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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 244
Dienstag, den 4. September 1923
186. Jahrgang
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Zur Kanzlerrede.
Köln, 3. Sept. (Wolff.) In einem Leitartikel mit der
Ueberſchrift „Feſte Ziele, bewegliche Formen” ſchreibt die „Köln.
Zeitng” zur Rede des Reichskanzlers: Damit iſt die
Preis=
gabe des paſſiven Widerſtandes, wie ſie in der
be=
kannten Alarmmeldung angekündigt zu ſein ſchien, nicht
ver=
einbar. Dieſe Grundtatſache wird beſtätigt durch die
Aeuße=
rungen, die gleichzeitig mit der Rede des Reichskanzlers aus dem
Munde des Innenminiſters gemeldet werden. Sollmann
be=
zeichnet es als eine grobe Unwahrheit, daß die
Reichs=
regierung gegen den Willen unſerer
Volks=
genoſſen an Rhein und Ruhr den Abbau despaſſiven
Widerſtandes ausführen ſollte. Der Innenminiſter
ging auf das, was die Beunruhigung in den letzten Tagen
ver=
urſachte, ein, indem er ſagte: „Die Formen des paſſiven
Wider=
ſtandes ſind aber nicht feſt, ſondern beweglich. Sie haben ſich
da und dort in langem Kampfe gewandelt und werden ſich
weiter wandeln.” Tatſächlich beſteht, wie auch uns bekannt iſt,
zwiſchen dem beſetzten Gebiet und den Regierungskreiſen die
Anſicht, daß unter grundſätzlicher Aufrechterhaltung des paſſiven
Widerſtandes ein gewiſſer Wechſel in den Formen
wünſchenswert erſcheine. Die Kölniſche Zeitng ſchließt: Der
Reichskanzler hat in ſeiner Stuttgarter Rede neuerdings die
Möglichkeiten einer wirtſchaftlichen
Verſtän=
digung mit Frankreich angeboten. Zu ihren Vorausſetzungen
gehört, daß der Ruhrkonflikt, auch von Frankreich her, in einem
Geiſte erledigt wird, daß dieſe Aenderung den Anfang einer
neuen Friedensära bedeutet. Von einer Friedensära könne
nicht die Rede ſein, wenn Frankreich den deutſchen
Zuſammen=
bruch herbeiführte, ebenſowenig aber, wenn etwa eine nach dem
Muſter des Verſailler Friedensvertrags „freiwillige” Uebergabe
einen vorläufigen Abſchluß brächte.
Die Pariſer Preſſe zur Rede Streſemanns.
U. Paris, 3. Sept. Die Rede Streſemanns wurde hier
geſtern erſt in ſpäter Abendſtunde bekannt. Aus dieſem Grunde
befaßten ſich die wenigſten Morgenblätter mit ihr. Soweit
in=
deſſen nach den Ueberſchriften und den vorliegenden
Preſſe=
ſtimmen geurteilt werden kann, haben die Ausführungen des
Kanzlers hier einen günſtigen Eindruck hinterlaſſen. Das Echo
National kündigt die Rede mit der Ueberſchrift: „Der
Kanzler iſt für einen wirtſchaftlichen
Zuſam=
menſchluß mit Frankreich” an und der Figaro
ſchreibt mit großen Buchſtaben: Niemals hat ein
deut=
ſcher Kanzler, eine ſo maßvolle Sprache
ge=
führt! Jouvenel ſchreibt im Oeuvre: Wenn man die Rede
von Stuttgart lieſt, ſo fragt man ſich mit Recht, ob der
Kanz=
ler diesmal nicht die Grundlage, zu einer
Unter=
haltung gegeben hat. Der Kanzler Streſemann ſchlug letzten
Endes die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes vor, ſobald die
Ausſprache über eine Verſtändigung auf der Grundlage, wie er
ſie angegeben hat, veröffentlicht wird. Petit Iournal
ſchreibt: Die Rede des Kanzlers eröffnet eine neue Aera
in der Reparationspolitik. Der Matin findet, daß
die Rede Streſemanns „voll von Einflüſterungen und
verſteck=
ten Andeutungen” ſei.
Eine Unterredung mit Dr. Cuno.
TU. Hannover, 3. Sept. Der Vertreter der Zu. in
Hannover hatte Gelegenheit, den früheren Reichskanzler, Dr.
Cuno vor ſeiner Ausreiſe nach Amerika zu ſprechen. Dr. Cuno
erklärte, er müſſe es aus grundſätzlichen Erwägungen heraus
ablehnen, zu den politiſchen Zielen der Reichsregierung oder
auch zu wirtſchaftlichen oder finanziellen Fragen Stellung zu
nehmen, da zurzeit alles darauf ankomme, die Reichsregierung
in ihrer Arbeit zu unterſtützen. Er habe ſich niemals nach dem
Kanzlerpoſten gedrängt, und ſei jederzeit bereit geweſen, zu
ſeiner rein wirtſchaftlichen Tätigleit zurückzukehren. Er habe es
bedauert, daß es ihm nicht möglich geweſen ſei, die
vorbereite=
ten Maßnahmen wirtſchaftlicher und finanzieller Art, auch ſelbſt
durchzuführen. Dr. Cuno äußerte ſich dann, ich bin bereit mich
wieder ganz der wirtſchaftlichen Tätigkeit zuzuwenden. Ich bin
in den Aufſichtsrat der Hamburg=Amerika=Linie gewählt wor=
—
Dmtergufm
—, mn wint Ve—"
ſchließlich privaten und geſchäftlichen Zwecken, ſie ſteht in
keiner=
lei Zuſammenhang mit meiner letzten Tätigkeit. Die Frage, als
Botſchafter nach Waſhington zu gehen, iſt niemals an mich
her=
angetreten.
Zeigner gegen Geßler.
TU. Dresden, 3. Sept. Miniſterpräſident Dr. Zeigner
ſetzte entſprechend den Forderungen der ſächſiſchen
Regierungs=
parteien ſeine Angriffe gegen den Reichswehrminiſter Dr.
Geß=
ler fort. Die ſächſiſche Staatszeitung, das Regierungsorgan,
bringt heute an der Spitze des Blattes eine lange Erklärung,
in der ein vertrauliches Schreiben des Reichswehrminiſters vom
24. Auguſt 1922 an den Senatspräſidenten Dr. Hagens als ein
Eingriff in einen Strafprozeß bezeichnet wird. Ferner wird die
Behauptung wiederholt, daß Geßler eine Teilnahme der
Reichs=
wehr an der ſächſiſchen Verfaſſungsfeier mit Rückſicht auf die
Rede Zeigners verboten habe. Außerdem iſt am 21. Auguſt in
Dresden ein Telefonat eingegangen, daß der Reichswehrminiſter
keine Anordnung über den Verkehr des Wehrkreiskommandos,
beziehungsweiſe des ſächſiſchen Landeskommandos, mit der
ſäch=
ſichſchen Regierung getroffen habe. Er habe lediglich das
Er=
ſuchen des Wehrkreiskommandos gebilligt, an der von der
ſäch=
ſiſchen Regierung veranſtalteten Verfaſſungsfeier nicht
teilzuneh=
men. Er halte es für ſelbſtverſtändlich, daß die dienſtlichen
Ver=
pflichtungen einer verfaſſungsmäßigen Regierung gegenüber
er=
füllt werden. Die ſächſiſche Staatszeitung hält dieſe Erklärung
des Reichswehrminiſters für eine unwahre Behauptung. Die
Reichsregierung ſolle, wenn ſie auf eine vertrauensvolle
Zu=
ſammenarbeit mit der ſächſiſchen Regierung Wert lege,
Sicher=
heiten ſchaffen gegen ſolche, jedes Vertrauen untergrabende,
un=
wahre Darſtellungen des Reichswehrminiſters.
Vom Tage.
Wie wir erfahren, hat Staatsſekretär v. Maltzahn dem
japa=
niſchen Botſchafter in Berlin ſeinen Beſuch abgeſtattet und ihm
die aufrichtige Teilnahme der Reichsregierung für
die ſchweren Heimſuchungen ſeines Vaterlandes durch die
Erdbebenkata=
ſtrophe ausgeſprochen.
Zu der Nachricht der Daily News, daß ein Vertreter des
Comité des Forges zu einer Unterredung mit Stinnes
eingetroffen ſei und auch eine Unterredung mit Streſemann
gehabt habe, erfahren wir, daß ein ſolcher Empfang nicht
ſtatt=
gefunden hat. Es ſind keinerlei Perſönlichkeiten empfangen worden,
die als Vertreter des Comité des Forges anzuſehen wären.
Ab Montag wurde von den Franzoſen aus unbekannten Gründen
über das geſamte Einbruchsgebiet eine allgemeine
achttägige Poſtſperre verhängt.
Wie man hört, verfolgt die engliſche Regierung mit großer
Aufmerk=
ſamkeit die nationaliſtiſche eBwegung in Süddeutſchland. Anläßlich des
in Nürnberg abgehaltenen Deutſchen Tages der Nationalſozialiſten
wurde der britiſche Vertreter Lord Dabernon angewieſen, ausführliche
Einzelheiten zu berichten.
Wie die Pariſer Abendblätter melden, wird am Donnerstag ein
Mi=
niſterrat in Rambouillet zuſammentreten.
Geſtern lag das endgültige Ergebnis der
Geneval=
wahlen in Irland vor. Es erhalten die Sitze: die
Regierungs=
partei 63, die Republikaner 44, die Bauern 15, die Unabhängigen 16 und
die Arbeiterpartei 15. Das neue Parlament wird am 19. September
zur Wahl der neuen Regierung zuſammentreten, um ſich dann bis zum
Oktober zu vertagen.
Nach einer Meldung des Neu=York Herald aus Chatahuga hat der
demokratiſche Fenator Underwood in einem Interview erklärt, er
ſei nicht nur fürden Beitritt Amerikas
zuminternatio=
nalen Gerichtshof, ſondern der Gerichtshof laſſe ſich auch nicht
vom Völkerbund trennen, falls nicht Amerika ihn zu einem Spielzeug
machen wolle.
Reuter meldet, daß man einer drahtloſen Nachricht zufolge des
Feuers in Tokio Herr geworden iſt. Das geſamte
Stadt=
viertel der Arbeiterbevölkerung ſei eingeäſchert worden.
Nach einer Havasmeldung aus Oſaka werden Lebensmittel
und Trinkwaſſer nach Tokio geſchafft. Es wird beſtätigt,
daß der Prinzregent wohlauf ſei. Von Nagoya werden Flugzeuge nach
Tokio abgehen, um die Lage zu erkunden.
Der für die Durchführung der Deviſenverordnung maßgebende
amtliche Mittelkurs des Dollars beträgt am 3. September
9,7. Mill. Mk.
Frankfurter Oollarkurs 11720625
Der neue Präſident im Völkerbundsrats.
Genf, 3. Sept. (Wolff.) Zum Präſidenten der
Völker=
bundsverſammlung wurde heute nachmittag der Vertreter
Kubas, Senator Torriente, gewählt, der von 45 abgegebenen
Stimmen 24 auf ſich vereinigte, während auf Motta 19
Stim=
men entfielen. Torriente war im vorigen Jahre Präſident des
3. Völkerbundsausſchuſſes, der die Abrüſtungsfrage bearbeitete.
Damit präſidiert auch dieſes Jahr wieder ein Vertreter des
lateiniſchen Amerika der Verſammlung, in der im letzten Jahre
Chile das Präſidium inne hatte. Die geſchloſſenen
Verhandlun=
gen unter den Delegierten vor der Wahl waren äußerſt ſchwierig.
Man erklärt in unterrichteten Kreiſen, daß Torriente, für den
die ſüdamerikaniſchen Staaten geſchloſſen geſtimmt hatten, als
Kandidat der franzöſiſchen Delegation gilt.
Aus dem Völkerbund.
TU. Genf, 3. Sept. Heute vormittag wurde die 4.
Ver=
ſammlung des Völkerbundes eröffnet. In ſeiner
Eröffnungs=
rede berührte der Präſident Iſhii auch die peinliche Frage des
Reparationsproblems. Er ſagte, was das Reparationsproblem
und die mit ihm zuſammenhängenden Fragen angeht, ſo werde
es ſicherlich, ſolange es keine Löſung gefunden habe, auch
weiter=
hin ſchwer auf dem Wirtſchaftsleben der Welt laſten und die
internationalen Beziehungen behindern, die Tätgkeit des
Völker=
bundes erſchweren. Ich muß alſo nochmals meine Hoffnung
aus=
ſprechen, daß die im Laufen befindlichen Verhandlungen noch
vor der nächſten Verſammlung zu einem endgültigen Abkommen
führen, mit dem eine Aera der Verſtändigung unter den Völkern
beginnen werde, während der ſich dann langſam die Wunden
des Krieges ſchließen werden. Die Tatſache, fuhr Präſident
Iſhii fort, daß Mächte wie die Vereinigten Staaten, Deutſchland,
Rußland und einige wenige bedeutende Staaten noch außerhalb
des Völkerbundes ſtehen, und daß er noch immer nicht die ganze
Welt umfaßt, bedeutet eine Einſchränkung ſeiner Zuſtändigkeit.
Genf, 3. Sept. (Wolff.) Nachdem der Präſident der
Völkerbundsverſammlung, Torriente, in einer kurzen Anſprache
für die Wahl gedankt hatte, genehmigte die Verſammlung die
Tagesordnung und verteilte die einzelnen Punkte wie im
Vor=
jahr auf die Ausſchüſſe. An den heutigen Sitzungen nahmen
von 52 Mitgliederſtaaten nur 45 teil. Nicht erſchienen ſind bis
jetzt die Delegierten von Argentinien, Bolivien, Guatemala,
Hon=
duras, Nicaragua, Peru und Luxemburg. Man rechnet damit,
Taß einige dieſer Delegierten in den nächſten Tagen noch
ein=
treffen werden. Argentinien wird aber auch bei dieſer Tagung
nicht vertreten ſein. In den Wandelgängen des Hauſes wurde
der italieniſch=griechiſche Konflikt lebhaft kritiſiert. Die
Vertre=
ter verſchiedener kleinen europäiſchen Staaten ſprachen ſich dabei
nachdrücklich für eine Intervention des Völkerbundes aus.
Lord Curzon wieder in London.
London, 3. Sept. (Wolff.) Nach einer Reutermeldung
traf Curzon geſtern abend wieder in London ein. Curzon wollte
ſich über die italieniſch=griechiſche Kriſe nicht äußern, bevor er
Gelegenheit gehabt habe, alle Akten durchzuſehen. Der
Völker=
bund habe die Frage in die Hand genommen; dies ſcheine der
unvermeidliche und präliminare Schritt zu ſein. Jedermanns
Anſtrengungen müßten daher dahin gehen, die Macht des
Völker=
hundes zu unterſtützen.
Markſturz.
Von
Dr. Walter Croll=Berlin.
Wie ſchon ſo oft iſt das Thema des Markſturzes das
Tages=
geſpräch. Viele treten an dieſe traurige Frage heran wie an
einen Kriminalfall und ſuchen nach dem „Täter”, ſeinen „
Kom=
plizen” und nach Zeit und äußeren Umſtänden der „Tat‟. Da
aber der Markſturz eben keine „Tat”, nicht einmal ein „Unfall”,
ſondern einfach ein ſinnlich wahrnehmbares
Krankheitsſymp=
ton iſt, kann man nur durch eingehende Beobachtungen und.
durch fachmänniſche Erkenntnis, twas Poſitives über die Gründe
und Urſachen des Markſturzes feſtſtellen. — Zunächſt ein paar
Worte über die „Krankheitsgeſchichte‟: Die wenigſten wiſſen,
daß der Dollar, deſſen Vorkriegsparität rund Mk. 4,20 betrug,
erſt am 1. März 1919 die 10=Mark=Grenze überſchritten hat.
Knapp 1 Jahr ſpäter (am 7. Februar 1920) ſtieg er über 100
Mark und erſt weitere zweieinhalb Jahre ſpäter, — am
15. Auguſt 1922 — hob er ſich über 1000 Mark. Seither iſt es
mit der Entwertung unſeres Geldes ſchnell vorwärts gegangen.
Am 9. Januar 1923 paſſierte der Dollar die 10 000=Mark=Grenze,
am 14. Juni die 100 000=Mark=, am 27. Juli die 1 000 000=Mark=
und am 30. Auguſt die 10 000 000=Grenze. Es leuchtet ein, daß
es nicht lange weiter in dieſem Tempo fortgehen kann, bei
welchem innerhalb Monatsfriſt die Mark auf den zehnten Teil
ihres Wertes ſinkt.
Aus der traurigen Chronik der Mark geht hervor, daß die
Ereigniſſe der Nachkriegszeit — und nicht etwa ſchon der Krieg
ſelbſt und die unglückliche Art ſeiner Liquidierung — die Schueld
an unſerem Währungsverfall tragen. Damit wird natürlich
nicht beſtritten, daß die wichtigſten Merkmale unſerer Lage: Der
Vermichtungswille Frankreichs und die Abneigung der übrigen
Verhandsmächte, ſich für die Verwirklichung der Wilſon’ſchen
Ideen einzuſetzen, bereits früher gegeben waren. Es ſtellt aber
einen öden, einer ernſten Nachprüfung nicht ſtandhaltenden
Fatalismus dar, wenn behauptet wird, wir ſeien der
unheil=
vollen Entwicklung bereits um die Wende 1918/19 unrettbar
überantwortet geweſen. Vielmehr haben die deutſchen Taten
und Unterlaſſungen, — inſonderheit die Uebernahme
unerfüll=
barer Verpflichtungen und die Entſchlußſchwäche bei der Reform
unſerer Finanzen und unſerer Wirtſchaft — erſt den Feinden
des Deutſchen Reiches und der deutſchen Wirtſchaft Macht über
uns gegeben.
Die Regierung Streſemann kämpft gegen den deutſchen
Wirt=
ſchaftsverfall und damit gegen das Verſinken unſerer Währung
ins Bodenloſe. Sie hat die ſchier unlösbare Aufgabe
über=
nommen, gleichzeitig die Reichsfinanzen und die Reichswährung
zu ſanieren. Die Steuergeſetze vom 10. Auguſt ſind in ihrem
Ertrag nur ganz ſummariſch geſchätzt worden; die Erfahrungen
der letzten Jahre haben gelehrt, daß die Ergebniſſe einer
neu=
durchgeführten Finanzmaßnahme beſtimmt nicht auch wur
an=
nähernd dem Voranſchlag entſprachen. Die diesmalige
Steuer=
reform wird in noch viel höherem Grade als alle früheren
Re=
formen die Grundlagen der Wirtſchaft zevolutionieren. Nach den
Worten des Reichsfinanzminiſters Dr. Hilferding und nach dem
Willen der ſozialdemokratiſchen Partei ſoll die Steuerreform vom
10. Auguſt nur ein Anfang ſein und beſonders durch energiſche
Maßnahmen zur „Erfaſſung der Sachwerte” ergänzt werden.
Es ſieht bereits jetzt, — bevor ſich die erhöhten Steuer=
Voraus=
zahlungen, das Rhein=Ruhropfer und die Lohnſteuer voll
ausge=
wirkt haben, — ſo aus, als werden zahlreiche gewerbliche und
kommerzielle Mittel= und Kleinbetriebe zuſammenbrechen. Die
neue Währung, deren Verwirklichung ſich das Kabinett
Streſe=
mann zur Aufgabe gemacht hat, kann unmöglich feſt und
trag=
fähig ſein, wenn ſie ſich auf einer morſchen, abbröckelnden
Wirt=
ſchaft gründet. Die weitverbreitete Auffaſſung, durch die
Zu=
laſſung von „Goldkonten” und die Ausgabe von „
wertbeſtän=
digen Zahlungsmitteln” werde die ſo ſchmerzlich erſehnte neue
Währung begründet und geſichert, iſt höchſt laienhaft. Der
Ver=
fall der deutſchen Mark hat ja eben bewieſen, daß die Garantie
des Reiches für die Sicherung der Währung nicht mehr ausreicht.
Woher ſollen wir aber andere Garantien nehmen? Das deutſche
Privawvermögen und die Wirtſchaftsſubſtanz ſind bereits ſchwer
belaſtet und werden noch ſtärker herangezogen werden; zudem
ſind ſie bereits zwiefach als Garantie von Verpflichtungen
ange=
boten worden: im deutſchen Reparationsvorſchlag vom 7, Juni
1923 und in der wertbeſtändigen Reichsanleihe. Zurzeit ſteht
alſo nichts zur Verfügung, worauf ſich die neue deutſche
Wäh=
rung gründen könnte. Daher iſt die beſte Politik zur Stützung
des Markkurſes und zur Schaffung einer wertbeſtändigen
deut=
ſchen Währung eine Wirtſchaftspolitik, die jeden unnötigen
Ver=
zehr verhindert und jede mögliche Produktionsſteigerung
durch=
führt.
Die Reichsbank nimmt das Urteil an.
Berlin, 3. Sept. (Wolff.) Das Reichsbankdirektorium
teilt mit: die von dem Vorſitzenden der Ferienkammer beim
Landgericht 3 bei der Urteilsverkündigung bekannt gegebenen
Gründe, aus denen das Landgericht zur Abweiſung der Klage
der Reichsbank gegen den Betriebsratsvorſitzenden Goßmann
ge=
langte, erſcheinen in ſich widerſpruchsvoll und nicht geeignet, den
Urteilsſpruch zu rechtfertigen. Trotzdem hat ſich das
Reichs=
bankdirektorium entſchloſſen, von der Einlegung einer Berufung
beim Kammergericht abzuſehen, weil bis zur endgültigen
Klärung längere Zeit verſtreichen würde, die endgültige
Rege=
lung aber der Angelegenheit im Intereſſe des Arbeitsfriedens
ſo lange nicht hinausgeſchoben werden könnte.
Eine griechiſche Note an Deutſchland.
TU. Berlin, 3. Sept. Die griechiſche Geſandtſchaft in
Berlin teilt mit: Die griechiſche Geſandtſchaft in
Berlin hat im Auftrag ihrer Regierung die deutſchen
Re=
gierung und den Regierungen der ſkandinaviſchen Staaten
eine Noteüberreicht, in der die griechiſche Regierung ihren
Aufruf an den Völkerbund bekannt gibt und Proteſt gegen
die ungerechte Stellungnahme Italiens erhoben
wird.
Seite 2.
Darmſtädter Dagblatt, Dienstag, den 4. September 1923.
Rummer 244.
Der italieniſch=griechiſche Konflikt
Italien lehnt den Völkerbund ab.
Paris,3. Sept. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Rom iſt die italieniſche Regierung, den Blättern
zu=
folge, nach wie vor feſt entſchloſſen, bei ihrem Standpunkt zu
bleiben, daß der Völkerbund nicht zuſtändig ſei, um
über den italieniſch=griechiſchen Konflikt zu entſcheiden, da es
ſich um eine Angelegenheit handle, bei der die italieniſche Ehre,
die nationale Würde und das Leben der italieniſchen
Staatsan=
gehörigen auf dem Spiele ſtänden. Es ſcheine indeſſen, daß die
italieniſche Regierung, falls dieſe Auffaſſung im Völkerbund
keine Annahme fände, es nicht ablehnen würde, daß der
ſtän=
dige internationale Gerichtshof im Haag mit der
Prüfung der Kompetenzfrage betraut würde.
Griechenland unterwirft ſich der Botzſchafterkonferenz.
TU. Athen, 3. Sept. Die Antwort Griechenlands auf die
Note der Botſchafterkonferenz wurde geſtern vormittag dem
franzöſiſchen Geſchäftsträger überreicht. Die Note zählt die
Maßnahmen auf, die die griechiſche Regierung bereits getroffen
hat. Es wird betont, daß die von den alliierten Behörden
ge=
führten Unterſunchungen beſſer ſeien, als die Aktion der
griechi=
ſchen Behörden, da dieſe ſich nicht über die Grenzen
Griechen=
lands erſtrecken können.
Zum Schluſſe heißt es in der Note, daß jede von der
Bot=
ſchafterkonferenz im Hinblick auf die von Griechenland geforderte
Wiedergutmachung, wie ſie auch ausfallen möge, angenommen
werden würde.
Kundgebungen gegen die Italiener.
Paris, 3. Sept. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Rom erfährt die Agentur Stefani aus Saloniki, die
Bevöl=
kerung ſei ſeit geſtern in lebhafter Erregung. In denjenigen
Stadtviertelu, in denen die Griechen in der Mehrzahl ſeien,
hät=
ten Kundgebungen gegen die Italiener
ſtattgefun=
den. Rehrere Italiener ſeien mißhandelt worden. Man habe
verſucht, das italieniſche Konſulat anzugreifen. Die
Hafenar=
beiter weigerten ſich, Dampfer italieniſcher Flagge zu entladen.
Es ſei vorgeſchlagen worden, den italieniſchen Handel
zu boykottieren.
Politiſche Einigung in Griechenland.
U. London, 3. Sept. Die letzten aus Athen
einge=
laufenen Nachrichten beſagen, daß innerhalb der griechiſchen
Regierung eine gewiſſe Einheitsfront zuſtande gekommen iſt.
Angeſichts des Konfliktes mit Italien hat Zaimis ſeine
Beteili=
gung an den Staatswahlen und zur Uebernahme der Leitung
einer Partei zugeſagt, welche die Partei des nanionalen
Wider=
aufbaus genannt werden ſoll.
Griechiſche Feſtiſtellungen.
Athen, 3. Sept. (Wolff.) Entgegen den
Veröffentlichun=
gen der albaniſchen Geſandtſchaften im „Auslande ſtellt die
Agence d’Athenes feſt, daß nicht nachgewieſen ſei, daß
die Mörder, der Mitglieder der italieniſchen Militärmiſſion
Griechen ſeien und daß der griechſiſche Grenzkommandant
in Kakavia den albaniſchen Präfekten davon in
Kennt=
nis ſetzte, daß die Grenze wegen der in
Griechen=
land herrſchenden Anarchie geſchloſſen werden
würde. Wahr ſei vielmehr, daß albaniſche Banden in
letzter Zeit an der griechiſch =albaniſchen
Grenze aufgetaucht ſeien. Die griechiſche Regierung
habe zu wiederholten Malen in Verbalnoten die Aufmerkſamkeit
der albaniſchen Regierung auf dieſe Tatſache gelenkt. Tatſache
ſei es fernr, daß der albaniſche Vertreter in Janina drei Tage
vor der Ermordung der Mitglieder der italieniſchen
Militär=
miſſion auf Grund eines Telegrammes des albaniſchen
Geſand=
ten in Athen den griechiſchen Präfekten aufſuchte, um gemauere
Angaben über das Erſcheinen der albaniſchen Banden und ihre
Anhänger zu erhalten. Der Präfekt überſandte ihm darauf eine
Aufſtellung mit Angaben über die Stärbe der Banden und ihre
Führet.
Die italieniſchen Streitkräfte auf Korfu.
EU. London, 3. Sept. Daily Mail berichtet aus Athen,
daß die italieniſchen Streitkräfte in Korfu ſich auf 15 000 bis
20/000 Mann belaufen. Im Hafen liegen vier Schlachtſchiffe und
10 bis 12 Linien=Einheiten. Die griechiſchen Behörden ſeien an
Bord eines italieniſchen Schlachtſchiffes untergebracht. Das
Te=
legraphenbüro und die Stadtgebäude ſeien von italieniſchen
Truppen beſetzt. Weiter glaubt der Berichterſtatter des engliſchen
Blattes zu wiſſen, daß der griechiſche Konſul im Einvernehmen
mit dem britiſchen Konſul vor der Beſchießung Korfus die
Ita=
liener darauf aufmerkſam machte, daß Flüchtlinge in der alten
Befeſtigung der Stadt untergebracht ſeien. Nichtsdeſtoweniger
habe der Kommandeur den Schiffen Befehl gegeben, das Feuer
auf Korſu zu eröffnen.
Zur Beſchießung Korfus.
Nom, 3. Sept. (Wolff.) Stefani teilt mit: Aus den
neue=
ren Unterſuchungen in Korfu geht nach völliger Klärung der
Sachlage hervor, daß die unmittelbare Verantwortung für die
Verwundung einiger Perſonen den Kommandanten von Korfu
trifft, der erklärt hatte, daß er ſich gewaltſam der Landung
ita=
lieniſcher Truppen widerſetzen würde; dieſem war außerdem
klar und deutlich mitgeteilt worden, daß auf eine ſolche
Erklä=
rung hin gegen ein militäriſches Ziel das Feuer eröffnet werden
würde. Ferner wurde feſtgeſtellt, daß einige Schüſſe die Kaſerne
der griechiſchen Gendarmerie trafen, daß jedoch kein Brand
ſtatt=
gefunden hat und weder ein Gendarm noch ein als Inſtrukteur
anweſender engliſcher Offizier bei undet wurde.
England verlangt eine
Völkerbunds=
intervention im griechiſch=italieniſchen Konflikt.
EU. London, 3. Sept. Der erſte Regierungsakt Lord
Curzons nach ſeiner Rückkehr hierher war eine telgraphiſche
kate=
goriſche Erklärung an den britiſchen Vertreter im
Völkerbunds=
rat, Lord Robert Cecil, eine Indervention des Völberbundes in
der italieniſch=griechiſchen Kriſe unter allen Umſtänden
herbei=
zuführen. Man hofft hier allgemein, daß eine derartige
Inter=
vention, trotz der Weigerung Italiens, ſich einem Beſchluß des
Völkerbundes zu unterwerfen, erfolgreich ſein werde. Man geht
dabei von der Haltung Frankreichs aus, weil Frankreichs und
Englands Anſichten be, glich der Intervention des Völkerbundes
ſich decken. Man erwartet deshalb ein Nachgeben Italiens.
Englands Intereſſe am griechiſch=italieniſchen Konflikt.
TU. London, 3. Sept. In politiſchen Kreiſen erfährt
man mit Bezug auf den italieniſch=griechiſchen Konflikt, daß die
engliſche Regierung an dieſem Konflikt Intereſſe hätte:
1. weil die griechiſche Regierung die Vermittlung des
Völkerbundes angerufen habe, dem England angehöre,
2. weil die italieniſchen Offiziere, die in Janina ermordet
wurden, ein Mandat ausübten, das ihnen die
Botſchafterkon=
ferenz verliehen habe, in der England ebenfalls vertreten ſei.
3. weil die Beſetzung und das Bombardement von Korfu
eine Verletzung des Vertrags von 1864 darſtelle, worin die ewige
Neutralität von Korfu feſtgelegt worden ſei. Am Sonnabend
wurde außerdem eine offizielle Note abgefaßt, worin erklärt
wird, daß man in engliſch=politiſchen Kreiſen mit großem
Inter=
eſſe der Stellungnahme Frankreichs in dem italieniſch=
engliſch=
griechiſchen Konflikt entgegenſieht. Man ſei der Anſicht, daß dies
die beſte Gelegenheit ſein werde, die Solidarität zwiſchen
Eng=
land und Frankreich zu beweiſen.
Engliſche Preſſeſtimmen.
London 3. Sept. (Wolff.) Daily Telegraph meint, das
Hauptziel Großbritanniens und der Mächte müſſe die
Verhin=
derung einer offenen Kriſe ſein.
Daily Chronicle ſchreibt, die Entſcheidung des Völkerbunds
ſei ſchwer, weil zwei Großmächte, Deutſchland und Rußland, ihm
nicht angehörten.
Die Weſtminſter Gazette ſagt, es ſcheine beſonders
wichtig, daß England und Frankreich zuſammen
handeln; angeſichts der dauernden Hinweiſe Poincarés auf die
Wichtigkeit der Erzwingung des Friedensvertrags von Verſailles
müſſe Poincaré vollauf die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung
der Völkerbundſatzung, die ein weſentlicher Teil des
Friedens=
vertrages ſei, anerkennen.
Der diplomatiſche Berichterſtatter der Daily News
ſchreibt aus Genf, alles oder faſt alles hänge von Frankreich
ab. Die britiſche Haltung, es ſei denn, daß faſt unglaubliche
Anweiſungen aus London oder Aix=les=Bains einträfen, ſei
vollkommen deutlich. Ein klarer Bruch der
Völkerbund=
ſatzung durch Italien habe ſtattgefunden und für einen
ſolchen Fall müßten die in der Satzung vorgeſehenen
Beſtim=
mungen angewandt merden, ſonſt ſei es mit dem Völkerbund
aus.
Kein engliſch=griechiſcher Gebeimvertrag.
* London, 3. Sept. (Priv.=Tel.) Die in Rom
aufge=
tauchten Preſſenachrichten über einen engliſch=griechiſchen
Ge=
heimvertrag werden halbamtlich energiſch dementiert. Die Preſſe
plädiert eifrig dafür, daß der Völkerbund, wenn er ſich in der
griechiſcheitalieniſchen Angelegenheit als machtlos erweiſen
ſollte, ſeinen Laden ſchließen müſſe. Die Blätter erinnern
da=
bei daran, daß dieſe Inſtitution England jährlich große
Som=
men koſte.
Jugoſlawiſche Beſoxgnis.
U. London, 3. Sept. Dem Belgrader Berichterſtatter
der Daily Mail zufolge hat die Aktion Italiens gegen
Griechen=
land in Jugoſlawien große Beſorgnis ausgelöſt. Südſlawien,
ſo erklärt der Berichterſtatter weiter, hoffte, daß, wenn Italien
auf die Bedingungen des Vertrages von Rapallo, nach denen
Fiume zum ſelbſtändigen Staat erhoben werden ſolle, nichr
ein=
ginge, Muſſolini ſich dem Schiedsſpruch der Schweiz unterwerfen
werde. Nunmehr habe es den Anſchein, daß der italieniſche
Mi=
niſterpräſident von letzterer Abſicht abgekommen ſei und ſeine
Forderungen auf eine Einverleibung des Hafens Baros zu
Ita=
lien, der urſprünglich Südſlawien zugeſtanden war, weiter
auf=
recht erhalten wolle. Eine Regelung dieſer Art werde auf das
ſchwerſte bekämpft.
Ein katholiſcher Block im Südoſien Europas
unter Führung Italiens.
* Rom, 3. Sept. (Priv.=Tel.) Wie hier der Eindruck
be=
ſteht, kann es für ſicher gehalten werden, daß die Haltung
Ita=
liens in der griechiſchen Angelegenheit nicht eine einzelne Aktion
darſtellt, ſondern im Zuſammenhang mit einem umfaſſenden
ſüd=
oſteuropäiſchen Problem zu betrachten iſt. Dieſes Problem,
be=
zweckt die Bildung eines großen Blocks unter Führung Italiens,
an dem ſich die Tſchechoſlowakei, Ungarn und Kroatien beteiligen
ſollen. In eingeweihten Kreiſen iſt man der Anſicht, daß eine
derartige Aenderung der Machtverhältniſſe, die genen den
Pan=
flavismus gerichtet iſt, nur under Aenderung der politiſchen
Kon=
ſtellation des Balkans durchzuführen ſei. Die Verſchiebung der
Machtverhältniſſe in Südoſteuropa iſt ohne Krieg undenkbar.
Englands Eiferſucht auf Jtalien.
* London, 3. Sept. (Priv.=Tel.) Während das
italie=
niſche Vorgehen gegen Griechenland die geſpannteſte
Aufmerk=
ſamkeit der Welt auf ſich zieht, iſt in den letzten Tagen noch
eine andere politiſche Gefahrzone entſtanden. Die Entſendung
einer handvoll italieniſcher Soldaten nach Tanger zum Schutze
des italieniſchen Reſidenten, deſſen Leben in Gefahr ſei, hat
England in Unruhe verſetzt. Bekanntlich bildet Tanger im
Augenblick eine Streitfrage zwiſchen England und Frankreich.
England möchte es internationaliſieren und Frankreich wünſcht)
daß es ſich unter die Kontrolle eines eingeborenen Scheichs
ſtellt, der natrlich unter franzöſiſchem Einfluß ftünde. Manſ
befürchtet in London nunmehr, daß Muſſolim mit dieſer
ent=
ſandten Delegation einen Anſpruch aufzuſtellen beabſichtigt, daß
Italien Anteil an der Kontrolle über die Zugänge zum
Mittel=
meer erhält. Bei der Beſetzung Korfus war Muſſoliwis altes
Ziel, die Kontrolle der Adria, die ſomit heute eine italieniſcher
Sieg geworden iſt und es ſcheint, als ob Muſſolini noch weitere
und größere Anſprüche auf das Mittelmeer erheben wolle. Alle
dieſe Betrachtungen ſtärken in England den Wunſch nach einer
baldigen internationalen Löſung und man hofft, daß auch
Frankreich die Gefahr einſieht, die aus einem Nachgeben dem
italieniſchen Ehrgeiz gegenüber entſtehen und einen Krieg
her=
aufbeſchwören muß.
Konzert.
F.N. Eine nachahmenswerte Veranſtaltung war der
Geſell=
ſchaftsabend, den das Orthſche Männerquartett und
der Geſangverein Frohſinn zu Ehren der als Gäſte
erſchiene=
nen Sänger der Liederhalle Heidelberg in der
Beſſun=
ger Turnhalle veranſtalteten. Eine reichhaltige Folge von
Männerchören ernſten und heiteren Inhalts wurde bald von den
einzelnen Vereinen, bald von ihrer Geſamtheit vorgetragen, in
kohem Wetteifer begeiſterten ſich die Chöre zu achtungswerten
Seiſtungen und zeugten von dem erfolgreichen Wirken ihrer treff=
Achen Dirigenten. Zwiſchen die Chöre traten Sologeſänge von
Fräulein Löſch, die mit gut durchgebildetem Sopran Lieder
on Schumann, Chopin und Schubert ſang und mit dem
beſon=
ders empfindungswarm vorgetragenen Mignon=Lied von
Tho=
mas begeiſterten Beifall fand. Auch die Duette, die von zwei
Sängern aus einem der Vereine vorgetragen wurden, boten
neben den zahlreichen Chorliedern erwünſchte Abwechſelung.
Herr Profeſſor Zimmermann gab durch eine
warm=
empfundene, begeiſterte Anſprache dem Abenb noch eine beſondere
Weihe. Er zeigte, wie nötig es für uns iſt, daß uns die
Männer=
chöre Lebensmut ins Herz ſingen und deutſchen Charakter im
Lied und im vereinten idealen Streben bewahren, und dankte
allen Mitwirkenden, ganz beſonders aber Herrn Bitter, dem
Vorſitzenden des Orthſchen Quartetts, der mit größter
Begeiſte=
rung und Aufopferung ſein Streben in den Dienſt der Sache
ſtellt, in dem neuen Fachausſchuß mitwirkt, und von dem auch
die Anregung zu dieſer Veranſtaltung ausging. Mögen die
ge=
rade augenblicklich ſo regen Beſtrebungen, durch Einheitlichkeit,
Organiſation und Zuſammenſchluß dem deutſchen Chorlied bei
uns zu noch größerer Bedeutung zu verhelfen, von beſtem
Er=
folg gekrönt ſein. Abendunterhaltungen wie dieſe in der
Beſſun=
ger Turnhalle zeigen, wie gemeinſames Streben und ehrliche
Kunſtbegeiſterung wertvolle Früchte innerer Erhebung allen
Be=
teiligten zu bringen vermag.
Aus Bismarcks Petersburger Zeit.
Im zweiten Band ſeiner ſehr leſenswerten „
Lebenserinne=
ungen” ſchildert Konſiſtorialrat Hermann Dalton, ein
gebo=
ener Offenbacher, ſeine Erlebniſſe als Paſtor der deutſch=
evan=
eliſchen Gemeinde in Petersburg in den 60er und 70er Jahren
es horigen Jahrhunderts. Wenige Monate nach ſeiner Ankunft
Petersburg traf als preußiſcher Geſandter am ruſſiſchen
ſaiſerhof Bismarck ein. Dalton hatte Bismarck als
Bundes=
agsgeſandten bereits in Frankfurt, wenn auch nur flüchtig,
ken=
n gelernt. In Petersburg war ein freundſchaftlicher Verkehr
wiſchen Haus und Haus bald angebahnt. In ſeinen
Aufzeich=
ungen macht Dalton hierüber intereſſante Mitteilungen. „
Un=
mein liebenswürdig war Bismarck in ſeinem traulichen
eim. Dabei nicht ſelten von einer verblüffenden Offenheit in
ſeden und Beurteilungen. So war ich eines Tages bei der
Her=
in des Hauſes, als der Hausherr von einem Beſuch am Hofe
zurückkehrte. Bismarck machte ſeiner Frau ſo rückſichtslos
offen=
herzige, ſcharf zutreffende Mitteilungen über die hohen und
höchſten Perſonen, daß ich raſch aufbrach und als Grund angab,
ihm müſſe bei ſo vertraulichen Aeußerungen fremder Beſuch
läſtig ſein. Lächelnd erwiderte er: „Bleiben Sie nur, Herr
Paſtor, das dürfen Sie auch hören! Sie werden ja doch nicht
Gortſchakow und den anderen mitteilen, was ich über ſie meiner
Frau geſagt. Und welch prächtiger Plauderer im kleinen Kreis
ſeiner Tafelrunde, auch da ein Meiſter der Unterhaltungskunſt,
wie ich keinem angenehmeren, geiſtvolleren und in
liebenswür=
diger Scherzrede ſchlagfertigeren jemals begegnet bin. Man
mußte freilich ſchon in Petersburg ſein ſpäter berühmt
gewor=
denes geflügeltes Wort: „Wir Deutſche fürchten Gott, und ſonſt
nichts auf der Welt” im voraus zu betätigen angefangen haben.
Auch keine Angſt vor Bären als Tiſchgenoſſen. Wurde der
Nach=
tiſch aufgetragen, dann machten ein paar junge Bären, die der
leidenſchaftliche Jäger einer erlegten Bärim weggenommen, ihre
Aufwartung, wie kleine Kinder des Hauſes zur Teilnahme an
der ſüßen Speiſe zugelaſſen werden. Die tolpatſchigen
Bären=
jungen zeigten ſich bei dem Eintreiben der, wie ſie annahmen,
ihnen von den Gäſten zukommenden Leckerbiſſen als bereits in
ihre Flegeljahre eingetreten, ſo daß auch dem Tierfreund und
Weidmann die Sache bedenklich zu werden anfing und er die
zudringlichen Geſellen dem Zoologiſchen Garten in Köln ſchenkte,
noch ehe er Petersburg verließ.
Im Februar und März 1862 war wiederholt in den
Zeitun=
gen das Gerücht von der Berufung Bismarcks als
Miniſterpräſi=
dent nach Berlin aufgetaucht. Bei einer Unterhaltung mit Frau
v. Bismarck hatte ich ſcherzend fallen laſſen, daß ich wohl
näch=
ſtens an ſie als Frau Miniſterpräſident zu ſchreiben hätte. Die
herrliche, echt deutſche Frau wies in derb=offenherziger Weiſe das
Gerücht als Zeitungsklatſch ab. In dem Augenblick trat ihr
Mann aus dem anſtoßenden Arbeitszimmer. Die Frau hatte
nichts eiligeres zu tun, als „ihrem Otto” meine Bemerkung
mit=
zuteilen. Ich war auf eine ungeſchminkte Abweiſung nun auch
von ihm gefaßt. Statt deſſen beſtätigte er das Gerücht.
Zwei=
mal ſchon habe der König wegen Uebernahme des Poſtens ſich
an ihn gewandt; beide Male habe er abgelehnt. Auf meine
ver=
wunderte Frage, wie ſich ſolche Ablehnung mit ſeiner
königs=
treuen Geſinnung reime, gab er in tiefem Ernſt die bezeichnende
Antwort: „Es iſt mir nicht leicht gefallen, das können Sie
glau=
ben. Ich bin Familienvater und habe als ſolcher Pflichten. Sie
wiſſen, daß ich nur geringes Vermögen beſitze: meine drei
Kin=
der wachſen heran; ich muß mich ihnen zu erhalten ſuchen. Deſſen
bin ich aber gewiß, daß ich auf dem Poſten in Berlin nach
Jahres=
friſt nicht mehr am Leben wäre.” Ich ſah Bismarck, die
wetter=
feſte deutſche Eiche, von oben bis unten an; auf ſolch eine
der=
blüffende Todesanzeige war ich in der Tat nicht gefaßt. „Sie
lächeln, Herr Paſtor, aber Sie kennen meine Natur ſo wenig,
wie den auf dem angebotenen Poſten bevorſtehenden Kampf. Im
grimmigen Zorn mit undeutſchen, kurzſichtigen Gegnern würde
mir die Galle ins Blut ſchießen und ich wäre gar bald ein toter
Mann.” — „Exzellenz! Ueber Leben und Tod entſcheidet denn
doch ein anderer als politiſcher Gegner, und wären es die
jäm=
merlichſten, zornaufregendſten. Gott kann Ihrem Leben hier auf
dem ſtillen Poſten in wenigen Wochen ein Ende ſetzen; er kann
Sie aus dem bevorſtehenden Kampf als Sieger hervorgehen
laſſen und Sie unſerem Volke für zwanzig und dreißig Jahre zu
einem Segen ſetzen.” — „Herr Paſtor, ich danke Ihnen für das
offene Wort. Ich will Ihnen auch bekennen, daß ich ſeit ein
paar Tagen zu dem Entſchluß gelangt bin, dem Rufe Folge zu
leiſten, wenn der Kömig ein drittes Mal mit der Aufforderung
kommt.‟ Der Ruf kam nach kurzer Zeit. W. Römheld.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
C.K. Eine engliſche Ausgabe von Fichtes
„Reden”. Fichtes „Reden an die deutſche Nation” werden jetzt
in einer vorzüglichen Uebertragung von den beiden Profeſſoren
R. F. Jones und G. H. Turnbull dem engliſchen Volke
darge=
boten. Die Einleitung erinnert an den Ausſpruch des bekannten
Hiſtorikers Seeley, daß Fichtes „Reden” das prophetiſche oder
kanoniſche Buch ſind, das die große Wandlung im modernen
Europa ankündigt und erklärt, und deſſen Prophezeiungen ſich
unmittelbar nachher erfüllten. Die beiden Ueberfetzer erinnern
daran, daß Ebert das Ideal Fichtes heraufbeſchwor, als er 1919
die Weimarer Nationalverſammlung eröffnete, und ſie machen
auch aufmerkſam auf die verwandten Verhältniſſe, die das
Deutſchland von heute ſo ſchwer und noch ſchwerer bedrücken als
das Preußen vor mehr als hundert Jahren. Sie ſinden es ſehr
begreiflich, daß die Deutſchen ſich heute wieder zurückwenden zu
dieſem Buch, das mehr als jedes andere Schriftwerk die
Grund=
lage der deutſchen Erhebung war. Eine Beſprechung der
Ueber=
tragung in der „Times” ſchließt mit den Worten: „Es würde
gut ſein, wenn viele von denen, die ſo oberflächlich über
deut=
ſches Weſen ſchwatzen, ſich mit einem Werk bekannt machten, das,
vielleicht deutlicher als irgend ein anderes, die Stärke und die
Schwäche der deutſchen Gedankenwelt offenbart.
C.K. Die geringe deutſche Einwanderung nach
Amerika. Gar viele von uns ſehnen ſich heute nach den
ſiche=
ren Verhältniſſen des glücklichen Dollarlandes. Da iſt es
merk=
würdig, daß nach der abſchließenden Statiſtik, die das
amerika=
niſche Einwanderungsbureau über das am 30. Juni beendete
Einwanderungsjahr 1922/23 veröffentlicht, die Deutſchen die
ihnen zuſtehende Quote unter allen Ländern am wenigſten
aus=
genutzt haben. Statt der 357 803 Einwanderer, denen nach dem
gegenwärtigen amerikaniſchen Einwanderungsgeſetz in dieſer
Zeit der Weg in die Vereinigten Staaten offen ſtand, haben nur
333 480 von dieſer Erlaubnis Gebrauch gemacht. Die
Zulaſ=
ſungsquoten der meiſten Länder wurden nicht voll ausgenutzt.
Bei der Mehrzahl der Staaten ſind es aber nur ganz kleine
Zif=
fern, die die Einwanderung unter der erlaubten Zahl liegt. Ueber
1000 iſt die Menge der fehlenden Einwanderer nur bei Eſtland,
das ſtatt der ihm geſtatteten 1348 Auswanderer nur 241 nach
Amerika ſchickte, bei Galizien, wo ſtatt 31 146 nur 29 730 kamen,
und dann vor allem bei Deutſchland. 67 607 Deutſche hätten in
der Zeit vom 1. Juli 1922 bis zum 30. Juni 1923 nach Amerika
einwandern dürfen, es kamen aber nur 49 248, ſo daß mehr als
18000 von der Erlaubnis nicht Gebrauch gemacht haben. /
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je Zel
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iut folgende.
Jata und 9
ud vom Fe
Opfer zu ber
ier; erbitten
am
[ ← ][ ][ → ]Rummer 244.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 4. September 1923.
Seite 8.
Koll=
Aufmerl=
not
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ich wünſch
Scheichs
jeſer eit=
Hele
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für da
ſeit ei
Die Erdbebenkataſtrophe in Japan.
Ueber 100 000 Menſchen getötet.
U. London, 3. Sept. Die Nachrichten aus Tokio laſſen
erkennen, daß das Erdbeben einen weit größeren
umfang angenommen hat, als nach den erſten
Meldun=
gen vermutet wurde. Die letzten Nachrichten teilen mit, daß
allein in den Städten Tokio und Yokohama durch
das Erdbeben 100 000 Menſchen ums Leben
gekom=
men find.
In Tokio griffen die Flammen auf das Innere der
Stadt über. Die größten Verwüſtungen ſind in der Gegend von
Jareanto angerichtet worden. Zehntauſende von Perſonen
haben wveder Waſſer noch Lebensmittel. Die Stadt Atome auf
dem Verg Hakone iſt ſchwer beſchädigt; 6—7000
Ein=
wohner ſind ums Leben gekommen. In Yokohama iſt das
Geſchäftsviertel vom Erdboden hinweggefegt
worden. Auf der Halbinſel Ydzu wurde die Stadt Itu von
der Springflut davongetragen. Der Einſturz
des Eiſenbahntunnels von Saſako, der der größte
Tunnel Japans iſt, hat den Tod von 600 Perſonen zur Folge
gehabt.
Ein Telegramm aus Oſaka gibt folgende Einzelheiten
über die Zerſtörung von Yokohama bekannt: Die erſten
Erd=
erſchütterungen, die nur ſechs Minuten dauerten, waren
furcht=
bar. Nach einer kurzen Ruhepauſe ſetzte das Erdbeben dann
ge=
gen 2.50 Uhr wieder ein und dauerte etwa 1½ Stunde. Schon
infolge des erſten Stoßes wurde Yokohama nahezu völlig
zer=
ſtört. Infolge der weiteren Erderſchütterungen brach ein Brand
aus; da die Waſſerleitungen zerſtört waren, konnte keine Hilfe
gebracht werden. Zahlreiche Einwohner, die dem Erdbeben
ent=
gangen waren, kamen in den Flammen, die ganze Stadtviertel
einhüllen, um. Zahlreiche Schiffe ſind infolge der
Springflut untergegangen.
Den neueſten Meldungen zufolge glaubt man zu wiſſen,
daß das Erdbeben von Süden her in der Gegend von Oſaka und
Kobe nach Norden nach Sendai verlief. Die heftigſten
Erſchütte=
rungen wurden in der Gegend von Fandji=Imma, in der Nähe
des heiligen Berges, der 100 Kilometer ſüdweſtlich von Tokio
liegt, verſpürt. Eine ganze Reihe von Städten und
Dörfern, die am Fuße des Berges liegen, wurden
zer=
ſtört und Tauſende von Perſonen getötet. In
Atami ſind 6000 Perſonen ums Leben gekommen.
Der Gouverneur von Yokohama ,der ſich an Bord des
Schiffes „Korea=Maeru” in der Reede von Yokohama befindet,
hat folgendes drahtloſes Telegramm an die Gouverneure von
Oſaka und Kobe geſandt: „Yokohama iſt von dem Erdbeben
und vom Feuer vernichtet worden. Es ſind mehr als 10 000
Opfer zu verzeichnen. Wir haben weder Lebensmittel noch
Waſ=
ſer; erbitten unverzüglich Hilfe.”
Kriegsrecht in ganz Japan.
200 000 Menſchen obdachlos.
London, 3. Sept. (Wolff.) Einer Reuter=Meldung aus
Ofaka zufolge iſt in ganz Japan das Kriegsrecht
proklamiert worden. Nach einer drahtloſen Meldung des
Dampfers „Korea Maru” ſind 200 000 Menſchen in
Yo=
kohama obdachlos und ohne Nahrung. Die Zahl der in
Japan Umgekommenen wird von Reuter auf 1000000 ange,
geben.
Amerika bietet Japan Hilfe an.
TU. London, 3. Sept. Aus Neu=York wird gemeldet, daß
Präſident Coolidge ein Beileidstelegramm an den Mikado
ſandte. Der Präſident bietet dem Kaiſer namens der
Vereinig=
ten Staaten jedmögliche Hilfe an und teilt mit, daß die
Einhei=
ten des amerikaniſchen Geſchwaders, das ſich zurzeit in der
Reede von Port Arthur befindet, ſich unverzüglich nach
Yoko=
hama begeben haben.
*
Berlin, 3. Sept. (Wolff.) Der deutſche Botſchafter in
Tokio wurde beauftragt, angeſichts der Erdbebenkataſtrophe das
Beileid des Reichspräſidenten dem japaniſchen Regenten
perſön=
lich auszuſprechen. Außerdem erhielt die Botſchaft den
Auf=
trag, der japaniſchen Regierung das Beileid der Reichsregierung
auszudrücken.
Die ruſſiſche Ausfuhr nach Deutſchland.
Das Mitglied der Berliner bolſchewiſtiſchen
Handelsver=
tretung Korobotſchkin macht in der „Ekonomitſcheskaja Shiſn”
intereſſante Angaben über die Entwicklung der Tätigkeit der
Berliner Handelsvetretung. Dieſe hat von Beginn ihrer
Tängkeit, d. h. vom März 1921 bis zum 1. April 1922 Waren
für 2625 911 Goldrubel verkauft und vom 1. April bis zum 1.
Oktober 1922 für 3 732305 Goldrubel. Vom 1. Oktober 1922 bis
zum 1. April d. J. ſind durch die Handelsvertreter Waren für
1 138 752 Goldrubel verkauft worden. Die erſte Stelle in der
ruſſiſchen Ausfuhr nimmt Pelzwerk ein, es folgen Tabak, Flachs,
Asbeſt, Borſten, Rohleder, Hanf und Roßhaar. Diejenigen
Waren, die nicht durch die Exportabteilung der Berliner
Handels=
vertretung verkauft worden ſind, wie Naphtha, Holz und
Ge=
treide, ſind in der oben angeführten Statiſtik nicht enthalten.
Korobotſchkin erwähnte u. a., daß viele ruſſiſchen Exportwaren
ohne Spezifizierung und Fakturierung eintrafen, ſo daß die
bolſchewiſtiſche Handelsvertretung genötigt war, eine
kompli=
zierte Arbeit zu bewältigen, um die Waren in einen ſolchen
Zu=
ſtand zu verſetzen, daß ſie den deutſchen Käufern übergeben
wer=
den konnten. Aber auch in dieſer Beziehung ſei in letzter Zeit
eine Beſſerung eingetreten. Infolge der Verſchlechterung der
Wirtſchaftslage Deutſchlands können viele ruſſiſche Exportwaren
in Deutſchland ſelbſt nicht abgeſetzt werden und Deutſchland ſpielt
nur die Rolle eines Tranſitlandes. Aber bis zu einem gewiſſen
Grade ſei Deutſchland der Zentralmarkt, auf dem die Rohſtoffe
und Kolowialwaren beinahe aller Länder kotiert würden.
End=
lich dürfe nicht vergeſſen werden, daß Deutſchland für Rußland
dadurch wertvoll ſei, daß es eine Menge ruſſiſcher Rohſtoffe
ver=
arbeite, die darauf ins Ausland ausgeführt würden.
Im April und Mai d. J. hat die Berliner Handelsvertretung
Waren für 478 651 Pfund Sterling verkauft und die Vorräte an
Exportwaren ſind gering.
Franzöſiſche Induſirielle in Rußland.
Aus Helſingfors wird uns geſchrieben: In Moskau weilt
gegenwärtig der Vertreter des Franzöſiſchen Konzerns „
Ruſſi=
mex”, Herr Martin. In dem Ruſſimex” (Ruſſiſches Export= und
Import=Konſortium in Frankreich) ſind 50 bedeutende
franzö=
ſiſche Induſtviefirmen vereinigt. Das Kapital dieſer Vereinigung
beträgt eine halbe Milliarde Franken und die Kaufkraft beziffert
ſich jährlich auf etwa 150 Millionen Franken. Die Mehrzahl der
Mitglieder des Konſortiums hat bereits vor dem Kriege in
Ruß=
land gearbeitet. Herr Martin ſelbſt war bis zum Jahre 1918
Direktor der ruſſiſchen Sektion beim Franzöſiſchen
Handelsmini=
ſterium. Martin erklärte bolſchewiſtiſchen Journaliſten, daß er
von Beginn der bolſchewiſtiſchen Revolution an für die
Aner=
kennung der Sowjetregierung geweſen ſei. Die Frnzöſiſche
Ver=
einigung will nach Rußland landwirtſchaftliche Geräte,
Textil=
waren, Farben, Inſtrumente, Papier, Automobile uſw. einführen
Ermordung eines italieniſchen Faſziſien in Paris.
Paris, 3. Sept. (Wolff.) Wie die Bläter melden, iſt
ge=
ſterm ein italieniſcher Angehöriger der Faſziſtenpartei in Paris
von Kommuniſten ermordet worden. Ein zweiter italieniſcher
Faſziſt wurde in der Nacht in der Nähe ſeiner Wohnung
über=
fallen und ſchwer verletzt. Die Tat ſoll von italieniſchen
Kom=
muniſten, die von der Regierung Muſſolini ausgewieſen
wor=
den waren, verübt worden ſein. Der Pariſer Polizeipräfekt hat
den Beſchluß gefaßt, wie die „Liberté” meldet, die Gebäude, in
denen Italiener arbeiten, einer beſonderen Bewachung zu
unter=
ſtellen und eine Unterſuchung einzuleiten, um die
kommuniſti=
ſchen Organiſationen zu entdecken, in denen die Mordtat
vor=
bereitet wurde.
Ein Spion verhaftet.
EU. Neu=Stettin, 3. Sept. In Thurow wurde der
angebliche Geſchäftsreiſende Keßner wegen Spionage
von der Landeskriminalpolizei feſtgenommen. Keßner
wurde ſchon ſeit dem Jahre 1912 wegen Spionage für
Rußland ſreckbrieflich verfolgt entzog ſich aber
ſeiner Feſtnahme durch die Flucht, nach Rußland.
Während des Krieges hat er dort in gemeinſter Weiſe
ge=
gen fein Vaterland gearbeitet. Im Januar ds. Js.
kehrte er nach Deutſchland zurück, da er ſich nach dem Umſturz
ſicher zu fühlen glaubte. Er nahm ſofort ſeine Tätigkeit wieder
auf und trieb ſeit dieſer Zeit Spionage im Ruhrgebiet
zugunſten Frankreichs.
Die Bedeutung der deutſchen Anfiedlungen
in Pennſplvanien.
D.A. I. Ein Zeichen des regen Intereſſes, das für Geſchichte
und Bedeutung des Auslanddeutſchtums jetzt auch allenthalben
in den Kreiſen der deutſchen Wiſſenſchaft herrſcht, iſt das neue
Buch, das als Band 12 der kulturhiſtoriſchen Reihe des Deutſchen
Ausland=Inſtituts ſoeben im „Ausland= und Heimat=Verlag
(Stuttgart, Neues Schloß) herauskommt. Dr. Martin Lohmann
hat es im Seminar des Leipziger Nationalökonomen
Univerſi=
tätsprofeſſor Dr. Stieda, ſelbſt eines Auslanddeutſchen,
gear=
beitet. Zwar war er ſelbſt nie in Amerika und kennt Land und
Leute nicht; das läßt ſein Buch etwas der Unmittelbarkeit
ent=
behren. Aber die Trockenheit und Nüchternheit der Darſtellung
läßt auf der anderen Seite die hiſtoriſchen Tatſachen um ſo
ſtär=
ker hervortreten, und da ſich Dr. Lohmann mit beſonderem Eifer
der ſozialwirtſchaftlichen Erſcheinungen annimmt und das in
Deutſchland vorhandene Quellenmaterial mit ſeltenem Fleiße
durchgearbeitet hat, iſt eine Arbeit entſtanden, die gerade in ihrer
Kürze und knappen Zuſammenfaſſung eine wertvolle
Bereiche=
rung der Auslanddeutſchtums=Literatur darſtellt. Lohmann
unterſucht im erſten Teil ſeines Buches die Gründe der
deut=
ſchen Auswanderung und den Einfluß der Deutſchen auf die
Koloniſierung und Erforſchung Pennſylvaniens. Er geht von
der Gründung Germantowns aus und ſchildert bis zum
Unab=
hängigkeitskriege das Kultur= und Wirtſchaftsleben der
Deut=
ſchen, die ja zum guten Teil unter quäkeriſchen und ſektiereriſchen
Einflüſſen ſtanden. Was ſie in Landwirtſchaft, Viehzucht, Obſt=
und Gartenbau, in Handwerk und Induſtrieanfängen, in Handel
und Verkehr für das Land geleiſtet haben, erfährt eine liebevolle
Darſtellung. Im zweiten Teil wird zunächſt die Zeit des
Rück=
gangs der deutſchen Einwanderung bis etwa 1820 unterſucht,
dann wird die Periode der Einwanderer um 1820 bis 1830, der
ſogenannten „Dreißiger”, vor allem aber der 48er geſchildert und
ſchließlich die Zeit ſtarker deutſcher Einwanderung nach dem
Sezeſſionskriege dargeſtellt. Den Abſchluß bildet die Periode
des Nachlaſſens des deutſchen Zuſtroms bis zum Weltkriege und
der Einfluß des Völkerkriegs auf das Deutſchtum des Landes.
In jeder einzelnen Periode wird dargelegt, wie das
reli=
giöſe und kulturelle Leben der Deutſchen beſchaffen war, unter
welchen Schwierigkeiten und Bedingungen ſie ſich gegenüber den
Angliſierungsbeſtrebungen deutſch erhielten, wie unermüdlich
und wacker ſie an die Urbarmachung des Landes, an die
Ent=
wickelung ſeiner landwirtſchaftlichen und induſtriellen
Boden=
ſchätze gingen, wie gerade Pennſylvanien in ſeiner geſamten
Wirtſchaft dem Deutſchtum unendlich vieles verdankt und wie
ſtark deutſches Handwerk und Gewerbe in gewiſſen Zeitläuften
von Einfluß und Wirkung geweſen ſind. Etwas kürzer iſt die
allerjüngſte Vergangenheit der letzten Jahrzehnte behandelt, für
die weniger Quellen vorlagen und in denen auch der
Amerika=
niſierungsprozeß weſentlich raſcher vorgeſchritten iſt.
Das Buch Dr. Lohmanns ſollte in keiner öffentlichen Lehrer=
und Schülerbücherei fehlen, es ſollte in die Hand jedes
Amerika=
fahrers und jedes Auswanderers kommen. Denn es bietet eine
Fülle wiſſenswerten Materials, übermittelt dem Leſer eine
knappe und dabei doch abgerundete Kenntnis der Entwickelung
des Deutſchtums in Pennſylvanien und damit in ganz Amerika,
und es nimmt vor allen Dingen Rückſicht auf die Zuſammenhänge
zwiſchen Wirtſchaft und Kultur der Heimat der Auswanderer
und den Verhältniſſen in ihrem Einwanderungsland. Die
frü=
here deutſche Einwanderung kam voran, weil religiös oder
wirt=
ſchaftlich ſtarke und zielbewußte Führer an ihrer Spitze ſtanden,
wie z. B. ein Paſtorius. Noch die 30er= und 48er=Bewegung
brachte eine Fülle hervorragender deutſcher Geiſtesarbeiter nach
Amerika. Die ſpätere Einwanderung aber verſagte und wurde
amerikaniſiert, weil unter den zahlreichen Handarbeitern die
ge=
bildeten Kreiſe fehlten, die den Zuſammenhang mit der Heimat
und ihrer fortſchreitenden Bildung und Wirtſchaft aufrecht
er=
hielten. In ſeinem Schlußwort fordert daher Lohmann auf, aus
der Geſchichte der Deutſchen in Pennſylpanien zu lernen, bei
künftiger Maſſenauswanderung die Vorzüge und Schwächen des
deutſchen Volkscharakters genau abzuwägen und die Wahl der
Auswanderungsziele und der Fürſorge für die Auswanderer
demgemäß einzurichten.
Das Werkchen iſt mit einem ausführlichen
Literaturverzeich=
nis verſehen und enthält zwei Karten, die das Studium des
Textes weſentlich erleichtern und verſtändlich machen. Das Buch
wird trotz der hohen Herſtellungskoſten zu dem mäßigen Preiſe,
Grundzahl 1,50 mal Schlüſſelzahl des Börſenvereins, portofrei
vom Verlag verſandt; es iſt außerdem durch jede
Buchhand=
lung zu beziehen.
Zu D. Beyſchlags hundertſiem Geburtstag
am 5. September 1823—1923.
D.E.K. Am 5. September dieſes Jahres ſind hundert
Jahre vergangen, daß Willibald Beyſchlag zu Frankfurt a. M.
geboren wurde. In ſeiner Jugendzeit für nadonales Denken
und edle Kunſt begeiſtert, von ehrwürdigen Theologen
vor=
bereitet, wurde er, nachdem er zehn Jahre im Pfarramt in
Trier und Karlsruhe ſich betätigt, 1860 als Profeſſor der
prak=
tiſchen Theologie an die Univerſität Halle a. S. berufen. Hier
hat er vier Jahrzehnte hindurch als Lehrer der akademiſchen
Jugend und Univerſitätsprediger in großem Segen gewirkt, bis
er mit dem ſich zu Ende neigenden Jahrhundert am 25.
Novem=
ber 1900 77jährig ſeine Augen für dieſe Welt ſchloß. Profeſſor
D. Willibald Beyſchlag gehört zu den bekannteſten und
gefeiert=
ſten Theologen des vorigen Jahrhunderts, der als akademiſcher
Lehrer großen Einfluß auf die ſtudierende Jugend hatte. Als
Univerſitätsprediger und feinſinniger Liturg hat er große
An=
ziehungskraft ausgeübt. Aber auch über den Bereich ſeiner
Fachwiſſenſchaft hinaus hat er dem geiſtigen und kirchlichen
Leben in Deutſchland fruchtbare Anregungen gegeben. Seine
theologiſchen wiſſenſchaftlichen Werke, wie ſeine Vorträge „Zur
deutſchchriſtlichen Bildung” und die von ihm herausgegebenen
„Deutſch=evangeliſchen Blätter” ſichern ihm einen Namen in
der wiſſenſchaftlichen Welt. An den theologiſchen und
kirchen=
politiſchen Kämpfen ſeiner Zeit hatte er regen Anteil. Vor
allem aber war ſein Streben eingeſtellt auf den Gedanken der
Einigung der Evangeliſchen aller Richtungen und Parteien. Von
dieſem Gedanken durchdrungen, wurde Beyſchlag zum Begründer
des „Evangeliſchen Bundes”, um im offenen, ehrlichen Kampfe
gegen römiſche Uebergriffe, anmaßende Forderungen und
ſchmä=
hende Angriffe deutſch=proteſtantiſche Intereſſen zu wahren, und
das koſtbare Erbe der Reformation, die Freiheit des Glaubens
und Forſchens, dem deutſchen Volke zu erhalten. Für dieſe
Auf=
gabe hat er die letzten vierzehn Jahre ſeines Lebens eingeſetzt
durch Vorträge und Anſprachen, die er gern übernahm, um
da=
durch evangeliſches Ehrgefühl zu wecken, evangeliſche
Glaubens=
gewißheit zu vertiefen und evangeliſche Liebestätigkeit zu
ſtär=
ken. Der Deutſch=evangeliſche Kirchenausſchuß, der
Zuſammen=
ſchluß der evangeliſchen Landeskirchen Deutſchlands, iſt eine
ſchöne Frucht der Saat, die Beyſchlag ausgeſtreut hat. Die
Evangeliſchen Deutſchlands und beſonders die Kreiſe des
Evan=
geliſchen Bundes gedenken gern dieſes unvergeßlichen Mannes
und legen am 5. Sebtember einen Kranz dankbaren Gedenkens
auf ſein Grab auf dem Friedhof der Neumarktkirche zu Halle
an der Saale.
Phantaſien.
Die Rakete zu den Planetenräumen.
Der alte Traum der Dichter, zu fliegen, iſt erfüllt; aber
die Phantaſie war ſtets noch kühner und durcheilte Welträume,
um auf dem Mond oder den Planeten merkwürdige Abenteuer
zu erleben. Sollen die Utopien eines Lucian, Cyrano oder
Swift ebenfalls Wirklichkeit werden, nachdem das Ideal des
fliegenden Menſchen verwirklicht iſt? Die theoretiſche
Möglich=
keit zeigt eine ſoeben bei R. Oldenbourg in München erſcheinende
Schrift „Die Rakete zu den Planetenräumen” von Hermann
Oberth auf, die auf ſtreng mathematiſch=phyſikaliſcher
Grund=
lage nachweiſt, daß wir mit den Mitteln unſerer heutigen
Tech=
nik kosmiſche Geſchwindigkeiten erreichen und die
Anziehungs=
kraft der Erde überwinden können. Die Berechnungen des
Ver=
faſſers, die der berühmte Aſtronom Prof. Max Wolf als „
geiſt=
reich und wiſſenſchaftlich einwandfrei” bezeichnet hat, berühren
ſich mit ähnlichen Verſuchen des amerikaniſchen Profeſſors
God=
dard, der vor kurzem die Welt mit dem Plane in Erſtaunen
ſetzte, eine Rakete nach dem Mond abzuſchießen. Während der
Amerikaner mit den bedeutenden, ihm zur Verfügung
ſtehen=
den Mitteln wichtige Verſuche anſtellen konnte, ergänzt die
deutſche Arbeit ſeine Anſchauungen durch eine gründliche
theo=
retiſche Behandlung des Problems. Vier Dinge ſucht Oberth
in ſeiner Schrift zu beweiſen: „1. Beim heutigen Stande der
Wiſſenſchaft und der Technik iſt der Bau von Maſchinen
mög=
lich, die höher ſteigen können, als die Erdatmoſphäre reicht.
2. Bei weiterer Vervollkommnung vermögen dieſe Maſchinen
derartige Geſchwindigkeiten zu erreichen, daß ſie — im
Aether=
raum ſich ſelbſt überlaſſen — nicht auf die Erdoberfläche
zurück=
fallen müſſen und ſogar imſtande ſind, den Anziehungsbereich
der Erde zu verlaſſen. 3. Derartige Maſchinen können ſo
ge=
baut werden, daß Menſchen — wahrſcheinlich ohne
geſundheit=
lichen Nachteil — mit emporfahren können. 4. Unter gewiſſen
wirtſchaftlichen Bedingungen kann ſich der Bau ſolcher Maſchinen
lohnen. Solche Bedingungen können in einigen Jahrzehnten
eintreten.” Rakete wird jede Flugmſchine genannt, die vom
Rück=
ſtoß ausſtrömender Gaſe getragen iſt, und ſtatt der bisher
gebräuchlichen Exploſivſtoffe wird flüſſiger Brennſtoff
verwen=
det. Einer genauen Beſchreibung der einzelnen Apparate und
ihrer praktiſchen Anwendung läßt der Verfaſſer dann
Betrach=
tungen folgen, die für die Zukunft bedeutende Ausſichten
er=
öffnen.
Dieſe geplanten Maſchinen, die in den Aetherraum
auf=
ſteigen, werden natürlich wichtige neue phyſiologiſche und
phyſi=
kaliſche Erkenntniſſe gewinnen. Man könnte mit einer ſolchen
„Rakete” auch um den Mond fahren und die unbekannte
Hemiſ=
phäre erforſchen. Um ſolcher Verſuche willen würde ſich aber
der Bau eines ſolchen Apparates, der eine Million Friedensmark
koſten würde, kaum lohnen. Wichtiger iſt es, daß ſolche Raketen
größten Maßſtabes, die im Kreis um die Erde laufen, ſelbſt
kleine Monde darſtellen, und als Beobachtungsſtationen
ein=
gerichtet werden können, die auf der Erde jede Kleinigkeit
er=
kennen und mit geigneten Spiegeln Lichtſignale geben können.
Dieſe, die Erde umkreiſenden Apparate, vermögen unerforſchte
Länder zu beobachten und zu photographieren, würden auch bei
Kriegen großen ſtrategiſchen Wert haben und dem
Nachrichten=
dienſt ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Würde man ſodann
ein kreisförmiges Drahtnetz ausbreiten, in deſſen Lücken
beweg=
liche Spiegel aus leichtem Metallblech eingeſetzt wären, ſo könnte
man von der „Rabete” aus die ganze, von dem Spiegel
zurück=
geſtrahlte Sonnenenergie nach Bedarf auf einzelne Punkte und
weite Strecken konzentrieren oder in den Weltraum ſtrahlen
laſ=
ſen. Mit Hilfe dieſer gewaltigen Wärme könnte man den Weg
nach Spitzbergen und den nordſibiriſchen Häfen eisfrei halten,
könnte durch zerſtreutes Licht weite Länder im Norden
bewohn=
bar machen und unſer Klima ſo beeinfluſſen, daß die
gefürchte=
ten Wetterſtürze im Frühjahr und die gefährlichen Nachtfröſte
verhindert würden. Schließlich aber könnte die
Beobachtungs=
ſtation gleichzeitig Brennſtoffſtation ſein. Verbindet man zum
Beiſpiel eine große Kugel aus Natriumblech, die mit Brennſtoff
gefüllt wird, mit einer kleinen feſtgebauten Rakete, ſo daß dieſe
die Brennſtoffkugel vor ſich herſchiebt und aus dieſer immer
wie=
der nachgefüllt wird, ſo entſteht ein Apparat, der leicht imſtande
iſt, bis zu einem fremden Weltkörper zu fliegen. Dort wird
die Rakete auf die Oberfläche des Weltkörpers hinabgelaſſen,
während die Brennkugel um den Weltkörper gravitiert und nach
dem Aufſtieg der Rakete wieder mit dieſer verbunden wird, ſo
daß der Apparat nach der Erde zurückfahren kann. Damit wäre
die „Rakete zu den Planetenräumen” Wirklichkeit geworden.
C.K. Menſchen=Schmuggel. Ein furchtbares Drama, das
ſich kürzlich auf dem Schoner „Mary Beatrice” abſpielte, warf
ein grelles Licht auf den noch immer herrſchenden Schmuggel
mit Menſchen, die gegen die beſtehenden Einwanderungsgeſetze
in den Vereinigten Staaten eingeſchmuggelt werden. Die „Mary
Beatrice” führte eine Ladung von 20 Chineſen, denen der
Kapi=
tän gegen Zahlung von 500 Dollar verſprochen hatte, ſie
unbe=
merkt an der amerikaniſchen Küſte abzuſetzen. Er bekam es aber
dann mit der Angſt zu tun und verließ das Schiff, anſtatt die
Chineſen in Booten an der Küſte abzuſetzen. Die führerloſe
Mannſchaft forderte Geld von den Paſſagieren, und als dieſe
ſich weigerten, kam es zu einem Blutbad, bei dem 9 Chineſen
ge=
tötet wurden. Durch die Einſchmuggelung ſolcher ungeſetzlichen
Einwanderer werden Rieſenvermögen verdient. Das Geſchäft
wird, wie wir den Mitteilungen einer engliſchen Zeitſchrift
ent=
nehmen, im Großen von einflußreichen Perſönlichkeiten betrieben,
die Agentenſchwärme in die verſchiedenen Länder ſchicken. Solche
Agenten finden ſich auch unter der Mannſchaft der Schiffe, und
dieſe ſorgen für die Verheimlichung und die unbemerkte
Lan=
dung der menſchlichen Schmuggelware. In Britiſch=Columbien,
wo die Einwanderung von Chineſen vollkommen verboten iſt,
wird dieſer Schmuggel eifrig betrieben, und jeder Chinefe, den
man ins Land bringt, wirft dem Agenten eine ſtattliche Summe
ab, der ihn eingeſchmuggelt hat. Aber die Chineſen ſtellen nicht
die einzige Schmuggelware dar. Kürzlich wurde ein Plan
auf=
gedeckt, der eine große Anzahl engliſcher Arbeitsloſer in die
Ver=
einigten Staaten einführen wollte. Man fand dieſe menſchliche
Schmuggelware verborgen im Schiff kurz vor der Einfuhr in
den Neu=Yorker Hafen. Jeder hatte den Agenten 1 X bezahlt,
die die geheime Ueberfahrt mit Leuten von der Schiffsmannſchaft
vereinigt hatten. Solch ein Schmuggelgeſchäft von England nach
Amerika beſteht ſeit langer Zeit.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatf, Dienstag, den 4. Septembeu 1923.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 4. September.
Zur Erntefeier.
Fi-Ge. An alle, die eine moraliſche Verantwortung für die
ſeeliſche Geſundheit des Landvolkes tragen, alſo an Dorfpfarrer
und Dorflehrer nicht allein, ſondern ganz beſonders auch an die
jungen Bauernſöhne, die durch weitergehende Schulbildung zum
bewußten Verſtändnis für Volkswerte gelangt ſind, an ſie
wen=
den wir uns mit der Bitte: Seid heimattreu!, und beweiſt es
da=
durch, daß ihr euch um die Geſtaltung des kommenden Erntefeſtes
kümmmert. Die Ernte kommt in dieſem Jahre ſpät herein; ſo iſt
es noch Zeit zu Vorbereitungen für das Feſt.
Der Erntekranz auf dem letzten Erntewagen muß gebunden
werden. Und, auch wenn es bislang bei euch nicht ſo war, haltet
darauf, daß der Erntekranz in die Kirche kommt! Der Bauer iſt
ſo unmittelbar in Gottes Hand gegeben, daß ihm der
Gottes=
dienſt, das kirchliche Erntedankfeſt, ganz natürlich iſt. Laßt da
keine Seichtheit in eurem Dorfe aufkommen. Bewußte,
entſchie=
dene Kirchenfeindlichkeit wird kaum oder ganz ſelten einmal auf
dem Dorfe vorkommen. Gleichgültigkeit gegen die kirchliche Feier
kann an ſolchem Tage leicht überwunden werden, indem ihr den
Kirchgang ausgeſtaltet. Zieht im Zuge nach der Kirche, tragt den
Erntekranz vornweg! Laßt die jungen Mädchen die Kirche
reich=
lich ſchmücken, Laubgewinde an den Pfeilern und Blumen des
Feldes und aus dem Garten in Fülle auf den Altar! Laßt
Ker=
zen brennen; es iſt ja ſo feierlich! Ueberlegt, wo der Kranz
auf=
gehängt werden ſoll!
Für dieſes Jahr der großen Not aber, meine ich, muß noch
etwas Beſonderes hinzukommen. Laßt es ein echtes Dank= und
Opferfeſt werden. Dankt mit Taten! Vergeßt an dieſem Tage
nicht, daß eure Hypotheken, die ihr ſo leicht los wurdet mit dem
wertloſen Papiergeld, letzten Endes doch aus den Taſchen der
Rentner und kleinen Sparer bezahlt worden ſind. Gebt den
Hungernden das wieder. Und zwar: Macht einmal ein
Opfer=
feſt aus dem Erntefeſt. Bereitet einen Opfertiſch. Etwa ſo: Auf
dem Kirchplatz richtet ihr einen Platz her, ſäubert ihn, ſtreut
Sand oder legt einen Tanzboden. Umkränzt ihn mit Laub und
Blumen. Und wer am Erntedankfeſttag zur Kirche will, der legt
auf dem Opfertiſch nieder, was er für die Armen, die
Hungern=
den in den großen Städten geben will. Gewiß iſt es dasſelbe,
als wenn einer von Haus zu Haus geht und reicht eine. Liſte
herum, und nachher fährt jeder bei Gelegenheit zur
Ablieferungs=
ſtelle, was er gezeichnet hat. Aber iſt dieſe Form nicht viel
ſchöner? Werden nicht alle aus dem Dorf herumſtehen um den
Opfertiſch und ſich immer herzlicher freuen, je höher ſich der
Gabentiſch häuft? Wird nicht jeder herankommende Wagen mit
Spannung erwartet, ob er mit den Feſtgäſten noch ſonſt etwas
ablädt? Und wie reißt ſolch gemeinſames Geben die
Zurückhal=
tenden, Berechnenden und Geizigen mit! Wenn dann in
gehoben=
ſter Stimmung alles endlich bei den erſten Orgelklängen in die
Kirche zieht, ich denke, das muß doch ein rechter Dankgottesdienſt
werden!
— Die Herbſtferien. Das Heſſiſche Landesamt für das
Bil=
dungsweſen macht folgendes bekannt: Wegen der für den Winter
zu erwartenden Schwierigkeiten in der Kohlenbeſchaffung
emp=
fiehlt es ſich, die Herbſtferien möglichſt weit in den Oktober zu
verſchieben. Auch iſt es zuläſſig, die Herbſtferien zu kürzen
zu=
gunſten entſprechender Verlängerung der Winterferien. Der
bis=
her geltende Grundſatz, daß die Ferien der Volks= und höheren
Schulen an denſelben Orten möglichſt gleich zu legen ſeien, kann
für die Feſtſetzung der Herbſtferien außer Acht bleiben, wenn nach
den örtlichen Verhältniſſen eine andere Regelung zweckmäßig iſt,
jedoch ſollen für die höheren Schulen eines Ortes die Ferien
ein=
heitlich angeſetzt werden. — Etwaige Aenderungen der
bisheri=
gen Ferienordnung für höhere Schulen ſind von dem
dienſtälte=
ſten Direktor dem Landesamt für das Bildungswveſen mitzuteilen.
Die Ferienordnung der Volksſchulen iſt dem zuſtändigen
Kreis=
ſchulamt mitzuteilen.
— Landestheater. Vom Landestheater ſind im Schauſpiel für die
kommende Spielzeit folgende Darſteller neu gewonnen: Frau Kerſten,
bisher am Stadttheater in Mainz, Frl. Sparrer, Schülerin von Luiſe
Dumont, war Mitglied des Schauſpielhauſes in Düſſeldorf, zuletzt am
Stadttheater in Nordhauſen, Frl. Hein, bisher am Neuen Theater in
Frankfurt a. M., Herr Ritter vom Nationaltheater in Mannheim, Herr
Faber vom Deutſchen Theater in Berlin, Herr von Rappard vom
Stadt=
theater Kiel und Herr Kinzler aus Mannheim.
— Der Steinachfilm, der zurzeit im Kleinen Haus des Heſſ.
Landes=
theaters täglich um 5 und 8 Uhr vorgeführt wird, wurde unter
perſön=
licher Mitarbeit des berühmten Wiener Forſchers Profeſſor Dr. Eugen
Steinach von der Univerſum=Film=Geſellſchaft aufgenommen. Der Film
bietet für ein breiteres Publikum verſtändlich authentiſches Material
aus der Werkſtatt des Gelehrten und Praktikers. Die Kaſſe des Kleinen
Hauſes iſt vormittags geſchloſſen und wird eine Stunde vor Beginn der
Vorführungen geöffnet.
— Ausſtellung Mathildenhöhe 1923. Die ſeitherige, aus
zwingenden Gründen vorzeitig abgebrochene Sommerausſtellung
auf der Mathildenhöhe iſt aufgelöſt und alle Werke rechtzeitig
vor dem 1. September auf die Abreiſe gebracht worden. Um den
Monat September noch auszunutzen und um dem reiſenden wie
Darmſtädter Publikum ſchnell einen Erſatz zu ſchaffen, wird,
wäh=
rend die Rheintor=Ausſtellung nach wie vor geöfnet bleibt, auf
der Mathildenhöhe nunmehr die ſogenannte „Moderne Galerie‟
gezeigt werden. Die Moderne Galerie beſteht aus Ankäufen des
Ständigen Rates für bildende Kunſt in Heſſen, ſowie aus
Stif=
tungen und Schenkungen an die Freie Vereinigung Darmſtädter
Künſtler. Sie wurde in den letzten Jahren vor dem Kriege und
während des Krieges geſammelt als Grundſtock einer Galerie
moderner Meiſter, im Gedanken einer Ergänzung der Sammlung
alter Meiſter der Galerie des Landesmuſeums. Sie enthält
Oelgemälde, Bildhauerkunſt, zahlreiche Griffelkunftblätter und
wertvolle Handzeichnungen. Letztere können freilich aus Mangel
an Rahmungen leider nur zum Teil zur Schau geſtellt werden.
Werke des Impreſſionismus und Expreſſionismus bilden dieſe
feſſelnde Ausſtellung, die hiermit zum erſten Male öffentlich
zu=
gänglich gemacht wird und bereits am Mittwoch, den 5.
Septem=
ber, geöffnet werden ſoll. Beſuchszeiten und
Eintrittsbedingun=
gen bleiben die gleichen wie bisher. Der Katalog gilt nur für
die Rheintor=Ausſtellung weiter; eine Eröffnungsfeierlichkeit
fin=
v. H.
det nicht ſtatt.
— Ehrliche Menſchen. Man ſchreibt uns: Im Darmſtädter Tagblatt
Nr. 241 vom 1. September las man von dem ehrlichen Mann in
Offen=
bach. Auch in Darmſtadt habe ich letzte Woche in einer hieſigen
Großbank einen jungen Mann beobachtet, dem gleichfalls öffentliches Lob
und Anerkennung für ſeine Ehrlichkeit gezollt werden muß. Im Drange
der Geſchäfte hatte der Bankkaſſierer verſehentlich ein Paket mit 500
Mil=
lionen Mark für 50 Millionen Mark dieſem jungen Handlungsgehilfen
eingehändigt. Die ehrliche Geſinnung führte den jungen Mann jedoch
an den Schalter zurück wo er das Paket mit Millionenſcheinen dem
Kaſſierer zurückgab. Wenn dieſem jungen Manne nur kurz gedankt
wurde, ſo hatte er doch die hohe Wertſchätzung aller Umſtehenden
er=
worben.
— Bühnenvolksbunb. Auf wiederholte Anfragen von Mitgliedern
der Theatergemeinde ſei mitgeteilt, daß die Unterhandlungen mit dem
Landestheater in Schwebe ſind und Angaben über Preiſe der Mieten
vorausſichtlich kommende Woche gemacht werden können.
— Oeffentliche Elternverſammlung. Im Rahmen der diesjährigen
„Pädagogiſchen Woche” des Darmſtädter Lehrervereins ſpricht Herr
Lyziallehrer Wolff=Berlin am Mittwoch, den 5. September, abends 8 Uhr,
im Saalbau über das Thema: „Die Eltern und die neue Schule.‟ Der
Vortag ſoll den Eltern unſerer Schüler und Schülerinnen Gelegenheit
geben, gemeinſam mit der Lehrerſchaft pädagogiſche Fragen zu erörtern.
Der Eintritt iſt frei.
— Gefängnis für Verkauf von Bargeld. Für das Einwechſeln von
größeren Papiergeldſcheinen wird in letzter Zeit häufig ein ſogenanntes
Aufgeld verlangt und gegeben. Es ſcheint nicht allgemein bekannt zu
ſein, daß das Geſetz vom 1. März 1919 den Erwerb und die
Ver=
äußerung von deutſchen Banknoten und Darlehnskaſſenſcheinen zu einem
den Nennwert überſteigenden Preiſe mit Gefängnis bedroht. Gleiche
Strafe trifft denjenigen, der ſolche Geſchäfte vermittelt oder dazu
auf=
fordert oder ſich erbietet.
Die Höchſtſätze der Erwerbsloſenunterſtützung betragen
in der Woche vom 29. Auguſt bis 4. September 1923
wochen=
in den Ortsklaſſen
täglich
1. für männliche Perſonen 4.
a) über 21 Jahre, ſofern
ſie nicht im Haushalt Mk.
eines anderen leben 1570000 1475000 1380000 1 290000
b) über 21 Jahre, ſofern
ſie in dem Haushalt
eines anderen leben 1300000 1210000 1110000 1020000
c) unetr 21 Jahren . . 940000 860 000 800 000 720000
2. für weibliche Perſonen
a) über 21 Jahre, ſofern
ſie nicht im Haushalt
eines anderen leben 1300000 1210000 1110000 1020000
b) über 21 Jahre, ſofern
ſie in dem Haushalt
eines anderen leben 1070000 990000 910000 850 000
c) unter 21 Jahren .. 720000 675000 630 000 580 000
3. als
Familien=
zuſchläge für
a) den Ehegatten . . . 550000 500 000 455000 410 000
b) die Kinder und ſon=
ſtige
unterſtützungs=
berechtigte Angehö=
455 000 410000 360000 315 000
rige
„e. Stadtmiſſion. Dank der gütigen Spenden ſeitens unſerer
opfer=
freudigen Darmſtädter Bäckermeiſter iſt es möglich, bei dem für Mittwoch
abend 8 Uhr angezeigten Teeabend für unſere ausgewieſenen Brüder
vom Rhein die Zutaten ſelbſt zu ſtellen. Alle Flüchtlinge ſind mit ihren
Angehörigen zu dieſer familiären Veranſtaltung herzlichſt eingeladen.
Rhein und Rahr
ſiehen unerſchüttert. Sorgt
da=
für, daß ſie im Abwehrkampf
nicht erlahmen und gebt weiter zum
Deutſchen Polfsopfer!
— Für Briefmarkenſammler. Eine öffentliche Verſteigerung des
Reichspoſtminiſteriums von gebrauchten Briefmarken Bayerns, des
Aus=
landes und von Deutſch=Neuguiena und Kamerun ſowie von
ungebrauch=
ten Poſtwertzeichen der deutſchen Poſtanſtalten in Marokko findet vom
17. bis 19. September im Künſtlerhaus in Berlin W. 9, Bellevueſtraße 3
(am Potsdamer Platz), ſtatt. Schriftliche Steigerungsaufträge werden
koſtenlos ausgeführt. Die Verkaufsbedingungen mit dem
Losverzeich=
nis können bei jeder Poſtanſtalt eingeſehen oder von der Poſtamtlichen
Verwertungsſtelle für Sammlermarken in Berlin W. 66,
Reichspoſtmini=
ſterium, gebührenfrei bezogen werden.
— Die Kohlenproduktion in Heſſen. Die monatliche Statiſtik der
Kohlenproduktion des Volksſtaates Heſſen weiſt für den Monat Juli
1923 folgende Zahlen nach: An Rohbraunkohlen wurden gefördert
56 880 Tonnen, verkauft wurden davon 19 690 Tonnen; der großte Teil
der Rohkohle wurde weiter verarbeitet oder war zur weiteren
Verar=
beitung beſtimmt. Aus den verarbeiteten Nohkohlen wurden neben
Schwelereiprodukten erzeugt: 3770 Tonnen Braunkohlenbriketts, 3131
Tonnen Naß)reßſteine. Unter Berückſichtigung der aus Vormonaten
übernommenen Beſtände, ſowie des Abſatzes und Selbſtverbrauchs
ver=
blieben am Monatsſchluß abſatzfähig: 18 474 Tonnen Rohkohlen
— Tonuen Briketts, 1299 Tonnen Naßpreßſteine, zuſammen 19 773
Ton=
nen Braunkohlen und Braunkohlenprodukte, im Geſamtwert von
13 677 107 000 Mark.
nk. Wie ſollen wir die Fliegen bekämpfen? Daß wir die Fliegen
bekämpfen müſſen nicht nur deshalb, weil ſie eine ſchwere Beläſtigung
darſtellen, ſondern vor allem deswegen, weil ſie imſtande ſind, die
Keime gefährlicher Seuchen zu verbreiten; dieſe Erkenntnis gewinnt
heute glücklicherweiſe ſtetig mehr an Boden. Um ſo größeres Intereſſe
würden neuere Unterſuchungen finden, die Regierungsrat Dr. von
Schuckmann, vom Reichsgeſundheitsamt in Berlin, über die
Flie=
genbekämpfung angeſtellt hat. Seinem Bericht in der Zeitſchrift „Für
angewandte Entomologie”, entnehmen wir, daß ſich zur Vertilgung
der Fliegenbrut, die bekanntlich im Miſte vor ſich geht, einerſeits
Borax (worunter freilich auf die Dauer die Qualität des Miſtes ſehr
leidet), andererſeits die Ausnützung der Zerſetzungswärme des Miſtes
(hierbei muß der täglich aus dem Stall zu entfernende Miſt ins Innere
eines Miſthaufens verſenkt werden und allſeitig mit einer mindeſtens
20 Zentimeter dicken Schicht alten Miſtes bedeckt werden, am beſten
bewährten. Beidemale konnte Dr. v. Schuckmann die
Fliegenentwick=
lung im Miſte faſt gänzlich unterbinden. Die Wirkung von gelöſchtem
Kalk blieb zwar hinter der des Borax ſehr zurück, war aber immerhin
ausreichend ſtark und ließ ſich durch Kombination mir einer Behandlung
des Miſtes mit 5prozentiger Kreſolſeifenlöſung noch erhöhen (aber
auch hierdurch leidet der Miſt). Zur Vernichtung der ausgebildeten
Fliegen wurden Spritz= und Räuchermittel, die ſich vornehmlich zur
Anwendung in Ställen eignen, ausprobiert. Hier erzielte Schuckmann
die beſten Erfolge mit Hprozentiger Kreſolſeifenlöfung und Hprozent.
Floriainſektizitlöſung (eignen würde ſich wohl auch eine 2prozentige
Caporitlöſung dazu). Die Fliegenbekämpfung in von Menſchen
be=
wohnten Räumen endlich geſchieht am beſten durch die üblichen
Fang=
apparate (Fliegenſtöcke, mit Leim beſtrichene Papierſtreifen, Fallen aus
Glas uſt.), ſowie durch Aufſtellen von Formalinmilch (15 Teile
For=
malin, 20 Teile Milch und 65 Teile Waſſer). Wenn Dr. v. Schuckmann
ſchließt, das Hauptmittel, uns vor der Fliegenplatze zu ſchützen, ſei
die Sorge für möglichſte Reinlichkeit innerhalb unſerer Wohnungen
und vor allem in den Ställen unſerer Haustiere, ſo rird j.der
Fach=
mann dieſe Sätze des Verfahrens zu unterſtreichen vermögen.
Lokale Veranſfaltungen.
Die bierunter erſcheſnenden Noißzen ſind
au=
in keinem Fafle irgendt
Hießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
A Lndnn Mir Rf
— Pfadfinderortsgruppe Darmſtadt. Der Vortrag
„Von Konſtanz bis Berchtesgaden” beginnt punkt 8 Uhr im Hörſaal 137
der Techniſchen Hochſchule. Eingang Theaterſeite.
— Abendkonzert Platanenhain. Morgen Mittwoch, den
5. September, findet von ½8— /210 Uhr wiederum Abend=
Promenaden=
konzert mit ſtärkerem Orcheſter ſtatt. Herr Obermuſikmeiſter M. Weber,
welcher diesmal die Leitung hat, wird dazu ein ſtimmungsvolles
Pro=
gramm zur Aufführung bringen. Für Beleuchtung iſt Sorge getragen.
(Siehe Anzeige.)
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe. Mittwoch,
abends 8 Uhr, ſpricht Herr Prof. Goldſtein in der Jugendgruppe.
Man erbittet ein pünktliches Erſcheinen. Thema: Politik und Raſſe.
Deutſche Demokratiſche Partei. Am Dienstag, den
4. September, abends 8½= Uhr, findet im Parteilokal, Waldſtraße 45,
eine Vorſtandsſitzung ſtatt. Tagesordnung daſelbſt.
v. Eberſtadt, 3. Sept. Bannerweihe. Der Mandolinen= und
Zitherklub Eberſtadt, der erſt im Jahre 1920 gegründet wurde, hielt in
einfachem, würdigem Rahmen das Feſt ſeiner Bannerweihe ab. Am
Samstag abend fand ein feierlicher Kommers im „Schwanenſaal” ſtatt.
Von auswärtigen Vereinen wirkten der „Zitherklub Beſſungen” die
Mandolinen= und Guitarre=Vereinigung Darmſtadt” und der „
Mando=
linen=Kranz Darmſtadt” mit, die durch Vortrag mehrer Konzertſtücke
das Feſt verſchönern halfen. Als Soliſten fanden Herr Münch=
Darmſtadt (Zither) und Herr Richard Hinz (Lieder zur Laute)
wohl=
verdienten Beifall. Im Mittelpunkt der Feier ſtand die Enthüllung
des neuen, aus eigener Kraft erworbenen Banners. Im Verlaufe eines
von Frl. Zickler geſprochenen Prologes wurde das Banner enthüllt,
deſſen Stickereien von Frl. Helene Meidinger ſtammen. Dann
hielt der Feſtpräſident, Herr Heinz Hch. Roth, die Feſtrede, in der er
u. a. die Mandolinen= und Guitarre=Muſik als echte Haus= und
Wan=
dermuſik würdigte. Gleichzeitig hatten ſämtliche Eberſtädter Vereine
ihre Fahnen zu eine Fahnenſchau vereinigt, unter der ſich auch die
alt=
ehrwürdige Ortsfahne befand. Namens der Gauleitung Heſſen— Heſſ.=
Naſſau ſprach Herr Gauleiter Backhaus aus Offenbach, der dem
feſtgebenden Verein die beſten Glückwünſche überbrachte und ſich äußerſt.
zufrieden über alles Geſehene und Gehörte ausſprach. Auch die Zither=
und Mandolinen=Abteilung des hieſigen Vereins bot einige Muſikſtücke
dar. Am Sonntag vormittag fand unter der Leitung des Herrn Hinz=
Darmſtaöt unter der Rathauslinde ein Platzkonzert ſtatt, das viele
Zuhörer angelockt hatte. Mittags bewegte ſich in hübſcher Aufmachung
ein kleiner Feſtzug durchs Ort, worauf ein gemütliches Zuſammenſein
mit den auswärtigen Gäſten, zu denen noch die Vereine aus Bensheim
und Heppenheim gekommen waren, ſtattfand. Ein Feſtball beſchloß
das Ganze. Die Feſtmuſik ſtellte die Kapelle Vetter=Schmidt=Darmſtadt,
v. Eberſtadt, 2. Sept. Die Hundertſätze zur Miete betragen
für den Monat September für die Steigerung der Zinſen 500 Proz.,
für Verwaltungskoſten 299 500 Proz., für laufende Inſtandſetzungen
9000 000 Proz. und für große Inſrandſetzungsarbeiten 6 000 000 Proz.,
zufammen alſo 15 300 000 Proz.
v. Eberſtadt, 3. Sept. Arbeitsmarkt. Die Arbeitsloſigkeit hat
ſich auch hier verſchärft. In der vergangenen Woche wurden 150
Ar=
beitsloſe und 200 Kurzarbeiter gemeldet.
v. Eberſtadt, 3. Sept. Stiftungsfeſt. Die Ortsgruppe
Eber=
ſtadt des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verbandes beging im
Saale „Zum Darmſtädter Hof” die Feier ihres 25jährigen Beſtehens.
Im Verlaufe eines auserleſenen Programms begrüßte der Vorſitzende
der hieſigen Ortsgruppe, Herr Jakob Dächert, die Erſchienen. Ex
gedachte beſonders der Mitbegründer, der Herren Jakob Dächert,
Luv=
wig Dächert, Ludwig Müller, Adam u. Gg. Rettig. Genannten Herren
tuurde für ihre 25jährige Mitgliedſchaft eine Ehren=Urkunde und der
Chrenbrief der Verwaltung überreicht. Im Namen der Jubilare dankte
Herr J. Dächert. Für den Gau Main—Weſer ſprach Herr Saran,
Frankfurt, für den Gau Main—Neckar Herr Jörg, für die Ortsgruppe
Frankfurt, Herr Karl Fiſcher, für die auswärtigen Kollegen. Herr
Krug, Weißenfels, und für den Stenographen=Verein „Gabelsberger”
Herr Gemeinderat Heißt. Zur Verſchönerung des Programms
wirk=
ten mit Frau Ella Roßmann und Herr Carl Schmidt durch
den Vortrag hübſcher Lieder, ferner das „Doppelquartet Eberſtadt” und
als Rezitator Herr Hanauer, Darmſtadt, die ſämtlich großen.
Zu=
ſpruch fanden. Die Muſik ſtellte Kapellmeiſter Weber aus Darmſtadt,
der ſie perſönlich leitete.
-0- Roßdorf, 3. Sept. Die Grund= und Gewerbeſteuer
iſt für das Rechnungsjahr 1923 um das Fünfhundertfache von 1922
er=
höht worden. — Der Holzpreis für die Ausgewieſenen iſt auf 3
Millio=
nen Mark dro Meter feſtgeſetzt worden.
A Reichelsheim i. O., 2. Sept., Mit dem von der Mehrheit der
hieſigen Gemeindevertretung gefaßten Beſchluß, in dieſem Jahre von
einer Feier des Kirchweihfeſtes abzuſehen, waren unſere Wirte
nicht zufrieden. In einer mit 12 Unterſchriften bedeckten Eingabe
wand=
ten ſie ſich an die Gemeindebehörde und baten um Rückgängigmachung
des Beſchluſſes. Sie begründeten ihr Geſuch damit, daß ſie in ihrem
Gewerbe, von dem ſie Steuer zu entrichten haben, geſchädigt ſeien. Der
Gemeinderat gab nun dem Geſuch inſoweit ſtatt, daß die Wirte ſich mit
der Abhaltung von Tanzmuſik am Sonntag begnügen müſſen, anſtatt
wie herkömmlich an zwei Tagen dieſes Vergnügen zu veranſtalten.
Als trauriges Zeichen der Zeit muß folgender Beſchluß des
Gemeindevorſtandes bezeichnet werden. Ein bejahrter, penſionierter
Lehrer, der früher im hieſigen Kirchſpiel amtierte, mußte ſeine ſeither
innegehabte Dienſtwohnung räumen, und wünſcht aus Liebe zur Heimat,
wo ſeine Angehörigen begraben liegen und auch er ſeine letzte Ruheſtatt
finden will, hier den Abend ſeines Lebens zu verbringen. Eine ihm
be=
freundete Lehrerswitwe überließ ihm einen Teil ihres Wohnhauſes.
Laut Beſchluß des Gemeinderats muß jedoch dieſes Ehepaar die Möbel
wieder entfernen, ſodaß nun das Paar im wahrſten Sinne des Wortes
heimatlos iſt.
zh. Reichenbach i. O., 2. Sept. Gabelsberger=
Kundge=
bung. Heute fand an der „Gabelsberger Eiche” auf dem Felſenmeer
eine größere Gabelsberger=Kundgebung ſtatt, die vom „Bezirk.
Berg=
ſtraße Gabelsbergerſcher Stenographen” veranſtaltet wurde. Es galt,
das 30jährige Beſtehen dieſer einſtmals vom Gabelsbergerſchen
Steno=
graphenverein in Bensheim geſetzten Eiche zu feiern.
Aus dem Odenwald, 3. Sept. Man ſchreibt uns: Ein jetzt 60 und
früher 80 Prozent kriegsbeſchädigter Bauer aus Sandbach i. O.,
welcher Beſitzer von 7—8 Stück Rindvieh iſt, verkauft keine Milch, Butter
oder dergleichen an Landsleute, ſondern an einen Federviehhändler Sch.
aus L., welcher im oberen Teil ſeines Wagens Federvieh und im
un=
teren Teil Butter, Schmierkäſe und dergleichen nach dem beſetzten Gebietz,
befördert, um dem Gaumen der Franzoſen Genugtuung zu verſchaffen,
und ihnen den Aufenthalt in Dutſchland noch angenehmer zu machen,
ſowie für ſich auf Koſten der deutſchen Volksernährung einen
entſprechen=
den Verdienſt herauszuſchlagen. Der fragliche Landwirt war ſchon ſelbſt
Patient in der Lungenheilſtätte bei Sandbach i. Oi, hat jedoch keinen
Tropfen Milch für Lungenkranke abzugeben. — Der ſchlaue Bauer.
Letzte Woche gingen Darmſtädter Arbeiter, von Nahrungsſorge
getrie=
ben, nach Zeilhard, um Kartoffeln für ihre Familie zu kaufen. Ei
Bauer ſtellte die Arbeiter in Reih und Glied und ließ dieſelben
Kar=
toffeln ausmachen. Kurz bevor der Zug abging, ließ der Bauer
auf=
hören und die Kartoffeln einſacken, und gab jedem die Hälfte der von
ihnen ausgemachten Kartoffeln zu 20000 Mark das Pfund. Zu dieſer
Zeit kaufte man in Darmſtadt auf dem Wochenmarkt das Pfund zu
18 000 Mark.
A Offenbach, 31. Aug. Seit Jahresfriſt iſt auf Drängen und
An=
trag der ſozialdemokratiſchen Fraktion der
Stadtver=
ordnetenverſammlung die hieſige Kaiſerſtraße in die Straße
der Republik umbenannt worden. Mit dieſem undeutſchen
Straßen=
namen in undeutſcher Form vermag ſich die Einwohnerſchaft immer
noch nicht abzufinden. Der alte Name iſt zu feſt eingebürgert.
Straßen=
bahnſchaffner rufen manchmal noch die Halteſtelle „Kaiferſtraße” aus,
vom Tiſch der Verwaltung fiel der alte Name ſchon mehr als einmal,
und nun wird in einer Anzeige von einer Frau Dr. Katz, die ihre
Wohnung ausdrücklich als Kaiſerſtraße 82 angibt, ein tüchtiges
Alleinmädchen geſucht. Die Angabe des abgeſchafften Namens iſt hier
beſonders auffällig, da die Unterſchriebene die Gattin des
Rechtsan=
walts und ſozialdemokratiſchen Stadtverordneten Dr. Katz iſt.
*/ Offenbach, 1. Sept. Auf dem „Bieberer Berg”, am Rande des
ehemaligen Uebungsplatzes der 168er, ſteht ſeit 1882 ein
Ausſichts=
turm, der vom Offenbacher Verſchönerungsverein den Freunden der
Narur gewidmet iſt. Der viereckige Turm iſt 24 Meter hoch, aus
Stein erbaut, und ſeine Türſchwelle liegt 128 Meter über dem
Amſter=
damer Pegel. Im Innern führt eine bequeme Steintreppe ſicher nach
der Plattform des Turmes, von der man eine verhältnismäßig ſchöne
Ausſicht — der Standort des Turmes erhebt ſich ja faſt nicht aus der
Ebene — in die Umgebung Offenbachs hat, die bis an den Otzberg
reicht. Der Turm mag einſt ein ſchönes Stück Geld gekoſtet haben.
Bubenhände ſind nun in der letzten Zeit böſe mit ihm umgeſprungen.
Die Hälfte der Türfüllung iſt gewaltſam beſeitigt, das Türſchloß iſt
herausgeriſſen. Das eiſerne Geländer der Turmtreppe beginnt heute
erſt in halber Höhe des Turmes. Die untere Hälfte iſt nicht mehr
vor=
handen. Offenbar iſt es von Dieben geſtohlen worden. Da der Turm
nicht mehr verſchloſſen werden kann, wird in Zukunft noch manches
aus dem Turme verſchwinden. Sein heutiger Zuſtand, den zu beſſern
heute wohl Millionen verſchlingen würde, iſt ein Schandmal
unſe=
rer Zeit.
* Mainz=Koſtheim, 3. Sept. Um 1.20 Uhr geſtern mittag wurde
die Mainzer Berufsfeuerwher telephoniſch zur Hilfeleiſtung nach
Koſt=
heim gerufen. Es war in einem Anweſen der Alten Winterſtraße
Groß=
feuer ausgebrochen, das bedenklich die angrenzenden Gebäude bedrohte,
Beim Eintreffen der Berufsfeuerwehr war die Koſtheimer freiwillige
Feuerwehr ſchon in Tätigkeit. Nach dreiviertelſtündigem Bemühen war
jede Gefahr beſeitigt.
* Gau=Odernheim, 3. Sept. Bürgermeiſter Edmund Diehl, der
in dieſem Jahre ſein 25jähr. Berufsjubiläum begehen wollte, iſt nach
längerem Leiden geſtorben. Er war ein Anhäger der alten
Natio=
nalliberalen und nunmehrigen Deutſchen Volkspartei und hat den Sitz
Alzeh des Landtags durch mehrere Wahlperioden hindurch mit beſtem
Erfolg und großer Umſicht vertreten. Tatkräftig trat er als
langjähri=
ges Mitglied des Kreisausſchuſſes und anderer Verbände für die
Inter=
eſſen des Kreiſes Alzey und ſeiner engeren Heimat ein.
ot. Schlitz, 2. Sept. Ein Unglücksfall von ſchweren Folgen
wurde durch die Geiſtesgegenwart des Lokomotivführers Thöt
ver=
hütet. Er brachte den in voller Fahrt befindlichen Zug im letzten
Augenblick zum Stehen, als ein Fuhrwerk den Bahnübergang bei der
Turnhalle überquerte.
Parlamentariſches.
— Dem Landtage iſt folgende Anfrage der Abgeordneten
Hatte=
mer, betr. Kleinrentnerfürſorge, zugegangen: Bei der
Feſt=
ſetzung der Kleinrentnerbezüge wird in mancher Beziehung zum
Nach=
teil der Bezugsberechtigten in einer Weiſe verfahren, die m. E. in dem
Geſetz keine Rechtfertigung findet. So werden z. B. Kleinrentnern,
die ſelbſtändig waren oder eigenes Vermögen hatten, heute aber im
Haushalt eines anderen leben, die Bezüge um vier Fünftel gekürzt. Das
Geſetz läßt m. E. dieſe Kürzung nur bei Angehörigen von
Kleinrent=
nern, die niemals ſelbſtändig waren, als ſogen. Familienzuſchläge zu,
und auch hier bedeutet eine ſo ſtarke Kürzung, wie ſie nirgends in der
Armenfürſorge geübt wird, eine große Härte. — Ich frage an, was
ge=
denkt die Regierung zu tun, um dieſe Härte gegenüber dem Teil unſeres
Volkes, der unverſchuldet heute die größte Not leidet, zu beſeitigen?
Rummer 244.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 4. September 1923.
Seite 5.
Jagd und Fiſcherei im September.
Die Ernte der Körnerfrüchte iſt beendet, der Wind geht über die
Stoppeln, der Wieſen Blumenpracht iſt dahin und nur die Kelche der
Gerbſtzeitloſe drängen ſich wechſelnder Zahl ans Tageslicht.
Allmäh=
lich beginnt der Wald ſich bunter zu tönen und der Wind pflückt ſchon
da und dert ein gelbes Blatt von den Zweigen der Bäume und
Sträu=
cher. Viele unſerer gefiederten Sommergäſte haben uns bereits
ver=
laſſen und ein weiterer Teil trifft die letzten Anſtalten zur fernen
Süd=
landsreiſe. Der Herbſt naht und mit ihm auch des Jagers Erntezeit;
faſt alle Wildarten ſind ſchußbar und bieten ihm, ſo er Heger war,
man=
nigfache Gelegenheit zu erfolgreicher Jagdausübung.
Wie uns die weitverbreitete ill. Jagdwochenſchrift der „Deutſche
Jäger”, München, mitteilt, ſteht der Hirſch anfangs des Monats noch
in der Feiſte. Mit der zweiten Hälfte äußern ſich die Anzeichen
begin=
nender Brunft, die in manchen Gegenden ſchon um dieſen Zeitpunkt
re=
gelrecht einſetzt.
Der Gamsbock bevorzugt noch ſeine Sommereinſtände, lockt zu
Birſch und Anſitz und beginnt gegen Ende des Monats allmählich mit
dem Haarwechſel. Den Rehböcken iſt noch möglichſte Ruhe zu gönnen.
Von den Anforderungen der Brunft noch nicht völlig erholt, ſind ſie
geringer im Wildpret und vor Monatsſchluß minderwertig. Wo
Geiſen=
abſchuß behördlich geſtattet, kann er fortgeſetzt werden, bedarf jedoch
gewiſſenhafteſter Auswahl. Der Haſe genießt noch Schonzeit. Viele
Häſinnen tragen und ſetzen noch. Die Hühnerjagd iſt weiter in vollem
Gang und liefert, da nunmehr auch die Spät= und Nachbruten
ſchuß=
reif geworden ſind, vollwertige Beute.
Birk= und Haſelwild kann bei entſprechendem Beſtand auf der
Suche geſchoſſen werden. Birkhähne ſind geſetzlich geſchützt. Haſelhähne
ſollten mit Rückſicht auf den geringen Stamm dieſes Wildes überhaupt
möglichſt geſchont werden. Am kühlen Morgen ſtehen die Haſelhähne
ſchon auf den Ruf zu und bieten eine reizvolle Jagd. Auerwild hat
zwar mit Ausnahme der Hennen jetzt keine Schonzeit, doch wird kein
dieſes ſeltene Wild ſchätzender Jäger es in dieſen Tagen bejagen.
Jungenten beginnen zu mauſern, können jedoch wie Waldſchnepfen
und das auf den Möſern brütende Federwild erlegt werden.
Wildtau=
ben fammeln ſich und liefern eine wohlſchmeckende Beute. Im Verlauf
des Monats endet auch die Schonzeit des Faſan und es iſt ein hoher
Ge=
nuß, den farbenprächtigen Hahn im Glanz der Septemberſonne
herun=
ter zu holen. Man beſchränke jedoch den Abſchuß möglichſt auf
ausge=
fiederte junge Hähne und ſchone vorerſt die nur halb entwickelten und
die Hennen, welch letztere, außer bei ſehr gutem Beſatz überhaupt beſſer
unbehelligt bleiben ſollten.
Die Verfolgung des Haarraubwildes ruht auch jetzt nicht,
desglei=
chen die der gefiederten Räuber, deren Zugzeit im Laufe des Monats
beginnt und ſie oft in größerer Menge in unſere Reviere führt. Dem
Wildererunweſen iſt nach Kräften zu ſteuern, Pilzſucher ſind zu
über=
wachen.
Forelle und Bachſaibling fangen im Laufe des Monats zu laichen
an. Aeſche und Regenbogenforelle ſind gut und beißen lebhaft, ebenſo
Hecht, Barſch. Barbe, Zander und Schied. Seeforelle und Bachſaibling
können mit der Schleppangel erbeutet, die in die Flüſſe jedoch zum
Laichen aufſteigenden Seeforellen ſollten geſchont werden. Krebſe ſind
jetzt beſonders wohlſchmeckend und dürfen noch gefangen werden.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Iu der nächſten Stadtverordnetenſitzung ſoll die Vorlage in betreff
der Neuregelung der Beherbergungsſteuer zur Erledigung
ge=
laugen. Die Zentralſtelle für den Fremdenverkehr hat den
Stadtver=
ordneten eine Darlegung der Sachlage überreicht und zur
Berückſich=
tigung empfohlen. In dieſer Darlegung heißt es u. a.: „Die
Neu=
regelung der Beherbergungsſteuer iſt für den Fremdenverkehr und das
Wirtſchaftsleben Berlins von Bedeutung. Schon jetzt hat die
Beherber=
gungsſteuer den Fremdenzuzug ſtark beeinträchtigt. Kongreſſe,
Jahres=
verſammlungen, Aufſichtsratsſitzungen, die hier zu tagen pflegten,
wan=
dern von Berlin ab. Einzelne Provinzorte entwickeln ſich auf Koſten
Berlins zu Kongreßſtädten. Auch die Einkäufer fangen an, Berlin zu
meiden. Wohl iſt die Steuer nicht der einzige Grund;
Warenver=
teuerung, Beengung durch die Polizeiſtunde, Scheu vor Streiks und
Unruhen wirken mit. Gerade darum ſollte nicht auch noch eine
über=
hohe Steuer abſchreckend hinzutreten. Die Staffelung bis zu 80 Proz.,
die jetzt auch für Deurſche gelten ſoll, wird als ungerecht empfunden.
Gerade der Reichsangehörige verſteht es nicht, daß er für das Recht, in
Berlin eine Nacht zuzubringen, Hunderttauſende bezahlen ſoll, eine Art
Aufhebung der Freizügigkeit oder Geldſtrafe für den Beſuch Berlins. —
Nich: mehr nach Milliarden, nach Billionen iſt der Kapitalzufluß aus
dem Fremdenverkehr zu berechnen. Milliarden bringt allein die Steuer.
monatlich ein. Die Ueberſpannung der Steuer aber würde den Ertrag
beeinträchtigen und das Wirtſchaftsleben ſchwer treffen.”
Um 150 Milliarden beſtohlen wurde geſtern die Gattin eines
Engländers, eine gebürtige Deutſche, auf der Paßſtelle im
Poli=
zeipräſidium. Hier herrſchte um die Mittagszeit ein ſo großes
Gedränge, daß der Dame ſchlecht wurde. Sie mußte vorübergehend den
Naum verlaſſen, und in dem Gedränge hierbei wurde ihr die lederne
Handtaſche abgeſchnitten und geſtohlen. Die Taſche enthielt ein Paar
Ohrringe mit je einem großen, in Platin gefaßten Brillanten, einen
ſchweren Ring mit einem Brillanten von 5—6 Karat, mehrere kleine
Ninge, eine dünne Platinkette mit kleinen weißen Perlen, und eine
gol=
dene Handtaſche, die mit Brillanten und Rubinen beſetzt iſt. In dieſer
lagen 50 engliſche Pfund, Briefe und Schreibzeug. Die Beſtohlene hat
von dem Diebſtahl nichts gemerkt und ihn erſt entdeckt, als ſie ſich wieder
erholt hatte. Auf die Wiederbeſchaffung hat ſie eine Belohnung von
200 engliſchen Pfund ausgeſetzt.
In Reinickendorf wurde eine Frau von einem tollwütigen
Hund gebiſſen und ſtarb im Krankenhaus am Südufer unter den
Fol=
gen dieſes Biſſes. Die örtliche Polizeibehörde hatte rechtzeitig
angera=
ten, daß ſich die betreffende Familie ſofort der Schutzimpfung
unter=
ziehen ſollte, zumal nicht nur die Frau, ſondern auch deren Mann und
Kind von dem tollwütigen Hund, der bald darauf verendete, gebiſſen
worden ſind. Dieſer bedauerliche und zweifellos vermeidbare Todesfall
zeigt, wie notwendig es iſt, daß in der jetzigen Zeit der Tollwutſeuche
bei jeder Bißwunde ſofort die Schutzimpfung vorgenommen wird. Im
Zuſammenhang hiermit hat der Polizeipräſident von Berlin die
Hunde=
ſperre, die im Maulkorb= und Leinenzwang beſteht, bis zum 1.
Novem=
ber verlängert.
Verbot von Nackttänzen und Damen=
Boxkämp=
fen. Auf Grund des Notgeſetzes vom 24. Februar und der dazu
er=
laſſenen preußiſchen Ausführungsbeſtimmungen hat der Berliner
Poli=
zeipräſident mit Wirkung vom 1. Oktober ab alle öffentlichen oder nach
außen wahrnehmbaren privaten Veranſtaltungen folgender Art verboten:
Nackttänze, andere Nacktdarſtellungen, Damen=Box= und Ringkämpfe,
ſo=
fern nicht bei ihnen ein künſtleriſches, ſportliches oder artiſtiſches Intereſſe
überwiegt, ſowie Veranſtaltungen der in den §§ 32, 33a und 33b der
R. G.O. genannten Art, ſoweit ſie geeignet ſind, das Scham= und
Sittlich=
keitsgefühl gröblich zu verletzen.
Sturmſchäden.
Hamburg! An der Weſtküſte Schleswig=Holſteins hat der Sturm
ſchwere Schäden an den Deichen angerichtet. Die Strecke Rendsburg—
Huſum iſt vorausſichtlich für einige Tage geſperrt, ſodaß ein
Pendelver=
kehr zwiſchen Rendsburg und Chriſtiansholm eingerichtet werden mußte.
Ein Umſteigen an der Unfallſtelle iſt nicht möglich. Der Verkehr
zwi=
ſchen Rendsburg und Huſum wird über Jübek geleitet. — In Huſum
wurde die Feuerwehr durch Sirenen= und Hornſignale auf den bedrohten
Deich auf der „Erholung” gerufen, wo ſich in breitem Strom durch den
zum Zwecke einer Schleuſenverbeſſerung durchſchnittenen Deich das Waſſer
in den Docktrog ergoß. Von weiteren Deichbrüchen ſind Nordſtrand und
Ockholm bedroht. Auch für die noch nicht ganz fertiggeſtellte Hattſtedter
See=Schleuſe befürchtet man ſchwere Gefahr. Ebenalls wird dem
Damm=
bau nach Sylt unermeßlicher Schaden zugefügt. Orkan und Sturmflut
tobten am ſpäten Abend mit unveränderter Heftigkeit fort und es iſt zu
befürchten, daß die See über Nacht ihre Zerſtörung noch ſchlimmer
fort=
ſetzt. Eine Schreckensnacht ſteht den Halligen bevor. Die Getreideernte
auf dem Feſtlande und auf den Inſeln, ſoweit ſie noch nicht
hereinge=
bracht worden iſt, dürfte vielfach vollſtändig vernichtet ſein.
Der ſchwere Sturm, der am Donnerstag und Freitag über
Nord=
weſtdeutſchland tobte, und der auch in Hamburg Schaden anrichtete, hat
ſowohl auf der Nordſee als auch in Hamburg manches Opfer gefordert.
Der Damper „Kaiſer” hat vor Helgoland Anker und Kette verloren.
Der am Mittwoch von Hamburg nach Newcaſtle abgegangene Dampfer
„Duisburg” iſt mit Seeſchaden nach der Elbe zurückgegangen. Auf
Helgoland hat der Sturm auf der Nordſeite der Düne erheblichen
Scha=
den angerichtet. Der Fiſchkutter H, S. 71 iſt auf der Düne geſtrandet.
Die Mannſchaft konnte gerettet werden. Auf ein Notſignal des Fiſch=
Evers H. S. 59 wurde deſſen Beſatzung durch ein Helgoländer
Rettungs=
boot an Land gebracht. Mehrere Bergungsdampfer ſind in See
gegan=
gen, um einem in Seenot befindlichen Dampfer beizuſtehen. Auf den
Halligen hat ſich der Sturm zu einem richtigen Orkan ausgewachſen; die
hohe See durchbrach an vielen Stellen die Deiche, wodurch die Hallige
auf weite Strecken hin von der Sturmflut überſchwemmt wurden. Zwei
Schuten, die ſich im Schlepptau eines Dampfers befanden, ſind geſunken.
Auf dem Feſtland drang das Waſſer in der Nähe einer Höhe bei Huſum
durch die Deiche; die Feuerwehr mußte alarmiert werden. Sehr
ſchwe=
ven Schaden hat der Sturm auf den von England mit Kohlen nach
Ham=
burg unterwegs befindlichen Dampfern „Fernhill” und „Horſeherry”
angerichtet. Von Helgoland wird noch gemeldet, daß dort der
Seedamp=
fer „Friſia 3” an der Düne geſtrandet und ſchwer beſchädigt worden ſei.
Die glückſichen Kaſſenärzte.
Von ärztlicher Seite ſchreibt man uns: Mit Freude und
Verwun=
derung habe ich die Zuſchrift der Krankenkaſſen in der letzten
Donners=
tag=Nummer geleſen. Zahlen, die ſchwindelnd machen, erſcheinen da.
Das ſiebenfache eines Beamtengehaltes der Gruppe XII, das dieſer erſt
gegen das 50. Lebensjahr erhält, ſoll jeder Arzt, ſobald er friſch von
der Hochſchule kommt, im Handumdrehen bekommen. Kommen da die
Kaſſenärzte nicht gleich zu der edlen Zunft der Schieber und
Konjunktur=
gewinnler? Alſo ſo ſieht es in Wirklichkeit mit der Nor der Aerzte aus,
und das ganze Gerede iſt mehr oder minder Schwindel von einigen
Unzufriedenen, die es ja immer gibt. Ich ſelbſt habe, wie ich beſchämt
geſtehe, bisher auch zu dieſen gehört, aber ich laſfe mich gerne belehren
und will mir daraufhin meine Rechnungsbücher nochmals genau
an=
ſehen, da bekanntlich Zahlen ja beweiſen ſollen.
Ich bemerke vorher, daß ich ſeit über 30 Jahren eine große
Kaſſen=
pragis habe und täglich 8—9, öfters auch mehr Stunden arbeite. „Ich
gehöre daher wohl zu den nach Anſicht der Kaſſen nötigen
vollbeſchäf=
tigten 178 Aerzten.
Ich habe eine Frau und zwei Kinder, alſo vier Perſonen zu
er=
nähren. Nun zu den Büchern, die angeben, daß ich am 8. Auguſt 1½
Millionen, am 13. desgleichen 3 Millionen, am 21. desgleichen 3
Mil=
lionen und am 27. Auguſt 13½ Millionen von den Kaſſen, zuſammen
21 Millionen in einem ganzen Monat erhalten habe,
Das gleiche oder mehr verdient ein ungelernt
rbeiter in der Woche.
Dabei erſehe ich noch, daß dieſes rieſige (1) Honorar eigentlich für
den Juli fällig, alſo im Auguſt größtenteils entwertet war. Von einer
in Ausſicht geſtellten Zahlung für Auguſt habe ich bis 1. September nichts
erhalten. Ein Erwerbsloſer mit Familie ſoll zurzeit etwa 10 Millionen
wöchentlich erhalten, ich muß mit der Hälfte für den Monat auskommen.
Habe ich mich nun geirrt oder die Kaſſen, für die eine Aerztenot nicht
beſteht?
Auf die übrigen, größtenteils irreführenden Behauptungen des
Kaſſenvertreters iſt bereits in der letzten Sonntagsnummer ausführlich
geantwortet, ſodaß ich nur auf zwei Punkte kurz zurückkommen will:
Ich und jeder vernünftige Menſch war bisher der Anſicht, daß die
Kaſſen nur für die wirklich geleiſtete Arbeit zu zahlen hätten, d. h. dem
einen Arzte mehr, dem anderen weniger, je nach Inanſpruchnahme,
wo=
rüber ja genaue Rechnungen eingereicht werden. Eine derartige
un=
ſinnige Forderung — wie die Kaſſen ſchreiben — ſämtlichen Aerzten in
Heſſen eine Exiſtenzmöglichkeit zu ſchaffen, iſt nie erhoben worden.
Eine Forderung allerdings, die jedoch ganz anders lautet, haben die
Aerzte geſtellt, nämlich jedem Arzt, der ſich den Verträgen unterwirft,
wenigſtens die Möglichkeit zu geben, ſich an der Behandlung der
Kaſſen=
mitglieder zu beteiligen, deren Zahl nach meinen Erfahrungen
wenig=
ſtens hier in Darmſtadt ſeit Einführung der Familienbehandlung über
80 Prozent der Bevölkerung beträgt. Weiter ſchreiben die Kaſſen,
„jeder Betrieb, der mehr Arbeiter beſchäftigt als notwendig, iſt von
vornherein finanziell bankerott”
Sehr richtig, verehrter Kaſſenvorſtand, falls du deine Kaſſe mit
einem großkapitaliſch organiſierten Induſtriebetrieb auf eine Stufe ſtellſt,
der unter möglichſter Ausnützung oder Ausbeutung des einzelnen
Arbeit=
nehmers viele und billige Maſſenware produziert.
Bisher waren die meiſten Aerzte und auch ſonſtige einſichtige Leute
der Anſicht, daß den Kaſſen das, ganz beſonders in der jetzigen traurigen
Zeit, völlig unerſetzliche Gut der deutſchen Volksgeſundheit anvertraut iſt.
Vorausſetzung für deſſen Erhaltung iſt aber ein geiſtig, ſittlich,
wiſſenſchaftlich und materiell hochſtehender Aerzteſtand, dem die
unbe=
dingt nötige Berufsfreudigkeit nicht genommen wird. Dieſen zu
er=
töten wäre der Effekt, wenn das angeführte Syſtem in die Praxis
um=
geſetzt werden würde.
Denn es bedeutet in klaren Worten: „Anſtellung weniger, im
Ver=
hältnis zu der geforderten Arbeit mäßig bezahlter, ganz von den
Kaſſen=
vorſtänden abhängiger Aerzte, vulgo „Kaſſenſklaven” genannt. Maſſen=
und Schundarbeit anſtelle hochqualifizierter Tätigkeit. Zwang für die
Kaſſenmitglieder, ſich nur an beſtimmte, meiſt überlaſtete Aerzte, die für
den einzelnen Patienten kaum mehr Intereſſe haben, zu wenden,
Unter=
grabung des für die ärztliche Behandlung unbedingt nötigen
Vertrauens=
verhältniſſes zwiſchen dem Kranken und ſeinem Arzte, und letzten Endes
den Ruin der Volksgeſundheit und des geſamten deutſchen Aerzteſtandes.
Krankenkaſſen und Aerzte ſind aufeinander angewieſen und ſollten
ihre gegenſeitigen berechtigten Forderungen anerkennen. Ob dies aber
mit einem derartigen Zukunftsideal möglich iſt, ſei dem Urteil des
Leſers überlaſſen.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Heberſchrift übernimmt die Redaktion keinerſel
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendei werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Die Ruheſtörungen in der Grafenſtraße, ganz beſonders vor
dem Krankenhaus, in den nächtlichen Stunden nehmen dermaßen
über=
hand, daß dieſelben faſt unerträglich find. Einem Schwerkranken, der
im Schlafe etwas Erholung finden könnte, wird einfach durch ſolch
unerhörtes Benehmen des nachtwandelnden Publikums dieſe
Möglich=
keit genommen. Auch am Tage entbehren die Patienten der nötigen
Ruhe durch den ſtarken Straßenlärm; doch iſt dieſes eben der
unglück=
lichen Lage des Hauſes zuzuſchreiben, und nun nicht mehr zu ändern.
Daß aber, um das Maß des Lärms noch voll zu machen, gegenüber in
dem Stallgebäude eine Schmiede eröffnet wurde, die nun durch ihr
ſtetes Hämmern und Klopfen einen nervöſen Kranken vollſtändig
er=
ledigen kann, das hätte vermieden werden können. Denn dieſe
Ein=
richtung iſt doch ſicher und nur mit Erlaubnis der Stadtbauamtes
ge=
ſchehen, und ſollte die Stadt ſelbſt ſo wenig Rückſicht auf ihre
Kranken=
anſtalten nehmen, ſo werden demnächſt die Einwohner gezwungen ſein,
Privatkliniken, welche an ungeſtörten Straßen liegen, aufzuſuchen, um
dort in Ruhe zu geneſen. Es wäre ſehr dringend erwünſcht, daß bei
Tag als auch in der Nacht mehr Aufſicht und Aenderungen von ſeiten
der Behörden geſchaffen werden.
Einer für viele.
— Bisher war das Verkehrsbureau zum Nutzen des Publikums
da. Bei dem allgemeinen Wandel der Zeiten hat auch das ſich äußerſt
unvorteilhaft geändert. Früher bekam man dort z. B. Gasmarken,
heute nicht mehr. Früher konnte man von dort telephonieren — heute
nicht mehr. Früher bekam man dort koſtenlos Auskunft über alles vom
Verkehr und Leben der Stadt und Umgebung. — Und heute erhält
man bei Vergütung von Gebühren unter 10 Fragen kaum eine genügend
beantwortet. Für was iſt denn dieſes Inſtitut da?
Sch.
— Haftet der Mieter für die
Haftpflichtverſiche=
rung des Vermieters?. Nach einer Bekanntmachung des
Herrn Oberbürgermeiſters vom 28. Juni 1923 ſoll der Mieter auch die
Haftpflicht tragen. Dieſe Verpflichtung kann m. E. aus dem
Reichs=
mietengeſetz nicht gefolgert werden. Eine Haftpflichtverſicherung iſt ein
Vertrag, wonach die geſetzliche Verpflichtung des Vermieters zur
Scha=
denerſatzleiftung infolge eines perſönlichen ſchuldhaften und
rechtswidri=
gen Verhaltens auf die Verſicherung übergeht. Für die zur Verhütung
eines gefahrdrohenden Zuſtandes des Hauſes erforderlichen
Inſtand=
ſetzungsakbeiten wird von dem Mieter bereits ein erhöhter Zuſchlag,
erhoben. Er müßte alſo doppelt zahlen. Der Vermieter wird durch
die richtige Inſtandſetzung ſeines Hauſes gegen Schadenerſatzleiſtung
geſetzlich geſchützt. Da die weitere Verſicherung gegen Haftpflicht die
Folgen eines rechtswidrigen Verhaltens abwenden ſoll, iſt ſie eine rein
perſönliche Angelegenheit, die nicht auf dem Haus ruht, wenn ſie auch
infolge des Hausbeſitzes eingegangen iſt.
Es wäre unmoraliſch, won dem Mieter zwangsweiſe die
Prämien=
zahlung für eine Verſicherung zu fordern, die ein Verſchulden des
Hausbeſitzers zum Gegenſtand hat, zumal die Prämien um ſo höher
ſind, je ſchlechter das Haus gehalten wird, je weniger alſo der Hausherr
ſeiner Verpflichtung der Allgemeinheit gegenüber nachkommt. Auch
würden ſo erleichterte Verſicherungen eine allgemeine
Verkehrsunſicher=
heit nach ſich ziehen. Es wäre auch intereſſant zu erfahren, in welcher
Höhe man dem Mieter die Zahlung zumutet. Ueberdies kann auch die
frühere allgemeine Ueblichkeit ſolcher Verſicherung ſtark bezweifelt wer=
Kr.
den (ſiehe Art. 4 Heſſ. A. G.).
Hiihnergugen beseitigt sicher
das Badikalmittel Lebeivoht.
Hornhaut a. d. Fußsohlen verschwindet durch
Lebewohl-Ballen-Scheiben.
In Drogerien u. Apotheken. (I,2104
O
Man verlange ausdrücklich „Lebewohl”.
Drog. Ant. Fischer, Frankfurterstr. 12/14, Drog. K. Steinhäuser; Nied.-Ram.
städterstr., Engeldrog. H. Schaub, Karlstr. 28; Gg. Liebig & Co., Luisenstr. 4
Gebr, Vierheller, Drog., Schnstergasse 14, Adler-Drogerie, Grogs-Umstadt.
UNITED STATES LINES
BAFLIT WS
DARMSTADA
(T,6620)
Unter den Linden 1
Frankfurtersasse 12/14
General-Vertretung: Norddentscher Llovd, Bremen.
NAcM NEM VORK
von Southampton — Cherbourg
LEWIATHAN
18. September, 9. u. 30. Oktober, 20. Novbr., 11. Dez.
Von Bremen üb. Southampton u. Cherbourg nach New Vork
GEORGE WASHINGTON
24, Oktober,
19. September,
28. November
President Harding . . . . 5. Septbr. 10. Oktober
President Arthur
„ . 12. Septbr. 17. Oktober
America
„ . 26. Septbr. 31. Oktober
President Roosevelt . . . 3. Oktober 7. Novbr.
President Fillmore . . . . 4. Oktober 8. Novbr.
Abfahrt von Southampton und Cherbourg 1 Tag später
Alles Nähere durch untenstehende Adressen
Vorteilhafte Gelegenheit für Güterbeförderung
Rennbahnpropaganda=Rennen.
* In dem geſtrigen Bericht über die Rennen auf der
Eſchollbrücker=
ſtraße ſind einige Reſultate der Motorradrennen (nicht durch Schuld des
Berichterſtatters!) falſch, bezw. unvollſtändig. Die genauen Reſultate
dieſer Rennen waren folgende:
Motorradrennen, 2 Kilometer. Offen.
1. für Motorräder bis 2 P8.: 1. O. F. Schmidt, Alba
1½ſ. P8.; 2. L. Gräb, Imperia, 11/a PS.
2. für Motorräder bis 3 P8.: 1. Langer N. S.U.=Ponny,
2 r8.; 2. Rennard, Zelde, 2/4 PS.; 3. Zurtz, Zürtz=Rekord,
21is PS.
3. für Motorräder bis 3 PS.: 1. Langer N. S.U.=Ponny,
2 PS.; 2. Rennard Zelde, 21/ PS.; 3. Zürtz, Zürtz=Rekord 21/g
PS.; 4. Keller, Karü, 3 PS.
4. für Motorräder bis 4 PS.: 1. H. Ludwig, Helios, 4 PS.3
2. Hahn, N. S.U., 4 PS.; 3. W. Stork, Wandrer, 4 PS.
5. für Motorräder über 4 PS.: 1. R. Pecher, Wandrer,
41/s PT.; 2. G. Stroh, N. S.U., 6½/ PS. (geſtürzt), (Hinter erſterem!)
6. für Motorräder beliebiger Stärke: 1. Wieſt
jun., Wandrer, 4½/= PS.; 2. L. Arzt, Harley=Davidſen, /. PS.; 3. H.
Benz. N. S.1., 8 PS. (geſtürzt).
7. Außer Konkurrenz: 1. Langer, Harley=Davidſen, 7/. PS.;
2. Wieſt, Wandrer 41/ P8.
Briefkaſfen.
Ein Hausherr beauftragt einen Glaſer die Scheiben (Fenſter) im
ganzen Haus nachzuſehen, und evtl. zu verkitten. Der Glaſermeiſter
ſchickt einen Lehrjungen, der Mittags den Kitt der Scheiben abmacht, die
Stellen einölt und am nächſten Morgen brkittet. Spät abends, nachdem
der Kitt ab war, ſpringt eine große Scheibe, zuerſt quer, dann, durch
die eigene Schwere des Glaſes, auch mit einem koloſſalen Knoll der
Länge nach. Am andern Morgen wird der Lehrjunge ſowie der
Haus=
herr auf dieſes aufmerkſam gemacht und eine neue Scheibe verlangt.
Mit der Zeit, es ſind nun bereits ³/4 Jahre her, hängt die Scheibe nur
noch ganz knapp im Rahmen und droht jeden Tag herauszufallen. Der
Hausherr wurde verſchiebentlich, ſchriftlich ſowie mündlich, auf dieſes
aufmerkſam gemacht.
Ee entſtehen nachſtehende Fragen:
1. Wer hat für die Scheibe aufzukommen, der Hausherr oder
der Mieter, da der Hausherr den Glaſer beſtellt hat? — Antwortt
Der Hausherr.
2. Wer hat die Koſten zu bezahlen, wenn die Scheibe bei
geſchloſſe=
nem Fenſter auf die Straße fällt und hierbei ein Unfall paſſiert? —
Antwort: Unter Umſtänden beide, der Vermieter als mittelbarer,
der Mieter als unmittelbarer Beſitzer, wenn ſie den gefahrdrohenden
Umſtand kannten oder kennen mußten.
3. Muß der Mieter ſeinen Rolladen ſo lange geſchloſſen halten bis
die Scheibe gemacht iſt? — Antwort: Das kann er halten wie er
will, iſt ihm aber bekannt, daß die Scheibe loſe, ſo muß er ſie ganz
entfernen.
4. Hat der Mieter ein Recht die Miete nicht eher zu bezahlen, bis
die Scheibe gemacht iſt, da der Hausherr bis jetzt noch keine Schritte
unternommen hat dieſe machen zu laſſen? — Antwortt nur in
Höhe der Reparaturkoſten. (Siehe 5.)
5. Kann der Hausherr gezwungen werden, die Scheibe machen zu
laſſen, wenn ſeine Vertreter zuerſt verſprochen haben, daß ſie gemacht
wird, und dies heute nach ³/⁄₈ Jahren noch nicht geſchehen iſt? —
Ant=
wort: Der Mieter kann ihm eine angemeſſene Friſt mit der
An=
drohung ſetzen, daß er auf deſſen Koſten nach fruchtloſem Ablauf, die
Reparatur vornimmt.
6. Welches ſind die Rechte die ein Mieter gegen einen Hausherrn
anwenden darf, bei einem ſolchen Fall? — Antwort: ſiehe 5.,
Gültige Lebensmittelmarken vom 4.—9. September 1923 einſchl.
Nr. 87 und 88 mit je 800 gr Brot.
(st7261
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, 5. Septembert
Wolkig, einzelne Regenſchauer, kühl.
Tageskalender.
Spielabteilung Union 8.30 Uhr im Vereinshaus:
General=
verſammlung. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Licht=
ſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Mittwoch, den 5. Sept.
Grummetgrasverſteigerung: 2 Uhr nachm., im Rathaufé
zu Pfungſtadt.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteilt
J. V. A. Flciſchmann — ſämtlich in Darmſtadt.
Die beutige Rymmer hat 8 Seiten.
Darmſtädter Tagblatt
4. September 1923Nr. 244
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Der Ankauf von Reichsfilbermünzen, durch die
Reichsbankan=
ſtalten findet vom 3. September 1923 ab bis auf weiteres zum 800 000 Betrag des Nennwertes ſtatt.
Bayeriſche Akkumulatorenwerke A. G.,
Mün=
chen. Die G.=V. genehmigte Kapitalserhöhung um 44 Millionen Mk.
Stamm= und 4 Millionen Mk. Vorzugsaktien. Hiervon wird ein
Teil=
betrag von 14 Millionen Mk. im Verhältnis 4:1 zu 10 000 Prozent den
alten Aktionären zum Bezug angeboten werden.
* Theodor Teichgräber A. G., Berlin. Zulaſſung über
182,5 Mill. Mk. Stammaktien der Geſellſchaft wurde an der Berliner
Börſe geſtellt.
Metallwerke A.=G., vorm. Luckau u. Steffen
Ham=
burg. Die Geſellſchaft beruft zum 20. September ao. G.=V., die über
Erhöhung des Grundkapitals um 26 Mill. Mk. auf insgeſamt 49,5 Mill.
Mt. Stammaktien Beſchluß faſſen ſoll. Neben den Aufſichtsratswahlen
enthält die Tagesordnung auch noch einen Antrag, das mehrfache
Stimmrecht der Vorzugsaktien zu erhöhen.
Ferdinand Bendix u. Söhne, A.=G. für
Holzbear=
beitung, Landsberg. Das Unternehmen berichtete für das
Geſchäftsjahr 1922/23, daß ſchon im Herbſt 1923 eine Abſatzſtockung
ein=
ſetzte. Man ſah ſich daher gezwungen, eine Kürzung der Arbeitszeit
ſowie auch Entlaſſungen von Arbeitskräften vorzunehmen. Der
Brutto=
gewinn betrug 146,106 Mill. Mark, gegen 1,938 Mill. Mk. im
Vor=
jahre. Handlungsunkoſten erforderten 128,402 Mill. Mk., i. V. 1,840
Mill. Mk. ſo daß ein Rohgewinn von 17,704 Mill. Mk. gegen 0,298 Mill.
Mk. im Vorjahr verbleibt. Bei Beurteilung dieſes Ergebniſſes iſt
je=
doch zu berückſichtigen, daß dem Abſchreibungskonto vorweg 147,459 Mill.
Mk. zugeführt worden ſind. Die regulären Abſchreibungen betragen
0,165 Mill. Mk. Aus einem Reingewinn von 17,56 Mill. (i. V. 0,247
Mill. Mk.) werden 150 Proz. Dividende auf das erhöhte Aktienkapital
von 7,5 Mill. Mk. vorgeſchlagen (i. V. 10 Proz. auf 2 Mill. Mk.). Die
Vorzugsaktien erhalten 8 Proz., dem Penſionsfonds werden 5 Mill. Mk.
überwieſen und auf neue Rechnung 1,290 Mill. vorgetragen. In der
Bilanz erſcheint Mobilienkonto mit 9,307 Mill. Mk., während die
übri=
gen Anlagekonten auf den Mindeſtwert abgeſchrieben ſind. Vorräte
er=
ſcheinen mit 253,210 Mill. Mark. Materialbeſtände mit 6,241 Mill. Mk.,
Außenſtände mit 82,152 Mill. Mk., während andererſeits Kreditoren
161,939 Mill. Mk. zu fordern hatten. Der Reſervefonds iſt durch das
Agio der Kapitalserhöhung von 1,120 Mill. Mk. auf 7,955 Mill. Mk.
geſtiegen. Der Geſchäftsgang ſoll ſich im laufenden Jahre etwas
ge=
beſſert haben. Mit neuer Erſchwerung des Geſchäfts müßte die
Ge=
ſellſchaft jedoch rechnen, da die Produkte im weſentlichen in Mark
ver=
kauft werden, während für die Rohmaterialien von den Lieferanten
Zahlungen in ausländiſcher Währung gefordert werden. Eine beſtimmte
Vorausſage über das Ergebnis des laufenden Geſchäftsjahres ließ ſich
unter den jetzigen Verhältniſſen nicht machen.
Meſſen.
tu. Die Breslauer Herbſtmeſſe. Die Breslauer
Herbſt=
meſſe wurde am geſtrigen Sonntag eröffnet und zeigte trotz des Ernſtes
der Zeitlage bereits am erſten Tage, daß eine verhältnismäßig große
Kaufluſt in vielen Branchen herrſcht. Der Breslauer Herbſtmeſſe ſcheint
ein gewiſſer Erfolg beſchieden zu ſein. Gekauft wurde namentlich in der
Textil= und Schuhwarenbranche, ſowie in Nahrungsmitteln und
Genuß=
mitteln. Luxuswaren dagegen begegneten nur einem beſchränkten
In=
tereſſe. Die Beſchickung der Meſſe und ihr Beſuch am erſten Tag
über=
ſtiegen im Vergleich zu Leipzig alle Erwartungen. Nur ganz
verein=
zelt waren an den Verkaufsſtänden Lücken zu fehen. Auch
Ausländer=
käufe wurden bemerkt, namentlich von Oeſterreich, Polen und der
Tſchechoflowakei. Zeitweiſe mußten die Meßhäuſer wegen Ueberfüllung
geſchloſſen werden. Im allgemeinen kann der Erfolg des erſten Tages
als befriedigend bezeichnet werden.
Warenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidemarkt vom 3. September.
Käufer wie Verkäufer nahmen zunächſt eine abwartende Haltung ein.
Die Preiſe entſprechen der Bewegung des Dollars, lagen aber
anfäng=
lich noch ſchwankend. Weizen ſchien geſuchter zu ſein. Neue Ware war
in guter Qualität am Markt. Roggen fand ſchlanke Aufnahme. Gerſte
ruhiger; gefragter iſt Futtergerſte bei erhöhten Preiſen. Hafer
behaup=
tet. Weizenmehl iſt der geſuchteſte Artikel bei feſter Tendenz, desgleichen
findet auch Roggenmehl regere Beachtung. — Amtliche
Notie=
rungen: Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Weizen=
mehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Preis je 100 Kg. Alsbaldige
Lieferung. Parität Frankfurt a. M. Weizen, Wetterauer alt 43 bis 45
Millionen Mark, neu ——, Roggen 33 bis 35 Millionen Mark,
Som=
mergerſte für Brauzwecke 34 bis 36 Millionen Mark, Hafer, inländiſcher
29 biz 32 Millionen Mark, ausländiſcher 36 bis 38 Millionen Mark,
Weizenmehl, ſüdd. Spezial=Null 85 bis 90 Millionen Mark bei
Waggon=
bezug ab Mühlenſtation, Roggenmehl 54 bis 56 Millionen Mark,
Wei=
zen= und Roggenkleie 18 bis 19 Millionen Mark. Tendenz: feſt.
Müh=
lenpreis 19 fl. holländ.
wb. Berliner Produktenbericht. Nach Eintritt der
Ab=
ſchwächung am Dewiſenmarkte zog ſich im Produktenverkehr die Kaufluſt
etwas zurück. Für Roggen jedoch beſtand weitere Nachfrage und die
Preiſe ſtellten ſich über die vorgeſtrige Notierung; zumal vom Inland
nur mäßiges Angebot vorlag. Hierdurch wurde dem geſamten Markt
eine Stütze geboten. Weizen wurde nur wenig umgeſetzt, die Tendenz
behauptete aber ihre Feſtigkeit infolge guten Mehlgeſchäfts. Gerſte und
Hafer wurden etwas teurer bezahlt. Mais war in Lagerſcheinen etwas
mehr angeboten. Futterſtoffe veränderten ſich wenig.
—r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Viele holzverarbeitenden Betriebe ſind dadurch in eine
kataſtrophale Bedrängnis geraten, daß ſie von ihren Holzlieferern unter
Kursſicherungen Schnittholz kauften und nun bei der ſprunghaften
Steigerung der Deviſenkurſe gewaltige Papiermarkbeträge
aufzubrin=
gen haben, die nicht vorhanden ſind. Es iſt tatſächlich ſchon
vorgekom=
men, daß mittlere Betriebe des Möbel= und Tiſchlereigewerbes zu dem
Zahlungstage die Arbeitslöhne nicht zuſammenbekommen konnten.
Ent=
laſſungen, Betriebseinſchränkungen und Betriebsſtillegungen werden
im=
mer häufiger. Dabei iſt der Andrang von verkaufsluſtigen
Sägewerks=
beſitzern und Holzgroßhandlungen am Holzmarkt ſeit kurzem ſehr ſtark.
Während man bis in die zweite Hälfte des Monats Auguſt hinein noch
Schnittholz, wenn auch in kleinen Mengen, zu dem Weltmarktpreiſe
(d. h. 4 bis 10 & je Kubikmeter frei Grenze für Stammware) unter
Um=
rechnung des Kurſes am Zahlungstage verkaufen konnte, werden heute
ſeitens der vereinzelt als Käufer auftretenden Holzhandlungen eigentlich
nur noch Angebote, die ſich unter der Weltmarktparität bewegen,
ange=
nommen. In den dringenden Offerten einzelner Kreiſe, die
gewiſſer=
maßen für jeden Papiermarkpreis verkaufen wollen, um Geld
herbeizu=
ſchaffen, ſpiegelt ſich zurzeit die Nor des deutſchen Holzgewerbes wieder.
Auch im Ausland, namentlich in Polen, beginnt man bereits, die
ſchwie=
rige Lage am deutſchen Holzmarkt fühlbar zu erkennen. Auch von dort
aus liegen erhebliche Angebote in Schnitthölzern aller Arten vor.
Aller=
dings begegnet man nur Forderungen, die ſich auf den bisherigen
Pfundpreis aufbauen. Die Lage iſt im übrigen an allen internationalen
Holzmärkten, hauptſächlich infolge einer Rückwirkung der Situation in
Deutſchland, ſehr mißlich. Der holländiſche Markt iſt ganz
teilnahms=
los, und die engliſchen Holzhandlungen kaufen zurzeit in nennenswerten
Mengen eigentlich nur gewiſſe Spezialabmeſſungen (d. h. ſchmälere
Boh=
len). Die breite Ware, die noch vor einigen Wochen gern gekauft wurde,
iſt vernachläſſigt.
* Frankfurter Börſenbericht vom 3. Sept. (Eigener
Vericht.) Da der Deviſenmarkt im Verlaufe der Börſe Schwankungen
unterlag, war auch die Tendenz an den Effektenmärkten zeitweiſe
un=
ſicher und nicht einheitlich. Man bemerkte hier ein ſtärkeres. Angebot
des Publikums, welches jedoch im Allgemeinen von der Börſe ſchlank
aufgenommen wurde. Bevorzugt waren wiederum Rheiniſche Werte,
die nach teie vor von der Spekulation mit Vorliebe gekauft wurden.
Die ſtärkſten Kursſteigerungen hatte heute wiederum der Montan=
Aktien=Markt aufzuweiſen, wo infolge von Materialmangel die Kurſe
kräftig anzogen — ſo waren Deutſch Lux. plus 135 000, Gelſenkircher
plus 25 000 000, Harpener plus 100 000 000 Mannesmann plus
40 000 000 Rheinſtahl plus 55 000 000. Am Chemie=Aktien=Markt
ſetz=
ten ſich die Aufkäufe ſpeziell in Farbſtoffwerten fort, bevorzugt waren
Elberfelder plus 5 000 000, Badiſche Anilin plus 9 000 000, Griesheimer
plus 12 000 000. Höchſter plus 7 500 000, Scheideanſtalt gelangten
7 500 C00 höher zur Notiz. Rütgerswerke gewannen 10 000 000, dagegen
verioren Goldfchmidt 5 000 000 und Rhenania 4 000 000. Der Elektr.
Aktienmarkt bewahrte ſeine feſte Tendenz, Felten u. Guillaume ſtanden
auch heute wieder im Vordergrunde des Intereſſes mit einer
Kursſtei=
gerung von 10 000 000. Zuckerwerte feſt, aber kaum verändert. Am
Maſchinenmarkte gewannen Karlsruher anfangs 2000 000, die ſie jedoch
bis zum Schluß wieder völlig hergeben mußten. Rheinmetall plus
4 000 000, Metallgeſellſchaft plus 8 000 000 rat. Die übrigen Werte der
weiterverarbeitenden Induſtrie lagen ungleich mäßig bei im
Allgemei=
nen kleinen Kursveränderungen. Schiffahrtsaktien behauptet, Bank=
Aktien feſt, beſonders Berliner Handelsgeſellſchaft mit einer Steigerung
von 15 000 000 und Metallbank plrs 5 000 000. Der ausländiſche
Ren=
tenmarkt war beeinflußt von der wechſelnden Tendenz der Deviſenkurſe
und im Allgemeinen ohne größere Veränderungen. Der Einheitsmarkt
verkehrte in überwiegend feſter Haltung. Als ſtark geſteigert ſind zu
nennen: Berzelius plus 10 000 000, Breuer plus 7 000 000, Fahr plus
4 000 000, Jetter u. Scherer plus 20 000 000 rat., Philipps plus 3 000 000.
Die letzttägigen Favoriten, wie Chemiſche Albert minus 5 000 000,
Ultra=
marin minus 8 000 000 und Weiler ter Meer minus 5 000 000, lagen
niedriger. Der Markt der wertbeſtändigen Anleihen bekundete eine
ſehr ſeſte Tendenz. Bad. Kohlen plus 10 Millionen, Sächſ.
Braunkoh=
len plus 2 Millionen. Der freie Verkehr, der recht feſt eröffnete,
unter=
lag ſpäter Schwankungen; man hörte: Allg. Bankverein 500 000,
Beckerſtahl 29 000 000—30 000 000, Beckerkohle 29 bis 30 Million, Benz
11 500 000, Contobank 525 000, Frankfurter Handelsbank 320 000, Georgi
09 000 Growag 1100 000, Hanſa Bank 560 000, Kaiſer. Waggon
1 Million, Kreichgauer 9 500 000, Petroleum 28 Million, Raſtatter
Wag=
gon 5 500 000, Ufa 4 500 000. Die Nachbörſe zeigte eine ſtürmiſche
Nach=
frage nach Farbwerten.
wb. Berliner Börſenbericht. Die Befeſtigung des
De=
viſenmarktes veranlaßte an der Effektenbörſe anfangs eine ſtarke
Kauf=
luſt, die die Kurſe bei den Anfangsnotierungen auf allen Umſatzgebieten
beträchtlich in die Höhe ſchnellen ließ. Schwere Montanwerte, wie
Bo=
chumer Gußſtahl, Deutſch=Luxemburger, Kattowitzer, Mannesmann,
Phönix, Rheiniſche Braunkohlen und Rheinſtahl erfuhren Steigerungen
um 40 bis über 70 Millionen Prozent. Verhältnismäßig annähernd ſo
ſtarke Erhöhungen waren bei chemiſchen und elektriſchen Werten, bei
Maſchinenfabriksaktien und Metallpapieren ſowie auch in einzelnen
Bankaktien zu beobachten. Valutapapiere unterlagen weniger
bedeu=
tenden Aenderungen. Schon raſch nach der erſten halben Stunde trat ein
vollſtändiger Umſchwung der Tendenz ein durch Abſchwächung der
De=
viſe London, die nach 54 Millionen mit 45 Millionen Mark gehandelt
wurde, angeblich auf Abgaben der Reichsbank. Auf allen Gebieten
drückte die Realiſierungsluſt ziemlich empfindlich. Bei der Zurückhaltung
der Käufer flaute das Geſchäft aber beträchtlich ab. Die Kurſe gaben
auch ſpäterhin weiter nach, doch hielten ſie ſich meiſt noch über der
Frei=
tagsnotierung.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a M., 3. Sept. Telegr, Auszahlungen:
Geld Oſorat, Antwerpen=Brüſſel: 511218.,75 513781.25 523637.50 526312.50 Holland.. 3989750 — 4100450.— 4 738125.— 4761875.— London.. 49 875000. 30 125000. 50872500. 51127500. Paris .... 631918.75 634981.25 656362 50 656637 50 Schweiz.. 2394000.— 2406000.— 2119687.50 2130312,50 Spanien. 1 196450.— 1203750 — 1496250.— 1 503750.— Italien". 478825.— 471172.— 518700.— 521300.— Liſſabon=Oporto. Dänemark .. 1795500 — 18043500.— 2094750.— 2103250.— Norwegen. 1546125.— 1553875 — 1945125.— 1954875.— Schweden 2972650.— 2987450.— 3 007313.50 3 082687.50 Helſingfors 274312,50 275687.50 299250.— 300750.— New=Yo 12967500. 13032500. 11720625. 11779375. Deutſch=Oſter
ich (abg. 15900.— 16040.— 16957.50 17042.50 Budapeſt. 498.75 501 75 598.50 601.50 Prag ... 307230.50 308770.— 349125.— 350875.— Agram. 84487.50 84212.50
w. Deviſenmarkt. Berlin, 3. September Telegr, Auszahlungen für:
3l. A MfeWfe Ve
eid
Brief o rat. Amſterdam=Rotterdam .. 3985000.— 4050150.— 3790500.— 3809500.— Brüſſel=Antwerpen ....." 478230.— 461200.— 448375.— 457125.— Chriſtiania. . 1683780.— 1692220.— 1596000.— 160400 . 3 Kopenhagen". 1950200.— 1984880.— 1795500.— 1804500.— 20 Stockholm .. 2753100.— 2760900.— 25935 00.— 2606500.— 20 Helſingfors 257280.— 238720.— 269325.— 270675.— Italien. . 44:830.— 445110.— 418950.— 421050.— London. 46882500. 47170500. 43880000. 44110000. 10 New=York 10274250. 10307750. 9675750.— 9724250.— 10 Paris. 582540.— 585460.— 548625.— 551375.— 10 Schweiz 1867325— 1874674.— 1745625.— 1754375.— 10 Spanien 1369500.— 1403500.— 1296750.— 1303250.— Wien (in 2 14763.— 14837.— 13665.— 13735.— 15 Prag". 305235.— 306765. 284287.— 235713.— Budapeſt. 57855.— 58145.— 52867.— 53133.— Buenos=Air 3121675.— 3338321 3112200.— 3127600.— Bulgarien 1104300.— 1106860. 91770.— 92230.— Japan .. 4738125.— 4761875.— Rio de Jane 977550.— 982450.— 927675.— 932325.— Belgrad.
Liſſabonn. 109270.— 109275.— 104737.—
423937.— 105263 —
426063.— Sofia,
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Aktiengeſ. für Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Ber.=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug
Bismarckhütte . . . . . .. ..
Braunkohlen=Brikett .. .5
Bremer Vulkan ... ..."
Wolle.. ....
Chem. Heyden ....
„ Weiler.
Deutſch=Atlant, Tel.
Deutſche Maſchinen ....
Deutſch=Niedld. Tel..
Deutſche Erdöl .."
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke ..
Berlin—Karlsruher Ind.
Donnersmarckhütte . .
Dynamit Nobel ........
Elberfelder Farben ..
Elektr. Lieferung ......!
R. Friſter .............
Gaggenau Vorz. .... . . 1100000001
Gelſenk. Gußſtahl ....
Geſ. f. elektr. Untern. ..
Halle Maſchinen .......
31. 8=
5000004
38800000 81000000
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15000000
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990000 00/119 Mill.
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200000G
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150000002354 0000
100900od
Han. Maſch.=Egeſt.. . . .
Hanſa Dampfſch.. . . . . .
Hemoor Zement .....
Hirſch Kupfer. . . . . . . . .
Höſch Eiſen ........"
Hohenlohe Werke ...
Kahla Porzellan ......
Lindes Eismaſch.. ..
Lingel Schuh ......"
Linke & Hofmann".
L. Loewe & Co.
C. Lorenz.
Meguin..
(. Lauſitzer Koh
Nordd. Gummi
Orenſtein ..
Rathgeber Waggon.. ..
Rombacher Hüttten.. .
Roſitzer Zucker .
Rütgerswerke.
Sachſenwerk.
Sächſiſche Gußſtahl ..
Siemens Glas..... ..
Bolkſtedter Porzellan
Weſtf. Eiſen Langendree
Wittener Gußſtahl ... .60000000
Wanderer=Werke .... ..
31.
125min.
128000000
198000000
1110Minl
3. 9.
2000000
180000000
100 Mill.
60000o00k 2000000
1500000 020000000
18000000
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R700000/
8500000
8000000
6500000
200 uG0
H600000=
7600000
3000000
60000000
5500003d158000000
7500000
:3000000
3000000
36000000
21000000
6000000060000000 ,
ſe0000000
2.3000000
*400000
e2000000
8500000
7800000
25000000
16000000
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſelſchaft auf Abtien.
Frankfurter Kursbericht vom 3. September 1923.
Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
60 Reichsanleihe. . ... . .... ..
..
.......
3½%
89
„.
4½% IV. und V. Schatzanweiſ.
4½% HI.—IX.
Sparprämienanleihe
4%0 Preuß, Konſols .
3½%
......
8
4% Bad. An. unk. 1935.....
v. 1907.....
3½2
.
4½ Bgyern Anleihe ..
8½
„....
4% Heſſen unk, 1924 ........
8½% ............
6%
.............
4% Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
5% „ L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½% „ v. 1902..... . ...."
4% „..............."
6% Bulgar. Tabak 1902 .....
1¾% Griech. Monopol ....."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
gb 1918 ............."
4(½% Oeſt. Schatanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ..................
4% Oeſt. Goldrente .........
4% „ einheitl. Rente .....
6% Num, am. Rente v. 03 ..
Goldrente v. 13 ..
4½%
am. „ konv. ...."
4%
„ v. 05 „.
4%0
4% Türk. (Admin.) v. 1903.
4% „ (Bagdad) Ser. I..
„ II..
v. 1911, Bollanl. ..
Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente .......
Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
6% Mexik. amort. innere. . . .
konſ. äuß. v. 99 ..
5%
49 „ Gold v. 04, ſtfr. ..
8% „ konſ. innere ......"
4½% „ Irrigationsanleihe.
6% Tamaulipas, Serie1 ....
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
40o Gal. Car: Ludw.=Bahn ..
5% Oeſt. Sübb. (Lomb.) ſtfr.
4%
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
„..
2,6 %Neue
7 % Oeſt. Staatsb. v. 1863....
4% Oeſt. Stgatsb. 1. b. 8. Em.
9. Em. ..
3%
31. 8.
6000.—
150 000.
2250.—
2500.—
3400.—
55 000.—
100000.
120000.
9s00 000.
1300 000.
1900 000.
850 000.
700 000.
2800 000.
5500 000.
2000 000.
26000000
31000000
30000000
24500000
1790 000.
3500 000.
5500 000.
3. 9.
7000.—
1800.—
2500.—
3200 —
80 000.—
130 000.
190 000
30 000.—
20000.—
11500000
1500000
Ae
1750000
7000 000
2800 000.
6500 000.
2230 000.
3900 000
27000000
2800c000
27000004
260000001
1800000.
3900 000
6000 000.
430000
800 000.
180 000.
2000000
2000 000.
401000.
650 005.
20u000000
185000.
28000000
2000 000.
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ..
8% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ...
42 Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I............
3% Salon Conſt. Jonction.. .
80 Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepee . . . . . . . . . . . ."
„...........
4½½ „
Pfandbriefe.
40 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
3½9
4%o Frankf. H. Krd.=Ver, 1921
40 Mein, Hhp.=Bank 1922...
„ 1922...
42 Pfälz.
„ 1923...
4% Rhein. „
verl. .
3½%
4% Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 .........
42 Heſi. Ldhhp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
49 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½% Darmſt. v. 1905 ..... ..
4% Fronkfurt v. 1918 ...... ."
3½% „ v. 1903 ......
4% Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie .... .."
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . . . . ... . ."
Dresdener Bank ............
Frankfurter Bank ....
Metallbank. . . . . . . . . . .
Mitteldeutſche Creditbank ...
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant.
Rhein. Ereditbank . ..........
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein ........."
Berowerkö=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. ........ . ..
Buderus. . . . . . . . . . . . .. . ....
Dt. Luxemburger ...."
Eſchweiler Bergwerks=Akt.,
Gelſenkirchen Bergw.
Harpener Bergbau".
Kaliwerke Aſchersleben
Weſteregeln".
Lothringer Hütte ...
Mannesmann Nöhren;
Mansfelder ....."
Oberbedarf .........
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ...
Phönix Bergbau ..
31. 8.
30000.—
15000.—
3. 9.
13000000
2000 000
3500 000.
60000000
6500 000
9000 000.
25000000
5000 000.
1800 000.
26000000
13000000
1600 000.
40000000
4500 00
2000 000.
4200 000.
2700000.
8500 000.
1600 000.
19900000
20000000
125000000
—G
175000000
130000000
40000000
70000000 7000000 U
90000000
94000000
33000000
75000000
68000000
125000000 120000000
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke .........."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . ."
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . . . . . . . . . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien.
Henninger Kempf=Stern .. . . . .
Löwenbräu München ......."
Schöfferhof (Binding........
Werger ...................."
Akumulat. Berlin L..nt.t.s
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleyer)......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff .....
Badenia (Weinheim) ..... ..."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg ............."
Bayriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel CCaſſel ......."
Bergmann El. Werke ........
Bing. Metallwerke. . . ..... . ..
Blei= u. Silberh. Braubach ..."
Brockhues, Nieder=Walluf.. . . .
gementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt ........
„
3000060
Lothringen (Metz).
4300 000.
750000N Chem. Werke Albert ........."
Griesheim Elektron ....
7000 000
Weiler=ter=mer ... . . . .."
1100000.,
1900000/ Daimler Motoren .... .. . . . . . 4500 000.
5000 0u0. / Deutſch. Eiſenhandel) Berlin .. 13000000
1700 000 Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt..
25000000 Dingler, Zweibrücken ........"
11500000 Dresdener Schnellpreſſen ....."
1700 000.1 Dürkoppwerk (Stamm).......
450000un1 Düſſeld.=Ratinger (Dür.) ....
3600 000,5 Dyckerhof & Widm. Stamm..
2000 000. Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
3250 000.) Eiſenwerk L. Meher jr. ... ..."
35 00 000.) Elberfelder Farb. v. Baher ...
8500 000. Elektr. Lieferungs=Geſ..... ..."
1200000
Licht und Kraft ......"
Elfäſſ. Bad. Wolle. . ..... .. . . ."
30000000 Emag, Frankfurt a. M. ... ...
Emaill- & Stanzw. Ullrich ....
6o0000o/ Enzinger Werke ......."
en8o0oo0/ Eßlinger Maſchinen ..
Ettlingen Spinnerei ..
230000000
600000 00R
130000000
3400000
63000000
73000000
200000000 Faber, Joh., Bleiſtift.
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebr., Pirmaſenz...
Felten & Guilleaume, Carlsw
Feinmechanik (Jetter) ....."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M. 2000 000.
Frankfurter Gas.. . .
Frankfurter Hof .....
Fuchs Waggon Stamm.,
31. 8. 3. 9. 95000000 120 000001 5200 000. 7000 000 1 52000000 11 40000000 460000004 6000 000. 6000 000. 1 — G 22000000 4500 000 4000 000 18500000 1a5000001 3600000 30000000 42000000 39500000 3000000 4000 000.5 36000u00 46500000 13000000 400000oc — 4000 000.1 9000 000. 4000 000.I 6o00 000 30000000 30000000 5600 000. 6700 000.) 20000000 22000000 10000000 12000000 9000 000 9200000 1 7900 000. 8900 000. 65000000 60000000 3u000000 40000000 37000000 32000000 4500 000.1 1200 600 35000300 425000001 6000 000. 8000000. 7000 000. 7200 000. 8400 000. 7500 000. 9000000. 8000 000. 8000 000. 10000000 6500 000.1 4600000 5 1000000 9400 000. 14500000 14000000 6200 000. 7500 000. 2000 000. 2800 000,1 7500 000. 7800 000 8500 000. 9000 000,1 16000000 15000000 15000000 0 14500000 4350 000. 4350 000. 6000 000. 10000000 70000000 80000000 25000000 45000000 1600 000. 6250 000. 6000 000 6000 000. 6500 000.I — C. 4000 000. 6700 000. 5300 000.
35000000 Ganz, Ludwig, Mainz
Geiling & Cie. ......."
Gelſenkirchen Gußſtahl
5000000k Goldſchmidt Th.......
Gritzner Maſchin. Durlach ...
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen .........."
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
ülpert Armatureni. . .......
3500000// Hindrichs=Auffermann ......
30000000 Hirſch Kupfer u. Meſſ.... ....
Hoch= und Tiefbau ........."
Hlanend Wit.
Holzverk =Induſtr. ....
Hotel A.=G., München
Hydrometer Breslau..
Inag. .. ..... . . . ..
Karlsruher Maſchinen . . . .
Klein, Schanzl. & Becker
Konſervenfabrik Braun”.
Krauß & Co., Lokom. . . .
Lahmeyer & Co. ......."
Lech Augsburg .........
Lederw. Rothe ........"
Lederwerke Spicharz ...
Löhnberger Mühle .....
Lüdenſcheid Metallw .."
Lux ſche Induſtrie .....
Mainkraftwerke Höchſt..
Meguin, Butzbach ......"
Metall (vorm. Dannhorn)
Meher, Dr. Paul. . . . . . .
Mens Slonn. alf.”
Motorenfabr. Deutz....."
Motorenfabrik Oberurſel
Neckar ulmer Fahrzeugwer
Neckarwerke Eßl. Stamm
Oleawerke Fran ſurt a. M. ..
Peter=Union=Frankfurt . . . . . .
Pfälz. Nähm., Kayſer .......
Philipps A.=G... . . . . . ... . . .
Porzellan Weſſel ..........."
Reiniger, Gebbert & Schall .
Rhein. Elektr. Stamm. . . . . . .
Maif Saite ei
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin ....
Rütgerswerke ......."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau ..
Schnellpreſſen Frankenthal.
Schramm Lackfabrik. . .
Schuckert Elektr. (Nürnberg)..
— 5000 000.
— 7400 000. 8000 000 8500 000. 9000 000. 30000000
g) 26000000 1 2600 000. 2800 000 2. 9500 000. 6300 00 0. 6000 000. 5000 000. 14000000 155000000 18500 000. 7500 000. 4000 000.
r)) 4900 000 9500 000. 14000000. 3900 000. 8400 000. 8500 000.I „15000 000. 8000 000. 4750 000. 4000 000. 5000000. 5000 000. I 7500 000. 7000 000. 15000000 18000000 38000000 34000000 3200 000 2000 000 23000000 32000000 2500 000. 3200 000 3500 000. 4000 000. 14000000 16000000K 8000000. 8000 000. 1120000000 130000000
Schuhfabrik Berneis=Weſſe. ..
Schuhfabrik Herz............
Schuhf Leander Offenbach ..."
50000000 450000001 Seilinduſtrie Wolff ..........
Sichel & Co., Mainz .. .....
Siemens Glektr. Betriebe ...."
Siemens G’asinduſtrie .. .. . . .
Siemens & Halske .........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
6500 000.1 Süddeutſche Immobilien ....."
Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha
Uhrenfabr Furtwängler .. . ..
Veithwerke in Sandbach ... . .
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr. Bln.=Frkf.
„ Pinſelfabr. Nürnberg ..
„ Ultramarin .. ...... ...
Zellſtoff, Berlin.. ... . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge...
Stämme.,
8000 000.) Boigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . . .
3500 000. Voltohm Seil ..
Wayß & Freytag
10000000 Wegelin Rußfabrik ........
Zellſtoff Waldhof Stamm..
Zuckerfabr. Waghäuſel ......."
Frankenthal ....."
Heilbronn ........
Offſtein ........."
Rheingau ........
Stuttgart ........
Hurn
Schantung E. B. ...........
Süddeutſche Eiſenbahn=Gei...
Hapag (Paketfahrt) ..........
Nordd. Llohd ...............
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.
Beckerkohle .................
Beckerſtahl ................
Benz.. . . . . . .......
Brown Bover .............
Cont. Handelsbank .........."
Hanſa Lloyd .............
Kabel Rheydt. . . . .. ........
Karſtadt R. ................"
Petroleum, Dtſche. ..........
Naſtatter Waggon ...........
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ..."
Ufa Film ................."
Dete ue
Bahnbedarf.. . ........."
Dampfkeſſel Rodberg.. . . ..
Helvetia Konſervenfabrik.
Gebr. Lutz .............
Motorenfabrik Darmſtadt
Gebr. Roeder ..........."
Venuleth & Ellenberger ..
Growag. ...
.....
31. 8.
4000 000.
3600 000
2600 00 0. *
4000 000
13700000
3000 000
17000000
90000000
2500 000
20 0 600
2500 000
5500 000.
7000 000.
27000004
—
4500 000.
15000000
3000030n
6000 000.
— G
5250 000.
4900 000.
7000 000
7000000
15000000
16000000
14000000 1
150,0000 1
1500000
15000000
15000000
15000000
2500 000.
74000000
18500000
25000000
10000000
4500 000
525 000.
2700 000
35000000
2000 000.
30000000
6000 000
1600 000
5000 000
Nachfr.
3090000
3990 000
5000 000.
1599000
4190000.
9000 000.
850 000.
3. 9.
3600 000.
3700 000.
3600 000.
5000 000.
13250000
000 000.
1500 0000
90000000
2200 000.
4500 000.
2850 000.
8100000.
6000 000.
27000000
7500000.
10000000
22000000
10000000
300 000.
4500 000.
4700000.
8500 000.
6300 000.
6500000
16000000
15000000
14000000
14900000
14750000
15000000
14500000
3500 000.
—6
70000000
182500060
25000000
25000000
10000000
4500 000.
550 00.
2600 000.
30000000
6500 000.
4500000.
Wg
3110000.
4010 000.
7000 000.
16010000
4210000.
990 000
Bankgeschäft
Fernsprecher 1308, 1309
1—Der 2BUTV
Aktien / Renten / Delisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz 1
Rummer 244.
Die Kinanzen des Großherzogs.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 4. Septeuber 1923.
Seite 2.
24)
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
„Aber Mr. Jſaaes, das ſind ja 30prozentige Steuern, laſſen
Sie mich ſehen, 12500 Peſetas als jährliche Gratifikation! Und
dreißig Jahre laufend — mit ſteigendem Erträgnis von den
Oliven! Sie gedenken natürlich darauf einzugehen?”
„Eingehen, Profeſſor! Sie ſind von Sinnen. Wie könnte ich
auf ſo etwas eingehen? Keine anſtändige Bankfirma in Europa
macht mit Minorca Geſchäfte. Zum Teufel, man will ſich doch
nicht in die Geſellſchaft der ärgſten Wucherer und Finanzhaie
der Welt begeben.”
„Und darum laſſen Sie den Wucherern die 8einhalb Prozent,
und den dritten Teil des Erträgniſſes! . . ."
„Ja, was wollen Sie, man muß doch auf ſein Renommee
halten".
„Aber Sie haben doch Serbien Geld verſchafft, einem
Mör.
„Still, ſtill, Profeſſor, Serbien gibt nur ſieben Prozent, und
ein ſerbiſcher Orden macht ſich ebenſo gut wie ein anderer, nicht?”
„Beim Zeus, ich kann die höhere Fimanzpolitik nicht
be=
greifen! Alſo auf Rückſicht auf Ihren guten Ruf, der nicht
darunter leidet, Serbien zu horgen, weigern Sie ſich, mit
Mi=
norca Geſchäfte zu machen?”
„Ich muß, Profeſſor, ich muß. Kann mich nicht auf ein
Niveau mit ſchwindelhaften Firmen ſtellen. — Wollen Sie
alſo die Sache mit Hornſtein übernehmen?”
„Ihnen zuliebe, ja, Mr. Jſaaes. Uim den kleinen
Schaber=
nack zu ſühnen, den ich Ihnen 1907 ſpielte. Wie lange Friſt
haben Sie von Hornſtein? Ich vermute, ſie wird nicht ſo
un=
begrenzt ſein."
„Bis zum 22. — Sechs Tage.”
„Was verlangt er?”
„Eine wähnſinnige Summe . . . 20 000 Pfund.”
„Wieviele Briefe hat er?”
„Sechs, glaube ich.”
„Und wie hoch ſchätzen Sie ſie ſelbſt ein — unter Brüdern?”
„Unter Brüdern? Ah, ich verſtehe. Sagen wir 6000 Pfund.”
„Sie ſind ein Prinz unter den Autographenſammlern. In
fünf Tagen ſollen Sie die Briefe haben. Wie iſt Hornſteins
Adreſſe?”
„Furlong Lane 12 E. C. Haben Sie ſchon einen Plan?”
„Drei. Will ſehen, welcher am beſten paßt. Sobald ich
kann, bringe ich Ihnen Neuigkeiten. Bis dahin, adieu, Mr.
Jſages. Am beſten, eine ſolche Sache nicht erſt zu überſchlafen.”
Mr. Jſaaes weißhaariger Gaſt erhob ſich ſchwerfällig aus
dem Fauteuil und fchüttelte ihm die Hand. Der große
Finanz=
mann ſah ihn mit gebeugtem Rücken durch die gepolſterten
Dop=
peltüren verſchwinden und ſetzte ſich dann wieder an den
Schreib=
tiſch, indem er murmelte:
„Schlauer Hund, dieſer Profeſſor Pelotard! Sehr ſchlau!
Möchte doch wiſſen, wer er eigentlich iſt.”
Zweites Kapitel,
worin der Leſer erkennen lernt, an welch dünnen Fäden die
Schickſale der Nationen hängen.
Fünf Tage waren ſeither verfloſſen; ohne daß Herr Collin
ein Lebenszeichen gegeben hatte, und Mr: Iſages, der zwiſchen
London und ſeinem Wahlkreis hin= und herpendelte, begann
ſich ſchon über ſein Schweigen zu beunruhigen, als eines
Mor=
gens Mr. Crofton mit derſelben tief mißbilligenden Miene
hereinkam, wie bei Profeſſor Pelotards früherem Beſuche.
„Der alte Herr aus Sutherland wünſcht Sie zu ſprechen,
Sir.”
Mr. Jſaaes zuckte vor Freude zuſammen.
„Famos, famos, führen Sie ihn ſofort herein, Crofton, und
ich will bis auf weiteres nicht geſtört werden, Sie verſtehen?”
Mr. Crofton, der im Gegenteil durchaus nicht verſtand, zeigte
dies deutlich mit ſeinem ganz presbyterianiſchen Geſicht; dann
ging er langſam hinaus und ließ nach ein paar Augenblicken
den greiſen Profeſſor Pelotard eintreten.
Mr. Iſages ſprang mit geſpanntem Geſicht aus ſeinem
Fau=
teuil auf.
„Nun? Wie iſt es gegangen? Sagen Sie es mir raſch,
Profeſſor. Haben Sie ſie?”
„Wie es gegangen iſt! Aber Mr. Jſaaes, Sie ſind zu
un=
höflich. Haben Sie Ihr Scheckbuch in erreichbarer Nähe, ſo
wird mir eine Anweiſung auf 6000 Pfund ausgezeichnet
behagen.”
Mr. Iſaacs lachte mit nervöfer Erleichterung.
„Ah, Profeſſor, Sie ſind ein großer Mann! Setzen Sie ſich,
und erzählen Sie! Wie haben Sie das angeſtellt, Sie haben ſie
tatſächlich?‟
Philipp Collin zog gleichgültig ein Paker Briefe aus der
Taſche und warf ſie Mr. Jſaaes läſſig zu.
„Ich hoffe, daß es alle ſind,” ſagte er, „auf jeden Fall haben
Sie nichts mehr von Mr. Hornſtein zu befürchten. Ich gab ihmr
ſelbſt geſtern abend das Geleit zum Nachtexpreß in Charing
Croß und überzeugte mich, daß er nach Paris abgedampft iſt.”
„Abgedampft? Nach Paris? Was meinen Sie?”
„Ja, um nie mehr nach England zurückzukehren. Das heißt,
falls er nicht ſeine Adreſſe in Dartmoor haben will.”
„Sie ſind wirklich unglaublich, Profeſſor! Sie befreien
Hornſtein von meinen Briefen — wie, weiß ich nicht, aber ich
ver=
mute, daß Sie ihm nicht die 20000 Pfund gezahlt haben, die er
dafür haben wollte. Dann ſenden Sie ihn aus dem Lande und
verſprechen, ihn ins Dartmoorgefängnis zu bringen, wenn er
wiederkommt. Sie ſind wirklich ein Teufelskerl.”
(Fortſetzung folgt.)
Julius Vogel
Bella Vogel
geb. Nesstädter
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Darmstadt
(*24120
Plötzlich und unerwartet
ver=
ſchied am Samstag Abend, den
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Heute verſchied nach ſchwerem
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guter Vater, Schwiegervater und
Großvater
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Im Namen der
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Darmſtadt, 2. September 1923.
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5. September, nachmittags 2½ Uhr
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Was aber ruiniert die Wäſche? Das Waſchen ruiniert die Wäſche in erſter Linie, nicht das
Tragen, weil zum Waſchen häufig ſcharfe und ſchädliche Waſchmittel genommen werden, wie Chlor,
ſauerſioffhaltige Präparate uſw., die die Wäfchefaſer angreifen und die koſtbare, teure, unerſetzliche
Wäſche vor der Zeit zerſtören. Das neue organiſche Einweichmiitel „Burnus” dagegen iſt völlig
unſchädlich für die Wäſchefaſer und hat die Eigenſchaff, den Schmutz von der Wäſche zum größten
Teil ſelbſtkätig abzulöſen, wenn man dieſelbe über Nacht in der lauwarmen Burnusbrühe einweicht.
Weil Burnus in lauwarmem, nicht heißem Waſſer am beſien wirkt, und nur ein nachfolgendes kurzes
Aufkochen mit wenig Seife oder Seifenpulver nötig iſi, deshalb erſpart man dabei außerdem in
weſentlichem Maße Seife, Feuerung, Zeit und Arbeit und hat nicht mehr nötig, ſich die Finger
wund zu waſchen! In der Hauptſache aber fpart man Wäſche, weil dieſelbe bei der Verwendung
von Burnus mehr geſchont wird als bei jedem anderen Verfahren. Bedeutende Spezialgelehrte und
eine große Anzahl von Dampfwäſchereien, Weſchanſtaſten in Krankenhäuſern, ſowie unendlich viele
Hausfrauen haben uns dieſe Vorzüge freudig beſtätigt. Weitere Aufkiärungen verſenden koſfenlos
und pofffrei Fattinger=Werke A. G., Berlin NW 7. Burnus iſt in allen einſchlägigen Geſchäften
zu haben. Eine Patrone reicht für eine Wäſche normalen Umfangs aus. Zögern Sie nicht,
einen Verſuch
[ ← ][ ]Seite 8.
Darmſtädter Taybialt, Dienstag, den 4. Sepieiber 1923.
Rummer 244.
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longue, 1 Pfeilerſchrank, 1 gutes
Plüſchſofa, 1 echte Pariſer Bronze.
Rohrſtühle, Polſterſtühle,Hausapotheken,
Hocker, Etageren, Bauerntiſche, 1
Hand=
nähmaſchine, 1 Garnitur Gartenmöbel,
mehrere Oval= u. Spieltiſche, 1 Peddig
rohrſeſſel, 1 Schreibkommode, 1 Divan,
1 alte Pendule, 1 alter Nähtiſch,
Holz=
ſtühle, Eckbretter, Klappſeſſel,
Fliegen=
ſchrank, 1 Grasmähmaſchine, 1 eiſ.
Faß=
lager, 2 Stehleitern 1 vollſt. Bett mit
Roßhaarmatratze und Oberbett,
Servier=
tiſche, 3 große 2tür. Kleiderſchränke (ein
kirſchbaum), 1 großer
Kriſtall=
ſpiegel mit Facette ca. 270/120 cm,
1 desgleichen 170/100 cm.
Ferner eine vollſtänd.
Küchenein=
richtung: Küchenſchrank, Anrichte,
einiges Küchengeſchirr, 1 Gasherd, eine
Anzahl gute Weingläſer, 14 Weingläſer,
7 Römer, 6 Biergläſer, Stammgläſer, 28
Fingerglasſchalen.
1 Opernglas, 1 Kvkosläufer, 3-4 m.
Beſichtigung 1 Tag vorher, Donnerstag,
Der Zimmerkamin und die Spiegel werden
evtl. vorher freihändig verkauft. (7238id
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Martins=Drogerie, Pankratiusſtraße 41, Ph. Secker Nachf.
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Nach mehr als dreijähriger
Assi-
stententätigkeit an der Universitäts-
Ohrenklinik Kiel habe ich mich hier
als Facharzt für Ohren-,
Nasen- u. Halsleiden
nieder-
gelassen. Sprechstunden halte ich
gemeinsam mit meinem Vater in
dessen Wohnung Wilhelminenpl. 15
(Tel. 1049) werktäglich von 10—4,
eigene Sprechstunde ebendaselbst
von 4—5 Uhr.
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Dr. med. Waltber Bräning.
Bekanntmachung.
Wir bringen hiermit die durch die zuſtändigen
Behörden genehmigten Aenderungen des Tarifs
vom 24. Aug. d8. Js. der Darmſtädter Straßen=
und Vorortbahn zur allgemeinen Kenntnis.
Fahrpreiſe in tauſend Mark angegeben.
Abteilung 1:
Nachlöſekarten koſten . . . . . . . 200
Abteilung 2
wird wie folgt geändert:
Fahrpreis für barzahlende Fahrgäſte:
.. . 100
1 und 2 Teilſtrecken
„ . 200
3 bis 5 Teilſtrecken
.. . 300
6 und 7 Teilſtrecken
8 und mehr Teilſtrecken . . . . . . 400
für eine Perſon.
Für 3 bis 5 Teilſtrecken gibt es
Fahrſchein=
heftchen zu 1800 für 10 Fahrten.
Die Teilſtrecken müſſen zuſammenhängen und
hintereinander durchfahrbar ſein.
Zu 8 12 E. Für allgemeine Zeitkarten.
A. Monatskarten.
4000
1 und 2 Teilſtrecken".
8000
3 bis 5 Teilſtrecken . .
12000
6 und 7 Teilſtrecken.
16000
8 und mehr Teilſtrecken .
Innenverkehrskarten, perſ. . . . 8000
Stadtnetzkarten, perſönlich . . . . 10000
für eine Perſon und einen Kalendermonat.
Zu 8 12 E, Ziffer 4. Für unperſönliche
be=
ſondere Zeitkarten wird monatlich ein Zuſchlag
von 2000 für jede Karte erhoben.
Zu 8 12 F. Für Schüler und Schüler=
innen.
B. Schüler=Monatskarten.
1 und 2 Teilſtrecken".
2500
5000
3 bis 5 Teilſtrecken
7500
6 und 7 Teilſtrecken.
8 und mehr Teilſtrecken
. 10000
für eine Perſon und einen Kalendermonat.
C. Schüler=Wochenkarten.
1 und 2 Teilſtrecken . .
550
3 bis 5 Teilſtrecken ..
.. 1110
6 und 7 Teilſtrecken . . . .
1660
8 und mehr Teilſtrecken . . . . . 2220
für eine Perſon und Kalenderwoche.
Zu 8 12 G. Wochenkarten
a) für täglich 1 Hin= und Rückfahrt:
1 und 2 Teilſtrecken . .
... 800
3 bis 5 Teilſtrecken . . .
„ . 1600
6 und 7 Teilſtrecken . .
2400
8 und mehr Teilſtrecken . . . . . . 3200
b) für beliebig viele Fahrten:
900
1 und 2 Teilſtrecken
1800
3 bis 5 Teilſtrecken
2700
6 und 7 Teilſtrecken . . .
3600
8 und mehr Teilſtrecken
für eine Perſon und eine Kalenderwoche gültig
an Werktagen. Falls Feiertage, an denen die
Wochenkarten keine Gültigkeit haben, in eine
Woche fallen, wird der Preis der Karten
ent=
fprechend ermäßigt.
Fahrſchein=Heftchen
für 3—5 Teilſtrechen mit dem
Stempel=
überdruck Heag auf dem Tarif=Buchſtaben
U koſten Mk. 1800000.
Auf Heftchen mit dem
Stempelüber=
druck Heag auf dem Tarif=Buchſtaben T
(1080000 M.) werden von den Schaffnern
Zuſatzſcheine (roter Aufdruck 5 Teilſtrecken)
zu Mk. 72000 und für Heftchen mit dem
Stempelüberdruck Heag auf dem
Tarif=
buchſtaben § (540000 Mk.) Zuſatzſcheine
(roter Aufdruck 11 Teilſtrecken) zu Mk.
126000 ausgegeben.
Alle anderen Fahrſchein=Heftchen mit
geringerem Wertaufdruck haben keine
Gültigkeit mehr.
In Begleitung eines barzahlenden
Fahr=
gaſtes hat je ein Kind unter 6 Jahren freie Fahrt,
für 2 Kinder unter 6 Jahren iſt ein Fahrſchein
zum normalen Fahrpreis zu löſen. Für Inhaber
von Zeitkarten, Fahrſchein=Heftchen uſw. hat dieſe
Vergünſtigung keine Geltung.
Zu 8 12 K.: Für Marktkörbe in
beſon=
deren Marktzügen.
Für je einen Marktkorb bis zu 25 kg Gewicht
werden 100 erhoben. Mitbeförderte Perſonen
haben den normalen Fahrpreis zu entrichten.
Zu 8 40, 41, 42. Für Beförderung von Ex
preßgut für jedes Stück 100 für angefangene
25 kg einſchl. Steuer.
Vorſtehende Tarifänderung tritt für den
Bar=
tarif und Monatskarten am 4. Sept., für
Wochen=
karten am 10. Sept. 1923 in Kraft.
Für allgemeine Zeitkarten, einſchl.
Schüler=
monatskarten, iſt die entſprechende Nachzahlung
für die Zeit vom 4. bis 30 Sept. innerhalb 5
Tagen (vom 4. Sept. ab gerechnet) zu leiſten,
im anderen Falle die Karten ihre Gültigkeit
verlieren.
(72491
Darmſtadt, den 3. Sept. 1923.
Die Direktion
der Heſſiſchen Eiſenbahn=A.=G.
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Lotte Neumann in d. Lustspiel i. 5 Akt.
Papa kanns nicht lassen
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Gebührenordnungfür Hebammen.
Durch Bekanntmachung des Heſſiſchen
Miniſteriums des Innern vom 17. bez.
22. Auguſt 1323 wurden die
Gebühren=
ſätze für K, mmen mit Wirkung vom
17. Auguſt 1923 und 22. Auguſt 1923
neu geregelf. Die beiden
Bekannt=
machungen, deren Veröffentlichung in der
Darmſtädter Zeitung erfolgte, können
innerhalb der nächſten 10 Tage nach
Erſcheinen dieſer Bekanntmachung im
Stadthaus (Zimmer 40) eingeſehen
werden.
(St 7255
Darmſtadt, 31. Auguſt 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
Heutiger Eintrag in das
Handels=
regiſter B: Firma Hermann Gund=
Küchentiſch, 2 Topfbretter, 2 Stühle, lach, Konzern, Aktiengeſellſchaft.
Sitz Darmſtadt. Gegenſtand des
Unter=
nehmens: Beteiligung an den von
Her=
mann Gundlach, Frankfurt a. Main, ins
Leben gerufenen Werken, Banken und Un=
1 kompl. Eßgeſchirr, zuſ. 72 Stück. ternehmungen. Grundkapital: 1 100000000
Mark. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am
den 6. Sept., nachm. von 3—5 Uhr. 10. Auguſt 1923 feſtgeſtellt. Beſteht der
Vorſtand aus mehreren Perſonen, dann
ſind jeweils zwei Mitglieder
gemeinſchaft=
lich zur Vertretung der Geſellſchaft be=
Amtsgerichtstaxator, meinſchaftlich mit einem Prokuriſten.
Vorſtand: Hermann Gundlach, Kaufmann
in Frankfurt a. M. Das Grundkapital
iſt eingeteilt in 100 000 Stück
Stamm=
aktien zu je 1000 Mark, 30 000 Stück
Stammaktien zu je 5000 Mark, 75 000
Stück Stammaktien zu je 10000 Mark
und 10000 Stück Vorzugsaktien zu je
10000 Mark, die alle auf den Inhaber
lauten. Die Vorzugsaktien haben bei
der Beſchlußfaſſung über folgende
Gegen=
ſtände: 1. Satzungsänderungen, 2.
Auf=
ſichtsratswahlen, 3. Liquidation der
Ge=
ſellſchaft, ein zehnfaches Stimmrecht.
Die Vorzugsaktien erhalten eine
Vor=
zugsdividende von 6 Prozent und eine
mindeſtens gleich hohe weitere Dividende
wie die Stammaktien. Die Aktien
wer=
den zum Nennwert ausgegeben. Der
Vorſtand beſteht je nach den
Beſtim=
mungen des Aufſichtsrats aus einem
oder mehreren Mitgliedern, die vom
Auf=
ſichtsrat beſtellt werden. Die
General=
verſammlung wird durch einmalige
öffentliche Bekanntmachung einberufen.
Die Bekanntmachungen der Geſellſchaft
erfolgen durch einmalige Veröffentlichung
im Deutſchen Reichsanzeiger. Die
Grün=
der der Geſellſchaft, die ſämmtliche Aktien
übernommen haben, ſind: 1. Die
Emiſ=
ſions=Aktiengeſellſchaft zu Frankfurt am
Main, 2. Ingenieur Thilo Heſſe zu
Frank=
furt a. M. 3. Fabrikdirektor Ernſt
Wein=
gärtner in Neuenhaßlau, 4. Ingenieur
Theo Senger zu Frankfurt am Main,
5. Bankdirektor Alexander Gundlach zu
Frankfurt am Main. Den erſten
Auf=
ſichtsrat bilden: 1. Auguſt Freiherr von
Oetinger, Fideikommißbeſitzer zu
Darm=
ſtadt, 2. Graf Kurt zu Rantzau,
Guts=
beſitzer zu Demmin (Pommern), 3. Dr.
Fritz Merck zu Darmſtadt. Von den mit
der Anmeldung der Geſellſchaft
einge=
reichten Schriftſtücken, insbeſondere von
dem Prüfungsberichte des Vorſtandes
und des Aufſichtsrats, kann bei Gericht
Einſicht genommen werden.
(7245
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Grummetgrasverſteigerung.
Mittwoch, 5. Septemb., von
vor=
mittags 7½/, Uhr an, wird das
Grum=
metgraserträgnis der BeſſungerWieſen
erneut öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Zuſammenkunft: Alter Nachtweideweg—
Erlenpfad.
(st7248
Städt. Güterverwaltung.
Bekanntmachung.
Infolge der dahier
überhandge=
nommenen Milchhamſterei durch
Aus=
wärtige ſah ſich der Gemeinderat in
vollzähliger Sitzung vom 31. 8. 23 im
Intereſſe einer dringend notwendigen,
geregelten Milchverſorgung der Stadt
Darmſtadt veranlaßt, einſtimmig zu
be=
ſchließen, ab 5. If. Mts. von auswärtigen
Milchhamſterern ein Oktroi in Höhe von
500 des Stallpreiſes pro Liter zu
er=
heben. Mit der Ausführung dieſes
Be=
ſchluſſes ſind 24 Bürger beauftragt, die
mit Ausweiskarten verſehen ſind. Wir
bringen dies hiermit zur Kenntnis.
Roßdorf, 3. September 1923. (7251
Bürgermeiſterei.
Vorenz.