Darmstädter Tagblatt 1923


29. August 1923

[  ][ ]

Einzelnummer 25000 Mark

Bei wöchentl. 2 maligem Erſcheinen (freibleibend) monat=
lich
485000 M. und 30000 M. Abtragegebühr, Abholen
492000, durch die Agenturen 545000 M. frei Haus. Be=
ſtellungen
nehmen entgegen: die Geſchäftsſtelle Rhein=
ſir
. 23 (Fernſprecher 41, 2390 u. 2394), die Agenturen und
lie Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſimmten Tagen wird nicht übernom
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kür=
zung
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſfel=
ungen
durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
Poſiſcheckonto: Frankfurt a. M. 4301.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Morgenzeitung der Landesbauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 238
Mittwoch, den 29. Auguſt 1923
186. Jahrgang

Anzeigenpreis:

27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 60000 M
Finanz=Anzeigen 90000 M., Reklamezeile (92 mm
breit 250000 M. Anzeigen von auswärts 90000 M.,
Finanz=Anzeigen 130000 M., 92 mm breite Reklame=
zeile
350000 M. Anzeigen nehmen entgegen: Geſchäfts=
ſtelle
Rheinſtraße 23, die Agenturen und Anzeigen=
rpeditionen
. Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg
Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rahatt weg. Bankkonto
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbauk

Behebung der finanziellen Notlage.
TU. Berlin, 28. Aug. Am geſtrigen Tage fanden im
Reichsfinanzminiſterium mit den Vertretern der Landesregierun=
gen
, des Deutſchen Städtetages, des Reichsſtädtebundes und des
Landgemeindetages eingehende Verhandlungen über die Frage
ſtatt, wie der finanziellen Notlage der Länder und Gemeinden
abgeholfen werden könnte. Es wurde allgemein darauf hinge=
wieſen
, daß ſich dieſe Notlage infolge der in der letzten Zeit ein=
getretenen
ſtarken Geldentwertung, der erheblichen Verſchärfung
der Wirtſchaftslage und der durch die Anpaſſung der Bezüge der
Beamten, Angeſtellten und Arbeiter an die Geldentwertung er=
forderlich
gewordenen Gehälter= und Löhneaufbeſſerungen in be=
ſorgniserregender
Weiſe verſchärft habe. Es wurde deshalb von
allen Seiten gefordert, daß die Vierteljahreszahlung der Beam=
tenbezüge
mit Rückſicht auf dieſe Entwickelung und der Unmög=
lichkeit
der Beſchaffung der erforderlichen Zahlungsmittel künf=
tig
eingeſtellt werden ſoll, wobei auf die beſonderen Verhältniſſe
im Ruhrgebiet und beſetzten Gebiet Rückſicht genommen werden
wird. Nach längeren Verhandlungen wurde in beinahe allen
Punkten eine vollſtändige Einigung erzielt.
Das Urteil im Oehme=Prozeß.
TU. Leipzig, 28. Aug. Der Senat der erſtinſtanzlichen
Strafſachen hat heute im Oehme=Prozeß das Urteil nach fünf=
tägiger
Verhandlung gefällt. Der Angeklagte wurde unter Frei=
ſprechung
von den meiſten Punkten der ihm zur Laſt gelegten
Verbrechen zu einer Gefängnisſtrafe von 1 Jahre,
unter Anrechnung von 5 Monaten Unterſuchungshaft, wegen
Landesverrats und Vergehens gegen das Spionagegeſetz in zwei
Fällen verurteilt. Der Haftbefehl wurde ſofort aufgehoben. Eine
Kaution wurde dem Angeklagten nicht auferlegt.

Vom Tage.

Wie wir hören, kommt für den Poſten des Reichspoſtmini=
ſters
, der vom Zentrum vorgeſchlagene Reichstagsabgeordnete Dr.
Anton Höfle in Betracht.
Das Reichskabinett hat ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß eine
anderweitige Beſetzung des Reichsbankdirektori=
ums
unbedingt notwendig ſei. In parlamentariſchen Kreiſen voer=
den
als Nachfolger Havenſteins in erſter Linie der Staatsſekretär Berg=
mann
und die Bankdirektoren Schacht und Waſſermann genannt. Man
hofft, die Angelegenheit ohne Anhörung des Reichstages erledigen zu
können.
Die Schlüſſelzahl für den Buchhandel beträgt vom Dienstag, den
28. Auguſt, ab 1 200 000.
Nach einer Havasmeldung aus Düſſeldorf ſtellt das Direktorium
der rheiniſchen Separatiſtenpartei, in Abrede, daß De=
legierte
der Partei ſich nach Paris begeben hätten.
Zum engliſchen Schatzkanzler wurde Naville Chamberlain und zum
Wohlfahrtsminiſter Sir William Eicks ernannt.
Der leitende Chemiker der engliſchen Farbſtoffinduſtrie, Profeſſo=
Green, hat ſein Amt niedergelegt, weil er der Anſicht iſt,
daß es nicht möglich ſei, mit kaufmänniſch und techniſch vollkommen
ungenügenden Kräften eine engliſche Farbſtoffinduſtrie ins Leben zu
rufen. Green, der ſeine Ausbildung in Deutſchland erworben hat,
bringt damit den mit umfangreichen Unterſtützungen des Staates im
Kriege unternommenen Verſuch, eine Farbſtoffinduſtrie ins Leben zu
rufen, zu einem wenig ruhmreichen Abſchluß.
Wie das Journal aus Madrid meldet, iſt die Garniſon von
Desharib in dem Augenblick, wo ſie ſich nach ihrer Ablöſung in
die rückwärts gelegenen Stellungen zurückziehen wollte, von den
Aufſtändiſchen angegriffen worden, wobei die Spanier
neun Tote hatten.

Die beigiſche Note.
Die belgiſchen Truppen bleiben an der Ruhr. Belgiens Prioritäts=Anſpruch: Noch weitere
5 Milliarden Goldmark. Verhandlungen hinter den Kuliſſen erwünſcht. Die Sicherheitsfrage.

Paris, 28. Aug. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung
aus Brüſſel hat der Miniſter des Aeußeren Jaſpar geſtern dem
engliſchen Botſchafter die Antwort der belgiſchen
Regierungauf die engliſche Note vom 11. Auguſt
übergeben. Die belgiſche Regierung habe ſich in ihrer Ant=
wort
vom 30. Juli an die engliſche Regierung bemüht, ein Werk
der Einigung zu vollbringen. Die belgiſche Regierung geht in
ihrer Antwort nur auf gewiſſe Punkte der engliſchen Note ein,
beſonders was den Punkt der belgiſchen Priorität an=
gehe
, der in Belgien einen peinlichen Eindruck hervorgerufen
habe. Die eigentliche Note zerfällt dann in zwei Teile.
Einwendungen Belgiens bezüglich des Inhalts
der engliſchen Note vom 11. Anguſt 1923.
Dieſe Einwendungen beziehen ſich auf ſechs verſchiedene
Punkte. Die belgiſche Regierung ziehe es vor, der Diskuſſion
über die Rechtmäßigkeit der Ruhrbeſetzung keine neue Nahrung
zu geben, da andere wichtigere Fragen und Vorſchläge von
größerem Intereſſe die Aufmerkſamkeit der belgiſchen Regierung
beanſpruchten. Die belgiſche Regierung erinnert
an die Einführung der wirtſchaftlichen Kon=
trolle
und die unſichtbare Beſetzung, die urſprüng=
lich
im Ruhrgebiet durchgeführt wurde, und weiſt darauf hin,
daß, wenn der Charakter des Unternehmens habe geändert wer=
den
müſſen, der Grund dafür in dem Widerſtand liege, den
die deutſche Regierung organiſiert habe, um die
von Frankreich und Belgien entſprechend dem Friedensvertrag
getroffenen Anordnungen zum Scheitern zu bringen. Für den
Fall, daß der Widerſtand zur Einſtellung gelange, ſei
die ſchrittweiſe Rückkehr zur Lage vom 11. Januar
vorgeſehen. Wiederholt ſei die Räumung angekündigt worden
in dem Maße, wie Deutſchland ſeine Reparationsverpflichtungen
erfülle. Belgien könne alſo die ihm zugeſchobene Abſicht, end=
gültig
im Ruhrgebiet zu bleiben, nicht zugeben. Ebenfowenig
könne es geſtatten, daß ihm die Abſicht zugeſchoben werde, die
von der engliſchen Regierung vorgeſchlagene
Inbetriebnahme gewiſſer Pfänder in Deutſch=
land
unter interalliierter Kontrolle
nicht in Erwägung zu ziehen, da ja die belgiſche Regierung be=
ſtimmte
Angaben über den etwaigen Charakter und Ertrag aller
dieſer Pfänder erhalten habe und ſie ſich in Ermangelung einer
Verſtändigung unter den Alliierten über dieſen Punkt gezwungen
ſehe, die einzig von ihr in Beſchlag gehaltenen Garantien in der
Hand zu behalten. Zu der engliſchen Erklärung über die bel=
giſche
Priorität äußert ſich die belgiſche Regierung wie
folgt:
Die belgiſche Regierung wünſcht daran zu erinnern, daß die
Belgien gewährte Priorität, nur die Durchführung
von während des Krieges Belgien gegenüber übernommenen
Verpflichtungen ſei, die durch die Lage Belgiens
gerechtfertigt und nach Anſicht der belgiſchen Regierung
ſehr unvollſtändig ſei. Belgien habe indeſſen bei der Ausübung
dieſer Prioritätsrechte in verſöhnlicher Abſicht bedeutſame Zu=
geſtändniſſe
eingeräumt. Ein Beweis dafür ſei, daß ſeit drei
Jahren Belgien nie aufgehört habe, ſeine Prioritätsrechte zurück=
zuſtellen
zum Schaden ſeiner eigenen unmittelbaren Intereſſen
und zum Nutzen für die Alliierten, nur um die Entente aufrecht
zu erhalten.
Im zweiten Teil bringt die belgiſche Regierung ergänzende
Ausführungen zu ihrem Vorſchlag vom 30. Juli 1923, betreffend
die Löſung der Reparationsfrage.
Sie ſtellt feſt, daß im Verlauf des jüngſten Meinungsaustauſches
Fortſchritte auf dem Wege gemacht worden ſeien, der
zur Verſtändigung führen müſſe.

1. Es ſei einmütige Zuſtimmung erreicht hinſichtlich
der engen Abhängigkeit zwiſchen der Repara=
tionsfrage
und dem Problem der interalliier=
ten
Schulden, die die Länder der Entente in den Stand
ſetzten, nicht allein die von Deutſchland zu erlangenden Summen
zu beſtimmen, ſondern auch die, die ſie ſelbſt aus früheren
Kriegsſchulden zu zahlen hätten.
2. Die Zuſtimmung zu dem Grundſatz, daß, wenn es richtig
wäre, die Zahlungsfähigkeit Deutſchlands in
Erwägung zu ziehen, es auch recht und billia wäre,
diejenige der Gläubiger, Deutſchlands zu be=
rückſichtigen
.
3. Nach den vorſtehenden Angaben könne alſo die deutſche
Schuld, wie ſie am 5. Mai 1921 feſtgeſetzt wurde, be=
trächtlich
herabgeſetzt werden, und die belgiſchen tech=
niſchen
Studien, die den Alliierten unterbreitet worden ſeien,
ſetzten auseinander, mit welchen Mitteln Deutſchland nach
einer Uebergangsperiode imſtande ſein werde,
Jahreszahlungen zu leiſten, die dieſen herabgeſetzten
Ziffern entſprächen.
4. Auf Grund der Vereinbarung von Spa und des Lon=
doner
Zahlungsplanes habe

Belgien Anſpruch auf folgende deutſche
Leiſtungen:

Schuldverſchreibungen A und B, und zwar 8 Prozent von 50
Milliarden, ferner Schuldverſchreibungen C, und zwar 8 Prozent
von 85 Milliarden. Wenn nun beſchloſſen würde, die Umwertung
der interalliierten Schulden entſprechend den Schuldverſchreibun=
gen
C ganz oder teilweiſe zu ſtreichen, ſo ſähe ſich Belgien ſeiner
Anſprüche über die Schuldverſchreibungen beraubt, und da es
keine Schulden an die Alliierten mehr habe, würde es für die
Streichung ſeiner Schuldverſchreibungen C keinerlei Gegenwerte
erhalten. Man würde es ſo ſeiner Vorteile berauben, die ihm
im Verſailler Vertrag zugeſtanden worden ſeien, als man ihm
ſeine Schulden bei den Alliierten erließ. Darum habe Belgien
das Recht, die in Spa feſtgeſetzten Zahlungen zu verlangen. Die
Alliierten könnten nicht zulaſſen, daß die interalliierten Schulden
der übrigen Mächte mit Belgiens Schuldverſchreibungen C be=
zahlt
würden. Um die Gleichheit der Behandlungen
wieder herzuſtellen, wäre es nach Anſicht der belgiſchen Note
recht und billig, wenn der belgiſche Anteil unter Berückſichtigung
des maderiellen Schadens für den Fall, daß die Schuldverſchrei=
bungen
C geſtrichen würden, auf 13 Prozent feſtgeſetzt würden.
Belgien hätte dann Anſpruch auf 13 Prozent der Schuld=
verſchreibungen
A und B, d. h. auf 6,5 Milliarden Goldmark,
und da es ſchon 1,5 Milliarden Goldmark erhalten habe, würden
ihm noch weitere 5 Milliarden Goldmark zuſtehen.
Die Note kommt dann zum Schluß: Um zuſammenzufaſſen,
glaubt die belgiſche Regierung, daß zurzeit die Erörterung hin=
reichend
fortgeſchritten ſei, damit
vertrauliche Verhandlungen zwiſchen den
alliierten Miniſterpräſidenten
aufgenommen werden könnten, ohne daß es ſich dabei ſelbſtver=
ſtändlich
um eine Konferenz im eigentlichen Sinne des Wortes
zu handelt brauche. Wie ſoeben angegeben, ſei jetzt in der Tat
in mehreren Punkten eine Verſtändigung erzielt. Die belgiſche
Regierung betont ſchließlich noch einmal, welches Intereſſe Bel=
gien
an einer Löſung der Sicherheitsfrage habe. So=
lange
die Sicherheit derjenigen Länder, in die im Krieg der
Feind eingedrungen ſei, nicht gewährleiſtet ſei, werde es weder
Ruhe noch Frieden geben, noch die Möglichkeit beſtehen, die
Rüſtungen einzuſchränken. Die belgiſche Regierung gibt dem=
entſprechend
dem Wunſche Ausdruck, auch über dieſe Frage in
London zu verhandeln

Bezahlt uns oder wir bleiben!
Von
Werner Pardolt.
Poincaré will keine Verſtändigung mit Deutſchland; ſeine
Politik iſt einzig darauf gerichtet, durch Verſchärfung der deutſchen
Not die Einheit des Deutſchen Reiches zu zertrümmern und auf
dieſem Wege deutſche Gebiete zu annektieren. Er hat zwar in
Charleville erneut verſichert, daß er keine annexioniſtiſchen Ziele
hege, die annexioniſtiſche Preſſe Frankreichs hat dieſe Worte auch
in Fettdruck hervorgehoben, aber gleichzeitig noch ſichtbarer
unterſtrichen, daß Frankreich die beſetzt gehaltenen Gebiete nicht
früher räumen würde, bis Deutſchland den letzten Sous bezahlt
habe. Und der vergangene Sonntag hat Herrn Poincaré Ge=
legenheit
gegeben, ſich das Vertrauen der franzöſiſchen Chauvi=
niſten
und Annexioniſten wieder zu gewinnen, indem er in ſeiner
Rede in Chancey vor aller Welt erklärte, daß die franzöſiſche
Politik gegen Deutſchland zuſammenzufaſſen iſt in der Forde=
rung
: Bezahlt uns oder wir bleiben!
Um dieſen Ausſpruch zu begründen, ſtellte er eine hiſtoriſche
Betrachtung über die deutſche Okkupation in Frankreich im Jahre
1871 an, deren Grundtendenz ebenfalls gelautet habe: Bezahlt
uns oder wir bleiben. Poincaré hat in dieſem Falle richtig
zitiert. Deutſcherſeits hatte man allerdings dieſe Theſe aufge=
ſtellt
. Sie unterſchied ſich aber weſentlich von der Poin=
carés
, denn die deutſche Okkupation erfolgte auf Grund der von
Frankreich anerkannten Friedensbedingungen und hielt ſich in
dem damals feſtgeſetzten Rahmen. Sie kann mit der Beſetzung
des Rheinlandes und vor allem mit dem Einbruch ins Ruhr=
gebiet
überhaupt nicht in Parallele geſtellt werden. Die deutſche
Okkupation ſtellte ſich lediglich dar als die Garniſonierung einer
deutſchen Armee, die ſich in die Verwaltungsangelegenheiten
des okkupierten Landes, nicht im entfernteſten einmiſchte, die
keinerlei Intereſſe daran hatte, die Bewohner des okkupierten
Landes ihrer Zentralregierung abwendig zu machen oder dieſe
gegen ſie aufzuhetzen.
Und wie wirkt ſich die franzöſiſche Beſetzung in den deutſchen
Gebieten aus? Franzöſiſche Politiker haben keinen Zweifel
daran gelaſſen, daß in der Beſetzungder Rheinlande
politiſche Ziele verfolgt würden, die auf die Los=
löſung
des Rheinlandes von Deutſchland hinauslaufen. Die
Methoden, die mit Hilfe des Syſtems der Bezirks= und Kreis=
delegierten
zur Anwendung kamen, haben gezeigt, daß die Be=
ſetzung
nicht gedacht war als Gaxantie für die Deutſchland auf=
erlegten
Zahlungen, ſondern daß man ſie verwendete, um den
politiſchen Druckmitteln durch die militäriſche Macht größere
Wirkung zu verleihen. Das franzöſiſche Beſatzungsſyſtem iſt auf
die Zerſtörung des deutſchen Kredits eingeſtellt, das ſich darin
kennzeichnet, daß Frankreich bis heute die Feſtſetzung einer end=
gültigen
Zahlungsverpflichtung Deutſchlands abgelehnt hat, daß
ſein ganzes Wirken auf die Zerſtörung des deutſchen wirtſchaft=
lichen
Lebens hinausläuft und politiſche Unruhen in Deutſchland
hervorzubringen bemüht iſt. Es braucht nur an die Unterbin=
dung
des Verkehrsweſens, an die Eingriffe in die induſtriellen
Werke, an den ſyſtematiſchen Geldraub und an die Abſperrung
der beſetzten Gebiete vom übrigen Deutſchland erinnert werden.
Poincaré leiſtet ſich ſelbſt mit dem Hinweis auf die deutſche Okkupa=
tion
den allerſchlechteſten Dienſt. Wenn Deutſchland Frankreich
gegenüber erklärte: Bezahlt uns oder wir bleiben, dann hatte dieſe
Mahnung durchaus rechtliche Begründung, denn in den Friedens=
beſtimmungen
von 1871 war ausdrücklich die Möglichkeit der
Verlängerung der Beſetzung vorgeſehen, falls Frankreich die feſt=
geſetzten
Raten nicht bezahlte. Das Bleiben der Beſatzung bezog
ſich außerdem auf genau feſtgelegte Bezirke, während Poincaré
die Frage, wo er zu bleiben gedenkt, vollkommen offen läßt. Aus
ſeiner Note an England ergibt ſich jedoch, daß er neben dem
Rheinland das Ruhrgebiet im Auge hat, das auch nach eng=
liſcher
Rechtsauffaſſung von Frankreich und
Belgien völlig rechtswidrig beſetzt wurde.
Deutſchland hatte, als es 1871 dieſe Mahnung an Frankreich
richtete, nicht die mindeſten Hintergedanken, es konnte ſie mit
vollem Recht erheben und brauchte das Urteil der Welt nicht zu
fürchten. Anders heute Poincaré. Seinen Worten vom Sonn=
tag
: Zahlt uns oder wir bleiben wird man ſeine Ausführung
vor franzöſiſchen Journaliſten im vorigen Sommer entgegen=
halten
müſſen, wo er angeſichts der ſichtbaren Anſtrengungen
Deutſchlands, ſeinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, er=
klärte
: Eswürde mirleid tun, wenn Deutſchland
bezahlte, denn dann müßten wir das Rheinland
räumen und die Erfolge unſerer Experimente
würden dadurch in Frage geſtellt. Dieſe beiden
Worte laſſen ſich in ihrem Kern nicht miteinander vereinbaren,
auf die deutſchen Zahlungen iſt es ihm bisher überhaupt nicht
angekommen, er legt viel größeren Wert darauf, Deutſchland
zahlungsunfähig zu erhalten, damit er um ſo wirkſamer ſeine
politiſchen Annexionsziele durchführen kann. Das ſpricht ſich
auch in einer ſeiner Noten aus, in welcher er die Ruhrbeſetzung
nicht damit begründet, daß er ſich bezahlt machen wollte, ſondern
daß er einen Druck auf den Zahlungswillen Deutſchlands aus=
üben
wollte. Wenn man aber die Methoden Poincarés kennt,
alle Leiſtungen Deutſchlands als minderwertig hinzuſtellen und
alle Anſtrengungen zur Erfüllung ſeiner Zahlungsverpflichtungen
lediglich dahin zu beurteilen, daß es abſichtlich ſeine Finanzen
ruiniert, um ſich von den Zahlungen zu drücken, dann wird man
ſich nicht im Unklaren darüber ſein, was Frankreich wirklich für
Ziele mit ſeiner Beſatzungspolitik verfolgt. Selbſt der deutſche
Sozialiſt Karl Kautsky befaßt ſich mit dieſer zweideutigen fran=
zöſiſchen
Politik in einem Artikel in der Wiener Arbeiterzeitung.
Er führt darin u. a. aus: Will die franzöſiſche Regierung frei=
lich
mehr, will ſie wirklich Deutſchlands Zerſtückelung und wirt=
ſchaftlichen
Ruin, dann wird allerdings auch die klügſte und
erfüllungswilligſte deutſche Regierung ſcheitern müſſen.
Dieſe Ausführungen werden durch Poincarés letzte Sonntags=
rede
leider erneut beſtätigt. Bezahlt uns oder wir bleiben!
Richtiger wären dieſe Worte, wenn er geſagt hätte: Wir bleiben,
weil unſere Politik darauf eingeſtellt iſt, Euch zahlungsunfähig
zu erhalten, wir bleiben, weil wir auf die Zertrümmerung
Deutſchlands unſere Politik aufbauen. Es würde uns leid tun,
wenn Deutſchland zahlte, denn dann würden wir um die Erfolge
unſerer Experimente an Rhein und Ruhr kommen.

[ ][  ][ ]

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 29. Auguſt 1923.

Rummer 238.

Die Pariſer Preſſe zur belgiſchen Note.
* Paris 28. Aug. (Priv.=Tel.) Was in den Kommen=
taren
der franzöſiſchen Preſſe zur belgiſchen Antwortnote beſon=
ders
unterſtrichen wird, iſt die Erklärung, daß Belgien ſich nicht
auf bloße Verſprechungen hin aus der Ruhr zurückziehen könne.
Dieſe Erklärung wird in den nationalen Blättern ſogar als eine
Entſchuldigung dafür angeführt, daß der Miniſterpräſident Theu=
nis
nicht wie Poincaré einen längeren juriſtiſchen Beweis über
die Rechtmäßigleit der Ruhrbeſetzung angetreten hat. Selbſt die
Liberté gibt der belgiſchen Regierung darin Recht und fügt hin=
zu
, daß es ſich nicht mehr um eine juriſtiſche Diskuſſion handle,
ſondern daß man ſich mit den Tatſachen beſchäftigen müſſe. Auch
die von Belgien geſtellten minimalen Anſprüche an Reparationen
finden hier keine Kriuk. Man betont lediglich, daß die von Bel=
gien
genannten Ziffern einen mimimalen Anſpruch darſtellen,
der unter keinen Umſtänden weitere Abſtriche erfahren dürfe. Es
ſei nötig, die Intereſſen der Gläubiger nicht ganz zu vergeſſen
Der belgiſche Vorſchlag einer freundſchaftlichen Beſprechung der
Alliiertenpräſidenten könnte, da es ſich nicht um eine Konferenz,
ſondern um eine diskrete Unterhaltung handle, nichk von der
Hand gewieſen werden. Aber auch hierfür überlaſſe man die
Initiative der engliſchen Regierung. Baldwin könne es haben,
wie er es wünſche. Er könne Poincaré in Paris aufſuchen und
ſich in Brüſſel mit Theunis und Jaſpar beſprechen, ſchreibt die
Liberté.
Der offiziöſe Temps findet, daß die belgiſche Note nichts neues
bringe. Beſonders intereſſant ſei jedoch, daß Belgien in einer
unabhängigen Note die franzöſiſche Auffaſſung im allgemeinen
beſtätige. Bezüglich der belgiſchen Priorität wiederholt der
Temps, daß Frankreich die Vorrechte Belgiens reſpektieren werde.
Erſtaunlich ſei jedoch, daß England ſich immer wieder beklage,
den Intereſſen Frankreichs zuliebe aufgeopfert zu werden, und
Deutſchland für ſeinen Zuſammenbruch Frankreich allein haftbar
mache. Wenn man, der belgiſchen Anregung folgend, die von
Deutſchland erhaltenen Zahlungen nur nach dem Verhältnis der
erlittenen Schäden verteilen würde, würde Belgien freilich einen
bedeutend größeren Prozentſatz bekommen. England müßte da=
her
in eine Abſtreichung ſeiner Anſprüche einwilligen und es
bliebe ihm nichts anderes übrig, als an die Vereinigten Staaten
heranzutreten, um England durch eine Verminderung ſeiner ame=
rikaniſchen
Schuld einen Ausgleich zu bieten. Eine ſormelle
Abbehnung findet im Temps jedoch der belgiſche Vorſchlag einer
alliierten Finanzkontrolle. Dieſer Gedanke ſtehe mit der in der
be giſchen Note enthaltenen Bemerkung, daß die Ruhr nicht auf
bloße deutſche Verſprechungen hin geräumt werden könne, im
Widerſpruch. Schon daraus erſehe man, daß es noch Fragen
unter den Alliierten vorausſichtlich zu löſen gäbe, die eine
entſcheidende Konferenz der alliierten Regierungen leider vor=
läufig
nicht in Frage kommen ließen. Man könne zwar einen
Underſchied machen zwiſchen einer Beſprechung zweier Premier=
miniſter
und einer eigentlichen Konferenz, die Anweiſungen von
den Miniſtern erheiſche, aber gerade ſolche Spitzfindigkeiten ließen
erkennen, daß man ſich noch in einer Periode der Unentſchloſſen=
heit
befindet.
Das Journal des Debats betont die Uebereinſtimmung des
belgiſchen Standpunktes mit dem franzöſiſchen und hält eine ver=
trauliche
Beratung der Miniſterpräſidenten für geboven, doch nur
als Auftakt zu einer großen allgemeinen Ausſprache. Durch den
bisherigen Notenaustauſch ſeien gewiſſe Ideen in den Vorder=
grund
gerückt worden, ſobald eine grundſätzliche Verſtändigung
herbeizuführen ſei, werde eine internationale Konferenz not=
wendig
ſein.
Englands Stellung zu Deutſchland.
* London, 28. Aug. (Priv.=Tel.) Auf eine Anfrage, wie
das Verhältnis zwiſchen Deutſchland und England nach dem Ab=
ſchluß
des alliierten Notenwechſels auf engliſcher Seite beurteilt
werde, wird von zuſtändiger amtlicher engliſcher Stelle mit be=
merkenswerter
Offenheit geantwortet. Es wird betont, daß, wie
immer ſich auch die Dinge zwiſchen den Alliierten geſtalten mögen,
die grundſätzliche Stellung Englands gegenüber Deutſchland da=
durch
keine Aenderung erfahren werde. Wir haben durchaus
nicht die Abſicht, ſo verlautet in engliſchen Kreiſen, in Deutſch=
land
unbegründete Hoffnungen zu erwecken. Wir wiſſen, daß
in der deutſchen Oefentlichkeit ſolche Hoffnungen entſtanden ſind,
und wir nehmen Veranlaſſung genug, auf dieſen Irrtum hinzu=
weiſen
. In der engliſchen Preſſe iſt mit aller Deutlichkeit der
Wunſch ausgedrückt worden, daß ſich Deutſchland nicht an uns
hängen möge. Wenn England gegen Frankreich opponiert, ſo
bedeutet das keinesfalls, daß es für Deutſchland Partei ergrei=
fen
will. England hat durchaus nicht die Abſicht, ſich hinter
Deutſchland zu ſtellen oder es in ſeinem Streit mit Frankreich
zu decken. Es liegt nach unſerer Meinung ſowohl in Deutſch=
lands
als auch in Englands Intereſſe, daß in dieſem Punkte
keine Zweifel beſtehen. Denn das Gegenteil müßte zu Enttäu=
ſchungen
im deutſchen Publikum führen und vielleicht das Ge=
fühl
der Bitterkeit oder ſogar des Haſſes gegen England zur
Folge haben.

Dieſe Erklärungen von amtlicher engliſcher Stelle ſind wegen
ihres ſachlichen Inhalts bemerkenswert. Sie werfen ein grelles
Licht auf die gegenwärtigen Beziehungen zwiſchen Frankreich
und England und zeigen, daß man es in London für angebracht
hält, aus der ſonſt üblichen Zurückhaltung herauszutreten und
ſich mit ſolchem Freimut zu äußern. Im übrigen ſtimmen wir
ganz mit der Auffaſſung überein, daß der Entwickelung eines
guten Verhältniſſes zwiſchen Deutſchland und England nicht.
beſſer gedient werden kann, als wenn über die Abſichten Eng=
lands
volle Klarheit geſchaffen wird.
Wie weiter aus London gemeldet wird, verlautet dort, daß
eine deutſch=franzöſiſche Verſtändigung, d. h. eine Verſtändigung
zwiſchen der deutſchen und franzöſiſchen Induſtrie, in England
ebenſo wenig auf einen Widerſtand ſtoßen werde, wie dies auch
bei dem Vertrag von Wiesbaden und dem Luberſac=Abkommen
nicht der Fall geweſen ſei. Man glaubt aber in London nicht,
daß mit dieſer Tatſache zu rechnen ſei.
Die Frage, ob zu erwarten ſei, daß ſich England unter Um=
änden
an der Kontrolle oder Ausbeutung der Ruhrinduſtrie
durch Frankreich beteiligen würde, wird ſehr vorſichtig beant=
wortet
. An ſich hält England eine allgemeine Kontrolle des
deutſchen Wirtſchaftslebens mit einer Zentrale in Berlin für
wünſchenswert, nicht aber eine lokale Kontrolle über einzelne
Gebiete. Immerhin iſt es nicht unmöglich, daß ſich England
unter gewiſſen Vorausſetzungen an gemeinſamen Maßnahmen
der Alliierten beteiligen würde, ein ein ſolcher Schritt im Rah=
men
der allgemeinen engliſchen Beſtimmungen liegen ſollte. Das
Kabinett Streſemann wird in London günſtig beurteilt, beſon=
ders
, weil es mit aller Deutlichkeit betont hat, daß Deutſchland
von einer Spaltung unter den Alliierten nichts zu erwarten hat.
Im übrigen hat vom engliſchen Standpunkt aus der deutſche Re
gierungswechſel keine Veränderung der Lage geſchaffen.
*
* London, 28. Aug. (Priv.=Tel.) Die belgiſche Note wird
in den Abendblätern wenig iſtig aufgenommen. Die Blätter
betonen, daß England auf die belgiſchen Prioritätsforderungen
nicht eingehen könne. Auch eine Aenderung der Verteilungs=
quote
ſei unwahrſcheinlich.
Perzögerung der Reparationsverbandlungen.
London, 28. Aug. (Wolff.) Die Dimes ſchreibt in
ihrem Leitartikel, eine Verzögerung der Entwickelung
der Reparationsverhandlungen ſei unvermeid=
lich
. Sowohl die britiſche als die franzöſiſche Regierung müß=
ten
ſich Zeit nehmen, um ernſt den nächſten Schritt zu erwägen.
Deutſchland könne dieſe notwendige Zwiſchenzeit mehr oder weni=
ger
ſicher machen. Die Times erkennt die Energieentfal=
tung
ber neuen deutſchen Regierung an. Augen=
blicklich
ſei dieſe neue Entſchloſſenheit Deutſchlands ein ſehr wich=
tiger
Faktor für den Weg zu einer Stabilität Europas. In die=
ſem
Sinne liege jetzt die Hauptverantwortung bei Deutſchland.
Bei allgemeiner Paſſivität bedeute die franzöſiſche Beſetzung des
Ruhrgebiets den Ruin für alle. Wenn jedoch Großbritannien,
Frankreich, Belgien und Deutſchland eine gemeinſame An=
ſtrengung
unternähmen, um das wirtſchaftliche Problem auf
einer rationellen Grundlage zu löſen, könnte die wiederhergeſtellte
Induſtrie des Ruhrgebiets ihren Platz einnehmen in einem all=
gemeinen
Syſtem von Garantien für eine angemeſſene Zahlung
von Reparationen, deren genauer Betrag endgültig durch eine
wirtſchaftliche Unterſuchung feſtgeſtellt werden ſollte.
Angebliche Verhandlungen.
Ein Havas=Dementi.
Paris 28. Aug. (Wolff.) Havas teilt mit, in amtlichen fran=
zöſiſchen
Kreiſen wiſſe man nichts von den angeblichen
Verhandlungen, die die deutſche Regierung mit der fran=
zöſiſchen
Regierung über die Frage der Reparationen und
der Ruhrbeſetzung eingeleitet haben ſoll oder deren Ein=
leitung
bevorſtehen ſoll. WederinBerlin beiderfran=
zöſiſchen
Botſchaft noch in Paris im Miniſterium
des Aeußernſei indieſer Beziehung irgendeine
Eröffnung gemacht worden. Was die angeblichen Ver=
handlungen
bezüglich einer etwaigen Beteiligung Deutſchlands
an der Regie der rheiniſchen Eiſenbahnen betreffe, die zwiſchen
dem Sohne von Hugo Stinnes und franzöſiſchen Beamten im
Ruhrgebiet ſtattgefunden haben ſollen, ſo habe man davon keiner=
lei
Kenntnis gehabt.
Beneſch bei Muſſolini.
* Paris 28. Aug. (Priv.=Tel.) Nach einer Meldung aus
Rom iſt Dr. Beneſch heute morgen dort eingetroffen. Er hatde
um 11 Uhr eine längere Beſprechung mit Muſſolimi, der noch
andere Unterhandlungen mit dem italieniſchen Finanzminiſter
und dem Wirtſchaftsminiſter folgen ſollen. Die Reiſe Dr. Be=
neſchs
wird als Fortſetzung ſeiner Studienreiſe nach Paris und
London bezeichnet, die er durch die Konferenz von Giſinaia zu
unterrichten gezwungen wurde.
E
Va

Das Martyrium der Bevölkerung an Rhein
und Ruhr
Stand: Ende Juli 1923.

Raub: Höhe der geraubten Reichsbankgelder:
266 756 007 938 Mk.
Mord: Getötet: 101 Perſonen.
Verurteilungen: Zum Tode: 10 Perſonen,
Geſamthöhe der Freiheitsſtrafen: rund
1200 Jahre. Im einzelnen: 1213 Jahre, 11 Monate,
28 Tage Gefängnis, Zuchthaus und Zwangsarbeit, fün
Perſonen zu lebenslänglichem Zuchthaus oder Zwangsarbeit.
Geſamthöhe der Geldſtrafen: 1,642 Bil=
lionen
Mark und 111 719 Fr.
Vertreibungen: Von Haus und Hof vertrieben:
107 412 Perſonen, davon ausgewieſen:
93 776 Perſonen.
Im einzelnen entfallen auf:
Beamte:
Haush.= Familien=
ss

Reichsarbeits= 22 S% Nark Fres. vorſtände angehörige
miniſterium 1 6 2000000 54 95 ausgeo.
Reichsfinanz=
1965
miniſterium 82 8 27 347920000 100
5895 vertr.
1938
5844 ausgew.
Reichsminiſterium
des Innern 3
42 50 ausgew.
Reichspoſt=
miniſterium
81 1 9 246582300 2150 481 578 vertr.
448 578 ausgew.
Reichsverkehrs
miniſterium 320 9 296 534000 1550 17243 47089 vertr.
14293 36 495 ausgew.
Preußiſche
Verwaltung 284 1 17 596 574000 2350 7411 11313 ausgen
Bayriſche
Verwaltnng 32 6 138400000 167 366 ausgew
Badiſche
Verwaltung 5 6 37000000
46 129 ausgew.
Heſſiſche
Verwaltung 6 6 12 58805000 500 126 227 ausgew.
Oldenburgiſche
Verwaltung 8 21 11 33 ausgew.

Zigilperſonen:
Jahre Mon. Tage
Mark
2 1642046 176000
399 3

Haush.=
Fres, vorſtände
105069 5100

Familien=
angehörige

9000 ausgew.

* Die Angaben über die Zivilperſonen und einen Teil der
Angehörigen der Beamten beruhen auf vorſichtigen Ab=
ſchätzungen
; bei den Zivilperſonen insbeſondere wurden die
verfügbaren ſchwerwiegenden Mitteilungen berückſichtigt.
Die geiſtige Blockade: Zahl der Zeitungsverbote im
preußiſchen altbeſetzten Sanktions= und Einbruchsgebiet: 188.
Der Krieg gegen die Kinder: Im preußiſchen Ein
bruchs= und Sanktionsgebiet wurden 209 Schulen mit
2313 Klaſſen für 127 900 Schüler bezw. Schüle=
rinnen
beſchlagwahmt.
Der Erfolg: Die deutſchen Lieferungen aus dem Ruhrgebiet
in der Zeit vom Januar bis Juli 1922 beliefen ſich auf
insgeſamt:
Kohle
5457 698 Tonnen,
Koks . . 3 492 122

Geſamtlieferung
.. 8949 820 Tonnen.
Seit dem Einbruch ins Ruhrgebiet bis gegen Ende Juli 1923
haben die Franzoſen und Belgier insgeſamt
1 618 100 Tonnen Kohle und Koks
abgefahren.

Belgiſche Sanktions=Pläne.
* Paris 28. Aug. (Priv.=Tel.) Aus Brüſſel wird be=
richtet
, daß nach dem letzten Attentat auf einen belgiſchen Militär=
zug
im Ruhrgebiet die belgiſche Vereinigung pro patria dem
deutſchen Geſchäftsträger in Brüſſel in einem Briefe damit ge=
droht
habe, bei dem nächſten Attentat als Sanktionen deutſche
Wohnhäuſer in Brand zu ſtecken. Auf die Klage des deutſchen
Geſchäftsrrägers hat ſich der Antwerpener Gerichtshof mit dieſer
Angeiegenheit befaßt. Es wurden heute drei Mitglieder dieſer
Vereimgung dem Gericht vorgeführt.

Beſchlagnahme.
Paris, 28. Aug. (Wolff.) Wie Havas aus Düſſeldorf
meldet, wurde die dortige Sparkaſſe, da ſie einen von einem
Beſatzungsorgan vorgewieſenen Requiſitionsſchein nicht bezahlt
hatte, beſetzt. Der Treſor wurde beſchlagnahmt.

4Aus dem Tagebuch einer Schweizerreiſe 1923.
. Von Dr. Walter Georgi.
Schönau im Wieſental. Ein liebliches Schwarzwalddorf, ein=
gebettet
in den Frieden heimatlicher Berge. Von ihrer Spitze
ſiehſt du bei klarem Wetter die Kette der Alpen, ein weißes
Phantom, das aus dem Dunſt der Ferne auftaucht, vom Säntis
bis zum Montblanc. Ein Friedhof, größer als ein gewöhnlicher
Dorfkirchhof, vor den letzten Schwarzwaldhäuſern des Ortes,
ruht gleichſam im Herzen des Tales. Zwei rieſige Linden halten
an ſeinem Eingang Wacht. Wo ſich die Hauptwege kreuzen, ſind
friſche Kränze zu einem Berg aufgetürmt. Und täglich häufen
ſich neue. Viele wallfahrten nach dieſer Stätte, zu Fuß, im Wa=
gen
und im Auto. Es gibt nur wenige in Deutſchland, die nicht
in Gedanken an dieſem Grabe geſtanden hätten, weil dort einer
ruht, der ſein Leben einer großen Idee opferte. Ein Begriff, der
ihm höher galt als ſein Selbſt. In ſeinem Heimatdorf hat man
ihn hier zur letzten Ruhe beſtattet, Schlageter, der in dieſen licht=
loſen
Tagen der Nation ein Vorbild des Opfers gab. Und der
kleine Junge, der eines Abends mit gefalteten Händen in kind=
licher
Ergriffenheit an der Seite ſeines Vaters vor dem Grabe
ſtand, mag als Symbol für die Zukunft gelten. Wir haben die
offnung, noch nicht die Erfüllung!
z
Einige Stunden ſüdlich, bereits in der Ebene, nicht weit vom
Rhein, der ſich nach Norden wendet, liegt Lörrach. Hier tanzt
gan um das goldene Kalb, aus Schweizer Franken gemünzt.
In wenigen Minuten erreicht man die Grenze, über die der
Schieber ſeine dunklen Geſchäfte macht. Wie in allen Grenz=
ſtätten
hat ſich hier viel zweifelhaftes Volt eingefunden. Es gibt
dem Straßenleben ſeine Note. Man verzichtet gerne auf ſie und
ſchüttelt den Staub Lörrachs von den Füßen.
Im Badiſchen Bahnhof zu Baſel noch überall die deutſchen
Ruhrplakate. Zoll= und Paßreviſion. Man prüft einen auf Herz
und Nieren. Vor allem die Brieftaſche, aber mit Höflichkeit und
gelegentlich mit Vertrauen. Man kennt ſeine Pappenheimer.
Dann durch die Sperre hindurch in die freie Schweiz. Am Ge=
päckſchalter
ſieht man ſich außerſtande, einen Fünfzig=Frankenſchein
zu wechſeln. Glückliches Land, in dem nur die oberen Zehn=
tauſend
mit Millionen rechnen dürfen, nicht müſſen! Es geht hier
mit mehr Ruhe und Gemeſſenheit zu als jenſeits der Sperre.
Man hat hier nicht die Aufregungen und Entbehrungen des
Krieges im Blut und im Mark der Knochen. Aber man ſpürt
noch den Einfluß der Weltſtadt Berlin. Früher war Paris das
Sündenbabel. Nun hat Spreeathen den zweifelhaften Ruhm.
Du kannſt hier Das Mädchen aus der Ackerſtraße im Schaufen=

ſter des Buchhändlers finden, wie im Kino Das Straßenmäd=
chen
von Berlin ſehen. Aber das Plakat einer Liebermannaus=
ſtellung
ergänzt doch die kulturellen Auswirkungen der Reichs=
hauptſtadt
in beruhigender Weiſe.
Baſel unterſcheidet ſich wenig von einer ſüddeutſchen Stadt.
Nur hie und da eine ſchweizeriſche architektoniſche Eigentümlich=
keit
, wie die, Strebepfeilern verwandten Frontſtützen an den
Häuſern und das oft weitüberſtehende Dach. Beim Mittageſſen
beginnt man in deutſche Mark umzurechnen. Faſt will der Appetit
vergehen. Aber das Eſſen verſöhnt. Friedensqualität! Ein
ſeltenes Bild, die Tafeln an den Häuſern mit Wohnungsange=
boten
! Es war einmal, ehe es noch Wohnungsämter in Deutſch=
land
gab. Man kann ſich kaum mehr an die Zeit erinnern.
Am Abend wandere ich durch Zofingen, eine kleine betrieb=
ſame
Stadt, auf halbem Wege nach Luzern. Ein typiſches
ſchweizeriſches Landſtädtchen. Brunnen auf den Plätzen, mit
Blumen geſchmückt. Alte Biedermeierlaternen an den Häuſern.
Ein Rathaus mit rieſigen Zugangstreppen. Eine ſpätgotiſche
Stadtlirche mit luſtigem Turmhelm. Man hat die Empfindung,
als müßte mit dieſem Hintergrund hier ein eidgenöſſiſches
Schützenfeſt ſtattfinden. Zwei ſteinerne Löwen am Ausgang
der Innenſtadt hat der akademiſche Zofingerverein als ſicht=
bares
Zeichen ſeiner Dankbarkeit für die von der Stadt ihm er=
wieſene
Gaſtfreundſchaft errichtet. Jene weitverbreitete ſchwei=
zeriſche
Studentenverbindung, die ſich die Förderung eines
nationalen Sinnes und die Erwerbung der Tugenden und
Kenntniſſe, welche das Vaterland von ſeinen Bürgen verlangt
zur Aufgabe macht.
Von den Alpen iſt trotz Bädecker noch nichts zu ſehen. Da=
ran
iſt wohl noch der vorangegangene feuchte Frühſommer
ſchuld. Das Abendeſſen im biederen Gaſthaus bringt jedem
zwei Schnitzel, groß wie die Hand eines Schwerarbeiters. Der
offene Italienerwein ſorgt für die nötige Stimmung. Am
anderen Morgen ein würziger Kaffee, Sahne, Zuckerdoſe, Honig
und weiße Semmeln wie Koſakenfäuſte man könnte ſich wie
im Paradies fühlen, wenn man nicht an die Heimat dächte. In
dieſen wenigen Stunden weiß man, was ſie entbehrt, weiß man,
warum dort die Menſchen mit blaſſen Geſichtern herumgehen
und warum unter der Bürde des Lebens ihre Nerven nicht mehr
die nötige Spannkraft aufbringen können. . . .
Im Lokalzug nach Luzern nur Schweizer, Bauersleute und
bürgerlicher Mittelſtand. Von einer beneidenswerten Ruhe des
Daſeins. Keiner lieſt den Kurszettel oder fragt nach dem Dollar,
Der deutſche Touriſt, der früher im Hochſommer die Züge über=
füllte
, iſt verſchwunden. Bei Nebikon kommen die Berner Alpen
in Sicht, weiße Rieſen hinter grauen Nebelſchleiern. Dann ver=
kündet
der zerklüftete Pilatus die Nähe von Luzern. Luzern, wie

oft nannte man dich einſt als das Ziel erfüllbarer Sommer=
wünſche
!

Ich trete aus der Halle hinaus auf den Bahnhofsplatz. Vor
mir der ſmaragdgrüne Spiegel des Vierwaldſtätter Sees. Sonne
auf dem Waſſer, den weißen Dampfbooten, den Straßen, Brücken
und Häuſern. Zarter Duft hängt um die Türme Luzerns und
die Schneefelder der Bergketten. Von der Hofkirche klingt
Glockengeläut. Eine feierliche Freude liegt über dem Bild. Und
die Menſchen gehen einher mit fröhlichen Geſichtern, wie man ſie
in Deutſchland nicht mehr ſieht. Trotzdem die Schweiz unter
einer ſchweren wirtſchaftlichen Kriſis leidet, ſo hat der Einzelne
ſich doch noch einen geheimen Kraftquell bewahrt, den der
Deutſche in den langen Jahren der Entbehrung verbraucht hat
Das Ruhrabenteuer wirkt bis in die Schweiz hinein. Der Frem=
denſtrom
iſt in dieſem Jahre ausgeblieben. Dem Deutſchen ver
bieten die Valutaverhältniſſe die Einreiſe. Die Zahl der Eng=
länder
iſt beſonders am Vierwaldſtätterſee ſtark zurückgegangen.
Holländer und Amerikaner vermögen den Ausfall nicht zu er=
ſetzen
. Die Autobuſſe der großen Hotels kehren in der Regel ohne
Gäſte vom Bahnhof zurück. In meinem Hotel bin ich der ein=
zige
Gaſt. Der Wirt fuhr wie aus einem Traume auf, als ich
ein Zimmer verlangte. Dieſer Sommer bedeutet wenigſtens in
ſeinem Anfang eine ſchwere Enttäuſchung für das Schweizer
Hotelgewerbe, mehr noch als in den vergangenen Jahren. Schon
haben viele Hotels ſchließen müſſen, vor allem die großen, koſt=
ſpieligen
Paläſte. Mancher Beſitzer hat ſeinem Leben ſelbſt ein
Ende gemacht oder ſitzt heute im Irrenhaus. Die Verhältniſſe
ſind ihm über den Kopf gewachſen.

Das Schiff trägt mich über den kriſtallklaren See in die ſüd=
liche
Ecke hinein. Ich grüße die Berge nach langen Jahren wie
alte Bekannte: den Rigi, die Mythen und den Uri=Nothſtock.
In Brunnen iſt trotz der Saiſon kaum ein Fremder zu ſehen.
Die Hoteldiener und Bootsverleiher langweilen ſich auf den
Bänken. Aus den Fenſtern der Hotels und Penſionen ſpähen
die Beſitzer nach ankommenden Gäſten. Meiſt umſonſt. In der
Hauptſache ſind Schweizer an Bord, Ausflügler, die wieder nach
Luzern zurückkehren. Die ſteilen Wege hinauf nach dem Rütli
aber ſind von Tauſenden von ſchwatzenden, lachenden Kindern
beſetzt, Trommelklang und Geſang, Alpenroſen am Hut und den
Bergſtöcken; ſie warten auf den Dampfer, der ſie nach der Tells=
platte
bringen ſoll. Rütli und Tellskapelle bedeuten für den
Schweizer dasſelbe, wie einſt für den Deutſchen das Denkmal am
Niederwald. In den Männern des Rütliſchwurs und des
Schützen Tell ehren ſie ihre nationale Unabhängigkeit.
Der alte Flüelener Hof geſpährt eine gaſtliche Aufnahme
die an Gaſtfreundſchaſt genzt. Es iſt, als ob man dem Deut=

[ ][  ][ ]

Rummer 238.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 29. Auguſt 1923.

Seite 3

Der Prozeß des Reichsbankdirektoriums.
Berlin 28. Aug. (Wolff.) Vor der zweiten Kammer
des Landgerichts III fanden die Verhandlungen in der Feſt=
ſtellungsülage
des Reichsbankdirektoriums ſtatt, wonach die friſt=
loſe
Entlaſſung des Betriebsratsvorſitzenden Großmann für
rechtsgültig erklärt werden ſollte. Das Reichsbankdirektorium
war durch den Rechtsanwalt Doelau vertreten, für den Beklagten
ſprach Rechtsanwalt Schwing, der die Abweiſung der Klage be=
antragte
und die Zuſtändigkeit des Gerichtsverfahrens beſtritt:
Hier ſei ein Schlichtungsverfahren am Platz. Die Klage gegen
Großmann ſei leichtfertig erhoben worden, es liege darin ein
ſtrafrechtliches Vergehen. Es werde nicht gezögert, die Herren
vor den Strafrichter zu ziehen. Der Angeklagte behauptete, daß
er nicht einmal eine amtliche Pflichtverletzung begangen habe:
er habe nicht in die Betriebsleitung eingegriffen, ſondern nur
auf die Gefahr eines Streikausbruches hingewieſen. Nach ein=
gehender
Beratung verkündete das Gericht den Entſchluß, daß
die von dem Beklagten erhobenen Einwände auf Zuſtändigkeit
verworfen würden. Es wurde Beweisaufnahme angeordnet, die
am 31. Auguſt vor einem beauftragten Richter ſtattfinden ſoll.
Die neue Schlüſſelzahl der Reichsbahn.
TU. Berlin, 28. Aug. Mit Rückſicht auf die mit der Geld=
entwertung
zahlenmäßig zuſammenhängende Steigerung aller
Ausgaben hat das Reichsverkehrsminiſterium unter Zuſtimmung
des Reichskabinetts vom 1. September ab die Schlüſſelzahl im
Perſonenverkehr von 150 000 auf 600 000, im Güterverkehr von
1,2 auf 1,8 Millionen heraufgeſetzt. Gleichzeitig werden Aus=
nahmetarife
für Obſt und Gemüſe eingeführt werden. Kartoffeln
warden heute ſchon zu einem Fünftel des normalen Tarifſatzes,
alſo weit unter den Selbſtkoſten, gefahren.
A. 2
Neuordnung der Frachtbezahlung.
TU. Berlin, 28. Aug. Das Reichsverkehrsminiſterium
teilt mit: Die Geldentwertung zwingt auch die Reichseiſenbahn,
auf rechtzeitige Zahlung ihrer Leiſtungen zu dringen, um ſo auch
für ihren Teil die Inflation einzudämmen. Das gilt namentlich
hinſichtlich des Einganges der Frachten. In erſter Linie iſt des=
halb
eine Aenderung des Stundungsverfahrens in Ausſicht ge=
nommen
.
Die neuen Poſtgebühren
ab 1. September.
Berlin, 28. Aug. (Wolff.) Ueber die vom 1. September
an im Poſt=, Poſtſcheck=, Telegraphen= und Fernſprechverkehr
innerhalb Deutſchlands geltenden Gebühren iſt mitzuteilen: Poſt=
karten
im Ortsverkehr koſten 15 000, im Fernverkehr 30000, Briefe
im Ortsverkehr bis 20 Gr. 30 000, bis 100 Gr. 45 000, bis 250 Gr.
75 000, bis 500 Gr. 90000 Mk., die entſprechenden Preiſe für
Briefe im Fernverkehr betragen 75 000, 100 000, 120 000, 140 000
Mark. Die Gebühr für Druckſachen bis 25 Gr. beträgt 15 000)
Mark und ſteigt bis 500 Gr. auf 110 000 Mk., Wavenproben bis
100 Gr. koſten 45 000, bis 250 Gr. 75 000, bis 500 Gr. 90000 Mk.
Nicht frei gemachte Druckſachen, Geſchäftspapiere und Waren=
proben
werden nicht befördert. Päckchen bis 1 Kg. koſten 150 000,
die Gebühr für Pakete bis 3 Kg. beträgt in der erſten Zone bis
75 Km. 180 000, in der zweiten Zone bis 375 Km. 350 000, in der
driten Zone über 375 Km. 350000 Mk. Dieſe Gelühren erhöhen
ſich in den einzelnen Gewichtsſtufen bis zur =ſten Stufe von
über 19 bis 20 Kg. auf eine Million bzw. zwei Millionen bzw.
drei Millionen. Zeitungspakete bis 5 Kg. koſten in der erſten
Zone 125 000, in der zweiten und dritten Zone 250 000 Mk. Für
Poſtanweiſungen wurde der Meiſtbetrag von 50 auf 200 Millio=
nen
erhöht. Die Gebühr beträgt bis zu einer Million 10000 und
ſteigt bis 400 000 für den Höchſtbetrag über 150 bis 200 Millio=
nen
. Die Einſchreibegebühr iſt auf 75000 Mk. feſtgeſetzt. Für bar
eingezahlte Zahlkarten beträgt die niedrigſte Gebühr bis 2 Millio=
nen
einſchließlich 10 000 und ſteigt bis 120 000 Mk. für Zahlkarten
über 200 Millionen. Für bargeldlos beglichene Zahlkarten gilt
dieſelbe Gebühr, höchſtens jedoch 50 000 Mk. für eine Zahlkarte.
Im Telegrammverkehr wird für Ferntelegramie eine Grund=
gebühr
von 120 000 Mk. erhoben, außerdem für jedes Wort 60000
Mark. Die Jahresgebühren für den Fernſprechhauptanſchluß
fallen ab 1. September fort; vom 1. September ab werden für
die Hauptanſchlüſſe nur Geſprächsgebühren erhoben. Das Orts=
geſpräch
von einer Teilnehmerſtelle oder öffentlichen Sprechſtelle
aus koſtet 75 000 Mk. Die Gebühr für Ferngeſpräche von nicht.
mehr als drei Minuten bei einer Entfernung von 5 Km. einſchl.
beträgt 75 000, bis 15 Km. 150 000, bis 25 Km. 225 000, bis 50 Km.
450 000, bis 100 Km. 675 000, für jede weiteren angefangenen
100 Km. 225 000 Mk. mehr, für dringende Geſpräche dreifache,
für Blitzgeſpräche das Hundertfache der Geſprächsgebühr für ein
gewöhnliches Ferngeſpräch.

ſchen die ſchweren Jahre der Entſagung vergeſſen machen wollte.
Küche und Keller und die perſönliche Aufmerkſamkeit der Wirts=
leute
wetteifern miteinander. Es iſt wohltuend, nicht als Frem=
der
behandelt zu werden. Viele deutſche Soldaten waren wäh=
rend
des Krieges hier interniert. Man hört manchen luſtigen
Schwank, manch ernſte Geſchichte aus dieſer Zeit. Der gaſtfreie
Schweizer denkt noch gern an ſie zurück, und mancher ſorgt ſich
heute um die damals gewonnenen Freunde in Deutſchland.
Mancher Franken wanderte und wandert auch heute noch nach
Deutſchland, um die ärgſte Not zu lindern. Trotz der eigenen
kritiſchen Lage. Sammelt man für notleidende Kinder, ſo ver=
teilt
man den Ertrag auch an deutſche und öſterreichiſche Kinder.
Ein echtes Gefühl menſchlicher Zuſammengehörigkeit! Man wird
dies den Schweizern niemals vergeſſen dürfen.
Wo man die hochdeutſche Sprache erkennt, begrüßt man freu=
dig
den Deutſchen, ſei es am Fahrkartenſchalter, beim Kaufmann
oder im Gaſthaus. Aber eine Schwalbe macht noch keinen Som=
mer
. Man wird noch lange Zeit auf den Fremdenſtrom aus
Deutſchland warten müſſen.
Erzählen wir von dem Schützen Tell,
17
So lang die Berge ſteh’n auf ihrem Grunde.
Das Urnerland, iſt die Wiege der Schweizerfreiheit. In
Flüelen ſteht noch heute das Schlößchen Rudenz, einſt Geßlers
Abſteigequartier. In Altdorf erinnert auf dem Marktplatz das
Bronceſtandbild Tells und ſeines Knaben an den Apfelſchuß.
In Bürgeln im Schächental zeigt man hinter dem weißgetünchten
Kirchlein die Stelle, wo einſt Tells Haus geſtanden haben ſoll.
Ein kleines Gaſthaus ſteht jetzt an dieſem Ort, und der Blick
ſchweift von hier über den Kranz ſchneebedeckter Berge, an deren
Fuß die Gletſcherwaſſer der Neuß zu Tal eilen. Gott und Fry=
heit
ſteht wie ein Motto am Chor der Kirche. Und der Blick
ſchweift hinüber bis zu den Ruinen der alten Burg von Atting=
hauſen
, wo der Freiherr von Attinghauſen lebte und ſtarb. Das
ganze Urnerland iſt hiſtoriſcher Boden. Gott und Freiheit
ſein Wahlſpruch.

Eine kleine Epiſode ſei nicht unerwähnt. Ich wandere in
praller Sommerhitze den Schächenbach entlang. In den Kirſch=
bäumen
locken die reifen Kirſchen. Ueberall iſt man mit der Ernte
beſchäftigt. Ich trete in einen Garten und bitte einen Alten, mir
ein paar Kirſchen zu verkaufen. Er ſieht mich prüfend an. Nein,
berkaufen könne er mir keine, aber ich ſolle mir nur welche neh=
men
, ſagt er gütig. Ich nehme mir beſcheiden zwei Hände voll
aus dem Korb. Da kniet er plötzlich vor dem großen Korbe nie=
der
, greift mit ſeinen zittrigen Händen in den Ueberfluß und
füllt min, trotzdem ich mich wehren will, die Taſchen. Es geht
Px

Auflöſung des Zentralausſchuſſes der Groß=
Berliner Betriebsräte.
Berlin, 28. Aug. (Wolff.) Nach dem amtlichen preußi=
ſchen
Preſſedienſt hat das Miniſterium des Innern auf Grund
des Geſetzes zum Schutze der Republik den Zentralausſchuß der
Groß=Berliner Betriebsräte einſchließlich ſeiner Abteilungen, den
Vollzugsrat, die Werbeausſchüſſe und Induſtriegruppenausſchüſſe
für das preußiſche Staatsgebiet aufgelöſt und verboten. Weitere
polizeiliche Maßnahmen ſind eingeleitet. Wie der amtliche preu=
ßiſche
Preſſedienſt dazu mitteilt, hat die polizeiliche Unterſuchung
am 25. Auguſt aus in den Geſchäftsräumen der Kommuniſtiſchen
Partei beſchlagnahmtem Material den zwingenden Beweis gelie=
fert
, daß der durch die Verfügung des Miniſteriums des Innern
aufgelöſte 15er=Ausſchuß durch eine andere Organiſation weiter=
geführt
werden ſollte. Nach dem aufgefundenen Organiſations=
plan
, der zum Teil verwirklicht iſt, haben einzelne Induſtrie=
gruppenbetriebsräte
Verſammlungen einberufen, die ſich an die
Induſtriegruppenausſchüſſe wendeten, um den Werbeausſchuß
und ſämtliche Werbeausſchüſſe Berlins zu einem zentralen Aus=
ſchuß
zuſammenzuziehen, der zunächſt die Arbeiten des verbotenen
15er=Ausſchuſſes leiten ſoll. Aus dem Material geht ferner her=
vor
, daß der Beſchluß, am 8. und 9. September einen Betriebs=
ratskongreß
in Berlin zu veranſtalten, auf die Anweiſung der
Bezirksleitung der K.P.D. zurückzuführen iſt. Man rechnete in
kommuniſtiſchen Kreiſen auch mit dem Verbot des Betriebsräte=
kongreſſes
und ſieht für dieſen Fall vor, Leipzig oder Dresden
als Ort des Betriebsrätekongreſſes zu wählen.
Erhöhung des Preiſesfür rationiertes Getreide.
Berlin, 28. Aug. (Wolff.) Mit Wirkung vom 3. Septem=
ber
wird gemäß einem Beſchluß des Reichskabinetts der Abgabe=
preis
der Reichsgetreideſtelle für das von ihr an die Kommunal=
verbände
zur Brotverſorgung gelieferte Getreide für die Tonne
auf 40 Millionen Mark im Durchſchnitt erhöht. Seit der letzten
Erhöhung am 23. Juli ſind infolge der außerordentlichen Mark=
entwertung
die ſonſtigen Koſten des Markenbrots derartig geſtie=
gen
, daß ſie in ein in keiner Weiſe erträgliches Verhältnis zum Ge=
treideabgabenpreis
geraten ſind. Der Anteil des Mehls am
Brotpreis beträgt namlich in der Woche vom 20. Auguſt ab nur
noch etwa 4 Prozent, das in normalen Verhältniſſen wie vor
dem Kriege im Durchſchnitt etwa 61 Prozent zu 39 Prozent ſämt=
licher
Unkoſten ausmachte. Durch dieſe Entwickelung entſtehen
für die Reichsgetreideſtelle immer mehr ſich ſteigernde Verluſte,
die ein Feſthalten am bisherigen Abgabepreis verhindern und
ein ernſtes Hindernis auf dem Wege der Geſundung unſerer
geldlichen und finanziellen Verhältniſſe darſtellen. Nach der Er=
höhung
wird der Abgabepreis nur den vierten Teil des jetzigen
freien Getreidepreiſes ausmachen. Das Markenbrot wird bei
Zugrundelegung der Berliner Verhältniſſe vom 3. September
ab vorausſichtlich etwa die Hälfte deſſen koſten, was für die gleiche
Menge freies Brot bereits vom 22. Auguſt an zu zahlen war.
Die Gewalttätigkeiten gegen die Landwirte.
TU. Berlin, 28. Aug. Der Reichslandbund teilt mit:
Die außerordentliche Tagung der Hauptgeſchäftsführer des
Reichs=Landbundes am 28. Auguſt beſchäftigte ſich mit der durch
die Gewalttätigkeiten gegen die Landwirte in vielen Kreiſen des
Reiches hervorgerufenen Lage. Hierbei wurde darauf hinge=
wieſen
, daß der Vorſitzende des Kreiſes Frankfurt des Reichs=
Landbundes von einer Rotte von Felddieben überfallen und
erſchoſſen worden iſt. Die Pflicht zur Aufrechterhaltung der
ſtaatlichen Ordnung und der Volksernährung zwingt die Land=
wirtſchaft
zur Ausnützung alle: Möglichkeiten der Notwehr, die
nach Geſetz und Recht zuläſſig ſind.
Die Reichsarbeiterlöhne der neuen Woche.
U. Berlin, 28. Aug. Die Verhandlungen mit den
Spitzenorganiſationen der Reichsarbeiter führten heute zu einer
Feſtſetzung der Lohnmeßzahl auf 1500 mit Wirkung vom
26. dieſes Monats ab. Hiernach wird in Ortsklaſſe A der Stun=
denlohn
eines Handwerkers auf 581000 Mark und der eines
ungelernten Arbeiters auf 540 000 Mark feſtgelegt. Die weiteren
Einzelheiten ergeben ſich aus dem Reichsbeſoldungsblatt.
Schaffung eines lohnpolitiſchen Ausſchuſſes.
TU. Berlin, 29. Aug. Im Zuſammenhang mit den Ver=
handlungen
einer engeren Kommiſſion zur Feſtlegung gemein=
ſamer
Richtlinien zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
wurde beſchloſſen, zur Erörterung des geſamten Lohnproblems
einen engeren Ausſchuß in Verbindung mit dem Reichswirt=
ſchaftsminiſterium
zu ſchaffen. Dieſer Ausſchuß wird von ſeiten
der Arbeitgeber die Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberver=
bände
und von ſeiten der Arbeitnehmer ſämtliche gewerkſchaft=
lichen
Spitzenverbände vertreten ſein.

uns viel beſſer hier in der Schweiz, wie euch in Deutſchland!
ſagt er mit gütigem Lächeln. Und ich drücke ihm die Hand zum
Dank für etwas, was er nicht ausgeſprochen hat. Für ein Un=
hörbares
, Unſichtbares. Es iſt nur eine kleine Epiſode. Aber
den Alten werde ich niemals vergeſſen.

Akademiepräſident und Hofnarr.
(Zum 250. Geburtstag von Gundling.)
Wohl niemals ſonſt iſt mit der Würde der Wiſſenſchaft ein ſolcher
Hohn getrieben worden, als in den Jahren, da der Vorleſer und
eigentliche Hofnarr des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.
zugleich auf dem Präſidentenſtuhl der Berliner Akademie der
Wiſſenſchaften ſaß. Die grauſamen und burlesken Späße, die
der König bei den Sitzungen des Tabakskollegiums mit ſeinem
luſtigen Rat trieb, ſind ja bekannt. Wichtiger aber iſt, die
Perſönlichkeit des unglücklichen Mannes zu ergründen, der zur
Zielſcheibe dieſer Willkür wurde, und dazu bietet der 250. Ge=
burtstag
von Jacob Paul Gundling den Anlaß. Er war am
29. Auguſt 1673 als Sohn eines Pfarrers im Gebiet der Reichs=
ſtadt
Nürnberg geboren, kam durch Dunkelmann nach Berlin und
war zuerſt Profeſſor an der Ritter=Akademie und Hiſtoriegraph
des Heroldsamtes. Er arbeitete hier aufs fleißigſte und beſaß,
unterſtützt durch ein vorzügliches Gedächtnis, umfaſſende Kennt=
niſſe
in Geſchichte, Geographie und den verwandten Wiſſen=
ſchaften
. Als Friedrich Wilhelm I, nach ſeinem Regierungs=
antritt
das Heroldsamt und die Ritter=Akademie aufhob, wurde
Gundling brotlos, und das wurde dem ſchwachen Manne zum
Verhängnis, der nun dem Wirtshausleben, dem Hang zum
Trinken verfiel und die Stammgäſte durch ſeine witzig vorge=
brachten
Kenntniſſe unterhielt. Dieſes Talent, das ihn in Berlin
bekannt machte, führte den König dazu, ihn zu ſeinem Vorleſer
und Hofrat zu ernennen, der im Tabakskollegium auf einer be=
ſonders
für ihn gebauten Kanzel die Zeitungen vortragen und
erklären ſollte. Das war eine durchaus nicht unbedeutende
Stellung, und der wichtige Mann erhielt bald vom ruſſiſchen
Hof eine Gnadenkette, worauf ihm der öſterreichiſche ſogar eine
mit Diamanten beſetzte Medaille verlieh. Gundling wurde dem
König bald unentbehrlich, aber nicht nur als Mann von guten
Kenntniſſen, deſſen Urteil viel galt, ſondern auch als Spaßmacher
und Hofnarr, mit dem bei dem derben Ton am preußiſchen Hof
die gröbſten Späße getrieben wurden. Gundling erhielt die be=
reits
abgeſchaffte Würde des Oberzeremonienmeiſters, dazu einen
prächtigen rotſamtenen Anzug mit großer Staatsperücke, ſtroh=
gelben
Beinkleidern, rotſeidenen Strümpfen und einem Rieſen=
hut
mit weißen Straußenfedern. Neben allen anderen hoch=
tönenden
Titeln und Aemtern erhielt er auch den Poſten als Prä=

Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Auguſt.
* Der Sport als Rettung des deutſchen Volkes.
Die Bedeutung der Leibesübungen für die Volksgeſundheit
iſt in den letzten Jahren immer eindringlicher betont worden.
Die hervorragendſten Aerzte haben den richtig geübten Sport
geradezu als Rettung unſeres Volkes bezeichnet, das dadurch
den furchtbaren Gefahren der Verelendung, die von allen Seiten
drohen, entgehen kann. Aus dieſem Grunde beſchäftigt man ſich
eingehender als früher mit dem Einfluß des Sports auf die
Geſundheit des Menſchen und hat ihn auch als wichtigen Heil=
faktor
in dielen Krankheiten erkannt. In einem Aufſatz der
Kliniſchen Wochenſchrift beſchäftigt ſich Dr. Friedrich Hermann
Lorentz mit der Einwirkung des Sports auf den Organismus
und erinnert an das Beiſpiel der alten Germanen, die nach dem
Bericht des Tacitus ihren Körper abhärteten und ſtählten. Durch
den Sport wird einmal das übende Organ zu Wachstum und
Stärke angeregt, ſodann werden aber auch Herz, Lunge, Ver=
dauungsorgane
uſw. in den Tätigkeitsbereich der Muskeln hinein=
gezogen
und verbeſſert. Der Zuſammenhang zwiſchen Herz=
größe
und Leibesübung läßt ſich ſchon aus dem Tierreich
erkennen, in dem die ſchnellſten und beweglichſten Tiere auch das
größte Herz haben. So beſitzt das Reh auf 1000 Gramm Körper=
gewicht
12 Gramm Herzſubſtanz, während das Schwein bei dem
gleichen Körpergewicht nur 45 Gramm Herzſubſtanz hat. So
iſt es auch beim Menſchen. Aus dem Herzbefund vermag man
zu erkennen, welche Art Sport betrieben wird. Nicht der Turner
mit der mächtig ausgebildeten Arm=, Bruſt= und Schultermusku=
latur
, ſondern der oft viel unanſehnlichere Langſtreckenläufer und
Ruderer hat das größte und leiſtungsfähigſte Herz. Eine täg=
liche
Stunde der Leibesübung mit je nach Alter und Körper=
konſtitution
feſtgelegter Laufausbildung iſt für unſere Schul=
jugend
eine Forderung nationaler Herzſtärkung. Im innigſten
Zuſammenhang mit der Herzentwicklung ſteht das Lungen=
wachstum
. Wie beim Windhund die Bauchorgane zurück=
treten
, ſo darf auch im Menſchen nicht der Luftreichtum großer
Lungen durch Fettanſatz vermindert werden. Die Größe der
Lunge folgt der Entwicklung des geſamten aktiven Atemapparates
und iſt der beſte Schutz gegen Lungenſchwindſucht, die durch eine
beſchränkte Atemfunktion gefördert wird. Die beſte Sportform
für die Lungenausbildung iſt der Lauf, der ja die Vor= und
Grundbedingung für die meiſten unſerer Sportformen bildet.
Auch zwiſchen Körpergröße und Leibesübung beſteht
ein Zuſammenhang. Wir ſehen, ſagt Lorentz, wie ſich die
ſchwerarbeitenden Volksteile: Ackerbauer, Laſtträger, Schwer=
induſtriearbeiter
uſw. in einem kurzen gedrungenen Körperbau
entwickeln. Jagdvölker dagegen, die rieſigen Onas von Feuer=
land
, die Seri=Indianer Kaliforniens und die Watuſſi=Neger
Afrikas beſitzen einen hohen ſchlanken Körper, der ſie zu fabel=
haften
Spring= und Laufleiſtungen befähigt. Der kurze dicke
Knochen entſpricht dem hauptſächlich in der breiten Dimenſion
entwickelten Muskel. Er hat in ſeiner Bewegungsform einen
kürzeren Weg zu überwinden, und ſein Vorteil liegt auf dem
Hebelarm der Laſt. Dagegen vermag eine lange Muskelfaſer
durch den von 65 auf 85 Prozent geſteigerten Radius ihrer
eigenen Konſtruktionsverkürzung die Schnelligkeit einer Bewe=
gung
zu erhöhen. Hierin liegt der Grund, weshalb alle Körper,
in deren Sportart neben der Kraft in erſter Linie die Schnellig=
keit
entſcheidet, einen geſtreckt=ſehnigen Körperbau darbieten. Daß
dieſe Entwicklung in der Veredelung unſeres Körpers noch geſtei=
gert
werden kann, beweiſen die Körperformen jener Sportarten,
die, wie Eiskunſtlauf, Waſſerſpringen, Turnen und Tanz, ſo ſehr
die Schönheit der Linie und Haltung betonen. Durch ſyſtema=
tiſche
Auswahl und Ausbau der Leibesübungen wäre demnach,
beſonders unter Berückſichtigung der jeweilig vorhiegenden Be=
rufsart
, ein hervorragender Einfluß auf die Raſſenentwicklung zu
gewinnen.

Techniſche Hochſchule. Rektor und Senat der Techniſchen Hoch=
ſchule
Darmſtadt haben guf einſtimmigen Antrag der Abteilung für
Maſchinenbau die Würde eines Dr.=Ing. Ehrenhalber verliehen:
Herrn Maſchineningenieur Prölß, Direktor der Agfa, Filmfabrik in
Wolfen Kreis Bitterfeld, in Anerkennung ſeiner hervorragenden Ver=
dienſte
um die techniſche Entwicklung der Filmherſtellung in Deutſchland.
Beethoven=Abend im Landestheater. Mit einem bedeut=
ſamen
Auftakt beginnt die diesjährige Konzertſaiſon. Unſer be=
rühmter
Mitbürger, Prof. Adolf Buſch, hat ſich erboten, in
einem Beethoven=Abend des Orcheſters zum Beſten ſeiner Hilfs=
kaſſen
das Violinkonzert und mit den Herren Serkin und Prof.
Grümmer das Tripelkonzert für Violine, Klavier und Violin=
cello
zu ſpielen. Das Konzert findet am Sonntag, den 9. Sep=
tember
, abends 7 Uhr, im Großen Haus ſtatt. (Nähere Mit=
teilungen
folgen.)
Die letzten Vorſtellungen der Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Zum Abſchluß der diesjährigen Sommerſpielzeit ſind außer dem Wochen=
ſchlager
Charlehs Tante noch eine letzte Aufführung von Meiſter=
boxer
und eine Erſtaufführung Man ſoll nie heiraten, eine amüſante
Sache von Richard Wilde, dem bekannten Feuilletoniſten des Berliner

ſident der Akademie der Wiſſenſchaften und wurde in den Frei=
herrnſtand
erhoben. Nach den erſten Jahren dieſes glänzenden
Elends floh er nach Halle zu ſeinem Bruder, dem berühmten
Profeſſor Nicolaus Hieronymus Gundling, wurde aber mit Ge=
walt
wieder zurückgebracht. Von nun an ſank er immer tiefer
und wurde dementſprechend immer roher behandelt.
Geiger in ſeiner Geſchichte des Berliner geiſtigen Lebens
und Harnack in ſeiner Geſchichte der Akademie haben eine Art
Ehrenrettung Gundlings unternommen, indem ſie ſeine vorher
völlig vergeſſene wiſſenſchaftliche Bedeutung hervorhoben. Gund=
ling
hat als Hiſtoriker und Statiſtiker neue Wege beſchritten; er
war einer der erſten, der nach dem Vorgang Pufendorfs die
Bedeutung der Urkunde als Grundlage der Geſchichtsſchreibung
voll würdigte. Seine geographiſch=ſtatiſtiſchen Zuſammenſtellun=
gen
haben großen Wert und zeigten ein praktiſches Urteil, ſo daß
es durchaus gerechtfertigt war, wenn der König ihm in ver=
ſchiedenen
Landes=Kollegien Sitz und Stimme verlieh und auf
ſeinen national=ökonomiſchen Rat viel gab. Aber dieſer bedeu=
tende
Mann wurde mit unwürdigen Mitteln und in grauſamer
Weiſe zugrunde gerichtet, und es iſt ein jammervolles Schauſpiel,
ſeine Verhöhnung, die eine Verhöhnung der Gelehrten überhaupt
war, zu verfolgen. Wäre er nicht ein moraliſcher Schwächling
geweſen, ſagt Harnack, ſeine Kenntniſſe und ſein geſundes
Urteil hätten ihn zur Stellung als Präſident der Societät wohl
befähigt. So aber ſank er zum Hanswurſt herab. Da er ſich
leicht betrunken machen ließ, ſo war er den Späßen des Königs
und ſeiner Offiziere willenlos ausgeliefert. Man heftete ihm
nicht nur allerlei Eſel und Ochſen an ſein Staatskleid, ſondern
ſetzte einen ganz ſo gekleideten Affen neben ihn, den er als
ſeinen natürlichen Sohn umarmen mußte, legte ihm einen
jungen Bären ins Bett, der ihn beinahe totgedrückt hätte, ließ
ihn in dem zugefrorenen Schloßgraben von Wuſterhauſen ein
gefährliches Bad nehmen; ließ er ſich in einer Sänfte tragen,
o fiel der Boden plötzlich herunter und er mußte mit den immer
ſchneller laufenden Trägern mühſam Schritt halten. Man be=
ſchoß
ihn in ſeiner Studierſtube mit Raketen und Schwärmern,
ließ die Tür zu ſeinem Zimmer zumauern, ſo daß der Betrunkene
die ganze Nacht danach ſuchte. Am ſchlimmſten für ihn waren
die Kämpfe mit dem elenden Faßmann, ſeinem Nachfolger, der
ihn in der gemeinen Satire Der gelehrte Narr verhöhnte. Es
kam im Tabakskollegium zwiſchen den beiden Gelehrten zu Fauſt=
kämpfen
, bei denen der gewandtere Faßmann den ſchwerfälligen
Gundling furchtbar verbläute, ja zu einem Duell, in dem Faß=
manns
mit Pulver geladene Piſtole die Perücke Gundlings in
Brand ſteckte. Als er 1731 ſtarb, ließ ihn der Könia in einem
mächtigen Weinfaß trotz des Einſpruchs der Geiſtlichkeit be=
graben
und Faßmann hielt dem unglücklichen Freiherrn, Kammer=
herrn
, geheimen Finanzrat und Akademiepräſidenten, der doch im
Grunde nur ein Hofnarr geweſen war, die Leichenrede,

[ ][  ][ ]

Rummer 238.

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittſooch, den 29. Auguſt 1923.

Börſenkuriers, angeſetzt. Charlehzs Tante wird als Abendvorſtellung
bis einſchließlich Sonntag durchgeſpielt; am Freitag und Samstag geht
als Nachtvorſtellung Man ſoll nie heiraten mit Käthe Gothe als Gaſt
und Bruno Harprecht in den Hauptrollen in Szene, und am Sonntag
als Nachtvorſtellung und gleichzeitig Abſchiedsvorſtellung B. Harprechts
Der Meiſterboxer, neben Wauwau der größte Erfolg der diesjähri=
gen
Sommerſpielzeit.
(Reg.=Bl. S. 210 ff.) iſt die Regierung ermächtigt, eine Bank=
anſtalt
öffentlichen Rechts mit ſelbſtändiger Nechtsfähigkeit mit
eigenem Vermögen zu errichten. Auf Grund dieſer Ermächtigung
wird die Heſſiſche Landesbank mit dem Sitz in Darmſtadt,
Paulusplatz 1, gegründet. Die Satzung der Bank iſt durch Be=
ſchluß
des Geſamtminiſteriums vom 15. Auguſt 1923 erlaſſen
und durch den Finanzausſchuß des Landtags am 16. Auguſt
1923 beſtätigt worden. Das Grundvermögen der Heſſiſchen
Landesbank beträgt 5 Milliarden Mark. Für die Verbindlich=
keiten
der Bank haftet der Staat unbeſchränkt. Zu Mitgliedern
des Direktoriums der Heſſiſchen Landesbank werden hiermit bis
auf weiteres auftragsweiſe beſtellt: der Miniſterialrat im Mini=
ſterium
der Finanzen Dr. Franz Schrod zu Darmſtadt und
Direktor bei der Heſſiſchen Landes=Hypothekenbank Otto Loy
zu Darmſtadt. Durch Beſchluß des Geſamtminiſteriums iſt mit
Zuſtimmung des Reichsfinanzminiſteriums für das Gebiet des
Volksſtaates Heſſen die Ausgabe von Notgeld, und zwar zunächſt
von 2=Millionen=Scheinen, angeordnet. Das Notgeld wird von
allen öffentlichen Kaſſen in Heſſen in Zahlung genommen. Die
Ausgabe des Notgeldes erfolgt durch die Heſſiſche Landesbank,
Darmſtadt, Paulusplatz 1.
Der Verein für das Deutſchtum im Ausland hat durch das Hin=
ſcheiden
des Miniſterialrats Paul Emmerling einen ſchweren
Verluſt erlitten. Der Heſſiſche Landesverband und die Männerorts=
gruppe
Darmſtadt haben ihren bewährten Führer verloren. Um den
Ausbau der Landesorganiſation hat ſich der Verſtorbene die größten
Verdienſte erworben, und dem raſtloſen Streben, den Verein zu einem
alle Kreiſe umſpannenden Volksverein zu machen, hat der Tod des tat=
kräftigen
, warmherzigen Mannes ein Ende gemacht. Sein vorwärts=
treibender
Wille hat durch die Begründung der Schulgruppen des Ver=
eins
an den heſſiſchen Lehranſtalten dem Verein einen begeiſterten Nach=
wuchs
geſichert, und in empfänglichen Herzen den Sinn geweckt für die
großen vaterländiſchen Aufgaben des Vereins. Die Sorge für bedrängte
Volksgenoſſen war ihm Herzensſache, und mit offener Hand war er
gern bereit zu helfen, wo die Not zu Hauſe war.
* Die diesjährige Tagung bes Heſſiſchen Landesvereins für Innere
Miſſion findet in Offenbach vom 1.3. Sedtember mit folgendem
Programm ſtatt: Samstag, den 1. September, Gemeindeſaal der
Lutherkirche, Waldſtraße: Vortrag von Lie. Bohn: 1. um 5 Uhr für
die weibliche Jugend: Mädchenehre; 2. um 8 Uhr für die männliche
Jugend: Mannesehre‟. Sonntag, den 2. September, 10 Uhr vorm.,
Gottesdienſt in den evangeliſchen Kirchen von Berufsarbeitern der
Inneren Miſſion; nachmittags 5 Uhr Feſtgottesdienſt in der Luther=
kirche
, Pfarrer Memmert (Ober=Widdersheim); Jahresbericht des Ver=
einsgeiſtlichen
Pfarrer Schaefer; 8 Uhr abends: Gemeindeabend im
Gemeindehaus. Vortrag von Lie. Bohn über Elternnot, Kindernot,
Volksnot. Montag, den 3. September, Gemeindeſaal der Luther=
kirche
. 8½ Uhr vorm. Morgenandacht, 9 Uhr Jahresverſammlung des
Landesvereins für Innere Miſſion; 1. Jahresbericht, 2. Rechnung,
3. Voranſchlag, 4. Wahlen, 5. Verſchiednes. Ausſprache über die Auf=
gabe
der evangeliſchen Kreiswohlfahrtsdienſte, eingeleitet durch Pfarrer
K. Wagner und Pfarrer Zentgraf; 11 Uhr Landesverband der Innern
Miſſion: Berichte aus der Arbeit; Entgegennahme von Wünſchen für
den Ausbau der Organiſation. 3 Uhr nachm.: Gemeindeſaal der Luther=
kirche
: Frauenverſammlung von Lic. Bohn: Rettet die Mädchen und
Frauen (Bilder aus der Rettungsarbeit). Für Quartiere (zum Teil
auch Freiquartiere) wende man ſich rechtzeitig an Pfarrer Dr. Hallier,
Lutherkirche, Waldſtraße; durch Herrn Pfarrer Dr. H. auch die Quar=
tieranweiſungen
bei der Ankunft.
e. Stadtmiſſion. Die beiden angezeigten Referate, die heute ge=
10 Uhr und nachm. 3 Uhr. Am Abend ſpricht der Neferent des Nach=
mittags
, der frühere Pfarrer und jetzige Oberlehrer und Schriftſteller
und wird in einem Volksmiſſionsvortrag Parallelen zwiſchen ſeiner
Zeit und der ihr verwandten Gegenwart ziehen. Jedermann hat
Zutritt.
Grundlöhne in der Krankenverſicherung. Die dauernde Ver=
änderung
der Grundlöhne machte es nötig, daß in immer kürzeren Fri=
ſten
ſämtliche Arbeiter eines Betriebes bei der Ortskrankenkaſſe in eine
andere Lohnklaſſe umgemeldet werden mußten; ein Syſtem, das ſchwer=
Bitte um Prüfung der zur Abſtellung obiger Mängel geeignet erſchei=
nenden
Vorſchläge zwecks Stellungnahme unterbreitet wurde, gab in
ſeiner Antwort zu, daß das bisherige Verfahren zu Unzuträglichkeiten
geführt habe, und daß deshalb durch Verordnung vom 7. Auguſt 1923 Berechnungen zugrunde legt, und die die Reparationskommiſſion zu=
der
Höchſtſatz des Grundlohnes in der Krankenverſicherung an die
Reichsrichtzahl angepaßt ſei. Die Krankenkaſſen ſetzen über dieſen den Kram.
Höchſtſatz hinaus Lohnſtufen feſt, die erſt gelten, ſobald der Höchſtſatz
durch Vervielfachung der Reichsrichtzahl mit der Zahl 5, im beſetzten macht wurde, der Regierung die kalte Schulter gezeigt. Sicher müſſen
Gebiet mit der Zahl 6, dem Höchſtſatz des Grundlohnes, und danach die
Beiträge errechnen. Es iſt zuzugeben, daß durch dieſe Maßnahme
eine Vereinfachung des bisherigen Verfahrens im weſentlichen erreicht
worden iſt.
Erhöhung der Neuten aus der Invalibenverſicherung. Am 1. Sep=
tember
d. J. gelangen durch die Poſt zur Auszahlung: a) an
Empfänger einer Invaliden=, Kranken=, Alters=, Witwen=, Witwenkran=
ken
= oder Witwerrente neben der Grundrente ſtatt der Teuerungszulage Pfarrer Heß, Mühlſtraße 64½,
von 750 Mk. und 10 000 Mk. eine Teuerungszulage von 40 000 Mark
monatlich: b) an Empfänger einer Waiſenrente für jedes Kind neben
der Grundrente ſtatt der Teuerungszulage von 375 Mk. und 5000 Mk.
eine Teuerungszulage von 20 000 Mk. monatlich. Betrug z. B. die Diſe dlerunter erſcheſnenden Noizen ſind augſchließtich als Hinwelſe auf Anzelgen zu betrachten,
Geſamtrente eines der unter a) genannten Rentenempfänger im Juli
1923 bis 850 Mk., ſo ſind für September 40 100 Mk. zu zahlen; bei
einer Julirente von 851 bis 950 Mark berechnet ſich die September= ſprechend, findet am Donnerstag, den 30. Auguſt, im Saalbaugarten ein
rente auf 40 200 Mk.; bei einer Julirente von 951 bis 1050 Mk. auf
40 300 Mk. uſw. Die unter b) genannte Waiſenrente beträgt im Sep= der bewährten Leitung ihres Dirigenten Herrn Greilich ſtatt. Die
tember 1923: für 1 Kind 20 100 Mk., für 2 Kinder 40 100 Mk., für
* ainder 60 100 Mk., für 4 Kinder 80 100 Mk., für 5 Kinder 100 100 Mk.
and für 6 Kinder 120 100 Mk.
Borausſichtlich werden vom 1. September d. J. ab ſogen, wert=
beſtändige
Perſonen=, Gepäck= und Expreßguttarife eingeführt.
Die viertägige Geltungsdauer der Fahrkarten wird aus Anlaß
der Neuregelung nicht beſchränkt. Mit dieſen Fahrkarten kann nochmals hingewieſen. Der früh einſetzenden Dunkelheit wird durch
werden, ſie muß jedoch innerhalb der viertägigen Geltungsdauer
beendet ſein. Auch die mit Rückfahrt gekennzeichneten Fahr= terbliebenen. Heute abend 8 Uhr im Hanauer Hof wichtige Mit=
karten
ſind in dieſer Weiſe benutzbar. Da mit einem großen gliederverſammlung.
Schalterandrang zu rechnen iſt, werden zur Schalterentlaſtung
alle vom 29, bis 31. Auguſt 1923 verkauften Fahrkarten mit dem
31. 8. 23 abgeſtempelt. Sämtliche in dieſen Tagen gelöſten Fahr=
karten
ſind bis einſchließlich 3. September d. J. gültig. Da der noch einmal darauf hingewieſen, daß heute abend 8.15 Uhr im Feier=
Fahrkartenverkauf zum jetzigen Preis unbedingt bis zum 31. Aug. abend unſer Mitglied Ludo Petry ſprechen wird über Bilder aus der
beendet ſein muß, liegt es im Intereſſe der Reiſenden, Fahr= türkiſchen Geſchichte‟. Parteifreunde ſind gern willkommen.
karten rechtzeitig zu löſen.
Notgeld der Reichsbahn. Die Deutſche Reichsbahn gibt in kür=
zeſter
Zeit Notgeldſcheine über je eine Million Mk. heraus, die ſie bei
Lohn= und Gehaltszahlungen in den Verkehr bringt, um der noch im=
mer
andauernden Knappheit an Zahlmitteln abzuhelfen. Die Geld= Gültigkeitsdauer der vor dem 20. Auguſt d. J. von und nach
Zahlmittel angenommen und bis 31. Oktober 1923 eingelöſt. Auch die
Reichsbankanſtalten ſind vom Reichsbankdirektorium ermächtigt, die
ſterium gebeten worden, die Poſtanſtalten zur Annahme der Geldſcheine nach Aufhebung der Sperre verlängert. Nachzahlung wird nicht
anzuweiſen. Sie haben folgende Merkmale: Der Schein iſt auf weißem gefordert. Die Stationen ſtellen gegen Vorzeigung der Fahrkart
Waſſerzeichenpabier gedruckt und 74X130 Millimeter groß. Er trägt, oder des Fahrſcheinheftes und des polizeilichen Perſonalauswei=
auf
mattlachsfarbigem Untergrund mit ſtiliſiertem Blumenmuſter in ſes beſondere Beſcheinigungen aus. Bei Aufgabe der Weiter=
dunkelbrauner
Farbe innerhalb einer gewürfelten Zierleiſte folgenden
Wortlaut (in gotiſcher Schrift): Deutſche Reichsbahn. Eine Million reiſe wird das Fahrgeld für die nicht benutzte Strecke gegen
Mark. Darunter in Schwabacher Frakturſchrift den Vermerk: Dieſer Rückgabe der Fahrkarte zurückgezahlt. Verwaltungsgebühr wird
Schein wird an allen Kaſſen der Deutſchen Reichsbahn wie geſetzliche in derartigen Fällen nicht erhoben.
Zahlmittel in Zahlung genommen und bis zum 31. Oktober 1923 ein=
gelöſt
. Berlin, den 12. Auguſt 1923. Der Reichsverkehrsminiſter
Groener. Zwiſchen den Worten Deutſche und Reichsbahn befindet
ſich ein geflügeltes Nad, darunter in grünem Druck Reihe und Nummer.
Rechts und links von der Unterſchrift das Siegel des Reichsverkehrs= von Heppenheim tödlich. Schreiner war in Frankfurt a. M. mit dem
miniſters. Der farbige Untergrund läßt links und rechts je einen fünf
Millimeter breiten Streifen des Waſſerzeichenpapiers frei. Die Rück=
ſeite
iſt unbedruckt. Alle Behörden und wirtſchaftlichen Körperſchaften. Der Verunglückte ſtand oben auf dem Bord des Waggons, und hierbei
werden erſucht, ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß dieſe fiel er, vielleicht infolge eines Schwindelanfalles, mit dem Kopf zuerſt
Scheine wie geſetzliche Zahlmittel überall, beſonders von der Geſchäfts= in den Waggon, wobei er mit dem Schädel auf die Ecke eines großen
welt und der Landwirtſchaſt, angenommen werden. Die Ausgabe von Steines aufſchlug und bewußtlos liegen blieb. Der Verunglückte hinter=
Zweimillionenſcheinen wird vorbereitet.

MRR4
Meichsiagsasgealoneier Korensykiener und uner sals

In einer ſehr ſtark beſuchten öffentlichen Verſammlung der Deutſch=
Heſſiſche Landesbank. Durch Geſetz vom 21. Juni 1923 Demokratiſchen Partei hielt geſtern abend Reichstagsabgeordneter Pfr.
Korell einen Vortrag über die innerpolitiſche Lage, dem das Thema
Neuer und alter Kurs zugrunde gelegt war.
In Vertretung des Parteivorſtandes begrüßte Landtagsabgeordneter
Neiber die Erſchienenen im Namen der Ortsgruppe Darmſtadt, und
wies kurz auf die Vorgänge hin, die zu dem Vortrag Anlaß gaben, im
wefentlichen der Kabinettswechſel mit der Schaffung der großen Koali=
tion
, der erſten derart zuſammengeſetzten Regierung in Deutſchland.
Das neue Kabinett habe fünf Minuten vor 12 ſein verantwortungsvol=
les
Amt angetreten, und es bleibt zu hoffen, daß die neuen Männer ſich
ſo ſtark erweiſen, daß ſie das Vaterland am Nande des Abgrundes zu
retten vermögen. Die Frage wirft ſich von ſelbſt auf, ob es erſt ſo weit
kommen mußte, daß das Vaterland bis an den Abgrund gebracht wurde,
ehe man zu der Einſicht kam, daß nur eine ſtarke demokratiſche Regie=
rung
Deutſchland nutzen kann.
Mit lebhaftem Beifall begrüßt beſtieg Herr Pfarrer Korell
dann das Rednerpult. Er wandte ſich in ſeiner Begrüßung in erſter
Linie an die Ausgewieſenen, und führte dann etwa aus: Es gibt heute
eine große Anzahl Menſchen, die ſich von jeder Politik fernhalten, weil
ſie nirgends Rettung ſehen können, und ebenſo viele oder noch mehr.
die ſich den links= und rechts=radikalen Gruppen anſchließen. Beides iſt
falſch und kann uns nicht helfen. Politiſch abſeits ſtehen iſt ſtumpf=
ſinnig
und pflichtvergeſſen. Jeder Staatsbürger hat die Pflicht, im
Intereſſe des Volksganzen zu arbeiten nach ſeinem Vermögen. Die
Nadikalen aber zu beiden Seiten, die zum Bürgerkrieg treiben, ſündi=
gen
am Volk und am Vaterland. Wir wollen heute unſeren Blick und
unſeren Willen richten auf das Ziel der Stärkung und Geſundung
unſeres Vaterlandes und der Demokratie. Es iſt heute leicht, anzukla=
gen
, und ſehr leicht, Parteipolitik zu treiben; aber ſie führt nicht zum
Ziele. Je mehr Parteien es gibt, die da ſagen, wir vertreten das
Vaterland und dann doch die Partei meinen, je mehr iſt es Pflicht
jedes wahren Demokraten, zu arbeiten im Sinne wahrer Demokratie.
Das Kabinett Cuno iſt abgetreten in dem Augenblick, in dem es zwei
ſtarke Erfolge erzielt hat. Der eine Erfolg war, daß England die Ve=
ſetzung
des Nuhrgebietes als Rechtsbruch anerkannte. Eine Tatſache,
von der Streſemann mit Recht in der von ihm gewählten Form Notiz
nahm, die aber jetzt erſt im beſetzten Gebiet richtig zur Auswirtung
gebracht werden ſoll. Der zweite Erfolg war das Zuſtandekommen der
großen Steuergeſetze. Allerdings werden dieſe Geſetze, die von der
Deutſchnationalen Partei mit zuſtande gebracht wurden, ſchon jetzt wvie=
der
, allerdings als Steuergeſetze Hilferdings, das ſie aber nicht ſind,
denn ſie ſind vom Kabinett Cuno, von den Deutſchnationalen bekämpſt.
Allerdings hat Herr Wulle ſpäter erklärt, daß er und ſeine 2 Freunde
gegen die Geſetze ſeien. Nämlich, nachdem die damals drohenden blu=
tigen
Unruhen durch den Kabinettswechſel vermieden wurden. Nach
den großen Verſäumniſſen des Kabinetts Cuno und auch des Reichstags
mußte endlich ſcharf zugegriffen werden. Der Reichstag war nicht in
der Lage, eine ſtarke und konſequente Steuerpolitik zu treiben, weil er
keine Mehrheit ohne den rechten oder linken Flügel hatte. Dieſe Tat=
ſache
hat mehrmals ſehr bezeichnende Bilder gezeitigt. Immerhin, Cuno
wäre geblieben, wenn er rechtzeitig die Herren, die für Wirtſchaft und
Finanzen verantwortlich waren, aus ſeinem Kabinett entfernt hätte,
Er war zu anſtändig und zu wenig energiſch, aber er war ein abſolut
ſelbſtloſer und tadelloſer Ehrenmann (Bravo!), und wir danken ihm
zum mindeſten die Tatſache, daß er das Ausland von unſerer furcht=
baren
Lage überzeugt hat. Cund iſt geſtürzt worden durch die Sozial=
demokratie
, die glaubte, ihre Maſſen nicht mehr im Zaune zu halten,
wenn das Kabinett nicht geopfert würde. Es iſt beſſer, das offen ein=
zugeſtehen
, als es irgendwie vertuſchen zu wollen. So kam das Kabinett
Streſemann und die große Koglition. Friedrich Naumann hat hier
in dieſem Hauſe ſchon vor vielen Jahren geſprochen von einer Koalition
Bebel bis Baſſermann. Er wurde verlacht, aber es ſcheint ſicher, daß in
den nächſten Jahrzehnten noch mehr Naumannſche Ideen zum Leben
verwirklicht werden. Vielleicht erleben wir ſehr bald die Verwirklichung
legentlich der Philadelphia=Konferenz gehalten werden, beginnen vorm, eines Mitteleuropäiſchen wirtſchaftlichen Staatenbundes, trotz der
Kriegspſychoſe, in der Frankreich noch eine Anzahl Völker zu halten ſich
bemüht. Hätten wir in den letzten dreieinhalb Jahren ſchon eine Politik
Weller=Frankfurt, über die heroiſche Geſtalt des Propheten Elias, gemacht wie jetzt, ſo wären wir gewiß nicht frei vom Verſailler Vertrag,
aber es wäre vieles dem deutſchen Volke erſpart geblieben. Die Deut=
ſchen
kommen immer ſpät zur Erkenntnis des Guten und Notwendigen.
Aber es iſt zu hoffen, daß ſie jetzt endlich zu der Ueberzeugung gekom=
men
ſind, daß die Zuſammenfaſſung aller Kräfte das Gebot der Stunde
iſt noch auf lange Zeit hinaus.
Unſere Not iſt furchtbar. Sie iſt ſo groß, daß wir den Dichter
wiegende Benachteiligungen für die Arbeitnehmer und umfangreiche un= ſuchen müſſen, um ihre ganze furchtbare Größe überzeugend bezeichnen
produktive Arbeit für die Arbeitgeber im Gefolge hatte. Das Reichs= zu können. Unſere Not iſt begründet im Verſailler Vertrag. Wer das
arbeitsminiſterium, dem dieſe Sachlage vom Hanſabund mit der leugnet als Deutſcher, der will es einfach nicht einſehen, oder er leugnet
es aus Parteiintereſſe. Deutſchland hat Ungeheueres geleiſtet in der
Pflicht der Reparationen. Ein amerikaniſches Inſtitut hat das berech=
net
, und es hat auch die Methoden berechnet, die Deutſchland ſeinen
grunde legt. Poincaré leugnet das einfach ab. Es paßt ihm nicht in
Wir haben im Kriege und auch nach dem Krieg eine falſche Steuer=
dieſen
Betrag erreicht hat. Bei dieſem Verfahren ſind keine Bekannt= politik getrieben. Die Anleihepolitik war falſch. Es hätte ſcharf zu=
machungen
mehr an die Arbeitgeber erforderlich; dieſe können ſofort gegriffen werden müſſen. Man hat aber, wenn der Verſuch dazu ge=
wir
die Subſtanz der deutſchen Wirtſchaft erhalten bis auf den Tag, da
wir die deutſchen Zahlungen kennen. Heute geht das aber nicht mehr;

die Notenpreſſe könnte das gar nicht ſchaffen, auch wenn ſie verdoppelt
würde. Der Zehnmillionenſchein würde bald das kleinſte Zahlungsmittel
ſein. Der Mittelſtand, die Nentner, ſind die erſten, die unter die Räder
gekommen ſind. Was das für das Vaterland bedeutet, wird ſich erſt
ſpäter zeigen. Dann kommt der Stand der freien Berufe und die Stu=
dentenſchaft
. Mag die Studentenſchaft noch weiterhin politiſche Tor=
heiten
begehen, die Hilfe dürfen wir ihnen nicht verſagen. Nach den
freien Berufen kommen die kleinen Gewerbetreibenden, der kleine Han=
del
. Neben ihnen der Beamtenſtand. Laſſe man ſich nicht dadurch blen=
den
, daß behauptet wird, die vierteljährliche Vorauszahlung habe zur
Belebung der Effektenbörſe beigetragen. Beamte, die Kinder haben,
die in der Ausbildung begriffen ſind, ſind wirklich nicht zu beneiden.
Endlich kommt dann die größte Schicht, die der Arbeiter. Alle Arbeiter,
die gelernt haben und Familie beſitzen, haben ein ſehr dürftiges Ein=
kommen
. Aber alle ungelernten, und vor allem alle
jugendlichen Arbeiter, werden viel zu gut bezahlt.
(Lebhaftes Sehr richtig!) Was die vielen jugendlichen Arbeiter ver=
praſſen
, wird der deutſchen Wirtſchaft entzogen aus parteipolitiſchen
Rückſichten. Die Induſtrie hat nach dem Kriege unaufhaltſam
wieder Bauten errichtet, nur um das gewonnene Geld wertbeſtändig
anzulegen. Man muß fragen, war das richtig? Wäre es nicht richtiger
geweſen, zunächſt die landwirtſchaftlichen Betriebe, nach
Möglichkeit auszubauen, die für uns viel notwendiger waren! In der
Großlandwirtſchaft iſt die Einſicht für die Pflichten dem Staatsganzen
gegenüber vielfach noch nicht ſehr weit gediehen. Wenn man hört, daß
in Mecklenburg noch ganze Domänen dem Staat mit einer Pacht von
einem Ei bezahlt werden, muß man das zugeben. Demgegenüber ſtehen
andere Dinge: Es ſind Zuſtände, die einfach mit den ſtärkſten Mitteln
bekämpft werden müſſen, wenn kommuniſtiſche Arbeitsloſe in Scharen
auf das Land gehen und zentnerweiſe die Kartoffeln
holen, um ſie dann als italieniſche Frühkartoffeln
auf dem Markt in Frankfurt zu verkaufen. (Erregung.)
Sicher aber iſt, daß die Landwirte heute weit über Friedenspreis ihre
Produkte bezahlt erhalten. Wenn heute Bauern ſagen, ſie könnten die
Steuern nicht bezahlen, ſo kann ihnen ruhig geſagt werden: Verkauft
doch ein Rind oder ein Schwein. Wir haben niemals ſo viel
Rinder und Schweine in den Ställen gehabt wie
jetztl (Hört, hört!) Oder verkauft doch eins der vielen überflüſſigen
Muſikinſtrumente oder einen Teil der vorſorglich für die Enkel=
kinder
ſchon gekauften Ausſteuern! (Sehr gut!) Was
in dieſer Beziehung heute getan wird, nur um das Geld anzulegen, iſt
eine Verſündigung gegen unſere Wirtſchaft, gegen unſer Volk.
An die Deutſche Volkspartei richten wir die Frage, ob ſie nun auch
geſchloſſen hinter der Politik ihres Führers ſteht? Das gleiche gilt von
der Sozialdemokratie. Es geht doch heute nicht mehr, daß die Parteien
die Politik ſabotieren, die ihre Führer einſchlagen. Fälle wie der jetzige
Schulſtreik in Vilbel ſind bezeichnend. Man muß ſich jetzt hinter die
Regierung ſtellen. Gewiß iſt zuzugeben, daß die neuen Steuern drük=
kend
ſind, daß die Lohnſteuer zum Beiſpiel roh iſt, aber es ging eben
nicht anders, und vielfach iſt die Gegnerſchaft gegen die Steuern auch
Trotz. Dieſen Trotz wird die Regierung zu brechen wiſſen müſſen.
Streſemann hat ein gutes Wort geprägt, das ſicher auch ſeine
Amtsdauer überleben wird. Er ſagte, daß unſere außenpolitiſche Akti=
vität
ſteigt mit dem Maße, in dem wir im Innern Ordnung ſchaffen.
Dieſes Ordnung ſchaffen darf nicht nach dem Muſter Bayerns erfol=
gen
. Die ſogenannten vaterländiſchen Verbände ſchädigen uns nach
innen und außen, abgeſehen von den Prozeſſen Fuchs, Machhaus u. a.
Das gleiche gilt von der radikalen Linken mit Einſchluß des Herrn
Zeigner, der ſich zum ſächſiſchen Miniſterpräſideuten eignet, wie die Kuh
zum Kreppelbacken. Wenn wir innerpolitiſch Ordnung ſchaffen wollen,
müſſen wir uns auch mit der Frage der Fürſorge für die Aus=
gewieſenen
befaſſen. Wir müſſen anerkennen, daß die Landesfür=
ſorgeſtellen
ihre Pflicht tun, und auch ſehr viele Private, vom Standes=
herrn
bis zum Kleinbauern. Aber über viele Volkskreiſe muß auch
geklagt werden. Vor allem über viele Wohlhabende. Es genügt nicht,
das Wort vom Wohlwollen im Munde zu führen und in der Praxis zu
verſagen. Das zeigt, daß wir noch keine Nation ſind. Eine Nation
beſteht nicht darin, daß man das Banner ſchwingt, ſondern daß man
die Opfer bringt. Dringende Mahnungen müſſen an die Wohnungs=
ämter
gerichtet werden, beſonders an das Wohnungsamt von Darm=
ſtadt
. (Sehr richtig!) Alle Wünſche können nicht erfüllt werden, das iſt
ſicher; aber es muß getan werden, was irgend getan werden kann.
Denen, die drüben ſind und leiden, rufen wir zu: wir kennen
Eure Leiden!. Wenn es auch manchmal ſcheint, als ſei man dieſen
Leiden gegenüber gleichgültig. Sicher iſt, daß der beſte Teil des Volkes
volles Verſtändnis für die Leiden des beſetzten Gebietes hat. (Sehr
richtig!)
Wenn wir uns, wenn wir Deutſchland retten wollen, müſſen wir
unſer ſittliches Bewußtſein ſtärken, muß einkehren der Wille
Vorwärts und Aufwärts!
(Lebhafter Beifall.) Verſammlungsleiter Abg. Reiber ſprach dem
Vortragenden den herzlichſten Dank für den Vortrag aus und ſchloß
mit nochmaligem Dank die Verſammlung mit einem wiederholten Appell
an die Verſammlung, der Einſicht Verbreitung zu verſchaffen, daß alle
Kräfte zum Wohle des Vaterlandes und des Volksganzen zuſammen=
gefaßt
werden müſſen; daß alles Perſönliche und Eigene hintangeſtellt
werden muß zum Wohle des Ganzen. Die Verſammlung ſang zum
Schluß gemeinſam die letzte Strophe des Deutſchlandliedes. M. St.

Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 2. Sept., nachmittags
2½ Uhr, findet in Darmſtadt im Gemeindehaus der Kiesſtraße Taub=
ſtummengottesdienſt
ſtatt. Wegen Fahrtausweis wende man ſich an
D
Lokale Veranſtaltungen.
in keinem Falle irgendwie ale Baſprechung oder Krliff.
Saalbaugarten=Konzert. Vielſeitigem Wunſche ent=
großes
Extra=Konzert vom Beamtenverein ehem. Militärmuſiker unter
Herren Soliſten Kümmel und Weſelov werden auf dem Piſton
ſowie auf der Poſaune einige Soloſtücke zu Gehör bringen. Das Konzert
findet bei ungünſtiger Witterung im großen Saale ſtatt. Die Probe
Einführung wertbeſtändiger Perſonen= und Gepäcktarife, hierzu wird am Mittwoch abend 8 Uhr im Gartenſaal des Städtiſchen
Saalbaus abgehalten.
Platanenhain. Auf das heute von halb 8 bis halb 10 Uhr
ſtattfindende Abend=Promenadekonzert unter Herrn Webers Leitung ſei
die Fahrt wie üblich innerhalb der Geltungsdauer angetreten elektriſche Beleuchtung begegnet. Das Konzert findet ohne Reſtauration
ſtatt.
Reichsbund der Kriegsbeſchädigten und Hin=
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Es wird
Verkehrsſperre.
Infolge der erneuten Verkehrsſperre im Weſten wird die
ſcheine werden an allen Kaſſen der Deutſchen Neichsbahn wie geſetzliche Stationen des geſperrten Gebiets und darüber hinaus gelöſten
Fahrkarten und Fahrſcheinhefte, die infolge der feindlichen Ver=
Scheine als Zahlmittel anzunehmen. Ferner iſt das Reichspoſtmini= kehrsabſchnürung nicht benutzt werden konnten, bis zu 4 Tagen

A. Heppenheim (Bergſtr.), 27. Aug. Am Samstag, den 25. d. M.,
verunglückte der 34 Jahre alte Steinmetz Joſef Schreiner
Verladen von Granitwerkſteinen vom Waggon ins Schiff beſchäftigt
bzw. wollte er den Inhalt der angekommenen Waggons nachprüfen.
läßt Frau und drei unmündige Kinder.

* Arheilgen, 28. Aug. Die Staatsſtraße von hier nach der
Landeshauptſtadt erfährt eine weitere Verbeſſerung. Nachdem
der weſtliche Fußſteig ab Nordbahnhof erhöht iſt, wird auch nach Ent=
fernung
des Straßenbahngeleiſes ſeligen Angedenkens der öſtliche Fuß=
ſteig
zurzeit höher gelegt. Es iſt nun von der Chemiſchen Fabrik nach
Darmſtadt beſtens geſorgt für die Fußgänger; denn ſtädtiſcherſeits ge=
ſchieht
alles mögliche, und es wird auch immer nach dem Rechten ge=
fehen
. Aber die Fahrbahn iſt jetzt bedenklich ſchmal geworden, und iſt
beim Ausweichen von Fuhrwerken Vorſicht geboten. Dies iſt beſonders
beim Begegnen mit dem Meraſchen Perſonenauto zu beachten; denn
dieſes hält nicht immer korrekt die rechte Fahrbahnſeite ein und nimmt
beim Ueberholen die Kurve um die zu Ueberholenden in der Regel etwas
zu kurz, ſo daß Radfahrer mit Gewalt nach dem Fußſteig gedrängt
werden, was durch die Erhöhung der Fußſteige von üblen Folgen ſein
könnte. Aber wie ſieht es mit den Fußſteigen nach unſerem Orte hin
aus?. Der einzig gangbare weſtliche iſt in einem derartigen Zuſtand,
daß bei den teuren Lederpreiſen unbedingt gefordert werden muß, daß
hier zum wenigſten eine neue Kiesdecke am Platze wäre. Die meiſten
Paſſanten benutzen darum zur Schonung ihres Schuhzeuges den auf der
Oſtſeite hinführenden Feldweg. Aber für eine Staatsſtraße iſt dies ein=
fach
ein unhaltbarer Zuſtand, der unbedingt der Abhilfe bedarf. Hoffent=
lich
genügen dieſe Zeilen, daß von maßgebender Seite hier Wandel
geſchaffen wird und bald eine neue Kiesdecke auf der Weſtſeite der
Straße ein anderes Ausſehen verleiht.
Auerbach, 25. Aug. Einem Müller im Hochſtädter Tal nurden
in einer der letzten Nächte fünf Säcke Mehl geſtohlen.
fl. Heubach i. O., 27. Aug. Winterſchafweide. Die Pacht=
zeit
für die Winterſchafweide, die jetzt nach Goldmark verpaihtel wird,
beginnt am 1. Oktober und dauert bis Mitte März. Das vereinnahmte
Pferchgeld fließt in die Gemeindekaſſe. Es können bis zu 230 Schafe
aufgetrieben werden. Für etwaigen Flurſchaden hat der Pächter auf=
zukommen
.
j. Bürſtadt, 27. Aug. Die Gemeinde hat den Beitritt der Ge=
meinde
als Mitglied der Kommunalen Landesbank einſtimmig be=
ſchloſſen
.
nr. Neu=Iſenburg, 27. Aug. Auf dem Wege nach dem Neuhof
wurde der ſieben Jahre alte Schüler Nauſch von einem Auto über=
fahren
und ſo ſchwer verletzt, daß er an den Folgen ſtarb. Der
Knabe befand ſich mit ſeiner Schulklaſſe auf einem Spaziergang.
at. Seligenſtadt, 27. Aug. Kirchweihſpende. Eine hieſige
größere Mehlfirma ſtiftete zu einem 70 Prozent billigeren Ausuahme=
preis
je 5 Pfund Mehl an 200 minderbemittelte Familien für den Kirch=
weihkuchen
.
th. Worms, 27. Aug. Zuſammenſtoß. In der Nähe des
Vorortbahnhofes Worms=Pfiffligheim überfuhr ein Franzoſenauto ein
Geſpann mit einem Pflugkarren. Das Pferd wurde getötet, der betreſ=
fende
Landwirt erlitt eine Gehirnerſchütterung.
R. Schotten, 27. Aug. Das Genoſſenſchaftsweſen breitet
ſich auch in unſerem Kreiſe immer mehr aus. So wurden auf Anreg=
ung
des Lehrers Steinmann in Sichenhauſen, Kaulſtos und Burkhards
Naiffeiſen=Genoſſenſchaften gegründet.
R. Kaulſtos (Kr. Schotten), 27. Aug. Bürgermeiſterwahl.
Zum Bürgermeiſter gewählt wurde gegen den als Kandidaten aufge=
ſtellten
Beigeordneten der Landwirt Herget 4. mit 70 gegen 43
Stimmen.
R. Grünbera (Oberh.), 27. Aug. Ein neues Finanzamt
ſoll hier errichtet werden. Die Gemeinde ſtellt den Bauplatz zur Ver=
fügung
. In dem ſeitherigen Finanzamt ſollen dann Beamtenwohnun=
gen
hergerichtet werden.

[ ][  ][ ]

Nummer 238.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 29. Auguſt 1923.

Seite 5.

Feſtſetzung der Einkommen nach dem Berbrauchsmongt.

Man ſchreibt uns:
Solange die Markentwertung fortſchreitet, ſolange wird die Forde=
rung
nach Goldlöhnen und wertbeſtändigen Löhnen
nicht verſtummen. Mit Ausnahme der Kommuniſten, die unbedingt
Friedenslöhne verlangen, hat ſich inzwiſchen die Forderung aller
anderen Arbeitnehmergruppen dahin kriſtalliſiert, die Kaufkraft der
vereinbarten Arbeitseinkommen zu erhalten. Auch die Arbeitgeber er=
kennen
im allgemeinen die Berechtigung dieſer Forderung an. In
der Preſſe, in der Zentralarbeitsgemeinſchaft, im Reichstage, im Reichs=
arbeitsminiſterium
und in tauſenden von Lohn= und Gehaltsverhand=
lungen
iſt in den letzten Monaten unendlich viel darüber geſprochen und
geſchrieben worden. Zu einer befriedigenden Löſung iſt man indeſſen
noch immer nicht gelangt.
Es dreht ſich darum, daß das für die zurückliegende Arbeitszeit
(Woche oder Monat) tariflich vereinbarte Entgelt dem Arbeitnehmer
nicht die Möglichkeit bietet, ſeinen Lebensunterhalt für die bevorſtehende
gleiche Zeitſpanne zu beſtreiten. Die Schwierigkeiten, dieſe Zeitſpanne
gerecht auszugleichen, konnten bei allen Syſtemen, die bisher für die
Wertbeſtändigmachung der Arbeitseinkommen in Anwendung kamen,
noch nicht behoben werden. Der Grund liegt darin, daß Löhne und
Gehälter bisher noch nicht auf die Zeit berechnet wurden, in der die
Arbeitnehmer mit dem verdienten Einkommen leben müſſen. Es wurden
die Löhne und Gehälter nach der Arbeitsleiſtungswoche oder dem = Leiſt=
ungsmonat
und nicht nach der Verbrauchszeit des Einkommens feſtgeſetzt.
Im Frieden war es bei dem Angeſtellten ein unausgeſprochener
Grundſatz, daß er mit dem im Arbeitsmonat verdienten Gehalt ſeinen
Lebensunterhalt in dem darauf folgenden Monat (Verbrauchsmonat)
beſtreiten konnte. Das war ohne weiteres möglich. Infolgedeſſen hatte
es für ihn faſt gar keine Bedeutung, daß er ſeinem Arbeitgeber ſeine
Arbeitskraft ſozuſagen bis zu 30 Tagen Ziel verkaufte. Bei dem ganzen
jetzigen Streit um wertbeſtändige Gehälter handelt es ſich einfach darum,
dieſen Friedenszuſtand wieder herzuſtellen. Die reale Gehaltshöhe an
ſich ſpielt dabei keine Rolle.
Die Frage wäre nun ſofort hinreichend gelöſt, wenn der Angeſtellte
am Monatsſchuß ſein Gehalt in Gold oder fremden Valuten oder ähn=
lichen
Werten erhalten könnte. Da er nun aber Papiermark, die der
fortwährenden Entwertung unterworfen iſt, als Entgelt für ſeine Ar=
beitsleiſtung
ausgezahlt erhält, ſo muß dieſe Papiermarkſumme nach
der Höhe ihrer Entwertung im Verbrauchsmonat jeweilig auf die ent=
ſprechende
Ziffer gebracht werden, damit ſie ihre gleiche Kaufkraft be=
hält
. Es iſt daher erforderlich, daß der Angeſtellte im Verbrauchs=
monat
auf das im vorhergehenden Monat (Arbeitsmonat) bezogene
Gehalt Nachzahlungen erhält, und zwar in einer Höhe, wie die fort=
ſchreitende
Teuerung die Kaufkraft ſeines Gehaltes gemindert hat.
Als Meßziffer für die fortſchreitende Teuerung können nur die Lebens=
haltungskoſten
in Frage kommen. Die amtliche Wochenlebenshaltungs=
indexziffer
iſt in den weitaus meiſten Fällen für den Arbeitnehmer die
zuverläſſigſte. Da dieſer Index allwöchentlich ermittelt wird, iſt es
zweckmäßig, daß die Nachzahlungen dementſprechend auch wöchentlich
erfolgen. Das bedingt, daß dieſe Nachzahlungen nur immer nach dem=
jenigen
Gehaltsteil des Vormonats berechnet werden, der dem Angeſtell=
ten
für eine Woche zur Verfügung geſtanden hätte. Das iſt in der
Regel der vierte Teil des Monatsgehaltes, abgeſehen von ſolchen Mona=
ten
, in denen fünf Teuerungszahlen erſcheinen. Da nun zwiſchen Er=
hebung
der Preiſe für die amtliche Lebenshaltungsindexziffer und dem
Auszahlungstage der Teuerungsſumme jeweils ein Zeitraum von meh=
reren
Tagen zumeiſt 6 Tage liegt und inzwiſchen die Markent=
wertung
in der Regel fortgeſchritten iſt, muß die Indexziffer einen ent=
ſprechenden
Zuſchlag (Entwertungsfaktor) erhalten (etwa ein Drittel
ihres Wertes). Die ſo dem Angeſtellten im Laufe des Monats 4 bis
5mal gezahlten Teuerungsſummen müſſen auf das am vergangenen
Monatsende ausgezahlte Gehalt nachträglich zugerechnet werden und
dürfen ſelbſtverſtändlich auf das im laufenden Monat verdiente Gehalt
keine Anrechnung finden. Am Schluß des laufenden Monats müßte der
Angeſtellte diejenige Summe als Entgelt erhalten, die ſich zuſammenſetzt
1. aus dem Gehalt, welches am Ende des Vormonats ausgezahlt
wurde (alſo ohne die erwähnten 4 bis 5 Nachzahlungen);
2. aus dem Teuerungszuſchlag, der ſich aus der Steigerung der Teue=
rung
vom erſten bis letzten des laufenden Monats nach der amt=
lichen
Lebenshaltungsindexziffer ergibt.
Decken ſich die Indexziffern nicht genau mit dem Monat, dann kann
ein Ausgleich leicht gefunden werden. Der Angeſtellte hätte dann An=
fang
des folgenden Monats, wenn plötzlich ein Stillſtand der Teuerung
eintreten würde, dasjenige Geld in Händen, das ihm für den bevor=
ſtehenden
Monat eine wirtſchaftliche Exiſtenz ohne jede Nachzahlungen
vder Vorſchüſſe ermöglicht. Dabei laſſen wir ſelbſtverſtändlich diejenigen
Vorſchüſſe außer acht, die der Angeſtellte auch ſchon zu Friedenszeiten
für außergewöhnliche Fälle (Deckung des Winterbedarfs an Kohle, Kar=
toffeln
, Bekleidung, auch in Krankheitsfällen und ähnlichen) erhielt.
Um ganz klar zu fehen, ſoll einmal an einem Beiſpiel die im Auguſt
nötige Wertbeſtändigmachung eines im Monat Juli verdienten Gehaltes
erläutert werden. Angenommen wird ein Juligehalt von 4 Millionen
Mark, ausgezahlt am 31. Juli. Im Monat Auguſt wird folgende
Teuerungsentwicklung angenommen:

in der 1. Woche 100 Prozent gegenüber dem 1. Auguſt
500
2.
1.
3. 200
1.
n
4. 1200
1.
Ende Auguſt hätte alſo das Juligehalt eine 12fache Entwertung
gegenüber dem Beginn des Monats erlitten. (Tatſächlich betrug die
Entwertung am 20. Auguſt nach der amtlichen Lebenshaltungsindex=
ziffer
gegenüber dem 1. Auguſt ſchon 960 Proz., nämlich das 753 733 gegenüber dem 71 476fachen am 30. Juli.) Die Nachzahlungen
im Auguſt hätten jeweilig auf den vierten Teil des Juligehaltes zu er=
folgen
, alſo auf 1 Million Mark. Es ergeben ſich danach folgende
Teuerungsſummen:
für die 1. Auguſtwoche 100 Proz. von 1 Million
und 1s Entw.=Faktor
1 333 000 Mk.
für die 2. Auguſtwoche 500 Proz. von 1 Million
und ½= Entw.=Faktor
6 667 000 Mk.
für die 3. Auguſtwoche 900 Proz. von 1 Million
und ½½s Entw.=Faktor
12000 000 Mk.
für die 4. Auguſtwoche 1200 Proz. von 1 Million
und ½= Entw.=Faktor .
16 000 000 Mk.

Insgeſamt: 36 000 000 Mk.
Dieſen Betrag hätte der Angeſtellte in vier Raten im Monat
Auguſt zur Erhaltung der Kaufkraft ſeines im Juli verdienten Ge=
halts
erhalten müſſen, ſo daß ſich das endgültige Juligehalt von 4 auf
40 Millionen Mark erhöhen würde. Am 31. Auguſt hätte der Angeſtellte
alsdann ſein urſprüngliches Juligehalt in Höhe von 4 Millionen Mark
zuzüglich 1200 Prozent Teuerungsſteigerung (nach der amtlichen Teue=
rungsziffer
) insgeſamt 52 Millionen Mark zu erhalten. Würde eine
weitere Teuerungsſteigerung im Monat September nicht eintreten,
dann würde ſelbſtverſtändlich der Angeſtellte am Ende September auch
nur das gleiche Gehalt von 52 Millionen Mark zu erhalten haben, ohne
daß irgendwelche Nachzahlungen auf das Auguſtgehalt oder Vorſchüſſe
auf das Septembergehalt zu erfolgen hätten. Auf dieſe Weiſe wäre
dem Angeſtellten im Monat September bei ſich gleichbleibender Teuerung
ſein Lebensunterhalt wie im Auguſt geſichert.
Was jetzt die Angeſtellten als Vorſchüſſe von ihren Arbeitgebern
erhalten, ſind in den meiſten Fällen weiter nichts als Ausgleichs=
ſummen
, für die im Verbrauchsmonat entſtandene weitere Teuerung.
Inſofern kann im eigentlichen Sinne des Wortes nicht von Vorſchüſſen
geredet werden, ſondern es handelt ſich um Nachſchüſſe für das zuletzt
bezogene Monatsgehalt zur Erhaltung ſeiner Kaufkraft.
Leider hat die Entwicklung heute dahin gedrängt, daß der Ange=
ſtellte
im Laufe der letzten Monate faſt ein volles Monatsgehalt durch
das Vorſchußſyſtem verwirtſchaftet hat. Er wird ſich dieſer Tatſache
vielfach erſt dann voll bewußt, wenn er ſeine Stellung wechſelt und
dann günſtigſtenfalls mit einem Betrage ſeine neue Stellung antritt,
der ihm ſeine Exiſtenz höchſtens für die erſte Woche des neuen Monats
ſichert. Was Induſtrie und Handel mit ihrer Forderung nach dem
Wiederbeſchaffungspreis bezwecken, iſt, auf die Angeſtelltengehälter be=
zogen
, dasſelbe: nämlich weiter nichts als die Sicherung des Arbeits=
einkommens
für ſeine Verbrauchszeit, oder, auf eine kurze Formel ge=
bracht
: Wiederbeſchaffung der Mittel zur Erhaltung der Arbeitskraft.
Beim obigen Beiſpiel iſt nun noch nicht an eine Erhöhung des
Realeinkommens der Angeſtelltengehälter gedacht worden. Auch daran
kann keinesfalls vorübergegangen werden. Feſtſteht, daß ſelbſt bei der
Vervielfachung des Friedensgehaltes mit dem amtlichen Lebenshaltungs=
indes
, unter Einſchluß des Entwertungsfaktors für die Verbrauchszeit,
noch nicht die gleiche Kaufkraft wie im Frieden geſichert ſein würde,
denn der Lebenshaltungsindex iſt mangelhaft, warum, iſt oft genug dar=
gelegt
worden und iſt allgemein bekannt. Die Höhe des Realeinkom=
mens
muß daher den Verhandlungen zwiſchen Arbeitgebern und Arbeit=
nehmern
überlaſſen bleiben. Sie hat ſich nach der Tragfähigkeit der
verſchiedenen Induſtrien und Handelszweige zu richten. Da ſich gegen=
über
der Vorkriegszeit vielfach eine andere Leiſtungsfähigkeit der Unter=
nehmungen
herausgebildet hat, ſchwache Induſtrien ſich entwickeln konn=
ten
, andere dagegen zurückgingen, und auch innerhalb der Entlohnung
der Arbeitnehmer eine weſentliche Verſchiebung eingetreten iſt, ſo er=
ſcheint
es zur Vermeidung langwieriger Verhandlungen zurzeit als
das Praktiſchſte und am ſchnellſten zum Ziele Führende, auf den jetzigen
Gehältern und Löhnen aufzubauen. Die Belaſtungsfähigkeit unſerer
Wirtſchaft iſt nach dem verlorenen Kriege ja uch grundſätzlich eine an=
dere
als vor dem Kriege.
Wie das Internationale Arbeitsamt mitteilt, iſt in Polen ein Ge=
ſetzentwurf
, betreffend Die Regelung der Gehälter nach einer wertbe=
ſtändigen
Geldeinheit eingebracht worden, der die Feſtſetzung der Ge=
hälter
nach dem Verbrauchsmonat zum Ziele hat. Wenn wir in Deutſch=
land
wirklich zu wertbeſtändigen Löhnen und Gehältern kommen wol=
len
, ganz gleich auf welcher Reglarundlage, dann kann eine andere
Löſung nicht in Frage kommen. Die große Erregung in den Arbeit=
nehmermaſſen
wird erſt dann abnehmen, wenn der vereinbarte Lohn
in ſeiner vollen Kaufkraft für ſeine Verbrauchszeit verbürgt iſt. Der
Weg dazu iſt im Vorſtehenden gewieſen.
H. 4.

Sport, Spiel und Zurnen.

Fußball.
Spielvereinigung Fürth Hamburger Sportverein, 3:1,
(Eigener Bericht.)
* Letzten Sonntag trafen ſich beide Deutſchmeiſter in Fürth, das
Reſultat war ſchon kurz im Tagblatt berichtet. Die Hamburger traten
ohne Speher, Flohr und Rave an, die im Spiel HamburgRotterdam
mitwirken ſollten. Die Mannſchaft war aber trotzdem verſtärkt, im
Sturm ſtand der Norweger Resberg, in der Läuferreihe Fick (früher
Holſtein=Kiel) und die größte Ueberraſchung brachte der internationale
Verteidiger Ruffelſen, der noch 8 Tage vorher gegen NürnbergFürth
in Rotterdam brilliert hatte. Die Fürther hatten einen neuen Tor=
mann
, Wolf, der ſich glänzend bewährte. Das Spiel ſelber war
ſehr ſchnell und ein ſportlicher Hochgenuß. Die Hamburger gingen
gleich mit großem Elan vor, Harder ſendet einen ganz gefährlichen
Schuß aufs Fürther Tor, den Wolf in großer Manier meiſtert. Dann
haut Resberg gleich wieder eine Bombe ſcharf neben die Latte. In der
fünften Minute ein elegantes Spiel der Fürther, Franz und Seiderer
brechen durch, letzterer ſchießt auf 16 Meter und Fürth hat das erſte
Tor. Ungeheurer Beifall der 25 000 Zuſchauer. Filmartig wechſeln
die Kampfbilder, beide Torleute zeigen ihre große Kunſt. Kolzen, der
Rechtsaußen der Hamburger, wie ſein Nebenmann, Breuel, brennen
des öfteren durch, Schneider haut eine ſichere Sache daneben. Eine
Ecke für Hamburg klärt Franz. Seiderer, in glänzender Form, ſchießt
dann gleich darauf neben das Hamburger Tor. In der B. Minute
macht Harder einen ſeiner thpiſchen Durchbrüche, ſchon liegt das Tor
in der Luft, da wird der Rieſe unſanft von Wellhöfer genommen. Den
Elfmeter verſchießt Schneider. Kaum einige Augenblicke, muß Martens
wieder einen Schuß von Franz halten. Dann fängt Wolf wieder einen
Schuß von Schneider. In der 33. Minute vollbringt Breuel ein Meiſter=
ſtück
, er überſpielt mehrere Fürther, geniert ſich auch vor dem heraus=
laufenden
Torwart nicht und gleicht mit 1:1 aus. Lange dauert die
Freude nicht, in der 36. Minute ſendet Franz einen Strafſtoß für Fürth
ins Hamburger Tor. 2:1. Dieſes Tor verſchuldete Ruffelſen, er hätte
Martens nicht decken dürfen. Nach Halbzeit bricht Kolzen mit Wucht
durch, ganz hervorragend fängt Wolf den Schuß ab. Gleich darauf
leiſtet ſich Franz auch eine Glanznummer, indem er durchbrennt, aber
im Strafraum wird er von Ruffelſen gelegt, den gegebenen Elfmeter
ſendet Franz ſelber ein. 3:1 für Fürth. Immer noch wechſeln die
Bilder. Wellhöfer rempelt Breuel an, den Strafſtoß verſchießt Schnei=
der
abermals. Der ſonſt ſo brillante Torſchütze verſiebt manche ſichere
Sache. Eine ſchöne Vorlage Kolzens verſchießt er gleich darauf, frei=
ſtehend
10 Meter vor dem Tore. Dann kommt die bekannte ſchwache
Viertelſtunde der Hamburger. Fürth drängt, aber Martens im Tor
iſt unüberwindlich. Zum Schluß greifen die Hanſeaten mit voller
Kraft an, Halvyrſen ſendet aus dem Hinterhalt einen famoſen Schuß
ins Fürther Tor. Schneider ſtand abſeits und ſomit wurde das Tor=
nicht
anerkannt. Beide Parteien verzeichnen noch je einen Lattenſchuß
und dann iſt Schluß. Die Hamburger konnten ſehr gefallen und
kombinieren gut, wenn auch nicht ſo elegant wie Fürth. Der beſte
Mann auf dem Platze war Halvorſen, er iſt der beſte Läufer Deutſch=
lands
. Die Verteidigung war ausgezeichnet, auch der Tormann. Breuel
und Kolzen die beſten im Sturm. Harder gut, reichte aber nicht an
Seiderer heran, Schneider langſam, er berhaute vieles. Bei Fürth
waren alle gut, Wolf ganz ausgezeichnet, er hatte ein großes Verdienſt
daran, daß das Spiel ſo ausgefallen iſt. In 6 Wochen treffen ſich beide
Mannghaiten in Samburg.

Zu den Rennbahn=Propaganda=Flieger= und Motorradrennen
die am Sonntag, den 2. September, nachm. 2 Uhr, auf der Eſcholl=
brückerſtraße
von den hieſigen Rad= und Mortorradſportvereinen ge=
meinſam
veranſtaltet werden, ſind die Vorarbeiten nach gemeinſamen
Sitzungen nunmehr beendigt und weiſt die Rennfolge eine Fülle ſchöner
Rennen auf. Von den Radfahrervereinen Velozipedklub 1899 und
Radſportklub 1919 haben bis zur Stunde insgeſamt 47 Fahrer, von
dem Heſſiſchen Motorradklub, Sitz Darmſtadt, 15 Fahrer Meldungen
abgegeben, ſo daß intereſſante und ſcharfe Kämpfe zu erwarten ſind.
Die Fliegerkämpfe die bekanntlich nur über kurze Strecken
(1 Km.) gehen ſind deshalb für das Sportpublikum um ſo intereſſan=
ter
, dls dieſes den Start ſowohl, als auch das Ziel und ſomit die Ren=
nen
in ihrem ganzen Verlauf beobachten können. Die dazu ausgeſuchte
Rennſtrecke auf der Eſchollbrückerſtraße unterhalb des ehemaligen Garni=
ſonlazarettes
iſt wegen ihrer Ueberſichtlichkeit hierfür ſehr geeignet.
Die Motorradrennen gehen über 2 Km., geordnet je nach der
Stärke der Maſchinen und ſind auch dieſe Rennen in ihrem ganzen
Verlauf gut zu verfolgen.
In der Meldeliſte finden wir Namen bekannter Fahrer, die im
Rennſport vor dem Kriege eine Rolle ſpielten und die ihren Ruf auf
der einſtigen Darmſtädter Rennbahn begründet haben. Auch jetzt, wo
es heißt, den Radſportlern wieder zu ihrem Sportplatz zu verhelfen,
ſtellen ſich dieſe alten Herren gern in den Dienſt der Rennbahn=
propaganda
.
Meldeliſte der Radfahrer: Andre H., Bauer F., Bauer
N., Bauer W., Baumert L., Becker Gg., Bender Gg., Bender W.,
Dames E., Dienſt H., Dieter H., Dingeldein A., Enders F., Enders
J., Enders M., Fiſcher H., Fiſcher H., Fiſcher L., Ganß L., Göckel Gg.,
Haller J., Harlos Gg., Hermes W., Himmel J., Hottes G., Hupfer
R., Kunz F., Lang H., Leichtlein Gg., Maſer F., Moltke Paul, Neſter
P., Niebel W., Offenthal A. Offenthal H., Old H., Pech A. Pfeifer
Gg., Schieß A., Storck W., Thomas K., Thöt A., Wagner J., FWalken=
horſt
F., Walkenhorſt H., Weitzel H., Wolf E.
Meldeliſte der Motorradfahrer: Benz H. Deckart R.,
Gräb L. Hahn Gg., Keller L., Langer A., Ludwig H., Monnard A.,
Pecher R., Schäfer W., Storck W., Stroh E., Wartensleben J., Zürtz
F., Zürtz K.
Die Radrennen zerlegen ſich wie folgt: 1. Erſtfahren. Hierzu
ſind nur die Fahrer ſtartberechtigt, die noch keinen Preis erfahren haben.
2. Hauptfahren. Offen für alle Fahrer. Dieſes Nennen wird in
Vor=, Zwiſchen= und Endlauf ausgefahren. a) Vorläufe: Die drei
Erſten der Vorläufe beſtreiten, die Zwiſchenläufe; b) Zwiſchenläufe:
Die drei Erſten der Zwiſchenläufe kommen in den Endlauf; e) End=
lauf
: Hier ſtarten alſo die drei Erſten der Zwiſchenläufe. 3. Vor=
gabefahren
. 4. Zweiſitzerfahren (Tantem) Clubmatch
zwiſchen V. C. D. 1899 und D.RC. 1919. 5. Altersfahren. Von
32 bis 40 Jahren. 6. Altersfahren. Ueber 40 Jahre. 7. Troſt=
fahren
. Hierzu ſind nur die Fahrer zugelaſſen, die in vorſtehenden
Rennen keinen Preis erhielten.
Die Motorradrennen werden zwiſchen den einzelnen Radrennen
ausgefahren, um den Tretradfahrern Gelegenheit zum Ausruhen zu
geben. Die nähere Zuſammenetzung dieſer Rennen iſt aus dem Renn=
programm
zu erſehen. Um den Zuſchauern die Rennen weiter an=
ſchaulicher
zu geſtalten, werden beſondere Rennprogramme die die
einzelnen Rennen und die Fahrer, die dieſe beſtreiten, enthalten
ausgegeben, die ab Dienstag bei nachverzeichneten Stellen und am
Renntage am Start zu erhalten ſind: Sporthaus Adelmann, Rheinſtr.,
Benz u. Co., Grafenſtraße, Hahn u. Co., Große Ochſengaſſe, W. Her=
mes
, Louiſenſtraße, G. Kanzler, Schulſtraße 12. (Laden.)
Für das leibliche Wohl wird durch einen gut vorbereiteten Wirt=
Siewener.
ſchaftsbetrieb Sorge getragen.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Kunſtdiebſtahl im Schöneberger Rathaus. Aus der
Ausſtellungshalle des neuen Schöneberger Rathauſes iſt am Samstag
nachmittag ein Kunſtblatt in Schwarzdruck von Thoma geſtohlen wor=
den
. Das Bild, das links unten das Fakſimile des Künſtlers trägt, ſtellt
ein Schwarzwälder Haus mit Altan dar. Den Vordergrund bildet ein
Garten, in dem zwei Frauen, die eine kniend, die andere in gebückter
Stellung, arbeiten. Das Bild iſt Eigentum der Kunſtbuchdruckerei von
Sebaſtian Malz in der Gothger Straße 16 und hat einen hohen Wert.
Der Silberdiebſtahl in der ſpaniſchen Botſchaft.
Eine überraſchende Wendung iſt bei der Ermittelung zur Aufklärung
des großen Silberdiebſtahls, der kürzlich in der ſpaniſchen Botſchaft in
der Regentenſtraße verübt wurde, eingetreten. Die Kriminalpolizei
vermutete, daß auch jetzt wieder, wie bei dem großen Diebſtahl im ver=
gangenen
Jahre, jemand von dem Perſonal der Botſchaft ſeine Hand
im Spiel gehabt habe. Der Verdacht fiel auf einen Diener Friedrich
Hohenſee, einen Morphiniſten, der erſt kurz vor dem Diebſtahl einen
Teil ſeiner Kleidungsſtücke und dergleichen verkauft und ſich ſo wieder
Mittel verſchafft hatte, um ſeiner Leidenſchaft frönen zu können. Hohen=
ſee
beſtreitet zwar jede Teilnahme, wurde aber unter dem dringenden
Verdacht der Mittäterſchaft verhaftet. Da erhielt die Kriminalpolizei
ein großes ſchlecht verſchnürtes Paket zugefandt, das am Abend nach
der Feſtnahme Hohenſees um 6 Uhr auf dem Poſtamt 8 in der Kepler=
ſtraße
43 zu Charlottenburg aufgegeben und an das Präſidium z. H.
des Kriminalkommiſſars Trettin adreſſiert war. Es enthielt das ge=
ſamte
geſtohlene Silberzeug mit einem Begleitbriefe. Die Adreffe iſt
von einer weiblichen Hand, der Brief dagegen von einer männlichen
geſchrieben. Der Abſender nennt ſich Kluge, Berlin=Charlottenburg,
Bismarckſtraße 14. Name und Wohnung ſind natürlich erdichtet. Der
Briefſchreiber bemerkt, er hätte die Sachen lieber ſelbſt mit der Straßen=
bahn
gebracht. Das ſei ihm aber zu teuer, und es ſei dabei 1chts zu
verdienen. Er habe das Silber durch einen Sachverſtändigen prüfen
laſſen. Die Verſicherung, die ſonſt für den Schaden hätte aufkommen
müſſen, ſei jetzt gedeckt, und möge den Betrag, den ſie ſo ſpare, an die
Ruhrhilfe abführen. Dem Kommiſſar werde die Sache wohl ſpaniſch
vorkommen. Die Kriminalpolizei iſt dem Briefſchreiber bereits auf
der Spur.
Ein neues vatikaniſches Konzil?
Im Vatikan iſt man nach Preſſemitteilungen mit den Vorbereitun=
gen
auf ein neues Konzil beſchäftigt, das im katholiſchen Jubiläums=
jahr
1923 ſtattfinden und 1200 geiſtliche Würdenträger des Katholizis=
mus
umfaſſen ſoll. Papſt Pius XI. hat einen Ausſchuß eingeſetzt zur
Prüfung der unerledigten Akten des datikaniſchen Konzils von 1870, bei
dem die päpſtliche Unfehlbarkeit zum Dogma erhoben und das zuletzt
auf unbeſtimmte Zeit vertagt wurde. Nach dem Mondo ſoll als Ver=
handlungsgegenſtand
neben der einheitlichen Vorbildung des Klerus in
der ganzen Welt namentlich ins Auge gefaßt ſein die Wiedervereini=
gung
mit den morgenländiſchen Kirchen. In eingeweihten Kreiſen des
Vatikans wird verſichert, die mit der Bulle vom 13. September 1868 an
alle Nichtkatholiken gerichtete Einladung, gelegentlich des Konzils in
den einzigen Schoß Chriſti zurückzukehren, werde diesmal in eine drin=
gende
Empfehlung und in einen greifbaren Verſöhnungsplan umge=
wandelt
.

Briefkaſten.
Betrifft Anfrage über die Krankenkaſſen Chemiſche Fabrik Merck
und beſondere Ortskrankenkaſſe Merkur, im Darmſtädter Tagblatt
Nr. 234 vom 25. d. M.: Die Krankenkaſſen ſind verpflichtet, die Koſten
für das Füllen (Plombieren) krankhafter Zähne ganz zu übernehmen.
Beweis: Zum 8 182 iſt folgende Entſcheidung ergangen: Zahnfäule
(Karies) iſt eine ärztliche Behandlung erfordernde Krankheit. Kann ein
kranker Zahn durch Zahnfüllen längere Zeit er=
halten
werden, ſo muß dieſe Art ärztliche Behandlung gewährt
werden. Das iſt eine vom Reichsverſorgungsamt veröffentlichte Ent=
ſcheidung
. Daß dieſe beiden Kaſſen eine Ausnahme machen, iſt un=
verſtändlich
. Jedenfalls muß die Kaſſe den Anteil, welcher von den
Mitgliedern gezahlt wurde, auf Verlangen zurückerſtatten. Obige Ver=
pflichtung
der Kaſſe trifft nur zu bei den Pflicht= und freiwilligen Mit=
gliedern
, ausgeſchloſſen ſind die Familienangehörigen. Bei dieſen wird
nur das Extrahieren der Zähne übernommen. Einzelne Kaſſen machen
auch bei Familienangehörigen (Ehefrauen) eine Ausnahme und gewäh=
ren
bei Zahnerſatz und Füllungen einen Zuſchuß zu den Koſten. Nähere
Aufklärung erhalten Sie ſicher bei Herrn W. Knoblauch, 1. Vorſitzender
des Krankenkaſſenverbandes für Heſſen und Verband zur Wahrung der
Intereſſen der Krankenkaſſen im Freiſtaat Heſſen, da die beiden Kaſſen
ja einem dieſer Verbände angegliedert ſind.

Amerikanische Regleruns
NACH NEM TORK
von Soukhampton Cherbourg
LEHIATHAN
2B. August, 18. September, 9. u. 30. Oktober, 20. Hovemben
Von BREMEN über Sonthampton und Cherbourg nach MEWVORK
GEORGE WASHINGTON
2B. Movember
24. Oktober
19. September
26. September
Amerlea.. . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . 22. August
3. Oktober
vesident Roosevelt... .... 29, August
4. Okkoben
President Fillmore . . . . . . . . . 30, August
President Harding ......... 5. September 10, Oktober
Presldent Arthur .. . . . . . . . . . 12. September 31. Oktober
Abfahrt von Southampton und Cherbourg 1 Tag später
Alles Nähere durch untenstehende Adressen
Vortellhafte Zelegenhelt für Güterbeförderung
a

TER
UAITEDSTATES LINES
SERLIN WS
Unter den Tingen 1 DARNSTADT, Frankfarterstr. 1914.
General-Vertretung: Ver

PHILIPP FRIES & Co., DARMSTADT
Bank- und Kommissions-Geschäft (4361a
Saalbaustrasse 26 Tel. 14 u. 385 Telegr.-Adr.: Häuserbank.
Ausführung aller kankgeschäftlichen Transaktionen.
An-u. Verkauf von Immobilien. Versicherungen aller Art.
Geschäftsstunden: vorm. 8½.1 Uhr, nachm. 36 Uhr.

gegen Nervenschwäche, Erschöpfungs-
SatyrIn zustände, geF. Neurasthenle ein anregen-
des
und kräftigendes Vohimbin-Hormon-Präparat der Akt.-
Ges. Hormona, Düsseldorf-Grafenberg. Fachärztlich begut-
achtet
und sehr empfohlen. Prospekte gratig. Erhältlich
in allen Apothelken!
(I,4586

Weiterbericht der Gießener Weiterwarte.

Wettervorherſage für den 30. Auguſt:
Wolkig bis heiter, Neigung zu kurzen Niederſchlägen, geringg
Wärmeveränderung.

Raae
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kl. Haus): 7½ Uhr
Charleys Tante‟. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=

Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Verſteigerungskalender Donnerstag, 30. Auguſt:
Mobiliar=Verſteigerung halb 10 Uhr und halb 3 Uhr Ernſt=
Ludwig=Straße 9.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land‟
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Flciſcmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Geiten

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 29. Auguſt 1923.

Nummer 238.

Die Finanzen des Großberzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
19)
Aber, Senjor, Sie vergeſſen doch nicht das Verſprechen, das
Sie mir gegeben haben?
Was für ein Verſprechen?
Daß ich als Führer mittun und das Erträgnis des Unter=
nehmens
, das Sie planen, mit Ihnen teilen werde, Senjor.
Hm, nein, nein, ich erinnere mich ſehr wohl daran, aber
davon zu ſprechen wird Zeit ſein, wenn Sie Ihren Teil des Pro=
gramms
erledigt haben. Laſſen Sie mich Ihnen eins ſagen, Sie
müſſen Ihre Leute viel beſſer im Zaum halten, wenn Sie als
Führer gelten wollen, Luis.
Senjor Poſada iſt ſehr. Sie haben ja geſehen, wie er iſt.
Das habe ich, Luis, ſagte Herr Bekker, der es politiſch fand,
Luis als Gegengewicht gegen den Sergeanten zu behalten, den
er im Innerſten fürchtete. Ich habe es geſehen. Dieſe Sache
werden wir ſpäter anordnen; augenblicklich brauchen wir ihn
(Luis Geſicht ſtrahlte bei der bedeutungsvollen Betonung von
Hern Bekkers Stimme) und wer weiß, Luis, ich habe ſchon oft
gehört, daß Geld raſch und munter ſeinen Beſitzer geändert hat
zum Beiſpiel, wenn der frühere Inhaber ſtarb, ohne ein Teſta=
ment
zu hinterlaſſen. Aber mehr als 200 000 kann ich nicht ris=
kieren
; unmöglich, mein Lieber, ganz ausgeſchloſſen. Und jetzt
haben Sie die Güte und ordnen Sie die Sache raſch.
Luis ging, bedeutend vergnügter, und eine Viertelſtunde
ſpäter wurde Herr Bekker wieder hereingerufen. Die Geſichter,
die er drinnen ſah, zeigten, daß die Debatte über ſein Geld nicht
zu den ruhigſten gehört hatte. Nur der Sergeant ſtand etwas ab=
ſeits
, ebenſo kalt und überlegen wie zuvor. Vater Jgnazio hin=
gegen
zitterte noch vor Erregung, und die Augen des buckligen
Schanhwirts waren ſo rot wie die eines Kaninchens. Herr Bekker
beachtete jedoch ihre heimtückiſchen Blicke nur wenig. Er zog ein
Papier aus der Taſche und ſagte kurz:
Das iſt ein Kontrakt, den ich aufgeſetzt habe, um unſere
Angelegenheit zu ordnen. Verleſen ſie ihn, Luis!
Luis nahm das Papier, das Herr Bekker ihm reichte, ſtarrte
es einige Sekunden an und las dann=
Wir Unterzeichneten, die wir erkennen, daß die unerträg=
liche
Lage, in der unſere geliebte Heimatinſel Minorca ſich be=
findet
, nicht früher aufhören wird, bis nicht die jetzige Regie=
rungsform
aufhört, ſchwören ſamt und ſonders, alles zu tun,
um dieſe Regierung zu ſtürzen, und uns nicht eher Ruhe zu
gönnen, bis eine andere Ordnung eingetreten iſt.

Möge der Tyrann und ſeine Werkzeuge ſterben und die
Freiheit leben!
Dem Inhaber dieſes Kontraktes, von dem wir die Geld=
mittel
erhalten haben, die wir für die Verwirklichung unſerer
Pläne benötigen (200 000 Peſetas), verſprechen wir, als Führer
der freiheitlichen Bewegung, das Schloß Punta Hermoſa als
Sicherheit für ſein Geld zu geben.
Mahon, den 17. Februar 1910.*
Luis war fertig und ſah ſeine Freunde an.
Nun, darf ich Sie bitten zu unterſchreiben, ſagte Herr
Bekker ungeduldig. Ich kann doch nicht die ganze Nacht hier
verbringen.
Eine klägliche Stimme erhob ſich:
Weshalb muß denn unterſchrieben werden? Wozu iſt denn
dieſer Kontrakt überhaupt gut? Wenn er jemanden in die
Hände fällt . ."
Es war der Schankwirt Amadeo
Mein beſter Senjor Amadeo, ſagte Herr Bekker kalt, eben
deshalb ſollen Sie unterzeichnen. Es könnte ſonſt geſchehen, daß
ich meine 200 000 für nichts und wieder nichts hergebe. Sollten
Sie ſich auf die faule Haut legen, Senjor, ſo können Sie ſicher
ſein, daß der Kontrakt bald genug jemandem in die Hände fallen
wird. Darf ich Sie alſo bitten, zu unterſchreiben.
In der Verſammlung wurde es ſtill, alle ſtarrten ſich an, und
keiner ſchien geneigt, Herrn Bekkers Wunſch zu erfüllen. Dann
ſpuckte der ſchwarzbärtige Sergeant nachdrücklich auf den Fuß=
boden
; mit einem verachtungsvollen Blick auf die anderen nahm
er Herrn Bekkers Füllfeder und ſchrieb mit plumper, aber kräf=
tiger
Handſchrift Eugenio Poſada, Sergeant der Leibwache, auf
die Stelle, auf die Herrn Bekkers Finger wies. Luis, der ab=
wechſelnd
errötete und erbleichte (offenbar fand er ſeine Führer=
ſtellung
gefährdet) riß die Feder an ſich und ſchrieb ſeinen Namen
unmittelbar darüber, direkt unter den von Herrn Bekker aus=
gefüllten
Teil des Kontraktes. Vater Jgnazio folgte ſeinem
Beiſpiel.
Jetzt kommen Sie daran, Senjor Amadeo, ſogte. Her=
Bekker
Ich kann nicht ſchreiben, Senjor, ſagte der Schankwirt mit
ſeiner weinerlichen Stimme. Die Madonna ſei mir gnädig,
ich habe nie ſchreiben gelernt, Senjor.
Herr Bekker betrachtete ihn mit der tiefen Verachtung des
volksſchulgebildeten Mannes für den Analphabeten.
Aber rechnen können Sie? fragte er. Sie können ſich aus=
rechnen
, daß auf den, der nicht unterſchreibt, auch nichts kommt?
Genügt mein Handzeichen, Senjor? fragte der Bucklige
haſtig
Einen Augenblick, ſagte Herr Bekker und ergriff die Feder:

Für den Schankwirt Amadeo, der nicht ſchreiben kann, ſein
Handzeichen, ſchrieb er, indem er jedes Wort laut vorlas.
Alſo bitte!
Der Schankwirt warf ihm einen böſen Blick zu und kratzte
raſch einen Schnörkel auf das Papier. Die anderen, die ſtill zu=
gehört
hatten, machten keine Schwierigkeiten mehr, ſondern ſchrie=
ben
ihren Namen oder ihr Handzeichen, welch letztere von Herrn
Bekker ſofort mit einem Kommentar verſehen wurden. Nachdem
er dann den Kontrakt, mit ſämtlichen Unterſchriften verleſen
hatte, zog Herr Bekker eine Brieftaſche heraus.
Verleſen Sie die Poſten, ſagte er zu Luis. Sie haben
ja ein Regiſter.
Alle nahmen ihr Geld entgegen, aber ohne jeden Enthuſias=
mus
. Der Sergeant war der Letzte, der ſeine hunderttauſend
einſtrich, die Luis zu verleſen unterließ. Herr Bekker ſteckte die
Brieftaſche wieder ein und ſagte:
Alſo meine Herren, dieſe Sache wäre perfekt. Jetzt flott
an die Arbeit! Wann kann ich Nachrichten von Ihnen haben?
Wieder wurde es ſtill, alle ſtarrten einander an, durch Herrn
Bekkers geſchäftsmäßige Art, Revolutionen anzuordnen, offenbar
etwas aus dem Gleichgewicht gebracht.
Je früher, deſto beſſer, ſagte Herr Bekker, für Sie und
für Minorca, nicht wahr?
In einem Monat oder ſo, begann der Schankwirt Ama=
deo
vorſichtig.
Ja, vielleicht auch früher, ſagte Luis langſam, aber er
wurde vom Sergeanten underbrochen, der nun zum zweiten
Male den Mund auftat.
Vierzehn Tage ſind mehr als genug, Senjor. Im Notfall.
kann ich die Sache allein machen. Heute iſt der 17. Februar.
Späteſtens am 1. März, Senjor.
Vortrefflich, ſagte Herr Bekker. Sehen Sie zu, daß Sie
Wort halten, und treiben Sie Ihre Freunde an.
Senjor Poſada fixierte ihn und fügte hinzu:
Ich möchte noch eine Kleinigkeit in den Kontrakt aufgenom=
men
wiſſen.
Ja, was denn? Herrn Bekkers Augenbrauen wurden
borſtig.
Keine Angſt, Senjor. Es handelt ſich nicht um Geld
Ich habe noch andere Gründe, mich an dieſer Sache zu beteiligen.
Ich will ein Amt haben, wenn alles gelungen iſt und die Schul=
digen
beſtraft werden ſollen.
Die Schuldigen?
Der Hinkende und Paqueno.
Was für ein Amt? Wollen Sie vielleicht Richter werden?
Nein, Senjor, Scharfrichter.
(Fortſetzung folgt.)

Weiblich

Gebildete. Dame
(tücht. i. Haush.) ſucht
die Führung eines
Haush. zu übernehm.
Ang. u. M 2 an die
Geſchäftsſt. (*23660

Tücht. Mädchen
in Küche u. Haush
erf., f. ſpät. 1. Okt
geſ. Hoher Lohn. Hilfe
vorh. Ang. u. M (
an d. Geſchſt. (*23677

Suche bis 15. Sept.
vd. 1. Okt. Stelle als
on in nur
Haustochte. gut.
Hauſe. Bin perfekt in
all. Hausarb., mehr g.
Behandl. als hoh. Lohn.
2tes Mädch. Beding.
Angebote u. M 21
Geſchäftsſt. (*23719

Mänmlieg

Erſtklaſſ. Muſter=
Zeichner für Filet,
Handarbeit., Spitzen
ſowie Jaquardmuſte=
rung
, ſucht per ſofort
Beſchäft. Gefl. An=
gebote
u. M 9 Ge
ſchäftsſt, erbet. (uwi0

Kaufmann
ſucht per 1. Okt. Stel
lung als Expedientod.
auf Büro. Angeb. u.
M 12 Geſchſt. (*2368

Gutempfohlenes
evtl. auch jüngeres
on für Küche
Mädchen u. Haus=
arbeit
geſucht. (*BeN
Frau Stemmer
Hügelſtraße 9.

Beſſeres, ſolides
Alleinmädchen
alsba,d bei ſehr guter
Behandl. u. gr. Lohr
in kl. Fam. i. dauernde
Stelle geſ. (*23675mt
Näh. Geſchäftsſtelle.

Alleinmädchen
das kochen kann und
gute Zeugniſſe be=
ſitzt
, bei zeitgem. Lohn
geſucht Regierungs=
baurat
Storck, Heiden=
reichſtr
. 17, III. (*23670

Putzfrau
geſucht von 8-10 Uhr
vormitt Regierungs=
baurat
Storck, Heiden=
reichſtr
. 17. (223671

Schneidergehilfe ſucht
ſofort dauernde Be=
ſchäftigung
in feinem
Maßgeſchäft zwecks
tveiterer Ausbildung
Näheres u. M 27 an
die Geſchſt. (*2372
K
Weiblich

Junges Fräulein
für ſchriftliche Ar=
beiten
geſ. Schriftl.
Angebote an Löwen=
Apotheke, Ballon=
platz
Nr. 11. (23702

Tücht. Mädchen ge=
ſucht
für ſofort. Vik=
toriaſtr
. 7e, I. (*23734

Zuverläſſiges
Mädchen
geg. zeitgem. Bezahl
geſucht. Stütze vorl
Kalbfuß, Grüne=
Weg 20. Tr23690

Tücht. Putzfrau geſ.
Näh. Geſchſt. (23682

Frau od. Mädchen
3mal wöchentl. einige
Std. od. tägl. b. n.
d. Spülen geſ. (*27
Biktoriaſtr, 93, pt.

Tücht, 0m
A.
ordentl. Mädchen
tagsüber o. b. nach d
Spülen b. hoh. Lohn
u. Stiefelgeld für kl.
Haush. (2 Perſ.) ſof
geſ. Näh. Geſchſt. ( bise

g
(er
Arau dd. Madch.
für tagsüb. in Haus=
halt
(zwei Perſonen)
geſucht. Näh. in der
Geſchäftsſt. T22654

WAP
Mädchent?
im Koch. bewand., b
hoh. Lohn geſ. Hilfe
vorh. Roquetteweg 8.

Frau od. Mädch.
für ſaubere Beſchäft
halbe Tage geſ. (*30
Herzberger, Karlſt. 39.

Tüchtig, einf.
Stütze
oder beſſ. Mädchen
tagsüber bis nach d
Spülen od. für gan=
in
kl. Haushalt. geſ.
Zeitgem. Lohn. An=
geb
. u. M 8 an die
Geſchäftsſt. (*23672

Zuverl. Mädchen b.
n. d. Spülen geſucht
Dieburgerſtr. 9, I. (*

Männlich

Ingenieur
bezw. Maſchinen=
techniker

gewandter, unbedingt
zuverläſſig. Zeichner
und an ſelbſtändiges
Arbeiten gewöhnt,
Feinmechanik v. hie
größerem Unterneh
men geſucht. (7121md
Angeb. unt. M 5
an die Geſchäftsſtelle.

0r Taurtart!
empfehlen wir ab unſerem Lager
Doppelfalzziegel.

7136)

Gebr. Kölbach
Darmſtadt, Fernruf 604.

Billig abzugeben;
eichene Bettſtelle,
2 Tiſche. Pankra=
tiusſtr
. 16, I. (*23712

2 gebr. Kleider=
ſchränke
billig zu vk.
Ecke Kl. Bachg. u
Neugaſſe 1. (223721

1 ovaler, nußb. pol.
Ausziehtiſch, eine ſilb
Damenuhr zu vk. (*200
dieburgerſtr. 40, Stb.r., pt

yi
Slendtypuit (in
zum ſofortigeu Ein
tritt geſucht (7116
Schriftl. Angebote an
Landestheater.

D
Uh
holzkinder dettſt.
Herrenmantel auf
Ratenzahlung zu ver
Beckerſtr. 26, I, I. /*200

Neue Wollmatr.
23730/Friedrichſtr. 11

Tüchtige Sattler

Kompl. Küchenein=
richtung
u. 1 Vertiko
billig zu verk. (*2D
Schießhausſtr. 33.

(Wagengarnierer) zum alsbald. Eintritt
gesucht. (7122ms
FALOON-WERNE A.-G.
Ober-Ramstadt I. H.

Bettfedern u. Darchent
zu verkauf. Gernand,
Frankfurterſt. 39, II.r
Händler verb. (*23650

1 Paar neue (*23716

Motorrad zu verk
Appuhn, Beckſtr. 64.

Wir ſuchen zum ſofortigen oder
baldigen Eintritt
einen tüchtigen, bilanzſicheren
Buchhalter
und einen jüngeren kaufm.
gebildeten Herrn
Bankbeamte bevorzugt. Es handelt ſich
um Dauerſtellungen. Bewerbungen mit
Lebenslauf, Referenzen und Gehaltsan=
(7125mdf
ſprüchen an
Volksbank Groß=Zimmern e. G. m. b. H.
Groß=Zimmern.

1½, Ton.=Laſtaute
(Horch) verkl. (*24651
Autohaus
Willy Neuroth,
Eliſabethenſtraße 4
Teleph. 1060.

Zu verk.: 4 Balkon
häſten, 78cm Ig., 24brt.,
17 hoch, mit Gitter 91
hoch, 1. Blumenbank 80
Ig., 58 hoch, 1 Holzkübe
30 cm Durchm., 39 hoch
1 Topfbrett mit Dechel=
halter
, 95 brt., 70 hoch
(grün), 9 Turnkeulen u
2 Turnſtäbe, 1 nußbaum
pol. Veitgalerte, 2,20 m
Ig., 42 cm brt. (*23662
Ireneſtraße 12, II.

Eine Partie Mäd=
chenkleider
, Hüte u.
Mäntel z. verk. (*200
Roquetteweg 33

Zu verkaufen:
ein noch guterhaltene,
ſchw. Damentuchkoſtüm
mittlerer Größe, eben=
ſo
ein Knabenmantel
ſowie 2 P. Knaben=
ſtiefel
Gr. 35-36 und
verſchiedenes. (*2274C
Viktoriaſtraße 58, I.

Herren=Fahrrad
Rauchtiſch, u. größere
verzinkte Kannen ver
käufl. Ebert, Hügel=
ſtraße
75, M. (*23659

Neues Damenrad
umſtändehalb. z. ver=
kaufen
Rhönring 59.
3. Stock. (*23717

Obſt
zu verk. Frankfurter=
ſtraße
105. (*23648

Wenig gefahrenes
Herren=Opel=Rad
30% unter Tages=
preis
zu verk. Näh.
Geſchäftsſt. (*2368

Herren=Nad, f. neu,
(Marke N. S. U.), zu
verk. Becher, Dieburger,
ſtraße 28, II. (*23722

Moforrau=
Sozius=
Hattel
zu verk. Heidelberger
ſtraße 29, I. (vmu0 gim

Schreibmaſchine
(Torpedo), Schreib=
tiſch
, 2 Schreibmaſchinen=
tiſche
a faſt neu,
wegen Auswande=
rung
zu verk. An=
geb
. unt. M 4 an d.
Geſchäftsſt. (*23667me

Nexgläſer verſchied.
Größen,Einmachgläſ.
u. Töpfe z. vk. (*23698
Dreibrunnenſtr. 7, pt

Motorrad
1½ PS., zu verkauf
Hanauer Hof, Wirt
(*23724
ſchaft.

Faſt neue Kappel=
Schreibmaſchine zu
verk. Ang. m. Pr. u.
M 17 Geſchſt. (*23680

Seltene
Gelegenheit!
1 evtl. 2 kompl.
Meſſingbetten, faſt
neu, preiswert abzu=
geben
. Anzuſ. zwiſch
1 u. 4 Uhr Kahlert=
ſtraße
41, III. (*2370

Zu verkauf.
2eiſerneHandſtanzen
60X60 cm, 1 Löt
lampe (Meſſing), neu
1 Reißzeug, 1 Kopier
preſſe, 1 Petroleum=
ofen
. L. Beutel,
Liebigſtrgße 48.
Teleph. 3294. (*2371

Meinf
Jen
Neue Welnfaſſer
Viertelſtücke, ſowie
30-100 Fäſſer preis=
wert
abzugeb. (*23661
N. Fulder jr.,
Gardiſtenſtraße 18.

N. Damenfahrrad zu
verkauf. Kiesſtr. 84
parterre.
(223707

Gut=
erh
. Rdederherd ſuhrwerk für Stand=
preisw
. zu vk. (*20
Aliceſtraße 22, 1. St.

Ver=W
v
kauf. Ndedergerl
Kahlertſtr. 30, pt. (* e7
Ke

uhr geſ. Angeb. u.
M 16 Geſchſt. (*23682

Nationgikaſſen
beide Nummernerb.
kauft Bügler, Berlin,
Potsdargerſtr. 38. (IV,og

Grammophon
zu kaufen geſ. An=
geb
. mit Preis unt
NT 26 an die Ge=
ſchäftsſtelle
, (*23728

Tiſchwäſche
u. Sofa zu kauf. geſ
Preisang, u. M 20
Geſchäftsſt. (*23708

Samt= u. Seidenreſte
(auch d. kleinſt. Stücke
helle Farben, zu kauf.
geſ. Abzug. vorm. ½
bis ½ 11 Uhr. Staim.
Martinſtr. 17, III. (

Teppich, Damenman=
tel
u. Kiſſen zu kauf
geſ. Ang. mögl. mit
Preis unt. M 24 an
die Geſchſt. (*2373

Wertbeständlge
HYPOTHEKEN
auf Geschäfthäuser ges. Angeb.
u. L. 148 an d. Geschst. ( 23621im

Nationalkaſſen
Nummerangabe erbeten
Abnahme am Standort
kauft (E,6045
Franz Franken, Ham
burg, Veſenbinderhof 29.

6-12 ſilb. Kaffee= u. a
Löffel v. Pr. zu kfn.
geſ. Ang. unt. M 25
an d. Geſchſt. (*23722

PIano
Steinweg, Blüthner od
Schiedmayer bis zu 250
Millionen zu kauf. od
in beſte Hände z. miet
geſucht. Ang. u. M 2
Geſchäftsſt. (*23739

Zu kaufen geſucht
Gebr. Deckbett od.
nur Barchent, ſowie
Herren=Anzug,
gut erhalten. Angeb.
unt. M 15 an die
Geſchäftsſt. (*23684

Guterhaltener
Bücherſchrank
zu kauf. geſ. Ang. u.
M 13 Geſchſt. (*23695

uterk
Gürrrg. Bettſtelle
(Holz oder Eiſen) mit
Federbett z. kauf. geſ.
Angeb. m. Pr. unter
M1a. d. Geſch, (*ne‟

Von leistungsfähiger Papier- und
Papierwaren-Großhandlg.
verkaufsgewandter

Anſtänd. Mädchen
od. Frau tagsüb, zu
einem 2jähr. Kinde
geſucht Gervinusſtr.
Nr. 39, pt. (223711
Zuverläſſige er
beſſere Frau
für 2 Std. vorm. zu
Hausarbeit geſ. (7127
Neckarſtraße 2, Erdg.

Mädchen für tagsüb.
vd. auch für ganz geſ.
Dr. Wirth, Soder
ſtraße 12. I. 7238/7

gegen hohe Bezüge zu sofortigem
Eintritt gesucht. Angebote u. M 23
an die Geschäftsstelle. (7130md

H BerävierE
Wintermantel (grün
zu verkaufen (*23566
Kahlertſtraße 22, I.

Neu. Schreibtiſch
Eiche m. Tucheinlage,
zu verkaufen. (*23723
Näh, Geſchäftsſt.

Nfk

O

L. C. Wittich, Darmſtadt
Fernſpr. 1, 2390, 2391 * Rheinſtraße Nr. 23
Wir empfehlen uns zur Her=
ſiellung
von geſchmackvoilen
Druckſachen
in einfacher und feinſter Aus=
führung
, ein= und mehrfarbig

Koſtenanſchläge ſtehen zu Dienſten
Kan

Handwagen
Kleiner, vierrädr.
guterhaltener
Handkaftenwagen
zu kaufen
geſucht.
Angebote erbitte
unter M. 30 an
die Gſchſt. (70md

Sie

erhalten für Alt=
papier
, Lumpen
Felle, Flaſchen, alt
Roßhaar= u. Woll
matratzen d. höchſten
Tadt
Preiſe
Marie Berlieb
Soderſtraße 60
Teleph. 1976.
Freie Abholung.

Gasofen
u. elekt. Zuglampen
zu kauf, geſ. Ang. u
M 14 Geſchſt. (*23685

Für Lumpen, Eiſen
Metalle uſw.
werden die höchſten
Preiſe bezahlt (rsos
Heinrich Habicht
Dieburgerſtraße 40.

Aus Privathant
zu kaufen geſ.:
Meſſer und Gabeln
(Silber od. gut ver
ſilbert), 2 tür. Kleider=
ſchrank
, groß. Aus=
ziehtiſch
. Angebote u.
146 an die Ge=
ſchäftsſtelle
, (*23652

Dauermieter
ſucht möbl. Zimmer,
mögl. Nähe Oſtbahn=
hof
. Bezahl. in Natu=
ralien
. Reeg, Finanz=
kaſſe
, Stadt. (*2R0im

Sol. Student ält
Sem. ſucht möbl.
Zimmer (eventl. 2)
Zeitgem. Bezahlg.
Nähe Heidelbergerſtr
erwünſcht jedoch nich
Beding. Angebote
(unfrankiert)anKard
jieff. Heidelberger=
ſtraße
100. (*23644im

Geſucht 68 Zimmer=
wohn
. geg. 4 Z.-W.
außerdem kann Hau=
a
. d. Lande mit gut=
gehend
. Manufakt.=u.
Kolonialwaregeſchäft
abgegeb. werd. Ang.u.
L. 74 Gſchſt. (*D7 gm

Jg. gkad. Ehepaar
oh. Kind. ſucht p. ſof
od. ſp. 12 gut möbl.
ſonnige Zimmer mit
Küche oder Küchen=
benutzung
bei ſehr
guter Bezahlung, ev.
Klavierbenutzg. Ang.
an Nakoff, Wiener=
ſtr
. 54, pt. (*23433som

Geſucht wird ein kl.
aum
zum Sachen unterſt
Neutzſch, (*23666
Barkhausſtr. 57, I.

Ausgewief. Beamte
(älteres Ehep, ohne
Kinder) ſucht zwei bis
drei leere Räume m
Küchenbenutzung i. g.
Hauſe vorbehaltl. de=
Genehmig, des W.=A.
Angeb. u. M 11 a. d.
Geſchſt. (223699m.

Suche für mich und
meine Mutter ſofort
oder ſpäter 3 möbl
Zimmer bei guter
Bezahlung. Curtuis,
Martinſtraße 11½,
*23668
2. Stock.

möbl.
Freundlich

Möbl. Wohn= und
Schlafzimmerevtl. m.
2 Betten per ſofort zu
mieten geſ. Preis
Nebenſache, Schriftl.
Angeb. an Siegel,
Frankenſteinſtr. 42,

Jg. Beamter ſucht
möbl. Zimmer. (**
Gute Bezahl. Bett=
wäſche
wird vergütet.
Theiß, Steinſtr. 6, I.
2 unmöblierte
Zimmer
mit Küchenbenutzung
von jungem Ehepaa=
bei
älterer Dame zu
mieten geſ. Hausarb
u. Miete werden mit
übernom. Schäfer,
Wienerſtr. 51, (*23665

Zum 1. Septembe.
geſucht:
(7128
gut möbliertes
Zimmer
f. Stenotypiſtin evtl.
nur f. einen Monat
Angeb. an Aktien=
Geſellſch. f. d. Papier=
fach
, Rheinſtraße 20.
Berufstätig, älterer
Kaufmann ſucht per
15. Sept. bzw. 1. Okt.
1 evtl. 2 gut möbl.
D
Angeb.
Zimmer. an
Günther, Ernſt= Lud=
wigsplatz
4.
(*23694

Fräulein ſucht möbl.
9".
oder
dimmer Man=
ſarde
gegen Haus=
arbeit
, am liebſten in
einem Geſchäftshaus.
Angeb. u. M 7 an
die Geſchſt. (*23674

Gegen Barzahlung
Haus
zu kaufen geſ. Angeb.
mit Preisang, unt.
M 10 Geſchſt. (223701

p. ſof. geſucht. (7126
Bahnbedarf A. 6
Blumenthalſtr. 24

Sofort (20
zu verkaufen
ein 4 X8 Zimmer=
Haus mit Garten u.
Seitenb., beſte Lage;
desgleichen ein 4X5=
Zimmerhaus m. Gar=
ten
, ſehr gute Lage,
Immob.=Agentur
Karl Schmidt
Schloßartenplatz 2.
4X3 Zimmer=Haus
Nähe Woog) zu vk.
L. Weber
Mühlſtr. 12. (*23741

Tauſche Wieſen u.
Ack. geg. 1-2 Fam.=
Haus, Süd=Viertel
bevorz. Ang. u. L. 147
Geſchäftsſt. (*23655

maſſiv, mit Garten, in Darmſtadt
gegen Wohnungstauſch beziehb., preis=
wert
zu verkaufen d.
(7124
Treuhandgeſchäft
Beißwenger & Kechk
Eßlingen a. N.
ob. Metzgerbachſtr. 8, Telephon 883.

[ ][  ][ ]

Darmſkädter Tagblatt

29. Auguſt 1923Nr. 238

*

Der erſte Meſſeſonntag iſt vorüber, und wenn man auch
von dem erſten Tag noch nicht auf den Verlauf der ganzen
Meſſe ſchließen darf, ſo kann wan doch ſagen, daß ſich das Ge=
ſchäft
, insbeſondere das Auslandsgeſchäft, in kleinen Grenzen
halten wird. Trotzdem ſind die Ausſteller guter Dinge, und
wenn man umherfragt, erhält man Andorten, die ſich dahin
zuſammenfaſſen laſſen: Wir wollen gar nicht verkaufen, wir
wollen nur zeigen, daß wir noch da und daß wir noch leiſtungs=
fähig
ſind. Und dieſes Ziel wird erreicht. In allen Meſſehallen
und =Häuſern ſieht man ſehr geſchmackvoll, ja ſogar luxuriös
ausgeſtattete Stände. Man hat durchaus den Eindruck, daß hier
präſentiert werden ſoll und wird. Dieſe Meſſe ſoll eine Demon=
ſtration
dafür ſein, daß in der deutſchen Wirtſchaft noch die Kraft
und der Elan der Vorkriegszeit ſteckt, die nur auf das Wieder=
eintreten
geſunder Wirtſchaftsverhältniſſe wartet, um ſich voll
zu entfalten. Der Inlandsmarkt iſt trotz alledem ziemlich belebt,
was ſeinen Hauptgrund darin hat, daß gerade in der letzten Zeit
die Detailgeſchäfte einen größeren Umſatz hatten und nun daran
denken müſſen, ihre Lager wieder aufzufüllen. In erſter Linie
wird Lagerware gegen ſofortige Kaſſe gekauft und verkauft. In
Fabrikationsware ſind die Käufer ſtark zurückhaltend. Die Zahl
der ausländiſchen Meſſebeſucher iſt in dieſem Jahre ziemlich
klein geblieben, und die Enttäuſchung derjenigen Leipziger, die
auf einen Rieſenanſturm gerechnet hatten und nunmehr ein ſehr
gutes, ſehr reges Geſchäft aber nicht mehr machen, insbeſondere
die Gaſtwirtſchaften, macht ſich in ſtark geſalzenen und gepfeffer=
ten
Preiſen Luft. Geſtern abend wurden allein 17 Gaſtwirt=
ſchaftsbetriebe
, die ein Glas Bier mit über 400 000 Mk. verkaufen
wollten, durch die ſtädtiſche Preisprüfungskommiſſion zur Herab=
ſetzung
ihrer Preiſe gezwungen und zu hohen Geldſtrafen ver=
urteilt
. Starkes Intereſſe wird von ſeiten der Einkäufer der
Textilmeſſe entgegengebracht. Gerade die Textildetailgeſchäfte
ſind in letzter Zeit von den Konſumenten ſtark in Anſpruch ge=
nommen
worden und wollen nun ihre Läger aus der diesjährigen
Meſſe auffüllen. Allerdings iſt es auch hier hauptſächlich Lager=
ware
, die gekauft wird. Die Spielwarenmeſſe zeigt heute eine
bemerkenswerte Geſchäftsſtille, was auf das Fehlen auslän=
diſcher
Käufer zurückzuführen iſt, die ja die Hauptabnehmer
deutſcher Spielwaren ſind. Für den Inlandsmarkt ſind die
Preiſe der Spielwaren, ſoweit man geſtern auf der Meſſe feſt=
ſtellen
konnte, ſehr hoch und die inländiſchen Käufer ſind daher
ſtark zurückhaltend. Betont ſoll bei dieſer Gelegenheit gleich
werden, daß ſich natürlich am erſten Tag noch gar kein ab=
ſchließendes
Urteil machen läßt, ſondern daß man die nächſten
Tage abwarten muß. Auf der techniſchen Meſſe war aber be=
reits
geſtern die Nachfrage und das Intereſſe ſehr rege. Trotz
der unendlichen Schwierigkeiten haben 132 Firmen aus dem be=
ſetzten
Gebiet die Meſſe beſchickt, was als ein beſonderes Zeichen
hervorgehoben werden muß und das, obgleich gerade durch die
deutſche Rechtspreſſe Gerüchte über Sachſen und die Zuſtände
in Leipzig verbreitet worden ſind, die dem Beſuch der Meſſe
ſtärkſten Abbruch getan haben. So liegt z. B. bei dem Meſſeamt
die Aeußerung eines großen deutſchen Konzerns vor, in dem
es heißt, der Konzern werde die diesjährige Meſſe nicht be=
ſchicken
, da er keine Luſt habe, ſich von den kommuniſtiſchen Ele=
menten
in Sachſen terroriſieren zu laſſen. Der erſte Meſſetag
iſt jedenfalls, wenn man ſich auf den an ſich negativen Stand=
punkt
der Ausſteller ſtellt, daß man nur repräfentieren will, gut
verſprechend verlaufen. Hinzu kommt, daß er von ſchönſtem
Wetter begünſtigt war, ſo daß das Getriebe in den Straßen ſehr
lebhaft war. Dieſe Leipziger Herbſtmeſſe zeigt jedenfalls von
neuem, daß die deutſche Induſtrie und der deutſche Handel
keineswegs den Kopf verloren haben, ſondern mit alter Energie
bemüht ſind, die augenblicklich ſchwere Zeit durchzuhalten.
Darum hat auch der witzige Ausſteller, den ein Bekannter nach
dem Gange der Geſchäfte fragte, nicht ſo ganz unrecht, als er
erwiderte, ſeine Geſchäfte gingen glänzend, und der dann, als
der andere ein ganz erſtauntes Geſicht machte, fortfuhr: Nun,
eben war ein Holländer an meinem Stand und hat ſich alles
genau angeſehen.

h. Rheinboldhaus A. G., Baden=Baden. Das Rhein=
holdhaus
, Zigarren= und Zigarettenvertrieb, iſt von dem bisherigen In=
haber
Dr. Erich Batſchari in andere Hände übergegangen und wurde
jetzt in eine Aktiengeſellſchaft umgewandelt. Das Aktienkapital beträgt
14 Millionen Mk. Der Aufſichtsrat beſteht aus den Herren Dr. Herm.
Harrer, Rechtsanwalt in Lörrach, Karl Theodor Herrmann, Bankier in
Vaden=Baden, Franz Arnold, Fabrikbeſitzer in Stuttgart, und Dr.
Franz Roſenfeld, Rechtsanwalt in Mannheim.

E=d= Vertagte Kapitalserhöhung eine Folge der
Affäre Falk. Bereits ſeit Wochen ſprach man an der Berliner
Börſe von einem äußerſt günſtigen Bezugsrecht, das den Aktionären
der Barmer Kreditbank A.G. bei der beantragten Kapitalserhöhung ein=
geräumt
werden ſollte. Die Aktien erfuhren deshalb an einigen Börſen
eine beträchtliche Kursſteigerung. Der Umfang der Kapitalserhöhung,
ſowie die Einzelheiten der Ausgabe ſollten erſt von der außerordent=
lichen
Generalverſammlung feſtgeſetzt werden. Eine unangenehme Ueber=
raſchung
erfuhren jedoch die Aktionäre durch den tatſächlichen Verlauf
und die Beſchlüſſe der Generalverſammlung. Auf Antrag der Verwal=
tung
wurde der Kapitalserhöhungsantrag, ſowie die Neuwahlen zum
Aufſichtsrat gegen den Widerſpruch eines Aktionärs von der Tagesord=
nung
abgeſetzt und auf unbeſtimmte Zeit vertagt. Begründet wurde dieſer
Antrag mit den Vorgängen beim Rheiniſchen Handelskonzern, insbe=
ſondere
mit den Maßnahmen gegen den Leiter jenes Konzerns, Kom=
merzienrat
Falk. Bisher hatte bei allen Kapitalserhöhungen des In=
ſtituts
der Rheiniſche Handelskonzern die neuen Aktien übernommen
und die Bezugsrechtsangebote an die Aktionäre durchgeführt. Dies ſollte
auch bei der jetzigen Kapitalserhöhung wieder geſchehen. Da jedoch
Kommerzienrat Falk zurzeit den Konzern nicht leitet, iſt es, wie in der
Generalverſammlung mitgeteilt wurde, dem Konzern nicht möglich, die
erforderlichen Beträge herbeizuſchaffen. In der Generalverſammlung
entwickelte ſich naturgemäß eine ſtürmiſche Debatte über das Thema
Falk. Kommerzienrat Falk war ſelbſt in der Generalderſammlung an=
weſend
und ſuchte ſich auf die verſchiedenſten Arten zu rechtfertigen. Er
führte in erſter Linie an, daß er als Erſter in Düſſeldorf ſein Haus
durch die Franzoſen verloren und es bis jetzt noch nicht zurück erhalten
habe, was doch beſtimmt der Fall wäre, wenn er mit den Franzoſen in
Beziehungen ſtände. Den Angriffen, die aus der Verſammlung heraus
gegen den Präſidenten Grützner wegen ſeines Vorgehens gegen Falk
erhoben wurden, trat als Aktionär Beigeordneter Köhler energiſch ent=

gegen.
* A.=G. für Bauausführungen, Berlin. Die ao. G.=V.
beſchloß Kapitalsverdoppelung. 50 Mill. der neuen ab 1. Januar 1923
dividendenberechtigten Aktien werden den alten Aktionären im Verhält=
nis
2:1 zu 5000 o und Speſen zum Bezug angeboten werden, 5,25 Mill.
den Gründern überlaſſen, 4,75 Mill. erhalten Beamte und Werkange=
hörige
zu 100 000 und 40 Mill. werden im Intereſſe der Geſellſchaft
beſtmöglichſte Verwertung finden. Sie werden von einem Konſortium
zu 100 % übernommen. Letzteres iſt mit 1 die Geſellſchaft mit 3/
an dem Erlös der Verwertungsaktien beteiligt. Die Geſellſchaft teilt
mit, daß in dieſer Woche eine Wochenlohnzahlung eine Milliarde er=
reicht
. Der Auftragsbeſtand beläuft ſich auf 2 Billionen. Die Kund=
ſchaft
ſetzt ſich aus Staat und Großinduſtrie zuſammen.
* Emil Buſch A. G., Optiſche Induſtrie, Rathenow.
Ein Teilbetrag der neu zur Ausgabe gelangenden, für 1923/24 dividen=
denberechtigten
Stammaktien wird im Verhältnis 3:2 zu 5000 Prozent
zuzüglich Börſenumſatz= und Bezugsrechtsſteuer den alten Aktionären
zum Bezug angeboten. Das Bezugsrecht iſt bis 12. September einſchl.
auszuüben.

* F. A. Richter u. Co., Baukaſtenfabrik A.=G., Ru=
dolſtadt
. Die Verwaltung plant Kapitalserhöhung auf 22,5 Mill.,
wobei den Aktionären ein Bezugsrecht 1:2 zu einem ſehr niedrigen Kurs,
vorausſichtlich zu 100 %, eingeräumt werden ſoll. Laut Bericht iſt die
Geſellſchaft ſehr gut beſchäftigt und zwar zum größten Teil für ameri=
kaniſche
Auftraggeber. Der Eingang der Exportaufträge hat ſeit Mai
eine bedeutende Steigerung erfahren.
* Tuchfabrik Aachen (vorm. Süßkind u. Sternau) A. G., in
Aachen. Die Geſellſchaft fordert zum Bezug der ab 1. April 1923
dieidendenberechtigten Stammaktien auf. Auf nom. 1000 Mk. alte ent=
fallt
eine neue zu nom. 1000 Mk. zu 70 000 Prozent zuzüglich Bezugs=
rechts
= und Börſenumſatzſteuer. Das Bezugsrecht iſt bis zum 15. Sept.
einſchließlich auszuüben.
* Hageda, Handelsgeſellſchaft deutſcher Apo=
theker
A. G. Einen Teilbetrag der neu zur Ausgabe gelangenden,
ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigten Stammaktien in Höhe von
55 Millionen Mk. wird den alten Aktionären (Litera A und B) derartig
zum Bezuge angeboten, daß auf zwei alte eine neue Aktie zu 10 900
Prozent zuzüglich Börſenumſatzſteuer und einer Unkoſtenpauſchale von
10000 Mark pro Aktie bezogen werden kann. Das Bezugsrecht iſt bis
einſchließlich 17. September auszuüben.
Vereinigte Eiſenhütten und Maſchinenbau
Akt.=Geſ. Die Geſellſchaft forderte zum Bezug der neu zur Ausgabe
gelangenden, ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigten Stammaktien
auf. Auf drei alte Aktien entfällt eine neue zu nom. 1000 Mk. zu 5500
Prozent zuzüglich Börſenumſatzſteuer, frei von Bezugsrechtsſteuer. Das
Bezugsrecht iſt bis zum 15. September auszuüben.
Gußſtahlwerk Spannagel u. Sievers A. G. Auf
je vier alte Aktien wird eine neue ab 1. Januar 1923 dividendeberech=
tigte
Stammaktien der Vereinigten Eiſenhutten und Maſchinenbau A.=
G. zu 5500 Prozent zuzüglich Borſenumſatzſteuer, frei von Bezugsrechts=
ſteuer
, zum Bezug angeboten. Das Bezugsrecht iſt bis zum 15. Sept.
auszuüben.
* Voigtländiſche Bleicherei und Appreturanſtalt
in Weiſchlitz. Die G.=V, beſchloß Erhöhung des Aktienkapitals
um 5,5 Mill. durch Ausgabe von 5 Mill. Stamm= und 500 000 Vorzugs=
aktien
auf insgeſamt 8,5 Mill. 3 Mill. der neuen ab 1. Januar 1923
dividendenberechtigten Stammaktien ſollen im Verhältnis 1:1 zu 500 %
den alten Aktionären zum Bezug angeboten werden.
* Matag, Mazedoniſche Tabak=A.=G. und Ziga=
rettenfabrik
, Hamburg. Die ao. G.=G. beſchloß Kapitals=
erhöhung
um 65 auf 100 Mill. Für die Aktionäre iſt ein Bezugsrecht
im Verhältnis 1:1 zu 30000 Proz. in Ausſicht genommen. Die Ausſichten
werden als gut bezeichnet, die Geſellſchaft iſt vollauf beſchäftigt, und
reichliche Tabaksvorräte ſind vorhanden.
Hammerſtein u. Hofius A.=G., Frankfurt a. M.
Laut ao. G.=V.=Beſchluß wird das Grundkapital von 10 auf 30 Mill.
erhöht. Ein Teilbetrag der neuen Aktien wird den Aktionären im Ver=
hältnis
2:1 zu 2000o zuzüglich der üblichen Speſen zum Bezug an=
geboten
, während der Reſt im Intereſſe der Geſellſchaft Verwertung
finden wird, wobei ein Teilbetrag zur geplanten Einführung der Aktien
in den Freiverkehr der Berliner Börſe dienen wird. Das Unternehmen
hat ſich vor kurzem auch der Fahrradfabrikation zugewandt und iſt in
allen Teilen gut beſchäftigt.
Vereinigte Harzer Portland=Zement= und
Kalkinduſtrie. Die Geſellſchaft beruft ao. G.=V. zum 1. Septem=
ber
, die über Kapitalserhöhung um 13,5 Mill. durch Ausgabe von 12
Mill. Stamm= und 1,5 Mill. Vorzugsaktien Beſchluß faſſen ſoll. (Mitte
Mai erfolgte Kapitalserhöhung auf 37 Mill.)
Zuckerfabrik Glauzig. Für die Aktien des Unterneh=
mens
machte ſich in den letzten Börſentagen ein reges Intereſſe geltend.
Während am 15. Auguſt ſich die Notiz noch auf 7 Mill. Prozent ſtellte,
wurden beiſpielsweiſe im Freiverkehr am Samstag die Aktien mit 25
Mill. Prozent bewertet. Nachdem in der vor einigen Tagen ſtattge=
fundenen
G.=V. des Unternehmens bekannt gegeben wurde, daß dem=
nächſt
eine Kapitalserhöhung vorgenommen werden ſoll, vermutet die
Börſenſpekulation, daß die Kapitalserhöhung einen größeren Umfang
nehmen werde und daß angeblich den Aktionären ein Bezugsrecht im
Verhältnis 1:4 eingeräumt werden ſoll. Wie von anderer Seite be=
richtet
wird, dürfte aber den alten Aktionären vorausſichtlich nur ein
Bezugsrecht im Verhältnis 1:1 angeboten werden.
2
Lübeck=Büchner, Eiſenbahn=Geſellſchaft. Die
Geſellſchaft beruft zum 27. September G.=V., die über Erhöhung des
Grundkapitals um 40 Mill. Beſchluß faſſen ſoll. Die letzte Kapitals=
erhöhung
erfolgte im Juni 1914 auf 31 Mill.
Stahlwerk Oeſe A.=G., Deſe, Kreis Iſerlohn.
Die Geſellſchaft, die erſt vor wenigen Wochen das Aktienkapital ver=
dreifachte
, plant erneute Kapitalserhöhung um einen noch von der G.V.
zu beſtimmenden Betrag. Es iſt beahſichtigt, Stamm= und Vorzugsaktien
auszugeben. Der ao. G.V. vom 15. September wird ferner ein Vor=
ſchlag
, betreffend Eingehung einer Intereſſengemeinſchaft mit einem
ähnlichen Werk, zur Genehmigung vorgelegt werden.
Ed= Waggonfabrik Joſef Rathgeber A. G., Mün=
chen
. Die 12. ordentliche Generalverſammlung der Waggonfabrik
Joſef Rathgeber A.G. in München, in der ſechs Aktionäre ein Kapital
von 12 898 000 Mk. vertraten, beſchloß Kapitalserhöhung von jetzt 31,4
Mill. Mk. um bis zu 15 Mill. Mk. bis auf 46 Mill. Mk. unter Aus=
ſchluß
des geſetzlichen Bezugsrechts der Aktionäre, und erteilte dem Vor=
ſtand
die Ermächtigung, Anlagen und Vorräte vorübergehend unter dem
Tageswert zu verſichern. Das ausſcheidende Aufſichtsratsmitglied Herr
Nentner Rathgeber=München wurde wiedergewählt.
h. Benno Schilde, Maſchinenbau=A. G., Hersfeld.
Die Generalverſammlung beſchloß die Erhöhung des Grundkapitals um
70 auf 120 Millionen Mk. durch Ausgabe von Inhaberſtammaktien mit
Diridendenberechtigung ab 1. November 1922. Der Ausgabekurs der
Aktien, die ſofort voll einzuzahlen ſind, wurde auf 100 000 Prozent feſt=
geſetzt
. Ein unter Führung der Hamburger Handelsbank ſtehendes
Konſortium übernimmt die neuen Aktien mit der Verpflichtung, 25 Mil=
lionen
Mk. neue Aktien den alten Aktionären derart zum Bezuge an=
zubieten
, daß auf 10000 Mk. alte Aktien 5000 Mk. junge zu 110000
Prozent bezogen werden können. 7 Millionen Mk. ſollen zu Anglie=
derungszwecken
verwandt werden. Der Reſt von 38 Millionen Mark
ſoll freihändig verwertet werden, wobei der ſich über 110 000 Prozent
ergebende Mehrerlös zu einem Drittel dem Konſortium, zu zwei Drit=
teln
der Geſellſchaft zur Stärkung des Reſervefonds zufließen ſoll. Das
50fache Stimmrecht der beſtehenden Vorzugsaktien wurde auf das 100 erhöht.

h. Oberrheiniſche Verſicherungsgeſellſchaft,
Mannheim. In der heutigen ordentlichen Generalverſammlung,
in der 4276 Stimmen vertreten waren, wurden die Anträge des Auf=
ſichtsrates
zum Beſchluß erhoben. Danach kommen aus 25 018 154 Mk.
Reingewinn vom Geſchäftsjahr 1922 an Dividende 105 Mk. 30 (20)
Prozent, für Markentwertung 245 Mk. 70 Proz. zur Auszahlung,
außerdem werden jedem Aktionär auf jede Aktie 150 Proz, gutge=
ſchrieben
, ſo daß alsdann die auf die Aktie erfolgte Einzahlung 50.
Proz. anſtatt bisher 35 Proz. beträgt. Die ausſcheidenden Aufſichts=
ratsmitglieder
Geheimer Hofrat Georg Selb (Mannheim) und Direktor
Adolf Sternberg (Köln) wurden wiedergewählt, für den verſtorbenen
Herrn Soherr Dr. Richard Benſinger (Mannheim), für den aus Ge=
undheitsrückſichten
zurücktretenden Herrn Generaldirektor a. D. Ritter
Dr. h. c. Carl von Thieme (München) Herr Generaldirektor Juſtizrat
Wilhelm Kißkalt (München) gewählt, ferner Direktor Jacob Kahn vor
der Darmſtädter Nationalbank, Filiale Mannheim, und Direktor Dr.
ing. e. h. Oskar Bührung (Mannheim) zugewählt.
Meſſen.
* Innerer Ausbau der Mannheimer Erfinder=
Meſſe, Herbſt 1923. Um auch die Erfinderabteilung der 4.
Deutſchen Erfindungen=, Neuheiten= und Induſtrie=Meſſe im Mann=
heimer
Roſengarten vom 7. bis 13. September d. J. für weitere, tech=
niſch
weniger intereſſierte Kreiſe anziehend zu geſtalten, wurde die tech=
niſche
Abteilung des Reichsverbandes Deutſcher Erfinder E. V., Mann=
heim
, Q. 3, 16, ſtark erweitert und ein Stab von Zeichnern und Tech=
nikern
eingeſtellt, die in raſtloſer Tätigkeit wirkſame, jedermann an=
ſprechende
und allgemein verſtändliche bunte Werbezeichnungen für die
in überraſchend großer Zahl eingelaufenen und täglich noch einlaufenden
Erfindungen anfertigen. Die bekanntlich im Garten untergebrachte
landwirtſchaftliche Abteilung läßt noch Raum für einen trefflich einge=
richteten
Wirtſchaftsbetrieb, der durch Veranſtaltung guter Muſik nach=
mittags
zu einem Erholungs= und Unterhaltungsort für zahlreiche Ve=
ſucher
werden dürfte.

* Bayeriſche Vereinsbank. Der Bruttogelinn im abge=
laufenen
Geſchäftsjahr ſtellte ſich auf 3 487 Mill. (165 Mill. i. V.). An
Proviſionen wurden vereinnahmt 1 561 Mill. (i. V. 39 Mill.), Wechſel,
Zinſen, Sorten und Coupons erbrachten insgeſamt 1900 Mill. (i. V.
66 Mill.) Die Gewinne aus Effekten und Konſortialgeſchäften ſowie
aus dauernden Beteiligungen wurden nicht verrechnet. Nach Abzug der
Verwaltungskoſten in Höhe von 1 519 Mill. (i. V. 94 Mill.) ſowie der
Steuern in Höhe von 549 Mill. (i. V. 12 Mill.) ferner nach Abzug von
172 Mill. (i. V. 13 Mill.) auf Grund der Verteilungsverrechnung mit
der Bayeriſchen Handelsbank und der Vereinsbark Nürnberg verbleibt
ein Reingewinn von 1245 Mill. (i. V. 46 Mill.), der wie folgt Verwen=
dung
finden ſoll: 200 Proz. Dividende (i. V. 15 Proz.), 537 Mill. für
reie Reſerve, 100 Mill. für Penſions= und Unterſtützungsreſerven und
Vortrag auf neue Rechnung 80 Mill. (i. V. 1,12 Mill.).
Unionbank Wien. Wir berichteten kürzlich, daß die Bank
ihr Grundkapital von 8 auf 16 Milliarden zu erhöhen beabſichtigt. Nach=
dem
die G.=V. den Anträgen der Verwaltung zuſtimmte, forderte die
Bank die alten Aktionäre zum Bezug eines Teilbetrages der neu zur
Ausgabe, für das laufende Geſchäftsjahr zur Hälfte dividendenberech=
tigten
Aktien auf. Auf 2 alte Aktien, entfällt eine neue zu nominal Kr.
4000 zum Preiſe von Kr. 200 000. Das Bezugsrecht iſt bis zum 30.
Auguſt auszuüben.

h. Mannheimer Produktenbörſe. Auch an der Mon=
tags
=Produktenbörſe beſtand die Zurückhaltung beider Kreiſe fort und
von Umſätzen wurde nichts bekannt. Die weiter erhöhten Forderungen
lauteten für Weizen auf 25 Mill, Mk., Roggen auf 1617 Mill. Mk.,
Gerſte 1718 Mill. Mk., Hafer 1618 Mill. Mk. Für Weizenmehl
Spezial=Null wurden 4344 Mill. Mk. pro Doppelzentner ab Süd=
deutſche
Mühlenſtationen gefordert. Von Futtermitteln wurden über=
haupt
keine Angebote bekannt. An der Kolonialwaren=Abteilung war
ſehr feſte Tendenz vorherrſchend. Man notierte Kaffee Santos roh
14,4 Mill. Mk., gewaſchen 4,725,18 Mill. Mk., Tee mittel 7,98,5
Mill. Mk., gut 8,59,5, fein 9,510 Mill. Mk., inländiſcher Kakao
22,5 Mill. Mk., holländiſcher 2,7 Mill. Mk. und Burma=Reis, II.
600 000 Mk. pro Kilo ab Mannheim.
Offiziell wurden pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim netto Kaſſe
notiert: Weizen, inländiſcher 2428, ausländiſcher 28,529,5, Roggen
1617, inländiſcher, 18,5 ausländiſcher, Gerſte alte 1617, neue 18 bis
20, Hafer 1517, Weizenmehl Spezial=Null 4046, Roggenmehl 70
Proz., 30 bezahlt, Rohmelaſſe 8, Preßſtroh 2,83, Bundſtroh 2,8,
Weizenkleie 910, Raps 2829, alles in Millionen Mark. Tendenzfeſt.
h. Manncheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlaiht=
viehmarkt
am Montag waren zugetrieben: 167 Ochſen, 101 Bullen, 254
Kühe und Rinder, 142 Kälber, 26 Schafe und 340 Schweine. Bezahlt=
wvurde
in Tauſenden pro Pfund Lebendgewicht: Ochſen 1. Kl. 700750,
2. Kl. 660700, 3. Kl. 580840, 4. Kl. 460560; Bullen 1. Kl. 650 bis
700, 2. Kl. 600640, 3. Kl. 440600 Kühe und Rinder 1. Kl. 700 bis
780, 2. Kl. 660700, 3. Kl. 600620, 4. Kl. 500550, 5. Kl. 480460;
Kälber b 11001200, c 10001100, d 9501000, e 900950; Schafe
a 700800, b 650700; c 480600. Schweine wurden nicht notiert.
Tendenz: mit Großvieh mittelmäßig, kleiner Ueberſtand, mit Kälbern
lebhaft, geräumt.
wb. Berliner Produktenbericht. Im Zuſammenhang
mit dem Steigen der Deviſenkurſe wurden die Forderungen am Pro=
duktenmarkte
hoch angehalten, trotzdem das Angebot ſich vermehrte.
Die Käufer waren ſehr zurückhaltend, zumal die Reichsgetreideſtelle an=
ſcheinend
von Neuerwerbungen in Roggen Abſtand nahm. Weizen
wurde von den Mühlen mit Rückſicht auf zunehmende Nachfrage nach
Mehl höher bezahlt. Gerſte wurde andauernd lebhaft begehrt, doch
wurden die hohen Preisforderungen nicht bewilligt. Hafer zeigte
gleichfalls feſte Haltung, die Käufer zögerten aber, die Preiſe zu be=
willigen
. Mais hatte wenig Umſatz. Kleie war nur zu höheren Preiſen
erhältlich, Oelſaaten und Futterartikel waren feſt.
er. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: Am Holzmarkt hat ſich eine Unſicherheit eingeſtellt, die man
mehrere Jahre hindurch nicht kannte. Bisher wickelten ſich alle Geſchäfte
im Geſchwindſchritt ab. Das Sägewerk hatte kaum einen Probeſchnitt
hergeſtellt und konnte ſchon mit den Händlern zu Abſchlüſſen gelangen,
Die Händler, wenigſtens die Großhändler, waren meiſt in der Lage,
ſofort nach erfolgtem Einkauf mit einem ſtattlichen Gewinn (nacch
Papiermark berechnet) die gekauften Produktionen weiterzugeben. Auch)
die Holzverbraucher deckten ihren Bedarf, vielfach auch darüber hinaus,
ſtattliche Mengen, eilig ein. Die Furcht vor immer weiteren Preis=
ſteigerungen
beflügelte die Umſätze, ſo lange nach Papiermark gerechnet
wurde. Jetzt aber hat ſich im Verkehr zwiſchen den Sägewerken und
den Großhändlern die Feſtſetzung eines Preiſes, der in engliſcher oder
amerikaniſcher Währung ausgedrückt wird und zur Umrechnung dient,
eingebürgert. Damit nahern wir uns wieder den ſchwierigen Verkaufs=
verhältniſſen
, die in der Vorkriegszeit, z. B. im Jahre 1914, die Ab=
wicklung
von Geſchäften am Holzmarkt erſchwerten. Neben den Preis=
forderungen
der die Bewertung des Schnittholzes auf einer Goldgrund=
lage
errechnenden Sägewerke und Holzhandlungen gibt es eine Anzahl.
von Firmen, die ſich zu Schleuderangeboten verſtehen, teils um ihre
Warenvorräte zu liquidieren, teils um die fälligen Steuern aufzubrin=
gen
. In dieſen Kreiſen begegnet man jetzt Angeboten von Tiſchler=
hölzern
, die je Kubikmeter um 10, ja ſogar um 20 Millionen von ein=
ander
abweichen. Die tatſächlichen Umſätze am Holzmarkk an Schnitt=
holzwaren
ſind verhältnismäßig gering. Verſchiedene Sorten, die am
inländiſchen Markt knapp geworden ſind, möchte man aus dem Ausland
beziehen, aber die Deckung der dazu nötigen Deviſen und deren Repar=
tierung
micht Einkäufe auf Grund einer Edelvaluta nahezu unmöglich.

wb. Berliner Börſenbericht. Auch heute herrſchte für
Deviſen auf Grund der niedrigen Marknotierung in New=York, ſowie
auf andauernde Nachfrage eine feſte Stimmung. Mangels Angebot
kam es aber nicht zu lebhaften Umſätzen, infolgedeſſen hielten ſich die
Kurſe auf gleichem Niveau, der Dollar ſtellte ſich auf 6,4, wurde auch
amtlich ſo notiert.

w. Deviſenmarkt, Frankfurt a. M., 28. Auguſt Telegr. Auszahlungen:

Rfte
Geld Nfe
Brieſ. geid Drfel Oarat. Antwerpen=Brüſſel. 71820. 273180. 24187.50 325812,50 Holland .............. 543 625 563 27032m5.- 16775.
271 London .............." 3428 750. 28671250 31171385. 31328115. Paris..............." 364082.5) 365912.50 396006 2 3984 Schweiz .. . .. . . . . . . . .. 375. 10526 1246875. 1253125 Spanien ...... ......." 847875. 8521 915206.* 919793 7 Italien ... . . ... .... .." 271820. 278180. 294362.25 295737.75 Liſſabon=Oporto. . .. . . Dänemark . . . . . . . . . . . ." 157 109 172900. 1259343, 75 1265656 25 Norwegen ..........." 1020 442.50 1025557 50 1 122187 50 127812.50 Schweden ..... . . . .... 900. 1644100. 1820437.5 1829562.50 Helſingfors ..........." 175560.- 176440. 193515. 194485. New=York. ........... 6433 875. 6 466125. 6882750. 6917250. Deutſch=Oſterreich (abg.) 9350. 1 00. 725. 775. Budapeſt.. . . . . . . . . . ." 26.70 8 30 369.10. 370.90 Prag ..............." 180547.50 181452.50 207480. 08520. Agram. . . . . . . . . . . . . .." 62842.50 63157.56 64837 50 65162.50

w. Deviſenmarkt. Berlin, 28. Auguſt Telegr. Auszahlungen für:

MNe
Geld
Briel
e
Geid
Brief. V⁄o rat. Amſterdam=Rotterdam ... .. 2194500. 05500. 2493750. 2506250. 8 Brüſſel=Antwerpen ........." 55300. 0. 95260. 246740. Chriſtiania . .. . . . . . .. . .. ...." 913710. 0. 1043390. 1046610. 20 Kopenhagen .... ... ........ 1041390. 1046610. 1177055. 1182950. Stockholm .. . . . . . . . . . . .. ..." 14962 0. 1503750. 5750. 170
30. 20 Helſingfors ........ .. .. .. .. 149625. 375. 75560. 176440. Italien. ......... ........." 241395. 24u605. 75310. 90. 20 London .............. . .... 25436250. 25563750. 28327500 New=York .... ... . . . . . . . . ... 5636000. 5654000. 6384009. 641800 DDS, Paris .... ....... .. ..... ... 319200. 20800. 333030. 4910. Schweiz.. . . . . . . . . . . . .. . ... 1013460. 1018540. 25.
14 2375.- Spanien .... . .. ........... 758100. 761900. 369820. 2 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.) 7930. 8020. 8977. 23. 25 Prag ............... . . ...." 164587. 165413. 187530. 0
188. 10 Budapeſt....... .. .. ... .. .." 1920.
3 32030. 61.0 Buenos=Aires .. . . . . . . . . .. .." 1795500. 1804500. 2054875. G
3519
2 Bulgarien ................. 1870.- 52130. 59850. 60150. Japan .. ............. .... 2733150. 2746330. 3122200. 3127800. Rio de Janeiro ............ 501250. 574560. 577440. Belgrad. . . . . . . .. . . . . . ....." 59148. 67830. 68170 Liſſabonn. . . . . . . . . . . . . . ....
Sofia.... . . . .. ............" 234412. 235588. 264337. 265663.

s
11LVe ZBUr
Bankgeschäft
DartlISrcUr
Fernsprecher 1308, 1309
1 Luisenplatz 1
S Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Wrß

[ ][  ]

HAHBURK-AHERIKA LIRIE
UHITED AAERIOAN LIHES

Pfungstadt
lakod Ninbrieh, Bberstädteratraare 15.
Darmstadt
Adolph Rady, Zimmerstr. 1.

(aus der Lauſitz), vorzüglich für Hausbrand, empfehlen ab Lager
Gebr. Kölbach
7135)
Darmſtadt, Fernruf 604.

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 29. Anguſt 1923.

Nummer 238.

Diaffelr egaglwrtag

Ludwigsplatz 2, 1. St.
im Hauſe Arnheiter

*X+

Geöffnet von ½/9 bis ½/1 Uhr
und von ½/3 bis ½7 Uhr

Täglich kommen die Fabrikanten mit neuen Steigerungen! Vielen wird es in aller Kürze ſchwer, ja faſt unmöglich
ſein, ſich Schuhe und Stiefel anzuſchaffen. Deshalb machen wir nochmals darauf aufmerkſam, daß es höchſte Zeit
iſt, ſich einzudecken, weil es uns heute noch möglich iſt, zu Preiſen zu verkaufen, die ungefähr

diesafiedesTiedeldescaffmſgsgreiſeg

ausmachen.
Wegen des rieſigen Andranges mußten wir in den ſetzten Tagen öfters abſperren und wir bitten deshalb, wo=
möglich
an den Vormittagen zum Einkauf zu kommen.
(7133
Verkauf an jedermann!

G.m.b.H.
MafſenPScdoderttn/ Omdnder 2 Ludwigsplatz 2

Neichsbund der Kriegsbeſchädigten
und Hinterbliebenen
Ortsgruppe Darmſtadt.
Mittwoch, den 29. Auguſt, abends 8 Uhr,
findet im Hanauer Hof. Heinheimerſtr.
wichtige
Mitgliederverſammlung
ſtatt. Mitgliedskarten vorzuzeigen. (7123

Zentralverband der Hausangeſtellten
Ortsgruppe Darmſtadt.
Der Lohntarif für weibl. Hausangeſtellte

für Auguſt iſt abgeſchloſſen. Weitere Aus=
kunftwird
im Büro des Deutſchen Verkehrsbundes,
Gewerkſchaftshaus, erteilt.

Am Sonntag, den 2. Sept., nachm. 4½9 Uhr, Ver=
ſammlung
für Hausangeſtellte und putzfrauen im
Gewerkſchaftshaus. Tagesordnung: Behanntgabe
der Auguſtlöhne. 2. Aufſtellung der Lohnſätze für
Septbr. Das Erſcheinen aller Hausangeſtellten
(*23725
iſt unbedingt erforderlich.
Die Ortsverwaltung,
1. A.: Bliſſe.

Nach
NonD-, ZENTRAL- Unp s0p.-

Arnika,osrasiEn usw.

Billige Beförderung über deutschemd
zusläindlieche Hiton-Honpprugendte
UI. Klatse mit Spelae-und Rauchsel
Ertlureioe SulcanFeldtandampter

Etwa wöchentl. Abfahrten von
HARBURG t HEWVORK
Anskünfte u. Drucksachen durch
HAMBURG-AHERIKA
LIMIE HAMBCRG
und deten Vortreter Inz

Eine faſt neue
haiſelongue
neuer Gobelindecke

Sommerſpielzeit
Rt
Brund Barprecht

täglich 7½ Uhr: (Dpa
Charleys Tante.

Zwecks priv. Zuſam=
menſpiels
(Quartett,
klaſſ. Muſik) (*23714
Gellist

für einen Wochenabend
geſucht. Ang. u. M 22
an die Geſchäftsſt.

Bäumer’s
Maſchinen=
Schreibſtube
liefert nur
Qualitätsarbeit
7104a) Tel. 1223.
8 Rheinſtr. 8.

Ia Futtermehl

(Bollmehl) empfiehlt
preiswert
(*23678
R. Ningler
Waldſtr. 54, Tel. 770,

Mein Fuhrwerk
geht in nächſter Zeit
wiederh, Cpan!
nach Fluutſurt,
Beiladung bls25 Ztr.,
auch für Rücktransp.,
erwünſcht. (6636a
Peter Walter
Alter Arheilgerweg,
Fernſpr. 2222.

Lohnfuhren
und Entladen von
Waggons übernimmt
Aug.Orlemann, Bes
ſtr. 54, Tel. 853, (zuce

Einſpänner=
Fuhren
aller Art werden an=
genommen

Wienerſtr. 50. (*23656

G. D. 115.

Verfehlt
bitte Antwort
hauptpoſtl. L., L.. 50
(Donnerstag) (*23705

2 tadell. r. Plüſchſeſſel
(7131
zu verkaufen.

Witw, 35 J., w. mit
einf. Frl. bek. z. wer=
den
zw.
bad. Heirat.
Auch Witwe m. etwas
Ausſtattungnicht aus=
geſchloſſen
. Anonym
zwecklos. Angeb. u.
I. 145 an die Ge=
ſchäftsſtelle
(*23647

Anzuſehen von 12 Uhr M.
Wilhelmſtraße 36 v. W.

Hahech
Waſſerhöhe 3,8o m.
Luftwärme 142 C.
Waſſerwärme vorm
Uhr 18. 0C.
Woogs=Pol.=Wache,

Allg. Ortskrankenkaſſe Darmſtadt
Blumenthalſtraße 7.

Nach der Verordnung vom 7. Auguſt 1923, gilt als Höchſtgrundlohn das Vier=
fache
der vom Reichsamt regelmäßig veröffentlichten Reichs=Index=Zahl. Der ſeit=
herigen
Stufenfolge werden daher 6 neue Stufen angehängt, und zwar:
Beitrag für
jeden Kalendertag:
Stufe 21 Grundlohn Mk. 750 000 tägl. Verd, von Mk. 650 001 800 000 63 750 Mk.

1000000
2000 000
2500 000
3 000 000

800 0011050 000 85 000
22
1500 000
1030 0011550 000 127500
2

1550 0012050 000 170 000
24

2050 0012 550 000 212 500
25

2550 0013 050 000 255 000
26
Dieſe Aenderungen treten am 27. Auguſt 1923 in Kraft.
Um eine hiermit übereinſtimmende Einſtufung vornehmen zu können, werden
die Arbeitgeber erſucht, die Arbeitsvergütung einſchließlich der Naturalbezüge uſw.
aller bereits gemeldeten Perſonen, ſoweit deren Arbeitsvergütung den Betrag von
65 000 Mark pro Tag überſteigt, der Kaſſe alsbald zur Kenntnis zu bringen.
Da die meiſten Verſicherten in Stufe 26 rangieren, genügt es, wenn die Namen
und Löhne derjenigen mitgeteilt werden, die nicht in Stufe 26 rangieren und bezüglich
der anderen kurzerhand angegeben wird: alle übrigen gehören in Stufe 260.
Da der ungeheueren Teuerung wegen keine Drucklegung obiger Aenderungen er=
folgt
, ſo empfiehlt es ſich, dieſe Bekanntmachung auszuſchneiden und aufzubewahren.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1923,
(7129
Der Vorſtand.

enoblauch, Vorſitzender,

Zigaretten
weit unter heutigem
Fabrikpreis. (23738
G. Hettinger
Waldſtraße 7, II.
(Kein Laden)
Telephon 3285.

Re
Wäſcheausbeſſ.
und Umändern

von Kleidern. (7132
Angebote u. M 28
an die Geſchäftsſt.

L. Gamännn

Bankgeschäft
Wertpapiere,

Donnerstag, den 30. Ifd. Mts.,
vorm. 9 Uhr anfangend, werden im
Roßdörfer Gemeindewald verſteigert:
Eichen=Stamm 1 Stck. 106 fm, Ahorn=
Stamm 1 Stck. 0,73 fm, Kiefern=
Stämme 9 St. 7 fm, Ficht.=Stämme
100 St. 25 fm, Fichten=Derbſtangen
900 St. 60 fm.
(119
Zuſammenkunft an der Kubig.
Roßdorf, den 29. Aug. 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei. Lorenz.

Gebe 10 bis 20 Ztr.
Buchenholz geg. junge
Hühner ab. (*23704
Erbacherſtraße 144

eſchäftsräume

Einen ſchön. Büro=
raum
mit elektriſchem
Licht im Zentrum z.
vermieten, vorbehalt=
lich
der Genehm. des
W.=A. Ang. u. M 3
a. d. Geſchſt, (*23657

Wr
Schlafzimmeranbeſſ.
Dame ſofort zu verm.
Köhler, Rhönring
Nr. 139, pt. Einzuſ. v.
2.8 Uhr nachm. /*23653

Vee
zu verkaufen (*23726
Lauteſchlägerſtr. 13.

Erſtlings=Ziege

wegen Platzmangel
zu verkaufen (223629
Näh. Geſchäftsſtelle.

Deutſcher
Schäferhund
1½ J. zu bk. (723738
H. Maus
Beſſungerſtr. 125.

nagg wachſ. u. Be=
AbggE gleithund zu
(*23688
verkaufen.
Karlſtraße 40, Stb.

Brieftauben
(junge, reinraſſige) zu
(*23731
kaufen geſ.
H. Maus
Beſſungerſtraße 125.

Kunterrichtg

Wer
erteilt. Nachhilfe=
ſtundenfür
13jähr.
Mittelſchüler? Ang.
u. M 18 Geſch. (*22706

Zurück!
Zahnarzt
Abdert Keuß
Zahnärztin
Heuß= Nannicke
Hügelſtr. 6. (*s

Geschlechtsleider

Beratung und
Verwaltung.

E5085) Zinsscheine,
Neuer-
Hamburg, wall 101.

Blutuntersuchg. Ohne Berufsstörung. Kein Quecksilber.
Aufkl. Brosch. Nr. 21 gegen Eins. von 1 Mark mal
Buchhändlerschlüsselzahl
Ambula-
Spez.-Arut Dr. Hollaender 8 torinm
Frankfurt a. M., Bethmannstr. 56.

Ab 28. ds. Mts. koſtet
ro Lit. Apfelwein im Aus=
ſchank
40 000 Mark.

Betr.: Privatkelterung: In Anbe=
tracht
deſſen, daß die Unkoſten zur Apfel=
weinherſtellung
nicht zu überblicken ſind,
können Privatkelterungen dieſen Herbſt
(7117
nicht angenommen werden,

Verein der Apfelweinkeltereibeſitzer
von Heſſen E. V., Sitz Darmſtadt.
Bitte, beachten Sie die Hausnummer!

Gad Silber Gegiai Plain
zur eigenen Verarbeitung kaufe
(7118a
zum Tagespreis
Hans Willer, Goldſchmiedemeiſter, Hölgesſtr. 7

Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 ſilberne ovalgetriebene
Broſche mit Amethyſt. 1 Sandale. 200 000
Mark. 500 000 Mk. 1 gelbes Täſchchen mit
über 160 000 Mk. 700 Mk. 20 000 Mk. Ein
gelber Trauring. 6 Tennisbälle mit Netz.
7 kleine Schlüſſel am Ring. 1 kl. weißer
Wieſelpelz. 1 langer ſchwarzer Handſchuh.
35 000 Mk. 1 Taſchentuch, gez. L. 1 ver=
goldete
Schlipsnadel. 1 ſilberne Herren=
Remontoiruhr. Zugelaufen: 1 gelber
rauhhaariger Dackel. 1 deutſcher Schäfer=
hund
. 1 rauhhaariger Terrier. 1 junge
Wildente. 1 brauner Rehpinſcher.

Derlauf vont Bülnpfleſſein
und Dampfmaſchinen

in der ehem. Mil.=Gasanſt. zu Darmſtadt.
1. 2 kombin. Cornwall=Röhren= Dampf=
keſſel
mit Planroſt=Innenfeuerung für
12 Atm. Betriebsdruck und je ca. 200 qm
waſſerberührter Heizfläche;
2. 1 Keſſelſpeiſevorrichtung, beſtehend aus
2 Dampfſpeiſepumpen, mit einer Lei=
ſtung
von ca. 15 000 Ltr. pro Stunde;
3. 2liegendeEinzylinder=Dampfmaſchinen
für Auspuffbetrieb, welche bei einem
Admiſſionsdruck von 11½, Atm. und
160 minutlichen Umdrehungen je nor=
mal
45 PS. eff. leiſten;
4. 1Waſſerreinigungsapparat Typ Bſa
für 8 ebm ſtündliche Leiſtung mit
Kalkſättiger Syſtem Dervaux und
Kiesfilter Syſtem Reiſert:
5. 1 elektr. Saugzug für die Dampfkeſſel.
Die Angebote, Verkaufsbedingungen
ſowie die nähere Beſchreibung der
vorſtehenden Keſſel uſw. können gegen
vorherige Einſendung von 30 000 Mark
überſandt werden, wogegen die Zeich=
nungen
nur im Amt, Riedeſelſtraße 60,
ausliegen und während der Dienſtſtun=
den
eingeſehen werden können.
Die Angebote ſind porto= und beſtell=
geldfrei
bis Mittwoch, den 12. Sept.
1923, vormittags 12 Uhr, einzureichen.
Darmſtadt, den 28. Aug. 1923.
77120
Reichsbauamt.