eden
Augen=
aberplötzl
ſagen, eilt
eitungen
ück hin.
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ſiellungen nehmen entgegen: die Geſchäftsſitelle
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 260 Donnerstag, den 20. September 1923 186. Jahrgang
Einzeinummer 500000 Mark
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uſw., erliſcht jede Verpflichtung auf Erfüllung der
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Bei Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fält
jeder Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darmſtädter 8 Nationalbank.
Die Lebensmittelverſorgung Rheinheſſens.
m. Mainz, 19. Sept. Zur Erörterung der Frage der
Lebensmittelverſorgung hat der franzöſiſche Provinzialdelegierte
der Provinz Rheinheſſen, Oberſt Baſtiani, eine Anzahl
Wirt=
ſchaftsvertreter zu einer Konferenz geladen. Der Oberſt empfahl,
heute ſchon Maßnahmen zu treffen. Es ſei zu erwarten, daß beide
Regierungen hierüber zu einer Einigung kämen. Die Errichtung
ſtaatlicher Lager von Nahrungsmitteln an verſchiedenen Plätzen
ſei geboten. Man werde zur Heranſchaffung Erleichterungen
ge=
währen. Kommerzienrat Kronenberger bemerkte, daß ſich die
Er=
richtung derartiger Lager erübrige, da ſie durch den Großhandel
bereits vorhanden ſeien. Nur ſolle man mit deſſen Vertretern
die Frage der Beſchaffung der notwendigen Gelder beraten. Die
Franzoſen beabſichtigen, dieſe Beſprechungen fortzuſetzen.
Eine Tendenznachricht des „Temps”.
m. Berlin, 19. Sept. Nach einer Meldung des Pariſer
Temps ſoll von Vertretern der deutſchen Telegraphenverwaltung
in Koblenz der interallierten Telegraphenverwaltung mitgeteilt
worden ſein, das deutſche Perſonal ſei bereit, die Arbeit wieder
aufzunehmen. — Es handelt ſich hier um eine rein franzöſiſche
Tendenznachricht, wie ſie gerade in letzter Zeit häufig verbreitet
wurden, um Verwirrung zu ſtiften. Die Vertreter der Behörden
ſowohl als auch die Organiſationen denken nicht daran, von ſich
aus in Verbindung mit den Franzoſen zu treten und etwa lokale
Abkommen mit ihnen zu treffen. Wenn Verhandlungen unter
Berückſichtigung lokaler Intereſſen etwa nach dem Prinzip der
Elaſtizität des paſſiven Widerſtandes ſtattfinden, ſo kann und
wird dies natürlich nur durch die Zentralſtelle des Reiches
ge=
ſchehen und keineswegs durch irgend eine lokale Vertretung.
Ein deutſches Weißbuch.
Berlin, 18. Sept. Dem Reichstag iſt ein Weißbuch
über die deutſchen Angebote in der
Reparations=
frage zugegangen. Es enthält alle den Alliierten ſeit dem
Waffenſtillſtand übermittelten deutſchen Angebote und Vorſchläge
zur Löſung der Reparations= und Wiederaufbaufrage.
Vom Tage.
Nach einem vom General Denvigne beim
Regierungspräſi=
denten von Düſſeldorf eingegangenen Schreiben vom 17. September iſt
das am 14. September erlaſſene Verbot der Zeichnung der
Goldanleihe im beſetzten Gebiet als nicht ergangen
anzuſehen.
Im Zuſamenhang mit den Erörterungen über die Frage des
paſſi=
ven Widerſtandes wird Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns auf
Wunſch des Kabinettes ſeinen Urlaubabbrechen und nach
Ber=
lin zurückkehren.
Die Reichsrücklieferungskommiſſion und der
Reichsausſchuß für Schiffslieferungen werden mit
Wir=
kung vom 1. Oktober aufgelöſt. Die noch auszuführenden Arbeiten
wurden vom Reichskommiſſariat zur Ausführung der Aufbauarbeiten
der zerſtörten Gebiete übernommen, das die Bezeichnung
Reichskom=
miſſariat für Reparationslieferungen erhalten hat.
Der frühere Finanzminiſter und Vorſitzende der Hafenkommiſſion von
Montreal, Major Stehens, iſt zum Nachfolger Waughs in
der Saarkommiſſion beſtimmt worden. Die Ernennung muß
noch durch den Völkerbundsrat beſtätigt werden.
Der franzöſiſche Arbeitsminiſter Le Trocquer iſt im Ruhrgebiet
ein=
getroffen, um die von den Beſatzungstruppen in Betrieb genommenen
Zechen und Kokereien zu beſichtigen.
Nach einer Havasmeldung aus Athen ſind bei der Uebergabe
von Karagatſch an die türkiſchen Behörden zwiſchen einer
grie=
chiſchen und einer von Konſtantinopel kommenden franzöſiſchen Abteilung
die militäriſchen Ehren ausgetauſcht worden.
Die ſerbiſche Regierung hat ihre Antwort auf die letzten Vorſchläge
Muſſolinis bezüglich Fiume in Rom überreicht. Die Antwort wird
als verſöhnlich angeſehen und man glaubt, daß eine Verſtändigung
zwiſchen Rom und Belgrad bereits geſichert ſei.
Das neue iriſche Kabinett iſt geſtern in Dublin zuſammengetreten.
Die Republikaner haben beſchloſſen, ihre Sitze nicht einzunehmen.
Wie man von gut unterrichteten amerikaniſchen Kreiſen erfährt,
ſoll der frühere Präſident Wilſon wieder als demokratiſche
Präſident=
ſchaftskandidat aufgeſtellt werden.
Berliner Dollarkurs 181 545 000.
Frankfurter Oollarkurs 252 367.300
Sau erhroms ber erſten Aausfprige Bursioin Pomare.
Uebereinſtimmung auf der ganzen Linie. — Die engliſch=franzöſiſche Zuſammenarbeit nicht in
Frage geſtellt. — Baldwin bei Millerand.
* Paris, 19. Sept. (Priv.=Tel.) Der engliſche
Premier=
miniſter Baldwin iſt geſtern abend in Paris eingetroffen. Er
wurde heute vormittag im franzöſiſchen Außenminiſterium
emp=
fangen. In ſeiner Begleitung befanden ſich der engliſche
Bot=
ſchafter und ein Unterſtaatsſekretär des engliſchen
Außenminiſte=
riums. Um 1 Uhr begab ſich Baldwin zum Frühſtück in die
eng=
liſche Botſchaft, wo er mit Poincaré zuſammentraf. Entgegen
anderslautenden Mitteilungen hat zwiſchen den beiden
Mini=
ſterpräſidenten heute vormittag keine Beſprechung ſtattgefunden.
Im Laufe des Vormittags empfing Poincaré den
Finanzmini=
ſter und den Kriegsminiſter. An dem Frühſtück in der
engli=
ſchen Botſchaft nahmen teil: Poincaré und Baldwin, Lord
Greve Lord Tyrell, der Kabinettsſekretär Baldwins, Davidſon,
ſein Privatſekretär, zwei Botſchaftsſekretäre und der eigens von
Genf herbeigerufene Dolmetſcher des Quai d’Orſay und der
Botſchafterkonferenz. Poincaré hatte alſo keinen ſeiner
Mit=
rbeiter beigebracht. Die vielerwartete Beſprechung zwiſchen
den beiden Staatsmännern fand in einem Salon der Botſchaft
ſtatt, bei der außer dem Botſchafter niemand ſonſt zugegen war.
Die Beſprechung dauerte eineinhalb Stunden. Gegen 4 Uhr
degab ſich Baldwin nach Ramboullet zum Beſuch des
Präſiden=
en Millerand. Eine weitere Unterredung zwiſchen Baldwin und
Poincaré iſt nicht vorgeſehen. Baldwin gedenkt morgen
nach=
mittag nach London weiterzureiſen.
Der Quai d’Orſay erfuhr geſtern erſt durch die Zeitungen,
daß der belgiſche Miniſterpräſidenten Theunis in Paris weilte.
Durch ſofortigen Anruf bei der belgiſchen Geſandtſchaft wurde
eine Zuſammenkunft zwiſchen Theunis und Poincaré im Quai
d’Orſay vereinbart. Obgleich dieſe Unterredung völlig
improvi=
iert war, kommt ihr doch eine ganz beſondere Bedeutung zu.
Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, haben in dieſer
Beſpre=
hung die belgiſchen Vorſchläge, die in dem dieſer Tage
ver=
ffentlichten Graubuch gemacht worden ſind, eine große Rolle
geſpielt. Aber die deutſche Reparationsfrage iſt hierbei nicht
zur Verhandlung gekommen. Viel wichtiger erſcheint in
gegen=
wärtiger Zeit die Tatſache, daß die belgiſche Regierung ſich die
franzöſiſche Forderung zu eigen gemacht zu haben ſcheint, ohne
vorherige Aufgabe des paſſiven Widerſtandes nicht in
Verhand=
lungen zu treten. Dieſe Tatſache ſcheint auch heute in der
Unter=
redung zwiſchen Poincaré und Baldwin in den Vordergrund
getreten zu ſein. Paris ſcheint, um England einiges
Entgegen=
ommen zu erweiſen, verſuchen zu wollen, über die letzten
Vor=
ſchläge des deutſchen Miniſterpräſidenten Dr. Streſemann
hinauskommen zu wollen. Hierbei hat auch die Haltung Lord
Curzons und die der Londoner Citykreiſe, wie zuverläſſig
ver=
ſichert wird, eine große Rolle geſpielt. Die
Meinungsverſchie=
benheiten zwiſchen Baldwin und Lord Curzon wurden, von
Loincaré angeſchnitten, und Baldwin hat die Haltung Curzons
urchaus nicht gebilligt und ſich der franzöſiſchen Argumentation
in der Ruhrfrage keineswegs verſchloſſen. Man ſpricht in Paris
eute abend ſogar von der Möglichkeit eines Rücktritts Lord
Lurzons, doch wird dieſe Information ausdrücklich nur unter
allem Vorbehalt wiedergegeben. Frankreich ſteht auf dem
Standpunkt, daß Deutſchland unmittelbar vor der Kapitulation
ehe. Darüber wurde Baldwin kein Zweifel gelaſſen, und unter
dieſem Eindruck war die Sicherheitsfrage auch ſo gut wie gar
nicht berührt worden. Von offizieller Seite wird heute abend
och ein amtliches Communigué veröffentlicht, das aber nur
ſehr dürftig ausfallen wird, da die Beſprechungen zwiſchen
Poincaré und Baldwin mit der heutigen Unterredung
keines=
vegs zu Ende ſind, ſondern weitergehen werden. Eine baldige
Reiſe Poincarés nach London iſt wahrſcheinlich. Ein Zufall
will es, daß dieſer Tage Geheimrat Kunze beim
Wiederaufbau=
miniſterium in Paris weilt, um allen Mißdeutungen von
vorn=
herein die Spitze zu brechen. Bei Aufgabe von Mitteilungen
von hieſiger zuſtändiger Stelle wird betont, daß die
Hierher=
berufung aus rein formellen Gründen erfolgt ſei, die mit der
Einſtellung der Sachleiſtungen im Zuſammenhang ſtehen.
Ge=
heimrat Kunze hatte bereits vielfach Verhandlungen mit
Ver=
tretern der anderen Staaten. z. B. mit Serbien, ſein
Aufent=
halt ſteht aber in keinerlei Zuſammenhang mit etwaigen
deutſch=
franzöſiſchen Verhandlungen wegen des Ruhrkonflikts.
Uebereinſtimmung zwiſchen Baldwin und Poincaré.
Paris, 19. Sept. (Wolff.) Die engliſche Botſchaft
veröffentlicht folgendes Communigué über die heute
Nach=
mittag ſtattgehabte Unterredung zwiſchen dem
eng=
liſchen Premierminiſter Stanley Baldwin und
dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten
Poin=
caré: Heute nachmittag hat eine Begegnung der
Premier=
miniſter Frankreichs und Großbritanniens ſtattgefunden, die ſie
dazu benutzt haben, um in einen Meinungsaustauſch
über die allgemeine Lage einzutreten. Man kann nicht
erwarten, daß im Laufe einer einzigen Unterredung zwiſchen
Poinoaré und Baldwin endgültige Löſungen feſtgehalten werden
konnten. Aber die beiden Staatsmänner ſind glücklich geweſen,
ihre gemeinſame Auffaſſung darzulegen (Stablir) und
feſtzuſtel=
len, daß in keiner Frage eine verſchiedene
Auf=
faſſung über die Ziele, noch eine grundſätzliche Differenz
be=
ſteht, die die Zuſammenarbeit der beiden Länder, von der in ſo
weitem Maße die Stabiliſierung und der Friede der Welt
ab=
hänge, gefährden kann.
London, 19. Sept. (Wolff.) Die „Weſtminſter Gazette‟
ſchreibt, Poincaré und Baldwin müßten die Gefahren
er=
kennen, von denen Europa bedroht ſei. England wünſche, daß
in der Reparationsfrage eine Regelung erzielt werde, die
voll=
kommen fair gegenüber Frankreich ſei, und das engliſche Volk
ſei bereit, den größtmöglichen Beitrag zu dieſem Zweck zu
leiſten. Augenblicklich habe Poincaré den Schlüſſel für die
Löſung des europäiſchen Problems in Händen. Werde er bereit
ſein, ihn zu gebrauchen?
* Paris, 19. Sept. (Priv.=Tel.) Von Aeußerungen der
heutigen Abendblätter zu den Beſprechungen zwiſchen Poincaré
und Baldwin ſeien folgende wiedergegeben: Das „Journal des
Débats” ſchreibt, die Poſition ſei ſo, daß keine der Parteien ſie
aufgeben könne. Immerhin könne man ſich einander nähern.
Der „Soir” ſagt, daß Deutſchland durch das erneute
Ueberein=
kommen zwiſchen Frankreich und England gezwungen werde,
zu zahlen. Es würde nicht mehr ſchwierig ſein, die Mittel zum
Zahlen zu finden, wenn erſt einmal der gute Wille zum Zahlen
da ſei. Die „Liberté” meint, wir können heute nach Belieben
über das Rheinland und über Weſtfalen verfügen. Die
eng=
liſche Regierung beginnt jeßt das zu merken, und darum iſt ſie
auch bereit, zu verhandeln.
* Bayerns deutſche Miſſion!
Von unſerem ſtändigen Münchener Korreſpondenten erhalten
wir die nachſtehenden Ausführungen, die ein intereſſantes Licht
auf die allgemeine Stimmung in Bayern werfen:
g. München, 19. September.
„Wir wollen uns nicht täuſchen: es liegt eine ſchwere Kriſen=
und Panikſtimmung in der Luft.” So der bayeriſche
Miniſter=
präſident Dr. v. Knilling in ſeiner viel beachteten und nach
Inhalt und Tendenz außerordentlich bedeutſamen Rede vor den
bayeriſch=patrioriſchen Bauern in Tuntenhauſen.
Weltabgeſchie=
den in ein Tal gebettet, das einige tauſend Meter entfernt die
Bahnlinien München-Kufſtein und München—Innsbruck
ein=
ſchließen, im Angeſicht der fernen bayeriſchen Berge und der
wilden Zacken des Kaiſergebirges im deutſchen Tirol, hat dieſes
Tundenhauſen auf ſeinen alljährlich wiederkehrenden
General=
verſammlungen ſeines bayeriſch=patriotiſchen Bauernvereins
manchesmal eine Wende der bayeriſchen Politik
be=
deutet. Die größten Geiſter des Bayernlandes, unter ihnen der
redegewaltige Herr v. Oerterer und der Bauerndoktor Heim,
ſprachen hier zu den wenigen hundert Bauern, die der Verein
zählt — in München aber hörte die königliche Regierung
ge=
ſpannt auf die Parole, die dort ausgegeben ward, die mehr
als einmal der bayeriſchen Politik der nächſten Zeit die Richtung
wies. Und was in dieſem Jahre am gleichen Ort das
verfaſſungsmäßige Haupt der bayeriſchen republikaniſchen
Staatsregierung zu ſagen hatte, wird vielleicht ſchon in wenigen
Wochen ſeine außerordentliche Tragweite erweiſen.
In der ſchweren, ſchwülen Atmoſphäre dieſer von
Putſch=
gerüchten, Kriſenmacherei, oft auch bewußter Verhetzung
ge=
ſchwängerten Tage dünkt uns die Rede des Miniſterpräſidenten
wie ein Fanal, das blitzartig in das Dunkel dieſer Zeit
hineinleuchtete und die ganze Größe der Gefahren erkennen ließ,
die der zündende Funke in dieſer Luft erploſionsartig auslöſen
müßte. Herr v. Knilling ſieht die größte Gefahr in dem
voraus=
geſagten Bolſchewismus, der kommen werde und müſſe,
wenn die Bemühungen des neuen Kanzlers, den Ruhrkonflikt
in einer für das ganze Reich tragbaren Weiſe zu löſen,
ver=
gebens bleiben ſollten. Und wie er die Grenzen eines jeden,
auch für das Bayernvolk annehmbaren Entgegenkommens
gegen=
über dem Landesfeind eng umſchrieb, ſo ſtellte er — zum erſten
Male als verantwortlicher politiſcher Führer eines großen
Lan=
des — die auf allen Gemütern laſtende Schickſalsfrage
ſcharf heraus: was werden ſoll, wenn die Beilegung des
Ruhr=
konflikts fehlſchlägt oder für die große Mehrheit des Volkes in
Bayern untragbar würde! Man kann geteilter Meinung darüber
ſein, ob es in dem gegenwärtigen Stadium des diplomatiſchen
Ringens um die Ruhr außenpoltiſch opportun war, dieſe
Frage öffentlich zu ſtellen und — zu beantworten. Und doch
will es uns geradezu als eine Löſung von dem ſchweren
Alb der inneren Panikſtimmung bedünken, daß
end=
lich einmal ausgeſprochen wurde, was Hunderttauſende — wohl
nicht nur in Bayern — heute bewegt.
Man ſoll ſich über die Zeichen der gärenden Unruhe nicht
täuſchen, wenn es auch nach unſerer Auffaſſung als Verbrechen
am Volke bezeichnet werden muß, daß manche Senſationsblätter
immer wieder in Alarmrufen neue Unruhe ins Volk tragen,
zu dem ſchon vorhandenen neuen Zündſtoff häufen. Ebenſo
falſch wäre es, Gefahren wegzuleugnen, die unbeſtritten latent
vorhanden ſind und jeden Tag akut werden könnten, hätte
nicht bislang das Verantwortungsbewußtſein ſelbſt bei Führern,
denen es abhanden gekommen ſchien, verhindert, daß ein Brand
losbrach, deſſen Verheerungen und Ausmaße unüberſehbar ſind.
Wir glauben, genau zu wiſſen, daß es ſolches
Verantwortungs=
gefühl und nichts anderes war, was die auch von dem
Miniſter=
präſidenten in ſeiner Rede berührten Umſturzverſuche nicht
Wirk=
lichkeit werden ließ, wenn auch die von uns ſchon mehrfach
unter=
ſtrichene Uneinigkeit in den „tatbereiten” Gruppen manchmal als
Dämpfer gewirkt haben mag.
Tatſächlich iſt dieſe Uneinigkeit auch heute noch unbeſtritten
vorhanden. Man weiß genau, daß Ludendorff, dem
man=
cherlei Pläne nachgeſagt werden, von dem partikulariſtiſch
gerich=
teten Flügel der Aktiviſten erbittert befehdet wird, angeblich,
weil die „Habsburger Löſung” nach der mannhaften
Ab=
ſage des Kronprinzen an alle, die ihn auf ihren Schild zu heben
gedachten, auch bei ihm und den hinter ihm ſtehenden Kreiſen
auf ſchärfſten Widerſtand ſtieß. Selbſt in die Oeffendlichkeit iſt
dieſer Kampf („Miesbacher” kontra „Völkiſcher Beobachter”)
be=
reits getragen worden, ohne daß bisher ein Abebben zu
ver=
ſpüren wäre. Und es iſt ein billiger Erfahrungsſatz, daß
Lö=
ſungen nicht in Angriff genommen zu werden pflegen, ſolange
man ſich nicht einmal über den Weg, geſchweige denn über das
Ziel einig iſt.
In dieſem Hader derjenigen, die ſich allein als Hüter der
wahren nationalen Belange — jeder nach ſeiner Faſſon! —
beru=
fen wähnen, mußte die klare Zielſetzung wohltuend
ab=
ſtechen, die in der Antwort des Miniſterpräſidenten auf die
ge=
ſtellte deutſche Schickſalsfrage gegeben iſt. Er unterſtrich ſcharf,
daß Bayern in ſeiner übergroßen Mehrheit den Glauben an das
Reich (trotz mancher Schönheitsfehler der Weimarer Republik)
nicht verloren hat, daß jeder ernſthafte Politiker in Bayern
den Gedanken an eine Abſonderung vom Reiche weit von ſich
wie iſt. Was wohl nicht ausſchließen ſollte, daß ſolche Pläne
von Leuten, die allerdings kaum mehr ernſt genommen werden
können und wohl auch kaum einen Anhang hinter ſich haben, doch
noch da und dort gehegt werden dürften! In dieſer Richtung
war jedenfalls der Hochverratsprozeß Fuchs nicht nur
ſprechen=
des Beiſpiel, ſondern auch warnendes Flammenzeichen für alle
diejenigen, die mit undeutſchen Löſungen liebäugeln ſollten.
Daß der Hanzlerwechſel im Reiche in Bayern keineswegs
freudige Gefühle auslöſen konnte, iſt hier mehrfach betont
wor=
den. Aus den Darlegungen des Herrn v. Knilling erfuhr man,
daß die grundlegende Ausſprache mit dem neuen Kanzler dieſen
Gefühlen erheblich deutlicher Ausdruck gegeben hat, als bisher
angenommen wurde. Man erhielt jedoch gleichzeitig Gewißheit,
daß der neue Hanzler vie ſein Kabinett gewillt ſind, ihren
Zu=
ſicherungen an die Länder auch Taten folgen zu laſſen.
Das alles aber kann nicht dazu verleiten, nun mit
roſen=
rotem Optimismus in die Zukunft zu ſehen. Wir, die wir dem
neuen Manne bei der Bewältigung ſeiner gewaltigen Aufgaben
zum Heile des Volkes allen Erfolg wünſchen möchten, können
nur ſchwer an den Willen eines Poincaré glauben, den Weg
Seite
Darmſtädter Tnyblatt, Donuterstag, den 20. September 1923.
Rummer 260.
zu einer tragbaten Verſtändigung zu beſchreiten, und wir
glau=
ben gewiß zu ſein, daß die Unmöglichkeit, dieſes Ziel zu
er=
reichen, auch für die neuen Männer den unentrinnbaren Zwang
bedeuten wird, von der politiſchen Bühne abzutreten. Was
dann? Die Zeichen der Zeit ſchrecken. Schon hebt der
Bolſche=
wismus, nicht nur im Lande des Herrn Dr. Zeigner, das
Haupt. Südbaden und die Lauſitz wurden zu neuen Herden,
von denen der ſchwelende Brand weitergreifen kann. Die
wach=
ſende Not eines Volkes armer, verelendeter Millionäre und
Mil=
liardäre tut das ihre, dem Feuer neue Nahrung zu geben."
Und deshalb begrüßen wir es, daß der verantwortliche
Führer eines von der „aſiatiſchen Elendskrankheit des
Bolſche=
wismus” — wie er es treffend bezeichnete — freien Landes die
Parole ausgegeben hat, die allein das Reich erhalten kann,
ſollte die rote Flut triumphieren und das Banner der
Weltrevo=
lution auch in der Hauptſtadt des Reiches entrollt werden: die
Sammlung aller, die in Bayern und den geſund
geblie=
benen Ländern des ganzen Reiches den
Reichsgedan=
ken hochhalten, die entſchloſſen ſind, dem reichsfeindlichen
Verbrechen einer bolſchewiſtiſchen Diktatur nicht nur einen
Damm entgegenzuſetzen, ſondern ſie zu brechen und das neue
Reich für alle Zeiten von den Gefahren bolſchewiſtiſcher
Ver=
ſeuchung zu befreien.
Wir wiſſen nicht, ob die Entwicklung den Weg gehen wird,
den wir mit vielen nicht nur in Bayern befürchten. Aber wir
wiſſen, daß das Reich und Bayern in ihm nur dann zu
erhal=
ten iſt, wenn ſich alle wahrhaft nationalen Männer in allen
Parteilagern unter dieſer Parole ſammeln, ſollte der mutet, daß London und Brüſſel von Deutſchland zu dieſen
Vor=
rote Schrecken an die Grundmauern des deutſchen Hauſes rühren.
umſpannende Gerechtigkeit eines höheren Geſchickes kann und
wird, allen Poincarés zum Trotz, nicht zulaſſen, daß es bereits erfolgt war, nicht einmal Kenntnis.
in Trümmer geſchlagen werde .. .!
Pariſer Stimmen.
Paris, 19. Sept. (Wolff.) Zu der heutigen Beratung
zwiſchen Poincaré und Baldwin ſchreibt der „Matin”
es ſei kein Geheimnis, daß in den letzten Monaten
Bald=
win mehr als einmal den Neigungen Lord Curzons und
Robert Cecils habe die Schraube anlegen müſſen, da der
erſte aus veralteter Tradition, der letztere als fanatiſcher
An=
hänger des Völkerbundes Großbritannien auf Wege habe lenken
wollen, auf denen es unmöglich geweſen wäre, mit
Frank=
reich zuſammenzugehen. Die Lage habe ſich geändert,
ſeit der engliſche Premierminiſter im Unterhauſe ſich zum Echo
jener Finanzleute der City gemacht habe, die ihm heute durch
ihre Kampagne beweiſen, daß ſie in Wirklichkeit ſeine
poli=
tiſchen Feinde ſind, die die Rückkehr ihres
Vertrauens=
mannes Lloyd George wünſchen. Deutſchland, durch
ein arbeitſames, aber unaufhörliches Fortſchreiten, werde ſich im
Sinne einer Verſtändigungspolitik mit
Frank=
reich drientieren. Das grundlegende Intereſſe
Groß=
britanniens ſei, an der Seite ſeiner Alliierten an den
zukünf=
tigen Regelungen teilzunehmen. Man müſſe hoffen, daß die
Zu=
ſammenkunft von Paris dieſe Zuſammenarbeit möglich mache;
da=
durch werde eine Verſtändigung zwiſchen den beiden Kabinetten
um ſo ſicherer werden.
Das „Echode Paris” ſchreibt: In kürzeſter Friſt würden
vollendete Tatſachen die franzöſiſch=belgiſche
Politik vom 11. Januar d. J. ſanktionieren. Im
heutigen Europa und noch einige Jahre länger
habe England nicht die freie Hand, ſeine
Ak=
tionen auf dem Kontinent ohne eine enge
Zu=
ſammenarbeit mit Frankreich zur Geltung zu
bringen. Die Neuregelung, zu der man in Deutſchland
bald gelangen werde, und die Frankreich vollkommen in die Lage
berſetze, während der Periode ſeiner Hegemonie
ſeine Pläne durchzuführen, würde einen um ſo
end=
gültigeren und ſtändigeren Charakter annehmen, je weniger ſie
von der Downingſtreet in Frage geſtellt und je vollkommener ſie
gebilligt würde.
Nach dem „Journal” werde zum wenigſten heute beſtimmt
werden, ob die franzöſiſch=engliſche Freundſchaft, ſowie die
Hoff=
nung, zu jenem gemeinſamen Ziel zu gelangen, für das die
beiden Länder ſo ſchwere Opfer gebracht hätten, noch beſtehen.
Umſchwung der Stimmung in Belgien.
m. Paris, 19. Sept. Der Brüſſeler Korreſpondent des
Echo de Paris teilt über die Auffaſſung der Lage in belgiſchen
politiſchen Kreiſen mit: Belgien ſei zu der Ueberzeugung
ge=
langt, daß mit Gewaltmaßnahmen die Ruhrkriſe und
Repara=
tionsfrage nicht gelöſt werden könne. Wenn die deutſche
Regie=
rung die zur Durchführung des paſſiven Widerſtandes erlaſſenen
Verordnungen offiziell widerrufen hätte, würde Belgien
vor=
ſchlagen, daß eine neue Friedenskonferenz ſtattfinden ſollte, bei
der die belgiſchen Vorſchläge in der Reparationsfrage eine
Ver=
handlungsgrundlage bilden ſollten.
Berlin, 19. Sept. (Wolff.) Man hört von zuſtändiger
Seite, daß die engliſche und die belgiſche Regierung in Paris
eine gemeinſame Demarche unternommen hätten. In der vorigen
Woche ſeien bei dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten ſowohl
der engliſche, als auch der belgiſche Botſchafter
er=
ſchienen und hätten im Auftrag ihrer Regierungen
Vorſtel=
lungen erhoben in bezug auf die Haltung Frankreichs
gegenüber der neuen deutſchen Reichsregierung.
Vor allem in der Ruhrfrage ſei Poincaré vorgehalten worden,
daß die deutſche Regierung mit dem Reichstag und mit der
öffentlichen Meinung in Deutſchland rechnen müſſe und daß er
hinſichtlich der Ruhrkämpfer an die deutſche
Regie=
rung keine Forderungen ſtellen dürfe, die ſie ſelbſt bei
beſtem Willen nicht erfüllen könne, ohne mit der
öffentlichen Meinung und dem Reichstaa in Konflikt zu geraten.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident wurde gebeten,
dem Kabinett Streſemann gegenüber eine
verſöhn=
lichere und entgegenkommendere Haltung
einzu=
nehmen und außerdem die Beendigung des
Ruhrkon=
fliktes in für Deutſchland tragbarer Form zu
ermöglichen. Man führt das in der letzten Rede Poincarés
zum Ausdruck gekommene Mißtrauen gegenüber dem
Verſtändi=
ſchen Schritt zurück. Denn Poincaré hatte wahrſcheinlich
ver=
ſtellungen veranlaßt ſei. In Wahrheit hat aber die deutſche Re=
„Wir hatten gebauet ein ſtattliches Haus . . ." Die ewige, welten= gierung die engliſch=belgiſche Demarche nicht nur nicht veranlaßt,
* Der Wind in Paris gegenüber dem Kabinett
Streſe=
mann hat ſeit einigen Tagen umgeſchlagen, und von der
wohl=
wollenden Aufnahme, die Streſemann fand, iſt nichts mehr zu
hören. Im Gegenteil, die Angriffe häufen ſich, und da ſie
inhalt=
lich ſtark auffallende Aehnlichkeiten miteinander aufweiſen, auch
nach der Art der Blätter, in denen ſie erſcheinen, iſt anzunehmen,
daß ſie von Herrn Poincaré perſönlich ausgehen, der jetzt auch
den offiziöſen Temps benutzt hat, um den Giftpfeil nach Berlin
zu ſchicken. Wenn man dieſe Artikel durchſieht, begreift man
allerdings wancherlei Zuſamenhänge, die bisher kaum
ver=
ſtändlich waren, ſo vor allem, daß Poincaré in ſeiner letzten
Sonntagsrede den Hauptangriff nicht gegen Deutſchland, ſondern
gegen England richtete. Wir haben jetzt die Erklärung dafür.
bezeichnenderweiſe auch der belgiſche Geſandte dem franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten einen Beſuch abgeſtattet haben, wobei ſie im
Auftrag ihrer Regierungen darauf aufmerkſam machten, daß die
deutſche Regierung auch bei ihrem beſten Willen zu
weiteſtgehen=
dem Entgegenkommen Frankreich gegenüber doch auf den
Reichs=
tag und die öffentliche Meinung Rückſicht nehmen müſſe, und
daß ſie deshalb beſtimmte Grenzen nicht überſchreiten könne. Polen zu einer Tagung zuſammengetreten. Vertreten, ſind die
Beide Regierungen haben daher Frankreich nahegelegt,
Deutſch=
land eine freundlichere Haltung zu zeigen und Bedingungen zu
ſtellen, deren Annahme für ein deutſches Kabinett erträglich
wären.
Aber gerade das macht es verſtändlich, wenn Poin= feierlichen Proteſt an ſämtliche in Genf verſammelten
Vertre=
caré darüber nervös wird und eine groß angelegte
deutſche Intrige vermutet, wie ſie auch der Temps
andeutet. Darüber können wir ihn beruhigen. In Berlin hat
man von der Abſicht eines derartigen Schrittes nichts gewußt
und überhaupt erſt einige Tage ſpäter davon erfahren. Nach
allem, was vorangegangen iſt, wäre es ja auch geradezu
irr=
ſinnig, an ein deutſch=engliſch=belgiſches Zuſammenſpiel zu
glauben.
Deutſchlands Lage in engliſcher Betrachtung.
London, 18. Sept. (Wolff.) Der Mancheſter Guardian
Unterſtützung des Ruhrgebietes die finanzielle Lage
Deutſchlands verbeſſern werde, aber den Verfall der
energiſchen Durchführung neuer Steuern würde die
Ein=
ſtellung der Unterſtützung jedoch wenigſtens beſſere
Aus=
ſichten für eine neue Währung bieten, die die deutſche
Regierung jetzt zu ſchaffen ſuche. Alles, was danach ausſehe, daß
es die Verlängerung des Widerſtandes gegen den franzöſiſchen
Druck ermögliche, würde die deutſche Regierung bei den
Ver=
handlungen ſtärken, was ſogar die franzöſiſche Regierung
veran=
laſſen könnte, ſich auf Bedingungen einzulaſſen.
Das Blatt erklärt, wenn die Unterſtützung durch Geld und
Sie würden gezwungen ſein, eine gewiſſe Zeit hindurch
Unter=
ſtützungen zu zahlen. Das Verkehrsweſen und die
Gm
Gütererzeugung im Nuhrgebiet ſeien derartig in
un=
ordnung geraten, daß es beſten Falles beträchtliche Zeit
dau=
ern würde, bis wieder eine Erwerbsmöglichkeit für die geſamte
Bevölkerung geſchaffen werden könne. Streſemann werde,
ſo führte das Blatt weiter aus, zweifellos ſeine
Bemühun=
gen fortſetzen, Verhandlungen mit den
Fran=
zoſen herbeizuführen. Die Reden Poincarés
ließen es jedoch immer zweifelhafter
erſchei=
nen, ob Deutſchland durch die Kapitulation
etwas zu gewinnen habe. Die Wahl zwiſchen der
Ueber=
gabe und der Nichtühergabe, vor der Deutſchland ſtehe, gleiche
derjenigen, in der einem Soldaten erklärt werde, er ſolle ſich
er=
geben, habe jedoch keine Schonung zu erwarten.
Oeſterreichs Bundeskanzler in Warſchau.
Warſchau, 19. Sept. Beim Miniſterpräſidenten Vitos
fand geſtern ein Feſteſſen zu Ehren des öſterreichiſchen
Bundes=
kanzlers Seipel und des Außenminiſters Grünsperger ſtatt.
Da=
bei hielten Vitos und Seipel Anſprachen, die die polniſch=
öſter=
reichiſche Freundſchaft betonten. Vitos betonte, daß die polniſche
Regierung Oeſterreich gegenüber immer die freundſchaftlichſten
Gefühle gehegt habe. Man hoffe, daß die wirtſchaftlichen und
politiſchen Bande zwiſchen beiden Ländern erſtarken und auch
eine kulturelle Annäherung bringen würden. Seipel erwiderte
gungswillen Deutſchlands auf dieſen gemeinſamen engliſch=belgi= in faſt überſchwenglicher Weiſe und dankte für den glänzenden
Empfang in Warſchau. In Oeſterreich ſeien die Sympathien für
Polen uralt und aufrichtig. Beide Staaten ſeien berufen, eine
Rolle der Vermittlung zwiſchen dem Weſten und Oſten zu
ſpie=
len, und hätten daher ein Ziel. Zum Schluß brachte Seipel ein
Hoch auf das polniſche Volk und ſeine Regierung aus. Ueber
ſondern ſie hatte auch von ihr noch mehrere Tage, nachdem ſie die Verhandlungen hinter den Kuliſſen zwiſchen Grünsperger
und dem polniſchen Außenminiſter iſt bisher noch nichts bekannt
geworden.
Die Danziger Währungsfrage.
m. Danzig, 19. Sept. In der geſtrigen
Stadtverordneten=
ſitzung nahm der Präſident des Senats das Wort zu einer
Er=
klärung in der Währungsfrage. Zwar habe der Senat noch
keine Nachricht über die Verhandlungen in Genf erhalten
kön=
nen, doch würde die Währung unter allen Umſtänden geſchaffen
werden, ohne Rückſicht auf die Verhandlungsergebniſſe in Genf.
Bekomme der Staat beine Anleihe, ſo müſſe er die Deckung der
Währung aus eigener Kraft ſchaffen. Es würden faſt alle
Vor=
bereitungen für die Umſtellung des Haushalts getroffen, doch
ſeien alle Gerüchte über die ſofortige Einführung der Währung
falſch. Als Zeitpunkt ſei der 1. Januar 1924 vorgeſehen. Das
Es iſt inzwiſchen bekannt geworden, daß der engliſche und von der Induſtrie herausgegebene Goldnotengeld ſei nur ein
pravites Unternehmen, zu dem der Staat keinerlei
Beziehun=
gen habe.
Proteſt der polniſchen Minderheiten beim Völkerbund.
U. Genf, 19 Sept. Während der Völkerbundstagung in
Genf ſind u. a. auch Vertreter ſämtlicher Minderheiten in
Litauer, Ukrainer, Weißruſſen, Deutſche und Juden, und zwar
durch Männer, die den Minderheiten angehören und von den
Polen trotz ihrer polniſchen Staatsangehörigkeit ausgewieſen
worden ſind. Das Material, das die betreffenden Vertreter über
Das iſt eine Tatſache von politiſch weittragender Bedeutung, die Leiden ihrer Stamesgenoſſen in Genf zuſammengetragen
ſchon weil hier zum erſtenmal Belgien von Frankreich haben, iſt außerordentlich beweiskräftig und umfangreich und
abrückt und ſich auf die Seite Englands ſtellt. hat Veranlaſſung gegeben, in kürzeſter und knappſter Form einen
ter des Völkerbundes und des Völkerbundsrates zu überreichen.
Der Deutſche Beamtenbund gegen die Regierung.
* Berlin, 20. Sept. (Priv.=Tel.) Mit dem Konflikt
zwi=
ſchen der Beamtenſchaft und der Reichsregierung hat ſich der
Bundesvorſtand des Deutſchen Beamtenbundes auf der
außer=
ordentlichen Vorſtandsſitzung am geſtrigen Mittwoch befaßt und
eine Entſchließung angenommen, in der der Bundesvorſtand der
Erwartung Ausdruck gibt, daß die Reichsregierung in Verfolg
ihrer Erklärung, die ſie inzwiſchen vor dem Reichsrat abgab, ab
1. Oktober zu ihren Rechtsverpflichtungen gegenüber dem
Beſol=
führt in einem Leitartikel aus, daß die Einſtellung der dungsweſen der Beamten zurückkehrt. Der Bundesvorſtand warnt
die Reichsregierung, die wohlerworbenen Rechte der Beamten zu
ſchmälern. Der Bundesvorſtand macht die Regierung darauf auf=
Mark nicht aufhalten könne. In Verbindung mit einer merkſam, daß ſich die Unruhe innerhalb der Beamtenſchaft von
Stunde zu Stunde ſteigere und daß in der Beamtenſchaft das
Gefühl entſtanden ſei, als ob es ſich bei den Maßnahmen der
Regierung um nichts anderes handele, als die Rechtsgrundlage
der Beamtenbeſoldung zu beſeitigen.
Ein bayeriſcher Ernährungsdiktator.
* München, 20. Sept. (Priv.=Tel.) Die Errichtung einer
Ernährungsdiktatur in Bayern wird heute den Miniſterrat be=
Lebensmittel aus dem unbeſetzten Deutſchland aufhöre, ſo würde ſchäftigen. Die Perſönlichkeit, die für den Poſten eines
Ernäh=
den Franzoſen die alleinige Verantwortung für rungsdiktators in Frage kommt, iſt noch ungewiß. Doch nennt
die Verwaltung des beſetzten Gebietes zufallen. man den als Wirtſchaftsleiter bekannten Reichstagsabgeordneten
Prof. Dr. Schlittenbauer ſowie den Generalſekretär des
Chriſt=
lichen Bauernvereins Dr. Heim.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Mittwoch, den 19. September:
Karl Rl1.
Drama von Auguſt Strindberg.
In der Geſchichte der Germanen ereignete es ſich mehrfach,
daß ein einzelner Menſch, mit allen Vorzügen und Schwächen
ſeiner Raſſe behaftet, als ſtarkes Einzelindividuum aus dem
Rahmen ſeiner Umgebung hervorbricht und verſucht, der
Ge=
ſchichte ſeinen Willen aufzuzwingen. Eine ſolche Geſtalt iſt der
Schwedenkönig Karl, der zwölfte ſeines Namens. Bei ſolchen
Erſcheinungen darf man nicht nach Vernunftsgründen fragen.
Ihr Auftreten gleicht einem Naturereignis, gegen das es
ſchein=
bar keinen menſchlichen Widerſtand gibt. Wie ein Waſſerlauf
im Hochgebirge, deſſen Waſſer im Frühjahr zu Tal ſtürzen, alles,
was ſich ihnen entgegenſtellt, mitreißend und verwüſtend. Ein
ſchauerliches Spiel der Natur, die aber ihr ungeſtümes Kind
ſelbſt wieder vernichtet und auflöſt. Und doch war es ein
herr=
licher Anblick! Was fragt der Künſtler und Naturforſcher nach
Beſchädigungen! Er hat die Natur in ihrer ganzen Wildheit
ge=
ſehen und begeiſtert in ſich aufnehmen dürfen. Von demſelben
Standpunkte aus muß man das meteorartige Erſcheinen Karls
des Zwölften beurteilen. Der germaniſche Herrenmenſch kommt
früh auf den Thron eines großen Reiches, das ſein großer
Vor=
gänger in langen Kriegen notdürftig zuſammengeleimt hat.
Seine überſchäumende Kraft zwingt ihn, ſeine Soldaten in das
Herz feindlicher Länder zu führen, ſeine Gegner zu zerſchmettern
und Königskronen zu verteilen. Bei aller Plumpheit und
Rück=
ſichtsloſigkeit des Auftretens iſt er kein Nachahmer der
mongoli=
ſchen Hordenführer, die brennend und ſengend Euvopa
durch=
jagten. Hat er geſiegt, ſo will er neues ſchaffen und wird dabei
vorübergehend wieder der gutmütige Germane.
Die hieſige Aufführung des Strindbergſchen Dramas brachte
dieſe Auffaſſung nicht zur Darſtellung. Auf der Bühne ſtand der
vom Schickſal verfolgte, ſchon faſt zuſammengebrochene Monarch,
dem Schrecken ſeiner Kriegszüge allzu breit vor Augen gehalten
werden. Das ändert aber nichts daran, daß Fritz Valk wieder
ſeine bekannte große Leiſtung in der Titelrolle bot. Neben ihm
war die ſchönſte Szene die Rede Arvid Horns an den König,
von Joſef Gielen mit der ganzen Meiſterſchaft ſeiner Kunſt
wiedergegeben. Gegenüber der früheren Beſetzung des Emanuel
Swedenborg verkörperte heute Walter Kuliſch den großen
Geiſteshelden vorteilhaft und gab ſeiner kleinen Rolle mehr
Männlichkeit, als wir ſie früher hier geſehen hatten.
Von den neuen Künſtlern trat Anne Kerſten am ſtärkſten
hervor. Ihre Prinzeſſin Ulrike Eleonore war eine fürſtliche
Er=
ſcheinung, ihre Zwieſprache mit dem königlichen Bruder von
mitreißender Wirkung. Die Künſtlerin verfügt über ein
wohl=
gebildetes Sprachorgan, treffliches Mienenſpiel und
ausdrucks=
volle Bewegungen. Ihr ganzes Spiel war ſeeliſch durchdacht und
in durchaus einheitlicher Geſtaltung wiedergegeben. Hoffentlich
vermag die Künſtlerin die Erwartungen zu erfüllen, die wir an
ihr heutiges Auftreten knüpfen dürfen. Martha Hein zeigte
als Emerentia Polhem gutes Spiel, wohlklingendes Sprechen,
aber noch ſehr ſtörendes Atmen, das die Geſamtleiſtung
beein=
trächtigt, aber mit der Zeit wohl, noch zu beſſern ſein wird.
Friedrich Faber bot als Ritter Gyllenborg keine ſchöne
Lei=
ftung; unwillkürlich vergleicht man mit der früheren Beſetzung,
bei der das Ritterliche in Erſcheinung und Spiel weit beſſer
hervortrat. Dieſer Gyllenborg war reichlich farblos. Der
Tafel=
decker Hultmann ward von Gillis von Rappard ſehr gut
ge=
ſprochen. Wuchtig, ſchwer und laut kam der „Mann” daher, den
Gerhard Ritter anders erfaßte als ſein Vorgänger, aber wohl
nicht den richtigen Ton damit traf, denn dieſe Geſtalt iſt doch
mehr viſionär und myſtiſch.
Die Aufführung iſt reich an Szenen von ſtärkſter
Eindring=
lichkeit, die hinreißen zu ſeeliſchem Miterleben (hervorgehoben
ſei hier wiederum die Audienz der Katharina Leſzinska bei dem
König). Gewandte Spielleitung und hohes künſtleriſches Niveau
der Darſtellung ſichern dieſer Aufführung ſtets Erfolg und
An=
erkennung.
Porträge von Boda WBolf.
F.N. Mit den fortlaufenden Vorträgen von Dr. Bodo Wolf
über muſikaliſche Formenlehre kommt die Städtiſche
Akademie für Tonkunſt einem Bedürfnis vieler Muſikfreunde
und Konzertbeſucher entgegen, die danach trachten, tiefer in den
Geiſt der zur Aufführung gelangenden Werke einzudringen.
Denn der Vortragende beabſichtigt, wertvolle Werke, die in
die=
ſem Winter zu Gehör kommen, zu analyſieren oder auf ſie
vor=
zubereiten. Nach zwei einleitenden Vorträgen wurde an dieſem
Mittwoch Schumanns „Paradies und Peri” das
dem=
nächſt im Muſikverein geboten wird, durchgeſprochen, weniger in
Form einer Analyſe, die innerhalb einer Vortragsſtunde bei
einem ſo umfangreichen Meiſterwerk völlig unmöglich iſt, als
vielmehr in Geſtalt einer kurzen Einführung.
In Schumanns glüchlichſter und erfindungsreichſter Zeit
ent=
ſtanden, verkörpert ſich in dem Werk das Ideal eines tief poe=
tiſchen, warmempfundenen romantiſchen Märchenbildes voll
blü=
hender Melodik, herrlichem Klangzauber und deutſcher
Empfin=
dungstiefe. Die Handlung in ihren Hauptzügen vorführend,
zeigte Dr. Wolf die wichtigſten muſikaliſchen Gedanken und trug
in vorzüglich zuſammenfaſſendem Klavierſpiel die wichtigſten
Szenen und die bedeutendſten geſchloſſenen Formen des Werkes
vor. Die Fülle des Herrlichen, der vorquellenden Erfindung iſt
in dieſem Schumannſchen Werke ſo groß, daß ſie auch alle
er=
zählenden Teile zu hoher Bedeutung erhebt. Mit dem jubelnden
Schluß des herrlichen Werkes endete die Vortragsſtunde, die den
Hörern eine Fülle von Anregungen bot, zu intenſivem privaten
Studium anregete und trefflich auf die kommende Aufführung
vorbereitete.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Ergebnis der Mannheimer Erfindermeſſe
Herbſt 1923. Die Unſicherheit der wirtſchaftlichen und
politi=
ſchen Lage blieb nicht ohne ſtarke Einwirkung auf den Verlauf
und das Ergebnis der 4. Deutſchen Erfindungen= Neuheiten=
und Induſtrie=Meſſe im Mannheimer Roſengarten, die am
Don=
nerstag mit einem gut beſuchten Volkstag ihren Abſchluß fand.
Trotz der ſehr niedrigen Eintrittspreiſe blieben die
Beſucher=
zahlen weit hinter den früheren zurück; dennoch waren die
Er=
finder wie die Induſtrie=Ausſteller im allgemeinen mit den
Ge=
ſchäftsabſchlüſſen zufrieden, die für viele bedeutend beſſer waren
als bei der von ihnen kurz zuvor beſuchten Leipziger Meſſe.
Dieſes erfreuliche Ergebnis verſöhnte den die Meſſe
veranſtal=
tenden Reichsverband. Deutſcher Erfinder E. V. Mannheim,
etwas mit den großen Opfern, die ihm dieſe Meſſe infolge der
unglücklichen Begleitumſtände auferlegte. Dieſer unverſchuldete
Rückſchlag wird ihn nicht abhalten, die kommende Frühjahrsmeſſe
1924 mit gewohnter Energie und feſtem Vertrauen auf eine
beſ=
ſere Zukunft vorzubereiten.
C.K. Neue Zeichnungen von Goethe. Goethe hat
bekanntlich ſeinen naturwiſſenſchaftlichen Arbeiten die größte
Sorgfalt zugewendet und bei ſeinen Pflanzenſtudien genaue
Zeichnungen entworfen. Einen neuen Beweis dafür bringt ein
Fund, den kürzlich der Berliner Staatsarchivar Dr. Julius
Schuſter in Weimar gemacht hat und über den im „
Sammler=
kabinett” berichtet wird. Der Dichter hatte zu ſeiner „
Metamor=
phoſe der Pflanzen” ſechs kolorierte Federzeichnungen geſchaffen,
die jetzt zum erſtenmal mit dem Werk ſelbſt bei dem Verlag
W. Junk in Berlin in einer Auflage von 500 Exemplaren
erſchei=
uen werden.
T9
[ ← ][ ][ → ]Nummer 260.
Seite 3.
Darmſtädter Tagblatt, Dounerstag, den 20. September 1923.
Die Unruhen in Baden.
Generalſtreik in Freiburg.
Freiburg, 19. Sept. (Wolff.) Obwohl die geſtern
ge=
ſührten Verhandlungen mit den Arbeitgebern unter dem Vorſitz
eines Landeskommiſſars für die Arbeiterſchaft zu einem
be=
friedigenden Ergebnis geführt hatten, beſchloß eine geſtern abend
im Gewerkſchaftshaus abgehaltene Verſammlung der
Betriebs=
räte und Kartelldelegierten die Ausrufung des
Gene=
ralſtreiks, da inzwiſchen als neue Forderung das Verlangen
aufgeſtellt worden war, die Schutzpolizei aus Lörrach
abzube=
rüfen. Der Generalſtreik iſt heute morgen in Wirkſamkeit
ge=
treten. Auch in anderen Orten des Bezirks
Frei=
burg iſt es zur vollſtändigen
Arbeitseinſtel=
lung gekommen. Der Eiſenbahnverkehr iſt nicht
unterbro=
chen, erleidet aber erhebliche Verzögerungen, da die
Werkſtätten=
arbeiter ſich dem Generalſtreik angeſchloſſen haben. Von den
Zeitungen iſt nur die ſozialdemokratiſche „Volkswacht”
erſchie=
nen. Bei der Demonſtration vor dem Rathaus wurden geſtern
abend zwei Perſonen verletzt.
Die Lage in Lörrach.
Freiburg, 19. Sept. (Wolff.) Nach der Verhängung
kes Ausnahmezuſtandes in den oberbadiſchen
Amts=
bezirken am geſtrigen Nachmittag iſt wieder Ruhe
ein=
getreten, doch bleibt die Lage nachwie vor unſicher,
Man hat den Eindruck, daß ſich die älteren, ernſthaften Arbeiter
mehr zurückhalten, während junge, unreife Burſchen
ſich durch herausforderndes Benehmen
gegen=
über der Polijei hervorzutun ſuchen. Bei Streifen
in der Nacht in Lörrach und Umgebung gelang es der Polizei,
einige dieſer Hauptſchreier, die zum Teil auch
be=
waffnet waren, zu verhaften. Die Schulen ſind
ge=
ſchloſſen. Das Waſſer=, Gas= und
Elektrizi=
tätswerk in Lörrach arbeiten nicht. Die ganze
Be=
wegung hat heute ausſchließlich politiſchen Charakter, da die
wirtſchaftlichen Forderungen durch Vereinbarungen der
Ar=
beitgeber und Arbeitnehmer bereits geregelt ſind.
Blutige Zuſammenſiöße in Neuburg a. d. Donau.
m. Augsburg, 19.Sept. Bei einer vaterländiſchen
Ver=
anſtaltung in Neuburg an der Donau iſt es zu blutigen
Zu=
ſammenſtößen zwiſchen Angehörigen, der vaterländiſchen
Ver=
bände und Kommuniſten gekommen, die durch ſcharfe Schüſſe eine
Theatervorſtellung verhindern wollten. Telegraphiſch wurde die
Augsburger Landespolizei, mit Sanitätsmaterial zur
Wieder=
herſtellung der Ruhe nach Neuburg beordert. Einige Perſonen
ſind verletzt.
Grober Unfug.
m. Berlin, 19. Sept. Die Rote Fahne veröffentlichte heute
vormittag eine Notiz, wonach die ausländiſchen Vertretungen in
Berlin in den letzten Tagen von rechtsſtehender Seite auf
bevor=
ſtehende größere Kämpfe in Berlin aufmerkſam gemacht worden
ſeien und infolgedeſſen beabſichtigten, ihre Familien von Berlin
nach dem beſetzten Gebiet oder ſonſt außerhalb Deutſchlands zu
ſchicken. — Von zuſtändiger Seite wird uns dieſe Nachricht als
grober Unfug bezeichnet. Die Behauptungen der Roten Fahne
entbehren jeder Grundlage. Von irgendwelcher Beſorgnis
inner=
halb der Auslandsvertretungen kann, wie das Auswärtige Amt
berſichert, gar keine Rede ſein. Derartige Beſorgniſſe ſind bisher
überhaupt nicht geäußert worden. Die Veröffentlichung der Roten
Fahne iſt daher nur geeignet, den Kredit Deutſchlands aufs
ſchärfſte zu gefährden und muß infolgedeſſen als außerordentlich
ſchädlich bezeichnet werden.
Erfolge der Berliner Oeviſen=Razzia.
Berlin, 19. Sept. (Wolff.) Die geſtrige Unternehmung
des Deviſenkommiſſars in den Berliner Kaffeehäuſern zeitigte,
wie vom Polizeipräſidium amtlich mitgeteilt wird, ein recht
er=
freuliches Ergebnis. Es wurden Dollars, Deviſen und
Geld=
ſorten faſt aller europäiſchen Staaten, engliſche Pfunde,
hollän=
diſche Gulden, tſchechiſche, öſterreichiſche, däniſche, ſchwediſche und
ungariſche Kronen, Schweizer und franzöſiſche Franken, polniſche
Mark, eſtländiſche Dinare, Sowjet= und ſogar Wrangelrubel
be=
ſchlagnahmt. Als Hauptbeträge ſind zu nennen: 3120 Dollar,
36 engliſche Pfund, 373 holländiſche Gulden, 1402 tſchechiſche
Kronen, 475 Schweizer Franken.
Verlorene Liebesmühe.
Trier, 17. Sept. (Wolff.) Der Leiter der Trierer
Eiſen=
bahnregie ſuchte die Vorſtände und leitenden Beamten der
deut=
ſchen Eiſenbahnämter auf und eröffnete ihnen, daß in 14 Tagen
die Sache für Deutſchland verloren ſei. Nur die leitenden
Be=
amten würden in ihren Stellungen belaſſen, die vorher den Dienſt
bei der Regie aufgenommen hätten. Das Anſinnen wurde
ab=
gelehnt.
Einſchränkung der Ausfuhrkontrolle.
Berlin, 19. Sept. (Wolff.) Die veränderten
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſe machen eine weſentliche
Einſchrän=
kung der Ausfuhrkontrolle erforderlich. Eine
Be=
kanntmachung der zuſtändigen Miniſterien ſetzt daher mit
Wir=
kung vom 27. September alle bisherigen Ausfuhrverbote außer
Kraft und bringt eine neue Liſte von Waren, die zukünftig noch
der Ausfuhrbewilligung bedürfen. Danach ſind alle nicht in
dieſer Liſte erwähnten Waren nunmehr ausfuhrfrei, d. h. ſie
be=
dürfen keiner Ausfuhrbewilligung mehr. Damit entfällt auch die
Ausfuhr in der erleichterten Form der Bekanntmachung des
Reichskommiſſars für die Ein= und Ausfuhrbewilligung vom
29. Mai mit den Deviſenablieferungserklärungen. Die neue
Verbotsliſte umfaßt im weſentlichen nur noch Nahrungsmittel,
Rohſtoffe, gewiſſe Halbfabrikate, an denen die deutſche
weiter=
verarbeitende Induſtrie beſonders intereſſiert iſt.
Ausfuhr=
anträge für dieſe Waren ſind vorerſt an die bisher zuſtändig
geweſenen Bewilligungsſtellen zu richten. Für die nunmehr
ausfuhrfreien Waren ſind keinerlei Bewilligungspapiere mehr
erforderlich. Es wird jedoch darauf hingewieſen, daß, wie
bis=
her, auch bei ausfuhrfreien Waren der grüne ſtatiſtiſche Schein
und die Ausfuhrerklärung den Verſandpapieren beizufügen ſind.
Mehr als bisher iſt aber zum Schutze der Währung erforderlich,
daß alle Ausfuhrgegenwerte in hochwertiger Valita ins Inland
überführt und, ſoweit irgend möglich, an die Reichsbank
abgelie=
fert werden. Nachdem infolge der ſtarken Einſchränkung des
Ausfuhrverbots dieſes Ziel nicht mehr mit den Mitteln der
Außenhandelskontrolle erreicht werden kann, wird durch eine
gleichzeitig veröffentlichte Verordnung auf Grund des Notgeſetzes
die Fakturierung der Zahlung von Exportwerten in hochwertiger
Valuta, die Verwendung der Gegenwerte im Intereſſe der
deut=
ſchen Wirtſchaft und auch die Ablieferung an die Reichsbank
vor=
geſchrieben. Grundſätzlich ſoll die Preisſtellung in der
Wäh=
rung des Empfangslandes erfolgen. Ungbhängig davcn ſind
aber allgemein die vier gebräuchlichen internationalen
Währun=
gen: Dollar, Pfund, holländiſche Gulden und Schweizer
Fran=
ken, zugelaſſen. Als Mindeſtſatz der Ablieferung werden 30
Pro=
zent der Exportdeviſen vorgeſchrieben. Dem durch die
Verord=
nung des Reichspräſidenten vom 7. September eingeſetzten
Kom=
miſſar für die Deviſenerfaſſung wurde jedoch das Recht
vorbe=
halten, dieſen Prozentſatz zu ändern, ſowie überhaupt nähere
Beſtimmungen zur Sicherſtellung der mit der Verordnung
beab=
ſichtigten Zwecke zu erlaſſen. Durch dieſe Neuregelung wird die
Erfaſſung von Exportdeviſen wirkſamer geſtaltet und die
Ab=
lieferungskontrolle insbeſondere auf alle ausfuhrfreien Waren
erſtreckt, was bisher unmöglich war. Es iſt noch darauf
hinzu=
weiſen, daß alle anderen Ausfuhrverbote und die ſonſtigen für
die Ausfuhr geltenden Beſtimmungen, ſoweit ſie auf anderen
Rechtsgrundlagen als der Verordnung über die
Außenhandels=
kontrolle beruhen (wie beiſpielsweiſe die für Kriegsgerät, Opium
und Fieberthermometer), unberührt bleiben.
Die Reichsinderziffer in der 3. Septemberwoche.
TU. Berlin, 19. Sept. Die Reichsindexziffer für die
Lebenshaltungskoſten beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des
Statiſtiſchen Reichsamtes für den 17. September auf 14244900.
Die Steigerung gegenüber der Ziffer für die Vorwoche (5 051 046)
beträgt ſomit 182 v. H.
Die Großhandelsindex.
Berlin, 19. Sept. (Woff.) Der Index der
Großhandels=
preiſe hat ſich nach den Berechnungen des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes in der Zeit vom 11. bis 18. September um 212,8 Prozent
auf das 36=Millionenfache des Friedensſtandes erhöht. Der
Dollar ſtieg in der gleichen Zeit von 66,2 Millionen auf 150
Mil=
lionen oder um 126,6 Prozent, ſo daß der Goldindex der
Groß=
handelspreiſe wieder eine Aufwertung von 53 Prozent Gold auf
100,8 Prozent Gold erfuhr. Dieſe Bewegung wird vielmehr durch
die Inlandswaren herbeigeführt, die infolge der Regelung der
Kohlenpreiſe ſowie des amtlichen Abgabepreiſes für Brotgetreide
um 244,8 Prozent auf das 33,3=Millionenfache ſtiegen, während die
Einfuhrwaren in ihrer Aufwärtsbewegung um 138,3 auf das 49,5=
Millionenfache die Steigerung des Dollarkurſes nur um ein
Ge=
ringes überſchritten. Die Lebensmittel im Großhanbel ſtiegen um
188 Prozent auf das 23,6=Millionenfache, Induſtrieſtoffe um 234,1
Prozent auf das 59,3=Millionenfache des Friedensſtandes.
Beratungen über die neue Währung.
eines wertbeſtändigen Geldes wurde mit Vertretern der
Wirt=
ſchaft im Reichsfinanzminiſterium erörtert. Das Projekt hat in
ſeinen Grundzügen allgemeine Zuſtimmung gefunden.
Vor neuen Reichstagsberatungen.
Berlin, 19. Sept. (Wolff.) In Berliner politiſchen
Krei=
ſen wird vielfach die Meinung ausgedrückt, daß der neue
Wäh=
rungsreformplan der Reichsregierung nicht im
gebung Rechtskraft erlangen müßte und daß deshalb mit
rechnen ſei.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. September.
Der Wert der Wetterkunde für die Ernte.
ck. In dieſer Zeit wirtſchaftlicher Not iſt es erforderlich,
Leiſtung und Ertrag auf den verſchiedenſten Gebieten zu
ſtei=
gern, und die Wiſſenſchaft muß dafür die Wege weiſen. Aus
dieſem Grunde hat ſich die Wetterkunde in neueſter Zeit mit
beſonderem Eifer damit beſchäftigt, der Landwirtſchaft, die von
der Witterung ſo ſehr abhängt, wertvolle Fingerzeige zu geben.
Die Meteorologen der Vereinigten Staaten ſind darin
voraus=
gegangen, haben beſondere Wetterdienſte mit Vorherſagen und
Warnungen eingerichtet und beſonders in der Abſchätzung
des Ernteertrages bereits Bedeutendes geleiſtet,
wo=
rüber 9. Knoch in den „Naturwiſſenſchaften” berichtet. Zur
Löſung dieſes Problems gibt es zwei Wege. Bei dem erſten
ſucht man die Periodizitäten im Verlauf der meteorologiſchen
Elemente und als Folgeerſcheinungen ähnliche periodiſche
Aen=
derungen der Ernteergebniſſe feſtzuſtellen. Die Abweichungen
ſind aber ſo bedeutſam, daß man lieber den rein ſtatiſtiſchen
Weg wählte, der die verſchiedenen Abweichungen der einzelnen
Ernteergebniſſe mit entſprechenden Abweichungen der
Witte=
rung vergleicht. Dazu war es notwendig, erſt die „kritiſchen
Perioden” der einzelnen Pflanzen zu beſtimmen. Alle Pflanzen
haben nämlich in ihrer Entwicklung eine beſtimmte Zeit,
wäh=
rend der günſtiges Wetter eine gute Ernte, ungünſtiges eine
ſchlechte Ernte hervorruft. Dieſe kritiſchen Perioden ſind bei
einigen Pflanzen ſehr kurz, bei anderen lang; in dem einen
Falle iſt der Niederſchlag, in dem anderen die Temperatur das
Wirkſamſte; bald liegt ſie gleich nach der Ausſaat, bald zur Zeit
der Blüte. So hat man bei der Maisernte im Staate Ohio
feſtgeſtellt, daß der Niederſchlag in den zehn Tagen, die auf die
Blüte folgen, d. h. vom 1. bis zum 10. Auguſt, von ganz
ent=
ſcheidendem Einfluß auf die Ernte iſt. Für die Temperatur
da=
gegen konnten nur geringe Beziehungen nachgewieſen werden.
Nach der Menge des gefallenen Regens ließ ſich um den
10. Auguſt die künftige Maisernte abſchätzen, deren Reife
unge=
fähr auf den 13. September zu berechnen iſt. Das gilt aber nicht
für den Staat Jowa, wo die Julitemperatur für die Maisernte
von großer Wichtigkeit iſt. Für die Winterweizenernte in Ohio
wurde nachgewieſen, daß warmer März und Juni ſowie kühler
und trockener Mai auf das Ergebnis günſtig einwirken.
Wäh=
rend man bisher glaubte, daß eine gute Schneedecke den Ertrag
des Winterweizens ſteigert, zeigte ſich bei den
Berechnun=
gen, daß die Schneedecke den Ernteertrag nicht verbeſſert,
ſon=
dern daß im Gegenteil in Ohio der nackte Boden im Januar die
Ernte günſtig beeinflußt. Fehlen in dieſen Fällen noch
ein=
heitliche Vorausſagen, ſo iſt das Ergebnis von großem
prak=
tiſchen Nutzen, das man über den Zuſammenhang der Witterung
mit der Baumwollernte gefunden hat. Die
Baumwoll=
ernte dehnt ſich über meherere Monate aus, beginnt im Süden
von Texas ſchon Anfang Juli, in nördlicheren Gegenden ſpäter
und findet ihr Ende erſt im Winter. Die Ernteerträge in der
erſten Zeit des Pflückens hängen vor allem von dem früheren
oder ſpäteren Eintritt der Reife ab; danach wird dann die Ernte
durch die Witterung beeinflußt. Es zeigte ſich nun, daß der
Ernteertrag im November mit der Häufigkeit des Regens und
der Bewölkung in dieſer Zeit aufs engſte zuſammenhängt, und
mit Hilfe dieſer Beziehungen ließ ſich eine Schätzung der
Ge=
ſamternte vornehmen. Der amerikaniſche Meteorologe Smith
hat ſogar einen „Wetterindex” berechnet, bei dem die für
die Entwicklung der Ernte ſchädlichen Witterungsvorgänge in
feſten Zahlen ausgedrückt werden. Bei dieſen Berechnungen
wird für Hafer die Witterung bis zum erſten September, für
Mais und Baumwolle bis zum erſten Auguſt zu Grunde gelegt.
Das Ergebnis iſt ſehr zufriedenſtellend und zeigt eine ſchlagende
Uebereinſtimmung zwiſchen der wirklichen und der errechneten
Ernte.
— Ernannt wurden: Steuerſekretär Jakob Ahlheim zu Worms
zum Oberſteuerſekretär, Steuerbetriebsaſſiſtent, Franz Junker zu
Mainz zum Steueraſſiſtenten; am 12. September 1923 mit Wirkung vom
1. September 1923 an der Obervermeſſungsſekretär Karl Stein beim
Feldbereinigungsamt Gießen, Abteilung Kreuder zu Gießen, zum
Ver=
meſſungsinſpektor und der Vermeſſungspraktikant. Ludwig Döring
beim Feldbereinigungsamt Gießen, Abteilung Kreuder zu Gießen, zum
Obervermeſſungsſekretär; am 14. Sevtember 1923: der Studienaſſeſſor
Dr. Guſtav Paul aus Gießen zum Studienrat an dem Realgymnaſium
in Darmſtadt mit Wirkung vom 1. September 1923 ab, am 15. Sep=
Berlin, 19. Sept. (Wolff.) Das Projekt zur Schaffung tember 1923: der Amtsgehilfe am landwirtſchaftlichen Inſtitut der
Landesuniverſität Gießen Friedrich Bintz aus Gießen zum
Amtsober=
gehilfen daſelbſt mit Wirkung vom 1. September 1923 ab.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde: Zollſekretär Wilhelm Juſtus
beim Hauptzollamt Darmſtadt. Aus dieſem Anlaß wurde ihm für die
langjährigen treu geleiſteten Dienſte Dank und Anerkennung
ausge=
ſprochen.
— Erledigt iſt die Forſtwartei Schönbrunn der Oberförſterei
Wald=Michelbach. Bewerbungen ſind bis zum 6. Oktober d. J. bei der
Miniſterialabteilung für Forſt= und Kameralverwaltung einzureichen.
Verordnungsweg, ſondern im Wege der Geſetz= Vom 1. Oktober d. J. ab kommen in Erledigung: 1. die Oberförſtereien:
Schiffenberg zu Gießen und Butzbach; 2. die Forſtwarteien:
Gleimenhain (Oberförſterei Wahlen) Grebenau (Oberförſterei
dem Zuſammentritt des Reichstages in der nächſten Woche zu Grebenau), Bodenrod (Oberförſt. Hoch=Weiſel) und
Schwickarts=
hauſen (Oberförſterei Konradsdorf). Bewerbungen ſind bis zum
G
* Schule der Weisheit.
III.
Geſtern vormittag hielt
Mollah Sadr ud. Din
inen Vortrag über das Thema: „Deriſlamiſche Menſch”.
for Beginn des Vortrages gab Dr. Erwin Rouſſelle eine wie ſich
väter erwies notwendige Entſchuldigung des Vortragenden zur
denntnis, der der deutſchen Sprache nicht wächtig ſei und ſeinen
Zortrag teilweiſe engliſch, teilweiſe mohammedaniſch halten,
zu=
weiſt aber in deutſcher Sprache ableſen müſſe. Als ſymboliſcher
Hintergrund des Vortrages ſei eine Abbildung der Moſchee
aus=
ſtellt, die Mollah Sadr Ud Din in Berlin erbauen laſſen will.
Der Vortragende gab zu Beginn ſeines Vortrages ein
Cha=
akterbild des Schöpfers der iſlamiſchen Religion, Mohammeds.
Im Verlauf ſeines Vortrages durfte er dann bezeichnenderweiſe
nter ſtarkem Beifall der Zuhörer den ziviliſierten Völkern des
Zeſtens Wahrheiten ſagen, denen man ſicherlich nur teilweiſe
uſtimmen könnte, die aber ebenſo ſicher von einem Vertreter
er weſtlichen Raſſe kaum ſo widerſpruchslos entgegengenommen
vorden wären. Der Redner führte eta aus: Gleich zu Anfang
töchte ich feſtſtellen, daß die Politik eines Volkes ein Ausfluß
iner Religion iſt. Für den Mohammedaner iſt das ganze Leben
urchdrungen von der Religion. Religiöſe Uebung darf nicht
eſchränkt ſein nur auf die Feiertage, ſie muß täglich und
ſtünd=
ich den Menſchen in allen ſeinen Handlungen erfüllen. Nach
em Iſlam hat keine Religion Wert, wenn ſie nicht auch von
zuten Handlungen des Menſchen getragen wird. Frömmigkeit,
die nicht mit guten Handlungen vereint iſt, verdient nicht Lob,
ondern Strafe. Gebet und Gottesdienſt vermögen nicht die
Herr=
ſchkeit Gottes zu vergrößern, Gott iſt über dieſen Dingen
er=
aben. Die Gottesverehrung, die Gebete, dienen vielmehr dem
Nenſchen ſelbſt, ſie ſind dazu beſtimmt, das Höhere im Menſchen
u erwecken. Der beſte Menſch iſt der, der dieſe Abſichten am
vollkommenſten verwirblicht. Der Iſlam ſelbſt iſt die höchſte
Ver=
hrung Gottes und die tiefſte Liebe für ſeine Geſchöpfe. Die
Liebe zu Gott ſoll den Menſchen reinigen von den Schlacken der
dier und Selbſtſucht. Als Ergebnis wird er dann auch Gottes
Geſchöpfe in jeder Geſtalt lieben. Vernachläſſigen wir dieſe
Pflicht, ſo nützen alle Gebete nichts. Wehe dem Beter, der nicht
nach ſeinen Gebeten lebt, ſondern nur betet, um von den Leuten
eſehen zu werden,
Entſprechend dieſer Rebegion iſt die Politik und das
Staats=
leben eingeſtellt. Die Beſteuerung der Reichen durch die
Regie=
rung erfolgt, um die Armen zu unterſtützen. Sicher iſt es ſchwer,
die religiöſen Anſchauungen in die Tat umzuſetzen. Der
opfer=
bereite Menſch muß ganz von Idealismus durchdrungen ſein.
Mohammed, der Prophet ſelbſt, befolgte ſeine Gebote reſtlos.
Obwohl der höchſten Ariſtokratie entſtammend, lebte er ſelbſtlos
mildtätig, ſich ſelbſt kaſteiend. Er war die mildtätigſte
Perſön=
lichkeit, die man ſich denken kann. Nach ſeinem Grundſatz ſind
die Herrſcher in erſter Linie den Geſetzen unterworfen. Eine der
wichtigſten Fragen zur Charakteriſierung des Iſlam iſt wohl die,
wie der Iſlam zu den Göttern anderer Raſſen ſich ſtellt. Es iſt
leicht, zu fordern, Du ſollſt Deinen Feind lieben als Dich ſelbſt,
aber es iſt ſchwer, dieſe Forderung in die Tat umzuſetzen.
Natio=
naler Haß und religiöſe Widerſtände ſind ſchwer zu überbrücken.
Mohammed befahl, alle Propheten, auch die aus anderen
Völkern hervorgegangen ſind, aufs höchſte zu verehren. Das
war die höchſte Forderung. Wir machen keinen Unterſchied. Ich
glaube an Mohammed und glaube an Jeſus Chriſtus. Ich bin
nicht Moſlem, ſondern Jude und Chriſt zugleich.
Partei=
hader tut der Menſchheit mehr Abbruch als Religion.
Jahr=
tauſende dauern die Kämpfe zwiſchen Raſſen des Oſtens und des
Weſtens. Wir Völker des Oſtens empfinden keinen Groll
gegen die Völker des Weſtens. Allerdings ſind die Inder einig
in dem Beſtreben, die engliſche Herrſchaft zu ſtürzen, weil ſie
ungerecht, drückend und ausſaugend iſt. Das engliſche Volk
haſ=
ſen wir. Die weſtliche Raſſe ſchätzt uns nicht. Sie hat oft nur
ein Lächeln über unſere Klage. Sie ſcheint nicht zu glauben,
daß wir alle von dem gleichen Schöpfer geſchaffen wurden. Selbſt
ein indiſcher Maharadſcha hat nicht ſo viel Recht als ein
gemei=
ner engliſcher Soldat.
Daß alle Unterdrückungsbeſtrebungen und alle
Ausſauge=
politik nicht vermochten, die Welt des Iſlam zu erſchüttern, liegt
einmal in der Stärke der Lehre Mohammeds, deren Grundlage
die unbedingte Einheit und Einigkeit der Iſlamiten der ganzen
Welt bedeuten, und zum anderen in der Erziehung zum heiligen
Krieg. Der tiefſte Sinn des Lebens beſteht für den
Mohamme=
daner in der Verteidigung der Heimat, der Familie, der
Reli=
gion. Der Angriffskrieg iſt auch für uns nicht gut, aber er wird
zur heiligen Pflicht, wenn er der Verteidigung dient. Das
Wir=
ken dieſes Geiſtes erkennt man an dem Wiederaufleben der Türkei.
Zu den Sitten des Moſlem übergehend, ſagte der
Vortra=
gende: Eine der hervorſtechendſten Eigenſchaften iſt ihr reines
und keuſches Leben. Die Forderung der Keuſchheit iſt äußerſt
ſtreng. Unkeuſches Leben wird ſehr ſtreng, vielfach mit dem
Tode beſtraft. Durch ein unkeuſches Mitglied verfällt die ganze
Familie in Mißachtung, von der ſie ſich nur ſchwer reinigen
kann. Reinheit des Charakters, Reinheit der Seele und des
Körpers dürfen nicht auf dem Altar des Vergnügens geopfert
werden, wie das ſo vielfach bei den weſtlichen Völkern der Fall
iſt. In Europa werden in dem Verkehr der Geſchlechter
unter=
einander tieriſche Leidenſchaften entfacht. Wenige gute Familien
ausgenommen, herrſcht Sittenloſigkeit. (!). Wir ſind entſetzt über
die vielen unehelichen Kinder und unehelichen Mütter. Im
Gegenſatz hierzu lebt der iſlamiſche Menſch viel reiner und
beu=
ſcher. Poligamie iſt bei uns nicht die Regel, ſondern die
Aus=
nahme. In einer Stadt von 100 000 Einwohnern leben vielleicht
zwei bis drei, die zwei Frauen haben. Poligamie herrſcht im
größeren Umfange im Weſten als im Oſten. Wieviele
Ehemän=
ner der weſtlichen Völker haben eine Geliebte. Die
Scheidungs=
möglichkeit iſt bei uns unbedingt ſozialer eingerichtet. Nach
unſe=
ren Geſetzen genügt zur Scheidung die Erklärung, daß die
Ehe=
leute nicht mehr miteinander auskommen können. Ohne Koſten
werden ſie geſchieden. Trotzdem ſind Scheidungen bei uns viel
ſeltener als im Weſten. Andererſeits duldet der Iſlam keine
Scheidung von einer kranken Frau. Hier geſtattet er eine zweite
Frau, die jedoch ebenſo wie ihre Kinder in jeder Beziehung
gleichberechtigt ſind.
Die Staatsform des Iſlam iſt reine Demokratie, in Politik
ſowohl wie in Religion. Herrſchaft iſt kein Vorrecht einer Klaſſe,
ebenſowenig wie Prieſtertum. Arm oder reich iſt völlig gleich
und beeinflußt in keiner Weiſe die Berufenheit zum Führer.
Da=
bei entſtammte der Prophet, der dieſe Grundgeſetze ſchuf, einem
der ſtolzeſten Geſchlechter. Jeder Moſlem iſt ein Prieſter. Dem
entſprechen auch die ſozialen und familiären Einrichtungen.
Un=
gehorſam der Kinder iſt die größte Sünde. Das Paradies liegt
zu den Füßen der Mutter. Alte Eltern unterhalten zu dürfen,
iſt die größte Ehre. Dem Weibe gegenüber iſt Ritterlichkeit
ge=
boten. Einen Gaſt zu ehren, iſt Tugend, daher macht weitgehende
Gaſtfreundſchaft öffentliche Gaſthäuſer und Hotels entbehrlich.
Wichtiges Gebot Mohammeds iſt auch die Gelehrſamkeit.
Kenntniſſe und Wiſſen zu erwerben, iſt Zwang. Nach Mohammed
ſind nur zwei Menſchen zu beneiden: der eine, der Kenntniſſe
beſitzt und ſie anderen weitergibt, der andere, der Reichtum hat
und ihn mit anderen teilt. Von unſeren Univerſitäten, von
unſe=
rer Baukunſt ſind die ſeſtlichen Völker vielfach beeinflußt. Die
Größe des iſlamiſchen Glaubens iſt die Erkenntnis der Einheitz
Gottes für alle Menſchen.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 20. September 1923.
Rumtier 260.
6. Oktober d. J. bei der Miniſterialabteilung für Forſt= und
Kameral=
verwaltung einzureichen. — Erledigt iſt ferner eine Lehrerſtelle für einen
ebangeliſchen Lehrer an der Volksſchule zu Seeheim, Kreis Bensheim.
— Der Film „Eine Fuchsjagd durchs Engadin”, der im Rahmen
einer ebenſo ſpannenden wie luſtigen Handlung hervorragende ſportliche
Leiſtungen innerhalb einer der ſchönſten Landſchaften der Erde bietet
und auch vom Standpunkt der Filmregie und der Aufnahmetechnik eine
Meiſterleiſtung der deutſchen Kinematographie darſtellt, läuft heute,
Donnerstag, abend zum letzten Male im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters.
— Sinfoniekonzerte des Landestheater=Orcheſters. In der Spielzeit
1923=24 finden wieder ſieben Sinfoniekonzerte ſtatt. Als Soliſten wurden
verpflichtet: Otto Drumm (Konzert von Sibelius), Joſeph Roſenſtock
(eigenes Klavierkonzert), Emil Wiſchert (Fagott=Konzert von Mozart),
Wilhelm Gutmann, Bariton (Kantate von Bach uſw.), Eva Bruhn,
Sopran, Eduard Erdmann (Klavierkonzert von Rachmaninoff), Prof.
Karl Fleſch (Violine) uſw. An Orcheſterwerken gelangen u. a. zur
Auf=
führung: Sinfonien: Tſchaikowsky Nr. 4, Mahler Nr. 4, Bruckner
Nr. 4, Beethoven Nr. 7, Mozart G=Dur in einem Satz und Serenade;
andere Werke; Reger, Hiller=Variationen, Strauß, Till
Eulen=
ſpiegel, Bodo Wolf: Fantaſie (Uraufführung) u. a. Schriftliche
Be=
ſtellungen an Kammermuſiker Brückmann, Riedlingerſtr. 41, erbeten.
„e. Stadtmiſſion. Eine Verlegung des Jahresfeſtes unſeres
Jugend=
bundes zugunſten der Veranſtaltung der Zentralſtelle für Volksbildung
gegen Alkoholismus war leider nicht mehr möglich. Es findet deshalb
am Vormittag, um 10 Uhr, in der Johanneskirche ein Feſtgottesdienſt,
und am Nachmittag, um 3 Uhr, in den Räumen der Stadtmiſſion die
Hauptfeier ſtatt. Feſtprediger iſt Pfarrer Jäger von der
Kapellen=
gemeinde in Heidelberg. Den Schluß des Feſtes bildet eine
muſikaliſch=
deklamatoriſche Feier über den 23. Pſalm, die abends um 8 Uhr
ſtatt=
findet und bei der außer dem genannten Redner auch der
Landes=
jugendpfarrer Zentgraf eine Anſprache hält. Alle Freunde unſerer
Ar=
beit, die Mitglieder der evangeliſchen Jugendgemeinſchaft und der
Ar=
beitsgemeinſchaft aller Darmſtädter Jugendverbände ſind herzlichſt
ein=
geladen.
— Der Allgemeine Evang.=Prot. Miſſionsverein hält die 11.
Jahres=
verſammlung ſeines Heſſiſchen Landesverbandes am Sonntag, 23. Sept,
in Groß=Umſtadt ab. Um halb 10 Uhr findet ein Feſtgottesdienſt
ſtatt, in dem Pfarrer Berck aus Roßdorf (ſeither Mainz=Mombach) die
Feſtpredigt hält. Den anſchließenden Jugendgottesdienſt hält Pfarrer
Marx=Darmſtadt. Um 4 Uhr findet die Hauptverſammlung im Evang.
Gemeindeſtift ſtatt. Abends um 8 Uhr iſt ein Miſſionsabend in der Kirche,
bei dem Profeſſor Dr. Zimmermann=Darmſtadt einen Vortrag halten
wird über die Frage: „Worin iſt das Chriſtentum den anderen Religionen
überlegen?‟ Der Kirchenchor und andere muſikaliſche Kräfte haben ihre
Mitwirkung zugeſagt. Alle Miſſionsfreunde und ſolche, die es werden
wollen, ſind zu der Tagung herzlich eingeladen.
— Einlöſung des Merckſchen Notgeldes. Die Chemiſche Fabrik E.
Merck=Darmſtadt ruft im heutigen Anzeigenteil das in Stücken zu
Hunderttauſend, Zweihunderttauſend, 1 Million und 2 Millionen Mark
ausgegebene Notgeld zur Einlöſung auf. Die Gutſcheine werden von
der Merckſhen Hauptkaſſe, ſowie den Kaſſen der Deutſchen Bank und
der Darmſtädter Bank nur bis zum 29. September laufenden Jahres
eingelöſt. (S. Anz.)
— „Ornis”, Verein für Geflügel= und Vogelzucht, hielt ſeine
Mo=
natsverſammlung ab. Nach der Begrüßung der zahlreich Erſchienenen
durch den 1e Vorſitzenden dankte Letzterer den Vorſtandsmitgliedern für
ihre Millionenſtiftung. Nachdem die Niederſchriften verleſen und
geneh=
migt worden waren, kam der 1. Vorſitzende auf die Erhöhung der
Bei=
träge zu ſprechen. In ſeiner Begründung führte er u. a. aus, daß das
Weiterbeſtehen des „Ornis” abhängig ſei von einem größeren Kapital.
Die allmonatlichen Anzeigen im Darmſtädter Tagblatt verſchlingen allein
ein millionenfaches der jetzigen Beiträge. Ein Weiterbeſtehen des
Vereins und die geplanteDurchführung unſerer demnächſtigen großen „
Süd=
deutſchen Ausſtellung” iſt nur möglich, wenn uns ein großes Kapital zur
Verfügung ſteht. Der Vorſtand hat deshalb beſchloſſen, den Beitrag auf
500 000 Mark pro Monat zu erhöhen. Minderbemittelte, die trotz dem
Ernſte der Zeit unſerer Sache treu geblieben ſind, kann auf deren
An=
trag der Monatsbeitrag auf die Hälfte herabgeſetzt werden. Aus der
Verſammlung wurde hierauf der Antrag eingebracht, den Beitrag auf
1 Million zu erhöhen, Minderbemittelten ſoll auf deren Antrag durch
vertraulichen Beſchluß des Vorſtandes der Beitrag bis auf ¼ erlaſſen
werden. Der Antrag wurde mit lebhaftem Beifall einſtimmig
angenom=
men. Was die Ausſtellung betrifft, wurde daran feſtgehalten, dieſelbe
auf alle Fälle durchzuführen, es ſei denn, daß politiſche Ereigniſſe
die=
ſelbe unmöglich machen. Die Ausſtellungsgebühr wird wertbeſtändig
erhoben, d. h. Getreide oder deſſen Gegenwert zurzeit der Abſendung
der Anmeldung muß mit eingeliefert werden. Hierauf folgte ein
Vor=
trag des Herrn Schr. über Lockentauben, welche in einigen
Exem=
plaven vorgeführt wurden, die ſchöner wohl nicht gezeigt werden konnten.
Solange es ſolche Idealiſten auf unſerem Gebiete gibt, iſt für unſere
Sache nichts zu fürchten. Lebhafter Beifall der Verſammlung dankte
dem Vortragenden für ſeine Ausführungen. Anſchließend daran bildete
eine rege Ausſprache über ornithologiſche Beobachtungen unſerer
Raub=
vögel. Den Schluß des Abends bildete eine wiederum reichhaltige
Ver=
loſung. Hochbefriedigt trennte man ſich in ſpäter Abendſtunde in der
Erwartung, in der nächſten Verſammlung am 15. Oktober einen gleich
unterhaltenden Abend zu erleben.
— Orpheum. Beginn der Spielzeit 1923/24. Am
Samstag, den 22. September, abends 348 Uhr, beginnt mit einem
Ge=
ſamtgaſtſpiel des Neuen Operettentheaters Frankfurt a. M. die
Winter=
ſpielzeit 1923/24 mit der überaus luſtigen dreiaktigen Schwankoperette
„Die kleine Sünderin” von Hans Heinz Zerlett und W.
Pra=
ger. Die Muſik iſt von Jean Gilbert, dem weltbekannten Komponiſten.
Es bedarf wohl keiner Frage, daß auch dieſes Werk Gilberts, gleich
ſeinen anderen Schöpfungen, an allen deutſchen Operettenbühnen
großen Beifall gefunden hat, wobei noch beſonders zu betonen iſt, daß
die köſtliche Handlung mit ihren unglaublich komiſihen Situationen, wie
überall, ſo auch hier, allabendlich wahre Lachſtürme entfeſſeln wird.
Die Spielleitung hat Herr Direktor Julius Dewald übernommen.
Die muſikaliſche Leitung liegt in Händen des Herrn Kapellmeiſters
Richard Buchholz vom Frankfurter Opernhaus. (S. Anz.)
RDV. Billige Speiſen in den Bahnhofswirtſchaften. In einem
be=
ſonderen Erlaß weiſt der Reichsverkehrsminiſter darauf hin, daß die
Bahnhofswirte zu angemeſſenen Preiſen anzuhalten ſind; die
Reichs=
bahndirektionen ſollen ſcharf darüber wachen, daß die Bahnwirtſchaften
keinesfalls teurer als gleichartige Wirtſchaften des Ortes ſind, und
Bahnhofswirte, die übermäßige Preiſe fordern, unnachſichtlich zur
Rechenſchaft ziehen. In jeder Bahnhofswirtſchaft muß ein
Preis=
verzeichnis aushängen. Weiter ſollen, da heute viele Reiſende nicht in
der Lage ſind, Fleiſchbeilagen zu bezahlen, die Bahnwirte verpflichtet
werden, auch Semmeln oder Brot ohne Beilage abzugeben.
n. Schwurgericht. Für die am nächſten Montag, den 24. d. M.,
vor=
mittags 9½= Uhr beginnende Tagung des hieſigen Schwurgerichts war
die kürzlich mitgeteilte Geſchworenenliſte infolge Ausſcheidens mehrerer
damals Ausgeloſten zu ergänzen, und es wurden demgemäß von dem
Vorſitzenden des Schwurgerichts, Landgerichtsrat Werner, nachträglich
noch die Folgenden durch das Los gezogen: 1. Landwirt Joh. Paul
Bermond in Groß=Bieberau, 2. Landwirt Jakub Krug 9. in Crumſtadt,
3. Hausfrau Anna Eliſabeth Scheffel, geb. Tannenberg, in Neu=Iſenburg,
4. Gürtler Adam Hildebrand 2. in Mühlheim a. M., 5. Fabrikant Willy
Böhringer in Lindenfels. Vorausſichtlich wird ſich die Tagung auf die
Dauer einer Woche beſchränken.
n. Strafkammer. Ein im März d. J. von dem 43jährigen
Tag=
löhner Johann Gallei 4. und dem 24jährigen Taglöhner Joſeph
Hutter zu Viernheim gemeinſam verübter Rückfalldiebſtahl zeichnet
ſich durch beſondere Dreiſtigkeit aus. Die Beiden hatten dazu das
Pferdefuhrwerk des dortigen, 40 Jahre alten Fuhrunternehmers Adolf
Meſſer in deſſen Abweſenheit benutzt und damit nicht weniger als
21/. Feſtmeter Stammholz aus dem Walde in die Meſſerſche Hofreite
geſchafft. Letzterer, der als Hehler rückfällig iſt, will damals nebſt
ſei=
ner Frau bis zum Abend auswärts und über das Geſchehene in
Un=
kenntnis geweſen ſein, wurde aber durch die Beweisaufnahme im Sinne
der Anklage überführt, daß er jenes geſtohlene Holz an ſich gebracht
bzw. verheimlicht habe. Die Diebe ſelbſt ſind geſtändig und das Urteil
lautet gegen G., ſowie M. auf 1 Jahr gegen H. auf 6 Monate
Gefäng=
nis. — Des fortgeſetzten Diebſtahls und groben Vertrauensbruchs
hatte ſich im Frühjahr der damals ſeit vier Jahren bei der Firma Hehl=
Worms beſchäftigte Fabrikarbeiter Friedrich Ferneckes ſchuldig
ge=
macht, und als Hehler ſind Fuhrmann Ludwig Walter, ſowie
Kauf=
mann Georg Heim aus Wald=Michelbach beteiligt geweſen. Ferner
wirkte die Philipp Selbert Ehefrau von Worms beim Abſatz der
Beute von W. an H. mit, doch blieb dieſe auf freiem Fuß befindliche
Angeklagte bei der jetzigen Verhandlung aus, weshalb inſoweit die
Hehlereianklage vorläufig abgetrennt und vertagt wurde. F. brachte im
erwähnten Betrieb jeweils Felle (insgeſamt vierzig im damaligen Wert
von mehreren Millionen Mark) bei Seite und veräußerte ſie an ſeinen
Bekannten W., von dem ſie dann an H. gelangten. Dieſer verkaufte ſie
in Offenbach, ohne daß bezüglich ſeiner Abnehmer genügender Beweis
für Hehlerei vorliegt. Es wurden F., W. und H. zu je 1 Jahr 6
Mo=
naten Gefängnis, abzüglich 3 Monaten 2 Wochen Unterſuchungshaft,
verurteilt. — Der anfangs vor dem Schöffengericht wegen Hehlerei
an=
geklagte 56jährige Althändler Philipp Becker von hier war, da ſich
ſeine Rückfälligkeit herausſtellte, von dort an die Strafkammer
ver=
wieſen worden und berief ſich, wie früher, auf guten Glauben. Einem
taubſtummen Jugendlichen, gegen den in Anbetracht geiſtiger
Minder=
wertigkeit das Strafverfahren eingeſtellt iſt, hatte B. ein geſtohlenes
Winkeleiſen trotz der zweifellos verdächtigen Umſtände abgekauft. Er
wurde deshalb ſchuldig erachtet und zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt.
Die Zentralſtelle zur Förderung der
Volks=
bildung und Jugendpflege in Heſſen
ruft im Verein mit der Arbeitsgemeinſchaft der Darmſtädter
Jugend=
verbände ſowie dem heſſiſchen Gauverband gegen den Alkoholismus die
geſamte Darmſtädter Jugend und Bürgerſchaft auf, am Samstag und
Sonntag mitzuwirken bei der großen Alkoholgegnertagung. Dringend
bitten wir alle Verbände, geordnet und geſchloſſen aufzutreten, damit
die Wirkung unſerer geſamten Tagung ſchon rein äußerlich einen
mit=
reißenden Schwung erhält. Möglichſt frühzeitiges, geſchloſſenes
Erſchei=
nen mit Wimpeln und Fahnen iſt auch zu der Verſammlung in der
Turnhalle am Samstag abend 8 Uhr erwünſcht.
Der Demonſtrationszug ſtellt ſich am Sonntag, den 23. September
nachmittags 2 Uhr, in der Hochſchulſtraße auf (Spitze am Turm der
Hochſchule). Der Zug gliedert ſich wie folgt: 1. Gruppe:
Arbeitsgemein=
ſchaft der evangeliſchen Jugendverbände, 2. Gruppe: Schüler und
Schü=
lerinnen hieſiger Schulen (Aufſtellung dieſer Gruppe auf dem breiten
Fußweg des Herrngartens, Hochſchule=Schloßgartenplatz), 3. Gruppe:
Freideutſche Jugend, 4. Gruppe: Turner und Turnerinnen der
bürger=
lichen Verbände, 5. Gruppe: Katholiſche Jugend „Quickborn” uſw.,
6. Gruppe: Deutſche Jugend, 7. Gruppe: Arbeiter Sportkartell,
8. Gruppe: Arbeiterjugend, 9. Gruppe: Alkoholgegner Darmſtadt,
10. Gruppe: Alle übrigen Vereine, welche keiner vorſtehenden großen
Organiſation angehören 11. Gruppe: Die Darmſtädter Bürgerſchaft,
ſoweit ſie Freund und Förderer unſerer Sache iſt und mithelfen will,
die Not des Volkes zu lindern. Nach den Anſprachen am Muſeum
zieht der Zug zur Spielwieſe am Böllenfalltor. Dort: „Jugend beim
Spiel”.
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen:
Direktor Haſſinger.
Arbeitsgemeinſchaft der Darmſtädter Jugendverbände:
L. Avemarie.
Heſſiſcher Gauverband gegen den Alkoholismus:
Dr. Vidal.
Lokale Veranſtaltungen.
Die dierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechuns oder Kritk.
— Vereinigung der aus Elſaß=Lothringen
Ver=
triebenen. Donnerstag, 2. Sept., abends, Verſammlung im
„Fürſtenſaal” Vortrag über Entſchädigungsfragen.
— Hausfrauenbund. Auf vielfach geäußerten Wunſch wird
der Hausfrauenbund ſeinen Mitgliedern den Vorrat an Wintergemüſe
beſchaffen und hat die vorbereitenden Schritte hierfür getan. Als erſte
Lieferung kommen Zwiebeln in Betracht. Diejenigen Mitglieder,
die darauf reflektieren, ſind gebeten, am Samstag, 22. Sept., nachmittags
3 Uhr, in der Küche Heidelberger Straße 47 ihre Beſtellung aufzugeben
und zugleich Gutſcheine in Empfang zu nehmen, die, wie beſonders
be=
merkt wird, auch ſofort bezahlt werden müſſen. Es wird ein
Durch=
ſchnittspreis feſtgeſetzt, der vielleicht bei der endgültigen Lieferung eine
Nachzahlung nötig macht. Alles Weitere wird am Samstag zur
ange=
gebenen Zeit mitgeteilt; die Mitgliederkarten ſind vorzuweiſen.
A Reichelsheim i. O., 17. Sept. Schwerer Unfall. Geſtern
nachmittag iſt der hieſige Schindlermeiſter Kochhafen bei der Ausübung
ſeines Berufs von einem gräßlichen Unfall betroffen worden. Beim
Schneiden des Holzes, in ſeinem Sägewerk, flog ihm ein Holzſplitter
mit ſolcher Gewalt wider den Hals, daß die Speiſeröhre zerfetzt wurde.
Im Verlaufe von 12 Stunden führte der Unfall den Tod des allgemein
geachteten, fleißigen Handwerkers herbei. — Folgen der
Trocken=
heit. Die ſchon mehrere Wochen anhaltende trockene Witterung, die
ja für die Erntearbeiten günſtig war, hat das Wachstum der Kartoffeln
und anderer Hackfrüchte nachteilig beeinflußt. Das Gemüſe, das in
ſon=
ſtigen Jahren erſt im September zur vollen Entwickelung gelangt,
ver=
ſpricht nicht den erhofften Ertrag, weil ihm die Bodenfeuchtigkeit
man=
gelte. Auch die Beſtellung der abgeernteten Felder kann dort nicht
er=
folgen, wo der Boden ausgetrocknet iſt. — Kartoffeldiebſtahl.
Trotz des vom Gemeinderat eingerichteten nächtlichen
Ehrenfeldſchutz=
deienſtes wurde auf einem Grundſtück des hieſigen Bürgermeiſters ein
bedeutender Kartoffeldiebſtahl ausgeführt. Zur Ermittelung des
Tä=
ters hat der Geſchädigte eine Belohnung von 30 Millionen zugeſichert.
— Kirch=Brombach, 19. Sept. Am letzten Sonntag hielt hier der
Basler Miſſionsverein für Starkenburg ſein Jahresfeſt. Wie
der Tag ſonnig und freundlich am Morgen heraufzog, ſo verlief das
ganze Feſt. In dem Frühgottesdienſt erzählte Miſſionar Rottmann
aus Baſel (Goldküſte) den Kindern in anſchaulicher Weiſe. Zum
Feſt=
gottesdienſt mittags 2 Uhr füllten viele Gemeindeglieder aus dem großen
Kirchſpiel und viele auswärtige Miſſionsfreunde das ſchöne, große,
alt=
ehrwürdige Gotteshaus. Da die Gemeinde noch keinen
Kirchengeſang=
verein hat, war der Groß=Bieberauer Kirchenchor gekommen und ſang
mit ſchönen Liedern Gottes Lob in die Herzen. Pfarrer Sehrt von
Ober=Klingen und der Miſſionar predigten. Begrüßungsanſprachen
wur=
den gehalten von einem Vertreter des Dekanats Reinheim und dem
Vorſtand des Miſſionsvereins. Abends um 8 Uhr war noch eine
Feier=
ſtunde in der Kirche. Ein Kinderchor ſang das ſchöne Lied von dem
Meer der Liebe Gottes, in das wir uns verſenken ſollen, anſtatt an uns
und unſer Elend zu denken. Außer den zwei Rednern vom Mittag
ſprach noch Pfarrer H. Wagner aus Darmſtadt über die Anfänge der
Miſſionsliebe in unſerer Provinz. Auch aus dieſem Senfkorn iſt ein
Baum geworden. — Am anderen Morgen hielt der Vorſtand eine
wich=
tige Beſprechung über neue Arbeiten des Vereins; 60 Millionen wurden
geopfert. Der Gemeinde gebührt herzlicher Dank für ihr Mitfeiern und
ihre Gaſtlichkeit. Noch iſt in den Miſſionskreiſen die Liebe nicht erkaltet,
die auch die Fernen als die „Nächſten” liebt.
Friedberg, 19. Sept. Nach einer Meldung der „Neuen
Tages=
zeitung” erhält ſich das ſeit geraumer Zeit kurſierende und von
zu=
ſtändiger Seite beſtätigte Gerücht, wonach das Predigerſeminar
unter Aenderung ſeines Aufbaues von Friedberg nach
Darm=
ſtadt verlegt werden ſoll. Die Stadtverwaltung hat ſofort nach
Bekanntwerden der Verlegungsabſichten Schritte an höchſter Stelle getan,
um den in jeder Hinſicht für die Stadt Friedberg nachteiligen Wechſel
zu verhüten.
Gießen, 19. Sept. Von der Landesuniverſität. Auf
das an der Gießener Univerſität neu errichtete etatsmäßige
Extra=
ordinariat für Volkswirtſchaftslehre wurde der hieſige außerplanmäßige
a. o. Profeſſor Dr. Ernſt Günther berufen. G. wurde am 20. Febr.
1873 zu Techwitz (Reuß ä. L.) geboren. Er ſtudierte vom
Winter=
ſemeſter 1893 bis W.S. 1894 an der Techniſchen Hochſchule Berlin, S. S.
1895 an der Techniſchen Hochſchule München Chemie und Maſchinenbau,
vom W. S. 1901 bis S.S. 1905 ſtudierte er Nationalökonomie an der
Univerſität Berlin. Dortſelbſt promovierte er am 28. Oktober 1905 zum
Dr. phil. Von 1895 bis 1901 war er in der Induſtrie tätig als
Mit=
inhaber und techniſcher Leiter der Papierfabrik Otto Günther in Greiz
im Vogtland. Vom S.S. 1911 bis S.S. 1915 war er erſter
hauptamt=
licher Dozent für Nationalökonomie an den Akademiſchen Kurſen der
Stadt Eſſen. — Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurde am 10. Sept.
1923 der ordentliche Profeſſor in der juriſtiſchen Fakultät der
Landes=
univerſität Gießen Dr. Adolf Zycha auf ſein Nachſuchen mit Wirkung
vom 1. Oktober 1923 an. Profeſſor Zycha wurde am 17. Oktober 1871
zu Wien geboren. Er ſtudierte Rechtswiſſenſchaft an der Univerſität
Wien von 1889=90 bis 1893=94. Dortſelbſt promovierte er im Juli 1895
zum Doktor juris. Von 1895 bis 1898 war er juriſtiſcher Beamter der
Gemeinde Wien, von 1898 bis 1903 Profeſſor der Rechte an der
Uni=
verſität Freiburg i. Br., von 1903 bis 1906 außerordentlicher tit. ord.
Profeſſor der Rechte an der Deutſchen Univerſität Prag und von 1906
bis 1919 ordentlicher Profeſſor daſelbſt . 1915 bis 1916 war er Rektor
der Deutſchen Univerſität Prag. Seit 1. Oktober 1919 iſt er
ordent=
licher Profeſſor an unſerer Univerſität.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
— Ein 160=Milliarden=Defraudant wurde von der
hieſigen Kriminalpolizei unſchädlich gemacht. Vor ungefähr 14 Tagen
erhielt der 22 Jahre alte Kontorlehrling Fritz Seegardel von der
Sprit= und Brauhaus=A.=G. in Memel den Auftrag, 160 Milliarden
weg=
zubringen. Der junge Mann ſteckte das Geld in ſeine Taſche und fuhr
damit zunächſt nach Kowno, wo er ſich in einem der beſten Hotels
auf=
hielt. Dann fuhr er nach Berlin. Hier ſtieg er in einem Hotel in der
Friedrichſtraße ab, beſuchte zahlreiche Vergnügungsſtätten und war bald
als Lebemann bekannt. Nicht nur mit deutſchem Gelde, ſondern auch
mit Deviſen war er äußerſt freigebig. Auf ſeinen Rundfahrten durch
die Nachtlokale kam er auch nach dem Auguſtkeller, wo er ſich auf Dollar
Mark lieh. Beamte, die auf ihn fahndeten, kamen ihm auf die Spur und
nahmen ihn feſt. Ueber die Hälfte des unterſchlagenen Geldes hatte er
bereits durchgebracht. In ſeinem Beſitze befanden ſich noch 143 Dollar,
33 engliſche Pfund und mehrere norwegiſche und däniſche Kronen ſowie
400 Lei. In ſeinem Hotel wurden noch ſehr teure Anzüge und andere
kleine Stücke, die er ſich von dem Gelde gekauft hatte, beſchlagnahmt.
Milliardenraub.
Berlin. In der Nacht zum 14. September wurden bei einem
Gutsbeſitzer in Jeßnitz bei Guben von Einbrechern Silberſachen im
Werte von 200 Milliarden Mark geſtohlen. Zwei Landjäger beſetzten
den Bahnho Jeßnitz und nahmen hier fünf Täter feſt. Einer der
Bur=
ſchen zog plötzlich einen Revolver und tötete einen der Beamten durch
Kopfſchuß. Den zweiten verletzte er ſo ſchwer, daß er zuſammenbrach.
Der Beamte ſtreckte im letzten Augenblick einen der Täter durch einen
Schuß ebenfalls tödlich nieder. Einigen nunmehr herbeigeeilten Beamten
gelang es, einen der Täter feſtzunehmen, während die anderen drei in
einem bereitſtehenden Auto die Flucht ergriffen. Die weiteren
Ermitte=
lungen führten dieſer Tage in Berlin zur Feſtnahme des wohnungsloſen
Arbeiters Kolzak, der noch eine Milliarde bares Geld beſaß. Der in
Jeßnitz feſtgenommene Einbrecher iſt ebenfalls ein Berliner Arbeiter,
Das Urteil gegen Kühne.
Berlin. Vor dem Schöffengericht in Werden wurde gegen den
Sohn des Rittergutsbeſitzers von Kühne aus Petozon bei Potsdam
ver=
handelt. Der junge Kühne war angeklagt, einen beim Holzdiebſtahl
Er=
tappten ſchwer mißhandelt und deſſen Frau mit der Waffe bedroht zu
haben", Kühne wurde wegen Körperverletzung, Nötigung und verbotenen
Waffentragens zu 9 Monaten Gefängnis und 600 000 Mark Geldſtrafe
verurteilt.
Verhaftung von Falſchmünzern.
Stuttgart. Die Polizei hat in dem Vorort Potnang eine
Falſchmünzerwerkſtätte ausgehoben, in der die drei Brüder Gramm und
ihr Vater 20=Millionen= und 50 000=Mark=Scheine herſtellten. Für 16
Milliarden Mark 20=Millionen=Scheine wurden vorgefunden. Die Täter
ſind verhaftet worden. Ein Teil des Falſchgeldes iſt ihnen in Frankfurt
a. M. abgenommen worden, wobei einer der Brüder verhaftet wurde,
Amerika=Spende.
TU. München. Die Deutſch=Amerikaniſche Geſellſchaft hat durch
ihren in München weilenden Präſidenten der Stadt München, dem Staat
Bayern und verſchiedenen Vereinen für Hilfszwecke mildtätiger Art
61 Milliarden Mark überwieſen.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Der deutſche Fußballmeiſter Hamburger Sportverein
hatte ebenſo wie in Fürth keine bemerkenswerten Erfolge in der Schweiz
zu verzeichnen. Man fährt nicht mit völlig neuen und uneingeſpielten
Leuten auf bedeutende Gaſtreiſen. Dabei erſetzten die neuen „Kanonen”
ausgenommen der internationale Verteidiger Ruffelſen, nicht im
entfern=
teſten die alten Leute. Der Läufer Fick (früher Holſtein=Kiel) reichte
nicht an Hans Flohr, viel weniger an Carlſon heran, ebenſo war
Reß=
berg kein Rave. Der H.S.V. hat in jeder Beziehung einen guten und
vornehmen Eindruck hinterlaſſen, es fehlte aber der Mannſchaft in der
Schweiz an Stimmung. In Baſel ſiegten die Hamburger 3:1 gegen
Nordſtern, wurden dort aber nicht als Gaſt, ſondern als Gegner
behan=
delt und ebenſo kühl entlaſſen wie empfangen In Baſel ſpielten die
Rothoſen dann mit Erſatz und verloren mit 3:2 und 1:0. Die Joung
Boys kämpften ja auch ſehr hart, gingen gehörig an den langen
Ham=
burger Tormann, aber die Formeln des Anſtandes wußte man dort zu
wahren. Daß der Hamburger Sportverein lauter große und kräftige
Leute hat (der größte iſt 1,82 Mtr.), rechtfertigt das ſcharfe Angehen
nicht, umſomehr, da die Hamburger durchaus fair ſpielten. — In Halle
ſpielten dann noch die Meiſter (mit 5 Mann Erſatz) gegen Halle 1896
mit 3:3. — In den Verbandsſpielen ſchlug der H.S.V. am 9. d. M.
Hertha mit 8:0. Als Sturmführer wirkte Breuel, Rave, van Boyn,
Sommer und Diehle waren die übrigen Stürmer. Krohn, Speher und
Flohr die Läufer, Ugte und Beyer die Verteidiger und Kling im Tor.
Am 16. d. M. wurde mit ziemlich derſelben Aufſtellung St. Pauli 4:1
geſchlagen. — Die Polizei in Hamburg mit Harry Pohl (früher Viktoria=
Hamburg) im Tor macht ſich, 9:1 wurde Hartha geſchlagen. Arminia=
Hannover iſt in Hochform, das beweiſen die Siege gegen Eintracht=
Frankfurt a. M. (5:0) und Phönix=Karlsruhe (3:0). Im Verbandsſpiel
mußte auch Sp.=Cl. 1908 Goslar mit 8:0 Federn laſſen. Eintracht=
Braunſchweig ſchlug ſeinen Namensvetter in Hannober 3:0. Holſtein=
Kiel ſcheint außer Form zu ſein, denn nur 2:1 gegen Olympia=
Neu=
münſter iſt ſehr knapp. Dagegen überfuhr Boruſſia=Harburg den
Har=
burger Turnerbund 6:1.
Schwimmen.
Schwimmabteilung Turngemeinde 1846, Darmſtadt.
Die Schwimmabteilung der Turngemeinde Darmſtadt hat ihre
Win=
terarbeit im Städtiſchen Hallenſchwimmbad wieder aufgenommen. Am
letzten Sonntag weilte ſie in Offenbach und die Damenjugend=
Bruſt=
ſtaffel wurde nur knapp infolge des kurzen Bades, und der häuſigen
Wenden von der Staffel des S.=V. „Mönus”=Offenbach geſchlagen.
Der allgemeine Schwimmabend findet, wie im vorigen Jahre,
Don=
nerstags ſtatt, während am Samstag, abends ½8 Uhr, ein Abend für
die Wettkampfmannſchaft zur Verfügung ſteht. Alle Mitglieder der
Wettkampfmannſchaft ſind verpflichtet, dieſen Abend zu beſuchen.
Einweihung eines Stadions in Köln.
Köln. Der Reichsminiſter des Innern Sollmann nahm am
ber=
gangenen Sonntag an der Einweihung des Kölner Stadions teil, der
größten Sportanlage Europas. Ueber 100 000 Menſchen waren
ver=
ſammelt, die nach einer Rede des Kölner Oberbürgermeiſters ein
be=
geiſtertes Bekenntnis für Deutſchland ablegten.
62. Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Willy Hochſtätter 50 000 Mk., Gotenfähnlein 190 500 Mk., Dr. E.
Dönges 20 000 000 Mk., Hermann Dönges 3000 000 Mk., Lehrer der
Jägertorſchule 2 050 000 Mk., Schüler der Jägertorſchule 119 000 Mk.,
Reg.=Rat a. D. J. L. 200 000 Mk., Ungenannt 20 000 Mk., Reg.=Rat
Ed. Sch. 1000 000 Mk., Klaſſe 7b der Eleonorenſchule Darmſtadt 950 000
Mk., Ungenannt 149 034 Mk., Friedrich Wünning (4. Rate) 50 000 Mk.,
„Durch” 500 000 Mk., Geh. Ober=Rechn.=Rat Schleger 2000 000 Mk.,
Schneider=Innung 45 000 Mk., Rechn.=Dir. Wilh. Jung 500 000 Mk.,
ein Muſeumsbeſucher 4760 Mk., Hz. (8. Rate) 10 000 Mk., Amtsgericht I
in der Strafſache St. C. 1436/23 99 600 Mk., Knaben=Mittelſchule I
13 836 198 Mk., Glöckler 21 580 Mk., U. 300 Mk., Klaſſe 6b der
Stadt=
mädchenſchule I (6. Sammlung) 2 000 000 Mk., Georg Thum,
Klappacher=
ſtraße 7, 50 000 000 Mk., Präſident Nebel 3 000 000 Mk., R. E. 4 000 000
Mk., Klaſſe 7b der Eleonorenſchule 1000 000 Mk.
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 8. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6.
Quit=
tung 416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mk., 15. Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24.
Quit=
tung 341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk.
27. Qnittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36.
Quit=
tung 129 115 Mk., 37. Qnittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk.,
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Qnittung
675 076 Mk., 42. Quittuna 936 935 Mk., 43. Quittung 647 375 Mk.,
44. Qnittung 798 986 Mk., 45. Quittung 502 500 Mk., 46. Quittung
1 368 305 Mk., 47. Quittung 740 030 Mk., 48. Quittung 485 000 Mk.,
49. Quittung 1 655 450 Mk., 50. Quittung 932 360 Mk. und 20 Dollar.
51. Quittung 908 850 Mk., 52. Quittung 964 000 Mk., 53. Quittung
1 371 070 Mk., 54. Quittung 2 419 880 Mk., 55. Quittung 1 428 980 Mk.,
56. Quittung 609 030 Mk., 57. Quittung 8 395 000 Mk., 58. Onittung
4 061 400 Mk., 59. Quittung 4 913 255 Mk., 60. Quittung 4 889 480 Mk.
und 5 Lire, 61. Quittung 34 514 900 Mk., 62. Quittung 104 895 872 Mk.
zuſ. 205 083026.— Mk.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, 21. September:
Meiſt heiter, trocken, nachmittags kühl. Ein ſüdlich Islands neu
erſchienener Wirbel ſcheint nordöſtlich weiterzuziehen und die Witterung
des Kontinents nicht weſentlich zu beeinfluſſen.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende nach 9½
Uhr, C 1: „Madame Butterfly”. — Kleines Haus, 8 Uhr, letzte
Vor=
führung des Schneeſchuhfilms, 2. Teil: „Eine Fuchsjagd durchs
Enga=
din”. — Café Fürſt Bismarck, 8½ Uhr abends: Konzert.
Verſteigerungskalender. — Freitag, 21. September.
Verſteigerung von Hausmobilien, vorm. 9 Uhr,
Heidel=
berger Straße 18, Gartenhaus.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Flciſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 6 Seiten
Darmſtädter Tagblatt
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Handeisbia
* Reichsmünzenankauf. Der Ankauf von
Reichsſilber=
mwünzen durch die Reichsbankanſtalten findet vom 17. ds. Mts. bis auf
weteres zum 5,5 Mill.=fachen Betrag des Nennwertes ſtatt.
* Der Zinsfuß der Darlehenskaſſen beträgt vom 15.
ds. Mts. allgemein: Für Darlehen ohne Entwertungsklauſel 108 Proz.
jährlich. Die bisher gewährte Ermäßigung der Zinsſätze für ſogenannte
Vorzugsdarlehen fällt künftig fort.
* Die Zinsſätze der Reichsſchatzwechſel. In Hinſicht
auf die Erhöhung des Reichsbankdiskonts wurden heute die Diskontſätze
für Reichsſchatzwechſel in folgender Weiſe geändert: Für den Abſatz an
Private je nach Dauer des Umlaufs 45—48 Proz., für den Abſatz an
Banken und Bankfirmen 48—50 Proz. Wenn Banken und Bankiers auf
einen Schluß eine Billion abnehmen, ſo erhöht ſich der Diskont auf
54 Proz., bei dem Reichsdiskont der Wechſel berechnet die Reichsbank
90 Proz.
* Juhag=Induſtrie und Handel A.=G., Berlin. Die
ao. G.=V. beſchlotz die Erhöhung des Aktienkapitals um 25 Mill. Mk.
für 1923 dividendenberechtigte Aktien. Sie werden von einem
Konſor=
tium unter Führung der Darmſtädter Bank zu 100 Proz. übernommen
mit der Verpflichtung, einen Teilbetrag von 27,5 Mill. Mk. den
bisheri=
gen Aktionären im Verhältnis 2:1 zu 1 Mill. Proz. zum Bezug
anzu=
bieten. Stempelgebühren, Börſenumſatzſteuer und Bezugsrechtsſteuer
ſind von den Aktionären zu zahlen. Die reſtlichen Aktien ſollen der
Verwaltung als Verwertungsaktien zur Verfügung ſtehen. Der Erlös
und das bei der Aktienausgabe erzielte Aufgeld fließt zu 80 Prozent
der Geſellſchaftskaſſe zu, während 20 Prozent dem Konſortium
ver=
bleiben.
* Eſſener Steinkohlenbergwerke, Eſſen. Die ao.
G.=V. beſchloß, den vor zwei Jahren mit der Bergbau A.=G. Lothringen
und der Firma Henſchel u. Sohn G. m. b. H. abgeſchloſſenen
Intereſſen=
gemeinſchaftsvertrag aufzugeben, weil der Vertrag infolge der
ver=
änderten wirtſchaftlichen Verhältniſſe den Intereſſen der Beteiligten nicht
mehr entſpreche. Die Verwaltung iſt ermächtigt, die Auseinanderſetzung
mit den beiden anderen Geſellſchaften im einzelnen durchzuführen. Die
Auflöſung des Vertrages erfolgt im gegenſeitigen Einvernehmen und in
freundſchaftlicher Weiſe, zumal die Geſellſchaften auch weiterhin an
mehreren Stellen gemeinſame Intereſſen haben werden.
* Ammendorfer Papierfabrik, Ammendorf bei
Halle a. S. Die Geſellſchaft, die, wie wir berichteten, 1100 Proz.
Dividende (i. V. 60 Proz.) für das abgelaufene Geſchäftsjahr zur
Ver=
teilung bringen wird, weiſt einen Betriebsgewinn von 1040 Mill. Mk.
auf. Unkoſten erforderten 141,8 Mill. Mk., Abſchreibungen 250 000 Mk.,
ſodaß ein Reingewinn (einſchließlich Vortrag von 1921/22) von
ins=
geſamt 908 561 000 Mk. verbleibt. Für Rücklagen werden 5 Mill. Mk.
verwandt; die Dividende auf Stammaktien in Höhe von 1100 Proz.
(i. V. 60 Proz.) erfordert 880 Mill. Mk., die 6 Proz. Dividende auf
Vorzugsaktie 60 000 Mk., wonach der Reſt von 23 491000 Mk. auf neue
Rechnung vorgetragen wird. In der Bilanz erſcheinen Beſtände mit
130,884 Mill. Mk., Wertpapiere mit 6,708 Mill. Mk., Bankguthaben
mit 487,964 Mill. Mk., Schuldner mit 5 556 187 000 Mk. Andererſeits
hatten Gläubiger 2 143 350 000 Mk. zu fordern. Die Geſellſchaft teilt
mit, daß im Geſchäftsjahr 1922/23 die Produktion der Vorkriegszeit noch
nicht erreicht werden konnte. Verſchiedene Um= und Erſatzbauten und
zeitweiſe Stockungen im Abſatz zwangen zum Stillſetzen von
Papier=
maſchinen. Aus den Mitteln der letzten Kapitalserhöhung wurde ein
Teil der Geſchäftsanteile der Papier= und Celluloſefabrik Dietrich G. m.
b. H., Merſeburg, angekauft. Dieſe Stelle ſoll den Hauptbedarf des
nötigen Zellſtoffes liefern.
* Einziehung der italieniſchen Papierlire zu 1
und 2 Lire. Die „Berichte aus den neuen Staaten” melden aus Trieſt:
Laut Beſchluß des Miniſterrates werden die Kaſſenſcheine zu 1 Lire am
31. Dezember 1923 außer Kurs geſetzt. Die Laufzeit der Kaſſenſcheine
zu 2 Lire erliſcht am 31. Dezember 1924.
Dividendenvorſchläge.
* Thüringer Bleiweißfabriken A.=G., Ober=Jlm.
Der G.=V. zum 13. Oktober ſoll eine Dividende von 1000 Proz. (i. V.
32 Pr=) zur Verteilung vorgeſchlagen werden.
* Metallwarenfabrik vorm. H. Wismar, Cella=
Mehlis. Die Geſellſchaft wird der G.=V. am 13. Oktober eine
Divi=
dende von 4000 Proz. (80 Proz. i. V.) zum Vorſchlag bringen.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
konnte wegen der herrſchenden Gedknappheit das Geſchäft keine größere
Ausdehnung gewinnen. Die Tendenz unterlag leichten Schwankungen.
Von Roggen waren geſtern nachmittag noch beträchtliche Poſten für die
Reichsgetreideſtelle gekauft worden. Die Weizenpreiſe hielten ſich auf
der geſtrigen Höhe bei mäßigem Angebot und großer Zurückhaltung der
Käufer. Auch für Hafer zeigte ſich wenig Unternehmungsluſt. Mehl
war ruhiger. Der Konſum verhält ſich angeſichts der bedeutenden
Preis=
ſteigerung abwartend. Futterſtoffe waren wenig verändert.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe
vom 19. September. Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizenmehl, Rogenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kg. Die
Preiſe verſtehen ſich für alsbaldige Lieferung. Parität Frankfurt a. M.
Weizen, Wetterauer 600—620 Mill. Mk., Roggen 480—500 Mill. Mk.,
Sommergerſte 575—625 Mill. Mk., Hafer, inländiſcher 375—475 Mill.
Mk., Weizenmehl, ſüdd. Spezial=Null 1200—1400 Mill. Mk. bei
Waggon=
bezug ab Mühlenſtation, Roggenmehl 700—800 Mill. Mk., Kleie 240
bis 260 Mill. Mk. Tendenz behauptet.
Meſſen.
*Außenhandelsſtellen auf der Frankfurter Meſſe.
Auch, diesmal werden zur Erleichterung des Geſchäftsrerkehrs mit dem
Ausland die wichtigſten Außenhandelsſtellen durch Zweigbureaus auf
der Frankfurter Meſſe, die vom 23. bis 29. September ſtattfindet,
der=
treten ſein. Ein Vertreter des Reichskommiſſars und der
Außenhandels=
ſtellen für Textilien, für Schnitt= und Formerſtoffe, für Flechtwaren,
für Metallerzeugniſſe, für die holzverarbeitende Induſtrie, für Chemie,
für Oele und Fette und für Eiſen= und Stahlwaren werden Bureaus
im „alten Meßamt” unterhalten. Die Außenhandelsſtelle für
Leder=
wirtſchaft richtet ihr Bureau im Haus Schuh und Leder ein.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht bom 19. September
1923. (Eigener Bericht.) Auf die geſtrigen ſtarken Schwankungen am
Deviſenmarkt, Dollar 200 bis 350 bis 200 Millionen Mark, iſt heute eine
gewiſſe Beruhigung erfolgt. Man eröffnete zu den geſtrigen
Schluß=
kurſen, im Verlaufe wurde die Haltung jedoch wieder weſentlich feſter,
ſodaß der Dollar mit 253 zur Notiz kam. An der Effektenbörſe lagen
politiſche Momente, die eine Tendenzänderung hätten zur Folge haben
können, nicht vor. Trotzdem kam auf den meiſten Gebieten die
Auf=
wärtsbewegung der Kurſe heute zum Stillſtand. Schuld daran war die
außerordentlich ſcharfe Geldknappheit, die beſonders zu Beginn an den
variablen Märkten zahlreiches Material herausbrachte, das nur zu
weſentlich niedrigeren Kurſen aufgenommen wurde. Im Verlaufe wurde
die Tendenz auf die feſte Haltung des Deviſenmarktes hin im
allge=
meinen etwas freundlicher, doch konnte das Geſchäft keinen größeren
Um=
fang annehmen. Man ſchloß bei ruhigen Umſätzen wenig veränderk.
Ausländiſche Renten lagen im allgemeinen weiter feſt.
Zolltürken 370 M., II. Bagdadbahn 390 M., für deutſche Anleihen erhielt
ſich das Intereſſe.
Wertbeſtändige Papiere ebenfalls weiter feſt. Badiſche
Kohlen 1150 M., Sächſ. Braunkohlen 260 M., — erſtmals notiert
wur=
den Preuß. Kali mit 238 M., während Preuß. Roggenanleihe mangels
Angebot geſtrichen werden mußte. In deutſcher
Reichsgold=
anleihe fanden verſchiedentlich Umſätze ſtatt, anfangs zu 125 M., ſpäter
bis 160 M.
Am Chemie=Aktienmarkt ergaben ſich weiter recht
fühl=
bare Kurseinbußen. Die Schlußkurſe waren nur wenig erholt. Bad.
Anilin minus 100 M., Griesheimer minus 240 M., Scheideanſtalt minus
300 M.
Elektriſche Werte im allgemeinen ſchwächer, Schuckert minus
800 M., Felten u. Guillegume minus 650 M., Voigt u. Haeffner minus
10 M., feſter nur Lahmeher plus 150 rat.
Bei den Maſchinen= und Metallwerten war die
Hal=
tung geteilt — höher lagen Heddernheimer Kupfer plus 90 M.,
Po=
korny u. Wittekind plus 140 M. — niedriger dagegen Kleyer minus
35 M., Junghans minus 100 M., Hammerſen minus 80 M.
Zuckeraktien um 100 bis 150 M. weiter anziehend.
Bei den ſchweren Montanwerten, waren die Kursrückſchläge
keilweiſe recht groß, ſo kam es bei Gelſenkirchener 1900 M. und Deutſch=
Luxemburger 1800 M., faſt zu Halbierungen des vorigen Kurſes,
Har=
pener minus 1700 M., Phönix minus 1000 M.
Bankatien ebenfalls ſchwächer.
Am Einheitsmarkt lagen die meiſten Werte weiter feſt,
wo=
bei es auch heute wieder zu zahlreichen Rationierungen kam.
Im freien Verkehr hörte man: Allg. Bankverein 10 M.,
Beckerſtahl 625 M., Beckerkohle 625 M., Benz 250 M. Brown Boveri
75 M., Frankfurter Handelsbank 4,5 M., Georgi 15 M., Growag 20/19
M., Hanfa=Lloyd 65 M., Kayſer Waggon 20 M., Kreichgauer Maſchinen
14 M., Meher Textil 37 M., Ufa 120/100 M.
wb. Berliner Börfenſtimmungsbild. Heute vormittag
machte ſich eine ſtarke Geldknappheit geltend. Einzelne Bankfirmen
mußten ſehr hohe Zinsſätze für Tagesgeld bewilligen.s Die Deviſenkurſe
neigten zur Schwäche. Der Dollar ging von 220 auf 175 Millionen zurück.
Unter dem Druck dieſer Verhältniſſe eröffnete die Effektenbörſe im Zei=
20. September 1923 Nr. 260
chen ſtarker Ermattung. Dem Angebot ſtand nur eine ungenügende
Aufnahmefähigkeit gegenüber, ſodaß Induſtriewerte vielfach 2/s bis ½
ihres bisherigen Wertes einbüßten. Beſonders gilt dies für die
ſchwe=
ren Montanpapiere, chemiſchen Werte und Maſchinenfabriken. Aber
auch Banken und Schiffahrtsaktien zeigten ſich kaum widerſtandsfähiger.
Valutapapiere zeigten Ungleichheiten in der Kursbewegung.
Oeſterrei=
chiſche Werte waren zum Teil gebeſſert, auch deutſche Anleihen ſtellten
ſich höher. Nach Eredigung des erſten Angebots kam die
Abwärts=
bewegung am Induſtriemarkte zum Stillſtand. Die ermäßigten Kurſe
lockten neue Käufer an, was aber nur vereinzelt zu einer wenig
bedeu=
tenden Erholung führte. Das Geſchäft geſtaltete ſich ziemlich ruhig.
* Einführung des Tſcherwonetzes an den
deut=
ſchen Börſen. Gerüchtweiſe ſoll der in Berlin weilende ruſſiſche
Volkskommiſſar für Finanzen, Sokolnikoff, „beim Reichsfinanzminſter
Hilferding wegen der Zulaſſung des Tſcherwonetzes zum Handel an den
deutſchen Börſen vorſtellig geworden ſein.
w. Deviſemarkt, Fran furt a M., 19. Sept. Telegr. Auszahlungen:
Geld
Geld Oſarat. Antwerpen=Brüſſel: 8379000— 8421000.— 12 468750. 12531250. Holland. 8628 7750 86 71620 107 231250. 107 768750. London. 7980/10000 80 2000000. 10712500 1192875000. Paris.. 1 174500. 10 225500. 15 463750 15556250 Schweiz.. 31171875. 31328125. 39 90 0000. 40 106000 Spanien 22942500 23 057500 3541/250. 35588750. Italien. 7280500.— 7819500.— H11670750. 11729250. Liſſabon=Oz Dänemark. 31 920000. 32080000 39900000. 40 100000. Norwegen 30 922500 31 077: 00. 37907540. 37 092500. Schweden 55 460000. 56 14000). 64 837500. 65 162500. Helſingfors 5236875.— 52 3125 — 7780500.— 7819500.— New=York 179 1000. 180 450000. 252367500. 253 632500. Deutſch=Oſter 309 25.— 310775.— 379050 — 380950.— Budapeſt 11970— 12030.— 16937.50 17042.50 Prag .." 6 78300.— 6 817000.— 18827875.— 8872125.— Agram.. 2244275.— 2255625.— 3 192000.— 3 203000.—
w. Deviſenmarkt. Berlin, 19. September Telegr. Auszahlungen fürz
GeGeld Briel A
Geld 2o rat. Amſterdam=Rotterdam .. 58852500. 59147 00. 7142100 717.3000. Brüſſel=Antwerpen ....... 7182000.— 7218000.— 8778000.— 88220060.— Chriſtiania . .. 2394/ 000. 24060060. 29127000. 29273000. Kopenhagen 27132000. 27268000. 3291 7500. 33082500. Stockholm. 39750500. 39893500. 48079500. 48320500. Helſingfors. 3390000.— 4010000.— 488/750.— 4912250.— Italien. ... 6583500.— 6616500.— 8039850.— 8080150 — London .. 678800 000. 681700000. 822337500 827u62500. New=York. 149 725000 150373000. 181545000 132455000. Paris... 8578500 — 8621500 — 10573500. 10626500. Schweiz 26341000. 26456000. 31920000. 320 0000. Spanien 20149500. 20250,00. 243.39000. 24461000. Wien (in Deutſch= 214462.— 215538.— 275 360.— 256640.— Prag .. 4188750.— 4511250.— 5446350.— 5473650.— Budapeſt. 780.— 7920.— 9576.— 9624.— Buenos=Aires 49776500. 49123500. 59451000. 59749000. Bulgarien 1416450.— 142350 — 1715700.— 1724300.— Japan ...........
71820000. 72180000. 87780000. 8*220000. Rio de Janeiro ............." 14463750. 1453/250. 17556000. 17644000. Belgrad.
Doooa- 1596000.— 1604000.— 1 1945125.— 1954373 50 Liſſabonn. .
.. 6982500.— 7017500.— 8229375.— 8270625.— Sofia.... . . . . . ............"
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000
Aktiengef. ſür Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff
Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Ber..=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug
Bismarckhütte . . . . .."
Braunkohlen=Brikett
Bremer Vulkan
„ Wolle. ..
Chem. Heyden.
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel.
Deutſche Maſchinen ....!
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl ........"
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliwerke ......
Berlin—Karlsruher Ind. 2925000
Donnersmarckhütte . . .
Oynamit Nobel .......
Elberfelder Farben ...
Elektr. Lieferung
R. Friſter ...
Gaggenau Vorz. ....."
Gelſenk. Gußſtahl ......
Geſ. f. elektr. Untern. .
Halle Maſchinen ....
19. 9.
5000000
500000
1300000
145000
42000
050000
(8000
900000
250000
48000
615000
300000—
1100000
580000
165000 1 1000c0
700000
550 000
250000
350000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.
Frankfurter Kursbericht vom 19. September 1923.
Hämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000%=
furopäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
% Reichsanleihe. . ... . ...."
Dollarſchätze . . . . . . .. . . .
%0 1V. und V. Schatzanweif.
% VI.—IX.
„
parprämienanleihe ........."
vangsanleihe. . .. . . . . . . . . ..
Preuß. Konſols ........."
Docoos-
% „
Bad. An. unk. 1935,. ....
„ v. 1907......
Bahern Anleihe ........."
„ ..
2%
Heſſen unk. 1924 ........
z% sls aa l a a . aO
„ ..
Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
Bosnien L.=E.=B. v. 1914
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
% „ v. 1902..... . . . ...
„..............
Bulgar. Tabak 1902 .....
4% Griech. Monopol ......
% Oeſt. Staatsrente v. 1913
b 1918 ........."
70 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ..............
Oeſt. Goldrente ........."
„ einheitl. Rente ....."
Rum. am. Rente v. 03 ..
% „ Goldrente v. 13 ...
„ am. „ konv. .. ..
v. „ „ v. 05 ..
Türk (Admin.) v. 1903 ..
(Bagdad) Ser. I..
„II..
„ v. 1911, Bollanl. ..
ſo Ung. Staatsr. v. 14....
„ Goldrente ......."
„ Staatsr. v. 10....
„ Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
Mexik. amort, innere. . . ..
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. ..
konſ. innere ......"
2a „ Frrigationsanleihs,
Tamaulipas. Serie l ...."
blig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. ....
Gal. Car” Ludw.=Bahn .."
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
„
% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
..
LNeue „ „
Oeſt. Staatsb. v. 1883....
Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
„ „ 9. Em. ...
17. 9.
25000
136
350
1000
60000
50000
100000
7000
16000
23000
5000
6000
320000
370000
340000
330000
40000
45000
19. 9
350
9000
35000
160
—6
—8
500
3500
13000
120000
50000
11000
30000
11000
400000
390000
370000
7000
7500
180000
2300
300000
275000
12000
6000
10000
250000
2400
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb v. 1885 ...
8% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ..."
42 Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I............"
82 Salon Conſt. Jonetion..
82 Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantepe‟ . . . . .... . . . .
4½%
...
Pfandbriefe.
4% Frankf. Hyp.=Bank 1920...
8½%0
„
4% Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
4% Mein, Hyp.=Bank 1922...
1922...
42 Pfälz=
1923 ...
4% Rhein.
verl. ..."
ſo„
Südb. Boden=Cred.=Ban!
München 1906 ...........
4½ Heſſ. Lbhhp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4½ Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
4% Darmſt. v. 1919 bis 1925..
8½% Darmſt. b. 1905 ......
49 Fronkfurt v. 1913.......
3½% „ v. 1903 ......"
4% Mainz. v 1919 bis 1926..
52 Badenkohlen ............"
5% Sachſenkohlen ..... ....."
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . . . . . ....
Dresdener Bank ............"
Frankfurter Bank ..........."
Metallbank. .. ..... . . .. . .. ..
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. ............"
Rhein. Creditbank ..........
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein ........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius
.
Bochumer Bergb. ..........
Buderus..... . . . . . . . ..... ..."
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergw. ........
Harpener Bergbau ..........
Kaliwerke Aſchersleben .. ...."
Weſteregeln ......."
Lothringer Hütte.. .... ... ..
Mannesmann Röhren.
Mansfelder ......"
Oberbedarf ........
Oberſchleſ. Eiſen CCaro) ......"
17. 9.
280000
300000
875000
450000
1200000
820000
1e5000
55( 00
94000
1400000
190000
340000
410000
170000
50000
500000
220000
50000
1000000
105000
30000
105000
100000
25000
650000
1250000
2500000
3500000
3750000
4200000
1000 00
1200000
—
2800000
1100000
1500000
1450000
19. 9.
850000
200000
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Phönix Bergbau ..
Rhein. Stahlwerke ,
Riebeck Montan.. . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . . . . . .
Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern .. . . . .
Löwenbräu München ......."
Schöfferhof (Binding) ........"
Werger ...................."
1150000
260000
80000
70000
140000
265000
385000
200000
40000
400000
175000
40000
900000
65000
32000
150000
55000
200000
900000
800000
3500000
1900000
2500000
90000
1504 000
1300000
2200000
740000
1100000
1000000
Akkumulat. Berlin „ssans..!
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleher).......
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff .....
Badenia (Weinheim) .. . . . . . ."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen".
Baſt Nürnberg .. . ... ......."
Bahriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel Caſſel) ......."
Bergmann El. Werke ........"
Bing. Metallwerke. . .......4
Blei= u. Silberh. Braubach ..."
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
gementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt ........"
Lothringen (Metz).
„
Chem. Werke Albert ....... .."
Griesheim Elektron ....
Weiler ter=mer ........"
Daimler Motoren ..........."
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm).. .. ...
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
Eiſenwerk L. Meher fr. ......"
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ....... .
Licht und Kraft ....."
Elſäſſ Bad. Wolle............"
Emag, Frankfurt a. M. ......"
Emaill- &. Stanzw. Ullrich....
Enzinger Werke ............"
Eßlinger Maſchinen ........
Ettlingen Spinnerei .........
Faber, Joh., Bleiſtift . ........
faber & Schleicher.........."
Fahr, Gebr., Pirmaſenz. . . . . ."
Felten & Guilleaume. Carlsw
Feinmechanik (Jetter) ....."
Feiſt Sektlellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.... .. . . . .
Frankfurter Hof .......
Frſ. Maſch. Pokoruh & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm. . . . .
17. 9.
2800000
4300000
150000
1300000
105000
14000
820000
100000
420000
800000
50000
880000
— G
400000
120000
80000
600000
240000
510000
100000
3000000
1000000
90000
250000
1200000
150000
75000
— (
100000
340000
100000
75000
900000
190000
300000
140000
30000
120000
160000
350000
160000
75000
160000
2100000
900000
28000
70000
19. 9.
1800000
1200000
500000
65000
300000
1800000
780000
80000
780000
600000
150000
100000
50000
200000
700000
550000
230000
1500000
520000
55000
207000
900000
225000
95000
120000
160000
135000
130000
755000
170000
265000
40000
200000
130000
600000
105000
310000
1450000
1100000
35000
100000
Ganz, Ludwig, Mainz
Geiling & Cie. ........
Gelſenkirchen Gußſtahl
Goldſchmidt Th.. . .. ...
Gritzner Maſchin. Durlach . ...
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ..........
Heddernheimer Kupfer ......
Heyligenſtaedt, Gießen..
Hilpert Armaturen. . . . .
Hindrichs=Auffermann ... . . . . 100000
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . . . . .
Hoch= und Tieſbau ..
D
Höchſter Farben ....
Holzmann, Phil. ...
Holzverk =Induſtr. . ...... . . ."
Hotel A.=G., München .......
Hydrometer Breslau.. . . .. . .
Inag. .. . . . .............
Junghans Stamm.. . . . . . . . ."
Karlsruher Maſchinen . . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker ...."
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ...........
Lech Augsburg .. ...........
Lederw. Rothe ............"
Lederwerke Spicharz ........! —
Löhnberger Mühle ..........
Lübenſcheid Metallw .......
Lux ſche Induſtrie .........."
Mainkraftwerke Höchſt .... . . .! 80000
Meguin, Butzbach ...........
Metall ſvorm. Dannhorn) Nrbo
Meher, Dr. Paut.. ... .... ..
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . . 80000
Motorenfabr. Deutz ..........
Motorenfabrik Oberurſel ..... 140000
Reckarſulmer Fahrzeugwerke .. / 160000
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ..
110000 250000
66000 80000
Peter=Union=Frankfurt . . . . . . .
Pfälz. Nähm., Kayſer .. . . . . . . 140000
Philipps A.=G. . . . . . . . . . . .. . ."
Porzellan Weſſel ............
Reiniger Gebbert & Schall
Rhein. Glektr. Stamm. . . ..
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff. 100000
Metall V=
Rhenania, Aachen ........."
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin ... .."
Rütgerswerke .............."
Schleußner (Frankfurt a.M.) ..
Schneider & Hanau ........
Schnellpreſſen Frankenthal. . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . .
Schuckert Elektr. (Nürnberg)..
Schuhfabrie Berneis=Weſſe.
Schuhfabrit Herz .....
Schuhf Leander Offenbach
Seilinduſtrie Wolff.
Sichel & Co., Mainz
Siemens Elektr. Betriebe
Siemens G asinduſtrie
Siemens & Halske ....
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
Südd. Handelsvereinigung. . ..
Süddeutſche Immobilien ....
Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha
Uhrenfabrik Furtwängler ....."
Beithwerke in Sandbach ...."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin .... .. . ...."
Zellſtoff, Berlin.......
Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. ..
Stämme..
Voigt & Haeffner Vorzüge ...
Stämme. .
Voltohm Seil ...."
Wayß & Freytag.
Wegelin Rußfabrik ....."
Zellſtoff Waldhof Stamm,
Zuckerfabr. Waghäuſel.
Frankenthal".
Heilbronn.
Offſtein.
Rheingau
Stuttgurt
Kanu
Schantung E. B.
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ..
Hapag (Paketfahrt) .........
Nordd. Lloyd ..............
Oeſterr. =Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.
Beckerkohle .........."
Beckerſtahl ........"
Benz....................
Brown Boveri ..."
Cont. Handelsbank.
Hanſa Lloyd
Kabel Rhehzdt
Karſtadt R.
..!
Petroleum, Dtſche. ......
Raſtatter Waggon ..........
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ...
Ufa Film .........."
Mee Re
Bahnbedarf
Dampfkeſſel Rodberg. . ...
Helvetia Konſervenfabrik.
Gebr. Lutz
..
Motorenfabrik Darmſtadt
Gebr. Roeder ..........."
Venuleth & Ellenberger ..
Growag......."
.
17. 9.
70000
2
40000
170000
275000
36000
160000
35000
40000
32000
40000
Zu
80000
550000
300000
— S
100000
— G
50000
70000
70000
70000
200000
280000
500000
300000
300000
350000
300000
300000
300000
280000
2100000
400000
380000
400 00
200000
90000
10000
60000
18000
900000S
150000
95000
40000
60000
110000
80000
1200 00
14000
19. 9.
50000
40000
240000
50000
1200000
45000
50000
27000
50000
— G
100000
460000
500000
70000
150000
60000
90000
160000
280000
360000
400000
450000
280000
40000
400000
425000
250000
—S
1400000
380000
— 8
550000
520000
65000
15000
50000
35000
650000
130000
40000
120000
60000
75000
60000
225000
200000
100000
150000
19000
Bankgeschäft
Fernsprecher 1308, 1309
11—— 2FUT
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz
Seite G.
Darmſtädter Tagblatt, Dontterstag, den 20. September 1923.
Rumtter 260.
Die Finanzen des Großherzogs.
39)
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
Er hielt ſie ſo krampfhaft feſt, daß die Fingerſpitzen weiß
wurden; ſeine Augen überflogen die Spalten; und darunter
ſträubte ſich ſein ſchwarzer Schnurrbart wie die Schnurrhaare
eines Katers. Zwei Minuten las er; dann ließ er die Zeitung
ſinken und ſtarrte über das Straßengewühl hinweg.
Der Zeitungsjunge, der mit einem ſchlauen Grinſen ſein
Geld wieder eingeſteckt, und ſich einige Schritte zurückgezogen
hatte, hütete ſich wohl, ihn durch Worte oder Gebärden zu
ſtören: nicht alle Tage verdient man ſo leicht. Dem Munde des
Herrn entſtrömte eine Flut von Worten, die er — der
Zeitungs=
junge — mit Leichtigkeit als Flüche agnoſzierte, obgleich ſie in
einer ihm fremden Sprache ausgeſtoßen wurden; im nächſten
Augenblick ſah er zu ſeiner Freude, wie dieſer exzentriſche
Mon=
ſieur ſich direkt ins Verkehrsgewühl ſtürzte. Voll Hoffnung, ihn
überfahren und dadurch außerſtande geſetzt zu ſehen, ſein Geld
zurückverlangen, folgte er ihm mit den Augen.
Zu ſeiner bitteren Enttäuſchung ſah er ihn wie durch ein
Wunder heil das andere Trottoir erreichen. Eine Dame, die
ſchon etwas bei Jahren ſchien, empfing ihn mit einem Strom
von Worten. Der exzentriſche Herr antwortete, indem er ihr
ſeine Zeitungsnummer reichte. Der Zeitungsjunge beobachtete
ſie beide geſpannt, um zu ſehen, welche Wirkung das Blatt auf
ſie haben würde.
Dieſe übertraf jedoch alle ſeine Erwartungen.
Die ältliche Dame riß die Zeitung an ſich, aber konnte kaum
mehr als vier Zeilen geleſen haben, als ſie ſie fallen ließ,
ſchwankte und in die Arme ihres Begleiters ſank.
Die Nummer des Petit Marſeillais, die den fremden Herrn
mit ſo großem Intereſſe erfüllt hatte, daß er 4 Frc. 95 Ct. zuviel
dafür bezahlte, hatte die ältliche Dame ohne weiteres in
Ohn=
macht fallen laſſen!
Im nächſten Augenblick wurde eine Apothekentür daneben
aufgeriſſen, und der fremde Herr trug ſie hinein. Eine Sekunde
ſpäter kam er herausgeſtürzt, um etwas zu holen. Was?
Nichts anderes als das Exemplar des Petit Marſeillais, das
er eben für hundertfache Bezahlung gekauft hatte und das ſeine
Begleiterin auf die Straße hatte fallen laſſen. Dieſes Exemplar
ſteckte er in die Taſche und verſchwand in die Apotheke.
Zehn Minuten vergingen: dann wurde eine Droſchke zur
Apothekentür gerufen, und die ältliche Dame kam heraus, ſchwer
auf den Arm ihres Begleiters geſtützt. Sie ſtiegen in die Droſchke
und fuhren der Stadt zu.
Gleichzeitig begann ein vollſtändig konſternierter
Zeitungs=
junge, alle Geſchäfte vergeſſend, zum dritten Male
hinter=
einander die Lektüre der Zeitung, die er verkaufen ſollte, feſt
ent=
ſchloſſen, einerſeits zu entdecken, was dieſes Drama
hervor=
gerufen, andererſeits, in alle Zukunft das Kino, tief zu
ver=
achten.
Kurz darauf ſaß jur. utriuſque cand. Philipp Collin aus
Schweden, alias Profeſſor Pelotard aus London, bei einem ſtark
verfrühten Vormittagswhisky im Grill=room des Hotel d
’Angle=
tärre. Seine Begleiterin war ſtumm, ſtarräugig und ohne auf
eine ſeiner beſtürzten Fragen zu antworten, auf ihr Zimmer
verſchwunden; und ſeine Gedanken wiederkäuten, mit Hilfe des
Whiskys zum hundertfünfzehnten Male all die Fragen, die er
ſich ſeit ſiebzehn Stunden über ſie ſtellte, während ſeine Augen
zum hundertzwanzigſten Male mechaniſch den Artikel im Petit
Marſeillais durchlaſen, der ihn plötzlich aus den hellſten
Him=
meln der Selbſtzufriedenheit in die ſchwärzeſten Abgründe der
Verzweiflung geſtürzt hatte.
Und dieſer Artikel lautete folgendermaßen:
Revolution in Minorca I
Ein vielhundertjähriges Reich, das ſtürzt.
Wo iſt Don Ramon XX.?
Kein Anhaltspunkt über ſein Schickſal
— man fürchtet das Schlimmſte.
Minorca — Republik! Seine Schuldenlaſt — abgeworfen.
So waren die Ueberſchriften; der Inhalt ſtand nicht
dahinter zurück:
„Heute morgen traf aus Barcelona ein Telegramm von ſo
ungewöhnlicher Art ein, daß wir uns unverzüglich von ſeiner
Echtheit überzeugten, bevor wir es an unſeren ſtets wachſenden
Leſerkreis weiter geben wollten. Die Echtheit iſt nunmehr außer
allen Zweifel geſtellt, und mit gewohnter Raſchheit beeilt ſich
Le Petit Marſeillais, das mehr als aufſehenerregende
Tele=
gramm zur Kenntnis des Publikums zu bringen. Es lautete ſo:
Barelona, 4. März, 1910, 22/50.
Der Kapitän, des engliſchen Laſtendampfers Lone Star
(Blue Star Line) aus Mahon (Minorca) hier eingetroffen,
teilt den hieſigen Repräſentanten der Reedereien unter Eid
fol=
gendes mit:
Lief Minorca am 3. elf Uhr vormittags zur Abholung von
Frachten (Olivenöl) für unſ. Geſ. London, an. Fand die Stadt
im Aufruhr, große Erregung herrſchte auf den Straßen,
Men=
ſchen ſtrömten hin und her, die Kanonen der Baſtion donnerten
unaufhörlich. Wäre ſelbſt beinahe von einem Schuß getroffen
worden. Ging ans Land, erkundigte mich nach Urſache, infolge
der allgemeinen Erregung ſchwer, klaren Beſcheid zu erhalten.
Sicher, daß die Bevölkerung der ganzen Inſel ſich erhoben hat,
die großherzögliche Burg iſt geſtürmt, die Fenſter ſind eingeſchla=
gen und die Schloßfahne herabgeriſſen. Das Schickſal des
Großherzogs unbekannt, oder wird vor dem Volk geheim
gehal=
ten. Als Führer der Bewegung wird ein gewiſſer Hernandez
(Luis) und ein katholiſcher Geiſtlicher genannt. Keinerlei
An=
zeichen eines Blutbades, nur allgemeine Erregung. Wurde am
Nachmitag von beſagtem Hernandez oder Perſon ſeines Namens
aufgeſucht; teilte in gebrochenem Engliſch mit, daß Minorca
ſich erhoben und „das Jahrhunderte alte Joch abgeworfen habe‟:
weigerte ſich, Mitteilungen über das Schickſal des Großherzogs
zu machen; erklärte, die Inſel würde dem Beiſpiel Portugals
folgen, eine Republik mit ihm als Präſidenten werden und vor
allen Dingen die drückenden Schulden abwerfen, „unter denen
ſie Jahrhunderte geſeufzt” hätten.
Konnte infolge der allgemeinen Erregung die Ladung nicht
einſchiffen.
Kapitän Simmons, hier überaus wohlbekannt, fuhr eine
Stunde ſpäter nach hier wartender Order ſeines Hauptkontors
direkt nach Liſſabon; möglicherweiſe wird in Gibraltar angelegt.
Leider hat die Line Star keine drahtloſe Telegraphie, und bei
dem Verſuch, mit Minorca eine Verbindung zu erreichen, hat es
ſich gezeigt, daß das Kabel abgeſchnitten oder außer Betrieb
geſetzt worden iſt.
An der Erzählung des Kapitäns iſt abſolut nicht zu zweifeln.
Große Beſtürzung herrſcht in Barcelona.
So lautete das Telegramm, deſſen Inhalt uns ſowohl von
unſerem Korreſpondenten wie vom Kontor der Blue Star Line
(letzterer erſt ſpat vormittags) beſtätigt wurde.
Alſo hat das Großherzogtum Minorca, gegründet im 13.
Jahrhundert, ſein Ende erreicht.
Sein jetziger Herrſcher, Don Ramon XX., war ein junger
Mann von 35 Jahren, von dem man nur das Beſte weiß. Wie
aus dem Telegramm hervorgeht, iſt ſein Schickſal unbekannt.
Es iſt nur zu hoffen, daß die Bevölkerung von Minorca mehr
Milde gegen ihren geſtürzten Herrſcher gezeigt hat, als die
Be=
völkerung von Portugal gegen König Carlos.
Es iſt zu hoffen, aber ſollte, das Gegenteil der Fall ſein,
wäre es auch nicht zu verwundern.
Seit hundert Jahren, ſeit der Zeit, wo Minorca von
Na=
poleon beſetzt gehalten wurde, war ſeine Lage eine ſehr
miß=
liche. Die Steuern waren drückend, die Induſtrie gleich null,
die Volksbildung mangelhaft. Die Bevölkerung iſt praktiſch auf
dem Standpunkt des 18. Jahrhunderts hier in Frankreich ſtehen
geblieben, und alles, was von den Regenten durch Steuern und
auf Auflagen aufgebracht werden konnte, iſt für ihre
Privat=
vergnügungen verſchwendet worden. Bei einer
Müßiggänger=
exiſtenz haben ſie die erſte Pflicht des Fürſten vergeſſen — für
ſein Volk zu ſorgen.
(Fortſetzung folgt.)
Heine Verlobung mit Fräulein
WIHelene sieglinde schokt,
Tochter des Hrn.
Oberregierungs-
rats Dr. Schott und seiner Frau
Gemahlin Anna, geb. Ruff, in
Stutt-
gart beehre ich mich anzuzeigen.
Dr. med. Karl Brüning
Darmstadt, Sept. 1923
(*25230
Donnerstag, den 20. September 1923:
OLobes Popalar. Nonzert
bei verſtärkter Hauskapelle.
(*25235
Leitung:
Kapellmeiſter: Georg Grohrock.
Anfang punkt 8½ Uhr.
Bekanntmachung.
Infolge der neuerdings eingetretenen
Kohlenpreiserhöhung von 272% werden die
Strompreiſe für die September=Ableſung
wie folgt feſtgeſetzt:
Lichtſtrom Mk. 5 000 000 pro Kwſt.
Kraftſtrom „ 3 300 000
Bei Stromabnahme ohne geleiſtete
Ab=
ſchlagszahlung wird der heutige Tagespreis
berechnet, und zwar:
Lichtſtrom Mk. 10000 000 pro Kwſt.
Kraftſtrom „ 6 600 000
Es wird bei dieſer Ableſung wieder
eine Abſchlagszahlung in Höhe von 1009
erhoben.
Rechnungen, die nicht an den Erheber
bezahlt werden und auch nicht drei Tage
nach Vorzeigung bei unſerer Kaſſe,
Luiſen=
ſtraße 14, eingelöſt ſind, werden zum
je=
weiligen Tagespreis umgerechnet.
Für Zählermiete beträgt die
Schlüſſel=
zahl auf die Grundpreiſe 2 500 000.
Da von jetzt ab die Kohlen in
Gold=
mark gezahlt werden müſſen, ſind wir
ge=
zwungen, die Strompreisberechnung
dem=
nächſt in Goldmark vorzunehmen und laſſen
wir entſprechende Bekanntmachung noch
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folgen.
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Aufruf!
Entsprechend meiner
Bekanntmach-
ung vom 11. August 1923 rufe ich
hier-
mit die von mir ausgegebenen
Gut-
scheine in Stücken von Hunderttausend,
Fünfhunderttausend, 1 Million und zwei
Millionen Mark zur Rückzahlung auf.
Die Einlösung erfolgt bis zum 29.
Sep-
tember 1923 an der Hauptkasse der
Firma E. Merck, Darmstadt,
Frankfurter-
straße 250, sowie an den Kassen der
Deutschen Bank und der Darmstädter Bank
in Darmstadt.
Nach Ablauf der Frist verlieren die
Scheine ihre Gültigkeit.
Darmstadt, den 18. Sept. 1923.
7597)
E. Merck.
Agemeine Ortskrankenkaſſe Darmſtadt
Blumenthalſtraße 7.
Das plötzliche ungeheure Hinaufſchwellen, der
Reichsindex=
zahl, wie ſie am Donnerstag veröffentlicht wurde, bedingt eine
abermalige Erhöhung des Grundlohnes und damit verbundene
Erweiterung der Stufenfolge, und zwar:
Stufe Grundlohn
tägl. Verdienſt
tägl. Beitrag
37 25 000 000 Mk. 24 050 000 bis 27 500 000 Mk. 2 125 000 Mk.
38
39
40
41
42
43
30 000 000
35 000 000
40 000 000
45 000 000
50 000 000
60 000 000
27 500 000
32 500 000
37 500 000
42500000
47 500 000
56 200 000
32 500 000
37 500 000
42 500 000
47 500 000
56 200 000
63 800 000
2 550 000
2975 000
3 400 000
3 825 000
4 250 000
5 100000
Die Stufen 37, 38 und 39 treten mit dem 10. Sept. in Kraft
40, 41, 42 und 43 mit dem 17. September.
Ferner ſollen mit Wirkung vom 17. September die Stufen
bis einſchließlich 25 zuſammengelegt und mit der Stufe 26
ver=
einigt werden mit einem Grundlohn von 3000 000 Mr.
Die Arbeitgeber werden erſucht, die entſprechenden
Mel=
dungen zur richtigen Einſtufung alsbald bewirken zu wollen.
Von Arbeitgebern, die in ihren Betrieben mehr als 5
Ver=
ſicherte haben und die Beiträge ab 17. September 1923 nach dem
wirklichen Arbeitsverdienſt berechnet werden, ſind dieſe
Meldun=
gen nicht zu erſtatten. Auch gilt für dieſe Arbeitgeber die obige
Vorſchrift bezüglich der Stufen 40, 41, 42 und 43 nicht.
Sodann geſtatten wir uns, darauf hinzuweiſen, daß
Arbeit=
geber von mindeſtens 5 Verſicherten die Beiträge nach jeder
Lohnzahlung an die Kaſſe abzuführen haben. Erfolgt dies nicht,
ſo wird ein Aufſchlag von 10% für jede Woche des Verzugs
berechnet.
(7599
Darmſtadt, den 19. September 1923.
Der Vorſtand.
Knoblauch, Vorſitzender.
für den Betrieb der
Bäckereien in Stadt u. Land
ſind in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts
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beten an R. Horn,
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2. Stock, 425083ids
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Unterlag,, Teilch, uſw.