Darmstädter Tagblatt 1923


26. September 1923

[  ][ ]

Anzeigenſchlüſſel 30000.

Einzelnummer 800000 Mark

Bezugspreis:

Bei wöchentl. 7 maligem Erſcheinen (freibleibend) monat=
h
6910000M. und 59/0h 10 M. Abtragegebühr Abholen
7030000, durch die Agenturen 750001 0 M. frei Haus. Be=
ſiellungen
nehmen entgegen: die Geſchäfteſielle Rhein=
ſir
. 23 (Fernſprecher 1, 3390 u. 2391), die Agenturen un
alle Poſtämter. Verantwortichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſimmten Tagen wird nicht übernom=
men
. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kür=
zung
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtel=
lungen
durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
poſiſcheckonto: Frankfurt a. M. 4301.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
(
Morgenzeitung der Tandeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 266 Mittwoch, den 26. September 1923 186. Jahrgang

Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadi 200 Mark,
Finanz=Anzeigen 300 Mark, Reklamezeile (92 mm
breit) 1050 Mark. Anzeigen von auswärts 300
M.
Finanz=Anzeigen 450 Mark, 92 mm breite Reklame=
zeile
4350 Mark. Dieſe Preiſe ſind mit der jeweils
gültigen Schlüffelzabl zu multiplizieren. Ir
Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik
uſw., erliſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigenaufträge und Leſung von Schadenerſatz.
Bel Konkurs oder gerſchtlicher Beitreibung fällt
jeder Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.

Vor der Aufgabe des paſſiven
Widerſtandes.
Lebereinſtimmung zwiſchen dem Reich und den Länderm
Berlin, 25. Sept. (Wolff.) Heute mittag hat eine ge=
meinſame
Beſprechung der Miniſterpräſidenten
der deutſchen Länder mit dem Reichskabinett
über die Frage der Stillegung des paſſiven
Widerſtandes ſtattgefunden. Nach einer Darlegung des
Reichskanzlers brachten die Vertreter der Länder ihre Auffaſſung
zum Ausdruck. Es ergab ſich vollkommene Ueberein=
ſtimmung
darüber, daß der paſſive Widerſtand aus
innerpolitiſchen und vor allem finanziellen
Gründen abgebrochen werden muß. Ebenſb war
man übereinſtimmend der Anſicht, daß es die Sache und Auf=
gabe
der Reichsregierung ſei, den Abbruch des
paſſiven Widerſtandes in einer der Würde und
Ehre des deutſchen Volkes entſprechenden Weiſe
vorzunehmen. Gegenüber etwaigen Verſuchen, die Einheit
des Reiches anzutaſten, bekunden alle verantwortlichen Leiter
der deutſchen Länder den feſten Willen, die Einheit des Reiches
als ein unantaſtbares Gut der Nation zu bewahren und zu ver=
teidigen
.
Heute abend wird ſich das Reichskabinett zu einer
Sitzung verſammeln, in der die endgültigen Beſchlüſſe
gefaßt werden ſollen. Morgen nachmittag wird der Auswär=
tige
Ausſchuß zu einer Sitzung zuſammentreten, in der die
gegenwärtige Lage beſprochen wird und in der der Reichs=
kanzler
wahrſcheinlich ausführliche Mitteilungen
über die Entſchlüſſe der Reichsregierung ab=
geben
wird.
Die Vollſitzung des Reichstags, die für morgen
angeſetzt worden war, wurde auf Donnerstag nachmit=
tag
3 Uhr verſchoben.
Ein Rundtelegramm der Reichsregierung.
Berlin, 25. Sept. (Wolff.) Die Reichsregierung hat fol=
gendes
Rundtelegramm erlaſſen:
Reichsbeamten ausſchließlich den Anordnungen der Reichsregie=
rung
Folge zu leiſten. Etwa erforderliche Notverordnungen über Widerſtandes auf innerpolitiſchem Gebiet ha=
ihre
Dienſtpflichten erläßt der Herr Reichspräſident.

Die Fraktionsführer beim Reichskanzler.

* Berlin; 25. Sept. (Priv.=Tel.) Heute nachmittag ver=
ſammelten
ſich die Führer der Reichstagsfraktionen im Reichs=
kanzlerpalais
. Der Reichskanzler führte aus, welche innerpoli=
tiſchen
und finanziellen Beweggründe die Reichsregierung zu
ihrer von den Vertretern der beſetzten Gebiete gebilligten Auf=
den
müßte. Er hob dabei hervor, daß die ſchweren Opfer der
Bevölkerung an Rhein und Ruhr in den letzten neun Monaten
nicht umſonſt gebracht worden ſeien, daß aber die durch ſie ge=
ſchmiedete
Waffe des paſſiven Widerſtandes ſich gegen das deut=
ſche
Volk ſelbſt zu wenden drohe. Aus den finanziellen Verhält=
niſſen
des Reiches, deren zwingendem Diktat man ſich nicht länger
entziehen könn=, müſſe man die Folgerungen ziehen und den
paſſiden Widerſtand beenden. Die Fraktionsführer ſchloſſen ſich
dieſen Ausführungen des Reichskanzlers an, mit Ausnahme des
Führers der Deutſchnationalen Volspartei, der den paſſiven
Widerſtand durch ſchärfere Maßnahmen zu übertrumpfen
wünſchte.

Bayeriſche Preſſeſtimmen zur Aufgabe
des paſſiven Widerſiandes.

TU. München, 25= Sept. Zur Aufgabe des paſſiven Wider=
ſtandes
ſchreibt der Bayeriſche Kurier: Der Druck von
links, dem der Reichskanzler Cuno weichen mußte, konnte ſich in
keiner anderen Richtung auswirken als in der reſtloſen Kapitu=
lation
vor der franzöſiſchen Politik. Man kann Dr. Streſemann
perſönlich keinen Vorwurf daraus machen, daß er das Fazit
aus der zwangsläufigen Entwicklung der Dinge gezogen hat.
Man wird ihm vielmehr die Anerbennung nicht verſagen kön=
nen
, daß er das Odium dieſer Kanzlerſchaft der Kapitulation auf
ſich nahm. Die Schuld trifft nicht ihn. Es iſt die Konſequenz
der falſchen Einſtellung der ganzen nachrevolutionären Politik,
die immer nach London ſah. Das iſt die einzig mögliche Forde=
rung
: Mit den mächtigen Gegnern einen Ausgleich zu ſuchen,
um wirtſchaftlich wieder emporzukommen.
Die Münchener Zeitung bringt unter dem Titel Der
Anfang vom Ende eine kurze Stellungnahme, in welcher zu=
nächſt
gemeldet wird, daß man die Entſcheidung über die Auf=
gabe
des paſſiven Widerſtandes in die Hand der Ruhrvertreter
legte, was nicht als zweckmäßig und gut angeſehen werden könne.
Wenn Dr. Streſemann Andeutungen darüber machte, daß man
keine territor alen Zugeſtändniſſe von Deutſchland verlangen
würde, ſo würde dieſer Verſuch, die Dinge, auf die es ankomme,
zu verſchieben, auf das deutſche Volk keinen Eindruck wachen.
Die Franzoſen würden nicht ſo blöde ſein, jetzt mit territorialen
Anſprüchen hervorzutreten, da ſie ja bis auf weiteres ſowieſo
die beati possidentes ſeien. Im übrigen ließen ſie die Zeit für
ſich arbeiten.
Die Reparationsfrage.

ag, 25. Sept. (Wolff.) Die Leitung der Vereini=
für
den Völkerbund und den Frieden nahm eine Re=
an
, wonach die niederländiſche Regierung aufge=
rt
werden ſoll, einen Weg ausfindig zu machen, auf dem
purationsfrage vor den Völkerbund gebracht
f andere Weiſe zum Gegenſtand friedlicher internationa=
atung
gemacht werden kann.

Vom Tage.
Das Verſammlungsverbot, in Baden iſt wieder
aufgehoben worden, nachdem die Ruhe und Ordnung im Lande
und im öffentlichen Leben wiederhergeſtellt iſt.
Der amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit: Mit Zuſtimmung
des Reichsarbeitsminiſters hat der preußiſche Miniſter üfr Volkswohl=
fahrt
unter dem 19. September angeordnet, daß alle auf dem Ge=
biete
des Wohnungsmangels bisher erlaſſenen
Anordnungen, insbeſondere die auf einem Endtermin befriſteten
bis zum 31. Oktober 1923 weiter in Kraft bleiben. Die Anordnung
wird in der Preußiſchen Geſetzſammlung und im Preußiſchen Reichs=
und Arbeitsanzeiger veröffentlicht.
Der Deutſche Gewerkſchaftsbund iſt geſtern vormit=
tag
im Sitzungsſaale des vorläufigen Reichswirtſchaftsrates zu ſeiner
diesjährigen Herbſttagung zuſammengetreten. Der Deut=
ſche
Gewerkſchaftsbund wird zu allen ſchwebenden wirtſchaftlichen und
politiſchen Fragen Stellung nehmen. Die Mitglieder des Deutſchen
Gewerkſchaftsbundes aus dem Ruhrgebiet ſind in großer Anzahl er=
ſchienen
.
In Bukareſt iſt ein Putſchverſuch aufgedeckt worden,
an dem nach Mitteilungen aus Klauſenburg außer mehreren aktiven
Generalen auch mehrere geweſene Miniſter und Univerſitätsprofeſſoren
beteiligt waren. Der Putſch hätte anläßlich der Reiſe des Königs zur
Wareumuſtermeſſe in Temesvar erfolgen ſollen. Der Außenminiſter
Buca wurde nach Sinai berufen. Es ſollen Veränderungen in der
Regierung und Generalität bevorſtehen.
Die Mitglieder des amerikaniſchen Schiffahrtsamtes teilten Coo=
lidge
mit, daß ſie bei näherer Prüfung nicht, imſtande ſind,
einen Plan für eine nutzbringende Verwendung der Re=
gierungshandelsflotte
aufzuſtellen.
Reuter meldet aus Teheran: In Budjrurd (Provinz Choraſ=
ſan
) wurden durch ein Erdbeben am Donnerstag mehrere
Dörfer vollſtändig zerſtört. 123 Perſonen wurden getötet und
etwa 100 verletzt. Die Erdſtöße dauern noch an.

Dollarkurs Berlin.. 121 300000
abends 6/. Uhr: Frankfurt 110 275000

Paris und der paſſive Widerſtand.
TU. Paris, 25. Sept. Die Pariſer Morgenblätter melden
in großer Aufmachung, daß die deutſche Regierung, den
Verzicht auf den paſſiven Widerſtand beſchloſ=
ſen
hat. Die Nachricht wird in den Kommentaren der Blätter
freudig begrüßt. Ein Teil der Preſſe zollt dabei der mutigen
Entſchloſſenheit Streſemanns Anerkennung und betont, daß
Deutſchland durch die Fehler der früheren Kabinette und beſon=
ders
durch die wahnſinnige Politik Cunos in dieſe peinliche Lage
Im Falle innerer Unruhen haben alle Reichsbehörden und geraten ſei. Im Vordergrunde des Intereſſes ſtet die Frage,
welche Virkung die Einſtellung des paſſiven
ben wird. Die extrem nationaliſtiſchen Organe, die Deutſch=
lands
Feſthalten am Widerſtand bis zum völligen Zuſammen=
bruch
gewünſcht haben und jetzt eindringlich vor der angeblichen
Verſchlagenheit des Reichskanzlers warnen, verbergen nicht, daß
ſie große Hoffnung auf einen Putſchverſuch der
Deutſchnationalen ſetzen. Die gemäßigte Preſſe hofft
dagegen, daß die Ruhe in Deutſchland nicht geſtört wird und die
endgültige Regelung der Reparationsfrage endlich erfolgen kann.
Petit Pariſien bemerkt, die Einſtellung des Widerſtan=
gabe
gebracht habe, daß der paſſive Widerſtand aufgegeben wer= des werde es Frankreich und Belgien ermöglichen, in Ver=
handlungen
mit Deutſchland einzutreten. Gleichzeitig
würden eingehende Beſprechungen mit den Verbündeten erfor=
derlich
ſein. Man dürfte hoffen, daß es jetzt zur endgülti=
gen
Regelung der Reparationsfrage komme.
Das Oeuvre betont den Mut Streſemanns und erklärt,
zum erſten Male zeige ſich ein Kanzler der deutſchen Republik
ſähig, als wirklicher Regierungschef zu handeln. Hoffentlich ſei
Frankreich für die bevorſtehenden Verhandlungen ausreichend
vorbereitet.
Die Fournee induſtrielle, führt aus, Poincaré
werde ſich jetzt vor eine ungeheuer ſchwierige Aufgabe geſtellt
ſehen. Ganz Curopa blicke auf ihn. Er beherrſche die Si=
tuation
. Tie Hauptſache ſei jetzt, nichts zu
überſtürzen.
Der Figaro bezeichnet die Verblendung des Kabi=
netts
Cuno, das Deutſchland ohne Sinn und Verſtand furcht=
baren
Leiden preisgegeben habe, als Zeichen einer bei=
ſpielloſen
Unfähigkeit. Das Blatt meint, wie unglück=
lich
die Lage verfahren ſei, gehe daraus hervor, daß die Rück=
kehr
zu dem Zuſtand Mitte Januar als Fortſchritt empfunden
werde.
Der Matin erklärt, wenn das deutſche Volk in ſeiner großen
Mehrheit die limtriebe der Rechtsradikalen und der
Linksradikalen ablehne, werde Deutſchland nunmehr durch
loyale Erfüllung ſeiner Verpflichtungen ſeinen normalen Platz
unter den europäiſchen Nationen wiedererlangen.
Das Echode Paris ſchreibt: Die Regierung Stre=
ſemann
, fei ſie, obzwar ſie die Verantwortung für die Kapitu=
lation
übernommen habe, die Regierung, mit der Frank=
reich
über das neue Reparationsregime, zu verhandeln
hätte? Die Regierung, mit der Frankreich dieſe wichtige Frage
zu verhandeln haben würde, habe ſie das Recht und die Macht
im Namen, des geſamten deutſchen Volkes zu ſprechen? Man
werde Streſemann nach ſeinen Taten beurteilen.
Streſcmann werde offen von General Luden=
dorff
und den bayeriſchen Anhängern Hittlers bedroht.
Werde er ſie niederhalten können? Das ſei eine erſte Frage. Dieſe
Aenderung der Haltung der deutſchen Regierung werde ſich
wahrſcheinlich durch Unruhen zeigen, weil ſie unter an=
derem
die vollſtändige Einſtellung der Unterſtützun=
gen
nach ſich ziehe. Frankreich müſſe alſo wachſam bleiben, da=
mit
durch dieſe Unruhen nicht eine neue, viel ſubtilere Offenſive
als die alte Offenſive gegen es ergriffen werde. Um aus dem
Ruin eine neue Ordnung herzuſtellen, ſei es notwendig, daß
die beſetenden Mächte unverzüglich mit dem
Deutſchen Neich eine Art proviſoriſche Rege=
lung
treifen, oder, wenn man wolle, einen Waf=
fenſtillſtand
, für deſſen Abſchluß die Vertreter in Kob=
lenz
und Hüſſeldorf die geeigneten Männer, ſeien.
So werde der Weg freigemacht, der zu einer endgültigen Rege=
lung
führe.

Entſcheidung.
Daß mit der Einſtellung des paſſiven Widerſtandes an
Rhein und Ruhr zu rechnen war, wußte man bereits ſeit einiger
Zeit. Nicht überraſchend kommt alſo der Entſchluß der Reichs=
regierung
, der nun auch die Zuſtimmung der Miniſterpräſidenten
der Länder gefunden hat. Ueberraſchen konnte es auch nicht, daß
die nach Berlin berufenen Vertreter der Rhein= und Ruhrbevöl=
kerung
ſich der Auffaſſung der Berliner Regierung anſchloſſen.
Unſäglich bittere Gefühle wollen uns überkommen, während die
Pariſer Preſſe Triumphgeſänge anſtimmt.
Und doch heißt es gerade jetzt wehr denn je, die Nerven nicht
zu verlieren. Die Aufgabe des paſſiven Widerſtandes iſt gewiß
von allerſchwerſter Bedeutung, die endgültige Entſcheiduna iſt
damit jedoch noch keineswags gefallen. Unter vier Vorausſetzun=
gen
hat man ſich entſchloſſen, den paſſiven Widerſtand aufzu=
geben
: Freilaſſung der Gefangenen und Verurteilten, Erlaubnis
zur Rückkehr aller Ausgewieſenen, Wiederherſtellung des freien
Grenzverkehrs zwiſchen dem beſetzten und unbeſetzten Gebiet und
Nichtantaſtung der deutſchen Hoheitsrechte im beſetzten Gebiet.
Auch die heute oder morgen zu erwartende Kundgebung der
Reichsregierung wird zum klaren Ausdruck bringen müſſen, daß
nur wenn Frankreich binnen kurzem dieſe Vorausſetzungen er=
füllt
, mit einer Wiederkehr halbwegs geordneter Zuſtände an
Rhein und Ruhr gerechnet werden kann, und daß im anderen
Fall, wie dies ja auch ton den Vertretern der betroffenen Ge=
biete
ſcharf betont wurde, der paſſive Widerſtand in ganz kurzer
Zeit automatiſch wieder aufflammen werde. Die Tatſache, daß,
wie wir hören, die Beſchlüſſe über den Abbau des paſſiven
Widerſtandes keineswegs einſtimmig gefaßt worden ſind, daß
vielmehr eine Reihe maßgebender Vertreter des beſetzten Ge=
bietes
ihre größten Bedenken gegen einen vorzeitigen Ab=
bruch
des paſſiven Widerſtandes zum Ausdruck gebracht haben,
weiſt zur Genüge darauf hin, mit welchen Möglichkeiten zu rech=
nen
iſt, falls die Franzoſen die erwähnten vier Vorausſetzungen
nicht erfüllen ſollten. Einſtimmig wurde vorgeſtern der Regie=
rung
gegenüber zum Ausdruck gebracht, daß die Ruhrbevölkerung
den paſſiven Widerſtand nur deshalb aus der Hand gebe, weil
im Augenblick ſeine Waffe untauglich geworden ſei, daß ſie aber
den Kampf mit allen ihr zur Verfügung ſtehenden
Mitteln weiterführen werde. Die Bevölkerung an Rhein
und Ruhr erwartet, daß die Reichsregierung niemals einen
Vertvag unterſchreiben werde, der Rhein und Ruhr vom Reiche
löſen oder auch nur die deutſche Hoheit über dieſe Gebiete in
Frage ſtellen könnte. Nicht bei uns liegt alſo die nächſte Ent=
ſcheidung
, ſondern bei den Franzoſen. In dieſer Beziehung iſt
allerdings keinerlei Optimismus angebracht. Oder glaubt wirk=
lich
jemand, daß Herr Poincaré die deutſchen Forderungen
annehmen wird?
Dann aber iſt der Augenblick gekommen, in dem die deutſche
Regierung entſcheidende Schritte zu tun hat. Dann wird man in
Berlin aus der Erkenntnis, daß eine Kapitulation das Ende des
Reiches bedeuten würde, die Konſequenzen ziehen wüſſen, dann
wird das deutſche Volk ſich vor ernſteſte Entſcheidungen geſtellt
ſehen. An Rhein und Ruhr aber wird man die Gewißheit
haben dürfen, daß kein fremder Eroberer jemals die unlöslichen
Bande zerreißen kann, welche dieſe urdeutſchen Lande mit der
Volksgeſamtheit verbinden.

Deutſche Noten an Frankreich und Belgien?
* Paris, 25. Sept. (Priv.=Tel.) Der Korreſpondent der
Chicago Tribune meldet heute nacht aus Berlin: Die Erklärung
der Regierung, in der die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes
angekündigt werden ſoll, wurde geſtern abend im Rheinland und
im Ruhrgebiet von den politiſchen und induſtriellen Führern
einſchließlich Hugo Stinnes und dem Vorſitzenden der Arbeit=
geberverbände
erwartet. Sie wird am Mittwoch veröffentlicht
werden und vom Präſidenten Ebert und dem Reichskanzler Dr.
Streſemann unterzeichnet ſein. Danach wird eine Note an die
franzöſiſche und belgiſche Regierung gerichtet werden, um dieſen
beiden Regierungen das Ende des paſſiven Widerſtandes mit=
zuteilen
.
Die Koſien des Ruhrkampfes.
Berlin 25 Sept. (Wolff.) In einem Vortrag des badi=
ſchen
Miniſters Köhler wird die Aufgabe des paſſiven
Widerſtandes damit begründet, daß das Deutſche Reich es
nicht ertragen könne wenn wöchentlich 1000 Billionen Mark für
den Ruhrkampf ausgegeben würden. Man erklärt hierzu, daß
die Summe, die der Ruhrkampf erfordert, ein Vielfaches der von
dem Miniſter angegebenen Summe iſt. Fürdie kommende
Woche erfordert der Ruhrkampf, wie der Reichskanz=
ler
den Veitretern der politiſchen Parteien auf Grund der Auf=
zeichnungen
des Reichsfinanzminiſters mitgeteilt hat, den Be=
trag
von &000 Billionen. Dieſe Summen, die den Wäh=
rungszerfall
in Deutſchland herbeigeführt haben, haben den
Hauptgrund für den Entſchluß der Reichsregierung abgegeben.
Ausweiſungen bis zur letzten halben Stunde.
m. Wiesbaden, 25. Sept. Mit der Ausweiſung beſon=
ders
im Vordergrund des öffentlichen Lebens ſtehenden Perſön=
lichkeiten
fahren die Franzoſen fort. Wie der Kommandant ſich
äußerte, werden die Ausweiſungen noch bis zur letzten halben
Stunde ausgeführt werden. Geſtern wurden ausgewieſen der
Landtagsabgeordnete Stadtrat Haaſe (Soz.), der Syndikus der
Handelskammer Dr. Otto, Stadtrat Noll (Soz.) und Gewerk=
ſchaftsſekretär
Lieſer,

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Mittſooch, den 2G. September 1923,
Rummer 26G.
Seite 2.
digen, den die auf Weltanſchauungen gegründete politiſche Oppo=
Sanktionen.
Die Auffaſſung der franzöſiſchen Regierung.
ſition für unſer Land beſitzt. Wir rechnen nicht mit Uebertritten

* Paris, 25. Sept. (Priv.=Tel.) Havas meldet: Das Außen=
miniſterium
teilt mit, der franzöſiſche Botſchafter habe bisher
keine amtliche Mitteilung über die Einſtellung des paſſiven Wi=
derſtandes
im Ruhrgebiete erhalten. Deutſchen Blättern zufolge
oll die Entſcheidung der Regierung in einer öffentlichen Erklä=
rung
mitgeteilt werden, welche auch den Beſatzungsbehörden
mitgeteilt werden ſoll. Die Widerrufungder Verord=
nung
über den paſſiven Widerſtand werde gewiß
eine neue Lage ſchaffen und die Eröffnung von Ver=
handlungen
zwiſchen Deutſchland und den Alli=
ierten
ermöglichen. Es ſei wahrſcheinlich, daß Poincaré,
der heute abend in Paris eintreffen werde, vor allem mit den
belgiſchen Miniſtern Theunis und Jaſpar Ver=
handlungen
pflegen werde.
Weitere Pariſer Stimmen.
Paris, 25. Sept. (Wolff.) Der Gaulois ſpricht in Be=
zug
auf das geſtern in Berlin ausgegebene Kommuniqué von
einem Schwanengeſang. Das Blatt erwartet daß keine
Unruhen in Deutſchland ausbrechen werden, denn es ſei wün=
ſchenswert
, daß das Deutſche Reich nicht der Anarchie und dem
Bürgerkrieg in dem Augenblick ausgeliefert werde, in dem es
ſich dazu entſchließe, ſeine Verpflichtungen zu erfüllen. Der Pro=
teſt
der Opponierenden werde umſo vergeblicher ſein, wenn ſie
wüßten, daß Deutſchland keine Wahl der Mittel beſitze, um aus
der Sackgaſſe herauszukommen, in die es ſich ungeſchickter
Weiſe begeben habe. Die innere Politik allerdings werde bei
dieſer Frage eine beherrſchende Rolle ſpielen. Der Gaulois
weiſt in dieſer Gedankenrichtung auch auf die ſeparatiſtiſche
Bewegung hin und erklärt, Frankreich möge unter keinem
Vorwand in dieſe Manifeſtation eingreifen, um nicht jenen Ar=
gumente
zu liefern, die nicht nur in Deutſchland, ſondern auch
anderwärts behaupteten, es unterſtütze einen ſeparatiſtiſchen
Verſuch, Frankreich müſſe ſich darauf beſchränken, den
Rheinländern die Freiheit zu ſichern, ihren Willen auf
Grund des Prinzips des Selbſtbeſtimmungsrechts
der Völker zum Ausdruck zu bringen.
Das nationaliſtiſche Echo de Paris meint, Frankreich
müſſe zunächſt einmal abwarten, ob das Kabinett Streſe=
mann
überhaupt die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes
überlebe und nicht durch Ludendorff und Hittler
vertrieben werde.
Die Libre Parole findet es unglaublich, daß die Leute,
die Deutſchland ins Unglück geſtürzt haben, überhaupt noch den
Mund öffnen dürfen, und bemerkt weiter, Frankreich habe
von inneren Wirren in Deutſchland nichts zu
befürchten, denn es könnedadurch nur gewinnen.
Herve führt im Leitartikel der Victoire aus, falls ein
Putſchverſuch der deutſchen Rechtsradikalen mißlinge, würde eine
erfreuliche Stärkung der Nepublik die Folge ſein. Im Falle
des Triumphes der Rechtsradikalen würde
ſich das Rheinland vom Reiche löſen. Fränkreich
könne die Ereigniſſe in Deutſchland ohne Sorgen abwarten.
Vor einer Erklärung Baldwins.
London, 25. Sept. (Wolff.) Wie der diplomatiſche Be=
richterſtatter
des Daily Telegraph meldet, wird Baldwin bei
dem morgigen Kabinettsrat eine Erklärung über die
Pariſer Zuſammenkunft abgeben. In einer Nede am
Donnerstag in Northampton wird er die internationale Lage
wahrſcheinlich nur berühren, und ſich hauptſächlich nur mit in=
nenpolitiſchen
Fragen befaſſen. Die Gelegenheit zu einer der=
artigen
Mitteilung wird wahrſcheinlich die Eröffnungsſitzung der
Reichskonferenz am Montag bieten.
TU. London, 25. Sept. Endgegen anderslautenden Mel=
dungen
wird der Premierminiſter bereits am Mittwoch im Kabi=
nett
wahrſcheinlich feſtſtellen, daß England die Beſetzung des
Ruhrgebietes als vollzogene Tatſache hingenommen habe, wenn
es ſie auch nicht billige. Er habe die Höhe der franzöſiſchen Repa=
rationsforderungen
anerbannt und eine Anleihe zur Wiederher=
ſtellung
Deutſchlands vorgeſchlagen unter der Bedingung, daß
Deutſchland gegen alle weiteren Gebietsbeſetzungen und Sank=
tionen
geſichert werde.
Italien und die Ruhrfrage.
TU. Rom, 25. Sept. Die italieniſche Preſſe folgt
der Entwicklung der Nuhrfrage mit ausführlichen Berliner und
Pariſer Telegrammen, enthält, ſich aber eigener Kommentare.
Die Regierung läßt ſich ſelbſt durch das Adriaproblem nicht von
der Ruhrfrage ablenken, die ſie als den Drehpunkt der euro=
päiſchen
Politik anſieht. Sie beanſprucht, auch in der neuen
Phaſe der Ruhrokkupation gehört zu werden. In wirtſchaftlicher
Beziehung fordert Italien die Beteiligung an der
Produktion unter Verhinderung jedes fremden
Monopols in der Geſtalt von Sonderabkommen
zwiſchen der franzöſiſchen und deutſchen Groß=
induſtrie
.

Bochum, 25. Sept. (Wolff.) In Bochum= Ehren=
feld
wurde wegen angeblicher Sabotageakte an der
Telephonleitung eine Reihe Sanktionen verhängt, ſo
eine Straßenſperre bis zum 29. September, von abends 8 bis
früh 6 Uhr, die Schließung ſämtlicher Kaffeehäuſer u. dgl. Der
Straßenbahnverkehr wurde auf verſchiedenen Linien ſtillgelegt.
Der Oberbürgermeiſter der Stadt Bochum wurde von der Be=
atzungsbehörde
beauftragt, die Täter namhaft zu machen, an=
dernfalls
weitere Sanktionen erfolgen würden.
Die Franzoſen in Mannheim.
Mannheim, 25. Sept. (Wolff.) Der franzöſiſche kom=
mandierende
General gibt durch Anſchlag am Schloß bekannt,
daß der Durchgang durch das Schloß zu gewiſſen
Tageszeiten dem Publikum wieder geöffnet iſt, insbeſon=
dere
für den Beſuch der Muſeen und der Bibliothek.
Keine neue Verkehrsſperre.
Der Verkehr zwiſchen dem beſetzten und un=
beſetzten
Gebiet.
TU. Frankfurt, 25. Sept. Wie uns mitgeteilt wird, ent=
behren
die umlaufenden Gevüchte von einer am 1. Oktober neu
eintretenden Grenzſperre zwiſchen dem beſetzten und unbeſetzten
Gebiete jeder Grundlage. An dieſem Tage werden lediglich die
bisherigen Brückenpäſſe außer Kraft geſetzt und neue ausgegeben.
m. Ludwigshafen, 25. Sept. Einer Mitteilung der
Rheinlandkommiſſion an das Bezirksamt Ludwigshafen iſt zu
entnehmen, daß ab 1. Okober 1923 alle jetzt gültigen Aus=
weiſe
im beſetzten Gebiet, Viſums oder Paſ=
ſierſcheine
ihre Gültigkeit verlieren. Sie wer=
den
durch neue erſetzt, wofür folgende Gebühren
in Goldmark zubezahlen ſind:
1. Viſum für Grenzverkehr 0,25 Goldmark,
2. ſonſtige Viſa 0,50 Goldmark,
3. Paſſierſchein 5 Goldmark.
Wer nur ein Verkehrsviſum für die Ludwigshafener Rhein=
brücke
nachlöſen will, muß ſich von ſeinem Bürgermeiſteramt
eine laufende Nummer geben laſſen, worauf das Bürgermeiſter=
amt
die erforderlichen Angaben über die Auslieferung der ver=
langten
Viſa machen wird. Die Zeitdauer der Erlaubnisſcheine
dauert höchſtens ſechs Monate; Grenzviſa können für ein Jahr
Gültigkei haben. Ueber die Ausgabe der neuen Ver=
kehrsausweiſe
wird folgendes beſtimmt: Den Vorrang
haben:
1. Die Lebensmittelberſorgung.
2. Die Arbeiter und Angeſtellten.
Die Zahlung in Goldmark hat ſofort zu erfolgen. Die Bür=
germeiſterämter
haben für jede Firma eine Liſte mit Angaben
von Namen, Beruf, Adreſſe und Nummer der Identitätskarte
des Geſuchſtellers einzureichen. Nach Prüfung dieſer Liſten
wird dann eine gleiche Anzahl Ausweiſe wie die in den Liſten
enthaltenen Namen ausgehändigt. Für dringende Fälle (Tod,
Krankheit uſw.) ſind die wirklich notwendigen Geſuche morgens
von halb 10 bis halb 12 Uhr einzureichen.
Der Block der Rechten.
TU. Berlin, 25. Sept. Von der Preſſeſtelle der Deutſch=
nationalen
Volkspartei wird mitgeteilt:
Die Reichsregierung iſt zur Kapitulation bedingungslos ent=
ſchloſſen
. Sie trägt die Verantwortung dafür und verlangt das
Einverſtändnis des Reichstags. Kann derart durch einen von
parlamentariſcher taktiſcher Rückſicht und Parteiegoismus geleite=
ter
Entſchluß der Fraktionen die Schickſalsfrage des deutſchen
Volkes entſchieden werden? Kann irgend eine Partei oder Frak=
tion
hierfür die Verantwortung übernehmen? Kann irgend eine
Fraktion dabei Fraktionszwang ausüben? Kann ſie dabei reak=
tionären
Kadavergehorſam von ihren Mitgliedern verlangen?
Wir haben von Anfang des Ruhrkampfes an uns bemüht, nicht
an die Partei, ſondern an Deutſchland allein zu denken. Deshalb
bewilligten wir trotz ſtarker grundſätzlicher Bedenken die letzte
ſchwerſte Dollarbelaſtung, deswegen unterſtützten wir das Kabi=
nett
Cuno, trotzdem es durchaus nicht diejenige Politik machte,
die wir für erforderlich hielten, deswegen erwarteten wir nicht
erſt die Taten des Kabinetts Streſemann, ſondern erklärten
unſer ſchärfſtes Mißtrauen, denn es konnte nach der ganzen Art
ſeiner Zuſammenſetzung und Entſtehung keine deutſche Politik
in unſerem Sinne machen.
Wir erwarten für uns von den Verhandlungen der Parteien
des Reichstages keine Löſung. Wir glauben aber einiges immer
noch erwarten zu dürfen von den aufrechten Männern unter den
Reichstagsmitgliedern, die alle parteipolitiſchen, wie alle perſön=
lichen
Rückſichten dem Vaterland und ſeiner Not zu opfern ent=
ſchloſſen
ſind. Trotz der großen Ausdrücke von einzelnen Per=
ſonen
und ganzen Organiſationen aus der Deutſchen Volkspartei,
trotz der heftigen Oppoſition, die aus den Reihen des Zentrums
und gerade aus der für dieſe Partei wichtigen Landwirtſchaft
gegen die Kapitulationspolitik erfolgten, trotzdem denken wir
nicht daran, aus dieſen Spaltungen und grundſätzlichen Mei=
nungsverſchiedenheiten
innerhalb anderer Parteien etwa Vor=
teile
für unſere Partei zu ſuchen. Wir wiſſen den Wert zu wür=

zu unſerer Partei, denn wir wiſſen, daß im Augenblick der Ge=
fahr
bein Mann die Fahne wechſelt. Wir rechnen allerdings da=
mit
, daß wir jetzt in den Neihen der anderen bürgerlichen Par=
teien
weitgehendſtes Verſtändnis für unſere Politik finden, die
ſeither als Kataſtrophenpolitik verſchrien wurde, die aber doch die
einzige iſt, die die endgültige Kataſtrophe verhindern kann. Wir
ſind ſtets für eine Arbeitsgemeinſchaft eingetreten, die wir den
Block der Rechten nennen. Er iſt jetzt das Gebot der Stunde,
Er muß kommen! Er muß kommen, die Freiheit zu retten!

Die Lage in Bulgarien.
Mißlingen der kommuniſtiſchen Aufſtands=
verſuche
.
Sofia, 24. Sept. (Wolff.) Die bulgariſche Telegraphen=
agentur
meldet: Am 22. September ſowie in der folgenden Nacht
herrſchte im allgemeinen Ruhe. Vereinzelte Zwiſchenfälle ſchei=
nen
die letzten Verſuche der Kommuniſten darzu=
ſtellen
. So näherten ſich in der Nacht zum 23. September etwa
400 Kommuniſten der Stadt Burgas. Sie wurden jedoch zer=
ſtreut
und ließen Tote und 18 Gefangene zurück. In derſelben
Nacht wurde eine kleine Gruppe Kommuniſten, die aus dem
Gebirge herabgeſtiegen war, und die das Munitionslager außer=
halb
der Stadt Sliven anzugreifen ſuchte, mit leichter Mühe
zerſtreut.
Nach dem Mißlingen der kommuniſtiſchen
Aufſtandsverſuche in Südbulgarien ſind Beſtrebungen
der kommuniſtiſchen Führer bemerkbar, im nördlichen Teile Bul=
gariens
Unruhen hervorzurufen. In der Gegend von Popowo
ſpurde das Sowjetregime in einem Dorfe ausgerufen. Von der
Regierung werden energiſche Maßnahmen ergriffen, um die Be=
wegung
zu unterdrücken. Eine Gruppe von Kommuniſten, die
ſich in Dupnitza feſtzuſetzen ſuchte, wurde dort in einem Ge=
ſchäftsviertel
eingeſchloſſen. Im übrigen Nordbulgarien iſt die
Lage ruhig. In dem Flecken Ferdinand in Nordbulgarien
riefen die Kommuniſten die Räterepublik aus, wo=
rauf
Truppenabteilungen gegen die Aufſtändiſchen entſandt wur=
den
. Eine weitere kommuniſtiſche Abteilung, die gegen Lom
vorrückte, wurde zerſtreut. In dem Dorfe Zlataritza im Bezirk
Tirnowo proklamierten 50 Kommuniſten das Sowjetregime,
entflohen jedoch bei den erſten Flintenſchüſſen der Truppen, die
zur Wiederherſtellung der Ordnung entſandt waren. In einigen
Dörfern des Bezirkes Schumla, woſelbſt das Sowjetregime pro=
klamiert
war, ſtellten die Behörden die Ordnung wieder her,
Ungariſch=tſchechiſches Uebereinkommen.
TU. Prag, 25. Sept. In Genf iſt zwiſchen dem tſchecho=
ſlowakiſchen
Außenminiſter Beneſch und dem ungari=
ſchen
Außenminiſter Bethlen ein vorläufiges Ueberein=
iommen
zu Stande gebracht worden, welches die Erledigung
der zwiſchen Ungarn und der Tſchechoſlowakei
ſchwebenden politiſchen und wirtſchaftlichen
Fragen zur Folge hat. Es wurde vereinbart, daß
1. zur Vermeidung von Grenzzwiſchenfällen
eine einheitliche Dienſtvorſchrift für die Grenzwachen feſtgeſetzt
wird. Die tſchechoſlowakiſchen Grenzſoldaten, die bei dem letz=
ten
Zwiſchenfall verwundet wurden, werden entſchädigt; ebenſo
die Hinterbliebenen eines Finanzmannes, der getötet wurde. Da=
gegen
widerruft die tſchechoſlowakiſche Regierung die Aus=
weiſung
ungariſcher Staatsbürger aus der Tſchechoſlowakei, die
als Zwangsmaßnahme verhängt worden war;
2. ſoll jetzt die Ratifizierung des Handelsver=
trages
und des Warenaustauſchübereinkommens
durchgeführt werden. Für Grenzüberſchreitung werden Erleich=
terungen
gewährt. Unter den weiteren Beſtimmungen befindet
ſich auch die Feſtſtellung der Einigung darüber, daß eine jede
Propaganda, die für die guten nachbarlichen Beziehungen hin=
derlich
wäre, unterdrückt werde.
Schnelle Juſtiz in Spanien.
TU. Madrid, 25. Sept. Die Kriegsgerichte fahren fort,
energiſch gegen die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vor=
zugehen
. Der Anſtifter des Ueberfalles auf die Sparkaſſe in
Terraſola (Provinz Barcelona) wurde bereits hingerichtet. Ein
bei Barcelona angehaltenes Automobil enthielt 30 Bomben; die
Inſaſſen wurden verhaftet und werden ebenfalls kriegsgerichtlich
abgeurteilt werden.
A.
Die Freiheit der Welt.
Eine Rede Coolidges.
Paris, 25. Sept. Auf dem zweiten Kongreß des amerika=
niſchen
Roten Kreuzes hat Präſident Coolidges ſeine erſte Rede
gehalten. Nach einer Meldung des Matin aus Waſhington er=
klärte
der Präſident, daß ſeine Anſicht nach Armeen und Flotten
zur Sicherheit der Staaten ebenſo notwendig ſeien, wie die Po=
lizei
und die Gerichte. Die Menſchheit könne ſie noch nicht ent=
behren
. Man ſtelle allerdings mit Genugtuung feſt, daß die
großen Nationen ſich dem Prinzip einer Einſchränkung näherten.
Er ſprach dann von dem Idealismus, der die amerikaniſche Po=
litik
leite, und erinnerte daran, daß die Amerikaner in den Krieg
gezogen ſeien, um die Freiheit der Welt zu retten.

Darmſtädter Erinnerungen.
Von Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.
(Nachträge.)
1. Schubart in Darmſtadt.

In der 1806 von ſeinem Sohne Ludwig Schubart aus ſeinem
Nachlaß herausgegebenen Skizzierten Geſchichte der Muſik
(Ideen zu einer Aeſthetik der Tonkunſt Wien 1806, S. 195 f.,
auch Geſammelte Schriften und Schickſale‟, Bd. 5, Stuttgart
1839, S. 2025) erwähnt der ſchwäbiſche Dichter und Muſiker
Chriſtian Schubart (17391791) auch Darmſtadt. Seine
Ausführungen gehen auf eigne Beobachtungen zurück. Wohl
nur wenige Stunden war er hier und zwar auf der Reiſe von
Mannheim nach München, die er im Oktober 1773 in Begleitung
des kurbayeriſchen Geſandten Baron von Leiden machte.
Der Zeitpunkt ſeines Aufenthaltes in Darmſtadt läßt ſich nicht
beſtimmt ermitteln. Das Darmſtädtiſche Frag= und Anzei=
gungsblättchen
Anno 1773 führt ihn nicht unter den ab= und
durchgereiſten Herrn Paſſagiers auf, wohl aber in Nr. 43 vom
25. Oktober einen Herrn Baron von Leiden aus Bayern, den
22. Oktober. Dieſen Tag darf man als Datum der Anweſenheit
Schubarts in Darmſtadt annehmen.
Der Hof in Darmſtadt erſchien Schubart wegen ſeiner ganz
vortrefflich eingerichteten Kriegsmuſik bemerkenswert.
So wwird, ſchreibt er, in der Welt kein Marſch exekutiert wie
hier. Die blaſenden Inſtrumente ſind alle herrlich beſetzt. Der
Geift der Märſche iſt groß und kriegeriſch und der Vortrag Wurf
guf Wurf. Die Trommel iſt hier, muſikaliſch betrachtet, auf
ihren höchſten Gipfel getrieben worden: vom Flüſtern des Pia=
niſſimo
bis zum Donnerſturm des Fortiſſimo das Wogen
und Fluten der Töne: das Sieden und Kochen unter der Fauſt
des Meiſters, das Hinſchmachten zum Nichts, das Aufſtreben
zum All hört man hier Tambours ausdrücken.

1) Vgl. Karl Maria Klob, Schubart, Ulm 1908, S. 182 f., Guſtab
auff. Chriſtian Friedrich Daniel Schubart, Stuttgart, 1885, S. 106.
Schubat hatte ſich damals bereit erklärt, katholiſch zu werden, um
eine Stelle im bayriſchen Erziehungsweſen zu erhalten. Ehe es aber
dazu kam, gab man ihm in München den Laufpaß, weil von Stuttgart
uus dorthin berichtet worden war, daß er nicht an den heiligen Geiſt
glaube.

Enterlin iſt der Kapellmeiſter dieſes Orcheſters; gebür=
tig
aus Nürnberg, Sohn eines weiland ſehr berühmten Fago=
tiſten
, der, weil er das Unglück hatte, beim Trunk einen ſeiner
Kameraden zu erſtechen, ſich ſelbſt entleibt hat. Enterlin ſpielt
die Violine nach einer ganz beſonderen Manier. Er weiß Töne
und Wendungen darauf vorzubringen, die noch keinen Namen
haben. Indeſſen neigt er ſich mehr auf das Spaßhafte als auf
das Ernſte. In ſeiner Jugend hatte er geflügelte Geſchwindig=
keit
und erregte allgemeines Aufſehen. Da er zugleich ein vor=
trefflicher
Klavierſpieler iſt und er für dies Inſtrument
mauches herrliche Stück geſetzt hat, ſo erwarb er ſich dadurch kein
gemeines Anſehen im Tonſatze. Dieſer Meiſter hat aus Bizar=
rerie
ſeines Charakters weit weniger Senſation gemacht, als er
hätte machen können. Außer ihm zeichnete ſich nur noch ein ge=
wiſſer
Merkel aus, der das Klavier als Meiſter zu behandeln
wußte.
Der Kapellmeiſter Enterlin, den Schubart hier nennt, iſt
niemand anders als der auch als Komponiſt hervorgetretene
Konzertmeiſter Wilhelm Gottfried Enderle, der be=
reits
1753 in heſſiſche Dienſte trat und bis 1790 in dem hoch=
fürſtlich
heſſen=darmſtädtiſchen Staats= und Adreßkalender auf=
geführt
wird. In dem genannten Jahre ſtarb er und wurde
nach dem Kirchenbuch am 20. Februar in der Stille begraben,
alt 75 Jahre, 1 Monat, 23 Tage‟‟) Der von Schubart erwähnte
Merkel wird ſonſt nirgends genannt.
2. Goethe auf dem Weg nach Weimar.
Auf der Reiſe nach Weimar, wohin er dem Rufe des Her=
zogs
Karl Auguſt folgte, kam Goethe am 30. Oktober 1775
auch durch Darmſtadt, oder, richtiger geſagt, daran vorbei. In
Eberſtadt machte er an dem genannten Tage einen Eintrag in
ſein Reiſetagebuch (Goethes Werke, Sophienausg., III. Abt.,
Bd. 1, Weimar 1887, S. 9). Darin gedenkt er Darmſtadts mit
2) Robert Eitner Biographiſch=bibliographiſches Quellen=
Lexikon der Muſiker und Muſikgelehrten, der Enterlin unter Berufung
auf Schubart beſonders aufführt (Bd. 3, S. 342), läßt Enderle (ebd.
Bd. 3, S. 336 f.) am 21. Mai 1722 in Bahreuth geboren ſein, Her=
mann
Knispel, Bunte Bilder aus dem Kunſt= und Theaterleben
(Darmſtadt 1900, S. 39) dagegen am 12. Mai 1722. Nach Eitner
tudierte Enderle in Nürnberg und Berlin Muſik, trat. 1748 in die
biſchöfliche Kapelle zu Würzburg ein und kam 1753 nach Darmſtadt. Als
Zeit des Todes Enderles geben Eitner und Knispel das Jahr 1793 an.

den Worten: . . . Merck, wenn du wüßteſt, daß ich hier der
alten Burg (Frankenſtein) nahe ſizze und dich vorbeyfahre, der
ſo offt das Ziel meiner Wandrung war. Die geliebte Wüſte,
Niedeſels /Garten, den Tannenwald und das Exerzierhaus
nein Bruder, du ſollſt an meinen Verworrenheiten nicht theil=
nehinen
, die durch Theilnehmung noch verworrener werden.

3. Wilhelm von Humboldt in Darmſtadt.
Auf ſeiner Reiſe nach dem Reich kam Wilhelm von
Humboldt am 5. Oktober 1788 nach Darmſtadt. Sein Beſuch
währte nur bis zum übernächſten Tage, wo er nach Mainz wei=
terreiſte
. Leider iſt er nicht in dem Frag= und Anzeigeblatt
unter den angekommenen und durchgereiſten Paſſagieren aufge=
führt
. In ſeinem Tagebuch, das im Jahre 1916 zum erſtenmale
veröffentlicht wurde (Tagebücher, herausgegeben von Albert
Lietzmann, Bd. 1 Geſammelte Schriften, Bd. 14, S. 3138),
hat er ſeine Darmſtädter Erlebniſſe ausführlich feſtgehalten:
Mit dem Geh. Sekretär Friedrich Auguſt Lichten=
berg
(17551822), einem Neffen des Phyſikers und Satirikers
Georg Chriſtoph Lichtenberg, beſuchte er den Hofprediger Jo=
hann
Auguſt Starck (17411816). Er empfing Humboldt
und ſeinen Begleiter ſehr höflich. Er war ein ziemlich kleiner,
auch nicht ſehr ſtarker Mann, deſſen Geſicht etwas ſehr Unange=
nehmes
hatte. Doch fand Humboldt nicht ſowohl Tücke und
ſchlaue Bosheit als Hartnäckigkeit, Eigenſinn, Zorn und Heftig=
keit
überhaupt darin. Zufälligerweiſe war ſeine Perücke nicht
recht friſiert, und das Haar in der Vergette ſträubte ſich vor=
wärts
, ſodaß er einen ſehr fatalen Eindruck auf ihn machte.
Das mit ihm geführte Geſpräch über Univerſitäten gibt das Ta=
gebuch
ziemlich ausführlich wieder. Humboldt erkundigte ſich
auch ſehr fleißig in der Stadt nach dieſem damals als Schrift=
ſteller
ſehr bekannten Manne und hörte allgemein daß er beinah
keinen einzigen Freund habe, ſondern durchgehends verhaßt ſei.
Als Urſache gab man allgemein ſeine Heftigkeit und ſein grobes
und jedes anſtändigen Menſchen, vielmehr eines Geiſtlichen un=
würdiges
Betragen beſonders gegen Handwerkersleute an. . .
Seine ganze Politik ſoll gleich nach ſeiner Ankunft in Darm=
ſtadt
/Ende 1780) darin beſtanden haben, mit niemand in der
Stadt umzugehen und bloß ſich bei Hof feſtzuſetzen zu ſuchen.
Anfangs ſoll ihm der Erbprinz ſein ganzes Vertrauen geſchen
ſich aber, wie Humboldt von dem alten Geh. Tribunalrat C.h

[ ][  ][ ]

Nummer 266.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, deu 26. September 1923,

Geite 3.

Deutſch=ruſſiſche UnterHandlungen.
Moskau, 23. Sept. (Wolff.) Wie die ruſſiſche Tele=
graphenagentur
meldet, berichtete der nach Moskau zurückgekehrte
Volkskommiſſar für Finanzen, Sokolnikow, über ſeine Unter=
handlungen
in Ber

ot, weil dies angeblich zur Urſache revolutionärer
Wirren wverden könnte, und andererſeits Deutſchland vor der
minderwertigen Währung Rußlands verſchont werden ſollte,
habe jeden Sinn verloren. Habe Deutſchland den Vertrag von
Rapallo auerkannt, ſo habe es auch die Sowjetwährung aner=
kannt
. Bedenke man ferner die Verſuche, jetzt an den deutſchen
Börſen die annullierten feſtverzinslichen Papiere einzuführen, ſo
könne eine ſolche Politik nicht als ſowjetfreundlich bezeichnet wer=
den
. Sokolnikow wies ferner darauf hin, daß die Anwendung
einiger Vergeltungsmaßnahmen, durch Rußland in den Bereich
der Möglichkeit rücke, falls Rußlands Forderungen nicht erfüllt
würden. Vielleicht werde die Einfuhr der deutſchen
Mark ſowie deutſcher Banknoten und Wertpapiere und auch ihr
Umſatz verboten werden müſſen. Auf Grund ſeiner Be=
ſprechungen
mit dem deutſchen Reichsminiſter des Aeußeren in
Berlin hofft Sokolnikow auf eine baldige Erledigung dieſer
Fragen.

Kommuniſtiſche Waffenlager in Berlin.
TU. Berlin, 25. Sept. Die Unterſuchung über die gehei=
men
Waffenlager, die mit ruſſiſcher Hilfe von der Kommuniſti=
ſchen
Partei eingerichtet worden ſind, iſt noch nicht beendet. Man
iſt an unterrichteten Regierungsſtellen der Anſicht, daß nach den
bisherigen Ermittelungen außer den bis jetzt aufgedeckten zwei
Waffenlagern ſich noch weitere in Berlin befinden.
Verlin, 25. Sept. (Wolff.) Die hieſige ruſſiſche Botſchaft
nimmt zu der vom Vorwärts gemachten Mitteilung über die
Aufdeckung von Waffenlagern folgendermaßen Stellung: In der
Botſchaft und in der Handelsvertretung ſind nicht nur ein, ſon=
dern
mehrere Angeſtellte namens Petroff tätig. Sie alle, darunter
auch der Kontrollkommiſſar Petroff, erklärten auf Befragen kate=
goriſch
, mit den vom Vorwärts angeführten Geſchichten nicht
das mindeſte zu tun zu haben. Es kann ſich nach der Meinung
der ruſſiſchen Botſchaft nur um zweierlei handeln: entweder um
eine Fortſetzung der ſchon längere Zeit dauernden Preſſekam=
pagne
gegen Rußland und ſeine hieſige Vertretung, oder um
einen Zug allerdings noch ſehr aufklärungsbedürftiger Momente.
Die Botſchaft hat mit der deutſchen Regierung Fühlung genom=
men
, um die Angelegenheit reſtlos aufzuklären.
Dei pommeriſche Landbund an den Reichskanzler.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. September.
Warun trinken wis morgens Kaffee?
erſten Frühſtück Kaffee, Tee oder Kabao zu trinken. Die in frühe= ner des Abends, ſei neben anderen noch der langjährige Führer und
ges notgedrungen wieder eingeführt wurden, haben ſich nicht ein= Nanmt.
zubürgern vermocht. Dieſe Bevorzugung des Kaffees und ähn=
verſität
Hamburg die Wirkung der Frühſtücksgetränke durch Ver=
ſüiche
an Hunden genau beobachtet, worüber ſie in der Kliniſchen für ſich buchen. An der Spitze die Gebrüder Böhmann; Karl Böhmann
Theobromin kann nicht ausſchlaggebend ſein, denn die Wirkung geſtifteten Ehrenpreis, Heinrich Böhmann in der zweitbeſten Leiſtung
Kaffee werden heute überwiegend Erſatzſtoffe genommen, die preis. Ferner erhielt Hermann Müller in 160 Silben ſowie Frl. Frieda
gar kein Coffein enthalten. Es müſſen alſo noch andere Ein=
beträchtliche
Abſonderung von Verdauungsſäften im Magen her=
lich
ſchnell einſetzende entſäuernde Abſonderung von Magen=
ſaft
. Dabei verhalten ſich Kaffee und Kaffee=Erſatz im Magen
gleich, und daraus erklärt es ſich, warum ſich der Kaffee er=
ſetzen
läßt. Der Abſonderungsreiz wird in erſter Linie durch
die Röſtprodukte hervorgerufen. Dieſe Röſtprodukte finden ſich ſammen. Schon am frühen Morgen waren die Vereine trotz Wind und
bei Erſatzgetränken aus Gerſte, Zichorie und ähnlichen Dingen
ebenſogut wie beim richtigen Kaffee und vermitteln dem Men= war beim Feſtakt um die Mittagszeit vor dem Wachtturm der Veſte
ſchen ſo wenigſtens einen Teil der erfriſchenden Wirkung. Die verſammelt. Ein flotter Marſch der Muſikkapelle eröffnete die Feier,
ſchwächſte Sekretion ruft Tee hervor, der ja auch nicht geröſtet
wird. Die Kakaobohnen werden in den Tropen in der Sonne
getrocknet, was ſchon eine Art Röſtung iſt. Von den einzelnen
Formen des Kakaos rufen die Kakaobohnen die ſchwächſte Ab=
ſonderung
hervor; auch die ſettreicheren Kakaoſorten regen die geweſen ſei, als das Einigungswerk damals der Welt übergeben wor=
Sekretion nicht ſo an, dagegen ſehr ſtark der künſtlich entfettete den ſei, ganz beſonders gegenüber den vorher vertretenen Syſtemen,
Machen nun die Frühſtücksgetränke ſatt? Sie rufen alle ein gro=
ßes
Sättigungsgefühl hervor, indem ſie die Magenſaftabſonde=
rung
ſehr anregen. Der Sättigungswert iſt beim Tee am niedrig=
durch
die verſchiedenen Kakaoſorten hervorgerufen wird, gleich;
die erfriſchende Wirkung iſt aber bei den fettarmen Sorten ſtärker.

U Stettin, 25. Sept. Das Direktorium des Pommer=
ſchen
Landbundes hat unter dem 24. September an den Reichs=
kanzler
Streſemann einen Appell gerichtet, dem wir folgende
Sätze entnehmen:
Jede neue Währung muß den Weg der alten gehen, ſo
lange die wirtſchaftspolitiſchen und politiſchen Vorausſetzungen
richt anders ſind als heute. Statt deſſen Verordnungen, Rück=
fälle
in die Zwangswirtſchaft, Kontrollausſchüſſe, alles Dinge,
die kein Saatkorn mehr ſchaffen, aber den Willen des landwirt=
ſchaftlichen
Standes zur Hilfe und Mitarbeit gründlich unter=
graben
. Wir forderten die Durchführung des Ruhrkampfes bis
zur vorbehaltloſen Befreiung. Wir ſind überzeugt, daß ein
Friedensvertrag faſt ſchon nicht mehr beſteht.
Wir ſind aber abweichend von Ihrer aus Ihrer Stuttgarter
Rede erkennbaren Auffaſſung der Anſicht, daß Deutſchland
den Krieg noch nicht verloren hat, ihn allerdings noch
verlieren kann. Es ſteht das Schickſal eines Volkes
auf dem Spiele, das heute noch zu Hoffnungen berechtigt,
mehr als unſere Feinde ſich ihrer rühmen können. Wir wollen,
ehe es zu ſpät iſt, erkennen, Herr Reichskanzler, daß die Führung
des deutſchen Volkes den Willen zur Erhaltung des
Reiches zur Erfüllung unſerer Zukunft hat.
Die deutſche Volkspartei Offpreußens für Streſemann.
TU. Königsberg, 25. Sept. In einer Sitzung des
Wahlkreisvorſtandes und der Kreisvereins=Vorſitzenden der
Deutſchen Volkspartei Oſtpreußens wurde nach eingehender
Ausſprache folgende Entſchließung gefaßt:
Der Wahlkreisverband Oſtpreußens der Deutſchen Volks=
partei
ſpricht ſeinem bewährten Führer Dr. Streſemann
volles Vertrauen aus in der feſten Ueberzeugung und
Erwartung, daß er keinen Fußbreit deutſchen Bodens opfern
und nichts unterſchreiben wird, was die Ehre und die Souverä=
nität
des Deutſchen Reiches beeinträchtigt. Nach innen fordern
wir rückſichtsloſe Durchſetzung der Staatsautorität gegenüber
allen denen, welche den Staat verneinen, oder ihn durch Voran=
ſtellung
egoiſtiſcher Intereſſen ſchädigen. Jeder Beſitz und jede
vorhandene aufs äußerſte geſteigerte Arbeitskraft gehören jetzt
dem Staate. Wir erwarten von allen, die ſich Deutſche nennen,
daß ſie ſich in unſere Reihen ſtellen. Gegenüber den Gefahren,
die dem Deutſchen Reiche von Oſten her drohen, wird Oſt=
preußen
im engen Einvernehmen mit Reich und Staat ſeine
Pflicht tun.

Die Aufführung des Roſenkavalier am Donnerstag, 27. Sept.,
im Großen Haus iſt die erſte in der zweiten Beſetzung. Den Oktavian ans Herz, nichts unverſucht zu laſſen, für die Schule der Kurzſchrift
Stein=Nöthig, die Annina Paula Kapper und den Ochs Heinrich Hölz=
lin
. Die Vorſtellung beginnt um 6.30 Uhr und fällt der Miete C 2 zu.
Heſſiſches Landestheater. Es wird darauf aufmerkſam gemacht,
daß das Kleine Haus heute nicht, wie urſprünglich geplant, geſchloſſen
bleibt, es werden Abrciſe, Oper von d’Albert, und Die Jahreszeiten,
Pantomime mit der Muſik von Franz Schubert, zum erſten Male wie=
derholt
. Auch Tolſtois Lebender Leichnam wird heute (im Großen
Haus) ſeine erſte Wiederholung erleben.
Die Mieiabteilung des Heſſiſchen Landestheaters hat jetzt keine grüßte zugleich ein Trompetenſolo weit in die Provinz! Grüße des
Sprechſtunden mehr. Reklamationen können nicht mehr berückſichtigt
werden. Eine kleine Anzahl Karten wurden bisher von ihren Mietern
noch nicht abgekolt. Dieſelben können von Donnerstag bis Samstag von
101 Uhr an der Tageskaſſe des Großen Hauſes entgegengenommen
werden.
Vom Landesmuſeum. Böſe Buben haben in der Nacht vom
24. auf den 25. September die beiden am Hauptportal angebrachten
Plakate mehr oder weniger ſäuberlich entfernt und verſchleppt. Desun=
geachtet
dauern die beiden Ausſtellungen, welche man hat auf dieſe
Weiſe unterſchlagen wollen, fort. Es ſind dies: Die Sammlung
Heyl der Böcklin=Bilder und die Ausſtellung der Zeichnun=
gen
, Keramiken und Gemälde des Hanauer Malers Reinhold
Ewald, deſſen Fresken in der katholiſchen Kirche zu Dettingen ſo viel
Aufſehen erregt haben.
Von der Landesuniverſität. Die Wohnungsverhältniſſe für
Studierende an der Heſſiſchen Landesuniverſität haben ſich durch das
zielbewußte Vorgehen der Studentenhilfe ganz erheblich gebeſſert.
Außer den Quartieren in der Stadt ſteht jetzt ab 1. November auch
ein neu errichteter Pavillon, welcher der Studentenhilfe gehört, zur
Verfügung. Er bietet Raum für ein halbes Hundert Studierender und
iſt aufs freundlichſte ausgeſtattet. Alle Zimmer haben elektriſche Be=
leuchtung
und ſind heizbar, wie auch große, ruhige, gut geheizte Arbeits=
räume
zur Verfügung ſtehen. Anmeldungen ſind an das Wohnungsamt
der Gießener Studentenhilfe e. V. Gießen, Bismarckſtraße 16, III, zu
richten. Rückporto iſt beizufügen.
C. V. J. M. Wartburgverein Darmſtadt, Gemeindehaus Lieb=
frauenſtraße
6, Martinsgemeinde. Der in unſerer Stadt weithin be=
kannte
und durch ſeinen Poſaunenchor beliebte Wartburgverein feiert
am kommenden Sonntag ſein 23. Jahresfeſt, zu dem er alle Kreiſe
aufruft und herzlich einlädt. Aus dem reichen Programm ſei nur fol=
gendes
hervorgehoben: Vormittags 8 Uhr Morgengruß der
Bläſer vom Stadtkirchturm, 10 Uhr Feſtgottesdienſt in der
Stadtkapelle, Feſtprediger Herr Pfarrer Wagner. Nachmittags 3
Uhr findet im kleinen Hoſpizſaal, Obergaſſe, Nr. 6, eine Akademiſche
Feier mit Referat und muſikaliſchen Darbietungen ſtatt, die nur für
Männer und junge Männer beſtimmt iſt, zu der aber als Gäſte alle
männliche Jugend freien Zutritt hat. Die Hauptfeier findet abends

tian Friedrich Lichtenberg (17341790)) erfuhr, oft
nit ihm eingeſchloſſen haben. Jetzt aber heiße es, ſei er im Kre=
it
gefallen. Seine Predigten ſeien anfangs geſtopft voll gewe=
en
, jetzt aber gehe beinah niemand mehr hin, teils weil man ihn
aſſe, teils weil er alle Jahre dieſelben Predigten halten ſolle.
Seine ärgſten Feinde ſeien Julius) Höpfner (17431798),
Helfrich Bernhard) Wenck (17391803) und der (zweite! Hof=
rediger
(Georg Wilhelm) Peterſen (17441816). . ."
Höpfner, den Humboldt nachher aufſuchte, fand er nicht zu
auſe, dann ging er zu Peterſen. Das einſtündige Geſpräch mit
im war recht angenehm, aber nicht eben ſonderlich intereſſant
nd bemerkenswert‟. Den Mittag war er bei Hofe, dann be=
uchte
er noch einmal die Schülerin?). Die Mutter war wieder
gegen. Man empfing ihn ſehr freundſchaftlich, aber die Un=
erredung
war ſehr unintereſſant‟. Dann führte ihn Lichtenberg
u Wenck, mit dem er meiſtens von politiſchen Dingen ſprach:
Geſchwätzigkeit war ein unangenehmer Fehler bei ihm.
Am Abend war er wieder am Hof. Die Erbprinzeſſin las,
3 er hineintrat, wie oft des Abends, etwas vor. Ihre Lek=
üire
aber war bloß franzöſiſch. Nur der Laroche) Bücher las ſie
uich. Man war völlig ungeniert. Sie hörte auf zu leſen, aber
jie ſprach viel, auch mit Humboldt. Das einzelne war nicht be=
terkenswert
, aber ſie ſprach überhaupt recht richtig, vernünftig
nd überaus angenehm. Am meiſten unterhielt er ſich mit
Fräulein Bodét). Es war ein ſehr geſcheutes Mädchen, die
hr viel, vorzüglich deutſch, geleſen hatte. Sie ſprach, und ſehr
ſit, von Engels, Garves, Ramlers und Voß etc. Schriften.
zuſche), der ein Gut Walbeck, zwei Meilen von Burgörner, hatte,
war auch wieder da‟. Der Erbprinz ſprach bei Tiſch mehr als
onſt, auch mit Humboldt, hauptſächlich von Bauten in Berlin,
emlich vernünftig, manchmal witzig. Er ſchien eine Art von
urückhaltung zu haben, die oft wie Blödigkeit ausfah. Als
dumboldt Abſchied nahm, ſagte er nur einige Worte in den Bart
in, und die Frau mußte die eigentlichen Komplimente machen.

) Vgl. über ihn Heſſiſche Heimat Bd. 1, Darmſtadt 1920, S. 97106.
* Eine Dame namens Schüler, der Perſon nach nicht zu ermitteln.
Sophie Laroche, geb. Guntermann (17301807)
lebte damals in Offenbach, ihr Sohn Karl war mit Humboldt befreundet.
*) Vgl. über ſie Heſſiſche Heimat, Bd. 2, Darmſtadt 1922, Seite
B97301.
2 Der Perſon nach nicht zu ermitteln.

Erdbeben=Sagen.
* Das geheimnisvolle plötzliche Auftreten der großen Erd=
erſchütterungen
und ihre furchtbare Wirkung, die wir jetzt wie=
der
mit Grauen in Japan erleben, hat die Einbildungskraft
der Menſchen von jeher aufs lebhafteſte beſchäftigt und den pri=
mitiven
Menſchen zu allen möglichen ſagenhaften Vorſtellungen
Anlaß gegeben, in denen ſie ſich wit dieſen gewaltigen Natur=
kataſtrophen
abzufinden ſuchten. Als Strafe Gottes, der die
Wohnſtätten der ſündigen Menſchen in ihren Grundfeſten er=
ſchüttert
und ihnen die Schrecklichkeit alles Irdiſchen damit
ſichtbarlich vorführt, erſcheinen die Erdbeben in der Bibel. So
heißt es im 10. Pſalm: Der Du die Erde beweget und zer=
riſſen
haſt, heile ihre Brüche, die ſo zerſchellet ſind. Und im
114. Pſalm: Die Berge hüpften wie die Lämmer, die Hügel
wie die jungen Schafe. Vor dem Antlitz des Herrn erbebte die
Erde. Die Chineſen ſchreiben noch heute alle Erdbeben dem
Werke böſer Geiſter zu, denen nach jeder Erſchüitterung Opfer
dargebracht werden, um ihre Wut zu beſchwichtigen. Eine japa=
niſche
Redensart ſagt von den Erdbeben: Es iſt wieder ein
Walfiſch unter unſerem Lande fortgekrochen. Die Indianer
Perus glaubten, daß Gott ſich zuweilen von ſeinem Himmelsſitze
erhebe, um die Zahl der Menſchen zu zählen, und daß bei jedem
ſeiner Schritte die Erde erzitteve, worauf er nach der Stärke des
Geräuſches die Zahl der Menſchen ſchätze. Deshalb liefen die
Indianer bei einem Erdbeben ſogleich aus ihren Hütten und
ſchrien nach dem Himmel: Herr, hier ſind wir! um ſich auf
dieſe Weiſe dem zählenden Gott ſchnell bemerkbar zu machen.
Der holländiſche Reiſende Euſchart berichtet, daß nach einem
furchtbaren Erdbeben an der Küſte von Guinea der König von
Dahomey erklärte, es ſei der Geiſt ſeines Vaters, der die Erde
erſchüttert habe, weil die alten Gebräuche nicht mehr befolgt wur=
den
. Er ließ ſofort drei kriegsgefangene Häuptlinge opfern, da=
mit
ſie dem Geiſte ſeines Vaters melden ſollten, man werde von
nun an die alten Geſetze wieder ſtrenger halten. Sehr zahlreich
ſind die Erdbebenſagen der verſchiedenen primitiden Völker, bei
denen man gewöhnlich an irgend ein mytiſches Urtier denkt, das
die Erde trägt und ſich heftig bewegt. Die Griechen ſahen als
Erderſchütterer den Meeresgott Poſeidon an, wohl nach der
Lehre des Thales von Milet, daß die Erde vom Waſſer bewegt
werde. Daneben ſchrieb man auch den unter der Erde eingeker=

7 Uhr im Gemeindeſaal der Martinsgemeinde, Liebfrauenſtraße 6, ſtatt.
Aus dem reichhaltigen Programm ſei mitgeteilt, daß gute muſikaliſche
Darbietungen, des Poſaunenchors und des Orcheſters, neben verſchiede=
nen
deklamatoriſchen Darbietungen und Anſprachen den Abend, zu dem
jedermann herzlich willkommen iſt, ausfüllen werden. Der Zutritt iſt
für jedermann, gegen zwei vollwertige Braunkohlenbriketts, oder
deren Tageswert. Das Feſt, das ein Auftakt zur Winterarbeit des Wart=
* In allen Kulzrländern iſt es Brauch geworden, zum burgvereins bieten ſoll, wird manches intereſſante bringen. Als Red=
ten
Zeiten üblichen Suppen oder Breie, die während des Krie= Bundespräſes des Heſſenbundes, Herr Pfarrer Müller=Birkenau, ge=
Die Stenographen=Vereinigung Gabelsberger‟. Darmſtadt,
licher Getränke durch den modernen Menſchen muß natürlich hatte ſich bei dem am 16. September d2. J3. in Roßdorf ſtattgefundenen
Gauwettſchreiben ebenfalls beteiligt und kann mit den dort errungenen
leinen beſonderen Grund haben, und deshalb haben Prof. Otto Erfolgen ſehr zufveden ſein. Für zirka 320 Teilnehmer ſtanden etwa
Keſtner und Betty Warburg im Phyſiologiſchen Inſtitut der Uni= 18 Ehrenpreiſe zur Verfügung, die Vereinigung ſelbſt könnte mit 25
Teilnehmern 4 Ehrenpreiſe, 15 erſte ſowie je 3 zweite und dritte Preiſe
Wochenſchrift berichten. Der Gehalt der Getränke an Coffein und errang in der Höchſtleiſtung 260 Silben den von der Gemeinde Roßdorf
des Theobromins auf das Nervenſyſtem iſt gering, und beim von 240 Silben den vom Stenographenverein Roßdorf geſtifteten Ehren=
Kuntz in 60 Silben noch je einen Ehrenpreis. Die Preisträger ſind:
flüſſe vorliegen, und zwar ſind es die auf die Verdauungsorgane. Karl Böhmann, Heinrich Böhmann, Hermann Müller, Wilhelm Seipel,
Aus den Verſuchen ergibt ſich, daß Kaffee, Tee und Kahao eine Berta Straub, Elſe Straub, Eliſabeth Wald, Emma Morgenroth,
Marie Partzſch, Anni Beck, Ludwig Kräuter, Emmy Holletſcheck, Karola
vorrufen, die viel größer iſt als etwa bei reinem Waſſer oder van Engelen, Anna Kräuter, Käthe Wenk, Auguſte Stähr, Liſel Puſ=
Zuckerwaſſer. Mit einer ſolchen ſtarken Magenſaftabſonderung keppeleit, Luzie Hofferbert, Ludwig Sauerwein, Guſtav Krämer, Luln
iſt nun ſtets eine Erfriſchung derbunden, denn ſolange der Magen Hith, Elſe Bauer, Frieda Kunz, Eliſabeth Kieslich, Auguſt Kurz.
Dieſe Erfolge mögen ein Beweis dafür ſein, in welch vorzüglicher Weiſe
tätig iſt, fühlen wir ihn nicht; erſt ſobald er leer iſt, ſpüren wir, die Stenographie in der Vereinigung gepflegt wird. Die Vereinigung
Hunger. Die Frühſtücksgetränke beſpirken alſo eine außerordent= fährt am kommenden Sonntag nach Pfungſtadt zum Gauwettſchreiben
des Gaues Bergſtraße.
Stenographentag. Der Bezirk Starkenburg im Mitteldeutſchen
Stenographenbunde Stolze=Schrey rief am letzten Sonntag zu einer
Stolze=Schrey=Feier ſeine Anhänger auf dem Otzberg bei Lengfeld zu=
Wetter im ſtrömenden Regen eingetroffen, und eine ſtattliche Anzahl
dem der Feſtſpruch Heil Stolze=Schrey folgte. Der Bezirksgeſchäfts=
führer
ergriff alsdann das Wort zur Feſtrede. Er legte in kurzen Zügen
die Arbeit und die Entwicklung der Einigungskurzſchrift Stolze=Schrey
ſeit ihrem Entſtehen 1897 dar; betonte, wie es gerade ein Fortſchritt
Kakao. Das im Kakao enthaltene Fett hemmt die Sekretion, und daß ſich im Laufe der Zeit dieſe Erkenntnis immer weiter ver=
breitet
habe. Es konnten ſich damals auch viele andere Syſteme der
neuen Schrift nicht verſchließen, und zahlreiche Gabelsbergerſche traten
auch zu ihr über. In all den Jahren, die nun dem im letzten Jahre ein
Vierteljahrhundert alten Syſteme folgten, gab es einen unheimlichen
ſten, beim Kakao am höchſten, und zwar iſt die Sättigung, die Aufſchwung. Redner gedachte dabei auch des Altmeiſters Wilhelm
Stolze, deſſen 125. Geburtstag kürzlich getveſen war, und ſtellte ihn als
einen Bahnbrecher für feſte Richtlinien im Regelwerk ſeines Syſtems
dar. Er bedauerte aber auch, daß hier in Starkenburg ſeitens ſtaatlicher
Behörden uſw. der Stolze=Schreyſchen Schule ſo wenig Entgegenkom=
men
gezeigt wird, und legte es der ſtattlichen Verſammlung dringend
ſingt Paula Weisweiler, die Marſchallin Alice Orff, die Sophie Anna einzutreten. Verteidigt unſere Schule! Tretet den Beweis an durch
Leiſtungen, gebt Kurſe, ſeid unermüdlich! Sorgt, daß an keinem Ort,
an keiner Schule es mehr vorkommt, daß ohne Stolze=Schrey gearbeitet
wird! Ihr habt ja die große Errungenſchaft und das leicht erlernbare
ſchöne Syſtem! Verbreitet es weiter im Heſſenlande! Zeigt Euch
würdig, Anhänger dieſer Schule zu ſein! Treue um Treue! Dann
kann auf dieſem Wege auch im Laufe der Zeit Stolze=Schrey das deut=
ſche
Einheitsſyſtem werden! So endete der Redner, und das Deutſch=
landlied
erklang alsdann über den Burghof. Von der Spitze der Zinne
Main=Bezirks, aus dem beſetzten und unbeſetzten Gebiet, brachte Herr
Haſſelmann=Frankfurt. Namens des Frankfurter Bezirks ſprach Herr
Nauſchenbecher=Frankfurt und erinnerte an die Zeit, als er ſelbſt in
Darmſtadt das Stolze=Schreyſche Panier hochhielt. Die Tagung, der
ſchon eine Vorſtandsſitzung vorausgegangen war, fand ihre Fortſetzung
nunmehr in Zipfen im blitzſauberen Gaſthof Becker in Geſtalt eines
Feſtkommerſes. Hier ſprach Herr Müller=Offenbach in kernigen deut=
ſchen
Worten. Er gedachte der Brüder am Rhein und an der Nuhr,
der Worte unſeres Kanzlers, daß wir trotz allem unſere glorreiche Ver=
gangenheit
nicht vergeſſen dürften, und unterbrochen von überraſchen=
den
Deklamationen von Schülern aus Offenbach dieſer Zeiten ge=
denkend
, klang ſeine Rede in ein Hoch auf das Vaterland aus. Auch
Glückwunſchworte wurden dem am 18. September dieſes Jahres achtzig
Jahre alt gewordenen und heute noch unermüdlich für Stolze=Schreh
wirkenden Geh. Rat Kaeding=Verlin gebracht, der gerade durch ſeine
Häufigkeitsunterſuchungen das Rüſtzeug zur Vollendung des Syſtems
gab. Ihm zu Ehren beſchloß die Tagung, im Oktober in alen Bezirks=
vereinen
ein Schön=, Recht= und Schnellſchreiben zu veranſtalten und
dieſes Kaeding=Wettſchreiben zu nennen. Bis zur ſpäten Stunde
blieben die Stenographen beiſammen, und ſicher wird jeder Teilnehmer
voll Befriedigung und ausgerüſtet mit friſchem Mut für die Schule
Stolze=Schreh in Starkenburg heimackehrt ſein. Der Beziuksvorſitzende
Fendt=Babenhauſen dankte zum Schluſſe nochmals allen, die trotz der
Ungunſt des Wetters ihre Treue gezollt hatten, und allen denen, die
an der Verſchönerung des Feſtes geholfen haben.
Orpheum Operettengaſtſpiele. Am nächſten Sams=
tag
, 29., und Sonntag, 30. Sept., wird die neue Schwank=Operette Die
kleine Sünderin von H. Zerlett und W. Prager durch das Enſemble des
Frankfurter N. Operettentheaters wiederholt. Das humorvolle Stück mit
der Muſik von Jean Gilbert hatte bei ſeinen hieſigen Erſtaufführungen
wie überall einen durchſchlagenden Erfolg.
Milchpreiserhöhung. Nach Verhandlungen des Städtebundes
mit den Vertretern der landwirtſchaftlichen Organiſationen wurde der
Milchpreis mit Wirkung ab Mittwoch, den 26. Sept., auf 7 500 000 Mk.
für den Liter Vollmilch ab Stall erhöht. Wie wir hören, wird der
Kleinverkaufspreis in der Stadt von dieſem Tage ab 11 Millionen M.
pro Liter betragen.
kerten Giganten die Kraft zu, die Erdbeben hervorzurufen. So
ſollte nach Homer unter der Inſel Iſchia der Rieſe Typhoeus
begraben ſein. Heſiod ſchildert ein vulkaniſches Erdbeben folgen=
dermaßen
: Jedes Titanenhaupt ſprühte Feuer und Flammet
jedes einen anderen Laut ausſtoßend, erſchreckliches Geräuſch,
bald wie Stöhnen eines Rieſenochſen oder wie das Gebrüll des
gereizten Löwen, bald dem Gebell einer Koppel Hunde gleich.
Solche Schreckenstöne ſtiegen aus dem Innern des Gebirges
auf. Nach dem Glauben der Römer war es die Erdgöttin
Tellus, deren Zorn ſich in Erdbeben äußerte. In der nordi=
ſchen
Mythologie wird der Feuergott Loki für die Erſchütterun=
gen
der Erde verantwortlich gemacht. Er liegt in einer Höhle
gefeſſelt, über ihm ein ſcheußlicher Wurm, der ihm Gift ins An=
geſicht
träufeln will; aber Lokis Weib hält eine Schale unter, die
das Gift auffängt. Nur wenn ſie ganz angefüllt iſt und geleert
werden muß, fällt aus der Schale ein Tropfen auf Loki, der ſich
dann vor Schmerz krümmt und dadurch das Erdbeben hervor=
ruft
. Nach einer anderen germaniſchen Sage umwindet Lokis
Tochter, die Midgardſchlange, den Erdball mit ihrem Leibe und
preßt ihn bisweilen ſo heftig, daß er an einzelnen Stellen birſt.
Nach der Anſicht des Kirchenvaters Beda, in der wohl auch noch
altgermaniſche Vorſtellungen leben, iſt der Leviathan, der die
Erde umfaßt hält, die Urſache der Erdbeben, indem er, wenn
ihm die Sonne auf den Schwanz brennt, im Zorne nach ihr
ſchnappt und ſo die Erde erſchüttert. So herrſchten die phanta=
ſtiſchſten
Vorſtellungen vom Entſtehen der Erdbeben, und die
allgemeine Unklarheit der Anſichten faßt der treffliche Erdbeben=
chroniſt
Raſch in ſeinem 1582 erſchienenen Traktat gut zuſam=
men
, wenn er ſagt: Ob aber auch in dem erdreich darinnen,
als am himel oder in lüfften, die hitz oder kelt miteinander ſtrei=
ten
, dadurch ein ſolch greuliches erſchröcklich ſtoßen, ſchupffen,
hupffen, zittern, werffen, fallen, ſaußen und pfnauſen anrichten,
wie der doner und plitz, ſo kommt von kelt und hitz. Oder, ob der
wind wider den andern, oder an waſſer wider das andere, unter
und gegen einander ſich ſetzen, anſtoßen und jrren. Oder, ob
vielleicht ein waſſergang verfallen, verſchoppet oder ob etwa in
der erd ein gewölb eingegangen ſey oder daß die Erdgeiſter und
Bergmännlein ſtreiten oder daß der meerfiſch Oelebrand, ſich
recke und ſtrecke oder was doch urſacher ſonſt ſey, das durch und
weß wegen der Erdboden alſo geblöet, getruckt, getrengt und ge=
hebt
wird das iſt bei allen gelehrteſten, berümbteſten Natur=
forſchern
noch unerörtert.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2G. September 1923.

Mummer 266,

Lokale Veranſtaltungen.
Die dlerunter erſcheinenden Notigen ſind aueſchließlich als Hinwelſe auf Anzeigen zu betrachten,
imn leinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krittk.
Kriegerverein Darmſtadt e. V. Sämtliche Mitglie=
der
und Freunde des Vereins werden mit ihren Damen zu dem am
Samstag, den 29. Sept., abends im Fürſtenſaal (Grafenſtraße), Grünes
Zimmer, ſtattfindenden gemütlichen Abend herzlich eingeladen.
Volkstümliche muſikaliſche Sonntagsvormit=
tagsvorträge
von Oberregierungsrat Grospietſch. Herr Höfflin
iſt von ſeiner Erkältung geneſen, muß ſich aber noch ſchonen. Deshalb
ſingt er den Schubert=Zyklus Die ſchöne Müllerin nunmehr endgütltig
Sonntag, den 7. Oktober, vormittags 11.15 Uhr, im Realgymnaſium.
Die Schubertſche Winterreiſe, von Herrn Biſchoff vorgetragen, folgt
in unmittelbarer Fortſetzung eine Woche ſpäter, am 14. Oktober.
Vortrag Dr. Strecker. Es wird nochmals auf den Vor=
trag
über Amerika und Deutſchland heute abend um 8 Uhr
im Städtiſchen Saalbau aufmerkſam gemacht. Wer die notwendigen
Grundlagen zur Beurteilung des politiſchen Verhältniſſes zwiſchen bei=
den
Staaten haben will, wird reiches Material und wertvolle An=
regungen
empfangen.

Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Der Vorſtand des Frauenaus=
ſchuſſes
der Ortsgruppe Darmſtadt erläßt Einladung zu einer Sitzung
des Frauenausſchuſſes am Freitag, den 28. September, abends 8 Uhr,
im Alpenvereinszimmer bei Sitte‟. Neben einer Beſprechung der poli=
tiſchen
Lage ſollen dor allen Dingen Richtlinien für die kommende Win=
terarbeit
aufgeſtellt werden. Es wird gebeten, insbeſondere Vorſchläge
über die von früher her ſchon beſtens eingeführte Kreisarbeit zu unter=
breiten
. Alle Mitglieder des Frauenausſchuſſes, namentlich auch die
Stadtverordneten und Kreisleiterinnen, werden um möglichſt vollzähliges
und pünktliches Crſcheinen dringend gebeten.
Parlamentariſches.
* Dem Landtage ſind folgende Anfragen zugegangen:
Für die Brandgeſchädigten in Rheinheſſen.
Abg. Blank (Ztr.) fragt an: Zeitungsmeldungen zufolge wurde
rheinheſſiſchen bäuerlichen Brandgeſchädigten, als ſie die ihnen zum
Wiederaufbau ihres Anweſens zuerkannten Vorſchußgelder in Empfang
nehmen wollten, ſeitens der Brandverſicherungskammer in Darmſtadt
erklärt, daß keinerlei Gelder vorhanden ſeien und daß ſie vollſtändig
bankrott ſei. Wenn die Brandgeſchädigten ihre Betriebe nicht
aus eigenen Mitteln aufbauen könnten, dann müß=
ten
ſie ſie eben in Trümmer liegen laſſen. Ich frage
an: 1. Iſt der Regierung dieſes Verhalten der Brandverſicherungs=
kammer
bekannt? 2. Was gedenkt die Regierung zu tun, um derartige
Vorkommniſſe unmöglich zu machen und den Brandgeſchädigten den ſo=
fortigen
Aufbau ihres Betriebes zu ermöglichen, 3. Iſt die Regierung
in der Lage, Auskunft darüber zu geben, wie es kommt, daß, im Gegen=
ſatz
zu anderen Fällen, gerade für rheinheſſiſche bäuerliche Brandge=
ſchädigte
keine Gelder flüſſig gemacht werden konnten?

v. Eberſtadt, 23. Sept. Stiftungsfeſt. Der hieſige Steno=
graphen
=Verein hielt heute abend ſein 18. Stiftungsfeſt ab. Eingeleitet
wurde es durch einen Prolog und eine Begrüßungsanſprache des Ver=
einsvorſitzenden
, Herrn Peter Heißt, der ſich gleichzeitig über die Be=
deutung
der Stenographie ausließ.
Die Feſtanſprache hielt in be=
geiſternder
Form Herr Gauvorſitzender Fleckenſtein, König i. O., der
beſonders auf die ſtenographiſchen Verhältniſſe im Bezirk Darmſtadt,
einging. Für die Darmſtädter Kunſtgenoſſen ſprach Herr Werner ( Ver=
ein
1861).
h. Von der Bergſtraße, 24. Sept. Das Markenbrot koſtet von
heute ab 6 300 000 Mark der Laib im Gewicht von 1800 Gramm. Die
Kartoffein müſſen das Pfund im Kleinverkauf mit 56 Millionen
bezahlt werden. . In der Oberförſterei Bensheim erhielten aus dem
Stadtwald die Ausgewieſenen in der letzten Woche Buchen=
Brennholz (je 2 Meter) zum Preiſe von 25 Millionen Mark.
Der Preis der Zwetſchen, der anfangs der letzten Woche bis auf
10000 Mark das Pfund geſtiegen war, ging am Mittwoch auf 400 000
Mark zurück, iſt aber am Wochenſchluß wieder auf 600 000 Mark geſtie=
gen
. Durch den eingetretenen Regen geht die Ernte wohl dieſe Woche
ihrem Ende entgegen, da die Zwetſchen platzen und nun abgemacht wer=
den
müſſen.
th. Mainz, 24. Sept. Herr Stadtſyndikus Dr. Schwahn wurde
als Stellvertreter des Vorſitzenden beim Gewerbe= und Kaufmannsgericht
beſtellt.
Die Benennung der Straße zwiſchen den Bau=
blöcken
98 und 100, für die der Name Woynaſtraße vorgeſchlagen war
machſte große Schwierigkeiten. Der frühere Goudernuer Woyna hat ſich
bei der Ueberſchwemmung der Stadt im Jahre 1882 große Verdienſte er=
worben
. Von linksſtehender Seite war man gegen den Namen eines
Generals. Dagegen wurde mit Recht geltend gemacht, daß man mit die=
ſer
Bezeichnung nicht die Uniform, ſondern den Menſchen ehren wolle.
Schließlich wurde doch dem Antrag der Verwaltung ſtattgegeben und
die Straße Woynaſtcaße getauft. Die billigſte Straßenbahn=
fahrt
koſtet jetzt 3½/. Millionen Mark.
nr. Bingen, 24. Sept. Im Binger Loch ſtrandeten dieſer Tage
drei Anhängeſchiffe des Schleppbootes De Gruyter 4. Der mittlere
Schleppkahn lief aufs Land, der hintere riß ab und konnte bei Aßmanns=
hauſen
geborgen werden. Durch dieſen Vorfall war die Fahrt durch
das Binger Loch vorübergehend geſperrt.
th. Uffhofen (Rheinheſſen), 24. Sept. Großfeuer. In einer
der letzten Nächte iſt die vor dem Orte ſtehende, vollgefüllte Scheune
des Bürgermeiſters Schott vollſtändig niedergebrannt.
Wallenrod, 24. Sept. Bei Gaſtwirt Döll hier waren zwei Ge=
hegenheitsarbeiter
beſchäftigt. Es war ihnen das Putzen
dreier Räder anvertraut. In einem unbewachten Augenblick deuteten
ſie die Gelegenheit zum Arbeiten in ihrem Sinne, jeder ſchwang ſich
auf ein Nad und ward nicht mehr geſehen. Alle Nachforſchungen
blieben bis jetzt ohne Erfolg.
Utphe, 24. Sept. In ganz auffallender Weiſe tritt dieſes Jahr in
unſerer Gegend der Hamſter auf, wie man jetzt erſt recht nach Ein=
bringung
der Ernte an den ſich überall zeigenden Erdaufwürfen feſt=
ſtellen
kann. Auf manchen Aeckern ſind drei bis vier verſchiedene Ham=
ſterhöhlen
zu erkennen, deren Vorratskammern alle reichlich gefüllt ſind.
Dieſer Tage wurden auf einem Erbſenacker zwei Hamſter lebend aus=
gegraben
, die in zwei verſchiedenen Höhlen über 15 Pfund Erbſen
gehamſtert hatten. Noch größer ſind oft die Vorräte an Getreide, ſo
daß das Ausgraben eine lohnende Beſchäftigung iſt. Man führt das
ſtarke Auftreten dieſes Schädlings auf die vorjährigen günſtigen Ueber=
winterungsverhältniſſe
zurück. Weit ſchlimmer noch iſt allerdings das
Auftreten eines anderen Schädlings, der Mäuſe. Die ohnedies ſchon
bedeutend geringere Kartoffelernte dieſes Jahres wird dadurch ſtark
beeinträchtigt. Man hat deshalb vielfach mit dem Einernten bereits
vor der Reife begonnen.
ro. Uſenborn (Oberheſſen), 25. Sept. Amerikaſpende. Eine
von hier ſtammende Deutſch=Amerikanerin hat der hieſigen evange=
liſchen
Gemeinde zur Anſchaffung neuer Glocken 40 Dollar geſandt.
hr. Grebenhain, 2 Sept. Nachts brachen hier Schafe aus dem
Pferch des Gemeindeſchäfers, gerieten in ein Weizenfeld und zerriſſen
von dem in Haufen geſtellten Weizen deren 20. Der Schaden wird auf
mehr als eine Milliarde geſchätzt.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion feinerlei Ver
untwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht bearündet werden.
Von einem Hausbeſitzer.
Die Geſamtmiete meines neuen modernen 4 mal 5 Zimmerhauſes
mit 4 Badezimmern, den nötigen Manſarden und Kellerräumen, Waſch=
küche
uſw. beträgt für den Monat September 40 188 400 Mark, alſo
etwa eine Goldmark.
Die Reparatu; eines Spülkaſtenſchwimmers betrug laut Rechnung
41 645 000 Mk.
an Arbeitslohn für eine Stunde
an Material: 1 Schwimmerdichtung, 0,02 kg. Zinn 3 260 000 Mk.

zuſammen: 44 905 000 Mk.
Weitere Erläuterungen erſcheinen überflüſſig, nur geſtatte ich mir
noch, die Oeffentlichkeit, beſonders aber den Herrn Sachverſtändigen des
Mietervereins, ergebenſk zu fragen, woher nun das Geld für ſtändige
unaufſchiebbare große Redaraturen an Dächern, Dachrinnen, Oefen, Her=
den
, Gas=, Waſſer= und elektriſchen Leitungen, Hypotheken= und
Eigenkapital=Zinſen uſw. hergenommen werden ſoll, wenn die kleine
Reparatur keine ſog. alte Sünde in nur einer Wohnung die
Monatsmiete des ganzen Hauſes nicht allein aufzehrt, ſondern noch
A. II.
weſentlich überſteigt.
Gasmünzen=Verbrauch.
Von Seiten der Verbraucher von Gasmünzen iſt es ſehr wünſchens=
wert
, wenn die Stadtverwaltung in verſchiedenen Teilen der Stadt noch
mehrere Verkaufsſtellen errichten würde. Die wenigen, weit auseinander=
liegenden
, genügen nicht für das Publikum, da auch noch in letzterer
Zeit einige eingegangen ſind, da die Verkäufer nur Mühe und Arbeit
hatten und keine Vergütung für dieſelbe bekamen. Mit dem Aufſchlag
des Gaspreiſes iſt die Stadt ja bei der Hand, aber für das Publikum
hat ſie kein Entgegeukommen in dieſem Falle.

25 Jahre evangeliſche Liebestätigkeit.
Gedächtnisfeier des Zentral=Ausſchufſes für die Innere Miſſion der
deutſchen evangeliſchen Kirche.
Lutherſtadt Wittenberg, 23. September.
epd. Wieder iſt die Lutherſtadt Wittenberg der Schauplatz einer
von der Teilnahme weiteſter evangeliſcher Kreiſe getragenen Gedächtnis=
feier
. Gilt ſie diesmal nicht dem großen Sohn der Lutherſtadt ſelbſt,
ſo einem Großen der evangeliſchen Kirche nach Luther, deſſen Name
gleichfalls mit Wittenberg aufs engſte verknüpft iſt: Johann Hinrich
Wichern, der von hier im Revolutionsjahr 1848 jenen zündenen Weck=
ruf
für das Werk der Inneren Miſſion ergehen ließ. Die Frucht dieſes
Auftretens des geiſtesgewaltigen Mannes war die Gründung des Zen=
tral
=Ausſchuſſes für die Innere Miſſion der deutſchen evangeliſchen
Kirche, der heute auf ſein 75jähriges Beſtehen zurückblickt.
Der ſchlichten Feier dieſes Erinnerungstages ſelbſt gehen voraus
und folgen wichtige Arbeitsberatungen der Facharbeiter der Inneren
Miſſion. Trotz der wachſenden äußeren Schwierigkeiten ſind eine ſtatt=
liche
Anzahl von Mitarbeitern und Gäſten anweſend. Man bemerkt
als Vertreter der Reichsregierung und preußiſchen Landesregierung
Reichsminiſter Dr. Oeſer, den Vertreter des Deutſchen Evang. Kirchen=
ausſchuſſes
Geh. Konſiſtorialrat D. Dr. Duske und Abgeſandte zahl=
reicher
anderer Kirchenregierungen, Vertreter der theolog. Fakultäten,
de großen Wohlfahrtsverbände uſw. Das evangeliſche Ausland iſt durch
den Präſidenten des Schweizer Kirchenbundes, D. Herold=Winterthur,
Univerſitätsprofeſſor D. Dr. Voelker=Wien, Pf. Dr. Norel=Amſterdam,
Pf. D. Schaberl=Riga, Konſiſtorialrat Ohly=Stockholm und andere füh=
rende
Perſönlichkeiten der Schweiz, Deutſch=Oeſterreichs, Hollands,
Schwedens, Finnlands, Lettlands und Eſthlands vertreten.
Die Feier begann, wie das in Wittenberg ſchöne Sitte geworden
iſt, mit einer muſikaliſchen Veſper am Samstag abend in der Stadtkirche,
für die Pfarrer Knolle=Wittenberg die feingeprägte Form geſchaffen
hat. Der Sonntag wurde, ebenfalls einer Wittenberger Feſtſitte ent=
ſprechend
, eingeleitet durch eine kurze Weihefeier in Luthers Wohnſtube.
Dann gings in feierlichem Zug unter Glockengeläut und Poſaunen=
blaſen
zum Gottesdienſt in der Stadtkirche. Die geiſterfüllte Feſtpredigt
des Generaſuperintendenten Weſtfalens, D. Zöllner=Münſter, ſtellte die
Jahre 1848 und 1923 als Markſteine einer unendlich folgenſchweren Ge=
ſchichtsentwicklung
einander gegenüber. Innere Miſſion iſt innere
Reform. Darum vorwärts im Geiſt Jeſu Chriſti, im alten Geiſt der
Inneren Miſſion, zum Dienſt an unſerem Volk mit dem Wort und mit
der hilfreichen Tat.
Mittags 12 Uhr ſammelten ſich dann die Gäſte mit der Wittenberger
evangeliſchen Bevölkerung in der dichtgefüllten Schloßkirche zum Feſt=
akt
. Der neue Präſident des Zentralausſchuſſes, Geh. Konſiſtorialrat
Univerſitätsprofeſſor D. Dr. Seeberg=Berlin, ſprach ein kurzes Wort
der Begrüßung. Den Mittelpunkt bildete eine ungemein reichhaltige
geſchichtliche Ueberſicht des zurzeit beſten Kenners der Inneren Miſſion,
Univerſitätsprofeſſor D. Mahling=Berlin. Der Redner bezeichnete die
Innere Miſſion als den Ausdruck eines tiefempfundenen ſozialen Ver=
pflichtungsgefühls
der chriſtlichen Gemeinde. Familienpflege, Gemein=
ſchaftspflege
, die die Einzelgemeinde zu einer Stätte wahrer Brüder=
lichkeit
ausbauen will, Reform der Geſellſchaftsordnung durch Kampf
gegen unſoziale und antiſoziale Geſinnung jeder Art ſind ihre drei
großen Arbeitsgebiete; Perſönlichkeitserziehung und Volksſeelſorge das
Palladium ihrer Arbeit. In dem Gottesgeiſt der Reinheit und Frei=
heit
, Güte und Liebe will die Innere Miſſion den Weg in das vierte
Vierteljahrhundert hinein fortſetzen.
Hierauf ergriff Reichsminiſter Dr. Oeſer namens der Reichsregie=
rung
, der preußiſchen Landesregierung und der ſächſiſchen Provinzial=
regierung
das Wort. Er dankte der Inneren Miſſion, deren Tätigkeit
er als Landeshauptmann der Provinz Saichſen kennen und als un=
entbehrliche
Ergänzung der Fürſorge des Staats ſchätzen gelernt habe,
für ihre außerordentlichen Leiſtungen. Sie ſei in vieler Hinſicht der
Schrittmacher der öffentlichen Wohlfahrtspflege geweſen.
Es folgen Begrüßungen des Vertreetrs des Deutſchen Evangeliſchen
Kirchenausſchuſſes, Geh.=Rat D. Dr. Duske, der auf die unbedingte Zu=
ſammengehörigkeit
der Inneren Miſſion und Kirche hinwies, des Aus=
lands
, der freien Wohlfahrtspflege und der Univerſitäten. Der Präſi=
dent
dankte Reich und Staat für ihre tatkräftige Förderung der Inneren
Miſſion, die ſich als eine offenbare Staatsnotwendigkeit erwieſen habe.
Zum Schluß verkündete er fünf Ehrenpromotionen, die die Theologiſche
Fakultät Berlin anläßlich des Jubiläums an verdienten Facharbeitern
der Inneren Miſſion vollzogen hat: Der 2. Direktor im Zentralaus=
ſchuß
, P. Steinweg, wurde zum Lie, theol, ehrenhalber, der General=
ſuperintendent
von Berlin, Burghart, der Leiter des Evangeliſchen Ver=
bandes
der weiblichen Jugend, P. Thiele, P. Ulrich=Berlin und die
Leiterin der Frauenſchule für Innere Miſſion, Gräfin von der Schulen=
burg
=Berlin zu Ehrendoktoren ernannt.
Mit einer öffentlichen Volksverſammlung am Abend fand die denk=
würdige
Feier ihren Abſchluß. Morgen tritt die Kontinentale Kon=
ferenz
für Innere Miſſion und Diakonie in Wittenberg zu wichtigen
Beratungen zuſammen.

Aus der Reichshauptſtadt.
Gedächtnisfeier in der japaniſchen Botſchaft.
Am Sonntag wehte auf dem Dache des japaniſchen Botſchaftsgebäudes
das Sonnenbanner auf Halbmaſt. Die 1200 Köpfe zahlende japaniſche
Kolonie in Berlin ſtrömte um 12 Uhr mittags herbei, um einer ein=
drucksvollen
Gedächtnisfeier für die Toten der großen Erdbebenkata=
ſtrophe
beizuwohnen, wofür ein Saal im Erdgeſchoß bei verhängten
Fenſtern und gedämpftem Lampenlicht als Gedächtnisraum hergerichtet
war. Am Kopfende des Saales war ein altarähnlicher Aufbau errichtet,
deſſen Oberbau eine ſchlichte Totentafel zwiſchen wertvollen Vaſen mit
herrlichen Cryſanthemen zierte. Vorne ſtanden Räuchergefäße und
Räucherkerzen zwiſchen brennenden Kerzen bereit, während am Fuße
des Aufbaues eine Reihe friſcher Blumenkränze mit Trauerſchleifen
in Weiß mit ſchwarzer Aufſchrift ausgebreitet war. Vom Auswärtigen
Amt waren Miniſterialdirektor Knipping, Geheimrat Mudra und die
Konſuln Müller und Dirks erſchienen. Der japaniſche Geſchäftsträger,
Botſchaftsrat Dr. Ohno, ſprach die Gedächtnisrede, wobei er auch der
warmen Anteilnahme Erwähnung tat, die aus allen Teilen Deutſch=
lands
anläßlich des Unglücks zum beredten Ausdruck gekommen ſei.
Den Vertretern des Auswärtigen Amtes dankte er für ihr Erſcheinen.
Danach vollzog ein buddhiſtiſcher Prieſter die religiöſen Gebete. Ihm
folgte ein Profeſſor der Tokioer Univerſität mit einer kurzen Erinne=
rungsrede
. Für die geſamte Trauerverſammlung vollzog Dr. Ohno
ſodann das Räucheropfer. Ernſter Geſang, von Kammerſänger Goltz
zu Anfang und zu Ende vorgetragen, rahmte die ergreifende Feier
würdig ein.
Schreckenstat eines Hypochonders.
In der Krummen Straße 33 in Charlottenburg ereignete
ſich am Samstag eine furchtbare Familientragödie. Der Möbelhändler
Paul Lippmann erſchoß ſeine 16jährige Tochter Paula, ſowie ſeine Ehe=
frau
Erneſtine und ließ die beiden Erſchoſſenen bei offenen Gashähnen
in der Wohnung liegen. Er zog ſich darauf in die Küche zurück und
erſchoß ſich ſelbſt. Dieſe Schreckenstat iſt noch nicht geklärt. Jedenfalls
ſcheint Lippmann ein Opfer der Zeit geſorden zu ſein. Er ſcheint ſehr
unter hypochondriſchen Ideen gelitten zu haben, die ſich zeitweiſe in
heftigen ſpontanen Ausfällen auswirkten und unter denen beſonders
ſeine Familie zu leiden hatte.
Deviſenrazzia in Bremen.
Am Samstag fand in Bremen der erſte Vorſtoß des Deviſenkom=
miſſars
auf unerlaubte im Privatbeſitz befindliche Deviſen ſtatt. Gegen
10 Uhr abends umzingelte ein Kommando der Schutzpolizei das Kaffee=
Kabarett Korſo, beſetzte ſämtliche Ausgänge und drang in die Innen=
räume
ein, um dort eine ausführliche Brieftaſchenreviſion auf Deviſen
bei den anweſenden Gäſten vorzunehmen. Ob die von der dortigen
Kriminalpolizei auf Veranlaſſung des Reichskommiſſars ausgeführte
Unterſuchung erfolgreich war, war bisher noch nicht feſtzuſtellen. Ver=
haftungen
wurden, ſoweit bisher bekannt, nicht vorgenommen. Gegen
11 Uhr abends rückte die Hundertſchaft, ohne daß es zu Zwifchenfällen
gekommen war, wieder ab.
Meutcrei in einem Geſängnis.
Aus Allenſtein wird gemeldet: In der Strafanſtalt Warten=
burg
meuterten etwa 600 Strafgefangene, angeblich wegen ſchlechter
Verpflegung. Sie zerſtörten die Inneneinrichtung und verſuchten, ge=
waltſam
auszubrechen. Die Wärter mußten von der Waffe Gebrauch
machen, wobei ein Geſangener getötet und mehrere verletzt wurden.
Aus Allenſtein herbeigeholte Schutzpolizei ſtellte die Ordnung bald wie=
der
her.
Aus Liechtenſtein
meldet ein dortiges Blatt: Die am 9. September in Ruggell verſam=
melten
Bürger beſchloſſen faſt einhellig, dem Anſuchen von drei Kre=
felder
Fabrikteilhabern, betr. Einbürgerung Folge zu geben. Die
Einbürgerungsſumme von 15 000 Fr. ſoll, wie man hört, zum Ankaufe
einer Rheinbrücke verwendet werden. Die neuen Bürger beſuchten letzte
Woche per Auto ihre neue Heimat. Kürzlich wurde dort auch ein
Herr Krahnen aus Krefeld eingebürgert.

Ein königliches Glückskind.
L. Vor etwa 15 Jahren beabſichtigte die London and South=
Weſtern Railway, die den Schiffsdienſt zwiſchen Southampton und
Saintralo beſorgt, ein neues Paketboot in Dienſt zu ſtellen. Zu dieſer
Zeit wurde Prinzeß Ena von Battenberg dem König Alfons XIII. von
Spanien angetraut. Wenn unſer Gedächtnis nicht trügt, war Prinzeß
Ena gerade Königin von Spanien (für die Spanier Ena=Victoria) ge=
worden
, als der Stapellauf ſtattfand. Die Leiter der L. S. W. R.
tauften galanter Weiſe ihr neues Schiff Queen Ena‟. Dies fand die
Königin nicht hübſch. Und dann, ſagte ſie, habe ich den Gedanken,
daß der Name dem Schiffe Unheil bringen könnte; laßt ihm meinen
Prinzeſſinnennamen. Und ſo wurde das Paketboot Princeß Ena
getauft. Letzthin, am 14. Auguſt, iſt das mit 200 Paſſagieren beſetzte
Boot an den Klippen von Minquiers zwiſchen Granville und Saint=
Malo ſchwer beſchädigt worden. Die ſpaniſche Königin kann ſich wenig=
ſtens
in dem Gedanken tröſten, daß die Queen Ena ohne Zweifel
untergegangen wäre.

Sport, Spiel und Turnen.
Turnen.
Bühnenſchauturnen.
Die Deutſche Turnerſchaft hat in dieſer ſchweren Zeit zu zeigen,
daß ſie allerorts die gewaltige Aufgabe, die Altmeiſter Jahn dem deut=
ſchen
Turner ſtellte, mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln zu erfüllen
bemüht iſt. Hierzu iſt vor allen Dingen nötig, daß die Turnvereine
oftmals auf dem Plan der Oeffentlichkeit erſcheinen. Gau= und Bezirks=
turnfeſte
genügen hierzu nicht, vielmehr müſſen in Stadt und Land
oftmalige Schau= und Werbeveranſtaltungen ſtattfinden, bei denen das
Tun und Treiben der Turnvereine nicht nur in Höchſtleiſtungen, ſon=
dern
auch im einfachſten Betriebe gezeigt werden ſollen. Alljährlich im
Herbſt, wenn die Wettkämpfe beendet ſind, ſoll zum Gedächtnis der im
Weltkrieg gefallenen Turner des Main=Rheingaues eine Gauveranſtal=
tung
ſtattfinden. Der im vorigen Jahre gut verlaufene Sternlauf
durch das Gaugebiet nach Darmſtadt kann dieſes Jahr nicht durchgeführt
werden, da ein großer Teil der Laufſtrecken beſetzt iſt. Dafür ſoll am
nächſten Sonntag, den 30. September, in der Turnhalle der Turn=
gemeinde
Darmſtadt (Woogsplatz) ein Bühnenſchauturnen ab=
gehalten
werden. Die reichhaltigen Darbietungen aus allen Gebieten
des deutſchen Turnens, ausgeführt von den größeren Gauvereinen,
enthalten Schulübungen, ſteigend bis zu dem ſchwierigſten Kunſtturnen.
Die Geübteſten des Gaues werden im Schaubewerb ihr Beſtes an den
Geräten zeigen, Fechter, Schwimmer und Volksturner aus ihren Ge=
bieten
die Art ihrer turneriſchen Arbeit dartun. Der Erlös der Ver=
anſtaltung
ſoll dem Grundſtock zur Errichtung eines Ehrenmals für
die Gefallenen zufließen.
Schwimmen.
Das nationale Schwimmfeſt des Darmſtädter Schwimmklubs Jung=
Deutſchland, ).30. September.
Zu dem bereits angekündigten Schwimmfeſt von Jung= Deutſch=
land
erfahren wir noch folgendes:
Ueber alles Erwarten günſtig ſind die Meldungen ausgefallen.
Darmſtadts Sportwelt wird im Städtiſchen Hallenbad Kämpfe ſehen,
wvie ſie in gleicher Art noch nicht hier geboten wurden. Deurſche Mei=
ſter
von internationalem Ruf bürgen für die Erſtklaſſigkeit der Beſetz=
ung
. Denn Namen wie Frölich, Hilmar, Sommer. Skamper, Aenge
Rehborn, Klara Funke verſprechen die ſpannendſren Kämpfe, ſo daß mit
Ueberraſchungen wohl zu rechnen iſt. So hat z. B. Fräulein Rehborn=
Bochum für Samstag abend einen Rekordverſuch über 100 Meter bel.
angemeldet; ebenſo kann der Kampf FrölichSkamper einen neuen
Rekord bringen. Daß in den hervorragend beſetzten Staffeln Beſt=
zeiten
geſchwommen werden, dürfte ziemlich ſicher ſein. Es ſind alſo
Schwimmwettkämpfe zu erwarten, die am 29. und 30. September die
Augen der geſamten deutſchen Sportwelt nach Darmſtadt richten
werden.
Der erſte Tag
bringt als Eröffnung die 2. Freiſtilſtaffel 4X50 Meter, die eine ſichere
Sache des Feſtgebers ſein dürfte. Das 1. Rückenſchwimmen 100 Meter
wird ein äußerſt harter Kampf zwiſchen Frölich=Magdeburg und Skam=
per
=Köln ſein. Die erſte Bruſtſtaffel wird Köln in Front ſehen, wäh=
rend
die Damenlagenſtaffel vollkommen offen iſt, zumal die ſämtlichen
Damenſtaffeln im Gegenſatz zum vorigen Jahre in hervorragender
Weiſe beſetzt ſind. In der mit 17 Teilnehmern beſetzten zweiten kurzen
Strecke, 50 Meter, dürften Köln und Darmſtadt um den erſten Platz
ſtreiten. Das zweite Springen, das ſehr gut gemeldet iſt, wird wohl
eine Beute des in großer Form befindlichen Schumm=Köln ſein. Die
erſten Freiſtil=400 Meter bringen einen ſcharfen Zweikampf Berges=
Darmſtadt und Holfelder=Freiburg, deſſen Ausgang ungewiß iſt. Das
Damenfreiſtil=100 Meter wird einen wunderbaren Kampf der deutſchen
Freiſtilmeiſterin Rehborn, der Rückenmeiſterin Funke und M. Rade=
mechers
, ſowie Leuſer=Heidelberg und Cramer=Darmſtadt bieten ( Rekord=
verſuch
). Den Schluß bildet neben einigen Einzelrennen eine 3X100
Meter=Staffel, die Darmſtadt in Front ſehen wird.
Der zweite Tag
wird eröffnet mit einer 4X50 Meter Staffel, die Magdeburg oder Köln
gewinnen dürfte. Die Damenfreiſtilſtaffel 3X50 Meter bringt zum erſten
Male den Start von Elberfeld, das ſich mit Darmſtadt um den Sieg
ſtreiten wird. Das zweite Freiſtil=100= und 200 Meter wird einen Sieg
von Berges=Darmſtadt bringen. Das erſte Bruſtſchwimmen, 100 Meter,
iſt eine ſichere Sache des deutſchen Meiſters Sommer=Köln. Das 100
Meter Freiſtilſchwimmen bringt Hilmar, Gropper, Skamper und Hol=
felder
an den Start. Sehr ſpannend wird das erſte Springen mit
Pfordte (Möve‟=Darmſtadt), Schumm und Kenngott. Die Einzel=
rennen
, 2. Bruſt 200 Meter, Damenbruſt und =rücken, 1. kurze Strecke
50 Meter, 2. Damenfreiſtil 50 Meter ſind vollkommen offen, während
die erſte Staffel 3X100 Meter drei gleichwertige Mannſchaften an den
Start bringt. Ueberhaupt verſprechen dieſe und ſämtliche folgenden
Staffeln, Kämpfe zu bieten, die das Hallenbad wie letztes Jahr erbeben
laſſen werden durch die Zurufe und Aufregung der begeiſterten Zu=
ſchauer
.
Eile iſt dringend zu raten, zumal die Karten bereits im Vorverkauf
bei L. B. Müller, Schulſtraße 14, zu haben ſind. Die Vorbeſtellungen
von auswärts ſind für beide Tage ſchon derart zahlreiche, daß der Vor=
verkauf
unbedingt zu empfehlen iſt. Die Preiſe konnten, natürlich in
Anbetracht der Geldverhältniſſe, nur für die erſten Tage feſt angeſetzt
werden, ſo daß in den letzten Tagen mit einer Verſchiebung zu rechnen
ſein wird. Wie wir erfahren, findet nächſten Sonntag kein Ligaſviel
des Sportvereins ſtatt, ſo daß auch den Fußballanhängern die Wahl
nicht ſchwer fallen dürfte. Die Kämpfe beginnen am Samstag, den
29. September, abends 8 Uhr, und Sonntag, 30. September, nachmit=
tags
halb 4 Uhr.
H. H.
Fußball.
Fußballklub Germania=Eſchollbrücken.
Sportverein Meſſel gab am Sonntag in Eſchollbrücken ſein Debüt.
Meſſel konnte den ſpielerfahrenen Germanen keinen großen Widerſtand
leiſten. Das Spiel wurde meiſtens vor dem Tor von Meſſel ausgetra=
gen
. Das Reſultat von 11:1 Tor für Eſchollbrücken ſagt alles. Leider
war der vom Verband geſtellte Schiedsrichter nicht erſchienen, und mußte
ein Herr von Cſchollbrucken die Leitung übernehmen.

gegen Nervenschwäche, Erschöpfungszustände,
SAITKIIA sex. Neurasthente ein anregendes und kräftig ndes
Vohimbin-Hormon-Präparat. Fachärztilch begutachtet und sehr emp-
fohlen
. In jeder Apotheke erhältlich.
(1K. 7431

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, den 27. Sept.:
Wechſelnde Bewölkung, mehrfach Niederſchläge, weſtliche bis nord=
weſtliche
Winde.

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus (E1 e1), Anfang 7 Uhr, Ende
10 Uhr: Der lebende Leichnam, Kleines Haus (Zuſatzmiete II):
Die Abreiſe, hierauf: Die Jahreszeiten‟
Zentralſtelle.
für Volksbildung, abends 8 Uhr im Städtiſchen Saalbau;
Dr. Strecker über Amerika und Deutſchland. Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender Donnerstag, 27. September.
Mobiliar=Verſteigerung vormittags halb 10 Uhr und nach=
mittags
halb 3 Uhr Ernſt=Ludwigſtraße 9.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
7 V. A. Flciſcmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 6 Seiten

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

26. September 1923 Nr. 266

Handeisbia

Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Goldanleihe als Zahlungsmittel im Großhan=
bel
. Nach den neuen Konditionen des Verbandes Deutſcher Herren=
wäſchefabrikanten
erfolgt, wie die Textilwoche erfährt, die Preisberech=
nung
in Dollarcents. Der Rechnungsbetrag iſt am Tage der Rechnungs=
ſtellung
fällig mit einer Reſpektfriſt von ſieben Tagen. Als Zahlungs=
verzug
ſind Zinſen in Papiermark zu zahlen, und zwar vom Ausſtel=
lungstag
der Rechnung an zu dem Kurſe dieſes Tages und in Höhe der
Sätze, die von den D=Vanken für Ueberziehung jeweils verlangt werden.
Der Dollarrechnungsbetrag iſt zuvor entweder in Dollarſchatzanwei=
ſungen
, oder Goldanleihe, oder Papiermark, oder in Schecks und Bank=
anweiſungen
zu zahlen. Dollarſchatzanweiſungen und Goldanleihe wer=
den
zu einem feſten Umrechnungsſatz angenommen, der vom Verband
wöchentlich feſtgeſetzt und auf der Rechnung vermerkt wird. Bei Ziel=
überſchreirung
erfolgt Umrechnung zum Briefkurs am Tage des Ein=
gangs
. Spitzenbeträge werden zum Dollarbriefkurs des Zahlungstages
in Papiermart umgerechnet. Papiermarkbeträge oder Barſchecks werden
zu dem Briefkurs umgerechnet, der am Tage nach Eingang notiert wird.
* Emag Elektrizitäts=A.=G., Frankfurt. Zulaſ=
ſungsantrag
über 109 Millionen Mk. Stammaktien der Geſellſchaft
wurde an der Berliner Börſe geſtellt.
Geſellſchaft für Lindes Eismaſchinen A.=G. in
Wiesbaden. Nominal 60 Millionen Mk. der bereits im Dezember
vor, Js. zur Ausgabe gelangenden Stammaktien wurden an der Ber=
liner
Börſe zugelaſſen. Im Proſpekt teilt die Geſellſchaft mit, daß für
das laufende Jahr zur Zeit Aufträge im Geſamtbetrage von 8 Mil=
liarden
vorliegen. Unter allen Vorbehalten dürfte auch das erhöhte
Aktienkapital mit einer befriedigenden Dividende zu rechnen haben. Die
Zwiſchenbilanzziffern vom 31. März laſſen die günſtige finanzielle Lage
des Unternehmens deutlich hervortreten. Warenbeſtände ſind mit Mk.
2619,046 Mill. angegeben, Außenſtände mit Mk. 6184,205 Mill., doch iſt
zu bemerken, daß darunter ſich Anzahlungen der Geſellſchaft ſelbſt in
Höhe von 1658,460 Mill. Mk. und Guthaben bei naheſtehenden Geſell=
ſchaften
von 2550,555 Mill. Mk. befinden. Das Bankguthaben wird mit
8747,110 Millionen Mk. ausgewieſen. Auf der anderen Seite erſcheinen
zunächſt Wertpapiere und Beteiligungen mit 109,031 Mill. gegen 6,651
Millionen Mk. bei Ende des letzten Geſchäftsjahres. Bemerkenswert
iſt, daß ſich darunter als Zugang nicht weniger als 2500 Dollar deutſche
Dollarſchatzanweiſungen befinden. Außerdem ſind im laufenden Ge=
ſchäftsjahre
nominal 1,418 Mill. Mk. neuer Aktien der Geſellſchaften
für Markt= und Kühlhallen bezogen worden. Schon aus dieſen beiden
Poſten iſt erſichtlich, daß in dem Effektenkonto Reſerven von einem
ſchwer ſchätzbaren Werte enthalten ſind. Weſentlich verſtärkt wird der
Eindruck aber noch durch die dauernden Beteiligungen der Geſellſchaft.
Dieſe letztere ſetzte ſich am 31. Dezember zuſammen aus 1,701 Mill. Me.
Aktien der Geſellſchaft für Markt= und Kühlhallen, 1,980 Mill. Mk. An=
teile
der Waſſerſtoff=Sauerſtoff=G.m.b.H., 1,8 Mill. Mk. Anteile der
Güldner Motoren=G.m.b.H. und 294000 Kr. der Nordiska Syrgas=
Gaswerke.. Von dem letzteren beſitzt die Geſellſchaft die Majorität.
Außerdem iſt die Geſellſchaft noch beteiligt an der Hydroxygen G.m.b.H.
Wien, an der Sauerſtoff=Waſſerſtoffwerk Luzern=A.G. und der Dansk
Ilt und Brintfabrik S.A., Kopenhagen. Weiter macht die Geſellſchaft
recht intereſſante Mitteilungen über das Tochterunternehmen, das vor
dem Kriege in Barcelona betrieben wurde. Dieſes Unternehmen iſt
unter der Firma Abello Origeno Linde S. A. im Jahre 1922 in eine
A. G. umgewandelt mit einem Geſamtkapital von 2,250 Mill. Peſos,
wovon der Lindes Eismaſchinen=A.G. für die früheren Beteiligungen
die Hälfte zugeteilt wurde. Das Effektenkonto enthält alſo ſtille Rück=
lagen
von einem ſchwer ermeßbaren Wert. Aus der Zwiſchenbilanz
ſei weiter zu erwähnen, daß die geſamten Kreditoren 10 273 321 Mill.
Mauk betrugen, worunter aber Anzahlungen der Kunden in Höhe von
nicht weniger als 8807 476 Mill. Mk. enthalten waren. Die wirkliche
Warenſchuld betrug nur 1 465 845 Mill. Mk. 60 Millionen Mark
neue Aktien wurden an der Berliner Börſe zugelaſſen.
h. Badiſche Elektrizitäts=A.=G., Mannheim. Der
auf den 16. Oktober einberufenen Generalverſammlung wird die Kapi=
talsverdoppelung
auf 104 Millionen Mark vorgeſchlagen.
h. Heidelberger Federhalter=Fabrik Koch
Weber & Co. A.=G., Heidelberg. Die Verwaltung beantragt
Kapitalserhöhung um einen nicht genannten Betrag.
Maſchinenbam=Geſellſchaft Harlsruhe. Die
Verwaltung ſchlägt der zum 18. Oktober einzuberufenden G.=V. die Ver=
teilung
einer Dividende von einer Goldmark pro Stammaktie vor. Der
Betrag ſei ſeit dem 30. Juni wertbeſtändig angelegt und ſoll dement=
ſprechend
ausgezahlt werden.
h. Baden=Badener Korbwaren= und Möbel=
induſtrie
A.=G., Baden=Baden. Der Aufſichtsrat ſchlägt
Kapitalserhöhung um 450 von 5 auf 500 Mill. Mark durch Ausgabe
von 495 Mill. Mark neuer Stammaktien vor.
h. Stella A.=G., Oos (Baden). Die Generalverſammlung
genehmigte die Erhöhung des Aktienkapitals auf 20 Mill. Mark. Die
neu auszugebenden 12 Mill. Mark Aktien wurden zu 30000 Prozent
von dem Bankhaus Carl T. Herrmann &. Co. in Baden=Baden für
Rechnung eines Konſortiums übernommen, das den bisherigen Aktio=
nären
ein Bezugsrecht von 2:1 zum gleichen Kurs einzuräumen und
die reſtlichen Aktien zugunſten der Geſellſchaft beſtmöglich zu verwerten
hat. Anſtelle des verſtorbenen Aufſichtsratsmitglieds Robert Soulier
wurde A. W. Huber (Baden=Baden) in den Aufſichtsrat gewählt.
Ueber den Geſchäftsgang wurde günſtig berichtet.
wb. Terpentinölfabrik, Stuttgart= Antartürk=
heim
Aktiengeſellſchaft Stuttgart. Die erſte ordentliche
Generalverſammlung genehmigte einſtimmig den Abſchluß für den
31. Mai 1923. Es wurden nach Abſchreibung der Rücklagen 120 v. H.
Anteil auf die Stamm=Aktien und 114 v. H. auf die Vorzugs=Aktien
ausgeſchüttet, wobei die jungen Aktien mit ein Viertel gewinnberechtigt
ſind. Seitens der Verwaltung wird mitgeteilt, daß das Reſultat,
das vorliegt, als ein befriedigendes bezeichnet werden kann, obgleich ein
Brand faſt die ganze Fabrik zerſtörte und den Betrieb auf einige
Monate ſtillegte. Der Wiederaufbau und insbeſondere die infolge der
fortſchreitenden Geldentwertung dauernd geſtiegenen Unkoſten machten
im Laufe des Geſchäftsjahres eine Kapitalverdoppelung auf 14 400 000
Mark notwendig, die inzwiſchen durchgeführt wurde. Das Geſchäft
hat ſich im neuen Geſchäftsjahr gut entwickelt und es ſind für die näch=
ſten
Monate genügend Aufträge vorhanden. Trotzdem läßt ſich für
das laufende Geſchäftsjahr in Anbetracht der derzeitigen Geſchäfts=
lage
nichts vorausſagen. In der Bilanz ſind Fabrik und Grundſtücke
mit 0,34, Maſchinenanlage, Einrichtung, Fäſſer, Keſſelwagen, Labora=
torien
mit 3,1 Millionen Mark aufgeführt. Es wurde beſchloſſen,
das Aktienkapital von 14 400 000 Mark um bis 14 000 000 Mark zu er=
höhen
; mir der Ausgabe der neuen Aktien, ſowie Feſtſetzung der Moda=
litäten
wurde der Aufſichtsrat betraut. Infolge Veränderung im
Aktienbeſitz ergab die Neuwahl des Aufſichtsrats, deſſen Amtszeit ab=
gelaufen
war, folgende Zuſammenſetzung: Vorſitzender: Geheimer
Kommerzienrgt O. Fiſcher Vorſtand der Württembergiſchen
Vereinsbank, Stuttgart, Stellvertretender Vorſitzender: R. Brandt,
Direktor der Solo=Zündwaren= und Wichſefabriken A.=G., Wien.
G. Th. Radpanyi Großkaufmann, Wien. Dr. E. Dittmana,
Direktor der Schwäbiſchen Treuhandaktiengeſellſchaft, Stuttgart. Dr.
J. Schmidt, Profeſſor an der Techniſchen Hochſchule, Stuttgart.
Roman Boos. Direktor des Schwäbiſchen Kohlengeſchäfts, Stuttgart.
Die Leitung des Unternehmens liegt nach wie vor in Händen des
Herrn Dipl.=Ing. Hermann Gammay. Es verlautet, daß die Geſell=
chaft
mit in= und ausländiſchen verwandten Induſtrie=Konzernen in
Verhandlung ſteht.
Georges Geiling u. Co. A. G. Zulaſſungsantrag über
30 Millionen Mk. Stammaktien wurde an der Berliner Börſe geſtellt.
Brandenburgiſche Holzinduſtrie A. G. Die Ge=
ſellſchaft
beſchloß die weitere Erhöhung des Aktienkapitals um 54 Mil=
lionen
auf 154 Millionen Mk. Die ab 1. Januar 1923 dividendenberech=
tigten
Stammaktien werden von einem Konſortium zu 100 Prozent
mit der Verpflichtung übernommen, 10 Millionen Mk. den bisherigen
Aktionären im Verhältnis 5:1 zum Kurſe von 2 Goldmark zuzüglich
Bezugsrechtsſteuer zum Bezug anzubieten. Als Stichtag dient der
zweite Tag der Berliner Bezugsrechtsnotierung. Das Stimmrecht der
Vorzugsaktien wurde auf das 30fache erhöht. Die Verwaltung teilte
mit, daß das Reſultat des abgelaufenen Geſchäftsjahres dermaßen
günſtig ſei, daß mit einer Dividendenausſchüttung in wertbeſtändiger
Form, wahrſcheinlich in Goldanleihe oder Dollarſchatzanweiſungen, zu
rechnen ſei. Die neue Kapitaltransaktion dient zu Fuſionszwvecken, ſowwie
zum inneren Ausbau. Mit Beſtänden ſei man günſtig eingedeckt und
habe die Möglichkeit, die Belegſchaft noch ein Jahr zu beſchäftigen.

Ed- Der Verwaltungsrat der Preußiſchen Lan=
des
=Pfandbriefanſtalt hat beſchloſſen, bei Beleihung
von Wohnhäuſern (Klein= und Mittelhäuſer), die nach dem
Jahre 1918 errichtet worden ſind oder künftig errichtet werden, Gold=
hypotheken
nach Maßgabe der Veſtimmungen des Geſetzes vom 23.
Juni über wertbeſtändige Hypotheken zu gewähren. Als Maßſtab hier=
für
iſt das Gramm Gold vorgeſehen. Die Umrechnung in Papiermark
hat hierbei auf Grund der Londoner Goldnotierung und auf Grund
der Berliner Börſennotiz für das engliſche Pfund zu erfolgen. Der
Zinsſatz der Goldhypotheken wird ſich auf 6 Prozent ſtellen; ſie ſind
undkündbar und mit 1 Prozent jährlich zu tilgen.
* Lindcar Auto A. G., Berlin. Ein Teilbetrag der laut
G.=V.=Beſchluß vom 20. September neu zur Ausgabe gelangenden
Aktien, ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigt, wird im Verhältnis
5:1 zu einer Goldmark, die in wertbeſtändiger Anleihe erlegt werden
kann, zum Bezug angeboten. Wird in Papiermark gezahlt, ſo iſt der
Gegenwert einer Goldmark, berechnet nach dem Goldankaufspreis des
Reiches, zu erlegen, der an dem Tag Gültigkeit hat, an dem das Be=
zugsrecht
zum zweiten Male gehandelt wird. Die Geſellſchaft gibt nicht
bekannt, was mit dem Reſtbetrag von den nicht zum Bezug angebotenen
Stammaktien in Höhe von 104 Millionen Mk. geſchieht. Ueber das
laufende Geſchäftsjahr berichtet der Vorſtand, daß man bis vor kurzer
Zeit noch mit zwei Schichten gearbeitet habe und daß noch Aufträge
vorliegen, die auf längere Zeit 45 Tage in der Woche volle Beſchäf=
tigung
gewähren. Der Abſatz ſei gleichgeblieben. Man hoffe, ihn
jedoch erhöhen zu können, namentlich wenn auf der bevorſtehenden
Nationalen Automobilausſtellung in Berlin die Erzeugniſſe der Geſell=
ſchaft
wieder vorgeführt werden können.
* Schubert u. Salzer, Maſchinenfabrik A.=G. 70000
Stück Genußſcheine wurden an der Berliner Börſe neu zugelaſſen.
* Hillewerke A.=G, Dresden. Die a. v. G.=V. beſchloß
Erhöhung des Aktienkapitals um Mk. 40 Mill. Stamm= und Mk. 6
Mill. Vorzugsaktien auf insgeſamt Mk. 100 Mill. Die jungen Aktien
nehmen ab 1. Januar 23 an der Dividende teil. Den alten Aktionären
wird ein Bezugsrecht im Verhältnis 5:2 zu einem noch feſtzuſetzenden
Kurs angeboten werden. Mk. 2 Mill. werden der Verwaltung über=
lafſen
und die reſtlichen 18 Mill. Mk. beſtens verwertet. Das hierbei
erzielte Aufgeld ſoll zur Beſtreitung von Neubaukoſten und außerge=
wöhnlichen
Anſchaffungen in Anſpruch genommen werden. Die G==V.
genehmigte die Unterverſicherung der Werke, wobei ſeitens der Verwal=
tung
mitgeteilt wurde, daß ſie verſuche, die Verſicherung möglichſt voll
aufrecht zu erhalten.
* Vereinigte ElbſchiffahrtsGeſellſchaft, Dres=
den
. Die av. G.=V. genehmigte die beantragte Kapitalserhöhung um
104 auf 200 Mill. Mk. unter gleichzeitiger Umwandlung von 11 Mill.
Mark bisheriger Vorzugsaktien in Stammaktien und die Schaffung von
20 Mill. Mk. neuer Vorzugsaktien. Die neuen Aktien nehmen an der
Dividende ab 1. Januar 23 teil. Den alten Stammaktionären wird
ein Bezugsrecht im Verhältnis 5:2 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurs
angeboten werden. Die reſtlichen 58 Mill. Mk. ſollen im Intereſſe der
Geſellſchaft verwertet werden.
Sachſenwerk, Licht= und Kraft=A.=G., Dresden.
Im Proſpekt über die Einführung von 130,6 Mill. Mk. Aktien teilt die
Verwaltung mit, daß das Unternehmen zurzeit mit Aufträgen verſehen
iſt, ſo daß für das laufende Geſchäftsjahr auch für das erhöhte Kapital
mit einem befriedigenden Ergebnis gerechnet werden kann. Nach der
Zwiſchenbilanz per 31. März d. J. ſind ausgewieſen: Bankguthaben mit
64,65 Mill. Mk., Debitoren mit 3,672 Mill. Mk., Anzahlungen der Kund=
ſchaft
mit 3,878 Mill. Mk. und Guthaben der Lieferanten mit 2,900 Mill.
Mf., Warenvorräte werden zahlenmäßig nicht genannt; bemerkt wird
nur, daß ſie nicht geringer vorhanden waren als am 31. Dez. 1922, wo
ie mit 1,689 Mill. Mk. zur Bilanz ſtandne. Das Konto Warenakzepte
wird mit 1,073 Mill. Mk. ausgewieſen, der Wertpapierbeſtand hat ſich von
16,2 Mill. Mk. auf 240,94 Mill. Mk. erhöht, worunter ſich ein Betrag
von 8,061 Mill. Mk. Aktien der A.=G. für Licht= und Kraftverſorgung,
10 000 Schatzanweiſungen und 2804 mündelſichere Wertpapiere befinden.
* Fürſtlich Fürſtenbergiſche 4½proz. Teilſchuld=
verſchreibungen
von 1913. Unter Abanderung der im Auguſt
veröffentlichten Bekanntmachung erklärt ſich die Grundſtücks= und Effek=
tenverwertungsgeſellſchaft
m. b. H. bereit, ſämtliche Teilſchuldverſchrei=
bungen
der Anleihe, welche ab 15. September bis 10. Oktober 1923 bei
den früher bekannt gegebenen Stellen zur Einlöſung eingereicht werden,
zu einem Kurſe von 1 Mill. Proz. einzulöſen.
Neuregelung der deutſchen Ausfuhrkontrolle.
Bekanntlich hat die deutſche Ausfuhrkontrolle eine völlige Neuregelung
erfahren, die Ende September in Kraft tritt. Fertigerzeugniſſe können
im allgemeinen ohne beſondere Bewilligung ausgeführt werden. Eine
Verbotsliſte, die ſolche Artikel umfaßt, für deren Export die Genehmi=
gung
beſonderer Ausfuhranträge nötig iſt, enthält im weſentlichen nur
Nahrungsmittel, Rohſtoffe und gewiſſe Halbfabrikate, an denen die
deutſche weiterverarbeitende Induſtrie beſonders intereſſiert iſt. Die
Vorteile aus dieſer Neuordnung der deutſchen Ausfuhrkontrolle kom=
men
u. a. auch den auf der Frankfurter Herbſtmeſſe vom 23.29. Sep=
tember
getätigten Abſchlüſſen zugute.
wb. Goldhypotheken für den Wohnungsbau. Der
Verwaltungsrat der Preußiſchen Landespfandbriefanſtalt hat beſchloſ=
ſen
, bei Beleihung von Wohnhäuſern (Klein= und Mittelhäuſern), die
nach dem Jahre 1918 errichtet worden ſind oder künftig errichtet werden,
Goldhypotheken nach Maßgabe der Beſtimmungen des Geſetzes vom
23. Juni 1923 über wertbeſtändige Hypotheken zu gewähren. Als Maß=
ſtab
hierfür iſt das Gramm Gold vorgeſehen; die Umrechnung in
Papiermark hat hierbei auf Grund der Londoner Goldnotierung (zur
Zeit zirka 35 Pence für 1 Gramm Feingold) und auf Grund der Ber=
liner
Börſennotiz für das engliſche Pfund zu erfolgen. Anträge auf
Gewährung von Goldhypotheken nimmt die Preußiſche Landespfand=
briefanſtalt
(Körperſchaft des öffentlichen Rechts), Berlin SW. 68.
Schützenſtraße 26, entgegen. Auf Grund der Anträge, die bindend er=
klärt
werden müſſen, ſoll zunächſt die Ausgabe von Goldpfandbriefen
erfolgen. Der Zinsſatz der Goldhypotheken wird ſich auf 6 Prozent
tellen; ſie ſind unkündbar und mit 1 Prozent jährlich zu tilgen. Bei
Bemeſſung der Höhe der Goldhypotheken wird nach den Beleihungs=
grundſätzen
der Preußiſchen Landespfandbriefanſtalt ſowohl der Ver=
kaufswert
der Häuſer wie der Ertragswert berückſichtigt.
h. Mag, Maſchinenfabrik A.=G., Gelslingen
(Württbg.). Die ordentliche Generalverſammlung genehmigte die
Bilanz und die Ausſchüttung von 500 Prozent Dividende, wählte die
ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder Bankier Edgar Pick (Stuttgart)
und Direktor Hiehle (Berlin) wieder ſowie neu folgende Herren:
Fabrikdirektor. Wilhelm Zilling (Heidelberg), Bankier Fritz Bruck
(Berlin), Direktor Wilh. Limberg (Berlin) und Dr. O. Schott ( Heidel=
berg
). Das Aktienkapital wurde um 48 Mill. Mark neuer Stamm= und
1,2 Mill. Mark Schutzaktien mit 15fachem Stimmrecht erhöht. Die
Schutzaktien werden den bisherigen Schutzaktionären angeboten, die
48 Mill. Mark neuen Stammaktien von einem Bankenkonſortium, be=
ſtehend
aus dem Bankhaus Alexander Löwenberg Nachfolger (Berlin),
der Süddeutſchen Diskontogeſellſchaft (Mannheim), der Handels= und
Gewerbebank (Heilbronn) und dem Bankhaus Pick & Cie. (Stuttgart)
übernommen mit der Verpflichtung, hiervon 24 Mill. Mark Stamm=
aktien
den bisherigen Aktionären im Verhältnis von 2:5 anzubieten,
ſadaß auf je 2000 Mark, alter Aktien 5000 Mark neue Aktien zum
Preiſe von 2 Goldmark pro 1000 Mark bezogen werden können. Die
reſtlichen 24 Mill. Mark Stammaktien bleiben zur Verfügung der
Verwaltung. Die Fabrik arbeitet noch unverkürzt und iſt mit Auf=
trägen
reichlich verſehen.
Ed- Die ſchweigeriſchen Großhandelsindexzif=
ern
zeigen in den letzten Monaten einen dauernden Rückgang. Nach
den Berechnungen von Dr. Lorenz in der Nationalzeitung iſt der
Großhandelsindex im September von 175,3 im Auguſt auf 173,4 am
1. September zurückgegangen und hat damit den tiefſten Stand ſeit dem
Beginn dieſes Jahres erveicht. Die Verteuerung in der gleichen Zeit
des Vorjahres beträgt noch 4,6 Prozent. Von den einzelnen Waren
ſind ſeit Beginn des Jahres nur die Induſtrierohſtoffe geſtiegen, und
zwar erſtreckt ſich die Erhöhung auf alle Rohſtoffe mit Ausnahme von
Baumwolle und Seide. Dagegen zeigen infolge der Ruhrbeſetzung
Eiſen und Kohle eine ſtarke Steigerung, und zwar Eiſen von 141 auf
162 und Kohle von 238 auf 278 Punkte ſeit Beginn des Jahres.
Banken.
h. Berliner Bankverein A.=G., vorm. Berliner
Maklerverein. In der heutigen ordentlichen Generalverſammlung
wurden die vorgelegten beiden Bilanzen des Inſtituts in ſeiner früheren; Sofia.... .. . .. ... . .. ...... 1

Geſtalt als Berliner Maklerverein genehmigt. Infolge des ſtarken Stei=
gens
der Gehälter und ſonſtigen Unkoſten auf der einen und der fehlen=
den
Erhöhung der Courtageſätze in der Berichtszeit auf der anderen
Seite, hielt ſich der Gewinn in beſcheidenen Grenzen. Beſchloſſen wurde
laut Vorſchlag der Verwaltung die Ausſchüttung einer Dividende von
4 Proz. für das Geſchäftsjahr 1922 und von 4 Proz. für die drei Monate
des Zwiſchengeſchaftsjahres 1923. Bei den Wahlen zum Aufſichtsrat kam
das Beſtreben des Inſtituts zum Ausdruck, ſeine Verbindungen ſowohl
zur rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtrie, als auch nach Süddeutſchland zu
feſtigen. Demnach wurden neu zugewählt Generalkonſul Dr. Alfred
Mannesmann=Remſcheid und Direktor Joſeph Schloßbauer der Leipziger
Kommanditbank, die der Allgemeinen Deutſchen Kreditanſtalt in Leipzig
naheſteht. Die beiden Neugewählten haben durch Uebernahme größerer
Aktienpoſten Intereſſe an der Bank genommen. Ueber den Geſchäfts=
gang
äußerte ſich der Vorſtand dahin, daß dieſer ſeit Umſtellung des
Inſtituts auf allgemeine Bankgeſchäfte ſich infolge der günſtigen Bank=
und Börſenkonjunktur über Erwarten günſtig entwickelt habe. Beſorg=
niſſe
ſind in den letzten 14 Tagen inſofern entſtanden, als die Gehälter
der Beamten derart ſprunghaft ſtiegen, daß hierdurch eine kaum erträg=
liche
Belaſtung der Banken entſtand. Das muß beſonders dann ſchwer=
wiegende
Folgen zeitigen, wenn früher oder ſpäter einmal ein Um=
ſchioung
in der Konjunktur des Bankgewerbes eintreten wird. Auch die
durch die Reichsbank geſchaffene Verknüpfung des Geldmarktes und die
im Zuſammenhang damit von ihr in den letzten Wochen veranlaßten

niſſe zu erzielen.

Warenmärkte.

h. Mannheimer Produktenbörſe. Die Tendenz auf
den Produktenmärkten iſt wiederum ſehr feſt geworden. Auch das In=
tereſſe
läßt nichts zu wünſchen übrig, aber die Geldknappheit und die
hohen Zinſen laſſen ein umfangreicheres Geſchäft nicht aufkommen. Die
Forderungen lauteten heute für Weizen auf 730770, für Roggen auf
580600, für neue Sommergerſte auf 650, für alte Gerſte auf 620, für
neuen Hafer auf 550, für alten auf 425 Millionen Mk. pro 100 Kilo
bahnfrei Mannheim. Für Weizenmehl Spezial Null beträgt der Richt=
preis
1,3 Milliarden, für mitteldeutſches Weizenmehl wurden 1,2 Mil=
liarden
ab mitteldeutſche Stationen pro Doppelzentner verlangt. In
Futtermitteln iſt das Angebot weiter ſehr klein. Offeriert waren Weizen=
kleie
zu 300310, Biertreber und Malzkeime zu 300320, Melaſſefutter
zu 220 Millionen Mk. pro 100 Kilo waggonfrei Mannheim. Die
Kolonialwarenbörſe zeigt unverändert ſehr feſte Stimmung. FTan
notierte: Kaffee Santos roh mit 2,83,1, gewaſchen 3,183,40, Tee
mittel mit 7,758,75, gut mit 8,809,50, fein mit 9,5010,50, inländ.
Kakao mit 2,93,3, holländ. Kakao mit 33,5, Burmah=Reis mit 0,42,
Weizengrieß mit 0,45, Hartweizengrieß mit 0,58 Goldmark auf Dollar=
baſis
pro Kilo.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Für den Schlacht=
viehmarkt
am Montag betrug der Auftrieb 91 Ochſen, 102 Bullen,
305 Kühe und Rinder, 144 Kälber, 52 Schafe, 279 Schweine. Bezahlt
wurden pro Pfund Lebendgewicht, in Mill. Mk.: für Ochſen 1. Kl.
2425, 2. Kl. 2022. 3. Kl. 1820, 4. Kl. 1618; Bullen 1. Kl. 202
2. Kl. 1820, 3. Kl. 1618; Kühe und Rinder 1. Kl. 2426, 2. Kl. 1
bis 22, 3. Kl. 1618, 4. Kl. 1517, 5. Kl. 1215; Kälber b 262
2224, d 2022; Schafe a 1820, b 1618, c 1416; Schweine
wurden nicht notiert. Marktverlauf: mit Großvieh und Schweinen mit=
telmäßig
, langſam geräumt; mit Kälbern und Schafen lebhaft, ausver=
kauft
.
wb. Berliner Produktenbericht. Bei nachgebenden
Preiſen zeigte heute der Getreidemarkt eine flaue Tendenz. Der er=
neute
Rückſchlag am Deviſenmarkt führte zu einem verſtärkten Angebot
des Inlandes. Die Kaufluſt war jedoch recht vorſichtig, ſo daß die Um=
ſätze
nicht ſonderlich bedeutend waren. Roggen war nur zu anſehnlich
niedrigeren Preiſen unterzubringen. Beſondere Einzelheiten ſind nicht
zu erwähnen.
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: Die Beſchäftigungsloſigkeit im Holzgewerbe iſt groß, und es haben
auch die Holzhändler ſo gut wie nichts zu tun, weil die Verbraucher
einerſeits nicht über die genügenden Mittel zum Holzankauf verfügen
und andererſeits die fortdauernden Kursſchwankungen an den Deviſen=
märkten
eine ſtarke Unſicherheit in das Geſchäft bringen. Man beſchäf=
tigt
ſich jetzt weniger mit geſchäftlichen Problemen, als mit dem Gedan=
ken
, der von einigen Seiten ſtark propagiert wird, eine deutſche Holz=
wirtſchaftsbank
ins Leben zu rufen. Es ſoll auf der einen Seite der
Giroverkehr erleichtert und eine Koſtenerſparnis gegenüber den Berech=
nungen
der Großbanken herbeigeführt und auf der andeen Seite eine
Gundlage geſchaffen werden, auf der kreditbedürftigen, aber ſicheren
Sägewerksbeſitzern Avale zum Rohholzeinkauf zur Verfügung geſtellt
werden. Ob und inwieweit das Holzgewerbe eine genügend breite Baſis
zur Begründung eines ſolchen Bankinſtitutes darſtellt und ob vor allen
Dingen die Mittel zur Verfügung ſtehen werden, die eine Kreditgewäh=
rung
großzügiger Art erfordert, bleibt abzuwarten. Die Goldrechnung
beim Verkauf von Schnittholz bürgert ſich mehr und mehr ein. Indeſſen
macht es große Schwierigkeiten, den Kleinhandel, der an die Holzver=
braucher
verkauft, vor Kursverluſten zu ſchützen. In der Möbelinduſtrie
iſt der Beſchäftigungsgrad ſehr gering. Viele Tiſchlereien haben in den
letzten beiden Wochen ihre Betriebe vollſtändig ſtillgelegt, und es kommen
auch keine neuen Aufträge herein. Die Möbelhandlungen kranken an
der Teuerung und an den von einem Tag zum anderen ſchwankenden
Preiſen für die fertigen Erzeugniſſe, die ſie abſetzen wollen. Hier und
da wurde ein Abſchluß im Großhandel getätigt. Es handelte ſich aber
ſtets um geringe Mengen.

Börſen.

wb. Berliner Börſenbericht. Die Nachfrage nach Deviſen,
beſonders ſeitens des Rheinlandes, hat ſich weſentlich verringert, ſo daß
bei der amtlichen Feſtſetzung eine erneute Senkung des Kursſtandes
für New=York auf 121 und für London auf 550 Millionen eintrat, wo=
bei
bis auf wenige Ausnahmen wiederum volle Zuteilung der ange=
forderten
verhältnismäßig geringen Beträge erfolgte. Für Effekten
waren ſo gut wie keine Kurſe zu hören.
w. Deviſemarkt, Fran furt a M., 25. Sept. Telegr. Auszahlungen:

ee
Bet
Brief R
Geld Va
Brief. Oſorat. Antwerpen=Brüſſel... 9675770. 9723250 5735625. 7761375. Holland ... .. . . .. . ... 77812500 75 1R4500. 50 373750. 50 626250. London .............. 687500. 927 312500. 4987 5000 Paris .. . . . .. . . .. . . ... 1970000. 1203000 3728125 8 771875 Schweiz .. . .. . . . . . . . .. 4 661125. 836 75. 2244375 25
250. Spanien ............." 25 43625 25 563750 7500.
695 42500. Italien .............." 3478750. 250. 5 735625. 5 764375. Liſſabon=Oporto. .. . . . . 2. Dänemark .. . . . . . . . . ." 33915000 34 085000 2169 2180437 Norwegen ... . .. ... . .. 284267:0 571250. 19950000. 20500000. Schweben .. . . . . . . . . .." 19 87:000. 50 125000. 920000. 080 000. Helſingfors ..........." 8125. 761875 3 291750. 3 308230. New=York ..... ......." 770500. 3 482500. 109 725000. 10275000. Deutſch=Oſterreich (abg.) 2543 2.50 255 634.50 164587.: 165412.50 Budapeſt .. . . . . . . . . . ." 10274 25 1032; 75 G5
209.7I. Prag .......... . . ....
Agram. . . . . . . . . . . . . .. 5 286750. 5312250. 3940195. 3 959875.

w. Deviſenmarkt. Berlin, 25. September Telegr, Auszahlungen für=

MGe
Gebd.
Vriel RGe
Re
Briel. rat. mſterdam=Rotterdam .. .. Rre Miſche 47481000. 47719000. Brüſſel=Antwerpen ......... 7720650. 59350. 723150. 756850. Chriſtiania . . . . . .. . ..... . .." 734. 23859500 9152/00. 9248000. Kopenhagen ..............." 000. 26867000 745500. 54500. Stockholm .. . . . . . . . . . . . . ... 4301500. 18500. 119s00. 90. Helſingfors ................" 3970050. 50. 3241875. Italien. ... ............... 6753075. 6786925. 1625100 64 D London ..................." 33 12600. 76687500 5426.5 000. New=York ................. 1.
632500 7367500 120697500. Paris ......... .. ........ 200
9097 9142800 76 169394 60 Schweiz.. . . . . . . . . . . . . . . ... 6433750. 6566 G8o
18 21, 2 Spanien .................. 2u548,00. 5. 169
744 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg. 209175. 6525. 893 Prag ........... .... . ..... 4428900. 0. 50 Budapeſt .. . . . . . . .. .. .. ... 7481. 10- Buenos=Aires ... . . . .. . . .. . . 9077000. 493-3000 9000. Bulgarien ... ........ . .. . .. 1240450 247560. 107 225 Japan ......... ........... 71820000. 72180000. 8653000. 3e Rio de Janeiro .......... .. 14463750. 14536 50 1471250. Belgrad. . . . . . . .. . . . .. .. ..." 1615950. 1624010. 1376550. 3450. Liſſabonn. . . . . . . . . . . . . . .. . .. 658350 0. 6616500. 5236750. 53 13250

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309


LDVer 2FUTV
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

DarHTIorGGr
1 Luisenplatz

[ ][  ]

Seite G.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2G. September 1923,

Rummer 266

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
45)
Mit einem raſchen Impuls wandte er ſich ſeiner Reiſe=
kameradin
zu, und indem er auf das Porträt wies, ſagte er
lächelnd:
Madame, iſt das Jacques?
Sie fuhr zuſammen, aus ihren Gedanken geriſſen, und warf
ihm einen ärgerlichen Blick zu.
Jacques? Wie kann man ſo dumm fragen! Glauben Sie,
ich werde das Porträt meines Chauffeurs auf meinem Schreib=
tiſch
haben? Das iſt mein Bruder Michael.
Nun hatte Philipp ebenſogut wie ſie gewußt, daß die
Photographie nicht Mr. Jacques vorſtellt; denn im ſelben Augen=
blick
, in dem er ſie ſah, hatte er das Original erkannt; und ſeine
Frage war ein kleiner Verſuch geweſen ein Verſuch, um zu
ſehen, ob ſich dieſe geheimnisvolle Dame auch vertaten könnte.
Und, o Wunder! Sie war in die Falle gegangen! Sie hatte ihm
ſchließlich eine Aufklärung über ſich ſelbſt gegeben.
Das Porträt auf dem Schreibtiſch ſtellte ihren Bruder vor.
Aber ſo wahr Philipp in dieſem Zimmer ſtand, ſtellte ſie
auch keinen anderen vor als den Mann auf der Gare de Lyon.
Den Mann, der ihre Abreiſe beobachtet hatte, ohne ſie zu erken=
nen
, und deſſen Namen Philipps Hirn ſeit zwei Tagen nach=
jagte
. Alſo war dieſer Mann ihr Bruder.
Ihr Bruder . . . und hieß Michael . ."
Aber wo hatte Philipp nur dieſen Michael getroffen? Denn
ebenſo gewiß, als Philipp nun das Porträt auf ihrem Schreib=
tiſch
erkannt hatte, ebenſo genau wußte er, daß er das Original
auf der Gare de Lyon von irgend einer vorübergehenden
Gelegenheit kannde.
Michael . . . wo .
Mit einem Male und zum unſäglichen Staunen ſeiner an=
geblichen
Gattin vollführte Herr Philipp Collin einen Luft=
ſprung
, eines Indianers würdig, doch weniger eines Profeſſors
aus London. Heureka! Heureka! Er wußte es! wer dieſer
Michael war, wo er ihn getroffen hatte, und wann!
Eine Jännernacht 1909. Das Nachtcafé
Hamburg! . .
Le Pavillon de Nuit! ....."
Aber wenn dieſer Michael, deſſen Porträt auf ihrem Schreib=
tiſch
ſtand, mit dem einigermaßen wahnſinnigen Herrn identiſch

war, den Philipp 1909 in Hamburg getroffen und mit dem er ſo
mirakuloſe Abenteuer gehabt hatte, die zu einer märchenhaften
wenn dieſer Michael ihr
Belohnung für ihn ſelbſt führten
Bruder war, wer war dann ſie ſelbſt?
Dieſer plötzliche Gedanke ließ Herrn Collins. Indianer=
ſprung
ebenſo raſch enden, als er begonnen hatte; ſeine Lippen,
die ſich zu einem unwillkürlichen Schrei geformt hatten, ſchloſſen
ſich wieder, und er ſank ſtumm und von ſeiner Entdeckung über=
wältigt
auf einen Stuhl, von dem aus er ſeine Reiſegefährtin
ehrfurchtsvoll betrachtete.
Sie war bei dem Anblicke ſeiner merbwürdigen Zirkus=
leiſtung
aus ihren Gedanken aufgefahren und fixierte ihn voll
Unruhe, offenbar im Begriff zu klingeln. Philipp faßte ſich und
ſagte raſch:
Verzeihen Sie mir, Madame, ein heftiges Stechen in der
Kreuzgegend. Ich muß mich erkältet haben . . . Ich bitte um
Entſchuldigung.
NRS .
Ich."
Haben Sie öfters ſolch Stechen?
Nein o nein ſehr ſelten. Ich wollte Sie eben etwas
fragen, als es mich überfiel, eine Sache, die übrigens ganz natür=
lich
iſt.
Was deun?
Ob Sie ſich auch weiterhin Profeſſor Pelotards Schutz an=
vertrauen
wollen? Ich meine, ob Sie noch immer daran denken,
nach Minorca zu fahren? Brauche ich Ihnen erſt zu ſagen, daß
meine Jacht und alles, was ich habe, zu Ihrer Verfügung ſteht,
wenn Sie daran denken?
Ihre Unruhe verſchwand ebenſo raſch, als ſie aufgetaucht
war; ihr Geſicht erhellte ſich wie ein Sommerhimmel, und ſie
betrachtete Herrn Collin mit einem dankbaren Lächeln.
Sie Sie ſind zu freundlich, zu freundlich, ſagte ſie. Ich
wußte nicht, ob ich es wagen ſollte . . . ich fürchtete, Sie könn=
ten
es als ein unbequemes Anhängſel empfinden . . . ich . . ."
Er unterbrach ſie mit einer artigen Verbeugung.
Madame, Sie machen mir zu viel Komplimente. Es war
doch ſo natürlich, Ihnen das anzubieten, daß ich es ſofort getan
hätte, wenn ich nicht an drei Dinge gedacht hätte und dann dieſes
Stechen in der Kreuzgegend gekommen wäre.
Und was waren das für drei Dinge?
Fürs erſte, es iſt Revolution in Minorca, und eine Frau .. ."
Revolution in Minorca! Ich habe ſchon größere Revolutio=
nen
geſehen . . ." Sie brach ab, und Philipp, der nach ſeiner

Entdeckung vorhin gerne glaubte, was ſie ſagte, beeilte ſich, fort=
zufahren
:
Fürs zweite wird heute nacht ſchlechtes Wetter ſein.
Das macht gar nichts. Ich bin an die See gewöhnt.
Um ſo beſſer. Fürs dritte, wir ſind nicht allein an Bord.
Zum erſten Male ſchien ſie beunruhigt zu werden.
Nicht allein? Wieſo?. Ich glaubte, Sie hätten einen Truſt
gemacht, wie Sie ſagten?
Ganz richtig, aber vor einer Stunde wurde ich von zwei
Herren aufgeſucht, die ebenſo dringende Gründe wie ich ſelbſt
haben, nach der Inſel zu fahren, und ſie baten mich, ſie mitzu=
nehmen
. Da ich nicht ſo grauſam bin wie andere Truſtkönige,
ſagte ich ja, namentlich da dieſe beiden Herren Gentlemen ſind.
Wie heißen Sie, wenn ich fragen darf?
Graf von Punta Hermoſa, und ein alter Freund von ihm,
Senjor Eſteban, ſie haben auf der Inſel Intereſſen wahrzu=
nehmen
. Aber Sie werden bald Gelegenheit haben, ſich ſelbſt
zu überzeugen, was für Herren es ſind.
Wieſo?
Ich habe ſie zum Mittageſſen eingeladen, und wenn Sie
nichts dagegen haben . . ."
Sie lachte.
Sie ſind der liebenswürdigſte Truſtmagnat, den ich mir
denken kann. Natürlich habe ich nichts dagegen. Aber verſtehe
ich Sie recht? Sie reiſen noch heute abend?
Heute abend, um halb elf Uhr, Madame.
Und das ſagen Sie mir erſt jetzt! Ich muß doch packen.
Madame, Sie müſſen Ihr Gepäck ſo ſehr einſchränken, als
Sie können. Die Jacht iſt klein. Aber leider haben Sie ja nicht
viel zu packen!
Sie winkte unter Lachen ab.
Gehen Sie jetzt, ſagte ſie. Einiges habe ich doch auf jeden
Fall. Und ich muß ja noch Toilette zum Diner machen.
Es könnte einem andern wunderlich vorgekommen ſein; ſie
ſchien mit einem Male in ſtrahlender Laune, ſeit ſie ſicher war,
daß ſie nach Minorca fahren konnte! Aber Herrn Philipp Collin,
der pfeifend wie ein Kanarienvogel in ſein Zimmer ging, kam
es gar nicht wunderlich vor.
Denn er wußte jetzt nicht nur, wer ſeine geheimnisvolle
Reiſekameradin war, ſondern auch dank dem Zufall, warum
ſie nach Minorca fuhr.
(Fortſetzung folgt.)

Familiennachrichten

Die Verlobung meiner Tochter
L Marta mit Herrn Diplom-
landwirt
Ernst Münch beehre
ich mich anzuzeigen.
Frau Wilhelmine Wagner
geb. Kühnel

Löbau (Sachsen)

September 1923

Feine Verlobung mit Fräulein
4214 Marta Wagner zeige ich
hierdurch ergebenst an
Ernst Münch
Diplomlandwirt
*25530)
Darmstadt
Kügen

K5
Landestheater. KVenſonenk
Großes Haus.
Mittwoch, 28. Sept. Für jung. Mann
E1, e1
Der
lebende Leichnam vollſtändige
von Leo Tolſtoi.
Preiſe: 660 Mill.
Frau Anna Künſtler
Penſion
Anfang 2. Ende 10 Uhr. geſucht. Klavier und

SXür die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange
unſeres lieben Entſchlafenen ſprechen
wir allen unſeren innigſten Dank
(ERR
aus.

und Kinder.

ſucht wird per ſofort eine ſchöne große
Geſucr 56 Zim.=Wohnung, mit eleltr.
Licht und ſonſtigem Zubehör, Parterre od.
1. St., in ſchöner Lage, Südoſtviertel bevorz.
qn wird eine ſchöne große 4Zim.=
Gegebell Wohnung, mit ſchöner, freier
Ausſicht im 3. Stock. Umzug wird vergütet.
Extra=Vergütung nach Uebereinkunft. An=
gebote
unter O. 70 an die Geſchäftsſtelle
7454a
ds. Blattes erbeten

ANZUg-
Mantel-
SlokT0
Kostüm-
lege
nach Anzahlung zurück. (*25535
Kein Laden!
Ernst-Ludwigstr. 5, II.

S

Möbel, Hausrat u. Antiquitäten
Alexanderſtr. 20 (im gelben Hof)
geöffnet von 72 Uhr.
Entgegengenommenwerden:
Zimmereinrichtungen. Möbel, Hausrat
aller Art, Bilder, Antiquitäten, Bücher.
Gemälde, Teppiche, Lampen aller Art,
Oefen, Gas= und Sparherde, Muſik=
inſtrumente
, Waffen, Fahrräder,
Kinderwagen uſw. (*25370gm
Gegenſtände werden auf Wunſch abgeholt!
S

E
E.Gulai
Bankgeschäft
Wertpapiere,
Beratung und
Verwaltung.
E5087) Zinsscheine,
Neuer-
Hamburg, wau 101.

Kleines Haus. (V7842
Zuſatzmiete II:
Die Abreiſe
von E. d’Albert.,
Hierauf:
die Jahreszeiten
Tanzbilder
von Fr. Schubert.
Preiſe: 1575 Mill.
Anf 7½2, Ende 10 Uhr

Bäumer’s
Maſchinen=
Schreibſtube
liefert nur
Qualitätsarbeit
7104a) Tel. 1223.
8 Rheinſtr. 8.

Nähſchule
Sandſtraße 4, pt.,
Anfertigen von Da=
menkleidern
, ſowie
Unterrichtim Schnitt=
zeichnen
und Zu=
ſchneiden
. (*25493

Mein Fuhrwerk
geht in nächſter Zeit
wiederh. Enal
nach ALuhkfurt,
Beiladung bis 25Ztr.,
auch für Rücktransp.,
erwünſcht. ( 6636a
Peter Walter
Alter Arheilgerweg.
Fernſpr. 2222

Trotz Frachterhöhung
verkaufe ich latrockenes
Brennholz
noch zu alten Sätzen
Heinrich Funk,
Wilhelmſtr. 40. (*25500
Tel. 446.

Suche für meine
Verw., Fräul, anf.
30er, evangel., mit
vollſt. Ausſt., die Be=
kanntſch
, eines Herrn
gleich. Alters in ſich.
Stellung zw. Heirat.
Diskret. Ehrenſache,
Ang. unt. R 67 an
die Geſchſt. (*25503

Smmobilien

zu verk.
Rl. Haus (r25472
Sandbergſtr. 40, Hth.
Kee

Ferkel
verkauft Wieſenmühle,
Eberſtadt. (*25499

17 Jahre) wird bei
guter Familie

Bad Bedingung.
Detaillierte Zuſchr
mit Preisangabe er=
beten
unt. R 62 an
die Geſchſt. (7633im

Palast-Lichtspiele
Herzog Ferrantes Ende
Kulturbild in 7 Akten mit (‟Wzsmf
Paul Wegener u. Lydia Salmonova
Karlchen als Apache
2 Akte, mit Karl Plagge.
Kriegerverein Darmſtadt.
Samstag, 29. September, abends 8 Uhr,
im grünen Zimmer (Fürſtenſaal):
mit
Gemütlicher Abend Damen
(Muſik= und Vortragsſtücke). (*25436
Belllanden
An- und Verkauf
von Edelmetallen
AdglF Aßmus MAöfene Stelen ß
Schustergasse 15 Cad) Tel. 2390
(7253

Schreibmaſchine
zu verkaufen. An=
frage
u. O. 118 an
die Geſchſt. (7489a

1 P. neue Damen=
ſtiefel
(Gr. 39), 1 P.
getrag. Tamenſtiefel
(Gr. 37) z. verk. (*2522
Fuhrmannſtr. 10, III., Hth.

Zu verk.: 1 em Gas=
locher
, 1 Heißwaſſer=
Apparat, 1 Fön= Ap=
parat
, 110 V., eine
Gitarre, 1 Noten=
ſtänder
. Friſeur Pohl,
Mollerſtr. 28. (*25527
Hocheleg. ¼4 große
Kinderwagen
und Klappwagen
m. Verdeck bei kurzfr.
Teilz., weit u. Laden=
preis
. Kaffenberger,
Riedeſelſtr. 39. (*2512

Zum 1. Okt. tücht.
Lauffrau
für 1-2 Stund. vorm.
geſ. Behördl. Tarif=
lohn
. Meldung, unter
R 73 Gſchſt. (7644

Plattofen zu verk
25497) Brandgaſſe 6.
Mn
Lehrmädchen geſucht
Karp. Ludwigſtr. 20.0
Milchpreis
ab Mittwoch, den 26. Sept. 11 000 000 Mk. je Liter.
*25534

SScccCSCCECESSSSSSCCCOCt BBDD9BP352530

Votel Daf motädtel 1of
Bekannt erstklassige Küche. Preiswerte
Weine im Ausschank und in Flaschen.
Bier Liköre Café Mocca
25515)
Bes.: R. DOLL.

9.

2222222222223222223222akceeeseeeseeeeeeeseeese*

Herrenzimmer
zu kaufen geſ. An=
geb
. m. Preis u R 71
a. d. Geſchſt. (*25522

Guterhalt. Militär=
mantel
für große Fig.
zu kaufen geſ. (evtl.
gegen Lebensmittel)
Angebote u. R 75
r. d. Geſchäftsſt. (7645

Jadelloſen Herd
ucht Guttmann Eſcholl=
brückerſtr
. 20, II. Cgsio

Echter Nerz, kl. Krag.
od. kl. Muff, zu hoh.
Preis zu kaufen geſ.
Ang. unter R 69 an
die Geſchſt. (225514

Prismenglas
höchſtzahlend, geſucht.
Preisangebot unter
H. G. 6694 an Ala
Hamburg 36, II II. 7635

Mod. groß. guterh
Pelz
zu kaufen geſucht.
Ang. über Pelzart
u. Preis unt. R 64
an d. Geſchſt. (*25498

Schließkorb
mittl. Größe, 2flam.
Sparherd, Kinderſitz
für Fahrrad zu verk
Näh. Gſchſt. (*25532

(*265505
Gasherd
3flam., m. Bratofen,
wenig gebr., zu verk.
Heinheimerſtr. 59, II,

Blumenthalſtraße 7.
Die Reichsindexziffer wurde für die 3. Septemberwoche
auf 14244900 feſtgeſetzt, dadurch iſt eine weiterer Grundlohn=
erhöhung
erforderlich, und zwar wurden der Stufe 43 folgende
angehängt:

Stufe Grundlohn tägl. Verdienſt tägl. Beitrag 44 70 Millionen 63 800 000 bis 75 000 000 5950 000 Mk. 45 80 75 000 000 85 000 000 6 800 000
n 46 90 85 000 000 95 000 000 7 650 000
n 47 100 95 000 000 105 000 000 8500 000

Dieſe Aenderung tritt am 24. September 1923 in Kraft.
Die Arbeitgeber werden erſucht, die entſprechenden Mel=
dungen
zur richtigen Einſtufung alsbald bewirken zu wollen.
Für Arbeitgeber, von denen die Beiträge ab 17. Septem=
ber
nach dem wirklichen Arbeitsverdienſt eingezogen werden,
gelten obige Aeuderungen nicht.
Sodann geſtatten wir uns, wiederholt in Erinnerung zu
bringen, daß Arbeitgeber mit mehr als 5 Verſicherten die Bei=
träge
nach jeder Lohnzahlung an die Kaſſe abzuführen haben
bei Vermeidung eines Aufſchlags von 10% für jede Woche
des Verzugs.
(*25525
Darmſtadt, den 24. September 1923,
Der Vorſtand.
Knoblauch, I. Vorſitzender.

Bitte, beachten Sie die Hausnummer!
ilher in Bruch und 9
Gold, Oitver Gegenſtänd. Plütttl
zur eigenen Verarbeitung kaufe
(7118
zum Tagespreis
Hans Willer, Goldſchmiedemeiſter, Hölgesſtr. *

Dir ſuchen für einen unſerer leitenden
W Angeſtellten elegant möbliertes
Wohn= und Schlafzimmer
in freier Lage, mit Bad oder Badbenutzung,
zum 1. November oder ſpäter zu mieten.
Angebote an
(*25506
Gebr. Trier, Rheinſtr. 25.

neu,
Damenrad für
30%u Ladenpr. z. vk.
Arheilgerſtr. 92, I, I. /*

Wegen Umzug kompl.
Bett, Tiſch, Stühle zu
verk. Friedrichſtr 11. (*

Mädchen
1415jähr., für einf.
Büroarbeit u. Stadt
veſorgungen geſucht.
Friedr. Eiermann
Luiſenſtr. 6. (*25520

ich
MSdch
Tuuft. Mudchen
bei hohem Lohn ſo=
fort
geſucht (*25518
Alexan raweg 6.

Kinderloſ. ält. Ehe=
paar
ſucht perf. ält.
Alleinmädchen
mit beſten Empfehl
in ſehr gute Stellung.
Altersverſorgung bei
Eignung. Angeb. unt.
R74Gſchſt. (*25531

Laufmädchen
für den ganzen Tag
*2552
geſucht.
Blumenhandl. Hardt
Rheinſtraße 14. G
Mädch. od. Frat
von morgens 9 Uhr
b. n. d. Spülen bei
gut. Lohn geſ. (*25524
Viktoriaſtr. 33, part. Brav. Alleinmädchen
b. gut. Lohn u. Kleider=
beih
. geſ. Kittlerſt. 45, p. ( Für vornehme Damen=
ſchneiderei
p. ſof. 1 Arb
geſ. Hügelſtr. 32, II. ( Zuberl Mädchen
kl. Haush. b. gut.
Lohn geſucht (*25501
Bismarckſtr. 22, I. Erfahrene, gewiſſenhafte
Kinderpflegerin
zu 2 Kindern von 1½
Jahren u. 2Mon. zum
1. od. 15. Okt. geſucht.
Gute Verpfleg. Lohn
der Zeit entſprechend.
Angebote u. R 65
Geſchäftsſt. (*25496 War Zahntechniker
ſofort geſucht. An=
geb
. mit Gehaltsan=
prüchen
u. R 72 an
die Geſchſt. (*25526 Medizinal-
Drogist!
Ein mit höh. Schul=
bildung
verſeh. junger
Mann find i. m. Med.=
Drogen= u. Chemikalien=
Handlung per 1. Oktbr.
Aufnahme als Lehrling

Fr. gectenhaub
Schulſtraße. (*25012msm Ke Wri Gut ausgebild, kauf=
männiſche
Dame mit
mehrjähriger Praxis
(Kenntniſſe in Buch=
haltung
, Stenograph.,
Maſchinenſchreiben
uſw.) fucht Stellung
peralsbald, evtl. halb=
tags
= oder ſtunden=
weiſe
. Ang u. R 70
a. d. Geſchſt. (*25521 Männlich Jung. Kaufmann
ſucht Stellung auf
Büro od. als Reiſen=
der
. Ang. unt. R 66
an d. Geſchſt. (*25502 Gumieten geſacht Beamter ſucht möbl.
Zimm. m.elektr. Licht.
Ang. an Oslender
Kahlertſtr. 8. (*25537 Ehepaar ſucht ſof. od
ſpät. 12 gut möbl.
Zimmer in ruhiger
Lage vorbehaltl. Ge=
nehmigung
d. W.=A.
Ang. unter R 68 an
die Geſchſt. (*25511

System Krauss
sparen (*25536
Zeit, Geld und Arbeit
bei größter Schonung
der Wäsche
in
Phfllep Sckaal
Ernst-Ludwigstr. 20
E rachgeschäftfür gediegenen
So
Hausrat.

HARBURA-AHERIRA LIRIE
URITED AHERIGAA LIAES
Nach
NORD-, ZENTRAL- UND sOD-
6
36
AMLAINA
AFRlKA,OSTASIENUSW.
Blllge Beförderung über deutsche md
ausländlsche Häfon. Hervoragende
II. Klesso mit Spelse- und Rauchssal
Erstklasslge Salon-u. Keldtondampfer
Etwa wöchentl. Abfahrten von
HAHBURä nact HEWTORK
Auskünfte u. Dracksachen durch
MAMBURG-AMERIKA
LINIE HAMBCRG
und deren Vertroter Inz
Pfungstadt
Jakob Zimbrich, Bberstädterstrasse 15.
Darmstadt
Adolph Rady, Zimmerstr. 1.

Din
Möbl. Dimmer
ſuchen wir für ſofort
für einen Beamten
unſeres Hauſes, evtl.
mit Penſion. (7643md
Eilangebot erbeten
Sandſtraße 16
Verlagsanſtalt
Alexander Koch.

Aus den Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 ſilberne Herrenuhr. Ein
Millionenſchein. 1 Säckchen Mehl. 1 Hebe=
baum
. 1 Zwanzigmillionenſchein. 1 Paar
graue Socken. 1 Gummidackel und Zwerg.
10000 Mk. 1 Kinder=Gummiſchnuller. Ein
weißes Taſchentuch. 1 ſchmaler grauer
Wildleder=Damengürtel mit Metallſchieb,
600 000 Mk. 1 grauweiße Kindermütze,
Schirmquaſte. 1 blaue Deckkrawatte,
großer und 1 mittelgroßer Schlüſſel,

Di=
hr

mme
Sie Gebuycenjatze I. Bebattaten
ſind durch Bekanntmachung des Heſſiſchen
Miniſteriums des Innern vom 14. 9. 23
vom gleichen Tage ab geändert worden.
Die Bekanntmachung iſt in der Darmſt.
Zeitung vom 15. 9. 23 Nr. 216 veröffent=
licht
worden. Die neue Gebührenord=
nung
kann im Stadthaus, Zimmer 40,
während der Dienſtſtunden eingeſehen
*25513
werden.
Damſtadt, den 24. Sept. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

Kohlenpreiſe der Grube
Prinz von Heſſen
Die Kohlenpreiſe betragen von Mitt=
woch
, den 26. d8. Mts. ab, für den Zent=
ner
frei Grube:
(st7641
Großſtück. Hausbrandkohle Mk. 20000000
Kleinſtückige
19600000
Induſtriekohle . . .
12000000
4000000
Feinkohle . ...
Der Preis für die Abgabe am
Schwimmbad beträgt 26000000.
Die Verwaltung der Grul
Prinz von Heſſ