Darmstädter Tagblatt 1923


07. September 1923

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Einzelnummer 100000 Mark

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1410000 M. und 90000 M.Abtragegebühr, Abholen
1450000, durch die Agenturen 4500 000 M. frei Haus. Be=
ſiellungen
nehmen entgegen: die Geſchäftsſtelle Rhein=
ſtr
. 23 (Fernſprecher 4, 2300 u. 2394), die Agenturen und
älle Poſtiämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernom=
men
. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kür=
zung
des Bezugspreiſes. Beſiellungen und Abbeſtel=
lungen
durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt

Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 247
Freitag, den T. September 1923
186. Jahrgang

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1800000. Anzeigen nehmen entgegen: Geſchäfts=
ſtelle
Rheinſtraße 23, die Agenturen und Anzeigen=
erpeditionen
. Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg,
Aufruhr, Streiß uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenauſträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Bankkonto;
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.

Aufhebung der vierteljährlichen Voraus=
zahlung
der Beamtenbezüge.
Berlin, 6. Sept. (Wolff.) Der Reichsrat erledigte, an=
ſchließend
an die Ausſchußſitzung, das Geſetzüber die vör=
übergehende
Aufhebung von vierteljährlichen
Gehaltszahlungen an Beamte. Auf Wunſch mehrerer
Länder ſoll die Reichsregierung erſucht werden, die Vorauszah=
lung
der Bezüge monatlich vorzunehmen. Angenommen wurde
noch ein dritter Nachtragsetat für 1923, durch den der Finanz=
miniſter
Hilferding ermächtigt wird, für Verſtärkung der ordent=
lichen
Betriebsmittel der Reichshauptkaſſe weiter 100 Bil=
lionen
Schuldverſchreibungen auszugeben, zur Be=
ſchaffung
von Brotgetreide, eine Summe von 1 200 Billionen.
Berlin, 6. Sept. (Wolff.) Im Anſchluß an die geſtrigen
Verhandlungen im Reichsfinanzminiſterium über den Teue=
rungszuſchlag
zu den Beamtengehältern für die erſte September=
hälfte
fand eine Beſprechung über den Fortfall der Vorauszah=
lung
der Beamtengehälter ſtatt. Reichsfinanzminiſter Dr. Hil=
ferding
erklärte am Schluß der Beſprechung, aus den Ausfüh=
rungen
der Vertreter der Beamtenorganiſationen entnehmen zu
können, daß das Groß der Beamtenſchaft gewillt ſei,
auf die vierteljährliche Gehaltsvorauszah=
lung
zu gunſten des Staats zu verzichten.
Proteſt der deutſchen Regierung.
Berlin, 6. Sept. (Wolff.) Wie man von zuſtändiger
Stelle erfährt, wurden bereits geſtern in Angelegenheiten der
neuen Verordnung der Rheinlandkommiſſion über die Beamten=
ernennung
von der Reichsregierung mündliche Vorſtellungen er=
hoben
. Der Proteſt ſoll eingereicht werden, ſobald der ortlaut
der Ordonnanz bekannt iſt.

Vom Tage.
Der preußiſche Landtag wird am 11. September, nachmit=
tags
3 Uhr, ſeine Sitzungen wieder aufnehmen.
Der Umrechnungsſatz für die Abgabe der landwirtſchaftlichen, forſt=
wirtſchaftlichen
und gärtneriſchen Betriebe beträgt vom 8. bis 14. Sept.
einſchl. 2 432 000 Mk. für je eine Goldmark.
Die Reichsindexziffer, für die Lebenshaltungskoſten beläuft
ſich nach telegraphiſcher Berichtigung für den 3. September auf
1 845 261 (nicht wie berichtet auf 1 645 261). Die Steigerung gegen=
über
der Vorwoche (1 183 434) beträgt ſomit 5 5, 9 Prozent.
Die Schlüſſelzahl im Buchhandel beträgt ab Freitag,
den 7. September, 2 400 000.
Vom 8. bis 14. September einſchließlich beträgt das Goldzoll=
aufgeld
245 359 900 Prozent.
Der engliſche Finanzſachverſtändige Hilton Fourg, iſt von der
polniſchen Regierung gebeten worden, die Reform der pol=
niſchen
Finanzen zu übernehmen. Er wird ſich in der nächſten
Woche nach Warſchau begeben.
Am Mittwochabend hat der engliſche Geſchäftsträger in
Rom Muſſolini beſucht. Die Unterredung dauerte 1½ Stun=
den
. Ein Kommunique wurde darüber nicht ausgegeben.
Unter dem Vorſitz Millerands iſt geſtern der Miniſterrat in Rem=
bouiller
zuſammengetreten. Nach dem amtlichen Bericht hat Poincaré
über die auswärtige Lage Bericht erſtattet. Die nächſte Tagung des Mi=
niſterrats
findet am 20. September ſtatt.
Wie das Journal aus Madrid meldet, beginnt der Prozeß ge=
gen
die Perſonen, die des Mordes an Dato beſchuldigt
werden, am 24. September. Die Zahl der geladenen Zeugen beträgt 200.
Der für die Durchführung der Deviſenverordnung maßgebende
amtliche Mittelkurs des Dollars betrug am 6. September
1923 33 200 000 Mark.

Frankfurter Dollarkurs 36907.500

Ausweiſungsterror.
Die Ausweiſungen von Eiſenbahnbedienſteten aus den be=
ſetzten
Gebieten haben gerade in den letzten Tagen einen un=
geheuren
Umfang angenommen. Es wurden beiſpielsweiſe vom
4.6. September d. Js. 222 Familienväter, das ſind mit
Familienangehörigen etwa 1000 Köpfe, ausgewieſen.
Faſt alle Ausgewieſenen kommen ohne ihre Habe im unbeſetz=
ten
Gebiete an. Bezeichnend für die Art, wie die Franzoſen bei
den Ausgewieſenen vorgehen, iſt ein Vorkommnis auf der
Wormſer Brücke, wobei den Ausgewieſenen von den Franzoſen
ſämtliche Gepäckſtücke durchſucht wurden. Der Inhalt wurde in
rückſichtsloſer Weiſe von Franzoſenhänden auf die Straße ge=
worfen
und ſämtliche neuen, ſowie gut erhaltenen Kleidungs=
ſtücke
, wie Hemden, Underhoſen, Anzüge, Schuhe, auch Lebens=
und Genußmittel, wie Zigarren, Zigaretten, Speck, Wurſt, Brot
uſw. einfach wegenommen. Auf die Frage einzelner Ausge=
wieſener
, bezüglich Zurückgabe der weggenommenen Sachen,
wurde eine Zollgebühr bis zu 500 000 000 Mark gefordert, z. B.
für ein Hemd 250 Mill. Mark, für ein Kiſtchen mit 50 Zigarren
350 Mill. Mark, für ein Paar Schuhe 500 Mill. Mark.
Als beſonders kraſſe Fälle von Ausweiſungen, die an Un=
menſchlichkeit
grenzen, ſeien folgende Einzelvorgänge erwähnt:
Am 4. Auguſt 1923 wurrden ausgewieſen: Ein vollſtändig
erblindeter Mann, Sohn eines Eiſenbahners. Ein an einem
ſchweren Gallenſteinleiden erkrankder Eiſenbahner, der nach
ſeiner Ankunft im umbeſetzten Gebiete ſofort ins Krankenhaus
verbracht und ſich einer Operation unterwerfen mußte. Ein
ſchon drei Jahre penſionierter 68jähriger Eiſenbahnbedienſteter
ſamt ſeiner Frau.
Am 9. Auguſt 1923 wurde ein Eiſenbahner mit ſeiner Frau
ausgewieſen, die erſt drei Tage vorher, am 6. Auguſt 1923, ent=
bunden
hatte.
Am 15. Auguſt 1923 wurde wiederum ein 68jähriger verwit=
weter
Eiſenbahner ſamt ſeiner 20jährigen Tochter ausgewieſen.
Am 17. Auguſt 1923 wurde ein Eiſenbahner ausgewieſen,
deſſen Frau im 8. Monat ſchwanger und ſein vierjähriges Kind
an Diphterie erkrankt war. Die Familie mußte nach Ankunft
ins Krankenhaus verbracht werden. Die von dem Manne nach=
geſuchte
Verlängerung wurde von der franzöſiſchen Beſatzungs=
behörde
abgelehnt.
Am 18. Auguſt 1923 kam die Familie eines ausgewieſenen
Eiſenbahners im unbeſetzten Gebiete mit zwei vollſtändia er=
blindeten
Kindern im Alter von eineinhalb Jahren an.
Am 19. Auguſt 1923 wurde ein Eiſenbahner ausgewieſen,
deſſen Frau das linke Bein infolge einer Verletzung noch im
Gipsverband liegen hatte. Die Frau mußte getragen werden
und wurde nach Ankunft im unbeſetzten Gebiet ins Kranken=
haus
verbracht.
Am 1. September 1923 wurden ausgewieſen: Ein Eiſen=
bahnbedienſteter
, der das rechte Handgelenk im Gipsverband
liegen hatte, welches er infolge eines Unfalles gebrochen hatte.
Die Ehefrau eines von dem franzöſiſchen Gerichte zu einer
langjährigen Gefängnisſtrafe verurteilten Eiſenbahners. Die=
ſelbe
wurde ausgewieſen, weil den Franzoſen verraten worden
war, daß ſie einen Teil ihrer beſten Sachen bei ihren Verwandten
undergeſtellt hatte. Die Franzoſen gingen hier ſo unmenſchlich
vor, daß ſie der Frau nicht nur ihren ſämtlichen in der Woh=
nung
noch befindlichen Hausrat beſchlagnahmten, ſondern ſie
geſtatteten ihr nicht einmal die Mitnahme irgend eines
Kleidungs= oder Wäſcheſtückes für ſich und ihre 6 Kinder, von
denen das jüngſte auch noch an Keuchhuſten ſchwer erkrankt war.
Die Frau kam mit vollkommen leeren Händen und in einem
nicht zu beſchreibenden Zuſtande mit ihren 6 Kinderchen im un=
beſetzten
Gebiete an.
Am 5. September 1923 wurde ein Eiſenbahner mit zwei
fieberkranken Kindern ausgewieſen, deren Zuſtand ſich durch den
Transport ſehr verſchlimmerte, ſo daß ſie bei der Ankunft im
unbeſetzten Gebiet ſofort ins Krankenhaus verbracht werden
mußten.

Die Pfalz gegen die Separatiſien.
* Ludwigshafen, 6. Sept. (Prib.=Tel.) Die politi=
ſchen
Parteien der Pfalz, von der Deutſchen Volkspartei bis zur
V. S. P. D. einſchließlich, erlaſſen einen Aufruf an die Bewohner
der bayeriſchen Pfalz, der ſich gegen die ſeparatiſtiſche Beweg=
ung
richtet und die Bevölkerung zu treuem Feſthalten am Reich
ermuntert. Der Aufruf hat folgenden Wortlaut:
Pfälzer Landsleute! Trotz der entſchiedenen und
machtvollen Willenskundgebung der Pfälziſchen Bevölkerung
gegen die ſogenannte Freie Pfalzbewegung im Jahre
1919, trotz der wiederholten, im feierlichen Erklärungen ſämt=
licher
Pfälziſchen Parteien, Wirtſchafts= und Berufsgruppen
gegen jeden Verſuch, die Pfalz oder das ganze linke Rheinufer
vom deutſchen Muuterlande loszureißen, wagen es politiſche
Abenteurer immer wieder, mit dem Gedanken der Selbſtän=
digkeitsmachung
oder Neutraliſierung, oder
Separation (d. h. Abtrennung) des linken Rheinufers zu
ſpielen. So verſuchen neuerdings die Agenten von Smeets und
Dorten, dieſen bekannten Verrätern am Deutſchtum, auch in der
Pfalz ihre Agitation zu betreiben. Auf Plakaten, in Zeitungen
und Flugblättern preiſen ſie ihre landesverräteriſchen Pläne an
und ſuchen damit das Volk zu verwirren und irne zu führen.
Sie erſtreben eine von Deutſchland völlig losgelöſte Rhein.
Republik‟. Die jetzige rechtmäßige Regierung wollen ſie ab=
ſetzen
, die Gemeinderäte auflöſen und dafür ihre Kreaturen als
Ehrenräte oder Konſuln einſetzen. Die treudeutſchen Pfälzer
ſollen in Maſſen ausgewieſen werden. Den Anhängern ihrer
Partei, der Rheiniſch republikaniſchen Volkspartei verſprechen
ſie große Vorteile.
Landsleute! Jeder Pfälzer, der Charakter hat, muß dieſe
verbrecheriſchen Pläne weit von ſich weiſen. Wir bleiben auch
heute, in dieſer Zeit der Not, unſerem Vaterlande treu und
laſſen uns auch nicht durch das Verſppechen wirtſchaftlicher Vor=
teile
zum Verrat verleiten. Die Pfalz iſt deutſch und wird auch
in Zukunft zum hundertſten Male ſei es geſagt ein un=
trennbarer
Beſtandteil der deutſchen Republik ſein.
V. S. P. D., Deutſche Volkspartei, Bayeriſche Volkspartei und
Deutſchedewokratiſche Partei.

Maßnahmen gegen den Markſturz.
Schärfere Erfaſſung der Oeviſen. Ein Reichskommiſſar für die Oeviſenbeſchaffung.

* Berlin, 6. Sept. (Priv.=Tel.) Im Laufe des morgigen
Tages wird eine neue Notverordnung auf Grund des § 40
der Reichsverfaſſung erſcheinen, durch die eine ſchärfere Devi=
ſenerfaſſung
eingeleitet werden ſoll. Gleichzeitig wird ein
Reichskommiſſar zur Erfaſſung der Deviſen
und Auslandswerte ernannt, dem unbeſchränkte Voll=
machten
zugeſtanden werden. Gleichzeitig mit der Verordnung
werden auch die Ausführungsbeſtimmungen dazu geſchaffen, in
denen alle einzelnen Arten der Erfaſſung der Deviſen und ins=
beſondere
die Strafbeſtimmungen bei Hinterziehung derſelben
enthalten ſein werden.
EU. Berlin, 6. Sept. Die morgen im Laufe des Vor=
mitags
erſcheinende neue Deviſenerfaſſungsverordnung geht von
dem Grundſatz aus, daß nur diejenigen Deviſen beſitzen dürfen.
die ſie zu produktiven Zwecken unbedingt nötig haben. Alle
übrigen Deviſen und ausländiſchen Wertpapiere, ſowie Edel=
metall
, das ſich in Privatbeſitz befindet, unterliegen dem Abliefe=
rungszwang
, weil ſie im Beſitze von Privaten nur zum Schaden
des Reiches verwandt werden. Der Außenhandel ſoll zur Durch=
führung
ſeiner lohalen Geſchäfte unterſtützt werden. Alle übri=
gen
Beſitzer ausländiſcher Gelder, Deviſen, Wertpapiere und
Edelmetalle werden ihre Deviſen dem Reich gegen entſprechende
Bezahlung zum Tageskurs in Papiermark (Reichsgoldanleihe)
zur Verfügung ſtellen müſſen. Um dieſe Maßnahmen zu ver=
ſtehen
, muß man ſich klar vor Augen führen, daß die vielen aus=
ländiſchen
Geldmittel in der Taſche des Einzelnen dem Reiche
nur ſchaden, und daß ihre Ablieferung den Markentwertungs=
prozeß
zum Nutzen jedes Einzelnen und des geſamten Vater=
landes
aufzuhalten in der Lage ſein wird. Die Abgabe der aus=
ländiſchen
Deviſen muß ähnlich wie im Kriege als eine natio=
nale
Pflicht empfunden werden, ohne die der Kampf an Rhein
und Ruhr nicht zu Ende geführt werden kann. Durch den Er=
werb
ausländiſcher Zahlungsmittel hat eine Art Fahnenflucht
und eine Art innerer Auswanderung ſtattgefunden. Demgegen=
über
muß nach Auffaſſung der Regierung durch Zurverfügung=
ſtellung
dieſer ausländiſchen Zahlungsmittel jeder Einzelne er=
neut
für das Schickſal ſeines Vaterlandes optieren. Die Abliefe=
rung
als ſolche wird ſich ſo vollziehen, daß zuerſt für die Abliefe=
rung
eine Friſt feſtgeſetzt wird, und daß man gegenüber denjeni=
gen
, die Deviſen nicht abliefern, von ſeiten des Reichskommiſ=
ſars
für die Erfaſſung der Deviſen in der energiſchſten Weiſe
durchgreifen wird. Das war der urſprüngliche Plan, an deſſen
Stelle Zwangsmaßnahmen zu ſetzen, die eine zwangsläufige und
freiwillige Ablieferung der Deviſen gewährleiſtet hätten. Er
mußte aus Gründen des Zeitmangels zurückgeſtellt werden.
Nichtsdeſtoweniger plant die Reichsregierung, die im Währungs=
ausſchuß
des Reichswirtſchaftsrats und in Beſprechungen mit
Sachverſtändigen aufgetauchten Pläne der Währungsreform
auch zweiterhin nachdrücklich zu fördern und ſo raſch als möglich
zum Ziele zu führen. Daß vorher eine Erfaſſung der Deviſen
erfolgen muß, erklärt ſich ohne weiteres aus der Situation des
Augenblicks. Es wird alles getan werden, um die neue Devi=
ſenverordnung
auf jede mögliche Weiſe, ſelbſt gegenüber Wider=
ſtänden
, durchzuſetzen.
Die großzügige Oeviſenbeſchaffungsſtelle.
* Berlin, 6. Sept. (Priv.=Tel.) Von gut unterrichteter
Seite wird uns geſchrieben: Das Schickſal der deutſchen Wirt=
ſchaft
ſcheint geradezu unter einem Verhängnis zu ſtehen. Eben
erſt hat der neue Reichswirtſchaftsminiſter erklärt, nunmehr mit
dem Abbau der Außenhandelskontrolle ernſt machen zu wollen.
Aber wie es ſcheint, baut er ſich eine neue Organiſation auf, die
anſcheinend den Zweck haben ſoll, das Erbe der Außenhandels=
ſtelle
anzutreten. Es handelt ſich um die Deviſenbeſchaffungs=
ſtelle
, eine mit ſtaatlichen Aufgaben betraute G. m. b. H., die
gerade in dieſen Tagen einen ungewöhnlichen Apparat aufweiſt.

Dieſe Stelle beſchäftigt ſchon jetzt in einer Rieſenetage über 500
Angeſtellte. Weitere umfangreiche Perſonaleinſtellungen ſollen
erfolgen, ſobald die entſprechnden Räume geſchaffen ſind. Geld=
mittel
ſcheinen in unbegrenztem Maße zur Verfügung zu ſtehen.
Eine Erklärung hierfür bietet vielleicht die Tatſache, daß ſich dieſe
Stelle überwiegend aus dem Erlös der für das Reich beſchlag=
nahmten
Deviſen underhält. Die Bezahlung der Angeſtellten
dieſer Stelle iſt ſelbſt für die heutigen Verhältniſſe großzügig
zu nennen. Trotz der Geldentwertung iſt es unbegreiflich, daß
man den unteren Bureauangeſtellten für die erſte September=
hälfte
ein vorläufiges Gehalt von 300400 Millionen Mark be=
zahlt
. Noch unſinniger iſt es, den Angeſtellten ſchon im Auguſt
einen erheblichen Vorſchuß auf die Weihnachtsgratifikationen zu
gewähren, denn es iſt doch zum mindeſten noch fraglich, ob dieſe
Stelle Weihnachten 1923 noch am Leben ſein wird. Darum muß
man ſich wirklich fragen, ob es in Deutſchland nicht genügend
andere Beamte gibt, die dieſe Arbeiten in der Deviſenbeſchaf=
fungsſtelle
verrichten können. Es dürfte dringend notwendig ſein,
daß ſich die zuſtändigen Stellen einmal mit dieſer bereits be=
ſtehenden
vorläufigen Deviſenbeſchaffungsftelle beſchäftigen.
Die neue Währung.
Berlin, 6. Sept. (Wolff.) Die Beratungen über die
Schaffung einer neuen Währung wurden heute fortgeſetzt. Es
ſteht noch ncht feſt, ob man zur Errichtung einer Goldnotenbank
ſchreiten oder die von Helfferich vorgeſchlagene Roggenwährung
einführen wird. Wahrſcheinlich wird im Laufe des heutigen Ta=
ges
eine Entſcheidung darüber fallen.
Roggenwährung als Notbrücke.
TC. Berlin, 6. Sept. Heute trat der währungspolitiſche
Ausſchuß des Reichswirtſchaftsrates zuſammen. Im Mittelpunkt
der Erörterungen ſtand der Plan Helfferichs, eine neue
Wührung zu ſchaffen. Dr. Helfferich hat ſelbſt an der
Sitzung teilgenommen. Nach unſeren Informationen begegnet
der Vorſchlag Helfferichs, der den Roggen zur Goldbaſis machen
will, keinen großen Schwierigkeiten mehr. In Wirtſchaftskrei=
ſen
iſt man aber der Meinung, und dieſer Meinung wird auch
Helfferich ſein, daß durch die Zugrundlegung des
Roggens für eine Währung nur ein vorüber=
gehender
Zuſtand geſchaffen werden ſoll. Er ſoll
gewiſſermaßen als Notbrücke dienen, um über
die ſchlimmſten Monate hinwegzukommen. In
dieſer Zeit ſoll dann der bekannte Vorſchlag durchgeführt werden,
der die Gründung einer Goldnotenbank vorſieht.
Man glaubt nämlch, daß Monate vergehen, ehe dieſer Vorſchlag
in die Wirklichkeit umgeſetzt werden kann. Für dieſe Zeit ſoll
der Plan Helfferichs Aushilfe ſchaffen.
Das Ankämpfen gegen die neuen Steuern.
U. München, 6. Sept. Die Abgeordneten der Bayeri=
ſchen
Mittelpartei haben an die bayeriſche Regierung eine An=
frage
gerichtet, in der es u. a. heißt: Die neuen Steuern des
Reiches werden den Zuſammenbruch der wirtſchaftlichen Pro=
duktion
auf allen Gebieten herbeiführen, aber auch den finanziel=
len
Ruin der erzeugenden Erwerbsſtände, wie Induſtrie und
Landwirtſchaft. Iſt die bayeriſche Staatsregierung bereit, bei
der Reichsregierung ihren ganze Einfluß einzuſetzen, damit ſie
die Steuertermine angemeſſen verlängert und eine Aenderung
der Strafbeſtimmungen unverzüglich herbeiführen wird? Wird
ſich ferner die Staatsregierung bei der Reichsregierung mit al=
lem
Nachdruck und unter Hinweis auf die ungeheuren Schädi=
gungen
durch dieſe Steuergeſetze dafür einſetzen, daß ſobald wie
möglich eine Aenderung derſelben erfolgt?

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2. September 1923.

Rummer 247.

Von Ruhr und Rhein.
Milliardenraub.
Die Uinterhöhlung der deutſchen Mark.
Mülheim, 6. Sept. (Wolff.) Auf dem Wege zur Reichs=
bank
wurden 500 Milliarden auf einer Handkarre unter=
gebrachte
neunummerierte Reichsbanknoten von den Franzoſen
weggenommen. Die Handkarre mit dem Gelde wurde in
die Kaſerne gefahren.
Duisburg, 6. Sept. (Wolff.) Wie die Rheiniſch= Weſt=
fäliſche
Zeitung berichtet, erſchienen belgiſche Kriminal=
beamte
heute vormittag bei der Stadthauptkaſſe und
nahmen 63 826 430 Mark, die zur Auszahlung an er=
verbsloſe
Kurzarbeiter beſtimmt waren, weg.
Dortmund, 6. Sept. (Wolff.) Den Kaſſenboten Poſel
und Weber von dem Bankhauſe Ohneſorge nahmen die
Franzoſen geſtern auf dem Wege zur Diskonto=Geſellſchaft
30 Milliarden, dem Boten der Darmſtädter und National=
bank
auf dem Wege nach Hörde 25 Milliarden Mark weg.
Geſtern nachmittag wurde von der Beſatzungsbehörde in
Ludwigshafen ein großer Betrag Erwerbsloſengelder,
man ſpricht von 120 Milliarden beſchlagnahmt.
Düſſeldorf, 6. Sept. (Wolff.) Die Stadtverwaltung
hat den Vorſchlag der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde auf
wöchentliche Requiſitionsleiſtungen abgelehnt. Die Beſatzungs=
behörde
erklärte darauf, daß ſie wieder zu Beſchlagnahmungen
übergehen werde. Infolge davon wurde auch geſtern ein Trans=
port
im Were von 32 Milliarden Mark auf dem Hof des alten
Rathauſes beſchlagnahmt.
Düſſeldorf, 6. Sept. (Wolff.) Auf dem Wege von der
Buchdruckerei Girardet zum Rathaus wurde einem Beamten der
Stadtverwaltung von den Franzoſen 60 Milliarden Mark abge=
nommen
und eine Quittung über das beſchlagnahmte Geld aus=
geſtellt
.
Sondikaliſiten und Beſetzung.
Elberfeld, 6. Sept. (Wolff.) Ueber die Verhandlungen,
die von den Syndikaliſten mit den franzöfiſchen Be=
hörden
über die Arbeit auf den Zechen für die Franzoſen geführt
wurden, berichtet die kommuniſtiſche Gelſenkirchener Arbeiterzei=
tung
, das Erſatzblatt ſür das Ruhr=Echo, daß die franzöſiſchen
Behörden von deutſchen Bergarbeitern forderten:
1. daß die Betriebsräte ihr Mandat niederle=
gen
;
2. daß zwei Drittel der Beamten bereit ſeien, unter
franzöſiſcher Regie zu arbeiten;
3. daß vierzig Prozent der Förderung an die
Rheinlandkommiſſion als Reparationsleiſtung
abgeführt werden.
Das Blatt ſchreibt hierzu: Dieſe Bebingungen zeigen deut=
lich
genug den Pferdefuß der franzöſiſchen Ausbeu=
ter
und ihrer Vollzugsorgane.
5 Geiſeln verhaftet.
Ludwigshafen, 6. Sept. (Wolff.) Die Franzoſen
haben in der Pfalz fünf Deutſche als Geiſeln feſtgeſetzt,
weil im unbeſetzten Deutſchland ebenſoviele für die franzöſiſche
Regie tätig geweſenen Eiſenbahnangeſtellte verhaftet worden.
ſeien. In Ludwigshafen wurden als Geiſeln Rechtsrat Dr.
Weiler von der Polizeibehörde und der Sekretär der freien Ge=
werkſchaften
, Rauſchert, feſtgenommen.
Neuer franzöſiſcher Vorſtoß.
Frankfurt, 6. Sept. (Wolff.) Wie wir erfahren, wurde
heute früh der Bahnhof und der Ort Runkel a. Lahn von
den Franzoſen beſetzt. Die Franzoſen haben bisher in
den Eiſenbahnbetrieb nicht eingegriffen. Es handelt ſich an=
geblich
um eine Vergeltungsmaßnahme.
Frankfurt, 6. Sept. (Wolff.) Es wird uns mitgeteilt,
daß auf der direkten Landſtraße Limburg Weilburg eine
größere Truppenabteilung vor Ober= Tiefen=
bach
eingetroffen iſt. Ueber die Abſichten der Truppen iſt noch Streitfalles darſtellt.
nichts bekannt.
Möbelraub.
Oberhauſen, 6. Sept. (Wolff.) In den Wohnungen
und verſchoben. Ein Teil der franzöſiſchen Zivileiſenbahner
Heimat zurückgeſchickt.
32000 Frank Geldbuße.
Geldbuße von 37000 Franken auferlegt, weil angeblich an dem nachgekommen, als er ſeine Truppen entfernt habe, an die Zivil=
Bahndamm bei Eſſen=Weſt eine Sprengung vorgenommen
wurde und in der Nähe des Gebäudes des Kohlenſyndikats eine
Sprengladung aufgefunden ſein ſoll.

Der griechiſch=italieniſche Konflikt.
Um die Exiſtenz des Völkerbundes.
Genf, 6. Sept. (Wolff.) Der Völkerbundsrat tritt
heute nachmittag um 4 Uhr zu einer neuen Beratung über den
griechiſch=italieniſchen Konflikt zuſammen, falls
bis dahin die Vorausſetzungen für eine Debatte geſchaffen ſind.
Seit geſtern hatten zu dieſem Zweck die Mitglieder des Rates
mit Ausnahme Salandras verſchiedene inoffizielle Beſprechun=
gen
. Die Verſammlung, welche geſtern bereits ausfiel, wurde
heute von neuem vertagt, da der Rat möglichſt vor ſeinem Zu=
ſammentritt
ein, wenn auch proviſoriſches Ergebnis
erzielen möchte. Man befürchtet in den Kreiſen des Rates leb=
haft
Kundgebungen verſchiedener ſkandinavi=
ſcher
Vertreter, die ſich höchſt beunruhigt über die Ver=
zögerung
der Angelegenheit zeigen und auf dem Interven=
tionsſchritt
des Rätes beharven. Die Vertreter der
Kleinen Entente haben noch keine völlig entſchiedene Hal=
tung
angenommen, im allgemeinen aber neigen ſie zu einer ge=
mäßigten
Intervention. Das franzöſiſche Ratsmitglied Nano=
teaux
verhandelte geſtern abend lange mit ihnen. Die fran=
zöſiſche
Auffaſſung in der Interventionsfrage ſcheint nach wie
vor folgende zu ſein: Parallele Aktion der Botſchafterkonferenz
und des Völkerbundsrates, aber derart, daß die Entſcheidung
bei der Botſchaftferkonferenz liege und im weſentlichen nur vom
Rat underzeichnet wird.
Die Kleine Entente droht mit ihrem Austritt.
Eventuelle Mobiliſierung.
London, 6. Sept. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph erfährt, daß die Kleine En=
tente
Frankreich und allen ihren Freunden hätte zum Aus=
druck
bringen laſſen: 1. daß, wenn der Völkerbund nicht
ſeine Pflicht mit Bezug auf die Beſetzung von Korfu tue,
ſie ihn verlaſſen werde; ſie würde es vielleicht ſogar ablehnen,
in Zukunft die Jurisdiktion der Ententemächte anzuerkennen,
wenn letztere es zulaſſen ſollten, daß die Intereſſen der kleinen
Nationen geopfert werden; 2. daß, wenn Griechenland zu irgend=
einer
weiteren Mobilmachung und weiteren Bewegungen über=
gehen
wollte, auch ſie unverzüglich mobiliſieren
würden.
Paris, 6. Sept. (Wolff.) Wie das Journal aus Genf
meldet, hat der Vorſitzende der füdſlawiſchen Delegation beim
Völkerbund, der der Anſicht iſt, daß eine Verlängerung der Be=
ſetzung
Korfus durch Italien für die Politik im Mittelmeer ge=
führlich
ſei, die Haltung, die gegenwärtig Südſlawien zu beab=
achten
hätte, folgendermaßen charakteriſiert: Reſerve, das iſt un=
ſere
Löſung für alle Fälle. Es ſei die Abſicht Südſlawiens, den
engen moraliſchen Kontakt mit Frankreich aufrecht zu erhalten.
Italien lehnt auch die Botſchafterkonferenz ab.
TU. Paris, 6. Sept. Der diplomatiſche Mitarbeiter des
Daily Telegraph erfährt, daß geſtern ein italieniſches Tele=
gramm
in London eingetroffen ſei, worin es heißt, daß Muſſo=
kini
nicht nur eine Einmiſchung des Völkerbun=
desablehne
, ſondern ſich auch gegen eine Inter=
vention
der Botſchafterkonferenz in der Frage von
Korfu wenden würde. Er wäre bereit, ſoweit es ſich um die Un=
terſuchung
der Vorfälle handele, ſie anzuerkennen.
Paris, 6. Sept. (Wolff.) Wie Havas mitteilt, iſt man in
franzöſiſchen politiſchen Kreiſen der Anſicht, daß die Prüfung
der griechiſchen Note über das Attentat gegen die italie=
niſche
Grenzpolizei und über die Reparationen, die Italien ge=
währt
werden müſſen, durch die Botſchafterkonferenz einen erſten
Schritt zu einer friedlichen Löſung des griechiſch=italieniſchen

Italieniſche Ermittelungen.
FU. Rom, 6. Sept. Der Kommandant des Kreuzers
der ausgewieſenen Eiſenbahner haben die franzöſiſchen Woh= Premuda, von dem die Schüſſe auf die Inſel Korfu abgegeben
nungsnachſolger die wertvolſten Möbelſtücke teilweiſe eingepackt vorden ſind, iſt geſtern im Auswärtigen Amt in Rom zur Be=
richterſtattung
erſchienen. Er hat auf ſein Ehrenwort erklärt,
hat die Familienangehörigen wegen der großen Teuerung in die daß er nur zwei Schüſſe abgegeben habe. Wenn dabei Zivil=
perſonen
ums Leben gekomen ſeien, ſo treffe die Schuld einzig
und allein den Kommandanten des Forts, der ausdrücklich auf=
gefordert
worden ſei, die Zivilperſonen aus dem Fort zu ent=
Münſter, 6. Sept. (Wolff.) Der Stadt Eſſen wurde eine fernen. Der Komwandant aber ſei dem Befehl nur inſoweit
bevölberung jedoch überhaupt keine Meldung ergehen ließ.
Dieſer Umſtand könne jederzeit durch einwandfreie Zeugen be=
eidet
werden.

Die Mörder der Italiener.
Angehörige eines griechiſchen Geheimbundes.
TU. Rom, 6. Sept. Wie jetzt mit Beſtimmtheit feſtſteht,
gehören die Mörder des italieniſchen Generals
Tellini der griechiſchen Geheimorganiſation
Panepirot in Janina an, die von dem griechiſchen
Delegierten in der Grenzfeſtſetzungskommiſ=
ſion
, Botſaris, und einem anderen, noch nicht ermittelten
Offizier geleitet wird.
Nach Poincaréſchem Muſter.
TU. London, 6. Sept. Wie aus Athen gemeldet wird,
belaufen ſich die italieniſchen Anſprüche an Griechenland auf die
in der Note geforderten 500 000 Lire zuzüglich 300 000 Lire für
die Beſetzung Korfus ſowie 17000 Lire täglich für die laufenden
Okkupationskoſten.
Zugoſlavien gegen die Grenzfeſtſetzungskommifſion.
TU. London, 6. Sept. Dem Daily Expreß werden aus
Belgrad aufſehenerregende Meldungen berichtet, wonach der
ſüdſlaviſche Delegierte in der internationalen Grenzfeſtſetzungs=
kommiſſion
für Albanien an den franzöſiſchen Chef der Dele=
gation
ein Telegramm gerichtet hat, in dem dieſer erſucht wird,
die Grenzpfähle an der Nordoſtgrenze Albaniens ſofort ver=
ſetzen
zu laſſen, da die dortige ſüdſlaviſche Bevölkerung ſich
weigere, Albanien einverleibt zu werden. Die jugoſlaviſche
Regierung ſei nicht in der Lage, die franzö=
ſiſchen
Mitglieder der Kommiſſion vor Atten=
taten
der Bevölkerung zu ſchützen.
Zurückziehung der griechiſchen Flotte.
Paris, 6. Sept. (Wolff.) Havas meldet aus Athen: Die
griechiſche Flotte hat, um nicht mit der italieniſchen Flotte in
Verührung zu kommen, Befehl erhalten, ſich in den Hafen von
Bolo, im Aegäiſchen Meer, zurückzuziehen.
Zuſtändigkeitserklärung des Völkerbundes.
Paris, 6, Sept. (Wolff.) Havas meldet aus Genf: Der
Völkerbundsrat hat ſich im griechiſch=italieniſchen Streitfall für
zuſtändig erklärt. Der italieniſche Delegierte Salandra hatte ſich
bei der Abſtimmung der Stimme enthalten.
Die Genfer Beratungen.
Paris, 6. Sept. (Wolff.) Wie der Sonderberichterſtatter
von Havas aus Genf meldet, hat man ſich anſcheinend in der
heutigen Verſammlung des Völkerbundsrates einſtimmig dahin
geeinigt, daß die Botſchafterkonferenz nach Anſicht des Völker=
bundsrates
dazu qualifizert ſei, die Aktion fortzuſetzen, die ſie
übrigens im Bunde mit dem Völkerbundsrat begonnen habe.
Was die Frage der Zuſtändigkeit des Völkerbunds anbetreffe, ſo
ſei das eine Sache, die nicht nur im gegenwärtigen Augenblick,
ſondern auch für die Zukunft der internationalen Beziehungen
wichtig ſei. Die Frage der Zuſtändigkeit des Völkerbundes be=
züglich
des italieniſch=griechiſchen Streitfalles müſſe mit Zuſtim=
mung
oder, beſſer geſagt, auf die Initiative Italiens hin dem in=
ternationalen
Schiedsgericht im Haag unterbreitet werden.
Die Inſel Naxos beſetzt.
TU. Mailand, 7. Sept. Nach einer Meldung des Secvlo
iſt auch die Beſetzung der Inſel Naxos durchgeführt worden.
Die übrigen Inſeln um Korfu werden von den italieniſchen
Schiffen ſtark bewacht.
Engliſche Flottendemonſtration?
TU. London, 6. Sept. Die Nachricht, daß England be=
reit
ſein ſollte, ſeine Flotte dem Völkerbund zur Verfügung zu
ſtellen, falls ſich Italien einer Entſcheidung des Völkerbundes
nicht unterwerfen werde, hat gewaltiges Aufſehen erregt. Das
engliſche Außenamt wurde heute den ganzen Tag von Diploma=
ten
und Zeitungskorreſpondenten beſtürmt, ohne daß es jemand
gelungen wäre, von einem engliſchen Staatsmann irgend eine
Aeußerung über dieſe Frage zu erhalten. Es verlautet, daß ver=
ſchiedene
Kommandoſtellen der Flotte bereits ihre Befehle er=
halten
hätten, da man jeden Augenblick ihrer Dienſte bedürfe.
Auch Braſilien und Aruguay drohen.
TU. Paris, 6. Sept. Die Tribuna meldet, daß Bra=
ſilien
und Uruguay beſchloſſen haben, ihre Vertreter beim Völker=
bund
damit zu beauftragen, ſich mit der Haltung Italiens ein=
verſtanden
zu erklären. Dem gepannten Blatt zufolge würde
das bedeuten, daß die beiden Mächte in dem Falle, daß Italien
aus dem Völkerbund austreten ſollte, ſich dieſem Schritt an=
ſchließen
werden.

an Gene
pet

NN
Kanäle=
iadi

* Die Entdeckung des Transhimalaia
durch Hedin.
Wie die Erforſchung des arktiſchen Eisweeres für alle Zeiten
mit dem Namen des Norwegers Fridtjof Nanſen verknüpft iſt,
ſo verdanken wir die Entſchleierung des gewaltigſten Hochlan=
des
der Erde hauptſächlich den vieljährigen, kühnen Reiſen des
Schweden Spen von Hedin. Seine umfaſſende und hingebende
Forſchungsarbeit in Mittelaſien hat dieſer große Forſcher durch
ein Rieſenwerk von gewaltigem Umfang gekrönt, das in neun
Bänden und drei Atlanten die eigenen Forſchungen zuſammen
mit dem geſamten bisher vorliegenden Material verarbeitet. Es
wird jahrelanger Arbeit vieler Gelehrten bedürfen, ſagt O.
Duſchin in ſeiner Würdigung dieſes Werkes in den Naturwiſſen=
ſchaften
, un die zahlreichen geodätiſchen, meteorologiſchen und
hydrographiſchen Meſſungen, die morphologiſchen, geologiſchen,
botaniſchen, zoologiſchen und anthropologiſchen Beobachtungen
richtig zu würdigen und ſie zum Allgemeingut der einzelnen
Wiſſenszweige zu machen, denn das Werk bildet eine ſchwer zu
erſchöpfende Fundgrube zuverläſſigſten Beobachtungsmaterials.
Die Genialität des großen Schweden liegt in der Fähigkeit, auf
die verſchiedenſten, ſcheinbar unbedeutendſten Einzelheiten, die ſich
wvährend des Marſches dem Auge darbieten, genau zu beobachten,
ihre Bedeutung ſchnell zu erfaſſen und in das Geſamtbild der Na=
tur
einzuordnen. Bei dieſem intuitiven Blick unterſtützt ihn ſeine
erſtaunliche Gedächtniskraft, ſeine gründliche und vielſeitige wiſ=
ſenſchaftliche
Vorbildung, die er zu nicht geringem Teil ſeinem
deutſchen Lehrer Ferdinand von Richthofen verbankt. Maß und
Zahl ſpielen in ſeinen Aufzeichnungen eine größere Rolle als bei
allen anderen Forſchungsreiſenden. Die Länge des zurückge=
legten
Weges wird mit größter Genauigkeit beſtimmt, die Höhe
jedes markanten Punktes gemeſſen, die Steigung und das Ge=
fälle
berechnet, Tiefe und Strömungsgeſchwindigkeit der durch=
querten
Flüſſe ermittelt. Von meteorologiſchen Elementen werden
regelmäßig Luftdruck, Sonnendruck, Temperatur von Luft und
Waſſer, Luftfeuchtigkeit, Wind und Bewölkung gemeſſen; aſtro=
nomiſche
Ortsbeſtimmungen und Peilungen von Ausſichtspunk=
ten
vervollſtändigen dieſe großartige regelmäßig durchgeführte
Arbeit. Das wichtigſte Ergebnis von Hedins letzten großen Reifen,
das auch im Mittelpunkt ſeines Werkes ſteht, war die Enteckung
eines bis dahin völlig unbekannten, aus zahlreichen Einzelketten
beſtehenden Gebirgszuges, der an Ausdehnung und Höhe dem
Gimalaja vergleichbar iſt und von Hedin Transhimalajg genannt

wurde, während andere den Namen Hedin=Gebirge vor=
geſchlagen
hatten.
Der große Bogen des Himalaja fällt nach Norden zu einer
langgeſtreckten 50004000 m hohen Senke ab, die nach Weſten
durch die Seen Manaſarova und Rakas=tal zum Budletſch bzw.
Indus entwäſſert, während nach Oſten hin der Oberlauf des
Brahmaputra, der dort den Namen Tſangpo führt, vom 82. bis
94. Breitengrad parallel zum Himalaja fließt, um dann deſſen
Ketten in einer Reihe gewaltiger, noch unerforſchter Schluchten
nach Süden zu durchbrechen. Nördlich von dieſer Senke liegt nun
das bis zu Hedins Reiſe völlig unerforſchte Gebiet, das ſich von
dem heiligen See des Budhiſten, dem Wallfahrtsziel unzähliger
Hindupilger, dem Manaſarovar, bis zu dem größten See in Tibet,
dem Tengri=nor, erſtreckt. Auf 8 Durchquerungen, die jedesmal
über ſchwierige Päſſe bis zu 6000 m Höhe führten, erſchloß Hedin
den Bau dieſes gewaltigen Gebirges und wies nach, daß es ſich
um eine Einheit handelt. Der höchſte Gipfel des Trans=
himalaja
iſt der Peak M, deſſen Höhe Hedin mit 7204 m be=
ſtimmte
, der alſo nur von wenigen Gipfeln in Tibet übertroffen
wwird. Seiner Entſtehung und Gliederung nach bildet der Trans=
himalaja
einen Teil des Himalaja. Die Auffaltung der Erdrinde
verteilt ſich in ein wahres Labyrinth von Einzelketten, zwiſchen
denen Depreſſionen eingeſchaltet ſind. Die mittlere Höhe der 11
bis jetzt bekannten Päſſe der waſſerſcheidenden Hauptkette beträgt
5545 m, iſt alſo höher als die der Himalajakette, und auch fonſt
nimmt der Transhimalgja als Waſſerſcheide einen bedeutend
höheren Nang ein. Die ſchwierigen hydrographiſchen Verhält=
niſſe
, die auch die Zweifel über die Lage der Quellen des Indus
und Brahmaputra beſeitigen, werden von Hedin in den erſten
beiden Bänden des Rieſenwerkes geklärt. Groß iſt der durch die
klimatiſchen Verhältniſſe bedingte Unterſchied zwiſchen den
Formen des Himalaja und des neuentdeckten Gebirges. Der Hima=
laja
, der den Hauptanteil der im Sommer durch den Monſun=
Wind hervorgerufenen gewalttgen Regenmaſſen erhält, hat in=
folgedeſſen
tief eingeſchnittene Täler, ſcharfe Kämme und ſpitze
Gipfel. Der im Regenſchatten des Himalaja gelegene Traushima=
laſa
, der nur verhältnismäßig unbedeutenden Anteil am Mon=
ſunregen
hat, weiſt demzufolge flache Kämme auf, breite Täler,
mafſige Formen. Die Abnahme der Höhe und der Zerriſſenheit
der Gebirge ſowie die Zunahme der Trockenheit nach Norden
ſetzt ſich weiterhin in Südtibet fort, das von zwei weiteren gigan=
tiſchen
Faltenſyſtemen durchzogen wird. Am Nordfuße der großen
Waſſerſcheide des Transhimalaja zieht ſich eine Depreſſion hin,
deren mittlere Höhe 4692 m beträgt. Daran ſchließt ſich nördlich
ein Gebirgsſyſtem mit mittlerer Paßhöhe von 5174 w, das durch

eine zweite Depreſſion von einem Gebirge mit 5275 m mittlerer
Paßhöhe geſchieden iſt. Von dieſem numehr erſt ganz erforſchten
ausgedehnteſten Hochland der Erde geben Hunderte von Photo=
graphien
ein anſchauliches Bild. Ein Atlas von 592 Pauoramen
zeigt Hedins Zeichentalent im günſtigſten Licht, weitere umfang=
reiche
Kartenwerke ſchließen ſich an. Die einzelnen Zweige der
Naturwiſſenſchaften ſind meiſt von ſchwediſchen Forſchern be=
handelt
; an dem hiſtoriſch=philologiſchen Teil ſind auch deutſche
Gelehrte in weitgehendem Maße betefligt.

(Wie lange Gebrauchsgegenſtände halten. Heute, wo auch
die Gegenſtände des täglichen Gebrauchs für viele ſo uner=
ſchwinglich
teuer geworden ſind, kommt es mehr denn je darauf
an, recht haltbare Dinge zu beſitzen, mit denen man ſich mög=
lichſt
lange durchhelfen kann. Leute, die ſich früher alle Augen=
blicke
ein Paar Handſchuhe kauften, Zahnbürſten oder Raſier=
klingen
nach kurzer Verwendung durch neue erſetzten, ſehen
jetzt zu ihrem großen Erſtaunen, wie lange ſolche Dinge halten
können. In der guten alten Zeit, wo das Handwerk noch nicht
durch die Maſchinenarbeit verdrängt war, wurden auch Ge=
brauchsgegenſtände
ſozuſagen für die Ewigkeit verfertigt. Wir
ſehen, in den Muſeen hölzerne Löffel oder Kämme, die ſicherlich
viele Jahrhunderte alt ſind und viele Jahrzehnte gebraucht wur=
den
, noch in gutem Erhaltungszuſtand. Einige Beiſpiele von er=
ſtaunlich
langer Haltbarkeit der Gebrauchsgegenſtände werden in
einer engliſchen Zeitſchrift angeführt. Es gibt viele Uhren aus
Großvaters Zeit, die benutzt werden und vortrefflich gehen; ja
manche Uhren, die 200 Jahre und mehr alt ſind, verſehen noch
vortrefflich ihren Dienſt. Ein Mann hat eine Haarbürſte im täg=
lichen
Gebrauch, die einem ſeiner Vorfahren, der bereits 1854
ſtarb, gehörte. Das Alter dieſer Haarbürſte iſt etwa 130 Jahre,
und ſie iſt noch immer ſehr brauchbar. Ein alter Engländer
namens Benjamin Holmes hat ein Raſiermeſſer 35 Jahre lang
täglich benutzt und hat ſich mit derſelben Klinge mehr als
11 (00mal raſiert. Das durchſchnittliche Alter eines hölzernen
Kunſibeines wird mit 5 Jahren, das einer Metallprotheſe mit
8 Jahren angegeben. Aber es gibt gut gemachte Kunſtbeine, die
bis zu 60 Jahren von demſelben Beſitzer getragen worden ſind,
Hölzerne Segelſchiffe, wie ſie früher die Flüſſe befuhren, ſind
120 Jahre und mehr im Gebrauch geblieben, während kein mo=
dernes
Stahlſchiff ſolange aushält, ſondern ſchon mit 30 Jahren
alt iſt. Aber auch heute wird dauerhafte Arbeit geleiſtet. Ein
Kraſtwagen z. B., der 1901 gebaut wurde, fährt noch heute zwi=
ſchen
London und Brighton; er iſt niemals umgebaut worden,

[ ][  ][ ]

Nummer 247.
Die Kataſtrophe in Javan.
Das Schickſal der deutſchen Botſchaft.
deutſche Botſchaft in Tokiv verhältnismäßig herzlichen Begrüßungsworten des Vereinsvorſitzenden ergriff der
brannt. Kanzler Schmidt von der Botſchaft iſt inzwiſchen in begrüßt, das Wort zu einer Anſprache, in der er zunächſt auf die
gobe beim Konſulat eingetroffen; ſein Kollege Schultze be= Beziehungen der Völker zu ſprechen kam und dann mit herzlichen
fand ſich im Gebirge ebenſo wie der Botſchaftsrat Traut=
ſchaft
, die gerettet ſein dürften. Auch Generalkonſul Thiel aus Unglück den einen oder den anderen dazu an, ſich zu fragen, was
befindet, war während des Erdbebens im Gebirge. Endlich iſt hier an Menſchenwerk zerſtört ſei, gewaltige Werte darſtelle, und
vom Generalkonſul in Yokohama auch Vizekonful Soll als ob nicht eine Parallele zu den wirtſchaftlichen Zerſtörungen in
gerettet gemeldet.
gobe iſt, wie die japaniſche Preſſe meldet, der deutſche Botſchaf= der Völker zueinander. Wann kommt nach Pein und Tortur
ſeinen Kindern gerettet.
Das neue japaniſche Kabinett.
daß die feierliche Einführung des neuen Kabi= wird es auch bereit ſein, das zu leiſten, was man billigerweiſe
ſtattfand. Dieſe außergewöhnliche Maßnahme wird der Furcht haben will, dann muß ſie ſich ſchließlich verpflichtet fühlen, ihre
Erdſtöße zu verzeichnen waren. Nach der feierlichen Einfüh=
rung
hielt der Miniſterpräſident Admiral Yamamoto ſeine erſte Menſcheit Würde iſt in eure Hand gegeben, bewahret ſiel
Kabinettsſitzung, in welcher die Maßmahmen zur Wiederherſtel=
lung
Japans beſprochen wurden.
Neue Schreckensberichte aus Japan.
Tokio ſind die Kanäle und die Kais voller, Leichen.
lich ſei. Die Zahl der Europäer, die in Yokohama umgekommen
ſind, wird auf mehr als 200 geſchätzt. Tauſende von Ein=
Kanälen ertrunken. Die Ueberlebenden befinden
los und haben keine Nahrung.
Der Korreſpondent der Chicago Tribune, der aus Yoko=
hama
in Kobe angekommen iſt, ſchildert ſchreckliche Einzelheiten
des Unglücks. So berichtet er, daß ein franzöſiſches Wai=
ſenhaus
, in dem ſich 16 Nonnen und 160 Waiſenkinder be=
fanden
, unter dem Waſſer begraben wurde, wobei alle
Perſonen ums Leben kamen. Ein Perſonenzug, der am laſſe. Der Sturmlauf der Sozialdemokratie werde Bayern und
Saustag mittag auf der Fahrt noch Kobe war, ſoll ins Meer
geſtürzt ſein, wobei 300 Paſſagiere ertranken. Andere hätten
ſich durch Schwimmmen retten kömen. Von den 10 000 Chi=
neſen
, die in Yokohama wohnten, iſt die Hälfte ums
Leben gekommen.
Die Rieſenverluſie in Japan.
EU. Paris, 6. Sept. Nach einer Meldung aus Kobe
ſchätzt Admiral Henderſon, der Kommandeur der amerikaniſchen
Diſtrikten ums Leben gekommenen auf weitere 300 000. Aus
Oſakg wird der Tod des franzöſiſchen Generalkonſuls Qujardin,
aus Kobe der Tod des italieniſchen Botſchafters gemeldet, Die
Banken in Tokio haben, einer Meldung zufolge, alle Vorräte
an Gold und Wertpapieren retten können.
Ruſſiſche Hilfe für Japan.
Moskau, 6. Sept. (Wolff.) Wie die ruſſiſche Telegraphen=
agentur
mitteilt, begegnet die eingeleitete Hilfe für Fapan
dem wärmſten Mitgefühl der geſamten Bevölkerung des Sowjet=
bundes
. Die Regierung plant eine dauernde Hilfelei=
ſtung
. Tſchitſcherin erklärte, die Völker des Bundes glaubten
Engliſche Hilfe für Japan.
* London, 6. Sept. (Priv.=Tel.) Die von London in
trächtliches Ergebnis erzielt. England unternimmt alles, was Lohnde hielt, da er keine Einfahrt hatte. Der Lokomotivführer
führt grotze Lebensmittelbeſtände mit ſich. Ein engliſches Kriegs= was ihm nicht ganz gelang. Mit verlangſamter Fahrtgeſchwin=
ſchiff
iſt bereits in Yokohama angekommen. Die auſtraliſche Re= digkeit fuhr er auf den vor ihm haltenden Zug. Der letzte Wagen
Dankesbrief.

Tokios Geſchichte im Spiegel ſeiner
Straßennamen.
* Die furchtbare Kataſtrophe, die Japan heimgeſucht, hat auch
eroße Teile der Hauptſtadt Tokio vernichtet. Dieſe Stadt, der
Stolz des Japaners, iſt beſonders dafür charakteriſtiſch, wie ſich
weſtliche Einflüſſe mit altjapaniſcher Ueberlieferung zur Einheit
verſchmelzen. Die Entwicklung des letzten halben Jahrhunderts
hät Tokio in eine halb europäiſche Stadt verwandelt, aber die
Viertel, in denen ſich die langen Reihen der Holzhäuſer hinziehen,
ſind doch nach allen Feuersbrünſten in der alten Art wieder auf=
gebaut
worden und werden auch jetzt wieder ſo erſtehen. Auch der
Verkehr iſt trotz der elektriſchen Bahnen noch derſelbe wie in an=
deren
aſiatiſchen Städten, und die uralten Straßennamen er=
möglichen
es dem Kenner, die ganze Geſchichte dieſer Stadt aus
ihnen abzuleſen. Wenn wir jetzt ſo viel trauriges von den Zer=
ſtörungen
in Tokio hören, ſo ſchwirren auch viele merkwürdige
Namen an unſer Ohr, und ſo wird es gewiß kntereſſieren, im
Spiegel dieſer merkwürdigen Straßennamen ſich ein Bild der
Entwicklung der Hauptſtadt aufzubauen. Tokio, d. h. Haupt=
ſtadt
des Oſtens erhielt dieſen Namen und dieſe Bedeutung erſt
1868, als der Kaiſer Mutſuhito ſeine Reſidenz von Kyoto hierher
verlegte und die Dörfer der ehemaligen Fiſcherſtadt Yedo zu einer
Nieſenſtadt verſchwolz, die heute faſt drei Millionen Einwohner
zählt, aber in ihrer Ausdehnung noch ſehr viel größer iſt als an=
dere
Großſtädte, da ſich die einſtöckigen Häuſer von Nordoſt nach
Südweſt 15 Kilometer und 10 Kilometer in der gar zu ſenkrechten
Richtung ausdehnen. Schon einmal war Yedo Hauptſtadt des
japaniſchen Reiches geweſen, nämlich am Ende des 16. Jahr=
hunderts
unter der Schogundynaſtie der Tokugawa. Damals
ſtand von dem heutigen Tokio nicht viel mehr als die Burg, die
dann ſpäter zu dem jetzt ebenfalls zerſtörten kaiſerlichen Palaſt
umgebaut wurde: an der ſumpfigen Ebene der Bucht, die hier
nach der Hauptſtadt genannt iſt, dehnen ſich einſame Fiſcherdörfer.
Von dieſen mittelalterlichen Zuſtänden erzählen heute noch die
Straßennamen. So führt eine ganze Reihe der Tokioter Straßen
den Namen alter japaniſcher Provinzen, wie die Surugaſtraße,
die Mikawaſtraße, die Iſeſtraße u. a. Andere Straßen ſind nach
Städten genannt oder auch nach Perſonen, da viele Familien=
namen
in Fapan auf Ortsnamen zurückgehen.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. September 1923.
Seite 3.

Peſſenſfang bein Reſhlkanfer.
U. Berlin, 7. Sept. Der Verein der auswärtigen
Preſſe in Berlin veranſtaltete geſtern abend im Hotel Adlon zu
Berlin, 6. Sept. (Wolff.) Wie wir erfahren, iſt die Ehren des Reichskanzlers Dr. Streſemann ein Abendeſſen. Nach
gering beſchädigt, nur ein Nebengebäude iſt niederge= Reichskanzler, von den Anweſenden lebhaft mit Händeklatſchen
Worten des 25jährigen Regierungsjubiläums der Königin von
Holland gedachte. Hierauf ſprach er mit lebhafter Anteilnahme
mann mit ſeiner Familie und zwei anderen Damen der Bot= von dem fürchterlichen Unglück in Japan. Vielleicht rege dieſes
Schanghai, der ſich mit ſeinen Angehörigen zur Zeit in Japan der Wert materieller Güter bedeute, ferner, ob nicht das, was
Europa gezogen werden dürfe, wo das Schickſal in unſere Hand
Berlin, 6. Sept. (Wolff.) Nach einem Telegramm aus gegeben ſei. Die Gewalt über unſer Schickſal liege im Verhalten
endlich der Frieden? Reichskanzler Dr. Streſemann beſprach
ter Dr. Solf, deſſen Gattin zurzeit in Deutſchland weilt, Mit, dann eingehend die politiſche Entwickelung der letzten Jahre
und insbeſondere die jetzige Lage in Deutſchland. Wir ſind nach=
giebig
in bezug auf materielle Dinge, aber unnachgiebig in der
Verteidigung des deutſchen Bodens! Deutſchland muß eine feſte
London, 6. Sept. (Wolff.) Reuter meldet aus Oſaka, Grenze bekommen, durch die die Souveränität geſichert iſt. Dann
netts, Sonntag abend, in Akaſaka auf einem freien Platz auch von ihm verlangen kann. Wenn die Welt den Frieden
vor weiteren Gefahren zugeſchrieben, da noch Sonntag abend Hand zur Verſtändigung zu bieten. Der Kanzler ſchloß mit dem
Appell und der Mahnung an die ausländiſchen Vertreter: Der
Bayern nnd das Reich.
* München, 6. Sept. (Priv.=Tel.) Der Bayeriſche
Paris, 6. Sept. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus. Kurier ſchreibt unter dem Signal Das Signal zum Kampf:
Kaum 10 Tage ſind ſeit dem Beſuch des Reichskanzlers, kaum 20
Flüchtling= erzählen, daß der Verweſungsgeruch fchreck= Tage ſeit dem Regierungswechſel vergangen, und mit einer jeden
Zweifel ausſchließenden Klarheit zeigt ſich, daß die Sozialdemo=
kratiſche
Partei in der neuen Regierung einen maßgebenden
geborenen, die vor der Feuersbrunſt flüchteten, ſind in den Einfluß hat und ſich den Kampf gegen Bayern zur nächſten und
Hauptaufgabe gemacht hat. Der Vorwärts erhebt mit einem
ſich in einem jämmerlichen Zuſtand. Sie ſind obdach= Male einen Kampfruf gegen Bayern und die bayeriſche Politik.
Der Bayeriſche Kurier, weiſt darauf hin, daß es unwahrſchein=
lich
ſei, daß der Vorwärts bei dieſer Aktion ohne Fühlung=
nahme
mit der Fraktion vorgegangen ſei, und daß die Preſſe,
die Fraktion und die ſozialdemokratiſchen Miniſter in dieſem
Falle eines Sinnes ſeien. Der Kurier bemerkt noch, das Sig=
nal
zum Kampf ſei gegeben. Es werde Wirkungen haben, von
denen ſich die ſozialdemokratiſche Herrſchſucht nichts träumen
das baheriſche Volk gerüſtet finden.
Schweres Eiſenbahnunglück.
TU. Hannpver, 6. Sept. In der verfloſſenen Nacht gegen
4 Uhr ereignete ſich zwiſchen Wunſtorf und Seelze ein
ſchweres Eiſenbahnunglück. Der D=Zug BerlinKöln (D 10)
fuhr auf den D=Zug Dresden-Bentheim (D 138) auf. Zwei lernen und außerdem erhält man auf die Frage: Welche
Flotte, die Zahl der Toten in Tokio und Yokohama auf 250 000, Wagen des letzten Zuges ſind vollſtändig zertrümmert. Die
die der Verwundeten auf 450 000, die Zahl der in den übrigen erſten Nachrichten ſprechen von 18 Toten, 7 Schwer= und
das Eiſenbahnunglück auf das Verſagen eines Blockwerks zurück=
zuführen
.
TU. Hannover, 6. Sept. Amtlich wird über das Eiſen=
behnunglück
folgender Bericht ausgegeben: Am 6. September,
vormittags 3,55 Uhr, ſtieß bei Kilometer 14,5 der Strecke Han=
nover
Wunſtorf bei Block Lohnde der D=Zug Berlin-Köln
auf den vor dem Blockſignal haltenden D 138 Dresden Bent=
heim
. Von D 138 ſind die drei letzten Wagen ſtark, von D 10
die Lokomotive und der Packwagen leicht beſchädigt. 18 Rei=
ſende
ſind tot, 7 ſchwer und 8 leicht verletzt. Das Perſonal iſt
unverletzt. Die Aufräumungsarbeiten werden nachmittags be=
an
die Freundſchaft des japaniſchen Volkes, deſſen Kundgebun= endet ſein. Die Toten wurden nach der gerichtlichen Totenhalle
gen gegenüber Joffe die ruſſiſche Hilfsbereitſchaft verdoppelten, des Dörener Friedhofes gebracht. Die Verletzten ſind ſämtlich
im Stadtkrankenhaus von Hannover untergebracht. Die Schuld=
frage
iſt noch nicht geklärt. Offenbar trifft den Lokomotioführer
des D 10 keine Schuld.
Hierzu erfährt die Telegraphen=Union noch, daß der D 138,
die Wege geleitete Hilfsaktion für Japan hat bereits ein be= der ſich auf der Fahrt nach Holland befand, vor der Station Morgen) einen Reingewinn von 819 Zentnern Korn.
in ſeinen Kräften ſteht, um den Japanern in ihrer Not zu helfen, des Berlin-Kölner D=Zuges ſah auf der Strecke den anderen, ſpielſaiſon bringt als erſte Vorſtellung am 14. September eine Neu=
Die engliſche Chinaflotte iſt auf dem Wege nach Japan und D=Zug vor ſich und verſuchte, ſeinen Zug zum Halten zu bringen, inſzenierung von Shakeſpeares Luſtſpiel Viel Lärm um Nichts, das
gierung hat 66000 Pfund Sterling nach Japan geſchickt. Der des haltenden Zuges ſchob ſich auf den vorletzten Wagen, wodurch worden iſt.
japaniſche Botſchafter in London veröffentlicht heute in der eng= beide Wagen zertrümmert wurden. Die Verwundeten wurden
liſchen Preſſe im Namen aller Fapaner einen ergreifenden teils mit Zügen, teils mit Automobilen nach Hannover abtrans= 8. September bis einſchließlich 14. September 1923 2452000
portiert.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 7. September.

Rie
agr. Guſtav Stirner=Darmſtadt.

Derjenige, der es fertig bringt, daß
dort, wo bisher eine Aehre wuchs, deren
zwei ſtehn, iſt bedeutender als der größte
Feldherr.
Friedrich der Große.
Die in den letzten Wochen in den Städten ſo ſtark in Erſchei=
nung
getretenen Ernährungsſchwierigkeiten und die daraus ent=
ſtandenen
Unruhen ſollten jedem Landwirt zu denken geben und
ihn guregen, au ſeinem Teile mitzuarbeiten, daß das deutſche
Volk wvenigſtens ausreichend zu eſſen bekommt. Ueber Produk=
tionsſteigerung
der Landwirtſchaft iſt ſchon ſo viel geſprochen
und noch mehr geſchrieben worden. Hier ſoll nicht wieder das=
ſelbe
Lied angeſtimmt werden, ſondern der Zweck dieſer Zeilen
iſt, der Landwirtſchaft praktiſche Wege zur Ertragser=
höhung
ihrer Wirtſchaft zu zeigen.
Als eine der wirkſamſten und wichtigſten Maßnahmen in
dieſer Richtung wird immer eine vermehrte Kunſtdüngeranwen=
dung
empfohlen. Dies iſt ohne Zweifel richtig, aber mit der Ein=
ſchränkung
, daß hierbei auch die Düngemittel in dem richtigen
Verhältnis, zur richtigen Zeit und zu den richtigen Früchten ge=
ſtreut
werden müſſen. Häufig kann man beobachten, daß dieſer
oder jener Landwirt wohl Düngemittel kauft und ausſtreut,
aber die Anwendung iſt von vornherein ſo falſch und verkehrt,
daß man ihm ſofort ſagen kann, er nicht viel Nutzen hieraus
ziehen wird. Enweder düngt er nur einſeitig, d. h. er gibt den
Pfkanzen nur Stickſtoff, während ſie doch auch Kali, Phosphor=
ſäure
und Kalk gebrauchen, oder er führt ſeinem Acker wohl dieſe
vier Nährſtoffe zu, aber meiſt alle, manchmal auch nur das eine
oder andere Düngemittel in viel zu geringer Menge, daß eine
Wirkung kaum erwartet werden kann. Macht er auch dies alles
richtig, dann miſcht er Düngemittel, welche er, ohne Schaden zu
erleiden, nicht miſchen darf oder er ſtreut ſie zu falſchen Zeiten
meiſt viel zu ſpät aus und iſt erſtaunt, wenn das Zeug keine
Wirkung hervorbringt. Alles muß gelernt ſein, ſo auch die nutz=
bringende
Kunſtdüngeranwendung.
Sich über dieſe Fragen aufzuklären, hat der Landwirt viel=
fache
Gelegenheit. Hierzu iſt der fleißige Beſuch von land=
wirtſchaftlichen
Verfammlungen ſehr geeignet. In
ſolchen begegnet man immet denſelben Geſichtern, meiſt ſind es
Leute, welche den Beſuch nicht mehr nötig hätten. Aber die vie=
len
Anderen, die eine Aufklärung ſo dringend brauchen könnten,
und um derentwillen die Vorträge meiſt gehalten werden, ſieht
man nie.
Dann ſoll er das Leſen einer Fach= oder einer Tages=
zeitung
, welche den Landwirten in Form von landwirtſchaft=
lichen
Fachaufſätzen Belehrungen für ſeinen Beruf vermitteln,
nicht verſäumen. Auch hier ſieht es ſchlecht aus, ſonſt müßten
nicht ſo viele Zeitungen ihr Erſcheinen einſtellen.
Er kann ferner den Rat der landwirtſchaftlichen
Fachbeamten, Landwirtſchaftslehrer und Landwirtſchafts=
räte
ſuchen, welchen die Herren gern und ohne Unkoſten für den
Ratſuchenden gewähren.
Und als das Beſte kommt die Anſtellung von Düngungs=
verſuchen
auf den eigenen Ländereien in Betracht. Hierbei
kann man die Düngemittel und ihre Wirkung erſt richtig kennen.
Düngemittel, muß ich anwenden und in welcher Menge, um
neben der höchſten Ernte auch den größten Gewinn zu erhalten,
7 Leichtverletzten. Soweit ſich bisher feſtſtellen ließ, iſt nur durch ſolche Felddüngungsverſuche eine einwandfreie richtige
Antwort. Die obengenannten Herren ſind ſicher gerne bereit,
jedem Landwirt bei der Anlage eines ſolchen Verſuches behilflich
zu ſein, ja meiſtens wird es ihnen gelingen, ihm die hierzu
nötigen künſtlichen Düngemittel unentgeltlich zu verſchaffen.
Die neuen außerordentlichen Steuern werden manchen
Landwirt veranlaſſen, jetzt erſt recht von der Verwendung künſt=
licher
Düngemittel abzuſehen, da er nach ſeiner Meinung die
hierfür hohen Geldbeträge nicht aufzubringen vermag. Derjenige,
welcher ſo denkt und vor allem handelt, wird zuallererſt den
Schaden ſelbſt zu tragen haben. Es wird nämlich in nicht mehr
allzu ferner Zukunft nur noch der landwirtſchaftliche Betrieb
(neben einem Arbeitslohn für den Bewirtſchafter) einen Gewinn
abwerfen, wenn er mit allen Hilfsmitteln der Praxis und der
landwirtſchaft=wiſſenſchaftlichen Erkenntnis bewirtſchaftet wird.
Die Arbeitsunkoſten verändern ſich nicht weſentlich, wenn man
ſtatt 6½ Zentnern Korn 18½9 Zentner je Morgen erntet und ſo
bedeutet dieſer Mehrertrag von 12 Zentnern für die Wirtſchaft
nach Abzug der Düngungsunkoſten (gleich 3½ Zentnern Korn je

Die erſten Schauſpielaufführungen im Großen Haus. Die Schau=
ſeit
1298, nicht mehr hier gegeben wurde. Wenige Tage darauf folgt Tolſtois
Lebender Leichnam, der in Darmſtadt überhaupt noch nicht geſpielt
Landabgabe. Goldumrechnungsſatz für die Zeit vom
Mark.

EEmmmnnnmnngengngngngengnmngngnngnnmmm
ſo die Hachimanſtraße nach dem Kriegsgott des Shintoglaubens,
die Bentenſtraße nach der buddhiſtiſchen Göttin der Liebe und
Schönheit. Namen von Vögelm und Tieren erinnern daran, daß
auf dem Grunde des heutigen Tokio vor noch nicht allzu langer
Zeit Wälder ſtanden und Jäger dem Waidwerk oblagen, z. B.
die Faſanenſtraße, die Affenſtraße, die Dachshöhle, u. a. Die Fal=
kenſtraße
erinnert an die hohe Blüte, die die Jagd mit Falken im
ganzen japaniſchen Mittelalter genoß. Die alte Zunfteinteilung,
nach der beſtimmte Handwerke in einzelnen Straßen vereinigt
waren, ſpiegelt ſich in den Straßen, die Namen von mittelalter=
lichen
Waffen führen, wie der Bogenſtraße, Panzerſtraße, Helm=
ſtraße
, Speerſtraße. Von friedlicheren Handwerken erzählen die
Porzellan=, Färber=, Holzhauer=Straße. Einen eigenartigen Stand
enthüllt die Kleideraufbewahrerſtraße, die von den niedrigen Sa=
murai
bewohnt wurde, die die Sorge für die Garderobe ihrer
Herren trugen. Viele Straßen heißen nach Küchengeräten, wie die
Pfannen= oder die Napfſtraße. Mehrere Dutzend von Tokioer
Gaſſen führen den Namen Fuji=ſchau=Straßen, weil wan von
ihnen aus den berühmten heiligen Berg Japans ſehen kann. Eine
der wichtigſten Stadtteile, der ganz zerſtört zu ſein ſcheint und in
dem viele Geſandtſchaften untergebracht waren, hat ſeinen Namen
nach der Hefeſtraße, die früher der Sitz der Sakebrauerei war,
bei der wie bei unſerem Bier die Hefe eine große Nolle ſpielt.
Das auswärtige Amt liegt in der Straße Kaſumigaſeki, d. h.
Nebeltorſtraße. Dort ſtand früher eins der großen Tore, die der
Fremde beim Eintritt in die Feſtung Yedo paſſieren mußte. Die
Japaner ſprechen von ihrem auswärtigen Amt als von dem
Nebeltor womit natürlich auch manch ſpöttiſche Bemerkung ver=
knüpft
iſt. Der vielgenannte Hibijapark führt ſeinen Namen von
dem alten Dorf, an deſſen Stelle er liegt; der Hügel Kudanjaka,
d. h. Neunſtockhügel, auf dem das Kriegsmuſeum und der Tempel
für die Seelen der Kriegsgefallenen lagen, führt ſeine Benennung
nach einer neunſtöckigen Pagode, die da geſtanden. Die Achtſänd=
bänkeſtraße
, eine der wichtigſten Geſthäftsſtraßen Tokios mit
glänzenden Geſchäftspaläſten, erzählt von der Zeit, da dort noch
öder Meeresſtrand war. Das bekannte Yoſhiwara=Viertel, die
Stätte der Geiſhas und der Luſtbarkeiten, heißt nach der Schild=
wieſe
, die hier einſt lag. Die Haupſtraße Tokios, die Ginza, d.h.
Silberſitz, heißt nach der Silbermünze der Schogune, die 1612 nach
Yedo verlegt wurde.

Europas Wild=Weſt.
Die Ermordung der italieniſchen Kommiſſion in Albanien,
die ſo funchtbare politiſche Folgen nach ſich zieht, hat den Blick
wieder nach dem Wetterwinkel auf den Balkan gerichtet und uns
daran erinnert, daß an der Oſtſeite des Adriatiſchen Meeres noch
ein Land liegt, das mitten in Euroopa ſich die Sitten des wilden
Weſtens des Amerika von ehemals bewahrt hat. In dieſem Berg=
land
lebt noch ein bis an die Zähne bewaffnetes Volk, das in
ſeinen Anſchauungen wie in ſeinen Taten ganz mittelalterlich
geblieben iſt. In jenen noch gar nicht ſo fernen, aber längſt ver=
ſchollenen
Tagen, da der Prinz von Wied als Moret oder
König in Albanien einzog, wurde uns dieſes intereſſante Land
mehr erſchloſſen, und ſo mancher Europäer, der Abenteuer und
romantiſches Leben ſuchte, machte eine Reiſe in dieſe zerklüftete
Gebirgswelt. Ein Engländer brachte ſich von einer ſolchen alba=
niſchen
Tour einen albaneſiſchen Diener mit nach Hauſe. Dieſer
aber verließ bald wieder feinen Dienſt, weil er voller Verach=
tung
feſtſtellen mußte, daß die Engländer bei ihren Zuſammen=
künften
an ihren Kleidern nirgends einen Revolver tragen. Von
ſeinen Waffen wollte ſich dieſer Sohn der Wildnis unter keinen
Umſtänden trennen. Nun ſind die Albaneſen freilich lange nicht
ſo gefährlich, wie ſie ausſehen, und beſonders Fremden gegen=
über
ſind ſie meiſtens gaſtfreundlich und gumütig. Der Gebrauch
der Waffen iſt faſt völlig auf die inneren Fehden beſchränkt, die
ſie untereinander ausfechten. Die einzelnen Stämme leben näm=
lich
infolge der Blutrache in ewigem Krieg, und durch Geſchlechter
erbt ſich der Haß fort, der durch einen Mord entfeſſelt und durch
zahlloſe folgende Morde aufrecht erhalten wird. Um dieſer ewigen
Kriege willen haben die albaniſchen Häuſer nur Fenſter im zwei=
ten
Stockwerk, damit kein Feind eindringen kann, und neben
den Haustüren befinden ſich Schießſcharten, die dem Haus das
Ausſehen einer Feſtung verleihen. Der harmloſe Fremde wird
von dieſen Bergbewohnern, deven hohe Pelzmütze und weiß=
wollene
ſchwarzbeſetzte Kleider ihnen einen maleriſchen Anſtrich
verleihen, gaſtfreundlich aufgenommen. Hat er erſt einmal mit
ihnen Brot und Salz gegeſſen, dann mag er ſich ruhig nieder=
legen
, denn jede Gewalttat, die an ihm verübt würde, wäre eine
Beleidigung des ganzen Stammes. Frauen genießen hohes An=
ſehen
, und niemals wird ein Feind angegriffen, der ſich in weib=
licher
Geſellſchaft befindet. Eine engliſche Malerin Edith Durham
hat Albanien jahrelang durchkreuzt und nicht die geringſte Unbill
erlitten. Sie war ſogar von den Albaneſen ſo geehrt, daß ſie ſie
verſchiedentlich zur Schiedsrichterin in Streitigkeiten machten,

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. September 1923.

Nummer 247.

Ausſtellung auf der Mathildenhöhe. Das Tor des Olbrich=
baues
iſt am Mittwoch planmäßig wieder geöffnet worden und
hat alsbald zahlreiche Beſucher eingelaſſen. Die Moderne Ga=
lerie
findet große Anerkennung und iſt dieſe auch wert. Sind
doch die beſten Namen Deutſchlands vertreten. Neben den
neueren, wie Babberger, Caspar, Eberz, Hübner, Jaeckel, Kirch=
ner
, Pechſtein, Schülein finden ſich Werke von Bracht, Breyer,
Bauriedl, Diez, Eichler, Engel, Erler, Feldbaur, Geiger, Hum=
mel
, Kaiſer, Oßwald, Münzer, Püttner, Putz, Stäger, Unger u. a.
Von heſſiſchen Künſtlern fehlen nur wenige. Bidlhauerwerke
von Albicker, Elkan, Jobſt, Lederer, Stuck, Wrba fügen ſich ein.
Von der überaus reichhaltigen Griffelblätter= und Handzeich=
nungen
=Sammlung der Freien Vereinigung Darmſtädter Künſt=
ler
iſt vorläufig nur eine kleine Auswahl getroffen worden, die
ergänzt bzw. ausgetauſcht werden wird. Es iſt zu erwarten,
daß ſich am Beſuch dieſer Ausſtellung außer den vielen auswär=
tigen
Gäſten auch das Darmſtädter Publikum eifrig beteiligen
wird, um dieſe zum erſten Male ſichtbar gemachte Sammlung,
die nur kurze Zeit gezeigt wird, zu genießen.
V. HI.
Beſteuerung der Betriebe. Nach Artikel I des Geſetzes über die
Beſteuerung der Betriebe erhebt das Reich vom 1. September 1923 ab
auf die Dauer von ſechs Monaten eine Abgabe von den induſtriellen,
gewerblichen und Handelsbetrieben. Die Abgabe beträgt das Doppelte
der Beträge, die von den Abgabepflichtigen in dem vorerwähnten Zeit=
raum
an Steuerabzugsbeträgen einzubehalten ſind. Die jeweils fällige
Abgabe wird nicht erhoben, wenn ſie das 200fache des Betrags nicht über=
ſteigt
, der für die Beförderung eines Briefes bis zu 20 Gramm im In=
landsverkehr
am Fälligkeitstag jeweils zu entrichten iſt. (Näheres ſiehe
die heutige Bekanntmachung.)
E Die Ausgabe der neuen Lebeusmittelkarten, die am Mon=
tag
begonnen hat, wickelt ſich in den beſonders dazu geeigneten
Räumen des Lebensmittelamts glatt ab. Weil der Andrang in
den Mittagsſtunden beſonders groß iſt, empfiehlt es ſich, um eine
raſchere Abfertigung an den Schaltern zu erlangen, zum Ab=
holen
der Karten auch die frühen Vormittagsſtunden, von 7 Uhr
ab, zu benützen.
O
Die Jugend im Kampfe gegen den Alkohol! Man ſchreibt uns:
Vor einiger Zeit waren die Vertreter der Darmſtädter Jugendverbände
verſammelt geweſen, um ſich über ihre Stellungnahme zu dem Alkoho=
lismus
und ſeinen Schäden auszuſprechen. In allen andern Städten
Deutſchlands iſt eine ähnliche erfreuliche Bewegung in ſtarkem Maße
im Gange. Um nun die ganze Arbeit auf eine feſte Baſis ſtellen zu
können, iſt für Samstag, den 8. September, abends 8 Uhr, im Saale
des Evangeliſchen Gemeindehauſes in der Kahlertſtraße eine Verſamm=
lung
vorgeſehen, zu der alle Jugendbünde mindeſtens je zwei Vertre=
ter
ihrer Organiſation entſenden. Auf dieſer Verſammlung ſoll endgül=
tig
die Geſtaltung des Darmſtädter Alkoholgegnertages beſprochen wer=
den
. Bei der Wichtigkeit der Sache hofft man, daß alle Bünde vertreten
ſind. Der Allgemeinheit ſei bereits mitgeteilt, daß Freitag, den 14. Sep=
tember
, im Saale des Hoſpizes, Obergaſſe, eine große öffentliche
Jugendverſammlung ſtattfinden wird, mit dem Thema Die Jugend im
Kampfe mit dem Alkohol, Erlebniſſe und Eindrücke in Deutſchland,
Amerika, Dänemark. Redner für dieſe Verſammlung iſt Dr. Strecker.
Markusgemeinde. Der ſeit langem geplante Familienabend
findet Montag, den 10. September, abends 8 Uhr, im Feſtſaal des Ge=
meindehauſes
, Kiesſtraße 17, ſtatt. Das aufgeſtellte reichhaltige Pro=
gramm
verſpricht einen Abend voller Erhebung und Freude. Möchten
die Gemeindeglieder ſich recht zahlreich einfinden und bei edler Kunſt
und Muſik, ſowie bei mancherlei Anſprachen ſich ſo recht durch das Ge=
fühl
treuer Gemeinſchaft verbunden fühlen. Der Eintritt iſt frei.
8. Regimentsfeier. Die erſte Zuſammenkunft ſämtlicher hieſiger
kameradſchaftlichen Vereinigungen heſſiſcher Regimenter bei einem Bier=
abend
in der Brauerei Fay geſtaltete ſich zu einer erhebenden Feier. Der
Ausſchußvorſitzende, Kamerad Karg, begrüßte die gahlreich erſchienenen
Kameraden mit ihren Damen aufs herzlichſte. Kamerad Kaufmann
ſprach einige kernige, zu Herzen gehende Worte und gedachte unſerer
Brüder und Schweſtern an Rhein und Ruhr, von denen uns Niemand
trennen kann und denen wir die Treue halten werden. Er brachte ein
Hoch auf unſer ſo ſchwer darniederliegendes Vaterland und auf unſer
deutſches Volk aus, das niemals untergehen wird, wenn es in Treue
zuſammenhält und in ſich einig bleibt. Ein vaterländiſches, für die
jetzige Zeit paſſendes Gedicht, vorgetragen von dem Töchterchen des
Kameraden Treß, löſte Begeiſterung bei allen Anweſenden aus. Kame=
rad
Buslau mit ſeiner Kapelle, welche ſich uneigennützig den Kameraden
zur Verfügung ſtellte, war unermüdlich und erfreute die Anweſenden
durch Vortrag ſämtlicher Regimentsmärſche und einiger fein zu Gehör
gebrachten Piſtonſolos. Allen denen, die zur Verſchönerung dieſes
Abends beigetragen, ſei nochmals herzlichſt gedankt.
Prüfungsabnahme für das Deutſche Sportabzeichen. Am Diens=
tag
, den 18. September, findet auf der Straße Eberſtadt-Bickenbach eine
weitere Prüfungsabnahme für das Deutſche Sportabzeichen, Abtlg.
Radfahren, ſtatt. Die Teilnehmer hierbei wollen ihre Meldungen um=
gehend
an den Rennfahrwart L. Raab ſen., Schwanenſtraße 76, richten,
auch müſſen dieſe im Beſitz des vorgeſchriebenen Bewerbungsbuches ſein.
Treffpunkt abends 51/ Uhr am Ausgange Eberſtadt nach Bickenbach.
Ein nachahmenswertes Beiſpiel. Vor einigen Tagen erſchien
auf der Geſchäftsſtelle des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz
die Schülerin Anna Büttel aus Darmſtadt und überreichte eine größere
Geldſumme in kleinen Geldſcheinen, die infolge der Geldentwertung für
den Einzelnen wertlos geworden ſind, aber geſammelt noch wertvolle
Beträge ergeben. Die Sammlung war von der Klaſſe IIa der Mädchen=
Mittelſchule I veranſtaltet worden. Auch die Viktoriaſchule hat ſich
dankenswerter Weiſe zur Sammlung von Kleingeld durch die Schüle=
rinnen
zu Gunſten des Roten Kreuzes bereit erklärt, und bereits eine
größere Summe abgeliefert.
Die Kultusſteuer der Iſraelitiſchen Regilionsgemeinſchaft iſt für
das Kalenderjahr 1923 auf das 100fache des angeforderten Betrags er=
höht
worden. Die beiden erſten Raten im hundertfachen Betrag ſind
bis zum 25. d. M. fällig.
Orpheum. Gaſtſpiel des Frankfurter Operetten=
theaters
. Heute Freitag, 7. September, Erſtaufführung für Darm=
ſtadt
: Der Vetter aus Dingsda, Operette in 3 Akten, Muſik von Edu=
ard
Künnecke. Anfang pünktlich 77 Uhr, Ende zirka 104/ Uhr.
Neue Freimarken. Zu den aus Anlaß der am 24. Auguſt in Kraft
getretenen Gebührenordnung herausgegebenen Ueberdruckfreimarken zu
8000 Mk. und 20 000 Mk. ſind nicht ſämtliche in Ausſicht genommenen
Reſtbeſtände alter Marken verwendet worden. In Wirklichkeit ſind nur
überdruckt worden: Freimarken zu 30 Pfg. mit dem Werte zu 8000 Mk.
und Freimarken zu 12, 25 und 200 Mk. mit 20 000 Mk. Im Hinblick auf
die am 1. September in Kraft getretene neue Gebührenordnung werden
in gleicher Ausführung folgende Werte durch Ueberdrucken von Reſtbe=
ſtänden
hergeſtellt: 5000 Mk. auf der Freimarke zu 40 Pfg. ( Biffern=
ausgabe
), 30 000 Mk. auf 10 Mk. (Landarbeiter), 15 000 Mk. auf 40 Mk.
(Landarbeiter), 75 000 Mk. auf 1000 Mk., Buchdruck, kleines Format, in
grüner Farbe. Als Ueberdruckfreimarke zu 75 000 Mk. wird auch ein
Ueberdruck der Marke zu 400 Mk. in grüner Farbe (kleine Form) ausge=
geben
. Ferner ſtellt die Reichsdruckerei eine Freimarke zu 100 000 Mk.
in Offſetdruck in roter Farbe und in Bogen zu 50 Stück nach dem Ent=
wurf
von Haas, große Form, her. An Dienſtmarken werden außer der
bereits erſchienenen Marke zu 20 000 Mk. noch Marken zu 75 000 Mk.
(Ueberdruck der Dienſtmarke zu 50 Mk., Adler) und zu 5000 Mk. ( Ueber=
druck
der Dienſtmarke zu 5 Mk., Adler) hergeſtellt.
n. Ferienſtrafkammer. Im Juni ds. Js. verübten der 39jährige
Packer Joſeph Roß, der Ajährige Arbeiter Karl Schreibweiß
und der 26jährige Küfer Albert Weitzel, ſämtlich von Offenbach und
rückfällig, zum Nachteil der dortigen Firma Kuppenheim ſchweren Dieb=
ſtahl
, und der Wert dieſer Beute an Lederwaren nebſt einem Fahrrad
betrug etwa 36 Millionen Mark. R. war bis 1922 längere Zeit hin=
durch
in der erwähnten Fabrik beſchäftigt geweſen und aus Anlaß ähn=
licher
Langfingerei daſelbſt entlaſſen worden. Trotzdem ihm die deshalb
erhaltene Gefängnisſtrafe damals teilweiſe bedingt erlaſſen wurde, führte
er die neuerliche Tat mit jenen Genoſſen höchſt frech aus. Unter ſeiner
Leitung ſchlichen ſich die Drei nach Feierabend in das noch offene An=
weſen
ein, verſteckten ſich im Keller und brachen alsdann nachts in die
Lagerräume ein, woraus ſie mehrere Kartons voll Ledertaſchen uſw.
wegſchleppten. Wieder in ihr Verſteck zurückgekehrt, warteten ſie dort
den Morgen ab und verließen nach Beginn des Betriebs unangefochten
die Fabrik, indem ſie aus deren Hof noch ein Fahrrad entwendeten.
Letzteres wurde durch Vermittelung eines gewiſſen Färber für 200 000
Mark an einen Arbeiter Scheich abgeſetzt, und dieſe Beiden ſtehen daher
unter der Anklage der Hehlerei, ſind aber eben unauffindbar. Man kam
bald auf die Spur der Diebe, und konnte das Geſtohlene mit Ausnahme
von ungefähr einem Dutzend Taſchen beſchlagnahmen, ſodaß der dauernde
Schaden entſprechend verringert iſt. Es wurden die Angeklagten R. und
Schr. zu je 2 Jahren Gefängnis, abzüglich 2 Monaten, der anfangs
flüchtig geweſene W. zu 1 Jahr Gefängnis, abzüglich 1 Monat Unter=
ſuchkungshaft
, verurteilt. In dem Berufungsfall des 26jährigen Chauf=
feurs
Jakob Ellenberger aus Groß=Umſtadt handelt es ſich um
einen Autounfall vom Oktober v. J3., und war das wegen fahrläſſiger
görperverletzung (mit Außerachtlaſſen einer Berufspflicht) auf 100 000
Mark Geldſtrafe evtl. 10 Tage Gefängnis lautende Urteil des Schöffen=
gerichts
Seligenſtadt beiderſeits angefochten. Der im Dienſte der Frank=
furter
Firma Wertheim ſtehende, bisher unbeſtraſte Angeklagte lenkte
am fraglichen Tage ein mit Waren beladenes Perſonenauto des Geſchäfts
und überholte auf der Landſtraße zwiſchen Jügesheim und Weißkirchen
die 60jährige Hebamme Emmert von Offenbach nebſt ihrem Manne.
Die Ehegatten waren auf Fahrrädern, merkten den mit großer Ge=
ſchwindigkeit
herankommenden Kraftwagen und richteten ſich danach.

Während E. den linkslaufenden Fußweg benutzte, hielt ſich ſeine Frau
vorſchriftsmäßig rechts, nahe dem Straßenrand, und der ſie von hinten
zur Linken überholende Angeklagte hätte auf der etwa ſechs Meter
breiten Fahrbahn genügend Ausweicheraum gehabt. Er will mit 40=
Kilometertempo vorſichtig gefahren ſein, geriet aber (wohl infolge der
auswärts ſchleudernden Autohinterteil das Fahrrad. Frau E., die ſchon
ſeit 26 Jahren mit dem Fahren vertraut iſt und hier erſtmalig verun=
glückte
, erlitt durch den Sturz Gehirnerſchütterung nebſt Schädelbruch
und iſt im Gehör beeinträchtigt. E. brachte daraufhin ſeinen Wagen auf
etwa zwanzig Meter Entfernung zum Stehen, und es wurde das be=
wußtloſe
Opfer mittels des Autos, ins Offenbacher Krankenhaus ver=
bracht
. Die Wiederhergeſtellte vermag als Zeugin über den Verlauf des
Unfalls wenig anzugeben, dagegen wurde dies durch die Schilderung
ihres Mannes im Verein mit einem anderen unbeteiligten Zeugen mit
voller Schlüſſigkeit zur Belaſtung des Angeklagten ausgeglichen. Man
verwarf die auf Freiſpruch zielende Berufung Ellenbergers und erhöhte
dem ſtaatsanwaltlichen Antrag gemäß in Anbetracht der Geldentwertung
die Strafe auf 10 Millionen Mark evtl. 1 Monat Gefängnis. Ferner
wurde ein bisher unbeſtrafter junger Mann von hier wegen verſchie=
dener
, teilweiſe mittels Urkundenfälſchung ausgeführter Schwindeleien
zu insgeſamt 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis, abzüglich 1 Monat 3 Wochen
Unterſuchungshaft, verurteilt.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Entſprechend dem
bereits früher gefaßten Beſchluß hat ſich der Mitgliedsbeitrag für den
Monat September automatiſch auf den Betrag der billigſten Straßen=
bahnfahrt
, alſo auf 100 000 Mark, erhöht. Für den Monat Auguſt ſind
4000 Mark und für den Monat Juli 1000 Mark abzuführen. Die Mit=
glieder
werden gebeten, den Betrag auf der Geſchäftsſtelle, Waldſtraße 45,
nachmittags zwiſchen 4 und 7 Uhr, abzuliefern. Wer die Abholung des
Beitrages vorzieht, wolle den Betrag und das Mitgliedsbuch bereitlegen,
damit die Einkaſſierer keine vergeblichen Wege machen. Bei mehreren
Mitgliedern in einer Familie zahlt das zweite und jedes weitere Mit=
glied
die Hälfte des Beitrages. Kleinrentner und Erwerbsbeſchränkte
zahlen einen ihren Verhältniſſen entſprechenden Beitrag, dafür wird aber
erwartet, daß vollverdienende Parteifreunde einen höheren als den Min=
deſtbeitrag
zahlen.

Ruhrhilfe.

ſchäden, Zweigſtelle Darmſtadt (6. Rate) 3 410 000 Mk., Fräulein Reiter
25 000 Mk., Schüler der Stadtknabenſchule II 1 460 000 Mk., N. N.
1000 Mk., Oberlandesgerichtsrat Holzapfel 2 000 000 Mk., Sühneamt,
Sühnegelder 500 000 Mk., Sammlung der Beamten und Angeſtellten
der Zweigſtelle des Reichsentſchädigungsamts für Kriegsſchäden Darm=
ſtadt
(7. Nate) 25 000 000 Mk., Demokratiſche Partei, Sammlung bei
einem Vortrag 5 000 000 Mk., W. Ruppel (8. Rate) 300 000 Mk.,
M. Stein 200 000 Mk.
Ferner gingen bei der Städt. Sparkaſſe ein: Staatsrat Seip
20 000 Mk. (4. Rate), Direktor Netz (5. Rate) 5000 Mk., Staatsanwalt=
Schlamp 20 000 Mk., Prälat Euler 5000 Mk., Ober=Negierungsrat Lin=
kenheld
(6. Nate) 10 000 Mk. Regierungsrat Fabriceius (4. Rate) 10000
Mark, Ober=Regierungsrat Linkenheld (7. Rate) 15 000 Mk., Ungenannt
10 000 Mk., Ungenannt 4000 Mk., L. Kunkelmann 5000 Mk., Lehrer
K. Gunſchmann 13 378 Mk., W. Jungmann (3. Rate) 2000 Mk. Unge=
nannt
5000 Mk., Scharmann (4. u. 5. Rate) 2000 Mk., A. Wicklaus
20 000 Mk., Franz Wirth 5000 Mk., Aktuar i. R. Krieb. (6. Rate)
2000 Mk.
nt. Offenbach, 5. Sept. Das Offenbacher Norgeld iſt
wegen mehrerer im Umlauf befindlichen falſchen Scheine mit ſofortiger
Wirkung außer Kurs geſetzt worden. Vielfach wird auch behauptet, daß
das Geld keine beſondere Sicherheit vor Fälſchungen geboten hätte.
ro. Mainz, 5. Sept. Die Straßenbahn hat eine neue Tarif=
erhöhung
vornehmen müſſen. Ein Liter Vollmilch koſtet hier
336 000 Mark. Die hieſigen Rechtsanwälte haben mit Rückſicht
auf die fortſchreitende Geldentwertung beſchloſſen, von dem geſetzlichen
Recht auf Vorſchußzahlungen Gebrauch zu machen.
th. Hochheim bei Worms, 5. Sept. Kirchen=Renovierung.
Das Schiff der hieſigen evangeliſchen Kirche iſt ſchon ſeit langem ſchad=
haft
geweſen und bedurfte dringend der Erneuerung. Nun haben ſich
in erfreulicher Weiſe auf Anregung des Pfarrers Günzer ältere und
jüngere Gemeindemitglieder ſelbſtlos zum Verputzen des Kirchenſchiffes
zur Verfügung geſtellt. Die Arbeiten werden allabendlich nach dem
Feierabend ausgeführt.
Oſthofen, 5. Sept. Ein Eiſenbahnunfall ereignete ſich
geſtern vormittag im Bahnhof Oſthofen. Der um 5.22 Uhr vormittags
von Worms abgehende Perſonenzug befand ſich über einer Weiche, als
dieſe umgelegt werden ſollte, ſodaß ein dritter Klaſſewagen umſtürzte und
die Wand des nachfolgenden Perſonenwagens eingedrückt wurde. Man
ſpricht von einem Toten, einem Viehhändler aus Grünſtadt namens
Löb, und einem Leichtverletzten.
th. Undenheim (Rheinheſſen) 5. Sept. In einer der letzten Nächte
brannten hier zwei Scheunen vollſtändig nieder, und zwar diejenige des
Landwirts Schickert und die des Landwirts Frank. Der Schaden iſt ſelbſt=
verſtändlich
ſehr groß. Den Flammen ſind die ganzen Heuvorräte und
ungefähr 800 Haufen Frucht zum Opfer gefallen. Außer der hieſigen
Wehr waren noch die Wehren von Köngernheim und Schornsheim zur
Hilfeleiſtung herbeigeeilt.
R. Friedberg, 5. Sept. Ausder Erholung zurück. Heute
wurde hier ein größerer Rücktransport von Kindern zuſammengeſtellt,
die hier und in der Umgegend zur Erholung weilten. Hauptfächlich
handelt es ſich um Kinder höherer Schulen aus dem Rheinland und
zwar vornehmlich aus Hagen. In der letzten Stadtverordneten=
ſitzung
wurde u. a. die ſtädtiſche Wohnungsbau=Abgabe, für
das Vierteljahr vom 1. Juli bis 30. September behandelt. Der Staat
hebt für dieſe Zeit 570 Mk. für 100 Mk. Brandverſicherungskapital. Der
Finanzausſchuß beantragt die gleiche Summe für die Stadt. Von an=
derer
Seite wurde der geſetzlich zuläſſige Höchſtſatz, alſo die dreifache
Höhe des ſtaatlichen Satzes, verlangt. Man entſchied ſich ſchließlich mit
geringer Mehrheit für den Höchſtſatz der Wohnungsbauabgabe. Außer=
dem
wurde ein 10prozent. Zuſchlag als Ausgleichfonds eingeführt.

Tagung auf dem Hohen Meißner 1923.
* Man ſchreibt uns: Vom 29. Auguſt bis 1. September fand um
die Jugendburg Ludwigſtein und auf dem Hohen Meißner eine Tagung
ſtatt, die vom Freideutſchen Bund einberufen war. Seit dem Meiß=
nertreffen
1913 war es das erſte Mal, daß ſo verſchiedene Richtungen
der Jugend=Bewegung zueinandertraten zur Ausſprache. War auch der
völkiſche Flügel nicht anweſend, ſo hat ſich doch auch mit ihm wiederholt
gemeinſames ergeben. Wo Geiſt der Bewegung elementar ſich äußerte,
ſchwand Engſtirnigkeit, man anerkannte im Gegner den ernſten Mit=
ſtreiter
und bot ihm die Bruderhand.
Hoffnungen, die von den Einberufern gehegt worden, ſind enttäuſcht
worden. Nicht wie auf dem erſten Meißnertag konnte eine Formel aus=
ſagen
und binden, aber in manchen Stunden war die Spontanität nicht
weniger groß. Spannungen waren ſcharf, wo unverhüllt Wille gegen
Wille ſtand. Dem neutralen Beſchauer mögen Härte und Leidenſchaft
Bedenken gegeben haben. Jedes Sprechen kam aus dem Ernſt und dem
Verantwortungsgefühl, für Menſch und Volk den Weg zu weiſen.
Und das war die Note, die dieſer zweiten Tagung eigentümlich war,
daß es allen klar war, daß die Bewegung in der Vielgeſtaltigkeit ihrer
Gruppen und Bünde nicht nur die Aufgabe des organiſchen Aufbaues
in Zellen hat, daß ſie vielmehr auch von außen her an die Probleme
des Volkes herantreten muß, daß ſie im weiteſten Sinne die Pflicht
politiſcher Betätigung hat. Es war allen klar, daß wir nicht war=
ten
dürfen. Aber wir dürfen ebenſowenig im politiſchen Werk, in der
Tat uns verlieren. Gerade der Mann, der am meiſten von der Sehn=
ſucht
und der Aufgabe der Jugend wußte, Paſtor Schaff, ſprach es im=
mer
wieder klar aus: Das letzte, für das wir ſtehen, um das wir uns
in Opfer und Selbſtzucht mühen müſſen, iſt das Religiöſe das Poli=
tiſche
iſt kein Ding an ſich, muß vielmehr ſtets nach dem Letzten hinzielen.
E3 waren durch ein vorliegendes Programm Feſſeln gegeben, die
vielleicht mit daran Teil haben, daß man dort nicht zu der Einigung
kam, die in manchen Stunden ſehr greifbar war.
Menſchen waren gekommen aus reiner Senſationsluſt, die ihr Haupt=
betätigungsfeld
in lauten Zwiſchenrufen ſahen, andere geholt worden,
deren Erfahrungen gern anerkannt wurden, obwohl man grundſätzlich
von ihnen getrennt war, da ſie der Bewegung fremd waren.
Viele von denen ſprachen, die vor 10 Jahren andre haben ſprechen
hören. Man hatte eine Teilung der Ausſprachen politiſcher Betätigung
(Politik, Wirtſchaft, Schule uſw.) im Sinn. Statt deſſen drängte alles
zur Ausſprache über das Zentralproblem.
Dort manifeſtierte ſich der eine Wille: Mit demſelben Ernſt,
wie ſich um eigne Lebensgeſtaltung zu mühen, gilt es am Tage zu hel=
fen
, der politiſchen Pflicht nachzukommen.
Vielleicht drängt wachſende Not, daß das einigende Wort geſprochen
wird, das den neuen Geiſt meint und verpflichtet. Das klar iſt, ohne
eng zu ſein. Notwendigkeit hierzu wurde erkannt.
K. C.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Einen raffinie rten Schwindel hat der Dentiſt Alfred
dortigen Straßenkurbe) zu ſcharf rechts und erfaßte mit dem vermutlich Wollin, der ſich vor der Ferienſtrafkammer des Landgerichts II wegen
Betruges zu verantworten hatte, in Szene geſetzt und dadurch einen
Kaſſenboten um einen größeren Betrag geſchädigt. Der Kaſſenbote
wünſchte ſich ein Eigenheim zu ſchaffen und wurde von dem Angeklagten
beſtimmt, ihm einen größeren Betrag zu übergeben, um das Haus ſeines
Onkels in Lichterfelde zu kaufen. Der Angeklagte hatte dem Kaufluſti=
gen
geſagt, daß ſein Onkel die Villa nur an Verwandte verkaufen wolle,
ſodaß er das Haus auf ſeinen (des Zahnarztes) Namen erwerben und
dann ohne Verdienſt an den Auftraggeber weiterverkaufen wolle. Nach=
dem
der Kaſſenbote mehrfach Beträge abgeführt hatte, wurde er ſchließ=
lich
durch das Verhalten des Angeklagten mißtrauiſch gemacht und begab
ſich nach Lichterfelde, um ſein erträumtes künftiges Eigenheim ſelbſt in
Augenſchein zu nehmen. Von der Tochter des Onkels mußte er zu ſeinem
Leidweſen erfahren, daß er genasführt worden ſei, denn die Villa war
ſchon ſeit Jahren verkauft. Das Schöffengericht Schöneberg hatte Wollin
zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt, gegen welches Urteil Rechts=
anwalt
Bahn Berufung eingelegt hatte. Die erneute Beweisaufnahme
fiel für den Angeklagten noch ungünſtiger aus. Die Strafkammer kam
daher zu einer Verwerfung der Berufung. Die Tat des Angeklagten
zeugt nach Anſicht des Gerichts von einer niedrigen Geſinnung.
Nückkehr zur Naturalwirtſchaft.
Frankfurt. Die Stadt Mainz hat den erſten Schritt zur Rück=
kehr
zur Naturalwirtſchaft getan. Die geradezu kataſtrophale Lage der
Lebensmittelverſorgung hat die Stadt veranlaßt, ein Abkommen mit
der Freien rheiniſchen Bauernſchaft zu treffen, wonach dieſe alle verfüg=
baren
Mengen an Kartoffeln zur Stadt ſchaffen ſoll, wogegen die Land=
wirte
von der Stadt ſchwefelſaures Ammoniakſalz erhalten. Zurzeit
kann für je 20 Zentner Kartoffeln ein Zentner Ammoniakſalz einge=
tauſcht
werden. Des weiteren haben die Hafen= und Verledearbeiter
gedroht, für die Landwirtſachft beſtimmte Kohlen nicht mer zu ent=
laden
, wenn nicht als Gegenleiſtung von den Landwirten
er eine
Fuhre Landesprodukte der Stadt zuführe.
Nette Landsleute.
Am 20. Auguſt wurde in Wildbad eine griechiſche Staatsangehörige
überfallen und um Deviſen von Milliardenwert beraubt. Die Täter wur=
den
jetzt von der Dresdener Polizei feſtgenommen und als der griechiſche
Staatsangehörige und Student Chriſtoph Pefanis aus Athen und der
engliſche Staatsangehörige und Kommiſſionär Nikos Heliopoulos ( eben=
falls
ein geborener Grieche) aus Kalkutta ermittelt. Ein Teil der ge=
raubten
Deviſen wurde ſichergeſtellt. Die Täter ſind der Staatsanwalt=
ſchaft
zugeführt. Es ſind offenbar internationale Gauner.
Schiffszuſammenſtoß.
Helſingfors. In der Nacht zum Sonntag fand an der Süd=
küſte
Schwedens ein Zuſammenſtoß ſtatt zwiſchen dem ſchwediſchen Damp=
fer
Oeſterſöen und dem deutſchen Dampfer Malmö aus Hamburg.
Der ſchwediſche Dampfer ſank und ein Mann ſeiner Beſatzung ertrank.
Deutſche Flugzeuge für Rußland.
ABC. Die Moskauer Zeitungen berichten, daß die ruſſiſche Aktien=
geſellſchaft
Dobrolet in Deutſchland drei neue Junkers=Flugzeuge er=
worben
hat, die für je fünf Paſſagiere beſtimmt ſind. Die Aktiengeſell=
ſchaft
Dobrolet verfügt jetzt bereits über neun Paſſagierflugzeuge, von
denen vier auf der Strecke MoskauNiſhni-Nowgorod verkehren und
zwei für Turkeſtan beſtimmt ſind. Drei Flugzeuge werden zu Paſſagier=
und Schauflügen in Moskau benutzt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmi die Redaliion kelnerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurüſckgeſandi, die Ablebnung nicht begründet werden.
Mit Schrecken ſehen wir Beinbeſchädigte unter den Schwer=
kriegsbeſchädigten
die weitere Erhöhung der Perſonentarife der Eiſen=
bahn
. Wie manche Strecke Wegs kann der Geſunde zu Fuß oder mit dem
Fahrrad zurücklegen! Wir Invaliden ſind ſtetig an Eiſen= oder Straßen=
bahn
gebunden, deren Fahrpreiſe für uns unerſchwinglich geworden
ſind. Sowohl bei großer Hitze als auch bei ſchlüpfrigem, glattem Bo=
den
im Winter, wird für uns oft jeder Schritt zur Qual. Der Stumpf
ſcheuert ſich wund, Bandage und Schiene drücken, die alte Wunde
ſchmerzt und brennt und der meiſt unterernährte Körper ſchleppt, ſich
nur mühſam vorwärts. Unzufriedenheit, Mißmut und Verbitterung des
Gemüts ſind die unausbleiblichen Folgen. Wo iſt der ſo heilig ver=
ſprochene
Dank des Vaterlandes geblieben? Haben wir nicht freudig, im
felſenfeſten Vertrauen auf das Vaterland, unſere Geſundheit dahingege=
ben
?. Wir Beinbeſchädigte, die wir in der freien Fortbewegung behin=
dert
ſind, ſehen es als eine heilige Pflicht des Vaterlandes an, daß uns
dasſelbe als einen kleinen Erſatz für unſere geſunden Glieder vollſtändig
freie Eiſenbahnfahrt gewährt. Ein trauriges Zeichen der Zeit iſt es ja,
daß dieſe kleine Entſchädigung erſt von uns gefordert und erkämpft wer=
den
muß, und nicht ſchon längſt aus Dankbarkeit, in richtiger Erkennt=
nis
unſerer traurigen Lage, von ſelbſt gewährt worden iſt. Wir rich=
ten
daher an alle Kriegsbeſchädigtenverbände, ſowie an den Reichstag
und die Reichsregierung die Bitte, für eine baldige Gewährung unſerer
gerechten Forderung eintreten zu wollen.
Wo bleibt die von der Stadtgemeinde ſeinerzeit in Ausſicht ge=
ſtellte
Hilfe hinſichtlich der gerechten Verteilung der ins Ungemeſſene
ſteigenden Forderungen für Gas und Elektrizität, wonach die, den beſſer
bezw. gut Situierten entſprechend höher aufzuerlegende Beteiligung an
den betr. Verbrauchskoſten, den ſchwachen, ſchon übergenug gedrückten
Schultern zugute kommen foll?
Briefkaſten.
A. H. 25. Reichsmarineminiſterium Berlin.
Rfma 44
Griesheim!
Die Beſtellung des Darmſtädter Tagblattes,
erfolgt vorerſt durch die Poſt.

Zuverläſſige Perſonen, die unſere Agentur
übernehmen wollen, bitten wir um Aufgabe
ihrer Adreſſe.
(7329dfs
Darmſtädter Tagblatt‟
Vertriebs=Abteilung.
AKf

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 7. Sept. Vorabendgottesdienſt 6 Uhr 45 Min.
Samstag, den 8. Sept. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 7 Uhr 45 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 6 Uhr 30 Min.
Abends 6 Uhr.

Maeee
Orpheum, 72/ Uhr: Der Vetter aus Dingsda‟. Union=, Reſi=
denz
= Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, den 8. September
Zeitweiſe wolkig, meiſt trocken, geringe Wärmeveränderung.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. 2. A. Fleiſcmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Rummer hat 6 Seiten.

[ ][  ][ ]

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Die deutſchen Intereſſen in Sibirien.

Aus Helſingfors wird uns geſchrieben: In Nowonikolajewſt iſt der
deutſche Konſul Großkopf eingetroffen, der ſich zu einem Vertreter bol=
ſchewiſtiſcher
Zeitungen über die deutſch=ſibiriſchen Wirtſchaftsbeziehungen
geäußert hat. Großkopf erklärte, daß insbeſondere Hamburger Handels=
kreiſe
ſich für die ſibiriſche Ausfuhr intereſſierten und für die Möglich=
keit
, deutſche Erzeugniſſe in Sibirien abzuſetzen. Konſul Großkopf
äußerte ferner, daß ſeine Sibirienreiſe den Zweck verfolge, inwieweit
deutſche techniſche Hilfsmittel in Sibirien verwandt werden könnten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Adler Deutſche Portland=Zement=A.=G. Einer
zum 1. Oktober einberufenen ao. G.=V. wird Erhöhung des Grundkapi=
tals
um einen noch feſtzuſetzenden Betrag vorgeſchlagen.
Schrauben= und Mutternfabrik S. Riehm u.
Söhne A.=G. Die heute ſtattgefundene G.=V. der Geſellſchaft ſoll.
über Kapitalserhöhung um 66 Mill. Mk. Stammaktien Litera B Be=
ſchluß
faſſen ſowie den Mindeſtausgabekurs beſtimmen.
* Wilhelm Arnold A.=G., Flügel= und Pianoforte=
fabriken
, Aſchaffenburg. Der Bilanz der Geſellſchaft per
31. Dezember 1922 entnehmen wir folgende Ziffern: Grundſtücke und
Gebäude 1 515 000 Mk., Fabrik= und Bürogebaude 5 920 000 Mk., Ma=
ſchinen
und Einrichtungen 2 720 000 Mk., Debitoren, einſchl. Bank= und
Poſtſcheckguthaben 54 508 850 und Fabrikationsbeſtände 52 730 649 Mk.
Vei einem Aktienkapital von 3,3 Mill. betrug der Reſervefonds 1 Mill.
Mk., ein Werkerhaltungsfonds 5 Mill. Mk. Kreditoren hatten 102 562 378
Mark zu fordern. Die Gewinn= und Verluſtrechnung zeigt folgendes
Bild: Fabrikationsgewinn, bezw. Bruttogewinn 61 992 254 Mk., Gene=
ralunkoſten
erforderten 36 349 575 Mk., Abſchreibungen 14 281 137 Mk.,
Tantiemen 2 Mill. Mk., Dividende 1 324000 Mk. Dem Reſervefonds
wurde 1 Mill. Mk. zugeführt und ein Werkerhaltungskonto mit 5 Mill.
Mk. dotiert. Auf neuer Rechnung erſcheint ein Vortrag von 2037 541
Mark.
* Theodor Teichgräber A.=G., Berlin. Wir berichteten
kürzlich, daß der Zulaſſungsantrag zur Einführung der Aktien in den
offiziellen Verkehr der Berliner Börſe geſtellt wurde. Aus der Bilanz
der Geſellſchaft per 31. Dezember 1922 tragen wir folgende Zahlen nach:
Grundſtücke 5 778 000 Mk., Kaſſe 3 482000 Mk., Wechſelbeſtand 299 000
Mr., Effektenkonto (Kriegsanleihe) 71 000 Mk., Debitoren, einſchl. Bank=
guthaben
in Höhe von 39 961 000 Mk. 392 509 000, Warenbeſtand
497 981 000 Mk., Beteiligungen 4 820000 Mk., Maſchinen und Apparate
nach einem Zugang von 5 828000 ſind auf den Mindeſtwert abgeſchrie=
ben
, ebenſo Mobilien, Patente Geſpanne und Automobile. Bei einem
Aktienkapital von 40,5 Mill. Mk. Stamm= und 2,5 Mill. Mk. Vorzugs=
aktien
beträgt die ordentliche Rücklage 28,8 Mill. Mk. Kreditoren, ein=
ſchließlich
Bankſchulden in Höhe von 171 982000, beziffern ſich au
70:3 355 000 Mk. Die Gewinn= und Verluſtrechnung zeigt folgendes Bild:
Vortrag aus 1921 208 000 Mk., Fabrikationsgewinn 377 467 000 Mk. Für
Abſchreibungen auf Maſchinen= und Apparatekonto, auf Mobilien, Pa=
tente
, Geſpann und Automobile insgeſamt 12 149 000 Mk., allgemeine
Handlungsunkoſten 289 619000 Mk., ſo daß ein Reingewinn von
125 906 000 Mk. verblieb.
* Ludwig Hupfeld, A.=G., Bölitz=Ehrenberg. Die
Geſellſchaft beruft av. G. V., die über Erhöhung des Grundkapitals Be=
ſchluß
faſſen ſoll. Von den neuen Stammaktien ſoll ein Teilbetrag den
Aktionären angeboten werden, während der weitaus größere Teil zur
Verwertung im Intereſſe der Geſellſchaft, bezw. zu ev. Angliederungs=
zwvecken
(der Geſellſchaft) dienen ſoll. Der Ausgabekurs ſoll erſt kurz
vor der G.=V. feſtgeſetzt werden. Das derzeitige Aktienkapital beträgt
34 Mill. Die letzte Kapitalserhöhung erfolgte im November vorigen Jah=
res
um 17 Mill. Mk.
Kraſſin über die ruſſiſche Getreideausfuhr. Aus
Helſingfors wird uns geſchrieben: Anläßlich der Eröffnung der Mos=
kauer
Getreidebörſe hat der Volkskommiſſar für Außenhandel, Kraſſin,
eine längere Rede gehalten. Kraſſin betonte, daß der Aufkauf des ruſſi=
ſchen
Getreides durch die Sowjetregierung mit großen Schwierigkeiten

verbunden ſei. Der Außenhandel ſei monopoliſiert, während der geſamte
Innenhandel und damit auch der Getreidehandel vollkommen frei ſeien.
Angeſichts dieſes Umſtandes ſei es nicht ganz leicht geweſen, aus dieſer
Sachlage einen Ausweg zu finden. Die Erfaſſung des Getreides in
Rußland ſelbſt werde durch die Staatsbank, durch die großen Genoſſen=
ſchaftsverbände
und durch Privatperſonen erfolgen, während auf dem
Außenmarkte die Aktiengeſellſchaft Exportchleb auftreten werde. Dieſe
Aktiengeſellſchaft iſt vom Volkskommiſſariat der Verpflegung, dem Volks=
kommiſſariat
für Außenhandel, der Staatsbank und den bedeutendſten
Genoſſenſchaftsverbänden gegründet worden.
ACB.. Der Kurs des ruſſiſchen Sowjetrubels. Aus
Helſingfors wird uns geſchrieben: Der Sturz des ruſſiſchen Sowjet=
rubels
dauert ununterbrochen an. Während die offijzielle Kotierungs=
kommiſſion
in Moskau am 2. Auguſt für einen Goldrubel 115 Millionen
alte Sowfetrubel zahlte, betrug der Kurs des Goldrubels am 15. Auguſt
bereits 140 Millionen Sowjetrubel. Der Kurs des Dollars betrug am
14. Auguſt 296 Millionen Sowjetrubel und ſtieg in den nächſten Tagen
auf über 300 Millionen Sowjetrubel. Das engliſche Pfund notierte be=
reits
am 14. Auguſt an der Moskauer Fondsbörſe mit einer Milliarde
350 Millionen Rubel und ſtieg in den nächſten Tagen um weitere 50
Millionen Rubel. Die offizielle Notierungskommiſſion zahlte bereits
am 14. Auguſt für einen Silberubel 70 Millionen Rubel.
Meſſen.
ABC. Rußland und die Leipziger Meſſe. Aus Helſing=
fors
wird uns geſchrieben: Die Moskauer Zeitungen berichten, daß Ruß=
land
auf der Leipziger Herbſtmeſſe ſtark vertreten ſein wird. Das All=
ruſſiſche
Textilſyndikat, die Zentralgenoſſenſchaft Zentrosjus, das land=
wirtſchaftliche
Genoſſenſchaftsweſen und der Truſt für Naphthaausfuhr
werden ſich an der Meſſe beteiligen. Möglicherweiſe wird auch der
ruſſiſche Gummitruſt an der Meſſe teilnehmen, während die Petersburger
Handelskammer auf eine Beteiligung an der Meſſe hat verzichten müſſen.
Im ruſſiſchen Ausſtellungsgebäude werden folgende ruſſiſche Ausfuhr=
waren
ausgeſtellt werden: Rohleder, Roßhaar, Flachs, Pelzwerk, Fiſch=
leim
, Därme, Aſbeſt, Tabak, Heilpflanzen, Wein, Kaviar uſw. Auch die
ruſſiſche Heiminduſtrie wird auf der Meſſe vertreten ſein und zwar durch
Teppiche, Gewebe, Holzerzeugniſſe und Spielzeug. Die Berliner bol=
ſchewiſtiſche
Handelsvertretung hat ihrerſeits alles getan, damit die
ruſſiſch Abteilung der Meſſe zeigt, was Rußland nach Deutſchland aus=
führen
kann.
5. WienerMeſſe. Am Sonntag fand in Anweſenheit der ſtaat=
lichen
und ſtädtiſchen Funktionäre, ſowie von Vertretern der fremden
Mächte die Eröffnung der 5. Wiener Meſſe durch den Bundeskanzler Seipel
ſtatt. Neben Oeſterreich, das eine vortreffliche Ueberſicht ſeiner gewerblichen
Produktion bietet, ſind insgeſamt 12 fremde Staaten mit ihren gewerb=
lichen
und induſtriellen Erzeugniſſen vertreten, darunter zum erſtenmal
Spanien und England. Beſonders ſtark hat das Deutſche Reich die
Muſterſchau beſchickt. Außer den Abteilungen für Galanterie und Leder=
waren
, Kunſtgewerbe, Maſchinen und Automobilinduſtrie, Bekleidungs=
kunſt
uſw., die das gewohnte Bild erleſenen Geſchmacks und höchſter
Qualität zeigen, iſt diesmal zum erſtenmal auch eine Buchmeſſe geſchaffen,
die vor allem das Ziel verfolgt, den großen Aufſchwung, den der öſter=
reichiſche
Verlagsbuchhandel in den letzten Jahren genommen hat, dar=
zutun
. Bemerkenswert iſt als eine weitere Neuerung eine landwirt=
ſchaftliche
Meſſe, in der Erzeugniſſe der Gartenkultur und der Obſtzucht
ausgeſtellt werden und eine Erfindermeſſe, die einen Ueberblick über
neue Patente und Erfindungen gewährt.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe,
Abteilung Getreide, vom 6. September. Getreide, Hülſen=
früchte
und Biertveber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie
mit Sack. Alsbaldige Lieferung. Preis je 100 Kg. Parität Frankfurt
a. M. Weizen, Wetterauer, alsbaldige Lieferung 100 Millionen Mk.,

7. September 1923 Nr. 247
*
Roggen, do. 7580 Millionen Mk., Sommergerſte , Hafer 5560
Millionen Mk., Roggenmehl, 70proz. 140150 Millionen Mk., Weizen=
mehl
, Südd. Spezial=Null 210230 Millionen Mk., Weizen= und Roggen=
kleie
4550 Millionen Mk. Tendenz: feſt. Die Südd. Mühlenvereini=
gung
verlangt den Markgegenwert von 18½ fl. holländ.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkte
hatte naturgemäß die kataſtrophale Aufwärtsbewegung der Deviſenpreiſe
eine entſprechende Steigerung der Preisforderungen zur Folge. Die
Provinz hält mit ihren Angeboten zurück angeſichts der gewaltigen Un=
terſchiede
zwiſchen den geſtrigen und heutigen Notierungen. Vielfach
wurde Ware an Mühlen und Händler nur gegen vorherige Zahlung in
beſtätigten Reichsbankſchecks verkauft. Von vielen für Weizen vorliegen=
den
Preisgeboten führten nur einzelne zum Geſchäft. Auch bei Roggen
überſtieg die Nachfrage ganz erheblich das Angebot. Gerſte, Hafer und
Mais wurden bei ſteigenden Preiſen wenig gehandelt. Mehl ſtellte ſich
ſehr beträchtlich teurer, ebenſo Oelſaaten und Futterartikel.
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Für die Deviſen hielt heute
die ſtarke Nachfrage an, während es an jeglichem Angebot fehlte. Um=
ſätze
fanden daher nur vereinzelt ſtatt, und bei der amtlichen Kursfeſt=
ſetzung
machte die Reichsbank zwar Abgaben, ſodaß die Zuteilung zum
Teil etwas reichlicher als geſtern ausfiel. Der Kursſtand wurde hier=
durch
nur wenig beeinflußt.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 6. Sept. Telegr. Auszahlungen:

R.
B. Vee
A. Antwerpen=Brüſſel... 1077425. 1032575. 1665825. 1674175. Holland 8728125. 8771875. 15 710625. 15 769375. London", 94 762500. 95 237500. 167081250 167 918750. Paris 1246875 1253125. 2094750. 2 105250. Schweiz 3491250. 350 R50 6683250. 6716750. Spanien 2892750. 2908250. 4 788000. 4812000. Italien 947625. 9532475. 1495250. 1503750. Liſſabon=Op Dänemarl 3491250. 3 508750. 7 182000 7218000. Norwegen 3391500. 3 408300. 6685250. 6716750 Schweder 5 137125. 5 162875. 10523625. 10576375. Helſingfors 608475. 611525. 1122187.50 1127812.50 New=York 21446250. 21553750. 36 907500. 37 092500. Deutſch=Oſterreich 29180. 29320. 58852.50 59147.50 Budapeſt 1097.25 1102,75 1945. Prag 593512.50 596487.50 1248875. 1253225 Agran 214162 50 215537.50 249375. 250625.

V/arat.

w. Deviſenmarkt. Berlin, 6. September Telegr, Auszahlungen für:

VGe
Bt
Briel Vee
Afe
B5 g rat. Amſterdam=Rotterdam .. ... 7780500. 7819500. 12967500. 13032500. Brüſſel=Antwerpen .......... 217700. 922300. 15 16200. 1523800. Chriſtiania . .. 3 192000. 320800 . 5386500. 5413500. Kopenhagen 3591000. 3609000. 6044850. 6075160. Stockholm. 5236750. 5313250. 8778000. 8822000. Helſingfors 548625. 651375. 917700. 922300. Italien. 847875. 852125. 1416450. 1423550. London 89773000. 90225000 149625000 150375000 New=Yo 19950000. 20050000. 331 17000. 33283000. Paris. 1117200. 1122500. 1855350. 1864650. Schwei 3591000. 3609006. 5985 000 6015000. Spanien 2043375. 2656625. 4428900. 4451100. Wien (in Deut 27930. 28070. 46083. 46917. rag". 588525. 591475. 997500. 1025500. Budapeſt 1097.25 1102.75 1895.00 2005.00 Buenos=Ai= 6483750. 65 16250. 10773000. 10827000. Bulgarien 191520. 192480. 323190. 324310. Fapan ..
- 9775500. 9824500. 16159500. 16240500. Rio de Janeiro ... 935 125. 954875. 3192000. 3208000. Belgrad. . 209475. 210325. 349125. 350375. Liſſabonn. 837900. 842100. 1371562. 1378438. Sofia.... . ..

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

D 2FerV
Aktien / Renten / Delisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz

e.

Iaee

Dr. Gustav Reis
Gertrud Reis
geb. Meyer
VERMAHLIE
Darmstadt, September 1923.
(*24314

gach längerem Krankſein ver=
N ſchied heute nacht unſere Mit=
arbeiterin
im techniſchen Betrieb
Fräulein
Matyiibe Suyl.
Wir werden der Verſtorbenen
ein ehrendes Andenken bewahren,
Darmſtadt, 6. September 1923.
Druckerei L. C. Wittich.

Todes=Anzeige.
Am 5. ds. Mts. entſchlief ſanft
nach 9tägiger ſchwerer Krankheit
mein treuer Gatte, unſer guter
Vater, Schwiegervater, Bruder,
Schwager und Onkel (*24337
Herr
Georg Rodenhäuſer 7.
Metzgermeiſter u. Gaſtwirt
Zum Hirſch
im Alter von faſt 61 Jahren,
In tiefem Schmerz:
Marie Rodenhäuſer,
geb. Keller
Georg Rodenhäuſer u. Frau
Emilie, geb. Rindfrey
Georg Ritſcher u. Frau
Marie, geb. Rodenhäuſer
Paul Nebeling u. Frau
Eliſabeth, geb. Rodenhäuſer.
Sber=Ramſtadt, ober Moſſau,
den 6. September 1923.
Die Beerdigung findet am Sonn=
tag
, den 9. Sept. 1923, nachm.
3½ Uhr, vom Wohnhauſe ( Markt=
platz
) aus ſtatt.

Für die vielen Beweiſe
herzlicher Teilnahme bei dem
Heimgange unſeres lieben Ent=
ſchlafenen
ſagen wir auf dieſem
Wege unſeren innigſten Dank.
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbllebenen:
Minna Eitenmüller.
(*24376)

Nachruf.
Heute nacht entſchlief nach
langem, ſchwerem Krankenlager
unſere liebe Mitarbeiterin

im Alter von 33 Jahren.
Darmſtadt, 6. September 1923.
Geſamtperſonal
der L. C. Wittich’ſchen
Buchdruckerei.
Die Beerdigung findet Samstag,
nachmittags 3½ Uhr, auf dem
7358) Waldfriedhof ſtatt,

Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige Nach=
richt
, daß am 31. Auguſt mein
lieber, herzensguter Gatte und
treubeſorgter Vater, unſer guter
Sohn, Bruder, Schwiegerſohn,
Schwager und Onkel (*24366
Herr Georg Schmaus
Direktor der Steinheimer Möbel=
fabrik
in Steinheim (Weſtfalen)
nach kurzem Krankenlager infolge
einer ſchweren Kopfoperation in
München geſtorben iſt. Alle, die
den lieben Verſtorbenen kannten,
werden unſeren Schmerz ermeſſen
können. Die Beerdigung fand
am Montag, 3. Sept., im Wald=
friedhof
in München ſtatt.
Im Namen ſämtlicher Hinterbliebenen
die tieftrauernde Gattin
Käthe Schmaus, geb. Effler,
und Töchterchen.

Nachruf.
Geſtern vormittag um 8 Uhr verſchied unſer
treuer Mitarbeiter
Herr Suſtav Adoſph Stroh ſen.
Wir verlieren in dem Heimgegangenen einen
unſerer ſorgfältigſten Angeſtellten und werden ihm
immer ein treues Gedenken bewahren.
(7355
Darmſtadt, den 6. September 1923.
Heſſiſche Automobil=Geſellſchaft
Aktien=Geſellſchaft, Darmſtadt.

Dr.
ar.
2h. Seuel
verzogen nach (74f
Rheinſtr. 43, I
(Ecke Kaſinoſtraße.)

Zahnarzt Dr.
Schifferdecler
Rheinſtr. 35, I.
hat wied. Sprech=
ſtund
. von 9-12 u.
2½-5½ U. Fern=
ruf
868. (mto

AEntlaufen

Entlaufen s
Schäferhündin
ſchwarz mit gelb, ca.
15 Monate alt. Hort
auf Namen Gora,
Trägt Kettenhalsband
Vor Ankauf wird ge=
warnt
. Abzugeben
gegen Belohnung
II. Polizei=Revier

Suche gute gebr.
Dezimalwage
zu kauf. (150200 kg
Tragkraft). (7298mdt
Angeb. unt. N 6

Geſchäftsſtelle,

Zu kaufen geſucht
1 Deutſche Geſchichte
Michael oder Janſen
1Weltgeſchichte, Weis
oder Annegarn, anti=
quariſch
, event. gegen
Naturalien. Nur
ſchriftl. Offerten an
Legander, Darmſtadt
Rheinſtr. 75. (*2432

Guterhalt. Kloſett=
ſchüſſel
(freiſtehend)
zu kaufen geſ. (*24343
20
Hoſpiz
Obergaſſe 12.

National

51.

Kaſſen kauft Eugen
Mittwoch, Charlotten=
burg
, Friedbergſtr. 29,

Vollſtändiges
Kinderbett
noch guterh., zu kauf
oder gegen Lebens=
mittel
zu tauſchen.
Roth, Pfungſtadt
Niedergaſſe 29.(*24332

Gradengaute
kaufe und zahle mehr
wie jeder andere
G.Kanzler, Friſeur
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(Statt Karten.)
Für, die bewieſene innige Teil=
nahme
an dem ſchweren Verluſte
unſeres lieben Entſchlafenen
Martin Kröh.
Wagenwärter i. R.
ſowie für die ſchönen Blumen= und
Kranzſpenden ſagen wir hiermit
unſeren herzlichſten Dank. Beſonderen
Dank dem Herrn Pfarrer Beringer
für die troſtreichen Worte während
der Krankheit wie am Grabe. Eben=
falls
Dank den Schweſtern der Mar=
tinsgemeinde
für die liebevolle Pflege
während der Krankheit. (7340
Darmſtadt, den 5. Sept. 1923.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Erwin Becker.

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[ ][  ]

Seite G.

Diti. ſär: Tainilatt, Freitng. dei 2. Seplemher 1923.

Rumuter 243.

Die Finanzen des Großherzogs.

Roman von Frank Heller.
ophright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)

Philipp Collin betrachtete Mr. Jſages mit einem langen
k aus ſeinei klugen ſchwarzen Augen.
Wenn, ſtgte er leiſe und jedes Wort betonend. Wenn er
ſelbſt für das Geſchäft einſteht!
Daran haben Sie gewiß noch nicht gedacht, Mr. Jſaacs.
Mr. Jſages fuhr zuſammen und firierte ſeinen Gaſt.
By Jove! rief der Finanzmann. Verſtehe ich Sie recht?
Sie meinen, ich ſollte durch Sie Minorca Geld auf die Oliven
leihen?
Nein, ſagte Philipp Collin ruhig, ich meine, Sie ſollen
durch mich die geſamte Staatsſchuld des Großherzogtums Mi=
norca
aufkaufen.
Hätte Herr Collin, um Mr. Jſaaes zu verblüffen, dieſem
vorgeſchlagen, er ſolle ſich auf der Spitze der St. Pauls Kathe=
drale
auf den Kopf ſtellen oder jetzt gleich zum Fenſter hinaus=
ſpringen
, er hätte ſicherlich bei dieſem keine aufrichtigere Beſtür=
zung
hervorrufen kEnnen. Mr. Jſaaes, der ihn geſpannt be=
trachtet
hatte, ſank in ſeinen Fauteuil zurück. Sein wohlfriſiertes
Kinn fiel auf die Krawatte, und er ſtarrte Herrn Collin an, wie
man einen Narren anſtarrt. Philipp betrachtete ihn mit einem
ruhigen Lächeln. Endlich löſten ſich die Bande der Zunge des
Bankiers, und er ſagte:
Aufbau .. Profeſſor, rappeln Sie oder machen Sie ſich
mit mir einen Witz? Oder höre ich nicht recht! Was ſagten Sie,
daß ich tun ſoll?
Mr. Jſaacs, ich verſichere Ihnen, ich rapple weder, noch bin
ich frech genug, mir mit Ihnen einen Witz machen zu wollen;
was ich ſagte, wär: Sie ſollen durch mich die geſamte Staats=
ſchuld
des Großherzogtums Minorca aufkaufen.
Mr. Jſaaes betrachtete ihn mit gerunzelter Stirne und ſtrich
heftig ſeinen Mephiſtobart.

Sie ſind doch ſonſt ein kluger Kerl, Profeſſor. In Ihrem
Wahnſinn muß doch Methode ſein. Auf jeden Fall will ich
Ihnen zuhören. Bitte, erklären Sie ſich!
Philipp Collin verbeugte ſich.
In meinem Wahnſinn iſt Methode, Mr. Jſagcs. Ich werde
es ſofort beweiſen. Haben Sie ſchon vom Ei des Eolumbus
gehört?
Mr. Iſages winkte ungeduldig mit der Hand ihm ab.
Zur Sache, Profeſſor!
All right, ich überſpringe alſo das Ei des Columbus. Sonſt
hätte ich Ihnen ſagen wollen, daß das Geſchäft, das ich mir zu
unſerem gemeinſamen Vorteil ausgedacht habe, eben ein ſolches
Ei des Columbus iſt. Niemand hatte daran gedacht, das Ei
gerade ſo zu ſtellen wie Columbus, bis er es tat, und niemand
iſt es vor mir eingefallen, ein Corner in Minorcas Staatspapie=
ren
zu machen. Viele kleine Wucherfirmen ſind dagehockt und
haben jahraus, jahrein ihre verſchiedenen Prozente eingeſtrichen.
Einige haben viel verdient, andere weniger; etliche haben wahr=
ſcheinlich
verloren, aber alle ſind ſie einander im Wege geſtan=
den
und keiner hat daran gedacht, das Geſchäft im Großen zu
betreiben. Und doch wiſſen Sie, Mr. Jſaaes, daß jetzt die Zeit
der Truſts iſt, der Kleinbetrieb iſt überholt. Darf ich eine Ihrer
köſtlichen Zigarren nehmen?
Mr. Jſages nickte. Philipp zündete die Zigarre an und
fuhr fort:
Ich habe die letzten Tage dazu benutzt, mir alle Informatio=
nen
zu verſchaffen, die ich über die finanzielle Lage des Groß
herzogtums erlangen konnte. Ihre kleine Affäre eilt ja nicht,
da ich nicht die geringſte Angſt vor Hornſtein=Marcovitz hatte.
Alle Details konnte ich mir ja nicht verſchaffen, aber die wichtig=
ſten
habe ich. Ich werde nur auf die Hauptpunkte eingehen, da
Sie ja ſchon einiges wiſſen.
Die Staatsſchuld des Großherzogtums Minorca iſt in
Form von vom Staate garantierten Obligationen zu 200, 500
und 1000 Peſetas das Stück plaziert. Wenn ſie beiſpielsweiſe
eine Anleihe von 600 000 Peſetas gemacht haben, haben ſie alſo
mindeſtens 600 Obligationen zu 1000 ausgegeben, gewöhnlich

aber mehr zu kleineren Beträgen. Die Banken, die das Geld
zur Verfügung geſtellt haben, haben als Sicherheit irgend ein
Pfand entweder Grundſtücke, Monopole oder die Steuern
irgend eines Erwerbszweiges erhalten. So weit iſt alles
normal: jetzt kommt das Freche der Sache (abgeſehen davon,
daß der Zinsfuß mindeſtens ſiebeneinhalb wär). Für den Fall,
daß die Zinſen oder Amortiſationen für ein einziges Jahr aus=
bleiben
ſollten, haben ſich die Banken im Kontrakt das aus=
drückliche
Recht vorbehalten, die Verwaltung und Beaufſichti=
gung
des Pfandes zu übernehmen; gleichzeitig haben ſie ſich
beſondere Verwaltungskoſten für die Verwaltung des Pfan=
des
und ſeine Erhaltung in guter Kondition ausbedungen, und
gelten dieſe Bedingungen, bis alle ausſtehenden Zinſen, Amor=
tiſationen
und Zinſen dieſer Amortiſationen beglichen ſind. Sie
verſtehen die Unverſchämtheit, Mr. Jſaaes. Sie wußten, daß
alle anſtändigen Bankiers ſo denken wie Sie, Mr. Jſaaes, und
ſie wußten beſſer als irgend jemand, wie die Lage des Groß=
herzogtums
war. Mit Schulden belaſtet, die bis ins 18. Jahr=
hundert
zurückreichen, war alle Ausſicht vorhanden, daß es die
Renten und Amortiſationen nicht zur feſtgeſetzten Zeit bezahlen
konnte. Im Hinblick darauf dachten ſich die Banken dieſes mas=
kierte
Wuchergeſchäft aus: ſobald Amortiſationen und Zinſen
ausblieben, beeilten ſie ſich, ihr Recht geltend zu machen. Sie
übernahmen die Verwaltung des Pfandes, und Sie können ver=
ſichert
ſein, daß die Koſten, die ſie dafür berechneten, nicht unter
20 Prozent betrugen. Die armen Großherzöge mußten wirklich
die Wahrheit des Sprichworts kennen lernen: Wenn man dem
Teufel den kleinen Finger gibt, ſo nimmt er gleich die ganze
Hand‟. Weil einer von ihnen ſich irgend einmal an die
Wucherer gewendet hat, mußten ſeine Nachkommen bis ins vierte
Glied dafür büßen. Nun ja, manchmal ſchmierten ſich die
Wucherer auch an. Ich glaube nicht, daß der, welcher auf die
Mineralwaſſerquellen in Nordminorca borgte, Grund hat, ſich
ſeiner Transaktion zu freuen. Sie können ſicher ſein, daß ſein
Schrei zum Himmel aufſteigt.

(Fortſetzung folgt.)

Palast-Lichtspiele

Der große Albertini-Film! (7352fg
Die Schlucht des Todes,
Sensations- u. Zirkusfilm in 6 Akten mit
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Schloß-Café straße2

Rheinisches Tonkünstler-Orchester
Freitag, 7. September

U. a. Hapdn: Militär-Sinfonie Nr. 11,
Beethoven: Pastorale,
(7343
Sinfonie Nr. 6.

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die Familien nicht verabreicht. (st7345
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Oeffentliche Bekanntmachung.

Nach Artikel I des Geſetzes über die Beſteuerung der Be=
triebe
erhebt das Reich vom 1. September 1923 ab auf die
Dauer von 6 Monaten eine Abgabe von den induſtriellen,
gewerblichen und Handelsbetrieben. Die Abgabe beträgt das
Doppelte der Beträge, die von den Abgabepflichtigen in dem
vorerwähnten Zeitraum an Steuerabzugsbeträgen einzube=
halten
ſind. Die jeweils fällige Abgabe wird nicht erhoben,
wenn ſie das 200fache des Betrags nicht überſteigt, der für
die Beförderung eines Briefes bis zu 20 Gramm im Inlands=
verkehr
am Fälligkeitstag jeweils zu entrichten iſt.
Die Abgabe iſt jeweils am 5., 15. und 25. eines Kalen=
dermonats
zu entrichten, und zwar:
1. am 5. eines jeden Kalendermonats das Doppelte der
Steuerabzugsbeträge, die in der Zeit vom 21. bis zum
Schluſſe des Vormonats einzubehalten waren;
2. am 15. eines jeden Kalendermonats das Doppelte der
Steuerabzugsbeträge, die in der Zeit vom 1. bis zum
10. dieſes Kalendermonats einzubehalten waren, und
3. am 25. eines jeden Kalendermonats das Doppelte der
Steuerabzugsbeträge, die in der Zeit vom 11. bis zun
20. dieſes Kalendermonats einzubehalten waren.
Sind Steuerabzugsbeträge vor dem 1. September 1923
in Marken oder Ueberweiſungsverfahren vom Arbeitslohn ein=
behalten
und bis zum 31. Auguſt 1923 noch nicht abgeführt
worden, ſo iſt auch von dieſen Steuerabzugsbeträgen die
Arbeitgeberabgabe zu entrichten, und zwar ſpäteſtens am
10. September 1923.
Die Zahlung der Abgabe hat am Fälligkeitstage ohne
beſondere Aufforderung an die Kaſſe des Finanzamts der
Betriebsſtätte zu erfolgen. Wird die Abgabe nicht rechtzeitig
entrichtet, ſo treten die im Steuerzinsgeſetz vorgeſehenen
Rechtsnachteile ein (Vervierfachung der Abgabe). Gleich=
zeitig
mit der Entrichtung der Abgabe haben Arbeitgeber,
die den Steuerabzug, ihrer Arbeitnehmer durch Verwendung
von Steuermarken bewirken, der Finanzkaſſe eine Beſcheini=
gung
zu überſenden, in der ſie verſichern, daß der abgeführte
Betrag der Abgabe das Doppelte der Beträge ausmacht, die
in der Zeit, für die die Zahlung erfolgt, vom Arbeitslohn
ihrer Arbeitnehmer einzubehalten waren. Beſcheinigungs=
vordrucke
ſind bei den Finanzämtern erhältlich.
Auskunft über Einzelfragen des Geſetzes über die Be=
ſteuerung
der Betriebe wird von den zuſtändigen Finanz=
(7341
ämtern erteilt.
Darmſtadt, den 5. September 1923.

Die Finanzämter

Darmſtadt=Stadt. Darmſtadt=Land. Langen.

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Die Prau mit den Millionen
II. Teil: Der Prinz ohne Land‟
Außer d. bek. Darsteller: Ellen Richter
Pümperlis Kampf mit dem Schugesckuh
Ein Sportlustspiel in 5 Akten (*24364
In der Hauptrotle Henri Bender.
Die Beute des Erenyen
H.-1, Sens.-Film u. Abent.-Dr. 1 7Akt.
Die Männerfalle, Lustspiel in 5 Akten
Schattenkinder d. Glücks, 6 Akt.
V1. Papa kanns nicht lassen, 5 Akte.

Ab 6. ds. Mts. iſt der Preis für
Gaswertmünzen auf
(st7350
300 000 Mark das Stück
feſtgeſetzt worden. In Geltung ſind die
gelben Münzen mit Sternlöchung.
Darmſtadt, 6. September 1923.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.

Bekanntmachung.
Die für das Kalenderjahr 1923 an=
geforderte
Kultusſteuer der israelitiſchen
Religionsgeſellſchaft Darmſtadt iſt auf
das Hundertſache des angeforderten Be=
trages
erhöht worden. Bis zum 25. Sep=
tember
1923 ſind die beiden erſten Raten
im hundertfachen Betrag an das Finanz=
amt
DarmſtadtStadt (Poſtſcheckkonto
Frankfurt a. M. Nr. 1214) bei Meidung
der Zwangsvollſtreckung zu entrichten.
Darmſtadt, den 5. Sept. 1923. (7356
Der Vorſtand der israel.
Finanzamt Stadt.
Religlonsgefellſchaft.

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Getr.=Motorral
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Beuer, Wendelſtadtſt. 9,
Darmſtadt. (*24345

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hängen
zu vk. (*24311
Pallaswieſenſtr. 4.

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zu verkauf. Trietſch,
Gr. Kaplaneigaſſe 64,
Stock. (*24347

Goldene Broſche,
585 geſt, altes Lieb=
haberſtück
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Anfragen u. N 10 d. Geſchſt. (*24328
T

verſchied. Fenſterglas,
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neu, zu verk. (*24367
Anzuſ. von 2 Uhr ab
Erbacherſtr. 15, Stb.

Hockey=Stock,
Mancheſter=Sporthoſen,
weiß. H.=Hemd (neu)
zu verk. Näh: Ge=
ſchäftsſtelle
. (*2432

Weiblich

Lücht. Schneiderit
geht aus nähen, auch
aufs Land. Adr. i. d
Geſchäftsſt. (*24316

Weiblich

Fräulein
od. Haustochter zur
Beaufſichtigung eines
kleineren Kindes geſ.
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eigen Heim alsHaus=
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Wäſche vorhanden.
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die Geſchſt. (*24355

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Die Gemeinde Pfungſtadt beabſich=
tigt
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mittleren Durchmeſſer (mit Rinde ge=
meſſen
) 5,2013 Meter Länge und ca.
39 Feſtm. Inhalt, auf Höchſtangebot pro
Feſtm. rd. zu verkaufen.
Die Offerten ſind bis Mittwoch,
den 12. ds. Mts., vormittags 11 Uhr,
verſchloſſen auf der Bürgermeiſterei ab=
zugeben
, woſelbſt gleichzeitig die Eröff=
nung
ſtattfindet.
(7360
Die Stämme befinden ſich auf dem
Lagerplatz der Holzſchneiderei von
Wilhelm Wacker zu Pfungſtadt.
Die Zahlung muß innerhalb drei
Tagen nach Zuſchlagserteilung in bar
erfolgen.
Pfungſtadt, 5. September 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei.
Schwinn.

Heutige Autzholzverſteigerung
wurde alsbald genehmigt. Abgabe
der Abfuhrſcheine, durch die zuſtändigen
Kaſſen ab 12. ds. Mts. Spätere Ein=
löſung
als 19. ds. Mts. koſtet Verzugs=
zinſen
. Erſter Fahrtag (Ueberweiſung)
17. ds. Mts., 8 Uhr vorm.
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Angeb. m. Zeugn.=
Abſchr. unt. N 107
an die Geſchäftsſt.

Junger tüchtiger

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bewandert, per
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Näheres in der Ge=
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