Darmstädter Tagblatt 1923


12. August 1923

[  ][ ]

Bezugspreis:

Sei wöchentl. 7 maligem Erſcheinen (reibleibend) mongt=
ich
85000 M. und 5000 M. Abtragegebühr, Abholen
3aooo, durch d. Agenturen 90 000 M. frei Haus. Beſtelle
ungen nehmen enigegen: die Geſchäfteſtelle Rheinſtr. 23
FFernſprecher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und
iIle Poſämter. Verantworilichkeit für Aufnahme von
Unzeigen an beſimmten Tagen wird nicht übernom=
nen
. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
Sherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kür=
ung
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtele=
ungen
durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für une.
poſiſcheckonto: Frankfurt a. M. 4304.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt

Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
186. Jahrgang
Sonntag, den 12. Auguſt 1923
Nummer 221

Die Lebensmittelverſorgung.


IAdiet
iüder

.

m

Ein Aufruf der Reichsregierung.
Berlin, 11. Aug. (Wolff.) Zur Lebensmittellage.
urch die großen Schwierigkeiten bei der Beſchaffung von aus=
indiſchen
und inländiſchen Zahlungsmitteln waren in der Le=
ensmittelverſorgung
Stockungen entſtanden. In den letzten
agen ſind aus dem Wirtſchaftsleben große Mengen ausländi=
her
Zahlungsmittel zur Verfügung geſtellt worden. Die Reichs=
ank
gewährte in ſteigendem Maße Kredit. Der Not an inländi=
hen
Zahlungsmitteln wird mit allen Mitteln geſteuert. Im
auzen Reich iſt für eine ſofortige Verbeſſerung der Verſor=
ung
mit Margarine vorgeſorgt. In Berlin wurden heute große
Tengen Margarine in den Kleinhandel gebracht. Das bis Okto=
er
erforderliche Brotgetreide iſt in der Hand der Regierung. Die
urfuhr an Kartoffeln und Gemüſe nimmt zu. Die Heran=
haffung
aller anderen Waren wird von der Regierung geför=
rt
. Die Regierung kann ihre Abſichten nur durchführen, wenn
e tägliche Zufuhr der Lebensmittel keine Unterbrechung erlei=
t
. In der jetzigen Jahreszeit bis vor die neue Ernte ſind nie
oße Vorräte in den Städten geweſen, darum kommt es ent=
ſeidend
auf die Tageszufuhr an. Die ſtädtiſche Bevölkerung
hüitzt ſich am beſten ſelbſt vor Hunger, wenn ſie ſelbſt dafür
rgt, daß keine Störungen im Lebensmittelverkehr ent=
hen
, und daß keine Unruhen eintreten.
Die Reichsregierung.
J. A.: Dr. Luther Reichsernährungsminiſter.
*
Berlin, 11. Aug. (Wolff.) Der Reichsminiſter für Er=
hrung
und Landwirtſchaft hat die Regierungen der Länder
r den 18. Auguſt zu einer Konferenz eingeladen, in der die
ährungsverhältniſſe des kommenden Erntejahres beſprochen
erden ſollen, insbeſondere ſoll erörtert werden, ob und in wel=
m
Ausmaße, ſowie in welchen Formen eine geſteigerte Verſor=
iche
h ngswirtſchaft empfehlenswert erſcheine.

Vom Tage.

Die heute fällige Sonntagsrede Poincarés in SaintNay wird mit
Ungeduld erwartet. Man nimmt an, daß er bei dieſer Gelegenheit auf
die Reichstagsrede des Reichskanzlers Cuno antworten wird.

Reuter meldet, der britiſche Premierminiſter werde, wenn keine
weſentliche Aenderung der internationalen Lage eintrete, vorausſicht=
lich
nicht vor nächſter Woche vom Lande nach London zurückkehren.

Reuter meldet, eine Anzahl einflußreicher Geſchäftsleute unter Füh=
rung
von Mr. Baldwin, eines Vetters des Premierminiſters, ſind nach
Rußland abgereiſt, um über die Wiederaufnahme der Handelsbeziehun=
gen
zu beraten. Baldwin iſt Präſident einer Vereinigung von 20 be=
deutendſten
Maſchinenfabriken, die ſich zur Förderung der britiſchen
Intereſſen in Rußland gebildet hat.
Durch königliche Kabinettsordre iſt dem bisherigen holländiſchen
Finanzminiſter de Geer der erbetene Aſchied unter Anerkennung ſeiner
hervorragenden Verdienſte bewilligt worden. Zu ſeinem Nachfolger iſt
der frühere Kriegsminiſter E. Colijin ernannt worden.
Der italieniſche Senator Bombrich wurde in Görz von einem
Slawen durch Revolverſchüſſe verwundet. Der Attentäter namens
Colebrich erklärte, er habe den italieniſchen Senator aus. Haß töten
wollen.
Die Agenzia Stefani teilt mit, daß die von der katholiſchen Preſſe
gebrachte Nachricht, nach der der Papſt den Kardinal=Staatsſekretär
Gaſparri beauftragt haben ſoll, eine neue Proteſtnote gegen die letzten
Sabotageakte im Ruhrgebiet abzufaſſen, jeder Begründung entbehrt.
Wie aus Bukareſt gemeldet wird, entgleiſte ein Eiſenbahnzug bei
Ticimaro, wobei 5 Paſſagiere getötet und 18 ſchwer verwun=
det
wurden.
In Bromberg wurde ein Deutſchtumsbund zur Wahrung des Min=
derheitsrechtes
gewaltſam geſchloſſen. Es fanden Hausſuchungen bei
deutſchen Minderheitsführern und Stadtverordneten und in Geſchäfts=
ſtellen
kultureller und landwirtſchaftlicher Verbände ſtatt.
Da der elektriſche Strom aus dem Elektrizitätswerk Colpa ausge=
blieben
iſt, konnte heute früh die Straßenbahn in Berlin den Verkehr
nicht wieder aufnehmen.

Am das Kabinett Cuno.

Die große Koglition auf dem Marſch.

Die Situation am Samstag abend.

* Berlin, 11. Aug. (Priv.=Tel.) Es wäre verfrüht, ſchon
tte ein abſchließendes Bild über die Entwickelung der Kriſe
ſen zu wollen, doch erſcheint es notwendig, ſchon im jetzigen
genblick alle Einzelheiten der Entwickelung der letzten Tage
ſkizzieren, weil hieraus weitgehende Schlüſſe gezogen werden
nen. Als am Dienstag bekannt wurde, daß die K.P.D. dem
binett Cuno ſchärfſte Abſage androhe und ein umfangreich
ründetes Mißtrauensvotum im Reichstag einzubringen be=
oſſen
hatte, war die Entwickelung der politiſchen Situation
erhalb des Parlaments noch nicht ſo weit gediehen, daß man
Tragweite dieſes Beſchluſſes hätte überſehen können. Erſt
Zahlungsmitelknappheit der letzten 48 Stunden hat weitere
iſe gezogen, und es zeugt von der taktiſchen Geſchicklichkeit
K.P.D., daß ſie mit ihrem Mißtrauensantrag ſo lange war=
bis
ſeine Einbringung tatſächlich politiſche Wirkung erhielt.
erſte dieſer Wirkungen war der Beſchluß der bürgerlichen
eitsgemeinſchaft, den Kanzler ſo lange zu ſtützen, als dieſer
ſt glaubt, auch ohne die Mitwirkung der Sozialdemokraten
Regierung führen zu können. Die zweite Wirkung war für
Sozialdemokraten, ſich darüber klar zu werden, wie man ſich
Antrag der K.P.D. gegenüber verhalten müſſe. Tatſächlich
heute der Entſchluß dahin gegangen, zwar nicht den KP.D. zu unterſtützen, aber einen eigenen, ähnlich lautenden
strauensantrag im Plenum vorzubereiten. Zwiſchen geſtern
heute liegt aber eine Entwickelung der Verhältniſſe, die
kennen muß, wenn man nicht falſch urteilen will. Noch ge=
r
ſchien es, als ob die Ablehnung des Kabinetts Cuno für
Mehrheit der Sozialdemokraten die Hauptſache, die bereits
ehende Mißſtimung Nebenſache ſei, und als ob eine verhält=
näßig
große Minderheit im Hinblick auf die Politik Cunos
Ruhrgebiet und in Verbindung damit mit dem paſſiven
erſtand ſich einem Abgang Cunos entgegenſtellte. Heute iſt
Bild wie umgewechſelt. Heute iſt aus der Frageſtellung für
gegen Cuno plötzlich die Abſage an Cuno geworden. Da=
aber
iſt die neue Frageſtellung für oder gegen, die
ße Koalition entſtanden, und wenn nicht alles täuſcht,
n diejenigen, die geſtern noch für das Verbleiben Cunos
aten, heute Cuno geſtürzt, um den Gedanken einer großen
ition voranzuſtellen und ihr eine Mehrheit innerhalb der
aldemokratie zu ſichern. Bei der Betrachtung dieſer Entwicke=
darf
man nicht vergeſſen, daß die 180 Sozialdemokraten
r ſich ein Plenum bilden, in dem derjenige das Vertrauen
Mehreit hat, der taktiſch am beſten führt. Hier hat ſich ge=
, daß die Weimarer Separatiſten, ein kleines Häuflein von
T 40 Mann gegenüber 140 Mann der Mehrheit darſtellen, und
T us erwächſt ohne weiteres die Vermutung, daß es den
2 aldemokraten in ihrer Geſamtheit nur darauf ankommt, für

E Eintritt in die große Koalition Cuno fortzuſchaffen. Die

Gekannt gewordene Forderung der Sozialdcmokraten nach
iſung der Sachwerte als Garantie für die Goldanleihe än=

T. an dieſer Annahme nichts. Dieſe Garantien waren in an=

*

I

Form weitgehend gegeben. Derartige, ſchon erfüllte Be=
angen
an den Eintritt in die große Koalition zu knüpfen,
im parlamentariſchen Leben die Bereitwilligkeit zum Ein=
erklären
, alſo dazu in dieſem Kabinett ſelbſt vertreten zu

ſein. Wäre die Forderung ſchärfer, ſo müßte man erwarten, daß
die Sozialdemokraten ſelbſt die Führung in dieſem Kabinett zu
übernehmen wünſchten. Daß ſie es nicht wünſchen, deutet darauf
hin, daß man mit dem Blick auf die Straße das Notwendige tun,
darüber hinaus aber alles unterlaſſen wird, was die natürliche
Führeſchaft der Sozialdemokraten innerhalb der Maſſen der Ar=
beiterſchaft
gefährden und die radikale Agitation der äußerſten
Linken unterſtützen könnte. Das Kabinett der großen Koali=
tion
ſcheint auf dem Marſche, ſo wenig man im Augenblick ſchon
ſagen kann, wie die Entſcheidung des Reichskanzlers, der bür=
gerlichen
Arbeitsgeminſchaft und des Reichspräſidenten im ein=
zelnen
dieſe Entwickelung fördern kann.

Die Verhandlungen der Fraktionen.

Berlin, 11. Aug. (Wolff.) Die ſozialdemokratiſche Reichs=
agsfraktion
beſchäftigte ſich heute nachmittag mit der Stellung=
nahme
gegenüber der Regierung und der großen Koalition, und
nahm eine Entſchließung an, in der der jetzigen Regierung das
Mißtrauen ausgeſprochen und gleichzeitig erklärt wird, jede Re=
gierung
zu unterſtützen, die beſtimmte, von der Sozialdemokratie
aufgeſtellte Forderungen ſich zu eigen mache, vor allem die Er=
faſſung
der Sachwerte als Garantie für die wertbeſtän=
dige
Anleihe, Eintreten Deutſchlands in den Völkerbund, höchſte
Aktivität in der Außenpolitik, Durchführung der beſchloſſenen
Steuermaßnahmen durch Mindeſtſteuern und Währungsreform,
ſowie unbedingte Einführung der Goldkredite und Goldlöhne
und Loslöſung der Reichswehr von allen illegalen Organiſa=
tionen
.
U. Berlin, 12. Aug. Die Vertreter der Vereinigten
ſozialdemokratiſchen Partei begaben ſich nach dem Empfang bei
dem Reichspräſidenten zu der tagenden bürgerlichen Arbeitsge=
meinſchaft
und gaben auf Wunſch der Arbeitsgemeinſchaft Er=
klürungen
über ihre in der geſtrigen Vormittagsſitzung gefaßten
Entſchlüſſe. Die bürgerliche Arbeitsgemeinſchaft nahm von die=
ſen
Entſchüſſen Kenntnis und kam nach längerer Beſprechung zu
dem Ergebnis, daß ſie in dieſen Entſcheidungen keine neue Lage
erblicken könne. Die Entſcheidung über die weitere Entwicklung
liegt beim Neichskanzler und bei der bürgerlichen Arbeitsgemein=
ſchaft
, die heute im Reichstag zuſammentreten wird, nachdem die
ihr angehörenden Fraktionen getagt haben. Die Deutſche Volks=
partei
tritt heute Sonntag, vormittag um 10 Uhr, zuſammen.

Zur Regierungskriſe.

* Berlin, 11. Auguſt. (Privat=Telegramm.) Die ſozial=
demokratiſche
Reichstagsfraktion hat beſchloſſen, am kommenden
Montag im Reichstag in einem eigenen Antrag der Regie=
rung
Cuno ihr Mißtrauen auszuſprechen, ohne jedoch einen ähn=
lich
lautenden Antrag zu unterſtützen. Zugleich erklärt ſich die
V. S. P. D. bereit jede Regierung zu unterſtützen, die die in der
Franktionsſitzung des Nachmittags feſtgelegten Mindeſtforde=
rungen
der V. S. P. D. durchzuführen ſich bereit erklärt. Die
bürgerliche Arbeitsgemeinſchaft iſt im Reichstag zuſammengetre=
ten
. Die Führer der Sozialdemokratie hatten entſcheidende Be=
ſprechungen
mit dem Reichspräſidenten. Die Situation iſt augen=
blicklich
die, daß eine En=ſcheidung in der Hand des Reichspräſi=
denten
und des Reichskanzlers liegt. Die bürgerliche Mehrheit
hat dem Kanzler anheimgeſtellt, gegebenenfalls auch gegen die
Oppoſition, der Sozialdemokraten, ſein Amt mit Unterſtützung
der Bürgerlichen weiterzuführen, es iſt jedoch nicht ſehr wahr=

ſcheinlich, daß der Reichskanzler dem Folge leiſten wird. Eine
Möglichkeit wäre die, daß der Reichskanzler formell ſeinen

Rücktritt erklärt und nach der Ausſchiffung der wegen unge=
nügender
Finanzwirtſchaft mißliebigen Miniſter Hermes und
Dr. Becker ein zweites Kabinett Cuno bildet. Wahr=
ſcheinlich
iſt aber das Zuſtandekommen einer großen Koali=
tion
, die ſich an den Namen Streſemann anknüpft.

Die Woche.

Vier Jahre ſind vergangen, ſeitdem die Weimarer National=
verſammlung
am 11. Auguſt 1919 die Verfaſſung der Deutſchen
Republik beſchloß und damit die Revolution formal beendete.
Vier Jahre harten Ringens um das Lebensrecht der Nation,
vier Jahre jenes Krieges mit anderen Mitteln, ſchwerer faſt noch
zu ertragen als jene Jahre, während deren das deutſche Volk in
Waffen ſich heldenmütig der Angriffe einer ganzen Welt er=
wehrte
. Vier Jahre ſind vergangen ſeit jenen Weimarer Tagen,
in denen Optimiſten glaubten, daß eine neue Aera des Welt=
friedens
und der Verſöhnung beginnen werde. Einen Höhe=
punkt
hat der Lebenskampf der deutſchen Nation erreicht.
Die konſequente Verfolgung der franzöſiſchen Kriegspolitik,
der Politik Ludwigs XIV. und Napoleons I., hat die Bataillone
Poincarés in das Herz der deutſchen Wirtſchaft mitten im Frie=
den
einbrechen laſſen. Um die Exiſtenz nicht nur jener 20 Mil=
lionen
, die nach dem fürchterlichen Ausſpruch des greiſenhaften
Haſſers Clemenceau zu viel auf der Welt ſind, ſondern um die
Exiſtenz des ganzen deutſchen Volkes geht der gegenwärtige
Kampf, und wenn wir während, der erſten Phaſe des Welt=
krieges
vielleicht nicht immer uns des ganzen Ernſtes der
Situation bewußt waren, ſo haben uns die furchtbaren Folgen
hoffentlich genugſam darüber belehrt, daß ein Volk, welches ſeine
Exiſtenz gegen den äußeren Feind zu verteidigen hat, ſeine ge=
ſamte
Kraft auf dieſen Abwehrkampf konzentrieren muß, wenn
es nicht zugrunde gehen will.
Aus recht unzeitgemäßen Sommerferien iſt der deutſche
Reichstag zu einer Nottagung zuſammengetreten, und in klaren
Worten hat der Reichskanzler vor dem deutſchen Volke
und der ganzen Welt erklärt, daß die gegenwärtige Reichsregie=
rung
zur Erhaltung des Beſtandes unſeres Landes jedes, aber
auch jedes Opfer zu bringen bereit ſei. Die Regierungserklä=
rung
ebenſo wie ſeine Aufnahme im deutſchen Volk darf in
Paris manche Hoffnung auf eine baldige Kapitulation Deutſch=
lands
zerſtört haben. Mit einer erhebenden Einmütigkeit hat
der deutſche Reichstag am Freitag ſämtliche Steuervorlagen der
Regierung einſtimmig angenommen, ein Ergebnis, das in ſeiner
Tragweite kaum überſchätzt werden kann. Es war einer der
ſchwerſten Fehler der deutſchen Reichsregierungen, daß ſie wäh=
rend
jener erſten Phaſe des Weltkrieges, in den Jahren 191418,
nicht genügend auf eine geſunde Finanzierung des Krieges be=
dacht
waren. Sehr bald hat man dieſen verhängnisvollen Fehler
erkannt, aber dieſe Erkenntnis hat leider doch nicht genügt, uns
dieſes Mal vor dem gleichen Fehler völlig zu bewahren. Um ſo
mehr war es zu begrüßen, daß die Reichsregierung wenigſtens.
noch in letzter Stunde mit aller Energie die Schritte getan hat,
die notwendig waren, um für den Abwehrkampf des deutſchen
Volkes gegen den äußeren Feind die nötigen finanziellen Grund=
lagen
zu ſchaffen, und wenn wir vor 8 Tagen an dieſer Stelle der
Ueberzeugung Ausdruck gaben, daß eine Reichsregierung, die
ernſtlich gewillt iſt, für dieſen Zweck jedes notwendige Opfer
vom deutſchen Volke zu fordern, die überwältigende Mehrheit
des ganzen deutſchen Volkes hinter ſich haben werde, ſo hat der
Freitagsbeſchluß des deutſchen Reichstags dieſe Auffaſſung er=
freulicherweiſe
vollauf beſtätigt.
Ernſthafte Kritik muß ſich ſtets und ganz beſonders in Zei=
ten
, wie es die gegenwärtigen ſind, ihrer ſchweren Verantwor=
tung
bewußt ſein. Perſönliche Polemik hat gerade in der Po=
litik
immer etwas ſehr Unerfreuliches. Wenn ſich aber heraus=
ſtellt
, daß Verſchiedenheiten der Auffaſſung die gemeinſame
Arbeit zu dem einen großen Ziel zu gefährden geeignet ſind, ſo
darf man auch nicht davor zurückſchrecken, aus ſolcher Erkennt=
nis
die entſprechenden Folgerungen zu ziehen.
Wir haben ſchon mehrfach eindringlichſt auf die überaus
ernſte Gefahr hingewieſen, die ein Kabinettswechſel gerade in
dieſem Augenblick für das deutſche Volk bedeuten würde. Eine
derartige Auffaſſung bedeutet aber natürlich nicht, daß jeder
Wechſel in dem einen oder dem anderen Reſſort unter allen Um=
ſtänden
vermieden werden müßte. Die vom deutſchen Reichs=
tag
jetzt beſchloſſenen Schritte werden nur dann wirklich von Er=
folg
gekrönt ſein können, wenn die unbedingte Homogenität der
Reichsregierung die entſchloſſene Ausführung ſichert. Da es ein
offenes Geheimnis war, daß gerade in wichtigen Fragen die
Auffaſſung des gegenwärtigen Reichsfinanzminiſters
durchaus nicht immier mit den übrigen Mitgliedern des Kabi=
netts
übereinſtimmte, durfte man wohl mit einigem Recht er=
warten
, daß in der Leitung des Reichsfinanzminiſteriums, das
ja gerade gegenwärtig von ausſchlaggebender Bedeutung iſt, ein
Wechſel eintreten werde. Daß der Reichskanzler ſich zu dies=
bezüglichen
Schritten nicht entſchließen konnte, muß als bedauer=
lich
angeſehen werden, da hierdurch hier und da unbegründete
Zweifel an der Entſchloſſenheit des Kabinetts neue Nahrung
erhielten. In den Abendſtunden des Freitag verdichteten ſich
die Gerüchte von einer Kabinettskriſis, nachdem es zweifelhaft
geworden war, welche Haltung die Sozialdemokratie dem von
den Kommuniſten beantragten Mißtrauensvotum gegenüber ein=
nehmen
würde. Parteitaktiſche Rückſichten gewinnen bedauer=
licherweiſe
wieder einmal verhängnisvolle Bedeutung. Nicht
darum handelt es ſich, daß die Sozialdemokratie etwa gegen die
außenpolitiſche Einſtellung des Kabinetts Cuno ſchwerwiegende
Bedenken hätte, nicht darum, daß etwa hinſichtlch der notwendi=
gen
finanziellen Maßnahmen unüberbrückbare Meinungsverſchie=
denheiten
beſtünden die Verhandlungen der letzten Tage und
auch der Beſchluß des Reichstags ſprechen in dieſer Beziehung
ja eine deutliche Sprache , ſondern lediglich die agitatoriſche
Phraſe der radikalen Linken iſt es, welche die Führung der
Sozialdemokratiſchen Partei in ihrer Haltung wankend macht.
Gewiß, die Situation iſt für die Sozialdemokratiſche Partei tak=
tiſch
ſicherlich ſchwierig, und die Tatſache, daß eine Regierung von
Streſemann bis Hilferding faſt das geſamte Parlament, vielleicht
mit Ausnahme lediglich der Kommuniſten, hinter ſich haben
würde, ſpricht ſicherlich für die ſogenannte große Koalitior

Wir haben uns ſtets ſehr entſchieden dafür ausgeſprochen, de
die Baſis der Reichsregierung in dieſen Zeiten des Kampfe
und der Not gar nicht hart genug ſein könnte, und wir ſind ar
dieſer Erwägung heraus ſtets für die große Koalition eing
treten. Wenn wir heute trotzdem eine Ablöſung der Regieru=
Cuno durch ein zu bildendes Kabinett der großen Koalition fi
überaus bedenklich halten, ſo ſind es in erſter Linie außenpol
tiſche Bedenken, die uns dabei leiten. Nach der Entwickelun
der Dinge während der letzten acht Tage kann in Deutſchlat
gewiß kein Zweifel darüber beſtehen, daß eine Regierung
großen Koalition, um mit dem franzöſiſchen Gegner zu ſprecher

[ ][  ][ ]

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Auguſt 1923.

Nummer /21,

eine Regierung der nationalen Konzentration ſein würde, eine
Regierung, deren Aufgabe es ſein würde, alle Kräfte des deut=
ſchen
Volkes zuſammenzufaſſen zum entſchloſſenen Abwehrkampf
gegen franzöſiſchen Vernichtungswillen. Ob das aber überall
in der Welt ſofort richtig erkannt würde, ob insbeſondere durch
einen Wechſel der führenden Perſönlichkeiten gerade in dieſem
entſcheidenden Moment nicht manche wertvolle Fäden zerriſſen
ſverden würden, muß doch einigermaßen zweifelhaft erſcheinen
Daß die Folgen der Markkataſtrophe innerpolitiſch eine
ſchwere Belaſtung bedeuten, iſt ſelbſtverſtändlich, und die Tat=
ſache
, daß auch der franzöſiſche und der belgiſche Franc augen=
blicklich
den gleichen Weg geht, wie die deutſche Mark etwa im
Anfang des Jahres 1920, kann über die wirtſchaftlichen Schwie=
rigkeiten
natürlich nicht hinweghelfen. Gerade aber die Ent=
tvertung
des Franken, mit welcher die internationale Finanz=
welt
den Zuſammenbruch der franzöſiſchen Reparationshoffnun=
gen
liquidiert, zeigt, daß auch die Möglichkeiten unſerer Feinde
keineswegs unbegrenzt ſind. Es wäre töricht, ſich über den
ſchweren Ernſt unſerer Lage irgend welchen Illuſionen hinzu=
geben
. Der unerſchüterliche Wille aber unſerer Brüder und
Schweſtern an Rhein und Nuhr, allen Friedensplänen zum Trotz
feſtzuhalten an ihrem Deutſchtum, muß uns der Leitſtern ſein,
der uns leuchtet durch die Nacht der Gegenwart.
Wenn dieſes Reich, das ſeinen Bürgern nichts geben kann,
trotzdem viele Hunderttauſende veranlaßt, Haus und Hof zu
opfern, um die Treue für Deutſchland zu bekunden, dann brau=
chen
wir nicht an der Zukunft dieſes Reiches zu verzweifeln."
N.
Verbot des Markverkaufs ins Ausland.
Berlin, 10. Aug. (Wolff.) Die Notverordnung des
Reichspräſidenten vom heutigen Tage verbietet den Markverkauf
ins Ausland. Es hat ſich in den letzten Wochen gezeigt, daß
große Summen von Reichsmark ins Ausland gelegt worden ſind,
im weſentlichen, um unter Verkauf an den Auslandsbörſen Ein=
fuhrwaren
, notwendige wie weniger notwendige, zu bezahlen.
Dieſes Angebot von Mark im Auslande hat den Kurs der Reichs=
mark
aufs ſtärkſte beeinflußt und die Kursregelungstätigkeit der
Reichsbank empfindlich geſtört. Durch die neue Verordnung
wird für Beträge über den Gegenwert von zehn engliſchen Pfund
hinaus der deutſche Kaufmann gezwungen, etwa benötigte De=
viſen
im deutſchen Geſchäft zu erwerben. Er wird gehindert,
durch rückſichtsloſe Ausnutzung ausländiſcher Märkte für ſich
Vorteile zum Schaden der Geſamtheit zu erreichen.
Die Verordnung hat folgenden Wortlaut:
§ 1. Es iſt verboten, Geldbeträge in Reichswährung mittel=
bar
oder unmittelbar an einen im Auslande anſäſſigen Inlän=
der
oder Ausländer zu verkaufen oder zur Verfügung zu ſtellen,
ſoweit die Geldbeträge den Gegenwert von 10 engliſchen Pfund
überſchreiten. Soweit nach Satz 1 Geſchäfte zuläſſig ſind, darf
innerhalb eines Monats dem gleichen Empfänger nicht mehr als
der Gegenwert von 25 engliſchen Pfund durch den gleichen Lei=
ſtenden
zugewandt werden. Ausnahmen bewilligt die Prüfungs=
ſtelle
. Auf eine Beſchwerde entſcheidet der Beauftragte des
Reichswirtſchaftsminiſters für Deviſenprüfung.
8 2. Die Geſchäfte der Reichsbank, der Deviſenbeſchaffungs=
ſtelle
und der etwa von der Reichsbank ermächtigten Stellen blei=
hen
von dem Verbot des § 1 ausgenommen.
§ 3. Auf Zuwiderhandlungen finden die Vorſchriften der
§§ 11, 13, 14 und 15 der Valutaſpkulationsverordnung entſpre=
chende
Anwendung. Durch Gefängnis kann auch auf den Ver=
luſt
der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.
§ 4. Der Reichswirtſchaftsminiſter kann Uebergangs= und
Ausführungsbeſtimmungen erlaſſen und Ausnahmen zulaſſen.
825. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündi=
gung
in Kraft.
Der Reichspräſident: gez. Ebert. Der Reichskanzler: gez.
Cuno.
Ausſichtsloſe Frankenſtützungsaktion.
Paris, 11. Aug. (Wolff.) Der Neu=York Herald bemerkt
zu den franzöſiſch=belgiſchen Verhandlungen über einen Stüt=
zungskredit
zugunſten des belgiſchen Franken: In Paris werde
darauf hingewieſen, daß, wenn es gelinge, die franzöſiſche und
belgiſche Währung auf gleichen Stand gegenüber dem Dollar
zu bringen, ſo würde das Kompromiß wahrſcheinlich darauf
hinauslaufen, daß ſowohl in Paris als in Brüſſel der Dollar
auf 19 wenn nicht auf 20 ſteige. Außerdem würden, wenn auf
dieſe Weiſe die franzöſiſch=belgiſche Allianz in den Augen der
Welt zum Gegenſtand eines Kuhhandels würde, die Freunde
Belgiens von ſeiten der engliſchen Regierung verſtärkten Druck
ertvarten zu dem Zweck, Belgien von der Ruhrpolitik im fran=
zöſiſchen
Gefolge abzuhalten. Selbſt ein Kredit von einer halben
Milliarde Franken könne unter ſolchen Umſtänden nicht lange
vorhalten, da Belgien ſich notgedrungen wegen ſeiner Verſorg=
ung
mit induſtriellen Rohſtoffen mehr an England als an Frank=
reich
zu wenden gezwungen ſei.

Die Perfaſſungsfeier im Reichstag.
TU. Berlin, 11. Auguſt. Während im Reichstag noch die
Parteien über die Schwierigkeiten der politiſchen Lage verhandel=
ten
, begann gegen 11½ Uhr der Platz vor dem Neichstagsge=
bäude
ſich mir einer zahlreichen Menge zu füllen, die die Ankunft
des Reichspräſidenten zur Verfaſſungsfeier im Reichstag erwar=
tete
. Reichspräſident Ebert wurde vom Reichswehrminiſter und
don dem Vertreter des zurzeit beurlaubten Oberkommandanten
Seeckt begrüßt und ſchritt die Ehrenfront ab. Er begab ſich dann
zur Freitreppe, wo er vom Geſamtminiſterium unter Führung
des Reichskanzlers Cuno begrüßt wurde. Darauf begab er ſich
in das Reichstagsgebäude, wo inzwiſchen die Feſtverſammlung
Platz genommen hatte. Der Reichspräſident begab ſich in die
Diplomatenloge. In dem Augenblick, wo er den Saal betrat, er=
hob
ſich die geſamte Verſammlung. Der Saal des Reichstags
war nach den Entwürfen des Reichskunſtwartes Dr. Redslob
ausgeſchmückt. In der Mitte befand ſich das Reichswappen, um=
geben
von den Wappen der zurzeit im Weſten ſchwer gefährdeten
Gebiete. Nach einem Geſangsvotrag des Berliner Lehrergeſang=
vereins
hielt Prof. Anſchütz=Heidelberg die Feſtanſprache. Im
Anſchluß hieran ſprach für Rhein und Ruhr der Oberbürgermei=
ſter
Dr. Jarres=Duisburg, der Präſident des rheiniſchen Provin=
ziallandtages
. Hieran ſchloß ſich die Abſingung der National=
hymne
und hieran ein weiterer Vortrag des Lehrergeſangvereins.
Während dieſer Feier im Reichstag fand eine Feier für die
verſammelte Menge auf dem Platze vor dem Reichstagsgebäude
ſtatt. Für die bedrängten Gebiete im Weſten ſprach hier Abg.
Pfarrer Korell=Nieder=Ingelheim. Auch hier wurde das Deutſch=
landlied
geſungen und das Rheinlied: Sie ſollen ihn nicht
haben, den freien, deutſchen Rhein. Während des Abſingens
des Deutſchland=Liedes ſtimmten die Kommuniſten die Inter=
nationale
an, konnten aber gegen das immer ſtärke werdende
Deutſchlandlied nicht durchdringen. Daß dies eine von den Kom=
muniſten
, augenſcheinlich mit großem Apparat aufgezogene Ge=
gendemonſtration
war, ergab ſich daraus, daß nach Schluß des
Deutſchlandliedes die Internationale weiter geſungen wurde.
Daxauf ſang die Menge ohne Muſikbegleitung noch einmal
Deutſchland über alles, das die Internationale weit übertönte.
Man geht wohl nicht fehl, wenn man dieſe Tatſache für ein Sym=
hol
nimmt, und daß alle Hetzereien der Kommuniſten doch nichts
vermocht haben, große Maſſen für den Gedanken der Interna=
tionale
zu erwärmen. Die Streikbewegungen, die tatſächlich in
Verlin im Gange ſind, haben internationalen Charakter. Es
wird den Kommuniſten nach Anſicht Sachverſtändiger nicht ge=
lingen
, die Erregung der Maſſen über die wirtſchaftliche Lage zur
Erreichung ihrer Ziele auszunutzen.
München, 11. Aug. (Wolff.) Der Verfaſſungstag verlief,
nach Abſage der Kundgebung auf der Thereſienwieſe, ohne
äußere Förmlichkeiten. Die öffentlichen Bebäude haben in den
bayeriſchen und in den Reichsfarben geflaggt.
Steuerausſchuß und wertbeſtändige Anleihe.
TU. Berlin, 11. Aug. Der Steuerausſchuß des Reichs=
tags
beſchäftigte ſich heute morgen mit dem Geſetzentwurf über
die Sicherheit und die ſteuerliche Behandlung einer wertbeſtändi=
gen
Anleihe des Deutſchen Reiches. Reichswirtſchaftsminiſter
Dr. Becker betonte die Notwendigkeit einer möglichſt, ſchnellen
Verabſchiedung der Vorlage und wies darauf hin, daß man ver=
ſuchen
müſfe, einen Teil der Anleihe durch Deviſen bezahlt zu
erhalten. Seitens der Sozialdemokratie iſt ein Antrag auf Er=
faſſung
der Sachwerte eingebracht worden, der aber nach kurzer
Geſchäftsordnungsdebatte zurückgeſtellt wurde. Schließlich wurde
nach weiterer Ausſprache der erſte Teil der Regierungsvorlage
angenomimen.
Ein ſpaniſch=engliſches Luftabkommen.
TU. London, 11. Aug. Dem Madrider Korreſpondenten
des Matin zufolge ſtehen England und Spanien vor dem Ab=
ſchluß
eines Luftſchiffahrtabkommens, dem die Einrichtung einer
Poſtverbindung zwiſchen Europa und Südamerika
zugrunde liegt. Der General Echague, Direktor des ſpaniſchen
Luftſchiffweſens, habe mit engliſchen Regierungsvertretern kürz=
lich
in London darüber Unterhandlungen geführt. Aus dem
Entwurf ſei zu entnehmen, daß Amerika nur eine untergeord=
nete
Rolle zugedacht iſt. Der ſpaniſche Bevollmächtigte erörterte
mit dem engliſchen Marineminiſter das Projekt einer Luft=
verbindung
zwiſchen England und Indien und unter=
richtete
ſich gleichfalls über die verſchiedenen Luftſchifftypen,
welche einerſeits den Luftverkehr nach Bombay und andererſeits
nach Rio de Janeiro und Buenos=Aires vermitteln ſollen. Der
Berichterſtatter glaubt zu wiſſen, daß dieſes ſpaniſch=engliſche Ab=
kommen
notgedrungen eine Aenderung des ſpaniſch=deutſchen
Projektes zur Folge haben wird, das eine ſpaniſche Finanz=
gruppe
mit dem Zeppelin=Werke ausarbeite. Der europäiſche
Ausgangshafen war Sevilla. In dem neuen ſpaniſch=engliſchen
Projekt wird London Ausgangshafen ſein, und die Fahrtrich=
tung
ungefähr dieſelbe wie diejenige der franzöſiſchen Luftver=
bindung
ſein.

Die engliſche Antwort überreiht.

* Paris, 11. Aug. (Priv.=Tel.) Einer Havasmel
London zufolge iſt das engliſche Blaubuch mit der Ant
nachmittag 5 Uhr dem franzöſiſchen Botſchafter überg
den. Da es ſich um ein ſehr langes Schriftſtück hand
Ueberſetzung mehrere Stunden in Anſpruch nehmen
es erſt morgen früh im Quai d’Orſay eintreffen. Es
man in Paris und in Brüſſel über den Inhalt der
zurückhaltend ſein wird, um ſo mehr, als die Veröff
für Montag früh in Ausſicht geſtellt wurde. Feſt ſt
Poincaré, der heute nachmittag Paris verlaſſen hat, kei
nis nehmen konnte und daher in ſeinen Reden, die er 1
Saint Nay und übermorgen in Marſeille, ſowie am Di
Champillier halten wird, nicht darauf zurückgreifen ke
übrigen glaubt man zu verſtehen, daß, wenn die Reute
wahr iſt, daß das engliſche Kabinett Deutſchland tatſe
Einſtellung des paſſiven Widerſtandes nicht anraten und
ſeits an der Ernennung eines Prüfungsausſchuſſes für
and feſthalte, kein Fortſchritt mit der Note zuſtande ko
engliſche Regierung werde ſich lediglich damit begnd
früheren Meinungen genauer auszuführen. Die Not
eine erweiterte Denkſchrift, die zu einer günſtigen Ent
in keiner Weiſe beiträgt. Sie ſcheint nur darauf bere
Wirkung der franzöſiſchen Note abzuſchwächen.

ng au
Ftheu
en we
deſ
e, wi
ißt,
dte
tLichun
t.
Ken
rgen
Stag
n.
neldung
lich di
uderer
Deutſ
mt. 9
n.
iſt
ickelun
net,

Muſſolini über Italiens Reparationsp litif.
TU Rom, 11. Aug. Muſſolini erklärte in eine Unte
redung mit einem Korreſpondenten des Neapeler Mine, di
Klage einiger engliſcher Blätter, daß Italien trotz form ſer 3
ſtimmung zur engliſchen Note ſeinen eigenen Weg gehe ind di
Aktion der engliſchen Regierung erſchwere, iſt grundl
italieniſche Regierung wird Englands Vermittelungsk nühu
gen, ſobald dieſe ſich praktiſch offenbaren, ehrlich un kräfti
unterſtützen. Sie kann aber ihren Standpunkt, wonach as
parationsproblem mit der Frage der interalliierten hulde
unzertrennlich verknüpft iſt, nicht aufgeben, weil ſie ierzei
iſt, daß eine abgeſonderte Löſung der beiden Probleme n t mög
lich iſt. Die allgemeine Lage iſt ſehr ernſt. Die it eniſe
Regierung hat ſie jedoch nicht verſchuldet. Ihre Vorſch ze
ten die Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands und ebenſo das iter
der Verbündeten im Auge. Wären ſie angehört worden, wür=
den
der Welt die Pariſer Konferenz und die Irrungen 1.] Nör
der letzten acht Monate erſpart geblieben ſein, und wir eſäßen
den Frieden, der heute und wer weiß noch wie lange e fron
mer Wunſch ſein wird. Die italieniſche Regierung / abe
immerhin bereit, jedem Vorſchlag zuzuſtimmen, der gee tet i
Verhandlungen zwiſchen den Verbündeten zu ermöglien,
mit die überall lauernden Kriegsgefahren durch raſche 2chlüſ
beſeitigt würden.
Oeſterreichs allmähliche Geneſuz.
Wien, 11. Aug. (Wolff.) Der Bericht des Gerral=
kommiſſars
über Oeſterreich umfaßt die Zeit in 1.
Mai bis 15. Juni. Er ſtellt feſt, daß der Nachweis über e tar=
ſächliche
Gebarung in den erſten vier Monaten erheblich ſinſi=
gere
Ergebniſſe aufweiſe, als die Anſätze der Monatsvora hläg
in dem Reformplan. Es ergibt ſich ein Minderd izit
von 34 Milliarden Kronen, wobei der Generalkommiſſa üüber=
zeugt
iſt, daß das tatſächliche Defizit noch weit fed.
riger fein werde. Dieſe Feſtſtellung geſtatte günſtig Aus=
ſichten
auf die Durchführung des ganzen Wiederaufbau mmes.
Der Bericht erwähnt ferner die bedeutende Vergröß un
des Deviſenvorrats der Nationalbank derer 5u
vorrat 146 Millionen Goldkronen beträgt und damit d. Vei=
bindlichkeiten
zu 35,9 gegen 31 Prozent in der letzten Thtz=
periode
deckt. Der Bericht verweiſt auf die Stabilit fer
Krone und daß die letzt gemeldete Befferung der allge neſ
Situation ſich im Mai noch verſtärkte, was ſich im Rüc ng
der unterſtützten Arbeissloſen von 170000 Fe
bruar auf 109000 Ende Mai äußere. Der Notenumlau abe
ſeit Jahresbeginn wohl um 19 Prozent zugenommen, n end
Gold= und Deviſenvorrat um 47 Prozent geſtiegen ſei. eri
liege eine fühlbare Verbeſſerung der Deckung de Tter=
reichiſchen
Krone, die heute eine Währung darſtelle, de IIe
Vertrauen entgegengebracht werde. Die Stabiliſierun de
Krone iſt nicht nur durch den Verkauf des Erlöſes der Aus ds
anleihe verurſacht, auch ohne dieſen Zufluß an fremder al
lungsmitteln wäre der Deviſenmarkt aktiv. Da wi
Ausland bewieſene Vertrauen habe nämlich das Vertrau pe!
Inlandes hervorgerufen und die Kapitalflucht einem des Kapitals Platz gemacht. Der Berich 2!
auf die Durchführung verſchiedener Reformmaßnahme vC
öſterreichiſchen Regierung hin, darunter auf die Neuregelu vel
Anwendung des Achtſtundentaggeſetzes bei den Eiſenbahne E1d
ſtellt ſchließlich feſt, daß zahlreiche Anzeichen dafür ſpräche ß
Oeſterreich auf dem Wege iſt, ſein Nationalvermöge rch
allen Umwälzungen in ſeiner Verteilung wiederherzuſtellen

* Volk über Alles.
Von Georg Zimmermann, stud. phil. et rer. vol.
Kains Brudermord iſt der primitive Beginn des Klaſſen=
kampfes
. Der Herr ſah Abels Opfer gnädig an. Schönheit und
Praft, Begabung, Wiſſen und Beſitz, alles was Macht verleiht,
lles die Maſſen Ueberragende fordert heraus. In Jahrhunder=
en
aufſteigender Entwicklung verſchärfen ſich die Gegenſätze,
gewinnen Form und Inhalt und türmen ſich höher und höher.
Zigantiſch und grotesk zieht es herauf im Zeitalter des Kapi=
alismus
. Ordnung und Neuordnung ſtehen gegeneinander,
form und Idee ringen um die Herrſchaft. Aus dem Totſchlag
ward der Kampf.
Kampf aber iſt Tat, iſt jauchzendes Schaffen, Leben blüht
uf im Kampf. Es iſt der letzte Sinn einer Spaltung der Geiſter,
das Leben zu erhalten durch den Kampf. Nur dort iſt aufwärts
trebende Weiterentwicklung, nur dort iſt lebendiges Fließen,
ſo gegenſätzliche Lebensauffaſſungen miteinander in Fehde lie=
gen
. Allerdings, mit der ganzen Kraft reiner Scelen muß dieſer
krieg geführt werden, wenn ihm der Schöpfungsſegen inne=
dohnen
ſoll. Kampf als Selbſtzweck muß alles Leben erſticken,
ndet im Sumpf. Oberſtes Ziel ſei die Idee, über ihr ſteht als
eiligtum die Volkheit. Dann aber iſt jeder Dritte zuviel. Hier
erföhnen wollen, wäre Illuſionspolitik‟. Die revolutionären
pannungen wird man nicht aus der Welt ſchaffen; vom Ueber=
rücken
des Klaſſenſtreites ſprechen, hieße den traditionellen Plan
iner in Gegenſätzen aufwärts führenden Weltentwicklung ver=
ſinen
.
Kuliur und Lebensform ſtehen miteinander in engſtem Zu=
ginmenhang
. Und Klaſſenkampf heißt noch nicht Straßenkampf.
Auf niederer Stufe erſchlägt Kain den Abel. Forderung hoher
ultur wäre die Ausſchaltung der Maſſe und die Uebernahme
des Ideenkampfes durch die geiſtigen Führer. So unmittelbares
zegenüberſtehen der Träger verſchiedener Geiſteswelten, ehr=
trchtweckendes
Erkennen auf beiden Seiten, iſt ſicher von un=
leich
höherer Bedeutung, als das Sammeln der Maſſe, das in
Demonſtration und Gegendemonſtration zum Ausdruck kommt.
1s Träger einer Idee iſt die Maſſe darum nicht überflüſſig;
ber es darf nicht vergeſſen werden, daß ſie niemals aus ſich
raus ſchaffen kann, daß ſie, auf ſich ſelbſt geſtellt, rein negativ
irkt. Stehen Geiſt und Maſſe ſich gegenüber, ſo hat dieſe ſtets
ie Neigung, es auf den Sieg des Geiſtes nicht ankommen zu
iſſen. In dieſem Sinne läßt ſich reine Maſſenherrſchaft als
das Ende ſchöpferiſcher Staatsentwickelung auffaſſen. Moder=

duft geht aus vom Wirken der Mehrheit, es leugnet die Frucht=
barleit
des Kampfes, iſt Verbrechen wider den Geiſt. Deutſch=
land
iſt moraliſch feige geworden, ſagt Paul de Lagarde, ſeit
man der Majorität zu folgen, zum Staatsprinzip erhoben hat.
Schon in der Form der Auseinanderſetzung widerſtrebender Ge=
dankenkreiſe
findet eine hohe ſittliche Kraft ihren Ausdruck. Im
Weſen der Freiheit, die wir alſo für die Parteien fordern, liegt
die Pflicht zur Verantwortung. Mit der äußeren Freiheit wächſt
für jeden ſtarken und wahraft edlen Menſchen die innere Ge=
bundenheit
, und für jeden Kulturrowdy gewinnt von außen her
die ſittliche Forderung ſtraffere Geſtalt, eine Tatſache, die im
neuen Staate ſehr vielen Menſchen rechts und links noch nicht
recht einleuchten will. Der Einigkeit in Exiſtenzfragen, der Soli=
darität
der Volksmaſſen gegenüber iſt dieſes innere Gebundenſein
im Klaſſenkampf für unſere gegenwärtige Lage von der aller=
größten
Bedeutung. Führer tragen immer die größte Verant=
wertung
, aber als Träger der Idee, als Glieder der Volksge=
meinſchaft
ſind auch die Geführten nicht frei von der Pflicht, die
Nation über die Weltanſchauung zu ſtellen. Milten im wogen=
den
Streit der Parteien ſteht eiſern die Forderung: Volk über
Alles! Und wehe dem Volke, in dem man ſie gering achtet!
Gerade dieſe Forderung aber bringt unſer Volk wieder und
wieder an den Rand des Verderbens. Die Urſache ſcheint in der
durchaus nicht zu verwerfenden individualiſtiſchen Lebensein=
ſtellung
zu liegen. Es gelingt uns trotz aller geiſtigen Vetrieb=
ſamkeit
und wieder gerade deswegen nicht, es zu befolgen, dies
mnahnende. Volk über Alles! So ſind uns die Widerſprüche des
deutſchen Weſens Hoffnung und Hindernis zugleich. Kampf,
jawohl, leidenſchaftlicher Kampf, wenn ihr wollt, aber immer um
das Weſentliche zuerſt. Und heute ſteht Leben und Zukunft unſers
Volkes auf dem Spiel. Klaſſenkampf läßt ſich nicht ausrotten,
wohl aber läutern durch den ſtarken, heiligen Willen zur Volk=
heit
. Sein Ziel iſt das Volk auch für die Weltrevolutionäre
oder auch der Staat, wie man es nennen will, und damit iſt
geſagt, daß der Erfolg niemals dem Feinde zugute kommen
darf.
Vielen nimmt es heute den Mut, daß es Männer und Par=
teien
gibt, die ſich angeſichts einer tobwunden Volkswirtſchaft,
eines vom Feinde unterwühlten Staatenbaues, nichts anderes
erſehen als den Vorteil. In dieſem Mutloswerden liegt die
furchtbarſte Gefahr. Wenn die Heere des Feindes vor den
Toren ſtehen, iſt Klaſſenkampf gleichb=deutend mit der Aufgabe
des Glaubens. Angeſichts des Feindes gibt es nur eins: natio=
nalen
Zuſammenſchluß. Schon einmal verloren wir den Glau=
ben
und waren dem Untergang nahe. Worauf ſich unſere Hoff=

nung in Wahrheit gründet, iſt tiefinnerlich, iſt der Glau a)
das eigene Volk.
Und dieſer Glaube iſt wie ein Evangelium, ſeine Kraf
nur dem wpirkſam werden, der ihn tief im Herzen trägt u.
in ſchweren Kämpfen ſich bewahren mußte. Keiner ſage,
unſchuldig an dem Schickſal unſeres Volkes, es gäbe ſonſt
Weg dahin, daß wir Deutſche uns wieder als ein Volk fi*
Volk über Alles! das ſei oberſtes Gebot für das
kommen wird an Leid und Entbehrungen. Kinder und K
kinder richten einmal über euch; ſorgt, daß ihr beſtehen
daß ihr den Glauben nicht verliert; ſorgt, daß ſie nicht Sk.
ketten tragen müſſen. Erſchütternd klingt die Klage in
Ludwigs Maklabäern:
Die Königin der Völker liegt verachtet nun im Staul
deren Blick die Völker zitterten
Zerteilung hat ſie ſchwach gemacht; nun iſt’s an ih
knien und fremden Hohn zu tragen; Glied wütet tider
Voll Schadenfreude lacht nun der Starke, ſtraflos höhn
Schwäche ..
O, Schmach, wenn Kinder einer Mutter ſich befei!
Schinach dem Mann, der ohne Scham die Schande ſeiner el!
Mutter mehrt!"
Klaſſiker des Journalismus.
* Der Journaliſt arbeitet für den Tag, aber nicht alles,
er ſchafft, verweht mit dem Tage. Gar manches aus dem i
der Tagesſchriftſtellerei iſt unſterblich geworden, hat kla)
Geltung erlangt. Alle geiſtigen Kämpfe der Neuzeit von
Reformation bis zun Pſycho=Analyſe, von der Emanzipar
beſtrebung Irlauds bis zum Expreſſionismus ſind in Miu!
von Zeitungsſpalten ausgefochten worden, und von den 9e4
die aus den Jahrhunderten übrig geblieben, fehlt keiner
den Autoren ſolcher Artikel, kaum einer der Philoſophen, Li=
der
Dichder, der Künſtler, der Revolutionäre und der RelL=
toren
, der Politiker und der Feldherren. Mit ſolchen B2k
begründet Egon Erwpin Kiſch die Herausgabe des Werkes n2
ſiſcher Journalismus, das er ſoeben bei Rudolf Kaem
in Berlin erſcheinen läßt und in dem er die Meiſterwert
eZitung geſammelt hat. Es iſt eine erlauchte Schar der bern
teſten Männer und größten Geiſter der Weltgeſchichte, die
vorüberzieht. Die Reihe wird eröffnet von Plinius d. Ou
Tacitus für ſeine Annalen den Bericht eines Augelge.
über das Erdbeben von Pompefi 79 n. Chr. gab, eine Lelt
die Mommſen die journaliſtiſche Glauzleiſtung des Alks. is

[ ][  ][ ]

Rummer 221.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Auguſt 1923

Seite 3.

Streifs und Unruhen.
Eine Verordnung des Reichspräſidenten.
Berlin, 11. Aug. (Wolff.) Der Reichspräſident erläßt
eine Verordnung zur Wiederherſtellung der öffentlichen Sicher=
heit
und Ordnung, die mit dem 10. Auguſt in Kraft tritt. Nach
der Verordnung können periodiſche Druckſchriften, durch deren
Inhalt zur gewaltſamen Beſeitigung oder gewaltſamen Aende=
rung
der verfaſſungsmäßig feſtgeſtellten republikaniſchen Staats=
form
des Reiches oder eines Landes oder in einer den öffent=
lichen
Frieden gefährdenden Weiſe zu Gewalttätigkeiten aufge=
fordert
oder aufgereizt wird, wenn es ſich um eine Tageszeitung
handelt, bis zu vier Wochen, in anderen Fällen bis zu ſechs Mo=
naten
verboten werden. Das Verbot gilt für das geſamte Reichs=
gebiet
und umfaßt auch jede Erſatzdruckſchrift. Das Verbot und
die Anordnung der Beſchlagnahme erfolgt durch den Reichs=
miniſter
des Innern. Für die Anordnung der Beſchlagnahme iſt
bei Gefahr im Verzuge auch die Polizeibehörde zuſtändig. Gegen
Verbot und Beſchlagnahme iſt binnen zwei Wochen eine Be=
ſchwerde
beim Reichsminiſter des Innern zuläſſig. Der Reichs=
miniſter
des Innern kann der Beſchwerde abhelfen oder er hat
ſie unverzüglich dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Repu=
blik
zur Entſcheidung vorzulegen.
Wer eine auf Grund dieſer Verordnung verbotene Druck=
ſchrift
herausgibt, verlegt, druckt oder verbreitet, wird mit Ge=
fängnis
nicht unter drei Monaten beſtraft, neben dem auf Geld=
ſtrafe
bis zu 500 Millionen Mark erkannt werden kann. Ausländer,
die ſich einer der genannten Handlungen ſchuldig gemacht haben,
können aus dem Reiche ausgewieſen werden. Alle Zivilverwal=
tungsbehörden
des Reiches, der Länder und der Kommunen
haben den auf Grund dieſer Verordnung ergehenden Erſuchen
des Reichsminiſters des Innern im Rahmen ihrer Zuſtändigkeit
Folge zu leiſten. Artikel 118 der Reichsverfaſſung wird, ſoweit
er den Beſtimmungen dieſer Verordnung entgegenſteht, vorüber=
gehend
außer Kraft geſetzt.
TU Verlin, 12. Aug. Die Regierung ließ geſtern abend
um 10 Uhr Flugblätter in der Stadt verteilen, in denen noch ein=
mnal
kurz die Urſachen der Ernährungskriſis dargelegt wird. Die
Bevölkerung wird aufgefordert, die Ruhe zu bewahren und für
Lie Aufrechterhaltung des Verkehrs Sorge zu tragen, da nur ſo
die Lebensmittelverſorgung der Stadt Berlin ohne Störung vor
ſich gehen könne.
Die freien und chriſtlichen Gewerkſchaften
gegen den Streik.
TU. Berlin, 11. Aug. Wie wir zuverläſſig erfahren, wer=
den
ſowohl die freien Gewerkſchaften wie auch die chriſtlichen
und Hirſch=Dunckerſchen Gewerkſchaften noch heute entſcheidende
Beſchlüſſe faſſen, um der kommuniſtiſchen Generalſtreikhetze wirk=
ſam
entgegenarbeiten zu können. Es darf damit gerechnet wer=
den
, daß ſich der Generalſtreik nicht in dem zuerſt befürchteten
Umfange auZwirken wird, und es ſteht zu hoffen, daß der ver=
nünftige
Teil der Berliner Arbeiterſchaft ſich dem Generalſtreik
widerſetzen und am Montag an ihre Arbeitsſtätte zurückkehren
wird.
Aufruf des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes.
TT. Berlin, 11. Aug. Der Geſamtverband der Chriſt=
ichen
Gewerkſchaften, der Deutſche Gewerkſchaftsbund, der Ge=
cmtverband
der deutſchen Angeſtelltengewerkſchaften und der
Beſamtverband, der deutſchen Angeſtellten= und Beamtenſchaft
rließen einen längeren Aufruf an ihre Mitglieder, in dem ſie mit
rnſten Worten an der Beteiligung wilder Streiks und ſinnloſer
kutſche, gan; gleich, woher ſie kämen, abraten. Es beſtehe kein
Cailaß zur Schwarzſeherei. Die Bereitſtellung der erforderlichen
Leviſen wird in kürzeſter Zeit die Lage auf dem Lebensmittel=
tarkte
erleichtern. Bald werde der Mangel an Zahlungsmit=
In behoben ſein. Aber all das ſei nur möglich, wenn Ruhe
nid Ordnung herrſcht. Kein Arbeiter dürfe vergeſſen, daß ein
uſammenbruch den Sieg des franzöſiſchen Militarismus und
cipitalismus bedeute. Nur mit dem feſten Willen, auch in
hwerſter Stunde den Kopf oben zu behalten, können wir Volk
iid Vaterland vor Schlimmerem behüten.
Berlin 11. Aug. (Wolff.) Der Deutſche Eiſenbahner=
erbaud
wendet ſich wegen der teilweiſen Arbeitsniederlegung
uf den Berliner Bahnhöfen an ſeine Mitglieder mit der Mah=
ng
, ſich an der Arbeitsniederlegung nicht zu beteiligen und nur
en Beſchlüſſen der Organiſation Folge zu leiſten. Der Vor=
ärts
veröffentlicht einen Aufruf Arbeiter ſchützt die Republik
dem das Blatt ſich ſcharf gegen die kommuniſtiſche General=
Eeikhätze wendet. Die Sozialdemokratie müſſe den Kampf gegen
Te Verderber des deutſchen Volkes aufnehmen, gleichgültig von
elcher Seite ſie kämen.

Prokſamierung des Generalſtreiks in Berlin
durch die K. P.D.
TV. Berlin, 11. Aug. Heute vormittag trat die vom
Kommuniſtiſchen Achtzehner=Ausſchuß einberufene Betriebsräte=
Vollderſammlung bei Kliens in der Haſenheide zuſammen. Der
große Saal, der kleine Saal und der Garten waren überfüllt.
Nach knappen Referaten und nach kurzer Diskuſſion wurde eine
Reſolution angenommen, die den Generalſtreik in Berlin bis
Tienstag nacht proklamiert. Die Betriebsräte fordern unter
großem Beifall: 1. Sturz der Regierung Cuno; 2. Beſchlag=
nahme
von Lebensmitteln zur Sicherſtellung der Ernährung der
Arbeiterſchaft: 3. Rücknahme des Verbots der proletariſchen
Hunkertſchaften: 4. Anerkennung der proletariſchen Kontroll=
ausſchüſſe
: 5. Feſtſetzung von 60 Friedenspfennigen als Stun=
denlohn
; 6. Aufhebung des Demonſtrationsverbotes und der
Ausnahme=Verordnung. In der Diskuſſion wurde unter großem
Beifall gefordert, daß aus den flauen Betrieben die Belegſchaft
mit Gewalt herausgeholt werden ſollte.
Die Rote Fahne, das Organ der Kommuniſten, iſt heute auf
Verordnung des Reichspräſidenten beſchlagnahmt worden. Im
ganzen Reich, wie auch in Berlin, verliefen die Verfaſſungsfeiern
ruhig. Nur in einzelnen Städten kam es zu unbedeutenden Zu=
ſamimenſtößen
. Der Grund der Erregung iſt überall in der Zah=
lungsmittelknappheit
zu ſuchen. Die Reichsnotenpreſſe arbeitet
miit Hochdruck, um den gegen die Friedenszeit auf ein Fünftel
zuſamnengeſchmolzenen Geldumlauf in Gold erledigen zu kön=
nen
. Der Buchdruckerſtreik iſt nun endgültig beendet.
TU. Verlin, 12. Aug. Seit geſtern Abend iſt die Gasver=
ſorgung
ven Berlin eingeſtellt.
Kommuniſtiſche Wühlarbeit in Sachſen.
TU. Dresden, 11. Aug. Die Lage in Sachſen ſpitzt ſich
immer mehr zu. Aus dem weſtlichen Induſtrie= und Kohlen=
gebiet
laufen Nachrichten ein, die über gewaltige Demonſtratio=
nen
der Arbeitnehmer berichten, bei denen vielfach die Arbeit=
geber
mißhandelt und zur Bewilligung der Forderungen der Ar=
beiter
gezwungen worden ſind. Auch aus Bautzen und dem
Oberlauſitzer Induſtriegebiet laufen jetzt ähnliche Meldungen
ein. Die Kontrollausſchüſſe haben in zahlreichen Orten die
Lebensmittel der Geſchäfte beſchlagnahmt und zu herabgeſetzten
Preiſen verkauft.
In Großpoſtwitz iſt es bei einer Konſumverkaufsgeſellſchaft
zu Gewalttätigkeiten gekommen. Da der Kommiſſion der Zu=
tritt
verweigert wurde, wurden die Türen eingeſchlagen und die
Lebensmittel weggenommen. Die Polizei war machtlos und
konnte ſich nur darauf beſchränken, den durch die Kommiſſion
eingeleiteten Weiterverkauf der beſchlagnahmten Waren zu über=
wachen
.
Ernſte Lage in Hannover.
U. Hannover, 11. Aug. Am Reichsverfaſſungstag kam
es in der Stadt zu großen Anſammlungen, ſo beſonders an der
Markthalle wo man gegen die hohen Kartoffelpreiſe proteſtierte,
für die 20000 Mark gefordert wurden. Die Polizei ſchritt gegen
die Anſarimlungen ein. Die Kommuniſten hatten durch Flug=
blätter
aufgefordert, eine Wirtſchaftsbeihilfe von 10 Millionen
Mark und einen Wochenlohn von 30 Goldmark zu verlangen. Die
Arbeiter derließen die großen Betriebe. Bei den Anſammlungen
und Demonſtrationszügen kam es wiederholt zu Zuſammen=
ſtößen
mit der Sipo, ſo am Theaterplatz, in der Louisſtraße, in
der Prinzenſtraße und am Gewerkſchaftshaus. Die Polizei machte
den dee blanken und von der Schußwaffe Gebrauch. Soviel be=
kannt
iſt, ſind zwei junge Arbeiter und ein alter Mann getötet
und mehrere Perſonen teils ſchwer, teils leicht verletzt. Die Un=
ruhen
dauern noch an. Die Erregung unter den Maſſen iſt
groß. Plünderungen oder Erſtürmungen von Läden haben ſich
nichi ereignet. Der Bewegung haben ſich mehrere tauſend Mann
des Kabelbau Misburg angeſchloſſen, die am Nachmittag in
einer Stärke von 6000 Mann in die Stadt einzogen und in die
Zufaucmenſtöße mit der Polizei verwickelt wurden.
Teuerungsdemonſtrationen in Ratibor.
Vier Tote, 30 Verletzte.
Ratibor 11. Aug. (Wolff.) Geſtern kam es hier zu
großen Teuerungsdemonſtrationen. Vormittags ſprach eine
Arbeiterdeputation im Rathaus mit der Forderung zur Behe=
bung
der Teuerung vor. Um 11 Uhr verließen die Arbeiter die
Betriebe und verſammelten ſich am Bahnhofsplatz, wo ſie gegen
den Anmarſch der Verſtärkung der Schutzpolizei proteſtierten.
Nach der vergeblichen Aufforderung, auseinanderzugehen, ging
die Schupo gegen die Menge vor. Daraufhin fielen Schüſſe. Die
Schutzpolizei machte von der Waffe Gebrauch, zumal da
ein mit Handgranaten beladener Wagen der Schupo geplün=
dert
wurde. Die Menge wandte ſich nunmehr gegen die Schupo
und gab ebenfalls Schüſſe ab, auch Handgranaten wurden

mannt hat. Die Reihe ſchließt, da Lebende nicht aufgenommen
rd, mit einigen der anmutigen melancholiſchen Feuilletons von
eter Altenberg. Luther iſt mit einem prachtvollen Brief von
olmetſchen vertreten, einer Art Selbzrezenſion ſeiner Bibel=
verſetzung
, den er an einen Bekannten nach Nürnberg ſandte
id von dieſem in die Oeffentlichkeit lancieren ließ. Napoleon
igt ſeine journaliſtiſche Kunſt der Tatſachenverdrehung, die er
all ſeinen Artikeln für das franzöſiſche Amtsblatt, den Moni=
tr
, bewieſen, in ſeinem Bericht über den 18. Brumaire, in dem
ſeine Ergreifung der Macht als etwas ganz Harmloſes dar=
Ut. Ihm folgen ſeine deutſchen Gegner, jene von ihm verachte=
* Ideologen, Genz, Göres, E. M. Arndt und Heinrich von
eiſt, deren ſcharfe journaliſtiſche Waſfen doch ſo viel zu ſeinem
rurz beigetragen haben. Auch andere große Politiker, wie
anklin, Mirabeau, Marx uſw., greifen in den Tageskampf
achtvoll ein. Bismarck iſt ſein ganzes Leben lang als Jour=
liſt
tätig geweſen; er erſcheint hier mit einem ſein die Zu=
nft
ſo ahnungsvoll vorausſchauenden Artikel in den Hambur=
Nachrichten. Von Dichtern begegnen wir dem vielſchreiben=
n
Robinſon=Schöpfer Defoe, dem Kunſtkritiker Goethe, Schil=
der
als junger Regimentsmedieus die Nachrichten zu Nutzen
D Vergnügen redigierte. Viktor Hugo, der Napoleon den
einen bekämpft, dem Plauderer über Geſellſchaft und Mode
Izac, dem Lokalberichterſtatter Dickens, Doſtojewski, der Kon=
mtinopel
für Rußland fordert, Ibſen, der Parlamentsberichte
reibt, Hebbel und Guſtav Freytag. Während dieſe Dichter
uirnaliſten nur im Nebenamt waren, leiſten andere große
hriftſteller ihr Höchſtes in der Arbeit für den Tag, ſo Leſſing,
ögrößte journaliſtiſche Charakter, ſo Beaumarchais, der
chter des Figaro, ſo Sainte=Beuve, der Fürſt der Kritik
Börne und Nürnberger. Der Vater der Revolverjournaliſtik
Pietro Aretino, die Fürſtengeißel, und ihm folgen in die=
r
Gewerbe Girardin, der Begründer der modernen Zeitung,
chefort und Oppert, der ſich ſtolz Henri Stephan de Blowitz
ninte.
An der Wiege des modernen Zeitungsweſens ſtehen bedeu=
de
Perſönlichkeiten und Schriftſteller: der Engländer Steele,
das erſte amüſante Blatt der Welt den Tatler ſchuf,
iſon, der die Kunſt des Leitartikels und der Gloſſe meiſterhaft
ſeinen Moraliſchen Wochenſchriften ausbildete, die großen
Litiſchen Kämpfer, Swift und der Verfaſſer der Junius=Briefe,
die engliſche Welt in ihren Grundfeſten erſchütterten. Mel=
or
Grimm, der Regensburger Paſtorsſohn, ruft in Paris die
ke Zeitungskorreſpondenz ins Leben und wird durch ſie eine
acht an den Höfen des 18. Jahrhunderts. Peter Helfrich
uurz, einer unſerer größten Proſa=Schriftſteller, ſchafft mit Leſ=
g
den klaſſiſchen Zeitungsſtil in Deutſchland. Die Theater=

kritik vertreten Leſſing, Lichtenberg mit ſeiner genialen Analyſe
Garricks als Hamlet, Janin, der die Rachel entdeckt, Fontane mit
ſeiner Begrüßung von Hauptmanns Vor Sonnenaufgang‟. Die
Klaſſiker der Muſikkritik ſind E. T. A. Hoffmann, Weber und
Richard Wagner. Im Gerichtsſaal kämpfen u. a. Voltaire und
Zola für Calas und Dreyfus, für Wahrheit und Gerechtigkeit.
Ktanley iſt mit ſeinem Bericht Wie ich Livingſtone fand, der
Typus der großen journaliſtiſchen Reiſeſchriftſteller. Natürlich
findet man in dieſer aufſchlußreichen Sammlung von Zeitungs=
aufſätzen
auch ſehr viel Aktuelles. Grimm plaudert von den
erften Luftfahrten mit dem Ballon und erzählt, daß manche
Leute fragten, welchen Nutzen wohl dieſe Verſuche haben ſollten,
worauf Franklin in ſeiner gewöhnlichen Herzenseinfalt antwor=
tete
: Ei, wozu das neugeborene Kind? In der Tat, dieſes Kind
kann in der Wiege ſterben, vielleicht nur ein Gimpel werden;
allein wer weiß, ob es nicht einſt der Ruhm ſeines Vaterlandes,
die Leuchte ſeines Zeitalters, ein Wohltäter der Menſchheit ſein
wird. Mercic ſetzt ſich 1791 für öffentliche Bedürfnisanſtalten
ein, und Saphir gloſſiert 1840 den auch heute wieder ſo zeit=
gemäßen
Katzenjammer nach dem Börſenrauſche‟
* Moderne Inſektenbekämpfung. Der Kampf gegen die
Schädlinge unter den Inſekten, die ſo große Verwüſtungen bei
der Ernte anrichten, iſt in leßter Zeit von den Vereinigten Staa=
ten
mit großem Eifer und erſtaunlichen Erfolgen geführt wor=
den
. Einen Ueberblick über die hier erzielten Ergebniſſe bietet
der amerikaniſche Zoologe J. C. Th. Uphof in der Zeitſchrift für
angewandte Entomologie. Das Wichtigſte iſt mit der biologiſchen
Bekämpfungsmethode erreicht worden, bei der man die natür=
lichen
Feinde der Inſekten zu ihrer Bekämpfung heranzieht. So
wurde zur Bekämpfung der Schildlaus, die aus ihrer auſtrali=
ſchen
Heimat in Kalifornien eingeſchleppt war und dort die
Plantagen in kataſtrophaler Weiſe verheerte, ſein natürlicher
Feind, der Käfer Novius cardinalis eingeführt, und dieſer
hatte bald ganze Arbeit gemacht, indem er die Schildlaus aus=
rottete
. Aehnlich war es auf den Hawai=Inſeln. Die Zikade
Perkinſiella ſaccharicida war um 1898 eingeſchleppt worden und
hatte ſich in den Zuckerrohrplantagen ungeheuer vermehrt. Man
holte die zugehörigen Paraſiten, vor allem die Schlupfweſpen,
ebenfalls aus Auſtralien, züchtete ſie im Großen, und dieſe ver=
urſachten
1915 ein Maſſenſterben des Schädlings. Ebenſo gute
Erfolge hatte man im Kampfe gegen einen Käfer, deſſen Para=
ſiten
man aus Neuguinea holte. Die Schwammſpinner und die
Goldafter wurden durch eine Schlupfweſpe ausgerottet, die aus
Japan gebracht wurde. Den Schildläuſen in Kalifornien ging
man mit einem aus Südafrika herbeigebrachten Paraſiten zu

geworfen. Eine Anzahl Geſchäfte, darunter auch zwei Waf=
fenläden
wurden von der Menge ausgeraubt. Soweit ſich bis=
her
überſehen läßt, forderten die geſtrigen Demonſtrationen
vier Tote nämlich einen Schutzpolizeibeamten, einen Arbeiter
und zwei Mädchen. Außerdem ſind 30 Verletzte zu verzeichnen,
darunter befinden ſich einige Schwerverletzte, die dem Kranken=
haus
zugeführt wurden.
Schließung der Vulkanwerft.
FU Stettin, 11. Aug. Am Dienstag, den 7. Auguſt,
ſind die Nieter des Unterhofes ohne Innehaltung des geſetzlich
vergeſchriebenen Verhandlungswegs und nach teilveiſer voraus=
gegangener
paſſiver Reſiſtenz gegen den Willen des Betriebsrats
und der Gewerkſchaften in einen wilden Streik getreten. Die
übrige Belegſchaft übte ebenſo ſeit Donnerstag, den 9. Auguſt,
paſſive Reſiſtenz. Die Vulkanwerfte ſahen ſich deshalb gezwun=
gen
, ſämtliche Betriebe des Unter= und Oberhofes zu ſchließen,
bis eine ordnungsmäßige Arbeitsniederlegung gewährleiſtet iſt.
Die Werft ſprach die Entlaſſung der geſamten Belegſchaft aus.
Die neuen Staatsangeſtellten=Gehälter
und =Löhne.
Verlin, 11. Aug. (Wolff.) Die Verhandlungen im
Reichsfinanzminiſterium mit den Spitzenorganiſationen der
Reichsbeamten, =Angeſtellten und =Arbeiter führten zu folgendem
Ergebnis: In der Ortsklaſſe A iſt der Stundenlohn ohne Orts=
zulage
für Handwerker feſtgeſetzt auf 145000 Mark, und
für ungelernte Arbeiter 136 800. Den Reichsbeamten wird der
zurzeit geltende Teuerungszuſchlag und der örtliche Sonderzu=
ſchlag
zmu Grundgehalt, ſowie die Diäten Orts=, Frauen= und
Kinderzuſchläge für die Zeit vom 17. bis Ende Auguſt (2. Auguſt=
hälfte
) bereits am 15. Auguſt gezahlt. Für die Vollbeſchäftig=
ten
Angeſtellten der Reichsverwaltung kommt als weitere Ab=
ſchlagszahlung
für Auguſt der dreifache Betrag der erſten Ab=
ſchlagszahlung
im Auguſt am 15. Auguſt zur Auszahlung.
Sicherſtellung des Fettbedarfs=
Hämburg, 11. Aug. (Wolff.) Nach Berichten aus maß=
gebenden
Kreiſen der Margarineinduſtrie ſcheint es gelungen zu
ſein, die beſonders in der letzten Zeit infolge der ungeheuren
Markentſvertung entſtandenen Schwierigkeiten zu beſeitigen, ſo
daß die augenblickliche Warenknappheit durch reichliche Zufuhren
in den nächſten Tagen behoben werden dürfte.
Von Rhein und Ruhr.
Heute wieder Maſſenausweiſungen.
TU. Gelſenkirchen 11. Aug. Heute werden aus Ober=
hauſen
44 Eiſenbahnerfamilien, zuſammen 120 Perſonen, aus
Weſau 74 Familien (74 Frauen und 142 Kinder, zuſammen 210
Perſonen) und aus Mülheim 70 Eiſenbahner mit Familien,
etwa 220300 Perſonen, ausgewieſen werden.
Ausdehnung des Verbots der Unbrauch=
barmachung
von Koks.
Paris 11. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Mainz hat die Rheinlandkommiſſion die bereits im Ruhrgebiet
erlaſſene Verordnung, die unter Androhung die Zerkleinerung
von Kols verbietet, auf das beſetzte Rheinland ausgedehnt.
Die geringe Koksbeute.
Paris 11. Aug. (Wolff.) Das Journée induſtrielle ber=
zeichnet
folgende Ziffern der Kokszufuhr aus dem Ruhrgebiet in
der Woche vom 31. Juli bis zum 6. Auguſt: Ueberführung am
31. Juli 3817, am 1. Auguſt 4526, 2. Auguſt 3343, am 3. Auguſt
3436, am 4. Auguſt 2732, am 5. Auguſt 3260 und am 6. Auguſt
7377 Tonnen; über Aachen am 31. Juli 26, am 1. Auguſt nichts,
am 2. Auguſt 275, am 3. Auguft nichts, am 4. Auguſt 481 Ton=
nen
, 5. und 6. Auguſt nichts. Die Geſamtzufuhr in der Berichts=
woche
betrug demnach 30000 Tonnen, der Tagesdurchſchnitt
4200 Tonnen.
Schießerei betrunkener Franzoſen.
TU Mannheim, 11. Aug. Dieſer Tage veranſtalteten
abends betrunkene Franzoſen im Stadtteil Waldhof eine Schie=
ßerei
auf die im unbeſetzten Gebiete liegende Polizeiwache Lu=
zeſiberg
. Außerdem wurde mit Blechbüchſen und mit Steinen
geworfen.
Abſiurz eines franzöſiſchen Flugzeugs.
Paris, 11. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung aus Düſſel=
dorf
iſt ein franzöſiſches Flugzeug, mit zwei Fliegern an Bord,
bei der Abfahrt vom Bonner Flugplatz aus einer Höhe von 50
Metern abgeſtürzt. Beide Flieger wurden getötet.

Leibe. Vorher hatte man die ſchwarzen Schildläuſe durch Blau
ſäure vergaſt, aber damit auch den Ertrag der Ernte geſchädigt
Eine andere Art der biologiſchen Bekämpfung iſt die Verwen
dung von Pilzen, die den Inſekten ſchädlich ſind. So wur=
den
in Florida Pilze in Reinkulturen gezüchtet, im Waſſer auß
geſchremmt und an Ort und Stelle, am beſten zur Sommerzels
terſpritzt. Die Wirkung der Pilze zeige ſich erſt nach drei bis
fünf Wochen, führte aber zur Benachteiligung der Schildläuſ=
Daß dieſe Pilze wirklich die Inſekten vernichteten, ergab ſich au
dem Verſuch, bei dem man die von den Pilzen befallenen Bäume
init Kupfer=Starkbrühe beſpritzte, worauf die Pilze ſofort zu=
grunde
gingen. An den ſo behandelten Bäumen vermehrten ſich
dann die ſchädlichen Inſekten wieder ſehr ſtark. Die Pilze hal=
ten
alſo die Inſekten in Schach. Auch inſektentötende Bakte=
rien
wurden zur Vernichtung mit Erfolg herangezogen. Die
Benutzung von Flugzeugen brachte glänzende Erfolge
So wurde eine Plantage von 240 Meter Länge und 100 Meter
Breite mit 4615 Catalpa=Bäumen von 810 Meter Höhe in der
Weiſe behandelt, daß ein Flugzeug ſechsmal mit 120 Kilomeier
Geſchwindigkeit gegen den Wind über das Feld flog. Während
des Fluges wurden durch einen Zerſtäuber etwa 80 Kilo Gift
hulver in 54 Sekunden ausgeſtreut. Nach 48 Stunden fand man
Millionen toter Raupen des Falters Ceratomia catalpac, die
an den Bäumen gefreſſen hatten, am Boden. Die Zahl der
überlebenden Tiere wurde auf kaum 1 Prozent geſchätzt. Albr
Haſe, der zu dieſen Ergebniſſen in den Naturwiſſenſchaften
Stellung nimmt, hebt aber hervor, daß die Methode nur dann
Erfolg hat, wenn ſie gegen eine Form angewendet wird, die in
ihrer neuen Heimat zunächſt ohne ihre natürlichen Paraſiten
lebt. Die eingeführten Paraſiten finden an den maſſcnhaft
vorhandenen Wirten die günſtigſten Lebensbedingungen und
vermehren ſich ſchnell ins Ungeheuere. Allmählich aber wirt
das natürliche Gleichgewicht zwiſchen Paraſiten und Wirten
wieder hergeſtellt.
C.K. Eine Groß=Funkſtelle am nördlichen Eismeer. Die
Sowjetregierung errichtet auf der Inſel Nowaja=Semlia in den
nördlichen Eismeer eine Groß=Funkſtelle, die mit Archangelsk
und anderen Funkſtellen in Nordrußland und Sibirien verkeh=
ren
ſoll. Beſonders wird die neue Station, wie in der Um=
ſchau
mitgeteilt wird, rein wiſſenſchaftlichen und meteorologi=
ſchen
Zwecken dienen, wobei die für die nordiſche Schiffahrt ſo
tuichtigen Wetterverhältniſſe des Kariſchen Meeres ſorgfältig
beobachtet werden ſollen. Das Funkperſonal wird daher durch
einen Meteorologen, einen Zoologen und einen Geologen er=
gänzt
werden.

[ ][  ][ ]

Stadt und Land.
(O Darmſtadt, 12. Auguſt.
Mehr Einſicht!

Die in den letzten Tagen entſtandene außerordentliche Geld=
knappheit
zwang die Stadt zur Herausgabe von Gutſcheinen. Lei=
der
haben ſich einige Geſchäfte geweigert, dieſe Scheine in Emp=
fang
zu nehmen, obwohl von der Stadt alles geſchehen iſt, um
die Weiterverwendung dieſer Scheine zu erleichtern. Es wurde
eine Bekanntmachung erlaſſen, wonach die Gutſcheine gegen
Ueberweiſungsſcheck bei der Stadtkaſſe eingelöſt werden können.
Außerdem hat die heſſiſche Regierung verfügt, daß alle Staats=
kaſſen
die Scheine als Zahlungsmittel in Empfang nehmen
ſollen. Es beſteht deshalb kein Grund, die Annahme ſtädtiſcher
Gutſcheine zu verweigern. Wenn nun trotzdem einige Geſchäfte
die Annahme verweigern, ſo tragen hoffentlich meine Zeilen
dazu bei, auch diefe zu überzeugen, daß es im gegenwärtigen
Augenblick notwendig iſt, alles zu vermeiden, was zu einer
Kriſenſtimmung führen kanm.

Die Perfaſſungsfeier in Darmſtadt.

Die Geldknappheit war und iſt im Augenblick in Darmſtadt
wie im Reich ſehr groß. Wen die Schuld trifft, will ich hier nicht
näher beleuchten. Die Tatſache befteht aber, daß in Darmſtadt
mit den vorhandenen Geldmitteln in dieſer Woche keine volle
Lohn= oder Gehaltszahlung vorgenommen werden konnte. Was
das heißt, wird jedem klar, wenn er weiß, daß teilweiſe ſchon
in der vorhergehenden Woche der Lohn nicht voll ausgezahlt
wurde. Ich habe nun durch eine Veröffentlichung des Angeſtell=
tenrats
der Firma Merck erfahren, daß der bekannte Führer der
Darmſtädter Angeſtelltenbewegung, Weinberg, mit dem Ange=
ſtelltenratsvertreter
der Firma die Verhandlungen mit der Stadt
geführt hat und ſo die Auszahlung überhaupt ermöglichte. Die
Stadt hat daraufhin ſofort durch ihre Maßnahmen dazu bei=
getragen
die Notendruckerei arbeitete die Nacht durch , die
Scheine in ſchnellſter Weiſe den Firmen zur Verfügung zu ſtellen.
Auf dieſe Weiſe ſind wir ſicher über ſchwere Tage hinweggekom=
men
. Nun liegt es aber an denjenigen, die dieſe Scheine in
Empfang nehmen müſſen, ob ſie weiter helſen wollen. Vergeſſe
niemand, daß es nur ein Notbehelf iſt und die Scheine ſo ſchnell
als möglich verſchwinden werden, ſowie die Knappheit behoben
iſt. Heute muß ein jeder dazu beitragen, die Schwierigkeiten zu
beſeitigen. Nur ſo wird es möglich, über die Kriſe hinwegzu=
kommen
, in der wir uns befinden. Rudolf Grebien.

Die vierte Jahresfeier der Weimarer Verfaſſung fand geſtern
abend im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt. Das
Haus erſtrahlte im Glanz feſtlicher Beleuchtung. Bühne und
Proſzenium waren mit Fahnentuch und Flaggen in den Reichs=
farben
geſchmückt; in einem ſchlichten, aber geſchmackvollen
Arrangement von Palmen und ſonſtigem Pflanzengrün ſtand
das Rednerpult. In den Logen ſaßen Staatspräſident Ulrich,
Landtagspräſident Adelung, die Miniſter und zahlreiche Be=
amte
; Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing, viele Landtagsab=
geordnete
und Stadtverordnete. Außerdem füllten das Haus
Angehörige aller Stände und Parteien.
Die Feier nahm einen würdigen und eindrucksvollen Ver=
lauf
. Die Feſtrede wurde umrahmt von Muſikſtücken eines ſtar=
ken
Orcheſters unter Leitung des Herrn Obermuſikmeiſters
Hauske. Nach der Freiſchütz=Ouvertüre beſtieg Herr

Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Die heutige Sonntagsvor=
ſtellung
Kouteß Guckerl erhält ihren beſonderen Reiz durch das vor=

letzte Auftreten von Frau Eliſabeth Horn, die in der nächſten Zeit von
Darmſtadt ſcheidet, um einem ehrenvollen Ruf in das Ausland Folge zu
leiſten. Morgen findet die Erſtaufführung einer Kommödie ſtatt, deren
Reiz darin liegt, daß ſie in Inhalt und Form vom üblichen Schema ab=
weicht
. Es iſt die engliſche Detektivkomödie Der Wauwau von Hodges
und Perchdel. Der Wauwau iſt ein alter, hochbetagter Kriminaliſt,
der durch einen Diebſtahl im eigenen Hauſe noch einmal aus ſeiner
wohlverdienten Ruhe aufgeſchreckt wird und die Ehre ſeines Neffen ret=
ten
muß. Um die Titelrolle, die Bruno Harprecht ſpielt, gruppieren ſich
unter Theo Bögels Spielleitung in den Hauptrollen die Damen Klee
und Hillburg, ſowie die Herren Sauer, Sang, Lindt und Göbel. Das
agierte Stück, das in Berlin von Pallenberg kreiert wurde, wird auch
in Darmſtadt ſeine Wirkung nicht verfehlen. Der ungewöhnliche Stoff,
die ſpannende Handlung, der von jeder unnötigen Klugrederei freie, oft
hochoriginelle Dialog, die merkwürdigen Typen des Wauwau und ſei=
ner
alten Diener geben dem Stück eine eigene Note.
Neue Stenographie=Kurſe. Wie ſchon ſeit längerer Zeit, ſo iſt
auch diesmal wieder der Stenographen=Verein 1861, der älteſte aller
Vereine, beſtrebt, die Kunſt der Stenographie in Beſſungen zu ver=
breiten
. Durch erſtklaſſige Kräfte iſt jedem ſichere Gewähr geleiſtet, daß
er gut und raſch die Stenographie erlernt. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Die Zeichnung auf die wertbeſtändige Anſeihe des Deutſchen
Reiches nimmt am 15. Auguſt ihren Anfang. Im Anzeigenteil dieſer
Nummer werden die Bedingungen für die Zeichnung bekanntgegeben.
Danach lauten die Stücke ſowohl auf Dollar als auch auf Mark, und
zwar werden Stücke von 1 Dollar bis zu 1000 Dollar ausgefertigt. Die
großen Stücke von 1000 Dollar bis zu 10 Dollar einſchließlich tragen
6 Prozent Zinſen, die jährlich zahlbar ſind. Die Stücke von 5 Dollar
abwärts werden ohne Zinsſcheine ausgefertigt. Sie werden im Jahre
1925 zu 170 Prozent, alſo mit einem Aufſchlage von 70 Prozent zurück=
gezahlt
, die großen Stücke hingegen nur zum Nennwerte, d. h. zu 100
Prozent. Ein Anleiheſtück über 10 Dollar würde alſo im Jahre 1935
mit dem Gegenwert von 10 Dollar, berechnet nach dem New=Yorker
Wechſelkurſe, zahlbar ſein; ein Stück über 1 Dollar mit dem Gegen=
wert
von 1,70 Dollar. Um den Zinſenbedarf für eine Anleihe bis zu
500 Millionen Mark Gold zu decken, ſieht ein von der Reichsregierung
den geſetzgebenden Körperſchaften vorgelegter Geſetzentwurf die Ermäch=
tigung
für die Reichsregierung vor, Zuſchläge zur Vermögensſteuer zu
erheben. Zur beſonderen Sicherung der Kapitalrückzahlung ermächtigt
der Geſetzentwurf die Reichsregierung, die einzelnen Vermögensſteuer=
pflichtigen
nach dem Verhältnis ihres ſteuerbaren Vermögens zur Auf=
bringung
des Kapitalbedarfs heranzuziehen. Demnach ſind Zinſen und
Kapitatrückzahlung der Anleihe durch die Geſamtheit der deutſchen Pri=
vatvermögen
ſichergeſtellt. Die Anleihe iſt zudem mit beſonderen ſteuer=
lichen
Vorzügen ausgeſtattet: Selbſtgezeichnete Anleihe iſt von der Erb=
ſchaftsſteuer
frei; auf Umſätze in der Anleihe iſt keine Börſenumſatz=
ſteuer
zu entrichten. Die Einzahlung auf die neue Anleihe kann in
hochwertigen Deviſen, in Dollarſchatzanweiſungen oder in Mark (auf
Grund des New=Yorker Wechſelkurſes) vorgenommen werden. Erfolgt
ſie in Deviſen oder Dollarſchatzanweiſungen, ſo beträgt der Zeichnungs=
kurs
bis auf weiteres 95 Prozent, erfolgt ſie in Mark, 100 Prozent. Eine
Erhöhung des Zeichnungspreiſes bleibt vorbehalten. Zeichnungsſtelle iſt
die Reichsbank, ferner fungieren eine große Anzahl von Banken, Bank=
firmen
und ſonſtigen Geldinſtituten als Annahmeſtellen für die Zeich=
nung
. Es kann aber der Zeichner auch jede andere, nicht als Annahme=
ſtelle
beſtellte Bank oder Bankfirma, mit der Zeichnung beauftragen.

Im Zeichen der Geldnot. Die Firma E. Merck gibt infolge
des Mangels an öffentlichen Zahlungsmitteln zur Entlohnung der An=
geſtellten
und Arbeiter Gutſcheine in Stücken von 100000, 500 000
und 1 Million Mark heraus. Für die Einlöſung der Gutſcheine haftet
die Firma mit ihrem geſamten Vermögen. Die Gutſcheine ſind auf be=
ſonderes
Waſſerzeichenpapier gedruckt und haben über die ganze Vorder=
ſeite
einen Ueberdruck in ſchrägen Linien mit dem fortlaufenden Namen
Merck. Sie ſind mit dem faſimilierten Namenszug eines perſönlich
haftenden Teilhabers der Firma unterzeichnet und mit einem Trocken=
ſtempel
verſehen, welcher die Geſchäftsmarke der Firma darſtellt. Die
Ausgabe erfolgt mit Genehmigung der Regierung. Die Gutſcheine wer=
den
von der Kaſſe der Firma jederzeit in Zahlung genommen und wer=
den
nach Aufruf in der Preſſe eingelöſt. Sie verlieren ihre Gültigkeit
am 1. Oktober 1923, wenn ſie bis dahin nicht vorgelegt wurden. (Näh.
ſiehe Anzeige.)
10=, 20=, 50=Millionen=Scheine. Die raſende Geldentwertung nötigt
die Reichsbank, mit den Banknotenwerten immer höher ins Zeug zu
gehen. In den nächſten Tagen werden neue Reichsbanknoten über zehn,
zwanzig und fünfzig Millionen Mark in den Verkehr gebracht werden.
Die Zehnmillionennote iſt auf weißem Papier gedruckt und 80X195
Millimeter groß. Das an der rechten Seite im Papier eingeformte,
fortlaufende Waſſerzeichen ſtellt. Diſtelblätter in ornamentaler Verarbei=
tung
dar. Die Wirkung dieſes Waſſerzeichens wird dadurch erhöht, daß
der Papierſtreifen gelblich gefärbt iſt und orangerote und grüne Faſern
enthält. Die Zwanzigmillionennote iſt auf weißem Papier gedruckt und
83X195 Millimeter groß. Das rechtsſeitig im Papier eingeformte, fort=
laufende
Waſſerzeichen ſtellt in ornamentaler Verarbeitung Eichenlaub
mit Kreuzdorn dar. Die Wirkung dieſes Waſſerzeichens wird dadurch
erhöht, daß der Papierſtreifen violett gefärbt iſt und orangerote und
grüne Faſern enthält. Die Fünfzigmillionennote iſt ebenfalls auf weißem
Papier gedruckt und 86X195 Millimeter groß. Das Waſſerzeichen gleicht
der vorher geſchilderten Zwanzigmillionennote. Alle drei Noten tragen
das Datum vom 25. Juli 1923.
Papiergeld als Altpapier. In der Fachzeitſchrift Der Rohpro=
duktenhandel
wird mitgeteilt, daß unſere kleinen Geldſcheine inzwiſchen
als Altpapier weit wertvoller geworden ſind, als ſie das als Zahlungs=
mittel
ſein würden. Zu einem Kilogramm Altpapier gehören 2000 Ein=
markſcheine
oder 1500 Zweimarkſcheine oder 1000 Fünf= bezw. Zehnmark=
ſcheine
. Der Nominalwert würde alſo zwiſchen zwei= und zehntauſend
Mark ſchwanken, während der Altpapierpreis bei einem Dollarkurs von

1 100 000 ſchon zirka 12 000 Mark betrug.

Profeſſor Dr. Heidebroek
das Podium und hielt die Feſtanſprache, die ſich in etwa folgen=
dem
Gedankengange bewegte: Wir ſind in ernſter Stunde aus
den ſchweren Sorgen des Alltags heraus, zu einer Zeit, da die
Not ricſengroß über uns zuſammenzuſchlagen droht, zuſammen=
gekommen
, nicht, um ein Feſt zu feiern, ſondern, um einige
Augenblicke der Sammlung in dem großen Gedanken der Staats=
gemeinſchaft
zu verleben. Die Stunde ſoll dem Gedenken des
Tages gelten, der uns vor nun vier Jahren die Weimarer Ver=
faſſung
beſchert hat; ſoll Rückblick ſein auf die gewaltige Zeit,
die dieſem Tag voranging und ihm folgte, und ſoll uns mit Zu=
verſicht
erfüllen, damit wir hinwegkommen über die große ſchwere
Zeit der Not. Je mehr wir uns von der großen Zeit entfernen,
je mehr rundet ſich das Bild der Ereigniſſe, und wir kommen zu
der Ueberzeugung, daß alles in nichts verſinkt vor der großen
weltgeſchichtlichen Tragödie, die über unſer deutſches Volk her=
eingebrochen
iſt. Die innerpolitiſche Entwicklung aller großen
Völker iſt letzten Endes nichts als ein ſtändiger Kampf um die
Lebensform und Geſtaltungsform des Staates, die den Lebens=
willen
und den Betätigungswillen des Volkes zum Ausdruck
bringt. Keine Verfaſſung iſt an ſich gut oder ſchlecht, ſie wird
erſt gut oder ſchlecht durch den Geiſt, in dem ſie geleitet wird.
So wenig wir verkennen wollen, daß wir unter der Periode der
monarchiſchen Herrſchaft glanzvolle und gute Zeiten verlebt
haben, ſo wenig wollen wir uns aber vormachen, daß dieſe
Staatsform die einzig gegebene für das deutſche Volk war.
Unſere Vorfahren kannten, dieſe monarchiſtiſche Staatsform nicht.
Auch unſere Führer von 1848 waren ſich über die Staatsform
noch nicht klar, die ſie ſchaffen wollten. Selbſt Friedrich Nau=
mann
dachte noch an die Möglichkeit eines ſozialen Kaiſertums.
Das Rad der Geſchichte hat uns nun ſchneller hinüberge=
tragen
über alle Zweifel, als wir alle geahnt haben. Unter dem
Druck des Weltkriegs hat ſich eine Entwicklung ſchnell vollzogen,
die ſonſt wohl durch Generationen gedauert hätte. Das alte Syſtem
mußte vor der ſtarken äußeren und inneren Spannung, die ſich
durch die Ereigniſſe entwickelt hatte, zerſpringen und ins Nichts
verlieren. Unter dieſer Spannung iſt das glanzvolle Werk von
Weimar entſtanden. Es iſt eine Pflicht der Dankbarkeit, der
Männer zu gedenken, die ſich dem Schickſal, das ins Chaos zu
führen ſchien, entgegengeſtemmt haben und unſer Leben wieder
in ſichere Bahnen gelenkt haben. Wir neigen uns auch in Ehr=
furcht
vor allen denen, die das Höchſtewas ſie hatten, ihr Leben,
für ihre Ueberzeugung hingegeben haben.
Was an der Spitze der Weimarer Verfaſſung ſteht, enthüllt
uns vor allem drei Dinge: die Einheit des Reiches, den äußeren
und den inneren Fortſchritt, und den Frieden nach außen und
innen.
Daß die Einheit des Reiches uns erhalten blieb, verdanken
wir vor allem der Weimarer Verfaſſung. Sie hat den eiſernen
Ring um unſer Volk geſchmiedet in einer Zeit, da der Zerfall
drohte. Wer heute dieſe Einheit erſchüttern will, Ser von Föde=
ralismus
ſpricht, der hat aus der Geſchichte des deutſchen Volkes
noch nicht viel gelernt. Das Deutſche Reich kann nur exiſtieren,
wenn alle ſeine Teile ſich gegenſeitig ausbalancieren, wenn der
Frieſe mit dem Bayer, der Oſtpreuße ſich mit dem Rheinländer
ergänzen. Der Gedanke der Vereinheitlichung iſt noch lange

nicht genügend ins deutſche Volk gedrungen. Viellei Iwer!
wir uns noch die Frage vorlegen müſſen, ob wir nicht m eine
Uebermaß parlamentariſcher Einrichtungen leiden. D woll
nicht ſtilleſtehen auf dieſem Wege. Wir wollen weit arbeite
Wir brauchen die Einheit, um die ſchweren ſozialen, id wir
ſchaftlichen Aufgaben durchzubringen, die vor uns ſtel I. Es
notwendig, daß wir noch in die Verfaſſung hineinwe ſen; d.
ran müſſen wir gerade in dieſen Tagen denken, wo ſie win
ſchaftlichen Sorgen ſo unendlich groß geworden ſind, T Aarſtanf
und Margarinepreis dürfen nicht über den Staar jedane
geſtellt werden.! Gerade in dieſen Tagen der Not n ſſen w
den Grundgedanken der Verfaſſung wieder heraushebe ſaus del
Vergeſſenheit, und die ganze Autorität des Staates ſuß au
gewendet werden, um die überragende Stellung der ſirtſcho
zu bekämpfen, den Staat, den Gemeinſchaftsgedanke= in de
Vordergrund zu ſtellen. Wenn der Staat zugrunde (ht, rei
er die Wirtſchaft mit hinab; dann kommt der Ka pf Aun
gegen Alle.
Wir ſtehen unter unerhörter Bedrückung durch 7ankreic
E.3 iſt grundfalſch, zu fordern, man gebe Frankreich, we es wil
damit endlich Ruhe iſt. Gewiß gibt es auch in Frankrch Mal
ſchen, die den Frieden wollen; aber dieſe ſind machtlos Franf
reich will mehr, als es offiziell fordert; es will uns hlos h
herrſchen. Dazu muß es uns zerreißen, darum ſetzt’s ſein
Hofſnung auf einen Bürgerkrieg. Die Franzoſen, für ſen nu
ein einiges deutſches Volk; wenn es uns beherrſ en wu
muß es unſere Einheit zerſtören. Das verſucht es it allen
Mitteln. Was uns zermürbt, iſt die derzeitige Ausſich loſigken
in der Entwicklung der Verhältniſſe. Umſturz und B gerkre
würden hieran nichts ändern. Frankreich würde ort
Deutſchland ſeine Ausbeutungspolitik einſetzen, wie ül jall, m
es herrſcht, wo ſein Kapitalismus unbehinderten Eir ha.
Unter franzöſiſcher Herrſchaft iſt keine Ausſicht auf Oſſerun,
auch nicht für den Geringſten unter uns. Die arbeiten Bevö=
kerung
des Saargebietes hat es erfahren. Sie wird e fro=
zöſiſch
werden. Keine Verlockung, kein Zwang, kein litariz=
mus
wird das kleine Volk an der Saar veranlaſſen kör en, ſel
Deutſchtum zu verraten.
Gibt es eine Hoffnung für uns, für unſere Kinder, berut
ſie nur darin, daß ein Volk unüberwindlich iſwenn
es in ſich einig iſt. Darum ſind Volkswillen ur Regie
rungsmacht unlöslich miteinander verſchmolzen. Nur tit de
Verfaſſung iſt die Einigkeit des deutſchen Volkes garantrt; w
die Verfaſſung bekämpft, rüttelt an der Einheit des Tches.
An Rhein und Ruhr kämpft das Volk in allen ſeine Schic
ten für ſeine Freiheit, nicht einzelne Klaſſen. Sorgen ſir, die
wir hinter der Front ſtehen, in gleicher Einigkeit dafür du
Kampf nicht verloren geht. Wir begrüßen mit Dankb eit die
unerſchütterliche Haltung, die die Führer des Wirtſcha leben
gezeigt haben; aber wir ſind uns klar, daß die Haupt npſlof
in allen Teilen des Volkes liegt. Dank allen, die 1a zu
Vaterland halten und die höchſten Opfer bringen, um de Vate=
land
treu zu bleiben.
Das ſei uns der Troſt, den wir aus dieſer Feier mi inaz
nehmen wollen in die nächſten Tage, die uns große orgen
ſchwere Nöte bringen werden: Ein Volk, das olche
Opfer bringen kann, kann letzten Endes urch
keine Macht der Welt überwunden und ziſtört
werden. Es muß wieder den Weg zum A. ſtieg
finden! An dieſes Volk wollen wir unſere ganze Lieb anſen
ganze Treue verwenden, um ihm hinauszuhelfen aus ſeim
Nöten, und wir alle wollen alle Opfer auf uns nehmen, e
noch bringen müſſen. Das Reich muß uns doch bleiben! Laſſ
Sie uns unſere Treue zum Vaterland dadurch bekräfti daß
wir uns alle einig zuſammenfinden um die ſchwvarz=ror Sene
Fahne als Zeichen der Einheit des geſamten deutſchen ſikes.
Aufwärts ſchauen die Herzen, nicht rückwärts und k ab=
wärts
!

Das deutſche Volk, das deutſche Vaterlan
Die feierlichen Klänge der Glocken= und Gralsfz
Parſifal bildeten den Schluß der Feier.

Großes Wohltätigkeitskonzert im Städtiſchen Saalbaugarten.
Samstag, den 18. Auguſt, veranſtaltet die Freiwillige Sanitäts= Haupt=
kolonne
vom Roten Kreuz Darmſtadt im Städtiſchen Saalbaugarten ein
Wohltätigkeitskonzert, zu dem ſich der Beamten=Verein ehemaliger Mili=
tärmuſiker
(Ortsgruppe Darmſtadt) in hochherziger Weiſe koſtenlos zur
Verfügung geſtellt hat. Der Reinertrag fließt der Verleihanſtalt für
Krankenpflege=Artikel zu. Die Verleihanſtalt, die von der Freiwilligen
Sanitäts=Hauptkolonne vom Roten Kreuz Darmſtadt errichtet und un=
terhalten
wird, verfügt unter anderem über Luftringe, Waſſerkiſſen,
Sauerſtoffgerät uſw. und über 28 Krankenfahrſtühle. Gegen geringes
Entgelt werden die Fahrſtühle und Gegenſtände an Minderbemittelte
ausgeliehen. Trotz ehrenamtlicher Verwaltung kann indeſſen die ſo
ſegensreich für die Allgemeinheit wirkende Anſtalt nur aufrecht erhalten
werden, wenn die Bevölkerung durch freiwillige Geldſpenden ſelbſt dazu
beiträgt. Der Erſatz der Gummibereifung eines einzigen Fahrſtuhles
koſtete allein kürzlich annähernd 2 Millionen Mark. Wir verweiſen im
übrigen auf unſer Inſerat in der nächſten Mittwochsnummer, worin
auch die Vorverkaufsſtellen für die Eintrittskarten zu obiger Veranſtal=
tung
bekannt gegeben werden.
Orpheum Gaſtſpiel der Budapeſter Pofſenbühne. Die beiden
erfolgreichen urkomiſchen Poſſen Villa Adolfy und Nathan der Weiſe‟
die geſtern abend dank ihrer vortrefflichen Aufführung Stürme der Hei=
terkeit
hervorriefen, werden heute letztmalig gegeben. Der Kartenverkauf
geht nachmittags von 3 Uhr ab bis zum Beginn der Vorſtellung ununter=
brochen
an der Orpheumskaſſe; daſelbſt werden auch telephoniſche Be=
ſtellungen
, ſoweit Plätze vorhanden, entgegengenommen. (S. Anz.)

Aus den Parteien.

Deutſche Demokratiſche Partei. Um Mißverſt riſſt
vorzubeugen, ſei mitgeteilt, daß für die Verfaſſungsfei
dem Otzberge Sonntagsfahrkarten bis Wiebelsbach=Heubach z Töſ
ſind, da ſolche für Station Lengfeld nicht aufliegen. Die Zielſ nſ
für die aus der Nichtung Darmſtadt ankommenden Gäſte deſſer eoch
tet Leugfeld, wo vor dem Bahnhof die Teilnehmer an der F t
den örrlichen Parteifreunden empfangen und begrüßt werden.
auch Feſtabzeichen und Programme zu löſen, um am Eingang / Feſt
allzugroßen Andrang zu vermeiden.

Lokale Veronſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil.
Die Promenadenmuſik im Herrngarten heute
Sonntag, 11 Uhr, leitet Obermuſikmeiſter H. Hauske nach folgendem
Programm: 1. Marſch Porta Hungarica von Morena; 2. Hüons
Zauberhorn, Fantaſie aus Oberon von C. M. v. Weber=Roſenkranz;
3. Senta=Ballade aus dem Fliegenden Holländer von R. Wagner;
4. Wein, Weib und Geſang. Walzer von Joh. Strauß; 5. Wiener
Volksmuſik u. a. m. (Seihe Anzeige.)
Oberwaldhaus=Konzert. Heute nachmittag 4 Uhr:
Orcheſter ehemaliger Militärmuſiker. Im Programm u. a.: Lohengrin,
Rigoletto, Orpheus in der Unterwelt, Czardäsfürſtin. Soliſt Herr Bus=
lau
. Leitung Herr Obermuſikmeiſter Weber.
Großes Volkskonzert im Garten der Verei=
nigten
Geſellſchaft. Das heute ſtattfindende große Volkskon=
zert
im Garten der Vereinigten Geſellſchaft beginnt um 8 Uhr. Im
Programm ſind u. a. vorgeſehen: Einzug der Götter in Walhall von
3c. Wagner Große Fantaſie aus Das Glöckchen des Eremiten von
Maillard, Ouvertüre Dichter und Bauer von Suppé, Die Loreley
Jantaſie von Nevswadbe, Aus früheren Zeiten, deutſche Volkslieder.
Beamten=Verein ehemaliger Militär=Muſiker.
Auf das heute abend 8 Uhr im Saalbaugarten ſtattfindende Große
Vokal=Konzert wird nochmals hingewieſen. Die Leitung liegt in den
Händen der Dirigenten Herrn Gg. Greilich, für das Infanterie= Orche=
ſter
, Herrn Guſtav Adam, für den Quartett=Verein.
Das Konzert in Schuls Felſenkeller wird ausgeführt
von dem Verein ehemaliger Militärmuſiker. Der Geſangverein Lieder=
ranz
wird einige ſchöne Geſangsvorträge in den Muſikpauſen zu Gehör
bringen. (Siehe Anzeige.)

H. Eberſtadt, 10. Auguſt. Bekämpfung der Wohtfg
not. In der geſtrigen Gemeinderatsſitzung ſtellte Gemeinder geiſ
folgende dringliche Anfrage: Iſt der Gemeindeverwaltung
meindevertretung bekannt, daß die Wohnungsnot in Eberſtadt 210
wächſt und bereits einen bedrohlichen Umfang angenommen hat 2l0
Maßnahmen gedenkt die Gemeindevertretung zu ergreifen, um 1 S0
nungsnot in Eberſtadt wirkſam zu bekämpfen? Zur Begründ. d0

ſer Anfrage führte Gemeinderat Heißt etwa folgendes aus: 2 30
rren

nungsnot hat in Eberſtadt einen bedrohlichen Umfang anger

Die Liſte der Wohnungsſuchenden wachſe beſtändig und zähle
Familien. Davon ſeien mindeſtens 50 Fälle dringender Ne
ſchleunigſte Abhilfe erheiſchten. Die Wohnungsnot bilde unter
Verhältniſſen in Eberſtadt, mehr wie an anderen Plätzen, ei!
Quelle von Unzufriedenheit, die ſich in dauernden Streitigkeite ſu.
den Betroffenen Luft mache und häufig zu unberechtigten Angri .
die Verwaltung und die zuſtändigen behördlichen Stellen, ja ſ
perſönlichen Verunglimpfungen und Beleidigungen ſchwerſter A.2
Es, ſei die wichtigſte Aufgabe der Gemeinde, alles zu tun, um T
zu lindern. Die Schwierigkeiten würde er nicht verkennen, die 2
ſung der Frage erfordere, aber ſie müßten und könnten über
werden, wenn der Wille dazu vorhanden ſei. Die bisher von
meinde ergriffenen Maßnahmen ſeien durchaus unzulänglich und
keinerlei Erleichterung gebracht. Ein Mehr an Leſtung ſei zu e

gefordert worden, aber immer durch finanzielle Bedenken ge‟
Dieſe Bedenken müßten zurücktreten. Einen neuen Weg zum
kommen, zeige das Geſetz über wertbeſtändige Hypotheken von
1923, wodurch eine Finanzierung ohne weiteres gegeben ſei. T
Bau erforderlichen Mittel könnten durch das Aufkommen wei‟
diger Anleihen aufgebracht werden. Die Wohnungsſuchenden un 2
ler müßten mit ihrer Hände Arbeit (Selbſthilfe) und finanziellen
ligung ſich nach Möglichkeit ſelbſt zu helfen ſuchen, und ſich dad.
Los erleichtern. Selbſtverſtändlich ſei es Pflicht der Gemeinde,
wirken, und ſie werde dies auch in weitgehendſtem Maße tun.
tracht käme hierbei: Die Geſtellung von Bauplätzen, gemeinſam"
ſtoffbeſchaffung durch die ſtaatliche Bauſtoffbeſchaffungsſtelle, ko ſ
Bauleitung durch die Gemeinde, Bewilligung von Zuſchüſſen und
nahme von Garantien. Es müſſe für nächſtes Jahr ein große,
programm zur Durchführung gebracht und mit den nötigen Vorg
ſchon jetzt begonnen werden. Die Ausſprache über die Anfrage
wegen vorgerückter Stunde zurückgeſtellt werden und wird in

Sitzung ſtattfinden.
F. Eberſtadt, 10. Aug. Die Sommerferien an der 1
Volksſchule haben eigentlich mit dem Ende dieſer Woche ihr E.
reicht. Da aber am Sonntag und Montag Kirchweihe iſt u!
Kerwe=Montag von jeher als ſchulfrei gilt, beginnt der Un
erſt am Dienstag wieder.
hr. Neu=Iſenburg, 9. Aug. Amtsniederlegung. Der
demokratiſche Bürgermeiſter Benkert hat ſein Amt niedergelegr=

[ ][  ][ ]

Rummer 221.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Auguſt 1923.

Seite 5.

v. Eſchollbrücken, 10. Aug. Die Fortbildungsſchulen von hier und
dem kleinen, kaum mehr als 100 Einwohner zählenden Eich, ſind jetzt
zuſammengelegt worden. Diebſtahl. Von dem Acker eines hie=
ſigen
Arbeiters ſind ſämtliche Frühkartoffeln geſtohlen worden.
Birkenau, 10. Aug. Diebſtahl. In einer hieſigen Ziegelei
wurden für über eine Mällion Latten geſtohlen. Der Beſtohlene ver=
ſpricht
demjenigen, welcher die Diebe ermittelt, 200000 Mark Beloh=
nung
. Trotz der rührigen Tätigkeit unſerer wackeren Polizei waren bis
jetzt alle Nachforſchungen ergebnislos. Zu der zurzeit herrſchenden
Kartoffelnot geſellt ſich nun auch noch die Fleiſch= und Fett=
not
. Fleiſch konnte man dieſe Woche hier überhaupt nicht haben.
Möchten doch unſere Landwirte ſich der notleidenden Bevölkerung mehr
wie ſeither annehmen und Hilfe leiſten ſo viel es in ihren Kräften
liegt, denn auch die nicht Ackerbau treibende Bevölkerung hat ein An=
recht
zu leben!
o Groß=Gerau, 10. Aug. Die Kornernte geht hier allge=
mein
im Ried ihrem Ende entgegen. Das verhältnismäßig trockene
Wotter der letzten Woche hat die Arbeiten ſehr beſchleunigt. Im großen
und ganzen betrachtet, ſind die Erträgniſſe zufriedenſtellend.
i Biblis a. Rh., 10. Aug. Gemeindeſteuer. Um ihre lau=
fenden
Ausgaben zu decken, hat die Gemeinde durch den Gemeinderat
die vorläufige Erhebung des zehnfachen Betrages der Gemeindeſteuern
von 1322 beſchloſſen.
A Offenbach, 9. Aug. Die fortſchreitende Geldentwertung kommt
in der hieſigen Städtiſchen Sparkaſſe in bemerkenswerter
Weiſe zum Ausdruck. Die Zahl der Einlegebücher nahm von Dezem=
ber
bis April erheblich zu. Im Mai allein aber ging ihre Zahl um
44 zurück, während ſie ſich im Juni nur um eins verminderte. Sehr
auffallend iſt in einer Zeit, in der der bargeldloſe Verkehr mit allen
Mitteln gepflegt und gefördert werden müßte, der Rückgang der Scheck=
konten
. Dieſe Konten ſtiegen fortgeſetzt bis zum Oktober 1922. Sie
betrugen damals 1424. Wegen der geſtiegenen Verwaltungskoſten fing
die Anſtalt im November an, die kleineren Kunden abzuſtoßen. Sie
teilte ihnen zuerſt mit, daß ihr Guthaben nicht mehr verzinſt werden
könne, und erhob bald auch Gebühren, die ſich immer mehr ſteigerten
und den Scheckkunden die Führung eines Kontos verleideten. Dadurch
ſank die Zahl der Konten von 1424 im Oktober auf 1180 im Juni, und
es iſt anzunehmen, daß das Sinken der Mark in den letzten Tagen
dieſe Zahl noch weiter ſinken läßt. Ob durch den geſunkenen Verkehr
auch Beamte erſpart wurden, iſt bis jetzt nicht bekannt geworden. Die
Volkswirtſchaft hat von dieſer Politik der Sparkaſſe zweifellos keinen
Nutzen.
th. Friedberg, 9. Aug. Eine neue Kreisabdeckerei ſoll
hier, anſtelle der alten, errichtet werden. Sie ſoll mit ganz neuen
Maſchinen ausgerüſtet werden.
hr. Wohnbach (Wetterau), 9. Aug. Kriegerdenkmal. Seit
kurzem iſt der alte Plan der Errichtung eines Ehrendenkmals für die
im Weltkrieg Gefallenen wieder aufgegriffen worden. Auf dem Friedhof
ſoll es Aufſtellung finden.
0- Beienheim (Wetterau), 9. Aug. Ein Sportplatz, der einem
dringenden Bedürfnis entſpricht, ſoll hier auf fiskaliſchem Gelände er=
richtet
werden. Die nötigen Vorkehrungen ſind eingeleitet.
Reich und Ausland.
Doppelte Lebensrettung.
Mannheim 10. Aug. Eine doppelte Lebensrettung vollbrachte
der Sattler Otto Maurer, der zwei Kinder im Alter von 9 und 10 Jah=
ren
, die beim Baden im Neckar vom Ufer abgetrieben und in die Gefahr
des Ertrinkens geraten waren, unter eigener Lebensgefahr aus dem
Waſſer rettete. Maurer hat ſchon vorher wiederholt ſein Leben für die
2kettung Ertrinkender eingeſetzt.
Eine ſchwere Bluttat.
Lörrach. Eine ſchwere Bluttat ereignete ſich im Bezirk Lörrach.
Der 22 Jahre alte Walther Bayer aus, Freiburg, der ſich im Auftrage
bes ſtaatlichen Weinbauinſtituts in Freiburg vor etwa 14 Tagen in
Hertingen aufhielt und dabei im Verlauf eines Wortwechſels, der durch
Die Eiferſucht der Hertinger Burſchen entſtand, auf den Schloſſerlehr=
Ing Karl Bürgin geſchoſſen hatte, ohne ihn jedoch zu treffen, wurde
von Bürgin zur Rede geſtellt, als er jetzt wiederum in Hertingen weilte.
Dabei ſtieß Bürgin dem Bayer gegen die Schulter, worauf Bayer einen
Revolver zog und auf Bürgin einen Schuß abgab, der jedoch nicht die=
Jen, ſondern den Landwirt Dreher, der vermitteln wollte, in die Herz=
gegend
traf, ſo daß der Getroffene ſofort tot war. Ein weiterer Schuß
traf den die Flucht ergreifenden Bürgin in die Lunge. Dreher, der erſt
vor wenigen Tagen nach Hertingen gekommen war, um dort für ſeine
Jamilie einen Verdienſt zu ſuchen, hinterläßt eine Frau mit 2 unmün=
digen
Kindern. Bei dem Transport des verhafteten Baher, hätte die
Gendarmerie Mühe, ihn vor der Lynchjuſtiz zu ſchützen.

Durch Steinſchlag verunglückt.
München. Bei der Tour auf den Watzmann verunglückten zwei
Touriſten und eine Dame durch Steinſchlag. Eine abgegangene Ret=
kungskolonne
fand einen der Touriſten tot auf, die beiden anderen hatten
Verletzungen erlitten. Am Wilden Kaiſer ſtürzte ein in München

Aerzteſtreif.

ſtudierender Schweizer tödlich ab.

Der ſchwere Koffer.
Der Freiherr v. M. gab, als er von Dresden nach Berlin fuhr, ſei=
gen
Koffer als Reiſegepäck auf. Bei der Ankunft auf dem Anhalter
Sahnhef übergab er ihn einem Gepäckträger, der ihn mit den Worten
mpfing: Donnerwetter, iſt der aber ſchwer! Der Freiherr dachte
ich nichts dabei und erfuhr erſt im Hotel, daß der Träger ſich nicht
tmſonſ: über das Gewicht gewundert hatte. Verdacht ſchöpfte er, als
ſer Schlüſſel nicht mehr paſſen wollte, und als er jetzt mit Gewalt öff=
=ete, entderkte er, daß der Inhalt im Werte von mehreren Millionen
arch in Holzwolle gewickelte Mauerſteine erſetzt war. Der Diebſtahl iſt
hne Zweifel ſchon in Dresden verübt worden, weil einem Diebe wäh=
end
der Fahrt wohl keine Mauerſteine zur Verfügung geſtanden haben.

Von einem bekannten hieſigen Arzt erhalten wir folgende
bemerkenswerte Zuſchrift:
Gibt es dieſes Wort überhaupt? Iſt eine Arbeitseinſtellung
bei den Aerzten überhaupt möglich und denkbar? Widerſtreitet
ſie nicht vollkommen der ärztlichen Berufsanſchauung und
Standesethik? Der Arzt iſt doch dazu berufen und erzogen, dem
kranken, dem Schmerzen leidenden Menſchen beizuſtehen und zu
helfen. Kann und darf er ſeine Hilfe verweigern, kann und darf
er ruhig zuſehen, wie ſeine Mitmenſchen leiden? Die Antwort
muß lauten: Ja, er darf es, er hat das Recht, zu ſtreiken, wie
jeder andere Staatsbürger auch. Es iſt von jeher ſo geweſen,
daß der einzelne Arzt, von Notfällen abgeſehen, ſeine Hilfe ver=
weigern
, die Uebernahme eines Krankheitsfalles ablehnen konnte.
Daß die Geſamtheit der Aerzte aber ihre Arbeit einſtellen könnte,
das wäre früher allerdings undenkbar geweſen, und es iſt ein
trauriges Vorrecht unſerer jammervollen Zeit, daß das jetzt er=
wogen
werden kann und muß. Sogenannte Kaſſenſtreiks bleiben
hier außer Betracht. Sie ſind wohl von einſchneidender Bedeu=
tung
für die Krankenkaſſen, da ihre Mitglieder als ſolche nicht
auf Koſten der Kaſſen, ſondern nur als Privatpatienten behan=
delt
werden, die Allgemeinheit haben ſie aber meiſt recht kühl
gelaſſen. Der allgemeine Behandlungsſtreik aber trifft das ganze
Publikum. Man unterſcheidet den abſoluten, der keinerlei
Behandlung zuläßt, und den relatiben, der nur einzelne, genau
beſtimmte Notfälle ausſchließt. Zu dem erſteren haben ſich die
Aerzte noch nie entſchließen können, und es iſt zu hoffen, daß ſie
auch niemals, durch die Verzweiflung getrieben, dazu kommen.
Der letztere iſt aber ſchon mehrere Male mit E=folg durchgeführt
worden. Wer ſich einmal die Auswirkung eines derartigen,
ſtreng durchgeführten allgemeinen Behandlungsſtreiks (auch des
relativen) genau vor Augen führt, der wird erſchrecken vor der
furchtbaren Härte dieſer Maßnahme. Jeder Familienvater, jede
Mutter muß bangen Herzens fragen: Gibt es wirklich keinen
Arzt, der die Behandlung meiner Lieben übernimmt, muß ich
zuſehen, wie ſie ohne Hilfe leiden? Iſt das möglich, iſt das
denkbar? Und darauf wieder die Antport: Ja. Und wie iſt
das denkbar? Nur als Verzweiflungstat des zum Aeußerſten
gebrachten Standes, als das letzte Mittel, denſelben vor dem
völligen Untergange zu bewahren, als letzter Verſuch, denſelben
ſo zu erhalten, daß er ſeiner Aufgabe gerecht werden kann.
Wer aufmerkſamen Sinnes die Zeitungen lieſt, der muß gemerkt
haben, daß es überall unter der Aerzteſchaft gärt und daß viel=
fach
von Selbſthilfe aus der Notlage geredet wird. Darunter
iſt nichts anderes zu verſtehen als der allgemeine Behandlungs=
ſtreik
. Und aus allem heraus iſt zu ſehen die feſte, kalte Ent=
ſchloſſenheit
, das Aeußerſte zu wagen, um die Exiſtenz und Exi=
ſtenzmöglichkeit
des Standes zu retten. Will die Allgemeinheit,
wollen die Regierungen, wollen die Kaſſenvorſtände nicht ſehen
und nicht verſtehen, wie es bei den Aerzten ausſieht, und wollen
ſie nicht endlich helfend eingreifen? Früher war allgemein die
Anſicht verbreitet: Der Arzt iſt ein wohlhabender Mann. Das
war nur in gewiſſem Grade richtig, und bei Todesfällen von
Aerzten ſah man vielfach, wie gering die Rücklagen waren. Heute
iſt der ganze Stand, bis auf wenige Ausnahmen, verarmt. Die
Entlohnung ,vor allem von ſeiten der Kaſſen, ſteht in gar keinem
Verhältnis zu der Teuerung, und, was das Schlimmſte iſt, die
Aerzte bekommen ihr Geld erſt, wenn es vollkommen entwertet
iſt. Die ärztlichen Forderungen: Anpaſſung der Bezahlung an
die Teuerungsverhältniſſe, und vor allem genügend höhe und
rechtzeitige laufende Abſchlagszahlungen, ſind ſo ſelbſtverſtänd=
lich
, daß darüber kein Wort zu verlieren iſt. Jeder vernünftige
Kaſſenvorſtand ſieht das ein, und die meiſten Kaſſenmitglied
ſelbſt finden das Verlangen der Aerzte ſelbſtverſtändlich, da ſie
zum größten Teile auch auf rechtzeitige Zahlungen angewieſen
ſind. Freilich gibt es auch ſolche, die aller Not und Sorge ent=
hoben
ſind. Aber wenn hohe Beamte bis zum Miniſter hinauf,
wenn reiche Induſtrielle, ſelbſtändige Gewerbetreibende und
Kaufleute uſw. mit Rieſeneinkommen noch freiwillige Mitglie=
der
der Kaſſen ſein dürfen, wenn die mit Brillanten behängte
Dame im eigenen Auto beim Arzte vorfährt und dann ihren
Kaſſenſchein vorzeigt, ſo iſt das ein Unfug und Unrecht, wie es
kraſſer nicht gedacht werden kann. Dann bleiben ſelbſtverſtänd=
lich
nur wenige Privatpatienten übrig. Das iſt ein Fehler im
Geſetz, der dringend der Abhilfe bedarf, ebenſo wie die ganzen
ſeitherigen Beſtimmungen über Grundlöhne und Beiträge. Hierin
liegt die Haupturſache für die Zahlungsſchwierigkeiten der Kaſ=
ſen
und die rechtzeitige Abfindung der Aerzte. Und hier müſſen
Aerzte und Krankenkaſſen zuſammenſtehen, um eine Aenderung
zu erzwingen. Haben aber die Kaſſen nicht den guten Willen
dazu, dann müſſen jetzt die Aerzte allein den Kampf wagen,
ſollen ſie nicht als Stand elend zugrunde gehen. Und dann muß
die Allgemeinheit, muß das ganze Volk leiden, damit es ſelbſt
ſich aufrafft und auf Abhilfe drängt. Ein tüchtiger, moraliſch
hochſtehender Aerzreſtand iſt die Grundlage der Volksgeſundheit.
Ihn zu erhalten, muß mit allen Mitteln verſucht werden,

Familiennachrichten

Statt Karten.

Helene Haller
Albert Soeder
VERLOBTE

Eberstadt

Cannstatt
b. 1 Darmstadt (Württemberg)
z. Zt. Eberstadt
(*22611
Ihre VERMAHLUNG
2 geben bekannt
Dr. phil. Carlo Bianchi
und Frau Elsa
geb. Dingeldein
Darmstadt, 11. Aug. Kiesstr. 118
(*22444

Mein lieber, guter Gatte, unſer
treuer Vater, Schwiegervater,
und Großvater
Herr Ernſt Ellenbeck
wurde heute morgen ½4 Uhr durch
einen ſanften Tod von ſeinem
langen, ſchweren Leiden erlöſt.
In tiefer Trauer
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Frau Eliſe Ellenbeck, geb. Schmitz
Ernſt Ellenbeck junior.
Darmſtadt (Kahlertſtraße 47), Saar=
brücken
, Stuttgart, 10. Auguſt 1923.
Die Beerdigung findet Montag
1 13. Auguſt, nachm. ½4 Uhre, au
dem Waldfriedhof ſtatt. (*22571

Heinrich Jaeger
Anna laeger
geb Manck
VERMAHLTE
10. August 1923


Statt Karten!

Für die zahlreichen Glück-
wünsche
und Blumenspenden
aus Anlaß unserer Verlobung
sagen wir hiermit herzlichen
Dank
Bep Blom
Hermann Bickelhaupt
R3

Todes=Anzeige.
Allen Verw., Freunden und Be=
kannten
die traurige Mitteilung, daß
unſer guter unvergeßlicher Sohn,
Bruder, Enkel und Neffe
Philipp Kauf
Mechaniker
im vollendeten 23. Lebensjahr am
9. 8. 23. in der Med. Klinik zu Gießen
an einer ſehr ſeltenen, bis jetzt un=
erforſchten
, mit großer Geduld er=
tragenen
Krankheit unerwartet ver=
ſchieden
iſt.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Familie Philipp Kauf
Lichtenbergſtraße 20. (6784
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 14. 8. 23, nachm. 3½ Uhr vom
Portal des Waldfriedhofs aus ſtatt.

Suche f. m. Freund,
höh Beamt. in leit.
Stelle im Ausland,
ur. Großſt., edelſt.
Char, gr., vorn. Er=
ſcheinung
, Ende 30,
zwechs Heirat
junge Dame aus
gut. Fam. bis zu
28 J., ſchlank, blond,
ev., vorn. Char.,
repr. Erſch., nation.
Geſinnung, gedieg.
Bild., tadell. Aus=
ſtattg
., weit. Vermög.
erwünſcht aber nicht
Beding. Gefl. Zuſchr.,
a. v. Verw., aber nicht
Vermittl., m. Lichtb.,
d. ſof. z. geht, bei
ſtr. Diskr. unt. J 79
an d. Geſchſt. (*22578

5 Mon. altes Kind
Mädchen) aus guter
Fam. in nur liebe=
volle
Pflege zu geb.
Angeb. unt. J6l an
die Geſchſt. (*22609

Magerkeit
Schöne volle Körper=
form
d. unſ. oriental.
Kraftpilien (f. Damen
hervorragend, ſchöne
Büſte), preisgekr. m.
gold. Medaille u.
ihrendiplomen. In 6.8
Wochen b. 30 Pfd.
Zun. Gar, unſchädl.
Aerztl. empf. Streng
reell. Viele Dank=
ſchreib
. Preis: Packg.
(100 St.) 55000 frbl.
zuz. Porto (Poſtanw.
od. Nachn.) Fabr. D.
Franz Steiner ECo,
G. m. b. H., Berlin,
W 30/371.
In Darmſtadt zu
haben bei: Medizinal=
Drog. Fr. R. Vechenhaub,
Schulſtraße. (E,2319

Augenarzt
2r Ollendorf
iſt zurückgekehrt.
Sprechſt, 10-12, 2½

5729a

HAMBURG-AMERIKA
LINIE
VON HAMBURG NACH
IA
R1O DE HANEIRO und BUENOS AlRES
Deutsche Passaglerdampfer Rugia, Teu-
tonia
, Galicia, Baden und Württemberg
Nächste Abfahrton:
D. Teutonla . . . 16. Aug.
D. Baden.
1. Sept.
D. Gallcla
. 2B. Sept.
Rugla, Teutosia und Galleia führen eine arste Keldte.
Baden und Würtemberg haben eine einfache
Kelſteneinrichtung. Auf allon Dampfern lat eine
moderne dritte Klasse mit eigenem Speisesaal,
Rauchrimmer, Damensalon und Schlatkammern zu
2nel und mehr Betten vorhanden
AUSKUNFT ERTELL T DIE
HANBURG-AMERIKA LIRIE
HAMBURG und deren Vertreter In:
Pfungstadt, jakod Zimbrieh, Eders-ädterstr. 15
Darmstadt, Adolph Rady. Zimmerstr. 1.

ſoll nicht das ganze Volk in ſeiuer Geſundheit dauernd Schaden
erleiden. Noch iſt es Zeit, zu helfen, noch kann das Schlimmſte
vermieden werden. Hilft alle Aufklärung, helfen alle Hilferufe
nichts, dann muß mit Notwendigkeit der letzte Verzweiflungsakt
kommen, der allgemeine Behandlungsſtreik.
Sport, Spiel und Turnen.
Flugſport.
wb. Vom Rhön, Segelflug, 10. Auguſt, wird uns berichtet:
Unſere Jung=Segelflieger haben heute prächtige Arbeit geleiſtet. Nach
mehreren windſchwachen Tagen brachte friſcher Weſtwind heute nach=
mittag
lebhaften Segelflugbetrieb. Als erſter ſtartete Thomas=
Darmſtadt auf dem bewährten Geheimxat zu einem Zielflug
nach der Eube. In einem meiſterhaften Segeflug erreichte er eine Höhe
von 100 Metern über dem Startpunkt und kehrte nach einem Flug von
7 Minuten 32 Sekunden nahezu zur Startſtelle zurück. Dann flog auf
Weltenſegler Hol’s der Teufel der Schwede Berjwik, der ſich ſchon
wenige Tage vorher in kritiſcher Lage als glänzender Flieger bewährt
hatte. In ausgezeichnetem Fluge erreichte er 150 Meter Höhe und lan=
dete
nach 15 Minuten genau an der Startſtelle. Als dritter ſtartete der
Gothaer Tepper im Segelflugzeug des Gothaer Gleit= und Segel=
flug
=Vereins. Ein meiſterhafter Flug war die Belohnung für die ſchöne
Arbeit, die dieſer Verein mit dem Bau ſeines Seglers, geleiſtet hat.
Tepper erreichte größe Höhe und landete nach einem Flug von 19 Mi=
nuten
3 Kilomter von der Startſtelle entfernt. Den Ceres=Preis in Höhe
von 20 Millionen konnten die Gothaer ſich mit dieſem Flug erringen.
Beonderes Intereſſe beanſpruchte der Flug von Hoppe=Darmſtadt
auf dem neuen Segler Margarethe der Darmſtädter Gruppe.
Es gelang Hoppe mit Schatzky als Paſſagier, auf Margarethe fünf
Minuten am Weſthang zu ſegeln. Den Schluß des erfolgreichen Tages
bildet ein Streckenflug von Thomas=Darmſtadt auf der
bewährten Edith nach Gersfeld. Unſere Jungflieger haben
im Vorwettbewerb mit dieſen Leiſtungen einen glänzenden Auftakt für
den Mitte Auguſt beginnenden Hauptwettbewerb geſchaffen.
Fußball.
Frankfurt. Scabo, der bekannte Linksaußen der Eintracht, iſt
nach Zwickau übergeſiedelt, Schnürle=Germania nach Prag zum Deut=
ſchen
Sportklub übergetreten, Klumpp, der ebenfalls nach Zwickau über=
geſiedelt
war, iſt bereits wieder in Frankfurt bei ſeinem alten Verein
tätig.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gär die Veröffentſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redattion feinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Emſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Am vorigen Sonntag abend 5 Minuten vor 8 Uhr fuhren zwei
Radfahrer ſchnell die Wilhelminenſtraße herab. Der an der Eliſa=
bethenſtraße
ſtehende Schutzpoliziſt rief laut: Steigen Sie ab! Die Beiden
kehrten ſich nicht daran. Das Publikum lachte. Der Poliziſt machte ein
langes Geſicht. Wie man hört, foll dies Verhalten der Radfahrer öfters
vorkommen. Beſonders, wenn ſie einen Unfall verſchuldet haben.
Mehr wie je iſt es zurzeit geboten, der Polizei als Vertreterin der
Staatsgewalt die nötige Achtung zu verſchaffen. Solche Vorfälle wie
oben könnten nicht vorkommen, wenn die Räder die Nummern ſicht=
bar
tragen müßten. Man führe dies wieder ein!
Anfrage an das Kreisgeſundheitsamt Darmſtadt:
Als Bewohner des Oſtviertels ſind wir gezwungen, täglich mehrere
Male die Landgraf=Geörgſtraße zu paſſieren. Die Strecke zwiſchen den
Mauern des Stiftes einerſeits und dem Zaune der Knabenarbeitsanſtalt
andererſeits iſt zu jeder Zeit von einem derartig beſtialiſchen Geruch
erfüllt, daß man unter Erſtickungsgefahr den Atem minutenlang anhalten
muß, um nicht vor Ekel krank zu werden. Dieſen Weg paſſieren täglich
Tauſende von Menſchen, die von und zum Oſtbahnhof kommen, ferner
unſere Kinder, die jeden Morgen und oft auch mittags zur Schule müſſen.
Bei dieſem entſetzlichen Geruch treten uns unwillkürlich die ſcheußlichſten.
Bilder vor das Auge.
Gültige Lebensmittelmarken vom 13.15. Auguſt 1923 einſchl.
Nr. 80 mit je 800 gr Brot.
(st6759
Tageskalender.
Sömmerſpielzeit Bruno Harprecht. 7½= Uhr: Komtoß
Guckerl. Orpheum 734 Uhr: Villa Adolfy und Nathan der
Weife. Herrngarten, 11 Uhr: Promenadenkonzert (Leitung
Obermuſikmeiſter Hauske). Oberwaldhaus, 4 Uhr: Konzert
(Leitung M. Weber). Garten Vereinigte Geſellſchaft:
Konzert (Leitung Mickley). Heſſ. Hof, abends 8 Uhr: Konzert.
Weihnachtsſparverein, 6 Uhr, im Konkordiaſaal: Tanz.
Sportplatz=Reſtaurant Böllenfalltor: Konzert.
Rummelbräu: Konzert und Tanz. Schuls Felſenkel=
ler
: Konzert. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt= Licht=
ſpiele
: Kino=Vorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantworklich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteik: i. V.:
Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
und Unterhaltungsblatt.

Zerstreuung, Erholung.
Gesunikung
bringen Kuraufenthalt oder Ausflug im
einzigen unbesetzten Taunusbade
bei Sport und Spiel, Kunst und Tanz
Theater und Konzert, Ruhe und schöner
Natur, im weltberühmten Heilort ( Ner-
vöse
, Magen- Darm-, Herz- Stoff-
wechselkranke
) und Gesellschaftsplatze
Gewinnungsort der echten Bad Hom
burger Salze
890
Bad Horburg v. d. Möhe

Ich kaufe:
Motorrad
fahrbereit und tadellos laufend, mit
allem Zubehör, und erbitte Angebote
mit Markenangabe und Stärke unter
AJ 35 an die Geſchäftsſtelle, (*22597

Bekanntmachung.

Infolge des Mangels an öffentlichen Zahlungs=
mitteln
gebe ich zur Entlohnung meiner Angeſtellten
und Arbeiter
Gutsoheine
in Stücken von 100 000, 500 000 und 1 Million Mark.
heraus. Für die Einlöſung der Gutſcheine haftet die
Firma E. Merck, chem. Fabrik, Darmſtadt, mit ihrem
geſamten Vermögen. Die Gutſcheine ſind auf beſonderes
Waſſerzeichenpapier gedruckt und haben über die
ganze Vorderſeite einen Ueberdruck in ſchrägen Linien
mit dem fortlaufenden Namen Merck. Sie ſind
mit dem fakſimilierten Namenszug eines perſönlich
haftenden Teilhabers der Firma unterzeichnet und
mit einem Trockenſtempel verſehen, welcher die Ge=
ſchäftsmarke
der Firma darſtellt.
Die Ausgabe erfolgt mit Genehmigung der
Regierung.
Die Gutſcheine werden von der Kaſſe der Firma
jederzeit in Zahlung genommen und werden nach
Aufruf in der Preſſe eingelöſt. Sie verlieren ihre
Giltigkeit am 1. Oktober 1923, wenn ſie bis dahin
nicht vorgelegt wurden.
(6780
Darmſtadt, den 11. Auguſt 1923.
E. Merck, chemiſche Fabrik,
Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

12. Auguſf 1923 7 221

Goldrechnungswährung.
Der Zentralverband des Deutſchen Großhandels richtete, wie wir
erfahren, folgendes Schreiben an das Neichswirtſchaftsminiſterium:
Am 12. Dezember 19233 haben wir der Meichsregierung in ausführ=
lichen
Darlegungen Vorſchläge zur Eiuführuug einer wertbeſtändigen weichende Größe gebällft wird.
Rechnungswvährung unterbreitet und ſchon im Januar 1923 ſind Indu=
ſtrie
und Einzelhandel unſeren Vorſchlägen heigetreten. Trotzdem ſind
ſeitdem alle Maſnahmen der Reichsbauk und der Negierung gegen die
(inheitlichen Sanierungsauträge von Handel und Induſtrie vorgenom=
men
und haben jet zum Buſammenbruch unſeres ganzen Wihrungs=
träge
müſſen jetzt erfolgen, oder es nehmen ſozial und wirtſchaftlich
die Schädigungen binnen kurzer Zeit derartigen Umfaug au, daß ſie uicht teres unter Zugrundelegung des zuletzt feſtgeſetzten Mittelkurſes für
wieder gebeſſert werden könen. Jetzt iſt die Lage noch uicht rettungslos.
wird es aber ſein, wvenn noch wenige Wochen ungenutzt verſtreichen. Vor
allem iſt es notwvendig, daß die Negierung nicht weiterhin der Reichs=
bank
die Art und das Tempo der Durchführung der Währungspolitik Mark für das Zwanzigmarkſtück 17891 000 Mark bezahlt werden. Bei
überläßt. Wir würden zu dieſer Frage nicht noch einmal unſere An=
ſicht
darlegen, wenn wir nicht aus den Mitteilungen über die Verhand=
lungen
des Zentralausſchuſſes der Neichsbank vom 2. Auguſt erſehen
würden, daß trotz uonatelauger Erörterungen ſich die Neichsbank offen=
bar
den grundlegenden Gedanken, die zur Einführung des Goldgirover=
kehrs
und zur Cinführung einer Goldrechnungswährung führen, immer
noch verſchließt, und wir aus dem Grund befürchten, daß, wuenn über=
haupt
. die Durchführung der unbedingt notwvendigen Maßnahmen in
einee Weiſe erfolgen wird, die ſich binnen kurzer Zeit als verfehlt
erweiſen wird, wie letzthin die meiſten Maßnahmen auf dem
Gebiete der Währungsgeſetzgebung. Die Erhöhung des Reichsbank=
diskontos
geht von der Annahme aus, daß mit dieſem in früherer Zeit
und unter normalen Verhältniſſen durchaus tauglichen, in der heutigen
Zeit aber abſolut untnuglichen Mitel die Verhältuiſſe gebeſſert werden
können. In einer Zeit, uo innerhalb eines Monats die Mark auf ein
Zehutel des Wertes ſinkt, iſt es einfach unmöglich, mit einer Diskont=
heraufſetzung
ſolche Wertſchtwvankungen kompenſieren zu wvollen. Die
Diskonterhöhung iſt nicht im geringſten in der Lage, die Schwierig= der Berlimer Anhaltiſchen Maſchinenbau A.=G., die Mitte vorigen Jahres
keiten zu beſeitigen, ſondern kaun ſie nur noch weſentlich dermehren.
Mit aller Deutlichkeit iſt dieſer Standpunkt auch in der Beſprechung der
Sachverſtändigen am 1. Auguſt im Reichswuirtſchaftsminiſterium, an der
Vertreter der Reichsbank teilnahmen, zum Ausdruck gekommen. Die
Reichsbank hat trotzdem am nächſten Tage dieſe u. E. unwirkſame Maß= uungsanlagen ſowie Gußtwaren, letztere in der Hauptſache für eigenen
nahme vorgenommen. Den gleichen Charakter zeigt die Maßnahme der Bedarf. Der Beſitz der Geſellſchaft erſcheint verhältnismäßig umfang=
Reichsbank in Bezug auf die Einrichtung wertbeſtändigen Kredits. Im
Falle der Markbeſſerung ſoll dem Areditnehmer kein Nachlaß geſvährt reich. Es beſteht je ein Werk in Uerdingen a. Nh. und Nordhauſen am
werden, im Falle der Geldverſchlechterung foll er 80 Prozeut der Ver=
ſchlechterung
tragen. Ein wertbeſtändiger Kredit dieſer Art mag von
einem Spekulanten in Anſpruch genommen werden, ein ſolides kauf=
männiſches
Geſchäft läßt ſich damit uicht finanzieren, und wir verſtehen tionshalle und Blechbearbeitungshalle, ſowie zahlreiche Nebenbetriebe.
nicht, uas mit einer ſolchen Maßnahme der Reichsbank bezweckt werden
ſoll. Die dringendſte Aufgabe für Staat und Wirtſchaft iſt die Schaffung
eines wertheſtändigen Goldgiroverkehrs, weil ohne einen ſolchen kauf=
männiſche
Geſchäfte überhaupt nicht mehr abgewickelt werden, können, Arbeiter beſchäftigt. Die Geſamtanlagen waren in der letzten Jahres=
weil
zwiſchen Zahlung und Zahlungsempfang Wertverluſte von 50 und
mehr Prozeut entſtehen. Ohne die Schaffung einer Goldrechnungswährung
und es ſcheint uns eine Verkeunung der Erforderniſſe unſerer Zeit wenn ſchäftsjahres betrug 100 0 auf ein Aktienkapital von 12 Mill. (i. V.
betont wird, daß nicht daran gedacht ſei, Goldkonten gegen Einlegung 25 g4) auf 6 Mill. Das Aktienkapital beträgt nunmehr 30 Mill.; bei der
von Papiermark einzurichten. Es läßt ſich darüber reden, ob zunächſt die
Goldkonten nur gegen Einzahlung von Debiſen und Gold errichtet
auch Goldkonten gegen Einzahlung von Papiermark eröffnet werden tigte Aktien zu 2000 % zuzüglich Bezugsrechtsſteuerpauſchale und Bör=
müſſen
, anderenfalls würde der Goldgiroverkehr nicht die Bedeutung ſenumſatzſteuer bezogen werden. Das Bezugsrecht iſt bis zum 23, Auguſt
einer allgemeinen Goldrechnungswährung haben und demgemäß auch einſchließlich auszuüben,
nicht die Schwierigkeiten in der Privatwirtſchaft und in den Staats=
rechnungswährung
überlaſſen bleiben, ſo daß die Paviermark nur den
Charakter als Zahlungsmittel behält:
Wir befürchten unter dieſen Umſtänden ernſtlich, daß die Maß=
nahmen
der Reichsbank auf dieſem Gebiete nicht konſequent durchgeführt
dieſer Möglichkeit zu rechnen, und Maßnahmen vorzubereiten, die zu
ergreifen ſind, wenn es nicht gelingt, die Reichsbank unverzüglich von
überzeugen. Wir müſſen in dieſem Zuſammenhange aber auch darauf
giroverkehr läßt ſich nicht einführen, wenn das Inſtitut des Goldſchecks, men, 9400 Aktien im Intereſſe der Geſellſchaft beſtens zu verwerten
des Goldwechſels und des Goldkontos nicht eine klar umriſſene recht=
liche
Formulierung gefunden hat. Wir ſind der Ueberzeugung, daß
dieſe rechtlichen Vorausſetzungen des Goldgiroverkehrs unverzüglich ge=
Währung die deutſche Goldmarkrechnung angelehnt werden ſoll, möch= fabrik, zu.
ten wir dahin beantworten, daß uns nach wie vor die nordamerikaniſche
gunſten der engliſchen Pfundrechnung, machen aber darauf aufmerkſam,
daß es ſich bei der Goldrechnungswährung nur um einen Notbehelf mit mehrfacheu Stimmrecht Beſchluß faſſen ſoll.
handelt, der durch die Schaffung einer wirklichen Goldwährung baldigſt
wieder beſeitigt werden muß. Das ſetzt voraus, daß über kurz oder 7
eines Landes, das heute über 40 Prozent des geſamten Geldvorrats an Umfang garantiert iſt. Wegen anderer Territorien, in welchen die
Gold verfügt, als bei der Währung eines Landes, das heute noch kei= amerikaniſche Geſellſchaft arbeitet, ſchweben Verhandlungen.
nen freien Goldverkehr eingeführt hat. Wir glauben auch, daß die neue
ſollte, weil nach Einführung der Goldrechnungswährung vielfach die Vorzugsaktien Beſchluß faſſen ſoll.

Handelsblatt

jetzigen verworrenen Verhältniſſe auf die Baſis der früheren Verhält=
niſſe
wieder zurückgeführt werden müſſen, und ſich all die entſprechen=
den
Probleme der Zurückführung der kaufmänniſchen Buchführung auf
Goldbaſis leichter löſen laſſen, wenn die neue Einheit in ihrem Gold=
wert
mit der alten Goldmark übereinſtimmt, als wenn eine, davon ab=
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Der Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die
Reichsbaukſtellen findet vom 13. Auguſt bis auf weiteres zum 300 000= feſtzuſetzenden Kurſe angeboten werden, während der Reſt ſrwertet
ſyſtens geführt. Sofortige Maßnahmen im Sinne unſerer An= fachen Betrag des Neunwertes ſtatt. Gold iu Münzen und Barren für
Nechnung des Reiches wird durch die Reichsbankanſtalten bis auf wei=
Auszahlung Neu=York an der Berliner Börſe angekauft und zuar bei
Meugen bis ½ Kilogramm fein zum Preis von 640 Dollar für das
Kilo fein. Demnach würden bei einem Dollarmittelkurs von 3900 000
Meugen über ½ Kilogramm fein iſt der Preis bei den Neichsbankanſtal=
ten
zu erfahren.
wh. Frankfurt a. M., 11. Aug. Die hieſigen Filialen der Ber=
liner
Großbauken ſowie einige audere Baukfirmen geben bekannt, daß
ſie tuegen der Schwierigkeiten im inneren Betriebe vom 15. Auguſt ab Papiere, 94 807 667 Mk., Konſortialbeteiligungen 15 3438
Aufträige zum Kauf von Wertpapieren nicht mehr ausführen. Verkaufs=
aufträge
wuerden nur ausgeführt, wenn die Stücke im Depot liegen.
Cffekteneinlieferungen am Schalter werden nicht angenommen. Dieſe
Maſuahmen bleiben bis zum 31. Auguſt einſchließlich in Kraft.
* A.=G. für Kellereibedarf, vorm. Blitz u. Co.,
Frankfurt a. M. Die Verwaltung beruft ad. G.=V per 31. Aug.,
die über Erhöhung des ſeitherigen Aktienkapitals von 15 Mill. um
27 Mill., durch Ausgabe von 25 Mill. Stamm= und 1 Mill. Vorzugs=
aktien
Beſchluß faſſen ſoll.
Büttnerwerke A.=G., Uerdingen a. Rh. Die Aktien des
Unternehmens ſollen in den nächſten Tagen in den offiziellen Berliner
Börſenverkehr eingeführt werden. Die Geſellſchaft gehört zum Konzern
von den damals insgeſamt beſtehenden 6 Mill. 3,5 Mill., alſo die abſolute
Aktienmajorität hatte. Die Fabrikation der Geſellſchaft erſtreckt ſich auf
Dampfkeſſel und Feuerungsanlagen, Hochdruckrohrleitungen, Apparate
für chemiſche Großinduſtrie, Hüttenwerke, Brauereien uſp. Ferner Trock=
Harz. In Uerdingen ſind vorhanden; ein zweiſtöckiges Verwaltungs=
gebäude
, ein dreiſtöckiges Arbeiterhaus, eine größere Maſchinenfabrik
mit elektriſchem Laufkrahn, eine Werkzeugmacherei, eine Eiſenkonſtruk=
Eine eigene Lokomotive mit zwei Eiſenbahnwagen uſw. In Nordhauſen
wird in der Hauptſache eine Maſchinenfabrik mit Spezialmaſchinen für
Blechbearbeitung betrieben. Jusgeſamt werden zurzeit 740 Beamte und
bilanz ver 31. 12. 22 einſchließlich der Zugänge des letzten Geſchäftsjahres
bereits voll amortiſiert; nur Grundſtücke ſtanden noch mit dem minimalen
iſt es nicht möglich, die Statsfinanzen wieder in Ordnung zu briugen, Betrag von 500 000 Mk. zu Buche. Die Dividende, des letzten Ge= zen. Die Knappheit des Geldes und die Sorge bezüglich der ſrkum
im Jahre 1920 erfolgten Gründung betrug es 6 Mill.
*Berliner Dampfmühlen A.=G. Auf nominal 1000 Mk.
werden, aber es kann gar kein Zweifel darüber ſein, daß kurz darauf alte Aktien können nominal 3000 Mk. neue ab 1. 1. 23 dividendenberech=
* Stock Motorpflug A.=G., Berlin. Auf der Tagesord=
finanzen
beſeitigen können. Es muß auf der ganzen Linie ein klarer nung der zum 5. September einberufenen ao G.V. ſtehen verſchiedene 1993. (hlitgeteilt von der Deutſchen Bank. Filiale Darmſtad
Schnitt gemacht werden zwiſchen der Eigenſchaft des Geldes als Wert= Satzungsänderungen, durch die das Beteiligungsverhältnis der Stamm=
meſſer
und der Eigenſchaft des Geldes als Zahlungsmittel, und alle und Vorzugsaktien am Reingewinn geändert werden ſoll, ferner das zes, der die Preiſe der ausländiſchen Zahlungsmittel in weniger ka.
Funktionen des Geldes als Wertmeſſer müſſen der zu ſchaffenden Gold= bisherige 10fache Stimmrecht der Vorzugsaktionäre auf das 15fache ab= nochmals um das drei= bis vierfache hinaufſchnellen ließ. Nachd
geändert, aber auf die geſetzlichen Fälle beſchränkt werden ſoll.
* Rückforth=Konzern. In der G=V. der H. Richards
A.=G., Siegburg bei Bonn, wurde die Dividende auf 200 Prozent feſt= Nacknrage, der nur ein ganz ungenügendes Angebot gegenüberſ. d. ſo
werden und ein Torſo bleiben. Wir bitten dringend, ſchon jetzt mit geſetzt. Ferner wurde eine Kapitalserhöhung beſchloſſen durch Aus= daß im freien Verkehr meiſt nur geriuge Umſätze zuſtande kam und
gabe von 25 Mill, Stammaktien (auf) und 3 Mill. Vorzugsaktien mit
mehrfachem Stimmrecht. Von den neuen Stammaktien ſind 12 Mill.
der Notwendigkeit grundlegender währungsbolitiſcher Aenderungen zu von der Ferd. Nückforth A.=G, Stettin, mit der Verpflichtung gezeichnet, wärtöbewegung der Mark ein gewiſſer Stilſtand ein. Die Efekt 6öne
hinweiſen, daß nicht alle Vorbereitungen zum Arbeitsgebiet der Reichs= 3000 Prozent anzubieten. Die reſtlichen 13 Mill, wurden von der Ge= der Vorwoche, wobei die Kursſteigerungen bei weitem hinter der gei
bank gehören, ſondern zum Arbeitsgebiet der Regierung. Der Gold= neraldirektion der Ferd, Rückforth A.=G. mit der Verpflichtung übernom= der ausländiſchen Zahlungsmittel zurückblieben. Die Mittwoc ſrſe
und den Erlös dieſer zuzuführen. Die G.=V. der Weinbrennerei Heinr.
Netſch, Grünberg in Schleſien, genehmigte die Dibidende in Höhe von
500 Prozent. Die Verſammlung ſtimmte der Beteiligung der Geſell= reichen Werten verdreifachten ſich ſogar die Kurſe, und die Be um
ſchaffen werden müſſen. Die dabei zu entſcheidende Frage, an welche ſchaft an der Adolf Herold A.=G, Kottbuſer Filz= und Schuhwaren= würde wohl noch einen viel ſchärferen Charakter angenommen ben,
Dollarwährung hierfür als am meiſten geeignet erſcheint. Wir ver= Generalverſammlung auf den 5. September ein, die über Erhöhung des ein mehrſaches ihrer vorherigen Kurſe erreichten, dann aber a di
kennen keineswegs die Argumette des Reichswirtſchaftsminiſteriums zu= Grundkapitals um 89 Mill. Stammaktien auf 125 Mill, Feſtſetzung der chemiſcheu, elektriſchen und Maſchinen=Induſtrie. Auch der Schi rt4.
* Polyphonwerke A=G. Der Konzern hat mit einer der
älteſten und bedeutendſten amerikaniſchen Schallplattenfabriken einen In=
lang
die Deviſenunterlage der Rechnungswährung durch effektives Gold tereſſenvertrag abgeſchloſſen. Dieſes Abkommen bringt dem Polyphou= gen Werten, die aus irgend welchen Gründen noch zurückge ben
erſetzt wird, und dieſe Umwandlung erſcheint leichter bei der Währung konzern angeblich nicht unerheblichen Dollargewinn, der in gewiſſem waren.
* Elitewagen A.=G. Die Geſellſchaft beruft zum 27. Auguſt
Rechnungseinheit zweckmäßigerweiſe die Höhe der alten Goldmark haben ao. G.=V., die über Kapitalserhöhung um 45 Mill. Stamm= und 4 Mill. Notierungen genannt, ſo der Dollar mit 4 500 000, Deviſe bu

* Bad=Mergentheim A.=G., Mergenthe
außerordentliche Generalverſammlung am 4. Auguſt genehmig leinſt
mig die vorgeſchlagene Kapitalserhöhung von 46 auf 83,5 fillione
Mk., darunter 3,5 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Den alten Aktit fren,ſol
vom Uebernahmekonſortium auf 5 alte eine junge Aktie zum irſe do
20 000 Proz, angeboten werden. Das Kapital dient in der ſptſach
zum Ausbau des Bades.
Feſtbankaktien. Von den 300 Millionen neuen feſtbanl,
aktien ſollen den Aktionären 100 Millionen Mk. im Verhältnis ſn einer
neuen auf 5 alte Aktien zu einem von der Generalverſamm ſig not
wird.
Banken.
* Deutſche Effekten= und Wechſelbank. Inſeren
z geſtrigen Generalverſammlungsbericht tragen wir aus der T inz de
Geſellſchaft ver 31. Dezember 1922 folgende Zahlen nach: Kaſ lfremde
Gelder und Coupons 108 686 444 Mk., Guthaben bei Noten= nd A
rechnungsbanken 222 744 927, Wechſel und unverzinsliche Se kande
ſungen des Deutſchen Reiches und der Bundesſtaaten 240 671 6 M
Noſtroguthaben bet Bauken und Bankfirmen 1 180 597 259 Mk. ſtevonz
und Lombards gegen börſengängige Wertpaviere 13562 000 Mſeiger
dauernde Beteiligungen bei Banken und Bankfirmen 11 772b M
Debitoren in laufender Rechnung 2) gedeckte 2 374 340 688 M1. b) un
gedeckte 300 913 425. Außerdem Abal= und Bürgſchaft bitoren
131 387 415 Mk. (auf beiden Seiten der Bilanz), Verrechnu Spoſt
mit den Depoſitenkaſſen 271 982555 Mk., Bankgebäude mit 1 74 0M
ſonſtige Immobilien mit 1 085 000 Mk., ſonſtige Aktiva mit 1 Kk.
einem Aktienkapital in Höhe von 150 Mill. beträgt der Reſ befond
79 Mill., ein Spezialreſervefonds 18 Mill., Kreditoren: a) ſthaben
deutſcher Banken und Bankfirmen 217 034 751 Mk., 0). Einl en auf
probiſionsfreier Rechnung, innerhalb 7 Tagen fällig, 200 398 6 M
() darüber hinaus bis zu 3 Mon, fällig 0 Mk., 0) nach 3 Mf fälln
200 398 226 Mk. e) ſonſtige Kreditoren, innerhalb 7. Tage, fällig
2362 755 261 Mk., 1) darüber hinaus bis zu 3 Mon. fällig 1 1. R7953
Mark, g) uach 3 Mon, fällig 26 844 680 Mk., insgeſamt Su ne der
Kreditoren 3918 412 427 Mk. Akzepte und Schecks: 2) Akzept 382194
Mark. b) noch nicht eingelöſte Schecks 39 243876 Mk., i geſam
321 437 876 Mk. Der Bruttogewinn ſtellt ſich auf 908 135 724 ſ, und
zwar Gewinnvortrag von 1921. 540 512 Mk., Gewinn aus Cout 8 und
Sorten, deutſchen und fremden Wechſeln 387 893 379 Mt., Ziun und
Erträgniſſen aus dauernden Beteiligungen 211 705 496 Mk., ſoviſ=
nen
307 820 626 Mk., Mieten 175 709 Mk. Unkoſten und Geh er en
forderten 527 456 452 Mk., Staats= und ſtädtiſche Steuern und jgaben
38 228 519 Mk., Abſchreibung und Immobilien 20 000 Mk., Abſe eibung
auf Mobilien (31 610 Mk.) 3 161 092 Mk., ſo daß ein Reinget in
Höhe von 339 269 660 Mk. erſcheint, aus dem, wie bereits geme it, 10
Prozent zur Verteilung gelangten.
Warenmärkte.
vh. Berliner Produktenbericht. Mangels benderer
Anregung bewegte ſich der Verkehr am Produktenmarkt in enge Greu=
der
neuen Steuerbeſchlüſſe wirkten lähmend. Bei den Offerten ndeſe
es ſich meiſtens um bahnſtehende Ware und ſofort zu dispe irende
Ware. Für Gerſte und Hafer beſtand Nachfrage, und die ver zelten
Geſchüäfte wurden zu höheren Preiſen als geſtern abgeſchloſſer Ro
gen war angeboten, aber es fehlte an Kaufluſt. Weizen blieb . 70
Mehl iſt die Unternehmungsluſt vorſichtig geblieben. Preisnot ungn
fanden heute nicht ſtatt.
Börſen.
Börſenbericht für die Zeit vom 6. bis 11. 2g,
Berichtswoche ſtand im Zeichen eines neuen furchtbaren Währu sſtu=
Eiubeitskurszwang am Deviſenmarkt aufgehoben war, zeigte ſ eine,
durch die Rationierungen der letzten Zeit außerordentlich ve ſärſte
zur ofſiziellen Notiz für die Hauptdeviſen wiederum ſcharfe Roni=
rungen
erforderlich waren. Erſt gegen Ende der Woche trat in 190
den alten Aktionären auf je eine alte Aktie 6 junge Stammaktien zu behielt am Montag zunächſt noch das verhältnismäßig ſtille A ’ſen
die mit den höchſten Debiſen=Notierungen der Woche zuſam fiel,
brachte jedoch eine um ſo ſchärfere Hauſſebewegung. Das Kur ſea
erfuhr an dieſem Tage allgemein etwa eine Verdoppelung, b ahl=
wenn
die Börſe nicht durch die äußerſt drückende Geldnot behind ſae
* Brückenbau Flender A.=6. Die Verwaltung beruft go, weſen wäre. In erſter Linie waren es natürlich ale Valutawe de
meiſten ſchweren Montan=Aktien und eine ganze Reihe Pavier der
Ausgabebedingungen ſolie über Ausgabe von 10 Mill, Litera B=Altien und der Bank=Aktien=Markt hatten gewaltige Aursſteigerungen fzu
weiſen. Am Freitag führten zwar Gewinnrealiſationen teilwe zu
Rückſchlägen, doch ſetzte ſich die Aufwärtsbewegung der Kurſe im ßei
und gauzen auch an dieſem Tage noch weiter fort, beſonders in 4 urſe
vb. Berliner Börſenbericht. Der Freiverkehr in Aſen
entwickelte ſich bei großer Zurückhaltung nur langſam. Anfangs Feu
ſich die Preiſe auf dem geſtrigen Stand, ſpäter wurden etwas ere
20 000 000. Die Umſätze blieben gering.

Bankgeschäft
Fernsprecher 1308, 1309

1ILDTer 2MUTV
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz 1

Stenographen=Verein Gabelsberger
gegr. 1861
Am Montag, den 13. Auguſt 1923,
abds, /8Uhr, beginnt in der Stadtknaben=
ſchule
IIk in Beſſungen Eingang
Herrngartenſtr,) im Zeichenſaal ein weiterer
Anfängerkurſus für Damen, Herren und
Schüler. Anmeldungen hierzu in der
erſten Stunde.

In dieſem Jahr darf kein
Pfund Obſt umkommen!
Ales, auch Fallobſt, muß zu Wein ver=
goren
werden, denn jede Obſtſorte, mit
echten Vierka T=Weinhefen vergoren, ergibt
(5842a
vorzüglichen Wein.
Vierka T=Weinhefen erhalten Sie bei.
Mnerva Drogerle Karl Koch, Karlſtr. 7.
Augenzeugen
geſucht. AAVerkänfeRl
Dr. Aktentaſche Elt. Knochen= und
ſabethenſtr. vor Eiſen= Schrotmühle
handla. Wenz ſtehen zu verk. Eberſtadt,
geblieben. Richbringer
Frankenſteiner=
erhält
Belohn (B6766 ſtraße 100, (*22565
Moosbergſtr. 97 part,
Leichte
Telephon 1658.
Ein=u. Zweiſpänner=

Hf

rloren
inſt. jg. Mann
aſchem. Inhalt
cke Wald= und
nſtr. nach Eliſa=
ſtr
. 19. Erbitte
gegen hohe
uung Eliſa=
ſtr
19, I./622550

Federrolle.
zu verk. Lauteſchläger=
ſtraße
13.
(2225

1Herrenrad
mit Torpedofreilauf
zu verk. Alexander=
ſtraße
25.

Herrenrad
guterh. preisw. z.
Frankfurterſtraße
Werfſtatt),

berrenrad
zu verk. Dieburger=
ſtraße
19, III. (*22580

Faſt neues Herren=
Fahrrad zu verkauf.
Karlſtraße 27, 122612

Schweres
Motorrad
zu verkaufen (22587
Pr. 300 Milli nen.
Angebote u. 72
an die Geſchäftsſt.

T=Träger
20er Normal=Profil,
8 m lang, zu verk.
Pfungſtadt, Bahn=
hofſtraße
44. (6755

Leder=
Reiſehandtaſche
m. Lederfutter, wenig
gebraucht, zu verk
Angebote u. J 74
Geſchäftsſt. (225gs

Zu verkauf.: ( 22492)
Gut, erhalt. Raſier=
ſeſſel
, 1 Raſiermeſſer.
1. Haarſchneidmaſch.
Daſelbſt. 5. Dober=
männer
, 5 Woch, alt,
Frankfurterſtraße 115.

Brautpaar
ſucht querh. Speiſe=,
Herren= od. Schlaf=
zimmner
zu kauf., ebtl.
alles, gibt teilw. De=
biſen
, Ang. unt. 169
an die Geſchſt. 622599

Nationalkaſſ.

Merdteltindigs
Bln=Charlottenburg,
Friedbergſtr. 27, (IIan

Zteilige
Alt. Pelz, Matratze
zu kauf. geſ. Ange=
bote
unter I 62 an
die Geſchſt (22606

Ein modernes
Herren=Fahrrad.
Marke Wanderer
z. kauf. geſ. Angeb.
an A. Munkel, Saud=
bergſtr
. 54, Vorzuſpr.
am Sonntagv. 2 bis
4 Uhr.
(22557

Klein. Lücherſchran.
zu kauf. geſ Ang. u.
J 27 Geſchſt. (22483

Heller Nerz
auch unmodern, z. kf.
geſ. Ang nurm. preis
u. I 71 Geſchſt. Gug

Eilb. Eßbeſtecke
evtl. kompl. Kaſten,
zukf. geſ. Ang. m. Pr.
unt. I 77 an d. Ge=
ſchäftsſtelle
. (225s1

1 Leitſpindel= Drehr=
bank
, 1-1,50 m Dreh=
länge
, gebraucht od.
neu, zu kaufen geſ.
Angeb. u. J 81. an
die Geſchſt. (6775

Chemie
von Treadwell
(Qualit= u. Quant.
Band) zu kaufen ge=
ſucht
. Angebote mit
Preis unt. I 66 an
die Geſchſt. (s767

Ke
Geſucht wird eine
ſchöne 56 Bimmer=
wohnung
, part, oder
I. Stock, mit elktr.
Licht, Bad ete, im
Südoſtviertel. (6198a
Gegeben wird eine
ſchöne gr. 4 Zimmer=
wohnung
mit reichl.
Zubeh. im Oſtviertel.
Umzugskoſten und
Extra=Vergüt, nach
Vereinbarung. Ang
unter E 142 au die
Geſchäftsſtelle.

HK
beamten gut, reichl.
Mittagtiſch
mögl. per ſofort bei
zeitgem. Bezahlung?
Erbitten Zuſchriften
unter I. 52 an die
Geſchäftsſt. ( 22538eg

Gut. Priogt= Mittag=
u
. Abendtiſch geſucht.
Ang. unt. I 26 an
die Geſchſt. (*22482

Mendchrearag
runst,wird in g.Hauſe
nett möbl. Zim. geſ.
Zeitgem. Bezahlg.
Angebote an Sefa,
Spedition, Georgen=
ſtraße
12, I. (23604

12 ſchön
22579

mänl Zimmer
zahlung geſucht. An=
gebote
an Sbenſen,
Techn. Hochſchule,

Gut möbliertes
Simmer
per 1. September in
beſſ. Stadtviertel ge=
ſucht
, evtl. m. voller
Penſion. Angeb. er=
beten
an A. Franzen,
in Teppich= u Lino=
leumhaus
. Wilhelm
Ehrhardt, k22820

Ruhiger Student
älter. Semeſt ſucht
12 gut
möbl. Zimmer
geg. gute Bezahlung
ab. 15. Auguſt oder
1. Sept. Angeb. an
J. ülaflieff, Mühl=
ſtraße
28, pt. (*22601

12
möblierte Zimmer
zu mieten geſ. (74
Angebote an Friedrich
Kinzler, Landestheater.

Kmmobilien F

Einfamilien=
vder

6 Zimm.=Haus
zu kaufen geſ. An=
geb
. unt. I 60 an d
Geſchäftsſt. (22574

Mittlere.
Fahrradfabrik
Süddeutſchlands
mit günſtiger Bahn=
ſtation
, ſowie vor=
hand
. Nohmaterial
u. Maſchinen zu ver=
kaufen
. Angeb. unt.
JT 80 Geſchſt. (*22615

Kl. Landhaus
freigel., m. Garten,
in der Nähe Darm=
ſtadts
geſucht, gebe
ſchöne Wohng, hier
i. Tauſch. Angeb. u.
1 82 Geſchſt, (22617

Häuſer, Geſchäfte,
Dillen, Landhäufer
landw. Anweſen
kaufen
und verkaufen,
Finanzlerungen.
Hypothekenbe=
ſchaffung
. Geſell=
ſchaftsgründung
.,
Teilhabergeſuche
uſw. (IInso
erledigen Sie nur
durch

Dinshein
Jumobi ien:.
Hand l= und
Finanz=Al.=G.
Darmſtadt
Sa lbauſtr. 26.
Tel, 14 u. 385.

Obſtgarten
oder ähnl. Grundſtück
zu kaufen geſucht ge=
gen
Barzahlg. Ange=
bote
unter J 63. an
die Geſchſt. (r22608

Kl. 5 3.=Haus
od. Einf.=H.
bis zu 1 Milliarde zu
kaufen geſ. Angeb. u.
T 58 Geſchſt, ( 22568

12 bis 14 Zimmer mit Zubehör a
der Bergſtraße, oder vorderer
Odenwald, zur Einrichtung eine
Sommer=Fremdenheims geeigne=
ſofort
zu kaufen geſucht.
Angebote erbeten unter J65 a1
(ens
die Geſchäftsſtelle.

Kee
Wachſ. Spitz. 5 J.
alt, zu verk. Fried=
richſtr
. 12, II. (722588

Pinſcherhündin
pr. Stammb., abzug.
Näh. Geſchſt. (* 22528

Iriſch. Hetter
zu verk. J. Ganden=
berger
, Pfungſtadt,
Bündhol=fabrik. (nus=

Eleg. neues Kleid,
ſowie ſilb. Damen=
uhr
u. ſonſtiger Wert
gegen Dainetrad zu ſ e
tauſchen geſ. Näh.
Geſchäftsſt. (*22593

KEendH.
in gut. Zuſtand (4
Torpedo), gegen
Damenrad zu tauſch
Heidelbergerſt 121.

Hieſige renomm
Möbelfabrikſucht
bindung mit
Hausbeſte
der größere La
räumlichkeiten, di
zur Ausſtellung
Möbeln eignen,
Verfügungſtell ke
Evtl., käme bei.
ſprechender Kapt
ſtärke aktive Be
ligung u. Leitung

[ ][  ][ ]

Rummer 221.

Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 12. Auguſt 1923.

Seite 7.

Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
3)
Nein, Hoheit, ich meine, daß er ein gefährlicher Menſch zu
ſein ſcheint, ein rückſichtsloſer Menſch und daß er das durch die
Art gezeigt hat, wie er voriges Jahr der ſpaniſchen Regierung
Schwicrigkeiten machte.
Aber, lieber Paqueno, das hat doch keinerlei Bezug auf
uns. Spaniens Finanzen ſind ſchlecht, aber nur eine krankhafte
Phantaſie könnte ſie mit unſeren vergleichen. Und Spanien iſt
ein großer Staat, während wir durch unſere Kleinheit geſchützt
ſind, genau wie die Bazillen. Nun.
Senjor Paqueno zog einen neuen Brief aus dem Porte=
feuille
und ſagte: Wir haben auch Briefe von Thomſon und
French in Rom."
So! Und was ſchreiben Thomſon und French in Rom?
Daß ſie unmöglich länger mit den Zinſen für 1905 und
1906 für das Darlehen für 1905 warten können. Außerdem ſehen
ſie einer Amortiſierung entgegen. Die Schuld ſollte jetzt ſchon
zur Hälfte zurückgezalht ſein und ſie haben noch nicht einmal die
Zinſen bekommen. In dieſem Fall müßten ſie das Pfand ver=
kaufen
, oder .. .
Was haben ſie denn für ein Pfand, Paqueno?
Die Inſel Ibiza, Hoheit, mit ſämtlichen Inventarien",
oder zu diplomatiſchen Maßregeln greifen.
Es iſt gut, Paqueno. Die Zinſen für 1905 und 1906
und jetzt haben wir 1910! Dieſe moderne Geſchäftshetze, Pa=
queno
. Mein verehrter Vater hätte nur von einer ſolchen Er=
würgungspolitik
der Banken reden hören ſollen! Wer iſt der
nächſte Mann!
Viviania, Hoheit, in Marſeille. Er, der wie Hoheit ſich viel=
leicht
erinnern, die Salzſteuer als Pfand für ein Darlehen hat.
Er ſchreibt und beklagt ſich darüber, daß ſie zu wenig abwirft.
Dieſer italieniſche Schurke! Wahrhaftig, ich wünſchte, wir
ſchrieben 1510 ſtatt 1910, da würde ich ihn ſchon klagen lehren!
Nicht genug damit, daß er klagt, Hoheit, hat er noch die
Kühnheit, ſich in Beſchuldigungen zu ergehen; er behauptet, daß
unſere Ziffern dubios waren und daß er in ein mehr als
zweifelhaftes Unternehmen hereingelockt worden iſt.

Der Halunke, der unverſchämte Halunke! Ein zweifelhaftes
Unternehmen, bei dem er ſo gewiß wie etwas 15 Prozent Zin=
ſen
einſtreicht! Schreiben Sie ihm, wenn er ſich nicht in acht
nimmt, werde ich durch großherzögliches Dekret alle Verwendung
von Salz auf Minorca mit der Todesſtrafe belegen. Dann ſoll
er ſich nach ſeiner Sicherheit umſehen.
Hoheit ſind guter Laune. Beruhigen Sie ſich, Hoheit! Ich
werde Viviani ſchon nach Gebühr behandeln. Vor Thomſon und
French habe ich auch keine Angſt. Das iſt eine feine alte Firma,
die mit ſich reden läßt. Und Altenſtein werden wir ſchon mit den
Argumenten abſpeiſen können, die Ew. Hoheit ſoeben anführten.
Sein Drängen beruht nur auf jugendlichem Ungeſtüm.
Senjor Paqueno verſtummte einen Augenblick und putzte
nervös ſein Pincenez. Dann fuhr er mit einem ſcheuen Blick auf
den Großherzog fort:
Wir haben leider auch Brief von Semjon Marcovitz. Ho=
heit
erinnern ſich an unſere Affäre mit Marcovitz in Paris?
Auf jeden Fall ſcheint Marcovitz in Paris ſie nicht vergeſſen
zu haben. Ich geſtehe, daß ſie mir entfallen iſt.
Aber Hoheit, Se njon Marcovitz.
Nun ja, Paqueno, Semjon Marcovitz.
Hoheit erinnern ſich an das Jahr 1908?
Warum nicht, Paqueno?: Es ſind doch nur zwei Jahre her.
Ich bin gegenwärtig fünfunddreißig, und bisher hat man kein
Beiſpiel dafür, daß Schwachſinn in meiner Familie vor dem
vierzigſten Jahre eingetreten wäre. Alſo?
Senjor Paqueno ſeufzte bei den Scherzen des Herzogs.
Mit ſchwermütiger Stimme und gleichſam für ſich ſelbſt fuhr er
fort, immer wieder zwiſchen den Sätzen innehaltend, wie um
dem Großherzog Zeit zu laſſen, ihn zu unterbrechen.
Wenn Hoheit ſich an das Jahr 1908 erinnern, ſo erinnern
ſich Hobeit wohl auch, daß damals in den Zeitungen Gerüchte
zirkulierten über die Verlobung zwiſchen dem Großherzog von
Minorca und einer Großfürſtin von Rußland, die, wie man be=
hauptete
, ebenſo ſchön wie reich war . . . und daß dieſe Gerüchte
nicht aller Grundlage entbehrten . . . Zwei Monate lang wur=
den
die Unterhandlungen zwiſchen mir einerſeits und Grafen
Fedor Obelinski, der ruſſiſcher Geſandter in Madrid war, an=
dererſeits
geführt Es wurden verſchiedene offiziöſe Briefe
zwiſchen uns gewechſelt . . . Und eines Tages ſchrieb die Groß=
fürſtin
ſelbſt in einem Anfall von mädchenhafter Romantik,
wie man ſagt einen Brief an Ew. Hoheit . . . einen Brief, der
nicht ganz ſo offiziös im Stile war erinnern ſich Ew. Hoheit?

Senjor Pagueno, betrachtete ſeinen Herrn mit ſtummem Ab=
pell
, wie um ihn ernſtlich zu bitten, nicht weiter ſprechen zu müſ=
ſen
. Der Großherzog ſtand ganz ſchlaff da, mit geſenktem Kopf
und ſtarrte zum Fenſter hinaus. Seine Mundwinkel waren tief
herabgezogen, und es ſah aus, als hörte er kaum zu.
Senjor Paqueno ſeufzte noch einmal tief auf und fuhr miit
derſelben müden Stimme fort: Im Jahre 1908, als dies (
ſchah, befanden wir uns in einer noch verzweifelteren Lage a’s
ſonſt. Die Nachwirkungen der amerikaniſchen Kriſe machten ſi.
aig fühlbar . . . Unſere Staatspapiere notierten, inſoweit
überhaupt notierten, mit 47½, und Geld war nicht für 100 Pro=
zent
aufzutreiben . . . Da galt es, nur einige Zeiten auszu=
hakten
und den Schein zu retten, bis die Verlobung perfekt war.
Aber wir konnten nicht einmal daraufhin Geld aufbringen,
niemand glaubte an unſere Verſprechungen, und die Verlobung
wurde nur für einen Bluff gehalten . . . Da wendeten wir uns
an Semjon Marcovitz . . . Hoheit erinnern ſich doch jetzt an
Semjon Marcovitz? . .
Senjor Paquenos Stimme zitterte vor Gemütsbewegung,
zum zweiten Male verſtummte er und betrachtete nervös ſeinen
Herrn, der regungslos in ſeiner früheren Stelung daſtand.
Seine Augenlieder waren geſenkt, und man ſah von ſeinen Augen
nur das Weiße. Die Zigarre war ausgegangen, er rollte ſie un=
aufhörlich
im Mundwinkel hin und her.
Wir bekamen 200 000, fuhr Senjor Eſteban halb flüſternd
fort, gegen einen Schuldbrief auf 300 000 . . . und eine Sicher=
heit
, deren Arr im Schuldbrief angegeben war Semjon Mar=
covitz
, der den Charakter des ruſſiſchen Hofes kannte, wußte, daß
er nichts riskierte, wenn er auf dieſe Sicherheit borgte . . . Ein
ſolcher Brief wie der der Großfürſtin Olga war in ſeinen Augen
auch eine Million wert . .
Senjor Paqueno verſtummte plötzlich und prallte unwillkür=
lich
einen Schritt zurück; der Großherzog hatte einen Sprung ge=
macht
und ſtand jetzt über ihn gebeugt, die Hände in den Taſchen,
rot vor Erregung.
Genug, Paqueno! ſchrie er. Was ſind Sie für ein
Teufel? Sie ſprechen, als wenn wir ein paar kaltblütige Schurken
geweſen wären, bereit, unſere Ehre für ein paar lumpige Hun=
derttauſend
zu verkaufen. Wiſſen Sie nicht mehr, wie lange es
dauerte, bis ich auf dieſen elenden Handel einging? Sie ſind
doch ein frommer Mann, Pagueno, Sie hätten mich abhalten
ollen."
(Fortſetzung folgt.)

e härten eine Geife, deſto beſſen iſt ſie!
Präifen Oie keutpto auch davauafhan!

1,6567

SeiLradaonddegz. SELEZ
NG

ab Lager (1,5285
Bingen, Worms,
Frankfurt a. M.
Eilanfragen erbeten an

Asentt Beg.
Frankfurt am Main
Schwedlerſtraße 5, Telef. H. 695 u. folg.
Telegr.=Adr.: Schwefelbecker.

zue Garderobe, Gardinen, Teppiche usw.
isten. Wir reinigen u. färben Ihre ab
strag. verschossenen Sachen schnell u. gut
m
arberei Reingold
UIhelminenstr. 6, neb. Konditorei Graßmann
Kranichsteinerstraße 28 (3355a
Fundwäsche Stärkewäsche

Jedes Preis-Angebot für

Mausor-Pistolen
überzahle ich mindestens
Mk, 55 000. sowie auch fün
Prismen-Gläser
Feldgraue Gläser 08
und (4990a
Parabellumpistolen
W. H. MöLLERING, HANNOVER
Fundstr. 10, Tel. N. 3182.
Eg
Bekauntmachung.
Ein durch die Geldentwertung be=
gter
neuer Nachtrag zu den Satzungen
die Regelung der Plätze in der Syna=
ge
liegt vom 11. ds. Mts. ab 8 Tage
g auf dem Gemeindebüro, Friedrich=
rße
2, während der Amtsſtunden, vor=
tags
von 912 Uhr, zur Einſicht für
Gemeindemitglieder offen. Etwaige
rwendungen ſind innerhalb der Offen=
rangsfriſt
ſchriftlich bei dem unter=
Hneten Vorſtand einzureichen. (6779
Darmſtadt, den 10. Aug. 1923.
Der Vorſtand
er iſrgelit, Religionsgemeinde.

Muleuto-Hohlschliff-Rasierapparat
Militonenfach
für den stärksten Bart! bewährt!
Mäßige Preise
Mäßige Preise!
In Blechdose Nr. 1, in satingefüttert. Etui- Nr. 20.
Neul Rasiermesser für den stärksten Bart Nr. 55. IIlustrierte
Preisliste gratis. Ueberall erhältl. Mulcuto-Werk, Solingen.

Kohlenpreiſe der Grube
Prinz von Heſſen
Von Montag, den 13. d8. Mts., ab
betragen die Preiſe je Zentner ab Grube:
Großſtückige Hausbrandkohle Mk. 600000
Kleinſtückige
560 000
Induſtriekohle . . . . . . . . 360 000
Feinkohle . . . . . . . . . 120 000
Beſtellungen werden an der Stadt=
aſſe
, Schalter 3, und auf der Grube ge=
gen
ſofortige Zahlung entgegengenommen.
Darmſtadt, den 11. Aug. 1923. (st6774
Verwaltung der ſtädtiſchen Braun=
kohlengrube
Prinz von Heſſen
bei Darmſtadt.

A. E. 6.
ſucht nach Freiburg (Br.) per ſofort, event.
auch ſpäter
tüchtigeStenotypiſtin.
Schriftliche ausführliche Bewerbungen m.
Zeugnisabſchriften und Lichtbild an Hans
Küllmer, Freiburg, Salzſtr. 25/27. (*22592

Fliegende Arbeitskolonne der
Arbeitszentrale für Erwerbs=
beſchränkte

erledigt vorübergehende Arbeiten und Be=
ſorgungen
jeder Art durch zuverläſſige
Kräfte gegen feſte Vergütung. (st6449
Fernruf Nr. 2477.

Verſteigerunge AukeiBe.
tachmitt, 4 Uhr, verſteigere meiſt=
bietend
gegen ſofort. Barzahlung:
oo
A Mndt Kork.
Zuſammenk.: Pallaswieſenſtraße
am Uebergang der Eiſenbahn.
Auktionator
Fohannes Krummelt, und Taxator,
Nähere Auskunft Schwanen=
ſtraße
20, part, links.
(6771

la Ferkel und
Läuferſchweine
eingetroffen. (*22553
Ludwig Hotz
Viehhandlung
Darmſtadt
Fuhrmannſtraße 3.
AStellengeſucheK
Männlich

Hochbautechniker
Abſolv. d. Baugewerk=
chule
, ſucht Stellung.
Angebote u. J 57
Geſchäftsſt. (*22560

Jung. 2. Maſch.=
Konſtrukteur
wohnh. zu Darmſtadt,
in Frankfurt in ungek.
Stell., ſucht ſ. inf. von
Verkehrsſchw. n. hier
od. Umg. zu veränd.
Angeb. unt, T68 an
die Geſchſt. (*22600
Offene Stellen *

Weiblich

Suche zum ſofortig.
Eintritt ein einfaches,
tüchtiges (*22610
Fränfein
zum Bedienen der
Gäſte. Café u. Kon=
ditorei
Petermann,
Pankratiusſtr. 1.

Zeugnis-Abſchrfften
Bäumer’8 5723a/
Maſchinenſchreibſtube,
Rheinſtr. 8. Tel. 1223
Nur Qualitätsarbeit!

Tüchtige
Damenſchneiberin
ſofort für Haus geg
Höchſtgehalt geſucht.
Näh, Geſchſt. (*22626

Geſ. älteres Mädchen
z. 1. Sept. z. einzel.
Dame. Zu erfr. in
der Geſchſt. (*22607

Mädchen
oder Frau von 8 bis
nach dem Spül. bei
zeitgem. Bezahl, geſ.
Frau Dr. Hippler
Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
36, I. (*22567

Für eine chroniſch
erkrankte junge Dame
wird eine durchaus
zuverläſſige (*22561
Kranken ſchweſter
geſ. ,evtl.nur tagsüber.
Neckarſtr. 6, part,

Jg. Mädchen
ſof, f.kl Haushalt tags=
über
od. halbe Tage
geſ. Stirner, Wilhel=
minenſtr
. 42, (222618

Jüngeres (*22619
Mädchen
tagsüber für kleinen
Haushalt geſ. Zu er=
frag
, in der Geſchſt.

Aushilfe
bis nach dem Spülen
(*22558
geſucht
Roßdörferſtr. 76, I.

Mädchen tagsüb, ſof
geſucht Schilſtr. 1,
2. Stock. ( 22628

Mädchen
gut empf., nicht zu
jung, od. erf. Haus=
tochter
bei ſehr guter
Bezahl. geſ. Waſch=
frau
vorh. Näh. Ge=
ſchäftsſtelle
. (*2256=

Männlich

Miine Wit
Maſchinenfabrik
ſ. zum mögl. ſof. Ein=
tritt
einen Kauf=
nannsgehilfen
,
in Stenograph. und
Schreibm. perf. An=
geb
. u. T. 59 Geſchſt.

Ige

mögl. auch in Steno=
graphie
u. Maſchinen=
ſchreiben
erfahren
ſof. geſucht (6773g
Carl Schenck
Eiſengießerei und
Maſchinenfabrik
Darmſtadt.
Geſellſchalt mit beſchränk=
ter
Haftung.

Bank=
beamte
(innen)
für verſchiedene Ab=
teilungen
zum mög
lichſt bald. Eintritt
geſucht (*225
Nauheim & Co.

Rentnererwerb.
Aelterer, rüſtigerHerr
(Rentner), als Teil=
ſaber
für Agentur=
geſchäft
geſ. Kauf=
mann
od. gewandter
Geſchäftsmann be=
vorzugt
. Finanzielle
Beteiligung erw. (*23514
Angeb. u. T41 Ge=
ſchäftsſtelle
erbeten.

V
Küchen
preiswer abzugeben
Schreinerei Hofmann
Traiſa.

Nußb. pol. Bettſt. m.
Sprungrahm., pol.
Tiſch zu verk. Fried=
richſtraße
11. (*22596

mit 6 Polſter=
GDIA ſtühlen u. einf.
w. lack. Küche zu ver=
kaufen

622
Neckarſtraße 4, I. r

Fabrik Nähe Darm=
ſtadts
ſucht per 1. Ok=
tober
jungen, tücht,
Kaufmann
f. Stenographie, Ma=
ſchinenſchreib
. Lohn=
buchhaltung
uſw. Si=
cheres
Rechnen Be=
ding
. Angeb. u. J 64
Geſchſt. erbet. (676:

Zum ſofortigen Eintritt ſuchen wir
einige tüchtige

für Buchdruck. (6777g
Druckerei
L. C. Wittich

Rheinſtraße 23.

Hieſige Aktien=Geſellſchaft, ſucht zum bald,
Eintritt einen tüchtigen
(6770
Konto=Korrent=
Buchhalter
möglichſt mit Bankpraxis. Angebote, event.
auch von jüng. Kräften mit entſpr. Erfahr.,
unt. Angabe d. Gehaltsanſpr. und früheſt.
Eintrittstermin unt. 67 Geſchäftsſtelle.

modell
geſ. Diskr. zugeſich.
Vorz, b. 911 vorm.
Näh. Geſchſt. (*22527

Tüchtiger
Berrieosreaniier
nicht unter 25 Jahren, energiſch u. arbeits=
freudig
, zur Unterſtützung des Betriebsleiters
für ſofort geſucht. Bewerber, die an ziel=
bewußtes
Arbeiten gewöhnt ſind u. bereits
im Betriebsbüro größerer Firmen tätig
waren, wollen ſich unter Beifügung von
Weibl. Aßt= Zeugnisabſchriften, Lebenslauf und Bild
melden bei
(6756

Maſchinenfabrik Goebel
Darmſtadt.

Kaſſenſchrank zu vk.
Angebote u. J 70
Geſchäftsſt. (*22595

Kinderklappſtühlch.
zu vk. Kranicheiner=
ſtr
. 7, Stb., pt. (*744

Guterhalt. Gasherd
2 Brenner, zu verk.
Annaſtr. 6, pt. /(*22598

Tiſchgedeck m Tafel=
tuch
, noch ungebr.,
unter Preis abzu=
geben
. Angeb. unt.
J 76 an die Ge=
ſchäftsſtelle
, (*22585

Bettüchex,
echt Leinen, u. ver=
ſchied
. Damaſtzeug,
alles neu, zu ver=
kauf
. Anzuſ. zwiſch
10 u. 12 Uhr. Zu erfr.
in d. Geſchſt. (222576

Eleg. Kleider,Bluſen,
Hüte, Schuhe a. f.
Haushalt preiswert
zu verkauf. Angeb
unt. J 75 an d. Ge
ſchäftsſtelle, (*22584

Eleg. Klappwagen
m. Verdeck, neu, weit
unter Preis zu verk
Riedeſelſtraße 39
Manſarde, (*22572

Roeder=Konditorei=
Backofen
mit 2 Röhren u. Na
tional=Regiſtrierkaſſe
m.6 Abteilungen geg.
Höchſtangebot zu vk.
Gefl. Angeb. u. J83
Geſchäftsit.
Rke

Hrage
ſchwarz, für
75 Dollar
entſpr. Markpreis
zu verkaufen.
Angeb. u. J 78 an
die Geſchſt. (*22575

Reiſe=Toilette=
Neceſſaire
ungebraucht, zu verk.
Angebote u. J 73
Geſchäftsſt. (222582

1 Photo=Apparat,
9X12, mit Stat. u.
Kaſſ., 1 Gitarre. 1 Man=
doline
zu verk. An=
zuſ
. nachm. v. 4 Uhr
anNieder=Ramſtadt
Karlſtr. 23
Lohberg). (6738
1 Anthrazit= Dauer=
brandofen
, 1 eiſ. Füll=
ofen
zu verkaufen
Berger, (*22594
Alfred Meſſelweg 57.

InDr. UnhlutigsSprechstunde.
(Aufheben!) Einlage (Forts. folgt.)
Meine Damen und Herren! Der Zweck
heiligt die Mittel, sagte die Köchin, da
filtrierte sie den Kaffee durch einen alten
Strumpf.
Die Verpackung verbessert das Mittel‟
denken verschiedene Fabrikanten von we-
nig
bekannten Hühneraugen-Mitteln und
ahmen dreist und gottesfürchtig die Packung
des in vielen Millionen Fällen bewährten
Kukirols nach, weil sie glauben, das Puh-
likum
merke es nicht.
Das Publikum merkt es doch, wenn
nicht beim Kaufen, dann aber an der
Wirkung. Freilich ist es dann schon zu
spät. Damit Sie nicht durch eine solche
Tähnliche Nacha hmung schmerzlich an Ihren
Hühneraugen enttäuscht werden, merken
Sie sich den populären Vers: Hühner-
augen
klein und groß, wirst durch Kukirol
Du los, und achten Sie einstweilen, bis
der Richter diNachahmer beim Flügel ge-
nommen
hat, genau auf die uns geschützten
Bezeichnungen Kukirol und Kukirol-
Fußbad."
Kukirol lindert sofort die scheußlichsten
Hühneraugen-Gefühle, und nach einigen
Tagen ist das Hühnerauge so spurlos ver-
schwunden
, als hätte es eine Vorladung
vor den Staatsgerichtshof bekommen.
Kukirol-Fußbad aber stärkt die Nerven
und Muskeln, verhütet Brennen, Wund-
laufen
, Schweißgeruch und Anschwellen.
der Füße, und wenn Sie einen beliebigen
Arzt fragen, ob es richtig sei, jede Woche
wenigstens ein Kukirol-Fußbad zu nehmen,
so wird er Ihnen sagen, daß eine gute
Fußpflege ebenso wichtig ist, wie die Pflege.
der Zähne uud der Haut, und daß es we-
niger
Fußleidende und weniger Leidende.
überhaupt gäbe wenn das Kukirol-Fußbad.
ebenso regelmäßig angewendet würde wie
Kamm und Zahnbürste.
(V,6763
Auch Kukirol-Fußbad, oder wenigstens
seine Verpackung, wird nachgeahmt, und
Nachahmung ist stets ein Beweis für die
Güte einer Sache. Kukirol und Kukirol-
Fußbad bekommen Sie in jeder größeren
Apotheke und besseren Drogerie. Es gibt
einige Geschäfte, denen wir nichts liefern,
und diese versuchen deshalb, etwas anderes
als auch sehr gut loszuwerden. Meiden
Sie derartige Geschäfte und gehen Sie in
das nächste! Die kleine Mühe lohnt sich.
bestimmt.
Das, meine Damen und Herren, wollte.
ich Ihnen vor Beginn der heutigen Sprech-
Stunde im allgemeinen sagen, und nun be-
ginnen
wir: WVer war zuerst da? Bitte.
Veralteter Fall. Heute abend ein Kukirol-
Fußbad nehmen und morgen früh Kukirol-
Pflaster auflegen. Wiederzukommen brau-
chen
Sie nicht. Der nächste, bitte.
Verlangen Sic noch heute die lehrreiche,
überaus wichtige Broschüre Die richtige!
Fußpfege von der
Kukirol-Fabrik Großl-Salue 308 bei Hagdeburg

[ ][  ][ ]

Re

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Auguſt 1923.

Rummer

Deatfden delaeu
Zinſen und Rückzahlung reichsgeſetzlich ſichergeſtellt durch die Geſamtheit der deutſchen Privatvermögen.
Das Reich beabſichtigt, eine wertbeſtändige Anleihe mit 12jähriger Laufzeit auszugeben.
Die Anleihe, welche auf den Gegenwert von Dollars lautet, ſoll dazu dienen, der Bevölkerung ein wertbeſtändiges Anlagepapier zur Verfügung zu ſtellen.
Die Anleihe iſt von der Börſenumſatzſteuer befreit. Selbſtgezeichnete Anleihe iſt von der Erbſchaftsſteuer frei.
Um den Zinſenbedarf für eine Anleihe bis zu 500 Millionen Mark Gold zu decken, ſieht ein von der Reichsregierung den geſetzgebenden Körper=
ſchaften
vorgelegter Geſetzentwurf die Ermächtigung für die Reichsregierung vor, Zuſchläge zur Vermögensſteuer zu erheben.
Die Rückzahlung des Kapitals erfolgt nach 12 Jahren. Zur beſonderen Sicherung der Kapitalrückzahlung ermächtigt der Geſetzentwurf die Reichs=
regierung
, die einzelnen Vermögensſteuerpflichtigen nach dem Verhältnis ihres ſteuerbaren Vermögens zur Aufbringung des Kapitalbedarfs heranzuziehen.
Es haften alſo für Kapital und Zinſen dieſer Anleihe anteilig die geſamte deutſche Wirtſchaft, Banken, Handel, Induſtrie, Landwirtſchaft, ſowie jeder,
der über ſteuerpflichtiges Vermögen verfügt.
Die Anleihe iſt bei den Darlehnskaſſen des Reiches beleihbar. Die Einführung zum Börſenhandel erfolgt ſofort nach Ausgabe der Stücke.

Bedingungen.
Die Zeichnung findet vom 15. Auguſt ab ſtatt.

(J, 6737

1. Zeichnungs=
ſele
,
Annahme=
ſtellen
.

2. Einteilung,
Zinſenlauf,
Eindlung
derAnleihe.

3. Zeichnungs=
peis
.

Beſtimmung über den Zeichnungsſchluß bleibt vorbehalten.
Zeichnungsſtelle iſt die Reichsbank. Zeichnungen werden bei
der Zeichnungs=Abteilung der Reichshauptbank, Berlin C. 2,
Breite Straße 8/9 (Poſtſcheckkonto 96300), und bei allen Zweig=
anſtalten
der Reichsbank mit Kaſſeneinrichtung entgegengenommen.
Die Zeichnungen können auch durch Vermittlung der Staatsbanken
der Länder und ihrer Zweiganſtalten, der Preuß. Central= Genoſſen=
ſchaftskaſſe
in Berlin ſowie ſämtlicher im amtlichen Proſpekt an=
gegebener
Geldinſtitute und ihrer Zweiganſtalten erfolgen:). In
dieſem Falle entſtehen hinſichtlich der Lieſerung der Stücke und
der Zahlung des Zeichnungspreiſes Rechtsbeziehungen nur zwiſchen
dem Zeichner und der Annahmeſtelle.
Die Anleiheſtücke und die Zinsſcheine lauten
auf Mark in der Weiſe, daß 4,20 M. gleich
1 Dollar ſind. Die Anleihe iſt ausge=
fertigt
in Stücken von 4,20 M. 1 Dollar,
8,40 M. 2 Dollar, 21 M. 5 Dollar,
42 M. 10 Dollar, 105 M. 25 Dollar,
210 M. 50 Dollar, 420 M. 100 Dollar,
2100 M. 500 Dollar, 4200 M. 1000
Dollar.
Die Anleiheſtücke von 4,20 M., 8,40 M. und 21 M. werden
ohne Zinsſcheine ausgegeben; ſie werden am 2. September 1935
mit einem Aufgeld zum Nennwert von 70 vom Hundert eingelöſt.
Die Anleiheſtücke von 42 M. und darüber ſind mit Zins=
ſcheinen
verſehen, zahlbar jährlich einmal am 1. September. Der
Zinsſatz beträgt 6%. Der Zinſenlauf beginnt am 1. Sep=
tember
1923. Der erſte Zinsſchein iſt am 1. September 1924
fällig. Die Rückzahlung des Kapitals erfolgt am 2. September
1935 zum Nennwert.
Die Stücke ſowie die Zinsſcheine werden in Mark eingelöſt,
wobei der Dollar zu dem Durchſchnitt der amtlichen Berliner
Notierung des Mittelkurſes für Auszahlung New York in der
Zeit vom 15. Juli bis 14. Auguſt einſchließlich umgerechnet wird.
Der Einlöſungskurs wird amtlich bekanntgegeben.
Der Zeichnungspreis beträgt, ſoweit die Zeichnung in einer
der nachſtehend verzeichneten Deviſen erfolgt, bis auf weiteres
95 %, für die Einzahlung in Mark bis auf weiteres 100%;
eine Erhöhung des Zeichnungspreiſes bleibt vorbehalten.

Einzahlung.

4. Zuteilung
der Stücke.

5. Ausgabe
der Stüſche.

Berlin, im Auguſt 1923.
*) Die Proſpekte ſind bei allen Banken, Bankiers, Sparkaſſen
und ihren Verbänden, ſowie Kreditgenoſſenſchaften erhältlich.

Die Einzahlung muß am Tage der Zeichnung geleiſtet werden.
Bei überweiſung von Markbeträgen gilt als Zeichnungs= und
Zahltag der Tag, an dem die Uberweiſung bei der Annahmeſtelle
zur Gutſchrift gelangt. Für Markeinzahlungen wird der Dollar
umgerechnet zu dem letzten vor dem Zeichnungstage notierten
amtlichen Berliner Mittelkurs für Auszahlung New York. Von
Deviſen (Noten, Schecks, Auszahlung) ſind zur Einzahlung zu=
gelaſſen
amerikaniſche Dollars, Pfunde, Sterling, holländiſche
Gulden, ſchweizeriſche Franken, nordiſche Kronen, ſpaniſche Peſeten,
argentiniſche Peſos, japaniſche Yen. Die Koſten der Einziehung
der Valutenſchecks ſind von den Zeichnern zu tragen. Bei Zahlung
mit Valutenſchecks werden die üblichen Laufzinſen in Abzug ge=
bracht
. Das Wertverhältnis der einzelnen Währungen zum
Dollar wird für die Zwecke der Einzahlung beſonders bekannt=
gegeben
und iſt bei den Annahmeſtellen zu erfahren.
Spitzenbeträge werden in Mark vergütet, und zwar bei ein=
gereichten
Noten zum Mittelkurſe für Auslandsauszahlung der
letzten Berliner Notierung vor dem Zeichnungstage alsbald, bei
Schecks und Auszahlungen erſt nach Eingang der Gutſchrifts=
anzeige
aus dem Auslande und zum Kurſe des Tages, an dem
die Gutſchriftsanzeige bei der Reichsbank in Berlin eingeht.
Dollarſchatzanweiſungen werden zum Nennwert, zuzüglich
der jeweiligen Zinſen von 110 im Monat (im Monat Auguſt
zu 102%), wie Dollars in Zahlung genommen.
Voranmeldungen werden angenommen. Sie ſind am
erſten Zeichnungstage zu berichtigen, und zwar, foweit die Ein=
zahlung
in Mark erfolgt, zu dem für dieſen Tag maßgebenden
Kurſe, ſoweit ſie in Deviſen erfolgt, zu den bei den Annahme=
ſtellen
zu erfahrenden Umrechnungskurſen. Bei der Zeichnung
findet keine Verrechnung von Stückzinſen ſtatt; an ihre Stelle
treten gegebenenfalls Erhöhungen der Zeichnungskurſe.
Gezeichnete und bezahlte Beträge gelten als voll zugeteilt=
ſolange
die Zeichnung nicht geſchloſſen iſt. Wünſche wegen der
Stückelung ſind in dem dafür vorgeſehenen Raum auf der Vorder=
ſeite
des Zeichnungsſcheines anzugeben. Werden derartige Wüniche
nicht zum Ausdruck gebracht, ſo wird die Stückelung von den
Annahmeſtellen nach ihrem Ermeſſen vorgenommen. Späteren
Anträgen auf Abänderung kann nicht ſtattgegeben werden.
Die Anleiheſtücke werden mit Beſchleunigung hergeſtellt werden.
Mit der Ausgabe wird Mitte September dieſes Jahres begonnen
werden. Zwiſchenſcheine ſind nicht vorgeſehen.
Iſt die Zahlung mit Scheck oder Auszahlung erfolgt, ſo
werden die Stücke erſt nach Werteingang geliefert.
Reichsbank=Direktorium
Havenſtein.
v. Grimm.

Palast-Lichtspiele
Elmo, der Furchtlose
Originalamerik. Sens.-u. Abenteurerfilm
5. Teil: Angesichts des Todes
6. Teil: Elmo, der Furelltlos
12 4kte, m. Eimo lincolm (ewts

Heute: 3 Militärmuſik=Konzerte
11 uhr Herrngarten Hauske.
4 uhr Oberwaldhaus Weber.
8uhr Gart. Ver. Geſ. Mickletz. (6754
Oeffentliches Konzert,

Telephon
Ludwigshöhe si
Heute nachmittag 4 Uhr:
Konzert
ausgeführt von dem Beamten=Verein
Benss
ehemaliger Militärmuſiker,
Dirigent: Herr Rühlemann.
Anſchließend: Tanz.

R
Orpheum

igverein Olympia
tathildenhöhſaal
Anfang 6 uhr!
uhrt.
Heute
Me Kafc
e u. Gönner ſind freundlichſt
Der Poxſtand.

Gaſtſpiel d. Original
Budap. Poſſ. Bühne
Dir.: Linné und
Rerste
Heute letztmalig!
A.,Billa Adolfy u.
Nathan d.Beiſe‟
Bunter Teil!
Sonnt. Kart.: 111
B.=B., ab 3 Uhr or=
Apheums=Kaſſe. (enze

Sommerſpielzeit
Brund Harprecht
abends 7½ Uhr: (ana
Komteß Guckerl.

Gi Aufſchlag
5Pfd. tägl. 4 000 M.
zu 66000 M.
Friedr. Stumpf.

Wein=
Garten=
Pfuhl= Güſſel
inverſch, Größenverk.
Mar Fabian
Aliceſtr. 3, (225541

R
Rheinſtraße 101 Telephon 2519
Heute nachm. 47 u. abds. 811 Uhr
Großes Konzert
unter gütiger Mitwirkung des Darmſtädter
Männer=Geſangvereins.
Eintritt frei!
(*22569) Eintritt frei!
Im Feſtſaal W Tanz
Saalöffnung 5 Uhr!
Ende 1 Uhr

Beamtenwirtſchaftsgenoſſenſchaft
e. G. m. b. H., Darmſtadt.
Außerordentliche
Hauptverſanmlung
am Dienstag, den 21. Auguſt 1923,
abends 8 Uhr, im Feierabend, Stiftſtr. 51.
Tagesordnung:
1. Erhöhung der Geſchäftsanteile und Haft=
ſumme
(554 und 5 der Satzung).
2. Feſtſetzung des Geſamtbetrages von
Anleihen.
3. Sonſtiges.
(srie
Der Borſtand.
gez. Kolb. ger. Ploch.

HOTEL SCHMITZ
sGarten-Konzert
2 Münch. Löwenbräu Eis Eis-Getränke

Kirchweſſe Serſtadt
Schweizerhaus:
Konzert Tanz
Leitung: M. Weber. (22603

Weiß emaillierter
gut erhalt, Herd zu
verk. Arheilgerſtr. 3,
parterre, (22563

3 P. w. Schuhe u.
1 P. Lackſch., w. ge=
trag
., zu vk. (225128g
burgerſtr. 10. pt.

Ae
plone
u. Platten

rutng

an allen Muſik=Inſtr.
ſachgemäß und billig.
B. Bund, Schuchard=
ſtraße
9.
Ge5ée

SCHnIEREcK
WonOpPRDER
(6667a)

Metallbetten
Stahlmatr., Kinderbett.
dir. an priv. Katal. 10%.
frei. Eiſenmsbeifabrik
Suhl (Thlr.). 41I. 7075

Stühle, Portierenſt.,
Tragbahre f.Sch.u. Bſchds.
Dieburgerſtr. 42, 5, I. C

N e
U-I. DerSehatsvon Mkontechri
6 Akte. Den größten Lacherfolg erz
Er, Sie und Hamlet, Lustspiel54
Eddie Polo, Zirkus Grey, 5. T
R-I. Anischen klimmel 1. Erde
Dr. Palmore, 4 Akte (rad
Der Grat v. Monte Christo, 1. T
G-I. D.Geheimnisein Strätlings 641
Die Kette klirrt, m. Rosel Orla, 6 41

Schuls Felſenkell
Dieburgerſtraße 85.
Heute Sonntag
Großes Konze!
(Kavalleriemuſik)
unter Mitwirkung des Geſangverein
Liederkranz.
Eintritt frei! S22eitl. Eintrüt 1

Tel. 2200 am Böllenfalltor Tel.2
Heute Sonntag von 47 1. b. 211.
Konzert.
für Feſtlichke

und Vortr?
Galt noch frei
Obergaſſe 12, 94

[ ][  ][ ]

Maurmſelang
Amtorgamtaſgstintt dit

Nummer 32

Darmſtädter Tagblatt

12. Auguſt 1923

Sommerſtille.
Von Erich Bockemühl.
Des Hauſes Fenſter ſind von Linden tief beſchattet. An der
weißen Wand die Sonnenlichter liegen regungslos . . . Es iſt
der große Stillſtand in des Tages Zeit: Hoch über der unendlich
weiten Wölbung blau=weißen Himmels ſteht die Sonne, weiß=
rlühende
Ampel: Wie Seidenſchleier glockenförmig hängt das
Licht hernieder.
Stille. Namenloſe Stille greift an dein Herz. Es iſt kein
Laut, keines Blattes Regung, keines Vogels Zwitſchern. Er=
geben
, zweige=ſenkend ſtehen die Bäume, ſtumm ſtehen die gelben
Barben in den Feldern . . . Weiß liegen Wege in der grünen
Ferne . . . Die Silhouetten ferner Wälder flimmern, Hitze zit=
ert
an den Horizonten . . . über die Berge geht die Straße, die
veiße Straße geht und geht, die Wanderſtraße . . . vorbei am
etzten Baum, der einſam ſteht
Horchſt du immer nach den Stimmen, die nicht ſind? Singen=
er
Harmonie des Lichts? Melancholiſch ſüßer Melodie?
Was greift dir ſo ins Herz? Vergangenheit? Da du ein
Lind warſt, gläubig aller Schönheit aufgetan? . . . O, Geheim=
is
dieſes weißen Uebergleißens des ungeteilten Lichts . .. Was
ehnſt du, das nicht iſt und niemals war und wird? Fühlſt du
as Reifen? Geheimes Werden, Sich=Erfüllen . . . das Sich=
Zerwandeln dieſes Seienden um dich? Biſt du verwandelt?
fremd in allem, das dir nachbarlich bekannt?
Es iſt alles lautlos hingebreitet . . . Breite, Seele dich . . ."
zu Weizenfeld des Lichts, daß Chriſtus ſchreite über deine
ſhende wellenloſe Flut . . . Breite, Seele, dich . . . es hebt von
gendwo nun doch das Singen an . . . und iſt ein Läuten: Eine
flocke klang und Glocken klingen. Domesglocken, die brauſen
wolkig wallt es übers Land in machtvoll wachſend, großer
zturmgewalt . . . Das Licht iſt Klang geworden, der Himmel
iutet, eine ungeheuere Glocke, indes du über dich geſchehen läßt
nendlichkeit.
Indes es leiſer wird und du dich ſtill erhebſt, ſingen ferne
inderſtimmen, verwehen wie ein leiſer Hauch im Horizont".
Im Haus ſchlägt eine Uhr, wie unendlich fern im grenzen=
ſſen
Raum. Stimmen, die wie Nachtklang ſind, dir unbewußt
n Blut, ſingen tröſtlich gute Lieder".
Es reift, es reift in Stille und in Einſamkeit: Fühlſt du des
ebens ew’ge Güte, die dich heiligt? Kindhaft biſt du hingege=
in
, eingeklungen in die Harmonie der ſommerlichen Schönheit.
Wie ſah Grillſparzer aus?
CK. Von Grillparzers äußerer Erſcheinung haben wir kein
feſt umriſſenes Bild wie etwa von der Goethes oder Schillers.
as ſchwere Schickſal, das den genialen Dramatiker in immer
efere Verbitterung hineintrieb, formte auch ſeine Züge gewaltig
n, ſodaß man in dem müden Greis den kühnen Lockenkopf der
urgend kaum wiedererkennt. Auch haben Zeitgenoſſen immer
keder die Veränderlichkeit ſeines Geſichtes betont, den Wechſel,
pelcher dieſes Antlitz mit den wechſelnden Gedanken plötzlich
rbt und bewegt hervorgehoben, wie außerordentlich ſchwer
eſer Kopf zu treffen ſei. Um ſo dankenswerter iſt es, daß wir
zt eine genaue Inkonographie Grillparzers erhalten in der
eröffentlichung Wilhelm Englmanns, die dieſer zuſammen mit
tdwig Böck unter dem Titel Grillparzers Selbſtbiographie
D Bildniſſe in den Wiener Drucken des Talſchen Verlages
rausgegeben hat. Das erſte Bild, das wir von ihm beſitzen,
das um 1817 entſtandene Oelgemälde von Joh. Nep. Höfel,
dem uns der Dichter der Ahnfrau entgegentritt. Es iſt ein
rgeres Geſicht mit derber Naſe und ſtarkem Mund, dichtem.
chtgeloktem dunkelblondem Haar und Anſatz zu einem kurzen
rckenbärtchen. Im rechten Ohrläppchen trägt der Dichter einen
oldknopf. Das iſt ein auch heute noch in Wien verein=
t
vorkommender Brauch, der als heilſam gegen Krankheiten
t. Der Dichter trug dieſen Goldknopf im Ohre bis zuletzt, denn
wird berichtet, daß die Schweſtern Fröhlich noch unmittelbar
r dem Verſchluß des Sarges den Goldknopf aus ſeinemt Ohr
en ließen. Eine etwa zwei Jahre ſpäter liegende Lithogru=
ie
fällt in die Zeit ſeines jungen Ruhmes und zeigt in der

Soweit die Sonne leuchtet, iſt Hoffnung auch.
Schiller.

84

Aquarell von 1820, das den 29jährigen Grillparzer darſtellt, hat
etwas Vervöſes, Ekſtatiſches; ſchon beginnt ſich ein herber Zug
um den Mund zu bilden. Damals ſchilderte ihn die Malerin
Luiſe Seidler: Eine ſchlanke, magere Figur, ein blaſſes, ovales
Geſicht mit milden, gleichſam verklärt dreinſchauenden Augen
und Karoline Pichler ſchreibt: Grillparzer war nicht hübſch zu
nennen, aber eine ſchlanke Geſtalt von mehr als Mittelgröße,
ſchöne blaue Augen, die über die blaſſen Züge den Ausdruck der
Geiſtestiefe verbreiteten und eine Fülle von dunkelblonden Lok=
ken
machten ihn zu einer Erſcheinung, die man nicht ſo leicht ver=
gaß
.
Dieſer ſchwärmeriſch träumende, weltentrückte Blick des Dich=
ters
leuchtet auch aus den andern Bildniſſen Daffingers. Die
allmähliche Verfinſterung und Verbitterung ſeines Gemüts
prägt ſich aber deutlich aus in dem 1836 entſtandenen Gemälde
von Heinrich Holpein, das mit einer gleichzeitigen Schilderung Alexanders des Großen.
übereinſtimmt. Er iſt mittelgroß, hat eingefallene Wangen, die
Geſichtsfarbe der Leberkranken, tiefe Schwermut ſpricht ſich in
ſeinen Zügen aus, welche ſich aber im Geſpräch ſchnell und wun=
derbar
beleben und den Dichter von glühender Phantaſie er=
kennen
laſſen; man fühlt, daß dieſer Mann tauſend Fühlhörner
hat, daß jede noch ſo leiſe Berührung ihn tief verwundet; er iſt
eine Senſitive. Sein Anzug iſt wohl geordnet, ohne geſucht zu
ſein, er trägt eine Brille. Der griesgrämige Ausdruck dieſes
von Falten zerfurchten Antlitzes ſpricht auch aus dem Vild des
großen Malers Waldmüller von 1844, das etwas Derbes, Bäue=
riſches
, Unfreundlich=Abweiſendes hat. Aus derſelben Zeit
ſtammt die Schilderung eines norddeutſchen Beſuchers: Sein
Kopf iſt groß und ſtark markiert und von dem von innen nach
außen arbeitenden Meiſter Geiſt bis ins kleinſte ausgearbeitet.
Sein faltenreiches Geſicht iſt ein reiches Buch von Gedichten und
inneren Geſchichten. Aber ſein mild blickendes ſchönes Auge
war mir wie die deutſche Romantik, welche die Klaſſizität in
ſeinen Gedichten warm durchweht. Sein Haar iſt ſchon dicht mit
Grau durchwoben; ſeine Geſtalt iſt ſchmächtig und ſchwankend
und für dieſen mächtigen Kopf unverhältnismäſig ſchwach. An=
ziehender
und wärmer beſeelt erſcheint Grillparzer auf den Bild=
niſſen
von Danhäuſer und Kriehuber. In feſter Stellung und
eleganter Haltung führt ihn das mehr repräſentative Bild von
Aigner vor, während das ſchöne Gemälde Amerlings von 1856
den müden, weltflüchtigen Greis zeichnet, deſſen ſtilles Träumen
durch den ſchmerzlichen Zug um den Mund akzentuiert wird.
Ganz als Greis ſtellen ihn die Photographien um 1860 dar, die
zu ſeinem 70. Geburtstag aufgenommen wurden. Die Bilder
von Angeli und Axmann laſſen ſeine Schwäche und Hinfällig=
keit
noch deutlicher erkennen. Die ſtolze Linie ſeines Geſichtes
tritt erſt wieder aus der Totenmaske hervor, auf der der kühne
Schtung der gebogenen Naſe und das markante Kinn den
Triumph des unſterblichen Geiſtes über den völlig ausgelebten
Körper offenbaren.

Wiſſenſchaft und Technik

D ei i Mres Aaden Urmnut dech Dralterfſch enuſte ut
s Problematiſche ſeiner Natur durchſcheinen zu laſſen. Das

nk. Vom Atmungsprozeß des Menſchen. Die Lungen ſind
die Werkſtätten des Atmungsprozeſſes und beſtehen aus einer
baumförmigen Verzweigung von immer feiner werdenden Röh=
ren
, die zuletzt in kleine Bläschen, den ſog. Luftzellen, blind
enden und durch die Luftröhre mit der Mund= und Naſenhöhle
und der äußeren Luft verbunden ſind. Die Wandungen der Luft=
zellen
ſind von einem engen Netzwerk ſehr feiner Blutgefäße
durchzogen und die Luft in den Luftzellen nur durch eine ſehr
feine Haut von dem Blut getrennt, ſodaß dieſes mit jener in un=
mittelbarer
Berührung ſteht. Die feineren Blutgefäße werden zu
größeren Zweigen und Aeſten und münden in großen Stämmen
im Herzen. Deſſen Zuſammenziehung iſt die nächſte Urſache der
Blutbewegung. Jeder Herzſchlag bewegt nach Juſtus von
Liebig Chemiſchen Briefen‟. (Eine von A. Gerlach ge=
troffene
Auswahl erſchien neuerdings in den wiſſenſchaftlichen
Volksbüchern bei G. Weſtermann, Braunſchweig) 156 bis 182
Gramm Blut, ſodaß bei 72 Herzſchlägen pro Minute über 2227

Der Blutacker.
Von Wilhelm Lennemann.
* Ueber die Aecker brandet die Sommerſonne, Gras und
Im ſchwimmen in Duft und Glanz, die Felder blühen und
ſen der Ernte entgegen. Alle Kraft iſt lebendig wie in Schöp=
ogstagen
. Wunder brechen aus jeder Scholle: Gras, Blüte und
ot. Hoch ſteht der Himmel, wie aus blankem Erz geſchlagen.
ir wo der Rand ſeiner Kuppel auf der fernen Erde ruht, liegt
Dunſt auf den gelben Weizenfeldern. Reifezeit! Ernte=
! Schneidezeit!
Ein Acker nur liegt brach und tot. Kein Pflug geht darüber
kein Korn wird darein geworfen, in Jahren nicht. Die
ſteln wuchern, und nur hier und da wagt ſich ein armes ver=
enes
Hälmchen hoch. Die Menſchen haben ihn vergeſſen und
laſſen. Da hat der Acker ſich ſeine Frucht geſchaffen.
Blut hat er getrunken! Ein Bruder hat darauf den anderen
hlagen, mit der Senſe zu Boden geriſſen, daß er nicht wieſer
ſtand. Der alte Bauer hatte ſein Erbe geteilt unter ſeinen
ben Söhnen, es konnten gut zwei Höfe daraus werden, und
den auch drei ſein können und hätte doch noch jeder ſein Brot
auf erackern können für ſich und die Seinen. Aber da waren
zwei Jungens, und da hat er jedem gegeben, was ihm zu=
r
. Aber unklar war geblieben, wem dieſer eine Acker zu=
en
ſolle.
Mir! ſchrie ein jeder.
Und der eine ſetzte ſeinen Pflug darauf. Da ſprang vom
den Kleeacker der andere hinzu und fiel den Pferden in die
Oel. Blut rauſchte auf; Flüche und Drohungen wetterten, und
in ſauſte ein ſchwerer Peitſchenſtiel nieder. Ein Schrei, ein
nſenblitz und.=Riß, und der andere lag mit offenem Leibe,
o ſein Blut floß in die Furche, die ſein Pflug gezogen.
Blut hat der Acker getrunken; kein Eiſen iſt mehr über ihn
angen, kein Korn auf ihn gefallen; da hat ſich das rote Blut
ihm beſonnen und iſt wieder hochgeſtiegen in Gras und
Ɨte. Und wenn die anderen Aecker in gelber, wogender Fülle
fen, ſchwimmt er in rotem Blute. Da leuchtet und loht es auf
e in tauſend und abertauſend flammenden Mohnblüten.
rmme ſprüht neben Flamme, ein blutrotes Feuer hüllt den
er ein.
Und mitten aus dieſer roten und wehenden Flut ragt ein
2uz hoch, grob und ſtark, und tief und feſt gefügt, als dürfe
I ſolle keine Hand es wieder ausreißen und müſſe es nun
ven wider Wetter und Sturm in die Jahrhunderte. Und ſteht
I klagt auch ſchon in die Jahrzehnte. Und ob Jahr für Jahr

die Blitze über ihn dahinwettern und die Feuer des Ackers ihren
rotglühenden und glänzenden Mantel um ihn geſchlagen, es
trotzt und ſteht.
So klagt das Kreuz und ſchreit das Blut zum Himmel; und
keiner erlöſt den Acker von Klage und Schrei.
Wieder iſt ein Sommer mit Saat und Ernde gekommen. Der
Bauer Stephens, der den Totſchlag begangen, iſt längſt geſtor=
ben
und ſein älteſter Sohn ſitzt auf dem Hof. Und drüben auf
dem anderen der einzige nachgeborene Sohn des Toten. Er iſt
ſchon in die Jahre gekommen, aber noch kein Wort hat er mit
ſeinem Vetter geſprochen. Einmal iſt er ſcheu auf ihn zugekom=
men
, da er das geſehen, hat er ſtumm auf den Blutäcker gewie=
ſen
und hat ihm den Rücken gekehrt.
So iſt die Feindſchaft und der Haß zwiſchen die Höfe getre=
ten
und keine verſöhnliche Hand hat ſich mehr gereckt. Und doch
ſind die beiden über ihre beſten Jahre ſchon hinaus und haben
Kinder, die in reifen Jahren ſtehen, und nach eigenem Herde
ausſchauen. Und Kinder denken oft anders denn die ſtörriſchen
Väter, und die Herzen ſind oft wunderlich!
Sonne fällt vom blanken Himmel auf die Wieſen. Bunte
Falter taumeln über die Heuhaufen hin. Ein ſtarker, würziger
Duft weht wie ein Rauch am Hochaltar. Der Sohn des Toten
fährt das Heu ein. Der Wagen iſt hoch geſchichtet. Der Heubaum
iſt darüber gelegt, und ſeine Tochter, die ihm geholfen, ſitzt hoch
und ſtolz darauf.
Nicht weit von ihm wendet der Vetter das Heu, und ſeit=
wärts
von beiden blüht das rote Blut.
Der Bauer faßt das Pferd am Zügel. Jüh! Das Pferd
zieht an, ſtockt und ſteht. Die Ohren ſind glatt angelegt. In den
Augen brennt eine Angſt, die Nüſtern beben. Der Bauer zerrt
und zieht am Geſchirr Jüh! und fuchtelt mit der Peitſche.
Er zerbeißt einen Fluch zwiſchen den Zähnen. Das Pferd ſteht
und bockt und ſchlägt aus.
Der Bauer ſteht vor dem Pferde. Satan! ſchreit er und
zerrt mit der Linken am Geſchirr und reißt mit der Rechten die
Peitſche nieder
Vater! ſchreit’s oben vom Heu.
Da war’s ſchon zu ſpät. Hoch aufbäumt und hebt ſich das
Pferd, die Eiſenhufe knallen nieder und werfen den Bauer hin.
Ueber ihn weg ſetzt das Tier.
Da ſpringt und fliegt einer in flüchtigen Sätzen herbei und
wirft und hängt ſich in die Zügel. Das Pferd zittert und ſchlägt,
der Mann ſtemmt ſich mit Rieſengewalt dagegen.
Das Tier ſteht.

Pfund Blut in einer Minute durch die Lunge fließt. So wird
das Blut mit großer Geſchwindigkeit durch die Blutgefäße der
Lunge getrieben und es wechſelt durch die Atembewegungen
unaufhörlich die Luft in den Luftzellen. Bei 15 bis 16 oder 20
Atemzügen in der Minute atmet dann der erwachſene Menſch
im Mittel ½ Liter Luft, bei ſtarken und tiefen Atemzügen ſogar
Dr. Bl.
bis ein Liter ein und aus.

Allerlei Weisheit.
Vis zum Jahre 1769 war es in ganz Paris verboten,
Kohle zu feuern.
Von fliegenden Geſchoſſen hat man ſchon bis zu 100 000
photographiſche Aufnahmen in einer einzigen Sekunde herge=
ſtellt
.
Von den deutſchen Soldaten beſaßen 35 Prozent das
Gardemaß von 170 Zentimeter und mehr, von den Franzoſen
jedoch nur 7,6 Prozent.
Der Sultan von Lahore iſt ein direkter Nachkomme
80 Prozent der Bücher, welche in Amerika den öffentlichen
Bibliotheken entnommen werden, ſind Romane.
Der Nil hat eine Länge von rund 7000 Kilometer, das iſt
fünfmal länger als der Rhein.
Die Stadt Maiwatchen an der chineſiſch=ruſſiſchen Grenze
wird nur von Männern bewohnt, die alle Kaufleute ſind. Je=
dem
weiblichen Weſen iſt der Zutritt verboten.
C.K. Das Geheimnis der alten Geigen. Vor kurzem wurde
berichtet, daß man in einem alten Manuſkript das Rezept für
den Bau der berühmten altitalieniſchen Geigen gefunden habe.
Das Geheimnis der Stradivarius ſollte damit gelöſt ſein. Die=
ſem
Problem iſt ſchon ſeit langem mit größtem Eifer nachgeforſcht
worden, und man hat bald in dem prachtvoll durchſichtigen Lack,
bald in der beſonderen Art des Holzes die Gründe für den wun=
derſamen
Klang der alten Inſtrumente geſucht. Der Dresdener
Profeſſor Franz Joſeph Koch hat ſich ſeit Jahren mit dieſem
Rätſel der alten Geigen beſchäftigt und lange vor der jetzt ge=
meldeten
Entdeckung das Problem gelöſt, worüber Dr. H. Meiß=
ner
in der Leipziger Illuſtrierten Zeitung iberichtet. Bei der
mikroſkopiſchen Unterſuchung altitalieniſchen Geigenholzes, das
durch ſeine gleichförmige, hornähnliche Struktur auffiel, konnte
er unmittelbar unter dem Lack eine elaſtiſche Grundierung nach=
weiſen
. Berührte man eine italieniſche Cello= oder Geigendecke
mit einem Paukenſchlegel, ſo erklang ein muſikaliſcher Ton von
beſtimmter Höhe in glockenklarer Reinheit, während eine mo=
derne
, nicht grundierte Decke nur ein Geräuſch von ſich gab. Der
Schluß lag alſo nahe, in der ſeltſamen Imprägnierung des Hol=
zes
, die von den ſpäteren Geigenbauern nicht mehr angewendet
worden war, die Urſache des herrlichen Klanges zu ſuchen. Die
Grundierung nahm dem Holz die Spannung, in die es durch das
Austrocknen geriet, und machte die Holzmaſſe vollkommen gleich=
förmig
. Es gelang nun dem Forſcher, in jahrelangen Verſuchen
eine ähnliche elaſtiſch=bindende Grundierung zu finden, die
Boden und Decke des Inſtrumentes in ganz derſelben Weiſe be=
einflußte
, wie es bei den altitalieniſchen Geigen der Fall iſt. Erſt
nach dieſer Grundierung wurden die Inſtrumente eingefärbt und
mit einem äußerſt dünnen Lack überzogen, deſſen ſpezifiſches Ge=
wicht
und Elaſtizität dem Holz angepaßt ſein muß. Die ſo im=
prägnierten
Geigen glichen den alten Meiſterinſtrumenten nicht
nur in der Schönheit des Tons, ſondern auch in dem charakteriſt=
ſchen
Rauſchen des Bogenſtrichs, das den neueren Inſtrumenten
fehlte. Man kann kühnlich behaupten, ſagt Meißner, das
Rätſel, um deſſen Löſung ſich die beſten Köpfe während zweier
Jahrhunderte bemühten, iſt gelöſt, denn es iſt weder dem Spie=
ler
noch dem Hörer möglich, eine nach dem Kochſchen Verfahren
hergeſtellte Kopie eines alten Inſtrumentes vom Original zu
unterſcheiden. Erſt mit den Erfahrungen der modernen chemi=
ſchen
Wiſſenſchaft war es möglich, eine Zuſammenſetzung
zu finden, die unbegrenzt zeitbeſtändig iſt. Eine Beobachtungs=
zeit
von mehr als 10 Jahren, ſogar unter der Erſchwernis einer
künſtlichen Trocknung, zeigte, daß durch das Kochſche Verfahren
eine dauernde Entſpannung der Holzlagerung eingetreten iſt und
daß die Inſtrumente durch intenſives Spielen an Qualität und
Intenſität des Tones noch gewinnen. So ſteht zu hoffen, daß
auf Grund dieſer neuen Erfahrungen eine neue Blüte des Gei=
genbaues
anhebt, ein Neu=Cremona in Deutſchland erſteht.
E
Hm
Knapp vor den Rädern weg zieht der Mann den Nieder=
geſchlagenen
.
Mühſelig ſteht der Getroffene auf: der eine Arm hängt
ſchlaff und ſchwer. Verwirrt ſchaut er ſeinen Retter an.
Du ...! will er ſagen, zerbeißt aber das Wort und
ſchweigt. Und auch der Vetter ſteht und ſpricht kein Wort.
Die Kinnladen des Zerſchlagenen mahlen, als kauten ſie an
einem Dankeswort. Schon will der Vetter wenden, da ſpringt
das Mädchen herbei und hält ihn, und Vater ruft ſie mahnend.
Da ſieht der Vetter den Vetter an.
Quitt! ſtößt der Gemahnte zwiſchen den Zähnen hervor,
und kein Wörtchen mehr. Und geht an ſein Pferd. Die Tochter
führt ihn.
Des anderen Tags in der Frühe, der Bauer hat ſchon ein
paar Stunden geackert und iſt nun vom Felde heimgekommen
und ſitzt hinter Brot und Speck, da öffnet ſich die Tür und der
Vetter tritt ein. Nun iſt ſein Trutz gewichen, ſeine Tochter hat
ihn wohl von ihm genommen.
Ihr ſollt nicht meinen, Vetter, daß ich nicht wüßte, was
Ihr mir getan; ein Danke will ich Euch ſagen.
Hab’s mir gedacht, daß Ihr doch noch ein Wörtchen ſagen
tut, da aber nun alles ausgeglichen iſt und er goß ihm einen
Korn ein wohl bekomm’s Euch! Und da nun alles wieder
gericht iſt, wie’s muß, meint Ihr nicht, daß der Blutacker wieder
müßt’ bebaut werden? Nicht für mich! ſetzt er hinzu.
Ich kann ihn auch entbehren, ſagt der Vetter, da müßt
denn ſchon jemand gefunden werden, der ihn nähm!
Wird ſich ſchon finden! ſagt der andere gelaſſen, vorerſt
müßt das Kreuz herunter! Das müßt!
Da ſind die beiden auf den Acker gegangen mitten durch das
rote Blut und ſind an das Kreuz gekreten. Aber der eine hat
nur einen ſtarken Arm und konnt nicht, und der andere hat wohl
zwei, aber der mochte wohl nicht; das Kreuz ſtaud und
rückte nicht.
Da müſſen jüngere Hände dran! meint der Geſchla=
gene
matt.
Ja, und eine Liebe müßt’ helfen, uns ſitzt noch der Gram
in den Knochen!
Der Bauer ſieht den Vetter an.
Ich hab' einen zweiten Jungen, ſagt der bedeutungsvoll,
und der iſt flügge!"
Was ſoll der mit dem einen Acker?
Ich lege noch ein paar dazu. Und eine Wieſe oder zwei
werden Dir auch feil ſein!

[ ][  ]

Nummer 32

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgat

Die Welt der Frau

* Unſere Willenskraft.
Ach, wie arm und elend ſind wir doch geworden. Wer hätte
je gedacht, daß der frühere Beſitzer der Großdrogenhandlung
Hintzinger noch mit ſechzig Jahren gezwungen iſt, tagsüber den
ſchwarzen Poſtillon zu ſpielen, der ſeinen ſtummen Fahrgaſt um
ſeine letzte Reiſe faſt beneidet hätte. Dieſer tagausfüllende Beruf
hätte ihn auch ausreichend ernährt, ihm bangte aber vor dem
kalten Winter; denn ſo viel warf ſein Metier doch nicht ab, daß
er ſich ein warmes Zimmer leiſten konnte. Deshalb klebte er in
den Abendſtunden Düten für eine Fabrik, die ihm ſeine Arbeit
gut bezahlte. Ach Gott, wenn das meine Frau noch erlebt hätte!
Nein, es iſt ſchon beſſer ſo. Die gute, treue Seele hätte, um mich
zu ſchonen, neben ihren Stickereiarbeiten auch noch meine Düten=
fabrikation
mitübernommen. Sie hat genug gelitten, weiß Gott!
Sie mußte den Leidenskelch unſerer ſchweren Zeit bis zum
Grunde leeren. Unſeren einzigen Jungen hatte der Krieg gefor=
dert
, dazu traten dann auch noch die täglichen Nahrungsſorgen.
Unſer anſehnliches Vermögen, von dem wir leben mußten, war
bald erſchöpft, dann ging es an den Verkauf der Möbel. Aber
wie bald war auch dieſe Einnahmequelle verſiegt. Das Kranken=
lager
meiner Frau verſchlang den letzten Zehrpfennig, den ich für
ihren Schanuck erlöſt hatte. Jetzt beſitze ich noch drei Zimmer mit
wertvollen antiken Möbeln, die ich nach dem Wunſche meiner
Inge bis an mein Ende behalten ſollte. Hintzinger ſaß an dieſem
Abend wie gewöhnlich an ſeinem großen Tiſch im Wohnzimmer,
beide Ellenbogen auf denſelben geſtützt, ſeinen fieberheißen Kopf
durch ein feuchtes Tuch kühlend. Feuer hatte er trotz des kalten
Novemberabends noch nicht. Froſtſchüttelnd ſtand er auf, knöpfte
energiſch ſeinen Pelzmantel zu und holte aus dem Büfett eine
Flaſche. Du biſt das letzte Geburtstagsgeſchenk meiner lieben
ſuige, dich Kleinod wollte ich aufbewahren bis ans Ende meiner
Tage. Heute fühle ich, daß es gekommen iſt. Er trank haſtig
zwei Gläſer und ſchleppte ſich mühſam nach ſeinem Schreibtiſche,
ſchrieb zitternd eine Adreſſe und wankte taumelnd in das an=
ſtoßende
Zimmer. Am anderen Tage verbrachte man den ſchwer=
kranken
Mann in das Krankenhaus. Eine doppelſeitige Lungen=
entzündung
hatte ſich bei ihm eingeſtellt. Sein Herz arbeitete
noch gut und die Aerzte hatten trotz ſeines hohen Alters die Hoff=
nung
nicht aufgegeben, ihn durchzubringen. Aber aber, unſer
Patient wollte nicht mehr leben. Er verweigerte jegliche Nah=
rungsaufnahme
. Er wollte ſterben. Auf das Zureden der Aerzte,
endlich doch Vernunft anzunehmen, wurde er heftig. Auch die
freundlichen Worte der Schweſtern waren erfolglos. Er winkte
der mit einer Erfriſchung Herantretenden ſchon an der Türe ab.
Der Oberarzt ſtellte ihm am anderen Tage die Hoffnungsloſig=
keit
ſeines Zuſtandes vor Augen, wenn er nicht ſchleunigſt ande=
ren
Sinnes würde und Nahrung zu ſich nähme.
Ich will ja ſterben! Laſſen Sie mich gehen! war ſeine
Antwort. Das Vergebliche ſeiner Bemühungen einſehend, frug
ihn endlich der Arzt, ob er noch einen Wunſch habe.
Ich möchte meinem Lieblingsneffen noch eine Mitteilung
machen, auf meinem Schreibtiſche liegt ſeine Adreſſe, antwortete
er. Vollſtändig erſchöpft neigte ſich ſein fieberglühendes Haupt
auf die Seite. Nach einer ſehr ſchlecht verbrachten Nacht wurde
er gegen Morgen etwas ruhiger. Er ſchien zu ſchlafen.
Inzwiſchen war auch ſein Neffe mit Frau angekommen. Sie
wollten den Onkel gleich begrüßen, was aber vorerſt unterbleiben
mußte, da der Patient momentan ſchlief.
Nehmen Sie einſtweilen hier in dieſem Zimmer Platz,
ſagte die Schweſter, man wird Sie ſpäter rufen. Dabei ver=
ſchwand
ſie im Nebenzimmer. Beide ließen ſich darauf gemächlich
nieder.
Aber Viktor, wir werden doch die wertvollen Möbel nicht
Tante Minchen überlaſſen. Wir kommen doch als Erben in erſter
Linie in Betracht. Wenn es nur mal erſt ſoweit mit ihm wäre.
Mit Schmuck iſt ja nichts zu wollen, aber die antiken Möbel
ſtecken mir in der Naſe. Die wären ſo etwas für ſeines Neffen
Frau, meinte ſie.
Du haſt ja ſo recht, mein Kind, endlich muß ja doch auch
einmal der Würfel fallen.
Bald darauf regte es ſich im Nebenzimmer. Es wurde ge= 547. Die zweite rollt, die erſte geht, Das Ganze wild in Gräben
ſprochen. Ein Kranker verlangte nach Nahrung.
Schweſter, ſchließen Sie die Türe und ſagen Sie meinen
Verwandten, daß mir der Inhalt ihrer ſoeben geführten Unter=
haltung
ſehr intereſſant war. Weiter hätte ich ihnen nichts mehr
zu ſagen.
Dieſe frommen Wünſche ſeiner Erben hatten ihn beſtimmt,
von jetzt an mit aller Energie an die Erhaltung ſeines Lebens
zu denken. In ihm gab es fortan nur den einen Willen, zu ge= 549. In den zweierſten ſteht’s dreiſilbige Wort, Recht hohe, ſchlanke,
ſunden und weiter zu leben. Die Kriſis der Krankheit war glück=
lich
behoben. Sein Zuſtand beſſerte ſich zuſehends von Tag
zu Tag.
Bald darauf verkaufte Hintzinger einen Teil ſeiner antiken
Möbel. Kürzlich ſah ich den rüſtigen alten Herrn ſeelenvergnügt
von der Börſe kommen. Je nach der Stärke unſerer Willens=
kraft
iſt es in unſere Hand gegeben, unſer Schickſal ſelbſt zu be= 6. Ananas, 7. Limes, 8. Fahrenheit, 9. Limonade, 10. Ubel,

ſtimmen.
Elſe Marlott Seitz.

eh
Bronzegegenſtände werden durch Abbürſten
mit Seifenwaſſer mit milder Seifenwaſſerlöſung, alſo ſodafreier
Seife und weicher Bürſte, dem man ein Nachſpülen mit reinem
lauwarmen Waſſer folgen läßt, tadellos rein. Zum Nachtrocknen
ſtellt man ſie auf den warmen Ofen.
H.
Bärnen= und Tintenflecke entfernt man auf
ſchnelle Weiſe, wenn man das Wäſcheſtück anfeuchtet. mit einem
Hölzchen einige Tropfen Eau de Javelle und einige Tropfen
Salzſäure daraufgibt und ſchnell mit reichlich Waſſer nachſpült.
Feine Kirſchpfanne von geröſteter Semmel.
Zu dieſer warm und kalt gleich vorzüglich ſchmeckenden Speiſe
röſtet man würflich geſchnittenes Weißbrot oder Semmel
in Fett hellbraun. Miſcht ſie mit abgewaſchenen, abgetropften
Kirſchen, füllt ſie in die vorbereitete Form, gießt auf ein Pfund
dieſer Miſchung einen halben Liter Magermilch oderButtermilch,
in der man 1 Eßlöffel Trockenei, 2 Eßlöffel Süßſtofflöſung, 1 =
löffel
Fett, etwas Zimt, Salz und 2 Eßlöffel Mehl verquirlte,
unb bäckt die Speiſe eine halbe Stunde in gut heißem Ofen. L.
Würzige Schnittlauch=Kartoffeln ohne Fleiſch.
Am Tage zuvor gekochte Kartoffeln ſchält, ſchneidet man in
Scheiben und röſtet ſie mit wenig Fett gelblich. Nun verrührt
man zwei Taſſen Magermilch mit 1 Eßlöffel Appels Hühnerei=
gelb
und 1 Teelöffel Mehl, gibt ſie über die Kartoffeln, fügt Salz
Pfeffer und reichlich Schnittlauch bei und läßt ſie noch 10 Minu=
ten
dämpfen.
Augebrannte Gerichte ſchütte man ſchnell, ohne ſie
aufzurühren, in einen reinen Topf und behandle ſie wie ſonſt
weiter. Man wird dann nichts von der Verbrenung ſpüren. Den
verdorbenen Topf fülle man bis zum Rand mit kaltem Waſſer,
füge eigroß Soda bei und laſſe bis zum andern Tage weichen; er
läßt ſich dann meiſt ganz ſchnell reinigen.
Speiſezettel.
Sonntag: Rinderherz.
Montag: Kirſchpfanne.
Dienstag: Schnittlauchkartoffeln.
Mittwoch: Kohlrabi= und Karotten=Miſchgemüſe und
neue Kartoffeln.
Donnerstag: Abſtechklöſe und Heidelbeerkompott.
Freitag: Matjesheringe. Neue Kartoffeln. Neue ſaure
Gurke.
Samstag: Kohlrabigemüſe mit neuen Schalkartoffeln.

923

Schach

Nummer 43

Aufgabe 25
Max Karſtedt in Kottbus
(Fränkiſches Volksblatt 1912)
d

Darmſtädter Silbenrätſel.
a, a, ach, band, batt, be, be, da, dal, dam, der, e, e, er, fei, ga, ge,
ge, go, gor, in, la, lau, lo, na, rach, ran, reth, ſa, ſalz, ſti, ti, te,
u, ur, ur, vid, za.
Aus vorſtehenden Silben ſind 17 Wörter von folgender Be=
deutung
zu bilden: 1. Heſſiſcher Politiker und ehemaliger Reichs=
miniſter
. 2. Weiblicher Vorname. 3. Fluß in Heſſen=Naſſau. 4. Männ=
licher
Vorname. 5. Stadt in der Mongolei. 6. Bibliſche Bezeich=
nung
für Sonntag. 7. Nebenfluß des Inn. 8. Land in der Wüſte
Sahara. 9. Bekanntes Schuhputzmittel. 10. Berühmter deutſcher
Staatsrechtslehrer. 11. Muſikinſtrument. 12. Metall. 13. Be=
rühmtes
Städtchen in Galiläa. 14. Abſchreckende weibliche Erſchei=
nung
in der griechiſchen Mythologie. 15. Pflanzengattung. 16. Ort
in Starkenburg. 17. Südeuropäiſche Frucht.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach

unten geleſen, ein hervorragendes Unternehmen
Kunſtſtadt.
Streichholz=Rätſel.

Darmſtadt als
Aug. Thomas.

Vorſtehendes Wort iſt durch Umlegung von 3 Hölzchen in einen
genießbaren Vogel zu verwandeln.
Carl Deubel.
Rätſel.
ſteht, Und wird jetzt viel als Futterkraut In Feld und
Garten angebaut.
548. Wer die zwei vorderen Silben nicht kennt und ſo lebt, wie das
Wort ſagt, Dem iſt ein herrliches Drittes beſchieden; er iſt
zu beneiden. Wer ſich die erſten nicht macht und das Wort
ohne en dahinlebt, Dem bringt ſein leichtlebig Weſen gar
leichtlich ein bitteres Drittes.
ſteife Blumenſtöcke. der dritten Silbe Hauptbeſtimmungsort
Sind Hemden, Kleider, Hoſen, Röcke.
Auflöſungen.
Silbenrätſel:
1. Canrobert, 2. Eſel, 3. Nervi, 4. Thüringen, 5. Rüſtung.
11. Canal, 12 Halle: Centralflüchtlingsſtelle‟.
Rätſel: 544. Hut. 545. Bauer. 546. Senfgurke.

Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kg7 Df8 Ta6 d4 La3 b5Sa4 d2 Bd3
Schwarz: Ke5 Tb4 c7 Sb6 Bd5 e6 e7 g5
Aufgabe 26
Otto Dehler in Blankenburg
(Die Quelle 1922).
Weiß: Kg7 Dd2 Sc5 (3);
Schwarz: Kc8 Lg8 Ba6 c7 (4),
Matt in drei Zügen.
Heute zwei leichtere Stücke.
Löfungen der Aufgaben 1116:
11. Dr. Kraemer, Urdruck. (Kf2 Dh8Sb6 f2 Bb4 d3 e2
Tf6 Sh6 Bb5 b7 14 15; 3 +.)
1. Sb6c8 Ta6 2. Sb6. Mauſefalle, leider geht aud?.
1. ..... b6 Sd6 1. ..... T 2. Da1 + (-*). Schwarz m
müßte ein Matt in zwei Zügen zulaſſen, Weiß hat aber keine abw
tenden Zug, muß deshalb einen neuen Plan faſſen, der hier Ein
ſteht, nach 1. ..... b6 durch 2. Sd6 den T von dem Feld 7 ahz
ſchneiden, von dem aus er 3. Da1 + verhindern könnte. ſain
White hat für dieſe Art Aufgaben, in denen Weiß genötig t, eiu
günſtige Stellung preiszugeben und etwas Neues zu erfinden ie Be
zeichnung White to play‟‟ (Weiß am Zug) eingeführt. All eutſch
Bezeichnung iſt Zwangszugaufgabe (ein Gegenſatz zum Z ſwan
und Zugwechſelaufgabe vorgeſchlagen.
12. Loyd, Am. Ch. N. 1868. (Kf4Db6 Te6 Ld1 Sb1 d. fg
g6h3; Ka4 Ta2 Lf8 Sal c2 Bb3 b7 d4 d6 e7 g7 h4, 2
1. Sb1a3 dr. 2. Da7 +. White t0 play!
13. Brunner, Akad. Monatsh. f. Sch. 1912. (Kf8 Db2
e1; Ke6 Td1 Lb1 Se8 Bc6 15 f6 g4, 3 . 1. Se1
2. De2 +. 1. .. . .. Ld3: 2. Db3 +. Im erſten Zug b
ſchwarzer Stein nach d3 hingelenkt, wo er dem anderen die Ghrü
ble5 bzw. die d=Linie verſtellt. Dieſe Verſtellung wird im bei
Zug ausgenutzt: Das Damenſchach kann nur noch durch Daz ſchn
ziehen des verſtellenden Steins gedeckt worden, und dieſer wir) rdu
von der d=Linie bzw. von der Schräge, die er urſprünglich ſchütz
gelenkt. Vergl. Brunner, Münchener Neueſte Nachricht 312:
Kh5 Tb3 g3 Lf8 h3 Sf2 14, Kf6 Te1 Lc1 Bf7 g5; 3 . ar
1. S2 e3 Te3: 2. Tf3 +; 1. ... . . Le3: 2. Tb6 F. Hier died
unſerer Aufgabe durch 2 T erſetzt, von denen noch je einer geopf bird
14. Dr. Preiswerk, Tepl. Schön. Anz. 1922. (Kb1 De4 3 d.
Ld5 Sg4 h8 Bf6: Kh7 Tf3 Lf5 Sa1 c1 Bb2 e6 14 g3
1. Ld5a8 dr. 2. Td7 =Bahnung. Merkwürdig, daß die gabe
ehrend erwähnt wurde, trotz des Vorgängers von Guido Gu lim
Laweno, Good Companion 1919: Ka7 Dd4 Ta5 Le5 f3 Sh Kg!
Tc1 Le3 Be7 14; 2 +. Löſung: 1. Lh8.
15. v. Holzhauſen, Urdruck. (Kg1 Dd3 Tb5 h4 Lg2 Bb Kd
Db4 Ba5 b7 h5; 2 ) 1. Tb5Xh5. White t0 plav. Man b. chie
die ſchöne Verführung 1. Kf1? Dc4! Ein Beiſpiel, daß ir ſten
Zug ganz gut auch einmal geſchlagen werden darf. Als Dreiz hu
der Verfaſſer den Gedanken im Deutſchen Wochenſchach 1905 dau allt.
Kf1 Dd3 Tb5 h4 Bb6 e2 15; Ka4 Db4 Ba5 b7 16. Löſun
h5 2.,Tb h5.
16. Dr. Palitzſch, D. W. 1913. (Kc8 Da1 Lb6 Bb5 c4
Ka8 Te4 Lf2 Ba4 c5 d7 e6 15 f7 g5; 3+) 1. Dh1a1 dr. 2.
1. .. . . . Tc4:1 2. Dh8 dr. 3. Kc7 +. 2. . . . . . Ld4 3. Dh-
Schwarz muß mit ſeinem T den kritiſchen Zug über das Ehe
Feld 44 machen. Der zweite Zug L,d4 iſt dann der Sperrzu 29
ſchwarzer Schnittpunkt‟. Dreiecksmarſch der weißen D.
Löſerliſte: G. Peter, Prof. Dr. Reutzel (alle); J. 2*
Gadernheim, Ludwig Hornung in Zelli, O. (1114); Hans Be 71
12, 14, 15); Arnold Dieſtelmann (12).
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schrift /
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift Schach.

Ueralcrcice. Wn er Seteſe

Meine Wieſen? Wozu das? fragt der Vetter, der immer
noch nicht verſteht.
Tut Euer Mädel dazu, Vetter, da werden dann eine Hoch=
zeit
und ein Hof daraus.
Das verſtand der Vetter. Da geht’s naus! Er pfiff durch
die Zähne. Da ſeid Ihr Euch ſchon hinter meinem Rücken mit
meinem Mädel einig geworden? fvagte er mißtrauiſch.
Ich nicht, aber mein Junge! Geſtern, da er die Geſchichte
gehört, hat er Mut bekommen und hat’s mir geſtanden. Vetter,
wir Alten wollen nicht widerhaarig ſein; die Jungen ſind ſtär=
ker
denn wir.
Ich will’s wir bedenken!
und der Vetter hat’s nicht lang bedacht. Das Mädchen hat
wohl nachgeholfen. An einem Tage ging die Geſchichte rund im
Dorf, daß die beiden Stephens ſich vertragen und der Rudolf
und die Dore ſich darauf verſprochen hätten. Wie ein Flugfeuer
flog das Geſchwätz über die Höfe und Hütten. Und wirklich war
der dritte Stephenshof noch vor dem Winter aufgebaut. Und im
kommenden Frühjahr ſtand das Gerät im Schuppen und das
Vieh im Stall. Viel war’s nicht, aber die Schuld war auch nicht
groß, und den Händen ſollte auch noch was zu tun übrig bleiben.
Aber noch immer lag der Acker brach, und ſchon gärte es
wieder heimlich in dem lenzwarmen Boden, und das Blut regte
ſich und morgen ſollte Hochzeit ſein. Da ſtand in der Frühe
des Hochzeitstages der Bauernſohn ſehr zeitig auf, ſpannte die
beiden ſtärkſten Pferde vor den Pflug und fuhr auf den Blutacker.
Und von der anderen Seite kam das Mädchen.
Und er ſetzte das Eiſen tief in die Schollen, und das Mäd=
chen
faßte das eine Pferd am Zügel.
Jüh! Die Peitſche ſchwirrte über die Tiere hin. Das Eiſen
fchnitt und die Schollen brachen. Dreimal, fünfmal kreiſte der
Pflug um das Kreuz und kam ihm näher mit jedem Furchen=
ſchnitt
. Nun hielt der Burſche darauf zu, tief drückte er das
Eiſen, die Erde ſtöhnte, die Tiere ſchnaubten. Hart am Holze
vorbei drängte ſich das Pferd, der Pflug wurde etwas aus der
Bahn geriſſen. Der junge Bauer zwang ihn wieder hart auf
das Kreuz. Da ſtieß er an.
Jüh! Die Tiere legten ſich in die Ketten, tief in die Erde
ſanken die Hinterbeine. Das Mädchen ſchritt voran, es hielt
die Zügel.

Jüh, Lieſe! Leiſe klatſchte die Peitſche nieder. Wieder ſtieß
das Eiſen an das Holz, es biß und riß und rückte. Der Burſche
hielt mit ſtarker Hand den Pflug, daß er nicht beiſeite geriſſen
würde.
Jüh! Wieder warfen ſich die Pferde in die Ketten, daß ſie
zu ſpringen drohten, die Leiber keuchten, aus den Nüſtern flog
ſtoßweiſe der heiße Atem.
In der Erde ein leiſes Knarren und Krachen, ein Zerren
und Ziehen. Die Erde am Kreuz hebt ſich wie in Wehen.
Jüh! ein Ruck ein Sprung: aufbäumt ſich das ſchwere
Holz und ſchlägt krachend wider den Pflug.
Holla! Die Pferde dampfen. Der Burſche ſtreicht lieb=
koſend
über ihre Leiber.
Und dann ſind die beiden vor den Altar geſchritten: die
Liebe hatte den Haß beſiegt.
Und da wieder Sommer wurde, wellte gnadend das gelbe
Korn auf dem Acker, da in Jahr und Jahren das Blut geflammt
und der Haß gebrannt.
Die Parabel von den Genies.
Von Safed, dem Weiſen.
In unſere Stadt kam einſt eine Frau, die ſich zu den Freun=
dinnen
Keturahs zählt. Und ſie ſpricht öfter in dem Hauſe vor,
das wir bewohnen.
Und ich fragte Keturah und ſagte: Iſt dieſe Suſi verheiratet
oder ledig?
Und Keturah antwortete: Beides!
Und ich ſagte: Nun, dann iſt ſie genau das, was ich erwar=
tet
habe!"
Und Keturah ſagte: Sie hat viele Kennzeichen des Genies
an ſich, und ſie kennt viele Menſchen, die Genies ſind. Ja, und
ſie hat uns eingeladen, einen Abend bei ihr zu verbringen und
dort eine Schar ihrer Freunde kennen zu lernen, von denen
jeder auf ſeine Art ein Genie iſt!
Und ſo gingen wir hin, Keturah und ich, und verbrachten
einen Abend im illuſtren Zirkel Suſis. Und ſie führte uns ihre
Genies in Tätigkeit vor.
Da gab es eine Dichterin, die freie Verſe ſchrieb, und zwar
ſo wundervolle, daß ihr Inhalt in Proſa gar nicht geſagt wer=

den konnte. Und dann gab es dort einen Muſiker, der nach
neuen Theorie Violine ſpielte. Und nach dieſer Theorie.
die Muſik weder Melodie, noch Harmonie, noch eine Tonar
ein Zeitmaß haben. Nein, die Seele mußte durch freieres *
zieren in die höheren Reiche emporgetragen werden. Und *
war dort ein Autor, der ein ſo gewaltig tiefes Werk geſch.
hatte, daß es kein Verleger verſtehen und noch weniger die
wendigkeit begreifen konnte, es zu verlegen. Und dann wa.
eine Frau, die eine neue Methode der Gedankenübertre 2
herausgefunden hatte, und eine andere Frau, welche die (*
hung dadurch revolutionieren wollte, daß ſie die Moral mi *
Worten der Muſiklehre und die Muſik mit den Bezeichnunge
Farben erklärte.
Und Suſi ſtellte ſie uns vor, einen nach dem anderen
eine nach der anderen, und Keturah und ich, wir ſte*
da als die einzigen Leute, die keine Genies waren. Und 1
gannen jeder Mann und jede Frau, uns ihre Theorien b
tragen.
Und als wir endlich davonkamen, waren wir ſo ſehr 1
daß wir nicht zu Fuß gingen, ſondern in eine Droſchke ſtieg
Und Keturah ſagte: Es war ein großer geſellſchaft
Triumph für Suſi!
Und ich antwortete: Ja!
Und Keturah ſagte: Und ich habe mich ordentlich al
Wand gedrückt gefühlt!
Und ich ſagte: Mir iſt es ebenſo ergangen!
Und ich ſagte: Keturah, gewiß, Du biſt kein: Genie, nock
ich es! Aber Du biſt von herrlich gutem und wundervl
Feinſinn! Und ich bin ein Philoſoph, wofür man auch
kann: ein Mann mit geſundem Menſchenverſtand!
Und Keturah ſagte: Ein Abend mit einer wohlgetrolſ
Auswahl von Genies iſt wie ein Feſt in einer Fabrik eingen
ter Gemüſe!
Und ich ſagte zu ihr: Gott braucht nur ſehr, ſehr we
Genies! Und was die ſchwere Menge derer anbetrifft, de
wir eben begegnet ſind, ſo iſt es eine der Gnaden Gottes;
ſie nicht gebraucht werden! Laß uns dankbar ſein, daß e.
dieſer Welt eine ſo große Zahl von Leuten gibt, die für geſtt
Menſchenverſtand noch etwas übrig haben!"
(Uebertragung von Max Hahe!