Darmstädter Tagblatt 1923


15. August 1923

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Einzelnummer 20000 Mark.

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſiattet.
Nummer 224
Mittwoch, den 15. Auguſt 1923
186. Jahrgang

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Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.

Das Programa der Regierung Streſemann.
3/ Kabinettswechſel, kein Zeichen der Schwäche. Rückſichtsloſe Wahrung der Staatsautorität. Durchführung
der inneren Reformpolitik. Die große Mehrl it des Reichstages für die Regierung.

Reichskanzler Streſemann
ha das Vort.
Von
Dr. Walter Croll, Berlin.
Berlin, 14. Auguſt 1923.
Qm heutigen Tage hatte ſich dem Reichstag das Kabinett
Sſemann vorgeſtellt. Die eigentliche Programmrede des neuen
53 lers war nicht die kaum zwanzig Minuten dauernde Regie=
r
3 Serklärung, ſondern die viel beachtete Rede des Abgeordne=
t
6 Dr. Streſemann vom 8. Auguſt in der großen Ausſprache
ü. die letzte Programmrede Dr. Cunos. Die heutige Reichs=
td
ede war ſymptomatiſch für die parlamentariſche Lage, mit
wſer das neue Kabinett rechnen muß.
Während der geſamten Rede Dr. Streſemanns lärmte die
äzrſte Linke und wurde erſt etwas ſtiller, als der erſte Redner
jut er Ausſprache, der Sozialdemokrat Hermann Müller=
F ken, den unermüdlichen Krakelern von links auf das Stich=
E Unterernährung ſchlagfertig entgegnete: Der Zwiſchen=
iſt
augenſcheinlich ſelbſt geiſtig unterernährt! Aus den
Rn aller Koalitions= und Oppoſitionsredner klang es hervor,
dis den Worten Taten folgen müßten und daß Bekenntniſſe noch
fe Werke ſeien. Außer den Kommuniſten haben ſich nur die
2 ſchnationalen und die noch weiter rechts ſtehenden Deutſch=
v
3 ſchen zur Oppoſition bekannt. Aber auch die Baheriſche
E Spartei blieb bedauerlicherweiſe der Koglition fern, da ſie in
d2 perſonellen Zuſammenſetzung des Kabinetts keine Gewähr
f5 die Durchführung des vorgetragenen Programms erblickt.
En die Kürze der Streſemannſchen Ausführungen als Sym=
hs
jafür gelten ſoll, daß die Taten des neuen Reichskabinetts
u2o nachhaltiger und entſchiedener ſein werden, ſo kann jeder
Oſche mit der Programmerklärung von heute zufrieden ſein.
BIDank au Dr. Cuno, der ſtch ſelbſtlos für ſein ſchweres Amt
z4 Zerfügung geſtellt hatte, werden gewiß auch diejenigen votie=
1S die monatelang das herbeigewünſcht haben, wozu ſich das
8 nett erſt unter dem Druck der furchtbar zunehmenden Not
he ffand. Es wird vielleicht ſpäter feſtgeſtellt werden können,
I3 weit ſachliche Jrrtümer hieran die Schuld tragen, und in=
eit perſönliche Lisharmonie zwiſchen den Kabinettsmitglie=
dS
eine klare, lebhafte Reformpolitik verhindert haben. Jeden=
ſa
wurde Dr. Streſemann den Tatſachen durchaus gerecht, als
(E klärte, der Kabinettswechſel ſei kein Zeichen der Schwäche,
4S von Anfang bis zu Ende habe Herr Cuno am Widerſtand
ge franzöſiſche Gewalt feſtgehalten, und auch das neue Kabi=
* ei unbeugſam gegen jede Vergewaltigung Deutſchlands.
Dr. Streſemaun hat ſich außenpolitiſch und nicht minder
* politiſch ſehr vorſichtig ausgeſprochen. Er ſieht auch in der
i Note Englands an Frankreich eine Gewähr dafür, daß
S urch nichts anderes als durch eigene Kraft frei werden kön=
u
Aber auch innenpolitiſch hat der neue Reichskanzler behut=
ſc
Worte geſprochen. Er verſicherte, daß er nicht die große
Se ſeines Kabinetts in der breiten parlamentariſchen Baſis
eDke, auf welcher ſeine Regierung beruhe er lege min=
d
2 ’s ebenſoviel Wert darauf, mit den großen Wirtſchafts=
02 iſationen und Jutereſſentengruppen in näherer Fühlung
zu. eiben. Bei den allgemeinen Wendungen, deren ſich Dr.
S emann bediente, war nicht zu erkennen, wie er ſich zu der
be nten ſozialdemokratiſchen Forderung ſtellte, die Reichsregie=
tr
. möchte die Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund
n2 tchen. Dr. Streſemann bekannte ſich lediglich zu der Idee,
dc streitfall mit Frankreich und Belgien einem internationalen
Sdsgericht zu unterbreiten, und ließ keinen Zweifel daran,
42 in ſolches Schiedsgericht zugunſten unſeres Standpunktes
u5 en würde. In der Wendung, daß das deutſche Volk in den
ba en Widerſtand eingetreten ſei, um beſtimmte Ziele zu ver=
chen
, liegt der Gedanke, daß bei Erringung dieſer Ziele der
bs e Widerſtand beendigt werden würde. Immerhin bedeutet
d2 ſervorkehrung dieſes Gedankens ein gewiſſes Zugeſtänd=
n
egenüber denjenigen Perſönlichkeiten und politiſchen Krei=
S ie Deutſchland und Frankreich auf eine gemeinſame Grund=
ühren möchten! Es wäre aber zu bedauern, wenn die fran=
1D/e Preſſe, die Dr. Cunos Sturz bejubelt, in den ſorgfältig
8 Ilten Worten des neuen Kanzlers einen Beweis dafür
daf der Wechſel des Kabinetts in Deutſchland ſchließlich
einen Wechſel des außenpolitiſchen Kurſes bedeutet.
innenpolitiſch hat ſich Dr. Streſemann in der parlamen=
Sſen Debatte zweifellos in einem ungleich ſchwereren Kampfe
ein Vorgänger nicht nehmen laſſen, den krakelenden Kom=
ſten
ein paar derbe Wahrheiten zu ſagen. Er könne, ſo
e er mit verſtändnisvoller Fronie, vollauf die Nervoſität
d ußerſten Linken begreifen, nachdem ihr der unverantwort=
IE Geueralſtteik ſo völlig mißgkückt ſei. Dr. Streſemann ver=
12) übrigens, Mittel zur Wahrung der Staatsautorität rück=
E 93 gegen jeden anzuwenden, der ſich an der Ordnung und
S algemeinen Wohle verſündigt. Er prägte das ſchöne Wort,
Dd ie Schafftug der iuneren Ordnung die beſte außenpolitiſche
ität ſei. Wichtige Probleme der inneren Reformpolitik, wie
Bieichsgoldanleihe und die Schaffung einer wertbeſtändigen
ung, erſvähnte Dr. Streſemann nur flüchtig. Zu dem Kapi=
icherung
der Ernährung richtete er ähnlich wie am 7. Auguſt
Cano einen lebhaften Appell an die Landwirtſchaft. Den
Ei
ſtündigen Lohn erklärte der Reichskanzler für eine berech=
Forderung, wies aber die Vorkriegsbaſis als Maßſtab zu=
E lleber die Frage der Reform der Reichsbankleitung glitt er
z3 ich ſchneſt hinweg.
118 einer der Koalitionsredner, der neue volksparteiliche
iozsborſitzende Dr. Scholz, erklärte, die Deutſche Volks=
1abcn ihren beſten Mann ſchweren Herzens zur Ueber=
rS
des leitenden Poſtens im Reiche ermächtigt, empfand
es gepiß überall im Reichstage, ſelbſt auf vielen Bänken
Aützg, daß in ganz Deutſchland eine Lage entſtanden

ſei, welche im alten kaiſerlichen Rom mit den Worten bezeich=
net
wurde: Bes ad triari; venit. In der Tat hat mit Dr. Streſe=
mann
eine Perſönlichkeit von außergewöhnlich taktiſchem Geſchick,
von großer parlamentariſcher Routine und von ſtarker Bered=
ſamkeit
und klarer Erkenntnis der Lage den Reichskanzlerſtuhl
eingenommen. Er wird jetzt beweiſen müſſen, daß er ebenſo groß
im konſtruktiven Denken und im zielbewußten Handeln iſt.
Reichskanzler Dr. Streſemann hat das Wort nicht nur zur kur=
zen
Rede, ſondern zur rettenden Tat!

* Berlin, 14. Aug. (Eigener Bericht.) Saal und Tri=
bünen
ſind ſtark beſetzt. Vor dem Reichstagsportal drängt ſich
die Menge. An den Zugängen iſt die Kartenkontrolle verſchärft.
Die Mitglieder des neuen Kabinetts nehmen um 2½4 Uhr die
Regierungsplätze ein. Präſident L agebe eröffnet gleich darauf
die Sitzung. Als erſter Punkt der Tagesordnung führt er aus:
Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierung.
Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragt der Abg. Koe=
nen
(Kom.) die Aufhebung der Ausnahmeverordnung vom
10. Auguſt und die Beratung des Antrags als erſten Punkt der
Tagesordnung. Ohne Debatte wird dieſer Antrag gegen die
Stimmen der Kommuniſten und Unabhängigen abgelehnt.
Abg. Höllein (Kom.) ruſt: Die Koalition äußert ihre
Wirkung!
Abg. Koenen (Kom.) beantragt darauf die Beratung der
kommuniſtiſchen Anträge auf Aufhebung des Verbots öffentlicher
Verſammlungen unter freiem Himmel und der proletariſchen
Hundertſchaften. Dieſer Antrag wird gleichfalls abgelehnt.
Der Präſident gibt dann dem Reichskanzler Dr. Streſemann
das Wort, der von den Kommuniſten mit lärmenden Rufen emp=
fangen
wird.
Reichskanzler Dr. Streſemann
teilt dann die bereits gemeldete Zuſammenſetzung des neuen
Reichskabinetts mit und fügt hinzu: Das Auswärtige Amt wird
vorläufig von dem Reichskanzler verwaltet. Die Ernennung des
Außenminiſters wird ebenſo wie die des Reichspoſtminiſters noch
erfolgen. Als Miniſter ohne Portefeuille gehört dem
Kabinett der Oberpräſident Fuchs an. Zu ſeinen Ob=
liegenheiten
gehört die Sorge für die beſetzten Län=
der
an Rhein und Ruhr. Das Rheinland ſoll=
wiſſen
, daß ſeine Intereſſen in der Reichsre=
gierung
beſondere Pflege finden. (Beifall. Großer
anhaltender Lärm bei den Kommuniſten.) Der Begriff der Demo=
kratie
ſchließt doch auch das Anhören von Meinungen ein, die
nicht erwünſcht ſind. Vielleicht haben Sie die Güte, den Appell,
den Sie (zu den Kommuniſten) an das hohe Haus richteten, auch
zu beachten. (Lebhafte Zuſtimmung.)
Demokratie heißt jedenfalls: Herrſchen der Mehrheit,
und nicht Diktatur einer Minderheit.
(Erneuter ſtürmiſcher Beifall.)
Der Reichskanzler ſpricht dann ſeinem Kabinetts=
vorgänger
aufrichtigen Dank aus. (Lachen bei den
Kommuniſten.) Er erklärt, Dr. Cuno habe Gegner ſeiner Politik,
aber keinen perſönlichen Feind gehabt. (Zuſtimmung.) Er war
einer der wenigen Perſönlichkeiten der praktiſchen Wirtſchaft,
die dem jungen republikaniſchen Deutſchland ihre Dienſte zur
Verfügung geſtellt haben. Die Kritik der Gegenwart an den Lei=
ſtungen
ſeines Kabinetts darf nicht an der Tatſache vorbeigehen,
daß bisher jede Politik zur Konſolidierung der
deutſchen Verhältniſſe von außen unmöglich ge=
macht
wurde. Reichskanzler Dr. Cuno hat in der Begrün=
dung
für die Niederlegung ſeines Amtes zum Ausdruck gebracht,
daß er den Weg freimachen wolle für ein Kabinett auf parlamen=
tariſcher
Grundlage zur Zuſammenfaſſung aller Volkskräfte. Da=
mit
will er dem Reiche einen Kampf erſparen. Ich möchte mein
Amt nicht antreten, ohne dem geſchiedenen Reichskanzler und
ſeinen Mitarbeitern, die nur das Beſte des Landes und Volkes
angeſtrebt haben, auch von dieſer Stelle aus aufrichtigen Dank
zum Ausdruck zu bringen. (Lebh. Beifall.) Der Charakter
des neuen Kabinetts iſt durch ſein Entſtehen
gegeben. Es iſt aufgebaut auf parlamentariſcher Ba=
ſis
, es iſt entſtanden in einer ungewöhnlich ernſten Zeit.
Wir ſtehen außen= und innenpolitiſch vor großen Span=
nungen
und großen Entſcheidungen. Dieſe Entſcheidun=
gen
verlangen einen Zuſammenſchluß aller den verfaſ=
ſungsmäßigen
Staatsgedanken bejahenden Kräfte.
Es iſt völlig müßig, darüber zu ſtreiten, ob dieſes Kabinett mehr
nach der einen oder anderen parteipolitiſchen Seite hin beein=
flußt
wird. In den Stürmen von außen und innen
wird der Staat nur ſtandhalten können, wenn
die Regierung und eine ſtaatsbejahende Oppo=
ſition
ſich in der Sorge um die deutſche Zukunft
zuſammenfinden.
Das Auslans' mag nicht glauben, daß dieſer Kabinetts=
wechſel
ein Zeichen der Schwäche ſei. Dieſes Kabinett, das auf
breiteſter parlamentariſcher Grundlage aufgebaut iſt, breiter als
je ein Kahinett ſeit dem Beſtehen der deutſchen Republik, will
auch das ſtärkſte Kabinett gegen jeden Gedanken
der Vergewaltigung Deutſchlands ſein. (Bravo!)
Daß es dieſes Ziel erreicht, das wird von dem Zuſammenwirken
des Reiches mit den Ländern, von dem Zuſammenwirken mit
dem geſamten Volke abhängen,

Das Reichskabinett hat volles Verſtändnis
für den Drang nach Eigenleben in den deutſchen
Ländern. Die Einfügung dieſer Eigenart in das Reichsganze
war aber auch zu keiner Zeit mehr geboten als in der Gegenwart.
Der Wille zum Rechts= und Staatsgedanken, vor allem
zum Staatsgedanken muß vom Volke ausgehen.
Wir ſind weit davon entfernt, die parlamentariſche Stärke eines
Kabinetts für das allein Maßgebende anzuſehen. Die Parteien
verſinnbildlichen nicht allein das deutſche Volk, ſondern die Par=
teien
beſtehen aus den reichen Kräften des Volkslebens auf der
Grundlage beruflicher Zuſammenfaſſung. Abg. Koenen
(Kom.) ruft: Die Verbeugung vor Stinnes auf der Grundlage
der Stammeseigenart. (Heiterkeit.)
Der Reichskanzler Dr. Streſemann fortfahrend: Alle dieſe
Kräfte brauchen wir zur Stützung des Staatsgedankens. Wer
aber in der heutigen Zeit glaubt, daß die Verhältniſſe ihm das
Recht geben, ſich mit Geſinnungsgenoſſen zuſammenzutun, um
gewaltſame Angriffe gegen den Staat und ſeine
Verfaſſung zu richten, der wird, wo immer er ſtehen mag, auf
den unbeugſamen Willen der Reichsregierung
ſtoßen, dieſen Gewalttätigkeiten mit allen Kräften
entgegenzutreten. (Lebhafter Beifall.) Die Reichsregie=
rung
hat den Willen, dieſes zu tun. Sie hat die Machtmittel,
dieſes zu tun und ſie hat die Abſicht, dieſe Machtmittel gegen
jeden anzuſetzen, der ſich vermißt, den Staat und ſeine Verfaſſung
unterminieren zu wollen.
Wir hoffen, daß die öffentliche Meinung bei ihrem
Beſtreben, Ordnung und Sicherheit aufrecht zu er=
halten
, uns unterſtützen wird. Das gilt wie im Innern auch
für den Kampfzuſtand am Rhein und an der Ruhr. In dieſem
Kampf hat ſich bisher die geſamte öffentliche Mei=
nung
Deutſchlands, mit Entſchiedenheit auf=
gebäumt
gegen die Vergewaltigung des Deut=
ſchen
Reiches. Wenn Frankreich und Belgien ſich auf die=
ſelbe
öffentliche Meinung ſtützen können, wie ſtark muß die Emp=
findung
des an Deutſchland verübten Unrechts ſein, wenn die
engliſche Note an Frankreich trotz der engen Beziehungen der
Allierten untereinander der Welt öffentlich dieſes Unrecht vor
Augen hält. (Sehr wahr.)
Der pafſive Widerſtand der deutſchen Bevöl=
kerung
hat ſeine Wurzel in dem feſten Bewußt=
ſein
des guten Rechts. (Beifall.) Unzweidentig
wird dieſes größte Unrecht nunmehr auch von
der britiſchen Regierung anerkannt. Wenn in den
Ausführungen der engliſchen Note die Unrechtmäßigkeit der
Ruhrbeſetzung auch ohne weiteres die Löſung der Ruhr= und
Rheinfrage zu erwarten hat, ſo dürfen wir doch annehmen, daß
die Grundzüge der britiſchen Auffaſſung auch in Frankreich und
Belgien nicht ohne Widerhall bleiben werden. Die Reichsregie=
rung
iſt ihrerſeits damit einverſtanden, daß die Frage, Recht=
oder
Unrechtmäßigkeit der Beſetzung einem inter=
nationalen
Schiedsgericht unterbreitet wird.
Wir zweifeln nichtdaran, daßjene unparteiiſche
Entſcheidung uns die Verfügung über das Ruhr=
gebiet
wiedergeben wird.
Von jeher nannte man das deutſche Volk ein
Volk der Arbeit. Nirgendsklang der Rhythmus
ununterbrochener als an der Ruhr. Man redet
uns heute vor, wir ſollten an der Ruhr wieder
zur Arbeit zurückkehren: Wir ſehnen uns danach,
daß das Ruhrgebiet wieder zur Arbeit zurück=
kehrt
, aber Arbeit und Freiheit ſind für uns
identiſche Begriffe. Von dem Tage an, der uns
die freie Verfügung zurückgeben wird, werden
alle Kräfte ſich regen, um die unerträgliche
Stillegung der deutſchen Wirtſchaft zu erle=
digen
.
Im Einverſtändnis mit dem früheren Außenminiſter betone
ich heute noch, das, was ich am 8. Auguſt ds. Js. geſagt habe:
Das deutſche Volk hat den paſſiven Widerſtand für die Er=
reichung
ganz beſtimmter Ziele aufgenommen. Wenn uns die
freie und unabhängige Verfügung über das
deutſche Nuhrgebiet wieder gewährleiſtet iſt,
wenn das Rheinland ſich in dem durch internatio=
nale
Verträge beſtimmten Zuſtand wiederbe=
findet
, wenn jeder vergewaltigte Deutſche an
Rhein und Ruhr der Freiheit, und ſeiner Heimat
wiedergegeben iſt, dann werden wir nach einer uns
zu gewährenden Atempauſe uns zu einer Regelung
des Reparationsproblems verſtehen können.

bedeiſel. 7. 2r fnſdr äadſch au de Andhue des
Steuervorlage und richtet an alle Schichten des Volkes
die Aufforderung, die Goldanleihe aufs kräftigſte
zuunterſtützen. Sie ſoll dazu beitragen, die Inflation ein=
zudämmen
. Das Bedürfnis nach wertbeſtändigen Sparanlagen
will die Regierung nach Möglichkeit befriedigen. Die Wäh=
rungsfrage
rüttelt, die größten volkswirtſchaftlichen und
finanziellen Probleme auf. Der Kanzler richtet den dringenden
Appell an alle Parteien, in dieſer entſcheidenden Frage mitzu=
arbeiten
, insbeſondere muß die Landwirtſchaft
helfen. Ohno Produktionsſteigerung würden

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Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 15. Auguſt 1923.

Rummer 224.

wir aus der Verarmung
nicht herauskommen.

des deutſchen Volkes

Wer landwirtſchaftliche Erzeugniſſe aus Gewinnrückſich=
ten
zurückhält, verſündigt ſich am Volke.
Der Kanzler begrüßt die Bereitwilligkeit, mit der weiteſte
Kreiſe die Regierung bei dem Beſtreben zur Sicherung der
Ernährungsfrage und der Stützung der Währung unter=
ſtützen
.
Die wertbeſtändige Entlöhnung ſei eine berechtigte
Forderung.
Es müſſe aber davor gewarnt werden, die Vorkriegsverhält=
niſſe
zur Grundlage für die gegenwärtigen zu machen. (Lärmende
Pfuirufe bei den Kommuniſten.) Ich verſtehe Ihre Erregung
über den Zuſammenbruch des unverantwortlichen Generalſtreiks.
(Lebhafter Beifall. Lärm bei den Kommuniſten.)
Präſident Loebe bittet um Ruhe und kündigt für die Nicht=
befolgung
Ausweiſung an.
Wichtige Aufgaben ſtehen der Reichsbank be=
vor
. Die Sicherung der Maßnahmen der Reichsregierung müſſen
durch die Reichsbank gewährleiſtet werden. Die dringende
Notverlangt ſorgfältige Arbeit. Der Kanzler bittet
den Reichstag dringend, in Verbindung mit der Ausſprache über
die Regierungserklärung die Verabſchiedung der Goldanleihe
vorzunehmen. Wir haben das Recht, an Deutſch=
lands
Zukunft zu glauben, und die Aufgabe, ſie
zu ſichern. (Lebhafter anhaltender Beifall.)
Die Ausſprache über die Regierungserklärung.
In der Ausſprache nimmt zunächſt Reichstagsabgeordneter
Müller=Franken (Soz.) das Wort und erklärt, daß die
Linderung der Not Optimismus und ſtärkſte Ent=
ſchlußkraft
erfordere. Deutſchland müſſe vor der
Geſchichte den Beweis antreten, daß es einig
ſei. Das Volk muß zu ſeiner Erhaltung die nötigen Voraus=
ſetzungen
haben. Wenn die Arbeit der Regierung fruchtbar ſein
ſoll, ſo müſſe ſie das Vertrauen der Maſſen erwerben. Neue
Steuern ſeien unverzüglich notwendig.
Steuerſabotage iſt Landesverrat.
Ein wertbeſtändiger Umbau im Steuerſyſtem ſei ſofort in An=
griff
zu nehmen. An der Spitze müſſe die Erfaſſung der Sach=
werte
ſtehen. Der Konſum an Lebensmitteln habe bereits eine
unerträgliche Verminderung erreicht. (Zuruf des Abg. Koenen
(Komm.): Der Unterernährungsminiſter bleibt doch! Sie ſind
geiſtig unterernährt! Schallende Heiterkeit.) Die Wirtſchaft
muß ihren großen Deviſenfonds bereitſtellen. Die letzte
engliſche Note ſei ein Bekenntnis, aber nicht
Bekenntniſſe, ſondern nur Taten bringen uns
vorwärts. Die Reichswehr muß alle Verſuche einer partei=
politiſchen
Einſtellung rückſichtslos abſchütteln.. Der wertbeſtän=
dige
Lohn muß geſichert werden. Mit einem General=
ſtreik
wäre in der gegenwärtigen Zeit niemand
gedient. (Widerſpruch bei den Kommuniſten.) Die Regie=
rung
kann bei der Durchführung ihres Pro=
gramms
unſerer Unterſtützung ſicher ſein.
Abg. Marx (Ztr.) hält es für angebracht, keine langen
Reden zu halten. Er begrüßt den Gedanken der großen Koali=
tion
. Das Zentrum begrüße, daß das jetzige Kabinett eine viel
geſchloſſenere und ſtärkere Volksgemeinſchaft hinter ſich habe als
das Kabinett Cuno. Das Zentrum bringe dem
Kabinett Vertrauen entgegen und hoffe und wünſche
dringend, daß ſeine Tätigkeit zum Beſten des deutſchen Volkes,
des Reiches und ſeiner Länder gereichen möge.
DerVertrauensantrag der Regierungsparteien
Inzwiſchen iſt folgender Vertrauensantrag, unterzeichnet
von den vier Regierungsparteien (Marx, Zentrum; Peterſen,
Demokrat; Wels, Sozialdemokrat, und Scholz, Deutſche Volks=
partei
) eingegangen: Der Reichstag billigt die
Regierungserklärung und ſpricht der Reichs=
regierung
das Vertrauen aus.
Abg. Hergt (Deutſchnatl.) gibt namens ſeiner Fraktion
eine Erklärung ab, wonach diefe jede Verantwortung
für den Regierungswechſel ablehnt. Er verlangt
gegenüber Frankreich die Anwendung aller Formen des Wider=
ſtandes
und bringt ein Mißtrauensvotum ein.
Die Abgg. Dr. Scholz (Dtſch. Vpt.) und Dr. Peterſen
(Dem.) beſchrränken ſich auf kurze Zuſtimmungs=
erklärungen
zu dem Regierungsprogramm, das
ihre Parteien unterſtützen werden. Sie ſchließen ſich dem Dank
des Kanzlers für ſeinen Vorgänger an, insbeſondere be=
grüßen
ſie die Zuſammenarbeit der großen
Mehrheit des Parlaments.
Abg. Leicht (Bayr. Vpt.) iſt zwar mit der Politik des
neuen Kabinetts einverſtanden, hegt aber Bedenken gegen
die Zuſammenſetzung der Regierung und kündigt
Stimmenthaltung der Bayeriſchen Volks=
partei
an.
Abg. Fröhlich (Komm.) kommt als Redner der letzten
Partei zu Wort. Er bezeichnet die große Koalition als eine
große Verbeugung vor Poincaré und richtet in einſtündiger Rede
ſcharfe Angriffe gegen die Sozialdemokratie.
Abg. Wulle (deutſchvölkiſch) greift die Politik des neuen
Kabinetts an.
Die Abſtimmung ergibt eine große Mehrheit für
die neue Regierung. Das Vertrauensvotum
wird mit 240 gegen 76 Stimmen bei 25 Stimm=
enthaltungen
(Bayeriſche Volkspartei) angenommen.
Gegen die Regierung ſtimmen die Deutſchnationalen, die
Deutſchvölkiſchen und die Kommuniſten.
Das Haus wandte ſich dann der zweiten Beratung der
Goldanleihe zu. Die Vorlage wurde in dritter Leſung an=
genommen
. Nach Erledigung kleinerer Vorlagen vertagte ſich
der Reichstag auf Mittwoch. Auch an dieſem Tage wird er
noch eine Reihe von kleineren Geſetzentwürfen erledigen.
Nach Schluß der Plenarſitzung empfing der Reichskanzler
die Vertreter der deutſchen und ſpäter auch der ausländiſchen
Preſſe.
Preſſeempfang beim Reichskanzler.
Berlin; 14. Aug. (Wolff.) Reichskanzler Dr. Streſe=
mann
empfing im Anſchluß an die Debatte zur Regierungs=
vorlage
im Reichstag Vertreter der deutſchen Preſſe. Er bat um
Unterſtützung durch die Preſſe im Intereſſe des deutſchen Vol=
kes
ohne Rückſicht auf die parteiliche Einſtellung der Organe, da
gegenüber dem Auslande die Einigkeit der deutſchen Parteien
notwendia ſei. Ferner empfing Dr. Streſemann Vertreter der
ausländiſchen Preſſe.
Die Stimmung in Frankreich.
m. Paris, 14. Aug. Die in Paris erſcheinende Ausgabe der
Chikago Tribune glaubt über die Stimmung in franzöſiſchen Re=
gierungskreiſen
folgendes mitteilen zu können: Da ſich England
nunmehr endgültig von Frankreich getrennt habe, wende die
franzöſiſche Regierung ihr Intereſſe mit erhöhter Aufmerkſamkeit
der deutſchen Regierung zu. Von Berlin erwarte man viel. Der
neue Reichskanzler Dr. Streſemann habe im März in verſchie=
denen
Zeitungsartikeln durchaus annehmbare, ehrenhafte Vor=
ſchläge
gemacht, die ſich mit den durch Poincaré auf der Januar=
Konſerenz in Paris gemachten Vorſchlägen declten und als eine
Grundlage zur Löſung des Reparationsproblems dienen könnten,

Vom Tage.

Die philoſophiſche Fakultät der Königsberger Albertus=UniverſiKät
hat den Direktor Arno Holz zum Doktor der Philoſophie ehrenhalber
promoriert.
Die Pariſer Morgenblätter veröffentlichen heute die deutſche Note,
die die Kriegslaſtenkommiſſion am 10. Auguſt der Reparationskommiſ=
ſion
übergeben hat und in der die teilweiſe Einſtellung der Natural=
lieferungen
an ſämtliche Mächte angekündigt wird.
Wie der Petit Pariſien ankündigt, findet der nächſte Miniſterrat
unter dem Vorſitz Millerands am 29. Auguſt in Rambouillet ſtatt.
Die engliſche Einfuhr im Juli betrug 76 818 334 Pfund. Sie zeigt
gegen den entſprechenden Monat des Vorjahres eine Aönahme um
4 918 493 Pfund. Der Wert der Ausfuhr betrug im ſelben Monat
59 503 850 Pfund, gegen Juli 1922 weniger 914 776 Pfund.
Die Arbeitsloſigkeit in Schweden iſt, wie Nya Daglight Allehanda
meldet, im Jahre 1923 ſtändig zurückgegangen. Am 31. Januar d. J.
betrug die Zahl der Arbeitsloſen 55 500, am 31. Mai 24100 und am
30. Juni 20 700. Bei den ſtaatlichen Notſtandsarbeiten waren zu dem
letztgenannten Zeitpunkt rund 15 100 Arbeiter beſchäftigt.
Die Moskauer Getreidebörſe wurde vor einigen Tagen feierlich er=
Pffnet. Kraſſin hielt eine Rede, in der er auf die Bedeutung der Börſe
im Zuſammenhang mit der Ausfuhrkampagne hinwies.

Engliſche Preſſeurteile über Streſemann.
London 14. Aug. (Wolff.) Die Dimes hebt in ihrem
Leitartikel zur deutſchen Kriſe die bemerkenswerte Tatſache her=
vor
, daß Streſemann, der Führer der induſtriellen Parteien, in
der Lage war, ſich die Unterſtützung der Sozialiſten zu ſichern.
Die neue deutſche Regierung weiſe zwei ausgeſprochene Merk=
male
auf: die Perſönlichkeit des Reichskanzlers, zweitens die
Mitwirkung der Sozialiſten. Die Times beſchreibt
Streſemann als erfahrenen Parlamentarier mit großer Kenntnis
aller politiſchen Kräfte, die in Deutſchland am Werke ſind, ſowie
als ſehr fähigen Redner, deſſen Reichstagsrede in der vorigen
Woche die beſte Zuſammenfaſſung des deutſchen Standpunktes
enthalte, die ſeit vielen Monaten erfolgte. Dieſe Rede könne als
Streſemanns Programm angeſehen werden, der für den paſ=
ſiven
Widerſtand und die Beibehaltung der National=
gefühle
eintrete. Sehr wichtig ſei auch, daß er ſich nachdrücklich
für die Verteidigung der republikaniſchen Verfaſſung einſetzt.
Die Times veröffentlicht eine ausführliche Würdigung der Per=
ſönlichleit
Streſemanns durch den Berliner Berichterſtatter des
Blattes, der Streſemanns Optimismus hervorhebt und ſeine
Energie rühmt.
Daily Telegraph hebt hervor, daß Streſemann mit
Bezug auf die auswartige Politik, oder mit anderen Worten, mit
Bezug auf Frankreich und das Ruhrgebiet die Unterſtützung ſo=
gar
der Kommuniſten erhalten werde. Es verlaute, daß die deut=
ſche
Außenpolitik unverändert bleiben werde. Vielleicht würden
aber aktivere Schritte getan, um die Aufnahme Deutſchlands in
den Völkerbund zu erzielen. Cunos Sturz werde aller Wahr=
ſcheinlichkeit
nach Deutſchland der bedingungsloſen paſſiven
Uebergabe, welche Poincaré gern haben möchte, nicht näher brin=
gen
. Man werde mit großer Neugierde verfolgen müſſen, wie die
neue deutſche Regierung ſich an die furchtbare Aufgabe der Um=
organiſation
der deutſchen Finanzen in Uebereinſtimmung mit
der kürzlich angenommenen neuen Geſetzgebung heranmachen
werde.
Die Weſtminſter Gazette ſchreibt, wie auch immer.
die Zuſammenſetzung der deutſchen Regierung ſei: es ſei ſicher,
daß in Deutſchland keine Regierung ans Ruder gelangen könne,
welche das Ruhrgebiet ſeinem Zuſtand überlaſſen oder die Be=
dingungen
annehmen wolle, welche Frankreich Deutſchland auf=
zuerlegen
beabſichtige. Was von der Regierung Streſemanns
erhofft werde, ſei eine Beſſerung der finanziellen Verhältniſſe.
Frankreich und der deutſche Regierungswechſel.
Paris, 14. Aug. (Priv.=Tel.) Der Regierungswechſel
in Deutſchland hat hier im erſten Augenblick des Bekanntwerdens
und dann beſonders auch im Hinblick auf die Mitarbeit der
Sozialdemokraten zu etwas übertriebenen Hoffnungen auf eine
Aenderung der Politik Deutſchlands geführt. Heute treten die
Blätter langſam den Rückzug an, vielleicht nicht zuletzt auch
unter dem Eindruck der vom Reichskanzler angekündigten voll=
ſtändigen
Einſtellung der Sachlieferungen auf Reparationskonto.
Das Journal des Debats warnt davor, auf eine grund=
legende
Neuorientierung der deutſchen Außenpolitik zu ſpeku=
lieren
. Dr. Streſemann, ſo ſchreibt das Blatt, ſei zwar viel
intelligenter als Dr. Cuno. Auf dieſem Grunde möge der
Wunſch der Sozialdemokraten nach Liquidierung der Politik des
paſſiven Widerſtandes beruhen. Dieſe alſo eröffnen neue Aus=
ſichten
für die Zukunft. Im gegenwärtigen Moment aber werde
keine deutſche Regierung den Mut aufbringen können, das Odium
einer Kapitulation auf ſich zu nehmen. Auch die deutſche
Arbeiterſchaft ſei heute nicht mehr in der gleichen Gemütsverfaſ=
ſung
wie im Jahre 1918, als ſie, vom Kriege erſchöpft, den Frie=
den
um jeden Preis wünſchte. Heute ſei ſie geneigt, die Regie=
rung
an der Ruhr zu unterſtützen, weil ſie den Kampf an der
Ruhr als einen Kampf gegen den weſtlichen Kapitalismus be=
trachte
. Wenn allerdings die Exiſtenzbedingungen in Deutſch=
land
noch ſchlechter würden und auch die neue Regierung die
Großinduſtriellen übermäßig ſchonend behandeln würde, dann
könnte zwar, die Stimmung umſchlagen. Durch die Finanz=
reform
beabſichtige deshalb das neue Reichskabinett, die Leiden
des Volkes zu mildern und ſich gleichzeitig dem Einfluß der
Induſtrie zu entziehen. Wenn aber das deutſche Volk nicht ent=
ſchloſſen
ſei, ſich mit Frankreich über eine Regelung der Repara=
tionen
zu verſtändigen und dieſen Kampf an der Ruhr weiter=
führen
wolle, ſo ſeien alle deutſchen Reformen dem Mißerfolg
geweiht, da in der deutſchen Wirtſchaft doch alles beim Alten
bleibe. Frankreich müſſe allerdings auf der bedingungsloſen
Einſtellung des paſſiven Widerſtandes nach wie vor beſtehen und
habe Deutſchland keine Gegenleiſtung für deſſen Aufgabe zuzu=
ſichern
. Immerhin, in dem Moment, wo in Berlin ein Perſonen=
wechſel
ſtattfinde, der Beachtung findet, durfte die franzöſiſche
Regierung wohl den Verſuch machen, dem neuen Kabinett in
Berlin zu verſtehen zu geben, daß es Frankreichs größter Wunſch
ſei, ihm ſeine Aufgabe zu erleichtern. Eine ſtarke Regierung
vergebe ſich damit nichts. Im Gegenteil, es ſei bedauerlich, daß
in der heutigen Zeit die Kunſt der Diplomatie verſchwunden ſei.
Hierin ſei eine Urſache für die klägliche Entwicklung zu ſehen,
die die europäiſche Politk ſeit vielen Jahren genommen habe.
Auch der offiziöſe Temps erklärt, daß die neue
deutſche Regierung nicht als ein Anzeichen für ein Nachlaſſen
Deutſchlands in ſeiner bis jetzt verfolgten Außenpolitik zu deuten
ſei, ſondern nur als die Wirkung der finanziellen und ſozialen
Verwirrung. Dr. Cuno ſei wegen der finanziellen Zuſtände in
Deutſchland geſtürzt worden, nicht, weil der Reichstag ſeine
Politik des paſſiven Widerſtandes etwa verurteilte. In Deutſch=
land
ſei jetzt enie große Koalitionsregierung am Ruder, eine
Regierung der großen Majorität. Die Volksmaſſen ſeien in dem
neuen Kabinett ſehr ſtark vertreten, während ſie vom letzten
ausgeſchloſſen waren. Wenn alſo die neue Regierung ſich dazu
hinreißen ließe, eine Politik des Franzoſenhaſſes zu betreiben,
ſo würde ſie über ſtärkere Kräfte als ihre Vorgängerin ver=
fügen
. Der Zankapfel, den England zwiſchen Deutſchland und
Frankreich geworfen habe, als es beide gemeinſam für ſeine
Forderungen haftbar erklärte, könnte wohl einen Anlaß zur
Verſchärfung der Spannung bieten,

Das franzöſiſche Gelbbuch.
Paris, 14. Aug. (Wolff.) In den auch von Havas au
dem franzöſiſchen Gelbbuche hervorgehobenen Inſtruktione
Poincarés vom 20. Juli an den franzöſiſchen Botſchafter
London heißt es:
Aus dem Studium der Verhandlungen in der Reparation=
frage
ſeit Unterzeichnung der Friedensvertrages gehe hervo
daß England ſich ſtets bemüht habe, eine Grundlage für eit
Verſtändigung ausfindig zu machen, auf der Deutſchland ar
gleichem Fuß mit den Alliierten verhandeln könne. Von ſich ſelk
auf andere ſchließend ſeien die Engländer immer der Anſicht g
weſen, daß Deutſchland die Verpflichtungen des Verſailler Ve
trages nicht erfülle, weil es ihm nicht in voller Freiheit zug
ſtimmt habe. Noch jetzt ließe man ſich in London trotz einer vie
jährigen Erfahrung von Stimmen aus Belgien beeinfluſſen, d
die Forderung erhöben, daß Deutſchland nicht die Demütigur
einer Kapitulation zugemutet werden könne. Frankreich ſei hi=
gegen
überzeugt, daß Deutſchland bis jetzt nicht die Ueberze=
gung
von ſeiner Niederlage gewonnen habe, oder daß mindeſter
die deutſche Regierung, wenn ſie ſelbſt den Umfang dieſer Ni
derlage kannte, das deutſche Volk niemals darüber aufgeklä
habe, und daß deshalb Deutſchland weit davon entfernt ſei, d
mindeſte Anſtrengung zur Vertragserfüllung zu machen, und n=
danach
getrachtet habe, ſich ſeinen Verpflichtungen zu entziehe
Die Konferenz von Spa und das Londoner Ultimatum vo
Mai 1921 haben nach der Darſtellung des Miniſterpräſidente
den Beweis erbracht, daß Deutſchland hinſichtlich ſeiner Repar
tionsverpflichtungen nur dem nachteiligen Zwang gehorche. Heu
verſuche es, dieſem Zwang mit Hilfe Englands zu entgehe
Der franzöſiſche Botſchafter müſſe ſich in ſeinen Verhandlunge
mit der englſchen Regierung deshalb hüten, ſich auf Maßnahme
einzulaſſen, die unter dem Vorwand einer Einſtellung des paſ
ven Widerſtandes darauf hinausliefen, die Befugniſſe Fran
reichs als Beſetzungsmacht und damit den franzöſiſchen Dru
ſelbſt abzuſchwächen. Deutſchland müſſe fortgeſet
die franzöſiſche Stärke zu ſpüren bekommen, un
Frankreich dürfe das Pfand nicht freigeben, bevor Deutſchlar
reſtlos erfüllt habe.
Die engliſche Haltung hat nach Poincaré ihren tiefere
Grund lediglich in der Befürchtung, daß die Beſetzung des Ruh
gebietes den völligen Zuſammenbruch der deutſchen Leiſtung
fähigkeit zur Folge habe. Dieſe Auffaſſung wird von ihm b
ſtritten. Poincaré entwirft darauf, das aus ſeiner Rede b
kannte Bild vom deutſchen Scheinbankerott und kommt zu de
Schluß, daß Deutſchland in dem von ihm zweckentſprechend g
wählten Zeitpunkt ſeine Ausgaben auf das Niveau ſeiner Ei=
nahmen
einſchränken werde, was ein Leichtes ſei für ein Lan
das keine militäriſchen Ausgaben mehr habe und keine ande
Schuld mehr zu tragen habe, als die der Reparationen, und de
die laſtenfreieſten und reichſten Steuerzahler der ganzen We
haben werde. Dieſe Lage beſchäftige Frankreich, auch wenn /
England, wie es ſcheine, keine Sorge mache. England ſehe n
die gegenwärtige Stunde. Es lege ſich keine Rechenſchaft ab üb
die wahrhaft erſchreckende Gefahr, die nicht allein Frankreich un
Belgien, ſondern England und ganz Europa drohe, eine wir
ſchaftliche Hegemonie, die plötzlich auf den Plan treten un
Deutſchland die Früchte in den Schoß werfen werde, die es vor
Kriege erwartete, wenn dieſer ſiegreich für Deutſchland ausge
gangen wäre. Für Frankreich ſei es unmöglich, ſie
der Auffaſſung der engliſchen Regierung zi
nähern, ohne ſeine Unabhängigkeit auf das Spiel zu ſetzen
Belgien habe genau dieſelben Intereſſen wie Frankreich und ſe
deshalb mit ihm in das Ruhrgebiet gegangen. Nichtsdeſtowenige
ſei Frankreich bereit, mit Deutſchland in Verhandlungen zu tre
ten, ſobald es ſeine Niederlage eingeſtanden habe und ſich ve
pflichtet fühle, ſeine Verſprechungen zu halten und die Folge
der Tatſache auf ſich zu nehmen, daß es ſich bis jetzt geweige
habe, ſie zu erfüllen.
Der Druck der Beſetzungsmächte muß ſich nad
Poincaré, vor allem auf die deutſche Induſtrie rich
ten. Die engliſche Regierung wiſſe genau, daß die deutſche In
duſtrie, wenn ſie aus der gegenwärtigen Kriſe unverſehrt hei
vorginge, nicht allein die Reparationslaſten auf die übrige Klaſ
der deutſchen Bevölkerung abwälzen würde, ſondern ſich auch
einer derartig vorteilhaften Lage befände, daß ſie dank der
Ueberbfluß an Arbeitskräften und der durchgreifenden Reorgan
ſation ihrer Fabriken notgedrungen die konkurrierenden Ind=
ſtrien
erdrücken würde. Die franzöſiſche und die belgiſche Ji
duſtrie wären gezwungen, ſich mit ihr zu verſtändigen, und w.
darunter leiden würde, wäre die engliſche Induſtrie, als erſte
Opfer der Kurzſichtigkeit ihrer Regierung.
Poincaré geht dann auf die franzöſiſche Poſition gegenüb
den engliſchen Plänen einer umfaſſenden Regelung der Rep
rationsfrage ein. Wir begreifen, ſagt er, die Verlegenheit d.
engliſchen Regierung, die uns eine Antwort erteilen ſoll.
der Tat ſind es ja die Kriegsſchulden, die die deutſche Schu
unbeſtimmt laſſen und die ſie, zum mindeſten in den Augen d.
Angelſachſen, zu ſtark belaſten. Wir verlangen Erſatz für
Koſten unſeres Wiederaufbaues. Das haben wir bereits gefg
und oft wiederholt. Mit der Bezahlung unſerer Kriegsſchuld
können wir erſt beginnen, wenn unſere verwüſteten Gebiete w!
der aufgebaut und die Laſten, die unſeren Budgets aus den b.
uns kontrahierten Wiederaufbauanleihen erwachſen ſind, de
ſchwunden ſind. Wenn die engliſche und die amerikaniſche R
gierung zögern, deutſche Schuldverſchreibung der Serie C.
Zahlung zu nehmen, ſo liegt das daran, daß ſie deren unbeſtim!
ten Wert kennen, und vor allem daran, daß ſie nicht die Laſt
auf ſich nehmen wollen, ſelbſt ihre Begleichung von Seiten ein
Schuldners zu betreiben, deſſen häufiges Verſagen und Mang
an gutem Willen ihnen bekannt iſt. Aber wir müſſen ihn
ſagen, daß wir unſere Schulden nur nach Maßgabe des Eingan
unſerer Forderungen bezahlen können. Wenn ſie der Anſi
ſind, daß unſere Schulden ſo hoch ſind, ſo werden wir dieſe al
bald Deutſchland zugute kommen laſſen, d. h., wir werden b.
Deutſchland nur das verlangen, was von uns ſelbſt be
langt wird. Die deutſche Schuld iſt von den Alliierten en
gültig feſtgeſetzt worden. Daran können wir nichts ände!
Anders ſteht es mit dem Zahlungsſtatut, das heißt mit der b.
der Reparationskommiſſion aufgeſtellten Staffel für die Beal
chung der deutſchen Schuld. Von der Reparationskommiſt!
können ederartige Modalitäten zugelaſſen werden, daß gewi
Zahlungen aufgeſchoben werden, und die Tatſache, daß wir 1
zwungen ſind, Deutſchland Moratorien über Moratorien zu 4
währen, läßt eine Modifikation des Zahlungsſtatuts zu. 75
den Augenblick gilt es als ausgemacht, daß die deutſche Sch!
ſich aus zwei Teilen zuſammenſetzt, einem, der ſofort eingeford
werden kann, und einem zweiten Teil, deſſen Verfalltag un
ſtimmt iſt. Wir wären nicht abgeneigt, uns angeſichts der geg‟
wärtigen Lage mit Deutſchland über die Möglichkeit der Be3!
lung desjenigen Teils der deutſchen Schuld zu verſtändigen, 1
dem Wiederaufbau der verwüſteten Gebiete entſpricht, und
Prüfung des zweiten Teils der deutſchen Schuld und ſeine 2
gleichung durch die Reparationskommiſſion auf einen unbeſtime
ten Zeitpunkt zu verſtändigen. Die Verhandlungen über die 2
gleichung der Kriegsſchuld wäre dabei im gegenſeitigen Eind
nehmen auf den gleichen Zeitpunkt zu vertagen.
Dieſe wichtigen Punkte müßte die engliſche und die amert
niſche Regierung ebenfalls erörtern. Was die britiſche Haltik
anbelangt, ſo iſt ſie für die Frage der Kriegsſchulden mit *
Begleichung der Reparationen um ſo enger verbunden. Für 7
lien iſt dies die wichtigſte Frage, und Muſſolini hat ſie erſt
lich noch einmal unſerem Botſchafter auseinandergeſetzt.
Die franzöſiſch=belgiſchen Verhandlungen mit der engliſch
Regierung müßten daher auf einer breiteren Grundlage auf=
nommen
werden. Es ſei ſogar wahrſcheinlich, daß Deutſchla
die erſten endgültigen Vorſchläge machen werde, wenn die an
rikaniſche Regierung über ihre Abſichten, ſondiert worden

Abiran

eint
verbüf

[ ][  ][ ]

Rummer 224

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 15. Auguſt 1923.

Eine Eiſ=Audienz Baldwins beim König.
for einer franzöſiſchen Antwort auf die letzte engliſche Note.
FU. Berlin, 14. Aug. Miniſterpräſident Baldwin iſt
te ganz unerwartet und eilig nach London zurückgekehrt, da
plötzlich zum König zur Audienz gebeten wurde. Baldwin
b etwa zwei Stunden lang beim König, der mitten in Reiſe=
zereitungen
nach Schottland ſtand. Der König wollte ſofort
die internationale Lage unterrichtet werden. Es ſcheint
den Tatſachen zu entſprechen, daß die Verwickelung der
tation ſo ſchwierig geworden iſt, daß er einen derartigen im=
ſiſierten
Beſuch notwendig machte.
Aus Paris wird gemeldet, daß die franzöſiſche Regierung
vor Ende dieſer Woche auf die letzte engliſche Note antwor=
hwird
, und es heißt, daß die Sprache dieſer Note verſöhnlich
wird, verſöhnlicher als die vorhergegangenen. Man erwartet
rnicht, daß die franzöſiſche Regierung ſich in einem Punkte
engliſchen Regierung anſchließen wird, aber ſie wird ver=
en
, ſtärkere Differenzen mit England um jeden Preis zu ver=
den
.
Von Rhein und Ruhr.
denbahnerausweiſungen aus Rheinheſſen.
nDarmſtadt, 14. Aug. Geſtern wurden 47 Eiſenbahner=
fe
lien aus Mainz, Guntersblum, Bingen und Ebernburg an
D’ Nahe ausgewieſen. Heute vormittag traf aus Worms ein
Sisport von 130 neu ausgewieſenen Eiſenbahnern aus Worms
zu Umgegend ein. Für heute ſind weitere Maſſenausweiſungen
Eiſenbahnern aus Mainz und Vororten angekündigt.
Die Leiden der pfälziſchen Eiſenbahner.
m Ludwigshafen ,14. Aug. Bis zum 11. Auguſt wur=
D im Reichsbahndirektonsbezirk Ludwigshafen aus den Woh=
u
ſen vertrieben: 4432 Eiſenbahner mit 13 043 Familienange=
h
ſen, ausgewieſen aus dem beſetzten Gebiete der Reichsbahn=
E tion Ludwigshafen 3023 Eiſenbahner mit 7486 Familienan=
grigen
, verhaftet 56 Eiſenbahner, verurteilt 35 Eſenbahner zu
3 fahren Gefängnis, 20 Jahren Zuchthaus und 74,650 Mill.
Ei Geldſtrafe; mißhandelt 9 Eiſenbahner.
Ausgewieſen.
Groß=Gerau, 14. Aug. Der am 28. März von dem
fu jöſiſchen Kriegsgericht in Mainz zu 5 Monaten Gefängnis
b’iteilte Poſtinſpektor Eduard Schmidt aus Groß=Gerau iſt
a: ½. Auguſt nach Verbüßung ſeiner Strafe aus der Haft ent=
lci
und ausgewieſen worden.
3ſtransport deutſcher Ruhrgefangener nach
Frankreich.
* Ausdem Ruhrgebiet, 14. Aug. (Priv.=Tel.) Wir
Iren aus zuverläſſiger Quelle, daß die Franzoſen nunmehr
eije deutſche Gefangene, die eine längere Gefängnisſtrafe zu
vüßen haben, nach Frankreich abtransportierten.
Bankenraub.
Paris, 14. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
ſeldorf iſt die Zweigſtelle der Reichsbank geſtern beſetzt
w ſen, weil ſie ſich geweigert habe, einen von einem Franzoſen
v elegten Scheck zur Auszahlung zu bringen. In Witten
ſe geſtern 50 Milliarden Mark beſchlagnahmt
wen.
Ueberwachung der Schlachtviehmärkte.
Berlin, 13. Aug. (Wolff.) Die Unſicherheit der wirt=
ſc
llichen Entwicklung und die damit verbundenen ſchnellen
2 erungen der Marktlage wurden auf den Schlachtviehmärkten
v ich zur Erzielung übermäßige Gewinne ausgenutzt.
Sdie örtlich gegen dieſen Mißſtand ergriffenen Maßnahmen
ken anhaltenden Erfolg gehabt haben, hat der Reichsminiſter
f5 Ernährung und Landwirtſchaft durch die am 15. Auguſt in
D tretenden Ausführungsbeſtimmungen zur Ueberwachung
d= Schlachtviehmärkte vom 11. Auguſt angeordnet, daß auf allen
Sichtviehmärkten Ueberwachungskommiſſionen zu bilden ſind,
de chunter dem Vorſitz eines Beamten aus Vertretern der an
d. Schlachtviehmarkt beteiligten Intereſſenten und der Ver=
b
herſchaft zuſammenſetzen ſollen.

An Bord des Albert Ballin
Reiſebilder von Fedor von Zobeltitz.
III.
Die letzten Tage vergehen im Fluge. Wir ſind im Golf=
= und wenn wir auch von der berüchtigten Hitzwelle noch
ir nichts merken, ſo iſt doch die Schwüle erheblich. Das hin=
die
meiſten freilich nicht, ſich nach wie vor an den die Be=
ng
fördernden Bordſpielen zu amüſieren, und auch der Kin=
edenkt
man. An Deck der zweiten Kajüte wird der Jugend
hen vier und vierzehn Jahren ein Zauberfeſt gegeben mit
ſüpfen, Brezelſpringen und ſonſtigem Ulk. Der Jubel er=
ſich
beim Drachenſteigen. Es ſind farbige Drachen von eige=
Zuſchnitt, ſozuſagen übermoderne, aber ſie haben den Vor=
ſich
bis in Wolkenhöhe zu ſchwingen und ſehen dann von
t wahrhaftig wie rätſelhafte Fabeltiere aus, wie Vögel aus
Wunderwelt. Den Erwachſenen bietet die von Dr. Georg
ffer geleitete, ungewöhnlich reichlich beſchickte Kunſtmeſſe
genheit zu intereſſanten Beſichtigungen, auch zu Ankäufen.
findet da alles, Schmuck= wie Gebrauchsgegenſtände, Leder=
Meſſingarbeiten, Silber= und Goldgerät, geſtrickte Woll=
ne
, Shawls, Jumper, Damenhüte, Bücher in ſchönen Ein=
en
, Spitzen, Webereien uſw., und ein kleines, geſchickt illu=
tes
Heft gibt auch literariſche Auskunft über dies Kunſt=
rbe
für den Schiffspaſſagier Unſer Reichskunſtwart Dr.
n Redslob betont in dem einleitenden Artikel ganz richtig,
an allen ſolchen Dingen ein Stück Erinnerung hängen
Vielleicht kauft man zunächſt nur ein Kiſſen oder eine
eine Schale, eine Vaſe, die der Behaglichkeit der Kabine
oder ein vergeſſenes Kleidungsſtück, einen Schleier, eine
lacke und greift man daheim dann wieder danach, ſo wird
Ukürlich der geiſtige Lufthauch, die Atmoſphäre der Reiſe
neuem lebendig. So wirkt die Künſtlerhand auch hier auf
Schiffe zu einer verfeinerten Lebensgeſtaltung mit; ſie gibt
Menſchen das, was zu ihm paßt, was ihn ſteigern hilft, ſie
den Sammler und rückt zu Geſchenkzwecken die unſelige,
immer ziemlich allgemeine Thpiſierung in den Hintergrund.
Die ſogenantne Labradorſtrömung verjagt die Schwüle und
teine angenehmere Temperatur. Für die Direktion fliegen
rſten Code=Telegramme aus den Räumen der Neu=Yorker
1e an Bord und das Entzifferungswerk beginnt. Amerika
et ſich in den Abendſtunden durch ſeine Feuerſchiffe, und in=
hen
feiert man im Speiſeſaal den Abſchied bei einem ge=
ſamen
Eſſen, bei dem allerhand hübſche kleine Andenken zur
Lilung gelangen und man zum letzten Male der Allgewalt
Alkoholverbotes trotzen kann. Der Morgen ſteigt nebelig

Anruhen im Reich.
Abbruch des Berliner Streiks.
Berlin, 14. Aug. (Wolff.) Heute vormittag hielten die
Betriebsräte der kommuniſtiſchen Partei eine
neue Verſammlung ab. Es wurde beſchloſſen, den Streik abzu=
brechen
und morgen die Arbeit wieder aufzunehmen.
Verhaftungen in Berlin.
Berlin, 14. Aug. (Wolff.) Das Polizeipräſidium Berlin
teilt mit: Auch die heutige Morgennummer der Roten Fahne
fiel der Beſchlagnahmung durch die Berliner politiſche Polizei
anheim. Die Beſchlagnahme ſtützt ſich darauf, daß in der Zei=
tung
Aufforderungen zur Bildung proletariſcher Hundertſchaften
ſowie zum Hochverrat enthalten waren.
Von den am Sonntag und Montag von der Berliner Polizei
feſtgenommenen Perſonen wurden 110 dem Gericht vorgeführt.
Gegen 81 iſt ein richterlicher Haftbefehl erlaſſen worden. In der
Nacht zum Dienstag und am Mittwoch vormittag ſiſtierte die
Schutzpolizei weitere 130 Perſonen, und zwar handelt es ſich
meiſt um ſtreikende Berliner Arbeiter, die ihre Kollegen gewalt=
ſam
von der Arbeit abzuhalten verſuchten. Auch die neu Feſt=
genommenen
werden nach eingehendem Verhör dem Richter
vorgeführt.
Ausſperrung bei Scherl.
Berlin, 14. Aug. (Wolff.) Nachdem der allgemeine Buch=
druckerſtreik
am Freitag beigelegt worden iſt, entwickelte ſich in
den techniſchen Betrieben der Firma A. Scherl G. m. b. H. ein
wilder Teilſtreik. Die Firma Scherl hat infolge dieſes Vor=
kommens
das geſamte über tauſendköpfige Perſonal, darunter
den Betriebsrat, entlaſſen. Das Erſcheinen der Zeitungen und
Zeitſchriften des Verlags, Berliner Lokalanzeiger, Woche,
Gartenlaube, Sport im Bild uſw. erſcheint auf anderer Grund=
lage
geſichert.
Ruhe in Krefeld.
Krefeld, 14. Aug. (Wolff.) In Krefeld iſt die Ruhe wie=
der
hergeſtellt worden. Bisher wurden über 150 Perſonen wegen
Plünderung feſtgenommen. Heute wurden fünfzehn Haupträdels=
führer
verhaftet.
Zuſammenſtöße in Senftenberg.
Senftenberg, 14. Aug. (Wolff.) Hier war heute nach=
mittag
die Schutzpolizei noch rechtzeitig eingetroffen, um Zu=
ſammenſtöße
zu verhindern. Es iſt am Montag abend zu ſchwe=
ren
Zuſammenſtößen gekommen. Die Polizei mußte von der
Schußwaffe Gebrauch machen. Es gab drei Tote und 15 Ver=
wundete
. Die Stimmung iſt ſehr erregt.
Hamburg, 14. Aug. (Wolff.) Entgegen allen Erwartun=
gen
ſind heute vormittag Streiks ausgebrochen. Zu dem
von den Kommuniſten ausgerufenen Generalſtreik iſt es jedoch
nicht gekommen. Die Arbeit ruht in allen Betrieben, da die Ar=
beiter
von den Streikenden herausgeholt wurden. In der Stadt
herrſcht Ruhe.
Große Erhebungen werden dagegen aus Wilhelmsburg ge=
meldet
, wo die Landjägerei zum Teil entwaffnet worden ſein
ſoll und durch Hamburger Polizei erſetzt wurde. Nach einer Mel=
dung
aus Hamburg haben die Zuſammenſtöße vier Todesopfer
gefordert, und zwar drei Männer und eine Frau. Außerdem
wurden zwei Schupobeamte verwundet.
Mühlhauſen 14. Aug. (Wolff.) Hier wurden in ver=
ſchiedenen
Großbetrieben Mitglieder des Jungdeutſchen Ordens
ſchwer mißhandelt. Sie wurden aus den Betrieben herausgeholt
und durch die Straßen gejagt. Eine Menge junger Kommuniſten
belagerte bis in die ſpäten Nachtſtunden hinein das Rathaus.
Heute vormittag herrſchte Ruhe.
Leipzig ohne Licht.
U Leipzig, 14. Aug. Wider Erwarten haben heute die
Gasarbeiter erneut die Arbeit niedergelegt, trotztzdem eine Eini=
gung
zwiſchen dem Rat der Stadt und dem Betriebsrat der
Gaswerke erfolgt war. Dem Streik haben ſich zugleich die Elek=
trizitätsarbeiter
angeſchloſſen, ſo daß Leipzig heute abend ohne
Licht iſt. Bereits am Morgen ſind die Straßenbahner in den
Streik getreten. In allen Fällen handelt es ſich um Lohndifferen=
zen
. Durch den kommuniſtiſchen Generalſtreik veranlaßt, haben
die Setzer im Betriebe der Leipziger Abendpoſt die Arbeit ein=
geſtellt
. Die Zeitung konnte nicht erſcheinen; die übrigen bürger=
lichen
Zeitungen, ebenſo wie die ſozialdemokratiſchen und kom=
muniſtiſchen
Zeitungen ſind erſchienen. Sonſt ſtreiken in Leip=

herauf. Auf dem Deck der zweiten und dritten Kajüte ſtarren
gewaltige viereckige Löcher im Boden. Aus der Tiefe holen klir=
rende
Krauketten die Fracht des Schiffes an das Tageslicht und
dazu hunderte und hunderte von Poſtſäcken, die ſich an Backbord
zu hohen Hügeln türmen. Durch das Nebelgerieſel zwingen
dünne mausgraue Striche ſich dem Auge auf, das erſte Neuland,
die Sandbänke zwiſchen Long Island und Sandy Hook. Die See
belebt ſich. Schiffe ſchießen im Schwalbenflug an uns vorüber,
dann naht das Pilotenboot, die Lotſen kommen an Bord. Ein
wenig erhellt ſich die Szenerie. Deutlicher ſieht man die Ufer=
kette
, grün betupft, mit Waldhängen, ſtattlichen Landhäuſern
und einer goldgelben Strandlinie. Erinnerungen an die Elbe=
fahrt
fliegen auf; aber ſie verwehen ſchnell, denn nun ſteigt Ame=
rika
aus den Waſſern, zunächſt in ſeinem ſchönſten Symbol, der
übermenſchlichen Statue der Freiheit, die ein Deutſcher aus Kol=
mar
ſchuf und die Frankreich den Vereinigten Staaten bei Ge=
legenheit
ihres hundertſten Geburtstages ſchenkte. Das Rieſen=
bildwerk
beherrſcht die Einfahrt, und da wir ſehr langſam fah=
ren
, kann der Blick ungehindert weiter ſchweifen und ſieht und
ſieht Erſtaunliches in dem feinſilbrigen Dunſtmeer dieſes Vor=
mittags
: ſieht die Silhouette einer eigentümlichen Burg, ſo
ſcheint es, und dahinter den erhobenen Zeigefinger eines Gigan=
ten
und endlich die baulichen Wahrzeichen Manhattans: die
erſten märchenhaft und gleichſam unwirklich in den Flimmer der
Luft ſich reckenden Wolkenkratzer.
Der Albert Ballin hält in reſpektabler Entfernung, denn
noch iſt ihm der Einlaß in den Hafen nicht erlaubt. Wieder hängt
ſich ein niedliches kleines Dampferchen an unſer Schiff: diesmal
bringt es den Arzt. In der zweiten Kajüte wird mit der Unter=
ſuchung
begonnen, indeß ſich an Deck die Stewards ſammeln,
in Reih und Glied, wie zu einer Parade. Der Arzt, in braunem
Kaki, mit einer goldumrandeten Brille, die faſt ein Drittel des
Geſichts einnimmt, faßt ſeine Sache nicht allzu ängſtlich und
bureaukratiſch auf. Er hat nur einen merkwürdig ſcharfen Blick,
ſeine Auge iſt gewiſſermaßen ſeine Kontrolluhr, der Blick blitzt
jeden einzelnen an, und dann iſt die Geſchichte erledigt. Die Paſ=
ſagiere
der erſten Kajüte kommen zuletzt an die Reihe, die der
dritten müſſen noch bis Ellis Island warten die rote Häuſer=
reihe
, die man hinter der Statue der Freiheit ſieht.
Halloh, nun iſt es ſo weit, nun ſind wir geeicht und geſtem=
pelt
und für gut befunden, um in Amerika an Land ſteigen zu
können! Allgemach dampfen wir wieder vorwärts, Manhattan
rückt uns näher, wir gleiten in den Hudſon, durch einen Wald
von Maſten, durch dunkel metallenes Waſſer, das die Fähren der
Ferryboote unaufhörlich kreuzen, mit unaufhörlichem Gebrüll
aus rauchenden Schloten. Sie tragen tauſende von Menſchen
über den River, Laſtboote folgen mit Vieh, Autos, ganzen Eiſen=
bahnzügen
beladen, auch mit Abfallſtoffen aller Art, die auf einer

Seite 3.
zig nur die Metallarbeiter, die Bauarbeiter und ein kleiner Teil
der Buchdrucker. Bis zur Stunde iſt in Leipzig alles ruhig.
Einige kommuniſtiſche Streiktrupps durchzogen im Laufe des
Tages die Stadt. In verſchiedenen Betrieben wurden die Ar=
beiter
gezwungen, die Arbeitsſtätte zu verlaſſen.
Erwerbsloſendemonſtration in Langen.
m Langen, 14. Aug. Um gegen die herrſchende Teuerung
zu demonſtrieren, beſchloſſen die hieſigen Erwerbsloſen, in der
Nacht vom Donnerstag zum Freitag zuſammenzukommen. Die
Ortsbewohner wurden in der Nacht durch Läuten der Kirchen=
glocken
zu dieſer Verſammlung eingeladen. Nach einer längeren
Ausſprache wurde ein Kontrollausſchuß eingeſetzt, der am ande=
ren
Morgen die Lebensmittelpreiſe in den Geſchäften feſtſetzte.
Um zu verhindern, daß die ſo verbilligten Waren von Ortsfrem=
den
aufgekauft würden wurden die Ortsausgänge von den Kon=
trollorganen
des Ausſchuſſes ſtändig überwacht. Zu Ausſchrei=
tungen
irgend welcher Art iſt es bisher nicht gekommen. Alles
iſt ruhig.
Bedrohliche Lage in Nachen.
U Aachen, 14. Aug. In Aachen wurden heute wieder
zahlreiche Läden, namentlich Kleider= und Schuhgeſchäfte, vom
Janhagel geplündert. Die Polizei war zu ſchwach, um überall
einzugreifen und konnte erſt gegen Abend die Ruhe wieder her=
ſtellen
. Die Menge zog daraufhin auf die benachbarten Dörfer
und ſchlachtete das Vieh ab und plünderte die Felder. In Als=
dorf
wurde verſucht, das Bürgermeiſteramt zu ſtürmen. Die
Polizei forderte die Menge auf, ſich zu zerſtreuen, die jedoch
Widerſtand leiſtete. Zehn Tote und über 100 Schwerverletzte
blieben auf dem Kampfplatze.
Gebührenerhöhungen.
Ein Fernbrief 20000 Mk.
Berlin 14. Aug. (Wolff.) Der Reichsrat beſchloß,
dem Geſetz, betreffend die wertbeſtändige Anleihe, zu=
zuſtimmen
, wenn der Reichstag es in der von ſeinem
11. Ausſchuß vorgeſchlagenen Faſſung zum Beſchluß erhebt. Den
Entwürfen von Verordnungen über eine weitere Erhöhung
der Unterſtützung für Rentenempfänger der Invaliden= und An=
geſtelltenverſicherung
über Höchſtſätze in der Erwerbsloſenfürſorge
wurde zugeſtimmt. Auch den Geſetzentwürfen über die Er=
höhung
der Poſt=, Poſtſcheck= und Telegraphengebühren, ſowie
über die Fernſprechgebühren erteilte der Reichsrat ſeine Zu=
ſtimmung
. Da das Defizit der Reichspoſtverwaltung ſich auf
rund 80 Billionen beziffert, muß ſchleunigſt eine erhebliche
Erhöhung der Gebührenſätze vorgenommen werden.
Das Porto für den Fernbrief wird auf 20 000 Mark
feſtgeſetzt. Dem Reichspoſtminiſter wird die Ermächtigung er=
teilt
, die neuen Gebührenſätze noch im Laufe des Auguſt in
Kraft zu ſetzen. Er wird ermächtigt, alle halben Monate die
Gebührenſätze nach der jjeweiligen Zwiſchenzahl feſtzuſetzen.
Der Reichspräſident an Dr. Cuno.
Berlin, 13. Aug. (Wolff.) Der Reichspräſident erteilte
auf das geſtrige Schreiben des Reichskanzlers Dr. Cuno folgende
Antwort: Herr Reichskanzler! Nach der Entwickelung der poli=
tiſchen
und wirtſchaftlichen Lage und der in den letzten Tagen
hervorgetretenen Möglichkeit einer Regierungsbildung auf brei=
ter
parlamentariſcher Grundlage verſtehe und würdige ich die
Beweggründe, die Sie und das Kabinett zu ihrem Rücktritts=
geſuch
veranlaßten. Ich habe mich entſchloſſen, Ihre und die
der Herren Reichsminiſter Demiſſion anzunehmen.
Sie haben vor faſt neun Monaten, meinem Rufe folgend,
unter Zurückſtellung eigener Intereſſen und unter perſönlichen
Opfern in ernſter Lage die Leitung der Reichsregierung über=
nommen
und ſich ſeither mit allen Kräften bemüht, die durch die
widerrechtliche Ruhrbeſetzung herbeigeführten, ſich ſtändig häu=
fenden
Schwierigkeiten und Nöte zu meiſtern. Namens des
Reiches danke ich Ihnen aufrichtig herzlichſt für Ihre mit ernſtem
Willen und beſter Kraft dem Vaterland geleiſteten Dienſte. Wenn
trotz allem die Bedrängnis unſeres Volkes in den letzten Wochen
immer größer wurde, ſo ſind daran in erſter Linie der immer
verſtärkte außenpolitiſche Druck und die dadurch erzeugten wirt=
ſchaftlichen
Nöte ſchuld und Urſache.
Indem ich Sie hiemit von Ihrem Amten entbinde, gebe ich
gleichzeitg der Hoffnung und Erwartung Ausdruck, daß ich auch
fernerhin auf Ihren Rat und Ihre Mitarbeit rechnen darf. In
aufrichtiger Wertſchätzung bin ich Ihr ergebener
gez.: Ebert, Reichspräſident.

Inſel abgeladen werden, aber die Luft nicht mit Parfüms er=
füllen
. Das Bild verſchiebt ſich von neuem. Jetzt ſind wir im
Hafen, einem der beſten der Welt, an der Grenze der City, faſt
inmitten der Stadt. Ein Schlepper zwängt uns an unſere Pier,
links erheben ſich die ungeheueren Hallen für die Zollabferti=
gung
und die Güterexpedition wir wiſſen, wir ſind in Ame=
rika
, wo alles ins Rieſenmäßige ſtrebt.
Ein Gewitter zieht herauf. Der Donner kracht, aus tief hän=
genden
Wolken ziſchen gelbe und bläuliche Blitze, Regenſchauer
ergießen ſich in den Hudſon. Aber das Wetter hat nicht verhin=
dert
, daß ein nicht zu zählendes Publikum uns an den Piers
mit Jubel und Hurrarufen empfängt. Längſt haben die Paſſa=
giere
ſich landfertig gemacht, alles ſchwirrt aufgeregt umher, Ab=
ſchiedsſzenen
ſchieben ſich in das Durcheinander, die Muſik ſpielt
luſtig in den Donner hinein, dann fällt die Brückentreppe, und
langſam entleert ſich das Schiff. Der Zoll wird milde gehand=
habt
, ſogar nach dem Alkohol fragt man nur es iſt nicht ſo
ſchlimm, wie man erwartet hat.
Das Weter hat ausgetobt, der Abend ſinkt, Neu=York zieht
ſein flimmerndes Feuerkleid an. In der friſcher gewordenen Luft
erglühen die erſten Leuchtreklamen, Flammenſchriften tauchen
auf und verſchwinden wieder, ein goldgelber Kreiſel dreht ſich
in toller Verrücktheit über dem Broadway hängt ein röt=
licher
Dunſt.

eine Erholungsreiſe iſt, ſo wie man daheim aus ſtädtiſcher Son=
nenglut
in die Berge flüchtet oder an die See. Sie können ſich
hier Zeit nehmen, denn der Albert Ballin bleibt zehn Tage
im Hafen, und ſo nützt man denn vielfach die Gelegenheit aus
und fährt nach Waſhington und an die Niagarafälle und hierhin
und dahin in das Land hinein. Wer aber Neu=York und ſeine
nähere Umgebung eine Woche lang kennen lernen will, ſteigt in
einem Gaſthofe ab und macht ſeine täglichen Ausflüge, nach Sta=
ten
Island, an die Küſte von New=Yerſey, nach Long Island,
nach Dobbs Ferry, zu den zahlreichen Seebädern oder unter=
nimmt
auf den ſehr komfortablen Flußdampfern eine Rundfahrt
rings um die Inſel. Und Neu=York ſelbſt bietet auch im Sommer
mancherlei des Intereſſanten. Ich ſelbſt war vor einem Dutzend
Jahre zum letzten Male hier; aber ich geſtehe, dieſes wimmelnde
Rieſenneſt hat mir doch wieder unendlich viel Neues erzählt.
Man kann es einfach nicht nach europäiſchen Begriffen beurteilen,
weder in ſeiner architektoniſchen Stilloſigkeit, an deren gran=
dioſen
Grundgedanken man ſich erſt gewöhnen muß, um ihm
gerecht zu werden, noch in der Atemloſigkeit ſeines fiebernd pul=
ſierenden
Lebens, noch in den tauſend Abſonderlichkeiten, die
uns befremdend berühren, ſelbſt wenn man kosmopolitiſch zu
denken ſich müht.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittſooch, den 15. Auguſt 1923.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 15. Auguſt.

Nummer 224.

In den Ruheſtand verſetzt am 3. Auguſt der Notar Geh. Juſtiz=
rat
Dr. Julius Joſeph Anton Reen in Wörrſtadt auf ſein Nachſuchen
mit Wirkung vom 10. Auguſt 1923 unter Anerkennung ſeiner dem Staat
geleiſteten Dienſte.

Techniſche Hochſchule. Im Hauptvoranſchlag 1923 ſind die Koſten
für Erweiterungsbauten des obengenannten Inſtituts mit 3 500 000 M.
genehmigt worden. Durch die ungeheuere Geldentwertung der letzten
Zeit mußte der Kredit bei weitem überſchritten werden. Sämtliche
Arbeiten des inneren Ausbaues, ſowie die Werkſtättenarbeiten ſind
größtenteils beendet und die notwendigen Materialien beſchafft, ſo daß
zur Vermeidung weiterer Preisſteigerungen alsbald für die Beſchaffung
der Gegenſtände der inneren Einrichtung Sorge zu tragen iſt. Nach
den vom Hochbauamt Darmſtadt aufgeſtellten Voranſchlägen werden
zuſammen 19 200 000 Mark erforderlich. Da ein Betrag für die Koſten
der Inneneinrichtung des obengenannten Inſtituts im Staatsvoran=
ſchlag
23 nicht vorgeſehen worden iſt, wird im Einverſtändnis mit dem
Miniſterium der Finanzen, die Genehmigung des Landtags für dieſe
Anſchaffungen beantragt.

Volkshochſchule. Engliſche Kurſe. 2. Tageswanderung
unter Führung von Herrn Profeſſor Schilling am kommenden Sonn=
tag
, den 19. Auguſt, nach Schloß Meſpelbrunn im Speſſart w. w. p.
Abfahrt mit Sonntagskarte nach Aſchaffenburg vom Hauptbahnhof um
7.44 Uhr, Nordbahnhof 7.51 Uhr vorm. Ruckſackverpflegung. Engliſch
ſprechende Freunde willkommen.

Die Goldanleihe eine Sparanleihe. Die vom 15. Auguſt ab
zur Zeichnung aufliegende Goldanleihe wird allen Papiermarkbeſitzern,
die erſparte Beträge zurücklegen wollen, das Sparen wieder ohne das
Riſiko der Geldentwertung ermöglichen. Neben der Wertbeſtän=
digkeit
iſt es aber vor allem die Befreiung von der Erbſchafts=
ſteuer
für Selbſtzeichner, welche die Anleihe beſonders zur
dauernden Anlage von Geldern geeignet macht. Auf der anderen Seite
eignet ſich aber die Anleihe auch zur Anlegung von Betriebsmitteln, die
nur vorübergehend verfügbar ſind, und bald wieder flüſſig gemacht
wverden müſſen. Sie iſt namentlich aus dieſem Grunde don der Bör=
ſenumſatzſteuer
befreit worden. Zur leichten Beweglichkeit
der Anleihe trägt vor allem die Ausſtattung der kleinen Stücke bei, die
zwanglos von Hand zu Hand gegeben werden können, da ihnen keine
Zinsſcheine anhaften. Die Stücke in Höhe von 4,20, 8,40, 21 Mk. wer=
den
nämlich bei Fälligkeit mit einem Aufgeld von 70 Prozent an Stelle
der Zinſen eingelöſt. Die Stücke von 10 Dollar und darüber tragen
einjährige, über ſechs Prozent des Anleihebetrages lautende Zinsſcheine.
Die Anleihe wird trotz ihrer Wertbeſtändigkeit an Zeichner, die Papier=
mark
einzahlen, ohne jedes Aufgeld, nämlich zum Nennwert,
abgegeben. Wer ſeine Zeichnung in Deviſen oder Dollarſchatzanwei=
ſungen
begleicht, erhält einen Vorzugskurs, von 95 Prozent bewilligt.
Ebenſo wenig wie über die Güte der Anleihe kann ein Zweifel über
ihre Sicherheit beſtehen. Haftet doch für ſie die Geſamtheit des
deutſchen Privatvermögens, und zwar iſt dieſe Haftung durch ein be=
ſonderes
Reichsgeſetz ſichergeſtellt welches beſagt, daß die Reichsregie=
rung
ermächtigt wird, zur Sicherung des Zinſendienſtes und der Rück=
zahlung
des Kapitals Zuſchläge zur Vermögensſteuer zu
erheben. Daß die Anleihe, die ihrer ganzen Ausſtattung nach für ſich
ſpricht, auch ein wichtiges Glied in der Kette, der Maßnahmen iſt, die
dazu dienen ſollen, eine Geſundung der Wirtſchaft, der Währung und
der Finanzen herbeizuführen, bedarf nicht der Erwähnung. Wer ſie
zeichnet, ſichert ſich nicht nur die denkbar beſte Anlage ſeiner flüſſigen
Gelder, ſondern er nützt auch dem großen Ganzen, indem er Bauſteine
zum Wiederaufbau heranträgt.
Die im Alten Palais für das Arbeitsminiſterium neu geſchaf=
fenen
Dienſträume gehen in aller Kürze ihrer Vollendung entgegen.
Es iſt daher notwendig, daß die für die neuen Näume erforderlichen
Möbel und ſonſtigen Einrichtungsgegenſtände umgehend beſchafft wer=
den
. Ferner ſind Ergänzungen von Einrichtungen in den beſtehenden
Dienſträumen erforderlich. Der veranſchlagte Vetrag von 32,5 Mill.
Mark iſt durch die inzwiſchen weiter fortgeſchrittene Teuerung überholt.
Es wird in einer Regierungsvorlage gleichzeitig um die Ermächtigung
zu der ſich hieraus ergebenden Ueberſchreitung der veranſchlägten Be=
träge
nachgeſucht.
Bund der Ausgewieſenen. Unter dem Vorſitz des Landgerichts=
rats
Altendorf tagten im Thomasbräu in Frankfurt die Delegierten
von 12 Ortsgruppen des Bundes der Ausgewieſenen. Die Konferenz
hatte den Zweck, die Ortsgruppen zu einem Landesverband zuſammen=
zuſchließen
, und als weiteres Ziel die Gründung eines Reichsbundes
zu verfolgen. Ueber den Charakter der Organiſation wurde mitgeteilt,
daß der Bund parteipolitiſch und religiös völlig neutral ſei, nicht im
Gegenſatz zu den gewerkſchaftlichen Vereinigungen ſtehe und die Be=
handlung
gewerkſchaftlicher Fragen ablehne. Im Einvernehmen mit
allen Gewerkſchaftsrichtungen wolle er die beſonderen Intereſſen der
Vertriebenen wahrnehmen und bei den Fürſorgemaßnahmen mitwirken.
Für den Volksſtaat Heſſen wurde anerkannt, daß er die Fürſorge für
die Ausgewieſenen ohne bureaukratiſche Engherzigkeit durchführt. Die
Gründung des Landesverbandes erfolgte einſtimmig. Ohne weſentliche
Abänderungen wurde der vorgeſchlagene Satzungsentwurf angenom=
men
und der Vorſtand gewählt. Dem Vorſtand gehören an: die Vor=
ſitzenden
der Ortsgruppen und ſechs Vertreter der einzelnen Berufs=
gruppen
. Dem geſchäftsführenden Ausſchuß (engerer Vorſtand) gehören
an: Landgerichtsrat Altendorf Vorſitzender, Eiſenbahninſpektor
Ritter Kaſſierer, Rechtsanwalt Dr. Schwörer, Staatsarbeiter
Teubner, Oberpoſtmeiſter Schuckmann, Bürgermeiſter Hill,
Eiſenbahnbeamter Korell. Die Geſchäftsſtelle befindet ſich in Darm=
ſtadt
, Karlſtraße 15 (Reſtaurant Sitte). Die Beiträge für Auguſt wur=
den
auf 30 000 Mk. feſtgeſetzt, wovon 15 000 Mk. an den Landesverband
abzuführen ſind. Zum Schluß wurden zwei Referate über Unterſtüt=
zungsfragen
entgegengenommen. An den Neichsfinanzminiſter wurde
ein Telegramm abgeſandt, in welchem um beſchleunigte Errichtung des
in Ausſicht geſtellten Zentralfeſtſtellungsamtes für Perſonen= und Sach=
ſchäden
dringend gebeten wird.

Die Brentanos und Beethoven.

* Bettina Brentano iſt wohl die erſte Perſönlichkeit ge=
weſen
, die die ganze Größe Beethovens erkannte, und jedenfalls
hat ſie in ihren Briefen an Goethe den erſten kongenialen Aus=
druck
für die Schilderung ſeiner Kunſt gefunden. Aber auch
noch andere Mitglieder der Familie Brentano, die in der Lite=
raturgeſchichte
unſerer klaſſiſchen und romantiſchen Zeit eine ſo
große Rolle ſpielt, haben dem Meiſter nahegeſtanden. Ueber
dieſe Beziehungen bietet ein Aufſatz von Dr. Heinz Amelung im
Rheiniſchen Beobachter neue Mitteilungen. Bei dem Chef des
Brentanoſchen Hauſes, Franz Brentano, fand Beethoven mehr=
fach
in finanziellen Nöten taktvolle Hilfe, und ſeine Gattin
Antonie wurde von dem Meiſter mit rührender Anhänglichkeit
verehrt. Als ſie längere Zeit leidend an ihr Zimmer gefeſſelt
war und keinen Beſuch empfangen konnte, erſchien Beethoven
regelmäßig in ihrem Muſikſalon, ſetzte ſich ans Klavier und
eilte nach einer Weile ſchweigend fort, nachdem er der Freundin
in ſeiner Sprache alles geſagt und Troſt gegeben hatte‟. Mit
Bettina verband den großen Komponiſten ein inniges Seelen=
band
. Als ſie ihrem jungen Freunde Natuſius im Alter einen
Brief Beethovens ſchenkte, ſagte ſie zu ihm: Es iſt eine Relique
des größten Geiſtes nicht unſerer, ſondern aller Zeiten. Neben
Goethe war der Schöpfer der Eroica ihr Abgott, dem ſie leiden=
ſchaftlich
ihre Verehrung darbrachte. Aber auch ihr Bruder, der
geniale Dichter Clemens Brentano, war mit Beethoben befreun=
det
und ſtand in mannigfacher Beziehung zu ihm, worauf Ame=
lung
eingehend hinweiſt. Seine Kantate auf den Tod der Köni=
gin
Luiſe fand ſich in des Dichters eigener Handſchrift in Beet=
hovens
Nachlaß. Er ſandte dieſe Huldigung für die verſtorbene,
von ganzem Volke beweinte Königin an ſeine Schwägerin
Toni nach Wien und bat, ſie möge ſie Beethoven zuſtellen. Der
Meiſter kam freilich nicht zur Kompoſition des Gedichtes, aber
er mag mit Brentano darüber geſprochen haben, als ſie beide im
Sommer 1811 in Teplitz und in Prag weilten. Erſt im Juli 1813
kam Brentano zum erſtenmal nach Wien und iſt hier jedenfalls
mit Beethoven zuſammengetroffen.
Ueber die erſte Begegnung gibt ein nicht datierter Brief
Brentanos Auskunft, in dem es heißt: Sie ſind mir durch ein=
zelne
Aeußerungen Ihrer Kunſt in meinem Leben ein ſo leben=
diger
und doch ewiger Troſt geweſen, daß mir allerdings der
Moment, wo ich Sie zuerſt ſah, merkwürdig ſein mußte. Auf
einem Kaffeehaus ein Herz voll Liebe und inniger Verehrung
hinzugeben, iſt eine Aufgabe, ſo toll als irgend eine des Lebens,
aber ich habe es bei dem ſchlechteſten Lokal gewußt, denn ich

darf ſagen, daß mich nichts auf der Welt ſtören kann, das Not=

Gewerbemuſeum. Die Ausſtellung geſchriebener Arbeiten von
Rudolf Koch=Offenbach im Lichthof des Gewerbemuſeums konnte
entſprechend einer Anregung der hieſigen Preſſe durch die Ur=
kunde
bereichert werden, die Profeſſor Arnold Mendelsſohn bei Ver=
leihung
des Georg Büchner=Preiſes durch das Heſſiſche Staatsmini=
ſterium
überreicht wurde. Die Ausſtellung bleibt bis zum 2. September
geöffnet. Das Muſeum iſt täglich von 1112½ Uhr, an Sonntagen
von 111 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich.
Gedächtnisfeier. Nächſten Sonntag, den 18. Auguſt, hält der
Kriegerverein auf dem Friedhof an der Nieder=Ramſtadter
Straße zu Ehren der gefallenen Kameraden des Feldzuges 1870/71 eine
Gedächtnisfeier ab, die von Muſikſtücken umrahmt ſein wird. Die Ge=
dächtnisrede
hält Herr Pfarrer Wagner=Beſſungen.
Ausbau des Dachſtocks im Polizeiamtsgebäude in der Hügel=
ſtraße
. Das Reichskriminalpolizeigeſetz vom 21. Juli 1922 verpflichtet
die Landesregierungen, Landes=Kriminalpolizeiämter zu errichten. In
dem heſſiſchen Geſetz über die Ortspolizei vom 14. Juni 1921 iſt gleich=
falls
der Regierung die Ermächtigung erteilt, für die Aufgaben der
Landeskriminalpolizei ein Landeskriminalpolizeiamt einzurichten. Die
Ausführungsvorſchriften zu dem Reichskriminalpolizeigeſetz ſind noch
nicht ergangen. Immerhin war es notwendig, das Polizeiamt Darm=
ſtadt
vorläufig mit einer Reihe von Aufgaben zu betrauen, die dem
künftigen Landeskriminalpolizeiamt zufallen werden. Es handelt ſich
dabei in der Hauptſache um eine organiſche Zuſammenfaſſung der bis=
her
reichlich zerſplitterten Verbrechenbekämpfung, wobei namentlich das
Verbrechertum in Betracht kommt, das ſein Tätigkeitsfeld nicht auf
beſtimmte Orte oder Landesgebiete beſchränkt, wie z. B. das internatio=
nale
Hochſtaplertum, verbrecheriſche, über weite Gebiete ausgedehnte
Organiſationen gegen die öffentliche Ordnung und Sicherheit uſw. Zu
dieſem Zwecke iſt zunächſt die Einrichtung einer Anſtalt für Dakty=
loskopie
und einer Fahndungszentrale erforderlich. Es
war zweckmäßig, dieſe Aufgaben dem Polizeiamt Darmſtadt zu über=
tragen
, das mit den Landeszentralbehörden hierbei in ſtändiger Füh=
lungnahme
arbeiten kann. Dem Gebote unbedingter Sparſamkeit fol=
gend
, kann es ſich dabei nur um eine Organiſation in beſcheidenen
Grenzen handeln, und es kann nicht die Aufgabe Heſſens ſein auf
dieſem Gebiete mit den hervorragend organiſierten Zentralpolizeiſtellen
anderer Länder (Preußen, Bahern, Württemberg) in Wettbewerb zu
treten. Eine Erweiterung der augenblicklichen Dienſträume des Polizei=
amts
Darmſtadt in dem Hauſe Hügelſtraße 33 iſt jedoch dringend er=
forderlich
. Die notwendigen Räume werden zweckmäßig durch Aus=
bau
des Dachgeſchoſſes beſchafft. Durch dieſen Umbau wird das der
Stadt Darmſtadt gehörende Haus in ſeinem Werte erhöht, und zwar
auch für den Fall, daß ſpäter eine Verlegung des Polizeiamts bei
größerem Naumbedarf in Erwägung gezogen werden muß und das
Haus eine anderen Behörde zur Verfügung geſtellt werden ſollte. Die
Koſten des Dachausbaues ſind nach dem angefertigten Plan und Vor=
anſchlag
zu 62 Millionen Mk. veranſchlagt, wozu ſpäter noch die Koſten
der inneren Einrichtung treten.
Gas= und Waſſerpreiſe. Wie aus der Bekanntmachung der
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe erſichtlich, iſt der Gaspreis für
den Verbrauchsmonat Juli (Ableſezeit 15. Juli bis 15. Auguſt)
auf 20 000 Mark und der Waſſerpreis auf 8000 Mark je Kubik=
meter
feſtgeſetzt worden. Dieſer Preis iſt durch die ſtets ſteigen=
den
Preiſe für Kohle, Löhne uſw. bedingt.
C. Die Juli=Witterung in Darmſtadt. Der Berichtsmonat war vor=
wiegend
heiß und mit Ausnahme von drei regenreichen Tagen arm an
Niederſchlägen. Das Monatsmittel der Temperatur betrug 20,5 Grad
Celſius (2,1 über normal) mit den Gegenſätzen von 34,9 am 14. und
9,2 am 3. Der diesjährige Juli war ſomit im Mittel um 8,1 Grade
wärmer als der Juni mit ſeinem Mittel von 12,4 Grad; ein Unterſchied
zwiſchen 2 Sommermonaten, wie er in der 94jährigen Beobachtungs=
reihe
von Darmſtadt noch niemals vorgekommen iſt. Selbſt im Jahre
1869, das bisher in genaunter Hinſicht das charakteriſtiſche geweſen tar,
hatte der Unterſchied zwiſchen Juni= und Juli=Temperatu= nur 6 Grad
im Mittel betragen. Heitere Tage gab es 8, trübe 7 und das Mutel
der Bewölkung betrug 5,0 (10 bedeutet völlige Trübung). Sommertage
wurden 17 gezählt (6 über normal), von denen 9 ſogen. Tropentage
waren, d. h. ſolche, an denen 30 Grad erreicht wurden. In der erſten
Monatshälfte waren Oſt= und Südoſtwinde verhältnismäßig häufig,
woraus ſich deren vorwiegende Heiterkeit und Hitze erklärt. Regen fiel
nur an 11 Tagen in der Menge von 70,8 Millimeter, wovon auf den
18. 86 und 31. allein 65,6 Millimeter kamen, während die übrigen Tage
kaum nennenswerten Regen lieferten. Die erſte Monatshälfte blieb
ganz trocken und die Zahl der Gewitter war auf 3 beſchränkt. Der
Barometerſtand ſchwankte zwiſchen 756,9 Millimeter am 21. und 739.3
am 31. bei einem Mittel von 750,0. Die Hitze und Trockenheit der erſten
Monatshälfte begünſtigte das Einbringen der Heuernte, und zu Anfaug
des letzten Monatsdrittels konnte die Roggenernte beginnen. Eine nach=
teilige
Folge der mehrwöchigen Trockenheit war ein ſtarkes Abfallen des
Obſtes.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunfer erfcheinenden Notizen ſind ausſchtießlich als Hinweiſe auf Ainzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwire als Beprechnng oder Krik.
Donnerstags=Konzert im Saalbau findet am 16.
Auguſt wiederum ſtatt. Das Orcheſter iſt diesmal wieder der Beſetzung
unſerer früheren Infanteriemuſik entſprechend zuſammengeſtellt. Das
Programm iſt abwechſlungsreich und bietet Werke von Weber ( Frei=
ſchütz
), Wagner (Lohengrin), Mozart (verſchiedene Opern), Meherbeer ihm nicht möglich iſt; er möchte daher die Seegartenſtraße verlegt ode
(Prophet) uſw. Orcheſter der Darmſtädter Konzertdirektion (Mickley,
Hauske, Weber). Näheres folgt.

kennzeichnete mit ſcharfen Worten die Schmach, unter der täglich
Zurückgebliebenen ſeufzen. Je ſchwerer der Druck, deſto feſter wi
aber der Widerſtand und der Entſchluß. Darauf folgte eine Rede d
Präſidenten des Landesbildungsamtes, Miniſterialdirektor Prof. u.
ſtadt, der einen geſchichtlichen und inhaltlichen Ueberblick über
Weimarer Verfaſſung gab. Frau Buckſath, die ausgewieſene 2
terin der Mainzer Frauenſchule, ſprach über Die Frau und die W
marer Verfaſſung. Stimmungsvoll ſchloß ſich ihrer Rede das
meinſam geſungene Bekenntnis Ich hab mich ergeben mit Herz u
mit Hand dir, Land voll Lieb und Leben, mein deutſches Vaterlant
Fritz Fay=Frankfurt rief mit feurigen Worten die Jugend zu e
nationaler Tat auf und mahnte ſie, die 1848er Jugend zum Vorb
zu nehmen, die für ihre Ideale jedes Opfer, auch das des Lebens,
bringen wußte. Auch dieſe Rede erntete hallenden Beifall. Reig
tagsabgeordneter Pfr. Korell und Frau Dr. Lüders waren, y.
Landtagsabg. Reiber in ſeiner Eröffnungsanſprache bekanntgg
durch die Regierungskriſis am Erſcheinen verhindert. Auch der feierli
Aufzug mußte auf Anordnung der Behörden unterbleiben. Wir mu
ten uns auf eine ſchlichte Begrüßung unſerer Lengfelder Parteifreun
am Bahnhof beſchränken. Deſto heißer ſchlugen aber bei gemeinſam
vaterländiſchen Liedern und feierlichen Orcheſterklängen droben g
der trotzigen Bergfeſte unter dem ſchwarz=rot=goldenen Banner 4
Herzen dem Vaterlande und ſeiner freien Verfaſſung entgegen,
Jugendgruppe der Deutſchen Volksparte
Für heute Mittwoch, den 15. Aug., werden beſonders die älteren M
glieder zu einem politiſchen Abend (Zimmerplatz Haury) eingelade
und zwar ſollen die Ereigniſſe der letzten Tage innen= wie außenpo
tiſcher Art an Hand von Zeitungen verſchiedenſter Richtung beſproch
werden. Beginn pünktlich 8 Uhr.

Aus den Parteien.

Deutſche Demokratiſche Partei. Die am vergan=
genen
Sonntag von vielen Hunderten aus Darmſtadt und allen Teilen
der Provinz, und auch aus dem beſetzten Gebiet, beſuchte Verfaſ=
fungsfeier
auf dem Otzberg geſtaltete ſich gleichzeitig zu einer
wuchtigen Kundgebung für die Befreiung von Rhein und
Ruhr. Landtagsabgeordneter Schreiber, der aus Rheinheſſen aus=
gewieſene
Provinzialvorſitzende der Deutſchen Demokratiſchen Partei,

wendige zu tun. Bei alldem hatte ich ſo viel durch platte und
plattierte Leute über Ihre Eigentmlichkeit gehört, als der
Pöbel immer von dem Hunde des Alcibiades geſprochen, und
ich kam dadurch minutenlang in die innige Beſorgnis, Ihnen
durch Ungeſchicklichkeit läſtig geworden zu ſein. So was darf
ich aber nicht, denn ich erkenne die innere Notwendigkeit einer
ideellen Einſamkeit eines ſchöpferiſchen Gemüts, das notwendig
einſam iſt, wie Gott ſelbſt, weil es allgegenwärtig iſt, wie Gott.
Verzeihen Sie mir darum, wie ich war, oder daß ich vielleicht
zu viel ſprach. Glauben Sie mir, daß ich in Beziehung auf Sie
lieber ewig verſtummen möchte, als Ihre Töne nie gehört zu
haben. Seine Begeiſterung für den Tondichter ließ Brentano
in Vier Liedern von Beethoven an ſich ſelbſt, ausſtrömen,
deren erſte Niederſchrift er ſofort an Beethoven ſandte mit den
Worten: Ich habe dieſe Lieder eine Stunde, ehe ich in Ihre
Muſik gehe, geſchwinde hingeſchrieben, ſpäter würden ſie beſſer
geworden ſein, verzeihen Sie es, es iſt lauter Liebe. . ." So
wird ein freundſchaftliches Verhältnis zwiſchen beiden ſich ange=
bahnt
haben. Jedenfalls iſt Brentano ſpäter in Berlin nach der
erſten Aufführung des Fidelio in einer begeiſterten Kritik für
den Meiſter eingetreten.

Neues vom Mars.

* Der engliſche Aſtronom T. M. Ryves, der ſeit mehr als
einem Jahr den Planeten Mars durch ein Rieſenfernrohr auf
Teneriffa, einer der kanadiſchen Inſeln, aus einer Höhe von

8000 Fuß beobachtete, hat neue, aufſehenerregende Beobachtun=
gen
über Veränderungen auf dieſem meiſtbeſprochenen Stern
in engliſchen Blättern veröffentlicht. Er ſchreibt darüber: Der
Mars erſcheint weit davon entfernt, als ob er eine tote Welt ſei.
Er zeigt deutliche Spuren von Veränderungen. Einige davon,
die auf Teneriffa beobachtet wurden, ſind die folgenden: Die
dunkle Stelle, die nach ihrer Geſtalt Syrtis Major genannt
wird und jedem Marsbeobachter geläufig iſt, hat ein Anghängſel
erhalten: es iſt ein Auswuchs an der Seite, der die ganze Er=
ſcheinung
verändert und ihr eine faſt viereckige Form gibt. Im
Jahre 1909 war noch keine Spur davon zu ſehen. In der Pe=
riode
von 14 Jahren haben ſich mehr als 100 000 engliſche
Quadratmeilen Land, die früher durch ihre fahlgelbe Färbung
als Wüſte charakteriſiert wurden, in ein dunkles Braun ver=
ändert
. Von den ſogen. Seen ſind einige ungewöhnlich dun=
kel
geworden und während einiger Monate ſo geblieben, beſon=
ders
Lacus Solis, der vor einigen Jahren faſt unſichtbar gewor=

Arheilgen, 13. Aug. Infolge der immer weiter fortſchreitend
Geldentwertung ſieht ſich der hieſige evangeliſche Kirchenvorſtand ve
anlaßt, eine weitere Anleihe aufzunehmen und hofft auf eine rege g
teiligung von ſeiten der Gemeindemitglieder. Ueber die Höhe des Zin
fußes ſtehen nähere Angaben noch aus. Die hieſige Ortsgruppe d
Schuhmacher=Zwangsinnung des Kreiſes Darmſtadt gibt bekannt, de
ſie durch die fortgeſetzte Steigerung der Lederpreiſe nicht mehr in d
Lage iſt, Leder einzukaufen, und daß die Kundſchaft das Leder ſell
ſtellen muß. Außerdem werden alle Arbeiten nur gegen bar abgegebe
bei ſpäterer Zahlung iſt der jeweilige Tagespreis zu entrichten.
an der Weiterſtädter Straße in Angriff genommenen Wohnhäuſer,
von dem hieſigen gemeinnützigen Bauverein erbaut werden, mach
entſprechende Fortſchritte. Das erſte Doppelwohnhaus, den Herre
Bahnaſſiſtenten Keuth und Ramge gehörig, wurde dieſer Tage überdae
und kann nun an die Inneneinrichtung gegangen werden. Die Familie
angehörigen beider Herren ſind aber auch ſehr rege und legen fleiß
mit Hand an und ſcheuen vor keinerlei Arbeiten zurück. Dies iſt nu
lobend anzuerkennen und allen, die geſonnen ſind, ſich ein Eigenhei
zu gründen, zur Nachahmung zu empfehlen. Das Schulgeld d
hieſigen Kleinkinderſchule wurde für die Woche und das Kind auf 50
Mark feſtgeſetzt. Kinder von Witwen zahlen 3000 Mark.
Preis für das Liter Milch beträgt hier wie in der nahen Landeshaut
ſtadt zurzeit 43 000 Mk. Im Gaspreis ſtehen wir noch über den Darr
ſtädtern; denn zum dortigen Preis wird hier noch die Verzinſung f
die Anlage draufgeſchlagen. Das Markenbrot koſtet ab heute 20 700 M
ds. Aus dem Odenwald, 13. Aug. Um ſpäter höhere Preiſe
erzielen und wohl lediglich zu dem Zweck, bei den ſtändig wechſelnde
Preiſen Vorräte zurückzuhalten, um ſie ſpäter eventuell zu bedeuter
höheren Preiſen wieder an den Mann zu bringen, haben bereits zah
reiche Wirtſchaften im Odenwald und im Kreiſe Heppenheim a. d. 9
ihre Pforten geſchloſſen. Das Kreisamt Heppenheim weiſt dagegen
einer öffentlichen Bekanntmachung mit Recht darauf hin, daß ein ſo
ches Verhalten den bei der Erteilung der Wirtſchaftskonzeſſion übe=

nommenen Pflichten und Verpflichtungen widerſpricht, da neben der

Ausſchank von Getränken auch die Verabreichung von Speiſen ein Be
dürfnis iſt; es müßte in anbetracht des großen Fremden= und Touriſten
verkehrs im Odenwald ein unhaltbarer Zuſtand durch die Schließun=
der
Gaſtſtätten eintreten. Deshalb müſſe unbedingt darauf gedrungei
werden, daß die Konzeſſionsinhaber ihren eingegangenen Verpflichtun
gen auch nachkommen. Sollten Wirtſchaften längere Zeit geſchöoſſen
bleiben, ſo ſei zu erwägen, ob nicht die dadurch leerſtehenden Räume
dem öffentlichen Wohnungsmarkt zur Verwertung überwieſen werden
könnten. Beſonders würde aber auch bei etwaigem Wechſel in der
Perſon des Konzeſſionsberechtigten ſtrenge Prüfung dahin eintreten
ob überhaupt noch die Frage der Fortführung der Wirtſchaft ein offent
liches Bedürfnis ſei. Das Kreisamt erſucht ſämtliche Bürgermeiſtereier
über alle etwaigen Beobachtungen, die auf eine unzuläſſige Schließun
von Wirtſchaften ſchließen laſſen, Bericht zu erſtatten.

O Wimpfen, 1. Aug. Badebetrieb. Die Zahl der Kurgäſt
hat bereits 2000 überſchritten, trotz der horrenden Kurpreiſe. Das Bade=

hotel und alle Gaſthöfe ſind voll beſetzt. Das Mathildenbad Wimpfen
wird au Samstag, den 18. d. M., eine beſondere Feier veranſtalten, be
der ein großes Feuerwerk mit Beleuchtung der Silhouette Wimpfens ar
rangiert wird. Man hofft auf einen Maſſenbeſuch an dieſem Tage
Auch der Staatspräſident mit weiteren Regierungsvertretern wird er
Rite

r. Wixhauſen, 11. Aug. Gemeinderatsbericht. Herr Geor!
Weber 6, möchte auf ſeinem Grundſtück, das an der verlängerten Bahn
hofſtraße liegt, ein Wohnhaus erbauen, doch unglücklicherweiſe durck
ſchneidet die Seegartenſtraße das betreffende Grundſtück derart, daß e
ganz geſtrichen haben. Der Gemeinderat hat darüber ſchon einmal bei
handelt und wurde Ortsbeſichtigung beſchloſſen, und nach eingehende
Beſichtigung beſchließt der Gemeinderat, dieſe Straße ſüdlich zu bei
legen, wenn ein Einſpruch nicht erfolgt. Auch der Metzger Jakobi wi
auf ſeinem Grundſtück hinter ſeiner Hofreite ein Wohnhaus erbauet
das an der angrenzenden neuen Straße zu ſtehen kommt, und ſucht ur
Genehmigung nach, die auch ebenfalls genehmigt wird. Von der Ge
meinnützigen Baugenoſſenſchaft liegt ein Geſuch vor, ein Grundſtück zu
Verfügung zu ſtellen, um es mit der Kirchengemeinde für einen Teil de
Borngartens (im Volksmund Bangert) zu vertauſchen; auf der ſüdliche
Seite ſollen einige Wohnhäuſer errichtet werden. Dieſem Geſuch wir
entſprochen. Die Gemeinde beabſichtigt, drei junge Ziegenböcke anzu

deutlich verändert, und merkwürdige Entwickelungen ſind hie
zu beobachten. Ein ſehr breiter Kanal, der den 140. Meridia=
entlang
läuft, wurde entdeckt; dieſer iſt entweder neu oder ei
Wiedererſcheinen des Kanals Aethiops, der verſchwunden war
Die meiſten Kanäle ſind ſehr breit und haben gerade oder ge
krümmte Richtung; einige ſind dunkel und ganz deutlich, ander
trüber und ſchwer zu entdecken. Die von Teneriffa aus au
genommenen Marsſkizzen zeigen nicht das weite und kompli
zierte Netzwerk wie die Karten von Prof. Lewell, aber die Ka
näle ſind doch auch hier deutlich eingezeichnet. Leuchtend
kleine Flecken von fahlem Gelb wurden beobachtet und ebenſ
roſa Flecken in den Wüſten‟. Dieſe Färbungen mögen vulka
niſchen Urſprungs ſein. Etwas, was Reif oder Schnee ähnel
und das am Morgen verſchwand, iſt auf dem Mars feſtgeſtell
worden, ſo daß man auf Anzeichen von Froſt ſchließen kann.
Ueber die Möglichkeit des Lebens auf dem Mars äußerte ſie
Ryves dahin, daß er an die Bewohnbarkeit des Planeten glaub
Rund um jeden der beiden Pole enthüllte das Fernrohr eine
leuchtenden runden weißen Fleck, der im Marswinter zunahr
und beim Herannahen des Marsſommers ſich verringerte. La
dieſe weiße Flecken Polarſchnee darſtellen, wird allgemein ange
nommen. Wenn aber Schnee an den Polen iſt, ſo gibt es au
dem Mars nicht nur Waſſer, ſondern auch Luft, und da ſich da
Schneebereich der Marspole etwa ebenſo weit ausdehnt wie be
den Polarkreiſen der Erde, ſo kann man ſchließen, daß da
Klima ähnlich iſt wie bei uns. Die Veränderungen der Fa1
bung, die auf dem Mars beobachtet wurden, laſſen ſich am un
gezwungendſten erklären, wenn man ſie mit Pflanzenleben i.
Zuſammenhang bringt. Ein Beobachter, der aus dem Wel)
raum auf die Erde blicken würde, müßte ähnliche Veränderun
gen feſtſtellen. Er würde die Steppen im Frühjahr grün werde.
ſehen, dann gelb werden durch Korn oder trockenes Gras, un
dann im Herbſt braun werden. So iſt alſo die Schlußfolgerun
geſtattet, daß der Mars Luft beſitzt, Waſſer, Wärme und ein
beträchtliche Vegetation. Damit ſind aber auch die Grund
bedingungen für das Vorhandenſein von Menſchen gegeber
Wenn Menſchen auf dem Mars ſind, muß es aber auch möglic
ſein, ein Zeichen oder ein Signal von einer Welt zur andere!
zu ſchicken.

den war. Er zeigt ſich nun als ein äußerſt dunkler Fleck von

etwa 400 Meilen Durchmeſſer. Einige der Kanäle haben ſich

C.K. Frankreichs Entvölkerung. Die Geburtsziffern au:
den drei größten Städten Frankreichs während der erſten Hälft
von 1923, die jetzt veröffentlicht wurden, zeigen die weitere Ab
nahme der franzöſiſchen Bevölkerungsziffer. Während die Ge
burten in den erſten Monaten 1921 54 056 betrugen, waren e=
im
erſten Halbjahr 1922 nur noch 48 634, und 1923 47 753. Dieſ
Zahlen ſtellen in zwei Jahren eine Abnahme um 11 Proz, dar

[ ][  ][ ]

Rummer 224.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 15. Auguſt 1923.

Seite 5.

aufen, und der Ankaufspreis ſoll von den Ziegenhaltern aufgebracht
zerden, und wird im Herbſt, nachdem die älteren Ziegenböcke abgeſchafft
nd. denſelben wieder zurückerſtattet. In der Gemeinde ſind gegen=
järtig
700 Ziegen. Unter Aufhebung des Beſchluſſes vom 26. Juni
s. Js. beſchließt der Gemeinderat, die Sätze der Grund= und Gewerbe=
euer
von 1922 zu verdoppeln und dann das 25fache für die beiden erſten
jele für 1923 zu erheben. Herr Peter Jourdan will ſein altes Wohnhaus
breißen, um zu ſeinem neu erbauten Wohnhaus einige Materialien
benutzen. In Anbetracht ſeiner zu engen Einfahrt und obigen Um=
andes
wird ihm die Genehmigung erteilt. Die auf den 26. ds. Mts.
Ulende Kirchweih ſoll wegen der ſchweren Zeit und Nor nicht abgehal=
n
werden, und der Bürgermeiſter wird angewieſen, keine Tanzerlaub=
sſcheine
zu erteilen.
z. Erzhauſen, 13. Aug. Hier iſt die Kornernte faſt gänzlich
ngebracht, das günſtige Erntewetter hat die Arbeit gefördert und er=
ichtert
. Seit vorigen Mittwoch hat die Dreſchmaſchine ihre Tätigkeit
gonnen und läuft von früh bis in die Nacht hinein. Der Dreſcherlohn
trägt pro Minute 2 Pfund Korn, das Malter ſteht zurzeit auf 8 Mil=
nen
, und wären es demnach 80 000 Mark. Aus Eberſtadt wird vom
Auguſt berichtet, daß die Minute Dreſcherlohn an der Dreſchmaſchine
000 Mark koſtet, welch kolloſaler Unterſchied. Der Hafer iſt auch
* Reife und hat bereits das Abmachen begonnen. Die Kartoffeln haben
9 auf den letzten Regen gut entwickelt, nur iſt es ſchade, daß ſo viele
cht aufgegangen ſind. Verſchiedene Landwirte haben bereits Früh=
rtoffeln
abgeliefert. Um die Nor etwas zu lindern, wäre es wünſchens=
rt
, daß mehr Kartoffeln abgegeben würden. Der Brotpreis beträgt
ute pro Laib 20 000 Mark. Die Deckgebühren betragen jetzt pro Stück
coßvieh 30 Pfd. Korn, Ziegen 5 Pfd.
ot. Dreieichenhain, 13. Aug. Die Turngeſellſchaft E. V.
ert am kommenden Sonntag die Einweihung ihres Sportplatzes. Da=
t
iſt gleichzeitig das Feſt des 25jährigen Fahnenjubiläums verbun=
a
. Außerdem findet ein Mannſchaftswetturnen ſtatt.
so= Nauheim bei Groß=Gerau, 14. Aug. Todesfall. Der Alt=
rgermeiſter
Benz, Geometer 2. Klaſſe, iſt im Alter von 70 Jahren
Mainzer Krankenhaus geſtorben.
Offenbach, 13. Aug. Das Landesamt für das Bildungs=
ſen
in Darmſtadt gebraucht in ſeinem Aufruf an die Jugend anläß=
des
Verfaſſungstages die Wendung: Aus den Geſinnungen jener
it (1848) iſt das ſchöne, ſtolze Deutſchland=Lied hervorgegangen, das
tte überall da erklingt, wo ſich deutſche Menſchen zum Preiſe des
terlandes zuſammenfinden. In einer hieſigen Schule ging nun
vergangenen Freitag, einen Tag vor dem Verfaſſungstag, ein Lehrer
* ſeinen Schülerinnen Text und Melodie des ſchönen und ſtolzen
des noch einmal durch. Da erſchien an der Türe des Saales bald
e Gruppe von vier jungen Männern und verlangte zu wiſſen, ob
der Klaſſe das Deutſchland=Lied geſungen worden ſei. Auf die be=
ende
Antwort des Lehres fuhr der Wortführer der Gruppe ein
volutionärer Arbeiter und Anarchiſt Lüpke, wie er ſich ſelbſt
inte, in drohendem Tone fort: Wir ſind revolutionäre
beiter. Wir dulden das Singen des Deutſchland=Liedes nicht mehr!
* Lehrer verhandelte nicht mit den ungebetenen Gäſten, ſondern
chte die Gruppe zum Rektor der Schule. Dort gaben erſt auf mehr=
ſes
Drängen zwei der revolutionären Arbeiter ihre Namen mit
pke und Uſinger an, die anderen verweigerten ſie. Der Wortführer
hte während der Verhandlungen mit dem Rektor, mit 500 Mann
derkommen zu wollen. Dabei war er höchſtens 25 Jahre alt. Bis
Polizei erſchien, waren die Herrchen verſchwunden. An einer
ſeren Schule ereignete ſich an demſelben Tage ein ähnlicher Vorfall.
nt. Offenbach a. M., 14. Aug. Die Felddiebſtähle nehmen
h hier immer mehr zu. Auf einem Kartoffenlſtück ſind ca. 60 Stöcke
gemacht worden. Ertrunken. Bei Bürgel iſt ein 30jähriger
inn namens Chriſtoph, der verheiratet war, im Main ertrunken.
Todesurſache dürfte in einem Herzſchlage zu ſuchen ſein.
nt. Offenbach, 13. Aug. Zwei ausgewieſene Frauen,
itter und Tochter, die hier Unterkunft gefunden haben, ſind im Main
uinken.
th. Mainz, 14. Aug. Zuſammenſtoß. Auf der Großen Bleiche
z ein Laſtauto mit einem Wiesbadener Straßenbahnwagen zuſam=
(. Der entſtandene Materialſchaden iſt bedeutend.
tl. Mainz, 14. Aug. Von der Straßenbahn. Die Stadt=
waltung
hat beſchloſſen, die zwiſchen den Stadtteilen Finthen und
rheim verkehrende Straßenbahnlinie Nr. 10 in Zukunft über den
inſterplatz und Neubrunnenplatz ſowie durch die Boppſtraße um=
eiten
, während die Linie 5 wie ſeither zwiſchen Koſtheim und Gonſen=
m
verkehren ſoll. Dagegen werden ſämtliche Mombacher Züge bis
theim durchgeführt werden. Die Vorbereitungen zu dieſer Um=
ung
werden noch einige Tage in Anſpruch nehmen; erſt dann wird
* Neuordnung wie oben geſchildert eintreten können. Vermißt.
t einigen Tagen wird ein hieſiger Geſchäftsmann vermißt. Man
mt an, daß er in einem Fall von Lebensmüdigkeit ſich etwas an=
in
hat. Seinen Verletzungen erlegen iſt der junge
nn, der dieſer Tage in den ſtädtiſchen Anlagen einen Selbſtmord=
uch
unternommen und ſich eine Kugel in den Kopf geſchoſſen hatte.
Ein Geiſteskranker wurde nachts von der Polizei in den
agen aufgegriffen. Dem Vernehmen nach iſt er aus einer Anſtalt
gichen.
tl. Worms a. Rh., 13. Aug. Viehſeuche. In Pfiffligheim iſt
Maul= und Klauenſeuche ausgebrochen.
j. Sprendlingen (Rheinheſſen), 13. Aug. Aus ben Wein=
gen
. Hier iſt ein Reblausherd aufgedeckt worden. Die nötigen
rrmaßnahmen ſind ſofort eingeleitet worden.
ot. Nieder=Ingelheim (Rheinheſſen), 13. Aug. Auto=Unfall.
olge Achſenbruches kam ein Laſtauto, das mit Hafer beladen war,
Schwanken. Es riß einen Pfeiler um und beſchädigte die Ecke des
hauſes Zum goldenen Hirſch‟. Der Führer kam mit dem Schrecken
dn. Glücklicherweiſe war die Straße leer, ſodaß keine Menſchen=
n
zu beklagen ſind.
sei.= Gau=Algesheim (Rheinheſſen), 14. Aug. Radler=Unfall.
junger Motorradfahrer kam auf der Straße nach Ockenheim mit
m Rad ſo ins Schwanken, daß er hinſtürzte. Er zog ſich ſo ſchwere
etzungen zu, daß er ſich in ärztliche Behandlung begeben mußte.
ro. Bingen, 14. Aug. Die Metzger=Innungen, die der
peſtdeutſchen Häute=Verwertung angehören und hier verſammelt
en, haben beſchloſſen, ſtatt der 13 tägigen die 5 tägige Zahlungs=
einzuführen
.
Butzbach, 14. Aug. Von der Polizeiwachtabteilung
edberg der Schutzpolizei ſind zwei Hundertſchaften in Butz=
h
untergebracht. Die Stallungen für die Pferde und Räume für
Futtervorräte und Fahrzeuge dieſer Hundertſchaften befinden ſich

9t für die Gebäude ablehnte. Da auch für die Zukunft weitere er=
e
Forderungen des Eigentümers zu erwarten waren, letzterer bei
eingehen auf ſeine Forderungen überdies die alsbaldige Räumung
angte, mußte notgedrungen die Schaffung anderweiter Räumlich=
n
ohne Aufſchub eingeleitet und angeordnet werden, die Stallungen
vei Nebengebäuden der Kaſerne, die Vorratsräume für Futter uſw.
ehemaligen Exerzierhauſe der Kaſerne einzurichten. Die erforder=
n
Arbeiten mußten ſofort in Angriff genommen werden, weil der
ntümer der derzeitigen Räume Freimachung bis Ende Juni I. Js.
ingte. Die entſtehenden Koſten, die ſich mit fortſchreitender Geld=
ſertung
entſprechend erhöhen, ſind veranſchlagt: a) für die Ein=
ung
der Stallungen in den beiden Nebengebäuden in einem nur
)weisbar nötigen Umfange auf 6200 000 Mk., b) für die zur Ver=
dung
des Gebäudes unbedingt nötige Neueindeckung des Daches des
taligen Exerzierhauſes auf 9 000 000 Mk., zuſammen 15 200 000 Mk.
Aus Oberheſſen, 14. Aug. Im Staatsvoranſchlag für 1923 ſind für
Neubauten der Vermeſſungsämter in Gießen Grünberg
) Lauterbach 31 150 000) Mark genehmigt worden. Die bau=
n
Herſtellungen ſind im Gang, die Rohbauarbeiten für das Ver=
ungsamt
Lauterbach nahezu beendet. Das fehlende Mobiliar muß
nehr beſchafft werden. Nach den angeſtellten Ermittelungen be=
en
die Koſten hierfür nach dem heutigen Geldwert etwa 60 Mil=
en
Mark. Dieſer Betrag ſoll in den Staatsvoranſchlag für 1924
eſtellt werden.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
die Versffentiſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ver=
ortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Uimfange
Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Bei dem Arbeitsamt ſind viele Witwen gemeldet, die Arbeit
en und keine haben können. In den Gebäuden, wo die Flüchtlinge
rgebracht ſind, arbeiten Frauen und Mädchen, deren Männer und
er im Erwerbsleben teilweiſe voll und ganz beſchäftigt ſind. Warum
hier nicht Abhilfe geſchaffen, und den berechtigten Witwen die
eit zukommen laſſen, die ihre Familien allein ernähren müſſen.
Am Montag, den 13. d. M., ließ ich durch mein Töchterchen in
m Geſchäft der Karlſtraße zwei Pfund Pflaumen holen. Das Pfund
te 30000 Mk. Da mir dieſer Preis zu hoch erſchien, ſchickte ich
rittelbar darauf, alſo höchſtens fünf Minuten ſpäter, meine ältere
Iter in dasſelbe Geſchäft mit dem Auftrag, ſich nach dem Preis der
kumen zu erkundigen, ohne von dem vorher erfolgten Kauf etwas
erwähnen. Antwort: 35 000 Mazk. Haben die ſtaatlichen oder
tiſchen Behörden wirklich gar kein Mittel in der Hand, um das
ende Publikum gegen ſolche Zuſtände zu ſichern?

PILE SAT
2r11L5
23
NACH NEW VORK
von Southampton Cherbourg
LEVIATHAN
28. Aug., 18. September, 9. u. 30. Oktober, 20. Novbr.
Von Bremen üb. Southampton u. Cherbourg nach New Vork
GEORGE WASHINGTON
28. November
19. September,
24. Oktober,
America
22. August 26. September
3. Oktober
President Roosevelt.
29.
4. Oktober
President Fillmore . . . . 30.
President Harding . . . . 5. Septbr. 10. Oktober
President Arthur . . . . . 12. Septbr. 17. Oktober
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DLFNf4
FEFLIT NS
Frankfurtersasse 12/14
Unter den Linden 1
General-Vertretung: Norddentscher Llopd, Bremen.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Die mangelhafte Straßenbeleuchtung in der Nacht zum Sonntag
hat natürlich auch die Tätigkeit des Straßenräubergeſindels
begünſtigt. Der 21jährige Bankbeamte Max Friedrich aus Spandau
wurde gegen 11 Uhr nachts von Wegelagerern überfallen, niedergeſchoſſen
und beraubt. Der junge Mann befand ſich auf dem Heimwege, als in
der Nähe der Schulenburg=Brücke plötzlich zwei Männer über ihn her=
fielen
und ihn durch einen Bauchſchuß niederſtreckten. Sie raubten ihm
ſeine Wertſachen und die Barſchaft, die etwa 3 Millionen betrug. Zwei
Männer, die herbeieilten, fanden den Ueberfallenen bewußtlos. Man
brachte ihn zunächſt nach der elterlichen Wohnung und dann nach dem
Krankenhauſe. Friedrich mußte ſofort operiert werden und iſt noch
nicht vernehmungsfähig. Der Chef der Kriminalpolizei, Oberregie=
rungsrat
Hoppe, entſandte ſofort einen Kommiſſar nach dem Tatort. .
Auch ein Kriminalbeamter wurde in der Nacht zum Sonntag gegen
1 Uhr von mehreren Männern in Neukölln, an der Ecke der Berliner=
und Jägerſtraße, überfallen. Einer von ihnen hat ihn um Feuer für
ſeine Zigarette und wiederholte dieſe Bitte, obwohl die Zigarette ſchon
brannte. Als der Beamte ihn darauf aufmerkſam machte, ſchlug der
Burſche mit der Fauſt auf ihn ein und die anderen ſchloſſen ſich ihm an.
Der Beamte gab ſich jetzt zu erkennen und drohte bei weiteren Angriffen
mit Schießen. Als man jetzt erſt recht auf ihn einſchlug, feuerte er und
traf den 29 Jahre alten Händler Erich Bergwart aus der Boddinſtraße
ſo ſchwer, daß er nach dem Krankenhauſe gebracht werden mußte.
Eine Automobilfahrerkreiſe inrereſſierende
Entſcheidung fällte kürzlich die Ferienſtrafkammer des Land=
gerichts
II. Der Angeklagte, Kraftwagenführer Mees, war wegen fahr=
läſſiger
Körperverletzung zu einem Monat Gefängnis verurteilt wor=
den
, weil er am Karlsbad eine Frau überfahren und verletzt haben ſollte.
Der Angeklagte hatte ſich damit entſchuldigt, daß er an dieſem Tage an=
getrunken
geweſen ſei, und daß ein fremder Fahrgaſt bei ihm auf dem
Bocke geſeſſen und das Auto geſteuert habe. Das Schöffengericht hatte
dieſe Angabe als eine Erzählung von dem großen Unbekannten be=
trachtet
. Auch die Strafkammer hatte die Berufung verworfen, indem
ſie annahm, daß der Angeklagte ſchon fahrläſſig gehandelt habe, wenn
er einem Fremden das Auto übergeben hätte. Nachträglich hatte der
Verurteilte einen gewiſſen Liebſcher als denjenigen ermittelt, der das
Auto geſteuert hatte. Es war gegen dieſen ebenfalls Anklage erhoben
worden. Liebſcher wurde aber freigeſprochen, da die Beweisaufnahme
ergab, daß die Frau an dem Unfall ſelbſt ſchuld gehabt habe, da ſie
direkt in das Auto hineingelaufen war. Daraufhin hatte die Staats=
anwaltſchaft
gegen Mees das Wiederaufnahmeverfahren beantragt. Die
Folge war, daß Mees ebenfalls freigeſprochen wurde.
Zwei Schloßeinbrüche beſchäftigen wieder die hieſige Kri=
minalpolizei
, weil die Täter ohne Zweifel gewerbsmäßige Berliner Ver=
brecher
ſind. Bei dem Rittergutsbeſitzer v. Hartmann auf Hofſtedt im
Kreiſe Deutſch=Krone drangen ſie nach Eindrücken einer Fenſterſcheibe
in die Räume des erſten Stocks ein und ſtahlen alles Silberzeug. Bei
der Gutsbeſitzerin Fräulein v. Bonin zu Brettin bei Genthin erbeuteten
die Verbrecher für 150 Millionen Pelzſachen.
Ein neuer Ueberfall auf Bergdoll.
(Amtlicher Bericht.) Am 10. Auguſt, nachts gegen 10 Uhr,
wurde der Deutſch=Amerikaner Grover Bergdoll, der wie be=
kannt
im Januar 1921 auf gewaltſame Weiſe entführt werden ſollte,
in ſeinem Zimmer im Hotel Krone=Poſt in Eberbach von einem
angeblichen Roger Schmidt aus Lauſanne und einem angeblichen Roger
Sperber aus Paris überfallen, gewürgt und durch zahlreiche Schläge mit
einem Totſchläger auf den Kopf bearbeitet. Bergdoll gelang es trotz
des heftigen Angriffs, ſeine Browningpiſtole zu entſichern und 6 Schüſſe
abzufeuern. Drei davon trafen den Schmidt ſo ſchwer, daß er nach
einer Viertelſtunde verſtarb; zwei Schüfſe verletzten den Sperber nicht
unerheblich. Auf Veranlaſſung des Hotelperſonals wurden ſofort Nach=
forſchungen
nach einem angeblichen Fürſten Gregor Gagarin angeſtellt,
der ſchon längere Zeit im Hotel Krone in Eberbach ſich aufgehalten
und anſcheinend zuſammen mit Schmidt auf Bergdoll gepaßt hatte.
Eine alsbald in Richtung Hirſchhorn entſandte Gendarmeriepatrouille
fand etwa 2 Kilometer vor Eberbach einen langſam dahinfahrenden
Kraftwagen, der kurz vor der Stadt angehalten wurde. Die drei In=
ſaſſen
, denen ſofort die Feſtnahme erklärt wurde, waren der geſuchte
Füirſt Gagarin, ein angeblicher amerikaniſcher Oberleutnant Hooven
Griffis und deſſen Chauffeur Eugene Viktor Nelſon. Der Kraftwagen
aus der amerikaniſchen Fabrik Cadillic trug an Nummer und Schlag das
Kennzeichen U. S.
Griffis, Nelſon und Schmidt beſtreiten, ſich bewußt an einem ver=
brecheriſchen
Unternehmen beteiligt zu haben. Sperber aber hat einge=
räumt
, daß ſie ſich auf Veranlaſſung des Griffis verabredet haben, den
Beradoll abzufaſſen und nach Amerika zu verbringen. Die Ausrüſtung
der Beteiliaten und alle übrigen Umſtände berechtigen zu der Annahme,
daß dieſe Art der Darſtellung nicht zutrifft, ſondern, daß es auf das
Leben des Beradoll abgeſehen war. Offenbar iſt es nur der Kaltblütig=
keit
und Geiſtesgegenwart des Beradoll zu danken, daß er mit dem Leben
davongekommen iſt. Er hat drei unbedeutende Quetſchwunden am
Kopf erlitten.
Selbſtmorde.
Kaiſerslautern. Weil er ſich in die heutigen Zeitverhält=
niſſe
nicht hineinfinden konnte, hat ſich der 56jährige ledige Kaufmann
Geßner aus Kaiſerslautern im Waldfriedhof an einer Buche aufge=
hängt
. Aus Liebeskummer erhängte ſich mit einem Schuhriemen der
Schloſſer Beiersdörfer aus Annweiler in einem Wald in der Nähe
von Biebermühle.
Erſchlagen.
Waldfiſchbach. Im Streit erſchlagen wurde der 55 Jahre
alte, in Wettermannshütte bei Frankenſtein geborene Sägemüller Jakob
Reiche in der Hundsweyer Sägemühle vom Holzhändler Jochum.
Zwiſchen den Beiden beſtand ſchon ſeit längerem eine heftige Feind=
ſchaft
. Abends gerieten die Beiden wieder in Streit, in deſſen Verlauf
ſich Jochum mit geſchloſſenem Meſſer zur Wehr ſetzte, da ihn Reiche
wiederum mit Totſchlagen bedrohte. Als Jochum am nächſten Morgen
ſein Meſſer holen wollte, fand er Reiche tot vor. Er ſtellre ſich ſofort
freiwillig dem Gericht, und wurde nach ſeiner Vernehmung wieder auf
freien Fuß geſetzt. Der erſchlagene Reiche iſt Vater von 6 Kindern.
Ein Landespolizeibeamter von einem Kartoffeldieb erſchaffen.
Nachdem erſt vor wenigen Tagen ein Kartoffeldieb in Feldkirchen
auf den Sicherheitskommiſſär drei Schüſſe abgegeben hatte, kam es in
derſelben Gegend wieder zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen einem Kar=
toffeldieb
und einem Polizeibeamten, bei dem dieſer ſein Leben ein=
büßte
. Wegen der fortgeſetzten Kartoffeldiebſtähle hat die Landespolizei
Streifen in der Gegend angeordnet. Bei einer dieſer Streifen über=
raſchte
in Dornach bei Feldkirchen der 1900 in Mantel, Bezirksamt Neu=
ſtadt
a. d. W., geborene Beamte Franz Zeinz einen Dieb, der den
Beamten niederſchoß. Der Täter flüchtete; der Kamerad des Erſchoſſenen
gab auf den Fliehenden einen Schuß ab und glaubt, ihn am rechten
Bein getroffen zu haben. Trotzdem gelang es dem Täter, der einen
braunen Samtanzug trug, zu entkommen. Die Polizeidirektion erſucht
Krankenanſtalten, Aerzte uſw. um ſofortige Mitteilung durch den Feun=
brecher
an Kriminal=Oberinſpektor Ott, wenn ſich der Verletzte um
Hilfeleiſtung an ſie wendet.

Wenn Kinder mit Waffen ſpielen.
Bühl. Das Spielen mit Waffen hat wiederum ein Opfer gefor=
dert
. Das Kind der Witwe Höhl ſpielte mit einer Schußwaffe. Als
die Mutter dem Kinde die Waffe abnehmen wollte, ohne zu wiſſen, daß
ſie geladen war, entlud ſich der Schuß und ging der Frau in den Leib.
Die Frau wurde lebensgefährlich verletzt.
Schwerer Automobilunfall.
wb. Paris. Wie die Morgenblätter melden, iſt ein mit 25 Pek=
ſonen
beſetztes Automobil bei einem Ausflug in die Pyrenäen in der
Nähe von Lourdes einen 80 Meter tiefen Abhang hinuntergeſtürzt.
Alle 25 Perſonen ſind getötet worden.
Ein Zugzuſammenſtoß.
wb. Paris. Nach einer Meldung aus Marſeille iſt der nach Aros
fahrende Perſonenzug in der Nähe von Marſeille mit einem
Güterzug zuſammengeſtoßen, wobei 32 Perſonen mehr oder weni=
ger
ſchwer verletzt wvorden ſind.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Sportverein 08=Dortmund Sportverein 98=Darmſtadt.
Den Auftakt zu den Freundſchaftsſpielen des Sportvereins 98 bildet
das morgen (Donnerstag abend 7.30 Uhr) ſtattfindende Zuſammen=
treffen
mit dem Bruderverein Sportverein 08=Dortmund. Die Brüder
aus dem beſetzten Gebiete bringen eine äußerſt ſtarke Mannſchaft,
kampferprobt in vielen Spielen um die hartnäckig ausgetragene Meiſter=
ſchaft
von Weſtdeutſchland, mit, und ſie tragen deshalb mit Recht ihren
guten Namen in der deutſchen Fußballwelt. Das letzte Spiel am ver=
gangenen
Sonntag gegen den Altmeiſter Eſſener Turnerbund, das
die Dortmunder erſt im letzten Augenblick durch ein Mißverſtändnis in
ihrer ſonſt glänzenden Verteidigung knapp 2:3 verloren, bewies erneut,
daß 08 zu kämpfen verſteht, und mit großer Energie bis zum Schluſſe
durchzuhalten weiß. Darmſtadts gute Klaſſe wird zweifellos einen
ſehr harten Standpunkr haben und ſich mächtig anſtrengen müſſen, ihren
ſeitherigen Erfolgen einen neuen anzureihen. Der jugendliche flinke
Roth wird ſeinen Kameraden Jakoby, der dienſtlich nicht abkömmlich
iſt, erſetzen; ſonſt wird die Mannſchaft in ihrer bekannten Aufſtellung
antreten. (Siehe heutige Anzeige.) Die Gäſte treffen am Donnerstag
hier ein und können durch die Liebenswürdigkeit einiger Mitglieder, die
ihnen Quartier zur Verfügung ſtellen, bis Freitag hier bleiben, um
dann Gäſte des F.K. Phönix=Mannheim zu ſein. Nach dem Spiele
gemütliches Zuſammenſein mit den Freunden aus dem beſetzten Gebiet
im Heſſiſchen Hof.
Schwimmen.
Die Prüfungen im Schwimmen zum Deutſchen Turn=
und Sportabzeichen müſſen aus techniſchen Gründen von Donnerstag
auf Samstag abend 6.156.45 Uhr feſtgelegt werden. Meldungen
in den Kabinen des Schwimmklubs oder der Turngemeinde 46 (Herrn
Gießmann und Graßmann).
Wandern.
Die Wander=Abteilung der Turngemeinde Darmſtadt 1846
ruft ihre Getreuen zu einer Tageswanderung auf nächſten
Sonntag zuſammen. Die Wanderung gilt der Neunkircher Höhe,
Sammelplatz iſt der Tierbrunnen am Alten Friedhof; Abmarſch früh
5.30 Uhr. Von der Neunkircher Höhe ſoll der Weg über den Knoden
nach Bensheim führen; ab Bensheim iſt Heimfahrt. Für die Wande=
rung
iſt vollſtändige Ruckſackverpflegung vorgeſehen, Einkehr wird nicht
gehalten. Rauchwaren bitte zu Hauſe laſſen, dafür aber die Lieder=
bücher
mitbringen. Alle wanderfrohen Turnbrüder und =ſchlveſtern
ſind herzlich eingeladen. Ebenſo ſind Gäſte willkommen. Die Wan=
H. M.
derung findet bei jeder Witterung ſtatt.

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57. Quittung

über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Irene Knaf 100 000 Mk., Oberſtleutnant Windeck (3. Rate) 10 000
Mk., Mittelſchule II 233 000 Mk., Stadtmädchenſchule I 227 000 Mk.,
K. B., Riedeſelſtr. 100000 Mk., Frl. v. Lindequiſt 1 Million, Finanz=
rat
Schneid 50 000 Mk., G. 500 000 Mk., Eiſenbahndir. Fiſcher (5. G.)
100 000 Mk., Dr. B. (laufende Zahlung) 20000 Mk., A. Kullmann
50 000 Mk., Angeſtellte, Arbeiter und Firma Dr. Otto C. Strecker
1 Million, Polizeiſchule, 3. Ausbildungsgr. 3 625 000 Mk., Ober=Reg.=
Rat Bühner (5. und 6. Rate) 100 000 Mk., Ungenannt 4000 Mk.,
Sammlung N. N. 1 Million Mk., Auguſt=Skat im Freien 10000 Mk.,
Dentſchorden Darmſtadt 250 000 Mk., einige Mercks Beamte 16 000 Mk.
1. Qnittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 3. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6. Quit=
tung
416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Qnittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mik., 15 Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Qnittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Qnittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24. Quit=
tung
841 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Qnittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Qnittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 86. Quit=
tung
129 115 Mk.. 37. Qnittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk.,
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Quittung
675 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Quittung 647 375 Mk.,

51. Quittung 908850 Mk., 52. Quittung 964 000 Mk., 53. Quſttung
371070 Mk., 54. Quittung 2 419 880 Mk., 55. Quittung 1 428 980 Mk.,
56. Quittung 609 030 Mk., 57. Quittung 8 395 000 Mk.
zuſ. 51 808119. Mk.
o kleine Kinder ſind, ſollte ſtets eine Doſe Kufeke im Hauſe
4O ſein. Kufeke iſt, beſonders bei Verdauungsſtörungen, Brech=
durchfall
uſw., oft die einzige Nahrung, die genommen und vertragen
wird. Beſte Erfolge ſeit mehr als 40 Jahren beweiſen die Güte des
Präparates.

Wetterbericht der Gießener Weiterwarte.
Wettervorherſage für den 15. Auguſt.
Stärkere Bewölkung, leichte Niederſchläge, geringe Temperaturver=
änderung
.

Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kl. Haus), 7½1
abends: Wauwau. Platanenhain, abends 7½ Uhr: Pr
menadekonzert. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lich
ſpiele: Kinovorſtellungen.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: i. V.:
Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die hentige Rummer hat 8 Seiten

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tayblntt, Mitttroch, den 15. Auguſt 1423.

Rummer 224.

6)

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten,
Das Geſicht des alten Finanzminiſters drückte reines, unver=
hohlenes
Staunen aus. Es kam wahrlich nicht jeden Tag vor,
daß man eine Audienz beim Großherzog von Minorca wünſchte
und wenn, dann war es höchſtens ein allzu hart geprüfter
Gläubiger. Dieſer Bekker .. der für reich galt".
Was kann er von Ew. Hoheit wollen? ſtammelte er.
Uns photographieren, vermute ich. Sie ſagten doch, das
ſei ſeine Branche. Aber daraus wird nichts. Da hätten die
Zeitungen ein zu gutes Signalement, wenn wir in einem Monat
verduften.
Senjor Paqueno zuckte zuſammen.
Laſſen Sie den Menſchen herein, Auguſte, ſagte der
Großherzog lachend. Sagen Sie ihm, Seine Hoheit erteilt
im Speifeſaal Audienz, da es Sonnabend iſt.
Auguſte eilte in den Vorraum zurück, und eine halbe Mi=
nute
ſpäter introduzierte er Herrn Theodor Bekker in den
Speiſeſaal des Großherzogs und in dieſe Geſchichte.
Herrn Theodor Bekkers Laufbahn iſt zu nicht unbeträchtli=
chem
Teile in Dunkel gehüllt. Was man nach den Ereigniſſen
in Minorca 1910 über ihn erforſchen konnte, iſt nicht viel, aber
wir teilen hier das mit, was einigermaßen feſtzuſtehen ſcheint.
Herr Bekker ſcheint 1876 in Amſterdam geboren zu ſein.
Wenigſtens iſt im Juli des beſagten Jahres ein Adolf Theodor
Bekker im Kirchenbuch verzeichnet. Jener Herr Bekker, der eine
Hauptrolle in den Ereigniſſen in Minorca ſpielte, trug aller=
dings
nur den Namen Theodor, aber da es bekannt iſt, daß er
mehrere Male ſeinen Zunamen geändert hat, dürfte es ihn nicht
allzu große Ueberwindung gekoſtet haben, eine Verkürzung des
Taufnamens vorzunehmen.
Dieſer betreffende Adolf Theodor Bekker erhielt die Er=
ziehung
, die Knaben ſeiner Klaſſe gewöhnlich zuteil wird der
Vater war ein kleiner Schneider , er machte die Volksſchule
und eine Unterrealſchule durch. Dann wurde er (vermutlich in=
folge
der ſchlechten ökonomiſchen Lage der Familie) aus der
Schule genommen und als Laboratoriumsvolontär zu der gro=
ßen
chemiſchen Firma Grootmann u. Cie. gegeben.
In den Lokalen dieſer Firma verfloß Herrn Bekkers Leben
bis zu ſeinem 23. Jahre hinter dem Buchſtaben S, der ſich in
einem gigantiſchen Bogen über das Fenſter ſchlang, an dem er
arbeitete. Durch die untere Schlinge dieſes Buchſtabens hatte
er die Ausſicht über enge ſchmutzige Gaſſen, von einer unbarm=
herzigen
Sommerſonne gebraten oder von Regenwaſſer triefend,

das von den Abfällen aus Grootmanns Arbeitslokal blau ge
färbt wurde. Hinter dem Fenſter beſchäftigte ſich Herr Bekker
mit einfacheren Kontrollanalyſen, während ſeine Naſe beſtändig
von dem ſcharſen Geſtank der Chemikalien erfüllt war und ſeine
Augen, die ſehnſüchtig durch den Buchſtaben S hinausſtarrten,
ſo allmählich alles in Sförmiger und krummer Weiſe zu ſehen be=
gannen
. Vermutlich infolge davon verließ er 1899 Grootmann
u. Cie, und erhielt eine Anſtellung bei einer neu geſtarteten
Gruben= und Bergwerksfirma Altenhuus u. Meher. Bei dieſer
fungierte er (nach dem Eingeſtändnis der Chefs beim Polizei=
verhör
) als Experte für Grubenanalyſen, denn Altenhuus u.
Meyer beſchäftigten ſich vorzugsweiſe mit Grubenſpekulationen.
Auf jeden Fall ſcheint Herr Bekker zur Zufriedenheit der Firma
gearbeitet zu haben, denn er blieb die ganze Zeit ihres Beſtan=
des
, ein volles Jahr, in ihren Dienſten. Dann, gerade als die
Polizei eine Kontrollanalyſe von Altenhuus u. Meher vorneh=
men
wollte, kam Adolf Theodor Bekker ſowohl ihr tvie ſeinen
Chefs zuvor, indem er an einem ſchönen Samstag Abend die
Kaſſenſchranktür mit Säure analyſierte und ſtumm aus Amſter=
dam
verſchwand. Die Herren Altenhuus u. Meher, die erſt am
nächſtfolgenden Samstag ihr Heimatland zu verlaſſen beabſichtigt
hatten, wurden durch ſein Vorgehen gezwungen, ſich überſtürzt
und beinahe ohne Kaſſe auf den Weg zu machen. Die Flüche,
die ihre Klienten ihnen in der nächſten Zeit nachſandten, wurden
von den beiden verarmten Schwindlern getreulich für Herrn
Bekkers Rechnung repetiert. Die Polizei, der es bald gelang,
ſie zu faſſen, ſpähte hingegen vergeblich nach Adolf Theodor
Bekker aus. Erſt viel ſpäter gelangte man zu dem Schluſſe, daß
er ſeine Schritte nach Mexiko und Nicaragua gelenkt hatte, ſicher=
lich
in der Abſicht, die wunderbar ergiebigen Gruben zu inſpi=
zieren
, die Altenhuus u. Meyer in Holland propagieren wollten.
Wie es damit weiterging, iſt jedoch unbekannt. Seine Ge=
wohnheit
, den Namen ſtets zugleich mit dem Aufenthalsort zu
ändern, machte es äußerſt ſchwer, ihm zu folgen. Im Oktober
1909 finden wir ihn jedoch unter dem Namen Abraham Schild=
knecht
als Paffagier erſter Klaſſe auf der Franconia wieder.
Herr Schildknecht, der ſich hauptſächlich durch ſeine Zurückhaltung
in Trinkgeldern und ſein unerhebliches Gepäck auszeichnete, ver=
ließ
den Dampfer raſch in Cherbourg, zur großen Enttäuſchung
einiger Herren, die ihn in Southampton erwarten zu können
glaubten. Unter dem ſchon lange nicht getragenen Namen Bekker
aber ohne einen lange getragenen Vollbart, beeilte ſich der ſchnei=
dige
Grubenſpekulant, von Cherbourg aus neue Himmelsſtriche
aufzuſuchen.
So waren Herrn Bekkers Antezedentien. Was ſeine Eigen=
ſchaften
betrifft, ſo wird Herr Bekker von Perſonen, die ihn ge=
kannt
haben, als nicht unbegabt geſchildert, ziemlich rückſichts=

los und überaus hartnäckig. Im Hinblick auf das Leben, das er
nach der Entweichung von Altenhuus u. Meher in Amerika ge
führt haben dürfte, paßte dieſe Beſchreibung nicht ſchlecht au
den Herrn Theodor Bekker, der 1910 in Minorca auftauchte
Seine Rückſichtsloſigkeit und Hartnäckigkeit ſind über jeder
Zweifel erhaben und man muß ihm auch eine gewiſſe Schlau
heit, wenn auch nicht gerade Begabung zugeſtehen. Nur went
dieſe Schlauheit in Konflikt mit ſeiner Rückſichtsloſigkeit kam
beging er ſolche kaux pax wie bei der Audienz bei Don Ramon
von der wir jetzt ſprechen wollen.
Herrn Bekkers Ausſehen verleugnete ſein Leben und ſeinen
Charakter nicht, als er an Auguſte vorbei in den Speiſeſaal des
Großherzogs trat. Das ſcharfe Sonnenlicht blendete ihn zuer
nach dem Dunkel der Vorhalle, er blinzelte eine Weile, um ſein
Augen der neuen Beleuchtung anzupaſſen, und in kleiner
Zwiſchenräumen zuckte es ſpasmodiſch um ſeine Mundwinkel. E.
ſah aus, als ob der Mund nicht ganz unter ſeiner Kontrolle
ſtünde. Sein Kopf hatte eine gewiſſe grobzügige Energie; mar
hätte ihn nie ſchön nennen können, aber er wurde noch dadurd
entſtellt, daß er das Haar millimeterkurz trug. Die Augenbrauet
waren dicht, beinahe borſtig, aber ſo blond, daß ſie kaum ſichtba
wurden. Unter den Augen hatte er zwei aufgeſchwollene Säcke
die von einem ausſchweifenden Leben ſprachen. Er trug Augen
gläſer ohne Faſſung. Im übrigen war er in einen abgetragener
Bonjour gekleidet, graue Beinkleider und dazu gelbe Schnür
ſchuhe. Seine Geſtalt, die unterſetzt war, zeigte Anlage zur Kor
pulenz, und die Hände, die von etlichen Ringen geſchmückt wur
den, waren klein und dick.
Auguſte, der Herrn Bekkers Namen mit ironiſcher Betonung
hinausgeſchleudert hatte, zog ſich mit einem letzten Blick auf ihr
zurück. Herr Bekker verbeugte ſich blinzelnd vor dem Großher
zog. Don Ramon winkte nönchalant mit der Zigarre als Er
widerung.
Sie haben um eine Audienz gebeten? ſagte er. Das
iſt mein Freund, Senjor Paqueno.
Senjor Paqueno, der ſich bei Herrn Bekkers Eintritt erhoben
hatte, verbeugte ſich artig, und Herr Bekker quittierte ſeiner
Gruß mit einem leichten Nicken, das dem alten Finanzminiſter
die Röte in die Wangen trieb. Don Ramon lächelte. Dieſe
Spezies Europäer war ihm neu. Was konnte der Mann au
dem Herzen haben? Es war klar, daß er dem Großherzog gegen=
über
ſein Geſicht ſo artig und vertrauenerweckend als möglich zu
geſtalten ſuchte, aber wenn Don Ramon recht las und obgleick
abſoluter Fürſt, war Don Ramon doch kein ſchlechter Pſychologe
war ſein unrertäniges Lächeln eine ſehr loſe Maske. Stirn
und Mund ſprachen von Brutalität, und die knappe Art, wie er
Senjor Paquer
ß quittiert hatte, beſtätigte dies. (F. folgt.

Familiennachrichten



Statt Karten.
Die Verlobung unserer Tochter ERNA mit Heren
Dipl.-Ing. AUGUST SIEPER zeigen wir ergebenst an
Professor Chr. Eberle und
Frau Sophie, geb. Hammer

DARMSTADT, August 1923
Heidelbergerstr. 129.

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Max Wallach
Melly Wallach
geb. Hollaender
VERMAHLTE

Dachaub. München
Wallach-
Werkstätten A. G.

Darmstadt
14, 8. 1923

(*22634

Todes=Anzeige.
Mein lieber, guter Mann, unſer
guter Vater, Bruder, Schwieger=
vater
, Großvater und Urgroßvater
Herr
Konrad Sebaftian Minkler
iſt heute nachmittag 3½ Uhr im
Alter von 84 Jahren ſanft entſchlafen.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Eliſe Minkler, geb. Schmitz.
Darmſtadt (Tannenſtr. 1), Stuttgart,
Hamburg, Eſſen, Fürth (Bay.)
den 11. Auguſt 1923. (*22795
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 15. Auguſt, nachmittags 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.

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hält vom (*22721
16. 29. ds. Mon
keine Sprechſtund. ab
Vertxetung hat Herr
Zahnarzt Wagner
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Telephon 2915
übernommen. (*22721

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Barzahlung, ſowie größere Fabrik=
räume
für Schuhfabrik geeignet.

Wir haben einige preiswerte
Häuſer zum Preiſe von 750
Millionen bis 10 Milliarden ſofort
zu verkaufen. (*22774

Wir wirken mit bei Gründungen
und Um wandlungen von Unter=
jehmungen
in Aktiengeſellſchaften.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

Dnderoda

Die amerikaniſche Farbeninduſirie und die
gegenwärtige Farbenverſorgung Amerikas.
Die 1.S. Tariff Commiſſion veröffentlicht einen Bericht
ſer die Lage der Produktion der jungen amerikaniſchen Far=
ninduſtrie
im letzten Jahre, der allerdings von einem fabelhaf=
Aufſtieg zeugt; wie dieſer ermöglicht worden iſt, das heißt in
r Hauptſache durch die Manipulationen des ehrenwerten Mr.
ilmer mit den deutſchen Farbenpatenten, darüber ſchweigt der
richt. Abgeſetzt wurden im Jahre 1922 69 107 105 (engl.)
und im Werte von 41 463 790 Doll. gegen nur 6 619 729 Ibs.
Werte von 2 470 096 Doll. im Jahre 1914, als es nur ſieben
rmen gab, die Farben herſtellten, gegen 87. Firmen im letzten
hre. Die Steigerung in der Produktion, beſonders ſeit Juni
22, wird auf die allgemeine Beſſerung der Wirtſchaftslage zu=
Fgeführt. Der durchſchnittliche Verkaufspreis der inländiſchen
rberzeugniſſe wird mit 60 Cents pro Pfund angegeben gegen
Cents im Jahre 1921 und 1,26 Doll. im Jahre 1917. Die In=
idserzeugung
der Vereinigten Staaten an Farben beläuft ſich
nmehr auf 93,5 % des Inlandverbrauchs. Die Einfuhr an
rben während des Berichtsjahres betrug 3982 631 Ibs., die
oduktion 64632 187 Ibs. und die Ausfuhr 6956 593 lbs., der
rbrauch (Produktion plus Einfuhr minus Ausfuhr) 61 658 225
Die Einfuhr machte alſo 6,2 % des Inlandverbrauchs ausz
Jahre 1914 wurden rund 90 % des Bedarfs durch Einfuhr
ſeckt.
Von der Einfuhr an Farben während des Jahres 1922 in
he von 3982 631 Ibs. und im Werte von 5 243 258 Doll. (1921:
52911 Ibs.; 1914: 45 950 895 Ibs.) kamen 44,58 aus Deutſch=
d
, 43,72 % aus der Schweiz, 5,25 0 aus England und 4,18%
3 Italien und 2,27% aus allen übrigen Ländern: 1921 waren
34% des Farbenimports aus Deutſchland gekommen, 1920:
Die amerikaniſche Ausfuhr an Farben iſt von 6 270 155 Doll.
Jahre 1921 auf 3 023 127 Doll. im Jahre 1922 zurückgegangen,
enüber 1920, als der Export mit 29 823 591 Doll. den Höchſt=
ikt
erreicht hatte, beträgt der Rückgang ſogar 90 %. Seit die=
Jahre hatte ſich auf dem Weltmarkt die deutſche Konkurrenz
der fühlbar gemacht, beſonders in China, Indien und Japan.
den Monaten JanuarApril des laufenden Jahres iſt in=
ge
der Ruhrbeſetzung die Nachfrage nach amerikaniſchen Far=
wieder
geſtiegen.
Die amtliche Darſtellung iſt in einer Beziehung nicht voll=
idig
: die tatſächliche Einfuhr deutſcher Farben, die nunmehr
Schmuggler übernommen haben, iſt weit erheblicher, als die
tlichen Zahlen erkennen laſſen. Da die hohen Einfuhrzölle
Farben nahezu prohibitiv wirken, andererſeits aber es den
erikanern keineswegs gelungen iſt, ſämtlche Farben herzuſtel=
rund 50 Farben haben bisher nicht nachgeahmt werden
nen iſt hier dem Schmuggel natürlich ein lohnendes Feld
ffnet, zumal die amerikaniſche Regierung entſchieden hat, daß
Einfuhr von Farben, die aus deutſchen Reparationsleiſtungen
rühren, nach den Vereinigten Staaten verboten iſt. Unter
en Umſtänden iſt es begreiflich, daß die amerikaniſche Textil=
uſtrie
gewillt iſt, faſt jeden Preis für die in Amerika fehlenden
ben zu zahlen.
Das meiſte von den geſchmuggelten Farben kommt aus
erdeutſchen Ländern iſt aber deutſchen Urſprungs und rührt
teiſt aus den deutſchen Reparationslieferungen her, trotzdem
Empfängerſtaaten ſich verpflichtet haben, die Farben nicht
) außerhalb ihres Landes weiterzuverkaufen. Ob die betref=
den
Regierungen beim Reexport der Farben ein Auge oder
de zugedrückt haben, oder ob die Farben über zwei und mehr.
nzen geſchmuggelt werden müſſen, iſt natürlich ſchwer mit
timmtheit zu ſagen. Die amerikaniſche Farbeninduſtrie ihrer=
73 ſucht dem Mangel dadurch abzuhelfen, daß ſie deutſche Far=
2 hemiker in größerer Zahl und gegen hohes Entgelt in ihre
nſte zu ziehen ſucht, da man hat feſtſtellen müſſen, daß es mit
Diebſtahl der chemiſchen Formeln der Farben allein nicht
niſt, daß vielmehr der Fabrikationsprozeß faſt ebenſo wichtig
vie die Kenntnis der bloßen Formeln.

Handel und Wandel in Heſſen.
1. Wilhelm Laab, Konſervenfabrik A.=G. Mainz.
im vergangenen Jahre in eine Aktiengeſellſchaft umgewandelte
rnehmen, deſſen Aktienkapital von 6 auf 12,5 Mill. Mk. im Laufe
Geſchäftsjahres 1922/23 erhöht wurde, konnte der großen Nachfrage
voll genügen und erfreut ſich auch im neuen Geſchäftsjahr guter
frage nach ihren Erzeugniſſen. Die Verſandmöglichkeit iſt aber
9 die Beſetzung beſchränkt. Aus einem Reingewinn von 7,01 Mill.
k werden 20 % Dividende und 30 % Bonus ausgeſchüttet.
h. Lackfabrik Rhein A.=G. Worms. Die Geſellſchaft be=
agt
bei einer auf den 1. September einberufenen außerordentlichen
ralverſammlung die Erhöhung des Aktienkapitals um 10 Mill. Mk.
nm= und 1 Mill. Mk. Vorzugsaktien.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
1. M. Melliand, Chemiſche Fabrik A.=G. Mann=
m
. Die außerordentliche Generalverſammlung genehmigte die Er=
ng
des Aktienkapitals um 25 auf 50 Mill. Mk. bei Einräumung
3 Bezugsrechts von 3: 2 zu 1100 % für die alten Aktionäre und
oppelte das Stimmrecht der Vorzugsaktien vom 12= auf das
che.
1. Benz u. Cie., Rhein. Automobil= und Motoren=
rik
A.=G. Mannheim. Die Erhöhung des Grundkapitals
100 auf 350 Mill. Mk. erfolgt durch Ausgabe von 96 Mill. Mk.
nm= und 4 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Den Stammaktionären wird
usſichtlich ein Bezugsrecht von 1:1 eingeräumt. 4 Mill. Mk.
beſtens verwertet werden, und der Reſt geht als Schutzaktien an
Konſortium unter Führung der Rheiniſchen Creditbank und der
Piro=Gruppe. Letztere Gruppe verfügt über 47 Mill. Mk. Stamm=
n
.
Providentia, Frankfurter Verſicherungsge=
ſchaft
. Die Geſellſchaft verteilte für das abgelaufene Geſchäfts=
60 Mk. zuzüglich eines Entwertungszuſchlages von 600 Mk., alſo
ſamt 660 Mk. Dividende pro Aktie. In der Bilanz per 31. De=
er
1922 erſcheint Grundbeſitz mit 2 712000 Mk., Hypotheken mit
7 660 Mk., Wertpapiere und Schuldverſchreibungen mit 116 129 222
Vorauszahlungen und Darlehen auf Polizen mit 3 448 921 Mk.,
ſaben bei Bankhäuſern und Verſicherungsunternehmungen mit
32 153 Mk., geſtundete Prämien mit 8 696 498 Mk., rückſtändige
en und Mieten mit 59 634 Mk., Ausſtände bei Generalagenten und
ite; mit 345 801 495 Mk., Kaſſenſtand mit 3 329 123 Mk., ſonſtige
ja 2749 472 Mk. Das Aktienkapital erſcheint mit 17 142857 Mk.,
lageverpflichtung der Aktionäre mit 15 428 571 Mk., der Reſerve=
3 mit 171425 Mk., Prämienreſerven und Prämienüberträge
14164 Mk., Reſerven auf ſchwebende Verſicherungsfälle 48 330 120
ſonſtige Reſerven mit 4 060 186 Mk. Guthaben anderer Verſiche=
unternehmungen
beziffern ſich auf 476 527 371 Mk., ſonſtige Paſſiva
26 873 576 Mk. Der Reingewinn für das abgelaufene Geſchäftsjahr
mit 14 135 489 Mk. ausgewieſen.
Die Herbſttagung des Großeinkaufsverban=
Nürnberger Bund, die wiederum mit einer viertägigen
enmeſſe verbunden iſt, und diesmal durch die feierliche Einweihung
8 neuen Börſenpalaſtes, ſowie durch einen Feſtabend im großen
(e des Induſtrie= und Kulturvereins eine beſondere Bedeutung
wwird, findet in der Zeit vom 12. bis 19. Auguſt in gewohnter
Nürnberg ſtatt. Durch den mit einem gewaltigen Koſtenauf=
cteten
neuen Börſenpalaſt, für deſſen Schaffung ſchon längſt
3 dürfnis vorlag, erlangen die Warenbörſen des Nürnberger

Bundes eine beträchtliche Erweiterung der Ausſtellungsmöglichkeiten
für deſſen Lieferanten, ſo daß ſich dieſe Veranſtaltungen in Zulunft
erſt recht als ein wirtſchaftliches Unternehmen erſten Ranges für den
Vertrieb und die Förderung deutſcher Wertarbeit erweiſen werden.
tps. Die Außenhandelsbilanz der Vereinigten
Staaten im Rechnungsjahr 1922/23. Wie im Juni, dem
letzten Monat des Rechnungsjahres, die Außenhandelsbilanz der Ver=
einigten
Staaten bei einer Ausfuhr im Werte von rund 329 Millionen
Dollars und einer Einfuhr im Werte von 328 Mill. Doll. im Gegenſatz
zu den Vormonaten wieder aktiv geworden iſt, ſo war auch die Bilanz
des geſamten Finanzjahres (1. Juli 1922 bis 30. Juni 1923) aktiv, wenn
auch in weit geringerem Maße als im Vorjahre. Die Ausfuhr in dem
geſamten Zeitraum hatte einen Wert von 3 965 967 460 Doll., die
gleichzeitige Einfuhr einen ſolchen von 3 789 002 114 Doll., ſo daß das
Jahr mit einem Ausfuhrüberſchuß von nur 176 965 346 Doll. abſchließt
gegen einen Ausfuhrüberſchuß in Höhe von 1 163 077 481 Doll. im vor=
ausgegangenen
Rechnungsjahr bei einer damaligen Ausfuhr im Wert
von 3 771 156 489 Doll. und einer gleichzeitigen Einfuhr im Werte von
2608 079 008 Doll. Die Einfuhr an Gold hatte im Rechnungsjahr
1922/23 einen Wert von 284 089 550 Doll., die gleichzeitige Goldausfuhr
einen ſolchen von 49 021 975 Doll.; dieſem Einfuhrüberſchuß an Gold
in Höhe von 235 067 575 Doll. ſteht ein ſolcher im Rechnungsjahre 1921=
22 in Höhe von 444 972 991 Doll. bei einer Goldeinfuhr von 468 318 273
Doll. und einer damaligen Goldausfuhr von 23 345 282 Doll. gegenüber.
An Silber wurden im letzten Rechnungsjahre für 65 320 583 Dollar
ein= und für 55 906 956 Doll. ausgeführt; im Vorjahre für 70 684 298
Dollar ein= und für 62 694 677 Doll. ausgeführt.
* Woll=Wäſcherei und =Kämmerei in Döhren bei
Hannover. Die G.=V. ſetzte die per 24. Juli zahlbare Dividende
auf 2000 feſt. In der Bilanz per 31. Dezember 1922 erſcheinen ſämt=
liche
Anlagewerte (Wollkämmerei, Wäſcherei, Karboniiſieranſtalt, Neben=
betriebe
und Zubehör) mit insgeſamt 18 000 Mk. Materialvorräte und
Warenbeſtände mit 199 555 774 Mk., vorausgezahlte Verſicherungsprä=
mien
mit 5 023 132 Mk., Kaſſe, Wechſel und Effekten mit 263 880 954 Mk.,
Bankguthaben mit 726 999 984 Mk., diverſe Debitoren mit 721 472 993
Mk. Das Aktienkapital beſteht aus 6 Mill. Stamm= und 1,5 Mill. Vor=
zugsaktien
. Eine Obligationsſchuld iſt mit 1,145 Mill. ausgewieſen.
Rücklagen erſcheinen mit 3 250 000 Mk., ein Arbeiter= und Beamtenunter=
ſtützungsfonds
mit je 2 Mill., ein Erneuerungskonto mit 10 Mill., ein
Wohnungsbaukonto mit 3 Mill., ein Werkabnutzungskonto mit 798 935 043
Mk. Kreditoren hatten 703 161 836 Mk. zu fordern, das Guthaben von
Beamten und Arbeitern (bei der Geſellſchaft) betrug 2 125 616 Mk. Die
Geſellſchaft erzielte einen Bruttogewinn in Höhe von 1 304 683 Mk.
Für Steuern wurden 75 591 743 Mk., Angeſtellten=, Kranken=, Unfall=
und Invaliditätsverſicherung, Unterſtützungs= und Wohlfahrtsausgaben
erforderten 34 272921 Mk., Feuerverſicherung 7 695 924 Mk., Abſchrei=
bungen
auf Anlagekonten 22 875 972 Mk., Rückſtellung für Werkunter=
haltung
798 935 340 Mk., ſodaß ein Reingewinn in Höhe von 383 258 568
Mk. verbleibt.
Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review, Cleveland, Ohio,
kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und
Stahlmarktes: Die Juli=Roheiſenproduktion betrug 3 684000
Tonnen, die zweithöchſte bisher erreichte Monatsziffer, immerhin iſt die
Tagesleiſtung etwas niedriger als im Juni. Bisher wurden 23 Hochöfen
wieder ausgeblaſen, ſo daß Ende Juli noch 293 Oefen unter Feuer ſtan=
den
. Der Eingang neuer Aufträge iſt wieder lebhafter. Die Unſicherheit
bezüglich der durch die Abſchaffung des 12=Stundentages vorausſichtlich
entſtehenden Mehrkoſten verurſacht eine Zurückhaltung in den Fein= und
Weißblechpreiſen. Roheiſen wird für Lieferung im vierten Quartal
ſchon ſtark geſragt. Die Preiſe ſind feſter, obſchon Alabama=Eiſen noch
mit § 23.50 angeboten wird. Der Export geſtaltet ſich lebhafter, nament=
lich
nach dem fernen Oſten. Die Nippon=Oel=Geſellſchaft beſtellte bei eng=
liſchen
Werken 19 000 Tonnen Weißblech. Der Ferromanganmarkt iſt
unverändert ruhig. Der Automobilbau iſt überall bis zur Grenze der
Leiſtungsfähigkeit beſchäftigt. Ungenügende Halbzeugherſtellung führt zu
beträchtlichen Abſchlüſſen im Auslande.
Banken.
* Getreide= und Futtermittelbank K. a. A., Bre=
men
. (Eigener Bericht.) In der unter dem Vorſitz des Herrn Tiedjen
in Bremen ſtattgefundenen außerordentlichen Generalverſammlung der
Geſellſchaft vertraten 20 Aktionäre 19 296 Stammaktien und 21 300 Vor=
zugsaktien
. Die Generalverſammlung beſchloß die Erhöhung des Aktien=
kapitals
um 700 Millionen Mark auf 1 Milliarde Mark, durch Ausgabe
von 20 000 Aktien 4 10 000 Mark und 5000 Aktien 4 100 000 Mark, die
vom 1. Oktober ds. Js. ab dividendenberechtigt ſind. Hiervon wurden
200 000 000 Mark durch ein Konſortium unter der Führung des Bank=
hauſes
B. Werner, Breslau, übernommen mit der Maßgabe, ſie den
alten Aktionären im Verhältnis 3:2 zum Kurſe von 8000 anzubieten.
Die reſtlichen 500 000 000 Mark Aktien ſind im Intereſſe der Geſellſchaft
in der Generalverſammlung zu einem höheren Kurſe zur Zeichnung auf=
gelegt
und ſofort reſtlos von den anweſenden Aktionären übernommen
worden. Die Geſellſchaft verfügt nunmehr über ein eigenes Kapital
von zirka 100 Milliarden Mark. Erwähnungswert ſind die zur Be=
gründung
der Kapitalserhöhung von der Geſchäftsleitung gemachten
Ausführungen, wodurch es der Geſellſchaft ermöglicht wurde, infolge
ihrer inzwiſchen ausgebauten Beziehungen, insbeſondere zu ſchleſiſchen
Finanzkreiſen, außerordentliche Gewinne zu erzielen. Weiter wurde be=
ſchloſſen
, die Vorzugsaktien aufzuheben und ſie den Inhaberaktien gleich=
zuſtellen
. Aus formellen Gründen wurde für den Fall des Todes des
perönlich haftenden Geſellſchafters Herr Direktor Berthold Groß (Alfred
Gittler A.=G., Breslau) zu ſeinem Nachfolger ernannt, außerdem wurde
Herr Direktor Erwin Koſchny, Kommunalbank für Schleſien, Breslau,
in den Aufſichtsrat der Bank gewählt. Nach dem Bericht der Verwaltung
wird in den in Hamburg gemieteten Räumen und dem unter günſtigen
Bedingungen in Hannover gepachteten Hotel der Geſchäftsbetrieb der
Filialen Anfang September ds. Js. eröffnet, in Breslau und Berlin
ſtehen die Verhandlungen wegen großer Bureaus vor dem Abſchluß,
ſodaß auch an dieſen Orten die Geſellſchaft in allernächſter Zeit ihren
Geſchäftsbetrieb aufzunehmen in der Lage ſein wird.

Neugründungen.

X Neue Aktiengeſellſchaft in Darmſtadt. Unter
Führung der Immobilien=Kommiſſion G. m. b. H. Darmſtadt, Rhein=
ſtraße
48, wurde die ſeit vielen Jahren beſtehende Haus= und Sport=
ſchuhfabrik
F. Böſche Söhne hier in eine Aktiengeſellſchaft mit 30 Mill.
Mark Nominalkapital umgewandelt. Es werden zurzeit etwa 35 Ar=
beiter
und Arbeiterinnen beſchäftigt. Der Betrieb ſoll demnächſt be=
deutend
vergrößert werden. Dem Aufſichtsrat gehören an: Rechts=
anwalt
Dr. F. Kleinſchmidt, Kaufmann F. Koch, Kaufmann Benny Baer
(Immobilien=Kommiſſion), Fabrikant Joſef Oppenheimer. Im Vor=
ſtand
: Hermann Böſche, Fabrikant, und Wilhelm Eiſenmann, Kaufmann.
h. Ludwig Oppenheimer Söhne A.=G., Mannheim.
Die Geſellſchaft wurde mit 40 Mill. Mk. gegründet und bezweckt den
Weiterbetrieb der Firma Lud. Oppenheimer Söhne, Branntweinbrenne=
rei
, Likörfabrik und Weinhandlung in Mannheim. Das Grundkapital
iſt eingeteilt in 10 Vorzugsaktien 2 100 000 Mk. und 3900 Stammaktien
2. 10000 Mk. Sämtliche Aktien wurden von den Gründern übernom=
men
und lauten auf den Inhaber. 1500 Stammaktien werden zum
Kurſe von 150 , die übrigen zum Nennwert ausgegeben. Den erſten
Aufſichtsrat bilden: Direktor Louis Bloch (Baden=Baden), Bankdirektor
Theodor Hermann (Baden=Baden), Bankdirektor Louis Hockenheimer
(Mannheim), Rechtsanwalt Dr. Jeſelſohn (Mannheim), Direktor Albert
Strauß (Mannheim). Zum Vorſtand wurde der bisherige Inhaber der
Firma Theodor Bauer (Mannheim) beſtellt.
h. Mitropa=Schuh A.=G. Mannheim. Mit einem Aktien=
kapital
von 250 Mill. Mk. wurde dieſes Unternehmen gegründet. Das
Aktienkapital iſt in 240 000 Stammaktien und 10 000 Vorzugsaktien ein=
geteilt
und vollſtändig von den Gründern übernommen. Den Aufſichts=
rat
bilden die Herren Carl Fritz, Fabrikant, Mannheim, Fabrikant Carl
Kaeß (Mannheim), Bankdirektor Dr. von Zuccalmaglio (Mannheim)
und Architekt Ludwig Sator (Mannheim). Zu Vorſtänden ſind beſtellt:
Direktor Albert Hirſch (Mannheim), Direktor Eugen Petzinger
(Ludwigshafen) und Hugo Schütt (Weinheim).
* Heros A.=G. für Elektro=Kraftwerke und
Apparatebau Herbolzheim a. d. Jagſt. Am 17. Mai 1923
wurde die Aktien=Geſellſchaft Heros für Elektro=Kraftwerke und
Apparatebau mit Sitz in Herbolzheim an der Jagſt gegründet. Grün=
der
ſind: 1. Herr Franz Neubeck, Hauptlehrer, Herbolzheim, 2. Herr
Alois Noe, Landwirtſchaftsinſpektor, Tauberbiſchofsheim, 3. Herr Guſtav
Frank, Kaufmann, Mannheim, 4. Herr Emil Lang, Bierbrauereibeſitzer,
Stein am Kocher, 5. Herr Karl Seßler, Kaufmann, Schwetzingen. Das

15. Auguſt 1923 Nr. 224

Stammkapital beträgt 5 Mill. Mk. und iſt von den Gründern voll
übernommen. Mitglied des Aufſichtsrats ſind: Direktor J. Weißen=
fels
Mannheim, 1. Vorſitzender, Privatmann Alois Noe, Herbolzheim,
Syndikus H. C. Blaſſa, Mannheim. Zum Vorſtand der Geſellſchaft
wurde Herr Oberingenieur Ludwig Vogt, Triberg, und Techniker Georg
Noe jr., Neudenau, beſtellt. Gegenſtand des Unternehmens iſt: Die
Herſtellung von elektrotechniſchen Materialien, insbeſondere von Sonder=
materialien
nach Reichspatent, Schutzrechten und Urheberrechten des
Oberingenieur Ludwig Vogt, Triberg, ferner die Herſtellung von Dreh=
und Faconteilen, Stanz= und Prägeſtücken für die Automobil= und ver=
wandte
Induſtrie ſowie den Vertrieb von Fabrikaten der elektro=
techniſchen
Induſtrie, elektriſchen und landwirtſchaftlichen Maſchinen und
Betrieb von Ueberlandzentralen. Inzwiſchen wurde eine Kapitals=
erhöhung
um 340 Mill. Mk. beſchloſſen, und die Aktien werden dem=
nächſt
ausgegeben. Die Erweiterung des Aufſichtsrats ſteht bevor.
Herr Bankier Rümelin, Heilbronn, Herr Fabrikdirektor Georg Schwarz,
Vorſtandsmitglied der Neckarſulmer Fahrzeugwerke A.=G., Neckarſulm,
und Herr Oekonomierat und Landtagsabgeordneter Sack, Tauberbiſchofs=
heim
, haben die Wahl in den Aufſichtsrat angenommen. Die A.=G.
Heros wird in Intereſſengemeinſchaft mit dem Rhein=Neckar=Konzern
treten.
Meſſen.
* Geſellſchafts=Sonderzüge Karlsruhe Mann=
heim
-Leipzig zum Beſuch der Leipziger Herbſt=
meſſe
. Der Beſuch der Leipziger Herbſtmeſſe vom 26. Auguſt bis
1. September wird durch Geſellſchafts=Sonderzüge mit 25 % Fahrpreis=
ermäßigung
, die auf zahlreichen Strecken verkehren, wiederum eine
große Erleichterung erfahren. Von Karlsruhe verkehrt ein Sonderzug
am 25. Auguſt, 7,50 abends; Ankunft in Leipzig am 26. Auguſt, 7,50
vormittags. Zuſteigemöglichkeit beſteht in Mannheim, Weinheim und
Darmſtadt. Fahrkarten ſind zu beziehen durch die Filialen des Badiſchen
Reiſebüros in den einzelnen Städten; in Darmſtadt durch die
Agentur des Norddeutſchen Lloyd (zugleich für Weinheim). Im übrigen
wird auf die in allen größeren Bahnhöfen und in allen größeren
Verkehrsbüros zum Aushang gelangenden Meß=Sonderzug=Fahrpläne
hingewieſen.
Warenmärkte.
wb. Der Berliner Produktenmarkt zeigte auf die Nach=
giebigkeit
der Deviſen eine ſchwächere Haltung. Für Weizen fehlte
Inlandsangebot, dagegen war Roggen in alter und neuer Ware ver=
mehrt
am Markt und konnte ſchwer untergebracht werden. Auch Gerſte
war reichlicher angeboten. Hafer ſchwächte ſich bei ruhigem Geſchäft
gleichfalls ab. Mais war ſtill. Die Mehlpreiſe gaben nach, beſonders
ſtellte ſich Roggenmehl niedriger. Auch alle übrigen Artikel waren
ſchwächer.
h. Mannheimer Produktenbörſe. An der Produkten=
börſe
am Montag iſt eine kleine Preisabſchwächung mit dem Deviſen=
rückgang
eingetreten, und die Tendenz iſt bei der gegenwärtigen inner=
politiſchen
Lage ſehr unſicher, weshalb von beiden Seiten äußerſte
Zurückhaltung geubt wurde. Durch das Fehlen der linksrheiniſchen
Börſenintereſſenten war auch der Beſuch ſchwächer als ſonſt. Von Ge=
ſchäft
konnte nicht geſprochen werden. Zu Anfang der Börſe ſtellten ſich
die Forderungen für Weizen auf 13 bis 14 Mill. Mk., für Roggen auf
10,5 bis 11 Mill. Mk., alte Braugerſte 10 bis 11 Mill. Mk., neue Winter=
gerſte
10,5 bis 11 Mill. Mk., Hafer 9 bis 10,5 Mill. Mk., alles pro
100 Kilo bahnfrei Mannheim. Von Mehl waren ſüddeutſches Weizen=
mehl
Spezial Null zu 24 Mill. Mk. und mitteldeutſches Weizenmehl
gleicher Qualität zu 22 Mill. Mk. pro Doppelzentner ab Mühlenſtation,
von Futtermitteln Weizenkleie, Biertreber und Malzkeime zu ca. 7 Mill.
Mark pro 100 Kilo angeboten. Auslandsgetreide waren auch wieder
offeriert. An der Kolonialwarenbörſe herrſcht nach wie vor feſte Ten=
denz
. Notiert wurde Kaffee Santos roh mit 2 370 000 Mk., gewaſchen
mit 2880 000 bis 3 068000 Mk. und 141 960 Mk. Zoll. Tee, gut, mit
4 Mill. Mk., mittel mit 4,5 Mill. Mk. und fein mit 5 Mill. Mk. fowie
242000 Mk. Zoll, inländiſcher Kakao mit 1 Mill. Mk., ausländiſcher
mit 1,15 Mill. Mk. und 176 000 Mk. Zoll, Burma=Reis mit 320000 Mk.,
alles per Kilo ab Mannheim. Offiziell wurden notiert pro 100 Kilo
netto Kaſſe bahnfrei Mannheim: Weizen 13,5 bis 14, ausländiſcher zu
17,5, Roggen zu 9 bis 10 Mill. Mk., Braugerſte 10 bis 11, Hafer 9 bis 10,
Weizenkleie zu 6 bis 6,5, Rohmelaſſe 5,5 nom., Raps 13 bis 14, Weizen=
mehl
23,5 bis 24, alles in Mill. Mk., Wieſenheu 640 bis 700, Luzerne=
kkeehen
660 bis 740, alles in Tauſenden bon Mk. Tendenz: Feſt.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Für den Schlacht=
viehmarkt
am Montag betrug der Auftrieb: 61 Ochſen, 83 Bullen, 220
Kühe und Rinder, 122 Kälber, 26 Schafe und 238 Schweine. Das Ge=
ſchäft
war in allen Viehgattungen lebhaft, der Markt wurde geräumt.
Eine amtliche Preisnotierung konnte wegen mangelnder Zufuhr in allen
Viehgattungen nicht vorgenommen werden.
wb. Frankfurter Viehmarkt. Der Auftrieb zum Haupt=
markt
war in allen Viehgattungen noch ſchwächer als der letzte. Zum
Verkauf ſtanden: 694 Rinder, darunter 145 Ochſen, 40 Bullen und 509
Färſen und Kühe und 2 Färſen; ferner 203 Kälber, 104 Schafe und
336 Schweine. Von Rindern und Ochſen wurden Bullen um 1218,
Färſen und Kühe um 618, Kälber um 1425, Schafe um 1223 und
Schweine um 4448 Millionen Mk. pro Zentner Lebendgewicht höher
bezahlt. Notiert wurden in Millionen Mk.: Ochſen a) 2530, b) 20
bis 24, Bullen a) 2529, c) 2024, Färſen und Kühe a) 25
bis 30, b) 2528, c) 2025, d) 2023, e) 1519, k) 1015, Kälber
b) 3540, c) 2834, d) 2327, Schafe a) 3035, b 1620,
Schweine von 80100 Kilo 6065, unter 80 Kilo 5560, von
über 100150 Kilo 6065, Sauen und Eber 6062. Marktver=
lauf
: Bei ſtürmiſcher Nachfrage geräumt.
Börſen.
wb. Berliner Deviſenbericht. Auf Realiſierungen wegen
der Notwendigkeit der Geldbeſchaffung zu Steuerzahlungen und auf
freundlichere Beurteilung der außenpolitiſchen Entwicklung nach dem
Kabinettswechſel verkehrte der Deviſenmarkt in ſchwacher Haltung. Bei
geringen Umſätzen bröckelten die Kurſe allmählich ab. Der Dollar
ging bei der amtlichen Feſtſetzung auf 3 Millionen zurück.
w. Deviſemmarkt. Frankfurt a M., 14. Auguſt Telegr. Auszahlungen:

Geld Briei. M. Au
Bi0 Ve
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119700. 200.50
120300. 16458.75
91770. 10541 25
92230. Agram. . 32917.50 33082.50 25436 25 25563.75

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Brüſſel=Antwerpen ...
Chriſtiania . . . . .
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Stockholm ..
Helſingfors
Italien. ..
London".
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Spanien
Wien (in Deut
Prag".
Budapeſt.
Buenos=Aires
Bulgarien
Japan".
Rio de Janeiro .....
Belgrad. . . . . . . . . ... .
Liſſabonn. . .
Sofia.... . ."

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Mife
Vrel.

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165585.
604480.
632290.
987525.
102742.
159600.
16957500.
3690750.
207480.
674310.
503725.
5286.50
109725.
204.48
1226925.
33416.
1825425.
359100.
39400.
139650.

1467660.
1 6415.
607515.
68710.
992475.
103258.
1604/0.
17042500.
3709250.
203250.
677690.
511375.
5313.50
110275.
205.52
1233075. 1 987525.
33,84.
1834575.
360900.
40100
145350.

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112 eM
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88777. 4311.
89223 1 15960. 16040. 992475. 24937. 25063. 1456350. 1463650. 289275. 290725. 31920. 32080. 111720. 112280.

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[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 15. Auguſt 1923.

Rummer 224.

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Sicherung. Zinſen und Rückzahlung reichsgeſetzlich ſichergeſtellt durch die
Belaſiung der Geſamtheit der deutſchen Privatvermögen.
Steuerbefreiungen. Die Anleihe iſt von der Börſenumſatzſieuer und ſelbſi=
gezeichnete
Anleihe von der Erbſchaftsſteuer befreit.
Beleihungsmöglichkeit. Die Anleihe wird von den Darlehnskaſſen des Reiches
beliehen.
Börſenfähigkeit. Die Einführung zum Börſenhandel erfolgt ſofort nach
Ausgabe der Stücke.
Zeichnungsbeginn: 15. Auguſt 1923.
Jederzeitiger Schluß der Zeichnung bleibt vorbehalten.
Zeichnungsſtellen: Zeichnungen können bei der Reichsbank und bei den im
Proſpekt angegebenen Stellen, ſowie bei dieſen durch Vermittelung ſämtlicher
Banken, Bankiers, Sparkaſſen und ihrer Verbände und Kreditgenoſſenſchaften
bewirkt werden.
Zeichnungspreis: bis auf weiteres 400 für Markeinzahlungen, 95 für Einzah=
lungen
in Oeviſen und Dollarſchatzanweiſungen. Erhöhung bleibt vorbehalten.
Einzahlungen. Sie haben ſofort bei der Zeichnung zu erfolgen. Für Mark=
zahlungen
iſt maßgebend der dem Zeichnungstage vorhergehende letzte amtliche

9.

10.

11.

Berliner Mittelkurs der Auszahlung NewYork. Für Oeviſeneinzahlungen
wird das Wertverhältnis der einzelnen Währungen zum Dollar beſonders
bekanntgegeben. (Es iſt bei den Annahmeſtellen zu erfahren. Dollarſchatz=
anweiſungen
werden zuzüglich der jeweiligen Zinſen von 1/0/0 im Monat
wie Dollars in Zahlung genommen.
Stückelung. Vorgeſehen ſind Stücke zu 4,20 M. 1 Dollar, 8,40 M. 2 Dollar,
21M. 5 Dollar, 42 M. 10 Dollar, 105 M. 25 Dollar, 210M. 50 Dollar,
420 M. 100 Dollar, 2100 M. 300 Dollar, 4200 M. 1000 Dollar.
Verzinſung. Die Stücke von 10 Dollar und darüber tragen auf 6 lautende
jährliche Zinsſcheine, deren erſter am 1. September 1924 fällig iſt. Die Stücke
über 1, 2 und 5 Dollar werden ohne Zinsſcheine ausgegeben, aber nach
12 Jahren mit einem Aufgeld von 70 v. H. zurückgezahlt, während die Stücke
von 10 Dollar und darüber zum Nennwert zurückgezahlt werden.
Einlöſung. Die Zinsſcheine werden bei Fälligkeit vom 1. September jedes
Jahres ab, die Stücke am 2. September 1935 ausgezahlt, und zwar in Mark,
wobei der Dollar zum Durchſchnit der amtlichen Berliner Notierung des
Mittelkurſes für Auszahlung NewYork in der Zeit vom 15. Juli bis 14. Auguſt
einſchließlich in dem in Betracht kommenden Jahre umgerechnet wird. Der
Einlöſungskurs wird amtlich bekanntgegeben.
(J,6804

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wöchentl. Koſten: 338550 wöchentl. Koſten: 93950
Wenn alſo der Hazet 93950 1000 verbraucht, ſo ver=
pulvere
ich in meinem Kohlenfreſſer für 263% mehr, wöchent=
lich
247600 und jährlich 12719000.
Kann es denn noch eine Hausfrau geben, welche dieſe rund
13000000 im Jahr nicht erſparen will?
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Bemerkt wird, daß ſich das Holz in
Pfungſtadt auf dem Lagerplatz des
Schneidewerks Wacker befindet, woſelbſt
auch die Verſteigerung ſtattfindet.
Pfungſtadt, den 11. Aug. 1923.
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Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
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Mark, 1000 Mk. und 10000 Mk. in Scheinen.
1 Mäppchen mit 130 000 Mk. 1 weiße Man=
ſchette
. Einhundertmarkſchein. 1 Känn=
chen
in Futteral. 1 mittelgroßer Schrank=
ſchlüſſel
. 1 Taſchenmeſſer mit Hirſchhorn=
griff
. 1 Taſchentuch, gez. M. W. Eine
Schachtel mit Lanolin. Zugelaufen:
1 Huhn. 1 junger Rottweiler. 1 junger
Dobermann. 1 dunkelbr. Wolfshund. Eine
ſchwarze Dackelhündin (bei Rodau= Lichten=
berg
). Im Aſyl: 1 großer Hofhund. Ein
ſchwarzgelber Schäferhund.

Gas= und Waſſerpreiſe.
Für den Verbrauchsmonat Juli 1923
kommen infolge der inzwiſchen eingetre=
tenen
Kohlenpreis= und Frachterhöhun=
gen
folgende Gas= und Waſſerpreiſe zur
Erhebung:
1. Gaspreis: (st6812
a) Durch Meſſer feſt=
geſtellter
Ver=
brauch
. . . . 20000. Mk. je cbm
b) Gaswertmünzen,
klein . . . . . . 12000.
S,
c) Gaswertmünzen,
groß . . . . . 120000.
Ab 15. Aug. gelten die gelben Marken
mit Dreieck=Lochung. Bei Ableſung der
Meſſerſtände erfolgt Verrechnung des
Unterſchiedsbetrages.
2. Waſſerpreis:
Für Kleinabnehmer 8000. Mk. je cbm.
Darmſtadt, den 13. Aug. 1923.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.

Bekanntmachung.
Nachdem die Kohlenpreiſe vom 15. Juli
bis 9. Auguſt ab Zeche um das 28fache
geſtiegen ſind, müſſen die zuletzt bekannt=
gegebenen
Strompreiſe entſprechend er=
höht
werden und betragen dieſelben für die
Auguſt=Ableſung (Stromverbrauch von
15. Juli bis 15 Auguſt).
Für Lichtſtrom: M. 150 000 pro Kwſt.
Kraftſtrom: 100000
Hierbei iſt vorausgeſetzt, daß eine Ab=
ſchlagzahlung
für die Ableſeperiode vom
15. Auguſt bis 15. September in Höhe
des Rechnungsbetrages des Vormonats
geleiſtet wird, die gleichzeitig beiErhebung
der Rechnung für die Auguſt=Ableſung
bezahlt werden muß.
Heſſiſche Eiſenbahn A.=G.
Darmſtadt.
6807

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Hafer=
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