in der Lage ſein wird,
Kredite zur Finanzierung der Wohnungsbauten zu gewähren. Es muß
verſucht werden, nach Ueberwindung der größten Schwierigkeiten, die
Mittel für die Vollendung der ſtillgelegten Bauten auf dem privaten
Kapitalmarkt zu beſchaffen.
Ich ſehe in dieſem Erlaß den erſten Schritt zum Abbau des bisher
angewandten Baukoſtenzuſchußverfahrens. Damit dürfte auch die Frage
der Aufhebung der Zwangswirtſchaft im Wohnungsweſen in den Kreis
ernſtlicher Erwägungen gezogen ſein. Der Wunſch des Miniſters,
Mit=
tel für den Wohnungsbau auf dem privaten Kapitalmarkt zu beſchaffen,
wird ohne Aufhebung der Zwangswirtſchaft oder die damit
zuſammen=
hängende Löſung der Frage wertbeſtändiger Beleihungen,
wertbeſtän=
diger Steuerquellen, Anpaſſung der Altmieten und Einkommen erfolglos
bleiben.
Durch den Erlaß des Miniſters iſt ein bebeutender Wendepunkt
ein=
getreten (man vergleiche hierzu auch die vom Miniſter Hilferding am
12. September im Vereinigten Wirtſchaftspolitiſchen und
Finanzpoliti=
ſchen Ausſchuß des Reichswirtſchaftsrates gehaltene Rede, in der dieſer
ſich gegen das Baukoſtenzuſchußverfahren wandte).
Es kommt jetzt darauf an, planmäßig die Umſtellung durchzuführen,
vor allem die Verhältniſſe nicht zu überſtürzen. Beſonders muß
recht=
zeitig Vorſorge für die geſunde Weiterentwickelung des gemeinnützigen
Kleinwohnungs= und Siedlungsbaus getroffen werden. Auf dieſem
Ge=
biet muß nach wie vor die Wohnungsfürſorgetätigkeit erhalten bleiben,
da nur mit ihrer Hilfe der gemeinnützige Kleinwohnungsbau gefördert
werden kann. Nur eine mit der Wohnungsfürſorge beauftragte,
gemein=
nützig und zweckmäßig aufgebaute Stelle, vielleicht ſtaatlich, die wie die
genügend bekannten Wohnungsfürſorgegeſellſchaften arbeitet, wird in
der Lage ſein, dieſer Aufgabe gerecht zu werden. Durch umfaſſende
Bau=
beratung (Typenbau, Organiſation des Eigenhandbaus), durch
vorteil=
hafte Bauſtoffbeſchaffung (Rabatt= und Natenkauf, Vorratswirtſchaft)
und Ueberwachung der Finanzierung (Beſchaffung der 1. und 2.
Hypo=
thek und des Zwiſchenkredites) und einheitliche Organiſation (
Baugenoſ=
ſenſchaftsverband, Zeitſchrift („Bauwirtſchaftliche Nachrichten”) wird der
gemeinnützige Kleinwohnungsbau ſo verbilligt, daß mit Erfolg an der
Behebung der Wohnungsnot mitgewirkt und vornehmlich der
arbeiten=
den Bevölkerung geſunde Lebensbedingungen geſchafft werden können,
die wichtige Grundlagen für die Hebung der Probuktion und
Geſun=
dung unſeres Vaterlandes ſind.
Eine der Hauptfragen muß im Anſchluß hieran erörtert werden.
Wie ſteht es mit der Geldbeſchaffung für den Kleinwohnungsbau, wenn
die Zwangswirtſchaft aufgehoben bezw. keine ſogen. Baukoſtenzuſchüſſe
mehr gegeben werden?
Der gemeinnützige Kleinwohnungsbau muß in irgend einer Form
unterſtützt werden. Hierzu waren ſchon vor dem Krieg muſtergültige
Einrichtungen getroffen, z. B. konnten zinsgünſtige Baudarlehen und
Hypotoeken ſogar bis zu 90 Prozent und 100 Prozent der Baukoſten
ge=
geben werden. Dieſe Einrichtungen ſind durch die
Nachkriegsverhält=
niſſe zum brachliegen gekommen und teilen dasſelbe Schickſal, wie
zur=
zeit faſt alle Hypothekenbanken.
Die Hypotheken waren und werden wieder das Rückgrat unſerer
Bautätigkeit bilden, wenn durch Aufhebung der Zwangswirtſchaft erneut
normale Verhältniſſe auf dem Wohnungsmarkt geſchaffen ſind und auch
wieder weiten Kreiſen der Anreiz zum wertbeſtändigen Sparen
ge=
geben iſt.
Der Kleinwohnungsbau hat vor dem Kriege die beſondere
Unter=
ſtützung des Staates durch die Beleihungsmöglichkeit mit 2. Hypothek bis
zu 90 Prozent erhalten, wofür vielfach beſondere Gelder aus
öffent=
lichen Mitteln zur Verfügung geſtellt wurden. Dieſe Hilfsquelle muß
auch nach Abſchaffung des Baukoſtenzuſchußverfahrens wieder zur
Her=
gabe 2. Hypotheken erſchloſſen werden. Wohl wird man mit Rückſicht
auf die ſchlechtere wirtſchaftliche Lage ſtatt bis zu 90 Prozent (100
Pro=
zent) nur bis zu etwa 60 Prozent der Beleihung gehen können (wobei
20 bis 30 Prozent auf die 1. Hypothek entfallen, vergl. Deutſche
Wohn=
ſtättenbank A.=G.). Der Reſt der Baukoſten muß vom Bauluſtigen durch
erſpartes Eigenkapital oder Selbſthilfebau aufgebracht werden.
Der wichtige Zwiſchenkredit für die Hypothekengelder kann z. B. in
Form einer wertbeſtändigen Wohnbauanleihe aufgebracht werden. Dieſe
Mittel werden zu einer großzügigen Bauſtoffvorratswirtſchaft
Verwen=
dung finden und jeweils wieder durch die Hypothekengelder für ein neues
Bauprogramm frei werden.
Intereſſant für die Beſchaffung der laufend notwendigen Gelder, die
für jene 2. Hypothek nötig ſind, iſt ein Vorſchlag des Karlsruher
Bür=
germeiſters Hermann Schneider. Aus ber Veröffentlichung in der
Badiſchen Preſſe entnehme ich das Wichtigſte. Die Vorſchläge ſind unter
dem Titel „Heraus aus der Sackgaſſe” erſchienen.
. . . Aenderung der zurzeit geltenden (kaum die Aufwendungen
des Eigentümers deckenden) „geſetzlichen Mieten” in eine die Selbſtkoſten
der Wohnungen weſentlich überſteigende, ſchrittweiſe der natürlichen
Miete ſich nähernde „geſetzliche Höchſtmiete”, gleichzeitig Aufhebung der
Wohnabgabe, an deren Stelle aber weitgehende Beſteuerung der
Gebäude nach Maßgabe ihres durch die Einführung der „geſetzlichen
Höchſtmiete” neu begründeten Ertragswertes. Die „geſetzliche
Höchſt=
miete” würde ſich, genau wie die geſetzliche Miete, aus Grundmiete,
Be=
triebs= und Inſtandhaltungskoſten zuſammenſetzen. Als
Inſtandhal=
tungskoſten wäre wie zu Vorkriegszeiten ein Betrag von 0,5 Prozent des
Neubauwertes einzuſetzen, die Betriebskoſten können heute ebenfalls zu
0,5 Prozent des Neubauwertes veranſchlagt werden. Als Grundmiete
wäre zunächſt ein Betrag von mindeſtens der doppelten Höhe der für
die Förderung des Wohnungsbaus laufend notwendigen Beträge
einzu=
ſtellen, d. i. (für ſtädtiſche Verhältniſſe!) ein Satz von 2X0,4 — 0,8 oder
rund 1,0 Prozent des Neubauwertes. Als Geſamtbetrag der geſetzlichen
Höchſtmiete ergäbe ſich hiernach fürs Erſte, ein Satz von 1—0,5X0,5
— 2 Prozent des Neubauwertes (Neubauwert iſt Vorkriegsſteuerwert mal
Baukoſtenüberſteuerung!) der Gebäude bezw. der Wohnungen. Der für
die Betriebs= und Inſtandhaltungskoſten (1 Prozent) eingeſetzte Betrag
wäre auch bei der weiteren Entwickelung unverändert beizubehalten, die
Grundmiete (1 Prozent) dagegen von Monat zu Monat um 1 Prozent
zu ſteigern, bis die „geſetzliche Höchſtmiete” nach Ablauf von zirka drei
Jahren in der Nähe des Betrages der natürlichen Miete (theoretiſch etwa
7 Prozent des Neubauwertes) angelangt ſein würde und der völlig freien
Miete Platz machen könnte.
Die an Stelle der Wohnabgabe tretende
beſon=
dere Gebäudeſteuer müßte mindeſtens die Hälfte des auf Grund
der geſetzlichen Höchſtmiete theoretiſch möglichen Reinerträgniſſes (der
Grundmiete!) betragen, alſo beginnend mit 0,5 Prozent des
Steuerwer=
tes, Monat für Monat eine weitere 0,05, d. i. bis zur Freigabe der
Mie=
ten auf etwa 2,3 Prozent, geſteigert werden.
Die zahlenmäßige Auswirkung dieſer Reſe n wird am beſten an
Hand eines Beiſpiels verdeutlicht: Ein guterhal s dreiſtöckiges
Wohn=
gebäude zu 6 Vierzimmerwohnungen mit einem Steuerwert (
Vorkriegs=
bauaufwand) von rund 60 000 Mark hat heute (bei zehnmillionenfacher
Bauüberteuerung) einen Neubauwert von 600 Milliarden. Die
geſetz=
liche Höchſtmiete für dieſes Haus würde nach dem Stand vom 1. Oktober
ds. Js. 2 Prozent von 600 Milliarden, d. ſ. 12 Milliarden (entſprechend
einer Monatsmiete von 1 Milliarde für das ganze Haus und rund 167
Millionen für eine Wohnung in dieſem Hauſe) betragen; ſie würde ſich
jeden Monat um rund 0,1 Prozent von 600 Milliarden, alſo um 600
Millionen, ſteigern, etwa bis zur Erreichung einer Jahresmiete von 33,6
Milliarden (entſprechend einer Monatsmiete von 28 Milliarden für das
ganze Haus und rund 467 Millionen für eine Wohnung) im Oktober
1923. Der letzte Betrag entſpräche einem Satz von 5,6 Prozent der
Neu=
baukoſten, während die natürliche Miete vielleicht 7 Prozent angenommen
werden müßte.
Die von den Eigentümern zu erhebende beſondere
Gebäude=
ſteuer betrüge nach dem Stande vom 1. Oktober 1923 0,5 Prozent von
600 Milliarden Mark im Jahr oder 250 Millionen in einem Monat, ſie
würde mit ſteigender Höchſtmiete auch ihrerſeits ſteigen, etwa bis zu
einem Betrage von 2,3 Prozent von 600 Milliarden, d. ſ. 13,8 Milliarden
im Jahre oder 1150 Millionen im Monat. In gleicher Höhe würden
ſich die durch die Vermietung theoretiſch erzielbaren Reinerträgniſſe des
Hauſes bewegen.
Man ſieht hier einen Vorſchlag eines Fachmannes, welcher eine gute
Grundlage für weitere Prüfung und Ueberlegung bietet. Die
Fach=
preſſe hat in der letzten Zeit ſich ebenfalls viel mit dieſem Problem
be=
faßt. Ueberall iſt die vorherrſchende Anſicht zum Ausdruck gekommen,
daß dem Baugewerbe, als Schlüſſelgewerbe, von dem rund 60 Prozent
der Bevölkerung mittelbar oder unmittelbar abhängig ſind, nicht Feſſeln
angelegt werden dürfen, wie dies durch eine Einſchränkung der
Bau=
tätigkeit unbedingt geſchieht.
Die Fachpreſſe hat in dieſer Erkenntnis auch den obengenannten
Er=
laß des Miniſters bereits ſtark kritiſiert. Obwohl die Schwierigkeit der
ganzen Frage, beſonders, ob gerade in dem jetzigen Zeitpunkt die
Um=
ſtellung auf die freie Wirtſchaft angebracht iſt, nicht zu verkennen ſind
und zweifellos auch die Nutzbarmachung der „Wertbeſtändigkeit” für die
Praxis noch erhebliche Widerſtände zu überwinden hat, ſo muß
voraus=
ſchauend immer betont werden, daß eine Einſchränkung der Bautätigkeit
und fortſchreitende Erwerbsloſenunterſtützung nicht helfen werden,
ſon=
dern planmäßiger Abbau überholter wirtſchaftlicher Maßnahmen.
Nicht rechtzeitiges Handeln kann ſchnell zu einem völligen
Zuſam=
menbruch führen.
Stimmen e is dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenilſchungen unter dieſer Uleberſchrift übernimmi die Redaktion leinerlel
Ver=
gatwortung; für ſie Fleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſander verantworttich.) — Käinfendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zuräckasfand’, die Bblehnung nicht begründet werden.
Die Bekanntmachung des Landesfinanzamtes, Abteilung für
Beſitz= und Verkehrsſteuern, vom 1. Oktober, die in den hieſigen
Zeitun=
gen am 4. Oktober erſchienen iſt, bringt das Blut auch des freudigſten
Steuerzahlers in Wallung. Bebeutet dieſelbe doch für die Mehrzahl
der Steuerzahler Beſtrafung in einer Höhe, die in keinem Geſetz
ſelbſt für ſchwer= Vergehen angedroht iſt. Die Verordnung des
Reichs=
finanzminiſters welche die Vorauszahlungen auf die
Einkommen=
ſteuer, ſowie für die Rgein=Ruhr=Abgabe feſtſetzt, vom 27. September,
wurde dem Landesfinanzamt wohl von Berlin aus übermittelt, von
demſelben unter dem 1. Oktober zur Veröffentlichung weitergegeben,
erſchien aber erſt am 4. Oktober, (ein langer Weg bis zum
Tag=
blatt!). Die Einkommenſteuer ſoll, wie ihr Name beſagt, vom
Ein=
kommen bezahlt werden. Einverſtanden! Die Rhein=Ruhr=Abgabe iſt
aber eine Beſitzſteuer, die vom Beſitze bezahlt werden ſoll.
Wel=
cher vernünftige Menſch hat aber heute ſeinen Beſitz in Papiermarb
bar oder als Barguthaben daliegen? Wenn er nicht bis zum 5. Oktober
alſo innerhalb zweimal 24 Stunden, die betr. Steuern bezahlte, hat er
mindeſtens 10 Prozent des Papiermarkbetrages als Zuſchlag, d. h.
zur Strafe, zu zahlen. Bei dem Einkommen eines kleinen
Ge=
werbetreibenden beträgt dieſer Zuſchlag (Strafe!) mehr wie eine
Milliarde!
Warum läßt man dem Steuerzahler, da Härten vermieden werden
ſollen, nicht eine Friſt von einer Woche wie bisher? U. A. w. g.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9 Uhr, (F 4):
„Elektra”. — Kleines Haus, abends 8 Uhr: Film „Im Kampf
mit dem Berge‟. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Fleiſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Familiennachrichten
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am Sonntag, den 7. Oktbr.,
morgens 11 Uhr, entſchlief
plötz=
lich und unerwartet mein
innigſt=
geliebter Gatte, unſer Vater
Anton Stöckel
Oberſtadtſekretär.
Namens
der trauernden Hinterbliebenen:
Barbara Stöckel
geb. Trietſch.
Darmſtadt, Kaupſtr. 23.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 9. Okt., nachm. 3 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt.
Gemeinſamer Gang 2½/, Uhr ab
Brücke. (*26272
Am Samstag in der Frühe verſchied
nach längerer, ſchwerer Krankheit der Leiter
meiner literariſchen Abteilung
Herr
Dr. Günther Becker
Chemiker.
Ich verliere in dem leider allzu früh
Verſtorbenen einen ſehr befähigten
Be=
amten von vorbildlicher Pflichttreue, der
meiner Firma wertvolle Dienſte
ge=
leiſtet hat.
Ich werde ihm allzeit ein dankbares
Andenken bewahren.
Darmſtadt, den 8. Oktober 1923.
E. Merck.
*26262)
Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforſchlichem
Ratſchluß wurde uns heute mein
innigſtgeliebter, treuſorgender
Gatte, unſer lieber Vater, Bruder,
Schwager, Onkel und
Schwieger=
vater
Herr Lehrer
im 61. Lebensjahre plötzlich und
unerwartet entriſſen.
Gernsheim, 8. Oktober 1923.
In tiefer Trauer:
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Anna Maria Burtſchell.
Die Beerdigung findet Mittwoch
nachm. 3. Uhr vom Trauerhauſe
aus ſtatt. (7778
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
Büro=
möbel
I. Fabriken
Kaſſenſchränke
Schreib= u.
Kontrollkaſſen
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Karlſtraße 1.
ATel. 1489. (7200g
EE5
Wer überwacht
zwvei Kindern von 10
bis 11 Jahren die
Schulaufgaben?
Angeb. m.
Honorar=
angabe u. S 137 an
die Geſchſt. (*26270
Todes=Anzeige.
Heute abend entſchlief ſanft
unſer guter Vater,
Schwieger=
vater und Großvater
Herr
im 81. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Guſt. May, Reallehrer.
Darmſtadt, 7. Okt. 1923.
Die Beerdigung findet Mittwoch,
10. Okt., vorm. /11 Uhr, auf
dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt. (*26263
100- 200 Milliarden
evtl. auch kleinere Beträge für kurzfriſtige
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Dankſagung.
Für die vielen wohltuenden
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weiſe herzlicher Anteilnahme, die
uns bei dem Hinſcheiden unſerer
lieben Großmutter zu teil wurden,
ſagen wir auf dieſem Wege Allen
unſeren innigſten Dank. (*26264
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Dintelmann.
Heubach, den 8. Oktober 1923.
Sparen heißt die Loſung ves Tages, ſparen an allem und jedem! Das iſt bei unſerem trotz der
Millionenbeträge winzigen Einkommen eine traurige Notwendigkeit geworden. — Jede Hausfrau
weiß, wie koſtſpielig eine Wäſche heutzutage wird, denn Seife und Feuerung ſind enorm teuer! Das
Einweichmittel „Burnus” verringert dieſe Ausgaben um ein Bedeutendes, denn es hat die
Eigen=
ſchaff, den Schmutz von der Waſche zum größten Teile ſelbſtätig abzulöſen, wenn man dieſelbe
über Nacht in der lauwarenen Burnusbrühe einweicht. Weil Burnus in lauwarmem — nicht heißem
— Waſſer am beſten wirkt und nur ein nachfolgendes kurzes Aufkochen mit wenig Seife oder
Seifen=
pulver nötig iſt, deshalb eben erſpart man dabei in weſentlichem Maße Seife, Feuerung, Zeit und
Arbeit und hat nicht mehr nötig, ſich die Finger wund zu waſchen. Rußerdem aber ſpart
man Wäſche, die koſtbar und unerſetzlich iſf, weil diefelbe bei der Verwendung von Burnus mehr
geſchont wird, als bei jedem anderen Verfahren. Man beachte, daß die kleine Patrone Burnus für
eine Wäſche normalen Umfangs vollſtändig genügt. Bedeutende Spezialgelehrte und eine große
Anzahl von Dampfwäſchereien, Waſchanſtalten in Krankenhäuſern, ſowie unendlich viele
Haus=
frauen haben uns dieſe Vorzüge freudig beſtätigt. Weitere Aufklärungen verſenden koſtenlos und
poſtfrei die Fattinger=Werke A. G., Berlin RW. 7. Burnus iſt in allen einſchlägisen Geſchäften
zu haben. Machen Sie einen Perſuch und auch Sie werden beſtimmt in Zukunſt ſagen:
Seite 8.
Darmiſtädter Tagblatt, Dienstag, den 9. Oktober 1923.
Nummer 22D.
Der letzte Kampf
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Die unterzeichnete Bank hat 25 000 Aktien der neu gegründeten Geſellſchaft übernommen und
verkauft ſie unter den nachfolgenden Bedingungen:
Der Verkaufspreis iſt bis auf weiteres auf 2 Goldmark für die auf Mk. 1000 Nennwert
lautende Aktie feſtgeſetzt; für ſeine Berechnung iſt das Verhältnis 1 Goldmark — /, Dollar maßgebend.
Als Grundlage dient der amtliche Frankfurter Briefkurs für Kabelauszahlung New=York am Tag des
Zahlungseingangs bzw., wenn er höher iſt, am Tag des Zeichnungseingangs. Findet am Tag der
Zahlung bzw. Zeichnung eine amtliche Deviſennotierung nicht ſtatt, ſo wird der Briefkurs der nächſt=/Beſſ. Mädchen
folgenden amtlichen Notierung zu Grund gelegt.
Die Zahlung des Zeichnungsbetrags hat ſogleich bei der Zeichnung in einem auf die
nächſthöheren 100 000 Mk. aufgerundeten Betrag in Deutſcher Reichswährung (Papiermark) zu erfolgen.
Die Zeichnungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs erledigt.
Das Angebot iſt für uns ohne jede Verbindlichheit; Schluß des Verkaufs, Zuteilung und
Repartierung ſteht in unſerem Ermeſſen. Erfolgt eine Zuteilung nicht, ſo geſchieht die Rückſendung
bereits gezahlter Beträge innerhalb 14 Tagen zum gleichen Papiermarkbetrag ohne Zinſen auf Koſten
und Gefahr des Einſenders. Die Zuteilung wird nach Zahlungseingang von uns dem Zeichnenden
durch Poſtkarte auf ſeine Rechnung und Gefahr mitgeteilt.
Die Aushändigung der Stücke erfolgt nach Fertigſtellung an unſerer Kaſſe gegen Vorlage
des Einzahlungsnachweiſes und unſerer Mitteilung oder, falls Ueberſendung gewünſcht wird, durch
Wertbrief auf Koſten und Gefahr des Adreſſaten.
Die Metallwerke Riddertal A.=G. iſt durch notariellen Vertrag vom 29. September
I. Js. errichtet worden.
Gegenſtand des Unternehmens iſt die Herſtellung von Erzeugniſſen der Metallinduſtrie,
insbeſondere für landwirtſchaftliche Zwecke.
Die Betriebsmittel ſetzen ſich zuſammen aus einer Maſchinenſchloſſerei, einem
Maſchinen=
park zur Herſtellung von Kleineiſenteilen und einem ſolchen zur Herſtellung von Blechwaren,
Drückwaren und Zieh= und Stanzartikeln (Haushaltungsgegenſtänden aus Feinblechen).
An geſetzlich geſchützten Fabrikaten werden produziert:
Vorhängeſicherheitsſchloß (D. R. G.M. Nr. 849894, 849895).
Vorderradfederung für Fahr= und Motorräder (D.R. G.M. Nr. 854910).
Spannſchienen jeder Größe (D.R. G.M. Nr. 848547).
An Fabrikaten, deren patentamtlicher Schutz angemeldet iſt, werden produziert:
Motor=
hebeſeſſel, Motorkarren mit eingebautem Spanntiſch, Motorkarren mit Kreisſäge und Aufzug kombiniert
n einer Maſchine.
Der Grundbeſitz der Geſellſchaft ſetzt ſich zuſammen aus den in Blatt 7 des Grundbuchs
von Ortenberg eingetragenen Haus= Fabrik= und Gartengrundſtücken, die eine Größe von über 18 Ar
haben und unbelaſtet ſind; ſoweit ſie verſicherungspflichtig ſind, betrug der Brandverſicherungswert bilanzſicher, au
im Jahre 1919 bereits 17 000 Mk. und beläuft ſich mit den inzwiſchen eingebauten Maſchinen heute
auf mehrere Hundert Milliarden Papiermark.
Zu Vorſtandsmitgliedern werden ernannt: Die Kaufleute Rudolf Schweikher in Ortenberg die Geſchſt. (*26267
und Otto Paul in Frankfurt a. M.
Der Aufſichtsrat ſetzt ſich aus folgenden Herren zuſammen:
1. Amtsgerichtsrat Dr. Andrae (Vorſitzender)
2. Bankvorſtand Wehner (Stellvertreter)
in Ortenberg;
3. Oberförſter Dr. Lang
4. Fabrikant Albert Schmidt
5. Kommerzienrat Langsdorf, Präſident der Handelskammer und Beigeordneter all. Gr. 46, Mantelkl.,
der Stadt Friedberg in Friedberg;
6. Bankier Andrae in Firma J. L. Finck
in Frankfurt a. M.
7. Dr. Faber in Firma Anton Fulda G. m. b, H.
Die Eintragung zum Handelsregiſter wird nach Erfüllung der geſetzlichen Formalitäten eheſtens
erfolgen. — Zeichnungen bei allen Banken.
Ortenberg, den 2. Oktober 1923.
Vorſchuß= und Creditverein Ortenberg A.=G.
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