Anzeigenſchlüſſel 30000.
Einzelnummer 4 Millionen Mark
Bezugspreis:
Bei wöchentl. 7 maligem Erſcheinen (freibleibend)
monat=
lich 6 910000M. und 590/000 M. Abtragegebühr. Abholen
7050000, durch die Agenturen 7500000 M. frei Haus.
Be=
ſiellungen nehmen entgegen: die Geſchäftsſtelle
Rhein=
ſir. 23 (Fernſprecher 4, 2390 u. 2394), die Agenturen und
alle Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht
übernom=
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur
Kür=
zung des Bezugspreiſes. Beſſellungen und Abbeſſele
lungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
Poſiſcheckionto: Frankfurt a. M. 1301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 270
Sonntag, den 30. September 1923 186. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 200 Mark,
Finanz=Anzeigen 300 Mark, Rellamezeile (92 mm
breit) 4050 Mark. Anzeigen von auswärts 300 Mk.
Finanz=Anzeigen 450 Mark, 92 mm breite
Reklame=
zeiſe 4350 Mark. Dieſe preiſe ſind mit der jeweils
gültigen Schlüſſelzahl zu multiplizieren. — Im
Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit
uſw., erliſcht jede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigenaufträge und Lefſtung von Schadenerſatz.
Bei Konkurs oder gerſchtſcher Beſtreibung fällt
ſeder Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.
An das beſſiſche Volk!
Der paſſive Widerſtand an Rhein und Ruhr iſt abgebrochen
worden. Die Anordnungen, um das Wirtſchaftsleben wieder in
Gang zu bringen, die hierfür erforderlichen Weiſungen an die
Beamten und die übrige Bevölkerung ſtehen bevor. Die
Wieder=
kehr geordneter Verhältniſſe im beſetzten Gebiet wird neue
Auf=
gaben, neue Schwierigkeiten bringen. Die rheinheſſiſche
Bevöl=
kerung ſoll Gewißheit haben, daß Reich und Land tun werden,
was in ihren Kräften ſteht, um dieſe Schwierigkeiten zu
über=
winden.
Unſer Dank gilt heute den Bewohnern unſeres Landes im
beſetzten Gebiet für die Opfer, die ſie in den vergangenen
Mo=
naten gebracht haben. Der leitende Gedanke jahrhundertelanger
deutſcher Geſchichte war die Einheit des Reiches. In ihr
er=
kannte man zu allen Zeiten die Grundlage für Sicherheit und
friedliche Arbeit, den Weg zu Glück und Wohlſtand. An dieſem
Gedanken feſtzuhalten, iſt das Gebot der Stunde. Nur im
Rah=
men des Reiches kann rheiniſches Land einer beſſeren Zukunft
entgegenſehen.
Jetzt, wo ein neuer Abſchnitt für die beſetzten Gebiete ſeinen
Anfang nimmt, darauf hinzuweiſen, iſt uns heilige Pflicht. Haltet
feſt am einigen deutſchen Vaterland, allen Stürmen zum Trotz!
Darmſtadt, den 28. September 1923.
Heſſiſches Geſamtminiſterium.
Ulrich. von Brentanv. Henrich. Raab.
Vom Tage.
Der Stand der ſchwebenden Schuld an diskontierten
Schatzanweiſungen am 10. September 1923 betrug 2 380 727 774 277 Mk.,
der vom 30. September 7 342 176 825 477. Die ſchwebende Schuld hat
demnach in der Zwiſchenzeit um 4961,5 Millionen Mark zugenommen.
Die berufsſtändiſchen und gewerkſchaftlichen Verbände in
Düſſel=
dorf haben die Bevölkerung aufgefordert, den 30. September als
Totenſonntag, zu begehen, indem ſie ihre Häuſer nicht verlaſſen.
Man hofft, dadurch die Anhänger der Rheiniſchen Republik zu iſolieren
und jede Aktion der Sonderbündler zu vereiteln.
Die ſozialdemokratiſche Volksſtimme in Wiesbaden iſt
von den Beſatzungsbehörden erneut auf die Dauer von drei Monaten
verboten worden.
Havas meldet aus Koblenz: Die Rheinlandkommiſſion hat
Weſter=
manns Monatshefte wegen angeblich beleidigender Artikel auf
drei Monate für das beſetzte Gebiet verboten.
Der Kölner Berichterſtatter der Daily News ſchreibt, Berichte aus
allen Rheinlandsteilen beſagten, daß trotz aller gegenteiligen Einflüſſe
die Bevölkerung der Rheinprovinz der
Zentral=
regierung weiterhin vollſte Unterſtützung gewähre.
Miniſterpräſident Poincaré hat mit dem franzöſiſchen
Delegier=
ten in der Reparationskommiſſion verhandelt.
Poincaré wird am Sonntag im Generalrat des
Magsdeparte=
ments in Bar le Duc ſich über die innenpolitiſche Lage
ausſprechen.
Der Arbeiterführer Clynes erklärte in einer Rede in Huddersfield,
eine Rebolution in Deutſchland würde ernſter ſein als in Rußland.
Millionen Menſchen würden davon berührt. Es müſſe alles getan
wer=
den, um eine franzöſiſch=deutſche Uebereinkunft über
die Reparationen zu beſchleunigen.
Am kommenden Montag beginnt in Madrid der Prozeß gegen
die Mörder Datos.
Die Boche.
„Reichspräſident und Reichsregierung verſichern hierdurch
feierlichſt vor dem deutſchen Volk und vor der ganzen Welt, daß
ſie ſich zu keiner Löſung verſtehen werden, die auch nur das
kleinſte Stück deutſcher Erde vom Deutſchen Reich loslöſt. In
der Hand der Einbruchsmächte und ihrer Verbündeten liegt es,
ob ſie durch Anerkennung dieſer Auffaſſung Deutſchland den
Frie=
den wiedergeben oder mit der Verweigerung dieſes Friedens die
Folgen herbeiführen wollen, die daraus für die Beziehungen der
Völker entſtehen müſſen.” Mit dieſen beiden Sätzen weiſt die
Pcoklamation, mit der die deutſche Reichsregierung den Abbruch
Ses paſſiven Widerſtandes an Rhein und Ruhr verkündete, auf
den Angelpunkt der Lage mit aller nur wünſchenswerten
Klar=
heit hin. Es hat vielleicht an einem bedauerlichen Regiefehler
gelegen, wenn hier und da in der deutſchen Oeffentlichkeit
wäh=
rend einiger Tage eine gewiſſe Unſicherheit über die Auffaſſung
der Reichsregierung beſtand. Die Waffe des paſſiven
Wider=
ſtandes, darüber ſollte man ſich keinerlei Illuſionen hingeben,
war ſturmpf geworden, und da die ungeheuren finanziellen
An=
forderungen, tvelcher der paſſive Widerſtand an das Reich
mittler=
weile ſtellte, die Gefahr in greifbare Nähe rückten, daß eine
finan=
zielle Kataſtrophe die Kräfte des deutſchen Volkes gänzlich lahm
legte, entſchloß ſich die Reichsregierung aus dieſer Lage die
Kon=
ſequenz zu ziehen, und es verdient feſtgeſtellt zu werden, daß auch
der deutſchnationale Dr. Helfferich im Auswärtigen Ausſchuß
rund heraus erklärt hat, daß nach ſeiner Meinung der paſſive
Widerſtand nicht mehr fortgeſetzt werden könne. In ein neues
Stadium des Kampfes um ſeine Exiſtenz iſt das deutſche Volk mit
dieſem ſchweren Entſchluß der Reichsregierung getreten. Mit
an=
deren Mirteln wird das deutſche Volk ſein Lebensrecht verteidigen
müſſen, und keinen Augenblick haben, wenn wir recht
unter=
richtet ſind, die maßgebenden Stellen in Berlin etwa die
verhäng=
nisvolle Abſicht gehabt, mit dem Abbau des paſſiven Widerſtandes
an Rhein und Ruhr die Kapitulation Deutſchlands einzuleiten.
Es iſt überaus bedauerlich, daß man in Berlin nicht fofort
Ver=
anlaſſung genommen hat, offenbar vorhandene Unklarheiten
hin=
ſichtlich dieſes entſcheidenden Punktes ſofort zu zerſtreuen. Die
maßloſe Agitation der äußerſten Rechten, die ſtellenweiſe wohl
kaum noch zu verantwortende Formen angenommen, wäre im
anderen Falle unmöglich geweſen.
Zu den „ſchwerſten materiellen Opfer für die Freiheit der
deutſchen Volksgenoſſen und der deutſchen Ehre” iſt das deutſche
Volk bereit, und von neuem hat die Reichsregierung in ihrer
Proklamation vom vergangenen Mittwoch dieſe Bereitſchaft
er=
klärt. Dafür jedoch, daß Herr Poincaré nunmehr daran denken
würde, den Verſuch zu machen, Europa den Frieden
wiederzu=
geben, dafür waren die Ausſichten von vornherein gering. Das
Echo, das die Kundgebung der Reichsregierung in Paris
ge=
funden, wuß auch den letzten Optimismus erſchlagen. Die
Auf=
gabe des daſſiven Widerſtandes genügt nach den Ausführungen,
die der Preſſechef der franzöſiſchen Regierung Journaliſten
ge=
genüber machte, durchaus nicht, ſondern die Hauptbedingung, die
vor dem Eintritt in irgendwelche Verhandlungen mit
Deutſch=
land zu erfüllen iſt, iſt nunmehr die Wiederherſtellung
des Tuſtandes vor dem 11. Januar, d. h.
Naturallie=
ferungen an Kohle uſw., wie ſie vor dem 11. Januar erfolgt ſind,
ſollen erſt wieder in vollem Gange ſein, und auch die
Barzah=
lungen ſollen erſt wieder erfolgen. Was dieſe franzöſiſche
For=
derung bei dem Zuſtand bedeutet, in dem ſich die Wirtſchaft
des Ruhrgebiets infolge des franzöſiſchen Friedensbruches
be=
findet, braucht wohl kaum noch näher ausgeführt zu werden.
Nicht um eine wirtſchaftliche Regelung, die in beiderſeits mit
gu=
tem Willen geführten Verhandlungen ſicherlich herbeigeführt
werden könnte, iſt es den Franzoſen zu tun. Die Lande an Rhein
und Ruhr und die Zertrümmerung des Deutſchen Reichs ſind
das unberückbare Ziel Poincarés. „Eine Zuſammenkunft”, ſo
berichtete dieſer Tage eine oppoſitionelle franzöſiſche Zeitung,
„fand am Quay d’Orſay ſtatt, in der, außer dem
Miniſterpräſi=
denten, der Oberkommiſſar des Rheinlandes, Herr Tirard und
Marſchall Foch teilnahmen”. Sie prüften „die ſich jetzt oder
mög=
lichenfalls aus der Ruhrbeſetzung ergebenden wirtſchaftlichen und
finanziellen Probleme‟. Tatſächlich prüfte man, wie die im
Rheinland heirſchende wirtſchaftliche Verwirrung durch
Frank=
reichs imperialiſtiſchen Willen nutzbar gemacht werden könnte.
Die Ohnmacht der deutſchen Regierung gibt einer neuen
Auto=
rität den Platz frei: „Herr Poincaré, auf das Elend der
unglück=
lichen Rheinländer ſpekulierend, wird nicht zögern, ihn
einzuneh=
men. Hat Herr Tirard ihm nicht erklärt, vom Standpunkt der
Rheiniſchen Republik aus, ſei die Gelegenheit ſehr günſtig?” Mit
franzöſiſchem Geld werden im Rheinland ſeparatiſtiſche
Kundge=
bungen fabriziert, und man denkt in Paris und Koblenz daran,
unter dem Schutz der franzöſiſchen Bajonette durch ſeine
Kreatu=
ren die „Rheiniſche Republik” ausrufen zu laſſen. Niemals aben
wird auch die brutale Gewalt der Waffen das deutſche
Rhein=
land vom Reich trennen.
Vor ernſteſten Entſcheidungen ſteht das deutſche Volk, und
um ſo dringender wird die Pflicht der Führung, innerpolitiſch
alles aus dem Wege zu räumen, was die Geſchloſſenheit des
Vol=
kes in den kommenden ſchweren Wochen und Monaten ſtören
könnte. Eine ernſte Gefahr ſchien dem Reich in dieſer Woche aus
der Entwicklung der Dinge erwachſen zu wollen. Die Stimmung
in Bayern war bis zur Siedehitze geſtiegen. Die Ernennung des
früheren bayeriſchen Miniſterpräſidenten von Kahr zum
General=
ſtaatskommiſſar mit diktatoriſchen Befugniſſen hat jedoch
offen=
bar nicht ungünſtig gewirkt, und die Erklärung der bayeriſchen
Regierung, daß ſie ihre Maßnahmen keineswegs als einen Schritt
gegen das Reich ausgelegt wiſſen wolle, im Zuſammenhange
mit dem energiſchen Vorgehen von Kahrs, war wohl geeignet,
manche Bedenken zu zerſtreuen. Formale Fragen dürfen
in einem ſolchen Augenblick unter keinen Umſtänden das
Ver=
hältnis zwiſchen Reich und Ländern trüben. Die Verhängung
des Ausnahmezuſtandes im ganzen Reich war unter den
gegen=
wärtigen Verhältniſſen nur zu begrüßen. Der feſte Wille der
Reichsregierung, unter allen Umſtänden die öffentliche Ordnung
aufrecht zu erhalten, dürfte manche kommuniſtiſche Hoffnung
begraben haben. Eine energiſche Regierung iſt, unſerer
Auf=
faſſung nach, durchaus in der Lage, mit den vorhandenen
Macht=
mitteln den Staat gegen alle Umſturzverſuche zu ſchützen. Sie
wird aber um ſo weniger gezwungen ſein, dieſe Machtmittel
tat=
ſächlich einzuſetzen, je mehr in den Maſſen das Bewußtſein ſich
purchringt, daß eine zielbewußte Führung vorhanden iſt. Eine
zielbewußte Regierung verlangt das Volk, eine Regierung, die
mit eiſernem Willen, allen Schwierigkeiten zum Trotz, den füy
recht gehaltenen Weg verfolgt.
Neae Maßnahmen v. Kahrs.
EU. München, 29. Sept. Im Laufe des heutigen Tages
ſind vom Generalſtaatskommiſſar wichtige Entſcheidungen
getrof=
fen worden. Zunächſt ſind die ſogenannten Schutzabteilungen
der ſozialdemokratiſchen Partei mit ſofortiger Wirkung verboten
worden. Außerdem meldet die Bayeriſche Staatszeitung, daß
das Generalſtaatsſekretariat die Vollzugsverordnung für das
Republikgeſetz außer Kraft geſetzt hat. Ferner iſt zu melden, daß
der Generalſtaatskommiſſar den verantwortlichen Redakteur des
Völkiſchen Beobachter zu ſich kommen ließ, um ihm zu eröffnen,
daß der geringſte Verſuch der hinterhältigen Politik, die Aufgabe
und die Abſichten des Generalſtaatskommiſſars herabzuſetzen,
rückſichtslos beſtraft werden würde. Das Erſcheinungsverbot des
Reichswehrminiſters Geßler für dieſes Blatt hat zunächſt keine
Wirkung.
Paterländiſche Vertrauenskundgebung für v. Kahr.
München, 29. Sept. (Wolff.) Laut München=
Augsbur=
ger Abendztg. hat Generalſtaatskommiſſar v. Kahr dem
Ober=
bürgermeiſter von Nürnberg, Luppe, die Polizeigewalt entzogen.
Aus verſchiedenen Teilen Bayerns kommen vaterländiſche
Ver=
trauenskundgebungen für Herrn v. Kahr. So richtete der
vater=
ländiſche Verband des Allgäus an Herrn v. Kahr ein Telegramm,
in dem er Herrn v. Kahr die unbedingte Gefolgſchaft verſichert
und der Hoffnung Ausdruck gibt, daß Bayern die Führung des
Reiches übernimmt, und darauf vertraut, daß der Verſailler
Ver=
trag, als gebrochen gilt und die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht fordert. Weiter wird der ſofortige Rücktritt
Streſe=
manns gefordert. Die Proteſt=Reſolutionen gegen die
Unter=
werfung kommen auch aus anderen Teilen des Landes. In
eini=
gen wird auch die Einberufung des Landtages verlangt.
Waffenfunde bei der „Münchener Poſt”.
Ueberfälle auf Straßenpaſſanten.
München, 29. Sept. (Wolff.) Wie die Münchener
Polizei=
direktion mitteilt, ereigneten ſich in den letzten Tagen häufig
Ueberfälle auf Straßenpaſſanten, die, wie
feſtge=
ſtellt wurde, von Angehörigen der ſozialdemokratiſchen
Sicher=
heitsabteilungen ausgeführt wurden, weil die Ueberfallenen
Ab=
zeichen einer anderen Parteirichtung trugen. Dadurch ſah ſich die
Polizeidirektion veranlaßt, geſtern abend in den
Redaktions=
räumen der „Münchener Poſt” im Gewerkſchaftshaus und in
verſchiedenen Wirtſchaften eingehende Hausſuchungen nach
Waf=
fen vorzunehmen. Dabei wurden in den Räumen der „Münchener
Poſt” eine Menge leichter und auch einige ſchwere Schußwaffen
nebſt der dazu gehörigen Munition und eine große Anzahl
ver=
ſchiedenartiger Schlagwaffen aufgefunden. Die Angelegenheit iſt
der Staatsanwaltſchaft übergeben worden.
München, 29. Sept. (Wolff.) Nach der Münchener Poſt
haben die Arbeitnehmer der Münchener Betriebe heute
Nachmit=
tag zu den Vorgängen der letzten Tage und zu den
Durchſuch=
ungen bei der Münchener Poſt Stellung genommen. Das Blatt
mahnt die Arbeiter, kaltes Blut zu bewahren. Wenn es aber
ſein müſſe, ſo müſſe die ganze organiſierte Arbeiterſchaft
ge=
ſchloſſen handeln.
Ein neuer Aufruf Hitlers.
FU. München, 29. Sept. Im Völkiſchen Beobachter
ver=
öffentlicht heute Hitler einen neuen Aufruf an alle Ortsgruppen
der nationalſozialiſtiſchen Partei, worin die Vorſttzenden dafür
veranzwortlich gemacht werden, daß alle Mitglieder rückſichtslos
aus der Bewvegung auszuſchließen ſind, die nicht innerhalb zehn
Tagen aus den nicht zum Kampfbund gehörenoen Verbänden
ausſcheiden. Sollte ſich eine Ortsgruppe weigern, dieſer
Auffor=
derung nachzukommen, ſo ſoll ſie als nicht mehr zur Partei
ge=
hörig aufgelöf: werben.
TU. München, 29. Sept. Fürſt Karl Wrede veröffentlicht
wiederum einen Aufrufzur Bildung eines
national=
ſozigliſtiſchen Reiterkorps.
Kein Einfluß des Generalſtaatskommiſſars auf
das Verkehrsweſen.
München, 29. Sept. (Wolff.) In einem Rundtelegramm
der Zweigſtelle Bayern des Reichsverkehrsminiſteriums an
ſämt=
lich Dienſtſtellen heißt es, daß ſich die Notverordnung der
baye=
riſchen Regierung nur auf die Sicherung von Ruhe und
Ord=
nung beziehe. Die Verordnungen des bayeriſchen
Generalſtaats=
kommiſſars ſeien ebenſo wie die des vom Reich als Kommiſſar
aufgeſtellten Wehrminiſters Maßnahmen der vollziehenden
Ge=
walt auf Grund der Reichsverfaſſung. Die Zuſtändigkeit der
Zweigſtelle Bayern des Reichsverkehrsminiſteriums in
eiſenbahn=
dienſtlichen Angelegenheiten werde durch die bayeriſche
Notver=
ordnung nicht berührt. In dienſtlichen Angelegenheiten habe
des=
halb das geſamte Perſonal ausſchließlich den Anordnungen der
Zweigſtelle und den von ihrer Nebenſtelle gegebenen
Anweiſun=
gen Folge zu leiſten.
Ein bayeriſches Oementi.
München, 29. Sept. (Wolff.) Die Korreſpondenz
Hoff=
mann meldet amtlich: Alle Nachrichten, daß die Reichsvegierung
die baheriſche Regierung zu veranlaſſen verſucht habe, den von
ihr über Bayern verhängten Ausnahmezuſtand
zurück=
zunehmen, ſind falſch.
Phantaſien.
* Berlin, 29. Sept. (Priv.=Tel.) Von gewiſſer Seite
wird die Nachricht verbreitet, die behauptet, der
Reichsverbehrs=
miniſter Dr. Oeſer habe in Verhandlungen mit
gewerkſchaft=
licher Seite ſein Einverſtämdnis damit erklärt, daß für den Fall
einer bayeriſchen Aktion gegen die Regierung Streſemann ein
Geveralſtreik der Eiſenbahnbeamten einſetzen ſoll. Wie wir vom
Hauptbeamtenrat im Reichsverkehrsminiſterium hören, trifft
dieſe Nachricht in gar keiner Form zu. Wie uns weiter von
ge=
werkſchaftlicher Seite mitgeteilt wird, haben derartige
Be=
ſprechungen weder mit dem Reichsverkehrsminiſter noch mit
an=
deren Mitglieder der Reichsregierung ſtattgefunden. Falls von
München aus eine Bewegung gegen das Reich verſucht werden
ſollte, würden allerdings die Gewerkſchaften ſelbſtändig von dem
Mittel Gebrauch machen, das ſie bereits während des Kapp=
Putſches zur Anwendung gebracht haben.
Unbegründete Sorge.
Berlin, 29. Sept. (Wolff.) Der Befehlshaber des
Wehr=
kreiskommandos 3 gibt bekannt: In der Preſſe und in der
Oef=
fentlichkeit der Reichshauptſtadt haben Gerüchte über
Zuſam=
wenvottungen in der Umgegend von Berlin erhebliche Unruhe
ausgelöſt. Dieſe Sorge iſt unbegründet. Gegen jeden auf eine
Erſchütterung der Staatsgewalt oder auf eine Störung der
Ordnung gerichteten Verſuch, komne er, woher er wolle, werde
unter rückſichtsloſeſter Anwendung der dem Befehlshaber auf
Grund des Ausnahmezuſtandes zur Verfügung ſtehenden Mittel
eingeſchritten werden.
Engliſche Beſorgnis über Deutſchlands Lage.
London, 29. Sept. (Wolff.) Der Mancheſter
Guar=
dian” befaßt ſich in einem Leitartikel mit der geſtrigen Rede
Baldwins und der Lage in Deutſchland und ſchreibt,
nie=
mals ſei eine Zeit geweſen, wo das „Vertrauen” ſoweit der
gewöhnliche Mann ſehen könne, weniger am Platze war. Die
Einſtellung des paſſiven Widerſtandes ſei nicht das Ende der
Schwierigkeiten, ſondern der Beginn neuer
Schwierig=
keiten für Deutſchland, Frankreich und England. Spiele
Bald=
win mit Worten, oder habe er irgendein Geheimnis zu enthüllen?
Die letzten Berichte aus Deutſchland ſeien
be=
unruhigend. Wenn die preußiſche und die bayeriſche
Regie=
rung die nötigen Maßnahmen gemeinſam träfen, werde es ihnen
zweifellos gelingen, Unruhen zu unterdrücken. Wenn ſie jedoch
aus Mißtrauen gegeneinander träfen, könne der
Bürger=
krieg jeden Augenhlick ausbrechen.
Nummer 230.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. September 1923.
Die deutſche finanzielle und wirtſchaftliche Kataſtrophe macht
ein energiſches Eingreifen der verantwortlichen Inſtanzen zur
ge=
bieteriſchen Notwendigkeit. Die Zertrümmerung der deutſchen
Währung hat Zuſtände geſchaffen, welche auf die Dauer
unhalt=
bar ſind. Darüber allerdings darf man ſich keinen Illuſionen
hingeben, daß die Pläne, eine wertbeſtändige Währung zu
ſchaf=
fen, nur dann verwirklicht werden können, wenn Hand in Hand
damit auch eine durchgreifende Finanz= und Wirtſchaftsreform
geht. Die Beſchränkung aller unproduktiven Ausgaben und die
Steigerung der Produktion ſind unerläßliche
Voraus=
ſetzungen für eine ſtabile Währung. Auch die beſtdurchdachten
Währungspläne ſind von vornherein zum Scheitern verurteilt,
ſolange der Verbrauch des deutſchen Volkes in ſeiner Geſamtheit
die Produktion ſtändig überſteigt. Man darf der Ueberzeugung
ſein, daß dieſe Erkenntnis ſich in breiten Schichten bereits
durch=
geſetzt hat, und Popularitätsgründe dürfen in ſo ernſter Stunde
ſpielen.
Eine harte Lehre hat die Weltgeſchichte dem deutſchen Volk
erteilt, welches im wirtſchaftlichen Aufftieg vergaß, daß es höhere
Güter gibt, die ein Volk ſich nur dann bewahren kann, wenn es
für ſie mit Gut und Blut einzutreten bereit iſt. Schwerſte Opfer
haben in dieſen trüben Monaten unſere Brüder und Schweſtern
an Rhein und Ruhr für ihr Deutſchtum gebracht. Ein leuchtendes
Beiſpiel mögen ſie ſein für uns und eine Hoffnung für die
M.
Zukunft!
Ein Aufruf der Deutſchnationalen.
Koalition.
Berlin, 29. Sept. (Wolff.) In einem Aufruf der
parla=
mentariſchen Vertretung der Deutſchnationalen
Volks=
partei heißt es unter anderem: In unerbittlicher Offenheit
werfen wir in dieſer todernſten Sunde die Schuuldfrage auf.
Wieder einmal unterhöhlte der Marxismus die deutſche
Wider=
ſtandskraft und zerrüttete die deutſche Wirtſchaft, wieder einmal
führt die ſozialdemokratiſch=bürgerliche Koalition, mehr
vertrau=
end auf den Feind als auf die eigene Kraft, das deutſche Volk
dem Elend neuer Kapitulationen entgegen. Für all das Unheil,
das nun erſt recht über uns hereinbrechen wird, trifft ſie die
Schuld. Dem deutſchen Volke rufen wir, getragen von der
Zu=
ſtimmung weiteſter Kreiſe der deutſchen Wirtſchaft, in letzter
Stude zu: Sei bereit! Der Tag iſt nicht mehr fern, an dem
alle pazifiſtiſchen und internationalen Verſtändigungilluſionen
unter der Gewalt der Tatſachen verfliegen werden. Dann iſt
die Stunde der nationalen Regierung da, die mit Die Reparationsleiſtungen wieder aufgenommen.
ſtarkem Willen, komme, was da wolle, den Weg der Rettung
gehen wird.
Anfragen an die Deutſchnationalen.
Berlin, 29. Sept. (Wolff.) Zu dem Aufruf des
Deutſch=
nationalen Volkspartei teilt die Nationalliberale Korreſpondenz
mit, daß der Preſſedienſt der Deutſchnationalen Volkspartei
un=
ter anderem fordere, baß der Zweck des Aufrufs der ſein ſoll,
das deutſche Volk vor Selbſttäuſchung zu befreien. Es kann nur
feſtgeſtellt werden, daß die Deutſchnationale Volkspartei daran
iſt, das deutſche Volk in gefährliche Illuſionen htneinzuführen,
die es überhaupt gibt, nämlich in die, daß der Bürgerkrieg das
einzige Mittel zur Rettung Deutſchlands ſei. Das wäre die
letzte Selbſttäuſchung und das Ende. Wir fragen: Wer hat an
die Verſtändigungsbereitſchaft der Wirtſchaftskreiſe Frankreichs
geglaubt? Der Deutſchnationale Volkspartei=Tag in Görlitz,
auf dem Held bereits im Oktober 1922 erklärte, daß der Tag
gekommen ſei, wo wir uns unbeſchadet der Einſtellung von
Eng=
land und Amerika mit Frankreich gemeinſam über den
groß=
zügigen Plan einigen können. Wer hat denn alle ſeine
Hoffnungen auf England geſetzt? Die Deutſchnationale Volks=
Partei und das Kabinett Cuno. Wer hat es infolge davon
unter=
laſſen, den Ruhrkampf weitſchauend zu organiſieren und ſo
vor=
ſichtig zu finaizieren, daß er jetzt nicht abgebrochen zu werden
brauchte? Das Kabinett Cuno und nicht das Kabinett
Streſe=
mann. Wer fügr jetzt die Möglichkeit eines neuen Bürgerkrieges
hinzu? Wer jetzt denn die Einheit des Reiches aufs Spiel? Die
Deutſchnationale Volkspartei. Sie arbeitet gegen das Kabinett
Streſemann und die Koalition. Sie hat dem Feinde mehr
ge=
traut, als dem deutſchen Volke.
Ein Aufruf der Deutſchen Volkspartei.
Berlin, 29. Sept. (Wolff.) Der Parteivorſtand der
Deutſchen Volkspart ei erläßt folgenden Aufruf:
Parteifreunde! Der Kampf um Rhein und Ruhr iſt zu Ende
gegangen. Der paſſive Widerſtand mußte abgebrochen werden.
Denn das verarmte Deutſchland war nicht mehr, in der Lage,
die Mittel für dieſe Kampfesart aufzubringen. Der Kampf ſelbſt
geht weiter. Er darf nicht mit einer Kapitulation enden.
Deutſch=
land darf keine Bedingungen unterſchreiben, die ſeine Ehre
ver=
letzen, ſeine Souveränität beeinträchtigen, deutſches Gebiet und
Gm
deutſches Volk von deutſchem Land trennen. Die Negierung, an
ihrer Spitze der Reichskanzler Dr. Streſemann, gab wiederholt
die feierliche Erklärung ab, nur unter dieſen Vorausſetzungen
einem neuen Vertrag mit Frankreich und den Alliierten
zuzuſtim=
men. Die Deutſche Volkspartei iſt darin mit allen ihren
Orga=
nen völlig einig, daß der Vertrag, in dem wir eine Kapitulation
annehmen würden, jede Möglichbeit politiſcher und
wirtſchaft=
licher Zukunft in Deutſchland für immer verſchütten würde. Mag
unſerer Generation auch das Schwerſte zu tragen beſchieden ſein, mit dem Hinweis ab, daß ſie die Parole ihrer Gewerkſchaften
ab=
einbar iſt, darf die Unterſchrift der deutſchen Regierung finden. bahnern in Fintrop geſtellt, mit dem gleichen Erfolg.
Darin findet ſich die Partei in voller Uebereinſtimumng mit
ihrem Führer. Sie weiß, daß er zu ſeinem feierlich gegebenen
Wort ſteht. Parteifreunde! In dieſen Tagen ſchwerſter
Entſchlie=
ßungen und des Ringens um Deutſchlands Beſtand und
Zu=
für einen ſeiner Verantwortung ſich bewußten Führer keine Rolle kunft darf keine Eigenbrötelei, kein Partikularismus, kein
ſelbſt=
ſüchtiges Stveben in unſerer Partei Naum gewinnen. Heute ſicht aus, daß die deutſche Regierung die Lage gut in der Hand
gilt nur eines: Mit heißem Herzen für die Rettung Deutſch=
Ausſtreuungen Euer Ohr! Haltet Diſziplin, glaubt an Euere
Führer, glaubt an Euere Zukunft!
Amtliche Richtigſtellung franzöſiſcher
Verdächtigungen.
Berlin, 26. Sept. (Wolff.) Zu der Havasmeldung, die
es für ungenügend erklärt, daß die Reichsregierung lediglich fünf
Gegen die ſozialdemokratiſchebürgerliche Verordnungen zur Organiſierung des paſſiven Widerſtandes
außer Kraft geſetzt habe, während ihrer 100 erlaſſen worden ſeien, nicle hebt hervor, daß die deutſche Eigenſchaft, die Diſziplin, die
iſt feſtzuſtellen, daß tatſächlich nur fünf Verordnungen mit Ge= Deutſchen noch nicht ganz verließe, denn es ſcheine jetzt klar, daß
nun ebenfalls im Reichsgeſetzblatt als aufgehoben erklärt
wor=
den. Die übrigen beſtanden ausſchließlich in
Verwaltungsan=
weiſungen ohne Geſetzeskraft, die niemals im Reichsgeſetzblatt
verkündet worden waren, deren Aufhebung demgemäß auch jetzt
nicht im Reichsgeſetzblatt erfolgen kann. Sie werden auf dem
gleichen Wege, auf dem ſie erlaſſen wurden, nämlich durch direkte
Erlaſſe der dafür zuſtändigen Stellen zurückgenommen werden.
Dieſe Tatſache wurde geſtern in einem Aufruf des Miniſters für
die beſetzten Gebiete zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Berlin, 29. Sept. (Wolff.) Der Reichsminiſter für den
Wiederaufbau hat am 28. September die Bekanntmachung vom
freien Verkehr an Frankreich und Belgien aufgehoben.
Miniſtererlaſſe für Eiſenbahn= und Poſibeamte. Der engliſche Schatzkanzler über die Pariſer
TU. Berlin, 29. Sept. Zu dem Aufruf der
Reichsregie=
rung vom 26. September veröffentlicht der Reichspoſtminiſter
einen Erlaß, wonach auch im Bereich der Reichspoſt= und
Tele=
graphenverwaltung den bisher bekämpften Anforderungen der
Einbruchsmächte kein weiterer Widerſtand mehr entgegengeſetzt
werden ſoll und die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter von dem
paſſiven Widerſtand abzulaſſen haben. Der Reichspoſtminiſter
ſpricht allen Beamten uſw., die treu zu ihrer Pflicht geſtanden
haben, den Dank und Anerkennung der Verwaltung aus und er= und vor Poincarékapituliert habe. Leute, die dieſen
bannten und von ſchwerer Kerkerhaft oder ſonſtigen Unbilden
Betroffenen ſeine größte Fürſorge zuzuwenden. Alle Erlaſſe
und Verfügungen, die zur Abwehr des Ruhreinbruches und der
ſonſtigen Zwangsmaßnahmen der Einbruchsmächte ergangen keinen Unterſchied zwiſchen dem Ziele
Frank=
ſind, werden aufgehoben. Die Poſtanſtalten ſind ermächtigt, den
Poſt=, Telegraphen= und Fernſprechverkehr den
Beſatzungsmäch=
ten im altbeſetzten und Einbruchsgebiet uneingeſchränkt zu
ver=
mitteln, etwaigen Requiſitionen, Zollkontrollen, Zenſurvorſchriften zug auf die beſten und praktiſchſten Methoden, um dieſe
Repara=
oder Beförderungsverboten keinen Widerſtand mehr
entgegen=
zuſetzen und dafür zu ſorgen, daß der Poſt=, Telegraphen= und
Fernſprechverkehr im Intereſſe der ſchwer leidenden Bevölkerung
ſobald als möglich wieder in Gang gebracht werde.
lichten Erlaß die ſeinerzeit ergangenen Anordnungen aufgehoben, nicht war, Deutſchland zu vernichten oder es in Bruchſtücke zu
heute die deutſchen Eiſenbahner durch Plakate aufgefordert, den
Dienſt wieder aufzunehmen. Jeder, der ſich meldet, muß einen
Schein unterſchreiben, in dem er den franzöſiſchen Zivil= und
Militärſtellen, insbeſondere der Regie, mit Eifer und
Ergeben=
keine Aenderung eingetreten.
Ablebnung franzöſiſcher Arbeitsaufforderung.
Kray, 29. Sept. (Wolff.) Hier wurden die
Eiſen=
bahner von der franzöſiſchen Beſatzung aufgefordert, die
Ar=
beit aufzunehmen, andernfalls ſie in ſechs Tagen ausgewieſen
werden würden. Die Eiſenbahner lehnten das Anſinnen
nichts, was mit der Ehre und der Zukunft Deutſchlands unver= zuwarten hätten. Dasſelbe Anſinnen wurde auch den Eiſen=
Engliſches Intereſſe an Oeutſchlands Stabilität
London, 29. Sept. (Wolff.) Die Blätter drücken die
An=
zu haben ſcheine. Der Sonderberichterſtatter des Daily Expreß
lands arbeiten und wirken. Leiht nicht böswilligen und törichten in Berlin glaubt, daß es dem Reichskanzler Streſemann
gelin=
gen werde, das Land aus der ſchlimmſten Kriſis, in der es ſeit
dem Waffenſtillſtand ſtehe, durch alle Schwierigkeiten
hindurch=
zubringen. Daily Chronicle, das Intereſſe der Alliierten an der
Stabilität Deutſchlands hervorhebend, ſchreibt, die Bedingung
für den Abſchluß des neuen Uebereinkommens, das Deutſchland
Intereſſe haben werde zu erfüllen, ſei, daß die Berliner
Regie=
rung ihre Macht über die Nation behält und die Einheit bildet,
mit der zu verhandeln möglich ſei. Es ſeien Anzeichen
vorhan=
den, daß gewiſſe Elemente der franzöſiſchen öffentlichen
Mei=
nung, die wirkliche Reparationen wollen und nicht nur darauf
aus ſind, Deutſchlland zu zerſtückeln, dies einſehen. Daily
Chro=
die Imhaber der Macht in Berlin und München nicht Gegner
ſetzeskraft im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht waren. Dieſe ſind oder Rivalen ſind, ſondern harmoniſch an demſelben Strick
zie=
hen werden.
Verſieckie Annektion.
* Prag, 29. Sept. (Priv.=Tel.) Philippe Millet ſchreibt
in der Prager Preſſe: Die Stellung Frankreichs und Belgiens
ſei auch nach der Einſtellung des deutſchen paſſiven Widerſtandes
ganz einfach vorauszuſehen. Die engliſche Auffaſſung, daß
Frankreich einen Zahlungsplan ausarbeiten würde, ſei
irrtüm=
lich. Frankreich und Belgien würden den Standpunkt vertreten,
daß jetzt erſt das Pfand im Ruhrgebiet anfange aktiv zu
wer=
den, und daß ſie ruhig abwarten könnten, was Deutſchland für
Vorſchläge machen, es welcher Weiſe es ſeine Zahlungen
erledi=
gen und die beſetzten Gebiete zurückerhalten wolle. Frankreich
und Belgien ſeien entſchloſſen, 31 Milliarden Goldmark
13. Januar über die Einſtellung der Reparationsleiſtungen im zu fordern. Eine Räumung des Ruhrgebiets vor vollſtändiger
Zahlung dieſer Summe ſei gänzlich unwahrſcheinlich.
Beſprechung.
London, 29. Sept. (Wolff.) Schatzkanzler Meville
Chamberlain erklärte geſtern in einer Rede in Birmingham
über den Beſuch Baldwins in Paris, Ramſay Macdonald
habe ebenſo wie andere zum Ausdruck gebracht, daß, wenn
Baldwin den Franzoſen ſo ſehr gefallen habe, der Grund
da=
für geweſen ſein müſſe, daß er ſeine Meinung geändert
achtet es für ſeine vornehmſte Pflicht, den aus der Heimat Ver= Erklärungen glaubten, kennten den britiſchen Premierminiſter
nicht, der ebenſowenig ſeine Anſicht grundlos in einigen
Mona=
ten ändern würde, wie er behaupten würde, es beſtehe ein
Ein=
vernehmen, wenn kein Einvernehmen vorhanden ſei. Es gebe
reichs, und dem Englands; beide Länder wünſchten die
Bezahlung der Reparationen zu erhalten, die
Deutſchland durch den Friedensvertrag auferlegt wurden; aber
England ſei anderer Anſicht als die Franzoſen geweſen mit
Be=
tionen zu erhalten. Baldwin habe jenes
perſön=
liche Vertrauen zwiſchen den Leitern Englands
und Frankreichs wieder hergeſtellt, das ſo lange
fehlte und das die Urſache ſo vieler Mißverſtändniſſe und Un=
Nachdem die Reichsregierung den Abwehrkampf an Rhein, einigkeiten geweſen ſei. Chamberlain ſagte weiter: Wir nehmen
und Ruhr abgebrochen hat, hat der Reichsverkehrsminiſter durch aufrichtig die wiederholt von Frankreich abgegebenen
Erklärun=
einen im Reichsverkehrsblatt vom 28. September 1923 veröffent= gen an, daß das Ziel, womit es in das Ruhrgebiet einmarſchierte,
TU. Eſſen, 29. Sept. Die franzöſiſche Eiſenbahnregie hat ſpalten, ſondern die Bezahlung ſeiner gerechten
Schuldforderun=
gen ſicher zu ſtellen. Durch die Tatſache, daß Baldwin die
Hal=
tung Frankreichs vollſtändig zu einer freundſchaftlichen und
ver=
trauensvollen umwandelte, iſt England jedenfalls jetzt, wo der
paſſive Widerſtand der Deutſchen zu Ende geht, und dadurch
heit zu dienen verſpricht. Das Dienſtverhältnis ſoll durch ein eine neue Lage entſteht, in der günſtigen Stellung, die geſam=
Statut neu geregelt werden. Im Beſatzungsregime ſelbſt iſt ten Fragen mit Frankreich wieder
aufzuneh=
men, möglicherweife eine gemeinſame Politik zu entwickeln.
* Darmſtädter Ausſtellungen.
Kunſt und Keramik.
Die neuen Räume der Ausſtellung „Kunſt und Keramik”
Drgen ſeit der Wiedereröffnung eine Fülle von koſtbaren und
Khönen Dingen, die eine zielſichere und geſchmackvoll arrangierte
Aufſtellung gefunden haben.
Sehr repräſentativ wirken die neuen Räume im Parterre,
bie der Beſucher der Ausſtellung zuerſt betritt. In einem
har=
moniſchen Zuſammenklang von Grau, Braun und Gelb im
Grundton geſtimt, der durch die indirekte Beleuchtung ein
be=
ſonders feſtliches Gepräge erhält, ſind hier in einer von Well
Habicht mit ſchönen Plaſtiken künſtleriſch ausgeſtatteten Niſche
koſtbare Qualitätskriſtalle; ferner ſtildolle Lampen nach
Künſt=
lerentwürfen, unter denen beſonders die von Meiſel
auf=
fallen, dann künſtleriſche Keramiken und Porzellane,
Meſſing=
garnituren aus den Münchener neuen Kunſtwerkſtätten uſw.
ausgeſtellt. In tiefblauen Halbbogenniſchen über den
Ausſtel=
lungsſchränken, die rings die Wände umziehen, ſtehen große
keramiſche Figuren= und Gruppenplaſtiken als dauernder
künſt=
leriſcher Schmuck des Raumes. Ganz neuartige
Beleuchtungs=
körper der Max Rösler A.G., Rodach i. Th., geben Lichtquelle
und ſind geſchmackvolle Ausſtattungsſtücke.
Die oberen Räume enthalten wiederum eine Reihe von
Son=
derausſtellungen, in denen, was ein Vorzug der Kunſt und
Kera=
mik iſt, die Wirkungen der Kunſt= und kunſtgewerblichen
Erzeug=
niſſe im Wohnraum überzeugend vermittelt werden, und
zwar mit Einſchluß der Gemälde. Das grüne Zimmer birgt
die Ausſtellung eines Speiſezimmers mit ſchweren wuchtigen
Möbeln in holländiſchem Barock (Firma Glückert). Die
ge=
deckte Tafel ſchmücken koſtbare Stücke des Nymphenburger
Jagd=
aufſatzes ganz in weiß, in der zarten und doch ſo ausdrucksvollen
Modellierung und Kompoſition, die in der lebendigen Bewegung
der Gruppen und Einzelfiguren Triumphe feiert. Ferner das
ſog. Königsgeſchirr, von dem jeder der feinen Porzellandeller
und Schalen eine beſondere Anſicht aus der Umgebung
Nym=
phenburgs zeigt. So iſt jedes Stück einem Original gleichwert.
Bilder von Schels, Theſing und anderen, Konſolen mit Plaſtiken
ſchmüchen die Wände.
Das lila Zimmer enthält vornehmlich Porzellan. In
Vitrinen ſteht eine Sammlung der neueſten Erzeugniſſe auf
die=
ſem Gebiet, die ſogenannte Feuerkunſt von Roſenthal. Schalen,
Teller und Vaſen in eigewartiger Kriſtallglaſur, von zartem,
reiz=
vollem Zufallsmſter in den Kriſtalliſierungen der Glaſur, die
auch dieſen Stücken den Stempel der Originalität aufdrücken.
Dann ſind hier entzückende neue Arbeiten, von Meiſel,
Rauch=
verzehrer und Vaſen, in einer kleinen Vitrine ganz reizend kom=
ponierte Einzelfiguren einer chineſiſchen oder japaniſchen
Muſik=
kapelle von feinem Humor und ſchöner Farbenwirkung,
Amoret=
ten, Lampen und Nippes, Erzeugniſſe der Schwarzburger
Werk=
ſtätten, und vieles andere. Immer wieder kann man die
Arbei=
ten Meiſels, ſeine feine Modellierung und vor allem ſeine
Kennt=
nis des Materials und die Fähigkeit, dieſe zum wirkungsvollen
Ausdruck zu bringen, bewundern.
Das gelbe Zimmer iſt ganz auf chineſiſch=japaniſch
ge=
ſtimmt, d. h. es ſind hier keine ausgeſprochenen Nachahmungen
öſtlicher Kunſt, wohl aber Anklänge, in denen Löſungen
gefun=
den wurden, die ſich unſerem Geſchmack gut anpaſſen. Die
eigen=
artigen Möbel der Firma Alter ſind nach japaniſchem
Vor=
bild in ſchwarzem Lack mit reizvollen Bildverzierungen in
mat=
tem Gold gehalten. Ausgezeichnet die techniſche Arbeit und
künſt=
leriſch der Endwurſ. Beſonders wirkſam iſt die hohe feine
Steh=
lampe in gleichem Stil. Die Tafel ziert Porzellan — weiß mit
grünem Henkel — der Firma Hutſchenreuther, das zwar
nicht von gleichem Stil iſt, ſich aber in der luſtigen
Farben=
zuſamenenſtellung recht gut einfügt.
Im blauen Zimmer ſtehen Vitrinen und Regale mit
Erzeugniſſen von Sebald=Karlsruhe, eine Art Steingut (
Ton=
ſcherben), Teller, Vaſen und Gebrauchsgegenſtände, meiſt mit
reizvollem Ornamentſchmuck oder figürlichem Zierart in grün auf
weißem Grunde nach altengliſchen Vorbildern. Drei große
Pla=
ſtiken (weibliche Figupen) in kolorierter Glaſurkeramik von
Meiſel bezeugen wiederum das von dieſem Künſtler bereits
oben Geſagde. Eine große Etagere birgt eine große Kollektion
Münchener Keramik, die koſtbare Stücke enthält.
Im lila Zimmer ſteht die Tiſchvitrine mit den veizenden
Stücken der Meißener Porzellan=Geldſammlungen und ſonſtigen
kleinen Gedenkplaketten. Eine weitere Vitrine enthält ein ganz
eigenartiges Schachſpiel in Porzellanfiguren nach Entwürfen
von Meiſel. Jede Einzelfigur dieſes Spiels iſt ein kleines
Kunſtwerk in Modellierung und Kompoſition und in der
Be=
tonung des Materialechten. Auch hier wieder Anlehnung an
Japan=China, aber doch recht eigenartig im Entwurf. Weiß
ſind dieſe Figuren und rot mit zartem Goldſchmck. — Die
ſtaatliche Werkſtätte Meißen ſtellt drei Tierfiguren
nach Entwurf von Auguſt Gaul aus, die natürlich gut ſtudiert
und modelliert ſind, denen aber das Charakteriſtikum des
Mate=
rials fehlt. Viel beſſer kommt dieſes in der in gleicher Gruppe
ſtehenden Eule von Max Eſſer zum Ausdruck mit ihren
weichen, vollen, fließenden Formen, der watte Glanz nur in dem
ſchärfer betonten Geſicht und den Fängen durch Härte des
Glan=
zes gehoben. Ein ſtiliſierter Bronzekopf von Anthes, eine
ſtark ausdrucksvolle und feine Arbeit, nimmt ſich in dieſer
Ge=
ſellſchaft recht eigenartig aus.
Der Vortragsſaal endlich enthält außer einer Vitrine mit
kunſtgewerblichen Handarbeiten eine Reihe moderner Gemälde.
Thefing hat ein Stilleben von Kakteen mit einem weißen
Glashirſch ins Gigantiſche projiziert und mit viel Farbigkeit eine
phantaſtiſche Märchenlandſchaft geſchaffen von ſtarker
Bildwir=
kung und eigenartiger Stimmung. Alexander Poſch iſt mit fein
und geſchmackvoll kolorierten Interieurs und Stilleben, Pfeil
mit Porträts und mehreren ſeiner köſtlichen Karikaturen,
Rich=
ter ebenfalls mit Stilleben und ſtimmungsvollen
reichinhalt=
lichen Landſchaften vertreten, ſo daß die Gruppe Poſch=Pfeil=
Richter gut repräſentiert iſt. Von ſtarkem Talent zeugen die
Werke des jungen Darmſtädter Vielmatter, deſſen farbig
reiches Selbſtporträt von zwingendem Ausdruck iſt und
ausge=
zeichnet charakteriſiert. Von dem gleichen Künſtler liegt auch ein
Mappenwerk (Radierungen) aus, von dem einige Blätter
meiſter=
haft ſind, die aber in der Geſamtheit die ſtarke Individualität
des jungen Künſtlers in der Kompoſition und der Linienführung,
beſonders in der Licht= und Schattenwirkung der
Schwarzweiß=
kunſt bezeugen.
Weiter ſind Hofferberth, Hallerſtede und Auguſt
Soeder ſehr gut vertreten; Hofferberth mit Stilleben von
indereſſantem Farbenzuſammenklang, Hallerſtede mit flächia
ge=
maltem, bewegten Seeſtück und Genres, Soeder mit großen
Ge=
mälden von ſtärkſter Farbenwirkung und guter Charakteriſierung
(Sturm an der Oſtſee!)
U. St.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Bühnenjubiläum. Am 1. Oktober d. J. feiert
Generaldirektor, W. Römheld=Darmſtadt ein
Dopteljubi=
läum: das 30jährige Bühnenjubiläum als Schauſpieler, indem
er mit dem 1. Oktober 1893 als erſter jugendlicher Held an das
Stadttheater in Lübeck verpflichtet wurde, und das 25jährige
Jubiläum als Theaterleiter, da er im Oktober 1898 die Leitung
ſeiner erſten Gaſtſpielturnee in Berlin übernahm. Von dem
Schauſpieler entwickelte ſich W. Römheld zum Regiſſeur und
dann bald zu dem Leiter eigener Unternehmungen. In ſeiner
Vaterſtadt Darmſtadt entfaltete Römheld in dem Saalbau= und
Woogsplatztheater eine rege Tätigkeit. Strindberg, Tolſtoi, Gorki
und Wedekind wurden von ihm in Darmſtadt eingeführt.
Be=
deutende Gäſte, wie Agnes Sorma, Matkowski, Adele Sandrock,
Sarah Bernhardt brachte er hierher. In den Nachbarſtädten
Mainz, Worms u. a. wirkte Römheld gleichfalls als Vorkämpfer
für moderne Kunſt. Während des Krieges wurde ihm die
Gene=
roldirektion verſchiedener Feldtheater übertragen. In den letzten
Jahren hat Direktor Römheld in Verbindung mit
Bühnenvolks=
bildungsvereinen u. a. muſtergültige Vorſtellungen in
verſchie=
denen Landſtädten veranſtaltet. In weiten Kreiſen wird man
ſeines Jubiläums mit Dank und Anerkennung gedenken.
Nummer 220.
Seite 3.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. September 1923.
Bedrohliche Lage in Sachſen.
Berlin, 29. Sept. (Wolff.) Der Verband ſächſiſcher
In=
duſtrieller in Dresden hat an den Reichskanzler ein Telegramm
gerichtet, daß er die politiſche Lagein in Sachſen für
ſehr ernſt halte. Nachrichten, die in den letzten Tagen
ein=
gegangen ſind, beweiſen, daß die Sicherheit der Produktion und
der leitenden Perſönlichkeiten noch immer bedroht ſind. Der
Ver=
band erſucht den Reichskanzler, allen Verſuchen entgegenzutreten,
die darauf ausgehen, den Ausnahmezuſtand wieder zu beſeitigen.
Sozialiſtiſch=kommuniſtiſcher Zuſammenſchluß.
U Leipzig, 29. Sept. Der Leipziger Volkszeitung
zu=
folge haben zwiſchen den Sozialdemokraten und Kommuniſten
in Leipzig Verhandlungen ſtattgefunden, als deren Niederſchlag
folgende Vereinbarungen bekanntgegeben wurden: Die
Leitun=
gen der V. S.P.D., K.P.D. und U. S.P.D. ſind
zuſammengetre=
ten und waren ſich darüber einig, daß die Gefahr für die
Arbei=
terklaſſe eine ſo drohende iſt, daß die Lage die höchſte
Alarm=
bereitſchaft der Arbeiter erfordert und daß die
Selbſtſchutzorgani=
ſationen beider Parteien eine Leitung zu bilden haben, die dieſe
Kampfverbände einheitlich führen ſoll. Die Parteien einigten ſich
darauf, fortlaufend in Verbindung zu bleiben, um gegebenenfalls
gemeinſam gegen die Gegner vorzugehen. Den Parteien bleibt
es unbenommen, ihrerſeits die notwendigen Vorbereitungen
für die Abwehraktion der Arbeiterklaſſe zu treffen.
Abgelehnte kommuniſtiſche Forderung.
Berlin, 29. Sept. (Wolff.) Nach einer Meldung aus
Dresden hatte ſich die Kommuniſtiſche Partei an die
Spitzenorga=
niſationen der freien Gewerkſchaften mit der Aufforderung
ge=
wandt, mit ihr zuſammen eine politiſche Rettungsorganiſation zu
orga iſieren, um den Angriffen des Faſzismus gegen das
deut=
ſche Proletaitat entgegenzutreten. Die zuſtändigen Freien
Ge=
werkſchaften haben eine ablehnende Antwort erteilt, und erwarten
von allen Arbeitern, Angeſtellten und Beamten, daß ſie ſich von
dieſer trügeriſchen Parole der Kommuniſtiſchen Partei nicht; zu
unbeſonnenen Aktionen hinreißen laſſen.
Sächſiſches Oementi.
Dresden, 29. Sept. (Wolff.) Die ſächſiſche
Nachrichten=
ſtelle teilt mit: An der Meldung einiger Blätter, daß
proleta=
riſche Hundertſchaften in Sachſen aus ſtaatlichen Mitteln beſoldet
und unterſtützt werden ſollen, iſt kein wahres Wort.
Plünderungen von Lebensmittelgeſchäften.
Dresben, 29. Sept. (Wolff.) Aus Freiberg wird
gemel=
det: Geſtern durchzogen jugendliche Erwerbsloſe die Stadt. Am
Abend kam es wiederholt zu Plünderungen von
Lebensmittelge=
ſchäften. Reichswehrabteilungen ſäuberten die Straßen. Es
wurden derſchiedene Verhaftungen vorgenommen.
Verhandlungen um den Kohlenpreis.
Berlin, 29 Sept. (Wolff.) Die neuerliche Erhöhung der
Lebenshaltungskoſten haben für den Bergbau einen Schiedsſpruch
gezeiligt, der für die beſetzten Gebiete eine Lohnſteigerung um
75 Prozent und für das unbeſetzte Deutſchland um 50 Prozent
für die laufende Woche vorſieht. Infolgedeſſen ſchritten die
Or=
gane der Kohlenwirtſchaft geſtern zu neuen Preiserhöhungen.
Es wurde einſtimmig beſchloſſen, den Netto=Goldmarkpreis im
Ruhrkohlengebiet für Fettförderkohle von 20,98 auf 36,48
Gold=
mark zu erhöhen. Da zu dieſem Preis noch die übrigen
bekann=
ten Auflagen, insbeſondere die Kohlenſteuer, treten, erhielt dieſer
Beſchluß einſtimmig folgenden Zuſatz: Der Reichskohlenverband
und der große Ausſchuß des Reichskohlenrates gehen bei dieſer
Beſchlußfaſſung über die Feſtſetzung der neuen Nettopreiſe,
an=
geſichts der Kohlenpreiſe davon aus, daß durch den Abbau der
Kohlenſteue: eine Erhöhung der Brutto=Kohlenpreiſe (
Brutto=
preis für Nuhrfettförderkohle 38,45 Goldmark) um mehr als
5 Prozent vermieden wird.
Der für das Ruhrrevier gefaßte Beſchluß ſoll grundſätzlich
auch auf die übrigen Reviere ausgedehnt werden. Der Vertreter
des Reichswirtſchaftsminiſteriums beanſtandete für die im
unbe=
ſetzten Deutſchland liegenden Randzechen des Ruhrgebiets und
die übrigen deutſchen Reviere den Beſchluß inſoweit, als durch
ihn die deutſchen Kohlenpreiſe über die Weltmarktparität erhöht
werden. Der Beſchluß macht ſomit ſofortige Entſcheidung der
maßgebenden Stellen hinſichtlich der Kohlenſteuer notwendig, da
der Bergbau erklärte, daß er die erhöhten Löhne aus dem vom
Reichswirtſchaftsminiſterium zugebilligten Preis nur unter
In=
anſpruchnahme der Kohlenſteuer decken könne. Die entſcheidenden
Verhandlungen ſchweben zurzeit.
Wertbeſtändige Sieuern und Vereinfachung
des Steuerverfahrens.
* Berlin 29. Sept. (Priv.=Tel.) Der Finanzpolitiſche
Ausſchuß des vorläufigen Reichswirtſchaftsrates begann heute
die Beratung des ihm vom Reichsminiſter der Finanzen zur
Stellungnahine über den Entwurf eines Geſetzes über
wert=
beſtändige Steuern und Vereinfachung des
Beſteuerungsverfah=
rens. Der Vertreter des Finanzminiſteriums führte hierzu aus:
Mit dieſer Frage ſei die Vorbereitung einer endgültigen Löſung
des von allen als allmählig unhaltbar empfundenen
Steuer=
ſyſtems bearbeitet worden. Bei der Frage der Erleichterung des
Anlageverfahrens komme es darauf an, zu entſcheiden: Wo
lohne es ſich, eine Steuer einzuziehen, wo eine ſolche aufzu
wer=
ten, und wie ſeien die Rechtsmittel zu behandeln? Weiter
be=
zeichnete der Regierungsvertreter die Feſtſtellung der Vermögen
als notwendig im Hinblick auf die in Schwebe befindliche
Wäh=
rungsbank und auf die neue Brotverſorgungsabgabe.
Beſon=
ders ſchwierig liege die Entſcheidung der Frage, die in der
Vor=
lage angeſchnitten ſei und die eine Vereinfachung der
Rechts=
mittel vorſehe. Der Entwurf eines großen allgemeinen
Steuer=
programms fehle in der Vorlage noch, deshalb ſeien auch die
Einkommen= und Körperſchaftsſteuer noch nicht behandelt.
Tech=
niſche Gründe verhinderten die Löſung der Aufgaben auf
ein=
mal. Es müſſe ſchrittweiſe vorangegangen werden. In der
Aus=
ſprache wurden namentlich Bedenken erhoben gegen die
Ein=
bringung von Teilplänen in der Vorlage. Die weitere
Verhand=
lung wurde drei Arbeitsausſchüſſen übergeben, und zwar einem
für die Vermögens= und Erbſchaftsſteuer, einem für die
Umſatz=
ſteuer und einem dritten für die Kapital=, Verkehrs= und
Börſen=
ſteuer.
Ruhrkinder in Wien.
Wien, 29. Sept. (Wolff.) Geſtern traf wieder ein Zug
mit Kindern aus dem Rhein= und Ruhrgebiet hier ein, die in
Wien und der Umgebung, ſowie im Burgenlande Aufnahme
fin=
den. Zur herzlichen Begrüßung war der deutſche Geſandte und
Vertreter deutſcher Vereine anweſend. Etwa hundert Kinder
hatten in Eſſen und Remſcheid zurückbleiben müſſen, weil die
Franzoſen ihnen die Ausreiſe aus dem beſetzten Gebiet
verwei=
gerten.
Vor einer neuen Poincarörede.
Paris 29. Sept. (Wolff.) Die Havasagentur
veröffent=
licht eine Mitteilung über die Rede, die Poincaré am morgigen
Sonntag im Magsdepärtement zu halten gedenke. Sie werde
eine ganz beſondere Bedeutung haben im Hinblick auf die
poli=
tiſchen Ereigniſſe, wie ſie in der letzten Woche in Deutſchland,
an=
räßlich der Einſtellung edes paſſiven Widerſtandes, ſich zugetragen
haben. Der diplomatiſche Redakteur der Agentur glaubt zu
wiſ=
ſen, daß Miniſterpräſident Poincaré auseinanderſetzen
werde, an was man die effektive Einſtellung
des paſſiven Widerſtands erkennen könne,
die nach ſeiner Anſicht allen Verhandlungen mit Deutſchland
vor=
ausgehen mußten. Seit der Unterzeichnung des Vertrags von
Verſailles hätte die deutſche Regierung zuviel Beiſpiele ihres
ſchlechten Willens gegeben, als daß man ſich heute mit faden
Ver=
ſprechungen zufriedengeben könnte. Vor jeden Verhandlungen
müſſe das normale Regime, das vor der Beſetzung im Ruhrgebiet
und in den Rheinlanden beſtanden habe, wiederhergeſtellt und die
Sachlieferungen aufgenommen werden. Nur wenn Deutſchland
endlich ſeinen Willen kundgegeben habe, die Schäden zu
reparie=
ren, die es füſtematiſch angerichtet habe, könne man
nutzbringen=
der Weiſe Lie Verhandlungen beginnen, die zur Wiederaufnahme
von normialen Beziehungen zwiſchen beiden Ländern führen
könnten.
(rledigung der Korfu=Affaire.
Paris, 29. Sept. (Wolff.) Die Botſchafterkonferenz hat
heute die griechiſche Nationalbank angewieſen, dem italieniſchen
Regierungschef die 50 Millionen Lire auszuzahlen, die am 12.
September von der griechiſchen Nationalbank in der Schweiz
de=
poniert wurden. Die Havasagentur fügt hinzu, unter dieſen
Umſtänden könne man die Angelegenheit Korfus nunmehr als
endgültig erledigt betrachten.
TU. London, 29. Sept. Der Sonderberichterſtatter der
Daily Mail in Rom iſt vom italieniſchen Außenminiſter
ermäch=
tigt worden, in entſchiedener Weiſe in Abrede zu ſtellen, daß
ita=
lieniſche Schiffe ſich noch in den Gewäſſern der Inſel Korfu
auf=
halten. Die Inſel ſei mit den Regierungsgeſchäften den
griechi=
ſchen Behörden beveits übergeben worden und gleichzeitig habe
das italieniſche Geſchwader den Hafen verlaſſen und ſich nach
Tarent begeben. Allerdings habe die italieniſche Regierung, als
ſie erfuhr, daß Griechenland wit der Zahlung der 50 Millionen
Lire zögere, kleinen Schiffseinheiten den Auftrag erteilt, in der
Nähe von Korfu zu kreuzen, ſich aber außerhalb der
Hoheits=
gewäſſer der Inſel Korfu aufzuhalten.
Die Frage der deutſchen Minderheiten
in Polen.
Genf, 27. Sept. (Wolff.) Der Völkerbundsrat nahm
zu den beiden Gutachten des Invernationalen ſtändigen
Gerichts=
hofes über die Frage der deutſchen Minderheiten in
Polen Stellung.
Zunächſt erſtattete der braſilianiſche Delegierte Mello
Franco Bericht über das Gutachten vom 10. September,
wo=
nach der Internationale Gerichtshof in der Anſiedlerfrage den
Völkerbund für zuſtändig erklärt. Der Völkerbund müſſe daher
jetzt einen Entſchluß faſſen. Der Berichterſtatter erinnerte daran,
daß die polniſche Regierung die für die Ausweiſung gültigen
Friſten nicht verlängert hat und viele ihres Beſitzes beraubte
Deutſche infolgedeſſen nach Deutſchland geflüchtet ſind. Ueber die
dadurch geſchaffene Lage könne der Rat nicht entſcheiden, ſolange
die polniſche Regierung ſich nicht über ihre Abſichten äußere. Eine
neue Schwierigkeit entſtehe dadurch, daß mehreren Anſiedlern
ihre Nationalität beſtritten werde. Begreiflicherweiſe habe die
polniſche Regierung bis jetzt noch nicht zu dem Gutachten des
Ständigen Gerichtshofes Stellung nehmen können. Man müſſe
ſie daher erſuchen, möglichſt ſchnell ihre Auffaſſung mitzuteilen.
Mello Franco ſchlug die Annahme folgender Entſchließung vor:
„Der Völkerbundsrat nimmt von dem Gutachten des
Inter=
nationalen Gerichtshofes vom 10. September über die
internatio=
nalen Verpflichtungen Polens hinſichtlich gewiſſer Anſiedler
deut=
ſcher Raſſe und polniſcher Staatsangehörigkeit Kenntnis und
lädt die polniſche Regierung ein, ihm vor der nächſten Tagung
mitzuteilen, wie ſie ſich die Regelung der Lage der
be=
treffenden Anſiedler denkt.”
Der Vertreter der polniſchen Regierung, Skirmunt,
er=
klärte, daß die polniſche Regierung ſich ihr Urteil über die
Ent=
ſchließung und die Freiheit ihres weiteren Handelns
vorbe=
halten müſſe. Der Rat werde nicht beſtreiten, daß der
pol=
niſche Vertreter in dieſer Verſammlung keinen anderen
Stand=
punkt als im Haag einnehmen könne.
Der Rat nahm hierauf die Entſchließung an.
Nunmehr verlas Mello den Bericht über das Gutachten
des internationalen ſtändigen Gerichtshofes vom 15. September
über die Anwendung des Artikels 4 des polniſchen
Minderheiten=
vertrages, wobei der Gerichtshof ebenfalls die Frage der
Staatsangehörigkeit gegen Polen entſcheidet.
Der Berichterſtatter war der Anſicht, daß der Rat die Auslegung
des ſtändigen internationalen Gerichtshofes annehmen
müſſe. Aber hier erwüchſen ebenfalls praktiſche
Schwierig=
keiten, da auch in dieſem Falle Deutſchen, denen die polniſche
Staatsangehörigkeit abgeſprochen und die ſich nach Deutſchlaud
geflüchtet hätten, ihre Güter liquidiert wurden. Es ſei
da=
her angebracht, die gleichzeitig aus dem Minderheitenvertrage
erwachſenden anderen Fragen der Staatsangehörigkeit in
Be=
tracht zu ziehen, über die das engliſche Ratsmitglied eine Note
eingereicht hat.
Lord Robert Cecil ergriff darauf das Wort, um auf
die Notwendigkeit der raſchen Löſung der Fragen, die ſich aus
den Artikeln 3 und 4 ergeben, hinzuweiſen, und als beſte Löſung
direkte deutſch=polniſche Verhandlungen zu
empfehlen. Er beantragte die Annahme folgender
Ent=
ſchließungen:
1. Der Rat nimmt von dem Gutachten des internationalen
ſtändigen Gerichtshofes vom 15. September über Art. 4
Kennt=
nis. — 2. Er nimmt Kenntnis von der Note des engliſchen
Vertreters vom 13. September über die Anwendung des Art. 3
des Minderheitenvertrages. — 3. Er fordert ſeinen
Berichterſtat=
ter auf, der polniſchen Regierung ſeine guten Dienſte für
die Prüfung dieſer Fragen, ſowie für die Anbahnung von
Ver=
handlungen zwiſchen der polniſchen und der deutſchen Regierung
anzubieten. — 4. Er erſucht den Berichterſtatter, bis zur
nächſten Tagung einen neuen Bericht vorzulegen.
Skirmunt behielt ſich auch in dieſem Falle die
Stellung=
nahme der polniſchen Regierung vor. Er erinnerte daran, daß
bereits in Dresden direkte Verhandlungen mit Deutſchland
ſtatt=
gefunden haben, die unterbrochen wurden. Direkte
Ver=
handlungen ſeien um ſo wichtiger, als nicht nur das Schickſal
der Deutſchen in Polen, ſondern auch das Schickſal der Polen
in Deutſchland geregelt werden müßte. Er forderte die
Vertagung der von Ceeil eingebrachten Entſchließungen,
bis er Inſtruktionen von der polniſchen Regierung erhalten habe.
Cecil beſtand auf der ſofortigen Annahme der
Ent=
ſchließungen, Hanotaux unterſtützte jedoch nachdrücklichſt
den polniſchen Vertreter. Cecil betonte darauf, daß erſtens die
Entſchließungen ganz ſelbſtverſtändlich ſeien, da der Rat
dem Gutachten des Gerichtshofes auf jeden Fall zuſtimmen
müſſe, und daß die anderen Entſchließungen nur als
An=
regungen zu Händen der polniſchen Regierung aufzufaſſen ſeien.
Nachdem der Präſident ausdrücklich feſtgeſtellt hatte, daß es
ſich nur um Anregungen handele, wurden die
Entſchließun=
gen Cecils angenommen.
* Japan.
Von Dr. Fritz Mahlerwein.
(Schluß.)
Eine Urbevölkerung, die ſtarkbehaarten Aino, hatten
die Japaner, als ſie vom Feſtland, von Korea und der
Mandſchu=
rei, herüberſiedelten, erſt zu verdrängen. Der Aino, der ſich
er=
halten hat, iſt plump, der Japaner ſchlank und fein, aber nicht
ſchwächlich, wie man früher geglaubt hat. Zur Landestracht
ge=
hören weite, oft ſeidene Röcke, die durch Gürtel mit aufgedruckten
Symbolen zuſammengehalten werden. Sehr weite Hoſen gelten
als Zeichen hoher Würde; und weiß gelaſſene Kokarden an
Aer=
meln, Schultern und Bruſt kennzeichnen den Samurai, den
Sol=
daten und Offizier. Es iſt bekannt, daß die zierlichen japaniſchen
Frauen ihr ſchwarzes, glänzendes Haar mit dem Oel der Kamelie
geſchmeidig machen, ſich Hals und Geſicht mit weißer Paſte und
die Lippen korallenrot bemalen. So wenig wie narkotiſche kann
ſich der Japaner alkoholiſche Genußmittel, den Reisbranntwein,
Sake, verſagen. Das Familienleben ſoll ſeinerzeit manches zu
wünſchen übrig gelaſſen haben. Hoch aber wird ſchon lange die
japaniſche Kindererziehung geprieſen und man hat Japan früher
als Paradies der Kinder bezeichnet. Der Japaner iſt höflich und
anpaſſungsfähig und nimmt es an Würde und Zurückhaltung
mit dem Spanier auf. Daneben drängen ſich eingehender
Beob=
gchtung unvorteilhafte Charakterzüge, grobe Sinnlichkeit,
Grau=
ſamkeit und Argwohn auf. Buddhismus, Konfuzionismus und
Schintoismus, der Ahnendienſt, im Grunde eine dichteriſche
An=
betung der Heimat, herrſchen in Japan. Nur auf die
merkwür=
digen Dächer und Veranden ſeiner Holzhäuſer verwendet der
Ja=
paner ſo viel Sorgfalt wie für den Tempelbau. Von den 150 000
architektoniſch hervorragenden Tempeln des Landes ſind 30000
der lebensbejahenden heiteren Lehre des Schinto geweiht. Ein
Spiegel, in den nur der Würdige, ohne zu erröten, hineinſehen
kann, nimmt im buddhiſtiſchen Tempel der Japaner die
bevor=
zugteſte Stelle ein.
Die japaniſche Kultur trägt noch deutlich die Merkmale
hineſiſchen Urſprungs an ſich. Was von Europa entlehnt iſt,
liegt auf materiellem Gebiet. Im Beſitz aller Bedürfniſſe eines
verfeinerten Lebens hat der Japaner alle Verſuche der Europäer,
auf dem Inſelreich feſten Fuß zu faſſen. mit Beſorgnis um ſeine
nationale Eigenart zurückgewieſen. Mit 40 Jahren glaubte der
Japaner ſeine bürgerliche Pflicht erfüllt zu haben und zog ſich
in das Privatleben zurück, zum Träumen, zum Philoſophieren.
geiteres Vettändeln der Stunde, anmutige Gärten voll Blumen=
pracht, groteske Holzbauten, Blumenſpiele, Verſeſchmieden,
lachender Leichtſinn und mäßige Arbeit; dazwiſchen der
Waffen=
klang des ritterlichen Adels. So ſah das Leben in Japan vor
1854 aus. Danach iſt es anders geworden. Krieg und Eroberung
haben die alten Güter zum Opfer gebracht werden müſſen.
Har=
ter Dienſt in Fabriken, Mangel an ſozialer Fürſorge und
neuer=
dings grauſame Ausnützung der Kinderarbeit, treiben den
Froh=
ſinn bei den unteren Ständen aus. Das gehört mit zu den
Kehrſeiten der großen äußeren Erfolge.
Ungewöhnlich groß iſt der Beamtenapparat in Japan;
man hat im Scherz geſagt, daß in Japan die eine Hälfte der
Be=
völkerung die andere beaufſichtigt. Das Heer iſt nach
preußi=
ſchem Vorbild eingerichtet. Zur Flotte gehören Schiffe
japa=
niſcher und europäiſcher Bauart. Ein weißes Feld mit
kreis=
runder roter Scheibe iſt die Flagge Japans.
Der Ackerbau bildet die Grundlage der japaniſchen
Kultur=
faſt die Hälfte der Bevölkerung beſchäftigt ſich damit. Die
Vieh=
zucht ſpielt nur eine untergeordnete Rolle. Fiſcherei hingegen
wird von der ſeegewohnten Bevölkerung ſehr ausgiebig betrieben.
Forſtwirtſchaft wiederum — Japan iſt ſehr waldreich
— und Bergbau, dem ſich 1608 ſchon die Spanier widmeten, ſind
nicht ſo ausgebildet, wie ſie es ſein könnten. Die Edelmetalle
ſind anſcheinend erſchöpft. Nur im Norden hat man den
Berg=
bau auf Gold wieder eröffnet.
Unter den Produkten der Hausinduſtrien ſtehen die
Lackfabrikate, die ſich durch Härte und hohen Glanz auszeichnen,
an erſter Stelle. Das japaniſche Porzellan iſt wegen ſeiner
voll=
endeten Schönheit in Farbe und Form, wie ſie nur noch die
Emaille=Induſtrie verwendet, berühmt geworden. Auch die
Flechterei hat ſich hoch entwickelt. Die Metallinduſtrie erzeugt
vorzügliche Waffen und Gefäße und die Bronze= und Ziſelier=
Induſtrie leiſtet Hervorragendes. Japaniſches Papier iſt
un=
übertrefflich. Die Holzinduſtrie umfaßt die Schnitzerei und
Her=
ſtellung von Elfenbein= Schildpatt=, Horn= und
Perlmutter=
arbeiten. Der Hauptort für die Textilinduſtrie iſt Tokio.
Gold=
brokat, Damaſt, Krepp, Rips, Samt und Seide werden verfertigt
Einen Aufſchwung hat neuerdings die Zündholzfabrikation und
die Herſtellung japaniſcher Zigaretten gewonnen. Japaniſch ſind
noch die Bleiſtifte aus Satſumagraphit und Magnolienholz.
Alle dieſe Herrlichkeiten werden aus drei Häfen ausgeführt
aus Naggſaki, Kobe und Yokohama.
Die Hauptſtadt des Landes, Tokio (das heißt
Oſthaupt=
ſtadt, im Gegenſatz zu Kioto, der Weſthauptſtadt), das alte
Yeddo. wird vom O=aawa durchfloſſen, der es in einen flachen,
von zahlreichen Kanälen durchſtrömten und in einen hügeligen
Stadtteil gliedert. In dieſem erhob ſich früher inmitten ausge=
dehnter Park= und Gartenanlagen das 1870 abgebrannte Schloß
Oſchiro, um das ſich der größere Teil der 15 Stadtviertel Tokios
gruppierte. Die Schönheiten der Stadt mit den vielen
Holz=
häuſern werden verſchieden beurteilt, die Tempel, eine
mehr=
ſtöckige Pagode, und der ſteinerne Kaiſerpalaſt am meiſten
ge=
rühmt. Zur Verteidigung Tokios hat die Regierung fünf
mäch=
tige Forts mit Strandbatterien in das flache Waſſer des Hafens
einbauen laſſen, der Seeſchiffen unzugänglich iſt. Reges Leben
und Treiben in den inneren Stadtteilen machen einen
großſtäd=
tiſchen Eindruck. Zu den umfangreichſten Häuſern des Tokaido,
der Hauptſtraße, gehören die Seidenhandlungen. Auf dem
vor=
ſtehenden Balten des Dachfirſtes, oft durch einen phantaſtiſch
ge=
ſchnittenen Drachen mit geringeltem Schweif geziert, ſind ſie an
der Front des unteren Stockwerks kenntlich, das durch dichte
blaue Gardinen verhängt iſt. Waffenhandlungen fallen durch
die prunkvoll ausgeſtellten japaniſchen Schwerter auf, die denkbar
ſchönſten Hiebwaffen mit den wuchtigen leicht gekrümmten
Klin=
gen, in die charaktervolle Zeichnungen eingraviert werden.
Freude am Ornament macht ſich auch in den Hutläden bemerkbar.
Die Hüte haben Tellerformat, ſind aus Holz, außen ſchwarz und
innen rot lackiert und mit Zeichnungen von Vögeln, Fiſchen,
Drachen, Wolken und Meereswogen geſchmückt. Unerſchöpflich iſt
der Japaner in der Kunſt, ſolche Bilder von Inſekten, Vögeln,
Fiſchen zu varriieren. In ungezwungener Pinſeltechnik, aber
durchaus maleriſch werden ſolche Vorwürfe ſkizziert und oft auf
Seide gedruckt. Der Krepp gibt den Farben erhöhte Leuchtkraft
und Tiefe, und die Präziſion des Druckes iſt bewundernswert,
Faſt noch größere Freude findet man in Tokio an allen
Erzeug=
niſſen kalligraphiſcher Virtuoſität, an ſchönen Schriftſtücken und
am Schwung und Fluß der Schriftzüge. Jedes Wort iſt Symbol.
Kioto, die Weſthauptſtadt, iſt früher der Sitz des Mikado
geſpeſen. An ihn erinnert das alte Mikadoſchloß, ein zyklopiſches,
ausſchließlich aus Holz erbautes Labyrinth von Höfen, Gängen,
Treppen, Gemächern und Terraſſen. An die gleiche Zeit des
alten Japan erinnert das Schloß der Schongune mit ſtarken
Ringmauern, eine ſchweigſame alternde Größe, ein echt
japani=
ſches Bauwerk und klaſſiſches Denkmal japaniſcher Geſchichte.
Ein ähnliches Schloß, nur mit noch rieſigeren
Umfaſſungs=
mauern, beſitzt auch noch Oſaka, die größte japaniſche
Indu=
ſtrieſtadt. — Vom Fiſcherdorf bis zum Haupthafen Japans hat
ſich Yokohama emporgeſchwungen,, mit Hotels nach
europäi=
ſchem Muſter, Teehäuſern, Spielhöllen, Theatern, die alle in
Mengen vorhanden ſind. — Nicht weit davon iſt Jzumoſaki
gelegen, der feierliche Hauptort des alten heiligen Landes des
Schintoismus, mit uralten Tempelſchreinen und märchenhaften
Totenfeſten.
Seite 4
Rummer 270
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. September 1923.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 30. September.
* Die Erhebungsweiſe von Stromgeld durch die Heag
iſt bereits in Nr. 269 Gegenſtand einer Aeußerung aus unſerem
Leſerkreis geworden. Dieſe und andere Zuſchriften, die dasſelbe
Thema behandeln, beweiſen zur Evidenz, daß die Heag mit
die=
ſem Geſchäftsgebaren die Einwohnerſchaft in helle Entrüſtung
verſetzt. Es geht nicht an, daß die Heag Vorauszahlungen in
ihr beliebig ſcheinender Höhe verlangt und die ihr zufließenden
Gelder in ihrem Nutzen verwendet, die ſo gezahlte Summe aber
bei der nachträglichen endgültigen Berechnung nur in
entwerte=
tem Geld in Rechnung ſtellt, mit anderen Worten: ſich alſo auf
Koſten des Stuomverbrauchers bereichert. Wir haben ſeither in
der Annabme gelebt, die Stadtverordnetenverſammlung würde
ſich mit dieſer Sache befaſſen, aber der vorzeitige Ausgang der
letzten Soadtverordnetenſitzung hat zur Genüge gezeigt, daß bei
der zurzeit beliebden Art der Geſchäftserledigung die
Gemeinde=
intereſſen notleiden.
Sofern mit uns die Einwohnerſchaft der Anſicht iſt, daß wir
noch in einem Rechtsſtaat leben, möchten wir uns der
An=
nahme nicht verſchließen, daß eine vorgeſetzte Aufſichtsbehörde
hier ſchleunigſt nach dem Rechten ſieht.
— Ernannt wurden am 22. September 1923 der
Oberlandesgerichts=
rat Ludwig Lang in Darmſtadt zum Senatspräſidenten bei dem
Ober=
landesgericht Darmſtadt, der Oberſtagtsanwalt Jakob Hofmann in
Gießen zum Generalſtaatsanwalt bei dem Oberlandesgericht in
Darm=
ſtadt, der Landgerichtsdirektor Dr. Ferdinand Stein in Darmſtadt zum
Präſidenten des Landgerichts der Provinz Oberheſſen, der
Landgerichts=
rat Heinrich Altendorf in Mainz zum Oberlandesgerichtsrat beim
Oberlandesgericht Darmſtadt, der Landgerichtsrat Adolf Müller, in
Darmſtadt zum Landgerichtsdirektor bei dem Landgericht der Provinz
Starkenburg, der Landgerichtsrat Friedrich Hoos in Darmſtadt zum
Oberſtaatsanwalt bei dem Landgericht der Provinz Oberheſſen, der
Landgerichtsrat Fritz Schade in Gießen zum Landgerichtsrat bei dem
Landgericht der Provinz Starkenburg, der Amtsgerichtsrat Ludw.
Neu=
roth in Daumſtadt zum Landgerichtsdirektor bei dem Landgericht der
Provinz Starkenburg, der Rechtsanwalt Joh. Schreiber in Ober=
Ingelheim zum Oberamtsrichter bei dem Amtsgericht Vilbel und der
Rechtsanwalt Hans Raab in Darmſtadt zum Landgerichtsrat bei dem
Landgericht der Provinz Starkenburg — alle mit Wirkung vom 1. Okt.
dieſes Jahres.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 26. September der
Ober=
rechnungsrat bei dem Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft Wilhelm
Sieger zu Darmſtadt auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner
langjährigen treuen Dienſte mit Wirkung vom 1. Oktober 1923 an.
— Heſſiſches Landestheater. Am Sonntag, den 30. September, wird
im Kleinen Haus Eichendorffs „Die Freier”, welche unter Joſef Gielens
Spielleitung am Schluſſe der vorigen Spielzeit ſo erfolgreich in Szene
ging, wieder in den Spielplan aufgenommen. Zu der alten Beſetzung
(Gothe, Kuliſch, Schneider, Weſtermann, Jürgas, Ausfelder) treten
Marthe Hein als Gräfin, Joſef Gielen als Gärtner und Ferdinand
Faber als Jäger Viktor. Die Vorſtellung beginnt um 7½ Uhr und
fällt der Zuſatzmiete IX zu.
— Geſchäftsiubiläum. Man ſchreibt uns: In eine Zeit ſchwerſter
Bedrüngnis des Buchdruckgewerbes fällt für die hieſige bekannte Firma
Ed. Roether, Buchdruckerei, G. m. b. H., Bleichſtraße 24, am
1. Oktober d. J. der Tag des 25jährigen Beſtehens (1898—1923
unter den jetzigen Inhabern. Nach Uebernahme der angeſehenen, ehemals
L. Brillſchen Offizin hatte Herr Eduard Roether, der nach 15jährigem
Wirken hier, noch vor dem Kriege, in frühen Jahren ſtarb, durch
zeit=
gemäße Weiterführung und fachmänniſchen Fleiß ſeine Firma zu neuer
Blüte gebracht, die nun ſeit mehreren Jahren von ſeinem
herangewach=
ſenen Sohn und Nachfolger geführt wird; auch in der Kriegszeit und
den folgenden ſchweren Jahren iſt, trotz aller widrigen Zeitläufte,
zu=
nächſt von der Witwe Ed. Roether, danach von ihrem Sohne, Herrn
Gerhart Roethe:, drucktechniſch weitergearbeitet worden. Von einer
Ju=
biläumsfeier iſt dem Vernehmen nach in der ſchwierigen Zeit Abſtand
genommen, doch bringt das Perſonal, von dem u. a. die Herren
Hoch=
ſtätter, Dingeldein, Mager, Aldick teils bis 50 Jahre in dieſem Betriebe
arbeiten, den Inhabern in freudiger Anteilnahme ſeine Glückwünſche
zum Jubiläumstage dar. Möge die Firma Roetherdruck, als
ange=
ſehenes Mitglied des Deutſchen Buchdruckervereins, im Darmſtädter
Buchdruck ehrenvoll und erfolgreich weiterbeſtehen.
L.. Erbebung von Verzugszuſchlägen zu Landes= und
Gemeinde=
abgaben. Eine auf Grund des Notparagraphen der Verfaſſung erlaſſene
Verordnung überträgt die in Art. III, § 1 des Geldentwertungsgeſetzes
in der Faſſung des Steuerzinsgeſetzes vom 11. Auguſt 1923 enthaltenen
Grundſätze hinſichtlich der Verzugsfolgen auf die ſtaatliche Grund=
und Gewerbeſteuer, erklärt auch das Finanzminiſterium für ermächtigt
dieſe Reichsvorſchriften auf andere Landesabgaben und ſonſtige
Staats=
einnahmen für anwendbar zu erklären. Auch Gemeinden und
Gemeinde=
verbände können mit Genehmigung des Miniſteriums des Innern
ent=
ſprechende Anordnung bezüglich ihrer Abgaben und ſonſtigen Einnahmen
treffen.
Arbeitgeberabgabe. Wir verweiſen auf die Bekanntmachung.
wonach der Reichsminiſter der Finanzen auf Grund des Artikel 4 8 5
des Geſetzes vom 11. 8. 1923 über die Beſteuerung der Betriebe (
Reichs=
geſetzblatt 1 S. 769) beſtimmt hat, daß für die Frage der Nichterhebung
von Kleinbeträgen jeweils die Höhe der Briefgebühr in der Mitte des
Zeitraums, für den die Abführung der Arbeitgeberabgabe erfolgt,
maß=
gebend iſt. Dieſe Beſtimmung findet erſtmalig auf die am 25.
Septem=
ber 1923 fällige Abgabe Anwendung. Am 25. September 1923 werden
alſo z. B. Abgabebeträge nicht erhoben, wenn ſie nicht mehr als das
zweihundertfache der am 15. September 1923 in Geltung geweſenen
ein=
fachen Inlandsfernbriefgebühr, alſo den Betrag von 200X75 000
15 000 000 Mk. nicht überſteigen. Die Einzahlung der danach noch
aus=
ſtehenden Beträge kann bis ſpäteſtens 5. 10. 23 ohne Zuſchlag bei der
Finanzkaſſe erfolgen.
—Rentenzahlung beim Poſtamt I Darmſtadt. Infolge nochmals
eingetretener Erhöhung der Oktoberbezüge erhalten nunmehr am erſten
Oktober die Invaliden= und Altersrentner 100 Mill. 1000 Mk., die
Wit=
wen= und Witwerrentner 60 Mill. 1000 Mk. und die Waiſenrentner 50
Mill. Mk., für jede Waiſe dazu 1000 Mk. Grundrente. Die
Unfall=
rentenempfänger mit Zulagen erhalten am 1. 10. für die Zeit vom 1.
10.—15. 10. ebenfalls erhöhte Zulagen, die ſehr verſchieden ſind.
Zweck=
mäßig iſt es daher, die Beträge erſt beim Abheben einzuſetzen. Die
Unfallrentenempfänger, die ihre Beträge vierteljährlich beziehen,
erhal=
ten am 1. 10. durchweg 1000 Mk. für die Monate Oktober, November
und Dezember. Wann die Zahlung der Militärverſorgungsgebührniſſe
für den Monat Oktober erfolgt, wird noch bekanntgegeben werden.
Kartoffelverſorgung. Die Stadtverwaltung wird am
näch=
ſten Montag weitere Mengen Kartoffeln aufkaufen. Es iſt
be=
abſichtigt, dieſelben am Dienstag, den 2. Oktober d. J., von
vor=
mittags 9 Uhr ab in den nachfolgenden Geſchäften unter den
be=
kannten Bedingungen verkaufen zu laſſen: Zahn, Holzſtraße 19;
Stoll, Heinheimerſtraße 4: Engel, Barkhausſtraße 1;
Reiſen=
weber, Viktoriaſtraße 52; Klös, Bleichſtraße 45; Lepper,
Eliſa=
bethenſtraße 35; Klippel, Forſtmeiſterſtraße 10; Michel,
Lud=
wigshöhſtraße 55; Feger, Orangerieallee 15: Debus, Nieder=
Ramſtädter Straße 57. Der Verkaufspreis wird in den
Geſchäf=
ten bekannt gegeben. Es wird ſchon jetzt darauf hingewieſen,
daß die Belieferung ſämtlicher Geſchäfte nur möglich iſt, wenn
genügende Mengen zur Verfügung ſtehen. Diejenigen
Bevölke=
rungskreiſe, die in der Lage ſind, ſich ſelbſt mit Speiſekartoffeln
zu verſorgen, werden gebeten, im Intereſſe der übrigen
nichtver=
ſorgten Bevölkerung von dieſer Ankaufsmöglichkeit keinen
Ge=
brauch zu machen.
— Monats= und Wochenkarten. Die durch verſchiedene Blätter
gehende Notiz über angebliche Abſchaffung von Monats= und
Wochen=
karten iſt nicht richtig. Wochenkartenabſchaffung kommt überhaupt nicht
in Frage. Ob ſich die Monatskarten bei der fortgeſetzten kurzfriſtigen
Preisſteigerung auf die Dauer werden aufrecht erhalten laſſen, läßt ſich
mit Beſtimmtheit nicht ſagen. Jedenfalls aber werden für den Oktober
nach wie vor Monatskarten ausgegeben. Die Ausgabe kann jetzt
erfol=
gen, nachdem die Schlüſſelzahl, die vom 2. Oktober Gültigkeit hat, bekannt
geworden iſt.
— Darmſtädter Fahrplanbuch. Montag, den 1. Oktober, tritt
auf den Reichsbahnſtrecken der Winterfahrplan in Kraft.
Eine Neuausgabe des Darmſtädter Fahrplanbuchs befindet ſich
in Vorbereitung und wird im Laufe dieſer Woche erſcheinen.
— Orpheum. Neues Operettentheater Frankfurt
a. M. Heute Sonntag, 30. Sept., findet die letzte Aufführung „Die kleine
Sünderin”, Operette in drei Akten, Muſik von Jean Gilbert, ſtatt. (Näh.
ſiehe Anzeige.)
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchuſſes der Provinz
Starkenburg am Mittwoch, den 3. Oktober 1923, vormittags 10 Uhr.
1. Geſuch des Theodor Volkmann zu Eberſtadt um Erlaubnis zum
Be=
trieb einer, Kaffeewirtſchaft verbunden mit Likörausſchank im Hauſe
Neue Darmſtädterſtraße 25; hier: Berufung des Geſuchſtellers gegen
das Urteil des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Darmſtadt vom 29. Mai
1923; 2. Beſchwerde des Fahrradhändlers Georg Kolb zu Groß=Gerau
gegen den Beſchluß des Gemeinderates Groß=Gerau vom 21. Dezember
1922 wegen Abbruch eines Gebäudes; hier: Berufung der Gemeinde
Groß=Gerau gegen das Urteil des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Groß=
Gerau vom 24 4. 1923; 3. Ueberlaſſung der Wieſe am Glockenbuckel an
den Glöckner der kath. Kirchengemeinde Bürſtadt; hier: Berufung der
Gemeinde Bürſtadt gegen das Urteil des Kreisausſchuſſes des Kreiſes
Bensheim vom 19. 4. 1923; 4. Geſuch der Fa. Lederwerke Maingau,
Offenbach, Frankfurterſtraße 109 um Genehmigung zur Errichtung einer
Chromgerberei; hier: Berufung der Lederwerke Maingau gegen das
Urteil des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Offenbach a. M. vom 19. 3. 1923.
HHHAHABHHHHI
In der Stadt und durch unſere Agenturen
iſt der Bezugspreis des
„Darmſtädter Tagblattes”
für die Zeit vom 1. bis 14. Oktober auf
40 Millionen Mark, ferner
4 Millionen Mark Trägerlohn,
zuſammen 44 Millionen Mark, feſtgeſetzt.
Der Verlag.
u
L. Verwaltungsgerichtshof. 1. In der am 15. ds. Mts. verhandelten
Reviſionsbeſchwerde der Katharina Schönhals in Gießen gegen ihre
Heranziehung zur Wertzuwachsſteuer wird Urteil verkündet: Die
Re=
viſionsbeſchwerde der Kath. Schönhals wird zurückgewieſen. 2.
Reviſions=
beſchwerde der Heag, hier, gegen die Heranziehung zur
Wohnungsbau=
abgabe. Die Heag wurde am 31. 8. 1922 vom Oberbürgermeiſter zur
Wohnungsbauabgabe unter Berückſichtigung der Tatſache herangezogen,
daß 50 Prozent der Aktien im Beſitze der Stadt und 1 Prozent im
Be=
ſitze der Provinz ſich befinden, ſie erſtrebt weiter Ermäßigung um 37
Prozent, weil weitere Aktienteile im Beſitze der Kreiſe Dieburg und
Erbach, der Südd. Eiſenbahngeſellſchaft und letztere wieder im Beſitze
der Stadt Eſſen und weiterer wirtſchaftlicher Verbände ſich befinden.
Die ſich auf § 3 des Geſetzes gründende Reklamation hat der
Landes=
ſteuerausſchuß als unbegründet verworfen. Die Heag will eine
Ermäßi=
gung um volle 78 Prozent (37 und 51 Prozent) erreichen, da
gemiſcht=
wirtſchaftliche Unternehmungen eine beſondere Vergünſtigung hinſichtlich
der Wohnungsbauabgabe genießen, während der Landesausſchuß der
S. E. G. dieſe Qualität nicht zuerkennt. Der Vertreter des
Staatsinter=
eſſes, Oberfinanzrat Uhrig, erachtet nach der dem
Wohnungsbauabgabe=
geſetz in § 3 beigegebenen Begründung und der Entſtehungsgeſchichte der
Wohnungsbauabgabenovelle von 1923 die Rechtsbeſchwerde für
unbe=
gründet. Urteil: Die Reviſionsbeſchwerde der Heag wird
zurück=
gewieſen.
Lokale Veranſkaltungen.
Die Hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Im Kaffee Fürſt Bismarck findet am Montag, den 1. Okk.
das Aintrittskonzert des Kapellmeiſters Willi Bahl ſtatt. (Siehe
An=
zeige.)
Aus den Parteien.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei.
Näch=
ſten Mittwoch, den 3. Oktober, wird Herr Generalſekretär Kollbach
Ein=
drücke ſchildern, die er in der jüngſten Sitzung des Reichsausſchuſſes der
Partei in Berlin empfing. Die Entwicklung der politiſchen Verhältniſſe,
die Maßnahmen der Regierung, die Stellung der Volkspartei und ihres
Führers Streſemann zur Lage dürften durch ſeine Darlegungen volle
Klärung finden. Es wird gebeten, ſich zu dieſem politiſchen Abend, der
gewiß weitem Intereſſe begegnen wird, zahlreich einzufinden, da auch
anſchließend die für die nächſte Zeit feſtgeſetzte Gründungsfeier der
Gruppe beſprochen werden ſoll.
— Deutſche Demokratiſche Jugend. Am kommenden
Mittwoch, abends 8 Uhr, ſpricht Herr Studienrat Dr. Jakob über das
Thema: Das Jahrhundert der Verfaſſungskämpfe. Auch die
Partei=
freunde ſind herzlichſt eingeladen.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Am kommenden
Dienstag findet eine Vorſtandsſitzung ſtatt, zu der alle
Vorſtandsmit=
glieder dringend eingeladen werden.
Preuß.=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
Erhöhung der Gewinnbeträge und des Lospreiſes zur 4. Klaffe.
(Haupt= und Schluß=Ziehung.)
— Entſprechend der gegenwärtigen Geldentwertung mußte ſich die
Lotterieverwaltung entſchließen, den Gewinnplan zu der am 22. Oktober
beginnenden und bis zum 14. November andauernden 4. Haupt= und
Schlußklaſſe nochmals umzugeſtalten und durch eine entſprechende
zeit=
gemäße Erhöhung der Gewinnſummen das Spiel in der Staatslotterie
wieder reizvoll zu geſtalten.
Das geſamte Spielkapital der Schlußklaſſe erhöht ſich nunmehr von
bisher rund 675 Milliarden auf nunmehr rund 37 298 Milliarden Mk.!
Die 2 Prämien von bisher je 4 Milliarden wurden auf je 500
Milliar=
den und die 2 Prämien von bisher je 2 Milliarden auf nunmehr 250
Milliarden heraufgeſetzt! In derſelben Weiſe erhöhen ſich die
Haupt=
gewinne von bisher 4 zu je 4 auf 500 Milliarden, 4 zu je 3 auf 250
Milliarden, 4 zu je 2 auf je 100 Milliarden uſw., ſo daß nunmehr die
Möglichkeit beſtehr, im günſtigſten Falle auf ein Doppellos 2500
Milliar=
den und auf ein Ganzes Los 1250 Milliarden zu gewinnen!
Der Lospreis mußte dementſprechend zur 4. Klaſſe auf 10 Millionen
für ein Achtel, 20 Millionen auf ein Viertel, 40 Millionen auf ein
Hal=
bes und 80 Millionen auf ein Ganzes Los feſtgeſetzt werden. Die
Er=
neuerung der Loſe muß ſeitens der bisherigen Spieler planmäßig 7
Tage vor Beginn der Ziehung erfolgen, alſo bis ſpäteſtens zum 15.
Oktober, worauf wir beſonders hinweiſen möchten, um den bisherigen
Spielern die durch das erhöhte Porto jetzt verteuerten Mahngebühren
zu erſparen, die planmäßig der Spieler zu tragen hat. Diefenigen
Spie=
ler, welche Vorauszahlungen geleiſtet haben, müſſen ebenfalls die
ent=
ſprechenden Mehrbeträge bis zu dem oben angegebenen Zeitpunkt an die
zuſtändigen Einnehmer abführen, wenn ſie ſich das unverkürzte Anrecht
an ihren Loſen erhalten wollen. Es gehen allen Vorauszahlern ſeitens
der Einnehmer Mitteilungen zu, nach welchen dieſelben, einſchließlich der
erwachſenen Selbſtkoſten nachzuzahlen haben für jedes:
Achtel Los
Viertel Los
Ganzes Los
Halbes Los
10,4 Mill.,
20,2 Mill.,
39,8 Mill.,
79 Mill.
Da die vier Wochen andauernde Haupt= und Schlußklaſſe ſtets die
Hauptgewinnchancen bietet, ſo empfiehlt es ſich für alle Spieler, für die
Erneuerung ihrer Loſe rechtzeitig Sorge zu tragen. In Anbetracht der
Geldentwertung muß der jetzige Lospreis immer noch als ein ſehr
mäßiger bezeichnet werden, der andererſeits dafür aber außerordentlich
günſtige Gewinnausſichten liefert, wie ſie wohl keine andere
Staats=
lotterie bieten kann.
Alkoholgegnertag in Darmſtadt.
— Man ſchreibt uns: Einem Aufrufe folgend, unterzeichnet von der
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in
Heſ=
ſen, der Arbeitsgemeinſchaft der Darmſtädter Jugendverbände ſowie
dem Heſſiſchen Gauverband gegen den Alkoholismus, hatten ſich in der
Turnhalle am Woogsplatz Jugend, Eltern und Erzieher und Vertreter
des Gaſtwirtegewerbes ſehr zahlreich eingefunden, ſo daß der große Saal
bis auf den letzten Platz gefüllt war. Ein erfreuliches Bild, bot die in
Bünden organiſierte und in der Arbeitsgemeinſchaft zuſammengefaßte
Jugend, die mit Fahnen und Wimpeln und einem friſchen, frohen Lied
auf den Lippen, faſt vollzählig erſchienen war. Nadauſzenen, die nach
Einleitung, des Abends durch Herrn Avemarie bei den erſten
Wor=
ten des Redners, Herrn Univerſitätsprofeſſor Dr. Hans Schmidt aus
Gießen von der Gegenſeite einſetzten, mußten von der Polizei
unter=
drückt werden.
Herr Prof. Schmidt trat der Verſammlung entgegen als ein Mann,
dem es Ernſt um ſeine Beſtrebungen iſt. Weit entfernt, Fanatiker zu
ſein, konnte man ſeinen Worten entnehmen, daß es ihm innerſter Wunſch
und Wille iſt, nur für des Volkes Wohl ſeine Kraft einzuſetzen. Im
weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen verſtand er es bald, die
Auf=
merkſamkeit aller zu feſſeln. Nicht einer Utopie nachjagend, nicht Kampf
anſagend, ſich ſtützend auf reiches Material und vielſeitige Erfahrungen,
deckte er alle die furchtbaren Schäden auf, die der innere Feind Alkohol
in Familie und am Volkskörper ſo tauſendfältig anrichtet, nicht zum
wenigſten in der Nachkriegszeit, wo die Menſchen durch jahrelange
Stra=
pazen und Entbehrungen nicht mehr ſo widerſtandsfähig ſind. Alle die
erſchreckenden Zahlen anzuführen, die Herr Profeſſor Schmidt ſeinen
Ausführungen zu Grunde legte, würde zu weit führen, ſie ſollten in
der Oeffentlichkeit aber weit mehr bekannt ſein. Es ſei nur
hervor=
gehoben, daß z. B. ſich die Ausgaben für Wiedergutmachung der Schäden
des Alkohols auf das Vierfache der Alkoholſteuern belaufen. Ein
Ver=
brechen ſei es, fuhr Redner fort, in der Jetztzeit, wo wir wahrhaftig
nicht im Ueberfluß leben, wertvolle Nahrungsmittel zu vergeuden und
ihren Nährwert durch Umſetzung in Spirituoſen weſentlich herabzuſetzen,
und dazu eine Schädigung an Körper und Geiſt, wo es doch gilt,
mög=
lichſt raſch wieder eine Geſundung des Volksganzen herbei zu führen.
Dem Vortrag folgte eine lebhafte Ausſprache von Freunden und
Gegnern. Faſt alle Diskuſſionsredner, für und wider, waren Arbeiter
und es war nicht unintereſſant, nun die verſchiedenſten Meinungen hier
zu hören. So die eine, daß nur der arbeitsfähig ſei, der ſich durch
eine Flaſche Bier dazu geſtärkt habe und daß ein Alkoholverbot nichts
anderes bezwecke, als den kleinen Mann, den Arbeiter, nun auch noch
um einen allerbeſcheidenſten Lebensgenuß, ſeinen Schoppen zu bringen.
Eine Entgegnung lautet dahin, daß es ein Hohn ſei, daß der Arbeiter
täglich Geld für entbehrlichen Biergenuß ausgibt und für ſeine
Partei=
zeitung, ein gutes Buch, ein gutes Bild oder Konzert nichts mehr übrig
hat. Ein anderer Redner betont, daß der Nahrungsmangel nicht allein
durch Alkoholgenuß bedingt ſei, die Bauern ſeien Schuld, die Getreide
und Kartoffeln zurückhalten. Herr Lehrer Hiffmann, der zweite
Redner des Abends, teilt u. a. mit, daß in der Zeitung der
Spiritus=
induſtriellen ſelbſt die Mitglieder gebeten wurden, angeſichts der
unge=
heuren Kartoffelnot in der erſten Hälfte dieſes Jahres die
Kartoffelver=
arbeitung einzuſtellch. 320 000 Zentner Zucker werden jährlich im
Wein=
gewerbe verbraucht. Wir verlangen das Gemeindebeſtimmungsrecht,
d. h. das Recht für alle Wähler und Wählerinnen, feſtzuſetzen, ob und
wieviele Alkoholſchankſtätten in ihrem Bezirk vorhanden ſein ſollen. Die
Brau= und Brennbetriebe ſollen ſich auf lebenswichtige Produktion
um=
ſtellen. Die Stadt will die Jugendherberge als Flüchtlingswohnung
ein=
ziehen, während ſie 330 Darmſtädter Wirtſchaften unangetaſtet läßt. Der
größte Teil der Gegenredner erkennt die Notwendigkeit, gegen den
Mißbrauch des Alkoholgenuſſes, gegen die Trinkunſitte, Maßnahmen zu
ergreifen. Ein weiterer warnt vor Fanatismus. Wenn das Volk ſo
aufgeklärt ſei, daß es aus Ueberzeugung ſich zu einem Alkoholverbot
be=
kenne, dann werde dieſes nichts mehr zu verhindern ſein.
Eine im Laufe des Sonntags von den Veranſtaltern des Abends
vorgenommene Probeabſtimmung in drei völlig getrennten Straßen,
Heinrich=, Lauteſchläger= und Feldbergſtraße, ergab bei zirka 1000
Wahl=
berechtigten ein überraſchendes Ergebnis, nämlich 74,8 Prozent für ein
Alkoholverbot und 16,9 Prozent dagegen, bei einer Stimmenthaltung
von 8,3 Proz. — Der zum Sonntag Nachmittag angeſetzte
Demonſtra=
tionszug mußte ausfallen. Statt deſſen verſammelten ſich die
Jugend=
bünde wieder zahlreich in der Turnhalle in geſchloſſener Verſammlung,
wo die Vertreter verſchiedenſter Organiſationen ihre Stellung zur
Alko=
holfrage im Einzelnen darlegten.
L. Sch.
0. Roßdorf, 28. Sept. Die Kulturarbeiten im Walde
mußten eingeſtellt werden, da kein Geld zur Auszahlung der Löhne der
Arbeiter vorhanden iſt. — Die Einführung einer Getränkeſteuer
iſt vom Gemeinderat abgelehnt worden.
v. Eßerſtadt, 28. Sept. Arbeitsmarkt. In dieſer Woche ſind
hier 300 Arbeitsloſe, 250 Kurzarbeiter und 30 Ruhrhilfe=Empfänger,
zu=
ſammen alſo 580 unterſtützungsberechtigte Perſonen, gemeldet.
fl. Ueberau b. Reinheim, 27. Sept. Der Gemeinderat hat die
Einführung einer Getränkeſteuer für unſere kleine Gemeinde abgelehnt,
— Das Cinkaufsgeld als Ortsbürger wurde auf 5 Millionen erhöht.
fl. König i. O., 28. Sept. Kochſchule. Da für die Kochſchule
be=
trächtliche Spenden zugeſagt wurden, hat der Gemeinderat, entgegen
ſeiner früheren Anſicht, beſchloſſen, weiterhin die Mittel zur Fortführung
der Kochſchule zur Verfügung zu ſtellen.
ds. Heppenheim a. d. Bergſtraße, 28. Sept. Man ſchreibt uns:
Was geht hier vor? Nach einem Aufruf, den das freie
Gewerk=
ſchaftskartell im Einvernehmen mit den beiden ſozialiſtiſchen Parteien
an alle freigewerkſchaftlich organiſierten Arbeiter der hieſigen Stadt und
Umgebung richtet und im hieſigen Verordnungs= und Anzeigeblatt
ver=
öffentlicht, werden ſämtliche freiorganiſierten Arbeiter zur Bildung eines
„Arbeiterordnungsdienſtes”, (ſoll wohl heißen: ſozialiſtiſche
Arbeiter=
wehr??) aufgerufen. — Stadtratsſitzung. In der geſtrigen
Stadtratsſitzung entwarf der Bürgermeiſter ein Bild über die derzeitige
finanzielle Lage der Stadt, die er durch die fortgeſetzte von Tag zu
Tag wachſenden Ausgaben der Koſten für ſoziale Fürſorge, für Sozial=
und Kleinrentner, Erwerbsloſe, Kurzarbeiter u. dgl., die ungeheure
Summen verſchlingen, als beſonders traurig bezeichnet. Infolgedeſſen
habe die Finanzkommiſſion, um die Stadtkaſſe in den Stand zu ſetzen,
für die nächſten Wochen ihren Verpflichtungen nachzukommen, die ganze
Sachlage eingehend geprüft und ſei zu dem Beſchluß gekommen, von
der Grund= und Gewerbeſteuer 1923 einen dritten Vorſchuß in Höhe
des 10 000fachen Betrages des Heberegiſters für 1923 zu erheben, mit
dem Zuſatz, daß, wer die Hälfte der Beträge bis zum 5. Oktober d. J.
noch nicht bezahlt hat, das doppelte dieſes Betrages, und wer mit der
zweiten Hälfte, die am 25. Oktober d. J. fällig iſt, im Rückſtand bleibt,
das 4fache zu bezahlen hat. Gleichzeitig wird vorgeſchlagen, die
Pacht=
preiſe um das dreifache der in der Liſte vom 8. 9. 23 aufgeführten
Sätze zu erhöhen, mit der Maßgabe, daß die Beträge ſpäteſtens bis
1. Oktober d. J. zahlbar ſind, andernfalls der vierfache Betrag dieſer
neuen Beträge zu entrichten iſt. Beide Vorſchläge wurden nach
ein=
gehendſter Ausſprache angenommen. — Kartoffelverſorgung.
Der Bürgermeiſter gibt bekannt, daß er verſchiedene Händler beauftragt
habe, genügend Kartoffeln für die Einwohnerſchaft herbei zu ſchaffen
und verſpricht, daß die Gemeinde alles tun wird, was in ihren Kräften
ſteht, um durch Kartoffelbeſchaffung die Bevölkerung über dieſe ſchwere
Zeit hinweg zu helfen; da jedoch die Aufkäufer große Anzahlungen
lei=
ſten müßten, ſo müſſe auch die Gemeinde von ihren Beſtellern größere
Vorauszahlungen verlangen, was auch erfreulicher Weiſe ſchon auf
ſei=
nen Aufruf hin geſchehen ſei. — Betr. Ausführung des
Reichs=
mietengeſetzes, hier Beſtimmung der Betriebskoſten durch die
Ge=
meinde, wird beſchloſſen, daß anteilsmäßig von Mietern und Vermietern
als Betriebskoſten zu tragen ſind: Schornſteinfegergebüihren, Waſſergeld,
Müllabfuhr, Wohnungsbauabgabe, Kanalgebühren, Brandſteuer und
Grundſteuer. — Für das laufende Jahr wird für das Waſſerwerk eine
Abzahlung, für den Waſſerzins ſtatt bisher 7 Mark pro Kubikmeter,
nunmehr 70 000 Mk. erhoben. Endgültige Feſtſetzung und Einziehung
wird am Schluſſe des Rechnungsjahres erhoben.
k. Langen, 28. Sept. Preisprüfungsſtelle. Hier wurde
eine Preisprüfungsſtelle errichtet, der ein zehngliedriger Ausſchuß von
Vertretern des Handels und Gewerbes angegliedert iſt.
ro. Seligenſtadt, 28. Sept. Die hieſigen Erwerbsloſen
haben bei der Gemeinde um Bereitſtellung von Notſtandsarbeiten
nach=
geſucht. Außerdem fordern ſie Beſchaffung von Lebensmitteln,
Klei=
dungsſtücken und Schuhwerk zu erträglichen Preiſen. —
Kartoffel=
verſorgung. Die Gemeinde will die Kartoffelverſorgung für
min=
derbemittelte Perſonen in die Hand nehmen. Der Stadtrat hat zu
die=
ſem Zweck einen Kredit von 50 Milliarden Mark bewilligt. — Die „
Flie=
gende Brücke” über den Main ſoll gründlich ausgebeſſert werden.
Nummer 270.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. September 1923
Seite 5.
Die neuen Mieten.
Vom Heſſiſchen Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft
wird uns geſchrieben:
Das Miniſterium hatte die Zuſchläge zu der Grundmiete für
den Monat September auf 15 300 000 Prozent feſtgeſetzt.
Dieſe Feſtſetzung entſprach zum erſten Male einigermaßen den
tatſächlichen Bedürfniſſen. Sie ſollte, den Hausbeſitzer in Stand
ſetzen, nun auch wirklich die erforderlichen Reparaturen
vor=
zunehmen und die Häuſer und Wohnungen vor Verfall zu
ſchützen. Die außerordentliche Geldentwertung des letzten
Mo=
nats hat zur Folge gehabt, daß, ſoweit nicht die Miete
verein=
barungsgemäß im voraus bezahlt wurde, die am Schluß des
Monats September fällig werdende Miete todal entwertet
wor=
den iſt. Um endlich zu geregelten Zuſtänden zu gelangen, haben
wir ein anderes Berechnungsverfahren eingeſchlagen, das eine
gerechte Feſtſetzung der geſetzlichen Miete gewährleiſtet und das uns
von dem Herrn Reichsarbeitsminiſter zur Anwendung dringend
empfohlen wurde. Das Nähere hierüber iſt aus unſerer
Be=
kanntmachung vom 26. September 1923 (ſiehe Darmſtädter
Zei=
tung) erſichtlich.
Nach den Grundſätzen dieſer Bekanntmachung wird ſich in
Zukunft vom Monat Oktober ab die geſetzliche Miete (alſo
erſtmalig die Oktobermiete) wie folgt berechnen. Angenommen,
es iſt eine beſſere Arbeiterwohnung mit einer Friedensmiete von
360 Mark:
1. Zuſchlag für die Steigerung der Zinſen
1500 Prozent mal 288 Mk. (Grundmiete)
360 Mk.
2. 15 Prozent der Friedensmiete — 54 Mk.
jährlich oder 4,5 Mk. monatlich,
vervielfäl=
tigt mit dem vor dem Tage der Fälligkeit
der Miete zuletzt bekannt gegebenen
Lebens=
haltungsindex. Derſelbe betrug am 24. 9. 1923
28000 000. Die Mieter, die für Oktober die
Miete im voraus bezahlen, haben für dieſen
Monat daher an Inſtandſetzungskoſten
28 000 000mal 4,5 — .
126 000 000
zu zahlen.
(Für die Mieter, deren Miete erſt am 31. 10.
fällig iſt, iſt die im Oktober zuletzt bekannt
gegebene Lebenshaltungsindexzahl
einzu=
ſetzen.)
B. Verwaltungskoſtenzuſchlag 1 Prozent der
Friedensmiete — 3,6 Mk. jährlich oder 0,3 Mk.
monatlich — 28 000 000mal 0,3 — . . . 8 400 000 „
4. Grundmiete — . .. . ..
Die hiernach im geſamten zu zahlende Miete 134 000 648 Mk.
wozu noch
5. die Betriebskoſten treten, die außer den
Ver=
waltungskoſten nach Höhe der tatſächlichen
Ausgaben des Vermieters auf die Bewohner
des Hauſes umgelegt werden.
Dieſe Mieten erſcheinen auf den erſten Blick wohl hoch. Sie
ſtehen aber in keinem Verhältnis zu dem im Frieden gezahlten
Prozentſatz an Miete. Der hier berechnete Geſamtbetrag der
Miete, einſchließlich Betriebskoſten, iſt nicht höher als der
vier=
ſtündige Arbeitslohn eines Bauhandwerkers.
Zugegeben wird ohne weiteres, daß für gewiſſe Schichten
der Bevölkerung — Erwerbsloſe, Sozialrentner, gewiſſe Teile
der Kleinrentner uſw. — die Aufbringung dieſer Mieten bei
ihrem gegenwärtigen Einkomen ſchwierig iſt. Der Herr
Reichs=
arbeitsminiſter hat aber ausdrücklich darauf hingewieſen, daß
die erhöhten Aufwendungen bei den Lohn= und
Gehaltsregulie=
rungen zu berückſichtigen wären. Das Miniſterium hat ſich im
übrigen ſofort an den Herrn Reichsarbeitsminiſter gewandt, um
zu erreichen, daß in Anbetracht der erhöhten Mieten Zuſchläge
zu den Erwerbsloſenſätzen und Renten gewährt werden.
Auf der anderen Seite wird durch eine erhöhte Tätigkeit in
der Verbeſſerung der Häuſer und Wohnungen eine ſtärkere
Be=
ſchäftigung der Bauarbeiter und Handwerker und hiermit eine
größere Einſchränkung der Erwerbsloſigkeit in dieſen
Berufs=
gruppen erreicht werden.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
An der Ecke der Wilmersdorfer= und Peſtalozziſtraße bildete ſich
ein Auflauf von etwa 200 Perſonen, weil eine Straßenhändlerin für ein
Pfund Pflaumen 3 Millionen Mark verlangte, nachdem ſie vorher zu
einem niedrigeren Preiſe verkauft hatte. Die Menge nahm eine drohende
Haltung an und verſuchte, den Obſtſtand umzuwerfen. Die Polizei
zerſtreute ſchließlich die Anſammlung und veranlaßte die Obſthändlerin,
die Pflaumen zu dem alten Preiſe abzugeben.
In einer der letzten Nächte trat ein Schlepper an zwei Herren
her=
an und empfahl ihnen den Beſuch eines Nachtlokals. Die beiden Herren
gingen auch bereitwilligſt mit und fanden Zutritt in die Wohnung der
Gaſtwirtin Frau Emma Buſchke, Auguſtſtraße 50b, wo reger
Nachtbe=
trieb herrſchte. Hier entpuppten ſich die beiden Herren als eine Zivil=
An unſere Poſtbezieher!
Es bedarf keiner beſonderen Begründung, daß die unaufhaltſam
weiter fortſchreitende Entwertung der Mark den Zeitungen in der
gleichen Weiſe, wie allen übrigen wirtſchaftlichen Unternehmungen
es zur abſoluten Unmöglichkeit macht, ihren Bezugspreis wie bisher
für einen Zeitraum von mehreren Wochen zu halten. Die
Entwick=
lung der Verhältniſſe macht es vielmehr zur unbedingten
wirtſchaft=
lichen Notwendigkeit, daß die Zeitungen in kurzen Zwiſchenräumen
ihre Bezugspreiſe der weiteren Entwertung der Mark anpaſſen können.
Aus dieſem Grund iſt vom Reichspoſtminiſterium eine Nacheinziehung
der Bezugsgelder innerhalb des Bezugsmonats auf dem Wege des
Nachnahmeverfahrens zugelaſſen worden.
Der Verleger iſt nach den mit dem Reichspoſtminiſterium
ge=
troffenen Vereinbarungen berechtigt, neben dem gewöhnlichen
Ein=
ziehen der Bezugsgelder vor dem Bezugsmonat zweimal
inner=
halb des Bezugsmonats erhöhte Bezugsgelder auf dem Wege der
durch die Poſt erfolgenden Nachnahme einzuziehen. Der Bezieher
iſt verpflichtet, dieſe Bezugsgelder zu bezahlen, widrigenfalls ihm
die Weiterlieferung der Zeitung geſperrt werden kann. Der Ende
September zum Einzug gelangende Poſtbezugspreis für den Oktober
iſt dementſprechend derartig bemeſſen, daß dieſer Betrag die erſte
Teilzahlung darſtellt und der Reſtbetrag in weiteren Raten
inner=
halb des Oktobers eingezogen werden wird.
Wir ſind überzeugt, daß unſere Leſer der durch die Entwicklung
der wirtſchaftlichen Vergältniſſe bedingten Berechtigung dieſes
Ver=
fahrens ſich nicht verſchließen und die von uns erbetenen
Mehr=
beträge gern bezahlen werden, und zwar umſomehr, als ſie deſſen
verſichert ſein können, daß dieſe nur in dem tatſächlich unbedingt
ſebotenen Maße von uns erhöht werden.
Der Verlag.
ſtreife der Schutzpolizei, die nun die anweſenden 12 Perſonen feſtſtellte.
Für die billigſte Flaſche Wein wurde hier die „Kleinigket” von einer
Milliarde verlangt.
Am 8. d. M. wurde, wie wir berrichteten, das 9 Jahre alte
Schul=
mädchen Ingeborg Bartkowſki aus der Uhlandſtraße 185 in einer
Keller=
niſche des Hauſes ermordet aufgefunden. Den mit der Aufklärung
be=
trauten Kriminalkommiſſaren Dr. Anuſchat und Queß iſt es jetzt
gelun=
gen, das Verbrechen reſtlos aufzuklären. Schon kurz nach der Tat
lenkte ſich der Verdacht der Täterſchaft auf den 17 Jahre alten
Unter=
ſekundaner Günter Seidel, der im ſelben Hauſe im vierten
Stock des Gartenhauſes wohnt. Es war feſtgeſtellt worden, daß der
Schüler wiederholt mit dem kleinen Mädchen zuſammen geweſen war und
ſich auch ſchon mit ihm im Keller getroffen hatte. Der Burſche, ein
ſchlanker aufgeweckter junger Mann, leugnete zunächſt die Tat ſtändig,
brach aber, als er Freitag vormittag von den Kommiſſaren verhört
wurde, zuſammen und legte ein Geſtändnis ab.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Für die Veröffentiſchungen unter dieſer keberſchrift übernimmt die Redaltion feinerlei Ver=
Di für ſie blelbt auf Grund des 9 24 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes im vollem Umfange
der Einſender veramtwortlich.) — Einfendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgefandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Zur Strompreiserhöhung der Heag.
Sollte in der Tarifkommiſſion der Stadtverordneten ſo wenig
ſo=
ziales Verſtändnis, ſo wenig Kenntnis der kaufmänniſchen
Gepflogen=
heiten herrſchen, daß ſie dieſe Eigenmächtigkeiten der Heag ruhig
hin=
nimmt? Ich bin geſpannt darauf, was das Aufſichtsratsmitglied der
Heag, der Herr Oberbürgermeiſter, zu tun gedenkt, um dieſen Mißſtand
abzuſtellen. Wo bleiben die politiſchen Parteien der
Stadtverordneten=
verſammlung, die die Intereſſen der Bürger und nicht einer
Intereſſen=
tengruppe wahrzunehmen haben?
Sport, Spiel und Zurnen.
Fußball.
V. f. R. Darmſtadt — Sportv. 98, Darmſtadt (Ligamannſchaften).
Das heute auf dem V. f. R.=Platz als Verbandsſpiel der Odenwald=
Kreisiiga ſtattfindende Lokaltreffen Sportverein 98 kontra Verein" für
Naſenſpiele verſtricht eines der intereſſanteſten Spiele der diesjährigen
Verbandsſpielſaiſor zu werden. Beide Vereine treten mit ihren beſten
Kräften an. Während die Mannſchaft des Sportverein 98 kaum einen
Wunſch effen läßt, fehlte bislang dem Sturm des V. f. R.
Durchſchlags=
kraft und Syſtematik des Angriffs. Dem ſucht V f. R. durch eine
Neu=
beſetzung des Mittelſtürmerpoſtens zu begegnen. In die Verteidigung
hat es uberdies für Jung. A. Waldhaus genommen und hofft, damit die
Abwehr zu ſtärken. Inwieweit beide Neueinſtellungen zu Recht geſchehen,
wird das Spiel lehren.
Vor dieſem Spiele treffen ſich die 2. Jugend=Mannſchaft des
Platz=
vereins und die 1b=Jgd.=Mannſchaft des Sportv. 98, Darmſtadt. A.H.
Hocken.
Zwei intereſſante Wettſpiele finden heute Vormittag am
Böllenfall=
tor ſtatt. Der Darmſtädter Hockeyklub empfängt die erſte und zweite
Mannſchaft der Mannheimer Turngeſellſchaft. — Spielbeginn: 2.
Mann=
ſchaften 9½ Uhr; 1. 11 Uhr.
Schwimmen.
Das nationale Schwimmfeſt
des Darmſtädter Schwimmklubs „Jung=Deutſchland” nimmt heute
nach=
mittag. 3½ Uhr ſeinen Forkgang. Einzelheiten der hervorragenden
Kämpfe wurden bereits berichtet, ſo daß hierüber nichts mehr zu ſagen
iſt; die Beſetzung iſt im wahrſten Sinne des Wortes erſtklaſſig. „
Staffel=
kämpfe der beſten deutſchen Staffeln” dies genügt, um auch in dem
Laien höchſtes Intereſſe zu wecken. Daß die Einzelrennen
Höchſtleiſtun=
gen bringen können, wurde bereits erwähnt. In deren Rahmen wird
das erſte Seniorſpringen berechtigte Spannung hervorrufen. Den
„Waſſerfreunden”=Hannover iſt es allerdings nicht möglich geweſen,
in=
folge der durch die unerwartete Bahnpreiserhöhung ins Rieſenhafte
geſtiegenen Unkoſten, ihre Mannſchaft hierher zu ſenden. Dafür iſt es
aber dem Veranſtalter gelungen, die Mannſchaft des S.V.=Mannheim,
des mehrmaligen Bezwingers des deutſchen Altmeiſters im
Waſſerball=
ſpiel, „Nikar”=Heidelberg, zu einem Spiel zu verpflichten, das am
Schluß der Kämpfe gegen eine Mannſchaft des feſtgebenden Vereines
ſtattfinden wird. Der Verkauf der Karten findet an der Tageskaſſe im
Hallenbad ſtatt; es wird empfehlenswert ſein, ſich frühzeirig
einzufin=
den, da die Nachfrage bereits im Vorverkauf eine ſehr ſtarke war und
mit Rückſicht auf den Umfang des Programmes mit einem pünktlichen
Beginn zu rechnen iſt. Stehplatzkarten ſind nur an der Tageskaſſe er=
H. H.
hältlich.
Leichtathletik.
Roßdorf. Heute nachmittag 1 Uhr hat der Kraftſportverein
„Deutſche Eiche”=Roßdorf die Sportabteilung der Turngemeinde Dieburg
zu Gaſte, um ein leichtathletiſches Rückſpiel auszutragen.
Vertreter: Aures & Co., Darmſtadt, Rundeturmſtraße 12.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 10 Uhr,
(D 2): „Der Roſenkavalier”, — Kleines Haus, Anfang 7½/ Uhr,
Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete IX:): „Die Freier”. — Rummelbräu:
Konzert und Tanz. — Städt. Saalbau: Tanz. — Union=,
Reſi=
denz=, Central=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Fleiſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
nnd Uuterhaltungsblatt.
Gm
Johanna Haupt
Philipp Metzler
VERLOBTE
Groß-Zimmern Lengfeldi.O.
30. September 1923
(*25571
Statt Karten.
Anna Kaufmann
Willy Schönbein
VERLOBTE
Darmstadt, 1. Okt. 1923
(*25710
Karl Simon
Johanna Simon
geb. Zehner
VERMAHLTE
den 29, Sept. 1923 Grafenstr. 15
(*25810
Perſonen=Auto
„Opel”
9/25 PS., Baujahr 1918, Vierſitzer,
offene Karoſſerie, eingelegtes Verdeck,
Azetylen=Beleuchtung. Maſchine
vollſtändig neu durchrepariert, für
8700 Goldmark zu verkaufen.
Eilangebote unter R 129 an die
(*2578
Geſchäftsſtelle ds. Bl.
Nachruf.
Am 25. September entschlief sanft im 81. Lebensjahre nach
kurzem Leiden in Pfauenmoos
Seine Exzellenz der Wirkliche Geheime Rat
Herr Dr. jur. h. 6. Freiherr
Cornelius Wilhelm Hert au Herrnsheim.
Der Verstorbene hat neben einer langjährigen von Erfolgen
reich gekrönten Tätigkeit im Dienste seiner engeren Heimat und
unseres deutschen Vaterlandes während zweier Menschenalter die
umfangreichen Betriebe der Lederwerke Cornelius Heyl in Worms.
die er in frühester Jugend übernommen hatte, geleitet und sie Dank
den reichen Gaben, mit denen er ausgestattet war, zu höchster
Blüte gebracht.
Nachdem er sich am Abend seines Lebens dazu entschlossen
hatte, seine Werke in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, hat
der Verlebte als Vorsitzender unseres Aufsichtsrates auch seine
letzten Kräfte noch dieser seiner neuen Aufgabe zur Verfügung
ge-
stellt. Alle seine Gedanken galten auch in dieser Zeit seinem
Lebenswerk.
So betrauern wir in dem Dahingeschiedenen den mit Erfolgen
gesegneten Leiter eines der größten Unternehmen seiner engeren
Heimat, der niemals über den Rücksichten auf die Entwicklung
seiner Werke die Sorge für alle seine Mitarbeiter vergaß.
Die Arbeit des Verlebten wird uns immer Vorbild sein.
Worms, den 28. September 1923.
Der Aufsichtsrat
der Cornelius Heyl Aktiengesellschaft.
7680)
ichſtoff=Dünger
2
(flüſſig) geben ab:
Röhm & Haas, A.=G., Darmſtadt
Chemiſche Fabrik
Telephon=Nr. 3387, 3388, 3389.
Günſtige Gelegenheit zum Eindechen des Stickſtoff=
Bedarfes für den Herbſt.
Ein Landwirt ſchreibt:
Benutze Ihren flüſſigen Stickſtoffdünger ſeit mehreren
Jahren mit beſtem Erfolg. Auch dieſes Jahr habe
wunderbaren Roggen und Weizen dadurch erhalten.
Man erzielt Rekordernten.
(7652dg0
Verkärfef
Gußeiſ., emaillierter
Keſſei
(100 I.) z. Einmauert
als Waſch=, Futter
uſw. =Keſſel geeignet,
billig zu verkaufen.
Angebote u. R 132
Geſchäftsſt. (*2577
Waſchbütte (36 X40)
Waſchſeil, Holländer
wagen zu verk.
ode=
gegen Kartoffeln z1
vertauſch.
Krachen=
hals, Schchloßg. 13. (*
Schwenkkran=
Anlage
500 kg Tragkraft,
komplett, zu verkf.
Angebote u. R 133
25775
Geſchäftsſt.
2 Motorräder, 2 PS.,
fabrikneu, 1
Brenna=
bor, Ua PS., 4ſitzig
zu verkaufen (*25812
Eliſabethenſtr. 49, I
Mehrere Kiſten
guterhalten, darunter
mehrere für
Trans=
porteure geeign., bill.
zu verkaufen. Angeb
unter R 134 an die
Geſchäftsſt. (25776
Ein Damenrad
preiswert zu verkauf
Näh. in d. Geſchäfts=
(22580
ſtelle,
Eſerner Oken. —DiedermeierMſtrne zu
verkaufen Orangerie= verkauf. Karl Roth,
ſtraße Nr. 5. (25750 Magdalenenſtr. 11, C.
Dr. Unblatig
an seine Freunde und Gönner!
Da ich meine Sprechstunde
vorüber-
gehend unterbrochen habe, fühle ich mich
verpflichtet, den Freunden und Gönnern
der Kukirol-Fabrikate die erfreuliche
Mit-
teilung zu machen, daß die Kukirol-Fabrik
die Preise für ihre weltbekannten, in vielen
Millionen Fällen bewährten Fabrikate
Kukirol-Hühneraugen-Pflaster u. Kukirol-
Fußbad, letzteres gegen Fußschweiß,
Wund-
laufen und Brennen der Füße, in Anbetracht
der gegenwärtigen Wirtschaftslage, ganz
wesentlich herabgesetzt hat, um auch in
der jetzigen Zeit den weitesten Kreisen,
durch Anwendung ihrer Fabrikate, eine
regelmäßige Fußpflege zu ermöglichen.
1 Schachtel Kuktrol kostet vorläufig
0,40 Festmark und 1 Packung Kukirol-
Fuß-
bad 0,30 Festmark. 1 Festmark — ¼ Dollar.
Nach Klärung der wirtschaftlichen
Ver-
hältnisse werde ich meine öffentliche
Sprech-
stunde wieder in der gewohnten Weise
abhalten.
Die letzte Anzeige meiner öffentlichen
Praxis wird besonders kenntlich gemacht,
sodaß nach ihrem Erscheinen die
Einsen-
dungen zu dem Preisausschreiben derKukirol-
Fabrik vorgenommen werden können,
lch bitte die vielen Millionen meinen
treuen Freunde und Gönner, den Fabrikaten
der Kukirol-Fabrik auch in Zukunft die
Treue zu bewahren.
Die Außerst wichtige Broschüre „Die
richtige Fußpflege‟” ein Wegweiser für alle,
die viel gehen und stehen müssen, erhalten
Sie gratis und portofrei von der (V,7671
Darmſfädter Tagblatt
30. September 1923 Nr. 270
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Elektrizitätsgeſellſchaft Richter, Dr. Weil u.
Co., A. G., Frankfurt a. M. Die außerordentliche
Generalver=
ſammlung beſchloß, das Grundkapital um 40 auf 70 Millionen Mark zu
erhöhen. Die neuen Aktien werden von einem Konſortium übernommen,
das den alten Aktionären die jungen Aktien im Verhältnis von 5: 2 zu
21 Goldpfennigen anbieten wird. Dem Aufſichtsrat wurden zugewählt:
Bankier Ludwig Heldingsfelder, Direktor Hille=Dresden, Präſident Löb=
Weimar, Bankier Dr. Roſenſtein=Frankfurt a. M.
h. Frankfurter Armaturenfabrik A. G.,
Frank=
furt a. M. Die Verwaltung beſchloß, die von der
Generalverſamm=
lung am 9. April angenommene Kapitalserhöhung wie folgt
durchzu=
führen: Das Grundkapital ſoll um nom. 18 auf 37 Millionen Mk. durch
Ausgabe von nom. 18 Millionen ab 1. Januar 1923
dividendenberech=
tigter Inhaberſtammaktien zu 1000 Mk. nominal erhöht werden. Die
neuen Aktien werden von dem Bankhaus Baß u. Herz in Frankfurt zu
101 Prozent übernommen, wovon es 6 Millionen Mk. den alten
Aktio=
nären im Verhältnis von 3:1 anzubieten hat zu einem Kurs, der fünf
Prozent des letztnotierten Kurswertes der alten Aktien beträgt, während
die reſtlichen 12 Millionen Mk. zur Verfügung des Aufſichtsrates und
des Vorſtandes gehalten werden ſollen.
h. Tannus=Schuhfabrik A. G., Oberurſel. Bei der
bevorſtehenden Kapitalserhöhung wird den alten Aktionären ein
Bezugs=
recht von 3:1 zu einem billigen Kurs eingeräumt und der Reſt beſtens
verwertet werden.
h. Großkraftwerk Mannheim A.=G. Das abgelaufene
Geſchäftsjahr 1922/23 war ein reines Baujahr, weshalb auch von der
Aufſtellung einer Gewinn= und Verluſtrechnung abgeſehen wurde. Nach
dem Geſchäftsbericht ſtand das Berichtsjahr unter dem Einfluß der
Geld=
entwertung, die mehrmalige Kapitaltransaktionen notwendig machte. So
wurde das Stammaktienkapital von 30 auf 300 Mill. Mark erhöht,
600 Mill. Mk. 10proz. Vorzugsaktien, 70 Mill. Mk. 5proz. und 335 Mill.
Mk 6proz. Anleihe=Emiſſionen begeben und im Februar d. J. die
wert=
beſtändige Kohlenanleihe im Geſamtbetrage von 150 000 Tonnen
aufge=
legt, wovon bis Ende des Geſchäftsjahres 75 460 Tonnen untergebracht
waren. Das im Bau befindliche Werk, einſchließlich der durch
Voraus=
zahlungen erworbenen Lieferungsanſprüche, wurden am Bilanztage auf
rund 35 Milliarden Mark geſchätzt. Die Schulden in laufender Rechnung
betragen 955,97 Mill. Mk., denen ein Baukonto von 7521,45, ein
Bankguthaben von 1264 und 306,37 Mill. Mk. Forderungen gegenüber
ſtehen. Wie in der geſtern zu Mannheim abgehaltenen ordentlichen
Generalverſammlung mitgeteilt wurde, hänge die Vollendung des
Wer=
kes ſtark von der politiſchen Lage ab, mit einer Teilinbetriebſetzung im
laufenden Jahr ſei noch zu rechnen.
* Preußiſche Zentral=Bodenkredit. A. G. Die
Ge=
ſellſchaft verteilte für das abgelaufene Geſchäftsjahr eine Dividende von
9 Prozent. Der Bilanz per 30. Juni 1923 entnehmen wir folgende
Zahlen; Kaſſe 464 515 000 Mk., Wechſel 12 Millionen,
Lombardforderun=
gen 2067 Millionen, Wertpapiere 249 400 000 Mk., Bankguthaben 546,8
Millionen, hypothekariſche Darlehensforderungen 817,1 Millionen, in
das Hypothekenregiſter als Erſatzdeckung eingetragene
Reichsſchatzanwei=
fungen 38 Millionen, Kommunaldarlehensforderungen einſchließlich
Kon=
ſortiale der deutſchen Zentralbodenkreditvereinigungen 3735,9 Millionen,
Grundſtücke (Bankgebäude) 3,5 Mill., verſchiedene Aktiva 3067,7 Mill.
Bei einem Aktienkapital von 96 Millionen betrugen die Reſerven
ein=
ſchließlich Reſervevortrag 4579,4 Mill. Ein Penſionsfonds war in Höhe
von 2,1 Millionen vorhanden. Die im Umlauf befindlichen Pfandbriefe
und Kommunalobligationen beziffern ſich folgendermaßen: 4proz.
Pfand=
briefe 579,5 Mill., 3½proz. desgl. 214,9 Mill., noch einzulöſende
aus=
geloſte 30,4 Mill., Kommunalobligationen: Sproz. auf 800 Mill., 6proz.
auf 444,9 Mill., 4proz. auf 173,7 Mill., 3½proz. auf 62,5 Mill., noch
einzulöſende ausgeloſte auf 2500 000. Einzahlungen auf 10—20prozent.
Kommunalſchuldverſchreibungen der deutſchen Bodenkreditvereinigungen
beliefen ſich auf 1745,4 Millionen, Hypotheken und
Kommunaldarlehns=
zinſen auf 188,3 Millionen, Bankſchulden auf 797,4 Millionen, und
ver=
ſchiedene Paſſiva auf 1292,1 Millionen.
* Zuckerfabrik Bahnhof Marienburg A. G.,
Ma=
rienburg. Die Geſellſchaft weiſt in der Bilanz per 31. Mai 23 einen
Reingewinn von 280 418863 Mk. aus. Der Betriebsgewinn ſtellte ſich
auf insgeſamt 311 867 383 Mk., Zinſen erforderten 16 269 802 Mk.,
Ver=
ſicherungen 15 178 717 Mk. Unkoſten ſind nicht beziffert und vor
Feſt=
fetzung des Betriebsergebniſſes bereits in Abzug gebracht worden. Die
Geſamtanlagen ſtehen mit 13 Mk. zu Buche: Bargeld war in Höhe von
137 016 Mk. vorhanden. Debitoren ſchuldeten 52/401 647 Mk.,
Betriebs=
materialien und Lagerbeſtände ſind mit 400 628 062 Mk., Wertpapiere
mit 10 Millionen Mk. ausgewieſen. Das Aktienkapital betrug 3,6 Mill.,
die geſetzliche Rücklage 300 000 Mk., Rücklage für Verluſte und
Dividen=
den 570 939 Mk. Ein Werkerhaltungskonto erſcheint mit 1,2 Millionen,
Akzepte bezifferten ſich auf 150 Millionen Mk.
* Ahobag, Allgemeine Holzbau A. G.,
Charlotten=
burg 4. Werk Ludwigshafen am Bodenſee. Die Geſellſchaft baut zur
Zeit eine epochemachende Type von Holzhäuſern, die ſogen. „
Wohno=
mobile”, das ſind fahrbare Häuſer (zirka 3X12 Meter Grundfläche) mit
kompletter Inneneinrichtung von 4 Zimmern, Küche, Kloſett und
Speiſe=
kammer. Zurzeit geht ein Muſter des Wohnomobils im Ludwigshafener
Werk der Geſellſchaft ſeiner Vollendung entgegen. Die Geſellſchaft hat
derartig ſtarke Nachfrage nach dieſen, die Wohnungsnot ſteuernden
patentierten Dauerholzhäuſern, daß ſich dieſelbe mit dem Gedanken der
Gründung einer eigenen Bank befaßt, die dieſe Häufer durch Ausgabe
von Goldrentenbriefen zu finanzieren in der Lage wäre. Ein ſolches
Haus ſtellt ſich komplett mit eigener elektriſcher Beleuchtungsanlage, mit
Heizung und Warmwaſſerverſorgung auf zirka 8400 Goldmark. Wie
wir hören, ſoll die Bank die Alleinvertriebsrechte der Wohnomobile von
der Ahobag erhalten. Der Ahobag iſt es gelungen, ſich alle Patentrechte
lizenzweiſe zu ſichern, ſo daß die Ahobag keine Konkurrenz mehr zu
befürchten hat. Die Patentrechte für Süddeutſchland beſitzt die Ahobag
bereits ſeit Erteilung des Patentes, und hat nach dieſem Patent am
Bodenſee zahlreiche Häuſer ausgeführt, die ſich ſehr gut bewährt haben.
Was die Aktienkapitalserhöhung anbelangt, ſo ſoll dieſe ſicherem
Ver=
nehmen nach erſt nach der bevorſtehenden Börſeneinführung durchgeführt
werden.
* Eiſen=Marthes Richard Guſtav Matthes A.=G),
Magdeburg. Die a.o. Verſammlung beſchloß Erhöhung des
Grundkapitals um 90 Mill. Mark auf 150 Mill. Mark Stammaktien mit
Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1923. Sie werden von einem
Konſortium zu 100 Prozent mit der Verpflichtung übernommen, 50 Mill.
Mark im Verhältnis 1:1 zu 1 Goldmark pro Aktie zum Bezuge
anzu=
bieten. Die Umrechnung in Papiermark erfolgt zum amtlichen
Brief=
kurs am Tage der Bezugsaufforderung. Vezugsrechtsſteuer geht zu
Laſten der Aktionäre. Die reſtlichen 30 Mill. Mark bleiben zur
Ver=
fügung der Verwaltung, ev. zu Angliederungszwccken bzw. zur
beſtmög=
lichen Verwertung im Intereſſe der Geſellſchaft.
h. Heros A.=G. in Herbolzheim a. d. Jagſt. Die in
Mosbach abgehaltene außerordentliche Generalverſammlung beſchloß die
Erhöhung des Kapitals von 345 um 305 auf nominell 650 Mill. Mk.,
wobei den alten Aktionären ein Bezugsrecht im Verhältnis von 2:1
ein=
geräumt wird. Die geſamten Umbauten kommen in den nächſten Tagen
unter Dach. Die Ausſichten wurden als günſtig bezeichnet. Neu in
den Aufſichtsrat gewählt wurden: Dr. Oskar Arendt (Berlin), Direktor
W. Edelmann von den Oberrheiniſchen Metallwerken Mannheim,
Fabri=
kant E. Fein (Stuttgart), Direktor W. Kiſſel von Benz u. Co.,
Mann=
heim, Direktor K. Knorr (Heilbronn), G. Montanus (Frankfurt a. M.),
Bankdirektor G. Rümelin (Heilbronn a. N.), Oekonomierat und
Land=
tagsabgeordneter Sack (Tauberbiſchofsheim).
* A. G. für chemiſche Produktion vorm. H.
Scheide=
mann, Verlin. Die Geſellſchaft berichtet über befriedigende
Ge=
ſchäfte ſowohl bei Mutter= als auch bei Tockſtergeſellſchaften. In der
Aufſichtsratsfitzung wurde über eine Reihe von neuen Erwerbungen
ſo=
wie die in der Durchführung begriffenen Transaktionen Mitteilung
ge=
macht, die der Aufſichtsrat genehmigte. Im Zuſammenhange hiermit
wurde beſchloſſen, einer Ende Oktober einzuberufenden G.=V. die
Er=
höhung des Grundkapitals um 75 Mill. Mk. auf 150 Mill. Mk.
vorzu=
fchlagen. Ein Teilbetrag wird den bisherigen Aktionären im Verhältnis
2:1 zum Bezug angeboten werden, die übrigen Aktien jedoch zu
Um=
tauſchzwecken bzw. im Bedarfsfalle zur Verſtärkung der Betriebsmittel
Verwendung finden. Die Feſtſetzung des Begebungskurſes ſoll erſt
ſpä=
ter erfolgen.
h. Oberpfälziſche Bergbau=A.=G., München. Die
außerordentliche Generalverſammlung genehmigte die Erhöhung des
Aktienkapitals um bis 560 Millionen auf bis 1 Milliarde Mk. Den
Aktionären wird ein Bezugsrecht im Verhältnis von 5:2 eingeräumt.
Drachenberger Zuckerſiederei A.=G.,
Drachen=
berg. Die Geſellſchaft beruft a. v. G.=V. zum 27. Oktober, die über
Kapitalserhöhung um bis zu Mk. 50 Mill. ſowie über Erhöhung des
Stimmrechts der Vorzugsaktien Beſchluß faſſen ſoll. Das Kapital wurde
im Juni d8. Js. auf Mk. 23,5 Stammaktien und Mk. 1,5
Vorzugs=
aktien erhöht. Ein Dividendenvorſchlag für das abgelaufene
Geſchäfts=
jahr liegt noch nicht vor.
* Plauener Spitzenfabrik A.=G., Plauen. Die G.=
V. ſetzte feſt, daß ſtatt 100 Prozent Dividende auch eine Gratisaktie
be=
zogen werden kann.
Ed- Abſchlüſſe im Wintershallkonzern. Der
Win=
tershallkonzern gibt jetzt ſeinen Geſchäftsbericht über die einzelnen ihm
angehörigen Werke ſowie über die Kali=Induſtrie=A.=G., die im
Dezem=
ber 1921 gegründete Finanzgeſellſchaft des Konzerns aus. Für dieſes
Unternehmen handelt es ſich mithin um das erſte Geſchäftsjahr. Wie
die vorliegenden Ziffern ausweiſen, war das Ergebnis günſtig und hat
die Erwartungen vollauf befriedigt. Die Einnahmen an den
Beteiligun=
gen an Kali= und anderen Unternehmungen reichten nicht nur aus, die
Gründungskoſten zu decken, ſondern darüber hinaus noch Ueberſchüſſe zu
erzielen. Die geſamten Einnahmen beliefen ſich auf 254,68 Mill. Mk.
Ihnen ſtanden gegenüber an Geſchäftsunkoſten 36,37 Mill. Mk., an
Gründungskoſten 61,21 Mill. Mk., an Zinſenausgaben 36,58 Mill. Mk.,
an Abſchreibungen 1,85 Mill. Mk., ſo daß ein Reingewinn von 118,66
Mill. Mk. verbleibt. Hieraus werden dem Reſervefonds 10 Mill. Mk.
zugewieſen, 6proz. Dividende auf die Vorzugsaktien v. r. t. verteilt,
100 Prozent auf 100 Mill. Mk. Stammaktien und 2,32 Mill. Mk. auf
neue Rechnung vorgetragen. Faſt alle anderen Unternehmungen des
Konzerns ſind ertragreich, kein einziges ergebnislos geblieben.
Gebag” Großeinkaufs= und Produktions=
Aktiengeſellſchaft deutſcher Konſumvereine,
Düſ=
ſelderf=Reisholz. Die „Gepag” wurde am 25. Sept. mit einem
Aktienkapital von 1½/. Milliarden gegründet. Träger des Unternehmens
ſind der Reichsverband deutſcher Konſumvereine e. V., Düſſeldorf=
Reis=
holz, dem 500 Konſumgenoſſenſchaften angeſchloſſen ſind und die Groß=
Einkaufs=Zentrale deutſcher Konſumvereine e. G. m. b. H. in Düſſeldorf=
Reisholz, welche dieſe angeſchloſſenen Konſumvereine mit Lebensmitteln,
Textiltvaren, Schuhwaren und ſonſtigen Bedarfsgütern verſorgt. Das
Direktorium beſteht aus dem Reichstagsabgeordneten und
Verbandsdirek=
tor Peter Schlack als Generaldirektor und den Direktoren Fritz Klein und
Hans Bannemer. Der Aufſichtsrat ſetzt ſich aus leitenden Perſonen
füh=
render Kenſumgenoſſenſchaften Deutſchlands zuſammen. An der Spitze
ſteht der Geſchäftsführer des Konſumvereins Wohlfahrt”, Eſſen=
Alten=
eſſen, Arnold Biſſels, Mitglied des Reichswirtſchaftsrates. Die
Ge=
pag” übernimmt die Geſchäfte der im Jahre 1912 gegründeten Groß=
Einkaufs=Zentrale deutſcher Konſumvereine, die mit ihren umfangreichen
Bürohaus= und Lagereinrichtungen, Kaffeeröſtanlagen, Buchdruckerei und
Buchbinderei im September einen Umſatz von 11 000 000 000 000 Mark
überſteigen dürfte. Der Abſatz der „Gepag” iſt geſichert. Die „Gepag”
kauft und produziert nicht für den freien Markt. Sie hat vielmehr ohne
Reklame und Werbungskoſten in den angeſchloſſenen
Konſumgenoſſen=
ſchaften einen feſten Abnehmerkreis. Da der organiſierte Bedarf der
deutſchen Konſumgenoſſenſchaften noch weit höher iſt als die Verkaufs=
und Produktionsmöglichkeit der „Gepag”, ſo bietet ſich ihr auch in Zeiten
wirtſchaftlicher Kriſen eine geradezu glänzende Entwicklung.
Meſſen.
X Die 5. Groß Berliner Tabak=Meſſe wird am
Sonnabend, dem 6. Oktober, vorm. 11 Uhr, in den Geſamträumen der
„Neuen Welt”, Berlin S. 59, Haſenheide 108—114, eröffnet. Dieſe
Meſſe iſt über die Fachkreiſe hinaus von um ſo größerer Bedeutung,
da ſie das einzige Unternehmen dieſer Art iſt, das trotz der Not des
Tabakgewerbes ſich erhalten hat, ohne an Umfang und Bedeutung
ein=
zubüßen. Auch dieſes Mal iſt die Beſchickung wieder außerordentlich
reichhaltig, und es bietet ſich für die Intereſſenten — beſonders
Zigarrenhändler — in der jetzigen Zeit der enormen Preisſchwankungen
gerade auf der Meſſe die beſte Gelegenheit, ſich über die Marktlage
in=
gehend zu unterrichten. Die 5. Groß=Berliner Tabak=Meſſe iſt vom 6.
bis einſchließlich 9. Oktober täglich von vormittags 11 Uhr bis abends
10 Uhr geöffnet, am letzten Tage, dem 9. Oktober, wird die Meſſe
be=
reits abends um 7 Uhr geſchloſſen.
Banken.
Ed- Gründung einer Bauernbank. Die der
Vereini=
gung der deutſchen Bauernvereine angeſchloſſenenen 28 deutſchen
Bauern=
vereine ſowie die von dieſen gegründeten Waren= und Geldinſtitute
gründeten die Deutſche Bauernbank mit dem Sitz in Berlin. Zweck
der Geſellſchaft iſt der Betrieb von Bank= und Börſengeſchäften, die
Finanzierung des An= und Verkaufs landwirtſchaftlicher Bedarfsartikel
und Erzeugniſſe, das Getreide=Rentengeſchäft uſw. Grundkapital iſt
naminell 1 Milliarde Mark.
* Deutſch=Niederländiſche Bank A. G., Düſſeldorf.
Für das Geſchäftsjahr 1922 gelangte eine per 20. Juli 23 zahlbare
Divi=
dende von 100 Prozent zur Ausſchüttung. Nach der Bilanz per 31. Dcz.
betrugen: 1. Aktiva: Kaſſe, fremde Geldſorten und Kupons 17 444 484
Mk., Guthaben bei Noten= und Abrechnungsbanken 29 755 294 Mk.,
Wechſel und unverzinsliche Schatzanweiſungen 50 969 479 Mk., Noſtro=
Guthaben bei Banken und Bankfirmen 565 822 540 Mk., eigene
Wert=
papiere 9 799 990 Mk., Konſortialbeteiligungen 783 400 Mk., Debitoren
in laufender Rechnung 624 070 162 Mk.: a) gedeckte 399 581 161 Mark,
b) ungedeckte 224 489 000 M.; Avale und Bürgſchaftsſchuldner erſcheinen
auf beiden Seiten der Bilanz mit 4 345 800 Mk., Bankgebäude, ſonſtige
Liegenſchaften und Aktiva ſtehen mit dem Mindeſtwert zu Vuche,
Einrich=
tungen ſind auf 2 Mk. abgeſchrieben. 2. Paſſiva: Aktienkapital 50 Mill.,
Reſerven 5 Mill., Sonderrücklage 900 000 Mk., Hypotheken 460 000 Mk.,
Debitoren 1 110 389 206, und zwar a) Guthaben deutſcher Banken und
Bankfirmen 284 078 084 Mk., Einlage auf proviſionsfreier Rechnung
136 603 335 Mk., ſonſtige Gläubiger 655 704 826 Mk., Akzepte 50 Mill.,
nicht erhobene Dividende 154 776 Mk., Steuerrücklagen 23 Millionen,
Tantiemen 7 111 111 Mk., Vortrag auf neue Rechnung 1 630 662 Mark.
Die Gewinn= und Verluſtrechnung zeigt folgendes Bild: Vortrag aus
1921: 156 746 Mk., Gewinn aus Zinſen, ſowie aus deutſchen und
frem=
den Wechſeln 32 087 846 Mk., Gewinn aus Proviſionen 94 828 331 Mk.,
und Gewinn aus Wertpapieren 30 944 323 Mk. Verwaltungskoſten
er=
forderten 66 119 185 Mk., Abſchreibungen auf Einrichtungen 7 029 153
Mk., Steuern 397 535 Mk., Zuweiſungen zum Reſervefonds 2 650000
Mk., Rücklage für Steuern 23 Millionen, 4 Proz. Jahresdividende und
96 Prozent Superdividende auf 50 Stammaktien 50 Millionen Mark.
I. Phön=Bank. A.=G., Mellrichſtadt. Die
Generalver=
ſammlung beſchloß die Erhöhung des Aktienkapitals um 500 auf 750 Mill.
Mark. Den alten Aktionären wird ein Bezugsrecht von 1:1 zu 25
Gold=
pfennig zugeſtanden. In den Aufſichtsrat wurden gewählt Konſul
Stref=
fer und Vankier Fabian, beide in Berlin.
Ed- Neue Preiszuſchläge in der Wirkerei. In der
Wirkerei der Vereinigung deutſcher Fabrikanten von Fantaſiewirkwaren
Apolda, hat, wie die Textilwoche erfährt, für alle Lieferungen ab 26.
September folgende Preiszuſchläge feſtgeſetzt: Januar 662 635 Prozent,
Februar 279 075 Proz., März=April 203 390 Proz., Mai 158 295 Proz.,
Juni 77655 Proz., Juli 20 015 Proz.
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide: Die
Aufhebung der Brückenſperre und die Ankündigung der Einſtellung des
paſſiven Widerſtandes führte wieder viele Intereſſenten aus dem beſetzten
Gebiet und dem Saargebiet auf den hieſigen Markt. Die Ausſichten auf
eine Wiederaufnahme der Handelstätigkeit mit dem Rheinland und dem
Ruhrgebiet waren nicht ohne Einfluß auf die Börſen geblieben und
haben etwas abſchwächend gewirkt. Doch die Verhängung des
Belage=
rungszuſtandes über das ganze Reich, die die ſchwierige innerpolitiſche
Lage am deutlichſten charakteriſiert, befeſtigte die Börſen allſeits wieder,
unterdrückte aber auch ſchon wieder die erſten Anzeichen eines größeren
Geſchäfts. Käufer wie Verkäufer üben die größtmögliche Zurückhaltung,
und es kam nur zu ganz geringen Umſätzen. In die ſeit Wochen
an=
dauernde Aufwärtsbewegung der Preiſe war allerdings eine Breſche
gelegt. Nach zu Beginn der Börſenwoche noch etwas anſteigender
Rich=
tung gingen mit dem Deviſenrückgang die Kurſe eine Kleinigkeit zurück,
um aber dann wieder erneut anzuziehen, was aber in den offiziellen
Preiſen nicht mehr zum Ausdruck kommt. Die Preisforderungen ſind
ſehr ſchwankend, das Angebot klein. Sollte aber die Reichsregierung
Herr der Lage bleiben und Glück in der Ueberführung des Rhein= und
Ruhrgebietes in die neuen Verhältniſſe und zur Wiederaufnahme der
Arbeit haben, ſo iſt ſicher mit einer Beſſerung der Marktlage zu rechnen.
Die Preiserhöhungen gegen die Vorwoche und die Schwankungen
inner=
halb der Berichtswoche waren minimaler Natur. So bewegte ſich) Weizen
zwiſchen 700—750 und 650—700, Noggen zwiſchen 500—550 und 550—580,
Gerſte zwiſchen 600—640 und 580——620, Hafer zwiſchen 500 und 575
Mil=
lionen Mark, alles pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim.
Mehl: Auf dem Mehlmarkt war gleichfalls zuerſt eine
Unſicher=
heit aufgetreten, die Stimmung wurde zuletzt aber wieder feſt.
Zurück=
haltung im Ein= wie Verkauf iſt auch hier die Deviſe. Die Preiſe liegen
etwas niedriger als zu Beginn der Börſenwoche, wo Weizenmehl
Spe=
zial Null zu 1,1—1,4 und dann zu 10—1,3 Milliarden Mark,
Roggen=
mehl zu 870—900 Millionen Mk. pro Doppelzentner umgeſetzt wurden.
Futtermittel: Auf dem Futtermittelmarkt ſind es die alten
Artikel, die zum Angebot und Abſatz kommen. Weizenkleie mit 250—275,
melaſſe mit 260—300, Biertreber und Malzkeime mit 250—270 Millionen
Mark pro 100 Kilo waggonfrei Mannheim. Auf dem
Rauhfuttermittel=
markt kam wieder Wieſenheu mit 130—150, Preßſtroh etwas teurer zu
90—110 und Bundſtroh mit 80—100 Millionen Mk. der Doppelzentner
waggonfrei Mannheim zum Angebot.
Kolonialwaren: Nachdem hier die Goldmarkrechnung
durch=
geführt iſt, ſind die Preiſe ziemlich ſtabil, was natürlich bei der
Um=
rechnung in Papiermark nicht der Fall iſt. Die Tendenz auf dieſem
Marktgebiet blieb unverändert feſt, der Handel eng begrenzt. Man
notierte: Kaffee Santos roh mit 2,80—3,10, gewaſchen mit 3,18—3,40,
Tee mittel mit 7,75—8,75, gut mit 8,80—9,50, fein mit 9,50—10,50,
in=
ländiſcher Kakao mit 2,90—3,30, holländiſcher mit 3,0—3,50, Burmareis
mit 0,42, Weizengrieß mit 0,45 und Weizenhartgrieß mit 0,58 Goldmark
auf Dollarbaſis pro 1 Kilo.
Tabak: Die Tabake ſind mit wenig Ausnahmen der etwas
zu=
rückgebliebenen Anpflanzungen heimgebracht und hängen zur
Austrock=
nung unter Dach. Das Ertragnis wird als etwas größer als im Vorjahr
geſchätzt, was wohl auf vermehrten Anbau, angeregt durch die hohe
Bewertung des Tabaks gegenüber den anderen landwirtſchaftlichen
Pro=
dukten, zurückzuführen ſein dürfte. Die Tabake ſind aber in der
Qua=
lität etwas kräftiger. Der Verkauf in neuen Tabaken hat ſich infolge zu
hoher Forderungen der Pflanzer noch nicht recht entwickeln können. Auf
der Hardt und in den Gundi=Orten wurden Grumpen zu 1,5 Milliarden
pro Zentner verwogen. In alten Tabaken gaben Pflanzer von ihren
1922er Beſtänden wiederum einige Poſten zu 1,5 Milliarden Mark pro
Zentner ab. Rippen wurden zu den ſeitherigen Preiſen in holländiſcher
Währung verkauft. Auch im Zigarren=Kleinhandel wurde nun der
Ver=
kauf nach Grundpreis, vervielfacht mit der Schlüſſelzahl, eingeführt.
Wein: Die Weinberggebiete ſind in der Pfalz nun zum größten
Teile geſchloſſen worden, da die Trauben der Ausreife entgegengehen.
Das Wetter hat ſich wieder twas günſtiger dazu geſtaltet. Wie ſchon
mit=
geteilt, ſind die Herbſtausſichten verſchieden, und man rechnet mit einem
Glücksherbſt. Gerade die beſten Lagen bringen oft am wenigſten. Die
Leſe der roten Trauben wurde nun erlaubt. In Burrweiler haben
Weinhändler Vorverkäufe abgeſchloſſen zu 300 Millionen die 40 Liter
Rotmoſt. Die Winzer ſind damit aber nicht einverſtanden und
verlan=
gen bei dem geringen Ertrag höhere Preiſe. Die Nachfrage hält wegen
der geringen Herbſtausſichten an. Es werden 4—8 Milliarden Mk. für
die 1000 Liter 1922er bezahlt. Die Preiſe ändern ſich täglich um viele
Millionen. Für 1921er Weine werden geradezu märchenhafte Preiſe
geboten. Ein Teil der Einlegungen iſt nun auch verkauft.
Obſt. Die Anfuhr zum Freinsheimer Obſtgroßmarkt iſt ſtets
ziem=
lich gut, der Verkauf geſtaltet ſich aber manchmal etwas ſchleppend,
nach=
dem die Obſtpreiſe eine ſo enorme Höhe erreicht haben. Es koſteten im
Großhandel pro Pfund: geringere Aepfel 4—800 000 Mk., Tafelärfel
1—4 Millionen, Kochbirnen 6—800 000 Mk., Tafelbirnen 1,5—4,2 Mill.,
Zwetſchen 1—1,2 Millionen, Pfirſiche 2—4,5 Millionen, Tomaten 1,5—1.6
Millionen, Trauben 6,5—7,9 Millionen, Bohnen 2,8—3 Millionen Mk.
Für Gurken iſt die Zeit bei der kühlen Witterung nahezu vorüber. Der
Markt wird immer ſchlechter befahren. Bezahlt wurden auf dem
Boben=
heimer Gurkenmarkt 200 000 Mk. das Stück.
Hopfen: Die Hopfenernte iſt in der Pfalz in der Hauptfache
be=
endigt. Das Menge=Erträgnis iſt in den meiſten Fällen ſtark hinter
dem Durchſihnitt zurückgeblieben; es wurde ungefähr ein Viertel der
vorjährigen Ernte erzielt. Der letzte Preis bewegte ſich um 5
Milliar=
den für den Zentner. Die Pflanzer ſind aber ſchwer zur Abgabe zu
beſvegen, da die direkten Angebote aus Nürnberg fehlen. Man gibt nur
in Goldwährung ab, und ſo wurde auch ein Poſten verkauft, der nach
dem Dollarkurs 19 Milliarden für den Zentner ergibt.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
war die Stimmung im Anſchluß an die Steigerung der Devifenpreiſe
wieder recht feſt. Viel begehrt zeigte ſich zu erhöhten Preiſen Roggen.
Für die anderen Artikel war die Nachfrage etwas ſtiller, doch wurden
auch infolge geſteigerter Forderungen durchweg höhere Preiſe bewilligt.
* Frankonia A.=G., vorm. Albert Frank,
Baier=
feld. Die Geſellſchaft wird einer demnächſt ſtattfindenden G.=V. die
Verteilung einer Dividende von 10 000 Prozent vorſchlagen. Außerdem
wird den Aktionären ein Bezugsrecht auf Aktien der ihr naheſtehenden
Metallwaren und Emaillierwerke Adolf H. Neufeldt A.=G. in Elbingen
in der Weiſe eingeräumt werden, daß auf 10 Franconia=Aktien eine
Neufeldt=Aktie zum Preis von 4 Goldmark bezogen werden kann. Die
letztere Geſellſchaft befindet ſich in befriedigender Entwicklung. In der
G.=V. ſoll Beſchluß gefaßt werden, das Kapital der Frankonia=A.=G.
um Mk. 20 Mill. Stammaktien zu erhöhen, die zu Angliederungs= und
Umtauſchzwecken dienen ſollen.
Börſen.
* Börſenbericht vom 24. bis 29. September. (
Mit=
geteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Die Aufgabe des
paſſiven Widerſtandes hat zunächſt eine in hohem Grade unſichere und
unklare Situation geſchaffen, da es einerſeits noch durchnus fraglich
er=
ſcheinen muß, ob ſich Frankreich nunmehr zu einem Abbau der
Ruhr=
beſetzung und zu einer endgültigen und erträglichen Regelung der
Re=
parationsfrage verſtehen wird, und andererſeits die Gefahr
innerpoli=
tiſcher Unruhen ſo groß geworden iſt, daß ſich die Reichsregierung zur
Verhängung des allgemeinen Ausnahmezuſtandes veranlaßt ſah. Dieſe
große Unſicherheit beherrſchte in der Berichtswoche auch die Stimmung
der Börſe und führte hier zu einer ſtarken Einſchrankung der
Geſchäfts=
tätigkeit. Die Umſätze ſchrumpften auf allen Gebieten merklich
zuſam=
men und dies, obgleich die Lage des Geldmarktes eine weſentliche
Er=
leichterung zeigte und ſomit die Haupturſache der letztwöchigen
Kurs=
rückgänge in Wegfall kam. Beſonders fühlbar machte ſich die
Ungewiß=
heit über die weitere politiſche und wirtſchaftliche Entwickelung an dem
Deviſenmarkte, der bei mehrfachem Eingreifen der Reichsbenk ſtarke
Kursſchwankungen aufwies. Es ergaben ſich ſogar an mehreren Tagen
recht beträchtliche Unterſchiede in den Notierungen des Berliner und
Frankfurter Platzes. Die Effektenbörſe eröffnete am Montag in
luſt=
loſer Haltung. Die Spekulation zeigte ſich weiter zu Realiſationen
geneigt, und es kam daher auf den meiſten großen Maukten zu weiteren
leichten Rückgängen, während der Kaſſamarkt im großen und ganzen
noch recht feſt lag. Für die Mittwochbörſe hatte jedoch auch das
Privat=
publikum überwiegend Verkaufsaufträge gegeben, ſo daß es an dieſem
Tage zur Kursabſchwächungen kam, die teilweiſe bis zu Halbie ungen
gingen und beſonders am Einheitsmarkte zahlreich waren. Das
her=
auskommende Material, das an ſich nicht ſehr umfangreich war, fand
jedoch in den meiſten Fällen glatte Aufnahme, da die Spekulation im
Verlaufe der Börſe bereits wieder zu Rückkäufen ſchritt. Dus weitere
Anziehen der Deviſenkurſe führte dann am Freitag den Börxſe wieder
recht zahlreiche Kaufaufträge zu, ſo daß ſich die Tendenz an dkeſem Tag
durchweg recht feſt geſtaltete. Die bevorzugten Werte der Montan= und
Chemiſchen Induſtrie konnten zum größten Teil ihre Höchſtkurſe wieder
etwa erreichen, und auch der Einheitsmarkt wies, wenn auch in
gerin=
gerem Maße als die großen Märkte, überwiegend wieder anfehnliche
Kursſteigerungen auf.
wb. Berliner Börſenbericht. Da die Deviſen heute
amt=
lich nicht notiert wurden, blieb der Freiverkehr ſich ſelbſt überlaſſen. Die
Kurſe ſtellten ſich infolge geſteigerter Nachfrage und im Einklang mit
rückgängigen ausländiſchen Marknotierungen durchweg höher.
Unge=
fähr auf der Grundlage von 950 Mill. für Auszahlung London und
220 Mill. für Auszahlung New=York.
Bankgeschäft
Fernsprecher 1308, 1309
— D V2 — 1 v
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
DarlVietder
1 Luisenplatz
Rummer 230.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 30. September 1923.
Seite 3.
49)
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
Es war nun gegen Abend wieder ſtürmiſch geworden. Der
Himmel war von jagenden grauen Wolken verhüllt, die in
eini=
ger Entfernung einen peitſchenden Regen" über das Meer
er=
goſſen; der Wind, der am Morgen eine friſche und angenehme
Frühlingsbriſe geweſen war, war zu einem zornig heulenden
Miſtral angewachſen. Die kleine Jacht ſchaukelte tüchtig, und
Philipp bedauerte innerlich den alten Senjor Paqueno, der bei
dieſer Witterung Höllenqualen leiden mußte. Er ſelbſt war ein
guter Seemann und empfand keinerlei Unbehagen, ihn ſtörte
weder der Miſtral noch die Wellen, wie er da an der Seite des
Kapitäns auf der Kommandobrücke ſtand.
Die Dämmerung fiel raſch ein. In einiger Entfernung
tauchte der ſchleppende Rauch eines großen Fahrzeuges auf.
Plötzlich ſah Philipp zu ſeiner Verwunderung Madame
Pelotard und den angeblichen Grafen von Punta Hermoſa die
Stufen der Kajütenabteilung heraufkommen. Bei ſolchem
Wet=
ter! Seine Gattin und der Graf ſchienen jedoch ebenſo
abgehär=
tet gegen die Witterung zu ſein wie er ſelbſt. Sie gingen
meh=
rere Male über das ſchwankende, ſtoßende Verdeck auf und ab;
ſie ſprachen, und offenbar ſtellte Madame Pelotard dem Grafen
Fragen, die dieſer nicht zu ihrer vollen Zufriedenheit
beant=
wortete, denn ſie geſtikulierte lebhaft und ſprach jedesmal
länger, während er ſich kurz und ausweichend zu äußern
ſchien. Ein paarmal ſah Philipp, wie ſie den Mund ſeinem Ohre
näherte, während er den Kopf ſenkte; ſie konnte ſich offenbar nur
ſchwer verſtändlich machen.
Philipp auf der Kommandobrücke ſchienen ſie gar nicht zu
bemerken. Dieſer lächelte leiſe.
Plötzlich verdoppelte der Wind ſeine Heftigkeit, der Schaum
erhob ſich in einer einzigen weißen Kaskade, und die kleine Jacht
begann ſich ſo heftig umzulegen, daß Philipp ſich an die Barriere
der Kommandobrücke klammern mußte, um nicht zu fallen.
Wäh=
rend er noch ſchwankend das Gleichgewicht wiederzugewinnen
trachtete, ſah er, wie ſeine vorgebliche Frau und der Graf raſch
über das Verdeck der Kajütenabteilung zuſtrebten. Der Graf
ſchien durch ſein Hinken keineswegs behindert, denn er lief mit
ebenſo großer Sicherheit über das Verdeck wie nur irgend ein
Seemann, und Madame Pelotard gab ihm nichts nach.
Mit einem Male ſtieß ſie jedoch einen Schrei aus und warf
die Arme in die Luft; ſie war über ein im Wege liegendes Tau
geſtolpert und hätte ſich mit Schmerzen hart an der Reeling
an=
geſchlagen, ja, wäre vielleicht über Bord gefallen, wenn ſich nicht
im ſelben Augenblick die Arme des reckenhaften Grafen
ausge=
ſtreckt und ſie umfangen hätten. In der nächſten Sekunde lag ſie,
offenbar proteſtierend und nicht ohne zu zappeln, in ſeiner
Um=
armung und wurde im Eilmarſch der Treppe zugetragen. Als
ſie dieſe erreicht hatten, plazierte er ſie wieder ehrfurchtsvoll auf
das Verdeck; ſie hielt ſich an dem Treppengeländer feſt und
be=
trachtete ihn ein paar Sekunden mit ſeltſamen Blicken; dann
ſtreckte ſie die Hand aus und ſagte etwas, was vermutlich ein
Dank war.
Der Graf von Punta Hermoſa ergriff die dargebotene kleine
Hand, drückte ſie — und führte ſie dann raſch an ſeine Lippen.
In der nächſten Sekunde verſchwand ſie die Treppe
hinun=
ter, und er folgte langſam nach.
Herr Collin auf der Kommandobrücke lächelte wieder, aber
wurde von Kapitän Dupont aus ſeinen Gedanken geriſſen.
„Ein Kriegsſchiff!” ſchrie ihm dieſer ins linke Ohr. „Ein
Kriegsſchiff, Profeſſor!”
Philipp ſah in die Richtung, nach der er wies. Das große,
graue Fahrzeug, deſſen ſchleppeuden Rauch er vor einer Weile
geſehen, war ihnen jetzt näher gekommen und zeichnete ſeine
gro=
teske impoſante Silhouette gegen den Abendhimmel ab. Ohne
ſich um den Sturm oder Seegang zu kümmern, zog es ruhig
ſeine Straße nach Marſeille, woher Philipp und ſeine Jacht eben
kamen. Der Schaum erhob ſich in zwei weißen Wimpeln um
feinen ſcharfen Bug.
Nach zehn Minuten war es ſo nahe, daß Philipp ſeine
Flagge ſehen konnte; ſie war blau=weiß=rot. Ein ruſſiſcher
Pan=
zerkreuzer alſo. Er nahm ſein Fernglas und richtete es auf den
Koloß. „Zar Alexander” glaubte er darauf zu leſen.
Dann ließ er das Glas ſinken, nickte Kapitän Dupont zu
und ging mit einem abermaligen Lächeln der Kajütentreppe zu,
über die der Graf Punta Hermoſa und ſeine Gattin vorhin
ver=
ſchwunden waren.
Warum lächelte Herr Collin?
Weil ihm zumute war wie einem Boten der Vorſehung, zu
deren Aufgaben es gehört, über Toren und Liebende zu wachen.
Und auch weil er jetzt zu hoffen begann, ſeine verlorenen
fünfzigtauſend Pfund wiedererlangen zu können.
Zweites Kapitel,
welches der Anfang von ſehr abenteuerlichen
Begebenheiten iſt.
Der Wind nahm in der Nacht und am folgenden Vormittag
n Stärke zu; das Meer ging hoch, und erſt um die Mittagszeit
beruhigte das Wetter ſich wieder. Gegen ein Uhr wagte ſich
ſogar der alte Senjor „Paqueno auf das Verdeck, auf das die
Sonne aus einem tiefblauen Himmel ſtrahlte und über dem
die Möwen in den ſchönſten Monoplanflügen kreiſten.
Die Luft war lau und appetitanregend.
„Wir können anfangen, Ihnen eine Vorſtellung von dem
Beſten zu geben, Madame,” ſagte der Graf von Punta Hermoſa,
„was es in Minorca gibt, dem Klima.”
Gegen ſechs Uhr paſſierte man die ſüdöſtliche Landzunge
von Minorca, und kurz darauf kam Mahon in Sicht. Die kleine
Stadt erhob ſich ebenſo weiß und ruhig wie ſonſt über den
Hafenterraſſen; in der Kathedrale läutete man das Angelus, und
die Abendſchatten ſenkten ſich tief über die Häuſer und Palmen.
Die Mondſichel war nur eine feine Silberritze in dem
opal=
blauen Abendhimmel, und auf dem durchſichtigen Waſſer des
Hafens ruhten die Möwen wie weiße Seeroſenknoſpen.
„Sie ſind ebenſo liebenswürdig gegen mich, Madame, wie
gegen den armen Don Ramon, den Sie nun ſchon alles auf R.
genannt haben außer Ramſes. Ich verſichere Ihnen, daß ich
Ihnen eigentlich in allem, was Sie ſagen, ganz recht gebe.
Nie=
mand kann Don Ramon lieber haben als ich. Ich glaube kaum,
daß jemand mehr Nachſicht mit ſeinen ſchwachen Seiten gehabt
und ſeine guten mehr geſchätzt hat.”
„Jetzt gefallen Sie mir wieder, das iſt hübſch von einem
Freunde geſagt . . . Aber ſagen Sie doch, wenn Sie ihn
ken=
nen und Minorca kennen . . . was glauben Sie, daß ſie mit ihm
angefangen haben? . . . Weil ſie den Telegraphenkabel
abge=
ſchnitten hahen! Das iſt ja ganz, als ob ſie Angſt hätten, daß
man erfährt, was ſie getan haben . . . als ob ſie ihn wirklich
get—
„Ach, Madame, das mit dem Telegraphenkabel iſt von
keiner=
lei Bedeutung. Wenn der Telegraphenkabel in Minorca
aufge=
hört hat zu funktionieren, ſo iſt es mit ſo vielen anderen Dingen
ebenſo. Es kann ja Altersſchwäche ſein. Oder vielleicht haben".
ihn die Aufſtändiſchen abgeſchnitten, damit Don Ramon nicht
um Hilfe telegraphieren kann!“
(Fortſetzung folgt.)
I.St.7678
Privat=Sammler
der vorübergehend hier, ſucht zu hohen
Preiſen
Oelgemälde
alter und neuer Meiſter, ſowie antik
Zufſtellſachen, auch Teppiche. Streng
diskreter Ankauf zugeſichert.
Angebote unter F. W. T. 7238 an
die Geſchäftsſtelle ds. Bl.
(I,768
9
3
Kartof
c
liefert in großen Poſten
Eichenlaub, Frankfurt a. M
25543de
Großhandel
Spehererſtraße 15 (am Hauptgüterbahnhof)
Tel.: Römer 5245.
E
ERIK
OSTASIEN
AUSTRALIEN
Regelmäßiger Pe- onen- und Fraohtverkehr
nit eigenen Dampfern.
Anerkannt vorzügliche Unterbringung und
Verpflegung für Reisende aller Klassen.
Tolsogepäck -Vonsichenung!
Näher e Auskuntt duroh
ORDDEUTSCHER
BREMEN.
und seine Vortretungen
in Darmstadt: Anton Fischer,
Frankfurterstraße 12/14
LIopd-Reisebüro
„ Dleburg: Ernst Reh
„ Oross-Umstadt: J. Rapp
„ Mlchelstadt: Karl Bauer, Buchhdlg.
Allgem. Ortskrankenkaſſe
Darmſtadt, Blumenthalſtr. 7
Es wird wiederholt und nachdrücklichſt
darauf aufmerkſam gemacht, daß der
Vor=
ſtand, um die Kaſſe in den Stand zu ſetzen,
ihren Verpflichtungen nachzukommen,
ge=
nötigt war, mit Genehmigung des
Aus=
ſchuffes und des Oberverſicherungsamtes
den Arbeitgebern mit mehr als 5
Verſicher=
ten die Verpflichtung aufzuerlegen,
all=
wöchentlich nach jeder Lohnzahlung eine
Lohnliſte einzureichen und auf Grund dieſer
die Beiträge nach dem wirklichen
Arbeits=
verdienſt zu berechnen und einzuzahlen.
Er=
folgt die Lohnzahlung alle 14 Tage oder
monatlich, ſo iſt bis zur Einreichung der
Liſte jede Woche eine Abſchlagszahlung zu
leiſten. Dieſen geſetzlichen Verpflichtungen
ſind leider eine größere Anzahl Arbeitgeber
bis jetzt nicht nachgekommen. Der Vorſtand
ſieht ſich daher gezwungen, von ſeinem
ſat=
zungsgemäßen Recht Gebrauch, zu machen
und jeben Arbeitgeber, der nicht ſofort die
rückſtändige Liſte einreicht und die Beiträge
abführt, für jede Woche des Verzugs mit
einem Aufſchlag von 10% vom Hundert der
rückſtändigen Beiträge zu belaſten,
Auf unſer Rundſchreiben vom 21. Sept.
(25748
ds. Js. nehmen wir Bezug.
Darmſtadt, den 29. Sept. 1923.
Der Vorſtand. Knoblauch, Vorſitzender,
Weiblich
Lehrmädch. geſ.
Weſterhove,
Alexan=
derſtr. 1½, Kolonialw. (*
Kunſt=
ſtrickerinnen
bei hoher Bezahlung
geſucht. Meldung ab
Montag Neue
Nieder=
ſtr. 21, II. (2256138g
Zeugnis=Abſchriften
Bäumer’s 5723a
Maſchinenſchreibſtube,
Rheinſtr. 8. Tel. 1223
Nur Qualitätsarbeit!
So=
lides Hausmädch.
in gut. Haus b.
zeit=
gemäß. Entlohn. uſw.
geſ. Heidelbergerſt. 10. C
Perfekte, tüchtige
Lauffrau
oder Mädchen
bis n. d. Spülen geſ.
Bleichſtr. 46, II. (*27a
und
Kunſt=
ſtrickerinnen
für dauernde, lohnende
Akkordarbeit im Hauſe
und unſerem Atelier
bei hoher Bezahlung
geſucht. Meldung ab
Montag bei Heſſiſche
Wollwarenfbrk.,
A.-G., vorm. Alb.
Loeb,
Alexander=
ſtraße 2. (*25614sg
Köchin
w. Hausarb. übern.,
u. Hausmädchen, w.
etw. nähen kann, z.
15, Okt. geſ. Näheres
Annaſtr. 14, (*25622
ißiges, ehrliche
Mädchen
bei hohem Lohn geſ.
Schießhausſtr. 34, pt. (
Schlanke Dame
17-20 Jahre alt, als
Modell geſucht. (707088
Näh. Geſchäftsſtelle.
Männlich
Gartenarbeiter
für dauernd ſof. geſ.,
evtl. f. Koſt u. Wohn.
Peter Walter
Alt. Arheilgerweg. (* 2700
der auch
Schloſſer=
arbeit verricht. kann,
fürMeparatur=
Werk=
ſtatt eines größeren
hieſgen Werkes ſofort
(*25774
geſucht.
Angeb. u. R 135
an die Geſchäftsſt.
für Buchdruckſchnellpreſſen
zum
ſofortigen Eintrit geſucht.
zer O. U.
Rheinſtraße 23.
ſeen
Für ſofort ein tüchtiger
581
Erſtgeſelle (Wurſtmacher)
ferner zum 8. Okr. 2 jüng. Geſellen geſucht.
Weſtfäliſche Wurſt= und Fleiſchwarenfabrik
Hermann Scherkamp
Telephon 3263
Strebſamer
Junge
kann unter günſtige
Bedgn. d. Zahntechn.
erlernen. (*25791
Zahnarzt Wagner
Heinrichſtraße 85.
Laufig. od Mädchen
geſ. Alexanderſtr. 10,
Big.=Laden. (*2580
39.,Iol.btuden
ſucht D
Zimmer
Bett und Bettwäſche
kann geſtellt werden.
Gefl. Angebote an
H. Breinholt
Frankfurt a. M.
Mainzerlandſtr. 223.
Eins bis drei
Büroräume
ſofort geſucht. Techn
Handels G. m. b. H
Luiſenſtraße 6
Telefon 1940. (*25795
Zimmer=Geſuch.
Japan. Student
ſucht 1-2 Zimmer=
Wohnung bei netter
Familie. (*25766
J. Yamada, Frank
furterſtr. 16½, 2. St
Ingenieur m. Frau
und 16j. Sohn ſucht
in nur gutem Hauſe
2—3 möbl.
Zimmer.
Vorbehaltl. Genehm.
des Wohnungsamtes.
Zeitgem. Bezahlung.
Ang. erb. u. R 125
an d, Geſchſt. (*25760
Möbliert. Zimmer
gegen gute Bezahlung
geſucht. Angebote an
Motorenfabrik
Darmſtadt, A.=G.,
Kirſchenallee. (*wol
Student—
ſucht 2 bezw. 1 gut
möbl. Zimmer
mit Kachelofen im
Tintenviertel. Elektr.
Licht erwünſcht. Feſte
Währung. Ang. erb.
an Hans Köll,
Klap=
pacherſtr. 11, 1I. (225i9t
Bei
guter Bezahlung
w. ſof. od. ſpät. 2 geräum.
Bim. (möbl. o. teilw.
möbl.) m. Küchen= u.
Kellerben. v. jg, ſol.
Ehepaar geſ. (*25797
Wagner,
Frankfurter=
ſtraße 78, 1. Stock.
Ingenieur ſ. für ſoſ
möbl. Zimmer.
Angemeſſene Bezahl.
Staſchen, Obergaſſe,
Hoſpiz. (*25789
Möbl. Jimmer mit
elektr., Licht geſ. Ang.
u. H1Gſchſt. (769320
Berufstätige junge
Dame (Offizierstochter)
ſucht für ſofort (*272B
ſchönes Zimmer
in nur gutem Hauſe.
Angebote an Aures,
Riedlingerſtr. 39, II.
Bei Merck Angeſtellter
ſucht f.ſof. freundl., gut
möbl. Zimmer.
Angeb. an Schewe
Luiſenſtr. 4. (*25405
Käufeß
Schreibmaſchine
ſucht J. Mnon,
Alice=
ſtraße 18,
(*25724
Einzelne ſchöne Stücke
oder kompl.
Büro
Zimme
zu kaufen geſ.
Diskret. a. Wunſch.
geſucht. — Ang
Preis unt R 1
d. Geſchäftsſt.
Diplomaten=
Schreibtiſche
gewöhnliche Tiſche,
Sofa, Stühle und
Bücherregale,
Akten=
ſchrank zu kaufen
geſucht. Angebote u.
R 131 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (*25778
und
9
„iDamenrad
gut erh., zu kf. geſ.
Ausf. Angeb. m. Fa=
brikm., PS. u. äuß Schlafzimmer=
u. andere Möbel,
ſchöne Gläſer, Porzellan
uſw. zu verkf. (*25771
Heinrichſtr. 6. D.=Stiefel Nr. 38, ſ. g.
erh. für 280 Mill., K.=
Pr. u. R 124 an d StiefelNr.38, ſ.g.erh.
f. 250 Mill. Clemens=
Geſchäftsſt. ( 25752 ſtraße 3, II. (25793 2
Gaslampe
gut erh., zu kauf. ge
Ang. unt. R 137 a. d.
Geſchäftsſt. (*25788 Kberäuer
*/1 Konfirm.=Kleid
112 P. D.=Stief. (37/39)
2 Mädchen=Filzhüte 1 Knaben=Anzug für (Riemenfed.)n. ſehr bill.
Mauerſtr. 19, II. (3ß 12-14jähr, zu verkauf. (Teilz.). (*25767
Riedeſelſtr. 39, Mſd.
Militärſatteltaſchen
*25755
geſucht
Heidelbergerſtr. 10.
Vane
TEL12O2
Fahrrad
guterh., zu kauf. geſ.
Angeb. mit Preis an
Engelbrecht,
Eſcholl=
brückerſtr. 27. (*25808
Re
material
Schienen, Geleiſe,
Weich., Drehſcheib.
ſowie Rollwagen,
w. auch
reparatur=
bedürftig, zukaufen
geſucht. Ang. erb.
u. M. M. 631a. Ala=
Haaſenſtein & Vogler,
Mannheim. (II. St. a5
Guterh., nußb. pol.
Kommode od. Scränhch.
us gut. Hauſev. Ehepaar
zu kf. geſ. Angebote u.
R 127 Geſchſt. (*270
Gasherd
m. Bratofen zu kaufen
geſucht. Angebote m.
Preis u. R 141 an die
Geſchäftsſtelle d. Bl.
erbeten, (*25815
Ski, 2,50 m,
Smoking (ſehr gut)
zu verkaufen. Angeb.
unter R 139 an die
Geſchäftsſt. (*25801
Wegen Stillegung
eines Betriebes
wer=
den zwei
(*25757
u verkäufl
Intereſſ. woll. Ang.
unter R 123 an die
Zeſchäftsſt, richten.
5 Woch, alte reinraſſ.
Gpanielhunde
zu verkaufen. (*25762
Pankratiusſtr. 26, I.
Te Ae
Merner &4 Mertz A.-G. Mainz.
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 30. September 1923.
Nummer 230.
Herrngarten.
Hente
ab 11uhr: Promenade=Konzert.
Café Fürſt Bismarck.
Montag, den 1. Oktober 1923:
Großes Antritts=Konzert
des beliebten Kapellmeiſters
Willy Bahl
Anfang punkt 8½ Uhr, (*25686
Rummelbräu.
Jeden Sonntag: Konzert.
Heute Großer Operetten=Abend
EIm Feſtſaal: Tanz
Kapelle Weſp
Anfang 4 Uhr. (25749/ Ende 1 Uhr.
BeſſungerNachkirchweihe
Städtiſcher Saalbau
Großes Tanzfeſt
Anfang 7 Uhr.
ffe Mi Re
U.-1. Der Sens.-Detektivfilm in 3 Akt.
Pollce 1111. Reg. Harry Piel
Hanne Brinkmann, Curt Vespermann.
Frou-Frou, Gesellsch.- u. Sittenfilm
5 Akte, Helga Mollander, W. Diegelmann
Vom Tode umklammert (
R.-1. Ossi Oswalda, Das Valutamädel
Der Wetterwart, 6 Akte
0.-1. Der Mustersatte, 3 Akte
Tanzschule Louise Nehr
Wendelstadtstraße 49, II.
Die neuesten modernen Tänze: Foxtrott —
(*25773
Java — Tango.
Meine Kurse beginnen Anfang Oktober.
Louise Rehr
früh. Solotänzerin des Hess, Landestheaters.
Bin in der Lage
20 Waggon
Kartoffeln
zu liefern. Intereſſenten wollen
ſich ſofort melden.
(7688
Breidert, Nieder=Ramſtadt,
Wirtſchaft „zur Poſt”
Groäyrendronang
zur Friedhofs= u. Begräbnisordnnng
für die Stadt Darmſtadt.
Die neue Gebührenordnung zur
Fried=
hofs= und Begräbnisordnung iſt für die
jächſten 8 Tage an den für öffentliche
meinen Kenntnis ausgehängt.
Die Gebührenordnung tritt mit dem
23. September 1923 in Kraft.
Darmſtadt, den 28. September 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Buxbaum.
st7682)
Kartoffelverkauf.
Die Stadtverwaltung wird am nächſten
Montag weitere Mengen Kartoffeln
auf=
kaufen. Es iſt beabſichtigt, dieſelben am
Dienstag, den 2. Oktober ds. Js., von
vormittags 5 Uhr ab in den
nachfolgen=
den Geſchäften unter den bekannten
Be=
dingungen verkaufen zu laſſen.
Zahn, Holzſtraße 19
Stoll, Heinheimerſtraße 4
Engel, Barkhausſtraße 1
Reiſenweber, Viktoriaſtraße 52
Klös, Bleichſtraße 45
Lepper, Eliſabethenſtraße 35
Klippel, Forſtmeiſterſtraße 10
Michel, Ludwigshöhſtraße 55
Feger, Orangerieallee 15
Debus, Nieder=Ramſtädterſtraße 57.
Der Verkaufspreis wird in den
Ge=
ſchäften bekannt gegeben.
Es wird jetzt ſchon darauf hingewieſen,
daß die Belieferung ſämtlicher Geſchäfte
nur möglich iſt, wenn genügende Mengen
zur Verfügung ſtehen. Diejenigen
Be=
völkerungskreiſe, die in der Lage ſind,
ſich ſelbſt mit Speiſekartoffeln zu
ver=
ſorgen, werden gebeten, im Intereſſe der
übrigen nichtverſorgten Bevölkerung von
dieſer Ankaufsmöglichkeit keinen Gebrauch
(st7683
zu machen.
Darmſtadt, den 29. Sept. 1923.
Städtiſches Lebensmittelamt,
mit und
Mittag=u. Abendtiſchoh. Fleiſch
im Abonnem. billig im Hoſpiz und
Vereinsh. Obergaſſe 12. Daſelbſt ſchöne
Fremdenzimmer mit und ohne Penſion
zu mäßigen Preiſen. Tel. 1767. (7072a
Heute Sonntag
Deiſangtr Käutiraweln
Großes
Tanzvergnügen:
in folgenden Sälen:
S.Ghauſſehaus” — Zurnhalles
„Zum Ochſen”.
Anfang 4 Uhr. (25803) Anfang 4 Uhr.
Deutſche
Automobil=Ausſtellung
Berlin 1923 CB.c
Ausſtellungshalle „Kaiſerdamm”
Werkzeugmaſchinenhalle
Charlottenburg — Sportpalaſi
Berlin
28. September bis 7. Oktober
10 Uhr vorm. bis 6 Uhr nachm.
Orpheum (uhr
Eonntag,
Heute 30. Sept.
Operettengaſtſpiel:
Sie
reine Sünderin
Honntagskart, (*2
Verk.=Büiro v.11-1I.
Orph.=Kaſſe ab 3 Uhr.
für Feſtlichkeiten
und Vorträge
Fare noch frel
Obergaſſe 12.
Kſſe
Landestheater.
Großes Haus.
Sonntag, 30. Sept.
D 2
Der Roſenkavalier
von Rich, Strauß.
Preiſe: 15—150 Mill.
Anf.6 Uhr, Ende 10 Uhr
Kleines Hans. (T‟
Zuſatzmiete IX:.
Die Freier
von Joſ.v. Eichendorff
Preiſe: 15—75 Mill.
Anf 7½2, Ende 10 Uhr.
Gebe 50—100 kg
feinſt. Weizenmehl
f. ein noch guterh.
Angeb. an Rückert,
Barkhausſtr. 66, I. (*2704
Hamburg-Amerika-Linie
ScHNELIDIENST
FUR PASSAdIERE UND FRACHT
HAMBURG
CUBA-MEkIC0
HAVANA VERA CRUZ, TANPIC0
BuEkrö MExic8."
Abfahristage:
D. TOLEDO 20. Okt.
D. HOLSATIA 20. Nov.
Vorzügl. Einrichtungen enster Klasse
(Staatssimmertlucht. ), zweiterklasge
Mittel-Klasge, dritter Klasse
und Zwlschendechk
Nähere Auskunfkt über Fahrprelse
und alle Einzelholten ortelt.
HAMBURd-AMERIKA LIHIA
HAMBURG und deren Vertreter in:
Pfungstadt, lakeb Limbrich, Bberstädterstr.
Darmstadt, Adolph Rady, Limmerstragse.
Kriegersw., 31 J. alt,
mit eig. Heim, ſucht die
Bekannt ch. eines netten
Herrn in ſich. Stellung
ſwechs ſpäterer Heirat.
Angeb., mögl. mit Bild,
u. R 130 Geſchſt. (*22n00
K
In ca. 8 Tagen (*25816 G9
treffen die erſten Sendungen
Dinterlärtoffein
ein. — Lieferung frei Keller.
Einzelzentner ab Oſtbahnhof.
Beſtellungen nehmen entgegen
Bernhard Schömbs
Barkhausſtr. 11, Laden O
Leonhard Friedrich
) Beſſungerſtr. 98 Tel. 1784
Gute Ware! Billige Preit
A
Wohnungstauſch
Offenbach=Darmſtadt.
Tauſche meine ſchöne
3 Zim.=Wohnung in
Offenbach a. M. gegen
ebenſolche od. größere
in Darmſtadt. Näh. bei
Heinrich Schröder
Rhönring 33, (*25768
Hotel und Restaurant Schmitz
Rheinstraße 50 — Telephon 192
Erstklassig preiswerte Küche
Mittagstisch von Mark 25 Million an und höher
Reichhaltige Speisekarte
Münchener Löwenbräu — Rummelbräu Darmstadt
Separates Weinrestaurant
Unterhaltungsmusik — Moderne Tänze (7692
Verloren
Gold. Uhrarmband
(grav.: Marion 8./10.
1913) verl. Abzugeb.
geg. gute Bel. (*25788
Wilhelminenſtr. 24,
Entlaufenß
2junge Dackel
ſchwarz und braun,
entlaufen!
Abzuliefern gegen
Belohnung bei (2ie
Hetzler
Wilhelminenſtr. 3.
Napt
G. m. b. H.
*
Holz
Telephon 844
Sithl & eo.
Kohlen
Lauteſchlägerſtr. 30
Ständig große Lager
in allen Sorten Brennmaterial
für Hausbrand und Induſtrie
Meiner w. Kundſchaft, Freunden und Bekannten beehre ich
mich mitzuteilen, daß meine Firma in unveränderter Weiſe
weitergeführt wird. Ich danke für das meinem verſtorbenen
Gatten geſchenkte Vertrauen mit der Bitte, dasſelbe nunmehr
meinem Geſchäftsführer gefl. übertragen zu wollen. (*25753
Hochachtungsvoll Frau Lina Diehl.
Hiden
Laden=
lokal
mit Nebenräumen,
auch als Büro
geeig=
net, in guter Lage,
ſofort zu vermieten.
Angebote unt. R 138
an die
Geſchäfts=
ſtelle erb. (*25806 4
I. Zimmer
Gut möbl. Zim.
m. Penſ.u. Klavierben.
zu verm. Angeb. u.
R 122 Geſchſt. euue
Geldverkehr
WHITE STAR LINE
BREMEN — NEWTORK
anlaufend Southampton.
Doppelschraubendampfer „Canople” 19267 t 28. Sept. T. Bremen
Drelschraubendampfer „Pittsburgh‟ (neuer Dampfer)
16309 t 16. Okt. „
Doppelschranbendampfer „Canople‟ 19967 t 5. Iox. T. Hamburg
Drelschraubendampfer „Plttsburgh‟ (neuer Dampfer)
16300 t 26. Mor. „ „
bofördern Passagiere in Kajüte und III. Klasse.
Ganstige Gelegenheit für Reisende nach England.
Dampfer löschen in New Tork City (Manhattan)
Bromen — Hallfax (Canada)
Durcheonnossemente, Durchfraaht. u. Parcel Reeeipts
Regelmäßige Verbindung ab Liverpool; bezw.
Southampton nach
New Vork, Boston, Philadelphia u. Canada
vermittelst der modernsten und größten
Schnell-
dampfer der Welt.
Majestic 56551t Olympic 46 439t
Homerle 34356 t Adriatic 24 541t
Die Einrichtung der I. und II. Klasse übertrifft die
luxurlösesten Hotels; die III. Klasse in Kammern
eingeteilt, mit Speisesaal, Rauchzimmer und
Damen-
salon, entspricht auf diesen Dampfern der
Einrich-
tung der trüheren I. u. II. Klasse der älteren Dampfer.
Die Expedition im Anschluß an die von England
abfahrenden Dampfer erfolgt
(TV,5664
von Hamburg jeden Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend
Bremen jeden Mittwoch und Sonnabend.
Tät. Beteiligung
wünſcht Kaufm. Ang
u. R128 Gſchſt. /*2
Auskunft über Passage: Auskunft über Frachten u
„White Star Line‟ Annahme von Ladung:
Bromen, Philosophenweg 1 Derm. Dauelsherg, Bremen,
Telegr.-Adr.: „Olympie‟ Telegr.-Adr. „Dauelsburg‟
In Darmstadt für Fracht und Passage:
Friedr. Zaun, Luisenplatz 1.
Bekanntmachung.
Der 83 der Durchführungsbeſtimmungen
zum Geſetz vom 11. 8. 1923 über die
Beſteue=
ung der Betriebe hat folgende Faſſung
erhalten: Die jeweils fällige Abgabe wird
nicht erhoben, wenn ſie das
zweihundert=
fache des Betrages nicht überſteigt, der für
die Beförderung eines Briefes bis zu 20 gr
im Inlandsfernverkehr am 10. Tage vor dem
Fälligheitstage (8 5) jeweils zu entrichten iſt.
Finanzamt Darmſtadt — Stadt. (7en
Berſteigerang.
Nächſten Mittwoch, den 3. Oktober,
vorm. 9 Uhr u. nachm. 3 Uhr, Anſchläge beſtimmten Stellen zur allge=
Martinſtraße 36 (nächſt Herdweg).
Vormittag: Eine große Anzahl
Haus=
haltungsgegenſtände aller Art, kleine
Möbel, Bücher, Bilder uſw.
Nachmittag: 1 Schlafzimmer, 1 Salon,
6 Kleiderſchränke, Waſchtiſche,
Nacht=
tiſche mit Marmor, 1 Gasherd mit
Bratofen, 3Palmen, 3 gute Gitarren.
Anzuſehen ½ Stunde vorher. (*25794
Darmſtadt
Baldſtraße 3 Hch. Hilsdorf
Amtsgerichtstaxator.
in
Berſteigerung.
Dienstag, den 2. Oktober,
vormittags 9 Uhr
verſteigere ich wegen Wegzugs
Beſſungerſtraße 9, 2. Stock
auftragsgemäß gegen Barzahlung:
2 Betten, 1 Kinderbett, 1 Nachttiſch,
1 Wäſche= u. 1 Kleiderſchrank, eine
Kommode, 2. Ausziehtiſche, Stühle,
1 Schreibtiſch (Diplomat) mit Seſſel,
1 Trumeauſpiegel, 1 Diwan, 1 Sofa,
1 Regulator, Spiegel u. Bilder, 2
Küchenſchränke u. =Tiſche, 1
Waſch=
maſchine, (Kraus), 1. Kinderwagen,
1 Aktordzither, 1 neue
Chaiſelongue=
u. 2 Tiſchdecken, Waſch= u. andere
Körbe, Porzel an u. Aufſtellſachen,
neue Babywäſche, 2 Hausapotheken u.
ſonſt. Hausrat.
Ref
Anzuſehen eine ½ Stunde vorher.
Kapp, Verſteigerer
Gerichtsvollzieher i. R.
Mauerſtraße 11.
Wer liefert Beamten
in ſich. Stelluug ein
kompl. Schlafzim.
bei ſofort. Anzahlung
u. 14täg. Abzahlung
beijeweil. Stand der
G.=M.? Angebote u.
R 126 an die
Ge=
ſchäftsſtelle, (*25761
Schlafz. od. Speiſez.
od. Küchen
gebe in Tauſch gegen
Krartoffeln. (*2573288
Carl Ziegler
Darmſtadt
Heidelbergerſtr. 108.
*Magerkeit;K
Schöne volle
Körper=
form d. unſ. oriental.
Kraftpillen (f. Damen
hervorragend, ſchöne
Büſte), preisgekr. m.
gold. Medaille u.
Ehrendiplomen. In 6-8
Wochen b. 30 Pfd.
Zun. Gar, unſchädl.
Aerztl. empf. Streng
reell. Viele
Dank=
ſchreib. Preis: Packg.
100 St. 1. 25Goldmk. frbl.
zuz. Porto (Poſtanw.
od. Nachn.) Fabr. D.
Franz Steiner &Co.,
G. m. b. H., Berlin,
W30/371.
In Darmſtadt zu
haben bei: Medizinal=
Drog. Fr. R. Vechenhaub,
Schulſtraße. (E,2319
Aſthma u. Rheuma
kann in etw. 15 Woch.
geheilt werden. —
(Reiztherapie). (E. 205
Sprechſtunden in
Frankfurt a. Main/
Neue Mainzerſtr. 8,
2 Tr. (
Untermain=
brücke), jeden
Mitt=
woch von 8—1 Uhr.
Spezialarzt
Dr. med. Ziegelroth
(früther Dr. Alberts).
Zurück!
Zahnarzt (*—m
Wagner.
NORDDEUTSCHER LLOTD BREMEN
DOONISOA
das
NEUVORM
BREMEN
WORDDEUTSCHER LLOYD BREMEN
u. sämtl. Vertretungen
Kostenlose Auskunft
in Darmstadt: Anton Fischer,
Frankfurterstrasse 12/14
Lloyd-Reisebüro.
in Dieburg: Ernst Reh
„Gross-Umstadt: U. Rapp
Buch-
„Michelstadt: Karl Bauer,
jandlung.
O
Fae
Dr. Him
Amerik, Sens.-Abenteuerfilm in 5 Akten
mit Frank Mayo
lwan der Schreckllche
Drama in 5 Akten. (*ve0gi
rein
Dar
bei: Medizing
Fr. 7. Sechenhauß,
ikfurt
Tainzerſtr. 4
(
Untermain=
jeden
Mitt=
von 8—1 Uhr.
Spezialarzt
med. Ziegelroth
her Dr. Wberts),
zurück!
Zahnarzt ium
agner.
Eroeramm!
vfilm in 3 Akt.
Harry Piel
I.
Mt un
Nummer 39
Darmſtädter Tagblatt
30. September 1923
O
Deutſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen.
Von Dr. Ella Menſch.
XII.
Ina Seidel.
Im Lande deutſcher Lyrik gehört ſie zu den Auserwählten
und Berufenen, denn ihr eignet die Kraft geſammelter
Inner=
lichkeit und perſönlichſter Auffaſſung, die ſich aber doch nie ſo
vom allgemein Menſchlichen entfernt, daß ſie unverſtändlich
bleibt, wie dies der Fall iſt bei einer Klaſſe von Neutönern, die
nur für ihren Klüngel ſchreiben und dichten. Gleich bei
Kriegs=
ausbruch entſtrömten ihrer Seele Klänge, die mehr enthielten als
den durch das Geſetz der Stunde gebotenen und entfeſſelten
datriotiſchen Hochſchwung; ſie deuteten auf den Weg innerer
Er=
neuerung, den eine Jugend zu wandeln hat, der es in den
langen Friedensjahren zu leicht geworden war, in der ſich
un=
verbrauchte Kräfte angeſammelt hatten, die nach Entladung
drängten. Unter dem ſchlichten Titel „Gedichte” erſchien dann ein
Zyklus Seidelſcher Lieder, in denen viel ſtille, feine Schönheit
blüht, wie, um nur auf einiges hinzuweiſen, das Lied: „Kommſt
du die ſtillen Wege — nun nimmermehr zurück — ziehſt du auf
ferner Straße — und wanderſt nach dem Glück? Ferner:
„Der Geiſt des Schlafes”; „Städte auf Erden” „Trinke das
ein=
ſame Glück — trinke die Stille im Land — bis du mir trunken
und ſchwer von den heiligen Wunden der Nacht — auf deinen
Schwingen des Schlafes heiliges Labſal gebracht!“
Neuerdings hat Ina Seidel ſich auch in Roman und Novelle
verſucht. Manche Titel, wie etwa „Sterne der Heimkehr”.
klingen, ſchon wie ein Lied. Getränkt ſind ſie alle mit jener
„Weltinnigkeit”, die aus ihren Gedichten ſpricht. Die Fabel iſt
nebenſächlich, Hauptſache bleibt das menſchliche Herz mit ſeinen
unbegreiflichen Wendungen und Wandlungen. In ihm
voll=
ziehen ſich alle Vermittlungen. Nur zuweilen ſchaut man die
Perſonen, denn ſcharfe Konturierung iſt nicht die Gabe der
Dich=
terin. Dafür verſteht ſie ſich auf Farben= und Lichtſpiele, und,
wenn ſie ihre Menſchen in das trunkene, ſtarke Licht
ſommer=
licher Junitage hineinzaubert, wie in dem Buch „Sterne der
Heimkehr”, erleben wir dionyſiſche Schönheit, die dann wiederum
apolliniſcher Beſonnenheit den Platz räumt. Das Buch hält
übrigens gerade an der Grenze, wo ſich Gefühle und
Stim=
mungen in unbeſtimmte Dämmerungen verlieren, wo für das
Unzulängliche die Sprache nach Ausdrücken fahndet, die doch in
dieſen violetten Zonen nur der Schweſterkunſt, der Muſik, zu
Gebot ſtehen.
Durch ſeine Seelenkunde, durch die feinen Bemerkungen,
welche die Taten und noch mehr die Unterlaſſungen der
Seidel=
ſchen Figuren umranken, erhält der Roman den beſonderen Wert.
Wir ſetzen einige hierher: „In jedem Menſchen, zu dem wir in
eine leidenſchaftliche Beziehung geraten, tritt uns verkörpert und
leibhaftig eine Seite unſeres Selbſt entgegen. Und je weniger
einfach wir ſind, deſto öfter werden wir enttäuſcht werden auf der
Suche nach dem Einen, der auf unſer ganzes Weſen antwortet.”
Nein, „einfach” ſind die Seidelſchen Romangeſtalten nicht gebaut,
weder die Männer, noch die Frauen. Letztere am wenigſten. Die
Zergliederung und Analyſierung der Gefühle läßt ſie ſelten zum
unmittelbaren Erleben kommen. So vor allem die ſchöne und
ſtolze Mathilde, die Heldin in „Sterne der Heimkehr‟. Er, auf
deſſen Rückkehr ſie lange gewartet, dem ſie innerlich Treue gelobt,
eine Treue, nicht nur gegen ſeine Perſon, ſondern gegen die
Ele=
mente des Geiſtes, die ihn damals trugen, entwickelt, ſich immer
mehr zu der Ueberzeugung von der Bedingtheit jedes
menſch=
lichen Standpunktes, einer Bedingtheit, die urſächlich
unentwirr=
bar mit den feinſten Faſerungen jeder Organiſation
zuſammen=
hängt. Der Genius eines Menſchen nimmt erſtaunliche
Verklei=
düngen an, um ſein Ziel, die Vollendung der Perſönlichkeit, zu
erreichen. Die Jünglingsgeſtalt des Geliebten war zum
Sym=
bol geworden und die Treue hatte dem eigenen, ungeſtüm nach
Größe verlangenden Ich gegolten. Aber auch in der Landſchaft
des Herzens des Mannes hat ſich Umfärbung eingeſtellt, die
wilden, anſtrengenden Kriegsjahre haben ſich in Wendelins
Weſen eingedrückt; er bekennt: „Ich habe heut’ keinen anderen
Ehrgeiz mehr als den, ein guter Landwirt zu ſein und mein
Stück Deutſchland geſund zu erhalten. Ich mußte wohl in die
Ferne gehen, um meine Grenzen kennen zu lernen.” So entgeht
er dem Verhängnis jener Zweiteilung von Leib und Seele, die
Mathilde in Traum und Wirklichkeit ängſtigt: „Wir ſind nur der
Sehnſucht fähig und der Ekſtaſen der Sehnſucht, und ſolange
Es ſei uns immer angelegener, Menſchlichkeit zu zeigen als
Lebensart!
Leſſing.
K6
die Sehnſucht anhält, lieben wir vielleicht. Wer unſere Sehnſucht
ſtillt und überſtillt, verliert uns.”
Nachtwandler des Lebens, unter deren Füßen ſich der Boden
wie von ſelbſt aufrollt, ziehen mehrere, von ganz verſchiedener
Prägung, an uns vorüber. Am Schluß heißt es: „Nicht nur der
dehnbare Ring der freien Horizonte, — ein anderer Reif iſt um
uns geſchlagen, bändigt Wandertrieb und Ausbreitungsluſt,
zwingt uns, in unſeren Grenzen zu ackern, zu zeugen und zu
ſter=
ben. Aber, meine Freunde, was ſie uns nicht nehmen können,
nicht Ströme ſind es, nicht Landesteile! Bleibt uns nicht Höhe
und Tiefe, wenn die Breite ſich verſagt? Wichtiger, als um
ver=
lorene Induſtriegebiete zu trauern, iſt es, Deutſchland in jedem
einzelnen Deutſchen zu erwecken, — zu einigen, zu heilen! Wer
weiß um das heimlich wachſende Deutſchland? Welche Provinzen
des Geiſtes, Freunde!” Schade, daß die Verfaſſerin mit dieſem
Finale Abſchied vom Leſer nimmt. Es bringt keinen Troſt,
Sperrt Menſchen in luftleere Räume, verkümmert ihnen das
Nahrungsgebiet, ſchädigt ſie an ihrer Volksehre — und ſchaut
dann zu, ob noch die Kraft vorhanden iſt, am Dome zu bauen
und in geiſtige Höhen ſich aufzuſchwingen.
Beſinnliche Leute werden Freude an Ina Seidels „Sterne
der Heimkehr” (Deutſche Verlagsanſtalt, Stuttgart) erleben. Es
iſt alles darin ſehr fein geſponnen. Manchmal ſo fein, daß man
fürchtet, der Faden könne reißen.
*
Druckfehlerberichtigung. In dem Aufſatz über
Gabriele Reuter muß es ſelbſtverſtändlich heißen; das
Großſtadtkind, nicht das große Stadtkind.
dann in der Folgezeit dazu herangezogen worden, um mit dieſem
feſten Adſorptionsmittel die früher verlorenen oder mähſam und
unvollkommen gewonnenen Reſte aus den Gasſtrömen
herauszu=
ziehen. „Die Verdünnung der Stoffe,” ſo führt der Gelehrte aus,
„war von jeher die größte Quelle ihrer Entwertung. Das Gold
im Meere, das alle Papierſchulden der Gegenwartswelt
tauſend=
fältig überzahlen könnte, das Eiſenerz in unſerem Heimatsboden
ſind Beiſpiele entſcheidender Werte, die die Verdünnung uns
un=
zugänglich macht. Ja, es gibt, genauer betrachtet, nichts, was an
wertvollen Rohſtoffen nach Art und Menge unſerer heimiſchen
Erde fehlte: wir haben alles, nur außer der Steinkohle und dem
Kali, leider faſt alles in entwertender Verdünnung. Die Kohle
der Atemfilter iſt das Beiſpiel für die Möglichkeit, die Grenze der
Entwertung durch Verdünnung zurückzuſchieben und das
Zeug=
nis für die Bedeutung eines ſolchen Erfolges.‟ Die Legierung
der Leichtmetalle Aluminium und Magneſium, die dadurch
Schwer=
metalle ausländiſcher Herkunft erfolgreich erſetzen, die Gewinnung
des Stickſtoffs aus der Luft ſind weitere Beiſpiele für dieſe
Vor=
züge der Wiſſenſchaft, denen ſich noch eine ganze Reihe anderer
Erfolge angliedern läßt. „Es iſt eine fruchtbare Reihe von
Fort=
ſchritten,” ſagt Haber, „denn ſie iſt in allen Gliedern dadurch
ge=
kennzeichnet, daß Abfall nutzbar gemacht und aus
naturwiſſen=
ſchaftlicher Erkenntnis durch techniſchen Geiſt vermehrter Wert
mit gleicher Arbeit herausgeholt wird. Sie iſt doppelt fruchtbar
für uns, weil jedes Glied einen Schritt zur Autarkie, einen
ge=
wonnenen Punkt bei dem Verſuch bedeutet, aus den eigenen
Rohſtoffen wirtſchaftlich zu leben.”
C.K. Neue Arbeitsweiſen zur Rettung unſerer Wirtſchaft.
Unſere Zeit, die mit ihren ſchweren Kriegen eine Umwandlung
der Wirtſchaft gebieteriſch fordert, wird nur durch neue
Arbeits=
weiſen gerettet werden können, die die Kräfte der Natur mehr
als bisher ausnutzen. Die Wege dazu kann allein die Wiſſenſchaft
angeben; ſie iſt daher für uns das Unentbehrlichſte von allem.
Das betont der große Naturforſcher Fritz Haber, dem wir bereits
die Einführung in einige der wichtigſten neuen Methoden
ver=
danken, in einem Vortrag, den jetzt die „Naturwiſſenſchaften”
ver=
öffentlichen. „Die Vergangenheit, in der wir ſo reich waren, hat
ein großes Unglück bei uns gezeitigt,” ſagt er. „Weil es ſo viele
wundervolle Einzelheiten gab, aus denen ſich unſere techniſche
Leiſtung zuſammenſetzte, haben wir einen Reichtum an Menſchen
herausgebildet, die die Einzelheiten meiſterlich verſtehen. Aber
alle dieſe Menſchen, die nie fehlgreifen, wenn es ſich um das
han=
delt, was in ihrem beſchränkten Wirkungskreiſe von einem Tag
auf den anderen Nützliches geſchehen kann, zeigen Unluſt oder
Unvermögen, die breitere Entwickelung auf ein Jahrzehnt hinaus
zu überlegen. Sie leugnen nicht, daß unſer Staat wie er iſt, auf
dem techniſchen Können beruht und auf unabſehbare Zeit darauf
beruhen wird, aber ſie ſehen in einer Periode, in der alles irgend
Entbehrliche kleingeſtellt werden muß, den Wiſſenſchaftsbetrieb
nicht als das völlig Unentbehrliche an. In Wahrheit aber iſt er
das Unentbehrlichſte von allem.” Haber zeigt an einigen
Beiſpie=
len, wie uns nur dieſe neuen Arbeitsweiſen, die in der Kriegszeit
bereits ungeahnte Möglichkeiten offenbarten, die Rettung bringen
können. Er erinnert daran, wie im Kriege das Bedürfnis, die
Rauchfahnen aus den Schornſteinen unſerer Schiffe dem Gegner
zu verbergen, zu dem Verfahren führte, den Staub, der früher als
verlorenes Gut in die Luft ging, als wertvolle Mehrung des
chemiſchen Erzeugniſſes zurückzuhalten. Die Schaffung von
Ab=
wehrmitteln im Gaskrieg ließ ein Filter entſtehen, durch das ſich
leicht hindurchatmen läßt und das alle feinſten Beſtandteile aus
der hindurchtretenden Atemluft hinwegnimmt. Die Kohlen, die
dazu verwendet wurden, um unſere Atemorgane zu ſchützen, ſind
Allerlei Weisheit.
Der Umfang des Veſuvs beträgt etwa 54 Kilometer.
25 Kilometer Fußmarſch am Tage ſind einer Radfahrleiſtung
von 90 Kilometern gleichzuſetzen.
Die Schweiz führte vor dem Kriege alljährlich für über 100
Millionen Fr. Uhren aus.
Eine Nähnadel geht bis zu ihrer Fertigſtellung durch 80
verſchiedene Hände bzw. Maſchinen.
Der Tanganjika=See in Afrika, iſt 67mal größer als der
Bodenſee, das iſt etwa ein Zehntel ſo groß wie Preußen vor
dem Kriege.
Es gibt einen kleinen Käfer, der vollſtändig blind iſt. Er
wird regelmäßig von Ameiſen gefüttert.
Aus einem Pfund Baumwollfaſern kann ein Faden von
1670 Klm. Länge geſponnen werden.
Weinranken ſind äußerſt zähe. Noch zehn Jahre nach dem
Abſterben können ſie ein Gewicht bis 5 Kilo tragen, ehe ſie
zerreißen.
nk. Das Federzimmer in dem Jagdſchloß Moritzburg. Die
ſchönſte und erinnerungsreichſte Stätte kurſächſiſcher
Weidmanns=
herrlichkeit iſt das in vieler Hinſicht berühmte Jagdſchloß
Moritz=
burg bei Dresden. Es enthält, erzählt Klengel in der
Zeit=
ſchrift „Naturſchutz”, Trophäen aller Jagdtiere, darunter ſolche
von unſchätzbarem Werte; man denke nur an das weltberühmte
Geweih des 66=Enders, das ſeinesgleichen auf der Erde nicht hat.
Der Ornithologe wird ſeine Aufmerkſamkeit beſonders dem
wert=
vollen Federzimmer zuwenden, das von wunderbarer Schönheit
iſt. Es iſt mexikaniſchen Urſprungs; Auguſt der Starke, der
be=
kannte Kurfürſt von Sachſen und König von Polen, erhielt es
im Jahre 1688 als Siegespreis bei einem Stierkampfe vom
König von Spanien zum Geſchenk. Es beſteht aus
Wandbehän=
gen, dem Thronhimmel und dem Bezug des Thronfußes, in die
Federn exotiſcher Vögel eingewebt ſind. Die Behänge ſind zwar
im Laufe der über 200 Jahre etwas verblichen, der Thronhimmel
prangt jedoch heute noch in den herrlichſten ſatten Farben, der
Papageien und Kakadus. Die Federverkleidung zierte einſt den
Thronſaal des Schloſſes, iſt jedoch ſpäter nach einem kleineren
Saal verſetzt worden, wo ſie ſich heute noch befindet. Erwähnt
mag noch ſein, daß auch das zum Jagdſchloß Moritzburg
gehörende und nur wenige Kilometer davon entfernt liegende
Faſanenſchlößchen ein ähnliches, freilich kleineres und weniger
prunkvolles Federzimmer beſitzt, deſſen Herkunft von Klengel
nicht ermittelt werden konnte.
Douaumont 1916*)
Der Morgen des 23. war regneriſch und mißgelaunt
herauf=
gezogen. Das Feuer ſchwoll mit Hellwerden ſchlagartig zu
äußerſter Heftigkeit am. Alles deutete darauf hin, daß es heute
wohl zur Kriſis kommen würde . . .
Bis zum Mittag verſtärkte ſich das Feuer zu wahrhaft
infer=
naliſcher Wut. Aber treu hielten die Gewölbe. Eine
Beobach=
tung nach außen war zu dieſer Zeit nicht mehr möglich. Durch
den Lärm der Beſchießung hindurch hörte man aber ab und zu
Handgranatenfeuer aus dem rechts anſchließenden Abſchnitt.
Vielleicht daß dort bereits der Angriff im Gange war. Von der
eigenen Front bei Fleury unten erfuhr die Beſatzung nichts.
Drohend erhob ſich die Erinnerung an die Maitage ...
Zur Untätigkeit verdammt, warteten die Douaumont=
Ver=
teidiger in den Kaſematten und Gängen . s=
Da vollzog ſich das Verhängnis .. .
Es ging ſo raſch und rollte ſich in ſo zermalmender
Einfach=
heit ab, daß es kaum dem Einzelnen zum vollen
Bewußt=
ſein kam.
Es war auf einmal da. Und allen ſchien, daß ſie es erwartet
hätten, obwohl niemand damit gerechnet hatte, daß es ſo
aus=
gehen würde. Es zerſchlug in wenigen Viertelſtunden die
Ar=
beit und Mühe von Monaten und ließ nicht einmal Zeit,
dar=
über nachzudenken. Es arbeitete in ſo fürchterlich erakter
Pro=
grammgebundenheit, daß kein Menſch nachher mehr ſagen konnte,
ob es nun um 11 Uhr oder um 12 oder um 2 Uhr begonnen
hatte.
12½ Uhr mittags iſt es geweſen . ..
Für die Dauer einer Sekunde wurde der ungeheure,
ver=
worrene Lärm der Artillerieſcacht überbrüllt von einem
rieſen=
haft fürchterlichen Laut. Wühlend fuhr es in den Douaumont
und verbreitete tief in ſeinem Bauch einen aufbrüllenden
Don=
nerſchlag, der Menſchengeſchrei und Entſetzen brutal verſchlang.
Schwefelgeſtank und Feuerſchein zog umher. Der erſte Schuß
einer bisher ungekannten ſchweren Artillerie. Es dauerte
Mi=
nuten, bis man erkannte, was er angerichtet. Er war mitten
ins Lazarett gegangen. Der eingeſtürzte und lichterloh
bren=
nende Raum konnte nicht mehr betreten werden. Wohl ein
hal=
bes Hundert Verwundeter hat dort zuſammen mit dem
Sani=
tätsperſonal einen raſchen Tod gefunden. Wie gelähmt wartete
*) Auszug aus den in einigen Tagen im Verlag Gerhard Stalling
Oldenburg i. O., in der Schriftenfolge „Schlachten des Welttkrieges
erſcheinenden Bd. 8: Douaumont 1916 von Weruer Beumelburg.
Preis broſch, Grundzahl ca. 4,50 Mk., gehd. ca. 5,50 Mk.
alles, was Leben hatte, im Fort, zählte die Minuten. Eins".
zwei . .. drei . . . vier. In furchtbarer Langſamkeit ſchlichen
die Sekunde. Der Lärm von draußen quoll vielmals geſteigert
durch das gähnende, rauchende Loch, das die Granate ſich
ge=
wühlt . . .
Ehe zehn Minuten vorüber, brüllte der zweite Schlag.
Wie=
der das hoch ausholende Geheul . in gieriger Heiſerkeit und
Glut faſt ſenkrecht herabſtürzend. Dann ein Klatſchen . . . ein
dumpfer Knall, dann . . . den Bruchteil einer Sekunde ſpäter
derſelbe furchtbare Donnerſchlag, der allein durch ſeine eigene
Wucht die Gänge zerſprengen will. Kein Menſch weiß, wo es
getroffen hat. Die in der Kaſematte 8 gelegen haben, erzählen
nichts davon, wie es geſchehen iſt. Die ganze Kaſematte iſt
zu=
geſchüttet . . .
In Abſtänden von zehn Minuten bis zu einer Viertelſtunde
fällt Schuß auf Schuß mit unheimlicher Genauigkeit. Die durch
die dauernde Beſchießung zermürbte und durch das völlige
Ab=
geſchnittenſein von außen moraliſch ſtark erſchütterte Beſatzung
hält ſtand. Wohl regt hier und da die Panik ihr furchtbares
Haupt. Aber die Beſonnenheit iſt ſtärker. Die Führung behält
das Heft feſt in der Hand. Alles ſteht unter dem Eindruck der
Beſchießung, daß ſelbſt der unmittelbar zu erwartende Angriff
nicht mehr ſchreckt. Im Gegenteil käme er nur! Noch ſind
alle Mannſchaften auf ihren Gefechtsſtänden, ſoweit ſie durch
das Feuer nicht ausgeſchaltet ſind
Noch iſt wenigſtens der verwundbarſte Punkt des Forts
nicht getroffen: der Munitionsraum .
Ein gellender Donnerſchlag, der vierte oder fünfte Schuß,
zerſchmettert die Decke des Hauptgefechtsganges vor der
Kaſe=
matte 10. Die obere Durchfahrt iſt unbrauchbar. Die dort
zu=
ſammengedrängten Leute werden verſchüttet. Polternd begräbt
ſie das Gewölbe. Zwei weitere Einſchläge zerſtören Kaſematte
11 und 17. Der Aufenthalt im oberen Stockwerk des Forts
wird unmöglich ..."
Der Fortkommandant, Major Roſendahl, ber
Regiments=
kommandeur vom Dienſt (Reſ.=Inf.=Regt. 90), der
Fortifikations=
offizier und der Artillerieoffizier vom Platz kommen überein,
den oberen Gefechtsgang zu, räumen. Der ganze Reſt der
Be=
ſatzung drängt ſich im unteren Gang zuſammen . . .
Fürchterlich ſind die nächſten Viertelſtunden, 2=
Der ſechſte Schuß endlich trifft tödlich
Durch die offengelegte Decke des Hauptgefechtsganges wühlt
ſich die Granate durch und explodiert mit ungeheuerlichem Getöſe
tief unten im Hauptpionierdepot. Etwa fünfzig Pioniere, die
eben damit beſchäftigt ſind, das Depot in einen Lazarettiaum
umzuwandeln, werden unter Flammen und Steinen begraben.
Keiner von ihnen iſt entronnen. Sofort breiten die Flammen
ſich aus und lecken gierig durch die nahen Gänge. Einzelne
Leute werden erreicht , können ſich nicht retten .. fallen der
raſenden Glut zum Opfer. Im Pionierdepot lagern ungeheure
Mengen von Maſchinengewehrmunition und der geſamte
Vor=
rat an Leuchtgeſchoſſen. Mit obenbetäubendem Knallen und
Knattern fängt dies alles an zu brennen und zu explodieren. Die
Gaſe der Exploſion kriechen von Gang zu Gang ..
Im Nebenraum des Pionierdepots, durch eine einzelne
Wand nur getrennt, lagern 7000 Handgranaten und eine Fülle
alter franzöſiſcher Artilleriemunition. Wenn dort der erſte Funke
überſpringt, iſt alles verloren. Die Sprenggaſe dieſer
Explo=
ſion, die keinen Knall nach außen finden, müſſen das ganze Fort
von unten auf umſtülpen. Die Flamen züngeln am Herzen
des Douaumont. Vielleicht Sekunden nur ... vielleicht noch
Minuten
Entſchlüſſe müſſen gefaßt werden. Schnell. Jede Sekunde
entſcheidet über Hunderte von Menſchenleben. Was draußen
vorgeht, wveiß keiner. Die ganze Beſatzung drängt ſich im unteren
Gefechtsgang zuſammen. Nichts von Panik mehr. Alles wartet
auf Befehle. Der Fortkommandant berät mit dem
Regiments=
kommandeur. Draußen lärmt die Artillerieſchlacht . . . drinnen
raſſeln die Kettenexploſionen der Maſchinengewehrmumition . . .
heulen und ſauſen die Flammen. Mit ungeheurem Ziſchen
ex=
plodieren ſtapelweiſe die Leuchtkugeln . . . bengaliſche
Feuer=
reflexe. Und ein dichter, ſtickiger Qualm . . . aus allen Ecken
und Enden dringend . . . die Lungen anfüllend . . . die Augen
beißend . . . jede Sicht verſperrend. Zwei Ausgänge ſoll das
Fort noch haben . . . ſagt wan. Vielleicht ſchon jetzt keinen mehr.
Sind das nicht Handgranaten, die da unten im Fort explodieren?
Herrgott . . . vielleicht jetzt. . .
Der Franzoſe hält alle Ausgänge, noch beſtehende und
gänz=
lich zerſtörte, unter Gasbeſchuß. Vom Kehlblockhaus im Süden
her zieht ein Schwaden nach dem andern ins Junere. Die
Be=
ſatzung dort iſt längſt außer Gefecht geſetzt. Von ihrem
Schick=
ſal weiß niemand etas. Zu ihr hin gelangen, iſt unmöglich ...
Die Befehle werden bekannt. Das Fort ſoll von allen
irgend=
wie entbehrlichen Leuten geräumt werden. Nur ein ſchwaches
Kommando ſoll bleiben und berſuchen, den Brand im
Pionier=
depot zu löſchen. Es iſt kein leichter Gang, jetzt hinaus und über
das Nordglacis des Douaumont durch Gas und Sperrfeuer
hin=
durch. Aber es iſt vielleicht noch einmal ein Umeg um den
Tod. Hier aber auf dem Fort . ..
Unheimlich knattert der Brand im Pionierdepot . . .
Gegen 6 Uhr nachmittags ſind alle Truppen abgezogen. Nur
noch etwa 100 Mann unter Führung des Hauptmanns Soltaut
vom Inf.=Regt. 84 halten den oberen Gefechtsgang beſetzt. Zur
Hälfte halbtot vor Gasſchlucken. Alle bis zum äußerſten er=
Die Welt der Frau
Der Antrag der Frau von heute.
ck. In unſerer Zeit, in der ſo viele grundſtürzende
Wand=
lungen vor ſich gehen, verändert ſich auch allmählich die
Bezie=
hung der beiden Geſchlechter zueinander, für die meiſten noch
unbewußt, aber dem Tieferblickenden doch klar erkenntlich. Die
Frau von heute, die es im Lebenskampf mit dem Mann
auf=
nimmt und Seite an Seite mit ihm in den Reihen der Arbeit
ſteht, blickt auch ganz anders ins Leben, als es das wohlbehütete
Haustöchterchen der jüngſten Vergangenheit tat, das von dem
Getriebe und den Stürmen der Welt keine Ahnung hatte. Die
moderne Frau ſtellt andere Anforderungen an das Schickſal und
räumt mit den gebrechlichen Schranken der früheren Sitte und
des „guten Anſtandes” reſolut auf. Da ſie ſich dem Manne
gleichberechtigt, ja in vieler Hinſicht überlegen fühlt, ſo iſt es nicht
verwunderlich, daß ſie auch das uralte „Männerrecht” für ſich
for=
dert, über ihre Zukunft ſelbſt zu entſcheiden und demjenigen, den
ſie ſich zum Lebensgefährten wählen möchte, ihre Abſicht frei
herausſagt. Von dieſem neuen Frauentypus, der „Anträge‟
macht, plaudert Elizabeth Marc in einem engliſchen Blatt. „Das
Mädel von heute,” ſchreibt ſie, „ſteht auf großen Füßen, wie uns
die Schuhmacher verraten, und ſie ſteht feſt auf ihnen. Arbeit
und Sport, die ſie ausübt, erlauben ihr nicht mehr den „
Aſchen=
brödelfuß” der Großmutter. Sie ſchreitet mit ihrer
Schuhnum=
mer 40 kräftig aus und geht geradezu auf ihr Ziel los. Die Ehe
iſt für ſie nicht die einzige Zufluchtſtätte, wie ſie früher für die
Mädchen war, ſondern ſie iſt eine Möglichkeit neben vielen, und
wenn ſie ſich verheiratet, ſo weiß ſie, daß ſie dabei viel aufgibt
und ihre materielle Lage nicht immer günſtig verändert. Daher
wird ſie ſich nur zur Heirat entſchließen, wenn ein ſtarkes
Erleb=
nis ſie dazu zwingt, wenn ſie den Mann” gefunden zu haben
glaubt, dem ſie angehören will. Wenn es notwendig iſt, wird
ſie ſelbſt zum Werber. Sie flirtet nicht mehr, wie es die
Stuben=
gewächſe von einſt taten, die von dem ſicheren Ausguck im „Schoß
der Familie” lockende und verführeriſche Blicke nach den Helden
ihrer Träume warfen. Die moderne Frau iſt viel zu beſchäftigt,
um ſich lange mit Werben und Hofmachen aufhalten zu können.
Sie hat am Tage zu viel zu tun, um abends ſchwärmeriſche
Lie=
besbriefchen zu ſchreiben, und ſie tanzt bis in die Nacht hinein
ſo ernſthaft und ſachlich, daß ſie an kein Liebesgeflüſter denkt.
Sie macht auch keine „Avancen”, wenn nicht der Richtige kommt,
mit dem ſie es nach ſorgfältiger Erwägung ernſt meint. Dann
aber iſt ſie häufig gezwungen, ſelbſt zu handeln, denn der junge
Mann von heute iſt entweder ſchüchtern oder denkt an ganz
an=
dere Dinge als ans Heiraten. Er weiß, daß es bei den teuren
Zeiten ſehr ſchwer iſt, für Frau und Familie zu ſorgen, und
würde ſich deshalb nie zur Ehe entſchließen, wenn nicht die junge
Dame ſelbſt die Sache in die Hand nehme. Die Zeiten, da er,
der „Herrlichſte von allen”, als gnädiger Beglücker die Hand der
willenlos Errötenden nahm und ſie zu ſich emporzog, ſind für
immer vorbei. Das moderne Mädchen blickt zu dem Manne
nicht mehr verehrend auf, erſtirbt nicht mehr vor ihm in Achtung;
aber ſie bietet ihm mehr als leere Verhimmlung, nämlich
tat=
kräftige Mitarbeit und feinfühliges Verſtehen. Wenn ſie ihre
eigene Arbeit aufgibt, um zu heiraten, dann bringt ſie ihre ganze
Tüchtigkeit und Erfahrung dem Manne zu; ihr Rat und
Bei=
ſtand ſtützt ihn in allen Lebensnöten. Aber der Mann weiß ſo
ſelten, wo für ihn das Glück liegt; deshalb muß er von
Frauen=
händen darauf geſtoßen werden. Das Mädchen von heute
ver=
geht nicht mehr in Sehnſucht und unausgeſprochenen Wünſchen,
ſondern ſie ſchiebt alle Hinderniſſe beiſeite, ſpricht deutlich und
klar aus, was ſie will, und ſie tut damit dem Mann den beſten
Dienſt, der ja ſtets eine unglückliche Figur bildete, wenn er einen
Antrag machte, während die Frau von heute ſich vortrefflich dazu
eignet.”
Die Kunſi, ſich den Herbſthut aufzuſetzen.
C.K. Ein neuer Hut iſt ein großes Ereignis im Frauenleben,
und der Wunſch nach dieſem Erlebnis äußert ſich am
gebieteriſch=
ſten im Herbſt, wenn mit dem Abklingen des Sommers die neue
Saiſon beginnt, die neue Mode ihre lockende Vielfältigkeit neuer
Formen ausbreitet, wenn der alte Hut im Spiegel ſo verwelkt
und blaß ausſieht wie die letzte Sommerblume. Dann heißt es,
den neuen Hut zu kaufen, und das iſt keine leichte Aufgabe.
Zu=
nächſt einmal: welche Form wählt man, welchen Stoff? Samt,
Filz oder Seide oder gar Pelz? Alles wird getragen. Nimmt
man einen großen Hut oder einen kleinen, ein Rad oder eine
Glocke? Und dann die Garnierung! Und dann die Farbe! Ein
verwirrender Anſturm der verſchiedenſten Fragen, die nur gelöſt
werden können, wenn man weiß, was einem ſteht. Aber hat man
ſelbſt den richtigen Hut gefunden, dieſen „Traum der Träume‟
da erhebt ſich eine neue Schwierigkeit: man muß ihn auch
aufzu=
ſetzen verſtehen. Vom richtigen Aufſetzen des Hutes hängt bei
den neuen Formen alles ab. Es iſt eine Kunſt, die eigentlich,
wie jede geniale Begabung, angeboren ſein muß und die man
nur mühſam erlernt. Wer es kann, der zieht den neuen Hut
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
von hinten tief über die Stirne bis zu den Augenbrauen; dabei
muß das Haar ſo angeordnet ſein, daß es über den Ohren etwas
hervorguckt, wenn man den Hut auf hat. Aber wer dieſen
ge=
heimnisvollen Griff nicht heraus hat, der muß lange, lange vor
dem Spiegel üben und wird es auch dann nicht mit jener
ſelbſt=
verſtändlichen Vollendung vollbringen, wie die geborene
Künſt=
lerin des Hutaufſetzens. Mag es eine Glocke ſein oder ein
Turban oder ein Rembrandt=Hut — er wird nur dann ſeine
Trä=
gerin gut kleiden, wenn ſie beim Aufſetzen ihre „perſönliche
Note” hat. Die geſchmackvolle Dame weiß, daß ihr Hut kein
gewöhnlicher Feld=, Wald= und Wieſenhut iſt, ſondern eben ihr
Hut, der ſich von allen anderen Hüten ſo unterſcheidet, wie ihre
Naſe von denen ihrer Mitſchweſtern. Dieſer Hut muß etwas
von ihrem Charakter haben, mag er nun altmodiſch oder modern
ſein; beſſer ein alter Hut, der gut ſitzt, als der allerneueſte, der
wie etwas nicht Dazugehöriges auf dem Kopf wackelt. Die neue
Hutmode ſtellt der Damenwelt in dieſer Beziehung ſchwierige
Aufgaben. So trägt man z. B. jetzt Hüte mit Straußenfedern,
die bis auf die rechte Backe herunternicken, oder auch große
Straußenfedern, die bis auf die Schultern herabwallen. Ein
ſolch kühner Schmuck iſt nur erträglich, wenn der Hut mit feinſter
Berechnung aufgeſetzt wird, und Hunderte von Frauen ſehen in
einem ſolchen Hut lächerlich aus, während ihnen vielleicht eine
einfache Samttoque oder ein kleiner Hut mit Bandbeſatz gut
ſtehen würden. Man ſollte ſich daher unter keinen Umſtänden —
mag die Form auch noch ſo modern ſein — dazu verleiten laſſen,
etwas zu tragen, was einem nicht ſteht. Man muß beim
Hutauf=
ſetzen auch die Friſur berückſichtigen und ſtets dieſelbe Haartracht
haben, die man beim Ausprobieren des richtigen Sitzes mit der
Hutform in Einklang gebracht hat.
Der zeitgemäße Haushalt.
Herbſtwäſche der Gardinen. Da der Sommerſtaub
dem feinen Gardinengewebe ebenſo viel ſchadet, wie der
winter=
liche Ruß, ſo wird zumeiſt jede Hausfrau im Herbſt die Gardinen
nochmals waſchen, um ihn, der während der reichlich geöffneten
Fenſter im Sommer ſo oft Gelegenheit hatte, ſich darin
feſtzu=
ſetzen, gründlich daraus zu vertreiben. Vor dem Einweichen in
Bleichſodawaſſer müſſen die Gardinen unbedingt tüchtig
ausge=
ſchüttelt werden, was am beſten vierfach zuſammengelegt
ge=
ſchieht, um das von der Sonne verſengte Gewebe nicht dabei zu
zerreißen. Dann breitet man ſie glatt aus, übergießt ſie mit nur
lauem Bleichſodawaſſer am Abend, drückt ſie am Morgen unter
Zugießen von etwas warmem Waſſer, ohne Reiben, tüchtig darin
durch und bringt ſie ſofort in einem Waſchtopf oder Keſſel
lang=
ſam zum Kochen, in welchen man reichlich kaltes Waſſer (auf
einen Eimer 1 gehäuften Eßlöffel Sil gerechnet) goß. Die
Gar=
dinen müſſen darin ſchwimmen und während des Erwärmens
öfter einmal aufgelockert werden. Abgekühlt bis zur
Hand=
wärme, werden ſie nun wieder tüchtig darin durchgedrückt und
geſtaucht, in ſtändig erneuertem Waſſer gründlich geſpült und
ſchließlich geeremt oder geblaut, wobei man der Einfachheit
hal=
ber gleich die Stärke zuſetzt.
T.
Beim Kochen von Kartoffeln auf Gas kann man
nicht nur die Hälfte der ſonſt dazu verwendeten Gasmenge
er=
ſparen, ſondern auch das Platzen derſelben verhüten, wenn man
ſie halbgar, bis auf einige Löffel Waſſer abgießt, den Topf feſt
zugedeckt, nochmals der vollen Flamme ausſetzt und dann
der=
art ſtark erhitzt in die Kochkiſte verſenkt. Beim Oeffnen derſelben
wird man ſie völlig gar, ſchön mehlig und von beſonderem
Wohl=
geſchmack vorfinden.
R.
Meſſinggegenſtände „goldklar” zuputzen. Man
wäſcht ſie zuvor mit weichem Leinenlappen und warmem
Eſſig=
waſſer ab und reibt ſie dann nur mit Wiener Putzkalk nach. Der
auf dieſe Weiſe erzielte Glanz iſt von längerer Dauer.
S
Setzeier mitpikanter Zwiebelſoße und
Quetſch=
kartoffeln. Drei eigroße Zwiebeln röſtet man mit einem
Eß=
löffel Zucker, Fett und drei Eßlöffeln Mehl kräftig braun und
verkocht ſie mit ½ Liter Waſſer und einem Teelöffel Appels
Sup=
penwürze zu ſämiger Soße, die man durchrührt und mit etwas
Eſſig und Süßſtoff ſäuerlich abſchmeckt.
R.
„Gold und Silber” (fleiſchloſes Gericht als
Mittag=
eſſen). Am Abend zuvor eingequellte weiße Bohnen werden am
Morgen zum Kochen aufgeſetzt. Gleichzeitig die gleiche Menge in
ſchmale Stifte geſchnittene Möhren. Wenn beide Gemüſe gar
ſind, vermiſcht man ſie miteinander und fügt ebenfalls geſondert
gekochte geſchälte Kartoffeln bei oder kleine walnusgroße
Sem=
mel= oder Mehlklößchen, die man in Salzwaſſer kochte. Man
kräftigt das Gericht durch 1 Teelöffel Appels eingedickte Würze,
1 Eßlöffel feingewiegte Peterſilie, Salz und wenig Pfeffer und
fügt Margarine oder zerlaſſenen Speck bei, in der man eine
kleine, würfliggeſchnittene Zwiebel dünſtete.
G.
Speiſezettel.
Sonntag: Kalbfleiſchragout. Geſchmorte Pflaumen.
Montag: „Gold und Silber.”
Diensteg: Profoßkohl, ſauerſüß, mit Bratkartoffeln.
Mittwoch: Graupen mit Backpflaumen.
Donnerstag: Birnenkartoffeln.
Freitag: Gebackene Fiſchbällchen mit Senfſoße.
Samstag: Semmelabſtechklöße und geſchmorte Pflaumen.
ſchöpft. Meldungen werden in mehrfacher Ausfertigung an die
Diviſion geſandt. Dringend wird um Ablöſung gebeten. Die
Meldungen ſind niemals angekommen. Ihre Trager ſind nie
zurückgekehrt . . .
7 Uhr iſt es.
Dichte Dunkelheit liegt überall. Die Beſchießung mit den
ganz ſchweren Granaten hat nachgelaſſen. Aber der ganze Orkan
der übrigen Kaliber bis zu den 22=Zentimeter=Granaten liegt
nach wie vor auf dem Fort. Drinnen ſchwelt und knattert der
Brand. Man hat ihm noch nicht beikommen können. Es iſt kein
Waſſer da. Auch das Selterwaſſer für die Verwundeten iſt ſchon
zum Löſchen verbraucht. Durch die furchtbare Hitze kann man
nicht mehr bis zum Brandherd vordringen.
Mit äußerſter Kraftanſtrengung wird der Nordweſteingang
freigelegt. Man bringt dort ein Maſchinengewehr in Stellung.
Das unausgeſetzte franzöſiſche Gasſchießen macht eine
Bedie=
nung nach der anderen kampfunfähig. Vorn iſt nichts zu
beob=
achten. Auch keine Leuchtkugeln ſteigen auf. Beiderſeitiges
Ar=
tilleriefeuer wirbelt funkenſtiebend und lärmraſſelnd vor Fleury
und Thiaumont und im Chapitrewald. Rückwärts flammen an
allen Ecken und Enden die haushohen Einſchlagſäulen der
fran=
zöſiſchen Flachbahngeſchütze. Keinerlei Nachricht von vorwärts
und rückwärts, und auch keine Verbindung mehr mit dem
Steilhang.
Nach Mitternacht wird der Gasbeſchuß ſo intenſiv, daß die
ganze übrig gebliebene Fortbeſatzung für jegliche Art der
Ver=
teidigung ausfällt. Gaskrank und fortwährend ſich erbrechend,
ſitzen und liegen die meiſten der übrig gebliebenen hundert Mann
im oberen Gefechtsgang. Die letzten Verſuche, den Brand im
Depot zu löſchen, müſſen aufgegeben werden. Die Kräfte
ver=
ſagen. Gegen Morgen zwiſchen 4 und 5 Uhr wird damit
begon=
nen, die Verwundeten aus dem Fort zu tragen. Halbtote
ſchleppen auf Bahren Dreivierteltote. Erſchütternde Bilder der
Kameradentreue. Nicht ein Verwundeter bleibt zurück. Unter
ben Gaskranken, die abtransportiert werden, befindet ſich auch
der Hauptmann Soltau. Leutnant Kupcke vom Inf.=Regt. 84
übernimmt ſtatt ſeiner den Befehl im Fort
Stunde auf Stunde verrinnt. Die Gaserkrankungen nehmen
zu. Man kann mit mathematiſcher Sicherheit den Augenblick
errechnen, wo niemand mehr in der Lage ſein wird, die Kranken
abzuſchleppen. Noch immer keine Nachricht von rückwärts. Ob
das Feuer den Anmarſch der Meldegänger verhindert . ob
Hie Meldungen aus dem Fort nicht nach rückwärts gelangt
ſind ob vielleicht längſt der Franzoſe rechts und links
vor=
gedrungen iſt und das Fort abgeſchnitten hat? Es beſteht keine
Ausſicht mehr, das Feuer im Depot zu löſchen
So wird denn der Douaumont berſten müſſen .5=
Munition iſt nicht mehr da. Die letzten Lebensmittel ſind
verbrannt. Das Waſſer iſt bei den Löſchverſuchen reſtlos
auf=
gebraucht .. .
Im Morgengrauen des 24. Oktober, um 7.30 Uhr, bewegt ſich
ein ſeltſamer Zug aus dem Nordweſteingang des Douaumont
auf das Nordglacis hinaus. Immer zwei Geſtalten tragen
zwi=
ſchen ſich eine Bahre. Stolpern ſetzen ab verſchnaufen
.. erbrechen ſich . . . faſſen wieder zu und wanken wveiter. Die
Maſchinengewehre haben ſie nicht mitnehmen können. Alle
Hände ſind nötig zum Tragen der Verwundeten. Man hat die
Gewehre unzerſtört im Fort gelaſſen. Denn noch hofſt man, daß
das Fort wieder von den Deutſchen beſetzt werden wird.
Be=
ſtimmt rechnet man mit dem Eintreffen deutſcher Verſtärkungen
noch im Laufe dieſes Tages. Und dieſe Hoffnung erleichtert
den ſchweren Gang etwas
Unten im zerbrochenen Douaumont brennt knatternd das
Pionierdebot. Qualm und Gas ziehen dichtgeballt durch die
Gänge. In den eingeſtürzten Kaſematten ſchwelen kleine
Flämmchen. Weißer Rauch ſteigt aus allen friſchen Wunden,
die der Douaumont an dieſem Tage erlitten. Aber den ſieht
man nicht. Der dichte Nebel des 24. Oktober frißt ihn auf
Ueber dem Werk der Zerſtörung erwacht aus unruhiger Nacht
der Artilleriekampf. Und ſchwillt an und brauſt und tobt und
klirrt und raſt in Nebel und Blindheit über dem geſtürzten
Giganten ...
nunennnear
* Feierabend.
Die Kinder ſpielen mit den letzten Strahlen
Und haben ihres Werktags Laſt vergeſſen;
Die Mütter ſorgen für das Abendeſſen;
Die Väter trinken, würfeln und bezahlen.
Am Teich die Schafe zarte Gräſer pflücken
Und ſchlürfen manchmal aus der ſeichten Quelle;
Dann holt der Bauer ſie in dumpfe Ställe
Und ſchimpft die Mägde, die an Strümpfen ſtricken.
Die Sonne ſinkt. Die Mütker rufen ſuchend
Nach ihren Kindern, die ſich weit verſtreuten,
Und falten ihre Hände ſtumm im Abendläuten;
Die Väter torkeln aus den Schenken fluchend.
Dann ſchnarchen ſie in ihren weichen Betten
Und quälen ſich im Traume ſchon um morgen
Und laſſen überm Dach die Sterne ſorgen,
Daß blühend Welten ſich an Welten ketten.
Walter Georgi.
Jahrgang 1923
Schach
Aun
Nummer 20
Aufgabe 39
Franz Sackmann in Kaiſerslautern,
(1. Preis im Problemturnier des deutſchen Schachbunds
Frankfurt a. M. 1923).
d e f
Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kh6 Dd7 Ta4 g5 Le6 Sa2 c1 Bd6 (8);
Schwarz: Kd4 Db4 Sa8 Ba5 d2 e2 e3 (7); 2F.
In Franz Sackmann ſtellen wir unſeren Leſern wieder einen
be=
deutenden deutſchen Aufgabenverfaſſer vor. Er gehört zu den
Erfolg=
reichſten: hat er ſich doch z. B. im Frankfurter Turnier nicht nur, mit
obigem ſchönen Stück, den erſten Preis in der Zweizügerabteilung
errungen, ſondern außerdem den erſten Preis für Dreizüger gemacht,
Aufgabe 40
Wolfgang Pauly in Bukareſt.
(Sydſvenska Dagbladet 1923).
Weiß: Ke7 Th7 Lf5 h8 Se2 Bd3 (6);
Schwarz: Kg5 (1).
Matt in drei Zügen.
Der Verfaſſer führt im Sydſvenska Dagbladet einen weiteren
Miniatur=Dreizüger vor, indem er einfach den weißen S von e2 nach
d5 verſetzt. Beides ſind Zugwechſelaufgaben: Schwarz am Zug müßte
ein Matt in zwei Zügen zugelaſſen, aber leider — zieht Weiß an. Der
Schlüſſelzug iſt beidesmal ganz verſchieden. Es würde uns freuen,
wenn unſre Löſer außer den Löſungen der Zwillinge auch das bei
beiden gleiche „Satzmatt”, d. h. das zweizügige Matt mit Schwarz am
Zug, angeben wollten.
Nachtrag zur Löſerliſte: Rolf Schmidthoff (auch 27).
Berichtigung. In Aufgabe 31 von Köhnlein muß noch ein
ſchwarzer Bc7 eingeſetzt werden zur Beſeitigung der Nebenlöſung 1.
Tb2—e2 2. Da6 + (*)bezw. Sb6 (i) (angegeben von Prof. Dr. Reutzel).
Ueber der Aufgabe waltet ein ſonderbares Mißgeſchick. Sie erſchien
zunächſt ohne Bc7, alſo nebenlöſig, im „Deutſchen Wochenſchach”,
wurde nachträglich vom Verfaſſer verbeſſert, ging aber dann trotzdem
in der urſprünglichen, falſchen Form in die Sammlung über, der wir
ſie entnommen haben. — Wir werden die Löſung erſt in fünf Wochen
bringen, damit unſeren Löſern genügend Zeit bleibt, ſich mit der
ſchwierigen, aber auch glänzenden Aufgabe zu befaſſen.
Briefkaſten. D. C., G. Ch., J. P. Löſungen verfehlt, 31: 1. Sf67
(dr. 2. Da6+) Lb4, a3! 1. Te4e2? La3 1—321 1. Se5-+2 Kd5:
2. Ted3-Sel Xd3. 1. Dg57 Se1—d3 oder — f3! — 33: 1. Df3?
C5—c41 (auch Lf7, Th6) — 34. 1. f7+2 Ke7: 2. Kg6 — (nur nicht
Kd8 22). Schwarz muß ſich eben immer mit den beſten Zügen wehren,
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schriftleitung
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”.
Figuren=Rätſel.
II.
Z
44
XXX
R24
XXXXX
B4
8. XXXXX
B43
11. /XXXXX½
a, a, ba, che,,de=
Oder e, eNei, ei=
R2.
—flie, gel, gin, hee-
4424
—hu,jo, jor, ka, krä.
R34
le,le,li, li, mama-
—mai, mifr, ne, nor.
R4
v, o, pas, pe—ra,
4424
Trum, ſef, ſel, ſen.
24
X
ſpar,to,to, n.wef-
XXXXX
Vorſtehende
XXXXX). Silben ſchreibe
man auf die
R44
Kreuze, ſodaß die
4X
wagrecht. Reihen
9.
Wörter von
fol=
gender Bedeutung enthalten: Figur I: 1. Militäriſcher Rang.
2. Fluß in Steiermark. 3. Prophet. 4. Engliſcher Branntwein.
5. Getränk. 6. Stadt in der Schweiz. 7. Laubbaum. 8. Vogel,
9. Metall. 10. Schlingpflanze. 11. Gemüſe. — Figur II: 1. Inſekt.
2. Vogel. 3. Monat. 4. Fluß in Rußland. 5. Männername.
6. Noch ein Männername, 7. Edelſtein. 8. Frauenname. 9. Muſe.
10. Oper von Bellini. 11. Strauch. — Die Mittelbuchſtaben
nennen ein berühmtes Trauerſpiel und den Namen des Dichters.
Carl Deubel.
Darmſfädter Silbenrätſel.
a, bach, bo, bb, eit, der, er, fe, lie, leu, ne, 5, ſtal, ſel.
Aus vorſtehenden Silben ſind 7 Wörter von folgender Bedeutung
zu bilden: 1. Pelzwerk für Damen. 2. Inſel in der Oſtſee. 3. Stadt
im ſchweizeriſchen Kanton Baſel. 4. Mineral. 5. Kreisſtadt im
Odenwald. 6. Berg in Paläſtina. 7. Schreibutenſil.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach
unten geleſen, den Namen eines bekannten Forſthauſes bei Darmſtadt.
Rätſel.
559. Vorn betont ruft man das Wort — Vielen bei ’ner Sammlung
zu. — Schlußbetont bringt’s gleich am Ort — Frommen
Seelen gute Ruh.
560. Die erſten beiden nennen einen böſen Mann. — Die dritt” trifft
man bei Frauenhandarbeiten an. — Als Heckenzierſtrauch findet
häufig ſich das Ganze, — ine dornbewehrte, beerenreiche, giftige
Pflanze, — Mit Gerten, dünn wie Silbe drei, dicht überſäet. —
Doch hat der böſe Mann noch nie damit genäht.
Auflöſungen.
Röſſelſprung.
Man ſpricht von einem Spiegel, der duldet keinen Roſt,
Und eine Blume gibt es, die knickt ein einz’ ger Froſt,
Ein Kleinod, das nur einmal die Kunſt des Meiſters ſchuf,
Sieh, Spiegel, Blume, Kleinod, das iſt — der gute Ruf.
Ludwig Bechſtein.
Silbenrätſel:
1. Dante, 2. Jſar, 3. Eberbach, 4. Debatte, 5. Adler, 6. Rellſtab,
Mauritius, 8. Salat, 9. Talcium, 10. Algarve, 11. Elias,
12. Darius, 13. Taufe. „Die Darmſtädter Herbſtmeſſe‟
Verantwortlich: Max Streeſe.
[ ← ][ ] Lubwiß
ler,
ze.
V