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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
A
Morgenzelfung dei Lanveskaupiftist
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Nummer 233
Freitag, den 24. Auguſt 1923
186. Jahrgang
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auf Erfüllung der Anzeigenauſträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreihung fällt jeder Rabatt weg. Baukkonto.
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank:
Das (cho der Note in London.
Anerkennung des gemäßigten Tons der Note.
Keine Nachgiebigkeit Poincarés. — Kein
Fortſchritt.
London, 23. Aug. (Wolff.) Während der „Daily
Mail” behauptet, Poincaré habe mit ſeiner letzten Note
England den Oelzweig entgegengehalten und die britiſche
Re=
gierung müſſe die „goldene Gelegenheit” ergreifen, iſt der
größte Teil der Preſſe bei aller Anerkennung des
ge=
mäßigten Tons der franzöſiſchen Note der Anſicht, daß
Poincaré nicht nachgebe und daß kein Fortſchritt
erzielt ſei.
Am zurückhaltendſten äußert ſich die „Times‟. Das Blatt
ſchreibt: Wie groß auch immer die „Meinungsverſchiedenheiten
mit Frankreich ſeien, ſo könne doch als ſicher angenommen
wer=
den, daß keine verantwortliche Perſönlichkeit in England einen
Bruch mit Frankreich wünſche. Die Notwendigkeit der Regelung
ſei dringend; die augenblickliche Lage in Deutſchland ſei
äußerſt beunruhigend. Es müſſe der Hoffnung
Aus=
druck gegeben werden, daß die deutſche Regierung bei ſich ſelber
die Mittel finden werde, um über die ſchlimmſte Periode
hinweg=
zukommen, und daß Streſemann in der Lage ſein werde, ſeine
Erklärung zu verwirklichen, daß die „beſte Außenpolitik die
Schaffung von Ordnung im Innern” ſei. Die „Times” ſchreibt
weiter, beſondere Aufmerkſamkeit müſſe der Erklärung
Poincarés zugewandt werden, daß Frankreich nicht
den Wunſch habe, irgend einen Teil deutſchen
Gebiets zu annektieren. Dieſe Erklärung, die mit
be=
ſonderem Nachdruck vor der Welt abgegeben werde, müſſe
zweifeilos als gegebenes Wort angeſehen
werden.
Der diplomatiſche Berichterſtatter des „Daily
Tele=
graph” ſchreibt, ſowohl mit Bezug auf die Zukunft des
Ruhrgebiets und die Reparationen und Kriegsſchulden als
auch hinſichtlich der Abſchätzung der deutſchen Zahlungsfähigkeit
ſeien die Zugeſtändniſſe Frankreichs an den britiſchen
Stand=
punkt gleich Null.
Die „Weſtminſter Gazette” erklärt, Poincarés
Ant=
wort bringe England und Frankreich einem Uebereinkommen
nicht näher; ſie diene im Gegenteil nur dazu, zu zeigen, wie
un=
möglich es ſei, die britiſche Politik gegenüber Deutſchland mit
der von der franzöſiſchen Regierung verfolgten Politik in
Ein=
klang zu bringen. Poincaré ſtelle dauernd jede Abſicht der
An=
uexion oder der dauernden Beſetzung des Ruhrgebiets in
Ab=
rede und wolle den Charakter der Beſetzung ändern, wenn der
paſſive Widerſtand aufhöre, aber die Räumung ſolle nur im
Ver=
hältnis zum Eingang der Zahlungen erfolgen. Dieſe
Ankün=
bigung mache Poincarés Ableugnung annexioniſtiſcher Abſichten
nahezu bedeutungslos. Es ſei ſchwer, die Beſetzung als nur
zeitweilig anzuſehen, wenn ſie ſolange dauern ſoll, bis
unmög=
liche Summen bezahlt ſeien unter Bedingungen, die die
Be=
zahlung irgendwelcher Summen ſo gut wie gänzlich ausſchlöſſen.
Die neueſte Note Poincarés lege der britiſchen Regierung die
Pflicht auf, nicht nur der Möglichkeit, ſondern auch der
Notwen=
digkeit jener Sonderaktion näherzutreten. Weitere
Erörterun=
gen könnten nur den britiſchen Standpunkt ſchwächen und die
Regelung verzögern, die ſchließlich durch eine andere Methode
erreicht werden könne. Die Regierung müſſe ſich daher jetzt auf
das konzentrieren, was zu tun ſei. Eine prompte Antwort auf
die deutſche Note ſei notwendig. Die Zweckdienlichkeit der
Auf=
rechterhaltung der britiſchen Garniſon in Köln unter Umſtänden,
die derartig von denen verſchieden ſeien, unter denen das
Mili=
tär urſprünglich dorthin gelegt worden ſei, werde ſorgfältig
er=
wogen werden müſſen. England müſſe ſich jetzt an die Spitze
aller Kräfte ſtellen, die den Wunſch hätten, daß
Europawie=
der hergeſtellt werde.‟ Damit würde England auch einen
Schritt im Intereſſe aller neutralen Nationen tun, die unter der
Ruhrpolitik Frankreichs litten und die alle von England eine
feſte Führung erwarteten.
Im „Daily Chronicle” wird hervorgehoben, daß
Poincaré rhetoriſch ſich mehr an ſeine franzöſiſchen Kritiker als
an die britiſche Regierung wende. Poincaré ſei beſtrebt, mit
England nicht zu brechen. Er ſei beſtürzt über den Mißerfolg
ſeiner Ruhrpolitik und wäre froh, durch irgend ein Hilfsmittel
das Geſicht wahren zu können. Der „Daily Chronicle” gibt der
Hoffnung Ausdruck, daß die britiſche Regierung ſich nicht in
endloſe Erörterungen hineinziehen laſſen werde.
Auch die „Daily News” erklärt, die Note Poincarés
bringe das Reparationsproblem ſeiner Löſung nicht näher.
Un=
ſchuldige Beteuerungen Poincarés bezüglich der politiſchen und
annexioniſtiſchen Ziele im Ruhrgebiet machten keinen Eindruck,
die Logik der Tatfachen mache ſeine Ableugnungen wertlos. Wenn
Poincaré erkläre, Frankreich werde im Nuhrgebiet bleiben bis
zur vollſtändigen Bezahlung der Reparationen, ſo bedeute dies
in den Augen der britiſchen Nation, daß die Ruhrbeſetzung auf
unbeſchränlte Zeit, wenn nicht für dauernd, ausgedehnt
wer=
den ſolle.
Der „Daily Herald” ſchreibt, Poincarés Note beweiſe
über alle Zweifel, daß die franzöſiſche Regierung ihren
Stand=
punkt und ihre Politik nicht verändere. Das gemeinſame
Inter=
eſſe der Arbeiterklaſſe verlange, daß die Unterjochung Deutſch= Wochen unternehmen. Baldwin, der geſtern abend nach London
lands unter den franzöſiſchen Imperalismus verhindert werde.
Der „Daily Expreß” gibt ſeinem tiefen Bedauern
dar=
rung dürfe Frankreich nicht weiter nachgeben. Das Blatt for= der ebenfalls in Frankreich weilt. Eine ordentliche
Kabinetts=
dert erneut, daß die britiſche Regierung Europa den Rücken
kehre, ſofort die britiſchen Truppen aus Köln zurücknehme und
im übrigen ſeine Schulden von Deutſchland einziehe; wenn es
in dieſem Zuſamenhang notwendig und durchführlar ſei, könne
die britiſche Regierung zu einem Druck von der See aus ſchreiten.
Das Organ der Konſervativen Diehards, die „Mor=
Unterredung zwiſchen Baldwin und Poincaré bald zur Annahme Aenderung herbeigeführt. Die franzöſiſchen Vorſchläge werden
eines konſtruktiven Programms zur Regelung der
Reparations=
frage führen werde. Der erſte Schritt zur Löſung liege in der
Einſtellung des paſſiven Widerſtandes. Wenn ſich England beſonderen Eindruck gemacht, da noch die andere franzöſiſche Er=
Frankreich jetzt anſchließe, ſo werde der Friede gewonnen ſein,
und zwar nicht in vier Jahren, ſondern vielleicht in vier Wochen;
alles hänge jedoch von der neuen deutſchen Regierung ab.
Vom Tage.
Es derlautek, daß die Verkehrsſperre ab 25. Auguſt noch ſchärfer
gehandhabt werden ſoll.
Reichskanzler Dr. Streſemann wird bei Gelegenheit eines
Frühſtücks, zu dem er vom deutſchen Induſtrie= und
Handels=
tag eingeladen worden iſt, heute nachmittag eine Rede über das
Reparationsproblem halten.
In Berliner politiſchen Kreiſen verlautet, daß Reichskanzler Dr.
Streſemann bereits am nächſten Samstag mit dem
bayeri=
zuſammenkommen wird.
Frankfurter Dollarkurs 5386300
Geringe engliſche Hoffnung auf eine baldige Löſung.
Die franzöſiſchen Vorſchläge unannehmbar.
* London, 23. Aug. (Priv.=Tel.) Die engliſche
Regie=
rung wird vorläufig keine weiteren Schritte zur Klärung der
engliſch=franzöſiſchen Kontroverſe in den nächſten zwei oder drei
zurückgekehrt iſt, hat den ganzen heutigen Tag dem Studium der
franzöſiſchen Antwortnote gewidmet. An ſeinem Plan, am
Sonn=
abend zur Kur nach Aix=les=Bains abzureiſen, hat ſich nichts
über Ausdruck, daß Frankreich dem britiſchen Vorſchlag in einem geändert. Er beabſichtigt, dort zwei Wochen zu bleiben und
Geiſt unbeugſamer Hartnäckigkeit begegne. Die britiſche Regie= wird während dieſer Zeit mit Lord Curzon zuſammentreffen,
ſitzung wird nach Baldwins Heimkehr ſtattfinden, in der über
die weitere engliſche Politik entſchieden werden ſoll. Sollte
hierbei eine Sonderaktion beſchloſſen werden, ſo wird das
Parla=
ment zu einer außerordentlichen Tagung zuſammenberufen
wer=
den, um Stellung zur Politik der Regierung zu nehmen. Das
Studium der franzöſiſchen Note in den letzten 24 Stunden hat
ning Poſt” drückt die Hoffnung aus, daß eine perſönliche an dem erſten Eindruck des amtlichen England keine weſentliche
als völlig unannehmbar bezeichnet und auch die franzöſiſche
Er=
klärung, daß Frankreich keine Annexionsabſicht hege, hat keinen
klärung beſteht, daß die Franzoſen ſo lange an der Ruhr bleiben
werden, bis der letzte Cent (eine nach hieſiger Ueberzeugung
unmögliche und unerfüllbare Forderung) bezahlt ſein wird.
Deutſchlands „organiſierter
Zuſamnenbruch‟.
Dr.
Von
alter Croll=Berlin.
Die Wertbeſtändige Anleihe
des Deutſchen Reiches und der
Reichskanzler Streſemann
„An alle Schichten des Volkes richten wir die
Aufforderung, dieſe deutſche Goldanleihe aufs
kräftigſte zu unterſtützen. Sie ſoll uns eins der
Mittel ſein, um die Geldinflation
zurückzu=
dämmen, die Verhältniſſe geſchaffen hat, unter
denen weite Volksſchichten in Deutſchland kaum
noch über die notwendigſten Subſiſtenzmittel
verfügen. Wir richten den dringenden Appell
an alle Parteien, an dieſer für unſer Volk ſo
entſcheidend gewordenen Frage mitzuarbeiten.
In dieſer Frage gibt es keine Parteimeinungen,
in dieſer Frage iſt die poſitive Mitarbeit jedes,
der die Verhältniſſe zu beſſern vermag,
vater=
ländiſche Pflichterfüllung, die wir dankbar
be=
grüßen.‟ Rede in der Sitzung des Reichstags am 14. Auguff 1923.
Zeichnungen können bei der Reichsbank und bei den im Profpekt
an=
gegebenen Stellen ſowie bei dieſen durch Vermittlung ſämtlicher Banken,
Bankiers, Sparkaſſen und Kreditgenoſſenſchaften bewirkt werden.
Zeich=
nungspreis 100% bei Einzahlung von Oeviſen und
Dollarſchatz=
anweiſungen 95%. Das kleinſte Stück lautet auf den Gegenwert
von 1 Dollar.
(J7024
Die Stadt Berlin ſieht ſich genötigt, den
Straßenbahn=
betrieb, angeſichts der erforderlichen Milliardenzuſchüſſe
ſtillzu=
legen und dem geſamten Perſonal zum nächſtzuläſſigen Termin zu
kündigen. Es ſchweben jedoch Verhandlungen, den Betrieb baldigſt in
dem noch möglichen Umfange wieder aufzunehmen.
Der belgiſche Kabinettsrat hat wie verlautet, den
Ant=
wortentwurf an die britiſche Regierung geprüft
und ihn gutgeheißen. Dem Premierminiſter und dem Miniſter des
Aus=
wärtigen wird es überlaſſen, den definitiven Wortlaut feſtzulegen.
Die belgiſchen Vertreter für den Völkerbund wurden geſtern neu
beſtimmt. Führer bleibt der Miniſter Huysman.
Es wird bereits eine neue Denkmalseinweihung für
kommenden Sonntag angeſagt. Miniſterpräſident Poinearé wird
diesmal in Chaſſey (Departement Neuſe) bei der Einweihung eines
Kriegerdenkmals eine politiſche Rede halten.
Die Velgrader Zeitungen veröffentlichen eine halbamtliche Note, in
der eine neue Zuſammenkunft der Vertreter der kleinen Entente in
Ma=
rienond angekündigt wird.
Einer Blättermeldung aus Konſtantinopel zufolge hat die
Regie=
rung von Konſtantinopel eine Liſte von 150
Mohameda=
nern aufgeſtellt, die von der Amneſtie von Lauſanne
aus=
geſchloſſen bleiben, ſollen, darunter der ehemalige Sultan, der
Großweſir, alle Unterzeichner des Vertrags von Sevres und die
Organi=
ſatoren der Unterdrückung der nationalen Streitkräfte.
Die Aationalderſammlung in Angora hat geſtern den Lauſanner
Friedensvertrag mit 250 gegen 235 Stimmen ratifiziert.
Die am Mittwoch überreichte franzöſiſche Antwortnote an
Englan” hat in London keine Begeiſterung hervorgerufen. Das
ſchen Miniſterpräſidenten v. Knilling in Mittenwalde Günſtige, was über den neueſten Erguß Poincarés geſagt wird,
lautet, daß der Weg für weitere Verhandlungen noch nicht
ge=
ſperrt ſei. Das praktiſche Programm des franzöſiſchen
Staats=
mannes, das ſich in die neuerliche Formel „konſtruktive
Vor=
ſchläge” kleidet, iſt alles andere als der Stein der Weiſen, den
der Völkerbund und wir ſuchen. Für das deutſche Volk wäre es
leichter, zu den ſranzöſiſchen Vorſchlägen Stellung zu nehmen,
als für die engliſchen Staatsmänner. Poincarés Plan iſt auf
die Erklärung aufgebaut, die Alliierten ſollten ſich beileibe nicht
durch einen „organiſierten Zuſammenbruch‟ Deutſchlands über
die wahre Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Wirtſchaft zu
grund=
ſätzlichen erheblichen Milderungen der Reparationslaſten
bewe=
gen laſſen. Wie ſo oft hat Poincaré auch diesmal wieder die
Sai=
ten angeſchlagen, von denen er hoffen kann, daß ſie im engliſchen
Volke einen beſonderen Widerhall finden werden. Er prophezeit,
daß Deutſchland durch allzu großes Entgegenkommen der
Alliier=
ten in der Reparationsfrage eine ſolche Stärkung finden würde,
daß die Verbandsmächte ſchon ſehr bald von Deutſchland wieder
überflügelt ſein würden. Poincaré ſtellt alſo den britiſchen
Poli=
tikern und Biriſchaftsintereſſenten Deutſchland als ſchlauen
Fuchs hin, der ſich) tot ſtellt, dänn aber plötzlich aufſpringt und
die gutmütigen und gutgläubigen Nachbarn bei der Gurgel packen
wird.
Es iſt nicht recht zu verſtehen, inwiefern die franzöſiſche Note
an Eugtand einen Fortſchritt, d. h. ein Symptom für eine
Um=
kehr und Einkehr Poincarés ſein ſoll. Er leugnet die Vertrags=
und Rechtswidrigkeit der Ruhrbeſetzung. Er ſtreitet jede
Annek=
tionsabſicht ab und er weigert ſich, die militäriſche Beſetzung des
deutſchen Kohlenzentrums zu einem näher bezeichneten Termin
rückgängig zu machen. Es ſieht wie ein Entgegenkommen aus,
wenn Frankreich eine Bereitſchaft ausſpricht, bei der Eintreibung
der Reparationsſchuld auf Deutſchlands Wirtſchaftslage Rückſicht
zu nehmen, die nach Poincarés Behauptung ein deutſcherſeits
„organiſierter Zuſammenbruch” ſein ſoll. Er iſt vielmehr durch
die konſcquente Schwächungs= und
Zermürbungs=
politik der leitenden franzöſiſchen
Staatsmän=
ner herbeigeführt worden. Bei näherem Zuſehen ſtellt ſich der
anſcheinend lohale Poincaréſche Vorſchlag, die deutſche
Repara=
tionsſchuld in zwei Teile zu zerlegen und den zweiten Teil erſt
nach Jahr und Tag durch die Reparationskommiſſion bemeſſen zu
laſſen als ein 1umder Verſuch heraus, um die Beſetzung des
Ruhrgebietes und die Anwendung vertragswidriger
Beſatzungs=
methoden im Rheinlande zu umgehen. Heute wie ſtets ſeit dem
Einbruch im Nuhrgebiet erklärt Poincaré, werde das Ruhrgebiet
nach Maßgabe der deutſchen Zahlungen geräumt werden. Das
bedeutet, daß die Räumung der letzten Zone des Ruhrgebiets,
bezw. die Aufhebung des letzten Grades der militäriſchen
Be=
ſetzung erſt in den letzten Jahren erfolgen ſoll, in welchen, die
deutſche Reparationsſchuld getilgt ſein wird. Der erſte Teil der
deutſchen Zahlungen ſoll für den Wiederaufbau der
franzöſiſch=
belgiſchen Kriegszonen Verwendung finden und der zweite Teil
für den internationalen Schuldenausgleich. Mit der Frage, wie
hoch ſich dieſer zweite Teil der deutſchen Schuld belaufen ſoll und
in welcher Weiſe er zu tilgen iſt, ſoll ſich die
Reparationskommiſ=
ſion beſchäftigen, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem
Deutſch=
lands Zahlungsjähigkeit beſſer als heute erkennbar ſein wird.
Dieſe vage Zeitbeſtimmung zeigt deutlicher als alles andere, daß
Poincaré auf die Hinauszögerung der
Repara=
tionserfüllung und damit auf die Verewigung der
völkerrechtswidrigen Zuſtände im deutſchen
Weſten abzielt.
Der Verdacht, daß eine der wichtigſten Abſichten der
franzö=
ſiſchen Note die Verewigung der Ruhrbeſetzung im deutſchen
Weſten iſt, wird verſtärkt durch die Ausführlichkeit, mit der
Poin=
caré auf das öſterreichiſche Beiſpiel eingeht. Dem wirtſchaftlichen
und ſinanziellen Verfall des Donauſtaates ward erſt Einhalt
ge=
boten, als ihm ein zwanzigjähriges Moratorium und eine von
den Völkerbundsmächten garantierte Anleihe gewährt worden
war. In England iſt denn auch ein liberales Blatt auf den
fran=
zöſiſchen Bluff hereingefallen. Die Daily Mail erklärt dieſen
Hinweis auf 2sſterreich für den intereſſanteſten und wertvollſten
Teil der franzöſiſchen Note. Da auch bei vielen in Deutſchland
die Sehnſu ht nach Sonnenſchein am außenpolitiſchen Himmel
rie=
ſig groß iſt, muß der wahre Charakter des einſchneidenden
Poin=
careſchen Planes bioßgelegt werden. Es iſt dem
Unruheſtif=
ter an der Seine nicht darum zu tun, dem deutſchen Volke
eine Schonfriſt für die Erfüllung ſeiner Verbindlichkeiten zu
ge=
währen, ſondern jediglich darum, die Friſt der Beſetzung
auszu=
dehnen. Während eines 20jährigen Moratoriums, das die
Alli=
ierten dem deutſchen Volke vielleicht gewähren würden, würden
natürlich nach der Poincaréſchen Formel die Beſatzungstruppen
in Eſſen, Bochum und Dortmund bleiben. Mit dieſer Politik
zeigt der franzöſiſche Staatsmann, daß der Zuſammenbruch, der
angeblich von der Rcichsregierung planmäßig herbeigeführt
wor=
den iſt, in Wirkli hkeit von den Drahtziehern an der Seine
orga=
niſiert teird.
Der Eindruck der franzöſiſchen Note in Italien.
m. Ram, 23. Aug. Der Eindruck, den die franzöſiſche
Ant=
wortnote hier gemacht hat, iſt geteilt. Auf der einen Seite
be=
merkt beiſpielsweiſe das Giornale d’Italia: Frankreich und
Ita=
lien hätten nunmehr maßvollſte Stellung genommen. Jetzt ſei
es an England, Entgegenkommen zu zeigen. Mit der finanziellen
Seite der franzöſiſchen Note gehe Italien durchaus einig. Auf
der anderen Seite kabelt die ernſter zu nehmende Idea
Nazio=
nale, daß ſich Frankreich einen Anteil von 26 Milliarden vorweg
zu ſichern verſuchte und Italiens Anſprüche auf Entſchädigung von
Oeſterreich, Ungarn und Bulgarien völlig überſehe. Auch rückt
das Blatt, daß bei den vorgeſchlagenen Geſellſchaften zur
Aus=
beutung der rheiniſchen Eiſenbahnen und Induſtrien offiziell
zwar auf das nichtbeſetzte Rheinland, nicht aber auf Italien als
Mitgeſellſchafter genannt ſei. Die Idea Nazionale ſchließt ihre
Betrachtungen mit der Feſtſtellung, die Okkupation des
Ruhr=
gebietes bleibe eine über den Rahmen des Verſailler Vertrages
hiausgehende Kriegshandlung.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 24. Auguſt 1923.
Rummer 233.
Das Reich übernimmt die Haftung für die Länder und Gemeinden. — Anarchiſcher Zuſtand
auf dem Währungsgebiet. — Die großen Oefizitquellen der Reichsfinanzen. — Brutalſte
Steuerpolitik. — Aenderung der Reichsbankpolitik.
Anwendung der äußerſten Mittel durch
die Reichsregierung.
Diktatur innerhalb der Verfaſſungsgrenzen.
Der Reichskanzler hat in der geſtrigen Beſprechung
mit den Parteiführern keinen Zweifel darüber
ge=
laſſen, daß die Regierung zur Anwendung der
äußerſten Mittel entſchloſſen iſt. Die
gegen=
wärtige Regierung ſei vielleicht die letzte, die
ver=
faſſungsmäßig die Verhinderung von
Deutſch=
lands wirtſchaftlichem und finanziellem
Zu=
ſammenbruch erreichen könne. Kann ſie ihr
Wirt=
ſchafts= und Finanzprogramm nicht verwirklichen, dann gebe es
kaum noch einen Weg zur Rettung. Wenn die
Reichsregie=
rung auch eine Diktatur ablehne, ſo werde ſie vor
An=
wendung einer Diktatur innerhalb der Grenzen der
Verfaſſung nicht zurückſchrecken, um jeder Sabotage ihres
auf eine Konſolidierung der inneren Verhältniſſe gerichteten
Programms wirkſam zu begegnen.
Berlin, 23. Aug. (WB.). Die heutige Sitzung des
Haus=
haltsausſchuſſes des Reichstags hatte die finanzielle und
wirtſchaftliche Lage Deutſchlands zum Gegenſtand.
Der Vorſitzende Heymann (S.) wies auf die große
Wichtig=
keit dieſer Materie hin, deren geſamter Komplex die Wurzeln des
ſtaatlichen Seins beträfe.
Alsdann nahm der Reichsfinanzminiſter
Hilfer=
ding das Wort und entſchuldigte zunächſt den Reichskanzler,
der durch dringende Geſchäfte verhindert ſei, in der Sitzung
ſeine Ausführungen zu machen, wie es urſprünglich ſeine Abſicht
geweſen ſei. Hilferding ging alsdann auf die
wirt=
ſchaftliche und finanzielle Lage des Reiches ein
und führte aus, daß das Kabinett die Geſchäfte in einer
Si=
tuation übernommen habe, die nicht nur politiſch und
ſozial, ſondern die auch vom finanziellen
Stand=
punkt ausalsfaſtverzweifelt angeſehen werden mußte.
Die außerordentliche Erregung und Gärung während
der letzten Zeit des Kabinetts Cuno war, ſo führte der
Finanzminiſter aus, eine Folge derplötzlichen
Dollar=
ſteigerung, die ſich in außerordentlich ſtarken
Lohnbewegun=
gen auswirkte und zu einer Steigerung der Preiſe vieler
Roh=
produkte, zum Teil auch Lebensmittel, über das Weltmarktniveau
hinaus führte, ſo daß die größte Gefahr beſtand, daß der
Ex=
port ſtocken und eine allgemeine Wirtſchaftskriſe
ein=
treten werde. Wir ſind heute in einer Situation, in der wir
nicht nur für alle Ausgaben des Reiches aufzukommen und nicht
nur das koloſſale Defizit des Reiches zu decken haben, ſondern in
der wir darüber hinaus das geſamte Defizit, das die
Län=
der haben, und zum großen Teil auch das geſamte Defizit, das
heute in den Kommunen entſteht, auf das Reich
über=
nehmen müſſen, wenn nicht der Zuſammenbruch
der geſamten Verwaltung eintreten ſoll, denn
die Länder und Kommunen ſind gar nicht in der Lage, aus den
bereitſtehenden Mitteln die außerordentlichen Erhöhungen der
Gehälter und Löhne zu tragen.
Die geſamten Ausgaben der Verwaltungen müſſen alſo
vom Reiche getragen werden,
pbwohl das Reich ſelbſt nicht die notwendigen Mittel aus den
Steuern für dieſe Aufgaben aufbringen kann.
Aber in der letzten Zeit haben ſich auch noch Symptome
be=
merkbau gemacht, die eine ganz energiſche Gegenaktion unbedingt
erforderlich machen. Es iſt bekannt, daß die Beilegung des
Buch=
druckerſtreiks, die eine abſolute Notwendigkeit war, weil wir durch
den Srreik in der Reichsdruckerei und den übrigen Notendruckereien
in eine fürchterliche Kalamität wegen des Notenmangels geraten
waren, nur möglich geweſen iſt, indem das Reich zuſagte, daß
es einen Teil der Lohnerhöhungen aus eigenen Mitteln decken
würde. Auch auf dem Währungsgebiet ſind wir in
Die Päpſte und die Kunſt.
(Eine Jubiläumsausſtellung 1925.)
* Für das „Anno ſanto”, das „heilige Jahr” 1925, wird eine
großartige Kunſtausſtellung im Vatikan angekündigt, die einen
Ueberblick geben ſoll über das, was die Päpſte im Laufe der
Jahrhunderte für die Künſte geleiſtet haben. Die Erwartung,
daß der neue Papſt Pius XI., der als langjähriger Vorſteher der
ambroſianiſchen Bibliothek in Mailand und Kunſtgelehrter
von hohem Range mit den italieniſchen Geiſtesſchätzen in
eng=
ſter Gemeinſchaft gelebt hat, für die Kunſtpflege beſonders
tat=
kräftig eintreten werde, ſcheint ſich zu bewahrheiten. Ein
Be=
weis dafür iſt auch der ſoeben an die Biſchöfe von Italien
erlaſ=
ſene Hirtenbrief des Kardinals Gaſparri, in dem den
Kirchen=
fürſten ans Herz gelegt wird, energiſche Schritte für die
Erhal=
tung der geſchichtlichen und künſtleriſchen Werke im Beſitze der
Kirche zu tun, und in dem vor „den häufigen Verſuchen von
Händlern, ſolche Werke zu erwerben”, gewarnt wird.
Durchgrei=
fende Maßnahmen ſind freilich nur von der Zuſammenarbeit
von Kirche und Staat zu erwarten, aber zweifellos wird die
Vorſorge des Papſtes für den Kunſtſchutz und die Kunſtpflege,
die ſich hier kund tut, ſegensreiche Früchte tragen. Die
italieni=
ſchen Kunſtwerke ſind ja nicht nur durch mancherlei
Beſchädigun=
gen im Laufe der Zeit Gefahren ausgeſetzt geweſen, die durch
ſorgſame Reſtaurationen gut gemacht werden müſſen, ſondern
noch immer wird wancherlei trotz der ſtrengen Staatsaufſicht aus
den Heiligtümern weggeſchmuggelt. Es gibt ja nicht nur in
Italien Landprieſter, die ſich übereden laſſen, einen
ausgebliche=
nen Wandteppich aus gotiſcher Zeit oder alte Kirchengewänder,
die ihnen ſelbſt nicht mehr recht gefallen, gegen ein ſchönes,
funkelnagelneues Stück umzutauſchen und damit ungeheure
Werte im Kunſthandel verſchwinden zu laſſen. Ebenſo iſt es mit
altem Chorgeſtühl, mit koſtbaren Reliquiarien, mit Plaſtiken
und Bildern, die in der Verborgenheit dunkler Kirchenhallen
höchſtens der Forſchung bekannt ſind und von dem gierigen Auge
des Händlers erſpäht werden. Es iſt hohe Zeit, daß die
ita=
lieniſche Kirche der Kunſtpflege eine größere Aufmerkſamkeit
zu=
wendet, und die Perſon wie die Abſichten des Papſtes ſind die
beſte Gewähr dafür, daß das geſchieht. Pius XI. würde damit
wieder in die Bahnen einlenken, die ſo viele ſeiner großen
Vor=
gänger ruhmreich beſchritten haben.
Die helleniſtiſch=römiſche Welt, aus der das Chriſtentum
ge=
boren wurde, war eine reich mit Kultur geſättigte, ja
überſät=
tigte Welt, in der ungeheure Kunſtſchätze einer herrlichen
Ver=
gangenheit aufgeſpeichert waren. Die neueſten Forſchungen
haben immer deutlicher gezeigt, daß die junge Kirche lange nicht
ſo kunſtfeindlich war, wie es nach einigen fanatiſchen
Aeußerun=
gen der Kirchenväter den Anſchein hat; ſie hat von Anfang an
die antiken Kunſtformen in Hunderten von Sarkophagen, von
einen geradezu anarchiſchen Zuſtand geraten. Infolge des
plötzlichen Hinaufſchnellens des Dollarkurſes entſtand eine
Bauknotenknappheit, die eine außerordentliche
Panik erzeugte. Als eines der Abhilfemittel wurde zunächſt die
Ausgabe von Notgeld gewählt. Auch zahlreiche Privatbetriebe
gingen dazu über, ein völlig ungeſetzliches und unfundiertes
Not=
geld auszugeben. Wir ſind auch hier in gewiſſe geradezu
anar=
chiſche Zuſtände hineingekommen.
Die Ausgaben des Reiches ſind derart, daß wir zunächſt nicht
in der Lage ſind, durch Steuern den ganzen Betrag der
Ausgaben zu decken.
Von der Goldanleihe iſt ein beſſeres
Reſul=
tat zu erwarten als bei den
Dollarſchatzanwei=
ſungen, aber trotzdem iſt unſere finanzielle Lage
außerordentlich ernſt. Der Miniſter erörterte eingehend
die großen Defizitquellen der Reichsfinanzen.
Die erſte ſei die Ausführung des Friedensvertrages. Dieſe habe
im Januar noch eine Summe von 450 Milliarden erfordert, im
Juli ſei ſie bereits auf 4 Billionen geſtiegen, und für Auguſt ſei
mit einer Vervielfachung dieſer Summe zu rechnen. Ganz
außerordentlich ſei der Bedarf der Betriebsverwaltungen.
Eiſen=
bahn und Poſt hätten ihre Tarife viel zu ſpät und immer nur
ganz ungenügend der Geldentwertung angepaßt. Die Koſten
der Ruhraktion ſeien derart, daß eine Löſung der Finanzfragen
vor allem eine außenpolitiſche Frage ſei, ſo daß mit den Mitteln
der Beſteuerung und auch mit einer Anleihe allein eine definitive
Löſung nicht zu erwarten ſei. Die Beſoldungszuſchüſſe an die
Lünder und Gemeinden hätten im Juli noch 6 Billionen betragen,
im Auguſt ſei jedoch wieder mit einer Vervielfachung, dieſer
Summe zu rechnen.
Hinſichtlich des Deviſenbedarfs des Reiches ſagte
der Finanzminiſter: „Ich wünſche eine gewiſſe Verknappung des
Geldmarktes und einen gewiſſen Druck auf die
Wirt=
ſchaft, damit ſie gezwungen iſt, ihren Warenvorrat zu
verrin=
gern und ihre Deviſen und ausländiſchen Effekten hinzugeben, ſo
daß dieſe in die Hand des Reiches kommen und der
Deviſenan=
kauf gehemmt wird.
Wir können ohne Beherrſchung des Dollarkurſes keine Politik
treiben,
keine Lohnpolitik und keine Preispolitik und überhaupt keine
In=
nen= oder Außenpolitik, wenn wir nicht der Dollarbewegung Herr
werden. Därum iſt die ſtrengſte und brutalſte Steuerpolitik
er=
forderlich. Die wirtſchaftlichen Bedenken und
For=
derungenmüſſenjetzt hinter diepolitiſchen
For=
derungen zurückgeſtellt werden.
Wir ſind vorläufig im Einvernehmen mit den
Wirtſchaftskreiſen zu einer Löſung gekommen,
die uns in der nächſten Zeit ausreichende Deviſenmittel zur
Ver=
fügung ſtellen wird. Wir kamen zu dem Vorſchlag, daß für je
19 090 Mark der Vrotverbilligung ein Betrag von einer Goldmark
bis zum 25. September abgeführt wird. Wo der
betref=
fende Betrag an Deviſen nicht abgeliefert wird,
iſi uiter Eid zu verſichern, daß ein
ausreichen=
der Betrag an Deviſen nicht vorhanden iſt. Die
Verletzung der eidesſtattlichen Verſicherung
ſreht unter Zuchthausſtrafe und unter
Konfis=
kation des Vermögens. Sollte die Erwartung, daß auf
dieſe Weiſe ſchleunigft ein ausreichender Deviſenfonds zur
Ver=
ſügung geſtellt wird, nicht zutreffen, ſo werden wir erwägen,
welche weiteren Maßnahmen notwendig ſind. Wir brauchen im
übrigen eine grundſätzliche Aenderung der
Reichs=
baukpolittk im Sinne eines Ueberganges zu Goldkrediten
und Goldkonten. Wir müſſen uns in den nächſten Wochen und
Mongten des Jahres darauf einſtellen, daß gegenwärtig das
Primat des Staates unbedingt gewahrt werden muß, ſonſt
könn=
ten wir den Zuſayunenbruch nicht verhüten.
Nach Ausführutngen des Reichsverkehrsminiſters Oeſer
über die Lage der Reichsbahn und einer längeren Ausſprache
des Ausſchufſes über die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands,
ver=
tagte ſich der Ausſchuß auf unbeſtimmte Zeit.
Wandgemälden und Gegenſtänden des religiöſen wie profanen
Gebrauches übernommen, und wanche der alten Symbole
erhiel=
ten durch eine neue Deutung friſchen Glanz. Der erſte Papſt,
der ein tieferes perſönliches Intereſſe an der Erhaltung der
Kunſtwerke genommen hat, mag wohl St. Damaſus geweſen
ſein. Dann kommen lange „dunkle” Jahrhunderte, aus denen
doch immer wieder die Fürſorge der Väter der Chriſtenheit für
eine künſtleriſche Geſtaltung religiöſer Symbole durchleuchtet.
Die Blütezeit der päpſtlichen Kunſtpflege aber beginnt mit den
Anfängen der Renaiſſance, und die Entwickelung der Kunſt iſt
dann auf lange Zeit mit dem Stuhl Petri aufs engſte verknüpft
geweſen. Giotto ſchuf in Rom für Bonifazius VIII., und die
ſieneſiſchen Meiſter malten den Papſtpalaſt von Avignon aus.
Aber erſt nach dem Ende des großen Schismas, mit dem
Pouti=
fikat Nikolaus”, V., hebt die Glanzepoche der päpſtlichen
Kunſt=
pflege an. In den nächſten hundert Jahren war der Vatikan
der Hauptfaktor in der gewaltigen Bewegung der Renaiſſance,
die die Kunſt auf eine Höhe führte, wie ſie ſie ſeit den klaſſiſchen
Tagen Athens nicht mehr beſeſſen. Die Schöpfer der modernen
Wiſſenſchaft, die größten Maler aller Zeiten, die größten
Bild=
hauer, die höchſten Meiſter der Kirchenmuſik, die
hervorragend=
ſten Architekten ſeit Cäſars Zeit entfalteten ihr Genie unter den
„Strahlen der päpſtlichen Sonne. Dies große Zeitalter endete
mit Paul III. Die Päpſte, die das Großartigſte in der Pflege
der Kunſt vollbracht haben, waren geleitet von einem gewaltigen
Sinn für Größe und Ruhm. Sie wollten durch die Wunderwerke,
die ſie in Auftrag gaben, zeigen, daß ſie mit ihrer Macht alle
Kaiſer und Könige der Welt ſeit Cäſars Zeiten überragten, und
die Denkmäler der Cäſarenzeit in Rom ſpornten ihren Eifer an.
Es iſt dieſer Geiſt einer ſtolzen, faſt übermenſchlichen Hoheit,
der die Pläne von Nikolaus V. und Julius II., von Sixtus V.
und Paul V. noch heute umſtrahlt. Die Päpſte hegten den
bren=
nenden Wunſch, dieſe Rieſenpläne in kürzeſter Zeit
durchzufüh=
ren, denn da ſie meiſt im hohen Alter zur Herrſchaft gelangten,
war ihr Pontifikat naturgemäß kurz. So ſind ſie von einer
un=
geheuren Ungeduld beſeelt, wie ſie z. B. in dem kongenialen
Rin=
gen Julius II. mit Michelangelo zum Ausdruck kommt. Die
Kürze ihrer Regierungszeit beeinflußte die Kunſt in
ſchwverwie=
gender Weiſe. Faſt jeder Papſt ſtieß die Pläne ſeines
Vorgän=
gers um, und auch die Künſtler von Bramante bis Bernini
zeigten wenig Pietät gegen das, was die früheren geſchaffen
hatten. Aber ein tiefes Wiſſen um die entſcheidenden Dinge, ein
großartiger Geſchmack leitete Päpſte und Künſtler in jener Zeit,
und gerade aus den Schwierigkeiten, aus dem Durcheinander
und nacheinander, in dem die verſchiedenſten Meiſter ihre ganze
Kraft offenbarten, erwuchſen jene unvergänglichen Schöpfungen,
wie ſie im Bau von St. Peter ihren Höhepunkt erreichten. Wenn
die Jubiläumsausſtellung von 1925 dieſen Eindruck in uns
ver=
tieft und erweitert, wird es auch ihr an einer ſegensreichen
Wir=
kung auf die Gegenwart nicht fehlen.
Der Reichskanzler vor dem Reichsrat.
Nur die Einigkeit macht ſtark.
* Berlin, 23. Aug. (Priv.=Tel.) Der Reichsrat hielt
heute nachmittag eine öffentliche Vollſitzung ab. Reichskanzler
Dr. Streſemann ſtellte ſich dem Reichsrat vor und führte
dabei aus: Meine Herren! Sie kennen die Lage, in der das
Kabinett zur Führung der Geſchäfte berufen wurde. Die Lage
iſt eine ſehr ſchwierige außenpolitiſch, ſie iſt auch eine ſehr
ſchwie=
rige innenpolitiſch. Beide ſind miteinander ſehr eng verbunden.
Und ich möchte ſagen, daß kaum je die Durchführung der
Außen=
politik ſo abhängig geweſen iſt, von einem einheitlichen
Zu=
ſammenwirlen aller Faktoren wie in dem gegenwärtigen
Augen=
blick. Man ſchaut heute auf das Deutſche Reich, um zu ſehen,
ob wir trotz aller Bedrängniſſe noch die Kraft, den Mut,
die Beſonnenheit und die Einheit aufbringen, um der
Schwierigkeiten Herr zu werden, die jetzt auf uns einſtürmen.
Dabei iſt vor allem notwendig, daß in dieſer Lage
Reich und Länder eine Einheitlichkeit in ihrem
Zuſammenwirken bilden.
Ich habe in der erſten Regierungserklärung im Reichstag
geſprochen von dem Eigenleben der Länder. Ich habe davon
geſprochen, daß dieſes der Eigenart des deutſchen Volkes
ent=
ſprechen, ſich aber eingliedern muß in das Ganze des großen
Reiches. Das war nicht eine Augenblicksempfindung. Das war
eine Erklärung, die in ihrem Wortlaut von dem
geſamten Kabinett getragen wird. Wenn in der
letzten Zeit davon geſprochen iſt, daß ganz ſpezielle
zentraliſtiſche Tendenzen der neuen
Reichs=
regierung eigen wären, ſo darf ich darauf hinweiſen, daß
der Reichsminiſter des Innern, dem ja in erſter Linie das
Ver=
hältnis des Reiches zu den Ländern zu wahren obliegt,
ſeiner=
ſeits in voller Uebereinſtimmung mit der Haltung, die wir alle
einnehmen, davon geſprochen hat, daß ihm von derartigen
Beſtrebungen nichts bekannt ſei.
Im Namen des Reichsrats dankte der preußiſche
Staats=
ſekretär Weißmann. Der Reichsrat habe nicht verkannt und
verkenne nicht den ungeheuren Ernſt der Lage des Deutſchen
Reiches. Er kenne auch durchaus die Schwierigkeiten, den
Opfer=
mut und die hohe Verantwortung, die der Kanzler übernahm
und bewieſen hat, als er ſich entſchloß, an die Spitze der
Regie=
rung gerade in dieſem Augenblick zu treten. Er dürfe überzeugt
ſein, daß der Reichsrat mit allen Mitteln, die ihm zur
Ver=
fügung ſtehen, alle Pläne der Reichsregierung
unterſtützen werde, die darauf hinauslaufen, das Deutſche
Reich aus dieſer verzweiflungsvollen Lage, aus dieſem
jammer=
vollen Zuſtand, in dem es ſich augenblicklich befindet,
heraus=
zubringen. Der Reichsrat nimmt mit Dank davon Kenntnis,
daß die Reichsregierung nicht daran denkt, zentraliſtiſche Ideen
zu fördern und das Eigenleben der Länder zu ſtören. Die
Länder ſeien genau ſo gut davon durchdrungen, daß, wie das
Reich der Länder zur Mitwirkung bedürfe, um zu einem Ziel
zu gelangen, das ſich der Mühe lohnt, genau ſo gut die Länder
wiſſen, daß für ihr Leben, ihr Gedeihen ein feſter Anſchluß an
das Reich unbedingt notwendig iſt. Genau wie der
Reichs=
kanzler und die Reichsregierung ſtänden auch die Länder auf
dem Standpunkt, daß derjenige, der im Auslande glaubt, jetzt
ſei der Moment gekommen, wo das durch Blut und Eiſen
zu=
ſammengeſchmiedete Reich zerfallen und in Stücke gehen würde,
eine falſche Rechnung aufſtellt. Gerade das Leid treibe
das Reich zuſammen, und jeder, der es wage, an der
deutſchen Geſchloſſenheit zu zweifeln, werde auf Granit beißen,
Der Reichsrat werde dem Kanzler jede Unterſtützung
ange=
deihen laſſen auf dem Wege, dem deutſchen Vaterlande wieder
zu friedlicher, gedeihlicher Zuſammenarbeit und zu beſſerem
friedlichen Zuſtänden als jetzt zu verhelfen.
Rudolf Koch.
— Im Lichthof des Gewerbemuſeums ſind zurzeit wieder
einige Arbeiten von Rudolf Koch vereinigt. Der Künſtler,
der ſie ſchuf, ſteht allem Ausſtellungsweſen fern. Faſt keine der
hier gezeigten Arbeiten iſt für die Oeffentlichkeit geſchaffen. Es
ſind künſtleriſche Erlebniſſe perſönlicher Art. Nur mit Unbehagen
ſtellt man ſie zur Schau, und noch unmöglicher ſcheint es, ſie mit
Lob oder Tadel in das Niveau öffentlicher Kritik zu ziehen. So
ſcellen auch die folgenden Zeilen nur eine Einladung und ein
Hin=
weis ſein. Die Ausſtellung kann manchem vieles geben, und
ſie wird es tun. Wem ſie nichts ſagt, der mag vorübergehen,
und wir wollen mit ihm nicht rechten.
Die Ausſtellung bietet zunächſt etwas ſehr Einfaches: Eine
Ueberſicht über Kochs Schreibkunſt. Schon zu wiederholten
Malen hat das Muſeum Schriften von ihm gezeigt. Seine
Druck=
ſchriften für Gebrüder Klingſpor die von ihm und Gerſtung
herausgegebenen Rudolfiniſchen Drucke, einzelne Proben
hand=
ſchriftlicher Arbeit wurden mehrfach vorgeführt. Die jetzige
Aus=
ſtellung gibt in einzelnen Blättern eine ſyſtematiſche Ueberſicht
über den geſamten Umfang ſeiner Schreibkunſt: Von der
Kurrent=
ſchrift zur Kunſtſchrift in Schwabacher, Gotiſch und Fraktur;
von der ſtrengen Gemeſſenheit höchſter Diſziplin zu dem
leiden=
ſchaftlichen Ausbruch beherrſchter Kraft; von tiefſter Sammlung
zu zierlichem Spiel; von reinem Schwarz=Weiß zu viſionärer
Steigerung durch die Farbe; von aufgelöſter Linie zu
Schrift=
maßen, in deren erſchütternd ernſtem Zuſammenſchluß ſich
ge=
heimnisvolles Leben regt. So zeigt uns dieſe Ueberſicht die
Mög=
lichkeiten der Schreibkunſt in einem Umfang, den uns Kochs
Ar=
beiten überhaupt zum erſten Male ahnen läßt. Ein innerſter
Zuſammenhang von Schrift und Sprache, von Sprache und
Dich=
tung, von Dichtung und Erleben wird uns bewußt. Längſt
ver=
ſchüttete Wege tun ſich auf.
Und dazu einige Arbeiten, von denen bisher nur wenige
wußten. Der Eindruck mittelalterlicher Stickereien in München
wurde Veranlaſſung zu der Nadelarbeit „In der Welt habt ihr
Angſt”‟. Nach vielen Verſuchen mit ſelbſtgefärbtem Garn ſtellte
ſich der Künſtler ein paar Farben zuſammen, deren
Zuſammen=
klang in Herbigkeit und Milde und Sehnſucht einen Ausdruck
von einzigartiger Tiefe möglich machte. Aus der gleichen
Stim=
mung entſtand die Hoſtienbüſte in Blei und Meſſing und ſpäter
der Kruzifixus aus Meſſing, ſowie die große getriebene Schale.
Mit Kunſtgewerbe im üblichen Sinn haben dieſe Arbeiten
nichts zu tun. Sie ſind auf anderem Boden gewachſen. Das
Muſeum hat verſucht, ihrem Weſen Rechnung zu tragen, indem
es ſie möglichſt ungezwungen unter Arbeiten alter
Handwerks=
kunſt einreihte. Auch einige der geſchriebenen Arbeiten ſind in
ähnlicher Weiſe untergebracht. Welche Hoffnungen ſich etwa an
dieſe Werke knüpfen, mag hier unerörtert bleiben. Sie ſind
lang=
ſam gereift, und langſam mögen ſie ſich auswirken. Haben wir
wirklich in neuen Adern altes Gold, ſo wollen wir dieſe Arbeit
der Berufenen nicht durch Geſchäftigkeit und ſchnelle
Ausmün=
zung ſtören.
Kaupt.
Es kommt gerade in dieſer Lage darauf an,
und nämentlich wird das der Fall ſein in den ereignis= und
entſcheidungsvollen Wochen, vor denen wir ſtehen, daß nach
außen hin das ganze Reich eine Einheit bildet
zur Abwehr, der wirtſchaftlichen, finanziellen und politiſchen
Schwierigkeiten, damit vom Reich und von den Ländern und
deren Zuſammenwirken eine Welle ausgeht auf das ganze Volk,
in derſelben Einheit zuſammenzuſtehen. Ich bitte um Ihr
Ver=
trauen bei der Führung der Geſchäfte. Ich bitte um Ihre
Mit=
arbeit und auch um Ihre Kritik. Ich bitte um Ihre Kollegialität.
Ich bitte Sie, dem parlamentariſchen Kabinett auch alle
die=
jenigen ſachlichen Erfahrungen mitzugeben, die ihm vielleicht
ſelbſt noch mangeln und die es ſich vielleicht in ſeiner Arbeit für
den Staat noch erwerben muß. In dieſem Sinne darf ich Sie
begrüßen und in dieſem Sinne um Ihre Mitarbeit und um Ihr
Vertrauen bitten.
Nummer 233
Seite 3.
Amerikas Politik der Iſolierung.
Paris, 23. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung des „Neu=
York Herald” aus Waſhington wurde geſtern im Weißen Hauſe
erklärf, Präſident Coolidge habe ſich geſtern dahin
ausgeſpro=
chen, er ſei überzeugt, daß die amerikaniſche Politik der
Iſolie=
rung gegenüber Europa die richtige ſei, und er glaube, daß die
Ereigniſſe dieſe Politik gerechtfertigt hätten. Die Berichte der
amerikaniſchen Beobachter in Europa hätten ihn davon überzeugt,
daß ſich in Europa nichts vorbereite, was ein Abweichen von der
von dem Präſidenten Harding befolgten Politik rechtfertigt, und
er glaube, daß es die Vereinigten Staaten ſchädigen könnte,
wenn ſie ſich in die europäiſchen Verhältniſſe einmiſchten, wie es
von gewiſſen Kreiſen in Waſhington angeraten werde. Präſident
Coolidge wünſche zwar lebhaft eine Löſung der europäiſchen
Fragen, und er halte vor allen Dingen die Löſung der
Repara=
tionsfrage für notwendig; er ſei aber gegen alle Vorſchläge von
europäiſcher Seite, bevor nicht feſtſtehe, daß ſie annehmbar
be=
funden würden. Es werde daneben auch darauf hingewieſen
daß Nordamerika auch einem Appell aus dem Ausland zugänglich
ſein würde, wenn er lohal wäre. Mit den Vertretern der
Han=
delskammern habe der Präſident zwar die Lage beſprochen, er
ſei aber nicht gewillt, ſeine Haltung ihren Ratſchlägen
entſpre=
chend zu ändern.
Das Blatt fügt hinzu, in Waſhington werde vorausgeſagt,
daß die europäiſche Lage der Hauptgegenſtand der Debatte der
nächſten Tagung des Kongreſſes ſein werde.
Neue Beſatzungen.
Drahtverhau!
* Wie uns berichtet wird, ſind in Stockſtadt und
Goddelau neue franzöſiſche Truppen ſeingezogen, darunter
Artillerie und Kavallerie. Im Walde zwiſchen Stockſtadt und
Biebesheim ſind Drahtverhaue gezogen!
Wieder ein franzöſiſcher Mord.
Paris, 23. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Düſſeldorf hat am 21. Auguſt eine franzöſiſche
Pa=
trouille in der Nähe des Bahnhofs Mettenheim, nördlich von
Worms, 3 Deutſche getroffen; als dieſen Halt zugerufen
wurde, ſoll, wie Havas behauptet, ein Deutſcher einen Schuß
abgefeuert haben, worauf die Franzoſen geſchoſſen hätten. Einer
der Deutſchen ſei getötet worden.
Falſchmünzer.
Düſſeldorf, 23. Aug. (Wolff.) Im beſetzten Gebiet
tauchen gegenwärtig größere Mengen falſcher Geldſcheine auf,
vor allem 20 000=Markſcheine, die nur durch ihr falſches
Waſſer=
zeichen (große dunkle Punkte) kenntlich ſind. Man nimmt an,
daß dieſe Fälſchungen in Maſſen von den Franzoſen
vorgenom=
men werden, um den Zerfall der Mark zu beſchleunigen und das
Vertrauen zur Mark zu erſchüttern, damit die von den
Fran=
ſoſen und ihren Freunden, den Sonderbündlern, vorbereitete
rheiniſche Währung als das einzige Rettungsmittel erſcheint.
Der Großhandelsindex.
Berlin, 23. Aug. (Wolff.) Im Anſchluß an die
außer=
ordentliche Steigerung der Deviſenkurſe in der Vorwoche iſt die
Großhandelsindexziffer vom 14. bis 21. Auguſt nach den
Be=
rechnungen des Statiſtiſchen Reichsamtes um 88 Prozent auf
das 1246 598 fache des Friedensſtandes emporgeſchnellt.
Gleich=
zeitig ſtieg der Dollar in Berlin von 3 auf 5,2 Millionen oder
um 83 Prozent, ſo daß das Goldniveau der Großhandelspreiſe
eine abermalige Aufwertung von 92,9 Prozent am 14. Auguſt
auf 95,1 Prozent am 21. Auguſt erfuhr. Von den Hauptpoſten
ſtiegen Lebensmittel (im Großhandel) von 422356 auf das
818826 fache oder um 94 Prozent, Induſtrieſtoffe vom 1 115 425 auf das 2 046 345 fache oder um 83 Prozent, ferner
In=
landwaren vom 630 102 fachen auf das 1 180857 fache oder um
87 Prozent und Einfuhrwaren vom 832 770 fachen auf das
575 299 fache oder um 89 Prozent.
Die neuen Lohnſieuerabzüge.
Berlin 23. Aug. Der Steuerausſchuß des Reichstags
tzte geſtern die ſozialen Abzüge bei der Lohnſteuer auf den
fünfzehnfachen Betrag der ſeit dem 1. Auguſt geltenden Abzüge
feſt. Die Abzüge betragen demnach vom 1. September an bei
der Zahlung des Arbeitslohnes:
360 000 wöchentl.
86 400 kägl.
14 400 ſtündl.
3600 tr ſeine Ehefrau . = 360 000 86 400 14 400 3 600 ür jedes Kind
2400 000 576 000 96 000 24000 ir die Werbungskoſten . 3000 000 720000 120000 30 000
Vom mediziniſchen Volksbelehrungsfilm
zum Steinachfilm.
— Die Univerſumfilmgeſellſchaft in Berlin hat in ihrer
Kultur=
teilung auf das Beſtreben von Dr. C. Thomalla ein wiſſenſchaftliches
diziniſches Filmarchiv errichtet. Es iſt intereſſant, die drei Entwick=
Sphafen dieſes Archivs in kurzem Ueberflug zu verfolgen und damit
n Stück der wertvollen Filmgeſchichte an ſich vorüberziehen zu laſſen.
die Produktion dieſes mediziniſchen Archivs beſchränkte ſich in den erſter
onaten ſeines Entſtehens im Jahre 1918 ausſchließlich auf ſtreng
ſach=
he kliniſche Lehrfilmaufnahmen für Univerſitäten, Kliniken,
Aerzte=
ſereine und dergleichen. Dieſer Aufgabenkreis erwies ſich bald als zu
ng, zumal die Zuneigung der Behörden und öffentlichen Körperſchaften
zur dieſer Neugründung ſehr gering blieb. Unter dem wirtſchaftlichen
druck trat dieſer Arbeitszweig alſo zurück. Immerhin verdankt die Ufa
dieſer urſprünglichen Einſtellung ihrer mediziniſchen Abteilung das
Vor=
andenſein eines wiſſenſchaftlichen Filmarchivs von einer Fülle und
Be=
deutung, die einzig daſteht, ſo daß die Univerſitäten des ganzen Erdballs
von Berlin aus jetzt mit mediziniſchen Lehrfilmaufnahmen beliefert
werden.
Die weitere größere Aufgabe beſtand in der Herausgabe populär
ge=
haltener, aber ſtreng ſachlicher Volksbelehrungsfilme mit ärztlichem
Be=
leitvortrag. Wir haben in Darmſtadt ſchon geſehen die Filme: „Die
deſchlechtskrankheiten und ihre Folgen”, „Säuglingspflege”, „die Pocken,
ihre Gefahren und deren Bekämpfung”, zum Leil bei den
Probevorfüh=
ungen der Zentralſtelle für Volksbildung im Uniontheater. Außerdem
nd „Die Hungerblockade und ihre Folgen”. „Die weiße Seuche (
Tuber=
ulofe)” und viele andere im Laufe der letzten Jahre in jedes Kulturland
ſelangt und haben neben dem unmittelbaren Nutzen für hygieniſche und
ſozial=mediziniſche Volksaufklärung beigetragen, den Ruf der mit ernſter
Wiſſenſchaft Hand in Hand arbeitenden deutſchen Filminduſtrie in der
ganzen Welt zu verbreiten.
In wenigen Wochen ſtehen wir in Darmſtadt vor einem dritten, und
teiner Anſicht nach wichtigſten Schritt der Weiterentwicklung. Der
viſſenſchaftliche Film ohne Begleitvortrag hat als abendfüllender
Theater=
ublikumsfilm im Kinotheater ſeinen Einzug gehalten. Mit dem Namen
Steinachs, des berühmten Wiener Gelehrten, und ſeinen Forſchungen
verknüpft ſich dieſer erſte Schritt, der mit einem Schlage die bisher etwas
n zweiter Linie marſchierende Lehrfilminduſtrie als vollgültig erſcheinen
aſſen wird. Zweifellos iſt das gewählte Thema dieſem Wunſch
beſon=
ders günſtig. Denn in der ganzen Welt kennt wohl jeder Schuljunge den
Namen: Steinachs, allenthalben hat vom Miniſter bis zum Packträger
herab, von der Fürſtin bis zur Scheuerfrau, jeder einzelne Menſch das
lebhafteſte und allerperfönlichſte Intereſſe daran, etwas Authentiſches
über die weltbewegenden Forſchungen Steinachs nicht nur zu hören oder
zut leſen ſondern mit eigenen Augen zu ſehen. Was der Laie bisher
uber Steinach erfuhr, war verworrenes und verwirrendes Geſpött in
Witzblättern, Poſfen und Operetten. Man hat wohl auch davon gehört,
daß Steinach die Verpflanzung und Einheilung wichtiger Organe an
anderen Körperſtellen gelang, daß er hieran anſchließend männliche
Ge=
ſchlechtsdrüſen in Weibchen überpflanzte und umgekehrt Eierſtöcke jungen
Männchen einpflanzte, wodurch geradezu eine Umkehrung der typiſchen
Geſchlechtsmerkmale erfolgte, man weiß vor allem, daß durch die
Be=
lebung irgend einer geheimnisvollen „Pubertätsdrüſe” mit Hilfe einer
Operation die ſogenannte Verjüngung bei Tieren und Menſchen erzielt
worden iſt. Aber über oberflächlichſtes Hörenſagen gingen dieſe
Kennt=
niſſe des Laienpublikums nicht hinaus. Nun aber wird jeder die Tier=
Esberimente und =Operationen mit eigenen Augen vor ſich ſehen, als
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 24. Auguſt 1923.
Beginn des Oehme=Prozeſſes.
Ausſchluß der Oeffentlichkeit.
* Leipzig, 23. Aug. (Priv.=Tel.) Vor dem
erſtinſtan=
ziellen Senat des Reichsgerichts begann heute der in
Journali=
ſtenkreiſen mit großer Spannung erwartete Prozeß gegen den
Berliner Journaliſten Oehme. Die Anklage, die auf
Landes=
verrat lautet, vertritt Reichsanwalt Neumann. Auch
Ober=
reichsunwalt Dr. Ebermayer iſt zugegen. Den Vorſitz führt
Senatspräſident Dr. Richter. Seitens des Gerichts ſind zwei
Sachverſtändige, einer vom Auswärtigen Amt und einer vom
Reichsverkehrsminiſterium, geladen. Die Verteidigung hat
ſieben Sachverſtändige zugezogen. Dem Angeklagten ſtehen zwei
Verteidiger zur Seite. 12 Zeugen ſind geladen, von denen 2
fehlen.
Um 9,15 Uhr eröffnete der Präſident die Sitzung. Nach
Verleſung der Anklage ſtellt der
Ankkagever=
treter den Antrag, die Oeffentlichkeit während
der ganzen Dauerder
Verhandlungauszuſchlie=
ßen, da wichtige außenpolitiſche Dinge zur
Sprache kommen werden. Die Verteidigung bittet, die
Preſſevertreter den Verhandlungen beiwohnen zu laſſen. Der
Angeklagte ſchließt ſich dem Antrag der Verteidigung an, da er
in ſeinem journaliſtiſchen Anſehen und in ſeiner perſönlichen
Ehre ſchwer gekränkt worden ſei. Seitens des
Reichsjuſtizmini=
ſteriums und des thüringiſchen Staatsminiſteriums liegen
An=
träge vor, ihren Vertretern auch bei Ausſchluß der
Oeffentlich=
keit die Anweſenbeit zu geſtatten. Reichsgerichtspräſident Dr.
Simons, der im Zuhörerraum zugegen iſt, bittet ebenfalls, der
Verhandlung beiwohnen zu dürfen.
Der Gerichtshof zieht ſich zur Beſchlußfaſſung zurück und
verkündet nach kurzer Beratung: Die Oeffentlichkeit
wird für die ganze Dauer der Beratungen
aus=
geſchloſſen. Das Intereſſe der Preſſe ſei nicht derart, daß
die Anweſenheit ihrer Mitglieder notwendig erſcheine. Dagegen
wird den Regierungsvertretern und dem
Reichsgerichtspräſiden=
ten Dr. Simons die Anweſenheit geſtattet. Den Zeugen und
den übrigen Beteiligten wird Schweigepflicht auferlegt,
worauf der Saal geräumt wird.
Die Ermordung des Studenten Baur.
Ein neuer Prozeß vor dem Münchener Volksgericht.
München, 22. Aug. Vor dem Volksgericht München
be=
gamn heute vormittag die Verhandlung gegen den 27 jährigen
Kcufmann Johann Berger aus Aſch, deſſen 24 jährigen Bruder
Ernſt, den 24 jährigen Studenten Auguſt Zwengauer aus
Geols=
wind und den 42 jährigen ehemaligen Privatdozenten Arnold
Ruge aus Görlitz wegen Ermordung des Studenten Baur.
Unter den Angeklagten und unter den Zeugen befinden ſich ver
ſchiedene Perſönlichkeiten, die im Prozeß Fuchs=Machhaus eine
Rolle ſpielten.
Die Anklage beſchuldigt die Brüder Berger und
Zwen=
gauer des in Mittäterſchaft begangenen Mordes und Dr. Ruge
des Verbrechens der Anſtiftung zum Mord. — Am 23. März
wurde in der Nähe von Freiſing die Leiche Baurs mit einem
Kopfſchuß angeſchwemmt. Er war in bewußtloſem Zuſtande ins
Waſſer gekommen und ertrunken. Baur hatte ſich vielfach
poli=
tiſch in nationalen Verbänden betätigt und dabei radikale
An=
ſchauungen vertreven. U. a. unterſtützte er die an der
Ermor=
dung des Miniſters Rathenau beteiligten Kern und Fiſcher bei
ihrer Flucht. Im Januar plante er einen Mordanſchlag auf
den Oberbürgermeiſter Scheidemann in Kaſſel. Zwengauer gibt
zu, Baur getöter zu haben, behauptet aber, dieſen auf einem
Spaziergang in der Nacht zum 19. Februar im Verlaufe eines
Streites, als er ſich bedroht glaubte, erſchoſſen zu haben. Baur
hatte im Februar wiederholt in erpreſſeriſcher Weiſe als Führer
des Blücher=Bundes von den Brüdern Berger Geld zu erlangen
geſucht. Er hat am 17. Februar offen mit dem Verrat einer
damals vom Blücher=Bund vorbereiteten Aktion gedroht. Im
Laufe des 18. Februar faßten Zwengauer und die beiden Berger
den Entſchluß, Baur als Schädling der nationalen Sache zu töten.
Am 18. Februar brachte Zwengauer dem Baur einen
Revolver=
ſchuß bei und warf den Bewußtloſen ins Waſſer. Ruge, bei
dem Baur als Privatſekretär tätig war, hatte gleichfalls bewußt
auf deſſen Tötng hingearbeitet, da Baur in alle Pläne Ruges
eingeweiht war. Johann Berger und Zwengauer ſtanden völlig
unter dem Einfluß Ruges. Ihr Entſchluß, Baur zu töten, iſt
der Beeinfluſſung durch Ruge zuzuſchreiben.
Das Verhör ergab bisher keinerlei bemerkenswerte Momente.
*
Der heutige zweite Verhandlungstag brachte die Vernehmung
des Dr. Ruge.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. Auguſt.
Zur Stundung der Vorauszahlungen auf die
Einkomnzen= und Körperſchaftsſteuer.
Die nach den 88 1 Abſ. 6, und 2 Abſ. 4 des Geſetzes über die
Erhöhung der Vorauszahlungen auf die Einkommen= und
Kör=
perſchaftsſteuer zuläſſigen Stundungsanträge (falls das
Einkom=
men 1923 nicht vier Fünftel des Einkommens von 1922,
multi=
pliziert mit dem für die Vorauszahlungen maßgeblichen
Viel=
jachen, erreicht) werden, wie uns der Hanſa=Bund ſchreibt, am
beſten auf den Vergleich der Umſatzziffern der Monate Januar=
Juli 1922 mit den gleichen Monaten des Jahres 1923 zu ſtützen
ſein. Hierbei dürfte bei der Induſtrie und dem Handwerk von
den Mengen der hergeſtellten Waren, beim Handel von dem
Ver=
hältnis der Umſatzziffern zum durchſchnittlichen Dollarkurs der
einzelnen Monate auszugehen ſein. Ferner können Anträge auch
mit der Tatſache begründet werden, daß durch beſondere
außer=
gewöhnliche, im Jahre 1923 nicht zu erwartende Einnahmen das
Geſamteinkonimen 1922 beſonders günſtig beeinflußt worden iſt.
Der Hanſa=Bund hat das Reichsfinanzminiſterium gebeten, die
Finanzämter anzuweiſen, daß ſie mit Beſchleunigung
Vor=
beſcheide auf die Stundungsgeſuche vorbehaltlich ſpäterer
Nach=
prüfungen erteilen. Soweit auf Grund ſpäterer Nachprüfungen
Nachzahlungen zu erfolgen haben, ſollen dieſe von den
Zuſchlä=
gen von 15 bzw. 30 Prozent befreit werden, ſoweit der
Steuer=
pflichtige auf Grund des Vorbeſcheides ſeine Zahlungen pünktlich
bewirkt hat.
Durch die gewährten Stundungen wird die Rhein=Ruhr=
Abgabe nicht beeinflußt, da es ſich hier um eine reine Abgabe
aus dem Vermögen handeln ſoll, die lediglich an die
Einkommen=
ſteuer bzw. Körperſchaftsſteuer anknüpft.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 21. Auguſt der
Oberkaſſe=
inſpektor Rechnungsrat Peter Wambold zu Darmſtadt vom 1.
Ok=
tober 1923 ab auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate
geleiſteten Dienſte.
— Offene Stelle. Die Stelle des Oberkaſſeinſpektors am
Landes=
theater zu Darmſtadt iſt am 1. Oktober d. J. zu beſetzen. Uebernahme
der Geſchäfte möglichſt ſofort erwünſcht. Bewerber, die die Prüfung für
die mittleren Stellen im Finanzfach beſtanden und die nötige Erfahrung
im ſtaatlichen Kaſſe= und Rechnungsweſen beſitzen, wollen Geſuche unter
Beifügung von Zeugniſſen oder beglaubigten Zeugnisabſchriften an das
Finanzminiſterium einreichen. Meldefriſt 1. September ds. Js.
Verſorgung der ausgewieſenen Kinder mit Lernmitteln. Das
Landesamt für das Bildungsweſen gibt bekannt: Von verſchiedenen
Seiten wurden bei uns Klagen geführt, daß in einigen Schulen von
ausgewieſenen Kindern die Anſchaffung der eingeführten Bücher und
Hefte gefordert würde. Wir halten ein ſolches Verlangen bei der
herr=
ſchenden Teuerung für unzuläſſig; es dürfte genügen, wenn die
ge=
nannten Schüler und Schülerinnen mit Schreibmaterial verſehen ſind.
— Kartoffelpreis. Die Notierungskommiſſion notierte am
Mittwoch, den 22. Auguſt 1923, Erzeugerpreis für Frühkartoffelm
1 600 000 Mark pro Zentner.
— Reinhold Ewald=Ausſtellung im Landesmuſeum. Die bereits
an=
gekündigte Ausſtellung im Kupferſtichkabinett iſt ab Samstag, den 25.
Auguſt, geöffnet. Sie enthält Naturſtudien, Entwürfe, Keramik mit
kubiſtiſchen Motiven, Malerei.
Gewerbemuſeum. Am 15. Auguſt wurde die Allruſſiſche
Ausſtellung für Landwirtſchaft und Heiminduſtrie in Moskau
er=
öffnet. Ein Almanach der Ausſtellung iſt im Verlag des Berliner
Bu=
reaus herausgegeben und kann im Leſeſaal des Gewerbemuſeums
ein=
geſehen werden.
Rentenzahlungsvekehr beim hieſigen Poſtamt 1. Die Auszahlung
der Militärverſorgungsgebührniſſe für den Monat September ds.
Js. erfolgt ausnahmsweiſe unmittelbar durch die
Verſorgungs=
behörden mittels Poſt= oder Zahlungsanweiſung. Die fälligen Beträge
werden demnach den Empfängern ins Haus gebracht. Für den Monat
Oktober wird die Auszahlung wieder wie ſeither erfolgen. Die
Renten=
empfänger wollen in ihren Kreiſen möglichſt dafür ſorgen, daß dieſe
Mitteilung bekannt wird und unnötige Anfragen dadurch vermieden
werden.
Klein= und Sozialrentnerfürſorge. Die neuen Unterſtützungen
werden am Freitag und Samstag laufender Woche von vormittags
10 Uhr ab bei der Stadtkaſſe ausgezahlt.
— Der Evangeliſche Bund zur Wahrung der deutſchen ebangeliſchen
Belange ruft alle ſeine Zweigvereine und Mitglieder, ſowie alle
Evange=
liſchen des Heſſenlandes zu ſeiner diesjährigen Landesverſammlung nach
Lampertheim für den 25. bis 27. Auguſt. Jene Gegend, die ſo viel
deutſch=evangeliſches Martyrium ſah, ſcheint beſonders geeignet, in der
gegenwärtigen Leidenszeit zu neuer brüderlicher Gemeinſchaft und
gottesmutiger Glaubenstat die Evangeliſchen zu vereinigen. Den
Mittel=
punkt wird die große evangeliſche Volksverſammlung am Sonntag
nach=
mittag bilden, in der von deutſch=evangeliſcher Not (Rechtsanwalt
Schworer=Mainz), deutſch=evangeliſchen Troſt (Profeſſor Pfannmüller=
Darmſtadt) und deutſch=evangeliſcher Tat (Pfarrer Berck=Roßdorf)
ge=
redet werden wird. Die Abgeordnetenverſammlung am Montag wird
die Frage beſchäftigen: „Stehen wir vor einer neuen
Gegenreforma=
tion?” (Pfarrer Bergér=König i. O.).
wenn er im Laboratorium einige Schritte neben dem berühmten
For=
ſcher ſäße. Jeder wird, nach der notwendigen anatomiſch=phyſiologiſchen
Einführung, die Tiere vom Beginn ihrer Behandlung bis zum
vollende=
ten Operationserfolg ſelbſt beobachten und verfolgen können, und wird
ſehen, wie aus dem Weibchen ein wild kämpfendes Männchen, aus dem
Männchen eine liebreich ſorgende, ihre Jungen ſäugende Mutter wird.
Das wichtigſte Kapitel „Zwittertum” behandelt die ſozial ſo ungeheuer
wichtigen Probleme der ſexuellen Zwiſchenſtufen beim Menſchen und
führt in Gebiete ein, die ſonſt dem Nichtfachmann ſtreng verſchloſſen
bleiben. Das Kapitel „Altersbekämpfung” zeigt ſchließlich die geradezu
rappierenden Erfolge beim Tier ſowie im letzten, ſechſten Teil des
Films, die Operation am Menſchen und ihre Erfolge an einer Anzahl
Patienten vor und nach dem Eingriff und bei ihren in aller Friſche
geübten Berufsbetätigungen.
Es war ſchwer, alle ſolchen wiſſenſchaftlichen Erörterungen nicht in
trocken ſachlicher Form vorzubringen, ſondern durch packende Beiſpiele
aus dem tieriſchen und menſchlichen Leben dauernd Spannung und
In=
tereſſe wachzuhalten, dabei aber die an ſich recht ſchweren Theorien
Steinachs jedem, auch dem ungebildeten Laien, ſo verſtändlich zu machen,
daß er willig und mit wachſender Anteilnahme folgen kann.
Nach dieſem erſten geglückten Verſuch werden weitere wiſſenſchaftliche
Publikumsfilme folgen. Es gibt noch allerhand Probleme, die alle Welt
brennend intereſſieren. Man muß ſie nur finden, geiſtig verarbeiten
und in die Sprache des lebenden, eilenden Filmbildes überſetzen können.
Und das iſt ja ſo einfach!
* Der Trauring im Tabakpaket. Ein Mann, der ſich in dem
ranzöſiſchen Ort Saint=Saire ein Paket mit Tabak kaufte, machte
einen merkwürdigen Fund, als er hineingriff, um ſich ſeine Pfeife
zu ſtopfen. Er fand nämlich einen Trauring, auf dem Initialen
und ein Datum eingraviert waren. Die angeſtellten
Nach=
forſchungen ergaben, daß der Rina einer Tabakarbeiterin in
einer Fabrik zu Dieppe gehörte. Während ſie den Dabak in das
Paket füllte, war ihr der Ring vom Finger geglitten, ohne daß
ſie es zunächſt bemerkt hatte.
* Auf dem indiſchen Perlenmarkt. Der Ertrag der
Perlen=
fiſcherei geht von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zurück, und ſo werden
dieſe wundervollen „Tränen des Meeres” immer ſeltener und
immer koſtbarer. Konnte man früher noch für den Bedarf des
Abendlandes aus den ungeheuren Vorräten des Orients an
alten Perlen ſchöpfen, ſo hat das heute aufgehört. Der Orient
kauft mehr zurück, als er verkauft, und beſonders ſind die
indi=
ſchen Radſchas, die früher Abgeber waren, zu „
Perlenhamſte=
rern” geworden. Die Perlmuſchel gedeiht ausſchließlich in den
warmen Meeren, und zwar kommen die ſchönſten und meiſten
Perlen aus dem Indiſchen Ozean und vom Perſiſchen Golf. Die
zartgelblichen Perlen des letzteren Meeres gelten bei den
Orien=
talen für die dauerhafteſten und geſündeſten. Dem deutſchen
Ge=
ſchmack zuliebe, der weiße Perlen verlangt, hat man viele ſchöne
Stücke künſtlich gebleicht. Da Indien heute wieder ein eifriger
Käufer von Perlen iſt und zudem die indiſchen Meere am
mei=
ſten liefern, ſo iſt der Perlenmarkt in Bombay der bedeutendſte
der Welt. Die Beute, die die Perlentaucher ans Licht bringen,
wird aus den Schiffen ausgeſchättet; dort faulen die Muſcheln
einen Tag lang und öffnen ſich von ſelbſt, mit ihrem
Ver=
weſungsgeruch die Luft erfüllend. Findet man ein beſonders
ſchönes Stück, ſo feiert das betreffende Boot dieſes Glück durch
ein Feſt, bei dem Loblieder zu Ehren des Kleinodes gen
Him=
mel ſchallen. Die aus den Muſcheln befreiten Perlen werden
einige Tage in Rohrzucker geſchüttet, wodurch ſie den duftigſten
Glanz erhalten ſollen. Dann verkauft der Fiſcher ſeine Ernte
dem Arabiſchen Händler, der für einen Sack Reis häufig eine
Perle eintauſcht, die im Abendelande ein Vermögen wert iſt.
Dann kommen die Perlen auf den Markt nach Bombay. „Dort
in den Baſaren, in dieſen niederen kleinen Läden,” ſo ſchildert
der bekannte Goldſchmied Emil Lettrö in ſeinem kürzlich
erſchie=
nenen Buch „Kleinodien”, „wird in orientaliſcher Weiſe um die
Früchte des Meeres gebetet, geweint, gehandelt in eigener Sprache
auf geheimnisvolle Weiſe, maleriſch und komiſch genug. Gebete,
an den Propheten gerichtet, leiten den Handel ein. Gegenſeitig
machen ſich Käufer und Verkäufer Komplimente, loben, rühmen
ſich und ihre Familie, der eine des anderen Klugheit, und ſo
zieht ſich das Geſchäft hin, oft eine Woche und länger dauernd,
bis der Kauf beendet iſt. Nach Erledigung des Handels werden
die Perlen von Eingeborenen an Ort und Stelle, mit großer
Geſchicklichkeit gebohrt, dann auf ſeidene Schnüre gezogen, die
reizvoll mit Silber verziert werden. Die hauptſächlichſten
Ge=
biete der Perlenfiſcherei liegen in engliſchen Kolonien. Aus
die=
ſem Grunde war London bis in die letzten Jahrzehnte die
Zen=
trale des Perlengroßhandels, doch bemächtigen ſich heute, die
Franzoſen, alſo Paris, mehr und mehr mit Vorteil des
Perlen=
geſchäfts. Es werden ja auch in den Flüſſem Perlen gefunden,
rüher ſogar in großen Mengen, und jetzt noch findet alljährlich
in München auf dem Rentamt eine Verſteigerung von ſolchen
Perlen ſtatt, die meiſt aus den kleinen Flüſſen und Bächen des
bayeriſchen Waldes ſtammen. Doch haben die Süßwaſſerperlen
kein Leben; zwar ſind ſie weiß, aber ohne das Unbegreifliche,
die Seele, die im Spiegel des Lüſtres der ſogen. Orientperle,
der im Meer gefiſchten, liegt.”
C. K. Das entthronte Konſtantinopel. Der Vizepräſident der
türkiſchen Nationalverſammlung, Ali Fuad Paſcha, hat erklärt,
daß gar nicht daran zu denken ſei, daß Konſtantinopel wieder
der Sitz der türkiſchen Regierung werde. Die Hauptſtadt der
neuen Türkei bleibt Angora, und es werden bereits umfaſſende
Vorbereitungen getroffen, um die Stadt wieder aufzubauen und
mit dem Eiſenbahnnetz zu verbinden. Angora iſt gegenwärtig
eine orientaliſche Kleinſtadt mit niedrigen Häuſern und
ſchmutzi=
gen Plätzen. Von weitem macht es den Eindruck einer
mittel=
alterlichen Feſtung, wie es mit ſeinen alten Mauern auf dem
ſteilen, zerklüfteten Hügel liegt, der die Umgegend beherrſcht.
Die Stadt hat ein außerordentlich ſtrenges Klima im Winter.
Es beſteht der kühne Plan, die neue Hauptſtadt nach dem
Vor=
bild von Waſhington anzulegen. Verſchiedene Staaten haben
bereits Beamte und Architekten hingeſandt, um ſich Bauſtellen
für die Geſandtſchaftsgebäude auszuſuchen.
Seite 4.
— Theatermiete für die Spielzeit 1923/24. Die Anmeldefriſt für
bisherige Mieter läuft am Samstag ab. Alle bisherigen Mieter, die ihre
Miete zu erneuern wünſchen, müſſen dies der Mietabteilung im Grünen
Foher des Großen Hauſes bis zu dieſem Tage ſchriftlich, oder mündlich
mitteilen. Neuanmeldungen zu Mieten werden noch bis zum 28. Auguſt
entgegengenommen.
Der Evangeliſche Bund veranſtaltete in der Aula des
Realgymna=
ſiums wieder einen Vortragsabend, an dem Prof. D. Matthes über
das Thema ſprach: „Worin iſt die chriſtliche Moral der der anderen
Religionen und Weltanſchauungen überlegen?” Einleitend wies der
Red=
ner hin auf die Bedeutung, die dieſer Frage für Volksleben und
Er=
ziehung zukommt gerade heute, wo die Alternative aufgeworfen wird:
„konfeſſioneller Religions= oder reiner Moralunterricht” und führte
dann etwa folgende Gedanken aus: Der chriſtlichen Lebensanſchauung
tritt nicht eine Moral gegenüber, ſondern wir finden eine bunte Fülle
von Moralen, die auch in unſerem Volte Vertreter gefunden haben. Die
moraliſchen Anſchauungen des Primitiven, der Indier, Griechen, Juden,
ferner die des Idealismus, Utilitarismus und Poſitivismus wurden an
Hand ihrer Geſchichte eingehend gezeichnet. Alle dieſe Anſchauungen
haben auch auf die urſprüngliche chriſtliche Moral umgeſtaltend
einge=
wirkt. Eine beſonders enge Verbindung iſt vielfach der Idealismus
mit dem Chriſtentum eingegangen. Für ihn tritt die materielle, die
Sinnenwelt zurück hinter der „allein wirklichen” Welt der Ideen; ſeine
Loſung lautet: „Man muß das Gute um des Guten willen tun‟. Er iſt
wie ein ſchönes Abendrot, das ſich wohl herrlicher ausnimmt als di
Sonne auf der Höhe des Mittags; aber die Geſchichte zeigt, wie dieſem
die Nacht zu folgen pflegt, da niemand etwas Gutes wirken kann. Denn
zunächſt zehrt der Idealismus von fremder Kraft, ſo wie ſich unſere
idealiſtiſchen Geiſtesheroen am Chriſtentum gebildet und geſtärkt haben.
Wenn dann aher dieſe Kraftquelle überſehen wird, ſinkt auch die Stärke
des Idealismus dahin. Was der Sittlichkeit Halt und Weihe verleiht
iſt die Verbindung mit der Religion. Wer ſein ewiges Heil bedenkt und
von Gehorſam gegen Gott erfüllt iſt, der weiß auch in ſchweren Stunden
eine Pflicht zu tun. Schon im alten Teſtament finden wir an
ver=
ſchiedenen Stellen chriſtliche Gebote; aber Chriſtus hat ſie uns vorgelebt
und mit wirklichem Leben erfüllt. Für ihn beſitzt, im Gegenſatz zum
Idealismus, auch die irdiſche Welt bleibende Bedeutung. Auch in
irdi=
ſchen Diugen müſſen wir es ernſt nehmen und uns als Chriſten auch
dem Vaterland verpflichtet fühlen. Ferner ſchildert der Vortragende die
verſchiedenen Typen chriſtlicher Moral, wie den katholiſchen, lutheriſchen
und kalviniſtiſchen, und hob beſonders die hohe Bedeutung des
evange=
liſchen Gewiſſensernſtes hervor. Auf dieſe evangeliſche
Leheusanſchau=
ung ſollen wir ſtolz ſein und ſie dem Wohle unſeres Vaterlandes
Lienſt=
bar machen. Der Vortrag zeugte von eingehenden wiſſen;chaf:l;cher,
be=
ſonders geſchichtlichen Studien und wird wohl jedem Zuhörer neue
anregende Gedanken mitgegeben haben.
— C.V. J.M. Wartburgverein Darmſtadt. Die geſamte Evangel.
Jugendgemeinſchaft (A.=G. Darmſtadt) veranſtai am kommenden
Sonn=
tag, abends 6 Uhr, bei günſtiger Witterung am 2ihe berg einen
ge=
meinſamen Jugendgottesdienſt. Die Wartbuxzer ½ereilgen ſich
geſchloſ=
ſen daran. Sie machen einen gemeinſamen Spazegang, Treffpunkt
nachmittags 4 Uhr, am Tierbrunnen, von da aus gemeinſame
Wald=
wanderung und Teilnahme am Jugendgottesdienſt. Auch die
Poſaunen=
bläſer ſollen geſchloſſen antreten. Jugend willkemmen!
Kriegsbeſchädigte und =hinterbliebene. Von zuſtändiger Stelle
wird uns mitgeteilt: Mit Rückſicht auf die in den letzten Tagen
einge=
tretene außerordentliche Geldentwertung iſt die Zahlung eines 5.
Scheck=
vorſchuſſes an die Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenz: (R.= und H.
Empfänger) notwendig geworden. Es hat deshalb der Herr
Reichs=
arbeitsminiſter a geodnet, daß die Zahlung eines ſolchen alsbald zu
veranlaſſen ſei. Dabei iſt zugleich beſtimmt worden, daß die
Empfangs=
berechtigten mit der Zahlung des Vorſchuſſes die
Verſorgungsgebühr=
niſſe für September ds. Js. zuſammen erhalten ſollen. Zur
Ver=
meidung von Zahlungsſtockungen hat das hieſige Amt auf Anregung des
Hauptverſorgungsamt Frankfurt a. M. beſchloſſen, die Zahlung von
Scheckvorſchuß und Rente für September zuſammen im Poſtſcheckwege zu
bewirken und außerdem den übrigen Verſorgungsberechtigten, die keinen
Vorſchuß mehr zu erhalten haben, die Verſorgungsgebührniſſe
aus=
nahmsweiſe für September ds. Js. ebenfalls im Poſtſcheckwege
auszu=
zahlen. Es findet alſo eine Rentenzahlung für September ds. Js. am
Poſtſchalter ausnahmsweiſe nicht ſtatt, die Zahlung erfolgt vielmehr
durch Poſtanweiſung (das heißt durch den Briefboten) oder durch
Ueber=
weiſung auf Bank= oder Poſtſcheckkonto.
Der Nafſauiſche Landverband teilt mit: Infolge Verlängerung
der Schließung der Grenze zwiſchen dem beſetzten und unbeſetzten
Ge=
biet muß die für den 24. d. M. in Ausſicht genommene „Ausſprache über
den derzeitigen Stand und die Ausſichten der Volksernährung” bis auf
weiteres verſchoben werden.
— Orpheum. Gaſtſpiel des Neuen Operettentheaters Frankfurt a. M.
Heute Freitag bis einſchließlich Sonntag, den 26. Auguſt, findet eine
Wiederholung „Die tolle Lola”, Operette in 3 Akten, nach Guſtav
Kadel=
burg von Artur Rebner, Muſik von Hugo Hirſch ſtatt. Das heitere Werk
iſt in den Hauptrollen mit den erſten Kräften des Neuen
Operettenthea=
ters beſetzt. Die Spielleitung hat Oberregiſſeur Engelbert Höfle, die
muſikaliſche Leitung Kapellmeiſter Miſchel. Anfang pünktlich 77/4 Uhr,
Ende zirka halb 11 Uhr. Es wird dringend gebeten, pünktlich zu ſein,
um unliebſame Störungen zu vermeiden. (Siehe Anzeige.)
— Zum Tode der Frau Karoline Hipfel werden wir um Aufnahme
des Nachfolgenden erſucht: Nach dem Gutachten des
Kreisgeſundheits=
amts Darmſtadt iſt anzunehmen, daß die Tuberkuloſe zuſammen mit
der zum Teil durch dieſe bedingte Herzſchwäche den Tod herbeigeführt
hat. Nach dem Ergebnis der Unterſuchung der verdächtigen
Arznei=
mittel durch das chemiſche Unterſuchungsamt kommt eine Vergiftung als
Todesurſache nicht in Frage.
Lokale Veranſkaltungen.
Die dierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu botradhten,
in keinem Faße irgendwie als Beſprechung oder Kriik.
* Der Geſangverein „Liederzweig” veranſtaltet am
Samstag abend auf dem Heiligen Kreuz ein Konzert. (Näh. ſ. Anz.)
Fugendbewegung. Der Leiter des „Bundes deutſcher
Ju=
gendvereine”, Pfarrer Dr. Wilhelm Stählin=Nürnberg, der bekannte
Verfaſſer von „Fieber und Heil”= ſpricht am Samstag abend 8 Uhr im
Auftrag der Jugendvereinigung der Johannesgemeinde in der
Johan=
neskirche über „Die Entſcheidungsſtunde der Jugendbewegung”. Jugend
aller Bünde und Jugendfreunde ſind herzlich eingeladen, dem Vortrag
dieſes bekannten Jugendführers beizuwohnen.
e. Stadtmiſſion. Heute abend um 8½ Uhr hält
Landes=
jugendpfarrer Zentgraf in unſeren Räumen eineen öffentlichen Vortrag
über das aktuelle Thema: „Gott und der Krieg?” — Am kommenden
Sonntag nachmittag 3½ Uhr ſpricht anläßlich der Tagung des
Gemein=
ſchaftsverbands Starkenburg der Verbandsgeſchäftsführer Dr. Avemarie
über die Frage: „Du und dein Nächſter.”
In Schuls Felſenkeller findet heute abend großes
Streichkonzert ſtatt. Die Leitung hat der berühmte Geigenvirtuoſe
Georg Koch. (Siehe Anzeige.)
v. Eberſtadt, 23. Aug. Todesfall. Anfang dieſer Woche iſt hier
der Apotheker der Gemeinde=Apotheke, Herr Karl Dambmann, geſtorben
Der Verſtorbene war der erſte Apotheker Eberſtadts, der der hieſigen
Apotheke ſeit ihrer Errichtung im Ihre 1896 mit Umſicht vorſtand.
Dambmann war vorher Prokuriſt bei Merck geweſen.
fl. Bensheim a. d. B., 23. Aug. Notgemeinſchaft. Der
hie=
ſige Bürgermeiſter Dr. Angermeier forderte im Namen der
neugegrün=
deten „Notgemeinſchaft” durch einen Aufruf die Bevölkerung auf, Mittel
zwecks Steuerung der gegenwärtigen Notlage zu ſtiften. Dieſe Mittel
ſollen durch freiwillige Gaben und durch Aufnahme von wertbeſtändigen
Anleihen aufgebracht werden.
zh. Bensheim a. d. B., 23. Aug. Für den verſtorbenen
Kreisſchul=
rat Judith=Heppenheim wurde dem Bensheimer Kreisſchulrat Bauder
die Stellvertretung übertragen. Gleichzeitig wurde Rektor Schorn=
Bens=
heim den beiden Kreisſchulämtern Bensheim und Heppenheim zur
Dienſtleiſtung zugeteilt.
ch. Heppenheim, B3. Aug. Kein Bier mehr. Die
Wirte=
vereinigung Heppenheim und Umgebung hat beſchloſſen, bis auf weiteres
kein Bier von den Brauereien zu beziehen.
1- Biblis, 22. Aug. Die obligatoriſche ſchulärztliche
Unterſuchung iſt vom Gemeinderat abgelehnt worden, weil für
jedes Kind zu unterſuchen 75 000 Mark gefordert wurden. Sollten
Kin=
der ernſtlich erkrankt ſein, ſo ſollen ſie jedoch, falls es ſich um
Minder=
bemittelte handelt auf Gemeindekoſten unterſucht werden. — Ebenſo
lehnte der Gemeinderat in ſeiner letzten Sitzung wegen der zu hohen
Unkoſten einen verſtärkten Feldſchutz ab. Wahrſcheinlich werden die
Land=
wirte einen eigenen Selbſtſchutz organiſieren.
Lang=Göns, 22. Aug. Das ſchwere Gewitter der letzten Tage
hat hier und in der Umgebung zwei ſchwere Unglücksfälle hervorgerufen.
Die einzige, 20 Jahre alte Tochter des Landwirtes H. Brückel wurde
im Felde von einem Blitzſtrahl getroffen und ſchwer verletzt. Die
Klei=
der gerieten in Brand, konnten aber durch die Eltern raſch gelöſcht
wer=
den. Das Mädchen liegt ſchwer danieder. — In dem Nachbarort
Nie=
derkleen wurde im Hauſe eines Landwirtes der Sohn vom Blitz getötet
und der Vater ſtark betäubt.
Aus dem Vogelsberg, 22. Aug. Die Ernte hier im Vogelsberg
iſt noch weit zurück. Obgleich ſchon Korn eingebracht iſt, ſo ſtehen noch
viele Kornhaufen auf dem Felde. Auch der Weizen und die
Sommer=
früchte ſind bereits reif, und wird die Ernte durch eingetretenes
Regen=
wetter ſeit dem Samstag erſchwert. Der Negen kommt jedoch noch dem
Brummet ud den Hackfrüchten zugute.
Darmſtädter Tagblatt, Freitng, Sett 2x. Auguſt 1923.
Rummer 233.
Ein Notruf der Kleinrentner und Angehörigen
der freien Berufe in Heſſen.
Obwohl ich bereits ſeit meinem 16. Jahre ſchriftſtelleriſch tätig bin,
habe ich mich doch noch niemals mit politiſchen, ſowie national=
ökonomi=
ſchen und finanzwirtſchaftlichen Fragen beſchäftigt, bezw. habe noch
nie=
mals zu derlei Fragen öffentlich Stellung genommen. Jetzt aber zwingt
mit die Not meiner Berufsgenoſſen die Feder in die Hand, und ich will
verſuchen, meine Auffaſſung von der Lage, in der ſich die „Angehörigen
der freien Berufe” und die „Kleinrentner”, die einander gleich zu ſtellen
ind, gegenwärtig befinden, zur öffentlichen Kenntnis zu bringen und zur
Debatte zu ſtellen, und zwar möchte ich dieſe Lage — die tatſächlich
eine verzweifelte iſt, — einmal von anderer als bisher üblicher
Seite beleuchten und betrachtet wiſſen, möchte vor allem erklären,
wo=
durch wir in dieſe verzweifelte vis-ä-vis de rien-Situation
gekom=
men ſind, und zeigen, wie das Ende ſein wird und muß, wenn uns
nicht wirkliche Hilfe kommt! Dies Ende aber wird ein Ende mit
Schrecken ſein, — ein freiwilliger Tod in gehäuften Fällen, Maſſen=
Selbſtmord, um es beim rechten Namen zu nennen, denn unſere Nerven
ſind bereits viel zu zermürbt, um den Schrecken ohne Ende einer langen
Entbehrungs= und Hungerperiode noch auf unabſehbare Zeit aushalten
zu können!
Das mag Unbeteiligten, den erwähnten Kreiſen Fernſtehenden
über=
trieben erſcheinen, ja, ſogar direkt unwahr und unmöglich, denn
Staat und Gemeinden haben ja durch ein Geſetz für die Unterſtützung
der Kleinrentner und ihnen Gleichzuſtellenden, Angehörige der freien
Be=
rufe uſw., auf das Verſtändnisvollſte geſorgt! Ja, das wiſſen wir wohl,
und erkennen es dankbarſt an, aber — inwieweit uns dieſe Sorge eine
tatſächliche Hilfe bringt, das möge man nach meinen Ausführungen
ſelbſt beurteilen und ermeſſen.
Ich werde mich bemühen, ſtreng fachlich, und durchaus den Tatſachen
und der Wahrheit gemäß zu berichten, und zwar vorerſt lediglich von
meinem Wohnort, einem Landſtädtchen an der Bergſtraße. Die
Bevöl=
kerung beſteht hier aus Bauern, bezw. Leuten die Feld= und Ackerbau,
Viehwirtſchaft, und nebenher auch wohl noch ein Handwerk oder
Ge=
ſchäft betreiben, dann aus Kaufleuten, Beamten, Arbeitern, Penſionären
und ninern, die ſich angekauft hatten. Zu letzteren alſo gehören wir
Klefner. Ich beſaß nach dem Tode meines Vaters, der
Privatge=
lehr: der Naturwiſſenſchaften und Fachſchriftſteller auf
landwirtſchaft=
lichen: ornithologiſchen Gebiete wwar, ein kleines Gut von rund zehn
Marxe:, mit Wohnvilla uſw., das ich indeſſen, der beſonderen, unſicheren
Beyu wegen verkaufte. Ich kaufte dafür eine Villa direkt im
Stn, darin ich mit meiner verwitweten Mutter lebte,
ſchriftſtelle=
rifci tnrig war, und zur Erhöhung des Einkommens Penſionäre
auf=
nahz. Die immer ſchwieriger werdenden wirtſchaftlichen Verhältniſſe
zwangen mich dann im Februar 1922 das Haus zu verkaufen, weil ich
fonſt den Lebensanſprüchen nicht mehr hätte gerecht werden können. Hier
aber ſetzten bei mir, wie bei allen Meinesgleichen, die Forderungen des
täglichen Lebens ein, die uns Alle immer mehr und mehr dem völligen
Zuſammenbruch entgegenführten:
Schon in der Kriegszeit, während der Zwangsbewirtſchaftung, war
die einzelne Haushaltung gezwungen, die ihr zuſtehenden Waren in ihrer
Geſamtmenge auf einmal abzunehmen, — ſo Zucker, Auslandsmehl,
Teig=
waren, Seife uſw. uſw. Damals waren die Preiſe für dieſe Waren
verhältnismäßig ſehr niedrige, ſo daß man dieſen Zwang nicht
über=
mäßig empfand. In der Nachkriegszeit bis auf die Jetztzeit haben ſich
noch einige Zwangswirtſchaften, (Zucker), Kartenverkäufe (
Kohlenkar=
ten), Mehlkarten, Seifenkarten uſw. erhalten, und mit der zunehmenden
Teuerung wurde gerade uns Angehörigen der freien Berufe und
Klein=
rentnern die Abnahme gewiſſer Warenmengen auf einmal zur ſchwerſten
Laſt, ja geradezu zum Verhängnis! Mußte ſich doch manche
Haus=
frau das Geld dazu borgen, wenn ſie für ihre Familie auf dieſe
Lebens=
mittel nicht verzichten wollte.
Während man früher — in der ſchönen guten alten Zeit — ganz
nach ſeinem Bedarf ein Pfund Zucker, auch zwei oder drei Pfund beim
Kaufmann einkaufte, mußte man jetzt — je nach Kopfzahl — ſechs, zwölf
und mehr Pfund zu ſtets ſteigenden Preiſen auf einmal abnehmen, wenn
man ſeines Anteils nicht verluſtig gehen wollte.
Kaum hatte man, mit allerlei Entbehrungen auf anderer Seite, dieſe
hohe Ausgabe mit den beſchränkten Mitteln in Einklang gebracht,
tönte die Schelle des Gemeindedieners durch die Straßen: Der
Kohlen=
händler X gibt bekannt, daß um 8 Uhr früh ein Waggon Briketts für
ſeine eingeſchriebenen Kunden ausgeladen wird. Da mußten wieder ſo=
und ſoviel Zentner Briketts abgenommen werden, wenn man nicht
frie=
ren ſollte und wenn man von dem billigeren Angebot profitieren wollte,
denn — der nächſtankommende Waggon würde ſicher wieder um die
Hälfte teurer ſein pro Zentner! Alſo mußte wiederum ſchmaler gelebt
werden, um ſich die Kohlen für den Winter ſichern zu können!
Dann plötzlich kam die Sorge für die Kartoffeln. Das Quantum für
den ganzen Winter mußte beſtellt, und dann wieder auf einmal
abge=
nommen werden, — bei einer mittleren Familie ſo zwiſchen 20 und
30 Zentnern.
Da mußte die notwendige Anſchaffung der Schuhe eben noch
hin=
ausgeſchoben werden, — Kohlen und Kartoffeln gingen vor. Aber, o
weh, wenn man endlich die Schuhe kaufen konnte, — d. h. wenn man
glaubte es zu können, — da waren ſie um das doppelte und dreifache,
ſptäer um das tauſend= und vieltauſendfache teurer geworden!
So fing die bittere Lebensnot der Kleinrentner, der Leute mit den
ungewiſſen, auf Zufall und gut Glück geſtellten Einnahmen an!
Während mit der ſtetig wachſenden Teuerung die Gehälter der
Be=
amten, die Löhne der Arbeiter, die Penſionen der im Ruheſtand
befind=
lichen, die Unterſtützung der Arbeitsloſen und Arbeitsſcheuen gleichen
Schritt hielten, reichten die Zinſen der ehemaligen Rentner ſchon längſt
nicht mehr aus. Die mühſelig erſparten und für das Alter
zurückge=
legten Kapitalien und Kapitälchen mußten in Angriff genommen
wer=
den, Liegenſchaften, Häuſer verkauft, um leben zu können — und noch
immer dachte weder Staat noch Gemeinde daran, auch dieſen eine
Unter=
ſtützung, eine Hilfe zuteil werden zu laſſen!
Endlich aber kam doch auch dieſe Einſicht, für viele bereits zu ſpät.
Dann aber wurde die Beſtimmung darüber, wem dieſe ſtaatliche und
ge=
meindeſeitige Unterſtützung gebühre, den Gemeinden, bezw. den
Gemein=
deräten zugewieſen, und da gab es denn vielerorts — ſo auch bei uns —
einen ſchweren Kampf, bis man in verſchiedenen Eingaben und bei
per=
önlichen Vorſtellungen ſeine Bedürftigkeit und ſeine Berechtigung für
die in Ausſicht ſtehende Unterſtützung er= und bewieſen und erkämpft
hatte.
Verſchiedene, denen dieſe Unterſtützung rechtmäßig gebührte, ſcheuen
vor dieſer Offenbarung ihrer Bedürftigkeit, von dieſem Kampf zurück,
und vegetieren — nicht leben! — dem Ende entgegen!
Diejenigen, denen die Unterſtützung zugebilligt wurde, ſind doch nun
aber wenigſtens — ſo ſollte man meinen — heraus aus der Not, jedoch
dieſer Schluß iſt weit gefehlt, denn dazu müßten ſie das Geld auch
be=
kommen, und zwar vollkommen und vor allem rechtzeitig bekommen, alſo
am Monatserſten. Es weiß aber von uns Kleinrentnern hier niemand,
wiebiel, d. h. welche Summe ihm eigentlich rechtmäßig zuſteht und
wann dieſelbe gezahlt wird. So habe ich perſönlich zuſammen mit
mei=
ner Mutter für Monat Juni und Juli je 60 000 Mark bekommen, alſo.
damit es keinen Irrtum gibt, — meine Mutter 30000 Mark und ich
ſelbſt 30 000 Mark, und zwar haben wir dieſe Unterſtützung für Monat
Juli am 14. bekommen, und um den 25. Juli herum nochmals eine
Nachzah=
lung als Teuerungszulage von 180 000 Mark für die Mutter und 300 000
Mark für mich ſelbſt mit meinem Jungen. Seitdem aber haben wir —
und alle anderen unterſtützungsberechtigten Kleinrentner ebenfalls
nichts mehr bekommen, ſo daß wir alle heute, am 22. Auguſt, noch ohne
die Unterſtützung für den laufenden Monat ſind!!
Dabei ſteigt die Teuerung ſtündlich und ins Ungemeſſene! Der
Brot=
preis iſt auf 90 000 Mark für das Markenbrot feſtgeſetzt, und viele Bäcker
unſeres Städtchens haben kein Mehl und verkaufen nur freies Brot, den
Laib zu über 200 000 Mark!
Jetzt geht es bei uns Kleinrentnern mit Macht an den Verkauf der
entbehrlichen Möbel= und Einrichtungsſtücke, denn die Schmuckſachen ſind
wohl bei allen längſt den Weg alles Irdiſchen gegangen! Leben müſſen
wir doch, uns ſelbſt und unſere Kinder kleiden! Ihnen Schulbücher
kau=
fen, ſie geſund erhalten mit allen Mitteln und ſchwerſten Opfern!
Dahinzu kommt gerade bei uns noch etwas beſonderes: Immer hört
und lieſt man: In den Großſtädten, da herrſcht das größte Elend und
der größte Mangel. Das iſt nicht wahr! In unſerer Kleinſtadt iſt die
Lebenshaltung erwieſenermaßen erheblich teurer als in der Großſtadt, wo
naturgemäß die Häufung der Waren und Lebensmittel eine
Verbilli=
gung bewirkt. Hier gibt es nur geringe Auswahl und wenig, und die
Läden werden belagert und geſtürmt von denen, die ihr Geld rechtzeitig
in Händen haben! Das ſind die wenigen wirklich noch Reichen — ſeien
es nun Schieber, Valutaſtarke, Spekulanten uſw., dann die
Feſtbeſolde=
ten und die Arbeiter. Sie alle kaufen zu noch günſtigen Zeitpunkten die
Läden leer, und wir — wir haben das Nachſehen, oder wir, gerade
wir, die ihr Geld am meiſten zuſammenhalten müſſen, müſſen am
teuer=
ten einkaufen, wenn wir nicht verhungern, nicht vollſtändig in Kleidung
und Schuhwerk abreißen wollen!
Hätten wir unſere Unterſtützung — eine Summe, die tatſächlich, ge
meſſen an den Anſprüchen die das nackte Leben gegenwärtig ſtellt, mehr
ein Almoſen iſt, als eine Unterſtützung — rechtzeitig erhalten, alſo am
1. Auguſt, ſo hätten wir damit noch um das viel=vieltauſendfache
billi=
ger kaufen können als jetzt.
Und wann wird uns dieſe Unterſtützung überhaupt ausgezahlt
wer=
den? Und wie wird es im nächſten Monat gehen?
Und wie ſollen wir Aermſten unter dieſen Umſtänden für den
Win=
ter ſorgen? Für Heizung, Kartoffeln, Kleidung, Schuhwerk uſw. uſw.
Jedes einzelne dieſer Erforderniſſe erfordert Millionen für jeden
einzelnen Haushalt, und uns enthält man zur rechten Zeit die wenigen
Hunderttauſende vor!
Wie ſollen bei ſolchem Ausblick in die nächſte Zukunft unſere
Ner=
ven ſtandhalten, unſere körperlichen Kräfte, bei ſolcher Hungerprobe?
Sollen auch noch verheerende Krankheiten und Seuchen uns unſeren
Reihen über unſer armes Land hereinbrechen, ſoll die Selbſtmord=
Hyonoſe Gewalt über uns bekommen und Staat und Gemeinden au
das einfachſte und gründlichſte von ihren unerwünſchten Verpflichtungen
befreien?!
In Großſtädten und großen Städten iſt tatſächlich der Not der
Klein=
rentner, der Angehörigen der freien Berufe Rechnung getragen: de
wurden private Sammlungen veranſtaltet für die Winternot. Da wu
den Zu= und Vorſchüſſe bewilligt für Anſchaffungen, Arztkoſten uſw. Da
wurden Brennſtoffe bereitgeſtellt, Waren günſtig eingekauft und
bereit=
gehalten" für die Bedürftigen. Auch Arbeitsgelegenheiten wurden ge
ſchaffen, eingerichtet und zugewieſen.
In unſerer Kleinſtadt merkt man nichts von alledem, ſpürt nichts vor
irgendwelcher Fürſorge!
Auf meine Anfrage beim Bürgermeiſter, ob die Stadt in dieſer
Jahre Kartoffeln kommen ließe, wurde mit die Antwort: Die Stadt
habe kein Geld, die Stadt ſei überhaupt am Ende, wenn ihr keine Gelder
bewilligt würden!
Ein ſchöner Troſt, — eine Beſtätigung unſerer dunkelſten
Befürch=
tungen!
Was aber ſollen wir anfangen, aller Mittel bar?. Wie ſollen und
können wir uns ſelbſt helfen?
Morituri te salutant — Staat und ach, ſo geliebtes, armes
deutſches Vaterland!
Margarethe Gruenhaldt, Heppenheim a. d. B.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Einen verdächtigen Klub, deſſen Zweck noch nicht erkannt
iſt, hat die Kriminalpolizei aufgelöſt. Ein 17jähriger Arbeitsburſche,
der Sohn einer Pförtnersfrau in Charlottenburg, ſtand im Verdacht,
in einer Drogenhandlung, in der er kurze Zeit als Hausdiener
beſchäf=
tigt war, einen Diebſtahl verübt zu haben. Die Ermittelungen blieben
ergebnislos, führten aber zu der Entdeckung, daß der Beſchuldigte
einem Klub angehörte, der 10 Mitglieder, alles junge Burſchen, zählte,
Er war der Vorſitzende und hatte ſich ſchon mit dem „Entwurf don
Satzungen beſchäftigt, in denen der Zweck des Klubs feſtgeſtellt werden
ollte. Die Mitglieder waren nach der Satzung verpflichtet, zu den
Ver=
ſammlungen ihre Masken mitzubringen, über alle Vorgänge ſtreng zu
ſchweigen und beſonders den Vorſtand unter allen Umſtänden in Schutz
zu nehmen und dafür zu ſorgen, daß er nicht erkannt werde. Außer
dem Satzungsentwurf fand man bei dem Vorſitzenden einen Stempel
mit der Inſchrift: „Drogen en gros” und einen anderen mit der
In=
ſchrift: „Betrag empfangen”, der Kaſſierer der „Schwarzen Maske‟.
Ein Bild kraſſer Mißſtände entrollte eine Verhandlung
wegen Diebſtahls und Unterſchlagung vor der Ferienſtrafkammer des
Landgerichts II. Angeklagt waren der Muſiker Lothar Simenauer, der
Filmſtatiſt Paul Jacobſen und eine Frau Herta Dupuis. Simenauer,
ein junger Mann aus guter Familie, wurde eines Abends von den bei
den Mitangeklagten in die Wohnung eines Verwandten geſchickt, um dort
Anzüge und Wäſche zu ſtehlen. Simenauer will dieſen und einige
an=
dere Diebſtähle unter dem Einfluß der beiden Mitangeklagten und im
Kokainrauſch begangen haben. Er behauptete, daß Jacobſen
wiederhol=
junge Leute in Hypnoſe verſetzt und zu Diebſtählen verleitet habe.
Ge=
heimrat Profeſſor Straßmann bezeichnete es als ein auffälliges
Zuſam=
mentreffen von drei abnorm gearteten Menſchen, die aufeinander
An=
ziehungskraft ausgeübt hätten. Es könne ſein, daß unter dem Einfluß
des Kokains eine gewiſſe Bewußtſeinstrübung vorhanden war, jedoch
liege keine Bewußtloſigkeit vor. Die Strafkammer verurteilte
Simen=
auer zu acht Monaten Gefängnis und Frau Dupuis wegen Hehlerei
zu vier Monaten Gefängnis, die als verbüßt erklärt wurden. Eine
empfindlichere Strafe erhielt Jacobſen mit einem Jahr ſechs Monaten
Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt.
Wegen einer neuen Art von Falſchmünzerei wurde
ein Ingenieur Feit vom Kurfürſtendamm verhaftet. Die Stadt Berlin
gibt bekanntlich altes Notgeld von neuem aus. Die alten Scheine ſind
durch Aufdruck im Werte weſentlich erhöht. Feit gab nun in
verſchie=
denen Wirtſchaften am Kurfürſtendamm, wo er große Zechen machte,
Reichsbanknoten aus, die er in der gleichen Art bearbeitet hatte. So
hatte er alte braune Tauſendmarkſcheine durch netteren Ueberdruck in
10=Millionen=Scheine verwandelte, andere mit größerer Beſcheidenheit, in
5000= und 10 000=Mark=Scheine. Er erzählte den Leten, daß das Reich
es jetzt ebenſo mache, wie die Stadt Berlin. An mehreren Stellen fand
er auch Glauben und Abnehmer. Andere waren jedoch vorſichtiger und
erkundigten ſich an den zuſtändigen Stellen. So kam der Schwindel ans
Licht. Der Verausgaber der Fälſchungen wurde ermittelt und
feſtge=
nommen. Er verſuchte ſich damit herauszureden, daß er die Scheine
ſelbſt in Zahlung erhalten und gutgläubig wieder ausgegeben habe,
tourde jedoch von der Kriminalpolizei der Staatsanwaltſchaft vorgeführt.
Die Sprengkapſel in der Garnvolle. Ein
eigenarti=
ger Unglücksfall ereignete ſich in Pankow. Dort wollte die Näherin
Frau Jenatowiſki, die im Hauſe Wollankſtraße 79—80 wohnt, eine neue
Garnrolle auf die Nähmaſchine ſtecken. Sie bemerkte jedoch, daß ſich in
der Rolle etwas befand, ſo daß es unmöglich war, dieſe über den
Metall=
ſtift an der Nähmaſchine zu ſtreifen. Jetzt holte der Sohn der Näherin
einen Hammer herbei und ſchlug damit auf die Garnrolle. Plötzlich
erfolgte eine heftige Exploſion. Eine Zündkapſel, die in der Garnrolle
ſteckte, war explodiert. Durch die umherfliegenden Splitter wurden
dem Knaben drei Finger abgeriſſen, während, die Näherin ein Auge
einbüßte.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redalſion keinerlei
Ver=
antwortung; für ſſe bleibt auf C
und des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Eiſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Im allgemeinen pflege ich meinen ſtaatsbürgerlichen Pflichten
ordnungsgemäß und forgfältig nachzukommen. Auch was das allſeits
und mit Recht ſehr beliebte Steuerzahlen anbelangt, ſo habe ich mir
auf Grund meiner ſtaatserhaltenden Geſinnung bislang keine
Unpünkt=
lichkeit zuſchulden kommen laſſen, abgeſehen davon, daß ich im vorigen
Herbſt vergaß, meine 16 Mk. Kirchenſteuer zu bezahlen. Vergaß iſt
übrigens nicht ganz richtig; ich wollte es nur hinausſchieben, bis der
Andrang an der Steuererhebſtelle etwas nachgelaſſen hätte, denn eine
Stunde Anſtehen hätte mir mehr an Lohnausfall ausgemacht, als 16
Mark. Inzwiſchen habe ich die Zahlung natürlich doch vergeſſen. D
war im vorigen Herbſt. Jetzt iſt bald wieder Herbſt. Und was denken
Sie, was geſtern geſchah? Da kam ein Beamter zu mir in die
Woh=
nung und präſentierte mir einen fein ſäuberlich mit Tinte ausgefüllten
Zettel, auf dem zu leſen ſtand, daß ich 16 Mk. Kirchenſteuer zuzüglich
50 Mk. Gebühren, alſo zuſammen 66 Mk., in Worten ſechsundſeihzig
Mark, zu zahlen hätte, widrigenfalls . . . — Geſchehen zu der Zeit,
da 10 000 Mk. die Kaufkraft von einem Friedenspfennig beſaßen. Was
der Zettel koſten mag, die Tinte, das Ausfüllen, das Regiſtrieren und
ſchließlich das Einkaſſieren, — ich nehme niedrigſt gegriffen, mind
das 1000fache des eingezogenen Betrags an. Soll 66, Haben 66 000. Pas
verdient eigentlich ein Kaufmann, der ſo rechnet?
n.
Von einem auswärtigen Herrn wurde ich geſtern gefragt, ob es
denn in Darmſtadt keine Straßenpolizei gäbe, er habe bis jetzt
auch nicht einen einzigen Schutzmann geſehen. Es ſtellte ſich heraus, daß
er zu dieſer Anſicht gekommen war, weil hier die Schutzleute auch im
Dienſt ſtatt des Helmes die gewöhnliche Mütze tragen und er dieſe
Mützenträger ganz überſehen hatte. Tatſächlich trägt die Polizei in
allen angrenzenden Ländern im Dienſt den Helm oder Tſchako, ſo in
Frankfurt, Aſchaffenburg, Heidelberg, Marburg, Wetzlar uſw. Es iſt
gar kein Zweifel, daß der Helm den Beamten ein viel gewichtigeres
An=
ſehen gibt und auch einen ganz anderen Schutz verleiht als die Mützs.
Auch ſteht dieſe in hygieniſcher Hinſicht hinter dem Helm zurück. Se
macht heißer als dieſer, wie auf der Ausſtellung „Der Menſch” in
Darm=
ſtadt 1912 zu ſehen war. Aus allen dieſen Gründen möchte es ſich
wirk=
lich empfehlen, auch in Heſſen die Straßenpolizei baldigſt wieder im
Helm erſcheinen zu laſſen, denn wenn ein Fremder hier gegen einen
Schutzmann handgreiflich wird, und dann ſagt, er habe nicht gewußt, daß
der Schutzmann im Dienſt war, weil er keinen Helm aufhatte, wird man
ihm glauben müſſen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorausſage für Samstag, 25. Auguſt:
Allgemein heiter und trocken, tagsüber warm.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 24. Aug. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 15 Min,
Samstag, den 25. Auguſt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min,
Schrifterklärung. — Sabbatausgang 8 Uhr 15 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. — Abends 7 Uhr.
Gottesdienſt in der Synagoge der Fſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 25. Aug. Vorabend 6 Uhr 45 Min.
Morgens
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 8 Uhr 15 Min,
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Abends 7 Uhr 00 Min.
Seite 5.
Beiunſeren Segelfliegern aufderWaſſerkuppe.
— Bis zum Bahnhof Milſeburg waren wir von Fulda aus
gefah=
ren — mit dem Abendzug, ſodaß wir auf dem Marſch nach Abtsroda
die mächtige Maſſe der Milſeburg vor dem in allen Farben ſpielenden
Sonnenuntergang hatten. Der Anmarſch von dieſer Seite führte mitten
durch echte Rhönlandſchaft, mit ihrer beſonderen Waldphyſiognomie, mit
ihren ſchwermütigen Wachholderhängen, mit ihren kegelförmigen Kah
häup=
tern, ihren kurzraſigen Sumpfwieſen und ihren blaugrauen Baſaltklippen.
Bald hat man die Waſſerkuppe vor ſich als langgezogenes Maſſiv mit
drei, vier Gipfeln, kahler Höhe und ſteilen Flanken. Ringsum ſtehen die
anderen Berge: Wachtküppel, Eierhauk, Damersfeld, Steinerne Wand,
Stellberg, Ebersburg und wie ſie ſonſt heißen. Jeder eine beſonders
geartete, leicht im Gedächtnis haftende Form für ſich.
In dieſer Landſchaft ringt deutſche Jugend um die Löſung eines
uralten Menſchheitsproblems mit zäher Ausdauer. Die Heſſen=
Darm=
ſtädter haben 1911 — angeregt durch Lilienthals Flugverſuche — die
Fliegerei auf der Waſſerkuppe angefangen. Darmſtädter Schüler bauten
damals in ihrer Freizeit ihre Flugzeuge und zogen mit den ſchwanken
Dingern in den Ferien nach der Rhön, um dort ihre paar Meter langen
Segelſprünge zu machen. Den Schulkameraden kamen ſie als
Schwär=
mer, als ſuperkluge Ulmer Schneider vor. Wir rieten ihnen: Macht
lieber eine anſtändige Tippelei! Aber Jahr für Jahr zogen ſie hin. Von
den Aelteren hat der Krieg die meiſten hinweggerafft: Pfannmüller,
Guthermuth und ſo manchen anderen. Ihre Ideen ſind geblieben und
haben neue Anhänger erfaßt. Aus den Schülern wurden Studenten.
Seit einigen Jahren knüpft ſich nun — nicht allein in Darmſtadt,
ſon=
dern in ganz Deutſchland — das Streben um das motorloſe Flugweſen
in der Hauptſache an die Bemühungen der Akademiſchen Fliegergruppen
der verſchiedenſten deutſchen Hochſchulen.
Im Fliegerlager auf der Waſſerkuppe herrſcht ein wundervoller
Ge=
meinſchaftsgeiſt, der Handwerker, Akademiker, Arbeiter, wohlwollende
Ausländer kameradſchaftlich umſchließt. Hier wird ſelbſt zugegriffen.
Die Darmſtädter haben ſich voriges Jahr neben ihrem Studium noch
8000 Arbeitsſtunden abgeſpart, um ein eigenes Flugzeug zu bauen. Von
ihren meiſt unzureichenden Monatswechſeln haben ſie ſich noch Gelder
für die hohen Materialkoſten abgezwackt; ſelbſt durch Verſetzen ihrer
Winterüberzieher ſuchten ſie zu Geld zu kommen. In dieſem Jahre haben ſie
nach 12ſtündigem Chauſſeerutſch ihre Flugzeuge, die „Edith” und den „
Ge=
heimrat”, nach der Waſſerkuppe geleitet. Charlottenburger Hochſchüler
haben voriges Jahr von der Rhön aus ihren Apparat auf einem
Hand=
wagen nach Berlin zurückgeſchafft, „weil ſie die Mittel für die teuere
Fracht nicht aufbringen konnten. Mit aller Macht wird um die Löſung
der geſtellten Aufgaben gerungen. „Die Kiſten ſind dafür da, daß ſie
kaput geflogen werden.‟ Denn nur aus Schaden lernt man am
kräf=
tigſten.
Das Leben iſt ſpartaniſch dort oben. Im einfachen Barackenlager
ſind Ruhe= und Wohnſtätten untergebracht. In Erinnerung an einen
Darmſtädter Segelflieger, den am 9. Auguſt 1920 der tötliche Abſturz
aus ungeahnt großen Erfolgen herausgeriſſen hat, haben die Heſſen ihren
Unterkunftsraum das Löſſelzimmer getauft. Die Flugzeuge ſtehen unter
großen Windzelten, die meiſt Eigentum der Flugzeugbeſitzer ſind. Leider
haben unſere Darmſtädter ihre Apparate, immer noch in gepumpten
Zelträumen. Jedes Jahr erweitert ſich der Betrieb auf der
Waſſer=
kuppe. In einem Küchenhaus ſind drei mächtige Kochkeſſel aufgeſtellt,
aus denen die geſoten Lagerinſaſſen gemeinſchaftlich verpflegt werden.
Mit der Poſt iſt eine Preßzelle und eine eigene Funkſtation verbunden.
Dieſes Jahr iſt eine neue Anlage für Licht= und Kraftſtrom
hinzugekom=
men. Von Gersfeld aus iſt faſt bis zum Gipfel der Waſſerkuppe eine
neue Straße angelegt, durch die die Anfahrt der Flugzeuge weſentlich
erleichtert wird. Schlecht beſtellt iſt es vorläufig um die
Waſſerver=
ſorgung. Soeben wird als Ehrendenkmal für gefallene Flieger ein
Un=
terkunftshaus beim Lager errichtet, das Ende dieſes Monats geweiht
werden ſoll.
Hier oben finden — angeregt durch den Frankfurter Ingenieur
Ur=
ſinus — ſeit dem Kriege jedes Jahr die deutſchen Segelflugwettbewerbe
ſtatt. An dem diesjährigen iſt neu, daß auch Apparate mit Hilfsmotoren
zugelaſſen ſind. Aus dieſen Kämpfen iſt voriges Jahr zum erſten Male
die Nachricht in die ganze Kulturwelt hinausgedrungen, daß ſich deutſche
Flieger im motorloſen Flug ſtundenlang in der Luft zu halten
ver=
mochten, rein durch Ausnutzung natürlicher Kräfte. Beim „ſtatiſchen”
Flug wird der Apparat durch aufſteigende Luftſtröme gehalten. Der
dynamiſche” Segelflug ſetzt dagegen Windſchwankungen voraus. Beim
Flug gegen den Wind gewinnt bei Windſchwellung das Flugzeug bei
gleichzeitigem relativen Geſchwindigkeitsverluſt an Höhe. Dieſer
Ge=
winn wird bei Abflauen des Windes durch Abgleiten des Flugzeugs bei
gleichzeitiger Erhöhung der Geſchwindigkeit zum Teil wieder aufgehoben.
So bleibt immer ein kleiner Energiereſt für den Weiterflug übrig. Für
die Flugverſuche iſt die Waſſerkuppe ein ganz vorzüglich geeignetes
Ex=
perimentierungsfeld. Denn an dieſem mächtigen Bergmaſſiv werden die
Talwinde in die Höhe gezwungen. Infolge der im allgemeinen
gleich=
förmigen Hänge bilden ſich für den Segelflug geeignete Luftſtrömungen
aus. Die mächtige Erhebung des Berges, die geringe Ausdehnung des
Hangwaldes, die Form der Bergflanken, deren kurzraſige Bewachſung
und die geringe Beſiedlung des Berggeländes machen die Waſſerkuppe
für Segelflug beſonders geeignet.
Heuer ſind von Heſſen 6 Apparate für den Wettbewerb angemeldet.
Zwei ältere, „Geheimrat” und „Edith”, die voriges Jahr ſchon erfolgreich
konkurriert haben. Der erſte iſt von der Bahnbedarf=A.=G., der andere
von der Akademiſchen Fliegergruppe Darmſtadt hergeſtellt. Die
Spann=
weite beider Flugzeuge beträgt beinahe 12 Meter. Von beiden
Her=
ſtellern zuſammen werden von den neuen Apparaten „Konſul” und „Typ
Heſſen”, gebaut mit 18 Meter bezw. 11 Meter Spannweite. Aus dem
Flugzeugbau Harth=Meſſerſchmidt iſt dieſes Jahr H.=M.S. 12 mit 14
Meter Spannweite auf der Waſſerkuppe. Die ſechſte Kiſte, eine
Zwei=
ſitzer, iſt von den Akademiſchen Fliegern in Darmſtadt konſtruiert und
gebaut und heißt „Margarethe‟. Alle heſſiſchen Apparate ſind auch für
den Hauptwettbewerb angemeldet. Bei den Ausſcheidungsflügen haben ſie
ſchon ſehr ſchöne Erfolge erzielt.
Wir hoffen, daß die reichen Mühen und die großen finanziellen
Opfer, an denen auch der heſſiſche Staat durch einen größeren Zuſchuß
beteiligt iſt, ſich in vollem Maße lohnen. Auch dieſes Jahr muß der
große Problemkomplex des menſchlichen Segelflugs ein Stück weiter
er=
forſcht werden. Wir lenken die Augen des ganzen heſſiſchen Volkes auf
die Anſtrengungen unſerer heſſiſchen Flieger in der Rhön. Es iſt
all=
mählich an der Zeit, daß die Volksgemeinſchaft, deren Söhne ſo großen
und in der Fachwelt ſo wohl anerkannten Anteil an dem Kampfe um
die Löſung der Frage des motorloſen Flugweſens haben, ſelbſt zugreift.
Wir bitten daher die heſſiſche Preſſe um ihre Unterſtützung und um die
Veranſtaltung einer allgemeinen Volksſammlung zur Förderung des
Segelflugs.
Vereinigung von Freunden der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt:
Berndt, Geh. Baurat.
Zentralſtelle für Volksbildung: Haſſinger, Direktor.
Weil wir wollen, daß ſelbſt in ſchwerſter wirtſchaftlicher Not das
Ringen um das Geiſtige nicht untergehen ſoll, rufen wir alle Heſſen
auf, ihr Opfer zur heſſiſchen Segelflugſpende darzubringen!
Ulrich, Staatsprädſient. v. Brentano Miniſter des Innern. Henrich,
Finanzminiſter. Raab, Wirtſchaftsminiſter. Adelung, Präſident des
Heſſ. Landtags. Dr. Gläſſing, Oberbürgermeiſter der Stadt Darmſtadt.
Köhler, Oberbürgermeiſter der Stadt Worms. Friedrich May,
Fabrik=
direktor, Vorſitzender der Damſtädter Induſtriellenvereinigung. Paul
Paſchke, Direktor der Aktiengeſellſchaft Bahnbedarf. W. Peterſen,
Dr.=Ing. Prof. Rektor der Techn. Hochſchule. Schaefer,
Miniſterial=
direktor. Emil Schenck, Vorſitzender der Handelskammer Darmſtadt.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, 7½ Uhr abends:
drpheum, 730 Uhr:
„Die tolle Lola”.
Hartlebenabend. —
Union=, Reſidenz=. Central=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovor=
ſtellungen.
(6
Oport, Spiel und Turnen.
Flugſport.
— Fliegerlager Waſſerkuppe. Die beiden letzten Tage
brachten nach längerer unfreiwilliger Pauſe, verurſacht durch die
ſchlech=
ten Witterungsverhältniſſe, endlich wieder einmal Flugwetter, das
fleißig von allen Bewerbern benutzt wurde. Im Mittelpunkt des
In=
tereſſes ſtand zum erſten Male der Start der hannoverſchen Flieger,
die mit ihrem „Vampyr”, der Rekordmaſchine des Vorjahres, endlich
erſchienen ſind. Zuerſt ſtartete Koch und legte mit einem ſchönen Ge=
Muirftfilfe en eie id ehrnd en er reif urnint.
mäßig verlief, gelang es im zweiten dem Führer aber nicht, die
Ma=
ſchine aus der Kurve zu bringen. Sie legte ſich auf den linken Flügel
und ſtürzte zu Boden. Es gab reſtloſen Bruch. So endete ein
Appa=
rat, der einen Triumphzug ohne gleichen zu ſehen berufen war. Im
Jahre 1921 ſegelte Narten mit ihm einige Minuten, im Vorjahre
ver=
mochte er eine Stunde mit ihm in der Luft zu bleiben, und zwei Tage
ſpäter ſtellte Hentzen den 3=Stunden=Rekord auf. Den Typ dieſer
her=
voragenden Maſchine unſerer deutſchen Segelfliegerei weiter zu
erhal=
ten, iſt in dem Fliegerlager auf der Waſſerkuppe der Gedanke
aufge=
taucht, eine Sammlung zu veranſtalten, um den Aufbau einer neuen
Maſchine ſicherzuſtellen. Hoffentlich finden ſich viele Freunde unſerer
Segelfliegerei zu Stiftungen dazu bereit.
In zweiter Linie beanſpruchte der erſtmalge Start der
Charlotten=
burger Studenten mit dem ſchwanzloſen Eindecker „Charlotte” erhöhtes
Intereſſe. Winter erprobte in glänzendem Fluge die fliegeriſchen
Eigen=
ſchaften dieſes neuen Apparates, der hoffentlich, was ſeine Konſtruktion
und ſeinen Aufbau anbelangt, befruchtend auf den Bau von
Segelflug=
zeugen wirken wird. Alles in allem herrſchte in den letzten Tagen auf
der Waſſerkuppe, ſoweit das Wetter es eben zuließ, Flieger=Hochbetrieb.
Die verſchiedenartigſten Apparate wurden in Flügen von dem Weſt= und
Südhange der Waſſerkuppe gezeigt. Viele Apparate wurden von der
Techniſchen Kommiſſion abgenommen, ein großer Teil der
Flugzeug=
führer beſtand ſeine B=Prüfungen. Die Flüge verliefen alle bis auf den
einen erwähnten Flug der Hannoveraner, bei dem aber der Führer
unverſehrt blieb, zur vollſten Zufriedenheit. Geſtern wohnte u. a. auch
der Kultusminiſter Bölitz den Flügen bei.
Turnen.
Deutſches Turn= und Sportabzeichen.
— An der geſtern abend auf der Bickenbacher Straße abgenommenen
Prüfung für den 10 000 Meter=Lauf beteiligten ſich 25 Prüflinge. Die
Laufſtrecke, mit Drehpunkt bei 5000 Metern, mußte in 50 Minuten
zu=
rückgelegt ſein, ſo lautete die Bedingung. As Erſter traf von Dungen,
Turngemeinde Darmſtadt 1846, mit der guten Zeit von 37 Minuten
14 Sek. am Ziele ein. Sämtliche Teilnehmer, bis auf enen, der
auf=
geben mußte, erfüllten die Bedingung.
Bei KGIE
„nor spofhekeröſtos- 1
G
V.
A
Frowamille,
S.
Miaräng. Lahnsshmer z. Rheums. a
asch wirkend
erhältlich
in Apotheken.
N.526
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
J. V. A.. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Rummer hat 6 Seiten.
Darmſtädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Hundert.
zugeben. Außerdem ſollen die beſtehenden 12 Millionen Mark mit 25 heimer Börſe iſt beabſichtigt.
Prozent eingezahlten Vorzugsaktien voll gezahlt und 6 Millionen neue,
voll einzubezahlende 6prozentige Vorzugsaktien an die Deutſche
Treu=
handgeſellſchaft in Berlin zum Nennwert begeben werden.
h. Dampfkeſſelfabrik Baden A.=G., Mannheim=
Einvernehmen mit der Geſellſchaft in deren Intereſſe verwerten und den
Reingewinn der Geſellſchaft zuführen.
zur Notierung an der Frankfurter Börſe.
Banken.
mals Viehmarktbank). Die am Dienstag ſtattgefundene
außer=
gabe von 21 000 auf den Inhaber lautenden Stammaktien 4 5000 Mk. Schuß 610, Kalbfelle 1460—1675.
Handelsblat
Die neuen Aktien nehmen ab 1. Januar 1923 am Gewinn teil. Das
Stimmrecht der beſtehenden 5 Mill. Mk. Vorzugsaktien wurde vom 20= auf
h. Enzingerwerke A.=G., Worms. Der Aufſichtsrat hat das 30fache, beſchränkt auf die ſteuerfreien Fälle, erhöht. Der Vorſtand
auf Grund der Ermächtigung der Generalverſammlung vom 17. Juli wurde ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Aufſichtsrat die
Ausgabe=
ds. Js. beſchloſſen, 2000 Stück Vorzugsaktien zu 100 Prozent an das bedingungen feſtzuſetzen und die zur Durchführung der Kapitalserhöhung
Bankenkonſortium zu begeben, während 21 000 Stammaktien wie folgt erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Es iſt beahſichtigt, den alten
verwendet werden: 14 000 Stück werden den alten Aktionären zu 30 000 Aktionären ein Bezugsrecht auf die jungen Aktien in der Weiſe anzu=
Prozent im Verhältnis 2:1 angeboten. Davon gehen 2000 Stück zum bieten, daß auf je nom. 10 000 Mk. alte Aktien nom. 5000 Mk. junge
gleichen Kurs an die inzwiſchen in Stammaktien umgewandelten Vor= Aktien zum Kurſe von 4000 0 zuzüglich einer Pauſchale für
Bezugs=
zugsaktien. Die reſtlichen 5000 Stück dienen als Verwertungsaktien, wo= rechts= und Umſatzſteuer bezogen werden können. Der Reſt ſoll im
In=
bei eine geringe Stückzahl für Organe der Geſellſchaft reſerviert bleibt, tereſſe der Geſellſchaft beſtmöglich verwertet werden. Die Ausſchreibung
des Bezugsrechts wird baldmöglichſt erfolgen. Die Erhöhung des
Aktien=
kapitals wurde mit dem ſtark geſtiegenen Geldbedarf begründet. Der
Kundenkreis der Bank habe ſich ſtark vergrößert und das Geldbedürfnis
wb. Das Goldzollaufgeld. Für die Zeit vom 25. Auguſt ſei dementſprechend gewachſen. Allein die Abteilung Viehmarktbank
er=
bis einſchließlich 31. Auguſt beträgt das Goldzollaufgeld 87 189000 vom fordere ungeheuere Summen, ſo z. B. der letzte Montagsviehmarkt über
R Milliarden. Die Entwickelung der Bank im laufenden Geſchäftsjahre
h. Philipp Holzmann A.=G., Frankfurt a. M. Der ſei eine gute zu nennen und die Verwaltung hoffe, falls nicht außer=
Aufſichtsrat ſchlägt einer auf den 15. September einzuberufenden außer= gewöhnliche Umſtände eintreten, mit einer angemeſſenen Verzinſung
erdentlichen Generalverſammlung die Erhöhung des Grundkapitals von auch des erhöhten Grundkapitals rechnen zu können. Die durch die Ka=
22 auf 348 Millionen Mark vor. Es iſt beabſichtigt, 120 Millionen Mark pitalserhöhung notwendig gewordenen Satzungsänderungen wurden von
neue, vom 1. Januar 1923 ab dividendenberechtigte Stammaktien aus= der Verſammlung genehmigt. Die Einführung der Aktien an der Mann=
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Der Produktenmarkt
Rheinau. Die am letzten Samstag zu Mannheim abgehaltene Gene= war vorwiegend ſchwach. Die Notwendigkeit, für die Steuern und die
ralverſammlung beſchloß, das Kapital durch Ausgabe von 29,3 Mill. Mk. wirtſchaftlichen Bedürfniſſe Geld zu beſchaffen, veranlaßt die Landwirt=
Vorzugsaktien und 175,8 Mill. Mk. Stammaktien auf 245 Mill. Mk. zu ſchaft zu vermehrtem Angebot und hemmt die Kaufluſt der Händler.
erhöhen. Die Stammaktien werden unter Ausſchluß des geſetzlichen Be= Weizen konnte ſeinen Preisſtand bei nicht ſehr bedeutendem Angebot
zugsrechts der Aktionäre von der Handelsvereinigung für Induſtrie= ziemlich behaupten. Roggen war weſentlich billiger erhältlich; es
ent=
werte A.=G., Berlin, zu einem feſten Kurs übernommen mit der Ver= wickelte ſich aber kein größeres Geſchäft. Gerſte wurde zu Maſtzwecken
pflichtung, den alten Aktionären auf drei alte eine neue Aktie zum Kurs viel gekauft. Hafer gab erheblich nach. Die Mehlpreiſe litten unter
von 2300 Prozent anzubieten. Den Reſt wird die obengenannte Bank im zweithändigem Angebot. Für Futtermittel beſtand wenig Intereſſe.
h. Badiſche Zentral=Häute=Auktion. Die am 15.
Auguſt auf den 22. Auguſt infolge Uneinigkeit zwiſchen Verkäufern und
h. Holzverkohlungs=Induſtrie A.=G., Konſtauz. Käufern verſchobene BadiſcheZentral=Häute=Auktion nahm diesmal bei
Die Darmſtädter=Nationalbank die Deutſche Gold= und Silberſcheide, gutem Beſuch einen glatten Verlauf. Die Preiſe ſtellten ſich
natur=
anſtalt und die Metallbank und Metallurgiſche Geſellſchaft beantragen, gemäß bei der inzwiſchen eingetretenen ſtarken Geldentwertung auf über
die Zulaſſung von 50 Millionen Mark neuer Aktien zum Handel und das Zehnfache der letzten, in Karlsruhe abgehaltenen Auktion. Bei
Ochſen= und Bullenhäuten wurden in den höheren Gewichten die
Ange=
bote wegen ungenügender Gebote zurückgezogen. Es erzielten in
Tau=
ſenden von Mark pro Pfund: Kuhhäute bis 29 Pfd. 715, 30—49 Pfd.
715—860, 50—59 Pfd. 720—800, 60—79 Pfd. 850, 80 und mehr Pfd. 800;
h. Rheiniſche Handelsbank A.=G., Mannheim (vor= Rinderdhäute bis 29 Pfd. 950, 30— 4: Pfd. 910, 50—59 Pfb. 960—1000,
60—79 Pfd. 1025—1100, 80 und mehr Pfd. 1140; Ochſenhäute bis 29 Pfd.
ordentliche Generalverſammlung, in der 37 Aktionäre 114 842 Stimmen / 890, 30—49 Pfd. 355, 50—59 Pfd. 900, 60—79 Pfd. 895, 80 und mehr Pfd.
vertraten, unter Vorſitz von Stadtrat Groß, beſchloß die Erhöhung des zurückgezogen; Bullenhäute bis 29 Pfd. 910—920, 30—49 Pfd. 800 bis
Grundkapitals von bisher 100 Mill. Mk. auf 205 Mill. Mk. durch Aus= 850, die übrigen Gewichte zurückgezogen; norddeutſche Häute 600—62,
24. Auguſt 1923 Nr. 233
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Im Vormittagsberkehr
ſtell=
ten ſich die Preiſe für ausländiſche Zahlungsmittel etwas über die
Pari=
tät des Dollarkurſes zum New Yorker Markkurs. Däs Geſchäft blieb
aber ſehr ſtill. Gegen Mittag flauten die Preiſe ab, wobei man auf die
angekündigten Zwangsmaßnahmen zur Ablieferung der Deviſen hinwies.
Bei der amtlichen Feſtſtellung erfuhren die Preiſe eine weitere
Herab=
jetzung.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 23, Auguſt Telegr. Auszahlungen:
Antwerpen=Brüſſel...
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Pallaswieſenſtr. 4. (*232t
Seite 6.
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
15)
(Nachdruck verboten.)
Er zog wie in Gedanken ſein Scheckbuch etwas näher heran
und ſtieß an den Goldhaufen auf dem Tiſch, ſo daß es klirrte.
Unter halbgeſenkten Augenlidern beobachtete er Luis. Der junge
Minorcaner hatte den Kopf zur Seite gewendet, um den Kampf
zu berbergen, der ſich in ſeinem Innern zwiſchen Vorſicht und
Geldgier abſpielte. Plötzlich begegnete ſein Blick Herrn Bekker,
ein Lächeln flog über ſein ſchwärzliches Geſicht und er ſagte:
„Aufrichtigkeit iſt das Beſte, Sennor, wie mein alter Vater
ſagi. Ich glaube nicht, daß Sie ſpionieren, und übrigens kann ich
ich auch in dieſem Falle noch immer frei ſchwören oder
durch=
brennen. Sie fragen, was wir tun könnten, wenn wir Geld
hät=
ten? Ich ſage Ihnen: alles. Die Unzufriedenheit iſt aufgehäuft,
und es gilt nur, ſich ihrer zu bedienen. Aber warum fragen Sie,
Senjor? Sollten Sie vielleicht Luſt haben, Geld für unſer kleines
Uäternehmen einzuſetzen?”
Nun war es an Herrn Bekker, verlegen den Blick zu ſenken.
Die Frontattacke des jungen Mannes überrumpelte ihn, und er
wußte nicht, was er auf ſeine plötzlich hinausgeſchleuderte Frage
anttvorten ſollte. Luis fuhr ganz gelaſſen fort, ohne ihm Zeit
zur Ueberlegung zu geben:
„Genieren Sie ſich nicht, Senjor! Ich bin nicht dumm, und
ich verſtehe ſchon, daß Sie ſelbſt nach etwas aus ſind!“
Herrn Bekkers Zaudern hörte mit einemmal auf. Wie die
Katze um den heißen Brei herumzugehen, ſagte ihm ohnehin nicht
onderlich zu. Er zog einfache und brutale Methoden vor, und ſo
antwortete er kurz:
Ganz richtig, Senjor. Ihr Vater hat in dieſem Falle recht.
Aufrichtigkeit iſt das Beſte. Ich könnte ja ſagen, daß ich Ihr Land
aus ſeiner Bedrückung befreien will — das will ich natürlich auch,
aber nur, weil dies zufälligerweiſe mit meinen eigenen Intereſſen
zuſanenſällt. Ich habe etwas in petto, das das Volk aufrütteln
und Euch Arbeit und Geld bringen könnte. Aber wie die Dinge
dinn liegen, habe ich keine Ausſicht, damit durchzudringen. Eure
ſBahnfinnige Regierungsform, iſt der Urſprung Eures ganzen
Unglücks. Wenn Sie und Ihre Freunde dieſe ändern wollen, iſt
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 24. Auguſt 1923.
es nicht ausgeſchloſſen, daß ich Ihnen mit Geld unter die Arme
greife. Verſtehen Sie? Aber ſie gründlich ändern, Senjor. Na,
was ſagen Sie? Iſt es das, was Sie wollen? Und eignen Sie
ſich dazu
Luis fixierte ihn ernſt.
„Senjor,” ſagte er, „wenn es uns gelingt, eine ſolche
Ver=
änderung wie die, von der Sie ſprechen, herbeizuführen, was
hät=
ten wir für einen Vorteil davon?
„Aber, Hernandez, ſprachen Sie eben nicht davon, was für
große Pläne Sie ins Werk ſetzen wollten, wenn nur Minorca
anders wäre? Ich bin vielleicht geneigt, Ihnen die Mitel zu
geben, die Verhältniſſe hier zu ändern. Dann haben Sie doch das
Feld frei.”
Luis ließ ſich durch Herrn Bekkers Beredſamkeit nicht irre
machen.
„Das iſt ſchon möglich,” ſagte er kalt. „Aber ich bin überzeugt,
daß Sie das Feld freier hätten und bedeutend größeren Nutzen
aus der Veränderung ziehen würden als wir. Ich fürchte, wir
würden Ihnen nur die Kaſtanien aus dem Feuer holen.”
„Wir, ſagen Sie höchſtens, die andern! . . ." Herrn Bekkers
Stime war meiſterlich in ihrer überredenden Liſtigkeit. „Alle
können nicht gleich verdienen, Hernandez. Kooperative Geſchäfte
ſind nie nach meinem Geſchmack geweſen. Einer muß der Führer
ſein, mit anderen Worten, Sie, und den ganzen Profit teilen.”
Luis betrachtete ihn mit klugen ſchwarzen Augen.
„Sie ſprechen einleuchtend, Senjor,” ſagte er, „aber Sie
haben mir noch nicht geſagt, was für ein Geſchäft es iſt, das Sie
in petto haben, und wobei der Führer die Einkünfte mit Ihnen
teilen ſollte.” Hern Bekkers borſtige weißliche Augenbrauen
ſträubten ſich drohend, und ſeine Wangen wurden noch röter, als
ſie ſchon waren. Wollte dieſer junge Laffe verſuchen, ihm
den=
ſelben Streich zu ſpielen, wie der Großherzog am Vormittag?
Verflucht noch einmal, da wollte er raſch einen Riegel vorſchieben.
Es konnte genug ſein, ſich ſein Geheimnis einmal im Tag ſtehlen
zu laſſen.
„Mein Lieber,” ſagte er, mit kaum beherrſchter Wut. „Ich
wvill Ihnen vor allen Dingen eines ſagen: verſuchen Sie nicht,
mir Fragen über das zu ſtellen, was ich in petto habe, denn
dann iſt es mit meiner Hilfsbereitſchaft ſofort aus. Das bleibt
meine Privatſache, verſtehen Sie, bis Sie Ihren Teil des
Pro=
gramms ausgeführt haben. Meine Privatſache, verſtanden, und
damit Punktum. Ich will Ihnen nur eins ſagen, es iſt ein
Unter=
nehmen, das der ganzen Inſel Profit bringen wird — und am
meiſten uns beiden, Ihnen und mir. Mit dieſem Beſcheid müſſen
Sie ſich vorderhand begnügen, und wollen Sie das nicht, dann
muß ich mich eben nach jemandem anderen umſehen, der klüger
iſt als Sie. Und das wäre ſchade, nicht wahr? Sie ſind ja wie
geſchaffen für eine Präſidentenuniform.
Luis errötete, aber ſah noch unentſchloſſen drein.
Eine Unternehmung, die der ganzen Inſel Profit bringt,”
ſagte erg „es iſt nur alles ſo ſonderbar, Senjor. Weshalb
müßten Sie dazu erſt die Regierung ſtürzen? Wir ſind hier nicht
mit Unternehmungen verwöhnt, die irgendwo jemandem Profit
bringen, und wenn Sie ſo etwas gefunden haben, bin ich ſicher,
daß der Lahme dort oben mit beiden Händen angreifen würde.
Geld iſt nicht ſeine ſtarke Seite, das werden ja ohnehin wiſſen.
Ich finde, daß Ihre Geheimniskrämerei mir gegenüber ganz
un=
nötig iſt — und ſie macht mich ängſtlich, Senjor.”
Herr Bekker betrachtete ihn raſch, dann beugte er ſich vor
und ergriff ihn am Knopfloch.
„Hören Sie mich an, ſagte er. „Sie ſind vernünftig genug
um zu verſtehen, was ich ſage. Gerade weil Ihr jämmerlicher
Herzog in einer ſolchen Patſche iſt, komme ich zu Ihnen. Der
würde ja alles für ſeine eigene Rechnung wegſchnappen wollen,
das können Sie ſich doch denken, und überhaupt iſt der Mann
total verrückt! Ich war heute bei ihm, ich gab ihm zu verſtehen,
was für Pläne ich habe, und bot ihm vernünftige Bedingungen.
Wiſſen Sie, was er ſagte? Er ziehe es vor, ſein Geld ſo zu
be=
kommen, wie er es jetzt bekommt, und auf das Volk pfeift er
denen braucht es gar nicht beſſer zu gehen, rief er einmal übers
andere! Vergeſſen Sie ja nicht, das Ihren Freunden zu
berich=
ten! Was ſagen Sie, Hernandez, was ſagen Sie zu einem ſolchen
Regenten?” Herr Bekker zitterte vor Empörung. „Aber ich
werde mit dieſem Schurken ſchon abrechnen. Ich werde . . .
entweder mit Ihrer Hilfe oder der irgend eines anderen. Ich
habe, hol' mich der Teufel, Geld genug, um eure ganze ſchundige
Inſel zu kaufen, Leute, die mir dabei helfen wollen, brauche ich
nicht erſt zu ſuchen, falls Sie das glauben. Aber und eure
Re=
gierung zehnmal ſtürzen, und mein Geheimnis behalte ich für
mich, verſtehen Sie, und nun will ich ſofort von Ihnen Beſcheid
haben.
(Fortſetzung folgt.)
hre am Samstag, 25. August,
Lnachmittags 31/ Uhr, in der
Pauluskirche stattfindende
Trauung beehren sich
anzu-
zeigen
Louise Kuntze
Fried, Karl Bertaloth
Wße )
Thre am Samstag, 25. August,
T nachmittags 4 Uhr, in der
Martinskirche stattfindende
Trauung beehren sich
anzu-
zeigen
Ludwine Hilmer
Georg Späth
Rhönring 24
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