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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet. 
Nummer 279 
Dienstag, den 9. Oktober 1923 
186. Jahrgang
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 Das Ermächtigungsgeſetz. 
Vom Reichsrat angenommen. 
Berlin, 8. Okt. (Wolff.) Der Reichsrat hat in ſeiner 
heutigen Sitzung dem Ermächtigungsgeſetz bei 
            Stimm=
enthaltung Thüringens zugeſtimmt. Dagegen ſtimmten außer 
einigen preußiſchen Provinzen Bayern und Mecklenburg=Strelitz. 
Der Geſetzentwurf iſt alſo vom Reichstag, mit der erforderlichen 
Zweidrittelmehrheit angenommen. Das Ermächtigungsgeſetz, das 
von der heutigen Tagesordnung des Reichstages vorläufig 
            ab=
geſetzt worden iſt, hat folgengen Wortlaut: 
8 1. Die Reichsregierung wird ermächtigt, die Maßnahmen 
zu treffen, welche ſie auf finanziellem, 
            wirtſchaft=
lichem und ſozialem Gebiet für erforderlich und dringend 
erachtet. Dabei kann von den Grundrechten der Reichsverfaſſung 
abgewichen werden. Die Ermächtigung erſtreckt ſich 
nicht auf Regelung der Arbeitszeit und auf 
            Ein=
ſchränkungen der Unterſtützungen der Verſicherten und 
            Renten=
empfänger der Sozialverſicherung ſowie der Kleinrentner. Die 
erlaſſenen Verordnungen ſind dem Reichstag und dem Reichsrat 
unverzüglich zur Kenntnis zu bringen. Sie ſind auf Verlangen 
des Reichstages ſofort aufzuheben. 
8 2. Dieſes Geſetz tritt mit dem Tage der Verkündigung in 
Kraft. Es tritt mit dem Wechſel der derzeitigen Reichsregierung 
oder ihrer parteipolitiſchen Zuſammenſetzung, ſpäteſtens aber am 
31. März 1924, außer Kraft. 
Der Reichsfinanzminiſter über ſeine Aufgaben. 
Köln, 8. Okt. (Wolff.) Reichsminiſter Dr. Luther führte 
n einer Unterredung mit dem Berliner Vertreter der Kölniſchen 
Zeitung über die von ihm zu löſenden Aufgaben folgendes 
uus: 
„Schon die Tatſache, daß Sie mich fragen, ob ich glaube, daß 
ie finanziellen Verhältniſſe des Reiches überhaupt in Ordnung 
ebracht werden können, zeigt, wie ungeheuer ſchwer die 
Lufgabe iſt, die vor mir ſteht. Dabei wird das deutſche Volk, 
jachdem der Reichstag entſchloſſen iſt, durch das 
            Ermächtigungs=
ſeſetz auch gerade auf finanziellem Gebiete der Regierung größte 
Follmachten zu geben, mit Recht erwarten, daß nunmehr 
die Zeit des Redens vorbei 
ſt und gehandelt wird. Die Regierung rechnet in ihrem 
Zeſtreben, das Wohl des geſamten Volkes, über alle 
            Sonder=
ntereſſen zu ſtellen, auf die Unterſtützung aller ſachverſtändigen 
ereiſe. Die Tätigkeit des Reichsfinanzminiſters kann aber nur 
ine techniſche Grundlage für die Geſundung unſeres 
            Wirtſchafts=
ebens ſchaffen, auch wenn ſie dank der in der Beamtenſchaft des 
keichsfinanzminiſteriums verkörperten großen Sachkunde und 
vohlbegründeten Erfahrung noch ſo gut gelingt. Im 
            Vorder=
rund ſteht die Frage der 
Schaffung eines wertbeſtändigen Zahlungsmittels, 
ür die ja eine ausgearbeitete Vorlage bereits vorliegt; dazu die 
ahlreichen Steuerfragen, die faſt alle im Fluß ſind. Bei 
en Steuerfragen kommt es nicht nur darauf an, daß die 
            Einnah=
ien des Reiches auf jeden Fall die Ausgaben decken müſſen, 
            ſon=
ern die Steuern müſſen auch ſo ſein, daß ſie einfach zu 
            verwal=
en ſind, alſo geringe Unkoſten hervorrufen und gerade dadurch 
i ihrer Notwendigkeit dem Steuerzahler voll verſtändlich 
            wer=
en können. 
Sehr wichtig iſt ferner die 
ſeſeitigung des jetzigen Zuſtandes, wonach die Länder und 
            Ge=
meinden faſt nur noch als Koſtgänger des Reiches leben. 
dieſer Umſtand bedrückt das Verantwortungsgefühl der Länder 
uf das Schwerſte und hat bei den Gemeinden ein wahres 
            Zerr=
ild der Selbſtverwaltung geſchaffen. Ein noch ſo gutes 
            Steuer=
yſtem aber nutzt gar nichts, wenn nicht erſtens die Ausgaben des 
teiches ganz außerordentlich eingeſchränkt werden und wenn 
icht zweitens die 
Produktion unſerer Volkswirtſchaft ganz erheblich geſteigert 
ſird. Die Lage unſerer Volkswirtſchaft iſt wie die eines Schiffes 
iſchwerem Sturm. Wie dort das Kommando heißt: Alle Mann 
n Deck muß jetzt das deutſche Volk ſeine ganzen körperlichen 
nd geiſtigen Kräfte anſpannen, damit auf der ganzen Linie des 
Lirtſchaftslebens mehr produziert wird. Geſchieht das, ſo 
            wer=
in alle Waren billiger werden. Wir werden wieder Lebensmit= 
I in der erforderlichen Menge einführen können. Die graue 
orge um das tägliche Brot, die heute ſo ſchwer auf vielen 
            Volks=
mnoſſen laſtet, wird ſchwinden, wenn einmal die durch den 
            un=
ücklichen Ausgang des Weltkrieges uns zur Laſt gefallenen 
            Lei=
ungen auf ein tragbares Maß zurückgeführt ſind. Erſte 
            Voraus=
tzung dafür iſt die 
freie Verfügung über Ruhr und Rhein 
nd über die dortigen großen wirtſchaftlichen Möglichkeiten, die 
re Kraft nur im Geſamtrahmen unſerer deutſchen 
            Volkswirt=
haft entfalten können. Somit bleibt, wenn wir auch ſofort alles 
in müſſen, um die finanzielle und wirtſchaftliche Ordnung ſo 
it wie möglich zu geſtalten, doch das eigentliche Ziel der 
            Be=
eiung von Rhein und Ruhr, für die das vaterländiſche Wollen 
2s ganzen deutſchen Volkes ſich einſetzt. 
(merikaniſches Intereſſean der Währungsbank 
Berlin, 8. Okt. (Wolff.) Aus amerikaniſchen 
            diploma=
ſchen Kreiſen in Berlin wird mitgeteilt, daß mehrere führende 
ankgruppen in den Vereinigten Staaten ihr 
            In=
ereſſean der Reformderdeutſchen Währung den 
erliner zuſtändigen Stellen mitgeteilt hätten. Sie erklärten ſich 
nter beſtimmten Vorausſetzungen bereit, ſich mit Kapital an der 
rrichtung der Währungsbank zu beteiligen. (Bei der hieſigen 
nerikaniſchen Botſchaft liegt keine Beſtätigung dieſer Meldung 
yr. Anmerkung des Wolffſchen Bureaus.)
Vom Tage.
 Wie in barlamentariſchen Kreiſen verlautet, ſoll der Staatsſekretär 
der Reichskanzlei, Freiherr v. Rheinbaben, im Zuſammenhange 
mit den Perſonalveränderungen im Kabinett ſein Rücktrittsgeſuch 
eingereicht haben. Ueber ſeinen Nachfolger iſt noch nichts bekannt. 
Nachdem die Reichsbank, ebenſo wie die Privatbanken durch das 
am 26. September verabſchiedete Geſetz, betr. Aenderung des 
            Bank=
geſetzes, ermächtigt worden iſt, mehrere Lombardzinsſätze von 
            verſchie=
dener Höhe feſtzuſetzen, hat die Reichsbank den Zinsfuß für 
Papiermarkdarlehen, ſoweit ſolche überhaupt noch erteilt 
werden, mit Wirkung ab heute auf 108 Prozent jährlich 
            er=
höht. 
Das Direktorium der Deutſchen Hannoverſchen Partei 
hat einſtimmig beſchloſſen, die Vorbereitungen für die 
            Wiederein=
bringung des Abſtimmungsantrags unverzüglich in 
            An=
griff zu nehmen. 
Einer Havasmeldung zufolge hat der Präſident der franzöſiſchen 
Republik Millerand am 4. Oktober die Todesſtrafe, die am 29. 6. 
wegen angeblicher Sabotage gegen ſieben Deutſche vom Kriegsgericht in 
Mainz verhängt wurde, in lebenslängliche Zwangsarbeit 
umgewandelt. 
Die Botſchafterkonferenz hat auf diplomatiſchem Wege der 
            deut=
ſchen Regierung eine Note angekündigt, die ſich auf die 
            Wiederauf=
nahme der Tätigkeit der interalliierten 
            Kontroll=
kommiſſion bezieht. Ueber den Inhalt der Note iſt noch nichts 
bekannt. 
Der Petit Pariſien meldet aus dem Haag, daß die 
            Rheinſchiff=
fahrt, die ſeit dem paſſiven Widerſtand vollkommen aufgehört habe, 
ſchon wieder ziemlich lebhaft geworden ſei; ſie umfaſſe jetzt 
ſchon wieder 50 Prozent des Verkehrs im vergangenen Jahre. 
Havas berichtet aus Cahors, daß die Camelots du Roy 
die Enthüllung eines Kriegerdenkmals vornehmen wollten. Den Vorſitz 
führte der ehemalige Miniſter Malvy, auf den wiederholt von 
ſeiten Andersgeſinnter tätliche Angriffe verübt wurden. Schließlich 
kam es zu einem Handgemenge, in deſſen Verlauf die Camelots 
von den Revolvern Gebrauch machten. Vier Camelots, die aus Paris 
gekommen waren, wurden verletzt. 
Muſſolini hat die Abſicht, die Leitung der faſziſtiſchen 
Partei demnächſt einem Triumvirat zu übertragen, das ſich 
aus ſeinem Vertrauensmann Biarutri, weiter in dem Direktor des 
Preſſedienſtes Freddi, ſowie dem Vertreter der nationaliſtiſchen 
            Ele=
mente Marenglia zuſammenſetzen wird. 
Der Herzog Joſef Franz, Sohn des Herzogs Joſef, hat ſich 
mit der Prinzeſſin Anna von Sachſen, der Tochter des 
            ehe=
maligen Königs Friedrich Auguſt, verlobt.
 Die Forderungen des Thüringer Betriebsrätekongreſſes. 
* Jena, 9. Okt. (Priv.=Tel.) Am Sonndag hat in Weimar 
der Betriebsrätekongreß für Groß=Thüringen ſtattgefunden. Der 
Inhalt der dort gefaßten Reſolutionen würde, wenn man ihn ernſt 
zu nehmen hätte, jeden Deutſchen erſchrecken. Die erſte dieſer 
Kundgebungen iſt zum Beiſpiel überſchrieben: „Mobiliſierung.” 
Der Generalſtreik ſoll als Waffe benutzt werden gegen den 
            Auf=
marſch des rcaktionären Tervorregiments im roten 
            Mitteldeutſch=
land. Die Mobiliſierung der Werktätigen für dieſen Kampf iſt 
ſofort durchzuführen. Bei der Durchführung von beſonderen 
Maßnahmen werden unter anderem die proletariſchen 
            Hundert=
ſchaften gefordert. Dabei ſollen die Hundertſchaften in vollem 
Maße kampffähig ſein. Männer mit körperlichen Mängeln ſeien 
dabei auszuſchalten. Der Reichsbetriebsrätekongreß wird in 
einem beſonderen Aufruf, der die Ueberſchrift trägt: „An das 
deutſche Proletariat!” gefordert. Er iſt das Endziel der 
            prole=
tariſchen Mobilmachung. Bis zum 18. Oktober ſollen im ganzen 
Reichsgebiet die Wahlen hierzu vorgenommen ſein. Der 
            Ta=
gungsort und der Termin hierzu werden noch genannt. Eine 
dritte Entſchließung iſt ebenfalls an das deutſche Proletariat 
            ge=
richtet. Sie überbietet die beiden anderen ganz erheblich. Die 
Arbeiterregierung für Thäringen ſoll die thüringiſch=ſächſiſche 
Arbeitsgemeinſchaft verteidigen. Dabei wird zugleich ein Appell 
an das geſamte deutſche Proletariat gerichtet. Die darin 
            enthalte=
nen Kampfloſungen bringen unter anderem folgenden Satz: „
            Je=
der Betrieb muß zur Kaſerne der kampfentſchloſſenen Arbeiter 
werden. Er wuß ſorgen für die Bewaffnung.” Wie ſich die 
            Kom=
muniſten eine thüringiſche Arbeiterregierung vorſtellen, iſt 
            deut=
lich an den Perſpektiven zu erkennen, die in einer Entſchließung 
entwickelt werden, welche am Sonntag der Bezirksparteitag der 
K.P.D. Groß=Thüringens zur Regierungsbildung beſchloſſen hat. 
Es wird darin der entſchloſſene Kampf gegen die Militärdiktatur 
gefordert. Bis zum 21. Oktober ſoll gleich nach der 
            Regierungs=
bildung für Thüringen von den Parteien und Gewerkſchaften ein 
Arbeiterkongreß einberufen werden, der ſich mit dem 
            Regierungs=
programm, den nächſten organiſatoriſchen Maßwahmen und den 
gemeinſamen Hundertſchaften zu befaſſen hat. Dieſer 
            Arbeiter=
kongreß hat einen gemeinſamen Landesbeirat zu wählen, der nach 
Bedarf zuſammentreten muß, um Geſetzesvorlagen zu prüfen und 
der ſolche einbringen kann. Schließlich ſollen die 
            Arbeiterkampf=
organiſationen Thüringens und Sachſens in ſtändiger 
            Verbin=
dun, bleiben. Am Montag haben in Weimar die Verhandlungen 
zwiſchen Thüringen und Sachſen zur Bildung einer gemeinſamen 
Arbeiterregierung begonnen. Unter dieſen Umſtänden wird das 
Ergebnis dieſer Beratungen weit über die Grenzen Thüringens 
hinaus die gebührende Aufmerkſamkeit finden. 
Der Eintritt der Kommuniſten in die 
thüringiſche Regierung. 
TU. Weimar, 8. Okt. Die aus über 40 thüringiſchen 
            Ver=
tretern und einer Anzahl Delegierter auswärtiger 
            Landes=
betriebsräte beſtehende Verſammlung beſchloß in zwei 
            Entſchlie=
ßungen zur Reichs= und Landespolitik einſtimmig den Eintritt in 
die Regierung. Aus dieſem Grunde ſind auch die noch in den 
letzten Verhandlungen mit den Sozialdemokraden in Thüringen 
hartnäckig aufrecht erhaltenen Grundforderungen fortgefallen. 
Die dadurch ermöglichte Bildung der neuen gemeinſamen 
            Regie=
rng der S.P.D. und der K.P.D. wird mit größter 
            Beſchleuni=
gung in Angriff genohmnen werden. Bereits heute ſollen die 
            hier=
zu erforderlichen Verhandlungen mit der S.P.D. aufgenonymen 
werden,
 Streſemanns Antwort.” 
In einer Dauerſitzung hat der Reichstag am Montag die 
große politiſche Ausſprache im Anſchluß an die 
            Regierungserklä=
rung zu bewältigen verſucht, aber die Länge der Reden entſprach 
leider nicht ihrem geiſtigen Gehalt. Greift man die Rede des 
Reichskanzlers heraus, worin er auf die Vorwürfe der 
            Deutſch=
nationalen erwiderte und ſich rechtfertigte, damn iſt eigentlich 
ſchon alles geſagt, was zu ſagen iſt. Dieſes Duell Weſtarp= 
Streſemann war auch das politiſch Intereſſanteſte. 
Daß Herr Dr. Breitſcheidt von der Sozialdemokratie ſeine 
Kandidatennede zum Pariſer Botſchafterpoſten hielt und nur 
nebenbei die Eründe entwickelte, die für die Sozialdemokratie 
            be=
ſtimmend waven, wieder in die große Koalition einzutreten — es 
zeigt ſich auuch hier, daß die Abſichten, die bei der Neubildung der 
großen Koalition beſtanden, ziemlich weit auseinandergehen — 
war eine Nebenſächlichkeit. Daß Herr Dr. Bell vom Zentrum 
dem Reichstag aus den Erfahrungen der letzten Tage den 
            Be=
fähigungswachweis abſprach, war immerhin ſchon 
            bemerkens=
werter, aber Ruhe trat im Hauſe doch erſt ein, als Graf Weſtarp 
die rückſichtsloſe Oppoſition ſeiner Partei der Regierung 
            gegen=
über anlündigte. Er weiß, daß Angriff die beſte Parade iſt und 
ſuchte deshalb die logiſch micht ganz einwandfreie Haltmg ſeiner 
Partei durch einen ſcharfen Vorſtoß gegen den Kanzler zu 
            be=
gründen. Denn daß die Deutſchnationalen eine Diktatur 
            verlan=
gen, daß ſie das Ermächtigungsgeſetz an ſich für richtig halten, 
es aber nur dieſer Regierung nicht bewilligen wollen, leuchten 
eben nicht ein. Daß ſie den Abbruch des paſſiven Widerſtandes 
ebenfalls für unvermeidlich halten und trotzdem an der Regierung 
kein gutes Haar laſſen, nur weil ſie nicht noch einen Schritt 
            wei=
tergeht und jetzt bereits alle diplomatiſchen Beziehungen zu 
Frankreich und Belgien abbricht, enthält jedenfalls gewiſſe 
Widerſprüche, die ſelbſt die dialektiſche Gewandtheit des Grafen 
Weſtarp nicht vertuſchen konnte. Dr. Streſemann, der ſich von 
den Abſpannungen des Samstag vollkommen erholt hatte und 
mit dem Temperament ſeiner beſten Zeiten ſprach, hakte denn 
auch hier ſehr geſchickt ein und wies den Deutſchnatiomnalen nach, 
daß es ein Ding der Unmöglichkeit iſt, auf der einen Seite den 
Kampf mit den Soizaldemokraten zu predigen, auf der anderen 
Seite aber die äußerſte Eventualität eines Krieges gegen 
            Frank=
reich im Auge zu halten, der nur zu führen iſt, wenn die 
            Ein=
heitlichkeit im Volke beſteht, die wieder mit dem Kampf gegen die 
Sozialdemokraten nicht zu vereinen iſt. Dr. Streſemann wies 
weiter nach, daß alle Vorwürfe, er habe die engliſche 
            Orientie=
ring preisgegeben, falſch ſeien. Er zitierte aus der letzten Rede 
Lord Curzons zahlreiche Stellen, aus denen Ular hervorgeht, daß 
die engliſche Politik ſeit dem 11. Auguſt ihren Weg zielbewußt 
weitergeht, ohne durch die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes 
irritiert zu ſein. Noch deutlicher als am Samstag ſprach der 
Kanzler zum Schluß aus, daß unſer guter Wille Grenzen hat, 
und daß der Augenblick, wo wir die deutſchnationale Taktik alle 
für richtig halten würden, nicht mehr ganz fern iſt, wenn 
            Poin=
caré in der bisherigen Methode weiter arbeitet. Dr. Scholz, 
Streſemanns Nachfolger in der Führng der Fraktion, wies 
wirkungsvoll darauf hin, daß die Aufgabe des paſſiven 
            Wider=
ſtandes wit der Kapitulation keineswegs gleichbedeutend ſei. Er 
erkannte beſonders das Verantwortungsgefühl an, mit dem die 
Regierung die unhaltbaren Zuſtände an der Ruhr vor dem 
            Zu=
ſamumenbruch beendet hat. Er widmete ſich mehr als die übrigen 
Redner den inneren Frogen und verlangte die Wiederherſtellung 
der Staatsautorität in Sachſen und Thüringen, und in der 
            Wirt=
ſchaft die Einſetzung aller Mittel zur Hebung der 
            Arbeitsinten=
ſität. Aehnlichen Gedankengängen ging auch der Demokrat Koch= 
Weſer nach. Fügt man noch hinzu, daß der Bayeriſche 
            Volks=
parteiler Leicht eine eingehende Verteidigung der bayeriſchen 
Politik gab, dann iſt man eigentlich ſchon am Ende. Was die 
Kommuniſten der verſchiedenen Schattierungen vortrugen, war 
wenig mehr als das übliche Propagandamaterial. 
Lebendig wird es erſt wieder, als der Deutſchvölkiſche 
            Abge=
ordnete Herr v. Grgefe einen Huſarenritt gegen das Kabinett 
reitet und dabei nach allen Seiten um ſich ſchaut. Bedauerlich iſt 
nur, daß in Verfolg dieſer Rede eine gewiſſe Ulkſtimmung um 
ſich greift, die der Miniſter des Innern Sollmann noch 
            aufrecht=
erhält, als er in ſcharfer Weiſe gegen Herrn Poincaré und deſſen 
Entſtellungen der Düſſeldorfer Vorgänge polemiſiert. Herr 
            Soll=
mann verlieſt den amtlichen Bericht, aus dem die Schuld der 
Sonderbündler an den franzöſiſchen Truppen, an den blutigen 
Vorgängen in Düſſeldorf unwiderleglich hervorgeht. 
            Reichswehr=
miniſter Dr. Geßler dagegen unterhält ſich mit Herrn v. Graefe 
in harmlos liebenswürdiger Art. Vielleicht iſt das die einzige 
Möglichkeit, um die ſchwierigen Fragen auf dem Gebiete der 
Reichswehr, die Herr v. Graefe angeſchnitten hat, zu behandeln. 
Dr. Geßler erreicht wenigſtens ſeinen Zweck. Er kann zu dem 
Thema Küſtrin feſtſtellen, daß von unverantwortlichen Leuten 
der nationale Sinn deutſcher Jugend ſchwer mißbraucht worden 
iſt. Er deutet weiter an, daß jenes geheimnisvolle Material, das 
Herr Zeigner aus Dresden gegen die Reichswehr haben will, 
ſich im weſentlichen auf Aeußerungen des Herrn von Graefe ſtützt, 
und teilt zuletzt mit daß er den General v. Seekt in dem 
            bevor=
ſtehenden Roßbach=Prozeß von der Schweigepflicht entbunden hat. 
Auch der Juſtizminiſter Dr. Radbruch marſchiert noch auf, 
um gegenüber den Deutſchvölkiſchen feſtzuſtellen, daß beim 
            Roß=
bach=Prozeß alles ſeinen ordentlichen Weg gegangen iſt. Dann 
trägt Herr Ledebour für länger als eine Stunde zur Unterhaltung 
des ſtark zuſammengeſchmolzenen Hauſes bei. Darauf gelangt der 
Antrag der Regierungsparteien, der der Regierung das Vertrauen 
ausſpricht, zur Abſtimmung. Die Regierung erhält das 
            Ver=
trauensvotum. In der nächſten Tagung ſoll unbedingt das 
            Er=
mächtigungsgeſetz erledigt werden, ſodaß zunächſt einmal die 
Währungsfrage auf dem Verordnungsweg gelöſt werden kann.
 *) Ausführlicher Ber 
Reichstagsſitzung auf 
Seite 3.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 2. Oktober 1923.
Rummer 279.
 Von Ruhr und Rhein. 
Die Arbeitszeit im Ruhrbergbau.
 Wiedereinführungder Vorkriegsſchichten 
im Bergbau. 
TU. Berlin, 8. Okt. Auf ſämtlichen Zechen des 
            Ruhr=
reviers wurde heute morgen, wie die Fachgruppe Bergbau des 
Ruhrvereins mitteilt, die folgende Bekanntmachung angeſchlagen: 
„Der überſtürzte Währungsverfall bedroht auf ſchärfſte die 
Ernährung unſerer Bevölkerung. Sofortige Abhilfe für dieſe 
Entwicklung iſt nur durch Steigerung unſerer vernichteten 
            Aus=
fuhr zu ſchaffen. Vorbedingung hierfür iſt eine weitgehende 
            Her=
abſetzung der Preiſe der für unſere Wirtſchaft maßgebenden 
Rohſtoffe, insbeſondere der Kohle, was nur durch eine ſtarke 
            Her=
abſetzung der Selbſtkoſten zu erreichen iſt. Nachdem die 
            Regie=
rung den paſſiven Widerſtand aufgegeben hat, iſt es das Gebot 
der Stunde, durch äußerſte Anſpannung aller Kräfte auf 
            billig=
ſtem Wege möglichſt große Mengen von Kohlen zu fördern. 
            Hier=
für iſt eine Schichtverlängerung erforderlich. Sie wird bei 
            ent=
ſprechender Leiſtungsſteigerung eine Ermäßigung des 
            Kohlen=
preiſes um 8 Goldmark für die Tonne ermöglichen. 
Demgemäß ſieht ſich der rheiniſch=weſtfäliſche Bergbau 
            ge=
zwungen, ab Dienstag, den 9. Oktober 1923, die vor dem 
            Aus=
bruch des Krieges gültigen Schichtzeiten wieder einzuführen. Die 
in der Lohnordnung für die bisherigen Schichtzeiten feſtgeſetzten 
Löhne gelten nunmehr für die neuen Schichtzeiten.”
Die Forderungen der Gewerkſchaften.
 TU. Gelſencirchen, 9. Okt. Die freien Gewerkſchaften, 
die chriſtlichen Gewerkſchaften, der Hirſch Dunckerſche 
            Gewerkver=
ein, der Allgemeine Angeſtelltenburg (Afa), der Geſamtverband 
Deutſcher Angeſtelltengewerkſchaften und der Gewerkſchfisbund 
der Angeſtellten erlaſſen heute folgenden Aufruf:
 An die Arbeiter und Angeſtellten des Bergbaus! 
Unter grober Verletzung der geſetzlichen Verordnung über 
die Regelung der Arbeitszeit, des Geſetzes über die Arbeitszeit 
im Bergbau, des Betriebsrätegeſetzes, des Tarifvertrags und der 
Aubeitsordnung haben die Grubenbeſitzer des rheiniſch,
            weſtfäli=
ſchen Bergbaus einſeitig ab 9. Oktober eine Verlängerung der 
Arbeitszeit diktiert. Sie befehlen einfoch 8½ Stunden für den 
unterirdiſchen Betrieb, 10 bis 12 Stmden für die Arbeiter über 
Tag. Die Unternehmer begründen ihr Vorgehen mit der 
            Not=
wendigkeit, die Produktion zu ſteigern, um die Preiſe für 
            Roh=
ſtoffe ermäßigen zu können. Kein Arbeiter, kein Angeſtellter, 
keime Gewerkſchaft, keine Regierung, welche Ordnung im Staate 
wie in der Wirtſchaft will, kann ein derartig dikdatoriſches 
            Vor=
gehen hinwehmen. Die unterzeichneden Organiſationen fordern 
deshalb die Arbeiter und Angeſtellten des Bergbaus auf, ſich mir 
an die geſetzlichen Beſtimmungen, die Arbeitsordnung und den 
eifvertrag zu halten Die Arbeitnehmer haben die Pflicht, 
weiter zu arbeiten wie bisher, aber entſchloſſen gegen die 
            ein=
ſeitige Aenderung der Arbeitsbedingungen ſich zu wehren. Die 
Belegſchaftsmitglieder müſſen zu der gewohnten Zeit zur Arbeit 
oder Anfahrt erſcheinen. Sämtliche Belegſchaftsmitglieder müſſen 
nach Beendigung der tariflichen Arbeitszeit die Betriebe verlaſſen.
Erregung unter den Ruhr=Eiſenbahnern.
 EU. Eſſen, 8. Okt. Die Vage der deutſchen 
            Eiſen=
bahner im Ruhrgebiet wird von Tag zu Tag 
            ſchwieri=
ger. Ausweifugen und Verhaftngen erfolgen nach wie vor 
täglich. Eine Wiederaufnahme der Arbeit wird von 
allen Eiſenbahnerorganiſationen ſolange abgelehnt, als 
nicht Klarheit darüber geſchaffen wird, ob die Eiſenbahner der 
Regie oder den deutſchen Behörden unterſtellt werden. Die 
Franzoſen und Belgier ſehen es offenſichtlich darauf ab, 
vor dem Beginn der offiziellen Verhandlungen mit der deutſchen 
Regierung über die Wiederherſtellung der Wirtſchaft im 
            Ruhr=
gebiet dieſe vor vollendete Tatſachen zu ſtellen. Denn ſie haben 
den Eiſenbahnern ein bis heute befriftetes Ultimatum 
geſtellt, wonach alle diejenigen, die ſich nicht zur Arbeit melden, 
ausgewieſen werden ſollen. Hierdurch ſind etwa 50 000 bis 
60 000 Eiſenbahner, die bis jetzt die Arbeit noch nicht 
aufgenommen haben, von der Ausweiſung bedroht. 
Angeſichts dieſer Siwtation hat ſich am Ende der vergangenen 
Woche eine Deputation von Eiſenbahnern nach Berlin begeben, 
um mit der Reichsregievung Rückſprache zu nehmen. 
Wie aus Berlin hierzu gemeldet wird, hat ſich das Kabinett 
mit der Angelegenheit eingehend befaßt. Die Auffaſſung des 
Kabinetts geht, wie wir zuverläſſig hören, dahin, daß für 
            die=
jenigen Eiſenbahner, welche die verlangten 
            Dienſtver=
pflichtungen übernehmen, in Berückſichtigung ihrer 
Zwangslage und der ihnen angedrohten Gewalt keinerlei 
Nachteile entſtehen ſollen, ſobald die Bahnen wieder in 
            deut=
ſchen Beſitz übergehen. Für diejenigen, welche die verlangten 
Verpflichtungen nicht übernehmen, ſoll, falls ſie 
            ausgewie=
ſen werden, nach Kräften geſorgt werden. 
Da dieſe Auffaſſung nicht geeignet iſt, die beſtehenden 
            Zwei=
fel innerhalb der Eiſenbahnerſchaft zu klären, hat ſich der 
            Eiſen=
bahner im Ruhrgebiet eine heftige Erregung bemächtigt.
Die Verbandlungen mit Degoutte.
 Berlin, 8. Okt. (Wolff.) Wie die „Zeit” erfährt, beſteht 
die Abſicht die Verhandlungen, die von Vertretern 
der rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtrie mit 
            Gene=
ral Degoutte aufgenommen wurden, weiterzuführen. 
Es ſollen daran auf deutſcher Seite die parlamentariſchen 
            Ver=
treter der beſetzten Gebiete und die Vertreter der dortigen 
            Wirt=
ſchaft beteiligt ſein.
Pariſer Stimmen.
 * Paris, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die Mittagsblätter bringen 
die Vorbehalte, die von der Preſſe ſeit den geſtrigen 
            Unterhand=
lungen der deutſchen Ruhrinduſtriellen mit Degvutte 
in Dütſſeldorf ausgeſprochen wurden und glauben, daß angeſichts 
der offenſichtlichen Gegenſätze zwiſchen der Reichsvegierung und 
der Stinwesgruppe erſt eine Klärung der parlamendariſchen Lage 
in Deutſchland abgewartet werden uüſſe, ehe Frankreich wirklich 
einen Entſchluß faſſen Eann.
Durch Spitzel verraten.
 Köln, 8. Okt. (Wolff.) Wie wir aus zuverläſſiger Quelle 
hören, haben die Franzoſen am Samstag in Vohwinkel von 
einer D=Zuglokomotive eine große Summe in Reichsbanknoten 
beſchlagnahmt. Nach Angaben der Franzoſen ſoll es ſich um 
etwa 3 Billionen handeln. Die Lokomotive wurde nach 
            Düſſel=
dorf gefahren und der Lokomotivführer zunächſt verhaftet. 
            In=
zwiſchen iſt er wieder freigelaſſen worden. Die Tatſache, daß die 
Franzoſen beim Einlaufen des D=Zuges ſich ſofort auf die 
            Lo=
omotive ſtürzten und ſie durchſuchten, läßt darauf ſchließen, daß 
ſie lange vorher von einem Spion benachrichtigt worden waren.
Unverſchämte Forderungen der Hochverräter.
 TU. Düſſeldorf, 8. Okt. Die Separatiſten hatten ſich, 
wie ſchon gemeldet, an die Stadverwaltung mit der Forderung 
gewandt, ſie ſollte die Beerdigung der toten Sonderbündler, die 
Ueberführung der Verwundeten und die Fürſorge für die 
            Hin=
terbliebenen auf die Stadtkaſſe übernehmen. In ihrem 
            Schrei=
ben, das ſelbſtverſtändlich unbeantwortet blieb, erklärten die 
            Ver=
treter der Sonderbündler, ſie hätten, da ſie zu einer preußiſchen 
Stadtverwaltung kein Vertrauen hätten, ihre Forberungen der 
Beſatzungsbehörde, zwecks Erteilung eines Befehles an die 
Stadtverwaltung zugeſtellt. Einige Tage darauf erſchienen die 
Sonderbündleriſchen Hochverräter perſönlich bei der 
            Stadtver=
waltung und forderten die Anweiſung der Koſten. Dieſes 
            An=
ſinnen wurde abgelehnt unter Hinweis darauf, die 
            Stadtver=
waltung habe nicht die geringſte Urſache, dem Antrag der 
            Son=
derbündler Folge zu leiſten. Sie erklärten darauf, ſie wären 
nicht gekommen, wenn ihnen nicht von der Beſatzung geſagt 
vorden wäre, der Haftungsbefehl an die Stadtverwaltung ſei 
bereits unterwegs. Die Stadtverwaltung antwortete, ſie wiſſe 
von dieſem Befehl nichts. Vielleicht erkundigten ſich die Herren 
noch einmal bei der Beſatzung nach dem Befehl. Kleinlaut 
            mach=
ten ſie ſich darauf auf den Weg nach der Beſatzungsbehörde.
Belgiſcher Optimismus.
 * Paris, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Der Intranſigeant meldet 
aus Brüſſel, der Chef der belgiſchen Wirtſchaftskommiſſion im 
Ruhrgebiet, Hennecart, habe mit Theunis und Jaspar uber die 
augenblickliche Lage im Ruhrgebiet eine längere Beſprechung 
            ge=
habt. Er äußerte ſich außerordentlich optimiſtiſch. Wenn die 
            völ=
lige Wiederaufnahme der Arbeit, ſich auch äußerlich noch nicht 
bemerkbar mache, ſo hänge das mit der außerordentlichen 
            Unge=
wißheit zuſammen. Außerdem warteten die deutſchen 
            Eiſenbah=
ner auf den ausdrücklichen Befehl von Berlin zur 
            Wiederauf=
nahme der Arbeit.
Die neue Uniform für die Schupoleute.
 * Berlin, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die Schutzpolizei wird in 
der nächſten Zeit in einer neuen Uniform erſcheinen. Sie 
wird im Schnitt der alten ähmlich ſein. Die Hoſe iſt aus 
            ſchwar=
zem Tuch mit karmoiſinrotem Vorſtoß, der Nock aus blauem 
Tuchſtoff hergeſtellt, aus dem lünftig auch der Mantel und 
            Um=
hang gefertigt wird, ebenſo wie die Schirmmütze. Wie erinnerlich, 
hat die interalliierte Kontrollkommmiſſion die Reichsregierung am 
15. März 1922 in einer Note aufgefordert, eine Aenderung der 
Uniform der grünen Polizei vorzunehmen, wobei ſie im 
            weſent=
lichen die Umänderung der grünen Farbe in eine blaue forderte. 
Das preußiſche Miniſterium des Innern hat daraufhin alsbald 
meue Stoffe für die Schutzpobizei herſtellen laſſen. Eine 
            Mehr=
ausgabe iſt durch die Aenderung der Uniform nicht entſtanden.
Die neue Meßzahl für die Beautengehälter.
 TU. Berlin, 8. Okt. Im Haushaltungsausſchuß des 
Reichstages wurden die Teuerungsmaßnahmen betreffend die 
            Be=
amtenbezüge erörtert. Es wurde für die zweite Hälfte des 
            Mo=
nats Oktober die Meßzahl von 14 000 vereinbart. Die örtlichen 
Sonderzulagen, die Beſatzungszulage und die Kinderzulagen 
wurden entſprechend erhöht. Für die Arbeiterlöhne wurde die 
Meßzahl von 63000 vereinbart.
Die Vererbung der muſikaliſchen Begabung.
 * Die Unterſuchungen über die Vererbung pſychiſcher 
            Eigen=
ſchaften ſtehen noch im den Anfängen, und doch ſind bereits einige 
intereſſante Ergebniſſe erreicht. So haben die Forſchungen von 
Prof. Ziehen und Valentin Hecker, über die der jetztere in der 
Frankfurter Wochenſchrift „Die Umſchau” berichtete, auf Grund 
ſtatiſtiſcher genealogiſcher Erhebungen einiges Licht in die 
            Ver=
erbung der muſikaliſchen Begabung gebracht. Die muſikaliſche 
Veranlagung beſteht in einer großen Anzahl verſchiedener 
            Eigen=
ſchaften, unter denen die Differenzierung der Ton=
            Empfindungs=
ervegurngen im Gehörgang und Gehirn, die Auffaſſung der 
            Unter=
ſchiede, das Gedächtnis für Qualitäten, der Sinn für Melodie, 
die Fähigkeit, Tongebilde und eine nicht akuſtiſche Idee 
            mitein=
ander zu verknüpfen, die kompoſitoriſche und die rhythmiſche 
            Be=
gabung hervorragen. In den Fragebogen, die die Gelehrten an 
Akademiker und an bekannte Komponiſten, Kapellmeiſter und 
Virtuoſen verſandten, wurde in erſter Liwie nach der 
            muſika=
liſchen Begabung der Eltern gefragt, und um den Grad der 
Muſikalität zu erkennen, wurden fünf verſchiedene Stufen 
            ange=
geben von ſehr muſikaliſch bis abſollut unmuſikaliſch. Aus den 
verwertbaren Angaben von mindeſtens 5000 Perſonen ergab ſich, 
daß im Ehen, in denen der eine Teil muſikaliſch, der andere 
            un=
muſitaliſch iſt, die Muſikalität der Mutter ſehr muſikaliſche 
männliche Nachkomunen hervorrief, in den gleichen Ehen war die 
Zahl der ſehr muſikaliſchen weiblichen Nachkomen viel 
            gerin=
ger als die der männlichen, dagegen die Zahl der muſikaliſchen 
weiblichen Nachbonmmen größer. Es zeigt ſich daraus, daß Frauen 
offenbar ſelvener hochmſikaliſch veranlagt ſind, daß ſie aber die 
hervorragende Begabung, wenn ſie ſie beſitzen, in beſonders 
            wirk=
ſamer Weiſe auf das empfänglichere männliche Geſchlecht 
            ver=
erben. Ihre weiblichen Nachſomen beſitzen dagegen nur eine 
durchſchnittlichere muſikalliſche Veranlagung, die wohl 
            hauptſäch=
lich darauf zurückzuführen iſt, daß die mtſihaliſche Mutter auch 
wewiger veranlogten Töchtern eine mauſikaliſche Billdung 
            bei=
bringt. In den Ehen, in denen beide Eltern ausgeſprochen 
            muſi=
kaliſch ſind, ergaben ſich ſehr hohe Prozentſätze für die Zahl der 
muſibaliſchen Nachkommen, nämlich je etwa 40 Prozent 
            hochmuſi=
kaliſche und muſikaliſche Nachkomen. Doch findet man auch 
ganz unmſikaliſche Kinder, Andererſeits wurden in Ehen, in
 denen beide Eltern ausgeſprochen unmuſikaliſch ſind, in einzelnen 
Fällen hochmuſikaliſche und muſikalliſche Nachkommen beobachtet. 
Ueber das Geſetz der muſikaliſchen Veverbung konnte bei der im 
ganzen ſehr muſihaliſchen Bevölberung der Provinz Sachſen ein 
Ueberiegen der muſikaliſchen Begabung über unmuſikaliſche 
Veranlagung feſtgeſtellt werden. Die Veranlagung des einen 
Teils der Eltenn ſetzte ſich in den Kindern entſchieben durch. Wo 
dies nicht Uar zutage tritt, wirkt die Raſſenmiſchung mit weniger 
muſikaliſch begabten Stämmen mit. Man konnte feſtſtellen, daß 
da, wo der unmutſikalliſche Teil in den Nachbonnmen dominiert 
die Familie aus Schwaben oder aus niederſächſiſchen Ländern, 
alſo aus Gebieten mit relativ weniger muſibaliſcher Bevölkerung, 
eingewandert war. Ueber den Zuſammenhang der muſikaliſchen 
Begabung mit anderen Talenten läßt ſich ſagen, daß beim 
            männ=
lichen Geſchlecht eine gewiſſe Verbindung zwiſchen muſikaliſcher 
und zeichneriſcher und mehr noch zwiſchen muſibgliſcher und 
            dich=
teriſcher Begabung beſteht, während eine Verknüpfung mit 
mathematiſcher Veranlagung nicht nachſweisbar war. Auch ſcheint 
muſikaliſche Begabung nicht allzu ſelten wit eimer erblichen 
pſychopathiſchen Konſtitution depreſſiver Art verbunden zu ſein.
Die Vernichtung der „Mordmaſchine‟
 C. K. Der Finanzminiſter hat in einer ſeiner letzten Reden 
die Notenppeſſe als eine „Mordmaſchine” bezeichnet, und wir alle 
ſtöhnen heute unter dem Druck dieſer Maſchine, die beſtändig 
neue Papiergeldmaſſen herausſchleudert und dadurch unſer Geld 
immer weiter entwertet. Es iſt ſogar gefordert worden, daß man 
die unheilvollen Papiermaſſen, die uns erdrücken, als ein 
            Sym=
bol des „Papiergeiſtes”, der ausgerottet werden muß, 
            verbren=
nen ſolle. Aehnliche Empfindungen der Wut, wie ſie gegen ein 
wertlos gewordenes Geld begreiflich ſind, ſind auch in früheren 
Zeiten geäußert worden, und während der franzöſiſchen 
Revolution, die ja überhaupt ſinnbildliche Handlungen liebte, 
iſt die Vernichtung der Aſſignatenplatten als 
            gro=
ßes Volksfeſt gefeiert worden. Dieſer denkwürdige Vongang 
            ereig=
nete ſich am 19. Februar 1796. Die Aſſignaten, das von den 
Jakobinern eingeführte Papiergeld, hatten in den letzten Jahren 
der Revolution immer mehr an Wert verloren, wenn ſie auch 
freilich noch lange nicht ſo entwertet waren wie unſere Papier=
 Die britiſche Reichskonferenz. 
Ausſprache über Curzons Rede.
 London, 8. Okt. (Wolff.) Der Kanzler des Herzogtums 
Lancaſter, Davidſon, der zurzeit den Preſſedienſt der briti 
ſchen Reichskonferenz leitet, erklärte in einer Rede über die Ver 
öffentlichung der letzten Nede Curzons, es wwäre ſicher nicht 
            höf=
lich und taktvoll geweſen, wenn Curzon eine endgültige 
            Erklä=
rung abgegeben hätte, bevor die Ueberſee=Premierminiſter 
            Ge=
legenheit gehabt hätten, ihre Anſichten zu äußern. 
London, 8. Okt. (Wolff.) Die Times berichtet, daß au 
der heute vormittag 11 Uhr beginnenden Sitzung der 
            Reichskonfe=
renz die Premierminiſter der Dominions Gelegenheit erhalten 
würden, Curzons Mitteilung über die auswärtigen 
            An=
gelegenheiten zu erörtern. Sowohl die engliſche Regierung 
wie auch die Prewierminiſter der Dominions ſeien der Anſicht 
daß die Beratungem der Reichskonferenz über die Außenpoliti 
von ausſchlaggebender Bedeutung ſeien.
Vertrauliche Sitzung der britiſchen Reichskonferenz.
 TU. London, 9. Okt. Amtlich wird gemeldet: Die 
            Reichs=
konferenz widmete den heutigen Sitzungstag ausſchließlich de 
Diskuſſion über Lord Curzons Erblärungen mit Bezug auf die 
außenpolitiſchen Beziehungen. Die Premierminiſter von Kanada 
Neuſeeland, Auſtralien und Neufundland ſowie der Vizepräſident 
des Exekutivvates des Freiſtaates Irland O, Higgins brachten 
ihre Anſicht zum Ausdruck, während Lord Peer, Staatsſekretär 
für Indien, der Maharadſcha von Alwar und Sir Bahadur 
Japru für Indien ſprachen. Die Konferenz beſchloß einſtimmig 
die Verhandlungen als vollkommen vertaulich zu behandeln. Die 
Konferenz vertagte ſich ſodann bis Donnerstag. Sie wird dann 
die Erörterung der Außenpolitik wieder aufnehmen.
Curzons Stellung erſchüttert?
 * Paris, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die zum Teil ſehr ſcharfen 
Kommentare der Nede Lord Curzons haben in Paris ein ſehr 
merkwürdiges Echo gefunden. In gewiſſen Kreiſen glaubt man, 
die Stellung Lord Curzons als erſchüttert anſehen zu dürfen, 
und man bringt damit die Tatſache in Zuſammenhang, daß 
Poincaré in ſeiner geſtrigen Rede wohl über ſeine 
            Zuſammen=
kunft mit Baldwin geſprochen, jedoch mit keinem Wort Curzons 
Ausſührungen geſtreift hat.
Franzöſiſche Kritik an Poincarés Rede.
 Paris, 8. Okt. (Wolff) Zu der geſtrigen Rede Poincarés 
in Ligny=en=Barrois ſagt die Ere Nouvelle: Sie war die 
negativſte Rede von allen Reden, die Poincaré bis jetzt 
            ge=
halten hat. Lord Curzon ſagt: Framkreich muß Vorſchläg. 
machen, Streſemann ſagt: Frankreich ſoll ſagen, was es will. 
Poincaré antwortet: Schlagt mein Gelbbuch auf! Das Blatt 
kann nicht verſtehen, daß ein nochmaliges Leſen dieſes ſehr 
ſchönen Dokuments einen Vorteil bieten könnte, da das meiſte 
nicht den Notwendigkeiten der heutigen Lage entſpreche. Es ſei 
beshalb verheerend, wenn man eine Doktrin auf ihm aufbquen 
wolle. Was beſonders paradox in der Rede ſei: Poincaré habe 
kaum Andeutungen über die Worte Lord Curzons gemacht. 
            Des=
halb müſſe man fragen, wo hinaus denn eigentlich die Politik 
der Regierung laufe. Habe ſie machiavelliſtiſche Hintergedanken 
oder fehle ihr die leitende Idee? Wir begreifen ſehr wohl, fährt 
das Blatt fort, daß Poincaré einen präziſen Vorſchlag 
            Streſe=
manns erwartet, aber dann hätte er erblären müſſen, daß er 
            be=
reit ſei, ihn anzunehmen und einen Gegenvorſchlag machen 
werde, der als Diskutierbaſis hätte dienen wüſſen. Das 
            Mini=
ſterium Streſemann ſei nicht ſtark, und die ablehnende Haltung 
Poincarés ſetze es der Gefahr eines nahen Sturzes aus. Aber 
man müſſe begreifen, daß, wenn der Kontinent nicht mit 
            Frank=
reich aufgerichtet werde, er ohne Frankreich wieder aufgebaut 
werde.
3
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Die Aufnahme der Regierungserklärung in Bahern.
 * München, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die Aufnahme von 
Streſemanns Reichstagsrede über das Verhältnis Bayerns zum 
Reich, findet, ſoweit bis jetzt zu erkennen iſt, eine recht günſtige 
Aufnahme. Die Münchener Zeitung bemerkt dazu: Streſemann 
hat ſehr beherzigenswerte Worte gefunden, was um ſo 
            anerken=
nenswerter iſt, als heute ein gewiſſer Mut dazu gehört, in 
Berlin in dieſem Ton von Bayern zu ſprechen. Seine 
            Stand=
haftigkeit wird angeſichts der ſächſiſch=thüringiſchen Einheitsfront 
gegen Bayern wohl ſehr bald die Probe zu beſtehen haben. Auch 
die Münchener Neueſten Nachrichten erkennen die kluge Haltung 
des Kanzlers Bayern gegenüber an, ebenſo das grundſätzliche 
Bekenntnis zu einer Reform der Weimarer Verfaſſung. Im 
übrigen wünſcht das Blatt angeſichts der neuen Koglition 
            allge=
mein neue Perſonen am Platze. Der Bayeriſche Kurier ſpricht 
von einem aufpolierten Kabinett.
 mark. Unter dem Direktorium waren dann die Aſſignatenſcheine 
ſo in Mißkredit geraden, daß man ſie in der Provinz überhaupt 
nicht mehr annahm. Bereits amn 23. Dezember 1795 war in einem 
Geſetz verfügt worden, wenn die Menge der umlaufenden 
            Aſſig=
naten 40 Milliarden überſteige, ſolle die Fabrikation beendet, 
            ſoll=
ten die Druckplatten zerbrochen werden. Am 30. Januar brachte 
der Finanzminiſter Namel den Antrag ein, dies nun 
            auszufüh=
ven. „Der glückliche Augenblick naht heran!” rief er aus. „Wir 
ſchlagen Euch vor, die Ausgabe der Aſſignaten zu ſchließen,” und 
dieſer Antrag wurde mit Einſtimmigkeit angenommen. Man 
verſprach ſich einen großen Eindruck auf die Menge von einer 
möglichſt feierlichen Vollziehung dieſes großen Augenblicks, und 
ſo wurde denn bie Verbrennug der Aſſignatenpreſſe und der 
Druckplatten für den 19. Februar auf dem Vendomeplatz 
            ange=
kündigt. Eine ungeheuere Volkswenge drängte ſich an dieſem 
Tage zuſammen, voller Hoffnungen auf den Anbruch eines neuen 
Zeitalters, wachdem das alte Elend mit der fluchwürdigen 
            Aſſig=
natenwirtſchaft verſchtwinden ſollte. Große Scheiterhaufen waren 
errichtet, und auf ihnen wurde nun die „Mordmaſchine” nebſt 
allem Zubehör von Regierungsbeamten verbrannt. Als die 
Flammen luſtig auſloderten und die Preſſen verzehrten, 
            ver=
brannte man auch noch in einem beſonderen Freudenfeuer, das 
lichterloh aufloderte, eine Milliarde Aſſignaten. 5½ Milliarden 
waren ſchon früher verbraunt worden; im Ganzen hatte man 45½ 
Milliarden Aſſignaten ausgegeben. Die Menge umtanzte die 
Feuer wit wilden Carmagnolen und brach in lautes 
            Jubel=
geſchrei aus. „Nieder mit den Aſſignaten, es lebe das weue 
Geld!” rief man. Aber dieſes neue Geld, auf das man ſo große 
Hoffnungen ſetzte, war doch nur wieder ein Papiergeld und 
brachte das alte Elend. Bereits am 23. Februar erhlärte bei der 
Beratung über die Finanzpeform der Abgeordnete Dubois= 
Crancé: „Es iſt eine Torheit, zu glauben, daß wir unſere 
            Aus=
gaben in Silber beſtreiten können; die Franzoſen müſſen wiſſen, 
daß es für ſie nur eine Wahl gibt: die Aſſignaten oder den Tod.” 
Die neuen Aſſignaven, mit denen man das eben erſt von dem 
Papierfluch befreite Volk beglückte, hießen „Mandate” und 
            gin=
gen einer neuen Entwertung entgegen. Erſt mit den Siegen 
Napoleons begann die Geſundung der franzöſiſchen 
            Finanzwirt=
ſchaft und die Rücklehr zum Metallgeld. Aber immerhin hatte 
doch das Verbrennungsfeſt vom 19. Februar 1796 ein erſtes 
Menetehel aufgerichtet und die Umkehr eingeleitet.
Nummer 229.
Darmſtädter Dagblatt, Dienstag, den 9. Oktober 1923.
Seite 3.
 Rede. 
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 Das Pertrauensvotum für Streſemann. 
Die Stellungnahme der Parteien zum paſſiven Widerſtand. — Dr. Bell für Verſtändigung mit dem Gegner. — 
Die Deuſchngtionalen in der Oppoſtion. — Dr. Streſemann verteidgt die Aufgabe des poſſoen Widerſſandes.
 * Berlin, 8. Okt. (Eigener Bericht.) 
Am Regierungstiſch: Reichskanzler, Dr. Streſemann, 
Innenminiſter Sollmann, Wehrminiſter Geßler. 
Präſident Löbe eröffnet die Sitzung um 12,20 Uhr. 
Nach einer halbſtündigen Geſchäftsordnungsausſprache wird 
auf kommuniſtiſchen Antrag beſchloſſen, das Ermächtigungsgeſetz 
vorläufig noch von der Tagesordnung abzuſetzen, da es dem 
Hauſe noch nicht vorliegt, weil es eben erſt den Reichsrat 
            be=
ſchäftigt hat. 
Ein weiterer kommuniſtiſcher Antrag, der ſich gegen das 
            Ver=
bot der kommuniſtiſchen Preſſe in Bayern richtet, wird mit der 
politiſchen Ausſprache verbunden. 
Die verſchiedenen Steueranträge der Parteien, u. a. zu 
            Gun=
ſten des gewerblichen Mittelſtandes, ſollen auf Antrag Diener 
(deutſchn.) ſpäter gemeinſam behandelt werden. 
Die Beſprechung der Regierungserklärung. 
Das Haus tritt darauf in die Beſprechung der Rede des 
Reichskanzlers ein. 
Abg. Dr. Breitſcheid (Soz.) weiſt darauf hin, daß die 
Kriſe der letzten Woche völlig überraſchend gekommen ſei. 
            Plötz=
lichkeiten und Ueberraſchungen hat es auch bei früheren 
            Gelegen=
heiten gegeben. Aber noch niemals iſt das Parlament in einer 
ſo unverantwortlichen Weiſe mit einer Kriſis überfallen worden, 
wie in der vergangenen Woche. Dieſer Vorſtoß muß noch geklärt 
werden und ſeine Urheber müſſen feſtgeſtellt werden. Das 
            Kabi=
nett tritt in ſeiner alten parteipolitiſchen Zuſammenſetzung wieder 
vor den Reichstag. Aber wir ſtehen dieſem Kabinett mit ganz 
underen Empfindungen gegenüber, als vor einer Woche. 
Wir billigen die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes, 
weil er finanziell nicht mehr zu tragen war. Das Kabinett Cuno 
trifft der ſchwere Vorwurf, daß es das deutſche Volk über, die 
Tatſachen immer im Dunkeln gehalten hat. Es hat eine Politik 
der Verſchleierung und der IFlluſionen getrieben. Die Nachſolger werden. Wir verlangen und fordern die Los= 
Tunos will man nun ſteinigen, weil ſie ein unmögliches Unter= löſung der Regierung von der 
            Sozialdemokra=
nehmen haben liquidieren müſſen. Der paſſive Wider= tie. Los vom Marxismus! (Unruhe bei den 
            Sozialde=
tand war berechtigt und notwendig als Proteſt 
jegen die völkerrechtswidrige Beſetzung des 
Ruhrgebiets. Die Regierung Cuno hat auf den lieben Gott fugniſſe einer Regierung darf nur in den Händen des militäri= 
und England geſehen und die Hände in den Schoß gelegt. Die 
Verwirklichung der Erkenntnis, daß mit der Höhe des paſſiven tion können wir ſolche Befugniſſe aber nicht zubilligen. Der 
Viderſtands der günſtige Zeitpunkt zu Verhandlungen gekom= Redner wendet ſich gegen eine Gewaltpolitik gegenüber Bayern 
nen war, iſt durch den Druck gewiſſer Kreiſe verhindert worden, und ſpricht Herrn v. Kahr völles Vertrauen aus. (Lachen bei 
Dazu kam eine gewiſſe Demoraliſation im Ruhrgebiet. Die aus 
der Staatskaſſe überwieſenen Mittel wurden von gewiſſen 
            Kräf=
en zum Kampf gegen das deutſche Volk und die deutſche 
            Regie=
rung verwendet. (Unruhe rechts.) (Zurufe des Abg. Dr. 
            Helffe=
rbgrundtiefe Heuchelei vor, wenn er die Fortſetzung des paſſiven völkerung zugeführt werden kann. Bedauerlich iſt die Heraus= 
Widerſtandes mit allen Kräften fordert. Dieſelben Kreiſe 
            hät=
en vorher zur Sabotage der neuen Steuern aufgefordert. Die 
underen die Opfer bringen. Von der Wahnwitzigkeit des Gedan= geſetzes, wonach das Geſetz bei einer Aenderung der 
            parteimäßi=
ens eines Krieges gegen Frankreich müßten ſie ſelbſt überzeugt gen Zuſammenſetzung der Regierung außer Kraft treten, foll. 
ein. (Unruhe rechts.) Der Redner fordert von der Regierung Wir können dieſem Geſetz nicht zuſtimmen. Der Redner 
            bedau=
eutſchen Regierung die Aufgabe des paſſiven Wider= den nach England abgeriſſen wurde. Der rheiniſchen 
tandes empfohlen habe. Die von Frankreich unterſtützten Bevölkerung müſſe für ihr heldenmütiges Ausharren größte 
            Be=
eparatiſtiſchen Putſche können an dem unerſchütterlichen Willen wunderung gezollt werden. (Beifall.) Wenn Dr. Breitſcheid von 
Das Rheinland iſt deutſch und muß deutſch bleiben! 
Lebh. Beifall.) Die Regierung ſoll nichts unterlaſſen, um mit den Soz.) 
Frankreich zu einer direkten Verſtändigung zu kommen. 
Der Redner kommt dann auf die innerpolitiſchen Verhältniſſe 
u ſprechen und erklärt, daß der Ernſt der Stunde gekennzeichnet 
verde durch die Worte „Bahern und Küſtrin‟. Der Küſtri= wehr eines vergewaltigten Volkes und 
            natio=
ter Putſch ſei eine Epiſode einer großangelegten Bewegung, nale Pflicht. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Sie 
            trei=
die glücklicherweiſe nicht zum Ausbruch gekommen ſei. 
Die Reichswehr habe ſich bewährt. 
vendet ſich dann gegen die vom Reichswehrminiſter, aus Anlaß 
es Küſtriner Putſches verhängte Preſſezenfur, und bezeichnete Koalitiog war die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes. (
            Reichs=
den, die über Küſtrin Mitteilungen gemacht habe, die in der gan= der Beziehungen zu Frankreich und Belgien mit allen 
            Konſe=
ſen Auslandspreſſe zu leſen ſind. Die Regierung müſſe der Ge= quenzen. (Lärmende Zurufe bei den Soz) Ver darauf 
ſt einſtweilen, der ſchwarz=weiß=rote Teufel gegenzuſetzen, der verzichtet auf Rhein und 
urch den weiß=blauen Belzebub ausgetrieben Ruhr. Wir lehnen es ab, die feindliche Gewalt 
vorden. Hitler und Herr v. Kahr ſind Feinde der Republik, durch eine feige Unterſchrift zu beſiegeln. (Bei= 
Die bayeriſchen Ausnahmeverordnungen haben einen ſkandalöſen, fall und Händeklatſchen bei den Deutſchnationalen, Ziſchen und 
zöllig unerträglichen Zuſtand geſchaffen, der nicht nur von den Lärm links.) 
Kommuniſten, ſondern von allen, die auf dem Boden der 
            Repu=
ulik ſtehen, bekämpft werden muß. 
Die Frage „Reich und Bayern” iſt eine Machtfrage. 
veichen. Der Redner verteidigt das Parlament gegen den Vor= Wenn Graf Weſtarp von Scham und Empörung ſpricht, ſo lag es 
nents. Der Redner erklärt, daß ſeine Partei an dem Acht= bedenklich, wenn Graf Weſtarp die 
tundentag nicht rütteln laſſe. Streſemann wird ſtark ſein müſſen, 
uch gegen gewiſſe Strömungen ſeiner eigenen Partei. Der 
            Red=
ner ſchließt mit der Erklärung, daß ſeine Partei zum Kampf ausſpricht. Ein nationaler Mann müßte doch hoffen, daß wir 
Regierung drängen wollten. 
die ſeine Partei in den letzten Wochen geſammelt habe. 
nicht erbracht. 
Mitarbeit. Parteipolitiſche Gegenſätze dürften jetzt nicht betont lition. Der Gegenſatz zwiſchen Politik und Staatsmannskunſt 
gung des Ausnahmezuſtandes geführt haben, hält dieſen aber größeren Zieles willen. Darum haben alle Parteien bei der 
            Bil=
für notwendig. Die verfaſſungsmäßigen Rechte des „Reiches dung der großen Koalition Opfer gebracht. (Abg. Schulz=
            Brom=
müſſen geſchützt werden. Die Zurückhaltung, die der Kanzler ſich berg, Dtſchntl.: Immer mittanzen.) Sie tanzten umſo mehr mit, 
Bayern gegenüber auferlegt habe, begrüßt der Redner. Der wenn Sie nur eingeladen würden. Wie ſollte die 
            erfor=
berechtigten Eigenart der ſüddeutſchen Länder, derliche Zweidrittelmehrheit zuſtande kommen. 
beſonders Bauerns müſſe Rechnung, getragen wenn gegen die Sozialdemokratie regiert wird? 
muß befeſtigt werden. (Beifall.) Ohne entſprechende Sie nicht, daß es beſſer iſt, unter den heutigen Verhältniſſen die= 
Erledigung der innerpolitiſchen Fragen kann in der Außenpolitik ſen Kampf zu vermeiden, wenn es möglich iſt? 
keine Beruhigung eintreten. Durch das Ermächtigungsgeſetz 
darf ſich das Parlament durchaus nicht ausſchalten. 
Die Souveränität der Volksvertretung darf nicht in andere 
Hände übergehen. 
Das iſt auch nicht der Sinn des Ermächtigungsgeſetzes. Am nalem Idealismus, nicht mit einem Rechts= oder Linksblock. 
Aufblühen unſerer Wirtſchaft haben alle Volkskreiſe Intereſſe, Für dieſen nationalen Ideglismus auch rationelle Opfer zu 
            brin=
aber es iſt notwendig, daß in den Kreiſen der Großinduſtrie der gen, das iſt wirklich national. (Beifall.) Außerordentlich be= 
Gedanke des Gemeinwohles mehr in Erſcheinung tritt. Es muß dauerlich ſind die kataſtrophalen Worte des Grafen Weſtarp über 
beſonders in die ungeſunde Preisbildung jener Urprodukte ein= das deutſche Paviergeld. (Widerſpruch bei den Deutſchnationalen.) 
gegriffen werden, die die Preiſe in der ganzen Wirtſchaft 
            beein=
fluſſen. Die Ueberſpannung der Preiſe hat auch politiſch ſchon Wir müſſen vom ganzen deutſchen Volk verlangen, daß es ſich 
ſchädlich gewirkt. Wenn die Beſitzenden heute größere 
            Steuer=
laſten aufbringen, dann dienen ſie damit auch ſich ſelbſt, da ein Die deutſchen Beamten, Arbeiter, Angeſtellten und kleinen Händ=
 Zuſammenbruch des Reiches auch ihren Beſitz vernichten würde. ler nehmen das Papiergeld. Da gibt die ſchwierige Lage der 
Der Redner richtet an die Regierung die dringende Mahnung, 
auf eine baldige Löſung des Vährungsproblems 
hinzuwirken, und nicht etwa die Zwiſchenlöſung weiter 
            hinaus=
zuſchieben. Erſt eine feſte Währung könne die Unſicherheit 
            be=
wirtſchaftliche Leiſtungsfähigkeit. Der Redner beſchäftigt ſich 
dann mit dem paſſiven Widerſtand und ſtimmt den 
            diesbezüg=
lichen Ausführungen des Reichskanzlers zu. 
Der paſſive Widerſtand bleibt ein Ruhmesblatt für die 
Bevölkerung an Rhein und Nuhr und für die Geſchichte des 
Deutſchen Reiches. 
Was ſoll denn Deutſchland noch tun, um 
            ſei=
nen Verſtändigungswillen zu beweiſen? Wir ven Widerſtandes Gegenleiſtungen erreichen wollen, dann tun 
ſind zu Verhandlungen bereit und rechnen nicht auf die Rivalität 
unter den Alliierten. Das Rheinland erwartet, daß keine 
            Gele=
genheit verſäumt wird, zu einer Verſtändigung mit dem 
Gegner zu kommen. Wir wollen und werden das Rheinland 
nie im Stich laſſen. Die Reichseinheit wird allen Gewalten zum 
Trotz ſich erhalten, wenn ſie ſich nicht ſelbſt preisgibt. 
die große Koalition mit einem anderen Worte begrüßen, als der 
Vorredner: Naht Ihreuch wieder, ſchwankende 
            Ge=
ſtalten! (Heiterkeit.) Draußen vor dem Tore ſteht der Feind, 
und hier wird tagelang über die Zuſammenſtellung der 
            Regie=
rung verhandelt. Hohn und Spott, Scham und Empörung hat 
dieſer Umſtand hervorgerufen. (Lebh. Zuſtimmung rechts.) 
Der Parlamentarismus hat verſagt. 
Lange wird dieſe große Koalition ſich auch 
nichthalten. Solche Stöße, wie die letzten, bleiben nicht ohne
 mokraten.) Wir ſtehen mit rückſichtsloſer 
            Oppoſi=
tion zur Regierung. Die Ausführung diktatoriſcher 
            Be=
ſchen Befehlshabers liegen. Einer Regierung der großen 
            Koali=
den Soz.) Dr. Helfferich habe vollkommen verſagt. Jetzt 
            be=
ſtehe die große Gefahr, daß infolge dieſes Mangels das Volk 
verhungere. (Große Unruhe und ſtürmiſche Zurufe bei den 
Soz.) Die Gefahr beſteht tatſächlich, wenn nicht unverzüglich 
ich: Namen und Beweiſe.) Der Redner wirſt dem Lokalanzeiger das Zahlungsmittel geſchaffen wird, mit dem die Ernte der 
            Be=
nahme der dringend notwendigen Aufhebung des 
            Achtſtunden=
tages aus dem Ermächtigungsgeſetz. Das unerhörteſte Zerrbild 
Deutſchnationalen ſeien immer nur bereit geweſen, wenn die des Parlamentarismus liegt in dem Artikel des Ermächtigungs= 
Hufklärung, ob England zu irgend einem Zeitpunkt der ert, daß mit dem Regierungsantritt Dr. Streſemanns der 
            Fa=
der rheiniſchen Bevölkerung, beim Reich zu bleiben, nichts ändern, einem Mißbrauch der Ruhrhilfe ſpreche, müſſe er endlich Namen 
und Beweiſe bringen, ſonſt müßten ſeine Angriffe als 
            Verleum=
dungen zurückgewieſen werden. (Zuſtimmung rechts, Lärm bei 
Der paſſive Widerſtand müſſe zum aktiven werden. 
Die Sabotageakte waren die berechtigte 
            Not=
ben Maulaktivität. — Große Unruhe.) Die Sozialdemokraten 
haben die Einheitsfront an der Ruhr zerſtört. (Lärm bei den 
Sie müſſe ein Inſtrument der Republik ſein. Der Redner Soz.) Der Abbruch des Widerſtandes wird nicht zu einer 
            Sa=
nierung unſerer Finanzen führen. Die einzige Tat der großen 
dieſe „Kriegsberichterſtattung” als unvereinbar mit den Inter= kanzler Dr. Streſemann: Sie haben ja ſelbſt geſagt, daß der 
ſſen der Oeffentlichkeit. Aufs ſchärfſte müſſe in dieſem Zuſam= paſſive Widerſtand nicht länger durchgeführt werden könne.) 
            Ge=
nenhang das Verbot der Berliner Volkszeitung verurteilt wer= wiß, aber unter anderen Bedingungen. Wir wollen den Abbruch 
ahr von rechts mit aller Energie entgegentreten. In Bayern verzichtet, der feindlichen Gewalt Gewalt ent= 
Reichskanzler Dr. Streſemann 
bedauert, daß in der jetzigen Zeit des außerordentlichen Druckes 
Die Regierung darf dem unvermeidlichen Konflikt nicht aus= eine Rede mit ſo parteipolitiſchem Einſchlag gehalten wurde. 
purf, daß es zu wenig praktiſche Arbeit leiſte. Zu empfeh= doch gerade bei den Deutſchnationalen, die Kriſe zu 
            ver=
en ſei nicht eine Diktatur einer einzelnen Per= meiden. Statt deſſen haben ſie noch in das 
            Feuerhinein=
on, ſondern vielmehr eine Diktatur des Parla= geblaſen. (Unruhe rechts, Beifall bei der Mehrheit.) Es iſt 
Hoffnung auf einen Verfall der großen Kvalition 
nit denjenigen gerüſtet ſei, die die Sozialdemokratie aus, der in dieſer ernſten Zeit endlich zur Ruhe kommen. Sie (nach rechts) 
ſind in Oppoſition getreten zu denſelben Steuern, die Sie ſelbſt 
Abg. Dr. Bell (Zentrum) ſpricht von bitteren Erfahrungen, bewilligt haben. Sie haben eben dem Kabinett Cuno die Steuern 
bewilligt und nicht dem deutſchen Vaterland. Sie müſſen ſich 
Der Reichstag habe in dieſer Kriſe den Befähigungsnachweis endlich daran gewöhnen, den Staat als Trägerdes 
            Ver=
trauens anzuſehen und nicht die jeweilige Regierungskoa= 
Zuſtimmung.) Im entſcheidenden Augenblick ſei er nicht auf der lition. Von einer marxiſtiſchen Vorherrſchaft im Kabinett kann 
Höhe geweſen. Die Koalition richtet ſich in dieſer ernſten nicht geſprochen werden. Das beweiſt ſchon die Stellungnahme 
Stunde an alle Schichten des Volkes mit der Bitte um ehrliche des ſozialdemokratiſchen Bezirksparteitages gegen die große 
            Kog=
werden. Der Redner bedauerte die Vorgänge, die zur Verhän= beginnt da, wo man auch Unpopularität auf ſich nimmt um des 
werden. Die Mainbrücke darf nicht zerſtört, ſie (Zuruf des Abg. Gmf Weſtarp: Reichstagsauflöſung.) Glauben 
Mit dem paſſiven Widerſtand haben wir keineswegs den Kampf 
am Rhein aufgegeben. 
Dieſen Kampf können wir nur kämpfen mit einheitlichem 
            natio=
mit Papiergeld bezahlen läßt. Sonſt haben wir das Chaos.
 Wirtſchaft niemand das Recht, die Parole zur Zurückweiſung des 
deutſchen Papiergeldes hinauszuſchreien. (Lebhafte Zuſtimmung 
bei der Mehrheit. Stürmiſcher Widerſpruch der 
            Deutſchnationg=
len.) An der Währungsfrage hat die Regierung mit dem größten 
ſeitigen. Vorausſetzung einer feſten Währung ſei eine größere Eifer gearbeitet. Es war aber vielleicht ein Fehler, zuviel 
            Sach=
verſtändige zu hören, die ſich ſelbſt nicht einig waren. Auf die 
Frage nach der Haltung im Ruhrkampf kann ich mitteilen, daß 
Lord Curzon in ſeiner Rede ſagte, es ſei von der deutſchen 
            Re=
gierung töricht geweſen, daß ſie den Entſchluß zum Abbruch des 
paſſiven Widerſtandes nicht drei Monate früher gefaßt hat. Von 
engliſcher Seite iſt ſchon vor mehreren Monaten dem Kabinett 
Cuno mitgeteilt worden: Wenn Sie für den Abbruch des paſſi= 
Sie es bald, ſonſt werden Sie nicht mehr Gelegenheit haben, 
            da=
für irgend etwas zu erhalten. (Hört! Hört! bei der Mehrheit.) 
Der Aufruf zum Abbruch des paſſiven Widerſtandes hat die 
            ein=
mütige Zuſtimmung aller Miniſterpräſidenten gefunden. 
Wenn Graf Weſtarp erklärt, wir ſollen den Verſailler Vertrag 
für ungültig erklären, ſo überſieht er, daß dieſer Vertrag gegen= 
Abg. Graf Weſtarp (deutſchnational) erklärt, er müſſe über der weitgehend getriebenen Gewaltpolitik einen gewiſſen 
Schutz für Deutſchland bedeutet. 
Der Kampf um den Rhein geht weiter. Wollen 
wir ihnerfolgreich führen, ſo ſchaffen Sie dafür 
die Vorausſetzung, daß er durch ein geeinigtes 
deutſches Volk geführt wird. (Lebhafter Beifall und 
Händeklatſchen im Saale und auf den Tribünen. Präſident Löbe 
unterſagt das Händeklatſchen auf der Tribüne.) 
Abg. Dr. Scholz (D. Ppt.) erklärt, daß der Legende von 
dem Dolchſtoß der Deutſchen Volkspartei gegen die große 
            Kog=
lition ein Ende gemacht werden müſſe. Die Deutſche Volspartei 
habe lediglich in dieſer ernſten Zeit alle Parteien zu einer 
            Eini=
gung aufgerufen. Die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes habe 
die deutſche Volksſeele auf das ſchwerſte belaſtet. Sie iſt nicht 
gleichbedeutend mit der Kapitulation. Der Redner dankt der 
            Re=
gierung für ihre Entſchloſſenheit und ihr Verantwortungsgefühl, 
mit dem ſie die unhaltbaren Zuſtände vor dem Zuſammenbruch 
beendet habe. Die Verhängung des Ausnahmezuſtandes ſowohl 
in Bayern wie im Reich ſei notwendig geweſen. Die 
            Staats=
autorität müſſe auch in Sachſen wiederhergeſtellt werden. (
            Gro=
ßer Lärm links.) 
Ohne Erhöhung der Produktion iſt eine Geſundung nicht möglich: 
Bei uns wird jetzt mehr engliſche als deutſche Kohle verbraucht. 
Alle Feſſeln müſſen zur Hebung der Arbeitsintenſität beſeitigt 
werden. Der Beamtenabbau darf nicht die Beſchränkung der 
Beamtenrechte bringen. Stärkſte Steuerleiſtungen 
ſind notwendig. Auch der Außenhandel muß wieder frei 
werden. Für das Ernährungsminiſterium brauchen wir einen 
praktiſchen Mann aus der Wirtſchaft. Gemeinſam mit der 
            Regie=
rung wollen wir unſer Volk wieder zurückführen zur Ordnung. 
(Beifall.) 
Abg. Koch=Weſer (Dem.) begrüßt die Wiederkehr der 
            gro=
ßen Koalition. Die Zahlung in Pabiermark dürfe nicht 
            verwei=
gert werden ſchon im Intereſſe der vielen Ausgewieſenen, die 
auch mit Papiergeld bezahlt ſeien. Der Großgrundbeſitz 
            aller=
dings ſcheint das Papiergeld nicht zu brauchen, ein Beweis 
            da=
für, daß er ſteuerlich geſchont iſt. Die Vorwürfe gegen den 
            Par=
lamentarismus ſind unbegründet. 
Das Vertrauensvotum der Regierungsparteien. 
Von den Regierungsparteien iſt folgendes 
            Vertrauens=
votum eingegangen: Der Reichstag billigt die Erklärung der 
Reichsregierung und ſpricht ihr das Vertrauen aus. 
Abg. Remmele (Kom.) erklärt: Wenn früher Parlamente 
durch eine Militärdiktatur geſprengt wurden, ſo wehrten ſie ſich 
wenigſtens. Die weißen Generale des Dr. Geßler aber hätten 
dem Parlamentarismus nun die ſeidene Schnur geſchickt, und 
dieſer Reichstag hänge ſich daran auf. Das ſei der Sinn des 
Ermächtigungsgeſetzes. 
Abg. Müller=Franken (Soz.) bvingt zur bayeriſchen 
Frage folgenden Antrag ein: 
„Der Reichstag mißbilligt die Rechtsauffaſſung der 
            bayeri=
ſchen Regierung über die bayeriſche Ausnahmeverordnung und 
erwartet, daß die Reichsregierung baldigſt eine Klärung 
            her=
beiführt.” 
Abg. v. Graefe (deutſchvölbiſch) hebt hervor, daß ſeine 
Freunde ſtets die Notwendigkeit eines ſtarken nationalen 
            Wil=
lens beim Ruhrkampf betont hätten. Bei den Sabotageakten ſei 
dieſer Wille zum Ausdruck gekommen. Die Feſthaltung Noßbachs 
ſei ein Skandal. Die Diktatur ſoll nur eine Rettung für die 
            ban=
krotte Regierung ſein. An der nationalen Geſinnung unſeres 
Volkes iſt nicht zu zweifeln. Es muß jetzt durch die Auflöfung 
des Reichstages an das deutſche Volk gppelliert werden. 
Innerminiſter Sollmann geht auf die blutigen 
            Vor=
gänge in Düſſeldorf aus Anlaß der Sonderbündlertagung ein. 
Der Miniſter verlieſt den amtlichen Bericht über die 
            Vor=
gänge und dankt der Bevölkerung für ihre nationale Haltung. 
(Beifal) 
Reichswehrminiſter Dr. Geßler bezeichnet die Vorgänge in 
Küſtrin als eine Komödie und ſpricht der Reichswehr ſeinen Dank 
aus. Er werde die ihm anvertraute Macht rückſichtslos einſetzen. 
Der Abgeordnete v. Graefe habe behauptet, gewiſſe militäriſche 
Vowbereitungen im Auftrage der Regierung oder mit ihrer 
            Billi=
gung getroffen zu haben und habe dafür General v. Seeckt und 
andere Herren als Zeugen genannt. Ein folcher Vorwurf ſei auch 
von der ſächſiſchen Regierung erhoben worden. Der Miniſter 
            er=
klärte, daß er, um allen Treibereien entgegenzutreten, General 
v. Seeckt von ſeinem Amtsgeheimnis entbunden habe. (Hört, 
hört!) Die für die Preſſe erlaſſene Zenſurverordnung werde in 
aller Kürze aufgehoben werden. 
Abg. Ledebour (bei keiner Fraktion) ſagt der Regierung 
Streſewann ſchärfſten Kampf an. 
Nach einem Schlußwort des Abg. Bartz (K.) findet nach 
12ſtündiger Dauer um 12.10 Uhr nachts die große politiſche 
            Aus=
ſprache ihr Ende. Ein kommuniſtiſcher Antrag auf namentliche 
Abſtimmung über das Vertrauensvotum, wird nicht genügend 
unterſtützt. 
In einfacher Abſtimmung wird darauf das Vers 
trauenspotum mit den Stimmen der 
            Regie=
rungsparteien angenommen. Dagegen ſtimmten 
mit den Deutſchnationalen und Kommuniſten auch die 
            Baye=
riſche Volkspartei. 
Der deutſchnationale Antrag auf Aufhebung des 
            Ausnahme=
zuſtandes wird abgelehnt. Der kommuniſtiſche Antrag auf 
            Auf=
hebung des bayeriſchen Ausnahmezuſtandes dem Rechtsausſchuß 
überwieſen. Abgelehnt wunden die kommuniſtiſchen Anträge 
wegen der Vorzenſur der bayeriſchen Streikverordnung und des 
Verbots kommuniſtiſcher Zeitungen. Der Antrag Müller=
            Fran=
ken, der eine baldige Klärung der Frage des bayeriſchen 
            Aus=
nahmezuſtandes fordert, wird angenommen. 
Das Haus vertagt ſich auf Dienstag um 2 Uhr. Auf der 
Tagesordnung ſtehen Ermächtigungs= und Währungsgeſetz. 
Schluß ½1 Uhr nachts,
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 9. Oktober 1923.
Rummer 239.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 9. Oktober.
 — Ernannt wurde am 2. Oktober der Studienrat und Pfarrer an 
der preußiſchen Landesſchule in Pforta Dr. Rudolf Strothmann 
in Pforta bei Naumburg zum ordentlichen Profeſſor für ſemitiſche
 Philologie in der philoſophiſchen Fakultät der Landesuniverſität in 
Gießen mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 ab. 
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 1. Oktober die Lehrerin 
an der Volksſchule zu Pfungſtadt im Kreiſe Darmſtadt Gertrud 
            Niſch=
witz auf ihr Nachſuchen unter Anerkennung ihrer dem Staat geleiſteten 
Dienſte vom 1. Oktober 1923 an. — Auf Grund des § 1 des Geſetzes 
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 ſind am 
1. Oktober d. J. in den Ruheſtand getreten: Gefängnisverwalter Konr. 
Klingler, in Gießen und Gefängniswachtmeiſter Joh. Konr. Joſt 
in Ulrichſtein. Aus dieſem Anlaß iſt den genannten Beamten die 
            An=
erkennung der dem Staat geleiſteten langjährigen treuen Dienſte 
            aus=
geſprochen worden. 
— Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle: 1. für einen evangeliſchen Lehrer 
an der Volksſchule in Hebſtahl (Kreis Erbach i. O.). Kleine 
            Dienſt=
nohnung iſt vorhanden; 2. für einen katholiſchen Lehrer an der 
            Volks=
ſchule in Obertshauſen (Kreis Offenbach). Dienſtwohnung iſt 
nicht vorhanden, auch an Mietwohnung für Familie fehlt es; 3. für 
einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Grein (Kreis 
            Hep=
penheim). Dienſtwohnung iſt vorhanden; 4. je eine Schulſtelle für 
einen evangeliſchen Lehrer und eine evangeliſche Lehrerin an der 
            Volks=
ſchule in Rimbach (Kreis Heppenheim). Dienſtwohnung iſt nicht 
vorhanden, Familienwohnungen ſind kaum zu beſchaffen; 5. eine 
Schulſtelle für eine katholiſche Lehrerin an der Volksſchule in 
            Mör=
lenbach (Kreis Heppenheim). Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden; 
6. je eine Schulſtelle für einen katholiſchen Lehrer und eine katholiſche 
Lehrerin an der Volksſchule in Hambach (Kreis Heppenheim). Eine 
Dienſtwohnung für eine Familie und für eine alleinſtehende Lehrkraft 
ſind vorhanden. 
Ausgabe der Stücke zur Zwangsanleihe. Im Bezirk der 
            Reichs=
bankſtelle Darmſtadt, iſt mit der Ausgabe der Stücke zur 
Anleihe des Deutſchen Reiches 4 %/5 % von 1922 (ſogenannte 
            Zwangs=
anleihe) begonnen worden. Die Zeichner erhalten die Stücke gegen 
Vorlage der ihnen ſeinerzeit erteilten Rechnung bei ihrer 
            Zeichnungs=
ſtelle. 
— Sinfoniekonzerte im Landestheater. Die Mieter werden darauf 
aufmerkſam gemacht, daß die Mietkarten bei Gg. Thies Nachfolger (L. 
Schutter), Eliſabethenſtraße 12, gegen Entrichtung des Betrages für 
ſieben Konzerte abgeholt werden können. Das erſte Konzert findet am 
Montag, den 15. Oktober, ſtatt. Soliſt iſt Herr Kapellmeiſter 
            Noſen=
ſtock, der ein eigenes Klavierkonzert zu Gehör bringt. Das Programm 
enthält weiter noch eine Fantaſie für Orcheſter von Bodo Wolf, die ihre 
Uraufführung erlebt, ſowie die hier noch nicht geſpielte 4. Sinfonie von 
Tſchaikowſky. 
— Filmvorführung im Kleinen Haus. Auf vielfachen Wunſch findet 
heute, abends 8 Uhr, eine einmalige Vorführung von „Im Kampf mit 
dem Berge” ſtatt, eines Films, der hochintereſſante Bilder und Epiſoden 
einer Bergbeſteigung zeigt. 
— Das Schnurrbuſch=Quartett eröffnet ſeine dieswinterlichen 
            Kam=
mermuſikabende am Samstag, den 13. Oktober, 1/98 Uhr, im Kleinen 
Haus des Landestheaters. Zur Aufführung kommen Werke von Reznicek, 
Steinmar und Franz Schubert. Für die Intereſſenten obiger drei 
Abende iſt ein Abonnement aufgelegt, das von Montag, den 8. Okt. 
bis Donnerstag, den 11. Oktober an der Tageskaſſe des Kleinen 
Hauſes zur Ausgabe gelangt. 
— Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft eröffnet die 
            dies=
jährige Spielzeit am Mittwoch, den 10. Oktober, 7.30 Uhr, im 
Mathildenhöhſaal mit dem Vortrag von Profeſſor Weichelt=
            Mar=
burg über Nietzſche: „Alſo ſprach Zarathuſtra”, nachdem 
das Gaſtſpiel der Münchener Kammeroper wegen Erkrankung von 
            Mit=
gliedern leider verſchoben werden mußte. Profeſſor Weichelt iſt ein 
hervorragender Kenner Nietzſches und gilt zugleich als ausgezeichneter 
Sprecher. In den Vortrag wird die Rezitation der ſchönſten Teile von 
„Alſo ſprach Zarathuſtra” eingeflochten werden. (Siehe Anzeige.) 
— Kunſtverein für Heſſen. Die Einlieferungen für die am 14. Okt. 
zu eröffnende jurhfreie Ausſtellung ſind noch nicht in dem Umfange 
            er=
folgt, daß die ganzen Räume der Kunſthalle gefüllt werden könnten. 
Diejenigen Künſtler, die die Ausſtellung bis jetzt noch nicht beſchickt 
haben, werden deshalb dringend erſucht, Werke ihrer Hand (ohne 
            Be=
ſchränkung der Zahl) ohne jeden Verzug für die Schau einzuliefern, da 
andernfalls der Eröffnungstag in Frage geſtellt iſt. Der Schlußtermin 
für die Einlieferung wird vom 9. auf den 11. Oktober, nachmittags 
1 Uhr, verlegt. 
— Die Politiſierung der Verwaltungsgerichte iſt, ſo ſchreibt man 
uns, wie bekannt, eine Errungenſchaft der Revolution. Mit dem Mittel 
der Verhältniswahl haben es die politiſchen Parteien fertiggebracht, die 
Sitze in den Verwaltungsgerichten nach der Parteiſtärke zu beſetzen. Die 
beteiligten Prozeßparteien ſehen ſich alſo einem aus den politiſchen 
Parteien gebildeten Richterkollegium (den Vorſitzenden ausgenommen) 
gegenüber. Daß dieſe Politiſierung einen erwünſchten Rechtszuſtand 
darſtelle, wird man nicht behaupten wollen. Dieſe Frage wollten wir 
auch heute nicht erörtern. Heute gilt es, auf einen anderen Mißſtand 
hinzuweiſen. Es hat ſich ſchon des öfteren ereignet, daß von den zur 
Sitzung des Provinzial= oder Kreisausſchuſſes vom Vorſitzenden 
            recht=
zeitig vorgeladenen Mitgliedern eines oder das andere ausblieb, oder 
doch ſo ſpät erſt abſagte, daß ein Erſatzmann nur mit Mühe zu 
            beſchaf=
fen war. So konnte die letzte, auf 10 Uhr anberaumte 
            Provinzialaus=
ſchußſitzung erſt nach 11 Uhr beginnen, bis das in einer 
            Miniſterial=
ſitzung beſchäftigte Mitglied, das der Sozialdemokratiſchen Partei 
            ange=
hört, telefoniſch herbeigerufen war. Ein ſolcher Zuſtand, der für die 
Geladenen wie das Gericht ſelbſt nicht angängig iſt, darf nicht einreißen, 
und die Mitglieder des Gerichts müſſen ſich vor Augen halten, daß die 
hier übernommenen Pflichten allen anderen vorgehen, andererſeits 
            dür=
fen die politiſchen Parteien nur ſolche Anwärter für dieſe Richterſtellen 
präſentieren, die gewillt ſind, die Aufgabe in dieſem Sinne zu erfüllen. 
Der neue Apparat iſt bei den ausgeworfenen Tagegeldern an ſich ſchon 
teuer, um ſo mehr iſt zu fordern, daß er prompt funktioniert. 
— Winterkartoffeln. Wie das Städtiſche Lebensmittelamt mitteilt, 
nehmen die Verkaufsſtellen des Darmſtädter Einzelverſandes von jetzt 
ab Beſtellungen auf Winterkartoffeln entgegen. (Näheres ſiehe Anzeige.)
 — Das Note Fahrplanbuch Herbſtausgabe 1. Oktober iſt erſchienen 
und durch alle bekannten Verkaufsſtellen, Bahnhofsbuchhandlung, ſowie 
in unſerer Geſchäftsſtelle, Rheinſtraße 23, zu beziehen. (Näheres beſagt 
Inſerat.) 
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Auf ihr Getreuen, zur 
7. Wanderung — ſo lautete am vergangenen Sonntag die Loſung für 
die Klubiſten. Nicht wie ſonſt ging es diesmal ſüdlich in die Berge, 
nein, es war eine ſchlichte Parkwanderung mit nordöſtlich gelegenem 
Ziel. Und doch, wie Wenige kennen ſo recht den herrlichen Darmſtädter 
Wildpark mit ſeinen eigenartigen Schönheiten, prächtigen Baumgruppen 
und Baumrieſen, die von vergangenen Zeiten erzählen, und lauſchigen 
Plätzen. Ja, ſelbſt bei tagelangen Wanderungen bietet er dem mit 
            ſehen=
den Augen und offenem Herzen Wandernden immer wieder neue 
Schönheiten und neue Reize, und dem nufmerkſam Leuſchenden weiß er 
immer wieder etwas Neues zu erzählen. — O Heimat, wie biſt du ſo 
ſchön! — Und ſo bot der Wildpark, vergoldet von den kurz nach Beginn 
der Wanderung durch die trüben Wolken brechenden Sonnenſtrahlen, 
auch der Darmſtädter Ortsgruppe Stunden reinſter Freude und 
            Er=
holung, zumal es die beiden Führer, die Herren Sonnthal und 
            Weh=
nert, in ausgezeichneter und dorbildlicher Weiſe verſtanden hasten, die 
ſchönſten Wege und Plätze auszuſuchen. So war es denn ſchließlich 
auch ſelbſtverſtändlich, daß die Wanderſchar in beſter Verfaſſung am 
Ziele Offenthal eintraf, und daß dann bei Gaſtwirt Haller ein fidele 
Klubſtimmung einſetzte, gewürzt durch vorzüglichen alten und neuen 
Hohenaſtheimer und durch munteren Geſang. Wohlderdient war der 
von Herrn Langsdorf in ſchlichten und kernigen Worten den beiden 
Führern und auch dem Gaſtwirt Haller ausgeſprochene Dank. Um 3 Uhr 
wurde dann der Rückmarſch nach Darmſtadt angetreten, und erſt, als 
der letzte Wanderer die heimatliche Scholle längſt erreicht hatte, ſetzte 
der Regen, der am Morgen, als er feſtgeſtellt hatte, wer die große 
Wanderſchar war, ſchleunigſt abgeſtoppt hatte, wieder ein. 
— Gründungsfeier. Am Sonntag, 7. Oktober, hat im 
            Konkordia=
ſaale (Waldſtraße 33) die Gründungsfeier des Kirchenchors St. 
Martin und St. Marien ſtattgefunden. Schon vor Beginn 
der Feſtveranſtaltung war der Saal überfüllt, und Hunderte mußten 
umkehren. Unter Leitung ſeines Dirigenten Willy Leyerer trat bei 
dieſer Gelegenheit der Chor hier zum erſten Male außerhalb ſeines 
Wirkungsfeldes an die große Oeffentlichkeit. Die Feier verlief nach 
auserleſenem reichhaltigen Programm in ſchönſter Weiſe. Der erſte 
Vorſitzende, Bankbeamter Richard Naible, hielt die 
            Begrüßungs=
anſprache, Dekan Kaſtell gab einen hiſtoriſchen Ueberblick über die 
Entwicklung des Kirchenchors in Darmſtadt. Die Feſtrede hatte Kaplan 
Fendel von St. Martin=Beſſungen übernommen. In formſchöner, 
feſſelnder Weiſe ſprach er über die Pflege der Kunſt durch die Kirche, 
beſonders der Muſik. Der erſte Teil der Feier brachte u. a. 
            Darbie=
tungen des Beſſunger Zitherklubs und des Gemiſchten Quartetts aus 
der Geſangsſchule Mathilde Weber, die bekannte „Gemeinderatsſitzung 
in Albernhauſen” von Heinze und das Luſtſpiel „Frau Doktor” von 
Schulten. Aus der Vortragsreihe ſeien erwähnt Mendelsſohns „
            Ab=
ſchied vom Walde‟, „Abendfrieden” von Jahn, Beethovens „Hymne an 
die Nacht”, „Mein Mütterlein” von Brückmann, ſowie die Duette 
„Fliege, du Vöglein”, von Abt und „Meine Freunde” von Köhl, und 
die beiden Quartette „Wunſch” und „Speiſekarte‟. Eine Glanzleiſtung 
bildete der ſechſte Programmpunkt: „Frühlingsſtimmen” von Johann 
Strauß (Emmy Aden, am Klavier Kapellmeiſter Simon). Der Pianiſt 
gab ſein Beſtes; Emmy Aden genügte vollauf den Anforderungen, die 
die Großſtadtkritik an eine Konzertſängerin ſtellt. Ueberhaupt 
            beherrſch=
ten alle Künſtler ihre Rollen. Das Programm nannte die Namen 
Frau Schliephake, K. Schlitz, W. Spatz, außer denen noch Frl. 
            Dann=
wald, Richard Pfeil und Regiſſeur Frühwein beſondere Erwähnung 
verdienen. Der zweite Teil brachte deutſche Tänze. Die Beſucher 
            zoll=
ten überreichen Beifall und werden die Gründungsfeier des 
            Kirchen=
chors St. Martin und St. Marien in bleibender guter Erinnerung 
behalten. 
L. Glasverſicherung. Die „Dtſche. Jur.=Ztg.” teilt eine intereſſante 
Entſcheidung des Reichsgerichts 7. Z.S. mit: Der klagende Hausbeſitzer 
hatte bei der Beklagten Glasſcheiben ſeiner Häuſer gegen Bruchſchaden 
verſichert. „Die Verſicherung ſoll nicht zu einer Bereicherung führen, 
ihr alleiniger Zweck iſt, den wirklich entſtandenen Schaden nach Maßgabe 
der gewährten Verſicherung zu vergüten. Die Geſellſchaft hat die Wahl, 
die zerbrochenen Gegenſtände in natura zu erſetzen oder den Schaden 
durch Bezahlung zu vergüten, die Entſchädigung darf in keinem Falle die 
Verſicherung überſteigen. Sowohl bei Naturalerſatz als auch bei 
            Bar=
zahlung werden die Bruchſtücke Eigentum der Geſellſchaft. Hat die 
            Ge=
ſellſchaft Barentſchädigung gewählt und kommt eine Vereinbarung über 
die Höhe derſelben nicht zuſtande, ſo muß ſie Naturalerſatz leiſten.” Als 
die jetzt ſtreitigen Schadensfälle eintraten, gingen die Koſten neuer 
            Schei=
ben bereits erheblich über die Verſicherungsſumme hinaus. Die Beklagte 
wählte Barentſchädigung und bot dem Kläger die Zahlung der vollen 
Verſicherungsſumme gegen Rückgabe der Bruchſtücke an. Kläger lehnte 
die Verſicherungsſumme als unzureichend ab, führte aus, infolge ſeiner 
Ablehnung fehle es an der erforderlichen Vereinbarung über die Höhe 
der Barentſchädigung, ſomit dürfe er Naturalerſatz verlangen. Die auf 
letzteren gerichtete Klage wurde in allen Inſtanzen abgewieſen. Die 
Auslegung der allgemeinen Verſicherungsbedingungen durch 
            Oberlandes=
gericht ſei nicht zu beanſtanden. Beklagte habe in Ausübung ihres 
            Wahl=
rechts Barentſchädigung gewählt. Dieſe brauche die Höhe der 
            Verſiche=
rungsſumme nicht zu überſteigen. Werde die volle Verſicherungsſumme 
angeboten, ſo ſei für eine Einigung über deren Höhe keinen Raum 
mehr. Außerhalb des Rechtsſtreits liege die Frage, ob die Beklagte die 
Herausgabe der Bruchſtücke gegenüber der Steigerung der Glaspreiſe 
ſeit Vertragsſchluß ohne Rückvergütung des Mehrwertes der Bruchſtücke 
verlangen könne. Selbſt wenn man dies bejahe, habe die Beklagte keinen 
Anlaß gehabt, die Zahlung des Mehrwerts anzubieten. Es war Sache 
des Klägers, im Prozeſſe dieſen Nebenpunkt zur Sprache zu bringen.” 
— Heimabend für Ausgewieſene. Der am Sonntag von der 
            Mar=
tinsgemeinde veranſtaltete zweite Abend für evangeliſche Ausgewieſene 
nahm im dichtgefüllten Saale des Martinsgemeindehauſes einen 
            erhe=
benden Verlauf. Was Pfarrer D. Waitz in ſeinen Begrüßungsworten 
ſagte, daß der Abend, geſtimmt auf den Grundakkord: Glaube und 
Heimat, evangeliſch und deutſch, den ausgewieſenen Glaubensgenoſſen 
zeigen ſollte, daß ſie auch hier bei uns, die wir ihnen für all die um 
des Vaterlandes willen gebrachten Opfer ſo viel Dank wiſſen eine 
            Hei=
mat haben, wo deutſches Gemüt und deutſche Seele frei ihre Schwingen 
regen dürfen, das machte der Abend in ſchönſter Form wahr. Er 
            ge=
ſtaltete ſich immer mehr zu einem Bekenntnis und Treugelöbnis zu echt
 deutſch=evangeliſcher Art. Dem verlieh Herr Superintendent Euler in 
markigen, zu Herzen gehenden Worten Ausdruck, in denen er an die 
Geſtalt des Helden von Worms erinnerte, deſſen treudeutſche Geſinnung 
und unerſchütterliche evangeliſche Glaubenszuverſicht unſerm ſchwer 
            geprüf=
ten Volke gerade in der Gegenwart ein heiliges Vermächtnis ſein können 
und müſſen, an dem es ſich wieder aufrichten kann. Und nun wechſelten 
in lebhafter, bunter Reihenfolge die einzelnen Darbietungen ab, die 
wieder einmal zeigten, welch hoffnungsfrohes, friſches, ſprudelndes 
            Le=
ben in der evangeliſchen Jugend der Martinsgemeinde ſich regt, wie ſie, 
ſelbſt von treudeutſchem Geiſte beſeelt, es verſtand, den Abend zu einem 
rechten Heimatabend zu geſtalten. Das gilt ſowohl von dem durch 
G. Reis ausdrucksvoll vorgetragenen vaterländiſchen Gedicht und den 
Volksliedern, die die Jugendvereinigung unter Klampfen= und 
            Geigen=
begleitung friſch und fröhlich zu Gehör brachte, als auch ganz beſonders 
von den Volksreigen der Mädchenvereinigung. Vor allem verdient die 
Aufführung eines „Loreley”=Reigen lobende Erwähnung, bei dem die 
Mädchen, Anmut und Kunſt vereinend, das alte und doch immer wieder 
einzig ſchöne Lorelehlied unter Geſang und Klavierbegleitung ſinnig 
zur Darſtellung brachten. Weitere muſikaliſche Darbietungen wurden 
von dem Wartburgpoſaunenchor und =Orcheſter, letzteres unter 
            perſön=
licher Leitung des Zithervirtuoſen S. Knörzer, gebracht, in denen Chor 
und Orcheſter wieder erfreuliche Proben ihres eifrigen Strebens und 
ſicheren Könnens ablegten. Einen auserleſenen Kunſtgenuß klaſſiſcher 
Muſik boten die Duo=Vorträge von W. Hannewald und H. Kadel, die
 in Technik und Ausdruck treffliches boten, und die zu den ſchönſten 
Hoffnungen für das weitere Streben der jugendlichen Künſtler 
            berech=
tigen. Auf gleicher Höhe ſtanden die Geſangsvorträge von Herrn 
            Chor=
ſänger Lang, der mit ſeiner ſchönen Tenorſtimme ungeteilten Beifall 
fand und mit ſeinen Rheinliedern ſich vor allem in die Herzen der 
Ausgewieſenen hineinſang. Mit dem gemeinſamen Geſang des Liedes 
„Ich hab' mich ergeben”, in das, wie in ein Treugelöbnis, der Abend 
ausklang, endete der unvergeßliche Abend. 
— Wartburgverein, Darmſtadt, Gemeindehaus, Liebfrauenſtraße 6, 
Alle Wartburger, Männer und Jugend, treffen ſich jeden Dienstag, 
abends 8½ Uhr, zur Beſprechung tiefer ernſter Lebens= und 
            Zeit=
fragen im Wartburgzimmer des Gemeindehauſes. Gäſte immer 
            will=
kommen! 
— Wer iſt fürſorgeberechtigter Kleinrentner? Zum Geſetz und den 
Richtlinien für die Kleinrentnerfürſorge hat der Reichsarbeitsminiſter 
umfangreiche Erläuterungen aufgeſtellt. Als Fürſorgempfänger kommen 
insbeſondere in Betracht: frühere Handwerker, Gewerbetreibende, 
Kaufleute, Landwirte, Angeſtellte und Bedienſtete von 
            Privatunterneh=
mern, ſowie Hausangeſtellte, Rechtsanwälte, Aerzte, Schriftſteller, 
            Pri=
vatgelehrte, Forſcher, Künſtler, Architekten, Ingenieure, Diakoniſſen, 
Ordensſchweſtern uſw. Die Fürſorge tritt nur ein, wenn die 
            Bedürf=
tigkeit durch die Geldentwertung oder andere Kriegsfolgen verurſacht iſt, 
Die Gewährung kann mündlich oder ſchriftlich bei der zuſtändigen 
            Für=
ſorgebehörde, in der Regel alſo bei der Gemeinde, beantragt werden. Die 
Behörde ſoll den Antragſtellern dabei helfen. Die Leiſtungen ſind den 
Empfängern unmittelbar zu übermitteln. Bei laufenden Unterſtützungen 
ſoll der Stand des Vermögens grundſätzlich nicht in Anſpruch genommen 
werden. Bei Heranziehung des Vermögens iſt mit wirtſchaftlicher 
            Vor=
ausſicht zu verfahren. 
* Todesfall. Am Sonntag vormittag, während eines Konzertes zu 
Gunſten der Ausgewieſenen, iſt Herr Oberſtadtſekretär Anton
 Stöckel in der Aula des Realgymnaſiums einem Schlaganfall erlegen. 
Durch ſeine Tätigkeit in ſtädtiſchen Vergnügungsſteuerangelegenheiten
 kam er mit weiten Kreiſen der hieſigen Bevölkerung in Berührung und 
erfreute ſich überall großer Wertfchätzung und Beliebtheit. Er war ein 
eifriger, fleißiger Beamter von ſeltener Pflichttreue, und ſein plötzliches 
Hinſcheiden wird ſich für die ſtädtiſche Verwaltung empfindlich fühlbar 
machen. Ein eh=envolles Gedächtnis bei allen, die ihn kannten und 
ſchätzten, iſt ihm gewiß.
 n. Strafkammer. Recht bezeichnend iſt ein Diebs= und Hehlertreiben 
das ſich gegen Ende v. Js. in Lampertheim durch die Zeitverhältniſſe 
entwickelt hatte. Bisher unbeſtrafte Söhne dortiger Landwirte wurden 
von der herrſchenden Genußſucht Jugendlicher in einer über das 
            häus=
liche Einkommen hinausgehenden Weiſe ergriffen, beſtahlen ihre Eltem 
um Vorräte und fanden für deren heimlichen Abſatz bereitwillig 
            För=
derer ſowie Käufer. Zwei dieſer Täter, Martin Klotz und Adam Käu 
cher, können nicht zur Verantwortung gezogen werden, weil der dafür 
erforderliche Strafantrag des Vaters unterblieben iſt, während der ihnen 
nur Beihilfe leiſtende 22fährige Arbeiter Jakob Krämer von da unter 
der Anklage des mehrfachen ſchweren Diebſtahls ſtand. Er räumt ſeine 
Beteiligung unumwunden ein, hatte weniger aus Eigennutz, vielmehr 
als gefälliger Kamerad gehandelt, und die eigentlichen Diebe wurden 
als Zeugen gehört. Deren Ausſagen waren hauptſächlich bezüglich der 
Begünſtiger und Hehler von Belang, da dieſe in üblicher Weiſe guten 
Glauben vorſchützten. Mitangeklagt waren ſo der 37jährige Wirt 
            Fried=
rich Seelinger 2. nebſt Ehefrau, der 30jährige Arbeiter und Landwirt 
Ludwig Medert ſowie der 28 Jahre alte Arbeiter Jakob Günderoth, 
ſämtlich aus Lampertheim. Klotz und Kärcher pflegten im Seelingerſchen 
Lokal als Gäſte zu verkehren, Frau Seelinger erleichterte ihnen jene 
Diebereien, indem ſie die Beute bis zur Veräußerung an Andere 
            auf=
bewahrte, und Seelinger ſelbſt drückte nicht nur ein Auge zu, ſondern 
erwarb auch einmal derart geſtohlenes Gut (Gerſte) zu eigenem Bedarf. 
Was die Diebſtähle betrifft, ſo hielt Krämer jeweils Wache und Klotz 
bezw. Kärcher holte das vorher ſchon Bereitgelegte mittels Ueberſteigens 
aus dem elterlichen Anweſen nächtlicherweile heraus, worauf Beide e3 
wegſchafften. Es waren dortige Erzeugniſſe, Tabakblätter, und bei Klotz 
auch Gerſte. Abnehmer ergaben ſich in den Angeklagten Medert und 
Günderoth, von denen die Ware gewinnbringend wiederverkauft wurde. 
Obwohl ſie und das Ehepaar Seelinger keinerlei Argwohn über den 
            ver=
dächtigen Erwerb. gehegt haben wollen, erſcheint es nach der von Klotz 
und Kärcher gemachten Bekundung im Verein mit den ganzen 
            Begleit=
momenten zweifellos, daß ſie Alle den wahren Sachverhalt kannten oder 
ihn doch kennen mußten. Bisherige Unbeſtraftheit wurde mildernd 
            be=
rückſichtigt, und abweichend von der Anklage nahm das Gericht auch 
bei Frau Seelinger nicht gewerbsmäßige, ſondern nur einfache Hehlerei 
an. In Anbetracht des Grades ihrer fortgeſetzten Begünſtigung wurde 
ſie zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt, und im übrigen lautet das 
            Ur=
teil gegen Krämer auf 3 Monate Gefängnis, gegen Seelinger für zwei 
Fälle auf je 100 Millionen Mark Geldſtrafe evtl. 6 Wochen Gefängnis, 
gegen Medert für zwei Fälle auf je 75 Millionen Mark Geldſtrafe evtl. 
1 Monat Gefängnis, gegen Günderoth unter teilweiſem Freiſpruch auf 
75 Millionen Mark Geldſtrafe evtl. 1 Monat Gefängnis. Sie erkannten 
ſämtlich die Strafen an.
Die Finanzen des Großherzogs.
 Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
(Nachdruck verboten.)
 „So ..", ſoll ich gehängt werden?” ſtammelte Senjor 
            Her=
nandez, während große Tränen über ſeine geſchwollene Naſe 
kollerten und ſich mit ihrem Blute miſchten. 
„Ja, ſpäter,” ſagte der Großherzog, „wenn der Gerichtshof 
es beſchließt. Ich bin kein Mörder, Senjor Luis, wie Sie und 
Ihre Freunde. Unterdeſſen ſollen Sie gefeſſelt werden. Da, 
verbinden Sie Ihre Naſe damit!‟ Er warf ihm ein 
            Taſchen=
tuch hin und fuhr fort: 
„Sagen Sie mir jetzt eines, aber ſprechen Sie die Wahrheit, 
das rate ich Ihnen! Wann erwarten Sie Ihre Freunde?" 
Senjor Hernandez: Weinen hatte aufgehört, als er vernahm, 
daß ſeine Hinrichtung nicht unmittelbar bevorſtand. So lange 
Leben war, war ja auch noch Hoffnung Er warf einen 
ſcheuen, vorſichtigen Blick auf Don Ramon und begann: 
„Ich weiß nicht .. . in einer Stunde 
Die Stirne des Großherzogs umwölkte ſich wie ein 
            Ge=
witterhimmel. Es war ſonnenklar, daß der Burſche log, daß 
r irgend einen Coup plante und daß ſeine Freunde vermutlich 
jeden Augenblick kommen konnten. 
„Luis Hernandez,” ſagte er. „Ich hatte beabſichtigt, für den 
Fall, daß der Gerichtshof Sie zum Tode verurteilt, von meinem 
Begnadigungsrecht Gebrauch zu machen. Nach den ſechs 
            Wor=
ten und zwei Lügen, die Sie eben geäußert haben, iſt Ihr 
Schickſal beſiegelt.” 
Er wandte ſich an Philipp, der eben mit einem Strick 
            ge=
kommen war und ſagte: 
„Profeſſor, ich muß Sie bitten, mir bei einer 
            unangeneh=
men und ſchmierigen Arbeit behilflich zu ſein: einen Vertreter 
zu binden, der ſo feig und falſch iſt, daß er nicht einmal die 
Wahrheit ſpricht, wenn er eben dem Tode entgangen iſt. Sie 
ſchen ihn hier, er nannte ſich heute Präſident von Minorca und 
wird, ehe viele Tage verfloſſen ſind, als Namenloſer vor dem 
Friedhof in Mahon liegen .. ." 
Während er dieſe Worte zwiſchen den Zähnen murmelte, 
hatten er und Philipp raſch und mit jener Fertigkeit, die die 
Uebung mit ſich bringt, den Präſidenien von Minorca in ein 
leicht hantierliches Paket verwandelt, das mit einem Knebel
 verſehen, im Nebenzimmer untergebracht wurde. Dann ſchloß 
der Großherzog die Türe zur Halle und ſagte: 
„Vermutlich können wir Senjor Luis” Freunde jeden 
            Mo=
ment erwarten. Ich fürchte, wir werden ſchwerere Arbeit mit 
ihnen haben, als mit dem Präſidenten. Haben Sie Ihre 
            An=
ſicht über Ihre Beteiligung nicht doch geändert?” 
Philipp ſchüttelte lächelnd den Kopf. 
„Dann danke ich Ihnen, während ich es zugleich bedaure, 
daß Sie Ihr Leben für eine ſo undankbare Sache wie die meine 
riskieren.” 
Philipp lächelte innerlich wie Odyſſeus; er wußte beſſer 
als ſein Kampfgenoſſe, wie wenig undankbar dieſe Sache ſich für 
ihn geſtalten konnte. Fünfzigtauſend verlorene Pfund, ja mehr, 
tauchten ſchon vor ihm auf. Er ahnte wenig, welche Abenteuer 
ſeiner noch harrten, bevor er ſie erreichen ſollte. 
Der Großherzog betrachtete ihn gedankenvoll. 
„Sie ſind ein tapferer Mann, Profeſſor,” ſagte er. „
            Ver=
zeihen Sie mir, ſind Sie Franzoſe oder Engländer?” 
„Meine Mcma war Franzöſin,” ſagte Philipp, „aber ich 
bin weder Franzoſe noch Engländer, Hoheit. Ich bin ein 
Schwede.” 
„Schwede, beim heiligen Urban. Mein Kompliment! Sie 
ſind der erſte dieſer Nation, den ich noch getroffen habe, aber 
hoffentlich nicht der letzte. Die lex Becker wird, nie für Sie 
gelten!" 
„Verzeihen Sie mir, Hoheit,” unterbrach Philipp mit einem 
leiſen Lächeln, „ſollten wir uns nicht lieber darauf vorbereiten, 
unſere Gäſte zu empfangen, als diplomatiſche Höflichkeiten 
            aus=
zutauſchen? Da ich unbewaffnet bin und der Beſitzer ja keine 
Verwendung mehr dafür hat, werde ich vor allen Dingen 
            Prä=
ſitent Hernandez” Revolber übernehmen. Dann, glaube ich, 
müſſen wir uns einen ſtrategiſchen Plan ausdenken. Glauben 
Sie, daß wir viele Beſucher zu erwarten haben?” 
„Ich habe keine Ahnung. In Anbetracht von Senjor 
            Her=
nandez’ angeborener Lügenhaftigkeit hat es keinen Zweck, ihn 
zu befragen. Hier in dem Kontrakt ſtehen ſechs Namen, von 
denen der ſeine einer iſt. Alſo können wir fünf Herren 
            erwar=
ten, wenn alle Führer kommen und niemand ſonſt. Und einer 
der fünf iſt ein ſehr gefährlicher Burſche. Poſada heißt er. 
Sergeant bei der Leibwache.” 
„Glauben Hoheit, daß wir hier drinnen warten ſollen? 
Wäre es nicht beſſer, draußen in der Halle?” 
„Beim Heiligen Urban, Sie haben recht! Es iſt beſſer in 
der Halle. Wir können unſere Feinde zählen, wie ſie 
            herein=
gekommen, und unſere Gelegenheit ſelbſt wählen.”
 Der Großherzog und Philipp eilten in die Schloßhalle und 
ſahen ſich nach einer ſtrategiſchen Operationsbaſis um. Nach 
kurzer Ueberlegung beſchloſſen ſie, die Lampe, die den 
            rückwär=
tigen Teil der Halle erleuchtete, an einen Punkt zwiſchen der 
Eingangstüre und dem Zimmer des Präſidenten zu ſtellen. 
Dann nahmen ſie ſelbſt in dem jetzt in Dämmerung ruhenden 
rückwärtigen Teile Platz und warteten die Ereigniſſe ab. 
Mehrere Minuten lang geſchah nichts und wurde kein Wort 
geſprochen; dann beugte ſich der Großherzog zu Philipp vor 
und flüſterte: 
„Sie ſind Schwede — iſt Ihre Frau auch Schwedin?” 
„Nein, Hoheit, Madame iſt Ruſſin.” 
„Und Sie haben keine Angſt, mir bei dieſem Vorhaben zu 
helfen, nach dem, was ich im Boote über mich ſelbſt ſagte?” 
Ueber Philipps Geſicht huſchte ein Lächeln, das die 
            Dunkel=
heit dem Herzog verbarg. Doch ehe er noch antworten konnt, 
ertönten die Laute, auf die ſie gewartet hatten. 
Von draußen ließen ſich Schritte vernehmen; zwei, vielleicht 
drei Perſonen kamen im Geſpräch an das Schloß heran. Ein 
anderer Laut folgte ſofort: der Soldat hatte die 
            Herankommen=
den angerufen, und einige haſtige Worte wurden zwiſchen ihm 
und ihnen gewechſelt. 
Dann ſagte eine tiefe Baßſtimme: „Es iſt gut, Du kannſt 
die Wache unten übernehmen. Wir beſorgen ſie ſchon hier 
oben.‟ Der kleine Soldat verſchwand mit einem: ſoll geſchehen, 
Senjor! und im nächſten Augenblick öffnete ſich die Tür zur 
Schloßhalle. 
Drei Perſonen traten über die Schwelle, verſperrten das 
Tor und gingen raſch auf das Zimmer zu, das der Großherzoy 
und Philipp eben verlaſſen hatten. Philipp, der ſeine Augen 
anſpannte, um ſich zu überzeugen, wie die modernen Erbeſ 
eines Danton, Marat und Robespierre ausſahen, hätte vor 
            Ver=
blüffung faſt einen Pfiff ausgeſtoßen. Größere Kontraſte als 
dieſe drei Geſellen hatte er nie im Leben geſehen. Der eine war 
ein breiter, ſehr kräftiger, unterſetzter Mann mit einem großen, 
ſchwarzen Vollbart, der andere mager, hohlängig, von 
            fana=
tiſchem Typus und in eine Art Mönchskutte gehüllt. Neben 
dieſen beiden ging die dritte Geſtalt, die bei dem unſicheren 
Lampenlichte am eheſten einem verwachſenen Inſekt glich; es 
war ein Buckliger, nicht größer als ein zwölfjähriger Knabe, mit 
eirundem Körper und langen, ſchmalen Spinnenbeinen. Philipp 
ließ die Blicke noch einmal über das wunderliche Trio ſchweifen 
und ſah den Großherzog an, um zu fragen, was geſchehen ſollte. 
(Fortſetzung folgt.)
Fr.
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Rummer 279.
Darmſtädter Tagblatt, Dieustag, den 9. Oktobe
Aus den Parteien.
 h. Deutſcher Demokratiſcher Beamten= und 
            Ar=
beitnehmer=Ausſchuß. Heute Dienstag, abends 8.30 Uhr, 
findet im Vereinslokal, Waldſtraße 45, eine Sitzung mit der 
            Tages=
ordnung ſtatt: 1. Die Beamtenſchaft und die heutige Lage; 2. Die 
Vorgänge in der letzten Stadtverordnetenſitzung. Alle Parteifreunde 
ſind herzlich eingeladen. 
h. Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Am 
vergangenen Freitag abend ſprach Herr Studienrat Dr. Jakob in 
der Jugendgruppe über die „Verfaſſungskämpfe im 19. Jahrhundert”. 
Der Redner führte u. a. aus, daß vom Ausland, zunächſt von England, 
dann von Frankreich, der Anſtoß zu den Verfaſſungskämpfen kam. Die 
revolutionären Wellen übertrugen ſich von da aus nach Deutſchland 
und gewannen hier immer mehr Boden. Heſſen wurden z. B. im Jahre 
1820 eine Verfaſſung gegeben, Preußen kam erſt viel ſpäter. Die 
            demo=
kratiſche Form der Verfaſſung kam allerdings erſt 1919 mit der 
            Revo=
lution zur Geltung. An den intereſſanten Vortrag knüpfte ſich, eine 
lebhafte Ausſprache an. — Am nächſten Heimatabend, Mittwoch, den 
10. Oktober, abends 8 Uhr, wird Herr Landtagsabg. Rektor Reiber 
über „Die politiſche Lage im Reich” ſprechen. Alle Parteifreunde ſind 
herzlichſt eingeladen.
A Zwingenberg, 7. Okt. Auch ein Zeichen unſerer Zeit! Dieſer
Tage machten hieſige Spaziergänger in dem nahen Wald die Wahrneh=
 mung, daß irgend Jemand an einer Stelle ſeine Notdurft verrichtet und 
als Reinigungsmittel zwei Zehntauſendmarkſcheine verwendet hatte. Die 
Scheine lagen beſchmutzt und ſonſt unverſehrt auf der Stelle. Ein 
            dra=
ſtiſches Zeichen von der Wertloſigkeit unſeres Papiergeldes! 
h. Von der Bergſtraße, 7. Okt. Kartoffelpreiſe. Die Stadt 
Bensheim hat am Dienstag im Rodenſteiner Hof für je eine 
            Fa=
milie Kartoffeln um 90 Millionen für den Zentner abgegeben. Jede 
bezugsberechtigte Familie konnte einen Zentner erhalten. — Am Bahnhof 
in Auerbach wurden letzter Tage durch die Gemeinde wiederholt 
Kartoffeln, der Zentner zum vorläufigen Preiſe von 130 Millionen Mk., 
abgegeben. Jede angemeldete Familie des Ortes erhielt zwei Zentner. — 
Der Preis des Markenbrotes von 1800 Gramm der Laib wurde 
vom morgigen Tage ab auf 24 000 000 Mark erhöht. — Die allgemeine 
Traubenleſe beginnt in Zwingenberg und Auerbach nächſten 
            Diens=
tag. Viele Winzer legen in dieſem Jahre ihren Moſt ſelbſt ein. Da 
der Preis ein ſehr hoher wird, können die meiſten der kleinen Gaſtwirte 
auch keinen Moſt kaufen und in den Kellern lagern. 
A Reichelsheim i. O., 8. Okt. In dem benachbarten Bauerndorfe 
Groß=Gumpen, deſſen einzelne Gehöfte meiſt weit auseinander 
liegen, wurde vergangene Woche ein ſehr ſchwerer Einbruch verübt. 
Nach glaubwürdigen Meldungen haben drei junge, gutgekleidete 
Männer dieſen Raub am hellichten Nachmittag begangen. Sie trieben 
ſich ſchon vormittags im Dorfe umher, fragten Schulkinder nach dem 
Namen eines Landwirts, den ſie dann aufſuchten, ſich ihm als 
            Landwirt=
ſchaftslehrer aus Reichelsheim vorſtellten, dann ſich aber mit der 
            Aus=
rede entfernten, ſie ſeien irre gegangen. Offenbar erſchienen ihnen aber 
die Umſtände nicht danach, um bei dieſem Bauer einbrechen zu können. 
Ein gering bemittelter Mann, der Gemeindediener des Ortes, wurde 
dann das Opfer. Deſſen Haus fanden ſie verſchloſſen, und weil es an 
einer Krümmung der Chauſſee liegt, gelang es ihnen, die ganze 
            Aus=
ſtattung der etwa 20jährigen Tochter, Schuhe der Eltern, die 
            Sonntags=
kleider der Frau ſowie etwa 50 Mark in Silber zu ſtehlen. Sie hatten 
die Fenſterſcheiben mit einem Diamanten zerſchnitten. Die Beſtohlenen 
ſollen zwar bald nach der Tat heimgekommen ſein, aber die Räuber 
hatten ſich in der Richtung nach Laudenau entfernt. 
— Höchſt i. O., 8. Okt. Sonntag, den 14. Oktober, nachmittags 
2 Uhr, findet im Evangeliſchen Gemeindehaus dahier ein 
            Gottes=
dienſt für Taubſtumme ſtatt. Wegen Fahrtausweis wende man 
ſich an das hieſige Pfarramt. 
— Erbach i. O., 8. Okt. Die amtliche Fürſorgeſtelle für 
            Kriegsbe=
ſchädigte und Kriegshinterbliebene in Erbach zahlt auf entſprechenden 
Antrag für jeden Zuſatzrentenempfänger für die Zwecke der 
            Kartoffel=
beſchaffung einen Vorſchuß auf ſeine Zuſatzrente im Höchſtbetrage des 
1½fachen Betrags der am 1. Oktober zu zahlenden Summe der 
            Zuſatz=
rente. Termine zur Entgegennahme der Anträge und Zahlung der 
Vorſchüſſe werden wie folgt abgehalten: 1. am Mittwoch, den 10., 
            Don=
nerstag, den 11. Oktober, Freitag, den 12. Oktober und 
            Sams=
tag, den 13. Oktober 1923, auf dem Büro der Fürſorgeſtelle 
(Kreisamtsgebäude, Zimmer Nr. 7), während der üblichen Büroſtunden, 
2. am Montag, den 15. Oktober 1923, vormittags von 9 Uhr an, auf 
dem Bürgermeiſtereibureau in Beerfelden, 3. am Dienstag, den 16. 
            Ok=
tober 1923, vormittags von 9½ Uhr an, auf dem Bürgermeiſtereibureau 
in Höchſt, 4. am Donnerstag, den 18. Oktober 1923, vormittags von 
9 Uhr an, auf dem Bürgermeiſtereibureau in Reichelsheim. 
z. Erzhauſen, 9. Okt. Die Kartoffelernte iſt hier in vollem 
Gange; dieſelbe wird eine Mittelernte ſein. Viele Erzeuger kommen 
ſchlecht dabei weg, weil ſchon beim Aufgehen der Kartoffeln viele 
            aus=
blieben und dadurch auf manchen Grundſtücken faſt ein Drittel fehlt, 
was einen großen Ausfall gibt. Eine Kommiſſion iſt hier beſtimmt, aus 
Erzeugern und Verbrauchern, welche bewerkſtelligen ſoll, daß jedem 
Verbraucher ſein nötiges Quantum Kartoffeln, hauptſächlich für den 
Winterbedarf, feſtgeſtellt wird. Dem Vernehmen nach iſt dies ſchon 
            ſo=
weit erledigt, und werden die Landwirte auch noch in der Lage ſein 
nach auswärts Kartoffeln liefern zu können. Es wurde nämlich vorerſt 
von der Kartoffelkommiſſion nicht zugegeben, Kartoffeln nach auswärts 
zu liefern. — Dieſer Tage wurde die Gemeindeſteuer angefordert, 
das erſte Ziel mußte achtmal vervielfacht, das dritte Ziel 16mal 
            verviel=
facht bezahlt werden; jetzt wird ein Nachtrag vom erſten und zweiten 
Ziel 1000mal und dritten Ziel 2000mal vervielfacht erhoben. Auf die 
Hundeſteuer werden zwei Millionen Nachtrag erhoben. — Hier ſind 
            be=
reits 12 neue Wohnhäuſer im Bau begriffen; eines iſt ſoweit ſchon 
            be=
zogen und vier unter Dach. An der ſchweren Herbeiſchaffung des 
            Ma=
terials liegt es leider, daß nicht ſchon mehrere unter Dach ſind; auch 
fehlt zu einigen das Bauholz. Obwohl ſoviel neue Häuſer im Bau 
            be=
griffen ſind, wird die Wohnungsnot nicht viel behoben werden, da viele 
junge Leute hier heiraten und bei Gründung eines Haushalts auch einer 
Wohnung bedürfen. 
hr. Offenbach, 6. Okt. Herr Kom.=R. Otto Mohr iſt im Alter von 
75 Jahren geſtorben. Der Verſtorbene war Mitinhaber der 
            Seifen=
fabrik Naumann. Noch am Mittwoch, dem Tage ſeines 75. 
            Geburts=
tages, war er bis ſpät abends im Geſchäft. Im öffentlichen Leben hat 
der Verſtorbene ebenfalls eine große Rolle geſpielt. Mohr war Jahre 
lang 1. Vorſitzender der Offenbacher Handelskammer. 
— Gießen, 5. Okt. Rückbeförderung der Ruhrkinder 
aus Oberheſſen. Wie der Heſſiſche Bauernbund bekannt gibt, 
ſollen die in Oberheſſen untergebrachten Ruhrkinder aus Hagen 
            vor=
ausſichtlich am 11. Oktober in ihre Heimat zurückbefördert werden. In 
Gießen ſammeln ſich die Kinder und werden dann mit einem 
            Sonder=
zug abtransportiert.
Reich und Ausland.
 Die 54. Verſammlung Deutſcher Philologen und Schulmänner 
fand in Münſter in Anweſenheit von mehr als 1000 Teilnehmern aus 
Deutſchland, Oeſterreich und dem neutralen Ausland ſtatt. Der 
            Kon=
greß, der in den Feſträumen des Münſterſchen Schloſſes vom 
            Oberprä=
ſidenten der Provinz Weſtfalen begrüßt wurde, nahm in ſeiner erſten 
Sitzung den Vortrag von Profeſſor v. Wilamowitz über die „Griechiſche 
und römiſche Perſönlichkeit” mit großem Beifall auf. Die 
            wiſſenſchaft=
liche Arbeit im einzelnen ging in den 14 Sektionen vor ſich, die in drei 
Verhandlungstagen über 100 Vorträge und Berichte entgegennahm. In 
der Schlußſitzung ſprach Studienrat Dr. Behrend=Berlin über die 
Einheitlichkeit des hüheren Sckulweſens”, die durch das ſelbſtändige 
Vorgehen einzelner Länder bedroht iſt. In einer Entſchließung 
            for=
derte der Kongreß reichsgeſetzlichen Schutz der notwendigen 
            Einheitlich=
keit, die Erhaltung ſelbſtändiger, in ſich geſchloſſener höherer Schulen 
und den Schutz der Hochſchule vor der Ueberflutung mit 
            un=
genügend vorgebildetem Nachwuchs, nötigenfalls unter 
Verſagung der Anerkennung der Neifezeugniſſe unzureichender Schulen. 
Als Ort der für 1925 vorgeſehenen nächſten Tagung wurde Erlangen 
in Ausſicht genommen. 
Ein baheriſches Polizeiboot im Hafen von Romanshorn. 
Nach der „Appenzeller Zeitung” wollte das Boot eine Eilmeldung 
überbringen zur Verhinderung der Ausfuhr eines größeren 
            Valutabe=
trages durch einen Schiffstapitän nach der Schweiz. Die Meldung erwies 
ſich übrigens nachher als unnötig. Man hat anläßlich des Falles 
            neuer=
dings betont, daß die Grenzverhältniſſe auf dem Bodenſee einmal 
            defi=
nitiv, im Sinne des ſchweizeriſchen Standpunktes, mit Feſtlegung der 
Grenze auf Seemitte geregelt werden ſollten. Tatſächlich hat ſich gerade 
während des Krieges die vorherrſchende deutſche Auffaſſung, daß der 
ganze See international ſei, geregt. Eine reſultatloſe Konferenz in der 
Frage fand einſt 1867 in Bregenz ſtatt, wo Baden allein den Standpunkt 
der Schwveiz unterſtützte. Als wünſchenswert wäre eine Regelung 
            ent=
ſchieden zu bezeichnen, zumal ſie auch die Fiſcherei wünſchen muß. Der 
beſondere Verſtoß des Polizeibootes aber lag auf alle Fälle darin, daß 
es, wenn auch ohne politiſche Tendenz, nicht bloß den See bis an das 
Schweizer Ufer, ſondern erſt noch einen Schweizer Hafen als internatio=
 nales Gebiet bekandelte und befuhr. Dieſes Verhalten widerſpricht den 
ausdrücklichen Beſtimmungen über die Hafenpolizei. Die ſchweizeriſchen
 Behörden haben die Aufmerkſamkeit der deutſchen Regierung auf den 
Fall gelenkt und erwarten deren Vernehmlaſſung zu dem überſandten 
Bericht.
Ausſchneiden!
Die neuen Poſttarife.
 Gültig ab 10. Oktober 1923. (Ohne Gewähr). 
Sämtliche Beträge ſind in 1000 ℳ angegeben.
Aufheben!
Ortsverkehr(kein Nach=
barorts barorts=
verkehr) Deutſcher Fernverkehr
einſchl. Saargebiet,
Luxemburg, Oeſterreich,
Danzig, Memelgebiet Ungarn,
Tſchecho=
ſlowakei Uebriges
Ausland Zuſatzgebühren Mif bis 20 g
bis 100 g
bis 250 g
bis 500 g Mif
3000
5000
6000
7000
8000
9000 D00
jede weiteren
20 g
7500 iff
jede weiteren
20 g 7500
Meiſtgewicht2kg Einſchreiben:
5000 mehr.
Eilbrief (Ortsbz.):
10000 mehr.
Eilbrief (Landbz.):
30000 mehr. Poſtkarten: 6 Vf V Mee
(Sendungen über
1000 g nur für
ungeteilte Bücher
zuläſſig.) bis B g
bis 50 g
bis 100 g
bis 250 g
bis 500 g
bis 1000 g
bis 2000 g 10
2000
3000
5000
6000
7000
9000 je 50 g 3000 Geſchäftspapiere
und
Miſchſendungen
Warenproben:
Päckchen —
Miteeh
Beträge
bis 50000000 ℳ
100000000 ℳ
500 000000 ℳ 3000001000 ℳ
5000 00 000 ℳ über 10000000009 ℳ 6000 bis 3 kg
bis 5 kg 12000
24000
Mff
v
36000
36000
18000
bis 14 kg Mic
50000 92000
100000 Poſtanweiſungen Zahlkarten Verſicherungsgebühren 1000
2000 250
500 für Wertbriefe u. verſiegelte Wertpakete 5000 1000 20 für je 1000. nff U0 V 20000-0000 ℳ 10000 2000 12000
15000 2500
3000 für unverſiegelte Wertpakete 10000 7000 000000 ℳ 18000 3500 zugelaſſen bis 500 Millionen Mark. 10000 000 000 ℳ 20000 4000
Paketgebühren.
Pakete 1. Zone 2. Zonebis 75 km / 76-375 km über 375 Im 3. Zone Pakete 1. Zone 2. Zone
bis (5 km 76-3765 km 3. Zone
über 375 km 138000 150000 bis 6 kg 21000 42000 63000 bis 15 kg 55000 110000 165000 bis 7 kg 24000 48000 72000 bis 16 kg 60000 120000 180000 bis 8 kg 27000 54000 81000 bis 17 kg 65000 130000 195000 bis 9 kg 30000 60000 90000 bis 18 kg 70000 140000 210000 bis 10 kg 34000 68000 102000 bis 19 kg 75000 150000 225000 bis 11 kg
bis 12 kg 38000
42000 76000
84000 114000
126000 bis 20 kg 80000 160000 240000
 Eilpakete: im Ortsbezirk 15000 000 Mk. mehr, im Landbezirk 40000000 Mk. mehr. 
Geſprächsgebühren. 
Ortsgeſpräche: 4000 (von einer öffentlichen Sprechſtelle aus 4000). 
Ferngeſpräche von nicht mehr als 3 Minuten Dauer: bis 5 km 4000, 5—15 km 8000, 15—25km 12000, 25—50 km 24000, 50—100 km 
36000, für jede weiteren angefangenen 100 km mehr 12000. 
Die Jahres=Grundgebühren für einen Fernſprech=Hauptanſchluß fallen vom 1. September ab fort. Es werden nur 
Geſprächsgebühren erhoben und für einen Hauptanſchluß monatlich angerechnet 
in Ortsnetzen mit bis 
50 Hauptanſchlüſſen 20 Ortsgeſpräche 
1000 
30 
10000 
40 
„ über 10000 
50
 Auslandsdeutſchtum und Luftverkehr. 
D.4. I. Ueber Auslandsdeutſchtum und Luftverkehr bringt das 
„Junkers=Luftverkehr Nachrichtenblatt” beachtenswerte Ausführungen, 
indem es auf die wichtige Rolle hinweiſt, die der Luftverkehr oder 
            viel=
mehr die Verwendung von Flugzeugen zur Unterſtützung des 
            Aus=
landsdeutſchtums zu ſpielen berufen iſt. Im Laufe der letzten Monate 
ſeien in erheblicher Anzahl nach den verſchiedenſten fremden Ländern 
Flugzeuge vorgeſtoßen. Es ſei nur kurz aufgezählt, wie das Erſcheinen 
der Junkers=Metall vögel in den Städten Turkeſtans und Perſiens, 
            über=
den Gebirgsländern des Kaukaſus, über den Städten des weiten 
Sowjetreiches, über den Fjorden Skandinaviens „deutſche Erfolge” im 
wahren Sinne des Wortes hervorgerufen hat; wie die Flüge der 
Junkers=Maſchinen nach London und über die Alpen nach Italien, 
über das Karaibiſche Meer Weſtindiens gefeiert wurden; wie die 
            Expc=
dition längs der ſüdamerikaniſchen Küſte von Intereſſe und Teilnahme 
der ausländiſchen Bevölkerung begleitet wird. So haben die 
            unter=
nommenen Luftreiſen einen Erfolg gezeitigt und eine Tatſache bewieſen, 
welche man anfangs kaum eingeſchätzt hat: der Luſtverkehr und ſeine 
Mittel als tauglichſtes Mittel, für die Unterſtützung des 
            Auslands=
deutſchtums! 
Raubmord.
 L. Der elſäſſiſche Pfarrer Hans aus Retour wurde im 
            Eiſenbahn=
zuge ermordet. Der Mörder, ein 19jähriger Gärtner aus St. Dié, der 
es offenbar auf die Barſchaft abgeſehen hatte, konnte, dem Wagen 
            ent=
ſprungen, verhaftet werden. Er geſtand die Untat.
 Linie Landeck—Mals. 
T. Der italieniſche Handelsminiſter Liani erklärte im Parlament, 
die Stellung Venedigs müſſe im Intereſſe Italiens gefördert und 
            ge=
hoben werden. Zu dieſem Zwecke müſſe der Fremdenverkehr, Poſt= und 
Frachtverkehr von Weſteuropa nach Venedig geleitet werden, und zwar 
auf der kürzeſten Linie Calais—Straßburg—Bregenz—Bozen-
            Valſu=
ganabahn. Nur fehlt auf dieſer Linie die kurze Strecke Landeck-Mals, 
die ſofort, ausgebaut werden müſſe, wie dies auch laut Friedensvertrag 
von Italien jederzeit verlangt werden könne. Hiermit iſt der Ausbau 
der Vinſchgaubahn wieder in greifbare Nähe gerückt und damit eröffnen 
ſich neue Verkehrsperſpektiven für Vorarlberg und Weſttirol. Sollte 
dieſe Linie eine große Verkehrsarterie, die Europa durchquert, werden, 
ſo erhält damit Vorarlberg eine ganz neue Stellung im internationalen 
Reiſeverkehr. Liani denkt den Verkehr von Straßburg über die 
Schwarzwaldbahn nach Singen und von dort über 
            Ra=
dolfzell—Lindau nach Bregenz zu leiten.
Sport, Spiel und Turnen.
 Turnen. 
Die Handballmeiſterſchaft der Deutſchen Turnerſchaft. 
Die Deutſche Handballmeiſterſchaft der Deutſchen Turnerſchaft, die 
am Sonntag im Kölner Stadion ausgetragen wurde, gewamn Union= 
Düſſeldorf gegen Turngemeinde Stuttgart mit 3:1. 
Fußball. 
Sportbereinigung Auheilgen gegem Olympia= 
Lampertheim 3: 2 (2:1).
 Die Sportvereinigung mußte für ihren Verteidiger Weſp einen 
Erſatzmann einſtellen, der zwar ſehr eifrig ſpielte, aber für den flinken 
Lampertheimer Sturm kein ernſtes Hindernis bildete.
 Leichtathletik. 
Peltzer ſtellt einen neuen deutſchen 800 Meter= 
Rekord auf. 
Einen neuen deutſchen 800 Meter=Rekord ſtellte der bekannte 
            Stet=
tiner Läufer Peltzer in Stockholm mit 1:54,7 auf. Dieſe Leiſtung wurde 
im Rahmen eines internationalen Wettſtreites, an dem erßer Peltzer 
noch der Schwede Lundgreen, der Norweger Hoff und der Holländer 
Paulen teilnahmen, erzielt. Die Konkurrenz wurde von Lundgreen in 
1:54,6 gegen Peltzer 1:54,7, Paulen 1:55,3 und Hoff 1:55,9 gewonnen. 
Nicht nur die Zeit von Peltzer, ſondern auch die von Paulen und Hoff 
bedeuten neue Landesrekords. Die bisherige deutſche Beſtleiſtung wurde 
von dem im Kriege gefallenen unvergeßlichen Münchener Hanns Braun 
mit 1:54,9 gehalten. 
500 Meter=Weltrekord. 
Bei den Einladungskämpfen des Berliner S.C. erzielte das neue 
Wunder Hoff folgende Reſultate: 100 Meter 10,8 Sek., 400 Meter 
512 Sek., Stabhoch 4 Meter, 500 Meter 1:05,6. Im 500=Meterlauf 
ſtellte er mit der Zeit von 1:05,6 einen neuen Weltrekord auf.
 Wiesbaden. Dieſer Tage erſchienen vor einem hieſigen Notar ein 
Mann und eine Frau, um einen neuen Hypothekarvertrag 
            abzuſchlie=
ßen. Der Mann, ein hieſiger Vorarbeiter, hatte ſich im Jahre 1917 ein 
Häuschen gebaut und hierzu von der jetzt durch die Verhältniſſe 
            ver=
elendeten und in Not geratenen Frau 6000 Mk. als Hypothek eintragen 
laſſen. Die Hypothek war abgelaufen, und wurde nunmehr aus 
            Dank=
barkeit für die damalige Hilfe und mit Rückſicht auf die Notlige der 
Hypothekargläubigerin weiter verlängert mit der Maßgabe, daß die 
Zinſen des Kapitals künftig in Goldmark bezahlt werden.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
 Wettervorherſage für Mittwoch, 10. Oktober: 
Unbeſtändig, mit Regenſchauer. Auch tagsüber nur geringe 
            Er=
wärmung.
 Hockey. 
Bayeriſche Hockeymeiſterſchaft. 
1. F. C. Nürnberg—Wacker=München 1:4 (1:3). 
Die bayeriſche Hockeymeiſterſchaft 1922/1923 wurde geſtern im 
            End=
ſpiel zwiſchen Wacker=München und 1. F.C. Nürnberg entſchieden. Die 
Münchener gewannen mit 4:1.
 Schwimmen. 
Bei dem vom Schwimmklub Hannover=Linden 96 am Samstag und 
Sonntag unter außergewöhnlich reger Beteiligung aus faſt allen 
            deut=
ſchen Gauen, vor allem aus Rheinland, Weſtfalen, Mittel=, Nord= und 
Süddeutſchland in der Städtiſchen Schwimmhalle von Hannover 
            ver=
anſtalteten Schwimmfeſt gelang es im erſten Senior=
            Rücken=
ſchwimmen über 100 Meter Skamper=Köln, mit 1:13,3 
Minuten einen neuen deutſchen Hallenrekord aufzuſtellen.
 — Der amerikaniſche Fliegeroffizier Williams, der an dem 
            Wett=
bewerb des Politger Trophy teilnahm, hat einen neuen 
            Schnellig=
keitsrekord aufgeſtellt. Er konnte in 30 Minuten 36 Sekunden 
200 Kilometer zurücklegen, was einer Durchſchnittsgeſchwindigkeit ven 
329 Kilometern entſpricht.
Darmſfädter Tagblatt
9. Oftober 1923 Nr. 279
 Wirtſchaftliche Rundſchau. 
* Gebr. de Georgi, Schpkoladenfabrik, 
            Frank=
furt a. M. Die Geſellſchaft beantragt Kapitalserhöhung von 46 Mill. 
auf 48 Millionen Mk., wvvon ein Teilbetrag den alten Aktionären zum 
Bezug angeboten werden wird. 
h. Heidelberger Federhalterfabvik Koch, Weber 
u. Cv., Heidelberg. Die außerordentliche Generalverſammlung 
genehmigte die Erhöhung des Grundkapitals von 60 um bis zu 40 auf 
bis zu 100 Millionen Mk. Die jungen Aktien werden von einem 
            Kon=
ſortium übernommen und im Intereſſe der Geſellſchaft beſtmöglich 
verwertet. 
h. Zuckerfabrik Offſtein in Neu=Offſtein (Pfalz). 
Die Verwaltung hofft, unter dem üblichen Vorbehalt, für das laufende 
Geſchäftsjahr mit einem befriedigenden Ergebnis (i. V. 40 % 
            Divi=
dende) rechnen zu können. Die Rübenernte für die Kampagne 1922/23 
war weſentlich größer als im Vorjahre und dementſprechend auch die 
Geſamtzuckererzeugung, trotz des geringen Zuckergehalts. Dagegen 
            be=
einträchtigten außergewöhnlich ſchlechte und naſſe Witterungsverhältniſſe 
nicht nur die Rodung der Rüben und ihre Anfuhr, ſondern auch die 
ſonſt gewohnte ununterbrochene Arbeit der Betriebe. 
Deutſche Eiſenbahnſignalwerke A. G., 
            Bruch=
ſal. Die Geſellſchaft beruft zum 26. Oktober a.o. G.=V., die über 
            Er=
höhung des Grundkapitals um bis zu 40 Millionen Mk. Stammaktien 
Beſchluß faſſen ſoll. 
* Neue Zulaſſungen an der Berliner Börſe: 182,5 
Millionen Mk. Stammaktien der Theodor Teichgräber A. G., 19,8 Mill. 
Mk. neue Aktien der Südd. Immobilien=Geſellſchaft Frankfurt a. M., 
48,5 Millionen Mk. Stammaktien der Bürſtenfabrik Emil Kränzlein 
A. G., Erlangen, wurden an der Berliner Börſe zugelaſſen. 
* Stock Motorpflug, Berlin. Die Geſellſchaft bietet 
von den neu zur Ausgabe gelangenden, ab 1. Oktober 1923 
            dividenden=
berechtigten Stammaktien einen Teilbetrag den alten Aktionären im 
Verhältnis 1: 1 zu 3 Goldmark pro Aktie zuzüglich Börſenumſatz= und 
Bezugsrechtsſteuer zum Bezuge an. Der Kurs der Goldmark wird nach 
der amtlichen Berliner Mittelnotiz für Auszahlung Neu=York am 
            letz=
ten Tage vor der erſten amtlichen Notierung des Bezugsrechts berechnet, 
wobei 1 — 4,20 Goldmark, zu berechnen iſt. Das Bezugsrecht iſt bis 
22. Oktober einſchli ßlich auszuüben. 
* Telephonfabrik A. G. vorm. J. Berliner, 
            Han=
nover. Betreffs der Kapitalzerhöhungsgerüchte, bei denen für die 
Aktionäre ein wertvolles Bezugsrecht in Ausſicht ſtehen ſollte, ſowie 
bezüglich der günſtigen Dividende, die für das abgelaufene 
            Geſchäfts=
jahr zu erwarten ſei, wird von einer der Verwaltung naheſtehenden 
Seite mitgeteilt, daß die Bilanzarbeiten noch nicht beendet ſind und ſich 
unter den heutigen Verhältniſſen über das Ergebnis des abgelaufenen 
Geſchäftsjahres nichts ſagen laſſe. Die Frage der Kapitalserhöhung 
ſei innerhalb der Verwaltung noch nicht erwogen worden; jedoch liege 
eine ſolche Transaktion im Bereiche der Möglichkeiten. Der 
            Geſchäfts=
gang ſei nach wie vor zufriedenſtellend. 
* Grube Leopold A. G., Köthen. Die Geſellſchaft erklärt 
ſich bereit, die im März gekündigten Teilſchuldverſchreibungen von 0—4, 
ſowie die Emiſſionen von 19, 20 und 21 in der Weiſe umzutauſchen, daß 
auf je nom. 100 000 Mk. Teilſchuldverſchreibungen eine Leopold Grube= 
Aktie über nominal 1000 Mk. gewährt wird. Die Einreichung der Stücke 
muß bis 31. Oktober d. Js. erfolgt ſein. 
* Eiſenbahnſignal=Bauanſtalt Max Jüdel A. G., 
Braunſchweig. Die Geſellſchaft beantragt bei einer zum 26. Okt. 
einzuberufenen G.=V. die Erhöhung des Grundkapitals um bis zu 10 
Mill. M. Stammaktien. 
Chemnitz. Wir berichteten kürzlich, daß die laut G.V.=Beſchluß 
geſchaffenen M. 70000 Genußſcheine in den nächſten Tagen zur 
offiziellen Notiz an der Verliner Börſe gebracht werden ſollen. Die 
Rechte der Genußſcheininhaber ſind verhältnismäßig beſchränkt. Abge= 
Schluß eines Geſchäftsjahres gekündigt werden. Als Rückzahlungskurs 
gilt nach Wahl der Geſellſchaften entweder der durchſchnittliche Einheits= Chem. Griesheim 2800 Mill, plus 800 Mill., Scheideanſtalt 3000 Mill. 
kurs der Stammaktien in den drei letzten Monaten vor der 
            Rückzah=
lung oder der Einheitskurs der Stammaktien an der Berliner Börſe 
am letzten Tage vor der Fälligkeit. Die Geſellſchaft iſt auch berechtigt, 
Stammaktien im gleichen Nennwert als Gegenleiſtung zu gewähren. 
Wird das Grundkapital erhöht, ſo hat der Inhaber der Genußſcheine 
das Necht, im gleichen Verhältnis und zu den gleichen Bedingungen 
neue Genußſcheine zu beziehen, unter denen den Inhabern der 
            Stamm=
mungen ſind für eine eventuelle Herabſetzung des Grundkapitals 
            vor=
geſehen. Im Falle der Liquidation erhalten die Genußſcheine nach 
den Stammaktien zunächſt den Nennwert vergütet, während der Reſt 
des Vermögens anteilig unter die Stammaktionäre und 
            Genußſchein=
inhaber verteilt wird. Im Proſpekt wird mitgeteilt, daß das Ergebnis 
digend war, wobei allerdings die Vorkriegsverhältniſſe nicht als 
            Maß=
ſtab gelten könnten. Die vorliegenden Aufträge ſichern der Geſellſchaft 
31. Juli 1923 haben ſich die Außenſtände einſchließlich Anzahlungen 
von 7,4 Milliarden auf 209 Milliarden Mk. Bankguthaben und Kaſſe 
von 315 Mill. Mk. auf 11 Milliarden und Wechſel von 200 Mill. Mk. 
auf 1 Milliarde erhöht. Fabrikationsvorräte werden auf 10 Milliarden 
geſchätzt. Laufende Verbindlichkeiten ſind von 1,885 Milliarden auf 10 
Milliarden und Empfang an Zahlungen von 4,35 Milliarden auf 200 
 
Milliarden geſtiegen.
 Sächſiſches Emaillier=Stanzwerk vorm. Gebr. 
Gnüchtel: Zulaſſungsantrag über 15 Millionen Mk. Stammaktien 
wurde an der Berliner Börſe geſtellt. 
* Elitewerke A. G. Brand=Erbisdorf. 
            Zulaſſungs=
antrag über 15 Millionen Mk. Stammaktien wurde an der Leipziger 
Börſe geſtellt.
 h. Holzwertanleihe der Stadt Freiburg i. B. 
            An=
deren waldreichen Städten folgend, beabſichtigt auch die Stadt Freiburg, 
zur Beſchaffung von Mitteln für Wohnungsbauzwecke und ſonſtige 
außerordentliche Aufwendungen, eine Gproz, wertbeſtändige Holzanleihe 
bis zum Höchſtbetrage von 60 000 Feſtmetern Nadelholz 3. Klaſſe zu 
begeben. Aus dem Erlös follen evtl. auch Mittel zur Erleichterung der 
Frankenverpflichtung der Stadt (190 000 Franken rückzahlbar 1929 zu 
125,5 Fr. für 100 Mk.) bereitgeſtellt werden.
 h. Tuchfabrik Lörrach A. G. in Lörrach. Die 
            Geſell=
ſchaft ſchlägt die Verteilung von 120 Prozent Dividende vor. Die 
            Ge=
ſellſchaft hatte unter den ungünſtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen zu 
leiden. 
Warenmärkte. 
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 8. Oktober. Das 
Geſchäft in Getreideprodukten war auch heute wieder durch 
            Geldknapp=
heit beeinflußt. Die Preiſe im Frühverkehr liegen für alle Artikel feſt. 
Sehr gefragt war Weizen und Hafer. Gerſte und Roggen ruhiger, 
Sehr feſt liegt Mehl. Futtermittel anziehend. — Amtliche Notierungen 
(Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack. Weizenmehl, 
            Rog=
genmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kilo. Die Preiſe verſtehen 
ſich für alsbaldige Lieferung): Weizen Wetterauer 2500—2600 Mill., 
Roggen 2000—2200 Mill., Sommergerſte für Brauzwecke 2000—2200 
Mill., Hafer inländiſcher 1500—2100 Mill., Weizenmehl ſüdd. Spezial 
Null 4500—5500 Mill. (bei Waggonbezug ab Mühlenſtation), 
            Roggen=
mehl 3800—4100 Mill., Weizen= und Roggenkleie 900—1940 Mill., Heu 
ſüddeutſches gut geſund trocken 360—380 Mill., Weizn= zind 
            Roggen=
ſtroh drahtgepreßt 240—260 Millionen Mk. Tendenf feſt, 
wb. Berliner Produktenbericht. Entfpechend der 
            enor=
men Erhöhung der Debiſenno= rungen haben nunmehr auch die Preiſe 
von Brotgetreide die Milliardengrenze annähernd erreicht und 
            ver=
einzelt überſchritten. Die Reichsgetreideſtelle war in ziemlichem 
            Um=
fange Käufer, beſonders für Noggen, den ſie auch außerhalb vielfach 
gegen Inzahlungnahme von Goldanleihe anzuſchaffen ſcheint. Bei der 
rieſigen Preishöhe iſt im übrigen die Unternehmungsluſt nicht groß, 
was ſich auch für Mehl zum Ausdruck brachte. In Gerſte war das 
Geſchäft ruhig bei normaler Nachfrage der Induſtriel und der 
            Mäſte=
reien. Hafer erhöhte ſeinen Preisſtand, ebenſo die übtigen Artikel.
 * Frankfurter Börſenbericht vooi 8. Oktober. 
(Eigener Bericht.) Trotz der Neubildung des Kabin gs ſetzten die 
            Devi=
ſenkurſe heute, beeinflußt durch die ſchwächeren Markmeldungen aus 
Newyork ihre Aufwärtsbewegung weiter fort. Kübel Newyork zur 
Notiz 900 Millionen Mark, wurde zeitweiſe bis 950 Millionen Mark 
gehandelt. Der Effektenmarkt folgte heute der Markentwertung in 
größerem Ausmaße. Bei lebhaften Umſätzen gingen die Kurſe überall 
kräftig in die Höhe und die Börſe ſchloß in feſter Haltung zu den höch= 
* Schubert u. Salzer Maſchinenfabrik, A. G., in ſten Kurſen. Am Markte der wertbeſtändigen Anleihen und 
            Auslands=
renten war die Tendenz ſehr feſt. Deutſche Reichsgoldanleihe 740 Mill., 
Bad. Kohlenanleihe 4400 Mill., Sächſ. Braunkohlen 610 Mill. Von 
ausländiſchen Renten beſonders Ungarn weſentlich höher, ſo Ungariſche 
Goldrente 700 Mill. plus 450 Mill. Von den übrigen Werten 
            Zoll=
ſehen davon, daß ſie über kein Stimmrecht verfügen, können ſie jeder= türken 3050 Mill., II. Bagdadbahn 3600 Mill. Chem. Werte verkehrten 
zeit unter Innehaltung einer Kündigungsfriſt von drei Monaten zum in ſehr feſter Haltung. Die Kurſe waren durchſchnittlich um mehr 
als 1000 Mill. gebeſſert, u. a. Bad. Anilin 3700 Mill. plus 1000 Mill., 
rat, plus 800 Mill., ſpäter bis 4000 Mill. gefragt, Goldſchmidt 3550 
Mill. plus 1050 Mill. Elektr. Werte ebenfalls ſcharf anziehend, 
            beſon=
ders A. E. G. 1150 Mill. plus 380 Mill., Licht u. Kraft 1550 Mill. mehr 
als verdoppelt, Schuckert 9600 Mill. plus 3800 Mill., Voigt u. Haeffner 
155 Mill. plus 25 Mill. Von Maſchinen und Metallwerten waren ſehr 
feſt Metallgeſellſchaft 3000 Mill. rat. plus 800 Mill. Rheinmetall 2000 
Mill. verdoppelt, Junghans 900 Mill. plus 300 Mill., Sichel 900 Mill. 
aktien ein Bezugsrecht auf Aktien eingeräumt wird. Dieſelben Beſtim= plus 225 Mill. Zuckeraktien lagen 100 Mill. bis 200 Mill. feſter. Die 
größten Kursſteigerungen hatte wieder der Montanaktienmarkt 
            aufzu=
weiſen: „Buderus 4750 Mill. plus 2000 Mill., Harpener 16 000 Mill. 
plus 5500 Mill., Phoenix 9000 Mill. plus 2200 Mill. Sehr feſt auch 
bberſchlef. Werte, Laura 6500 Mill., Caro 6400 Mill., Bankaktien mehr 
als 100 Mill., höher, Metallbank, ebenfo wie Scheideanſtalt und 
            Metall=
geſellſchaft bei 3000 Mill. rat. Am Einheitsmarkt kam es infolge der 
während der verfloſſenen Monate des laufenden Geſchäftsjahres befrie= Materialknappheit zu beſonders zahlreichen Rationierungen — ſehr feſt 
waren auf die Umwandlung in Franken=Aktien Leder St. Ingbert mit 
5000 Mill. rat. plus 2500 Mill., ſonſt waren höher: „Bad. Maſchinen 
für längere Zeit volle Beſchäftigung. Nach einer Zwiſchenbilanz per 3000 Mill. rat, plus 1200 Mill., Badenia 180 Mill, plus 50 Mill., 
Eiſenmeher 325 rat. plus 125 Mill. Jetter u. Scherer 3000 Mill. plus 
800 Mill., Schramm Lack 400 Mill. plus 90 Mill., Liga Gummi 180 
Mill. rat. plus 40 Mill. Im freien Markte handelte man ebenfalls zu 
höheren Kurſen: man hörte hier: Allg. Bankverein 25 Mill., 
            Becker=
ſtahl 1700 Mill. bis 2200 Mill., Beckerkohle 1850—2250 Mill., Benz 
525 Mill., Brown Boveri 300—360 Mill., Georgi 85 Mill. Growag 
90—85 Mill., Hanſa Lloyd 180—230 Mill., Karſtadt 260—280 Mill.,
und Nationalbank,
 Kahſer Waggon 50 Mill., Kreichgauer Maſchinen 40—45 Mill., 
            Krü=
gershall 1400—1500 Mill., Mez Söhne 500 Mill., Meyer Textil 75 Mill., 
Tiag 180—190 Mill., Ufa 650—720 Mill. 
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Durch die 
            Neu=
bildung der Regierung hat die Spannung in der innerpolitiſchen Lage 
zurzeit zwar etwas nachgelaſſen, die für den beängſtigenden 
            Währungs=
verfall wirkſamen Unruhen konnten aber noch nicht behoben werden. 
Aus dieſem Grunde erhielt ſich am Deviſenmarkt die bisherige ſtarke 
Nachfrage mit dem Ergebnis, daß für London und Neu=York im 
            Frei=
verkehr Kurſe von 3900 bzw. 890 Millionen erreicht wurden. Die 
            Feſt=
ſetzung der amtlichen Notierungen konnte bei abermaliger ſcharfer 
            Re=
partierung nur auf einem wenig ermäßigten Stande erfolgen. Unter 
dieſen Umſtänden machte im Effektenverkehr die Anpaſſung des 
            Kurs=
ſtandes an die Geldentwertung durch entſprechende Steigerungen 
            wei=
tere enorme Fortſchritte. Für die Mehrzahl der Papiere betrugen die 
Aufſchläge mehrere hundert Millionen und für ſchwere Montan= und 
Induſtriepapiere ſogar mehrere Milliarden Prozent, wobei es auch 
            ver=
ſchiedentlich zu Verdoppelungen des Kursſtandes kam. Die 
            Aufwärts=
bewegung erſtreckte ſich ziemlich gleichmäßig auf alle Marktgebiete. 
Ganz beträchtlich war ſie auch für feſtverzinsliche Papiere, von denen 
außer Valutawerten auch alle Reichsanleihe ganz weſentliche 
            Erhöhm=
gen erfuhren. Bezeichnend war wiederum der Materialmangel, da das 
Publikum bei den jetzigen Verhältniſſen ſich nur ſchwer zu Verkaufen 
entſchließen kann. Einen größeren Umfang nahm das Geſchäft aber 
nicht an. Im Verlaufe konnten ſich die höchſten Notizen zwar nicht 
behaupten, die Grundſtimmung aber blieb außerordentlich feſt. 
w. Deviſemmarkt. Frankfurt a M., 8, Okt. Telegr, Auszahlungen:
w. Deviſenmarkt. Berlin, 8, Oktober Telegr, Auszahlungen für:
HB. Ne
Geld Amſterdam=Rotterdam ... .. 7235410000. 236590000. K29175000. 3308250000, Brüſſel=Antwerpen ........" 29725500.— 29874500.— 41895000.— 42105000.— Chriſtiania . . . . 194164090.— 94636000.— 131670000. 132330000. Kopenhagen: f105375000. 106263000. 148617500. 149375500. Stockholm ..... 158602500. 159397500. 221445000. 10 Helſingfors ....... 16059750.— 16140250.— 122543500.— 33656500— Italien .... ............ 126733000.— 25867000 — 37306000.— 37694000.— 10 London ............ ... .... 12723175000. 2736825000 3790500000. 38095300000 New=York. 98500000. 611500000. 885905100. 840095000. 16 Paris... 135311500.— 35488500.— 49875000 — 50125000 — Schweiz. 1107311500. 1 107668500. 149625000. 150375000. 5
Spanien. R80797500.— 81202500.— 112717500. 113282500. 50 Wien (in Deutſch=Sſterr, abg.). 8379.— 8421.— 11770.— 1— 121, Prag ........." 17755500.— 17844500.— 24738000.— 20" Budapeſt... .." 31920.— 32080.— 44588.— Buenos.9. 197505000. 198495000. 275310000. Bulgarie! 6785500.— 5814500.— 7980000.— Japan ........ 289275000. 290 725000. 13962540. 41 Rio de Janeiro ............. 3855000.— 58145000.— 80797500.— 8120250 Belgrad.. . . . . . . . . . . . . .. .. . .! 2182000.— 7218000.— 9975000.— 100½ Liſſabonn. . . . . . . . . . . .. ... ... 5785500— 5814500.— B3516500.— 34483500. Sofia.. .. . . .. . ....
 Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.) 
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 %= 
5. 10. 8. 10. 
5. 10 
Aktiengeſ. ſür Anilinfr. /1200000 12200000 Han. Maſch.-Egeſt.. . . . . /6000000 
Aſchaffenburger Zellſtoff. /1400000 21800 00 Hanſa Dampfſch.. . . . . . /1600000 
6000000
 Ausgb.=Nürnb. Maſch.. /8200000 
Bert.=Anhalt=Maſchinen „/ 600000 
Bk. f. Elektr. W. vorzug. /1200000 
Bismarckhütte ........." 
Braunkohlen=Brikett „..1500000 
Bremer Vulkan .....,6800000 
Bolle. .. 
Chem. Heyden 
Weiler 
deutſch=Atlant. 
Deutſche Maſchinen 
Deutſch=Niedld. T. 
Deutſche Erdöl". 
k00o000 
Deutſche Petroleum 
Dt. Kaliwerke. 
8800000 
17000000 
Berlin—Karlsrul 
Donnersmarchütte . .,6000000 
1760000 
Dynamit Nobel ... 
Elberfelder Farben ... /e300000 
Elektr. Lieferung. 
.../ 425000 
" 
R. Friſter . .. 
Gaggenau Vorz. 
8o00o0 e 
Geſſenk. Gußſtahl. 
Geſ. f. elektr. Untern. ./1150000 
Halle Maſchinen .... 
1600000 1
 Hemoor Zement 
Hirſch Kupfer. 
Höſch Eiſen 
Hohenlohe Wer 
Kahla Porzellan: 
Lindes Eismaſc 
Lingel Schuh 
Linke & Hofmann 
L. Loewe & Co. 
C. Lorenz. 
Meguin. 
N. Lauſitzer 
Nordd. Gun 
Orenſtein 
Rathgeber A 
Rombacher E 
Roſitzer Zucker 
Rütgerswerke 
Sachſenwerk. 
Sächſiſche Gr 
Siemens Gle 
Volkſtedter Vorzellan 
Weſtf. Eiſen Langendreer 
Wittener Gußſtahl 
Wanderer=Werke
 8. 10. 
200050
 5700000 
8500000 
14100000 
1500000 
450000 
120000 
8500000 
8500000 
310000 
11300000 
11800000 
69000 
I1800000 
1000000 
6050000 
1500000 
1400000 
220000 
1500009 
H600000 
350000
500000
 450000 
100 
1200000
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000
Kursbericht vom 8. Oktober 1923.
 Europäiſche Staatspapiere, 
a) Deutſche 
5% Reichsanleihe. . ...... . . .. 
„.. 
49 
Dc 
3½% 
v." 
830 
Dt. Dollarſchätze . . . . . . . . . . . 
4½½ IV. und V. Schatzanweiſ. 
4½8 VI.—. 
Sparprämienanleihe . 
Zwangsanleihe. 
Goldanleihe. . ......" 
. 
4% Preuß, Konſols .. 
8½% 
....::: 
8% 
4% Bab. An. unk. 1935.... . . 
„ v. 1007...... 
8½½ 
49 Bahern Anleihe ........ 
......... 
4½ Heſſen unk. 1924 ........ 
8½% „ „......." 
8% „ ........" 
4% Würtiemberger ........." 
b) Ausländiſche. 
6% Boönien L.=E.=B. v. 1914 
5% „ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914 
4½% „ v. 1902..........." 
4% „................. 
6% Bulgar. Tabak 1902 ..... 
1½.% Griech. Monopol ...... 
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913 
ab 1918 ........... 
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr. 
v. 1914 .................." 
4½ Oeſt. Goldrente ......... 
4% „ einheitl. Rente ..... 
6%5 Rum. am. Rente v. 03 ... 
4½% „ Golbrente v. 18 ... 
4% „ am. „ konv. .... 
(% „ „ „ v. 05 .. 
42 Türk (Admin.) v. 1903. 
4% (Bogdad) Ser. I.. 
„ II.. 
4% „ v. 1911, Bollanl. .. 
4½% Ung, Staatsr. v. 14.... 
Goldrente ......." 
4½ 
„ Staatsr. v. 10.... 
Kronenrente ..... 
Anßereuropckiſche. 
5%0 Mexik, amort. innere. . . .. 
konſ. äuß. v. 99 . 
5% 
Gold v. 04, ſtfr. . . 
42 
6%0 „ konſ. innere ......" 
41s% — Irrigationsanleihe, 
5% Tamaulivas, Seriel ... 
Oblig. v. Transportanſt. 
49 Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . 
4g Sal. Carl Ludw. Bahn. 
52 Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. 
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.). 
2.6%Neue „ 
3% Oeſt. Staatsb. v. 1983.... 
4%0 Oeſt, Staatzb, 1, b, 8, Em.
 5. 10. 
10
 532500 
10000 
19000 
32000 
3000
 885 
120 
14000 
710000 
12000 
— 
22000
31000
 500000 
80000 
35000 
110000 
50000 
160000 
300000 
75000 
2000000 
— 
2500000 
2725000 
250000
 Faog 
400000
150000 1
 40000 
100700 
7900000 
1675000 
170000
Aug
100000
 3700000 
3600000 
3475000 
550000 
700000 
700000 
60000
 45000 
1800000 
7000000 
2200000
 Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.) 5. 10. 8. 10. 
3% Oeſt. Staatsb. 9. Em. ... 
 
8% Oeſt. Staatsb. v. 1885... 
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz 2800000 
v. 1895 ..." 
42 Rudolfb. (Salzkammerg.) 25000 50000 
4½% Angtolier I....... 3300000 5600000 
 
82 Salon Conſt. Jonetion.. 
8% Salonique Monaſtir ..... 
 
5% Tehuantepe ... .. . . . . ..." 
.. 
4½20 
Pfandbriefe. 
420 Frankf. Hyp.=Bank 1920... 
....... 
338 
4%0 Frankf. H. Krb.=Ver. 1921 
4% Mein, Hyp.=Bank 1922... 
„ 1922... 
49 Pfälz. 
„ 1923 ... 
4% Rhein. „ 
verl. .. 
3½% 
4% Südd. Boden=Cred.=Ban! 
München 1906 ........ 
42 Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr. 
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr. 
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl.... 
Deutſche Städte, 
428 Darmſt. v. 1919 bis 1925.. 
3½% Darmſt. v. 1905 ..... .. 
49 Frankfurt v. 1913....... 
„ v. 1903 ....... 
425 Mainz. v. 1919 bis 1928.. 
52 Badenkohlen ....... . . 3000000 4400000 
5% Sachſenkohlen ... .. ... . . 400000 610000 
6% Heſſ. Braunkohlen ........ 
Bank=Aktien. 
Bank für Brauinduſtrie ...... 100000 130000 
Barmer Bankverein ......... 540000 800000 
Berliner Handelsgeſellſchaft „. 4400000 5300000 
Commerz= und Privatbank ... 450000 600000 
Darmſtädter u. Nationalbank. 800000 1000000 
Deutſche Bank ....... 1050000 1500000 
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank 360000 470000 
Deutſche Vereinsbank ...... 
70000 125000 
Disconto=Geſellſchaft . . . . . . . . . 2000000 2000000 
„... 500000 800000 
Dresdener Bank ..... 
70000 00000 
Frankfurter Bank .......... 
Metallbank. . . . . . 2200000 3000000 
Mitteldeutſche Crebitöcktk . .... 260000 360000 
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . 1 140000 200000 
Reichsbauk=Ant. . . . . .. 860000 2200000 
200000 250000 
Rhein. Ereditbank ... . ..... . 
Süddeutſche Disconto=Geſellſch. 400000 600000 
Wiener Bankvoerein ....... 
90000 120000 
Berowerkö=Aktien. 
Berzelius ..... .. . . . . . . . . . . . 1200000 1500000 
13500000 
Bochumer Bergb. ........... 
Buderus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2700000 4650.00 
Dt. Luxemburger ...... ... 9300000 11600000 
Eſchweller Bergwerks=Akt.... 8000000 1000 0000 
100000ud 12500000 
Gelſenkirchen Bergw. 
Harpener Bergbau. 
10500000 16000000 
3000000 600/000 
Kaliwerke Aſchersleben 
Weſteregeln. 
5000000 
.. — 
Lothringer Hütte. 
Wannesmann Röhren,00000 g000000 
Mansfelder ....... ..... . .. . 1510000 2500000
 Bergwerks=Aktien (Fortſ.) 
Oberbebarf ........" 
Oberſchleſ. Eiſen Caro) 
Phönix Bergbau . 
Rhein. Stahlwerke 
Niebeck Montan.. 
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt, 
Ver. Laurahüitte ... 
Aktien induſtr. Unternehmung, 
Brauereien 
Henninger Kempf=Stern . . . . . 
Löwenbräu München ...... 
Schöfferhof (Binding) ........" 
Verger .................. 
Arkumulat. Berlin ....n.. 
Adler & Oppenheimer ......." 
Adlerwerke (b. Kleher) ....... 
Al. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . 
Anglo=Continental=Guano . 
Aſchaffenburger Zellſtoff .... 
Badenia (Weinheim) 
Badiſche Anilin= u. Sodafabrir 2100000 
Bad. Maſchf. Durlach ....... 
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen". 
Baſt Nürnberg ............. 
Bahriſch. Spiegel ........... 
Beck & Henkel Cafſeh 
 
Bergmann El. Werke 
Bing. Metallwerke. . . .... 
Blei= u. Silberh. Braubach.. 
Brockhues, Nieder=Walluf. . .. 
gementwerk Heidelberg ......" 
Karlſtadt .. .. . . .." 
Lothringen (Metz). 
Chem. Werke Albert ....... ." 
„ Griesheim Elektron ...." 
Weiler termer ....... 
Daimler Motoren ...........
 Sieſch Dectlächeit 
Dresdener Schnellpreſſen .... 
Dürkoppwerk (Stamm).... . 
Düſſeld.=Natinger (Dürr.) ... 
Oyckerhof & Widm. Stamm. 
Eiſenwerk Kaiſerslautern .... 
Eiſenwerk L. Meher jr. ..... 
Elberfelder Farb. v. Baher .. 
Elektr. Lieferungs=Geſ...... 
Licht und Kraft ... 
Erlſäſſ. Bad. Wolle. . ... 
Emag, Frankfurt a. M. 
Emaille & Stanzw. ullrich: 
Enzinger Werke ... 
Eßlinger Maſchinen 
Ettlingen Spinnerei 
Faber, Joh., Bleiſtift 
Faber & Schleicher. 
Fahr, Gebr., Pirmaſenz 
Felten & Gutlleaume. 
Feinmechanik (Jetter) 
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M 
Frankfurter Gas... 
Frankfurter Sol a7777771
 Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek. 
Fuchs Waggon Stamm.. . ... 
Ganz, Ludwig, Matnz ..... . . 120000 
Geiling & Cie. ...... . . . . . . . . 90000 
Gelſenkirchen Gußſtahl .. 
Goldſchmidt Th.. . ..... 
Greffemius, Maſchinen Stamml. 130000 
Gritzner Maſchin. Durlach .... 
Hammerſen (O8nabrüch) ...... 
Hanfwerke Füſſen .........." 
Heddernheimer Lupfer ...... 
Hehligenſtaedt, Gießen „.....1 220000 
Hilpert Armaturenf.. ......... 
Hindrichs=Auffermann ......." 
Hirſch Kupfer u. Meſſ. 
Hoch= und Tieſbau . 
Höchſter Farben.. 
Holzmann, Phil. . 
Holzverk =Induſtr. . . 
Hotel A.=G., München. 
öhdrometer Breslau... ...... 
Inag. . ...... 
Junghans Stamm.. 
Karlsruher Maſchinen . . . . . . . 
Klein, Schanzl. & Becker ..... 
Konſervenfabrik Braun ..... 
Krauß & Co., Lokom.. 
1700000 1 Lahmeher & Co. .. 
Lech Augsburg. 
Lederw. Nothe 
Lederwerke Spicharz 
Löhnberger Mühle 
Lüdenſcheid Metallw 
Lux’ſche Induſtrie .. 
Mainkraftwerke Höchſt 
Meguin, Butzbach ... 
Metall ſvorm. Dannhorn) Nrbg 
Meher, Dr. Paul.. 
075000 Miag, Mühlenb., Frankf. a. M 
Moenus Stamm. . . . . . . . .. . . 
Motorenfabr. Deutz...... .... 
Motorenfabrik Oberurſel ....." 
Reckarſulmer Fahrzeugwerke .. 
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ... 
Niederrhein Lederfabr. (Spier) 
Oleawerke Frankfurt a. M. ... 
Peter=Union=Frankfurt . . . . . . . 
Pfälz. Nähm., Kayſer ...... .. 
Philipps A.=G... .. 
Vorzellan Weſſel.........; 
120000 Reiniger, Gebbert & Schall .. 
Rhein. Elektr. Stamm.. .. 
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff. 
„ Metall Vorzüge. 
Rhenania, Aachen .... 
Niedinger Maſchinen 
Rückforth, Stettin .. 
Rütgerswerke .... 
Schleußuer (Frankfurt a.A 
Schneider & Hanau. 
600000 Schnellpreſſen Frankenthal 
Schramm Lackfabrik. 
Schuckert Elektr. (Nürnberg);
 Schuhfabrik Berneis=Weſſe. .. 
Schuhfabrik Herz ..........! 
Schuhf Leander Offenbach ... 
Seilinduſtrie Wolff ........." 
Sichel & Co., Mainz ......... 
Siemens Elektr. Betriebe .. 
Siemens Glasinduſtrie.. 
Siemens & Halske .......... 
Stöckicht=Offenbach=Gummi ... 
Südd, Handelsvereinigung.. .. 
Süddeutſche Immobilien ....." 
Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha 
uhrenfabrik Furtwängler ..... 
Beithwerke in Sandbach .... 
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz 
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh. 
Gummifabr. Bln.=Frkf. 
Pinſelfabr. Nürnberg .. 
„ Ultramarin ........... 
„ Zellſtoff, Berlin.. . . . . . 
Vogtländ. Maſch. Vorzüge.... 
Stämme.. 
Boigt & Haeffner Vorzüge .... 
Stämme. . .. 
Voltohm Seil .. 
Wayß & Freytag. 
Wegelin Rußfabrik .. 
Zellſtoff Waldhof Stamm. 
Zuckerfabr. Waghäuſel ....." 
Frankenthal 
Heilbronn, 
Offſtein". 
Rheingau". 
Stuttgart.
 Raaeu 
Schantung E. B........" 
Süddeutſche Eiſenbahn=Gef. .. 
Hapag (Paketfahrt) ... 
.... 
Nordd. Llohd ..............." 
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn 
Unnotierte Aktien. 
Beckerkohle ..... ........... 
Beckerſtahl .............. 
Benz. ................. 
Brown Bovert ...... 
Cont. Handelsbank .. 
Hanſa Alohd ...... 
Kabel Rhehdt ..... 
:. 
Karſtadt R. ......... 
Petroleum Dtſche. 
Raſtatter Waggon .. 
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) 
ufa Film ................. 
Growag. . ................"
 MRe 
Bahnbedarf ............" 
Dampfkeſſel Rodberg.. 
Helvetia Konſervenfabrik. 
Gebr. Lutz ... 
Motorenfabrik Darmſtadt. 
Gebr. Noeder ........ .! 
Penuleth & Ellenberger ..
 5. 10. 
150000 
100000 
100000 
200000 
675000 
80000 
2000000 
5500000 
80000 
65000 
120000 
100000 
700000 
320000 
1500000 
180000
 130000 
130000 
250000 
40000 0 
1000000 
640000 
630000 
850000 
730000 
680000 
700000 
700000
 400000 
5000000 
820000
 1600000 
1500000 
500000 
220000 
75000 
170000 
2406000 
260000 
1500000 
400000 
160000 
480000 
85000
 90000 
15000 
1004000 
450000 
200000
 8. 10. 
160000 
105000 
150000 
300000 
900000 
100000 
750000 
120000 
100000 
180000 
135000 
600000 
360000 
2400000 
300000 
800000 
420000 
2400000 
1030000 
160000 
155000 
350000 
600000 
1850000 
870000 
876000 
973000 
200000 
920000 
860000 
900000
 675000 
7500000 
1250000
 2300000 
2100000 
600000 
250000 
70000 
230000 
3000000 
2250000 
500000 
180000 
750000 
100000
 150000 
150000 
1000000 
500000 
300000
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 9. Oktober 1923.
Seite 7.
 Wirtſchaftskriſe 
und Keinwohnungsbau. 
Von Rgierungsbaumeiſter Runge. 
Der Reichsarbeitsminiſter hat Ende September einen Erlaß über 
Einſchränkung der Bautätigkeit” herausgegeben, dem ich im 
            weſent=
lichen folgendes entnehme: 
Die wirtſchaftliche Entwickelung der letzten Monate hat das Reich 
gezwungen, nahezu die geſamten Mittel, die zur Finanzierung der im 
Gange befindlichen Wohnungsbauten erforderlich ſind, im Kreditwege 
zur Verfügung zu ſtellen. Es iſt unmöglich, dieſen Zuſtand auch 
            weiter=
hin beizubehalten, weil er zu einer unerträglichen Belaſtung der 
            Finan=
zen des Reichs führt und geeignet iſt, den Erfolg aller Maßnahmen, die 
zur Stützung der Währung unternommen werden müſſen, von 
            vorn=
herein in Frage zu ſtellen. Die Bautätigkeit muß deshalb darauf 
            ab=
geſtellt werden, daß das Reich nur noch kurze Zeit in der Lage ſein wird, 
Kredite zur Finanzierung der Wohnungsbauten zu gewähren. Es muß 
verſucht werden, nach Ueberwindung der größten Schwierigkeiten, die 
Mittel für die Vollendung der ſtillgelegten Bauten auf dem privaten 
Kapitalmarkt zu beſchaffen. 
Ich ſehe in dieſem Erlaß den erſten Schritt zum Abbau des bisher 
angewandten Baukoſtenzuſchußverfahrens. Damit dürfte auch die Frage 
der Aufhebung der Zwangswirtſchaft im Wohnungsweſen in den Kreis 
ernſtlicher Erwägungen gezogen ſein. Der Wunſch des Miniſters, 
            Mit=
tel für den Wohnungsbau auf dem privaten Kapitalmarkt zu beſchaffen, 
wird ohne Aufhebung der Zwangswirtſchaft oder die damit 
            zuſammen=
hängende Löſung der Frage wertbeſtändiger Beleihungen, 
            wertbeſtän=
diger Steuerquellen, Anpaſſung der Altmieten und Einkommen erfolglos 
bleiben. 
Durch den Erlaß des Miniſters iſt ein bebeutender Wendepunkt 
            ein=
getreten (man vergleiche hierzu auch die vom Miniſter Hilferding am 
12. September im Vereinigten Wirtſchaftspolitiſchen und 
            Finanzpoliti=
ſchen Ausſchuß des Reichswirtſchaftsrates gehaltene Rede, in der dieſer 
ſich gegen das Baukoſtenzuſchußverfahren wandte). 
Es kommt jetzt darauf an, planmäßig die Umſtellung durchzuführen, 
vor allem die Verhältniſſe nicht zu überſtürzen. Beſonders muß 
            recht=
zeitig Vorſorge für die geſunde Weiterentwickelung des gemeinnützigen 
Kleinwohnungs= und Siedlungsbaus getroffen werden. Auf dieſem 
            Ge=
biet muß nach wie vor die Wohnungsfürſorgetätigkeit erhalten bleiben, 
da nur mit ihrer Hilfe der gemeinnützige Kleinwohnungsbau gefördert 
werden kann. Nur eine mit der Wohnungsfürſorge beauftragte, 
            gemein=
nützig und zweckmäßig aufgebaute Stelle, vielleicht ſtaatlich, die wie die 
genügend bekannten Wohnungsfürſorgegeſellſchaften arbeitet, wird in 
der Lage ſein, dieſer Aufgabe gerecht zu werden. Durch umfaſſende 
            Bau=
beratung (Typenbau, Organiſation des Eigenhandbaus), durch 
            vorteil=
hafte Bauſtoffbeſchaffung (Rabatt= und Natenkauf, Vorratswirtſchaft) 
und Ueberwachung der Finanzierung (Beſchaffung der 1. und 2. 
            Hypo=
thek und des Zwiſchenkredites) und einheitliche Organiſation (
            Baugenoſ=
ſenſchaftsverband, Zeitſchrift („Bauwirtſchaftliche Nachrichten”) wird der 
gemeinnützige Kleinwohnungsbau ſo verbilligt, daß mit Erfolg an der 
Behebung der Wohnungsnot mitgewirkt und vornehmlich der 
            arbeiten=
den Bevölkerung geſunde Lebensbedingungen geſchafft werden können, 
die wichtige Grundlagen für die Hebung der Probuktion und 
            Geſun=
dung unſeres Vaterlandes ſind. 
Eine der Hauptfragen muß im Anſchluß hieran erörtert werden. 
Wie ſteht es mit der Geldbeſchaffung für den Kleinwohnungsbau, wenn 
die Zwangswirtſchaft aufgehoben bezw. keine ſogen. Baukoſtenzuſchüſſe 
mehr gegeben werden? 
Der gemeinnützige Kleinwohnungsbau muß in irgend einer Form 
unterſtützt werden. Hierzu waren ſchon vor dem Krieg muſtergültige 
Einrichtungen getroffen, z. B. konnten zinsgünſtige Baudarlehen und 
Hypotoeken ſogar bis zu 90 Prozent und 100 Prozent der Baukoſten 
            ge=
geben werden. Dieſe Einrichtungen ſind durch die 
            Nachkriegsverhält=
niſſe zum brachliegen gekommen und teilen dasſelbe Schickſal, wie 
            zur=
zeit faſt alle Hypothekenbanken. 
Die Hypotheken waren und werden wieder das Rückgrat unſerer 
Bautätigkeit bilden, wenn durch Aufhebung der Zwangswirtſchaft erneut 
normale Verhältniſſe auf dem Wohnungsmarkt geſchaffen ſind und auch
 wieder weiten Kreiſen der Anreiz zum wertbeſtändigen Sparen 
            ge=
geben iſt. 
Der Kleinwohnungsbau hat vor dem Kriege die beſondere 
            Unter=
ſtützung des Staates durch die Beleihungsmöglichkeit mit 2. Hypothek bis 
zu 90 Prozent erhalten, wofür vielfach beſondere Gelder aus 
            öffent=
lichen Mitteln zur Verfügung geſtellt wurden. Dieſe Hilfsquelle muß 
auch nach Abſchaffung des Baukoſtenzuſchußverfahrens wieder zur 
            Her=
gabe 2. Hypotheken erſchloſſen werden. Wohl wird man mit Rückſicht 
auf die ſchlechtere wirtſchaftliche Lage ſtatt bis zu 90 Prozent (100 
            Pro=
zent) nur bis zu etwa 60 Prozent der Beleihung gehen können (wobei 
20 bis 30 Prozent auf die 1. Hypothek entfallen, vergl. Deutſche 
            Wohn=
ſtättenbank A.=G.). Der Reſt der Baukoſten muß vom Bauluſtigen durch 
erſpartes Eigenkapital oder Selbſthilfebau aufgebracht werden. 
Der wichtige Zwiſchenkredit für die Hypothekengelder kann z. B. in 
Form einer wertbeſtändigen Wohnbauanleihe aufgebracht werden. Dieſe 
Mittel werden zu einer großzügigen Bauſtoffvorratswirtſchaft 
            Verwen=
dung finden und jeweils wieder durch die Hypothekengelder für ein neues 
Bauprogramm frei werden. 
Intereſſant für die Beſchaffung der laufend notwendigen Gelder, die 
für jene 2. Hypothek nötig ſind, iſt ein Vorſchlag des Karlsruher 
            Bür=
germeiſters Hermann Schneider. Aus ber Veröffentlichung in der 
Badiſchen Preſſe entnehme ich das Wichtigſte. Die Vorſchläge ſind unter 
dem Titel „Heraus aus der Sackgaſſe” erſchienen. 
. . . Aenderung der zurzeit geltenden (kaum die Aufwendungen 
des Eigentümers deckenden) „geſetzlichen Mieten” in eine die Selbſtkoſten 
der Wohnungen weſentlich überſteigende, ſchrittweiſe der natürlichen 
Miete ſich nähernde „geſetzliche Höchſtmiete”, gleichzeitig Aufhebung der 
Wohnabgabe, an deren Stelle aber weitgehende Beſteuerung der 
Gebäude nach Maßgabe ihres durch die Einführung der „geſetzlichen 
Höchſtmiete” neu begründeten Ertragswertes. Die „geſetzliche 
            Höchſt=
miete” würde ſich, genau wie die geſetzliche Miete, aus Grundmiete, 
            Be=
triebs= und Inſtandhaltungskoſten zuſammenſetzen. Als 
            Inſtandhal=
tungskoſten wäre wie zu Vorkriegszeiten ein Betrag von 0,5 Prozent des 
Neubauwertes einzuſetzen, die Betriebskoſten können heute ebenfalls zu 
0,5 Prozent des Neubauwertes veranſchlagt werden. Als Grundmiete 
wäre zunächſt ein Betrag von mindeſtens der doppelten Höhe der für 
die Förderung des Wohnungsbaus laufend notwendigen Beträge 
            einzu=
ſtellen, d. i. (für ſtädtiſche Verhältniſſe!) ein Satz von 2X0,4 — 0,8 oder 
rund 1,0 Prozent des Neubauwertes. Als Geſamtbetrag der geſetzlichen 
Höchſtmiete ergäbe ſich hiernach fürs Erſte, ein Satz von 1—0,5X0,5 
— 2 Prozent des Neubauwertes (Neubauwert iſt Vorkriegsſteuerwert mal 
Baukoſtenüberſteuerung!) der Gebäude bezw. der Wohnungen. Der für 
die Betriebs= und Inſtandhaltungskoſten (1 Prozent) eingeſetzte Betrag 
wäre auch bei der weiteren Entwickelung unverändert beizubehalten, die 
Grundmiete (1 Prozent) dagegen von Monat zu Monat um 1 Prozent 
zu ſteigern, bis die „geſetzliche Höchſtmiete” nach Ablauf von zirka drei 
Jahren in der Nähe des Betrages der natürlichen Miete (theoretiſch etwa 
7 Prozent des Neubauwertes) angelangt ſein würde und der völlig freien 
Miete Platz machen könnte. 
Die an Stelle der Wohnabgabe tretende 
            beſon=
dere Gebäudeſteuer müßte mindeſtens die Hälfte des auf Grund 
der geſetzlichen Höchſtmiete theoretiſch möglichen Reinerträgniſſes (der 
Grundmiete!) betragen, alſo beginnend mit 0,5 Prozent des 
            Steuerwer=
tes, Monat für Monat eine weitere 0,05, d. i. bis zur Freigabe der 
            Mie=
ten auf etwa 2,3 Prozent, geſteigert werden. 
Die zahlenmäßige Auswirkung dieſer Reſe n wird am beſten an 
Hand eines Beiſpiels verdeutlicht: Ein guterhal s dreiſtöckiges 
            Wohn=
gebäude zu 6 Vierzimmerwohnungen mit einem Steuerwert (
            Vorkriegs=
bauaufwand) von rund 60 000 Mark hat heute (bei zehnmillionenfacher 
Bauüberteuerung) einen Neubauwert von 600 Milliarden. Die 
            geſetz=
liche Höchſtmiete für dieſes Haus würde nach dem Stand vom 1. Oktober 
ds. Js. 2 Prozent von 600 Milliarden, d. ſ. 12 Milliarden (entſprechend 
einer Monatsmiete von 1 Milliarde für das ganze Haus und rund 167 
Millionen für eine Wohnung in dieſem Hauſe) betragen; ſie würde ſich 
jeden Monat um rund 0,1 Prozent von 600 Milliarden, alſo um 600 
Millionen, ſteigern, etwa bis zur Erreichung einer Jahresmiete von 33,6 
Milliarden (entſprechend einer Monatsmiete von 28 Milliarden für das 
ganze Haus und rund 467 Millionen für eine Wohnung) im Oktober 
1923. Der letzte Betrag entſpräche einem Satz von 5,6 Prozent der 
            Neu=
baukoſten, während die natürliche Miete vielleicht 7 Prozent angenommen 
werden müßte.
 Die von den Eigentümern zu erhebende beſondere 
            Gebäude=
ſteuer betrüge nach dem Stande vom 1. Oktober 1923 0,5 Prozent von 
600 Milliarden Mark im Jahr oder 250 Millionen in einem Monat, ſie 
würde mit ſteigender Höchſtmiete auch ihrerſeits ſteigen, etwa bis zu 
einem Betrage von 2,3 Prozent von 600 Milliarden, d. ſ. 13,8 Milliarden 
im Jahre oder 1150 Millionen im Monat. In gleicher Höhe würden 
ſich die durch die Vermietung theoretiſch erzielbaren Reinerträgniſſe des 
Hauſes bewegen. 
Man ſieht hier einen Vorſchlag eines Fachmannes, welcher eine gute 
Grundlage für weitere Prüfung und Ueberlegung bietet. Die 
            Fach=
preſſe hat in der letzten Zeit ſich ebenfalls viel mit dieſem Problem 
            be=
faßt. Ueberall iſt die vorherrſchende Anſicht zum Ausdruck gekommen, 
daß dem Baugewerbe, als Schlüſſelgewerbe, von dem rund 60 Prozent 
der Bevölkerung mittelbar oder unmittelbar abhängig ſind, nicht Feſſeln 
angelegt werden dürfen, wie dies durch eine Einſchränkung der 
            Bau=
tätigkeit unbedingt geſchieht. 
Die Fachpreſſe hat in dieſer Erkenntnis auch den obengenannten 
            Er=
laß des Miniſters bereits ſtark kritiſiert. Obwohl die Schwierigkeit der 
ganzen Frage, beſonders, ob gerade in dem jetzigen Zeitpunkt die 
            Um=
ſtellung auf die freie Wirtſchaft angebracht iſt, nicht zu verkennen ſind 
und zweifellos auch die Nutzbarmachung der „Wertbeſtändigkeit” für die 
Praxis noch erhebliche Widerſtände zu überwinden hat, ſo muß 
            voraus=
ſchauend immer betont werden, daß eine Einſchränkung der Bautätigkeit 
und fortſchreitende Erwerbsloſenunterſtützung nicht helfen werden, 
            ſon=
dern planmäßiger Abbau überholter wirtſchaftlicher Maßnahmen. 
Nicht rechtzeitiges Handeln kann ſchnell zu einem völligen 
            Zuſam=
menbruch führen. 
Stimmen e is dem Leſerkreiſe. 
(Für die Veröffenilſchungen unter dieſer Uleberſchrift übernimmi die Redaktion leinerlel 
            Ver=
gatwortung; für ſie Fleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange 
der Einſander verantworttich.) — Käinfendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht 
zuräckasfand’, die Bblehnung nicht begründet werden. 
Die Bekanntmachung des Landesfinanzamtes, Abteilung für 
Beſitz= und Verkehrsſteuern, vom 1. Oktober, die in den hieſigen 
            Zeitun=
gen am 4. Oktober erſchienen iſt, bringt das Blut auch des freudigſten 
Steuerzahlers in Wallung. Bebeutet dieſelbe doch für die Mehrzahl 
der Steuerzahler Beſtrafung in einer Höhe, die in keinem Geſetz 
ſelbſt für ſchwer= Vergehen angedroht iſt. Die Verordnung des 
            Reichs=
finanzminiſters welche die Vorauszahlungen auf die 
            Einkommen=
ſteuer, ſowie für die Rgein=Ruhr=Abgabe feſtſetzt, vom 27. September, 
wurde dem Landesfinanzamt wohl von Berlin aus übermittelt, von 
demſelben unter dem 1. Oktober zur Veröffentlichung weitergegeben, 
erſchien aber erſt am 4. Oktober, (ein langer Weg bis zum 
            Tag=
blatt!). Die Einkommenſteuer ſoll, wie ihr Name beſagt, vom 
            Ein=
kommen bezahlt werden. Einverſtanden! Die Rhein=Ruhr=Abgabe iſt 
aber eine Beſitzſteuer, die vom Beſitze bezahlt werden ſoll. 
            Wel=
cher vernünftige Menſch hat aber heute ſeinen Beſitz in Papiermarb 
bar oder als Barguthaben daliegen? Wenn er nicht bis zum 5. Oktober 
alſo innerhalb zweimal 24 Stunden, die betr. Steuern bezahlte, hat er 
mindeſtens 10 Prozent des Papiermarkbetrages als Zuſchlag, d. h. 
zur Strafe, zu zahlen. Bei dem Einkommen eines kleinen 
            Ge=
werbetreibenden beträgt dieſer Zuſchlag (Strafe!) mehr wie eine 
Milliarde! 
Warum läßt man dem Steuerzahler, da Härten vermieden werden 
ſollen, nicht eine Friſt von einer Woche wie bisher? U. A. w. g.
 Tageskalender. 
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9 Uhr, (F 4): 
„Elektra”. — Kleines Haus, abends 8 Uhr: Film „Im Kampf 
mit dem Berge‟. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt= 
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land” 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: 
J. V. A. Fleiſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Familiennachrichten
 Statt jeder beſonderen Anzeige. 
Am Sonntag, den 7. Oktbr., 
morgens 11 Uhr, entſchlief 
            plötz=
lich und unerwartet mein 
            innigſt=
geliebter Gatte, unſer Vater 
Anton Stöckel 
Oberſtadtſekretär. 
Namens 
der trauernden Hinterbliebenen: 
Barbara Stöckel 
geb. Trietſch. 
Darmſtadt, Kaupſtr. 23. 
Die Beerdigung findet Dienstag, 
den 9. Okt., nachm. 3 Uhr, auf 
dem Waldfriedhof ſtatt. 
Gemeinſamer Gang 2½/, Uhr ab 
Brücke. (*26272
 Am Samstag in der Frühe verſchied 
nach längerer, ſchwerer Krankheit der Leiter 
meiner literariſchen Abteilung 
Herr 
Dr. Günther Becker 
Chemiker. 
Ich verliere in dem leider allzu früh 
Verſtorbenen einen ſehr befähigten 
            Be=
amten von vorbildlicher Pflichttreue, der 
meiner Firma wertvolle Dienſte 
            ge=
leiſtet hat. 
Ich werde ihm allzeit ein dankbares 
Andenken bewahren. 
Darmſtadt, den 8. Oktober 1923. 
E. Merck. 
*26262)
 Todes=Anzeige. 
Nach Gottes unerforſchlichem 
Ratſchluß wurde uns heute mein 
innigſtgeliebter, treuſorgender 
Gatte, unſer lieber Vater, Bruder, 
Schwager, Onkel und 
            Schwieger=
vater 
Herr Lehrer
 im 61. Lebensjahre plötzlich und 
unerwartet entriſſen. 
Gernsheim, 8. Oktober 1923. 
In tiefer Trauer: 
Im Namen der Hinterbliebenen: 
Frau Anna Maria Burtſchell. 
Die Beerdigung findet Mittwoch 
nachm. 3. Uhr vom Trauerhauſe 
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 im 81. Lebensjahre. 
Die trauernden Hinterbliebenen: 
Familie Guſt. May, Reallehrer. 
Darmſtadt, 7. Okt. 1923. 
Die Beerdigung findet Mittwoch, 
10. Okt., vorm. /11 Uhr, auf 
dem Friedhof an der Nieder= 
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 Verloren 
gold, Armband=Uhr 
Roquette= — 
            Herd=
weg. Abzug. geg. h. 
Bel. Fundbüro, (*2223
 Dankſagung. 
Für die vielen wohltuenden 
            Be=
weiſe herzlicher Anteilnahme, die 
uns bei dem Hinſcheiden unſerer 
lieben Großmutter zu teil wurden, 
ſagen wir auf dieſem Wege Allen 
unſeren innigſten Dank. (*26264 
Im Namen 
der trauernden Hinterbliebenen: 
Familie Dintelmann. 
Heubach, den 8. Oktober 1923.
 Sparen heißt die Loſung ves Tages, ſparen an allem und jedem! Das iſt bei unſerem trotz der 
Millionenbeträge winzigen Einkommen eine traurige Notwendigkeit geworden. — Jede Hausfrau 
weiß, wie koſtſpielig eine Wäſche heutzutage wird, denn Seife und Feuerung ſind enorm teuer! Das 
Einweichmittel „Burnus” verringert dieſe Ausgaben um ein Bedeutendes, denn es hat die 
            Eigen=
ſchaff, den Schmutz von der Waſche zum größten Teile ſelbſtätig abzulöſen, wenn man dieſelbe 
über Nacht in der lauwarenen Burnusbrühe einweicht. Weil Burnus in lauwarmem — nicht heißem 
— Waſſer am beſten wirkt und nur ein nachfolgendes kurzes Aufkochen mit wenig Seife oder 
            Seifen=
pulver nötig iſt, deshalb eben erſpart man dabei in weſentlichem Maße Seife, Feuerung, Zeit und 
Arbeit und hat nicht mehr nötig, ſich die Finger wund zu waſchen. Rußerdem aber ſpart 
man Wäſche, die koſtbar und unerſetzlich iſf, weil diefelbe bei der Verwendung von Burnus mehr 
geſchont wird, als bei jedem anderen Verfahren. Man beachte, daß die kleine Patrone Burnus für 
eine Wäſche normalen Umfangs vollſtändig genügt. Bedeutende Spezialgelehrte und eine große 
Anzahl von Dampfwäſchereien, Waſchanſtalten in Krankenhäuſern, ſowie unendlich viele 
            Haus=
frauen haben uns dieſe Vorzüge freudig beſtätigt. Weitere Aufklärungen verſenden koſtenlos und 
poſtfrei die Fattinger=Werke A. G., Berlin RW. 7. Burnus iſt in allen einſchlägisen Geſchäften 
zu haben. Machen Sie einen Perſuch und auch Sie werden beſtimmt in Zukunſt ſagen:
Seite 8.
Darmiſtädter Tagblatt, Dienstag, den 9. Oktober 1923.
Nummer 22D.
Der letzte Kampf
 Sensations-Abenteuer in 6 Akten mit 
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Darmſtadt, den 8. Oktober 1923. 
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Darmſtadt, den 8. Okt. 1923. 
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Niddertal A.=G. in Ortenberg. 
Die unterzeichnete Bank hat 25 000 Aktien der neu gegründeten Geſellſchaft übernommen und 
verkauft ſie unter den nachfolgenden Bedingungen: 
Der Verkaufspreis iſt bis auf weiteres auf 2 Goldmark für die auf Mk. 1000 Nennwert 
lautende Aktie feſtgeſetzt; für ſeine Berechnung iſt das Verhältnis 1 Goldmark — /, Dollar maßgebend. 
Als Grundlage dient der amtliche Frankfurter Briefkurs für Kabelauszahlung New=York am Tag des 
Zahlungseingangs bzw., wenn er höher iſt, am Tag des Zeichnungseingangs. Findet am Tag der 
Zahlung bzw. Zeichnung eine amtliche Deviſennotierung nicht ſtatt, ſo wird der Briefkurs der nächſt=/Beſſ. Mädchen 
folgenden amtlichen Notierung zu Grund gelegt. 
Die Zahlung des Zeichnungsbetrags hat ſogleich bei der Zeichnung in einem auf die 
nächſthöheren 100 000 Mk. aufgerundeten Betrag in Deutſcher Reichswährung (Papiermark) zu erfolgen. 
Die Zeichnungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs erledigt. 
Das Angebot iſt für uns ohne jede Verbindlichheit; Schluß des Verkaufs, Zuteilung und 
Repartierung ſteht in unſerem Ermeſſen. Erfolgt eine Zuteilung nicht, ſo geſchieht die Rückſendung 
bereits gezahlter Beträge innerhalb 14 Tagen zum gleichen Papiermarkbetrag ohne Zinſen auf Koſten 
und Gefahr des Einſenders. Die Zuteilung wird nach Zahlungseingang von uns dem Zeichnenden 
durch Poſtkarte auf ſeine Rechnung und Gefahr mitgeteilt. 
Die Aushändigung der Stücke erfolgt nach Fertigſtellung an unſerer Kaſſe gegen Vorlage 
des Einzahlungsnachweiſes und unſerer Mitteilung oder, falls Ueberſendung gewünſcht wird, durch 
Wertbrief auf Koſten und Gefahr des Adreſſaten. 
Die Metallwerke Riddertal A.=G. iſt durch notariellen Vertrag vom 29. September 
I. Js. errichtet worden. 
Gegenſtand des Unternehmens iſt die Herſtellung von Erzeugniſſen der Metallinduſtrie, 
insbeſondere für landwirtſchaftliche Zwecke. 
Die Betriebsmittel ſetzen ſich zuſammen aus einer Maſchinenſchloſſerei, einem 
            Maſchinen=
park zur Herſtellung von Kleineiſenteilen und einem ſolchen zur Herſtellung von Blechwaren, 
Drückwaren und Zieh= und Stanzartikeln (Haushaltungsgegenſtänden aus Feinblechen). 
An geſetzlich geſchützten Fabrikaten werden produziert: 
Vorhängeſicherheitsſchloß (D. R. G.M. Nr. 849894, 849895). 
 
Vorderradfederung für Fahr= und Motorräder (D.R. G.M. Nr. 854910). 
Spannſchienen jeder Größe (D.R. G.M. Nr. 848547). 
An Fabrikaten, deren patentamtlicher Schutz angemeldet iſt, werden produziert: 
            Motor=
hebeſeſſel, Motorkarren mit eingebautem Spanntiſch, Motorkarren mit Kreisſäge und Aufzug kombiniert 
n einer Maſchine. 
Der Grundbeſitz der Geſellſchaft ſetzt ſich zuſammen aus den in Blatt 7 des Grundbuchs 
von Ortenberg eingetragenen Haus= Fabrik= und Gartengrundſtücken, die eine Größe von über 18 Ar 
haben und unbelaſtet ſind; ſoweit ſie verſicherungspflichtig ſind, betrug der Brandverſicherungswert bilanzſicher, au 
im Jahre 1919 bereits 17 000 Mk. und beläuft ſich mit den inzwiſchen eingebauten Maſchinen heute 
auf mehrere Hundert Milliarden Papiermark. 
Zu Vorſtandsmitgliedern werden ernannt: Die Kaufleute Rudolf Schweikher in Ortenberg die Geſchſt. (*26267 
und Otto Paul in Frankfurt a. M. 
Der Aufſichtsrat ſetzt ſich aus folgenden Herren zuſammen: 
1. Amtsgerichtsrat Dr. Andrae (Vorſitzender) 
2. Bankvorſtand Wehner (Stellvertreter) 
in Ortenberg; 
 
3. Oberförſter Dr. Lang 
4. Fabrikant Albert Schmidt 
5. Kommerzienrat Langsdorf, Präſident der Handelskammer und Beigeordneter all. Gr. 46, Mantelkl., 
der Stadt Friedberg in Friedberg; 
 
6. Bankier Andrae in Firma J. L. Finck 
 
in Frankfurt a. M. 
7. Dr. Faber in Firma Anton Fulda G. m. b, H. 
 
Die Eintragung zum Handelsregiſter wird nach Erfüllung der geſetzlichen Formalitäten eheſtens 
erfolgen. — Zeichnungen bei allen Banken. 
Ortenberg, den 2. Oktober 1923. 
Vorſchuß= und Creditverein Ortenberg A.=G.
 S o eben erschienen 
DAS ROTE 
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Verkaufsstellen, Bahnhofsbuchhandlung, sowie in der 
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