Darmstädter Tagblatt 1923


02. Oktober 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 272
Dienstag, den 2. Oktober 1923
186. Jahrgang

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Falle höherer Gewal, wie Krieg, Aufruhr, Streit
uſw., erliſcht ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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Bei Konkurs oder gerſchtlſcher Beitreibung fällt
ſeder Rabatt weg. Bankonto: Deutſche Bank und
Darmſſädter 8 Naionalbank.

Umſturzverſuch in Küſtrin.
Ein amtlicher Bericht über den Verſuch eines
umſturzes in Küſtrin.
Küſtrin, 1. Okt. Amtlich wird witgeteilt: National=
kommuniſtiſche
Haufen verſuchten heute früh
Küſtrin zu überrumpeln und drangen in die militäriſch
nicht beſetzte Altſtadt ein. Der Kommandant von Küſtrin
hat ihren Führer Buchrucker feſtgenommen. Die
Garwiſon, der Verſtärkungen aus den benachbarten Reichswehr=
harniſonen
zugeführt werden, hat den Auftrag, die Ordnung mit
rückſichtsloſem Einſetzen aller Mittel wieder vollſtändig herzu=
tellen
.
Die Lage in Küſtrin.
Berlin, 1. Okt. (Wolff.) Ueber die Lage in Küſtrin
vird vom Reichswehrminiſterium mitgeteilt: Durch ſofortiges
energiſches Eingreifen wurde der Kommandant in kurzer Zeit
Herr der Bewegung. Die Garniſon drang in die Stadt ein
und ſchloß die Unruheſtifter im Zeughaus ein.
Nehrere Führer wurden verhaftet. Die von den Nach=
dargarniſonen
anmarſchierenden Verſtärkungen werden voraus=
ſichtlich
nicht mehr einzugreifen brauchen.
Berlin, 1. Okt. (Wolff.) In Küſtrin kam es bei einem
Entſatzverſuch, den die Aufſtändiſchen zur Befreiung der im
Zeughaus eingeſchloſſenen Aufrührer unternahmen, zu einem
kurzen Feuergefecht. Die Aufſtändiſchen hatten Verluſte an
Coten und Verwundeten zu verzeichnen. Bei der Reichswehr
ind bisher keine Verluſte zu verzeichnen. Am Abend waren die
lufrührer im Zeughaus von der Außenwelt völlig abgeſperrt.
die Entwaffnungsaktion iſt eingeleitet. Die Säuberung der
Imgebung von Küſtrin iſt im Gange. Der Einſatz der auf
üſtrin in Marſch geſetzten Verſtärkungen iſt nur zum geringen
eil notwendig geworden. Die Umgebung von Küſtrin wird
urch Reichswehr und Polizei ſcharf überwacht.

Vom Tage.

Im Reichsfinanzminiſterium fand geſtern eine Sitzung ſtatt, in der
man ſich auch mit der Frage des Abbaues der Kredithilfe für das Ruhr=
gebiet
befaßte. Der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete, Fuchs,
befindet ſich zurzeit in Wetzlar, wo Beſprechungen ſtattfinden, die
mit dem Problem der Uebergangswirtſchaft im Okku=
pationsgebiet
im Zuſammenhang ſtehen.
Der 26. ſchleswig=holſteiniſche Städtetag hat eine Entſchließung an=
genommen
, in der ſich die Verſammelten unter Alehnung gewiſſer Ueber=
griffe
der däniſchen Propaganda in den Grenzgebieten zu einem unge=
teilten
Schleswig=Holſtein und zur deutſchen Republik bekennen.
Reichswehrminiſter Geßler hatte eine Beſprechuno, mit dem von
München nach Berlin gekommenen Vertreter der bayeriſchen Sozialdemo=
kratie
über die Frage des Verbotes der ſozialdemokratiſchen Schutz=
vereinigungen
in Bahern.
Einer Zeitungsmeldung zufolge hat ſich die württembergiſche Staats=
regierung
mit der Politik des Reichskanzlers völlig einverſtanden er=
klärt
. Die württembergiſche Regierung fühle die Notwendigkeit, bereit
zu ſein, wenn umſtürzleriſche Elemente für ihre Zwecke die Lage aus=
nützen
ſollten. Sie werde alsdann mit aller Kraft alle Machtmittel zur
Abwehr einſetzen.
In einer Koblenzer Druckerei beſchlagnahmten die
Franzoſen ſtädtiſche Notgeldſcheine im Geſamt=
betrage
von 3,1 Billionen Mark. Die Beſchlagname iſt auf
eine Denunziation zurückzuführen. Alle Vorſtellungen des Oberbürger=
meiſters
bei der Beſatzungsbehörde um Freigabe des Geldes blieben
erfolglos.
Die Schlüſſelzahl im Buchhandel beträgt ab Dienstag,
2. Oktober, 50 Millionen.
Lloyd George iſt nach Amerika abgereiſt.
Infolge wiederholter Fälle eigenmächtigen Vorgehens des Exe=
kutiväusſchuſſes
der Faſziſtiſchen Partei nötigte
Muſſolini dieſen zum Rücktritt. Der neue Ausſchuß ſoll
bald gewählt werden. Die auf den 2. Oktober anberaumte Tagung des
großen Rates der Partei iſt auf den 12. Oktober verſchoben worden.

Dollarkurs Berlin . . 241 395 000 abends 6½ Uhr: Frankfurt 344 137 500

Sonderbündler und Franzoſen.
nerhörte Rohheiten der rheiniſchen Separatiſten. Franzöſiſche Sanktion über Düſſeldorf.
neue gegenden ſonderbündleriſchen Selbſtſchutz
10 Tote und 74 Verletzte.
vor, der ſich unter ſtändigem Feuern in die angrenzenden

Düſſeldorf, 1. Okt. (Wolff.) Bis jetzt ſind feſtgeſtellt
ehn Tote und 74 Verletzte. Neun Tot= konnten bisher
deutifiziert werden. Zu ihnen gehören drei Polizeibeamte; die
übrigen ſind Ziviliſten.
die Franzoſen verhängen die Verkehrsſperre.
Düſſeldorf, 1. Okt. (Wolff.) Infolge der geſtrigen
Forgänge haben die Franzoſen über Düſſeldorf die Verkehrs=
perre
von 11 Uhr abends bis 5 Uhr früh verhängt.
Verhaftungen.
Düſſeldorf, 1. Okt. (Wolff.) Der ſtellvertretende Re=
ierungspräſident
, Oberbaurat Raddatz, iſt geſtern abend, in
einer Wohnung von den Franzoſen verhaftet worden. Bei=
geordneter
Dr. Haas, der geſtern abend vorübergehend freige=
laſſen
worden war, iſt heute wieder verhaftet worden.
Ferner wurden Polizeiinſpektor Höfner und Kriminalober=
kommiſſar
Wollenberg verhaftet.
Ein ſeparatiſtiſches Perſonenauto, das be=
ſchlagnahmt
worden iſt, enthielt Handgranaten.
*
Düſſeldorf, 1. Okt. (Wolff.) Ueber die geſtrigen Vor=
gänge
in Düſſeldorf wird noch berichtet: Die Zugänge der Alt=
ſtadt
waren nur von wenigen Beamten der blauen Polizei ge=
ſperrt
. Die grüne Polizei, gegen die der Selbſtſchutz der Sonder=
bündler
ſchon tageltng vorher ſchärfſtes Vorgehen angedroht
hatte, lag als Bereitſchaft in dem Dienſtgebäude. Infolgedeſſen
fühlte ſich der ſonderbündleriſche Selbſtſchutz als
Herr der Lage und ging mit äußerſter Rückſichtsloſigkeit gegen
die Zuſchauer vor. Dabei kam es zwiſchen dieſen und den
Sonderbündlern zu den erſten Reibereien, bei denen auch
ſchon die Gummiknüppel des Selbſtſchutzes der Sonderbündler
in Tätigkeit traten. Einige Zeit darauf fiel der ſogenannte
Selbſtſchutzüber drei blaue Polizeibeamte her und ein Mann
griff, als die Beamten, ſich mit dem Säbel zur Wehr ſetzten,
ſofort zur Piſtole und erſchoß einen Beamten. Under
dem Freudengejohle der Sonderbündler brachte dieſer Mann
vom Selbſtſchutz den Säbel des Polizeibeamten zu den Führern
auf die Rampe. Der Schuß hatte aber auch unter der Menge
der Sonderbündler Schrecken erregt. Ein großer Teil begann
bereits zu flüchten. Underdeſſen war die bedrohte blaue Polizei
nach dem Polizeigebäude in der Mühlenſtraße gelaufen und hatte
von dort die grüne Polizei zu Hilfe gerufen. Als dieſe erſchien,
brach eine Panik unter den Sonderbündlern aus. Viele riſſen
ihre Armbinde herunter, ſteckten ihre Waffen ein und flohen.
Ein Teil des ſonderbündleriſchen Selbſtſchutzes
begann ſofort auf die anrückende grüne Polizei
zu feuern. Die Schutzpolizei erwiderte das Feuer und ging
im Sturm gegen die Leute vor, die ſich alsbald zur Flucht
wandten. In kurzer Zeit war der Hindenburg=Wall wie leer=
gefegt
. Nur Stöcke, Hüte und fortgeworfene Waffen lagen auf
dem Platz. Einige Leute waren ſo in Angſt, daß ſie ſogar in
den Hofgartendeich liefen, um ſich dort niederzuwerfen. Der
Selbſtſchutz der Sonderbündler hatte ſich hinter die
Rampe des Theaters geflüchtet und eröffnete das Feuer
auf die Polizei. Da der Selbſtſchutz das Feuer nicht ein=
ſtellte
und wie wild in die Straßen hineinſchoß, trieb die Polizei
zunächſt alle Perſonen fort, die ſich in die Hauseingänge ge=
flüchtet
hatten, und zwang ſie, mit erhobenen Händen hinter die
Linie zurückzugehen. Dann rückte die Polizei aufs

Straßen zurückzog und erſt nach und nach verſprengt werden
konnte. Ein großer Teil der Sonderbündler flüchtete in
Häuſer, die von Franzoſen beſetzt ſind, und baten dort um
den Schutz der Beſatzung. Die Franzoſen ſchickten
alsbald einen Offizier zum Rathaus und ließen nunmehr ver=
künden
, daß ſie mit militäriſcher Gewalt eingreifen würden.
Sofort rückten ſie denn auch, von den Sonderbünd=
lern
mit ſtürmiſchen Hochrufen empfangen, mit
Panzerautos und Kavalleriepatrouillen vor.
Die Sonderbündler kamen wieder, aus ihren Schlupf=
löchern
hervor und nun begann mit Hilfe der Franzoſen
eine wilde Jagd auf die grüne Polizei. Die
Franzoſen feuerten auf die Beamten, die
Sonderbündler feuerten und wo ein Polizei=
beamter
fiel, ſtürzte ſich der Pöbel auf ihn und
ſchlug und trat den Verwundeten. Nach dem ein=
wandfreien
Zeugnis ſozialdemokratiſcher Arbeiterſekretäre wurde
z. B. in der Mühlenſtraße ein Trupp von acht grünen Polizei=
beamten
von der franzöſiſchen Gendarmerie abgefangen. Die
Leute wurden under dem Freudengejohle der Sonderbündler ge=
zwungen
, im Laufſchritt mit erhobenen Händen ſich auf das
Polizeigebäude zu bewegen. Ein Sonderbündler warf
einem der Beamten einen Stock zwiſchen die
Beine und brachte ihn dadurch zu Fall. Sofort
ſtürzte ſich die Menge auf den Mann und tram=
pelte
auf ihm in viehiſcher Weiſe herum. Die
franzöſiſche Gendarmerie kümmerte ſich darum gar nicht, nur
zwei Alpenjäger, die offenbar menſchlicher empfanden, befreiten
den Mann und vertrieben den Pöbel mit dem Bajonett. In=
zwiſchen
hatte die Beſatzung aus dem Rathaus den
Polizeidezernenten verhaften laſſen unter der Be=
gründung
, daß ſeine Beamten, in Roheit ohne Grund gegen
friedliche Leute vorgegangen ſeien. Die Franzoſen ent=
waffneten
im Laufe des Abends, die ganze grüne
Polizei. Die Beamten wurden zuſammen=
getrieben
und mußten ihre Waffen abgeben. Nach zwei=
maliger
Leibesunterſuchung wurden ſie dann in Autos verladen
und ins Gefängnis gebracht. Jeder neue Trans=
port
wurde von den Sonderbündlern mit Be=
ſchimpfungen
überhäuft. Das Auto des Sonderbünd=
lers
Matthes, der ſich geflüchtet hatte, war von der Polizei mit
Beſchlag belegt worden. Ein Teil des ſonderbündleriſchen
Selbſtſchutzes zog nach der bereits kurz gemeldeten Verſamm=
lung
vor dem Theater zum Rathaus und vahm dort eine dro=
hende
Haltung ein. Die wenige noch zur Verfügung ſtehende
Polizei erhielt den Befehl, auf die Menge zu feuern, ſobald ſie
angegriffen würde. Die Gewerkſchaften hatten angeſichts der
bedrohlichen Lage zu dem franzöſiſchen General geſandt
und ihn fragen laſſen, wer denn nun den Schutz der Stadt über=
nehmen
ſolle. Der General ließ erklären, daß er für den Schutz
der Stadt aufkommen wolle. Um dieſen Schutz zu bewerk=
ſtelligen
, hat er ſofort eine Verkehrsſperre von 11 Uhr
abends bis 5 Uhr früh angeordnet.
Frankenberechnung der Regiefahrpreiſe.
TU. Eſſen, 1. Okt. Auf den Regiebahnen iſt laut
einem Anſchlag der franzöſiſch=belgiſchen Verwaltung der
Fahrpreis ab heute in franzöſiſchen oder belgi=
ſchen
Franken zu bezahlen. Dieſe Maßnahme hat eine
heilloſe Verwirrung bei der Berechnung zur
Folge, da der belgiſche und franzöſiſche Franken zu verſchiedenen
Kurſen gehandelt werden.

A1

*,,Die Ontatur Ram.
(Von unſerem ſtändigen Münchener Korreſpondenten.)
g. München, 29. Sept. Die erſten Tage der Diktatur
Kahr, als die der gegenwärtige Ausnahmezuſtand in Bayern
von den Extremen rechts wie links mit ſeltener Einmütigkeit
bezeichnet wird, haben, von ganz belangloſen Vorfällen abge=
ſehen
, keinerlei Störungen der Ruhe und Ordnung gebracht, wie
ſie angeſichts der ſcharfen Maßnahmen des Ausnahenezuſtandes
vielleicht erwartet werden konnten. Sollten tatſächlich Putſch=
gelüſte
im nationalaktiven Lager beſtanden haben, was natur=
gemäß
kaum nachzuprüfen iſt und außer von Ludendorff
dem preußiſchen Adler im bayeriſchen Neſt auch von den
Führern der Kampfverbände ganz entſchieden beſtritten wird,
ſo haben jedenfalls die umfaſſenden Vorkehrungen des General=
ſtaatskommiſſars
ſolche Neigungen weſentlich abgekühlt. Wenn
Herr v. Kahr heute bereits die Abhaltung des Deutſchen Tages
in Bayreuth genehmigt hat, ſo möchten wir dies keineswegs als
einen Rückzug vor den deutſchvölkiſchen Schreiern anſprechen.
Der Generalſüaatskommiſſar weiß, daß ihm ausreichende Macht=
mittel
zur Verfügung ſtehen, um allen Auswüchſen entgegen=
treten
zu können und Unheil zu verhindern.
Das haben auch die neuerlichen Erklärungen bewieſen, mit
denen ſowohl die vaterländiſchen Verbände wie auch der Bund
Bayern und Reich, dem neben zahlreichen landsmannſchaft=
lichen
Vereinigungen auch die Offiziers= und Regimentsvereine
angehören, vorbehaltlos hinter den Diktator getreten ſind.
Dieſe Wehrverbände, die die Treue zum Suaate und ſeinem
gegenwärtigen Repräſentanten als ebenſo ſelbſtverſtändlich be=
zeichneten
wie die der Verbände zur Fahne, ſtellen im Verein
mit Reichswehr und Landespolizei eine ſolch erdrückende Ueber=
macht
gegenüber den frondierenden ſogenannten Kampfverbän=
den
Hitlers dar, daß es wenig beſagen will, wenn der politiſche
Leiter der letzteren, Herr Hitler, öffentlich ausſprach, als end=
gültige
Löſung des gegenwärtigen Zuſtandes erkenne er nur eine
ſolche an, die die Fahne der Kampfverbände nach Berlin bringe.
Mit Worten läßt ſich trefflich ſtreiten ſo möchte auch Hitlers
Phraſendreſcherei entgegengehalten werden, denn zwiſchen Wort
und Tat ſtehen vorläufig noch die Staatsmacht und ſchließlich
auch Sachſen und Thüringen, wo ebenfalls Ueberraſchungen
harren könnten ...
Wir glauben ſomit, wenn auch die unmittelbaren Vorgänge
vor der Ankündigung des Ausnahmezuſtandes die Lage als
äußerſt gefahrdrohend erſcheinen ließen, heute dieſe Gefahr als
gebannt betrachten zu können. Dabei ſoll unumwunden ausge=
ſprochen
werden, daß dieſer Ausgang nach unſerer feſten Ueber=
zeugung
keineswegs ſicher geweſen wäre, hätte die Regie=
rung
die vollziehende Gewalt einer anderen Perſönlichkeit
als gerade Herrn v. Kahr, dem Ehrenpräſidenten der vater=
ländiſchen
Verbände, übertragen. Wir haben an dieſer Stelle
bereits unmittelbar nach Verhängung des Ausnahmezuſtandes
auf die große innerpolitiſche Bedeutung der Tatſoche hingewieſen,
daß mit dieſer Ernennung der weitaus bedeutendere Teil der
vaterländiſchen Bewegung mit der Perſon Kahrs an den Staat
gebunden wurde. Ein Miniſter Schweyer, dem allerdings
vollkommen zu Unrecht die nationale Zuverläſſigkeit ſelbſt von
den hinter Kahr ſtehenden Schichten der Bewegung abgeſprochen
wird, hätte niemals dieſe Front um ſich ſcharen können, die nun
zur Verteidigung der Staatsautorität gegenüber den völkiſchen
Plänen erſtanden iſt. Das ſollten gerade die Kreiſe im Norden
bedenken, denen ſchon heute Herr v. Kahr wieder der ſchwarze
Mann iſt, dem alles, nur nicht die Sicherung der Reichs=
einheit
zuzutrauen ſei. Gewiß iſt Kahr als Miniſterpräſident
im offenen Konflikt mit der damaligen Reichsleitung aus ſeinem
Amt geſchieden, gewiß iſt auch ſeine Amtszeit wehr als einmal
durch Divergenzen mit Berlin beſchwert geweſen. Heute,
nachdem die weiteren innen= und außenpolitiſchen Ereigniſſe der
abgelaufenen Zeit auch gewiſſe Erfahrungen gebracht und man=
cherlei
Lehren zwangsläufig aufgedrängt haben, könnte es jedoch
parteipolitiſch reizvoll ſein, näher zu beleuchten, wo damals die
beſſere Einſicht lag. Wir unterlaſſen ſolche Betrachtung, weil
wir der heute allerdings faſt unmodern anmutenden
Auffaſſung ſind, daß es in den ſchwerſten Tagen der deutſchen
Nation Aufgabe Aller ſein ſollte, wit dem Blick nach vorwärts
die deutſchen auseinanderſtrebenden Parteiungen wieder zu einen
und ſie nicht durch retroſpektive Polemik noch weiter ausein=
ander
zu reißen, als ſie, Gott ſei’s geklagt, ſchon ſtehen.
Als ſchlimmſte aller denkbaren politiſchen Totſünden wird
dem Diktator Bayerns wohl ſein Bekenntnis zur
Monarchie als der einzigen für Bayern und Reich geeigneten
Staatsform angekreidet, und es iſt bezeichnend für die revolu=
tionäre
Seelenverwandtſchaft der Völkiſchen mit ihren ſo ſehr
bekämpften marxiſtiſchen und bolſchewiſtiſchen Antipoden, daß
gerade der nationalſozialiſtiſche Völkiſche Beobachter
ſeine letzte Ausgabe vor dem mittlerweile erfolgten Verbot ſei=
tens
des Reichskommiſſars mit einer Erklärung Dr. von
Kahrs einleitete, er tue, was er tue, mit Billigung des Königs,
als deſſen Statthalter er ſich betrachte‟. Herr v. Kahr hat dieſe
Aeußerung nicht beſtritten, ſondern ausgeführt, er habe
keine Zeit, ſich mit Preſſeäußerungen zu befaſſen, die außerhalb
ſeiner Tätigkeit als Generalſtaatskommiſſar liegen. Man kann
ſomit annehmen, daß ſolche oder ähnliche Worte immerhin ge=
fallen
ſein können. Wir fragen jedoch, ob es ein grund=
legender
Unterſchied iſt, wenn ein Mann, deſſen
nationale Geſinnung ebenſo außer Zweifel ſteht wie ſeine monar=
chiſche
Ucberzeugung, dieſer Geſinnung vielleicht im vertrauten
Kreiſe Ausdruck verleiht, oder wenn ein ſächſiſcher Miniſter=
präſident
in vollſter Oeffentlichkeit aus mehr oder weniger
bolſchewiſtiſchen Ueberzeugungen keinen Hehl macht. Nach der
Kritik einer gewiſſen Preſſe müßten ſolchen Differenzierungen
tatſächlich beſtehen, nachdem dort einſeitig nur die monar=
chiſche
Ueberzeugung als vogelfrei eiklärt wird. Und weiter:
programmatiſche Einſtellung und Verwirklichung ſolcher Ueber=
zeugung
ſind doch wohl zweierlei, und wer Herrn v. Kahr
für politiſch unblug genug hält, jetzt oder auch nur in abſehbare:
Zeit zur Proklamierung der Monarchie ſchreiten zu wollen, mag
auf eine in dieſer Richtung bemerkenswerte Auslaſſung der Kahr
nicht ſern ſtehenden Münchener Zeitung verwieſen werden, nach
der er ſelbſt eine gewaltſame Reſtituton under nicht völlig ge=
feſtigten
Verhältniſſen als Sünde und Dummheit be=
zeichnet
. Kronprinz Rupprecht ſoll ſich ja, wie erinner=
lich
ſein dürfte, ähnlich ausgeſprochen haben. Man möge alſo

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Seite 2.

derantwortlich fühlenden Männern, under denen Herr von
Kahr in Bayern wohl mit an erſter Stelle genannt werden darf,
nicht einen ſolchen Mangel an Intelligenz zutrauen, wie ihn
monarchiſtiſche Pläne in dieſen Zeiten verraten würden.
Allerdings: auch wir ſehen nicht mit roſenrodem Opti=
mismus
in die nähere Zukunft, ſoweit das Verhältnis
Bayerns zum Reich in Rede ſteht. Unſere Gründe liegen
jedoch, das ſei beſonders betont, nicht in der Perſon des Dikta=
tors
, wenn von einem ſolchen überhaupt geſprochen werden bann,
ondern vielmehr in den manchmal recht eigenartigen Erwar=
tungen
, die in den vaterländiſchen Verbänden Bäyerns offenbar
in die Amtsführung des Generalſtaatskommiſſars geſetzt werden.
Man ſcheint dort zu vergeſſen, daß ein Ausnahme zuſtand
letztlich keineswegs dauerndes Recht ſchaffen kann, ſondern auf=
zuheben
iſt, ſobald die Vorausſetzungen für ſeine Ver=
hängung
in Wegfall gekommen ſind. Wenn alſo in Endſchlie=
ßungen
der vaterländiſchen Verbände dem Vertrauensvotum für
Herrn v. Kahr Mißtrauenserklärungen auf dem Fuße folgen,
die ſowohl dem Kabinett Streſewann wie der bayeriſchen
Regierung ſelbſt den völligen Bankerott der inneren und
äußeren Politikr und die eigene Unzulänglichkeit beſcheinigen,
ſo wird auch in dieſem Lager wohl vergeſſen, daß der Gemeral=
ſtaatskommiſſar
lediglich Organ der verfaſſungsmäßigen Regie=
rungen
und als ſolches nur mit den beſonderen Vollmachten
der vollziehenden Gewalt ausgeſtattet iſt. Die Aufhebung des
Ausnahmezuſtandes in Bayern und im Reich würde auch Herrn
v. Kahr wieder politiſch in den Hintergrund treten laſſen müſſen.
Wenn ſomit die gleichen Verbände im ſelben Atem davon
ſprechen, daß die Errichtung der Diktatr in Bayern und im
Reich dem parlamentariſchen Syſtem den Todesſtoß verſetzt
habe, ſo will dies wohl von den Verfaſſern ſolcher Kvaftſprüche
ſelbſt nur bildlich aufgefaßt ſein. Man braucht durchaus nicht
Freund dieſes Syſtems zu ſein, um zu der Ueberzeugung zu
kommen, daß ſeine dauernde Beſeitigung im gegenwärtigen
Augenblick ein Experiment von ſolch gefahrdrohenden Wirkungen
wäre, die um des Landes und des Reiches willen unbedingt
nicht eintreten dürfen. Von dem Diktator wird alſo erwartet
werden müſſen, daß er ſein Amt in die Hände der verfaſſungs=
mäßigen
Gewalten zurücklegt, ſobald die Vorausſetzungen ſeiner
Amtsführung entfallen ſind. Daß auch das Regierungsorgan
und ſelbſt rechtsgerichtete Blätter bereits entſchieden betonen, den
gegenwärtigen Zuſtand als Diktatur anzuſprechen, ſei ganz un=
zutreffend
, läßt erkennen, daß auch in weiteren Schichten die
Notwendigkeit bereits erbannt worden iſt, dieſen Kreiſen bei=
zeiten
einzuprägen, daß Ausnahmezuſtand und Diktatur zwei
grundverſchiedene Dinge ſind. Wir ſind der Ueberzeugung, daß
ſich Herr v. Kahr in dieſer Hinſicht durchaus klar iſt. Ebenſo=
wenig
iſt anzunehmen, daß er ſich etwa in Experimente hinein=
treiben
laſſen werde, denn ſeine Lohalität und ſeine wahrhaft
wationale Geſinnung ſteht für uns außer Zweifel.
Daß der Ausnahmezuſtand im Reich etwa Kompetenzkonflikte
zeitigen könnte, ſcheint nach den letzten zwiſchen Berlin und
München gepflogenen Beſprechuungen nicht zu befürchten, ſoweit
die maßgeblichen Teile der Reichsregierung in Frage kommen.
Wir möchten wünſchen, daß auch die innerpolitiſche Ausſprache
im Reichstag in dieſer Hinſicht gnädig an dem deutſchen
Volke vorübergehe, wenn dieſer Kelch ſchon einmal geleert wer=
den
muß. Man möge ſich auch im Wallothaus immer vor Augen
halten, daß die ſchwerſten Entſcheidungen noch immer bevor=
ſtehen
. Inter arma silent artes! Das ſollte auch für die Rede=
künſte
der Parlamende gelten, wenn nicht neue Verſtimmungen
und Reibungsflächen geſchaffen werden ſollen. Bayern wird
in der deutſchen Front nicht fehlen, wenn dieſe Front ſich nicht
ſelbſt auftollt. Daß ſolche Wahnſinnstat von rechts verhin=
dert
wurde, kann die Dikvatur Kahr vielleicht als geſchichtliches
Verdienſt für ſich in Anſpruch nehmen. Das ſollte ſie ſich durch
einſeitiges Vorgehen gegen links wie es die Auf=
löſung
der ſozialiſtiſchen Sicherheitsabteilungen darſtellt, ſolange
die Kampfterbände beſtehen, im eigenſten Intereſſe nicht
ſchmälern laſſen.
Ein Erlaß des Generals Reinhardt.
Allgemeines Verſammlungsverbot.
Kaſſel, 1. Okt. Auf Erſuchen des Herrn Oberpräſidenten
wird nachſtehende Anweiſung des Militärbefehlshabers, Ge=
neralleutnant
Reinhardt, veröffentlicht:
Der Ernſt der Lage macht es erforderlich, für die nächſte
Zeit eine Einſchränkung der Verſammlungsfrei=
heit
anzuordnen. Ich erſuche zunächſt, alle Verſammlungen,
Anſammlungen, Umzüge und Aufzüge unter freiem Himmel zu
verbieten und alle öffentlichen Verſammlungen in geſchloſſenen
Räumen von der Genehmigung der zuſtändigen Polizeibehörde
abhängig zu machen. Gegenüber Handlungen, die zum General=
ſtreik
oder zum Bürgerkrieg auffordert, iſt ſofort einzuſchreiten.
Der Militbefehlshaber: Reinhardt, Generalleutnant.
Der Frankfurter Polizeipräſident weiſt darauf
hin, daß, abgeſehen von dem bisherigen Verbot der Verſamm=
lungen
, Umzüge und Aufzüge unter freiem Himmel, von jetzt ab
alle öffentlichen Verſamlungen in geſchloſſenen Räumen, der
Genehmigung des Polizeipräfidenten bedürfen.

Nummer 272.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 2. Oktober 1923.

Todesſtrafe für Landesverrat.

* München, 1. Okt. (Priv.=Tel.) Der Generalſtaatskom=
miſſar
hat eine Verordnung erlaſſen, nach der Landes=
verrat
mit dem Tode beſtraft werden kann.
Streikverbot in Bayern.
g. München, 1. Okt. Wie aus dem Staatskommiſſariat
verlautet, iſt eine Streikverordnung erlaſſen worden, die
dem Zwecke dient, die Sicherheit der Arbeit und der
Betriebe zu ſchaffen. Durch dieſe Verordnungen werden
Streiks und Ausſperrungen verboten, ebenſo
jede Art von Sabotage, das heißt jede widerrechtliche
Stillegung von privaten oder öffentlichen Betrieben. Als Strafen
werden Gefängnis= und Geldſtrafen ohne Höchſt=
maß
angedroht, in beſonders ſchwerwiegenden Fällen Zucht=
haus
. Wenn der Tod eines Menſchen verurſacht iſt, kann auf
Todesſtrafe erkannt werden. Mit den gleichen ſchweren Strafen
ſoll die Arbeitswilligkeit geſchützt werden. Alle Miß=
handlungen
, Beleidigungen, Bedrohungen und wirtſchaftlichen
Schädigungen gegen Beamte, Angeſtellte und Arbeiter wegen
ihrer daterländiſchen oder politiſchen Geſinnung fallen ebenfalls
unter die Verordnung.
Verordnung über das Verbot ſozialiſtiſcher
Schutzabteilungen.
TU. München, 1. Okt. Das am Samstag durch den
Genevalſtaatsbommiſſar Dr. v. Kahr ausgeſprochene Verbot
der ſogenannten Schutzabteilungen der Sozialdemokratiſchen
Partei wurde heute durch eine Verordnung in ſeinen Einzel=
heiten
bebannt gemacht. Sie erſtreckt ſich auf die rechtsrheiwiſchen
Gebiete Bayherns. Die Sicherheits= und Selbſtſchutzverbände
und ähnliche Einrichtungen der V.S.P.D. und der Kommt=
niſtiſchen
Partei werden verboten und aufgelöſt. Waffen, die
den Zwecken der aufgelöſten Verbände gedient haben, insbeſon=
dere
Schurßwaffen nebſt Munition, Hieb= und Stichwaffen ſowie
Schlagwaffen aus Gummi, Holz, Metall oder ſonſtigen Stoffen
ſind dem Staate ohne Entſchädigung verfallen. Wer den hier=
nach
aufgelöſten Verbänden angehört oder die Bildung eines
neuen Verbandes ſtatt des aufgelöſten unterhält oder ſich einem
ſolchen neu gebildeten Verband anſchließt,, oder einen ſolchen
aufgelöſten oder neu gebildeten Verband underſtützt, wird mit
Cefängnis oder Geldſtrafe, deren Höchſtmaß unbgerenzt iſt, be=
ſtraft
. Zuſtändig zum Vollzug dieſer Vorſchrift ſind für Mün=
chen
die Polizeidirektion, für die Städte Nürnberg und Fürth
das Staatspolizeiamt Nürnberg=Fürth, für die übrigen un=
mittelbaren
Städte der Sooatskommiſſar. Gegen die Nach=
forſchungen
der Polizeibehörde nach Waffen, die dem Staate
verfallin ſind, iſt eine Beſchwerde nicht zuläſſig.
Die Politik v. Kahrs.
München, 1. Okt. (Wolff.) Generalſtaatskommiſſar Dr.
v. Kahr legte in einer Beſprechung mit Preſſevertretern die
Richtlinien ſeiner Politik kar und betonte, ſein Hauptziel
ſei die Sammlung aller vaterländiſchen Kreiſe
unter einer feſten und ſtraffen Staatsautorität.
Dabei könne es ein Paktieren mit dem Marxismus nicht geben.
Die imnier wieder auftauchenden Gerücht e über ſepara=
tiſtiſche
Pläne und Beziehungen zwiſchen ihm
und Frankreich ſeien abſolute Unwahrheiten.
Wenn ferner davon geſprochen werde, er wolle die Monarchie
ausrufen, ſo ſage er, ſolche Dinge rufe man nicht aus, ſie wüchſen
von ſelbſt heraus, wenn ſie geſund ſeien. Eine Kampfesweiſe,
wie ſie der Völkiſche Beobachter treibe, die die Staatsautorität
angreife, werde mit aller Entſchiedenheit niedergeſchlagen. Die
Mitarbeit des Deutſchen Kampfbundes, der zur=
zeit
noch abſeits ſtehe, ſei willkommen, jedoch könnten
Extratouren nicht geduldet werden. Es ſei zu
hoffen, daß eine Eiwigung zuſtande kome. Man müſſe erwarten,
daß jeder, der in Bayern wohne, ſich der großen nationalen
Sache angliedere. Durch die Zuſammenfaſſung der nationalen
Kräfte ſolle ein ſtarkes Bayern geſchaffen werden. Er=
Zeitungsverbote.
TU. Göttingen, 1. Okt. Der Oberpräſident von Hanno=
ver
hat das Göttinger Tageblatt auf die Dauer von
vier Tagen, vom 29. September bis 3. Oktober, verboten, weil
das Blatt eine Rede des Hauptmanns Heiſe unter der Ueber=
ſchrift
Bayerns Bereitſchaft abgedruckt hatte.
TU. Sturtgart, 1. Okt. Die kommuniſtiſche Süd=
deutſche
Arbeiterzeitung wird wegen Aufforderung
zum gewaltſamen Umſturz vom militäriſchen Befehlshaber für
Württemberg verboten.

Von Ruhr und Rhein.
Der Deutſche Beamtenbund zur Arbeitsaufnahme.
TU. Elberfeld, 1. Okt. Hier trat am Sonntag der
Weſtausſchuß des Deutſchen Beamtenbundes zuſammen. Nach
ſehr eingehender Ausſprache wurde einſtimmig beſchloſſen, daß
die deutſche Beamtenſchaft ſich voll und ganz hinter die Be=
ſchlüſſe
der Reichsregierung ſtelle, und daß mit allen Kräften
darauf hingewirkt werden ſolle, daß die Arbeitsaufnahme mög=
lichſt
reibungslos vor ſich gehen wird. Die deutſchen Beamten
werden jedoch nur den Weiſungen der zuſtändigen deutſchen Be=
hörden
Folge leiſten, es ſei denn, daß von dieſen eine Unter=
ſtellung
unter andere Behörden, z. B. die franzöſiſch=belgiſche
Regie, ausdrücklich verlangt wird.
Die Konferenz beſchäftigte ſich dann ſehr ausführlich mit
dem Schickſal der Ruhrflüchtlinge, der Ausgewieſenen und den
von den Franzoſen gefangen gehaltenen deutſchen Reichsangehö=
rigen
. Ferner wurde die zuverſichtliche Hoffnung ausgeſprochen,
daß die deutſche Regierung kein Abkommen unterzeichnen werde,
das nicht über das Schickſal der aus der Heimat Vertriebenen
oder der Eingekerkerten eine klare Entſcheidung im Sinne der
für ihr Vaterland mit Hab und Gut Eingetretenen bringt. Der
Bundesvorſtand des Deutſchen Beamtenbundes iſt beauftragt
worden, der Reichsregierung dieſe Entſchließung zu übermitteln,
Vor der Arbeitsaufnahme in den Ruhrbergwerken.
TU. Eſſen, 1. Okt. Die Förderung in den Zechen des
Ruhrgebiets wird nach neunmonatlicher Stillegung wieder auf=
genommen
werden. Wie man von Arbeitgeberſeite hört, iſt der
Erlaß einer großen Proklamation über die Wiederaufnahme der
Arbeit nicht beabſichtigt. Heute iſt in allen Zechen noch nich=
einheitlich
gearbeitet worden, vielmehr haben noch techniſche Be=
ſprechungen
zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnelmern ſtattge=
unden
. Im allgemeinen kann man erſt morgen mit einer ge=
regelten
Arbeit rechnen.
Räumung des Werdener Zuchthauſes.
Eſſen, 1. Okt. (Wolff.) Die Franzoſen haben einen
Teil des Juſtizgebäudes in Eſſen für ihre Zwecke beſchlagnahmt.
Der Stadtverwaltung wurde aufgegeben, um die deutſchen Zucht=
häusler
in Werden in das Gefängnis am Heimannshof in Eſſen
überführen zu können, die Aufnahmearbeiten hierfür bis heute
Montag, mittag 12 Uhr, fertigzuſtellen. Ein franzöſiſcher
Offizier erklärte, man würde die deutſchen Zuchthäusler
laufen laſſen, wenn deren alsbaldige Ueberführung in das
Eſſener Gefängnis nicht möglich wäre. Man vermutet, daß die
Franzoſen das Werdener Zuchthaus ganz für ſich bean=
ſpruchen
, um es als franzöſiſche Strafanſtalt zu be=
nutzen
.
Ausgewieſen.
TU. Wiesbaden, 1. Okt. Polizeihauptmann Hannſchka,
der bei den Schlägereien im Anſchluß an die Separatiſtenver=
ſammlung
einen Dorten=Anhänger feſtnahm, der mit einem
Gummiknüppel um ſich ſchlug, iſt inzwiſchen von der franzöſiſchen
Behörde ausgewieſen worden.

Zuſammenſtoß zwiſchen Kommuniſten und Polizei.
Braunſchweig, 1. Okt. (Wolff.) Am Samstag kam
es in Wolfenbüttel zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen
Kommuniſten und der Polizei. Die Kommuniſten hat
ten mit den Belegſchaften der umliegenden Kaliwerke eine
öffentliche Verſammlung nach dem Schloßplatz einberufen. Die
Verſamlung wurde jedoch auf Grund des Verbots des Kom
mandierenden Generals von der Polizei verhindert. Die Ver=
ſammlungsteilnehmer
zogen ſich in die Außenſtadt zurück und
begannen einige ihnen mißliebige Bürger zu mißhandeln.
Verſchiedene Häuſer von Bürgern, die als Gegner
von Linksradikalen bekannt ſind, wurden von den Kommu=
niſten
belagert. Der Polizei gelang es, ſie von ihrem
Vorhaben abzubringen. Beim Abzug der Polizeibeamten wur=
den
dieſe von der Menge mit Schimpfworten bedacht, worauf
die Polizei die Menge mit der blanken Waffe auseinandertrieb.
Reichswehr wurde ſpäterhin hinzugezogen, brauchte jedoch
nicht einzugreifen. Alsdann wiederum einſetzende nächtliche An=
ſammlungen
, beſonders in Auguſtſtadt, wurden von der Poli=
zei
abermals durch das Eingreifen mit der blanken Waffe ver=
hindert
. Die Demonſtrationen und die Angriffe richteten
ſich im weſentlichen gegen Angehörige des Stahl=
helmbundes
. Der Sonntag verlief in Braunſchweig und
Wolfenbüttel infolge des Verbots des Kommandierenden Ge=
nerals
ruhig.
Branuſchweig, 1. Okt. (Wolff.) Am Freitag kam es
in Halberſtadt zu kommuniſtiſchen Kundgebungen. Die
Polizei mußte von der blanken Wafe Gebrauch machen. Von
den Polizeibeamten wurden einige durch Steinwürfe leicht ver=
letzt
. Verletzungen bei der Menge wurden nicht bekannt.

Darmſtädter Erinnerungen.

Von Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.

(Nachträge.)
4. Karl Maria von Weber über das Darmſtädter Muſikleben.

Ein eingehendes Urteil über das Muſikleben in Darmſtadt
um die Zeit der Gründung des Darmſtädter Hoftheaters hat
der Tonmeiſter Karl Maria v. Weber in einer Korreſpon=
denznachricht
niedergelegt, die in Nr. 118 des Morgenblatts
für gebildete Stände vom 17. Mai 1811 (5. Jahrgang, Tübin=
gen
1811, S. 472) erſchien und in der von Georg Kaiſer beſorg=
ten
kritiſchen Ausgabe von Webers Sämtlichen Schriften
(Loeffler & Berlin 1908, S. 155157) nach der Handſchrift mit=
geteilt
iſt. Weber weilte vom 4. April 1810 bis 14. Februar 1811
als Schüler des Abtes Georg Vogler in Darmſtadt. De
Weber den Aufſatz in einem an ſeinen Freund Gottfried
Weber von Würzburg aus am 27. Februar 1811 gerichteten
Brief erwähnt, ſo legt er darin gewiſſermaßen ſein auf Grund
ſeines zehnmonatigen Aufenthalts gewonnenes Urteil über die
Muſikpflege in dieſer Stadt nieder. Darum darf auch dieſer
Auffatz den Darmſtädter Erinnerungen eingereiht werden. Er

hreibt:
Ich möchte hier wohl mit dem Hettmann in ,Benjowsky‟)
prechen, wenn ich ſage, Kunſtzuſtand in Darmſtadt, ſo verſtehe
darunter, daß die Kunſt eigentlich gar keinen Zuſtand in
darmſtadt hat’, und ſo iſt es auch leider bis jetzt beinahe ge=
ſeſen
und würde es auch noch geblieben ſein, wenn nicht die
Fründung des neuen Hoftheaters eine günſtige Revolution her=
orzubringen
verſpräche.
Es gibt gewiß wenige Fürſten, die mit ſo vieler Wärme die
kunſt pflegen, als Se. Hoheit der Großherzog (Ludewig I.I. Be=
onders
in muſikaliſcher Hinſicht, wo ihm als Kenner ein kom=
tentes
Urteil zuſteht, iſt ſeit ein paar Jahren durch anhalten=
en
Eifer bedeutend viel geleiſtet worden; das Orcheſter zählt
ehr brave Mitglieder, worunter der dirigierende Konzertmei=
ter
(Georg! Mangold (17371835) als achtungswerter Violin=

1) Graf Benjowsky oder die Verſchwörung auf Kamtſchatka.
Schauſpiel von Kotzebue. Der Hettmann braucht darin gewohnheits=
mäßig
die Redensart wenn ich ſage a., ſo verſtehe ich darunter . . ."

ſpieler beſonders auszuzeichnen iſt, und wird von einer Anzahl
Liebhaber aus allen Ständen, von Sr. Königl. Hoheit dazu auf=
gemuntert
, fleißig unterſtützt, ſowie ebenfalls, was den Ge=
ſang
betrifft, außer ein paar fürs Konzert engagierten Sängern
auch aus lauter Dilettanten ein ſehr zahlreicher ſchöner Chor ge=
bildet
iſt, der gewiß jeden Fremden beim erſten Anhören er=
freulich
imponiert. Mit dieſen vereinten Kräften wurden ſonſt
wöchentlich drei bis vier ſogenannte Konzertproben im großher=
zöglichen
Schloſſe veranſtaltet, wo größere Muſikſtücke, als
Opern, Oratorien, Kantaten uſw uſw. aufgeführt wurden, und
wozut nur wenigen Zuhörern der Eintritt geſtattet war. Der
Großherzog wohnte ſelbſt allen dieſen Proben bei und war, in=
dem
er in einer Partitur nachlas, aufs eifrigſte für die Richtig=
keit
des Vortrags beſorgt. Das Auffallendſte war Weber ein
Piano, dergleichen er ſich noch von keinem Orcheſter gehört zu
haben ſich erinnerte, doch war es manchmal, beſonders nach
Forteſtellen, nicht an ſeinem Platze, weil die Mitteltinten verlo=
ren
gingen und es ſich ſelbſt ſeinen Eindruck ſchwächte, Ferner
vermißte Weber ein kräftiges, tönendes Forte aus Mangel an
guten Ton aus ihren Inſtrumenten ziehenden Geigern und
Violoncelliſten. Nach der von den Einſichten Sr. Hoheit zu
erwartenden Abſtellung dieſes Mißſtandes müßte ſich das
Darmſrädter Orcheſter zu den beſten Deutſchlands zählen dürfen.
Die ungemeine Herablaſſung und Artigkeit, die Se. Hoheit der
Großherzog übrigens bei allen dieſen Gelegenheiten bewies,
mußte ihm gewiß die Liebe aller ſeiner Untergebenen erwerben.
Trotz aller dieſer Aufmunterungen von ſeiten des Regenten
war doch nicht der eigentliche Muſikſinn in Darmſtadt zu finden,
der ſich in den kleinen häuslichen Zirkeln am lebhafteſten aus=
pricht
, wo das Bedürfnis und der Drang zur Kunſt die Men=
chen
vereint, untereinander Quartette uſw. zu veranſtalten. Man
ſah da die Muſik gleichſam als eine Art von Dienſtpflicht an,
die man übte, um ſich den Herrn gefällig zu zeigen; und kaum
war die Probe vorbei, ſo ruhte das Inſtrument bis zur nächſten.
Das endliche Schwinden dieſer Kälte und das allgemeinere Er=
warmen
der Liebe für das Schöne erhoffte Weber nach und
nach von dem wohltätig wirkenden Einfluſſe des Theaters und
der dadurch notwendig größeren Anzahl von guten Künſtlern,
die Darmſtadt bewohnen würden und der feſte Wille Sr.
Hoheit des Großherzogs, eine wahrhaft gute Bühne zu beſitzen,
werde gewiß alle Schwierigkeiten beſiegen, die es biete, ein
Theater gut zu organiſieren

In dem Schauſpieler und Theaterdichter Gottfried
Wohlbrück (17701822), der ein Jahr lang an der Darmſtäd=
ter
Bühne wirkte, erblickte Weber eine intereſſante Acquſiſtion
und erwartete von ſolchen einzelnen braven Künſtlern den vor=
teilhafteſten
Einfluß auf die Bildung des Ganzen. Auch Ma=
daute
Schönberger) entzückte in einigen Rollen das Publikum,
und die Darſtellungen der Entführung aus dem Serail (23. De=
zember
1810) und der Drei Sultaninnen (26. Dezember 1810,
13. Januar 1811), die Weber zu ſehen das Vergnügen hatte,
waren wirklich ſchon recht gediegen und vielverſprechend. Beſon=
ders
waren die Chöre, die aus lauter der Kunſt neugeworbenen
Mädchen und Jünglingen beſtanden) und deren Anzahl an die
fünſzig war, unter Leitung des braven Sängers Johann Chri=
ſtian
Markwort (17781866) in der unglaublich kurzen Zeit von
ein paar Monaten ſo gereift, daß binnen kurzem wenige Theater
Deutſchlands ſich eines ſolchen Chores zu rühmen haben würden.
Kurz, es fehlte durchaus, nicht an Mitteln, einen ſchönen Zweck
zu erreichen.
5. Ausflüge eines Heidelberger Studeuten nach Darmſtadt.
Da wir nunmehr dazu in der Lage ſind, die auf Darmſtadt
bezüglichen Teile der Erinnerungen des Kölner Advokaten
Jakob Haaß (17931870) aus der in Privatbeſitz befind=
lichen
Handſchrift mitzuteilen, ſo ſoll es hier geſchehen. Haaß
ſchreibt:
Am 18. Oktober (1813) fuhr ich dann, des Vielgeſehenen
ſatt, nach Darmſtadt. Hier waren mir die breiten und ſchnur=
graden
Straßen etwas ganz Neues, indem dieſer Teil der Stadt
mit der Altſtadt weſentlich verſchiedenen Charakter hatte. Im
Darmſtädter Hofe, gelegen in der breiten Straße, die nach dem

2) Marianne Marloni, geb. am 22. Oktober 1785 zu
Mannheim, gefeierte Sängerin, die hauptſächlich Tenorrollen ſang. In.
Wien verheiratete ſie ſich, mit dem Maler Lorenz Schönbergen
(17701847) und zog ſich 1825 von der Bühne zurück. Nach dem zu
Mainz erfolgten Tod ihres Mannes ſiedelte ſie nach Darmſtadt über
und ſtarb daſelbſt in dem Haufe Luiſenſtraße 16 am 9. Oktober 1882,
Weber widmete ihr, veranlaßt durch ein Weimarer Gaſtſpiel, eing
Würdigung im Journal des L.
* Moden (1812, S. 799 ff.),
Weber, Sämtliche Schriften
1
Aus dem Leben einer deutſch
8. Jahrg., Berlin 1881, S.
22 Vgl. H.

[ ][  ][ ]

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2ar
Haaß
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W
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9
A

Nummer 222.

Darmſtädter Dagblatt, Dienstag, den 2. Oktober 1923.

Seite 3.

Eröffnung der britiſchen
Reichskonferenz.
Baldwin über die internationale Lage.
TU. London, 1. Okt. Heute vormittag fand die Eröff=
nung
der britiſchen Reichskonjerenz ſtatt. Miniſterpräſident Bald=
win
eröffnete die Konferenz und hieß die Vertreter der Domi=
nions
und Kronländer willkeymen. Er lenkte die beſondere
Aufmerkſamkeit der Teilnehmer auf die Tatſache, daß die britiſche
Reichskonferenz ſich durch das Himzukomen des iriſchen Frei=
ſtaates
vergrößert habe, deſſen Präſidenten er beſonders herzlich
begrüßte.
Der Miniſterpräſident ging dann zur internationalen Loge
über, nachdem er in kurzen Ausführungen die Endwicklung ge=
ſchildert
hatte, die die Frage der deutſchen Reparationen in letzter
Zeit genommen habe. Er ſagte, die Noten, die zwiſchen Frank=
reich
und England ſeit der Januar=Konferenz über dieſe Frage
gewechſelt worden ſeien hätten immer mehr und mehr zu einer
ernſthaften Meinungsverſchiedenheit über die Methoden geführt,
durch die am beſten Reparationen zu erlangen ſeien und durch
die ein dauernder Friede in Eixropa geſichert werden fäune.
Diefe Gegenſätze ſeien auf den Unterſchied der Temperamente
und die Ziele der beiden Natioren zurückzuführen, deren Eri=
ſtenz
zu leugnen töricht wäre. Aber die letzten 20 Jahre hätten
gezeigt, daß ſie nicht mit einer Zuſammenarbeit angeſichts der
ſchweren Gefahren unvereinbar zeien. England habe jenen Weg
eingeſchlagen und eingehalten, um die Solidarität under den
Verbündeten und dornehmlich mit Frankreich aufrecht zu erhal=
ten
. England habe das in dem Glauben getan, daß jeder Bruc,
unter den Alliierten den Frieden verzögern würde, den Europa
jetzt ſo dringend nötig habe. Er wiſſe, daß die Geduld, die
England bei ſeinen Verſuchen bewieſen habe, die guten Bezie=
hungen
zu Frankreich aufrecht zu erhalten, von deutſchen Kreiſen
als Ungeſchicklichkeit und Schwache ausgelegt worden ſeien. Aber
dieſe Geduld habe Englands Wunſch erfüllen helfen, eine mäßi=
gend
= und mittelnde Macht im Rate der Völker zu ſein und
aus aufrichtig:m Herzen die Freundſchaft unit Frankreich zu er=
halten
.
In dieſem Augenblick, ſagte Baldwin, ſcheinen wir mit der
Aufgabe des paſſiven deutſchen Widerſtandes in eine neue Phaſe
einzutreten. Wie die neue Situation ſich weiter entwickeln wird,
vermag ich hier natürlich wicht vorher zu ſagen. Aber eines war
uns vor wenigen Tagen in Paris, als ich mich mit dem fran=
ſiſchen
Miniſterpräſidenten unterhielt, vollkommen klar und wird
täglich klarer: Nur durch ein gemeinſames Zuſammenwirken
und ein vollkommenes gegenſeitiges Vertrauen zwiſchen den Alli=
ierten
hann die Hoffnung erfüllt werden, Europa aus ſeinen
gegenwärtigen Schwierigkeiten zu retten.
Baldwin drückte ſodann die Genugmrung darüber aus, daß
die Kriſis in den Beziehungen zwiſchen Griechenland und Ita=
lien
behoben ſei, die eine Zeit lang bedenkliche Proportionen an=
zunehmen
gedroht habe, und er eninnerte dabei unter beſonderer
Aufmerkſamkeit ſeiner Zuhörer an die nützliche und wirkſame
Rolle, die der Völkerbund in dieſer Kriſis geſpielt habe. Bald=
win
erklärte, der Vorſitzende des Völkerbundsrats verdiene die
allerhöchſte Anerkennung dafür, daß er die Belange des Frie=
dens
weit über diejenigen geſtellt habe, die eigentlich die beſon=
deren
Belange des Völkerbundes genannt werden müßten.
Baldwin erging ſich noch ausführlicher über dieſen, Punkt. Das
Verhalten des Völkerbundes in dieſer Frage habe ſein mora=
liſches
Anſehen bei allen denkenden Menſchen in allen Ländern
unzweifelhaft gehoben. Mit der Rolle, die der engliſche Dele=
gierte
in Genf geſpielt habe, müſſe jeder Vernünftige vollkommen
zufrieden ſein.
Baldwin beſchäftigte ſich ſodann mit dem mit der Türkei in
Lauſanne abgefchloſſenen Friedensvertrag und ſagte, in dieſem
Vertrage würden die ſpezifiſch engliſchen Intereſſen gewahrt.
Der Vertrag enthalte aber auch etwas, was die verſchiedenen
nadionalen und religiöſen Intereſſen miteinander verſöhne, die
früher ſo oft in dieſem Teile der Welt aneinander geraten ſeien.
Der Vertrag lege nunmehr den Grund zu einer Befriedigung
des wirtſchaftlichen Wiedevaufbaues der Türkei.
Sodann ging Baldwin zu der ihm nach ſeiner politiſchen
Vergangenheit ziemlich geläuſigen Frage der Regelung der eng=
liſchen
Schutlden an Amerika über, die er als eine Präliminarie
zur Wiederanbahnung normaler wirtſchaftlicher Beziehungen in
der ganzen Welt bezeichnete. Die Schnulden der ganzen Nationen
müßten, ſo ſagte Baldwin, zuerſt geregelt werden, wenn wieder
geſunde ökonomiſche Beziehungen zwiſchen den Staaten einge=
führt
werden ſollen.
Das Problem der natiowalen Verteidigung müſſe in den Be=
ratngen
der Konferenzen einen breiten Raum einnehmen. Er
erinnerte daran, daß die engliſche Regierung ſich entſchloſſen
habe, ihre Verteidigung zur Luft beträchtlich auszubauen. Eng=
land
fei jedoch bereit, im Einllang mit ſeinen im Völkerbunds=
pakt
übernommenen Verpflichtungen ſich mit den anderen Regie=
rungen
über Einſchränkungen in den Rüſtungen zur Luft zu ver=
ſtändigen
, und zwar auf ähnlicher Linie, wie ſie im Abkommen
von Waſhington für die Seeſtreitkräfte miedergelegt worden ſeien.
Baldwin begrüßte ſodann die Tatſache, daß die Konferenz
ſich augenblicklich mit der Frage der Handels= und wirtſchaft=
lichen
Beziehungen zwiſchen den einzelnen Teilen des Interiums
zu beſchäftigen beabſichtige.

Schloſſe führt, war ich eingekehrt. Im Theater ſah ich Die
Stricknadeln von Kotzebue.) Dieſes Stück machte einen un=
vergeßlichen
Eindruck auf mich. Dort ſah ich auch einen Stu=
denten
in weiß=gelbem Flaus wie in einem kurzen Uieberrock
von Bibertuch, der mir auffiel. Es war ein großer Menſch
von etwa dreiundzwanzig Jahren und ſah ſehr herausfordernd
und kühn aus. Andern Morgens beſah ich mir den an ſchönen
Pferden überreichen Marſtall und durchſtrich den Hofgarten, an
welchem das Theater liegt. Ich zu Mittag, wo mich im
Speiſeſaale meines Gaſthofes das Oelporträt eines jovialen
Kartenſpielers, gut ausgemalt, das das Bild des Hausvaters
war, recht intereſſierte. Dann fuhr ich wieder mit einem Miet=
kutſcher
in ſeinem ſehr beſetzten Wagen nach Heidelberg. Am
Abend vorher, als ich aus dem Theater trat, fiel mir eine
Ehrenwache des Großherzogs als etwas ſehr Luxuriöſes auf.
Am Oſterdienstag fuhr ich mit B. wieder von Frankfurt ab,
und zwar nach Heidelberg. Wir fuhren durch einen Blüten=
garten
, ich kann es nicht anders nennen, über Darmſtadt der
Bergſtraße entlang. Humboldt hat recht, wenn er irgendwo in
ſeinen Schriften das Parallelogramm, das du von Frankfurt
oder Darmſtadt nach Heidelberg, von Heidelberg über den
Rhein nach Speher, von Speher nach Mainz und von Mainz
nach Frankfurt oder Darmſtadt ziehſt, die ſchönſte Strecke Bodens
auf der Erde nennt. Noch habe ich die ganze Nachempfindung
von dem reinſten Entzücken, das ich während unſerer Reiſe
empfand. Doch ſollte es uns in etwas vergällt werden. Denn
als wir aus dem Tannenwalde zwiſchen Eberſtadt und Darm=
ſtadt
herauskamen, ſahen wir eine zahlloſe Menge Menſchen,
die auseinander gingen. Als wir weiter fuhren, erkannten wir
bald die Urſache dieſer Verſammlung, als unſer Blick auf ein
etwa achthundert bis tauſend Schritte von der Straße ſtehendes
Schaffot fiel. Wir erfuhren zugleich, daß ſoeben eine Hin=

1) Nach Hermann Knispel, das Großherzogliche Hof=
theater
zu Darmſtadt 18101890 wurden Die Stricknadeln, am
29. Juni 1813 und am 11. Oktober 1814 aufgeführt, in der Zwiſchenzeit
aber nicht. Die Zeit von Haaßens Aufenthalt in Darmſtadt ſtimmt
mit dem Frag= und Anzeigenblatt (Nr. 43 vom 25. Oktober 1813)
überein, das in der Zeit vom 16. bis 23. Oktober 1813 unter den an=
gekommenen
Fremden anführt: Hr. Mags, Hr. Queelin, Studenten
von Heidelberg. Haaß wurde am 28. Oktober 1813 in Heidelberg
immatrikuliert (vgl. Trapke, die Matrikel der Univerſität Heidelberg
Bd. 6, S. 87).

Die Beſchlüſſe der Botſchafterkonferenz.
Griechenland hat angenvmmen.
* Rom, 1. Okt. (Priv.=Tel.) Gegenüber den Nachrichten,
wonach Griechenland die Beſchlüſſe der Botſchafterkonferenz nicht Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 ſind am 1. Oktober
annehme und den Haager Schiedsgerichtshof anrufen wolle, wird
Regierung die Beſchlüſſe voll und ganz ange= in Gießen, Geheimerat Dr. Guſtav Güngerich in Gießen,
nommen und auch die ihr auferlegte Buße von 50 Mil= der Senatspräſident bei dem Ober=Landesgericht Darmſtadt,
lionen Lire abgeliefert hat. Die italieniſche Regierung
geliefert.
Poincarés neueſte Rede.
in der er u. a. erklärte, glücklicherweiſe hielten die franzöſiſchen
Truppen die Wacht am Rhein. Nach vielen Monaten Geduld,
ſei man in das Ruhrgebiet einmarſchiert. Deshalb ſei die er=
ſtaunlichſte
Komödie inſzeniert worden. Die Franzoſen hätten
macht verdammt ſeien, da die Franzoſen das Sammelbecken
der deutſchen Produktion in den Händen hielten. Jetzt ſei der
unvermeidliche Nachgeben gerne billig erkauft, ſei aber gezwun= handen; eine mit einer katholiſchen Lehrerin zu beſetzende Lehrerin=
gen
geweſen, anzuerkennen, daß ſie den Kampf nicht mehr fort= ſtelle in Fehlheim; Mietwohnung für einzelſtehende Lehrerin kann be=
ſetzen
könne. Dieſes Zugeſtändnis habe man mit feindſeligen Kom=
mentaren
umgeben. In zweideutiger Form habe man die Ver=
zurückgenommen
. Bisher habe man nur Worte, und zwar
wvenig liebenswürdige, gehört, Frankreich wolle aber Taten ſehen.
Frankreich dürfe aber nicht zu früh frohlocken, man ſei mit den
Schwierigkeiten noch nicht zu Ende. Ja, ſie würden künftig zahl=
reicher
und ernſter ſein als zurzeit. Wenn man die Art und
habe, um die Verordnungen zurückzuziehen, ſo ſcheine ſie wich=
tige
Regelungen beiſeite zu laſſen. Auf alle Fälle ſei noch nichts
entſchieden. Man müſſe in Ruhe abwarten, was ſich ereignen und B mit UI erhoben. (Siehe Anzeige.)
werde. Wenn wir, ſo ſagte Poincaré zum Schluß, unſere Kalt=
blütigkeit
bewahren, werden wir Herr der Lage bleiben.

Die politiſche Ausſprache verſchoben.
heute nachmitag unter dem Vorſitz des Reichspräſidenten die
geſtrigen Beratungen über die in der morgigen Reichstags=
ſitzung
vom Reichskanzler für die Regierung abzugebenden Er=
klärungen
fort. In der mehrſtündigen Sitzung wurde völlige
Uebereinſtimmung über alle in Betracht kommenden Fragen
erzielt,
*
Kreiſen verlautet, daß auf Wunſch der Reichsregierung die all=
gemeine
Ausſprache im Reichstag über die Lage, die am Diens=
tag
ſtattfinden ſollte, noch verſchoben werden ſoll.
Der Währungsbankentwurf vom Reichsrat
angenommen.
TU. Berlin, 1. Okt. Der Reichsrat beſchäftigte ſich in
ſeiner heutgen Vollſitzung mit dem Entwurf eines Geſetzes über
die Errichtung einer Währungsbank. Der Berichterſtatter, Bahr.
Staatspan v. Wolf, legte eingehend die wirtſchaftlichen und fiman=
ziellen
Motive der Vorlage dar. Es ſei endlich an der Zeit, daß
die Inflation eingedämmt würde. Der Reichsbank erwüchſe aus
dem Notendruck eine tägliche Ausgabe von 50 Billionen. Der
Reichsrat ſtimmte der Vorlage mit verſchiedenen durch die Aus=
ſchüſſe
vorgenommenen Aenderungen zu.
Sächſiſches.
TU. Dresden, 1. Okt. Der Landes=Arbeiterausſchuß, die
Landtagsfraktion, die ſächſiſchen Vertreter des Reichstages der
V. S. P. D., der Ortsausſchuß des ADGB. haben zur politiſchen
Lage Stellung genommen und eine Entſchließung angenommen,
in der gegen den Ausnahmezuſtand proteſtiert und erklärt wird,
daß die Verhängung des Ausnahmezuſtandes wicht notwendig
war. Sie verlamgen, daß ein Mioglied der ſächſiſchen Regierung
als Zivilkommiſſar mit den gleichen Rechten wie in Preußen ein=
geſetzt
wird. Ebenſo verlangen ſie mit dem größten Nachdruck,
daß der wirtſchaftliche Kampf der Arbeiterklaſſen, insbeſondere
der Kampf um die Löhne und um die Erhaltung des Achtſtunden=
tags
, in keiner Weiſe beeinträchtigt werde.
Deutſche in türkiſchen Dienſten.
TU. Frankfurt a. M., 30. Sept. In dem Programm
des Miniſterkabinetts von Angora, das der Miniſterpräſident in
der Kammer mitgeteilt hat, wird uter anderem erklärt, daß im
Ausland techniſche Spezialiſten engagiert werden ſollen. Der
ehemalige Generaldivektor der Landwirtſchaftsbank, der ein Deut=
ſcher
iſt, iſt bereits wieder in türkiſche Dienſte getreten. Das
Kommiſſariat der auswärdigen Angelegenheiten teilt mit, daß
die Fremden vollkommene Reiſefreiheit in der Türkei haben.
Um ſich in das Innere zu begeben, ſteht ihnen der Weg über
Ismid offen und ſie brauchen micht wehr den über Mudania zu
nehmen.

richtung ſtattgefunden habe. Dies mußte natürlich die Heiter=
keit
der Gemütsſtimmung, in welcher wir uns befanden, ver=
düſtern
. Was ich nun noch davon zu erzählen habe, würde mir
kaum glaublich erſcheinen, wenn es nicht ſo tief in mein Ge=
dächtnis
geſchrieben wäre. Man höre:
Wir kehrten im Darmſtädter Hof ein, um dort zu Mittag
zu eſſen. Bald verſammelte ſich eine Geſellſchaft in dem Speiſe=
ſaale
, und einer dieſer Leute vermaß ſich, das Fleiſch zu tran=
chieren
. Wir nahmen wahr, daß es die Verſammlung der
Scharfrichter aus der ganzen Umgegend von nah und fern war,
welche nach hergebrachter Gewohnheit zum Feſte einer Kapital=
exekution
zuſammenkommen, um ſich dann, nachdem dieſelbe
ſtattgefunden, gemeinſchaftlich gütlich zu tun. Das war uns
doch etwas zu arg, und wenn wir auch nicht Luſt hatten, ein.
ſogenanntes altes Vorurteil kundzugeben jetzt würde ich
anders handeln und den Wirt zur Rede ſtellen und dafür
verantwortlich machen, daß er uns in eine ſolche verabſcheuungs=
würdige
Geſellſchaft gebracht hat. Das Wetter war unbeſchreib=
lich
ſchön und fuhren wir ſehr verſtimmt weiter.

* Bedrohtes Land.."
Stolz ragt am deutſchen Rheine ein Dom in alter Pracht,
Von Rebenhügeln und von fernen blauen Bergen
am ſchönen Tag des Herrn die Sonne leuchtend lacht,
O, goldene Stadt am Rhein, du ſchönes deutſches Land,
Dich lieb ich in Gefahren, bedroht von fremder Hand.. ."
Wer nur in behaglicher Ruhe an der Grenze wohnt, wes
Eigentm von fremdem Zugriff nicht bedroht iſt, wer am Mor=
gen
das Haus verläßt in der ſicheren Gewißheit, auch am Abend
wieder zurückkehren zu können weiß wenig oder gar nichts
von dem Leben der Unterdrückten, im freien Wort Geknebelten,
an Leben und Freiheit Gefährdeten . . . Aber gerade um des
Leidens willen lieben ſie ihre Heimat doppelt, möchten ſie, die
Vertriebenen, wieder hinüber. Heilig iſt die Stätte, da du
geboren biſt und wir ſollten ſie preisgeben ? Niemals!
Es gibt keine Rheinlandfrage, die durch Abtrenmung deutſchen
Gebietes gelöſt werden kann Der Rheinländer iſt deutſch und
will deutſch bleiben und ſetzt allen Einflüſterungen, öffentlichen
Lockrufen uſw. ein Nein entgegen. Die Franzoſen, die
noch im Anfang der Beſetzung geduldet waren . . . ſind nur zu

Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. Oktober.
Juſtizperſonalien. Auf Grund des Par. 1 des Geſetzes über die
1923 in den Ruheſtand getreten: der Generalſtaatsanwalt Geheimerat
von offiziöſer Seite darauf hingewieſen, daß die griechiſche Dr. Karl Preetorius, Darmſtadt, der Präſident des Landgerichts
Karl Dornſeiff in Darmſtadt, der Landesgerichtsdirektor bei dem
Landgericht in Darmſtadt Geheimer Oberjuſtizrat Dr. Ludwig
hat davon 10 Millionen Lire an die griechiſchen Flüchtlinge aus= Rüſter in Darmſtadt, der Oberlandesgerichtsrat Hermann Sand=
mann
in Darmſtadt, der Oberlandesgerichtsrat Dr. Wilhelm Berchel=
mann
in Darmſtadt und der Oberamtsrichter bei dem Amtsgericht in
Vilbel Geheimer Juſtizrat Ludwig Bötticher in Vilbel. Aus
dieſem Anlaß iſt den genannten Beamten die Anerkennung der dem
Paris, 1. Okt. (Wolff.) Poinearé hielt bei der Eröffnung Staate geleiſteten langjährigen treuen Dienſte ausgeſprochen worden.
des Generalrats des Magsdepartements in Bar=le=Duc eine Rede, Auf Grund des Par. 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staats=
beamten
vom 2. Juli 1923 ſind am 1. Oktober 1923 in den Ruheſtand
getreten: der Kanzlei=Inſpektor bei der Oberrechnungskammer Kanzlei=
rat
Klotz, der Miniſterialamtsobergehilfe bei dem Staatsminiſterium
Joſef Brunner. Aus dieſem Anlaß iſt den genannten Beamten die
wohl gewußt, daß dieſe unerhörten Machenſchaften zur Ohn= Anerkennung der dem Staate geleiſteten langjährigen treuen Dienſte
ausgeſprochen worden.

Erledigt ſind: die nachſtehenden Lehrerinnenſtellen im Kreiſe
Bensheim: eine mit einer katholiſchen Lehrerin zu beſetzende Lehrerin=
Abrechnungstag gekommen. Die deutſche Regierung hätte das ſtelle in Bobſtadt; Dienſtwohnung für einzelſtehende Lehrerin iſt vor=
ſchafft
werden; eine mit einer evangeliſchen Lehrrein zu beſetzende
Leherinſtelle in Nordheim: Mietwohnung für eine einzelſtehende Leh=
rerin
kann beſchafft werden; eine mit einer evangeliſchen Lehrerin zu
ordnungen, die den paſſiven Widerſtand angeordnet hätten, beſetzende Lehrerinſtelle in Winterkaſten; Mietwohnung für eine einzel=
ſtehende
Lehrerin kann beſchafft werden.
Landabgabe. Goldumrechnungsſatz für die Zeit vom
3. Oktober bis einſchließlich 5. Oktober 1923 36 000 000 Mark.
Heſſiſches Landestheater. Mietnachzahlungen. Heute
Weiſe näher betrachte, deren ſich die deutſche Regierung bedient wird an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes vormittags von 10 bis 1 Uhr
und nachmittags von 3 bis 6 Uhr die Nachzahlung für die 2. Hälfte des
erſten Mietabſchnittes von den Vollmieten B und E, den Schauſpiel=
mieten
b und k, und den Voll= und Zuſatzmieten B mit II oder VIII,
Zu der Vollmiete A gehören 2 parallele Zuſatzmieten I und VII.
Die heutige Aufführung von Eichendorffs Freiern fällt der Zuſatz=
miete
III zu. Es wird bei dieſer Gelegenheit darauf hingewieſen, daß
einzelne Vollmieten in dieſer Spielzeit 2 parallele Zuſatzmieten haben.
Die Vollmiete 4 hat entweder Zuſatzmiete I oder Zuſatzmiete III, die
Berlin, 1. Okt. (Wolff.) Das Reichskabinett ſetzte. Vollmiete B Zuſatzmiete II oder IIII, die Vollmiete 0 Zuſatzmiete III
oder IX, die Vollmiete D Zuſatzmiete VI oder X, die Vollmiete E Zuſatz=
miete
V, die Vollmiete Zuſatzmiete VI.
Das Reichsverkehrsamt macht bekannt: Vom 5. Oktober ds. Js.
ab werden die Ueberweiſungsſchalter der Güterabfertigung Darmſtadt
Hauptbahnhof von 7 Uhr vorm. bis 4 Uhr nachm. offen gehalten.
Vollſtreckung von Räumungsurteilen. Nach § 51 Abſ. 2 des
Mieterſchutzgeſetzes vom 1. Juni 1923 erfolgt die Zwangsvollſtreckung
Berlin, 1. Okt. (Priv.=Tel.) In parlamentariſchen aus einem vor dem Inkrafttreten des Geſetzes erlaſſenen Urteil nach den
bisherigen Vorſchriften. Soweit das Mieteinigungsamt die Vollſtreckung
von ſeiner Genehmigung abhängig gemacht hat, iſt der Mieter vor Ob=
dachloſigkeit
geſchützt. Sofern erſteres aber nicht der Fall iſt, könnte ein
Mieter jederzeit auf die Straße geſetzt werden, falls ihm nicht die bis=
herige
Anordnung über die Vollſtreckung von Räumungsurteilen, die
ausſpricht, daß ein Urteil nicht vollſtreckt werden darf, wenn das Kreis=
amt
oder die Gemeinde beſcheinigt, daß der Betreffende obdachlos wer=
den
würde, ſchützend zur Seite ſteht. Das Miniſterium für Arbeit und
Wirtſchaft hat daher beſtimmt, daß die bisherige Anordnung des Ober=
bürgermeiſters
über Vollſtreckung von Näumungsurteilen für alle Fälle
in Kraft bleibt, in denen das gerichtliche Räumungsurteil vor Inkraft=
treten
des Mieterſchutzgeſetzes, alſo dem 1. Oktober 1923, erlaſſen wor=
den
iſt. Hinſichtlich der nach dem Inkrafttreten des Geſetzes erlaſſenen
Räumungsurteile iſt eine derartige Schutzbeſtimmung nicht erforderlich,
da der 8 6 des Mieterſchutzgeſetzes eine Regelung für dieſe Fälle vorſieht.
Altersgrenzengeſetz. In Nr. 270 wurden die durch dieſes Geſetz
in der Juſtiz notwendig gewordenen Veränderungen mitgeteilt. Zu=
ſammenfaſſend
iſt danach zu ſagen: neben einigen politiſch nicht Hervor=
getretenen
wurden gerade in der Politik Hervorgetretene berückſichtigt.
Die durch die Neuernennungen verurſachten Umzüge werden recht viel
Geld koſten. Eine Sparmaßnahme wurde inſofern nicht beliebt, als
man ſich nicht dazu entſchloſſen hat, den Poſten des Generalſtaatsanwalts
nicht wieder zu beſetzen und ſolchen von der Staatsanwaltſchaft des hie=
ſigen
Landgerichts mitverſehen zu laſſen.
Turngemeinde. Darmſtadt 1846. Zu einem weiteren Tee=
Abend hatten für Samstag die Warte für Geiſtesrurnen ge=
laden
. Eine kleine Schar von Turnerinnen und Turnern
war dem Rufe gefolgt. Sie zeigten damit, daß ſie im Gegen=
ſatze
zum größten Teile all der Turner, die Jahns Namen nur im
Munde führen, Jahnſches Turnen Körper und Geiſt in gleichem
Maße umfaſſend zu würdigen wiſſen und auch fernerhin aller Lau=
heit
zum Trotz hochhalten wollen. Von alledem, wie auch vom rechten
Wandern und Singen und von brüderlicher Geſelligkeit erzählten die
Worte der Geiſtesturnwarte. Und aus dem herrlichen Abſchnitte über
die Seele der deutſchen Turnerſchaft leuchtete der nämliche Geiſt heraus,
der einſt Jahns Werk ſo groß machte, und der heute im Kreiſe ſeiner
Jünger leider nur ſo ſpärlich zu finden iſt. Soll das Deutſche Turnen
die alte Zugkraft und den echten Schwung wieder bekommen, ſo muß
in obigem Sinn vieles anders werden im Darmſtädter Turnerlager.
Herrliche Weiſen brachte das Hausorcheſter bei voller Hingabe zum
Erklingen. Und die Gedichte, herausgewachſen aus dem Feuer ſo
mancher in turneriſchen Idealen erglühten Turnerherzen, fanden den
Widerhall, den ſie im Kreiſe lebensfroher und tatenfreudiger Turner=
jugend
finden mußten. Der Jugendfeierſtunde in München galten die
Ausführungen eines Jungturners an alle die, denen ein Dabeiſein nicht
vergönnt war. Gemeinſame Lieder umrahmten alle Darbietungen und
erfreuten mit kernigen Texten und klingenden Weiſen. Alles in allem,
ein ſchöner Abend. Weitere werden folgen, um dem Sehnen und Stre=
ben
der Jungturnerſchaft nach höheren, der Jugend angepaßten Zielen,
Rechnung zu tragen und ſie zu fördern.
H.
gut bekannt geworden: hinter heuchleriſcher Großmut, falſchem
Gentlementum verbirgt ſich die gemeinſte Niedrigkeit der Ge=
ſinnung
, ein ſadiſtiſches Rachegefühl dem am Boden Liegenden
gegenüber. Ihn treten, quälen, aushorchen, mißhandeln das
iſt franzöſiſche Art hütet Euch vor den Wölfen in Schafspelzen!
Die grande nation hat ſich durch ihre neueſten Heldentaten
an Rhein und Ruhr ſelbſt auch um den Schein der moraliſchen
Tugendhaftigkeit gebracht, die Maske iſt abgeriſſen: Raub heißt
das fortwährende Beteuern der Unſchuld die Machtgier
tritt unverhüllt zutage. Feiert Feſte in unſerem deutſchen
Mainz, raubt, knebelt das Wort, macht Euch reich auf unſere
Koſten aber fürchtet den furchtbar ausrechenden Zorn der
Unterdrückten, wenn das Maß Eurer Schuld voll iſt!
W.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Wie wir
hören, wurde Hedwig Jungkurth von Darmſtadt nach
erfolgreichem Gaſtſpiel als Oskar im Maskenball an die
Staatsoper Berlin verpflichtet. Die junge Künſtlerin begann
ihre Bühnenlaufbahn 1919 am Stadtheater Kaiſerslautern, kam
von da aus nach Halle und gehört ſeit 1921 dem Landestheater
Stuttgart an. Die Deutſche Zeitung ſchreibt über ſie: Die offen=
bar
noch junge, hochgewachſene, ſchlanke Künſtlerin hatte ein recht
gewandtes, ſicheres Auftreten und ein von Intelligenz und gro=
ßer
Liebenswürdigkeit zeugendes Mienenſpiel. Ihre Stimme,
deren leicht anſprechende Höhe beſonders gerühmt werden muß,
iſt gut durchgebildet und auch dem Ziergeſang vollkommen ge=
wachſen
; ſie klingt edel und iſt groß und kräftig genug, um in
den Maſſenſätzen des zweiten und fünften Bildes mühelos die
Führung behaupten zu können. Jedenfalls beſtand Fräulein
Jungkurth in allen Ehren.
Im Alter von 68 Jahren ſtarb auf ſeinem Landſitz in
Gauting bei München der bayriſche Kammerſänger Sebaſtian
Hofmüller, welcher auch über ein Jahrzehnt der Darm=
ſtädter
Hofbühne als gefeierter, überaus beliebter lyriſcher Tenor
angehört hat, woran ſich noch mancher alte Opernbeſucher Darm=
ſtadts
erinnern wird. Er galt als der Muſterdavid Bayreuths.
Der Schmerz über den kurz zuvor erfolgten jähen Heimgang
ſeiner treuten Lebensgefährtin brach ihm das Herz.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, dei 2. Oktober 1923.

Mitt er 232.

Turngemeinde Darmſtadt 1846. Am 6. Oktober d. J. findet im
großen Saale des Turnhauſes das Herbſtkonzert der Singmannſchaft
katt. Das Herbſtkonzert, das ſchon immer eine der ſchönſten Veranſtal=
tungen
der Turngemeinde war, wird auch dieſes Jahr den Beſuchern
einige genußreiche Stunden bereiten. Außer Chören von Schulken,
Witt, Köllner uſw. helfen erſtklaſſige Solokräfte den Abend verſchönern.
Auch die Hauskapelle, die zurzeit ganz Vorzügliches leiſtet, hat ſich für
dieſen Abend zur Verfügung geſtellt. Nach Schluß der Vortragsfolge
findet Ball ſtatt. Näheres iſt aus dem Anzeigenteil erſichtlich.
24. ordentliche Generalverſammlung des Velociped=Clubs 1899.
Zur 24. ordentlichen Generalverſammlung hatte der Velociped=Club
1899 e. V. ſeine Mitglieder am Mittwoch, den 26. September, ins
Klubheim (Reſtaurant Sitte) eingeladen. Troß der großen Tagesord=
nung
nahm die Generalverſammlung einen ſchnellen Verlauf und war
in 1¾ Stunden erledigt; ein Zeichen dafür, daß die Leitung des Klubs
in guten Händen lag. Zu Eingang der Generalverſammtung gab der
ſeitherige erſte Vorſitzende Herr Karl Bauer einen Rückblick. U. a.
erwähnt er die erfolgreiche Verteidigung der Meiſterſchaften, die der
V. C. D. ſeither innehatte und die reſtlos wieder neu errungen wurden.
Des weiteren die Erfolge der Nennmannſchaft der Saclmannſchaften,
die wohl in dieſem Jahre infolge der ſchleihren Ge dverhältniſſe nicht
ſo oft wie die vergangenen Jahre auswärts gehen konnte, dafür aber
nur erſtklaſſige Wettbeſverbe beſtritt und hier wie immer an erſter
Stelle genannt wurde. Es können auch bei der diesjährigen feierlichen
Preisverteilung im November wieder eine große Anzahl Klubkamera=
dinnen
und Kameraden für errungene Siege, Meiſtbeteiligung bei den
Wanderfahrten und Klubſitzungen und für regelmäßigen Beſuch der
Uebungsabende ausgezeichnet werden. Der Vorſtand fand einſtimmige
Entlaſtung, die Neuwahl desſelben ergab faſt die gleiche Beſetzung wie
im vergangenen Jahre; einige verdienſtvolle Mitglieder mußten leider
infolge geſchäftlicher und geſundheitlicher Rückſichten eine Neuwahl zur
Zeit ablehnen, ſind aber gerne bereit, nach Behebung dieſer dem V. C.D.
ihre Kräfte wieder zu widmen. Der außerordentlich um den Radſport
verdiente ſeitherige erſte Vorſitzende, der zugleich 20 Jahre dem Vor=
ſtand
des Velociped=Clubs angehört, tritt für dieſes Jahr zurück. Die
Generalverſammlung beſchloß einſtimmig, Karl Bauer zum Ehren=
vorſitzenden
zu ernennen. Es ſchloß ſich noch eine Ausſprache über
die Rennbahn an, die in der Hoffnung ſchloß, daß es den Radſportlern
bald vergönnt ſein möge, ſich wieder auf ihrem Sportplatz zu tummeln.
Aus den Parteien.
Deutſchnationale Volkspartei, Frauenausſchuß
Darmſtadt. Wir erinnern noch einmal an die, Freitag, den 5. Okt.,
abends 5 Uhr, im Fürſtenſaal ſtattfindende öffentliche Verſammlung.
Wie ſchon mitgeteilt, iſt es dem Frauenausſchuß gelungen, in Frau
Annagrete Lehmann, eine der beſten Rednerinnen Deutſchlands, für
dieſen Abend zu gewinnen. Alle daterländiſch denkenden Kreiſe Daum=
ſtadts
werden daher noch einmal aufgefordert, ſich dieſen Vortrag nicht
entgehen zu laſſen. Karten ſind zu haben bei Leuthner, Ernſt= Ludwigs=
platz
, Buchhandlung Koehler, Schulſtraße, Mylius, Herdweg, am Ver=
kehrsbüro
und auf der Geſchäftsſtelle der Deutſchnationalen Volks=
partei
, Wilhelmſtraße 17.
Demokratiſche Jugendgruppe. Durch dienſtliche
Verhinderung muß der Vortrag von Herrn Studienrat Dr. Jakob über
das Thema Das Jahrhundert der Verfaſſungskämpfe von Mittwoch
auf Freitag, den 5. Oktober 1923 verſchoben werden. Auch alle Partei=
freunde
ſind herzlich willkommen.

Parlamentariſches.
Stillegung von Betrieben.
* Dem Landtage iſt folgende Anfrage des Abg. Kiel zugegangen:
Der heſſiſchen Regierung wird es bekannt ſein, daß in der letzten Zeit
eine ganze Anzahl Betriebe faſt aller Berufszweige ſtillgelegt worden
ſind. Es befinden ſich darunter ſogar lebenswichtige Betriebe, wie Berg=
werke
und dergleichen. Am troſtloſeſten ſind die Ausſichten in der Tabak=
induſtrie
. Es iſt damit zu rechnen, daß dieſelbe in aller Kürze faſt voll=
ſtändig
zum Erliegen kommt. Die Stillegungsverordnung vom 8. No=
vember
1920 ſieht Sperrfriſten von 4 bezw. 6 Wochen vor, außerdem
ſollen nach § 3 dieſer Verordnung Vertreter wirtſchaftlicher Organi=
ſationen
bei den von der Demobilmachungsbehörde anzuberaumenden
Sitzungen hinzugezogen werden. Es ſind nun eine ganze Anzahl Fälle
bekannt, wo dieſe Verordnung von den zuſtändigen Behörden direkt
umgangen und keinesfalls mit dem erforderlichen ſozialen Verſtändnis
behandelt wird, wie dieſes in Anbetracht der wirtſchaftlichen Lage erfor=
derlich
iſt. Eine ganze Anzahl Betriebe ſind geſchloſſen, ohne daß die
Sperrfriſt innegehalten wurde; es ſind Fälle bekannt, wo am Tage da=
nach
, als die Anzeige wegen Betriebsſtillegung erfolgte, der Betrieb be=
reits
geſchloſſen wurde. Unternehmer und die Behörden betrachten den
Markſturz als ein unvorhergeſehenes Ereignis und glauben daher, das
Recht herleiten zu können, den Betrieb ſofort zu ſchließen. Ein Fall iſt
bekannt, wo ein Unternehmer der Demobilmachungsbehörde in Schotten
mitteilte, daß ſeine Vorräte nur bis Ende Juli reichten. Aus dieſem
Grunde müſſe der Betrieb geſchloſſen werden. Die Behörde iſt in Kennt=
nis
geſetzt, daß die Rohſtoffe noch bis Ende ds. Js. reichen. Es liegt
alſo hier eine offenſichtliche Täuſchung und Geſetzesverletzung vor. Auch
dem Heren Staatskommiſſar für die wirtſchaftliche Demobilmachung iſt
dieſer Fall zur Genüge bekannt, ohne daß nur das Geringſte gegen den
Unternehmer unternommen wird. Eine weitere Geſetzesverletzung liegt
vor durch den Kreisdirektor des Kreiſes Alsfeld. Dieſer hat anläßlich
einer Sitzung, wo es ſich um die Betriebsſtillegung eines Sägewerkes
handelte, den Vertreter des Holzarbeiterverbandes abgelehnt. Ganz
troſtlos ſieht es auf dem Gebiete der Erwerbsloſenunterſtützung in den
Landgemeinden aus. Wochenlang müſſen die Erwerbsloſen auf ihre
Unterſtützung warten. Die Gemeinden erklären, ſie haben kein Geld,
die Staatszuſchüſſe bleiben aus, und ſind ſomit die finanziell ſchlecht=
geſtellten
Gemeinden nicht imſtande, die Gelder vorzulegen, abgeſehen
davon, daß es auch in manchen Gemeinden an dem erforderlichen ſozia=
len
Verſtändnis mangelt. Die Notlage wird alſo hierdurch noch beſon=
ders
verſchärft, wenn die Erwerbsloſen nach Wochen erſt das entwertete
Papiergeld erhalten. Ich frage deshalb: Iſt die heſſiſche Regierung be=
reit
, die Demobilmachungsbehörden anzuweiſen, daß die Verordnung
vom 8. November 1920 in der ſtrengſten Weiſe durchzuführen und da,
wo dieſes nicht geſchieht, die in Frage kommenden Beamten ſofort ihres
Amtes zu entheben. Iſt ſie ferner bereit, wo falſche Angaben durch Un=
ternehmer
erfolgen und Sabotage geübt wird, die Vorräte zu beſchlag=,
nahmen und die Betriebe zu enteignen. Iſt die Regierung ferner bereit,
den Gemeinden ſofort die nötigen Mittel zur Verfügung zu ſtellen, da=
mit
die Erwerbsloſen jede Woche in den Beſitz der Unterſtützung ge=
langen
.
St. Nieder=Ramſtadt, 28. Sept. Gemeinderatsbericht. Ge=
meinderat
Steiger erſtattete zunächſt Bericht über die Verhandlungen
mit der Pertſchgeſellſchaft und G. Spengler wegen Ausnützung der Waſ=
ſerkraft
des Letzteren zur Stromerzeugung für das Gemeinde= Elektrizi=
tätswerk
. Die getroffenen Vereinbarungen wurden gutgeheißen und die
Verwaltung ermächtigt, den Stromlieferungsvertrag nunmehr zum Ab=
ſchluß
zu bringen. Der Strompreis vom Licht= und Kraftſtrom wird
mit Wirkung vom 1. ds. Mts. an auf 5 200 000 Mk. pro K.W. St. feſt=
geſetzt
. Den Großabnehmern wird geſtattet, anſtelle der Vorauszah=
lungen
von einem Viertel bereits wöchentlich Abſchlagszahlungen in
Höhe des verbrauchten Stromes zu bewirken. Als Hundeſteuernachtrag
wird die Erhebung folgender Sätze beſchloſſen: für den erſten Hund
20 Millionen Mark, für den zweiten Hund 60 Millionen Mark,
für den dritten und jeden weiteren Hund je 100 Millionen Mark mehr.
Gleichzeitig wurde noch beſchloſſen, bei dem Kreisamt den Erlaß einer
Polizeiverordnung zu beantragen, wonach verboten werden ſoll, daß
größere Hunde, die dem Verkehr läſtig werden, auf den Ortsſtraßen frei
herumlaufen. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von dem Bericht
über den Befund der Löſchgeräte. Mit Rückſicht auf das hohe Alter d
gegenwärtigen Zeugwarts wird beſchloſſen, die Stelle mit einer jüngeren
Kraft zu beſetzen. Das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr ſoll ge=
eignete
Vorſchläge bis zur nächſten Sitzung unterbreiten. Die Be=
ſchaffung
von Winterkartoffeln für die Gemeindeangehörigen erfordert
die Aufnahme eines Kreditdarlehens in Höhe von 280 Milliarden Mark.
Die Genehmigung hierzu wird erteilt. Ein Geſuch des A. Maher um
Abtretung eines Straßengeländeſtreifens wird abſchläglich beſchieden, da
die Gemeinde das in Betracht kommende Gelände für eigene Zwecke be=
nötigt
. Der Abgabepreis von Sand aus der Gemeindeſandkaute wird
mit ſofortiger Wirkung wertbeſtändig feſtgeſetzt dergeſtalt, daß für je
10 Pfg. Friedensabgabepreis das Briefporto eines einfachen Fernbriefes
in Anſatz zu bringen iſt. Der enorme Geldbedarf der Gemeinde er=
fordert
die abermalige Erhebung vorläufiger Grund= und Gewerbe=
ſteuern
für 1./2. Ziel 1923 und zwar in Höhe des 10 000fachen Betrags
der 1922er Umlagen. Die Leihgebühr für die Kupferkeſſel der Ge=
meinde
wird auf 5 Millionen Mark pro Keſſel und Tag feſtgeſetzt.
Die Neuverpachtung der bisher von Wenner innegehabten Wieſe ſoll in
2, möglichſt in 3 Loſen erfolgen. Die kürzlich ſtattgefundene Obſtver=
ſteigerung
fand die Genehmigung des Gemeinderats. Der Antrag des
prakt. Arztes Dr. med. Müller um baldige Zuweiſung einer geeigneten
Wohnung ſoll der Wohnungskommiſſion mit dem Empfehlen überwieſen
werden, den Fall als vordringlich zu behandeln, da die gegenwärtigen
Wohnungsverhältniſſe des Antragſtellers die ordnungsmäßige Ausübung
der Praxis faſt unmöglich machen. Verſchiedene kleinere Anfragen bil=
deten
den Schluß der Sitzung.
Von der Beraſtraße, 30. Sept. Der Preis des Marken=
brotes
wurde im Kreiſe Bensheim auf 15 500 000 Mark erhöht.
Die Kartoffeln werden von den Landwirten, alſo von den Erzeu=
gern
, im Kleinverkauf das Pfund um eine Million verkauft.

Der Zentner koſtet demnach 100 Millionen Mark, ein ungeheurer Prets
bei dem im Allgemeinen recht guten Ausfall der Spätkartoffeln. Bei
dieſem Preiſe können ſich die Nichtbauern kaum noch den Genuß von
Kartoffeln erlauben. Die Preisfeſtſetzungsſtelle für Kartoffeln hat dieſer
Tage bekannt gegeben, daß der Erzeugerpreis 2025 Millionen für den
Zentner ſei. Ein behördlicher Eingriff wäre hier dringend am Platze,
Die Zwetſchen wurden verfloſſene Woche auf dem Obſtmarktte in
Zwingenberg bis zu eineinhalb Millionen das Pfund verkauft.
r. Wixhauſen, 29. Sept. Gemeinderatsbericht. Zur Sitz=
ung
war dringend eingeladen und es ſtand als einziger Punkt die Be=
ſetzung
der Gemeinderechnerſtelle auf der Tagesordnung. Der in der
Sitzung vom 22. d. M. zum Gemeinderechner gewählte Fr. Wambold iſt
vom Kreisamt Darmſtadt nicht beſtätigt worden, weil Wambold nicht
bei den vier an erſter Stelle ſtehenden Prüflingen genannt war. Dieſer
Standpunkt hätte unſeres Erachtens vom Kreisamt etwas präziſer ſein
dürfen in dem damaligen Schreiben, doch ändert es an der ganzen Sache
nichts. Nachdem der Bürgermeiſter den Beſchluß des Kreisamts mitge=
teilt
und der Gemeindrat dazu Stellung genommen hatte, ſtellte der
Gemeinderat P. Volz den Antrag, dem Schreiben des Kreisamtes zu
willfahren und einen anderen Gemeinderechner zu wählen mit dem Vor=
ſchlag
, den bei der letzten Wahl zweiten Kandidaten, Ph. Huck II. ein=
HAHHHHHHHAHHAA

In der Stadt und durch unſere Agenturen
iſt der Bezugspreis des
NR
ſarm
tor
0.
Durihſtuott- Lagblulkes
für die Zeit vom 1. bis 14. Oktober auf
40 Millionen Mark, ferner
4 Millionen Mark Trägerlohn,

zuſammen 44 Millionen Mark, feſtgeſetzt.
Der Verlag.

HHAAAAK

ſtimmig zu wählen, in anbetracht ſeines guten Prüfungsergebniſſes und
der Tatſache eingedenk, daß derſelbe den Weldkrieg von Anfang bis
Schluß mitgemacht und ſeine Geſundheit dabei notgelitten hat. Dieſer
Antrag wird mit 7 Stimmen der ſozialdemokratiſchen Fraktiono gegen
5 Stimmen der Bürgerlichen abgelehnt. Auch ein Antrag des Gemeinde=
rats
Schmidt, bei dem Ergebnis der letzten Wahl zu bleiben und nicht
mehr darüber in Verhandlungen einzutreten, durch Stimmengleichheit
und zwei Stimmenthaltungen abgelehnt. Nun hat das Kreisamt Darm=
ſtadt
das Wort.
r. Babenhauſen, 1. Okt. Ab 26. September koſtet hier die Milch bei
den Bauern das Liter 8,6 Millionen Mark, die Molkereibutter das Pfund
92 Mill. Mk., Kartoffeln geben die Landwirte bis heuer nur in kleinen
Mengen ab; ſie forderten letzte Woche für den Zentner 7080 Mill. Mr.
Die Obſternte (Aepfel und Birnen) iſt hier dieſes Jahr nicht gut. Die
Aepfel ſind durchſchnittlich ſehr klein der Ertrag iſt gering. Dagegen
gibt es eine reiche Zwetſchenernte.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Max Klante wieder verhaftet. Max Klante, der, wie
erinnerlich, als haftunfähig aus dem Gefängnis freigelaſſen wurde, und
ſeitdem ſich wieder auf der Rennbahn öfters betätigt hatte, zuletzt auch
ogar in Kabaretts aufgetreten war, iſt geſtern von zwei Schupobeamten
in ſeiner Wohnung verhaftet und ſofort nach dem Strafgefängnis in
Tegel abgeführt worden, um die gegen ihn von der Strafkammer des
Landgerichts 3 verhängte Reſtſtrafe von zweieinhalb Jahren zu ver=
büßen
. Die Rechtsanwälte Dr. Alsberg und Dr. Welt haben erneut

antwortung für die Vollſtreckung der Haft nicht übernehmen könne.
Ein außerordentlich frecher und verwegener Handſtreich,
der wieder einmal an die üblen, berüchtigten Vorbilder des urweſtlichſten
Amerikas erinnert, iſt am Freitag abend von einer Bande maskierter
Räuber in Charlottenburg in dem Hauſe Wilmersdorfer Straße 53 ver=
übt
worden. Die Frechheit der Täter iſt um ſo erſtaunlicher, als die
Wilmersdorfer Straße um dieſe Zeit äußerſt ſtark belebt iſt und ſich
außerdem gegenüber dem Tatort ein Kino befindet, aus dem auch
ſtändig Leute ein= und ausgehen. Etwa 100 Milliarden ſind den Räu=
bern
in die Hände gefallen. In dem Hauſe Wilmersdorfer Straße 53
befinden ſich im erſten Stock die Bureauräume der Wurſtfabrik von Hei=
der
. Allabendlich erſcheinen dort die Kutſcher, um die auf ihren Fahrten
einkaſſierten Beträge abzuliefern. Am Freitag Abend um 7,40 Uhr
waren bereits eine ganze Reihe Kutſcher erſchienen und hatten die Gel=
der
abgeliefert, die zum Teil ſchon in dem Geldſchrank untergebracht
worden waren, zum Teil noch auf den Tiſchen zur Nachzählung und
Bündelung lagen, als plötzlich die Tür aufgeriſſen wurde und 5 bis
z maskierte Mäner eintraten. Die Kerle richteten ihre Piſtolen auf die
noch anweſenden. Perſonen, die Inhaberin, drei Burequangeſtellte und
zwei Kutſchere, forderten alle Anweſenden auf, die Hände hoch zu heben
und führten dann unter ſtändiger Bedrohung mit der Waffe alle an=
weſenden
Perſonen bis auf die Inhaberin nach den Toilettenräumen,
wo ſie ſie einſchloſſen. Ein paar Räuber hielten vor der Türe mit ſchuß=
bereiter
Waffe Wache. Die anderen rafften unterdeſſen das Geld, das
noch auf den Tiſchen lag, zuſammen und zwangen die Inhaberin auch
noch zur Oeffnung des Geldſchrankes, den ſie ebenfalls ausraubten. Mit
der reichen Beute verließen ſie dann die Räume, nachdem ſie vorher die
Ueberfallenen darauf hingewieſen hatten, daß ein Poſten zurückbleiben
und ſofort ſchießen werde, wenn es jemand wagen würde, die Räume
zu verlaſſen oder um Hilfe zu rufen. In Wirklichkeit aber ließen ſie
keine Wache zurück, da die Ueberfallenen das merkten, befreiten ſie ſich
und eilten der Räuberbande nach. So konnten ſie mit anderen Paſſan=
ten
, die ſich der Verfolgung anſchloſſen, feſtſtellen, daß alle Räuber ein
an der Ecke der Göthe= und Wilmersdorfer Straße ſtehendes unbeleuch=
tetes
Automobil beſtiegen und damit ſofort davonraſten. Um ſich der
Verfolger zu erwehren, gaben die Räuber noch 5 Schüſſe ab, ohne jedoch
jemand zu treffen. Es gelang ihnen ſo, durch die Goethe=Straße zu
entkommen. Von dem Ueberfall wurde ſofort das 129. Polizeirevier
benachrichtigt und durch dieſes das Ueberfallkommando Charlottenburg.
Die Beamten waren gleich zur Stelle. Es handelte ſich um Burſchen
von 18 bis 25 Jahren. Auf die Ermittelung der Täter wird eine Be=
lohnung
ausgeſetzt. Mitteilungen nimmt Kriminalkommiſſar Werne=
burg
im Berliner Polizeipräſidium entgegen. Sehr weſentlich werden
Angaben über das von den Räubern benutzte Autoombil ſein. An der
Ecke der Goethe= und Wilmersdorfer Straße hat es mit abgeblendetem
Licht geſtanden. Der Ueberfall muß von langer Hand vorbereitet wor=
den
ſein.
Exploſion im Potsdamer Ringbahnhof.
Berlin. Im Gebäude des Potsdamer Ringbahnhofs liegen an
der Durchgangsſeite nach dem Wannſeebahnhof die Dienſtgebäude des
Eiſenbahnbetriebsamtes 7. Geſtern nachmittag erfolgte in den unter dem
Betriebsamt liegenden Kellerräumen eine heftige Explohſion, durch die
die Wände und die Decke eingeriſſen wurden. Die in den Dienſträumen
des Eiſenbahnbetriebsamtes 7 arbeitenden Beamten wurden mit der zu=
ſammenbrechenden
Decke verſchüttet. Die ſofort herbeigerufene Feuer=
wehr
machte ſich ſchleunigſt an die Aufräumungsarbeiten. Sie konnte bis
etzt drei verletzte Perſonen bergen. Man vermutet, daß ſich unter den
rümmern noch mehrere Perſonen befinden. Die Urſache der Exploſion
ſt noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt worden. Einige Perſonen die
dort ein= und ausgingen behaupten, kurz vorher einen intenſiven Gas=
geruch
wahrgenommen zu haben. Die Aufräumungsarbeiten der Feuer=
wehr
werden fortgeſetzt.
Gemälde=Auktion Rudolf Bangel in Frankfurt a. M.
Die mit Spaunung erwartete Verſteigerung von Meiſterwerken der
Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts bei Rudolf Bangel in Frankfurt
am Main iſt vorüber. Sie war ein Ereignis. Das Intereſſe war ſtark
wie nie zuvor. Nicht nur aus allen Gauen Deutſlchands waren Kunſt=
iebhaber
herbeigeeilt, auch das Ausland war vertreten. Viele Bilder
wurden heiß umkämpft. So wurden Preiſe erzielt, welche ſelbſt die
kühnſten Erwartungen übertrafen, und darum belebend und umformend
auf den Kunſtmarkt einwirken werden. Sie bewegten ſich durchweg in
Milliarden; die meiſten Bilder gingen in Privatbeſitz über. Es erbrach=
ten
: Eine Campagnalandſchaft aus dem Jahre 1821 von Corot 240 Mil=
liarden
, Hans Thoma 160 Milliarden, Franz v. Lenbach 110 Milliarden,
e 100 Milliarden ein Strandbild vom Jahre 1875 von Courbet, Donau=
ſchiffszug
von Joll. Ad. Klein und die Weberei von Max Liebermann,
ein Albert v. Keller 80 Milliarden, das Pfarrhöfchen von Anton Bur=
ger
72 Milliarden, je 56 Milliarden eine Paſtellandſchaft von Alfred Sis=
ley
und ein Moritz von Schwind Feldſchlacht, Wilhelm Trübner
46 Milliarden Guſtad Schönleber 45 Milliarden, Franz v. Defregger
42 Milliarden, Leopold Fifſette und Carbonero je 36 Milliarden, Adolf
Hengeler 34 Milliarden, Franz Roubaud 32 Milliarden, Beer 31 Milliar=
den
, je 30 Milliarden ein Joſeph Wopfner und Hermann Gradl Am=
merſeemotiv
vom Jahre 1923 uſw.

Die Strompreiserhebung der Heag.

Wir erhalten folgende Zuſchrift von der Heag‟:
Die vielen Eingeſandts der Tageszeitungen in der letzten Zeit laſſen
darauf ſchließen, daß allgemein die von unſeren Abnehmern geforderten
Vorauszahlungen und die Verrechnung derſelben nicht richtig verſtanden
werden. Zur Klarſtellung möchten wir folgendes erwidern:
Die Zahlungen für Kohlen müſſen von uns im voraus, und zwar
ſofort bei der Beſtellung, geleiſtet werden, während uns der Preis in
Anſatz gebracht wird, der am Tage der Lieferung maßgebend iſt. Eine
Valoriſierung und Verzinſung der Vorausbezahlung erfolgt nicht.
2. Die Gelder für Löhne, Gehälter und Unterhaltungsarbeiten
müſſen ebenfalls im voraus aufgebracht werden, da die Stromverrech=
nung
erſt nach 4 Wochen erfolgt.
Unſere Strompreiſe für den verfloſſenen Monat ſind wie folgt er=
rechnet
: Der Preis für Lichtſtrom betragt 10 Millionen pro Kilowatt=
ſtunde
. Dieſer Preis iſt aber nur zu zahlen von denjenigen Abnehmern,
die eine Vorauszahlung nicht geleiſtet haben. Für Abnehmer, die eine
Vorauszahlung geleiſtet haben, beträgt der Strompreis nur 5 Mil=
lionen
pro Kwſt. Außerdem wird der Betrag der Vorauszahlung an
der Endſumme in Abzug gebracht. Auf dieſe Vergünſtigung dürfte
aber auch inſofern ein Anſpruch nicht beſtehen, als wir ja auch die
Kohlen uſw. zur Herſtellung des Stromes im voraus zahlen müſſen,
ohne daß uns dieſe Zahlungen valoriſiert werden. Hiermit dürfte die
Angelegenheit wohl genügend geklärt ſein, und bitten wir, entſprechende
Mitteilung in Ihrem redaktionellen Teil machen zu wollen.
Im übrigen möchten wir nicht verfehlen, darauf hinzuweiſen, daß
wir aus prinzipiellen Gründen auf Eingeſandts nicht reagieren. Wir
würden es jedoch für angebracht halten, daß Sie als Tageszeitung einen
Artikel wie denfenigen vom 30. September 1923 niht aufnehmen, ohne
bei uns vorher Rückfrage zu halten bzw. ſich von uns Aufklärung geben
zu laſſen. Wir glauben, zu dieſem Wunſche um ſo mehr berechtigt zu
ein, als es jedenfalls beſſer iſt, daß das Publikum direkt genau orien=
tiert
wird, als daß vorher Artikel erſcheinen, die in der Lage ſind, das=
ſelbe
in Erregung zu bringen.
*
* Wir bemerken zu obiger Zuſchrift: Es iſt uns von früher her
zur Genüge bekannt, daß die Heag auf Eingeſandts nicht reagiert.
Dieſer Umſtand kann und ſoll uns aber nicht hindern, einer Entrüſtung
öffentlich Ausdruck zu geben, wie ſolche die Geſchäftsgebarung der Heag
auslöſt. Nicht wir haben die Entrüſtung in die Bevölkerung hinein=
getragen
, ſondern die Berechnungsweiſe der Heag hat, wie wir wieder=
holt
feſtſtellen, in den Verbraucherkreiſen ungeteilt die Erregung ver=
urſacht
. Deshalb vermag auch die verſuchte Klarſtellung der Geſellfchaft
unſeren Standpunkt nicht zu erſchüttern, weil ſie an der Tatſache nichts
ändert, daß Vorauszahlungen in beſſerem Geld gefordert und genom=
men
, und in ſchlechterem God gutgebracht werden, was nur zur Folge
hat, daß der Vorteil der Vorauszahlungen einſeitig dem Lieferanten
zugute kommt. Daß der Standpunkt der Heag weiterhin im übrigen
keineswegs in Verbraucherkreiſen geteilt wird, ergibt auch die uns ſo=
eben
zugegangene Zuſchrift, die wir wörtlich hier folgen laſſen:
Zu dem Kapitel Heag und Stromgelderhöhung wird von einem
Einſender vorgeſchlagen, einen Prozeß gegen die Heag anzuſtrengen.
Dieſer wird wenig poſitiven Erfolg haben, denn bis dieſer Prozeß zur
Entſcheidung kommen wird, werden Monate vergehen, und die Heag
wird bis dorthin ihren Erhebungsmodus noch dutzendemal zu ihrem
Vorteil ändern.
Für erfolgreicher erachte ich, daß der geforderte Vorſchußbetrag von
ſämtlichen Stromabnehmern nicht bezahlt wird, bis ſich
die Heag bereit erklärt hat, die geforderte Vorauszahlung nicht als
entwertete Mark abzurechnen, ſondern die verbrauchten Kilowattſtunden
um diejenige Zahl zu verringern, als im Vormonat Kilowattſtunden
vorausbezahlt wurden.
Eine Vorauszahlung iſt zurzeit jedenfalls erforderlich und iſt nichts
dagegen einzuwenden. Ungebührlich iſt es aber, Vorauszahlungen zu
verlangen und dieſe als vollſtändig entwertete Summe in Abrechnung
zu bringen.
Wie wird ſich die Heag ſtellen, wenn ſich die Verhältniſſe im um=
gekehrten
Sinne ſtellten, was doch jedenfalls auch möglich iſt, zumal es
in dem Sprichwort heißt: Bei Gott iſt kein Ding unmöglich? Die
Rechnung würde ſich beiſpielsweiſe folgender Art geſtalten: Verbrauch
im September 10 Kilowattſtunden. Im Auguſt wurden 5 Kilowatt=
ſtunden
verbraucht. Es wurde ſomit eine Vorauszahlung von 750 000
Mark 5 Kilowattſtunden Ende September verlangt und bezahlt.
Es ſind ſomit nicht die 750 000 Mark an der Septemberrechnung in Ab=
zug
zu bringen, ſondern die vorausbezahlten 5 Kilowattſtunden, ſo daß
ür die Septemberberechnung nur 5 Kilowattſtunden zu verrechnen ſind.
Von dieſen 5 Kilowattſtunden kann, wenn einmal Vorauszahlungen
zu leiſten ſind, der Septemberpreis als Vorauszahlung noch verlangt
werden.
Nach dieſer Berechnungsart haben die Stromabnehmer keinen Nach=
teil
und die Heag keinen unberechtigten Verdienſt auf Koſten der Strom=
abnehmer
.
Wenn ſämtliche Stromabnehmer hiernach handeln, vorausgeſetzt,
daß die Heag nicht von ſelbſt Einſicht gewinnt, daß ihr jetziges Er=
hebungsverfahren
ungerechtfertigt iſt, ſo bliebe der Heag jedenfalls
nichts anderes übrig, als ihr jetziges Erhebungsverfahren zu verlaſſen.
Oder gedenkt die Heag ſämtliche Stromlieferungen alsdann abzubrechen?
Meines Wiſſens iſt doch die Heag eine Aktiengeſellſchaft, bei der die
Stadt über mindeſtens 51 Prozent der geſamten Aktien verfügt. Wo
bleibt da die Bürgermeiſterei und Stadtverordnetenverſammlung? E

Briefkaſten.
K., hier. Um den Vertrieb der Loſe in Heſſen ſtattfinden zu laſſen,
muß die Lotterie vom Miniſterium des Innern genehmigt ſein. Es
dürfte ſich deshalb zunächſt empfehlen, den genauen Sachverhalt
dieſer Amtsſtelle mitzuteilen, damit auf dieſem einfachen und nicht koſt=
ſpieligen
Wege Abhilfe erfolgt.

Amerikanlsche Reglerungsdampfei
MAcH NEW VORK
von Southampton Cherboung
LEVIATHAN
9. u. 30. Oktober, 20. November,
15. Dezember
Von Bremen üb. Southampton u. Cherbourg nach New Fork
GEORGE WASHINGTON

24. Oktober
President Harding ..
President Arthur . . .
America

President Roosevelt.
President Fillmore . .

29. Dezember
10. Oktbr. 14. Novbr.
19. Oktober 22. Dezember
31. Oktober 1. Dezember
7. Novbr. 12. Dezember
21. Novbr.

Abfahrt von Southampton und Cherbourg 1 Tag später
Alles Nähere durch untenstehende Adressen
Vorteilhafte Gelegenheit für Güterbeförderung
UNITED STATES LINES
BEFLIN WS L.B.7605)
DARHSTADN
Unter den Linden 1
Frankfurterstrasse 12/14
General-Vertretung: Norddentscher Llovd, Bremen.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines Haus, An=
fang
7½/ Uhr, Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete VII,1): Die Freier.
Union= Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
tellungen
.
Verſteigerungskalender. Mittwoch, 3. Oktober 1923:
Verſteigerung von Möbeln ze., vorm. 9 Uhr und nachm.
3 Uhr, Martinsſtraße 36.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, 3. Oktober;
Vorausſichtlich anhaltendes heiteres und mildes Wetter.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil;
J. 2:. Q. Flciſcmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 6 Geiten

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

Handelsbia

Wirtſchaftliche Rundſchau.

wb. Der Ankauf, von Reichsſilbermünzen durch die
Reichsbankanſtalten findet vom 1. Oktober 1923 ab bis auf weiteres zum
15 000 000fachen Betrage des Nennwertes ſtatt.
wb. Das Goldzollaufgeld. Vom 3. bis 5. Oktober ein=
ſchließlich
beträgt das Goldzollaufgeld 3 595 999 900 vom Hundert. Eine
Goldzollmark iſt gleich 36 Millionen Papiermark.
Frankfurter Gasgeſellſchaft, Frankfurt a. M.
Der Magiſtrat der Stadt Frankfurt hat ſich laut Meldung entſchloſſen,
das ihm eingeräumte Bezugsrecht auf 300 Millionen Mark Aktien der
Geſellſchaft voll auszuüben. Dadurch verbleibt die Mehrheit des
Aktienkapitals im Beſitz der Stadt.
* Süddeutſche Bauinduſtrie A. G., Mannheim. Wie
uns mitgeteilt wird, hat die Süddeutſche Bauinduſtrie die Süddeutſche
Holzhandelsgeſellſchaft m. b. H. in Mannheim und die Holzgroßhand=
lung
Schöner u. Müller in Lehrhaupten käuflich erworben. Die Aktiven
dieſer Firmen ſind in das Eigentum der Süddeutſchen Bauinduſtrie
A. G., Mannheim, übergegangen.
Benz u. Co., Rhein. Automobil= und Motoren=
fabrik
, Mannheim. Die Geſellſchaft, die, wir wir bereits be=
richteten
, eine Dividende von 300 Prozent für das abgelaufene Ge=
ſchäftsjahr
verteilte, wählte neu in den Aufſichstrat Herrn Dipl.= Inge=
nieur
Schapiro und Herrn Bankdirektor Ernſt Löb, Mannheim. In
der Bilanz per 30. April 1923 erſcheinen Grundſtücke und Gebände mit
3 866 257 Mk., Maſchinen, Fabrikeinrichtungen, Werkzeuge, Beleuchtungs=
anlagen
, Heizanlagen, Geleisanlagen, Telephonanlage, Waſſeranlagen,
Modelle, Patente und Mobilien mit 3 Mk. bzw. 2 Mf., Materialien
und Fabrikate erſcheinen in einem Poſten mit insgefant 336 275 899
Mark, Kaſſe mit 136 649 687 Mk., Effekten mit 7 Mk.. Debitoren mit
4226 177 476 Mk., Beteiligungen mit 2 Mk., Avale erſcheinen auf bei=
den
Seiten der Bilanz mit 187 183 560 Mk. Das Aktienkapital beſtand
aus 96 Mill. Mk. Stamm= und 4 Mill. Mk. Vorzugsaktien, Obligations=
ſchulden
waren in Höhe von 44 534 000 Mk. vorhanden. Der Reſerve=
fonds
iſt mit 25 747 812 Mk., ein Werkerhaltungskonto mit 7 Mk., ein
Delkrederekonto mit 107 655 785 Mk., ein Organiſations= und Dispoſi=
tionskonto
mit 6 208 660 Mk. ausgewieſen. Kreditoren erſcheinen in
Höhe von 9 372 966 623 Mk., Beamten=Unterſtützungskaſſe und Arbeiter=
Unterſtützungskaſſe und Arbeiter=Wohlfahrtseinrichtungen ſind mit
7 474 407 Mk. ausgewieſen. Ein Interimskonto erſcheint in Höhe von
72 187 666 Mk. Die Gewinn= und Verluſtrechnung zeigt folgendes Bild:
Gewinnvortrag von 1922 1 Mill. Mk. Gewinn einſchließlich Filialen
und anderer Beteilinungen abzüglich aller Geſchäftsunkoſten
2101 435 891 Mk. Abichreibungen erforderten 133 373 367 Mk., ſo daß
ein Reingewinn in Höhe von 1967 062523 Mk. verbleibt. Der nach
dem Verteilungsvorſchlag verbleibende Reſt von 574 912 523 Mk. ſteht
laut Beſchluß der G.=V. zur Verfügung des Aufſichtsrats.
* Dresdener Strickmaſchinenfabrik A.=G. Irm=
ſcher
u. Witte Dresden. Wir berichteten kürzlich ausführlich
über die Geſellſchaft. Für das abgelaufene Geſchäftsjahr wurde die
Divende auf 1500 Prozent feſtgeſetzt. Die Verwltung teilt mit, daß
gegen jeden fälligen Dividendenſchein in der Zeit vom 1.25. Oktober
ſtatt der Barzahlung eine jüngſte Aktie aus der letzten Emiſſion vom
Auguſt bezogen werden kann. Wie weiter mitgeteilt wurde, iſt der Ge=
ſchäftsgang
nach wie vor befriedigend, und es beſtehen noch weitere gute
Beſchäftigungsmöglichkeiten, da die Nachfrage nicht nachgelaſſen hat.
Nach wie vor arbeitet die Geſellſchaft in drei Schichten. Ein ſehr be=
langreicher
Auftrag iſt in letzter Zeit aus Nordamerika eingegangen.
Möglicherweiſe muß ein Erweiterungsbau vorgenommen werden.
* A.=G. für Feinmechanik, vorm. Scherer, Tuttlin=
gen
. Zulaſſungsantrag über 21 Mill. Mk. Stammaktien Nr. 90001
bis 30 000 wurde an der Frankfurter Börſe geſtellt.
* Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
. Das amerikaniſche Fachblatt Jron Trade Review, Cleve=
land
, Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
: Der Stahlmarkt belebt ſich langſam. Die Abnehmer ſind etwas
zurückhaltend, da Material kurzfriſtig geliefert werden kann. Der Auf=
tragseingang
des Stahltruſt beträgt durchſchnittlich täglich 31 000 To.,
gegenüber 26 000 To. im Auguſt, während die unabhängigen Werke
etwas ſchlechter geſtellt ſind. Sämtliche Betriebsanlagen arbeiten mit
etwa 85 Prozent der Leiſtungsfähigkeit. Die kleineren Hütten im Oſten
ſind etwas weniger gut beſchäftigt, jedoch halten
Von Eiſenbahngeſellſchaften wurden 100 000 To. Schienen für das
nächſte Jahr beſtellt. Sämtliche Schienenwalzwerke ſind mit einer ein=
zigen
Ausnahme bis in den Juni nächſten Jahres hinein voll beſchäftigt.
Roheiſen hat weiter nachgegeben; ſüdliches Eiſen koſtet 21 Dollar.
Chicago=Eiſen 26 Dollar, Valley=Eiſen 24,50 Dollar. Die Hochöfen ar=
beiten
zum Teil auf Lager, weitere Hochöfen wurden ausgeblaſen. Der
Stahltruſt buchte im September 21 000 To. einſchließlich 12000 To.
Röhren für Export. Japaniſche Käufe laſſen nach. Der Ferromangan=
markt
iſt unverändert ruhig; das Material wird vom Zwiſchenhandel zu
108 Dollar angeboten. Für Export wurden 1000 To. Spiegeleiſen ver=
kauft
. Infolge der Einführung des Achtſtundentages macht ſich ein Man=
gel
an gelernten Arbeitern bemerkbar.

* Eiſen=Matthes Richard Guſtav Matthes,
Magdeburg. Die Verwaltung teilt zur Richtigſtellung einer ver=
ſehentlichen
Notiz mit, daß die neuen Aktien den alten Aktionären nicht
zum Kurs von 1 Goldmark, ſondern von einer halben Gold=
mark
angeboten werden.
Banken.
* Die Goldmark in den Konditionen der Berliner
Banken. Die Banken der Stempelvereinigung in Berlin haben neue
Richtlinien für den Verkehr mit der Kundſchaft aufgeſtellt. Hiernach
ſollen Auszahlungen unter einer Goldmark und Ueberweiſungen unter
5 Goldmark nicht mehr zuläſſig ſein. Depoſitenbeträge unter 10 Gold=
mark
werden nicht mehr verzinſt. Der Zinsſatz für Guthaben wird auf
1 pro Mille pro Tag feſtgeſetzt. Papiermark=Kredite koſten pro Tag 56
Prozent worin aber alle Speſen eingeſchloſſen ſind.
Warenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidemarkt vom 1. Oktober. Amt=
liche
Notierungen. Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis ie 100 Kg. Die
Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Parität Frankfurt a. M.
Weizen, Wetterauer 900950 Millionen Mark, Roggen 750775 Mil=
lionen
Mark, Sommergerſte für Brauzwecke 750850 Millionen Mark,
Hafer, inländiſcher 700800 Millionen Mark, Weizenmehl, ſüdd. Spezial=
Null 18002200 Millionen Mark bei Waggonbezug ab Mühlenſtation,
Weizen=, Roggenmehl 13001500 Millionen Mark, Weizen= und Roggen=
kleie
375 bis 400 Millionen Mark. Tendenz feſt.
wb. Berliner Produktenbericht. Politiſche Beſorgniſſe
und die ſtarke Aufwärtsbewegung der Deviſenkurſe veranlaßten im Pro=
duktenverkehr
eine ſcharfe Steigerung der Preisforderungen und ein
außerordentlich eingeengtes Angebot. Zu ſehr bedeutend geſtiegenen
Preiſen nahmen die Mühlen in vermehrtem Umfang Ware auf, zumal
der Weſten dringenden Begehr für Mehl zeigte. Roggen wurde zu weit
auseinanderliegenden Preiſen gehandelt. Gerſte ſtieg unter großem Be=
gehr
für Graupenfabriken und Futterhändler. Die Brauereien waren
wegen der Geldknappheit zurückhaltend. Hafer wurde hauptſächlich für
den Weſten verlangt. Für Raps zeigte ſich lebhafte Nachfrage. Futter=
ſtoffe
wurden teurer bezahlt bei ruhigem Handel für den Konſum.
F
Horſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 1. Oktober 1923.
(Eigener Bericht.) Die außerordentlich ungünſtige außer= und inner=
politiſche
Lage hatte heute ein außerordentliches Anziehen der Kurſe am
Deviſenmarkte zur Folge Kabel Neu=York kam mit 345 Millionen
Mark zur Notiz. Am Effektenmarkte löſte die Deviſenſteige=
rung
im Zuſammenhang mit dem flüſſigen Geldmarkte eine Hauſſe aus.
Die Kurſe gingen bei anfangs lebhaftem Geſchäft ganz weſentlich in die
Höhe. Bei etwas ruhigeren Umſätzen blieb man im weiteren Verlauf
in feſter Haltung. Im Einklang mit der Deviſenſteigerung verkehrten
wertbeſtändige Anleihen in ſehr feſter Haltung. Weſentlich höher waren
auch ſämtliche ausländiſche Renten gefragt.
Am Chemieaktienmarkt lagen die Kurſe anfangs 2/300 M.
höher und zogen zum Schluß weiter an. Bad. Anilin plus 500 M.,
Griesheim plus 300 M., Höchſter plus 230 M. Rationiert waren Scheide=
anſtalt
bei 1150 M. plus 250 M.
Elektriſche Werte lagen ſämtlich weſentlich höher, u. a.
A. E. G. 500 M. plus 215 M., Reiniger, Gebbert u. Schall 219 plus 90 M.,
Voigt u. Haeffner 80 plus 27 M. Peters Union 80 rat. plus 30 M.
Von Maſchinen= und Metallwerten lagen höher Hirſch
Kupfer plus 1000 M., Karlsruher plus 120 M., Sichel plus 200 M.
Zuckeraktien waren ſämtlich rationiert und wurden ca. 150 M.
höher notiert.
Faſt verdoppelte Kurſe gab es bei ſämtlichen Montanwerten,
ſo beſonders Gelſenkirchener plus 3500 M., Harpener plus 1850 M.,
Rheinſtahl plus 1000 M.
Von Bankaktien waren beſonders Diskonto 650/1100 M. leb=
haft
gefragt und konnten ihren Kurs faſt verdreifachen.
Am Einheitsmarkt ergaben ſich infolge Materialmangels wie=
der
zahlreiche Rationierungen. Genannt ſeien Badenia plus 25 M.,
Armaturen Klein plus 160 M., Beck u. Henkel plus 180 M., C. W. Kemp
plus 55 M.
Im freien Verkehr zogen die Kurſe ebenfalls kräftig an
man hörte hier: Beckerſtahl 850 M., Beckerkohle 825 M., Benz 250 M.,
Brown Boveri 110 M., Contibank 29 M., Deutſche Handelsbank 5 M.,
Georgi 30 M., Growag 39 M., Karſtadt 80 M. Kayſer Waggon 22 M.,
Meyer Textil 55 M., Raſtatter Waggon 160 M., Kabel Rheydt 920 M.,
Tiag 55 M., Ufa 185 M.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Innerpolitiſche
Beſorgniſſe und ein ſcharfes Anziehen der Deviſenkurſe im Vormittags=
verkehr
veranlaßten einen außerordentlich bedeutenden Kaufandrang am

f
Geld
Brief Geld Vefe
Brief Vorat. Antwerpen=Brüſſel:..
Holland ..... . . . .. . . .." 10874215.
78802500 10325750.
79197500. 18433750.
156
Wao e
325000 18546250.
158375000.
503750000 London .......... .... 872812000. 877 187000. Paris ....... . . .. .. . .. 13566000. 13 634000. 43690650. 23809350. Schweiz... .. . . . . .... 33 416250. 33 582750. 60 847503. 61152500. panien .. . ... ....... 30 174375. 25625 46882500. 47 117500. Italien .............." 9755500. 9844500. 15 960000. 16 040000. Liſſabon=Oporto. . . . . .. T.. Dänemark .. . . . . . . . . ." 36 907500. 37092500 2842500. 63 157500. Norwegen ............" 915000 34 035009. 5 80000. 56 140000. Schweden .. . . . . . .. . . ." 44 638 25. 44361675. 4787500. 85 212500. Helſingfors ........... 186250. 5 51,750. 9476250. 9523750. New=York ..........." 2u6 482500. 207517500. 344 137500. 345 862500. Deutſch=Oſterreich (abg. 29675 5.25 298242.75 476300. 478700. Budapeſt.. . . . . . . . . . .. 10224 50 0275.50 75
16458 15 541.25 Prag ............ .... 6 234375.
1596000. 6625325. 10272750. 10927250. Sofia ..............." 1 604000.

2. Oktober 1923 Nr. 272

Effektenmarkte. Die Kurſe erfuhren infolgedeſſen bei fehlendem An=
gebot
ſehr beträchtliche Steigerungen, die auf manchen Umſatzgebieten,
wie z. B. auf dem Montanmarkte, nahe an eine Verdoppelung des bis=
herigen
Standes heranreichten. Valutapapiere wurden entſprechend den
Deviſennotierungen teurer bezahlt. Die Furcht vor einer weiteren Ver=
ſchlechterung
der Papiermark reizte alle Kreiſe; zur Erwerbung von
Effekten. Die amtliche Meldung von den Vorgängen in Küſtrin wirkte
zwar übertriebenen Gerüchten entgegen, vermochte aber nicht die Hal=
tung
der Börſe weſentlich zu ändern. Die Spekulation zeigte einige Un=
ſicherheit
und ſchritt zum Teil zu Abgaben, doch wurde hierdurch ein
beſonders ſcharfer Kursdruck nicht ausgeübt. Im allgemeinen blieben
die anfänglichen Steigerungen ziemlich behauptet. Nach der amtlichen
Feſtſtellung zogen die Deviſenkurſe von neuem ſcharf an. Der Dollar
wurde mit 340 bis 350 Millionen genannt. Dieſer Umſtand machte die
Börſe gegen weiteren Rückgang widerſtandsfähig, ſodaß die Abſchwä=
chungen
gegen die Anfangsnotierungen nur geringen Umfang zeigten.
w. Deviſenmarkt, Franffurt a M., 1. Oktob. Telegr. Auszahlungen:

w. Deviſenmarkt. Berlin, 1. Oktober Telegr. Auszahlungen für:

Ge
Gete
Briel e
B66
Briei 2o rat.
Amſterdam=Rotterdam ... .. 2500.
244 Vauee 94762500. 5237500. Zrüſſel=Antwerpen .. . . . . . .. 9250. 320750. 12568500. 2631500. Chriſtiania . . . . . . . . . . . . .. . ... 5336500. 5463500. 304000 6000.
849 Kopenhagen ............... 32000. 2847 1000. 092000. 43308000. Stockholm .. . . . . . . . . . . . . . .. 2294000. 42506000. 2239000.
64 6456 1000. Helſingfors ................ 4389000. 11000. 109 250. Italien . .. ..... .. .. . . ... ... 7281750. 50.
23, 1275 London ............ ....... 23187560. 12500 P
1097 1000 New=York .... . .. . ... . ...." 59-00000. 9406000. 24 1395000 2= Paris .... ... . . .... . .... .... 9775500 324500 147630 483700 Schweiz.. . . . . . . . . . . . . . .... 28329000. 470000. 3092000. Spanien ................... 21945000. 2055000. 10.
329 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg. 224137. 22556z. 210. Prag ....... ...... ... ... .. 3000. 4812000. 731
1338 1. Budapeſt . . . . . . . .. . . . . ... .. 7980. 3020. 7304. Buenos=Aires .. .. .. . . . . .. . ." 53067000 333000. 80199000. 01000 AS Bulgarien ... .......... .. .. 1536100 4437 * Japan ............. ..... .. 76807500. 192500. 3702500. Rio de Janeiro ............" 62000 9. 942500 3 Belgrad. . . . . . . .. . . .. . .. . . . . 1855350. 1864650. 2793000. 2607000. Liſſabonn. . . . . . . . . . . . . . .. ... 6982500. 7017500. 9576000. 9624000. Sofia.... . . . . . ............"

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung,
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 %=

Aktiengeſ. ſür Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug
Bismarckhütte .........
Braunkohlen=Brikett ...
Bremer Vulkan .......
Wolle. ... . . . . .."
Chem. Heyden .........
Weiler ........"
Deutſch=Atlant. Tel.. . .
Deutſche Maſchinen ....
Deutſch=Niedld. Tel. ...."
Deutſche Erdöl ......."
Deutſche Petroleum ...
Dt. Kaliwerke ..
.....
BerkinKarlsr
er Ind.
Donnersmarckhütte . . . .
Dynamit Nobel ........
Elberfelder Farben ....
Elektr. Lieferung ......."
R. Friſter ............"
Haggenau Vorz. ......
Gelſenk. Gußſtahl ....
Geſ. f. elektr. Untern. . .
Halle Maſchinen .......

28. 9 . 10 28. 475000
600/00 8000
000 Han. Maſch.=Egeſt.. . . . . l50000 Hanſa Dampfſch.. . .. . 520000 1000000 11500 Hemoor Zement ...." 180000 80000 Hirſch Kupfer. .. . . . . . . 210000 275000 440000 Höſch Eiſen .........." 12800 00 16 Hohenlohe Werke ..... 160000 810000 1150000 Kahla Porzellan ...... 250
*6 2600000 Lindes Eismaſch.. . . . . . Lingel Schuh .... . . .." 25500 200 Linke & Hofmann. . . . . 113000 660000 1000 L. Loewe & Co. ...... 1165000 480000 4500 Lorenz ............ 1350 295000 460000 Meguin.

.. 1000 .....
N. Lauſit 900000 2500000 3250000 Nordd. Gummi .. . . . . . 400 Orenſtein ......."
..... 6250 1800000 e000000 Rathgeber W.
n.. . . 330000 2250000 3600 0 Rombacher Hüttten .. . 25000 00
35000 Roſitzer Zucker ....... 90000 2700 42000 Rütgerswerke. . ... . . . . 615000 840000 130
100 Sachſenwerk ... . . . . . .." 115040 180 ( Sächſiſche Gußſtahl ...! 80000 120/ ( Siemens Glas. 000 af Volkſtedter Por 300 900000 1200000 Weſtf. Eiſen Langendreer 750000 375000 2000 Wittener Gußſtahl .... 1 250000 340000 Wanderer=Werke ..... . 315000 1 340060

. 10.
Ss
82:

350
24

100
850000

100
9
90

52500
00
85
ae
00

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000%=

Frankfurter Kursbericht vom 1. Oktober 1923.

28. 9. 1. 10. Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
79 Oeſt. Staatsb. 9. Em. .. . 28. 9. 160 350 Oeſt. Staatsb. v. 1885. 4000 14 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz v. 1895 ..
Rudolfb. (Salzkammerg.). 174 Anatolier I............" 850000 Salon Conſt. Jonction.. 2. Salonique Monaſtir ..... 170000 16 2000 Tehuantepe . . . . . . . . . .." 2000 4½%
. Pfandbriefe. 3800 Frankf. Hyp.=Bank 1920... 3500
35 5000 Frar
nkf. H. Krd.=Ver. 1921 2000 Mein. Hyp.=Bank 1922 ... 1922 ..
Pfälz. Rhein. 1923 .. verl. ...
3% üdd. Boden=Cred.=Ban München 1906 ............
4000 4a
% Heſſ. Ldhhp.=Bank Pfdbr D Heff. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
½%
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte. Darmſt. v. 1919 bis 1925. Darmſt. v. 1905 ....... % Fronkfurt v. 1913 .... . .."
v. 1903......." 4½
425 Mainz. v 1919 bis 1926. 14000 19000 Zadenkohlen ............"
9e
Sachſenkohlen ..... ....." 950000
165000 30000 50000 6% Heſſ. Braunkohlen ........" 58000 60000 Bank=Aktien. 5000 8000
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein ........." 35000
16 Berliner Handelsgeſellſchaft .. 50000 Commerz= und Privatbank ..." 43000 Darmſtädter u. Nationalbank. 40000 50000 Deutſche Bank ............. 95 350000 620000 DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank 150000 781000 Deutſche Vereinsbank ........ 3500 370000 Disconto=Geſellſchaft .. . . .. . .." 440000 370000 360000 Dresdener Bank ............
Frankfurter Bank ........... 00
175(
34000 000
Metallbank. . .
... 103000 Mitteldeutſche Er=
ebitbank
..... 10000 45000 8500 Oeſterreichiſche Creditanſtalt . . 870 Reichsbank=Ant. ... .. .. . ...."
n. Creditbank . .. . . . . ..."
Rk 2200
5000 Süddeutſche Disconto=Geſellſch. 200000 Wiener Bankverein .. . .. . ..." 27000 Berowerks=Aktien. 700000 Berzelius .................."
Bochumer Bergb. .... ....... 9800 Buderus. .. . . . . . . . . . . .. .. . . .
)t. Luxemburger .. . . . . . . . . .." 1400000 ſchweiler, Bergwerks=Akt.. . . . 3500 000 200 150 Gelſenkirchen Bergw. ........ 3500000 3 6000 barpener Bergbau ..........
Kaliwerke Aſchersleben ....." 3900000 525 7500 80 000 38000 700000 Weſteregeln ......." 1260000 Lothringer Hütte .. .. ........ 1500000 45000 Mannesmann Röhren..... ..." 500000 Mansfelder ................. 680000

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
5% Reichsanleihe. . .. . . .. ....
ooooa-
Doaooo-
½%
..
Dt. Dollarſchätze . . . . . . . . . . .
½%0 1V. und V. Schatzanweiſ.
% VI.IX.
prämienanleihe .........
Zwangsanleihe. . . .. . . . . .. . . ."
ſoldanleihe. . . . . . . . . . ... ..."

% Preuß, Konſols ........."
e
½%

8%
4% Bab. An unk. 1936.... . .
v. 1907......
8½9
% Bahern Anleihe ........."
.
Heſſen unk. 1924 ........
8½% .............
.......
4% Württemberger ........."
Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
. L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
60
4½% v. 1902.... . . . ...."
4%
...
6% Bulgar. Tabak 1902 .....
1¾% Griech. Monopol ....."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .................
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 .... . ... ........
4% Oeſt. Goldrente .. .... . ..
4% einheitl. Rente ....."
5% Num. am. Rente v. 03 ...
4½% Goldrente v. 13 ...
am. konv. ....
48
4% v. 05 ....
42 Türk (Admin.) v. 1908 ...
4% (Bagdad) Ser. I..
II.
4%
4% v. 1911, Bollanl. .
4½½ Ung. Staatsr. v. 14....
49.
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10....
4%0
Kronenrente .....
49
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere. . . ..
5
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr.
4
konſ. innere .....
frrigationsanleihe,
n
*8
5% Tamaulipas. Serie l ..
Oblig. v. Transportanſt.
4
Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
42 Gal. Car: Ludw.=Bahn
6
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
2ſo
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
6%Neue

20 Oeſt. Staatsb. v. 1883....
4% Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.

1. 10

2000000

1200000
200000

451 00
2700
200
20000
4000
5400
19000
450
1100000
320000
45000
1250000
17
3300
1053000
300
42000
3000000
1650000
5300000
5000000
700000(
5750000
1500000
1950000
350000
34 00000
1350000

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
berbedarf . . . . . . . . . . . .. .. ..
Oberſchleſ. Eiſen Caro) ......
önir Bergbau ............
Rhein. Stahlwerke .........."
Riebeck Montan.. . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütte
t.
Ver. Laurahütte . . . . . . . . . . . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
enninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbrän München ... ....
ſchöfferhof (Binding ........
Werger ....................

Akumulat. Berlin ..nns..!
Adler & Oppenheimer .. . . . . .
Adlerwerke (v. Kleyer)......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
nglo=Continental=Guano ...
Aſchaffenburger Zellſtoff .....
adenia (Weinheim).
...."
Badiſche Anilin= u. Sobafabri
jad. Maſchf. Durlach ......."
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg .............
Bahriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel Caſſel) .......
Bergmann El. Werke .... ..."
Bing. Metallwerke. . . .... . . ..
Blei= u. Silberh. Braubach ...
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
gementwerk Heidelberg ... ..."
Karlſtadt .. . . . . .
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ........."
Griesheim Elektron ....
Weiler ter=mer ... . . ..
Daimler Motoren ..

Deutſch. Eiſenhandel)
lin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Bweibrücken ........
Dresdener Schnellpreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm).. . . . . .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
dyckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwert Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher fr. ....."
Elberfelder Farb. v. Baher ..."
Elektr. Lieferungs=Geſ. ... . . ..
Licht und Kraft ....."
Elſäſſ. Bad. Wolle......... . ..
Emag, Frankfurt a. M. .... ..
Emaill- & Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke ........ ... ..
Eßlinger Maſchinen ........"
Ettlingen Spinnerei .........
Faber, Joh., Bleiſtift.. . . . . . . .
faber & Schleicher.........".
Fahr, Gebr., Pirmaſenz.....
Felten & Guilleaume. Carlsw.
Feinmechanik (Jetter) .......
Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.... . . . . . . . ..
Frankfurter Hof ..........."

28. 9. 1 10. 1100000 1950000 300000 2100000 2500000 00000 2500000 300000 3800000 150000 180000 975000 1900000 60000 2000000 1250000 1600000 850000 90000 120000 285000 500000 20 670000 850000 75000 100000 290000 14000 9000
00 1400000 1100000 150000 160000 7600 750000 120000 200000 60000 200000 350000 400000 600000 500000 700000 450000 550000 265000 600000 1800000 2500000 700000 1000000 1000000 95000 120000 240000 900000 1150000 300000 320000 35000 110.00 110000 140000 300000 1000 170000 90000 180000 900000 140000 177000 300000 200000 370000 200000 39000 60000 170000 350000 360000 225000 500000 500t 370000 50000 75000 110000 200000 400000 240000 820000 1000000 7 40000 70000 120000 150000

Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm.. . . . .
Ganz, Ludwig. Tainz .. . . ...
Geiling & Cie. ............."
Gelſenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt Th.. . . . . . .. . ....
inen Stamm
Breffenius, Maſ
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)....."
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armatureni. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .. . . . . .
Hirſch Kupfer u Meſſ.........
Hoch= und Tiefbau ..........
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............
Holzverk Induſtr. . ...... .. . .
Hotel A.=G., München ......."
Hydrometer Breslau... . .. . ..
Inag. . . . . . . . ..............."
Junghans Stamm. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen .. . . . . ."
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher & Co. ............
Lech Augsburg ............."
Lederw. Rothe ............."
Lederwerke Spicharz ......."
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw ........
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt.......
Meguin, Butzbach ...........
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul...... . . . . . .
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Notorenfabr. Deutz.........
Motorenfabrik Oberurſel .....
Neckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Frankfurt a. M. ...
Peter=Union=Frankfurt . . . . . . .
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. .. . . .. .... ...."
Porzeilan Weſſel............
Reiniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm.. . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Lendesdff.
Metall Vorzüge .... . .
Rhenania, Aachen .........."
Riedinger Maſchinen .. . . .."
Rückforth, Stettin ...... .....
Rütgerswerke ..............."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau ...... ...
Schnellpreſſen Frankenthal. . .
Schramm Lackfabrik. . . . . .. . ..
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...

28. 9.
15000
45000
6000
40000
830000
45000
1200000
140000
230000
125000
17500
1750000
2000
660000
95(
450000
1500
120000
200000
300000
1800
5400
6
45000
360000
37500
60000
2-0000
200000
350000
13000
800000
58000
59000
90000

14000
95000
600000
350000
50500
180000
100000
120000
90000
35000
6000
7000
50000
600000
75000
20000
900000
145000
2100000

1. 10.
00000
120000
80000
56000
1100000
80000
270000
1000000
300000
190000
280000
270000
190000
100004
200000
675000
Madſe
290000
300000
300000
700000
80000
635000
50000
450000
350030
84000
400000
2.0000
400000
180000
1000000
90000
100000
110000
400000
220000
135000
400000
80000
200000
180000
210000
150000
500000

120000
87500
140000
180000
1200000
200000
3000000

Schuhfabri Berneis=Weſſe. ..
Schuhfabrik Herz...

Schuhf Teander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff .........."
Sichel & Co., Mainz ......."
jiemens Elektr. Betriebe ....
Siemens G’ asinduſtrie .......
Siemens & Halsfe ..........
Stöckicht=Offenbach=Gummi . . .
Südd. Handelsvereinigung. . ..
Süddeutſche Immobilien ....
hüringer elekt. Lief.-Geſ., Gotha
Uhrenfabrik Furtwängler .....
Veithwerke in Sandbach ...."
Zerein f. Chem. Induſtr. 2
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin ..........."
Zellſtoff, Berlin.. .....
Vogtländ. Maſch. Vorzüge...
Stämme. . .
Voigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . ..
Voltohm Seil ............"
Wahß & Frevtag ............
Wegelin Rußfabrik .........
Zellſtoff Waldhof Stamm.. . . .
Zuckerfabr. Waghäuſel ......"
Frankenthal ....."
Heilbronn ........
Offſtein ........."
Rheingau ........
Stuttgart ......"

.
6000
1
2509
600
310000
4600
4000
560
40
3000
80
460000
90000
700000
90000
65000
53000
130000
15000
300000
30000
37
3,00
500
400000

Ka Schantung E. B..." 180000 Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. Hapag (Paketfahrt) .... . ....." 170000 Nordd. Lloyd .............." 295000 Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn Unnotierte Aktien. Beckerkohle ................" 4500 Beckerſtahl ................ 45 Ber
nz....
oosssssess- M Brown Bo
rt ........ Cont. Handelsbank .........." Hanſa Lloyd ............. 50000 Kabel Rheydt ............. Karſtadt R. ........ ...... 35000 Petroleum Dtſche. ......... 800 Raſtatter Waggon ........... 100000 Text.=Ind. (Barmen (Tiag)... 6500 Afa Film . . . . . . . . . . . . . . . ..." 100000 Maege Bahnbedarf
..........." 45000 Dampfkeſſel Rodberg.. . . .. .. 70000 Helvetia Konſervenfabrik. . . ... 7000 Gebr. Lutz ................. 22500 Motorenfabrik Darmſtadt ... 24000 Gebr. Roeder ............... 70000 Venuleth & Ellenberger ......" 100000 Growag. .. . . . . . .. ... . . . ...." 18000

1. 10.
75000
60000
120000
45000
7000/
601000
5000
6500
4000
000
60000
e
SS
2500
0000
160000
700000
160050
70000
80000
160000
300000
480000
550000
500000
500000
530000
530000
500000

250000

2550000
485000

725000
25000
140000
33000
95000
90000
900000
70000
150000

60000
100000
500000
500000
100000
40000

Bankgeschäft
Fernsprecher 1308, 1309

11Der! 2BerV
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz

Wfß

[ ][  ]

Seite G.

Dariſtädier 2.,/

3.

2 Di 1 23.

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
R..
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
51)
Sie kennen den Herrn auf dem Kai? Der Großherzog
konnte trotz aller Bemühungen, ſeine Stimme nicht ſo gleich=
gültig
machen, als er gewünſcht hätte.
Kennen? Ein wenig. Und Sie Graf, Sie erkannten ihn
doch zum mindeſten!
Der Großherzog machte eine raſche Bewegung, um ein Tau=
ende
fortzuſchieben, das ohnehin ganz richtig lag.
Wenigſtens haben Sie ihn lange genug betrachtet, fuhr
Philipp unbarmherzig fort.
Der Großherzog zuckte die Achſeln.
Die Epiſode, war ja eigentümlich, ſagte er, aber hatte
dabei das Gefühl, daß ſeine Stimme nichts weniger als über=
zeugend
klang. Und wieder kam ihm ein Gedanke, der mit
jedem Male, wo er auftauchte, immer abſurder erſchien: dieſer
Profeſſor weiß etwas! Er weiß etwas. Er wurde ärgerlich
auf ſich ſelbſt, dann auf den Profeſſor.
Ach, Hoheit, alles, was nunmehr geſchieht, iſt in meinen
Augen myſtiſch. Dieſer Börſencoup, für den wir keine Erklä=
rung
finden können . . . Unſere ganze Staatsſchuld von einem
Unbekannten aufgekauft . . . Und dann im nächſten Augenblick
Revolution auf der Inſel und ſeine Spekulation zunichte
gemacht . . .

Sie haben recht, Paqucno, die Ryſierien überſtürzen ſich
geradezu. Seit Jeronimo dem Glücklichen hat ſich in Minorca
nicht ſo viel zugetragen. Ich kann mir denken, daß dieſer Bör=
ſenſpekulant
augenblicklich nicht ſchlecht fluchen wird! Ich hätte
gerne alles gegeben, was ich habe, was allerdings nicht viel iſt,
um ſein Geſicht zu ſehen, als er das Telegramm von der Revo=
lution
las! Ja, um nur eine Ahnung zu haben, wer er iſt
Der würde mir Glück auf die Reiſe wünſchen, wenn er wüßte
daß ich auf dem Wege nach Minorca bin, um die Aufſtändiſchen
zu züchtigen.
Ach, möchten ſich Hoheit doch durch dieſe Reiſe nur nicht
in zu große Gefahren ſtürzen!
Ach was, alter Cſteban, damit werden wir ſchon fertig
werden beim heiligen Urban von Majorca, ſehen Sie, ſehen
Sie doch!
Der Großherzog verſtummte plötzlich, legte ſeine Hand auf
Senjor Paquenos Schulter und ſtarrte an ihm vorbei, nach dem
Treppenaufgang der Paſſagierabteilung. Sah er richtig, oder
war es eine Halluzination? Oder hatte er am Abend vorher ge=
träumt
, als er in Profeſſor Pelotards Frau eine Dame von 40
bis 45 Jahren geſehen hatte, die ſich für ihr Alter etwas zu
jugendlich kleidete? Entweder hatte er damals geträumt, oder
war dies ein neues Myſterium zu all den anderen: denn dort
auf der oberſten Stufe der Treppe, von dem weißen Frühlings=
morgenlicht
beleuchtet, ſtand, die Hand auf dem Geländer, den
einen Fuß vorgeſtreckt, um ihn auf das Deck zu ſetzen, Madame
Pelotard. Aber eine Madame Pelotard, die nicht mehr an die
erinnerte, die er geſtern geſehen, als der Frühling an den Win=

Rumiiter 222.
ter erinnert, als dieſer friſche Märzmorgen an einem November=
abend
. Sie ſtand da ſchlank und geſchmeidig, mit einem Geſicht,
das ebenſo jung und friſch war wie das Morgenlicht und mit
blauen Augen, die ſo ſtrahlten wie das Mittelmeer rings um ſie.
Der Wind, der die Wellen tanzen ließ und an dem Takelwerk
der kleinen Jacht zerrte, legte ihr Kleid eng um die plaſtiſche
Linie ihres Körpers.
Madame Pelotard ſah den Großherzog, den angeblichen
Grafen von Punta Hermoſa, und ſeinen Freund und kam mit
einem munteren Lächeln auf ſie zu. Sie bewegte ſich auf dem
Verdeck, als wäre ſie ſeit ihrer Kindheit über Schiffsplanken
gegangen.
Welch entzückender Morgen! Haben Sie gut geſchlafen,
meine Herren?
Vortrefflich, Madame, ſagte der Großherzog, der ſich mit
einer Verbeugung erhoben hatte. Und Sie ſelbſt? Wollen Sie
uns das Vergnügen machen, ſich hier bei uns niederzulaſſen?
Danke, ſagte ſie, und ſetzte ſich auf die Deckkiſte. Der Groß=
herzog
ſtarrte ſie gegen ſeinen Willen an und verſchlang jede Be=
wegung
, die ſie machte, mit den Blicken. Plötzlich lächelte ſie ihn
ein bißchen ſpöttiſch an, und er verſuchte ſtammelnd, ſein Ver=
ſehen
zu entſchuldigen.
Madame, ſagte er, ich muß um Verzeihung bitten, daß ich
Sie ſo angaffe aber aufrichtig geſagt, habe ich noch nie eine ſo
wunderbare Wirkung einer Seereiſe geſehen.
Wieſo?
Er zauderte, unſicher, was er ſagen, ſollte, ſie ſah es und
fing zu lachen an.
(Fortſetzung folgt.)

Familiennachrichten

O Gottes Güte schenkte
To uns einen kräftigen
*
Sonntagsjungen.
Dies zeigen in dank-
barer
Freude an
Alfred Zimmermann
und Frau Elise, geb. Suter
Darmstadt, 30. Sept. 1923
(*25820

Martha Brückmann
Arthur Meyer
VERLOBTE

Bürstadt
b. Worms

Darmstadt
Bleichstr. 26

(*25848

Heute früh wurde mein lieber
Mann, unſer herzensguter Vater
und Großvater
Serr Onlgenn Seipel
Privatmann
im 75. Lebensjahr von ſeinem Lei=
den
erlöſt.
Die trauernd Hinterbliebenen:
Familie Tempel
Familie Pabſt.
Darmſtadt, 1. Oktober 1923.
Ludwigshöhſtr. 25.
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 3. Okt, nachm. 3 Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt. (*25849

Palast-Lichtspiele

Dr. Jim

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Unſerherziges, einziges Töchterchen,
Schweſterchen. Enkelchen u. Nichte
Oda
wurde uns plötzlich im Alter von
3½ Jahren durch den Tod entriſſen.
In tiefer Trauer:
Familie Fritz Kühne u. Verwandten
Orangerieallee 17.
Darmſtadt, 30. September 1923.
Beerdigung findet ſtatt Dienstag
nachmittag 3 Uhr alter Friedhof,
Nieder=Ramſtädterſtraße, (*25868

Zwel Waggon
Winter-Zwiebeln
eingetroffen, (*25883
Anton Braunwarth
Ernſt=Ludwigſtraße 3.

Bollſtreckung von Räumungsurteilen.
Die bisherige auf Grund des § 5ader
Verordnung zum Schutze der Mieter vom
22. Juni 1919 und des § 9 der Verordnung
betr. Maßnahmen gegen Wohnungsmangel
vom 23. September 1918, 11. Mai 1920 ge=
troffene
Anordnung über die Vollſtreckung
von Räumungsurteilen bleibt mit Zu=
ſtimmung
des Heſſ. Miniſteriums für Arbeit
und Wirtſchaft vom 27. September 1923
zu Nr. M. A. W. 26863 für alle Fälle
in Kraft, in denen das gerichtliche Räu
mungsurteil vor Inkrafttreten des Mieter=
ſchutzgeſetzes
vom 1. Juni 1923 alſo vor
dem 1. Oktober 1923 erlaſſen worden iſt.
Darmſtadt, den 29. September 1923.
Der Oberbürgermeiſter. (st.7708

Kartoffelverkauf.
Wegen nicht rechtzeitigen Eintreffens
der Kartoffeln kann der Verkauf derſelben
heute, Dienstag, den 2. Oktober, nicht
ſtattfinden. Wann der Verkauf ſtattfindet,
wird ſpäter bekanntgegeben.
(7707
Lebensmittelamt.

Hierdurch teilen wir allen Ver=
wandten
u. Bekannten mit, daß mein
lieber Gatte, unſer Vater, Schwie=
gervater
, Großvater u. Schwager
Herr

Sattler
im 59. Lebensjahre plötzlich ver=
ſchieden
iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Dintelmann
Familie Lipp.
Die Beerdigung findet heute Diens=
tag
nachm. 3½ Uhr auf dem Wald=
(7706
friedhof ſtatt.

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Frau Wilhelmine Mülberger
geb. Wider.
Die Einsegnung findet Dienstag Nachmittag
3 Uhr im Sterbehause, Friedrichstraße 40, statt.
Frau Elisabeth Mülberger.
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Darmstadt, 30. September 1923.

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15, Stb., nu=
urmittag
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*2585