Darmstädter Tagblatt 1923


25. August 1923

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Nummer 234
Samstag, den 25. Auguſt 1923
186. Jahrgang

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ler,Friſen
mophon

Utſpiegel

hilienhaus

Deg Kanzlers Antwort an Poincaré.
Deutſchlands bisherige Geſamtleiſtungen 42 Milliarden Goldmark. Die jetzige Regierung
hält an dem Angebot der vorigen Regierung feſt. Für Deutſchland gibt es keine Rhein=
und Ruhrfrage. Streſemann verhandlungsbereit.

Berlin, 24. Aug. (Wolff.) Der Reichskanzler Dr.
Streſemann, ſprach heute bei einem Frühſtück, das der
Deutſche Induſtrie= und Handelstag ihm zu Ehren gab und
bei dem in Vertretung des in Urlaub befindlichen Präſidenten
von Mendelsſohn Geheimrat Duisburg Begrüßungsworte an
ihn richtete, über die innen= und außenpolitiſche
Lage. Er knüpfte an die Worte an, die er in ſeiner letzten
Rede als Abgeordneter im Reichstag geſprochen hatte, daß die
Sanierung im Innern zugleich die wirkſamſte
außenpolitiſche Betätigung für Deutſchland
ſei und wies auf die einſchneidenden Maßnahmen
hin, die die jetzige Regierung zur Schaffung eines
Deviſenfonds, zur Schaffung wertbeſtändiger
Zahlungsmittel und Anlagewerte und zur
Sanierung der Reichsfinanzen eingeleitet habe. Er
wies eingehend, den Vorwurf zurück, daß Deutſch=
land
ſelbſt den Währungsverfall herbeigeführt
habe. Er würde einen Staatsmann, der abſicht=
lich
eine ſolche Politik getrieben hätte, für den
größten Verbrecher an ſeinem Volke anſehen.
Die Reichsregierung ſcheue nicht vor einem
ſcharfen Eingriff in die Vermögensſubſtanz
zurück und ſie vertraue darauf, daß die wirtſchaftlichen Kreiſe,
vor deren Vertreter er ſpreche, nicht nur aus Zwang, ſondern
aus eigener Ueberzeugung von der Notwendigkeit dieſer Maß=
nahmen
daran mitwirken werden.
Der Reichskanzler leitete darauf mit dem Hinweis, daß trotz
dieſer ſcharfen Eingriffe in die Vermögensſubſtanz eine baldige
Vermehrung der Reichsfinanzen ohne eine Löfung der Außen=
politik
nicht möglich ſei, auf die außenpolitiſche Lage
über. Der franzöſiſche Miniſterpräſident habe die Ruhrbeſetzung
damit begründet, daß ſie notwendig ſei, um Deutſchland dazu
zu zwingen, ſeine Verpflichtungen zu erfüllen, denen es ſich
bisher abſichtlich entzogen habe. Er verfage es ſich, an dieſer
Stelle auf die Vorgänge im einzelnen einzugehen, ſo ſehr es
geräde vonn deutſchen Standpunkt aus verführeriſch wäre, auch
die Frage von Recht und Schuld nochmals zu erörtern, nach=
dem
ſie in der Note der engliſchen Regierung eine ſo durch=
ſchlagende
Unterſtützung gefunden habe. Die Frage von
Schuld und Recht wird das deutſche Volk dem Urteil un=
parteiiſcher
Schiedsrichter jederzeit gern zu unterwerfen bereit
ſein, weil ſein eigenes gutes Gewiſſen in dieſer Frage dieſem
Urteilsſpruch ruhig entgegenſehen kann. Auf dem Gebiete der
bisherigen Reparationsleiſtungen Deutſchlands hat gerade
kürzlich eine unparteiiſche Unterſuchung
Deutſchland die Gerechtigkeit gebracht, daß
ſeine bisherigen Leiſtungen weſentlich höher
gewertet werden als von der Repargtions=
kommiſſion
. Das Inſtitut of oeconomie in Waſhington
hat nach einer eingehenden Prüfung der deutſchen Leiſtungen
ſich auf den Standpunkt geftellt, daß Deutſchland bis zum
30. Dezember 1922 mindeſtens 2526 Milliarden Goldmark in
greifbaren Werten geleiſtet hat und daß das deutſche Verlangen
auf Buchung noch weiterer erheblicher Leiſtungen zugunſten
Deutſchlands unzweifelhaft gerechtfertigt ſei. Die deutſche Re=
gierung
ſelbſt beziffere die deutſchen Geſamtleiſtun=
gen
auf Grund ſorgfältiger und eingehender Unterſuchungen
auf über 42 Milliarden Goldmark. Was die
Welt von den Staatsmännern der Völker er=
warte
, iſt nicht eine unfruchtbare Polemik über
vergangene Zeiten, ſondern ein Weg in die
Zukunft, der ein friedliches Nebeneinander=
leben
der Nationen geſtatte und anſtelle des
Währungschaos zu den ungeſchriebenen Ge=
ſetzen
des Welthandels zurückführt, auf daß ſich
einſt der Wirtſchaftsverkehr der Weltvölker aufte. Höchſt
beachtenswerte Gedanken über eine ſolche praktiſche
Löſung finden wir in der letzten amtlichen Ver=
öffentlichung
der britiſchen Regierung. Auch
der franzöſiſche Miniſterpräſident hat in
Charleville eine praktiſche Löſung als das
Ziel ſeiner Politik bezeichnet. Der Weg, auf dem er
dieſe praktiſche Löſung zu finden verſucht, geht dahin, daß er
produktive Pfänder für die Lieferungen deut=
ſcher
Reparationsleiſtungen beanſprucht. Als ſolche
produktiven Pfänder bezeichnet die franzöſiſche Regierung in
den Inſtruktionen an ihre Botſchafter in London und Brüſſel
vom 10. und 12. Juli einmal die Garantie der deutſchen Eiſen=
bahn
und der deutſchen Wirtſchaft und ferner die Inanſpruch=
nahme
der deutſchen Zölle.
Soweit der Grundſatz in Betracht kommt, eine wirkſame
Haftung für unſere deutſchen Leiſtungen zu bekommen, iſt die
Inanſpruchnahme des deutſchen Reichsbeſitzes
und der deutſchen Wirtſchaft aus dem Memorandum
der deutſchen Reichsregierung vom 17. Juni d. J. zum Aus=
druck
gebracht in jenem Vorſchlag der deutſchen Regierung, der
zu unſerem Bedauern bis heute keine Antwort ſei=
tens
der Alliierten oder ſeitens einer alliierten Macht
gefunden hat. Wir haben bewußt in dieſem Memorandum
eine grundſätzliche Entſcheidung getroffen und haben es darum
als die äußerſte Kraftanſtrengung des deutſchen Volkes bezeich=
net
, weil es, über die Verpflichtungen des Verſailler Vertrages
hinausgehend, die uns verbleibenden Kraftquellen aus der
deutſchen Wirtſchaft unmittelbar in Geſtalt der Garantien in
die deutſchen künftigen Leiſtungen hineinführt. Gerade von der
franzöſiſchen Regierung iſt auf die Bedeutung der deutſchen
Wirtſchaft vielfach hingewieſen worden. Wir leſen in dem fran=
zöſiſchen
Gelbbuch, daß der Reichtum Deutſchlands nicht zer=
ſtört
ſei und daß ſeine wirklichen Hilfsmittel und die Steuer=
kraft
wie ſeine Wirtſchaftslage unberührt für die Zukunft vor=
handen
ſeien.
Sie wiſſen ebenſo wie ich, daß hier eine Ueberſchätzung
der deutſchen Wirtſchaftskraft vorliegt, Sie wiſſen

ferner, daß die angeblichen großen Gewinne der deutſchen Wirt=
ſchaft
, wie die Verzinſung unſerer Aktiengeſellſchaften ausweiſt,
vielfach ſo lächerlich gering ſind, daß beiſpielsweiſe die letzte
Jahresdividende der Deutſchen Bank nicht den Wert einer
Straßenbahnfahrt in Berlin ausmachte.
Aber wohlan, wenn in dieſer deutſchen Wirtſchaft, was ich
nicht beſtreite, Möglichkeiten einer zukünftigen Entwicklung
liegen, ſo bedarf es für die Alliierten nur des
Eingehens auf die Grundſätze des Memoran=
dums
der deutſchen Regierung, um mit uns gemein=
ſam
den Weg zu finden, der dieſe letzten uns verbliebenen Kraft=
quellen
zum Träger der Garantien deutſcher Reparations=
verpflichtungen
macht. Die jetzige Regierung hält an
dem Angebot der vorigen Regierung feſt. Wenn
die franzöſiſche Regierung aufrichtig von dem
Gedanken ausgeht, produktive Pfänder nach
Ablauf eines Moratoriums zu erhalten, ſo
kann ſie wohl den Weg der Verſtändigung mit
uns finden. Aber dieſer Weg darf nicht über
die Differenzierung zwiſchen Rhein und Ruhr
einerſeits und dem Deutſchen Reich anderer=
ſeits
gehen. Die, wenn auch nur vorüber=
gehende
, Verpfändung des Ruhrgebietes, die
Enteignung der rheinländiſchen Bahnen, die Ueberlaſſung ein=
zelner
Bergwerke und Beſitztümer an Rhein und Ruhr, wie
ſie von dem franzöſiſchen Gelbbuch in die Debatte geworfen
wurde, kann von uns nicht als Grundlage der
Löſung der Reparationsfrage betrachtet wer=
den
.: Für uns in Deutſchland gibt es keine
Rheinlandfrage, die international zu löſen
wäre.
Wir konſtatieren mit Genugtuung die Erklärung des fran=
zöſiſchen
Miniſterpräſidenten, daß er weder politiſche Ziele ver=
folge
, noch annexioniſtiſche Gedanken hege. Mit dieſer Erklä=
rung
ſind aber die in Vorſchlag gebrachten Löſungen nicht ver=
einbar
, indem ſie datſächlich Rhein und Ruhr einer Sonder=
behandlung
unterwerfen und damit den Weg zu einer praktiſchen
Löſung verſperren. Erſt wenn die politiſchen Ziele, die dieſen
Vorſchlägen innewohnen, zurückgetreten ſind gegenüber den
wirtſchaftlichen Löſungsmöglichkeiten, wird der Weg für eine
praktiſche Löſung offen ſein. Deutſchland kann nur hoffen, daß
innerhalb einer gemeinſamen Verſtändigung der Alliierten unter
ſich und mit Deutſchland ein Weg gefunden werde, der die be=
rechtigten
Anſprüche der Gläubigerſtaaten mit
der Wahrung deutſcher Entwicklungsmöglich=
keiten
vereinigt, die auch dem deutſchen Volke das Recht
auf Leben ſichern. Der Reichskanzler ſchloß mit einem Hin=
weis
auf die notwendige Solidarität der Völker.
Deutſchland muß jetzt das äußerſte tun, um bei
ſich die Grundlage, für Friede, Freiheit und
Ordnung zu ſchaffen.
Neue Ausführungsbeſtimmungen zur Paluta=
Spekulations=Verordnung.
Verbot der Deviſenhamſterei.
Berlin, 24. Aug. (Wolff.) Die zuſtändige Stelle teilt
mit: Im Reichsanzeiger erſcheinen demnächſt weitere Aus=
führungsbeſtimmungen
zur Valutaſpekula=
tionsverordnung
.
Zukünftig wird ein Betrieb nur noch den Betrag an Zah=
lungsmitteln
oder Forderungen in ausländiſcher Währung er=
halten
, deren er zur Fortführung innerhalb zweier Monate im
durchſchnittlichen Umfange der Monate Mai bis Juni 1923 be=
darf
. Darüber hinaus dürfen ausländiſche Zahlungsmittel oder
Forderungen gegen Reichsmark oder Wertpapiere, die auf Reichs=
mark
lauten, auf Grund der Handelsbeſcheinigung nicht erwor=
ben
werden. Die Friſt von zwei Monaten kann verlängert oder
verkürzt werden. Hierfür, ſowie für die Behandlung von Aus=
nahmen
iſt der beauftragte Reichsminiſter für die Deviſenprüfung
zuſtändig. Wer alſo ausländiſche Zahlungsmittel erwirbt, muß
nachweiſen können, daß ohne dieſen Erwerb eine Störung ſei=
nes
Betriebs innerhalb der nächſten zwei Monate eintreten müſſe,
widrigenfalls er ſich ſtrafbar macht.
Die Beſtimmung des § 5 der Ausführungsbeſtimmungen,
die den Umtauſch von Zahlungsmitteln oder Forderungen in
ausländiſcher Währung ſchlechthin zuläßt, iſt dahin eingeſchränkt,
daß Deviſen nur noch durch Zuſtimmung des Finanzamts in
Geldſorten umgewandelt werden dürfen. Auch Auszahlungen
von Währungskontos dürfen nur noch mit Zuſtimmung des
Finanzamts in Noten erfolgen. Zuwiderhandlungen ſind
ſtrafbar.
Die Beſtimmung des § 3 Abſ. 1 Nr. 5 der Ausführungs=
beſtimmungen
vom 8. Mai (Reichsgeſetzblatt 1, Seite 279) iſt da=
hin
erweitert, daß Zahlung in ausländiſcher Währung auch zu=
gelaſſen
iſt bei Dienſt= oder Werkverträgen an Bord von Schiffen
auf hoher See oder auch bei Waſſerſtraßen, ſoweit dieſe nicht der
inländiſchen Küſtenſchiffahrt unterſtehen.
Mit dem Strafſchutz umkleidet wurde ferner das Unterlaſſen
der Führung eines Deviſenbuchs, ſowie die nicht rechtzeitige oder
unvollſtändige Einſendung von Abſchriften aus dem Deviſen=
buch
(Nr. 8 der Ausführungsbeſtimmungen zur Valutaſpekula=
tionsverordnung
vom 24. Juli, Reichsgeſchblatt 1. Seite 748).

* Aktive Politik.
Es iſt von jeher Gewohnheitsrecht geweſen, daß man neuen
Regierungen, nachdem ſie ihre Antrittserklärungen abgegeben
haben, eine gewiſſe Schonzeit gibt, damit ſie ſich in ihren Auf=
gabenkreis
hineinleben können. Das Kabinett Streſemann aber
durfte auf eine ſolche Laufzeit keinen Anſpruch machen. Die
Ereigniſſe marſchierten zu ſchnell. Jede Stunde war koſtbar,
und ſo mußte es mit der praktiſchen Arbeit beginnen, bevor die
einzelnen Meinungen ſich auſeinander eingeſtellt hatten. Selten
wohl hat eine Regierung eine ſo ſchwere Erbſchaft übernommen.
Sie war gezwungen, mit doppelter Front zu kämpfen: Nach
innen, um Ruhe und Ordnung herzuſtellen, und gleichzeitig nach
außen, um neue Verſuche zur Löſung der Reparationskriſe zu
machen. Die erſten Ergebniſſe liegen heute vor. Das Kabinett
hat ſich dem Reichstag vorgeſtellt. Der Reichskanzler hat im
Reichsrat ſeine Viſitenkarte abgegeben und durch eine vernünf=
tige
Einſtellung in die Wechſelbeziehungen zwiſchen Reich und
den Ländern ſich das Vertrauen der einzelnen Bundesregierun=
gen
erworben. Er hat, was wir ihm ſehr hoch anrechnen müſſen,
als eine ſeiner erſten Amtshandlungen, ſich für die Erhaltung
der geiſtigen Mittelſchicht Deutſchlands tatkräftig eingeſetzt.
Unmittelbar darauf hat der Reichsfinanzminiſter Dr. Hil=
ferding
in dem Hauptausſchuß des Reichstages, ſein Finanz=
expoſé
gegeben, und 24 Stunden ſpäter ſprach der Kanzler vor
dem Induſtrie= und Handelstag über die auswärtige Lage. Auch
das war eine Neuerung, eine Nachahmung weſtländiſcher, aber
guter Bräuche, daß die Miniſter, wenn ſie einmal ſprechen wollen,
nicht immer erſt einen feierlichen Rednerrock anziehen, ſondern
die Gelegenheit gefelligen Beiſammenſeins benutzen, um prak=
tiſche
Arbeit einzuſchalten. Man muß alle dieſe Reden als ein
Ganzes nehmen, um über die Abſichten des Kabinetts einige
Klarheit zu gewinnen. Zunächſt Dr. Hilferding. Auch unter
denen, die an ſich die große Koalition in der Not des Augen=
blicks
als eine Notwendigkeit empfanden, ſind gerade gegen die
Pexſönlichkeit des Finanzminiſters ſtarke Bedenken laut gewor=
den
, die er vorläufig wenigſtens angenehm enttäuſcht hat. Was
er fagte, das waren Dinge, die Jeder unterſchreiben konnte. Er
hat einer brutalen Finanzpolitik das Wort geredet und hat ſie
verteidigt mit der ſchweren Lage, in der wir ſtehen. Dagegen iſt
kaum etwas zu ſagen. Wir haben uns in den verganenen Jah=
ren
an Ausnahmemaßregeln mancherlei Art gewöhnen müſſen,
haben Ungerechtigkeiten ertragen gelernt, die nur zu verteidigen
waren, weil ſie der Rettung des Staates galten. So wird man
ſich jetzt auch mit dem Eingriff in die Vermögensſubſtanz abzu=
finden
haben, ſelbſt wenn einzelne Exiſtenzen ſchwer darunter
leiden ſollten, allerdings in der Erwartung, daß alles geſchieht,
um vermeidbare Härten auszuſcheiden. Die Sachwerte ſind das
einzige, das der Währungskataſtrophe bisher relativ geringe
Opfer gebracht hat, und da doch auch für ſie die Wahrheit gilt,
daß der Zuſammenbruch des Reiches den Verluſt des Vermögens
bedeutet, iſt es nicht mehr als recht und billig, daß auch ſie in die
Breſche ſpringen. Freilich zwei Einſchränkungen darf man ge=
genüber
Herrn Dr. Hifferding machen. Er hat angedeutet, daß
der Währungsverſall eine Schuld des Syſtems Cuno wäre. Da=
von
kann keine Rede ſein. Die Urſache liegt viel früher. Sie
liegt in der Zeit, wo die Sozialdemokratie ſchon einen weſent=
lichen
Teil der Verantwortung trug wenn es vielleicht auch
nicht zweckmäßig iſt dieſe Streitfrage jetzt aufzurollen und
zum andern: Herr Dr. Hilferding hat das Finanzproblem ledig=
lich
von der Geldſeite angefaßt, die doch nur den einen Teil aus=
macht
. Er hat kein Wort über den mindeſtens ebenſo wichtigen
Faktor der Produktion verlauten laſſen. Mit börſentechniſchen
Mitteln allein kommen wir nicht weiter, wenn nicht gleichzeitig
unſere Erzeugung erhöht und unſer Verbrauch vermindert wird.
Wir wollen hoffen, daß es nicht lange dauert, bis er nachholt,
was er diesmal darüber nicht geſagt hat. Inſofern iſt ihm je=
doch
wieder zuzuſtimmen, daß Feſtgeſtaltung unſerer Währung
gerade außenpolitiſch gegenwärtig das wichtigſte iſt. Nur wenn
wir wieder einmal mit feſten Geldbegriffen rechnen können, be=
ſteht
für uns die Möglichkeit, den Kampf noch einmal erfolgreich
zu Ende zu führen.
Der Kanzler hat dafür die erſten Schützengräben ausgewor=
fen
. Wenn man im Auslande von ſeiner Rede große Enthüllun=
gen
oder neue Vorſchläge erwartete, dann ſieht man ſich ge=
täuſcht
. Aber trotzdem rechnen wir beſtimmt damit, daß ſeine
Worte draußen auch in Frankreich eine günſtige Aufnahme fin=
den
werden. Herr Dr. Streſemann hat das herausgeholt, was
aus der Situation herauszuholen war, indem er ſich mühte, eine
Brücke zu ſchlagen, die zu Poincaré hinüberführt. Dabei blieb
er auf dem Programm der vorigen Regierung ſtehen. Dabei
lehnte er auch jedes Entgegenkommen auf territorialem Gebiete
ab und ließ keinen Zweifel darüber, was für uns unannehmbar
iſt. Aber er gab auch noch einmal zu verſtehen, daß wirtſchaft=
liche
Verſtändigungsmöglichkeiten vorhanden ſind, und daß
Deutſchland im Rahmen des Tragbaren nicht um eine Goldmil=
liarde
feilſchen wird, wenn wir uns dafür unſere ſtaatliche Exi=
ſtenz
und die Ruhe unſerer Werktagsarbeit ſichern könnten. Das
iſt alles, was im Augenblick geſagt werden konnte. Die Rede
war in dem, was ſie ausſprach, und in dem, was ſie verſprach,
diplomatiſch klug berechnet, da ſie ſicherlich jede etwa vorhan=
dene
Chance ausnutzt. Das Echo, das jetzt aus Paris herüber=
klingt
, wird uns zeigen müſſen, ob es=Herrn Poincaré mit der
Ablehnung jeder imperialiſtiſchen Politik ernſt iſt. Wenn er
Geld und Sicherheiten haben will, dann kann er ſie bekommen.

Das Auslandsecho der Hilferding=Rede.
TU. London 24. Aug. Hilferdings Rede im
Hauptausſchuß des Reichstages hat hier einen außerordent=
lich
guten Eindruck gemacht. Berliner Berichterſtatter
Londoner Blätter ſtimmen darin überein, es handele ſich um den
erſten Verſuch Deutſchlands, ſeine Finanzlage
ganz ehrlich darzulegen. Die Morning Poſt erklärt,
von Tag zu Tag verſtärke ſich hier der Eindruck, daß man
von engliſcher Seite in der Behandlung einer
europäiſchen Frage eine Pauſe eintreten
laſſe, umderneuendeutſchen Regierung Gelegen=
heit
zugeben, durch eine aktivere Reparations=
politik
ganz großen Stils eine völlig neue Lage
zu ſchaffen, die die Staatsmänner der Entente zur Faſſung
neuer Entſchlüſſe zwingt und ihnen Stoff zu neuen Beratungem
liefert.

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Nummer 234

Seite 2.

Darmſtädter Dagblatt, Samstag, den 25. Auguſt 1923.

Das Notprogramm Hilferdings.
TU. Berlin, 24. Aug. Die geſtrige Rede des Reichs=
finanzminiſters
Dr. Hilferding findet im Berlin eine
gute Preſſe.
Die Voſſ. Ztg. ſchreibt, daß es diesmal ſtatt der üblichen
Aneinanderreihung von Zahlen ſcharfumriſſene Gedanken gebe,
ſtatt langfriſtiger Projekte die Ankündigung von Taten, ſtatt
guter Vorſätze ein Wille.
Beachtenswerte Kritiken des Finanzprogramms bringen das
Berliner Tageblatt und die Deutſche Allg. Ztg..
Das B. T. betont, daß es nur eins gebe, worauf es heute
letzten Endes ankommt, daß das Vertrauen zur Finanzwirtſchaft
des Staates wieder hergeſtellt werden müſſe. Der nächſte Schritt,
den Dr. Hilferding zu unternehmen habe, werde eine Ausein=
anderſetzung
mit den Ländern und Gemeinden ſein, um ſie
finanziell wieder ſelbſtändiger zu machen und ſo das Reich von
dieſen täglich zudringlicher werdenden Koſtgängern zu befreien.
Die D. A. Z. beleuchtet klar, eingehend und ſachlich den
Weg zur Kriſe. Der Kampf um die Reichsbank ſcheint demſelben
Blatt zufolge nunmehr definitiv entſchieden. Der wert=
beſtändige
Kredit komme, Havenſtein gehe.
Die Deutſche Tageszeitung fürchtet, daß bei der
Wahl des Nachfolgers Havenſteins parteipolitiſche Rückſichten
eine Rolle ſpielen werden. Im übrigen betont das Blatt, daß
das erſchütternde Bild, das Havenſtein von unſerer Wirtſchafts=
und Finanzlage endwarf, einer beſonderen Unterſtreichung
bedürfe.
Britiſche Erwägungen.
London, 23. Aug. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
der Daily News meldet, es ſei ziemlich ſicher, daß, wenn
nicht irgend eine unerwartete Entwicklung der Lage eintrete,
während der nächſten 14 Tage keinerlei Schritte
inder Richtungeiner Antwort, ſei esan Deutſch=
land
oder an Frankreich, ergehen werden. Drei Mög=
lichkeiten
müßten in Betracht gezogen werden: 1. daß die bel=
giſche
Note, die am Montag oder Dienstag erwartet werde,
irgend welche Vorſchläge enthalte, die erörtert werden könnten;
dies ſei möglich, jedoch eine zu zweifelhafte Grundlage, um
darauf zu bauen, 2. daß eine perſönliche Unterredung=
zwiſchen
Baldwin und Poincaré die Tür öffne, die bis=
her
noch verſchloſſen ſei. Die dritte Möglichkeit ſei, daß eine
Erörterung auf der Völkerbundsverſammlung
ein perſönliches Eingreifen des Premierminiſters erforderlich
machen würde. Der Berichterſtatter hält es für unwahrſchein=
lich
, daß die Reparationsfrage auf britiſche Initiative hin auf=
geworfen
wird, es ſei jedoch faſt ſicher, daß ein Neutraler die
Frage aufwerfen werde.

Baldwin reiſt nach Frankreich.
London, 23. Aug. (Wolff.) Das Reuterbüro erfährt,
daß kein neuer britiſcher diplomatiſcher Schritt in der Repara=
tionsfrage
während der nächſten zwei Wochen erwartet werden
könne. In der Zwiſchenzeit werde die Prüfung der Note Poin=
carés
fortgeſetzt werden. Baldwin werde während ſeines
Aufenthaltes in Frankreich zweifellos mit Curzon in Fühlung
treten und mit ihm den Bericht der britiſchen Sachverſtändigen
über die franzöſiſchen Argumente erörtern. Obwohl nichts End=
gültiges
vereinbart ſei, ſei es wahrſcheinlich, daß Baldwin mit
Poincaré auf ſeiner Rückkehr von Aix=les=Bains in etwa zwei
Wochen zu einer unformellen Unterredung zuſammentreffen
werde. Bis dahin werde die franzöſiſche Note gründlich durch=
gearbeitet
und es werde möglich ſein, zu ſagen, ob durch die
Abhaltung einer formellen interalliierten Konferenz irgend=
welche
fruchtbaren Ergebwiſſe gezeitigt werden könnten. Keine
formelle, aber ins Einzelne gehende Antwort könne erwartet
werden, bevor Baldwin nach England zurüchgekehrt ſei, ſofern
eine ſolche Antwort überhaupt zu erwarten ſei.
Italieniſche Mißſtimmung.
* Paris, 24. Aug. (Wolff.) Die Pariſer Abendblätter
berichtigen in einer offiziöſen Note die von verſchiedenen italie=
niſchen
Zeitungen gebrachte Meldung, wonach die italieniſche
Regierung in einem vom 19. Juni datierten Telegramm an den
Londoner franzöſiſchen Botſchafter tatſächlich abſichtlich nicht
unter den Stoaten genannt war, die im Zuſammenhang mit
einer interalliierten Geſellſchaft die Beaufſichtigung der rhei=
niſchen
Eiſenbahnen übernommen habe. Die franzöſiſche Be=
richtigung
hat folgenden Wortlaut: Es wäre unangemeſſen er=
ſchienen
, die italieniſche Regierung, die in bezug auf dieſe Frage
noch nichts habe laut werden laſſen, zu binden und ſo wurde
es in dem Telegramm, das am 10. Juni an den franzöſiſchen
Botſchafter in London gerichtet war, nicht genannt, da dieſes
Telegramm auch keineswegs, eine endgültige Liſte darſtellte,
Die Art und Weiſe, in der die franzöſiſche und die belgiſche
Regierung die Frage der Kohlenlieferung aus dem Ruhrgebiet
nach Italien regelten, laſſen deutlich erkennen, in welchem Sinn
ſie die Löſung dieſes Problems verfolgen.

Vom Tage.

Reichswirtſchaftsminiſter von Raumer empfing geſtern Vertre=
ter
der Gewerkſchaften und beſprach mit ihnen die wirtſchaftliche
Lage.
Die engliſchen Einnahmen betrugen während der Woche, die mit dem
18. Auguſt ablief, 10 018 702 Pfund. Die Ausgaben beliefen ſich in dem=
ſelben
Zeitabſchnitt auf 11 393 432 Pfund. Die ſchwebende Schuld er=
reicht
zurzeit die Höhe von 792 991 500 Pfund.
Wie die Blätter mitteilen, wird das franzöſiſche Gelbbuch
demnächſt auch in engliſcher Sprache erſcheinen, um zu Propa=
gandazwecken
in England und Amerika verbreitet zu

Nach einer Meldung des Echo de Paris iſt es wahrſcheinlich, daß,
wenn keine unvorhergeſehenen Zwiſchenfälle eintreten, Senat und
Kammer erſt auf Dienstag, den 1 3. November wieder zuſammen=
berufen
werden.

Wie der Petit Pariſien mitteilt, hat Poincaré angeſichts der
anfangs nächſten Jahres ſtattfindenden Wahlen zum Senat und
zur Kammer den Entſchluß gefaßt, mit den einzelnen Präfekten
Beſprechungen abzuhalten.
Wie das Echo de Paris mitteilt, wird Miniſterpräſident Poin=
caré
morgen bei der Einweihung einer Gedächtnisſtatue für die An=
kunft
der erſten amerikaniſchen Soldaten in Frankreich in Condrecourt
eine Rede halten.

Nach einer Havas=Meldung aus Liſſabon iſt ein Handelsver=
trag
zwiſchen Portugal und Holland unterzeichnet
worden.
Der Einladung des Völkerbunds folgend wird
die Regierung der Vereinigten Staaten Teilnehmer zu den
Beratungen der Fünfer=Kommiſſion über Humanitätenfragen entſenden.
Nach einer Meldung des New York Herald aus New York wird
dort nicht angenommen, daß Präſident Coolidge irgendeine Ant=
wort
auf die von Poincaré aufgeworfene Frage er=
teilen
werde, in welcher Weiſe Amerika ſeine Forderungen an Frank=
reich
einzuziehen gedenke.

Der japaniſche Miniſterpräſident Cato iſt ge=
ſtorben
.

Frankfurter Oolſarkurs 4683 375

Spaniſcher Miniſterrat.
Paris 24. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasweldung aus
Madrid iſt dort geſtern abend im Kriegsminiſterium plötzlich
ein Miniſterrat zuſammengetreten, nach deſſen Beendigung
der Miniſterpräſident mitteilte, daß der Miniſterrat über einen
Zwiſchenfall beraten habe, der ſich im Laufe des Nachmit=
tags
in Malaga ereignet habe. Dort hätten Infante=
riſten
, die nach Mellina an Vord gehen ſollten, Schwierig=
keiten
gemacht. Es ſei geſchoſſen worden und ein Offizier
getötet worden. Den Militärbehörden ſei es gelungen, die
Diſziplin und die Ruhe wieder herzuſtellen und die Soldaten
wären an Bord gegangen. Es würden Strafmaßnahmen ver=
hängt
werden.
Anruhen in Marokko.
Paris 24. Aug. (Wolff.) Nach einer Habasmeldung aus
Tanger iſt nach ſicheren Nachrichten eine Gruppe von zweihun=
dert
Eingeborenen, die ihre Waffen verſteckt hatten,
geſtern abend 9 Uhr in Tetuan eingedrungen und hat
auf der Straße Gewehrfeuer eröffnet, wobei, ſoweit bisher feſt=
zuſtellen
geweſen ſei, zehn Leute getötet und 34 ver=
wundet
worden ſeien, darunter zwei Frauen und zwei Offi=
ziere
. Der Zwiſchenfall habe in der Stadt eine heftige Panik
hervorgerufen.
Japans Rüſtungen zur See.
UI. London, 24. Aug. Der japaniſche Geſandte hat ge=
ſtern
folgende Mitteilung gemacht: Entſprechend den Klauſeln
des Waſhingtoner Vertrages hat Japan 6 Panzerſchiffe und 5
Kreuzer außer Dienſt geſtellt. Die Zahl der augenblicklich im
Bau befindlichen Schiffe beträgt 3 Geſchwader=Kreuzer, von
denen jeder 7100 Tonnen verdrängt, 5 andere Kreuzer von je
5500 Tonnen, ſchließlich 3 Kreuzer zu 3100 Tonnen. In Aus=
führung
der Beſtimmungen des Waſhingtoner Vertrages wurden
2 Panzerkreuzer in Avion=Transportſchiffe umgewandelt Weiter
werden aufgeführt 7 Torpedobootszerſtörer mit je 1400 Tonnen,
4 Torpedoboote zu 900 Tonnen. Was die Unterſeeboote anbe=
langt
, ſo iſt ihre Tonnage noch nicht feſtgeſetzt. Schließlich wer=
den
noch 4 Kanonenboote zu 338 Tonnen, ſowie 5 kleine Kreuzer=
einheiten
genannt.

Rußland und Frankreich.
Moskau, 23. Aug. (Wolff.) Die Jsweſtija bringt ein
Interview mit dem in Moskau weilenden franzöſiſchen Senator
de Monzie, worin letzterer äußert, wirtſchaftliche Beziehungen
zu Rußland ſeien ohne ſtändige politiſch=diplomatiſche Bezieh=
hungen
nicht möglich. Er hoffe, daß ein Handelsvertrag in
der Art des ruſſiſch=däniſchen noch vor den franzöſiſchen Wahlen
1923 zuſtande kommen werde und daß, wenn die Linke ſiege
die Beziehungen Frankreichs zu Sowjetrußland von neuem
aufgenomen würden.

Von Rhein und Ruhr.
Feinde im Land.
m. Worms, 24. Aug. Der franzöſiſche Kreisdelegierte macht
die deutſchen Behörden darauf aufmerkſam, daß das Verbot von
Anſammlungen, das ſeinerzeit vom franzöſiſchen Oberdelegier=
ten
von Rheinheſſen erlaſſen wurde, immer noch in Kraft iſt.
Jede Anſamlung von mehr als 5 Perſonen auf Straßen und
Plätzen ſei von der Polizei zu zerſtreuen. Durch die gleiche An=
weiſung
ſeien auch politiſche Verſammlungen unterſagt. Jede
Vereins= und wirtſchaftliche Verſammlung, die politiſchen Cha=
rakter
annehme, ſei unverzüglich aufzulöſen. Die Veranſtalter
ſeien gerichtlich zu belangen. Beim Verlaſſen von Verſamm=
lungen
ſeien aufrühreriſche Elemente der Bevölkerung zu über=
wachen
und die Zerſtreuung der Teilnehmer alsbald durchzu=
führen
.
Die Franzoſen ſchieben die Zollgrenze vor.
TU. Frankfurt a. M., 24. Aug. Heute vormittag 8 Uhr
haben die Franzoſen die Zollgrenze über die Eiſenbahn=
ſtrecke
CambergEſchenhof hinausgeſchoben. Die Strecke
LimburgHöchſt iſt jetzt vollſtändig in das beſetzte Gebiet mit
einbegriffen. In den Eiſenbahnverkehr haben die Franzoſen
noch nicht eingegriffen.
Franzöſiſche Kohlenlieferung an die Sonderbündler.
Düſſeldorf, 24. Aug. (Wolff.) In der Rheiniſchen
Republik dem Organ des Sonderbündlers Smeets, wird fol=
gende
bezeichnende Bekanntmachung veröffentlicht: 1. Alle Mit=
glieder
der Sonderbündlergruppe werden erſucht, ihren Bedarf
an Hausbrand bei dem Generalſekretariat anzumelden; 2. alle
Mitglieder werden erſucht, an das genannte Sekretariat ihr
Lichtbild zwecks Ausſtellung neuer Papiere, die den beſonderen
Schutz gewährleiſten, einzureichen.
Verhängung von Goldmarkſtrafen.
Bochum, 24. Aug. (Wolff.) In der letzten Sitzung des
franzöſiſchen Militärpolizeigerichts wurden zum erſtenmal auf
Grund der Verordnung der oberſten Beſatzungsbehörde Geld=
ſtrafen
in Goldmark verhängt. Zwei Kraftwagenführer, die aus
Mitgefühl Privatperſonen mitgenommen hatten, wurden zu je
2 Goldmark verurteilt. Der Multiplikator iſt zu 3 Millionen
Papiermark gerechnet. Ein anderer Kraftwagenführer, der wegen
eines Verſtoßes gegen die Laſtkraftwagenverordnung angeklagt
war und ſich noch rechtzeitig ins unbeſetzte Gebiet flüchten konnte,
wurde in Abweſenheit zu 1 Jahr Gefängnis und 10 Goldmark
verurteilt.
Organiſierter Geldraub.
* Hattingen, 24. Aug. (Priv.=Tel.) In Hattingen be=
ſchlagnahmten
die Franzoſen am 17. Auguſt 30 Mälliarden Lohn=
gehälter
, in Düſſeldorf 3,5 Millionen. Die franzöſiſchen Krimi=
nalbeamten
beſetzten heute vormittag vorübergehend die Filiale
der Städtiſchen Sparkaſſe in der Bahnhofſtraße in Düſſeldorf
und verlangten die Herausgabe von 10 Milliarden. Die Fran=
zoſen
vermuteten in der Filiale Lohngelder für Eiſenbahner. Als
dem Verlangen nicht entſprochen wurde, wurde der Leiter der
Filiale im Auto abgeführt. Dem anweſenden Publikum nahmen
die Franzoſen die Sparbücher und die einzuzahlenden Beträge
ab. Die in der Kaſſe befindliche Summe von einigen Milliarden
Mark wurde beſchlagnahmt. Sodann begaben ſich die Kriminal=
beamten
in das Hintergebäude der Sparkaſſe und beſchlagnahm=
ten
dort 11,5 Milliarden Mark. In Eſſen wurden geſtern Eiſen=
bahner
in einer Verſammlung im Burggymnaſium von fran=
zöſiſchen
Kriminalbeamten überraſcht. Es wurden 6 Milliarden
Mark beſchlagnahmt und einzelne Perſonen verhaftet. In Dort=
mund
beſchlagnahmten die Franzoſen neuerdings in der Buch=
druckerei
von Wilhelm Crüwell 100 Milliarden Mark.
Düſſeldorf, 24. Aug. (Wolff.) Zwei franzöſiſche Kri=
minalbeamte
nahmen bei der Stadtkaſſe Recklinghauſen 12 Mil=
liarden
Mark an Lohngeldern weg und bei zwei Beamten der
Gemeinde HorſtEmſcher 4 Milliarden Mark Lohngelder.
Perhaftung von Landwirten.
Köln, 24. Aug. (Wolff.) Die franzöſiſchen und die bel=
giſchen
Beſatzungsorgane ſind zu einer ſyſtematiſchen
Verfolgung der Führer der rheiniſchen Landwirtſchaft über=
gegangen
. Sie begannen mit der Ausweiſung einer Reihe von
Führern des rheinſchen Bauernverens. Gutsbeſitzer v. Sted=
man
, der Vorſitzende des Bezirksverbandes Koblenz, wurde vor
zehn Tagen ausgewieſen. Vor drei Tagen iſt der Vorſitzende
des Bezirksverbandes Düſſeldorf linksrheiniſch, Naaſſen, in Kre=
feld
verhaftet worden. Die Gründe der Verhaftung werden nicht
genannt. Die Erbitterung der Landwirtſchaft iſt groß.

Chineſiſche Keramik.
Ausſtellung im Frankfurter Kunſtgewerbemuſeum,
Juni bis Ende September.
Von Dr. Zeh=Heppenheim a. d. B.
Okakura Kakuzo erzählt in ſeiner mit poetiſchem Feingefühl
geſchriebenen Abhandlung Das Buch vom Tee (Inſelbücherei
Nr. 274) von dem ausgeprägten äſthetiſchen Sinn, mit dem einſt
chineſiſche Kenner die keramiſchen Erzeugniſſe ihrer Zeitgenoſſen
zu würdigen verſtanden. Lu , der um die Mitte des 8. Jahr=
hunderts
das Ch’a=king, das einſt in hohem Anſehen ſtehende
Zeremonialbuch vom Tee verfaßte, preiſt ganz beſonders die
blaue Glaſur der Teeſchale, da ſie das Grün des Getränkes ver=
ſtärke
. Zu jener Zeit bediente man ſich zur Teebereitung
noch des ſogen. Teekuchens, der beim Aufkochen ein grünes,
ſirupartiges Getränk gab. Die Teemeiſter der Sungperiode (960
bis 1279) ſchätzten dagegen mehr die dunkelbraunen Schalen, da
ſie beſonders gut mit der Farbe des mit kochendem Waſſer ange=
rührten
Teepulvers harmonierten. Erſt in der Mingzeit (1368
bis 1643), als der gebrühte Tee aufkam, wurde das dünne, durch=
ſcheinende
weiße Porzellan für die Teeſchale bevorzugt. Dieſe
verſchiedenartige Bewertung des Materials, nicht der Dekoration
eines Gebrauchsgerätes zeigt deutlich, daß es dem Chineſen wäh=
rend
der Blütezeit ſeiner Kultur nicht auf eine üppige wahlloſe
Verzierung ſeines Hausrates ankam, ſondern auf die feine,
keineswegs aber puriſtiſche Anpaſſung des verarbeiteten Werk=
ſtoffes
an den entſprechenden Gebrauchszweck. So wurden wilde
dekorative Entgleiſungen vermieden. Erſt mit der induſtriellen
Entwicklung der chineſiſchen Keramik, die in der Mingzeit (1362
bis 1643) in der kaiſerlichen Rieſenfabrik zu King==chen ein=
ſetzte
, wurde dieſes hochentwickelte Feingefühl für urſprüngliche
Materialreize durch techniſche, auf dem Prinzip der Arbeits=
teilung
beruhende Bravourleiſtungen wenn auch nicht völlig ver=
drängt
, ſo doch in den Schatten geſtellt und allmählich zerſetzt.
Und gerade die üppigſten Erzeugniſſe der kaiſerlichen Oefen
gelten heute noch allgemein als der Inbegriff der chineſiſchen
Keramik. Aber in den letzten Jahrzehnten hat bei Kennern wie
bei Sammlern eine entſchiedene, in mancher Hinſicht wieder zu
radikale Wandlung in der Wertung der verſchiedenen Epochen
der chineſiſchen Keramik eingeſetzt. Wenn wir auch unter den
Erzeugniſſen des maleriſch dekorativen Porzellanſtils ſo viele

Stücke finden, die wir als künſtleriſche, nicht nur als gekünſtelte
Werke anerkennen, unſere Liebe wendet ſich in zunehmendem
Maße jenen ſtillen und ſo ſeltenen Schöpfungen individueller
Meiſter zu, die ihre Schönheit einzig und allein der von der
Hand beſeelten Form und der reſtloſen Ausnützung der rein
keramiſchen Möglichkeiten verdanken, wie ſie in der Aufbereitung
von Maſſe und Glaſur, im Brennprozeß der Objekte und ihrer
machherigen Abkühlung gegeben ſind. Bis auf den heutigen Tag
werden ja auch in China die auf ſolche urſprüngliche Weiſe wie
die Gebilde der Natur entſtandenen alten Töpfereien am höchſten
von den Kennern geſchätzt. Jeder chineſiſche Sammler würde
mit Freuden für ein zweifellos ſicheres Chlai=yao (Ch’ai iſt der
Familienname des Kaiſers Shih=Tſung 954959, hao bedeutet
Brennofen, Gebranntes, Töpferware) Schälchen einen ganzen
Satz jener von Nichtchineſen ſo begehrten überdekorierten Rieſen=
und Prunkvaſen hergeben. Faſt ſagenhafte Ueberlieferungen be=
richten
uns von dem Ausſehen dieſes koſtbarſten keramiſchen Er=
zeugniſſes
: es beſitze die Dünne von Papier, den reinen Ton
einer Jadeklangplatte, ſeine Glaſur ſei wie ein Spiegel und
blau wie der Himmel nach dem Regen. Scherben dieſes ſchon
im 14. Jahrhundert überaus ſeltenen Ch’ai=hao wurden Edel=
ſteinen
gleichgeachtet und als koſtbarer Schmuck, ja als Talisman
gegen Verwundungen an Halsbändern und Amtsmützen ge=
tragen
. Aber kein Europäer kann ſich bis jetzt rühmen, jemals
auch nur ein Bruchſtück in Händen gehabt zu haben. Nicht eine
orgienhafte ſnobiſtiſche Dekorationswut rühmen alſo die einhei=
miſchen
Liebhaber an den beſten Erzeugniſſen ihrer Töpfereien
ſondern Härte und Klang des Scherbens, Farbe und Oberfläche
der Glaſuren, die man mit dem Glanz des Mondlichtes (clair
de lune Glaſur), mit dem Grün von Zwiebelſproſſen, dem Gelb
gekochter Kaſtanien, dem violetten Purpur der Auberginefrucht,
mit der Farbe eines Haſenfelles, einer Rebhühnerbruſt, mit dem
ſchillernden Federkleid des Eisvogels, mit gefrorenem Speck,
genarbtem Leder, der Schale einer Orange verglich. In ſchwer
kontrollierbaren Hyperbeln ſprachen chineſiſche Enthuſiaſten von
Glaſuren, rot wie Mauſeleber, vermengt mit Pferdelunge, und
von einem Glaſurgrün venia sit verbo! wie Naſenſchleim.
Von der von europäiſchen und amerikaniſchen Sammlern am
meiſten angeſtaunten Bemalung kein Wort! Gewiß komt auch
in dieſer alten Glaſurkeramik Bemalung vor, ebenſo Verzierung
in einem oft äußerſt zarten, oft kräftigen Relief oder in Sgraffito=
technik
, aber in allen dieſen Fällen bleiben Scherben und Glaſur
ſtets führend und beſtimmend. Der Chineſe hat dieſe teils mono=

chrome, teils durch einen geſchickt geleiteten Brennprozeß mehr=
farbig
geflammte Glaſurkeramik zu allen Zeiten hochgeſchätzt;
die franzöſiſchen Keramiker nennen dieſe zum guten Teil auf
der künſtleriſchen Verwertung eines chemiſchen Vorganges be=
ruhenden
und von ihnen auch zuerſt mit Erfolg nachgeahmten
Techniken art du feu. Obwohl ſich das ſeit der Mingzeit
immer mehr fabrikmäßig hergeſtellte Porzellan mit ſeiner poly=
chromen
Malerei den inländiſchen wie ausländiſchen Markt er=
oberte
, pflegte man doch unentwegt die alte Tradition der reinen
Glaſurkeramik weiter, ahmte zur Freude der Liebhaber wie zum
Betrug die Erzeugniſſe alter Werkſtätten nach, bereicherte ſie aber
auch ſtändig um neue Effekte. Wir nennen nur die sang= de=
boeuf
=Glaſur, die Lang=ting, der bis 1688 die Oberleitung der
kaiſerlichen Fabrik in King==chen hatte, erfunden haben ſoll
(die große sang de boeuf Vaſe Nr. 956 der Ausſtellung iſt eines
der koſtbarſten Stücke dieſer Gattung), die Teeſtaub= Vogeleier=,
Schlangenhaut=, reife und halbreife Pfirſichhautglaſuren, die
Rose Dubarry, café au lait, feuille morte, bleu fouetté
Glaſuren. Auch die für das Auge des Kenners ſo maleriſch
wirkenden Effekte der ſog. Glaſurhaarriſſe, in den Augen unſerer
einſeitig techniſch eingeſtellten Keramiker nur Fabrikationsfehler,
wußte man ſchon in der Sungzeit (9601279) mit einer erſtaunlich
durchgebildeten techniſchen Findigkeit, die aber keine außerhalb
des Werkſtoffes liegenden Wirkungen anſtrebte, künſtleriſch zu
verwerten, indem man den Ausdehnungskoeffizienten zwiſchen
der Grundmaſſe, dem ſogen. Scherben, und der Glaſur derart
zu beſtimmen verſtand, daß ſich beim Erkalten der Tonwaren
nach dem Brande die Glaſur ſchneller zuſammenzog wie der
Scherben und ſich ſo je nach dem Tempo dieſer Zuſammen=
ziehung
und der molekularen Beſchaffenheit der Glaſuren Riſſe
von verſchiedener linearer Struktur bildeten, deren Maſchen=
geflecht
man mit Fiſchrogen, Palmblattgräder, geborſtenem Eis
uſw. verglich. Es iſt nun ein beſonderer Vorzug der Frank=
furter
Ausſtellung, daß gerade dieſe glaſurkoloriſtiſche Keramik
mit glänzenden Beiſpielen aus allen Epochen vertreten iſt. Ich
möchte nur auf ein koſtbares Stück aufmerkſam machen, auf die
Schale Nr. 159, die jeden induſtriell noch nicht abgeſtumpften
Keramiker immer wieder anzulocken vermag. Wie ein Ge=
chmeide
iſt die in einer unvergleichlichen Milde ſchimmernde
lawendelblaue dlair de lune Glaſur über den Scherben gelegt,
ſo daß durch den Kontraſt zwiſchen dem ſtumpfen Ton des am
vielen Stellen zutage tretenden Glaſurträgers und dem ſamt=
artigen
Glanz der Glaſuroxyde eine Materialwirkung von aus=

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Dort=

Nummer 234.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 25. Auguſt 1923.

Seite 3.

Die Sanierung der Moral.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Das neue Reichskabinett hat ſein wirtſchaftliches und finanz=
politiſches
Programm vor dem Hauptausſchuß des Reichstages
entwickelt. Aßer die Durchführbarkeit der noch ſo ſtraffen wirt=
ſchaftlichen
Sanierungsmaßnahmen hängt davon ab, ob die
Staatsautorität überhaupt in der Lage iſt, ihren Willen durch=
zuſetzen
. Jede durchgreifende Reform muß in
Deutſchland in der Wiederherſtellung der
Staatsautorität beginnen. Denn dieſes Durchein=
ander
= und Gegeneinanderleben, wie es heute das deutſche
Volksleben darſtellt, wird nur aufhören unter dem Druck der
Staatsautorität auf den Einzelnen. Die Moral des Ein=
zelnen
wie der verſchiedenen Wirtſchafts= und
Berufsgruppen muß ſaniert werden. Die Ur=
ſachen
des Moralverfalls des deutſchen Volkes liegen auf der
Hand. Denn die November=Revolution, die aus dem Zu=
ſammenbruch
, nicht aber aus einer nach Ausdruck ringenden
Volkskraft geboren wurde, konnte an Stelle des monarchiſchen
Staatsgedankens keine Staatsautorität ſetzen, der das Volk frei=
willig
folgte. Die einen fordern unter Drohungen vom Staat
Leiſtungen oder Gewährenlaſſen. Die anderen benutzen die
Unklarheit der Verhältniſſe und die Schwachheit der Staats=
autorität
, um lautlos ihre Geſchäfte zu treiben. Alles wurde
eingeſtellt auf den Begriff: Groß=Verdienen. Alles
nur auf Koſten der Allgemeinheit.
Es darf nicht verkannt werden, daß der Staat den Verſuch
gemacht hat, in das Chaos Ordnung zu bringen. Aber alle
Bemühungen mußten ſcheitern, weil man ihm von außen keine
Zeit zum Atewholen ließ. Zu den ſchärfſten Folgen
des Verſailler Friedens gehört ja unleugbar die
moralzerſetzende die das deutſche Volk unter der
Zwangsvorſtellung beherrſcht, es arbeite doch nur für die Feinde
und ſeine Steuerleiſtungen kämen doch nur in den Reparations=
fonds
. Steuerflucht oder Steuerabwälzung werden
bei vielen Deutſchen geradezu als eine nationale Tat angeſehen.
Die Begriffe haben ſich vollkommen verdreht. In dem unge=
hemmten
brutalen Wirtſchaftskampf Aller gegen Alle bleiben
die Robuſteſten oben. Der Beſitz wechſelte, häufte ſich bei
Emporkömmlingen, denen das Gefühl für die Verpflichtungen
fehlt, die der Beſitz den Beſitzenden dem Staate gegenüber
auferlegt. So raſch, wie das Geld verdien wurde,
wurde das Geld auch ausgegeben. Es wuchs der
Verbrauch, ſteigerte ſich zu einem in Deutſchland noch
nie erlebten Luxus. Aber die redlichen Arbeiter des
Mittelſtandes, der ſich dieſem Hexentanz nicht anſchließen konnte,
gingen zugrunde. Die großen Wirtſchaftsgruppen, Landwirt=
ſchaft
und Induſtrie, ſtellten ſich, einzelne aus Selbſterhaltungs=
trieb
, dem Staate gegenüber immer mehr auf eigene Füße und
wuchſen zu einer immer größeren Macht. Und mit dem Macht=
beſpußtſein
kam der Machtwille. Dieſen Machtwillen mußten
die großen Arbeitgeber= und Unternehmergruppen den gewerk=
ſchaftlich
organiſierten Arbeitnehmern um ſo mehr entgegen=
ſetzen
, als die Gewerkſchaften im Hinblick auf die hinter ihnen
ſtehenden Maſſen einen politiſchen Druck auf den Staat aus=
übten
. Dieſer ſelbe Staat aber fühlte ununterbrochen die
Fauſt des Verſailler Vertrages an ſeiner Kehle.
Wenn er zu ruhiger Entwicklung anſetzen wollte, erlitt er neue
außenpolitiſche Schläge: Oberſchleſien, Düſſeldorf, nun das
Ruhrgebiet. Unter dieſem außenpolitiſchen Druck ſchwand die
Hoffnung bei dem Einzelnen wie bei den Maſſen an die Zu=
kunft
des Staates und ſtärkte noch den Peſſimismus für Deutſch=
lands
Entwicklung im Ausland. Einen Ausdruck dieſer Hoff=
nungsloſigkeit
ſtellt die Markkurve graphiſch dar. Die Ver=
armung
des Volkes, verſchleiert durch die Geldentwertung,
dehnte ſich vom Mittelſtand auf weitere Schichten des Volkes
aus. Heute ſtehen wir vor einer ſchweren Wirt=
ſchaftskriſe
, die mit der Einſchränkung, ja Schlie=
ßung
der Betriebe eine Arbeitsloſigkeit von un=
geahntem
Ausmaß zur Folge haben wird. Dem gegenüber ſteht
ein Staat, der weder bei den großen Gruppen der Under=
nehmungen
noch bei dem Einzelnen ſich ganz durchſetzen kann.
Dieſer Staat kann heute nicht die Urſachen des
Moralverfalls beſeitigen. Denn er kann vor
allem den Verſailler Friedensvertrag nicht aus
der Welt ſchaffen und die Reparationsfrage nicht
von heute auf morgen löſen. Wollte er ſich mit dieſer
Tatſache zufrieden geben, dann wäre es um Deutſchland ge=
ſchehen
. In der Wirtſchaftskriſe die wir menſchlichem
Ermeſſen nach durchwandern müſſen, mit all ihren Fol=
gen
der Verarmung und des Elends für den Ein=
zelnen
kann nur die Fauſt der Staatsautorität das
Furchtbarſte, den wirtſchaftlichen und menſchlichen Zuſammen=
bruch
, verhindern. Straffſte ſtaatliche Ordnung iſt
die Forderung der Stunde!
Die Sanierung der Moral muß bei den Wirkungen des
Moralverfalls beginnen mit diktatoriſcher Rückſichtsloſigkeit.
Wer heute noch Wucher treibt, gehört von Staats wegen an
die Wand geſtellt. Wer heute in übertriebenem Luxus mehr
Nahrungsmittel verbraucht, als er zum Leben bedarf, gehört
ins Zuchthaus und eben dorthin gehört der, der unſere Wäh=

rung durch Einführung ausländiſcher Luxusartikel verſchlechtert.
Wer Nahrungsmittel auf den Feldern raubt, Unſicherheit in
die ländliche Erzeugung bringt, den treffe das Geſetz in ſeiner
ganzen Schärfe. Dieſe Fälle ſeien nur ein Ausſchnitt aus dem,
was nötig iſt. Aber das eine kann mit aller Klarheit geſagt
werden: Der Verfall unſerer Moral iſt ſo groß,
daß eine klar ſehende Regierung mit einem freiwilligen Ein=
ordnen
aller Volksteile, jedes Einzelnen in die Geſamtheit,
nicht mehr rechnet. Aber nur in dieſer Einordnung läßt ſich
für das deutſche Volk und die deutſche Zukunft im letzten Augen=
blick
noch das Schlimmſte verhüten. Die Staatsautorität wird
alle Gewalt anwenden, die Widerſtände unter ihren Willen zu
zwingen. Je unbarmherziger ſie aber dem Einzelnen gegenüber
ſein wird, deſto barmherziger ſchützt ſie das ganze Volk vor dem
entſetzlichen Untergang.
Der Mordprozeß Baur.
Der Antrag des Staatsanwalts.
TU. München, 24. Aug. Der Staatsanwalt Dr. Stumpf
beantragte im Mordprozeß Baur gegen die Angeklagten
Zwengauer, Johann Berger und Ernſt Berger, die
Todesſtrafe wegen Mordes, gegen Dr. Ruge wegen
Aufforderung zum Mord in ſeiner Rede im Wittelbacher Garten
ein Jahr Gefängnis. Er bemerkte, daß dies die höchſte
Strafe ſei, die das Geſetz vorſehe. Er ſei ſich bewußt, daß d ſe
Strafe viel zu gering ſei und in keinem Verhältnis zur Schuld
Dr. Ruges ſtehe.
Die neuen Staatsarbeiterköhne.
Berlin, 24. Aug. (Wolff.) Die Verhandlungen im
Reichsfinanzminiſterium mit den Spitzenorganiſationen der
Reichsarbeiter wurden heute beendet. Für die Woche vom 12.
bis 19. Auguſt wurden auf die Löhne der letzten Woche noch
30 Prozent gewährt. Außerdem ſollen 10 Prozent der Löhne
der letzten Woche am nächſten Dienstag für die laufende Woche
nachgezahlt werden. Die Löhne für die Zeit vom 26. Auguſt
bis 1. September werden am 28. Auguſt vereinbart werden.
Die neuen Löhne im Bergbau.
TU. Berlin, 24. Aug. Die durchſchnittlichen Tariflöhne
im Bergbau wurden je Schicht durch Schiedsſpruch wie folgt
feſtgeſetzt: Für die Woche vom 13. bis 20. Auguſt in Weſtfalen
4 153 374 Mk., vom 20. bis 27. Auguſt 6 333 895 Mk., im rheiniſchen
Braunkohlenbezirk dasſelbe, in Ibbenbüren 3 978 547 Mark und
4 694 784 Mark, im niederſchleſiſchen Braunkohlenbezirk 2953 532
Mark und 4004 135 Mark, in Sachſen 3202836 Mark und
4874 370 Mark, in Oberſchleſien 3 372 641 Mark und 12074 894
Mark, in mitteldeutſchen Braunkohlenbezirk 3 015 212 Mark und
4 498 198 Mark. Im Aachener Bezirk werden die Löhne noch be=
ſonders
feſtgeſetzt.
Weitere Teuerung.
TU. Berlin 24. Aug. In der abgelaufenen Woche vom
18. bis 24. Auguſt hat ſich eine weitere, der Dollarkursſteigerung
ungefähr entſprechende Verteuerung der Lebenshaltung vollzogen.
Der Lebenshaltungskoſtenindex der Induſtrie= und Handelszei=
tung
ſtieg von 439 919 auf 722 427, d. h., um 64,2 Prozent. Der
Bekleidungskoſteninder ſtieg um 82,4 Prozent, der Ernährungs=
koſtenindex
um 50,8 Prozent. Die ſtärkſte Verteuerung erfuhren
die Heizungs= und Beleuchtungs, ſowie die Verkehrskoſten=
Die Lage im Buchdruckgewerbe.
U. München, 24. Aug. Die Vertreter der Verlegerſchaft,
der Schriftleitungen und der Buchdrucker waren geſtern in Mün=
chen
verſammelt, um ſich mit der Lage im Zeitungsgewerbe zu
beſchäftigen. Es beſtand Uebereinſtimmung darüber, daß die
Buchdruckerlöhne in Anbetracht der Teuerungsverhältniſſe durch=
aus
wünſchenswert wären, daß aber die Notlage des Gewerbes
zurzeit die Beſchaffung und Auszahlung ungeheuer ſchwierig ge=
ſtalte
und in manchen Betrieben ſogar unmöglich mache. Arbeit=
geber
= und Arbeitnehmerſchaft ſtimmten darin überein, daß
gegenwärtig nur verſtändige und engſte Zuſammenarbeit einen
Ausweg aus der bedrohlichen Lage des Geſamtgewerbes ſchaffen
könne, und daß alles daran geſetzt werden müſſe, um die Be=
triebe
aufrecht zu erhalten.
Weitere Zuſpitzung des Konflikts bei der Reichsbank.
* Berlin, 24. Aug. (Priv.=Tel.) Nunmehr hat ſich auch
der Zentralrat der freigewerklichen Betriebsratszentrale des
ADGB. und des Afa=Bundes in ſeiner geſtrigen Sitzung mit
der Maßregelung des Betriebsratsvorſitzenden Großmann von
der Reichsbank befaßt und beſchloſſen, auf Sonnabend vormittag
eine Verſammlung ſämtlicher Betriebsräte des graphiſchen Ge=
werbes
einzuberufen. Nach einem einleitenden Referat des Ge=
ſchäftsführers
des Bankangeſtellten=Verbandes werden die Be=
triebsräte
zu dem Ergebnis der Intervention der Spitzen=
organiſationen
Stellung nehmen und entſprechende Entſchlüſſe
faſſen.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Auguſt.
* Wenn die Briefe ausbleiben.
(Zeitgemäße Betrachtung zur neueſten Portoerhöhung.)
Wieviel Sorge, Unruhe und ſtilles Leid ein ausgebliebener,
mit Sehnſucht erwarteter Brief zu bereiten vermag, das haben
nicht nur Liebende ſchon oft erfahren. Wie manche Mutter
kommt nicht zur Ruhe und wartet nachts vergeblich auf den
Troſt verleihenden Schlaf, wenn ein ihr von einem fern weilen=
den
Kinde beſtimmt zugeſagtes ausführliches Schreiben den Weg
zu ihr nicht findet, ſie nicht über Tun und Laſſen desſelben, aus=
führlich
, wie ſie es erſehnte, unterrichtet. Wieviel ſchlafloſe
Nächte und bang durchgrübelte Tage und Stunden, ja Wochen
hier wie dort, bei Alt und Jung, Arm und Reich, haben ſie ſchon
verurſacht jene oft ſo ſchickſalsſchweren, ſchlichten Blätter, die
als meiſt einziges Band Eltern und Kinder, Geſchwiſter, Ver=
wandte
und Freunde trotz oft weiter räumlicher Trennung doch
miteinander verknüpften, ſo daß ſie einander nie völlig verloren
gehen konnten. Und nun droht durch die neueſte Portoerhöhung
auch dieſes letzte Band zu zerreißen, wenn dieſer Riß nicht auf
andere Weiſe verhütet wird. Wie das geſchehen kann?
Nun, ich denke dabei an ſogenannte Rundbriefe, die
zwiſchen Eltern und Geſchwiſtern vereinbart und nach genauer
Feſtſetzung, ſtreng geregelt, zu Beginn oder Ende der Woche an
ganz beſtimmten Tagen weitergeſandt werden. Mit anderen
Worten: Die Eltern ſchreiben möglichſt kurz gefaßt auf leich=
teſtem
Papier alles Wünſchenswerte aus ihrem Leben, an ſämt=
liche
Kinder gerichtet, nieder und ſchicken das Schreiben an be=
ſtimmtem
Tage, etwa ſo, daß es Sonntags eintrifft, an den
älteſten Sohn oder Tochter. Dieſe fügen alles Wiſſenswerte aus
ihrem Leben, auf geſondertem Blatt, gleich oben links in der
Ecke durch Angabe ihres Namens als ſolches gekennzeichnet, bei
und ſenden es, wie vereinbart, an einen weiteren Bruder oder
Schweſter. Von dieſen erhält es ſpäteſtens nach Wochenfriſt das
vierte der Geſchwiſter, je nachdem die Reihe lang iſt, und von
dem letzteren derſelben ſchließlich wieder die Eltern. So werden
dieſe auf leichteſte Weiſe vom Leben und Treiben ihrer Kinder
unterrichtet und die Geſchwiſter ſelbſt bleiben in ſtändiger Füh=
lung
untereinander in einer Zeit, wo ein lebhafter Briefwechſel
zwiſchen ihnen und den Eltern einzeln geführt, durch die
Portoerhöhung höchſtwahrſcheinlich ſtark beeinträchtigt würde.
Die Eltern geben narürlich die erhaltenen einzelnen Zuſchriften
an die älteſte Tochter weiter, und erſt wenn ſich der Ring der
Mitteilungen untereinander völlig geſchloſſen hat, d. h. die be=
treffenden
Briefſchreiber ihre eigenen Mitteilungen unterein=
ander
wieder erhalten, ſchalten ſie dieſe aus und erſetzen ſie durch
neue. Vorausſetzung zur Beförderufg eines ſolchen inhalts=
reichen
Familienſchreibens zu möglichſt niedrigem Portoſatze iſt
natürlich bei ſchon angegebenem leichten Papier kurzgefaßte
Schreibbeiſe, im Notfall ſogar Telegrammſtil Selbſtredend
kann ein ähnliches Rundſchreiben auch unter Freunden kurſieren,
doch muß zuvor bei Einrichtung desſelben ſorgſamſte Einhaltung
der feſtgeſetzten Friſt zwiſchen den einzelnen Teilnehmern aus=
bedungen
werden. Beſſer iſt jedenfalls ein unter dem Zwang
der Teuerung eingeſchränktes, bezw. dieſer angepaßtes Brief=
ſchreiben
, als ein aufgeſchobenes und damit, wie die Erfahrung
lehrt, zumeiſt auch aufgehobenes.
Ernannt wurden durch Entſchließung des Miniſteriums des
Innern vom 7. Juli 1923 die Referendare Dr. Heinrich Fauſt aus
Mainz, Heinrich Hahn aus Darmſtadt, Dr. Hermann Reuß aus
Darmſtadt und Dr. Otto Horre aus Zwingenberg zu Regierungs=
aſſeſſoren
. Durch Entſchließung des Miniſteriums des Innern vom
23. Auguſt 1923 wurden die Referendare Dr. Wilhelm Bernauer
aus Darmſtadt, Dr. Wilhelm Boll aus Darmſtadt, Friedrich
Koehleg aus Darmſtadt, Dr. Fritz Olt aus Gießen, Dr. Auguſt
Schott aus Bensheim, Berthold Schwan aus Gießen, Dr. Willy
Wißmann aus Darmſtadt zu Regierungsaſſeſſoren ernannt.
wb. Die Wertbeſtändige Anleihe des Deutſchen Reiches. Von zu=
ſtändiger
Seite erfahren wir, daß Zeichnungen, die bis Mittag 1 Uhr
bei den für die Annahme zuſtändigen Stellen eingereicht werden, zu
dem letzten, vor dem Zeichnungstage notierten amtlichen Berliner Mittel=
kurs
für Auszahlung Neu=York berechnet abzurechnen ſind. Stollten einige
Geldinſtitute ihre Schalter noch nach 1 Uhr zur Entgegennahme von
Zeichnungen geöffnet halten, ſo ſind die nach 1 Uhr angenommenen
Zeichnungen als am nächſten Tage erfolgt anzuſehen und mit dem für
den nächſten Tag maßgebenden Kurs zu verrechnen.
Die Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt weiſt darauf hin, daß ihre
Scheck= und Einlagenkaſſe wegen Ueberlaſtung des Perſonals bis auf
weiteres jeweils Mittwochs und Samstags geſchloſſen bleiben.
Mietanmeldungen im Landestheater für die Spielzeit 1923/24.
Heute iſt der letzte Tag für Anmeldungen der bisherigen Mieter. Es
können diesmal nicht, wie es im vorigen Jahre geſchah, über dieſe An=
meldungen
hinaus noch Plätze für bisherige Mieter in Reſerve gehalten
werden. Deshalb iſt notwendig, daß alle bisherigen Mieter, ſoweit dies
noch nicht geſchah, ihre Erklärung in der Mietabteilung abgeben. Wer
dies verſäumt, gibt damit den Anfpruch auf ſeinen Platz auf.
* Gebühren für Aerzte. Vom 23. Auguſt ab betragen die Gebühren
der Aerzte und Zahnärzte, wie vom preußiſchen Wohlfahrtsminiſterium
mitgeteilt wird, in Abänderung der Gebührenordnung das 600 000fache
des Friedenspreiſes.
Baumbezug. Der Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß veranſtaltet
auch in dieſem Jahre einen gemeinſamen Baumbezug. Beſtellungen
ſind bis ſpäteſtens 15. September I. J. an den Landwirtſchafts=
kammer
=Ausſchuß in Darmſtadt, Rheinſtraße 62, zu richten.

erleſenſtem Reiz zuſtande gekommen iſt. Ob freilich alle der Sung=
dynaſtie
(9601279), dieſer höchſten Blütezeit chin. Keramik, zuge=
ſchriebenen
Töpfereien der Ausſtellung wirklich Originale aus
dieſer Zeit ſind, könnte nur und auch das bloß unter Vor=
behalt
von einem Forum berufener Spezialiſten entſchieden
werden. Denn es gibt kein Gebiet der Kunſtgeſchichte, auf dem
ſich chineſiſche wie nichtchineſiſche Kenner mit einer ſolchen Un=
ſicherheit
noch bewegen. Schon der Jeſuit Louis Comte ſagt in
ſeinem ins Deutſche übertragenen Buche Das heutige Sina
(1699): Die Porzellankundigen ſtimmen nicht allezeit in ihrem
urteil, ſo ſie fällen, überein; und man ſiehet, daß in Sina, ſo
wol als in Frankreich die Einbildung viel dabei thut. Chine=
ſiſche
Sammler des 18. Jahrhunderts klagten bereits darüber,
daß geſicherte Arbeiten der Sungzeit ſo ſelten ſeien wie Sterne
in der Dämmerung.
Dagegen ſteht unſere Kenntnis von der der Sung=
zeit
vorhergehenden Vorblüte der Töpferei der Han= (206
bis 220 n. Chr.) und Dangzeit (618 bis 906) auf einem ver=
hältnismäßig
ſicheren Boden, wenn es auch bis jetzt noch nicht
gelungen iſt, der zwiſchen der Han= und Tangzeit liegenden
vierhundertjährigen Periode politiſcher und wohl auch kultureller
Zerrüttung geſicherte Stücke zuzuweiſen. Wir kennen nun dieſe
mit einigen Exemplaren ſogar bis in die Chou=Dynaſtie (1122
bis 256 v. Chr.) hinauf reichende Keramik erſt ſeit einigen Jahr=
zehnten
, als Bahnbauten (beſonders der Strecken Kaiféngfu
Honanfu und Cheng chou-Hankou) den Durchſtich und damit
auch die Oeffnung von alten, bis dahin unangetaſteten Grab=
anlagen
, in denen man zahlreiche Beigaben aus Ton fand, nötig
machten. Gerade dieſe Grabkeramik hat unſere Kenntnis von
der erſten Slütezeit der chineſiſchen Töpferkunſt unerhört bereichert.
(Fortſetzung folgt.)

Von Ruhr und Rhein.
Skizze von Chriſtoph Wieprecht.
* Nux wenig verrät, daß ich mich noch im Herzen der deut=
ſchen
Induſtrie befinde. Der Himmel breitet ſich wie ein großer,
tiefblauer Samtbaldachin über das Ruhrtal, und die Sonne, die
im halben Morgen ſteht, geſtaltet ſich in reiner Phantaſie zu
einem großen Diamanten von niegeſchauter Pracht. Seit zwei
Stunden bin ich unterwegs von Eſſen aus. Natürlich nicht
mit der Reichsbahn denn die iſt tot hier im Weſten. Meine

flachsblonde Gefährtin mit den Kornblumenaugen, die mit mir
ſo oft ſchon über Höhen und Tiefen ſchritt, riß mich mit. Noch
einmal möchte ſie ganz die herbe Schönheit ihrer Heimat genie=
ßen
, noch einmal in das geliebte Flußtal ſchauen, das ſo manche
Stunde ſtillen Glückes ſah in ſilberblauen Mondſcheinnächten,
da die Flammen der Hochöfen wie Rieſenfacheln in den Fluten
lohten. . .
Wir ſtehen auf der Mühlheimer Ruhrbrücke, die vor nicht
allzu langer Zeit die alte Kettenbrücke erſetzte. Wir ſchauten
einander an in fragendem Schweigen. Es iſt das Schweigen,
das Aeonen durcheilt und dann plötzlich an einem Gegenſtand
zur Frage der Sprache wird.
Wie ſchön iſt doch die Welt trotz aller Not flüſtert meine
Gefährtin und blickt über das Geländer hinab auf den Waſſer=
ſpiegel
, der in der Sonne glüht und glitzert. Siehſt Du unten
an den Pfeilern die ſpielenden Fiſche? Sie wiſſen nichts von
unſerer Not. Sie ſehen nur die Sonne Sonne Sonne.
Was werden uns die kommenden Tage bringen? Werden wir
jemals wieder hoffen dürfen nur etwas ein ganz klein
wenig
Sie ſchaut mich an weiter fragenden Blickes wie ein Kind.
Ich kann nicht antworten. Meine Blicke hängen gebannt an den
Hochöfen in der Ferne mit ihren ſchwarzglänzenden Wind=
erhitzern
. Sie kommen mir vor wie dunkle Kathedralen des
Todes.
Komm ſage ich, und faſſe ihren Arm, um den Weg
fortzuſetzen. Eine Reihe von Eindrücken vermag ja erſt ein großes
Seelengemälde zu ſchaffen.
Wir ſtehen in Broich. Vor uns das alte Schloß, von Grün
umſponnen. Ich denke an ſeine Vergangenheit, ſeine Geſchichte.
An eiſengepanzerte Ritter, an die Kämpfe der Grafen von Broich
und Styrum. Jede Zeit hat ihre eigenen Kämpfe und Kämpfer.
Niedergang und Aufſtieg. So vollendet ſich die Welt.
Alle Gegenvart habe ich aus mir verbannt. Vor mir ſchwebt
in lichtblauem Gewande eine Frauengeſtalt auf mit flatterndem
Bande unter dem Kinn.
Weißt Du, wer in dieſem Schloſſe einen Teil ſeiner Jugend
verlebt? frage ich meine Begleiterin.
Du haſt es mir ſchon einmal erzählt Preußens Königin
Luiſe.
Recht; und dieſe Märtyrerin hat ſie Dir nicht vieles zu
ſagen? Kannſt Du ſie Dir vor Augen führen, wie ſie in Tilſit
in der ganzen Schönheit ihres Schmerzes das harte Herz des ge=
waltigen
Korſen zu erweichen ſuchte? Auch damals ſchien jede

Hoffnung erloſchen. Sie ſtarb mit gebrochener Seele wie ſo
viele Deines Geſchlechtes in unſerer ſchmerzgetürmten Zeit. Und
dieſe Königin hat hier wie ein Dornröschen ich weiß kein an=
deres
Bild gelebt, gelebt als Kind, als lachende Frühlings=
knoſpe
, die aus dem ſtillen Strelitz in unſer damals noch ſo
ſtilles Ruhrland kam hoffend ahnungslos. Siehſt Du ſie
wohl vor Dir?
Komm weiter Ich faſſe die Hand meiner Gefährtin
und ſchaue in den blauen Spiegel ihrer Sterne. Sie türmt Ge=
ſchichte
, Sage und Märchen aufeinander ich ſehe es und
flicht einen Kranz zauberbunt. Und mitten darin leuchten
Zyänen. ..
Wir ſchreiten über Speldorf, Duisburg zu. Ein Weg von
eineinhalb Stunden. Keine Straßenbahn fährt. Verſchärfter
Belagerungszuſtand immer noch. Müde, abgeſpannte Rei=
ſende
mit ſchwerem Gepäck dazwiſchen hilfloſe Kinder be=
gegnen
uns oder wallen mit uns dahin. Nur wemige Autos
fahren, aber zahlloſe Fuhrwerke kreuzen. Alte, ausgediente
deutſche Heereswagen in langen Reihen, mit Kohlen beladen,
ziehen vorüber. Schweißdampfende Pferde. Ab und zu ein
Fuhrwerk mit Reiſenden. Das iſt die Poſtkutſchenzeit wie vor
einem Jahrhundert, da das deutſche Schickſal ſeinen Weg über
Jena nach Caub nahm. .
Rechts und links vom Wege beginnt ein hoher Buchenwald.
An der Monning pilgern wir vorüber, wo es von blauen Uni=
formen
, Käppis und Gewehren wimmelt. Schöner Ort, wo wir
ſo oft geweilt, da die Sonne des Friedens holdſelig unter den
Bäumen lächelte! Rechts ſtürmen wir bergan. Zu Duisburgs
Kaiſerberg! Ueber Farne, Buſchwerk und Rieſenwurzeln geht
es. Wir ſind auf der Höhe. Da liegt vor uns ein Rundgemälde
voller Kraft und Schönheit. Vor uns an den Hängen Waldes=
grün
; dort der Niederrhein, liederrauſchend vom St. Gotthardt,
vom Rütli, klagend vom Galgenwaater bei Leyden und
triumphbrauſend vom Weltmeer, das er nährt! Da liegt Duis=
burg
=Ruhrort mit dem größten Binnenhafen der Welt. Mei=
derich
, Rheinſtahl mit ſeinen Hochöfen, Beſſemer= und Thomas=
werken
. Aber ſchwach ſchlägt nur der Werkpuls wie überall.
Wird er bald ganz ſtillſtehen? Dann Europa ſinkſt du ins
Grab! Doch die Welt braucht dich in ihrer Not. Dich und deine
Kraft du Deutſchland. .
Die Augen meiner Fahrtgenoſſin leuchten. Ich ſchaue
tief hinein. Ich bin eine Deutſche liſpelte ſie.
Der Wald rauſcht und drüben der Rhein. , 55

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 25. Auguſt 1923.

Rummer 234.

Neue Reichsſteuergeſetze. Man ſchreibt uns: Der Heſſiſche Han=
delskammertag
beſchäftigte ſich in ſeiner letzten Sitzung am 22. Auguſt
1923 in Frankfurt a. M. unter anderem mit den neuen Reichsſteuer=
geſetzen
. Es wurde allgemein anerkannt, daß die Not der Zeit raſche
und einſchneidende Maßnahmen notwendig gemacht hat, und daß es
nicht angeht, wegen einzelner Härten dieſer Geſetze gegen dieſelben
Widerſpruch zu erheben. Dennoch glaubt der Handelskammertag zum
Ausdruck bringen zu ſollen, daß die neu eingeführte Steuer auf die Be=
triebe
, die jach der Lohnſumme bemeſſen wird, eine außerordentlich
ſchwere Belaſtung und eine beſonders rohe Art der Beſteuerung dar=
ſtellt
. Sie nimmt keine Rückſicht auf die Erträge der Betriebe und be=
laſtet
die Betriebe um ſo mehr, je mehr Arbeiter und Angeſtellte ſie be=
ſchäftigen
, wirkt alſo direkt unſozial. Ganz beſonders wendet ſich aber
der Heſſiſche Handelskammertag gegen die Beſtimmung des 8 3 dieſes
Geſetzes, wonach die Betriebsſteuer weder bei der Einkommenſteuer noch
bei der Körperſchaftsſteuer von dem ſteuerbaren Einkommen in Abzug
gebracht werden darf. Was dies bedeutet, zeigt folgendes Beiſpiel:
Nimmt man einen Betrieb von 100 Arbeitern an und einen Durch=
ſchnittslohn
von 500 000 Mark pro Stunde, ſo ergeben ſich für die Woche
von 48 Stunden 2,4 Milliarden Mark Lohnſumme. Hiervon 7 Prozent
Lohnſteuer (ungefährer Betrag des 1oprozentigen Abzugs nach Berück=
ſichtigung
der zugelaſſenen Familienabzüge) ergibt 168 Millionen Mark,
und das als Steuer abzuliefernde Doppelte davon 336 Millionen
Mark in einer Woche. Es müßte alſo der Unternehmer, um
überhaupt die Einkommenſteuer entrichten zu können, mindeſtens 336
Millionen Mark wöchentlich verdienen, eine Annahme, die nur in den
allerſeltenſten Fällen zutreffen mag, ſo daß, praktiſch genommen, das
Einkommen des Unternehmers durch die Betriebsſteuer konfisziert wird.
Dies kann unmöglich die Abſicht des Geſetzgebers ſein, ſo daß eine als=
baldige
Aenderung des Geſetzes von dem Heſſiſchen Handelskammertag
gefordert wird.

Indextarif bei der Reichsbahn.

Die buchhänbleriſche Entwertungsziffer von 1 Million galt von
Donnerstag, den 23. an, nicht, wie geſtern irrtümlich gebracht, erſt
vom 30. Auguſt.

* Der Bezirk Darmſtadt Gabelsbergerſcher Stenographen wird am
u. und 2. September für ſeinen Schülergau an den heſſiſchen Schulen
einen Vertretertag, verbunden mit einem großen Wettſchreiben, abhal=
ten
. Am 9. Sept. wird ſich der Bezirk mit dem Bergſträßer Bezirk
nach dem Felsberg begeben, um an der Jahresfeier der Ein=
weihung
einer Gabelsberger Eiche, die vor 30 Jahren erfolgte, und die
erſte in Heſſen für den großen Meiſter war, teilzunehmen. Am 16. Sep=
tember
hält der Gau Darmſtadt eine große Gauvertweterverſammlung
mit Wettſchreiben ab. Am 6. und 7. Oktober hält der Geſamtverband
Heſſen=Naſſau für ſeine Mitglieder im unbeſetzten Gebiet einen großen
Verbandstag, verbunden mit Wettſchreiben, in Frankfurt ab. Auch die
kleinen Vereine rüſten zur Begehung der Stiftungsfeſte, die mit Wett=
ſchreiben
verbunden werden ſollen, ſo Eberſtadt am 23. September und
Pfungſtadt am 30. September.

Ausgewieſene Katholiken. Sonntag, den 26. Auguſt, nachmittags
2½ Uhr, findet im Konkordiaſaale zu Darmſtadt, Waldſtraße, eine Ver=
ſammlung
für alle katholiſchen Ausgewieſenen und deren Familien ſtatt.
Es ſind einige hervorragende Redner gewonnen, die über ganz aktuelle
Fragen ſprechen werden. Außerdem ſoll den Ausgewieſenen die Mög=
lichkeit
gegeben ſein, ihre Wünſche zum Ausdruck zu bringen. Die Aus=
gewieſenen
und ihre Familienangehörigen ſind freundlichſt eingeladen.

Der ältere Sterbekafſeverein von 1870 ſchreibt uns, daß gemäß
Vorſtandsbeſchluß mit Wirkung ab 1. September ds. Js. das auszu=
zahlende
Sterbegeld auf 7500 000 Mk., der Sterbebeitrag auf 5000 Mk.
erhöht wurde. Für den Kaſſenvorrat werden 15 000 Mk. ſofort erhoben.
Näheres durch den 1. Vorſitzenden Herrn W. Deußinger, Kaupſtr. 52,
ſowie durch die Herren H. Wagner, Dieburger Str. 4, D. Bergoint,
Schützenſtr. 18, L. Greb, Schuknechtſtr. 48, J. Herche, Gervinusſtr 43,
und S. Kreſinsky, Marktſtraße 1.

w. Diebſtahl im Woog. Am Donnerstag abend gegen 7 Uhr wur=
ben
einem kaufm. Lehrling im Auskleideraum der Schwimmſchüler eine
Sporthoſe nebſt Gürtel ſowie ein Sporthemd geſtohlen. Da beide Be=
kleidungsſtücke
erſt neu angelegt waren, haben die Eltern des Lehrlings
großen Schaden. Nur durch Benachrichtigung der Eltern war der
Junge imſtande, gegen ½9 Uhr ſeinen Heimweg mit anderen Kleidern
anzutreten.

Lokale Veranſtaltungen.

Die hierunter erſchelnenden Nofizen ſind ausſch
in leinem Falle irgendwit

als Hinweiſe auf Arnzeigen au botrachten,
Bewprechmg oder Kriſk.

Herrngarten. Morgen Sonntag von 11 Uhr ab Prome=
nadenkonzert
mit verſtärktem Orcheſter. Programm wird in der Sonn=
tagsausgabe
veröffentlicht. Leitung hat Herr Obermuſikmeiſter Hauske.
Durch die hohen Bierpreiſe uſw. ſind die Abhaltungen von Konzerten
in Gärten mit Reſtauration faſt unmöglich geworden, und der Beſuch
pbiger Promenadenkonzerte nur empfohlen. (Siehe Anzeige.)
Ev. Jugendgemeinſchaft Darmſtadt. Die Wald=
andacht
der Ev. Jugendgemeinſchaft findet am kommenden Sonntag
nachmittag nicht um 6, ſondern ſchon um 5. Uhr, auf dem Lindenberg
ſtatt. Anſtelle des verhinderten Dr. Avemarie wird Pfarrer Schäfer
ſprechen.
Bodenreformer=Jugendgruppe. Unſere Zuſammen=
künſte
finden von jetzt ab jeden Dienstag, abends 8 Uhr, nicht mehr im
Wald, ſondern im Jugendheim, Dieburger Straße B, ſtatt. Bringt
Streichholz und die Klampfe mit.

Aus den Parteien.

Deutſche Demokratiſche Partei. Reichstagsabgeord=
neter
Pfarrer Korell wird am Dienstag abend in der öffentlichen
Verſammlung im Saalbau über den Verlauf der letzten Regierungs=
kriſis
, ihre Urſachen und die Ausſichten für die Zukunft ſprechen. Da
der Redner ziemlich enge Fühlung mit den führenden Männern in
Berlin hat, wird man ſeinen Darlegungen mit einer gewiſſen Span=
ung
entgegenſehen dürfen. Die freie Ausſprache wird Gelegenheit zu
weiterer Aufklärung geben. Nachmittags ſteht Pfarrer Korell im
kleinen Saale des Goldenen Anker in der Ochſengaſſe den in Darm=
tadt
wohnenden Ausgewieſenen zu Rat= und Auskunfterteilung zur
Verfügung.
Deutſche Volkspartei. Der Große Ausſchuß der Orts=

druppe Darmſtadt tritt am Montag, den 3. September, abends
KUhr, bei Sitte zu einer Beſprechung der politiſchen Lage zuſammen.

Der 1. Vorſitzende, Herr Landtagsabgeordneter Rechtsanwalt Dingeldey,
hat das politiſche Referat übernommen.

Die Volkshochſchuſe.

Man ſchreibt uns: Der geiſtig=ſittliche Wert des Einzel=
menſchen
und ſeine Bedeutung für die menſchliche Geſellſchaft
wird nicht zum mindeſten beſtimmt von dem, was er an Wiſſen
und Erfahrung in ſich aufgenommen hat. In dem harten
Kampfe der Jetztzeit um die notwendigſten Dinge des menſch=
lichen
Lebens bedarf es einer gewiſſen geiſtigen Höhe, um die
Einſtellung auf die Geſellſchaft nicht zu verlieren. Es iſt eine
beinahe tragiſch zu nennende Einſeitigkeit, zu der das einzelne
Menſchenleben verurteilt iſt, und allüberall ſcheinen die Kräfte
zu fehlen, um das Daſein mit froh=ſtarkem Sinn ſich ſelbſt zu
bilden. Keine der vielen heilkündenden Ideen, die für kurze
Zeiten ſchlagwortmäßig Menſchen bannte, konnte die Befreiung
bringen, weil ſie nur eine Neuordnung der äußeren Verhältniſſe
brechte und nicht eine Bereicherung und Veredlung des inneren
geiſtigen Menſchen erreichte. So kam jene Abneigung gegen alles
Neue zuſtande, die heute noch weite Kreiſe dem Volkshochſchul=
gedanken
gegenüber verſchloſſen ſein läßt. Wir aber, denen die
Volkshochſchularbeit unausſprechliche Bereicherung brachte, bedau=
ern
das aufs tiefſte, öffnet ſich doch hier eine Stätte, höherſtrebende
Menſchen aller Stände in gemeinſamer Arbeit an ſich ſelbſt und ſo=
mit
am geiſtigen Wiederaufbau unſeres Volkes zu vereinen. Auch
die Darmſtädter Volkshochſchule hat ſich durchgeſetzt, gewaltigen
Fährniſſen zum Trotz, dank eines feſten, unbeugſamen Willens.
Nach Tauſenden zählt ihre Gemeinde, und ſie bedeutet für die
Stadt ein ehrenvolles Zeichen geiſtigen Aufwärtsſtrebens in der
Zeit allgemeiner Ichſucht und Seelenloſigkeit. Die Vielgeſtaltig=
keit
der Gebiete, die die Volkshochſchule ihren Gliedern zu er=
ſchließen
vermag, und die Hingabe, mit der Lehrer und Schüler
ſich in ernſter Arbeit der geſtellten Aufgabe widmen, läßt die
Weiterentwickelung nicht mehr zweifelhaft erſcheinen. Sei es nun
am Vortragsabend, in der Arbeitsgemeinſchaft, bei einer Sonn=
tag
=Morgenfeier oder Wanderung, über all dem liegt jener Geiſt.
der uns eine erſehnte Vertiefung menſchlichen Weſens verheißt.
und all die ſchönen Hoffnungen ſollten ſcheitern fehlenden
Geldes wegen? Wir haben zunächſt noch ſo viel Vertrauen zu
den verantwortlichen Männern des Staates und der Gemeinde,
daß ſie ſich ihrer Verpflichtung den kulturellen Gütern des Volkes
gegenüber bewußt ſind.

* Die bevorſtehende Einführung von Indextarifen bei der Reichsbahn
und die Bekanntgabe des Multiplikators für den Gütertarif von 1,2 Mil=
lionen
, mit dem die Grund=(Friedens=)Tarife vervielfältigt werden ſollen,
um den zu zahlenden Frachtbetrag zu ergeben, hat die Frage aufgeworfen,
ob dieſe Schlüſſelzahl, die hinſichtlich der Bewertung der Mark einem
Dollarſtande von 5 Millionen entſpreche, gerechtfertigt ſei. Bei dieſer
Frageſtellung wird nicht berückſichtigt, daß der größte Teil der Stoffe,
die die Selbſtkoſten der Reichsbahn ausmachen, den heutigen Dollar=
ſtand
und damit den Weltmarktpreis bereits weit überſchritten haben.
Für weſtfäliſche Fettſtückkohle, die zu Friedenszeiten die Tonne 1213 Mk. tarif bei ihren Berechnungen zugrunde zu legen. Bei der Grund= und
koſtete bezahlt die Reichsbahn heute 31 Millionen Mark, d. h. das
24. Millionenfache. Bei engliſcher Lokomotivkohle betragen die Auf=
wendungen
bei einem Stande des Pfundes von 12,4 Millionen immer
5 Millionen das 2,1 Millionenfache des Friedens koſtete, iſt bei einem Für die Gemeinde=Einnehmerei ſoll eine Hilfskraft eingeſtellt werden.
Dollarſtande von 2,7 Millionen erſt auf das 1,2 Millionenfache des Frie=
dens
gefallen. Alle dieſe Preiſe bewegen ſich alſo über der Goldbaſis.
Sie ſind heute noch um ſo mehr ausſchlaggebend, als das Verhältnis der für entſtandene Waſſerſchäden im Rieſelfeld ſind vom Gemeinderat ab=
perſönlichen
zu den ſächlichen Koſten, das zu Friedenszeiten 50:50 betrug, gelehnt worden, da nach deſſen Anſicht die Waſſergenoſſenſchaft dafür
ſich auf 30:70 verſchoben hat; d. h. die ſächlichen Koſten ſpielen bei der
Preisbewegung eine erheblich größere Rolle als die Aufwendungen für
Gehälter und Löhne. Ausſchlaggebend iſt hierbei die Kohle: Während dieſem Jahre in Anbetracht der Zeitverhältniſſe aus.
im Frieden 7,5 Prozent der Geſamtausgaben der Reichsbahn auf Kohlen
entfiel, macht der Anteil der Kohle infolge ihrer Preisſteigerung heute
26,5 Prozent aus.
Berückſichtigt man dies, ſo wird es erklärlich, daß der Gütertarifindex
der Reichsbahn trotz Beſſerung der Mark über der augenblicklichen Dol=

allem der Index der Löhne und Gehälter bekanntlich erheblich hinter ſche Mädchenklaſſe aus Langen wiederum, d. h. diesmal im Gaſthaus
dieſem Wert zurückbleibt.

Nach Preſſenachrichten ſcheint ſtellenweiſe die Befürchtung zu be=
ſtehen
, daß die Reichsbahn als Baſis für ihre wertbeſtändi=
gen
Tarife (Indextarife) nicht den einfachen Friedensbetrag, ſondern
den 1½Pfachen Friedensbetrag angeſetzt habe. Dieſe Befürchtung iſt
unbegründet. Die Baſis des Indextarifes bildet der nicht aufge=
wertete
Friedensgütertarif, der, mit dem Multiplikator vervielfäl=
tigt
, den zu zahlenden Frachtbetrag ergibt. Lediglich der veränder=
liche
Multiplikator ſpiegelt die jeweilige Teuerung wieder.

am
27. Juli
1. Auguſt
2. Auguſt
9. Auguſt

Köchie
204 000

Miteche

505 000
2 280 000

64 312

1200 000

Kohlenpreis
20. Auguſt 3 724000
50 283 000 Mk. pro Tonne,
Schlußfolgerung: Auch konſtante Gütertarife konnten die Preisſteige=
rung
der Kohle nicht hindern.

Zur Gütertariferhöhung ab 20. Auguſt 1923.
1. Schlüſſelzahl ab 20. Auguſt 1 200 000 (etwa 20fache Steige=
rung
gegen Tarife vom 1. Auguſt).
Schlüſſelzahl die zur Deckung der Selbſtkoſten notwendige Ver=
vielfachung
des neu aufgeſtellten Grundtarifs.
Grundtarif iſt nicht, wie geſtern im Reichstag behauptet, der 11ſy= bis
Jfache Friedensbetrag, ſondern wegen der nach dem Kriege gewährten
Tarifvergünſtigungen (insbeſondere Staffeltarif) zum größeren Teil
niedriger als Friedenstarif. Bei Vergleich mit Friedenstarif iſt auch
zu berückſichtigen, daß damals Verkehrsſteuer noch nicht eingeführt war.

Beiſpiel
für das Vielfache des Friedensſatzes nach dem Tarif vom 20. Auguſt
nach Abrechnung der Verkehrsſteuer.
Vielfaches der Friedensfracht:
Wagenladungsklaſſen
100 km 1188000 1400000 1275000 937000
300 1066000 1300 000 1152000 866 000
500 1003000 1164000 1045000 860 000
38000 730 000 702000
2. Koſten der Betriebsſtoffe, die mehr geſtiegen ſind als Durchſchnitts=
preiſe
der Waren, beeinfluſſen die Selbſtkoſten überwiegend; daher müſſen
Frachterhöhungen zum Teil größer ſein als Preiserhöhungen, namentlich
wenn Preiſe unter der Geldentwertung ſtehen (z. B. Lebensmittelpreife).
Beiſpiele
für die Vervielfachung der Warenpreiſe (Mitte Auguſt) und der Fracht
(ab 20. Auguſt mit Verkehrsſteuer) gegenüber 1913.

Stückgutklaſſe I
1000 856 000

der Preife: der Fracht: Fettſtückkohle (rhein.=weſtf.) auf 100 km auf 500 km 2 430 000 1120000 970 000 Stabeiſen 1170000 1770000 1430000 Kupfer am 15. Auguſt
am 9. Auguſt 615 000
1 230 000 1520 000 1250 000 Baumwolle am 15. Auguſt 1360 006 2000 000 1640 000 am 9. Auguſt 2470 000 Roggenmehl am 15. Auguſt
am 9. Auguſt 420 000
810 000 1440000 1130 000 Kartoffeln etwa 400 000 210000 180 000 Butter. 670000 1330 000 1250 000 Eier (Kleinhandel) etwa 600 000 1080 000 980 000 Rinder 790 000 1350 000 1530 000 Schweine 670 000 1250 000 1400000 8. Anteil der Fracht am Preis.

Auch bei Beförderung auf große Entfernungen werden
Frachten nach dem 20. Auguſt doch im allgemeinen einen verhältnismäßig
geringen Teil des Preiſes ausmachen.

eiſpiele:

Ware Fracht von bis km Fracht
ab 20. Aug. am 15. Aug. Preis Fetiſtückkohle GleiwitzKönigsberg 675 für 1 t in Millionen
Mark (abgerundet)
1068
9t Stabeiſen Hamm-Nürnberg 5G1. 26,76 1150 Baumwolle BremenAugsburg 696 47.16 1750,0 Kali= Dünge=
ſalz
(40%) StaßfurtInſterburg 840 am 9. Aug.
8,9 3188,0
41,3

4. Preiſe werden durch Frachterhöhung beeinflußt. Aber An=
rieb
der Preisſchraube nie durch die Eiſenbahn; dieſe folgt
immer nach, auch in den letzten Monaten. Nach Aufgabe der Mark=
ſtützung
und nach der allgemeinen Preisſteigerung im April hat die
Eiſenbahn erſt am 1. Juni, und nur um 50 Proz, die Gütertarife erhöht.

Mitte Auguſt waren geſtiegen (rund):
gegenüber Anfang gegenüber Anfang
März um das
Juli um das

Güterfrachten
Kohle
Baumwolle am 15. Aug.
am 9. Aug.
Roggenmehl am 15. Aug.
am 9. Aug.
Kali=Düngeſalz (40 Proz.)
Kartoffeln.
Großhandelsindex der Induſtrie=
und Handelszeitung
Dollar am 15. Aug.
am 9. Aug.

10fache 1,5fache 190 44 105 14 190 26 70 140 150 33 260 22 106 N 120 18 220

Preis= und Frachtentwicklung (für 1 kg)
ſeit 1. Juli 1923 (Fracht für 100 Kilometer in Wagenladungen):

Tag Kartoffeln * Butter Roggenmehl Juli Preis Fracht Preis Fracht Preis Fracht 1000 2 11.25 44000 175 9500 151 4. 6. 2000 56 000 10000 11.13. keine Zufuhr 72000 14500 18.20. 84000 18000 25.27. 104000 29000 Auguſt 1. 3. 12000 28,3 360 000 437 47500 364 8.10. 800 000 170 000 14.15. 23 000 1600 000 * 100000 *) Berliner Notierung Erzeugerpreis. Schlußfolgerung: Auch wenn die Fracht konſtant bleibt, ſteigen die Warenpreiſe.

Steigerung der Kohlenpreiſe und der Normalgüterfrachten
in der Zeit vom 1. Dezember 1922 bis Mitte Auguſt 1923.
Der Preis betrug gegenüber dem Frieden
das vielfache

am Kohle Güterfracht 1. Dez. 1922 2230 1681 1. Jan. 1923 2858 12. Januar 3 730 1. Febr. 6 702 9. Febr. 12068 15. Febr. 5 717 1. April 11 186 16. Mai 14070 1. Juni 21 651 8575 16. Juni 32 925 25. Juni 51711 1. Juli 25 725 9. Juli 81700 17. Juli 133000

Kohlenpreis 13,50 Mk.
pro Tonne (weſtfäl.
Fettſtückkohle).

ch. Griesheim, 23. Aug. Die Schneider=Innung Gries=
heim
ſieht ſich gezwungen, von jetzt ab den Frankfurter Metallarbeiter=
Gewerbeſteuer wird jetzt der tauſendfache Betrag der vorjährigen Sätze
für das 1. und 2. Ziel erhoben. Die Hundeſteuer wurde auf 200000
noch das 2 Millionenfache. Stabeiſen, das bei einem Dollarſtande von Mark für den erſten und 500 000 Mark für den zweiten Hund erhöht.
Die Sätze der Vergnügungsſteuer ſind ebenfalls vom Gemeinderat er=
höht
worden. Die Schadenerſatzanſprüche mehrerer Grundſtücksbeſitzer
haftbar iſt.
ch. Griesheim, 24. Aug. Die hieſige Kirchweihe fällt in
* Arheilgen, 23. Aug. Um auch am hieſigen Orte dem Hockey Ein=
gang
zu verſchaffen, veranſtaltet die hieſige Sportpereinigung
am kommenden Sonntag einen Hockeh=Werbetag auf ihrem Sportplatz
am Arheilger Mühlchen. Nachmittags 3 Uhr treffen ſich hier die Mann=
ſchaften
des Darmſtädter Hockeyklubs und des Turnvereins 1860 Frank=
larparität
liegt, obwohl ein Teil ihrer Selbſtkoſtenfaktoren und vor furt. Abends wird auf Veranlaſſung des gleichen Vereins die Müller=
Zum Löwen auftreten. Auch der hieſige Turnverein wird am glei=
chen
Tage abends auf ſeinem Turnplatz an der Frankfurter Straße
Reigen= und Liederſpiele zur Aufführung bringen; denn auch die
Frauen= und Schülerinnenabteilung dieſes Vereins will auf der Natur=
bühne
des Turnplatzes ihre Kunſt zeigen und hat den Ertrag ihrer Ein=
nahme
einem wohltätigen Zwecke zur Verfügung geſtellt.
v. Eberſtadt, 24. Aug. Militärrenten. Die Auszahlung der
Militärrenten erfolgt für September ausnahmsweiſe nicht am Poſt=
ſchalter
, ſondern durch Poſtanweiſung vom Verſorgungsamt aus.
zh. Zwingenberg a. b. B., 23. Aug. Spielplatz. Der Gemeinde=
rat
hat der Errichtung eines Spielplatzes auf der Tuchbleiche, zuge=
ſtimmt
. Dadurch wird einmal die Einrichtung von Spielnachmittagen
für die Schuljugend ermöglicht und andererſeits auch den hieſigen Sport=
vereinen
Gelegenheit zu beſſerer Betätigung gegeben. In Anbetracht
der Geldknappheit in der Gemeindekaſſe wurde vom Gemeinderat feſtge=
ſetzt
, daß für die Pachtäcker von den Pächtern pro Morgen eine
Vorauszahlung von 1 Million Mark, alſo abſchlägig, und zwar mit ſo=
fortiger
Wirkung, bis zur endgültigen Regelung des 1923er Pachtpreiſes
entrichtet werden muß. Das im Faſelſtall lagernde Holz ſoll zu Sär=
gen
derwendet werden. Das Einzugs= und Feuereimergeld ſowie die
Allmendeſteuer für 1923 ſind auf den 20 000fachen Vorkriegszeitbetrag er=
höht
worden.
A. Auerbach, 21. Aug. Das Konzert zum Beſten der Kinder=
hilfe
am Sonntag nachmittag in dem Gaſthofe Zur Krone war ein
Kunſtgenuß für die zahlreichen Beſucher, und die Mitwirkenden ernteten
großen Beifall. Auch in finanzieller Hinſicht war der Erfolg ein über
Grwarten guter; es gingen 7 458 100 Mark ein, und eine anweſende
Dame ſpendete am Schluſſe noch 10 Dollars und eine andere 5 Franken.
Der im Fürſtenlager wohnende Förſter Angermeier, früher in Bür=
ſtadt
, wurde zum Jagdaufſeher der Gemarkung Auerbach er=
nannt
und verpflichtet. Pächter der Jagd iſt Herr Fabrikant Rein=
hardt
in Worms.
O Von der Bergſtraße 24. Aug. Der Verlag des Weinheimer
Anzeiger hat dem gefamten techniſchen Perſonal vorſorglich ge=
kündigt
bezw. Kurzarbeit angekündigt. Der Gemeinderat der
Stadt Weinheim beſchloß die Herausgabe von Notgeldſcheinen
bis zum Betrage von 50 Milliarden Mark. Die Scheine, welche aus
weißem Papier hergeſtellt und ſchwarz bedruckt ſind, lauten auf 500 000
Mark, 1 und 2 Millionen Mark.
fl. Erbach i. O., 24. Aug. Notgeld. Der Kreisausſchuß des
Kreiſes Erbach hat zur Hebung der Zahlungsmittelnot die Herausgabg
von Gutſcheinen im Geſamtbetrage von 4 Milliarden beſchloſſen.
Reichelsheim i. O., 24. Aug. Der hieſige Gemeinderat be=
ſchloß
, mit Rückſicht auf den Ernſt der Zeit und die in weiten Kreiſen
der Minderbemittelten herrſchende Not das diesjährige Kirchweihfeſt
nicht abzuhalten. Gegen den Antrag ſtimmten nur die kommuniſtiſchen
Gemeinderatsmitglieder als überzeugte Vertreter des hungernden
Proletariats. Lebhaft erörtert wird in letzter Zeit die Frage nach
der Errichtung eines Gefallenendenkmals. Der Denkmalsausſchuß hat
dem Vorſchlag der Kreisbaubehörde zugeſtimmt und beſchloſſen, das
Denkmal unterhalb des Schloſſes auf dem Reichenberg aufzuſtellen,
Gegen dieſen einſtimmig gefaßten Beſchluß richtet ſich der Proteſt links
und ganz links gerichteter Einwohner, die aus politiſchen (1) Gründen
fordern, daß das Denkmal auf dem Friedhof errichtet werde. Sie be=
fürchten
, daß ein anderswo ſtehendes Denkmal Anlaß zu nationaliſti=
ſchen
Kundgebungen biete. Lobenswert iſt jedenfalls bei dieſem Kampf
um das Denkmal, daß keine Stimmung vorhanden iſt, die es ins Ort
und an die Gaß haben will.
fl. Reichelsheim i. O., 22. Aug. Die Kirchenvorſteher
Landwirt Veith und Poſtſekretär Zinſer können jetzt auf eine 25jährige
Tätigkeit im Dienſte der evangeliſchen Kirchengemeinde zurückblicken.
Waldmichelbach i. O., 23. Aug. Das Kirchweihfeſt wau
trotz ſchlechter Witterung im allgemeinen gut beſucht geweſen. Man
konnte aber bemerken, daß auf den Geſichtern Vieler ein Zug feucht=
fröhlicher
Miene, wie ſonſt in früheren Jahren, nicht zu ſehen war=
Die wirtſchaftliche Schwere uned die politiſche Lage haben ſich hier un=
mittelbar
bemerkbar gemacht. Die Preiſe waren ſonſt gut gemeſſen und
dürften auch die Tanzlokalbeſitzer auf ihre Koſten gekommen ſein. Aber
eins iſt ſicher; zur Kerb gehört vor allen Dingen das langerſehnte
ſtabile Geld, und dazu geſellt ſich dann von ſelbſt ein geſunder Humor.
Wenn man aber mit der jetzigen Mark, die leider ſo oft und viel an
Ohnmachtsſchwächen leidet, ein derartiges Feſt mitmachen will, das
Ganze zum Galgenhumor und die Mimik in eine tragiſchkomiſche ver=
wandelt
wird. Es wäre entſchieden beſſer und auch angebracht, man
ſtellt Feſte zurück, bis einigermaßen für Alle wieder beſſere Lebens=
bedingungen
geſchaffen ſind, denn ſolange noch Not und Elend herrſchen
und viele unſerer Mitmenſchen nicht einmal den täglichen Lebensbedarf
erhalten können, man braucht nur einen Blick in die Städte zu werfen,
muß zeitgemäß gehandelt werden. Dieſe Leute ſprechen eine andere
Sprache, und Viele werden dieſe erſt verſtehen lernen, wenn Gleiches
über ſie mal kommen ſollte. Deshalb, legt Vergnügungen beiſeite, helft
mit an einer beſſeren Zukunft für unſer armes Volk, denn auf dieſem
Gebiet, das Alle angeht und angehen muß, iſt noch Unermüdliches und
noch ſehr Vieles zu leiſten. Dazu braucht man aber friſche Kraft und
einen lebendig=geſunden Geiſt; beides jedoch kann man ſich erhalten
ſuchen, nicht aber im Feſttaumel und auf dem Tanzboden. Mögen dieſe
Worte dazu beitragen, ſich innerlich aufzuraffen gegen derartige unzeit=
mäßige
Uebel; das muß der Wille Aller ſein.
0- Biſchofsheim, 24. Aug. Einbruch. Hier wurde ein Einbruch
verübt, wobei der Täter den Kaſſenſchrank erbrach, ihn ſeines Inhalts
(einiger Millionen) beraubte und Lebensmittel ſowie Schmuckgegen=
ſtände
mit ſich gehen hieß.
Mainz, 23. Aug. Eine Null zu wenig! In einem Lokal in
Mombach ſtudierten am Sonntag einige Mainzer Kirchweihbeſucher die
Weinkarte und fanden hier einen Hahnheimer Moosberg 1921er für den
Preis von 100 000 Mk., den heutigen Verhältniſſen entſprechend ſehr
preiswert. Die Flaſche kam und das Tröpfchen ſchmeckte auch recht gut.
Als es jedoch ans Bezahlen ging, kam der Wirt und erklärte, ſeine
Schweſter habe ſich beim Schreiben der Weinkarte geirrt und eine Null
zu wenig notiert; der Wein koſte nicht 100 000 Mk., ſondern eine Mil=
lion
. Die Mainzer beſtanden jedoch auf ihrem Schein, d. h. der Wein=
karte
, und nolens volens blieb dem Wirt ſchießlich nichts anderes übrig,
wie mit füßſaurer Miene ſich mit den 100 000 Mark zufrieden zu geben.
th. Mainz, 24. Aug. Keine Kirchweihen. Die nächſten
rheinheſſiſchen Kirchweihen, die jetzt ſein müßten, fallen wegen der Ver=
hältniſſe
im beſetzten Gebiete aus. Eine dunkle Tat. In einer
der letzten Nächte wurde ein junger Mann in ſchwerverletztem Zuſtande
nachts in der Himmelgaſſe aufgefunden. Er hatte mehrere Meſſerſtiche
im Leibe. Näheves über den Toten ſowie über den Hergang der Tat
und erſt recht über den Täter iſt bis jetzt noch nicht bekannt.
R. Vilbel 24. Aug. Schulſtreik. Auf Beſchluß einer öffent=
lichen
Einwohnerverſammlung wurde hier ein allgemeiner Schulſtreik
proklamiert, weil man mit der Beſetzung der Rektorſtelle an der Volks=
ſchule
durch einen älteren Lehrer nicht zufrieden iſt. Die Beſetzung er=
folgte
gegen den Vorſchlag des Gemeinderats und Schulvorſtandes.
Notgeld. Der hieſige Gemeinderat hat die Herausgabe von 3 Mil=
liarden
Notgeld beſchloſſen. Gegenwärtig ſchweben Erwägungen,
ob nicht die hieſige Höhere Bürgerſchule in eine Realſchule
umgewandelt werden könnte. Die nötigen Schritte bei der Regierung
ſollen ſofort in die Wege geleitet werden. Der Zuſchuß der Gemeinde
für die Höhere Bürgerſchule beträgt 18 Millionen. Die Ge=
meinde
=Umlagen für das Jahr 1922/23 ſind auf das Vierhun=
dertfache
erhöht worden.
R. Alsfeld (Oberh.), 94, Aug. Das Hotel Deutſcher Kaf=
ſer
ſollte an Private verkauft und geſchloſſen werden. Dieſer Ver=
kauf
iſt jedoch behördlicherſeits verboten worden, da die Stadt kein Hotel
dann mehr beſitzen würde.

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Nummer 234.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 25. Augnſt 1923.

Seite 5.

* Bad=Salzhauſen, 23. Aug. Man ſchreibt uns: Die Schlüſ=
ſelzahl
für Bäder, Kurorte uſw. gaben Sie unterm 20. Auguſt, unter
der Rubrik Reiſen und Wandern mit 180000 für die laufende Woche
an. Das iſt unrichtig und irreführend. Der vom Reichsverband in
Düſſeldorf für dieſe Plätze feſtgeſetzte Multiplikator betrug: ab 4. Auguſt
85 000, ab 8. Aug. 102 000, ab 11. Aug. 180 000, ab 14. Aug. 225 000, ab
16. Aug. 456 000, ab 19. Aug. 580 000. Bei dieſer Gelegenheit wollen Sie
mir geſtatten, Ihren Leſern das Bad Salzhauſen zu empfehlen, das den
Darmſtädtern nicht genügend bekannt iſt, und das bei den jetzigen hohen
Fahrpreiſen in einſtündiger Bahnfahrt ab Friedberg noch verhält=
nismäßig
billig zu erreichen iſt. Kurmuſik, rauſchende Vergnügungen
kennt man hier nicht, aber für den wirklich Ruhe und Erholung Suchen=
den
iſt Salzhauſen der richtige Platz. Die Soolbäder ſind erſtklaſſig,
die Lithium=, Stahl=, Salz= und Schwefelquellen werden zu Trinkkuren
für derſchiedene Heilzwecke erfolgreich benutzt. Ein herrlicher, wohlge=
pflegter
, ſchattiger Park und wunderbare Wieſen umgeben das Kurhaus,
und ſelbſt an heißen Tagen findet man am Gradierwerk kühle Plätzchen.
Auch der Wald iſt direkt anſchließend zu erreichen, überall ſind gute Wege
und bequeme Sitzgelegenheiten, auch viele Ausſichtstempel. Ein heſſiſcher
Miniſter ſchrieb in das im Kurhaus aufgelegte Fremdenbuch: Bad= Salz=
hauſen
iſt eine Perle, ſogar eine prächtig gefaßte, nur ſchade, daß ſich ſo
wenig Menſchen darum bemühen, ſie ſich näher anzuſehen. Ich kann
mich dem nur anſchließen und einen Aufenthalt im gaſtlichen Kurhaus
in Bad Salzhanſen auch für die Herbſttage aufs wärmſte empfehlen. S.

Parlamentariſches.
Notlage der Penſionäre. Abg. Nuß (Ztr.) hat an
den Landtag eine Anfrage gerichtet, ob der Regierung bekannt ſei, daß
die Penſionäre ſchon lange keine Ruhegehalte mehr ausgezahlt erhielten,
und ſich deshalb in bitterer, täglich ſich ſteigernder Not und Erregung
befinden? Was gedenkt die Regierung zu tun, um dieſem hart empfun=
denen
Mißſtande zugunſten von Volksgenoſſen, die an ſich ſchon ſchwer
mit dem Leben zu kämpfen haben, ſo ſchmell als möglich abzuhelfen,
und auch für die Zukunft die rechtzeitige und regelmäßige Gehaltsaus=
zahlung
ſicherzuſtellen?
Zur Notlage der Notare fragt Abg. Nuß (Ztr.) an, ob der Regie=
rung
bekannt iſt, daß namentlich die rheinheſſiſchen Notare infolge der
Geldentwertung, Teuerung, der hierdurch bedingten hohen Gehilfen=
gehälter
und wegen der jetzt wieder längſt überholten Notariatsgebüh=
renordnung
ſich in einer derartigen wirtſchaftlichen Notlage befinden,
daß die Gefahr des Schließens von Notariatsbureaus beſteht? Was ge=
denkt
die Regierung zu tun, um ſchnellſtens die dringend erforderliche
Hilfe zu gewähren?
Reiſen und Wandern.
* Der Kampf gegen Eiſenbahn=Gepäckdiebe.
Die Diebſtähle von Handgepäck in den Eiſenbahnabteilen wollen
nicht aufhören, und alle Mahnungen der Reichsbahnverwaltung
zur Vorſicht ſcheinen vergeblich. Neuerdings läßt die Reichsbahn
einen Aushang folgenden Wortlauts herſtellen: Handgepäck=
Diebe! Auf Handgepäck achten! Bei kurzem Verlaſſen der Wagen=
abteile
das Gepäck am Gepäckhalter feſtſchließen.
Wer einen Gepäckdieb ergreift oder einen Gepäckdiebſtahl anzeigt,
ſo daß der Täter gerichtlich beſtraft werden kann, erhält eine
Belohnung. Von der Möglichkeit, das Handgepäck anzuſchlie=
ßen
, wird leider kaum Gebrauch gemacht; es genügt eine dünne
Stahlkette, um den Griff des Gepäcks und den Gepäckhalter ge=
ſchlungen
und durch ein Schloß geſichert, um den Dieben ihr
Handwerk wenigſtens ſo zu erſchweren, daß inzwiſchen Mit=
reiſende
oder Bahnbeamte aufmerkſam werden. Die meiſten
Diebſtähle werden kurz vor der Abfahrt des Zuges ausgeführt,
wenn der Reiſende ſein Gepäck abgeſetzt hat und dann ſorglos
das Abteil verläßt, in der Annahme, die Mitreiſenden würden
ſchon aufpaſſen. Häufig ſind jedoch gerade dieſe Mitreiſenden
die Diebe ſelbſt oder ihre geſchickten Helfer. Der ſicherſte Schutz
gegen Eiſenbahndiebſtähle bleibt die Reiſegepäckverſiche=
rung
, die für jeden Schaden von der Abreiſe bis zur Ankunft,
während der ganzen Reiſe, auch in den Hotels und auf dem
Transport haftet.
Briefkaſten.
Anfrage. Hat die Betriebskrankenkaſſe der Firma Chem. Fabrik
Merck und die beſondere Ortskrankenkaſſe Merkur für Handlungsge=
hilfen
und Lehrlinge, Darmſtadt (Vorſitzender Herr Wilhelm Schnell=
bächer
, Kaufmann) die Koſten für die Zahnbehandlungen, Extrahieren
der Zähne und das Füllen (Plombieren) laut Geſetz zu übernehmen?
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 26. Auguſt.
Wolkig bis heiter, keine nennenswerten Niederſchläge, tagsüber
wärmer.
Tageskalender.
Sommerſpielplan Bruno Harprecht, abends 7½ Uhr:
Meiſterboxer. Orpheum: Die tolle Lola. Union=, Reſi=
denz
=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
*

Sport, Spiel und Zurnen.

Sportliche Vorſchau.

Turnen.
Feldberg=Turnfeſt.
Leichtathletik.
II. Internationales 20 Km.=Laufen und =Gehen Herne-Bochum
Herne.
II. Nationale leichtathletiſche Wettkämpfe des Vereins für Raſen=
ſpiele
Butzbach.
Radfahrer
1. Rund um Berlin, 245,4 Km., über 300 Teilnehmer.
2. 100 Km.=Mannſchaftsfahren um die Meiſterſchaft von Bahern.
3. Rund um München, 185 Km.
Pferdeſport.
Sonntag: Ruhleben, BadenBaden, Magdeburg, Neuß, Bremen,
Danzig=Zoppot, Hamburg=Farmſen, Straubing.
Handball.
Hamburger Sportverein St. Georg gegen Polizeiſportverein Ber=
lin
in Berlin.
Fußball.
Liga=Reſerve V.f. R. Offenbach gegen 1. Mannſchaft V. f. R. Butz=
bach
(A=Klaſſe) in Butzbach.
Arminia=Hannover gegen Eintracht=Frankfurk in Frankfurt.
V. f. R. 01 Frankfurt gegen Sportverein 07 in Heddernheim.
Germania 09 Fulda gegen V. f. L. Sachſenhauſen in Frankfurt=Luiſa.
Verein für Raſenſpiele E. V., Darmſtadt.
Am Sonntag, vormittags 10 Uhr, ſtehen ſich auf dem V. f. R.=Platz
die 2. Jugendmannſchaften des Sportvereins 98 und V. f. R.
Darmſtadt im Rückſpiel um die Gaumeiſterſchaft den 2. Jugend=
mannſchaften
des Gaues Bergſtraße gegenüber. Anſchließend treffen
ſich zu einem Trainingsſpiel die 1. Mannſchaften des Platzvereins und
des V. f. B.=Ober=Ramſtadt, wozu zu bemerken iſt, da Ober=Ramſtadt
durch Zugänge verſtärkt dem ſeine Kräfte ſondierenden V. f. R.,
der das Verbandsſpieljahr 1923/24 in der Kreisliga des neuen
Odenwaldkreiſes abſolviert, hinreichenden Widerſtand bieten wird. Beide
Spiele, insbeſondere das Jugendſpiel, werden ſehr lehrreich ſein und
mancherlei Aufſchlüſſe geben. Nachmittags begeben ſich die 2. und 3.
Mannſchaft des V. f. R. nach Eberſtadt und treten den gleichen Mann=
ſchaften
der Germania 1911=Eberſtadt um 2 Uhr bzw. 3½ Uhr
gegenüber.
Fußballklub Germania=Eſchollbrücken.
Morgen Sonntag begegnen ſich auf dem Sportplatze in Alsbach
erſtmalig ſeit ihrem Beſtehen die beiden C=Vereine Sportverein Jugen=
heim
und F. C. Germania=Eſchollbrücken. Dieſes Spiel wird einen
Aufſchluß geben über die Stärke der C=Klaſſen in den Gauen Ried
und Bergſtraße‟.
Hamburger Sportverein gegen Spielvereinigung Fürth in Fürth.
Morgen findet in Fürth das große Treffen des deutſchen Fußball=
meiſters
Hamburger Sportverein (norddeutſcher Meiſter 1921, 192=
und 1923) und dem ſüddeutſchen Fußballmeiſter Spielvereinigung Fürth
ſtatt. Hamburg ſtellt folgende Mannſchaft:
Martens
Beher Speher
Flohr Halverſon Krohn
Kolzen Breuel Harder Schneider Rave.
Alſo die alten bekannten Leute. Für den zum Militär eingezogenen
Schweden Carlſon ſteht Hans Flohr wieder auf ſeinem alten Platz.
Wer wird fiegen? In Norddeutſchland verhält man ſich hierüber ruhig,
dagegen ſprechen vier Fünftel der Fürther Anhänger ihrem ſüddeut=
ſchen
Meiſter den Sieg zu. Dieſe Vorſchußlorbeeren haben ſich aber
ſchon bitter gerächt; voriges Jahr wurde der ſüddeutſche Meiſter von
den Hamburgern um die Vorrunde in der deutſchen Meiſterſchaft 4:0
erledigt, dieſes Jahr dasſelbe Bild; Union=Berlin beſiegte da mit 2:1
Fürth. Da helfen alle Entſchuldigungen nichts. Sind die kräftigen
Leute von der Waſſerkante ſo in Form wie bei ihren letzten Spielen,
dann haben die Fürther eine harte Nuß zu knacken. Süddeutſche Sport=
zeitungen
ſchreiben von einer liebevollen Bewachung des norddeutſchen
Fußballkönigs Harder; bitte auf ſeine Nebenleute achten, Breuel iſt zur=
zeit
noch gefährlicher, er iſt die treibende Kraft im Sturm. Ohne
Zweifel ſtehen ſich in dieſem Spiel zwei Mittelläufer von ganz großer
Klaſſe gegenüber, doch müſſen wir der Hamburger Verteidigung (inkl.
Tormann) ein kleines plus gegenüber Fürth geben. Spielreſultat und
Bericht folgen.
Boxen.
Heute und morgen finden in Darmſtadt im Mathildenhöh=
ſaale
2 große internationale Boxkampftage ſtatt. Wir ſehen den
Neger=Schwergewicht=Champion Bell Johnſon aus Afrika gegen unſeren

viele Siege mit großem Erfolge davongetragen hat und eine ausgezeich=
nete
Technik beſitzt, werden wir mit einem franzöſiſchen Leichtgewicht=

meiſter, Emil Lammy, zu ſehen bekommen. Außerdem Wagner= Lud=
wigshafen
gegen Kriedenſtein=Wiesbaden, Joſef Braun=Wiesbaden gegen
Fritz Lenz 2.=Frankfurt a. M.
Flieger= und Motorrad=Rennen in Darmſtadt.
* Nachdem die erſte gemeinſame Sportveranſtaltung der hieſigen
Radſportler das Rennen Rund um Darmſtadt einen ſo ſchönen
Verlauf genommen hat, treten die beiden großen Radſportvereine
Velocipedklub 1899 und Darmſtädter Radſportklub 1919 mit einer
weiteren gemeinſamen Veranſtaltung, einem Fliegerrennen über 1 Km.,
an die Oeffentlichkeit. Hierzu tritt diesmal noch der mit dem Radſpork
eng verknüpfte Heſſ. Motorradklub, Sitz Darmſtadt. Vorgeſehen ſind
für die Tretradfahrer Ein= und Mehrſitzerfahren (Tantemfahren), Erſt=,
Haupt=, Troſt=, Vorgabe= und Altersfahren, für die Mororradfahrer
Schnelligkeits=, Geſchicklichkeitsfahren durch Flaſchen und ein Langſam=
fahren
, ſodaß die Radſportfreunde ein wirklich gutes, reichhaltiges Renn=
programm
erwartet. Darmſtadt war in den Vorkriegsjahren durch ſeine
Rennbahn in ganz Deutſchland bekannt, dieſe ſelbſt als eine der beſten
und meiſtbeſuchteſten Bahnen ſah bei ihren Rennen alle Kanonen, von
denen mancher noch heute im Rennſport eine Rolle ſpielt, am Start.
Wer denkt nicht heute noch gerne an die großen Flieger= und Dauerrennen
auf der Rennbahn an der Heidelberger Straße zurück, Leider ging
man, als der Radſport infolge des Krieges vorübergehend daniederlag,
dazu über, die einzige beſtehende und anerkannt gute Sportſtätte dem
Radfahrern kurzerhand zu entziehen, und konnte ſich trotz des unge=
heuren
Aufſchwungs des Radſports nach dem Kriege und trotz der un=
zähligen
Geſuche und Vorſtellungen in den letzten fünf Jahren bis
heute noch nicht entſchließen, den ſeinerzeitigen vorſchnellen Beſchluß
zu revidieren.
Daß ein dringendes Bedürfnis für eine Nennbahn beſteht, dürfte
auch daraus hervorgehen, daß wir in Süddeutſchland auf drei Renn=
bahnen
Mainz, Nürnberg und Dudenhofen angewieſen ſind, wovon
Mainz und Dudenhofen als im beſetzten Gebiet gelegen auf unabſehbare
Zeit wegfallen. Bisher iſt in Darmſtadt allen Sportarten mit Sport=
plätzen
Rechnung getragen worden zum Teil ſind neue Sportanlagen
mit großen Koſten errichtet worden während die beſtehende Anlage
der Radler, die mit verhältnismäßig geringen Koſten herzurichten wäre,
dem Verfall preisgegeben wird.
Die Flieger= und Motorrad=Rennen der hieſigen Rad= und Motor=
radſportvereine
müſſen deshalb als Rennbahnpropaganda=
Flieger= und Motorradrennen bezeichnet und aus vor=
erwähnten
Gründen auf der Landſtraße abgehalten werden. Dieſe
Rennen ſollen zeigen, daß es unbedingt erforderlich iſt, daß man den
Radſportlern ihren Sportplatz zurückgibt, ſollen dieſe in der Lage ſein,
auch ihrerſeits volle Sporttätigkeit zu entfalten und als vollwertige
Gegner an den Stark zu gehen. Darmſtadt beſaß vor dem Kriege ob
ſeiner guten Fahrer im Rennſport einen großen Namen, und iſt auf
dem beſten Wege, dieſen zurückzugewinnen, doch gehört hierzu in erſter
Linie ein geeigneter Uebungsplatz, den man den Radfahrern bis jetzt
noch vorenthält.
Das Rennbahnpropaganda=Flieger= und Motorradrennen findet am
Sonntag, den 2. September, 3 Uhr nachmittags, ſtatt; als Rennſtrecke
iſt die Eſchollbrücker Straße, untenrhalb des ehemaligen Garniſon=
lazaretts
, gewählt. Die Fliegerrennen werden über 1 Km., die Motor=
radrennen
über 3 Km. ausgetragen. Nähere Mitteilungen ergehen noch
an dieſer Stelle.
Siewener.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gär die Veröffentlſchungen unter diefer Ueberſchriſt übernimmi die Redaliion leinerlel Ver=
antwortung
; für ſſe bleſbt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preffegeſetzes in vellem Uimſenge
der Eiſender verantwartlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſondt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Darmſtadt über alles!
In dieſen Gedankenausdruck iſt der Artikelſchreiber verfallen, als
er am Sonntag, den 19. Auguſt, in Heidelberg war und in zwei Gaſt=
wirtſchaften
folgende Erfahrungen machte: Im Lokal Reichskrone koſtete
das Glas (vier Zehntel) Bier, ein ganz ausgezeichnetes Bier, 65 000
Mark. Im bekannten Perkeo, in der Hauptſtraße Heidelbergs, in dem
nur Münchener Löwenbräu zum Ausſchank kommt und das ganz vor=
züglich
ſchmeckte, koſtete das Vier=Zehntel=Glas ſogar nur 40 000
Mark. (111)
Und hier in Darmſtadt koſtet das Drei=Zehntel=Glas Bier ſage und
ſchreibe 80120 000 Mark, alſo das Doppelte bis Dreifache. (11!)
Wie iſt das möglich?
Wir haben doch ein großes einiges (2) Deutſches Reich! Wir haben
einerlei Geſetze (Bierſteuergeſetze)! Aber wir haben in Darmſtadt kleine
Biergläſer und dafür doppelt und dreifach ſo große Bierpreiſe!
Für eine freundliche Aufklärung dieſer Erſcheinung ſind gewiß alle
Darmſtädter Bürger herzlich dankbar; aber wie es den Herren Bier=
fa
rikenten und Zäpfern gefällt. Nur möchten ſie nicht vergeſſen, daß
auch die Geduld der durſtigſten Kehlen einmal reißt. W. Sch.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A.. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Geiten.

Gottesdienſtliche Anzeigen.
Gvangeliſche Gemeinden.
13. Sonntag nach Trinitatis, den 26, Auguſt 1923.
Stadtkirche: Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre für die Markusge=
meinde
(Mädchenabteilung). Pfarrer Vogel. Um 10 Uhr: Haupt=
gottesdienſt
. Pfarrer Kleberger. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt.
Pfarrer Lautenſchläger.
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 Uhr vormittags bis 6 Uhr
nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang: Nordtüre,
Stadtkapelle: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Marx.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Kleberger.
Schloßkirche: Vereinigung zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte.
Vorm. 9½ Uhr: Beichte und Anmeldung zur heil. Kommunion in der
Sakriſtei; um 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier des heil. Abend=
mahls
. Oberhofprediger a. D. Ehrhardt, Pfarrer zu Gelnhaar,
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer D. Waitz,
Gemeindehaus (Kiesſtr. 17): Sonntag, den 26. Aug., vorm. 9 Uhr:
Chriſtenlehre für die Reformationsgemeinde, Pfarrer Lauten=
ſchläger
.
Martinskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Reinhardt. Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt für den Weſtbezirk.
Pfarraſſiſtent Reinhardt. Die Chriſtenlehre fällt aus.
Johanneskirche: Vorm. 8½ Uhr: Chriſtenlehre für den Südbezirk
im Gemeindehaus: Pfarrer Goethe. Um 10 Uhr: Hauptgottes=
dtenſt
. Pfarrer Goethe. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 8½ Uhr: Chriſten=
lehre
(Mädchen). Pfarrer Wagner. Um 10 Uhr: Hauptgottes=
dienſt
. Pfarrer Wagner. Um 11¾ Uhr: Kindergottesdienſt.
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Rückert.
Kollekte für die Innere Miſſion. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt.
Pfarrer Rückert. Mittwoch, den 29, Aug., abends 8½ Uhr im Saal:
Bibelerklärung. Pfarrer Rückert.
Stiftskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Miſſionar Bellon.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Muſikaliſche
Feierſtunde zum Beſten des Eliſabethenſtifts, Donnerstag, den
30, Auguſt, abends 8 Uhr: Betſtunde.
Stadtmiſſion (Mühlſtr 24): Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde,
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Nachm. 3½ Uhr: Bibelſtunde.
Dr. Avemarie. Abends 8½ Uhr: Evangeliſation. Miſſp. Neuber.
Montag, abends 8½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Männer.
Dienstag, abends 8½ Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Mittwoch:
Philadelphia=Konferenz. Vorm. 9 Uhr: Bibliſche Heiligung; nachm.
2½ Uhr: Verſäumte Gelegenheiten; abends 8½ Uhr: Evangeliſation.
Redner: Prediger Held, Oberlehrer Weller u. a. Freitag, abends

8½ Uhr: Evangeliſativn. Sekr, Fiſcher. Jugendbund für E. C.,
Mühlſtr. 24: Sonntag, vorm. 9 Uhr: Hofmiſſion. Nachm.: Teil=
nahme
am Jahresfeſt in Eberſtadt. Abends 8½ Uhr: Evangeliſation,
Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde für Jünglinge. Mitt=
woch
: Teilnahme an der Philadelphia=Konferenz. Freitag, abends
8½ Uhr: Evangeliſation von Reiſeſekretär Fiſcher.
Wartburgverein Darmſtadt. Vereinslokal: Gemeinbehaus der
Martinsgemeinde, Liebfrauenſtraße 6. Sonntag, den 26. Aug., nachm.
6 Uhr: Teilnahme am Jugend=Waldgottesdienſt auf dem Lindenberg
(Dr. Abemarie). Sammlung und Abmarſch nachm. 4 Uhr vom Tier=
brunnen
, Nieder=Ramſtädterſtraße. Dienstag, abends 8½ Uhr: Bibel=
beſprechſtunde
.
Ehriſtlicher Verein junger Männer Darmſtadt, E. V., Alexander=
ſtraße
22 (Infanterie=Kaſerne, 1. Hof links): Mittwoch, abends 8½ Uhr:
Bibelſtunde. Freitag, abends 8½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde, für die
Jugendabteilung. Samstag, abends 8½ Uhr: Wochenſchluß= Ge=
meinſchaftsſtunde
.
Ehriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, I.) Mitt=
woch
, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
Evangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag, den
26. Aug., vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Gottes=
dienſt
. Um 9 Uhr: Jugendbund=Bibelſtunde. Donnerstag, den
30, Auguſt, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde. Prediger Erhardt.
Ehriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntag,
den 26. Aug., vorm. ½10 Uhr: Heiligungsſtunde. Um 11 Uhr: Sonn=
tagsſchule
. Abends 8½ Uhr: Evangeliſation. Dienstag, abends
8½ Uhr; Bibelſtunde, Freitag, abends 8½ Uhr: Gebetsſtunde,
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 26. Auguſt 1923.
Feſtdes heil. Ludwig.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhrr
Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 5½ Uhr: Beichtgelegenheit Um 6 Uhr: Erſte heil.
Meſſe. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um 8 Uhr: Sing=
meſſe
mit Predigt Um 9½ Uhr: Feierliches Hochamt mit Predigt
anläßlich des 40jährigen Beſtehens K. K. V. Conſtantia. Um
11 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. Nachm. 3 Uhr: Feſtandacht.
Um 6 Uhr: Herz=Mariä=Bruderſchaftsandacht.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonntag, vorm. 6½ Uhr:
Heil. Meſſe. Nachm. 2 Uhr: Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm. ½5 Uhr und abends 8 Uhr:
Gelegenheit zur heil. Beichte,

Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte. Um
½7 Uhr: Frühmeſſe. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt.
Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt, Nachm. 2 Uhr: Chriſtenlehre
und Andacht.
Kapelle zu Arheilgen: Vorm. ½10 Uhr: Heil. Meſſe und Predigt
Nachm. 2 Uhr: Chriſtenlehre.
St. Martinskapelle zu Beſſungen: Samstag, nachm. 5 Uhr, und
abends 8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 6½ Uhr: Heil. Beichte. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe
mit heil. Kommunion. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt.
Um 9½ Uhr: Amt mit Predigt. Nachm. 2 Uhr; Kindergottesdienſt
(Chriſtenlehre). Um 2½ Uhr: Andacht.
St. Fidelis: An allen Sonn= und Feiertagen morgens 8 Uhr in
der Kapelle der Engliſchen Fräulein an der Waldſtraße heil, Meſſe
und Predigt.
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. 6 Uhr: Beichtgelegenheit. Um ½7 Uhr: Früh=
meſſe
. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm. ½2 Uhrz
Andacht.
Provinzial=Pflegeanſtalt bei Eberſtadt: Montag; morg. ½8 Uhr:
Heil. Meſſe und Predigt.
Kapelle zu Pfungſtadt: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Beichtgelegen=
heit
. Um 7½ Uhr; Hochamt und Predigt. Nachm. 4 Uhr: And.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Kirche Jeſu Ehriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt;
Saalbauſtr. 67, Bürgerhalle): Sonntag, den 26. Aug., nachm. 2½ Uhr;
Sonntagsſchule, Um ½4 Uhr: Predigt. Donnerstag, den 30. Aug./
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich willkommen.
Internationale Bereinigung Ernſter Bibelforſcher (Ortsgruppe
Darmſtadt, Karlſtraße 16, I.): Bibelſtunden Mittwvochs und Frei=
tags
, abends 8½ Uhr. Jedermann herzlich willkommen,
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3, Ecke Landgraf=Georgſtraße, nächſt
dem Schwimmbad: Sonntag, vorm. 10 Uhr: Heiligungs= Verſamm=
lung
. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Heils=
Verſammlung. Mittwochs und Freitags, abends 8 Uhr: Oeffent=
liche
Verfammlung.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17:
Sonntag, den 26. Aug., vorm. 10 Uhr: Gebetsverſammlung. Um
11 Uhr: Sonntagsſchule. Nachm. 4 Uhr: Predigt. Abends 8 Uhr:
Jugendſtunde. Donnerstag, 30, Aug, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde,
Methodiſtengemeinde (Frankfurterſtr. 3): Sonntag, den 26, Aug.,
nachm. ½3 Uhr: Sonntagsſchule. Um ½4 Uhr: Predigt.

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[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 25. Anguſt 1923.

Rummer 234.

16)

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)

Herr Bekker betrachtete Luis mit blitzenden Augen, wieder
ganz außer ſich bei der Erinnerung an das Benehmen des elen=
den
Herzogs. Luis überlegte raſch, Herr Bekker war nicht mehr
ſo imponierend, nun er ſeine Karten teilweiſe aufgedeckt hatte,
aber Luis hatte immer noch Angſt, von ihm nasgeführt zu werden.
Sich blind für einen Fremdling ans Werk zu machen, ſagte ihm
durchaus nicht zu, aber andererſeits hatte er bei einem Coup
ſelbſt alles zu gewinnen, Gold, Ehre und Würden . . . Ja, und
hatte er es einmal ſo weit gebracht, dann würde es auch nicht
ſchwer ſein, Herrn Bekker zu überliſten . . . Aber wenn er nein
ſagte, konnie dieſer leicht einen andern finden, daran war nicht
zu zweifeln. Sein Entſchluß war gefaßt.
Nun wohl, Senjor, ſagte er, das geht zwar etwas zu
raſch für meinen Geſchmack, aber Sie werden Ihre Gründe zur
Eile haben. Ich bin Ihr Mann, Senjor. Aber wir werden ein
ſchweres Stück Arbeit haben. Das Volk iſt ganz ſtumpfſinnig
aus lauter Reſpekt vor der Obrigkeit, doch wenn Sie mir freie
Hand und Geld genug geben, ſchwöre ich, daß wir bald Erfolg
haben werden. Aber Geld, das iſt das Wichtigſte, Senjor!
Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf das Scheckbuch und
das Gold, das vor Herrn Bekker lag, einen Blick, halb Habſucht,
halb Reſpekt. Aber Herr Bekker ſagte ganz kurz:
Das Wichtigſte! Vielleicht für Sie, Luis. Steht die Sache
ſo, dann fürchte ich, werden wir nichts mit einander zu tun
haben. Ich weiß ſchon, daß man für eine Revolution Geld brauch
aber bevor Sie mir nicht mit klaren Plänen kommen, was Sie
zu tun gedenken, gebe ich nicht eine Peſeta her. Oder haben Sie
den Plan vielleicht ſchon fertig?
Teilweiſe, Senjor. Ich habe Ihnen ſchon geſagt, daß wir,
ich und meine Freunde, allerhand Pläne entworfen haben, die
nur an dem Mangel an Kapital geſcheitert ſind. Ich werde mich
jetzt ſofort an ſie wenden, und es wird nicht lange dauern, ſo
kann ich Ihnen das Ergebnis mitteilen, Senjor.
Luis ſprach mit großer Würde, ſeine Stimme war leicht vor=
wurfsvoll
und ſeine Augen fügten deutlicher hinzu als Worte:

Und ein kleiner Vorſchuß, Senjor, iſt überaus angezeigt, wenn
man Revolutionen inſzeniert. Aber Herrn Bekkers Augen waren
kalt und zeigten keinerlei Verſtändnis für dieſe ſtumme Sprache.
Es iſt gut, ſagte er, beſprechen Sie ſich alſo mit Ihren
Freunden und kommen Sie dann zu mir. Ich gebe Ihnen nur
einen Rat: je früher Sie fertig werden, deſto beſſer. Haben Sie
einen Plan, der etwas taugt, ſo iſt hier Geld genug (er nickte
nach dem Tiſch hin) und auch die Mittel, es zu behüten. Eine
Revolvermündung ſchimmerte plötzlich aus ſeiner rechten rück=
wärtigen
Taſche.
Luis fuhr zuſammen, ob unangenehm überraſcht oder weil
ihm eine plötzliche Idee kam, blieb ungewiß.
Senjor, ſagte er, etwas hätte ich beinahe vergeſſen. Waf=
fen
müſſen wir unbedingt haben. Sie begreifen, daß . . . ."
Ich begreife, daß eine Revolution ohne Pulverrauch ein
Unding wäre. Seien Sie beruhigt, Luis, in einer Woche werde
ich Ihnen Waffen in die Hand geben. Morgen telegraphiere ich
einem Bekannten in Barcelona. Aber beeilen Sie ſich inzwiſchen
mit den Vorbereitungen. Je früher Sie fertig werden, deſto
beſſer, merken Sie ſich das, Luis.
Herrn Bekkers Ton, der zu Beginn des Geſpräches ganz vor=
ſichtige
Höflichkeit geweſen war, war plötzlich knapp und gebiete=
riſch
geworden. Aus Senjor Hernandez war zuerſt Hernandez
und ſchließlich Luis geworden. Jetzt, wo er mit ſeinem Mann
im klaren war, hielt er offenbar alle Umſchweiſe für unnötig.
Luis erſchien von dieſer Veränderung nicht gerade angenehm
berührt und wollte ſehon dagegen proteſtieren; aber nach einem
Augenblick des Zögerns verbeugte er ſich verbindlich, flüſterte:
ſobald als möglich, Senjor, und verſchwand. Herr Bekker ver=
riegelte
die Tür hinter ihm. Einen Augenblick ſpäter hörte Luis
ein anderes Schloß in ſeinem Zimmer einſchnappen, vermutlich
hatte er ſein Geld eingeſperrt. Die Treppen halb herunterge=
kommen
, blieb Luis ſtehen, es war ihm etwas eingefallen.
Ich möchte doch wiſſen, murmelte er, warum Herrn Bek=
kers
Wangen ſo verſchwollen waren. Sollte der Lahme
Seine Grübeleien endeten mit einem hellen Auflachen, das
in dem alten Treppenhaus des Hotel Univerſal Fiderhallte.
Dies war am 13. Februar. Vier Tage ſpäter hatte Herr
Bekker eben an ſeinem Mittagstiſch im Hotel Univerſal Platz ge=
nommen
, als Luis in den Speiſeſaal trat und mit einer Verbeu=
gung
vor ihm ſtehen blieb.

Senjor, flüſterte er, wir ſind fertig.
Na, beeilt haben Sie ſich gerade nicht, ſagte Herr Bekker
kühl. Ich dachte ſchon halb und halb daran, meine Pläne zu
ändern."
Luis wurde ſichtlich unruhig.
Senjor, ſagte er, Sie müſſen ſchon entſchuldigen, aber die
Verzögerung kam daher, daß einer meiner Freunde abweſend
war, einer der wichtigſten. Wollen Sie mir heute abend zu unſe=
rem
Verſammlungsort folgen, können Sie ſich ſelber überzeugen,
was ich ausgerichtet habe.
Der gewöhnliche Mumpitz bei ſolchen Geſchichten, ſagte
Her Bekker hohnvoll. Iſt das in Minorca wirklich nötig? Nun,
vvo ſoll ich Sie alſo treffen?
Draußen auf dem Marktplatz, wenn Sie mit Ihrem Mittag=
eſſen
fertig ſind, Senjor. Paßt Ihnen das?
Her Bekker nickte und Luis verſchwand.
Eine halbe Stunde ſpäter fand Herr Bekker Luis auf der
Plazuela di San Chriſtobal, auf ihn wartend. Es war ſchon
ſeit ein paar Stunden dunkel, denn in dieſen Breitengraden
folgt die Nacht unvermittelt auf den Tag, im Februar ſchon um
fünf Uhr; doch der Himel war vom Mondſchein blauweiß porzel=
lanfarben
. Es war ganz ruhig und die Palmen auf dem kleinen
Marktplatz ſtanden regungslos da; aber aus der Ferne hörte man
das ſachte Rauſchen des Mittelmeeres, das auch bei ruhigem
Wetter ſelten ganz ſtill iſt. Im Oſten erhob ſich die dunkle Linie
des Schloſſes gegen den Nachthimmel.
Gut, daß der Mond uns leuchtet, Senjor, ſagte Luis und
verbeugte ſich tief vor ſeinem Arbeitgeber. Das Gaswerk gibt
ſchon ſeit einer Woche kein Gas. Die Steuern ſind ſchwer, und
niemand bezahlt ſeine Abgaben. Dieſen Weg, Senjor.
Er begann ein paar Schritte vorauszugehen, und Herr Bekker
folgte ihm, ſeine Zigarre paffend, ebenſo ſelbſtſicher wie gewöhn=
lich
. Es ging ins älteſte Viertel Mahons, das ſich an der nörd=
lichen
Hafenſeite am Fuße der alten Baſtion erhob. Die Straßen
waren kaum mehr als meterbreit; die Häuſer hatten klaffende
ſchwarze Eingänge, wo man im Mondlicht die unterſten Stufen
ſteiler Treppen ſah, die zu den oberen Stockwerken führten. Die
Fenſter, die überall ſaßen, nur nicht da, wo man ſie zu finden er=
wartete
, waren von graugrünen Jalouſien verdeckt, die der gan=
zen
Straße das Ausſehen eines Gefängniskorridors gaben.
(Fortſetzung folgt.)

Familiennachrichten

O4

je Verlobeng meiner Tochter
2 Mariechen mit Herrn
Dr. Hermann Röck gebe
ich bekannt
Frau Anna Sehmab
geb. Grünig
Darmstadt, im August 1923
Ernst-Ludwigsstraße 23.

eine Verlobang mit Fräal.
1VI Mariechen Schwabbe-
ehre
ich mich anzuzeigen
Dr. med, dent, Hermann Röck
Zahnarzt
Darmstadt, im August 1923
Wilhelminenplatz 17.
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O

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Jakob Schweickardt
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Darmstadt
Mählstraße 25

Appenheim b.
Bingen a, Rh.

Todes=Anzeige.
Freunden und Bekannten hier=
mit
die traurige Nachricht, daß
unſere liebe Mutter, Großmutter
und Schwiegermutter (7054

Sommer

Thre am Sonntag, den 26. August,
Lnachm. 2 Uhr, in der Stadtkapelle
stattfindende TRAUUNG beehren
sich anzczeigen
Gretel Schlereth
Heinrich Schröbel
DARMSTADT
Mollerstr. 14 Barkhausstr. 15
(*23419

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheidenunſerer
innigſtgeliebten Mutter, Großmutter,
Schwiegermutter, Tante und Schwä=
gerin
ſagen wir unſeren innigſten
Dank. Beſonderen Dank Herrn Pfarrer
Reinhardt für die troſtreiche Grab=
rede
, ſowie der Schweſterder Martins=
gemeinde
für ihre Aufopferung und
Allen, die ſie zur letzten Ruhe ge=
leitet
haben.
(*23468
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Lerch.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1923.

nach langem, ſchwerem Leiden
ſanft entſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Habitzheim, 24. Auguſt 1923.
Die Beerdigung findet Sonntag
nachmittag um 1 Uhr ſtatt.

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe inniger Teil=
nahme
an unſerem großen Verluſt,
ſowie die ſchönen und zahlreichen
Kranz= und Blumenſpenden, insbe=
ſondere
derjenigen der beiden Chefs,
als auch der einzelnen Vereinen und
Korporationen, denen unſer teuerer
Entſchlafene angehörte, ſagenwir Allen
unſern innigſten u. aufrichtigſten Dank,
gleichzeitig auch Herrn Pfarrer Vogel
für ſeine troſtreichen Worte.
In tiefer Trauer:
Carl Ruppert Witwe und Kinder.
Darmſtadt, 23. Auguſt 1923. (*23449

He
nachmittags 2 Uhr, wird auf dem hieſigen
Z/Bürgermeiſterei=Büro ein zum Sprung
untauglicher, gutgemäſteter Faſel auf/ J. geſ. für 15, Sept.
dem Submiſſionswege abgegeben. (703
Heſſ. Bürgermeiſterei Bickenbach Vorzuſt, b. Fabricius.
Hennemann.
Laben
in erſter zentraler Lage
(*23471
ſofort zu verm.
Anfragen unter L 73 an die
Geſchäftsſtelle ds. Bl.
gebildeter Herr, der ſein höchſtes Ideal
W in dem Beſitz eines wahrhaft liebenden
Menſchenkindes erblickt, ev., Beamter in d. auch Waſchen über=
gehobener
Stellung, Ende der 20er, großer nimmt, f. Vormittags
Naturfreund, wünſcht die Bekanntſchaft geſucht. Nieder= Ram=
mit
einer jungen, intelligenten, wohlſituiert, ſtädterſtr. 14 I. (7053
und ſich der beſten Geſundheit erfreuenden Suche ſol., fl. Mäd=
Dame, von adeliger Geſinnung, guter chen b. gt. Behdlg, v.
Herkunft und vornehmer, angenehmer ſof. od. 15.Sept. Vor=
äußerer
Erſcheinung, nicht über 25 Jahre, zuſtell, bis ½4 Uhr,
Verſtändnis für Kunſt, Liebe zu der Natur Fehrer, Heidelberger=
und daher auch Freude an gemeinſamen
Wanderungen, ſowie Sinn für ſpätere Häus=
lichkeit
müſſen ebenſo vorhanden ſein, wie
enigen Damen, die vorurteilsfrei genug ſind, frauenloſen Haushalt
auf dieſem nicht mehr ungewöhnlichen Wege zu 3 Kd. v. 1u. 4 Jahr.
einen Herren kennen zulernen, werden unter ge). Liebe zu d. Kd.
hrenwörtlicher Zuſicherung ſtrengſter Ver= Bedingung, da tags=
ſchwiegenheit
um gefl. ſelbſtgeſchr. ausführl. über ausw, berufs=
Angebote unter I. 61 Geſchäftsſt. geb. (*23425 tätig. Hermann Arras,

Guterh. Klappſport=
wagen
zu verk. od.
g. D.=Rad ( Rahmen=
bau
) zu tauſch. (*23429
Geiſtberg 1, I. links

m Dienstag früh verſchied nach ſchwerem
* Leiden unſer altverdienter

Braumeiſter

46 Jahre bei uns tätig, verlieren wir
in ihm einen äußerſt begabten, unermüd=
lichen
Mitarbeiter, der ſich durch beſondere
Umſicht und Fähigkeiten auszeichnete.
Wir werden ſeiner ſtets in Dankbarkeit
gedenken.
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Brauereibeſitzer.
9134)

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Wohn., ſucht m. Herrn
im Alter v. 4050 J.
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Heirat
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Verhältniſſen od. Be=
amter
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Geb. Herr, Ende 30,
ſtattl. Fig., hier fremd,
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abh. Dame in Ver
kehr zu treten, evtl.
Heirat. Vertrauensv.
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a. d. Geſchſt. (*23404
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geb. u. L, 53 an die

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fach
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Pflege erf., kinderl.,
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Darmſtädter Tagblatt

25. Auguſt 1923 Nr. 234

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Wirtſchaftliche Rundſchau.

wb. Aus dem Rückforth=Konzern. Am 18. d. Mts. fan=
den
in Königsberg i. Pr. ſtatt. 1. zwei außerordentliche Generalver=
ſammlungen
, nämlich: a) der Oſtpreußiſchen Holz= und
Kiſtenwerke A.=G., Tilſit. Neben unweſentlichen Satzungsän=
derungen
wurde eine Kapitalserhöhung auf 76 500 000 Mark beſchloſſen.
30 Millionen Mark davon werden als vorläufig dividendenloſe Schutz=
aktien
(mit 25 Proz. einſtweiliger Einzahlung) geſchaffen. Weitere
12 Millionen Mark ſollen im Intereſſe der Geſellſchaft verwertet wer=
den
und dieſer die Mittel für notwendige Betriebserweiterungen (zwecks
Aufnahme neuer Artikel) ſowie zur Ausdehnung des Intereſſenkreiſes
bringen. Den alten Aktionären werden junge Aktien im Verhältnis
von 1:1 zum Kurſe von 10 000 Proz. plus Bezugsrechtsſteuer angeboten.
Die jungen Stammaktien ſind vom 1. Auguſt 1923, dem Beginn des neuen
Betriebsjahres an, dividendenberechtigt. Nach dem Bericht der Verwal=
tung
iſt der Geſchäftsgang nach wie vor ein guter und drängt zur ſtän=
digen
Erweiterung. Das Werkgrundſtück iſt durch rechtzeitigen Hinzu=
kauf
in ſeiner Ausdehnung vervierfacht und das Neugelände durch einen
neuen, den dritten Vollbahnſchienenſtrang, in Mitbenutzung genommen
worden. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurde Herr Generaldirek=
tor
Th. Behn, Stettin, Vorſtandsmitglied der Generaldirektion des Rück=
forth
=Konzerns A.=G. Stettin. b) der J. O. Preuß A.=G.,
Königsberg. Neben unweſentlicheren Satzungsänderungen wurde
eine Kapitalserhöhung auf 55 Millionen Mark durch Ausgabe von 32000
neuen Stammaktien und 3000 neuen Vorzugsaktien, dieſe mit ſechsfachem
Stimmrecht, von je 1000 Mark beſchloſſen. Die neuen Stammaktien ſind
ab I. Januar 1923 und damit für das laufende Geſchäftsjahr bereits
voll dividendenberechtigt. Den alten Aktionären werden von einem Kon=
ſortium
neue Aktien im Verhältnis von 1:1 bei einem Ausgabekurs von
10 000 Prozent plus Bezugsrechtsſteuer angeboten werden. Nach dem
Bericht der Verwaltung iſt der Geſchäftsgang ein guter und berechtigt,
unter den üblichen Vorbehalten, zu der Erwartung eines günſtigen Jah=
resabſchluſſes
. In den Aufſichtsrat der Geſellſchaft wurden neu gewählt
die Herren: Geh. Kommerzienrat Rud. Müller, Stettin, Generaldirektor
Albert Fiſcher, Berlin. Beide ſind Vorſtandsmitglieder der Generaldirek=
tion
des Rückforth=Konzerns A.=G., Stettin. 2. zwei ordentliche Gene=
ralverſammlungen
, nämlich: a) der Oſtdeutſchen Hefewerke
A.=G., Tilſit. Die Verſammlung genehmigte die Bilanz ſowie die
Gewinn= und Verluſtrechnung für 1922/23 und ſtimmte dem Vorſchlage
der Geſchäftsführung auf Ausſchüttung einer ſofort zahlbaren Dividende
von 500 Prozent zu. Dem Aufſichtsrat und Vorſtande wurde Entlaſtung
erteilt. Neben unweſentlicheren Satzungsänderungen wurde ferner
eine Kapitalserhöhung um 70 Millionen Mark auf 100 Millionen Mark
beſchloſſen. Von den neu auszugebenden 70 000 Aktien ſind 35 000 zu=
nächſt
nur mit 25 Prozent einzuzahlende und deshalb vorläufig dividen=
denloſe
Schutzaktien. Den alten Aktionären werden junge Aktien mit der
Maßgabe angeboten, daß auf zwei alte eine junge mit Dividendenberech=
tigung
für 1923/24 4 15 000 Prozent plus Bezugsrechtsſteuer entfällt.
Der Reſt der neuen Stammaktien wird im Intereſſe der Geſellſchaft ver=
wertet
bzw. teilweiſe für Neubeteiligungen benutzt werden. Nach dem
Bericht der Verwaltung iſt der Geſchäftsgang auch im laufenden Be=
triebsjahr
ein guter, und zwar ſowohl bei dieſer ſelbſt, wie auch bei den
Geſellſchaften, an denen ſie durch Beteiligung Intereſſe nahm und zu
denen in den letzten Tagen die unter ihrer Führung in eine Aktiengeſell=
ſchaft
umgewandelte, ſeither als offene Handelsgeſellſchaft beſtens be=
kannte
Firma Gebr. Wolfgang=Inſterburg hinzukam. b) der Carl
Petereit A.=G., Königsberg. Die Verſammlung genehmigte
die Bilanz ſowie die Gewinn= und Verluſtrechnung für 1922/23 und
ſtimmte dem Vorſchlage der Geſchäftsführung auf Ausſchüttung einer
ſofort zahlbaren Dividende von 500 Prozent zu. Dem Aufſichtsrat und
Vorſtande wurde Entlaſtung erteilt. Neben unweſentlicheren Satzungs=
änderungen
wurde ferner eine Kapitalserhöhung auf 120 Millionen Mark
beſchloſſen. Von den neu auszugebenden 80 000 Aktien ſind 45 000 zu=
nächſt
nur mit 25 Prozent einzuzahlende und deshalb vorläufig dividen=
denloſe
Schutzaktien. Den alten Aktionären werden junge Aktien mit
der Maßgabe angeboten werden, daß auf je zwei alte eine junge Aktie
mit Dividendenberechtigung für 1923/24 4. 15 000 Prozent zuzüglich Be=
zugsrechtsſteuer
entfällt. Der Reſt der neuen Aktien wird im Intereſſe
der Geſellſchaft verwertet bzw. teilweiſe für Neubeteiligungen benutzt
werden. Nach dem Bericht der Verwaltung iſt der Geſchäftsgang auch
im laufenden Betriebsjahre ein guter und zwar ſowohl bei dieſer ſelbſt
wie auch bei den Geſellſchaften, an denen ſie durch Beteiligung Intereſſe
nahm. Sämtliche Beſchlußfaſſungen der vier Verſammlungen erfolg=
ten
einſtimmig.
Banken.
Ed- Gründung einer deutſchen Zuckerbank. Die
Finanzierung der nächſten Rübenernte und rechtzeitige Zahlung des
Rübengeldes, die angeſichts der Geldknappheit in der Landwirtſchaft
im nächſten Herbſt viel ſchneller erfolgen muß, als es unter dem Druck
der Zwangswirtſchaft in dieſem Jahre möglich war, wird in erſten Krei=
ſen
der Zuckerinduſtrie ſeit langem vorbereitet. Unter Führung des
Hermn Kommerzienrats Dr. Rabbethge (Klein=Wanzleben) iſt zu dieſem
Zweck die Schaffung einer Zuckerbank eingeleitet worden, die es den

deutſchen Zuckerfabriken ermöglichen ſoll, wie im Frieden bis zum Früh=
jahr
wenigſtens drei Viertel des Rübengeldes an die Landwirtſchaft aus=
zuzahlen
. Dieſe Bank hat der geſamten Zuckerinduſtrie, der Landwirt=
ſchaft
wie der Raffinationsinduſtrie und dem Zuckerhandel, zu dienen,
während die Zuckerkreditbank A.=G., deren Gründung kürzlich gemeldet
wurde, ein Unternehmen ähnlicher Art lediglich für den engeren Kreis
der in Halle und Roſſitz geſcharten Zuckerfabriken iſt.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Nach der Ernte
kommt jetzt etwas mehr Material an den Markt. Aber weder größeres
Angebot noch die durch die Geldmittelknappheit verurſachte Zurückhal=
tung
der Käufer gebieten der Preisſteigerung ein Halt. Man nannte
folgende erhöhte Forderungen: Weizen 23 Mill. Mark, Roggen 16 Mill.
Mark, alte Braugerſte 16 Mill Mark (für neue hat ſich noch keine be=
ſtimmte
Preisbemeſſung gebildet) Hafer 1516 Mill. Mark pro 100
Kilo Frachtparität Mannheim. Mehl war weiter ſehr feſt und die
Preiſe bedeutend höher. Süddeutſches Weizenmehl Spezial Null koſtete
4042 Mill Mark ab ſüddeutſche Stationen, mitteldeutſches Weizenmehl
38 Mill. Mark, Roggenmehl 28 Mill. Mark ab mitteldeutſche Stationen,
alles pro Doppelzentner. In Futtermitteln hat ſich für Weizenkleie,
Biertreber, Malzkeime und Trockenſchnitzel eine Preisbaſis von 910
Millionen Mark gebildet.
Offiziell wurden pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim netto Kaſſe
notiert: Weizen inländiſcher 20,22, ausländiſcher 26, Roggen 1516,
Braugerſte 1416, Hafer 1416, Weizenmehl Richtpreis 3739, Wei=
zenkleie
89, Rohmelaſſe 88,5, Raps 2627, Preßſtroh 1,51,9, Bund=
ſtroh
1,41,8 Mill. Mark.
h. Mannheimer Kleinviehmarkt. Dem heutigen Klein=
viehmarkt
waren nur 350 Ferkel und Läufer zugetrieben, für die bei leb=
haftem
Handel 518 Millionen pro Stück bezahlt wurden.
wb. Berliner Produktenbericht. Im Getreideverkehr
herrſchte zuerſt eine ſchwächere Stimmung auf die Beſſerung der Mark
in Neu=York. Später machte ſich infolge vielfach hervortretenden Be=
gehrs
für Roggen eine Befeſtigung geltend. Die Veranlaſſung hierzu
ſah man in Anſchaffungen der Reichsgetreideſtelle. Weizen wurde von
den Mühlen geſucht. Für Gerſte zeigte ſich weniger Nachfrage. Da=
gegen
wurde Hafer ſeitens der Nährmittelfabriken begehrt. Das Ge=
ſchäft
in Gerſte und Hafer wurde beeinträchtigt durch die hohen Frach=
ten
, da der Weſten jetzt mehr über Bremen ſeinen Bedarſ deckt. Mais,
Mehl und Futterartikel wurden wenig umgeſetzt.
Börſen.
* Frankfurter Börſenbericht vom 24. Auguſt 1923.
(Eigener Bericht.) Die heutige feſte Effektenbörſe war inſofern eine
Ueberraſchung, als vorbörslich faſt nur Briefkurſe zu hören waren, und
man ſich überall auf eine recht ſchwache Tendenz gefaßt gemacht hatte.
Dieſer vorbörsliche Eindruck wurde noch dadurch verſtärkt, daß die
Deviſen im Frühverkehr ſtank rückläufig waren
Dollar bis 4 200 000 und die angekündigte ſoziale Steuerpolitik
des Herrn Dr. Hilferding zweifellos ſtärkſten Eindruck hervorgerufen
hatte. Man konnte auch an der Börſe beobachten, daß Deviſen und
Auslandswerte angeboten waren, ſodaß die Kurſe nach unten tendier=
ten
, da die geplante Erfaſſung der Deviſen= und Auslandswerte Reali=
ſationsneigung
hervorgerufen hatte. Die Spekulation war natürlich
beſtrebt, die hierdurch frei werdenden Mittel wieder in deutſchen Effek=
ten
anzulegen, ſodaß dieſe hiervon ſtark providierten.
Von den variablen Märkten hoben ſich beſonders hervor
der Montan= Schiffahrts= und Chemie=Aktienmarkt.
Man konnte auch heute wieder bemerken, daß das Rheinland ſich weiter
als ſtarker Käufer der weſtlichen Großwerte betätigte, ſo waren Deutſch=
Luxemburger und Gelſenkirchener je 10 000 T., Mannesmann 9000 T.,
Phönix ſogar 25 000 T. und Rheinſtahl 21 000 T. höher.
Vov Schiffahrtsaktien lagen Hapag 7500 T., Nordd. Lloyd
1000 T. höher.
Am Chemieaktienmarkt waren Bad. Anilin und Elber=
felder
ſtärber geſucht.
Am Elektr.=Aktienmarkt lagen Felten u. Guillegume bei
ſcharfem Materialmangel 15 000 T. höher. Die Werte des Stinnes=
konzerns
wie Schuckert, Siemens u. Halske, konnten ebenfalls ihren
Kursſtand beträchtlich erhöhen. Voigt u. Haeffner gewannen 300 T.
Die Aktien der übrigen variablen Märkte lagen im allgemeinen feſt
bei ruhigem Geſchäft und wenig bemerkenswerten Kursbeſſerungen.
Am ausländiſchen Rentenmarkt verloren Zolltürken
und Bagdadbahn zirka 4000 T., auch Otavi ſowie Diamond=Shares
waren ſtark angeboten. Der Kaſſemaukt lag uneinheitlich. Bemerkens=
wert
höher waren Jetter u. Scherer plus 6000 T., Pfälziſche Nähkayſer
plus 2000 T., Schnellpreſſe Frankenthal plus 1000 T.
Der freie Verkehr war nach anfänglicher Abſchwächung ſpäter wie=
der
erholt. Man hörte hier: Allgemeiner Bankverein 130 T., Becker=

ſtahl 8500 T. bis 10 500 T., Beckerkohle 8/10000 T., Benz 4750 T.,
Brown Boveri 1600 T., Frankfurter Handelsbank 180 T., Georgi 375 T.,
Growag 390 T., Hanſa Lloyd 950 T., Helvetia Konſerven 1000 T., Kah=
ſer
Waggon 300 T., Kreichgauer Maſchinen 900/1000 T., Krügershall
10 500 T., Mez Söhne 1500/2200 T., Meyer Textil 390/400 T., Tiag
650 T., Ufa 1650 T.
wb. Berliner Börſenbericht. Infolge des Deviſenrück=
gangs
machten ſich im Effektenverkehr vielfach Realiſierungsbeſtrebungen
geltend, denen aber Neigungskäufe in rheiniſch=weſtfäliſchen Montan=
werten
, Kaliaktien, einzelnen chemiſchen und Maſchinenfabrikspapieren
ſowie auch hauptſächlich in Schiffahrtsaktien gegenüberſtanden. Von
Elektrizitätswerten erfuhren Bergmann eine beträchtliche Steigerung.
Die Kursbewegung bot infolgedeſſen ein ſehr ungleichartiges Bild.
Valutapapiere wurden durchweg niedriger abgegeben. Die Haltung
ſchwankte während des ſpäteren Verlaufs bei vorwiegend leichter Nei=
gung
zur Abſchwächung.

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Spanien". 917700.
675307.50 822300.
678962.50 843837.50
618450. 847112.50
621550. 15 Wien (in De 7281. 7319. 6683. 6717. Prag
Budapeſt 149625.
24.28 150375.
285.72 137655.
270.32 138345
271.68 Buenos=Aires 1635900. 1644100.1 1506225. 1513775. Bulgarien 42892. 43103. 39900. 40100. fapan. 2168812.5 2481187.50 2284875. 2295725. Rio de Janeir 483787.50 4852 12.50 428325. 431075. Belarad.
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22900000
7000000
2950000
1100000
keg30ooodlzouo0t 00

2500000
1200000
21900000
1000000
18000005
694/000
8500000
500000
r1000000
2700000
14000000
4100000
3100000
4800000
15000000
9000000

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
6% Reichsanleihe..
.!
3=
.
4½% IV. und V. Schatzanweiſ.
(½% H.Ik.
n
Sparprämienanleihe ........."
40. Preuß. Konſols ......

8½%

42 Bab. An.. unk. 1935... ...
v. 1907......"
8½
48 Bahern Anleihe ........."

4% Heſſen unk. 1924 ........
8½½ .............."
..
4% Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
5% L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
.
4½% v. 1902..

2ſo
6% Bulgar. Tabak 1902 .....
19% Griech. Monopol .....
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1918
ab 1918 ................"
4½% Oeſt. Schatanweiſ., ſtfr.
b. 1914 ............
42 Oeſt. Goldrente .........
4% einheitl. Nente ....."
6% Rum. am. Rente v. 03 ..
4½% Goldrente v. 18 ...
4% am. konv. ..
4% v. 05 .."
42 Türk (Admin.) v. 1903
48 (Bagdab) Ser. T.
H..
42 v. 1911, Zollanl. ..
4½% Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente ......."
Staatsr. v. 10....
4% Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort, innere. . . .."
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04, ſtfr. ..
konſ. innere ......"
½% Frrigationsauleihe,
6% Tamaulipas, Seriel ....
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
(Ig Gal. Car Ludw.=Bahn ..
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6%Neue
42 Oeſt. Staatsb. v. 1883...
3%0 Oeſt. Staatub. 1. b. 8. Em.
3% 9. Em. ..

22. 8.
4300.

550.
1000.
2500.
65 000.
35 000.
64 000.

24. 8.
5000.
100 000.I
60 000

1200
3000
40 000.
50 000.
52 000.
25 000.

17 200. 50 000. 200. 6000 000. 4000 000 1300 000. 1300000 1350 00( 1700 006 16500000 1400000 800 000. 625000 920 000 880 000 4000 000 3400 000 500 00 0 500 000.) 2000 000. 2600 000 4500 000 4500 000 1790 000 1700 000. 2500 000. 4000 000., 17250000 13000000 13760000 1750000 1375000,/ 17850000 12500000 1225 000. 900000. 2800 000. 2200 000 600 000. 70000000 M 6200000 55 000. 62 000. 321 000. 180 000. 400 00 10000000 8000 300 74 000. 10500000 8500 000., 3500 000. 1500 000.

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ..
3% Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ...
48 Rubolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I. ........"
8% Salon Conſt. Jonction. . .
8% Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepe‟ ............

4½%
Pfandbriefe.
420 Frankf. Hyp.=Bank 1920..
31

Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
Mein. Hhp.=Bank 1922...
1922 ...
4% Pfälz.
1923 ...
40 Rhein.
verl. ...
3½
4% Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ..........."
4% Heſſ. Ldhhp.=Bank Pfbbr.
8½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhhp. Kom. Obl...
Deutſche Städte.
425 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
8½% Darmſt. b. 1905 ......
420o Frankfurt v. 1918 .......
3½½ v. 1903 ......."
425 Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein .........
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbanr ..
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank ............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . . . ..... ."
Dresdener Bank ............"
Frankfurter Bank ..........."
Metallbank. . . . . . . . . . . .. .....
Mitteldeutſche Ereditbank .....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. . .. . . . . ....."
Rhein. Creditbank .. . . . . . . .."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein .......
Bergwverko=Aktien.
Berzelius ..................
Bochumer Bergb. ..........."
Buderus.. ... . .... . . ... .. . ..
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler, Bergwerks=Akt..
Gelſenkirchen Bergw..
Harpener Bergbau .........
360 000. Kaliwverke Aſchersleben ......
Weſteregeln ......."
50 0 0. ) Lothringer Hütte .. . . ... . . .. .
Mannesmann Nöhren......
Mansfelder ......

Oberbedarf .....naaaaasan4
Oberſchleſ. Eiſen Caro) ......
Phönix Bergbau ............

.8.

20000.
12000.

24. 8.

1800 000.
Ad.
6500 000
50000.

12000.
8000 000

1200 000.

1100 000
1660 000.,
2200000(
4700 000.
6000 000
8400 600
2500 000
700 000
12000000
5000 000.
680 000
14000000
1400000
1000 000.
3250 000
1400000.
4000 000
800 000.
10000000
19000000
60000000
30000000
75000000
71000000

34000000
10750000
16000000
29000000
40000000

8100c0
1500 000
2800000/4
3500 000.
6000 009
2800 006
4600 000..
700 00b.
17000000
2300 00.I
1460 000.
600 000.
9500000
1800000
70000000
4500000ch
75 500000
17u00dc

3900000
4300000
32000000

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke .........."
Riebeck Montan.. .......
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . . . . . . . . . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien.
Henninger Kempf=Stern . . . . .
Löwenbräu München ......"
Schöfferhof (Bindingl........"
Werger ..........

Akumulat. Verlin ...aa:=
Adler & Oppenheimer ......
Adlerwerke (v. Aleher) .....
A. E. G. Stamm. .. ...f..
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff .....
Badenia (Weinheim) .. . . . . . . ."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ......"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg .............
Bahriſch. Spiegel

Beck & Henkel Caſſel) ...."
Bergmann El. Werke .......
Bing. Metallwerke. .........
Blei= u. Silberh. Braubach ...
Brockhues, Nieder=Walluf. .. . .
Fementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt .. . . .. ..
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ....... .
Griesheim Elektron ...
Weiler=ter=mer ... . . .."
8000 000 Daimler Motoren ........."
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin..
530 000. Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
9000 000. Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ....
Dürkoppwerk (Stamm).......
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ..."
1300 000 Dhckerhof & Widm. Stamm.
775 000. Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
Eiſenwerk L. Meher fr. ....."
Elberfelder Farb. v. Baher ..
3500 000. Elektr. Lieferungs=Geſ. ....
Licht und Kraft.
Elfäſſ. Bad. Wolle.. ..
Emag, Frankfurt a. M.
Emaill- &. Stanzw. Ullrich ...
Enzinger Werke ......
Eßlinger Maſchinen .....
Ettlingen Spinnerei .....
65000000 Faber, Joh., Bleiſtift.
Faber & Schleicher.....
Fahr, Gebr., Pirmaſenz....
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter) ...."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
12500000 Frankfurter Gas... . . . . . . . . .
23000000h Frankfurter Hof ..........
Frſ. Maſch. Pokornh & Wittel.
Fuchs. Waggon Stamm.. .

23. 8. 24 8. 32000000 510000o0 2300 000. 2700 000 27000000 1500 000. 25000000 27000000 3000 000.I 10000000 2000 000. 1900000., 5540000. 5500 0 0. 8500 000. 2500 000 1325 000. 1150 000 10250000 12750000 6000 000 7000 000. 5500 003. 6000 000. 1500 000. 2500 000. 4050 000. O 2000 000. 3000 000 100 000. 125000001 2000 000. 1800 000, 5700 000 6500 000. 4300 000. 4000 000. 4000 000.
4000000. 28000000 27000000 10000000 1064000 3500 00 1900000. 1600 000.I 4175 000. 400 000 12000000 14000000 3000 000. 4000000. 3000 000 2800 000. G 1700 000. 6000 000. 50000 00. 1490 000. 1500000. 2100000. 2300 00 10003000 12500. 00 3810 00b. 2500 0 0. 4000 000. 4100000 3450 000. 2800 000 840 000. 750 000. 2000 000. 3800 000 6 3500 000. 3270000 3500 000. 5000 000. 6500 000. 7700 000 1400 000. 1400 0 2475 000. 2976000 22000000 37000000 14000000 20000000 1000 000. 1100 000 2000 000. 2400 000 3500 000. 3500 000 1390 000. 1390 000 2000 000. 17000007

Frankfurter Kursbericht vom 24. Auguſt 1923.

Ganz, Ludwig, Mainz

Geiling & Cie. ...........
Gelſenkirchen Gußſtahl .......!
Goldſchmidt Th.............
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armatureni. . . . . .. . . .
Hindrichs=Auffermann .. ....."
Hirſch Kupfer u Meſſ..... . . ..
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ..
Holzmann, Phil.
Holzverk =Induſtr. . . ....."
Hotel A.-G., München ......."
Hydrometer Breslau. . .. .. .."
Jnag. . . . . . . . ..
Junghans Stamm. . . . .
Karlsruher Maſchinen . . . .. . . .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ....."
Krauß & Co., Lokom. . . . . . .
Lahmeher & Co. ..........."
Lech Augsburg ..........."
Lederw. Rothe ............"
Lederwerke Spicharz ........
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallw ....
Luxſche Induſtrie .......!
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metall (vorm. Dannhorn! Nrbol
Meher, Dr! Paul. . . .... . . . .
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . .
Motorenfabr. Deutz........"
Motorenfabrik Oberurſel .....
Neckar ulmer Fahrzeugwverke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ...
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran ſurt a. M. ...
Peter=Union=Frankfurt .... .. .
Pfälz. Nähm., Kayſer .......
Philipps A.=G....... ...... ..
Porzellan Weſſel ............
Reiniger, Gebbert & Schall.
Rhein. Elektr. Stamm. . ..
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdf
Metall Vorzüge
Rhenania, Aachen ...
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin.
Rütgerswerke ...
Schleußner (Frankfurt a
Schneider & Hanau
Schnellpreſſen Frankenthal
Schramm Lackfabrik.
Schuckert Elektr. (Nürnberg).

22. 8.
1100000.
680000.,
12000000
13000000
1100 000.
18000000
3500 000
6000 000
3600 000
2000 000
3300000
3500 000.
18500000
1550 000
9000 000
2000 000
7000 000.
24u0000
2000 000.
1500 000.
4000 000.
2900 000.
3900 000.
1000 000.
4900 000.
4760000.I
800 000.
1s00000
3000 000.
4800 009.
3100 00 0
300030
12000000
1000 000.
2450 000.
1500 000
8000 000.
4000 000.
1500 000.
3750000.
1400000.
4000 000.
170000
1500 000.
1300000.
6400 000
3000 000
13500000
S
1090000
8750 000.
1200 000.
1500 000
5000 000
2800 000.
44000000

21. 8.
1200 000.
530000
14000000
149500009
1200000
15006000
5900000 1
6000 000
4000 000 1
2850 000.
B9
2900000.
1600 000
10 30000
2100 000.K
7300 000.
2400 000.
2000 000
1450 000.
4500 000.
2800 000.5
3900 000.
1000 000.
4800 000.1
4100000
700 000
2000 000.
3000 000.I
5800 000.
2600 000
4500000.
13000000
990 000.
2400 000.1
1700 000
10000000
4000 000.
1500 000

3650 000.
140000I
7000 000
2200 600 1
1475000
e000 000
6300 000.
35 00 000
13000000
1090000
9600 000
1100 006
1300 000
6000 000
3500 000
704 00000

Schuhfabrik Berneis=Weſſe. ..
Schuhtabrik Herz............
Schuhf Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff .........
Sichel & Co., Mainz ........"
Siemens Elektr. Betriebe ....
Siemens Glasinduſtrie .......
Siemens & Halske .........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ..
Süddeutſche Immobilien .. .."
Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gotha
Uhrenfabr Furtwängler ... ..
Beithwerke in Sandbach ....
Verein f. Chem. Induſtr. Main
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr Bln=Frrf.
Pinſelfabr. Nürnberg
Ultramarin ..... .....
Zellſtoff, Berlin. . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge...
Stämme..
Voigt & Haeffner Vorzüge ...
Stämme. . .
Voltohm Seil ............."
Wahß & Frehtag .........."
Wegelin Nußfabrik ........
Zellſtoff Waldhof Stamm. . .
Zuckerfabr. Waghäuſel .......
Frankenthal ......
Heilbronn ......."
Offſtein ........"
Rheingau ........"
Stuttgart ........"

Rue
Schantung E. B......
Süddeutſche Eiſenbahn=Gei.
Hapag (Paketfahrt) ...
Nordd. Lloyd ............."
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.
Beckerkohle ......
..
Beckerſtahl .. . . .. . ...."
.
Benz.... .. . . . .. .. ........ ..
Brovn Bovert .............
Cont. Handelsbank .........
Hanſa Lloyd .. .... ........
Kabel Rheydt .............."
Karſtadt R. .........
Petroleum, Dtſche.
Raſtatter Waggon ........
Text. Ind. (Barmen (Tiag)
Ufa Film .. . . . . . .."

Dae Re
Bahnbedarf
.....
Dampfkeſſel Rodberg......
Helvetia Konſervenfabrik. .
Gebr. Lutz ..............
Motorenfabrik Darmſtadt
Gebr. Roeder ..........."
Venuleth & Ellenberger ..
Growag.

22. 8.
1450 000.
1500 000
1000 600.
1850 000
6200 000
80n 000
4000000
40Md00
890 000
650 000
1200 000
2300 000.
30u00 000
9250 000.
S
2800 000
4800 000.
8000 000
1200 000.
1500 000
1900 000.
2000 000
2500 000
4400 000
4000 000
4300 000
4300 000
4400 000.
4200 000.
4200000

090 000 1
4000 000.
31000000
7200 00o

9000 000
9500 000
1600 000
310 000.
1300000

900 000
3000 000
600 000.
1535 000

Nachfr
1090000
1290 000
2000 000
9.90 600
2290 000
1490 000
42u0 600
400 000

24. 8.
1500 000.
500 000.
1900 000.
2300 000.
5400 000.
105 0000.
5000 000.
5000000
800 000.
840 000.
1200 000.
4500 000.
900 000.
8475 000.
5000000.
2000 060.
4800 000.
8200 000.
1000 000.
B
1500 000.
2100000.
2800 000.
2700 000.
4200 000.
5500 000.
4000 000.
4000 G00.
100 600.
4000 000.
3600 000.
4000 000.

1190000.
4500 000.
37000000
8500 000.

360000 g

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

11D BUTT
Aktien. / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz 1

[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Saustag, den 25. Auguſt 1923.

Rummer 234.

Herrngarten
Morgen, Sonntag, ab 11 Uhr
Promenade=Konzert
Verſtärktes Orcheſter (7045
Leitung: Obermuſikmeiſter Hauske.
Ia
Sonntag, den 26. Auguſt 1923
Städtiſcher Saalbau
Großer Tanz
Anfang 7 Uhr.

Geſellſchaft Alpenroſe
gegr. 1921

Heute Samstag, den 25. Auguſt, abds. 8 Uhr
im Konkordiaſaal, Waldſtraße
Großes Tanzfeſt

23341)

Der Borſtand.

Jugendgruppe Darmſtadt des
Bundes deutſcher Bodenreformer.
Vom 28. Auguſt ab jeden Dienstag
abend 8 Uhr Zuſammenkünfte nicht mehr
im Wald, ſondern im Jugendheim,
Dieburgerſtraße 28, I
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im Aufſchnitt billig,
Heinrich Grimm,
Schulſtraße 16. (7051

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Hoffmannſtraße 12 (Kein Laden).

Kühlmilchverſorgung.
Seit heute iſt die Zufuhr von Milch
aus dem Stadtgut Gehaborn durch die
Franzoſen gänzlich unterbunden. Die
Verſorgung von Kindern mit dieſer Milch
muß daher bis auf Weiteres eingeſtellt
werden.
Die Bezugsberechtigten müſſen ſich
deshalb an die für ſie zuſtändigen Straßen=
verteiler
wenden, Dieſe ſind verpflichtet,
(st7035
die Milch abzugeben.
Darmſtadt, den 24. Auguſt 1923.
Lebensmittelamt.
Abt. f. Milchverſorgung.
Hofreſte=Verſteigerung.
Montag, 27. Auguſt 1923, vorm.
9 Uhr, ſollen die nachſtehend verzeichne=
ten
, im Grundbuch dem Schreinermeiſter
Guſtav Gehbauer und Ehefrau Apollonie
geb. Ganßmann dahier, Geſamtgut der
Errungenſchaftsgemeinſchaft, zugeſchrie=
(st683t
benen Grundſtücke:
Flur VI, Nr. 59 694 qm Hofreite, Beſ=
ſungerſtraße
70,
Flur VI, Nr. 60 57 qm Grasgarten daſ
Flur VI, Nr. 61 400 qm Grabgarten daſ.
in unſerem Geſchäftszimmer freiwillig
verſteigert werden.
Verſteigerungsbedingungen u. Grund=
buchsauszug
können bei uns eingeſehen
werden.
Darmſtadt, den 15. Aug. 1923.
Ortsgericht Darmſtadt.
Käß.

Orpheum 389. Benzin, Gasöl, Spezial=Autoöle Anfang 7½4 Uhr!
Samstag, Sonntag 25 u. 26. Auguſt
Gaſtſpiel
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Telephon 317.

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abends 7½ Uhr: (72fs
Meiſterboxer.

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Deutſcher
Tonkünſtler
und Muſiklehrer
(Ortsgruppe Darmſtad:).
Für den Monat
September wurde der
Mindeſtſatz für eine
Muſikſtunde auf 1
Million 75 Gold=
pfennigen
freiblei=
bend
feſtgeſetzt.
1041) Der Vorſtand.

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Bekanntmachung.
Zur Einzahlung der Einkommenſteuer=
vorauszahlungen
und der Ruhrabgabe
ſind die Zahlſtellen des Finanzamts
(Lindenhofſtraße) am 25. Ifd. Mts.,
nachm. von 31/, bis 5 Uhr, geöffnet.
Darmſtadt, den 24. Aug. 1923. (7055
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.

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(auch wenn Ma=
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geſtellt wird)
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Fabrikant wünſcht m.
Amerikaner in Ver=
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aller Art wird
90l3 kleingemacht.
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Gr. Kaplaneigaſſe 36

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Verkauf.
Die Gemeinde Roß=
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bringt am Mon=
tag
, den 27. If. Mts.,
nachmittags 3 Uhr,
im hieſigen Rathaus=
ſaale
einen zur Zucht
untauglichen Faſel=
eber
im Wege der
öffentlichen Submiſ=
ſion
zum Verkauf
Die Gebote müſſen
auf das Pfd. Lebend=
gewicht
erfolgen und
ſind bis zum vorge=
nannten
Termin ver=
ſchloſſen
bei der un=
terzeichneten
Amts=
ſtelle
einzureichen,
woſelbſt auch die Ver=
kaufsbedingungen

eingeſehen werden
(7030
können.
Roßdorf,
den 24. Auguſt 1923.
Bürgerm iſterei
Roßdorf. Lorenz

Freibank
Schlachthof
Samstag vormittag
von 8 Uhr ab, (7036

Honntag, 26., und Montag, 27. Auguſt:
Mrawbeigfeſt in Meſſel

Tanzmuſik
D Gute Weine und Biere.

Es ladet ein
Gaſtwirt: Georg Heberer
Johann Hch. Laumann II.
(Germann Nachf.)
Johann Hch. Laumann I.
(*2343
Hch. Volk.

Neu-Eröffnung

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an der Hochschule
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früher Besitzer des Schloß-Café, Coblenz
23402

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Waſſerwärme vorm
7 Uhr 19 CC.
Woogs=Pol.=Wache.

Heutiger Eintrag in das Handelsre=
giſter
B: Firma: Süddeutſches Dental=
haus
Aktiengeſellſchaft, Sitz Darm=
ſtadt
. Gegenſtand des Unternehmens
Vertrieb ſämtlicher zahnärztlicher Artikel
im In= und Ausland und deren dem
nächſtige eigene Herſtellung. Grund=
kapital
: 10000 000. Mark. Der Geſell=
ſchaftsvertrag
iſt am 18. Mai 1923 feſt=
geſtellt
. Die Geſellſchaft wird vertreten:
a) wenn der Vorſtand aus einer Perſon
beſteht, durch dieſe; b) wenn der Vorſtand
aus mehreren Mitgliedern beſteht,
durch zwei Vorſtandsmitglieder oder
durch ein Vorſtandsmitglied und einen
Prokuriſten gemeinſchaftlich. EinzelneVor=
ſtandsmitglieder
können auch in dieſem
Fall mit der Befugnis beſtellt werden,
für ſich allein die Geſellſchaft zu vertreten.
Vorſtand: Ferdinand Ewald Revermann,
Kaufmann, Darmſtadt, Max Hecker,
Kaufmann, Heppenheim a. d. B., Kurt
Schreiber, Kaufmann, Darmſtadt. Das
Grundkapital iſt eingeteilt in 5800 Aktien
zu je 1000 Mark, die auf den Namen
auten, und in 4200 Aktien zu je 1000
Mark, die auf den Inhaber lauten. Die
Aktien werden zum Nennwert ausgegeben
Die auf Namen lautenden Aktien haben
5faches Stimmrecht. Der Vorſtand be=
ſteht
je nach Beſtimmung des Aufſichts=
rats
aus einem oder mehreren Mit=
gliedern
, die vom Aufſichtsrat durch
notariell zu beurkundenden Beſchluß be=
ſtimmt
werden. Die Generalverſammlung
wird durch einmalige Bekanntmachung
im Deutſchen Reichsanzeiger berufen.
Soweit Namensaktien beſtehen, ſind deren
der Geſellſchaft gegenüber legitimierte
Inhaber durch eingeſchriebenen Brief zu
laden. Die Bekanntmachungen der Ge=
ſellſchaft
erfolgen durch Veröffentlichung
im Deutſchen Reichsanzeiger. Die Gründer
der Geſellſchaft, die fämtliche Aktien über=
nommen
haben, ſind: Syndikus Dr. Hans
Guſtav Hecker in Köln a. Rh., Maz
B., Kaufmann Kurt Schreiber, Frau Kurt
Schreiber, Emma geb. Püſchel, beide in
Darmſtadt, FerdinandEwald Revermann,
Architekt daſelbſt. Den erſten Auffichts=
rat
bilden: 1. Syndikus Dr. Hans Guſtav
Hecker in Köln a. Rh., 2. Direktor Karl
ingenieur Heinrich Revermann in Darm=
ſtadt
, 4. Gerichtsaſſeſſor Dr. jur. Fritz
Werner in Butzbach. Von den mit der
Anmeldung der Geſellſchaft eingereichten
Schriftſtücken, insbeſondere von dem
Prüfungsberichte des Vorſtandes und des
Aufſichtsrats ſowie der Reviſoren kann
bei dem Gericht, von dem Prüfungsbe=
richt
der Reviſoren auch bei der Handels=
kammer
Darmſtadt Einſicht genommen
werden.
7030
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Bekanntmachung.

Wir bringen hiermit die durch die zuſtändigen
Behörden genehmigten Aenderungen des Tarifs
vom 17. Aug. ds. Js. der Darmſtädter Straßen=
und Vorortbahn zur allgemeinen Kenntnis.
Abteilung 1:
Nachlöſekarten koſten . . 120000. Mk.
Abteilung 2
wird wie folgt geändert:
Fahrpreis für barzahlende Fahrgäſte:
1 und 2 Teilſtrecken . . . . 80000. Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . . . 120000.
6 und 7 Teilſtrecken . . . . 160000.
8 und mehr Teilſtrecken . . 200000.
für eine Perſon.
Für 3 bis 5 Teilſtrecken gibt es Fahrſchein=
heftchen
zu 1080000. Mk. für 10 Fahrten.
Die Teilſtrecken müſſen zuſammenhängen und
hintereinander durchfahrbar ſein.
Zu § 12 E. Für allgemeine Zeitkarten.
A. Monatskarten.
1 und 2 Teilſtrecken . . . 3200000. Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . . 4800000.-
6 und 7 Teilſtrecken . . . 6400000.
8 und mehr Teilſtrecken . 8000000.
Innenverkehrskarten, perſ. 4800000.
Stadtnetzkarten, perſönlich 5600000.
für eine Perſon und einen Kalendermonat.
Zu 8 12 E, Ziffer 4. Für unperſönliche be=
ſondere
Zeitkarten wird monatlich ein Zuſchlag
von 800000 Mark für jede Karte erhoben.
Zu § 12 F. Für Schüler und Schüler=
innen
.
B. Schüler=Monatskarten.
1 und 2 Teilſtrecken . . . 2000000. Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . . . 3000000.
6 und 7 Teilſtrecken . . . . 4000000.
8 und mehr Teilſtrecken 5000000.
für eine Perſon und einen Kalendermonat.
Zu 8 12 G. Wochenkarten
a) für täglich 1 Hin= und Rückfahrt:
1 und 2 Teilſtrecken . . . 640000. Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . 960000.
6 und 7 Teilſtrecken 1280000.
8 und mehr Teilſtrecken 1600000.

b) für beliebig viele Fahrten:
1 und 2 Teilſtrecken . . . 720000. Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . . 1080000.
6 und 7 Teilſtrecken . . . 1440000.
8 und mehr Teilſtrecken 1800000.
für eine Perſon und eine Kalenderwoche gültig
an Werktagen. Falls Feiertage, an denen die
Wochenkarten keine Gültigkeit haben, in eine
Woche fallen, wird der Preis der Karten ent=
ſprechend
ermäßigt.
Fahrſchein=Heftchen
für 35 Teilſtrechen mit dem Stempel=
überdruck
Heag auf dem Tarif=Buchſtaben
T koſten Mk. 1080000.
Auf Heftchen mit dem Stempelüber=
druck
Heag auf dem Tarif=Buchſtaben S
(540000 M.) werden von den Schaffnern Zu=
ſatzſcheine
(roter Aufdruck 5 Teilſtrecken)
zu Mk. 54000. und für Heftchen mit dem
Stempelüberdruck Heag auf dem Tarif=
buchſtaben
R (216000 Mk.) Zuſatzſcheine
(roter Aufdruck 11 Teilſtrecken) zu Mk.
86400. ausgegeben.
Alle anderen Fahrſchein=Heftchen mit
geringerem Wertaufdruck haben keine
Gültigkeit mehr.
In Begleitung eines barzahlenden Fahr=
gaſtes
hat je ein Kind unter 6 Jahren freie Fahrt,
für 2 Kinder unter 6 Jahren iſt ein Fahrſchein
zum normalen Fahrpreis zu löſen. Für Inhaber
von Zeitkarten, Fahrſchein=Heftchen uſw. hat dieſe
Vergünſtigung keine Geltung.
Zu § 12 K.: Für Marktkörbe in beſon=
deren
Marktzügen.
Für je einen Marktkorb bis zu 25 kg Gewicht
werden Mk. 80000. erhoben. Mitbeförderte Per=
ſonen
haben den normalen Fahrpreis zu entrichten.
Zu 8 40, 41, 42. Für Beförderung von Ex=
preßgut
für jedes Stück Mk. 80000. für ange=
fangene
25 kg einſchl. Steuer.
Vorſtehende Tarifänderung tritt für den Bar=
tarif
am 25. Aug., für Monatskarten am 1. Sept.,
für Wochenkarten am 2. Sept. 1923 in Kraft.
Darmſtadt, den 24. Aug. 1923.
(7033
Die Direktion
der Heſſiſchen Eiſenbahn=A.=G.

Aus den Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Bezinfenerzeug. 1 Haar=
ſpange
. 1 braunes Plüſchtäſchchen mit
Gummiball. 1 grünſeidenes Kindertäſch=
chen
mit 1000 Mk. 5000 Mk. 1 Frauen=
korſett
. 1 Zehntauſendmarkſchein, 1 kleines
ſchwarzes leeres Portemonnaie, 1 gefloch=
tener
brauner Ledergürtel. 1 filb. Ohr=
ring
mit Perle, 110000 Mk. 1 grauer
Damenhandſchuh. 1 Bund (4 Schlüſſel u.
1 Drücker) am Ring.
Sonntagsdienſt und Nachtdienſt in
den Apotheken Darmſtadts: Es ver=
ſehen
den Sonntagsdienſt und in der
Woche vom 25. Aug. bis einſchl. den 1.Sept,
den Nachtdienſt die Merckſche Apotheke,
Rheinſtraße 9, und die Beſſunger Apo=
theke
, Karlſtraße 111.

Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſterB
: LandwirtſchaftlicheWaren=
zentrale
, Aktiengeſellſchaft, Sitz
Darmſtadt. Gegenſtand des Unterneh=
mens
: 1. der Betrieb von Großhandels=
geſchäften
und Unternehmungen aller
Art, die Beſchaffung landwirtſchaftlicher
Gebrauchsgegenſtände und Einrichtungen
ſowie der Aufkauf, die Verarbeitung,
Lagerung und Verwertung landwirt=
ſchaftlicher
Erzeugniſſe: 2. die Finanzie=
rung
des Genoſſenſchaftlichen Warenge=
ſchäfts
im Bezirk des Verbands der heſſi=
ſchen
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaf=
ten
. Grundkapital: 500 000 000 Mark.
Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 23. Juni,
bezw. 1. Auguſt 1923 feſtgeſtellt. Die
Geſellſchaft wird durch zwei Vorſtands=
mitglieder
oder durch ein Vorſtandsmit=
glied
in Gemeinſchaft mit einem Pro=
kuriſten
vertreten. Vorſtand: Direktor
Georg Berg in Darmſtadt und Direktor
Joſeph Strasburger in Darmſtadt. Das
Grundkapital iſt eingeteilt in 10000
Stück Aktien zu je 20000 Mark, 20000
Stück Aktien zu je 10000 Mark, 18000
Stück Aktien zu je 5000 Mk. und 10000
Stück Aktien zu je 1000 Mark, die auf
den Inhaber lauten, mit Ausnahme von
8000 Stück Aktien zu je 1000 Mark, die
auf Namen lauten und als Vorzugsaktien
ausgegeben werden; die Vorzugsrechte
beſtehen in einer Vorzugsdividende von
6 Prozent und einem 20fachen Stimm=
recht
. Alle Aktien werden zu einem Be=
trag
von 115 Prozent ausgegeben. Der
Vorſtand beſteht aus mehreren Mitglie=
dern
, die vom Aufſichtsrat beſtellt wer=
den
, der auch ihre Zahl beſtimmt. Es
können auch ſtellvertretende Vorſtands=
mitglieder
vom Aufſichtsrat beſtellt.
werden. Die Generalverſammlung wird
durch einmaliges Ausſchreiben in den
Geſellſchaftsblättern berufen. Die Be=
kanntmachungen
der Geſellſchaft erfolgen
durch Veröffentlichung im Deutſchen
Reichsanzeiger und im Heſſenland
Die Gründer der Geſellſchaft, die ſämt=
liche
Aktien übernommen haben, ſind:
die Landwirtſchaftliche Zentralgenoſſen=
ſchaft
, eingetragene Genoſſenſchaft mit
beſchränkter Haftpflicht in Darmſtadt, die
Hecker, Kaufmann in Heppenheim a. d. Landesgenoſſenſchaftsbank, eingetragene
Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht
in Darmſtadt, Gutsbeſitzer Karl Wilhelm
Jakob Walter in Lengfeld, Landwirt und
Molkereigenoſſenſchaftsdirektor Johannes
Keipp I. in Wallenrod (Kreis Lauterbach)
und Beigeordneter Georg Philipp KopplV.
Schepers in Köln a. Rh., 3. Eiſenbahn= in Reinheim. Den erſten Aufſichtsratz
bilden: 1. Gutsbeſitzer Fritz Beiſer I. in
St. Johann (Rheinheſſen), 2. Oekonomie=
rat
Otto. Dettweiler in Wintersheim
(Rheinheſſen), 3. Bürgermeiſter Karl
Schröder in Elbenrod (Kreis Alsfeld),
4. Bürgermeiſter Georg Möbs in Get=
tenau
(Kreis Büdingen), 5. Profeſſor Dr.
Hermann Biedenkopf in Groß=Umſtadt,
6. Landwirt Wilhelm Kredel I. in Stein=
buch
, 7. Gutspächter Adolf Müller in
Georgenhauſen. Von den mit der An=
meldung
der Geſellſchaft eingereichten
Schriftſtücke, insbeſondere von dem Prü=
fungsberichte
des Vorſtandes und des
Aufſichtsrats, kann bei Gericht Einſicht
genommen werden.
(7029
Darmſtadt, den 20. Aug. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Einträge in das Handelsregiſter Abt. 4:
Am 18. Auguſt 1923: Neue Firma:
Iſrael Feldhuhn, Darmſtadt. Inhaber:
Iſrael Feldhuhn, Kaufmann, Darmſtadt.
Prokuriſt: Iſrael Feldhuhn Ehefrau,
Peſſia, geb. Waſſermann, Darmſtadt.
Angegebener Geſchäftszweig: Tabak=
warenverſandgeſchäft
en gros. Bei
folgenden Firmen: Am 18. Auguſt 1923:
Wehner & Fahr, Darmſtadt. Die
Prokura des Fritz Sandmann iſt er=
loſchen
; am 20. Auguſt 1923: Karl Wie=
gand
, Darmſtadt: Die Firma iſt er=
loſchen
. Abt. B: Am 13. Juli 1923:
W. Auguſt Schenchk & Benda, Aktien=
geſellſchaft
, Darmſtadt: Fabrikant Ru=
dolf
Benda in Darmſtadt iſt als Vor=
ſtandsmitglied
ausgeſchieden. (7031
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Ofüdr. Späktane Aür 4MſtAdL.
Wegen Ueberlaſtung unſeres Perſonals
bleiben bis auf weiteres die (st7043
Scheckkaſſe
und die
Einlagenkaſſe
jeweils
Mittwochs und Samstags
geſchloſſen.

Richard Hammer
prakt. Arzt (B7032
Heidelbergerſtr. 98, Telephon 632
Sprechſtund.: Wochentags von 23½