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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
 Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet. 
186. Jahrgang 
Sonntag, den 12. Auguſt 1923 
Nummer 221
Die Lebensmittelverſorgung.
  
IAdiet 
iüder
„.
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 Ein Aufruf der Reichsregierung. 
Berlin, 11. Aug. (Wolff.) Zur Lebensmittellage. 
urch die großen Schwierigkeiten bei der Beſchaffung von 
            aus=
indiſchen und inländiſchen Zahlungsmitteln waren in der 
            Le=
ensmittelverſorgung Stockungen entſtanden. In den letzten 
agen ſind aus dem Wirtſchaftsleben große Mengen 
            ausländi=
her Zahlungsmittel zur Verfügung geſtellt worden. Die 
            Reichs=
ank gewährte in ſteigendem Maße Kredit. Der Not an 
            inländi=
hen Zahlungsmitteln wird mit allen Mitteln geſteuert. Im 
auzen Reich iſt für eine ſofortige Verbeſſerung der 
            Verſor=
ung mit Margarine vorgeſorgt. In Berlin wurden heute große 
Tengen Margarine in den Kleinhandel gebracht. Das bis 
            Okto=
er erforderliche Brotgetreide iſt in der Hand der Regierung. Die 
urfuhr an Kartoffeln und Gemüſe nimmt zu. Die 
            Heran=
haffung aller anderen Waren wird von der Regierung 
            geför=
rt. Die Regierung kann ihre Abſichten nur durchführen, wenn 
e tägliche Zufuhr der Lebensmittel keine Unterbrechung 
            erlei=
t. In der jetzigen Jahreszeit bis vor die neue Ernte ſind nie 
oße Vorräte in den Städten geweſen, darum kommt es 
            ent=
ſeidend auf die Tageszufuhr an. Die ſtädtiſche Bevölkerung 
hüitzt ſich am beſten ſelbſt vor Hunger, wenn ſie ſelbſt dafür 
rgt, daß keine Störungen im Lebensmittelverkehr 
            ent=
hen, und daß keine Unruhen eintreten. 
Die Reichsregierung. 
J. A.: Dr. Luther Reichsernährungsminiſter. 
* 
Berlin, 11. Aug. (Wolff.) Der Reichsminiſter für 
            Er=
hrung und Landwirtſchaft hat die Regierungen der Länder 
r den 18. Auguſt zu einer Konferenz eingeladen, in der die 
ährungsverhältniſſe des kommenden Erntejahres beſprochen 
erden ſollen, insbeſondere ſoll erörtert werden, ob und in 
            wel=
m Ausmaße, ſowie in welchen Formen eine geſteigerte 
            Verſor=
iche h ngswirtſchaft empfehlenswert erſcheine.
Vom Tage.
 Die heute fällige Sonntagsrede Poincarés in SaintNay wird mit 
Ungeduld erwartet. Man nimmt an, daß er bei dieſer Gelegenheit auf 
die Reichstagsrede des Reichskanzlers Cuno antworten wird.
 Reuter meldet, der britiſche Premierminiſter werde, wenn keine 
weſentliche Aenderung der internationalen Lage eintrete, 
            vorausſicht=
lich nicht vor nächſter Woche vom Lande nach London zurückkehren.
 Reuter meldet, eine Anzahl einflußreicher Geſchäftsleute unter 
            Füh=
rung von Mr. Baldwin, eines Vetters des Premierminiſters, ſind nach 
Rußland abgereiſt, um über die Wiederaufnahme der 
            Handelsbeziehun=
gen zu beraten. Baldwin iſt Präſident einer Vereinigung von 20 
            be=
deutendſten Maſchinenfabriken, die ſich zur Förderung der britiſchen 
Intereſſen in Rußland gebildet hat. 
Durch königliche Kabinettsordre iſt dem bisherigen holländiſchen 
Finanzminiſter de Geer der erbetene Aſchied unter Anerkennung ſeiner 
hervorragenden Verdienſte bewilligt worden. Zu ſeinem Nachfolger iſt 
der frühere Kriegsminiſter E. Colijin ernannt worden. 
Der italieniſche Senator Bombrich wurde in Görz von einem 
Slawen durch Revolverſchüſſe verwundet. Der Attentäter namens 
Colebrich erklärte, er habe den italieniſchen Senator aus. Haß töten 
wollen. 
Die Agenzia Stefani teilt mit, daß die von der katholiſchen Preſſe 
gebrachte Nachricht, nach der der Papſt den Kardinal=Staatsſekretär 
Gaſparri beauftragt haben ſoll, eine neue Proteſtnote gegen die letzten 
Sabotageakte im Ruhrgebiet abzufaſſen, jeder Begründung entbehrt. 
Wie aus Bukareſt gemeldet wird, entgleiſte ein Eiſenbahnzug bei 
Ticimaro, wobei 5 Paſſagiere getötet und 18 ſchwer 
            verwun=
det wurden. 
In Bromberg wurde ein Deutſchtumsbund zur Wahrung des 
            Min=
derheitsrechtes gewaltſam geſchloſſen. Es fanden Hausſuchungen bei 
deutſchen Minderheitsführern und Stadtverordneten und in 
            Geſchäfts=
ſtellen kultureller und landwirtſchaftlicher Verbände ſtatt. 
Da der elektriſche Strom aus dem Elektrizitätswerk Colpa 
            ausge=
blieben iſt, konnte heute früh die Straßenbahn in Berlin den Verkehr 
nicht wieder aufnehmen.
Am das Kabinett Cuno.
Die große Koglition auf dem Marſch.
Die Situation am Samstag abend.
 * Berlin, 11. Aug. (Priv.=Tel.) Es wäre verfrüht, ſchon 
tte ein abſchließendes Bild über die Entwickelung der Kriſe 
ſen zu wollen, doch erſcheint es notwendig, ſchon im jetzigen 
genblick alle Einzelheiten der Entwickelung der letzten Tage 
ſkizzieren, weil hieraus weitgehende Schlüſſe gezogen werden 
nen. Als am Dienstag bekannt wurde, daß die K.P.D. dem 
binett Cuno ſchärfſte Abſage androhe und ein umfangreich 
ründetes Mißtrauensvotum im Reichstag einzubringen 
            be=
oſſen hatte, war die Entwickelung der politiſchen Situation 
erhalb des Parlaments noch nicht ſo weit gediehen, daß man 
Tragweite dieſes Beſchluſſes hätte überſehen können. Erſt 
Zahlungsmitelknappheit der letzten 48 Stunden hat weitere 
iſe gezogen, und es zeugt von der taktiſchen Geſchicklichkeit 
K.P.D., daß ſie mit ihrem Mißtrauensantrag ſo lange 
            war=
bis ſeine Einbringung tatſächlich politiſche Wirkung erhielt. 
erſte dieſer Wirkungen war der Beſchluß der bürgerlichen 
eitsgemeinſchaft, den Kanzler ſo lange zu ſtützen, als dieſer 
ſt glaubt, auch ohne die Mitwirkung der Sozialdemokraten 
Regierung führen zu können. Die zweite Wirkung war für 
Sozialdemokraten, ſich darüber klar zu werden, wie man ſich 
Antrag der K.P.D. gegenüber verhalten müſſe. Tatſächlich 
heute der Entſchluß dahin gegangen, zwar nicht den KP.D. zu unterſtützen, aber einen eigenen, ähnlich lautenden 
strauensantrag im Plenum vorzubereiten. Zwiſchen geſtern 
heute liegt aber eine Entwickelung der Verhältniſſe, die 
kennen muß, wenn man nicht falſch urteilen will. Noch 
            ge=
r ſchien es, als ob die Ablehnung des Kabinetts Cuno für 
Mehrheit der Sozialdemokraten die Hauptſache, die bereits 
ehende Mißſtimung Nebenſache ſei, und als ob eine 
            verhält=
näßig große Minderheit im Hinblick auf die Politik Cunos 
Ruhrgebiet und in Verbindung damit mit dem paſſiven 
erſtand ſich einem Abgang Cunos entgegenſtellte. Heute iſt 
Bild wie umgewechſelt. Heute iſt aus der Frageſtellung für 
gegen Cuno plötzlich die Abſage an Cuno geworden. 
            Da=
aber iſt die neue Frageſtellung für oder gegen, die 
ße Koalition entſtanden, und wenn nicht alles täuſcht, 
n diejenigen, die geſtern noch für das Verbleiben Cunos 
aten, heute Cuno geſtürzt, um den Gedanken einer großen 
ition voranzuſtellen und ihr eine Mehrheit innerhalb der 
aldemokratie zu ſichern. Bei der Betrachtung dieſer 
            Entwicke=
darf man nicht vergeſſen, daß die 180 Sozialdemokraten 
—r ſich ein Plenum bilden, in dem derjenige das Vertrauen 
Mehreit hat, der taktiſch am beſten führt. Hier hat ſich ge= 
, daß die Weimarer Separatiſten, ein kleines Häuflein von 
T 40 Mann gegenüber 140 Mann der Mehrheit darſtellen, und 
T us erwächſt ohne weiteres die Vermutung, daß es den 
2 aldemokraten in ihrer Geſamtheit nur darauf ankommt, für
E Eintritt in die große Koalition Cuno fortzuſchaffen. Die
 Gekannt gewordene Forderung der Sozialdcmokraten nach 
iſung der Sachwerte als Garantie für die Goldanleihe än=
T. an dieſer Annahme nichts. Dieſe Garantien waren in an=
*
I
 Form weitgehend gegeben. Derartige, ſchon erfüllte 
            Be=
angen an den Eintritt in die große Koalition zu knüpfen, 
im parlamentariſchen Leben die Bereitwilligkeit zum 
            Ein=
erklären, alſo dazu in dieſem Kabinett ſelbſt vertreten zu
 ſein. Wäre die Forderung ſchärfer, ſo müßte man erwarten, daß 
die Sozialdemokraten ſelbſt die Führung in dieſem Kabinett zu 
übernehmen wünſchten. Daß ſie es nicht wünſchen, deutet darauf 
hin, daß man mit dem Blick auf die Straße das Notwendige tun, 
darüber hinaus aber alles unterlaſſen wird, was die natürliche 
Führeſchaft der Sozialdemokraten innerhalb der Maſſen der 
            Ar=
beiterſchaft gefährden und die radikale Agitation der äußerſten 
Linken unterſtützen könnte. — Das Kabinett der großen 
            Koali=
tion ſcheint auf dem Marſche, ſo wenig man im Augenblick ſchon 
ſagen kann, wie die Entſcheidung des Reichskanzlers, der 
            bür=
gerlichen Arbeitsgeminſchaft und des Reichspräſidenten im 
            ein=
zelnen dieſe Entwickelung fördern kann.
Die Verhandlungen der Fraktionen.
 Berlin, 11. Aug. (Wolff.) Die ſozialdemokratiſche 
            Reichs=
agsfraktion beſchäftigte ſich heute nachmittag mit der 
            Stellung=
nahme gegenüber der Regierung und der großen Koalition, und 
nahm eine Entſchließung an, in der der jetzigen Regierung das 
Mißtrauen ausgeſprochen und gleichzeitig erklärt wird, jede 
            Re=
gierung zu unterſtützen, die beſtimmte, von der Sozialdemokratie 
aufgeſtellte Forderungen ſich zu eigen mache, vor allem die 
            Er=
faſſung der Sachwerte als Garantie für die 
            wertbeſtän=
dige Anleihe, Eintreten Deutſchlands in den Völkerbund, höchſte 
Aktivität in der Außenpolitik, Durchführung der beſchloſſenen 
Steuermaßnahmen durch Mindeſtſteuern und Währungsreform, 
ſowie unbedingte Einführung der Goldkredite und Goldlöhne 
und Loslöſung der Reichswehr von allen illegalen 
            Organiſa=
tionen. 
U. Berlin, 12. Aug. Die Vertreter der Vereinigten 
ſozialdemokratiſchen Partei begaben ſich nach dem Empfang bei 
dem Reichspräſidenten zu der tagenden bürgerlichen 
            Arbeitsge=
meinſchaft und gaben auf Wunſch der Arbeitsgemeinſchaft 
            Er=
klürungen über ihre in der geſtrigen Vormittagsſitzung gefaßten 
Entſchlüſſe. Die bürgerliche Arbeitsgemeinſchaft nahm von 
            die=
ſen Entſchüſſen Kenntnis und kam nach längerer Beſprechung zu 
dem Ergebnis, daß ſie in dieſen Entſcheidungen keine neue Lage 
erblicken könne. Die Entſcheidung über die weitere Entwicklung 
liegt beim Neichskanzler und bei der bürgerlichen 
            Arbeitsgemein=
ſchaft, die heute im Reichstag zuſammentreten wird, nachdem die 
ihr angehörenden Fraktionen getagt haben. Die Deutſche 
            Volks=
partei tritt heute Sonntag, vormittag um 10 Uhr, zuſammen.
Zur Regierungskriſe.
 * Berlin, 11. Auguſt. (Privat=Telegramm.) Die 
            ſozial=
demokratiſche Reichstagsfraktion hat beſchloſſen, am kommenden 
Montag im Reichstag in einem eigenen Antrag der 
            Regie=
rung Cuno ihr Mißtrauen auszuſprechen, ohne jedoch einen 
            ähn=
lich lautenden Antrag zu unterſtützen. Zugleich erklärt ſich die 
V. S. P. D. bereit jede Regierung zu unterſtützen, die die in der 
Franktionsſitzung des Nachmittags feſtgelegten 
            Mindeſtforde=
rungen der V. S. P. D. durchzuführen ſich bereit erklärt. Die 
bürgerliche Arbeitsgemeinſchaft iſt im Reichstag 
            zuſammengetre=
ten. Die Führer der Sozialdemokratie hatten entſcheidende 
            Be=
ſprechungen mit dem Reichspräſidenten. Die Situation iſt 
            augen=
blicklich die, daß eine En=ſcheidung in der Hand des 
            Reichspräſi=
denten und des Reichskanzlers liegt. Die bürgerliche Mehrheit 
hat dem Kanzler anheimgeſtellt, gegebenenfalls auch gegen die 
Oppoſition, der Sozialdemokraten, ſein Amt mit Unterſtützung 
der Bürgerlichen weiterzuführen, es iſt jedoch nicht ſehr wahr=
 ſcheinlich, daß der Reichskanzler dem Folge leiſten wird. Eine 
Möglichkeit wäre die, daß der Reichskanzler formell ſeinen
 Rücktritt erklärt und nach der Ausſchiffung der wegen 
            unge=
nügender Finanzwirtſchaft mißliebigen Miniſter Hermes und 
Dr. Becker ein zweites Kabinett Cuno bildet. 
            Wahr=
ſcheinlich iſt aber das Zuſtandekommen einer großen 
            Koali=
tion, die ſich an den Namen Streſemann anknüpft.
Die Woche.
 Vier Jahre ſind vergangen, ſeitdem die Weimarer 
            National=
verſammlung am 11. Auguſt 1919 die Verfaſſung der Deutſchen 
Republik beſchloß und damit die Revolution formal beendete. 
Vier Jahre harten Ringens um das Lebensrecht der Nation, 
vier Jahre jenes Krieges mit anderen Mitteln, ſchwerer faſt noch 
zu ertragen als jene Jahre, während deren das deutſche Volk in 
Waffen ſich heldenmütig der Angriffe einer ganzen Welt 
            er=
wehrte. Vier Jahre ſind vergangen ſeit jenen Weimarer Tagen, 
in denen Optimiſten glaubten, daß eine neue Aera des 
            Welt=
friedens und der Verſöhnung beginnen werde. Einen 
            Höhe=
punkt hat der Lebenskampf der deutſchen Nation erreicht. 
Die konſequente Verfolgung der franzöſiſchen Kriegspolitik, 
der Politik Ludwigs XIV. und Napoleons I., hat die Bataillone 
Poincarés in das Herz der deutſchen Wirtſchaft mitten im 
            Frie=
den einbrechen laſſen. Um die Exiſtenz nicht nur jener 20 
            Mil=
lionen, die nach dem fürchterlichen Ausſpruch des greiſenhaften 
Haſſers Clemenceau zu viel auf der Welt ſind, ſondern um die 
Exiſtenz des ganzen deutſchen Volkes geht der gegenwärtige 
Kampf, und wenn wir während, der erſten Phaſe des 
            Welt=
krieges vielleicht nicht immer uns des ganzen Ernſtes der 
Situation bewußt waren, ſo haben uns die furchtbaren Folgen 
hoffentlich genugſam darüber belehrt, daß ein Volk, welches ſeine 
Exiſtenz gegen den äußeren Feind zu verteidigen hat, ſeine 
            ge=
ſamte Kraft auf dieſen Abwehrkampf konzentrieren muß, wenn 
es nicht zugrunde gehen will. 
Aus recht unzeitgemäßen Sommerferien iſt der deutſche 
Reichstag zu einer Nottagung zuſammengetreten, und in klaren 
Worten hat der Reichskanzler vor dem deutſchen Volke 
und der ganzen Welt erklärt, daß die gegenwärtige 
            Reichsregie=
rung zur Erhaltung des Beſtandes unſeres Landes jedes, aber 
auch jedes Opfer zu bringen bereit ſei. Die 
            Regierungserklä=
rung ebenſo wie ſeine Aufnahme im deutſchen Volk darf in 
Paris manche Hoffnung auf eine baldige Kapitulation 
            Deutſch=
lands zerſtört haben. Mit einer erhebenden Einmütigkeit hat 
der deutſche Reichstag am Freitag ſämtliche Steuervorlagen der 
Regierung einſtimmig angenommen, ein Ergebnis, das in ſeiner 
Tragweite kaum überſchätzt werden kann. Es war einer der 
ſchwerſten Fehler der deutſchen Reichsregierungen, daß ſie 
            wäh=
rend jener erſten Phaſe des Weltkrieges, in den Jahren 1914—18, 
nicht genügend auf eine geſunde Finanzierung des Krieges 
            be=
dacht waren. Sehr bald hat man dieſen verhängnisvollen Fehler 
erkannt, aber dieſe Erkenntnis hat leider doch nicht genügt, uns 
dieſes Mal vor dem gleichen Fehler völlig zu bewahren. Um ſo 
mehr war es zu begrüßen, daß die Reichsregierung wenigſtens. 
noch in letzter Stunde mit aller Energie die Schritte getan hat, 
die notwendig waren, um für den Abwehrkampf des deutſchen 
Volkes gegen den äußeren Feind die nötigen finanziellen 
            Grund=
lagen zu ſchaffen, und wenn wir vor 8 Tagen an dieſer Stelle der 
Ueberzeugung Ausdruck gaben, daß eine Reichsregierung, die 
ernſtlich gewillt iſt, für dieſen Zweck jedes notwendige Opfer 
vom deutſchen Volke zu fordern, die überwältigende Mehrheit 
des ganzen deutſchen Volkes hinter ſich haben werde, ſo hat der 
Freitagsbeſchluß des deutſchen Reichstags dieſe Auffaſſung 
            er=
freulicherweiſe vollauf beſtätigt. 
Ernſthafte Kritik muß ſich ſtets und ganz beſonders in 
            Zei=
ten, wie es die gegenwärtigen ſind, ihrer ſchweren 
            Verantwor=
tung bewußt ſein. Perſönliche Polemik hat gerade in der 
            Po=
litik immer etwas ſehr Unerfreuliches. Wenn ſich aber 
            heraus=
ſtellt, daß Verſchiedenheiten der Auffaſſung die gemeinſame 
Arbeit zu dem einen großen Ziel zu gefährden geeignet ſind, ſo 
darf man auch nicht davor zurückſchrecken, aus ſolcher 
            Erkennt=
nis die entſprechenden Folgerungen zu ziehen. 
Wir haben ſchon mehrfach eindringlichſt auf die überaus 
ernſte Gefahr hingewieſen, die ein Kabinettswechſel gerade in 
dieſem Augenblick für das deutſche Volk bedeuten würde. Eine 
derartige Auffaſſung bedeutet aber natürlich nicht, daß jeder 
Wechſel in dem einen oder dem anderen Reſſort unter allen 
            Um=
ſtänden vermieden werden müßte. Die vom deutſchen 
            Reichs=
tag jetzt beſchloſſenen Schritte werden nur dann wirklich von 
            Er=
folg gekrönt ſein können, wenn die unbedingte Homogenität der 
Reichsregierung die entſchloſſene Ausführung ſichert. Da es ein 
offenes Geheimnis war, daß gerade in wichtigen Fragen die 
Auffaſſung des gegenwärtigen Reichsfinanzminiſters 
durchaus nicht immier mit den übrigen Mitgliedern des 
            Kabi=
netts übereinſtimmte, durfte man wohl mit einigem Recht 
            er=
warten, daß in der Leitung des Reichsfinanzminiſteriums, das 
ja gerade gegenwärtig von ausſchlaggebender Bedeutung iſt, ein 
Wechſel eintreten werde. Daß der Reichskanzler ſich zu 
            dies=
bezüglichen Schritten nicht entſchließen konnte, muß als 
            bedauer=
lich angeſehen werden, da hierdurch hier und da unbegründete 
Zweifel an der Entſchloſſenheit des Kabinetts neue Nahrung 
erhielten. In den Abendſtunden des Freitag verdichteten ſich 
die Gerüchte von einer Kabinettskriſis, nachdem es zweifelhaft 
geworden war, welche Haltung die Sozialdemokratie dem von 
den Kommuniſten beantragten Mißtrauensvotum gegenüber 
            ein=
nehmen würde. Parteitaktiſche Rückſichten gewinnen 
            bedauer=
licherweiſe wieder einmal verhängnisvolle Bedeutung. Nicht 
darum handelt es ſich, daß die Sozialdemokratie etwa gegen die 
außenpolitiſche Einſtellung des Kabinetts Cuno ſchwerwiegende 
Bedenken hätte, nicht darum, daß etwa hinſichtlch der 
            notwendi=
gen finanziellen Maßnahmen unüberbrückbare 
            Meinungsverſchie=
denheiten beſtünden — die Verhandlungen der letzten Tage und 
auch der Beſchluß des Reichstags ſprechen in dieſer Beziehung 
ja eine deutliche Sprache —, ſondern lediglich die agitatoriſche 
Phraſe der radikalen Linken iſt es, welche die Führung der 
Sozialdemokratiſchen Partei in ihrer Haltung wankend macht. 
Gewiß, die Situation iſt für die Sozialdemokratiſche Partei 
            tak=
tiſch ſicherlich ſchwierig, und die Tatſache, daß eine Regierung von 
Streſemann bis Hilferding faſt das geſamte Parlament, vielleicht 
mit Ausnahme lediglich der Kommuniſten, hinter ſich haben 
würde, ſpricht ſicherlich für die ſogenannte „große Koalitior
 Wir haben uns ſtets ſehr entſchieden dafür ausgeſprochen, de 
die Baſis der Reichsregierung in dieſen Zeiten des Kampfe 
und der Not gar nicht hart genug ſein könnte, und wir ſind ar 
dieſer Erwägung heraus ſtets für die große Koalition eing 
treten. Wenn wir heute trotzdem eine Ablöſung der Regieru= 
Cuno durch ein zu bildendes Kabinett der großen Koalition fi 
überaus bedenklich halten, ſo ſind es in erſter Linie außenpol 
tiſche Bedenken, die uns dabei leiten. Nach der Entwickelun 
der Dinge während der letzten acht Tage kann in Deutſchlat 
gewiß kein Zweifel darüber beſtehen, daß eine Regierung 
großen Koalition, um mit dem franzöſiſchen Gegner zu ſprecher
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Auguſt 1923.
Nummer /21,
 eine Regierung der nationalen Konzentration ſein würde, eine 
Regierung, deren Aufgabe es ſein würde, alle Kräfte des 
            deut=
ſchen Volkes zuſammenzufaſſen zum entſchloſſenen Abwehrkampf 
gegen franzöſiſchen Vernichtungswillen. Ob das aber überall 
in der Welt ſofort richtig erkannt würde, ob insbeſondere durch 
einen Wechſel der führenden Perſönlichkeiten gerade in dieſem 
entſcheidenden Moment nicht manche wertvolle Fäden zerriſſen 
ſverden würden, muß doch einigermaßen zweifelhaft erſcheinen 
Daß die Folgen der Markkataſtrophe innerpolitiſch eine 
ſchwere Belaſtung bedeuten, iſt ſelbſtverſtändlich, und die 
            Tat=
ſache, daß auch der franzöſiſche und der belgiſche Franc 
            augen=
blicklich den gleichen Weg geht, wie die deutſche Mark etwa im 
Anfang des Jahres 1920, kann über die wirtſchaftlichen 
            Schwie=
rigkeiten natürlich nicht hinweghelfen. Gerade aber die 
            Ent=
tvertung des Franken, mit welcher die internationale 
            Finanz=
welt den Zuſammenbruch der franzöſiſchen 
            Reparationshoffnun=
gen liquidiert, zeigt, daß auch die Möglichkeiten unſerer Feinde 
keineswegs unbegrenzt ſind. Es wäre töricht, ſich über den 
ſchweren Ernſt unſerer Lage irgend welchen Illuſionen 
            hinzu=
geben. Der unerſchüterliche Wille aber unſerer Brüder und 
Schweſtern an Rhein und Nuhr, allen Friedensplänen zum Trotz 
feſtzuhalten an ihrem Deutſchtum, muß uns der Leitſtern ſein, 
der uns leuchtet durch die Nacht der Gegenwart. 
„Wenn dieſes Reich, das ſeinen Bürgern nichts geben kann, 
trotzdem viele Hunderttauſende veranlaßt, Haus und Hof zu 
opfern, um die Treue für Deutſchland zu bekunden, dann 
            brau=
chen wir nicht an der Zukunft dieſes Reiches zu verzweifeln." 
N. 
Verbot des Markverkaufs ins Ausland. 
Berlin, 10. Aug. (Wolff.) Die Notverordnung des 
Reichspräſidenten vom heutigen Tage verbietet den Markverkauf 
ins Ausland. Es hat ſich in den letzten Wochen gezeigt, daß 
große Summen von Reichsmark ins Ausland gelegt worden ſind, 
im weſentlichen, um unter Verkauf an den Auslandsbörſen 
            Ein=
fuhrwaren, notwendige wie weniger notwendige, zu bezahlen. 
Dieſes Angebot von Mark im Auslande hat den Kurs der 
            Reichs=
mark aufs ſtärkſte beeinflußt und die Kursregelungstätigkeit der 
Reichsbank empfindlich geſtört. Durch die neue Verordnung 
wird für Beträge über den Gegenwert von zehn engliſchen Pfund 
hinaus der deutſche Kaufmann gezwungen, etwa benötigte 
            De=
viſen im deutſchen Geſchäft zu erwerben. Er wird gehindert, 
durch rückſichtsloſe Ausnutzung ausländiſcher Märkte für ſich 
Vorteile zum Schaden der Geſamtheit zu erreichen. 
Die Verordnung hat folgenden Wortlaut: 
§ 1. Es iſt verboten, Geldbeträge in Reichswährung 
            mittel=
bar oder unmittelbar an einen im Auslande anſäſſigen 
            Inlän=
der oder Ausländer zu verkaufen oder zur Verfügung zu ſtellen, 
ſoweit die Geldbeträge den Gegenwert von 10 engliſchen Pfund 
überſchreiten. Soweit nach Satz 1 Geſchäfte zuläſſig ſind, darf 
innerhalb eines Monats dem gleichen Empfänger nicht mehr als 
der Gegenwert von 25 engliſchen Pfund durch den gleichen 
            Lei=
ſtenden zugewandt werden. Ausnahmen bewilligt die 
            Prüfungs=
ſtelle. Auf eine Beſchwerde entſcheidet der Beauftragte des 
Reichswirtſchaftsminiſters für Deviſenprüfung. 
8 2. Die Geſchäfte der Reichsbank, der 
            Deviſenbeſchaffungs=
ſtelle und der etwa von der Reichsbank ermächtigten Stellen 
            blei=
hen von dem Verbot des § 1 ausgenommen. 
§ 3. Auf Zuwiderhandlungen finden die Vorſchriften der 
§§ 11, 13, 14 und 15 der Valutaſpkulationsverordnung 
            entſpre=
chende Anwendung. Durch Gefängnis kann auch auf den 
            Ver=
luſt der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. 
§ 4. Der Reichswirtſchaftsminiſter kann Uebergangs= und 
Ausführungsbeſtimmungen erlaſſen und Ausnahmen zulaſſen. 
825. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der 
            Verkündi=
gung in Kraft. 
Der Reichspräſident: gez. Ebert. Der Reichskanzler: gez. 
Cuno. 
Ausſichtsloſe Frankenſtützungsaktion. 
Paris, 11. Aug. (Wolff.) Der Neu=York Herald bemerkt 
zu den franzöſiſch=belgiſchen Verhandlungen über einen 
            Stüt=
zungskredit zugunſten des belgiſchen Franken: In Paris werde 
darauf hingewieſen, daß, wenn es gelinge, die franzöſiſche und 
belgiſche Währung auf gleichen Stand gegenüber dem Dollar 
zu bringen, ſo würde das Kompromiß wahrſcheinlich darauf 
hinauslaufen, daß ſowohl in Paris als in Brüſſel der Dollar 
auf 19 wenn nicht auf 20 ſteige. Außerdem würden, wenn auf 
dieſe Weiſe die franzöſiſch=belgiſche Allianz in den Augen der 
Welt zum Gegenſtand eines Kuhhandels würde, die Freunde 
Belgiens von ſeiten der engliſchen Regierung verſtärkten Druck 
ertvarten zu dem Zweck, Belgien von der Ruhrpolitik im 
            fran=
zöſiſchen Gefolge abzuhalten. Selbſt ein Kredit von einer halben 
Milliarde Franken könne unter ſolchen Umſtänden nicht lange 
vorhalten, da Belgien ſich notgedrungen wegen ſeiner 
            Verſorg=
ung mit induſtriellen Rohſtoffen mehr an England als an 
            Frank=
reich zu wenden gezwungen ſei. 
 Die Perfaſſungsfeier im Reichstag. 
TU. Berlin, 11. Auguſt. Während im Reichstag noch die 
Parteien über die Schwierigkeiten der politiſchen Lage 
            verhandel=
ten, begann gegen 11½ Uhr der Platz vor dem 
            Neichstagsge=
bäude ſich mir einer zahlreichen Menge zu füllen, die die Ankunft 
des Reichspräſidenten zur Verfaſſungsfeier im Reichstag 
            erwar=
tete. Reichspräſident Ebert wurde vom Reichswehrminiſter und 
don dem Vertreter des zurzeit beurlaubten Oberkommandanten 
Seeckt begrüßt und ſchritt die Ehrenfront ab. Er begab ſich dann 
zur Freitreppe, wo er vom Geſamtminiſterium unter Führung 
des Reichskanzlers Cuno begrüßt wurde. Darauf begab er ſich 
in das Reichstagsgebäude, wo inzwiſchen die Feſtverſammlung 
Platz genommen hatte. Der Reichspräſident begab ſich in die 
Diplomatenloge. In dem Augenblick, wo er den Saal betrat, 
            er=
hob ſich die geſamte Verſammlung. Der Saal des Reichstags 
war nach den Entwürfen des Reichskunſtwartes Dr. Redslob 
ausgeſchmückt. In der Mitte befand ſich das Reichswappen, 
            um=
geben von den Wappen der zurzeit im Weſten ſchwer gefährdeten 
Gebiete. Nach einem Geſangsvotrag des Berliner 
            Lehrergeſang=
vereins hielt Prof. Anſchütz=Heidelberg die Feſtanſprache. Im 
Anſchluß hieran ſprach für Rhein und Ruhr der 
            Oberbürgermei=
ſter Dr. Jarres=Duisburg, der Präſident des rheiniſchen 
            Provin=
ziallandtages. Hieran ſchloß ſich die Abſingung der 
            National=
hymne und hieran ein weiterer Vortrag des Lehrergeſangvereins. 
Während dieſer Feier im Reichstag fand eine Feier für die 
verſammelte Menge auf dem Platze vor dem Reichstagsgebäude 
ſtatt. Für die bedrängten Gebiete im Weſten ſprach hier Abg. 
Pfarrer Korell=Nieder=Ingelheim. Auch hier wurde das 
            Deutſch=
landlied geſungen und das Rheinlied: „Sie ſollen ihn nicht 
haben, den freien, deutſchen Rhein”. Während des Abſingens 
des Deutſchland=Liedes ſtimmten die Kommuniſten die 
            Inter=
nationale an, konnten aber gegen das immer ſtärke werdende 
Deutſchlandlied nicht durchdringen. Daß dies eine von den 
            Kom=
muniſten, augenſcheinlich mit großem Apparat aufgezogene 
            Ge=
gendemonſtration war, ergab ſich daraus, daß nach Schluß des 
Deutſchlandliedes die Internationale weiter geſungen wurde. 
Daxauf ſang die Menge ohne Muſikbegleitung noch einmal 
„Deutſchland über alles”, das die Internationale weit übertönte. 
Man geht wohl nicht fehl, wenn man dieſe Tatſache für ein 
            Sym=
hol nimmt, und daß alle Hetzereien der Kommuniſten doch nichts 
vermocht haben, große Maſſen für den Gedanken der 
            Interna=
tionale zu erwärmen. Die Streikbewegungen, die tatſächlich in 
Verlin im Gange ſind, haben internationalen Charakter. Es 
wird den Kommuniſten nach Anſicht Sachverſtändiger nicht 
            ge=
lingen, die Erregung der Maſſen über die wirtſchaftliche Lage zur 
Erreichung ihrer Ziele auszunutzen. 
München, 11. Aug. (Wolff.) Der Verfaſſungstag verlief, 
nach Abſage der Kundgebung auf der Thereſienwieſe, ohne 
äußere Förmlichkeiten. Die öffentlichen Bebäude haben in den 
bayeriſchen und in den Reichsfarben geflaggt. 
Steuerausſchuß und wertbeſtändige Anleihe. 
TU. Berlin, 11. Aug. Der Steuerausſchuß des 
            Reichs=
tags beſchäftigte ſich heute morgen mit dem Geſetzentwurf über 
die Sicherheit und die ſteuerliche Behandlung einer 
            wertbeſtändi=
gen Anleihe des Deutſchen Reiches. Reichswirtſchaftsminiſter 
Dr. Becker betonte die Notwendigkeit einer möglichſt, ſchnellen 
Verabſchiedung der Vorlage und wies darauf hin, daß man 
            ver=
ſuchen müſfe, einen Teil der Anleihe durch Deviſen bezahlt zu 
erhalten. Seitens der Sozialdemokratie iſt ein Antrag auf 
            Er=
faſſung der Sachwerte eingebracht worden, der aber nach kurzer 
Geſchäftsordnungsdebatte zurückgeſtellt wurde. Schließlich wurde 
nach weiterer Ausſprache der erſte Teil der Regierungsvorlage 
angenomimen. 
Ein ſpaniſch=engliſches Luftabkommen. 
TU. London, 11. Aug. Dem Madrider Korreſpondenten 
des Matin zufolge ſtehen England und Spanien vor dem 
            Ab=
ſchluß eines Luftſchiffahrtabkommens, dem die Einrichtung einer 
Poſtverbindung zwiſchen Europa und Südamerika 
zugrunde liegt. Der General Echague, Direktor des ſpaniſchen 
Luftſchiffweſens, habe mit engliſchen Regierungsvertretern 
            kürz=
lich in London darüber Unterhandlungen geführt. Aus dem 
Entwurf ſei zu entnehmen, daß Amerika nur eine 
            untergeord=
nete Rolle zugedacht iſt. Der ſpaniſche Bevollmächtigte erörterte 
mit dem engliſchen Marineminiſter das Projekt einer 
            Luft=
verbindung zwiſchen England und Indien und 
            unter=
richtete ſich gleichfalls über die verſchiedenen Luftſchifftypen, 
welche einerſeits den Luftverkehr nach Bombay und andererſeits 
nach Rio de Janeiro und Buenos=Aires vermitteln ſollen. Der 
Berichterſtatter glaubt zu wiſſen, daß dieſes ſpaniſch=engliſche 
            Ab=
kommen notgedrungen eine Aenderung des ſpaniſch=deutſchen 
Projektes zur Folge haben wird, das eine ſpaniſche 
            Finanz=
gruppe mit dem Zeppelin=Werke ausarbeite. Der europäiſche 
Ausgangshafen war Sevilla. In dem neuen ſpaniſch=engliſchen 
Projekt wird London Ausgangshafen ſein, und die 
            Fahrtrich=
tung ungefähr dieſelbe wie diejenige der franzöſiſchen 
            Luftver=
bindung ſein. 
Die engliſche Antwort überreiht.
 * Paris, 11. Aug. (Priv.=Tel.) Einer Havasmel 
London zufolge iſt das engliſche Blaubuch mit der Ant 
nachmittag 5 Uhr dem franzöſiſchen Botſchafter überg 
den. Da es ſich um ein ſehr langes Schriftſtück hand 
Ueberſetzung mehrere Stunden in Anſpruch nehmen dü 
es erſt morgen früh im Quai d’Orſay eintreffen. Es 
man in Paris und in Brüſſel über den Inhalt der 
zurückhaltend ſein wird, um ſo mehr, als die Veröff 
für Montag früh in Ausſicht geſtellt wurde. Feſt ſt 
Poincaré, der heute nachmittag Paris verlaſſen hat, kei 
nis nehmen konnte und daher in ſeinen Reden, die er 1 
Saint Nay und übermorgen in Marſeille, ſowie am Di 
Champillier halten wird, nicht darauf zurückgreifen ke 
übrigen glaubt man zu verſtehen, daß, wenn die Reute 
wahr iſt, daß das engliſche Kabinett Deutſchland tatſe 
Einſtellung des paſſiven Widerſtandes nicht anraten und 
ſeits an der Ernennung eines Prüfungsausſchuſſes für 
and feſthalte, kein Fortſchritt mit der Note zuſtande ko 
engliſche Regierung werde ſich lediglich damit begnd 
früheren Meinungen genauer auszuführen. Die Not 
eine erweiterte Denkſchrift, die zu einer günſtigen Ent 
in keiner Weiſe beiträgt. Sie ſcheint nur darauf bere 
Wirkung der franzöſiſchen Note abzuſchwächen.
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 Muſſolini über Italiens Reparationsp litif. 
TU Rom, 11. Aug. Muſſolini erklärte in eine Unte 
redung mit einem Korreſpondenten des Neapeler Mine, di 
Klage einiger engliſcher Blätter, daß Italien trotz form ſer 3 
ſtimmung zur engliſchen Note ſeinen eigenen Weg gehe ind di 
Aktion der engliſchen Regierung erſchwere, iſt grundl 
italieniſche Regierung wird Englands Vermittelungsk nühu 
gen, ſobald dieſe ſich praktiſch offenbaren, ehrlich un kräfti 
unterſtützen. Sie kann aber ihren Standpunkt, wonach as 
parationsproblem mit der Frage der interalliierten hulde 
unzertrennlich verknüpft iſt, nicht aufgeben, weil ſie ierzei 
iſt, daß eine abgeſonderte Löſung der beiden Probleme n t mög 
lich iſt. Die allgemeine Lage iſt ſehr ernſt. Die it eniſe 
Regierung hat ſie jedoch nicht verſchuldet. Ihre Vorſch ze 
ten die Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands und ebenſo das iter 
der Verbündeten im Auge. Wären ſie angehört worden, 
            wür=
den der Welt die Pariſer Konferenz und die Irrungen 1.] Nör 
der letzten acht Monate erſpart geblieben ſein, und wir eſäßen 
den Frieden, der heute und wer weiß noch wie lange e fron 
mer Wunſch ſein wird. Die italieniſche Regierung / abe 
immerhin bereit, jedem Vorſchlag zuzuſtimmen, der gee tet i 
Verhandlungen zwiſchen den Verbündeten zu ermöglien, 
mit die überall lauernden Kriegsgefahren durch raſche 2chlüſ 
beſeitigt würden. 
Oeſterreichs allmähliche Geneſuz. 
Wien, 11. Aug. (Wolff.) Der Bericht des 
            Gerral=
kommiſſars über Oeſterreich umfaßt die Zeit in 1. 
Mai bis 15. Juni. Er ſtellt feſt, daß der Nachweis über e 
            tar=
ſächliche Gebarung in den erſten vier Monaten erheblich 
            ſinſi=
gere Ergebniſſe aufweiſe, als die Anſätze der Monatsvora hläg 
in dem Reformplan. Es ergibt ſich ein Minderd izit 
von 34 Milliarden Kronen, wobei der Generalkommiſſa 
            üüber=
zeugt iſt, daß das tatſächliche Defizit noch weit fed. 
riger fein werde. Dieſe Feſtſtellung geſtatte günſtig 
            Aus=
ſichten auf die Durchführung des ganzen Wiederaufbau mmes. 
Der Bericht erwähnt ferner die bedeutende Vergröß un 
des Deviſenvorrats der Nationalbank derer 5u 
vorrat 146 Millionen Goldkronen beträgt und damit d. 
            Vei=
bindlichkeiten zu 35,9 gegen 31 Prozent in der letzten 
            Thtz=
periode deckt. Der Bericht verweiſt auf die Stabilit fer 
Krone und daß die letzt gemeldete Befferung der allge neſ 
Situation ſich im Mai noch verſtärkte, was ſich im Rüc ng 
der unterſtützten Arbeissloſen von 170000 Fe 
bruar auf 109000 Ende Mai äußere. Der Notenumlau abe 
ſeit Jahresbeginn wohl um 19 Prozent zugenommen, n end 
Gold= und Deviſenvorrat um 47 Prozent geſtiegen ſei. eri 
liege eine fühlbare Verbeſſerung der Deckung de 
            Tter=
reichiſchen Krone, die heute eine Währung darſtelle, de IIe 
Vertrauen entgegengebracht werde. Die Stabiliſierun de 
Krone iſt nicht nur durch den Verkauf des Erlöſes der Aus ds 
anleihe verurſacht, auch ohne dieſen Zufluß an fremder al 
lungsmitteln wäre der Deviſenmarkt aktiv. Da wi 
Ausland bewieſene Vertrauen habe nämlich das Vertrau pe! 
Inlandes hervorgerufen und die Kapitalflucht einem „ des Kapitals Platz gemacht. Der Berich 2! 
auf die Durchführung verſchiedener „Reformmaßnahme vC 
öſterreichiſchen Regierung hin, darunter auf die Neuregelu vel 
Anwendung des Achtſtundentaggeſetzes bei den Eiſenbahne E1d 
ſtellt ſchließlich feſt, daß zahlreiche Anzeichen dafür ſpräche —ß 
Oeſterreich auf dem Wege iſt, ſein Nationalvermöge rch 
allen Umwälzungen in ſeiner Verteilung wiederherzuſtellen
 * Volk über Alles. 
Von Georg Zimmermann, stud. phil. et rer. vol. 
Kains Brudermord iſt der primitive Beginn des 
            Klaſſen=
kampfes. Der Herr ſah Abels Opfer gnädig an. Schönheit und 
Praft, Begabung, Wiſſen und Beſitz, alles was Macht verleiht, 
lles die Maſſen Ueberragende fordert heraus. In 
            Jahrhunder=
en aufſteigender Entwicklung verſchärfen ſich die Gegenſätze, 
gewinnen Form und Inhalt und türmen ſich höher und höher. 
Zigantiſch und grotesk zieht es herauf im Zeitalter des 
            Kapi=
alismus. Ordnung und Neuordnung ſtehen gegeneinander, 
form und Idee ringen um die Herrſchaft. Aus dem Totſchlag 
ward der Kampf. 
Kampf aber iſt Tat, iſt jauchzendes Schaffen, Leben blüht 
uf im Kampf. Es iſt der letzte Sinn einer Spaltung der Geiſter, 
das Leben zu erhalten durch den Kampf. Nur dort iſt aufwärts 
trebende Weiterentwicklung, nur dort iſt lebendiges Fließen, 
ſo gegenſätzliche Lebensauffaſſungen miteinander in Fehde 
            lie=
gen. Allerdings, mit der ganzen Kraft reiner Scelen muß dieſer 
krieg geführt werden, wenn ihm der Schöpfungsſegen 
            inne=
dohnen ſoll. Kampf als Selbſtzweck muß alles Leben erſticken, 
ndet im Sumpf. Oberſtes Ziel ſei die Idee, über ihr ſteht als 
eiligtum die Volkheit. Dann aber iſt jeder Dritte zuviel. Hier 
erföhnen wollen, wäre „Illuſionspolitik‟. Die revolutionären 
pannungen wird man nicht aus der Welt ſchaffen; vom 
            Ueber=
rücken des Klaſſenſtreites ſprechen, hieße den traditionellen Plan 
iner in Gegenſätzen aufwärts führenden Weltentwicklung 
            ver=
ſinen. 
Kuliur und Lebensform ſtehen miteinander in engſtem 
            Zu=
ginmenhang. Und Klaſſenkampf heißt noch nicht Straßenkampf. 
Auf niederer Stufe erſchlägt Kain den Abel. Forderung hoher 
ultur wäre die Ausſchaltung der Maſſe und die Uebernahme 
des Ideenkampfes durch die geiſtigen Führer. So unmittelbares 
zegenüberſtehen der Träger verſchiedener Geiſteswelten, 
            ehr=
trchtweckendes Erkennen auf beiden Seiten, iſt ſicher von 
            un=
leich höherer Bedeutung, als das Sammeln der Maſſe, das in 
Demonſtration und Gegendemonſtration zum Ausdruck kommt. 
1s Träger einer Idee iſt die Maſſe darum nicht überflüſſig; 
ber es darf nicht vergeſſen werden, daß ſie niemals aus ſich 
raus ſchaffen kann, daß ſie, auf ſich ſelbſt geſtellt, rein negativ 
irkt. Stehen Geiſt und Maſſe ſich gegenüber, ſo hat dieſe ſtets 
ie Neigung, es auf den Sieg des Geiſtes nicht ankommen zu 
iſſen. In dieſem Sinne läßt ſich reine Maſſenherrſchaft als 
das Ende ſchöpferiſcher Staatsentwickelung auffaſſen. Moder=
 duft geht aus vom Wirken der Mehrheit, es leugnet die 
            Frucht=
barleit des Kampfes, iſt Verbrechen wider den Geiſt. „
            Deutſch=
land iſt moraliſch feige geworden”, ſagt Paul de Lagarde, „ſeit 
man der Majorität zu folgen, zum Staatsprinzip erhoben hat.” 
Schon in der Form der Auseinanderſetzung widerſtrebender 
            Ge=
dankenkreiſe findet eine hohe ſittliche Kraft ihren Ausdruck. Im 
Weſen der Freiheit, die wir alſo für die Parteien fordern, liegt 
die Pflicht zur Verantwortung. Mit der äußeren Freiheit wächſt 
für jeden ſtarken und wahraft edlen Menſchen die innere 
            Ge=
bundenheit, und für jeden Kulturrowdy gewinnt von außen her 
die ſittliche Forderung ſtraffere Geſtalt, eine Tatſache, die im 
neuen Staate ſehr vielen Menſchen rechts und links noch nicht 
recht einleuchten will. Der Einigkeit in Exiſtenzfragen, der 
            Soli=
darität der Volksmaſſen gegenüber iſt dieſes innere Gebundenſein 
im Klaſſenkampf für unſere gegenwärtige Lage von der 
            aller=
größten Bedeutung. Führer tragen immer die größte 
            Verant=
wertung, aber als Träger der Idee, als Glieder der 
            Volksge=
meinſchaft ſind auch die Geführten nicht frei von der Pflicht, die 
Nation über die Weltanſchauung zu ſtellen. Milten im 
            wogen=
den Streit der Parteien ſteht eiſern die Forderung: „Volk über 
Alles!” Und wehe dem Volke, in dem man ſie gering achtet! 
Gerade dieſe Forderung aber bringt unſer Volk wieder und 
wieder an den Rand des Verderbens. Die Urſache ſcheint in der 
durchaus nicht zu verwerfenden individualiſtiſchen 
            Lebensein=
ſtellung zu liegen. Es gelingt uns trotz aller geiſtigen 
            Vetrieb=
ſamkeit und wieder gerade deswegen nicht, es zu befolgen, dies 
mnahnende. Volk über Alles!” So ſind uns die Widerſprüche des 
deutſchen Weſens Hoffnung und Hindernis zugleich. Kampf, 
jawohl, leidenſchaftlicher Kampf, wenn ihr wollt, aber immer um 
das Weſentliche zuerſt. Und heute ſteht Leben und Zukunft unſers 
Volkes auf dem Spiel. Klaſſenkampf läßt ſich nicht ausrotten, 
wohl aber läutern durch den ſtarken, heiligen Willen zur 
            Volk=
heit. Sein Ziel iſt das Volk — auch für die Weltrevolutionäre — 
oder auch der Staat, wie man es nennen will, und damit iſt 
geſagt, daß der Erfolg niemals dem Feinde zugute kommen 
darf. 
Vielen nimmt es heute den Mut, daß es Männer und 
            Par=
teien gibt, die ſich angeſichts einer tobwunden Volkswirtſchaft, 
eines vom Feinde unterwühlten Staatenbaues, nichts anderes 
erſehen als den Vorteil. In dieſem Mutloswerden liegt die 
furchtbarſte Gefahr. Wenn die Heere des Feindes vor den 
Toren ſtehen, iſt Klaſſenkampf gleichb=deutend mit der Aufgabe 
des Glaubens. Angeſichts des Feindes gibt es nur eins: 
            natio=
nalen Zuſammenſchluß. Schon einmal verloren wir den 
            Glau=
ben und waren dem Untergang nahe. Worauf ſich unſere Hoff=
 nung in Wahrheit gründet, iſt tiefinnerlich, iſt der Glau a) 
das eigene Volk. 
Und dieſer Glaube iſt wie ein Evangelium, ſeine Kraf 
nur dem wpirkſam werden, der ihn tief im Herzen trägt u. 
in ſchweren Kämpfen ſich bewahren mußte. Keiner ſage, 
unſchuldig an dem Schickſal unſeres Volkes, es gäbe ſonſt 
Weg dahin, daß wir Deutſche uns wieder als ein Volk fi* 
„Volk über Alles!” das ſei oberſtes Gebot für das 
kommen wird an Leid und Entbehrungen. Kinder und K 
kinder richten einmal über euch; ſorgt, daß ihr beſtehen 
daß ihr den Glauben nicht verliert; ſorgt, daß ſie nicht Sk. 
ketten tragen müſſen. Erſchütternd klingt die Klage in 
Ludwigs „Maklabäern”: 
„Die Königin der Völker liegt verachtet nun im Staul 
deren Blick die Völker zitterten 
Zerteilung hat ſie ſchwach gemacht; nun iſt’s an ih 
knien und fremden Hohn zu tragen; Glied wütet tider 
Voll Schadenfreude lacht nun der Starke, ſtraflos höhn 
Schwäche .. 
O, Schmach, wenn Kinder einer Mutter ſich befei! 
Schinach dem Mann, der ohne Scham die Schande ſeiner el! 
Mutter mehrt!" 
Klaſſiker des Journalismus. 
* Der Journaliſt arbeitet für den Tag, aber nicht alles, 
er ſchafft, verweht mit dem Tage. Gar manches aus dem i 
der Tagesſchriftſtellerei iſt unſterblich geworden, hat kla) 
Geltung erlangt. „Alle geiſtigen Kämpfe der Neuzeit von 
Reformation bis zun Pſycho=Analyſe, von der Emanzipar 
beſtrebung Irlauds bis zum Expreſſionismus ſind in Miu! 
von Zeitungsſpalten ausgefochten worden, und von den 9e4 
die aus den Jahrhunderten übrig geblieben, fehlt keiner 
den Autoren ſolcher Artikel, kaum einer der Philoſophen, 
            Li=
der Dichder, der Künſtler, der Revolutionäre und der 
            RelL=
toren, der Politiker und der Feldherren.” Mit ſolchen B2k 
begründet Egon Erwpin Kiſch die Herausgabe des Werkes n2 
ſiſcher Journalismus”, das er ſoeben bei Rudolf Kaem 
in Berlin erſcheinen läßt und in dem er die „Meiſterwert” 
eZitung” geſammelt hat. Es iſt eine erlauchte Schar der bern 
teſten Männer und größten Geiſter der Weltgeſchichte, die 
vorüberzieht. Die Reihe wird eröffnet von Plinius d. Ou 
Tacitus für ſeine „Annalen” den „Bericht eines Augelge. 
über das Erdbeben von Pompefi 79 n. Chr. gab, eine Lelt 
die Mommſen „die journaliſtiſche Glauzleiſtung des Alks. is
Rummer 221.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Auguſt 1923
Seite 3.
 Streifs und Unruhen. 
Eine Verordnung des Reichspräſidenten. 
Berlin, 11. Aug. (Wolff.) Der Reichspräſident erläßt 
eine Verordnung zur Wiederherſtellung der öffentlichen 
            Sicher=
heit und Ordnung, die mit dem 10. Auguſt in Kraft tritt. Nach 
der Verordnung können periodiſche Druckſchriften, durch deren 
Inhalt zur gewaltſamen Beſeitigung oder gewaltſamen 
            Aende=
rung der verfaſſungsmäßig feſtgeſtellten republikaniſchen 
            Staats=
form des Reiches oder eines Landes oder in einer den 
            öffent=
lichen Frieden gefährdenden Weiſe zu Gewalttätigkeiten 
            aufge=
fordert oder aufgereizt wird, wenn es ſich um eine Tageszeitung 
handelt, bis zu vier Wochen, in anderen Fällen bis zu ſechs 
            Mo=
naten verboten werden. Das Verbot gilt für das geſamte 
            Reichs=
gebiet und umfaßt auch jede Erſatzdruckſchrift. Das Verbot und 
die Anordnung der Beſchlagnahme erfolgt durch den 
            Reichs=
miniſter des Innern. Für die Anordnung der Beſchlagnahme iſt 
bei Gefahr im Verzuge auch die Polizeibehörde zuſtändig. Gegen 
Verbot und Beſchlagnahme iſt binnen zwei Wochen eine 
            Be=
ſchwerde beim Reichsminiſter des Innern zuläſſig. Der 
            Reichs=
miniſter des Innern kann der Beſchwerde abhelfen oder er hat 
ſie unverzüglich dem Staatsgerichtshof zum Schutze der 
            Repu=
blik zur Entſcheidung vorzulegen. 
Wer eine auf Grund dieſer Verordnung verbotene 
            Druck=
ſchrift herausgibt, verlegt, druckt oder verbreitet, wird mit 
            Ge=
fängnis nicht unter drei Monaten beſtraft, neben dem auf 
            Geld=
ſtrafe bis zu 500 Millionen Mark erkannt werden kann. Ausländer, 
die ſich einer der genannten Handlungen ſchuldig gemacht haben, 
können aus dem Reiche ausgewieſen werden. Alle 
            Zivilverwal=
tungsbehörden des Reiches, der Länder und der Kommunen 
haben den auf Grund dieſer Verordnung ergehenden Erſuchen 
des Reichsminiſters des Innern im Rahmen ihrer Zuſtändigkeit 
Folge zu leiſten. Artikel 118 der Reichsverfaſſung wird, ſoweit 
er den Beſtimmungen dieſer Verordnung entgegenſteht, 
            vorüber=
gehend außer Kraft geſetzt. 
TU Verlin, 12. Aug. Die Regierung ließ geſtern abend 
um 10 Uhr Flugblätter in der Stadt verteilen, in denen noch 
            ein=
mnal kurz die Urſachen der Ernährungskriſis dargelegt wird. Die 
Bevölkerung wird aufgefordert, die Ruhe zu bewahren und für 
Lie Aufrechterhaltung des Verkehrs Sorge zu tragen, da nur ſo 
die Lebensmittelverſorgung der Stadt Berlin ohne Störung vor 
ſich gehen könne. 
Die freien und chriſtlichen Gewerkſchaften 
gegen den Streik. 
TU. Berlin, 11. Aug. Wie wir zuverläſſig erfahren, 
            wer=
den ſowohl die freien Gewerkſchaften wie auch die chriſtlichen 
und Hirſch=Dunckerſchen Gewerkſchaften noch heute entſcheidende 
Beſchlüſſe faſſen, um der kommuniſtiſchen Generalſtreikhetze 
            wirk=
ſam entgegenarbeiten zu können. Es darf damit gerechnet 
            wer=
den, daß ſich der Generalſtreik nicht in dem zuerſt befürchteten 
Umfange auZwirken wird, und es ſteht zu hoffen, daß der 
            ver=
nünftige Teil der Berliner Arbeiterſchaft ſich dem Generalſtreik 
widerſetzen und am Montag an ihre Arbeitsſtätte zurückkehren 
wird. 
Aufruf des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes. 
TT. Berlin, 11. Aug. Der Geſamtverband der 
            Chriſt=
ichen Gewerkſchaften, der Deutſche Gewerkſchaftsbund, der 
            Ge=
cmtverband der deutſchen Angeſtelltengewerkſchaften und der 
Beſamtverband, der deutſchen Angeſtellten= und Beamtenſchaft 
rließen einen längeren Aufruf an ihre Mitglieder, in dem ſie mit 
rnſten Worten an der Beteiligung wilder Streiks und ſinnloſer 
kutſche, gan; gleich, woher ſie kämen, abraten. Es beſtehe kein 
Cailaß zur Schwarzſeherei. Die Bereitſtellung der erforderlichen 
Leviſen wird in kürzeſter Zeit die Lage auf dem 
            Lebensmittel=
tarkte erleichtern. Bald werde der Mangel an Zahlungsmit= 
In behoben ſein. Aber all das ſei nur möglich, wenn Ruhe 
nid Ordnung herrſcht. Kein Arbeiter dürfe vergeſſen, daß ein 
uſammenbruch den Sieg des franzöſiſchen Militarismus und 
cipitalismus bedeute. Nur mit dem feſten Willen, auch in 
hwerſter Stunde den Kopf oben zu behalten, können wir Volk 
iid Vaterland vor Schlimmerem behüten. 
Berlin 11. Aug. (Wolff.) Der Deutſche 
            Eiſenbahner=
erbaud wendet ſich wegen der teilweiſen Arbeitsniederlegung 
uf den Berliner Bahnhöfen an ſeine Mitglieder mit der 
            Mah=
ng, ſich an der Arbeitsniederlegung nicht zu beteiligen und nur 
en Beſchlüſſen der Organiſation Folge zu leiſten. Der 
            Vor=
ärts veröffentlicht einen Aufruf „Arbeiter ſchützt die Republik” 
dem das Blatt ſich ſcharf gegen die kommuniſtiſche General= 
Eeikhätze wendet. Die Sozialdemokratie müſſe den Kampf gegen 
Te Verderber des deutſchen Volkes aufnehmen, gleichgültig von 
elcher Seite ſie kämen.
 Prokſamierung des Generalſtreiks in Berlin 
durch die K. P.D. 
TV. Berlin, 11. Aug. Heute vormittag trat die vom 
Kommuniſtiſchen Achtzehner=Ausſchuß einberufene Betriebsräte= 
Vollderſammlung bei Kliens in der Haſenheide zuſammen. Der 
große Saal, der kleine Saal und der Garten waren überfüllt. 
Nach knappen Referaten und nach kurzer Diskuſſion wurde eine 
Reſolution angenommen, die den Generalſtreik in Berlin bis 
Tienstag nacht proklamiert. Die Betriebsräte fordern unter 
großem Beifall: 1. Sturz der Regierung Cuno; 2. 
            Beſchlag=
nahme von Lebensmitteln zur Sicherſtellung der Ernährung der 
Arbeiterſchaft: 3. Rücknahme des Verbots der proletariſchen 
Hunkertſchaften: 4. Anerkennung der proletariſchen 
            Kontroll=
ausſchüſſe: 5. Feſtſetzung von 60 Friedenspfennigen als 
            Stun=
denlohn; 6. Aufhebung des Demonſtrationsverbotes und der 
Ausnahme=Verordnung. In der Diskuſſion wurde unter großem 
Beifall gefordert, daß aus den flauen Betrieben die Belegſchaft 
mit Gewalt herausgeholt werden ſollte. 
Die Rote Fahne, das Organ der Kommuniſten, iſt heute auf 
Verordnung des Reichspräſidenten beſchlagnahmt worden. Im 
ganzen Reich, wie auch in Berlin, verliefen die Verfaſſungsfeiern 
ruhig. Nur in einzelnen Städten kam es zu unbedeutenden 
            Zu=
ſamimenſtößen. Der Grund der Erregung iſt überall in der 
            Zah=
lungsmittelknappheit zu ſuchen. Die Reichsnotenpreſſe arbeitet 
miit Hochdruck, um den gegen die Friedenszeit auf ein Fünftel 
zuſamnengeſchmolzenen Geldumlauf in Gold erledigen zu 
            kön=
nen. Der Buchdruckerſtreik iſt nun endgültig beendet. 
TU. Verlin, 12. Aug. Seit geſtern Abend iſt die 
            Gasver=
ſorgung ven Berlin eingeſtellt. 
Kommuniſtiſche Wühlarbeit in Sachſen. 
TU. Dresden, 11. Aug. Die Lage in Sachſen ſpitzt ſich 
immer mehr zu. Aus dem weſtlichen Induſtrie= und 
            Kohlen=
gebiet laufen Nachrichten ein, die über gewaltige 
            Demonſtratio=
nen der Arbeitnehmer berichten, bei denen vielfach die 
            Arbeit=
geber mißhandelt und zur Bewilligung der Forderungen der 
            Ar=
beiter gezwungen worden ſind. Auch aus Bautzen und dem 
Oberlauſitzer Induſtriegebiet laufen jetzt ähnliche Meldungen 
ein. Die Kontrollausſchüſſe haben in zahlreichen Orten die 
Lebensmittel der Geſchäfte beſchlagnahmt und zu herabgeſetzten 
Preiſen verkauft. 
In Großpoſtwitz iſt es bei einer Konſumverkaufsgeſellſchaft 
zu Gewalttätigkeiten gekommen. Da der Kommiſſion der 
            Zu=
tritt verweigert wurde, wurden die Türen eingeſchlagen und die 
Lebensmittel weggenommen. Die Polizei war machtlos und 
konnte ſich nur darauf beſchränken, den durch die Kommiſſion 
eingeleiteten Weiterverkauf der beſchlagnahmten Waren zu 
            über=
wachen. 
Ernſte Lage in Hannover. 
U. Hannover, 11. Aug. Am Reichsverfaſſungstag kam 
es in der Stadt zu großen Anſammlungen, ſo beſonders an der 
Markthalle wo man gegen die hohen Kartoffelpreiſe proteſtierte, 
für die 20000 Mark gefordert wurden. Die Polizei ſchritt gegen 
die Anſarimlungen ein. Die Kommuniſten hatten durch 
            Flug=
blätter aufgefordert, eine Wirtſchaftsbeihilfe von 10 Millionen 
Mark und einen Wochenlohn von 30 Goldmark zu verlangen. Die 
Arbeiter derließen die großen Betriebe. Bei den Anſammlungen 
und Demonſtrationszügen kam es wiederholt zu 
            Zuſammen=
ſtößen mit der Sipo, ſo am Theaterplatz, in der Louisſtraße, in 
der Prinzenſtraße und am Gewerkſchaftshaus. Die Polizei machte 
den dee blanken und von der Schußwaffe Gebrauch. Soviel 
            be=
kannt iſt, ſind zwei junge Arbeiter und ein alter Mann getötet 
und mehrere Perſonen teils ſchwer, teils leicht verletzt. Die 
            Un=
ruhen dauern noch an. Die Erregung unter den Maſſen iſt 
groß. Plünderungen oder Erſtürmungen von Läden haben ſich 
nichi ereignet. Der Bewegung haben ſich mehrere tauſend Mann 
des Kabelbau Misburg angeſchloſſen, die am Nachmittag in 
einer Stärke von 6000 Mann in die Stadt einzogen und in die 
Zufaucmenſtöße mit der Polizei verwickelt wurden. 
Teuerungsdemonſtrationen in Ratibor. 
Vier Tote, 30 Verletzte. 
Ratibor 11. Aug. (Wolff.) Geſtern kam es hier zu 
großen Teuerungsdemonſtrationen. Vormittags ſprach eine 
Arbeiterdeputation im Rathaus mit der Forderung zur 
            Behe=
bung der Teuerung vor. Um 11 Uhr verließen die Arbeiter die 
Betriebe und verſammelten ſich am Bahnhofsplatz, wo ſie gegen 
den Anmarſch der Verſtärkung der Schutzpolizei proteſtierten. 
Nach der vergeblichen Aufforderung, auseinanderzugehen, ging 
die Schupo gegen die Menge vor. Daraufhin fielen Schüſſe. Die 
Schutzpolizei machte von der Waffe Gebrauch, zumal da 
ein mit Handgranaten beladener Wagen der Schupo 
            geplün=
dert wurde. Die Menge wandte ſich nunmehr gegen die Schupo 
und gab ebenfalls Schüſſe ab, auch Handgranaten wurden
 mannt hat. Die Reihe ſchließt, da Lebende nicht aufgenommen 
rd, mit einigen der anmutigen melancholiſchen Feuilletons von 
eter Altenberg. Luther iſt mit einem prachtvollen „Brief von 
olmetſchen” vertreten, einer Art Selbzrezenſion ſeiner 
            Bibel=
verſetzung, den er an einen Bekannten nach Nürnberg ſandte 
id von dieſem in die Oeffentlichkeit „lancieren” ließ. Napoleon 
igt ſeine journaliſtiſche Kunſt der Tatſachenverdrehung, die er 
all ſeinen Artikeln für das franzöſiſche Amtsblatt, den 
            Moni=
tr, bewieſen, in ſeinem Bericht über den 18. Brumaire, in dem 
ſeine Ergreifung der Macht als etwas ganz Harmloſes dar= 
Ut. Ihm folgen ſeine deutſchen Gegner, jene von ihm verachte= 
* „Ideologen”, Genz, Göres, E. M. Arndt und Heinrich von 
eiſt, deren ſcharfe journaliſtiſche Waſfen doch ſo viel zu ſeinem 
rurz beigetragen haben. Auch andere große Politiker, wie 
anklin, Mirabeau, Marx uſw., greifen in den Tageskampf 
achtvoll ein. Bismarck iſt ſein ganzes Leben lang als 
            Jour=
liſt tätig geweſen; er erſcheint hier mit einem ſein die 
            Zu=
nft ſo ahnungsvoll vorausſchauenden Artikel in den Hambur= 
Nachrichten. Von Dichtern begegnen wir dem 
            vielſchreiben=
n Robinſon=Schöpfer Defoe, dem Kunſtkritiker Goethe, 
            Schil=
der als junger Regimentsmedieus die „Nachrichten zu Nutzen 
D Vergnügen” redigierte. Viktor Hugo, der „Napoleon den 
einen” bekämpft, dem Plauderer über Geſellſchaft und Mode 
„Izac, dem Lokalberichterſtatter Dickens, Doſtojewski, der 
            Kon=
mtinopel für Rußland fordert, Ibſen, der Parlamentsberichte 
reibt, Hebbel und Guſtav Freytag. Während dieſe Dichter 
uirnaliſten nur im Nebenamt waren, leiſten andere große 
hriftſteller ihr Höchſtes in der Arbeit für den Tag, ſo Leſſing, 
ögrößte journaliſtiſche Charakter”, ſo Beaumarchais, der 
chter des „Figaro”, ſo Sainte=Beuve, der „Fürſt der Kritik” 
Börne und Nürnberger. Der „Vater der Revolverjournaliſtik” 
Pietro Aretino, die „Fürſtengeißel”, und ihm folgen in 
            die=
r Gewerbe Girardin, der Begründer der modernen Zeitung, 
chefort und Oppert, der ſich ſtolz „Henri Stephan de Blowitz” 
ninte. 
An der Wiege des modernen Zeitungsweſens ſtehen 
            bedeu=
de Perſönlichkeiten und Schriftſteller: der Engländer Steele, 
„das erſte amüſante Blatt der Welt” den „Tatler” ſchuf, 
iſon, der die Kunſt des Leitartikels und der Gloſſe meiſterhaft 
ſeinen „Moraliſchen Wochenſchriften” ausbildete, die großen 
Litiſchen Kämpfer, Swift und der Verfaſſer der Junius=Briefe, 
die engliſche Welt in ihren Grundfeſten erſchütterten. 
            Mel=
or Grimm, der Regensburger Paſtorsſohn, ruft in Paris die 
ke Zeitungskorreſpondenz ins Leben und wird durch ſie eine 
acht an den Höfen des 18. Jahrhunderts. Peter Helfrich 
uurz, einer unſerer größten Proſa=Schriftſteller, ſchafft mit 
            Leſ=
g den klaſſiſchen Zeitungsſtil in Deutſchland. Die Theater=
 kritik vertreten Leſſing, Lichtenberg mit ſeiner genialen Analyſe 
Garricks als Hamlet, Janin, der die Rachel entdeckt, Fontane mit 
ſeiner Begrüßung von Hauptmanns „Vor Sonnenaufgang‟. Die 
Klaſſiker der Muſikkritik ſind E. T. A. Hoffmann, Weber und 
Richard Wagner. Im Gerichtsſaal kämpfen u. a. Voltaire und 
Zola für Calas und Dreyfus, für Wahrheit und Gerechtigkeit. 
Ktanley iſt mit ſeinem Bericht „Wie ich Livingſtone fand”, der 
Typus der großen journaliſtiſchen Reiſeſchriftſteller. Natürlich 
findet man in dieſer aufſchlußreichen Sammlung von 
            Zeitungs=
aufſätzen auch ſehr viel Aktuelles. Grimm plaudert von den 
„erften Luftfahrten” mit dem Ballon und erzählt, daß manche 
Leute fragten, welchen Nutzen wohl dieſe Verſuche haben ſollten, 
worauf Franklin in ſeiner gewöhnlichen Herzenseinfalt 
            antwor=
tete: „Ei, wozu das neugeborene Kind? In der Tat, dieſes Kind 
kann in der Wiege ſterben, vielleicht nur ein Gimpel werden; 
allein wer weiß, ob es nicht einſt der Ruhm ſeines Vaterlandes, 
die Leuchte ſeines Zeitalters, ein Wohltäter der Menſchheit ſein 
wird.” Mercic ſetzt ſich 1791 für „öffentliche Bedürfnisanſtalten” 
ein, und Saphir gloſſiert 1840 den auch heute wieder ſo 
            zeit=
gemäßen „Katzenjammer nach dem Börſenrauſche‟ 
* Moderne Inſektenbekämpfung. Der Kampf gegen die 
Schädlinge unter den Inſekten, die ſo große Verwüſtungen bei 
der Ernte anrichten, iſt in leßter Zeit von den Vereinigten 
            Staa=
ten mit großem Eifer und erſtaunlichen Erfolgen geführt 
            wor=
den. Einen Ueberblick über die hier erzielten Ergebniſſe bietet 
der amerikaniſche Zoologe J. C. Th. Uphof in der Zeitſchrift für 
angewandte Entomologie. Das Wichtigſte iſt mit der biologiſchen 
Bekämpfungsmethode erreicht worden, bei der man die 
            natür=
lichen Feinde der Inſekten zu ihrer Bekämpfung heranzieht. So 
wurde zur Bekämpfung der Schildlaus, die aus ihrer 
            auſtrali=
ſchen Heimat in Kalifornien eingeſchleppt war und dort die 
Plantagen in kataſtrophaler Weiſe verheerte, ſein natürlicher 
Feind, der Käfer „Novius cardinalis” eingeführt, und dieſer 
hatte bald ganze Arbeit gemacht, indem er die Schildlaus 
            aus=
rottete. Aehnlich war es auf den Hawai=Inſeln. Die Zikade 
Perkinſiella ſaccharicida war um 1898 eingeſchleppt worden und 
hatte ſich in den Zuckerrohrplantagen ungeheuer vermehrt. Man 
holte die zugehörigen Paraſiten, vor allem die Schlupfweſpen, 
ebenfalls aus Auſtralien, züchtete ſie im Großen, und dieſe 
            ver=
urſachten 1915 ein Maſſenſterben des Schädlings. Ebenſo gute 
Erfolge hatte man im Kampfe gegen einen Käfer, deſſen 
            Para=
ſiten man aus Neuguinea holte. Die Schwammſpinner und die 
Goldafter wurden durch eine Schlupfweſpe ausgerottet, die aus 
Japan gebracht wurde. Den Schildläuſen in Kalifornien ging 
man mit einem aus Südafrika herbeigebrachten Paraſiten zu
 geworfen. Eine Anzahl Geſchäfte, darunter auch zwei 
            Waf=
fenläden wurden von der Menge ausgeraubt. Soweit ſich 
            bis=
her überſehen läßt, forderten die geſtrigen Demonſtrationen 
vier Tote nämlich einen Schutzpolizeibeamten, einen Arbeiter 
und zwei Mädchen. Außerdem ſind 30 Verletzte zu verzeichnen, 
darunter befinden ſich einige Schwerverletzte, die dem 
            Kranken=
haus zugeführt wurden. 
Schließung der Vulkanwerft. 
FU Stettin, 11. Aug. Am Dienstag, den 7. Auguſt, 
ſind die Nieter des Unterhofes ohne Innehaltung des geſetzlich 
vergeſchriebenen Verhandlungswegs und nach teilveiſer 
            voraus=
gegangener paſſiver Reſiſtenz gegen den Willen des Betriebsrats 
und der Gewerkſchaften in einen wilden Streik getreten. Die 
übrige Belegſchaft übte ebenſo ſeit Donnerstag, den 9. Auguſt, 
paſſive Reſiſtenz. Die Vulkanwerfte ſahen ſich deshalb 
            gezwun=
gen, ſämtliche Betriebe des Unter= und Oberhofes zu ſchließen, 
bis eine ordnungsmäßige Arbeitsniederlegung gewährleiſtet iſt. 
Die Werft ſprach die Entlaſſung der geſamten Belegſchaft aus. 
Die neuen Staatsangeſtellten=Gehälter 
und =Löhne. 
Verlin, 11. Aug. (Wolff.) Die Verhandlungen im 
Reichsfinanzminiſterium mit den Spitzenorganiſationen der 
Reichsbeamten, =Angeſtellten und =Arbeiter führten zu folgendem 
Ergebnis: In der Ortsklaſſe A iſt der Stundenlohn ohne 
            Orts=
zulage für Handwerker feſtgeſetzt auf 145000 Mark, und 
für ungelernte Arbeiter 136 800. Den Reichsbeamten wird der 
zurzeit geltende Teuerungszuſchlag und der örtliche 
            Sonderzu=
ſchlag zmu Grundgehalt, ſowie die Diäten Orts=, Frauen= und 
Kinderzuſchläge für die Zeit vom 17. bis Ende Auguſt (2. 
            Auguſt=
hälfte) bereits am 15. Auguſt gezahlt. Für die 
            Vollbeſchäftig=
ten Angeſtellten der Reichsverwaltung kommt als weitere 
            Ab=
ſchlagszahlung für Auguſt der dreifache Betrag der erſten 
            Ab=
ſchlagszahlung im Auguſt am 15. Auguſt zur Auszahlung. 
Sicherſtellung des Fettbedarfs= 
Hämburg, 11. Aug. (Wolff.) Nach Berichten aus 
            maß=
gebenden Kreiſen der Margarineinduſtrie ſcheint es gelungen zu 
ſein, die beſonders in der letzten Zeit infolge der ungeheuren 
Markentſvertung entſtandenen Schwierigkeiten zu beſeitigen, ſo 
daß die augenblickliche Warenknappheit durch reichliche Zufuhren 
in den nächſten Tagen behoben werden dürfte. 
Von Rhein und Ruhr. 
Heute wieder Maſſenausweiſungen. 
TU. Gelſenkirchen 11. Aug. Heute werden aus 
            Ober=
hauſen 44 Eiſenbahnerfamilien, zuſammen 120 Perſonen, aus 
Weſau 74 Familien (74 Frauen und 142 Kinder, zuſammen 210 
Perſonen) und aus Mülheim 70 Eiſenbahner mit Familien, 
etwa 220—300 Perſonen, ausgewieſen werden. 
Ausdehnung des Verbots der 
            Unbrauch=
barmachung von Koks. 
Paris 11. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus 
Mainz hat die Rheinlandkommiſſion die bereits im „Ruhrgebiet 
erlaſſene Verordnung, die unter Androhung die Zerkleinerung 
von Kols verbietet, auf das beſetzte Rheinland ausgedehnt. 
Die geringe Koksbeute. 
Paris 11. Aug. (Wolff.) Das Journée induſtrielle 
            ber=
zeichnet folgende Ziffern der Kokszufuhr aus dem Ruhrgebiet in 
der Woche vom 31. Juli bis zum 6. Auguſt: Ueberführung am 
31. Juli 3817, am 1. Auguſt 4526, 2. Auguſt 3343, am 3. Auguſt 
3436, am 4. Auguſt 2732, am 5. Auguſt 3260 und am 6. Auguſt 
7377 Tonnen; über Aachen am 31. Juli 26, am 1. Auguſt nichts, 
am 2. Auguſt 275, am 3. Auguft nichts, am 4. Auguſt 481 
            Ton=
nen, 5. und 6. Auguſt nichts. Die Geſamtzufuhr in der 
            Berichts=
woche betrug demnach 30000 Tonnen, der Tagesdurchſchnitt 
4200 Tonnen. 
Schießerei betrunkener Franzoſen. 
TU Mannheim, 11. Aug. Dieſer Tage veranſtalteten 
abends betrunkene Franzoſen im Stadtteil Waldhof eine 
            Schie=
ßerei auf die im unbeſetzten Gebiete liegende Polizeiwache 
            Lu=
zeſiberg. Außerdem wurde mit Blechbüchſen und mit Steinen 
geworfen. 
Abſiurz eines franzöſiſchen Flugzeugs. 
Paris, 11. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung aus 
            Düſſel=
dorf iſt ein franzöſiſches Flugzeug, mit zwei Fliegern an Bord, 
bei der Abfahrt vom Bonner Flugplatz aus einer Höhe von 50 
Metern abgeſtürzt. Beide Flieger wurden getötet.
 Leibe. Vorher hatte man die ſchwarzen Schildläuſe durch Blau 
ſäure vergaſt, aber damit auch den Ertrag der Ernte geſchädigt 
Eine andere Art der biologiſchen Bekämpfung iſt die Verwen 
dung von Pilzen, die den Inſekten ſchädlich ſind. So 
            wur=
den in Florida Pilze in Reinkulturen gezüchtet, im Waſſer auß 
geſchremmt und an Ort und Stelle, am beſten zur Sommerzels 
terſpritzt. Die Wirkung der Pilze zeige ſich erſt nach drei bis 
fünf Wochen, führte aber zur Benachteiligung der Schildläuſ= 
Daß dieſe Pilze wirklich die Inſekten vernichteten, ergab ſich au 
dem Verſuch, bei dem man die von den Pilzen befallenen Bäume 
init Kupfer=Starkbrühe beſpritzte, worauf die Pilze ſofort 
            zu=
grunde gingen. An den ſo behandelten Bäumen vermehrten ſich 
dann die ſchädlichen Inſekten wieder ſehr ſtark. Die Pilze 
            hal=
ten alſo die Inſekten in Schach. Auch inſektentötende 
            Bakte=
rien wurden zur Vernichtung mit Erfolg herangezogen. Die 
Benutzung von Flugzeugen brachte glänzende Erfolge 
So wurde eine Plantage von 240 Meter Länge und 100 Meter 
Breite mit 4615 Catalpa=Bäumen von 8—10 Meter Höhe in der 
Weiſe behandelt, daß ein Flugzeug ſechsmal mit 120 Kilomeier 
Geſchwindigkeit gegen den Wind über das Feld flog. Während 
des Fluges wurden durch einen Zerſtäuber etwa 80 Kilo Gift 
hulver in 54 Sekunden ausgeſtreut. Nach 48 Stunden fand man 
Millionen toter Raupen des Falters „Ceratomia catalpac”, die 
an den Bäumen gefreſſen hatten, am Boden. Die Zahl der 
überlebenden Tiere wurde auf kaum 1 Prozent geſchätzt. Albr 
Haſe, der zu dieſen Ergebniſſen in den „Naturwiſſenſchaften” 
Stellung nimmt, hebt aber hervor, daß die Methode nur dann 
Erfolg hat, wenn ſie gegen eine Form angewendet wird, die in 
ihrer neuen Heimat zunächſt ohne ihre natürlichen Paraſiten 
lebt. Die eingeführten Paraſiten finden an den maſſcnhaft 
vorhandenen Wirten die günſtigſten Lebensbedingungen und 
vermehren ſich ſchnell ins Ungeheuere. Allmählich aber wirt 
das natürliche Gleichgewicht zwiſchen Paraſiten und Wirten 
wieder hergeſtellt. 
C.K. Eine Groß=Funkſtelle am nördlichen Eismeer. Die 
Sowjetregierung errichtet auf der Inſel Nowaja=Semlia in den 
nördlichen Eismeer eine Groß=Funkſtelle, die mit Archangelsk 
und anderen Funkſtellen in Nordrußland und Sibirien 
            verkeh=
ren ſoll. Beſonders wird die neue Station, wie in der „
            Um=
ſchau” mitgeteilt wird, rein wiſſenſchaftlichen und 
            meteorologi=
ſchen Zwecken dienen, wobei die für die nordiſche Schiffahrt ſo 
tuichtigen Wetterverhältniſſe des Kariſchen Meeres ſorgfältig 
beobachtet werden ſollen. Das Funkperſonal wird daher durch 
einen Meteorologen, einen Zoologen und einen Geologen 
            er=
gänzt werden.
 Stadt und Land. 
(O Darmſtadt, 12. Auguſt. 
Mehr Einſicht!
 Die in den letzten Tagen entſtandene außerordentliche 
            Geld=
knappheit zwang die Stadt zur Herausgabe von Gutſcheinen. 
            Lei=
der haben ſich einige Geſchäfte geweigert, dieſe Scheine in 
            Emp=
fang zu nehmen, obwohl von der Stadt alles geſchehen iſt, um 
die Weiterverwendung dieſer Scheine zu erleichtern. Es wurde 
eine Bekanntmachung erlaſſen, wonach die Gutſcheine gegen 
Ueberweiſungsſcheck bei der Stadtkaſſe eingelöſt werden können. 
Außerdem hat die heſſiſche Regierung verfügt, daß alle 
            Staats=
kaſſen die Scheine als Zahlungsmittel in Empfang nehmen 
ſollen. Es beſteht deshalb kein Grund, die Annahme ſtädtiſcher 
Gutſcheine zu verweigern. Wenn nun trotzdem einige Geſchäfte 
die Annahme verweigern, ſo tragen hoffentlich meine Zeilen 
dazu bei, auch diefe zu überzeugen, daß es im gegenwärtigen 
Augenblick notwendig iſt, alles zu vermeiden, was zu einer 
Kriſenſtimmung führen kanm.
Die Perfaſſungsfeier in Darmſtadt.
 Die Geldknappheit war und iſt im Augenblick in Darmſtadt 
wie im Reich ſehr groß. Wen die Schuld trifft, will ich hier nicht 
näher beleuchten. Die Tatſache befteht aber, daß in Darmſtadt 
mit den vorhandenen Geldmitteln in dieſer Woche keine volle 
Lohn= oder Gehaltszahlung vorgenommen werden konnte. Was 
das heißt, wird jedem klar, wenn er weiß, daß teilweiſe ſchon 
in der vorhergehenden Woche der Lohn nicht voll ausgezahlt 
wurde. Ich habe nun durch eine Veröffentlichung des 
            Angeſtell=
tenrats der Firma Merck erfahren, daß der bekannte Führer der 
Darmſtädter Angeſtelltenbewegung, Weinberg, mit dem 
            Ange=
ſtelltenratsvertreter der Firma die Verhandlungen mit der Stadt 
geführt hat und ſo die Auszahlung überhaupt ermöglichte. Die 
Stadt hat daraufhin ſofort durch ihre Maßnahmen dazu 
            bei=
getragen — die Notendruckerei arbeitete die Nacht durch —, die 
Scheine in ſchnellſter Weiſe den Firmen zur Verfügung zu ſtellen. 
Auf dieſe Weiſe ſind wir ſicher über ſchwere Tage 
            hinweggekom=
men. Nun liegt es aber an denjenigen, die dieſe Scheine in 
Empfang nehmen müſſen, ob ſie weiter helſen wollen. Vergeſſe 
niemand, daß es nur ein Notbehelf iſt und die Scheine ſo ſchnell 
als möglich verſchwinden werden, ſowie die Knappheit behoben 
iſt. Heute muß ein jeder dazu beitragen, die Schwierigkeiten zu 
beſeitigen. Nur ſo wird es möglich, über die Kriſe 
            hinwegzu=
kommen, in der wir uns befinden. Rudolf Grebien.
 Die vierte Jahresfeier der Weimarer Verfaſſung fand geſtern 
abend im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt. Das 
Haus erſtrahlte im Glanz feſtlicher Beleuchtung. Bühne und 
Proſzenium waren mit Fahnentuch und Flaggen in den 
            Reichs=
farben geſchmückt; in einem ſchlichten, aber geſchmackvollen 
Arrangement von Palmen und ſonſtigem Pflanzengrün ſtand 
das Rednerpult. In den Logen ſaßen Staatspräſident Ulrich, 
Landtagspräſident Adelung, die Miniſter und zahlreiche 
            Be=
amte; Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing, viele 
            Landtagsab=
geordnete und Stadtverordnete. Außerdem füllten das Haus 
Angehörige aller Stände und Parteien. 
Die Feier nahm einen würdigen und eindrucksvollen 
            Ver=
lauf. Die Feſtrede wurde umrahmt von Muſikſtücken eines 
            ſtar=
ken Orcheſters unter Leitung des Herrn Obermuſikmeiſters 
Hauske. Nach der Freiſchütz=Ouvertüre beſtieg Herr
 — Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Die heutige 
            Sonntagsvor=
ſtellung „Kouteß Guckerl” erhält ihren beſonderen Reiz durch das vor=
 letzte Auftreten von Frau Eliſabeth Horn, die in der nächſten Zeit von 
Darmſtadt ſcheidet, um einem ehrenvollen Ruf in das Ausland Folge zu 
leiſten. Morgen findet die Erſtaufführung einer Kommödie ſtatt, deren 
Reiz darin liegt, daß ſie in Inhalt und Form vom üblichen Schema 
            ab=
weicht. Es iſt die engliſche Detektivkomödie „Der Wauwau” von Hodges 
und Perchdel. Der „Wauwau” iſt ein alter, hochbetagter Kriminaliſt, 
der durch einen Diebſtahl im eigenen Hauſe noch einmal aus ſeiner 
wohlverdienten Ruhe aufgeſchreckt wird und die Ehre ſeines Neffen 
            ret=
ten muß. Um die Titelrolle, die Bruno Harprecht ſpielt, gruppieren ſich 
unter Theo Bögels Spielleitung in den Hauptrollen die Damen Klee 
und Hillburg, ſowie die Herren Sauer, Sang, Lindt und Göbel. Das 
agierte Stück, das in Berlin von Pallenberg kreiert wurde, wird auch 
in Darmſtadt ſeine Wirkung nicht verfehlen. Der ungewöhnliche Stoff, 
die ſpannende Handlung, der von jeder unnötigen Klugrederei freie, oft 
hochoriginelle Dialog, die merkwürdigen Typen des „Wauwau” und 
            ſei=
ner alten Diener geben dem Stück eine eigene Note. 
— Neue Stenographie=Kurſe. Wie ſchon ſeit längerer Zeit, ſo iſt 
auch diesmal wieder der Stenographen=Verein 1861, der älteſte aller 
Vereine, beſtrebt, die Kunſt der Stenographie in Beſſungen zu 
            ver=
breiten. Durch erſtklaſſige Kräfte iſt jedem ſichere Gewähr geleiſtet, daß 
er gut und raſch die Stenographie erlernt. (Näheres ſiehe Anzeige.) 
— Die Zeichnung auf die wertbeſtändige Anſeihe des Deutſchen 
Reiches nimmt am 15. Auguſt ihren Anfang. Im Anzeigenteil dieſer 
Nummer werden die Bedingungen für die Zeichnung bekanntgegeben. 
Danach lauten die Stücke ſowohl auf Dollar als auch auf Mark, und 
zwar werden Stücke von 1 Dollar bis zu 1000 Dollar ausgefertigt. Die 
großen Stücke von 1000 Dollar bis zu 10 Dollar einſchließlich tragen 
6 Prozent Zinſen, die jährlich zahlbar ſind. Die Stücke von 5 Dollar 
abwärts werden ohne Zinsſcheine ausgefertigt. Sie werden im Jahre 
1925 zu 170 Prozent, alſo mit einem Aufſchlage von 70 Prozent 
            zurück=
gezahlt, die großen Stücke hingegen nur zum Nennwerte, d. h. zu 100 
Prozent. Ein Anleiheſtück über 10 Dollar würde alſo im Jahre 1935 
mit dem Gegenwert von 10 Dollar, berechnet nach dem New=Yorker 
Wechſelkurſe, zahlbar ſein; ein Stück über 1 Dollar mit dem 
            Gegen=
wert von 1,70 Dollar. Um den Zinſenbedarf für eine Anleihe bis zu 
500 Millionen Mark Gold zu decken, ſieht ein von der Reichsregierung 
den geſetzgebenden Körperſchaften vorgelegter Geſetzentwurf die 
            Ermäch=
tigung für die Reichsregierung vor, Zuſchläge zur Vermögensſteuer zu 
erheben. Zur beſonderen Sicherung der Kapitalrückzahlung ermächtigt 
der Geſetzentwurf die Reichsregierung, die einzelnen 
            Vermögensſteuer=
pflichtigen nach dem Verhältnis ihres ſteuerbaren Vermögens zur 
            Auf=
bringung des Kapitalbedarfs heranzuziehen. Demnach ſind Zinſen und 
Kapitatrückzahlung der Anleihe durch die Geſamtheit der deutſchen 
            Pri=
vatvermögen ſichergeſtellt. Die Anleihe iſt zudem mit beſonderen 
            ſteuer=
lichen Vorzügen ausgeſtattet: Selbſtgezeichnete Anleihe iſt von der 
            Erb=
ſchaftsſteuer frei; auf Umſätze in der Anleihe iſt keine 
            Börſenumſatz=
ſteuer zu entrichten. Die Einzahlung auf die neue Anleihe kann in 
hochwertigen Deviſen, in Dollarſchatzanweiſungen oder in Mark (auf 
Grund des New=Yorker Wechſelkurſes) vorgenommen werden. Erfolgt 
ſie in Deviſen oder Dollarſchatzanweiſungen, ſo beträgt der 
            Zeichnungs=
kurs bis auf weiteres 95 Prozent, erfolgt ſie in Mark, 100 Prozent. Eine 
Erhöhung des Zeichnungspreiſes bleibt vorbehalten. Zeichnungsſtelle iſt 
die Reichsbank, ferner fungieren eine große Anzahl von Banken, 
            Bank=
firmen und ſonſtigen Geldinſtituten als Annahmeſtellen für die 
            Zeich=
nung. Es kann aber der Zeichner auch jede andere, nicht als 
            Annahme=
ſtelle beſtellte Bank oder Bankfirma, mit der Zeichnung beauftragen.
 — Im Zeichen der Geldnot. Die Firma E. Merck gibt infolge 
des Mangels an öffentlichen Zahlungsmitteln zur Entlohnung der 
            An=
geſtellten und Arbeiter Gutſcheine in Stücken von 100000, 500 000 
und 1 Million Mark heraus. Für die Einlöſung der Gutſcheine haftet 
die Firma mit ihrem geſamten Vermögen. Die Gutſcheine ſind auf 
            be=
ſonderes Waſſerzeichenpapier gedruckt und haben über die ganze 
            Vorder=
ſeite einen Ueberdruck in ſchrägen Linien mit dem fortlaufenden Namen 
„Merck”. Sie ſind mit dem faſimilierten Namenszug eines perſönlich 
haftenden Teilhabers der Firma unterzeichnet und mit einem 
            Trocken=
ſtempel verſehen, welcher die Geſchäftsmarke der Firma darſtellt. Die 
Ausgabe erfolgt mit Genehmigung der Regierung. Die Gutſcheine 
            wer=
den von der Kaſſe der Firma jederzeit in Zahlung genommen und 
            wer=
den nach Aufruf in der Preſſe eingelöſt. Sie verlieren ihre Gültigkeit 
am 1. Oktober 1923, wenn ſie bis dahin nicht vorgelegt wurden. (Näh. 
ſiehe Anzeige.) 
— 10=, 20=, 50=Millionen=Scheine. Die raſende Geldentwertung nötigt 
die Reichsbank, mit den Banknotenwerten immer höher ins Zeug zu 
gehen. In den nächſten Tagen werden neue Reichsbanknoten über zehn, 
zwanzig und fünfzig Millionen Mark in den Verkehr gebracht werden. 
Die Zehnmillionennote iſt auf weißem Papier gedruckt und 80X195 
Millimeter groß.‟ Das an der rechten Seite im Papier eingeformte, 
fortlaufende Waſſerzeichen ſtellt. Diſtelblätter in ornamentaler 
            Verarbei=
tung dar. Die Wirkung dieſes Waſſerzeichens wird dadurch erhöht, daß 
der Papierſtreifen gelblich gefärbt iſt und orangerote und grüne Faſern 
enthält. Die Zwanzigmillionennote iſt auf weißem Papier gedruckt und 
83X195 Millimeter groß. Das rechtsſeitig im Papier eingeformte, 
            fort=
laufende Waſſerzeichen ſtellt in ornamentaler Verarbeitung Eichenlaub 
mit Kreuzdorn dar. Die Wirkung dieſes Waſſerzeichens wird dadurch 
erhöht, daß der Papierſtreifen violett gefärbt iſt und orangerote und 
grüne Faſern enthält. Die Fünfzigmillionennote iſt ebenfalls auf weißem 
Papier gedruckt und 86X195 Millimeter groß. Das Waſſerzeichen gleicht 
der vorher geſchilderten Zwanzigmillionennote. Alle drei Noten tragen 
das Datum vom 25. Juli 1923. 
— Papiergeld als Altpapier. In der Fachzeitſchrift Der 
            Rohpro=
duktenhandel wird mitgeteilt, daß unſere kleinen Geldſcheine inzwiſchen 
als Altpapier weit wertvoller geworden ſind, als ſie das als 
            Zahlungs=
mittel ſein würden. Zu einem Kilogramm Altpapier gehören 2000 
            Ein=
markſcheine oder 1500 Zweimarkſcheine oder 1000 Fünf= bezw. 
            Zehnmark=
ſcheine. Der Nominalwert würde alſo zwiſchen zwei= und zehntauſend 
Mark ſchwanken, während der Altpapierpreis bei einem Dollarkurs von 
 
1 100 000 ſchon zirka 12 000 Mark betrug.
 Profeſſor Dr. Heidebroek 
das Podium und hielt die Feſtanſprache, die ſich in etwa 
            folgen=
dem Gedankengange bewegte: Wir ſind in ernſter Stunde aus 
den ſchweren Sorgen des Alltags heraus, zu einer Zeit, da die 
Not ricſengroß über uns zuſammenzuſchlagen droht, 
            zuſammen=
gekommen, nicht, um ein Feſt zu feiern, ſondern, um einige 
Augenblicke der Sammlung in dem großen Gedanken der 
            Staats=
gemeinſchaft zu verleben. Die Stunde ſoll dem Gedenken des 
Tages gelten, der uns vor nun vier Jahren die Weimarer 
            Ver=
faſſung beſchert hat; ſoll Rückblick ſein auf die gewaltige Zeit, 
die dieſem Tag voranging und ihm folgte, und ſoll uns mit 
            Zu=
verſicht erfüllen, damit wir hinwegkommen über die große ſchwere 
Zeit der Not. Je mehr wir uns von der großen Zeit entfernen, 
je mehr rundet ſich das Bild der Ereigniſſe, und wir kommen zu 
der Ueberzeugung, daß alles in nichts verſinkt vor der großen 
weltgeſchichtlichen Tragödie, die über unſer deutſches Volk 
            her=
eingebrochen iſt. Die innerpolitiſche Entwicklung aller großen 
Völker iſt letzten Endes nichts als ein ſtändiger Kampf um die 
Lebensform und Geſtaltungsform des Staates, die den 
            Lebens=
willen und den Betätigungswillen des Volkes zum Ausdruck 
bringt. Keine Verfaſſung iſt an ſich gut oder ſchlecht, ſie wird 
erſt gut oder ſchlecht durch den Geiſt, in dem ſie geleitet wird. 
So wenig wir verkennen wollen, daß wir unter der Periode der 
monarchiſchen Herrſchaft glanzvolle und gute Zeiten verlebt 
haben, ſo wenig wollen wir uns aber vormachen, daß dieſe 
Staatsform die einzig gegebene für das deutſche Volk war. 
Unſere Vorfahren kannten, dieſe monarchiſtiſche Staatsform nicht. 
Auch unſere Führer von 1848 waren ſich über die Staatsform 
noch nicht klar, die ſie ſchaffen wollten. Selbſt Friedrich 
            Nau=
mann dachte noch an die Möglichkeit eines ſozialen Kaiſertums. 
Das Rad der Geſchichte hat uns nun ſchneller 
            hinüberge=
tragen über alle Zweifel, als wir alle geahnt haben. Unter dem 
Druck des Weltkriegs hat ſich eine Entwicklung ſchnell vollzogen, 
die ſonſt wohl durch Generationen gedauert hätte. Das alte Syſtem 
mußte vor der ſtarken äußeren und inneren Spannung, die ſich 
durch die Ereigniſſe entwickelt hatte, zerſpringen und ins Nichts 
verlieren. Unter dieſer Spannung iſt das glanzvolle Werk von 
Weimar entſtanden. Es iſt eine Pflicht der Dankbarkeit, der 
Männer zu gedenken, die ſich dem Schickſal, das ins Chaos zu 
führen ſchien, entgegengeſtemmt haben und unſer Leben wieder 
in ſichere Bahnen gelenkt haben. Wir neigen uns auch in 
            Ehr=
furcht vor allen denen, die das Höchſtewas ſie hatten, ihr Leben, 
für ihre Ueberzeugung hingegeben haben. 
Was an der Spitze der Weimarer Verfaſſung ſteht, enthüllt 
uns vor allem drei Dinge: die Einheit des Reiches, den äußeren 
und den inneren Fortſchritt, und den Frieden nach außen und 
innen. 
Daß die Einheit des Reiches uns erhalten blieb, verdanken 
wir vor allem der Weimarer Verfaſſung. Sie hat den eiſernen 
Ring um unſer Volk geſchmiedet in einer Zeit, da der Zerfall 
drohte. Wer heute dieſe Einheit erſchüttern will, Ser von 
            Föde=
ralismus ſpricht, der hat aus der Geſchichte des deutſchen Volkes 
noch nicht viel gelernt. Das Deutſche Reich kann nur exiſtieren, 
wenn alle ſeine Teile ſich gegenſeitig ausbalancieren, wenn der 
Frieſe mit dem Bayer, der Oſtpreuße ſich mit dem Rheinländer 
ergänzen. Der Gedanke der Vereinheitlichung iſt noch lange
 nicht genügend ins deutſche Volk gedrungen. Viellei Iwer! 
wir uns noch die Frage vorlegen müſſen, ob wir nicht m eine 
Uebermaß parlamentariſcher Einrichtungen leiden. D woll 
nicht ſtilleſtehen auf dieſem Wege. Wir wollen weit arbeite 
Wir brauchen die Einheit, um die ſchweren ſozialen, id wir 
ſchaftlichen Aufgaben durchzubringen, die vor uns ſtel I. Es 
notwendig, daß wir noch in die Verfaſſung hineinwe ſen; d. 
ran müſſen wir gerade in dieſen Tagen denken, wo ſie win 
ſchaftlichen Sorgen ſo unendlich groß geworden ſind, T Aarſtanf 
und — Margarinepreis dürfen nicht über den Staar jedane 
geſtellt werden.! Gerade in dieſen Tagen der Not n ſſen w 
den Grundgedanken der Verfaſſung wieder heraushebe ſaus del 
Vergeſſenheit, und die ganze Autorität des Staates ſuß au 
gewendet werden, um die überragende Stellung der ſirtſcho 
zu bekämpfen, den Staat, den Gemeinſchaftsgedanke= in de 
Vordergrund zu ſtellen. Wenn der Staat zugrunde (ht, rei 
er die Wirtſchaft mit hinab; dann kommt der Ka pf Aun 
gegen Alle. — 
Wir ſtehen unter unerhörter Bedrückung durch 7ankreic 
E.3 iſt grundfalſch, zu fordern, man gebe Frankreich, we es wil 
damit endlich Ruhe iſt. Gewiß gibt es auch in Frankrch Mal 
ſchen, die den Frieden wollen; aber dieſe ſind machtlos Franf 
reich will mehr, als es offiziell fordert; es will uns hlos h 
herrſchen. Dazu muß es uns zerreißen, darum ſetzt’s ſein 
Hofſnung auf einen Bürgerkrieg. Die Franzoſen, für ſen nu 
ein einiges deutſches Volk; wenn es uns beherrſ en wu 
muß es unſere Einheit zerſtören. Das verſucht es it allen 
Mitteln. Was uns zermürbt, iſt die derzeitige Ausſich loſigken 
in der Entwicklung der Verhältniſſe. Umſturz und B gerkre 
würden hieran nichts ändern. Frankreich würde ort 
Deutſchland ſeine Ausbeutungspolitik einſetzen, wie ül jall, m 
es herrſcht, wo ſein Kapitalismus unbehinderten Eir uß ha. 
Unter franzöſiſcher Herrſchaft iſt keine Ausſicht auf Oſſerun, 
auch nicht für den Geringſten unter uns. Die arbeiten 
            Bevö=
kerung des Saargebietes hat es erfahren. Sie wird e 
            fro=
zöſiſch werden. Keine Verlockung, kein Zwang, kein 
            litariz=
mus wird das kleine Volk an der Saar veranlaſſen kör en, ſel 
Deutſchtum zu verraten. 
Gibt es eine Hoffnung für uns, für unſere Kinder, berut 
ſie nur darin, daß ein Volk unüberwindlich iſwenn 
es in ſich einig iſt. Darum ſind Volkswillen ur Regie 
rungsmacht unlöslich miteinander verſchmolzen. Nur tit de 
Verfaſſung iſt die Einigkeit des deutſchen Volkes garantrt; w 
die Verfaſſung bekämpft, rüttelt an der Einheit des Tches. 
An Rhein und Ruhr kämpft das Volk in allen ſeine Schic 
ten für ſeine Freiheit, nicht einzelne Klaſſen. Sorgen ſir, die 
wir hinter der Front ſtehen, in gleicher Einigkeit dafür aß du 
Kampf nicht verloren geht. Wir begrüßen mit Dankb eit die 
unerſchütterliche Haltung, die die Führer des Wirtſcha leben 
gezeigt haben; aber wir ſind uns klar, daß die Haupt npſlof 
in allen Teilen des Volkes liegt. Dank allen, die 1a zu 
Vaterland halten und die höchſten Opfer bringen, um de 
            Vate=
land treu zu bleiben. 
Das ſei uns der Troſt, den wir aus dieſer Feier mi inaz 
nehmen wollen in die nächſten Tage, die uns große orgen 
ſchwere Nöte bringen werden: Ein Volk, das olche 
Opfer bringen kann, kann letzten Endes urch 
keine Macht der Welt überwunden und ziſtört 
werden. Es muß wieder den Weg zum A. ſtieg 
finden! An dieſes Volk wollen wir unſere ganze Lieb anſen 
ganze Treue verwenden, um ihm hinauszuhelfen aus ſeim 
Nöten, und wir alle wollen alle Opfer auf uns nehmen, e 
noch bringen müſſen. Das Reich muß uns doch bleiben! Laſſ 
Sie uns unſere Treue zum Vaterland dadurch bekräfti daß 
wir uns alle einig zuſammenfinden um die ſchwvarz=ror Sene 
Fahne als Zeichen der Einheit des geſamten deutſchen ſikes. 
Aufwärts ſchauen die Herzen, nicht rückwärts und k 
            ab=
wärts!
 Das deutſche Volk, das deutſche Vaterlan 
Die feierlichen Klänge der Glocken= und Gralsfz 
„Parſifal” bildeten den Schluß der Feier.
 — Großes Wohltätigkeitskonzert im Städtiſchen Saalbaugarten. 
Samstag, den 18. Auguſt, veranſtaltet die Freiwillige Sanitäts=
            Haupt=
kolonne vom Roten Kreuz Darmſtadt im Städtiſchen Saalbaugarten ein 
Wohltätigkeitskonzert, zu dem ſich der Beamten=Verein ehemaliger 
            Mili=
tärmuſiker (Ortsgruppe Darmſtadt) in hochherziger Weiſe koſtenlos zur 
Verfügung geſtellt hat. — Der Reinertrag fließt der Verleihanſtalt für 
Krankenpflege=Artikel zu. Die Verleihanſtalt, die von der Freiwilligen 
Sanitäts=Hauptkolonne vom Roten Kreuz Darmſtadt errichtet und 
            un=
terhalten wird, verfügt unter anderem über Luftringe, Waſſerkiſſen, 
Sauerſtoffgerät uſw. und über 28 Krankenfahrſtühle. Gegen geringes 
Entgelt werden die Fahrſtühle und Gegenſtände an Minderbemittelte 
ausgeliehen. — Trotz ehrenamtlicher Verwaltung kann indeſſen die ſo 
ſegensreich für die Allgemeinheit wirkende Anſtalt nur aufrecht erhalten 
werden, wenn die Bevölkerung durch freiwillige Geldſpenden ſelbſt dazu 
beiträgt. Der Erſatz der Gummibereifung eines einzigen Fahrſtuhles 
koſtete allein kürzlich annähernd 2 Millionen Mark. Wir verweiſen im 
übrigen auf unſer Inſerat in der nächſten Mittwochsnummer, worin 
auch die Vorverkaufsſtellen für die Eintrittskarten zu obiger 
            Veranſtal=
tung bekannt gegeben werden. 
— Orpheum — Gaſtſpiel der Budapeſter Pofſenbühne. Die beiden 
erfolgreichen urkomiſchen Poſſen „Villa Adolfy” und „Nathan der Weiſe‟ 
die geſtern abend dank ihrer vortrefflichen Aufführung Stürme der 
            Hei=
terkeit hervorriefen, werden heute letztmalig gegeben. Der Kartenverkauf 
geht nachmittags von 3 Uhr ab bis zum Beginn der Vorſtellung 
            ununter=
brochen an der Orpheumskaſſe; daſelbſt werden auch telephoniſche 
            Be=
ſtellungen, ſoweit Plätze vorhanden, entgegengenommen. (S. Anz.)
Aus den Parteien.
 Deutſche Demokratiſche Partei. Um Mißverſt riſſt 
vorzubeugen, ſei mitgeteilt, daß für die Verfaſſungsfei 
dem Otzberge Sonntagsfahrkarten bis Wiebelsbach=Heubach z Töſ 
ſind, da ſolche für Station Lengfeld nicht aufliegen. Die Zielſ nſ 
für die aus der Nichtung Darmſtadt ankommenden Gäſte deſſer eoch 
tet Leugfeld, wo vor dem Bahnhof die Teilnehmer an der F t 
den örrlichen Parteifreunden empfangen und begrüßt werden. 
auch Feſtabzeichen und Programme zu löſen, um am Eingang / Feſt 
allzugroßen Andrang zu vermeiden.
 Lokale Veronſtaltungen. 
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten, 
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil. 
Die Promenadenmuſik im Herrngarten heute 
Sonntag, 11 Uhr, leitet Obermuſikmeiſter H. Hauske nach folgendem 
Programm: 1. Marſch „Porta Hungarica” von Morena; 2. „Hüons 
Zauberhorn”, Fantaſie aus „Oberon” von C. M. v. Weber=Roſenkranz; 
3. Senta=Ballade aus dem „Fliegenden Holländer” von R. Wagner; 
4. „Wein, Weib und Geſang”. Walzer von Joh. Strauß; 5. „Wiener 
Volksmuſik” u. a. m. (Seihe Anzeige.) 
Oberwaldhaus=Konzert. Heute nachmittag 4 Uhr: 
Orcheſter ehemaliger Militärmuſiker. Im Programm u. a.: Lohengrin, 
Rigoletto, Orpheus in der Unterwelt, Czardäsfürſtin. Soliſt Herr 
            Bus=
lau. Leitung Herr Obermuſikmeiſter Weber. 
— Großes Volkskonzert im Garten der 
            Verei=
nigten Geſellſchaft. Das heute ſtattfindende große 
            Volkskon=
zert im Garten der Vereinigten Geſellſchaft beginnt um 8 Uhr. Im 
Programm ſind u. a. vorgeſehen: „Einzug der Götter in Walhall” von 
3c. Wagner Große Fantaſie aus „Das Glöckchen des Eremiten” von 
Maillard, Ouvertüre „Dichter und Bauer” von Suppé, „Die Loreley” 
Jantaſie von Nevswadbe, „Aus früheren Zeiten”, deutſche Volkslieder. 
Beamten=Verein ehemaliger Militär=Muſiker. 
Auf das heute abend 8 Uhr im Saalbaugarten ſtattfindende Große 
Vokal=Konzert wird nochmals hingewieſen. Die Leitung liegt in den 
Händen der Dirigenten Herrn Gg. Greilich, für das Infanterie=
            Orche=
ſter, Herrn Guſtav Adam, für den Quartett=Verein. 
Das Konzert in Schuls Felſenkeller wird ausgeführt 
von dem Verein ehemaliger Militärmuſiker. Der Geſangverein 
            Lieder=
ranz wird einige ſchöne Geſangsvorträge in den Muſikpauſen zu Gehör 
bringen. (Siehe Anzeige.)
 H. Eberſtadt, 10. Auguſt. Bekämpfung der Wohtfg” 
not. In der geſtrigen Gemeinderatsſitzung ſtellte Gemeinder geiſ 
folgende dringliche Anfrage: „Iſt der Gemeindeverwaltung 
meindevertretung bekannt, daß die Wohnungsnot in Eberſtadt 210 
wächſt und bereits einen bedrohlichen Umfang angenommen hat 2l0 
Maßnahmen gedenkt die Gemeindevertretung zu ergreifen, um 1 S0 
nungsnot in Eberſtadt wirkſam zu bekämpfen?” — Zur Begründ. d0
 ſer Anfrage führte Gemeinderat Heißt etwa folgendes aus: 2 30 
rren
nungsnot hat in Eberſtadt einen bedrohlichen Umfang anger
 Die Liſte der Wohnungsſuchenden wachſe beſtändig und zähle 
Familien. Davon ſeien mindeſtens 50 Fälle dringender Ne 
ſchleunigſte Abhilfe erheiſchten. Die Wohnungsnot bilde unter 
Verhältniſſen in Eberſtadt, mehr wie an anderen Plätzen, ei! 
Quelle von Unzufriedenheit, die ſich in dauernden Streitigkeite ſu. 
den Betroffenen Luft mache und häufig zu unberechtigten Angri . 
die Verwaltung und die zuſtändigen behördlichen Stellen, ja ſ 
perſönlichen Verunglimpfungen und Beleidigungen ſchwerſter A.2 
Es, ſei die wichtigſte Aufgabe der Gemeinde, alles zu tun, um T 
zu lindern. Die Schwierigkeiten würde er nicht verkennen, die 2 
ſung der Frage erfordere, aber ſie müßten und könnten über 
werden, wenn der Wille dazu vorhanden ſei. Die bisher von 
meinde ergriffenen Maßnahmen ſeien durchaus unzulänglich und 
keinerlei Erleichterung gebracht. Ein Mehr an Leſtung ſei zu e
 gefordert worden, aber immer durch finanzielle Bedenken ge‟ 
Dieſe Bedenken müßten zurücktreten. Einen neuen Weg zum 
kommen, zeige das Geſetz über wertbeſtändige Hypotheken von 
1923, wodurch eine Finanzierung ohne weiteres gegeben ſei. T— 
Bau erforderlichen Mittel könnten durch das Aufkommen wei‟ 
diger Anleihen aufgebracht werden. Die Wohnungsſuchenden un 2 
ler müßten mit ihrer Hände Arbeit (Selbſthilfe) und finanziellen 
ligung ſich nach Möglichkeit ſelbſt zu helfen ſuchen, und ſich dad. 
Los erleichtern. Selbſtverſtändlich ſei es Pflicht der Gemeinde, 
wirken, und ſie werde dies auch in weitgehendſtem Maße tun. 
tracht käme hierbei: Die Geſtellung von Bauplätzen, gemeinſam" 
ſtoffbeſchaffung durch die ſtaatliche Bauſtoffbeſchaffungsſtelle, ko ſ 
Bauleitung durch die Gemeinde, Bewilligung von Zuſchüſſen und 
nahme von Garantien. Es müſſe für nächſtes Jahr ein große, 
programm zur Durchführung gebracht und mit den nötigen Vorg 
ſchon jetzt begonnen werden. Die Ausſprache über die Anfrage 
wegen vorgerückter Stunde zurückgeſtellt werden und wird in
 Sitzung ſtattfinden. 
F. Eberſtadt, 10. Aug. Die Sommerferien an der 1 
Volksſchule haben eigentlich mit dem Ende dieſer Woche ihr E. 
reicht. Da aber am Sonntag und Montag Kirchweihe iſt u! 
„Kerwe=Montag” von jeher als ſchulfrei gilt, beginnt der Un 
erſt am Dienstag wieder. 
hr. Neu=Iſenburg, 9. Aug. Amtsniederlegung. Der 
demokratiſche Bürgermeiſter Benkert hat ſein Amt niedergelegr=
Rummer 221.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Auguſt 1923.
Seite 5.
 v. Eſchollbrücken, 10. Aug. Die Fortbildungsſchulen von hier und 
dem kleinen, kaum mehr als 100 Einwohner zählenden Eich, ſind jetzt 
zuſammengelegt worden. — Diebſtahl. Von dem Acker eines 
            hie=
ſigen Arbeiters ſind ſämtliche Frühkartoffeln geſtohlen worden. 
Birkenau, 10. Aug. Diebſtahl. In einer hieſigen Ziegelei 
wurden für über eine Mällion Latten geſtohlen. Der Beſtohlene 
            ver=
ſpricht demjenigen, welcher die Diebe ermittelt, 200000 Mark 
            Beloh=
nung. Trotz der rührigen Tätigkeit unſerer wackeren Polizei waren bis 
jetzt alle Nachforſchungen ergebnislos. — Zu der zurzeit herrſchenden 
Kartoffelnot geſellt ſich nun auch noch die Fleiſch= und 
            Fett=
not. Fleiſch konnte man dieſe Woche hier überhaupt nicht haben. 
Möchten doch unſere Landwirte ſich der notleidenden Bevölkerung mehr 
wie ſeither annehmen und Hilfe leiſten ſo viel es in ihren Kräften 
liegt, denn auch die nicht Ackerbau treibende Bevölkerung hat ein 
            An=
recht zu leben! 
—o— Groß=Gerau, 10. Aug. Die Kornernte geht hier 
            allge=
mein im Ried ihrem Ende entgegen. Das verhältnismäßig trockene 
Wotter der letzten Woche hat die Arbeiten ſehr beſchleunigt. Im großen 
und ganzen betrachtet, ſind die Erträgniſſe zufriedenſtellend. 
—i— Biblis a. Rh., 10. Aug. Gemeindeſteuer. Um ihre 
            lau=
fenden Ausgaben zu decken, hat die Gemeinde durch den Gemeinderat 
die vorläufige Erhebung des zehnfachen Betrages der Gemeindeſteuern 
von 1322 beſchloſſen. 
A Offenbach, 9. Aug. Die fortſchreitende Geldentwertung kommt 
in der hieſigen Städtiſchen Sparkaſſe in bemerkenswerter 
Weiſe zum Ausdruck. Die Zahl der Einlegebücher nahm von 
            Dezem=
ber bis April erheblich zu. Im Mai allein aber ging ihre Zahl um 
44 zurück, während ſie ſich im Juni nur um eins verminderte. Sehr 
auffallend iſt in einer Zeit, in der der bargeldloſe Verkehr mit allen 
Mitteln gepflegt und gefördert werden müßte, der Rückgang der 
            Scheck=
konten. Dieſe Konten ſtiegen fortgeſetzt bis zum Oktober 1922. Sie 
betrugen damals 1424. Wegen der geſtiegenen Verwaltungskoſten fing 
die Anſtalt im November an, die kleineren Kunden abzuſtoßen. Sie 
teilte ihnen zuerſt mit, daß ihr Guthaben nicht mehr verzinſt werden 
könne, und erhob bald auch Gebühren, die ſich immer mehr ſteigerten 
und den Scheckkunden die Führung eines Kontos verleideten. Dadurch 
ſank die Zahl der Konten von 1424 im Oktober auf 1180 im Juni, und 
es iſt anzunehmen, daß das Sinken der Mark in den letzten Tagen 
dieſe Zahl noch weiter ſinken läßt. Ob durch den geſunkenen Verkehr 
auch Beamte erſpart wurden, iſt bis jetzt nicht bekannt geworden. Die 
Volkswirtſchaft hat von dieſer Politik der Sparkaſſe zweifellos keinen 
Nutzen. 
th. Friedberg, 9. Aug. Eine neue Kreisabdeckerei ſoll 
hier, anſtelle der alten, errichtet werden. Sie ſoll mit ganz neuen 
Maſchinen ausgerüſtet werden. 
hr. Wohnbach (Wetterau), 9. Aug. Kriegerdenkmal. Seit 
kurzem iſt der alte Plan der Errichtung eines Ehrendenkmals für die 
im Weltkrieg Gefallenen wieder aufgegriffen worden. Auf dem Friedhof 
ſoll es Aufſtellung finden. 
0- Beienheim (Wetterau), 9. Aug. Ein Sportplatz, der einem 
dringenden Bedürfnis entſpricht, ſoll hier auf fiskaliſchem Gelände 
            er=
richtet werden. Die nötigen Vorkehrungen ſind eingeleitet. 
Reich und Ausland. 
Doppelte Lebensrettung. 
Mannheim 10. Aug. Eine doppelte Lebensrettung vollbrachte 
der Sattler Otto Maurer, der zwei Kinder im Alter von 9 und 10 
            Jah=
ren, die beim Baden im Neckar vom Ufer abgetrieben und in die Gefahr 
des Ertrinkens geraten waren, unter eigener Lebensgefahr aus dem 
Waſſer rettete. Maurer hat ſchon vorher wiederholt ſein Leben für die 
2kettung Ertrinkender eingeſetzt. 
Eine ſchwere Bluttat. 
Lörrach. Eine ſchwere Bluttat ereignete ſich im Bezirk Lörrach. 
Der 22 Jahre alte Walther Bayer aus, Freiburg, der ſich im Auftrage 
bes ſtaatlichen Weinbauinſtituts in Freiburg vor etwa 14 Tagen in 
Hertingen aufhielt und dabei im Verlauf eines Wortwechſels, der durch 
Die Eiferſucht der Hertinger Burſchen entſtand, auf den Schloſſerlehr= 
Ing Karl Bürgin geſchoſſen hatte, ohne ihn jedoch zu treffen, wurde 
von Bürgin zur Rede geſtellt, als er jetzt wiederum in Hertingen weilte. 
Dabei ſtieß Bürgin dem Bayer gegen die Schulter, worauf Bayer einen 
Revolver zog und auf Bürgin einen Schuß abgab, der jedoch nicht die= 
Jen, ſondern den Landwirt Dreher, der vermitteln wollte, in die 
            Herz=
gegend traf, ſo daß der Getroffene ſofort tot war. Ein weiterer Schuß 
traf den die Flucht ergreifenden Bürgin in die Lunge. Dreher, der erſt 
vor wenigen Tagen nach Hertingen gekommen war, um dort für ſeine 
Jamilie einen Verdienſt zu ſuchen, hinterläßt eine Frau mit „2 
            unmün=
digen Kindern. Bei dem Transport des verhafteten Baher, hätte die 
Gendarmerie Mühe, ihn vor der Lynchjuſtiz zu ſchützen. 
 
Durch Steinſchlag verunglückt. 
München. Bei der Tour auf den Watzmann verunglückten zwei 
Touriſten und eine Dame durch Steinſchlag. Eine abgegangene 
            Ret=
kungskolonne fand einen der Touriſten tot auf, die beiden anderen hatten 
Verletzungen erlitten. — Am „Wilden Kaiſer” ſtürzte ein in München
Aerzteſtreif.
ſtudierender Schweizer tödlich ab.
 Der ſchwere Koffer. 
Der Freiherr v. M. gab, als er von Dresden nach Berlin fuhr, 
            ſei=
gen Koffer als Reiſegepäck auf. Bei der Ankunft auf dem Anhalter 
Sahnhef übergab er ihn einem Gepäckträger, der ihn mit den Worten 
mpfing: „Donnerwetter, iſt der aber ſchwer!‟ Der Freiherr dachte 
ich nichts dabei und erfuhr erſt im Hotel, daß der Träger ſich nicht 
tmſonſ: über das Gewicht gewundert hatte. Verdacht ſchöpfte er, als 
ſer Schlüſſel nicht mehr paſſen wollte, und als er jetzt mit Gewalt öff= 
=ete, entderkte er, daß der Inhalt im Werte von mehreren Millionen 
arch in Holzwolle gewickelte Mauerſteine erſetzt war. Der Diebſtahl iſt 
hne Zweifel ſchon in Dresden verübt worden, weil einem Diebe 
            wäh=
end der Fahrt wohl keine Mauerſteine zur Verfügung geſtanden haben.
 Von einem bekannten hieſigen Arzt erhalten wir folgende 
bemerkenswerte Zuſchrift: 
Gibt es dieſes Wort überhaupt? Iſt eine Arbeitseinſtellung 
bei den Aerzten überhaupt möglich und denkbar? Widerſtreitet 
ſie nicht vollkommen der ärztlichen Berufsanſchauung und 
Standesethik? Der Arzt iſt doch dazu berufen und erzogen, dem 
kranken, dem Schmerzen leidenden Menſchen beizuſtehen und zu 
helfen. Kann und darf er ſeine Hilfe verweigern, kann und darf 
er ruhig zuſehen, wie ſeine Mitmenſchen leiden? Die Antwort 
muß lauten: Ja, er darf es, er hat das Recht, zu ſtreiken, wie 
jeder andere Staatsbürger auch. Es iſt von jeher ſo geweſen, 
daß der einzelne Arzt, von Notfällen abgeſehen, ſeine Hilfe 
            ver=
weigern, die Uebernahme eines Krankheitsfalles ablehnen konnte. 
Daß die Geſamtheit der Aerzte aber ihre Arbeit einſtellen könnte, 
das wäre früher allerdings undenkbar geweſen, und es iſt ein 
trauriges Vorrecht unſerer jammervollen Zeit, daß das jetzt 
            er=
wogen werden kann und muß. Sogenannte Kaſſenſtreiks bleiben 
hier außer Betracht. Sie ſind wohl von einſchneidender 
            Bedeu=
tung für die Krankenkaſſen, da ihre Mitglieder als ſolche nicht 
auf Koſten der Kaſſen, ſondern nur als Privatpatienten 
            behan=
delt werden, die Allgemeinheit haben ſie aber meiſt recht kühl 
gelaſſen. Der allgemeine Behandlungsſtreik aber trifft das ganze 
Publikum. Man unterſcheidet den abſoluten, der keinerlei 
Behandlung zuläßt, und den relatiben, der nur einzelne, genau 
beſtimmte Notfälle ausſchließt. Zu dem erſteren haben ſich die 
Aerzte noch nie entſchließen können, und es iſt zu hoffen, daß ſie 
auch niemals, durch die Verzweiflung getrieben, dazu kommen. 
Der letztere iſt aber ſchon mehrere Male mit E=folg durchgeführt 
worden. — Wer ſich einmal die Auswirkung eines derartigen, 
ſtreng durchgeführten allgemeinen Behandlungsſtreiks (auch des 
relativen) genau vor Augen führt, der wird erſchrecken vor der 
furchtbaren Härte dieſer Maßnahme. Jeder Familienvater, jede 
Mutter muß bangen Herzens fragen: Gibt es wirklich keinen 
Arzt, der die Behandlung meiner Lieben übernimmt, muß ich 
zuſehen, wie ſie ohne Hilfe leiden? Iſt das möglich, iſt das 
denkbar? Und darauf wieder die Antport: Ja. Und wie iſt 
das denkbar? Nur als Verzweiflungstat des zum Aeußerſten 
gebrachten Standes, als das letzte Mittel, denſelben vor dem 
völligen Untergange zu bewahren, als letzter Verſuch, denſelben 
ſo zu erhalten, daß er ſeiner Aufgabe gerecht werden kann. — 
Wer aufmerkſamen Sinnes die Zeitungen lieſt, der muß gemerkt 
haben, daß es überall unter der Aerzteſchaft gärt und daß 
            viel=
fach von Selbſthilfe aus der Notlage geredet wird. Darunter 
iſt nichts anderes zu verſtehen als der allgemeine 
            Behandlungs=
ſtreik. Und aus allem heraus iſt zu ſehen die feſte, kalte 
            Ent=
ſchloſſenheit, das Aeußerſte zu wagen, um die Exiſtenz und 
            Exi=
ſtenzmöglichkeit des Standes zu retten. Will die Allgemeinheit, 
wollen die Regierungen, wollen die Kaſſenvorſtände nicht ſehen 
und nicht verſtehen, wie es bei den Aerzten ausſieht, und wollen 
ſie nicht endlich helfend eingreifen? Früher war allgemein die 
Anſicht verbreitet: Der Arzt iſt ein wohlhabender Mann. Das 
war nur in gewiſſem Grade richtig, und bei Todesfällen von 
Aerzten ſah man vielfach, wie gering die Rücklagen waren. Heute 
iſt der ganze Stand, bis auf wenige Ausnahmen, verarmt. Die 
Entlohnung ,vor allem von ſeiten der Kaſſen, ſteht in gar keinem 
Verhältnis zu der Teuerung, und, was das Schlimmſte iſt, die 
Aerzte bekommen ihr Geld erſt, wenn es vollkommen entwertet 
iſt. Die ärztlichen Forderungen: Anpaſſung der Bezahlung an 
die Teuerungsverhältniſſe, und vor allem genügend höhe und 
rechtzeitige laufende Abſchlagszahlungen, ſind ſo 
            ſelbſtverſtänd=
lich, daß darüber kein Wort zu verlieren iſt. Jeder vernünftige 
Kaſſenvorſtand ſieht das ein, und die meiſten Kaſſenmitglied 
ſelbſt finden das Verlangen der Aerzte ſelbſtverſtändlich, da ſie 
zum größten Teile auch auf rechtzeitige Zahlungen angewieſen 
ſind. Freilich gibt es auch ſolche, die aller Not und Sorge 
            ent=
hoben ſind. Aber wenn hohe Beamte bis zum Miniſter hinauf, 
wenn reiche Induſtrielle, ſelbſtändige Gewerbetreibende und 
Kaufleute uſw. mit Rieſeneinkommen noch freiwillige 
            Mitglie=
der der Kaſſen ſein dürfen, wenn die mit Brillanten behängte 
Dame im eigenen Auto beim Arzte vorfährt und dann ihren 
Kaſſenſchein vorzeigt, ſo iſt das ein Unfug und Unrecht, wie es 
kraſſer nicht gedacht werden kann. Dann bleiben 
            ſelbſtverſtänd=
lich nur wenige Privatpatienten übrig. Das iſt ein Fehler im 
Geſetz, der dringend der Abhilfe bedarf, ebenſo wie die ganzen 
ſeitherigen Beſtimmungen über Grundlöhne und Beiträge. Hierin 
liegt die Haupturſache für die Zahlungsſchwierigkeiten der 
            Kaſ=
ſen und die rechtzeitige Abfindung der Aerzte. Und hier müſſen 
Aerzte und Krankenkaſſen zuſammenſtehen, um eine Aenderung 
zu erzwingen. Haben aber die Kaſſen nicht den guten Willen 
dazu, dann müſſen jetzt die Aerzte allein den Kampf wagen, 
ſollen ſie nicht als Stand elend zugrunde gehen. Und dann muß 
die Allgemeinheit, muß das ganze Volk leiden, damit es ſelbſt 
ſich aufrafft und auf Abhilfe drängt. Ein tüchtiger, moraliſch 
hochſtehender Aerzreſtand iſt die Grundlage der Volksgeſundheit. 
Ihn zu erhalten, muß mit allen Mitteln verſucht werden,
Familiennachrichten
Statt Karten.
 Helene Haller 
Albert Soeder 
VERLOBTE
Eberstadt
 Cannstatt 
b. 1 Darmstadt (Württemberg) 
z. Zt. Eberstadt 
(*22611 
Ihre VERMAHLUNG 
2 geben bekannt 
Dr. phil. Carlo Bianchi 
und Frau Elsa 
geb. Dingeldein 
Darmstadt, 11. Aug. — Kiesstr. 118 
(*22444
 Mein lieber, guter Gatte, unſer 
treuer Vater, Schwiegervater, 
und Großvater 
Herr Ernſt Ellenbeck 
wurde heute morgen ½4 Uhr durch 
einen ſanften Tod von ſeinem 
langen, ſchweren Leiden erlöſt. 
In tiefer Trauer 
Im Namen aller Hinterbliebenen: 
Frau Eliſe Ellenbeck, geb. Schmitz 
Ernſt Ellenbeck junior. 
Darmſtadt (Kahlertſtraße 47), 
            Saar=
brücken, Stuttgart, 10. Auguſt 1923. 
Die Beerdigung findet Montag 
1 13. Auguſt, nachm. ½4 Uhre, au 
dem Waldfriedhof ſtatt. (*22571
 Heinrich Jaeger 
Anna laeger 
geb Manck 
VERMAHLTE 
10. August 1923
  
Statt Karten! 
 
Für die zahlreichen 
            Glück-
wünsche und Blumenspenden 
aus Anlaß unserer Verlobung 
sagen wir hiermit herzlichen 
Dank 
Bep Blom 
Hermann Bickelhaupt 
R3
 Todes=Anzeige. 
Allen Verw., Freunden und 
            Be=
kannten die traurige Mitteilung, daß 
unſer guter unvergeßlicher Sohn, 
Bruder, Enkel und Neffe 
Philipp Kauf 
Mechaniker 
im vollendeten 23. Lebensjahr am 
9. 8. 23. in der Med. Klinik zu Gießen 
an einer ſehr ſeltenen, bis jetzt 
            un=
erforſchten, mit großer Geduld 
            er=
tragenen Krankheit unerwartet 
            ver=
ſchieden iſt. 
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen: 
Familie Philipp Kauf 
Lichtenbergſtraße 20. (6784 
Die Beerdigung findet Dienstag, 
den 14. 8. 23, nachm. 3½ Uhr vom 
Portal des Waldfriedhofs aus ſtatt.
 Suche f. m. Freund, 
höh Beamt. in leit. 
Stelle im Ausland, 
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 ſoll nicht das ganze Volk in ſeiuer Geſundheit dauernd Schaden 
erleiden. Noch iſt es Zeit, zu helfen, noch kann das Schlimmſte 
vermieden werden. Hilft alle Aufklärung, helfen alle Hilferufe 
nichts, dann muß mit Notwendigkeit der letzte Verzweiflungsakt 
kommen, der allgemeine Behandlungsſtreik. 
Sport, Spiel und Turnen. 
Flugſport. 
wb. Vom Rhön, Segelflug, 10. Auguſt, wird uns berichtet: 
Unſere Jung=Segelflieger haben heute prächtige Arbeit geleiſtet. Nach 
mehreren windſchwachen Tagen brachte friſcher Weſtwind heute 
            nach=
mittag lebhaften Segelflugbetrieb. Als erſter ſtartete Thomas= 
Darmſtadt auf dem bewährten „Geheimxat” zu einem Zielflug 
nach der Eube. In einem meiſterhaften Segeflug erreichte er eine Höhe 
von 100 Metern über dem Startpunkt und kehrte nach einem Flug von 
7 Minuten 32 Sekunden nahezu zur Startſtelle zurück. Dann flog auf 
Weltenſegler „Hol’s der Teufel” der Schwede Berjwik, der ſich ſchon 
wenige Tage vorher in kritiſcher Lage als glänzender Flieger bewährt 
hatte. In ausgezeichnetem Fluge erreichte er 150 Meter Höhe und 
            lan=
dete nach 15 Minuten genau an der Startſtelle. Als dritter ſtartete der 
Gothaer Tepper im Segelflugzeug des Gothaer Gleit= und 
            Segel=
flug=Vereins. Ein meiſterhafter Flug war die Belohnung für die ſchöne 
Arbeit, die dieſer Verein mit dem Bau ſeines Seglers, geleiſtet hat. 
Tepper erreichte größe Höhe und landete nach einem Flug von 19 
            Mi=
nuten 3 Kilomter von der Startſtelle entfernt. Den Ceres=Preis in Höhe 
von 20 Millionen konnten die Gothaer ſich mit dieſem Flug erringen. 
Beonderes Intereſſe beanſpruchte der Flug von Hoppe=Darmſtadt 
auf dem neuen Segler „Margarethe” der Darmſtädter Gruppe. 
Es gelang Hoppe mit Schatzky als Paſſagier, auf „Margarethe” fünf 
Minuten am Weſthang zu ſegeln. Den Schluß des erfolgreichen Tages 
bildet ein Streckenflug von Thomas=Darmſtadt auf der 
bewährten „Edith” nach Gersfeld. — Unſere Jungflieger haben 
im Vorwettbewerb mit dieſen Leiſtungen einen glänzenden Auftakt für 
den Mitte Auguſt beginnenden Hauptwettbewerb geſchaffen. 
Fußball. 
Frankfurt. Scabo, der bekannte Linksaußen der Eintracht, iſt 
nach Zwickau übergeſiedelt, Schnürle=Germania nach Prag zum 
            Deut=
ſchen Sportklub übergetreten, Klumpp, der ebenfalls nach Zwickau 
            über=
geſiedelt war, iſt bereits wieder in Frankfurt bei ſeinem alten Verein 
tätig. 
Stimmen aus dem Leſerkreiſe. 
Gär die Veröffentſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redattion feinerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange 
der Emſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht 
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden. 
— Am vorigen Sonntag abend 5 Minuten vor 8 Uhr fuhren zwei 
Radfahrer ſchnell die Wilhelminenſtraße herab. Der an der 
            Eliſa=
bethenſtraße ſtehende Schutzpoliziſt rief laut: Steigen Sie ab! Die Beiden 
kehrten ſich nicht daran. Das Publikum lachte. Der Poliziſt machte ein 
langes Geſicht. Wie man hört, foll dies Verhalten der Radfahrer öfters 
vorkommen. Beſonders, wenn ſie einen Unfall verſchuldet haben. — 
Mehr wie je iſt es zurzeit geboten, der Polizei als Vertreterin der 
Staatsgewalt die nötige Achtung zu verſchaffen. Solche Vorfälle wie 
oben könnten nicht vorkommen, wenn die Räder die Nummern 
            ſicht=
bar tragen müßten. Man führe dies wieder ein! 
Anfrage an das Kreisgeſundheitsamt Darmſtadt: 
Als Bewohner des Oſtviertels ſind wir gezwungen, täglich mehrere 
Male die Landgraf=Geörgſtraße zu paſſieren. Die Strecke zwiſchen den 
Mauern des Stiftes einerſeits und dem Zaune der Knabenarbeitsanſtalt 
andererſeits iſt zu jeder Zeit von einem derartig beſtialiſchen Geruch 
erfüllt, daß man unter Erſtickungsgefahr den Atem minutenlang anhalten 
muß, um nicht vor Ekel krank zu werden. Dieſen Weg paſſieren täglich 
Tauſende von Menſchen, die von und zum Oſtbahnhof kommen, ferner 
unſere Kinder, die jeden Morgen und oft auch mittags zur Schule müſſen. 
Bei dieſem entſetzlichen Geruch treten uns unwillkürlich die ſcheußlichſten. 
Bilder vor das Auge. 
Gültige Lebensmittelmarken vom 13.—15. Auguſt 1923 einſchl. 
Nr. 80 mit je 800 gr Brot. 
(st6759 
Tageskalender. 
Sömmerſpielzeit Bruno Harprecht. 7½= Uhr: „Komtoß 
Guckerl”. — Orpheum 734 Uhr: „Villa Adolfy” und „Nathan der 
Weife”. — Herrngarten, 11 Uhr: Promenadenkonzert (Leitung 
Obermuſikmeiſter Hauske). — Oberwaldhaus, 4 Uhr: Konzert 
(Leitung M. Weber). — Garten Vereinigte Geſellſchaft: 
Konzert (Leitung Mickley). — Heſſ. Hof, abends 8 Uhr: Konzert. 
Weihnachtsſparverein, 6 Uhr, im Konkordiaſaal: Tanz. 
Sportplatz=Reſtaurant Böllenfalltor: Konzert. 
Rummelbräu: Konzert und Tanz. — Schuls 
            Felſenkel=
ler: Konzert. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
            Licht=
ſpiele: Kino=Vorſtellungen. 
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantworklich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land” 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteik: i. V.: 
Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt. 
Die heutige Rummer hat 8 Seiten 
und Unterhaltungsblatt.
 Zerstreuung, Erholung. 
Gesunikung 
bringen Kuraufenthalt oder Ausflug im 
einzigen unbesetzten Taunusbade 
bei Sport und Spiel, Kunst und Tanz 
Theater und Konzert, Ruhe und schöner 
Natur, im weltberühmten Heilort (
            Ner-
vöse, Magen- Darm-, Herz- 
            Stoff-
wechselkranke) und Gesellschaftsplatze 
Gewinnungsort der echten Bad Hom 
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Bad Horburg v. d. Möhe
 Ich kaufe: 
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mit Markenangabe und Stärke unter 
AJ 35 an die Geſchäftsſtelle, (*22597
Bekanntmachung.
 Infolge des Mangels an öffentlichen 
            Zahlungs=
mitteln gebe ich zur Entlohnung meiner Angeſtellten 
und Arbeiter 
Gutsoheine 
in Stücken von 100 000, 500 000 und 1 Million Mark. 
heraus. Für die Einlöſung der Gutſcheine haftet die 
Firma E. Merck, chem. Fabrik, Darmſtadt, mit ihrem 
geſamten Vermögen. Die Gutſcheine ſind auf beſonderes 
Waſſerzeichenpapier gedruckt und haben über die 
ganze Vorderſeite einen Ueberdruck in ſchrägen Linien 
mit dem fortlaufenden Namen „Merck”. Sie ſind 
mit dem fakſimilierten Namenszug eines perſönlich 
haftenden Teilhabers der Firma unterzeichnet und 
mit einem Trockenſtempel verſehen, welcher die 
            Ge=
ſchäftsmarke der Firma darſtellt. 
Die Ausgabe erfolgt mit Genehmigung der 
Regierung. 
Die Gutſcheine werden von der Kaſſe der Firma 
jederzeit in Zahlung genommen und werden nach 
Aufruf in der Preſſe eingelöſt. Sie verlieren ihre 
Giltigkeit am 1. Oktober 1923, wenn ſie bis dahin 
nicht vorgelegt wurden. 
(6780 
Darmſtadt, den 11. Auguſt 1923. 
E. Merck, chemiſche Fabrik, 
Darmſtadt.
Darmſtädter Tagblatt
12. Auguſf 1923 7 221
 Goldrechnungswährung. 
Der Zentralverband des Deutſchen Großhandels richtete, wie wir 
erfahren, folgendes Schreiben an das Neichswirtſchaftsminiſterium: 
Am 12. Dezember 19233 haben wir der Meichsregierung in 
            ausführ=
lichen Darlegungen Vorſchläge zur Eiuführuug einer wertbeſtändigen weichende Größe gebällft wird. 
Rechnungswvährung unterbreitet und ſchon im Januar 1923 ſind 
            Indu=
ſtrie und Einzelhandel unſeren Vorſchlägen heigetreten. Trotzdem ſind 
ſeitdem alle Maſnahmen der Reichsbauk und der Negierung gegen die 
(inheitlichen Sanierungsauträge von Handel und Induſtrie 
            vorgenom=
men und haben jet” zum Buſammenbruch unſeres ganzen 
            Wihrungs=
träge müſſen jetzt erfolgen, oder es nehmen ſozial und wirtſchaftlich 
die Schädigungen binnen kurzer Zeit derartigen Umfaug au, daß ſie uicht teres unter Zugrundelegung des zuletzt feſtgeſetzten Mittelkurſes für 
wieder gebeſſert werden könen. Jetzt iſt die Lage noch uicht rettungslos. 
wird es aber ſein, wvenn noch wenige Wochen ungenutzt verſtreichen. Vor 
allem iſt es notwvendig, daß die Negierung nicht weiterhin der 
            Reichs=
bank die Art und das Tempo der Durchführung der Währungspolitik Mark für das Zwanzigmarkſtück 17891 000 Mark bezahlt werden. Bei 
überläßt. Wir würden zu dieſer Frage nicht noch einmal unſere 
            An=
ſicht darlegen, wenn wir nicht aus den Mitteilungen über die 
            Verhand=
lungen des Zentralausſchuſſes der Neichsbank vom 2. Auguſt erſehen 
würden, daß trotz uonatelauger Erörterungen ſich die Neichsbank 
            offen=
bar den grundlegenden Gedanken, die zur Einführung des 
            Goldgirover=
kehrs und zur Cinführung einer Goldrechnungswährung führen, immer 
noch verſchließt, und wir aus dem Grund befürchten, daß, wuenn 
            über=
haupt. die Durchführung der unbedingt notwvendigen Maßnahmen in 
einee Weiſe erfolgen wird, die ſich binnen kurzer Zeit als verfehlt 
erweiſen wird, wie letzthin die meiſten Maßnahmen auf dem 
Gebiete der Währungsgeſetzgebung. Die Erhöhung des 
            Reichsbank=
diskontos geht von der Annahme aus, daß mit dieſem in früherer Zeit 
und unter normalen Verhältniſſen durchaus tauglichen, in der heutigen 
Zeit aber abſolut untnuglichen Mitel die Verhältuiſſe gebeſſert werden 
können. In einer Zeit, uo innerhalb eines Monats die Mark auf ein 
Zehutel des Wertes ſinkt, iſt es einfach unmöglich, mit einer 
            Diskont=
heraufſetzung ſolche Wertſchtwvankungen kompenſieren zu wvollen. Die 
Diskonterhöhung iſt nicht im geringſten in der Lage, die Schwierig= der Berlimer Anhaltiſchen Maſchinenbau A.=G., die Mitte vorigen Jahres 
keiten zu beſeitigen, ſondern kaun ſie nur noch weſentlich dermehren. 
Mit aller Deutlichkeit iſt dieſer Standpunkt auch in der Beſprechung der 
Sachverſtändigen am 1. Auguſt im Reichswuirtſchaftsminiſterium, an der 
Vertreter der Reichsbank teilnahmen, zum Ausdruck gekommen. Die 
Reichsbank hat trotzdem am nächſten Tage dieſe u. E. unwirkſame Maß= uungsanlagen ſowie Gußtwaren, letztere in der Hauptſache für eigenen 
nahme vorgenommen. Den gleichen Charakter zeigt die Maßnahme der Bedarf. Der Beſitz der Geſellſchaft erſcheint verhältnismäßig umfang= 
Reichsbank in Bezug auf die Einrichtung wertbeſtändigen Kredits. Im 
Falle der Markbeſſerung ſoll dem Areditnehmer kein Nachlaß geſvährt reich. Es beſteht je ein Werk in Uerdingen a. Nh. und Nordhauſen am 
werden, im Falle der Geldverſchlechterung foll er 80 Prozeut der 
            Ver=
ſchlechterung tragen. Ein wertbeſtändiger Kredit dieſer Art mag von 
einem Spekulanten in Anſpruch genommen werden, ein ſolides 
            kauf=
männiſches Geſchäft läßt ſich damit uicht finanzieren, und wir verſtehen tionshalle und Blechbearbeitungshalle, ſowie zahlreiche Nebenbetriebe. 
nicht, uas mit einer ſolchen Maßnahme der Reichsbank bezweckt werden 
ſoll. Die dringendſte Aufgabe für Staat und Wirtſchaft iſt die Schaffung 
eines wertheſtändigen Goldgiroverkehrs, weil ohne einen ſolchen 
            kauf=
männiſche Geſchäfte überhaupt nicht mehr abgewickelt werden, können, Arbeiter beſchäftigt. Die Geſamtanlagen waren in der letzten 
            Jahres=
weil zwiſchen Zahlung und Zahlungsempfang Wertverluſte von 50 und 
mehr Prozeut entſtehen. Ohne die Schaffung einer Goldrechnungswährung 
und es ſcheint uns eine Verkeunung der Erforderniſſe unſerer Zeit wenn ſchäftsjahres betrug 100 0 auf ein Aktienkapital von 12 Mill. (i. V. 
betont wird, daß nicht daran gedacht ſei, Goldkonten gegen Einlegung 25 g4) auf 6 Mill. Das Aktienkapital beträgt nunmehr 30 Mill.; bei der 
von Papiermark einzurichten. Es läßt ſich darüber reden, ob zunächſt die 
Goldkonten nur gegen Einzahlung von Debiſen und Gold errichtet 
auch Goldkonten gegen Einzahlung von Papiermark eröffnet werden tigte Aktien zu 2000 % zuzüglich Bezugsrechtsſteuerpauſchale und 
            Bör=
müſſen, anderenfalls würde der Goldgiroverkehr nicht die Bedeutung ſenumſatzſteuer bezogen werden. Das Bezugsrecht iſt bis zum 23, Auguſt 
einer allgemeinen Goldrechnungswährung haben und demgemäß auch einſchließlich auszuüben, 
nicht die Schwierigkeiten in der Privatwirtſchaft und in den 
            Staats=
rechnungswährung überlaſſen bleiben, ſo daß die Paviermark nur den 
Charakter als Zahlungsmittel behält: 
Wir befürchten unter dieſen Umſtänden ernſtlich, daß die 
            Maß=
nahmen der Reichsbank auf dieſem Gebiete nicht konſequent durchgeführt 
dieſer Möglichkeit zu rechnen, und Maßnahmen vorzubereiten, die zu 
ergreifen ſind, wenn es nicht gelingt, die Reichsbank unverzüglich von 
überzeugen. Wir müſſen in dieſem Zuſammenhange aber auch darauf 
giroverkehr läßt ſich nicht einführen, wenn das Inſtitut des Goldſchecks, men, 9400 Aktien im Intereſſe der Geſellſchaft beſtens zu verwerten 
des Goldwechſels und des Goldkontos nicht eine klar umriſſene 
            recht=
liche Formulierung gefunden hat. Wir ſind der Ueberzeugung, daß 
dieſe rechtlichen Vorausſetzungen des Goldgiroverkehrs unverzüglich ge= 
Währung die deutſche Goldmarkrechnung angelehnt werden ſoll, möch= fabrik, zu. 
ten wir dahin beantworten, daß uns nach wie vor die nordamerikaniſche 
gunſten der engliſchen Pfundrechnung, machen aber darauf aufmerkſam, 
daß es ſich bei der Goldrechnungswährung nur um einen Notbehelf mit mehrfacheu Stimmrecht Beſchluß faſſen ſoll. 
handelt, der durch die Schaffung einer wirklichen Goldwährung baldigſt 
wieder beſeitigt werden muß. Das ſetzt voraus, daß über kurz oder 7 
eines Landes, das heute über 40 Prozent des geſamten Geldvorrats an Umfang garantiert iſt. Wegen anderer Territorien, in welchen die 
Gold verfügt, als bei der Währung eines Landes, das heute noch kei= amerikaniſche Geſellſchaft arbeitet, ſchweben Verhandlungen. 
nen freien Goldverkehr eingeführt hat. Wir glauben auch, daß die neue 
ſollte, weil nach Einführung der Goldrechnungswährung vielfach die Vorzugsaktien Beſchluß faſſen ſoll.
Handelsblatt
 jetzigen verworrenen Verhältniſſe auf die Baſis der früheren 
            Verhält=
niſſe wieder zurückgeführt werden müſſen, und ſich all die 
            entſprechen=
den Probleme der Zurückführung der kaufmänniſchen Buchführung auf 
Goldbaſis leichter löſen laſſen, wenn die neue Einheit in ihrem 
            Gold=
wert mit der alten Goldmark übereinſtimmt, als wenn eine, davon ab= 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
„Der Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die 
Reichsbaukſtellen findet vom 13. Auguſt bis auf weiteres zum 300 000= feſtzuſetzenden Kurſe angeboten werden, während der Reſt ſrwertet 
ſyſtens geführt. Sofortige Maßnahmen im Sinne unſerer An= fachen Betrag des Neunwertes ſtatt. Gold iu Münzen und Barren für 
Nechnung des Reiches wird durch die Reichsbankanſtalten bis auf wei= 
Auszahlung Neu=York an der Berliner Börſe angekauft und zuar bei 
Meugen bis ½ Kilogramm fein zum Preis von 640 Dollar für das 
Kilo fein. Demnach würden bei einem Dollarmittelkurs von 3900 000 
Meugen über ½ Kilogramm fein iſt der Preis bei den 
            Neichsbankanſtal=
ten zu erfahren. 
wh. Frankfurt a. M., 11. Aug. Die hieſigen Filialen der 
            Ber=
liner Großbauken ſowie einige audere Baukfirmen geben bekannt, daß 
ſie tuegen der Schwierigkeiten im inneren Betriebe vom 15. Auguſt ab Papiere, 94 807 667 Mk., Konſortialbeteiligungen 15 3438 
Aufträige zum Kauf von Wertpapieren nicht mehr ausführen. 
            Verkaufs=
aufträge wuerden nur ausgeführt, wenn die Stücke im Depot liegen. 
Cffekteneinlieferungen am Schalter werden nicht angenommen. Dieſe 
Maſuahmen bleiben bis zum 31. Auguſt einſchließlich in Kraft. 
* A.=G. für Kellereibedarf, vorm. Blitz u. Co., 
Frankfurt a. M. Die Verwaltung beruft ad. G.=V per 31. Aug., 
die über Erhöhung des ſeitherigen Aktienkapitals von 15 Mill. um 
27 Mill., durch Ausgabe von 25 Mill. Stamm= und 1 Mill. 
            Vorzugs=
aktien Beſchluß faſſen ſoll. 
Büttnerwerke A.=G., Uerdingen a. Rh. Die Aktien des 
Unternehmens ſollen in den nächſten Tagen in den offiziellen Berliner 
Börſenverkehr eingeführt werden. Die Geſellſchaft gehört zum Konzern 
von den damals insgeſamt beſtehenden 6 Mill. 3,5 Mill., alſo die abſolute 
Aktienmajorität hatte. Die Fabrikation der Geſellſchaft erſtreckt ſich auf 
Dampfkeſſel und Feuerungsanlagen, Hochdruckrohrleitungen, Apparate 
für chemiſche Großinduſtrie, Hüttenwerke, Brauereien uſp. Ferner Trock= 
Harz. In Uerdingen ſind vorhanden; ein zweiſtöckiges 
            Verwaltungs=
gebäude, ein dreiſtöckiges Arbeiterhaus, eine größere Maſchinenfabrik 
mit elektriſchem Laufkrahn, eine Werkzeugmacherei, eine Eiſenkonſtruk= 
Eine eigene Lokomotive mit zwei Eiſenbahnwagen uſw. In Nordhauſen 
wird in der Hauptſache eine Maſchinenfabrik mit Spezialmaſchinen für 
Blechbearbeitung betrieben. Jusgeſamt werden zurzeit 740 Beamte und 
bilanz ver 31. 12. 22 einſchließlich der Zugänge des letzten Geſchäftsjahres 
bereits voll amortiſiert; nur Grundſtücke ſtanden noch mit dem minimalen 
iſt es nicht möglich, die Statsfinanzen wieder in Ordnung zu briugen, Betrag von 500 000 Mk. zu Buche. Die Dividende, des letzten Ge= zen. Die Knappheit des Geldes und die Sorge bezüglich der ſrkum 
im Jahre 1920 erfolgten Gründung betrug es 6 Mill. 
*Berliner Dampfmühlen A.=G. Auf nominal 1000 Mk. 
werden, aber es kann gar kein Zweifel darüber ſein, daß kurz darauf alte Aktien können nominal 3000 Mk. neue ab 1. 1. 23 dividendenberech= 
* Stock Motorpflug A.=G., Berlin. Auf der 
            Tagesord=
finanzen beſeitigen können. Es muß auf der ganzen Linie ein klarer nung der zum 5. September einberufenen ao G.V. ſtehen verſchiedene 1993. (hlitgeteilt von der Deutſchen Bank. Filiale Darmſtad 
Schnitt gemacht werden zwiſchen der Eigenſchaft des Geldes als Wert= Satzungsänderungen, durch die das Beteiligungsverhältnis der 
            Stamm=
meſſer und der Eigenſchaft des Geldes als Zahlungsmittel, und alle und Vorzugsaktien am Reingewinn geändert werden ſoll, ferner das zes, der die Preiſe der ausländiſchen Zahlungsmittel in weniger ka. 
Funktionen des Geldes als Wertmeſſer müſſen der zu ſchaffenden Gold= bisherige 10fache Stimmrecht der Vorzugsaktionäre auf das 15fache ab= nochmals um das drei= bis vierfache hinaufſchnellen ließ. Nachd 
geändert, aber auf die geſetzlichen Fälle beſchränkt werden ſoll. 
* Rückforth=Konzern. In der G=V. der H. Richards 
A.=G., Siegburg bei Bonn, wurde die Dividende auf 200 Prozent feſt= Nacknrage, der nur ein ganz ungenügendes Angebot gegenüberſ. d. ſo 
werden und ein Torſo bleiben. Wir bitten dringend, ſchon jetzt mit geſetzt. Ferner wurde eine Kapitalserhöhung beſchloſſen durch Aus= daß im freien Verkehr meiſt nur geriuge Umſätze zuſtande kam und 
gabe von 25 Mill, Stammaktien (auf) und 3 Mill. Vorzugsaktien mit 
mehrfachem Stimmrecht. Von den neuen Stammaktien ſind 12 Mill. 
der Notwendigkeit grundlegender währungsbolitiſcher Aenderungen zu von der Ferd. Nückforth A.=G, Stettin, mit der Verpflichtung gezeichnet, wärtöbewegung der Mark ein gewiſſer Stilſtand ein. Die Efekt 6öne 
hinweiſen, daß nicht alle Vorbereitungen zum Arbeitsgebiet der Reichs= 3000 Prozent anzubieten. Die reſtlichen 13 Mill, wurden von der Ge= der Vorwoche, wobei die Kursſteigerungen bei weitem hinter der gei 
bank gehören, ſondern zum Arbeitsgebiet der Regierung. Der Gold= neraldirektion der Ferd, Rückforth A.=G. mit der Verpflichtung übernom= der ausländiſchen Zahlungsmittel zurückblieben. Die Mittwoc ſrſe 
und den Erlös dieſer zuzuführen. Die G.=V. der Weinbrennerei Heinr. 
Netſch, Grünberg in Schleſien, genehmigte die Dibidende in Höhe von 
500 Prozent. Die Verſammlung ſtimmte der Beteiligung der Geſell= reichen Werten verdreifachten ſich ſogar die Kurſe, und die Be um 
ſchaffen werden müſſen. Die dabei zu entſcheidende Frage, an welche ſchaft an der Adolf Herold A.=G, Kottbuſer Filz= und Schuhwaren= würde wohl noch einen viel ſchärferen Charakter angenommen ben, 
Dollarwährung hierfür als am meiſten geeignet erſcheint. Wir ver= Generalverſammlung auf den 5. September ein, die über Erhöhung des ein mehrſaches ihrer vorherigen Kurſe erreichten, dann aber a di 
kennen keineswegs die Argumette des Reichswirtſchaftsminiſteriums zu= Grundkapitals um 89 Mill. Stammaktien auf 125 Mill, Feſtſetzung der chemiſcheu, elektriſchen und Maſchinen=Induſtrie. Auch der Schi rt4. 
* Polyphonwerke A=G. Der Konzern hat mit einer der 
älteſten und bedeutendſten amerikaniſchen Schallplattenfabriken einen 
            In=
lang die Deviſenunterlage der Rechnungswährung durch effektives Gold tereſſenvertrag abgeſchloſſen. Dieſes Abkommen bringt dem Polyphou= gen Werten, die aus irgend welchen Gründen noch zurückge ben 
erſetzt wird, und dieſe Umwandlung erſcheint leichter bei der Währung konzern angeblich nicht unerheblichen Dollargewinn, der in gewiſſem waren. 
* Elitewagen A.=G. Die Geſellſchaft beruft zum 27. Auguſt 
Rechnungseinheit zweckmäßigerweiſe die Höhe der alten Goldmark haben ao. G.=V., die über Kapitalserhöhung um 45 Mill. Stamm= und 4 Mill. Notierungen genannt, ſo der Dollar mit 4 500 000, Deviſe bu 
 * Bad=Mergentheim A.=G., Mergenthe 
außerordentliche Generalverſammlung am 4. Auguſt genehmig leinſt 
mig die vorgeſchlagene Kapitalserhöhung von 46 auf 83,5 fillione 
Mk., darunter 3,5 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Den alten Aktit fren,ſol 
vom Uebernahmekonſortium auf 5 alte eine junge Aktie zum irſe do 
20 000 Proz, angeboten werden. Das Kapital dient in der ſptſach 
zum Ausbau des Bades. 
Feſtbankaktien. Von den 300 Millionen neuen feſtbanl, 
aktien ſollen den Aktionären 100 Millionen Mk. im Verhältnis ſn einer 
neuen auf 5 alte Aktien zu einem von der Generalverſamm ſig not 
wird. 
Banken. 
* Deutſche Effekten= und Wechſelbank. Inſeren 
z geſtrigen Generalverſammlungsbericht tragen wir aus der T inz de 
Geſellſchaft ver 31. Dezember 1922 folgende Zahlen nach: Kaſ lfremde 
Gelder und Coupons 108 686 444 Mk., Guthaben bei Noten= nd A 
rechnungsbanken 222 744 927, Wechſel und unverzinsliche Se kande 
ſungen des Deutſchen Reiches und der Bundesſtaaten 240 671 6 M 
Noſtroguthaben bet Bauken und Bankfirmen 1 180 597 259 Mk. ſtevonz 
und Lombards gegen börſengängige Wertpaviere 13562 000 Mſeiger 
dauernde Beteiligungen bei Banken und Bankfirmen 11 772b M 
Debitoren in laufender Rechnung 2) gedeckte 2 374 340 688 M1. b) un 
gedeckte 300 913 425. Außerdem Abal= und Bürgſchaft bitoren 
131 387 415 Mk. (auf beiden Seiten der Bilanz), Verrechnu Spoſt 
mit den Depoſitenkaſſen 271 982555 Mk., Bankgebäude mit 1 74 0M 
ſonſtige Immobilien mit 1 085 000 Mk., ſonſtige Aktiva mit 1 Kk. 
einem Aktienkapital in Höhe von 150 Mill. beträgt der Reſ befond 
79 Mill., ein Spezialreſervefonds 18 Mill., Kreditoren: a) ſthaben 
deutſcher Banken und Bankfirmen 217 034 751 Mk., 0). Einl en auf 
probiſionsfreier Rechnung, innerhalb 7 Tagen fällig, 200 398 6 M 
() darüber hinaus bis zu 3 Mon, fällig 0 Mk., 0) nach 3 Mf fälln 
200 398 226 Mk. e) ſonſtige Kreditoren, innerhalb 7. Tage, fällig 
2362 755 261 Mk., 1) darüber hinaus bis zu 3 Mon. fällig 1 1. R7953 
Mark, g) uach 3 Mon, fällig 26 844 680 Mk., insgeſamt Su ne der 
Kreditoren 3918 412 427 Mk. Akzepte und Schecks: 2) Akzept 382194 
Mark. b) noch nicht eingelöſte Schecks 39 243876 Mk., i geſam 
321 437 876 Mk. Der Bruttogewinn ſtellt ſich auf 908 135 724 ſ, und 
zwar Gewinnvortrag von 1921. 540 512 Mk., Gewinn aus Cout 8 und 
Sorten, deutſchen und fremden Wechſeln 387 893 379 Mt., Ziun und 
Erträgniſſen aus dauernden Beteiligungen 211 705 496 Mk., 
            ſoviſ=
nen 307 820 626 Mk., Mieten 175 709 Mk. Unkoſten und Geh er en 
forderten 527 456 452 Mk., Staats= und ſtädtiſche Steuern und jgaben 
38 228 519 Mk., Abſchreibung und Immobilien 20 000 Mk., Abſe eibung 
auf Mobilien (31 610 Mk.) 3 161 092 Mk., ſo daß ein Reinget in 
Höhe von 339 269 660 Mk. erſcheint, aus dem, wie bereits geme it, 10 
Prozent zur Verteilung gelangten. 
Warenmärkte. 
vh. Berliner Produktenbericht. Mangels benderer 
Anregung bewegte ſich der Verkehr am Produktenmarkt in enge 
            Greu=
der neuen Steuerbeſchlüſſe wirkten lähmend. Bei den Offerten ndeſe 
es ſich meiſtens um bahnſtehende Ware und ſofort zu dispe irende 
Ware. Für Gerſte und Hafer beſtand Nachfrage, und die ver zelten 
Geſchüäfte wurden zu höheren Preiſen als geſtern abgeſchloſſer Ro 
gen war angeboten, aber es fehlte an Kaufluſt. Weizen blieb . 70 
Mehl iſt die Unternehmungsluſt vorſichtig geblieben. Preisnot ungn 
fanden heute nicht ſtatt. 
Börſen. 
Börſenbericht für die Zeit vom 6. bis 11. 2g, 
Berichtswoche ſtand im Zeichen eines neuen furchtbaren Währu sſtu= 
Eiubeitskurszwang am Deviſenmarkt aufgehoben war, zeigte ſ eine, 
durch die Rationierungen der letzten Zeit außerordentlich ve ſärſte 
zur ofſiziellen Notiz für die Hauptdeviſen wiederum ſcharfe 
            Roni=
rungen erforderlich waren. Erſt gegen Ende der Woche trat in 190 
den alten Aktionären auf je eine alte Aktie 6 junge Stammaktien zu behielt am Montag zunächſt noch das verhältnismäßig ſtille A ’ſen 
die mit den höchſten Debiſen=Notierungen der Woche zuſam fiel, 
brachte jedoch eine um ſo ſchärfere Hauſſebewegung. Das Kur ſea 
erfuhr an dieſem Tage allgemein etwa eine Verdoppelung, b 
            ahl=
wenn die Börſe nicht durch die äußerſt drückende Geldnot behind ſae 
* Brückenbau Flender A.=6. Die Verwaltung beruft go, weſen wäre. In erſter Linie waren es natürlich ale Valutawe de 
meiſten ſchweren Montan=Aktien und eine ganze Reihe Pavier der 
Ausgabebedingungen ſolie über Ausgabe von 10 Mill, Litera B=Altien und der Bank=Aktien=Markt hatten gewaltige Aursſteigerungen fzu 
weiſen. Am Freitag führten zwar Gewinnrealiſationen teilwe zu 
Rückſchlägen, doch ſetzte ſich die Aufwärtsbewegung der Kurſe im ßei 
und gauzen auch an dieſem Tage noch weiter fort, beſonders in 4 urſe 
vb. Berliner Börſenbericht. Der Freiverkehr in Aſen 
entwickelte ſich bei großer Zurückhaltung nur langſam. Anfangs Feu 
ſich die Preiſe auf dem geſtrigen Stand, ſpäter wurden etwas ere 
20 000 000. Die Umſätze blieben gering.
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Rummer 221.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 12. Auguſt 1923.
Seite 7.
 Die Finanzen des Großherzogs. 
Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
(Nachdruck verboten.) 
3) 
„Nein, Hoheit, ich meine, daß er ein gefährlicher Menſch zu 
ſein ſcheint, ein rückſichtsloſer Menſch und daß er das durch die 
Art gezeigt hat, wie er voriges Jahr der ſpaniſchen Regierung 
Schwicrigkeiten machte.” 
„Aber, lieber Paqueno, das hat doch keinerlei Bezug auf 
uns. Spaniens Finanzen ſind ſchlecht, aber nur eine krankhafte 
Phantaſie könnte ſie mit unſeren vergleichen. Und Spanien iſt 
ein großer Staat, während wir durch unſere Kleinheit geſchützt 
ſind, genau wie die Bazillen. — Nun.” 
Senjor Paqueno zog einen neuen Brief aus dem 
            Porte=
feuille und ſagte: „Wir haben auch Briefe von Thomſon und 
French in Rom." 
„So! Und was ſchreiben Thomſon und French in Rom?” 
„Daß ſie unmöglich länger mit den Zinſen für 1905 und 
1906 für das Darlehen für 1905 warten können. Außerdem ſehen 
ſie einer Amortiſierung entgegen. Die Schuld ſollte jetzt ſchon 
zur Hälfte zurückgezalht ſein und ſie haben noch nicht einmal die 
Zinſen bekommen. In dieſem Fall müßten ſie das Pfand 
            ver=
kaufen, oder .. . 
„Was haben ſie denn für ein Pfand, Paqueno?” 
„Die Inſel Ibiza, Hoheit, mit ſämtlichen Inventarien", 
oder zu diplomatiſchen Maßregeln greifen.” 
„Es iſt gut, Paqueno. Die Zinſen für 1905 und 1906 
und jetzt haben wir 1910! Dieſe moderne Geſchäftshetze, 
            Pa=
queno. Mein verehrter Vater hätte nur von einer ſolchen 
            Er=
würgungspolitik der Banken reden hören ſollen! Wer iſt der 
nächſte Mann!” 
„Viviania, Hoheit, in Marſeille. Er, der wie Hoheit ſich 
            viel=
leicht erinnern, die Salzſteuer als Pfand für ein Darlehen hat. 
Er ſchreibt und beklagt ſich darüber, daß ſie zu wenig abwirft.” 
„Dieſer italieniſche Schurke! Wahrhaftig, ich wünſchte, wir 
ſchrieben 1510 ſtatt 1910, da würde ich ihn ſchon klagen lehren!“ 
„Nicht genug damit, daß er klagt, Hoheit, hat er noch die 
Kühnheit, ſich in Beſchuldigungen zu ergehen; er behauptet, daß 
unſere Ziffern dubios waren und daß er in ein mehr als 
zweifelhaftes Unternehmen hereingelockt worden iſt.”
 „Der Halunke, der unverſchämte Halunke! Ein zweifelhaftes 
Unternehmen, bei dem er ſo gewiß wie etwas 15 Prozent 
            Zin=
ſen einſtreicht! Schreiben Sie ihm, wenn er ſich nicht in acht 
nimmt, werde ich durch großherzögliches Dekret alle Verwendung 
von Salz auf Minorca mit der Todesſtrafe belegen. Dann ſoll 
er ſich nach ſeiner Sicherheit umſehen.” 
„Hoheit ſind guter Laune. Beruhigen Sie ſich, Hoheit! Ich 
werde Viviani ſchon nach Gebühr behandeln. Vor Thomſon und 
French habe ich auch keine Angſt. Das iſt eine feine alte Firma, 
die mit ſich reden läßt. Und Altenſtein werden wir ſchon mit den 
Argumenten abſpeiſen können, die Ew. Hoheit ſoeben anführten. 
Sein Drängen beruht nur auf jugendlichem Ungeſtüm.” 
Senjor Paqueno verſtummte einen Augenblick und putzte 
nervös ſein Pincenez. Dann fuhr er mit einem ſcheuen Blick auf 
den Großherzog fort: 
„Wir haben leider auch Brief von Semjon Marcovitz. 
            Ho=
heit erinnern ſich an unſere Affäre mit Marcovitz in Paris?” 
„Auf jeden Fall ſcheint Marcovitz in Paris ſie nicht vergeſſen 
zu haben. Ich geſtehe, daß ſie mir entfallen iſt.” 
„Aber Hoheit, Se njon Marcovitz.” 
„Nun ja, Paqueno, Semjon Marcovitz.” 
„Hoheit erinnern ſich an das Jahr 1908?‟ 
„Warum nicht, Paqueno?: Es ſind doch nur zwei Jahre her. 
Ich bin gegenwärtig fünfunddreißig, und bisher hat man kein 
Beiſpiel dafür, daß Schwachſinn in meiner Familie vor dem 
vierzigſten Jahre eingetreten wäre. Alſo?‟ 
Senjor Paqueno ſeufzte bei den Scherzen des Herzogs. 
Mit ſchwermütiger Stimme und gleichſam für ſich ſelbſt fuhr er 
fort, immer wieder zwiſchen den Sätzen innehaltend, wie um 
dem Großherzog Zeit zu laſſen, ihn zu unterbrechen. 
„Wenn Hoheit ſich an das Jahr 1908 erinnern, ſo erinnern 
ſich Hobeit wohl auch, daß damals in den Zeitungen Gerüchte 
zirkulierten über die Verlobung zwiſchen dem Großherzog von 
Minorca und einer Großfürſtin von Rußland, die, wie man 
            be=
hauptete, ebenſo ſchön wie reich war . . . und daß dieſe Gerüchte 
nicht aller Grundlage entbehrten . . . Zwei Monate lang 
            wur=
den die Unterhandlungen zwiſchen mir einerſeits und Grafen 
Fedor Obelinski, der ruſſiſcher Geſandter in Madrid war, 
            an=
dererſeits geführt Es wurden verſchiedene offiziöſe Briefe 
zwiſchen uns gewechſelt . . . Und eines Tages ſchrieb die 
            Groß=
fürſtin ſelbſt — in einem Anfall von mädchenhafter Romantik, 
wie man ſagt — einen Brief an Ew. Hoheit . . . einen Brief, der 
nicht ganz ſo offiziös im Stile war — erinnern ſich Ew. Hoheit?”
 Senjor Pagueno, betrachtete ſeinen Herrn mit ſtummem 
            Ab=
pell, wie um ihn ernſtlich zu bitten, nicht weiter ſprechen zu 
            müſ=
ſen. Der Großherzog ſtand ganz ſchlaff da, mit geſenktem Kopf 
und ſtarrte zum Fenſter hinaus. Seine Mundwinkel waren tief 
herabgezogen, und es ſah aus, als hörte er kaum zu. 
Senjor Paqueno ſeufzte noch einmal tief auf und fuhr miit 
derſelben müden Stimme fort: „Im Jahre 1908, als dies ( 
ſchah, befanden wir uns in einer noch verzweifelteren Lage a’s 
ſonſt. Die Nachwirkungen der amerikaniſchen Kriſe machten ſi. 
aig fühlbar . . . Unſere Staatspapiere notierten, inſoweit 
überhaupt notierten, mit 47½, und Geld war nicht für 100 
            Pro=
zent aufzutreiben . . . Da galt es, nur einige Zeiten 
            auszu=
hakten und den Schein zu retten, bis die Verlobung perfekt war. 
Aber wir konnten nicht einmal daraufhin Geld aufbringen, 
niemand glaubte an unſere Verſprechungen, und die Verlobung 
wurde nur für einen Bluff gehalten . . . Da wendeten wir uns 
an Semjon Marcovitz . . . Hoheit erinnern ſich doch jetzt an 
Semjon Marcovitz? . . 
Senjor Paquenos Stimme zitterte vor Gemütsbewegung, 
zum zweiten Male verſtummte er und betrachtete nervös ſeinen 
Herrn, der regungslos in ſeiner früheren Stelung daſtand. 
Seine Augenlieder waren geſenkt, und man ſah von ſeinen Augen 
nur das Weiße. Die Zigarre war ausgegangen, er rollte ſie 
            un=
aufhörlich im Mundwinkel hin und her. 
„Wir bekamen 200 000,” fuhr Senjor Eſteban halb flüſternd 
fort, „gegen einen Schuldbrief auf 300 000 . . . und eine 
            Sicher=
heit, deren Arr im Schuldbrief angegeben war Semjon 
            Mar=
covitz, der den Charakter des ruſſiſchen Hofes kannte, wußte, daß 
er nichts riskierte, wenn er auf dieſe Sicherheit borgte . . . Ein 
ſolcher Brief wie der der Großfürſtin Olga war in ſeinen Augen 
auch eine Million wert . . 
Senjor Paqueno verſtummte plötzlich und prallte 
            unwillkür=
lich einen Schritt zurück; der Großherzog hatte einen Sprung 
            ge=
macht und ſtand jetzt über ihn gebeugt, die Hände in den Taſchen, 
rot vor Erregung. 
„Genug, Paqueno!” ſchrie er. — „Was ſind Sie für ein 
Teufel? Sie ſprechen, als wenn wir ein paar kaltblütige Schurken 
geweſen wären, bereit, unſere Ehre für ein paar lumpige 
            Hun=
derttauſend zu verkaufen. Wiſſen Sie nicht mehr, wie lange es 
dauerte, bis ich auf dieſen elenden Handel einging? Sie ſind 
doch ein frommer Mann, Pagueno, Sie hätten mich abhalten 
ollen." 
(Fortſetzung folgt.)
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(Aufheben!) Einlage (Forts. folgt.) 
Meine Damen und Herren! Der Zweck 
heiligt die Mittel, sagte die Köchin, da 
filtrierte sie den Kaffee durch einen alten 
Strumpf. 
„Die Verpackung verbessert das Mittel‟ 
denken verschiedene Fabrikanten von 
            we-
nig bekannten Hühneraugen-Mitteln und 
ahmen dreist und gottesfürchtig die Packung 
des in vielen Millionen Fällen bewährten 
Kukirols nach, weil sie glauben, das 
            Puh-
likum merke es nicht. 
Das Publikum merkt es doch, wenn 
nicht beim Kaufen, dann aber an der 
Wirkung. Freilich ist es dann schon zu 
spät. Damit Sie nicht durch eine solche 
Tähnliche Nacha hmung schmerzlich an Ihren 
Hühneraugen enttäuscht werden, merken 
Sie sich den populären Vers: „
            Hühner-
augen klein und groß, wirst durch Kukirol 
Du los”, und achten Sie einstweilen, bis 
der Richter diNachahmer beim Flügel 
            ge-
nommen hat, genau auf die uns geschützten 
Bezeichnungen „Kukirol” und „Kukirol- 
Fußbad." 
Kukirol lindert sofort die scheußlichsten 
Hühneraugen-Gefühle, und nach einigen 
Tagen ist das Hühnerauge so spurlos 
            ver-
schwunden, als hätte es eine Vorladung 
vor den Staatsgerichtshof bekommen. 
Kukirol-Fußbad aber stärkt die Nerven 
und Muskeln, verhütet Brennen, 
            Wund-
laufen, Schweißgeruch und Anschwellen. 
der Füße, und wenn Sie einen beliebigen 
Arzt fragen, ob es richtig sei, jede Woche 
wenigstens ein Kukirol-Fußbad zu nehmen, 
so wird er Ihnen sagen, daß eine gute 
Fußpflege ebenso wichtig ist, wie die Pflege. 
der Zähne uud der Haut, und daß es 
            we-
niger Fußleidende und weniger Leidende. 
überhaupt gäbe wenn das Kukirol-Fußbad. 
ebenso regelmäßig angewendet würde wie 
Kamm und Zahnbürste. 
(V,6763 
Auch Kukirol-Fußbad, oder wenigstens 
seine Verpackung, wird nachgeahmt, und 
Nachahmung ist stets ein Beweis für die 
Güte einer Sache. Kukirol und Kukirol- 
Fußbad bekommen Sie in jeder größeren 
Apotheke und besseren Drogerie. Es gibt 
einige Geschäfte, denen wir nichts liefern, 
und diese versuchen deshalb, etwas anderes 
als „auch sehr gut” loszuwerden. Meiden 
Sie derartige Geschäfte und gehen Sie in 
das nächste! Die kleine Mühe lohnt sich. 
bestimmt. 
Das, meine Damen und Herren, wollte. 
ich Ihnen vor Beginn der heutigen Sprech- 
Stunde im allgemeinen sagen, und nun 
            be-
ginnen wir: WVer war zuerst da? Bitte. 
Veralteter Fall. Heute abend ein Kukirol- 
Fußbad nehmen und morgen früh Kukirol- 
Pflaster auflegen. Wiederzukommen 
            brau-
chen Sie nicht. Der nächste, bitte. 
Verlangen Sic noch heute die lehrreiche, 
überaus wichtige Broschüre „Die richtige! 
Fußpfege” von der 
Kukirol-Fabrik Großl-Salue 308 bei Hagdeburg
Re
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Auguſt 1923.
Rummer
 Deatfden delaeu 
Zinſen und Rückzahlung reichsgeſetzlich ſichergeſtellt durch die Geſamtheit der deutſchen Privatvermögen. 
Das Reich beabſichtigt, eine wertbeſtändige Anleihe mit 12jähriger Laufzeit auszugeben. 
Die Anleihe, welche auf den Gegenwert von Dollars lautet, ſoll dazu dienen, der Bevölkerung ein wertbeſtändiges Anlagepapier zur Verfügung zu ſtellen. 
Die Anleihe iſt von der Börſenumſatzſteuer befreit. — Selbſtgezeichnete Anleihe iſt von der Erbſchaftsſteuer frei. 
Um den Zinſenbedarf für eine Anleihe bis zu 500 Millionen Mark Gold zu decken, ſieht ein von der Reichsregierung den geſetzgebenden 
            Körper=
ſchaften vorgelegter Geſetzentwurf die Ermächtigung für die Reichsregierung vor, Zuſchläge zur Vermögensſteuer zu erheben. 
Die Rückzahlung des Kapitals erfolgt nach 12 Jahren. Zur beſonderen Sicherung der Kapitalrückzahlung ermächtigt der Geſetzentwurf die 
            Reichs=
regierung, die einzelnen Vermögensſteuerpflichtigen nach dem Verhältnis ihres ſteuerbaren Vermögens zur Aufbringung des Kapitalbedarfs heranzuziehen. 
Es haften alſo für Kapital und Zinſen dieſer Anleihe anteilig die geſamte deutſche Wirtſchaft, Banken, Handel, Induſtrie, Landwirtſchaft, ſowie jeder, 
der über ſteuerpflichtiges Vermögen verfügt. 
Die Anleihe iſt bei den Darlehnskaſſen des Reiches beleihbar. Die Einführung zum Börſenhandel erfolgt ſofort nach Ausgabe der Stücke.
 Bedingungen. 
Die Zeichnung findet vom 15. Auguſt ab ſtatt.
(J, 6737
 1. 
            Zeichnungs=
ſele, 
            Annahme=
ſtellen.
 2. Einteilung, 
Zinſenlauf, 
Eindlung 
derAnleihe.
 3. 
            Zeichnungs=
peis.
 Beſtimmung über den Zeichnungsſchluß bleibt vorbehalten. 
Zeichnungsſtelle iſt die Reichsbank. Zeichnungen werden bei 
der Zeichnungs=Abteilung der Reichshauptbank, Berlin C. 2, 
Breite Straße 8/9 (Poſtſcheckkonto 96300), und bei allen 
            Zweig=
anſtalten der Reichsbank mit Kaſſeneinrichtung entgegengenommen. 
Die Zeichnungen können auch durch Vermittlung der Staatsbanken 
der Länder und ihrer Zweiganſtalten, der Preuß. Central=
            Genoſſen=
ſchaftskaſſe in Berlin ſowie ſämtlicher im amtlichen Proſpekt 
            an=
gegebener Geldinſtitute und ihrer Zweiganſtalten erfolgen:). In 
dieſem Falle entſtehen hinſichtlich der Lieſerung der Stücke und 
der Zahlung des Zeichnungspreiſes Rechtsbeziehungen nur zwiſchen 
dem Zeichner und der Annahmeſtelle. 
Die Anleiheſtücke und die Zinsſcheine lauten 
auf Mark in der Weiſe, daß 4,20 M. gleich 
1 Dollar ſind. Die Anleihe iſt 
            ausge=
fertigt in Stücken von 4,20 M. — 1 Dollar, 
8,40 M. — 2 Dollar, 21 M. — 5 Dollar, 
42 M. — 10 Dollar, 105 M. — 25 Dollar, 
210 M. — 50 Dollar, 420 M. — 100 Dollar, 
2100 M. — 500 Dollar, 4200 M. — 1000 
Dollar. 
Die Anleiheſtücke von 4,20 M., 8,40 M. und 21 M. werden 
ohne Zinsſcheine ausgegeben; ſie werden am 2. September 1935 
mit einem Aufgeld zum Nennwert von 70 vom Hundert eingelöſt. 
Die Anleiheſtücke von 42 M. und darüber ſind mit 
            Zins=
ſcheinen verſehen, zahlbar jährlich einmal am 1. September. Der 
Zinsſatz beträgt 6%. Der Zinſenlauf beginnt am 1. 
            Sep=
tember 1923. Der erſte Zinsſchein iſt am 1. September 1924 
fällig. Die Rückzahlung des Kapitals erfolgt am 2. September 
1935 zum Nennwert. 
Die Stücke ſowie die Zinsſcheine werden in Mark eingelöſt, 
wobei der Dollar zu dem Durchſchnitt der amtlichen Berliner 
Notierung des Mittelkurſes für Auszahlung New York in der 
Zeit vom 15. Juli bis 14. Auguſt einſchließlich umgerechnet wird. 
Der Einlöſungskurs wird amtlich bekanntgegeben. 
Der Zeichnungspreis beträgt, ſoweit die Zeichnung in einer 
der nachſtehend verzeichneten Deviſen erfolgt, bis auf weiteres 
95 %, für die Einzahlung in Mark bis auf weiteres 100%; 
eine Erhöhung des Zeichnungspreiſes bleibt vorbehalten. —
Einzahlung.
 4. Zuteilung 
der Stücke.
 5. Ausgabe 
der Stüſche.
 Berlin, im Auguſt 1923. 
*) Die Proſpekte ſind bei allen Banken, Bankiers, Sparkaſſen 
und ihren Verbänden, ſowie Kreditgenoſſenſchaften erhältlich.
 Die Einzahlung muß am Tage der Zeichnung geleiſtet werden. 
Bei überweiſung von Markbeträgen gilt als Zeichnungs= und 
Zahltag der Tag, an dem die Uberweiſung bei der Annahmeſtelle 
zur Gutſchrift gelangt. Für Markeinzahlungen wird der Dollar 
umgerechnet zu dem letzten vor dem Zeichnungstage notierten 
amtlichen Berliner Mittelkurs für Auszahlung New York. Von 
Deviſen (Noten, Schecks, Auszahlung) ſind zur Einzahlung 
            zu=
gelaſſen amerikaniſche Dollars, Pfunde, Sterling, holländiſche 
Gulden, ſchweizeriſche Franken, nordiſche Kronen, ſpaniſche Peſeten, 
argentiniſche Peſos, japaniſche Yen. Die Koſten der Einziehung 
der Valutenſchecks ſind von den Zeichnern zu tragen. Bei Zahlung 
mit Valutenſchecks werden die üblichen Laufzinſen in Abzug 
            ge=
bracht. Das Wertverhältnis der einzelnen Währungen zum 
Dollar wird für die Zwecke der Einzahlung beſonders 
            bekannt=
gegeben und iſt bei den Annahmeſtellen zu erfahren. 
Spitzenbeträge werden in Mark vergütet, und zwar bei 
            ein=
gereichten Noten zum Mittelkurſe für Auslandsauszahlung der 
letzten Berliner Notierung vor dem Zeichnungstage alsbald, bei 
Schecks und Auszahlungen erſt nach Eingang der 
            Gutſchrifts=
anzeige aus dem Auslande und zum Kurſe des Tages, an dem 
die Gutſchriftsanzeige bei der Reichsbank in Berlin eingeht. 
Dollarſchatzanweiſungen werden zum Nennwert, zuzüglich 
der jeweiligen Zinſen von 110 im Monat (im Monat Auguſt 
zu 102%), wie Dollars in Zahlung genommen. 
Voranmeldungen werden angenommen. Sie ſind am 
erſten Zeichnungstage zu berichtigen, und zwar, foweit die 
            Ein=
zahlung in Mark erfolgt, zu dem für dieſen Tag maßgebenden 
Kurſe, ſoweit ſie in Deviſen erfolgt, zu den bei den 
            Annahme=
ſtellen zu erfahrenden Umrechnungskurſen. Bei der Zeichnung 
findet keine Verrechnung von Stückzinſen ſtatt; an ihre Stelle 
treten gegebenenfalls Erhöhungen der Zeichnungskurſe. 
Gezeichnete und bezahlte Beträge gelten als voll 
            zugeteilt=
ſolange die Zeichnung nicht geſchloſſen iſt. Wünſche wegen der 
Stückelung ſind in dem dafür vorgeſehenen Raum auf der 
            Vorder=
ſeite des Zeichnungsſcheines anzugeben. Werden derartige Wüniche 
nicht zum Ausdruck gebracht, ſo wird die Stückelung von den 
Annahmeſtellen nach ihrem Ermeſſen vorgenommen. Späteren 
Anträgen auf Abänderung kann nicht ſtattgegeben werden. 
Die Anleiheſtücke werden mit Beſchleunigung hergeſtellt werden. 
Mit der Ausgabe wird Mitte September dieſes Jahres begonnen 
werden. Zwiſchenſcheine ſind nicht vorgeſehen. 
Iſt die Zahlung mit Scheck oder Auszahlung erfolgt, ſo 
werden die Stücke erſt nach Werteingang geliefert. 
Reichsbank=Direktorium 
Havenſtein. 
v. Grimm.
 Palast-Lichtspiele 
Elmo, der Furchtlose 
Originalamerik. Sens.-u. Abenteurerfilm 
5. Teil: „Angesichts des Todes” 
6. Teil: „Elmo, der Furelltlos” 
12 4kte, m. Eimo lincolm (ewts
 Heute: 3 Militärmuſik=Konzerte 
11 uhr „Herrngarten” Hauske. 
4 uhr „Oberwaldhaus” Weber. 
8uhr „Gart. Ver. Geſ.” Mickletz. (6754 
Oeffentliches Konzert,
 Telephon 
Ludwigshöhe —si 
Heute nachmittag 4 Uhr: 
Konzert 
ausgeführt von dem Beamten=Verein 
Benss 
ehemaliger Militärmuſiker, 
Dirigent: Herr Rühlemann. 
Anſchließend: Tanz.
 R 
Orpheum
 igverein Olympia” 
tathildenhöhſaal 
Anfang 6 uhr! 
uhrt. 
Heute 
Me Kafc 
e u. Gönner ſind freundlichſt 
Der Poxſtand.
 Gaſtſpiel d. Original 
Budap. Poſſ. Bühne 
Dir.: Linné und 
Rerste 
Heute letztmalig! 
A.,Billa Adolfy” u. 
„Nathan d.Beiſe‟ 
Bunter Teil! 
Sonnt. Kart.: 11—1 
B.=B., ab 3 Uhr or= 
Apheums=Kaſſe. (enze
 Sommerſpielzeit 
Brund Harprecht 
abends 7½ Uhr: (ana 
Komteß Guckerl.
 Gi Aufſchlag 
5Pfd. tägl. 4 000 M. 
zu „ „ 66000 M. 
Friedr. Stumpf.
 Wein= 
Garten= 
Pfuhl= Güſſel 
inverſch, Größenverk. 
Mar Fabian 
Aliceſtr. 3, (225541
 R 
Rheinſtraße 101 „ Telephon 2519 
Heute nachm. 4—7 u. abds. 8—11 Uhr 
Großes Konzert 
unter gütiger Mitwirkung des Darmſtädter 
Männer=Geſangvereins. 
Eintritt frei! 
(*22569) Eintritt frei! 
Im Feſtſaal W Tanz 
Saalöffnung 5 Uhr! 
Ende 1 Uhr
 Beamtenwirtſchaftsgenoſſenſchaft 
e. G. m. b. H., Darmſtadt. 
Außerordentliche 
Hauptverſanmlung 
am Dienstag, den 21. Auguſt 1923, 
abends 8 Uhr, im „Feierabend”, Stiftſtr. 51. 
Tagesordnung: 
1. Erhöhung der Geſchäftsanteile und 
            Haft=
ſumme (554 und 5 der Satzung). 
2. Feſtſetzung des Geſamtbetrages von 
Anleihen. 
3. Sonſtiges. 
(srie 
Der Borſtand. 
gez. Kolb. ger. Ploch.
 HOTEL SCHMITZ 
sGarten-Konzert 
2 Münch. Löwenbräu Eis — Eis-Getränke
 Kirchweſſe Serſtadt 
Schweizerhaus: 
Konzert — Tanz 
Leitung: M. Weber. (22603
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parterre, (22563
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Tragbahre f.Sch.u. Bſchds. 
Dieburgerſtr. 42, 5, I. C
 N e 
U-I. DerSehatsvon Mkontechri 
6 Akte. Den größten Lacherfolg erz 
Er, Sie und Hamlet, Lustspiel54 
Eddie Polo, Zirkus Grey, 5. T 
R-I. Anischen klimmel 1. Erde 
Dr. Palmore, 4 Akte (rad 
Der Grat v. Monte Christo, 1. T 
G-I. D.Geheimnisein Strätlings 641 
Die Kette klirrt, m. Rosel Orla, 6 41
 Schuls Felſenkell 
Dieburgerſtraße 85. 
Heute Sonntag 
Großes Konze! 
(Kavalleriemuſik) 
unter Mitwirkung des Geſangverein 
Liederkranz. 
Eintritt frei! S22eitl. Eintrüt 1
 Tel. 2200 am Böllenfalltor Tel.2 
Heute Sonntag von 4—7 1. b. 2—11. 
Konzert. 
für Feſtlichke
 und Vortr? 
Galt noch frei 
Obergaſſe 12, 94
 Maurmſelang 
Amtorgamtaſgstintt dit
Nummer 32
Darmſtädter Tagblatt
12. Auguſt 1923
 Sommerſtille. 
Von Erich Bockemühl. 
Des Hauſes Fenſter ſind von Linden tief beſchattet. An der 
weißen Wand die Sonnenlichter liegen regungslos . . . Es iſt 
der große Stillſtand in des Tages Zeit: Hoch über der unendlich 
weiten Wölbung blau=weißen Himmels ſteht die Sonne, 
            weiß=
rlühende Ampel: Wie Seidenſchleier glockenförmig hängt das 
Licht hernieder. 
Stille. Namenloſe Stille greift an dein Herz. Es iſt kein 
Laut, keines Blattes Regung, keines Vogels Zwitſchern. 
            Er=
geben, zweige=ſenkend ſtehen die Bäume, ſtumm ſtehen die gelben 
Barben in den Feldern . . . Weiß liegen Wege in der grünen 
Ferne . . . Die Silhouetten ferner Wälder flimmern, Hitze 
            zit=
ert an den Horizonten . . . über die Berge geht die Straße, die 
veiße Straße geht und geht, die Wanderſtraße . . . vorbei am 
etzten Baum, der einſam ſteht 
Horchſt du immer nach den Stimmen, die nicht ſind? 
            Singen=
er Harmonie des Lichts? Melancholiſch ſüßer Melodie? 
Was greift dir ſo ins Herz? Vergangenheit? Da du ein 
Lind warſt, gläubig aller Schönheit aufgetan? . . . O, 
            Geheim=
is dieſes weißen Uebergleißens des ungeteilten Lichts . .. Was 
ehnſt du, das nicht iſt und niemals war und wird? Fühlſt du 
as Reifen? Geheimes Werden, Sich=Erfüllen . . . das Sich= 
Zerwandeln dieſes Seienden um dich? Biſt du verwandelt? 
fremd in allem, das dir nachbarlich bekannt? 
Es iſt alles lautlos hingebreitet . . . Breite, Seele dich . . ." 
zu Weizenfeld des Lichts, daß Chriſtus ſchreite über deine 
ſhende wellenloſe Flut . . . Breite, Seele, dich . . . es hebt von 
gendwo nun doch das Singen an . . . und iſt ein Läuten: Eine 
flocke klang — und Glocken klingen. Domesglocken, die brauſen 
— wolkig wallt es übers Land in machtvoll wachſend, großer 
zturmgewalt . . . Das Licht iſt Klang geworden, der Himmel 
iutet, eine ungeheuere Glocke, indes du über dich geſchehen läßt 
nendlichkeit. 
Indes es leiſer wird und du dich ſtill erhebſt, ſingen ferne 
inderſtimmen, verwehen wie ein leiſer Hauch im Horizont". 
Im Haus ſchlägt eine Uhr, wie unendlich fern im 
            grenzen=
ſſen Raum. — Stimmen, die wie Nachtklang ſind, dir unbewußt 
n Blut, ſingen tröſtlich gute Lieder". 
Es reift, es reift in Stille und in Einſamkeit: Fühlſt du des 
ebens ew’ge Güte, die dich heiligt? Kindhaft biſt du 
            hingege=
in, eingeklungen in die Harmonie der ſommerlichen Schönheit. 
Wie ſah Grillſparzer aus? 
CK. Von Grillparzers äußerer Erſcheinung haben wir kein 
feſt umriſſenes Bild wie etwa von der Goethes oder Schillers. 
as ſchwere Schickſal, das den genialen Dramatiker in immer 
efere Verbitterung hineintrieb, formte auch ſeine Züge gewaltig 
n, ſodaß man in dem müden Greis den kühnen Lockenkopf der 
urgend kaum wiedererkennt. Auch haben Zeitgenoſſen immer 
keder die Veränderlichkeit ſeines Geſichtes betont, den Wechſel, 
pelcher dieſes Antlitz mit den wechſelnden Gedanken plötzlich 
rbt und bewegt” hervorgehoben, wie außerordentlich ſchwer 
eſer Kopf zu treffen ſei. Um ſo dankenswerter iſt es, daß wir 
zt eine genaue Inkonographie Grillparzers erhalten in der 
eröffentlichung Wilhelm Englmanns, die dieſer zuſammen mit 
tdwig Böck unter dem Titel „Grillparzers Selbſtbiographie 
D Bildniſſe” in den „Wiener Drucken” des Talſchen Verlages 
rausgegeben hat. Das erſte Bild, das wir von ihm beſitzen, 
das um 1817 entſtandene Oelgemälde von Joh. Nep. Höfel, 
dem uns der Dichter der „Ahnfrau” entgegentritt. Es iſt ein 
rgeres Geſicht mit derber Naſe und ſtarkem Mund, dichtem. 
chtgeloktem dunkelblondem Haar und Anſatz zu einem kurzen 
rckenbärtchen. Im rechten Ohrläppchen trägt der Dichter einen 
oldknopf. Das iſt ein auch heute noch in Wien 
            verein=
t vorkommender Brauch, der als heilſam gegen Krankheiten 
t. Der Dichter trug dieſen Goldknopf im Ohre bis zuletzt, denn 
wird berichtet, daß die Schweſtern Fröhlich noch unmittelbar 
r dem Verſchluß des Sarges den Goldknopf aus ſeinemt Ohr 
en ließen. Eine etwa zwei Jahre ſpäter liegende 
            Lithogru=
ie fällt in die Zeit ſeines jungen Ruhmes und zeigt in der
 Soweit die Sonne leuchtet, iſt Hoffnung auch. 
Schiller.
84
 Aquarell von 1820, das den 29jährigen Grillparzer darſtellt, hat 
etwas Vervöſes, Ekſtatiſches; ſchon beginnt ſich ein herber Zug 
um den Mund zu bilden. Damals ſchilderte ihn die Malerin 
Luiſe Seidler: „Eine ſchlanke, magere Figur, ein blaſſes, ovales 
Geſicht mit milden, gleichſam verklärt dreinſchauenden Augen” 
und Karoline Pichler ſchreibt: „Grillparzer war nicht hübſch zu 
nennen, aber eine ſchlanke Geſtalt von mehr als Mittelgröße, 
ſchöne blaue Augen, die über die blaſſen Züge den Ausdruck der 
Geiſtestiefe verbreiteten und eine Fülle von dunkelblonden 
            Lok=
ken machten ihn zu einer Erſcheinung, die man nicht ſo leicht 
            ver=
gaß.” 
Dieſer ſchwärmeriſch träumende, weltentrückte Blick des 
            Dich=
ters leuchtet auch aus den andern Bildniſſen Daffingers. Die 
allmähliche Verfinſterung und Verbitterung ſeines Gemüts 
prägt ſich aber deutlich aus in dem 1836 entſtandenen Gemälde 
von Heinrich Holpein, das mit einer gleichzeitigen Schilderung Alexanders des Großen. 
übereinſtimmt. „Er iſt mittelgroß, hat eingefallene Wangen, die 
Geſichtsfarbe der Leberkranken, tiefe Schwermut ſpricht ſich in 
ſeinen Zügen aus, welche ſich aber im Geſpräch ſchnell und 
            wun=
derbar beleben und den Dichter von glühender Phantaſie 
            er=
kennen laſſen; man fühlt, daß dieſer Mann tauſend Fühlhörner 
hat, daß jede noch ſo leiſe Berührung ihn tief verwundet; er iſt 
eine Senſitive. Sein Anzug iſt wohl geordnet, ohne geſucht zu 
ſein, er trägt eine Brille.‟ Der griesgrämige Ausdruck dieſes 
von Falten zerfurchten Antlitzes ſpricht auch aus dem Vild des 
großen Malers Waldmüller von 1844, das etwas Derbes, 
            Bäue=
riſches, Unfreundlich=Abweiſendes hat. Aus derſelben Zeit 
ſtammt die Schilderung eines norddeutſchen Beſuchers: „Sein 
Kopf iſt groß und ſtark markiert und von dem von innen nach 
außen arbeitenden Meiſter Geiſt bis ins kleinſte ausgearbeitet. 
Sein faltenreiches Geſicht iſt ein reiches Buch von Gedichten und 
inneren Geſchichten. Aber ſein mild blickendes ſchönes Auge 
war mir wie die deutſche Romantik, welche die Klaſſizität in 
ſeinen Gedichten warm durchweht. Sein Haar iſt ſchon dicht mit 
Grau durchwoben; ſeine Geſtalt iſt ſchmächtig und ſchwankend 
und für dieſen mächtigen Kopf unverhältnismäſig ſchwach.” 
            An=
ziehender und wärmer beſeelt erſcheint Grillparzer auf den 
            Bild=
niſſen von Danhäuſer und Kriehuber. In feſter Stellung und 
eleganter Haltung führt ihn das mehr repräſentative Bild von 
Aigner vor, während das ſchöne Gemälde Amerlings von 1856 
den müden, weltflüchtigen Greis zeichnet, deſſen ſtilles Träumen 
durch den ſchmerzlichen Zug um den Mund akzentuiert wird. 
Ganz als Greis ſtellen ihn die Photographien um 1860 dar, die 
zu ſeinem 70. Geburtstag aufgenommen wurden. Die Bilder 
von Angeli und Axmann laſſen ſeine Schwäche und 
            Hinfällig=
keit noch deutlicher erkennen. Die ſtolze Linie ſeines Geſichtes 
tritt erſt wieder aus der Totenmaske hervor, auf der der kühne 
Schtung der gebogenen Naſe und das markante Kinn den 
Triumph des unſterblichen Geiſtes über den völlig ausgelebten 
Körper offenbaren.
Wiſſenſchaft und Technik
 D ei i Mres Aaden Urmnut dech Dralterfſch enuſte ut 
s Problematiſche ſeiner Natur durchſcheinen zu laſſen. Das
 nk. Vom Atmungsprozeß des Menſchen. Die Lungen ſind 
die Werkſtätten des Atmungsprozeſſes und beſtehen aus einer 
baumförmigen Verzweigung von immer feiner werdenden 
            Röh=
ren, die zuletzt in kleine Bläschen, den ſog. Luftzellen, blind 
enden und durch die Luftröhre mit der Mund= und Naſenhöhle 
und der äußeren Luft verbunden ſind. Die Wandungen der 
            Luft=
zellen ſind von einem engen Netzwerk ſehr feiner Blutgefäße 
durchzogen und die Luft in den Luftzellen nur durch eine ſehr 
feine Haut von dem Blut getrennt, ſodaß dieſes mit jener in 
            un=
mittelbarer Berührung ſteht. Die feineren Blutgefäße werden zu 
größeren Zweigen und Aeſten und münden in großen Stämmen 
im Herzen. Deſſen Zuſammenziehung iſt die nächſte Urſache der 
Blutbewegung. Jeder Herzſchlag bewegt nach Juſtus von 
Liebig „Chemiſchen Briefen‟”. (Eine von A. Gerlach 
            ge=
troffene Auswahl erſchien neuerdings in den wiſſenſchaftlichen 
Volksbüchern bei G. Weſtermann, Braunſchweig) 156 bis 182 
Gramm Blut, ſodaß bei 72 Herzſchlägen pro Minute über 22—27
 Der Blutacker. 
Von Wilhelm Lennemann. 
* Ueber die Aecker brandet die Sommerſonne, Gras und 
Im ſchwimmen in Duft und Glanz, die Felder blühen und 
ſen der Ernte entgegen. Alle Kraft iſt lebendig wie in 
            Schöp=
ogstagen. Wunder brechen aus jeder Scholle: Gras, Blüte und 
ot. Hoch ſteht der Himmel, wie aus blankem Erz geſchlagen. 
ir wo der Rand ſeiner Kuppel auf der fernen Erde ruht, liegt 
Dunſt auf den gelben Weizenfeldern. — Reifezeit! Ernte= 
! Schneidezeit! 
Ein Acker nur liegt brach und tot. Kein Pflug geht darüber 
kein Korn wird darein geworfen, in Jahren nicht. Die 
ſteln wuchern, und nur hier und da wagt ſich ein armes 
            ver=
enes Hälmchen hoch. Die Menſchen haben ihn vergeſſen und 
laſſen. Da hat der Acker ſich ſeine Frucht geſchaffen. 
Blut hat er getrunken! Ein Bruder hat darauf den anderen 
hlagen, mit der Senſe zu Boden geriſſen, daß er nicht wieſer 
ſtand. Der alte Bauer hatte ſein Erbe geteilt unter ſeinen 
ben Söhnen, es konnten gut zwei Höfe daraus werden, und 
den auch drei ſein können und hätte doch noch jeder ſein Brot 
auf erackern können für ſich und die Seinen. Aber da waren 
zwei Jungens, und da hat er jedem gegeben, was ihm 
            zu=
r. Aber unklar war geblieben, wem dieſer eine Acker 
            zu=
en ſolle. 
„Mir!” ſchrie ein jeder. 
Und der eine ſetzte ſeinen Pflug darauf. Da ſprang vom 
den Kleeacker der andere hinzu und fiel den Pferden in die 
Oel. Blut rauſchte auf; Flüche und Drohungen wetterten, und 
in ſauſte ein ſchwerer Peitſchenſtiel nieder. Ein Schrei, ein 
nſenblitz und.=Riß, und der andere lag mit offenem Leibe, 
o ſein Blut floß in die Furche, die ſein Pflug gezogen. 
Blut hat der Acker getrunken; kein Eiſen iſt mehr über ihn 
angen, kein Korn auf ihn gefallen; da hat ſich das rote Blut 
ihm beſonnen und iſt wieder hochgeſtiegen in Gras und 
Ɨte. Und wenn die anderen Aecker in gelber, wogender Fülle 
fen, ſchwimmt er in rotem Blute. Da leuchtet und loht es auf 
e in tauſend und abertauſend flammenden Mohnblüten. 
rmme ſprüht neben Flamme, ein blutrotes Feuer hüllt den 
er ein. 
Und mitten aus dieſer roten und wehenden Flut ragt ein 
2uz hoch, grob und ſtark, und tief und feſt gefügt, als dürfe 
I ſolle keine Hand es wieder ausreißen und müſſe es nun 
ven wider Wetter und Sturm in die Jahrhunderte. Und ſteht 
I klagt auch ſchon in die Jahrzehnte. Und ob Jahr für Jahr
 die Blitze über ihn dahinwettern und die Feuer des Ackers ihren 
rotglühenden und glänzenden Mantel um ihn geſchlagen, es 
trotzt und ſteht. 
So klagt das Kreuz und ſchreit das Blut zum Himmel; und 
keiner erlöſt den Acker von Klage und Schrei. 
Wieder iſt ein Sommer mit Saat und Ernde gekommen. Der 
Bauer Stephens, der den Totſchlag begangen, iſt längſt 
            geſtor=
ben und ſein älteſter Sohn ſitzt auf dem Hof. Und drüben auf 
dem anderen der einzige nachgeborene Sohn des Toten. Er iſt 
ſchon in die Jahre gekommen, aber noch kein Wort hat er mit 
ſeinem Vetter geſprochen. Einmal iſt er ſcheu auf ihn 
            zugekom=
men, da er das geſehen, hat er ſtumm auf den Blutäcker 
            gewie=
ſen und hat ihm den Rücken gekehrt. 
So iſt die Feindſchaft und der Haß zwiſchen die Höfe 
            getre=
ten und keine verſöhnliche Hand hat ſich mehr gereckt. Und doch 
ſind die beiden über ihre beſten Jahre ſchon hinaus und haben 
Kinder, die in reifen Jahren ſtehen, und nach eigenem Herde 
ausſchauen. Und Kinder denken oft anders denn die ſtörriſchen 
Väter, und die Herzen ſind oft wunderlich! 
Sonne fällt vom blanken Himmel auf die Wieſen. Bunte 
Falter taumeln über die Heuhaufen hin. Ein ſtarker, würziger 
Duft weht wie ein Rauch am Hochaltar. Der Sohn des Toten 
fährt das Heu ein. Der Wagen iſt hoch geſchichtet. Der Heubaum 
iſt darüber gelegt, und ſeine Tochter, die ihm geholfen, ſitzt hoch 
und ſtolz darauf. 
Nicht weit von ihm wendet der Vetter das Heu, und 
            ſeit=
wärts von beiden blüht das rote Blut. 
Der Bauer faßt das Pferd am Zügel. „Jüh!‟ Das Pferd 
zieht an, ſtockt und ſteht. Die Ohren ſind glatt angelegt. In den 
Augen brennt eine Angſt, die Nüſtern beben. Der Bauer zerrt 
und zieht am Geſchirr — „Jüh!” — und fuchtelt mit der Peitſche. 
Er zerbeißt einen Fluch zwiſchen den Zähnen. Das Pferd ſteht 
und bockt und ſchlägt aus. 
Der Bauer ſteht vor dem Pferde. „Satan!” ſchreit er und 
zerrt mit der Linken am Geſchirr und reißt mit der Rechten die 
Peitſche nieder — 
„Vater!” ſchreit’s oben vom Heu. 
Da war’s ſchon zu ſpät. Hoch aufbäumt und hebt ſich das 
Pferd, die Eiſenhufe knallen nieder und werfen den Bauer hin. 
Ueber ihn weg ſetzt das Tier. — 
Da ſpringt und fliegt einer in flüchtigen Sätzen herbei und 
wirft und hängt ſich in die Zügel. Das Pferd zittert und ſchlägt, 
der Mann ſtemmt ſich mit Rieſengewalt dagegen. 
Das Tier ſteht.
 Pfund Blut in einer Minute durch die Lunge fließt. So wird 
das Blut mit großer Geſchwindigkeit durch die Blutgefäße der 
Lunge getrieben und es wechſelt durch die Atembewegungen 
unaufhörlich die Luft in den Luftzellen. Bei 15 bis 16 oder 20 
Atemzügen in der Minute atmet dann der erwachſene Menſch 
im Mittel ½ Liter Luft, bei ſtarken und tiefen Atemzügen ſogar 
Dr. Bl. 
bis ein Liter ein und aus.
 Allerlei Weisheit. 
Vis zum Jahre 1769 war es in ganz Paris verboten, 
Kohle zu feuern. 
Von fliegenden Geſchoſſen hat man ſchon bis zu 100 000 
photographiſche Aufnahmen in einer einzigen Sekunde 
            herge=
ſtellt. 
— Von den deutſchen Soldaten beſaßen 35 Prozent das 
Gardemaß von 170 Zentimeter und mehr, von den Franzoſen 
jedoch nur 7,6 Prozent. 
— Der Sultan von Lahore iſt ein direkter Nachkomme 
— 80 Prozent der Bücher, welche in Amerika den öffentlichen 
Bibliotheken entnommen werden, ſind Romane. 
— Der Nil hat eine Länge von rund 7000 Kilometer, das iſt 
fünfmal länger als der Rhein. 
— Die Stadt Maiwatchen an der chineſiſch=ruſſiſchen Grenze 
wird nur von Männern bewohnt, die alle Kaufleute ſind. 
            Je=
dem weiblichen Weſen iſt der Zutritt verboten. 
C.K. Das Geheimnis der alten Geigen. Vor kurzem wurde 
berichtet, daß man in einem alten Manuſkript das Rezept für 
den Bau der berühmten altitalieniſchen Geigen gefunden habe. 
Das „Geheimnis” der Stradivarius ſollte damit gelöſt ſein. 
            Die=
ſem Problem iſt ſchon ſeit langem mit größtem Eifer nachgeforſcht 
worden, und man hat bald in dem prachtvoll durchſichtigen Lack, 
bald in der beſonderen Art des Holzes die Gründe für den 
            wun=
derſamen Klang der alten Inſtrumente geſucht. Der Dresdener 
Profeſſor Franz Joſeph Koch hat ſich ſeit Jahren mit dieſem 
Rätſel der alten Geigen beſchäftigt und lange vor der jetzt 
            ge=
meldeten Entdeckung das Problem gelöſt, worüber Dr. H. 
            Meiß=
ner in der Leipziger Illuſtrierten Zeitung iberichtet. Bei der 
mikroſkopiſchen Unterſuchung altitalieniſchen Geigenholzes, das 
durch ſeine gleichförmige, hornähnliche Struktur auffiel, konnte 
er unmittelbar unter dem Lack eine elaſtiſche Grundierung 
            nach=
weiſen. Berührte man eine italieniſche Cello= oder Geigendecke 
mit einem Paukenſchlegel, ſo erklang ein muſikaliſcher Ton von 
beſtimmter Höhe in glockenklarer Reinheit, während eine 
            mo=
derne, nicht grundierte Decke nur ein Geräuſch von ſich gab. Der 
Schluß lag alſo nahe, in der ſeltſamen Imprägnierung des 
            Hol=
zes, die von den ſpäteren Geigenbauern nicht mehr angewendet 
worden war, die Urſache des herrlichen Klanges zu ſuchen. Die 
Grundierung nahm dem Holz die Spannung, in die es durch das 
Austrocknen geriet, und machte die Holzmaſſe vollkommen 
            gleich=
förmig. Es gelang nun dem Forſcher, in jahrelangen Verſuchen 
eine ähnliche elaſtiſch=bindende Grundierung zu finden, die 
Boden und Decke des Inſtrumentes in ganz derſelben Weiſe 
            be=
einflußte, wie es bei den altitalieniſchen Geigen der Fall iſt. Erſt 
nach dieſer Grundierung wurden die Inſtrumente eingefärbt und 
mit einem äußerſt dünnen Lack überzogen, deſſen ſpezifiſches 
            Ge=
wicht und Elaſtizität dem Holz angepaßt ſein muß. Die ſo 
            im=
prägnierten Geigen glichen den alten Meiſterinſtrumenten nicht 
nur in der Schönheit des Tons, ſondern auch in dem 
            charakteriſt=
ſchen Rauſchen des Bogenſtrichs, das den neueren Inſtrumenten 
fehlte. „Man kann kühnlich behaupten,” ſagt Meißner, „das 
Rätſel, um deſſen Löſung ſich die beſten Köpfe während zweier 
Jahrhunderte bemühten, iſt gelöſt, denn es iſt weder dem 
            Spie=
ler noch dem Hörer möglich, eine nach dem Kochſchen Verfahren 
hergeſtellte Kopie eines alten Inſtrumentes vom Original zu 
unterſcheiden. Erſt mit den Erfahrungen der modernen 
            chemi=
ſchen Wiſſenſchaft war es möglich, eine Zuſammenſetzung 
zu finden, die unbegrenzt zeitbeſtändig iſt. Eine 
            Beobachtungs=
zeit von mehr als 10 Jahren, ſogar unter der Erſchwernis einer 
künſtlichen Trocknung, zeigte, daß durch das Kochſche Verfahren 
eine dauernde Entſpannung der Holzlagerung eingetreten iſt und 
daß die Inſtrumente durch intenſives Spielen an Qualität und 
Intenſität des Tones noch gewinnen. So ſteht zu hoffen, daß 
auf Grund dieſer neuen Erfahrungen eine neue Blüte des 
            Gei=
genbaues anhebt, ein Neu=Cremona in Deutſchland erſteht.” 
E 
Hm 
Knapp vor den Rädern weg zieht der Mann den 
            Nieder=
geſchlagenen. 
Mühſelig ſteht der Getroffene auf: der eine Arm hängt 
ſchlaff und ſchwer. Verwirrt ſchaut er ſeinen Retter an. 
„Du ...!” will er ſagen, zerbeißt aber das Wort und 
ſchweigt. Und auch der Vetter ſteht und ſpricht kein Wort. 
Die Kinnladen des Zerſchlagenen mahlen, als kauten ſie an 
einem Dankeswort. Schon will der Vetter wenden, da ſpringt 
das Mädchen herbei und hält ihn, und „Vater” ruft ſie mahnend. 
Da ſieht der Vetter den Vetter an. 
„Quitt!” ſtößt der Gemahnte zwiſchen den Zähnen hervor, 
und kein Wörtchen mehr. Und geht an ſein Pferd. Die Tochter 
führt ihn. 
Des anderen Tags in der Frühe, der Bauer hat ſchon ein 
paar Stunden geackert und iſt nun vom Felde heimgekommen 
und ſitzt hinter Brot und Speck, da öffnet ſich die Tür und der 
Vetter tritt ein. Nun iſt ſein Trutz gewichen, ſeine Tochter hat 
ihn wohl von ihm genommen. 
„Ihr ſollt nicht meinen, Vetter, daß ich nicht wüßte, was 
Ihr mir getan; ein Danke will ich Euch ſagen.” 
„Hab’s mir gedacht, daß Ihr doch noch ein Wörtchen ſagen 
tut, da aber nun alles ausgeglichen iſt” — und er goß ihm einen 
Korn ein — „wohl bekomm’s Euch! Und da nun alles wieder 
gericht iſt, wie’s muß, meint Ihr nicht, daß der Blutacker wieder 
müßt’ bebaut werden? „Nicht für mich!” ſetzt er hinzu. 
„Ich kann ihn auch entbehren,” ſagt der Vetter, „da müßt 
denn ſchon jemand gefunden werden, der ihn nähm!“ 
„Wird ſich ſchon finden!” ſagt der andere gelaſſen, „vorerſt 
müßt das Kreuz herunter! — — Das müßt!“ 
Da ſind die beiden auf den Acker gegangen mitten durch das 
rote Blut und ſind an das Kreuz gekreten. Aber der eine hat 
nur einen ſtarken Arm und konnt nicht, und der andere hat wohl 
zwei, aber der mochte wohl nicht; das Kreuz ſtaud und 
rückte nicht. 
„Da müſſen jüngere Hände dran!” meint der 
            Geſchla=
gene matt. 
„Ja, und eine Liebe müßt’ helfen, uns ſitzt noch der Gram 
in den Knochen!“ 
Der Bauer ſieht den Vetter an. — 
„Ich hab' einen zweiten Jungen,” ſagt der bedeutungsvoll, 
„und der iſt flügge!" 
„Was ſoll der mit dem einen Acker?” 
„Ich lege noch ein paar dazu. Und eine Wieſe oder zwei 
werden Dir auch feil ſein!“
Nummer 32
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Jahrgat
Die Welt der Frau
 * Unſere Willenskraft. 
Ach, wie arm und elend ſind wir doch geworden. Wer hätte 
je gedacht, daß der frühere Beſitzer der Großdrogenhandlung 
Hintzinger noch mit ſechzig Jahren gezwungen iſt, tagsüber den 
ſchwarzen Poſtillon zu ſpielen, der ſeinen ſtummen Fahrgaſt um 
ſeine letzte Reiſe faſt beneidet hätte. Dieſer tagausfüllende Beruf 
hätte ihn auch ausreichend ernährt, ihm bangte aber vor dem 
kalten Winter; denn ſo viel warf ſein Metier doch nicht ab, daß 
er ſich ein warmes Zimmer leiſten konnte. Deshalb klebte er in 
den Abendſtunden Düten für eine Fabrik, die ihm ſeine Arbeit 
gut bezahlte. Ach Gott, wenn das meine Frau noch erlebt hätte! 
Nein, es iſt ſchon beſſer ſo. Die gute, treue Seele hätte, um mich 
zu ſchonen, neben ihren Stickereiarbeiten auch noch meine 
            Düten=
fabrikation mitübernommen. Sie hat genug gelitten, weiß Gott! 
Sie mußte den Leidenskelch unſerer ſchweren Zeit bis zum 
Grunde leeren. Unſeren einzigen Jungen hatte der Krieg 
            gefor=
dert, dazu traten dann auch noch die täglichen Nahrungsſorgen. 
Unſer anſehnliches Vermögen, von dem wir leben mußten, war 
bald erſchöpft, dann ging es an den Verkauf der Möbel. Aber 
wie bald war auch dieſe Einnahmequelle verſiegt. Das 
            Kranken=
lager meiner Frau verſchlang den letzten Zehrpfennig, den ich für 
ihren Schanuck erlöſt hatte. Jetzt beſitze ich noch drei Zimmer mit 
wertvollen antiken Möbeln, die ich nach dem Wunſche meiner 
Inge bis an mein Ende behalten ſollte. Hintzinger ſaß an dieſem 
Abend wie gewöhnlich an ſeinem großen Tiſch im Wohnzimmer, 
beide Ellenbogen auf denſelben geſtützt, ſeinen fieberheißen Kopf 
durch ein feuchtes Tuch kühlend. Feuer hatte er trotz des kalten 
Novemberabends noch nicht. Froſtſchüttelnd ſtand er auf, knöpfte 
energiſch ſeinen Pelzmantel zu und holte aus dem Büfett eine 
Flaſche. „Du biſt das letzte Geburtstagsgeſchenk meiner lieben 
„ſuige, dich Kleinod wollte ich aufbewahren bis ans Ende meiner 
Tage. Heute fühle ich, daß es gekommen iſt.” Er trank haſtig 
zwei Gläſer und ſchleppte ſich mühſam nach ſeinem Schreibtiſche, 
ſchrieb zitternd eine Adreſſe und wankte taumelnd in das 
            an=
ſtoßende Zimmer. Am anderen Tage verbrachte man den 
            ſchwer=
kranken Mann in das Krankenhaus. Eine doppelſeitige 
            Lungen=
entzündung hatte ſich bei ihm eingeſtellt. Sein Herz arbeitete 
noch gut und die Aerzte hatten trotz ſeines hohen Alters die 
            Hoff=
nung nicht aufgegeben, ihn durchzubringen. Aber aber, — unſer 
Patient wollte nicht mehr leben. Er verweigerte jegliche 
            Nah=
rungsaufnahme. Er wollte ſterben. Auf das Zureden der Aerzte, 
endlich doch Vernunft anzunehmen, wurde er heftig. Auch die 
freundlichen Worte der Schweſtern waren erfolglos. Er winkte 
der mit einer Erfriſchung Herantretenden ſchon an der Türe ab. 
Der Oberarzt ſtellte ihm am anderen Tage die 
            Hoffnungsloſig=
keit ſeines Zuſtandes vor Augen, wenn er nicht ſchleunigſt 
            ande=
ren Sinnes würde und Nahrung zu ſich nähme. 
„Ich will ja ſterben! Laſſen Sie mich gehen!” war ſeine 
Antwort. Das Vergebliche ſeiner Bemühungen einſehend, frug 
ihn endlich der Arzt, ob er noch einen Wunſch habe. 
„Ich möchte meinem Lieblingsneffen noch eine Mitteilung 
machen, auf meinem Schreibtiſche liegt ſeine Adreſſe,” antwortete 
er. Vollſtändig erſchöpft neigte ſich ſein fieberglühendes Haupt 
auf die Seite. Nach einer ſehr ſchlecht verbrachten Nacht wurde 
er gegen Morgen etwas ruhiger. Er ſchien zu ſchlafen. 
Inzwiſchen war auch ſein Neffe mit Frau angekommen. Sie 
wollten den Onkel gleich begrüßen, was aber vorerſt unterbleiben 
mußte, da der Patient momentan ſchlief. 
„Nehmen Sie einſtweilen hier in dieſem Zimmer Platz,” 
ſagte die Schweſter, „man wird Sie ſpäter rufen.‟ Dabei 
            ver=
ſchwand ſie im Nebenzimmer. Beide ließen ſich darauf gemächlich 
nieder. 
„Aber Viktor, wir werden doch die wertvollen Möbel nicht 
Tante Minchen überlaſſen. Wir kommen doch als Erben in erſter 
Linie in Betracht. Wenn es nur mal erſt ſoweit mit ihm wäre. 
Mit Schmuck iſt ja nichts zu wollen, aber die antiken Möbel 
ſtecken mir in der Naſe. Die wären ſo etwas für ſeines Neffen 
Frau,” meinte ſie. 
„Du haſt ja ſo recht, mein Kind, endlich muß ja doch auch 
einmal der Würfel fallen.” 
Bald darauf regte es ſich im Nebenzimmer. Es wurde ge= 547. Die zweite rollt, die erſte geht, — Das Ganze wild in Gräben 
ſprochen. Ein Kranker verlangte nach Nahrung. 
„Schweſter, ſchließen Sie die Türe und ſagen Sie meinen 
Verwandten, daß mir der Inhalt ihrer ſoeben geführten 
            Unter=
haltung ſehr intereſſant war. Weiter hätte ich ihnen nichts mehr 
zu ſagen.” 
Dieſe frommen Wünſche ſeiner Erben hatten ihn beſtimmt, 
von jetzt an mit aller Energie an die Erhaltung ſeines Lebens 
zu denken. In ihm gab es fortan nur den einen Willen, zu ge= 549. In den zweierſten ſteht’s dreiſilbige Wort, — Recht hohe, ſchlanke, 
ſunden und weiter zu leben. Die Kriſis der Krankheit war 
            glück=
lich behoben. Sein Zuſtand beſſerte ſich zuſehends von Tag 
zu Tag. 
Bald darauf verkaufte Hintzinger einen Teil ſeiner antiken 
Möbel. Kürzlich ſah ich den rüſtigen alten Herrn ſeelenvergnügt 
von der Börſe kommen. Je nach der Stärke unſerer 
            Willens=
kraft iſt es in unſere Hand gegeben, unſer Schickſal ſelbſt zu be= 6. Ananas, 7. Limes, 8. Fahrenheit, 9. Limonade, 10. Ubel, 
 
ſtimmen. 
Elſe Marlott Seitz.
 eh 
Bronzegegenſtände werden durch Abbürſten 
mit Seifenwaſſer mit milder Seifenwaſſerlöſung, alſo ſodafreier 
Seife und weicher Bürſte, dem man ein Nachſpülen mit reinem 
lauwarmen Waſſer folgen läßt, tadellos rein. Zum Nachtrocknen 
ſtellt man ſie auf den warmen Ofen. 
H. 
Bärnen= und Tintenflecke entfernt man auf 
ſchnelle Weiſe, wenn man das Wäſcheſtück anfeuchtet. mit einem 
Hölzchen einige Tropfen Eau de Javelle und einige Tropfen 
Salzſäure daraufgibt und ſchnell mit reichlich Waſſer nachſpült. 
Feine Kirſchpfanne von geröſteter Semmel. 
Zu dieſer warm und kalt gleich vorzüglich ſchmeckenden Speiſe 
röſtet man würflich geſchnittenes Weißbrot oder Semmel 
in Fett hellbraun. Miſcht ſie mit abgewaſchenen, abgetropften 
Kirſchen, füllt ſie in die vorbereitete Form, gießt auf ein Pfund 
dieſer Miſchung einen halben Liter Magermilch oderButtermilch, 
in der man 1 Eßlöffel Trockenei, 2 Eßlöffel Süßſtofflöſung, 1 
            Eß=
löffel Fett, etwas Zimt, Salz und 2 Eßlöffel Mehl verquirlte, 
unb bäckt die Speiſe eine halbe Stunde in gut heißem Ofen. L. 
Würzige Schnittlauch=Kartoffeln ohne Fleiſch. 
Am Tage zuvor gekochte Kartoffeln ſchält, ſchneidet man in 
Scheiben und röſtet ſie mit wenig Fett gelblich. Nun verrührt 
man zwei Taſſen Magermilch mit 1 Eßlöffel Appels 
            Hühnerei=
gelb und 1 Teelöffel Mehl, gibt ſie über die Kartoffeln, fügt Salz 
Pfeffer und reichlich Schnittlauch bei und läßt ſie noch 10 
            Minu=
ten dämpfen. 
Augebrannte Gerichte ſchütte man ſchnell, ohne ſie 
aufzurühren, in einen reinen Topf und behandle ſie wie ſonſt 
weiter. Man wird dann nichts von der Verbrenung ſpüren. Den 
verdorbenen Topf fülle man bis zum Rand mit kaltem Waſſer, 
füge eigroß Soda bei und laſſe bis zum andern Tage weichen; er 
läßt ſich dann meiſt ganz ſchnell reinigen. 
Speiſezettel. 
Sonntag: Rinderherz. 
Montag: Kirſchpfanne. 
Dienstag: Schnittlauchkartoffeln. 
Mittwoch: Kohlrabi= und Karotten=Miſchgemüſe und 
neue Kartoffeln. 
Donnerstag: Abſtechklöſe und Heidelbeerkompott. 
Freitag: Matjesheringe. Neue Kartoffeln. Neue ſaure 
Gurke. 
Samstag: Kohlrabigemüſe mit neuen Schalkartoffeln.
923
Schach
Nummer 43
 Aufgabe 25 
Max Karſtedt in Kottbus 
(Fränkiſches Volksblatt 1912) 
d
 Darmſtädter Silbenrätſel. 
a, a, ach, band, batt, be, be, da, dal, dam, der, e, e, er, fei, ga, ge, 
ge, go, gor, in, la, lau, lo, na, rach, ran, reth, ſa, ſalz, ſti, ti, te, 
u, ur, ur, vid, za. 
Aus vorſtehenden Silben ſind 17 Wörter von folgender 
            Be=
deutung zu bilden: 1. Heſſiſcher Politiker und ehemaliger 
            Reichs=
miniſter. 2. Weiblicher Vorname. 3. Fluß in Heſſen=Naſſau. 4. 
            Männ=
licher Vorname. 5. Stadt in der Mongolei. 6. Bibliſche 
            Bezeich=
nung für Sonntag. 7. Nebenfluß des Inn. 8. Land in der Wüſte 
Sahara. 9. Bekanntes Schuhputzmittel. 10. Berühmter deutſcher 
Staatsrechtslehrer. 11. Muſikinſtrument. 12. Metall. 13. 
            Be=
rühmtes Städtchen in Galiläa. 14. Abſchreckende weibliche 
            Erſchei=
nung in der griechiſchen Mythologie. 15. Pflanzengattung. 16. Ort 
in Starkenburg. 17. Südeuropäiſche Frucht. 
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach
 unten geleſen, ein hervorragendes Unternehmen 
Kunſtſtadt. 
Streichholz=Rätſel.
 Darmſtadt als 
Aug. Thomas.
 Vorſtehendes Wort iſt durch Umlegung von 3 Hölzchen in einen 
genießbaren Vogel zu verwandeln. 
Carl Deubel. 
Rätſel. 
ſteht, — Und wird jetzt viel als Futterkraut — In Feld und 
Garten angebaut. 
548. Wer die zwei vorderen Silben nicht kennt und ſo lebt, wie das 
Wort ſagt, — Dem iſt ein herrliches Drittes beſchieden; er iſt 
zu beneiden. — Wer ſich die erſten nicht macht und das Wort 
ohne en dahinlebt, — Dem bringt ſein leichtlebig Weſen gar 
leichtlich ein bitteres Drittes. 
ſteife Blumenſtöcke. — der dritten Silbe Hauptbeſtimmungsort — 
Sind Hemden, Kleider, Hoſen, Röcke. 
Auflöſungen. 
Silbenrätſel: 
1. Canrobert, 2. Eſel, 3. Nervi, 4. Thüringen, 5. Rüſtung. 
11. Canal, 12 Halle: „Centralflüchtlingsſtelle‟. 
Rätſel: 544. Hut. 545. Bauer. 546. Senfgurke.
 Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt. 
Prüfſtellung: Weiß: Kg7 Df8 Ta6 d4 La3 b5Sa4 d2 Bd3 
Schwarz: Ke5 Tb4 c7 Sb6 Bd5 e6 e7 g5 
Aufgabe 26 
Otto Dehler in Blankenburg 
(Die Quelle 1922). 
Weiß: Kg7 Dd2 Sc5 (3); 
Schwarz: Kc8 Lg8 Ba6 c7 (4), 
Matt in drei Zügen. 
Heute zwei leichtere Stücke. 
Löfungen der Aufgaben 11—16: 
11. Dr. Kraemer, Urdruck. (Kf2 Dh8Sb6 f2 Bb4 d3 e2 
Tf6 Sh6 Bb5 b7 14 15; 3 +.) 
1. Sb6—c8 Ta6 2. Sb6. „Mauſefalle”, leider geht aud?. 
1. ..... b6 Sd6 1. ..... T 2. Da1 + (-*). — Schwarz m 
müßte ein Matt in zwei Zügen zulaſſen, Weiß hat aber keine abw 
tenden Zug, muß deshalb einen neuen Plan faſſen, der hier Ein 
ſteht, nach 1. ..... b6 durch 2. Sd6 den T von dem Feld 7 ahz 
ſchneiden, von dem aus er 3. Da1 + verhindern könnte. — ſain 
White hat für dieſe Art Aufgaben, in denen Weiß genötig t, eiu 
günſtige Stellung preiszugeben und etwas Neues zu erfinden ie Be 
zeichnung „White to play‟‟ („Weiß am Zug”) eingeführt. All eutſch 
Bezeichnung iſt „Zwangszugaufgabe” (ein Gegenſatz zum Z ſwan 
und „Zugwechſelaufgabe” vorgeſchlagen. 
12. Loyd, Am. Ch. N. 1868. (Kf4Db6 Te6 Ld1 Sb1 d. fg 
g6h3; Ka4 Ta2 Lf8 Sal c2 Bb3 b7 d4 d6 e7 g7 h4, 2 
1. Sb1—a3 dr. 2. Da7 +. „White t0 play”! 
13. Brunner, Akad. Monatsh. f. Sch. 1912. (Kf8 Db2 
e1; Ke6 Td1 Lb1 Se8 Bc6 15 f6 g4, 3 —. 1. Se1— 
2. De2 +. 1. .. . .. Ld3: 2. Db3 +. Im erſten Zug b 
ſchwarzer Stein nach d3 „hingelenkt”, wo er dem anderen die Ghrü 
bl—e5 bzw. die d=Linie verſtellt. Dieſe Verſtellung wird im bei 
Zug ausgenutzt: Das Damenſchach kann nur noch durch Daz ſchn 
ziehen des verſtellenden Steins gedeckt worden, und dieſer wir) rdu 
von der d=Linie bzw. von der Schräge, die er urſprünglich ſchütz 
gelenkt”. — Vergl. Brunner, Münchener Neueſte Nachricht 312: 
Kh5 Tb3 g3 Lf8 h3 Sf2 14, Kf6 Te1 Lc1 Bf7 g5; 3 —. ar 
1. S2 e3 Te3: 2. Tf3 +; 1. ... . . Le3: 2. Tb6 F. Hier died 
unſerer Aufgabe durch 2 T erſetzt, von denen noch je einer geopf bird 
14. Dr. Preiswerk, Tepl. Schön. Anz. 1922. (Kb1 De4 3 d. 
Ld5 Sg4 h8 Bf6: Kh7 Tf3 Lf5 Sa1 c1 Bb2 e6 14 g3 
1. Ld5—a8 dr. 2. Td7 —=Bahnung. Merkwürdig, daß die gabe 
ehrend erwähnt wurde, trotz des Vorgängers von Guido Gu lim 
Laweno, Good Companion 1919: Ka7 Dd4 Ta5 Le5 f3 Sh Kg! 
Tc1 Le3 Be7 14; 2 +. Löſung: 1. Lh8. 
15. v. Holzhauſen, Urdruck. (Kg1 Dd3 Tb5 h4 Lg2 Bb Kd 
Db4 Ba5 b7 h5; 2 —) 1. Tb5Xh5. „White t0 plav.” Man b. chie 
die ſchöne Verführung 1. Kf1? Dc4! — Ein Beiſpiel, daß ir ſten 
Zug ganz gut auch einmal geſchlagen werden darf. Als Dreiz hu 
der Verfaſſer den Gedanken im Deutſchen Wochenſchach 1905 dau allt. 
Kf1 Dd3 Tb5 h4 Bb6 e2 15; Ka4 Db4 Ba5 b7 16. Löſun 
h5 2.,Tb h5. 
16. Dr. Palitzſch, D. W. 1913. (Kc8 Da1 Lb6 Bb5 c4 
Ka8 Te4 Lf2 Ba4 c5 d7 e6 15 f7 g5; 3+) 1. Dh1—a1 dr. 2. 
1. .. . . . Tc4:1 2. Dh8 dr. 3. Kc7 +. 2. . . . . . Ld4 3. Dh- 
Schwarz muß mit ſeinem T den „kritiſchen Zug” über das „Ehe 
Feld” 44 machen. Der zweite Zug L,d4 iſt dann der „Sperrzu 29 
„ſchwarzer Schnittpunkt‟. Dreiecksmarſch der weißen D. 
Löſerliſte: G. Peter, Prof. Dr. Reutzel (alle); J. 2* 
Gadernheim, Ludwig Hornung in Zelli, O. (11—14); Hans Be 71 
12, 14, 15); Arnold Dieſtelmann (12). 
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schrift / 
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”.
Ueralcrcice. Wn er Seteſe
 „Meine Wieſen? Wozu das?” fragt der Vetter, der immer 
noch nicht verſteht. 
„Tut Euer Mädel dazu, Vetter, da werden dann eine 
            Hoch=
zeit und ein Hof daraus.” 
Das verſtand der Vetter. „Da geht’s naus!‟ Er pfiff durch 
die Zähne. „Da ſeid Ihr Euch ſchon hinter meinem Rücken mit 
meinem Mädel einig geworden?” fvagte er mißtrauiſch. 
„Ich nicht, aber mein Junge! Geſtern, da er die Geſchichte 
gehört, hat er Mut bekommen und hat’s mir geſtanden. Vetter, 
wir Alten wollen nicht widerhaarig ſein; die Jungen ſind 
            ſtär=
ker denn wir.” 
„Ich will’s wir bedenken!“ 
und der Vetter hat’s nicht lang bedacht. Das Mädchen hat 
wohl nachgeholfen. An einem Tage ging die Geſchichte rund im 
Dorf, daß die beiden Stephens ſich vertragen und der Rudolf 
und die Dore ſich darauf verſprochen hätten. Wie ein Flugfeuer 
flog das Geſchwätz über die Höfe und Hütten. Und wirklich war 
der dritte Stephenshof noch vor dem Winter aufgebaut. Und im 
kommenden Frühjahr ſtand das Gerät im Schuppen und das 
Vieh im Stall. Viel war’s nicht, aber die Schuld war auch nicht 
groß, und den Händen ſollte auch noch was zu tun übrig bleiben. 
Aber noch immer lag der Acker brach, und ſchon gärte es 
wieder heimlich in dem lenzwarmen Boden, und das Blut regte 
ſich — und morgen ſollte Hochzeit ſein. Da ſtand in der Frühe 
des Hochzeitstages der Bauernſohn ſehr zeitig auf, ſpannte die 
beiden ſtärkſten Pferde vor den Pflug und fuhr auf den Blutacker. 
Und von der anderen Seite kam das Mädchen. 
Und er ſetzte das Eiſen tief in die Schollen, und das 
            Mäd=
chen faßte das eine Pferd am Zügel. 
„Jüh!‟ Die Peitſche ſchwirrte über die Tiere hin. Das Eiſen 
fchnitt und die Schollen brachen. Dreimal, fünfmal kreiſte der 
Pflug um das Kreuz und kam ihm näher mit jedem 
            Furchen=
ſchnitt. Nun hielt der Burſche darauf zu, tief drückte er das 
Eiſen, die Erde ſtöhnte, die Tiere ſchnaubten. Hart am Holze 
vorbei drängte ſich das Pferd, der Pflug wurde etwas aus der 
Bahn geriſſen. Der junge Bauer zwang ihn wieder hart auf 
das Kreuz. Da ſtieß er an. 
„Jüh!‟ Die Tiere legten ſich in die Ketten, tief in die Erde 
ſanken die Hinterbeine. Das Mädchen ſchritt voran, es hielt 
die Zügel.
 „Jüh, Lieſe!” Leiſe klatſchte die Peitſche nieder. Wieder ſtieß 
das Eiſen an das Holz, es biß und riß und rückte. Der Burſche 
hielt mit ſtarker Hand den Pflug, daß er nicht beiſeite geriſſen 
würde. 
„Jüh!” Wieder warfen ſich die Pferde in die Ketten, daß ſie 
zu ſpringen drohten, die Leiber keuchten, aus den Nüſtern flog 
ſtoßweiſe der heiße Atem. 
In der Erde ein leiſes Knarren und Krachen, ein Zerren 
und Ziehen. Die Erde am Kreuz hebt ſich wie in Wehen. 
„Jüh!”— ein Ruck — ein Sprung: aufbäumt ſich das ſchwere 
Holz und ſchlägt krachend wider den Pflug. 
„Holla!” — Die Pferde dampfen. Der Burſche ſtreicht 
            lieb=
koſend über ihre Leiber. 
Und dann ſind die beiden vor den Altar geſchritten: die 
Liebe hatte den Haß beſiegt. — 
Und da wieder Sommer wurde, wellte gnadend das gelbe 
Korn auf dem Acker, da in Jahr und Jahren das Blut geflammt 
und der Haß gebrannt. 
Die Parabel von den Genies. 
Von Safed, dem Weiſen. 
In unſere Stadt kam einſt eine Frau, die ſich zu den 
            Freun=
dinnen Keturahs zählt. Und ſie ſpricht öfter in dem Hauſe vor, 
das wir bewohnen. 
Und ich fragte Keturah und ſagte: „Iſt dieſe Suſi verheiratet 
oder ledig?” 
Und Keturah antwortete: „Beides!” 
Und ich ſagte: „Nun, dann iſt ſie genau das, was ich 
            erwar=
tet habe!" 
Und Keturah ſagte: „Sie hat viele Kennzeichen des Genies 
an ſich, und ſie kennt viele Menſchen, die Genies ſind. Ja, und 
ſie hat uns eingeladen, einen Abend bei ihr zu verbringen und 
dort eine Schar ihrer Freunde kennen zu lernen, von denen 
jeder auf ſeine Art ein Genie iſt!“ 
Und ſo gingen wir hin, Keturah und ich, und verbrachten 
einen Abend im illuſtren Zirkel Suſis. Und ſie führte uns ihre 
Genies in Tätigkeit vor. 
Da gab es eine Dichterin, die freie Verſe ſchrieb, und zwar 
ſo wundervolle, daß ihr Inhalt in Proſa gar nicht geſagt wer=
 den konnte. Und dann gab es dort einen Muſiker, der nach 
neuen Theorie Violine ſpielte. Und nach dieſer Theorie. 
die Muſik weder Melodie, noch Harmonie, noch eine Tonar 
ein Zeitmaß haben. Nein, die Seele mußte durch freieres * 
zieren in die höheren Reiche emporgetragen werden. Und * 
war dort ein Autor, der ein ſo gewaltig tiefes Werk geſch. 
hatte, daß es kein Verleger verſtehen und noch weniger die 
wendigkeit begreifen konnte, es zu verlegen. Und dann wa. 
eine Frau, die eine neue Methode der Gedankenübertre 2 
herausgefunden hatte, und eine andere Frau, welche die (* 
hung dadurch revolutionieren wollte, daß ſie die Moral mi * 
Worten der Muſiklehre und die Muſik mit den Bezeichnunge 
Farben erklärte. 
Und Suſi ſtellte ſie uns vor, einen nach dem anderen 
eine nach der anderen, und Keturah und ich, wir ſte* 
da als die einzigen Leute, die keine Genies waren. Und 1 
gannen jeder Mann und jede Frau, uns ihre Theorien b 
tragen. 
Und als wir endlich davonkamen, waren wir ſo ſehr 1 
daß wir nicht zu Fuß gingen, ſondern in eine Droſchke ſtieg 
Und Keturah ſagte: „Es war ein großer geſellſchaft 
Triumph für Suſi!“ 
Und ich antwortete: „Ja!” 
Und Keturah ſagte: „Und ich habe mich ordentlich al 
Wand gedrückt gefühlt!“ 
Und ich ſagte: „Mir iſt es ebenſo ergangen!“ 
Und ich ſagte: „Keturah, gewiß, Du biſt kein: Genie, nock 
ich es! Aber Du biſt von herrlich gutem und wundervl 
Feinſinn! Und ich bin ein Philoſoph, wofür man auch 
kann: ein Mann mit geſundem Menſchenverſtand!” 
Und Keturah ſagte: „Ein Abend mit einer wohlgetrolſ 
Auswahl von Genies iſt wie ein Feſt in einer Fabrik eingen 
ter Gemüſe!” 
Und ich ſagte zu ihr: „Gott braucht nur ſehr, ſehr we 
Genies! Und was die ſchwere Menge derer anbetrifft, de 
wir eben begegnet ſind, ſo iſt es eine der Gnaden Gottes; 
ſie nicht gebraucht werden! — Laß uns dankbar ſein, daß e. 
dieſer Welt eine ſo große Zahl von Leuten gibt, die für geſtt 
Menſchenverſtand noch etwas übrig haben!" 
(Uebertragung von Max Hahe!