Darmstädter Tagblatt 1923


26. August 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Sonntag, den 26. Auguſt 1923
186. Jahrgang
Nummer 235

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Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Banßkonto:
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.

Sicherſiellung der Brotverſorgung durch den Oeviſenfond.

TU. Berlin, 25. Aug. Der Reichspräſident hat folgende
Verordnung über die Ablieferung ausländiſcher
Vermögensgegenſtände unter dem 25. Auguſt 1923 er=
laſſen
: Auf Grund des Artikels 48 der Verfaſſung des Deut=
ſchen
Reiches wird folgendes verordnet:
8 1. Für je 10 000 Mark, die gemäß Paragr. 5 des Ge=
ſetzes
zur Sicherung der Brotverſorgung im Wirtſchaftsjahr
23/24 vom 23. Juli 1923 (Reichsgeſetzblatt Teil 1, Seite 410)
als erſte Teilabgabe zu entrichten ſind, haben Erwerbsgeſell=
ſchaften
den Gegenwert von 2 Goldmark, alle übrigen
natürlichen und juriſtiſchen Perſonen, Perſonenvereinigungen
und Vermögensmaſſen den Gegenwert von 1 Goldmark
in ausländiſchen Zahlungsmitteln, anderen ausländiſchen Wer=
ten
oder dieſen gleichgeſtellten Werten (§ 4) abzuliefern, ſoweit
ihnen in der Zeit vom 10. bis 20. Auguſt 1923 ausländiſche Ver=
mögensgegenſtände
gehört haben. Die Ablieferung hat bis zum
15. September 1923 zu erfolgen. Iſt am 5. September 1923 der
Veſcheid über die Zwangsanleihe noch nicht zugeſtellt, ſo wird
die Ablieferungspflicht vorläufig nach dem Teilbetrage der Brot=
verſorgungsabgabe
bemeſſen, der der Erklärung über die
Zwangsanleihe entſpricht. Der Reſt iſt innerhalb einer Woche
nach Zuſtellung des Zwangsanleihebeſcheids abzuliefern. Schul=
den
in ausländiſcher Währung, die am 20. Auguſt 1923 beſtanden
haben und bis 1. Nodember 1923 getilgt werden müſſen, können
von dem nach Abſatz 1 abzuliefernden Betrag inſoweit abge=
zogen
werden, als ſie den Wert der am 20. Auguſt 1923 vorhan=
denen
nicht abzuliefernden ausländiſchen Vermögungsgegen=
ſtände
überſteigen. Eine Ablieferungspflicht beſteht nicht, ſofern
der abzuliefernde Betrag 10 Goldmark nicht überſteigt.
2. Für Perſonen, Perſonenvereinigungen oder Vermö=
gensmaſſen
die nach dieſem Geſetz nicht ablieferungspflichtig ſind,
weil ihnen innerhalb der maßgebenden Zeit keine ausländiſchen
und keine dieſen gleichgeſtellten Vermögensgegenſtände im Sinne
des § 3 gehörten, bleibt eine Regelung über die Art und den
Umfang ihrer Heranziehung vorbehalten. Das Gleiche gilt für
die Ergänzung der Leiſtungen, ſoweit die Ablieferungspflicht
aus Mangel an ſolchen Vermögensgegenſtänden hinter dem
Betrag von 2 oder 1 Goldmark für je 10 000 Mark des Teilbe=
trags
zurückbleibt. Die Vorſchriften des Abſatz 1 finden auch
hier Andvendung, ſoweit Rohſtoffe oder ſonſtige Vorräte über
das gewöhnliche Maß hinaus angeſammelt worden ſind.
§. 3. Ausländiſche Vermögensgegenſtände im Sinne. dieſer
Vorordnung ſind: 1. Geldſorten, Papiergeld, Banknoten und
dergl., Auszahlungen, Anweiſungen, Scheaks, Wechſel und For=
derungen
in ausländiſcher Währung. 2. Nach näherer Beſtim=
mung
der Reichsregierung: a) Anteile an ausländiſchen Er=
werbsgeſellſchaften
ſowie Geſchäftsbeteiligungen jeder Art im
Auslande; b) an inländiſchen oder ausländiſchen Börſen ge=
handelte
Wertpapiere. Den Vermögensgegenſtänden des
Abſatz 1 Nr. 1 ſtehen gleich ſolche Reichsgoldmünzen ſowie Gold=
und Silberbarren.
§ 4. Die Ablieferungspflicht iſt durch Angabe von auslän=
diſchen
Zahlungsmitteln, Wertpapieren der im Paragr. 3 bezeich=
ueten
Art oder gleichgeſtellten Vermögensgegenſtänden (§ 3,
Abſ. 2) zu erfüllen. Dabei ſind zunächſt die Währungen der
nachfolgenden Staaten zu verwenden: Argentinien, Belgien,
Braſilien, Chile, Dänemark, England, Finnland, Frankreich,
Holland, Italien, Japan, Kanada, Kuba, Mexiko, Schweden,
Schweiz, Spanien, Tſchechoſlowakei, Türkei, Vereinigte Staaten
von Nordamerika. Stehen bei Inkrafttreten der Verordnung
dem Ablieferungspflichtigen Zahlungsmittel der in Abſatz 1 be=
zeichneten
Art nicht zur Verfügung, ſo ſind an deren Stelle die
Währungen der nachfolgenden Staaten zu verwenden: Bulga=
rien
, China, Deutſch=Oeſterreich, Eſtland, Griechenland, Indien,
Lettland, Livland, Peru, Polen, Rumänien, Serbien, Ungarn,
Uruguay. Die näheren Beſtimmungen über die Verwendung
von Wertpapieren ſowie der in § 3, Abſ. 2, bezeichneten Ver=
mögensgegenſtände
aus Gold und Silber zur Erfüllung der
Ablieferungspflicht beſtimmt die Reichsregierung. Die Reichs=
regierung
beſtimmt ferner, in welchem Umfange die freiwillige
Hingabe von Zahlungsmitteln in ausländiſcher Währung an
das Reich, die nach dem 1. Auguſt 1923 ſtattgefunden hat, als
Erfüllung der Ablieferungspflicht gilt.
8. 5. Vei verſpäteter Ablieferung erhöht ſich
die Ablieferungspflicht um 5 v. H. des rückſtändigen
Betrags von jedem angefangenen Monatsverſäumnis. Weiſt der
Sänmige nach, daß die Verſäumnis nicht auf Verſchulden be=
ruht
, ſo kann die zuſtändige Stelle ganz oder teilweiſe von der
Erhöhung abſehen oder den bereits abgelieferten Mehrbetrag
zurüderftatten.
§ 6. Bei der Ablieferung von ausländiſchen Zahlungs=
mitteln
wird ein Dollar in vier Goldmark, zwan=
zig
Goldpfennige, umgerechnet. Die Grundſätze für die
Umrechnung der übrigen Währungen in Goldmark, ebenſo wie
die für die Kursermittelung bei der Ablieferung von Wertpa=
picren
maßgebenden Grundſätze, werden in den Durchführungs=
beitimmungen
(§ 14) feſtgeſtellt.
8 7. Der Ablieferungspflichtige erhält für
die von ihm abgelieferten Werte Stücke der wertbeſtän=
digen
Anleihe des Deutſchen Reiches ( Gold=
anleihe
) zu einem Kurs, der 5 Proz. unter dem Zeichnungs=
kurs
liegt, der am Tage der Ablieferung gilt. Der Ablieferungs=
dflichtige
kann anſtatt deſſen die Entrichtung des Gegenwerts
tpählen: a) Reichsmark zum Dollarkurs des der Ablieferung
vorangehenden Berliner Börſennotiztages. b) Gutſchrift auf ein
Wertbeſtändiges Steuerkonto. Das Steuerkonto kann zur Til=
gung
von Reichsſteuern und ſonſtigen Reichsabgaben nach Wahl
des Steuerpflichtigen verwendet werden. Werden die auslän=
diſchen
Zahlungsmittel bis zum 5. September 1923 abgeliefert,
ſo erfolgt die Gutſchrift auf das Steuerkonto mit der Maßgabe,
daß für eingezahlte je 100 Mark eine Gutſchrift für je 125 Mk.
erfolgt. Nach näherer Beſtimmung des Reichsminiſters der Fi=
nanzen
können Steuerpflichtige in Höhe des Betrages der Gut=
ſchrift
auf das Steuerkonto von dem Zuſchlag nach Artikel 3,
§ 1 des Geſetzes über die Berückſichtigung der Geldentwertung
in den Steuergeſetzen in der Faſſung des Steuerzinsgeſetzes vom
11. Auguſt 1923 (Reichs=Geſetzbl. Teil 1, S. 774) befreit werden.
c) Gutfchrift auf ein wertbeſtändiges Konto nach näherer Beſtim=
mung
der Reichsregierung. Die in Abſatz 1b vorgeſchriebenen
Vergünſtigungen kommen ferner jedem zugute, der über ſeine

Ablieferungspflicht hinaus oder ohne ablieferungspflichtig zu
ſein, ausländiſche Zahlungsmittel der in § 3, Nr. 1 bezeichneten
Art bis zum 5. September 1923 abliefert. Wer weniger als
2 oder 1 Goldmark für je 10 000 Mark des erſten Teilbetrages
der Brotverſorgungsabgabe abliefert, ohne gemäß § 1, Abſ. 3
von der Ablieferungspflicht befreit zu ſein, hat bis zum 15. Sep=
tentber
1923 eine Erklärung darüber abzugeben, welche auslän=
diſchen
Vermögensgegenſtände ſich in der Zeit vom 10. bis
20. Auguſt 1923 in ſeinem Vermögen befunden haben, ſowie dar=
über
, was er an ausländiſchen Vermögensgegenſtänden nach dem
31. Juli 1923 veräußert hat. Die Reichsregierung ſchreibt
Form und Inhalt der Erklärung vor. Sie kann die Erklärung
auf weitere als die nach Abſatz 1 zu machenden Angaben aus=
dehnen
und den Kreis der Erklärungspflichtigen anderweitig
beſtimmen. Die von der Reichsregierung beſtimmten Stellen
haben die Erklärungspflichtigen zur Ergänzung ihrer Erklärung
vorzuladen und von ihnen jede für erforderlich gehaltene Aus=
kunft
zu verlangen. Sie haben ferner eine Prüfung der Bücher
und Betriebe vorzunehmen oder vornehmen zu laſſen. Die
Richtigkeit und Vollſtändigkeit der Erklärung, ihrer Ergänzung
und der Auskunft iſt an Eidesſtatt zu verſichern.
8. 8. Wer die nach § 7, Abſatz 1 und 2 vorgeſchriebene Er=
klärung
nicht in der feſtgeſetzten Friſt abgibt oder auf die in
8 7, Abſ. 3 vorgeſehene Vorladung nicht erſcheint oder die von
ihm auf Grund des § 7, Abſ. 3 verlangte Auskunft verweigert,
kann zur Erfüllung ſeiner Pflichten durch Ordnungsſtra=
fen
angehalten werden. Die Ordnungsſtrafe kann bis zur Höhe
des Geſamtwertes von 2 Goldmark für je 10 000 Mark des er=
ſten
Teilbetrags der Brotverſorgungsabgabe verhängt werden.
Die Ordnungsſtrafe wird durch Beſcheid der von der Reichs=
regierung
beſtimmten Behörden endgültig feſtgeſetzt.
8 9. Mit Gefängnis nicht unter 6 Monaten und mit
Geldſtrafen wird beſtraft, wer vorſätzlich: 1. Die nach 8 7,
Abſatz 1 und 2 vorgeſchriebene Erklärung verweigert oder nicht
in der geſetzten Friſt abgibt; 2. auf wiederholte Vorladung (87,
Abſ. 3) nicht erſcheint; 3. eine auf Grund des 8 7, Abſ. 3 von
ihm verlangte Auskunft verweigert; 4. die Prüfung von Büchern
oder Betrieben nicht geſtattet oder behindert; 5. den Vorſchrif=
ten
des § 4 zuwiderhandelt. In beſonders ſchweren Fällen iſt
die Strafe Zuchthaus bis zu fünf Jahren und das
Höchſtmaß der Geldſtrafe unbeſchränkt.
10 Wer in den in § 7 vorgeſchriebenen Erklärungen oder
Auskünſten wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige Angaben
macht, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, bei
mildernden Umſtänden mit Gefängnis nicht unter einem Jahr
beſtraſt. Neben der Freiheitsſtrafe iſt auf Geldſtrafe zu erken=
nen
. Das Höchſtmaß der Geldſtrafe iſt unbeſchränkt. Für die
Verbrechen des Abſ. 1 ſind die Strafkammern als anerkennende
Gerichte zuſtändig. Iſt die in Abſatz 1 bezeichnete Handlung fahr=
läſſig
begangen, ſo iſt auf Gefängnis und auf Geldſtrafe zu er=
kennen
.
8 11. In den Fällen der 88 9 und 10 kann neben der Geld=
ſtrafe
auf Einziehung der verſchiedenen Vermögensgegenſtände
erkannt werden. Soweit dieſe nicht mehr vorhanden oder nicht
mehr zu ermitteln ſind, tritt der Erlös oder der Wert an ihre
Stelle. Zur Sicherung der Geldſtrafe und der Einziehung kann
das Vermögen des Angeſchuldigten ganz oder teil=
weiſe
beſchlagnahmt werden. Neben der Strafe kann
angeordnet werden, daß die Verurteilung auf Koſten des Schul=
digen
öffentlich bekannt gemacht wird. Die Bekanntmachung
kann auch durch öffentlichen Anſchlag erfolgen. Die Vorſchriften
des § 26, Abſatz 3 und 4 der Preistreibereiverordnung vom
13. Juli 1923 (Reichsgeſetzbl. S. 700) gelten entſprechend.
§ 12. Sinö Vermögungsgegenſtände, die gemäß dieſer Ver=
ordnung
abgelieſert worden ſind, unter Verletzung von Vor=
ſchriften
über den Verkehr mit ausländiſchen Zahlungsmitteln
oder Wertpapieren erworben oder einer geſetzlichen Anordnung
zuwider früher nicht angemeldet oder abgeliefert worden, ſo fin=
det
wegen die Zuwiderhandlungen eine Strafverfolgung nicht
ſtatt. Sind abgelieferte Vermögensgegenſtände oder die Ein=
künfte
daraus bei der Beſteuerung von Vermögen oder Einkom=
men
oder bei der Erbſchaftsſteuer verſchwiegen worden, ſo fin=
det
ein Strafverfahren wegen einer hierdurch begangenen Ver=
letzung
der Steuergeſetze und eine Nachforderung von Steuern
mit Rückſicht auf dieſe Vermögensgegenſtände oder die Ein=
künfte
aus ihnen nicht ſtatt. Die Vorſchriften in Abſatz 1 und 2
gelten nicht, ſoweit bereits ein Strafverfahren oder ein Verfah=
ren
wegen Nachforſchung von Steuern eingeleitet worden iſt.
8 13. Die Durchführungsbeſtimmungen erläßt die Reichs=
regierung
, die dann Zuwiderhandlungen gegen die Durchfüh=
rugsvorſchriften
mit Gefängnis und Geldſtrafe ſowie mit Ein=
ziehung
bedroht.
8 14. Dieſe Verordnung tritt am Tage ihrer Verkündung
in Kraft.
Berlin, 25. Auguſt 1923.
Der Reichspräſident, der Reichskanzler, der Reichsminiſter der
Finanzen, der Reichswirtſchaftsminiſter.
Der Reichsminiſter für, die beſetzten Gebiete.
U. Berlin, 25. Aug. Der Erlaß über die Errichtung
des Reichsminiſteriums für die beſetzten Gebiete hat folgenden
Wortlaut:
Mit Wirkung vom 27. Auguſt 1923 wird vorbehaltlich der
Genehmigung durch den Reichshaushaltsplan ein Reichsmini=
ſterium
für die beſetzten Gebiete errichtet. Der Leiter dieſer Be=
hörde
träg: die Bezeichnung Reichsminiſter für die beſetzten Ge=
biete
. Zu ſeinen Aufgaben gehören die Angelegenheiten folgen=
der
, nunmehr eingehender Behörden:
1. Der bisherigen Abteilung des Reichsminiſteriums des
Innern für die beſetzten rheiniſchen Gebiete.
2. Der bei der Auflöſung des Reichsminiſteriums durch die
Verordnung vom 21. März 1923 (Reichsgeſetzblatt 1923, Nr.
Seite 233) dem Reichsminiſterium des Innern zugewieſenen Ab=
teilung
des Reichsſchatzminiſteriums für die beſetzten rheiniſchen
Gebiete.
z 3. Der Zentralſtelle Rhein und Ruhr.
Die Ueberleitung der Geſchäfte im Einzelnen regeln die be=
teiligten
Miniſter.

* Unſere Finanzpolitik.
Der neue Reichsfinanzminiſter Dr. Hilferding hat nach
ſeiner eiſten Rede vor dem Hauptausſchuß des Reichstages
eigentlich in der geſamten Preſſe eine überraſchend günſtige
Aufnahme gefunden. Die Erkenntnis unſerer Notlage iſt nun
nachgerade überall durchgedrungen und daraus iſt die Einſicht
entſprungen, daß nur noch rückſichtsloſe Mittel herhalten können,
die in gelinderten Zeiten auf ebenen Wegen nicht einmal vor=
geſchlagen
Kerden durften. Immerhin, Herr Dr. Hilferding
will die Maſchine langſam anlaufen laſſen. Der Weg, den er
zur Schaffung eines Deviſenfonds geht, führt vorläufig nur
über einen gelinden Zwang. Er will offenbar abwarten, wie=
weit
er damit Erfolg hat, obwohl die Vertreter der Wirtſchaft
ihm geſagt haben, daß es ohne Zwang nicht gehen würde.
Welche Abſichten der Finanzminiſter weiter hat, darüber
hat er noch nicht geſprochen. Es iſt ihm ja auch zuzubilligen,
daß es für ihn vorerſt das Wichtigſte iſt, wenn er zunächſt ein=
mal
die Deviſenpolitik wieder in die Gewalt bekommt. Denn
mit einer auf= und abtanzenden Mark, die in Newyork und
London bald nach oben, bald nach unten getrieben wird, läßt
ſich die Finanzwirtſchaft eines großen Staates nicht führen,
Aber darüber wird ſich hoffentlich Herr Hilferding klar ſein,
daß damit immer nur der Anfang gemacht iſt. Die Aufgaben,
die vor ihm ſtehen, ſind ſo rieſenhaft, daß die Anhäufung eines
Deviſenfonds eigentlich nur eine Spielerei iſt. Denn man kann
die Finanznöte Deutſchlands nicht nur banktechniſch zwingen.
Gewiß, wenn die Reichsbank regulierend eingreifen kann, dann
laſſen ſich wenigſtens die Spitzen der Spekulation nach oben
und unten abfangen und eine gewiſſe Sicherheit für den Mark=
kurs
iſt damit geſchaffen. Aber wie lange dauert das? Es iſt
ja ein öffentliches Geheimnis, daß unſer Bedarf hoch in die
Goldmillionen hineingeht, daß außerdem unſere Verſorgung mit
Fetden vollſtändig vom Auslande abhängig iſt. Rechnen wir
dazu den Bedarf an Rohſtoffen, auf den wir nicht verzichten
können, wenn unſere Induſtrie nicht zum Erliegen kommen ſoll,
dann iſt alſo der Betrag, den wir monatlich an Deviſen brau=
chen
, ziemlich genau feſtzuſtellen. Anders iſt es mit dem, was
wir an Deviſen bekommen. Hier muß der Hebel angeſetzt wer=
den
, und es iſt gut, wenn gerade ein ſozialdemokratiſcher
Miniſter den Arbeitern die Wahrheit vorhält, daß Deviſen=
politik
letzten Endes auch ein Stück Produktionsproblem iſt.
Die Baſis, auf der wir gehen und ſtehen, iſt durch den Friedens=
vertrag
ſchmäler geworden. Wir müſſen alſo an ſich unſere
Produktion ſteigern, um Brot fſtr das ganze Volk zu ſchaffen.
Statt deſſen haben wir einen Rückgang der Erzeugung weit
über die Folgen des Acht=Stunden=Tages hinaus. Die Wirt=
ſchaft
iſt nun einmal kein großer Kuchen, aus dem ſich jeder
ein beliebiges Stück herausſchneiden kann. Sie iſt eine ſehr
empfindliche Maſchine, die nur funktioniert, wenn alle Räder
reibungslos ineinandergreifen. Die Räder der Erzeugung laufen
ſeit der Revolution ſehr ſchlecht. Es wird auf die Dauer die
ganze Maſchine ruinieren, wenn es nicht gelingt, den Arbeitern
die Ueberzeugung beizubringen, daß Friedenslöhne und Frie=
densleiſtung
miteinander verkoppelt ſind, bei uns noch zu un=
gunſten
der Friedenslöhne, weil die Zahlungen, die wir aus
dem Verſailler Vertrag zu leiſten haben, nur aufzubringen ſind,
wenn wir unſere Lebenshaltung drücken und dementſprechend
unſere Löhne unter den Friedenslöhnen halten. Die zweite
Aufgabe alſo, die der Finanzminiſter hat, iſt die, zuſammen
mit dem Wirtſchaftsminiſter auf eine Hebung unſerer Erzeugung
zu drängen, um dadurch unſere Zahlungs= und Handelsbilanz
ins Gleichgewicht zu bringen. Die dritte aber iſt die einer
rückſichesloſen Sparſamkeit im Innern, die Notenmaſchinen
endlich ſtillzulegen und den Staatshaushalt in Balance zu
halten. Auch hier iſt ſehr viel geſündigt worden und gerade
jetzt wird ein ſkandalöſer Fall bekannt, der die Schäden des
bisherigen Syſtems grell beleuchtet.
Allen Verſicherungen des Finanzminiſters zum Trotz iſt den
Beamten am 17. Auguſt die Teuerungszulage, die ſie für die
zweite Auguſthälfte bekommen ſollten, gleich bis Ende Sep=
tember
ausgezahlt worden. Das iſt, wenn wir richtig rechnen,
wohl die fünfte oder ſechſte Nachzahlung, die den Beamten ſeit
dem 1. Juli angewieſen wurde, und das, obwohl ſie ihr Gehalt
für das ganze Vierteljahr bekommen haben, alſo auch im Juli
ſchon von der Möglichkeit einer wertbeſtändigen Anleihe Ge=
brauch
machen konnten. Niemand wird den Beamten an ſich
eine anſtändige Bezahlung mißgönnen. Aber daß ſie doppelt
bezahlt werden, man kann ſogar ſagen dreifach, weil ihnen in
die Nachzahlungen immer noch ein beſtimmter Endwertungs=
faktor
hineingerechnet wurde, das iſt ein Luxus, den wir uns
gerade angeſichts unſeres rieſenhaften Beamtenapparates nicht
erlauben können. Es iſt wohl kaum zu niedrig geſchätzt, wenn
man annimmt, daß die Auszahlungen, die jetzt erfolgt ſind, weit
über 100 Billionen betragen. Das bedeutet eine neue Steige=
rung
der Inflation mit all ihren Schattenſeiten. Deshalb iſt
es gut, wenn jetzt in der Preſſe dieſes Thema einmal ange=
ſchnitten
wird, damit man erfährt, wie die Beamten tatſächlich
bezahlt werden und in welchem Verh.ltnis dieſe Summen zu
den Steuererträgniſſen ſtehen. Wenn nicht anders, muß eben
eine neue Methode geſucht werden. Jedenfalls iſt es ein Ding
der Unmöglichkeit, daß der Staat mit ſtarkem Druck aus der
Wirtſchaft das Letzte an Steuern herausholt, um es auf der
anderen Seite großzügig wieder an ſeine Beamten zu verteilen.
Auf dieſe Weiſe werden wir, und das iſt wichtig für uns, das
Vertrauen des Auslandes dahin, daß wir unſeren Etat in Ord=
nung
bringen wollen, nicht zurückgewinnen. Es iſt gewiß nicht
populär und angeſichts der ſtarken Beamtenorganiſationen auch
nicht angenehm, dieſen Dingen einmal nachzugehen. Aber es
will uns doch ſcheinen, als ob jetzt der Augenblick gekommen ſei,
wo das Recht des Staates auf ſeine eigene Exiſtenz alle anderen
Mickſichten fallen laſſen muß.

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Seite 2.

Darmſtädter Dagblatt, Sonntag, den 26. Auguſt 1923.

Nummer 235.

Sate Aufnahme der Kanzlerrede in England
London, 25. Aug. (Wolff.) Die geſtrige Rede des
Die Kanzlerrede.
Reichskanzlers wird von der Preſſe an erſter Stelle ver=
öffentlicht
. Die Blätter heben beſonders die glückliche und
Treffende Vergleiche.
verſöhnliche Faſſung der Rede hervor, ſowie den Um=

ſtand, daß der Reichskanzler den Franzoſen eine Verſtändi=
gung
in der Reparationsfrage nahelegt. Die Zurückweiſung
des Gedankens, daß Deutſchland durch Meinungsverſchie=
denheiten
zwiſchen Frankreich und England einen Gewinn
haben könnte, wird ebenfalls beachtet.
Daily Chronicle nennt die äußerſt wichtige Er=
klärung
Streſemanns Deutſchlands Angebot an Eu=
ropa
und ein Opfer fürdas Vaterland, aber nicht das
Opfern des Vaterlandes. Der Berliner Berichterſtatter des Blat=
tes
ſchreibt, die Rede Streſemanns habe ihn als Redner geſtem=
pelt
von noch größerer Macht, als ſogar ſeine engſten Freunde
von ihm erwartet hätten. Streſemann ſei einer ſehr rieſigen
Gelegenheit in meiſterhafter Weiſe gerecht geworden.
Der Berliner Berichterſtatter der Daily News ſchreibt,
Streſemann habe durch ſeine geſtrige Rede die Grundlage
für die Wiedereröffnung der Ruhr= und Reparations=
erörterungen
geſchaffen. Es werde für bezeichnend gehalten, daß
der Reichskanzler den Wortſtreit über den paſſiven
Widerſtand vermieden habe.
Der Berliner Berichterſtatter der Dimes ſchreibt, daß
die Rede Streſemanns einen ſehr günſtigen Eindruck ge=
macht
habe. Man ſei allgemein der Anſicht, daß ſie die Linie an=
gegeben
habe, auf der ein endgültiger Fortſchritt leicht gemacht
werden könne, um ſo mehr, als die franzöſiſche Regierung end=
gültig
erklärt habe, daß die Frage der Sicherheiten kei=
nen
Einfluß auf die =Beſetzung des Ruhrgebiets habe und ſepä=
rat
erörtert werden könne.
Die Times ſchreibt in einem Leitartikel, Streſemann
habe geſtern gewiſſe Erklärungen abgegeben, die als ein
endgültiger Beitrag zur Regelung angeſehen wer=
den
könnten. Der Kanzler habe der Verſuchung, ſich in einer
Polemik zu ergehen, widerſtanden. Seine geſchäftsmäßigen Be=
merkungen
ſeien nicht durch Gefühle getrübt geweſen. Streſe=
mann
ſei ſich des Ernſtes der allgemeinen Lage bewußt, um die
Notwendigkeit zu erkennen, ſeine Worte ſorgfältig zu wählen.
Vielleicht ſei die Tatſache, daß er ſeine Worte zu wählen und in
kühlem praktiſchem Ton zu ſprechen verſtehe, auf die plötzliche
Erkenntnis aller Klaſſen Deutſchlands nach einer dringenden
Notwendigkeit einer klaren, auf Vernunft gegründeten Regelung
zurückzuführen. Wenn dem ſo ſei, dann hätten die Worte des
Kanzlers weit mehr als formelle oder perſönliche Bedeutung.
In der Reparationsfrage habe Streſemann
vorſichtig, aber endgültig geſprochen. Es ſei be=
zeichnend
, daß, während er ſeine Beweisgründe durch Bezug=
nahme
auf die letzte britiſche Note verſtärkt habe, er die Tür für
die Möglichkeit von Verhandlungen mit Frankreich keineswegs
geſchloſſen und die Tatſache zur Kenntnis genommen habe, daß
Poincaré in ſeiner Rede in Charleville den Wunſch nach einer
praktiſchen Löſung zum Ausdruck gebracht habe. Streſe=
mann
erweiterte die Bedeutung des letzten
deutſchen Angebots, denn er bezeichne die latenden Mög=
lichkeiten
der deutſchen Induſtrie nicht nur als ein Pfand, ſon=
dern
mit dem franzöſiſchen Ausdruck als ein produktives Pfand.
Die Times erklärt, das geſtrige Angebot Streſemanns verdiene
ſorgfältige Erwägung. Bis zu welchem Grade das Angebot ver=
wirklicht
werden könnte, werde in der Rede des Kanzlers nicht
beſtimmt umſchrieben. Er mache es jedoch erkennbar, daß es
durch praktiſche Verhandlungen beſtimmt werden
würde. Was er zuzugeſtehen ablehne und hierbei nehme er
Bezug auf Poincarés Erklärung, daß Frankreich keine An=
nexionszwecke
verfolge , ſei, daß das Rheinland und das
Ruhrgebiet vom Deutſchen Reiche getrennt würden. Seine weite=
ten
Bemerkungen zeigten, daß, während er ſich weigere, das Ruhr=
gebiet
als produktives Pfand für Reparationszwecke anzuſehen, er
bereit ſei, Alternativgarantien änzubieten; er ſtimme einer ſepa=
raten
wirtſchaftlichen Behandlung des Rheinlandes und Ruhr=
gebiets
nicht zu, erkläre jedoch, wenn die politiſchen Schwierig=
keiten
beſeitigt ſeien, ſo ſei Deutſchland bereit, bis zur
vollen Höhe ſeines Könnens an einer wirt=
ſchaftlichen
Löſung teilzunehmen. Es ſei bezeich=
nend
, daß Streſemann in dieſer Rede den paſſiven Widerſtand
nicht erwähne. Die Rede ſei eine geſchickte Aeußerung mit der
Abſicht, die Verhandlungen zu fördern. Die Times ſchließt:
Einedertartige Erklärung desdeutſchen Kanz=
lers
iſtinder augenblicklichen Kriſe entſchieden
dienlich. Wir wünſchen, etwas Derartiges hätte ſchon frü=
her
geſagt werden können, als die geſamten Ausſichten günſtiger
waren.

Die Verpflichtung Amerikas.
Berlin, 25. Aug. (Wolff.) In ſeiner geſtrigen großen
Rede richtete der Reichskanzler bei Beſprechung der Frage
von wertbeſtändigen Krediten und wertbeſtän=
digen
Löhnen und Gehältern, die beide geſchaffen
werden müßten, an die anweſenden Vertreter von Handel und
Induſtrie die dringende Bitte, lieber einmal eine Zeit lang von
den Vorräten zu leben, als mit Anforderungen an die
Regierung heranzutreten, die nicht erfüllt werden können. Die
wertbeſtändigen Löhne andererſeits werden nicht auf der Grund=
lage
des reichen Deutſchlands der Friedenszeit feſtgeſtellt wer=
den
können, ſondern auf der Grundlage des ſchwer um ſeine
Exiſtenz ringenden Deutſchlands der Gegenwart, das unendliche
Verpflichtungen gegenüber dem Ausland auf ſich genommen hat.
Zur Illuſtrierung des Währungsverfalls= erklärte
der Reichskanzler, die große Macht und der Einfluß unſerer
Finanzinſtitute von früher iſt heute international kaum
noch vorhanden. Um kleine Goldſummen für Importe
von Nahrungsmitteln aufzubringen, müſſen heute Anſtrengungen
in der ganzen Wirtſchaft gemacht werden, während früher eine
einzige Bank ſpielend die Kredite erledigt hätte. Die Beſetzung
des Ruhrgebiets hat die ſchwerſten Erſchütterungen
mit ſich gebracht, die überhaupt über Deutſchland kommen
konnten. Wenn unſere jetzigen ernſten Verſuche zur Konſolidie=
rung
der Verhältniſſe im Innern greifbare Erfolge haben ſollen,
ſo müſſe wenigſtens die Anerkennung der Souveräni=
tät
des Reiches, daß es über die ganzen wirtſchaftlichen
Kräfte des Landes verfügen kann, gegeben ſein, ein Zuſtand,
der heute nicht gegeben iſt. Ein Mißerfolg oder nur ein Teil=
erfolg
unſerer Bemühungen auf dieſem Gebiet wäre nicht
Deutſchland, albein zur Laſt zu ſchreiben. Zu den Voraus=
ſetzungen
des Begriffes Staat gehöre mindeſtens der Begriff
ſicherer Grenzen. Wo ſind, ſo fragte der Kanzler, dieſe
ſicheren Grenzen im heutigen Deutſchland, das außerdem in
weiten Bezirken den Schutz ſeiner Behörden und Beamten nicht
ausführen kann?
Bei der Beſprechung der effektiven Sachleiſtungen
Deutſchlands erinnerte der Kanzler daran, daß Deutſchland, das
einſt an der zweiten Stelle der Weltſchiffahrt ſtand, mit Aus=
nahme
der Küſtenfahrzeuge ſeine ganze Handelsflotte
reſtlos ausgeliefert habe. Er erklärte, er glaube nicht,
daß ſeit dem zweiten puniſchen Kriege es überhaupt jemals eine
derartige Uebereignung lebenswichtiger Sachwerte gegeben
habe. Unter Bezugnahme auf die Lieferungen von Kohle, Holz,
chemiſchen Produkten und Vieh fragte der Kanzler, wie Frank=
reich
, das jetzt ſelbſt ſpüre, was das Ausbleiben
der deutſchen Kohle bedeutet, die Dinge ſo hinſtellen
kann, als wenn nicht die größten Anſtrengungen tatſächlich ge=
macht
und Leiſtungen übernommen worden wären, die, was
bis jetzt wohl kein Kenner der Geſchichte der Volkswirtſchaft
beſtritten habe, das Größte darſtellen, was überhaupt
jemals ein Volk nach einem verlorenen Kriege ſ.eknen
Gegnern darbot.
Streſemann zog einen Vergleich zwiſchen dem beſiegten
Deutſchland und dem ſiegreichen England, das ſeine
Verpflichtungen gegenüber den Vereinigten Staaten von Ame=
rika
, die nur einen Bruchteil deſſen ausmachen, was Deutſch=
land
leiſten ſoll, auf einen Zeitraum von 62 Jahren bei
ganz geringer Verzinſung ſeiner Verpflichtungen ver=
teilen
mußte. Das durch Herausgabe der Kohlengruben an der
Saar, der großen Kohlenlager in Oberſchleſien, der Kalilager
im Elſaß und größerer Erzvorkommen geſchwächte Deutſchland
kann nicht leiſten, was das wirtſchaftlich ſtärkſte Volk der
Welt für ſich ſelbſt für unmöglich erachtet. Trotzdem wieder=
holte
der Kanzler bei Beſprechung der von Frankreich gefor=
derden
poſitiven Pfänder ſeine Erklärung: Die Frage, welche
Laſten wir übernehmen, iſt eine Frage der Verhandlungen und
Kompromiſſe und iſt auch eine Frage, auf die ich mich auf der
Grenze in keiner Weiſe feſtlege, zumal dieſe Gren=
zen
nicht zu überſehen ſind. Das iſt eine Frage, in der wir
in unſeren Zugeſtändniſſen weit gehen können und weit gehen
werden, wenn es gilt, uns die Freiheit zu ſichern.
Mit Bezug auf das von Frankreich zitierte Beiſpiel Oeſter=
reichs
bemerkte der Reichskanzler, daß Oeſterreich keine Be=
ſatzung
, dafür aber ſtarke internationale Goldkredite und weit=
gehende
Erleichterungen in ſeiner Reparationslaſt hat. Wenn
man Deutſchland von der Beſetzung befreit, ihm internationale
Goldkredite zur Verfügung ſtellt und alle anderen Erleichte=
rungen
wie Oeſterreich gewährt, dann wird auch das deutſche
Budget in Ordnung kommen. Irgendwelche Methoden, die nicht
getragen werden von dem Willen des deutſchen Vol=
kes
, werden keine Erträgniſſe haben, weder für Deutſch=

land, noch für irgend eine franzöſiſche Regie. Es wäre ver=
ſtändiger
, wenn man ſich auch in anderen Ländern darüber
klar würde, was eine weitſichtige engliſche Staats= und Wirt=
ſchaftspolitik
längſt erkannt hat, daß nämlich auch die Kriege
und Veränderungen der letzten Jahre an den wirtſchaftlichen
Grundbedingungen der Völker nichts ändern können.
Der Reichskanzler berührte auch noch die Haltung der
Vereinigten Staaten von Amerika, die in ent=
ſcheidender
Weiſe den Krieg und die Bedingungen des Friedens
mitentſchieden und daher auch die Verpflichtung haben,
an der Herbeiführung des endgültigen Friedens mitzuwir=
ken
, und brachte ſchließlich einen Hinweis auf die Länder, die
under dem Hochſtand ihrer Währung leiden. Wie
Deutſchland durch die Abſchnürung des Ruhrgebiets von dem
übrigen Reiche leidet, ſo leiden auch uns eng benachbarte Länder
darunter, daß eine der wichtigſten großen Kräfte der europä=
iſchen
Wirtſchaftsproduktion heute ſtillgelegt iſt.
Die Streſemann=Rede im Spiegel der Berliner Preſſe.
TU. Berlin, 25. Aug. Mit der geſtrigen Rede des Reichs=
kanzlers
Dr. Streſemann erklärt ſich die Deutſche Tages=
zeitung
im großen und ganzen einverſtanden.
Die Voſſiſche Zeitung findet, daß der Inhalt der
Rede die Erwartungen nicht enttäuſcht habe. Sie war ein Er=
eignis
, von dem geſchichtliche Wirkungen ausgehen können.
Das Berliner Tageblatt gibt ſich nicht der Illuſion
hin, daß die Rede mit ihrer unterſtrichenen Verſtändigungs=
bereitſchaft
in Frankreich einen tiefen Eindruck machen wird.
Außen= und innenpolitiſch war es in dieſer Stunde notvendig,
daß der Reichskanzler an die zugeſagte Pfandleiſtung erinnert
habe.
Der Vorwärts leitet ſeinen Kommentar mit folgenden
Worten ein: Die Rede des Reichskanzlers Dr. Streſemann
hat in der Oeffentlichkeit den gleichen Beifall gefunden wie die
Rede des Reichsfinanzminiſters Genoſſen Dr. Hilferding am
Tage zuvor. Beide bilden eine Einheit, aus der ſich die Rich=
tung
des neuen Kurſes klar erkennen läßt. In der logiſchen
Reihenfolge muß man die Rede Streſemanns jener Hilferdings
voranſtellen, denn ſie gibt die große Richtlinie der auswärtigen
Politik, die ſich dann in der Finanzpolitik gradlinig fortſetzt.
Das Blatt ſchließt: Man hat die gegenwärtige deutſche Regie=
rung
als die letzte Karte im Spiel Deutſchlands bezeichnet. Sie
iſt auch die letzte Karte im Spiel Europas. Sie
hat den Willen, zu einer ehrlichen Verſtändigyng mit Frank=
reich
zu gelangen, und ſie iſt bereit, die deutſche Wirtſchaft für
die Erfüllung übernommener Verpflichtungen anzuſpannen. Wenn
jetzt nicht der Weg zur Verſtändigung gefunden wird, ſo iſt
nicht abzuſehen, durch welche Wirren und Leiden hindurch die
Völker ſchließlich doch ſich zu ihm zurückfinden werden. Deutſch=
land
hat geſprochen Frankreich hat das Wort.
Bayeriſche Stimme zur Streſemannrede.
* München, 25. Aug. (Privat=Telegramm.) Das Organ
der Bayeriſchen Volkspartei, der Bayeriſche Kurier, ſchreibt zur
Rede des Reichskanzlers Dr. Streſemann: Die Darlegung des
neuen Reichskanzlers hält ſich ſachlich durchaus an das, was
ſein Vorgänger geſagt hat, lediglich der Ton war etwas anders.
Die Gereiztheit, die man unter der Cunoregierung gewohnt war,
machte ein geſteigertes Mißtrauen nicht mehr möglich. Hierin hat
der Reichskanzler eine Aenderung gebracht. Sachlich hat er ſich
von ſeinem Vorgänger wenig unterſchieden.
Was Paris in der Kanzlerrede vermißt.
EU. Paris, 25. Aug. Der Vertreter der Telegraphen=
Union hatte Gelegenheit, eine hochſtehende Perſönlichkeit, die der
franzöſiſchen Regierung naheſteht, über den Eindruck der Worte
Streſemanns zu befragen. Der Ton der Rede des Kanzlers ſei
ausgezeichnet, urde ihm bedeutet, und man könne ſie nur als
einen Fortſchritt beglückwünſchen, zumal die Stelle der Aus=
führungen
Streſemanns, in der erklärt wird, daß Deutſchland
von einer Mißhelligkeit zwiſchen Frankreich und England nichts
zu erhoffen habe, werde als ſehr glücklich beurteilt. Letzten Endes
aber müſſe man auf das lebhafteſte bedauern, daß Streſemann
mit keinem Worte auf den paſſiven Widerſtand zu ſprechen ge=
kommen
ſei. Das ſei um ſo unverſtändlicher, als Poincaré ſo=
wohl
in ſeiner Note rom 10. Juni wie auch in ſeiner letzten Ant=
wort
an die engliſche Regierung dieſe Frage durchaus öffentlich
behandelt habe. Streſemann habe es unterlaſſen, die Anregung
des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten aufzugreifen, und der Ge=
ſamtwert
ſeiner Rede, die an und für ſich hochintereſſant ſei,
werde durch dieſe Unterlaſſungsfünde gewaltig beeinträchtigt.
Die Pariſer Kreiſe ſprechen den Wunſch aus, daß der Kanzler
ſobald wie möglich dieſe Unterlaſſungsfünde wieder gut mache
und ſich klar zu der Frage des paſſiven Widerſtandes ein=
ſtellen
möge.

Chineſiſche Kermanik.
Ausſtellung im Frankfurter Kunſtgewerbemuſeum,
Juni bis Ende September.
Von Dr. Zeh=Heppenheim a. d. B.
Der ſo rührige Ausſtellungsausſchuß der Schau chine=
ſiſcher
Keramik im Frankfurter Kunſtgewerbemuſeum brachte
großartige Paradeſtücke dieſer bereits leidenſchaftlich geſammel=
den
Totenbeigaben aus Ton zuſammen, ſo daß eine recht wir=
fngsvolle
Introduktion der Ausſtellung möglich war. So dürfte
ſohl jeder Beſucher gleich in den beiden erſten Ausſtellungsſälen
Yurch Dinge gefeſſelt werden, deren Verſtändnis ſich von ſelbſt ohne
beſondere technologiſche und keramiſch =äſthetiſche Schulung er=
ſchließt
. Der ſtarke kulturgeſchichtliche Einſchlag, der ſich mit
dieſen Dingen verbindet, trägt das Seine dazu bei, unverwiſch=
bare
Eindrücke zu hinterlaſſen.
In China beſtand in der vorkunfuzianiſchen Zeit noch die
barbariſche Sitte der Totenopfer. Der Tote zog mit ſich ins
Grab, was er einſt zu Lebzeiten beſeſſen hatte. Nicht nur ſein
geſamter Hausrat, ſeine Waffen und Kleider, ſein Lieblings=
pferd
mit dem Wagen folgten ihm in die Grube nach, ſondern
auch teils erzwungen, teils freiwillig. Dienerſchaft und Ange=
hörige
. Im Shi=king, dem kanoniſchen Liederbuch, deſſen Ent=
ſtehung
dem 12,7. vorchriſtl. Jahrhundert angehört, ertönt der
ſchauerliche Klagegeſang über den frühen Zwangstod dreier
Helden
** aus dem Hauſe Tſe=, die ihrem geſtorbenen
Herrn, Demt Fürſten Mu, ins Grab folgten:
Die gelben Vögel fliegen hin,
Auf Dornen raſten ſie.
Wer iſt dem Fürſten Mu gefolgt?
Das war der Tſe=, war Jan=ſi;
Und dieſer ſelbige Jan=ſi,
Der Hunderten gewichen nie,
Als er die Grube ſah,
Wie ſchaudert ihn vor Grauſen da!
O Himmel, den ſo blau wir wiſſen,
Welch Edlen haſt du uns entriſſen!
Wär er zurückzukaufen, o,
Wir wollten hundert Andre miſſen
uſw.
(Ueberſetzung von V. v. Strauß.)
Daß man ſich die Seele des Verſtorbenen weiterlebend in
der Gruft dachte, daß demnach dort guch alle Dinge des täglichen

Lebens vorhanden ſein mußten, daß man auch im Grabe nicht
auf die einſtigen Freuden des irdiſchen Daſeins verzichten
wollte, entnehmen wir der Klage einer zwar noch im Lichte des
Tages lebenden Witwe um ihren geſtorbenen Geliebten:
Nach manchem Sommertag,
Nach mancher Winternacht,
Wohl hundert Jahre hinterdrein?)
Geh ich, wo er nun Wohnung macht.
Nach mancher Winternacht,
Nach manchem Sommertag,
Wohl hundert Jahre hinterdrein,
Geh ich zu ihm in ſein Gemach.**)
(Aus dem Shi=king, überſetzt von V. v. Strauß.)
Zur Zeit des Konfuzius (551479) ſcheint man mit dieſem
grauſamen Brauch des Mitbegrabens der lebenden Hinterlaſſen=
ſchaft
, der, ganz abgeſehen von ſeiner Unmenſchlichkeit, dem wirt=
ſchaftlichen
und ſtaatlichen Leben auf die Dauer doch zu hohe
Opfer auferlegte, gebrochen zu haben. Doch ſoll noch der gewal=
tige
Kaiſer Shi=huang=ti (221210), der Napoleon Chinas, ver=
fügt
haben, daß die Angehörigen ſeines Haushalts getötet und
mit ihm ins Grab gelegt werden ſollten‟. Daß ſeit dieſer Zeit
die Menſchenopfer beim Trauerritual aufhörten, beweiſen nun
die Grabfunde. Unverrückbar hielt man aber an dem Glauben
feſt, daß die Geiſter der Abgeſchiedenen noch leibliche Bedürfniſſe
hätten, daß ihr Schickſal im Grabe auch das der Zurückgeblie=
benen
beeinfluſſe. Glaubte man doch, daß derjenige, der kinder=
los
ſterbe und ſo des von der Nachkommenſchaft darzubringenden
Ahnenopfers verluſtig gehe, auch noch nach dem Tode dem Hunger
preisgegeben ſei! So konnte man auf den Brauch der Toten=
opfer
unmöglich verzichten; nur gab man jetzt an Stelle des
lebenden und toten Nachlaſſes lediglich deſſen Abbilder mit ins
Grab. Dieſe Sitte der meiſt aus Werken der Töpferkunſt be=
ſtehenden
Grabbeigaben artete in der Tangzeit (618906) ſogar
in Verſchwendung aus. Hatte man doch in Gräbern, ganz ab=
geſehen
von anderen Beigaben, oft über hundert Figuren aus
Ton gefunden! In den Gräbern der Sungzeit (9601279) wer=
den
die Beigaben ſpärlicher. Man findet zwar noch Gefäßkera=
mik
, aber keine figürlichen Darſtellungen mehr. Aber noch heute

*) Solange deucht ihr die Zeit bis zur Wiedervereinigung mit dem
Geliebten.
**) In ſeiner Gruft wird ſie wie eine Neuvermählte ihre Heimat
finden.

hat ſich in der wohl ſchon in der Sungzeit aufkommenden ſog.
Verbrennungszeremonie eine Erinnerung an das uralte, einſt
ſo pomphafte und grauſame Totenritual erhalten. Man drückte
nun mit einem Holzſtempel die Bilder der Grabbeigaben, die
man früher in Form von Töpfereien und auch Schnitzereien
mit ins Grab verſenkte, auf Papier ab und verbraunte es in dem
Glauben, daß dieſe Bilder in der Schattenwelt wieder regle
Exiſtenz erlangen würden.
So ſpiegelt ſich in dem Inhalt der Han= und Tanggräber
nicht nur das kulturrelle Leben jener Blütezeiten chineſiſcher
Kultur wider, ſondern wir lernen auch geſicherte Beiſpiele früh=
chineſiſcher
Keramik kennen. In ſolchen Gräbern hat man, meiſt
in Nachbildungen aus Ton, wohl faſt alles gefunden, was den
Toten zu deſſen Lebzeiten umgab: Tempel, Wohnhäuſer mit
ihrem hauptſächlichſten Inventar, Kornſpeicher, Ziehbrunnen,
Schaf= und Schweineſtälle mit reicher Aufzucht, ſämtliche Haus=
tiere
jener Zeit, wie Pferde, Kamele, Rinder, Schweine, Hunde,
Hühner, Enten, ferner unzählige Figuren; näherſtehende Ange=
hörige
des Verſtorbenen wie ſeine geſamte Dienerſchaft zu Fuß
und zu Pferd, im Hauskleid wie in voller Wehr. Die Phy=
ſiognomien
dieſer Figuren reden bei näherem Hinſehen eine
durchaus individuelle Sprache. Stumpfe und ergebene, unſäglich
hochmütige und kindlich lächelnde Geſichter blicken uns an. Wohl
faſt alle Typen der Gefäßkeramik jener Zeit, die teilweiſe Bronce=
formen
nachahmen, dürften ſich erhalten haben in dieſen alten
Gräbern, die auch nicht in die Gruft mit verſenkten grimmig
dreinſchauenden Totenwächter (Nr. 84, 85, 92) und Totengötter
(Nr. 74, 88, 89) vor ihrer Entweihung durch die techniſchen Mächte
der Gegenwart zu ſchützen vermochten. Die Frankfurter Aus=
ſtellung
gibt nun einen großartigen Ueberblick über dieſe für die
chineſiſche Kulturgeſchichte und das chineſiſche Kunſtgewerbe
gleicherweiſe bedeutſame Grabkeramik. Bedenken wir doch, daß
der Blüte dieſer Grabkeramik der Tiangzeit auch das Auguſteiſche
Zeitalter des chineſiſchen Volkes entſprach. Ertönt nicht ange=
ſichts
der hochgeſchürzten koketten Figürchen der Flötenfpiele=
rinnen
und Tänzerinnen, die da wartend auf den Befehl des
Verſtorbenen in der Gruft ſtanden, leiſe die koſtbare Jadeflöte
des trunkenen himmliſchen Zechers und unſterblichen Dichters
Li=Tai poh (699761)2 Wieviel Frohſinn muß ein Zeitalter
beſeſſen haben, das die Sinnbilder ſeiner irdiſchen Erheiterun=
gen
, wie Statuetten von Terpſichores holden Kindern, für das
ſceliſche Gleichgewicht im Jenſeits benötigte. (Perzynski.) Es
mag hier der Hinweis am Platze ſein, daß auch die ägyptiſchen
Gräber derartige Beigaben enthielten. Beſonders die Gräbey

[ ][  ][ ]

Rummer 235.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 26. Auguſt 1923.

Vom Tage.

Wertbeſtändige Kredite der Reichsbank.
Berlin, 25. Aug. (Wolff.) In einer Sitzung des Reichs=
bankausſchuſſes
teilte der Präſident Havenſtein mit, daß die
Reichsbank angeſichts des Vordringens des wertbeſtändigen Ver=
kehrs
und zur Verhütung unbilliger Ausnutzung der Papier=
kredite
bei den Spar= und Darlehenskaſſen wertbeſtändige
Kredite eingeführt hat, die ſowohl bezahlt wie zurückgezahlt
in Papiermark werden, ſo daß an beiden Zeitpunkten die Um=
rechnung
bis auf weiteres in engliſche Pfund ſtattfinden
müſſe. Es wird für dieſe Kredite ein niedrigerer Zinsfuß als
für die Papiermarkkredite feſtgeſetzt. Außerdem wird ein Gold=
giroverkehr
eingerichtet, der ſich auf die Einziehung
von Deviſen gründet. Die Konten werden auf Papiermark
lauten, wobei 100 Feſtmarkgleich einem Pfund Ster=
ling
gerechnet werden. Der Verkehr wird vorläufig
in Berlin zentraliſiert. Eine Dezentraliſa=
tion
ſoll nach Möglichkeit ſpäter erfolgen. Dem
Kontoinhaber wird ſowohl die Uebertragung auf ein anderes
Feſtmarkkonto als auch die Abhebung in Papiermark zum Tages=
kurs
zugeſtanden. Für letztere ſoll eine mehrtägige Kündigungs=
friſt
erfolgen. Die erſtmalige Deviſeneinzahlung bei der Konto=
eröffnung
hat 500 000 Feſtmark zu betragen. Spätere Einzahlun=
gen
können in beliebiger Höhe erfolgen. Die Reichsbank wird
bei entſprechendem Umfang der wertbeſtändigen Kredite, ihre
Goldkredite zu einem eigenen Prozentſatz der Allgemeinheit durch
Rediskont zur Verfügung ſtellen, und zwar durch Ausſtellung
von Zertifikationen ähnlich den Reichsſchatzanweiſungen. Hierzu
iſt eine Aenderung des Bankgeſetzes erforderlich. Auf dieſe Weiſe
ſoll verſucht werden, mit der Feſtmarkrechnung einen ernſten An=
fang
zu machen.
Solange die Reichsbank Papiermarknoten ausgeben muß,
wird ſie äußerſt behutſam verfahren müſſen. Sie kann nicht
Papiermarkauf Goldkonto übernehmen, weil ſonſt das
geſamte Riſiko der Markverſchlechterung auf die Reichsbank ab=
geladen
würde. Auch könnten die zur Deckung der Feſtmark=
konten
erforderlichen Deviſen nicht aus der Wirtſchaft genommen
werden, die ſie für Importzwecke braucht. Die Reichsbank müßte
alſo ganz neue Wege ſuchen. Die Nützlichkeit oder auch nur Un=
bedenklichkeit
der allgemeinen Goldrechnung unter den heutigen
Verhältniſſen iſt ebenſowenig erwieſen wie die Frage, ob unſere
Wirtſchaft eine ſolche Verſchuldung in Goldmark ohne Gefährdung
tragen kann. Bei der Abgrenzung der zu gewährenden Feſtmark=
und Papiermarkkredite kann die Reichsbank nur der allgemei=
nen
Entwickelung folgen. Sie muß ſich vor Uebereifer und Ueber=
eilung
hüten, ſonſt würden durch die Schwierigkeiten der Kalkula=
tion
bei plötzlicher Umſtellung der Wirtſchaft weite Kreiſe ernſt=
lich
gefährdet und der Umlauf des Papiergeldes ungeheuer ge=
ſteigert
. Störungen in der Zahlungsmittelverſorgung wären
dann unvermeidlich.
Der Konflikt in der Reichsbank.
* Berlin, 25. Aug. (Priv.=Tel.) Der Konflikt in der um Mitternacht aufgehoben werden würde.
Reichsbauk, der auf das Eingreifen des Reichsarbeitsminiſters
hin und trotz der Einwendung der Gewerkſchaftsorganiſationen
nicht beizulegen war, iſt jetzt in ein Stadium getreten, das für
die wirtſchaftliche Lage große Schwierigkeiten heraufzubeſchwören
geeignet iſt. Infolge des Widerſtandes des Reichshankdirekto=
riums
hat der Vertreter der Notendrucker in der geſtrigen Ver=
ſammlung
der Betriebsräte und Angeſtellten der Reichsbank und
der Buchdrucker der Reichsdruckerei eine Erklärung abgegeben,
und Nachtſchicht verweigern, bis die Reichsbankdirektion, die
Kündigung des Betriesratsvorſitzenden Großmann zurückgenom=
men
hat. Morgen nachmittag treten die Betriebsräte der Reichs=
bank
und der Reichsdruckerei zu einer Sitzung zuſammen, an
der auch Vertreter des Afabundes teilnehmen werden. In der
Vorbeſprechung wurde zunächſt Bericht erſtattet über die voraus=
gegangenen
Verhandlungen, und beſchloſſen, in der kommendes:
Woche den Kampf um die Rechte der Setriebsräte aufzunehmen.
Es ſoll durch die freigewerkſchaftliche Betriebsratszentrale eine
Vollſitzung ſtattfinden, in der die Arbeiterſchaft zu dieſer Ange=
legenheit
Stellung nehmen wird. Es findet eine große Ver=
ſammlung
der Betriebsräte ſtatt, in der der Vorſitzende des All=
gemeinen
Verbandes der Deutſchen Bankangeſtellten Zöer den
Konflikt bei der Reichsbank berichtet. Der Konflikt bei der
Reichsbank ſei heute nicht mehr eine Angelegenheit der Reichs=
bankangeſtellten
, ſondern er gehe vielmehr die geſamte deutſche
Arbeiterſchaft an, da das Reichsbankdirektorium die Rechte des
Betriebsrats zu beſchneiden verſuche.
Kanzlerbeſuch in Bahern.
TC. München 25. Aug. Reichskanzler Dr. Streſemann
wurde bei ſeiner Ankunft in München von Staatsrat Dr.
Schmelzle im Auftrage der bayeriſchen Regierung und vom
Reichsgeſandten von Haniel begrüßt. In Mittenwald hat der
bayeriſche Miniſterpräſident Dr. von Knilling zu Ehren des
Kanzlers ein Frühſtück veranſtaltet. Gegen Abend fährt Reichs=
kanzler
Dr. Streſemann nach Garmiſch=Partenkirchen weiter.
Am Sonntag erfolgt die Rückreiſe nach München, wo der Kanz=
ler
beim Reichsgeſandten abſteigt. Die Rückkehr nach Berlin litten haben. Die Verluſte, die die Mitglieder der Vereinigung
wird am Sonntag mit dem Berliner Schnellzug 9.15 Uhr er=
folgen
.

Ein engerer Kabinettsrat beſchäftigte ſich am Freitag abend
mit der Angelegenheit Havenſtein. Die Regierung iſt einmütig der
Auffaſſung, daß Herr Havenſtein verſchwinden muß. Da Eile
nottut, wird vorausſichtlich ſofort nach der Rückkehr des Reichskanzlers
der Reichstag einberufen, um dieſe Angelegenheit zu erledigen.
Der Reichsfinanzminiſter hat für den nächſten Montag die
Länder=Regierungen zu einer Sitzung nach Berlin einberufen,
in der neben der Behebung der Notlage der Länder die Ge=
meindehilfsaktion
erörtert werden ſoll.
Das badiſche Miniſterium des Innern hat beim Reichs=
finanzminiſterium
die Gewährung eines ſehr gro=
ßen
Vorſchuſſes beantragt, der unter die notleidenden Ge=
meinden
zur Verteilung kommen ſoll.
Staatsſekretär Brugger, der bisherige Leiter des
Staatsſekretariats für die beſetzten Gebiete, iſt zurückgetreten.
Sein Rücktritt iſt durch die Umwandlung in das neue Miniſterium für
die beſetzten Gebiete notwendig geworden. In dem neuen Miniſterium
wird kein Staatsſekretärpoſten geſchaffen werden,
Die Hauptgeſchäftsführer der Landbund= Organiſatio=
nen
wurden, zu einer außerordentlichen Tagung am 28.
Auguſt, vormittags 10 Uhr, im großen Sitzungsſaal des Reichsland=
bundes
in Berlin einberufen.
Infolge der neuen Lohnſteigerungen im Kohlenbergbau treten am
Montag die Organe der Kohlenwirtſchaft zuſammen, um die automati=
ſchen
Preiszuſchläge für ſämtliche inländiſche Koh=
lenſorten
feſtzulegen.
Der wegen Landesverrats verhaftete Leiter des
Rheinlandkonzerns, Kommerzienrat Falk, wurde von den
Franzoſen nach Düſſeldorf übergeführt.
Wie der Matin aus Rom meldet, wird demnächſt in Paris zwiſchen
Italien. England und Frankreich ein Finanzabkommen über
den Bau einer neuen, ſehr wichtigen Eiſenbahnlinie in
Kleinaſien abgeſchloſſen werden.
Nach einer Meldung des Neu=York Herald aus Waſhington hat das
Staatsdepartement England, Frankreich und Belgien von dem ameri=
kaniſchen
Standpunkt in der Frage der Wiederauf=
nahme
der diplomatiſchen Beziehungen zu Mexiko
uterrichtet, damit auch ſie in der Lage ſeien, Stellung hierzu zu nehmen.

Die verſchärfte Grenzſperre in Kraft.
TI. Münſter, 25. Aug. Durch beſchleunigte Heranziehung
von Truppenverſtärkungen iſt die verſchärfte Grenzſperre bereits
heute in Kraft getreten. Die Grenzſperre wird durch die neu ein=
getroffenen
Truppen und durch Gendarmerieverſtärkungen in
außerordentlich verſchärfter Form durchgeführt. Dem Stadtamt
in Dortmund wurde mitgeteilt, daß die Sperre am 15. September
Am Dienstag Peröffentlichung der belgiſchen Note.
Paris, 25. Aug. (Wolff.) Wie der Brüſſeler Bericht=
erſtatter
des Journal des Debats meldet, iſt die belgiſche Note
35 Schreibmaſchinenbogen ſtark. Die Veröffentlichung des Textes
wird am Dienstag vormittag erfolgen. Die Note ſpreche im
daß die Notendrucker ſolange die Ausführung von Ueberſtunden dritten Teil die Anſicht aus, daß die Zeit des Austauſches von
Noten, Antworten und Gegenantworten jetzt ein Ende nehmen
müſſe. Es ſei höchſte Zeit, daß man zur praktiſchen Tat ſchreite.
Kohlenpreiserhöhung ab 22. Auguſt.
TU. Berlin, 26. Aug. Die mit Wirkung vom 20. ds. Mts.
ab vorgenommene Erhöhung der Bergarbeiterlöhne hat in Ver=
hindung
mit der Steigerung der Materialkoſten eine abermalige
Erhöhung der Kohlenpreiſe ab 27. Auguſt zur Folge gehabt. Die
Preisfeſtſetzung erfolgt wieder auf Grund des Beſchluſſes, des
Reichskohlenverbands vom 9. Auguſt ds. Js. Einſchließlich Koh=
lenſteuer
, Umſatzſteuer und des Beitrags für den Bergarbeiter=
Heimſtättenbau und einſchließlich des Handelsaufſchlags, die erhöht
werden mußten, beträgt hiernach ab 27. Auguſt der Preis je
Tonne für oberſchleſiſche Flammſtückkohle 58 040 000 Mk., für mit=
teldeutſche
Braunkohlenbriketts 37 430 000 Mk., für Ruhr= Fettför=
derkohle
70 707 000 Mk.
Amerikaniſche Mark=Verluſie.
Paris, 25. Aug. (Wolff.) Der Neu=York Herald be=
richtet
aus Waſhington, die Vereinigung amerikani=
ſcher
Beſitzer ausländiſcher Wertpapiere fordere
unter Anführung zahlreicher Präzedenzfälle und autoriſierter
Rechtsgutachten aus den Vereinigten Staaten und dem Auslande
das Staatsdepartement auf, diplomatiſche Schritte wegen der
Verluſte zu unternehmen, die die Beſitzer deutſcher Ge=
meinde
=Anleihen infolge der Enwertung der Mark er=
erlitten
haben, ſollen mehr als 1 500 000 Dollars be=
tragen
.

des mittleren Reiches waren reich ausgeſtattet mit Modellen
aller Art und zahlreichen Figuren, die mit einem Zauberſpruch
zu einem wirklichen Daſein erweckt und ſo in den Dienſt des
Toten geſtellt werden konnten. So ſtanden der Seele im Grabe
ſtets zur Verfügung: ein Wohnhaus, ein Stall, der Fleiſch und
Milch lieferte, ein Segelſchiff zur Fahrt auf dem Nil, zahlreiche
Diener und Dienerinnen, die die Haus= und Feldarbeit zu ver=
richten
und auch für die Beluſtigung zu ſorgen hatten. Es bleibt
unbeſtritten, daß ſowohl in China wie in Aegypten viel grobe
Bauernware in die Gräber verſenkt wurde; aber es finden ſich
unter dieſen Grabbeigaben doch auch zahlreiche Werke, die aus
begnadeten Künſtlerhänden hervorgingen. So kommt in den
Köpfen des prachtvoll modellierten Pferdepaares (Nr 86 und 87)
auf der Frankfurter Ausſtellung das Feuer einer edlen Raſſe
zum Durchbruch wie auf dem Pferdekopf vom Geſpann der
Selene im Oſtgiebel des Parthenon. Eines der großartigſten
noch erhaltenen Werke der Töpferkunſt jener Zeiten dürfte aber
der in Frankfurt ausgeſtellte, überlebensgroße Torſo eines ſog.
Lohan (eines Jüngers Buddhas) ſein; zwar kein Grab=
fund
, aber techniſch und künſtleriſch durchaus der Gruppe der
Grabkeramik zuhörig. Aus dem geiſterhaft hellgelb glaſierten
Geſicht mit dem tief erregten Ausdruck verliert ſich in endloſe
Fernen der Blick der Augen: die Iris graublau, die Pupille
ſchwarz glaſiert, der fahle Augapfel ohne Glaſur. Die Bruſt iſt
mit einer rötlich=gelben, das Untergewand mit einer braungelb
gewölkten, das Uebergewand mit der in der Grabkeramik ſo be=
liebten
getigerten Glaſur in Braun, Gelb und Grün überſchmol=
zen
. Dieſes hochſtehende Meiſterwerk der Tonplaſtik dürfte noch
der ausgehenden Dangzeit (618906) angehören. (Fortſetz. f.)

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Auszeichnung eines Darmſtädter Gelehr=
ten
. Seitens des Herrn Rudolf Dimpfel, Inhaber des großen
Antiqugriats für Philoſophie von Wilhelm Heims in Leipzig,
war der Kant=Geſellſchaft eine Reihe anerkannter philoſophiſcher
Werke, deren Wert ſich gegenwärtig auf über 12 Millionen Mark
beläuft, zur Verfügung geſtellt worden zum Zweck der Preis=
zuerkennung
an eine philoſophiſch beſonders bedeutſame Lei=
ſtung
aus den letzten Jahren. Das aus den drei Ordinarien
der Philoſophie an der Univerſität Halle, den Profeſſoren Theo=
dor
Ziehen, Paul Menzner, Max Friſcheiſen=Köhler, beſtehende
Preisrichter=Kollegium, das für ſeine Entſcheidung beſtimmte
Bedingungen zugrunde gelegt hatte, entſchied ſich dafür, den

Preis dem Privatdozenten Dr. Herm. Schmalenbach an
der Univerſität Göttingen für ſein großes Werk über Leibniz
zuzuerkennen. Dr. Schmalenbach iſt von Darmſtadt, er hat das
neue Gymnaſium beſucht.
Die Gründungstagung der Internatio=
nalen
Geſellſchaft zur Erhaltung des Wiſents
findet am 25. und 26. Auguſt d. J. unter dem Vorſitz von Direk=
tor
Dr. Priemel=Frankfurt a. M. im Berliner Zoologiſchen Gar=
ten
ſtatt. Die Geſellſchaft bezweckt, durch planmäßige Fortzüch=
tung
der letzten in Tiergärten und Gattern noch lebenden
Wiſente einige 60 Stück innerhalb 7 verſchiedener europäiſcher
Staatsgebiete dieſes gewaltigſte Naturdenkmal der europäiſchen
Tierwelt dauernd vor dem ſonſt unvermeidlichen Ausſterben zu
bewahren und ſpäter in geeigneten Großgattern und Wild=
bahnen
wieder einzubürgern. Die Wiſenthalter aller Länder ſind
der Geſellſchaft beigetreten und eine Anzahl fremder Staaten
wird durch bekannte Naturſchutzfachleute bei der Berliner Tagung
vertreten ſein.
C.K. Das Ende einer altberühmten Mühle. Die Nachricht,
daß die Stadtmühle von Dinkelsbühl und mit ihr Teile der alten
Stadtbefeſtigung niedergebrannt ſind, läßt uns klagen über den
Untergang eines hiſtoriſch denkwürdigen Erdenflecks, der im
Rahmen des wundervollen Stadtbildes unerſetzlich iſt. Dinkels=
bühl
gehört ja zu jenen wenigen deutſchen Städten, in denen ſich
die Vergangenheit noch ganz rein und in all ihrer Schönheit er=
halten
hat, und gerade im Nördlinger Viertel, in dem die Stadt=
mühle
lag, war ein prächtiges Bild geboten von der Wahrhaftig=
keit
altdeutſchen Städtegeiſtes und Bürgerſinns. Die Stadtmühle
und der mit ihr in Verbindung ſtehende Nördlinger Torturm,
der glücklicherweiſe zum größten Teil gerettet wurde, bilden den
Abſchluß des Viertels, von dem die Straße nach Nördlingen
ausging. Im 30jährigen Kriege, in dem Dinkelsbühl viel zu
leiden hatte und ſeit dem ſeine bauliche Entwickelung ſo ziemlich
ſtilleſtand, hatte der alte Turm wohl ſtark gelitten, denn er wurde
nach dem Ratsbeſchluß von 1653 wieder hergeſtellt und um 20
Schuh erhöht. Die Turmuhr führt noch heute wie ehedem den
Namen Betteluhr, nach dem Brauch, daß der Turmwächter die
Ankunft von Fremden durch einen Trompetenſtoß anzeigte, wofür
er ein Trinkgeld empfing. Das nannte man in alten Zeiten
Betteln. Heute bezieht ſich der Ausdruck auf das Schlagen der
Uhr, die meiſt der Stadtuhr um einige Minuten voraus iſt. Die
Dinkelsbühler fagen dann: Es bettelt! Die Stadtmühle hat
ſchon in uralten Zeiten an dieſer Stelle geſtanden. Der Bau,
der bis zum Brande ſo maleriſch aus dem Mauerkranz hervor=

Seite 3.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 26. Auguſt.
Die gefährdete Reinlichkeit.
Wenn nach Liebig der Seifenverbrauch als Kulturmeſſer
eines Volkes anzuſehen iſt, dann befinden wir uns unzweifel=
haft
auf abſteigender Linie und können ſchließlich, den Ruſſen
gleich, pro Kopf nur noch 150 Gramm rechnen, während z. B.
die Engländer jährlich 10 Pfund dieſes einzigartigen Reini=
gungsmittels
verbrauchen. Die Teuerung der Fettſtoffe und
ſonſtigen zu ihrer Herſtellung notwendigen Chemikalien, der
Kohlen, Löhne und allem, was mit ihrer Fabrikation zuſammen=
hängt
, führten zu einer Einſchränkung des Verbrauches dieſes
bisher auch bei uns Deutſchen ſehr ſtark verwendeten Reinigungs=
mittels
, die im Intereſſe der Volksgeſundheit mit größter Sorge
erfüllen muß. Wo der Seifenverbrauch nachläßt und merklich
reduziert wird, da muß Unreinlichkeit oder gar Schmutz zu er=
neuter
Herrſchaft gelangen und wir ſchließlich wieder in jene
Zeiten zurückverſinken, da übelriechende Hautausdünſtungen und
dadurch verpeſtete Kleidung die Verwendung überaus ſcharfer,
ja oftmals betäubender Duftſtoffe und koſtbarer Spezereien not=
wendig
machten, wie ſie im Mittelalter zu einer Zeit üblich war,
in der aus ſittlichen Gründen Körperpflege und das Baden
ſelbſt von der Kanzel herab bekämpft wurde.
Wann die erſte Seife in der jetzt vorherrſchenden Art und
Geſtalt erſtmalig in Gebrauch genommen wurde, konnte nicht
genau feſtgeſtellt werden. Tatſache iſt jedenfalls, daß Plinius
von der Seife als einer germaniſchen Erfindung ſprach, die
ſowohl feſt wie flüſſia gebraucht und zumeiſt als Hauſ=und
Haarpflege= und Reinigungsmittel angewendet wurde. Alle
Reinigungsmittel zum Säubern der Wäſche und Kleidungsſtücke
beſtanden aus Holz= oder Pottaſche und Urin, der zu dieſem=
Zwecke monatelang geſammelt wurde, bis dann wochenlang die
rieſigen Wäſcheſchätze der Hausfrauen mit Hilfe dieſer Laugen
gereinigt und auf weiten Wieſenflächen unter Zuhilfenahme des
Flußwaſſers gebleicht wurden. Die erſte deutſche Seife ſoll aus
Bockstalg und Buchenaſche beſtanden haben, und Karl der Große
war es, der mit weitſchauendem Blick die Herſtellung dieſes
Reinigungsmittels im Großen in die Wege leitete, indem er
805 durch eine Verordnung den Verwaltern ſeiner Güter die
Herſtellung von Seife beſonders nahelegte, die bis dahin nur
in den einzelnen Haushaltungen durch die Hausfrauen nach oft
ſtreng geheim gehaltenen Familienrezepten zur Körperpflege wie
zum Hausgebrauch geſondert hergeſtellt wurde. Erſt im 17. Jahr=
hundert
nahm aber die Seifenfabrikation jenen Aufſchwung, der
dann zu einem Maſſenverbrauch ihrer Produkte zur Körperpflege
wie zur Wäſchereinigung führte. In den romaniſchen Ländern,
namentlich Frankreich und Italien, ſtanden die Seifeninduſtriem
ſchon im Mittelalter in hoher Blüte. Dort ging man auch zuerſt
dazu über, die zur Körperpflege beſtimmten Seifen zu parfü=
mieren
. Als eine Entgleiſung war ſchließlich jener Verſuch zu
betrachten, auch einige Seifenpulver, zur Wäſchereinigung be=
ſtimmt
, mit Duftſtoffen zu verſehen. Die Mehrzahl der deutſchen
Hausfrauen hat aber derart parfümiertes Seifenpulver energiſch
abgelehnt, wiſſend, daß der reine ozonreiche‟ Duft ſauberer
Wäſche ihren höchſten Wert darſtellt. Auf dieſer Erfahrung
beruht ſicher auch zum großen Teil der Erfolg der Sauerſtoff=
waſchmittel
, die als letzte Errungenſchaft der Seifenfabrikation
angeſehen werden müſſen. Die dank derſelben ſo bedeutend ver=
einfachte
Reinigungsmethode der Gewebe jeglicher Art ſollte der
Vernachläſſigung der Reinlichkeit, die zu ſchwerſter Gefährdung
der Volksgeſundheit führen muß, den gewünſchten und notwen=
digen
Riegel vorſchieben. Jedes durch die Teuerung veranlaßte
Sparen an Seifen und Waſchreinigungsmitteln kommt in ſeinen
oft ſchweren Folgen doch zuletzt auf das Schuldkonto der Haus=
frau
und Mutter und würde in ſeinen Auswirkungen ſie
ſchwerer belaſten, als ein Sparen an anderer, weniger ein=
ſchneidender
Stelle.
A. G.

Perſonalnotiz. Lehrer Dr. Steuerwald der Bezirksſchule IV
wurde als Direktor einer Erziehungs= und Fürſorgeanſtalt nach Nürn=
berg
berufen.
Hefſiſches Landestheater. Abenteuer in Moll, ein
Luſtſpiel nach einem Motiv von Calderon von Hanns Braun, wurde
Die
vom Landestheater Darmſtadt zur Uraufführung angenommen.
Anmeldefriſt für Neuanmeldungen zu Theatermieten läuft am Dienstag,
den 28. Auguſt, ab.
Sommerſpielplan Bruno Harprecht. Für Sonntag gibt es zum
letzten Male Der Wauwau, die engliſche Detektivkomödie von Hodges
und Perchvel; Bruno Harprecht ſpielt die Titelrolle.
Für die letzte Woche der diesjährigen Sommerſpielzeit wird unter der
Regie Franz Sauers der altbekannte Schwank Charleys Tante‟
von Brandon Thomas vorbereitet. Die Titelrolle ſpielt Bruno
Harprecht, in Hauptrollen ſind beſchäftigt die Damen Eichelsheim a. G.,
Hillburg, Klee und Volk, und die Herren Göbel, Sauer, Sang, Schüler
und Bögel. Da die Mietvorſtellungen dieſe Woche zu Ende gegangen
ſind, ſind auch für die Montags= und Donnerstagsvorſtellungen jetzt alle
Plätze für den Tagesverkauf frei.
Auszeichnungen. Jakob Hörr, Schuhmachermeiſter, Karlſtr. 57,
Franz Siepmann, Schuhmachermeiſter, Pallaswieſenſtr. 19, wurden
auf der Ago=Fachausſtellung in Leipzig am 1. Juli wegen hervorragen=
der
Leiſtung auf Neuarbeit mit der Silbernen Medaille nebſt Ehren=
diplom
prämiert.

ragte, iſt aber erſt zwiſchen 1490 und 1495 erbaut worden.
1600 wurde der hochragende Giebel umgebaut, wovon eine In=
ſchrift
unter dem Reichsadler Kunde gab, die lautete: Als man
zählet 1600 Jahr, dieſer Giebel von neuem gepauet war. Die
Stadtmühle war bis zum Jahre 1732 im Beſitz des Dinkels=
bühler
Rates, der damit die Brotverſorgung der Bürgerſchaft
aufrecht erhielt; ſpäter wurde ſie verpachtet und dann verkauft.
Dem Nördlinger Viertel drückte die Mühle bis in unſere Tage
ihr Gepräge auf, denn hier wohnen die Ackerbürger. Auch der
letzte Nachklang eines alten Dinkelsbühler Gewerbes hat, ſich
hier noch erhalten. So kann man in der Nördlinger Straße an
ſonnigen Tagen vor manchen Häuſern noch die Erzeugniſſe der
einſt hier ſo lebhaft gepflegten Strumpfwirkerei erblicken, die in
altertümlichen Holzformen zum Trocknen aufgeſtellt ſind.
* Der Kampf der Rothäute für ihre Unabhängigkeit. Die
Nachkommen des Chingachgok und der anderen Helden aus
Coopers Lederſtrumpf ſetzen den Kampf gegen die Anmaßungen
einer degenerierten Welt fort. Der Häuptling der ſechs Na=
tionen‟
. Deskajeh, iſt jetzt nach London gekommen, um hier für
die Unabhängigkeit ſeiner Stämme zu ſtreiten. Er hat dem
Völkerbund eine Petition überſandt und wendet ſich in einem
Aufruf an die öffentliche Meinung Englands. Das iſt gewiß
nur eine edle Geſte, ſo romantiſch wie der Federſchmuck, den er
auf dem Haupte trägt, aber Deskajeh iſt es dabei ſehr ernſt, und
er fordert das Einſchreiten des Völkerbundes, der nach der Klau=
ſel
17 im Falle eines drohenden Krieges Einſpruch erheben ſoll.
So phantaſtiſch es klingt, ſo erklären die Rothäute doch, daß ſie
Krieg gegen die kanadiſche Regierung führen wollen, weil dieſe
ſie in ihrer Unabhängigekit bedroht. Seit dem Vertrage von
1784, durch den den Indianern eine Art Homerule in den Terri=
torien
am Grand River zugeſtanden wurde, haben die Indianer
auf ihre Unabhängigkeit nicht verzichtet. König Georg III. gab
damals dieſes Land ſeinen treuen Verbündeten als Beloh=
nung
für ihre Hilfe im Krieg mit Amerika, durch den ſie ihre
alten Jagdgebiete verloren hatten. Von den ſechs Nationen,
die damals belehnt wurden, ſind heute noch 5000 Jndianer
übrig. Sie haben ihre eigene Volksverſammlung und bewahren
noch manche Ueberreſte ihrer alten Rechte. Die Stämme ſtehen
mit der kanadiſchen Regierung auf Kriegsfuß, weil ſie arg=
wöhnen
, daß man ihre Selbſtregierung beeinträchtigen wolle,
Der Aufruf, mit dem ſich Deskajeh an das engliſche Volk ge=
wandt
hat, iſt ſehr pathetiſch. Man kann dieſes letzte Auf=
flackern
des Stolzes der Frokeſen und der anderen Stämme be=
lächeln
, aber die roten Männer an den großen Seen nehmen
die Angelegenheit blutig ernſt und wollen nun durch ihren Häupt=
ling
ihre verlorene Sache vor dem Forum der Welt ausfechten.

[ ][  ][ ]

p e LD Hck A AAAE HHKNce
Mit Zuſtimmung des Reichsfinanzminiſteriums wird für das
Gebiet des Volksſtaates Heſſen Notgeld ausgegeben. Die Aus=
gabe
des Notgeldes erfolgt durch die Heſſiſche Landesbank.
T1 Zur Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung am Donnerstag,
den 30. Auguſt 1923, nachmittags 5 Uhr, iſt folgende Tagesordnung feſt=
geſetzt
: 1. Erhöhung der Hundeſteuer, 2. Ergänzung der Ortsſatzung
über die Beſteuerung des Beſuchs von Bars und Dielen. 3. Erhöhung
des Ausſchlagsſatzes für die Grund= und Gewerbeſteuer für 1993. 4.
Einführung einer Sonderſteuer auf die Einnahmen aus dem Kraft=
droſchkenbetrieb
. 5. Erlaß einer Ortsſatzung über die Erhebung einer
Getränkeſteuer, 6. Steuerordnung über die Erhebung einer Vergnü=
gungsſteuer
in der Stadt Darmſtadt. 7. Erlaß einer Polizeiverordnung,
betreffend die Feuerſicherheit in den Lichtſpielhäuſern. 8. Beitritt der
Stadt Darmſtadt zur Heſſiſchen Landesbank. 9. Beitrag zum Verein
für das Deutſchtum im Ausland. 10. Erhöhung der Gebühren für die
Benutzung von Straßen und Plätzen zu Bauzwecken. 11. Geſuch des
Ausſchuſſes für Ruhrarbeit, der deutſchen Studentenſchaft um Bewil=
ligung
eines Zuſchuſſes. 12. Wahl von Stadtverordneten in die Zu=
weiſungskommiſſion
des Wohnungsamts. 13. Wohnungsbauabgabe.
14. Mitteilungen.
Tagesorönung zur Sitzung des Provinzial=Ausſchuſſes der Pro=
vinz
Starkenburg am Mittwoch, den 29. Auauſt, vormittags 10 Uhr:
1. Geſuch der Marie Schmidt zu Offenbach a. M. um Erlaubnis eines
Flaſchenbierausſchanks im Hauſe Kl. Biergrund 29; 2. Geſuch des Joh.
Joſt zu Offenbach a. M. um Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirt=
ſchaft
im Hauſe Große Haſenbachſtr. R7; 3. Enteignung von Baugelände
in der Gemeinde Ober=Roden auf Grund der V.=O. zur Behebung der
dringendſten Wohnungsnot; 4. Khage des Martin Kärcher 8. in Lam=
vertheim
gegen die Verfügung des Kreisamts Bensheim vom 17. 4. 23;
5. Enteignung von Baugelände; hier: eines halbfertigen Neubaues des
Bauunternehmers Adam Sattig 3. zu Dieburg.
Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung des Kreisausſchuffes des
Kreiſes Darmſtadt am Dienstag, den 28. Auguſt, nachmittags
3 Uhr
Wildſchadenserſatz=Anſpruch des Arthur Lion zu Darmſtadt.
Abgekürzte Wartezeit. Auf Grund des 8 9, Abſatz 1, Satz 4 der
Verordnung über Erwerbsloſenfürſorge in der Faſſung des Geſetzes
vom 19. Juli 1923 (R.G. Bl. 1, S. 683) hat das Hefſiſche Miniſterium
für Arbeit und Wrtſchaft mit Zuſtimmung des Herrn Reichsarbeits=
minſters
angeordnet, daß für das Gebiet des Volksſtagtes Heſſen vom
9. Auguſt 1933 an bis auf weiteres die Wartezeit für Empfänger von
Erwerbsloſenunterſtützung allgemein bis auf 3 Tage abgekürzt wird.
Reichsverband Deutſcher Tonkünſtler und Muſiklehrer. Für den
Monat September wurde der Mindeſtſatz für eine Muſikſtunde auf
1 Million 75 Goldpfennigen feſtgeſetzt. Die große Preisſteigerung
iſt in Anbetracht der enormen Lebenshaltungskoſten, Abnutzung und In=
ſtandhaltung
der Inſtrumente, der Kohlen= und Lichtpreiſe noch beſchei=
den
zu nennen. An die Eltern der Schüler richtet der Reichsverband
deshalb die dringende Bitte, den Forderungen der ſchwer notleidenden
Muſiklehrerſchaft Verſtändnis entgegenzubringen und ſie in der Aus=
übung
ihres für unſere geſamte Kultur ſo ungemein wichtigen Berufes
auch weiterhin zu unterſtützen.
Beitrag zur heutigen Bewertung geiſtiger Arbeit. Man ſchreibt
uns: Vom Heſſiſchen Landgericht erhielt ich geſtern folgenden Beſcheid:
Für Wahrnehmung des Termins vom 7. 6. 1923 können einem Sach=
verſtändigen
nur 4000 Mark pro Stunde angewieſen werden (2 Stun=
den
8000 Mark, ſ. R.=G.=Bl. 36/23). Ein Arbeiter, dem ich dieſes
Kurioſum zeigte, erklärte mir lachend, damals habe der Durchſchnüifs=
lohn
200 000 Mark die Stunde betragen. Im vorliegenden Fall han=
delte
es ſich um ein fachwiſſenſchaftliches ärztliches Gutachten. Letzteres
mußte auf Grund eingehenden Aktenſtudiums und Studjums ſchwer zu
erlangender Krankengeſchichten zu Hauſe in mebrſtürdiger Arbeit aus=
geführt
werden. Die Bezahlung hierfür hetrun 214 300 Mark. Das
Streitobjekt war ein Haus, alſo Gegenſtand von hielen Hunderten von
Millionen. Die zuſtändigen Beamten pflegen einem dieſe Summen
mit der Erklärung auszuzahlen, ſie ſchämten ſich. Sehen ſolche Be=
zahlungen
nicht aus, als ob man ſich über die Gutachter luſtig machen
wollte?!
100 000=, 200 000= und 500 000=Markſtücke. Nach einer erheblich
langen Pauſe hat man im Finanzminiſterium beſchloſſen, neues Hart=
geld
einzuführen. Es iſt eine Serie von drei Stücken zu hunderttauſend,
zweihunderttaufend und fünfhunderttauſend Mark geplant. Das Hun=
derttauſendmarkſtück
ſoll das Format des bisherigen Zweihunderters,
das Zweihunderttauſend=Markſtück das des Fünfhunderters und das
Fünfhunderttauſend=Markſtück ein etwas größeres Format haben. Die
diesbezügliche Vorlage liegt bereits beim Reichsrat, der darüber in aller=
nächſter
Zeit entſcheiden wird.

Städtiſche Leſe= und Bücherhalle. Von Montag, den N. Auguſt
ab, ſind die Ausleihſtunden der Städtiſchen Bücherhalle wieder vormit=
tags
von 10 bis ½1 Uhr und nachmittags von /23 bis 5 Uhr.
Die Leſehalle iſt wie immer geöffnet.
Orpheum. Neues Operettentheater Frankfurt a. M. Die tolle
Lola, Operette in drei Akten, Muſik von Hugo Hirſch, findet heute letzt=
malig
ſtatt, worauf nochmals hingewieſen wird. (Näh. ſ. Anz.)
* Schnellzugsberlegungen. Die Eiſenbahndirektion teilt mit: Von
Montag, den 27. Auguſt an werden die nachſtehenden Schnellzüge zwiſchen
Frankfurt a. M. Hbf. und Hanau Oſt aus betrieblichen Gründen, wie
folgt verlegt: D 281 nach Bebra-KaſſeſHolland, Frankfurt Hbf. ab
6.40 Uhr vorm., d. h. 5 Minuten früher, Hanau Oſt an 704 Uhr, ab
7.12 Uhr vorm. wie ſeither. D 41 nach Verlin, Frankfurt Hbf. ab
659 Uhr vorm. Offenbach Hbf. 7.11 bis 7.12 Uhr, Hanau Oſt an
7.25 Uhr, ab 7.29 Uhr vorm. (d. h. 3 Min früher als ſeither ab Frank=
furt
a. M.). D 43 nach Berlin, Frankfurt Hbf. ab 1.17 Uhr nachm.,
Offenbach Hbf. 1.89 bis 1.30 Uhr, Hanau Oſt 1.43. ab 1.47 Uhr nachm.
(5. h. 3 Min. früher als ſeither ab Frankfurt), D 85 nach Altona,
Frankfurt Hbf. ab 1,28 Uhr nachm., Offenbach Hbf. 1.40 bis 1.41 Uhr,
Hanau Oſt an 1.55, ab 1.59 Uhr (d. h. 2 Minuten früher als ſeither ab
Frankfurt). D 382 von Holland, Hanau Oſt an 11.06, ab 11.14 Uhr
nachli. Frankfurt Hbf. an 11.39 Uhr nachm. (d. h. 6 Min. ſpäter). D 44
von Vorlin, Hanau Oſt an 10,56, ab 11.02 Uhr. Offenbach 11.15 bis
11.16 Uhr, Frankfurt Hbf. an 11.29 Uhr nachm. (d. h. 4 Min, ſpäter),
D 86 von Altona, Hanau Oſt an 4.21. ab 4,26 Uhr nachm., Offenbach
4.30 bis 4.40 Uhr, Frankfurt Hbf. an 453 Uhr nachm. (d. h. 3 Min.
ſpiter). D 42 von Berlin, Hanau Oſt an 4.38, ab 4.42 Uhr nachm.,
Offenhach 4.55 bis 4.56 Uhr, Frankfurt Hbf. an 5.09 nachm. (d. h. 3 Min.
ſpäter).
veb. Sonderzüge in die Rhön. Am Donnerstag, den 30. Auguſt,
werden aus Anlaß des auf der Waſſerkuppe bei Gersfeld (Rhön) ſtatt=
findenden
Fliegergedenktages folgende Sonderzüge 2. bis 4. Klaſſe ge=
fahren
: Sonderzug 1 mit Anſchluß an den Schnellzug D 41 von Frank=
furt
a. M.Fulda an 9.14 Uhr vorm., Fulda ab 9.20 Uhr, Gersfeld
(Rhün) au 10.08 Uhr vorm. und Sonderzug 2, Gersfeld ab 9.33 Uhr,
Fulda an 10.37 Uhr nachm. mit Anſchluß an die Schnellzüge D 45 nach
Verlin, Fulda ab 11.02 Uhr nachm. und D. 87 nach Hamburg=Altona,
Fulda ab 11.37 Uhr nachm. Beſucher der Veranſtaltung aus Frankfurt
a. M. benutzen für die Heimfahrt den Perſonenzug 2425, Gersfeld ab
7.34 Uhr, Fulda ab 8.33 Uhr nachm., mit Anſchluß an die Züge E 64,
Fulda ab 9.18 Uhr nachm. und D 44 Fulda ab 9.48 Uhr nachm.
Segelflugſpende. Beiträge zur Segelflugſpende (ſiehe geſtrigen
Aufruf) nimmt auch die Expedition des Darmſtädter Tagblatt ent=
gegen
.
Lekale Veranſtaltungen.

Die bierunter erſcheſnenden Notizen ſind ausſchließlich ais Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Mabruchmg oder Kriltkl.

Herrngartenmuſik. Für das heutige Promenadenkon=
zert
iſt folgende Vortragsfolge aufgeſtellt: 1. Die Himmel rühmen des
Ewigen Fhre; 2. Motive aus der Oper Oberon von C. M. v. We=
ber
(auf Wunſch); 3. Mazurka von Gr. Sporck; 4. Das Grab auf der
Heide, Ballade von G. Heiſer; 5. Siegmunds Liebeslied aus der Wal=
küre
von Richard Wagner u. a. m. Aenderungen bleiben vorbehalten,
Der Kriegerverein Darmſtadt veranſtaltet Sonn=
tag
, den 26. Auguſt, einen Familienſpaziergang, nach Nieder=Ramſtadt.
Einkehr daſelbſt im Schützenhof. Abmarſch Tierbrunnen, NiederRam=
ſtädter
Straße hier, pünktlich 1½ Uhr.

Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Am Montag, den
27. Auguſt, abends 8.15 Uhr, findet im Parteilokal ein Kommunalpoli=
tiſcher
Abend ſtatt. Im weſentlichen werden Steuer= und Finanzfragen
beſprochen. Alle Mitglieder der Partei werden dazu eingeladen.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Die
Zuſammenkünfte finden von jetzt ab wieder im kleinen Saal des Feier=
abend
, abends 81/, Uhr, ſtatt. Nächſten Mittwoch, den 29. d. M., wird
unſer jugendliches Mitglied Ludo Petry wieder einen ſeiner geſchicht=
lichen
Vorträge bringen, die jeweils von Alt und Jung mit regem In=
tereſſe
verfolgt wurden und von allen Seiten größte Anerkennung fan=
den
. Diesmal wird Herr Petry über das Thema: Bilder aus der

türkiſchen Geſchichte ſprechen, das im Hinblick auf den jüngſt erfolgten,
für unſeren ehemaligen Bundesgenoſſen ſo ehrenvollen Friedensſchluß
von größerer Bedeutung ſein dürfte. Es iſt zu wünſchen, daß ſich die
Mitglieder der Jugendgruppe zahlreich einfinden, auch ſind Partei=
freunde
hierzu wieder herzlich eingeladen. Für kommenden Sonntag iſt
vor einer neuen Erhöhung der Eiſenbahntarife eine Wanderung vor=
geſehen
, worüber Näheres am Mittwoch bekanntgegeben wird.

Deutſche Demokratiſche Partei. Das Thema, über das
Reichstagsabgeordneter Pfarrer Koxell am Dienstag abend 8 Uhr
im Saalbau ſpricht, heißt Alter und neuer Kurs
Der
Redner wird durch die Wahl dieſes Themas Gelegenheit haben, über die
bisherige Regierung und ihre Politik zu ſprechen und gleichzeitig übe
die Hoffuungen ſich zu äußern, die man an das Walten der neuen Re=
gierung
knüpft. Zur Deckung der enormen Unkoſten ſolcher Veran=
ſtaltungen
muß ein Saalgeld erhoben werden. Nachmittags 4 Uhr
wird Reichstagsabgeordneter Korell ſich im Goldenen Anker zur Ver=
fügung
der Ausgewieſenen halten.
Demokratiſche Jugendgruppe. Da ſich der Wande=
rung
unumgängliche Schwierigkeiten in den Weg geſtellt haben, fällt
dieſe aus.

H. Eberſtadt, 25. Aug. Gemeinderatsſitzung. Eingangs
der Sitzung machte der Bürgermeiſter Mitteilungen über die kataſtro=
phale
finanzielle Lage der Gemeinde und die Bemühungen der Verwal=
tung
, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Dies ſei für die abgelaufene
Woche durch eine außerordentliche Zuweiſung auf die der Gemeinde
zuſtehenden Anteile an der Reichseinkommenſteuer durch das Land in
Höhe von 1500 000 000 Mark gelungen, und durch Entſendung einer
Oeputation der Gemeindevertretung an die zuſtändigen Stellen erreicht
worden. Darüber hinaus bedürfe es ſchleuniger und wirkſamer Maß=
nahmen
, um den völligen finanziellen Zuſammenbruch der Gemeinde
zu vermeiden. Notwendig fei hierzu Verminderung der Ausgaben (ſo
durch Schließung des ſich als unwirtſchaftlich erwieſenen Gemeindeſtein=
bruchs
und Einſtellung aller Notſtandsarbeiten) und ſchleunigſte Er=
hebung
der Grund= und Gewerbeſteuern, ſowohl eines Nachtrags für
1922 als auch des 1. und 2. Ziels 1923. Gemeinderat Heißt beſtätigte
die ſchwere finanzielle Kriſis der Gemeinde und ſchließt ſich den Vor=
ſchlägen
der Verwaltung an, und verlangt darüber hinaus Anpaſſung
aller Gemeindeſteuern, =abgaben und =gebühren an die jeweiligen Geld=
verhätniſſe
, wozu die ſtetige Prüfung aller Gebührenordnungen und
Tarife erforderlich ſei. Er tritt ferner ein für beſchleunigte Einziehung
aller Einnahmen und Auferlegung von Geldentwertungszuſchlägen, went
die Zahlungen ſeitens der Pflichtigen nicht rechtzeitg entrichtet werden.
Insbeſondere fordert er ſchleunigſte Erhebung der Grund= und Ge=
werbeſteuern
, wozu er beantragte, als Nachtrag für 1922 14 Ziele zu
erheben, und für die erſten beiden in 1923 fällig werdenden Ziele fol=
gende
Ausſchlagſätze zur Anwendung zu bringen: 6000 Mk. auf j
100 Mk. Steuerwert des land= und forſtwirtſchaftlich genutzten Grund=
beſitzes
, 4000 Mk. auf je 100 Mk. Steuerwert des gewerblichen Anlage=
und Betriebskapitals und 4000 Mk. auf je 100 Mk. Steuerwert des
Gebäudebeſitzes. Alle Anträge wurden einſtimmig angenommen. Die
Erhöhung der Leikgebühren für die Badewäſche und die Neufeſtſetzung
der Badepreiſe, welche bereits am 15. Auguſt in Wirkung getreten ſind,
fand die nachträgliche Zuſtimmung des Gemeinderats. Die Vergütung
der Badewärterin wurde für die erſte Hälfte des Monats Auguſt auf
750 000 Mk., für die zweite Hälfte des Auguſt auf 1500 000 Mk. feſt=
geſetzt
. Dem Geſuch des Georg Haller 4. um Erhöhung ſeiner Vergütung
für das Reinigen der öffentlichen Straßen und Plätze ſowie Sinkkaſten
wird entſprochen und dieſe für die Zeit vom 1. Juli bis 30. September
auf 900 000 Mk. feſtgeſetzt. Dem Antrag des Wilhelm Harniſchfeger 2.
um Erhöhung der Vergütung für das Fahren des Leichenwagenß auf
150 000 Mk. pro Fuhre wird ſtattgegeben. Ebenſo wird die Feſtſetzung
der Vergütung für den Gemeindekontrolleur auf jährlich 490 000 Mk.,
zuzüglich der für Reiché=uſw. beamten jeweils geltenden monatlichen
Teuerungszuſchläge, genehmigt. Das Schulgeld für die Kleinkinderſchule
wird auf 2000 Mk. wöchentlich erhöht. Auf die Kanalbenutzungsgebüh=
ren
ſoll für das Rechnungsjahr 1923 ein Nachtrag erhoben werden. Die
Höhe wird noch feſtgeſetzt. Das Gas= und Elektrizitätswerk teilt mit,
daß beabſichtigt ſei, für Auguſt den 20fachen Betrag der Julirechnung
als Vorauszahlung auf Gas und Elektrizität zu erheben. Der Ge=
meinderat
erachtet indeſſen den 10fachen Betrag als Vorauszahlung auf
Gas für ausreichend, während eine ſolche auf Elektrizität nicht in Frage
kommen dürfe, da bei der Julirechnung eine ſolche in Höhe von 50
Prozent bereits zur Erhebung gelangt ſei. Der Entwurf einer Wiege=
ordnung
für die Gemeindebrücken= und =biehwage findet Zuſtimmung.
Ein Schreiben des Prof. Mirus, betr. Nichtabhaltung der Impftermine,
gibt zu längeren Erörterungen Anlaß. Der Gemeinderat konnte ſich
für die erhobenen Forderungen indeſſen nicht für zuſtändig erklären
und beſchloß Abgabe der Eingabe an die höheren Stellen. Ueber
die in letzter Zeit, zunehmenden Kartoffeldiebſtähle in der Gemarkung
Eberſtadt wird längere Zeit beraten und auf Abhilfe geſonnen. Die
Schutzpolizei ſoll um Unterſtützung angegangen werden. Alle übrigen
ſeither angewandten Maßnahmen, insbeſondere auch die Ernennung von
Ehrenfeldſchützen, erwieſen ſich als verfehlt.

9
*
DOa
eTagatoitt

Wertbeſtändige Anleihe des Deutſchen Reiches.

Die durch die Ungunſt der außenpolitiſchen Lage der deutſchen Währung zugefügte Schädigung hat die Ausgabe eines beſonderen wertſicheren Reichspapieres der Wert=
beſtändigen
Anleihe erforderlich gemacht. Damit iſt jedermann die Möglichkeit gegeben, ſein Vermögen und Einkommen, vorübergehend oder dauernd, wertbeſtändig, vorteilhaft und
ſicher anzulegen.
Die Anleihe iſt wertbeſtändig, denn ſowohl die Bezahlung der Zinſen wie die Rückzahlung des Kapitals erfolgt auf Baſis des Dollarkurſes.
Die Anleihe iſt eine Volksanleihe, denn die kleinen Stücke ermöglichen es weiteſten Kreiſen der Bevölkerung, ihre Erſparniſſe durch Anlage in dieſer Anleihe zu ſichern.
Dem Charakter dieſer Anleihe als Sparanleihe entſpricht es insbeſondere, daß die Zinſen der kleinen Stücke bei Fälligkeit der Anleihe insgeſamt in Form eines Zuſchlages
von 70% zurückgezahlt werden.
Es ſteht zu erwarten, daß ſich die kleinen Stücke infolge dieſer Ausſtattung beſonders leicht im Verkehr einbürgern werden. Der Umſatz in dieſer Anleihe wird aber nament=
lich
dadurch erleichtert, daß ſie von der Börſenumſatzſteuer befreit iſt.
(J,7086
Wer alſo Einkünfte und Betriebsmittel in dieſer Anleihe vorübergehend anlegen will, braucht nicht zu befürchten, daß ihm beim Verkauf beſondere Unkoſten entſtehen.
Aber auch als dauernde Kapitalanlage iſt die Anleihe außerordentlich geeignet, nicht nur wegen ihrer Wertbeſtändigkeit, ſondern auch wegen der Befreiung von der Erb=
ſchaftsſteuer
für den Selbſtzeichner.
Die Anlage iſt ein ſicheres Anlagepapier, denn Zinſen und Rückzahlung ſind reichsgeſetzlich ſichergeſtellt durch das Vermögen der geſamten deutſchen Wirtſchaft: Banken,
Handel, Induſtrie, Landwirtſchaft, ſowie eines jeden, der über ſteuerpflichtiges Vermögen verfügt.
Die Zeichnung auf die Anleihe kann in Mark (100%,) ſowie in Deviſen und Dollarſchatzanweiſungen (95¾) erfolgen.
Die Anleihe beſitzt demnach alle Eigenſchaſten, die ein erſtklaſſiges Anlagepapier haben muß: vorzügliche Ausſtattung und Sicherheit ſowie leichte Begebbarkeit von Hand
zu Hand. Namentlich durch ihre Wertbeſtändigkeit und ihre Befreiung von der Erbſchaftsſteuer iſt ſie geeignet, den dem deutſchen Volke innewohnenden Sparbetrieb wieder zu beleben.
Daß die Anleihe auch ein wichtiges Glied in der Kette der Maßnahmen iſt, welche dazu dienen ſollen, eine Geſundung der Wirtſchaft, der Währung und der Finanzen herbei=
zuführen
, bedarf nicht der Erwähnung. Wer ſie zeichnet, ſichert ſich nicht nur die denkbar beſte Anlage ſeiner flüſſigen Gelder, ſondern er nützt auch dem großen Ganzen, indem er Bau=
ſteine
zum Wiederaufbau heranträgt!

Der Präſident des Reichstags
Löbe

Deutſchnationale Volkspartei
Hergt
Deutſche Volkspartei
Dr. Scholz, Reichsminiſter a. D.
M. d. R. W. R.
Deutſche Demokratiſche Partei
Dr. Peterſen
Zentrum
Marx, Senatspräſident
Vereinigte Sozialdemokratiſche Partei
Hermann Müller, Reichsminiſter a. D.
Bayeriſcher Bauernbund
Eiſenberger
Vorläufiger Reichswirtſchaftsrat
Dr. C. F. von Siemens.
Leipart
Deutſcher Induſtrie= und Handelstag
Franz von Mendelsſohn
Deutſcher Landwirtſchaftsrat
Dr. Brandes

Hauptlandwirtſchaftskammer

Deutſcher Handwerks= und
Gewerbekammertag
H. Plate. Dr. Meuſch
Deutſcher Städtetag
Boeß, Oberbürgermeiſter
Reichsverband der Deutſchen Induſtrie
Dr. Bücher
Dr. Sorge
Hanſa=Bund
Dr. H. Fiſcher, M. d. R.
Zentralverband des Deutſchen
Großhandels G. V.
Dr. h. e. Ravené, Geh. Kommerzienrat
Keinath, M. d. R.
Reichsverband des Deutſchen Ein=
und Ausfuhrhandels
Dr. Hugo, M. d. R.
Hauptgemeinſchaft des Deutſchen
Einzelhandels
H. Grünfeld
Centralverband des Deutſchen Bauk=
und Bankiergewerbes (E. V.)
Dr. Rießer
Verband
Deutſcher Privatbankiers (E. V.)
Maron

Verband deutſcher
öffentlich=rechtlicher Kreditanſtalten
Buſch, Staatsſekretär z. D.
Deutſcher Zentral=Giroverband
Dr. Kleiner
Jurſch

Deutſcher Sparkaffenverband
Jurſch
Reichsverband der Privatverſicherung
Walther, Generaldirektor. Knoll

Reichsausſchuß
der Deutſchen Landwirtſchaft
Freiherr von Wangenheim

Reichslandbund
Die Geſchäftsführenden Vorſitzenden
des Reichslandbundes
Hepp.
Dr. Roeſicke

Deutſcher Bauernbund (E. V.)
A. Müller, M. d. R. W., R.

Vereinigung der Deutſchen Arbeit=
geber
=Verbände (E. V.)
Dr. Sorge.
Dr. Meiſſinger
Allgemeiner
Deutſcher Gewerkſchaftsbund
Leipart
Deutſcher Gewerkſchaftsbund
Stegerwald
W. Gutſche Otto Thiel Bernhard Otte
Gewerkſchaftsring Deutſcher Arbeiter=,
Angeſtellten= und Beamtenverbände
Geſamtverband Deutſcher
Angeſtellten=Gewerkſchaften
Otto Thiel, M. d. R.
Allgemeiner Freier Angeſtelltenbund
Stähr.
Süß
Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten
Dr. Combecher. Borchardt

Reichsverband der deutſchen landwirt=
ſchaftlichen
Genoſſenſchaften (G. V.).
Johannßen
Gennes
Generalverband der deutſchen
Raiffeiſen=Genoſſenſchaften
Dr. Seelmann
Deutſcher
Genoffenſchaftsverband (E. V.)
Korthaus, M. d. R.

Reichsverband
Deutſcher Konſumpereine (E. V.)
Schlack, M. d. R.

Zentralverband
Deutſcher Konſumpereine
H. Kaufmann. H. Bäſtlein

Vereinigung
der Deutſchen Bauernvereine
Freiherr v. Kerkerink zur Borg
Dr. Crone=Münzebrock

Deutſcher Beamtenbund
Flügel Remmers

Reichsbund der höheren Beamten
Dr. Scholz, Reichsminiſter a. D., M. d. R.
Dr. Rathke

Reichsſtädtebund
Verband der Deutſchen Lanbkreiſe
Dr. Conſtantin, Landrat a. D.
Verein
Deutſcher Zeitungsverleger (E. V.)
Dr. Krumbhaar, Kommerzienrat
Reichsverband der Deutſchen Preſſe
P. Baecker, M. d. L.

[ ][  ][ ]

Rummer 235.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 26. Auguſt 1923.

Seite 5.

St. Nieder=Ramſtadt, 25. Aug. Gemeinderatsbericht. Den
erſten Punkt bildeten Elektrizitätswerkangelegenheiten. Die gerade in
den letzten Wochen eingetretene ungeheure Geldentwertung und in Ver=
bindung
damit die Steigerung der Preiſe für Betriebsmittel und Lohn=
erhöhungen
bedingten einen weiteren Strompreisaufſchlag. Es wurde
beſchloſſen für den Monat Auguſt I. Js. für Licht= und Kraftſtrom
120000 Mark pro Kilowattſtunde zu erheben und gleichzeitig ein Vier=
tel
des für Auguſt zu zahlenden Stromgeldes als Vorauszahlung für
den Monat September einzufordern. Durch dieſe Maßnahme hofft
man die Elektrizitätswerkkaſſe etwas zu ſtärken, damit dieſe in der Lage
iſt, die abſolut notwendigen Betriebsmittel ohne Verzögerung einkaufen
zu können. Im weiteren erſtattete die Kommiſſion Bericht von einem
Gutachſten des Herrn Betriebsinſpektors Gudernatſch. Die Anregungen
wurden gutgeheißen und beſchloſſen, die erforderlich werdenden Repara=
turarbeiten
an dem Gasmotor baldmöglichſt vornehmen zu laſſen.
Die Verwaltung erſtattete Bericht über die Finanzlage der Gemeinde.
Das Bild, das ſich hier entpuppte, iſt mehr als troſtlos. Sehr miß=
hilligt
wurde das Verhalten des Reiches, bezw. des Heſſiſchen Finanz=
miniſteriums
, das ſeinen Verpflichtungen der Gemeinde gegenüber in
bezug auf Zuweiſung von Reichsſteueranteilen in keiner Weiſe nach=
kommt
. Die bis jetzt überwieſenen Beträge an Reichseinkommenſteuer
ſind ſo minimal, daß ſie faſt kaum ins Gewicht fallen und keineswegs
im Einklang zu dem Steueraufkommen ſtehen. Die Verwaltung wurde
beauftragt, energiſch Vorſtellungen bei den in Betracht kommenden Stel=
len
zu erheben. Zur Behebung der Finanznot wurde zunächſt beſchloſ=
ſen
, den höchſt zuläſſigen Satz an vorläufiger Gemeindeſteuer, das iſt
das 500fache der 1922er Umlagen, zu erheben. Weiter ſollen Zuſchläge
zur Wertzuwachsſteuer erhoben und der Zuſchlag der Gemeinde zur
Grunderwerbsſteuer von bisher 1 auf 2 Prozent erhöht werden.
Die Feld= und Waldkommiſſion ſchlug vor, das Pachtgeld für die ge=
meindlichen
Grundſtücke auf der Grundlage einer Naturalpacht zu er=
heben
. Der Gemeinderat konnte ſich dem Vorſchlag der Kommiſſion
nicht voll und ganz anſchließen und verwies die Angelegenheit zur noch=
maligen
Nachprüfung an die Kommiſſion zurück. Die inzwiſchen um
das Zehnfache erhöhten Beiträge zur Handwerkskammer ſollen, gleich=
falis
wie die vorhergehenden Beitrage, auf die Gemeindekaſſe übernom=
men
werden. Einem Geſuch des Regierungsbaumeiſters v. d. Leyen
um Ueberlaſſung eines an ſein Gelände angrenzenden Gemeindegrund=
ſtücks
zu einem angemeſſenen Preiſe konnte nicht entſprochen werden, da
mehrere Liebhaber vorhanden ſind. Es wurde daher beſchloſſen, das
Grundſtück nicht zu veräußern, ſondern öffentlich zu verpachten. Der
Punkt, die Beſchaffung von Futtermitteln für das Faſelvieh, wurde ver=
tagt
. In dieſer Angelegenheit ſoll die Kommiſſion demnächſt Bericht er=
ſtatten
. Die kürzlich ſtattgefundene Frühobſtverſteigerung, wobei ein
Erlös von 7 595 000 Mark erzielt wurde, fand die Genehmigung des
Gemeinderats. Auf eine Beſchwerde hin, wurde das Verhalten der
Gemeindeſchweſter einer ſcharfen Kritik unterzogen. Die vorgetragenen
Fälle fanden allgemeine Mißbilligung und können nicht dazu angetan
ſein, das Verhältnis zwiſchen Aerzten und Schweſter zu beſſern. Der
Gemeinderat ſetzte einen Unterſuchungsausſchuß ein, der beauftragt iſt,
die vorgebrachten Beſchwerdefälle zu unterſuchen. Je nach dem Ausfall
des Ergebniſſes der Unterſuchung wird der Gemeinderat alsdann ſeine
Entſcheidung treffen.
B. Groß=Umſtadt, 28. Aug. Hier hatte ein Bauer 120 Zentner
Weizen der vorjährigen Ernte zurückgehalten, um recht viel
daran zu verdienen. Jetzt ſtellte ſich heraus, daß die 60 Säcke Frucht
von Würmern zerfreſſen waren. Man könnte ja dem gewiſſenloſen
Wücherer die empfindliche Strafe gönnen, aber letzten Endes hat den
Schaden doch das verbrauchende Publikum zu tragen, dem ein wert=
volles
Nahrungsmittel dadurch verloren ging.
Aus dem Niddertal, 25. Aug. Bei prachtvollſtem Erntewetter
ſchreiten die Erntearbeiten rüſtig vorwärts und liefern ein ſo=
wohl
der Güte als auch der Menge nach ſehr günſtiges Ergebnis, ſo
daß man nach der Rekordheuernte auch von einer ſolchen in Frucht
ſpreihen kann. Auch die Grummeternte bietet ſo gute Ausſichten, wie
lange Jahre nicht. Ueber die Kartoffelernte läßt ſich ein abſchließen=
des
Urteil noch nicht geben, doch find auch hier die Ausſichten günſtig.
Frühkartoffeln liefern infolge des ſchlechten Wetters zur Zeit des An=
atzes
keine großen Erträge. Die Obſternte läßt viel zu wünſchen übrig.
Birnen gibt es ſehr wenig, Aepfel bleiben vielfach klein und ſind in=
folge
der ungünſtigen Witterung dieſes Jahres fleckig, ſie brauchen noch
viel Sonne, dagegen ſcheint es unerwartet auch in dieſem Jahre eine
gute Zwetſchenernte zu geben. Die Frühobſternte in Steinobſt fällt ganz
verſchieden aus, manche Bäume zeigen guten Behang, während die mei=
ſten
wenig oder gar nichts haben.
Aus Oberheſſen, 25. Aug. Ein angenehmer Beruf iſt der
eines Stallknechts in der Landwirtſchaft. Zu dieſer Schlußfolgerung
kommt man, wenn man die folgenden Ausführungen eines Landwirts
über die Deputatlieferungen härt, die er ſeinem Knechte zu machen hat.
Im. Niddger =Anzeiger war dieſer Tage über die Höhe des dortigen
Milchpreiſes geklagt worden. Darauf antworkete der fragliche Land=
wirt
, ein Groß=Milchproduzent, u. a. mit folgenden Angaben, die zur
Fluſtration des Milchpreiſes dienen ſollen: Als Milchgeld von gelie=
ferter
Milch vom 15. Juli bis 1. Auguſt erhielten wir am 13. Auguſt
über 1235,5 Ltr. Mlch den Betrag von 7 651 500 Mk. Ein Knecht be=
kommt
in dieſer Woche an bar 3 000 000 Mk., außerdem freie Wohnung,
Licht und Kartoffeln, wöchentlich 1 Pfund Schweinefleiſch ohne Knochen,
Pfund Butter, 10 Pfund Brot, 1 Liter Vollmilch täglich zu 1000 Mk.,
1 Liter Magermilch für 1000 Mk., zu Weihnachten 2 Ztr. Weizen, außer=
dem
halten ſich die Leute 10, 12 Hühner, mäſten ſich ein Schwein und
bekommen ein Paar Schuhe. Hieraus erſehen Sie, daß ich für die ge=
Wie uns bekannt
lieferte Milch nur einen Knecht auslohnen kann.
iſt, ſind die Deputatverhältniſſe der Landarbeiter in Oſtdeutſchland,
z. B. in Oſtpreußen, noch weſentlich beſſer als hier in unſerer Gegend
Mancher Städter, für den Schweinefleiſch, Butter, Milch längſt unbe=
kannte
. Dinge geworden ſind, dürfte wohl den Wunſch haben, an der
Stelle eines Stallknechts zu ſein.

Parlamentariſches.
Zur Notlage der freien Berufe hat Landtagsabg.
Dr. Oſann eine Anfrage an den Landtag gerichtet, ob der Regierung
die entſetzliche Not der freien Berufe (Aerzte, Rechtsanwälte, Notare,
Gelehrten uſw.) bekannt ſei, die angeſichts der kataſtrophalen und plötz=
lichen
Geldentwertung und der rieſigen Teuerung vor ihrer wirtſchaft=
lichen
Vernichtung ſtehen, und welche Mittel die Regierung zu ergreifen
gedenkt, um den Untergang dieſer Kreiſe abzuwenden.
Eine ernſte Mahnung
bringt das Kreisamt Lauterbach zur Kenntnis der dortigen Kreis=
bewohner
. Die Bekanntmachung verdient, auch in anderen Gegenden
bekannt und beherzigt zu werden. Sie lautet:
Die gegenüber ſonſtigen Jahren um mehrere Wochen hinausgeſcho=
bene
Ernte, die kataſtrophale Geldentwertung und die Schwierigkeiten,
die durch die Abſchnurung des beſetzten Gebiets hervorgerufen wurden,
haben gegenwärtig zu einer Lebensmittelknappheit geführt, der von
allen mit der Volksernährung und der Handhabung der öffentlichen
Sicherheit befaßten Stellen ernſteſte Aufmerkſamkeit zu ſchenken iſt. Ganz
beſonders wird der Mangel an Kartoffeln empfunden, der bei zahlreichen
Familien vor einigen Wochen einſetzte und ſich in den nächſten Tagen
kaum beſeitigen laſſen wird. Die in unſerem Lande angebauten Früh=
kartoffeln
haben in Friedenjahren nur einen kleinen Bruchteil des Früh=
kartoffelbedarfs
der Bevölkerung ausgemacht. Damals konnten auslän=
diſche
Kartoffeln eingeführt werden. Jetzt erſchweren jedoch hohe Fracht=
ſätze
und Finanzierung die Lieferungen aus anderen deutſchen Ländern
ganz außerordentlich. Dazu kommt, daß die in unſerem Lande ange=
bauten
Frühkartoffeln nur zu einem kleinen Teil reif ſind, ſodaß die
Märkte nicht genügend beliefert werden können. Dies wird von allerlei
gewiſſenloſen Elementen in unverantwortlicher Weiſe dazu benutzt
die erregte Bevölkerung auf die Landwirtſchaft zu verweiſen, wo in
eigennütziger Weiſe die Kartoffeln zurückgehalten würden. Solchen un=
zutreffenden
Behauptungen muß mit Entſchiedenheit entgegengetreten
werden, da ſie nur dazu beitragen können, die Gegenſätze in unſerem
Volk weiter zu verſchärfen. Dringend wird davor gewarnt, etwa im
Wege der Selbſthilfe vorzugehen, zumal das Ausmachen Tnreifer und
noch nicht ausgewachſener Kartoffeln vom volkswirtſchaftlichen Stand=
punkt
unbedingt zu verurteilen iſt.
Es werden ferner Klagen geführt, daß ſeitens des Handels wie
der Landwirtſchaft große Mengen von Mehl zurückgehalten würden
um ſpäter daraus Gewinn zu erzielen. Auch dies dürfte in ſolcher Ver=
allgemeinerung
nicht zutreffen, wenn auch nicht verkannt wird, daß mit
Rückſicht auf die ſpäteſtens am 15. Oktober d. J. einſetzende freie Wirt=
ſchaft
bei der Brotverſorgung einzelne Händler und Landwirte geneigt
ſind, Getreide und Mehl zurückzuhalten. Man wird nicht fehlgehen,
wenn man annimmt, daß in den meiſten ſolcher Fälle das Einlagern
nicht geſchieht, um hierdurch Gewinne zu erzielen, ſondern um die Sach=
werte
zu erhalten.
Wir fordern deshalb die Bevölkerung auf, unter den durch die
Uebergangszeit von der alten zur neuen Ernte geſchaffenen ſchwierigen
Verhältniſſe Beſonnenheit zu bewahren und ebenſoſehr im Intereſſe
der Allgemeinheit, wie auch im Intereſſe des Einzelnen alles ungeſetz=
liche
Handeln zu vermeiden. Die neue Ernte iſt gut, teilweiſe ſogar
reichlich ausgefallen. Wenn ſie ſich auswirkt, werden die jetzt als vor=
übergehende
Erſcheinung auftretenden Ernährungsſchwierigkeiten ſich
leicht beſeitigen laſſen.

Die lutheriſche Welttagung in Eiſenach
wurde mit einer großen öffentlichen Verſammlung im Saale des
Fürſtenhof eröffnet. Dieſe erſte internationale kirchliche Tagung
größeren Stils nach dem Kriege auf deutſchem Boden vereinigt zirka
200 Abgeordnete aus mehr als 40 Ländern der Erde, die über 70 Mil=
lionen
Lutheraner der Welt vertreten. Daß die Tagung auf deutſchem
Boden am Fuße der Wartburg in Luthers lieber Stadt zuſammen=
treten
konnte, erſcheint beſonders bedeutſam. Unter den Teilnehmern
bemerken wir die führenden Männer aller lutheriſchen Kirchen: Biſchof
D. Ihmels, der die Tagung eröffnete, neben ihm die Präſidenten der
Landeskirchen von Bayern, Sachſen, Württemberg, Oldenburg uſw. Elf
lutheriſche Biſchöfe ſind zugegen, darunter die nordiſchen Biſchöfe mit
Erzbiſchof D. Söderblom=Upſala und diejenigen der baltiſchen Rand=
ſtaaten
, der Tſchechoſlowakei, Ungarn uſw. Beſonders bemerkt wird
die Anweſenheit des Moskauer Generalſuperintendenten, ebenſo Ver=
treter
eingeborener lutheriſcher Miſſionskirchen in Süd= und Nordindien
und China. Eine ſtarke Vertretung haben die nordamerikaniſchen luthe=
riſchen
Kirchen geſtellt, deren Anregung das Zuſtandekommen des Welt=
konventes
ſehr weſentlich mit zu danken iſt. Aus ihrer Mitte hielt Prof.
Dr. theol. Morehead=New=York, der Leiter und großzügige Organiſator
der Europahilfe der nordamerikaniſchen Lutheraner, den Hauptvortrag
über die gegenſeitige Hilfe des Luthertums der Welt.
Er betonte ſtark das Umfaſſende evangeliſcher Bruderliebe, die keine
Schranken von Nationen und Raſſen kennen dürfe. Es ſei deshalb ver=
hängnisvoll
, wenn der Bolſchewismus, wie in Rußland, den Liebesdienſt
der Kirche verbietet, oder wenn ſie ſelbſt, wie zum Teil im Weſten, auf
die Ausübung ihres Vorrechtes verzichtet. Erzbiſchof D. Söderblom,
der den Konvent im Namen der baltiſch=ſkandinaviſchen Gruppe als
einen außerordentlichen Erfolg begrüßte, bezifferte die bisherige Hilfs=
leiſtung
der ſchwediſchen Kirche für das notleidende Europa auf 10 Mil=
lionen
Dollar und hob hervor, daß das amerikaniſche Luthertum ſchon
1918 als erſtes nach dem Kriege mit Hilfsaktionen begonnen habe.
Prof. Morehead ergänzte dies durch den Hinweis, daß die chriſtliche
Bruderliebe auch im Kriege zwar verwundet, aber nicht ertötet worden
ſei, und gab ein lebendiges Bild der Hilfsarbeit des Lutheriſchen
Nationalkonzils, die noch vor dem Abſchluß des Waffenſtillſtandes ein=
ſetzte
und mit Unterſtützung von freiwilligen Helfern in 20 Ländern
arheitete. Die Hilfe erreichte bisher eine Höhe von zweieinviertel Mil=
lionen
Dollar und 2497 Zentner Kleidung. Davon entfielen auf Deutſch=
land
zirka eine halbe Million. Zwei Leiter des amerikaniſchen Hilfs=
werkes
haben ihr Leben unter den Strapazen dieſer Arbeit in Afrika
und im Oſten geopfert. Der Vortrag ſchloß mit einem Ausblick auf die
kommenden Aufgaben,, vor allem die Gründung eines Lutheriſchen Zen=
tralinſtitutes
und die Organiſation der Auswandererhilfe.
Generalſuperintendent Meyer aus Moskau gibt in ſeinen Worten
zur Eröffnung der Ausſprache einen lebhaften Eindruck von der um=
faſſenden
Bruderhilfe aller lutheriſchen Länder der Erde bis hin nach
Auſtralien, für die innerlich vereinſamte und äußerlich verhungernde
ruſſiſche Kirche. Der Dank des deutſchen Hilfsausſchuſſes der Amerika=
hilfe
, den Oberkirchenrat D. Cordes=Leipzig ausſprach, klang in die
Bitte aus, neben der materiellen Hilfe auch inneres Verſtändnis für
die entehrende Lage des deutſchen Volkes zu zeigen. Eine Ausſprache
von Präſident Brandelle=Amerika hatte andererſeits warm den Dank
der neuen Welt für die kulturellen und geiſtlichen Gaben des alten
Europa ausgeſprochen.
Am Nachmittag fand auf der Wartburg ein öffentlicher Bekenntnis=
akt
ſtatt, bei dem neben Landesbiſchof D. Ihmels der Leiter der ameri=
kaniſchen
Sektion des Organiſationsausſchuſſes Prof. D. Jacobs
ſprachen.
Am Dienstag wählte der Weltkonvent bei Eröffnung ſeiner ge=
ſchloſſenen
viertägigen Arbeitstagung auf Vorſchlag von Prof. D.
Jacobs=New=York den Landesbiſchof D. Ihmels=Dresden zum Vorſitzen=
den
und gab ihm als geſchäftsführenden Ausſchuß zur Seite Erzbiſchof
D. Dr. Söderblom=Upſala, die Biſchöfe Poelchau=Riga und Raffay=
Budapeſt, die Kirchenpräſidenten Knubel und Stub aus Nordamerika
und Generalſuperintendent Hoppe=Hildesheim. Neben einem Beſchluß=
komitee
wurde noch ein Verfaſſungsausſchuß unter Vorfitz des ſchwedi=
ſchen
Biſchofs Danell eingeſetzt, der die Pläne für einen dauernden Zu=
ſammenſchluß
der lutheriſchen Kirchen bearbeiten ſoll. Mit der Beant=
wortung
eines Begrüßungsſchreibens des kürzlich in Zürich verſammel=
ten
reformierten Weltbundes wurde der Vorſitzende beauftragt, Landes=
biſchof
D. Ihmels hätte ſchon in ſeiner Eröffnungsanſprache am Tage
zuvor die Sympathie des Konvents mit allen kirchlichen Einheits=
beſtrebungen
betont. Sein Vortrag in der erſten geſchloſſenen Sitzung
galt der weltweiten Art des Luthertums, das allen Völkern der Erde
etwas, zu ſagen hat und doch für alle völkiſche Eigenart Raum läßt.
Wie Luther nicht wünſchte, daß die Seinen ſich nach ihm nannten, ſo
will auch ſeine Kirche das Weſen der einen allgemeinen Kirche darſtellen.
Biſchof Gummerus=Finnland eröffnete die lebhafte Ausſprache mit dem
wirkungsvollen Hinweis auf die Darſtellung dieſer Weltweite des
Luthertums in Geſchichte und Gegenwart; wie einſt vor der Gegenrefor=
mation
neun Zehntel Mitteleuropas lutheriſch waren, ſo ſtehen heute
neben der ſtärkſten deutſchen Gruppe des Luthertums die nordiſchen
Kirchen mit ihrer das Volksganze umſpannenden kraftvollen, ruhigen
Entwicklung und das jugendliche, hoffnungsvolle amerikaniſche Luther=
tum
. Ein eindrucksvolles Bild dieſer Mannigfaltigkeit gaben am Abend
die Berichte aus 8 lutheriſchen Kirchen der Erde, von denen derjenige
eines eingeborenen Vertreters der älteſten chriſtlichen Kirche Indiens
beſonderes Intereſſe fand. Das gemeinſame Gut des Lutherkums fand
dagegen Ausdruck in den kraftvollen Ausführungen von Profeſſor
D. Jörgenſen=Kopenhagen über das Bekenntnis, die in der Anregung
gemeinſamer theologiſcher Arbeit und Gründung einer internationalen
theologiſchen Fakultät ausklangen. Eine von Prof. D. Sebelius= Nord=
amerika
eingeleitete Ausſprache zeigte, wie ſtark die Gedanken des Vor=
trages
im Schoße des Konvents Widerhall fanden.
Die Verhandlungen des Konvents ſind umrahmt von gottesdienſt=
lichen
Feiern, in denen unter ſtarker Anteilnahme der Eiſenacher Be=
völkerung
u. a. Präſident Stuh=Nordamerika, Biſchof Raffay=Budapeſt
und Biſchof Irbe=Riga predigen.
Kirchenpräſident Veit=München kennzeichnete zu Beginn der Aus=
ſprache
des dritten Verhandlungstages, an dem Präſident Knubel=Neu=
York über den Anteil der lutheriſchen Kirche an der Einigung der Chri=
ſtenheit
geſprochen hatte, den Gang der Verhandlungen dahin, daß ſie
von einem weltweiten Ausblick und von der Vertiefung in die Grund=
lage
des Bekenntniſſes ſchließlich zu einem Blick in die Zukunft des Rei=
ches
Gottes geführt haben.
In der Ausſprache wurde die lutheriſche Kirche im Hinblick auf ihre
Innerlichkeit als die toleranteſte aller Kirchen charakteriſiert und u. a.
darauf hingewieſen, daß das Lutherlied Ein’ feſte Burg das verbrei=
tetſte
Lied der Erde ſei. Die letzten Verhandlungen der Tagung
wandten ſich dann vorwiegend praktiſchen Aufgaben zu. Profeſſor Pauls
wies im Anſchluß an eine geſchichtliche Darlegung der Entfaltung luthe=
riſcher
Miſſion darauf hin, daß die Miſſionsarbeit der lutheriſchen Kir=
chen
Amerikas und Deutſchlands noch bei weitem nicht ihrer Größe ent=
ſpricht
. Ueber die Lage der Miſſion nach dem Kriege kamen ſchriftliche
Ausführungen des erkrankten Profeſſors Dr. Benze=Philadelphia zur
Verleſung. Miſſionsdirektor Brundin und Biſchof Danell gaben einen
Ueberblick über die Hilfsleiſtung der ſchwediſ hen Kirche für die ſeit dem
Kriege verwaiſte Leipziger Miſſion in Indien, die in 8 Jahren die an=
ſehnliche
Höhe von 1½½, Million Dollar erreicht hat. Die hierbei aus=
geſprochene
Forderung, der nationalen Entwickelung und den Einigungs=
beſtrebungen
der eingeborenen indiſchen Kirchen ſtärker entgegenzukom=
men
, unterſtrich wirkungsvoll der eingeborene Vertreter der ſüdindiſchen
Tamulenkirche, Mag. Aſirvadan aus Madras. Er begegnete ſich mit
dem Referenten auch in der Forderung, einen internationalen lutheri=
ſchen
Miſſionsausſchuß zu bilden.
Der amerikaniſche Redner Dr. Hein=Columbus ſprach ſeine Ent=
rüſtung
darüber aus, daß er bei der Rückkehr nach Deutſchland ſein
Geburtshaus im beſetzten Gebiet zur Schande der Kultur von ſchwarzen
Truppen okkupiert fand. Und die Welt ſchweigt dazu! Er ſprach den
Dank der amerikaniſchen lutheriſchen Kirchen aus für die Dienſte der
europäiſchen Lutherkirchen, denen ſie jetzt mit ihren Gaben einen Gegen=
dienſt
abſtatten, der im kommenden ſchweren Notwinter noch geſteigert
werden ſoll. Aus Skandinavien wurde berichtet, daß 3 Millionen
Schweden (ein Drittel des ſchwediſchen Stammes!), 2 Millionen Nor=
weger
und 600 000 Dänen und Finnen in der Welt zerſtreut wohnen.
Im Anſchluß an die großzügige kirchliche Hilfsaktion Schwedens wünſcht
er die Errichtung einer internationalen Zentralſtelle des Luthertums.
In der Ausſprache nahmen nach Generalſuperintendent Zoellner= Mün=
ſter
Vertreter verſchiedener Diaſporagebiete das Wort,
Am Ende der Verhandlungen nahm die Welttagung eine Reihe von
Kundgebungen an, die ein Bekenntnis zur Bibel und den Bekenntniſſen
der lutheriſ hen Kirche enthalten und zur Verteidigung der chriſtlichen
Schulerziehung wie auch des lutheriſchen Katechismus aufrufen. Gleich=
zeitig
beſchloß der Weltkonvent die Einſetzung eines ſtändigen Aus=
ſchuſſes
, der das geſamte Luthertum der Erde umſchließt und die erſte
organiſatoriſche Zuſammenfaſſung desſelben darſtellt. Mit vollem Recht
dürfte der Weltkonvent als ein Markſtein in der Geſchichte des Prote=
ſtantismus
der Erde bezeichnet werden.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
An die falſche Adreſſe war der Arbeiter Hugo Dietrich ge=
raten
, als er dem bei dem Paketpoſtamt Berlin N. 3 mit der Paket= betrauten Poſtbeamten Wilhelm Damerow die Zumutung
ſtellte, ihm während der Beſtellfahrt Pakete zuzuſchieben. Einen Teil
des Erlöſes vollte Dietrich an den Beamten abgeben. Dieſer meldete
jedoch den Vorgang ſeinem Amt und wurde beauftragt, zum Schein
auf den Vorſchlag einzugehen. Es wurde ein Paket fertiggeſtellt, und
als Dietrich den Beamten bei der nächſten Beſtellung fragte, ob er heute
etwas für ihn habe, bejahte Damerow und ließ, während er zur Be=
ſtellung
in ein Haus ging, wie unabſichtlich das Paket auf der Bord=
ſchwelle
liegen. Dietrich eignete ſich ſchnell das Paket an und eilte da=
mit
in eine Gaſtwirtſchaft. Dort wurde er beim Oeffnen des Pakets
überraſcht. Der Amtsanwalt beantragte gegen Dietrich ein Jahr=
Zuchthaus. Der Verteidiger warf die intereſſante Rechtsfrage auf, ob
berhaupt ein Diebſtahl oder eine Unterſchlagung in Frage komme.
Diebſtahl liege zweifellos nicht vor, weil die Wegnahme des Pakets mit
Zuſtimmung des von der Poſtbehörde dazu beauftragten Beamten ge=
ſchehen
ſei. Dasſelbe treffe für die Beihilfe zur Amtsunterſchlagung
zu. Das Schöffengericht Berlin=Mitte ſchloß ſich dieſer Rechtsauffaſſung
an und gelangte zu einer Freiſprechung.
Ein Kletterkünſtler als Einbrecher.
Der Faſſadenkletterer, der ſeit Monaten den alten Weſten Berlins
unſicher macht, verübte einen neuen großen Streich. Am Nachmittag
um 2 Uhr ſuchte er die Villa der Bankiersfrau Elſe Krako, Stülerſtr. 8,
heim. Während Frau Krako mit einer Lehrerin im Nebenzimmer ſaß,
ſtieg der Verbrecher vom Seiteneingang durch ein offenes Fenſter in
das Schlafzimmer ein. Von dort kam er in den Ankleideraum wo er
einen Schrank öffnete und zahlreiche Kleidungs= und Wäſcheſtücke ein=
packte
. Die Hauptbeute fand er im Toilettentiſh, darunter eine Perlen=
kette
mit 97 Perlen, eine lange Stabbroſche mit Brillanten, ein Glieder=
armband
aus Platin mit 11 Brillanten, drei goldene Armreifen und
andere Koſtbarkeiten. Beim Hinausſteigen wurde der Burſche noch ge=
ſehen
, aber er entkam trotzdem wie immer unangefochten. Die Be=
ſchreibung
des Täters ſtimmt wieder mit der von den früheren Fällen
überein. Man hat es alſo ohne Zweifel bei allen dieſen Einbrüchen
mit einer und derſelben Perſon zu tun.
Eine neue Bluttat in Frankfurt.
Frankfurt. Der Polizeibericht meldet: Das Gut Römerhof
des Landwirts von Goſen iſt in letzter Zeit beſonders von Felddie=
ben
heimgeſucht worden, die meiſt von Nied und Griesheim durch den
Niedwald herüberkamen, um Kartoffeln auszumachen und Getreide vom
Halm zu ſtehlen. Am Donnerstagabend waren wieder Felddiebe auf
dem Römerhof an der Arbeit, von Goſen ging mit einer Schrotflinte
bewaffnet durch die Felder und vertrieb die Leute dadurch, daß er einen
Schreckſchuß in die Luft abgab. Bei ſeiner Rückkehr zum Gutshof
waren acht bis zehn Leute in den Gutshof eingedrungen und mißhandel=
ten
den Verwalter und den Schmied. Als ſie den Beſitzer bemerkten,
ſtürzte ſich der ganze Haufen mit dem Rufe: Da kommt Goſen, ſchlagt
ihn nieder! auf den Gutsbeſitzer. Seine Flinte wurde ihm entriſſen
und einer aus dem Haufen gab aus kurzer Entfernung einen Schrotſchuß
auf Herrn von Goſen ab. Andere ſchlugen mit Knuppeln auf ihn ein.
Sobald der Schuß gefallen war, ergriffen die Leute die Flucht, wobei ſie das
Gewehr mitnahmen. Herr von Goſen iſt durch den Schrotſchuß am lin=
ken
Oberſchenkel ſehr ſchwer verletzt. Außerdem hat er Kopfverletzungen
erhalten. Er wurde durch die Rettungswache in das Krankenhaus
überführt und noch am Abend operiert. Sein Zuſtand iſt höchſt beſorg=
niserregend
. Der Römerhof wurde durch das Ueberfallkommando der
Schutzpolizei, das innerhalb zehn Minuten zur Stelle, war, geſäubert.
Die Kriminalpolizei hat die Nachforſchungen nach den Tätern aufgenom=
men
. Da die Leute gedroht haben, den Hof anzuſtecken, und da bereits
heute morgen wieder Diebe auf den Feldern waren, wird der Römerhof
durch eine Abteilung Schutzpolizei beſetzt werden.
Sport, Spiel und Turnen.
Hockey.
Sportvereinigung 04 Arheilgen.
Den Hockehſport auch in Arheilgen einzuführen, hatte ſich der Ver=
ein
ſchon ſeit langem bemüht. Es iſt nunmehr gelungen" zwei große
Vereine mit je 3 Hockeymannſchaften für heute auf dem Sportplatz am
Arheilger Mühlchen zu verpflichten. Es ſpielen: Vorm. 10 Uhr die
2. Mannſchaften des Turnvereins 1860 Frankfurt und der Turngeſell=
ſchaft
Mannheim, nachm. 3 Uhr die Damenelf und nachm. ½5 Uhr die
1, Mtannſchaften genannter Vereine. Es ſtehen ſchöne Spiele in Ausſicht=
und liegt es nun an den Anhängern dieſes Sportzweiges, denſelben auch
in Arheilgen zu Ehren zu bringen.
59, Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Ueberſch. der 3b III d. Li.O.R. 11 500 Mk., Miniſterialdir. Schäfer
130 000 Mk., S. u. P. 200 000 Mk., Eleonorenſchule Kl. 7b 100 000 Mk.,
G. Kraus (12. Rate) 10 000 Mk., Ungenannt, Traiſa 100 000 Mk., Lehr=
kräfte
der Peſtalozziſchule 750 000 Mk., Emilſchule Kl. 5a 207 500 Mk.,
Frl. E. Roth 20 000 Mk., Mädchenmittelſchule I 2941 100 Mk., N. N.
3155 Mk., Reg.Rat Ed. Sch. 100 000 Mk., Rechnungsrat Diehl (8. Sp.)
20 000 Mk., Prof. Dr. Kremer, Martinſtr. 93 320000 Mk.
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 8. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6. Quit=
tung
416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mk., 15. Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24. Quit=
tung
341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Qnittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Qnittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Onittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36. Quit=
tung
129 115 Mk., 37, Ouittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk.,
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Quittung
675 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Quittung 647 375 Mk.,
44. Quittung 798 986 Mk., 45. Quittung 502 500 Mk., 46. Quittung
1368 305 Mk., 47. Quittung 740 030 Mk., 48. Quittung 485 000 Mk.,
49. Quittung 1 655 450 Mk., 50. Quittung 932 360 Mk. und 20 Dollar.
51. Quittung 908 850 Mk., 52. Quittung 964 000 Mk., 53. Quittung
1371070 Mk., 54. Quittung 2 419 880 Mk., 55. Quittung 1 428 980 Mk.,
56. Quittung 609 030 Mk., 57. Quittung 8 395 000 Mk., 58. Quittung
4 061 400 Mk., 59. Quittung 4 913 255 Mk.
zuſ. 60 782774. Mk.

Gültige Lebensmittelmarken vom 26.31. Auguſt 1923 einſchl.
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verschiedenen Zusätze, wie Ei, Teer, Kamille, Peru-Tannin und
Brennessel ermöglichen es jedem, sein Haar nach der Beschaffenheit
ganz individuell zu behandeln, je nachdem es trocken oder fettig, 5
blond oder braun ist. Beim Einkauf verlange man ausdrücklich
Schaumpon mit dem schwarzen Kopf und weise Nach-
ahmungen
zurück. Millionenfach bewährt. Uberall erhältlich.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, 7½ Uhr abendst
Wauwau. Orpheum, 7¾ Uhr abends: Die tolle Lola.
Union=, Reſidenz=, Central=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
ſtellungen
. Herrngarten, 11 Uhr vorm.: Promenade=
konzert
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Kirchweihefeſt mit Tanz bei Georg Heberer, Johann Hch.
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Rummelbräu: Konzert.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A. Flriſcmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
und Unterhaltungsblatt,

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
17)
(Nachdruck verboten.)
An der einen oder anderen Straßenkreuzung ſchimmerte es
aus den Fenſterluken irgend einer Schenke, und von innen drang
Mandolinenzupfen und Stimmengewirr; ſonſt hörte man keinen
Laut, es war, als ſei die Stadt ausgeſtorben.
Dieſes Neſt hat es aber verflucht nötig, ein bißchen aufgepul=
vert
zu werden, Luis, ſagte Herr Bekker zu ſeinem Begleiter.
Das vollen wir ſchon beſorgen, Senjor, erwiderte Luis
artig. Jetzt ſind wir gleich am Ziel.
Zwei Minuten ſpäter öffnete er das Tor eines kleinen, weiß=
getünchten
Hauſes, das ebenſo öde und ausgeſtorben ausſah wie
die Straßen, durch die ſie eben gekommen waren. Es lag ganz
für ſich in einem kleinen Gärtchen, wo der Mondſchein auf ein
paar Zitronenbäume mit grüngelben Früchten fiel, und auf
einige Kohlpflanzen, die in der Mondbeleuchtung abgehauenen
Menſchenköpfen glichen. Ringsumher waren leere Baugründe,
auf denen niemand zu bauen gedachte, dicht hinter dem Hauſe
ſtieg die Felswand, eisgrau im Mondſchein, an, und auf ihrer
Spitze erhob die Baſtion ihre verwitterten Mauern und ihre
klaffenden Kanonenlöcher. Im Flur angelangt, bog Luis in einen
ſteingepflaſterten Korridor ein, der an der linken Seite kleine
numerierte Türen hatte. Plötzlich blieb er vor einer breiteren
Türe rechts ſtehen, klopfte ſünfmal und flüſterte: Ich bin es,
Luis Hernandez. Dann öffnete ſich die Türe von innen, und
Herr Bekker und ſein Wegweiſer traten ein.
Sie kamen in einen länglichen Saal mit weißgetünchten Zie=
gelwänden
, die ſich an einem Ende zu einer apſisartigen Ver=
tiefung
verſchmälerten. Davor hing eine ſchwarze Draperie, die
die Füße von zwei großen Girandoles ſehen ließ. Im übrigen
hatte das Zimmer nur ein paar kleine vergitterte Fenſter an der
Außenwand. Das ganze erinnerte am eheſten an den Andachts=
ſaal
in einem Gefängnis. Ein großer Tiſch aus ungehobeltem
Holz war offenbar für den Anlaß hingeſtellt, mitten darauf ſtand
ein dreiarmiger Leuchter mit qualmenden Kerzen, und rings=
herum
befanden ſich ſechs Perſonen, die Herr Bekker in der
ſchwachen Beleuchtung nur undeutlich unterſcheiden konnte. Aber
drei davon fielen ihm ſogleich auf. Der erſte war ein kleiner,
grinſender Bucklicher mit Spinnenbeinen und einer hohen kahlen
Stirne über einem bartloſen Geſicht. Er mochte etwa 40 Jahre
ſein und hatte eine frappante Aehnlichkeit mit einem Schneider,
an den ſich Herr Bekker aus ſeiner Heimat erinnerte. Bei Herrn
Bekkers Eintritt lächelte er kriecheriſch und vollführte mit ſeinem
eiförmigen Körper eine tiefe Verbeugung. Der andere war ein
dicker, ſchulterbreiter Mann mit einem ſchwarzen Bart, der das
halbe Geſicht bedeckte, und aus dem die Zähne hie und da auf=
funkelten
wie der Schaum auf den Wogen eines dunklen Meeres.
Sein Blick war ebenſo kalt und düſter, wie der des Buckligen
einſchmeichelnd und kriecheriſch. Er machte nur eine unmerkliche

Nutmer 235.
(-R
Därmſtädter Tagblatt, Sonuitng, dent 2G. Auguſt 1923.
.

Bewegung mit dem Kopf, um anzudeuten, daß er Herrn Bekkers
Eintritt bemerkt hatte. Herr Bekker, der eine Deſpotennatur der=
ſelben
Art wie ſeine eigene ahnte, faßte ſofort eine herzliche Anti=
pathie
gegen ihn ein Gefühl, das ſich beinahe in Angſt ver=
wandelte
, als er den Blick von ihm ſeinem Nachbarn zuwandte.
Dieſer war ein noch junger Mann, deſſen Geſicht in dem Grade
hohl und bleich war, daß es mehr dem Antlitz eines Toten als
eines Lebenden glich: die Augen lagen tief in den Höhlen und
glühten in einem Feuer, das Enthuſiasmus, aber auch Haß und
Gier ſein konnte. Er war ganz ſchwarz gekleidet; als bei einer
plötzlichen Bewegung das Licht der Kerze auf ihn fiel, ſah Herr
Bekker zu ſeiner Ueberraſchung, daß ſeine ſchwarze Tracht eine
Mönchskutte war, aber unter den Knien abgeſchnitten.
Luis hatte die Türe geſchloſſen und machte nun einen Schritt
auf ſeine Freunde zu. Mit einer theatraliſchen Geſte auf Herrn
Bekker weiſend, ſagte er:
Kameraden, ich habe die Ehre, euch dem edlen Freunde vor=
zuſtellen
, durch den wir hoffen dürfen, unſere Pläne bald ver=
wirklicht
zu ſehen, den Thrannen geſtürzt und das arme Minorca
befreit. Kameraden, dies iſt Herr Bekker aus Holland, der ſchon
früher in Amerika für die Sache der Freiheit gekämpft hat. Wenn
nicht die Gründe der Vorſicht dagegen ſprächen, ich würde euch
bitten, ein Hoch auf unſeren uneigennützigen Gönner auszubrin=
gen
. So aber will ich mich darauf beſchränken, euch ihm vorzu=
ſtellen
, ſo daß wir dann gemeinſam unſere großen Pläne be=
ſtrechen
könenn.
Senjor Bekker, Sie ſehen hier die ſechs beherzten Männer,
die ſo wie ich geſchworen haben, unſer Vaterland aus ſeiner Er=
niedrigung
zu retten, und zwar möchte ich Ihnen ganz beſonders
die drei vorſtellen, die neben mir das Ganze leiten ſollen.
Luis, der mit ſeiner beſten Stimme ſprach, machte eine
Pauſe, wie um abzuwarten, ob jemand bei den Worten, neben.
mir das Ganze leiten ſollen, proteſtieren würde, aber niemand
ſagte etwas. Er legte ſeine Hand dem Buckligen auf die Schulter.
Dies hier, ſagte er, an Bekker gewendet, iſt unſer Freund
Amadeo, der ein Gaſthaus im Hafenviertel hat, die Schenke zum
Kommandanten, die Sie wahrſcheinlich nicht kennen, Senjor.
Hier neben ihnr ſehen Sie drei ſeiner Freunde, Senjor Quelejas,
Senjor Garcia und Senjor Vatello, alle redliche Freunde der
Freiheit. Amadeo, Senjor, iſt unſchätzbar, denn durch ihn er=
reichen
wir die ganze untere Bevölkerung von Mahon und haben
ſie auf unſere Seite.
Aber das wird Geld koſten, Senjor, ſagte der Bucklige mit
einem einſchmeichelnden Grinſen. Ich bin ein armer Mann,
und will für die Freiheit tun, was in meinen Kräften ſteht,
Senjor. Aber ganz Mahon zu freier Verzehrung einladen, das
kann ich nicht. Darum ſage ich, es wird Geld koſten, Senjor.
Herr Bekker nickte kalt. Amadeo zog ſich mit einer Verbeu=
gung
zurück, und Luis fuhr fort, auf den Mann mit dem Barte
weiſend.
Dies Senjor Bekker, iſt unſer Freund Eugenio Poſada,
Sergeant der Leibwache. Senjor Poſadas Familie iſt von der
Obrigkeit ſehr übel mitgeſpielt worden, und er iſt voll Eifer für
unſere Sache . . ." Luis ſchien im Begriffe, die Verunrechtungen

Senjor Poſadas näher zu ſpezifizieren, aber verſtummte bei
einem kurzen Blick des Sergeanten. Durch ſeine Stellung,
Senjor Bekter, kennt unſer Freund Eugenio die ganze Leibwache,
200 Mann, deren Aufgabe es iſt, in Mahon und der Umgegend
zu patroullieren. Die Verhältniſſe in der Truppe ſind ſchlecht,
die Leute haben allen Anlaß zur Unzufriedenheit. Der Sold
wird höchſt unregelmäßig ausgezahlt, und es war ſogar der
Wunſch des Großherzogs, die ganze Wache zu verabſchieden.
Ganz vernünftig von ihm, murmelte Herr Bekker. Wozu
braucht der ſich eine Leibwache zu halten! Lächerliche Protzerei.
Auf jeden Fall werden Sie verſtehen, Senjor, daß die Wache
ihre Bedeutung für uns hat. 200 Mann ſind ja nicht viel, aber
ſie ſind doch immerhin bewaffnet, und wir können es nicht ris=
kieren
, ſie gegen uns zu haben, wenn ſie uns auch Waffen be=
ſchaffen
, wie Sie verſprochen haben. Aber wenn Sie es möglich
machen, Senjor, können wir durch unſeren Freund Eugenio das
Hindernis beſeitigen. Bedenken Sie, Senjor, daß die Leibwache
von der alten Baſtion hier oben die ganze Stadt beherrſcht!
Der alte Schutthaufen, murmelte Herr Bekker verächtlich.
Schutthaufen! Sie ſcherzen, Senjor. Eugenio ſagt mir, daß
mehere der Kanonen vollkomen verwendbar ſind,und daß ſich gar
nicht ſo wenig Pulver und Kugeln in den Magazinen vorfindet.
Aber mit Senjor Poſadas Hilfe haben wir von dieſer Seite
nichts zu befürchten. Der Tyrann verliert ſeine letzte Stütze,
Senjor.
Gut, gut, Luis, ſagte Herr Beiker, und der Herr in der
Kutte?
Der Herr in der Kutte iſt Vater Jgnazio. In ſeinem Hauſe
befinden wir uns. Seine Vorliebe für dieſe Tracht
Bekker unterbrach ihn.
Nun gut, meine Herren, ich habe Ihnen mit Aufmerkſam=
keit
zugehört. Es kommt mir nicht unmöglich vor, daß Sie die
rechten Männer für dieſes Unternehmen ſind, wenn Sie Geld in
die Hand bekommen. Luis hier hat Ihnen wohl geſagt, daß ich
geneigt bin, Sie mit Kapital zu unterſtützen. Aber zuerſt will
ich ein paar Sachen klargeſtellt ſehen. Vor allen Dingen, was iſt
Ihr Ziel? Wieweit gedenken Sie zu gehen, wenn ſich Ihnen die
Gelegenheit bietet?"
Herr Bekker verſtummte und fixierte Luis Freunde. Ein
Sturm von Ausrufen brach in der eigentümlichen Verſammlung
los. Jeder ſuchte den anderen in freiheitlichen Vorſchlägen zu
überbieten. Zum Schluß gelang es Luis, der die ganze Zeit
lauten geſchrien hatte als die meiſten, ſeine Freunde vollends zu
übertönen, und er rief, indem er ſich theatraliſch bald an dieſe,
bald an Herrn Bekker wandte:
Kameraden, unſer edler Gönner Senjor Bekker, wünſcht zu
wiſſen, wie weit wir gehen wollen, wenn ſich uns die Gelegen=
heit
bietet, er will wiſſen, was unſer Ziel iſt! Ich glaube, ich
kann für uns alle antworten: unſer Ziel iſt, den furchtbaren Alp=
druck
zu beſeitigen, der auf Minorca laſtet, die wahnſinnige Re=
gierungsform
, die jeden Fortſchritt verhindert. Laßt uns tun,
was die Portugieſen vor zwei Jahren mit ihrer elenden Regie=
rung
taten. Aber ſetzen wir die Axt an die Wurzel . . . Laſſen
wir nicht ſoviel ungeſchehen wie ſie.
(Fortſetzung folgt.)

Schonen Sie Wäſche und hände und benutzen Sie ſtets
Haughaltſeife Feulbto iit 8o, Fettgehaft

I,6569

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neten
und Brauereibeſitzer
Herrn

nach kurzem Leiden in die Ewigkeit abzu=
rufen
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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Fritz Schönberger, Ing.
Groß=Bieberau, den 25. Auguſt 1923.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 28. Auguſt,
um 1 Uhr ſtatt.
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Nachruf.
Nach ſchwerer Krankheit iſt heute Vormittag

unſer langjähriger Kellner

Bohannes, gen. Glih Bürbor
geſtorben. Seine ſtetige Treue, ſein unermüdlicher
Fleiß und ſein freundliches Weſen bewahren ihm
unſer ehrendes Andenken.
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Darmſtadt, den 24. Auguſt 1923.
Brauereiausſchank zur Krone‟
Schuſtergaſſe 18.
Die Beerdigung findet Montag, 27. ds. Mts., nachm.
3½ Uhr, vom Portale des Waldfriedhofs aus ſtatt.

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In Dr. Unhlutigskprechstunde.
10.
(Aufheben!)
(Fortsetzung folgt.)
Na, junger Herr, falsche Waden haben
Dieburgerſtr. 76, pt. Sie nicht, aber falsche Hühneraugen auch
nicht, im Gegenteil, das ist schon sozusagen
ein Weltrekord-Hühnerauge, so groß wie
ein halber Tennisball, äußerst solide Sache.
Wenn wir das so weiter wachsen lassen, s0
reicht es demnächst bis zum Knie, und in
wenigen Jahren sind Sie der reinste hörnerne
Siegfried. Da muß das millionenfach be-
währte
Kukirol drauf. Das hat auf seine
Weise auch schon die Meisterschaft von
Deutschland und allen umliegenden Ort-
schaften
errungen und ist bei Sportsleuten
geehrt und beliebt. Aber nicht nur bei
Sportsleuten allein, sondern auch bei andem,
die an Hühneraugen, Hornhaut, Schwielen
und Warzen leiden. Kennen Sie nicht den
Vers: Hühneraugen klein und groß, wirst
durch Kukirol Du los‟? Kaufen Sie sich
in der nächsten größeren Apotheke oder
besseren Drogerie eine Schachtel davon und
nehmen Sie auch gleich einePackungKukirol-
Fußbad (für 2 Bäder ausreichend) mit. Das
Kukirol-Fußbad verhütet Fußschweiß,
Wundlaufen und Brennen der Füße und ist
für Alle, die viel gehen und stehen, eine
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pflege
gratis und portofreikommen von der
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Lassen Sie sich niemals etwas anderes
als auch sehr gut aufreden, sondern
gehen Sie, wenn ein Geschäft die millionen-
fach
bewährten Kukirol-Fabrikate nicht
führt, in das nächte. Die kleine Mühe lohnt
sich bestimmt.
(TV,7064

[ ][  ][ ]

Darmſfädter Tagblatt

26. Auguſt 1923 Nr. 235

,6569

br. Küche
fen (*23510
T
B,I

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Drsdtn

6 Benz u. Co., Automobil= und Mororenfabrik,
A.=G., Mannheim. Die auf den 1. September einberufene ao.
G.V. ſoll über Kapitalserhöhung um bis zu 350 Mill. Mk. Beſchluß
faſſen. (Derzeitiges Aktienkapital 95 Mill. Mk.)
h. Internationale Maſchinen= und Tiefbohrge=
räte
=Fabrik A.=G., Landau (Pfalz). Die in Mannheim
am Freitag abgehaltene außerordentliche Generalverſammlung beſchloß
antragsgemäß, das Grundkapital um 85 Mill. Mark Stamm= und 5 Mill.
Mark Vorzugsaktien auf 105 Mill. Mark zu erhöhen. Die Vorzugs=
aktien
ſind mit 10 Proz. Vorzugsdividende und 20fachem Stimmrecht
ausgeſtattet und werden zu Pari von der Verwaltung naheſtehenden
Kreiſen übernommen. Von den Stammaktien werden 75 Mill. Mark den
alten Aktionären im Verhältnis von 1:5 zum Kurſe von 550 Proz. an=
geboten
, die reſtlichen 10 Mill. Mark Stammaktien verbleiben zur Ver=
fügung
der Verwaltung zur beſtmöglichen Verwertung. Beide Aktien
nehmen an dem Gewinn des laufenden Jahres voll teil. Die Kapitals=
erhöhung
wurde mit den umfangreichen Lieferungen und großen Ab=
ſchlüſſen
, beſonders nach Italien begründet. Die dementſprechenden
Satzungsänderungen fanden einſtimmige Annahme, ebenſo die Gewäh=
rung
einer monatlichen Vergütung an den Aufſichtsrat in Höhe eines
tarifmäßigen Tagelohus des am niedrigſten bezahlten erwachſenen Ar=
beiters
des Unternehmens, anſtatt bisher 3000 Mark jährlich.
* Gebr. Adr A.=G., Wächtersbach (Heſſen=Naſſau). Die
Geſellſchaft beruft per 1. September ao. G.V., die über Kapitalserhöhung
um 30 Mill. durch Ausgabe von 29,375 Mill. Stamm= und 625 000 M. Vor=
zugsaktien
Beſchluß faſſen ſoll. Ferner ſteht auf der Tagesordnung:
Statutenänderung, Aufſichtsratswahl und Verſicherungsangelegenheiten.
* Hermann Meyer A.=G., Berlin. Die ao. G.V. beſchloß
Kapitalserhöhung um 35 auf 51 Mill. durch Ausgabe von Stammaktien
mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1923. Hiervon werden 25
Mill. von einem Konſortium unter Führung der Darmſtädter und
Nationalbank mit der Verpflichtung übernommen, einen Teilbetrag von
15 Mill. den bisherigen Aktionären derart zum Bezug anzubieten, daß
auf je 1000 alte eine neue zu 10 000 % zuzüglich eines Pauſchalbetrages
zur Abgeltung der Steuern bezogen werden kann. Von weiteren 5 Mill.
ſollen 600 000 Mk. Mitgliedern der Verwaltung und Werkangehörigen
zu 20000 % zum Bezug angeboten werden, während 4,4 Mill. zu An=
gliederungszwecken
und beſtmöglichſter Verwertung im Intereſſe der
Geſellſchaft Verwendung finden. Die Geſellſchaft wird mit 70% an
dem erzielten Gewinn beteiligt ſein. Die reſtlichen 15 Mill. werden zu
pari begeben und als Schutzaktien in Händen der Darmſtädter und
Nationalbank verbleiben. Das Stimmrecht für dieſe Aktien darf nur
nach Weiſung der Verwaltung im Intereſſe der Geſellſchaft ausgeführt
werden. Für dieſe Aktien beſteht eine Sperrfriſt bis zum 30. September
1940; ſie ſind mit 25 % eingezahlt und nehmen nun nach Maßgabe
ihrer Einzahlung bis zur Höhe des jeweiligen Reichsbankdiskonts an der
Dividende teil. Fällt die Dividende höher aus, ſo fließt der dadurch
erzielte Ueberbetrag der Geſellſchaft zu.
Humbold=Mühlen A.=G., Berlin. Die ao. G.=V. be=
ſchloß
Erhöhung des Aktienkapitals um 20 Mill. ab 1. Juli 1923 divi=
dendenberechtigte
Stammaktien, die von einem Konſortium zu 40 000 Pro=
zent
übernommen werden mit der Verpflichtung, ſie den alten Aktionä=
ren
im Verhältnis 3:1 zu 50 000 Proz. zum Bezug anzubieten. Ferner
ſollen weitere 20 Mill. Verwertungsaktien geſchaffen werden, die zur
freien Verfügung der Geſellſchaft verbleiben. Durch die geplante Trans=
aftion
wird das Aktienkapital ſich zukünftig auf 100 Mill. ſtellen. Bei den
den Akrionären angebotenen Aktien haben dieſe das Bezugspauſchale zu
bezahlen, ſoweit es einen Kurs von 200 Proz. überſteigt. Die Kapitals=
erhöhung
iſt mit einer, infolge der kataſtrophalen Entwicklung der Ge=
treidepreiſe
notwendigen Verſtärkung der Betriebsmittel begrundet.
Zeitzer Eiſengießerei und Maſchinenbau A.=G.
Zeitz. Die Geſellſchaft verteilte für das abgelaufene Geſchäftsjahr eine
Dividende von 2000 Prozent auf Stammaktien und 6 Prozent auf V
zugsaktien. Der Bilanz für das abgelaufene Geſchäftsjahr 1922/1923
entnehmen wir folgende Zahlen: Grundſtücke und Gebäude, Wohnhäuſer,
Maſchinen, Utenſilien und Werkzeuge Geſchirre und Automobile, Mo=
delle
und Zeichnungen ſind auf den Mindeſtwert abgeſchrieben und er=
ſcheinen
mit insgeſamt 5 Mark. Beſtände an Halb= und Fertigfabrikaten
ſowie Materialien erſcheinen mit 517 083000 Mk., Guthaben und Außen=
ſtände
mit 5 283 441 000 Mk., Wertpapiere mit 296 978000 Mk., Wechſel
mit 291 150 000 Mk., Kaſſe mit 133 496 000 Mk. Das Aktienkapital be=
ſteht
aus 8,4 Mill. Mk. Stamm= und 900 000 Mk. Vorzugsaktien. Eine
Obligationsſchuld iſt mit 2 612000 Mk. aufgeführt. Der Reſervefonds
iſt mit 7 906 000 Mk. dotiert, ein Extrareſerbefonds mit 200 000 Mk., ein
Dispolitionsfonds mit 300 000 Mk., ein Dividendenergänzungsfonds mit
100 000 Mk., ein Werkerhaltungsfonds mit 1,5 Mill. Mk. Die laufenden
Verbindlichkeiten betrugen 1 923 606 000 Mk., Anzahlungen für Auf=
träge
4 257 278 000 Mk. Der Fabrikationsgewinn betrug 1 283 163 000 Mk.,
Gewinn aus Zinſen 38 075 000 Mk., Vortrag aus 1921 328 000 Mk., ins=
geſamt
1 321 568 000 Mk. Handlungsunkoſten und Steuern erforderten
935 602 000 Mk., Abſchreibungen auf Grundſtücke, Wohnhäuſer, Maſchi=
nen
, Utenſilien und Werkzeuge, Geſchirre und Automobile insgeſamt
67 599 000 Mk., ſo daß ein Reingewinn in Höhe von 318 365 000 Mk.
verblieb.
Steingutfabrik Sörnewitz, Sörnewitz=Meiſſen.
Die Verwaltung beantragt Kapitalserhöhung auf 25 Mill. Mk. Die
jeuen Aktien nehmen an der Dividende für 1923 voll teil und werden
dex alten Aktionären im Verhältnis 1:1 zu einem noch feſtzuſetzenden
Kurs zum Bezug angeboten werden. Es iſt beabſichtigt, die Aktien, die
an der Dresdener Börſe offiziell notiert ſind, auch an der Berliner
Börſe zur Einführung zu bringen. Der Geſchäftsgang wurde von der
Verwaltung als befriedigend bezeichnet.
Deutſche PoſtEiſenbahnVerkehrswefen A.=
G. (Dapag Efubag), Staaken. Die G.=V. genehmigte, di
Anträge der Verwaltung auf Erhöhung des Aktienkapitals um 30 Mill.
Stamm= und 3 Mill. Vorzugsaktien auf insgeſamt 55 Mill. Die neuen
Aktien werden im Verhältnis 1:1 zu 1000 Proz. den alten Aktionären
zum Bezug angeboten werden.
Vereinigte Elbeſchiffahrtsgeſellſchaften A.=G.,
Dresden. Zur Beſchaffung von Mitteln für Schiffbau und ſon=
ſtige
Neuanlagen plant die Geſellſchaft Kapitalserhöhung um 95 Mill.
Stamm= und 9 Mill. Vorzugsaktien mit Dividendenberechtigung ab
1922. Für die alten Stammaktionäre iſt ein Bezugsrecht im Verhältnis
5:2 in Ausſicht genommen. Ueber die Ausgabebedingungen ſoll die ab.
G.=V. zum 20. September Beſchluß faſſen. Der Reſt der Aktien wird
im Jutereſſe der Geſellſchaft Verwendung finden.
Norddeutſche Lederwarenfabrik. Wilhelm
Schmidt A.=G., Hannover=Waldhauſen. Die Verwaltung
beantragt Kapitalsverdoppelung durch Ausgabe von jungen, ab 1. Okt.
1923 dividenberechtigter Stammaktien. 6 Mill. gehen zu 20 000 Proz.
an ein Konſortium mit der Verpflichtung, einen Teilbetrag den alten
Aktionären zum gleichen Kurs im Verhältnis 6:1 zum Bezug anzubieten.
4 Mill. ſollen im Jutereſſe der Geſellſchaft beſtmöglichſt verwertet wer=
den
, die reſtlichen 6 Mill. zwecks ſpäterer Verwertung zur Verfügung
der Geſellſchaft gehalten werden.
* Nuſſiſche Eiſenbahn=Induſtrie Gleiwitz. Die
Geſellfchaft kündigt die noch im Umlauf befindlichen 5proz. Teilſchuld=
berich
=eibungen zur Rückzahlung mit 103 Proz. zum 2. Januar 1924
Sie erklärt ſich jedoch bereit, diefenigen Teilſchuldverſchreibungen, die bis
zum 31. Dezember zur Rückzahlung eingereicht werden, mit dem 20fachen
Betrag : 20000 Mk. pro nominal 1000 Mk., einſchließlich der am
2. Januar 1924 fälligen Coupons zu erwerben.
Altienmaſchinenfabrik Kyffhäuſer vorm. Paul
Nenß,Artern. Die Verwaltung ſchlägt Erhöhung des Grundkapi
tals um einen noch feſtzuſetzenden Betrag vor. Das derzeitige Aktien=
kadital
beträgt 33 Mill. Ferner ſoll das Stimmrecht der Vorzugsaktien
erhöht werden.
Lit ag, Maſchinenfabrik=A.=G. Geislingen, Geis=
lingen
=Sreige. Die Verwaltung beantragt Kapitalserhöhung auf
60 Mil, durch Ausgabe von 13 Mill. Stamm= und 1,2 Mill. Aktien
Litera B. Ferner ſoll das Stimmrecht der Aktien Litera B auf das
15fache der Stammaktien, unter Beſchränkung auf die Fälle der Auf=
ichtsrats
ahl, Satzungsänderungen und Geſellſchaftsauflöſung, vorge=
ſchingen
werden. G.=V. am 17. September.
Intereſſengemeinſchaft in der bayeriſchen
Braucrei=Induſtrie. Die Aktienbrauerei Kaufbeuren und die
Waizinger Brauerei in Mießbach haben, unter gegenſeitiger Zuſicherung
der Selbſländigkeit der ſeitherigen Betriebe, eine Intereſſengemeinſchaft
abgeſchloſſen unter Austauſch von Aufſichtsratsmitgliedern. Die G.=V
der Aktis; auerei Kaufbeuren beſchloß die Umwandlung der beſtehenden
0,6 Mile. Vorzugsaktien in Stammaktien ſowie die Neuausgabe von
13,4 Mil. Stammaktien und 2 Mill. Vorzugsaktien. Ein Bankkonſor=
tium
übe immt die neuen Stammaktien mit der Verpflichtung 6,6 Mill.
im Verh. nis 1:1 zu 10000 Prozent den alten Aktionären zum Bezug
anzusie en.

* Philipp Holzmann A.=G. Einer ao. G.V. wird weitere
Kapitalserhöhung um 120 Mill. Stammaktien mit Dividendenberech=
tigung
ab 1. Januar 1923 und 6 Mill. 6proz. Vorzugsaktien auf ins=
geſamt
348 Mill. Mk. vorgeſchlagen. Die neuen Stammaktien werden
von einem Konſortium unter Führung der Deutſchen Bank und der
Deutſchen Vereinsbank, Frankfurt a. M., übernommen. Ein Teilbetrag
von 42 Mill. wird im Verhältnis 5:1 zu einem von der G.V. noch feſt=
zuſetzenden
Kurs den alten Stammaktionären zum Bezug angeboten
werden, während der Reſt im Intereſſe der Geſellſchaft vorerſt reſer=
viert
bleibt. Die neuen Vorzugsaktien werden an die Deutſche Treu=
handgeſellſchaft
, Berlin, begeben werden.
Norddeutſche Trikotweberei, vorm. Sprick u. Co.
Die G.V. ſetzte die Dividende auf 500 Prozent feſt.
Polyphonwerke A.=G. Wir berichteten kürzlich über eine
Intereſſengemeinſchaft, die die Polyphonwerke mit einem amerikaniſchen
Konzern der gleichen Branche abgeſchloſſen hat. Zur Ergänzung unſerer
Mitteilung tragen wir noch nach, daß es ſich, we die Voſſiſche Zeitung
meldet, um die Aeolian=Comp, handelt.
*d- Chemiſche Fabriken Harburg=Staßfurt. Die
außerordentliche Generalverſammlung der Chemiſchen Fabriken Harburg=
Staßfurt und Hamburg am 21. Auguſt beſchloß Kapitalserhöhung um 8
auf 15,5 Mill. Mk., die vom 1. Juli ab dividendenberechtigt ſind. Die
neuen Aktien werden von einem Konſortium unter Führung der Com=
merz
=und Privatbank zu 90 000 Prozent übernommen und davon 74/
Millionen Mark den Aktionären zu 100 000 Prozent im Verhältnis von
1:1 angeboten. Der Reſt bleibt zur Verfügung der Verwaltung. Die
Kapitalserhöhung wurde nur mit der Markentwertung begründet.
Ed- Vor einer neuen Kohlenpreiserhöhung. Die
letzte Kohlenpreiserhöhung vom Montag, die berechtigterweiſe ſtarke
Beunruhigung in Bevölkerung und Wirtſchaft gebracht hat, iſt noch nicht
verſchmerzt, und ſchon wieder ſteht eine neue Preiserhöhung der Kohlen
bevor. Da der Lohnſchiedsſpruch für den Bergbau von den Arbeit=
nehmern
abgelehnt iſt, ſind bereits wieder neue Lohnverhandlungen im
Gange. Nach Abſchluß dieſer Verhandlungen, ſpäteſtens aber ab
27. d. M., dürfte daher, wie wir erfahren, eine weitere Erhöhung der
Kohlenpreiſe vorgenommen werden.
* Rombacher Hüttenwerke. Die ao. G.V. beſchloß Kapi=
talserhöhung
um 45 Mill. ab 1. Juli 1923 dividendenberechtigte Stamm=
aktien
. 12,5 Mill. ſollen den alten Aktionären im Verhältmis 10:1 zu
100 000 % zuzüglich Börſen= und Bezugsrechtsſteuer angeboten werden,
der Reſt im Intereſſe der Geſellſchaft Verwendung finden. Der Vor=
ſitzende
Geh. Kommerzienrat v. Oswald begründete die Kapitalserhöhung
mit der Notwendigkeit, Mittel für den Ausbau der Werke und der Toch=
terunternehmungen
, namentlich der im unbeſetzten Gebiet gelegenen und
für die Stärkung der Betriebsmittel bereit zu ſtellen. Bei der dauern=
den
Geldentwertung ſei es erforderlich, ſich durch Bereitſtellung von
Aktien, die alsbald je nach Bedarf verwertet werden ſollen, eine Art
wertbeſtändige Rücklage zu verſchaffen.
* Emil Buſch A.=G., Optiſche Induſtrie, Rathenow.
Die G.V. genehmigte einſtimmig die Vorſchläge der Verwaltung, ſetzte
die Dividende zu 500 % feſt und beſchloß Kapitalserhähung um 29 400000
Mk. Stammaktien und 900 000 Mk. Vorzugsaktien. Ein Teilbetrag von
17 798 400 Mk. wird den alten Aktionären im Verhältnis 3:2 zu 5000 %
zuzüglich Bezugsreiht und Börſenumſatzſteuer angeboten, während die
reſtlichen 11 601 600 Mk. zugunſten der Geſellſchaft verwertet werden
ſollen. Die Vorzugsaktien ſind wieder von der unter Treuhandver=
waltung
ſtehenden Ruhegehalts=, Hinterbliebenen= und Fürſorgeverſiche=
rung
erworben worden. Der Vorſtand erklärte, daß die Entwickelung
bisher günſtig geweſen ſei und einſtweilen noch ein genügender Auftrags=
beſtand
vorliege. Ueber die weitere Entwickelung laſſe ſich bei den un=
ſicheren
Verhältniſſen nichts vorausſagen.
* Kaliwerke Aſchersleben. Zulaſſungsantrag über 30
Mill. neue Aktien (70 000, 1100 000) wurder an der Berliner Börſe
geſtellt.
*
Dresdener Schnellpreſſenfabrik A.=G., Naun=
dorf
. Die Geſellſchaft beruft zum 3. September ao. G.V., die über
Kapitalserhöhung um 33 Mill. Mk. Stammaktien Beſchluß faſſen ſoll.
* A.=G. vorm. Seidel u. Naumann, Dresden. Die ao.
G.V. beſchloß Kapitalserhöhung auf 158 Mill. durch Ausgabe von 30
Mill. Stammaktien, die aber nicht, wie beabſichtigt war, als Schutzaktien,
ſondern als Verwertungsaktien geſchaffen werden. Das geſetzliche Be=
zugsrecht
der Aktionäre bleibt ausgeſchloſſen. Ein Verwaltungsmit=
glied
übernimmt nominal 10 Mill. zum Preiſe von 1½ Dollar pro
nominal 1000 Mk. Aktien, zum Dollarkurs vom 21. Auguſt, während
20 Mill. von einem Konſortium zu 100 000 % übernommen werden mit
der Verpflichtung, fie im Inter ſſe der Geſellſchaft beſtmöglichſt zu ver=
werten
,
Meſſen.
X Beſchickung der Mannheimer Erfinder=Mefſe
Herbſt 1923. Daß die 4. Deutſche Erfindungen=, Neuheiten= und
Induſtrie=Meſſe im Mannheimer Roſengarten vom 7. bis 13. Septem=
ber
d. J., veranſtaltet vom Reichsverband Deutſcher Erfinder E. V.,
Mannhei O 3, 16, nicht ausſchließlich eine Mannheimer Veranſtaltung
iſt, beweiſen die zahlreichen Anmeldungen aus allen Gauen Deutſch=
lands
. Selbſt deutſche Stammesbrüder aus der Tſchecho=Slowakei,
Oeſterreich, Italien und der Schweiz bringen ihre Erfindungen zu die=
ſer
Meſſe. Die Beſchickung durch die Induſtrie erfolgt vor allem aus
Süddeutſchland, ein Zeichen dafür, daß die Mannheimer Meſſe ein
Mitelpunkt gerade für dieſes Gebiet zu werden verſpricht.

Perſicherungsweſen.

Ed. Goldanleihe als Verſicherungsbaſis. Wie wir=
erfahren
, hat der Havardkonzern eine ſehr bedeutungsvolle Neuerung
auf dem Gebiete des Verſicherungsweſens vorgenommen. Die wert=
beſtändige
Verſicherung, die bisher für Mobiliar, Einbruch, Diebſtahl
und Feuerverſicherung auf feſtes Riſiko noch niht beſtand, gelangt nun=
mehr
zur Einführung. Es iſt beabſichtigt, die Stücke der Goldanleihe
des Reichs als Prämienzahlung für dieſe Goldmarkverſicherung anzu=
nehmen
, ſo daß die Goldanleihe dadurch der Wirtſchaft nutzbar gemacht
wird. Fur den Verſicherer verbindet ſich damit der Vorteil, daß die Ver=
ſicherung
wertbeſtändig abgeſchloſſen iſt. Wenn die Verſicherung z. B.
auf 1000 Goldmark lautet, werden dafür entwnder Stücke der Gold=
anleihe
oder auch Papiermark zum Tageskurs des Dollars ausgerech=
net
in Zahlung genommen. Den letzten Schritt der Vereinfachung,
nämlich, die kleinen Stücke der Goldanleihe uneingeſchränkt als Zah=
lungsmittel
für die Prämie dienen zu laſſen, unterbindet bedauerlicher=
weiſe
das Poſtſcheckamt, welches die Annahme derſelben, wie uns die
Havad mitteilt, höchſt merkwürdigerweiſe an Stelle von Papiergeld ab=
lehnt
. Dieſer Standpunkt iſt um ſo unbegreiflicher, als das Reich ſelbſt
mit der Ausgabe der kleinen Stücke den weiteren Zweck verfolgt, ein
wertbeſtändiges Zahlungsmittel zu ſchaffen.
* Kölniſche Rückverſicherungsgeſallſchaft. Die
av. G.V. zum 3. September ſoll über Kapitalserhöhung um 1,5 Mill.
Mk. Beſchluß faſſen.
Minerva Retrozeſſions= und Rückverſiche=
rungs
=A.=G. Die Geſellſchaft ſchlägt einer ao. G.V. zum 3. Sep=
tember
Kapitalserhöhung um 500 000 Mk. Vorzugsaktien vor.
Banken.
* Bayeriſche Diskonto= und Wechſelbank A.=G.
Nürnberg. Für das abgelaufene Geſchäftsjahr bringt die Bank
150 Prozent Dividende in Vorſchlag.
Unionbank Wien. Die Geſellſchaft nimmt Kapitals=
erhöhung
von 8 auf 16 Mill. Stammaktien vor, die im Verhältnis 1:2
zu 200 000 Mk. den alten Aktionären zum Bezug angeboten werden.
* Eine ruſſiſche Exportbank. Die ruſſiſche Telegraphen=
agentur
meldet: Laut Verfügung des Rates der Arbeit und Verteidigung
vom 31. Juli fand am 4. Auguſt die Sitzung einer beſonderen Kom=
miſſion
zur Ausarbeitung der Statuten einer Rohprodukten=Exportbank
ſtatt. Dieſe Exportbank ſoll in Form einer Aktienbank errichtet wer=
den
. Das Grundkapital der Bank beträgt 10 Mill. Goldrubel und wird
gebildet durch Ausgabe von 100 000 Aktien über je 100 Goldrubel. Die
Hauptaufgabe der Bank wird die Beſchaffung von Rohprodukten und
deren Export nach den ausländiſchen Märkten ſein.

Dividendenvorſchläge.

* Kontinentale Iſola=Werke A.=G., Düren= Bir=
kesdorf
. Die Geſellſchaft wird in der G.=V. zum 23. Sept. eine Di=
vidende
von 700 Prozent zur Ausſchüttung bringen.

Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Die
immer noch unſicheren Verhältniſſe ließen die Produktenmärkte durch=
weg
in feſter Haltung verkehren. Während zu Anfang der Berichtswoche
rege Nachfrage nach am Platze liegender oder bereits rollender Ware
beſtand, trat gegen Schluß trotz großerem Angebot die Kaufluſt zurück,
da dem Handel bei den nahezu verdoppelten Preisforderungen die
hierzu erforderlichen Geldmittel fehlen. Wenn nicht großes Angebot
die Preiſe herabzudrücken vermag, ſo wird es der durch Steuerdruck,
Zinſen und Neuanſchaffungen im Herbſt erforderliche Geldbedarf ſchließ=
lich
ſoweit bringen, die Produzenten etwas williger zu machen. Gelingt
es dann noch der Regierung, mit ihren beabſichtigten Maßnahmen ſich
einen Deviſenfonds zu ſchaffen und damit den Deviſenmarkt zu beher
ſchen, ſo ſchafft die auslän iſche Konkurenz ſchon den Ausgleich. Heute
liegen die Auslandspreiſe noch über den Inlandspreiſen, ſo bei Weizen
26 gegen 2022 Mill. Mk., obwohl auch in dieſer Woche eine nahezu
doppelte Verteuerung eingetreten iſt, von 11,512,5 Mill. Mk. auf vor=
erwähnten
Satz. Auch bei den anderen Getreideſorten war die Steige=
rung
annähernd 100 Prozent, bei Roggen von 88,5 auf 1516 Mill.
Mark, bei Gerſte von 8,59,5 auf 1416 Mill. Mk. und bei Hafer von
89 auf 1416 Mill. Mk., alles pro 100 Kilo Frachtparität Mann=
heim
. Als Gründe für dieſe Preisſteigerung ſind neben der neuerlichen
Deriſenhauſſe die am 20. Auguſt eingetretenen ſtarken Frachterhöhungen
anzuführen. Die genannten Preiſe ſind für alte Ware, für neue Ware
hat ſich noch keine feſte Preisbemeſſung herausgebildet, da man erſt die
Qualität genaue; prüfen muß, und dafür liegt noch nicht genügend viel=
ſeitiges
Material vor.
Mehl. Die Dauer des vorige Woche eingetretenen Preisrück=
ganges
war ſehr kurz und wurde auch nicht vom Konſum ausgenutzt,
da man bei einem ſolchen Fall gleich mit weiteren Preisrückgängen rech=
net
und jede verlangte Summe als zu hoch gilt, während beim Auf=
wärtsgehen
jeder Betrag ſchlank bezahlt wird. Von in der Vorwoche
bezahlten 1820 Mill. Mk. pro Doppelzentner Weizenmehl Spezial Null.
iſt die Forderung der ſüddeutſchen Mühlen auf 3739 Mill. Mk. ge=
ſtiegen
, mitteldeutſche Weizenmehle bedangen 3638 Mill. Mk. und.
Roggenmehl 28 Mill. Mk. ab Verladeſtationen. Nachfrage und Konſum
werden durch den großen Kartoffelmangel begünſtigt. Die Stimmung
iſt deshalb ſehr feſt.
Futtermittel. Das Angebot beſchränkt ſich auf die alten Ar=
tikel
wie Weizenkleie, Biertreber, Malzkeime und Trockenſchnitzel. Für
Oelkuchen zeigt ſich bei den hohen Preiſen kein Kaufintereſſe und des=
halb
werden auch keine Offerten gemacht. Die Preisverdoppelung trat=
auch
hier ein. Weizenkleie koſtete 89 Mill. Mk. gegen vorher 4,55
Millionen Mark, Malzkeime und Biertreber 910 gegen 56 Mill. Mk.
pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Auf dem Rauhfuttermittelmarkt lag
zuletzt nur noch Stroh im Angebot, das bei Preßſtroh ſeinen Preis von
0,800,85 auf 1,51,9 Mill. Mk. verbeſſerte. Heu kam nicht zur Notie=
rung
. Raps wurde mit 2627 gegen 1414,5 Mill. Mk. pro 100 Kilo
bewertet.
Kolonialwaren. Die Stimmung iſt im Einklang mit den
Hauptmarktplätzen ſehr feſt. Der Umſatz beſchränkt ſich aber auf das
reine Bedarfsgeſchäft. Die Notierungen lauteten zuletzt für Kafſee
Santos roh 3,033,37 gegen 2,37, gewaſchen 3,63,8 gegen 2,883,068
Millionen Mark bei 1258 530 Zoll, Tee mittel 7 gegen 4, gut 7,5 gegen
4,5 und fein 8,2 gegen 5 Mill. Mk. bei 2 129 918 Mk. Zoll, inländiſcher
Kakao unverändert 1 Mill, Mk., holländiſcher 1,30 gegen 1,15 Mill. Mk.
und 1,56 Mill. Mk. Zoll, Burma=Reis 450 000 gegen 320000 Mk. in
der Vorwoche, alles pro Kilo ab Mannheim.
Dabak. Das feuchte, dabei tagsüber doch warme Wetter war den
Tabakpflanzen zu ihrer Entwickelung weiter günſtig und die Ausſichten
können immer noch als gut bezeichnet werden. Nur noch wenige Fel=
der
ſieht man als zurückgeblieben; die meiſten Pflanzen haben die eine
halbe Mekerhöhe erreicht und zum Teil auch ſchon überſchritten. Für
1922er Bauerntabake wurden dieſe Woche ſchon bis zu 48 Mill. Mk. pro
Zentner bezahlt, was bei Zugrundelegung des Goldpreiſes ſchon über
die Friedensparität geht. Bei dieſen hohen Preiſen für inländiſchen
Tabak und der Unmöglichkeit des Imports ausländiſchen Tabaks haben
die Preiſe für Fertigfabrikate einen Stand erhalten, bei dem der Kon=
ſum
raſend weichen muß. Rippen ſind geſucht.
Wein. Wenn man bis jetzt meiſt Günſtiges über den Stand der
Reben zu hören bekam, ſo tauchen auch gegenteilige Anſichten auf. In
der Südpfalz werden z. B. die Ausſichten auf den 1923er=Herbſt als nicht
roſig bezeichnet und mit einem geringen Mengeerträgnis gerechnet. In
alten Weinen leeren ſich die Keller nach und nach, um Platz für den
neuen Wein zu ſchaffen. Die Preiſe ſind enorm in die Höhe gegangen.
Für das Fuder werden bereits 100 Millionen in 1922er=Ernte geboten.
Das Herzogl. Rentamt Stuttgart erzielte bei einer Weinverſteigerung
wieder Rekordpreiſe. Der Verkauf ging flott von ſtatten. Erzielt wur=
den
für Faßwveine 1922er=Ernte pro Liter von 600 000900 000 Mk.,
für Flaſchenweine pro Flaſche mit 0,7 Liter von 850 0002 040 000 Mk.
Bei der Verſteigerung von 1920er und 1921er=Weinen der Heſſiſchen
Weinbaudomane in Mainz gab es gleich nur Milliardenangebote. Für
Mittelweine wurden 1200 Mill. Mk. pro Halbſtück bezahlt.
Obſt. Die Zufuhren zu den pfälziſchen Obſtgroßmärkten ſind ſtark,
die Nachfrage aber auch ſehr lebhaft und das Angebot findet ſchnelle Ab=
nahme
. Bezahlt wurden im Großhandel pro Pfund für Aepfel
1060 000 Mk., Zwetſchen 3041000 Mk., Birnen 2084000 Mk.,
Pfirſiche 35110000 Mk., Pflaumen 412000 Mk., Reineklauden
1028 000 Mk., Pertriko 1526 000 Mk., Mirabellen 4062000 Mk.,
türkiſche Kirſchen 2540 000 Mk.
Holz. Die ſtark hinaufgetriebenen Holzpreiſe haben nun zu einer
großen Geſchäftsloſigkeit geführt. Der Wohnungsbau der Kommunen
und Privaten wurde noch weiter eingeſchränkt, wenn nicht ganz ein=
geſtellt
, und die Frachterhöhung hemmt auch die Umſatztätigkeit.
wb. Am Berliner Produktenmarkt herrſchte infolge des
geringen Angebots vom Inlande wieder feſte Stimmung. Namentlich
war Weizen wenig am Markte. Roggen wurde für die Reichsgetreide=
ſtelle
und für den Weſten begehrt. Die anziehenden Deviſenpreiſe tru=
gen
dazu bei, die Tendenz zu befeſtigen. Für Gerſte wurden bei Nach=
frage
nach den weſtlichen Gebieten höhere Preiſe bezahlt. Hafer wurde
für nahe Ware mehr offeriert, war aber wenig verlangt. Mehl wurde
von zweiter Hand allerdings zu höheren Forderungen als geſtern an=
geboten
. Mais blieb ſtill. Oelſaaten hatten feſte Tendenz. Futterartikel
behaupteten ihren Preisſtand.
R
Dorſen.
*Börſenbericht für die Zeit vom 20. bis 25. Auguſt.
(Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Die Bewertung
der Mark, die zurzeit den gewichtigſten Stimmungsfaktor für die Börſe
darſtellt, war in der abgelaufenen Woche erheblichen Schwankungen un=
terworfen
. Nachdem die Deviſenkurſe ſchon am Ende der Borwoche wie=
der
eine gewiſſe Befeſtigung erfahren hatten, kamen am Montag und in
noch verſtärktem Maße am Dienstag, äußerſt ungünſtige Marknotierun=
gen
aus dem Auslande, die an den inländiſchen Börſen ein ſcharfes An=
ziehen
der Deviſenkurſe zur Folge hatten. Die Effektenbörſe konnte die=
ſer
Entwicklung um ſo leichter folgen, als die Lage am Geldmarkt nach
wvie vor recht flüſſig geblieben war. Es entwickelte ſich daher an den er=
ſten
beiden Börſentagen der Woche ein recht lebhaftes Effektengeſchäft
bei kräftigen Kursſteigerungen, und die feſte Tendenz erhielt noch eine
beſondere Stütze durch die Vorgänge am Montanaktienmarkt, an dem für
alle weſentlichen Kohlenpapiere und insbeſondere für die Werte des
Stinneskonzerns äußerſt ſcharfe Nachfrage herrſchte. Daneben beſtand
auch für Schiffahrtsaktien, auf Grund ihres Charakters als Halbvaluta=
werte
, Intereſſe, das beſonders der Hapag zu einer bedeutenden Kurs=
ſteigerung
verhalf, und ebenſo waren alle chemiſchen Werte bei ſteigenden
Kurſen gefragt. Die feſte Haltung der Effektenbörſe und insbeſondere
der genannten Märkte blieb auch am Freitag im Allgemeinen gewahrt, da
das Publikum eine recht lebhafte Kauffähigkeit entwickelte, obgleich die
Dediſenkurſe inzwiſchen durch Abgaben der Reichsbank und mehr noch
durch die Ankündigung ſehr einſchneidender ſteuer= und währungspoli=
tiſcher
Maßnahmen der Reichsregierung erhebliche Abſchläge erfahren
jatten. Der Plan der Regierung, der in der Hauptſache dahin geht, Be=
ſtände
an Deviſen und an ausländiſchen Wertpapieren zwangsweiſe zum
Umtauſch in Goldanleihe heranzuziehen, hatte ein verſtäuktes Angebot an
ausländiſchen Zahlungsmitteln zur Folge, ſo daß die Kurſe am Deviſen=
markt
, allierdings unter lebhaften Schwankungen, eine fühlbare Ermäßi=
zung
erfuhren. Aber auch alle ausländiſchen Wertpapiere lagen weſent=
lich
ſchwächer, da die Spekulation am Freitag vielfach ihre Beſtände an
Valutawerten in deutſche Induſtriepapiere umtauſchte und dadurch
weſentlich mit zu der feſten Stimmung an den Induſtriemärkten beitrug.
wb. Im Berliner Deviſenverkehr zeigte ſich Nachfrage
bei Mangel an Angebot. Die Preiſe ſtellten ſich von vornherein über
die Dollarparität mit Neu=York und zogen im Verlaufe bei vereinzelten
Umſätzen weiter an. Mittags zeigte ſich eine kleine Neigung zur Ab=
ſchwächung
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[ ][  ][ ]

Seite 8.

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Pfund Obſt umkommen!
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werden, denn jede Obſtſorte, mit
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vorzüglichen Wein.
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gungskoſtentarife
in den
hieſig. Krankenanſtalten.
Die Tarife der hieſigen Krankenan=
ſtalten
erfahren mit Wirkung vom
25. Auguſt ds. Js, eine durch die
weitere Geldentwertung bedingte Er=
höhung
.
Es betragen von dieſem Tage ab die
täglichen Koſten für Verpflegung im
Stadtkrankenhaus:
in der I. Klaſſe:
für Einheimiſche . . 4000 000 Mk.
für Auswärtige . . 4500000 Mk.
in der II. Klaſſe .3000000 Mk.
in der III. Klaſſe . 2000000 Mk.
Auch die übrigen Sätze des Tarifs
haben eine entſprechende Erhöhung er=
ahren
. Eine Ausfertigung des neuen
Tarifs liegt im Stadtkrankenhaus zur
Einſicht auf.
Für die künftige Berechnung der Ver=
pflegungsſätze
wird ein beſtimmter Hun=
dertſatz
des Lohneinkommens eines ledi=
gen
, ungelernten ſtädtiſchen Arbeiters
von 25 Jahren zu Grunde gelegt, ſodaß
jede Lohnerhöhung oder Verminderung
eine Erhöhung oder Herabſetzung der
Tarife mit ſich bringt.
Hieſigen Selbſtzahlern (Erwachſenen
und Kindern) der III. Klaſſe kann, wenn
die Vorausſetzungen gegeben ſind, auf An=
trag
ein Nachlaß auf die Verpflegungs=
ſätze
gegeben werden.
(st7089
Darmſtadt, den 24. Aug. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

Bekanntmachung.
Am Montag und Dienstag, den
27. und 28. Ifd. Mts., können Ein=
kommenſteuervorauszahlungen
und Ruhr=
abgabe
bei den Zahlſtellen des Finanz=
amts
(Lindenhofſtraße) ohne Verzugs=
zinſen
und Zuſchlag noch eingezahlt
werden.
(7078
Darmſtadt, den 25. Aug. 1923.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.

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Arbeitgeber, die mit der Abführung
der Beiträge für die Juniperiode Ifd. Js.
und freiwillige Mitglieder, die mit den
Julibeiträgen im Rückſtand ſind, werden
aufgefordert, innerhalb einer Woche
die ſchuldigen Beträge bei Vermeidung
der Zwangsbeitreibung und eines Auf=
ſchlags
bis zum fünffachen Betrag der
Schuld an die Kaſſe abzuführen. Zahl=
ſtunden
ſind an allen Wochentagen, mit
Ausnahme Samstags von 1/,81 Uhr.
Darmſtadt, den 25. Aug. 1923. (7079
Der Vorſtand. Knoblauch.

Koppels Preisliſtel A
Pliun SoatotllRelb
Pfund Mark 280000.
Schöner Bruch= Reis
Pfund Mark 240000.

Prima blütenweiß. (
amerikaniſcher Opeck
Pfd. nur Mk. 1100000.

Beſtes Brat= u. Back=Ol
Schopp. nur Mk. 750000,
Schmalz u. Kohosfett
äußerſt billig.
Nur Kahlertſtr. 31
Telephon 2335
Rheinſtraße 47
Telephon 1929. (7088

[ ][  ][ ]

Dämmerlicht.
Von Erich Bockemühl, Drevenack b. Weſel.
Am Tannenbaum vor meinem Fenſter ballen ſich die kleinen
ZZweige in der Dämmerung ſchwarzer und feſter, ſie ſaugen
das Dunkel in die tauſend kleinen Zwiſchenräume und hängen
wie zottige Bärte von den weitausgeſtreckten Aeſten hemb. Dieſe
letzte Viertelſtunde vor dem ganz Verdunkeln der Welt iſt voll
Begebenheiten. Mit den Atemzügen ſinken die ſchwarzen Wellen
wie regelmäßig nieder . . . die Laute, Wagenraſſeln auf der
Straße, Kinderſtimmen . . . werden entfernter
aber das
Rauſchen ferner Wälder, der einſame Wanderſchritt unendlicher
Straßen iſt erhorchbar nah . . . das leiſe Summen des Windes
im unendlichen Flug der Erde in nie durchrauſchten Regionen des
Raumes höre ich: es iſt nichts ſo fern, daß es hingegebener Seele
nicht gegenwärtig iſt.
Aber es wird dunkel, dunkler . .. auch die großen Zwiſchen=
räume
in den Aeſten des Tannenbaumes haben ſich mit Nach
gefüllt, wenn erſchreckend der Straßenlaterne Dämmerung=ver
borgene Knoſpe offenſpringt. Das Licht erſchreckt mich wie ein
Schrei und zugleich wird mein Blick zum offenen Klavier
geleitet, auf dem im Reflex des Lichts die weißen Taſten glänzen
wie blinkende Zähne eines grinſenden Totenſchädels . .
Das Lachen der Taſten aber hat Stimme . . . ob ſie ſich be=
wegen
oder nicht . . . Muſik nennt man dies höhniſche Klingen
dies ſchauerlich eiſig=kalte Rieſeln der Töne, dem tief, ungeheuer=
lich
abgrundtief und dröhnend Antwort wird . . . dies iſt Ver
wandlung . . . ob ich im Zimmer ſitze, gegenüber dem Arbeits=
tiſch
, deſſen Konturen im Lichtreflex deutlicher ſichtbar ſind . .
im friedlichen immer, da doch kein Abgrund iſt . . . dies iſt un=
zweifelhaft
: Abgrunds Dröhnen, Aufdrängen von nebelhaften
Schwaden und Hagelſchlag aus Aether=weißgefrorenen Höhen der
Unendlichkeit . . . dies iſt nicht Täuſchung, daß ich ſchwebe mit
allen Dingen um mich her im kampfdurchtobten, brauſend, dröh=
nend
, krachend, rieſelnd, wildertönten Raum . . . dies iſt nicht
Täuſchung, daß ein Rieſe ſchreitet, die ſchweren Stiefel ziehend
durch den Schlamm des Abgrunds und die Erde hält mit ſeiner
Hand wie einen Ball, und daß dann Stille wird und leiſes Lied
hinſingt wie Klage im Mondlicht . .. dem ich lauſche: Adagio...:
So, iſt das tiefſte Lied aus tiefſtem Leid geſungen .. . ich träume:
Wie mich dies hinwegführt zu ferner Täler Wege, da dunkle
Waſſer leiſe mondlichtblinkend fließen durch ſchwarzer Eiben
haine Nacht . . . Seen liegen zwiſchen Felſen tief: Weiße Hirſche
ſenken ihre Köpfe, (daß die Kerzen der Geweihe flackernd ſich
verdunkeln und dann wieder heller leuchten), zu des Waſſers
Kühle. . . . Wanderer von fern und alle wie bekannt lächeln
Freundſchaft, und auf jener Wieſe iſt ein Menſch mit dem Wolken=
hut
. .. mit den Augen tauſendjähriger Vergangenheit . .. mit
dem Weltraumblick der ew’gen Hintergründe . . . iſt ein Welt=
rieſenhafter
, Menſchen=gütiger Menſch bei einem Kind, daß er
ihm Blumen pflückt . . ., daß er, die Kinderhand in ſeiner Fauſt,
Lächeln wie ein Segnen niederſcheint, daß des Kindes Scheitel
glänzt wie in dem Morgenlicht der offenbarten Schönheit ..
darin des Kindes Lächeln ſtumme Antwort gibt. Alſo lieblich
iſt das Blinken jener Taſten nun des Klaviers wie die Mond=
licht
=überglühten Wellen an der Küſte, dahinter, weit unendlich
weit die dunkle Flut ſich dehnt. . . . Sterne leuchten . . . und es
rauſcht, rauſcht Meermuſik in die Landſchaft und es rauſcht:
Erinnerung . . . .: Ein weißes Segel, das entſchwand, ein
Kinderlächeln, das verblühte wie ein Wellenlicht . .."
Noch in den Traum vom Tanz der mondbeglänzten Wellen
läuten Kirchturms Abendglocken dunkel . .. wie von irgendher
wehen wie von großen ſchwarzen Vögeln Flügelſchläge in die
Stille. . . . Hufſchlag hämmert und verhallt: Schwarzer Ritter
hebt das zarte Kind aufs Roß, Hufſchlag funkt (und wie die
Bilder irgendwelcher Reminiſzens im Abend mythologiſch groß
ſich weiten) es rauſcht, rauſcht, von dem Hufſchlag angerührt
des Waldes Einſamkeit, rauſcht breit hinüber Wolkenheer der
Nacht, rauſcht Meer, mit dunkler Flut die Küſte überſpülend.
.. und ſingt, im ſchwarzen Wind verborgen, dennoch vernehm=
bar
leis ſein Lied . . . in heller Mondlichtwieſe tanzt Klein=
Avelke und ſingt . . . Klein=Avelke tanzt Licht, im Schwung der
Kleider wirft ſie Licht in Kreiſen um ſich, die ſich immer weiter
breiten, Blumen der Wieſe, Sträucher, Tiere, die hinzugekommen
ſind zum Tanz der Lichterwieſe: Alles tanzt und ſingt im Reigen=
lied
. . . . die Welt iſt Licht, iſt wie ein heller Mantel um Klein=
Avelke, die tanzend aufwuchs, ſich in den Himmel tanzte, daß
die Sonne ihre Krone iſt.
Reminiſzenz: In der Abendſtille formt ſich unbewußt das
Leben, und aller Traum iſt Wirklichkeit.
Bleibt mir ein Suchen, das wie ein Erinnern iſt? Klein=
Avelke, ob ich dich irgend finde, kleine Mondprinzeſſin, die du
Autodafé.
Novelle aus unſerer Zeit.
Von Richard Rieß.
Dr. von Mierenſtudt ging langſam die kleine Treppe hinab,
die von dem Eichentore ſeiner Villa in den Vorgarten führte.
Unter dem Arme hielt er einen Stoß Bücher, deren weiße
Schweinslederrücken ſich von dem ſchwarzen Grunde des Pelz=
mantels
leuchtend abhoben. Man ſah ſie noch, als der Doktor
ſchon das Ende der Straße erreicht hatte und dem Bahnhofe des
kleinen Vorortes zuſchreiten wollte. Da blieb er plötzlich ſtehen,
legte die Bücher auf den Erdboden und knöpfte haſtig den oberen
Teil ſeines Pelzes zu. Dann hob er den Buchpacken wieder auf
und ſetzte beſchleunigt ſeinen Weg fort.
Zwei Frauen, die ſich im Vorgarten der Nebenvilla zu ſchaf=
fen
machten, blickten ihm nach
Ja, der Herr Doktor! ſagte die eine.
Der Herr Baron . . .! die andere.
A komiſcher Menſch iſt er. Das große ſchöne Haus und
koan Deanſtbotn net. A ſolcher Mo, a ſolcher . Net amol a
Zuageherin hat a genomma. Wie der Mo nur fertig werd mit
der Arbat. . .
Und imma mit de Büacha. . . J glaub, der Mo ſpinnt. San
ja alle ſpinnat, die wo alleweil mit de Büacha ztoa habn.
Schaugns nur, Frau Hertrich: d Sonn brennt und noch immer
geht er mit’n Pelz ſpazieren. Und recht zuaknöpferln tuat er in.
. Habt’s es ſchon ſo was gſehgn? . . . ."
Die beiden Frauen ſchüttelten den Kopf und ſetzten ihre Ar=
beit
fort. Doktor von Mierenſtudt aber fuhr der Stadt entgegen.
Er ſah ſich um, ehe er in den Laden Sally Bachers trat.
Der Inhaber trat ihm entgegen, ſeine Begrüßung klang ein
wenig gar zu familiär. Früher, als Dr. v. Mierenſtudt noch
kaufte anſtatt zu verkaufen, hielt Sally mehr auf Diſtanz. Die
Hand, die er dem Kunden entgegenſtreckte, mußte er wieder zu=
rückziehen
. Was bringt mer der Herr Baron? fragte er.
Mierenſtudt legte den Pelz ab und wies auf das Kleidungs=
ſtüd

Was das Stück koſte.

Lernen wir doch Ueberzeugungstreue an den Gegnern
achten.
Bismarck.

tanzen darfſt, da du ſchön biſt? Und du Kinderblick aus der
gottverwandten Schönheit deiner Seele, da du reicher biſt in dem
unbewußten Ahnen (wie Erinnern) deines Einſt und Ewig?
Und du Kindheit, oft verzerrt dein Bild in der Widerwärtigkeit
deines zwangbeengten Seins? ...
Indem ich in die ſtille Mondnacht ſchaue (ſilbern ſind die
lichten Räume meines Tannenbaumes doch das Licht iſt fern,
wie Ahnen der Mond muß hinter mir über fernen
Wäldern . . . fernen unbekannten Meeren aufgeſchwebt ſein .."
indem ich in des Abends friedliches Adagio ſchaue, denke ich
dies, wie alles. Leben verſchwiegen in der Seele wirkſam iſt. . . .
Und Licht einſchaltend . . . im erhellten Raume lächle ich,
alles Leids gedenkend .." und doch wie erlöſt lächle auch
deſſen, daß ich vielleicht einem Menſchen, einem Kinde Unrecht
tat . . .."
Klein=Avelke, oder wie du anders heißt im Bereich der All=
täglichkeit
meines Zeitberufs du biſt dennoch ſchön. Tanzen
ſollſt du, kleine Silberelfe, auf der Lichterwieſe, bis die Droſſel
ſingt . . . dunkel quellen ihre Flötentöne Licht in die Morgen=
ſtunde
. . . .
Alſo großer Güte reich (aus der Not der Chaosnacht alſo
ganz bewußt des Leids und Schickſals) o möcht ich Liebe
in dein Kinderſchickſal ſcheinen, daß deiner Augen tiefe gottver=
wandte
Seelenſchönheit, daß das Urbild deiner Kindheit
aller Kindheit
aus der Verzerrung deiner Lebens= Leidens=
nöte
zu mir lächelt. . . . .
Tanzen ſollſt du, Klein=Avelke . . . wenn das Meer des Un=
bekannten
in die Silberſtimme deiner Lieder rauſcht . . . Klein=
Avelke (oder wie du anders heißt, Kind verzerrten Angeſichts,
verzerrter Seele . . .) ich ſah dich im Weltlicht, im Adagio des
Wundertraumes und ſiehe da, da warſt du dennoch
ſchön.

Wiſſenſchaft und Technik !

Die Mikroſkopie iſt in der heutigen Zeit nicht mehr
nur eine Wiſſenſchaft, ſondern für viele Naturfreunde
eine Liebhaberei, wie etwa das Photographieren oder wie
die Aquarienkunde. Den Boden daſür hat die unermüdliche
Arbeit des Mikrokosmos bereitet, einer in Stuttgart erſchei=
nenden
Zeitſchrift, die in vielen Hundert Heften immer von
neuem und immer wieder von anderen Seiten unermüdlich die
Schönheit der Kleinwelt aufgezeigt und Wege dazu gewieſen
hat. Was dabei an praktiſchen Erfahrungen geſammelt wurde,
iſt in dem neuen Buch des Mikrokosmos=Verlags niedergelegt.
Mikroſkopie für jedermann. Ein Hand= und Hilfsbuch
für Anfänger und Fortgeſchrittene. Mit zahlreichen Anleitungen
zur Selbſtanfertigung aller Behelfe. Unter Mitarbeiter von
Dr. G. Stehli und Profeſſor Dr. A. Wagner. Herausgegeben
von Hanns Günther. Mit einer Einleitung von Dr. Fritz Kahn.
(7.13. Tauſend, 238 S. Kl. 82 mit 214 Bildern. 1923, Stuttgart,
Franckhſche Verlagshandlung.) Es iſt für Naturfreunde beſtimmt.
die dieſe ſchöne Liebhaberei gleichfalls aufnehmen wollen, da=
neben
für Studierende, Lehrer, Gärtner, Apotheker, Entomolo=
gen
und alle die, denen das Mikroſkop Hilfs= und Arbeitsgerät
iſt. In überaus anſchaulicher Weiſe zeigen die Verfaſſer, was
man beim Kauf eines Mikroſkops beachten muß, wie das Mikro=
ſkop
gehandhabt wird, wie man Material beſchafft, unterſucht,
Präparate anlegt, ſie zu einer Sammlung vereinigt uſw. Famos
iſt dabei, daß die Verfaſſer ſchon beim Mikroſkop zeigen, wie
man mit einfachen und daher billigen Inſtrumenten auskommer
kann, und weiterhin, wie man auf einfache Weiſe alle Behelfe
und Hilfsapparate in wirklich leiſtungsfähiger Ausführung ſelbſt
anfertigen kann. Auch ſonſt ſind die Anleitungen, z. B. zum
Zeichnen und Photographieren mikroſkopiſcher Objekte, durchweg
von einer Anſchaulichkeit und Eindringlichkeit, die man in kei
nem anderen Buche dieſer Art findet. Deshalb macht dieſer
Führer die Mikroſkopie, die dem Naturfreund Genüſſe und An=
regungen
wie keine andere Wiſſenſchaft beſchert, mit einem
Schlage zu einer Liebhaberei, die ſchlechthin jedem zugänglid
iſt. Das iſt ein Vorzug, der uns veranlaßt, jedem Naturfreund
zur Anſchaffung des Buches zu raten. Er erhält damit den
Schlüſſel zu einer Wunderwelt, von deren Umfang kaum einer
eine Ahnung hat. Um das zu verſtehen, braucht man nur die
Einleitung zu leſen, die Dr. Fritz Kahn, der bekannte Verfaſſer

Mierenſtudt begehrte haſtig den Vorſchlag des Käufers zu
hören. Und als Herr Bacher ſchwieg, ſagte er ſchnell: Alſo drei=
tauſend‟
. Die Luft in dieſem Laden drückte auf ihn. Unbehagen,
zum Ekel geſteigert, würgte ihn. Sally aber hatte es nicht
gar ſo eilig.
Dreitauſend? ſagte er und ſchüttelte den Kopf. Ja, aber
was ich da ſeh. . . . Da fehlen ja die ſchönſten Fellchen. . . . Da
ſeh ich ja .. .. da ſind ja ein halbes Dutzend Felle heraus=
getrennt
. . .
Sie wiſſen ſelbſt, daß ich vor einigen Wochen vier Nerzfelle
verkauft habe. Haben ſie ſelber erworben . . . Alſo, was ſoll
da Ihr Erſtaunen? Im übrigen, wenn Sie nicht wollen ... meine
Zeit iſt koſtbar.
Zweitauſend ſagte der Händler und zählte umſtändlich
ſchmierige Scheine auf. Bacher ſchätzte neue Kaſſenſcheine nicht.
Man hätte meinen können, ſie ſeien nachgemacht.
Ohne zu antw ten, ſchob Mierenſtudt das Geld in die
Jackettaſche. Ohne Gruß ging er. Er wußte, daß er betrogen
wurde.
Er wußte es, aber er ließ es ſich gefallen. Er empfand es als
Stärkung ſeines Selbſtgefühls. Auch dieſe Zeit ſcte ihn nicht
zum Händler erniedrigen. Ein Mierenſtudt machte Alttrödlern
ihre Kniffe nicht ſtreitig. Warum auch? Er hatte nun die fünf=
zehnhundert
Mark, die er Profeſſor Meut als Arzthonorar ſchul
dete. Am dritten war die Rechnung gekommen und heut ſchrieb
man bereits den achten. Das mußte ſofort erledigt werden. Und
es blieben noch ein paar Scheine übrig.
Es fröſtelte Mierenſtudt, obwohl aus tiefblauem Himmel eine
frühe Aprilſonne warme Strahlen ſandte. Aber der nun des
Pelzes Beraubte empfand die leichtere Bekleidung fröſtelnd. Er
hatte es zum Glücke nicht weit bis zum Buchhändler Felsner.
Dort gab er die Schweinslederbände ab.
Stellen Sie das zu dem übrigen. Wann iſt übrigens die
Auktion?
Uebermorgen, erwiderte der bucklige Buchhändler. Und
er fügte hinzu, indem er Mierenſtudt aus gütigen blauen Kinder
augen anblickte. Wollen Sie ſichs nicht doch nochmals überlegen.
Herr Baron? Ich kenn ja Ihre Bibliothek . . . . ich hab Ihnen
ja ſelber geholfen, manches Stück zu ergattern . . in der guten

des Leben des Menſchen dem Buche gegeben hat: Ich aber
weiß es lautet der Schluß, gäbe es nur ein einziges Mikro=
ſkop
die Nation, der es gehörte, würde es mit Stolz ihr eigen
nennen und ſtellte es in einem Tempel auf, und ſeine Halle
wäre ein Wallfahrtsort der Menſchheit. Man baute Bahnen
hin, und Wolkenkratzer könnten nicht die Menge faſſen, die aus
aller Welt zuſammenſtrömte, das Mikroſkop zu ſehen. Könige
kämen aus der Feine mit Gefolge, Geſellſchaftsdampfer brächten
die Reichen zum Neide der Armen, man zahlte Preiſe wie in
Bayreuth und rühmte, heimgekehrt, in den Salons ſich dann des
Adels ſeiner Bildung. In ſeine Lupen zu ſchauen wäre die
Sehnſucht des Jünglings und der Stolz des Mannes. Die
Mütter erzählten den Kindern am Bettrand von den Schnee=
flocken
, die man darin ſo groß wie Kronen ſieht, erzählten von
den Fliegenaugen, die tauſend feingefaßte Kriſtalle in ſich tra=
gen
, erzählten von den Silberkugeln, die in dem Milchtropfen
ſchweben und von den Fabeltieren, die in der Kreide leben. So
nährten ſie ſchon im Kinde die Sehnſucht nach den Wundern
der Ferne den, ach, ſo unerreichbaren, die nur der vom Glück
Begnadigte jenſeits über den Meeren im Heiligtum der Schön=
heit
ſchauen darf . . ., ja, gäbe es nur ein einziges Mikroſkop!
Aber es gibt deren ja ſo viele auf Erden. So viele, daß jeder,
der Freude daran hat, ſich eines anſchaffen kann, ſo gut wie
einen Feldſtecher oder eine Kamera. Und es iſt ſo leicht, den
richtigen Gebrauch zu erlernen. . .
Rätſel der Tiefe betitelt ſich eine Neuerſcheinung, die
ſoeben der Verlag R. Voigtländer in Leipzig herausbrachte.
(Die Entſchleierung der Kohle, des Erdöls und Salzes von
Hanns Fiſcher. 160 Seiten mit 23 Abbildungen. 8. Grund=
preis
gebrauchsfertig broſchiert 3,30 Mk., in Halbleinen 4 Mk.)
Ueberraſchende Rätſel ſind es, welche der Verfaſſer vor uns
aufdeckt, beſonders deswegen, weil gemeinhin die Geologie in
ihren Grundlagen vöuig feſtzuſtehen ſchien. Nun aber beginnen
ſie zu wanken. Mit unwiderſtehlicher Folgerichtigkeit prüft
Hanns Fiſcher drei geologiſche Hauptgebiete, die Kohle, das
Erdöl und das Salz. Mühelos gelingt es ihm, auf Grund
der Welteislehre die bisherigen Anſchaungen als irrig zu er=
weiſen
, und zu zeigen, wie zahlreiche Geheimniſſe ganz über=
ſehen
wurden, Dinge, die uns nun einen Blick zurück über Jahr=
millionen
tun laſſen. Lückenlos überzeugend ſchließt ſich Gedanke
an Gedanken. Seltſamſtes wird uns zu klar Erkennbarem. Wir
ſehen einen der Vorgänger unſeres heutigen Mondes ſich lang=
ſam
der Erde nähern, ſehen riefenhafte Fluten entſtehen, ſehen
die Eiszeit nahen, deren Notwvendigkeit und deren bisher völlig
dunkles Rätſel ſich wie mit Zauberhand zu einfachſter Selbſt=
verſtändlichkeit
löſen, und nun bauen ſich vor uns Kohlenflöze
übereinander, mit papierdünnen oder meterſtarken Geſtein=
ſchichten
; nun ſtellen ſich die Stämme, jene merkwürdigen Runen
der Urvergangenheit, in die Schichten, und ganz von ſelbſt ge=
langen
wir über mancherlei andere Geheimniſſe der Kohlenlager,
über Flözverdickungen, über die Ueberſchiebungen und Verwer=
fungen
, über den Bau der Sedimentgebirge an Hand zahlreicher,
vortrefflicher Abbildungen zu der Ueberzeugung, daß die Poto=
nieſche
Waldmoorhypotheſe keine allgemeine Gültigkeit haben
kann. Obwohl alle dieſe Einzelheiten den Leſer in dauernder
Spannung halten, ſo überraſcht der Verfaſſer den Fachmann
ebenſo wie den Laien und Naturfreund in dem Kapitel Der
Schuß aus der Sonne mit der außerordentlich wichtigen Feſt=
ſtellung
, daß es auf Grund der neuen Erkenntniſſe möglich ſei,
rechtzeitig vor drohender Schlagwettergefahr zu warnen. Dieſer
Abſchnitt dürfte jeden Bergmann und jeden Gebildeten in ſeinen
folgenſchweren Ergebniſſen überzeugen. Darum iſt dies Buch,
das in ebenſo ausführlicher Weiſe die Entſtehung der Erdöl=
lager
infolge eines Rieſenfiſchzuges des Mondes und ferner die
eiszeitliche Entſtehung der Steinſalzlager ſchildert, nicht ein
Werk, das, nur allerdings im beſten Sinne, unterhalten, ſondern
das helfen will. Bis auf die letzte Seite bleibt der Leſer im
Banne des Verfaſſers, deſſen Fähigkeit, auch die ſchwierigſten
Dinge in verſtändlicher Form packend darzuſtellen, erhoffen läßt,
daß die Rätſel der Tiefe weiteſte Verbreitung finden werden
C.K. Warnung vor Hypnoſe in Schulen. Die okkultiſtiſche
Welle, die ſeit einiger Zeit, wie durch die ganze Welt ſo auch
durch Deutſchland geht, hat ſich ſelbſt in die Schulen Einlaß zu
verſchaffen gewußt. In letzter Zeit haben die Schulleiter ver=
ſchiedentlich
herumziehenden Perſonen auf vorgelegte Empfehlun=
gen
hin geſtattet, in den Schulen Experimentalvorträge über
Hypnoſe, Wachſuggeſtion, Telepathie und ähnliche Gebiete zu
halten. Wie die Kliniſche Wochenſchrift mitteilt, hat ſich nun
das bayeriſche Unterrichtsminiſterium in einer Verordnung da=
gegen
gewandt. Bei den ſchweren ſittlichen und geſundheitlichen
Gefahren, die derartige Vorführungen gerade für die jugend=
lichen
, noch in der Entwicklung ſtehenden Schüler und Schüle=
rinnen
nach ſich ziehen können, wird nachdrücklich vor der Zu=
laſſung
ſolcher Veranſtaltungen gewarnt, die ohne beſondere
polizeiliche Genehmigung verboten ſind.

alten Zeit. . . . Soll das wirklich nun dem Mob vor die Füße
geworfen werden. . . . Es iſt ein Jammer . . . . Laſſen Se nur
mal ſehen, was Sie mir da heute bringen. . . . Tſ . . . tſ . . . Die
ſchönen Drucke der Heinſe=Ausgabe . . und da . . . ſchade . . ."
zu ſchade .. das Beardsley=Werk. Es iſt zum Speien, wenn
man denken muß, welches reiche Rindvieh das in ſeinen Bücher=
kaſten
legen wird. Es freut einen ſchon gar nimmer, Buchhändler
zu ſein.
Ich kann meine Bibliothek nimmer halten . . . . das heißt:
ich will nicht ... wiſſen Sie, wenn ich die Wände ſehe . . . alle
voll mit dem gedruckten Zeug ... dann graut mir bisweilen.
Die aufgeſtapelte Weisheit drückt auf mich. . . . Es iſt wie eine
ſtete, ſtumme Anklage: Leiſte ſchaffe . . . Ich bin ſo feig.
dieſe Forderung nicht immer hören zu wollen, und ſo . . ." ſo
verkaufe ich denn. Er hatte das haſtig geſagt und merkte gar
nicht, daß ſeine mageren Wangen purpurn erglühten. Herrn
Felsner aber war es nicht entgangen. Da er nicht helfen konnte,
machte er ſich ſchnell ein wenig zu ſchaffen. Denn auch er ſchämte
ſich ſeiner Zeit.
Ein paar Tage ſpäter kam Herr von Mierenſtudt wiederum
in die Stadt. Bei Felsner war heute Auktion und der wünſchte
er beizuwohnen. Vorher aber ging er zu dem kleinen Antiquar,
an den er geſtern den Bücherballen geſandt hatte. In wenigen
Minuten war das Geſchäft abgeſchloſſen. Sie haben ein Ver=
mögen
in Ihrer Bücherei, hatte man ihm geſagt, als er es
war nun ſchon ein Jahr her zum letzten Male Gäſte bei ſich
geſehen. Nun, da er dazu gekommen war, in ſeinen Büchern
jenes Vermögen zu ſuchen, da fand er nichts anderes als etliche
zerſchliſſene Banknoten.
Ich habe Ihre Sendung durchgeſchaut. Herr Baron, ſagte
der Antiquar, ein dürres blondhaariges Männchen mit ſpitzem
Ziegenbockbärtlein. Sie wiſſen ja: Konjunkturumſchwung . .
Wenig Geld . . . . Zinsverluſte bei langem Lagern
Wieviel? fragte Mierenſtudt. Er fah ſeine Bücher über
den Ladentiſch gehäuft. Es waren ſchöne Erſtausgaben darunter:
Romantiker, Rokoko, auch moderner Dichter ſchön gebundene
Widmungsexemplare. Sollte das alles en bloe verhökert wer=
den
. . . . wie Altpapier oder ſchmierige Lumpen? Mierenſtudt
hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.

[ ][  ]

Nummer 34

A . 2.2.

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

A

2.

Jahrgang 1923

Jandee nnanageenee

29:
*
gs: Die Weli der Frau 7

Die Mode von heute.
Die Linie des neuen Uebergangskleides. Eng,
lang, ſchlank, mit Vermeidung alles Bauſchigen und aller Stoff=
verſchwendung
, ſind die erſten Modelle erſchienen. Die über=
große
Länge, die wenigſtens zipſelweiſe den Fußboden ſtreifte,
oder zu ſtreifen ſchien, wurde bis zur Knöchellänge gemildert
und gekürzt. Die durchgehende Vordeibahn der letzten Hoch=
ſommer
=Neuheit wird ſich an ihnen noch mehr durchſetzen, ja ſie
iſt vereinzelt durch ein= oder aufgeſetzte eingefärbte Spitzen,
farbige gewebte Borten, handgearbeitete Woll=, Seiden= und
Perlſtickereien, Kettelſtichreihen, und vor allem ſenkrecht aufge=
ſetzte
Seiden=, Treſſen= und Lacklederbörtchen noch beſonders
betont. Die Hüftpartien zeigen an derartigen Uebergangskleidern
denſelben ſchlankmachenden Garniturteil, wenn ſie nicht in
ſchmale Pliſſeefalten gebrannt oder gebügelt oder in 20 bis 30
Zentimeter breite feine Stüfchen bis hinauf zum Gürtel abge=
näht
ſind. Der weite Pagodenärmel ift an ihnen verſchwunden.
Ein mäßig weiter Bluſenärmel mit etwa handbreitem Vündchen
oder bis faſt zum Ellbogen hinaufgehender glatter Manſchette,
dem ſich aufgeſchlagene, ein=, zwei= bis dreifarbige Stulpen an=
fügen
, mit denen dann der Schulter= oder Schalkragen harmo=
nieren
muß, und ſchließlich ein dreiviertellanger, ſchlichter, ein=
facher
, gerader Kinoärmel, mit ziemlich hohem Auſſchlag von
dem Stoff des Gürtels und Kragens, ſind die auffallendſten
Modeformen unter den Aermeln an den Uebergangskleidern.
An einzelnen Modellen aus feinem blauen, ſteingrauem. roſt=
braunem
und ſchwarzem Tuch, ohne jeden Beſatz von anders=
farbigem
Stoff, iſt der gleichartige loſe Schärpengürtel, ſeitlich
nur einmal verſchlungen, unſichtbar mit großen Kohinvors zu=
ſammengehalten
, durch äußerſt kunſtvoll ausgeführte ſchwarze
Perlmotive mit reicher Verzierung von Silber= und Goldperlen,
inmitten von einem länglichen viereckigen oder ovalen Jettſtein
geſchmückt, an ſeinen Enden beſetzt ein raffiniert vornehmer
Schmuck, zu dem ein gleichartiges Phantaſieſtück aus denſelben
Perlen an feiner ſchwarzer Seidenſchnur um den Hals getragen
wird.
I. E.
Das hochmoderne Umſchlagtuch. Unter all den händgeſtrickten,
gehäkelten, gewirkten und geknüpften Schals, Pelerinen, Kimo=
nos
und Boleros, die neben den Jacken, Schlüpfern, Jumpers
und Mänteln gleicher Art in den ſommerlichen Erholungsorten
heuer ſo erſtaunlich viel getragen werden, erregt immer wieder
das große viereckige Umſchlagtuch beſonderes Aufſehen. Entweder
reinwveiß gehalten oder durch äußerſt wirkungsvolle, farbige, blü=
tenartige
Motive belebt, hüllen ſie mit ihrem zumeiſt ſehr reichen
und langen Franſenſchmuck die Trägerin bis zum Rockſaum ein
und verleihen ihr, bei graziöſer Raffung der Schalenden auf der
Bruſt eine ſehr reizvolle, perſönliche Note. Einzelne Stücke ſind
in der Knüpfung der Franſen noch zartfarbig belebt, ſo mit hell=
blauen
, altroſa, ſtroh= oder zitronengelben, mattgrünen oder lila
glänzenden Seidenfäden vereinigt
ein höchſt effektvoller
Schmuck. Weniger will uns ein dickes Schaltuch aus weißem
Flauſchſtoffe gefallen, das eine bekannte Künſtlerin kürzlich au
der Kurpromenade des immer eleganter werdenden Modebades
Pyrmont trug; dicht über den Franſen, die den Kies bei jedem
Schritt berührten, fratzenartige Tierköpfe in verſchiedener Art
kunſtvoll mit ſchwarzer Seide ausgeführt, aufgeſtickt. Selbſt hier,
vvo man täglich durch neue, originelle und oft ſehr überraſchende
Modeeinfälle verblüfft wird, erregte dieſes einzigartige Stück: die
Schöpſung einer phantaſiereichen Kunſtgewerblerin, größtes,
durchaus berechtigtes Aufſehen. Ganz allerliebſt wirken dafür die
kleinen Pelerinchen mit ſtolartiger Verlängerung am Vorderteil,
die ſowohl in Weiß, wie in allen zarten Farbtönen jeder Nuance,
namentlich die Reize jugendlicher Trägerinnen noch ſo beſonders
unterſtreichen. Ein entzückender Abendkragen dieſer Art, aus zart=
lachsroſa
Wollgarn gehäkelt, zeigte an den luftig=großbogig gehal=
tenen
Rändern feine, wie darüber verſtreut angebracht erſchei=
nende
weiße Schmelzperlen und an den vorderen Enden eine
lange Luftmaſchenkette, franſenförmig mit birnenförmigen
Schmelzperlenglöckchen abſchließend. Schließlich dürfen die hoch=
eleganten
, weißen, ſchmiegſamen Kaſchmirſchals, mit langen hand=
geknüpften
Seidenfranſen und 2030 Zentimeter breiter, kunſt=
voller
Seidenſtickerei nicht unerwähnt bleiben, denen der gewählte
Geſchmack vor allen anderen Hüllen dieſer Art den Vorzug geben
wird, wenn die erforderlichen Moneten vorhanden ſind, ſie zu be=
ſchaffen
. Bei jeder Naffung, ſelbſt wenn ſie durch eine noch ſo
ungeſchickte Hand vorgenommen wird, erhalten ſie einen weichen,
ſchmiegſamen Fall und dadurch eine höchſt dekorative maleriſche
Wirkung für die Trägerin, namentlich dann, wenn ſie ſchlank
und rank gewachſen iſt.
S. St.
Die wachſende Noi der Zeit
zlvingt die Hausfrau in neunundneunzig von hundert Fällen,
ihr eigener Handwerker zu ſein. Wie ſchnell war ſie früher bei
der Hand, mit dem zerriſſenen Schuh, dem durchlöcherten Eimer
oder dem Kochtopf, dem durchgetretenen Rohrſtuhl zum hilfs=
bereiten
Doktor, will ſagen Schuhmacher, Klempner oder Korb=
macher
zu laufen, um den Schaden für eine oder zwei Mark,
oder gar nur ein paar Pfennige heilen zu laſſen. Heute aber
ſteht ſie erſchrocken vor jedem ausbeſſerungsbedürftigen Gegen=
ſtand
und rechnet ängſtlich, wieviele tauſend Mark es nun wie=
der
koſten wird, und kommt wohl gar zu dem betrüblichen
Schluß, daß ihre arme, ſchwindſüchtige Haushaltkaſſe die nötige

Summe einfach nicht aufbringen kann. Und dann greift ſie, wie
ſchon immer, zur letzten Rettungsmöglichkeit, und es heißt:
ſelber machen!
Leider wird aber oft der gute Wille nicht durch die nötigen
Kenntniſſe unterſtützt. Es fehlt an der richtigen Anleitung zur
handwerklichen Selbſthilfe. Hier will Beyers Haus=
frauen
=Bücherei, Band IV, betitelt: Das Hand=
werksbuch
der Hausfrau, mit 170 Abbildungen
(Grundpreis 1 Mk.), helfen.
Es bringt in knappſter Form eine Fülle von Anleitungen
und Ratſchlägen zu handwerklicher Selbſthilfe. Ratſchläge, die
dadurch beſonders wertvoll ſind, daß ſie von einer großen An=
zahl
von Abbildungen erläutert werden. Wo oftmals eine Menge
von Worten nötig wäre, da zeigt ein Bild klar und deutlich,
worauf es ankommt. Im erſten Abſchnitt: Fenſter, Tür und
Wand erhält die Hausfrau einen Ueberblick über alles, was zur
Inſtandhaltung und zum Schmuck von Fenſtern, Jalouſien und
Wänden nötig iſt; das Aufſtecken von Vorhängen und Aufhän=
gen
von Bildern eingeſchloſſen. Der Pflege der Möbel und An=
fertigung
von Erſatzmöbeln gilt der zweite Teil, der auch prak=
tiſche
Umzugswinke enthält. Aber auch als Schuhmacher kann
ſich die Hausfrau betätigen, und weder die Schäden der Waſſer=
leitung
, noch die Reparaturen an Kochtöpfen, Geſchirr und den
hunderterlei Gebrauchsgegenſtänden werden die Beſitzerin des
Handwerksbuchs mehr ſchrecken. Dem Gasherd, der Elektrizität,
den Uhren und der Buchbinderei ſind ebenfalls beſondere Ka=
pitel
gewidmet, und außerdem ergänzen noch eine ganze Anzahl
praktiſcher Ratſchläge für allerlei kleine Verlegenheiten das Buch,
das wirklich eine Fundgrube des häuslichen Wiſſens genannt
werden kann. Die zahlreichen Freunde dieſer ſchmucken Haus=
frauen
=Bücherei werden es beſtimmt nicht miſſen wollen; aber
es ſollte überhaupt im Bücherſchrank keiner praktiſchen Hausfrau
fehlen, denn auch die Vollkommenſte wird beſtimmt noch irgend
etwas daraus lernen können. Es iſt durch alle Buchhandlungen
erhältlich, auch unter Nachnahme direkt vom Verlag Otto
Beyer, Leipzig=B., zu beziehen.
Der zeitgemäße Haushalt.
Vorſorge für den Winter. Wenn man im Winter
ſtets friſche Peterſilie haben will, ſo pflanze man im Herbſt
einige Wurzeln in mehr e tiefe Töpfe oder einen Blumenkaſten
und ſtelle ſie an das Küchenfenſter. Im Laufe der Wintermonate
entwickeln ſich die Wurzeln und treiben bei mäßiger Wärme
friſche ſaftige Blät. . Ein zu warmer Standort iſt zu vermei=
den
, da ſonſt die Pflanzen nur dünne Blätter ohne Aroma trei=
ben
würden.
L.
Ein vorzügliches Vertilgungsmittel der
Schwaben iſt Borax. 9 Teile von pulveriſiertem Borax
mit 1 Teil Zucker vermengt, dieſe Miſchung des Abends an den
von den Schwaben bevorzugten Stellen ausgeſtreut, tötet dieſe
nach dem Genuß dieſes Pulvers ſofort, ſo daß ſie am Morgen
leicht entfernt werden können.
r.
Nanziges Salatöl wird wieder tadellos
rein und mild im Geſchmack und heller in der Farbe,
wenn man ihm etwas gebrannte Magneſia zuſetzt, und zwar
auf ein Viertelpfund ein Teelöffel voll davon. Man ſchüttelt die
Flaſche tüchtig damit durcheinander und läßt ſie dann im Dun=
keln
ſtehen, bis ſich der Inhalt durch das Pulver geklärt hat.
Dieſes ſetzt ſich nach und nach zu Boden, ſo daß das Oel rein
davon abgegoſſen und verbraucht werden kann.
M.
Angebrannte Gerichte ſchütte man ſchnell, ohne ſie
aufzurühren, in einen reinen Topf und behandle ſie wie ſonſt
weiter; man wird dann nichts von der Verbrennung ſpüren. Wagner=Hamburg je 5½, Becker==Wien und Hilſe=Bremen je 5.
Den verdorbenen Topf fülle man bis zum Rand mit kaltem
Waſſer, füge eigroß Soda bei und laſſe bis zum anderen Tage
weichen; er läßt ſich dann meiſt ganz ſchnell mit dem Topfbeſen
ausbürſten.
P.
Gebackener Fiſch mit Dillſoße. (Ein pikantes
nahrhaftes Sommergericht.) Fluß= oder Seefiſch, geſchuppt und
in Portionsſtücke geſchnitten, wird mit Salz und Pfeffer beſtreut
und mit Zitronenſaft betreufelt, 2 Stunden ſtehen gelaſſen.
Dann zunächſt in Mehl, darauf in geriebener Semmel gewendet,
in heißem Fett ſchön braun gebraten und folgende Soße dazu
gereicht: Einer hellen Mehlſchwitze fügt man eine kleine Zwiebel,
einen Teelöffel Soßen= bezw. Suppenwürze und ½1 Waſſer
bei, läßt zu dicker Soße ausquellen und noch 5 Minuten mit 2
Eßlöffeln feingewiegtem jungen Dill ziehen. Das Gericht ſchmeckt
ſowohl heiß mit Kartoffeln um Mittag oder kalt mit Brot oder
Bratkartoffeln zum Abendbrot gleich vorzüglich.
Gelee aus abgefallenen Birnen. Noch nicht
ganz reife wie wurmſtichige Birnen werden abgerieben, aus= Machthaber im Altertum.
geſchnitten, Stiel und Blüten entfernt und halbiert, mit Waſſer
bedeckt, weich gekocht. Etwas dunkelroter Kirſchſaft oder wenig
Heidelbeerſaft verſchönt die Farbe des Gelees; etwas Weinſtein= Darmſtädter Weinlokals.
ſäure erſetzt die fehlende erfriſchende Säure. Man bereite ſie
ſelbſt, indem man zwei geſtrichene Teelöffel voll in einer Taſſe
voll Waſſer auflöſt und davon nach Geſchmack und Belieben bei=
fügt
.
Speiſenzettel:
Sonntag: Grüne Bohnen mit Hammelfleiſch.
Montag: Brotſuppe mit gebackenen Pflaumen.
Dienstag:; Möhren mit Kartoffeln.
Mittwoch: Hefenklöße mit Heidelbeeren.
Donnerstag: Kohlrabigemüſe.
Freitag: Heringsbällchen mit Dillſoße.
Samstag: Profoßkohl mit Aepfeln und Abſtechklößchen, ein vielgebrauchtes Möbelſtück gemacht werden.

Alſo, ich will den ganzen Poſten kaufen, krähte der Ziegen=
bock
. Für . . . .", er nannte eine lächerliche Ziffer. Mieren=
ſtudt
machte eine Bewegung. Der Abwehr? Schon zuckte der
Antiquar furchtſam zuſammen. Aber das Wort, mit dem er ſein
Angebot beträchtlich erhöhen wollte, verſchluckte er wieder, als
Mierenſtudt ſein Einverſtändnis auf den Tiſch trommelte:
Geben Sie. ....
Es ekelte ihn! Aber das Leben tat recht daran, ihn zu ver=
höhnen
. Warum auch ſo gierig ſein, den ungleichen Kampf auf=
zunehmen
! Achtlos ſchob er die Geldpapiere ein.
Kurze Zeit darauf ſtand er neben dem Regal, das die für
die Verſteigerung beſtimmten Bücher enthielt. Er wohnte dem
Schauſpiel bei. Kaufluſtige kamen und beſahen die Werke. Iſt
viel in Schweinsleder dabei? fragte eine wohlriechende Dame
den Buchhändler. Ich brauche noch dreiviertel Meter Schweins=
leder
für meine Bibliothek.
Mierenſtudt ſah mit verlorenen Blicken über die Ankommen=
den
hin, die den kleinen Nebenraum der Buchhandlung ganz
füllten. Mancher drängte ſich zu dem Regale. Einer wandte ſich
an Felsner: Sie können für mich ſteigern: Ganzpergament,
Halbpergament und rotes Leder. Bis 40 Zentimeter hoch. Ich
muß in mein Bureau zurück. . . . Dann ging er.
Ein Kinobeſitzer, flüſterte Felsner Mierenſtudt zu. Der
aber hatte genug und ſchaffte ſich Bahn durch das wartende
Publikum. Gegen ſeine Gewohnheit machte er dabei von ſeinen
Ellenbogen Gebrauch. Er fühlte ſich hundeelend: ſeine Denk=
kraft
ſchien ihm gelähmt. Die Bücher, die die Wandregale füll=
ten
, drückten auf ihn, als wollten ſie gerade ihn all ihren Stub
fühlen laſſen. Rabindranath Tagore iſt zu herzig, hörte er
noch. Dann war er draußen.
Kaum war er wieder daheim, da klingelte es. Sein Schritt
ballte durch das Haus, als er über die der Teppiche beraubte
Halle zur Eingangstür rannte. Der Poſtbote. Er brachte einen
Brief mit dem Aufdrucke der ihm ſattſam bekannten Anwalts=
firma
und eine Poſtanweiſung. Eine Rechnung auch. Die lau=
tete
auf einhundert Mark für die Neparatur eines Paares
Stiefelſohlen. Die Anweiſung betrug 43,25 Mark: das Honorar
für eine elfſeitige Abhandlung über die deutſche Lyrik von
Walther von der Vogelweide, das Ergebnis von einer Arbeits=

woche. Rechtsanwalt Soubichler ſchrieb aber, die Uebergabe
des Hauſes werde für den fünfzehnten erwartet.
Alſo doch! Er mußte aus dieſem Hauſe, das ihm nun drei
Jahre Obdach gegeben hatte. Der Verleger ſeiner Suſo= Aus=
gabe
hatte es ihm zur Verfügung geſtellt, als er aus dem Kriege
zurückgekehrt war und für ſich und ſeine Habſeligkeiten: die drei
alten Gebetteppiche und die ſchöne Bibliothek kein Dach hatte.
Warum auch nicht? Die Vorſtadtvilla ſtand dem reichen Manne
leer. Der Sohn, der ſie gebaut, war in Italien gefallen. . .
Nun aber war der alte Kommerzienrat geſtorben und die Erben
hatten die Villa verkauft.
Dr. von Mierenſtudt hatte, als er von dieſem Verkauf ge=
hört
, ſofort Maler und Zimmerleute kommen laſſen, um die von
ihm bewohnten Räume neu herzurichten. Er wollte von dem
Filmverleiher Burger, deſſen junger Reichtum ſich hier breit=
machen
wollte, nichts geſchenkt. Auch den entfernteſten Gedanken,
als ſei durch ſein Wohnen der Wert des Hauſes auch nur um ein
Geringes gemindert, wollte er unmöglich machen. Er holte die
Rechnungen der Handwerker und addierte. Wenn er den aus der
Verſteigerund zu erwartenden Erlös, den für Pelz und Bücher
erzielten Beträgen hinzuzählte, dann mochte die Sache ſtimmen,
Mierenſtudt fiel müde über das breite Ruhebett. Es krachte,
als der Körper darüberfiel, denn der Teppich, der das Polſter
einſt überdeckt hatte, war längſt gegen Papiergeld eingetauſcht.
Die Anſtrengungen des Tages zwangen den Erſchlafften nieder.
Ein Eiſenband lag um ſeine Stirn. Die Haltung, die Dr.
Mierenſtudt bewahrte, ſobald er ſich unter Menſchen zeigte, glitt
nun von ihm. Und es blieb ihm nur der Nachgeſchmack des
Ekels, den dieſe Zeit und ihr Treiben ihm verurſachten. Und
die Sorgen . . . die Sorgen ...
Als er die Haſt dieſes Tages in ſich verdämmern fühlte, er=
hob
er ſich und ſetzte das Teewaſſer auf dem Gaskocher zurecht.
Das Tee=Ei, vom Morgen noch gefüllt, ließ er in der aufziſchen=
den
Flut untertauchen: Er gönnte ſich am Abend nur einen Auf=
auß
. Das Geträuk ſchmeckte ein wenig ſpülig, aber es machte
wenigſtens den harten Schiffszwieback weich, den er in die Taſſe
brockte.
(Schluß folgt.)

Nunuenenenneeesenunnnnnnnnnnenunnnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnenne neneenenennnunns

Schach

W

W

Nummer 45

Aufgabe 29
A. J. Fink und Ua Tane
(Govd Companion 1920).
c d e
1

Weiß zieht und ſet in zwei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Ka8 D15 Ta4 c7 La3c2 Saß e2 Bc6 e5 f3 (11);
Schwarz: Kd5 Td3 Sb3 b4 Bc4 d7 e3 e7 16 (9)7 2 +,
Aufgabe 30
Friebrich Punga in Eberſtadt b. Darmſtadt
(Baſler Nachrichten 1914).
Weiß: Kc1 Db3 Td3 La4 Bc3 g3 g6 h4 (8);
Schwarz: Kd4 Bd7 e5 e7 g4 h5 (6).
Matt in drei Zügen.
Die neueren Amerikaner leiſten, auf dem Gebiet des Zweizügers
geradezu Hervorragendes; oben wieder eine Perle! Der Dreier iſt
ein gefälliges Stück, leider betätigt ſich Profeſſor Punga in letzter
Zeit nicht mehr als Aufgabenverfaſſer,
In der nächſten Nummer erſcheinen die Löſungen der Aufgaben
1722. Wir werden von nun ab ohne beſondere Ankündigung alle
drei Nummer die Löſungen von je ſechs weiteren Aufgaben bringen,
Briefkaſten: J. B. in G. Da jede Nummer etwa 1 Woche vor
Erſcheinen druckfertig ſein muß, können bei der Bekanntgabe der Löſer
und der Beantwortung von Anfragen Verſpätungen eintreten. Sie
(wie auch unſere andere Leſer) müſſen daher entſchuldigen und Nach=
ſicht
üben. Wir erwägen, ob wir nicht die Löſerliſte überhaupt erſt
8 Tage nach den Löſungen bringen ſollen. In 21 haben Sie auf die
Hauptverführung 1. Lc3e5? Die Widerlegung 1. . . . b5b41 richtig
gefunden. Die Aufgabe iſt ſchwer. Für längere Schachnachrichten
reicht der Raum in unſerer Schachecke leider nicht aus. Deshalb auf
Ihre Frage wegen des Frankfurter Turniers hier nur in aller Kürze!
Meiſterturnier: Grünfeld=Wien 1. und Meiſter von Deutſchland,
7½ Punkte aus 9 Partien, ohne Verluſtpartie. Poſt==Berlin und
Ferner Emmerich Dresden, Krüger Hamburg, Wegemund-Berlin,
Brinckmann Kiel, MoritzStettin. Im Hauptturnier gewann den
1. Preis und die Meiſterwürde Blümich=Dresden. J. P. Die Löſung
von Aufgabe 25 iſt nicht richtig getroffen. Die ſchwarzen Bauern ziehen
ſtets nach unten.
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schriftleitung
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift Schach.

Jannnnaanaendnaaanangg

Kannndanaae

Spiel und Rätſel

Darmſtädter Silbenrätſel.
cae, ed, fu, i, lach, le, neu, ſaa, ſar, ſis, ſtadt, wal.
Aus vorſtehenden Silben ſind 6 Wörter von folgender Bedeutung
zu bilden: 1. Pferdeart. 2. Stadt in Oberägypten. 3. Aegyptiſche
Göttin. 4. Stadt in der Pfalz. 5. Fluß in Thüringen. 6. Römiſcher
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach
unten geleſen, den Namen eines bekannten und gern beſuchten
Aug. Thomas.
Streichholz=Rätſel.

Aus vorſtehender Kiſte ſoll durch Umlegung von 5 Hölzchen
Carl Deubel.
Rätſel.
553. Nimmt man dem Wort Zwei Strichlein fort Und ſetzt dort
drein Ein Häklein ein, Wird aus dem Tier Das,
was es Dir Mit ſeinem Saft Am Leibe ſchafft.
554. Einen geräumigen, grünen und ſonnigen Platz nennt das Wort
Dir. Aber das Wort ohne Kopf ſieht aus, wie es ſelbſt
ohne Fuß ſagt. Nimmſt Du dem Wort ohne Kopf den neuen
Kopf, wird es ein Waldbaum, Deſſen vordere Hälfte den
Quell alles Lebens bedeutet. Streichſt Du vom Waldbaume
Kopf und Fuß, meint jeder, er ſei es.
555. Drei Silbenpaare hat das Ganze, ine ſchöne farbenbunte
Pflanze. Sie ſteht im erſten in dem Dritten, Zumeiſt am
Rand, doch auch inmitten. Das zweite Paar, ein Vogel,
ſchleckt, Vom Kopfe bis zum kurzen Schwanze Im Dritten
erſten gut verſteckt, Des Dritten Samen und das Ganze.
Auflöſungen.
Silbenrätſel:
1. Lesbos, 2. Urlaub, 3. Delvenau, 4. Wadowie, 5. Ibgch,
6. Geige. Ludwigsbuche‟.
Arithmogriph.
Perſien, irren, Niſche, Spinnen, Chinin, Heine, Eiche, Rippe
Pinſcher.
Rätſel: 550. Flur. 551. Tollkirſche. 552. Goldregen.
Das Zahlenwunder in der Rätſelecke der vorigen Sonntags=
ausgabe
iſt algebraiſch, wie folgt, zu erklären: Die dritten Potenzen
der gewöhnlichen Zahlenreihe bilden eine arithmetiſche Reihe dritter
Ordnung. Setzt man in die bekannte Summenformel für die n
erſten Glieder die Zahlenwerte der Anfangsglieder der Differenz=
reihen
ein, nämlich 1, 7, 12 und 6, ſo entſteht nach kleinen Um=
formungen
s n. 2p:n‟ n‟. (n-F1/
2- 2
4
Das Zahlenwunder iſt alſo eine algebraiſche Notwendigkeit.
Ferner läßt ſich beweiſen, daß die erſte Differenzreihe in der ſieben=
baſigen
Primzahlenreihe enthalten iſt; mithin können alle Glieder
der zweiten Differenzreihe nur vielfache von 6 ſein. Johann He
Nerautwartlicht Mar Ktrailt