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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landesbauptſtadt
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Nummer 267 Donnerstag, den 22. September 1923 186. Jahrgang
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ſeder Rabat weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.
Nn das deutſche Volk!
Am 11. Januar haben franzöſiſche und belgiſche
Truppen wider Recht und Vertrag das deutſche
Ruhrgebiet beſetzt. Seit dieſer Zeit hatten Ruhrgebiet
und Rheinkand ſchwerſte Bedrückungen zu erleiden.
Uebe: 180 600 deutſche Männer und Frauen, Greiſe
und Kinder ſind von Haus und Hofvertrieben worden.
Für Millionen Deutſche gibt es den Begriff der perſönlichen
Freiheit nicht mehr. Gewalttaten ohne Zahl haben den
Weg der Okkupation begleitet. Mehr als 100 Volksgenoſſen haben
ihr Leben hingeben müſſen. Hunderte ſchmachten
noch in Gefängniſſen.
Gegen die Unrechtmäßigkeit des Einbruchs
erhoben ſich Rechtsgefühl und vaterländiſche
Geſinnung. Die Bevölkerung weigerte ſich,
un=
ter fremden Bajonetten zu arbeiten.
Für dieſe dem deutſchen Reich in ſchwerſter Zeit
be=
wieſene Treue und Standhaftigkeit dankt
das ganze deutſche Volk.
Die Reichsregierung hatte es übernommen, nach ihren
Kräf=
ten für die leidenden Volksgenoſſen zu ſorgen. In immer
ſtei=
gendem Maße ſind die Mittel des Reiches dadurch in Anſpruch
genommen worden. In der vergangenen Woche erreichten die
Unterſtützungen für Rhein und Ruhr die Summe von
3500 Billionen Mark, in der la ufenden Woche iſt
mindeſtens die Verdoppelung dieſer Summe, zu
er=
warten.
Dic einſtige Produktion des Rheinlandes und des
Nuhrgebietes hat aufgehört. Das
Wirtſchaftsle=
ben im beſetzten und unbeſetzten Deutſchland iſt zerrüttet.
Mit furchtbarem Ernſt droht die Gefahr, daß beim Feſthalten an
dem bisherigen Verfahren die Schaffung einer geordneten
Wäh=
rung, die Aufrechterhaltung des Wirtſchaftslebens und damit die
Sicherung der nackten Exiſtenz für unſer Volk
unmöglich wäre. Dieſe Gefahr muß im Intereſſe der Zukunft
Deutſchlands ebenſo wie im Intereſſe von Rhein und Ruhr
ab=
gewandt werden.
Um das Leben von Volk und Staat zu
er=
halten, ſtehen wir heute vor der bitteren
Notwendigkeit, den Kampf abzubrechen.
Wir wiſſen, daß wir damit von den Bewohnern der beſetzten
Gebiete noch größere ſeeliſche Opfer als bisher
ver=
langen. Beiſpiellos iſt ihre Selbſtbeherrſchung. Wir werden
nie=
mals vergeſſen, was diejenigen erlitten, die im beſetzten Gebiet
duldeien. Wir werden niemals vergeſſen, was diejenigen
auf=
gaben, die lieber die Heimat verließen, als dem Vaterland die
Treue zu brechen.
Dafür zu ſorgen, daß die Gefangenen freigegeben
werden, daß die Verſtoßenen zurückkehren, bleibt die Fortſetzung des paſſiven Widerſtandes erhob, daß die Vertreter
vornehmſte Aufgabe der Reichsregierung. Vor allen
wirtſchaft=
lichen und materiellen Sorgen ſteht der Kampf für dieſes
elemen=
tare Menſchenrecht. Deutſchland hat ſich bereit erklärt, die
ſchwerſten materiellen Opfer für die Freiheit
der deutſchen Volksgenoſſen und der deutſchen
Ehre aufzunehmen. Dieſe Freiheit iſt aber kein
Objekt für Verhandlungen oder für
Tauſchge=
ſchäfte.
Welt, daß ſie ſich zu keiner Löſung verſtehen werden, die
auch nur das kleinſte Stück deutſcher Erde vom Deutſchen
Reich loslöſt.
In der Hand der Einbruchsmächte und ihrer
Verbündeten liegt es, ob ſie durch Anerkennung dieſer
Auffaſſung Deutſchland den Frieden wiedergeben
oder mit der Verweigerung dieſes Friedens die Folgen
herbei=
führen wollen, die daraus für die Beziehungen der Völker
ent=
ſtehen müſſen. Das deutſche Volkfordern wirauf, in
der bevorſtehenden Zeit harter ſeeliſcher
Prü=
fungen und materieller Not treu
zuſammenzu=
ſtehen. Nur ſo werden wir alle Abſichten auf
Zer=
trümmerung des Reiches zunichte machen. Nur ſo
wer=
den wir der Nation Leben und Ehre erhalten, nur ſo die Freiheit
wiedergewinnen, die unſer unveräußerliches Recht iſt.
Der Reichspräſident: Ebert.
Die Reichsregierung:
Dr. Streſemann. Dr. Geßler, Schmidt. Dr. Braun
v. Raumer, Dr. Radbruch, Dr. Oeſer, Dr. Luther,
Sollmann, Dr. Hilferding, Fuchs. Dr. Hoefler.
Erklärungen des Reichskanzlers vor dem Auswärtigen Ausſchuß über Deutſchlands Lage.
U. Berlin, 26. Sept. Reichskanzler Dr. Streſemann
betonte in ſeiner Rede vor dem Auswärtigen Ausſchuß, daß er
nun nach der ſchweren Entſcheidung, die die Reichsregierung
ge=
troffen habe, ein Bild der außenpolitiſchen Lage zu geben
wünſche, wie ſie ſich ſeit dem Wechſel des Kabinetts
voll=
zogen habe.
Die Reichsregierung habe ſich entſchloſſen, den paſſiven
Widerſtand aufzugeben und werde demzufolge alle
Ver=
ordnungen zurückziehen, die ſich auf ſeine Durchführung
bezögen.
Der paſſive Widerſtand habe ſeinen Höhepunkt überſchritten und
ſeine anfärgliche moraliſche Stärke allmählich eingebüßt. Eine
nachträgliche Kritik, ob er durch eine andere Führung hätte
er=
folgreicher geſtaltet werden können, ändere nichts an dieſer
Tat=
ſache. Nach den Angaben der berufenſten Vertreter aus dem
beſetzten Gebiet hätte der paſſive Widerſtand nur noch eine
ge=
wiſſe Zeit aufrecht erhalten werden können, ohne ihn der Gefahr
eines Zuſammenbruchs in ſich ſelbſt auszuſetzen. Der Kanzler
legte dann des Näheren
das Verhältnis der Ruhrausgaben zur finanziellen Lage
des Reiches
ir, das in Bälde den ſchwerſten finanziellen, in ſeinen Folgen
icht überſehbaren Zuſammenbruch zu bringen drohte. Er wandte
ch dabei gegen diejenigen, die die ſchärfſten Steuermaßnahmen
tr Fortführung des paſſiven Widerſtandes forderten, und die
jie gleichen ſeien, die ſich noch ſoeben gegen die allzu große
Be=
aſtung durch die zuletzt vom Reichstag bewilligten neuen
Steu=
rn gewandt hätten. Die Ueberlegung, ob die Fortführung des
aſſiden Widerſtandes durch einen teilweiſen Abbau der
Ruhr=
redite möglich geweſen ſei, hätte ein negatives Reſultat ergeben.
Durch eine ſolche Maßnahme ſei weder der paſſive Widerſtand
achdrücklich aufrecht zu erhalten geweſen, noch ſei auch die
Ge=
fahr des finanziellen Chaos abzuwenden geweſen. Dem
drohen=
den vollkommenen Währungsverfall hätte man doch nicht
ent=
gegentreten können. Nach Prüfung der Sachlage habe ſich daher
as Reichskabinett ſchon vor längerer Zeit entſchloſſen, die
Auf=
tbe des paſſiven Widerſtandes zu erwägen. Die Verſuche der
Staatsregierung, den paſſiven Widerſtand zu verbinden mit den
anzöſiſch=belgiſchen Maßnahmen zur Rückführung der
Vertrie=
enen, Befreiung der Gefangenen ſeien erfolglos geblieben, da
er franzöſiſche Miniſterpräſident ſich auf den Standpunkt
feſt=
ſelegt hätte, vor Abbruch des paſſiven Widerſtandes nicht in
Ver=
andlungen einzutreten. So habe man ſich dazu entſchließen
nüſſen, den Ruhrkampf aus innen= und außenpolitiſchen
Mo=
nenten aufzugeben, weil ſeine Fortführung ohne jeden Zweifel
zu einem vollkommenen Zuſammenbruch im Innern geführt
hätte. Dieſe Sachlage ſei geſchaffen worden durch die
Entwick=
tng der machtpolitiſchen Verhältniſſe, die ſtärker geweſen ſeien,
als die moraliſche Gegenwehr, die das Reich dem gegenüber
hätte aufzubringen vermögen. Was die Vorbereitungen betreffe,
um das Rhein= und Ruhrgebiet nunmehr in einen einigermaßen
normalen Zuſtand zu überführen, ſo könnten hierfür nur
even=
tuale Richtliwien feſtgelegt werden, da es nicht von Deutſchland
abhänge, wie ſich dieſe Dinge nun vollziehen ſollen.
Der Reichskanzler betonte nochmals, daß die Aufgabe des
paſſiven Widerſtandes in allen Beratungen der letzten Tage nicht
von einer einzigen Seite angefochten worden ſei, da man ſich von
der Fortſetzung des paſſiven Widerſtandes bei ſeiner
Finanzie=
rung von deutſcher Seite kaum noch irgendetwas verſprach.
Der deutſchnationale Vorſchlag, mit Frankreich zu brechen
und die Verpflegung der beſetzten Gebiete ſowie die
Wiederinſtandſetzung des Wirtſchaftslebens zunächſt der
Sorge Frankreichs und Belgiens zu überlaſſen, habe
ge=
rade bei den Vertretern jener Gebiete die ſchärfſte
Ver=
urteilung erfahren. Man würde darin im Rheinlande
ein Aufgeben der beſetzten Gebiete, ja ſogar unter
Um=
ſtänden einen Verrat an Ruhr und Rhein erblicken.
Der Aufruf, den die deutſche Regierung gemeinſam mit dem
Herrn Reichspräſidenten erlaſſen habe, bringe zum Ausdruck, um
was bei den Verhandlungen, vor denen man jetzt ſtehe, zu
kämp=
fen ſei. Das ſei vor allem die große Menſchheitsfrage:
die Frage der Gefangenenfreilaſſung und die
Zu=
rückführung der Vertriebenen, ſowie die große
poli=
tiſche Frage über die Zukunft des deutſchen Rheins
und der deutſchen Ruhr. Die Erklärungen, die in dem
Aufruf gegeben ſeien, würden die feſten Grundlinien bilden, nach
denen die Reichsregierung handeln wolle.
In der auf die Rede des Reichskanzlers im Auswärtigen
Ausſchuß folgenden Diskuſſion billigten die Abgeordneten
Graf Bernſtorff (Dem.), Dr. Breitſcheid (Soz.), Dr.
Spahn (Zentr.) und Dr. Scholz (D. Vpt.) die Ausführungen
des Reichskanzlers über die Notwendigkeit der Aufgabe des
paſſiven Widerſtandes, wie dieſe in der veröffentlichten
Regie=
rungserklärung bereits dargelegt iſt, und ſtellten ſich hinter die
Politik der Reichsregierung. Abg. Dr. Helfferich (
deutſch=
national) forderte, daß der paſſive Widerſtand durch den Bruch
mit Frankreich abgelöſt werde. Abg. Koenen (Kom.)
mißbil=
ligte die Form des Abbruches des paſſiven Widerſtandes. Für
die Liquidierung der Ruhrkriſe ſei eine Arbeiter= und
Bauern=
regierung und die Sachwerte=Erfaſſung Vorausſetzung geweſen.
Zum Schluß ſprach noch Abg. Müller=Franken (Soz.), der
ausdrücklich jedes Wort des Aufrufs der Reichsregierung billigte.
Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt. Nachzutragen iſt noch, daß zum
Vorſitzenden des Ausſchuſſes Dr. Scholz (D. Vpt.) gewählt
wurde.
Der Ruhrkampf geht weiter.
Die Kundgebung der Reichsregierung an das ganze deutſche
Volk wird hoffentlich dazu beitragen, mancherlei Sorgen und
Un=
klarheiten auszuräumen, die bisher noch beſtanden. Denn jetzt
iſt kein Drehen und Deuteln mehr daran möglich, daß jeder
Ge=
danke an eine Kapitulation dem Kabinett
Stre=
ſemann ferngelegen hat, daß vielmehr lediglich ein
Wechſel der Waffe vorgenommen wurde, nachdem ſich
her=
ausgeſtellt hat, daß die Fortſetzung des paſſiven Widerſtandes
uns miehr ſchaden mußte, als den Franzoſen und uns mit dem
Verbluten bedrohte. Der Zwang der Tatſachen, der uns zu
dieſem Schritt nötigte, iſt ſo ſtark geweſen, daß in den
Vorbe=
ſtrechungen in der Reichskanzlei ſich nicht eine Stimme für die
der beſetzten Gebiete, ebenſo wie der bayeriſche Miniſterpräſident,
den Druck der Notwendigkeit erkannten, und gerade die
Zuſtim=
mung aus Bayern, das in rechtsgerichteten Kreiſen als Exponent
unſeres nationalen Willens betrachtet wird, darf als Beweis
da=
für angeführt werden, wie weit wir heute noch von einer
Kevi=
tulation entfernt ſind. Die Rede, die der Reichskanzler im
Aus=
wärtigen Ausſchuß heute gehalten hat, in Verbindung mit einem
beſonderen Aufruf an die Bevölkerung der beſetzten Gebiete, wird
hoffentlich ihr übriges dazu beitragen, um alles aus dem Weg zu
räumen, was an Unklarheiten noch beſtand, ſo daß für die
kom=
mende Zeit, die uns vielleicht vor noch ſchwerere Entſcheidungen
Reichspräſident und Reichsregierung verſichern hierdurch ſtellen wird, die ungebrochene innere Front wieder
zuſammen=
feierlichſt vor dem deutſchen Volk und vor der ganzen ſteht. Denn es iſt klar, daß es mit dem Abbau des paſſiven
Wi=
derſtandes an ſich noch nicht getan iſt. Der Kampf an Rhein
und Ruhr geht in veränderter Form weiter und
wir müſſen nun abwarten, wie Herr Poincaré auf die veränderte
deutſche Taktik reagiert.
Europa wartet nun ſchon ſeit acht Monaten darauf,
daß das offizielle Frankreich die Ziele, die es mit ſeinem
Einbruch in das Ruhrgebiet verfolgt, bekanntgibt.
Bis=
her hat ſich Herr Poincaré darum herumgedrückt und dahinter
verſchanzt, daß zunächſt Deutſchland den paſſiven Widerſtand
auf=
geben müßte. Dieſe Vorausſetzung iſt nun eingetreten. Es wird
ſich nun zeigen, ob alles, was auf franzöſiſcher Seite geſchah, nur
ein Vorwand war, um dahinter eine verkappte Annektionspolitik
durchzuführen, oder ob Frankreich wirklich mit dem Gold
zufrie=
den zu ſtellen iſt. England hat ein übriges getan, Herrn
Poin=
caré den Entſchluß zu erleichtern. Es ſcheint wenigſtens ſo, als
ob Baldwin bei ſeiner letzten Beſprechung in Paris ein
gro=
ßes Opfer gebracht hat, indem er Zuſagen über die
Zurückſchrau=
bung der engliſchen Anſprüche an Deutſchland machte. Frankreich
hat, auch wenn die Geſamtſchuld Deutſchlands verringert wird,
die Sicherheit, daß es ihm von den 26 Goldmilliarden, die es
verlangt, nichts abgeſtrichen wird. Da Poincaré ſeinem
eigenen Lande gegenüber den „Sieg”, den er erfocht, genügend
uterſireichen kann, ſo wäre eine politiſche Konſtellation
geſchaffen, in der er den Großmütigen ſpielen, und — mittelbar
oder unmittelbar — mit Deutſchland Verhandlungen
aufnehmen könnte, wohlverſtanden, wenn er will,
und dieſes wenn” wird für unſer weiteres Schickſal entſcheidend
ſein, allerdings mit der Einſchränkung, daß wir am Ende doch
die Möglichkeit haben, mittelbar die Entſchließungen des
franzö=
ſiſchen Miniſterpräſidenten zu beeinfluſſen. Es hat den Anſchein,
als ob er mit einigen raſchen Zügen ſein Ziel ſchnell zu gewinnen
hofft.
Poincaré ſpekuliert darauf, daß die Empörung
imbeſetzten Gebiet ſich gegen Berlin richten wird. Er wird
ſich aber darin irren, weil eben die Vertreter des beſetzten Gebiets
für die Umſtellung der deutſchen Politik volles Verſtändnis
hat=
ten, und weil auch die Regierung, nicht daran denkt,
die Rhein= und Ruhr=Deutſchen ihrem Schickſal
zu überlaſſen und ſie den Franzoſen auszuliefern. Trotz
unſerer ſchweren finanziellen Bedrängnis werden wir alle Mittel
bereitſtellen, die notwendig ſind, um das Wirtſchaftsleben
unſeres Induſtriezentrums wieder in Gang zu
bringen. Wir werden alſo auch hier durch die Tat beweiſen,
daß uns nichts ferner liegt, als die Gemeinſamkeit im Handeln
zu verleugnen. Wenn daher Herr Poincaré wirklich glaubt, daß
es ihm mit Hilfe ſeiner Kreaturen am kommenden
Sonn=
tag gelingen werde, die „Rheiniſche Republik”
aus=
zurufen, ſo wird er ſich diesmal ebenſo irren, wie bei früheren
Gelegenheiten. Die Karte ſticht nicht. Es war ſchon ein
Fehler, daß er ſich an der Ruhr häuslich einzurichten gedachte. Er
muß weiter denken, und da rücken für uns die Erwägungen in
den Vordergrund, die vor dem Einmarſch der Franzoſen
maß=
gebend waren, als noch niemand in Deutſchland an die ſtarke
Wafſe des paſſiven Widerſtandes glaubte. Die ganze Welt weiß,
daß die Nuhrbeſetzung für Frankreich ein
koſt=
bares Abenteuer geworden iſt, und daß es ſich bisher alles
andere eher als bezahlt gemacht hat. Will alſo Poincaré an der
Ruhr verbleiben, dann muß er irgendwo verſuchen, ſoviel
Geld herauszuwirtſchaften, daß wenigſtens die
Beſatzungstruppen davon ernährt werden
kön=
nen. Das iſt der entſcheidende Punkt. Wenn ihm das
nicht gelingt, werden ſich die auswärtigen Börſen an den Fingern
ausrechnen, daß zwiſchen den Einnahmen und Ausgaben, die
Mißverhältniſſe in Frankreich bald ebenſo groß werden müſſen,
wie in Deutſchland, und daraus ihre Folgerungen in der
Bewer=
tung des Franken ziehen.
Poincaré muß alſo aus der Ruhr Geld
ſchaf=
ſen. Daß ihm das nicht ganz leicht fallen wird, daß mehrere
1iebergangsmonate vergehen werden, bis die Schäden der
Be=
ſatzungszeit in ihren ſichtbaren Folgen verſchwunden ſind,
dar=
über kann er ſich nicht täuſchen. Aber ſelbſt wenn er das mit in
Kauf nimmt, ſelbſt wenn er dieſe Anlaufszeit durchhält, kann er
nicht mit einer Wiederherſtellung der alten Produktion rechnen.
Es iſt zwar theoretiſch richtig, daß er die Ruhrkohlen mit einem
2Gprozentigen Aufſchlag für Reparationszwecke an Deutſchland
verkaufen kann. Aber praktiſch hat die Rechnung doch ein Loch.
Denn das natürliche Hinterland für die
Ruhr=
kohle iſt Deutſchland. Die Aufnahmefähigkeit Italiens,
der Schweiz und Hollands iſt begrenzt. Wenn Deutſchland
die Nuhrkohle nicht nimmt, ſo iſt ſie für
Frank=
reichunverwertbar. Deutſchland wird aber die Ruhrkohle
nur nehmen, wenn ſie nicht über dem Weltmarktpreis ſteht. Im
anderen Falle tun wir viel beſſer und wirtſchaftlicher, auf die
engliſche Kohle zurückzugreifen. Das Problem ſteht alſo ſo, ob
es der franzöſiſchen Beſatzung gelingt, die
Ruhr=
kohle ſo billig zu produzieren, daß ſie
weſent=
rich unter dem Weltmarktpreis liegt, und daß
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 27. September 1923.
Nummer 267.
man ztiſchen den Geſtehungskoſten und dem
Weltmarktpreis eine Reparationsabgabe
er=
möglicht. Die Erfahrungen, die wir ſelbſt im unbeſetzten
Ge=
biet, an den Kohlenpreiſen gemacht haben, widerſprechen der
Möglichkeit, hier große Zwiſchengewinne zu machen, und für
Frankreich kommt noch hinzu, daß der Zwiſchengewinn, den es
ſelbſt bisher aus den Reparationskohlen für ſeine
Schwerindu=
ſtrie zog, nun in Wegfall kommt, weil er natürlich auch auf den
Kohlenpreis aufgeſchlagen werden muß. Wir greifen nur dieſe
eine Gedankenreihe heraus, die allerdings die wichtigſte iſt, um zu
zeigen, daß Poincaré keinen Grund hat, ſich an der
Ruhr wohl zu fühlen, daß vielmehr auch für ihn die
Schwierigkeiten erſt beginnen. Er iſt klug genug, das
einzuſehen, und die einzige Hoffnung, die wir haben, iſt die, daß
ihm die Rifikoprämie, die er zahlen muß, zu hoch iſt. Da
begin=
nen auch die Erfolge des achtmonatigen
Abwehr=
kampfes ſich auszuwirken.
Frankreich weiß heute, daß Deutſchland nicht mehr
das wehrloſe Opfer von 1918 iſt, es weiß, daß wir einen
Teil des Volkswillens für den Trieb zur Selbſtbehauptung
wie=
dergewonnen haben, daß wir in all unſerer
Wehrloſig=
keit immer noch ein Faktor ſind, mit dem man
rechnen muß. In dieſer moraliſchen Folge des
paſ=
ſiven Widerſtandes ſitzt die einzige Ausſicht auf
einen Lefriedigenden Ausgang, den wir noch haben.
Wenn wir ſie aber haben, ſo wird ſie uns ganz ſicher nicht
be=
quem in den Schoß fallen. Wir werden ſchwer darum ringen
müſſen. Wir werden vielleicht noch einmal vor die Frage
geſtellt, ob wir kapitulieren wollen, indem man
uns zumutet, auf die wenigen Vorausſetzungen auch zu
verzich=
ten, an die wir im Intereſſe der Deutſchen an Rhein und Ruhr
die Wiederaufnahme der Reparationszahlungen geknüpft haben.
Dann iſt der Augenblick gekommen, wo wir zeigen müſſen, wie
weit wir von einem bedingungsloſen Verzicht entfernt ſind, dann
wird die Gelegenheit gekommen ſein, für das Kabinett
Streſe=
mann und alle diejeigen Kreiſe, die heute zu ihm in Oppoſition
ſtehen, zu beweiſen, daß es eine Grenze gibt über, die
Herr Poincaré uns nicht zwingt, und dieſer Beweis
wird dann — vielleicht — dem Sieg vernünftiger wirtſchaftlicher
Erwägungen in Paris ſehr förderlich ſein.
Separatiſtiſche Vorbereitungen.
TU. Düſſeldorf, 26. Sept. Die mit der Liquidation des
Ruhrkrieges verſtärkt hervorgetretenen Rheinland=Putſchpläne
kommen nicht unerwartet. Die am nächſten Sonntag in
Düſ=
ſeldorf geplanten Verſuche einer Errichtung der Rheinland=
Repu=
blik unterſcheiden ſich von ihren zahlreichen Vorgängern nur durch
ihren Umfang. Die Zahl der Beſucher und damit die zu ihrer
Beförderung notwendigen Regiezüge wird größer ſein, als es
bei den bisherigen Kundgebungen dieſer Art war. Die
Sonder=
bündler haben in Düſſeldorf drei große Säle gemietet.
Bedenk=
lich iſt die wahlloſe Verteilungfranzöſiſcher
Armee=
piſtolen unter die Demonſtranten. Die Pläne finden
nach wie vor bei der weitaus größten Mehrzahl der deutſchen
Bevölkerung den alten Abwehrwillen. Die Düſſeldorfer
Sonder=
bündlertagung wird allem Anſchein nach nicht widerſpruchslos
hingenommen werden. Wie ſich die Sonderbündler die
Einrich=
tung des neuen Staates denken, wiſſen ſie anſcheinend, ſelbſt nicht
genau. Der Mangel an Köpfen, die wirtſchaftlich und
verwal=
tungstechniſch führen können, wird von ihnen ſelbſt zugeſtanden.
Vor der Ausrufung der Rheinland=Republik?
Köln, 26. Sept. Die Kölner Preſſe veröffentlicht
überein=
ſtimmend Mitteilungen, nach denen die rheiniſchen
Sonderbünd=
ler für den 30. September, alſo für den nächſten Sonntag, in
Düſ=
ſeldorf, im Anſchluß an eine für Sonntag einberufene
Sonder=
bündlerverſammlung, die rheiniſche Republik ausrufen wollen.
Einer der Führer der Sonderbundlerbewegung ſoll renommiert
haben, daß zu der Düſſeldorfer Verſammlung am 30. September
mehr als 70 Regiezüge von den Franzoſen geſtellt werden
wür=
den, und daß bereits 100 000 Anmeldungen vorlägen.
Unmittel=
bar im Anſchluß an die Verſammlung ſoll zur Tat geſchritten
tverden. Etwa um 5 Uhr will man dem General Degoutte eine
vom Generaldirektorium des Unabhängigkeitsbundes aufgeſetzte
Proteſtnote überreichen und nach einer zuſagenden Antwort des
Generals ſoll dann die Rheiniſche Republik ausgerufen werden.
Sie hätten ſchon Befehl, mit aller Schärfe gegen
Gegendemonſtra=
tionen vorzugehen, und wenn der Gummiknuppel nicht ausreiche,
ſoll von der Schußwaffe Gebrauch gemacht werden. In der
er=
wähnten internen Vertrauensmännerverſammlung in Düſſeldorf,
die von Matthes geleitet wurde, wurde bemerkt, daß demnächſt
die grüne Polizei, ſoweit ſie im beſetzten Gebiet noch vorhanden
iſt, beſeitigt werden ſoll. Gleichzeitig will man die der deutſchen
Polizei abgenommenen Waffen den Kampftruppen der
Sonder=
bündler zuführen, die den Namen Rheinwehr führen werden.
Fur dieſe Rheinwehr ſind, wie von Matthes weiter ausgeführt
tourde, bereits dunkelgrüne Uniformen angefertigt worden. Aus
den Ausführungen des Matthes geht weiter hervor, daß man
ge=
rade den Zeitpunkt der Preisgabe des paſſiven Widerſtandes für
den geeigneten zur Errichtung der Rheiniſchen Republik anſieht.
Die Kölner Blätter ſind einig in der Auffaſſung, daß die
rheini=
ſchen Sonderbündler ihre Stunde für gekommen halten.
Ueber=
einftimmend fordern ſie daher, daß alles geſchieht, um den
Füh=
rern der Separatiſten, die in den letzten Wochen unleugbar ſtarken
Zulauf erhalten haben, das Handwerk zu legen. Man dürfe
kei=
neswegs dulden, daß die rheiniſchen Hochverräter mit Gewalt den
Verſuch machen, am Rhein einen reichsfeindlichen, in Frankreichs
Dienſten ſtehenden Staat zu errichten.
Paris, 26. Sept. (Wolff.) Die rheiniſche
Separatiſten=
partei „Freies Rheinland” läßt durch Havas erklären, alle
Nach=
richten über einen Separatiſtenputſch ſeien falſch. Die am
30. September in Düfſeldorf zu veranſtaltende Kundgebung
er=
folge für Frieden, für die Wahrheit und die Aufrechterhaltung
der Ordnung. (!) Die Partei werde im voraus mitteilen, wann
ſie zu handeln bereit ſei. (Alſo doch!)
Köln, 26. Sept. (Wolff.) Die politiſchen Parteien des
Rheinlandes planen am kommenden Sonntag eine gemeinſame
Kundgebung im Gremberger Wäldchen. Die Kundgebung
wird ein Treuegelöbnis der Rheinlande gegenüber den jüngſten
Plänen der Sonderbündler darſtellen.
Einführung der Frankenwährung bei der
Eiſenbahnregie.
Mainz, 26. Sept. (Wolff.) Durch Anſchlag gibt die
Negie der Eiſenbahnen bekannt, daß ab 25. September
alle Geldbeträge für den Perſonenzug= und
Güterverkehr ausſchließlich in franzöſiſchen oder
belgiſchen Franken zu leiſten ſind.
Eine Erklärung Poincarés.
U. Paris, 26. Sept. Poincaré erklärte geſtern abend
nach ſeiner Rückkehr nach Paris, die Nachricht, daß Deutſchland
den paſſiven Widerſtand aufzugeben beabſichtige, ſei ein
wertvol=
les Symptom, aber auch nicht mehr. Nunmehr müſſe
Deutſch=
land die notwendigen Beſtimmungen erlaſſen, um die
Wieder=
aufnahme der induſtriellen Tätigkeit zu ermöglichen.
Offiziöſe Meldungen der Blätter ſprechen von einem
indu=
ſtriellen und wirtſchaftlichen Waffenſtillſtand an der Ruhr.
Vom Tage.
In Berlin verſtarb der kurz vor ſeinem 68. Geburtstag ſtehende
Geheime Oberbaurat Dr.=Ing. Guſtav Wittfeld, der
Miniſterial=
direktor im früheren preußiſchen Miniſterium der öffentlichen Arbeiten.
Er war einer der kenntnisreichſten Männer auf dem Gebiete des
elektri=
ſchen Brennbetriebs und der Wärmeforſchung.
Nach einer Meldung der Agence Belge hat der belgiſche König nach
einem Vortrag des Juſtizminiſters eingewilligt, daß das auf Todesſtrafe
lautende Urteil im Prozeß Grafe in eine Freiheitsſtrafe umgewandelt
wird, und zwar in lebenslängliches Zuchthaus.
Miniſterpräſident Poincaré hatte geſtern vormittag Verhandlungen
mit dem belgiſchen Botſchafter.
Die nächſte fällige Sonntagsrede des Miniſterpräſidenten
Poincaré wird im Bois d’Ailly im Magsdepartement gehalten
werden.
Nach der Hadasagentur wird ſich die Botſchafterkonferenz mit der
Frage der Fortſetzung der Grenzberichtigungen in
Alba=
nien zu beſchäftigen haben. Zu dieſem Zweck müſſe die italieniſche
Regierung einen neuen Delegierten an Stelle des ermordeten Generals
Bellini wählen.
Nach dem Oeuvre ging es in den Wandelgängen des Quai dOrſay
ſehr lebhaft zu. Der offizielle Vertreter des Faſchismus in
Paris, umgeben von einer Gruppe italieniſcher Journaliſten, habe ſich
ſogar gegen die Räumung von Korfu mit einer Lebhaftigkeit
ausgeſprochen, die gewiſſe Leute wenigſtens an dieſem Orte für etwas
übertrieben gehalten hätten.
Aus Angora wird gemeldet: Der engliſche
Oberkommiſ=
ſar in Konſtantinopel teilte in einer Note dem türkiſchen
Außen=
miniſter mit, daß die engliſche Regierung beſchloſſen habe, die
Pfan=
dung des Eigentums türkiſcher
Staatsangehöri=
ger aufzuheben, um die von engliſchen Untertanen vor dem Kriege in
der Türkei eingegangenen Schuldverpflichtungen zu tilgen.
Die Bedingungen des Waffenſtillſtandes.
m. Paris, 26. Sept. In einigen Blättern werden
an=
ſcheinend offiziös die Bedingungen Poincarés
ange=
geben, unter denen es zu einem induſtriellen und wirtſchaftlichen
Waffenſtillſtand an der Ruhr kommen könnte:
1. die deutſche Polizei nimmt ihre Tätigkeit
unter der Kontrolle der Alliierten wieder auf,
2. die Ruhrbahnen bleiben während des
Waffenſtill=
ſtandes noch unter der franzöſiſch=belgiſchen
Re=
gie, die jedoch die deutſchen Eiſenbahner wieder in den Dienſt
ſtellt,
3. die Ausfuhr von Kohlen und anderen Ruhrerzeugniſſen
ins unbeſetzte Deutſchland wird wieder freigegeben, jedoch
wer=
den 26 Prozent Ausfuhrzoll für die Reparationskaſſe erhoben.
Die Lieferung der Reparationskohle ſoll
ſo=
gleich wieder aufgenommen werden. Die Bergwerke
ſollen von interalliierten Kontrollkommiſſionen, in die auch
deut=
ſche Arbeitervertreter hinzugezogen werden ſollen, verwaltet
wer=
den. Wenn Deutſchland dieſe Regelung annehme und ſeinen
guten Willen beweiſe, werde eine Einſchränkung der militäriſchen
Beſetzung erfolgen. Der in Punkt drei umſchriebene Zuſtand ſoll
bis zur Beendigung der Reparationsverhandlungen mit
Deutſch=
land andauern.
Wiederaufnahme des Telegraphenverkehrs
in Wiesbaden.
Wiesbaden, 26. Sept. (Wolff.) Das hieſige
Telegra=
phenamt wird heute vormittag den Dienſt wieder
auf=
nehmen.
TU. Mainz, 26. Sept. Die Beamten des Poſt= und
Tele=
graphenamtes, die im Februar den Dienſt eingeſtellt hatten,
wer=
den am 1. Oktober die Arbeit wieder aufnehmen.
Der Reichstag.
Die politiſche Ausſprache erſt nächſte Woche.
Berlin 26. Sept. (Wolff.) Im Reichstag wird die
große politiſche Ausſprache, wie der Aelteſtenrat beſchloſſen hat,
erſt in der nächſten Woche ſtattfinden. Es wird angenommen,
daß der Reichskanzler ſelbſt in dieſer Sitzung ſprechen wird. Bei
den Vorſchlägen für die Verhandlungen des Auswärtigen
Aus=
ſchuſſes am heutigen Nachmittag verbleibt es. Die für morgen
angeſetzte Plenarſitzung wird mit der bereits bekannt gegebenen
Tagesordnung abgehalten. Am Freitag wird ſich der Reichstag
mit einer Abänderung des Bankgeſetzes und Mittwoch nächſter
Woche mit dem Währungsgeſetz beſchäftigen.
Fraktionsſitzungen.
FÜ. Berlin, 26. Sept. Heute Vormittag fanden im
Reichs=
tag wieder Fraktionsſitzungen ſtatt, und zwar der
Sozialdemo=
kraten, des Zentrums und der Demokraten. Die
Sozialdemokra=
ten hatten eine längere Ausſprache, die den Vormittag über
andauerte; da die Fraktion mit den Beſchlüſſen des
Reichskabi=
netts einverſtanden iſt, ſah ſie davon ab, ſelbſt Beſchlüſſe zu faſſen.
In der geſtrigen Sitzung der Deutſchen Volkspartei, die bis
in die Nacht hinein währte, fand ein ſehr lebhafter
Meinungs=
austauſch ſtatt. Ausgehend von zwei Entwürfen der
Proklama=
tion des Neichskabinetts, ſprach man ſich im allgemeinen
zuſtim=
mend zu den bisherigen Beſchlüſſen des Kabinetts aus.
Gegen=
über der weiteren Entwicklung der Ruhrfrage und den ſich
dar=
aus ergebenden Entſchlüſſen behielt man ſich volle
Handlungs=
freiheit vor. Dieſe Auffaſſung der Fraktion wurde auch dem
Reichskanzler übermittelt.
Zu den Berliner Waffenfunden.
TU. Berlin, 26. Sept. Von gut unterrichteter Seite wird
bekannt, daß in der Angelegenheit der kommuniſtiſchen
Waffen=
funde Schritte der Entente bei der Reichsregierung bevorſtehen.
Die Militarkommiſſion fühlt ſich durch die Mitteilungen des
Vorwärts, daß legale Waffenkäufe der ruſſiſchen Regierung in
Deutſchland erfolgen könnten oder ausgeführt ſeien, beunruhigt.
Die Militärkommiſſion will darin einen Bruch des Verſailler
Vertrages ſehen. Die Waffenverkäufe Deutſchlands an das
Aus=
land ſind bekanntlich unterſagt.
Ruſſiſche Kommuniſten=Hoffnung.
TU. Moskau, 26. Sept. Der gegenwärtigen politiſchen
Lage widmet die Prawda, das Zentralorgan der ruſſiſchen
Kom=
muniſtiſchen Partei, einen Leitartikel, in dem bei Beſprechung der
auswärtigen Politik der herannahende „Krach der deutſchen
Bourgeoiſie” als die wichtigſte Frage bezeichnet wird. Es ſei von
größter Bedeutung, daß die ruſſiſchen Kommuniſten ſich die
Er=
kenntnis zu eigen machten, daß das Schickſal der ſich
entwickeln=
den proletariſchen Revolution in Deutſchland untrennbar mit der
Zukunft des ruſſiſchen Kommunismus verbunden iſt.
Ein amerikaniſcher Bericht.
* Neu=York, 26. Sept. (Priv.=Tel.) Das Mitglied des
Kongreſſes Britton, der von einer Europareiſe zurückgekehrt
iſt, ſchilderte dem amerikaniſchen Präſidenten Coolidge die
Lei=
den der deutſchen Bevölkerung als die ſchwerſten, die je ein Land
zu erdulden hatte. Poincaré ziele auf eine Spaltung und den
Ruin Deutſchlands hin. Wenn Frankreich Deutſchland
vollkom=
men ruiniert habe, werde es dies bedauern, weil Deutſchlands
Nachbarn in das allgemeine Chaos, das Europa bedroht,
einbe=
zogen werder.
Nationale Diktatur in Bahern.
Aufruf an das bayeriſche Volk.
* München, 26. Sept. (Priv.=Tel.) Die bayeriſche
Re=
gierung erläßt folgenden Aufruf an das bayeriſche Volk:
Die Reichsregierung mußte ſich entſchließen, den Kampf, den
das deutſche Volk ſeit 11. Januar an Rhein und Ruhr führte,
abzubrechen. Die Geldmittel zur Fortſetzung des Kampfes
über=
ſteigen die Kräfte des Reiches. Auch die bayeriſche
Staatsregie=
rung hat dem Entſchluß des Reiches zugeſtimmt.
Miniſterpräſi=
dent v. Knilling hat in den Beratungen, die am 25. September
in Berlin ſtattgefunden haben, darüber hinaus aber
nachdrück=
lich hervorgehoben, daß die auch von England anerkannten
Rechts= und Vertragswidrigkeiten des Einbruchs fortbeſtehen
bleiben, und daß dieſe Tatſache von der Reichsregierung
ent=
ſchieden hervorgehoben und zur Grundlage ihres weiteren
Ver=
haltens gemacht werden müſſen. Der von den Einbruchsmächten
gebrochene Vertrag von Verſailles dürfte auch von uns nicht
mehr als bindend angeſehen werden. Der Miniſterpräſident
wußte ſich bei dieſer ſeiner Stellungnahme in Uebereinſtimmung
mit dem weitaus größten Teil des bayeriſchen Volkes, das mit
Spannung und inniger Anteilnahme den Kampf an der Ruhr
verfolgt und mit Trauer die Umſtände beklagt, die zu ſeiner
Be=
endigung führten. Die Erſchütterung über dieſe Entwicklung iſt
ſo ſtark, daß ſie zu Störungen der öffentlichen Ordnung führen
kann. Solche Störungen würden nichts nützen, ſondern die Not
und das Elend nur noch vergrößern und vermehren und das
An=
ſehen Bayerns auf das ſchwerſte gefährden. In ſolcher Lage muß
die Staatsregierung die Zügel feſt und ſtark in ihrer Hand
be=
halten. Sie muß ſol he C örungen der öffentlichen Ordnung
ver=
hüten, ſie kann und derf Unverantwortlichen keinen Einfluß auf
den Gang der weiteren Verhandlungen einräumen. Sie allein
iſt verantwortlich. In dieſem Bewußtſein ihrer Verantwortung
und angeſichts der Gefahren, die die gegenwärtige Lage in ſich
birgt, hat ſich die Staatsregierung entſchloſſen, beſondere
Maß=
nahmen vorzunehmen:
Die bayeriſche Staatsregierung hat einen beſonderen
Gene=
ralſtaatskommiſſar in der Perſon des Regierungspräſidenten Dr.
v. Kahr beſtellt und ihm die geſamte vollziehende
Ge=
walt übertragen. Die Staatsregierung iſt entſchloſſen, auch in
der gegenwärtigen ſchwierigen Lage Staat und Volk zu ſchützen.
Sie richtet an die Bevölkerung die Aufforderung, ſie zu
unter=
ſtützen, Ruhe und Beſonnenheit zu wahren und ſich von
Unver=
antwortlichen nicht mißbrauchen und irreführen zu laſſen.
München, den 26. September 1923.
Das Geſamtſtaatsminiſterium.
v. Kahr, baheriſcher Generalſtaatskommiſſar.
* München, 26. Sept. (Priv.=Tel.) Der bayeriſche
Miniſterrat hat dem Regierungspräſidenten und früheren
Miniſterpräſidenten v. Kahr von heute nacht 12 Uhr ab die
Exekutivgewalt als Generalſtaatskommiſſar
in Bayern übertragen. Hitler und ſein Kampfbund, ſowie
die vaterländiſchen Verbände ſtellen ſich hinter v. Kahr. Das
be=
deutet in Bayern zugleich einen Bruch mit dem
Parla=
mentarismus.
* München, 26. Sept. (Priv.=Tel.) Eine
Nieſenverſamm=
lung in Roſenheim verlangt von der bayeriſchen Regierung, daß
ſie ihrer Entrüſtung Ausdruck gebe über die ſchandbare
Waffen=
ſtreckung des Kabinetts Streſemann, deſſen Rücktritt ſie verlangt,
Belagerungszuſiand über Bayern.
* München, 26. Sept. (Priv.=Tel.) Das
Geſamtſtaats=
miniſterium hat ſoeben folgende Verordnung über
einſtwei=
lige Maßnahmen zum Schutze und der Wiederherſtellung der
öffentlichen Ruhe und Ordnung erlaſſen:
Auf Grund des Artikels 48 Abſatz 4 der Reichsverfaſſung
und des Artikels 64 der bayeriſchen Verfaſſungsurkunde wird
für Bayern bis auf weiteres der Regierungspräſident Dr.. Kahr zum Generalſtaatskommiſſar beſtimmt. Die
Artikel 114, 115, 117, 118, 123 und 153 der
Reichsverfaſ=
ſung und der §§ 14 und 16 der bayeriſchen
Verfaſ=
ſungsurkunde werden vorübergehend außer Kraft
ge=
ſetzt. Es ſind darum Beſchränkungen der perſönlichen Freiheit,
Rechts der freien Meinungsäußerung einſchließlich der
efreiheit, des Vereins= und Verſammlungsrechts, des Brief=,
Poſ.=, Telegraphen= und Fernſprechgeheimniſſes, Anordnungen
von Hausſuchungen und Beſchlagnahme und Beſchränkungen des
Eigentums außerhalb der ſonſt geltenden Grenzen zuläſſig. Mit
der Verkündung dieſer Verordnung geht die vollziehende
Gewalt auf den Generalſtaatskommiſſar über.
Sämtliche Behörden des Reichs, des Landes und der
Ge=
meinden bleiben in ihrer Tätgkeit, haben aber mit Ausnahme
der Gerichte, Verwaltungsgerichte und Militärbehörden den
An=
ordnungen und Verfügungen des
Generalſtaats=
kommiſſars Folge zu leiſten. Er iſt berechtigt, jederzeit
an ihrer Stelle Amtshandlungen vorzunehmen. Er iſt befugt,
nach § 17 des Wehrgeſetzes die Hilfe der Wehrmacht zu
fordern. Die Anordnungen und Verfügungen des
Generalſtaats=
kommiſſars gehen den Anordnungen und Verfügungen aller
Lan=
desbehörden, mit Ausnahme der Gerichte, Verwaltungsgerichte
und Militärbehörden, vor. Rechtsmittel gegen die
Anord=
nungen und Verfügungen des Generalſtaatskommiſſars ſind
ausgeſchloſſen, ſoweit er nichts anderes verordnet. Er
kann Anordnungen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen
Sicher=
heit erlaſſen und ihre Uebertretung mit Strafe belegen. Er iſt
auch berechtigt, Schutzhaft und
Aufenthaltsbe=
ſchränkungen zu verhängen. Dieſe Verordnung tritt mit
ihrer Verkündigung in Kraft.
München, den 26. September 1923.
Das Geſamtminiſterium:
Dr. v. Knilling. Gürtner. Dr. Schweher. Wurzelhofer.
Dr. v. Meinel. Matt. Dr. Krausneck.
Eine Kundgebung v. Kahrs.
* München, 26. Sept. (Priv.=Tel.) Der
Generalſtaats=
kommiſſar Dr. v. Kahr erläßt folgende Kundgebung:
In ernſter Stunde übernehme ich, meiner vaterländiſchen
Pflicht folgend, das Amt eines Generalſtaatskommiſſars für
Bayern. Meine amtlichen Handlungen werden getragen von
gro=
ßer Liebe zur bayeriſchen Heimat, zu dem deutſchen Volke und
zum Vaterlande. Ich will mich dabei ſtützen auf alle Kreiſe, die
deutſchen Stammes ſind und dem Vaterlande gleich mir ehrlich
dienen wollen. Gegen alle vaterlandsfeindliche Handlungen und
jeden Widerſtand gegen meine Anordnungen werde ich mich
rück=
ſichtslos einſetzen.
München, den 26. September 1923.
Der Generalſtaatskommiſſar: Dr. v. Kahr=
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Nummer 267.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 27. September 1923.
Seite 3.
Die franzöſiſche Ruhrpolitik.
Keine große heroiſche Tat.
London, 26. Sept. (Wolff.) Der Führer der engliſchen
Arbeiterpartei, Ramſey Macdonald, der ſich nach dem Nahen
Oſten zur Unterſuchung der dortigen Lage begibt, erklärte geſtern
auf einem Eſſen, es werde geſagt, die franzöſiſche
Ruhr=
politik ſtelle einen großen Erfolg dar, weil ſich Deutſchland
er=
geben habe; dabei bedeute dies nichts anderes, als daß ein gut
bewaffnetes und mächtiges Land ein Land, das gebrochen und
entwaffnet wurde würgte und zwang zuzugeben, daß es
geſchla=
gen worden ſei. Dies ſei nicht eine ſehr große
heroiſche Tat. Sie bedeute, daß Frankreich nicht eine einzige
Mark mehr von Deutſchland als das Ergebnis ſeines Triumphes
erhalten werde, als es erhalten hätte, wenn es niemals Soldaten
ins Ruhrgebiet geſandt hätte. Der Erfolg Frankreichs bedeute,
daß die Mittel zur Erzielung von Reparationen großenteils
zer=
ſtört wurden und daß Frankreichs eigene Schuld ſich erhöhte.
Frankreich ſabotierte den Handel. Macdonald ſagte weiter,
unter der Regierung Baldwin ſei der Ruf Englands derartig,
daß niemand ſich um England kümmere.
Keine Macht in Europa ſchenke den engliſchen Wünſchen
irgend=
welche Beachtung.
Man könne den Mann nicht verſtehen, der ſich rühme, daß er
England in jeder Hinſicht groß machen werde, der doch zulaſſe,
daß alle Bedeutung und aller Einfluß Englands unter den
Na=
tionen verringert werde. Denn dies ſei die Lage, in die die
jetzige britiſche Regierung das Land geraten ließ.
Friedfertigkeit beſtehe nicht in Nichtstun.
Der einzige Pazifismus, der Erfolg haben könne, ſei der des
moraliſchen Rechts, der ebenſo viel Mut erfordert, wie
mili=
täriſche Macht. Es müſſe notwendigerweiſe darauf beſtanden
werden, daß Baldwin dem Lande ohne Verzögerung erklärt, wo
es ſteht. Es genüge nicht, daß man eines ſchönen Tages in der
Zeitung ein farbloſes Communiqué leſe oder vielleicht den
Hin=
weis, daß die franzöſiſche Anſicht angenommen worden ſei. Wenn
Baldwin ſeine Meinung änderte und wenn das, was der
Pre=
mierminiſter am letzten Tage der Seſſion im Unterhaus erklärte,
nicht weiterhin die Politik der Regierung darſtellte, dann müſſe
er das Unterhaus ohne Verzug zuſammenberufen und Bericht
erſtatten. Es ſei dringend notwendig, unverzüglich die geſamte
Frage der Reparationen neuerlich aufzuwerfen. Es müſſe ein
Uebereinkommen zwiſchen England, Frankreich, Belgien und
Ita=
lien zuſtandekommen, nicht notwendigerweiſe über die Bezahlung
der gegenſeitigen Schulden, ſondern über die Bedingungen ihrer
Streichung.
England müſſe eine eigene Verantwortlichkeit bezüglich einer
neuen Faſſung Europas auf ſich nehmen,
es müſſe darauf beſtehen, daß es als Mitarbeiter von den anderen
Nationen wieder angenommen werde.
In der Meldung heißt es weiter: Die Lage wird erſt im
Lichte der Aufgabe des paſſiven Widerſtandes erörtert. Es ſcheint
gegenwärtig nicht ſehr klar bekannt zu ſein, welche Schritte die
franzöſiſche Regierung unternehmen wird, wenn einmal der
paſ=
ſive Widerſtand endgültig zu Ende iſt. Es wird jedoch
angenom=
men, daß die franzöſiſche Regierung an der Abſicht feſthalten
wird, das Ruhrgebiet progreſſiv im Verhältnis zu den von
Deutſchland geleiſteten Reparationszahlungen zu räumen, ferner,
daß die franzöſiſche Beſetzung einen unſichtbaren Charakter
an=
nehmen wird. Es beſtehe keinerlei Grund zu der Annahme, daß
die franzöſiſche Regierung ihre Reparationsforderungen in Höhe
von 26 Milliarden in A= und B=Bonds abändern oder ihr
Be=
ſtehen auf Empfang in eine C=Bonds=Summe aufgeben wird.
Zweifellos wird die franzöſiſche Regierung fordern, daß die
geſamte Reparationsfrage neuerdings unter die Kontrolle
der Reparationskommiſſion
geſtellt wird, die eingehend Deutſchlands Zahlungsfähigkeit
un=
terſuchen und die Summe und den Zeitpunkt der Bezahlung
feſt=
ſetzen wird.
Engliſcher Kabinettsrat.
* London, 26. Sept. (Priv.=Tel.) Der Miniſterrat
trat heute vormittag zum erſten Male ſeit den Ferien zuſammen.
Den Hauptinhalt der Beratungen bildete der Bericht Baldwins
über ſeine Zuſammenkunft mit Poincaré. An die Rede des
Miniſterpräſidenten ſchloß ſich eine Diskuſſion, wonach die
Be=
ratung nach 2½ Stunden abgebrochen wurde, ohne zu einer
Be=
ſchlußfaſſung zu führen. Die nächſte Kabinettsſitzung wird
frü=
heſtens in einer Woche ſtattfinden. Eine ofſiziöſe Notiz der
Reuter=Agentur bemerkt dazu, es ſei von vornherein ſehr
un=
wahrſcheinlich geweſen, daß das Kabinett bereits heute zu einer
Entſcheidung gelangen würde. Vorläufig wolle die engliſche
Re=
gierung die Entwicklung in Deutſchland und Frankreich
abwar=
ten, bevor ſie endgültig Stellung nehme. Nachdem der paſſive
Widerſtand beendet ſei, könne täglich mit einer entſcheidenden
Wendung gerechnet werden. Gerüchte, die von einer
Mißſtim=
mung zwiſchen Baldwin und Lord Curzon, ſowie von einer De= 1
miſſion Curzons wiſſen wollen, erhalten ſich hartnäckig, ſind aber
nicht nachzuprüfen.
Die Reichsindexziffer 28 Million.
Berlin, 26. Sept. (Wolff.) Die Reichsindexziffer für die
Lebenshaltung betrug nach den Berechnungen des Statiſtiſchen
Reichsamts am 24. September das 28 000 000 fache der
Vorkriegs=
zeit. Die Steigerung gegenüber der Vorwoche beträgt ſomit
97 Prozent.
Der Großhandelsindex.
Berlin, 26. Sept. (Wolff.) Der gegen Ende der
Be=
richtswoche eingetretenen Senkung des Dollarkurſes ſind die
Preiſe der Einfuhr ſowie aller bankmäßig gehandelten Waren
im allgemeinen gefolgt, während die Preiſe namentlich der
ani=
maliſchen Lebensmittel inländiſchen Urſprungs, ſowie die
Koh=
lenpreiſe ihre Aufwärtsbewegung noch fortſetzten. Im
Geſamt=
durchſchnitt ergibt die auf den Stichtag, den 25. September,
be=
rechnete Großhandels=Indexziffer das 36,2millionenfache der
Vorkriegszeit und beharrt ſomit auf dem Stand vom 18.
Sep=
tember. Der Dollardurchſchnitt iſt in der gleichen Zeit von 151
auf 120 Millionen oder um 19,3 Prozent zurückgegangen. Im
einzelnen hat ſich das Preisniveau der Einfuhrwaren vom 49,5=
millionenfache auf das 44,2 millionenfache oder um 10,8 Prozent
geſenkt, während Lebensmittel im Großhandel vom 23,6
millio=
nenfache auf das 26millionenfache oder um 10/4 Prozent, ſowie
Inlandswaren vom 33,3millionenfache auf das 34,7millionenfache
oder um 4 Prozent anzogen.
Vom Staatsgerichtshof verurteilt.
TU. Leipzig, 26. Sept. Vor dem Staatsgerichtshof zum
Schutze der Republik hatte ſich der 23jährige Student Gerhard
Hahn aus Görlitz wegen Begünſtigung zu verantworten.
Der Angeklagte hatte dem Landwirt Oehlſchläger, der in
Ge=
meinſchaft mit dem Kaufmann Huſtert ein Attentat auf den
Oberbürgermeiſter Scheidemann begangen hatte, nach der
Tat in ſeiner Wohnung in Breslau für einige Tage Unterkunft
gewährt und ihm durch Vermittelung eines Freundes
Arbeits=
gelegenheit in den oberſchleſiſchen Waldungen des Fürſten
Hohenlohe verſchafft. Ferner hat er Oehlſchläger ſeinen Koffer
nach Alt=Hamme nachgebracht. Der Angeklagte hatte nach ſeinem
eigenen Geſtändnis volle Kenntnis von dem Verbrechen
Oehl=
ſchlägers. Das Urteil lautete auf 6 Monate Gefängnis, unter
Anrechnung von 3 Monaten Unterſuchungshaft.
Cornelius Wilhelm Freiherr Hehl zu Herrnsheim k
Am 25. September verſtarb in Pfauenmoos im Kanton
St. Gallen, dem alten Schweizer Familienbeſitz, den ſein
Groß=
vater im Jahre 1848 erworben hatte, der Wirkliche Geheimerat
Dr. Freiherr Cornelius Wilhelm von Hehl zu Herrnsheim aus
Worms im 81. Lebensjahre. Einem Leben gleich reich an Arbeit
wie an Erfolgen iſt damit ein Ziel geſetzt. Geboren im Jahre
1843, mußte der Verlebte ſchon im Jahre 1861, alſo in einem
Alter, in dem der Menſch im allgemeinen erſt zu lernen anfängt
oder ſeine Jugend froh und ſorgenlos genießt, infolge des
frü=
hen Todes des Vaters und des älteren Bruders aus der Hand
der Großmutter, die damals ſchon umfangreichen Betriebe der
Lederwerke Cornelius Heyl in Worms übernehmen. In
uner=
müdlicher Tätigkeit während zweier Menſchenalter hat er ſie
zu Weltruf und zu einem der blühendſten Unternehmen ihrer Art
zu entwickeln verſtanden, das heute in ſeinen einzelnen Werken
zuſammen rund 6000 Arbeiter und Beamte beſchäftigt und ſeine
Waren faſt nach allen Kulturländern verſchickt. Gleich
hervor=
ragend wie in wirtſchaftlichem und organiſatoriſchem Aufbau
waren ſchon von früh an die ſozialpolitiſchen Einrichtungen der
Heylſchen Betriebe. Eine umſaſſende Arbeiterfürſorge wurde
ſchon frühzeitig in ihnen geübt. Lange bevor die
Reichsgeſetz=
gebung ſich auf dieſem Gebiet betätigte, wurde dort mit einer
Arbeitszeit von 8½4 Stunden gearbeitet, für Arbeiter= und
Be=
amtenwohnungen in Worms und ſeinen Vororten in erheblichem
Umfang geſorgt und den Arbeitern unmittelbar das
geſundheit=
lich wie volkswirtſchaftlich gleich wichtige Wohnen auf dem Lande
nach Tunlichkeit erleichtert. Unter der beſonderen Obhut der
treuen Lebensgefährtin des nunmehr Verblichenen, der die
Sorge für andere im beſten Sinne Herzensbedürfnis war,
wur=
den in wahrhaft großzügiger Weiſe Einrichtungen für Kranken=
Wöchnerinnen= und Kinderfürſorge getroffen, die unendlich viel
Segen geſtiftet haben und die Namen des Verſtorbenen und
ſei=
ner edlen Gattin auch noch fernen Geſchlechtern überliefern
werden.
Daß Freiherr von Heyl bei ſeiner heißen Liebe zu ſeiner
Vaterſtadt Worms, wo ſeine Familie ſeit Jahrhunderten anſäſſig
iſt, auch allen gemeinnützigen Beſtrebungen dieſer während
ſei=
nes Lebens ſtark aufgeblühten Kommune, der Erhaltung ihrer
geſchichtlichen Erinnerungen, namentlich guch durch Herausgabe
des Wormſer Archivs und des großen geſchichtlichen Werkes der
Rheiniſchen Städtekultur, der Schaffung neuer Kunſtdenkmäler
ein warmer und ſtets gebebereiter Förderer war, dafür legen
die Geſchichte der Wiederherſtellung des Wormſer Domes, die
Erbauung des Cornelianums, jener vornehmen
Verſammlungs=
ſtätte, die er im Anſchluß an das Wormſer Rathaus errichten
ließ, und ſo manches andere Kunſtwerk in Worms beredtes
Zeug=
nis ab.
Die Tätigkeit des Freiherrn von Heyl erſchöpfte ſich aber
keineswegs in der Sorge um ſeinen Fabrikbetrieb und ſeine
Vaterſtadt. Sein reger Geiſt, ſeine Indereſſen für alle
wirtſchaft=
lichen Fragen, vor allem aber ſein glühender Patriotismus
drängten ihn zu weiterer Betätigung. Das Intereſſe an
land=
wirtſchaftlichen Dingen wurde durch den eigenen Beſitz geweckt
und immer rege gehalten, und landwirtſchaftlichen Intereſſen iſt
er, der Beſitzer des großen Fabrikundernehmens, dann immer ein
ebenſo reger Förderer und Freund geweſen, wie ihm umgekehrt
insbeſondere die rheinheſſiſche Landwirtſchaft ſtets eine treue
Freundſchaft entgegengebracht hat.
Frühzeitig galt aber auch ſein Intereſſe den Fragen der
hohen Politik. Seine Jugend und ſeine beſten Mannesjahre
fielen ja in die Zeit, in der das einige Deutſche Reich
zuſammen=
geſchmiedet und auf= und ausgebaut wurde. Den 31jährigen
ſandte der Wahlkreis Worms im Jahre 1874 zum erſten Male
in den Reichstag, und ſein Wahlkreis iſt ihm dann, nachdem
vor=
übergehend an ſeine Stelle auf ſeinen Wunſch H. von
Marquard=
ſen getreten war, von 1893 bis zur Revolution unentwegt treu
geblieben. Nicht wenige Stimmen ſind dabei ſicherlich nicht dem
Kandidaten der Nationalliberalen Partei, der er immer war,
ſondern dem Menſchen Freiherrn von Heyl zugefallen. Denn
das war das Charakteriſtiſche an ſeiner Perſönlichkeit: in eine
enge Parteiſchablone ließ er ſich nicht preſſen, er war ein Mann
von eigenen feſten Grundſätzen, der ſich den alten Satz: „Das
Vaterland über die Partei!” wahrhaft zur Richtſchnur
genom=
men hatte und lieber die Parteiſchablone durchbrach, als daß er
verleugnet hätte, was er für grundſätzlich richtig anſah.
Vor=
nehmlich ſozialpolitiſchen Dingen wandte der
Reichstagsabge=
ordnete Freiherr von Heyl, von den Erfahrungen im eigenen
Betriebe ausgehend, ſeine Intereſſen zu. Seine ſehr
fortge=
ſchrittenen Anſchauungen auf dieſem Gebiet brachten ihn nicht
ſelten in Meinungsverſchiedenheiten mit ſolchen, die ihm ſonſt
politiſch naheſtanden. Aber auch hier zeigte ſich die Stärke ſeines
Charakters: was er einmal für recht erkannt hatte, das ſuchte er
mit der ganzen Kraft ſeiner Beredſamkeit — und er war ein
guter Redner —, wie mit allen ihm zu Gebote ſtehenden
Grün=
den durchzuſetzen, und er ließ ſich auch durch anfängliche
Miß=
erfolge nicht entmutigen. In der Nationalliberalen Partei und
Fraktion gehörte er bald zu den führenden Politikern; das
Heidelbeiger Programm, das ihm die feſte Grundlage gab, iſt
vornehmlich von ihm und Miquel geſchaffen, und wenn dieſe
Partei die Bismarckſche Politik ſo treu und folgerichtig unterſtützt
und gefördert hat, ſo iſt dies nicht zum wenigſten auch ein
Ver=
dienſt des Freiherrn von Heyl geweſen, der ein glühender
Ver=
ehrer des Reichsgründers war und den mit dem Ehrenbürger
von Worms auch perſönliche Beziehungen verbanden.
Die wirtſchaftliche wie die politiſche Tätigkeit des
Verſtorbe=
nen, der übrigens auch lange Jahre der heſſiſchen Landesſynode
angehörte, fand ihre öffentliche Anerkennung in den
verſchieden=
ſten Formen: Im Jahre 1876 berief ihn ſein Landesherr auf
Lebenszeit in die Erſte Kammer der heſſiſchen Landſtände.
Heſ=
ſiſche und andere Ordensauszeichnungen wurden ihm verliehen.
Sie alle machten ihn weder ſtolz nach unten, noch unterwürfig
nach oben; er beſaß eben den wahren Männerſtolz vor
Königs=
thronen, und er hat ihn nicht nur vor den alten, von ihm ſehr
geſchätzten höchſten Repräſentanden der Staatsgewalt ſtets
be=
wieſen, ſondern er hat mit ſeinen Anſchauungen auch nie vor
dem inzwiſchen auf den Thron geſetzten König Demos
zurück=
gehalten, ſie vielmehr immer mannhaft vertreten. Am meiſten
gefreut hat ihn wohl ſeine Berufung in die große internationale
Kommiſſion, die im Jahre 1890 auf Anregung des Fürſten
Bis=
marck in Berlin zur Beratung ſozialpolitiſcher Fragen unter dem
Vorſitz des Kaiſers zuſammentrat. Im übrigen war er ſtolzer
auf die Ehrenbürgerkrone, die ihm die Städte Worms und
Op=
penheim (dieſe wegen ſeiner Verdienſte um die Wiederherſtellung
der Katharinenkirche daſelbſt), ſowie die Landgemeinden
Herrns=
heim, Monsheim, Guntersblu und Gundernhauſen und die
Schweizergemeinde Berg verliehen hatten, als auf alle Orden
und Ehrenzeichen.
Ein eigenes Kapitel ließe ſich über den Menſchen Freiherrn
von Heyl und ſeine beſondere Kunſt ſchreiben, andere Menſchen
zu behandeln, wenn das nicht den hier geſteckten Rahmen weit
überſchritte. Erwähnt ſei nur, daß er auch im einfachſten ſeiner
Arbeiter immer den Mithelfer zum wirtſchaftlichen Erfolg ſah
und ihn demgemäß behandelte, daß ſeine Werke heute 43 Arbeiter
und Bcamte mit mehr als 50jähriger Dienſtzeit, 322 Arbeiter
und Beamte mit mehr als 40jähriger Dienſtzeit und 1747
Arbei=
ter und Beamte mit mehr als 25jähriger Dienſtzeit zählen, und
daß in ſeinen Betrieben trotz aller wirtſchaftlichen und politiſchen
Wandlungen bis heute der Streik eine unbekannte Erſcheinung
geblieben iſt.
So ſteht der aus dem Leben Geſchiedene heute vor uns: ein
ganzer Mann, der die Talente, die ihm ſein Herrgott verliehen,
nicht vergraben, ſondern dieſe reichen Gaben täglich und
ſtünd=
lich ausgenutzt hat, getreu dem Wahlſpruch ſeines Hquſes;
Laboremus.
Glasmaleren.
Wenn es möglich iſt, Kunſt im beſten Wortſinne zu
popu=
lariſieren, d. h. die eigene lebendige Fühlung und
Verbunden=
heit mit den Schöpfungen der hinſtleriſchen Hinterlaſſenſchaft
auch auf Dritte zu übertragen, ſo wird in der vorliegenden
Schrift ein für alle gangbarer Weg gezeigt, der den Beſucher
der Sammlung nicht erſt durch das dürre Vorgelände einer
analyſierenden, doch keineswegs unnötigen Wiſſenſchaftlichkeit
hindurchzwingt. In der Form eines auf die muſeale Umgebung
fein abgeſtimmten Zwiegeſpräches zwiſchen Führer und Beſucher
wird der letztere mit den Meiſterwerken der deutſchen
Glasmale=
rei im Heſſiſchen Landesmuſeum bekannt gemacht. Es iſt, als
rede in dieſem Dialog ein vertrauter Freund zu einem anderen
über die ſeiner Obhut unterſtellten Schätze. Ein pädagogiſches
Kabinettſtück, an dem jeder Erzieher lernen kann, in welcher
Form es wöglich iſt, alle Schulmeiſterei auszuſchalten und doch
ein ſo edles Thewa ohne alle prunkende Gelehrſamkeit bis in
ſeine geiſtigen Tiefen auszuſchöpfen. Die ſonſt übliche trockene
Katalogiſierung der gedruckten Muſeumsführer, die den Beſucher
meiſt raſch ermüdet, iſt in dieſer Geleitſchrift aufgegeben. Ein
Strom von Liebe zu den erhaltenen Werken und zu jenen, die
bereit ſind, ſich ihrer Schau hinzugeben, rinnt durch dieſe
Dar=
ſtellung. Technologiſche, äſthetiſche und kulturgeſchichtliche
Fra=
gen, die ſonſt ganze Bände füllen, werden in dieſem ſpottbilligen
Hefte in einer unvergleichlich ſchlichten und deshalb ſo
überzeu=
genden Weiſe beantwortet. Um gerade für dieſen vorbildlichen
Führer zu den Glasmalereien des Heſſiſchen Landesmuſeums
recht viele Freunde zu werben, ſei wenigſtens jene Stelle, die den
ſtiliſtiſchen Unterſchied zwiſchen den Scheiben aus der
Ritter=
ſtiftskirche Wimpfen um 1275 und den um 200 Jahre jüngeren
Scheiben aus Partenheim behandelt, zum Abdruck gebracht: „Die
flächenhafte Kunſt der Wimpfener Bilder iſt, deucht mich (der
Redende iſt der Beſucher), der Wille einer Zeit, die jenſeits des
Sichtbaren ein Gottesreich ſucht, eine über das Schönſte, was die
arme Erde gebiert, erhabene Herrlichkeit, eine höhere Ordnung,
in der alles aufgeht, das tiefſte Sehnen ſich ſtillt. Du (d. h. der
Führer) haſt mir den vollen, reichen Zuſammenklang der
Far=
ben in den Wimpfener Fenſtern zum Bewußtſein gebracht. Da
*) Heſſiſches Landesmuſeum, Darmſtadt. Die Glasmalereien,
herausgegeben von Back. Mit 5 Holzſchnitten von W. Harwerth aus
der Ritterſtiftskirche in Wimpfen am Neckar. Darmſtadt 1923.
wirkt die Kraft jener Geſinnung. Und wenn die Kunſt die
heili=
gen Geſchichten darſtellen will, die auf dieſes Reich hindeuten,
kann ſie die unvollkommenen irdiſchen Geſchöpfe nicht entbehren:
aber ſie ſind ihr nichts als Zeichen und Gleichnis. Daher nur
der Umriß. Anders dieſe neue Zeit (der Partenheiwer
Glas=
fenſter). Wie aus einem Traum erwacht, gewahrt der Menſch die
Schönheit der ſichtbaren Welt, es treibt ihn, ſie zu umfaſſen, zu
durchdringen, darzuſtellen. Sie erſcheint ihm würdig, daß das
Heilige in ihr Geſtalt nehme. Nun erſt werden Raum, Körper
und das ſtoffliche Weſen der Dinge Aufgabe der Kunſt. Nichts
Sichtbares bleibt gleichgültig, bis hinunter zur Tracht der
Stif=
ter, die ſich hier ſo unbefangen zu ihren heimlichen Beſchützern
geſellen, des göttlichen Funkens im Innern gewiß.”
Dem Diallog folgt noch ein chronologiſch angeordnetes
Ver=
zeichnis ſämtlicher Glasmalereien des Darmſtädter Muſeums.
Beſondere Anmerkung verdient auch die charaktervolle
typogra=
phiſche Ausſtattung dieſes bei W. Gerſtung=Offenbach
muſter=
gültig gedruckten Heftes, das eigentlich in die Hände ſämtlicher
Lehrer und Schüler kommen müßte. Denn, wie Jahn einmal
geſagt hat, bedeutet die Schulzeit das Vorderleben für den
Men=
ſchen; hier muß alſo vor allem eingeſetzt werden, daß die
Schnell=
läufer aus unſeren Muſeen verſchwinden, und an die Stelle des
haſtigen Schauens die bleibende innere Erhebung tritt. Wir
hoffen zuverſichtlich, daß ſich die angezeigte Schrift als ein ſchon
lange notwendiges Muſterbeiſpiel muſealer Pädagogik erweiſen
wird, und deshalb noch ähnliche Führer auf anderen Gebieten
E. Zeh.
folgen werden.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Wiſſenſchaftliche Arbeit. Um einerſeits den
gegenwärtigen Stand der Technik der geiſtigen Arbeit und
ande=
rerſeits die Einwirkung der allgemeinen Not auf die Arbeit des
wiſſenſchaftlichen Arbeiters zu ergründen, veranſtaltet die „Freie
Gemeinſchaft zur Förderung der wiſſenſchaftlichen Arbeit”,
Ber=
lin W. 30, Heilbronner Straße 9, z. H. Dr. Fritz Wlach, eine
„Rundfrage über Arbeitsmethode und Hilfsmittel des
wiſſen=
ſchaftlichen Arbeiters”. Von den 24 Fragen gilt je eine der
Einrichtung des Zettelkaſtens, der Verwendung von Hilfskräften,
dem wiſſenſchaftlichen Teſtament uſw. Wiſſenſchaftler, die noch
keinen Fragebogen erhielten, wenden ſich unter Angabe veröf=
fentlichter Arbeiten an die oben angeführte Anſchrift.
— Gegen dic öffentliche Unſittlichkeit haben die
öſterreichiſchen Biſchöfe letzthin eine gemeinſame Kundgebung
erlaſſen. Hierin heißt es u. a.: „Die Toilette der modernen
Frauenwelt ſteht vielfach im Zeichen des Fleiſches, das in tief
ausgeſchnittenen Kleidern, durchſichtigen und durchbrochenen
Spinnwebſtoffen und allzu kurzen Gewändern zur Schau
ge=
tragen wird, gar nicht zu reden von manchen Theaterkoſtümen,
die eher an das Laſter der Straße erinnern. Solche ſittenwidrige
Erſcheinungen bekunden einen tiefen Mangel des gewöhnlichen
Anſtandes und ſind eine grobe Beleidigung des chriſtlichen
Schamgefühls. Kein noch ſo hoher Stand darf ſich über die
all=
gemeine Chriſtenmoral erhaben dünken. Das 6. Gebot iſt für
Chriſten des erſte Gebotz, wenn Kunſt und Mode in Frage
kom=
wen. Darum kann und wird die Kirche niemals ſchweigen,
nie=
mals ſich verſöhnen mit Modetorheiten und Kunſtrichtungen,
die vor dem Richterſtuhle des 6. Gebotes nicht beſtehen können.”
— Frau Fahmy Bey, die jüngſt von den Londoner
Geſchwo=
renen freigeſprochen wurde, hieß mit dem Mädchennamen
Mar=
querite Alibert. Sie gehörte zu der ſehr zahlreichen Menge
jun=
ger Frauen, die nach dem Waffenſtillſtand die ſchönen Augen
mit ſchönem Geld verwechſelten und dem Geldhandel opferten,
ohne an den Wechſel (der Zeiten) zu denken. Dieſe Franzöſin
hei=
ratete ägyptiſche Pfunde. Es koſtete ihr Jahre der Qualen,
denen ein erſchütterndes Ereignis ein Ende bereitete, das ſie
zum Galgen geführt hätte, wenn ſich die engliſchen Geſchworenen
nicht für einmal als Pariſer Geſchworenen gezeigt hätten.
Zu=
erſt waren es die Amerikaner, die mehrere Züge mit jungen
Frauen übers Meer entführten, die faſt alle in Verzweiflung
zu=
rückkehrten. Es gab Araber, die ihre Lebensgefährtinnen unter
den Töchtern des Volkes wählten, ſich in Frankreich den
Ge=
ſetzen gemäß verheirateten und dann ſpäter dem harten Leben
Arabiens die Frauen unterwarfen; den althergebrachten
Ge=
wohnheiten des Iſlams, der Vielweiberei uſw. Es gab
Sene=
galeſen, die in lohaler Weiſe die Folgerungen aus einer
flüch=
tigen Liebſchaft zogen und die Verführten in ihrer Naivität
nach Oſten entführten. Alle dieſe Völker, die der Krieg nach
Europa gezogen hatte, wollten in ihr Amerika oder Afrika ſchöne
Gattinnen mit ſich führen. In Wirklichkeit waren es nur ſchöne
Gefangene. Arme Gefangene! Und wenn man mit den engliſchen
Geſchworenen verſucht iſt, die befreiende Tat der Unglücklichſten
von ihnen zu entſchuldigen, ſo wird man auch den übrigen ſein
Mitgefühl nicht verſagen mögen.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 22. September 1923
Nummer 267.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 27. September.
— Ernannt wurden: am 21. Sept. der Kanzleigehilfe Anton
Ja=
kobi zu Darmſtadt mit Wirkung vom 1. April 1923 an zum
Kanzlei=
aſſiſtenten bei der Heſſiſchen Hauptfürſorgeſtelle für die
Kriegsbeſchädig=
ten= und Kriegshinterbliebenenfürſorge; am 22. Sept. der
Schulamtsan=
wärter Mathias Ertel aus Elsheim zum Lehrer an der Volksſchule zu
Klein=Hauſen, Kreis Bensheim; am 24. Sept.: der Kanzleigehilfe Wilh.
Seip aus Reinheim zum Polizeiafſiſtenten mit Wirkung vom 1. Okt.
d. Js. an; Zollinſpektor Kümmel zu Gießen zum Oberzollinſpektor.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 17. Sept. der Lehrer an
der Volksſchule zu Darmſtadt Jak. Röder, am 18. Sept. der Rektor an
der Volksſchule zu Oberroden (Kreis Dieburg) Julius Krebs, der
Lehrer an der Volksſchule zu Heuchelheim (Kreis Büdingen) Chriſtian
Maurer auf ihr Nachſuchen unter Anerkennung ihrer dem Staate
geleiſteten Dienſte vom 1. Okt. d. Js. an.
— Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an der
Volksſchule in Gabsheim (Kreis Oppenheim). Dienſtwohnung für
einen verheirateten Lehrer ſteht zur Verfügung.
Vom Finanzamt Darmſtadt=Stadt wird uns geſchrieben: Um eine
raſchere Abfertigung der Steuerpflichtigen zu ermöglichen, iſt von
Frei=
tag, den 28. September 1923, ab für die Steuerbezirke 2 und 3 die
Er=
hebung der Einkommenſteuer, Vermögensſteuer, Kirchenſteuer und
Rhein=Ruhr=Abgabe aus den im Amtsgebäude Lindenhofſtraße 15
ge=
legenen Kaſſenräumen, die ſich für die Erhebung der vorgenannten
Steuerarten von den Steuerpflichtigen aller ſieben Steuerbezirke als nicht
ausreichend erwieſen haben, in die Zimmer Nr. 36 und 43 der Kaſerne
in der Alexanderſtraße dahier verlegt worden. Auf die im Anzeigenteil
ſtehende Bekaumtmachung wird hiermit beſonders hingewieſen.
— Herabſetzung der Erbſchafts= und Schenkungsſteuer. Nach dem
kürzlich vom Reichstag verabſchiedeten Geſetz zur Aenderung des
Erb=
ſchaftsſteuergeſetzes iſt für Zuwendungen zu ausſchließlich
mildtäti=
gen oder gemeinnützigen Zwecken der bisherige Steuerſatz
von 10 Prozent auf 5 Prozent herab= und die ſteuerfreie Grenze von
500 Mark auf 10000 Mark heraufgeſetzt worden. Vom Ausland
kom=
mende Zuwendungen dieſer Art ſind in jeder Höhe frei. Dieſe
Geſetzes=
beſtimmungen ſind bei der gegenwärtigen Notlage der gemeinnützigen
und mildtätigen Anfralten und Vereine von beſonderer Bedeutung.
„Zweimalige Rentenzahlung” an Kriegsbeſchädigte und
Hinterblie=
bene innerhalb eines Monats. Von zuſtändiger Stelle wird uns
mitge=
teilt: Infolge der fortſchreitenden Geldentwertung, und ſolange dieſe
anhält, ſoll, wie dies bereits im Monat September geſchehen iſt, auch
künftig in jedem Monat eine Zwiſchenzahlung der
Verſorgungsgebühr=
niſſe an Kriegsbeſchädigte und Hinterbliebene ſtattfinden. Es wird dann
die Zahlung für den laufenden Monat in den erſten Tagen und die
Zwi=
ſchenzahlung in der Mitte des Monats erfolgen. Die Zwiſchenzahlung
findet demnächſt ebenſo wie die Hauptzahlung am Poſtſchalter ſtatt. Die
für die Auszahlungen beſtimmten Tage werden noch bekannt gegeben.
Hiernach und dadurch, daß durch die Zwiſchenzahlung im Monat
Sep=
tember die Vorbereitung der Zahlung für Oktober auf einige Tage
zu=
rückgedrängt worden iſt, kann die Zahlung nicht, wie ſeither, am 29.
Sep=
tember ſtattfinden, wie dies auch ſchon anläßlich der Bekanntgabe der
Zwiſchenzahlung für September angekündigt wurde. Die Auszahlung
der Oktobergebührniſſe wird daher erſt vom 4. Oktober ab nach den vom
zuſtändigen Poſkamt feſtzuſetzenden Abſchnitten — nach Nummern oder
Buchſtaben — beginnen. Die einzelnen Tage, an welchen die
Poſtan=
ſtalten die Zablung vornehmen werden, können aus einem entſprechenden
Aus ing im Schalterraum des Poſtamtes, oder aus einer evtl.
erfolgen=
den beſonderen Bekanntmachung des zuſtändigen Poſtamtes, erſehen
wer=
den. Es wird hierbei darauf aufmerkſam gemacht, daß bei dieſer erſten
Auszahlung der Gebührniſſe nach dem neuen Verfahren nicht mehr die
Quittungen mitzubringen ſind, ſondern daß über die Gebührniſſe am
Poſtſchalter quittiert werden muß. Es iſt dazu erforderlich, daß jeder
Empfangsberechtigte ſeine Nummernkarte mitbringt, und daß er ſelbſt
um Empfang und zur Quittungsleiſtung erſcheint. Kann der
Empfangs=
berechtigte nicht ſelbſt kommen, dann muß er demjenigen, welchen er zum
Empfang der Rente zum Poſtamt ſchickt, eine rechtsverbindliche Vollmacht
rteilen, die beim Poſtamt verbleibt.
— An der hieſigen Städtiſchen Maſchinenbauſchule fand am
Sams=
tag, den 22. Sept., die Herbſt=Abſchlußprüfung ſtatt.
Sämt=
liche 21 Prüflinge beſtanden, darunter 6 mit „gut”, 4 „mit
Auszeich=
nung”. Es ſei bei dieſer Gelegenheit darauf hingewieſen, daß die
Maſchinenbauſchule in Darmſtadt ſeit einigen Jahren den preußiſchen
Maſchinenbauſchulen gleichgeſtellt iſt. Sie hat die Aufgabe, jungen
Leu=
ten mit guter Volksſchulbildung und hinreichender praktiſcher Tätigkeit
in zweijährigem Unterricht die fachlichen Grundlagen für den Beruf als
Teilkonſtrukteur oder Betriebstechniker der Metallinduſtrie zu
übermit=
teln. Nähere Auskunft erteilt neben dem Städtiſchen Berufsamt die
Direktion der Schule, Landgraf Philipp=Anlage 6.
— Orpheum — Operettengaſtſpiel. Der Kartenverkauf für
Samstag und Sonntag hat begonnen, und es liegt im Intereſſe der
Beſucher, ſich zeitig — insbeſondere für Sonntag — mit Karten zu
ver=
ſehen, da die beſten Plätze ſtets im Vorverkauf entnommen werden. Gegeben
wird, als erſte Wiederholung, die neue Schwankoperette „Die kleine
Sünderin” (S. Anz.)
— Auguſt=Zucker. Ein großer Teil der Darmſtädter
Kleinhandels=
geſchäfte gibt heute ein zweites Pfund Auguſt=Zucker aus. (S. Anz.)
L. Herabſetzung des Brotpreiſes. In — Bregenz iſt ab 10. Sept.
der Brotpreis für das Kilogramm eines Roggenwecks von 5000 auf 4800
Kronen, eines halben Kilo=Wecks von 2600 auf 2500 Kronen herabgeſetzt.
n. Eine beſondere Tragik in der Verkettung kleiner Begleitumſtände
kennzeichnet den geſtern verhandelten Fall, durch den in der Nacht vom
8. und 9. Juni ds. Js. der hieſige, 26 Jahre alte Bankbeamte Paul
Fiſcher das Leben einbüßte. Brav, tüchtig, gutmütig und ſtets
hilfs=
bereit, war dieſer damals in der Pallaswieſenſtraße Erſtochene die
Freude ſeiner Angehörigen, überall beliebt und ſo in der Vollkraft der
Jugend mitten aus harmloſem, frohem Kameradenkreiſe hinweggerafft.
Sein Gegner, der jetzt wegen Körperverletzung mit tödlichem Erfolg
angeklagte, 36jährige Händler Karl Georg Nobert Schneider von
hier unterſcheidet ſich um ſo unvorteilhafter und ſteigerte dieſen Eindruck
durch das Auftreten im Gerichtsſaal, indem er jede ſichtliche Reue oder
dergleichen vermiſſen ließ. Allerdings wird von dem pſychiatriſchen
Sachverſtändigen, Kreisarzt Obermedizinalrat Dr. Langermann, auf
Grund der Angaben Sch.s zc. eine gewiſſe erbliche Belaſtung nach der
nervöſen Seite, leichte Erregbarkeit nebſt augenblicklicher Vermehrung
durch Alkoholgenuß und daher geminderter Zurechnungsfähigkeit
ange=
nommen, doch bleibt der Angeklagte für die Tat verantwortlich und
ſchildert ſie ſelbſt in klarer, durchaus kalter Weiſe. Man hat es bei ihm
offenbar mit einem rohen, jähzornigen, rückſichtsloſen Menſchen zu tun,
dem (wenn auch für Körperverletzung noch bisher unbeſtraft) das Meſſer
locker in der Taſche ſaß. Seine Heftigkeit und Unverträglichkeit waren
die Urſachen, weshalb ihn ſeine Frau mit dem Töchterchen nach
elfjähri=
ger Ehe notgedrungen verlaſſen mußte, obwohl ſie nunmehr von ihrem
Wohnort Hamburg herbeigeilt iſt und ein ſonſt nicht ſchlechtes Zeugnis
für ihn in der Verhandlung ablegte. Der Angeklagte ernährte ſich als
Hauſierer mit Gummiſohlen und ſcheint beträchtlichen Verdienſt erzielt
zu haben, ſo daß er häufiger Wirtshausbeſucher war und am kritiſchen
Abend in einem Lokal des Martinsviertels verſchiedene Gäſte mit 30000
Mark gemeinſamer Zeche freihielt. Er ſelbſt will dabei außer acht
Flaſchen Bier, noch Wein und Kognak getrunken haben, weiſt aber
ſinn=
loſe Betrunkenheit entſchieden zurück. Sein ganzes Verhalten bei dem
verhängnisvollen Auftritt deutet darauf hin, daß er der Sinne mächtig
war und nur der ihm eigenen brutalen Heftigkeit die Zügel ſchießen ließ.
Sch. war nach Mitternacht vor ſeiner Wohnung, Pallaswieſenſtraße 23.
allein angelangt und hatte das Tor geöffnet, als ihm der Hausſchlüſſel
zu Boden fiel. Dies hörte der gegenüber vor dem Hauſe Nr. 28 mit
mehreren Begleitern ſtehende Fiſcher, bloße Gefälligkeit führte ihn raſch
zu dem gebückt ſuchenden Sch., und deſſen Aerger erfuhr durch das
un=
vermutete Auftauchen neuen Anreiz. Einige kurz hervorgeſtoßene,
un=
wirſche Worte Sch.s wurden von F. begütigend erwidert, und faſt
gleich=
zeitig empfing Letzterer den wuchtigen, am Schlüſſelbein eindringenden
Stich, der zwei große, vom und zum Herzen laufende Gefäße durchbohrte
und alsbaldige Verblutung nach ſich zog. F. war über die Straße
zu=
rückgewankt und ſank einem Freunde in die Arme, während der Täter
jenen drohend zurief und hinter dem verſchloſſenen Tore verſchwand.
Als das Krankenauto erſchien, war F. bereits eine Leiche, und die Tat
hatte ſich überaus ſchnell abgeſpielt. F. und ſeine Freunde hatten einen
derſelben in beſter Laune heimbegleitet und ſollten von ihm aus Scherz
noch Zigaretten erhalten, worauf ſie gerade warteten. Bis der
Be=
treffende hinaufgegangen war und das Erwähnte aus dem Fenſter
zu=
werfen wollte, hatte der blutige Auftritt ſchon geendet. Sch. war nicht
erkannt worden, wurde erſt nach einiger Zeit als derdächtig verhaftet und
leugnete faſt zwei Monate hartnäckig. In dem ſpäteren Geſtändnis
und jetzt bekennt er ſich als ſtrafbar, ſchützt jedoch vor, damals einen
An=
griff F.8 oder ſeiner Begleiter befürchtet zu haben, obwohl die ganze
Situation dem widerſpricht. Als Vertreter der Staatsanwaltſchaft
play=
dierte Gerichtsaſſeſſor Jakobi für Bejahung der Anklage, Verteidiger
Rechtsanwalt Neuſchäffer, ſuchte vermeintliche Notwehr oder im Falle
des Schuldig mildernde Umſtände zu rechtefrtigen. Dieſe wurden dem
Angeklagten verſagt, und das von Sch. ſofort anerkannte Urteil lautet
tuf 4 Jahre Gefängnis ohne Anrechnung der Unterſuchungshaft.
Zum Tode des Freiherrn von Hehl
geht uns noch nachſtehender Nachruf zu:
Aus der Schweiz kommt die Kunde, das Se. Exzellenz Dr.
Cornelius Wilhelm Freiherr Heyl zu Herrnsheim auf ſeinem
Gute Pfauenmoos entſchlafen ſei. Mit ihm iſt eine überaus
be=
deutſame Perſönlichleit Heſſens heimgegangen, die nicht allein
auf dem Gebiete des wirtſchaftlichen Lebens, ſondern
insbeſon=
dere auch in der politiſchen Tätigkeit Ausgezeichnetes für unſer
Land geleiſtet hat. Sein Lebensziel war ihm durch ſeinen
Groß=
vater vorgezeichnet, der das induſtrielle Werk in Worms
gegrün=
det hatte; von dem Heimgegangenen wurde es ſodann zu
höch=
ſter Blüte entfaltet. Die induſtrielle Organiſation hatte er auf
dem Boden gegenſeitiger Achtung aufgebaut, und er hat mit
ſozial fürſorgendem Herzen alles getan, um das Los ſeiner
An=
geſtellten und Arbeiter ſo zu geſtalten, daß in ihnen
Zufrieden=
heit herrſchte. Niemals kam es in der Fabrik Cornelius Hehl
zu einem Streik; die berechtigten Wünſche der Angeſtellten und
Arbeiter wurden mit Klugheit und Takt vorausgeahnt, und es
wurde bei der Firma Cornelius Heyl alles getan, was die ſoziale
Lage der Betriebsangehörigen verbeſſern konnte. Vorbildlich war
die Tätigkeit des verſtorbenen Fabrikherrn in der Behandlung
ſeiner Angeſtellten. Verlangte er auf der einen Seite intenſivſte
Arbeit und war er hierin ein leuchtendes Vorbild, ſo fand er
ſeinen Angeſtellten und Arbeitern gegenüber Worte
menſchlich=
ſten Verſtändniſſes und freundlichen Gedenkens, ſo daß der Geiſt
in der Fabrik ein ausgezeichneter war. In muſtergültiger Weiſe
ſorgte allerdings auch Freiherr von Hehl insbeſondere auf dem
Gebiete des Wohnungsweſens für ſeine Angeſtellten, und gab
ihnen in der Wohnung den Ruhepunkt nach getaner Arbeit und
die Möglichkeit eines ſchönen Lebensgenuſſes.
Schon als junger Mann trat Freiherr von Hehl in das
poli=
tiſche Leben ein. Jahrzehntelang durfte er dem Deutſchen
Reichs=
tag als Vertreter der Stadt Worms angehören und hat dort
ſeine im eigenen Betrieb gemachten Erfahrungen in den Dienſt
der Oeffentlichkeit geſtellt und ſeine Beſtrebungen mit wärmſter
Vaterlandsliebe vertreten. Jahrzehnte hindurch hat der
Wahl=
kreis Worms ihm die Treue gehalten und ihn in den Reichstag
entſandt. Es war aber nicht allein die ſtädtiſche Bevölkerung,
die mit ſeltener Liebe ihm anhing, insbefondere auch auf dem
Lande hatte er feſte Wurzeln gefaßt, und die Anhänglichkeit
ge=
rade der ländlichen Bevölkerung für ihn als Leiter eines
mäch=
tigen induſtriellen Werkes hat ihm allezeit wohlgetan. Die
Zu=
ſammenführung der Indereſſen vom ganzen Land war ſein
eifrig=
ſtes Beſtreben und ein Ausgleich dieſer Gegenſätze das Ziel
ſei=
nes Wirkens. Dafür ſetzte er ſich in der Nationalliberalen Partei,
der er angehörte, ein, und es fand ſeine Beſtrebung, für die
klaf=
fenden Gegenſätze zwiſchen den Ständen des Erwerbs und der
Produktion die Ueberbrückung zu finden, ſeine Unterlage in dem
Heidelberger Programm vom Jahre 1884, deſſen geiſtiger
Ur=
heber er mit ſeinem weitausſchauuenden Blicke geweſen iſt. In
dem Heſſiſchen Landtag hat er als Mitglied der Erſten Kamner
in bedeutſamen Fragen die ausſchlaggebende Stelle
eingenom=
men. Er führte die Erſte Kammer zu den ihr verfaſſungsmäßig
zuſtehenden Rechten zu großer politiſcher Bedeutung. Seine
Reden zu den Hauptvoranſchlägen waren durchdringend und
her=
vorragend in der vollſtändigen Beherrſchung des Stoffes, und
ſeine Vorſchläge fanden die Beachtung in dem geſamten Landtage.
Dort hatte er auch Gelegenheit, die Beſtrebungen des Ernſt=
Ludwig=Vereins für das Wohnungsweſen kraftvoll zu vertreten,
und ihm ſind viele Wohnungen, die vom Staat, Gemeinden oder
Privaten geſtellt wurden, zu verdanken.
Der Heimgegangene hat für ſeine Vaterſtadt Worms die
ganze Fülle von Liebe zu ſeiner Heimat gegeben. Zahlreiche
glänzende, aber auch mit erleſenem Geſchmack getroffene
Ein=
richtungen in dieſer Stadt ſtammen von ihm her. Das mächtige
und edle Cornelianum zeugt davon, was ein Bürger ſeiner
Vaterſtadt geben kann, und zahlreiche Stiftungen in und für die
Stadt Worms bezeugen, welch edler ſozialer Sinn in dem
her=
vorragendſten Bürger der Stadt gelebt hat.
Eine machtvolle Perſönlichkeit war in dem Heimgegangenen
zu ſehen, kraftvoll und von tiefſter Bildung, die wirtſchaftlichen
Verhältniſſe von Stadt und Land überblickend, bildete er ſich
ſeine Anſchauungen, die aber dann auch feſt in ihm gegründet
waren und von welchen er nicht abwich. So hat er den
politi=
ſchen Gegnern, deren er viele wegen ſeiner hervorragenden
Stel=
lung hatte, die Spitze geboten, hat keinen Kampf geſcheut, wenn
er von der Richtigkeit ſeiner Anſichten durchdrungen war, und
hat als Mann von Charakter und ſelbſtändigem Urteil feſt auf
dem von ihm geſchaffenen Boden geſtanden.
Se. Exzellenz Freiherr von Heyl hat die letzten Jahre des
Niedergangs unſeres Vaterlandes in tiefſter Bewegung geſehen.
Auf ſeinem Haus in Worms mußte er die franzöſiſche Fahne
ſchauen, und er, der im Jahre 1871 in hellem Jubel die deutſche
Einheit begrüßen konnte, mußte erleben, daß der Feind gerade
in den Mauern ſeiner Vaterſtadt Worms ſich niederließ. Das
bedrückte ihn auf das tiefſte und er ſuchte auf ſeinem Gut in
der freien Schweiz Erholung von dieſer ſeeliſchen Bedrängnis.
Dort feierte er auch in dieſem Jahre, umgeben von treuen
Freun=
den, ſeinen 80. Geburtstag, an dem er die bewundernswerte
Friſche, die ſein Leben erfüllt hatte, nochmals zeigen konnte.
Dem nunmehr Heimgegangenen muß das Reich, wie auch
ſeine engere Heimat wärmſte Dankbarkeit für ſeine
Beſtrebun=
gen und für ſeine Arbeit zum allgemeinen Wohl zollen, und es
wird ſein Name gerade in den jetzt ſo trüben Zeiten nicht
ver=
geſſen werden; und an ihm kann ſich mancher aufrichten als
einem Manne, der ſein Leben durch Arbeit ausgefüllt und der,
von tiefſter Vaterlandsliebe erfüllt, ſeine ganze Perſönlichkeit
Dr. Oſann.
für Reich und Land eingeſetzt hat.
Aus den Parteien.
Ausder Deutſchnationalen Volkspartei,
Frauen=
ausſchuß Darmſtadt. Am Freitag, den 5. Oktober, abends acht
Uhr, im Fürſtenſaal wird die Vorſitzende des Reichsfrauenausſchuſſes,
Frau Landtagsabgeordnete Annagrete Lehmann, über die Stellung der
Deutſchnationalen Volkspartei ſprechen. Dieſe öffentliche Verſammlung
bedeute zu gleicher Zeit die Wiederaufnahme der monatlichen
Verſamm=
lungen der Frauengruppe. Da Frau Abg. Lehmann als bedeutende
Rednerin hier ſchon bekannt und beliebt iſt, zweifeln wir nicht an einem
regen Beſuch der Verſammlung. Alle Männer und Frauen Darmſtadts,
die endlich einmal Klarheit haben wollen über unſere heutige politiſche
Lage, dürfen es ſich nicht entgehen laſſen, eine der beſten Nednerinnen
Deutſchlands und eine vorzügliche Sachkennnerin ſprechen zu hören. —
Näheres wird noch durch die Zeitung bekannt gegeben. Eintrittskarten
ſind von Freitag an zu haben bei Leuthner, Ernſt=Ludwigsplatz, in der
Buchhandlung Köhler, Schulſtraße, und in der Zigarrenhandlung
My=
lius, Ecke Herdweg und Karlſtraße und auf der Geſchäftsſtelle der
Deutſchnationalen Volkspartei, Wilhelmſtraße.
+ Arheilgen, 23. Sept. Der heutige Sonntag war auch hier, wie
in allen Kirchen Deutſchlands, der Feier des 75jährigen
Be=
ſtehens der inneren Miſſion gewidmet. Im
Vormittagsgot=
tesdienſte ſchilderte der Ortsgeiſtliche, unter Zugrundlegung des Textes:
Matth. 11 und 1. Johs. 5, das Wirken Joh. Hinr. Wicherns, der als
Gründer des Rauhen Hauſes in Hamburg bekannt iſt und bei ſeinem
Auftreten in Wittenberg vor 75 Jahren ſo tiefgehende Worte fand, um
im Sinne der inneren Miſſion zu wirken; denn die damalige Zeit hat
in vielen Stücken große Aehnlichkeit mit der Troſtloſigkeit der
Gegen=
wart. Die im Anſchluß an den Gottesdienſt erhobene Kollekte war
be=
ſtimmt für den Zentralausſchuß der inneren Miſſion und ergab eine
recht erkleckliche Summe. Abends 8 Uhr fand im Gemeindehauſe ein
Gemeindeabend ſtatt, in dem Herr Pfarrer Grein wiederum das Wort
ergriff und ein Lebensbild Wicherns entwarf, das zeigte, wie dieſer
ſo=
ziale Kämpfer der damaligen Zeit vorausſchaute und ſein Wirken noch
heute in vielen Stücken der Weiterarbeit bedarf. Die Feier war
um=
rahmt von Vorträgen des hieſigen Poſaunenchors und Geſängen des
Kirchengeſangvereins und nahm einen würdigen Verlauf. Am
Nach=
mittag fand das Jahresfeſt der hieſigen Landeskirchlichen Gemeinſchaft
ſtatt, und waren als Redner Lehrer Spanner=Braunshardt und andere
gewonnen. — Da das Unterbringen der Geldſcheine in den
Klin=
gelbeutel der hier bisher während des Hauptliedes in der Kirche
herumgereicht wurde, mit Schwierigkeiten verknüpft iſt, ſoll das Herum=
gehen desſelben bisauf weiteres unterbleiben. Die Kollekte am Schluſſe
des Gottesdienſtes wird darum zur Hälfte den Armen uſw. und zur
an=
deren Hälfte zur freien Verfügung des Kirchenvorſtandes zur
Verwen=
dung ſtehen, ſoweit nicht anderen Zwecken laut Beſtimmung der oberſten
Kirchenbehörde mit dieſen Sammlungen gedient werden ſoll. — In dieſen
Tagen hat ſich hier ein in Schneppenhauſen angeſtellter Lehrer ein Haus
erworben und bezogen. Wie man hört, reflektiert derſelbe auf eine hier
zurzeit ausgeſchriebene Lehrerſtelle.
v. Eberſtadt, 24. Sept. Ueberfahren und getötet wurde
geſtern abend in der Nähe des Bahnſteiges an der großen Kurve nach
Pfungſtadt die etwa 20 Jahre alte Tochter des Eiſenbahnbeamten J.
aus Pfungſtadt von dem 7 Uhr=Zug der Pfungſtädter Nebenbahn. Dem
Mädchen wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt, ſo daß der Tod auf
der Stelle eintrat.
zh. Auerbach, 25. Sept. Steuerliches. Wegen der
Finanznot=
ſoll der 500fache Betrag der Steuern vom Vorjahre ſofort erhoben
wer=
den. — Jur Kartoffelbeſorgung ſoll ein Kredit aufgenommen
werden. Man benötigt zirka 80 Milliarden. Zum Teil ſoll der
benö=
tigte Betrag don den Konſumenten aufgebracht werden.
ro. Friedberg, 25. Sept. Die Stadt hat zur Kartoffelbeſchaffung
eine Anleihe von 1000 Milliarden aufgenommen.
B. Butzbach, 25. Sept. Kartoffelverſorgung. Der
Ge=
meinderat hat eine Kreditaufnahme in Höhe von 30 Milliarden Mark
zum Ankaufen von Kartoffeln beſchloſſen. Ferner haben die
Meguin=
werke der Stadt ein Darlehen von 6 Milliarden gewährt. Demnächſt
werden auch von dem Werke Briketts an die Stadt geliefert werden.
ot-. Lauterbach (Oberheſſen), 25. Sept. Lahmgelegte
Kinder=
fürſorge. Das ſeither von unſerer Stadt an arme hieſige Kinder
verabfolgte Milchfrühſtück mußte aus Erſparnisgründen eingeſtellt
werden.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Zur Aufdeckung einer Falſchgeldfabrik hat ein
Standinhaber der Zentralmarkthalle weſentlich beigetragen. Morgens
früh erſchienen bei dem Kaufmann ein Mann und eine Frau, die einen
größeren Kaufabſchluß bei ihm tätigten. Den Kaufpreis zahlte das
Paar mit 60 Zehnmillionenſcheinen. Während der Kaufmann mit der
Nachzählung des Geldes beſchäftigt war, wurde es ihm klar, daß er
falſche Scheine erhalten hatte. Als er ſeinen Verdacht den Käufern
gegenüber äußerte, zogen dieſe es vor, unter Zurücklaſſung des
Falſch=
geldes zu verſchwinden. Sie nurden aber verfolgt, mit Hilfe der Polizei
feſtgenommen und nach der Wache des Alexanderbahnhofes gebracht. Der
Mann wurde feſtgeſtellt als ein Steindrucker Koch aus der Köpenicker
Straße 31. In ſeiner Wohnung wurde ſofort eine Durchſuchung
vor=
genommen, und dabei wurden weitere 1200 falſche Zehnmillionenſcheine
gefunden und beſchlagnahmt, die alſo insgeſamt den Betrag von zwölf
Milliarden ausmachten. Die Falſchgeldabteilung entdeckte im Keller des
Hauſes eine gut eingerichtete Fälſcherwerkſtatt und beſchlagnahmte alles
vorhandene Gerät. Außer den falſchen Scheinen wurden 800 Milliarden
echtes Geld beſchlagnahmt, die aus dem Erlös der für unechte Scheine
gekauften Ware ſtammen. Von dieſem Gelde ſollen die geſchädigten
Geſchäfte, die der Fälſcher ſelbſt nicht mehr alle kennt, zum Teil
ent=
ſchädigt werden. Dieſe Geſchäfte werden deshalb gebeten, ſich bei dem
Leiter der Falſchgeldabteilung, Kriminalkommiſſar Liebermann von
Sonnenburg, in der Kurſtraße zu melden.
Ein Bankdefraudant und Scheckfälſcher, der vor etwa drei
Wochen einer hieſigen Bank 2,5 Milliarden Mark unterſchlagen hatte,
iſt am Montag von der Kriminalpolizei in der Potsdamer Straße
ver=
haftet worden. Der ungetreue Bankbeamte Aſch war mit dem Gelde in
Begleitung eines jungen Mädchens zunächſt nach Leipzig gefahren, um
dort ſeine von ihm getrennt lebende Frau aufzuſuchen. Das Geld iſt
ihm, wie er angibt, in gewiſſen Kreiſen, in denen er zu verkehren pflegte,
geſtohlen worden. Er ſei deshalb bald wieder nach Verlin
zurückgekom=
men, wo er ſich Geld mit ungedeckten Schecks verſchaffte. Am Montag
uchte er ſeine Berliner Wohnung auf. Er wurde dort von den
Krimi=
nalbeamten feſtgenommen. Das Scheckbuch wurde noch bei ihm
vor=
gefunden und beſchlagnahmt. Die von ihm verausgabten Schecks
laute=
ten über mehrere Milliarden.
In der Nacht zum Montag drangen Einbrecher in die Villa
des Prinzen Oskar von Preußen in der Großen
Weinmeiſter=
ſtraße in Potsdam ein und entwendeten Tafelſilber von großem Werte.
Auch das Fahrrad des Prinzen wurde geſtohlen. Prinz Oskar hat eine
Belohnung von 600 Millionen Mark ausgeſetzt.
Ein opferwilliger Bürgermeiſter.
Die Kommunalpolitiſchen Blätter veröffentlichen folgende Notiz:
Der Bürgermeiſter der Stadt Demmin (Pommern) erklärte in der
Stadtverordnetenſitzung, daß er, um die Not der Stadt zu lindern, auf
die Repräſentationsgelder verzichte und darum bitte, ihn zwei
Gehalts=
ſtufen zurückzuverſetzen. Er hoffe, daß auch andere Beamten ſeinem
Beiſpiel folgen würden.
Sport, Spiel und Turnen.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875.
WanderAbteilung. Die 9. Wanderung der Abteilung finder
am nächſten Sonntag nach dem Otzberg=Breuberg=Neuſtadt i. O. ſtatt.
Daſelbſt Zuſammenkunft mit der Turngeſellſchaft Aſchaffenburg.
Ab=
fahrt 6,14 Uhr ab Oſtbahnhof. Jugendliche bis 20 Jahre müſſen ſich eine
Viertelſtunde früher bei dem Führer der Wanderung melden, zwecks
Fahrpreisermäßigung.
Schwimmabteilung. Die Schwimmſtunden der Abteilung
finden während des Winterhalbjahres in dem Hallenbad ſtatt, und zwar
jeden Dienstag Abend ab halb 8 Uhr. Mitglieder ſowie Freunde der
Schwimmſache können ſich bei dem Leiter der Abteilung Karten zur
Teil=
nahme an den Uebungsabenden löſen.
Die Kraftſportvereinigung 1895 Darmſtadt
be=
teiligte ſich mit einigen ihrer Sportler beim nationalen Wettſtreit im
Stemmen und Ringen in Rimbach i. Odenwald. Es gelang, trotz ſtarker
Konkurrenz, ſchöne Erfolge zu erzielen und einen erſten, drei zweite,
einen fünften, ſiebenten und achten Preis zu erringen. M. Eckerl errang
den erſten Preis im Ringen, Altersriege, der Leichtgewichtsklaſſe. W.
Harff den zweiten Preis im Stemmen ſowie den zweiten Preis im
Ningen, Altersriege der Schwergewichtsklaſſe. In der
Federgewichts=
klaſſe errang im Stemmen M. Groh den zweiten Preis durch Los, da
gleiche Pfundzahl wie erſter Sieger Fad=Hanau. Im Ningen errang
Groh den fünften Preis. K. Feldmann erhielt im Stemmen,
Leichtge=
wicht, den ſiebenten und D. Heß im Ringen, Jugendklaſſe, den achten
Preis. Den Siegern ein „Kraft Heil”.
Das Gordon=Bennet=Rennen der Lüfte.
Der diesjährige Freiballon=Wettbewerb um den Gordon=Bennet=
Pokal ſcheint unter einem Unglücksſtern zu ſtehen. Schon vor dem
Start, der in Brüſſel am Sonntag nachmittag vor einer großen
Zu=
ſchauermenge ſtattfand, erlitten ein belgiſcher und ein amerikaniſcher
Ballon infolge des herrſchenden Sturmes ſchwere Beſchädigungen. Im
weiteren Verlauf des Sturmes fing der ſpaniſche Ballon „Polar” bei
Mecheln Feuer, wobei ein Inſaſſe getötet, ein weiterer verletzt wurde.
Der Schweizer Ballon „Genéve” ging bei Moll (Provinz Antwerpen)
infolge eines Blitzſchlages in Flammen auf; beide Inſaſſen wurden
ge=
tötet. Der offenbar ohne genügende Rückſicht auf die Wetterlage
vor=
genommene Freiballon=Wettflug um den Gordon=Bennet=Preis forderte
weitere Opfer. Nach einer Meldung aus Amſterdam kam ein ſpaniſcher
Ballon bei einer Notlandung in Holland einer Starkſtromleitung zu
nahe. Die Inſaſſen, zwei ſpaniſche Marineoffiziere, wurden ſchwer
ver=
letzt. Ein weiterer Bericht meldet, daß ein Ballon mehrere Stunden
auf See herumtrieb, bis er ſchließlich aufgefiſcht und nach Schweden
ge=
bracht wurde.
Briefkaſien.
A. H. 50. Wenden Sie ſich an eine der großen Schiffahrtsfirmen in
Hamburg: Norddeutſcher Lloyd, Hapag.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 28. Septemberi
Tags heiter und mild, nachts Froſtgefahr.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende 10½/= Uhr
(C 2): „Der Noſenkavalier” — Kleines Haus: Geſchloſſen. — Union=,
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
F V. A. Fleiſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rnmmer hat 6 Seiten
Jarm
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ſt dem Gelde i
gefahren, un
Geld i
M.
Darmſtädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
* Anleihekündigung. Die Heſſiſche Eiſenbahn=A.=G.,
Darm=
ſtadt, kündigt die 4½proz. Anleihen von 1919/20 zum Nennwert auf
den 31. März 1924. Bei Einreichung bis zum 10. Okt. ds. Js. vergütet
die Geſellſchaft 10 000 Prozent.
Ja
Nod
Dividendenvorſchläge.
27. Septembe: 1923 Nr. 26Z
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Ablieferungsſtelle für Exportdeviſen. In
letz=
ter Zeit werden häufig aus Exportdeviſen herrührende, der
Abliefe=
rungspflicht unterliegende Deviſen in Form von Schecks oder Noten an
den Kommiſſar für Dediſenerfaſſung abgeliefert. Es wird darauf
auf=
merkſam gemacht, daß nach wie vor die alleinige Ablieferungsſtelle für
ſolche Exportdeviſen die Reichsbankſtellen ſind. Die Weiterleitung ſolcher
irrtümlich an das Kommiſſariat gelangenden Exportdeviſen an die
Reichsbank erfolgt zukünftig auf Koſten und Gefahr der Abſender.
* Lerche u. Nippert, Hoch= und Tiefbau=A. G. Ein
Teilbetrag der neu zur Ausgabe gelangenden Stammaktien wird im
Verhältnis 4:1 zum Kurs von ½ Dollar pro Aktie, umgerechnet zum
amtlichen Berliner Mittelkurs für Kabel Neu=York, von dem dem
jeweiligen Einzahlungstag vorausgehenden letzten Börſentag, zuzüglich
Bezugsrechts= und Börſenumſatzſteuer zum Bezug angeboten. Das
Bezugsrecht iſt bis zum 17. Oktober einſchließlich auszuüben.
* Lothringer Portland Cement A.=G. Bei der
Kapitalserhöhung der Geſellſchaft wird den Aktionären vorausſichtlich
nur ein Bezugsrecht kleineren Umfangs eingeräumt werden, der größte
Teil der jungen Aktien wird zur Fuſion mit der Friedrichrodger
Berg=
werksgeſellſchaft m. b. H. dienen. Die näheren Einzelheiten der
Aktien=
ausgabe ſtehen noch nicht feſt.
* Steingutfabrik A.=G., Sörnewitz. Die Geſellſchaft
fordert bis zum 12. Oktober einſchließlich zum Bezug der jungen Aktien
auf. Auf nominal 1000 Mark alte entfallen nominal 1000 Mark junge
Aktien, ab 1. Jan. 1823 dividendenberechtigt zu 10 Mill. Prozent
zu=
züglich Börſenumſatz= und Bezugsrechtsſteuer.
* Vereinigte Schuhfabriken Berneis=Weſſels
A.=G., Augsburg. Die Verwaltung beantragt Kapitalserhöhung
um 30 Mill. Mark. Hiervon ſollen 2,5 Mill. Mark den Inhabern von
20 Millionen Mark Vorzugsaktien im Verhältnis 8:1 zum Umtauſch
angeboten werden. Den Inhabern der 4½proz. Obligationen von 1920
wird der Umtauſch für die Stücke im Verhältnis von 10000 Mark zu
1 Stück Aktie zum Vorſchlag gebracht.
* Maſchinen= und Kranbau, Düſſeldorf. Für das
abgelaufene Geſchäftsjahr bringt die Geſellſchaft 35 Prozent Dividende
(i. V. 12 Prozent) aus einem Reingewinn von 123 Mill. Mark (i. V.
28 Mill. Mark) zur Verteilung. Abſchreibungen wurden in Höhe von
16,7 Mill. Mark (i. V. 1,4 Mill. Mark), Rücklagen von 75 Mill. Mark
(i. V. 0 Mill. Mark) gemacht. In der Bilanz erſcheinen Debitoren mit
155 Mill. Mark (i. V. 28 Mill. Mark). Andererſeits hatten Kreditoren
660 Mill. Mark (i. V. 12 Mill. Mark) zu fordern, Anzahlungen waren
in Höhe von 525 Mill. Mark (i. V. 4 Mill. Mark) geleiſtet. Die
Gene=
ralverſammlung ſoll bekanntlich über Kapitalserhöhung um 23 Mill.
Mark auf 53 Mill. Mark Beſchluß faſſen.
* R. Wolf A.=G., Magdeburg=Buckau. Wir berichteten
kürzlich über die Ausgabe von 90 000 Stück Genußſcheinen zu nominal
1000 Mark. Die Geſellſchaft bietet jetzt einen Teilbetrag von 45 000
Mark den alten Aktionären derart zum Bezuge an, daß auf nominal
2000 alte Stammaktien ein Genußſchein über nominal 1000 Mark zum
Kurs von 10 000 Prozent zuzüglich Bezugsrechts= und
Börſenumſatz=
ſteuer entfillt. Das Bezugsrecht iſt bis 28. Okt. einſchl. auszuüben.
* B. Pollack A.=G. Die Geſellſchaft bietet einen Teilbetrag der
neu zur Ausgabe gelangenden, ab 1. April 1923 dividendenberechtigten
Stammaktien zum Bezuge an. Auf nominal 3000 Mark alte
Stamm=
aktien entfällt eine neue zu nominal 1000 Mark zum Kurſe von ¼
Dollar berechnet nach dem Briefkurs der amtlichen Notierung für
Aus=
zahlung Neu=York der Berliner Börſe am vorletzten Werktage der
Be=
zugsfriſt. Außerdem iſt Börſenumſatz= und Bezugsrechtſteuer zu
ent=
richten. Das Bezugsrecht iſt bis zum 8. Oktober einſchließlich
aus=
zuüben.
* Reederei A.=G. von 1896, Hamburg. Die Geſellſchaft
beruft demnächſt G.=V., die über den Abſchluß eines
Verſchmelzungsver=
trages mit der Kontinentalen Reederei A.=G. Beſchluß faſſen ſoll,
wo=
nach die Kontinentale Reederei A.=G. ihr geſamtes Vermögen unter
Ausſchluß der Liquidation auf die Geſellſchaft überträgt, wogegen den
Aktionären im Tauſch Aktien der Hamburger Reederei gewährt werden.
Die Aktienmajorität der Kontnentalen, Reederei befindet ſich
bekannt=
lich im Beſitz der Reederei A.=G. von 1896.
* Flag, Filminduſtrie und Lichtſpiel=A. G.,
Mün=
chen. Die Geſellſchaft beantragt Kapitalserhöhung um 150 auf 120
Millionen Mark. Außerordentliche Generalverſammlung am 13. Okt.
* Stahlwerke Richard Lindenberg, Baden=
Baden. Die Geſellſchaft beruft zum 19. Okt. Generalverſammlung.
Es iſt eine Dividende von 1500 Prozent (i. V. 35 Prozent) zur
Aus=
ſchüttung vorgeſehen. Den Aktionären wird es bis zum 31. Oktober
1923 freigeſtellt, gegen 20 Stück Gewinnanteilſcheine für 1922/23 eine
Dollarſchatzanweiſung des Deutſchen Reiches von 5 Dollar oder deren
Gegenwert in Reichsmark zu beziehen. In welcher Art die Intereſſen
der kleinen Aktionäre gewahrt werden ſollen, iſt bis jetzt nicht bekannt
gegeben.
* Glockenſtahlwerke A.=G. vorm. Richard
Lin=
denberg, Nemſcheid. Der zum 19. Oktober einberufenen
Generalverſammlung wird die Verteilung einer Dividende von 1000
Prozent (i. V. 35 Prozent) vorgeſchlagen. Es wird den Aktionären
freigeſtellt, bis zum 31. Oktober gegen Einlieferung von 35 Stück
Dividendenſcheinen für 1922/23 eine Dollar=Schatzanweiſung von
5 Dollar oder deren Gegenwert in Reichsmark zu beziehen.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
hielt ſich bei der Unſicherheit der politiſchen Verhältniſſe das Geſchäft
wiederum in engen Grenzen. Durch die rückläufige
Deviſenpreisbeweg=
ung ſind die Auslandsnotierungen nahe an die inländiſchen Preiſe
her=
angekommen, wodurch die Marktlage etwas erleichtert worden iſt.
Wei=
zenmehl ließ ſich aus zweiter Hand etwas billiger einkaufen, als es den
Mühlen auf Grund der Forderungen für Weizen abgeben können. Die
Roggenpreiſe behaupteten ſich unter Schwankungen ungefähr auf dem
geſtrigen Stande. Die übrigen Preiſe ſtellten ſich zumeiſt etwas niedriger.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 26. September 1923.
(Eigener Bericht.) Die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes übte auf die
Tendenz der Börſe, da man ſich über die möglichen politiſchen Folgen
noch kein Urteil bilden konnte, kaum einen Einfluß aus. Die Deviſen
lagen zunächſt wenig verändert, zogen dann jedoch an; Dollar zur
Notiz 150 Millionen Mk., ſpäter 160—165. Die Effektenbörſe eröffnete
in luſtloſer Haltung bei abbröckelnden Kurſen. Am Geldmarkt war
eine weſentliche Erleichterung eingetreten, doch wurde die Tendenz
hier=
von kaum beeinflußt. Man war ſehr zurückhaltend, und das Geſchäft
hielt ſich durchweg in engen Grenzen. Erſt ſpäter war die Haltung leicht
befeſtigt.
Am ausländiſchen Rentenmarkt waren die
Kursver=
änderungen belanglos. Zolltürken 250 Millionen, II. Bagdadbahn 270
Millionen. Ebenſo verkehrten wertbeſtändige Anleihen in
luſtloſer Haltung.
Chemiſche Werte eröffneten ſchwächer, zogen jedoch im
Ver=
laufe auf ungefähr vorgeſtrige Kurſe an, ſo Badiſche Anilin 595 Mill.
minus 5 Millionen, Höchſter 440 Millionen plus 10 Mill., Elberfelder
650 Mill., plus 70 Mill. Recht ſchwach dagegen Scheideanſtalt 700 Mill.,
minus 100 Mill., und Chem. Mainz 325 Mill. minus 55 Millionen.
Elektr. Werte uneinheitlich und eher befeſtigt — Schuckert
1700 Mill. plus 200 Mill., Felten u. Guilleaume 1500 Mill. pl. 200 Mill.,
dagegen Voigt u. Haeffner 50 Mill. min. 5 Mill. Gummipeter konnten
ihren Kurs um 4 Mill. auf 42 Mill. verbeſſern.
Maſchinen= und Metallwerte zeigten bei geringen
Kursveränderungen uneinheitliche Haltung. Als niedriger ſind zu
nennen Metallgeſellſchaft 800 Mill. minus 50 Mill., Hirſch Kupfer 1000
Millionen minus 100 Millionen.
Montanwerte lagen überwiegend etwas ſchwächer. Harpener
2700 Mill. min. 500 Mill., Mannesmann 1500 Mill. minus 200 Mill.
Feſter dagegen Phönix 1600 Mill. plus 200 Mill., Rheinſtahl 1750 Mill.
plus 250 Millionen.
Bankaktien gingen zu ungefähr vorgeſtrigen Kurſen um.
Am Einheitsmarkt war die Kursgeſtaltung unregelmäßig.
Von Rückgängen ſeien erwähnt: Chem. Albert 1700 Mill. minus 300
Millionen, C. W. Kempe 40 Mill. minus 38 Mill., Schulz Grünlack 200
Millionen minus 80 Mill., Leibrand 90 Mill. minus 20 Mill. Feſter
waren dagegen Badenia 70 Mill. plus 5 Mill., Lutz 255 Mill. plus
80 Mill., Schnellpreſſen Frankenthal 600 Mill. plus 50 Mill.
Im freien Verkehr hörte man Beckerſtahl 350—325 Mill.,
Beckerkohle 350 Mill., Frankfurter Handelsbank 5,5 Mill., Georgi 10
Mill., Growag 14—13 Mill., Hanſabank 30 Mill., Hanſa=Lloyd 30—35
Mill., Kayſer Waggon 9 Mill., Kreichgauer 15 Mill., Krügershall 325
bis 350 Mill., Meher Textil 20—23 Mill., Raſtatter Waggon 85 Mill.,
Kabel Rheydt 700 Mill., Ufa 85 Mill.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Da ſich die
Aus=
wirkungen der Aufgabe des pafſiven Widerſtandes in inner= und
außen=
politiſcher Hinſicht noch nicht ermeſſen laſſen, hielt ſich das Geſchäft bei
der dadurch entſtandenen Unſicherheit der Lage wiederum in ziemlich
Geld.
Briel Geld Oarat. Antwerpen=Brüſſel:.. 5 735625.— 576375.— 7920000 — 8021000.— Holland ............" 50373750. 50 626250. 58 35 750. 864250 London ...... 498 750000. 50 1 25000 . 673312,00. 676 687500. Paris..... 8728125 — 8 771875 — 9 476250.— 9523750.— Schweiz: 22443750. 2255 259. 24 937500. 25 062500. Spanien 16957500. 17 042500. 20 448750 20551250. Italien 5 735625.— 5 764373.— 6483750.— 6516250.— Liſſabon=Oporto. — — Dänemark 21 695625. 21804375. 25 935000 26 065000 Norwegen. 19950000. 20500000. 22 942500. 23 05 4500. Schweden 31920000. 32 081 030. 37 406250. 377937,0. Helſingfors 3 291750. 33082,0.— 2932500 — 3 007500 New=York 109 725600. 110275000. 149 625000. 150 375000. Deutſch=Oſterreich ( 164587.50 165412.50 224437.50 2255/2.50 Budapeſt. 6190.Iſg 6209. Ig 6733 ½g G766(g Prag. 3940125.— 3 959675.— 4488750.— 4511250.— Agram
engen Greuzen. Auf allen Gebieten überwog daher die Verkaufsluſt, ſo
daß ſich der Kursſtand, mit geringen, nicht ins Gewicht fallenden
Aus=
nahmen mäßig ſenkte. Das Angebot fand glatte Aufnahme. Die
Cin=
bußen hielten ſich für die Mehrzahl der Papier am Induſtrie= Banken=
und Schiffahrtsmarkte weit unter 100 Millionen Prozent und
überſchrit=
ten dieſen Satz nur bei wenigen ſchweren Montan= und Induſtrieaktien
bis vereinzelt zu 600 Millionen. Auf ermäßigtem Stande bekundeten
die Kurſe dann eine ziemliche Widerſtandskraft. Die Veränderungen
waren jedenfalls nicht mehr erheblich. Auch feſtverzinsliche in= und
aus=
ländiſche Werte wurden von der allgemeinen Abſchwächung in mäßigem
Umfange getroffen. Am Deviſenmarkt vereinigte ſich die weitaus
ge=
ringer gewordene Nachfrage auf die amtliche Kursfeſtſtellung, ſo daß die
Umſätze im Freiverkehr belanglos waren. Die Kurſe wurden meiſt
bei zumeiſt voller Zuteilung etwas höher als geſtern feſtgeſtellt.
w. Deviſemmarkt. Fran furt a M., 26. Sept. Telegr. Auszahlungen:
w. Deviſenmarkt. Berlin, 26. September Telegr. Auszahlungen für:
„f MeeBrief rat. Amſterdam=Rotterdam ... 47481000. 47719000. 49476000. 49724000. Brüſſel=Antwerpen ......... 6723150.— 6757850.— 6723150.— 6766850.— Chriſtiania. .. 19152000. 19248000. 19950006. 20050000. Kopenhagen. 21745500. 214 22543500. 2:656500. Stockholm. 32119500. 33516000. 33684000. Helſingfors 3241875.— 3 91500.— 3408500.— Italien. .. 5625100 — 5685750.— 5714250.— London. 54625000 75000 543262500 76537300. New=York 120697500 302500 125 82000. 126315000. Paris.. 7861830.— 7699200. 7784500 — 7819500 — Schweiz. 21605850. 21/14150. 22543500. 22656500. Spanien 189 7400. 17082600. 17635750. 17744230. Wien (in Deutſch=Oſte
abz.). 171570.— 172430.— 177555.— 178415.— Prag ... 3323925.— 3639073.— 3750,00.— 3769400.— Budapeſt 6184.— 6216 — 6683.— 6717.— Buenos=Aires 40299000. 40501000. 41845000. 42105000. Bulgarien 1107225.— 1112775.— 1206975.— 1213025.— fapan 58653000. 38947000. 60347500. 61152500. Rio de Janeir! 11471250. 11528750. 1.067750. 1213020. Belgrad.. 1376550.— 138/450.— 1476300.— 1483700.— Liſſabonn. 5236750.— 53 13250— 4987500.— 50 12500.— Sofia,
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000
Aktiengeſ. ſür Anilinfr.
Aſchaffenburger Zelſtoff.
Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Ber..=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte . .
Braunkohlen=Brikett
Bremer Vulkan
Wolle..
Chem. Heyden
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel
Deutſche Maſchinen
Deutſch=Niedld. Tel.
Deutſche Erdöl
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Berlin—Karlsruher Ind.
Donnersmarckhütte.
Oynamit Nobel.
Elberfelder Farben
Clektr. Lieferung ..
R. Friſter .
Gaggenau Vorz.
Gelſenk. Gußſtahl .. ....
Geſ. f. elektr. Untern. . .
Halle Maſchinen
15o00o0 kes000oo — 11600000 u000 00 2370000 1330000 310000 235000 720000 — 75000 75000 75000 350000 225000 800000 1000un6 255000 20000o 125000
Han. Maſch.=Egeſt.. . .
Hanſa Dampfſch.. . ..
Hemoor Zement .
Hirſch Kupfer.
Höſch Eiſen
Hohenlohe Werke
Kahla Porzellan
Lindes Eismaſch.
Lingel Schuh
Linke & Hofmann.
L. Loewe & Co.
C. Lorenz.
Meguin..
N. Lauſitzer Kohle
Nordd. Gum
Orenſtein.
Nathgeber 7
Rombacher Hüt
Roſitzer Zucke.
Rütgerswerke
Sachſenwerk.
Sächſiſche Gu
Siemens Gla
Boltſtedter Porzellan „ 150000
Weſtf. Eiſen Langendreet
Wittener Gußſtahl ...
Wanderer=Werke ......!
24. 9.
1e603030
410000
ko00000
.300 00
uu50000
300000
170000
451 00
1 900000
1300000
80000
700000
1900000
30000
1540000
210000
11070000
1000000
475000
70040
Jr000oud
1210000
250000
20. 9.
2825000
370000
u000000
2200000
852000
220000
168000
38000
27000
1125000
65000
700000
5 25000
21000
450000
255000
645000
8000c0
430000
78000
600000
275000
150000
800000
230000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Frankfurter Kursbericht vom 26. September 1923.
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000%=
Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
69 Reichsanleihe. . . . . . . . . . . .
occo-
Doooooooaoa-
3½%
o.
8%o
Dt. Dollarſchätze . . . . . . . . . . . .
4½% 1V. und V. Schatzanweif.
4½% VI.—IX.
*
Sparprämienanleihe ... . . ...."
Zwangsanleihe. . ............
Goldanleihe. . ........ ... ....
4% Preuß, Konſols ........."
„
8½% „
8
4% Bad. An:. unk. 1935... . . .
v. 1907......
3
4½ Bayern Anleihe ........."
ac-
8½2
4% Heſſen unk. 1924 ........
8½% „ .............
„ o
8
4% Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
5% „ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% „ v. 1902..... .. ....
400 „.............."
6% Bulgar. Tabak 1902 .....
19% Griech. Monopol ......"
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ..............."
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ............ . .....
4% Oeſt. Goldrente ..... ...."
4% „ einheitl. Rente .....
50 Rum. am. Rente v. 03 „.
4½% Goldrente v. 13 ..
3 am. konv. ...
4% „ „ „ v. 05 „..
4% Türk (Admin.) v. 1903 ..
4% „ (Bagdad) Ser. I..
II..
4%
4% „ v. 1911, Böllanl. ..
4½% Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente .......
Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....
42
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere. ...
konſ. äuß. v. 99 „.
5%
Gold v. 04, ſtfr.
42
konſ. innere ......
8%
4½% „ Frrigationsanleihs
5% Tamaulipas., Seriel ....
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . .....
40g Gal. Car: Ludw.=Bahn ..
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
4%
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue „
3% Oeſt. Staatsb. v. 1883....
4%0 Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
104 3800 4000 D D 5500 10000 100 20000 40000
— 2500 60000 13000 14000 12000 200000 18000 45000 80000 5(000 40000 4u000 270000 270000 270000 270000 270000 240000 16000 35000 26000 26,00 26000
9000 6500 10000 1000 200000 4200 300000
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
72 Oeſt. Staatsb. 9. Em. ...
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885...
82 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ...
48 Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I............
3% Salon Conſt. Jonction. . .
8% Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepe‟ . . .. .. .. . . . .
„
4½%
Pfandbriefe.
480 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
3½%
4½ Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
42 Mein, Hyp.=Bank 1922 ...
„ 1922...
420 Pfälz. „
4% Rhein. „ „ 1923..."
„ verl. ..."
3½½% „
4% Südd. Boden=Cred.=Ban!
München 1906 .... . . . . . . . ."
4% Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
4% Darmſt. v. 1919 bis 1925..
8½% Darmſt. b. 1905 ......
4% Fronkfurt v. 1913 .......
„ v. 1903.......
3½%
425 Mainz. v. 1919 bis 1928..
5% Badenkohlen ..........."
5% Sachſenkohlen ..... ....."
6% Heſſ. Braunkohlen ..... ..."
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein..
.
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank..
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank ......"
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ......."
Disconto=Geſellſchaft . . .. . . .
Dresdener Bank .....
Frankfurt r Bank ...
Metallbank. . .......
Mitteldeutſche Creditbank ..
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Creditbank ......."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein ...
Berowerks=Aktien.
Berzelius . . . . . . . ......
Bochumer Bergb. ..
voas-
Buderus...... ..
Dt. Luxemburger .....
Eſchweſler Bergwerks=Akt..
Gelſenkirchen Bergw.
Harpener Berobau ..
Kaliwerke Aſchersleben
Weſteregeln
Lothringer Hütte.
Mannesmann Röhren.
Mansfelder .....
Ver. Laurahütte. . . . . 110000 80000 725000 750000
30000 130000 —
1500000
1200000 Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern .. . . . . Löwenbräu München ......." 200000 2800000 — Schöfferhof (Binding) ........ 120000 Werger .................... Akkumulat. Berlin ..ssssss: Adler & Oppenheimer ... . . . . 900000 Adlerwerke (v. Kleher)......." 60000 52000 A. E. G. Stamm.. . . . . . . . . . .. 205000 200000 Anglo=Continental=Guano .... — Aſchaffenburger Zellſtoff ..... — B 400000 Badenia (Weinheim) .. . . . . . . ." 65000 70000 Badiſche Anilin= u. Sodafabrik 600000 535000 Bad. Maſchf. Durlach ........" 700000 Bad. Uhrenfabr. Furtwangen, Baſt Nürnberg ............." 140000
800000
78000 120000 Bahriſch. Spiegel ........... 700000 Beck & Henkel CCaſſel) ......" Bergmann El. Werke .. 395000 2ü Bing. Metallwerke. ........." 176000 15300 900000 950000 Blei= u. Silberh. Braubach... 140000 1e0000 Brockhues, Nieder=Walluf. . . .. 350000 400000 200000 gementwerk Heidelberg .. 500000 420000 Karlſtadt .. 500000
250000 500000
265000 40000 39400 Lothringen (Metz). 75000 115000 Chem. Werke Albert ....... .. 2000000 1700000 1000000 Griesheim Elektron .... 420000 420000 100000 90000 „ Weiler=ter=mer ........ 700000 400000 175000
265000 170000 Daimler Motoren .........." 5 000
110000 65000
110000 240000 Deutſch. Eiſenhandel) Berlin .. 190000 150000 Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. 800000 700000 28000
320000 25000
340000 Dingler, Bweibrücken ........" 225000
65000 225000 Dresdener Schnellpreſſen ..... 70 00 130000
35000 115000 Dürkoppwerk (Stamm)..... 25000 Düſſelv.=Ratinger (Dürr.) .... 110000 100000 650000 720000 Dyckerhof & Widm. Stamm. 180000 200000 68000 Eiſenwert Kaiſerslautern ...." 100000 30000 30000 25200 Eiſenwerk L. Meyer jr. ...... 90000 75000 150000 150000 Elberfelder Farb. v. Baher ... 580000 650000 60 000 (0000 Elektr. Lieferungs=Geſ. .. 195000 90000 200000 150001 Licht und Kraft ....." 150000 155000 22000 15000 Elfäſt Bad. Wolle.. .......... 200000 Emag, Frankfurt a. M..... .. 40000 30000 695000 Emaill- &. Stanzw. Ullrich ...." 140000 200000 GM Enzinger Werke ........... . — 700.00 450000 Eßlinger Maſchinen ......... 96000 102/00 250004 0 2200000 Cttlingen Spinnerei ........." 270000 1700000
2500000
3200000
80 000 1900000
500000
2100000 Faber, Joh., Bleiſtift.. . . . . . . .
Faber & Schleicher.. ...... .. 475000
65000
A 380000
00000
200000
1500000 Fahr, Gebr., Pirmaſenz... . . . Felten & Butilleauime. 950000 900000 Feinmechanik (Jetter) 800000 Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M. 30000 38000 1700000 1500000 Frankfurter Gas... . . . . . . . . 75000 50000 575000 550000 Frankfurter Hof ........" 70000 100000
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Fuchs. Waggon Stamm.. . ..
Ganz, Ludwig, ainz ... ....
Geiling & Cie. ............ .."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
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Gritzner Maſchin. Durlach ....
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Hanfwerke Füſſen ..........."
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Heyligenſtaedt, Gießen .......!
Hilpert Armatureni. . . . . . . . . . .
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Hirſch Kupfer u. Meſſ..... . ...
Hoch= und Tiefbau".
..
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil. „........"
Holzverk =Induſtr. . ....
Hotel A.=G., München.
Hydrometer Breslau.
Inag. . . . . . . . .
Junghans Stamm.
Karlsruher Maſchinen . . . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . .. .. ..
Lahmeher & Co. ............
Lech Augsburg
Lederw. Rothe ..
Lederwerke Spicharz
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Lüdenſcheid Metallw.
Lux’ſche Induſtrie.
Mainkraftwerke Höchſt
Meguin, Butzbach
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paut...
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Moenus Stamm.
Motorenfabr. Deutz ..
Motorenfabrik Oberurſel ...
Reckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm. . . . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Frankfurt a. M. ..
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Pfälz. Nähm., Kayſer ...... ..
Philipps A.=G. . . ..
Porzellan Weſſel ...........
Reiniger, Gebbert & Schall .
Rhein. Elektr. Stamm.. . ..
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff
„ Metall Vorzüge ....
Rhenania, Aachen ...
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin".
Rütgerswerke ...."
Schleußner (Frankfurt a.M.)
Schneider & Hanau
Schnellpreſſen Frankenthal
Schramm Lackfabrik. . .
Schuckert Elektr. (Nürnberg)..
24. 9.
200000B
70000
60000
25000
— G
700000
45000
— G
140000
230000
125000
1100400
40000
430000
60000
335000
100000
130000
140000
150000
— B
50000
425000
720000
76000
300000
150000
100000
160000
750000
35000
54000
75000
300000
85000
119000
100000
170000
48000
100000
60000
70000
95000
200000
260000
400000
36000
400000
64000
100000
550000
100000
26. 9.
60000
45000
36000
—G
650000
55000
— 6
120000
400000
230000
98000
80000
110000
72000
440000
63000
330000
150000
100000
120000
120000
146000
400000
40000
— B
260000
270000
—S
60000
250000
1e0000
180000
650000
60000
49000
65000
200000
90000
95000 B
400000
52000
200000
105000
4000
210000
275000
20000
400000
30000
80000
60000
100000
1700000
Schuhfabril Berneis=Weſſe.
Schuhlabrtk Herz......."
Schuhf Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff .."
Sichel & Co., Mainz
Siemens Elektr. Betriebe
Siemens G asinduſtrie ..
Siemens & Halske ......."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ..
Südd. Handelsvereinigung. . ..
Süddeutſche Immobilien .....
Thürine
uhrenfabrik Furtwängler .
Beithwerke in Sandbach
Ultramarin .........
„ Zellſtoff, Berlin.. . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge..
Stämme.
Boigt & Haeffner Vorzüge ...
Stämme.
Voltohm Seil .............
Wayß & Freytag ........
Wegelin Rußfabrik ......"
Zuckerfahr. Waghäuſel.
Frankenthal
Bf
Rheingau
Stuttgart
Ruan
Schantung E. B. ...........
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. ..
Hapag (Paketfahrt) .
Nordd. Llohd .............
Unnotierte Aktien.
Beckerkohle ...
..
Beckerſtahl ..
o--
Benz..... . . .... . .. . . . . . . . . .
Brown Bovert .............
Cont. Handelsbank .........."
Hanſa Lloyd ..............."
Kabel Rheydt ..............
Karſtadt R. ................
Petroleum, Dtſche. ..........
Raſtatter Waggon ..........."
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ...
Ufa Film .. . . . . . . . .........
Ma Rue
Bahnbedarf .. . . . . . .........
Dampfkeſſel Rodberg...... . ..
Helvetia Konſervenfabrik. . ...
Gebr. Lutz
Motorenfabrik Darmſtadt ....
Gebr. Roeder ..............."
Venuleth & Ellenberger ......
Growag. . . .. ...
-
1
2 Jarmstadt Fernsprecher 1308, 1309 Aktien / Renten / Delisen / Sorten 1 Luisenplatz 24. 9. 26. 9. 40000 35000 56000 48000 39000 86000 130000 180000
80000
600000
A—
40000 175000
60000
450000
44000 40000
32000 35000
35000 al 38000 45000 275000 15000 90000 zl 380000 — —B 250000 . 165000 3000 — 350000 D — — 300000 65000 — — 55000 50000 70000
140000 80000
110000 210000 200000 270000 250000 270000 260000 270000 250000 270000 210000 250000 250000 —S 290000 250000 189000 100000 — G 2 — 970000 275000
n 220000 375000 375000 375000 350000 140000 2 38000 40000 13000 16000 45000 45000 — — 25000 400000 450000 — 80000 — 55000 75000 95000 27000 42000 9900 50000 50000 50000 175000 21000 00000 85000 75000 200000 15000 [ ← ][ ]
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
46)
Als Philipp zehn Minuten ſpäter in die Halle des Hotels
kam, fand er den Grafen von Punta Hermoſa und Senjor
Eſte=
ban vor, die auf ihn warteten. Lächelnd ging er auf ſie zu. Der
Graf von Punta Hermoſa erhob ſich und kam ihm entgegen.
Zum erſten Male und mit einiger Ueberraſchung bemerkte
Philipp hierbei, daß er hinkte.
„Kann ich mit Ihnen ſprechen, Profeſſor?”
„Mit größtem Vergnügen.”
Sie gingen in eine Ecke des Raumes, während Senjor Eſte=
Ean in ſeinem Klubſeſſel ſitzen blieb.
„Wenn ich vorgebracht habe, was ich auf dem Herzen habe,
Profeſſor, werden Sie mich entweder für verrückt halten oder
für grenzenlos unverſchämt.”
Philipp zog die Augenbrauen in die Höhe.
„Ich verſtehe nicht, aber ich bin vom Gegenteil überzeugt.”
„Sehen Sie, die Sache iſt die, daß Kapitän Dupont heute
nachmittag ein gutes Geſchäft machte, als er unſer Angebot
ab=
wies und bei Ihrem blieb. Der Lohn der Redlichkeit könnte
man ſagen.
„Wieſo?‟
„Wir hätten ihn nicht bezahlen können.”
Philipp ſtarrte den Grafen an, um zu ſehen, ob er ſcherzte.
Aber nein, es ſchien Ernſt zu ſein. Allerdings lächelte er leiſe,
aber dieſes Lächeln ſchien eher eine Bitte um Entſchuldigung
als ſonſt irgend etwas. Nicht bezahlen können!
„Sie ſcheinen mich nicht zu verſtehen,” ſagte der Graf ruhig.
„Wir hätten Kapitän Dupont nicht bezahlen können, oder
rich=
tiger geſagt, jetzt nicht bezahlen können, vielleicht in Minorca.”
„Vielleicht in Minorca?” wiederholte Philipp mechaniſch,
„Je nachdem, was die Rebellen von meinen Gütern übrig
laſſen ..
Graf von Punta Hermoſa hielt mitten im Satze inne und
warf Philipp einen raſchen Blick zu, wie um zu ſehen, welche
Wirkung dieſe Worte auf ihn hatten. Da Philipp, den Kopf
noch voll von der Entdeckung, die er über ſeine Reiſegenoſſin
gemacht, kaum Raum für andere Gedanken hatte, deutete nichts
in ſeinem Geſichte an, daß er an den Worten des Grafen etwas
Ungewöhnliches gefunden hatte; und mit einem Achſelzucken
fuhr dieſer fort:
„Nun wohl, Sie begreifen, daß, was heute nachmittag für
den Kapitän Dupon galt, auch jetzt für Sie gilt. Ich hatte nicht
den Mut, es zu geſtehen, als ich vor einer Stunde mit Ihnen
ſprach, — richtiger geſagt, ich gedachte es zu machen wie gewiſſe
Paſſagiere auf Amerikaſchiffen, einſteigen und mich dann von
Ihnen ins Waſſer werfen laſſen, wenn Sie wollen. Aber als
Sie mich zum Mittageſſen einluden, weckten Sie mein
Gewiſſen".
Philipp brach in ein Lachen aus, das herzlichſte ſeit langer
Zeit, er empfand eine plötzliche unwiderſtehliche Sympathie für
dieſen reckenhaften Herrn, der ihn jetzt mit emporgezogenen
Augenbrauen und einer luſtigen Grimaſſe um den Mund
betrachtete.
„Graf,” ſagte er. „Gott ſei Dank, konnte ich Dupont eine
Woche im vorhinein bezahlen, und eventuell kann ich noch eine
Woche begleichen. Machen Sie ſich keine Sorgen! Wir ordnen
die Angelegenheit, wann Sie wollen, und laſſen Sie uns zum
Mittageſſen gehen! Ich ſehe Madame die Stiege
herunter=
kommen.”
„Aber wenn die Rebellen alles vernichtet haben, was ich
beſitze, was dann, Profeſſor?”
„So habe ich das Vergnügen Ihrer Geſellſchaſt, und wir
wollen ſie zuſammen lehren, vor der Preſſe zu zittern!“
Philipp nahm ſeinen Gaſt unter den Arm, winkte Senjor
Eſteban, der ſie von ſeinem Klubſeſſel aus unruhig beobachtet
hatte, und führte die beiden Herren ſeiner geheimnisvollen
Reiſegefährtin zu.
Es war etwas über zehn Uhr, als zwei Droſchken eine
Ge=
ſellſchaft von vier Perſonen am Oſtmolo des Hafens von
Mar=
ſeille abſetzten. Einen älteren Herrn mit goldgefaßtem Kneifer,
einen ſehr großen Herrn, der hinkte, einen ſchwarzen Herrn in
graugrünem Ulſter und eine Dame in Reiſetoilette. (Ftſtzg. folgt.)
STATT KARTEN.
Die Verlobung meiner Tochter Meine Verlobung mit Fräul.
Marie mit dem Kaufmann Hrn. Marie Ulrich, Tochterdes ver-
Hans Determann, Leutnant storb. Brauereibesitzers Herrn
d. Res. a. D., gebe ich hiermit / Christtan Ulrich und seiner
Ge-
bekannt.
Marie Ulrich Wwe.
geb. Baartz
Darmstadt, Heidelbergerstr. 14
Empfang: Sonatag, den 30. Sept. 23
September 1923
mahlin Marte, geb. Baartz, zeige
ich an.
Hans Determann
Hannover
Haarstraße 8 B
Johanna Haas
Leo Kaufmann
VERLOBTE
Darmstadt
Mannheim
Bessungerste. 7
IIrersheim
Zu Hause: Samstag u. Sonntag,
25581) 6. u. 7. Oktober.
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Heute verſchied nach kurzer
Krankheit im 94. Lebensjahre unſer
lieber Vater, Schwiegervater,
Großvater, Urgroßvater, Schwager
und Onkel
7651
Heinrich Traſer
Bahnwärter i. R.
Arheilgen, 26. Sept. 1923.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Freitag, den
28 Sept , nachm4 Uhr, vom
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Bekanntmachung.
Für die Steuerpflichtigen des II. und
III. Steuerbezirks wird von Freitag, den
28. September 1923 ab die Erhebung
der Einkommenſteuer, Vermögensſteuer,
Rhein=Ruhr=Abgabe, Kirchen= und
Kultus=
ſteuer in den Kaſſenräumen der
Finanz=
kaſſe in der Alexanderkaſerne dahier vor=
(765
genommen.
Steuerbezirk iſt dasſelbe wie
Polizei=
bezirk.
Für die Steuerpflichtigen, die im
II. Steuerbezirk wohnen, erfolgt die Er
hebung der vorgenannten Steuern im
Zimmer Nr. 36 und für die
Steuer=
pflichtigen, die im III. Steuerbezirk
wohnen, in Zimmer Nr. 43 der
Infanterie=
kaſerne, Alexanderſtraße.
Darmſtadt, den 26. September 192,
Finanzamt Darmſtadt—Stadt.
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