( wöchentl.7 maligem Erſcheinen (freibleibend) monate
485000 M. und 30 000 M. Abtragegebühr, Abholen
000, durch die Agenturen 515000 M. frei Haus.
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ungen nehmen entgegen: die Geſchäftsſielle Rhein=
23 (Femnſprecher 4, 2390 u. 23941, die Agenturen und
poſtämter. Verantwortichkeit für Aufnahme von
zeigen an beſimmten Tagen wird nicht
übernom=
terſcheinen einzelner Nummern infolge
Mi
erer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur
Kür=
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und
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gen durch Fernruf ohne Verbindlichkeſt für uns.
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Hefſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Mittwoch, den 22. Auguſt 1923
Nummer 231
186. Jahrgang
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ſtelle Rheinſtraße B, die Agenturen und
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rpeditionen. Im Falle höherer Gewalt, wie Kriege
Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Frfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schodenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Bankkonto:
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
Amerika und Deutſchland.
Newyork, 21. Aug. (Funkſpruch.) Wie die Newyork
mes aus Waſhington melden, erklärte der Ansſchuß
render amerikaniſcher Geſchäftsleute, in einer Unterretumg
t dem Präſidenten Coolidge, die amerikaniſchen
Geſchäfts=
ite würden die Gelegenheit für die Vereinigten Staaten
be=
ißen, offiziell oder inoffiziell au der Löſung dens europäiſchen
oblems mitzuhelfen. Es ſei vorteilhaft, wenn dieſe Hilfe,
für die weizenbauenden Landwirte und für die
amerika=
che Induſtrie von großem Nutzen ſein würde, ohne die
ge=
gſte Verzögerung geleiſtet würde.
Die wirtſchaftliche Lage an der Ruhr.
Ein amerikaniſcher Bericht
Waſhington, 20. Aug. (Wolff.) Der amerikaviſche
Ver=
ltungsbevollmächtigte bei der internationalen Handelskammer
Paris Baſil Miles, hat ſeinen umfaſſenden Bericht
er die wirtſchaftliche Lage an der Ruhr
abge=
oſſen. Darin vertritt er die Meinung, daß, wenn die
Be=
tzung des Ruhrgebiets aufhörte,
Deutſch=
nd in der Lage wäre, beſſer als irgend eines der
deren großen Länder Europas normale Verbäleniiſe
der Induſtrie wiederzugewinnen. Der Bericht
de von der amerikaniſchen Abteilung der Kammer
veröffent=
t. Er ſtellt feſt, daß Frankreich nur annäbernd
Drittel ſo viel Kohle und Koks aus dem Ruhrgebiet
ielt, wie es vorausſichtlich bei der regulären Erfüllung
Reparationslieferungen bekommen hätte. Der
Ge=
nke, daß Frankreichſelbſt an der Ruhr Kohle,
ks und Stahl ohne Mitwirkung der deutſchen Arbeiter
ge=
nnen könnte, ſei unter Bedingungen, wie ſie
gegen=
rtig beſtänden, phantaſtiſch.
Pom Tage.
Der frühere Reichskanzler Dr.
eingetroffen.
Virth iſt in Moskau
Dae Reichsbankdirektorium hat die Entſcheidung
des Landgerichts über die Rechtmäßigkeit der
Kün=
digung des Betriebsratsvorſitzenden, des
Reichsbank=
angeſtellten Großmann, angerufen. Die Verhandlung findet bereits
am 23. Auguſt ſtatt.
Ji Reichsfinanzminiſterium wurde beſchloſſen
neues Hartgeld in Stücken von 100 000 200 000 und
500 000 Mark auszugeben. Das 100 000=Markſtück foll das Format
des bisherigen 200=Markſtückes, das 200 000=Markſtück das Format des
500=Markſtückes und das 500 000=Markſtück ein etwas größeres Format
haben. Eine diesbezügliche Vorlage iſt bereits dem Reichsrat
zugegan=
gen, der ſarüber in allernächſter Zeit entſcheiden wird.
Die nieralljierte Rheinlandkommiſſion hat, wie
gemeldet wird, die Auflöſung aller nationaliſtiſchen
Verbände im beſetzten Gebiet beſchloſſen, weil ſie eine
Gefahr für die Beſatzungstruppen bedeuten.
Wie Reuter aus New York meldet, iſt der in ſeiner Rede in
Bloemfontein an die Vereinigten Staaten gerichtete Appell des
Generals Smuts von der amerikaniſchen Preſſe
keineswegs hoffnungsvoll aufgenommen worden.
Daily Mail meldet aus Konſtantinopel, daß der türkiſche
Finanz=
miniſter in Angora mitteilte, die türkiſche innere und äußere
Schuld belaufe ſich auf 280 Millionen türkiſche Pfund.
Einer Reikermeldung aus Tokio zufolge berihtet ein Telegramm
aus Speul (Koxea), daß bei der letzten Sturmflut an der
Nord=
küſte Koregs 346 Perſonen umgekommen ſind. Ueber
1000 Perſonen werden vermißt.
Frankfurter Doliarturs 6 583300
ankreich beſteht auf der Einſtehkſzng des paſſiven Widerſitandes. — Moratorium nur nach
icherſiellung durch produktive Pfander. — Deutſchland ſoll 30 Milliarden Goldmark bezahlen.
* Paris, 21. Aug. (Priv.=Tel.) Die Anzzeyx; Poincarés
die letzte engliſche Note iſt heute Lscl=ieas uem engliſchen
chäftsträger ausgehändigt worden, der ſie im Flugzeug ſofort
) England übermittelte. Ebenſo iſt eine Abſchrift der Note
Lord Curzon geſchickt worden, der ſich zur Kur in
Bag=
lles (Departement Orne) aufhält. Balowin, der ſich
her auf dem Lande befand, wird keute nach London zur
intnisnahme der franzöſiſchen Rote zurügkehren. Dieſe
ent=
etwa 30 Seiten aus dem Gelbbuch, von dem ſie ein Teil iſt.
zer der Tatſache, daß die franzöſiſche Note auf jeden der 55
tagraphen des engliſchen Dokuments antwortet, iſt bemer=
Swert, daß die franzöſiſche Note das bisher in der Geſchichte
führlichſte Expoſé über alle Reparationsfragen darſtellt, das
als von der franzöſiſchen Regierung herausgegeben worden
Den allgemeinen Rahmen der Note bildet das von Poincaré
29. Juni an St. Aulaire geſandte Memorandum, in dem
auf hingewieſen wird, daß die engliſche Regierung nicht fähig
den franzöſiſchen Standpunkt zu begreifen. Es wird in
Er=
erung zurückgerufen, daß mehr als 20 000 Hektar zwiſchen
Raphael und Freyus auf einer Frontlänge von 67
Kilo=
ern vollkommen zerſtört ſeien. (Gemeint iſt das Gebiet des
zen ſtrategiſchen Rückzuges auf die Siegfriedſtellung im
An=
y des Jahres 1917.) Die hier entſtandenen Verwüſtungen
n nicht nicht nur materiell unüberſehbar, ſondern aus dieſer
der maleriſchen Landſchaft ſei jetzt ein überaus
bekümmerns=
ter Anblick geworden.
Vorläuſige Angaben aus der franzöſiſchen Note.
Vom deutſchen Standpunkt aus keinerlei
Veränderung der Lage.
* London, 21. Aug. (Priv.=Tel.) Die franzöſiſche
Ant=
twird heute abend in London überreicht. Soweit
Informa=
ten über ihren Inhalt vorliegen, werden ſie vom
deut=
en Standpunkt aus keinerlei Veränderung
* Lage bringen. Die Note bildet im weſentlichen eine
führliche Abhandlung der franzöſiſchen Ruhrpolitik. Sie geht
nikt für Punkt auf die Ausführungen in der Note Curzons
und gibt eine hiſtoriſche Ueberſichtüber die
Re=
rationspolitik der letzten vier Jahre.
Poincaré verweilt dabei beſonders bei der Londoner Konfe=
3 von 1921 und zitiert ausführlich eine Rede von Lloyd
irge, in welcher der damalige engliſche Miniſterpräſident mit
er gemeinſamen Beſetzung der Nuhr durch alle Alliierten
hte, falls Deutſchland das Ultimatum nicht annehme.
Hinweis auf dieſe Rede Lloyd Georges auf dieſer Londo=
Konferenz bildet das wichtigſte Argument, das Poin=
S an hiſtoriſchen Einwänden der Curzon=Note
entgegenzu=
en hat.
Mit beſonderem Eifer verteidigt ſich Poincaré gegen die
rwürfe, daß die finanzielle Kataſtrophe Deutſchlands durch
Ruhrbeſetzung veranlaßt worden ſei. Die Beſetzung ſei im
Zenteil eine Folge der betrügeriſchen Finanzpolitik geweſen,
der Deutſchland ſeinen Verpflichtungen zu entgehen ſuchte.
genwärtig ſei die deutſche Zahlungsfähigkeit
2ich Null, und die franzöſiſche Regierung ſei
des=
b bereit, ein Moratorium zu bewilligen, das
ech durch produktive Pfänder geſichert werden müßte. Frank=
5 betrachte die Ruhrbeſetzung als ein ſolches Pfand und ſei
wegen nicht in der Lage, die Beſetzung aufzugeben. Dagegen
Te eine Aenderung der Beſetzungsmethoden möglich, falls die
Tſtellung des Widerſtandes erfolge und der militäriſche Schutz
Tanzöſiſchen techniſchen Kommiſſion nicht mehr notwendig
Tſollte,
Die finanziellen Forderungen Frankreichs werden abermals
auf 26 Milliarden Goldmark feſtgeſetzt unter der Vorausſetzung,
daß ſämtliche alliierten Kriegsſchulden, mit Ausnahme der
ame=
rikaniſchen Gurhaben, gegen Verrechnung der deutſchen C=Bons
geſtrichen werden.
Bereits aus dieſen vorläufigen Angaben iſt zu erſehen, daß
die Note ſo gut wie gar nichts Neues bringt, und alle
Voraus=
ſagen über beſtimmte poſitive Vorſchläge der franzöſiſchen
Regie=
rung fehlgingen. Im übrigen ſoll die Note in ſehr
freundſchaft=
lichem Tone gehalten ſein und natürlich über lang und breit die
Leiden und die Opferwilligkeit des franzöſiſchen Volkes ſchildern.
Ueber den Eindruck, den die Note auf engliſcher Seite hervorruft,
wird an zuſtändiger Stelle vorläufig jedes Urteil vermieden. Es
wäre jedoch keineswegs überraſchend, wenn ſich London trotz des
vollkommen negativen Charakters der franzöſiſchen Antwort auf
den Standpunkt ſtellen würde, daß die Grundlage für weitere
Verhtndlungen gegeben ſei. Damit hätte Poincaré den
eigent=
lichen Zweck ſeines gegenwärtigen Manövers, nämlich Zeit zu
gewinnen, erreicht. Die Schwierigkeiten zwiſchen Paris und
London liegen im übrigen in erſter Linie bei der rein
finanziel=
len Frage. Wenn eine Verſtändigung über einen
Schuldenaus=
gleich möglich wäre, ſo würden die engliſchen Bedenken
gegen die Rechtmäßigkeit der Ruhrbeſetzung ſehr
bald in den Hintergrund treten. Baldwin wird ſich nun darüber
entſcheiden, ob er eine ſofortige Einberufung des Miniſterrats
für notwendig hält, was vorläufig aber als wenig
wahrſchein=
lich gilt.
Die belgiſche Antwort.
Donnerstag Uebergabe in London.
Belgien für Fortſetzung der Verhandlungen.
Paris, 21. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Brüſſel teilt der „Etoile belge” mit, daß die belgiſche
Antwort Poincaré am Mittwoch abend
über=
reicht werden wird. Donnerstag werde die
Ueber=
gabe in London erfolgen. Die Antwort werde ſich mit der
Frage der belgiſchen Priorität beſchäftigen und daran erinnern,
was Belgien bisher an Reparationen erhalten habe. Was die
Ruhrbeſetzung und die Geſetzmäßigkeit der
Be=
ſetzung betreffe, ſo glaubt das Blatt zu wiſſen, daß die
bel=
giſche Regierung von neuem betonen werde, daß das
Ruhr=
gebiet für Belgien nur ein Pfand und ein
Druck=
mittel auf den Schuldner darſtelle. Die belgiſche
Ant=
wort werde ſich vor allem an die Tatſache halten, daß England
in der letzten Note zum erſten Male die Höhe deſſen feſtgehalten
habe, was es noch an Reparationen zu erhalten hoffe. Dieſe
Tatſache könne nach Anſichtder belgiſchen Regierung
die Fortſetzung der Verhandlungen möglich
machen. Das Blatt ſagt dann weiter, daß man in miniſteriellen
Kreiſen ſehr optimiſtiſch ſei und glaube, daß die Verhandlungen
weitergehen könnten.
Der Brüſſeler Berichterſtatter des Temps teilt über die
belgiſche Antwort mit, daß ſie am Montag abend noch nicht fertig
ausgearbeitet geweſen ſei. Man habe, das verdiene feſtgehalten
zu werden, in Brüſſel nicht die Hoffnung verloren, daß
es bezüglich der Regelung des Reparationsproblems zu einer
Einigung zwiſchen den Alliierten kommen werde.
Es wäre indeſſen völlig verfrüht, zu melden, worin die belgiſche
Antort beſtehen werde, da bezüglich ihres Inhalts noch keinerlei
Entſcheidung getroffen worden ſei.
Die Kopenhagener Konferenz.
Von
Dr. Gold.
Man kam begreiflicherweiſe nur mit ſehr geringen
Erwar=
tungen nach Kopenhagen. Die ungeheuerliche Zuſpitzung der
europäiſchen Lage war nicht für Friedensträume geſchaffen, und
der Regierungswechſel in Deutſchland, der am Tage vor der
Er=
öffnung der Konferenz eintrat, war ein Vorſpiel, das allen
interparlamentariſchen Verbrüderungsabſichten beſtenfalls nur
theoretiſchen Wert geben konnte. Wie einer der deutſchen
Red=
ner ſagte: Europa brennt, und wir hier ſollen uns mit der Frage
befaſſen, wie man ſich gegen zukünftige Feuersgefahren ſchützen
könne.
Die Erwartungen waren gering, aber, an ihnen gemeſſen,
iſt das Ergebnis dieſer drei Tage nicht ſo gehaltlos, wie man
befürchtete. Es muß anerkannt werden, daß der Rat der
inter=
parlamentariſchen Konferenz, der vor jeder dieſer Tagungen
zu=
ſammentritt und ihr Programm entwirft, ſeine Aufgabe
dies=
wal nicht ohne Mut und ohne Energie gelöſt hat. Man hat nicht
Vertuſchung geſucht und die Redner nicht gezwungen, nur in
Phraſen zu ſprechen. Nicht nur wurde das wichtige Problem
der nationalen Minderheiten unerſchrocken angepackt und ſo
be=
handelt, daß Deutſhland ſeine Beſchwerden vorbringen und ſeine
Vorbehalte machen konnte und die neuentſtandenen oder
neu=
bereichergen Randytgten Rede und Antwort ſtanden — ein
wich=
tiger Präzedenzſall und ein bedeutungsvolles Gebiet für die
Interparkamentarier, auf dem ſie dem Völkerbunde nachhelfen
oder auch entgegenarbeiten können! Noch intereſfanter wurde
die Tagung dadurh, daß auch die Abrüſtungs= und ſchließlich
die Reparztiensfrage zur Behandlung kam.
Erkennen ir es aufrichtig an: Deutſchland hat in dieſen
beiden Punkten in Kopenhagen die Offenſive, eine Offenſive des
Friedens, ergreifen können. Frankreich wurde zur
Verantwor=
tung gezogen. Es nützte den Franzoſen nicht viel, daß ſie dieſe
Konferenz zu hoykottieren verſuchten, indem ſie nur zwei
Ver=
treter gegenüber dem Zehn= und Fünfzehnfachen anderer
Natio=
nen zu ihr entſandten. Der eine dieſer Vertreter, Senator
Mer=
lin, hekom einigermaßen zu tun. Er hielt eine erſte Rede als
Er iderung auf die temperamentvollen und ſcharfen Anklagen
Dr. Qziddes gegen die Ruhrbeſetzung; da wurden noch die
gro=
ßen Töne der Poincorcſchen Politik, ſtrenge Einhaltung des
Vertrages, Ergreifung von Pfändern, militäriſche
Sicherhei=
ten uſw., angeſchlagen. In dieſer Rolle konnte er jedoch auf die
Dauer nicht verharren. Der deutſche Interparlamentarier Heile
gab ihm in einer ſcharfen Entgegnung zu verſtehen, daß
Deutſch=
land, wenn man ſich einmal auf eine internationale
Ausein=
anderſetzung einläßt, ſich mit leeren Prinzipien nicht abſpeiſen
laſſen würde, und daß man den franzöſiſch=deutſchen Konflikt
nicht erledigen kann, indem man die Ruhrfrage — was Herr
Merlin tat — totſchweigt.
Die franzöſiſch=deutſche Ausſprache wiederholte ſich und
er=
reichte ihren Höhepunkt, als am letzten Tage die Reparationen
zur Sprache kamen. Hier kamen die Minen, die in dieſer
Kon=
ferenz des Friedens von niemanden gelegt wurden und die doch
in ihr verborgen lagen, zum Springen. Im Rahmen mehrerer
Reſolutionen, die den Wunſch nach finanzieller und
wirtſchaftli=
cher Wiederaufrichtung Europas ausſprachen, legte der
Bericht=
erſtatter, der ſchwediſche Baron Adelswgerd, einen Text vor,
durch den ſowohl die einzelnen Regierungen wie auch der
Völker=
bund und die geſamte politiſche Oeffentlichkeit darauf
aufmerk=
ſam gemacht werden ſollte, daß nur auf internationalem Wege
und durch unparteiiſche Prüfung eine Ueberwindung des
bis=
herigen tödlichen Zuſtandes erhofft werden kann. England und
Amerika meldeten ſich in dieſer Frage zum Wort. Die
Ameri=
kaner machten einen geradezu ſenſationellen Eindruck, als ſie in
drei aufeinanderfolgenden, ſehr deutlichen und ſehr wuchtigen
Reden die Unhaltbarkeit der jetzigen Reparationspolitik, d. h.
der franzöſiſchen Politik, aufzeigten. Engliſche Vertreter hatten
bereits vorher verlangt, daß die Frage des Rheingebiets von
einer internationalen Kommiſſion ſtudiert werden müſſe. Und
ſie ſchloſſen ſich jetzt der Forderung an, daß zwiſchen Deutſchland
und Frankreich eine beiderſeitig gerechte Löſung gefunden
wer=
den müſſe. In dieſer Situation kam der meiſtbeachtete deutſche
Delegierte, Herr Loebe, zum Wort. Herr Loebe ſprach in der
Sache beſtimmt, in der Form und in der geſamten politiſchen
Atmoſphäre ſehr verſöhnlich. Er gab die Erklärung ab, daß
Deutſchland den Eintritt in den Völkerbund ſuchen werde, und
daß es den Tag herbeiwünſche, an dem eine Verſtändigung mit
Frankreich möglich wäre. Als der franzöſiſche Herr Merlin nun
wieder das Wort nahm, war er, ohne Uebertreibung geſagt, in
die Defenſive gedrängt worden. Er konnte in der demagogiſchen
Form, die er beherrſcht, wieder auf die Opfer und Verluſte
ſei=
nes Landes hinweiſen, aber er konnte es nicht wagen, der
vor=
geſchlagenen Reſolution des Kongreſſes ein Nein
entgegenzu=
ſetzen. Mit einer geringfügigen Aenderung wurde die
Reſolu=
tion einſtimmig angenommen.
So ging die Tagung auseinander. Frankreich hat aus ihr
erfahren, falls es das nicht ſchon wußte, daß es mit Deutſchland
verhandeln kann, wenn es den Weg dazu findet, und daß es ſich
einer überwältigenden internationalen Gegnerſchaft gegenüber
ſieht, wenn es dieſen Weg ablehnt.
Die Generalräte für Poincaré.
Paris, 21. Aug. (Wolff.) Die 28 Generalräte, die
geſtern, wie angekündigt, zuſammengetreten ſind, haben ſich
ſämtlich für die Außenpolitik Poincargs,
beſon=
ders für die Ruhrbeſetzung, ausgeſprochen. Wie Hadas aber
aus Moulins berichtet, haben die kommuniſtiſchen
Abge=
ordneten des Generalrats von Allier einen Antrag
ein=
gebracht, in dem gegen die Beſetzung des
Ruhr=
gebiets Einſpruch erhoben wird. Der Präfekt
inter=
venierte, wvonach der Antrag mit 14 gegen 10 Stimmen von der
Tagesordnung abgeſetzt wurde.
Mainz, 21. Aug. (Wolff.) Heute morgen wurde auf
dem Wege von der Druckerei nach der Reichsbank durch die
fran=
zöſiſche Geheimpolizei neu gedrucktes Geld in Höhe von 1,4
Mil=
liarden Mark beſchlagnahmt.
Kehl, 21. Aug. Auf Befehl der franzöſiſchen
Militär=
behörde haben 14 im Bahnhofsgebäude wohnende Familien ihre
Wohnungen räumen müſſen. Die Stadtverwaltung hat den
Fa=
milien Notohnungen zur Verfügung geſtellt.
Seite 2.
Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 22. Auguſt 1923.
Rummer 231.
Was wird geſchehen?
Betrachtungen des „Temps”
Paris, 21. Aug. (Wolff.) Die franzöſiſche Note
iſt heute vormittag 9 Uhr dem engliſchen
Geſchäfts=
träger in Paris übergeben worden.
Im Leitartikel gibt der Temps der Hoffnung Ausdruck,
daß die engliſche Diplomatie nicht den gleichen juriſtiſchen Match
beginnen werde und daß die Zeit der Dialektik mit der heutigen
franzöſiſchen Note abgeſchloſſen ſein werde. In dieſer Hoffnung
aber würden alle auf beiden Seiten des Kanals, die guten
Willens ſeien, die Frage aufwerfen:
Was wird jetzt geſchehen?
Die franzöſiſche Note enthalte drei Arten von Gedanken.
1. Man finde hier zunächſt die Gründe, die die Politik
Frankreichs Deutſchland gegenüber
recht=
fertigen.
2. Es ſeien in der Note Texte und die Tatſachen
aus=
geführt, die Punkt für Punkt die Beweisführung
der letzten engliſchen Note widerlegten.
3. Erinnere Poincaré daran, daß er die Grundlagen
einer völligen Löſung bereits umriſſen
habe.
Wieviel verlangt Frankreich?
Es verlange für ſeine Reparationen die Zahlungen, die
ins=
geſamt 26 Milliarden Goldmark gegenwärtigen Wertes
dar=
ſtellten. Frankreich werde ſeine darüber hinausgehenden
Forde=
rungen an Deutſchland nur in dem Maße geltend machen, in
dem es durch die Anforderungen ſeiner eigenen Gläubiger,
Eng=
land und die Vereinigten Staaten, gezwungen ſein werde.
Wie erwartet Frankreich bezahlt zu werden?
buches angezeigt und ſeine heutige Note könne ſich nur auf dieſes
Dokument, das das Datum des 10. Juni trage, beziehen.
Wie denke Frankreich ſich die Röglichkeit der Regelung des
Ruhrksnflikts?
Poincaré habe das bereits in ſeinen Konſtruktionen vom
10. Juni (Dokument Nr. 25 des letzten Gelbbuches)
ausge=
ſprochen. Die heutige Note könne auch in dieſem Falle ſich nur
auf dieſes Dokument beziehen.
Wenn man ſich die Grundlage, die die franzöſiſche Regierung
feſtgelegt habe, anſehe, ſo mache man alsbald zwei
Feſtſtel=
lungen. Zunächſt die, daß es überflüſſig ſei, noch einmal
zu ſprechen über die Feſtſetzung der deutſchen Schuld, über die darum die engliſche Regierung ſich nicht darüber äußern, ob ſie
Bewertung der Zahlungswilligkeit Deutſchlands uſw. Denn da
der franzöſiſche Anſpruch nicht unter 26 Milliarden herabgeſetzt
unter 14,2 Milliarden, ſo ſei es ſchon jetzt klar, daß der Betrag
der deutſchen Schuld ungefähr feſtſtehe. Er werde in der Nähe
von ungefähr 50 Milliarden Goldmark liegen vorbehaltlich der kunft geben werde,
amerikaniſchen Anſprüche, da niemand, mit den Vereinigten
Staaten angefangen, an der frühzeitigen Feſtſtellung der Peſſimiſtiſche Stimmung in britiſchen Kreiſen.
deutſchen Schuld ein Intereſſe hätte. Die zweite
Feſtſtel=
lung, die man mache, ſei folgende: Die einzig dringende Frage
ſei die, die Mittel der Barzahlung ausfindig zu machen. Wenn erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt: Die allgemeine
man ſich über die Mittel zur Ableiſtung der Reparationsſchuld / Stimmung in britiſchen Kreiſen bezüglich der
Aus=
grundſätzlich verſtändigen würde, und die angenehmſte Methode ſichten auf ein Uebereinkommen auf Grund der bevorſtehenden
blick der Ruhrkonflikt mitgeregelt.
angeregt?
Die Einnahmen aus der Ausbeutung der Eiſenbahn auf dem
linken Rheinufer, Erhebung der Zölle und ſchließlich die Be= lichen Verhandlungen und für das Ende der Entente ſelbſt,
ſchlagnahme eines Teils der ausländiſchen Deviſen, die durch und als wolle ſie nichts anderes, als die unbeſchränkte
Fort=
den Verkauf gewiſſer Exporterzeugniſſe einging n. Die franzöſiſche ſetzung der bisherigen zweckloſen Verhandlungen, bis Deutſch=
Regierung habe zweifellos bedauert, nicht glauben zu können,
engliſche Diplomatie über dieſes franzöſiſche Programm vom werde, daß die äußere Verſöhnlichkeit der Note die engliſchen
10. Juni noch nicht ausgeſprochen. Ebenſowenig habe das neue Kritiker der britiſchen Regierung ſtärken werde. Bevor die fran=
Miniſterium, ſeitdem es zur Macht gekommen ſei, einen Vor= zöſiſche und die belgiſche Note eingegangen und vom Kabinett
fragen, ob ſie, indem ſie ſich in Einzelheiten einlaſſe, bevor die wählt würde. Es könne jedoch nicht nicht erwartet
Grundſätze angenommen worden wären, damit einen Fortſchritt werden, daß die britiſche Regierung ihren und
der Diskuſſion herbeiführen würde.
auf eigene Verantwortung — wiſſen, daß die von
Frankreich eingeräumten Zahlungsmittel faſt alle einen gemein= aufgebe.
ſamen Zug hätten. Mit Ausnahme der
Naturalliefe=
rungen ſei jede dieſer Methoden geeignet, als Grund= gen immer ſtärker gewordene engliſche Peſſimismus ſcheint durch
lage für die Emiſſion von Wertpapieren, die durch gewiſſe Ein= die franzöſiſche Antwort auf die engliſche Note gerechfertigt zu
nahmen geſichert ſeien, zu dienen. Auf ein Eiſenbahnnetz, werden, die, obwohl ſie heute vormittag 9 Uhr dem engliſchen
deſſen Herſtellungskoſten durch die Entwertung der Mark voll= Geſchäftsträger in Paris eingehändgt wurde, bis zum Abend
kommen amortiſiert ſeien, auf Kohlenlieferungen und noch nicht in London eingetroffen iſt. Die franzöſiſche Botſchaft
auf regelmäßige Eingänge in Gold oder Dediſen
könnten marktfähige Papiere herausgegeben
wer=
den, die unter der Bedingung, daß die Pfänder geſichert ſeien,
bald an den Hauptplätzen der Welt einen Markt finden würden.
Deutſchland könnte ſo ſeine Schuld an Kapital bezahlen, und
zwar ziemlich raſch. Die Wertpapiere, die man an
Zahlungs=
ſtatt geben würde, könnten auch Vertrauen genug finden, damit
in den Ländern, in denen die Reparationen bisher durch innere
Anleihen finanziert wurden, die Bezieher dieſer Anleihe
ge=
neigt ſein könnten, ihre Obligationen gegen dieſe deutſchen
Wert=
papiere auszutauſchen. So dürfte man nach und nach zur
Ver=
wirklichung des Vorſchlages Avenol, den der
Temps ſchon früher empfahl, kommen.
Dieſer Vorſchlag beſteht darin, daß nach und nach
Deutſch=
land die Laſten der franzöſiſchen, belgiſchen und ſonſtigen
An=
leihen tragen würde, die zu Reparationszwecken ausgegeben
wor=
den ſeien. Der Temps gibt dann der Anſicht Ausdruck, daß,
wenn die neue deutſche Regierung dieſes Programm ſtudieren
und wenn ſie irgend einen gut abgefaßten Vorſchlag machen
würde, ſie viel dazu beitragen würde, nicht nur die Entſpannung
zu beſchleunigen, die Europa brauche, ſondern auch die
Geſun=
dung der deutſchen Finanzen einzuleiten.
Je mehr man die gegenwärtige Lage Deutſchlands ſtudiere,
deſto mehr käme man zu der Ueberzeugung, daß es Deutſchland
vollkommen unmöglich ſein würde, ſeine Währung zu
ſtabili=
ſieren und ſein Budget ins Eleichgewicht zu bringen, ſo lange
der Ruhrkonfli/t andquere. Vor allem müſſe die deutſche
Regie=
rung zu eine: Abzugchung mit ihren Gläubigern kommen. Den
Weg dazu habe er ider Temps) in feinen vorſtehenden
Ausfüh=
rungen wieder einmal gewieſen. Indeſſen müſſe anerkannt
wer=
den, daß der Weg noch durch zwei ziemlich ernſthafte Hinderniſſe
geſperrt ſei. In ſeinem Antwortentwurf an das Kabinett Cuno
vom 20. Juli ſchrieb Lord Curzon, daß es nötig ſei, irgend eine
Art internationaler Kontrolle über die Finanzverwaltung
Deutſchlands einzuſetzen. In Frankreich ſei man jetzt davon
überzeugt, daß eine derartige Kontrolle illuſoriſch wäre.
In
Poincaré habe das bereits in dem Stück 23 des letzten Gelb= Deutſchland erhebe man heftigen Einſpruch gegen dieſe Kontrolle
mit der Begründung, ſie trage zu der „Türkiſierung‟
Deutſch=
lands bei. Sollte darum nicht wenigſtens die engliſche
Regie=
rung auseinanderſetzen, was ſie unter einer internationalen
Kontrolie der deutſchen Finanzen verſtehe? Andererſeits findet
man in der Note Cunos vom 11. Auguſt im § 52 einige Sätze,
die folgendes zu bedeuten ſcheinen: Da England verſprochen
habe, die Vereinigten Staaten mit feſten, in Dollars erfolgenden
Jahreszahlungen zu zahlen, ſo müßte es von Deutſchland
Jahres=
zahlungen in Gold bekommen. — Nach dem Temps würde aber
dieſe Art der Bezahlung weniger praktiſch ſein, als die
Wert=
papiere, von denen er in ſeinen Ausführungen ſpreche. Könnte
daran feſthalte, nur in feſten Jahresraten und in Gold bezahlt
zu werden oder ob ſie auch entſprechend garantierte Wertpapiere
werden könnte, der belgiſche nicht unter 5 und der engliſche nicht annehmen würde? Der Temps gibt der Hoffnung Ausdruck,
daß, wenn eine engliſche Antwort auf die franzöſiſche Note
er=
folgen müſſe, ſie dabei über dieſe beiden wichtigen Punkte Aus=
in London war bereits am heutigen Vormittag im Beſitz eines
vollen Textes und weiß daher den Inhalt der Note früher als
das Foreign Office. Es wird heute ſchon ſoviel verraten, daß die
Note, wie vorausgeſagt, zwar in äußerſt höflichem Ton gehalten,
aber nicht das geringſte von wirklich konſtruktivem Wert enthält.
Poincaré gibt zu, daß die gegenwärtige deutſche
Zahlungsfähig=
keit gleich Null iſt und deshalb ein Moratorium für Deutſchland
notwendig iſt, während deſſen Frankreich darauf beſtehen müſſe,
produktive Pfänder in der Hand zu behalten. Das bedeutet
na=
türlich nach hieſiger Auffaſſung nichts anderes, als daß Frankreich
für unabſehbare Zeit, an der Ruhr zu bleiben gedenkt. Eine
Milderung der rigoroſen Form der Ruhrbeſetzung wird mit dem
Vorwand abgelehnt, ſie ſei zum Schutze der franzöſiſchen
Inge=
nieure und Eiſenbahner notwendig. Weiter ſoll in der Note,
allerdings auch wieder in höflichſtem Ton, geſagt ſein, Frankreich
werde ſeine eigene Politik, trotz aller Aenderungsvorſchläge
Englands fortſetzen.
Verſchärfte Verkehrsſperre.
Münſter, 21. Aug. (Wolff.) Anſcheinend zur
ſchärfe=
ren Durchführung der Verkehrsſperre wurden die
franzöſiſchen Truppen an der Oſtgrenze des
Einbruchs=
gebiets in den letzten Tagen erheblich verſtärkt. Zum
Teil werden Verſtärkungen nocherwartet. Die
Kon=
trolle wird äußerſt ſtreng und rückſichtslos
ge=
handhabt.
Wie einwandfrei feſtgeſtellt wurde, befinden ſich beim
fran=
zöſiſchen Infanterie=Regiment 150 in Weſthofen ſchwarze
Sol=
daten.
Witten, 21. Aug. (Wolff.) Das Eiſenwerk Höſch wurde
geſtern erneut beſetzt. Die Arbeiter ſind in einen 24ſtündigen
Proteſtſtreik getreten.
Hungerblockade in Gelſenkirchen.
Gelſenkirchen, 21. Aug. (Wolff.) In Rotthauſen
haben die Franzoſen die Beſitzer von
Kartoffel=
landam Ausgraben von Kartoffeln mit der
Begrün=
dung gehindert, daß die Kartoffeln beſchlagnahmt
feien. Es herrſcht in der Bevölkerung große Erregung.
Verhaftungen durch die Belgier.
Paris 21. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Aachen hat die belgiſche Kriminalpolizei geſtern in der Nähe
von Aachen weitere Verhaftungen von Mitgliedern
der Organiſation Menden vorgenommen. Bei einem
gewiſſen Neuhauſen, Mitglied des Germanigordens, iſt ein
Alphabet beſchlagnahmt worden, das einen Schlüſſel für die
Ab=
zeichen darſtellt, die die Mitglieder gewiſſer Organiſationen
tragen.
London, 21. Aug. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
ſofort zum Teil anwenden könnte, ſo wäre in demſelben Augen= Note Poincarés ſei geſtern keineswegs optimiſtiſch, eher
ſei ſie peſſimiſtiſch geweſen. Die Rede des franzöſiſchen
Premierminiſters in Charleville ſei vollkommen unnachgiebig ge=
Welche Mittel der Bezahlung aber hat Poincars am 10. Juni weſen, und es ſei kax, daß die franzöſiſche Regierung beſtrebt
ſei, in den Augen der Welt jeden Schein zu vermeiden, als ſei
ſie verantwortlich für die etwaige Einſtellung der
augenblick=
land kapituliere oder zuſammenbreche. Dieſe Taktik ſei geſchickt
daß die gegenwärtige Lage es ihr geſtatte, dieſe Anregungen in und verſtändlich. Sie brauche Baldwin, Curzon und ihre
Kol=
ihrer heutigen Note weiter zu entwickeln. Habe ſich doch die legen nicht ſcheu zu machen, wenn auch in Paris angenommen
ſchlag gemacht. Die franzöſiſche Regierung müſſe ſich daher erwogen würden, könne nicht geſagt werden, weiche Politik
ge=
den amerikaniſchen Gedanken einer wiſſenſchaft=
Der Temps will indeſſen — und zwar wird behauptet, lichen Neufeſtfetzung der deutſchen
Zahlungs=
fähigkeit durch eine unparteiiſche Sachverſtändigenkommiſſion
* London, 21. Aug. (Priv.=Tel.) Der in den letzten Ta=
Streſemann und die Deutſche Volkspartei.
Berlin, 21. Aug. (Wolff.) Die Reichsgeſchäftsſtelle der
Deutſchen Volkspartei teilt mit: Die deutſchnationale Preſſe weiſt
darauf hin, daß bei der Abſtimmung über das Vertrauensvotum
für das Kabinett Streſemann 20 Mitglieder der Fraktion der
Abſtimmung über das Vertrauensvotum ferngeblieben ſeien, und
ſchließt daraus auf eine ſtarke Oppoſition in der Fraktion der
Deutſchen Volksartei gegen die große Koalition unter Führung
Streſemanns.
Die „Nationalliberale Korreſpondenz”, der Preſſedienſt der
Deutſchen Volkspartei, bemerkt dazu folgendes: Die Zahl von
20 fehlenden Abgeordneten iſt dadurch errechnet worden, daß auch
alle Abgeordneten der Deutſchen Volkspartei gezählt worden ſind,
die wegen der bekannten Schwierigkeiten im beſetzten Gebiet
und aus Krankheit oder aus ſonſtigen Gründen an der Tagung
des Reichstags überhaupt nicht teilgenommen haben. Für die
übrigen Mitglieder der Reichstagsfraktion der Deutſchen
Volks=
partei, die nicht an der Abſtimmung teilgenommen haben, gilt
das, was bereits in der „Nationalliberalen Korreſpondenz”
Nr. 72 vom 17. Auguſt parteioffiziell feſtgeſtellt worden iſt,
näm=
lich, daß ihr ernbleiben von der Abſtimmung nicht als Proteſt
gegen die Reubildung der Regierung auf der Grundlage der
großen Koalition unter der Kanzlerſchaft Streſemanns aufgefaßt
werden darf, vielmehr war Streſemann dazu durch den
einſtim=
mig gefaßten Beſchluß der Fraktion ermächtigt. Diejenigen
Mitglieder der Fraktion der Deutſchen Volkspartei, die der
Stimmabgabe ferngeblieben ſind, wollten dadurch lediglich zum
Ausdruck bringen, daß ſie nicht mit der Beſetzung des Kabinetts
in allen Einzelheiten einverſtanden ſind. Es trifft auch nicht zu,
daß ſich alle Landwirte der Fraktion der Stimmabgabe enthalten
haben.
* Ein Frauenleben von heute.
Wir Frauen brauchen in dieſer Zeit manchmal eine
Herz=
ſtärkung. Und eine ſolche haben wir, wenn wir ſehen, wie eine
Mitſchweſter, die vielleicht noch übler dran iſt wie wir —
körder=
lich noch ſchwächer und der Not noch mehr preisgegeben —, ſich
mit einer Kraft und Entſagungsfreudigkeit durchgekämpft hat,
die vorbildlich genannt werden darf. Eine ſolche ſtille Heldin
wurde am 11. Auguſt von einer großen Schar Leidtragender zur
letzten Ruhe geleitet. Als einzige Tochter (nach drei Söhnen)
eines der höchſten Juſtizbeamten Darmſtadts 1848 geboren, war
es ihr nicht an der Wiege geſungen worden, welch ſchweres Alter
ihr einſt beſchieden ſein würde. Sorglos und glücklich wuchs ſie
auf in einem großen, ſchönen Familien= und Freundeskreis, den
ihr warie3 Herz in treuer Liebe umſchloß und der zeitlebens
ihre größte Freudenquelle war. Selten kam ſie über Heſſens
Grenzen ᛋnaus, deſto beſſer kannte ſie die geliebte Heimat und
deren Ee hichte, fühlte ſich als echte Darmſtädterin ihrem
Für=
ſtenhaufe innig verbunden, und wenn jemand „von auswärts”
nicht genan Beſcheid wußte, wann jene Prinzeſſin geboren und
wie die rinz zum Hofe ſtand, ſo konnte ſie das ſehr
miß=
fällig be:ren. Für die Geſchichte der eigenen Familie war ihr
Intereſſ; eſonders rege. In mehreren Heften hat ſie
Familien=
erinne
en aufgeſchrieben, die dem ſpäteren Geſchlecht von
noch gr” rein Werte ſein werden, als ſie es den jetzt Lebenden
ſchon ſur
. — Schon lange vor dem Kriege zwangen traurige
Verhä!;;e ſie, eine Erwerbsquelle zu ſuchen. Anfangs fand
ſie diefe Schreiben, ſpäter in Handarbeiten, in denen ſie
Mei=
ſterin i a. Und je größer die Not in den letzten Jahren wurde,
deſto reicer entfalteten ſich die Schätze ihres Innern. Nie
jam=
merte ſie über den Umſchwung der Verhältniſſe. Trotz großer
körperliche: Schwachheit und vieler Schmerzen, die ihr als
ſchwe=
rer Prüfſtein auferlegt waren, hat ſie allezeit ihr feſtes
Gottver=
trauen und ihren mutigen Lebenswillen behalten. Von der
für=
ſorgenden Liebe einer jüngeren Freundin umhegt, war ihr Heim
der Mittelpunkt eines großen Freundeskreiſes. So beſcheiden
ihre Mittel — für andere hatte ſie immer noch etwas übrig, und
es war rührend, wie ſie nie allein etwas Gutes genießen wollte,
das ihr zuteil geworden. Ihre Gaſtfreundſchaft war geradezu
bibliſch. In einer Zeit, wo andere, die es tauſendmal beſſer
konnten, ängſtlich ihre Türen ſchloſſen, fanden ſelbſt die Freunde
ihrer Freunde noch einen Platz an ihrem Tiſch. Kam man mit
Kummer und Sorgen zu ihr, ſo war ihre Anteilnahme ſo wahr
und warm, ihr Zuſpruch ſo aus dem Herzen kommend, daß
nie=
mand ungetröſtet von ihr ging. Und oft folgte in den nächſten
Tagen noch ein Briefchen, das bekundete, wie ſie die Sorgen der
Freunde zu ihren eigenen gemacht hatte. — — Von früh bis ſpät
waren die gsſchickten kleinen Hände tätig. Um Kohlen zu ſparen,
arbeitete ſie morgens ſchon mehrere Stunden im Bett, und bis
zum ſpäten Abend flog die Nadel oder das Schiffchen, mit dem
ſie ihre berühmten ſchönen Spitzen arbeitete, durch die feinen
Finger. Dabei verlernte ſie in der Trübſal dieſes heutigen
Da=
ſeins nie, ſich einer guten Stunde zu freuen. Wie konnte ſie mit
Kindern fröhlich ſein! Noch kurz vor ihrer letzten Erkrankung
hatte ſie ſich Kinder eingeladen und ſpielte, die Heiterſte von
allen, das Poſt= und Reiſeſpiel mit ihnen. Trotzdem ſich ihr
Leben in den letzten Jahren faſt nur innerhalb ihrer vier Wände
abſpielte, waren ihre geiſtigen Intereſſen immer gleich lebendig
geblieben, und es war ihr eine große Entbehrung, daß ſie ſich
den Genuß eines guten Buches nicht mehr ſo oft gönnen konnte,
weil eben jede Stunde der Arbeit gehörte.
Ein raſches, ſanftes Ende ſchloß dieſes Frauenleben, das in
kleinem Nahmen große, edle Züge trug. Viel Liebe hat ſie geben
und empfangen dürfen, und unauslöſchlich bleibt ihr Bild allen
denen, die den Blick ihrer klugen und gütigen Augen mit ihrem
ſtrahlenden Glanze je geſehen. Nun darf ſie ruhen von all der
Mühe und Arbeit ihres Lebens in einer beſſeren Welt, wo kein
Leid ſie mehr treffen kann. Sie hat uns gezeigt, wie man die
Worte von Glaubensfreudigkeit und Geduld, Nächſtenliebe und
Pflichtgefühl in die Tat umſetzt.
Wir wollen von ihr lernen.
E. F.
* Der Heimatsgedanke an unſeren Univerfitäten.
Die Liebe zur Heimat und die Kenntnis der Heimat hat ſich
in den letzten Jahren ſehr verbreitert und vertieft, und es iſt ein
geſunder Zug, daß wir gerade in den Jahren der Not uns enger
an die Heimat anſchließen als das Höchſte und Teuerſte, was
uns geblieben. Rührige Vereine, die Theater, die Schulen
wett=
eifern miteinander in dieſer Betonung der Heimatskunde. Wie
iſt es aber mit unſeren Hochſchulen? Folgen auch ſie, die an der
Spitze unſerer Bildung marſchieren, dieſer tiefgehenden
Strö=
mung? Darauf gibt Friedrich Prüſer in einem Aufſatz der
Zeitſchrift „Niederſachſen” eine intereſſante Antwort. Er hat die
Vorleſungsverzeichniſſe der Hochſchulen aus dem letzten
Viertel=
jahrhundert durchgearbeitet und ſtellt feſt, daß zu Beginn dieſes
Zeitraums die Betonung des Heimatlichen auf den Univerſitäten
ſtark zurücktritt. Viele Hochſchulen kümmern ſich um dieſes
Ge=
biet überhaupt nicht. Wo ſich aber äußerlich das Heimatliche in
beſonderen Vorleſungen zeigt, da dient es meiſt rein praktiſchen
Zwecken, ſo auf dem Gebiete des Rechts und der Theologie, wo
man die angehenden Juriſten und Geiſtlichen mit der
Entwicke=
lung des Rechts und der Kirchengeſchichte in dem betreffenden
Landesteil bekannt macht. In der Gegenwart aber iſt das ganz
anders geworden. Die Beſinnung auf die Heimat in unſerem
ganzen Geiſtes= und Kulturleben hat auch auf die Hochſchulen
eingewirkt, aber in den verſchiedenen Gegenden Deutſchlands iſt
die Anteilnahme ſehr verſchieden. Die Führerſchaft haben
Süd=
deutſchland und Sachſen. In München allein gibt es zwei
Profeſſuren für bayeriſche Geſchichte, außerdem Vorleſungen und
Uebungen über die Mundarten Bayerns, und ſowohl an der
Univerſität wie an der Techniſchen Hochſchule iſt die bayeriſche
Volkskunde vertreten. Auch in Leipzig beſchäftigt man ſich
eifrig mit der Geſchichte der Heimat; es wird regelmäßig über
ſächſiſche Geſchichte geleſen, und es gibt ſogar ein eigenes
Semi=
nar für ſächſiſche Geſchichte. Unter den 9 Univerſitäten hat
beſon=
ders Köln eine ſtarke heimatliche Note, mehr als Frankfurt,
was wohl durch das ausgeprägte Stammesbewußtſein der
rheini=
ſchen Bevölkerung zu erklären iſt. Hier wird über rheiniſche
Ge=
ſchichte, über rheiniſche Sprach= und Literaturwiſſenſchaft geleſen
und auch die rheiniſche Volkskunde berückſichtigt; beſonders
ge=
pflegt wird die Wirtſchafts= und Verkehrsgeographie der
Rheinlande.
Auch die eigentlichen preußiſchen Univerſiäten haben ſich
all=
mählich dem Heimatgedanken erſchloſſen. Am deutlichſten iſt dies
der Fall bei den Hochſchulen in der gefährdeten Oſtmark und auf
niederdeutſchem Boden, am wenigſten bei den in der Mitte des
Staates gelegenen Univerſitäten, die aber durch Betonung der
univerſal preußiſchen Note auch Heimatdienſt tun. Sehr fleißig
wird der Heimatgedanke in Münſter kultiviert. Hier gab es
im Winterſemeſſer 1922/23 Vorleſungen über weſtfäliſche Kirchen=
und Heimatgeſchichte, Uebungen zur Verfaſſungs= und
Rechts=
geſchichte Weſtfalens. In Kiel beſteht eine außerordentliche
Profeſſur für niederdeutſche Sprache, in der die Volkspoeſie
Schleswig=Holſteins und die Volkskunde der Provinz
hauptſäch=
lich gepflegt wird; auch über ſchleswig=holſteiniſche
Landes=
geſchichte wird häufig geleſen. In der Pflege des niederdeutſchen
Heimatgedankens ſteht die neue Univerſität Hamburgvoran. Da
wurden im letzten Winterſemeſter mittelniederdeutſche
Gramma=
tik, plattdeutſche Sprache und niederdeutſche Literatur behandelt.
In Roſtock gibt es ſogar eine ordentliche Profeſſur für das
Niederdeutſche. Die niederſächſiſche Landesuniverſität
Göttin=
gen iſt in der Pflege des Heimatgedankens gegenüber den
an=
deren Univerſitäten des niederdeutſchen Sprachbodens
zurück=
geblieben. Im vorigen Winterſemeſter gab es eine Vorleſung
über niederſächſiſche Kirchengeſchichte und mittelniederdeutſche
Uebungen. Prüſer fordert daher „mehr Heimatkunde für unſere
niederſächſiſche Landesuniverſität”, ſo Vorleſungen über
nieder=
ſächſiſche Volkskunde, über niederſächſiſche Geſchichte,
niederſäch=
ſiſche Wirtſchaftskunde uſw. Er ſtellt als vorbildlich Marburg
hin, wo heſſiſche Volkskunde, ortsgeſchichtliche Uebungen auf
heimatlicher Grundlage und ähnliches ſeit langem betrieben
wird. Noch heute aber ſtehen die deutſchen Univerſitäten in der
Berückſichtigung der Heimatkunde und Heimatpflege gegen die
Hochſchulen der Schweiz und Oeſterreich zurück.
Rummer 231.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Auguſt 1923.
Seite 3.
Deutſchlands innerpolitiſche Lage.
Notverordnungen.
Berlin, 21. Aug. (Wolff.) Die Reichsregierung
zuerſt die ſozialdemokratiſchen und die übrigen Koalitionsführer,
von ihren Abſichten in Kenntmis zu ſetzen und ihre
Be=
ſchlüſſe ſodann in Notverordnungen umzuſetzen,
zu deren Ausarbeitung unverzüglich geſchritten werden ſoll. Sie
ſchon morgen und mit ſofortiger Wirkſamkeit
veröffent=
licht werden können.
Schaffung eines Oeviſenfonds.
Berlin, 21. Aug. Wie das Berliner Tageblatt wiſſen
will, ſtand im Vordergrund der geſtrigen Beratngen des
Reichs=
kabinetts die Frage der Aufbringung eines
Deviſen=
fonds, der zum Ankauf von Lebensmitteln im
Auslande und zur Durchführung einer neuen
Markſtützungsaktion dienen ſoll. In
Sachverſtändigen=
kreiſen ſei man der Auffaſſung, daß etwa 200 bis 500 Millionen
Goldmark zu dieſem Zveck notwendig ſeien.
Ueber die Frage der Schaffung eines Deviſenfonds habe
bereits am Samstag eine Ausſprache zwiſchen dem
Reichs=
kanzler und Vertretern des Reichsverbandes der deutſchen
Induſtrie ſtattgefunden, wobei die Induſtriellen erklärt
hätten, ſie ſeien bereit, zu der Schaffung eines Deviſenfonds
zu ihrem Teil beizutragen.
Weitere Beratungen mit Vertretern der Landwirtſchaft
und des Handels ſollen in den nächſten Tagen ſtattfinden.
Außer der Frage der Deviſenbeſchaffung ſeien in der geſtrigen
Kabinettsſitzung die Kohlen= und die Transportpreiſe
erörtert worden. Auch über verſchiedene wichtige
Steuer=
probleme ſei geſprochen worden. Ueber die geſamten
bevor=
ſtehenden wirtſchaftlichen und finanziellen Maßnahmen werde
der Reichskanzler im Hauptausſchuß des Reichstages, der für
Donnerstag einberufen iſt, ausführliche Mitteilungen machen.
Ein Appell an den Beſitz!
TU. Berlin, 21. Aug. Ueber den Inhalt der
Notverord=
nung zur Schaffung eines Deviſenfonds waren Lishsi beſtimmte
Einzelheiten nicht zu erfahren. Die Beratungen des
Reichskabi=
netts tparen, wie es in der Natur dieſer Sache Liegt, vertraulich.
Es kann aber doch ſchon jetzt geſagt werden, daß zu
diktato=
riſchen Maßnahmen geſchritten werden wird, wenn, wie
man hört, der zunächſt beabſichtigte Appeil an den Beſitz zur
Ablieſerung ſeiner verfügbaren Deviſenbeſtände ohne
befriedigen=
des Ergebnis bleibt. Die Regierung iſt feſt entſchkoſſen, auf der
einen Seite die Mark zu ſtützen, auf der anderen Seite das
An=
wachſen unſerer Schulden aufzuhalten.
Die Wirtſchaftskreiſe und das Kabinett Sixeſemann.
TU. Berlin, 21. Aug. Vor verſchiedenen Seiten werden
bereits Aeußerungen laut, die Reichsregierung beabſichtige außer
den ſoeben vom Reichstag angenommenen Steuergeſetzen noch
andere tieſe Eingriffe in das Wirtſchaftsleben vorzunehmen, ohne
ſich mit den Führern der Wirtſchaft ſelbſt in Verbindung zu
ſetzen.
Hierzu bemerkt die Zeit, daß ſolche Angaben nicht gemacht
werden können, wo doch die enge Verbindung des Reichskanzlers
Dr. Streſemann mit den führenden Männern aller
Wirtſchafts=
kreiſe Deutſchlands bekannt iſt. Wir können daher mitteilen, daß
vorausfichtlich am Mittwoch vormittag, jedenfalls vor
Bekannt=
gabe der Notverordnung, Vertreter der deutſchen Wirtſchaft vom
Reichskanzler empfangen und gehört werden ſollen. Zur Frage
der Steuerleiſtung bemerkt das Blatt: Es erſcheint wenig
glück=
lich, daß einzelne Induſtrie= und andere Wirtſchaftsverbände, wie
Vertreter der Landwirtſchaft jetzt bereits mit Erklärungen an die
Oeffentlichkeit kommen, daß ſie nicht imſtande ſeien, die neuen
Steuern zu tragen. Man ſollte in jenen Kreiſen nicht vergeſſen,
daß die Steuergeſetze in ihrer rohen Form vom Reichstag mit
einer an Einſtimmigkeit grenzenden Mehrheit angenommen
wor=
den ſind. Alle Zweige der Wirtſchaft haben ſich damals bereit
erklärt, ihren vollen Anteil der Laſten zu tragen. Es geht alſo
nicht an, daß man bereits, wo die erſte Spannung überwunden
zu ſein ſcheint, hie und da Klagen über die Unmöglichkeit der
Steuerſüllung ertönen läßt.
Sollmann über Sachſen und Bayern.
* Berlin, 21. Aug. (Priv.=Tel.) Der neue
Reichsinnen=
beabſichtigt, heute nachmittag die Führer der Parteien, und zwar miniſter Sollman empfing heute einen Mitarbeiter des Berliner
Tageblatts, dem er über die gegenwärtige politiſche Lage unter
anderem erklärte: eine völlige Geſundung der Verhältniſſe kann
nur von einer währungs= und wirtſchaftspolitiſchen Seite
kom=
men. Bebrohlich ſar die Lage während der erſten Tage nach dem
Amtsantritt im neuen Reichskabinett in Teilen des
Frei=
ſollen derart beſchleunigt werden, daß dieſe Nowerordnungen ſtaates und der Praginz Sachſen. Dieſe
Verhält=
niſſe bildeten den Gegenſtand einer Ausſprache zwiſchen dem
Reichskanzler und dem ſächſiſchen Miniſterpräſidenten Dr.
Zeig=
ner und mir. Die Unterhaltung hat gezeigt, daß die ſächſiſche
Regierung den Willen und die Macht hat, gegen ungeſetzliche
Handlungen unverantwortlicher Elemente einzuſchreiten.
Ten=
denzmeldungen ſind nur dazu geeignet, der deutſchen Wirtſchaft
im Auslande ſchweren Schaden zu bereiten. Schon jetzt
befürch=
tet die Leipziger Meſſe eine ſtarke Schädigung ihres
Auslandsge=
ſchäfts, weil die Tendenzmeldungen ausländiſche Beſucher von
der Meſſe fernhälten könnten. Dabei braucht nicht geleugnet zu
werden, daß in der Tat Ausſchreitungen vorgekommen ſind.
Ge=
gen Knüppelhelden helfen nur ſcharfe Mittel, zumal meiſt junge
Leutte den Terror ausüben, und nicht etwa die am meiſten
notlei=
denden Familienväter. Da aber mit Unruhen alles nur
verſchlech=
tert wird, muß der beſonnene Teil der Arbeiterſchaft dafür
ſor=
gen, daß die Unruheſtifter zurückgedrängt werden. Es war wohl
auch die Politik der ſächſiſchen Regierung, den Einſatz der
vol=
len Staatsgewalt nur als letztes Mittel zu gebrauchen. Gegen
die jetzigen Unruhen in den Ländern kann ich nicht in dem
Um=
fange einzuſchreiten, wie es vielfach verlangt worden iſt. In
je=
dem Einzelfalle habe ich mich mit den beteiligten
Länderregierun=
gen in Verbindung geſetzt und zur Berichterſtattung
aufgefor=
dert. Die Vorgänge werden im Reichstag noch eingehend
erör=
tert werden.
In Bahern ſcheint man dem ſozialdemokratiſchen
Innenmi=
niſſer beſonderes Mißtrauen entgegenzubringen. Es iſt nicht ganz
erſichtlich, ob ſich dieſes Mißtrauen gegen die Perſon oder die
Partei des neuen Reichsinnenminiſters richtet. Perſönlich wäre
zu ſagen, daß ich aus dem jetzt hayeriſchen Koburg ſtamme, lange
in Süddeutſchland un 25 Jahre im Rheinland gelebt habe.
Der Reichstunenminiſter hat über die Durchführung der mit
großer Mehrheit beſchleſienen Reichsverfaſſung zu wachen, wenn
aber in baderiſchen Zeitungen davon geſprochen wird, daß
nun=
mehr nezte zentraliſtiſche perimente lommen würden, ſo iſt von
ſolchen Plänen im Reich”fanen==erium nichts bekannt. Der
neue Reichsinnenminiſter bai F jähr ſeiner Tätigkeit im
Rheinland die Erhaltung her Eangei ½a2 Peiches zum wichtgſten
politiſchen Ziel geſetzt. Diefes wi= jetzt ſo bleiben. Man
ſollte in Bayern die neue Regiext nicht mit Mißtrauen und
Nerboſität begrüßen, ſendern ihr Zeit zur Tätigkeit laſſen. Die
deutſchnationale Preſſe ſteht zu dem neuen Kabinett in
Oppoſi=
tion, was zu ertragen wäre. Sonderbar aber berührt es, daß
auch ernſt zu nehmende deutſchnationale Zeitungen, trotz der
Er=
innerung an die Ermordung Erzbergers und Rathenaus, die
of=
fene Mordhetze der deutſchvölkiſchen und nationalſozialiſtiſchen
Blätter gegen den Reichskanzler und den einen oder anderen
ſeiner Mitarbeiter auf die leichte Schulter nehmen und
Maßnah=
men gegen ſolche Auswüchſe der Journaliſtik verſpotten. Der
Reichsminiſter des Innern wird entſprechend der am 10. April
erlaſſenen Verordnung, alle Zeitungen, die zu Gewaltätigkeiten / 2. Körperſchaftsſteuervorauszahlung.
aufreizen, rückſichtslos verbieten.
Bagern und das Reich.
* München, 21. Aug. (Priv.=Tel.) Der Baheriſche
Ku=
rier, das Organ der Bayeriſchen Volképartei, beſchäftigt ſich
heute unter der Ueberſchrift „Die bayeriſche Regierung und das
neue Reichskabinett” mit den Beziehungen zwiſchen Berlin und i lungen) aufgerechnet werden.
München und ſchreibt am Schluß, daß Bayern gut daran tun
werde, die tatſächlichen politiſchen Maßnahmen des
gegenwärti=
gen Reichskabinetts einmal abzuwarten. Auch die Kritiker des
bayeriſchen Kabinetts würden gut tun, ihr Urteil zu verſchieben.
Verſchärfung des Konflikts in der Reichsdruckerei.
* Berlin, 21. Aug. (Prib.=Tel.) Der Konflikt zwiſchen
dem Reichsbankdirektorium und dem Betriebsrat hat ſich geſtern
in unerwarteter Weiſe verſchärft, ſo daß nunmehr mit weiteren
Maßnahmen des Buchdruckerperſonals in der Reichsdruckerei
und der Angeſtellten in der Reichsbank ſelbſt gerechnet werden
muß. Die Spitzenorganiſationen ſind bereits zu einer
Konfe=
renz zuſammengetreten, und es wird beabſichtigt, in der
Reichs=
druckerei ſowie unter den Angeſtellten der Reichsbank eine
Ab=
ſtimimung darüber herbeizuführen, ob die Belegſchaften auf die
abgelehnte Vermittlungsaktion des Reichsarbeitsminiſteriums
mit der Einſtellung ihrer Tätigkeit antworten ſollen oder nicht.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Auguſt.
Vaterländiſche Pflicht!
Vom Landesfinanzamt Darmſtadt wird uns geſchrieben:
Die jüngſt vom Reichstag verabſchiedeten und bereits in Kraft
getretenen neuen Steuergeſetze vom 11. Auguſt 1923 bezwecken,
dem Reich die ſo dringend notwendigen größeren Geldmittel in
kürzeſter Friſt zuzuführen. Es iſt deshalb vaterländiſche
Pflicht eines jeden, die für die neuen Abgaben vorgeſehenen
nächſten Zahlungsfriſten, 25. Auguſt 1923 und 1. September 1923
(ſiehe die kürzliche Vekannimachung der Finanzämter) auf das
genaueſte einzuhalten und die ſchuldigen Abgaben
unaufge=
fordeit rechteitig bei den Kaſſenſtellen einzuzahlen.
Jede Säumnis und Nachläſſigkeit der Steuerpflichtigen in dieſer
Hinſicht verurſacht nicht nur den ohnedies ſchon ſehr ſtark
über=
laſteten Finanzämtern eine erhebliche Mehrarbeit, die im
Inter=
eſſe des Gemeinwohls unter allen Umſtänden zu vermeiden iſt,
ſondern bat auch ſchwere finanzielle Schädigungen der
Steuer=
pflichtigen ſelbſt zur unausbleiblichen Folge. (Verzugszinſen
und Verzugszuſchläge.) So hat jeder Säumige bei verſpäteter
Zahlung für jeden angefangenen halben Monat des Rückſtandes
noch einen Zuſchlag in Höhe des vierfachen Betrages der
ge=
ſchuldeten Steuer zu gewärtigen. Dieſer Verzugszuſchlag, der
neben der Steuer zu entrichten iſt, beläuft ſich beiſpielsweiſe in
der dritten Woche des Rückſtandes, auf das achtfache, in der
ſiebenten Woche auf das 16 fache des geſchuldeten Betrages. Die
Steuerpflichtigen tun daher gut, die ſchuldigen Beträge ſofort
bei den zuſtändigen Kaſſen einzuzahlen und mit ihrer Entrichtung
nicht bis zum letzten Tage zu warten, um auf alle Fälle den
vorerwähnten Weiterungen zu entgehen. Bargeldloſe
Zahlung iſt zur Vermeidung eines unerwünſchten Andrangs
bei den Haſſen dringend zu empfehlen, jedoch iſt dabei auf
früh=
zeitige Veranlaſſung und auf genaue Bezeichnung der gezahlten
Schuldigkeit (Einkommenſteuervorauszahlung,
Körperſchafts=
ſteuervorauszahlung, Umſatzſteuervorauszahlung, Rhein=Ruhr=
Abgabe, Betriebsabgabe, Goldmarkabgabe der Landwirtſchaft)
ſowie auf genaue Angabe des Namens und Wohnorts des zah=,
lenden Steuerpflichtigen zu achten.
Bis ſpäteſtens 25. Auguſt 1923 ſind fällig:
1. Einkommenſteuervorauszahlung.
a) Ein Gewerbetreibenden, Handwerker, der für 1922 80000
Mark Einkommenſteuer zu entrichten hat, zahlt — 80 000 X
400 — 8000000 Mk.
4
b) Ein Landwirt, der für 1922 100 000 Mk. Einkommenſteuer
zu entrichten hat, zahlt — 100 000 X 400 — 10 000 000 Mk.
c) Ein Geſchäftsmann, ein Landwirt, der nach ſeinem
Ge=
ſchäfts(Wirtſchafts)abſchluß vor 1. Juli 1922 (alſo z. B.
1. Januar 1922, 1. April 1922) 40 000 Mk. Einkommenſteuer
zu entrichten hat, zahlt 40 000 X 1600 — 16 000 000 Mk.
4
Gehalts=, Lohnempfänger, Rentner und Angehörige freier
Berufe ſind von den erhöhten Vorauszahlungen befreit.
Dieſe hatten bis zum 15. Auguſt 1923 die einfachen
Voraus=
zahlungen zu leiſten. Ein Beamter, der außer ſeinem
Steuer=
abzug noch 4000 Mk. Einkommen, ein Rechtsanwalt oder ein
Arzt, der 4000 Mk. Einkommenſteuer zu entrichten hat, hatte am
15. Auguſt 1923 — 4000 — 1000 Mk. zu zahlen.
4
Die körperſchaftsſteuerpflichtigen Erwerbsgeſellſchaften
(Aktiengeſellſchaften, G. m. b. H. uſw.), deren Vorauszahlungen
auf die Körperſchaftsſteuer nach dem 30. Juni 1923 fällig werden,
haben bi3 zum 25. Auguft 1923 das 600 fache der bisherigen
Vorauszahlungen zu leiſten, worauf die am 15. Auguſt 1923
be=
seits entzichieten Beträge (35 fache der bisherigen Vorauszah=
Die Erwerbsgeſellſchaften, die ihr Wirtſchafts (Geſchäfts)jahr
1921/22 vom 31. März 1922 bis zum 30. September 1922
abge=
ſchloſſen haben und die bis zum 15. Auguſt 1923 das 100 fache
der bis dahin zu leiſtenden Beträge zu entrichten hatten, haben
bis zum 25. Auguſt 1923 das 16 fache der bis zum 15. Auguſt 1923
fällig geweſenen Beträge (100 fache der bisherigen Beträge) zu
zahlen.
3. Rhein=Ruhr=Abgabe.
Es hat zu zahlen:
a) Fall 1a — 2X 8000 000 — 16 000 000 Mk.
b) Fall 1b — 2X 10000 000 — 20 000 000 Mk.
() Fall 1c — 2X 16000 000 — 32 000 000 Mk.
Gehalts= und Lohnempfänger, Rentner und Angehörige
freier Berufe, deren geſamtes ſteuerbares Einkommen im
Kalenderjahr 1922 mehr als eine Million Mark betragen hat,
zahlen das 100 fache ihrer regelmäßigen Vorauszahlungen. Z. B.
ein Prokuriſt, ein Rechtsanwalt, ein Arzt, der im Kalenderjahr
* Berühmte Bilderdiebſtähle.
Der Aufſehen erregende Bilderdiebſtahl in der Lenbach=
Galerie, der ſo raſch ſeine Aufklärung gefunden hat, ruft die
Erinnerung an andere Bilderdiebſtähle wach, die noch in viel
höherem Maße die Welt in Atem gehalten haben. Der
berühm=
teſte Bilderdiebſtahl, der wohl je vorgekommen iſt, war der
Diebſtahl der Mona Liſa, des koſtbarſten Werkes des Pariſer
Louvre, deſſen Einzelheiten noch heute nicht vergeſſen ſind,
ob=
wohl der Weltkrieg ſeitdem ein ganz neues Zeitalter
herauf=
geführt hat. Ein phantaſtiſcher Italiener wußte das
unvergleich=
liche. Meiſterwerk Leonardos aus dem Muſeum
herauszuſchmug=
geln, und es bedurfte einer abenteuerlichen Jagd der Detektive,
bis man ſchließlich in Florenz dem Verbrecher, der mit ſeinem
Schatze nichts anzufangen wußte, die koſtbare Beute abjagte.
Bei ſo einzigartigen Kunſtwerken iſt ja überhaupt der Verkauf
eine Unmöglichkeit, und deshalb ſtehlen ſchlaue Diebe ſolche
Wunderwerke der Kunſtgeſchichte nur, um ſich die hohe
Beloh=
nung zu erwerben. Dies war der Fall bei einem anderen
welt=
berühmten Bilderdiebſtahl, dem eines der ſchönſten Gemälde
von Gainsborough, dem Porträt der Herzogin von
Devonſhire. Dieſer Raub hat ein Vierteljahrhundert die
Kunſt=
freunde in Spannung gehalten und fand dann eine überraſchende
Aufklärung. Die Kunſthandlung Agnew hatte im Jahre 1870
das Werk des engliſchen Großmeiſters der Malerei für 217000
Mark gekauft und in ihrem Ausſtellungsſaal ausgeſtellt. Als im
Mai des Jahres der Portier eines Morgens den Saal aufſchloß,
entdeckte er, daß das große Bild, von deſſen Schönheit ganz
London ſprach, verſchwunden war. Nur der vergoldete Rahmen
hing noch an Ort und Stelle; die Leinwand war
heraus=
geſchnitten. Trotz der hohen Belohnung, die ausgeſetzt wurde,
gelang es nicht, des Diebes habhaft zu werden. Nach
jahrzehnte=
langem Suchen gab man ſchon jede Hoffnung auf. Die
ameri=
kaniſche Detektivfirma Pinkerton ſetzte aber in der Stille ihre
Bemühungen fort, nachdem Anhaltspunkte dafür vorhanden
waren, daß das Bild nach Amerika gebracht worden ſei. 1901
gelang die Wiederentdeckung unter den merkwürdigſten
Umſtän=
den. Der Dieb des- Bildes war ein internationaler Spieler,
der ſich ſchließlich dadurch verriet, daß er einem Gefährten das
große Geheimnis, das er mehr als 30 Jahre bewahrt hatte,
preisgab. Er war die ganze Zeit mit dem koſtbaren Bild, das
in einem falſchen Boden ſeines Koffers verborgen war, durch
die Welt gereiſt. Da das Gemälde für ihn keinen Wert hatte,
ſo gelang es leicht, indem man ihm Strafloſigkeit und
Still=
ſchweigen über ſeine Perſönlichkeit zuſicherte, in den Beſitz des
Werkes zu kommen. Er erhielt ſogar die Belohnung ausgezahlt.
Das Bild, für das auf dieſe Weiſe eine ungeheure Reklame
ge=
macht worden war, wurde dann ſpäter von Agnew für eine
Rieſenſumme an Pierpont Morgan verkauft. Ein nicht minder
romantiſches Schickſal hatte ein Hauptwerk von Fra Angelico,
eine Darſtellung des jüngſten Gerichtes, das von dem
Reſtau=
rator Motti in Mailand für den geringen Preis von 2500 Skudi
an das Britiſche Muſeum verkauft wurde. Auf der Ueberfahrt
nach London erlitt das Schiff, das das Bild mit ſich führte,
Schiffbruch, und es ſchien für immer in den Wellen begraben.
Da erfuhr einige Jahre ſpäter der Kunſthändler Ponzoni in
Genua, daß ſich bei einem Seemann ein altes Gemälde befände,
das dieſer aus den Wellen aufgefiſcht hatte. Der Mann hatte
den goldenen Rahmen auf dem Meere hin= und herſchaukeln
ſehen und das Ding an Land gebracht. Er hatte das Bild bei
ſich aufgehängt und bewahrte es nur wegen des kurioſen
Vor=
falls; von ſeinem Wert hatte er keine Ahnung. Ponzoni erwarb
den ſtark beſchädigten Fra Angelico, der auch in dieſem Zuſtand
noch für eine große Summe verkauft wurde. Manch aufregende
Abenteuer wurden in früherer Zeit durch die ſtrenge Kontrolle
der amerikaniſchen Regierung hervorgerufen, die keine geheimen
Bilderverkäufe geſtattete. So wollten die Mönche einer
vene=
zianiſchen Kirche einen wundervollen Tizian verkaufen und
eine Kopie an ſeine Stelle ſetzen, was man im Dunkel der Kirche
nicht ſo bald merken konnte. Bei Nacht und Nebel war man
dabei, den Umtauſch vorzunehmen, als plötzlich die Polizei
ein=
drang. Der Händler, der ſeinen guten Ruf bedroht ſah, ſchnitt die
koſtbare Leinwand reſolut aus dem Mauerbalken, der ſie durch
Jahrhunderte getragen, hängte die Kopie an die Stelle und,
während die Polizei ſich Eingang verſchaffte, rollte er das echte
Bild zuſammen und brachte es unter ſeinem Mantel verſteckt
glücklich heraus.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
„Dreiundzwanzig neue Droſte=Briefe”
erſchei=
nen demnächſt in einer numerierten Vorzugsausgabe bei dem
bekannten Stuttgarter Verlag Walter Hädecke. Es war bekannt,
daß die Erben der Annette von Droſte=Hülshoff noch eine
An=
zahl Familienbriefe der Dichterin zurückgehalten hatten. Dem
Herausgeber der unlängſt im gleichen Verlage erſchienenen
Droſte=Ausgabe, Dr. Manfred Schneider, mußte ebenſo wie dem
Verlag daran liegen, durch Veröffentlichung jener letzten Briefe
den Schlußſtein zu den geſamten Droſte=Publikationen zu legen.
Er hat nunmehr das alleinige Verfügungsrecht, und es iſt nicht
daran zu zweifeln, daß dieſe bisher unbekannten Briefe überall
das größte Intereſſe erregen werden.
* Eine abenteuerliche Rettung aus dem Abgrund. Die
abenteuerliche Errettung eines bei einem Autounglück in einen
tiefen Abgrund Geſtürzten wird von einem Augenzeugen im
Matin ausführlich geſchildert. Der Gerettete iſt der einzige
Ueberlebende einer furchtbaren Kataſtrophe, die ſich bei der
Napoleon=Brücke von Saint=Sauveur in den Pyrenäen ereignete.
Eine Geſellſchaft von 23 holländiſchen Touriſten, die Lourdes
beſucht hatten, ſtürzte mit dem Kraftomnibus, in dem ſie die
Reiſe machten, den ſteilen Abhang herunter und wurde in den
reißenden Strom geſchleudert, der under der Brücke fließt,
wäh=
rend der Wagen an den Felſen in Stücke zerſchmettert wurde.
Nur ein Einziger wurde augenſcheinlich durch die toſenden
Waſſer hindurch in das Gebüſch an der anderen Seite des
Ab=
grundes geſchleudert. Dadurch wurde die Stärke des Falles
gemildert, und von dieſem Fleck aus rutſchte der bewußtloſe
Körper bis auf einen Felsvorſprung, der wenige Fuß aus dem
Waſſer herausragte. Da kein Zugang zu dem Abgrund an
dieſer Stelle vorhanden iſt, ſo ſchickte man Kraftwagen nach dem
nächſten Dorf, um Leitern und Seile holen zu laſſen. Aber dieſe
erwieſen ſich als nutzlos; es durfte jedoch keine Zeit verloren
werden, wenn man die Rettung des Unglücklichen verſuchen
wollte. Und ſo entſchloß ſich denn um 11 Uhr nachts ein junger
Elektriker namens Hourcadet, bei dem unſicheren Licht eines
halben Dutzend Autolampen an einem ſchwankenden Seil ſich
300 Fuß herabzulaſſen, bis er in der tiefen Schlucht über dem
ſchäumenden, toſenden Gebirgsſtrom ſchwebte. Mit großem Mutz
und Geſchicklichkeit erreichte er die Felsklippe, auf der der
Ver=
unglückte lag, und ſtellte feſt, daß er noch am Leben, aber
voll=
ſtändig bewußtlos war. Er teilte dies durch Signale der
Rettungsmannſchaft oben mit und meldete zugleich, daß es
un=
möglich ſei, den Mann während der Nacht emporzuziehen. Man
ließ daher mit Seilen Rum und ein Bettuch herab, und
Hour=
cadet flöſte, auf der ſchmalen Klippe ſtehend, von Waſſer umtoſt,
dem Bewußtloſen einige Tropfen ein, verband ſeine ſchwerſten
Wunden und hüllte ihn für die Nacht in das Tuch. Am Morgen
wurde ein Flaſchenzug herbeigebracht und eine Hängematte an
drei Seilen herabgelaſſen; in dieſer wurde der Verunglückte
lang=
ſam heraufgezogen und dann in einem Krankenwagen
fort=
gebracht. Er hat einige ſchwere Brüche erlitten, iſt aber ſonſt
ohne Schaden aus der furchtbaren Lage gerettet worden.
* Er weiß, was ſich ſchickt. Talleyrand, der große Diplomat,
war ſelbſt ein hervorragender Kenner des Zeremoniells. Aber
er wurde in der ſtrengen Beobachtung des äußeren Anſtandes
noch durch ſeinen Kammerdiener übertroffen. Dieſer leiſtete das
Höchſte an „gutem Ton”, als ſein Herr zum Fürſten von
Bene=
vent ernannt worden war. Er richtete nämlich an Talleyrand an
dem Morgen, an dem die Ernennung veröffentlicht worden war,
die folgende Frage: „Belieben Euer Durchlaucht heute denſelben
Frack anzuziehen, den Euer Ez” lenz geſtern getragen haben?
1922 insgeſamt 2000 000 Mk. Einkommen hatte und danach
490 000 Mk. Einkommenſteuer ſchuldet, hat 490000 X 100 —
12250 000 Mk. Rhein=Ruhr=Abgabe zu entrichten. 4
Die körperſchaftsſteuerpflichtigen Erwerbsgeſellſchaften haben
die Rhein=Ruhr=Abgabe je nach Geſchäftsabſchluß am 25. Auguſt
1923 zu zahlen. In dieſer Hinſicht wird auf die kürzliche
Be=
kanntmachung der Finanzämter verwieſen.
Jede nähere ſachdienliche Auskunft, die möglichſt mündlich
einzuholen iſt, erteilen die Finanzämter.
— Zu beſetzen ſind ab 1. Oktober 1923 die Stellen eines
geſchäfts=
leitenden Oberjuſtizinſpektors bei den Amtsgerichten Gießen, Friedberg
und Hirſchhorn. Bewerbungen ſind bis zum 10. September 1923 bei
dem Juſtizminiſterium einzureichen.
— Ausſtellung Deutſche Kunſt 1923 in Darmſtadt. Noch vor
Eintritt der großen Geldentwertung wurden folgende
Verkäuf=
abgeſchloſſen: Eine Serie von 9 Radierungen und zwei
Feder=
zeichnungen von Adolf Schinnerer aus München; „Die Straße‟
Oelbild von Hans Nolpa aus Auerbach; 4 kleine Terrakotta=
Figuren von Alfred Lörcher aus Stuttgart (zum zweiten Male).
Der jetzige Goldmarkſtand hat weitere Verkäufe unmöglich
ge=
macht, den guten Beſuch der Ausſtellung jedoch nicht beeinfluſſen
können. Der hat im Gegenteil ſogar in den letzten Tagen einen
erneuten Aufſchwung, beſonders ſeitens auswärtiger Beſucher
genommen, da auch der Eintrittspreis mit 50 000 Mark
verhält=
nismäßig gering geſtellt iſt. Die Mathildenhöhe und das
Rhein=
tor werden nicht mehr lange geöffnet bleiben. Es empfiehlt ſich
für jeden, der es bisher verſäumt hat, den Beſuch bald
nachzu=
holen.
v. II.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Die beiden letzten
Auffüh=
rungen des „Hartleben”=Abends finden Mittwoch und Donnerstag ſtatt.
Für Freitag und Samstag ſind die Aufführungen „Meiſterboxer”, und
für Sonntag zum letzten Mal „Der Wauwan”, mit Bruno Harprecht
in der Titelrolle, vorgeſehen.
X Die Winterſpielzeit des Heſſiſchen Landestheaters wird
am 9. September mit einer vollſtändigen Neuinſzenierung des
„Roſenkavalier” von Richard Strauß im Großen Haus eröffnet.
— Die Mietanmeldungen für bisherige Mieter
auf die Spielzeit 1923/24 im Heſſiſchen Landestheater
können bis zum 25. Auguſt im Grünen Foyer (Eingang
Weſt=
ſeite des Großen Hauſes) erfolgen. Entgegen anderslautenden
Auskünften wird darauf hingewieſen, daß jeder der bisherigen
Mieter, der ſeine Miete beibehalten will, dies der Mietabteilung
mitteilen muß.
— Die Liga zum Schutze der deutſchen Kultur hat zum Rhein= und
Ruhrabwehrampf neuerdings wieder verſchiedene Verlagsſachen
heraus=
gebracht und zwar ein Plakat „Hände weg vom Ruhrgebiet!” Rhein=
und Ruhrbilderbogen und als Sonderheft die Auguſtnummer der
Liga=
zeitſchrift.
e. Stadtmiſſion. Am Freitag abend um 8½ Uhr ſpricht
Landes=
jugendpfarrer Zentgraf auf Grund ſeiner eigenen Erlebniſſe über
das Thema: „Gott und der Krieg”
Jedermann, vor allem die
Mitglieder der evangeliſchen Jugendgemeinſchaft Darmſtadt, ſind
herz=
lichſt eingeladen. — Die Philadelphia=Konferenz am Mittwoch, den 29.
ds. Mts., beginnt vormittags 9½ Uhr. Das erſte Referat hält
Pre=
diger Held, an das ſich eine freie Ausſprache anſchließt. Am
Nach=
mittag um 3 Uhr und abends um 8½ Uhr redet Oberlehrer Weller=
Frankfurt, unter dem Schriftſtellernamen Werner Eckart weithin
be=
kannt, in einem einleitenden 2. Referat und einem
Evangelifationsvor=
trag. Der Zutritt iſt jedermann möglich.
— Märtyrer. Helden des Glaubens und der Heimattreue, die Opfer
ihrer Ueberzeugung geworden ſind, hat es von jeher im Rheinland be
ſonders viele gegeben. Namentlich die evangeliſche Bevölkerung der
Südweſtecke unſerer Provinz hat in der Vergangenheit ſchwere
Verfol=
gungszeiten erlebt. Dorthin, nach Lampertheim lädt der Heſſiſche
Haupt=
verein des Evangeliſchen Bundes zu ſeiner diesjährigen
Jahresver=
ſammlung für den 25. bis 27. Auguſt ein. So ſollen die Spuren des
deutſch=evangeliſchen Martyriums der Vergangenheit Kraft und
Glauben für das der Gegenwart ſtärken. Die ganze Tagung ſteht
un=
ter dem Zeichen des Lutherliedes, mit dem er die erſten evangeliſchen
Märtyrer, zwei in Brüſſel wegen der neuen Lehre verbrannte Mönche
begrüßte: „Ein neues Lied wir heben an‟. Das iſt das Geſamtthema
für die große evangeliſche Volksverſammlung am
Sonntag, den 26. Auguſt, nachmittags 1½= Uhr: Ein neues Lied:
1. von deutſch=evangeliſcher Nor (Rechtsanwalt Schwörer=Mainz, z. Zt.
Darmſtadt); 2. von deutſch=evangeliſchem Troſt (Profeſſor Pfannmüller=
Darmſtadt); 3. von deutſch=evangeliſcher Tat (Pfarrer Berck=Roßdorf),
Auf die große Volksverſammlung folgt am Sonntag abend eine Be
grüßungsverſammlung mit Anſprachen der Behörden. Der Montag
vor=
mittag vereinigt zu einer Abgeordneten= und Mitgliederverſammlung,
in deren Mittelpunkt der Vortrag des Pfarrer Berger aus König i. O
ſteht: „Stehen wir vor einer neuen Gegenreformation?” Je größer die
Not der Zeit, deſto ſtärker das Bedürfnis enger zuſammenzurücken. Die
Lampertheimer Tagung des Heſſiſchen Hauptvereins des Evangeliſchen
Bundes wird in all die Hunderte von Zweigvereinen, die Tauſende von
Mitgliedern des Bundes das Gefühl hineintragen, daß keine Vaterlands=
und Glaubensnot ſo groß iſt, brüderliches Zuſammenſtehen und
leben=
diger Gottesglaube werden ihrer Herr werden! Alle Evangeliſchen des
Heſſenlandes, namentlich auch die evangeliſchen Vereine, ſeien darum zu
dieſer Tagung eingeladen. Anmeldungen, auch zum Uebernachten, ſind
umgehend an Pfarrer Eckel=Lampertheim zu richten.
— Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V., Darmſtabt.
Wander=
abteilung. Die angekündigte Wanderung für den 19. Auguſt I. J.
fand, wenn auch der Himmel ein unfreundliches Geſicht machte,
pro=
grammäßig ſtatt. Der Zug 6.18 Uhr vormittags brachte 51 Teilnehmer
nach Weinheim. Kaum ausgeſtiegen öffnete der Himmel auf kurze Zeit
ſeine Schleuſen. Die frohe Wanderſtimmung, die Platz gegriffen hatte,
konnte dadurch nicht beeinträchtigt werden. Der Weg führte durch das
alte Städtchen nach dem Geiersberg, weiter durch herrlichen Wald nach
Ober=Flockenbach. Hier wurde die Wanderſchar von einem ganz
gehöri=
gen Guß überraſcht und demgemäß eingeweicht. Trotzdem ging es wohl
gemut weiter nach Altenbach zur Mittagsraſt und zum Kleidertrocknen.
Beim Aufbruch lachte die Sonne freundlich, doch nach einer kleinen
Wegeſtunde wurden die Wanderer, es war in Petersthal, abermals be
goſſen. Nach kurzem Aufenthalt ging es weiter nach dem Neckar. Dor
angekommen war raſch ein Platz für Badegelegenheit gefunden und ein
erfriſchendes Bad genommen. Um 5 Uhr war die Geſellſchaft in
Hei=
delberg. Das Schloß wurde kurz beſichtigt. Die verbleibende Zeit
wurde zur Leibesſtärkung benutzt. Mit der üblichen Zugverſpätung
konnte um 8 Uhr die Heimreiſe angetreten werden. Schön wars doch!
—
Auf die am Freitag, den 24. Auguſt, abends in der Turnhalle
ſtatt=
findende Spieler=Hauptverſammlung wird hingewieſen.
— Der Kriegerverein veranſtaltet Sonntag, den 26. ds. Mts., einen
Familienſpaziergang nach Nieder=Ramſtadt und lädt hierzu ſeine
Mit=
glieder nebſt Angehörigen ſowie Freunde und Gönner des Vereins ein.
Abmarſch pünktlich ab Tierbrunnen, Nieder=Ramſtädter Straße.
Ein=
kehr in Nieder=Ramſtadt im „Schützenhof”. Daſelbſt Konzert, Tanz,
Kinderbeluſtigungen.
Abendkonzerte im Platanenhain. Das für heute abend 4/,8 Uhr
an=
geſagte Promenadenkonzert im Platanenhain wird mit einem
verſtärk=
ten Orcheſter ausgeführt. Herr Obermuſikmeiſter Mickley hat hierzu die
Leitung übernommen und wird ein gut ausgeſuchtes Programm zum
Vortrag bringen. (Siehe Anzeige.)
— Orpheum. Der außergewöhnliche Erfolg und die freundliche
Aufnahme, welche das Gaſtſpiel des „Neuen Operettentheaters”,
Frank=
furt a. M., hier gefunden haben, läßt eine Wiederholung wünſchenswert
erſcheinen. — Es finden demzufolge dieſe Woche wieder drei Gaſtſpiele
ſtatt, und zwar am nächſten Freitag, Samstag und Sonntag mit der
Operette „Die tolle Lola”, in der gleichen, glanzenden Rollenbeſetzung.
(Siehe Anzeige.)
— Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchufſes der
Pro=
binz Starkenburg am Mittwoch, den 22. Auguſt 1923, vormittags 10 Uhr
1. Antrag des Kreisamts Offenbach a. M. auf Entziehung der
Wirt=
ſchaftskonzeſſion der Frau Johanna Stoll, geb. Kuppinger, zu Neu=
Iſenburg, Frankfurter Straße 3. 2. Den Trödelhandel des Theodor
Heß zu Bensheim, Lammertsgaſſe; hier: Antrag des Kreisamts
Bens=
heim auf Unterſagung des Gewerbes. 3. Geſuch des Johannes Held in
Darmſtadt um Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft im Hauſe
Bleichſtraße 45. 4. Geſuch des Heinrich Wagner zu Offenbach a. M. um
Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft mit Branntweinausſchank
im Hauſe Großer Biergrund 9.
* Export deutſcher Schäferhunde nach Amerika. Die deutſchen
Schäferhunde haben im Kriege infolge ihrer ausgezeichneten Leiſtungen
als Sanitäts= und Kriegshunde Weltruf erlangt. Sie erfreuen ſich
be=
ſonders bei den Amerikanern wachſender Beliebtheit und werden daher
in großer Anzahl ſowohl von Händlern als auch von Amerikanern, die
in ihre Heimat zurückkehren, herübergebracht. So brachte allein der
United States Lines Dampfer „Preſident Arthur” von Bremen nad
Neu=York bei ſeiner letzten Ankunft dreißig deutſche Schäferhunde mit.
Ein weiterer Anreiz zum Export dieſer Tiere liegt darin, daß die Preiſt
für dieſelben in Deutſchland bedeufend niedriger ſind als in Amerika.
7
n. Ferienſtrafkammer. Der zweier Einbrüche und eines einfachen
Diebſtahls, angeklagte 27jährige, bisher unbeſtrafte Schloſſer Johann
Poſauner aus Groß=Gerau iſt geſtändig und wurde zu insgeſamt
1 Jahr 4 Monaten Gefängnis, abzüglich 7 Monaten Unterſuchungshaft
verurteilt. Er hatte im November v. Js. gemeinſam mit dem dortigen
Schloſſer Adam Hey und einem Mädchen (das bei der Tat Wache hielt.
nächtlicherweile mittels Einſteigens uſw. Gebäude in den Obſtplantagen
der Konſervenfatrik Heiveria gebüündert. Die Veute wurde zu einer
Hehlerin geſchaf”, daſelbſt ver eilt und verſteckt, auch gab die letztere
Mitſchuldige noch Pfeffer hex, um die Fährte für Polizeihunde zu
ver=
wiſchen. Trotzdem geſang die Ermittelung, und das Verfahren richtet
ſich außer P. gegen mehrere Andere, die infolge der jetzigen
Verkehrs=
lage vorerſt hier nicht zur Verantſvortung gezüges werden konnten.
Neben dem gemeinſamen Einbruch hatte P. an gl=ige= Stelle noch allein
einbrecheriſch gewirkt und ferner ein Jahr zuvo= mehrere Hühner aus
einem offenen Stall entwendet. — Die unter Ausſchluß der
Oeffentlich=
keit geführte Verhandlung gegen zwei Frauen E. und K. aus Seeheim
wegen verſuchten Verbrechens nach § 218 ScG.P. endigte mit
Verurtei=
lung zu mehrmonatiger Gefängnisſtrafe, wobei mildernde Umſtände
zu=
gebilligt wurden. — Verworfen wurße die Berufung des
ſchöffengericht=
lich wegen Betrugs zu 7 Monatenr Gefüngnis verurteilten Hilfsarbeiters
Richard Schäfer aus Offenbach. Er iſt verheiratet, hatte aber ein
Lie=
besverhältnis und ſchwindelte Kleider des betreffenden Mädchens bei
deren früherer Vermieterin aus, um ſie für ſich zu Geld zu machen. —
Beſtätigt wurde in einem weiteren Berufungsfall die je 8 Monate
Ge=
fängnis betragende ſchöffengerichtliche Strafe der jugendlichen Arbeiter
D. und K. von hier. Es handelt ſich um zwei Einſteigdiebſtähle von
Bargeld und Butter aus einer hieſigen Wohnung. Angeblich ſoll Not
der damals erwerbsloſen Angeklagten der Anlaß geweſen ſein, doch
wußten ſie nichts Beſſeres zu tun, als die erlangte Beute bezw. deren
Erlös in den Kino zu tragen. Sie erreichten in zweiter Inſtanz nur,
daß man in Anbetracht ihrer dermaligen feſten Beſchäftigung den
be=
dingten Strafaufſchub befürworten will.
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Partei, Ortsvereir
Darmſtadt. Nächſten Donnerstag, den 23. d. M., abends 8 Uhr,
fin=
det im Parteilokal, Waldſtraße 45, eine Vorſtandsſitzung der
Gruppe der Beamten und Arbeitnehmer ſtatt. Alle
Vorſtandsmitglie=
der werden eingeladen.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei
Zimmerplatz Haury wie Feierabend=Saal ſind für heute Abend
ver=
geben. Bei guter Witterung wird wieder ein gemütlicher Spaziergang
unternommen, zu dem ſich die Mitglieder um 8 Uhr am Zimmerplatz
treffen.
Parlamentariſches.
— Dem Landtage ſind folgende Anfragen zugegangen:
1. Die Abgg. Hattemer und Hofmann=Seligenſtadt (Ztr.) fragen betr.
Erteilung von Freifahrſcheinen für Ausgewieſene zum Beſuche des
Got=
tesdienſtes an: Durch die Gewaltmaßnahmen der Franzoſen ſind
hun=
derte von Familien aus dem beſetzten Gebiete ausgewieſen worden. Die
Vertreibungen von Haus und Heimat gehen weiter, und zwar aus dem
Grunde, weil dieſe Volksgenoſſen dem Vaterlande die Treue bewahren.
Die Familien werden vielfach unter den nur erdenklichſten Schikanen, un
ter Zurücklaſſung ihres geſamten Vermögens und ihrer geſamten
Woh=
nungseinrichtung ausgewieſen. Die Ausgewieſenen werden zunächſt in
den einzelnen Kreiſen des unbeſetzten Gebietes untergebracht, und wird
da für deren leibliches Wohl geſorgt. Es iſt aber bei der Zuteilung
der Ausgewieſenen nach den verſchiedenſten Gemeinden nicht möglich, ſie
ſo unterzubringen, daß ſie auch ihren religiöſen Verpflichtungen
nach=
kommen können. Viele Ausgewieſenen haben deshalb ſtundenweit zu
laufen oder größere Strecken zu fahren, um wenigſtens an den Sonn
tagen den Gottesdienſt oder den Religionsunterricht beſuchen zu können
Es gehört aber zur Aufgabe des Reiches, nicht nur darauf Bedacht zu
nehmen, die Ausgewieſenen materiell ſchadlos zu halten, ſondern ihnen
auch die Befriedigung ihrer religiöſen Bedürfniſſe zu ermöglichen.
Wir fragen deshalb an: Iſt die Regierung bereit, mit allen
Mit=
teln bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß den Ausgewieſener
und deren Familienangehörigen Freifahrſcheine gegeben werden, damit
ſie den Gottesdienſt und den Religionsunterricht beſuchen können, und
daß in ſolchen Fället, wo es notwendig wird, für die Ausgewieſenen
ein beſonderer Gottesdienſt oder Religionsunterricht eingerichtet, die
entſtehenden Koſten vom Reich übernommen werden
2. Abg. Blanck (Ztr.) fragt an: In Nr. 90 des „Freier Heſſe=Bauer”
vom 31. Juli 1923 wird in einem mit „Si taeuiſſes philoſophus
man=
ſiſſes” überſchriebenen Artikel feſtgeſtellt, daß der
Kommunalverbands=
ausſchuß Mainz in ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen habe, den ſcheidenden
Herren des Kommunalverbandes für treue Dienſte eine Gratifikation, die
einer Summe von 5517 Doppelzentnern Umlagefrucht (1 Drittel)
gleich=
kommt, zu bewilligen.
Ich frage an: 1. Hat der Kommunalverbandsausſchuß Mainz die
Berechtigung, über eine derartige Summe, die doch die Allgemeinheit
ge=
zahlt hat, zugunſten einer kleinen Gruppe, vereinigt im
Kommunalver=
band Mainz, zu verfügen? 2. Iſt die Regierung gewillt, dieſen Beſchluß
des Komunalverbandsausſchuſſes Mainz rückgängig zu machen und dieſe
Summe zur Brotverbilligung des Kommunalverbandsbezirks Mainz=
Oppenheim=Bingen zu verwenden? 3. Welche Maßnahmen gedenkt die
Regierung zu unternehmen, um einer ähnlichen Geldverſchwendung des
Kommunalverbandsausſchuſſes vorzubeugen?
+ Arheilgen, 19. Aug. Anläßlich der heutigen feierlichen
Einfüh=
runtg des Präſidenten der evangeliſchen Landeskirche Heſſens, des Herrr
Prälaten D. Dr. Diehl, in der Stadtkirche zu Darmſtadt, wurden hier,
wie allerorts, die Glocken geläutet. Auch beteiligten ſich hieſige
Ein=
wohner in großer Zahl an der Darmſtädter Feier. — Der hieſigen evan
geliſchen Gemeinde ſind von der ſchwediſchen Samariterhilfe 1 500 000
Mark überwieſen worden, die zum größten Teile der Kleinkinderſchule
Zurzeit ſind hier die Herren
Bür=
zur Verfügung geſrellt wurden.
germeiſter Jung und Gemeindeeinnehmer Traſer beurlaubt.
Erſterer wird durch Herrn Gemeinderat Spengler, letzterer durch Herrn
Bürgermeiſtereioberſekretär Laroche vertreten. — Auch hier fanden in
letzterer Zeit wöchentlich mehrmals Paß=und Grenzkontrollen
durch franzöſiſche, meiſt berittene Truppen ſtatt. Bei Beanſtandungen
wurden die Betroffenen der Beſatzungsbehörde vorgeführt und mi
Strafe belegt.
C. Eberſtadt, 21. Aug. 35 ausgewieſene Familien, mit
über 100 Kopfen, ſind, trotz der auch hier herrſchenden Wohnungsnot
hier untergebracht worden. — Die meiſten hieſigen Fabrikbetriebe ſind
zur Einführung der Kurzarbeit übergegangen. — Eine allerletzte
Brotmarkenausgabe erfolgt demnächſt; die Brotmarken haben
dann nur ſolange Gültigkeit, bis die noch vorhandenen Mehlbeſtände des
Kommunalverbandes aufgebraucht ſind. — Die neu gegründete Muſiker
Vercinigung hat ſich den Namen „Muſik=Vereinigung Edelweiß
zuge=
legt. Sie wird demnächſt mit einem Konzert an die Oeffentlichkeit
treten.
- Birkenau i. O., 20. Aug. Diebſtahl. In einer hieſigen
Ziegelei wurden für über eine Million Latten geſtohlen. Alle
Nachfor=
ſchungen nach dem Dieb waren bis jetzt vergebens.
0- Crumſtadt, 21. Aug. Die Franzoſen haben in unſerem
zum beſetzten Gebiet gehörigen, aber ſeither von Franzoſen unbelegten
Orte, Quartier für mehrere Mann und einen Offizier gemacht.
Offen=
bar handelt es ſich um die Unterbringung einer Grenzwache.
r. Babenhauſen, 21. Aug. Der Polizei=und
Schutzhunde=
verein Babenhauſen und Umgegend, Mitglied des R.V. P.H.,
hatte am vergangenen Sonntag, den 19. ds. Mts., auf dem Exerzierplatz
eine Polizeihunde=Vorführung, die ſich eines regen
Be=
ſuches zu erfreuen hatte. Vormittags war das Wetter dem Ausarbeiten
fremder Spuren leider nicht ſehr günſtig, dagegen konnten nachmittags
die Gehorſamsübungen und Mannarbeit bei heiterem Himmel mit
ſtar=
kem Erfolge durchgeführt werden. Von den 10 Hunden, die durchweg
ganz Vorzügliches leiſteten, erhielten allein 9 das Prädikat „ſehr gut”
Mit dem 1. Preis bewertet wurde der deutſche Schäferhund „Lux”,
Be=
ſitzer und Führer Herr Hch. Schmidt=Offenbach. Die hier gut bekannten
Schäferhündinnen „Della und Dora von Heckengarten”, Beſitzer und
Führer die hieſigen Herren Oberwachtmeiſter Kaufmann und Pforr,
er=
hielten einen 5. bezw. 8. Preis. Alle ſportlichen Veranſtaltungen
ver=
liefen dank der bewährten, umſichtigen Leitung des 1. Vorſitzenden Herrn
Polizeihauptmanns. Horſt in würdiger, ruhig=ſachlicher Weiſe. Als
Richter waren die Herren Polizeiaſſiſtent Kramer=Frankfurt a. M. und
Polizeiwachtmeiſter Mähnert=Offenbach a. M. tätig. Im Mittelpunkte
der Nachfeier, die im Gaſthaus „Deutſcher Hof” ſtattfand, ſtanden die
muſikaliſchen Leiſtungen der Offenbacher Polizeikapelle. Sie ſchuf unter
den Anweſenden mit ihren frohen Weiſen bald eine fröhliche Stimmung.
würzte muſikaliſch die Reden und gab der wohlgelungenen Veranſtaltung
des rührigen Vereins einen unvergeßlichen, harmoniſchen Abſchluß,
Die hieſige Schützengeſellſchafte. V. hält ihr diesjähriges
Preis=
ſchießen am Sonntag, den 26. und Montag, den N. ds. Mts., auf dem
herrlich im Wald gelegenen Schießplatz an der Aſchaffenburger
Straße ab.
ih. Mainz, 21. Aug. Die
Stadtverordnetenberſamm=
lung hat dem Kommuniſten Stichelberger, der mit der Frau eines
Parteifreundes flüchtig gegangen iſt, ſein Stadtverordneten=Mandat auf
die Dauer von drei Jahren entzogen.
R. Lanagöns (Kr. Gießen), 21. Aug. Vom Blitz getroffen
wurde die 21 Jahre alte Tochter des Landwirts Brückel mitten auf dem
Felde. Das Mädchen, deſſen Kleider Feuer gefangen hatten, liegt ſchwer
krank darnieder.
PTMMNRRRRAR
Proteſiverſammlung des beſſiſchen Hausbeſitzes
— Die Proteſtverſammlung des heſſiſchen Hausbeſitzes war, ſo
ſchreibt man uns, aus allen Teilen Heſſens außerordentlich zahlreich
be=
ſucht, ſodaß Saal und Galerien überfüllt waren. Der zweite Vorſitzende
des Landesverbandes, Herr Stadtv., Keiſer=Offenbach, eröffnete die
Verſammlung unter Begrüßung der Vertreter der Behörden und der
Hausbeſitzervertreter aus dem ganzen Land. Er wies in kurzen Worten
auf den Zweck und die Veranlaſſung der Verſammlung hin. Hierau
ergriff Herr Stadtv. Haury das Wort, der in eineinhalbſtündigem
glänzendem Vortrag Stellung nahm gegen die Zwangswirtſchaft im
Wohnungsweſen. Redner verlangte an Hand der auf dem
Zentralver=
bandstag in Lübeck aufgeſtellten Richtlinien den ſyſtematiſchen Abbau
der Zwangswirtſchaft. Zunächſt ſollen die gewerblichen Räume, die
hoch=
wertigen Mietwohnungen, die Einzelzimmer und der Wohnungstauſch
aus der Zwangswirtſchaft freigegeben werden. Gerade durch die
Frei=
gabe des Wohnungstauſches würde eine Entſpannung auf dem
Woh=
nungsmarkt eintreten. Vor allen Dingen müßten diejenigen
Miet=
außerhalb des Mieterſchutzes geſtellt werden, die finanziell in der Lage
ſind, ſich eigene Wohnungen zu erbauen. Ebenſo dürfe ſich der
Mieter=
ſchutz nur erſtrecken auf anſtändige Mieter. Redner kam im weiteren
Verlauf ſeiner Ausführungen auf die Mietpreisbemeſſung zu ſprechen
Er wies an Hand des Geſetzes und der Verordnungen der
Reichsbehör=
den nach, daß die Behörden die Pflicht haben, die Zuſchläge in de
tatſächlich erforderlichen Höhe feſtzuſetzen. Dieſe zwingende Vorſchri
werde aber von keiner Behörde befolgt. Selbſt das heſſiſche Miniſterium
für Arbeit und Wirtſchaft habe die Auguſtzuſchläge des Kreisamtes mit
255 000 Prozent, die übrigens nur ein Viertel des tatſächlichen
Bedürf=
niſſes betragen, beanſtandet und dieſelben herabgeſetzt. Damit werde
weiter nichts erreicht, als daß eine Dreizimmerwohnung im Auguſt ſtatt
etwa 60 000 Mark nur 50 000 Mark koſte. Das geſchehe zu einer Zeit,
wo der Stundenlohn von 12 500 Mark auf 610 000 Mark geſtiegen ſei.
Die Miete mache heute eine derartig lächerlich geringe Summe aus
daß viele Hausbeſitzer auf deren Entgegennahme verzichten. Tatſächlich
könne mit den Mieten nichts angefangen werden. Es gäbe kaum einen
Artikel, den man ſich heute noch für eine Monatsmiete kaufen könne
Das Miniſterium habe als Grund für die Herabſetzung angegeben, daß
die Städte Offenbach und Worms niedrigere Zuſchläge feſtgeſetzt hätten
Dieſe Städte hätten alſo noch weniger die Vorſchrift des Geſetzes
er=
füllt als Darmſtadt. Pflicht der Regierung wäre es geweſen, gegen
dieſe Städte vorzugehen. Das Vorgehen der Regierung bedeute eine
Sabotierung des Geſetzes. Redner wies an Hand der geſetzlichen
Vor=
ſchriften nach, daß für ein Eingreifen der Regierung kein Raum
mehr=
ſei, nachdem ſie die ihr vom Geſetz eingeräumten Befugniſſe auf die
Kreisämter übertragen habe. Selbſt wenn man aber annehmen wolle,
der Regierung ſtehe noch ein Recht auf Aenderung der Hundertſätze zu,
ſo könne eine ſolche Aenderung erſt Wirkung vom nächſten Monats
erſten an haben, wie der § 11 Ziffer 4 deutlich vorſchreibe. Für Auguſt
gelten unter allen Umſtänden die ordnungsmäßig vom Kreisamt feſt
geſetzten Hundertſätze mit 255 000 Prozent, und jeder Hausbeſitzer ſolle
nur dieſen Satz berechnen. Redner weiſt mit intereſſantem
Zahlen=
material die Unzulänglichkeit der derzeitigen Mieten nach. Selbſt eine
ganze Jahresmiete reiche nicht aus, um nur eine Arbeitsſtunde für den
Handwerker zu bezahlen.
Die Ausführungen des Redners machten auf die Verſammlung einen
ſichtlich ſtarken Eindruck und wurden oft mit minutenlang anhaltenden
Beifall unterbrochen. Zum Schluſſe führte Redner noch an, daß kein
Hausbeſitzer auf etwas verzichte, wenn er überhaupt keine Miete
ein=
nehme, aber auf der anderen Seite auch nichts mehr ausgebe. Wenn die
Regierung nicht Mieten feſtſetze, mit denen der Hausbeſitzer wirtſchaften
könne, ſo bliebe nichts anderes übrig, als paſſive Reſiſtenz zu üben und
keinerlei Steuern, Waſſergeld uſw. mehr zu bezahlen. Welche
Stim=
mung in den Kreiſen der Hausbeſitzer durch die jahrelange Unter
drückung herrſcht, zeigte die einſtimmige Zuſtimmung, die der Redner
hierbei fand.
Als erſter Diskuſſionsredner erſchien Herr Stadtv. Weiſer=
Offenbach am Vortragspult. Redner geiſelte in ſcharfen Worten das
verſtändnsloſe Verhalten der Behörden bei der Feſtſetzung der
Hundert=
ſätze. Daß die Hundertſätze nicht nach wirtſchaftlichen Geſichtspunkten
feſtgeſetzt würden, ſondern daß politiſche Gründe maßgebend ſeien, dafür
gebe Offenbach mit ſeiner hausbeſitzerfeindlichen
Stadtverordnetenmehr=
heit das beſte Beiſpiel. Redner machte intereſſante Ausführungen zu
der Wohnungs= und Mietpreispolitik ſpeziell der Stadt Offenbach. Auch
er forderte unter begeiſterter Zuſtimmung der Verſammlung die
Be=
ſeitigung der Zwangswirtſchaft, um eine Geſundung auf dem
Wohnungs=
markt herbeizuführen.
Als weiterer Redner ſprach noch Herr Höfling=Seligenſtadt für
die Landgemeinden. Er proteſtierte beſonders dagegen, daß die
Regie=
rung beabſichtige, die Zuſchläge für die Landgemeinden niedriger
feſt=
zuſetzen als in den Städten. Das Material koſte auf dem Lande mehr
als in der Stadt, da die Materialien ja aus der Stadt bezogen würden.
Durch die weſentlich niedrigeren Friedensmieten auf dem Land finde der
geringere Arbeitslohn bereits einen mehr als genügenden Ausgleich.
Der Hausbeſitzer auf dem Lande ſtelle ſich bei gleichen Zuſchlägen
ſchlech=
ter wie der ſtädtiſche Hausbeſitz.
Des weiteren ſprachen noch die Herren Menne=Heppenheim,
Von=
derſchmidt=Bad=Nauheim, Becker=Gießen und Profeſſor Welcker=Darm
ſtadt. Nach einem Schlußwort des Referenten ſchloß der Vorſitzende die
außerordentlich anregend verlaufene Verſammlung.
Preuß.=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
Erhöhung der Gewinnbeträge und des Lospreiſes ab 3. Klaſſe
— Die außergewöhnlich hohe Geldentwertung der letzten Zeit kann
auch an der Staatslotterie, nicht ſpurlos vorübergehen, und es wird
jedermann einleuchten, daß ein Lospreis von nur 40000 Mark für ein
ganzes Los bei einem Dollarſtand von 3—4 Millionen Mark nicht länger
aufrecht erhalten werden kann. Da auch ſeitens der Spieler in den
Ge=
winnen eine beſſere Anpaſſung an die wachſende Geldentwertung mit
Recht im Spielplan gefordert wird, ſo muß ſich nunmehr der Lospreis
den Zeitverhältniſſen beſſer anpaſſen, um ſowohl dem Spieler, als auch
der Verwaltung beſſer als bisher gerecht zu werden.
Der neue, außerordentlich wirkungsvoll und geſchickt aufgebaute
Milliarden=Spielplan wird ſeine Zugkraft nicht verfehlen,
Das geſamte Spielkapital erhöht ſich, entſprechend dem neuen Lospreis,
von bisher 19½ Milliarden auf nunmehr über 769 Milliarden
Mark, darunter je 2 Prämien zu je 4 Milliarden und 2 Milliarden
Mark, ſowie je 4 Hauptgewinne zu je 4 Milliarden, 3 Milliarden, 2
Mil=
liarden und 1 Milliarde Mark. Außerdem bietet der neue Plan, der
in ſeinem Aufbau unerreicht daſteht, in der Schlußklaſſe 8 Gewinne zu
je 500 Millionen, 10 zu je 250 Millionen, 20 zu je 150 Millionen, 40 zu
je 100 Millionen, 100 zu je 50 Millionen, 200 zu je 30 Millionen, 400
zu je 20 Millionen, 600 zu je 15 Millionen, 1000 zu je 10 Millionen,
7738 zu je 5 Millionen und 9668 zu je 4 Millionen Mark, ſowie 244 200
Gewinne zu je 2025 000 Mark.
Aus dieſem Spielplan ergibt ſich die Möglichkeit, im günſtigſten Falle
(ſiehe § 9 des amtlichen Planes) auf ein Doppellos — 20
Milliar=
den Mark und auf ein ganzes Los — 10 Milliarden Mark
zu gewinnen. Der Lospreis mußte dementſprechend von der 3. Klaſſe
der laufenden Lotterie ab auf 100000 Mark für ein Achtellos, 200000
Mark für ein Viertellos, 400 000 Mark für ein halbes Los und 800 000
Mark für ein ganzes Los für jede der beiden (3. und 4.) Klaſſen
feſt=
geſetzt werden. Dieſer Lospreis muß in Anbetracht der Geldentwertung
und auf die Friedensmark umgerechnet, als ein ſehr beſcheidener bezeich
net werden. Wir glauben daher annehmen zu können, daß die Lotterie
verwaltung in Verbindung mit dem Preuß. Finanzminiſterium mit
die=
ſen immer noch in mäßigen Grenzen gehaltenen Lospreiſen und einem
zeitgemäßen Milliardenplan das Richtige getroffen hat. Müſſen doch
ſämtliche Staatslotterien denſelben Weg gehen, den auch die übriger
Staatsbetriebe, wie Poſt, Eiſenbahn uſw., die damit immer noch weit
hinter den Weltmarktpreiſen im Rückſtande bleiben.
Um für die erfolgreiche Durchführung dieſer wichtigen Aenderungen
genügend Zeit zu gewinnen, ſind die Ziehungsdaten nach dem neuen
Plan für die 3. und 4. Klaſſe je eine Kalenderwoche
ſpäte=
als urſprünglich feſtgeſetzt worden, ſodaß die 3. Klaſſe am 18. und 19=
September gezogen wird, während die 4. (Haupt= und Schluß=)Klaſſe
am 22. Oktober beginnt und bei faſt alltäglichen Ziehungen erſt am 14.
November ds. Js. endigt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion „inerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Eimender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden. knnen nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Geſtern ging ich über den Woogsdamm und ſah dort eine Anzahl
zerriſſene 100=, 20= und 5=Markſcheine liegen. Vermutlich rührt dies
„Hinwegwerfen” von Jugendlichen her, die leider zu höhe Löhne, anſtatt
ſie den Verheirateten zu geben, bekommen und in ihrem Uebermut nicht
wiſſen, was ſie mit dem „Dreck” machen ſollen. Iſt es doch ſchon öfter
vorgekommen, daß dieſe jungen Herren ihre Zigaretten damit anzünden.
Für Opfer=Waiſenbüchſen uſw. iſt auch Kleingeld noch dankbar, denn
viele wenige machen ein viel, aber das Geld einfach wegzuwerfen iſt doch
unerhört und ein typiſches Zeichen unſerer Zeit /
Aus der Reichshauptſtadt.
— Die verſchenkte 200=Dollarnote. Durch ſeine
Leichtgläubigkeit hat ſich der Geſchäftsführer F. von einer Berliner
Firma in eine unangenehme Lage gebracht und ſich neben erheblichem
Geldverluſt nicht nur eine zeitweilige Feſtnahme, ſondern auch eine
An=
klage wegen Hehlerei zugezogen, die den 60jährigen Mann vor die
Ferienſtrafkammer des Landgerichts 3 führte. Eines Tages erſchien
bei ihm der Kutſcher Rudolf Kutz, den er ſeit Jahren kannte, und
er=
zählte ihm eine Geſchichte einer Zweihundertdollarnote, die recht
merk=
würdig klang. Kutz erzählte, ſein Bruder ſei mit ſeiner Braut in der
Schönhauſer Allee ſpazieren gegangen, als ein Herr ihn plötzlich nach
der nächſten Verbindung nach dem Weſten gefragt habe. Auf dem Wege
zur Halteſtelle erkundigte er ſich auch nach den Zuſtänden in Deutſchland.
Der Bruder ſagte ihm, daß er heiraten möchte, aber ſich heute ſchwer
eine Wohnungseinrichtung ſchaffen könne. Beim Abſchied ſagte der
Amerikaner: „Da haben Sie etwas für Ihre Wohnung, kaufen Sie ſich
etwas Schönes”. Er gab ihm einen Scheck, und als der Bruder dieſen
näher anſah, fand er zu ſeinem Erſtaunen, daß er über 200 Dollar
lautete. F. erbot ſich nun, den Scheck bei ſeiner Bank zum Inkaſſo
weiter zu geben, wofür er ſich eine Proviſion ausbedang. Er wollte aber
ſicher gehen und erſt abwarten, ob der Scheck auch in Ordnung ſei,
wes=
halb er zunächſt zehn Dollar abhob und Kutz einhändigte. Wenige Tage
darauf wurde er verhaftet. Der Scheck war nämlich von dem Bruder
des Kutz, dem Poſtboten Wilhelm Kutz, aus einem Auslandsbrief
ge=
ſtohlen worden. Die Brüder Kutz waren vor Gericht geſtändig,
wäh=
rend F. den Beweis dafür antrat, daß er ſofort verſchiedenen Bekannten,
darunter auch einem Rechtsanwalt, erzählt hatte, daß heute doch noch
Wunder paſſierten. Das Gericht ſchloß ſich der Anſicht der
Verteidi=
gung an, daß F. in gutem Glauben gehandelt habe und daß ſeine
Un=
ſchuld erwieſen ſei, weshalb er freigeſprochen wurde. Wilhelm Kutz
erhielt wegen Amtsunterſchlagung und Unterdrückung von Briefen ein
Jahr Gefängnis. Rudolf Kutz, der Epileptiker iſt, erhielt nur vier
Monate Gefängnis.
Weibliche Zechpreller. In einem der Treptower
Eier=
häuschen=Lokale hatte kürzlich ein ſehr ſicher auftretendes junges
Mäd=
chen eine Zeche von zweieinhalb Millionen gemacht. Sie berief ſich dabei
auf den Namen eines benachbarten Lokalbeſitzers und verſchwand im
günſtigen Augenblick. Man hätte die Zechprellerin eigentlich wieder
er=
kennen müſſen, als ſie ſchon einige Tage vorher wegen mehrerer in einem
Eierhauslokal begangener Diebſtähle feſtgenommen war. Es iſt eine 16 Erna L., die in der Boedickerſtraße 4 bei den Eltern wohnt und
ſich viel in Treptow umhertrieb. Ein Elektrotechniker erkannte ſie am
ſpäten Abend vor den Lokalen in Alt=Treptow und veranlaßte ihre
erneute Feſtnahme.
Eine Berliner Einbrecherbande
Die neuen Poſttarife.
Ausſchneiden!
Gültig ab 24. Auguſt 1923. (Ohne Gewähr.)
Aufbewahren!
Im Telegraphen= und Fernſprechverkehr ab 20. Auguſt.
Sämtliche Beträge ſind in 1000 ℳ angegeben.
wurde in Halle a. d. S. feſtgenommen. Eine Familie in der
Gotzkowskh=
ſtraße beſtellte, als ſie ihre Ferienreiſe antrat, den ihnen bekannten, 24
Jahre alten Schreiber Walter Thiele zum Hüter ihrer Wohnung. Er
belohnte das Vertrauen damit, daß er mit Gleichgeſinnten in den
Räu=
men hauſte und alles, was nicht niet= und nagelfeſt war, wegſchleppte
und verkaufte. Die in ihrem Vertrauen arg enttäuſchte Familie ſtellte
feſt, daß der „Wächter” für über 1 Milliarde geſtohlen hatte.
Kriminal=
kommiſſar Rieſe vom Polizeiamt Tiergarten und ſeine Beamten fanden
eine Spur des Flüchtigen, die nach ſeiner Heimat Halle a. d. Saale
führte und veranlaßten dort die erforderlichen Maßregeln. So gelang
es dann auch, den Flüchtigen in Halle zu ermitteln und feſtzunehmen
und mit ihm ſeine Helfershelfer, einen 40 Jahre alten Schuhmacher
Paul Bittner aus der Beuſſelſtraße 81 und einen 31jährigen wohnungs=
und arbeitsloſen Gätner Bernhard Burg. Bittner iſt ein alter Hehler
und hatte zu dem großen Diebſtahle die Anregung gegeben. Den
Be=
amten gelang es, die ganze Beute, bis auf einige Kleiniigkeiten, wieder
herbei zu ſchaffen.
Fußgängerverkehr über Dächer.
Der ungeheure Verkehr in den Straßen New=Yorks machte es
ſchon immer dem Fußgänger ſchwer, ſein Ziel ungehindert und ohne
Zeitverluſt zu erreichen. In den letzten Jahren iſt der Autoverkehr
derart umfangreich geworden, daß das Ueberſchreiten der Straßen mit
direkter Lebensgefahr verbunden iſt. Uebrigens bieten auch die
Fuß=
gänger für den Auto= und Wagenverkehr ein unliebſames Hindernis.
aher bemühen ſich die Behörden ſchon ſeit Jahren, dieſem doppelten
Uebelſtand abzuhelfen und für eine möglichſt glatte und gefahrloſe
Ab=
wicklung des Verkehrs zu ſorgen. Es fehlte nicht an allerlei
Anregun=
gen, die jedoch faſt alle unbrauchbar waren. Da nun die Löfung dieſer
Frage dringender als je geworden iſt, hat man einen Preis für die beſte
Idee ausgeſchrieben, die dem Tranſitverkehr New=Yorks anheimgeſtellt
iſt. Unter den Vorſchlägen, welche auf das Preisausſchreiben hin
ge=
macht wurden, befinder ſich auch der Plan, den Fußgängerverkehr auf
die Dächer zu verlegen! 30 bis 40 Stockwerke hoch aus dem Tumulte
des Straßenbetriebes. Jedenfalls würde eine Architektur, der es
ge=
lingt, ſolche Luftpromenaden, womöglich mit Gärten und Parks
an=
zulegen, ein neues Weltwunder ſchaffen. Es iſt nicht unmöglich,
daß dieſer Vorſchlag bald keine Utopie mehr ſein wird, da in Amerika,
dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ein kühner Plan, wenn er
nur praktiſchen Zwecken dient und mit Geld auszuführen iſt, kaum
einem Hindernis begegnet.
Bolſchewiſtiſche „Flughelden”.
Aus Helſingfors wird uns geſchrieben: Die Moskauer Zeitungen
veröffentlichen eine Liſte derjenigen ruſſiſchen Flieger, die ſich an den
Fronten des Bürgerkrieges beſonders ausgezeichnet und für ihre
Helden=
taten den Orden des Roten Banners erhalten haben. Unter dieſen
Flughelden wird an erſter Stelle, der Kommandeur einer Staffel,
Koſhewnikow, genannt, der an den Fronten des Bürgerkrieges „Wunder
der Tapferkeit” vollbracht haben ſoll. Während des Krieges gegen
Polen erhielt das Luftgeſchwader Koſhewnikows ein „revolutionäres
Ehrenbanner” vom Allruſſiſchen Zentralen Exekutivkomitee. An zweiter
Stelle wird Petraſhizki genannt. Sehr gelobt wird auch der Flieger
Ereſtjanow, der ſich bei der Nienderwerfung des Kronſtädter Aufſtandes
und der Bauernaufſtände, die im Gouvernement Tambow unter der
Führung Antonows ausgebrochen waren, hervorgetan hat. Genannt
werden ferner die Flieger Loſowski und Wolkoweinow. Der Flieger
Roſſinski wird als Begründer des Flugplatzes Chodynka bei Moskau
gerühmt. Dieſer Flieger ſoll einen Rekordflug zwiſchen Moskau und
Samara und zurück bewerkſtelligt und die Entfernung von 220 Werft
in 2 Stunden 45 Minuten zurückgelegt haben. Außerdem ſoll Roſſinski
einen beſonderen Apparat für Landungen erfunden haben. Der Flieger
Welling war während des Bürgerkrieges Chef der Luftflotte an der
Turkeſtanfront und iſt gegenwärtig Chef der geſamten Fliegerſchulen
Rußlands. Der Flieger Kamenski hat ſich beſonders an der
Wrangel=
front hervorgetan. Der Flieger Bubb ſoll ſich beſonders an der
Tur=
keſtanfront ausgezeichnet haben und ſoll hier, nachdem er in
Gefangen=
ſchaft geriet, zum Tode verurteilt worden ſein, doch gelang es ihm. zu
entfliehen.
Die Revolution des Stehkragen=Proletariats in den Vereinigten Staaten
(F. P.S.) Nach der Theorie beſtehen in den Vereinigten Staaten
überhaupt keine Klaſſen; wie dem auch ſei, jedenfalls iſt der Uebergang
von einer Klaſſe zur anderen dort weſentlich leichter möglich als in
den meiſten Ländern der alten Welt, und immer noch kann dort jemand
als Laufjunge und Arbeiter beginnen und als Bankier oder Gouverneur
eines Staates ſeine Laufbahn beſchließen. Der große Teil der Arbeiter
bleibt natürlich innerhalb der Arbeiterklaſſe, teils aus Zwang, teils
aber auch aus Neigung, oder aber wird nur Arbeitgeber von
ſeines=
gleichen; nur gelegentlich vollzieht er den Uebergang zur Klaſſe derer
„mit dem weißen Stehkragen”, womit man in Amerika bezeichnet, was
(kein Nach=
barorts barorts=
verkehr) Deutſcher Fernverkehr
einſchl. Saargebiet,
Luxemburg, Oeſterreich,
Danzig, Memelgebiet Ungarn,
Tſchecho=
ſlowakei Uebriges
Ausland Mit b. 20 g 20 G 60 b. 100 g 25 jede weiteren jede weiteren b. 250 g 20 30 20 20 g 30 b. 500 g 25 35 30 Meiſtgewicht 2 kg Poſtkarten . .. ...." 36 Druckſachen . . . . . ." b. 25 g je 50 g 12 50 g b. 100 g 12 (Sendungen über
für
1000 g nur fü b. 250 g 20 ungeteilte Bücher b. 500 g 15 zuläſſig.) b. 1000 g 30 b. 2000 g 35 Geſchäftspapiere b. 250 g 20 50 g 12 und b. 500 g (mindeſtens 60) Miſchſendungen b. 1000 g 30 Mieei b. 100 g 12 je 50 g 12 b. 250 g 20 (mindeſtens 24) b. 500 g 25 Mii 6. 000 40 nur innerhalb Deutſchland ſowie nach Danzig und Memel zuläſſig. Blindenſchriſt . .... je 1000 g T.0 1 ℳ FNg Meiſtgewicht 5 kg Meiſtgewicht 3 kg
Zuſatzgebühren
Einſchreiben:
20 ℳ mehr.
Eilbrief (Ortsbz.):
40 ℳ mehr.
Eilbrief (Landbz.).:
120 ℳ mehr.
Rohrpoſtkarte
44 ℳ mehr.
Rohrpoftbrief
48 ℳ mehr.
Telegramme:
Fernverkehr:
Grundgebühr
32 ℳ und außerdem
für jedes Wort 16 ℳ
Ortsverkehr:
Grundgebühr
16 ℳ und außerdem
für jedes Wort 8ℳ
* 12 für Wertbriefe und verſiegelte Wertpakete 2000000 ℳ 20 100 ℳ für je 10000 ℳ „ 5000 000 ℳ 25 bis 10000000 ℳ 30 „ 20000000 ℳ
30000000 ℳ
50000000 ℳ 40
60 für unverſiegelte Wertpakete
50 ℳ für je 10000 ℳ über 50000000 ℳ 20
Paketgebühren.
Pakete 1. Zonebis 75 Im 2. Zone
76-375 km 3. Zone
üb. 375 km Pakete 1. Zone
bis 75 km 2. Zone
76-375 km 3. Zone
über 375 km bis 3 kg 45 90 90 bis 13 kg 150 300 450 bis 5 kg 60 120 120 bis 14 kg 160 320 480 bis 6 kg 140 210 bis 15 kg 170 340 510 bis 7 kg 160 240 bis 16 kg 180 360 540 bis 8 kg 180 270 bis 17 kg 190 380 570 bis 9 kg 100 200 300 bis 18 kg 200 400 600 bis 10 kg 110 220 330 bis 19 kg 210 420 630 bis 11 kg 130 260 390 bis 20 kg 220 440 660 bis 12 kg 140 280 420
Geſprächsgebühren.
Ortsgeſpräche: 10 (von einer öffentlichen Sprechſtelle aus 20).
Ferngeſpräche von nicht mehr als 3 Minuten Dauer: 5—15 km 30, 15—25 km 50, 25—50 km 100, 50—100 km 150, für jede
weiteren angefangenen 100 km mehr 20.
als Angeſtellte in Banken, Läden und Büros ſein Brot verdient. Weit
häufiger iſt, beſonders in den letzten Jahren, ein Uebertritt von
Ange=
ſtellten in die Reihe der Arbeiter, das heißt der Handarbeiter, zu
beobachten geweſen. Das iſt eine Folge der Errungenſchaften der
Hand=
arbeiter inbezug auf Löhne und Arbeitsbedingungen in dieſen Jahren,
während welcher die Angeſtellten ſich einem immer ſtärkeren Angebot
von Stellungſuchenden gegenüber ſahen, teils infolge des Zudrangs
weiblicher Arbeitskräfte, teils weil der Nachwuchs allzu viel ſich zu der
Anſicht hatte verführen laſſen, als könne man als Angeſtellter leichter
und angenehmer ſein Brot verdienen als durch Handarbeit. Mit der
Zeit hat ſich jedoch der Buchhalter und Kaſſierer ſagen müſſen, daß
der Arbeitsmann ſich weit beſſer als er in der Lage fand, ſich einen
weißen Kragen zu leiſten. Bei der begünſtigten Lage des letzteren
in=
folge des durch die Einwanderungsgeſetzgebung beſchränkten Angebots
auf dem Arbeitsmarkt, die in Löhnen wie dem für die Bauhandwerker
in Höhe von 12 Dollar pro Tag ihren bezeichnenden Ausdruck gefunden
hat, mußte ſich der Stehkragenmann ſagen, daß der Verbleib in einer
„gehobenen” Klaſſe der ihm wöchentlich auf 20 bis 42 Dollar Minderlohn
gegenüber dem Arbeiter zu ſtehen kommt, für ihn doch mit ſtarken
Nachteilen verbunden ſei.
Die Folge iſt eine deutlich zu beobachtende Abwanderung von den
Kontorſeſſeln, die von den Gewerkſchaften, natürlich nicht mit allzu
freundlichen Blicken angeſehen wird. Organiſationen wie die 9.M. C. A.
(Vereinigung chriſtlicher junger Männer) ſuchen, unterſtützt durch
Arbeit=
geberorganiſationen, den Uebergang zu erleichtern durch
Ausbildungs=
kurſe in den beſtbezahlten Handwerken, deren Teilnehmer in die
Tau=
ſende gehen; in Minneſota im Jahre 1921 gegründete Kurſe für die
Ausbildung von Maurern zählen gegenwärtig 200 Teilnehmer.
Dieſe Bewegung iſt in mehrerlei Beziehung ſehr intereſſant,
inſo=
fern, als ſie einerſeits die zunehmende höhere Einſchätzung und Stellung
der Handarbeiter in den Vereinigten Staaten kennzeichnet und
anderer=
ſeits die Fähigkeit des Amerikaners zeigt, ſich den wechſelnden Lebens=
und Arbeitsbedingungen anzupaſſen.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, abends 7/= Uhr:
Hartleben=Abend. — Platanenhain, 7. Uhr:
Promenaden=
muſik. — Union=, Reſidenz=, Central=Theater, Palaſtlichtſpiele:
Kino=
vorſtellungen.
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Gebr. Vierheller, Drog., Schustergasse 14. Adler-Drogerie, Gross-Umstadt.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorausſage für Donnerstag, 23. Auguſti
Unbeſtändig, Regenſchauer, geringe Luftwärme, ſchnelle Aufheite=
rung wenig währſcheinlich.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
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Darmſkädter Tagblatt
Induſtrie im Monat Juli.
wird uns geſchrieben:
zelnen Bezirken ſtellte ſich im Monat Juli wie folgt:
Hagener Bezirk.
für eine ſechsſtündige Schicht Energie liefern. Ferner fehlte es
vielen Werken an dem erforderlichen Material. Bei der
voll=
kommenen Sperre des Einfallgebietes konnte nur ausſchließlich
ausländiſches Halbzeug und Walzmaterial verwandt werden,
welches aber nicht in der genügenden Menge lerein kam, zumal
die ſcharfen Deviſenvorſchriften und die Dedifenrehartierung
eine prompte und auskömmliche Eindeilung unmöglien machten.
Bei der ungeheuren Geldentwertung inn Laufe kes Jzli, die
ſich um das 4—5fache bewegte, hat die Eiſenfertigw en=
Indu=
ſtrie durch ihre Zahlungsbedingungen ungeheure Gelder
ver=
loren. Während große Gruppen der materialliefernden Induſtrie
nach Dollar oder Goldmark die Preiſe ſtellen, hat die
Fertig=
waren=Induſtrie dies mit Rückſicht auf ihre Kundſchaft bisher
nicht durchgeſetzt. Die Frage, die Preiſe nach Goldmark zu
be=
rechnen, tritt unter den heutigen Verhältniſſen in ein dringliches
Stadium und iſt unaufſchiebbar.
Auch im Verkehrsweſen zeigten ſich inſolge der Beſetzung
ſtarke Behinderungen. Die Ausfuhr bewegte ſich in beſcheidenen
Grenzen. Sie hat ſeit Januar außerordentlich ſtark
abgenom=
men. Die Zahlen für Juli liegen noch nicht vor. Dem
allgemei=
nen Eindruck nach aber dürfte wieberum ein Rückgang zu
ver=
zeichnen ſein.
Remſcheiser Bezirk.
Die Lage war gegenüber dem Vormonat unverändert. Der
Auftragseingang aus dem Ausland läßt zu wünſchen übrig.
Löhne und Gehälter mußten den Verhältniſſen angepaßt und
bedeutend erhöht werden. Die ſchnelle Folge der Materialpreiſe
und der Lohnerhöhungen macht ſich in der Kalkulation ſehr
ſtörend bemerkbar und beunruhigt das ganze Geſchäft ſehr
er=
heblich.
Velberter Bezirk.
Die Lage der Velberter Schloß= und Veſchlägeinduſtrie im
Monat Juli hat ſich gegenüber Juni wenis geänbert. Die
Fir=
men des beſetzten Gebiets haben keine Verſandmöglichkeit,
wäh=
rend die Firmen des unbeſetzten Gebiets unter Materialmangel
leiden. Aufträge aus dem Auslande gehen nur ſpärlich ein, und
die Kaufkraft im Inland läßt gewalrig nach.
Schmalkalder Bezirk.
Bis zur letzten Juliwoche war in dieſen Induſtriebezirk
wenig Veränderung; der Beſchäftigungsgrad blieb ſich ungefähr
gleich, und auch in den ſonſtigen Verhältniſſen hatte ſich bis dahin
wenig geändert. Die letzte Woche des Monats aber brachte durch
den kataſtrophalen Niedergang unſerer Währung eine ſehr ſtarke
Beunruhigung. Die Löhne ſtiegen in bisher nicht gekanntem
Maße, ebenſo die Rohmaterialpreiſe. Dabei wird die Lieferung
guter Schmiedekohlen für den hieſigen Bezirk immer ſchrvieriger.
Auch für Stahl muß ſchon nach Auslandslieferungen gegriffen
werden. Die Preiſe aller Artikel ſteigen demgemäß ſprunghaft.
Vielfach wird zu dem Mittel der Berechnung in
Auslandswäh=
rung gegriffen, um ſich ſo gut wie möglich gegen die Entwertung
zu ſichern, ein idealer Zuſtand weder für den Fabrikanten noch
für den Kunden. Ob ſich in den jetzt notwendig gewordenen
Preiſen eine ausreichende Beſchäftigung noch lange wird
auf=
recht erhalten laſſen, muß bezweifelt werden. Die Ausſichten
für die nächſte Zukunft ſind jedenfalls trüber als je.
andelsblat
* Miag, Mühlenbau= und=Induſtrie A.=G., Frank=
Die Lage der Eiſen= und Stahlwaren= furt a. M. Ueber das am 30. Juli abgelaufene Geſchäftsjahr teilt
die Geſellſchaft mit, daß erfreuliche Fortſchritte gemacht werden konnten.
Das wichtigſte Ereignis war der von den G.=V. der einzelnen
ange=
ſchloſſenen Geſellſchaſten genehmigte. Intereſſengemeinſchaftsvertrag. Die
Vom Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund in Elberfeld Beſchäftigung der Werke im abgelaufenen Geſchäftsjahr wird als
rela=
tiv gut bezeichnet. Durch die Kapitalserhöhung der einzelnen
Geſell=
ſchaften hat ſich der Beſtand an Aktien im Beſitz der Miag erheblich ver=
Die Lage der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie in den ein= größert. Eine weitere Zunahme des Effektenbeſtandes iſt durch einige
neue Beteiligungen entſtanden. Insbeſondere hat die Geſellſchaft ihre
Inrereſſen auch auf einige Mühlenunternehmungen ausgedehnt, während
ſie bekanntlich faſt ausſchließlich an der Mühlenbau=Induſtrie beteiligt
Die Lage der Eiſen= und Stahl=Fertigwaren=Induſtrie im war. So hat die Miag dauernde Beteiligung bei der Kallenberg=Müh=
Märkiſchen Bezirk im Monat Juli iſt dahin zu charakteriſieren, len=A.=G., Langenfalza, bei der Weizenmühle Karl Salomon & Co. A. die Werke im großen und ganzen mit genügenden Aufträgen C., Verlin, und bei der Hafermühle in Frankfurt a. M. Ferner hat
ſie mitgewirkt bei der Sanierung der Rathenower Dampfmühlen=A.=G.
verſehen waren. Die ſchlanke Produktion wurde jedoch durch und ſich hierbei zuſammen mit Konſorten einen maßgebenden Einfluß
verſchiedene Umſtände verhindert. Das kommunale Werk „Mark”, verſchafft. Als Solge dieſer Ausdehnungen der Beteiligungsverhältniſſe
das faſt die ganze Induſtrie mit Strom verſieht, konnte infolge wird Kazitalserküſung um 200 Mill. Stammaktien auf insgeſamt 400
der Einwirkung des Franzoſeneinfalles, jedem Werk nur täglich Mill, zum Vo=ſchlag gebracht. Um das Stimmenverhältnis zwiſchen
22. Auguſt 1923 Nr. 2341
Stamm= und Vorzugsaitien auf gleicher Baſis zu erhalten, wird
bean=
tragt, das Stiymrecht der Vorzugsaktien auf das Ffache zu erhöhen.
Die Geſellſchaft erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen
Reinge=
winn von 634 Mell. (i. V. 5,40 Mcill.), woraus, wie bereits gemeldet,
eine Dividende von 300 Proz. auf Stammaktien (i. V. 20 Proz.) und 292
Prox, auf Vorzugsaktien verteilt werden ſoll. In der Bilanz erſcheinen
Beteiligungen und Wertpapiexe mit 1,5 Milliarden (i. V. 169,9 Mill.).
Auf dieſem Konto ſind verbucht insgeſamt 157,3 Millionen Aktien der
Mühlenhauunternehmungen ſorie fonſtige Wertpapiere und
Beteili=
gungen im Nominalbetrgg von 12,39 Millionen. Da die Aktien der
Konzerugeſellſchaften vollſtändig amortiſiert ſind, verſteht ſich der
er=
wähnte Betrag von 1,5 Milliarden ausſchließlich auf die ſonſtigen
Wert=
paviere und Beteiligungen. Bank= und Poſtſcheckguthaben werden mit
1,2 Milliarden, ſonſtige Außenſtände mit 422 Mill. ausgewieſen,
wäh=
rend beide Poſten im vorigen Jahr 1,8 Mill. betrugen. Andererſeits
ſind Kreditoren von 9,4 Mill. i. V. auf 293 Mill. geſtiegen. Der
Re=
ſerbefonds iſt durch das Agio der Kapitalserhöhung auf 2 Milliarden
geſtiegen.
wb. Die V. L. G. Leitungsdraht=Geſellſchaft m. b.
H. in Berlin teilt mit, daß ſie mit Wirkung ab 21. Auguſt 1923 in
Uebereinſtimmung mit den Beſchüſfen des Zentralverbandes der
deut=
ſchen elektrotechniſchen Induſtrie bis auf weiteres für die Umrechnung
von Goldmark in Papiermark der Neu=Yorker Schluß=Geldkurs zugrunde
gelegt wird. Es iſt demnach für alle Verkäufe ſowie für eingehende
Zahlungen der in der Morgenpreſſe bekannt gegebene Neu=Yorker
Schlußgeldkurs des Vortages maßgebend. Die Errechnung des
Kupfer=
kilopreiſes findet über demſelben Kurs ſtatt.
h. Die Schlüſſelzahl in der Baumwoll=
Verede=
lungsinduſtrie. Der Verband deutſcher Verdelungsanſtalten fü=
Baumwollgewehe hat, wie die Textilwoche erfährt, mit Wirkung dont
23. Auguſt für alle Waren, die bis zum 8. Auguſt fertiggeſtellt ſind,
eine Schlüſſelzahl von 1 500 000 feſtgeſetzt. Für alle Fakturen ab 9.
Aug=
gilt die kursgeſicherte Zahlung mit der Schlüſſelzahl von einer Million,
bei einer Dollarbaſis von 2 Mill. Mark. Für jede 20 000 Punkte
Doi=
larſteigerung erhöht ſich der Rechnungsbetrag um 1 Prozent.
Banken.
h. Dünger=Kreditbank A.=G. Der deutſche
Düngermittel=
handel, vertreten durch etwa 600 Groß= und Kleinhändler, gründete
unter der Firma „Dünger=Kreditbank A.=G.” eine Kreditanſtalt, mit
einem Aktienkapital von 70 Milliarden Mark Stamm= und 5 Milliarden
Gproz. Vorzugsaktien mit fünffachem Stimmrecht. Die Geſellſchaft ſoll
das Düngermittelgeſchäft des deutſchen Düngermittelhandels finanzieren,
ohne ſelbſt Geſchäfte in Düngemitteln betreiben zu dürfen. Zum
Vor=
ſitzenden des Aufſichtsrats der Geſellſchaft wurde Georg Friedländer,
Direktor der Oſtwerke A.=G., beſtellt.
* Bayeriſche Hypotheken= und Wechſelbank. Das
Inſtitut iſt der Arbeitsgemeinſchaft der Süddeutſchen Hypothekenbank
beigetreten.
Waxenmärkte.
Ferkelmarkt Gernsheim a. Rh. am 20. Aug. Der
Markt war beſchickt mit 119 Ferkeln. Preis pro Paar 12—18 Mill.
Mk. Tendenz: ſehr gut. — Am Montag, den 3. Sept., wird der nächſte
Ferkelmarkt abgehalten.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Mit der
Deviſen=
ſteigerung iſt wieder eine ſehr feſte Tendenz an der Montags=
Produkten=
börſe hervorgetreten und hat die Preiſe neuerdings um 2—3 Mill. Mk.
in die Höhe geſetzt. Starke Nachfrage beſtand beſonders nach hier
verfügbarer oder ſich b=reits auf der Bahn befindlicher Ware, die nicht
dem erhölten Tarif un erliegen. Man hörte folgende Forderungen für:
Weizen 17—18 Mill. Mk., Roggen 19—11 Mill. Mk. Gerſte 10—12 Mill.
Mtk., Hafer 8,5—10,5 Mill. Mk., Mais 16 Mill. Mk. Die Mehlpreiſe
haben nach der kleinen Abſchwächung wieder eine ſtarke Steigerung
er=
fahren. So verlangten die ſüddeutſchen Mühlen 31 Mill. Mk., die zweite
Hand 28 Mill. Mk. ab Mannheim, die mitteldeutſchen Mühlen 29 Mill.
Mk., die zweite Hand 27 Mill. Mk. ab mitteldeutſchen Stationen, alles
pro Doppelzentner. Futtermittel lagen ſehr feſt. Weizenkleie,
Biertre=
ber und Malzkeime koſteten 6,5—7 Mill. Mk. pro 100 Kilo ab
Abgangs=
ſtation. An der Kolonialwaxenbörſe herrſchte ſehr feſte Stimmung. Es
notierten in bedeutend höheren Sätzen: Kaffee Santos, roh 3.03—3,37
*
„gewaſchen 3,6—3,81 Mill. Mk. und 1258 530 Mk. Zoll, Te
gut 7.2.87 3, Mk., mittel 7,5 Mill. Mk. fein 8,2 Mill. Mk. und 2 129 918
2/: I . 27h.er Kakao 1 Mill. Mk., ausländiſcher Kakao 1,3 Mill.
A..
63 060 ARk. Zoll, Burma=Reis 450 000 Mk., alles pro Kilo
ab —he"7 Offiziell wurden pro 100 Kilo, netto Kaſſe, bahnfrei
Mawgh:
ist, —tiert: Weizen 17—18 Roggen 12, Braugerſte 11—14,
Neugründungen.
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Maſchinenfabrik Hartmann A.=G., Offenbach
a. M. Die Verwaltung beantragt die Verteilung von 40000 (i. V. 300)
Mark pro Aktie als Dividende. Anläßlich des 25jährigen Jubiläums
der Geſellſchaft ſollen 200 Mill. Mk. als Stiftung für die Beamten und
Arbeiter des Unternehmens bereitgeſtellt werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
a. Falcon=Werke A.=G., Frankfurt a. M. Die
General=
verſammlung genehmigte die beantragte Ausſchüttung von 100 Prozent
Dividende und erhöhte das Aktienkapital um 49 Mill. Mk. Stamm= und
4 Mill. Mk. 6proz, kumulativer Vorzugsaktien mit 10fachem Stimmrecht.
Beide Aktiengattungen lauten auf 10 000 Mk. und ſind ab 1. Juli 1923
dividendenberechtigt. 27 Mill. Mk. neue Stammaktien werden von einem
Konſortium unter Führung des Bankhauſes. Gebrüder Röchling zu
4500 Proz, übernommen und den Aktionären auf 10 000 Mk. alte 10 000
Mark junge Aktien zum Kurſe von 5000 Proz. angeboten. Die weiteren
22 Mill. Mk. werden zu mindeſtens 20 000 Proz. übernommen und
be=
ſtens verwertet. Die Vorzugsaktien gehen an die Mitglieder des
Vor=
ſtands und Aufſichtsrats. Der Punkt Aufſichtsratswahlen” wurde von
der Tagesordnung abgeſetzt, da ſich die jetzige Kapitalserhöhung als
unzureichend erwieſen habe und in Kürze eine weitere Erhöhung
ſtatt=
finden müſſe, wobei dann Vorſchläge zur Erweiterung des Aufſichtsrats
auf Grund des neuen Mehrheitsverhältniſſes erfolgen dürften. Das
Unternehmen gehörte früher zum Tellus=Konzern, die Beziehungen zu
dieſem ſind aber zu Beginn des Jahres gelöſt worden.
a. Buchheim & Heiſter A.=G., Frankfurt a. M. Die
Generalverſammlung genehmigte die Erhöhung des Grundkapitals um
1,5 Mill. Mk. Vorzugs= und 35 Mill. Mk. Stammaktien auf 64 Mill.
Mk. Das Stimmrecht der Vorzugsaktien wurde vom 10= auf das 15fache
erhöht. Auf die neuen Aktien wird den alten Aktionären ein
Bezugs=
recht im Verhältnis von 2:1 angeboten. Der Angliederungsvertrag mit
dem Tiefbau=Unternehmen J. Kugler=Ulm wurde, genehmigt,
Regie=
rungsbaumeiſter Wilhelm Kugler in die Direktion, Landtagsabgeordneter
Roßmann in den Aufſichtsrat gewählt.
a. Weil & Reinhardt A.=G., Eiſen en gros,
Mann=
heim. Die ordentliche Generalverſammlung genehmigte die bereits
mitgeteilten Anträge der Verwaltung. Rechtsanwalt Dr. Mas
Hachen=
burg iſt aus dem Aufſichtsrat ausgeſchieden und an ſeine Stelle
Handels=
kammerpräſident Richard Lenel zum Vorſitzenden gewählt worden. Neu
wurde dem Aufſichtsrat Rechtsanwalt. Dr. Max Jeſelſohn zugewählt.
Ihm gehören ferner an: Rechtsanwalt Emil Selb, Dr. Philipp
Rein=
hardt und Sally Weil, alle in Mannheim.
* Mimoſa A.=G., Dresden. Die ao. G.V. beſchloß
Kapitals=
erhöhung um 15 Mill. ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigter
Stamm=
aktien auf insgeſamt 40 Mill. Für die Stamm= und Vorzugsaktionäre
iſt ein Bezugsrecht in Ausſicht genommen derart, daß auf 5
Stamm=
aktien eine neue Stammaktie zu 100 9 und auf 10 Vorzugsaktien eine
neue Stammaktie zu 100 %o zuzüglich Bezugsrechtſteuer (den
Vorzugs=
aktionären) im Verhältnis 10:1 zu gleichem Kurs entfällt. 5 Mill. der
neuen Stammaktien ſollen mit 25 % eingezahlt werden und als
Schutz=
aktien dienen, während der Reſt freihändig verwertet werden ſoll. Die
Verſammlung gab einer evtl. Unterverſicherung ihre Zuſtimmung.
Die Verwaltung teilt mit, daß das Unternehmen mit 200 000 8 verſichert
iſt. Die Beſchäftigung im erſten Halbjahr iſt laut Mitteilung der
Ver=
waltung lebhaft geweſen, ſodaß mit einem günſtigen Ergebnis gerechnet
werden kam.
h. Behag Minerglöl=Vertrieb A. Hertel u. Fürth
A==G. in Frankfurt a. M. Die dem Richard=Kahn=Konzern
ange=
hörende Behag, Benzin= und Erdöl=Handelsgeſellſchaft A.=G. in Berli=
Charlottenburg gründete als Tochterunternehmen obige Geſellſchaft mit
40 Mill. Mk. Aktienkapital. In die neue Geſellſchaft wurde das
Frank=
furter Mineralilunternehmen mit einem entſprechenden Lager und
Transporteinrichtungen eingebracht.
h. Emiſſions= und Kredit=A.=G. Hermann
Gund=
lach A.=G., Frankfurt a. M. Herr Hermann Gundlach, der
ſei=
nerzeit die Deutſche Handelsbank in Frankfurt a. M. errichtet hat,
grün=
dete in Frankfurt a. M. zwei meitere Inſtitute, die Emiſſions= und
Kre=
dit=A.=G. mit 2½ Milliarden Mark und die Hermann Gundlach=Konzern
A.=G. mit 1 Milliarde Ma Kanital. Für die Aktien beider Inſtitute
werden bereits Preiſe dex 12 74 und 50 000 Prozent gefordert, ohne
daß die Firmen ins Handsagciſer eingetragen oder über den
Han=
delswert der Unternehmen Sisas bekannt geworden iſt.
I. Thermokrat” H.=B., Mannheim. Mit 250 Mill.
Mark Grundkapital wurde Fieſe Geſellſchaft gegründet, die die
Herſtel=
lung und Verwertung des rshszatentamtlich geſchützten „Thermokrat”
und aller weiteren unter dieſem Ramer in den Handel zu bringenden
Erzeugniſſe bezweckt. Das Kapital iſt eingeteilt in 230 000 Aktien A und
20 000 Aktien B (6proz. Vorzugsaktien mit mehrfachem Stimmre 4).
Vorſtand iſt Joſef Vilz=Mannheim. Die Gründer haben ſämtliche Aktien
zum Nennwert übernommen. Den erſten Aufſichtsrat bilden die
Her=
ren Diplomkaufmann Eberhard Gottſchau=Heidelberg, Oberingenieur
Fredrik Wilkens=Mannheim, Syndikus Friedrich Neef=Mannheim,
Negie=
rungsrat Götz Quarg=Berlin, Fabrikant W. P. Müller=Berlin und
Pri=
vatmann Wilhelm Eberhard Ernſt=Verlin=Schöneberg.
Mühlen=Union A.=G. Heidelberg. Die Geſellſchaft
wurde als Produzentenvereinigung mit 50 Mil. Aktienkapital gegründet.
Die Geſellſchaft übernimmt die Geſchäfte der ſeit zwei Jahren
beſtehen=
den Mühlenvereinigung e. G. m. b. H. Etwa 90 Prozent des
Aktien=
kapitals ſind von den Mitgliedern der Rühlenvereinigung und den
Gründern übernommen worden. Eine Erhöhung des Aktienkapitals iſt
in nächſter Zeit beabſichtigt.
Meſſen.
— Die Mannheimer Erfinder=Herbſtmeſſe
ge=
ſichert! Gerüchte, die 4. Deutſche Erfindungen=, Neuheiten= und
InduſtrieMeſſe im Mannheimer Roſengarten wäre wie die Kölner
Herbſtmeſſe gefährdet oder würde überhaupt nicht ſtattfinden, entbehren
jeder Begründung. Der veranſtaltende Reichsverband Deutſcher
Er=
finder E. V., Mannheim 0 3, 16, hat bei der Durchführung ſeiner
frü=
heren Meſſen, die faſt ausnahmslos in kritiſche Zeiten fielen, ſeine
Tat=
kraft und Ausdauer bewieſen. Zwar waren die Verhältniſſe nie ſo
ver=
zweifelt, wie in den letzten Wochen, doch will der Reichsverband
Deut=
ſcher Erfinder gerade durch ſeine Veranſtaltungen den wirtſchaftlichen
Wiederaufbau fördern, und tut dies in der Zeit höchſter Not mit
Ein=
ſetzung aller Kräfte erſt recht. Der 7. September, der Eröffnungstag
der Meſſe, dürfte ein Ehrentag für den deutſchen Erfinder werden.
Die Wiener Meſſe im Meſſepalaſt.
Die ausgedehnten Näume des Meſſepalaſtes ſind für die heurige
Herbſtmeſſe wieder vollkommen beſetzt, es mußten ſogar zahlreiche
Aus=
ſteller abgewieſen werden, insbeſondere in den Gruppen
Ledergalanterie=
waren, Kunſtgewerbe und Spielereiwaren. Für die letztgenannte Gruppe
wurde ein neuer Saal eingeräumt, der gegen das Deutſche Volkstheater
zu gelegen iſt und einen eigenen Eingang von der Burggaſſe hat. Zwei
Säle, gleichfalls in dem gegen die Burggaſſe zu gelegenen Trakte,
wur=
den für die Buchmeſſe neu gewonnen.
Es ſind folgende Gruppen im Meſſepalaſt untergebracht:
Kunſtgewerbe, Juwelen, Gold=, Silber= und Schmuckſachen, Uhren
und optiſche Luxuswaren, Glas=, Porzellan=, Steingutluxuswaren und
Spiegel, Galanterie= und feine Drechſlerwaren, Raucherartikel,
Leder=
waren und Reiſeartikel, Schirme und Stöcke, Sportartikel, Spielwaren,
Photographie und Kino, Klaviere und andere Muſikinſtrumente, Buch=
und Druckgewerbe (Buchmeſſe), Seifen, Kerzen, Parfümerien,
Kamm=
waren und Toiletteartikel, med.=chirurg. Gummi= und Dentalwaren,
pharmazeutiſche Präparate.
In der internationalen Buchmeſſe ſtellen alle öſterreichiſchen
Ver=
leger aus, die Leitung der Beſchickung hat der Verein der öſterreichiſchen
Buch=, Kunſt= und Muſikalienhändler übernommen ferner faſt alle
namhaften deutſchen Verleger. In der Abteilung Muſikinſtrumente, für
welche ein neuer Saal zugewieſen wurde, ſtellt, wie bei der
Frühjahrs=
meſſe, die Genoſſenſchaft der Klavier=, Harmonium= und Orgelbauer
Wiens korporativ aus.
Von fremden Ausſtellern ſind ſehr viele Reichsdeutſche erſchienen,
insbeſondere in der Ledergalanteriewarenbranche (Offenbach, Frankfurt
a. M.), in der Gruppe der Parfümeriewaren ferner, in der Gruppe
Juwelen, Gold=, Silber= und Schmuckwaren (Pforzheim und Stuttgart).
Die Tſchechoſlowakei ſtellt im Meſſepalaſt hauptſächlich Glas= und
Por=
zellanwaren und Raucherartikel aus. Von anderen Nationen ſeien die
Franzoſen mit Parfümerien und die Schweizer mit Markenuhren
er=
wähnt.
In der Gruppe Gold, Silber, Juwelen wird zum erſten Mal eine
Diamantſchleiferei im Betriebe vorgeführt werden.
5. Mannheimer Schlachtpiehmarkt. Für den
Schlacht=
die markt amn Montag betrug der Auftrieb: 77 Ochſen, 61 Bullen,
2i5 Kühe und Rinder, 129 Kälber, 55 Schafe, 560 Schweine. Offizielle
SGlachtoi=hpreiſe wurden auch am heutigen Markt nicht feſtgefetzt.
Ten=
den: Mit Großvieh und Kälbern lebhaft, geräumt; mit Schweinen
mittslcäßig, langſam ausverkauft.
h. ügnnheimer Pferdemarkt. Dem Pferdemarkt am
Montz; zaren zugetrieben: 12 Wagenpferde 89 Arbeitspferde, 45
Schſlachipferde. Bezahlt wurden pro Stück für Wagenpferde 600 bis 1000
Milliozen, Arbeitspferde 500—1000 Millionen, Schlachtpferde 50—200
Miuionen Mark. Der Handel war in allen drei Gattungen
mittel=
mäßig.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkte
waren die Preisforderungen auf die gewaltige Steigerung der Deviſen
heute vormittag außerordentlich hoch. Als ſpäterhin die Deviſenpreiſe
nachließen, ermattete auch die Tendenz etwas, ſodaß die höchſten Preiſe
ſich nicht voll behaupten konnten. Doch mußten naturgemäß ſämtliche
Artikel erheblich teurer bezahlt werden. Weizen war nur ſpärlich
an=
geboten, aber auch nur wenig begehrt. Von Roggen war bahnſtehende
Ware mehr angeboten. Das Geſchäft entwickelte ſich aber ſchwerfällig.
Für Gerſte und Hafer und beſonders für Mehl wieſen die Geld= und
Briefpreiſe ſehr bedeutende Unterſchiede auf. Futterſtoffe hatten bei
ſehr ruhigem Geſchäft eine ſehr feſte Haltung.
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Im geſamten Holzhandel herrſcht zurzeit eine Unluſt
zu neuen geſchäftlichen Unternehmungen. Dem Platzholzhandel iſt es
faſt unmöglich, Umſätze zu erzielen. Die Verbraucher, Tiſchlereien und
Möbelfabriken, haben jetzt kein Ohr für Angebote, zumal ſie ihre
Er=
zeugniſſe nicht abſetzen können und keine oder doch nur ſehr geringe
Aufträge erhalten. In letzter Zeit bemerkt man aus den Kreiſen der
Sägewerksinduſtriellen verſtärkte Angebote, die weniger mit übergroßen
Vorräten, ſondern vielmehr damit zuſammenhängen, daß jeder einzelne
Betrieb große Steuerbeträge aufzubringen hat. Es kommt infolgedeſſen
vor, daß hier und dort einmal ein Sortiment, freilich in kleineren
Men=
gen, unter dem Preis verkauft wird, der am Weltmarkt Geltung hat.
Sotveit augenblicklich überhaupt Verkäufe möglich ſind, beſteht nur
Nach=
ſrage nach wirklich guter Ware, während geringwertige Sorten nicht
veräußert werden können. In den Staatsforſtverkäufen werden Preiſe
bis zu 24 000 000 Mark je Feſtmeter für gutes Holz ab Wald und ſogar
darüſer bezahlt, ſo daß man bereits von einer Ueberſchreitung der
Frie=
denspreife ſprechen kann. Teilweiſe liegen dort, wo geringwertige
Höl=
zer in Frage kommen, die Preiſe, die ab Wald bezahlt werden, über den
Weltuarktpreiſen. Nach Eiſenbahnſchwellen beſtand einige Nachfrage,
dagegen lag der Grubenholzmarkt ſehr matt. Es fanden nur geringe
Umſätze ſtatt. Der Ausfall bes Abſatzes nach dem Ruhrrevier macht ſich
immer ſtärker bemerkbar. Hier und dort wurde ein Waggon
Schalbret=
ter verkauft. Neue Bauunternehmungen werden nicht mehr begonnen.
Infolgedeſſen iſt auch mit einem Rückgang der Abſatzverhältniſſe am
Bauholzmarkt zu rechnen
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Auf Grund der
Markver=
ſchlechterung in Neu=York ſtellten ſich im Vormittagsverkehr die
De=
viſenkurſe ſehr hoch; der Dollar wurde mit 7 250 000 genannt. Im
Verlaufe ſchwächten ſich die Kurſe etwas ab, da die Käufer in der
An=
nahme einer Stützungsaktion der Reichsbank äußerſte Zurückhaltung
beobachten. Bis Mittag gab der Dollar auf 6500 000 nach. Die amtliche
Notierung brachte eine weitere Ermäßigung auf 5 500 000 Mark.
13. 750.—
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Daemftädter Tagblatt, Mittttoch, den 22. Auguſt 1923.
Seite 2.
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
13)
(Nachdruck verboten.)
Der Sonnabend des dritten Februar, der Tag, an dem wir
ihn auf Beſuch bei Don Ramon geſehen, hatte ſchlecht angefangen;
Herr Bekker wäre der erſte geweſen, das zuzugeſtehen. Man kann
von ihm nicht ſagen, daß er etwas zu bereuen pflegte, was er
getan, wenn er kein Geld dabei verloren hatte; darum kann man
auch nicht behaupten, daß er ſein Interview mit dem Großherzog
bereute; aber er erkannte mit kalter Erbitterung, daß er für den
Augenblick geſchlagen war — fühlbar, wie diverſe Körperteile
bezeugten. Aber ſo wenig er dieſes Interview bereute, ſo wenig
ließ ſeine Niederlage ihn auch nur einen Augenblick daran
den=
ken, ſeine Pläne aufzugeben. Punta Hermoſa war eine
Fund=
grube, eine große Fundgrube, eine einzig daſtehende Fundgrube
ſogar, wenn ſeine Witterung ihn nicht irre geführt hatte. Der
Hchwefelgehalt der Proben, die er angeſtellt hatte, hatte ſich als
erſtklaſſig erwieſen, der Zugang an Rohmaterial war großartig.
die Arbeitskräfte in Minorca ſo billig, als man nur wünſchen
konnte, und die Lage ausgezeichnet: keinerlei Eiſenbahnkoſten
und in Reichweite von Dutzenden von Frachtlinien. Mit einem
Worte, ein Geſchäft, mit dem Hunderttaufende zu verdienen
waren, ein koloſſales Geſchäft — das er auf ein Haar für lumpige
300 000 Peſetas ergattert hätte.
Bei dieſem Punkte ſeiner Betrachtungen angelangt, brach
Herr Bekker einmal ums andere in die furchtbarſten Flüche auf
Don Ramon aus. Der liſtige Schurke! Der heuchleriſche Teufel!
Sich das Geheimnis gegen Ehrenwort zu erzwingen, ihm ſein
eigenes Herzensgeheimnis abzuliſten und dann abzulehnen,
unter dem Vorwand einer ſolchen Idiotie wie dem Gedanken
an die Arbeiter! Ja, und in einer Weiſe ablehnen, die Herrn
Bekkers Geſichtzügen das Doppelte ihres Umfanges verliehen
hatte. Aber warte nur, warte, das würde ihm nicht geſchenkt
bleiben! Verflucht nochmal, das würde er ihm ſchon heimzahlen,
dem verdammten Armenhausprinzen!
Aber als er an der Plazuela de San Chriſtobal angelangt
war, war ſein Kopf wieder kalt, innerlich, denn ſeine Ohren und
Backen brannten wie Feuer; er ſchob ſein Mißgeſchick und ſeine
Rachegedanken bis auf weiteres von ſich und konzentrierte ſich
nur auf eine Sache: wie konnte er Punta Hermoſa für ſich ſelbſt
retten?
Man muß zugeben, daß das Problem ſchwer zu löſen ſchien.
Minorca, mit allem, was darauf war, gehörte Don Ramon oder
ſeinen Gläubigern; ohne die fiel kein Sperling vom Dache.
Punta Hermoſa gehörte freilich dieſem alten Rindvieh Paqueno,
aber Herr Bekker hatte ſein ausdrücklichſtes Wort, daß er es lieber
verbrennen ſehen wollte, als es ihm verkaufen. Er mußte es
haben, gleichviel mit welchen Mitteln, aber . . . Er befand ſich
in einem abſolut regierten Fürſtentum — ſo lange er ſich
über=
haupt noch da befinden durfte! Er war ein rechtloſer Mann in
Minorca, ganz abgefehen davon, daß er es auch in der Heimat
war . . . Und lange Zeit hatte er nicht vor ſich, denn natürlich
würde der Großherzog ſchon morgigen Tages die
Unterhandlun=
gen mit irgend einer Wucherfirma einleiten, um den Betrieb in
Gang zu ſetzen. Hol’ ihn der und jener: Solange er in Minorca
regierte, hatte Herr Bekker keine großen Ausſichten! Tod und
T . . Herr Bekker fuhr zuſammen, ohne ſeinen Fluch
abzuſchlie=
ßen. Da hatte er ja die Idee, nach der er gefahndet hatte.
So=
lange Don Ramon regierte, hatte Herr Bekker keine Ausſichten,
Punta Hermoſa zu bekommen; was blieb alſo Herrn Bekker
übrig, wenn er Punta Hermoſa trotz alledem haben wollte?
Daß Don Ramon aufhörte, zu regieren.
Mit anderen Worten, eine kleine Revolution.
Herrn Bekkers Lebensbahn war, wie wir ſchon angedeutet
haben, nicht ohne ihre Stürme geweſen, auch die eine oder andere
kleine Revolution hatte darin nicht geſehlt. Etliche Jahre in
den mittelamerikaniſchen Staaten laſſen ein ſolches Ereignis
mehr oder weniger als eine Banalität erſcheinen, als ein
ſelbſt=
verſtändliches Hilfsmittel, wenn die anderen verſagen. Herr
Bekker hatte ſich lange genug in beſagtem Teil der Welt
aufgehal=
ten, um ſich dieſe Anſchauung zu eigen zu machen; und wenn ihn
auch der Gedanke, daß er nunmehr in Europa war, etwas
ein=
ſchüchterte, brauchte er doch nicht lange, um ſich an Portugal und
die Türkei zu erinnern. Hatte etwa jemand bei deren kleinen
Auseinanderſetzungen mit ihren Regenten eingegriffen? So weit
Herr Bekker ſich erinnerte, niemand; und war es da
wahrſchein=
lich, daß man aus dem kleinen Minorca viel Aufhebens machen
würde?
Herr Bekker beantwortete dieſe Frage mit einem
ausdrück=
lich verneinenden Fluc,, trat in das Hotel, aß ſein Lunch und
zog ſich auf ſein Zimmer zurück. Nach einer halben Stunde
ein=
ſamer Reflexionen ließ er Senjor Luis Hernandez rufen.
Senjor Luis war 27 Jahre alt und der Sohn des Porfirio
Hernandez, des Inhabers des Hotels Univerſal; aber größere
Gegenſätze als dieſer Vater und dieſer Sohn ließen ſich nicht
denken. Der alte Porfirio, der das Hotel ſeit dreißig Jahren
innehatte, war ein phlegmatiſcher Minorcaner vom alten Schlage;
in ſeinem 60jährigen Leben hatte er ſich daran gewöhnt, jeden
Tag zu ſehen, wie die Sonne an dem wolkenloſen Himmel
auf=
ging, die Winde in den Palmen ſäuſelten, und das Haus
Ra=
miros das Land mit mildem Zepter und ſchweren Steuern
re=
gierte. Das eine erſchien ihm ebenſo ſelbſtverſtändlich wie das
andere, und der Gedanke an eine Veränderung des Programms
in irgendeinem Punkte war ſicherlich nie in ſeinem Kopfe
aufge=
taucht. Das Leben war einförmig und die Einkünfte gering, aber
ſo lange man ſich nicht anzuſtrengen oder zu hungern brauchte,
war es gut, wie es war. Erfüllt von dieſer Lebensphiloſophie,
die er ſicherlich nie hätte formulieren können, betrachtete der alte
Porfirio mit etwas, das väterlicher Sorge nahe kam, ſeinen
Sohn Luis, ſo genannt nach dem Großherzog, der bei ſeiner
Geburt regierte. Luis Jugend war nach minorcaniſchen
Begrif=
fen ſtürmiſch geweſen. Er war unzufrieden mit allem. Minorca
war elend und verſumpſt. Da war nirgends Geld, nur drückende
Steuern. Das Hotel konnte nie in die Höhe gebracht werden,
ſo lange es war, wie es war, und es gab nichts, worauf ein
Mann mit Tatendrang ſich werfen konnte. Denn ſeltſam — es
war genug, um Senjor Porfirio manchmal dazu zu bringen, an
der ehelichen Treue der ſeligen Frau Hernandez zu zweifeln. —
Luis beſaß einen unauslöſchlichen Tatendrang. Geld zu
ver=
dienen, das war es, wovon er Tag und Nacht träumte.
Nur das Alter des alten Porfirio hielt ihn davon ab, nach
Amerika zu gehen. Er mußte jederzeit darauf gefaßt ſein, daß
der Alte ſtarb, und er fürchtete, um ſein Erbteil zu kommen, falls
er nicht am Platze war. So blieb er denn in Minorca und
ver=
brachte ſeine Zeit, große Pläne zu ſchmieden. Er hatte ſich mit
einigen Gleichgeſinnten zuſammengetan, und mit ihnen pflegte
er geheime Zuſammenkünfte abzuhalten, bei denen ſie ihre
Ge=
burtsinſel verfluchten und unfruchtbare Pläne entwarfen, reich
und mächtig zu werden. Die Bazillen der Unzufriedenheit
ſchie=
nen endlich mit den Feſtlandswinden nach Minorca
hinüber=
geweht worden zu ſein.
Von den Beſuchern des Hotels hatte Luis ein paar
fremd=
ſprachige Brocken aufgeſchnappt, und es war ſeine beſondere
Wonne, ſeine Herzensbitterkeit vor ausländiſchen Gäſten
aus=
ſchütten zu können. Herr Bekker aus Holland hatte ſofort ſein
Intereſſe erregt; er beneidete ihn um ſeinen Reichtum, und er
grübelte unabläſſig darüber nach, wie nur ein reicher Ausländer
wie er es ſo lange in Minorca aushalten konnte. Er hatte einige
Annäherungsverſuche gemacht, die jedoch von Herrn Bekker kurz
abgewieſen worden waren. Mit um ſo größerer Spannung
be=
eilte er ſich jetzt, Herrn Bekkers Ruf, auf ſein Zimmer zu
kom=
men, Folge zu leiſten.
(Fortſetzung folgt.)
Anni Simon
Herbert Manasse
VERLOBTE
Darmstadt
Eenst-Ludwigstr. 16, I.
Berlin-Charlottenburg
Wielandstr, 31. (*2097
Laſtwagen
Beiladung
für Donnersrag nach
g
Frunkfurt a. M.
und zurück geſucht
Anfragen: (6976
Telephon 1886/87.
O
Eine faſt neue
Singer=Rähmaſchine
zu verkaufen (*2321
Parcusſtr. 13, 1. St.
Seine Verlobung mit
Fräulein Marga Spuck
beehrt ſich anzuzeigen
Hermann Mohr
z. Zt. Spanien.
Bise4
Marie Büttel
Ludwig Kossmann
VERLOBTE
Darmstadt, im August 1923
Neckarstr. 3
Taunusste, 52
(*23207
Alice Katzenstein
Michael Schloß
VERLOBTE
Ano=
Statt beſonderer Auzeige.
Heute iſt unſere liebe Schweſter,
Schwägerin, Tante und
Groß=
tante
geb. Froelich
(*23178
ſanft entſchlafen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Ludwig Froelich, Kommerzienrat.
Darmſtadt, 18. Auguſt 1923.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch
der Verblichenen in der Stille
— Beileidsbeſuche werden
ſtatt,
dankend abgelehnt.
Heute entſchlief ſanft unſere
liebe Mutter
Darmstadt
Waldstraße 22
Nürnberg
Kaiserstraße 36
1*23177
geb. Bertholdt.
Darmſtadt, 21. Auguſt 1923.
Laurenz Fiſcher
Emma Fiſcher.
Die Beerdigung finder Freitag,
24. Auguſt, nachm. 4½ Uhr, von
der Kapelle des alten Friedhofs
(*23235
aus ſtatt,
Todes=Anzeige.
Sonntag Nacht entſchlief ſanft
nach langem, ſchwerem Leiden
unſere liebe, gute Mutter,
Groß=
mutter, Schwiegermutter und
Schwägerin
geb. Baumann
im Alter von 68 Jahren, (*23225
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Lerch.
Die Beerdigung findet
Donners=
tag, 23. Auguſt, nachmittags 3 Uhr
von der Leichenhalle auf dem
Fried=
hof Nieder=Ramſtädterſtr. aus ſtatt
Butter
tauſcht gegen Reis,
Leder, Schuhe und
Textilwaren (6972md
Bezugs= u. Abſatz=
Genoffenſchaft
Ober=Oſtern,
Poſt Reichelsheim i. O.
Fräulein kennen zu
lernen, nicht über 21
Jahre, zwecks ſpät,
Heirat.
Angeb. u. K 136 an
d. Geſchſt. (*23226
Ergänzung der
Stadtver=
ordnetenverſammlung.
Die Stadtwahlkommiſſion ſtellte in
ihrer Sitzung vom 16. Auguſt d8. Js. feſt,
daß nach dem Wahlvorſchlag der Deutſchen
Demokratiſchen Partei
Herr Rektor
Chriſtian Karl Schäfer
an Stelle des kürzlich verſtorbenen Herrn
Miniſterialrat Emmerling in die
Stadt=
verordnetenverſammlung einzutreten hat
Es wird dies mit dem Anfügen
be=
kannt gemacht, daß das Protokoll der
Stadtwahlkommiſſion am 22., 23. und
24. Auguſt im Stadthaus, Zimmer Nr. 33.
während der Dienſtſtunden zur Einſicht
der Stimmberechtigen und Beteiligten
offen liegt und daß während dieſer Zei=
Einwendungen gegen die Wahl und den
Gewählten ſchriftlich oder zu Protokoll
Junger Mann wünſcht bei dem Unterzeichneten bei Meidung des
Ausſchluſſes vorzubringen ſind. (St,6971
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1923.
Der Stadtwahlkommiſſar
Daub
Beigeordneter.
Magenbeſchwerden und andere Störungen der
Ver=
dauungstätigkeit ſind die Zeichen unſerer heutigen
quali=
tätsarmen Ernährung. Wenn Sie ſich davor ſchützen
wollen, dann nehmen Sie „Kufeke”, die altbewährte
Kraftkoſt, denn „Kufeke” iſt leicht verdaulich, belaſtet
weder Magen noch Darm, ſchmeckt vorzüglich und iſt im
Vergleich zu vielen anderen Lebensmitteln billig. Für
Magenleidende, Schwächliche, Nervöſe, für alte Leute,
blutarme Kinder und bleichſüchtige Mädchen gibt es kaum
eine beſſere Nahrung als das zuverläſſige, nährkräftige
„Kufeke‟. Es wird neben oder mit den üblichen
Mahl=
zeiten genommen, iſt einfach zu bereiten und bildet als
Getränk einen wohlſchmeckenden Erſatz für Kaffee oder
Tee, ſowie als Suppeeine beliebte Vorſpeiſe fürdas Mittag=
und Abendeſſen. Beachten Sie den verhältnismäßig
billigen Preis von Kufeke”, der durch die Ergiebigkeit
des Präparats noch mehr ermäßigt wird!
(V,2736
Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Million (Geldſchein). Eine
ſchwarze Stoffaktenmappe. 1 ſilb.
Damen=
uhr in Lederfutteral. 1 dunkle Ledertaſche
mit über einer Million. 1 vergold.
Sicher=
heitsnadel. 1 Autoſcheinwerfer. 1 kleines
weißes Taſchentuch. 1 ſchwarze Haarſchleife.
18000 Mk. in Scheinen, 4 Schlüſſel ar
einem Ring. 1 weißer Kinderſtrumpf. Eine
gelbe, geknüpfte Handtaſche. 1
Portemon=
naie mit 950 Mk. Eine Anzahl verſchied.
Schlüſſel. 1 vergoldete Emaillebroſche. Ein
Handtäſchchen mit 100000 Mk. —
Zuge=
laufen: 1 gelber Spitz. 1 Fox. 1 gelber
Pinſcher. 1 gelber Dackel. — Zugeflogen:
1 weiße Taube.
Nutzholzverſteigerung.
Mittwoch, den 5. September, ab
9 Uhr vormittags, werden in
Darm=
ſtadt, Wirtſchaft „Zum heiligen
Kreuz=
berg‟, Dieburgerſtraße 234, verſteigert:
Stämme, Eichen: 77 I. Kl. — 171,81 fm,
141 II. Kl. — 214,02 fm, 209 III. Kl. —
209,08 fm, 132 IV. Kl. — 80,95 fm, 56
V. Kl. — 20,51 fm, 58 VI. Kl. — 15,16fm
Buchen: 1 III. Kl. — 0,92 fm, 3 TV. Kl.
— 2,28 fm, Nutzſcheiter: 18 rm Eichen,
9,6 Buchen, 1 Hainbuchen, ferner
Weymuthkieferſtamm I. Kl. — 5,94 fm.
Nummerverzeichniſſe können gegen
Ein=
ſendung von 110000 M. von hier bezogen
(6983
werden.
Darmſtadt, 20. Auguſt 1923.
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