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9 
Morgenzeltang ver Lanveshaupfntadt 
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Nummer 274 
Donnerstag, den 4. Oktober 1923 
186. Jahrgang
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 Die große Koalition geſcheitert. — Ablehnung aller Vermittlungsvorſchläge durch die 
            Sozial=
demokratie. — Austritt der Sozialdemokraten aus der Reichsregierung. — Demiſſion des 
            Reichs=
kabinetts. — Dr. Streſemann vom Reichspräfidenten mit der Neubildung des Kabineits betraut.
 Berlin, 3. Okt. Die ſozialdemokratiſche Fraktion hat mit 
61 gegen 54 Stimmen beſchloſſen, alle Vermittlungsvorſchläge 
abzulehnen. Die ſozialdemokratiſchen Miniſter haben ſich zu Dr. 
Streſemann begeben, um ihm über das Ergebnis ihrer 
            Fraktions=
ſitzung Mitteilung zu machen. Damit iſt nach Auffaſſung der 
            par=
lamentariſchen Kreiſe die Kabinettskriſe akut geworden. Um 10 
Uhr iſt das Kabinett zu einer Sitzung zuſammengetreten. 
Berlin, 3. Okt. Die Kabinettsſitzung iſt um ½12 Uhr 
nachts zu Ende gegangen. Reichskanzler Streſemann begab ſich 
dann ſofort zum Reichspräſidenten. 
Berlin, 4. Okt. Der Herr Reichspräſident hat ſoeben, 
12 Uhr, die Demiſſion des Reichskanzlers Streſemann 
            ange=
nommen. 
Berlin, 4. Okt. Das geſamte Kabinett hat in ſeiner 
geſtrigen Nachtſitzung beſchloſſen, zu demiſſionieren, und der 
Herr Reichspräſident hat die Demiſſion des geſamten 
Kabinetts Streſemann angenommen und Herrn 
Dr. Streſemann mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt. 
Es iſt beabſichtigt, das Kabinett ſo raſch als möglich zu bilden 
und dabei die Zahl der Kabinettsmitglieder, wenn irgend 
            mög=
lich, zu verringern, um auf dieſe Weiſe die kabinettsloſe Zeit auf 
ein Mindeſtmaf abzukürzen und eine möglichſt reibungsloſe 
            Ar=
beit zu ermöglichen. 
* 
* Die große Koalition iſt geſcheitert. Gegen eine ſehr ſtarke 
Minderheit hat die Sozialdemokratiſche Partei beſchloſſen, alle 
Verſuche einer Verſtändigung abzulehnen. Doktrinarismus in 
ſeiner kraſſeſten Form hat einen traurigen Sieg erfochten. 
Nicht um die Sache ging es, ſondern um den Scheim. Die Furcht 
vor Anhängerverluſt hat die berufenen Führer der deutſchen 
Sozialdemokratie auch in dieſem Augenblick ſchwerſter innerer 
Not nicht den Mut finden laſſen, aus der Erkenntnis der durch 
die harten Tatſachen gegebenen Notwendigkeiten die allein 
            mög=
lichen Folgerungen zu ziehen. Die Geſchichte wird ihr Urteil 
ſprechen über das völlige Verſagen jeden Verontwortungsgefühls. 
Die Gegenwart wird mit um ſo größerer Energie an die 
            gigan=
tiſchen Aufgaben herantreten müſſen, die ihr geſtellt ſind. Herr 
Dr. Streſemann hat die durch das Verſagen der 
            Sozialdemo=
kratie notwendig gewordene Neubildung des Kabinetts 
            über=
nommen. Es wird ſich jetzt zeigen müſſen, ob Herr Dr. 
            Streſe=
wann das Maß von Willen und Tatkraft beſitzt, welches das 
deutſche Volk von ſeiner Führung in der Stunde tiefer 
            natio=
naler Not verlangen muß. 
Der Perlauf der Kriſe. 
Kabinettsrat. 
Verlin, 3. Okt. (Wolff.) Das Reichskabinett trat 
geſtern abend 9½ Uhr zu einer Sitzung zuſammen, um zu der 
durch die Erklärungen der Fraktionen geſchaffenen Lage 
            Stel=
lung zu nehmen. Die Beratungen betrafen insbeſondere die 
Frage der Mehrbelaſtung der Wirtſchaft, die das 
Kabinett auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes durchzuführen 
gedenkt. Die ſozialdemokratiſchen Kabinettsmitglieder werden 
über die getroffenen Vereinbarungen ihrer Fraktion Bericht 
            er=
ſtatten, die ihrerſeits ihre Stellungnahme bis heute mittag dem 
Reichskanzler zur Kenntnis bringen wird. 
Die Lage am Mittag.” 
TU. Berlin, 3. Okt. Heute mittag um 1 Uhr ſtellt ſich 
die Lage wie folgt: Es herrſcht Neigung für ein 
            Kom=
promiß, das mit der Beibehaltung der großen 
Koalition, allerdings unter Wechſel einiger 
Kabinettsmitglieder, und wit der Zuſtimmung zu 
einer Erklärung enden dürfte, die dem Kabinett Streſemann die 
gewünſchten weitgehenden Vollmachten bewilligt. 
Nach wie vor ſind jedoch darüber Ueberraſchungen nicht 
ausgeſchloſſen. 
Um das Ermächtigungsgeſetz. 
Berlin, 3. Okt. (Wolff.) Bis 2 Uhr blieb es 
            zweifel=
haft, ob der Reichstag heute noch im Plenum tagen wird. 
Die Fraktionsſitzungen ziehen ſich bis in den Nachmittag hin. 
Streſemann und der Staatsſekretär v. Rheinbaben 
nahmen an der Sitzung der Deutſchen Volkspartei 
teil. Dieſe Partei wird, wie verlautet, dem 
            Ermächtigungs=
geſetz zuſtimmen, wenngleich auch für ſie von 
            ausſchlag=
gebender Bedeutung iſt, welchen Perſonen die Durchführung 
            die=
ſes Geſetzes anvertraut wird. Die Sozialdemokraten 
wollen ſich bekanntlich auf eine beſtimmte Formulierung einer 
Abänderung des Achtſtundentages nicht 
            ein=
laſſen. Sie glauben, daß dieſe Frage allmählich von ſelbſt ſich 
ausreifen werde. Auch wollen ſie ſich keinen Zwang in 
der Perſonenfrage auferlegen laſſen. Im allgemeinen 
wird angenommen, daß das Kabinett ſich halten werde.
 Eberts Vermittlung. 
U. Berlin, 3. Okt. Reichspräſident Ebert hat geſtern, 
als die Kriſe ihren Höhepunkt erreicht hatte, mit verſchiedenen 
Parlamentariern Rückſprache gehalten. Man 
            er=
zählt ſich, daß der Reichspräſident in dieſen Beſprechungen auf 
ſeine Parteifreunde mäßigend einwirkte und auf die den 
            Sozial=
demokraten unliebſamen Folgen hinwies, die aus einem 
Rücktritt des Kabinetts Streſemann entſtehen 
müßten. Dieſem Eingreifen des Reichspräſidenten wird es 
weſentlich zugeſchrieben, wenn die Kriſe für den Augenblick 
            be=
ſeitigt ſein ſollte. Under der Oberfläche wird ſie 
            ſelbſwerſtänd=
lich weiter beſtehen, da die Schwierigkeiten, die infolge der 
            Gegen=
ſätze zwiſchen den zur Koalition gehörenden Parteien vorhanden 
ſind, doch über kurz oder lang zum Austrag kommen müſſen. 
Die Frage der Arbeitszeit. 
Berlin, 3. Okt. (Wolff.) Die „Germania” will 
wiſſen, das Reichskabinett habe ſich in der Frage der Arbeitszeit 
auf folgende Formel geeinigt, um deren Zuſtandekommen 
ſich beſonders der Miniſter Brauns bemüht habe: Die 
äußerſte Not unſeres Volkes in ſeinem ſchſeren Ringen um die 
wirtſchaftliche und politiſche Exiſtenz zwingt uns vorläufig, in 
der Urproduktion die Arbeitszeit auf 
            das=
jenige Maß zu ergänzen, das geſundheitlich 
tragbar iſt. Insbeſondere iſt ſie im Bergbau unter 
Tag auf acht Stunden einſchließlich Ein= und Ausfahrt 
            feſt=
zuſetzen. In den anderen lebenswichtigen 
            Be=
trieben muß die Möglichkeit zur 
            Ueberſchrei=
tung der achtſtündigen Arbeitszeit gegeben 
werden. Für die öffentlichen Verwaltungen ſollen dieſe 
Grundſätze ſinngemäß angewandt werden. Für gefährliche und 
geſundheitsſchädliche Betriebe iſt der Achtſtundentag 
            beizu=
behalten. 
Nach dem „Vorwärts” lehnte die 
            ſozialdemo=
kratiſche Reichstagsfraktion heute nach eingehenden 
Verhandlungen die Ausdehnung des vom Reichskanzler 
vorgeſchlagenen Ermächtigungsgeſetzes auf das 
ſozialpolitiſche Gebiet ab. Sie konnte ſich mit der im 
Reichstabinett gefundenen Formulierung für die vom Kanzler 
in ſeiner programmatiſchen Erklärung vorgetragenen Abſichten 
bezüglich des Arbeitszeitgeſetzes nicht einverſtanden erklärem. Sie 
iſt jedoch bereit, in neue Verhandlungen über dieſe Frage mit 
den Koalitionsparteien einzutreten. 
Nach der „Kreuzzeitung” hat weder inverhalb der 
Fraktionen und Organiſationen der Deutſchnationalen 
            Volks=
partei noch außerhalb derſelben ein Zweifel darüber beſtanden 
noch beſtehen können, daß die Deutſchnationalen in eine 
            Regie=
rung mit den Sozialdemokraden nicht hineingehen. 
Ein demokratiſcher Vermittlungsvorſchlag. 
Berlin, 3. Okt. (Wolff.) Wie aus parlamentariſchen 
Kreiſen verlautet, iſt die Plenarſitzung des Reichstages für heute 
abgeſagt worden. Zurzeit, um 7 Uhr abends, findet eine 
            Kabi=
nettsſitzung ſtatt. Die Demokraten haben einen 
            Vermittlungs=
vorſchlag gemacht, dahingehend, das Arbeitszeitgeſetz gleichzeitig 
mit dem Ermächtigungsgeſetz in Angriff zu nehmen, ſo daß die 
Frage des Achtſtundentages im Ermächtigungsgeſetz nicht berührt 
zu werden braucht. Die Sozialdemokraten wollen hierüber heute 
Abend 8 Uhr beraten. 
Die Entſchlüſſe der Sozialdemokratie. 
Berlin, 3. Okt. (Wolff.) Heute nachmittag verbreitete ſich 
in den Wandelgängen des Reichstages die Meinung, daß der 
Verlauf der ſozialedmokratiſchen Fraktionsſitzung die Ausſichten 
auf eine Löſung der Regierungskriſe verſtärkt habe. Es heißt, 
die Sozialdemokraten lehnten es zunächſt ab, dem 
Druck bezüglich der Perſonalfrage nachzugeben. Sie 
hätten es aber den Kabinettsmitgliedern aus ihren 
Reihen freigeſtellt, ſelbſt ihre Entſcheidung zu 
treffen. In der Frage des Achtſtundentages ſcheinen 
lediglich Differenzen formaler Art zu beſtehen, um deren 
            Beſei=
tigung man bemüht iſt. 
Eine andere Lesart will von folgenden Entſchlüſſen der 
            So=
zialdemokraten wiſſen: 
Die Sozialdemokratie iſt nach wie vor bereit, dem 
Kabinett beſondere Vollmachten zuerteilen, die 
ſich auf finanzielle Fragen beziehen. 
In der Frage des Achtſtundentages iſt ſie „zu einem 
gewiſſen Entgegenkommen bereit”. 
In der bayeriſchen Frage „muß die Reichsautorität 
vertreten werden” 
Die Perſonenfragen ſcheinen vorläufig zurückgeſtellt 
zu ſein. Wenigſtens iſt mit einem RücktrittHilferdings 
im Augenblick nicht zu rechnen. 
U. Berlin, 3. Okt. Wenige Minuten vor ½2 Uhr ging 
die mit Spannung beobachtete Sitzung der ſozialdemokratiſchen 
Reichstagsfraktion zu Ende. Entſcheidende Beſchlüſſe wurden, 
wie man zuverläſſig erfährt, nicht gefaßt. Die Fraktion wird um 
4 Uhr erneut zu einer Fraktionsſitzung zuſammentreten. 
            Inzwi=
ſchen werden die ſozialdemokratiſchen Parteiführer um 2 Uhr mit 
Herrn Dr. Streſemann erneut Fühlung nehmen, um ihm ihre 
Eindrücke über den Verlauf der Fraktionsſitzung von heute 
            mit=
tag zu übermitteln. Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, daß 
eine einheitliche Auffaſſung in der Fraktion nicht zum 
            Durch=
bruch kam. Vielmehr ſcheinen ſich die Aufaſſungen über den 
            Kom=
promißvorſchlag, dem ſich die Sozialdemokraten in der 
            Reichs=
regierung angeſchloſſen hatten, und ob er angenommen werden 
könne oder nicht, ziemlich ſchroff gegenüberzuſtehen.
 * Der Streitpunkt. 
Einen ganzen Tag hat der Reichstag wieder an der Löſung 
der innerpolitiſchen Kriſe herumgedoktert, ohne einen weſentlichen 
Schritt vorwärts gekommen zu ſein. Fraktionsſitzungen, 
            Partei=
führerbeſprechungen, Unterhaltungen beim Reichskanzler, 
            Kom=
miſſionen und Unterkommiſſionen wechſelten in bunter Folge ab. 
Immer wieder wurde ein neuer Ausweg vorgeſchlagen, ohne daß 
man aber damit zum Ziele kam. Inzwiſchen hat der 
            parteipoli=
tiſche Kampf in der Preſſe auf der ganzen Linie eingeſetzt, und 
auf ein höheres Kommando wurde von Links her die Deutſche 
Volkspartei beſchuldigt, daß ſie durch ihre Taktik die Kriſe 
            veran=
laßt hätte. Da iſt es doch vielleicht an der Zeit, einmal den 
            Kern=
punkt, um den es ſich handelt, herauszuſchälen, damit klar 
            erſicht=
lich wird, daß es ſich nicht um Formalitäten oder Parteifragen, 
ſondern um die befriedigende Löſung eines Konflikts handelt, 
von dem das Schickſal des Reiches abhängig iſt. So iſt es auch 
für eine große Partei keine Kleinigkeit, wenn ſie einen der 
            Mini=
ſter, die ſie ſelbſt geſtellt hat, öffentlich desavouiert und ſeine 
            Be=
ſeitigung verlangt. Das hat die Deutſche Volkspartei getan, 
            in=
dem ſie Herrn von Raumer preisgab. Sie wollte dabei zeigen, 
daß es ihr bei ihrer Forderung nicht um Parteipolitik, nicht um 
Perſonen, ſondern allein um die Sache ging. 
Es kann von keiner Seite beſtritten werden, daß die 
            inner=
politiſchen Leiſtungen, die das Kabinett Streſemann bisher 
            auf=
zuweiſen hat, nur ſehr gering ſind, und daß ſie jedenfalls der 
Zwangslage, in der wir uns befinden, in keiner Weiſe gerecht 
werden. Es darf nicht mehr verhandelt, es muß 
gehandelt werden. Sonſt rücken wir in das Chaos hinein, 
das die Fraktion der Deutſchen Volkspartei richtig erkannt hat 
und weshalb ſie verlangt, daß mit der Unentſchloſſenheit der 
letzten Monate Schluß gemacht wird. Die Berechtigung der 
            ſach=
lichen Forderungen iſt doch kaum zu beſtreiten. Dr. Streſemann 
hat in ſeiner Stuttgarter Rede von der Wehrpflicht des Beſitzes 
und der Wehrpflicht der Arbeit geſprochen. Er hat pſychologiſch 
auf die Maſſen Rückſicht genommen, indem er die Mehrleiſtung 
des Beſitzes vorweg nahm. Heute hat aber der Beſitz ſo viel 
            ge=
leiſtet und gezahlt, daß er am Ende iſt. Selbſt der ſozialiſtiſche 
Miniſter Hilferding mußte anerkennen, daß mehr, auch nur in 
Form einer neuen Goldanleihe, aus dem Beſitz nicht 
            heraus=
zuholen iſt. Wenn heute große Werke ſchon vor der Tatſache 
ſtehen, daß ſie nicht mehr in der Lage ſind, ihre Löhne zu 
            be=
zahlen, daß ſie aber auch keine Bankkredite mehr bekommen 
            kön=
nen, ſo iſt das zweite Los ein Beweis dafür, in wie hohem Maß 
der Beſitz bei uns ausgepowert iſt. Nach der Richtung iſt alſo 
alles geſchehen. Es iſt mehr geſchehen, als berechtigter Weiſe 
            ver=
langt werden konnte. Aber alle Opfer des Beſitzes ſind wertlos 
und zwecklos, ſo lange ſie in das große Loch des Reichsdefizits 
hineingeſchleudert und für unproduktive Arbeiten oder 
            Erwerbs=
loſenfürſorge verbraucht werden. Sie haben erſt dann einen 
Sinn, wenn dadurch die Wirtſchaftsmaſchine wieder vernünftig 
in Gang gebracht werden kann, ſo daß durch Steigerung der 
            Pro=
duktion und Erhöhung unſerer Ausfuhrmöglichkeiten nicht nur 
das Gleichgewicht des Haushalts, ſondern das Gleichgewicht 
            un=
ſerer geſamten Wirtſchaft in Ein= und Ausfuhr hergeſtellt wird. 
Nach der Richtung hin iſt aber bisher garnichts geſchehen. Herr 
Dr. Hilferding hat geglaubt, das ganze Problem zwingen zu 
            kön=
nen mit finanztechniſchen Vorſchlägen, wie ſie in ſeiner 
            Wäh=
rungsreformvorlage enthalten ſind, ohne zu erkennen, daß er 
damit beſten Falls ein neues Zahlungsmittel ſchaffen konnte, das 
hinter der Papiermark herrutſchen müßte, ſo lange nicht der 
Staatskredit gefeſtigt wird. Dieſe Feſtigung des Staatskredits 
iſt aber nur zu erreichen durch Wiederherſtellung der 
            Arbeitsord=
nung, vornehmlich der alten Arbeitsordnung, damit die 
            finan=
zielle Leiſtungsfähigkeit der Betriebe nicht erſchöpft, ſondern zur 
Schaffung von Mehrwert benutzt werden kann. Denkt man dieſe 
Gedankengänge zu Ende, ſo kommt man immer mehr zu dem 
            Er=
gebnis, daß Deutſchland weniger verbrauchen und mehr 
            erzeu=
gen muß. Man wird alſo vernunftgemäß den Hebel bei der 
Mehrerzeugung anſetzen müſſen. Das iſt aber unmöglich, ſolange 
mit Hilfe der Demobilmachungskommiſſariate auf der einen Seite 
die Betriebe gezwungen werden, ihre Arbeiter zu behalten, alſo 
keine Entlaſſungen vorzunehmen, ſo daß ſie auch keine Erhöhung 
der einzelnen Arbeitsleiſtungen erzielen können und ſolange auf 
der anderen Seite der Achtſtundentag die Arbeitsluſt des 
            Arbeits=
willigen hemmt. Man braucht ſich ja nur das eine Beiſpiel zu 
vergegenwärtigen, daß im unbeſetzten Deutſchland die 
            Kohlen=
prodnktion ſeit Januar auf faſt die Hälfte zurückgegangen iſt, 
uin das ganze Elend zu begreifen; denn was könnte es für uns 
wichtigeres geben, als uns von der engliſchen Kohle unabhängig 
zu machen und unſeren Bedarf möglichſt aus der eigenen Kohle 
zu decken, wenn es ſein müßte mit Ueberſchichten unbegrenzter 
Dauer. Dadurch, daß wir nicht einmal ſoviel Kohle fördern wie 
früher, hat ſich unſere Lage verſchlechtert. Indem wir nicht 
            hin=
reichend Kohle förderten, haben wir auch andere Induſtrien zum 
Stillſtand gezwungen. Wird hier nicht Wandel geſchaffen, ſo iſt 
jeder Verſuch zur Rettung nutzlos. Deshalb muß einmal 
            Klar=
heit gewonnen werden, ob die Sozialdemokratie gewillt iſt, über 
ihr Programm hinweg die Forderungen anzuerkennen, oder ob 
ſie, weil ſie den Grundſatz des Achtſtundentages nicht opfern will, 
lieber die ganze deutſche Wirtſchaft und mit ihr die Arbeit 
            zu=
grunde gehen laſſen will. Darin liegt das Entſcheidende. Die 
Sozialdemokraten ſind vernünftig genug, wenigſtens was ihre 
Führer anlangt, einzuſehen, daß hier etwas geſchehen muß. Sie 
wagen es aber nicht, nachdem ſie dreißig Jahre lang den 
            Acht=
ſtundentag propagiert haben, öffentlich einzugeſtehen, daß ſie 
            da=
mit mehr geſchadet als genutzt haben. Niemand denkt daran, 
ſie aus der Regierung heraus zu drängen. Was gegen die 
            Deut=
ſche Volkspartei in dieſer Richtung geſagt wird, iſt falſch. Iſt die 
Sozialdemokratie bereit, ihre Zuſtimmung zu Maßnahmen zu 
geben, die bei der jetzigen Lage notwendig ſind, dann iſt es das 
Gegebene, das allein mögliche Programm der Arbeit mit ihr 
fortzuſetzen. Wenn ſie ſich dabei mit Rückſicht auf ihre Wähler 
um die Entſcheidung herumdrückt, dann bleibt nichts anderes 
übrig, daß ſie aus der Regierung ausſcheidet und es den 
            an=
deren Parteien überläßt, in vollem Bewußtſein der 
            Verantwor=
tung, die auf ihnen liegt, die Dinge zu regeln.
Seite 2
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 4. Oktober 1923.
Nummer 274.
 Die Kabinettsbildung. 
Ein Kabinett Streſemann. 
* Berlin, 4. Okt. (Priv.=Tel.) Dr. Streſemann wird 
im Laufe der Nacht die Bildung des Kabinetts bereits 
            vor=
nehmen. Das neue Kabinett wird nicht ein Kabinett der 
            Par=
teien, ſondern lediglich ein Kabinett Streſemann ſein. Es 
            er=
gibt ſich daraus, daß er in der Wahl ſeiner Mitarbeiter freie 
Hand hat. Da die Sozialdemokraten die bisherige Regierung 
geſtürzt haben, iſt von ihnen eine Unterſtützung des Kabinetts 
Streſemann kaum zu erwarten. Da aber Dr. Streſemann 
            un=
bedingt an den Grundgedanken feſtgehalten hat, die er im 
            Er=
mächtigungsgeſetz niedergelegt hat, ſo ergibt ſich von ſelbſt, daß 
er auch mit den Sozialdemokraten Verbindung ſucht, um ſich 
eine Mehrheit im Reichstag zu ſichern. 
Die Gründe für den Rücktritt des Kabinetts. 
* Berlin, 4. Okt. (Priv.=Tel.) Die Gründe für den 
Rücktritt des Kabinetts laſſen ſich folgendermaßen 
            zuſammen=
faſſen: Das Kabinett beabſichtigte, vom Parlament 
            außerordent=
liche Vollmachten auf wirtſchaftlichem, finanziellem und 
            ſozial=
politiſchem Gebiet zu verlangen, da die Schaffung einer neuen 
Währung ohne ſolche Sicherungen die Gefahr in ſich birgt, 
            wir=
kungslos zu verpuffen. Es war beabſichtigt, 1. durch ſtarke 
            Be=
ſitzſteuern, 2. durch Eingriffe in die Preisbildung und 
            Bekämp=
fung der Monopolwirtſchaft, der Truſte und Kartelle, und 3. durch 
Steigerung der Urproduktion, insbeſondere im Bergbau durch 
Erhöhung der Arbeitszeit die nötigen Unterlagen zu ſchaffen. 
Im abinett war in dieſer Richtung weitgehende 
            Ueberein=
ſtimmung erzielt worden. Es gelang aber nicht, dieſe auch 
innerhalb der Koalitionsparteien herzuſtellen. Nachdem in der 
bayeriſchen Frage eine Einigung erzielt worden war, blieb 
ſchließlich nur noch die Frage übrig, ob in dem 
            Ermächtigungs=
geſetz auch die ſozialpolitſche Frage, insbeſondere das 
            Arbeits=
geſetz, Platz finden ſollte, oder ob der Vorſchlag der 
            Sozialdemo=
kraten angenommen werden ſollte, das Arbeitsgeſetz auf 
            ge=
wöhnlichem, parlamentariſchem Wege ſo raſch als möglich zu 
erledigen. Da das Ergebnis der rein parlamentariſchen 
            Be=
handlung unſicher war, glaubte das Kabinett, auf dieſen 
            Vor=
ſchlag nicht eingehen zu können. Mit einer Zufallsmehrheit von 
61 zu 64 Stimmen faßte dann die ſozialdemokratiſche Fraktion 
einen ablehnenden Beſchluß. Nach dieſem Beſchluß glaubte das 
Kabinett, den Zuſtand der gleitenden Kabinettskriſe nicht länger 
hinziehen zu dürfen und beſchloß ſeine Geſamtdemiſſion. Die 
Verhandlungen innerhalb und zwiſchen den einzelnen 
            Frak=
tioneen haben in den letzten Tagen bewieſen, daß eine ſo raſche 
Entwicklung der Meinungen vor ſich geht, daß die Gegenſätze 
mitten durch die einzelnen Parteien durchgehen, ſo daß bei 
            an=
derer außenpolitiſcher Lage die Ausſchreibung von Neuwahlen 
nahe läge, um eine Neubildung der Fraktionen zu erleichtern. 
Da die augenblickliche Situation die Gefahr einer vollkommenen 
Lahmlegung des parlamentariſchen Lebens in ſich ſchließt, wird 
Reichskanzler Dr. Streſemann die Verhandlungen über die 
            Neu=
bildung des Kabinetts ſofort am Donnerstag früh aufnehmen, 
und hofft, damit raſch vorwärts zu kommen. 
Berliner Preſſeſtimmen zum Kabinettswechſel. 
* Berlin, 4. Okt. (Priv.=Tel.) Der Berliner Lokal= 
Anzeiger gibt ſeinen Ausführungen die Ueberſchrift: „Das Ende 
der großen Koalition!” und erklärt u. a.: Wenn die 
            Sozialdemo=
kraten nicht imſtande ſind, das Wort von der Wehrpflicht der 
Arbeit wahr zu machen, ſo bleibt gar keine andere Deutung 
übrig, als daß ſie mit dieſer Weigerung politiſche Folgen 
            er=
zwingen wollten, die ſich in anderer Weiſe nicht gut herbeiführen 
ließen. Jedenfalls werden ſie, wenn nun das Ende der großen 
Koalition gekommen iſt, von einer namhaften Mitſchuld an 
dieſer Zerſtörung der letzten politiſchen Illuſion des deutſchen 
Parlamentarismus nicht freizuſprechen ſein. Von 
            deutſchnatio=
naler Seite wird übrigens ausdrücklich feſtgeſtellt, daß die 
Deutſchnationalen, worüber wohl kein Zweifel beſtanden hat, in 
eine Regierung mit den Sozialdemokraten nicht hineingehen 
konnten. 
Die Deutſche Allg. Ztg. ſchreibt ironiſch: Die Verhältniſſe 
haben ſich umgedreht. Die einſt üblichen Vertreter des 
            Rück=
ſchritts und der Reaktion, die Rechte, ſind heute ein weſentlicher 
Träger vorwärtsſchreitender Energie, wenn auch keineswegs 
innerpolitiſcher Einſicht geworden, und die einſtige 
            weltumwäl=
zende Partei der befreienden Revolution, die Sozialdemokratie, 
iſt der Repräſentant ſtillen Duckmäuſertums und reaktionärer 
Reſignation geworden. Um die Austräge dieſer Gegenſätze 
            han=
delt es ſich, für welche die innerpolitiſche Kabinettskriſe mit ihrem 
Kampf um die große Koalition nur ein äußerliches 
            Kenn=
zeichen iſt. 
Die Kreuzzeitung ſtellt feſt: Darüber kann kein Zweifel ſein, 
gelingt es wirklich, noch einmal das zerſchlagene Porzellan 
            zu=
ſammenzukitten, bei der nächſten Gelegenheit muß es wieder in 
Trümmer gehen. Wir geben aber die Hoffnung noch nicht auf, 
daß es dem deutſchen Volk nun endlich einmal klar wird, daß 
neue Wege geſucht werden müſſen. Das deutſche Volk wird 
nur dann ſich ſelbſt und ſeine Freiheit wiedergewinnen, wenn es
 Vom Tage. 
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat ſeinen Einſpruch gegen 
eine Erhöhung der Goldkohlenpreiſe um etwa 75 
            Pro=
zent, wie ſie der Reichskohlenrat beſchloſſen hat, aufrechterhalten. 
            Dem=
nach tritt für alle Kohlenſorten, die bereits den Weltmarktpreis erreicht 
haben, eine weitere Erhöhung nicht ein. 
Ab 4. Oktober ſoll in dem ganzen niederſchleſiſchen 
            Koh=
lenrevier an jedem Donnerstag eine Feierſchicht eingelegt 
werden. 
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten beläuft ſich nach 
den Feſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes für den 1. Oktober auf 
das 40,4 Millionenfache der Vorkriegszeit. Die Steigerung gegenüber 
der Vorwoche (28,0 Millionen) beträgt 44,3 Prozent. 
Der kommandierende General des Brückenkopfes Düſſeldorf hat 
die 
Düſſeldorfer Preſſe gezwungen, die franzöſiſche Darſtellung der 
Düſſeldorfer Vorfälle vom letzten Sonntag zu veröffentlichen. 
Die Franzoſen entwendeten bei der Firma Krup)stm 
800 Milliarden Mark. 
Lorb Curzon gibt am Freitag vor der Reichskonferenz eine ins 
Einzelne gehende vertrauliche Erklärung über die Außenpolitik 
der Regierung ab, beſonders inbezug auf die Frage der deutſch 
Reparationen und die franzöſiſche Ruhrbeſetzung. 
Die Times berichtet aus Ottawa, daß Lord Birkenhead dort 
die Rückkehr Lloyd Georges zur Macht vorausgeſagt habe. 
Havas berichtet aus Konſtantinopel: Die Preſſe kündigt an, 
daß der Einzug der türkiſchen Truppen in Konſtantinopel 
am Samstag ſtattfinden wird.
 Dollarkurs Berlin.. 439900000 
abends 6/, Uhr: Frankfurt 493 726300
 ſich einer ſtarken Hand anvertraut, die alle nationalen Kräfte 
zuſammenfaßt und, geſtützt auf ſie, verſucht, Deutſchland aus 
dem Schlamm, der in den letzten fünf Jahren aufgehäuft 
            wor=
den iſt, in ſchwerer Arbeit herauszuziehen. 
Der Vorwärts ſpricht von dem Sieg des rechten Flügels 
der Deutſchen Volkspartei und urteilt über die Lage: Der neuen 
Regierung, deren Bildung den bürgerlichen Parteien zufällt, 
kommt zu allernächſt die Aufgabe zu, die von der äußerſten 
            Rech=
ten her drohende Gefahr eines Bürgerkriegs mit dem Ziel eines 
verfaſſungswidrigen Gewaltregiments abzuwehren. Die 
            Sozial=
demokratie iſt bis an die Grenze der Selbſtverleugnung 
            gegan=
gen, um dem deutſchen Volk das Schwerſte, das jetzt droht, 
            fern=
zuhalten. Die Deutſche Volkspartei hat ſie aus der 
            Verantwor=
tung hinausgedrängt, indem ſie Zumutungen an ſie ſtellte, von 
denen ſie wußte, daß ein Eingehen auf ſie nicht zu erwarten war. 
Jetzt kann jeder Tag die Partei vor Entſcheidungen von 
            außer=
ordentlicher Tragweite ſtellen. Durch das Scheitern des 
            Experi=
ments mit der großen Koolition iſt eine vollſtändig neue 
Situation geſchaffen. Neue Fragen werden auftauchen, hinter 
denen die der Vergangenheit verſchwinden. Einigkeit iſt das 
Gebot der Stunde.
 Die Beſchlüſſe der Deutſchen Volkspartei. 
Berlin, 3. Okt. Die Reichstagsfraktion der Deutſchen 
Volkspartei faßte zur politiſchen Lage folgende Beſchlüſſe: 
In der Frage der Arbeitszeit billigt die Fraktion die 
Entſchließung des Kabinetts in der geſtrigen Sitzung; 
2. die Fraktion iſt bereit, dem Ermächtigungsgeſetz 
zuzuſtimmen, hält aber aus ſachlichen Erwägungen eine 
andre Beſetzung des Reichsfinanzminiſteriums 
für unerläßlich. 
Die Deutſchnationalen zur Kriſe. 
U. Berlin, 4. Okt. Die Deutſchnationale Volkspartei 
erläßt folgenden Aufruf: Wie lange noch? Die Löſung des 
Tages drängt. Das Steuer muß nach rechts geworfen werden! 
Die Koalitionsparteien des Reichstages aber antworten, es ſoll 
weitergenurſtelt werden. Der Marxismus hat Deutſchland 
ruiniert. Er hat abgewirtſchaftet. Die bürgerlichen 
            Regierungs=
parteien erhalten ihn künſtlich am Leben. Sie beginnen nicht, 
einen Trennungsſtrich zu ziehen. So ſinkt Deutſchland in Not und 
Verderben. Wir fordern Klarheit! Schluß mit der 
            Kompromiß=
politik! Fort mit den Sozialiſten aus der Regierung! Wir 
verlangen eine andere Regierung, die ſich bewußt auf die 
            natio=
nalen Kräſte in allen Volksſchichten ſtützt. 
Die Stellungnahme der Baheriſchen Mittelpartei. 
* Berlin, 3. Okt. (Priv.=Tel.) Wie uns mitgeteilt wird, 
wurde in einer vereinigten Sitzung des Parteivorſtandes von 
der Fraktion der Bayeriſchen Mittelpartei die Haltung der 
Parteileitung bei dem Koalitionswechſel im Reich und 
            insbeſon=
dere ihre Stellungnahme gegenüber dem bayeriſchen 
            Staats=
kommiſſar v. Kahr in vollem Umfange gebilligt. Der Abg. Dr. 
Roth erhob dagegen Einwendungen und erklärte im weiteren 
Verlauf der Ausſprache aus perſönlichen Gründen ſeinen 
            Aus=
tritt aus der Partei.
 Die Lage im Reich. 
Zwiſchen Hitler und Kahr. 
* München, 3. Okt. (Priv.=Tel.) Gegenüber der 
            Mel=
dung des Völkiſchen Beobachter, daß die verſchiedenen Gruppen 
des Bundes „Bayern und Reich” zu den Hitlergarden 
            überge=
treten ſeien, wird uns ſeitens der vaterländiſchen Verbände 
            mit=
geteilt, daß im Gegenteil zahlreiche Mitglieder des Deutſchen 
Kampfbundes (Hitler) zu den vaterländiſchen Verbänden, die auf 
Seiten Kahrs ſtehen, übergetreten ſind. 
Kommuniſten und Sozialdemokraten in Sachſen. 
Berlin, 3. Okt. (Wolff.) In Richtigſtellung falſcher 
            Mel=
dungen über die Beſchlüſſe der ſächſiſchen Sozialdemokraten 
wird aus Dresden gemeldet, in der Montagſitzung der ſächſiſchen 
Sozialdemokratiſchen Partei wurde beſchloſſen, vorläufig nicht 
in Verhandlungen mit den Kommuniſten einzutreten. Es wurde 
vielmehr eine Kommiſſion gewählt, die einen Gegenentwurf zu 
den kommuniſtiſihen Forderungen ausarbeiten ſoll, der dann der 
Fraktion und der Landespartei vorzulegen iſt. Erſt dann ſoll 
mit den Kommuniſten über einen eventuellen Eintritt in die 
            Re=
gierung verhandelt werden. Für die Beſprechung mit dem 
Landesvorſtand iſt der Freitag in Ausſicht genommen. 
Die franzöſiſche Preſſe zum deutſchen Kriſenzuſtand. 
* Paris 4. Okt. (Priv.=Tel.) Man gibt es hier 
            allmäh=
lich auf, ſich in den unklaren Meldungen aus Berlin und dem 
Zögern der Innenpolitik Deutſchlands auskennen zu wollen. 
Man möchte, ſo heißt es, von der Nervoſität der Berliner Kreiſe 
auf keinen Fall angeſteckt werden. Die meiſten erblicken in der 
Kriſe des Reichskabinetts nicht eine vereinzelte Erſcheinung, 
            ſon=
dern ein Symptom einer bevorſtehenden Auflöſung. Noch 
            häu=
figer wird in den franzöſiſchen Blättern im Hinblick auf die 
            deut=
ſchen Ereigniſſe das Wort Chaos gebraucht. So fragt Jaques 
Bainvilles in der „Liberté” am Ende eines Leitartikels, ob ein 
Intereſſe an dem durch innere Streitigkeiten zerriſſenen 
            Deutſch=
band vorhanden ſei. Die Schuld an der immer mehr um ſich 
greifenden Verwirrung ſchiebt das „Journal des Debats” 
            aus=
ſchließlich dem Reichskanzler Dr. Streſemann zu. Anſtatt die 
Zügel der Regierung ſeſt in die Hand zu nehmen, laſſe er ſie 
ſchlapp herunterhängen. Er gebe keine Richtung an. — Der 
„Temps” macht heute den Verſuch, ſich zur Lage Deutſchlands 
geſchichtlich einzuſtellen. Das Blatt kommt dabei zu dem Schluß, 
daß die deutſche Induſtrie ſeit ihrem Aufſtieg, den das Blatt in 
das Jahr 1879 verlegt, an dem Unglück der letzten Jahre in 
Deutſchland die Schuld habe. In der ſchweren Kriſe, die zurzeit 
Deutſchland heimſucht, ſtelle man nur einiges feſt, nämlich, daß 
diejenigen, die die Niederlage herbeiführten, die den paſſiven 
Widerſtand veranlaßten und daraus Vorteile zogen, verſuchten, 
die Regierungsgeſchäfte dauernd zu beeinfluſſen. Sie wollen, 
daß die Arbeitermaſſen ihrer Willkür ausgeliefert ſeien In 
einem anderen Zuſammenhang bemerkt der „Temps” noch, daß 
die Aufgabe des Reiches darin beſtehe, den Verbündeten eine 
Geldreform ſowie Reparationszahlungen vorzuſchlagen. Das 
Blatt weiſt das Anſinnen der deutſchen Regierung, in das 
            be=
ſetzte Gebiet einen beſonderen Kommiſſar zu entſenden, als 
            un=
annehmbar zurück. 
Paris, 3. Okt. (Wolff.) Zum Kriſenzuſtand in 
            Deutſch=
land ſchreibt das Echo de Paris: Die Beſetzungsmächte 
            dür=
fen ſich nicht durch die Verwirrung irre führen laſſen. Mehr 
denn je haben ſie die Pflicht, die Provinzen, die ſie beſetzt 
halten, gemäß den Klauſeln des Friedensvertrages für die 
Reparationen z u organiſieren. Sie dürfen ſich nicht 
von dieſer Aufgabe durch irgendwelche Betrachtungen abbringen 
laffen. Selbſt der rheiniſche Separatismusdarf ſie 
nicht ablenken. Wenn die ſeparatiſtiſche Bewegung einer 
anderen Kraft als einer vorübergehenden entſpringt, dann würde 
ſie ſich als umſo ſolider erkennbar machen, wenn das Werk der 
Alliierten einmal zu einem guten Ende geführt würde. 
Das Petit Journal ſchreibt: Man muß die Dinge ſehen 
wie ſie liegen und anerkennen, daß die Ereigniſſe in Deutſchland 
eine Wendung nehmen, die nicht, für Frankreich 
            be=
friedigend iſt. Die extremen Parteien, die eine volle 
Widerſtandspolitik gegen die Alliierten verlangen 
und die Annullierung des Friedensvertrages 
von Verſailles fordern, haben ſchon den Block der 
mittleren Parteien geſprengt, die die 
            Reparations=
politik als einen Notbehelf betrachten und ſie ohne Kraft und 
Mut verteidigen. In dem Kampf zwiſchen der handelnden 
            Un=
ordnung und den vernünftigeren aber untätigen Elementen iſt 
es wirklich nicht ſchwierig vorauszuſehen, wer die meiſten 
            Ausſich=
ten hat, den Sieg davon zu tragen. 
Die Ere Nouvelle ſchreibt, der Sturz des 
            Kabi=
netts Streſemann könne franzöſiſchenfeits nicht leichten 
Herzens aufgenommen werden. Er bedeuté das Ende der 
Ordnung, und die Ordnung in Deutſchland ſei die einzige 
Garantie für das kontinentale Gleichgewicht und die einzige 
Sicherheit für die Zahlungen, die Frankrcich brauche. Das 
Kabinett Streſemann ſei der letzte Wall der
 Heſſiſches Landestheater. 
Großes Haus — Mittwoch, den 3. Oktober. 
Lobetanz. 
Bühnenſpiel von L. Thuille. 
Die Oper, am Schluß der vorjährigen Spielzeit mit Liebe, 
Ueberlegung und eigenartigen Reizen neu herausgebracht, iſt der 
Wiederholung wert, nicht nur weil ſie ein treffendes Zeitbild der 
Nach=Wagnerſchen Epoche gibt. Sie hat ein ehrliches Geſicht. 
Ihre Ausdrucksmittel ſind von ungekünſtelter Wahrhaftigkeit, 
Da iſt nichts Erklügeltes, vielmehr alles von der Muſik her warm 
empfunden. Urſprünglichkeit und Perſönliches der Dhuilleſchen 
Begabung iſt nicht ſtark, aber echt, und von jener noblen 
            Rein=
lichkeit der Geſimnnung, die wohltut in einer Zeit der mancherlei 
Mätzchen und techniſchen Verblüffungen. Man awet deutſches 
Weſen. 
Freilich bedarf das Werk, um heute wirken zu können, einiger 
Druchnüttel. Sie fanden ſich unſchwer. Der als Untergrund 
allein nicht genügende Märchenſtoff wurde zur Parodie 
            geſtei=
gert. Uebertreibung in Koſtümen, Masken und Gebaren der 
Nebenperſonen ſchärfte die ſtumpfe Oberfläche. Die Handlung 
erhielt Witz und ſymboliſchen Sinn. Einzig hebt ſich nun das 
Liebespaar in lyriſcher Wärme ab. Das iſt die geſchickte 
            Regie=
arbeit Herrn Schlembachs. Dem Kerker=Akt freilich iſt nicht zu 
helfen; der bleibt leeres Theater. Die Inſzenierung hatte 
            Pilartz=
ſchen Geiſt; ſie ſchien mir vortrefflich. Die der letzten Szene iſt 
nun auch vollkonnmnen glücklich gelöſt. 
Für die Rollenbeſetzung ſind beſonders geeignete Kräfte 
            vor=
handen. Vor allem Herr Hoeffhin als Lobetanz. Seine helle 
Stimmlage, ſein jugendlich=ſchſwärmeriſches Weſen, ſein 
            natur=
wüichſiges Spiel halfen zu einer vollendeten Leiſtung, die 
            begei=
ſterte Anerkennung fand. Margarete Albrecht iſt ihm als 
            Prin=
zeſſin eine reizende Partnerin. Die junge Künſtlerin, die noch 
gar nicht ſo lange auf der Bühne ſteht, hat es ſchmell verſtanden, 
ich mit der trefflichen Darſtellung einer Anzahl von Rollen feſt 
in den Sattel zu ſetzen. Schöne, in der Höhe glänzende Stimme, 
vornehmes Spiel, ſicheres Auftreten bewirkten angenehmſte 
            Ein=
drücke und verdienten Erfolg. Jetzt, auf dieſer Stufe der 
            Ent=
wicklung, beſteht für ſie die Gefahr der Verflachung und Schablone. 
Nichts kann ihr mehr geraten werden, als ihr künſtleriſches 
            Tem=
perament zu entdecken und entwickeln, aufs ſtärkſte aus ſich 
herauszugehen, um Freies, Eigenes zu ſchaffen. Denn nur 
Perſönliches macht den wahren Künſtler.
 Alle anderen Rollen verſchwinden gegen dieſe beiden, 
            ver=
langen gleichwohl gewandte Kräfte und wurden gut geſpielt. Die 
Tänze hatten das erforderte eigene Gepräge. Bei Meiſter Balling 
lag die muſikaliſche Leitung im feſter Hand. 
v. H.
 * Fürſt Johann II. von Liechtenſtein. 
Fürſt Johann II. von Liechtenſtein, der am 5. Oktober d. J. 
das 83. Lebensjahr vollendet, dürfte wohl, einer der älteſten 
Souveräne Europas ſein. Bei ſeinem hohen Alter iſt er noch 
von großer Rüſtigkeit, die ſich u. a. darin kundgibt, daß er noch 
in dieſem Jahre auf ſeinen in Mähren gelegenen Beſitzungen 
dem Weidwerk gehuldigt hat und auch die körperlichen 
            Beſchwer=
den, die eine Jagdausübung in höheren Berglagen mit ſich 
bringt, weiß er noch ſpielend zu überwinden, hat er doch noch 
in dieſem Jahre eine ſtattliche Anzahl von Wild (Rehböcken) 
erlegt. Johann II., der ſich mit Vorliebe abwechſelnd auf ſeinen 
beiden Schlöſſern Eisgrub und Feldsberg aufhält, hat auch 
dieſes Jahr die Beſchwerden des Alters nicht geſcheut und im 
Hochſomer Bad Gaſtein aufgeſucht, nachdem er im Frühjahr 
ſchöne Tage in einem kleinen mähriſchen Bad in den Sudeten 
zugebracht hatte. Obſohl er nur mit kleinem Gefolge reiſt, kang 
doch auch an ſolchen Badeorten mit Rückſicht auf die damit 
            ver=
bundenen Beſtellungen die Anweſenheit auuh eines kleiven 
            Sou=
veräns der Bevölkerung nicht verborgen bleiben. So iſt es denn 
auch in dem kleinen Sudetenbad, nicht möglich geweſen, das 
Inkognito des auf Diplomadenpaß mir Namen Oberſtleutnant 
Martin mit Familie reiſenden Fürſten zu bewahren. Als der 
Fürſt ſich dort einem Holzhauer gegenüber befand, vedete ihn 
dieſer mit Namen an, ſo daß er ſich unwillig mit der 
            Bemer=
kung wegwandte: „Auch hier iſt mein Inkognito ſchon gelüftet.” 
In Bad Gaſtein traf ihn ſchlechtes Wetter. Im Gefolge befindet 
ſich gewöhnlich ſein zum Haushofmeiſter avancierter früherer 
Kammerdiener, der Kammerdirektor und der Leibarzt. Am 
5. September txaf der greiſe Fürſt im Hauptort Vaduz, diesmal 
ohne jeden offiziellen Empfang, den er ſich verbeten hatte, ein. 
Die weite Fahrt von Gaſtein bis Feldkirch von morgens 7 bis 
nachmittags 4 Uhr ſchien ihn beineswegs ermüdet zu haben, als 
er im Schloß Hohenliechtenſtein zu Wagen eintraf. Dem Wunſch 
des Fürſten entſprechend, hatte ein äußerer Willkommen unter 
Beflaggumg der Häuſer nicht ſtattgefunden, was indeſſen 
            Be=
völkerung wie Preſſe nicht abhielt, ihrer Freude über den Beſuch 
Ausdruck zu geben. Offizieller Empfang fand nicht ſtatt, nur 
verſchiedene Honorationen waren geladen. Wie ſehr der Fürſt
 mit den Intereſſen ſeines Landes verwachſen iſt, zeigt der 
            Um=
ſtand, daß er ſich eingehend über die Verhältniſſe des 
            Bock=
wingert unterrichten ließ, ja ſellbſt ſich perſönlich vom Zuſtand 
der Reben überzeugte, da in der Frage der Erhaltung dieſes 
alten Wahrzeichens des Hauptortes Differenzen ausgebrochen 
und der Rebberg, der den ſtärhſten Vaduzer erzeugt, in Gefahr 
war, einer Bauſpekulation zum Opfer gebracht zu werden. Das 
ſcheint nun der Fürſt in letzter Stunde verhindert zu haben. Wer 
den Fürſten ſah, hatte Gelegenheit, ſich von ſeinem leutſeligen 
Weſen zu überzeugen. Die Munifizenz des Herrſchers kennt 
keine Grenzen. Hat es doch der Fürſt von jeher verſchmäht, eine 
Zivilliſte vom Lande entgegenzunehmen. Nach kurzem 
            Aufent=
halt reiſte er zunächſt nach Wien zurück, und es wird nicht 
            aus=
bleiben, daß baldigſt auch in dieſem Jahre ſichtbare Zeichen 
einer Herrſchertugend erſcheinen.
 Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben. 
C.K. Ein John Brinckmann=Preis. Als ein 
            Ehren=
preis für plattdeutſche Dichter und Schriftſteller ſowie für ſolche 
Forſcher, die ſich durch ihre Arbeit für plattdeutſche Sprache und 
niederdeutſches Volkstum um die plattdeutſche Sache verdient 
            ge=
macht haben, und für Künſtler, die das plattdeutſche Theater 
            för=
derten, iſt ein John Brinckmann=Preis geſchaffen worden. Wie im 
„Eekbom” mitgeteilt wird, wird das Geld dafür durch die 
            platt=
deutſche Arbeitsgemeinſchaft zuſammengebracht. Dieſe wählt 
auch die Preisrichter aus. 
C.K. Eine „Jungfrau von Orleans” von Shaw. 
Bernard Shaw hat, wie der Mancheſter Guardian mitzuteilen 
weiß, ein neues Drama vollendet, das im kommenden Winter in 
London aufgeführt werden ſoll. Er hüllt ſich zwar über das Werk 
noch in Schweigen, doch iſt ſoviel ſicher, daß das Drama die 
Jungfrau von Orleans zur Heldin hat, und auf die Art der 
            Be=
handlung läßt ſich aus Shaws Aeußerung ſchließen, nach der 
„Jeanne d’Arc tatſächlich die erſte Proteſtantin war”.
 — Vom Marſchall Joffre erzählt man ſich in Paris die 
            nach=
ſtehende Geſchichte: Jüngſt war er in Meaux Gaſt eines Herrn, 
deſſen Beſitztum am Ufer des Fluſſes gelegen iſt. „Ich möchte 
gern angeln,” ſagte er nach 
            Mittags=
ruhe. Man reichte ihm 2 
ich 
ſagen wollte,” fiel er ein, „ 
* Flu 
die Marne, Herr Marſchall." 
ne?! Wie i 
Ich hätte ſie mir do
Rummer 2724.
Seite 3.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 4. Oktober 1923.
 Reparationspolitik, und der Politik des 
            Einverſtändniſ=
ſes mit den Alliierten. Wenn Baldwin und Poincaré 
nicht im letzten Augenblick dieſen Wall ſtützten, übernehmen ſie 
die Verantwortlichkeit für das, was am Tage des 
            Zuſammen=
bruches ſich ergeben werde, ſei es unter der Form einer 
            Konſoli=
dierung der deutſchen Einheit unter der Militärdiktatur, ſei es 
unter der Form einer großen kommuniſtiſchen Bewegung 
Das Oeuvre ſchreibt: Uneinigkeit unter den Parteien wie 
unter den Ländern! Deutſchland kehrt zum Chaos 
zurück! Möge Frankreich in dieſem 
            Durcheinan=
der ſeinen Nutzen finden. 
Das Echo National ſchreibt: Deutſchland befindet ſich 
in voller Reaktion. Es bildet ſich ein, daß die 
            Wiederauf=
richtung der Monarchie es retten wird. Preußen will gegenüber 
Bayern nicht auf ſeine Jahrhunderte alte Rolle als führende 
Nation verzichten. Da ein Staatsſtreich für notwendig erachtet 
wird, wird Preußen ihn machen. Angeſichts derartiger 
            Eventua=
litäten müſſen wir mehr denn je am Rhein und an der Ruhr 
wachen. Die Frage des paſſiven Widerſtandes iſt durch die 
            Er=
eigniſſe, die ſich vorbreiten, überholt. Niemand ſpricht 
jetzt von Verhandlungen, der Reichskanzler 
land, erwartet das Heil von einem Gewaltſtreich. 
Die Haltung der franzöſiſchen Regierung. 
* Paris, 3. Okt. (Priv.=Tel.) Die Haltung der 
            franzö=
ſiſchen Regierung bewegt ſich unverändert in der von uns 
            wie=
derholt gekennzeichneten Linie. Es wird jeder Vorwand benutzt, 
der die Produktivität des Ruhrgebietes als lokales Pfand im 
Sinne des bekannten Dokuments 23 des franzöſiſchen erſten 
Gelbbuches etwa verzögern oder gefährden könnte, um 
            Deutſch=
land hinzuhalten. Nur under dieſem Geſichtswinkel betrachtet 
wan auch die neuen Schwierigkeiten des Kabinetts Streſemann, 
während die Boulevard=Preſſe fortfährt, ihren Leſern 
            aufzu=
tiſchen, als ob dieſe Alarmnachrichten aus Beulin entweder ſehr 
ſtark übertrieben oder nur eine Mache der Regierung ſeien. 
            Wäh=
neue Scheingründe, um Verhandlungen aus dem Wege zu gehen. 
Von Tag zu Tag kann man ſolche leſen. Seit heute nachmittag 
wird in Paris die Nachricht verbreitet, daß der paſſive 
            Wider=
ſtand Deutſchlands ja nur ſcheinbar eingeſtellt ſei. Die 
            Geld=
mittel oder Unterſtützungen würden oder weiteres gezahlt. 
            Gleich=
zeitig wird nochmals im Blatt des Quai d’Orſay daran 
            er=
innert, daß die verlangte Finanzreform ebenſowenig durchgeführt 
wie der neue Reparationsplon ausgearbeitet ſei. Aber die 
wahre Urſache für die Schwierigkeiten in Deutſchland, nämlich 
die imperialiſtiſche Politik Poincarés, wird natürlich 
            wohlweis=
lich dem franzöſiſchen Volke verſchwiegen. Morgen findet unter 
dem Vorſitz von Millerand ein Miniſterrat ſtatt. 
Die Londoner Auffaſſung. 
* London, 3. Okt. (Priv.=Tel.) Den Abendblättern 
            zu=
folge ſollen an amtlicher Londoner Stelle Nachrichten 
            eingegan=
gen ſein, denen zufolge bedeutſame Ereigniſſe in Bayern 
            bevor=
ſtehen, die mit angeblichen Abſichten des Kronprinzen Rupprecht 
in Verbindung gebracht werden. Man glaubt daher, daß die 
Loslöſung Bayerns vom Reiche tatſächlich, wenn auch noch nicht 
formell, bereits vollzogen ſei und daß das Kabinett Streſemann 
ſelbſt, wenn vorläufig ein Kompromiß zwiſchen den Parteien 
            zu=
ſtande käme, durch die Rüchwirkung der bayeriſchen Ereigniſſe 
zweifellos ſehr bedroht ſein würde. Die Folgen, die ſich aus 
dieſer Abſchließung Bayerns für die Entwicklung der 
            inter=
nationalen Politik ergeben würden, werden hier als ſehr ernſt 
bezeichnet und es wird immer betont, daß England die 
            Aufrecht=
erhaltung der Reichseinheit für unbedingt notwendig erachte. 
Gelegentlich wird auch auf die allgemeine Verwirrung der 
politiſchen Verhältniſſe in Deutſchland hingewieſen, die es mit 
ſich bringen, daß die deutſchen Separatiſten den franzöſiſchen 
Plänen in die Hände arbeiten, während England den Einfluß 
der Berliner Zentralregierug geſtärkt ſehen möchte. Die 
            amt=
lichen Kreiſe vermeiden weiterhin ſorgfältig jede bindende 
Stellungr ahme. 
Die Rede, die Lord Curzon, am Freitag auf der 
            Reichs=
konferenz halten wird, wird wahrſcheinlich ganz vertraulich 
            be=
handelt oder doch nur in Auszügen veröffentlicht werden. Es 
iſt ſehr bezeichnend, daß die Konferenz eine Meinungsäußerung 
über die Lage in Mitteleuropa und die Reparationsfrage 
            vor=
läufig aufgeſchoben hat. Die Konferenz will zunächſt die 
            wei=
teren Ereigniſſe abwarten und erſt in ein oder zwei Wochen ihre 
Beſchlüſſe faſſen. Die Haltung, die Baldwin nach ſeiner 
            Rück=
kehr aus Paris beobachtet, iſt alſo in die Konferenz durchgedrungen. 
Es iſt zweifellos, daß ein Erfolg der deutſchen Separatiſten 
die engliſche Politik nur noch enger an die Seite Frankreichs 
treiben würde, als es bisher ſchon der Fall iſt. Der engliſche 
Reparationsplan würde gegenüber einem zerſtückelten 
            Deutſch=
land vollkommen umöglich werden, und die einzige Möglichkeit, 
die der engliſchen Politik dann noch offen bliebe, würde darin 
veſtehen, ſich den franzöſiſchen Reparationsmethoden anzuſchließen. 
Die deutſchen Separatiſten ſollten nicht vergeſſen, daß dieſe 
            wirt=
chaftlichen Erwvägungen notwendigerweiſe auch auf politiſchem 
Gebiet in der Haltung Englands zum Ausdruck kommen würden.
 Die britiſche Reichskonferenz. 
Die Rede Smuts. 
London, 3. Okt. (Wolff.) Auf der Reichskonferenz 
erllärte geſtern der Premierminiſter von Südafrika, Smuts, 
Baldwin habe von den Zuſtänden in Europa ein düſteres 
Bild gegeben. Aber Südafrika ſei noch vorhanden; es 
habe viele Stürme überdauert und der Welt manches gute 
            Bei=
ſpiel gegeben. Europa müiſſe angeſichts ſeiner gegenwärtigen 
Lage eine große, einmütige Anſtrengung unternehmen. Das 
            ſüd=
afrikaniſche Gemeinweſen ſei groß und mächtig. Das 
britiſche Reich könne zur Herftellung einer harmoniſchen Lage in 
der Welt mehr tun, als ingend eine andere Macht auf Erden. 
Der ganze Einfluß des britiſchen Reiches ſollte benutzt werden, 
um bei der Regelung der europäiſchen Angelegenheiten 
            mit=
zuhelfen. Seit Jahrhunderten übe England einen 
            maß=
gebenden Einfluß aus. Die anderen Nationen hätten ſchließlich 
immer auf ſeine Stimme lauſchen müſſen. Er wünſche, daß bei 
Streſemann weniger als ein anderer. Deutſch= einer einzigartigen Gelegenheit wie der jetzigen dasſelbe 
            ge=
ſchehen möchte, was früher geſchah: daß England deutlich ſeine 
Stimme erheben ſollte. Ueber die Frage der Fundierung der 
britiſchen Schuld an Amerika ſagte Smuts, manche Leute ſchienen 
ihre Schulden heunzutage ſehr leicht zu nehmen. Das britiſche 
Reich dagegen habe immer ſeine Verpflichtungen erfüllt. Es ſei 
von größter Bedeutung, daß der europäiſche Frieden und der 
Welthandel wieder hergeſtellt würden, zur Förderung des 
            Han=
dels innerhalb des britiſchen Reiches könne ſicher viel getan 
werden. 
Rückgang des britiſchen Ausfuhrhandels. 
London, 3. Okt. (Wolff.) Auf der 
            Reichswirtſchafts=
konferenz ſagte der Präſident des Handelsamts Lloyd 
Greame u. a., der britiſche Ausfuhrhandel ſei noch weit hinter 
dem Stande der Zeit vor dem Kriege zurück. Dieſer Zuſtand 
renddeſſen iſt aber die franzöſiſche Regierung nicht verlegen um ſpiegele ſich in unerhörter Arbeitsloſigkeit wider. 
Daher ſei die Ausdehnung des Handels für England von 
            lebens=
wichtiger Bedeutung. Die alten Märkte müßten wieder 
            herge=
ſtellt werden und noch notwendiger ſei, daß neue Märkte 
            ent=
wickelt werden. Die Tagesordnung der Reichswirtſchafts= 
Konferenz umfaſſe drei Punkte: 
1. Reichskoloniſation, 
2. finanzielle Zuſammenarbeit zwiſchen dem Mutterlande und 
den Dominions, 
3. bevorzugte Behandlung innerhalb des Reiches. 
Lloyd Greame ſagte, die britiſche Regierung habe endgültig 
den Grundſatz der Vorzugsbehandlung aufgeſtellt und wünſche 
ihn auszudehnen, um die Entwichlung der Produktionsquellen 
des Reiches und des Handels inverhalb des Reiches zu fördern. 
Engliſche Preſſeſtiimmen. 
TU. London, 3. Okt. Die engliſchen Blätter ſind mit 
langen Telegrammen über die Schwierigkeiten der Lage des 
            Ka=
binetts Streſemann angefüllt. Eine klare Vorſtellung von den 
Ereigniſſen iſt aber nirgends zu finden. Die Verlegenheit der 
engliſchen Meinung iſt deutlich gekennzeichnet durch die Fülle 
von phantaſtiſchen Meldungen über die deutſchen Vorgänge. 
Man hört die ſeltſamſten Urteile. Neben zahlreichen Stimmen, 
die ein Verbleiben des Kabinetts Streſemann für wünſchenswert 
halten, finden ſich auch ſolche, die ſämtliche politiſchen Ereigniſſe 
in Deutſchland nur als einen Verſuch betrachten, die deutſchen 
Armeen wieder nach den Grundſätzen und Maſſen der Zeit von 
1914 umzuorganiſieren. 
Franzöſiſche Forderungen beiWiederaufnahme 
der Arbeit. 
Münſter, 3. Okt. (Wolff.) In Düſſeldorf wurden 
            Abord=
nungen aller Gewerkſchaften durch den Adjutanten des Generals 
Degoutte empfangen. Wegen der Wiederaufnahme der Arbeit 
wurden franzöſiſcherſeits folgende Bedingungen geſtellt: 
1. Abſchaffung des Betriebsrätegeſetzes; 
2. Einführung der zehnſtündigen Arbeitszeit und 
            Akkord=
arbeit; 
3. Aufnahme jeder zugewieſenen Akkordarbeit, 
            widrigen=
falls Ausweiſung erfolgt; 
4. Für die Eiſenbahner gelten die bereits bekanntgegebenen 
Bedingungen; 
5. Unterdrückung jeder Auflehnung gegen Waffengewalt; 
6. Verſchärfung des Stadtſchutzes. 
Billionen beſchlagnahmt. 
Münſter, 3. Okt. (Wolff.) Die Franzoſen haben einem 
Boten der Zeche Bruchſtraße 1,2 Billionen Lohngelder 
            fortge=
nommen. Auf der Zeche Bismarck wurden 2 Billionen 
            Lohn=
gelder weggenommen. Bei einem Eiſenbahnſchaffner in 
            Langen=
dreer wurden 1,344 Billionen Lohngelder beſchlagnahmt und 
beim Bochumer Verein 680 Milliarden Lohngelder 
            weggenom=
men. In Dortmund beſchlagnahmte ein franzöſiſcher 
            Kriminal=
beamter 9,4 Billionen Notgeld.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 4. Oktober. 
Herzliche Bitte! 
Die als unvermeidbare Folge der fortdauernden Entwertung 
            un=
ſeres Geldes eingetretene ganz außerordentliche Erhöhung der Koſten 
der Aufnahme und Pflege in den Heilanſtalten macht es ſolchen 
            Pflege=
bedürftigen, deren Einnahmen nicht in annähernd gleichem Verhältnis 
ſteigen wie die Koſten der Lebenshaltung, wenn ſie nicht Mitglieder 
einer Krankenkaſſe ſind, ſchwer, wenn nicht unmöglich, im Falle der 
            Er=
krankung ein Krankenhaus aufzuſuchen. Hiervon wird namentlich der 
durch den wirtſchaftlichen Umſchwung verarmte frühere Mittelſtand 
            be=
troffen und ganz beſonders diejenigen in vorgerücktem Lebensalter 
            ſtehen=
den Angehörigen dieſes Standes, denen keine näheren Angehörigen 
            hilf=
reich zur Seite ſtehen. Die Folge davon iſt, daß gar manche dieſer 
            be=
dauernswerten Menſchen aus Mangel an ſachgemäßer Hilfe und Pflege 
zu Grunde gehen; für Viele iſt die Aufnahme in ein Krankenhaus nur 
bei Inanſpruchnahme der öffentlichen Fürſorge möglich. 
Früher waren die auf gemeinnütziger und charitativer Grundlage 
betriebenen Krankenanſtalten meiſt in der Lage, in ſolchen Fällen zu 
Laſten von Stiftungsmitteln, die ihnen für dieſen Zweck zur Verfügung 
ſtehen, freie Aufnahme oder Ermäßigung der Pflegekoſten zu gewähren. 
Auch das Alice=Hoſpital verfügt über einen ſolchen ſogenannten 
Freibettenfond, den es der Güte und Freigebigkeit von 
            Freun=
den des Hauſes verdankt. Dieſer Fond reicht aber heute nicht mehr 
aus, um auch nur für wenige Tage die Selbſtkoſten für einen Kranken 
zu decken. Die Verwaltung des Alice=Hoſpitals erachtet es deshalb für 
ihre ernſte Pflicht, kein Mittel unverſucht zu laſſen, um dieſen Fond zu 
vermehren, damit ſie wieder in die Lage verſetzt wird, ſo wie früher ihr 
Haus auch ſolchen Kranken zu öffnen, die die Koſten des Aufenthalts in 
einem Krankenhaus aus eigenen Mitteln ohne Inanſpruchnahme der 
öffentlichen Fürſorge nicht beſtreiten können. Sie richtet deshalb 
            hier=
durch an alle, die in der Lage und guten Willens ſind, die dringende 
herzliche Bitte, durch Zuwendung von Beiträgen zu dem 
            Frei=
bettenfond des Alice=Hoſpitals zur Erreichung jenes 
            Zie=
les beizutragen. Mögen die Gaben raſch und reichlich fließen! Sie 
            wer=
den von den unterzeichneten Vorſtandsmitgliedern und den 
            Oberſchwe=
ſtern im Alice=Hoſpital dankbar entgegengenommen werden. Sie können 
auch dem Bankkonto des Alice=Hoſpitals bei der hieſigen Städtiſchen 
Sparkaſſe Nr. 8061 unter dem Kennwort „Freibettenfond”, zugeführt 
werden. 
Großherzogin Eleonore von Heſſen, Vorſitzende des Alice=Frauenvereins. 
M. von Ewald, ſtellv. Vorſitzende. Dr. Kratz, Hauptgeſchäftsführer. 
Karl Mayer, Schatzmeiſter. 
Miniſterialrat Dr. Balſer, Fräulein Lina Goldmann, Geh. San.=Rat 
Dr. Habicht, Geh. Juſtizrat Hallwachs, Rentner Wilhelm Höslein, Frau 
Profeſſor Kellner, Regierungsrat Kröll, Oberregierungsrat Lindenſtruth, 
San.=Rat Dr. Maurer, Frau Geh. Nat Pfannenſtiel, Frau Lisbeth 
Pfarr, Oberin von Pflugk, Freifrau Riedeſel zu Eiſenbach, Frau 
            Staats=
miniſter Rothe, Miniſterialrat Dr. Schrod, Hofrat Stockhauſen, Frau 
Geh. Baurat Walbe, Frau Marie Wittich, Frau Major Zernin.
 —. Ernannt wurden: am 17. September 1923: der 
            Oberjuſtiz=
inſpektor bei dem Amtsgericht Seligenſtadt Heinrich Dilling zum 
Oberjuſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Gießen, der Oberjuſtizinſpektor 
bei dem Amtsgericht Schotten Konrad Fleiſchhauer zum 
            Ober=
juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Friedberg, beide mit Wirkung vom 
I. Oktober 1923; — der Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Offenbach 
Heinrich Fiſch zum geſchäftsleitenden Juſtizinſpektor bei dem 
            Amts=
gericht Offenbach, der Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Dieburg 
Karl Koch zum Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Offenbach, beide 
mit Wirkung vom 2. Oktober 1923, und der Juſtizinſpektor bei dem 
Amtsgericht Bad=Nauheim Peter Krell, zum geſchäftsleitenden 
            Juſtiz=
inſpektor bei dem Amtsgericht Butzbach mit Wirkung vom 1. Oktober 
1923: am 28. September 1923: der Landgerichtsrat bei dem Landgericht 
der Provinz Starkenburg Hermann Reuß in Darmſtadt zum 
            Ober=
landesgerichtsrat bei dem Oberlandesgericht in Darmſtadt mit Wirkung 
vom 1. Oktober 1923; — der Landgerichtsrat Friedrich Dähn in 
Mainz zum Oberlandesgerichtsrat bei dem Oberlandesgericht in 
            Darm=
ſtadt und der Legationsrat Paul Stimmel in Darmſtadt zum 
Landgerichtsrat bei dem Landgericht der Provinz Starkenburg, beide 
mit Wirkung vom 1. Oktober 1923; — der Juſtizinſpektor bei dem 
Amtsgericht Darmſtadt 1 Adam Hofferberth zum 
            Rechnungs=
direktor bei dem Generalſtaatsanwalt in Darmſtadt; — der 
            Hauptwacht=
meiſter am Landeszuchthaus Marienſchloß Auguſt Gottſchalk zum 
Arbeitsinſpektor an dieſer Anſtalt. 
— In den Ruheſtand verfetzt wurde: am 20. September 1923: die 
Lehrerin an der Volksſchule zu Neu=Iſenburg im Kreiſe Offenbach 
Johanna Heymann auf ihr Nachſuchen unter Anerkennung ihrer 
dem Staate geleiſteten Dienſte vom 1. Oktober 1923 an. — Auf Grund 
des § 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. 
Juli 1923 ſind am 1. Otkober 1923 in den Ruheſtand getreten: Direktor 
der Landwirtſchaftl. Verſuchsſtation Geheimer Hofrat Prof. Dr. Paul 
Wagner zu Darmſtadt; Regierungsrat bei der Zentralſtelle für die 
Gewerbe Ferdinand Reuter, zu Darmſtadt; Amtsobergehilfe bei der 
Lehranſtalt für Obſtbau und Landwirtſchaft Georg Luh zu 
            Fried=
berg. Aus dieſem Anlaß iſt den genannten Beamten die Anerkennung 
der dem Staate geleiſteten langjährigen treuen Dienſte ausgeſprochen 
worden. — Auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der 
Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 iſt am 1. Oktober 1923 der Direktor 
des Seminars für Volksſchullehrerinnen zu Darmſtadt 
            Oberſtudien=
direktor Dr. Philipp Jacobi in den Ruheſtand getreten. Aus dieſem 
Anlaß iſt dem genannten Beamten die Anerkennung der dem Staate 
geleiſteten langjährigen treuen Dienſte ausgeſprochen worden. — Auf 
Grund des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten 
vom 2. Juli 1923 ſind am 1. Oktober 1923 in den Ruheſtand getreten: 
die Notare Geh. Juſtizrat Ferdinand Gallus in Darmſtadt; 
            Juſtiz=
rat Daniel Freund in Offenbach; Geh. Juſtizrat Hermann Metz 
in Darmſtadt; der Rechnungsdirektor Ludwig Jung in Darmſtadt; 
Bureaudirektor Karl Bühner in Gießen; Oberjuſtizinſpektor Johann 
Grohrock in Hirſchhorn und Oberjuſtizinſpektor Wilhelm Stein 
in Friedberg. Aus dieſem Anlaß iſt den genannten Beamten die 
            Aner=
kennung der dem Staate geleiſteten langjährigen treuen Dienſte 
            ausge=
ſprochen worden.
 Goethes Kampf für das Urheberrecht. 
(Neues aus ſeinen Privatakten.) 
* Das deutſche Urheberrecht hat ſich erſt allmählich im engen 
Zuſammenhang mit den geiſtigen Strömungen des 19. 
            Jahrhun=
derts entwickelt. Noch vor 100 Jahren waren die geiſtigen Werke 
ſo gut wie ungeſchützt. Wie in ſo vielen Dingen hat Goethe auch 
im Kampf für die Rechte der Geiſtesarbeiter bahnbrechend 
            ge=
wirkt, und wenn er auch zunächſt für ſich ſelbſt umfaſſende 
            Pri=
vilegien zu erreichen ſuchte, ſo war doch ſein Vorgehen 
            maß=
gebend für den Sieg des Schutzgedankens, deſſen hohe Bedeutung 
er betonte. Deshalb ſtellt Hermann Knott in einem Aufſatz der 
„Deutſchen Rundſchau”, der das Werden des deutſchen 
            Urheber=
rechts ſchildert, Goethe in den Mittelpunkt ſeiner Darſtellung, 
und zwar hat er die „Privatakten: Goethes benutzen können, 
die im Goethe= und Schillerarchiv erhalten ſind. Bei der Arbeit 
an der Ausgabe letzter Hand, in der der Dichter ſein Lebenswerk 
abſchließen wollte, war er auch als guter Hausvater darum 
            be=
ſorgt, dieſe Neuausgabe gegen die Nachdrucker zu ſchützen und 
ihre Erträgniſſe möglichſt lange für ſeine Erben zu ſichern. Er 
wandte ſich daher mit ſeinem Geſuch an die Bundesverſammlung, 
in dem er zunächſt die bisherige Art des Schutzes durch 
            einzel=
ſtaatliche Privilegien behandelte und dann fortfuhr: „Sollte 
nun gegenwärtig der erhabene Bundestag, der Verein aller 
            deut=
ſchen Souveränitäten, nicht dasjenige als Geſamtheit 
            auszu=
üben geneigt ſein, was die einzelnen vorher anzuordnen und 
eſtzuſetzen bereit waren, und wäre nicht durch einen ſolchen Akt 
das entſchiedenſte Gewicht auf deutſche Literatur und 
            Geiſtes=
bildung kräftigſt zu betätgen?‟ Die Bundesverſammlung lehnte 
aber eine einheitliche Reglung, die der Dichter erſtrebt hatte, ab 
und begnügte ſich, „in der Ueberzeugung, daß alle deutſche „
            Re=
gierungen wohl gerne durch Willfahrung des geſtellten Geſuches 
und Erteilung gleichwäßiger Privilegien einem ſo allgemein 
geehrten deutſchen Schriftſteller wie Herrn von Goethe ein 
            Zei=
chen ihrer Achtung und Anerkennung ſeiner Verdienſte um die 
deutſche Literatur zu geben bereit ſein werden, den Wunſch 
äußern zu dürfen: daß ſämtliche hohen Bundestagsgeſandten 
es übernehmen möchten, das Geſuch des Groſtherzöglich 
            Sach=
ſen=Weimariſchen Staatsminiſters von Goethe ihren 
            Regierun=
gen bevorworten vorzulegen und dadurch die gewünſchte 
            Erledi=
gung in geeignetem Wege zu bewirken.‟ Es bleibt alſo dem 
Dichter nichts anderes übrig, als ſich an alle Regierungen ein=
 zeln um Verleihung der Privilegien zu wenden. Verſchiedene 
Fürſten richteten huldvolle Briefe an ihn und ſchickten ihm die 
Privilegien gleich zu. Beſonders beglückt war er über das 
däniſche Privilegium, das für die Herzogtümer Holſtein, 
            Lauen=
burg und Schleswig erteilt wurde. Sehr bedingt war zunächſt 
die Erklärung Preußens, und Oeſterreich gab ſeine Zuſtimmung 
erſt auf mehrfaches Schreiben. Es dauerte lange, bis alle 39 
            Pri=
vilegien beiſammen waren, und Goethe mußte ſeine ganze 
diplomatiſche Kunſt entfalten, um in ſeinen Dankſchreiben die 
paſſenden Wendungen zu finden. 
Die Privilegien, die er erhielt, wurzelten ihrem rechtlichen 
Gehalt nach noch vielfach in der Anſchauung, daß der Dichter 
nicht als der geiſtige Urheber ſeiner Werke, ſondern als der 
finanziell die Neuausgabe Wagende geſchützt wurde. Einige 
Höfe veralngten die Angabe des Verlegers, und Goethe mußte 
betonen: „Ich habe für mich und die Meinigen darum 
            nachge=
ſucht, und nun iſt mein Verhältnis zum Verleger nur ein 
Privatkontrakt.” In einem Schreiben an den Kanzler von 
Müller umriß er das Problem des modernen Urheberrechts mit 
den treffenden Worten: „In einer aufgeklärten Zeit wird immer 
mehr zur Sprache komen, was eigentlich der Autor zu fordern 
habe, als Urheber ſo mancher willkommenen Gabe, deſſen 
            Befug=
nis bisher in Deutſchland verkannt worden. Hier iſt jedoch die 
Stelle zu bemerken, daß, wenn in der älteren Zeit der Verleger 
durch ein Privilegium ſeine Koſten zu decken, ſeinen Gewinn zu 
ſteigern ſuchte, nunmehr wohl die höchſten Staatsverweſer dem 
Autor und den Seinigen einen rechtmäßigen Beſitz, der den 
            gei=
ſtigen Erwerb ſo gut als jedem andern zukommen dürfte, zu 
verſichern wohlwollend geneigt ſein werden.” Mit der Erfüllung 
dieſer Wünſche hatte es aber noch gute Wege. Erſt nach Goethes 
Tode wurde auf Preußens Betreiben eine Vereinheitlichung der 
Schutzfriſt, die zurzeit Preußen eingeführt hatte, auch von 
            ande=
ren deutſchen Staaten anerkannt. Die Privilegien, die von dem 
Deutſchen Bund zuerſt dem Größten der Klaſſiker zugeſtanden 
worden waren, wurden dann auch auf die anderen ausgedehnt, 
auf Schiller, Jean Paul, Wieland und Herder, und als die 
Schuttzfriſt für dieſe Privilegien zu Beginn der zweiten Hälfte 
des 19. Jahrhunderts abgelaufen war, bot dies den Anlaß zu 
einer einheitlichen Reglung der Schutzfriſt. Das neue Deutſche 
Reich ſah dann die Entſtehung des Urheberrechts, wie wir es 
heute beſitzen und zu dem Goethe mit ſeinem Vorgehen den erſten 
Anſtoß gegeben hatte.
 Japaniſche Wohnräume. 
Durch die Kataſtrophe im Oſten iſt das Intereſſe noch 
            wei=
terer Kreiſe als bisher für die Welt des Oſtens geweckt worden. 
Und eben zu dieſer Zeit erſcheint eine höchſt bemerkenswerte, 
reichilluſtrierte Veröffentlichung, die das Wohnweſen, die Kunſt 
und die geiſtige Welt des Oſtens in anſchaulicher Form zur 
            Dar=
ſtellung bringt, das überaus intereſſante „Oſtaſien=Heft” 
der von Hofrat Alexander Koch herausgegebenen Darmſtädter 
Kunſtzeitſchrift „Innen=Dekoration‟. Da ſind in 
            unübertreff=
lichen, ſehr großen Abbildungen vorbildliche japaniſche 
Wohnräume aus Tokio, luftige Empfangszimmer, 
            Wohn=
zimmer, Schllaf= und Badezimmer, Niſchen mit Hängebildern, 
Blumen und Hausaltären, zu ſehen, die das Weſen der öſtlichen 
Wohnungskunſt anſchaulich vor Augen führen. „Das japaniſche 
Wohnhaus hat etwas Laubenartiges, Baumhaftes und ganz 
            Luf=
tiges”, leſen wir da, „die Handwerker, die es angeferdigt haben, 
muß wan als Großeneiſter der gradlinigen Grazie anſprechen, 
als Zauberküinſtler der einfachen Anmut. Das japaniſche 
            Wohn=
zimmer iſt das praktiſchſte Zimmer, das ſich denken läßt; es iſt 
nur auf das „Räumlich” geſtellt, es ermöglicht das leichteſte und 
würdigſte Wohnen.” Oder: „Begibt man ſich an einem quälend 
heißen Sonnmertage aus der Glut der ſengenden Sonne in einen 
Teeraum, ſo wird man in der verdunkelten Kühle des 
            Toko=
nomas vielleicht eine hängende Baſe wit einer einzigen Lilie 
entdecken. Dauträufelnd ſcheint ſie über die Torheit des Lebens 
zu lächeln.” Ueber die Kunſt des Oſtens berichtet ein 
            Bei=
trag mit charakteriſtiſchen Bildern aus dem „Muſeum für 
            oſt=
aſiatiſche Kunſt” im Köln. Plaſtiken des Amida, eines betenden 
Prieſters, vervollſtändigen das Bild. Beiträge über die 
            Weis=
heit des Oſtens (aus dem „Tao=te=King” des Laotſe und 
dem Upaniſhaden) über die „Melodie des Oſtens” u. a. m. 
bringen die geiſtge Welt des Oſtens dem Leſer nahe. In ſchönen 
Abbildungen werden einige Räume und kunſthandwerklich 
            vor=
trefflich durrchgearbeitete Einzelmöbel der im Rhythmts der 
            öſt=
lichen Weſensart ſich ampaſſenden „Mikado=Werkſtätte‟=Bonn 
            ge=
zeigt, ſowie eine Reihe von Räumen und Möbeln aus Baſel, 
ferner Schränſchen, Kommode, Wandſchirm ud Tiſch in 
            koſt=
barer, ſchwarz und goldener Lackarbeit u. a. m. 
Dieſes ſehr bemerkenswerte und aktuelle „Oſtaſien=Heft” mit 
ſeinen oa. 36 großen Abbildungen und Sepiaton=Beillagen dürfte 
ganz beſonderes Indereſſe ſinden, zumal da es zu einem 
            außer=
gewöhnlich niedrigen Grundpreiſe von 1.60 von jeder 
            Buchhand=
lung oder von der Verlagsanſyalt Alexander Koch, Darmſtadt, 
zu beziehen iſt.
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 4. Oktober 1923.
Nummer 274.
 — Erledigt ſind; eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an 
der Volksſchule in Dietesheim, Kreis Offenbach. Dienſtwohnung Betrieb einer Kaffeewirtſchaft, verhunden mit Likörausſchank im Hauſe 
ſchafft werden; eine Lehrerſtelle für eine evangeliſche Lehrerin an der 
Volksſchule in Staufenberg Kreis Gießen. Die Beſchaffung 
einer Familienwohnung iſt in abſehbarer Zeit nicht möglich. 
Berichtigung. In der Bekanntmachung vom 2. Oktober 1923, 
betreffend: „Zu beſetzen ſind die Stellen”, heißt es unter 2.: je eines 
juſtiz ſekretärs”. 
* Geſperrt. Der Uebergang an der Eſchollbrücker Chauſſee 
iſt ſeit geſtem ebenfalls von den Franzoſen geſperrt worden. 
Die Brücke iſt von Poſten beſetzt. 
— Die Mietabteilung des Heff. Landestheaters. Heute Donnerstag, 
4. Oktober, finden an der Kaſſe des Kleinen Hauſes von 10—1 Uhr 
und von 3—6 Uhr die Erhebung der Nachzahlungen für die Vollmiete 
4 und D, die Schauſpielmiete a und d, ſowie der Vollmieten mit 
            Zu=
ſatzmieten 4 mit l oder IIl und D mit IV oder X ihren Abſchluß. Als 
letzter Tag für die Ueberweiſung der Schecks oder auf die Bank gilt der 
Freitag. 
Das erſte Konzert der Trio=Vereinigung: Roſenſtock, Drumm, 
Andreae findet am Samstag, den 6. 10., abends 7 Uhr, im Kleinen 
Haus des Landestheaters ſtatt. Das Programm umfaßt Brahms, H=Dur= 
Trio, op. 8, Schumann, Trio in D=Dur, op. 6 und Mozart, E=Dur= 
Trio. 
— Die Darmſtädter Sezeſſion hat, ſo ſchreibt man uns, nach ihrer 
Neukonſtituierung im Juni d. J8. ihren Mitgliederkreis weſentlich 
            er=
weitert. Die Maler H. Biſſier, Gwald Dülberg, Alb. Fuß und Hrch. 
Kampendonck, der Bildhauer Franz Gelb ſowie der Architekt Prof. Dr. 
H. Soeder, haben ihren Beitritt erklärt; ihrer urſprünglichen 
            Beſtimm=
ung folgend, ein Zuſammenſchluß der produktiven und fortſchrittlichen 
Kräfte Süd=Weſt=Deutſchlands zu ſein, gehören nunmehr neben dem 
Generalintendanten G. Hartung und dem Schriftſteller Dr. K. 7. 
Obenauer, die Komponiſten Paul Hindemith und Wilhelm Peterſen, 
der Darmſtädter Sezeſſion als Mitglieder an. Die künſtleriſche und 
            ge=
ſchäftliche Leitung liegt in den Händen des Aktionsausſchuſſes, der ſich 
zurzeit aus den Herren Antes, Gunſchmann, Habicht, Pilartz und Würth 
zuſammenſetzt. Nach Fühlungnahme mit dem Deutſchen Kartell der 
internationalen Union der fortſchrittlichen Künſtlergruppen” plant die 
Darmſtädter Sezeſſion neben anderen Veranſtaltungen eine im 
            Früh=
jahr nächſten Jahres ſtattfindende Kollektivausſtellung, die von 
            Darm=
idt aus nach Frankfurt a. M. und von da nach verſchiedenen anderen 
Städten wandern wird. Infolge des kürzlich vollzogenen Austrittes 
der Darmſtädter Sezeſſion aus der „Heſſiſchen Arbeitsgemeinſchaft für 
bildende Kunſt” wird dieſe Ausſtellung, die nach mehrjähriger Pauſe 
erſtmalig die Werke der fortſchrittlichen Künſtler Heſſens und Süd= 
Weſt=Deutſchlands zeigen wird, in den weiteſten Kreiſen mit beſonderem 
Intereſſe erwartet. 
— Bühnenvolksbund. Die erſte Vorſtellung findet Samstag den 
6. Oktober, ſtatt. Die Karten können von Freitag vormittag ab bei 
Chriſtian Arnold, Ernſt=Ludwigsſtraße 9, abgeholt werden. (S. Anz.) 
— Paulusgemeinde. Nächſten Sonntag, 7. Otkober, abends 8 Uhr, 
findet im Gemeindeſaal wieder eine Gemeindeverſammlung 
ſtatt, zu der alle erwachſenen Gemeindeglieder herzlich eingeladen 
            wer=
den. Dieſe Verſammlungen haben in der Gemeinde großen Anklang 
gefunden und dienen der Ausſprache über alle möglichen 
            Gemeinde=
fragen. Das Thema „Der Gottesdienſt” wurde ſeither behandelt, nun 
ſollen einzelne gottesdienſtliche Handlungen, ſo das nächſte Mal „Die 
Taufe”, zur Verhandlung kommen. Es wird gebeten, Geſangbücher 
mitzubringen. In dieſen trüben Zeitläuften werden ſolche 
            Veranſtal=
tungen, die ernſter Arbeit dienen, gewiß auch als ein Ruhepunkt 
            emp=
funden werden. 
Vund deutſcher Jugendverbände. Am kommenden Samstag und 
Sonntag feiert der Landesverband HeſſenNaſſau und Heſſen des 
Bundes Deutſcher Jugendvereine ſein Jahresfeſt in 
das Myſterienſpiel „Gevatter Tod” in der Johanneskirche auf. Um es 
Abend um 8 Uhr in der Johanneskirche wiederholt. Eintrittskarten 
ſind bei Fa Guſtav Paul und den Buchhändlern, Herren Schlapp und 
Saeng zu 1 Million zu haben. 
im kath. Geſellenhaus ſtatt und konnte ſich eines ſehr guten Beſuches 
            er=
freuen. Eingeleitet mit Muſikvorträgen, begrüßte Herr Studienrat Dr. zwiſchen ausgezogenen Mieters wurde dies von anderen als Zeugen ge= 
Gottron die Erſchienenen, gab einen kurzen Rückblick auf die ſeitherige 
Tätigkeit, den Zweck und die Ziele der Jugendvereinigung. Insbeſon= ſodaß Freiſpruch erfolgte. 
dere ſprach er dem Fürſten Löwenſtein Dank für die Ueberlaſſung von 
Näumen auf der Burg Breuberg, die zu einer gemütlichen kath. 
            Jugend=
herberge ausgebaut worden ſind. Den Reſt des Abends bildete nach 
Lichtbildervortrag, der die Burg Breuberg, ihre Umgebung, die Arbeiten 
der Jugendgemeinſchaft und das Leben und Treiben derſelben 
zeigte. Die humorvollen Worte des Herrn Dr. Gotkron und die 
ſchönen Lichtbilder fanden dankbare Herzen und reichen Beifall. — Herr 
Dekan Caſtell mahnte die Jugend bei ihren Wanderungen auf Ordnung 
und Sitte zu halten, damit auch die Eltern Freude an der neuen 
            Ju=
gendvereinigung haben. 
Die Auszahlung der Militärverſorgungsgebührniſſe für den 
            Mo=
nat Oktober ds. Js. findet beim hieſigen Poſtamt I am 5. ds Mts. von 
8—12 und von 3—6 Uhr an 8 verſchiedenen Zahlſtellen ſtatt. Quittungen 
ſind nicht vorzulegen, die Aushändigung der Beträge erfolgt vielmehr 
nach vorheriger Quittungserteilung an den betreffenden Zahlſtellen. Nachmittag 31z Uhr ſtatt. 
Vorzuzeigen iſt lediglich die Nummerkarte. Rentenbezieher, die nicht 
perſönlich zur Empfangnahme ihrer Bezüge erſcheinen können, wollen 
eine andere Perſon beauftragen, dieſe hat ebenfalls die Nummerkarte 
vorzuzeigen. Bemerkt wird gleichzeitig noch, daß die Beträge nur bis 
zum 8. ds. Mts. beim Poſtamt abgehoben werden können. 
E Kartoffelverſorgung für Kriegsbeſchädigte und 
            Kriegs=
hinterbliebene. Anträge auf Bevorſchuſſung der Zuſatzrente für 
werbsleben ſtehenden Schwerbeſchädigten, Hinterbliebenen, 
            Alt=
rentnern und Altrentverinnen in der Zeit vom 5. bis 15. d. M., 10 Tagen eintrifft. Infolge der fortſchreitenden Geldentwertung und 
mittags von 3 bis 6 Uhr, bei der amtlichen Kriegsbeſchädigten= 
und Kriegshinterbliebenenfürſorge der Stadt Darmſtadt (alter pro Zentner. 
Ludwigsbahnhof) geſtellt werden. Kriegsbeſchädigte und Alt= 
Zimmer 41. 
I. Hundeſteuer. Von allen Hundebeſitzern, die bis zum 10. Okt. 
ſtädtiſchen Steuerſtelle gemeldet haben, wird eine Nachtragsſteuer 
für 1993 erhoben und zwar; für den 1. Hund von 1,5 Grundmark, für Darlegung der ſo bedrohlich gewordenen augenblicklichen Verhältniſſe 
Grundmark. Der jeweils zu entrichtende Steuerbetrag wird durch 
fällg. 
Unſere geſtrige Notiz iſt in dieſem Sinne richtig zu ſtellen. 
gerichtshofes am Samstag, den 6. Oktober 1923, vormittags 91. Uhr. 
einer Schankwirtſchaft im Hauſe Große Marktſtraße Nr. 17: 2. Klage 
des Willy Stern in Friedberg gegen 1. Nechtsanwalt und Notar Jöckel, 
2. Wilhelm Füller und 3. Guſtav Trapp ſämtliche in Friedberg, auf 
Schadenserſatz; hier: Vorentſcheidung. 
— Städtiſche Leſe= und Bücherhalle. Im Monat September wurde 
die Leſehalle von 4999 Perſonen beſucht (1922: 4966). Aus der 
            Bücher=
halle nach Hauſe entliehen, wurden im ganzen 16 233 Bände (1999= 
16092), darunter 7476 wiſſenſchaftliche und belehrende Werke. An 
Büchergeſchenken gingen im Monat September ein; von Frau Profeſſor die Franzoſen geſperrt. Den hieſigen Bewohnern iſt dadurch die Mög= 
Staudinger 10 Bde, von Ungenannt 2 Bde, desgleichen 1 Bd. Allen lichkeit genommen, die letzte Ruheſtätte ihrer Angehörigen zu beſuchen 
zeit willkommen. 
I. Provinziglausſchuß. 1. Ueberlaſſung der Wieſe am Glocken= allgemeine, tiefe Erregung und Erbitterung unter den 
            Friedhofs=
buckel an den Glöckner der katholiſchen Kirchengemeinde Bürſtadt; beſuchern hervorgerufen. Der Waldfriedhof iſt ſtädtiſches Eigentum, 
hier; Berufung der Gemeinde Bürſtadt gegen das Urteil des Kreis= und man hat deshalb allgemein erwartet, daß ſeitens der 
            Stadtverwal=
ausſchuſſes des Kreiſes Bensheim vom 19. 4. 1923. Erſchienen R=A. tung Schritte getan und bekannt gegeben würden, damit dieſe für die 
Geißner=Darmſtadt und Bürgermeiſter Fiedler von Bürſtadt. Der Dauer geradezu unerträgliche Sperrung entweder gänzlich beſeitigt oder 
Gemeinderat hatte den bezüglichen Beſchluß gefaßt, das Kreisamt ihn derſelben doch wenigſtens eine Form gegeben wird, unter der es den 
beanſtandet, der Kreisausſchuß trat der Beanſtandung bei, da der Bewohnern wieder möglich iſt, die Nuheſtätte ihrer Toten zu beſuchen. 
Glöckner für die politiſche Gemeinde keine beſtimmten Verrichtungen Eine derartige Erklärung iſt leider bis heute nicht erfolgt. Im Beſitz 
mehr beſorgt. Eigentum am Turm und Hofraum der Kirche iſt auf eines Perſonalausweiſes, der aber von den Franzoſen zurückgewieſen 
Läuten der Glocken geſchieht im Intereſſe der Kirchengemeinde N.= welche Schritte in dieſer Angelegenheit zu tun ſeien. Dieſe Behörde 
beſtanden habe, daß der Glöckner bei Feuer= Sturm= und Waſſergefahr, ſagt, daß der Herr Oberbürgermeiſter wegen der Sperrung des 
            Fried=
geläutet habe und es ſei nur recht und billig, daß nach Beſchluß des hofs gar nichts tun könne: er ſei in dieſer Sache vollſtändig ohnmächtig, 
Zivilgemeinde bewilligt wurde. Politiſche Momente ſpielten mit, als darauf das Viſum des franzöſiſchen Delegierten in Groß=Gerau zu 
            er=
der Gemeinderat demnächſt entgegengeſetzte Entſchließung faßte. Der halten. Ob ein ſolches Viſum zu erlangen wäre, ſei jedoch fraglich. Da= 
Glöckner ſtellte ſeinen Dienſt ein. Im März 1923 hat der Gemeinderat mit iſt geſagt, daß der Beſuch des Waldfriedhofs auch fernerhin 
            un=
den nun beanſtandeten Beſchluß gefaßt, worauf der Glöckner wieder möglich iſt. 
läutete. Bürgermeiſter Fiedler betont, daß das Uhraufziehen von der 
Gemeinde bis 1906 bezahlt wurde, für das Läuten ſei dem Glöckner meiſter gegen dieſe unerhörte Maßregel bei der zuſtändigen 
            franzöſi=
die Wieſe — jetzt ſchlechtes Ackerland — überlaſſen worden, Bürſtadt ſchen Stelle auch tatſächlich Verwahrung eingelegt und diejenigen 
habe keine öffentliche Uhr, auch keine Mittel eine ſolche eben zu erwer= Schritte getan hat, um den Beſuch des Friedhofs wieder zu ermöglichen. 
ben, die Uhr habe kein Zifferblatt, aber ſie ſchlage, die Gemeinde ſolle Was der Einzelne in dieſer Beziehung tut, hat keinen Erfolg. Nur 
nach ſeiner Anſicht doch etwas tun, um dem alten Herkommen gerecht durch ein entſchiedenes Vorgehen der Stadtverwaltung und, wenn es 
ſtattgegeben und die kreisamtliche Beanſtandung des Gemeinderatsbe= ſo überaus ſchmerzlich empfundene Friedhofsſperre wieder zur 
            Auf=
ſchluſſes aufgehoben.
 2. Geſuch des Th. Volkmann zu Eberſtadt um Erlaubnis zum 
iſt nicht vorhanden. Für einen ledigen Lehrer könnte ein Zimmer be= Neue Darmſtädterſtraße 25; hier: Berufung des Geſuchſtellers gegen das 
Urteil des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Darmſtadt vom 29. Mai 1923. 
Die Kaffeewirtſchaft hat der Kreisausſchuß geſtattet, dagegen den 
            Likör=
ausſchank verſagt. Erſchienen: Der Geſuchſteller, der die 
            Kaffeewirt=
ſchaft ſeit 1908 betreibt. betont der Gemeinderat habe den 
            Liköraus=
ſchank beförwortet, die Wirtſchaft ſei gerade an der Halteſtelle der elek= 
„Oberjuſtiz inſpektors”, während es heißen muß: je eines „Ober= triſchen Bahn und gerade im Winter begehrten die Gäſte auch einen 
Likör. Urteil: Die Berufung des Th. Volkmann wird 
            abge=
wieſen. 
3. Beſchwerde des Fahrradhändlers Georg Kolb zu Großgerau 
gegen den Beſchluß des Gemeinderates Großgerau vom 21. Dezember 
1922 wegen Abbruch eines Gebäudes; hier; Berufung der Gemeinde 
Großgerau gegen das Urteil des Kreisausſchuſſes des Kreiſes 
            Groß=
gerau vom 24. 4. 1923. Erſchienen: Gg. Kolb. Kolb hat ein Haus 
            er=
worben das er abbrechen will. Das Mieteinigungsamt hat die 
            Zu=
ſtimmung erklärt, der Gemeinderat ſie aus Gründen der Wohnungsnot 
verſagt. Das Kreisamt hat den Gemeinderatsbeſchluß beanſtandet, der 
Kreisausſchuß hat den Gemeinderatsbeſchluß aufgehoben, weil das 
Mieteinigungsamt zum Abbruch ſeine Zuſtimmung gegeben hat. Das 
Kreisgeſundheitsamt hat den Zuſtand des Hauſes als 
            geſundheitsge=
fährlich bezeichnet, ebenſo das Kreisbauamt. Die Gemeinde iſt im 
            heuti=
gen Termin nicht vertreten. Entſcheidung: Das Verfahren wird 
ausgeſetzt und das Mieteinigungsamt um nochmalige 
            Beſchlußfaſ=
ſung erſucht. 
4. Geſuch der Firma Lederwerke Maingau in Offenbach um 
            Ge=
nehmigung zur Errichtung einer Chromgerberei; hier; Berufung der 
Lederwerke Maingau gegen das Urteil des Kreisausſchuſſes Offenbach 
vom 19. 3. 1923. Das Verfahren wird ausgeſetzt, bis deſſen 
            Fort=
ſetzung von den Parteien ſelbſt beantragt wird. 
n. Strafkammer. Der ſchöffengerichtlich wegen Hehlerei zu 6 
            Mo=
naten Gefängnis verurteilte frühere Althändler Oskar Keſſelring hatte 
mit ſeiner Verufung Erfolg und wurde nunmehr freigeſprochen. Es 
handelt ſich um den Ankauf alter Geſchäftsbücher nebſt gleicher 
            Korre=
ſpondenz als Makulatur, die durch einen ſtraflos ausgegangenen 
            Jugend=
lichen aus dem Keller einer hieſigen Buchhandlung mittels Einſteigens 
entwendet worden waren. K. behauptete, wie in erſter Inſtanz, 
            gutgläu=
bigen Erwerb, und vermochte dafür neue Beweiſe beizubringen. Jenes 
diebiſche Bürſchchen hatte danach als Ausweis eine (allerdings gefälſchte) 
ſchriftliche Ermächtigung unter ſonſtigen Lügen vorgelegt, und war einem 
damals anweſenden Zeugen perſönlich bekannt, worauf ſich K. verlaſſen 
konnte. Außerdem bekundeten zwei Polizeibeamte einwandfreien 
            Be=
trieb des Angeklagten, der übrigens inzwiſchen das Trödelgewerbe 
            auf=
gegeben hat. — Ebenfalls mit Freiſpruch endigte die Berufung des vom 
Schöffengericht wegen unbefugten Arzeneimittelhandels mit 4 Monaten 
Gefängnis belegten Georg Crößmann von hier, nachdem zwei andere 
Beteiligte ſich bei den gleichzeitig gegen ſie erkannten Geldſtrafen beruhigt 
hatten. Für Cr. erwuchs der günſtige Ausgang auf Grund jüngerer 
Nechtſprechung des Reichsgerichts, daß die Verordnung, betreffend den 
Arzeneimittelhandel, nur wirkliche Waren ſolcher Art umfaßt. Im 
Fragefall hatte aber ein Frankfurter Schwindler, der deshalb dort eine 
Betrugsſtrafe erhielt, ſtatt des angeblichen Kokains nur Naphralin 
            hier=
her an die darüber getäuſchten Andern verſchoben. Auch die 
            Strafbe=
ſtimmungen über Schleichhandel boten keine Handhabe, ſodaß die 
            An=
klage nicht zu halten war. 
n. Schöffengericht I. Von mehreren verhandelten Diebſtahlsfällen iſt 
derjenige des 24jährigen Gärtners Heinrich Kreſſel, hier, erwähnenswert, 
weil, der Angeklagte in gemeingefährlicher Weiſe Jugendliche zu der 
ſeinerſeits angeregten Langfingerei mißbraucht hat. Dieſe ſind bereits 
früher deshalb beſtraft worden, und er ſelbſt wurde nunmehr wegen 
einfachen ſowie ſchweren Diebſtahls zu insgeſamt 10 Monaten Gefängnis 
verurteilt. — Eigenartige Ruheſtörung war einem hieſigen Hausbeſitzer 
W. zur Laſt gelegt bezw, von ihm durch Einſpruch gegen den deshalb 
Darmſtadt. Im Verlaufe des Feſtes führt eine Frankfurter Spielſchar erlaſſenen Strafbefehl zur gerichtlichen Entſcheidung gebracht. Der 
            An=
geklagte hält ſich ſeit Jahren zur Selbſtverſorgung eine größere Anzahl 
auch der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen, wird es am Sonntag Hühner nebſt Hahn, und das nächtliche Krähen des Letzteren wurde von 
einem Mieter unliebſam empfunden, ſodaß er nach erfolgloſem 
            Vorhal=
ten und Beſchwerden die polizeiliche Anzeige veranlaßte. Die 
            Beweis=
aufnahme erſtreckte ſich darauf. ob W. ſchuldhaft Maßnahmen zum 
Ein Elternabend der kath. Jugendvereinigung fand geſtern abend Hintanhalten allzu frühen Krähens (Verdunkeln des Hühnerſtalls uſw.) 
verſäumt habe. Gegenüber der beſtimmten Ausſage des erwähnten, 
            in=
hörten Hausbewohnern verneint und ebenſo die Schlafbeeinträchtigung, 
wb. Die Schlüfſelzahl für die Arzneitaxe ab 5. Oktober beträgt für 
das unbeſetzte Gebiet für Waren= und Gefäßpreiſe 1 050 000, für das 
einigen muſikaliſchen Darbietungen und Vorträgen von Mitgliedern ein unbeſetzte Gebiet 1 420 000. Für die Arbeitsvergitung bleibt die alte 
Schlüſſelzahl beſtehen. 
— Berichtigung. In unſerer geſtrigen Nummer iſt uns ein 
            Druck=
fehler unterlaufen. Die Schlüſſelzahl für das deutſche Buchdruckgewerbe 
beträgt nicht 3 100 000 ſondern 3600000. 
Lokale Veranſtaltungen. 
Die Hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachien, 
in leinem Faſſe irgendwie als Beſdrechung oder Krik. 
e. Stadtmiſſion. Der Teeabend für Ausgewieſene mit ihren 
Familien iſt auf Freitag kommender Woche (12. Oktober) verlegt worden. 
Der Gottesdienſt im Verſorgungslazarett findet kommenden Sonntag 9 
— Café Bismarck. Auf den am Donnerstag, den 4. Oktober, 
im Café „Fürſt Bismarck” ſtattfindenden Opern=Abend unter 
            Lei=
tung des Kapellmeiſters Willi Bahl wird hierdurch nochmals verwieſen. 
Siehe Anzeige.) 
Aus den Parteien. 
— Aus der Deutſchnationalen Volkspartei, 
            Orts=
die Kartoffelverſorgung können von den dauernd nicht im Er= gruppe Darmſtadt. Wir machen unſere Mitglieder, die Winterkartoffeln 4. Kalendervierteljahr 1923 beträgt: 
beſtellten, darauf aufmerkſam, daß die erſte Sendung in vorausſichtlich 
vormittags von 8½ bis 12 Uhr, in Ausnahmefällen auch nach= Teuerung ſind die Kartoffelpreiſe bedeutend geſtiegen. Wir bitten die 
Beſteller um alsbaldige Nachzahlung von zunächſt 70 bezw. 50 Millionen 
— Deutſche Volkspartei. Am 28. September trat der 
renmer Zimmer 45, Kriegshinterbliebene, und Altrentnerinnen Frauenausſchuß der DV.P. nach einer längeren Pauſe wieder 
            zuſam=
men. Die 1. Vorſitzende, Frau Deinhard, begrüßte die zahlreich 
            Erſchie=
nenen und ging in tiefempfundenen, warmen Worten auf den Ernſt der leiſten. 
Lage ein. Sie ſtellte die Forderung: zurück zur Arbeit und zum Gebet. 
I. J. ihren Hund nicht abgeſchafft und dies nicht bis 15. Oktober der Generalſekretär Kollbach ergänzte ihre Ausführungen durch eine klare 
den 2. Hund von 3 und für den 3. und jeden weiteren Hund von 4,5 und kommt zum Schluß; daß die beſte Politiß jetzt die iſt, das Reich in 
ſeiner Schickſalsſtunde zuſammenzuhalten. — In der anſchließenden an= 30. September 1923 fällige Steuerſchulden bei verſpäteter Zahlung der 
Vervielfachung der obigen Sätze mit der am Zahlungstage gültigen den Ausführungen der beiden Vortragenden. Herr Kollbach erklärte ſich Fälligkeitstage gültigen Goldumrechnungsſatz der Landabgabe in Gold= 
Reichsindexziffer errechnet. Dieſe Nachtragsſteuer iſt bis 15. November bereit, bei monatlichen Zuſammenkünften der Frauen der DV.P. fort= mark umgerechnet; dieſer Goldmarkbetrag wird dann nach dem am 
Tagesordnung für die Sitzung des Heſſiſchen Verwaltungs= laufend über die außen= und innenpolitiſche Lage zu ſprechen. Alle 
Frauen der DV.P., die ſich hierfür intereſſieren, werden gebeten, ſich in Der Unterſchied zwiſchen dieſem Papiermarkbetrag und der urſprüng= 
1. Geſuch des Oto Reinheimer in Offenbach um Erlaubnis zum Betrieb eine Liſte auf der Landesgeſchaftsſtelle, Wühelminenſr, 5, unzuzeichmen. Sinne des Steuerzinsgeſetzes. Iſt der Unterſchied geringer als 10 Pro=
 Die Höhe der Oktober=Vorauszahlungen auf 
Einkommenſteuer und Körperſchaftsſſeger. 
Der Reichsminiſter der Finanzen hat durch Verordnung vom 
2. September die Höhe der Vorauszahlungen auf die 
            Einkommen=
ſteuer und die Körperſchaftsſteuer neu feſtgſteſetzt. Danach haben die 
einkommenſteuerpflichtigen Einzelperſonen am 5. Oktober 1923 das 
30 000fache und die Körperſchaften bei den nach dem 30. September 1923 
fälligen Vorauszahlungen das 45 000fache des Grundbetrags der 
            Voraus=
zahlungen zu zahlen. Hierzu tritt die Rhein=Ruhr=Abgabe; ſie beträgt 
bei den Einzelperſonen das Doppelte der erhöhten Vorauszahlungen und 
bei den Erwerbsgeſellſchaften grundſätzlich die Hälfte der 
            Körperſchafts=
ſteuer, vervielfacht mit 45 000. Bei der Feſtſetzung der neuen 
            Multi=
tlikatoren iſt dem Sinken der Kaufkraft der Papiermark ſeit der letzten 
Feſtſetzung im Auguſt Rechnung getragen worden, indem zur 
            Berech=
nung der Durchſchnitt des Dollarkurſes, des Lebenshaltungsindex und 
des Großhandelsindes herangezogen wurde. Ließ die Finanzlage des 
Reiches es nicht zu, von der vollen Ausnutzung der Vorauszahlungen 
abzuſehen, ſo iſt doch der ſchwierigen Lage der Wirtſchaft dadurch 
            ent=
gegengekommen worden, daß an der Vervierfachung rückſtändiger 
            Zah=
lungen nicht feſtgehalten worden iſt. Vielmehr hat der Reichsminiſter 
der Finanzen zugelaſſen, daß der Steuerſchuldner den ſeiner 
            Zahlungs=
pflicht am 5. Oktober entſprechenden Goldmarkbetrag im Laufe des 
Monats Oktober zahlt. Für die Berechnung des Goldmartbetrages am 
Fälligkeitstage (5. Oktober bei der Einkommenſteuer) einerſeits und des 
Papiermarkbetrages am Zahlungstage andererſeits iſt der für die 
            Land=
abgabe jeden Mittwoch und Samstag feſtgeſetzte und am 
            darauffolgen=
den Tage veröffentlichte Umrechnungsſatz maßgebend. Es wird 
            er=
wartet, daß die Steuerpflichtigen trotz der Erſtreckung ihrer 
            Zahlungs=
pflicht auf einen ganzen Monat dem dringenden Geldbedarf des Reiches 
dunh möglichſt baldige Zahlung Rechnung tragen. Dies liegt auch in 
ihrem eigenen Intereſſe, weil ſie mit jeder Verzögerung das Riſiko einer 
weiteren Markverſchlechterung auf ſich nehmen. 
Steuerzahlungen im Oktober. 
I. Einzelperſonen. 
1. Alle diejenigen Perſonen, die im Jahre 1922 hauptſächlich 
            Ein=
kommen aus Landwirtſchaft, Induſtrie, Handel und Gewerbe, aus 
            Ka=
pitalvermögen (mit Ausnahme der Erträge auf deutſcher Währung 
            lau=
tender feſtverzinslicher Werte), aus Aufſichtsratstantiemen und aus 
Grundbeſitz bezogen haben, haben ein Viertel der Einkommenſteuer für 
1929 mal dreißigtauſend, d. h. das ſiebentauſendfünfhundertfache der 
Jahresſteuer für 1922 am 5. Oktober 1923 als Vorauszahlung auf 
die Einkommenſteuer für das letzte Kalendervierteljahr 1923 zu zahlen. 
Ferner iſt in Höhe des doppelten Betrages der Vorauszahlung 
(alſo Jahresſteuer für 1922 mal fünfzehntauſend) die zweite Rate der 
Rhein=Ruhr=Abgabe gleichfalls am 5. Oktober 1923 zu zahlen. 
Wer einen Abſchluß vor dem 1. Juli 1922 zugrunde gelegt hat, 
hat die Vorauszahlung auf die Einkommenſteuer und die Rhein=Ruhr= 
Rate nochmals zu vervierfachen. 
2. Alle diejenigen Perſonen, deren Einkommen 1922 hauptſächlich 
aus Erträgen auf deutſche Währung lautender feſtverzinslicher Werte, 
aus Gehalt und Arbeitslohn, aus Einnahmen aus freien Berufen, aus 
Spekulationsgewinn und dergleichen beſtanden und mehr als eine 
            Mil=
lion Mark betragen hat, haben als zweite Rate der Rhein=Ruhr=Abgabe 
ein Viertel der Einkommenſteuer für 1923 mal zweihundert, d. h. alſo 
das Fünfzigfache ihrer Einkommenſteuer für 1922 am 5. Oktober 1923 
zu zahlen. 
II. Erwerbsgeſellſchaften. 
1. Vorauszahlungen auf die Körperſchaftsſteuer. 
Die nach dem 30. September 1923 fälligen Vorauszahlungen auf die 
Körperſchaftsſteuer ſind auf das Fünfundvierzigtauſendfache der nach 
dem Körperſchaftsſteurgeſetz zu zahlenden Beträge erhöht worden. 
            Mit=
hin beträgt die erſte, binnen einem Monat nach der 
            Generalverſamm=
lung zu entrichtende Rate das Viertauſendfunfhundertfache, die zweite, 
binnen vier Monaten nach der Generalverſammlung zu entrichtende 
Rate das Zweitauſendzweihundertfünfzigfache des Reingewinns und 
der verteilien Gewinnanteile des vorangegangenen Geſchäftsjahres. 
2. Rhein=Ruhr=Abgabe. Am 5. Oktober 1923 iſt der 
zweite Teilbetrag der Rhein=RuhrAbgabe fällig. Er beträgt bei 
            Geſell=
ſchaften, die ihr Geſchäftsjahr 1921/22 oder 1992 in der Zeit vom 
1. Oktober 1922 bis zum 31. Dezember 1922 abgeſchloſſen haben, das 
Zweiundzwanziatauſendfünfhundertfache bei Geſellſchaften, die ihr 
            Ge=
ſchäftsjahr 1921 22 in der Zeit vom 1. April 1922 bis zum 30. 
            Septem=
ber 1822 abgeſchloſſen haben, das Fünfundvierzigtauſendfache, bei 
            Geſell=
ſchaften, die ihr Geſchäftsjahr 1921/22 in der Zeit vom 1. Januar 1922 
bis zum 31. März 1922 abgeſchloſſen haben, das Neunzigtauſendfache 
des Betrages, der ſich als Körperſchaftsſteuer für das Geſchäftsjahr 
1921/22 oder 1922 ergibt. 
III. Gemeinſame Vorſchriften. 
Werden die vorſtehenden Steuern nicht pünktlich bezahlt, ſo 
            wer=
den ſie aufgewertet, und zwar unter Anwendung des 
            Goldumrechnungs=
ſatzes, der für die Landabgabe maßgebend iſt; mindeſtens ſind jedoch 
10 vom Hundert des urſprünglichen Papiermarkbetrages als Zuſchlag 
zu zahlen. 
Im eigenen Intereſſe des Steuerpflichtigen liegt es, bei den 
            Zah=
lungen die Art der Steuer, das Kaſſenzeichen ſowie Name (Firma) und 
Adreſſe genau anzugeben. Es empfiehlt ſich auch, eine kurze Mitteilung 
über die geleiſteten Zahlungen dem Finanzamt zugehen zu laſſen.
Im Intereſſe der Sieuerzahler!
 Stimmen aus dem Leſerkreiſe. 
(Für dſe Beröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon kelnerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleſbt auf Grund des 5 24 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange 
der Einſendes verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden. Uönnen nicht 
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden. 
— Seit etwa drei Wochen iſt der Beſuch des Waldfriedhofs durch 
Gebern herzlichen Dank!. Weitere Schenkungen von Büchern ſind jeder= und dieſelbe in gewohnter Weiſe zu pflegen und zu unterhalten. Dieſe 
brutale, jeder Pietät hohnſprechende Maßregel unſerer Feinde hat eine 
die Kirchengemeinde übergegangen, das Aufziehen der Kirchenuhr und wird, begab ich mich zur Polizeibehörde, um von dieſer zu erfragen, 
A. Geißner vertritt die Anſchauung, daß ſeit 80 Jahren der Zuſtand vernies mich an die Stadtverwaltung. Im Stadthauſe wurde mir ge= 
Gemeinderats dem Glöckner ſeinerzeit eine Vergütung hierfür von der und man riet mir, einen Paß zu erlangen, und den Verſuch zu machen, 
„Nun kommt es aber darauf an, zu wiſſen, ob der Herr 
            Oberbürger=
zu werden. Urteil: Der Berufung der Gemeinde Bürſtadt wird, ſich als notwendig erweiſt, gemeinſam mit der Regierung, kann dieſe 
hebung gelangen.
 Die Landwirtſchaftskammer Darmſtadt teilt uns 
folgendes mit: 
Die am 5. Oktober fällige Einkommenſteuervorauszahlung für das 
a) Wenn das Einkommen des Jahres 1922 nach dem Kalenderjahr 
berechnet wurde, das 30 000fache der Vierteljahrsſteuer von 1923. 
b)wenn das Einkommen des Jahres 1922 bei buchführenden 
            Be=
trieben nach einem vor dem 1. Juli 1922 (alſo ſpäteſtens mit dem 
30. Juni 1922) endenden Wirtſchaftsjahre berechnet wurde, das 
120 000fache der Vierteljahrsſteuer von 1922. 
Gleichzeitig mit der Einkommenſteuervorauszahlung iſt die Rhein= 
Nuhr=Abgabe in doxpelter Höhe der Einkommenſteuervorauszahlung zu 
Während bei vor dem 1. Oktober 1923 entſtandenen Steuerſchulden 
die Beſtimmungen des Steuerzinsgeſetzes gelten, wonach bei verſpäteter 
Zahlung für je 14 Tage Friſtverſäumnnis der vierfache Betrag der 
            ur=
ſprünglichen Steuerſchuld als Zuſchlag zu zahlen iſt, wird für nach dem 
geregten Ausſprache zeigte ſich eine erfreuliche Uebereinſtimmung mit auf volle Millionen nach unten abgerundete Steuerbetrag nach dem am 
Zahltage gültigen Umrechnungsſatz wieder in Papiermark umgerechnet. 
lichen, in Papiermark ausgedrückten Steuerſchuld gilt als Zuſchlag im 
zent der urſprünglichen Steuerſchuld, ſo wird trotzdem zu dieſer ein 
Zuſchlag von 10 Prozent wegen verſpäteter Zahlung erhoben, 
            ausge=
nommen bei Zahlungen innerhalb einer Woche nach Fälligkeit chier 
alſo bis 12. Oktober einſchließlich) bei denen nur der 
            Umrechnungs=
ſatz der Landabgabe zugrunde gelegt wird, auch wenn er ſich um 
            weni=
ger als 10 Prozent erhöht ha. 
Es empfiehlt ſich für die Landwirte, die beiden Steuerzahlungen 
pünktlich am 5. Oktober zu leiſten, weil die Steuerſchuld wertbeſtändig 
bleibt. 
+ Arheilgen, 1. Okt. Geſtern beging der hieſige 
            Jünglings=
verein ſein 19. Jahresfeſt, das dem Ernſt der Zeſt entſprechend 
            ge=
feiert wurde. Im Feſtgottesdienſte, der durch Vorträge des 
            Poſaunen=
chores verherrlicht und zu dem unter der Loſung „Heiliger Krieg” eine 
beſondere Ordnung aufgeſtellt war und zu dem die evangeliſche Jugend 
aus einigen Nachbarorten und auch unſerer Gemeinde recht zahlreich 
erſchienen war, predigte der in ebangeliſchen Jugendkreiſen bekannte 
Pfarrer Eckhardt aus Walldorf über Math. 5, 13—16 „Ihr ſeid das 
Salz der Erde, ihr ſeid das Licht der Welt.” In der Anſprache wies 
der Nedner darauf hin, daß die Jugend die Lehren des Alters 
            be=
achten und ſich nicht als darüber erhaben dünken möge und vor allen 
Dingen den Herrn im Himmel als ihren Führer erkennen ſolle. Durch 
Worte hervorrageder Geiſteshelden, wie Schleiermacher u. a., die von 
Mitgliedern des hieſigen Jünglingsvereines in Verbindung mit den von 
dem Ortsgeiſtlichen geſprochenen Altarſprüchen vorgetragen wurden, 
mit denen Geſänge der Gemeinde abwechſelten, wurde der 
            Feſtgottes=
dienſt zu einer Weiheſtunde, die dem Dienſte des Herrn gewidmet war. 
Nachmittags fand ein Zuſammenſein im engeren Kreiſe ſtatt, und abends 
um 8 Uhr vereinigte man ſich nochmals im Gemeindehauſe zu einem 
herrlich derlaufenen Familienabend. Gotte gebe, daß unſere 
            heran=
wachſende Jugend auch wirkliche und wahre Träger einer neuen Zeit 
werden möchte. 
ch. Griesheim, 2. Okt. Denkmalsweihe. Das den im 
            Welt=
krieg gefallenen Ortseinwohnern gewidmete Denkmal wird vorausſichtlich 
am Sonntag in acht Tagen eingeweiht werden. 
r. Eberſtadt, 3. Okt. Der Gaspreis beträgt für September 12 
Millionen, der Waſſerpreis 1 Million pro Kubikmeter und die 
            Waſſer=
meſſermiete 100 000 Mk. — Der hieſige Stenographenverein 
Gabelsberger konnte am Sonntag auf dem Gauwettſchreiben des Gaues 
Bergſtraße 43 Preiſe, darunter 3 Ehrenpreiſe, erringen.
 Re 
zahlt für
 Snliaen 
Aweingroßhandl. 
PIEPLOW 
Karlſtraße 459 
KTel. 1188
Rummer 274.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 4. Oktober 1923.
Seite 5.
 v. Gberſtadt 1. Okt. Die Turngeſellſchaft E. V. hielt geſtern 
abend im Saale „Zum Bergſträßer Hof” ihre diesjährige 
            Herbſtveran=
ſtaltung ab, die ſich eines guten Beſuches erfreute. Der turneriſche Teil, 
des Abends war, wie der Vorſitzende, Herr Hch. Roth, in ſeiner 
            Be=
grüßungsanſprache hervorhob, vornehmlich der Turnerin gewidmet. 
            Un=
ter Leitung des Turnwartes Ph. Kölſch boten ſowohl die Turnerinnen 
als auch die Schülerinnen exakte Leiſtungen auf den verſchiedenſten 
            Ge=
bieten: Freiübungen, Reigen, Keulenſchwingen, Stellen von 
            Pyra=
miden und dal. Die Turner ſtellten eine gut gelungene, mit dem 
            drei=
fachen Handſtand gekrönte. Riege am Barren. Den muſikaliſchen Teil 
des Abends hatte der Muſikverein „Edelweiß” übernommen. 
zh. Bensheim, 2. Okt. Aus der Jungbauernbewegung. 
Die Jungbauern=Vereinigungen haben einen Unterbezirk „Vorderer 
Odenwald” gegründet. Zu dieſem Unterbezirk zählen die Orte 
            Ober=
beerbach, Beedenkirchen, Schmalbeerbach, Allertshofen, Staffel und 
Wurzelbach. Zum Vorſitzenden wurde Georg Hartmann aus 
            Schmal=
beerbach gewählt. 
r. Babenhauſen, 1. Okt. Vom herrlichſten Herbſtwetter begünſtigt, 
verlief die am 29. und 30. September hier abgehaltene öffentliche 
Polizei= und Schutzhundevorführung, die vom Heſſ. 
            Landes=
verband der Polizei= und Schutzhundevereine veranſtaltet worden war, 
in muſtergültiger Weiſe. Das Exerzierplatzgelände iſt für ein ſolches 
Unternehmen, eine ideal geſchaffene Stätte. Der Verein für 
            Hunde=
freunde hatte, was Kenner, Laien und Preisrichter mehrfach mit Worten 
des höchſten Lobes anerkannten, eine rieſige Vorarbeit geleiſtet, die ihre 
reichſten Früchte bei der Veranſtaltung zeitigte Eine Menge Hunde 
— 23 waren gemeldet —, durchſchnittlich ausgezeichnetes Material, nahm 
an der Vorführung und Prüfung teil. Preisrichter waren Herr 
            Rechts=
anwalt Rohde=Darmſtadt, Oberſchutzmann Kiſſinger=Griesheim und 
            Gen=
darmeriewachtmeiſter Steinmann=Darmſtadt. Sie hatten ſchwere, überaus 
anſtvengende Arbeit an den zwei Arbeitstagen geleiſtet. Die 
            Prüfungs=
reihenfolge enthielt: Naſenarbeiten, Gehorſams= und 
            Gewandtheits=
übungen und Mannarbeiten, die das größte Intereſſe der zahlreichen 
Hundefreunde erweckten. Beſonders am ſonnigen Sonntag war der 
Exerzierplatz das Ziel vieler Leute von nah und fern. Der 
            Prüfungs=
leiter, Herr Gendarmeriewachtmeiſter Schäfer von hier, ſorgte mit 
            gro=
ßem Geſchick für flotte Abwickelung der einzelnen Vorführungen. 20 
Hunde erhielten Preiſe (zum Teil ſehr wertvolle), es ſeien nur die fünf 
beſten Hunde, die die Bewertungsnote „Vorzüglich” und „Sehr gut” 
            er=
hielten, hier genannt: 1. Preis v. „Harras v. Jägershaus” (Beſ. und 
Führer E. Achen=Darmſtadt), 2. Preis ſ. g. „Blitz v. Lichtenberg” (Beſ. 
Frau Hetzler=Darmſtadt), 3. Preis ſ. g. „Rolf” (Beſ. u. Führer Dr. Kennel= 
Darmſtadt. 4. Preis ſ. g. „Uli” (Beſ. und Führer Frl. L. Doflein=
            Darm=
ſtadt), 5. Preis ſ. g. „Senta v. d Martinshöhe‟ (Führer A. Heilmann= 
Arheilgen). 
r. Babenhaufen, 2. Okt. Die Herbſtferien an der Volksſchule haben 
geſtern ihren Anfang genommen, ſie dauern vier Wochen. An der 
            höhe=
ren Bürgerſchule beginnen die Herbſtferien erſt am 13. ds. Mts. und 
dauern 14 Tage. 
r. Babenhauſen, 1. Okt. Die erſt vor kurzer Zeit ins Leben gerufene 
Handballabteilung des hieſigen Turnvereins hat ſich 
wagemutig und vertrauend auf ihre junge Kraft, zu den diesjährigen 
Meiſterſchaftsſpielen in der B=Klaſſe der Deutſchen Turnerſchaft 
            gemel=
det. Bei dem erſten Spiel der Vorrunde am dergangenen Sonntag 
gelang es der wacker ſpielenden Abteilung, ihren Gegner. Turnverein 
Pfungſtadt, mit dem Reſultat 3:2 zu beſiegen. Kampf= und zielbewußte 
Arbeit führen zum Sieg. 
=o= Seligenſtadt, 2. Okt. Ausder Gemeindeverwaltung. 
Der hieſige Gemeinderat hat beſchloſſen, einen Stadtſekretär einzuſtellen, 
der beſonders in bautechniſchen Fragen bewandert iſt. Die Stelle ſoll 
ſofort ausgeſchrieben werden. — Gemeindeſteuern. Die 
            Gemeinde=
ſteuern für 1923 ſollen nach dem Voranſchlag von 1922 erhoben werden. 
Es wurde hierzu beſchloſſen, den 500fachen Betrag der Steuern vom 
Vorjahre zur Erhebung gelangen zu laſſen. 
o- Groß=Gerau, 3. Okt. Aus der ſtenographiſchen 
            Be=
wegung. Durch die durch die Verhältniſſe im beſetzten Gebiete 
            be=
dingte Lage hat ſich mit dem Sitze in Groß=Gerau ein Ried=Gau 
Gabelsbergerſcher Stenographen gebildet, der dem Bezirk 
Darmſtadt angeſchloſſen iſt. Dem am Sonntag in Goddelau ins Leben 
gerufenen Gau gehören die Gabelsbergerſchen Vereine in Groß=Gerau, 
Griesheim Erfelden, Stockſtadt und Walldorf an. Zum erſten 
            Vorſitzen=
den des Gaues wurde Herr Oberſekretär Wilhelm Mahr in Groß= 
Gerau gewählt. Der Gau hat ſofort die Abhaltung eines 
            Wett=
ſchreibens beſchloſſen. 
ur. Offenbach, 2. Okt. Jubiläum. Der Geſangverein „
            Poly=
hymnia” beging am Sonntag in Geſtalt eines auf künſtleriſcher Höhe 
ſtehenden Konzertes die Feier ſeines 90jährigen Beſtehens. Die Feſtrede 
hielt Herr Prediger Bloch. 
Niedergemünden, 2. Okt. Der Gemeindetag der 
            Landes=
gruppe Heſſen zu Niedergemünden am 9. September verlief im 
            Rah=
men eines kirchlichen Volksfeſtes. Frühmorgens tönten Choralmelodien 
vom Poſaunenchor Unterſeibertenrod vom Kirchplatz aus übers Dorf. 
Eine andächtige Feſtgemeinde lauſchte um 10 Uhr im Feſtgottesdienſt 
den zu Herzen gehenden Worten des Herrn Pfarrers Kleberger aus 
Darmſtadt, der Glaube und Liebe als die Kräfte zeigte, die unſer Volk 
aus der furchtbaren Not der Zeit herausführen könnten. Der 
            Gottes=
dienſt war feierlich ausgeſtattet mit Darbietungen des vorerwähnten 
Poſaunenchors, der Niedergemündener Schuliugend und des 
            Kirchen=
chors der Filialgemeinde Elvenrod. Um 2 Uhr ging die Gemeinde im 
Feſtzug nach dem ſchön auf einer Anhöhe unter ſchattenſpendenden 
            Lin=
den gelegenen Feſtplatz des Dorfes, der in einfacher Weiſe würdig 
            ge=
ſchmückt war. Profeſſor Schian aus Gießen begrüßte in kerniger 
            An=
ſprache die Feſtgäſte. Die Redner des Tages behandelten in lichtvoller 
und volkstümlicher Weiſe zeitgemäße Fragen kirchlicher und ſeeliſcher 
Not. Es ſprachen: Pfr. Mahr=Gießen über die Gemeinde und die 
Männer, Dekan Gußmann=Lollar über die Gemeinde und die Frauen 
und Pfr. Strack=Wallernhauſen über die Gemeinde und die Jugend,
 Am Schluß erfreute die Jugend von Niedergemünden die Anweſenden 
mit der Aufführung eines bibliſchen Myſterienſpiels: „Kain und Abel”. 
Umrahmt waren alle Teile des Programms mit trefflichen 
            Darbietun=
gen des genannten Poſaunen= und Kirchenchors. Die Feſtkollekte 
            er=
brachte 30 Millionen Mark. Das Feſt war in allen Teilen 
            wohlgelun=
gen. Möge es bleibenden Segen wirken!
Parlamentariſches.
 Wie wir erfahren, traten in den letzten Tagen die Mitglieder der 
Koalitionsparteien mehrfach zur Beſprechung der politiſchen Lage 
            zu=
ſammen. 
Geſtern vormittag tagten die Führer der 
            Koalitionspar=
teien. Anſchließend trat der Aelteſtenrat zuſammen. Es wurde 
beſchloſſen, von einer Einberufung des Plenums vorerſt abzuſehen. In 
beſonders wichtigen Fällen ſoll der Finanzausſchuß unter Zuziehung 
mehrerer Abgeordneten Stellung nehmen. — Weiter wurde beſchloſſen, 
die Druckſachen nach Möglichkeit einzuſchränken. 
der Finanzausſchuß iſt für Dienstag, den 9. Oktober, und 
folgende Tage einberufen. Die Tagesordnung umfaßt neben dem 
            An=
trag Werner und Genoſſen, betr. Vereinfachung der Staatsverwaltung 
und der Regierungsvorlage zur Beamtenbeſoldungsnovelle, etwa 40 
            Be=
ratungsgegenſtände. 
Anfrage Abg. Birnbaum u. Gen. (D. V.): Iſt die 
            Ne=
gierung bereit, bei der Reichsregierung dahin zu wirken. 1. daß die 
Herſtellung von Trinkbranntwein aus Getreide und Kartoffeln möglichſt 
eingeſchränkt wird, und daß insbeſondere Alkohol nicht zur Herſtellung 
feiner Liköre uſw. verwendet wird; weiter 2. daß die für die 
            Haus=
haltungen, ſo notwendige Zuckermenge nicht dadurch vermindert wird, 
daß ſie für wirtſchaftlich nicht notwendige Erzeugniſſe, z. B. 
            Zucker=
waren, Konfitüren uſw. verwendet wird.
 O 
Sport, Opet und Lurnen. 
* Darmſtädter Automobilinduſtrie auf der 
Avusbahn. 
Bei dem Nennen der kleinen Wagen auf der Avusbahn in 
            Ber=
lin war auch die Darmſtädter Automobilinduſtrie erfolgreich vertreten. 
Wenn ihr auch kein direkter Sieg beſchieden war, den die Tücke des 
            Ob=
jekts vereitelte, ſo war doch das Fahren der kleinen Fafag=Wagen derart 
ſchneidig, daß in ſeltener Einmütigkeit faſt ſämtliche großen Berliner 
Blätter dieſes Fahren anerkennend hervorheben. Es war im Grunde 
ein Ereignis und darf mit Stolz auf die einheimiſche Induſtrie quittiert 
werden. Wir geben nachſtehend eine Anzahl Berliner Preſſeſtimmen 
wieder. Es ſchreiben: 
B. 3. Mittag: Sehr hübſch war die Gewichtsverteilung bei den 
Fafag=Wagen. Die ganze Maſchinenanlage ſowie der Führerſitz ſind 
außerordentlich tief gelegt, wodurch der Wagen gut auf der Straße liegt 
und auch gut durch die Kurven zu bringen iſt. Dies iſt es vielleicht, was 
dem Apollo fehlte. Sonſt hätte ein ſo routinierter Fahrer und 
            Kon=
ſtrukteur wie Slevogt dieſes Rennen gewinnen müſſen. Die Fafag 
waren hervorragend ſchnell, aber der Beanſpruchung nicht gewachſen. 
Der Fehlſchlag findet ſeinen Grund darin, daß die Fabrik während der 
Vorbereitungszeit beſtreikt wurde und es überhaupt viel Mühe koſtete, 
die Wagen rechtzeitig nach Berlin zu bringen. 
... Während Graf Hagenburgs Fafag alſo glänzend läuft, haben 
ſeine Stallgenoſſen ſchon Schwierigkeiten. In der zweiten Runde 
            ſchie=
ben ſich Slevogt und Pingel vorwärts. Dertlich liegen ſie noch hinter 
Graf, der zeitlich aber auf den fünften Platz geſunken iſt. Graf 
            Hagen=
burg, Erblich, Slevogt, Pingel, Graf, Warmbier bleibt der Zeit nach 
während der nächſten Runden die Reihenfolge der ſchnellſten Fahrer. 
Die jungen Marken halten ſich wider alles Erwarten vorzüglich; die 
            Run=
den werden durchweg mit mehr als 100 Km St. gefahren. Raab, Laatſch 
und Bolle ſind ausgeſchieden, ſodaß nach der vierten Runde, die Graf 
Hagenburg nach 46:07 vor Erblich 46:-X/s, Slevogt 48:43”, Pingel 
48:481), Graf 49:37, Warmbier 49:572½s beendet hat, noch 14 
            Konkur=
renten im Rennen ſind. In der fünften Runde erhöht Hagenburg ſeine 
Geſchwindigkeit und überholt auch örtlich mehrere 
            Vordermän=
ner, ſodaß er beim Paſſieren der Preſſetribüne (von Nikolasſee kommend) 
dicht hinter dem führenden Erblich (Alfi) in die Nordſchleife hineingeht. 
Hinter ihm kommen Slevogt, Pingel und dann Graf. Man erwartet, 
daß Graf Hagenburg nach der Schleife Erblich überholen und ſomit nicht 
nur zeitlich, ſondern auch örtlich an der Spitze des Nennens liegen 
werde. Aber Erblich paſſiert die Preſſetribüne auf dem Rückwege nach 
Nikolasſee noch als Erſter, und nach ihm kommt — Slevogt und nicht 
der Fafag=Fahrer! Und auf Slevogt folgen Pingel, Graf, van Horn, 
und dann erſt naht Hagenburg. Sein Wagen ſchleicht knallend vorbei 
und hält am Erſatzteillager. Ein Ventil iſt abgeriſſen, und damit iſt 
Fafags Schickſal beſiegelt. 
Deutſche Automobil=Woche: Durch den unregelmäßigen Start kam 
etwas Unordnung in die Berechnung der erſten Nunden, da einigen 
            Wa=
gen viele Sekunden, die ſie ſpäter geſtartet waren, verſehentlich 
            ange=
rechnet wurden. Alfi mit Heinz Erblich au Steuer nahm ſofort die 
Spitze und fuhr ſeine 7 Runden in beſtechender Form. Bis zur dritten 
Runde galt er als unbeſtrittener Sieger, obwohl ihm Slevogt auf Apollo 
mächtig auf den Ferſen war. Dann aber erſt wurden die Zeiten des 
Fafag=Wagens bekannt, und da zeigte es ſich, daß Graf v. Hagenburg 
mit faſt einer halben Minute Vorſprung an der Spitze lag. Es 
            ent=
ſpann ſich nun ein hartnäckiger Kampf zwiſchen dieſen drei Wagen, zu 
denen ſich noch der mit fabelhafter Gleichmäßigkeit Runde um Nunde 
zurücklegende Omieron mit Pingel am Steuer geſellte. Dieſe vier 
            mach=
ten auch das Ende unter ſich aus.
 Graf Hagenburg lag mit ſeinem Fafag bis zur fünften Nunde 
            un=
beſtritten in Front und fuhr mit 10 Minuten (zweite Runde) die beſte 
Rundenzeit in ſeiner Klaſſe. Dann erlitt er einen Motordefekt, 
der ihn ſoweit zurückwarf, daß er für den Sieg nicht mehr in Frage 
kam. Trotz größter Anſtrengung konnte er den erlittenen Verluſt nicht 
mehr aufholen. Da dieſer gefährlichſte Gegner ausgeſchaltet war, wurde 
der Sieg für den Alfiwagen frei. 
Berliner Montagspoſt: Dieſes Ergebnis der erſten Runde zeigte, 
daß dieſe kleinen Wagen das Nennen mit einer Geſchwindigkeß von über 
100 Km.St. fuhren. Nach den Trainingszeiten hatte man 
erwarten können, daß die junge Darmſtädter Fafag= 
Marke ſich an die Spitze ſetzte. Bei dem hölliſchen Tempo, 
in dem die Fahrt in den nächſten Runden weiterging, mußte man 
            an=
nehmen, daß die meiſten der an der Spitze liegenden Wagen, zumal die 
neueren Marken, den Tanz nicht lange mitmachen würden. Aber die 
Wagen hielten ſich beſſer, als man erwartete. Graf Hagenburg 
behielt mit knappem Vorſprung die Spitze, Erblich 
hielt ſich hinter ihm und nur Graf wurde von Slevogt und Pingel 
            über=
flügelt. 
Der Tag: Die Leiſtung des Siegers iſt mit einem Durchſchnitt von 
102,7 Stunden=Kilometern aller Ehren wert, aber es war doch auch ein 
wenig Glück im Spiele. Denn der von Graf Hagenburg geſteuerte 
            Fa=
fag hätte dem Alfi den Sieg ſehr ernſtlich ſtreitig gemacht, wäre er nicht 
nach der vierten Runde, die ihn bereits als beſten ſah, das Opfer eines 
Materialſchadens geworden, wie ſie ſich ja nie ganz werden vermeiden 
laſſen. 
„Fafag” fuhr alſo mehrfach die beſten Rundenzeit und hatte nach 
allgemeiner Anſicht ſichere Anwartſchaft auf einen glänzenden Sieg. 
Leichtathletik. 
* Der am letzten Sonntag zu Roßdorf zwiſchen Sportabteilung 
Turngemeinde Dieburg und Kraftſportverein. Deutſche Eiche‟=Roßdorf 
ausgetragene leichtathletiſche Wettkampf konnte trotz größter 
            Anſtren=
gungen beider Vereine nur ein unentſchiedenes Reſultat erbringen (55 
zu 55 Punkten). Der Verſuch Dieburgs, den Sieg wiederum, wie im 
Vorkampfe, an ſich zu reißen, ſcheiterte an der hartnäckigen 
            Verteidi=
gung Roßdorfs. Die Wahl der Kämpfe war die gleiche wie beim 
            Vor=
kampfe: Speerwerfen. Diskuswerfen, Kugelſtoßen, Steinſtoßen, 
            Weit=
ſprung, Hochſprung, 100=Meterlauf, 400=Meterlauf, 1500=Meterlauf, 
3000=Meterlauf, 4X100Meter=Stafette. Die Punktwertung erfolgte, 
            in=
dem jeder 1. Sieger 4, jeder 2. Sieger 3, jeder 3. Sieger 2, jeder 4. 
            Sie=
ger 1 Punkt erhielt. Die Höchſtleiſtungen waren im: 
            Speer=
werfen: Gunkel=Dieburg 38,30 Meter (Dieburg 5 Roßdorf 5 Punkte). 
Diskuswerfen: Ploch=Dieburg 28,70 Meter (Dieburg 7, Roßdorf 
3 Punkte) Kugelſtoßen: Guttandin=Dieburg 9,15 Meter (
            Die=
burg 6, Roßdorf 4 Punkte). Steinſtoßen: Gunkel=Dieburg 6,86 
Meter (Diebura 7 Roßdorf 3 Punkte), Weitſprung: Guttandin= 
Dieburg 5.89 Meter (Dieburg 6. Roßdorf 4 Punkte), Hochſprung: 
Münkler=Roßdorf 1,5 Meter (Dieburg 4, Roßdorf 6 Punkte), 100= 
Meterlauf: Münkler=Roßdorf 122 Sek. (Dieburg 3, Roßdorf 7 
Punkte). 1500=Meterlauf: Treupel=Roßdorf 4 56 Min. (
            Die=
burg 3, Roßdorf 7 Punkte), 400=Meterlauf: Dieburg 7 
            Roß=
dorf 3 Punkte, 3000=Meterlauf: Dieburg 4. Roßdorf 6 
Punkte. 
4X100=Meter=Stafette: Dieburg 3. Roßdorf 
7 Punkte.
 An unſere verehrlichen Leſer! 
Unſere Trägerinnen ſind mit dem 
            Ein=
holen des Bezugsgeldes beſchäftigt. Wir bitten 
den Betrag bereit zu halten, damit die Frauen 
nicht mehrmals vorſprechen müſſen und 
            da=
durch die Abrechnungen verzögern. (7709mdr 
Der Verlag des „Darmſtädter Tagblatt”
 e 
Landestheater, Großes Haus „Anfang 7 Uhr, Ende nach 10 Uhr, 
C 3, e 1: „Der lebende Leichnam”. — Kleines Haus: Geſchloſſen. — 
Union=, Reſidenz=, Central=Theater, Palaſt=Lichtſpiele; 
            Kinovor=
ſtellungen.
 Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
zettervorherſage für Donnerstag, den 5. Okt.: 
Vielfach bewölkt, einzelne Regenſchauer, kühl, ſpäter warm.
 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”, 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: 
J. V. A. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
Kein-Autorennen dber 140 Kilometer
 „Fafag‟ (Wagen 23, Fahrer Graf Hagenburg) ſährt und beendet 
das Rennen und erzielt die beste Rundenzeit des Tages in 
seiner Klasse mit 120 hm Burchschnitt unter 22 Konkurrenten.
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9 Ang. u. S 48 
richt: Geſchſt. (* os
 Darmſtädter Tagblatt 
Handel und Wandel in Heſſen. 
Das Geſchäft hielt ſich im Berichtsjahr in normalen Grenzen die Kutzer=Mannheim wurde wiedergewählt. 
Schwierigkeiten in der Rohſtoffverſorgung hielten das ganze Jahr über 
erforderten 266,86 Mill. Mk. abgeſchrieben werden 22,62 Mill. Mk., 
und an Reingewinn ergeben ſich 431,40 Mill. Mk., aus dem 40 000 Mk. 
nung vorgetragen werden ſollen. Die Geſellſchaft kann auf ein 25jäh= weitergeführt. 
riges Beſtehen zurückblicken und hat aus dieſem Anlaß eine Hartmann= 
Jubiläums=Stiftung für Beamte und Arbeiter im Betrage von 200 Mill. 
Mark geſchaffen. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
pitalserhöhung um 120 Mill. Mk. wird jetzt zur Ausübung des Bezugs= inländiſcher 900—1100 Millionen Mk., Weizenmehl, ſüddeutſches Spezial= 
Mark alte Stammaktien kann eine neue Stammaktie über 1200 Mk. zum Roggenmehl 1900—2200 Millionen Mk., Weizen= und Roggenkleie 500 
Kurſe von 3 000 000 Prozent bezogen werden. 
h. Schultz=Grunlack A.=G., Frankfurt a. M. Die außer= tung angepaßt bei kleinem Geſchäft. 
ordentliche Generalverſammlung beſchloß zur Stärkung der Betriebs= 
Verwaltung im Intereſſe der Geſellſchaft beſtmöglichſt zu verwerten. 
h. Mannheimer Tageblatt, Gengenbach u. Hahn, 
Mark Grundkapital eingeteilt in 6000 Stammaktien 4 1000 Mk. und 
Wwe. Charlotte, geb. Steinert, Eduard Hahn und Maximilian Hahn, 
Tageblates eine neutrale, nationale bleibt. Mitglieder des Aufſichts= Steigerung ſtark begehrt. Valutapapiere wurden entſprechend der De= 
Mannheim. 
h. Kraftwerk Rheinau A.=G., Mannheim. Nach dem 
Geſchäftsbericht für 1922/B3 war das wichtigſte Ereignis im abgelaufenen. 
Geſchäftsjahr der Abſchluß eines Lieferungs= und Abnahmevertrages mit 
dem Großtraftwerk Mannheim A.=G. Dadurch wird die Geſellſchaft der 
ſehr ſchwierigen und koſtſpieligen Erweiterung des eigenen 
            Elektrizitäts=
werks enthoben, ohne dabei ein finanzielles Riſiko einzugehen unter 
            Aus=
ſchluß der Verteuerung der Stromgeſtehungskoſten, ja es iſt vielmehr 
eine Senkuneg der Strompreiſe zu erwarten, wenn das Großkraftwerk 
die Stromlieferung in vollem Umfange aufgenommen hat. Die für den 
Uebergang von Eigenerzeugung zum Strombezug erforderlichen 
            Um=
bauten und Neuanlagen wurden nach Kräften gefördert. Die im 
            Ja=
nuar 1923 erfolgte Beſetzung des Ruhrgebiets hatte die allmähliche 
            Still=
legung und Entleerung der Rheinauhafenanlagen, des bedeutendſten 
            ſüd=
deutſchen Kohlenumſchlags= und Stapelplatzes zur Folge und war für die 
Kohlenverſorgung des Rheinauwerkes, das ganz auf Verfeuerung von 
Ruhrkohle eingeſtellt iſt, mit großen Schwierigkeiten verbunden. Mit 
der Produktion der induſtriellen Betriebe von Rheinau war auch der 
Stromabſatz verbunden, beides ging zuſammen ſtark zurück. In der 
Bilanz ſtehen Anlagekonto mit 207 173 275 Mk., diverſe Debitoren mit 
1 424 880 939 Mk., Barbeſtand und Bankguthaben mit 1 081 217 549 Mk., 
Erneuerungsfonds mit W 173 R5 Mk., diverſe Kreditoven mit 
1056 517 712 Mk. Rückſtellungen für Werkserhaltung mit 1560 580 401 
Mk. zu Buch. Der Betriebsüberſchuß beträgt 265 092 670 Mk. Nach 
Zuweiſung von 196 743 866 Mk. an den Erneuerungsfonds und Abzug 
der Unkoſten, Zinſen und Abſchreibungen verbleibt noch ein Reingewinn 
von 49 998 105 Mk. Die am Samstag zu Mannheim abgehaltene 
            Gene=
ralverſammlung beſchloß folgende Gewinnverteilung: 200 Proz. 
            Divi=
dende, 6 Proz. Tantieme an den Aufſichtsrat, 909 443 Mk. Zuweiſung 
zum geſetzlichen Reſervefonds, 2 886 677 Mk. Zuweiſung zum Fonds 
für Wohlfahrtszwecke, 272 392 Mk. Vortrag auf neue Rechnung. 
            An=
ſtelle des durch Tod ausgeſchiedenen Auffichtsratsmitgliedes Stadtrat 
und Landtagsabg. Strobel wurde Stadtrat Zimmermann in den 
            Auf=
ſichtsrat gewählt. 
h. Oberrheiniſche Elektrizitätswerke A.=G.,
            Mann=
heim. Das Unternehmen bezieht ſeinen Strom vom Kraftwerk 
            Rhei=
nau. Der Bezug von Kraftſtrom durch die Großabnehmer hat ſich 
            ver=
größert, dagegen hat der Verbrauch der Lichtabnehmer und der 
            Klein=
kraftverbraucher einen Rückgang um rund 9 Proz, erfahren. Der 
            Be=
triebsüberſchuß ſtellte ſich auf 1 667 070 Mk., der Reingewinn auf 1 606 408
 Handelsblat 
Mk. Die Generalverſammlung beſchloß die Verteilung von 200 Proz. 
Dividende, 10 Proz. Tantieme an den Aufſichtsrat, 80 320 Mk. 
            Zuwei=
ſung an die geſetzliche Rücklage und 67 010 Mk. Vortrag auf neue 
            Rech=
h. Maſchinenfabrik Hartmann A.=G., Offenbach a. M. nung. Das ausſcheidende Aufſichtsratsmitglied Oberbürgermeiſter Dr. 
F=d= Die Viktoriawerke A.=G. Nürnberg haben, wie 
an. An Bruttogewinn wurden 720,86 Mill. Mk. erzielt. Die Unkoſten wir erfahren, den geſamten Motorenbau der Firma Wilhelm 
            Sedel=
bauer in München (zirka 300 Arbeiter) rückwirkend ab 1. September 
pro Aktie zur Ausſchüttung kommen und 31,4 Mill. Mk. auf neue Rech= übernommen. Der Betrieb wird als Zweigſtelle des Nürnberger Werks 
Warenmärkte. 
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter 
            Ge=
treidebörſe vom 3. Oktober. Getreide, Hülſenfrüchte und 
            Bier=
treber ohne Sack. Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis 
je 100 Kg. Die Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Weizen 
h. Philipp Holzmann A.=G. Frankfurt a. M. Für die (Wetterauer) 1400—1600 Millionen Mk./ Roggen 1100—1300 Millionen 
in der Generalverſammlung vom 15. September 1923 beſchloſſene Ka= Mk., Sommergerſte für Brauzwecke 1200—1300 Millionen Mk., Hafer, 
rechts bis zum 25. Oktober 1923 einſchließlich aufgefordert. Auf 6000 Null 2800—3300 Millionen Mk. bei Waggonbezug ab Mühlenſtation, 
bis 600 Millionen Mk. Tendenz: feſt, der fortſchreitenden 
            Geldentwer=
wb. Berliner Produktenmarkt. Die gewaltige 
            Steige=
mittel Kapitalsverdoppelung um 22 auf 44 Mill. Mk., wodurch die rung der Deviſenkurſe zog automatiſch die Produktenpreiſe mit in die 
Geſellſchaft mit den 4 Mill. Mk. Vorzugsakiten über 48 Mill. Mk. Grund= Höhe. Das Angebot war zurückhaltend infolge ſchlechter 
            Wagengeſtel=
kapital verfügt. Die neuen Aktien werden von einem Konſortium unter lung und infolge des Umſtandes, daß die Verkäufer nur gegen vorherige 
Führung der Deutſchen Bank übernommen mit der Verpflichtung, den Bezahlung Ware abgeben. Für Noggen und Weizen war die 
            Reichs=
alten Aktionären ein Bezugsrecht von 4:1 zum Preiſe von 0,.10 Dollar= getreideſtelle Käuferin, während das ſonſtige Geſchäft beſchränkt blieb. 
cents für die Aktie einzuräumen und den Reſt im Einklang mit der Gerſte war in der Provinz begehrt, namentlich für weſtliche Mäſtereien. 
Für Hafer ſtellten ſich die Forderungen höher. Der Abſatz war jedoch 
ſchleppend. Mehl hatte ſehr feſte Tendenz, der Geldmangel ließ jedoch 
ein lebhafteres Geſchäft nicht aufkommen. Kleie war luſtlos bei feſter 
Druckerei und Verlag A.=G., Mannheim. Die Hofbuch= Tendenz, andere Artikel wurden weniger umgeſetzt. Einzelne ſchwere 
druckerei Max Hahn u. Co. Mannheimer Tageblatt, wurde mit 7,5 Mill. Werte am Montanmarkte erlangten Aufbeſſerungen um mehr als eine 
1500 Stück 6proz, Vorzugsaktien, in eine Aktiengeſellſchaft umgewan= Millarde Prozent, ſo DeutſchLuxemburger, Harpener, Mannesmann, 
delt. Gründer ſind: Adolf Gengenbach, Viktor Gengenbach, Max Hahn Phönig und Rheinſtahl. Von Maſchinenaktien verdoppelten Krauß 
u. Co. ihren Kursſtand, Ludwig Löwe gewannen ziemlich eine Milliarde. 
alle in Mannheim. Beſtimmung iſt, daß die Tendenz des Mannheimer Auf dem Bankenmarkte war Mitteldeutſche Kreditbank bei lebhaſter 
rats ſind: Druckereibeſitzer und Zeitungsverleger Dr. Albert gnittel, viſenſteigerung teurer bezahlt. Deutſche Anleihen waren im allgemeinen 
wenig verändert, nur 3proz. Preußiſche Konſols waren ſehr erheblich 
Karlsruhe, Maximilian Hahn, Mannheim, Mathilde Gengenbach, höher. In der zweiten Börſenſtunde ließ die Geſchäftstätigkeit nach. 
Gewinnrealiſierungen führten teilweiſe zu einer leichten Abſchwächung.
4. Oktober 1923 Nr. 274
 Im freien Verkehr handelte man ebenfalls zu weſentlich 
höheren Kurſen. Man hörte hier: Becker Stahl 1100 Mill., Becker 
Kohle 1100—1200 Mill., Benz 425 Mill., Brown Boveri 150 Mill., 
Georgi 25 Mill., Growag 68 Mill., Karſtadt 180 Mill., Kayſer Waggon 
30 Mill., Kreichgauer 35 Mill., Krügershall 1000 Mill, Ufa 300 Mill. 
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die Deviſen 
ſtiegen heute vormittag im Zuſammenhang mit den innerpolitiſchen 
Wirren ſehr beträchtlich. Die Nückwirkung auf die Effektenbörſe 
            ent=
ſprach nicht den Erwartungen. Vielfach wirkte der Druck, der wegen 
der innerpolitiſchen Schwierigkeiten auf der Stimmung laſtete, lähmend. 
Die Kurſe ſtellten ſich nur wenig höher, ſchwankten auch teilweiſe. Nach 
Feſtſtellung der erſten amtlichen Kurſe griff aber die Spekulation mit 
lebhafteren Käufen ein, wohl in der Erwägung, daß die neuerliche 
            Mark=
verſchlechterung notwendigerweiſe die Effektenkurſe in die Höhe treiben 
müßte.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 3. Okt. Telegr, Auszahlungen:
—nfeeGeld
Brief
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Brief 2ſo rat. Antwerpen=Brüſſel. 19 700625. 19799375. 24 288730. 24 316250. Holland ..... .. ... .... 146 133700 146 866250 192511750. 193 482500. London .............. 1670812500 1672 187500 62500
2169
e 180437500 Paris... .. .. .. .. . .. .. 223440/ 22 456000. 29 197812.5 Schweiz.. . . . . . . . . . . .. 65 088750. 65413250. F53ä8. 85 964372. Spanien ............." 47880000 48 120000 43750. 62 653250. Italien .............." 16957500. 17042500. 00.
209 21 052500. Liſſabon=Oporto. . .. . .. Dänemark .... ........ 65 835000 66 165000 750.
842 84711850. Norwegen ........ .... 59 85000 601
00. 75 810000. 76 190000. Schweden ............ 96 757700. 97242500. 127 181250. 318750. Gelſingfors .......... 750000 10 250000. 11471250. 3750 New=York .......... 075000- 5000
370 493 762 8
7500. Deutſch=Oſterreich (abg. 5238. 75 5313.25 83.25 6616.50 Budapeſt . .. . . 20448 75 20551. 25 27 431.25 27 Prag ..... 10972500. 11027500. 1406447
750. 14135850. Sofia ..... .. 423375 — 4230
W.—
  
Borſen.
 * Frankfurter Börſenbericht vom 3. Oktober 1923. 
(Eigener Bericht.) An der heutigen Börſe ſetzte ſich die 
            Aufwätrsbewe=
gung der Deviſenkurſe in lebhaftem Tempo weiter fort — Kabel Neu= 
York kam mit 495 Millionen Mark zur Notiz —. Dementſprechend war 
die Haltung der Effektenbörſe ebenfalls eine ſehr feſte. Das Geſchäft 
hielt ſich jedoch infolge der Unſicherheit über die weitere Entwickelung 
der politiſchen Lage in den nächſten Tagen in verhältnismäßig engen 
Grenzen. Die Börſe ſchloß bei ruhigem Geſchäft zu teilweiſe etwas 
leichneren Kurſen. 
Am Markte derausländiſchen Renten und der 
            wert=
beſtändigen Anleihen folgten die Kurſe der Deviſenbewegung, 
die 6proz. Reichsgoldanleihe wurde mit 370 Mill., Bad. Kohlenanleihe 
bis zu 2000 Mill. gehandelt. Ausländiſche Nenten weiter ſehr feſt bei 
lebhaften Umſätzen. Das Intereſſe für türkiſche Werte erhielt ſich, 
Zolltürken 1000/1200 Mill., II. Bagdadbahn 14/1600 Mill. 
Am Chemieaktienmarkte zogen Anilinwerte um 5—600 
Mill. an. Bad. Anilin 1850 plus 450 Mill., Griesheimer 1600 plus 
600 Mill. Von den übrigen waren höher Rhenania 1600 plus 750 Mill., 
Scheideanſtalt 1500 rat. plus 350 Mill. 
lektriſche Werte ebenfalls anziehend: Bergmann 900 plus 
300 Mill., Schuckert 4200 plus 1200 Mill., Voigt u. Haeffner 100 plus 
20 Mill. 
Von Maſchinen= und Metallwerten ſeien genannt: 
            Hed=
dernheimer Kupfer 350 rat. plus 50 Mill., Metallgeſellſchaft 1600 rat. 
plus 400 Mill., Sichel 650 plus 200 Mill. 
Bei den Zuckerwerten betrugen die Kursſteigerungen 100 bis 
200 Mill. 
Montanwerte lagen ſehr feſt: Harpener 7500 plus 1750 Mill., 
Phoenix 5300 plus 1800 Mill. 
Von Bankaktien waren Deutſche Bank 700 plus 160 Mill., 
Diskonto 1300 plus 200 Mill., Metallbank 1600 plus 350 Mill. weſentlich 
höher. 
Der Einheitsmarkt verkehrte in feſter Haltung. Höher waren 
Badenia 150 plus 50 Mill., Bahnbedarf 80 mt. plus 20 Mill., 
            Näh=
katzſer 400 rat. plus 200 Mill., Lutz 1000 plus 500 Mill., Berg.=Märk. 
110 rat. verdoppelt.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 3. Oktober Telegr. Auszahlungen für:
NeGeld
Brief 3. Dr
Geld Nfe N. Amſterdam=Rotterdam z. 125es6000. 125914000. 172567500. Brüſſel=Antwerpen ......." 16159500. 6240500.— I. 2144500.— 2555 00.— Chriſtiania .................." 1504 73500. 50726500. 696255 00.— 974500. 10 Kopenhagen ..............." 56658000. 56942000.— 77805000.— 78193000. Stockholm .. . . . . . . . . . . . .. .." 184r
8000. 85022000.— 1 16503000. 2000 Helſingfors ............ ..... 625.— 71375.— 11770500.— K29500.— Italien. .. .. ..... .......... 14364000. 14436000. 750500. — 19849509.— London ............ ......." 1446375000 463625000 995000000. 120 100000. New=York .... .... ... .. ....." 310200000 2080 9900000. 41000000 Paris ......... .. . . . . . .. . . . 19152000. 248000.— 126134500.— 5500.
2265 Schweiz....... ... .. . . . . . . . 56857500. 57 142000.— 500.— 78796500. Spanien ...... . . . ........" 42892500. 3107500.— 00.— 5 47500
93 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 488850.— 401150.— 618450.— 621550.— Prag ..... .... .. . . .. ...... 125.—
27 9573875.— 13117125. 13182875.— Budapeſt.. . .. . ... . . . . . .. .." 16357— 17043.— Ra e 3o Buenvs=Aires .. .. ...... .. .. 105735000. 106265 000. 00. 13
4339i9 Bulgarien................. 5—
142125 3157875.— ee apan .. . ...... ....... .. 000. 156394000. 216495750. Rio
de Janeiro ............." 3e 31578750.—
3859625. 41895000.—
5286750.— 42105000.—
1313250.- — Belgrad.. . .. . . .. . . . . . .. .. . . 3840375.— Liſſabonn. . . . . . . . . . . . . . .. ... 13167000. 13233000.— 19451250.— 19548750.— Sofia.... . . . .. .... ... ....
Aktiengeſ. für Anilinfr.
 Aſchaffenburger Zellſtoff.1 8000 
Ausgb.=Nürnb. Maſch.. 
Berl.=Anhalt=Maſchinen
 Biömarchſtte. „„nn= 
Braunkohlen=Briketzt ... 
Bremer Vulkan ....... 
Wolle. ........." 
Chem. Hehden ......... 
Weiler ........." 
Deutſch=Atlant. Tel... .. 
Deutſche Maſchinen .... 
Deutſch=Niedld. Tel. . . 
Deutſche Erdöl ....... 
Deutſche Petroleum ..
 Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.) 
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 %o. 
1. 10 3. 10. 
1.,0 
00000 1300000 Han. Maſch.=Egeſt.. . . . . 
30000 
0 120000 
25000 
Hanſa Dampfſch.. . . . . .
 BVerlin—Karlsruher Ind 
Donnersmarchütte . .... 
Dynamit Nobel ........ 
Elberfelder Farben .... 
Elektr. Lieferung ....... 
R. Friſter ............." 
Gaggenau Vorz. ...... 
Gelſenk. Gußſtahl .. ... . . 
Geſ. f. elektr. Untern. .. 
Halle Maſchinen ..... . .
 Hemoor Zement .. 
Hirſch Kupfer. .... 
Höſch Eiſen. 
. 
Hohenlohe Werke .. 
Kahla Porzellan ... 
Lindes Eismaſch.. .. 
Lingel Schuh ...." 
Linke & Hofmann". 
L. Loewe & Co. .. 
Lorenz ........ 
Meguin......... 
N. Lauſitzer K 
ſe. 
Nordd. Gummi ... 
Orenſtein .....410000
 Rathgeber Waggon.. .. 
200 
Rombacher Hüttten .. .B0000
 Roſitzer Bucker .......H200000 
Rütgerswerke. . . . . . . ./ 80000 
Sachſenwerk . . . . . . . . . ./ 5. 
Mu 
Sächſiſche Gußſtahl ...! 8 
Siemens Glas.... 
50 
Volkſtedter Porzellan 
250000 
Weſtf. Eiſen Langendreer1500000 
Wittener Gußſtahl ... 
Wanderer=Werke . . . . . .! 340000
 5 
Aa0ce 
1000 
ke1000( 
500 
240004 
80000 
lr71000 
21000 
16000 
850000 
112000 
500
 3. 10. 
400000 
1020000 
2800000 
52004 0 
30000 
400 
80000 
2350000 
3100000 
18000 
H300000 
1400 
6000 
120000 
580000 
2310006 
1080000 
1075600 
190040 
860060 
400000 
200000
480000
 Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien. 
Frankfurter Kursbericht vom 3. Oktober 1923. 
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000%=
 Enropäiſche Staatspapiere. 
a) Deutſche 
6% Reichsanleihe. . . . . . .. ...." 
 
* 
" 
3 
 
 
Dollarſchätze . . . . . . . . . . ." 
2.3. 
25 IV. und V. Schatzanweiſ. 
4½% II.—IX. 
Sparprämienanleihe ......... 
Zwangsanleihe. . ........... 
anleihe. . .... ... .. .. . .. . 
G. 
*3 
420 
Preuß. Konſols ....... 
„ 
8½½ „ 
......... 
Bad. An. unk. 1935.... .. 
v. 1907... . . . 
8½½ 
4% Bahern Anleihe ......... 
 
3½% 
4½ Heſſen unk. 1924 ........ 
8½%„ ............. 
„ 
*3 
4% Württemberger ......... 
b) Ausländiſche. 
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914 
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914 
58 
4½% „ v. 1902......... . 
„ 
6% Buigar. Tabak 1902 ... 
19½ Griech. Monopol ....." 
18 
4½% Oeſt. Staatsrente v.1 
ab 1918 ............ 
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſt 
........... 
v. 1914 .. 
nte ........." 
47 Oeſt. Gr 
4% „ einheitl. Rente ..... 
5% Rum. am. Rente v. 03 ... 
4½% Goldrente v. 13 .. 
am. „ konv. .... 
„ „ b. 05 „... 
4% 
470 Türk (Admin.) v. 1903 ... 
(Bagbad) Ser. I.. 
II.. 
42 
„ v. 1911, Zöllanl. .. 
420 
4½% Ung. Staatsr. v. 14.... 
Goldrente ...... 
Staatsr. v. 10.... 
43 
Kronenrente .... 
4% 
Außereuropäiſche. 
5%0 Mexik. amort. innere. . ... 
konſ. äuß. v. 99 .. 
5‟ 
Gold v. 04, ſtfr. .. 
konſ. innere ..... 
 
Frrigationsanleihg. 
4½% 
52 Tamaulipas. Serie! 
Oblig. v. Transportanſt. 
4½ Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . . 
4 Gal. Car: Ludw. =Bahn .." 
% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. 
27, 
2,6% Aite Oeſtr. Südb. (Lomb.). 
..." 
2,63 Neue „ 
32 Oeſt. Staatsb. v. 1883.... 
4% Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
 1. 10. 
350 
19
4000
 19000 
5000 
600 
8000
 50000 
50000 
6200 
7810 
750000 
660000 
00 
6000 
85000
 3. 10 
490 
1 
4
 3 
 
1000 
10000
50
 110000 
25000 
50000
 1600000 
00 
132. 
150000
 Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.) 
Oeſt. Staatsb. 9. Em. ... 
Oeſt. Staatsb. v. 1885. 
etz 
Oeſt. Staatzb. b. Erg. N 
v. 1895 ..." 
48 Rudolfb. (Salzkammerg.). 
Angtolier I......... 
z Salon Conſt. Jonction. 
alonique Monaſtir .... 
% Tehuantepe . . ........." 
 
4½% 
Pfandbriefe. 
4% Frankf. Hyp.=Bank 1920... 
8½% 
... 
rankf. H. Krd.=V 
199 
Nein. Hyp.=Bank 19 
* 
1922. 
Ffälz. „ 
4½ Rhein. „ 
3½% 
vert. 
Südd. Boden=Cred.=Be 
München 1906 ........."
 15000 
600000 
7300 
700000
 9600 
22000
1350000
 49 Heſſ. Ldhhp.=Bank P 
8½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr. 
42 Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl.. 
Deutſche Städte. 
Darmſt. v. 1919 bis 1925.. 
420 
8½% Darmſt, v. 1905 ..... 
4% Fronkfurt v. 1913 ...... 
v. 1903 ....... 
220 
8 
2o Mainz. v 1919 bis 1926. 
58 Badenkohlen ............" 
% Sachſenkohlen ..... ....." 
6% Heſſ. Braunkohlen ........" 
Bank=Aktien. 
Bank für Brauinduſtrie ..... 
Barmer Bankberein ......... 
Berliner Handelsgeſellſchaft .. 
Commerz= und Privatbank ... 
Darmſtädter u. Nationalbank. 
Deutſche Bank .......... 
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank 
Deutſche Vereinsbank ........" 
Disconto=Geſellſchaft . ........ 
Dresdener Bank ........... 
Frankfurter Bank ........... 
letallbank. . .............. 
Nitteldeutſche Creditbonk ..... 
Oeſterreichiſche Creditanſtalt .. 
Reichsbank=Ant. ............" 
hein. Ereditbank . ...! 
Süddeutſche Disconto=Geſellſch. 
Wiener Banrverein ......... 
Bergwerks=Aktien. 
Berzelius .................." 
Bochumer Bergb. ...... .. . .. 
Buderus. 
........... 
Dt. Luxem 
burger ..... .. ..... 
Eſchweiler Bergwerks=Akt..... 
Gelſenkirchen Bergw. .. . . . . . . 
Harpener Bergbau .......... 
Kaliwerke Aſchersleben ....." 
Weſteregeln ....... 
Lothringer Hütte . ........... 
Mannesmann Röhren,.:... 
Mansfelder ..............
1. 10.
2000000
 12000 
0 
200
 45000 
270000 
20000 
26000 
4000 
1u 
45000 
1u000 
32000 
45000 
125000 
17500 
8000 
3300 
10500 
300000 
42000 
1200000 
350000 
5300000 
5000000 
7000000 
5750000 
1500000 
1750000 
2350000 
3400000 
1350000
3. 10.
3750000
  
240000
 1900000 
350000
 40000 
400000 
3250000 
100 
42000 
B000 
350000 
55‟ 
1300000 
5000 
5000 
1600000 
250000 
110000 
400000 
1600 
35000 
65000
 6000000 
2000.00 
8000000 
500 0000 
800000o 
7500000 
1700000 
2500000 
4100000 
1390000
 Bergwerks=Aktien (Fortſ.) 
Oberbedarf .. . . . . . . ... ...... 
Oberſchleſ. Eiſen Caro) ...... 
Bhönix Bergbau ............ 
Rhein. Stahlwerke ......... 
Niebeck Montan.. . . .... 
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt. 
Ver. Laurahütte . . . . . . .... . . . 
Aktien induſtr. Unternehmung. 
Brauereien. 
Henninger Kempf=Stern . . . . . . 
Löwenbrän München ......." 
Schöfferhof GBinding) ........ 
Werger ...................."
 AM 
Adler & Oppenheimer .... (v. Kleher)....... 
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . . 
Anglo=Continental=Guano .... 
Aſchaffenburger Zellſtoff ..... 
Badenia (Weinheim) ... . . . .. 
Badiſche Amilin= u. Sodafabrikl 
Bad. Maſchf. Durlach ........ 
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen, 
Baſt Nürnberg ............. 
Bahriſch. Spiegel ........... 
Beck & Henkel Caſſel) ......." 
Bergmann El. Berke ........ 
Bing. Metallwerke. . . .. . . . . .. 
Blei= u. Silberh. Braubach ... 
Brockhues, Nieder=Walluf... .. 
gementwerk Heidelberg ...... 
Karlſtadt ....... 
Lothringen (Metz). 
Chem. Werke Albert ........." 
Griesheim Elektron .... 
Weiler=ter=mer ........ 
Daimler Motoren ........... 
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin.. 
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. 
Dingler, Zweibrücken ........ 
Dresdener Schnellpreſſen ..... 
Dürkoppwerk (Stamm).. . . . 
Düfſeld.=Ratinger (Dürr.) .... 
Dhckerhof & Widm. Stamm.. 
Eiſenwert Kaiſerslautern ..... 
Eiſenwerk L. Meyer fr. ... ... 
Elberfelder Farb. v. Baher ... 
Elektr. Lieferungs=Geſ........ 
Licht und Kraft ...... 
Elſäſſ. Bad. Wolle.. ... .. . . . .. 
Emag, Frankfurt a. M. ...... 
Emaill= & Stanzw. Ullrich .... 
Enzinger Werke ............ 
Eßlinger Maſchinen „...n. 
Etlingen Spinnerei ......... 
Faber, Joh., Bleiſtift . . .. ... .. 
Faber & Schleicher.... . . .. .. 
Fahr, Gebr., Pirmaſenz. . . . . 
Felten & Guilleaume, Carlsw. 
Feinmechanik (Jetter) ....... 
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M. 
Frankfurter Gas........... 
Frankfurter Hof „nnn...
 1. 10. 
1950000 
210000 
30000/ 
350000 
380000 
180000 
1900000
 60000 
160000
 120000 
500000 
2000000 
850000 
100000 
1400000 
1400000 
160000 
7500 
200000 
600000 
350000 
600000 
700000 
550000 
600000 
25000 
10000 
10000 
1200 
u50000 
320000 
110.00
 300000 
190000 
180000 
1400000 
300000 
3760 
250600 
60000 
350000 
225000 
5000 
30 
5000 
110000 
400000 
2400000 
1000000 
40000 
70000 
150000
 3. 10. 
2260000 
2600000 
5000000 
4000 
4000000 
230000 
2400000
 1200000 
130000 
580000 
2400000 
1100000 
150000 
1850000 
1600000 
10000 
240000 
800000 
300000 
900000 
470000 
900000 
800000 
600900 
90000 
4000000 
16099 
13 
1500000 
400000 
220000 
1600000 
400000 
0000 
200000 
1850000 
340000 
460000 
60000 
700000 
276000 
1000000 
250000 
150000 
800000 
1100000 
70060 
100000. 
SI
 Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek. 
Fuchs Waggon Stamm.. .. 
Ganz, Ludwig. Matnz —us.= 
Geiling & Cie. .............. 
Gelſenkirchen Gußſtahl ....... 
Goldſchmidt Th. . ..... 
Greffenius, Maſd 
nen Stamm 
Gritzner Maſchin. Durlach .... 
Hammerſen (Osnabrüch) ...... 
Hanfwerke Füſſen .........." 
Heddernheimer Kupfer ....... 
Heyligenſtaedt, Gießen ....... 
Hilpert Armaturenf. . . ........ 
Hindrichs=Auffermann ....... 
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... ..... 
Hoch= und Tiefbau .........." 
Höchſter Farben ............." 
Holzmann, Phil. ..........." 
Holzverk =Induſtr. ...... .. .. 
Hotel A.=G., München ....... 
Hydrometer Breslau.. . . .. . .. 
Inag. . . . . . . . . .. . . .. . . ......" 
Junghans Stamm. . . . . . . . . . . 
Karlsruher Maſchinen .. . . . . . . 
Klein, Schanzl. & Becker ..... 
Konſervenfabrik Braun ....." 
Krauß & Co., Lokom. . ....... 
Lahmeher & Co. ........... 
Lech Augsburg ............ 
Lederw. Rothe ............." 
Lederwerke Spicharz ....... 
Löhnberger Mühle .......... 
Lüdenſcheid Metallw ......." 
Lux ſche Induſtrie .......... 
Mainkraftwerke Höchſt......." 
Meguin, Butzbach ........... 
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg 
Meher, Dr. Paul... . . . . . . . . 
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M. 
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . . 
Motorenfabr. Deut . ......... 
Motorenfabrik Oberurſel ..... 
Neckarſulmer Fahrzeugwerke .. 
Neckarwerke Eßl. Stamm.. .. 
Niederrhein Lederfabr. (Spier) 
Dleawerke Frankfurt a. M. ... 
Beter=Union=Frankfurt .. . . . . . 
fälz. Nähm., Kayzſer ...... . . 
Philipps A.=G. .. . . .. .. .... .. 
Porzellan Weſſel ............" 
Reimnger Gebbert & Schall 
Rhein. Elektr. Stamm. . . . . . 
Rhein. Maſch. Cahen=Beubesdff. 
Metall Vorzüge ....... 
Rhenania, Aachen ........... 
Riedinger Maſchinen „.. 
Rückforth, Stettin ...... ..... 
Rütgerswerke .............. 
Schleußner (Frankfurt a. M.) .. 
Schneider & Hanau ......... 
Schnellpreſſen Frankenthal.. .. 
Schramm Lackfabrik. ....... 
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...
 1. 10. 
200000 
120000 
800 
56000 
11000 
80000 
2700 
1000009 
3000 
190000 
28000 
2700000 
0000 
1060000 
20004 
675000 
250000 
230000 
300000 
300000 
70000 
80000 
63000 
500000 
450000 
350000 
64000 
400000 
2—0000 
400000 
180000 
1000000 
90000 
100000 
110000 
400000 
220000 
135000 
400000 
80000 
2000 
180000 
210000 
150000 
500000
 20000 
75000 
140000 
180000 
1200000 
200000 
3000009
 3. 10. 
250000 
000 
1. 
3o 
000 
90009 
1800000 
150000 
2100000 
00 
1500000 
350000 
210000 
Re 
200000 
370 
3000000 
186000 
1450000 
190000 
1000000 
250000 
340000 
750000 
380000 
500000 
1200/ 
850000 
65000 
535000 
400000 
530000 
400000 
220000 
1500000 
Kadc 
100000 
170000 
2100000 
50u00 
3800 
400000 
1000000
 Schuhfabrik Berneis=Weſſe. 
Schuhfabrit Herz ............ 
Schuhf Leander Offenbach ... 
Seilinduſtrie Wolff .........." 
Sichel & Co., Mainz ........" 
Siemens Elektr. Be 
ebe .... 
Siemens Glasinduſtrie ....... 
Siemens & Halske. 
D 
ummi .. 
Stöckicht=Offenbach=” 
Südd. Handelsvereinigung.... 
Süddeutſche Immobilien .... 
Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha 
uhrenfabrik Furtwängler ..... 
Veithwerke in Sandbach ... 
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz 
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh. 
Gummifabr. Bln.=Frkf. 
Binſelfabr. Nürnberg .. 
Ultramarin .......... 
Zellſtoff, Berlin. . .. . . . 
Vogtländ. Maſch. Vorzüge. .. . 
Stämme.. 
Voigt & Haeffner Vorzüge .... 
Stämme. . . . 
Voltohm Seil ..............." 
Wayß & Frehtag ............ 
Wegelin Rußfabrik .........." 
Zellſtoff Waldhof Stamm.. . . . 
Buckerfabr. Waghäuſel ....... 
Frankenthal ......" 
Heilbronn ........ 
„ 
Offſtein ......... 
Rheingau ........ 
Stuttgart ........
  
Schantung E. B. ........... 
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ... 
Hapag (Paketfahrt) ........ 
Nordd. Llohd ............... 
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn 
Umotierte Aktien, 
Beckerkohle ......... ... .... 
Beckerſtahl ............." 
Benz..... „ 
ooaaooaoaaas-, 
Brown B. 
en „vossvvc.. 
Cont. Handelsbank .........." 
Hanſa Llotzd ............. 
Kabel Rhehdt ...... 
Karſtadt R. ................ 
Petroleum Otſche. . .... . .... 
Raſtatter Waggon ........... 
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ... 
Ufa Film ........... ....... 
Growag. . . ..... . . .. . . . . . . . .
 1. 10. 
75000 
5000 
7000( 
42500 
* 
1000 
6000 
3000 
2590 
720000 
160000 
200000 
160000 
70000 
80000 
160000 
30000 
480000 
550000 
50000 
500000 
530000 
500000
 250000 
2550000 
485000
 2500 
725000 
140000 
33000 
95 
90000 
900000 
70000 
000 
15. 
46000
  
Bahnbedarf....... ....."
 Dampfkeſſel Robberg. 
Helvetia Konſervenfabrik.
 Gebr. Lutz ............." 
Motorenfabrik Darmſtadt 
Gebr. Roeder .........." 
Venuleth & Ellenberger .
 60000 
100000 
500000 
500000 
100063
 3. 10. 
17000 
700 
280 
65‟ 
700 
450000 
80000 
3 
900 
3600 
220 
1120000 
Manſa 
750000 
1200000 
155000 
110000 
100000 
200000 
400000 
730000 
540000 
875000 
700000 
670000 
675000 
676000 
600000
320000
 3000000 
600000
 1200000 
1200000 
160000 
6000( 
160000 
200000 
200000 
300000 
300000 
60000
 80000 
120000 
1000000 
4500 
150000
 Bankgeschäft 
Fernsprecher 1308, 1309
 FREDRCH ZAUN 
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
 FIStädt 
enplatz 1
Nummer 16
Beilage zum Darmſtädter Tagblatt
4. Oktober 1923
ir: M e0 Buau 1923, z. 1. a e 
Gu
55
A
 Erich Bockemühl 
Die Verwandlungen des Leids 
Von Chriſtian Jenßen. 
Die neue Seele, aus Kampf und Zorn geboren, gipfelt in 
Liebe, Güte und Sympathie. Schon der Naturalismus hat 
            An=
ſätze zu der Sympathie gemacht, aber wer den Unterſchied 
            zwi=
ſchen Mitleid und Mitleiden erfahren hat, der weiß, daß der 
Naturalismus im Mitleid ſtecken geblieben iſt; denn ſeine Seele 
war noch nicht geläutert in einer kosmiſchen Kompoſition, 
            ſon=
dern beharrte äußerlich in einer verärgerten Oppoſition, wie er ja 
in der Natur nicht den Kosmos begriff, ſondern ſich auf die 
menſchliche Landſchaft beſchränkte. Die neue Seele, die ſich aus 
der naturaliſtiſchen Seele entwickelte und deren äußerliche 
            Szene=
rien überwand, ohne ſich von der in einigen Kunſtſphären nun 
auch dogmatiſch erſtarrten Szenerie der ſog. Ausdruckskunſt 
            be=
engen zu laſſen, erhebt die unendliche Sympathie zum Symbol 
aller menſchlichen und künſtleriſchen Schöpfung. Die neue Seele 
iſt aber nicht pathetiſch verkündigend, ſondern in tiefſtem Sinn 
verbergend, deutſch beſtimmt. Und da ſie infolge ungeheuerlichen 
und unheimlich wuchernden Irrtums, als der heute von vielen 
Einſichtigen der abſolute Maßſtab der Antike erkannt wird, allein 
auf das Mittelalter und die Romantik zurückgreifen kann, iſt ihre 
Stellung dem Tage gegenüber eine ſchwankende und von allen 
Seiten bedrängte. Sie muß ſich aber behaupten, um der fauſtiſchen 
Kultur einen friſchen Triebfrühling zu gewähren, und ſie wird 
ſich halten, weil ſie, ſchon aus Prinzip, weit davon entfernt, an 
ihre Grundpfeiler die Bezeichnung „abſolut” zu heften, in allem 
Geſchehen das Relative und menſchlich Begrenzte erkennt und 
dies beſonders an der Wiſſenſchaft unnachſichtlich feſtſtellt. Nicht 
nur den Dichtern, deren Berufung es iſt, Herz gegen Hirn zu 
ſetzen, auch wiſſenſchaftlich Gebildeten beginnt einzudämmern, daß 
auf der Logik als der Gleichmacherei der gegenwärtige Triumph 
der Lüge beruht. Aber der berufenſte Träger des neuen Lichts 
iſt eben der Dichter. Wenn er daneben — denn dem Dichter iſt 
Dichtertum nie „Nebenberuf” — pädagogiſch wirkſam iſt, — wie 
Erich Bockemühl, dann iſt er wie geſchaffen, um der Märe 
von der Alleinſeligmachung der rationalen Wiſſensbildung auch 
praktiſch den Garaus zu machen. 
Erich Bockemühls „Verwandlungen des Leids” die 
eine neue Stufe in ſeiner lyriſchen Entwickelung bedeuten, ſind 
ganz aus dem Erlebnis der neuen deutſchen Seele geboren. Sie 
verwerten die kriſtallene Schale ſeines früheren Schaffens, über 
der als wellender Rauch aus erlebtem Myſterium des Dichter= 
und Menſchtums die Sinfonie des Wortes ſchwebt, und gießen 
Opferwein hinein, als ſchimmernde Spende, dargebracht dem 
Menſchen, dem Volke, der Kultur. Sie geben in eigener Form 
uns das, was andere in anderer Form uns ebenſo eindringlich 
verkünden wollen: „Menſch, werde weſentlich”, „Der Menſch iſt 
gut”. Sie gehen vom perſönlichen Erlebnis aus, vom Erlebnis 
der Liebe, die einen vorſichtigen Erkundigungsgang durch die 
Welt unternahm, vom Erlebnis des Kindes, des Wachstums, 
der Mannheit, der Volkheit, der Kraft, der Schönheit einer 
            un=
begrenzten Sehnſucht und vom Erlebnis Gottes. Es iſt ſchon ein 
kühner Vergleich, wenn man Bockemühl Hölderlin, dem zarten 
Sänger der Schönheit und der tragiſchen Sehnſucht, zu nähern 
unternimmt. Aber man darf den Vergleich getroſt waßen; denn 
die Form ſchon weiſt erfreuliche Aehnlichkeiten auf, nur daß ſie 
des antiken Gewandes entkleidet iſt. Und eines tragiſchen 
            Grund=
tones kann man ſich auch bei Bockemühl unbedingt vergewiſſern. 
Schon die Eingangsverſe klingen ihn in ihrer energiſchen, ſicheren 
Durchführung deutlich an: 
Aus Kampf und Zorn bleibt allzuletzt die Klage, 
Die iſt ein Lied aus jener Harmonie, 
Aus eines Menſchen Allerweltshingabe; 
Aus Leid iſt Lebens ſchönſte Melodie. 
Ich lebte mit den Menſchen in der Liebe, 
Die in den Dingen immer ſich verirrt. 
Mir iſt nur Traurigkeit aus dieſem Glück geblieben, 
Und aller Menſchverſtrickung hab’ ich mich entwirrt. 
Aber dieſe Stimmung führt nicht zu einem pathetiſchen 
            Ver=
zicht auf alle Menſchlichkeiten, ſondern zu dem ſtarken Willen 
aller Güte, ſich dieſe niedern Wirklichkeiten zum Dienſt an der 
Menſchheit untertan zu machen, zu dem unendlich ſiegenden 
Wunſche, das Gute und Schöne zu ſehen und dadurch alles 
            an=
dere zu überwinden. Harmoniſch iſt dieſe Gedichtſammlung 
            ge=
fügt, wie die früheren gewaltigen Sinfonien ſind, aber hier iſt 
der Eindruck bei jedem Gefüge ſo ſtark, daß das einzelne Gedicht 
ſich immer zur Sinfonie ausweiten könnte. Der „Menſch”, als 
Fackelträger des Lichtes erkannt, aber gewogen erſt und noch zu 
leicht befunden, wird aufgerüttelt zu der umfaſſenden Liebe, zu 
einem Bergſteig, der nicht eben zum Uebermenſchen (als ſtarrem 
Begriff) führt, ſondern zum Kinde, das ſo hoch über allem ſich 
reif Dünkenden ſteht. 
Da ihr ein Kind wart, daß ihr alſo werdet: 
Im Tiefſten treu euch ſelbſt und nie entzweit. 
Dies iſt mein Lied aus Leid, das Glück von dieſer Erde: 
In Nichts und Armut ſeid ihr ganz befreit. 
Dieſe ſchöne Erkenntnis von der inneren Einheit der 
            Kin=
desſeele iſt allerdings noch wenig klar. Aber Chriſtus redet hier: 
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder.” Und wie in den 
            Le=
genden „Jeſus” ſo kündet auch hier Bockemühl Chriſtus, er fühlt 
ſich ſtark zu ſolcher Verkündigung, weil er ein Chriſt iſt, wie es 
in dieſem tiefen Sinn nur wenige ſind. Sein Weg zu dieſem 
Ziel ſtreifte zwar zuweilen eine Reſignation — die Bosheit des 
Menſchen brannte in ihm wie eigenes Leid —, mündet aber in 
onniaſter Klarheit. Wie wird die beſonnte Landſchaft Symbol! 
Nach ei Seiten hin: für Menſchliches und Göttliches. 
Venn ihr ſo wandert in den Wälderdomen, 
Atmet ihr nicht den zeitenloſen Hauch 
In Waldesharmonien? Fühlt ihr da nicht das Tönen 
Ach, anders als ein Menſch ſingt, anders auch 
Als Vogels Stimme — jenes Jubilieren 
Und leiſe Klagen — jenes eine Lied: 
Des Weltenherzens klingendes Vibrieren: 
Fühlt ihr nicht, wie es durch die ganze Schöpfung glüht? 
Das iſt das gewaltig Menſchliche, dies Erlebnis des 
            Wälder=
domes, wie in allem von Willen und fühlender Leidenſchaft 
            Ge=
türmten das Klopfen und Zittern, das Singen und Klingen des 
goldenen Herzens der Welt in uns beben muß, und das unendlich 
Göttliche iſt jenes Lichtparadies der glücklichen Seelen: die „
            grö=
ßere Landſchaft” deren Harmonie mit der irdiſch=menſchlichen die 
größere Klarheit des ſehnenden Menſchen ergibt. Aus dieſer 
            lich=
teren Göttlichkeit quillt ein ſtrahlendes Glück, das da von Gott 
weiß und der göttlichen Wahrheit: „Es iſt nicht das Böſe‟. Aber 
mit dieſer Wahrheit, als ihr Halt und ihre Verkündigung, taucht 
als kategoriſche Forderung die „Tat” auf und das Erwachen zur 
Güte. 
Dieſe Tat weckt ſich und reckt ſich und muß in dem 
            Urrhyth=
mus der Welt alle Völker Europas ergreifen und mit ſich reißen 
und zur Religion der Liebe führen. Dieſes ganz Hölderliniſch 
anmutende ungewöhnlich ſtarke Gedicht: 
„Daß euer Wahn, Völker Europas, reife‟
 mit der inbrünſtigen Huldigung der Mutter Erde: 
„Du, Mutter, einzig im Wanken der Zeiten 
Getreue: O, daß ich ſinge 
Unter den Speeren der Feinde freudig dein Lied‟ 
reißt in ſeinem gehaltvollen Pathos in den brennenden Wirbel 
der Gegenwart ein und hat im Gefolge eine der beſten lyriſchen 
Verklärungen des deutſchen Volkes, notwendig erwachſen aus der 
Liebe zur deutſchen Erde: 
Eines Volkes Kraft iſt tief. 
Und wenn ſie ſchlief 
In Winterſtarre — einmal 
Bricht drüberher der Sturm, 
Der die Forſte bricht, 
Daß die Adler 
Schreiend auffliegen, daß 
Des Meeres Wogen brüllen. 
Dann reißt die Erde: dann 
Aech en die Felſen, dann 
Stößt die Sonne gellend ins goldene Horn. 
Hier iſt der Höhepunkt des Buches, ein tiefer Einſchnitt. Nun 
kehrt Ruhe wieder, jene Sonnigkeit, die innige muſikaliſche 
            Wei=
ſen ſprudeln läßt, ſymboliſche und reſignierte Gedichte, die gipfeln 
in einem Hymnus an Gott: „Du aber ſchläfſt noch” und in 
            Kin=
dern gewidmeten Blumenränzen „Kind, mit Roſen in deinen 
Händen”. 
Bockemühl wird zum Sänger der Schönheit und der Muſik. 
Sobald er ſich dieſer Wandlung bewußt wird, hört das leichte 
zwitſchernde Singen (hinter dem wohl zuweilen Wälder 
            rauſch=
ten) auf, fällt der Dichter wieder ganz in den ſchweren, 
            dröhnen=
den Klang, der ſich der Sinfonie des Ganzen harmoniſcher 
            unter=
ordnet. Denn alles, was in ihn verſunken iſt: die ſtille, nicht antik 
ſtarre Vorſtellung von der Schönheit, die im Raum ſchwebende 
unbewußte Muſik — wird ihm zutiefſt Leid. Wenn nun aber 
doch alles erlöſt, ſo iſt das ſchon die letzte Verwandlung des 
Leids; das Letzte iſt immer Licht im Dunkeln, Fluß in Starrheit, 
Rhythmus in Syſtem. Auch das Weinen iſt dann ſchön, iſt 
            trö=
ſtendes Geheimnis im ächzenden Leid der Weltſeele, Freude bahnt 
ſich immer leidenſchaftlicher den ſtrahlenden Aufſtieg aus der 
            Wirr=
nis, Leid wird immer Glückſeligkeit. Leid brennt in tauſend 
            Ver=
wandlungen, aber die Liebe iſt die Ueberwindung. Wie am 
Schluß der neunten Sinfonie Beethovens Rauſchen immer 
            rhyth=
miſcher, immer klangvoller, immer hinreißender die Choräle der 
Freude, die ausklingen in einem tönenden Heidelied, das beginnt: 
In der blühenden Heide 
Wir noch dumpf von Leide 
Waren leiſe Freude 
und das endet: 
Daß uns dieſes bliebe: 
Allzuletzt iſt Liebe, 
Iſt des Leides Blüte, 
Iſt des Herzens ſtille Sehnſuchtsgüte. 
Die Sonne der geläuterten Menſchheit leuchtet über der „
            grö=
ßeren Landſchaft”, in der alle Erinnerung ſich unendlich verſchönt, 
in der der Dichter verbunden mit dem Ideal ſich zur neuen 
            Wirk=
lichkeit hin bewegt. Dem Dichter iſt jene Sphäre urewige 
            Le=
bensbedingung, ſie iſt, wenn er noch verwoben mit der Welt ſich 
quält, Sehnſucht, von der er ſein ganzes Herz, all ſein höheres 
Schauen, ſeine ganze Güte über die erdverhafteten, 
            unbeſchwing=
ten Menſchweſen ausgießen möchte . „und du möchteſt gießen 
all deine Güte (weltverwoben) in die Trauerſeelen‟. Das 
            Ge=
dicht mit dieſen Verſen zeigt den ganzen Bockemühl, ſein Wiſſen 
und Wollen, ſeine ſtille Freude und ſeine grenzenloſe Sehnſucht, 
ſein ungeheuer großes Menſchentum. 
Die dann noch folgenden Gedichte ſind ganz erfüllt von dem 
Erlebnis der „größeren Landſchaft” und der lichteren Menſchen, 
ſie weiſen alle Wege, die der Dichter ſelbſt ſchritt, beſeligten 
            Fu=
ßes. Sie führen alle zu dem Ideal in ſeinen verſchiedenſten 
            Aus=
deutungen: „Unwiſſender als ein Kind”, aber „tiefſter Weisheit 
groß”, „Erlöſen will euch der Dichter zu eurem kindhaften Nichts, 
will euch weiten zum Raum, zu den unendlich wachſenden 
            Peri=
pherien Gottes”. „Wer da bittet, dem tuen ſich auf die goldenen 
Tore aller Gewährung.” Und die Verſe, mit denen der vorläufige 
Band ſchließt: 
Jegliche Stunde in Welt 
Atmet die Seele 
Ewigen Geiſt 
In Wirklichkeit 
Dieſer unvergänglichen Wunder der Liebe. 
Es iſt eigenartig und erſtaunlich, wie Bockemühl bereits in 
die „größere Landſchaft” die „höhere Ebene” hineingewachſen iſt. 
An anderen Stellen erweiſt er immer wieder, daß er ſich dort in 
der „Urheimat mütterlicher Gegenwart” findet. In dem 
            Gedicht=
kreis, der ſich der Erkenntnis anſchließt, daß dort nicht Traum, 
ſondern ewige Wahrheit iſt, fand er wohl das Tiefſte und 
Schönſte, was an der „größeren Landſchaft” erlebt werden kann. 
Wunderbar iſt vor allem, wie er immer neue (nun von der 
            grö=
ßeren ewigen Klarheit beſtimmte) Töne für die Jahreszeiten 
findet. Aus einem Frühlingsgedichte: 
Singſt du wieder? Ein bunter Zug 
Singender Kinder . . . vorüber . ." 
Dieſe Lieder aber ſingen unendlich wieder 
Ueber den grünen Akkorden. 
 
„ 
Wie bin ich ſo tief allſelig ſtill geworden . . . 
 
Silberne Harfen in blühenden Weidenbäumen. 
O der trunkene Wind entſingt 
Silbernen Saiten ſelig Träume. 
Ich würde zum Schluß dies in jeder Hinſicht ſehr bedeutende 
Werk allen Leſern warm empfehlen; es hälfe jedem 
            Ernſtgeſinn=
ten ein gut Stück Weges, aus dem ſcheinbar unentwirrbaren 
Chaos des gegenwärtigen Weltſtrudels heraus. Aber: es iſt noch 
nicht gedruckt. Es wollte ſich bisher kein opferfreudiger Verleger 
finden. Vielleicht und hoffentlich bringen dieſe Zeilen einen um 
die ſeeliſche Zukunft unſeres Volkes beſorgten Verleger auf den 
Gedanken, der Oeffentlichkeit ein neues wertvolles 
            Kulturdoku=
ment zu ſchenken.
Neue Bücher
 — Ferruccio Buſoni, Von der Einheit der 
Muſik, von Dritteltönen und junger Klaſſizität, von Bühnen, 
Bauten und anſchließenden Bezirken. 384 Seiten mit 4 
            Originalzeich=
nungen und einem Verzeichnis ſeiner Werke. Max Heſſes Verlag, 
Berlin W 15. 7.— Grundpreis. In dieſem aufſchlußreichen und 
            inter=
efſanten Bande eint Ferruccio Buſoni muſikaliſche, äſthetiſche und 
literariſche Aufſätze und Dichtungen, Gedrucktes und Ungedrucktes zu 
einer ſtattlichen Sammlung. Sie umfaßt die Jahre 1887—1922, beginnt 
mit einer Studie des 21=jährigen (1) über Mozart’s Don Juan und 
ſchließt mit einer Abhandlung über „Proportionsgeſetze” „Melodie‟, 
und „Polyphonie‟. Wir erfahren, daß einige der populärſten 
            Schlag=
wvorte unſerer Tage, wie z. B. die „Junge Klaſſizität”, „Theorie der 
Dritteltöne” die „Verwandlung der Oper” als notwendige Konſequenz 
der „Weſenseinheit der Muſik” zum erſten Mal von Buſonf ausge=
 ſprochen, geprägt und als Forderung aufgeſtellt worden ſind. Unmöglich 
auf kurzem Raume die farbenreiche Fülle des Buches erſchöpfend zu 
erörtern. Da iſt z. B.: Die köſtliche Faſchingsperſiflage mit dem ernſten 
Unterton: „Aus der klaſſiſchen Walpurgisnacht”, der prophetiſche 
            April=
ſcherz: „Eine märchenhafte Erfindung” (die im Lichte der neueſten 
phyſikaliſchen Forſchungen heute minder phantaſtiſch anmutet als vor 
12 Jahren), „Gedanken über Architektur” (mit Handzeichnungen), der 
bedeutſame Beethoven=Artikel uſw. Als formvollendeter Ueberſetzer 
zeigt ſich Buſoni in der Uebertragung von Petrarcas 73. Sonett und 
von Baudelaires Vorwort zu Edgar Allan Poe, das in einer 
            monu=
mentalen Anklage gegen die menſchliche Geſellſchaft gipfelt. Die 
            ſo=
genannte Champagnerarie erſcheint hier zum erſten Mal in einer wort= 
und ſinngetreuen Ueberſetzung, die der Melodie ſtreng angepaßt iſt. Die 
Sprache des Buches iſt durchaus klar und ſchön, immer lebendig, 
            oft=
mals von dichteriſcher Inſpiration beſeelt; nirgends iſt fachmänniſche 
Langweile zu verſpüren. 
St. „Der ruſſiſche Chriſt”, eine Auswahl aus ruſſiſchen 
Erzählern. (Drei=Maskenverlag, München). Dieſe intereſſanten 
            Erzäh=
lungen ſind herausgegeben und überſetzt von Alexander Eliasberg. Graf 
Hermann Keyſerling hat ein Vorwort dazu geſchrieben. Geiſtvoll 
und von beſter Kenntnis des ruſſiſchen Volkscharakters und der ruſſiſchen 
Literatur zeugend. Er zeichnet darin den ruſſiſchen Chriſten und den 
ruſſiſchen Heiligen und — Verbrecher. Wir zitieren aus dem Vorwort: 
„Alle religiöſen Ruſſen betrachten das Leben mit den Augen der Heiligen. 
Deshalb verſteht kein anderer Typus die Seele ſo oft, ſo tief wie ſie. 
Dies erklärt dann das Wunder der ruſſiſchen Literatur. Vom Verbrecher 
bis zum Heiligen werden alle Menſchen gleich liebevoll geſehen. Nur der 
Gerechte bleibt unverſtanden, aber der iſt in Rußland ſo ſelten, daß er 
das Bild nicht ſtört. . . . Der ſchlimmſte Uebeltäter wird in ruſſiſcher 
Abbildung nicht allein menſchlich begreiflich, ſondern unwillkürlich auch 
liebenswert. Eine grenzenloſe Toleranz iſt die Stimmung des ruſſiſchen 
In einer Auswahl von Dichtungen von Doſto= 
Verſtehens. 
jewskif, Turgeniew, Tolſtoi, Ljeßkow, Tſchechow, Bunin, Priſchwin 
und Sfologub findet der Leſer dann den Beweis für das 
            Charakteri=
ſtikum. Wer ſeine Kenntniſſe des ruſſiſchen Volkscharakters erweitern 
will, dem ſei dieſes Buch empfohlen, das auch eine leſenswerte Lektüre 
darſtellt. 
— Aſtronomie für Alle. Von Robert Henſeling. Sechs 
in ſich abgeſchloſſene Abteilungen von je etwa fünf Druckbogen (80 
Seiten) Text, mir zahlreichen Bildern und Kunſtdrucktafeln. 
            Abtei=
lung I: Sternhimmel und Menſchheit. (Franckh’ſche 
Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.) Das Wiſſen vom Weltall 
gründlich, anſchaulich und anregend darzuſtellen, iſt die Aufgabe dieſes 
Buches. Die uns vorliegende Abteilung I des Buches behandelt den 
Abſchnitt Sternhimmel und Menſchheit. Dieſe I. Abteilung iſt ein in 
ſich vollſtändiges und ſelbſtändiges Werk, das eine breite Grundlage 
für die gründliche und doch überaus anſchauliche, flüſſig=lockere 
            Dar=
ſtellung unſeres Wiſſens vom Weltall abgibt. Die 
            Entwicklungs=
geſchichte unſeres aſtronomiſchen Weltbildes, der geiſtige 
            Entwicklungs=
prozeß der Menſchheit vom „Wilden” zum wiſſenſchaftlich geſchulren 
Europäer zieht in farbenprächtigen Bildern am Leſer vorüber; denn 
keine andere Wiſſenſchaft kennzeichtnet ſo tief und vielſeitig die jeweilige 
menſchliche Reihenſtufe wie die Entwicklung der Aſtronomie in den 
            ver=
ſchiedenen Zeiten. Die Darſtellung der Vorgeſchichte des aſtronomiſchen 
Weltbildes iſt, dem Rahme des Ganzen gemäß, ſehr kurz, aber auf 
            exak=
ten völkerpſychologiſchen Studien beruhend, wie wohl noch keine der 
bisherigen Arbeiten, die den Gegenſtand berühren. Auch der 
            geiſtes=
geſchichtlich ſo hochbedeutſamen Aſtrologie iſt ein auf tiefgegründetem 
Verſtändnis fußender Abſchnitt gewidmet.
 Jugend=Literatur. 
* In der Sammlung Bong’s Jugendbücherei hat der Verlag Rudolf 
Bong, Berlin, wiederum drei ausgezeichnete deutſche Jugendwerke 
herausgebracht, die in Anbetracht der gerade für unſere Buchliteratar 
ſehr ſchwierigen Zeit geradezu vorbildlich genannt werden dürfen. 
„Deutſche Dichter, die unſere Jugend kennen ſollten, von Felis 
Lorenz, iſt das erſte. In einem kurzen Vorwort, weiſt der Verfaſſer 
der dieſes Buch G. Hauptmann zum 60. Geburtstag gewidmet hat, au 
das Ziel hin, das ihn bei der Schaffung dieſes Werkes geleitet, und gibt 
eine programmatiſche Erklärung für das, was er gewollt. Man muß 
            zu=
geben, daß das Gewollte in reichem Maße zur Tat ward, daß die große 
und wichtige Aufgabe, die der Verfaſſer ſich ſtellte, gelöſt iſt. Das Buch 
ſoll keine langatmige Literaturgeſchichte ſein, keine Anſammlung von 
Worten und Lehren, kein Kompendium. Es ſoll viel mehr ſein, und 
es iſt geworden „ein friſch lebendiger Blütengarten der Dichtung, ein 
rauſchender Waldesdom, worin es ſich gut wandern läßt, ſodaß der Fuß 
nicht müde wird und das Ohr nicht müßig wird, dem hundertfältigen 
Klange zu lauſchen” Faſt zweitauſendjähriges deutſches poetiſches 
Geiſtesleben iſt es, das der Verfaſſer in ſeinem Buch in einer 
            ausgezeich=
neten Auswahl zuſammenträgt. Beginnend mit der ewig jungen „Edda‟ 
und dem Nibelungenlied geht die Auswahl zu Walther von der 
            Vogel=
weide Martin Luther, Hans Sachs und über zu Leſſing, Herder, Goethe, 
Schiller, Hölderlin, erſchöpft in umfangreicher Abteilung die 
            Roman=
tiker, geht dann zu Heine, Grillparzer, Mörike, Hebbel, Freitag, Keller, 
Storm, Körner und Anzengruber über, um in ſeinem letzten Teil 
            Ri=
chard Wagner, Ernſt v. Wildenbruch, Arno Holz, Gerhart Hauptmann, 
Lilieneron und Richard Dehmel geiſtig führend zu behandeln und in 
einer trefflichen Auswahl ihrer bedeutendſten Werke zu Wort kommen 
zu laſſen. So iſt dieſes Buch ein literariſch und geiſtig kultureller 
Führer der deutſchen Jugend, wie er bei gleichem Umfang beſſer und 
wirkſamer nicht gedacht werden kann. 
Dr. Th. Zell iſt Verfaſſer des nächſten Werkes: „Seelenleben 
unſerer Haustiere, das unſere Jugend kennen ſollte. Dr. Zells 
iſt ſchon vielfach an dieſer Stelle rühmend gedacht. Wir haben z. Z. 
kaum einen beſſeren Tierſchilderer oder Tierforſcher wie Zell, der es in 
elten vollendeter Weiſe verſteht, das Reſultat ſeiner Forſchungen 
ſeeliſch zu vertiefen und es in literariſch ausgezeichneter Form der 
            Mit=
welt zu übermitteln. Nirgends ſtößt man bei Zell auf rein ſachliche, 
kalte datenmäßige Darſtellungen. Alle ſeine Schilderungen ſind getragen 
von einem reichen Innenleben und einem merkwürdigen Hang zur 
poetiſchen Darſtellung. Das bringt uns, bringt vor allem der Jugend 
die Tierwelt unendlich näher als Schulweisheit, wie ſie gemeinhin 
            ge=
pflegt wird. In dem vorliegenden Bande verbreitet ſich der Verfaſſer 
nicht nur über Haustiere ſelbſt, deren Seelenleben er diefgehend erforſiht 
hat, in dem Reich ſeiner Forſchungen ſind auch Affen und alle möglichen 
Tiere des Waldes vertreten. Durch ausgezeichnete Illuſtrationen 
            ver=
lebendigt, lehrt der Verfaſſer uns alle guten und ſchlechten Eigenſchaften 
der Hunde in allen ihren Raſſen kennen, führt uns durch zoologiſche 
Gärten, durch Pferdeſtälle über Aecker und Wieſen in den Hühner= und 
Gänſeſtall, behandelt mit gleicher Liebe das Hauskätzchen, Rind und Eſel 
die Vogelwelt und vieles andere. Auch Schwein und Ziege, Schaf und 
Kaninchen, Meerſchweinchen und alle möglichen Nagetiere werden 
            behan=
delt, ſchließlich auch Schwalbe und Biene, all das in enger Verbindung 
mit dem Menſchen, ſeinen Neigungen und Bedürfniſſen. 
Im dritten Bande endlich führt H. Dominik die Jugend in das 
Wunderland der Technik ein. Er behandelt in dieſem Buche 
Meiſterſtüicke und neue Errungenſchaften der Technik, die unſere Jugend 
kennen ſollte. Im Stil populär und doch mit jenem Ernſt, der 
            wiſſen=
ſchaftlichen Arbeiten gebührt, und in leichter Verſtändlichkeit gibt der 
Autor zunächſt eine warmherzige Einleitung, erörtert dann das 
            Mär=
chen von der Energie, das den Uneingeweihten in ganz außerordentlich 
intereſſante Gebiete einführt (von zahlreichen Illuſtrationen unterſtützt), 
um dann zunächſt den „Rieſen Dampf” zu behandeln mit all den 
            gewal=
tigen techniſchen Errungenſchaften, die mit Dampf. Dampfmaſchinen, 
Dampfturbinen, Dampfpumpen uſw. zuſammenhängen. Dann iſt ein 
umfangreiches Kapitel des Feuers Macht gewidmet, hierunter entfallen 
auch die Exploſionsmaſchinen, Sprengſtoffe und dergl. mehr. Dann iſt 
in gleichem Maße des Waſſers Kraft behandelt, beginnend mit der 
Darſtellung und Beſchreibung einer Waldſchmiede in ganz primitivſten 
Anfängen, übergehend zu den Anlagen großer Stauprojekte im In= und 
Auslande und großer Flutkraftwerke. Es folgen Darſtellung, 
            Beſchrei=
bung und Verwendung der neueſten Motoren und einer großen Anzahl 
kleinerer und großer Werkzeuge und Werkzeugmaſchinen. Dann kommt 
ein Kapitel, das den Lokomotiv= und Kraftwagenbau behandelt, von der 
erſten Lokomotive an bis zum modernſten Rennautomobil. Die 
            Flug=
technik in allen ihren Zweigen wird behandelt, und das letzte Kapitel 
endlich iſt der drahtloſen Telegraphie und Telephonie gewidmet. Dieſe 
Aufzählung allein beweiſt uns den außerordentlichen Inhalt des 
Buches, deſſen Darſtellungen in Text und Bild unbedingt überzeugend 
wirken.
St.
Verantwortlich: Max Sireeſe
[ ← ][ ]Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 4. Oktober 1923.
Nummer 274.
53)
 Die Finanzen des Großherzogs. 
Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
Nachdruck verboten.)
 Infolgedeſſen ſtanden Philipp und ſeine Gattin jetzt als 
alleinige Paſſagiere des Storchs auf dem Verdeck, als das Boot 
mit den gallonierten Herren an der Seite der kleinen Jacht 
            an=
legte. In zehn Minuten hatte ſie dieſe beiden Herren an Bord. 
Der eine von ihnen, ein junger Mann von kaum dreißig 
            Jah=
ven, der die glänzendſte Uniform und die breiteſten Treſſen hatte, 
kam auf ſie zu und ſalutierte militäriſch. 
„Guten Abend,” ſagte er in gebrochenem Engliſch. Mit 
wem habe ich das Vergnügen, zu ſprechen?” 
Philipp betrachtete ihn beluſtigt. 
„Mein Name iſt Profeſſor Pelotard,” ſagte er. „Das iſt 
meine Frau, und das iſt Kapitän Dupont, der dieſe Jacht für 
mich führt. Mit wem habe ich das Vergnügen, zu ſprechen?” 
Der junge Mann richtete ſich auf. 
„Mein Name iſt Luis Hernandez,” ſagte er. „Er iſt Ihnen 
bielleicht nicht unbekannt 
Philipp unterdrückte ein Lachen: das war alſo der künftige 
oder ſchon ernannte Präſident von Minorca! Der ſofori n Bord 
kam, um ſich den diſtinguierten ausländiſchen Gäſten zu zeigen 
. . Offenbar war das ſeine Gewohnheit: er hatte ja auch bei 
Kapitän Simmons von der Lone Star Beſuch gemacht. Und 
vielleicht zehn Schritte von ihm, in einer Kajüte des „Storchs”, 
ſaß der Mann, deſſen Nachfolger er werden wollte. 
„Es iſt mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntſchaft zu machen 
Herr Präſident,” ſagte er mit einer Verbeugung. „Die 
            Welt=
preſſe widerhallte ſeit vier Tagen von Ihrem Namen, ſeit das 
Telegramm von Kapitän Simmons Barcelona verließ.” 
„Ah, hat er telegraphiert! Ich hoffte es, aber fing ſchon an, 
unruhig zu werden . man merkte gar nichts .. und unſer 
Telegraphenkabel funktioniert nicht. Niemand weiß, warum. 
Es freut mich, daß er telegraphiert hat. Alſo ſpricht man von 
m. . . von uns in Europa?" 
„Seien Sie überzeugt davon, Herr Präſident! Man ſpricht 
von nichts anderem. Und die Zeitungen ſind des Lobes voll 
für Sie und Ihre mutigen Landsleute. Ich ſelbſt als 
            Repräſen=
tant der Preſſe . . . komme, um Ihnen ihre Huldigung zu 
            brin=
gen und Ihnen ihren Einfluß zur Verfügung zu ſtellen, Herr 
Präſident!“ 
Philipp ſprach langſam, um jedes Wort in jenes dankbare 
Erdreich ſickern zu laſſen, das Senjor Luis Hernandez. Herz
 offenbar war. Der präſumtive Präſident von Minorca lauſchte 
mit leicht geöffneten Lippen und vorgeneigtem Kopfe, während 
er ſich hie und da mit der Hand über, den goldgeſtickten 
            Rock=
ärmel fuhr. Es war Philipps Wunſch, ſich für den Augenblick 
ſo gut als möglich mit ihm zu ſtellen, und offenſichtlich hatte er 
einen geglückten Start gemacht. Senjor Hernandez räuſperte ſich 
und ſagte mit Oratorſtimme: 
„Das freut mich, Monſieur Pelotard! . . . Es freut mich. 
Es beweiſt, daß die Preſſe ihre Aufgabe erkennt, für die 
            Wahr=
heit und den Sieg des Rechtes zu kämpfen. Es freut mich 
aber nennen Sie mich nicht Präſident, wenn ich bitten darf. Ich 
bin es noch nicht .. Die Wahlen finden erſt in einigen Tagen 
ſtatt.” 
„Ah,” ſagte Philipp mit ſeinem liebenswürdigſten Lächeln, 
„ich habe gehort, daß man zuweilen den erſten Konſul Bonaparte 
Sire nannte, ohne daß er es übel nahm!" 
Senjor Hernandez errötete vor Befriedigung über das ganze 
Geſicht, aber warf einen raſchen Blick auf ſeinen Begleiter, wie 
um zu ſehen, ob dieſer verſtanden hatte. Dann ſagte er: 
„Dies, Mr. Pelotard, iſt der Hafeninſpektor, mein Freund 
Emilones. Er wird Ihnen in jeder Weiſe behilflich ſein .." 
Er verſtummte und warf einen langen Blick auf die Fenſter 
des Speiſeſaales, wie um anzudeuten, daß der Präſident von 
Minorca ſich nicht ſträuben würde, wenn man auf die Idee 
käme, ihn zum Souper einzuladen, aber Philipp, der ſeine 
eigenen Pläne hatte, tat nichts dergleichen. 
„Morgen, Senjor,” ſagte er, „werde ich wir die Freiheit 
nehmen, Sie aufzuſuchen, wenn Sie es geſtatten, um mich mit 
Ihnen zu beraten, was wir am beſten in der Preſſe 
            veröffent=
lichen ſollen.” 
„Sie ſind ſehr willkommen, herzlich willkommen, Senjor,” 
beeilte ſich Luis zu verſichern. „Sie können mich, wann Sie 
wollen, nach zwölf Uhr treffen. Von zehn bis zwölf inſpiziere 
ich die Truppen. 
„Und wo,” fragte Philipp, „kann ich Sie treffen?” 
„Im Schloß, Senjor. Im Palaſt. 
„Ah.” ſagte Philipp, „im großherzöglichen Schloß . . . Darſ 
ich Sie eines fragen 
„Natürlich, Senjor, mit Vergnügen.” 
„Was iſt aus dem früheren Mieter geworden?” 
Senjor Hernandez ſtarrte verblüfft und forſchend den 
            Re=
präſentanten der europäiſchen Preſſe an . . . Dann faßte er 
ſich und murmelte: 
„Darüber werden wir morgen ſprechen, Senjor. Ich 
wünſche Ihnen einen guten Abend. 
Er ſprang in ſein Boot, mit Senjor Emiliones, der die
 Opern=Abend 
der verſtärkten Hauskapelle. 
Leitung: Kapellmeiſter Willi Bahl. 
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*25974)
 Die 
Poſtmeiſterin 
Operette in 3 Akten 
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*25980 
am 9. Oktober 1923.
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vormittags 10—1 Uhr 
nachmittags 3—6 Uhr. 
Rtttonste 
Bühnen=
 ganze Zeit kein Wort geſprochen hatte, vielleicht weil er kein 
Engliſch verſtand; und nach ein paar Minuten war ihr Fahrzeug 
in der immer tiefer werdenden Dämmerung verſchwunden. 
Kaum waren ſie außer Sehweite, ſtürzte Philipp von ſeiner 
            an=
geblichen Gemahlin weg, die noch mit mörderiſchen Blicken dem 
Präſidenten der Republik Minorca nachſtarrte, in die 
            Kajüten=
abteilung hinunter und klopfte beim Grafen von Punta 
            Her=
moſa an. 
„Wir haben Beſuch gehabt, Graf, feinen Beſuch.” 
„Wen denn?” 
„Präſident Hernandez!" Ich und er ſind die beſten Freunde 
der Welt, und morgen werde ich ihn in ſeiner Wohnung im 
großherzöglichen Schloß beſuchen.” 
„Im großherzöglichen . . . der verdammte Schurke . . . ſoſo. 
Sie wollen ihn da beſuchen? Ich gratuliere. Kommt Madame 
mit?‟ 
„Madame? Ich hatte alle Mühe der Welt, ſie abzuhalten, 
den Präſidenten bei ſeinem Beſuch zu ermorden. Sie wiſſen, 
daß ſie rohaliſtiſch iſt.” 
„Ich weiß es und es freut mich.” 
„So ſo, Graf! Ich habe auf jeden Fall dem Präſidenten 
eines zu danken.” 
„Eine Einladung ins großherzögliche Schloß?” 
„Nein, daß er Minorca vom Großherzog befreit hat! Wäre 
Don Ramon noch am Ruder, ſagten Sie doch, ich hätte Minorca 
ohne meine Frau verlaſſen müſſen. Aber unter uns geſagt: ich 
gedenke mit meinem Beſuch nicht bis morgen zu warten.” 
„Sie haben es ſehr eilig, Ihren Freund, den Präſidenten, 
wiederzuſehen. 
„Hm, ja. Auf jeden Fall will ich mir ſeine Hauptſtadt 
            an=
ſehen, und darum denke ich, heute abend ans Land zu gehen.” 
„Viel werden Sie da nicht ſehen. Das Gaswerk zeichnet ſich 
durch ſeine Unzuverläſſigkeit aus.” 
„Ich werde mich ohne Gasbeleuchtung behelfen. Auf 
Wiederſehen, Graf!” 
„Nicht ſo eilig. Profeſſor! Ich möchte mitkommen, wenn 
Sie nichts dagegen haben.” 
Philipp lachte innerlich. 
„Ah, Sie wollen mitkommen" das iſt aber ſehr 
            unvorſich=
tig. Und wenn ich etwas dagegen hätte? 
„Dann ſchwimme ich ans Land.” 
„Um alles in der Welt, Graf, das brauchen Sie nicht. 
Kommen Sie mit, wenn Sie nur verſprechen, daß Sie Ihre 
Eindrücke nicht einer Konkurrenzzeitung telegraphieren! Kennen 
Sie Mahon 
„Ein wenig.” 
(Fortſetzung folgt.)
 D.-I. 1 0.Sehauspiel in 5 Akt. 
            Prauen=
opfer, Frou-Frou, Sittenbild in 5 Akt. 
Das Lebensroulette, Sittenbild 
.-1, 6 Akte. Er als Ravoncbef. 
Er unter d. Cowboy. 
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„V Der Wirbelwind, 5 Teile, 30 Akte 
I. Teil: Die Bankräuber v. 
Massachusett-, 6 Akte. II. Teil: In den 
Schluchten des Connecticut 6 Akte.
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 Kohlenpreiſe der Grube 
„Prinz von Heſſen” 
Die Kohlenpreiſe betragen von 
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Zentner frei Grube: 
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Großſtück. Hausbrandkohle Mk. 35 000000 
Kleinſtückige 
34 000000 
Induſtriekohle . . . . . . . 21000 000 
Feinkohle . . . . . . . . . 7000000 
Der Preis für die Abgabe am 
Schwimmbad beträgt 50000 000. 
Die Verwaltung der Grube 
„„Prinz von Heſſen”. 
Bekanntmachung. 
Der Herr Reichsminiſter der Finanzen 
hat durch Verordnung vom 27. Sept. 
1923 die Höhe der Vorauszahlungen auf 
die Einkommenſteuer und die 
            Körper=
ſchaftsſteuer neu feſtgeſetzt. Danach haben 
die einkommenſteuerpflichtigen 
            Einzel=
perſonen bis zum 5. Oktober 1923 
das 30000 fache und die 
            Körperſchaf=
ten bei den nach dem 30. Sept. 1923 
fälligen Vorauszahlungen das 
45 000 fache des Grundbetrags der 
            Vor=
auszahlungen zu zahlen. Die am 5. Okt. 
1923 fällige Rate der erhöhten 
            Voraus=
zahlung beträgt ſomit bei Einzelperſonen 
durchweg das 75fache der im Auguſt 
fällig geweſenen Rate. Hierzu tritt die 
Rhein=Ruhr=Abgabe; ſie beträgt bei den 
Einzelperſonen das Doppelte der erhöhten 
Vorauszahlungen und bei den 
            Erwerbs=
geſellſchaften grundſätzlich die Hälfte der 
Körperſchaftsſteuer vervielfacht mit 45000 
Werden dieſe Abgaben nicht pünktlich 
gezahlt, ſo werden ſie unter Anwendung 
des Goldumrechnungsſatzes, der für die 
Landabgabe maßgebend iſt, aufgewertet: 
mindeſtens ſind jedoch 10 vom Hundert 
des urſprünglichen Papiermarkbetrages 
als Zuſchlag zu zahlen. 
Eine beſondere Anforderung der 
            Ab=
gaben wird dem Steuerpflichtigen von den 
Finanzämtern nicht zugeſandt. (*26013 
Näh. Ausk. erteilen die Finanzämter. 
Darmſtadt, den 1. Okt. 1923. 
Landesfinanzamt 
Abteilung für Beſitz= und Verkehrsſteuern. 
gez. Dr. Hellwig. 
W 
Berſteigerung. 
Freitag, den 5. Okt. ds. Js., 
vormittags /,10 Uhr und nachm. 
/,3 Uhr beginnend, verſteigere ich 
auf Antrag in dem Hauſe 
7 Dreibrunnenſtr. 7 
wegen Auswanderung gegen Barzahlung: 
1 Schlafzimmer, hell eiche, modern, 
1 Vertiko, nußbaum, 3 Kleiderſchränke, 
1 Kommode, Tiſche, Stühle u. Haus= 
(*25991 
rat durch alle Rubriken. 
Darmſtadt, den 3. Okt. 1923. 
Baab 
Amtsgerichtstaxator.
 Erſte Norddeutſche Seifenfabril 
ſucht gut eingeführten (E,7730 
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Berrrerer 
möglichſt mit eigenem Lager=Raum. 
Ausführl. Bewerbungen erbeten unte 
Na 5569 an Heinr, Eisl