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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Sonntag, den 5. Auguſt 1923
186. Jahrgang
Nummer 214
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Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
das
teinien
1922 6
euer
Der neue amerikaniſche Präſident.
* Paris, 4. Aug. (Priv.=Tel.) Ueber den neuen
Präſi=
denten der Vereinigten Staaten veröffentlicht der Matin, die
Grundſätze Coolidges, die dieſer vor längerer Zeit in einer
ame=
rikaniſchen Zeitung zum Ausdruck gebracht hat:
1. Verrichtet Eure tägliche Arbeit;
2. Wenn es ſich darum handelt, die Rechte der Schwachen
zu ſchützen, ſo tut es auf jeden Fall;
3. Handelt es ſich darum, einer einflußreichen Korporation
zur Wahrung der Intereſſen des Volkes an die Hand zu gehen,
ſo tut es;
4. Behandelt man Euch als Reaktionär, ſo begnügt Euch,
niemals reaktionär zu ſein;
5. Behandelt man Euch als Demagoge, ſo vermeidet es,
De=
magoge zu ſein;
6. Zeigt Euch ebenſo fortſchrittlich wie die Wiſſenſchaft;
7. Glaubt nicht, daß es dem Schwachen helfen würde, wenn
Ihr den Starken erniedrigt;
8. Macht keine übereilten Geſetze;
9. Gebt der Adminiſtration Zeit, ſie zur Anwendung zu
bringen.
*
Paris, 4. Aug. (Wolff.) Zum Tode des Präſidenten
Harding berichtet der New=York Herald aus Waſhington, der
Tod des Präſidenten habe die republikaniſche Partei
zum mindeſten vorübergehend in Verwirrung geſtürzt und dasFeld
für politiſche Zwiſtigkeiten eröffnet, und daß ſie nur mit
Rück=
ſicht darauf, daß ein Republikaner das Präſidentenamt der
Ver=
einigten Staaten inne hatte, ſich bisher zurückhielten. Falls
nicht Präſident Coolidge das Unerwartete tue und die
rivaliſie=
renden Parteigruppen zu einer neuen Einheitsfront
zuſammen=
faſſe, ſei zu erwarten, daß die Partei in einer Reihe von Fragen
ſich ſpalten werde und daß vielleicht ein ganzes Dutzend
repu=
blikaniſche Kandidaten für die Präſidentenwahl im Jahre 1924
auftreten würde. Lange habe das Empfinden vorgeherrſcht, daß
die Republikaner mit Harding fallen oder ſtehen würden. Jetzt
aber würden möglicherweiſe alle diejenigen, die das Amt des
Präſidenten antreten möchten, gegen die Präſidentſchaft Coolidges
landidieren. Das Blatt nennt u. a. Senator Lafolette, Senator
Johnſon, Senator Watſon, Senator Beveridge, Senator
Cor=
nick und Gouverneur Allen. Allerdings werde alles von dem
Verhalten des Präſidenten Coolidge abhängen. Wenn er
Her=
ſorragendes leiſte und auf das Publikum Eindruck mache, werde.
S vielleicht zu keiner ernſtlichen Oppoſition gegen ſeine
Ernen=
tung zum Präſidenten auch für die nächſte Amtsperiode
kom=
nen. Viel hänge davon ab, wie Präſident Coolidge ſich zu der
roßen Verſammlungsfrage, zu der Frage des internationalen
Zerichtshofes, der Eiſenbahnfrage, den landwirtſchaftlichen
Fra=
en und der Prohibition ſtelle.
Amerikas Europa=Politik.
TU. New=York, 4. Aug. Ueber die politiſche Haltung
es neuen amerikaniſchen Präſidenten wird in offiziellen
poli=
ſchen Kreiſen erklärt, er werde das Programm des
konſer=
ativen Flügels der Republikaniſchen Partei reſpektieren und ſich
ſie Harding gegen den Völkerbund, aber für eine
be=
ingte und vorbehaltliche Beteiligung am Weltſchiedsgerichtshof
1sſprechen.
TU. London, 4. Aug. Reuter meldet: Der neue
amerika=
iſche Präſident erklärte Journaliſten, es werde ſein Ziel ſein,
e von Harding eingeleitete Politik zum Wohle des
amerikani=
hen Volkes durchzuführen und die Veranwotrlichkeiten Ameri=
S zu erfüllen, wo immer ſie entſtehen mögen.
TU. London, 4. Aug. Reuter meldet aus Waſhington:
ie Erklärungen Baldwins und Curzons ſind von den
Regie=
ingen aufmerkſam geprüft worden, aber es wird vollſtändiges
tillſchweigen darüber gewahrt. Es iſt indeſſen kaum
zweifel=
ift, daß amtliche Stellen Lord Curzons Beſorgniſſe teilen,
be=
glich deſſen, was dem deutſchen Volke im Winter bevorſtehe.
ie Anſicht herrſcht vor, daß, wenn es zu einer Hungersnot
mmen ſollte, die amerikaniſche öffentliche Meinung fordern
urde, daß Maßnahmen in irgend einer Form getroffen werden
Uten.
Die Pariſer Preſſe zum Tode Hardings.
TU. Paris, 4. Aug. Die Pariſer Preſſe widme dem
Hin=
eiden des Präſidenten Harding längere Nachrufe und erklärt,
ankreich habe in ihm einen großen Freund gehabt. Der neue
äſident ſei eine ſehr ſympathiſche Perſönlichkeit und ſeine
oße Rechtſchaffenheit ſei allgemein bekannt. Es wird darauf
ewieſen, daß er die Präſidentſchaft in ähnlicher Weiſe
über=
nmt wie ſeinerzeit Rooſevelt, der im Jahre 1901 nach der
Er=
rdung des Präſidenten Mac Kinley zum Präſidenten ernannt
trde. Das Journal ſagt, er habe den Ruf, von ſämtlichen
terikanern der Sowjetregierung am feindlichſten gegenüber zu
den. Es iſt ſchwer voraus zu ſagen, welche Politik Cooldige
ſchlagen werde, da er ſich bisher die größte Zurückhaltung
auf=
egte.
Das Beileidstelegramm Baldwins.
TU. London, 4. Aug. Miniſterpräſident Baldwin richtete
den engliſchen Geſchäftsträger in Waſhington folgendes
Tele=
mm: Ich bitte Sie, dem Staatsſekretär der Vereinigten
Staa=
den Ausdruck meines tiefen Mitgefühls ob des plötzlichen und
rwarteten Schlages übermitteln zu wollen, der die Vereinig=
Staaten ihres erſten Bürgers beraubt hat, für deſſen hohe
fenſchaften und vornehmen Charakter ich die größte
Hochach=
g hege. Ich wäre Ihnen weiterhin dankbar, wenn Sie auch
rut Harding mein Mitgefühl in ihrem Schmerze verſichern woll=
Ebenſo haben Lord Curzon in ſeinem und im Namen der
eng=
den Regierung ſowie der engliſche Botſchafter in Amerika, Sir
des, der augenblicklich in England weilt, Beileibstelegramme
die Regierung in Waſhington und Frau Harding geſandt.
Rückreiſe Mellons nach Waſhington.
TU. Paris, 4. Aug. Der amerikaniſche Schatzſekretär
llon wird ſeinen Aufenthalt in Europa, mit Rückſicht auf
durch den Tod des Präſidenten Harding geſche ien Lage,
ab=
chen. Er tritt morgen die Rückreiſe nach Amerika an.
Vom Tage.
Nach den letzten Vereinbarungen betragen die
Beamtenkinder=
zulagen 80 000 Mark (1.—6. Lebensjahr), 90 000 Mark 6.—14.
Le=
bensjahr) und 100 000 Mark (bis zum 21. Lebensjahr). Hierzu
kom=
men die jeweiligen prozentualen Zuſchläge, augenblicklich alſo 1760.
Der Reichstagsabgeordnete Dr. Streſemann hat den Parteivorſtand
der Deutſchen Volkspartei auf Donnerstag den 9. Auguſt nach Berlin
einberufen.
Da die Urabſtimmung unter den „Angeſtellten der Berliner
Metallinduſtrie eine Mehrheit für den Streik ergab, hat der
Reichsarbeitsminiſter den Verband zu Verhandlungen eingeladen.
Auf den Phönixwerken in Dortmund entſtand im Miſchraum
ein großes Feuer, durch das ein großer Teil des geſamten Werkes
ſtill gelegt werden mußte. Ueber die Entſtehungsurſache iſt bisher nichts
bekannt geworden,
Auf der Zeche Wieſche bei Eſſen ſind 1200 Arbeiter in den Streik
getreten, ſie fordern eine Teuerungszulage von 5 Millionen.
Der Bund Deutſcher Architekten faßte auf ſeiner geſtrigen Tagung
in Hannover einſtimmig eine Entſchließung, in der zur Wiedererſtehung
unſerer Bauwirtſchaft der Abbau der Zwangswirtſchaft gefordert wird.
Poincaré hat ſich geſtern auf ſein Landgut begeben. Er ſoll dem
Matin zufolge beabſichtigen, erſt in zwei Wochen zurückzukehren.
Nach der Daily Mail hat Mac Kenna endgültig die Annahme des
Poſtens eines Staatsſekretärs im Kabinett Baldwin abgelehnt.
Daily Mail meldet, daß Macdonald es abgelehnt hat, im Kabinett
Baldwin den Poſten einer Reichsſchatzminiſters zu übernehmen.
Der Richter Carg, der Präſident des amerikaniſchen Stahltruſtes hat
der Preſſe mitgeteilt, daß der Achtſtundentag in der amerikaniſchen
Stahlinduſtrie angenommen worden iſt.
Die Boce.
Von Rhein und Ruhr.
Neuer franzöſiſcher Druck an der Ruhr.
TU. Paris, 4. Aug. Nach einer Meldung aus Düſſeldorf
hat General Degoutte geſtern eine Verordnung erlaſſen, die zum
Zweck der Sicherſtellung der deutſchen Reparationslieferungen
die Interalliierte Induſtrie=
Kontrollkommiſ=
ſion ermächtigt, die Zechen ſamt den dazu gehörigen
Anlagen, maſchinellen Einvichtungen uſw. in Beſetz zu
nehmen, um ſie entweder ſelbſt in Betrieb zu ſetzen, oder den
Betrieb an andere Unternehmer pachtweiſe zu übergeben. Dieſer
neue Eingriff in das deutſche Wirtſchaftsleben dürfte im
Zuſam=
menhang ſtehen mit der Tatſache, daß die Vorräte an Kohlen und
Koks auf den Halden unmittelbar vor der Erſchöpfung ſtehen und
daß die weitere Verſorgung der franzöſiſchen Induſtrie mit
Brennſtoffen nur ſichergeſtellt werden kann, wenn es den
franzö=
ſiſchen Okkupationsbehörden gelingen ſollte, die Kokereien ſelbſt
in Betrieb zu ſetzen.
Uebernahme von Zechen in franzöſiſche Regie.
Gelſenkirchen, 4. Aug. (Telunion.) Die interalliierte
Kontrollkommiſſion der Hütten und Bergwerke hat einen neuen
Eingriff unternommen, um in den Beſitz neuer Kohlen zu
ge=
langen. Die Kommiſſion hat an einzelne Zechen des Eſſener
Bezirks ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt, mit dem heutigen
Tage werden die Kokereien der betreffenden Zechen von den
Franzoſen in Betrieb geſetzt. Wer die Arbeit der Franzoſen ſtört
oder zu ſtören verſucht, ſetzt ſich den ſtrengſten Strafen aus,
wo=
runter ſich auch die Todesſtrafe befindet. Die Anlagen können
von den Deutſchen weiterbetrieben werden, wenn ſie ſich
ver=
pflichten, die für den Betrieb der Kokereien nötigen Mengen von
Strom und Gas zu liefern. Das Perſonal würde in der Nähe
der Zechen untergebracht werden. Im Weigerungsfalle wird das
Perſonal durch Franzoſen erſetzt werden und die Wohnräume
beziehen, die das deutſche Perſonal benutzt hat. Die Einrichtungen
der Wohnungen dürfen nicht entfernt werden. — Damit
be=
kunden die Franzoſen ihre Abſicht, Teile der Bergwerke in eigene
Regie zu nehmen.
Die Ausbeute.
Paris, 4. Aug. (Wolff.) Die „Journée Induſtrielle”
ver=
zeichnet folgende Tagesziffern der Kokszufuhr aus
dem Ruhrgebiet: 1. Ueber Ehrang am 20. Juli 950 Tonnen, am
22. Juli 1960 Tonnen, am 23. Juli 950 Tonnen, am 24. Juli 1940
Tonnen, am 25. Juli 2350 Tonnen, am 26. Juli 1860 Tonnen,
am 27. Juli 1690 Tonnen, am 28. Juli 2570 Tonnen, am 29. Juli
3600 Tonnen, am 30. Juli 2960 Tonnen; 2. über Aachen am
21. Juli 670 Tonnen, am 26. und 27. Juli nichts, am 28. Juli
300 Tonnen. Die Geſamtziffer beträgt hiernach in den
ange=
führten zehn Tagen 22 370 Tonnen oder 2237 Tonnen im
Tages=
durchſchnitt. Der Tagesdurchſchnitt der voraufgegangen Dekade
betrug 1370 Tonnen.
Keine Aufgabe des paſſiven Widerſtandes.
Berlin, 4. Aug. (Wolff.) Aus den Kreiſen der
Ge=
werkſchaften und Betriebsräte im Ruhrgebiet
wird berichtet, daß derpaſſive Widerſtand im Ruhrgebiet
nicht durch Kommandos und auch nicht durch
eng=
liſche Wünſche beendigt werden könne. Beſonders
haben die Eiſenbahner erklärt, ſie würden auch nicht
einen Schritt auf der Regiebahn fahren, auch nicht
wenn die deutſche Regierung ihnen einen derartigen Befehl
er=
teilen würde, denn ſie könnten ihren Brüdern im Gefängnis
nichr unter die Augen treten, wenn ſie unter nicht ausreichenden
Garantien den paſſiven Widerſtand aufgäben.
Ausweiſung von Mainzer Lehrern.
Mainz, 3. Aug. Von der Beſatzungsbehörde wurden heute
ausgewieſen: der Lehrer Philipp Schröder, Vorſitzender des
Deutſchen Beamtenbundes, Ortsgruppe Mainz, und des Mainzer
Lehrervereins, weiter der Stadtverordnete Rektor Winter,
Vorſitzender des katholiſchen Lehrervereins Heſſen, ſchließlich
die Lehrer Schreiber=Mainz und Scheu=Mainz, angeblich
aus politiſchen Gründen.
Weiterhin ſurden ausgewieſen: Polizeiinſpektor Karl
Hoffmann=Gonſenheim und Oberzollinſpektor Hüber=
Mainz.
Die engliſche Regierungserklärung vom vergangenen
Donners=
tag hat denen Recht gegeben, die in Deutſchland vor allzu großem
Optimismus hinſichtlich der engliſchen Politik warnten, und
wenn wir immer und immer wieder betont haben, daß zwar
das Intereſſe Englands mit dem unſeren in der
Reparations=
frage bis zu einem gewiſſen Grade parallel laufe, daß aber dieſer
Umſtand nicht darüber hinwegtäuſchen dürfe, daß England in
ſeiner Aktionsfreiheit keineswegs unbeſchränkt ſei, ſo wurde dieſe
Auffaſſung durch die Ausführungen des engliſchen
Premier=
miniſters nur allzu ſehr beſtätigt. Nur der politiſche Illuſioniſt
konnte bei der gegenwärtigen Lage der Dinge erwarten, daß
etwa Herr Baldwin diesmal mit der Fauft auf den Tiſch ſchlagen
werde. Die Machtverhältniſſe ſind beſtimmend in der Politik,
und in London iſt man gewöhnt, mit Realitäten zu rechnen.
Aber auch abgeſehen davon, daß England es aus militäriſchen
Gründen gegenwärtig unter keinen Umſtänden zu einer
kriegeri=
ſchen Auseinanderſetzung kommen laſſen kann, durften bei einer
politiſchen Rechnung die ſtarken Bindungen nicht außer Acht
ge=
laſſen werden, denen innerpolitiſch das gegenwärtige engliſche
Kabinett unterliegt. In ihm ſitzen auch Männer wie Lord
Derby, deren franzoſenfreundliche Einſtellung genügſam bekannt
iſt, und auch die engliſche Regierung des Jahres 1923 muß noch
mit den Ausläufern jener Pfychoſe rechnen, welche die ſkrupelloſe
Propaganda faſt eines Vierteljahrhunderts planmäßig groß
ge=
zogen.
Wenn alſo zu irgendwelchen hochgeſpannten Erſpartungen
wahrlich kein Anlaß vorlag, ſo kann es doch auch den kühlen
Rechner erſtaunen, bis zu welchem Grade des Entgegenkommens
Frankreich gegenüber die britiſche Regierung ſich bereit gezeigt
hat, und es zeugt nicht gerade von einer ſehr hohen Einſchätzung
Deutſchlands, wenn England in ſeinem Antwortentwurf auf das
deutſche Memoxandum den Rat aufnahm, Deutſchland möge den
paſſiven Widerſtand gegen die franzöſiſchen Friedensbrecher
auf=
geben und wenn man für ein wirtſchaftlich ſo hoch entwickeltes
Kulturvolk wie das deutſche ſchon die Zwangsjacke einer
Finanz=
kontrolle nach türkiſchem oder ägyptiſchem Muſter bereit hielt.
Wenn man die Haltung berückſichtigt, welche das Kabinett
Bald=
win etwa zu der Zeit einnahm, als das deutſche Memorandum
verfaßt wurde, ſo iſt die Vermutung jedenfalls durchaus
be=
gründet, daß das jetzige Vorgehen urſprünglich nicht
be=
abſichtigt war. Inwieweit die innerpolitiſche Entwicklung in
Deutſchland mit Veranlaſſung zu der jetzigen Schwenkung war,
mag hier unerörtert bleiben.
Auch die Franzoſen ſind jedenfalls nicht untätig geweſen.
Mit einem Schlag ſetzte in den entſcheidenden Tagen des
Juli=
endes in ganz England von neuem eine antideutſche
Propa=
ganda ein, welche der ſeinerzeitigen Kriegspropaganda kaum
etwas nachgebend, die engliſche Mentalität überaus geſchickt in
Rechnung ſtellte. „Wer wird die Meereswogen beherrſchen?”
„Gewaltiger Angriff der Deutſchen gegen die Ueberlegenheit
un=
ſerer Handelsſchiffahrt” (!), „Bedrohung der Lebensader des
bri=
tiſchen Weltreichs”, ſo konnte man es in rieſigen Ueberſchriften
im Daily Expreß leſen; und auch Lord Rothermere trat würdig
in die Fußſtapfen ſeines verſtorbenen Bruders.
Wird bei uns die Wirkung des geſchriebenen und
geſproche=
nen Wortes als Waffe im politiſchen Kampf wirklich richtig
ein=
geſchätzt? Hat man bei uns aus bitteren Erfahrungen endlich
gelernt, daß gerade in der Abwehr derartiger Angriffe höchſte
Aktivität Pflicht iſt? Oder iſt man bei uns noch immer in dem
Wahn befangen, daß durch eine energiſche Abwehr die politiſche
Atmoſphäre vergiftet werden könnte?
Mit aller Klarheit zeigt die engliſche Regierungserklärung
— wenn das noch einer Beſtätigung bedürfte — daß Deutſchland
in dem Kampf um ſeine Exiſtenz vorläufig nur auf ſich ſelbſt
ge=
ſtellt iſt, und da dem deutſchen Volke keine andere Wahl bleibt,
als dieſen Kampf bis zum Ende durchzuführen, ſo ergibt ſich
mit zwingender Notwendigkeit daraus die Folgerung, daß alle
ſeine Kräfte konzentriert werden müſſen auf das eine Ziel,
Frei=
heit und Leben zu verteidigen gegen franzöſiſchen
Vernichtungs=
willen.
Eine ganze Reihe von Steuervorlagen wird die
Reichs=
regierung am 8. Auguſt dem Reichstag vorlegen, um die
Finan=
zierung des deutſchen Abwehrkampfes endlich auf eine ſolidere
Baſis zu ſtellen, als es die Notenpreſſe iſt. Der Finanzbedarf
des Reiches iſt ins Ungemeſſene geſtiegen und es iſt nunmehr an
der Zeit, daß von allen Kreiſen des Volkes die ſchweren Opfer
gebracht werden, welche allein ein ſiegreiches Beſtehen des
Kamp=
fes ermöglichen können. Nicht die Frage ſteht im Vordergrund,
ob die Regierung Cuno gut daran tat, erſt jetzt dieſe Opfer zu
verlangen, ſondern darum handelt es ſich, ob ſie gewillt iiſt,
dieſe Opfer mit aller Autorität, die ſie beſitzt, und unter allen
Umſtänden durchzuſetzen. Iſt das der Fall, ſo wird ſie die
über=
wältigende Mehrheit des ganzen Volkes hinter ſich haben.
Von jeher waren Steuervorlagen Gegenſtand ſchärfſter
Aus=
einanderſetzungen. In dieſem Augenblick jedoch wird niemand
ſich einer Regierung verſagen können, die von der Vertretung des
deutſchen Volkes die Mittel fordert, welche nötig ſind, um das
mit unheimlicher Geſchwindigkeit dem Abgrund zurollende Rad
noch in letzter Minute aufzuhalten. Daß die notwendigen ſchweren
Opfer in erſter Linie von den Kreiſen verlangt werden müſſen,
die in der Lage ſind, ſie zu bringen, iſt eine Selbſtverſtändlichkeit,
über die gar nicht zu reden iſt. Man ſolle in Deutſchland nicht
überſehen, bis zu welchem Grade z. B. in England der Beſitz
währnd des Krieges zur Steuer herangezogen wurde, und man
ſoll nicht die Gefahren unterſchätzen, welche für Volk und Staat
erwachſen müſſen, wenn nicht mit eiſerner Energie der bisherigen
Entwickelung Einhalt getan wird. Nicht um Parteifragen oder
die Intereſſen einzelner Wirtſchaftsgruppen, ſondern um
Lebens=
fragen der Volksgeſamtheit handelt es ſich diesmal.
Dieſe Erkenntnis, die erfreulicherweiſe in immer weiteren
Kreiſen Boden gewonnen hat, iſt offenbar auch nicht ohne
Ein=
fluß geblieben auf die Behandlung jener „Kabinettskriſe”, die
mit einem Vorſtoß der „Germania” gegen die Regierung Cuno
beginnend, bei der ſtarken Nervoſität in der Vorwoche zunächſt
verhängnisvolle Verwirrung ſtiften zu wollen ſchien. Während
jedoch das Zentrum ſehr ſchnell erklärte, daß jener Ardkel „ohne
Fühlungnahme mit der Fraktion” verfaßt ſei, mußten die
einſich=
tigen Kreiſe innerhalb der Sozialdemokratie erſt heftige interne
Auseinanderſetzungen beſtehen, die erſt am Freitag mit einem
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 5. Auguſt 1923.
Rumuter 21:
Erfolg der Führer der Reichstagsfraktion ihr vorläufiges Ende
fanden. Daß dieſe Auseinanderſetzungen endlich auch einmal zu
einer Abrechnung mit der ſkrupelloſen Agitation des
Radikalis=
mus führten, iſt überaus erfreulich. „Der Ruf nach einer
dikta=
toriſchen Arbeiterregierung bedeutet nichts anderes, als den Ruf
nach einem Bürgerkrieg, der entſetzliches Elend über die
deutſchen Arbeiter bringen, ſie aber ihrem Ziel nicht näher,
ſon=
dern ſie von ihm weit zurückſchleudern würde. Das Volk ſchreit
nach Brot. Der Bürgerkrieg bringt aber nur Hunger und
Knecht=
ſchaft,” ſo führte der „Vorwärts” in ſeinem Leitartikel am
31. Juli aus, und noch ſchärfer rechnet der bekannte
Sozialiſten=
führer Hermann Müller mit der verantwortungsloſen
Agita=
tivnsphraſe ab: „Die überwiegende Mehrheit der
ſozialdemo=
kratiſchen Fraktion hat es in allen dieſen Debatten abgelehnt,
eine Politik zu befürworten, die den Sturz der Regierung Cuno
herbeizuführen geeignet war. Maßgebend waren dafür
haupt=
ſächlich zwei Gründe. Erſtens: Unſer ganzes äußeres und
inne=
res Elend iſt auf das ſtärkſte abhängig von der Stellung der
Entente, d. h. insbeſondere der franzöſiſchen Regierung zu
Deutſchland. Alle Aufforderungen, ein Reparationsprogramm
zu formlieren, das Poincaré genügt und gleichzeitig von der
deutſchen Sozialdemokratiſchen Partei als ausführbar zu
vertre=
ten iſt, blieben bisher ohne Erfolg. Zweitens ſagte ſich die
Fraktion, daß es heute mit dem Sturze der Regierung nicht
ge=
tan iſt, ſondern daß hier auch „der freie Mann” vernünftigerweiſe
fragen muß: „Was kommt danach?‟ . . . „Wenn heute eine poli
tiſche Revolution käme, ſo würde ſie weder Freiheit noch Frieden,
noch Brod bringen; dafür würden ſchon die Narrenſtreiche der
Kommuniſten ſorgen, die ihre hiſtoriſche Aufgabe darin erblicken,
die Konterrevolution herbeizuführen. Auf den Bürgerkrieg in
Deutſchland warten die Rheinbundpolidiker in Frankreich. Die
franzöſiſchen Agenten berichten wöchentlich ihrem Meiſter
Poin=
caré, daß ſpäteſtens im November der Bürgerkrieg in
Deutſch=
land da wäre, und deshalb zieht dieſer die Verhandlungen mit
England ſo in die Länge. Es geht um das Rheinland, es gehr
um die Einheit der deutſchen Republik. Wir haben die Pflicht
gegen unſer Volk und damit gegen die Arbeiterklaſſe, alles zu
tun, was geeignet iſt, das Chaos zu verhindern.”
Für die Geſtaltung der außenpolitiſchen Lage, die von dem
durch den plötzlichen Tod des Präſidenten Harding bedingten
Wechſel in der Leitung der Vereinigten Staaten von Amerika
nicht vennenswert beeinflußt wird, wird die Entwicklung unſerer
Zuſtände im Innern von entſcheidender Bedeutung ſein..
Unbeſieglich iſt ein Volk wie das deutſche, wenn es, beſeelt
von dem einmütigen Willen zur Selbſterhaltung, für ſie bereit iſt,
auch das heroiſchſte Opfer zu bringen.
M.
Aufßebung der Oeviſenverordnung.
Berlin, 4. Aug. (Wolff.) Im Zuſammenhang mit dem in
den letzten Wochen unternommenen Verſuch, einem weiteren
Ab=
ſturz der Mark entgegenzuwirken, hatte ſich die Reichsregierung
entſchloſſen, durch eine Verordnung des Reichspräſidenten vom
22. Juli den Handel mit ausländiſchen
Zahlungs=
mitteln zum Einheitskurs und den freien
Devi=
ſenhandel einzuſchränken und vorzuſchreiben, daß
De=
viſen nur von der Reichsbank ſelbſt, und zwar nur zum
Ein=
heitskurs gehandelt werden dürften. Die Entwicklung des
Devi=
ſenmarktes in letzter Zeit im Zuſammenhang mit den
Rapartie=
rungsſteigerungen im Waren= und Zahlungsverkehr ſowie die
Gefährdung der Verſorgung mit Lebensmitteln und Rohſtoffen,
veranlaßt die Reichsregierung, die Verordnung
aufzu=
heben. Wenn ſeither Deviſen zurüchgehalten wurden, weil die
Kurſe an den Auslandsbörſen höher waren, oder weil für ihre
Wiederbeſchaffung bei ſpäterem Bedarf Schwierigkeiten
befürch=
tet wurden, ſo fällt für die Zurückhaltung der Deviſen aus ſol=.
chen Gründen nun jeder Anlaß fort. Ueberdies bietet die
Auf=
legung der Goldanleihe nunmehr den Deviſenbeſitzern die
Mög=
lichkeit, ſich in dieſer Anleihe nun ebenſo zu ſichern wie in Deviſen.
Eine Entſchließung der Zentrumsfraktion.
U. Berlin, 4. Aug. Die Fraktion des Zentrums gibt
über die Verhandlungen vom Donnerstag und Freitag dieſer
Woche im Reichstag nachſtehenden offiziellen Bericht heraus:
Nach eingehenden Darlegungen des Finanzminiſters Dr. Hermes
über die demnächſt dem Reichstag zugehende Steuervorlage
be=
grüßt die Zentrumsfraktion die Entſcheidung, mit der das
Kabi=
nett Cuno an die Verſchärfung der
Steuergeſetz=
gebung, insbeſondere die Anpaſſung an die
Geld=
entwertung herangegangen iſt. Die Fraktion wird das
Kabinett in dieſer Richtung tatkräftig unterſtützen und für eine
möglichſt ſchnelle Erledigung der Vorlage einſchließlich des
Rhein= und Ruhropfers eintreten. Sie hält eine baldige
Nach=
prüfung des geſamten Steuerſyſtems mit einer weſentlichen
Ver=
einfachung für drimgend erforderlich.
Reichskanzler Cuno an den ſächſiſchen
Miniſterpräſidenten.
Berlin, 4. Aug. (Tel.=Union.) Auf die in der vorigen
Woche von der ſächſiſchen Regierung nach Berlin gerichtete
An=
frage hat der Reichskanzler an den ſächſiſchen
Miniſterpräſiden=
ten folgende Antwort gerichtet:
Zu den in Ihrem Schreiben vom 25. Juli aufgeworfenen
Fragen Stellung zu nehmen bin ich gern bereit. Die am 18. Juli
veröffentliche Erklärung der Reichsregierung hat ſich dagegen
ge=
wendet, daß mit einer gewiſſen Kaltblütigkeit in ſteigendem
Maße die Möglichkeit eines Bürgerkrieges erörtert wurde. Der
Zweck der Verlautbarung war, vor der Fortſetzung ſolcher außen=
und innenpolitiſch gleich ſchädigenden Verfahren zu warnen und
der Bevölkerung die Sicherheit zu geben, daß die Reichsregierung
bereit und in der Lage iſt, alle Verſuche gewaltſamer
Ausein=
anderſetzung und alle Anſchläge gegen Beſtand und Verfaſſung
des Reiches zu verhindern. Aeußerungen der Beſorgnis
dar=
über, daß es zu ſchweren Konflikten kommen könne, waren der
Reichsregierung insbeſondere auch aus Sachſen und Thüringen
zugegangen. Aus dieſem Grunde wurde in der Verlautbarung
beſonders darauf hingewieſen, daß die Regierungen von Sachſer
und Thüringen im Intereſſe der ruhigen Entwickelung unſerer
innerpolitiſchen Verhältniſſe Einvernehmen zu pflegen bemüht
ſeien und daß ſie es in dieſer Beziehung nicht an pflichtmäßiger
Aufmerkſamkeit fehlen laſſen. Was Sachſen anbelangt, ſo dar
ich zur Begründung dieſes Hinweiſes an die bedenklichen
Er=
örterungen über Möglichkeiten eines Bürgerkrieges erinnern, die
ler ſächſiſche Polizeioberſt Schützinger in der „Glocke”
veröffent=
licht hat. In der zwiſchen uns bereits erörterten Rede in Nieder=
Lauſitz vom 16. Juni haben Sie, Herr Miniſterpräſident, auch
nach der Sächſiſchen Staatszeitung vom 25. Juwi von Ihnen
ab=
gegebenen Erklärung von kommenden innerpolitiſchen, äußerſt
blutigen Auseinanderſetzungen und davon geſprochen, daß der
Kampf aus dem bürgerlichen Lager beginnen dürfte. Gerade
gegenüber der hieraus entſtandenen Beunruhigung, die weit über
Sachſen und über Angehörige einzelner Parteien himaus
ent=
ſtand, hat die Reichsregierung in der Verlautbarung vom
18. Juli für nötig befunden, beſonders auf die Verhältniſſe in
Sachſen hinzuweiſen. Wie bereits in mündlicher Erörterung,
habe ich auch hier zu erklären, daß die Reichsvegierung es für
ihre Pflicht gegenüber dem Reiche betrachten muß und wird, die
ſtaatliche Ordnung und die Verfaſſung unter allen Umſtänden
aufrecht zu erhalten. Entſprechend dem Vorgehen der ſächſiſchen
Regierung wurde auch dieſe Erklärung der Preſſe zugänglich
gemacht.
(gez.) Cuno.
Wertbeſtändige Poſigebühren.
Berlin 4. Aug. (Wolff.) Der Reichspoſtminiſter hat den
Verkehrsbeirat auf den 8. Augüſt zu einer Sitzung eingeladen,
bei der die beabſichtigte Tarifgeſtaltung auf wertbeſtändiger
Grundlage erörtert werden ſoll. Ein bereits ausgearbeiteter
Ent=
wurf mit neuen Bedingungen liegt vor, der die Poſt=, Poſtſcheck=,
Telegramm= und Fernſprechgebühren durch geſetzliche
Verabſchie=
dung in gleichbleibender Grundzahl feſtſetzen ſoll. Die jeweils
zu erhöhenden Gebühren ſollen vom Reichspoſtminiſterium durch
Feſtſetzung der Schlüſſelzähl beſtimmt werden. Die Schlüſſelzahl
wird jeweils der Entwicklung der Perſonalunkoſten entnommen.
In der Verkehrsbeiraiſitzung wird auch die vom 1. September
ab nödge Erhöhung der Poſtgebühren beſprochen
werden.
Paloriſierung der Eiſenbahntarife.
Berlin, 4. Aug. (Wolff.) Wie man erfährt, iſt vom
1. September an die Einführung ſowohl wertbeſtändiger
Güter=
tarife wie auch wertbeſtändiger Perſonentarife bei der Reichs=
bahn geplant. Es ſoll geplant ſein, eine Berechnung der Tarife im
Friedenswert zu Grunde zu legen und ihn mit einem
Entwert=
ungsfaktor zu multiplizieren. Der Entwertungsfaktor ſoll nach
dem Weltmarktpreis für Kohlen und Eiſen und nach den
inlän=
diſchen Löhnen errechnet werden.
In der nächſten Woche wird der ſtändige Ausſchuß des
Reichseiſenbahnrates zuſammentreten, um noch vor dem erſten
über die nötig werdenden Tariferhöhungen und die Valoriſierung
der Tarife zu beraten.
Erhöhung der Kalipreiſe.
U. Berlin, 4. Aug. Die Sechſerkommiſſion des
Reichs=
kalirates beſchloß in ihrer heutigen Sitzung einſtimnig die
Er=
höhungder Kalipreiſe um 13 Prozent ab 4. Auguſt. Für
Lieferungen, die nicht im Monat Auguſt bezahlt werden, erfolgt
wegen des 14tägigen Zahlungstermins ein feſter Zuſchlag, der
für jede Kaliſorte beſonders angegeben iſt. Da weitere
Lohn=
erhöhungen und Steigerung der Unkoſten in Ausſicht ſtehen, wird
bereits Ende nächſter Woche eine neue Erhöhung
unvermeid=
lich ſein.
Annahme der neuen Steuergeſetzentwürfe im Reichs dt.
Berlin, 4. Aug. (Telunion.) Der Reichsrat
erledig=
ſeiner heutigen Sitzung die neuen Steuergeſetze. Angen
men wurden zunächſt die Verbrauchsſteuern. Ein bayeri
Antrag auf Herabſetzung der Bierſteuer von 20 auf 10 Prrn.
wurde abgelehnt. Die Kohlenſteuern wurden dahin abe
dert, daß der Finanzminiſter für beſtimmte Bezirke und Bet
die Zahlung zu den bisherigen Fälligkeitsterminen hinausſchi
kann, wenn wirtſchaftliche Gründe hierfür vörliegen. Angen
men wurde ferner das Rhein= und Ruhropfer. Zu der Kraft
zeugfteuer beſchloß der Reichsrat die Befreiung der Kraft
zeuge, die den öffentlichen Fahrten dienen (Autoomnibuſſe).
Geſetz über die Erhöhung der Vorauszahlungen auf die Ein
mens= und Körperſchaftsſteuer wurde dahin abgeändert, daf
Vorauszahlungsrate für das nächſte Quartal für phyſiſche
ſonen vom 25fachen auf das 100fache, bei Körperſchaften von
fachen auf das 140fache erhöht wurden. Uncherändert anger
men wurde das Geſetz betr. Vorauszahlungen zur Umſatzſte
Eine deutſche Note an Polen.
* Berlin, 5. Aug. (Priv.=Tel.) Halbamtlich wird
geteilt: Die polniſche Regierung hat in den letzten Monaten
Repreſſalie gegen Ausweiſungen polniſcher Staatsangeb
ger aus Deutſchland mehrere hundert Reichsdeutſche aus P
ausgewieſen. Dieſe Maßregel war als Repreſſalie weder ſad
gerechtſertigt, noch völkerrechtlich begründet. Die deutſche R
rung hat weitgehendes Entgegenkommen gezeigt und hat ſich
wochenlangen Verhandlungen bemüht, eine Verſtändigung
der polniſchen Regierung in der Ausweiſunsfrage herbeizi
ren. Die polniſche Regierung war dieſen Bemühungen gegeni
ſehr unzugänglich und hat ſchließlich nach einer willkürlich
geſetzten kurzen Friſt von einem Tage, deren Verſtreichen
Grund benutzt, die Verhandlungen abzubrechen und ſogar ber
getroffene Teilvereinbarungen einſeidg zu annullieren. Die
ſche Regierung hat nunmehr durch den deutſchen Geſchäftstri
in Warſchau am 3. Auguſt eine Note überreichen laſſen, in
nach Darſtellung des Sachverhaltes erklärt wird, ſie könne
nicht des Eindrucks erwehren, daß die polniſche Regierung ü.
haupt keine Verſtändigung in der Ausweiſungsfkage anſtre
ſondern die deutſchen Ausweiſungen nur benutzen wollte, um
von dem vorigen polniſchen Miniſterpräſidenten Sikorski
10. April in Poſen als Programm der polniſchen Regierung
kündete Entdeutſchungspolitik durchzuführen. Die deutſche
gierung muß ſich vorbehalten, hieraus die entſprechenden Fo
rungen zu ziehen.
Cremer für Sireſemann.
U. Berlin, 4. Aug. Der Nationalverband deutſcher O
ziere hat den Verſuch gemacht, durch Rundſchreiben die Mitg
der der Deutſchen Volkspartei gegen Dr. Streſemann ſcharf
machen. Darauf hat der Abgeordnete Dr. Cremer, der auf d
äußerſten rechten Flügel der Deutſchen Volkspartei ſteht, eine
merkenswerte Antwort erteilt, in der es heißt: Ihr hauptſäch
ſter Vorwurf beſteht darin, daß die Deutſche Volkspartei es
richtig befunden hat, den Kampf um Ruhr und Rhein in m
lichſt breiter Front und auch in Zuſammenwirkung mit der de
ſchen Sozialdemokratie zu führen. Ich halte dieſen Vorwurf
die größte Anerkennung, die der Politik der Deutſchen Volksp
tei überhaupt zuteil werden kann, denn der Kampf gegen
äußeren Feind ſetzt voraus, daß im Innern, unter Zurückſtellt
auch der tiefgehendſten Parteiunterſchiede, eine Einheitsfront
funden wird. Wenn Sie mit Ihrem Rundſchreiben gerade d
von der geſamten Deutſchen Volkspartei mit vollem Bewußt;
eingeſchlagene und innerlich durchaus gebilligte Politik zu ein
Vorwurf gegen den Führer der Deutſchen Volkspartei, Herrn
Strefemann, auszugeſtalten verſuchen und mit Ihrem Rundſch
ben nunmehr Gegenſätzlichkeiten innerhalb der Partei und geg
den von ihrem Vertrauen getragenen Führer zu erzielen ſuch
ſo werden ſie damit ganz gewiß kein Glück haben, ſondern
das Gegenteil Ihres Zweckes erreichen. Die D. V. P. wird
ſicherlich niemals dazu hergeben, eine andere Politik zu betreib
als die aus ihren Auffaſſungen emporgewachſene und ſich du
ſogenannte unpolitiſche Verbände, die leider in Wirklichkeit
die Rolle von Schrittmachern rechtsradikaler politiſcher Auffaſſu
gen ſpielen, nicht auf Linien drängen laſſen, welche nur zur V
nichtung der deutſchen Einheit und zur endgültigen Zerſtöru
des Reiches führen können.
Blutige Zuſammenſtöße in Budapeſi.
TU. Budapeſt, 4. Aug. Die Aufregung in Budap
wächſt von Stunde zu Stunde. Die Rgierung muß alle öff
lichen Gebäude mit Militär beſetzen. Die „Erwachenden 1
garn” und die ihnen angeſchloſſenen Vereine, boten ihre Maſſ
vor allem die Studenten, auf. An mehreren Stellen iſt es
blutigen Zuſammenſtößen zwiſchen der Polizei und der Studer
tenſchaft gekommen.
Das Erntefeld.
Kulturgeſchichtliche Studie von Dr. Johannes Kleinpaul.
* Wer da ernten will, muß vorher ſäen, wer ſäen will,
vor=
her pflügen, wer pflügen will, einen Acker haben . . .
Die Felder breiteten ſich in älteſter Zeit nicht ſo ſchlicht, wie
Bt. Ueberall war Wald. Der galt den früheſten Anſiedlern
als ein Feind: wegen der vielen wilden Tiere, die er barg, wegen
ſeiner finſteren Unheimlichkeit, wegen der vielen Arbeit, die er
hnen machte. Denn mit einfachem Roden war es nicht getan.
Man beſorgte das anfangs nicht gründlich, konnte es auch mit
ſem erſten, unzulänglichen Gerät nicht anders. Da trieben dann
die alten Stucken immerfort neues Geſtrüpp, und ſo wiederholte
ich die Mühſal Jahr für Jahr.
War aber — von allen Dorfgenoſſen gemeinſam — ein
Acker=
grund freigelegt, wieviel ſollte dem einzelnen zufallen? Soviel,
IIs er in einem „Tagewerk” bewältigen konnte; das nannte man
inen „Morgen”. Und wie lang ſollten die Furchen ſein? So
ang ſollte man ſie ziehen, „als ein Rabe auf einem Galgen eine
Nuß eſſen möge‟.
Nun endlich konte man ſäen. Es iſt begreiflich, daß der
Landmann dem Gedeihen ſeiner Saat mit „wachſendem
Inter=
eſſe” zuſah: am Maitag (1. Mai) ſollte das Korn ſo hoch ſtehen,
daß ſich ein Rabe darin verbergen konnte, in guten Jahren ein
Rind; am Pfingſtſonntagmorgen verkündete Wachtelſchlag —
vor Sonnenaufgang! —, wieviel im Herbſt der Malter Korn
koſten würde.
Dann kam aber die Schwerewetterzeit. Deshalb umzog die
ganze Gemeinde am Himmelfahrtstag die geſamte Flur mit
Singen und Beten, beſteckte alle Feldraine mit Haſelgerten, um
Gewitter= und Hagelſchäden abzuwehren, ſteckte auf öden Flächen
Notfeuer” an, um das Ungeziefer von Feld und Vieh
fernzu=
halten, und machte bei alledem gewaltigen Lärm, um die böſen
Zeiſter zu bannen. Gleichzeitig wurden aber auch in trockenen
Sommern andere Umzüge gemacht, um das notwendige Naß
vom Himmel herab zu erflehen.
So ſah man mit immerwährender Hoffnung und Sorge dem
Ernteſegen entgegen und half, ſowei man konnte, mit Singen,
Beten und Beſchwörungen kräftig nach
Außerdem hatten Feldhüter über das Ganze zu wachen. Sie
ſollten morgens ausgehen, „ſobald ſie erkennen könnten, welcherlei
Pfennig eine Münze iſt” „Beſonders hatten ſie auf Felddiebe zu
achten. War doch — nach dem Bochumer Landrecht — jedem
Reiſenden geſtattet, ſoviel Garben aufzunehmen, als er „in einem
vollen Rennen (Laufe) mit ſeinem klauen (Speer) erraffen konnte
und ſein Pferd durfte er „mit den vordern fuezen in daz korn
treten und es eſſen laſſen” nur ſollte er nichts mit fortnehmen.
Dasſelbe galt auch hinſichtlich der Wieſen. — Dieſe
Anſchauun=
gen beruhen u. a. darauf, daß die ganze Erde von Haus aus
allen Menſchen gemeinſam war, ſo daß an ihrem Ertrage jeder
teilnehmen konnte.
Endlich war die Saat reif. Wieder gingen alle miteinander
an die Ernte. Wer zeitiger auszog, als die anderen, wurde
be=
ſtraft. Die Männer ſchnitten das Korn, die Frauen breiteten es
aus und banden es zu Garben. Wie groß ſollte eine Garbe
ſein. „So dick, als ein vollkommener Mann unter dem Arm
zwi=
ſchen der Hüfte beklemmen kann”. Zuletzt fuhr man den
Ernte=
ſegen gemeinſam ein, und den Herbſt über wurde gedroſchen. Bis
Weihnachten mußte man fertig ſein. Jedenfalls in den „Zwölf
Nächten” ſollte dieſe Arbeit ruhen, „ſonſt ſchadet es der Saat auf
den Feldern, ſoweit man den Schall hört”.
Doch wir ſind noch nicht ſo weit. Im Laufe der Zeit wurde
auch hinſichtlich des Erntebeginns alles auf das genaueſte
ge=
regelt. In manchen Gegenden machten die Dorfſchulzen ein paar
Tage vorher einen Probeſchnitt und Probedruſch. Wenn ſie das
Korn reif fanden, gaben ſie ein Zeichen durch „Umklopfen des
Hammers‟. Dann wurde raſch noch ein Erntebittgottesdienſt
ab=
gehalten und dabei Menſchen und Gerät geſegnet. In den
ein=
elnen Dörfern wurde mit dem Schnitt, immer an beſtimmten
Wochentagen begonnen, nur nicht Sonntags. In einigen nahm
man es noch genauer. So galt in Nienburg a. S. die vierte
Nach=
mittagsſtunde als die Zeit, wenn die Senſe die erſten Halme
fällen mußte.
Ebenſo wie die Erntezeit eingeläutet wurde, wurde ſie auch
wieder ausgeläutet. Während dieſer ganzen Zeit hatte alle
Luſt=
barkeit zu ſchweigen. Wer da gar tanzen wollte, „ſtampft die
Saaten in den Boden”. Waren aber die „ſauern Wochen” vorbei,
dann gab es „frohe Feſte‟. Schon beim Garbenbinden wurde
vielerorten luſtig geſungen. Vor dem Einfahren ſchmückte man
den Erntewagen und ſich ſelbſt mit Blumen und Bändern, und
beim Erntebier und Erntetanz holte man mit durch die Arbeit
geſtählten Gliedern alles Verſäumte kräftig nach.
Martin Opitz (1597—1639) ſingt zwar noch in ſeinen
geiſt=
lichen Gedichten:
Gib einem ſo vil Land, als hundert Ochſen pflügen,
So vil ein Habicht ihm getraut zu überfliegen
Auf einen Sommertag,
aber in Wirklichkeit, war das damals ſchon „gute alte Zeit”.
Längſt nicht mehr gehörte, was er ſchnitt, dem Mäher ſelbſt.
„Was der Pflug begehet, davon hat der Grundherr die zehnte
Garbe”, heißt es ſchon im Sandweller Goding; „wo der Pflug
hingehet, da geht auch der Zehnte hin”. Zu zählen wird da
be=
gonnen, wo zu binden aufgehört worden iſt, liegt aber das Korn
auf dem Acker wagenbereit, ſo darf anderſeits der Zehnherr nicht
verziehen, den Zehnten abzuholen. Säumt er, ſo ſoll der Zehn
mann aufs Wagenrad ſteigen und rufen: „Zehntherr! Zehnther:
Wenn er dann noch ausbleibt, ſoll er zwei Nachbarn hinzunel
men, zählen, die zehnte Garbe ausſetzen und das übrige hein
fahren.
Im Laufe der Zeit wurde das immer mehr mit klingende
Münze abgemacht. Dem Herrn von Brenken in Weſtfalen mußt
jährlich ein „Schreckenberger” als „Hölting” gereicht werden. 31
geſetzten Zeit begab ſich der Zinsſchuldige damit an einen:be
ſtimmten Baum und rief dreimal laut: „Holt den Hölting!” Kar
niemand, ſo war er frei. Erſchien aber der Rentmeiſter und emr
fing den Schreckenberger, ſo gab er dem Zahlenden dreierlei Quft
tung: eine Stuten (Brot), einen Hering und ein Maß Bier. De
Zehntenſammler aber mußte dem Herrn jährlich einen Wagel
voll Stroh geben und ihn „laden laſſen, ſoviel er kann; wen
er aber überladet und der Wagen ſinkt, bevor er aus dem Stade
kommt, ſo ſind die hintern zwei Rinder dem Zehnter verfallen,
Ueber dem allen waltet Gott. Chriſtliche Sitte hat manchel
altheidniſchen Brauch abgelöſt, manchen aber auch nur umgeform
Noch heute ſagt hier und da der Landmann, wenn das golden
Kornmeer im Winde Wellen ſchlägt, der Kornwolf oder der Ro9
genhund treibe im Getreide ſein Spiel, anderswo „der Heilan.
weide ſeine Lämmer” oder „das Korn heiratet”. Allzu groß
Ernteſegen wird in manchen Häuſern nicht nur begrüßt, ſonder
gefürchtet; dann, heißt es, werde jemand ſterben; man weiß
dem Menſchen iſt kein reines und volles Glück beſchert.
Soviel von alten Menſchen. Ueber allem aber „der Alte=
Es iſt Wodan, der ſich unter dieſem volkstümlichen Namer
verbirgt, und den das Landvolk heute noch überall zugleich abet”
gläubiſch fürchtet und verehrt. Schon im Jahre 1249 ließ der
päpſtliche Legat Jakob von Lüttich die Bewohner einiger preu
ßiſcher Landſchaften geloben, nicht ferner dem Götzenbilde, „de
Alte” genannt, zu opfern, das ſie alle Jahre nach eingebrachte”
Ernte zu bilden und als Gott anzubeten pflegten. Indeſſen
nhl=
immer laſſen ſie in Niederſachſen und Weſtfalen einige Halme 94
dem Erntefelde ungemäht für des „Wilden Jägers” weißes Pſet”
ſtehen. Dieſer letzte Buſch Roggen heißt dort im Volksmunde
allgemein „Vergondendeel” (der Frau Gute Anteil), der lehle
Reſt, einſtiger Ernteopfer. Noch häufiger wird, aus derſelbe‟
uralten Gepflogenheit heraus, die letzte Garbe mit Feldblume‟
und allerhand ſonſtigem Beiwerk ausgeputzt und oben auf Oe.
letzten Erntewagen feierlich ins Dorf hereingeführt. Hier und
da wird ſie auch — als Menſch herausſtaffiert — zum
Erme=
ſchmaus und Erntetanze mitgenommen, ja, eine beherzte Di
derin eröffnet wohl ſogar mit dem „Strohmann” den erſten 2000.
Zuletzt aber wird ſie — als Vogelſcheuche — wieder aufs Fe‟
hinausgeſtellt; Allvater Wodan, der die Fluren ſegnet, li
behütet , sa=
Rummer 214.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 5. Auguſt 1923.
Seite 3.
Die belgiſche Note an England.
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in
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üc
nſtel
70
Paris, 4. Aug. (Wolff.) Die geſtern von der Brüſſeler
Regie=
rung veröffentlichte belgiſche Antwortnote auf das Schreihen
Lord Curzons vom 20. Juli in der Reparationsfrage, die am 30. Juli
der engliſchen Regierung übermittelt wurde, beſagt in ihrem von Havas
aus Brüſſel übermittelten Wortlaut:
Die engliſche Regierung ſteht auf dem Standpunkt, daß die
Re=
parationsfrage in dem Sinne behandelt werden müſſe: „Nicht
ernſten Problems im Rahmen des Verſailler Vertrags an. Wenn aber
die Billigkeit es geraten erſcheinen läßt, der finanziellen
Leiſtungsfähig=
keit Deutſchlands, des ſchuldigen Schuldners, Rechnung zu tragen,
ſo liege 2 fortiori Anlaß vor, auch der finanziellen
Leiſtungs=
fähigkeit der alliierten Staaten, ſ einer Gläubiger, Rechnung
zu tragen, und dieſe nicht aus den Augen zu verlieren. Es wäre in der
Tat ungerecht, die Schulden Deutſchlands gegenüber den Ländern, die
es unter Verletzung aller Regeln des Völkerrechts verwüſtet hat, noch
weiter herabzuſetzen und auf jenen Ländern unvermindert die Laſten
der innern und äußeren Schulden ruhen zu laſſen, die ſie eingegangen
ſind, um ihre Verteidigung zu ſichern oder ihre Ruinen wieder
aufzu=
bauen. Dies wäre eine gegen die Gerechtigkeit empfindlich verſtoßende
Lage, an die die engliſche Regierung gewiß nicht im entfernteſten denke.
Im übrigen würde dies auch dem Artikel 234 des Verſailler Vertrags
zuwiderlaufen. Aus dieſer Auffaſſung heraus verſtehe die belgiſche
Re=
gierung den fünften Punkt der engliſchen Note, die Verhandlungen
zwiſchen den Alliierten vorſieht „zwecks Aufſtellung eines ins Einzelne
gehenden Planes für eine allgemeine und endgültige finanzielle
Rege=
lung‟. Eine derartige Regelung ſei auch aus Sicherheitsgründen
ge=
boten. Deutſchland, das infolge der Entwertung der Mark von
ſeiner inneren Schuld faſt völlig entlaſtet ſei und das große
Summen zur Entwickelung ſeiner induſtriellen und wirtſchaftlichen
Betriebsmittel verwandt habe, würde raſch in der Lage ſein, den
Alli=
ierten auf den Weltmärkten erfolgreich Konkurrenz zu machen und
ſeine militäriſche Revanche vorzubereiten, wenn nicht die
Reparationslaſten ein Gegengewicht gegen die drückende Schuldenlaſt
der alliierten Nationen böte. Es komme alſo darauf an, daß die vom
Kriege beſonders ſchwer geprüften Länder eine Regelung durchſetzten,
die der Deutſchland eventuell zuzugeſtehenden Regelung entſpreche.
Zu dieſem Zwecke ſeien zwei Möglichkeiten ſpeziell ins
Auge gefaßt worden:
die Streichung der interalliierten Schulden
und die Prforität der verwüſteten Gebiete.
Belgien empfehle die erſtere Möglichkeit, um die Regelung der
Reparationsfrage zu erleichtern, habe aber keinen Anlaß, in eine
ſach=
liche Debatte hierüber einzutreten, da die Frage infolge der vom
Ver=
ſailler Vertrag und den anſchließenden interalliierten Abmachungen
getroffenen Sonderregelungen es nicht unmitkelbar berühre. Was die
Priorität der verwüſteten Gebiete anbelange, glaube die belgiſche
Re=
gierung, daß eine Abänderung des Zahlungsſtatuts von
1921 geboten ſei. Das durch den Friedensvertrag und ſpätere
Abkom=
men, nämlich dem Abkommen von Spa vom 16. Juni 1920, aufgerichtete
Syſtem beruhe auf der Annahme der reſtloſen Wiedergutmachung ge=
Diſſer Schäden. Mit dem Augenblick, wo die Reparationen nur noch
eilweiſer Art ſein könnten, ſei es recht und billig, eine im Verhältnis
zu den Schäden anſteigende Staffel aufzuſtellen und den
verwüſte=
en Gebieten, die um die gemeinſame Sache gelitten hätten, und deren
Wiederherſtellung die Budgets Frankreichs, Italiens und Belgiens
chwer belaſte, eine Vergütung zu gewähren. Die Erklärung vom 14. 2.
916 enthalte das Verſprechen der Alliierten, Belgien „reichlich zu
ent=
chädigen für die Schäden, die es erlitten habe‟. Der Artikel 232 des
Verfailler Vertrages rufe dieſe Verpflichtung in Erinnerung und ſichere
ie reſtloſe Wiederherſtellung der in Belgien verwüſteten Gebiete. Die
ugliſche Regierung verlange, daß man in alliierte Verhandlungen
ein=
rete, um den umfaſſenden Plan einer allgemeinen und endgültigen
egelung aufzuſtellen. Die belgiſche Regierung habe weiter oben näher
ngegeben, gemäß welchen Grundlinien ſie einen derartigen Plan
auf=
aſſe. Sie werde es begrüßen, Gelegenheiten zu einer Erörterung dieſer
zrundlinien zu haben.
Wenn die engliſche Regierung ſich dieſer Auffaſſung anſchlöſſe,
ürde die belgiſche Regierung nichts dagegen einwenden, daß die
Re=
arationskommiſſion im Rahmen des Verſailler Vertrages
zmpetente Sachverſtändige zur Unterſtützung beigegeben
halte, und ſie wünſche zu wiſſen, was die engliſche Regierung unter
nparteiiſchen Sachverſtändigen verſtehe. Dieſe Wendung könne als
ne Verurteilung der Reparationskommiſſion erſcheinen und auf ſeiten
eutſchlands die Illuſion einer ſchiedsgerichtlichen Entſcheidung erwecken.
ine derartige Konzeſſion würde außerdem den Deutſchen als eine
echtfertigung ihres Widerſtandes erſcheinen und den Alliierten künftig
zue Schwierigkeiten bereiten. Die Aufgaben der Sachverſtändigen
üſſen mit den Beſtimmungen des Friedensvertrages im Einklang
ehen, wie die engliſche Regierung dies denn auch ſehr richtig
aner=
nne. Daher müßte dieſe Aufgabe darin beſtehen, der
Reparations=
mmiſſion Klarheit zu verſchaffen, der Reparationskommiſſion, die
raft des Friedensvertrages offiziell, in allen Reparationsfragen, ſowie
ſer die Durchführung der Reparationen, über die beſten Dokumente
if dieſem Gebiete verfüge und die dazu berufen ſei, die Arbeiten der
achverſtändigen zu leiten, ihnen beſtimmte Fragen vorzulegen und
nen ſolche Pfänder zu bezeichnen, die ſie für die wirkſamſten hält uſw.
ie engliſche Regierung weiſe in dieſer Beziehung mit Recht auf die
Bauhauswoche.
Die in den Zeitugen bereits angekündigte Ausſtellung des
taatlichen Bauhauſes in Weimar (15. Auguſt bis
September d. J.( wird eingeleitet durch eine Reihe von
Vor=
igen und Aufführungen in den Tagen vom 15. bis 19. Auguſt.
orträge: 1. Gropius (Leiter des Staatlichen Bauhauſes): Kunſt
d Technik, eine neue Einheit (mit Lichtbildern); 2. Kandinsky
keiſter am Staatlichen Bauhaus): Synthetiſche Kunſt; 3. Oud
tadtbaumeiſter in Rotterdam): Die Entwicklung der modernen
iukunſt in Holland (mit Lichtbildern). — Aufführungen:
Das Triadiſche Balett, ein Kollektivwerk von Maler,
chniker und Tänzer unter Führung von Oskar Schlemmer.
nheit aller Elemente des Tanzes: Bewegung, Raum, Form
d Farbe. Aufführung im Weimarer Nationaltheater. 2.
Me=
rniſches Cabarett, ausgeführt von der
Bühnenwerk=
tt des Staatlichen Bauhauſes. Streng organiſierte, von allem
elodiſchen befreite, exakt rhytmiſche Bewegung zu einer auf das
chſte potenzierten Wirkung gebracht. Muſik von H. H.
Stucken=
nidt. Aufführung im Jenaer Stadttheater, deſſen
architekto=
che Geſtaltung vor etwa einem Jahr von den Werkſtätten des
gatlichen Baukauſes erneuert wurde. — 3. Filmvorführung
h. Auswahl des Bauhauſes: Mikroſkopiſche Zeitlupen und
trafferaufnahmen; ferner ein Erziehungsfilm der Comenius
m. b. H. (Carl Koch, Berlin) der modernen Unterrichtsmetho=
: Monteſſori Kindergarten, Arbeitsſchule,
Gemeinſchafts=
ile uſw. zeigt. — 4. Zwei Muſikaufführungen unter Leitung
Hermann Scherchen=Frankfurt bei Anweſenheit der
Kompo=
en, mit Soliſten aus Berlin und Frankfurt a. M. Das
Pro=
mm enthält ausſchließlich moderne Muſik: Eine
Erſtauffüh=
g der Marienlieder (nach Texten von Rainer Maria Rielke)
Hindemith, Uraufführung von Buſoni; 4
Klavier=
ke; Krenek: Concerto groſſe für 6 Soloinſtrumente und
eichorcheſter: Stravinsky: Die Geſchichte vom Soldaten,
2 Wiederholung der Frankfurter Aufführung, deren großer
olg im Juni d. J. durch die ganze Preſſe ging.
Außerdem finden Gänge durch die Ausſtellung, ein
Laternen=
uſw. ſtatt.
Die Ausſtellung des Staatlichen Bauhauſes bleibt bis
September geöffnet. Nach vierjähriger ſtiller, aber intenſiver
beit wird das Bauhaus zeigen, welche Ziele es verfolgt und
che Kräfte es zu geſtalten vermag. Die Werkſtätten des
Bau=
iſes (Tiſchlerei, Holz= und Steinbildhauerei, Wandmalerei,
78= und Metallwerkſtatt, Töpferei, Weberei, Druckerei, Archi=
Urbüro) werden ihre Arbeitsergebniſſe ſehen laſſen. Ziel iſt:
ßtmögliche Oekonomie in Material und Gebrauch zu beſter
talt zu bringen. In einem fertig ausgebauten und
eingerich=
n Einfamilienwohnhaus werden neue Wohnprobleme durch
e Techniken zu löſen verſucht.
Mitarbeit der Vereinigten Staaten hin. Die engliſche Regierung ſtehe
auf dem Standpunkt, daß „der Reparationsbetrag, wie er auch ausfalle,
von Deutſchland als gerecht und durchführbar angenommen werden
müſſe‟. Die belgiſche Regierung bezweifle nicht, daß dieſer Satz dahin
zu verſtehen ſei, daß die Bedingungenen, denen Deutſchland ſich
unter=
werfen müſſe, derart ſein müßten, daß es ſie nicht anders denn als
ge=
recht und durchführbar betrachten könne, was nach Anſicht der engliſchen
Regierung den gleichen Wert habe wie die Feſtſetzung dieſer
Bedingun=
gen ohne die oben erwähnten Sachverſtändigen. Die engliſche
Regie=
rung habe gewiß nicht daran gedacht, die ausdrückliche Zuſtimmung
eines Deutſchland zu verlangen, das bis jetzt danach geſtrebt habe, ſeinen
Verpflichtungen aus dem Wege zu gehen, und das ſelbſt heute noch ſeine
Verantwortung für den Ausbruch des Krieges beſtreite.
Die belgiſche Regierung ſei glücklich geweſen, feſtſtellen zu können,
daß die britiſche Regierung ſich grundſätzlich dem Grundſatze der
Schaffung wirklicher Garantien und Sicherheiten,
ſowie Pfänder für die Alliierten anſchloß. Dieſe Garantien ſeien
ab=
ſolut unerläßlich, um ſich gegen den ſchlechten Willen, den Deutſchland
bis jetzt bekundet habe, zu ſichern. Wie die belgiſche und die franzöſiſche
Negierung am 12. März erklärt hätten, ſei die Ruhrbeſetzung
nicht unternommen worden, um ſofortige Zahlungen von
Deutſch=
land zu erlangen, ſondern um einen Druck auszuüben, damit
Deutſchland begreife, daß es die Verpflichtungen ausführen müſſe, die
es unterzeichnet habe, und daß es bei ſich den notwendigen Willen
hier=
zu ſchaffe. Die Räumung dieſes Gebietes werde nach Maßgabe der von
Deutſchland ausgeführten Reparationsleiſtungen erfolgen. Dieſer
Er=
klärung gedenke die belgiſche Regierung treu zu bleiben. Als
grund=
legende Bedingung hätte Deutſchland vollkommen und bedingungslos
auf den paſſiven Wide ſtand zu verzichten. Die
bel=
giſche Regierung ſei vollkommen geneigt, mit der franzöſiſchen
Regie=
rung die notwendigen Aenderungen zu treffen, um der Beſetzung einen
weniger militäriſchen Chrakter zu verleihen und um
ſie auf die Maßnahmen zu beſchränken, die in der Note an Deutſchland
vom 10. Januar verzeichnet ſind. Die augenblickliche Strenge der
Be=
ſetzung ſei Frankreich und Belgien aufgezwungen worden durch den von
der Berliner Regierung hervorgerufenen aggreſſiven
Wider=
ſtand. Dieſe Strenge werde um ſo raſcher aufhören, als
Deutſch=
land aufrichtig auf den Kampf verzichte. Nach Anſicht der belgiſchen
Regierung werde nach der Einſtellung des paſſiven Widerſtandes im
Ruhrgebiet ein Regime eintreten, das nicht die wirtſchaftliche
Betäti=
gung dieſes Gebietes verhindere.
Wenn die von der belgiſchen Regierung abgegebene Erklärung nicht
für befriedigend angeſehen werde, ſo ſei die belgiſche Regierung gerne
bereit, ſie zu vervollſtändigen. Die belgiſche Regierung habe mit
leb=
hafter Befriedigung erfahren, daß die engliſche Regierung geneigt ſei,
ſich Frankreich und Belgien anzuſchließen, um von Deutſchland die
Ein=
ſtellung des paſſiven Widerſtandes zu verlangen. Aus dieſer
Frage müſſe eine grundlegende gemacht werden, da ſie alle
an=
deren Fragen beherrſche und vor allen anderen geregelt werden müſſe.
Obzwar dieſer Widerſtand durch die augenblicklich durchgeführten
Zwangsmaßnahmen gebrochen werden könnte, ſo würde eine
Interven=
tion Englands unzweifelhaft zur Folge haben, dieſes Ergenbis zum
großen Nutzen der gemeinſamen Reparationen zu beſchleunigen.
End=
lich lege auch die belgiſche Regierung große Bedeutung der
Kontrolle der deutſchen Finanzen
bei. Die hauptſächlichſte Urſache der Finanzmiſere Deutſchlands erkläre
ſich aus ſeinen ungeheueren Ausgaben und dem Nichtausgleichen ſeines
Budgets, was hervorgerufen ſei durch die regelloſe Emiſſion von
Pa=
viergeld. Um Goldzahlungen ſicherzuſtellen, ſei es vor allen Dingen
notwendig, die deutſchen Finanzen wieder in Ordnung zu bringen, und
deshalb müſſe man eine Kontrolle aufrichten, ſonſt würde das
von Deutſchland verlangte Moratorium die augenblickliche Lage noch
verzweifelter geſtalten. Nichts verhindere übrigens, daß während des
Moratoriums die Sachlieferungen an die Alliierten fortgeſetzt würden.
Sie ſeien eine kleine, aber notwendige Entſchädigung für die Opfer, die
die Alliierten während dieſer Zeit gezwungen ſeien, auf ſich zu nehmen.
Die belgiſche Regierung bleibe übrigens dabei, daß die Anhänger einer
Kollektivantwort der Alliierten auf die Note der Deutſchen vom
7. Juni ſei.
Schließlich ſpricht die Note aus, daß die britiſche Regierung geneigt
ſei, das Sicherheitsproblem mit Sympathie zu behandeln.
Belgien lege dem infolge ſeiner exponierten geographiſchen Lage
beſon=
dere Bedeutung bei und werde ſich geſtatten, über dieſe Frage ſpäter
eine Mitteilung ergehen zu laſſen.
Der Inhalt der italieniſchen Note.
TU. London, 4. Aug. Wie aus informierten Kreiſen
ver=
lautet, ſympathiſiert die italieniſche Antwortnote an England,
deren Eintreffen geſtern im Parlament nach der
Regierungs=
erklärung mitgeteilt wurde, durchaus mit der engliſchen
Auf=
faſſung, fordert aber gleichzeitig Löſung des
Reparationspro=
blems und der Frage der interalliierten Schulden. Ein anderer
Paſſus in der Note verteidigt Italiens Haltung gegenüber der
Ruhraktion und fordert, daß Deutſchland kein noch ſo winziges
Luftloch gelaſſen werden dürfe, damit es ſich ſeinen
Verpflichtun=
gen entziehen könnte.
Ferner werden gezeigt: Studienarbeiten, maleriſche und
pla=
ſtiſche Einzelwerke der Meiſter, Geſellen und Lehrlinge des
Bau=
hauſes und eine internationale Architekturausſtellung.
Der Reichspräſident und der Reichsminiſter des Innern
haben ihre Anweſenheit zur Eröffnung zugeſagt.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Elly Ney. Wir werden um Aufnahme folgender
Erklä=
rung erſucht: „Während meines letzten Aufenthaltes in
Deutſch=
land habe ich zu meinem tiefſtem Bedauern wahrnehmen müſſen,
daß die echt vaterländiſche Geſinnung meiner Frau immer noch
angezweifelt wird. Die Sinnloſigkeit der Behauptung, daß ſie
in Amerika ihr Deutſchtum verleugne, wird wohl am kräftigſten
durch Anführung der Tatſache dargetan, daß meine Frau, wo
im=
mer ſich ihr Gelegenheit dazu bietet, ſich in uneigennützigſter
Weiſe in den Dienſt deutſcher Wohltätigkeit ſtellt, was vielfaches
Auftreten für derartige Zwecke in Neu=York, Chicago und
Detroit beweiſt. Noch im letzten Monar der nun abgelaufenen
Spielzeit wirkte ſie in Konzerten für den deutſchen Preſſeklub
und für deutſche Kinderhilfe mit. Es iſt bitter, daß ſie, trotzdem
ſie drüben fortgeſetzt Anerkennung und Dank Seiner Exzellenz
des deutſchen Botſchafters, des Generalkonſuls ſowie der
Präſi=
denten der betreffenden Vereine entgegennimmt, im Vaterlande
ſelbſt Verkennung erfahren muß. Wünſchenswert wäre, daß
ſo=
wohl das allgemeine Publikum als auch die Preſſe nicht nach
Gerüchten und gelegentlich irrigen Notizen urteilen, ſondern
ver=
ſuchen möchten, ſich an Hand bei den maßgebenden deutſchen
Behörden eingezogener Erkundigungen eine eigene und ſachliche
Anſchauung zu bilden.
W. van Hoogſtraten.”
— Wert und Bedeutung der Kirchenmuſik. In
der vom preußiſchen Kultusminiſter dem Preußiſchen Landtag
überreichten „Denkſchrift über die geſamte Muſikpflege in Schule
und Volk” ſtehen folgende beachtenswerte Ausführungen über
Urſprung, Wert und Bedeutung der Kirchenmuſik:
„Im Boden der Volksmuſik, der volkstümlichen Kunſt, iſt
auch die Kirchenmuſik verwurzelt. Sie verdankt viele ihrer
ſchönſten Offenbarungen dem volkstümlichen Singen und der
ge=
meinſamen muſikaliſchen Kultur. Aus Kultgeſängen erwuchts der
Gregorianiſche Choral, aus Volksliedern ein Teil der
evange=
liſchen Choräle, Und die großen Werke eines Schütz und Bach
ſind im letzten Grunde aus der bodenſtändigen Kultur unſerer
Kantoreien und Singvereinigungen, unſerer Inſtrumental= und
Vokalverbände entſtanden. Dieſe kirchliche Kunſt iſt nicht an ein
Dogma gebunden, ſie iſt zeitlos und doch für jede Zeit neu, ſie iſt
textlich feſtgelegt und wirkt doch darüber hinaus bis zum freien
Anſchauen und Erleben. Die Muſik trägt den Text, das
Bibel=
wort, in eine andere Welt, in eine Sphäre, wo es keine Gegen=
Brüſſel kündigt ein Graubuch an.
TU. Brüſſel, 4. Aug. Die belgiſche Regierung
veröffent=
lichte geſtern Abend ihrerſeits die beiden Dokumente aus den
letzten Reparationsverhandlungen, nämlich das Memorandum,
das Baron Moncheur als Antwort auf den engliſchen
Frage=
bogen vom 13. Juli ausgefertigt hat und die belgiſche Note auf
den engliſchen Antwortentwurf vom 30. Juli. Die Regierung hat
gleichzeitig die Veröffentlichung eines Graubuches beſchloſſen, das
alle diplomatiſchen belgiſchen Dokumente und Studien enthalten
ſoll, die den alliierten Regierungen ſeit dem letzten Januar
über=
wieſen worden ſind.
Die engliſche Preſſe über die bevorfiehende engliſche Note
* London, 4. Aug. (Priv.=Tel.) Die Antwort der
engliſchen Regierung über die franzöſiſche und belgiſche
Erwiderung wird im Laufe der kommenden Woche vom Kabinett
beraten und nach Fertigſtellung unverzüglich den beiden
Mäch=
ten übermittelt werden.
Der Daily Telegraph huldigt der Auffaſſung, daß die beiden
Antworten unter verſchiedenen Geſichtspunkten beraten werden,
wie auch die beiden Noten der Alliierten in verſchiedenen Dingen
von einander abwichen. Dies aber ſei dann der letzte
Ver=
uch der engliſchen Regierung, eine gemeinſame Aktion
der Alliierten zu erreichen, und die engliſche Regierung wird
deshalb eine endgültige Antwort darauf finden. Die Alliierten
dürften aber keinesfalls den Eindruck gewinnen, daß
Bald=
win und ſein Kabinett ſich mit einer
Weiterhinaus=
ziehung der endgültigen Regelung zufrieden geben
würde. Der Daily Telegraph weiſt darauf hin, daß es ungerecht
wäre, ſeine Entſcheidung zwiſchen der von der belgiſchen
Regie=
rung in ihrer Antwort eingenommenen Haltung und der der
franzöſiſchen Regierung zu treffen. Die Ausarbeitung Theunis
ſei das geſchäftlich klügſte Reparationsthema, während auch die
Note Jaſpars durchaus gute Gedanken zeige. Die belgiſche
Re=
gierung ſei ebenfalls mit der lückenloſen Veröffentlichung der
Schriftwerke einverſtanden, die Einwilligung Poincarés ſei
bisher zwar noch nicht eingetroffen, aber mittlerweile ſei ja die
franzöſiſche Antwortnote geſtern veröffentlicht worden.
ſ.
Neue Noten Baldwins an die Allierten.
TU. Berlin, 4. Aug. Aus London wird gemeldet: Ende
nöchſter Woche ſoll der Schriftwechſel mit den Alliierten
veröffent=
licht werden und das Kabinett die Noten prüfen, die von
Eng=
land nach Paris, Brüſſel und Rom geſandt werden ſollen, um,
wie behauptet wird, wahrſcheinlich einen allerletzten
Ver=
ſuch zu machen, die Alliierten zur Abſendung einer
ge=
meinſamen Note an Deutſchland zu veranlaſſen. In
hie=
ſigen franzöſiſchen Kreiſen will man bereits wiſſen, daß die neue
Note in der Frage des Rates, den man Deutſchland in der
Frage des paſſiven Widerſtandes erteilen will, dem
franzöſiſchen Standpunkt noch weiter
entge=
genkommen ſoll, als in dem vorgelegent Text der
entwor=
fenen Note der Fall war.
St. Aulaire im Foreign Offfice.
EU. London, 4. Aug. Geſtern nachmittag fuchte der
franzöſiſche Botſchafter St. Aulaire den engliſchen Außenminiſter
im Foreign Office auf und wurde von dem Staatsſekretär
T. Creve empfangen. Er teilte namens des franzöſiſchen
Mini=
ſterpräſidenten mit, daß ſich die franzöſiſche Regierung
in keiner Weiſe der Veröffentlichung der
interalli=
ierten Schriftſtücke, denen Baldwin eine ſo große Bedeutung
bei=
lege, widerſetzen wolle.
Myſteröſe Andeutungen des „Matin”.
TU. Paris, 4. Aug. Der Matin vermutet, daß der
italie=
niſche Botſchafter Lord Curzon liebenswürdige Aeußerungen
ab=
gab, um dem Foreign Office gefällig zu ſein. Auf jeden
Fall=
werden Frankreich und Belgien aus dieſen immerhin
merkwür=
digen Beſprechungen eine praktiſche Schlußfolgerung ziehen und
ſich nicht mehr nur damit begnügen, im Ruhrgebiet zu bleiben,
ſondern auch ihrerſeits tätig (!) vorzugehen. Der Matin
glaubt in dieſem Fall zu wiſſen, daß der franzöſiſche Vertreter
in Düſſeldorf bereits ermächtigt worden ſei, Vorſchlägen der
rheiniſchen Induſtriellen (!) Gehör zu ſchenken und die
Möglich=
keit einer neuen Verwaltungsreform ins Auge zu faſſen.
ſätze gibt, ſondern nur ein Empfinden und Aufnehmen. Nebem
und über dem Religiöſen ſteht die ethiſche Kraft der Kirchenmuſik,
die alle Kreiſe unſeres Volkes mit gleicher Macht erfüllt. Bei der
„Matthäus=Paſſion” von Bach oder Beethovens „Miſſa
ſolem=
nis” ſcheiden ſich die Zuhörer nicht nach Konfeſſionen. Eine
ein=
zige Gemeinde erlebt dieſe Werke, eine Gemeinſchaft von
Men=
ſchen, die durch Muſik erhoben und innerlich bereichert wird.
Auch dieſe im umfaſſendſten Sinne religiöſen Feierſtunden
unſe=
res Lebens bedürfen der Feſtigung, der Sicherung durch ſtaatliche
Unterſtützung. Die Schwierigkeiten der Aufführungen nehmen
mit der wirtſchaftlichen Not zu, und gerade die großen Werke,
die zu unſerem eigenſten Nationalgut gehören, erklingen immer
ſeltener, da unſere Vereine die Mittel zu einer Aufführung nicht
aufbringen können. Dies iſt umſomehr zu bedauern, als die
Kirchenmuſik nicht allein eine religiöſe, ſondern eine alle
Men=
ſchen innerlich erhebende und beglückende Kunſt iſt.”
* Eine Hundertmillionen=Spende deutſch=amerikanifcher
Aerzte. Mehrere deutſch=amerikaniſche Aerzte haben, wie die
Deutſche Mediziniſche Pochenſchrift mitteilt, auf Grund einer
Sammlung für die notleidenden Großberliner Aerzte zunächſt
100 Millionen Mark zur Verfügung geſtellt. Dieſe Summe ſoll
der Unterſtützungskaſſe der Aerztekammer, dem Komitee zur
Ver=
ſendung Großberliner, Aerzekinder in Erholungsſtätten, der
Kohlenverſorgung für Aerztewitwen und dem Aushilfsfond der
Notgemeinſchaft deutſcher Aerzte zufließen. Ein anderer
anſehn=
licher Betrag iſt in Ausſicht geſtellt, damit ſolche Aerzte
Großber=
lins, die durch Alter, Krankheit oder ſonſtige Schickſalsſchläge
eine ſofortige Unterſtützung brauchen, Einzelgaben von einer
halben und einer Million erhalten.
* Ein italieniſcher Muſeumsverein. Wer die
Kunſtſamm=
lungen kleinerer italieniſcher Städte beſucht hat, mußte ſich oft
darüber wundern, wie hier koſtbare Schätze in verwahrloſtem
Zuſtande ſind, daß gar kein Katalog exiſtiert und daß der
ver=
antwortliche Hüter, meiſt ein Schullehrer oder Beamer,
über=
haupt keine Ahnung hat, was alles ſeiner Obhut unterſteht.
Die=
ſen Mängeln in der italieniſchen Muſeumsverwaltung will nun
nach einem Bericht des Cicerone ein neu gegründeter
Muſeums=
verein abhelfen. Er beſteht aus Muſeumsdirektoren der
ſtädti=
ſchen Sammlungen und Kunſtfreunden; das Präſidium bildet
die Direktion der Mailänder Kunſtmuſeen. Der Verein will
ſyſte=
matiſche Kataloge der kleineren Muſeen ſchaffen und in einer
Zeitſchrift den Beſtand der bisher vernachläſſigten Sammlungen
veröffentlichen. Auf dieſe Weiſe erhofft man endlich Klarheit
darüber zu erlangen, welche Kunſtſchätze ſich überhaupt in
Ita=
lien befinden und allen Kunſtſtudierenden ihre Arbeit tueſentlich
zu erleichtern.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 5. Auguſt 1923.
Niſttilter 21
Stadt und Land.
Darmſtadt, 5. Auguſt.
Jetzt gilt’s!
Markſturz ins Bodenloſe, Teuerung, die alles bisher Erlebte
in den Schatten ſtellt, empfindlichſter Mangel am
Lebensnot=
wendigſten — eine graue, gurgelnde Sturmflut iſt in den
ſom=
merlichen Frieden auch des unbeſetzten Deutſchlands
hereinge=
brochen. Der ſchützende Deich hat an mehr als einer Stelle
nach=
gegeben. Und die Sturmglocke heult durch das weite Land: Steht
auf, die Hand ans Werk, jetzt gilt’s!
Was gilt’s? Abtun zuallererſt die Gleichgültigkeit, den
ſtump=
fen, dumpfen Fatalismus, der da ſagt, die Rettungsmaßnahmen
kommen zu ſpät, es ſei alles verloren, die Ereigniſſe vom
Spät=
herbſt 1918 wiederholten ſich in zwangsläufigem, nur noch weit
ſchrecklichevem Ablauf. Dieſe Haltung iſt unmännlich. „Feiger
Gedanken bängliches Schwanken, weibiſches Zagen, ängſtliches
Klagen wendet kein Elend.” Und die Geſchichte ſtraft ſie Lügen.
Für ein Volk voll quellender, jugendlicher Kraft gibt es kein
Zuſpät. Verloren iſt nur, wer ſich ſelbſt verloren gibt. Was die
Geſchichte regiert, iſt nicht der Zwang eines unperſönlichen
Naturgeſetzes, ſondern der frei ſchaffende Wille
verantwortungs=
froher Menſchen. Die Ruhrbevölkerung ſelbſt, ſollte man
mei=
nen, hat mit ihrem frei gewollten und durchgeführten
Abwehr=
kampf ſeit ſieben Monaten dafür den unbeſtreitbarſten Beweis
geliefert. Weicht in den nächſten Wochen, auch im unbeſetzten
Deutſchland Zagheit und Lethargie einem friſchen Strom tätiger
Unerſchrockenheit und zäh ausharrender Kraft, ſo wird viel,
wenn nicht alles gewonnen ſein.
Darum: Am Himmel und am Vaterland nicht verzweifeln!
Ans Werk! Auf den Einzelnen kommt jetzt alles an. Jeder kann
Fels ſein in den gurgelnden Wellen, feſtgefügter Deich in der
Brandung, um den ſich ſammelt, was Rückhalt und Feſtigkeit
braucht: ſo wächſt das Land, das der gierigen See abgerungen
wird. Jeder, und ſei ſein Einfluß noch ſo begrenzt, ſeine Kraft
gering: indem er den Gerüchten, die jetzt wieder die Menſchen
ängſtigen, keinen Glauben ſchenkt, dem zermürbenden Geſchwätz
kleiner und verantwortungsloſer Geiſter die Türe weiſt und, weil
es eben einmal ſein muß, mutig verzichtet auf Dinge, die wir
im Kriege auch nicht hatten. Ob wohl, um nur dies eine zu
er=
wähnen, unſere Brüder in den Ruhrgefängniſſen dafür
Verſtänd=
nis haben, daß wir um der Margarinekmappheit willen im
Be=
griff ſtehen, den Kopf zu verlieren?
und aufs Zuſammenſtehen kommt jetzt alles
an. Wenn wir jetzt nicht das Spiel mit dem Bürgerkrieg laſſen,
an dem nur der Teufel ſeine Freude hat, wenn wir jetzt nicht
deutſche Brüder ſind, diesſeits und jenſeits der
Parteigrenz=
pfähle, wenn wir jetzt nicht unſer täglich Brot teilen — um die
Schlemmer und Praſſer aber einen Peſtkordon ziehen, der ſie von
unſerer Gemeinſchaft ausſchließt — wenn jetzt nicht das Rhein=
und Ruhropfer ein wirkliches Opfer wird, das ſchmerzt,
ſon=
dern nur eine ſchöne Faſſade für das in ſeiner Ruhe nicht weiter
geſtörte Eigenintereſſe — dann iſt mit der Volksgemeinſchaft die
ganze deutſche Zukunft verloren.
Zum 25. Male jährte ſich unlängſt der Tag, an dem des
deut=
ſchen Volkes Deichhauptmann Bismarck das Auge geſchloſſen hat.
Er hat gezeigt, wie man durch mutiges Deichen in verloren
ſchei=
nender Lage das Land retten und den Staat emporführen kann.
Heute iſt das Deichen und Dämmeaufwerfen an uns, an jedem
einzelnen Staatsbürger, am ganzen deutſchen Volk. Wenn nicht
alles trügt, ſtehen Entſcheidungen von weltgeſchichtlicher
Bedeu=
tung vor der Tür. Drum nur jetzt kein Erlahmen! Die
Anſtren=
gungen verdoppelt! Jetzt gilt’s!
— Ernannt wurde am 31. Juli der Kanzleigehilfe Heinrich Heil
in Darmſtadt zum Kanzliſten bei dem Amtsgericht I in Darmſtadt.
— Kirchliche Dienſtnachricht. Am 1. Auguſt wurde dem Pfarrvikar
Otto Brandau zu Nieder=Ingelheim die evangeliſche Pfarrſtelle zu
Engelſtadt übertragen.
— Zur Sitzung der Stadtverordneten=Verſammlung auf
Donners=
tag, den 9. Auguſt 1923, nachmittags 5 Uhr, iſt folgende Tagesordnung
feſtgeſetzt: 1. Neufeſtſetzung der Höhe der Kapitalbeträge für
Unter=
haltung von Gräbern; 2. Aenderung der Ortsſatzung über die Erhebung
einer Vergnügungsſteuer in der Stadt Darmſtadt; 3. Erlaß einer
Orts=
ſatzung über die Erhebung eine
er Getränkeſteuer; 4. Mitteilungen.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Am heutigen Sonntag
fin=
den wieder 2 Vorſtellungen ſtatt: um 7½ Uhr die erſte Wiederholung
des ausgezeichneten Schwankes „Die Hamburger Filiale” von
Kurt Kraatz und Max Neal, mit den Damen Eliſab. Horn und Frieda
Eichelsheim a. G. und Maria Hillburg und den Herren Br. Haxprecht,
Franz Sauer, Eduard Göbel, Hermann Schüler, Karl Lind, Herbert
Molenaar und Theo Bögel in den Hauptrollen. — Um 10.15 Uhr
pünkt=
lich beginnt die letzte Wiederholung der „Galanten Nacht”, ein
Abenteuer von Hans Bachwitz mit Bruno Harprecht und Eliſabeth Horn
a. G. in den Hauptrollen. Es iſt dies unbedingt die letzte Aufführung,
worauf nochmals beſonders hingewieſen wird.
— Ausſtellung Deutſche Kunſt 1923, Darmſtadt. In den letzten 14
Tagen ſind Verkäufe zu Stande gekommen. Erfreulicher Weiſe ſind
hierbei auch heſſiſche Künſtler beteiligt und mehrere Käufer aus
Darm=
ſtadt. Es wurden verkauft: „Landſchaft” Oelbild von Ahlers=
Heſter=
mann aus Hamburg, „Freundinnen”, Radierung von Eberz aus
Mün=
chen, die Serie „Krötenkram” von Kleukens aus Darmſtadt, „
Waldlich=
tung”, Oelbild von Jaeckel aus Berlin, „Portraitzeichnung” von dem=
1923 III von Kanoldt aus Paſing vor München, „Mühle in Südtirol II
1923 XII”. Steinzeichnung von demſelben Künſtler, „St. Andrä‟,
Blei=
ſtiftzeichnung von Georg Kirchner aus München, „Dreiklang”, Tempera=
V. H.
bild aus dem Totentanz von Throll aus Offenbach.
die neue ſtädtiſche automatiſche Fernſprechanlage in Betrieb
ge=
nommen, ſo daß künftig nicht mehr die ſeitherigen
Poſtfernſprech=
nummern der verſchiedenen ſtädtiſchen Verwaltungen angerufen die Herichtung der Friedhofskapelle zum Gedächtnis der
Ge=
werden müſſen, ſondern bei der Poſt lediglich die ſtädtiſche
Zen=
trale „Stadtamt” verlangt werden muß. Wir’verweiſen auf ſtätte unſerer Kriegstoten (aller Konfeſſionen) bildet. Der
Denkmal=
die Bekanntmachung in der heutigen Nummer.
Der Ankauf von Gold für Rechnung des Reichs und von
Reichs=
ſilbermünzen für Rechnung der Reichsbank wird vom 6. Auguſt ab nur
noch durch die Reichsbankanſtalten — alſo nicht mehr auch durch
Vermit=
telung der Poſtanſtalten — erfolgen. Beim Ankauf von Gold wird bis
gerechnet zu dem jeweilig zuletzt feſtgeſetzten Mittelkurs für Auszahlung denen jeder ſein Plätzchen hat, zu ſtummer Zwieſprache aufſuchen zu
Neu=York an der Berliner Börſe, gezahlt. Der ſich ergebende
Gegen=
wert wird auf volle 1000 Mk. nach unten abgerundet. Bei Mengen
über 0,5 Kilo fein behält ſich das Reichsbankdirektorium, gegebenenfalls
beſtimmung vor. Demnach würde für ein Zwanzigmarkſtück mit einem gewilligt. Der Gemeinderat genehmigte nun dieſen Plan und be=
Sollgewicht von 7.168 Gramm fein, bei einem Dollarmittelkurs von willigte die auf Grund eines Voranſchlags für Ausführung der Arbei=
1 100 000 Mk., ein Preis von 5 046 000 Mk. durch die Reichsbank gezahlt
werden; für ausländiſche Goldmünzen werden entſprechende Preiſe der Woche begonnen und in kürzeſter Friſt beendet werden.
gezahlt. Für Reichsſilbermünzen werden vom 6. Auguſt bis auf
wei=
teres ſeitens der Reichsbankanſtalten das 50 000fache des Nennwertes
gezahlt.
1. Landesfarbe. Das Geſetz über die rot=weißen heſſiſchen
Landesfarben und =flaggen tritt am 9. d3. Mts. in Kraft.
— Das Polizeiamt teilt uns mit: In letzter Zeit mehren
ſich die Fälle, in denen ſowohl von Herſtellern, als auch im Groß=
und Kleinhandel Miſchungen von reinem Bohnenkaffee mit
Ge=
treide= oder anderen Kaffee=Erſatzſtoffen als „Kaffeemiſchung”
und „Miſchkaffee” bezeichnet werden. Da die Anwendung
der=
artiger Bezeichnungen auf die vorerwähnten Miſchungen als
fahrläſſige bzw. als vorſätzliche Täuſchung der Verbraucherſchaft
angeſehen werden muß, machen wir Herſteller, Groß= und
Klein=
handel darauf aufmerkſam, daß wir in Zukunft gegen den
Ab=
ſatz falſch bezeichneter Kaffeemiſchungen auf Grund der
Verord=
nung über die äußere Kennzeichnung von Waren vom 13. Juli
1923 vorgehen werden.
— Der Waldgottesdienſt an den Hirſchköpfen, ſowie Hofmiſſion
muß wegen Verbot aller öffentlichen Verſammlungen ausfallen.
— Neue Kurſe in National=Stenographie für Damen, Herren und
Schüler vom vollendeten 10. Lebensjahre ab eröffnet am Dienstag,
Auguſt, in ſeinen Unterrichtsräumen im „Feierabend” der National=
Stenographenverein Darmſtadt. Unter beſtbewährter Leitung iſt
jeder=
mann hier die Möglichkeit gegeben, ein Kurzſchriftſyſtem zu erlernen,
das infolge ſeiner wunderbaren Einfachheit einen nur
achtſtündi=
gen Unterricht erfordert und trotzdem in ſeiner Höchſtleiſtung
uner=
reicht daſteht. Dieſe Vorzüge dürften bei der Wahl eines
Kurzſchrift=
ſyſtems ausſchlaggebend ſein, und kann daher die Erlernung der
Natio=
nalſtenographie nur dringend empfohlen werden. (Siehe Anzeige.)
— Milchpreiſe. Laut Vereinbarung mit den Milcherzeugern, treten
am 6. Auguſt folgende Milchpreiſe in Kraft: Stallpreis 15 000 Mk.,
Rampenpreis 17 300 Mk., Kleinverkaufspreis 22 000 Mk. (einſchl.
Ab=
gabe an die Stadt zur Verbilligung von Milch.)
Beamtenverein ehem. Militär=Muſiker. Für das am vergangenen
Dienstag ausgefallene Saalbau=Konzert findet
m Dienstag, den 7. Aug.
im Saalbaugarten ein „Großes Extra=Konzert”
ſtatt. Da Herr Georg
Greilich ſich noch in Urlaub befindet, wird Herr Obermuſikmeiſter a. D.
Auguſt Rühlemann abermals die Leitung übernehmen.
— Orpheum. Der luſtige Operettenſchwank „Wannſeeliebchen” mit
Frankfurter Gäſten in der Beſetzung, geht heute letztmalig in Szene,
Der Sonntagskartenverkauf ſteht vormittags von 11 bis 1 Uhr im
Verkehrsbüro offen. Nachmittags ab 3 Uhr bis zu Beginn der
Vor=
ſtellung ununterbrochen an der Orpheumskaſſe. Siehe Anzeige.)
— Herrngarten. Dem heutigen Promenadekonzert liegt folgendes
Programm zu Grunde. Wachet aufl ruft uns die Stimme‟, Overture
zur Oper: „Die beiden Blinden von Toledo” von Mehul. Einleitung
zum dritten Akt und Brautchor aus „Lohengrin”. „Des Hirten Morgen=
Solo für Cornet 3 Piſton. „Mondnacht auf der Alſter”, Walzer.
„Heimatklänge‟, Marſch. Aenderungen bleiben vorbehalten. Die Leitung
hat Obermuſikmeiſter Weber.
— Garten der Vereinigten Geſellſchaft. Auf das heutige, von Herrn
Hauske geleitete Konzert ſei beſonders hingewieſen. Ein
abwechslungs=
reiches, intereſſantes Programm iſt aufgeſtellt. (Siehe Anzeige.)
— Heſſiſcher Hof. Am Sonntag, abends 8 Uhr, findet wieder ein
Konzert des Beamten=Vereins ehemaliger Militärmuſiker im Heſſiſchen
Hof ſtatt. Die Leitung hat Herr Obermuſikmeiſter a. D. Aug.
Rühle=
mann.
— In Schuls Felſenkeller findet heute großes Kavallerie=Konzert
von ehemaligen Militärmuſikern bei freiem Eintritt ſtatt. Die Leitung
hat Herr Böhme. (Siehe Anzeige.)
Aus den Parteien.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Die für Sonntag,
den 12. Auguſt, nachmittags 3 Uhr, auf der Feſte Otzberg geplante
Verfaſſungsfeier wird mit einer großen Kundgebung
für die Freiheit von Rhein und Ruhr verbunden ſein. Als
Redner werden auftreten der aus Rheinheſſen ausgewieſene
Landtags=
abgeordnete Schreiber, ſowie vorausſichtlich die
Reichstagsabgeord=
neten Pfarrer Korell und Frau Dr. Lüders. Für die
Jugend=
gruppe werden Fay=Frankfurt a. M. und Leoff=Darmſtadt ſprechen.
Die Abfahrt in Darmſtadt erfolgt um 1.15 Uhr ab Hauptbahnhof bzw.
1.37 Uhr ab Oſtbahnhof. Vom Bahnhof Lengfeld, wo ein Empfang
ſeitens der örtlichen Parteileitung ſtattfindet, begeben ſich die Gäſte
unter Vorantritt von Muſik und Fahnen auf den Otzberg. Nach dem
ofiziellen Teil der Feier findet ein gemütliches Zuſammenſein im
Kur=
haus Zipfen ſtatt.
Am Dienstag, den 7. Auguſt, findet unſere monatliche
Vorſtands=
ſitzung ſtatt. Zur Beſprechung ſteht die Feier auf dem Otzberg. Die
Zuſammenkunft iſt um 8.30 Uhr im Parteilokal. Die Obleute und die
Vertrauensleute des Organiſationsausſchuſſes werden für Donnerstag,
den 9. Auguſt, zu einer wichtigen Sitzung eingeladen. Dieſelbe findet
abends 8.15 Uhr im Parteilokal ſtatt.
Demokratiſche Jugendgruppe. Die demokratiſche
Ju=
gendgruppe lädt ihre Mitglieder zu ihrem zweiten Abendſpaziergang
ein. Die Zuſammenkunft iſt am Mittwoch, den 8. Auguſt, abends um
8 Uhr am Verkehrsbureau.
Am Montag, 6. Auguſt findet abends 8.15 Uhr ein
Kommunal=
politiſcher Abend im Parteilokal ſtatt. Auf der Tagesordnung ſtehen:
„Steuerfragen”, insbeſondere Gewerbeſteuer, und Ernährungsfragen.
— Nieder=Ramſtadt, 4. Aug. Morgen Sonntag, den 5. Auguſt,
findet im Darmſtädter Wald am Lindentempel, um 8 Uhr vormittags,
ein Waldgottesdienſt ſtatt, bei dem ein Sänger= und ein Poſaunenchor
mitwirken werden.
r. Babenhauſen, 4. Aug. Hier hat ſich ein Schachklub
gegrün=
der. — Ein zweites Gaſtſpiel von ehemaligen Mitgliedern der Heſſ.
Landeswanderbühne findet kommenden Sonntag und Montag hier ſtatt.
Zur Aufführung gelangen am Sonntag: „Im weißen Rößl”, am
Mon=
tag: „Die ſpaniſche Fliege‟
Seligenſtadt, 4. Aug. Teuere Gänſe. Auf die
Wiedererlang=
ſelben Künſtler, Stilleben 1923 I, Stilleben 1923 II und Stilleben ung eines entlaufenen weißen jungen Gänschens ſetzte neuerdings ein
hieſiger Bewohner öffentlich eine Belohnung von 50 000 Mark aus.
Dieſe Tatſache geſtattet wohl einen Rückſchluß auf die im November
zu erwartenden Preiſe für Martini=Gänſe.
Ober=Schmitten, 4. Aug. Die hieſige Poſtagentur wird am
1. September in eine vollbeſchäftigte umgewandelt werden. Gleichzeitig
— Städtiſche Fernſprechanlage. Kommenden Montag wird gehen die Poſtagenturen Eichelsdorf und Ulfa ein, beide Dörfer werden
poſtlich Ober=Schmitten angegliedert.
Alsfeld, 4. Aug. In der letzten Stadtverordnetenſitzung kam auch
fallenen zur Sprache. Man denkt daran, das Innere der
Fried=
hofskapelle ſo umzugeſtalten, daß ſie zugleich eine würdige
Gedächtnis=
pfleger, Geh. Oberbaurat Walbe, hat dieſen Plan als eine ſehr
glück=
liche Löſung der Denkmalangelegenheiten bezeichnet. Sie gibt die
Mög=
lichkeit, daß in den etwa 40 Feldern der Emporebrüſtung die Namen
ſämtlicher Kriegstoten angebracht werden. Ihren Angehörigen aber
iſt Gelegenheit geboten, in einem an geweihter, friedvoller Stätte
er=
auf weiteres ein Preis von 640 Doll. für 1 Kilo fein, der Doll. um= richteten, und würdig ausgeſtattetem Raume ihre geliebten Toten, von
können. Die evangeliſche Kirchengemeinde deren Eigentum die
Fried=
hofskapelle iſt, hat in den Plan, die Kapelle in der angedeuteten Weiſe
zugleich als Gedächtnisſtätte der Kriegstoten herzurichten, unter
Zu=
durch Vermittelung der Reichsbankanſtalten in der Provinz, die Preis= ſtimmung der Vertretungen der anderen Konfeſſionen bereitwilligſt
ein=
ten geforderten 12 Millionen. Die Ausführung ſoll bereits in kommen=
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Kleines Haus. — Samstag, den 4. Auguſt.
Die Hamburger Filiale.
Schwank von Curt Kraatz und Max Neal.
Diesmal war es nichts, oder beſſer geſagt: herzlich i ſig
Denn Werte irgendwelcher Art ſucht man in dem Stück ve e
lich. Es iſt ein heilloſer Unſinn, der bühnengemäß mit Ro ine
zuſammengeſtellt iſt und ununterbrochen, auf das Lachen des
Publikums ſpekuliert. Die üblichen Verwechſelungen, die be
trogene Ehegatun, der betrogene Gatte, die betrogene F
un=
din, die betrogene Braut und ſo immer weiter geben ſei
Inhalt ab. So war denn das ganze Spiel lediglich au die
eine Wirkung eingeſtellt, womit aller Erfolg zu erzielen iſt.
man ſchuf komiſche und groteske Szenen, und das Publ um
wieherte. Die richtige leichte Sommertheatervorſtellung,
in=
geſtellt auf ein pläſierliches Vorſtadtpublikum, aber das ück
fällt aus dem Rahmen des von Harprecht bisher Gebote m;
es iſt gar zu kitſchig. — Die Rollen ſind zu unbedeu nd.
als daß man ſie hier einzeln erwähnen ſollte, geſagt
nur, daß alle Mitwirkenden nach ihren Kräften zum Erfolg e
trugen. Hervor aber hoh ſich Bruno Harprecht in ſeiner IIle
als Siegfried Cohnſtein, den er glänzend charakteriſierte; er ar
wie ein Typ des Gebr. Herrnfeld=Theaters, und dieſe Rolle
uns Harprecht auch einwal von dieſer Seite kennen lernen.
nur lachen will und keine weiteren Anſprüche ſtellt, der ko nt
bei der „Hamburger Filiale” auf ſeine Rechnung.
Union=Theater.
Lola Montez.
(Die Tänzerin des Königs.)
Die Geſchichte der ſchönen Abenteuerin wird im Film
in ſechs Akten vorgeführt. Von ihrem erſten Auftreten als Zi
ſ=
nermädel in Barcelona führt ihr Schickſal ſie nach Paris, w.ie
in Beziehung tritt zum Bürgerkönig Louis Philipp und
ſpäteren Kaiſer Napoleon III., und ſchließlich nach Müne i,
allwo ſie durch den alternden König Ludwig zum höchſten G.
erhoben wird, bis zu ihrer Flucht. Dieſe Vorführung wirkt
neswegs ſo wuchtig wie das Ruedererſche Schauſpiel „
Mor=
röte ”, das die Münchener Zeit der Lola in ſtarken dramatiſ n
Bildern zeigt. Es iſt mehr eine Folge mannigfaltigſter Begel
heiten, worin allerhand Bilder der Weltgeſchichte in guter 9
machung gezeigt werden. Ueberraſchend iſt nur, daß Barcel
im Jahre 1830 ſchon in feenhafter Gasbeleuchtung erſtral
Um ſo echter und ſchöner waren die zeitgetreuen Koſtüme
Lola. Sehr eindrucksvoll ſind die Szenen, in den die Ma
des Münchener Volkes vor dem Schloß demonſtrieren (wie r
heute ſagt), und der Vorgang in der königlichen Loge beim er
Auftreten der ſpaniſchen Tänzerin im Hoftheater. — Ellen R
ter verlieh der verführeriſchen Montez alle Reize und machte
Herrſchaft über die Männer glaubhaft. Die beſte Charakterr
vertritt Hugo Döblin als Gouverneur von Barcelona, ihr ſch
väterlicher Impreſario. Robert Scholz iſt ein guter Prinz Na
leon, während Arnold Korff aus dem nicht ganz untadeli
König Ludwig eine etwas blutleere, farbloſe Geſtalt mas
Temperament und Feuer loht in den Studenten, die ſo ſchön
die Ehre ihres Vaterlandes eintreten. Von bekannten Künſtle
die hier mitwirken, ſeien noch genannt Wilhelm Diegelma=
Heinrich George, Hans Junkermann und Georg Alexander.
Der Film iſt keine große Sache, aber es rollt ſich ein int
eſſantes Stück Zeitgeſchichte aus dem 19. Jahrhundert in re
ſehenswerter Ausſtattung vor unſeren Augen ab.
—vis
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Die Reichshauptſtadt als Erbin. Der Stadtgemeit
Berlin iſt der Nachlaß des Kaufmanns Hans Boller durch ein Vermä
nis zugefallen. Dieſe Erbſchaft iſt die wertvollſte, die ſeit längerer 3
der Stadt vermacht worden iſt. Sie beſteht nämlich zum Teil aus
Kurſe ſehr geſtiegenen und begehrten Effekten ſowie aus Schwei;
Franken= und tſcheſlowakiſchen Kronenforderungen im Geſamtwerte v
mehr als 10 Milliarden Mark.
Sprechende Zahlen. Innerhalb der letzten 24 Stunden ſi
n Groß=Berlin neun Selbſtmorde verübt worden. In den meiſt
ällen waren Not und Krankheit die Urſachen. — Das nächtliche Obde
war im Monat Juli belegt von 69 777 männlichen und 5070 weiblich
Perſonen. In der gleichen Zeit des Vorjahres betrug die Freque
40 463 und 2299. — Die Zahl der Forſtdiebſtähle nimmt in erſchrecke
dem Maße zu. Der letzte Polizeibericht verzeichnet allein aus den Be
liner Forſten dreizehn ſolcher Fälle.
Schamloſe Ausbeutung der Rentner.
Freiburg. Gegen eine Reihe von Händlern mußte wegen 1
lauterer Machenſchaften ein Verfahren eingeleitet werden, das von d
Handelsabteilung der Polizeidirektion durchgeführt wird. Ein Rin
von Händlern ſchloß ſich zu einheitlichem Einkauf der in den Tagesblä
tern ausgeſchriebenen Möbel zuſammen. Die Adreſſen werden vertei
und die meiſt in Not befindlichen Verkäufer derart bearbeitet, daß
die betreffenden Gegenſtände, die von den Aufkäufern nicht ſchlecht un
minderwertig genug beurteilt werden, zu einem Spottpreiſe losſchlaget
Darauf wird unter den Händlern eine „Börſe” veranſtaltet, bei der d
einzelnen Möbelſtücke verſteigert werden. Der Verſteigerungserlös (al
züglich der Geſtehungskoſten) kommt den Mitgliedern der Geſellſcha
gleichmäßig zu. Nach der Anſchauung der Wucherpolizei erſcheint es i1
Intereſſe des darbenden Mittelſtandes und des Rentnerſtandes, der ſie
zum Teil nur durch den langſamen Verkauf ſeines oft wertvollen Ir
ventars vor dem Hunger retten kann, dringend geboten, dieſem Ver
fahren ein Ende zu machen.
Der Freiburger Raubmord.
Freiburg. Zum Raubmord an der Frau Dänzer Witwe wiri
von der Staatsanwaltſchaft mitgeteilt, daß von den Angehörigen fü=
Ermittelung und Ergreifung der Täter eine Belohnung von 5 Millioner
und vom Juſtizminiſterium eine ſolche bis zu 5 Millionen Mark aus
geſetzt worden iſt.
Schwäbiſches Eiſenbahnidyll.
Kempten. Ein luſtiges Geſchichtchen erzählt uns das Allgäuel
Tageblatt: Das Lokalzügle nach Pfronten fuhr kürzlich vom Zollhaus
ab und den Rodelsberg hinan. Oben an der Station angekommen,
be=
merkte man mit Schrecken, daß man vergeſſen hatte, den Zugführer
mit=
zunehmen. Was war zu machen? Kurzerhand fuhr man mitſamt deu
Reiſenden wieder zurück, um den Zurückgelaſſenen zu holen. Dann ging
es mit erneuter Kraft dem Ziele der Fahrt zu.
Etwas für den Vater Staat.
Friedrichshafen, 2. Aug. Der Grenzzollbehörde fiel eine
an=
genehme Beute von drei Wagen mit Fahrrädern, die in die Schweis
geſchmuggelt werden ſollten, in die Hände. Die Strafſumme und
viel=
leicht auch die Fahrräder, fallen dem Staat zu, der ſolche „Schenkungen”
zurzeit gut brauchen kann.
Rummer 214.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 5. Auguſt 1923,
Seite 5.
Was ein Turner in München erlebte.
Hengersberg. Ein arges Mißgeſchick paſſierte einem hieſigen
Burſchen, der gelegentlich des Turnfeſtes in München weilte. Er ließ
ich das Münchener Bier ſo munden, daß er gbeads aus Trunkenheit ſein
Quartier nicht finden konnte. Es blieb ihm daher nichts anderes übrig,
als im Freien zu nächtigen. Dieſes Freiquartier ſollte ihm jedoch teuer
zu ſtehen kommen. Als er in der Frühe wieder zu Sinnen gekommen,
eine Lage betrachtete, waren Uhr, Geld und ſelbſt die Stiefel
ver=
ſchwunden. Während der Bedauernswerte als „Bierleiche” in Münchens
(nlagen herumlag, lag inzwiſchen in der Heimat ſeine Großmutter auf.
* Totenbahre.
Sport, Spiel und Turnen.
Fuaßbaik.
Sportverein 98 gegen V. f. N.=Darmſtadt 2: 1 (2: 1).
* Das Spiel begann offen und friſch, doch gelang es zunächſt keiner
beiden Mannſchaften, einen Durchbruch bis zum Erfolg
durchzu=
ren. Sportverein zeigte ſich merklich überlegen und konnte ſeine
jhrung kurz vor Halbzeit durch zwei knapp aufeinander folgende Thre
m Ausdruck bringen. Eine Minute ſhäter brachte ein ſtrammer
urchbruch auch V.f.R. den gewünſchten Erfolg. Nach Halbzeit wurde
s Spiel weſentlich ruhiger, manchmal ſogar ausgeſprochen ſclsppend.
rotz vereinzelter ſchöner Bälle konnte an dem Ergebnis nichts mehr
ändert werden.
Leichathtletik.
Babenhauſen. Die hieſige Polizeiwachtabteilung
hält heute ihr diesjähriges Jahresſportfeſt auf dem
Exerzier=
platz ab. Sie will mit den Wettübungen und turneriſchen Vorführungen
zeigen, wie der Sport der polizeilichen Ausbildung dienſtbar gemacht
wird. Heute vormittag ſind Stafettenvorläufe, Neunkampf und eine
Radfahrquadrille; rachmittags kommen zur Vorführung:
Reiterdrei=
kampf, Schleifenraub, Reiterquadrille, Wagenfahren, Frejübungen,
Py=
ramiden, Polizeigriffe und Entſcheidungskämpfe. Die Preisverteilung
iſt um 6.30 Uhr auf dem Sportplatz. Ein guter Sport ſteht in ſicherer
Ausſicht.
Kraftfahren.
* Vom Klauſenpaßrennen. Die genauen Reſultate zeigen
erſt die großen Erfolge der an Zahl weit hinter den übrigen
Nationen zurückſtehenden deutſchen Teilnehmer. In der
Klaſſe: Kategorie für Wagen von 1101—1500 Kubikzentimeter, belegten
Aga, Wanderer und N. S. U. die drei erſten Plätze, und Aga
ſiegte auch im Rennen der Amateure in der gleichen Kategorie. Plaziert
waren außer den Dürkoppwagen, die in der dritten Kategorie
Zweiter, Dritter und Sechſter wurden, noch Selve in der gleichen
Kategorie, ſowie Aga und Benz in der Klaſſe der Rennwagen. Die
Wagen der Firmen Stehr, Ceirano und Steiger, die in den Hauptklaſſen
Preiſe erhielten, ſowie vieler anderer fuhren Continentalreifen.
Pferdefport.
— Heute gelangt in Verlin=Karlshorſt das Große Berliner
Jagd=
nnen zum Austrag, wozu ſiih die beſte Klaiſe der Hindernis= und
ggdpferde vereinigt. Es ſtarten: Magelone (Bismark), Herzog (Oertel),
rbas (Naſh), Maral (Dyhr), Minor (Herr v. Weſternhagen),
Rau=
adelein (Wurſt), Lilienſtein (Saager), Immelmann (Herr v.
Falken=
uſen), Tippel (Lüder), Chalzit (Lerrcki), Giroflie (Edler), Baleſtrina
tys), Cid (Bär), Herero (Abolph). Ein ſchönes Feld, welches bei
de=
oßen Diſtanz von 5000 Meiern dem Zuſchauer manch
abwechſlungs=
hes Bild bieten wird. Nach den letzten Erfolgen ſollte die aus dem
all Weinberg ſtammende, jetzt aber dem Stall Rich. Oswald
ange=
rende Stute Magelone mit dem guten Reiter Bismark, wenn die
5 Kilogramm nicht zu ſehr drücken, die meiſten Ausſichten haben,
gewinnen. Ein alter Spezialiſt für derartige Rennen iſt der alte
rbas; es fragt ſich aber, ob er mit diefen guten Pferden wie
Ma=
one und Herzog die Pace halten kann. Gur im Rennen befindet ſich
d mit 63,5 Kilo, der die Ueberraſchung bringen könnte.
R
Pasäet
Kinderwagen
sind wreitberühmt und unerreicht
Jeder Wagen trägt dle Fabrikmacke Bwunachr
— Ueberall erhältlich.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kl. Haus), abends
7½ Uhr: „Hamburger Filiale‟
— Union=, Reſidenz=,
Cen=
tral=Theater Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen. —
Orpheum, 8 Uhr
Herrngarten,
„Wannſeeliebchen”. —
11 Uhr: Promeandekonzert. — Rummelbräu, 4 Uhr: Konzert. —
Garten der Vereinigten Geſellſchaft, abends 8 Uhr:
Oeffentliches Konzert (Leitung; H. Hauske). —
Bürgergeſang=
verein Beſſungen: 60jähr. Stiftungsfeſt im Orangeriegarten,
An unſere Poſtbezieher!
Der Bezugspreis für Monat Auguſt iſt
freibleibend mit Mk. 30 000.— bei der Poſt
angemeldet worden. Die inzwiſchen
einge=
tretene Geldentwertung bedingte jedoch einen
(6586
Bezugspreis von
Mk. Ba000.—
Wir bitten um Ueberweifung des
Differenz=
betrages von Mk. 60900.— auf unſer
Poſt=
ſcheckkonto 1301 Frankfurk a. Main.
In Darmſtadt werden wir die Nachzahlung
wieder durch Boten kaſſieren laſſen.
Der Berlag des Darmſtädter Tagblatts.
O
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”.
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: i. V.:
Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Geiten
und Unterhaltungsblatt.
Emma Lotz.
Karl Hörbert
grüßen als
VERLOBTE
Darmstadt
Arheilgen
August 1923
KRRGS 4
Statt Karten
Eliſabeth Backes
Hermann Tuppeck
Verlobte
Darmſtadt Auerbach a. d. B.
Heinheimerſtr. 69
Bahnhafſtr. 28
5. Auguſt 1923
(*22014
Aenne Sondheimer
Dipl.=Ing. Franz Levy
Verlobte
Todes=Anzeige.
Plötzlich und unerwartet
ver=
ſchied heute an den Folgen eines
Unglücksfalls mein lieber Mann,
mei treuſorgender Vater, unſer f
treuer Sohn, Schwiegerſohn,
Bruder, Schwager und Onkel
so
Heinrich Schafer
In tiefer Trauer:
Anna Schäfer, geb. Henkel
und Kind
Die Beerdigung findet Montag,
den 6. Auguſt, nachmitt. ½2 Uhr,
vom Portal des Waldfriedhofs aus
ſtatt. Von Beileidsbeſuchen bittet
man abzuſehen. (6593
Darmſtadt
vobrechtſir. 10, I.
Charlottenburg
Zu Hauſe 11. und 12. Auguff.
We 3
Wary Helene Schatz
Leon Frohmann
VERLOBTE
Mänchen
Mänchen
iltesbergerstr, 23, I. Herzog
Heinrich-
straße 32, part.
Darmstädt
Tugust 1923
Wendelstadtstraße 40
Baaßt 4
Statt Karten!
Helene Diess
Karl Krick
VERLOBTE
armstadt, im August 1923
Grüner Weg 28
ollerstr. 13
Wfc )
att Karten.
Nachruf.
Infolge Unglücksfalls ſtarb am
3. ds. Mts, unſer lieber Kamerad
Heinrich Schäfer
Leutnant d. L. a. D.
Er war uns ſtets ein guter
Kamerad und werden wir ihm
ein treues Andenken jederzeit
bewahren.
Die Beerdigung findet am
Montag, nachm. ½2 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt. — Die
Kameraden werden gebeten, voll=
(6596
zählig zu erſcheinen,
Verein ehem. Untffz.
des Leib=Drag.=Regts. 24
Verein
ehem. Heſſ. Leib=Drag.
Else Graf
Karl Geiß=
VERLOBTE
Nach langem, ſchwerem, mit
großer Geduld ertragenem Leiden
entſchlief Freitag Morgen meine
liebe Frau, meine treuſorgende
Mutter, unſere Schweſter,
Schwä=
gerin und Tante
geb. Thunig
im Alter von 58 Jahren.
Im Ramen der trauernd. Hinterbliebenen:
Karl Rienäcker u. Sohn.
Die Beerdigung finder Montag,
6. Auguſt, nachm. 2½ Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt. (*22136
Darmstadt
bacherstr. 109
Midda
Darmstadt
ARff4 9
Ihre am 4. August
statt-
fundene Vermählung
sehren sich anzuzeigen
Karl IIlert
Paula Illert
geb. Nau
armstadt, Heturichstr. 80.
Wſt
Heute Nacht iſt meine liebe Frau
unſere gute, teuere Mutter und
Schwiegermutter
Anng Jockel, geb. Hammann
nach kurzem Krankſein ihrem Sohn
in die Ewigkeit gefolgt.
In tiefer Trauer:
Rechnungsrat Heinrich Jockel
und Familie.
Darmſtadt, 4. Auguſt 1923
(*22120
Roßdörferſtraße 21.
Die Beerdigung finder Montag,
. Auguſt, nachm. 3 Uhr, von der
Kapelle des alten Friedhofs aus
ſtatt. — Von Beileidsbeſuchen
bitten wir abzuſehen.
u. Tafelwage
verkäuf=
lich. Nehme Fahrrad
mit in Tauſch (*22137
Wenckſtr. 5, 3. St.
Elegante, neute
D.=Halbſchuhe
dunkelbr.,
Shimmh=
form, Gr. 37/6,
preis=
wert zu verk.
Anzu=
ſehenv. 7-8 Uhr abends
Arheilger Str. 31, p. (*2005
Eleg., neuter
Klappkinderwagen
weit unt, Ladenpr.
abzugeb. Riedeſelſtr.
Nr. 39, Mſd. (*22066
Habe meine (vun2mig
Tätigkeit wieder
aufgenommen.
Dentiſt
fned
chgef
Allted Schar fer
Eliſabekhenſtr. 5, I.
Dr. Vot
unterbricht ſeine
ärzt=
liche Tätigkeit bis
22. Auguſt. Vertreten
durch die Herren
San.=Rat Dr. Göring,
Sior, Bönning und
Z
H
Aſthma u. Rheuma
kann in etw. 15 Woch,
geheilt werden. —
Sprechſtunden in
Frankfurt a. Main,
Neue Mainzerſtr. 8,
2 Tr. (
Untermain=
brücke), jeden
Mitt=
woch von 8—1 Uhr.
Spezialarzt
Dr. med. Ziegelroth
früher Dr. Alberts).
„Magerkeit-K
Schöne volle
Körper=
form d. unſ.oriental.
Kraftpillen (f. Damen
hervorragend, ſchöne
Büſte), preisgekr. m.
gold. Medaille u
Ehrendiplomen. In 6=8
Wochen b. 30 Pfd.
Bun. Gar, unſchädl.
Aerztl. empf. Streng
reell. Viele
Dank=
ſchreib. Preis: Packg.
(100 St.) ℳ 22000 frbl.
zuz. Porto (Poſtanw.
od. Nachn.) Fabr. D.
Franz Steiner & To.,
B. m. b. H., Berlin,
W30/371.
In Darmſtadt zu
haben bei: Medizinal=
Drog. Fr. R. Veckenhaub
Schulſtraße, (E.2319
Hahrhaftes Preisaussckreihen des Dr. Unklatig!
Dr. med. Unblutig, Professor der Kukirologie,
spricht: Werte Zeltgenossen! Wer diese Zeit genießen
muß, der hat nicht viel zu genießen. Das Einzige,
was es in der jetzigen Zeit zu kaufen gibt, ist Kohl.
Aber zum Kohl gehört unbedingt ein ausgiebiges,
nicht zu weich gekochtes Stück Schweinebauch. Es
glkann selbstverständlich auch ein anderes Stück
Schweinefleisch sein.
Haben Sie heute noch ein paar Schinken und
Speckseiten in Ihrer Vorratskammer, oder eine
An-
zahl Brat-, Mett-, Leber-, Blut- und Knackwürste?
Das war einmal, in der wirklich guten, alten Zeit.
Alle diese guten Dinge, die einen gesunden Magen
noch gesünder machen, können Sie in Hülle und Füfle
haben, denn der 1. Preis des Preis-Ausschreibens, das
Wißmann. (*22114 hiermit erlassen wird, ist
1 lebendes, fettes Schwein
Gewicht etwa 3 Zentner.
Reiztherapie), (E,205 Der 2. Preis ist ein geräucherter Schinken, der 3. Preis
ein Postpaket Dauerwurst, der 4. ein Postpaket Kakao,
der 5. ein Postpaket Reis. Außerdem 10
Anerken-
nungspreise (je 1 Gans), 10 Trostpreise (je 1 Hase) und
weitere 25 Trostpreise (je 1 Huhn).
An dem Preisausschreiben kann sich Jeder
betei-
ligen, der die bisher erschienenen Anzeigen „In Dr.
Unblutigs Sprechstunde” und die noch folgenden
Inserate einsendet.
Bedingung ist, daß die Inserate mit den
verschie-
denen Bildern und Texten, die sämtlich aus der
gleichen Zeitung entnommen sein müssen, portofrei
nit genauer Adresse, die Vornamen, Zunamen und
Beruf enthalten und mit Tinte geschrieben sein muß,
eingesandt werden.
Wer diese Bedingung nicht genau erfüllt, scheidet
von vornherein aus.
Die eigentliche Aufgabe ist folgende!
Jeder Preisbewerber soll:
1. auf einen zweiseitigen Bogen mit ungefähr 5
Zeilen kurz seine Ansicht über die millionenfach
be-
währten Weltartikel Kukirol-Hühneraugen-Pflaster
und Kukirol-Fußbad niederschreiben:
2. mit einem beliebigen Bekannten über
die Kukirol-Fabrikate und Kukirol-Reklame
sprechen, und dessen Namen, Beruf und genaue
Adresse auf dem gleichen Bogen
nieder-
schreiben. Außerdem soll noch kurz und
un-
geschminkt geschrieben werden, was dieser
Bekannte über das in vielen Millionen Fällen
bewährte Kukirol-Hühneraugen-Pflaster, oder Sckuts-
das in sehr vielen Fällen bewährte Kükirol-Fußbad und
ferner, was dieser über die Kukirol-Reklame gesagt hab.
Es hat also jeder Bewerber die Ausschnitte allen
erschienenen und noch erscheinenden Unblutig-
In-
serate und den Bogen mit den Niederschriften an die
untenstehende Adresse portofref einzusenden."
Alle Bewerbungen sind bis spätestens 36 Tage
nach Erscheinen der letzten Unblutig-Anzeige
einzu-
reichen; was später kommt, scheidet aus.
Nach Ablauf dieser Frist findeb die Preisverteilung,
über die das Los unter Vorsitz eines vereidigten
Notars entscheidet, statt.
Die Preise verden nach der Entscheidung
schnell-
stens den preisgekrönten Bewerbern frei ins Haus
geliefert.
Der 1. Preis, ein fettes, etwa 3 Ztr. schweres Schwein,
wird von einem Prokuristen der Kukirol-Fabrik in
der Nähe des Wohnortes des Gewinners eingekauft,
wobei der Gewinner zugegen sein kann.
Das Schwein wird dem Gewinner an seinem
Wohn-
orte persönlich gegen Quittung übergeben.
Die Transportkosten trägt selbstverständlich die
Kukirol-Fabrik.
Das Ergebnis des Preisausschreibens wird nach
er-
folgter Entscheidung in dieser Zeitung bekanntgegeben.
Die Preisaufgabe wurde absichtlich nicht so leicht
gemacht, um die Beteiligung möglichst
eißzuschrän-
ken und damit die Gewinnaussichten für die
Teil-
nehmer zu verbessern.
Alle Einsendungen sind an die Werbe-Abteilung
der Kukirol-Fabrik Groß-Salze 303 bei Magdeburg
zu richten.
Kukirol, das in vielen Millionen Fällen bewährte
Pflaster gegen Hühneraugen, Hornhaut, Schwielen
und Warzen, ist in allen größeren Apotheken und
Drogerien zu haben.
Bei Fußschweiß, Wundlaufen und Brennen der
Füße leistet das Kukirol-Fußbad ganz hervorragende
Dienste. Dieses nerven- und muskelstärkende Präparat
reinigt die Füße auch sehr gut und ist für Jeden, der
viel geht und steht, eine wahre Wohltat.
Es gibt einige Geschäfte, denen wir nichts liefern,
und diese versuchen deshalb, andere, angeblich „auch
sehr gute Präparate” loszuwerden.
Meiden Sie derartige Geschäfte und gehen
Sie in das nächste! Die kleine Mühe lohnt
sich bestimmt.
Achten Sie auch recht genau auf die
Ku-
kirol-Schutz-Marke, da nicht nur unsere
Fackungen, sondern auch unsere Schutz-Marke
Von schmarotzenden Konkurrenz-Firmen nach-
(V, 6559
Marke geahmt werden.
Kukirol-Fabrik Gross-Salze 303 bei Hagdeburg.
[ ← ][ ][ → ]Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 5. Auguſt 1923.
Rnutmer 21
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
79)
(Nachdruck verboten.)
Erneſtine Pfeil kam zurück, das nicht übermäßig laute
Ge=
räuſch der hinter ihr zuklappenden Tür erſchien mir hart, ich
hob die Hand und mahnte zur Ruhe.
„Iſt etwas?” fragte Erneſtine angſtvoll.
„Nein. Nichts,” ſagte ich.
„Mein Gott, Sie machen ſolch Geſicht, iſt denn — der
Zu=
ſtand — iſt denn Gefahr?”
„Nein — Sie haben doch ſelber den Arzt geſprochen.”
„Ach, der ſagt mir nicht die Wahrheit.
Ich trat zu Erneſtine und führte ſie ins Wohnzimer
nebenan, damit Günter nicht irgendwie geſtört werde. Sie ließ
es geſchehen und ſetzte ſich ſchwer auf einen Stuhl. „Alſo doch,”
ſagte ſie.
„Wie kommen Sie darauf?”
„Ich mußte es Ihnen ja anſehen, wie Sie mich betrachteten.”
Ich ſchwieg, was ſollte ich antworten?
Erneſtine Pfeil weinte in langem leiſem Schluchzen. „Der
arme Junge‟. Ich trat zu ihr. „Frau Pfeil, Sie dürfen nicht ſo
ſein, er lebt, und es iſt alle Hoffnung, daß er geſund wird.”
„Wirklich?”
„Ja, wirklich”, ſagte ich, wie ich es durfte.
„och will hineingehen zu ihm.”
„Sie müſſen ihn jetzt nicht ſtören”
Da blieb ſie.
Wieder zogen meine Gedanken den alten Kreis: Günter,
Ma=
rie Louiſe, der Tod.
Erneſtine bat mich, die Nacht über zu bleiben. Ich ſagte zu.
Die Schweſter zur Nachtpflege kam, ſie wollte Marie Louiſe
ſprechen. Erneſtine Pfeil ging, um meine Tochter zu holen, aber
ſie kehrte allein zurück: Marie Louiſe lehne es ab, das
Kranken=
zimmer zu verlaſſen, die Schweſter möge nur hereinkommen, ſie
ſelber werde die Nacht hindurch wachen.
Die Schweſter verließ uns, wir ſaßen, ohne zu reden.
Die Nacht kam heran, draußen wurde es ganz dunkel. Der
Regen rann unaufhörlich, ſonſt war alles ſtumm. Trübe und
traurig lag es vor den Fenſtern, das fließende ſchwarze Einerlei,
beklemmend war es im Zimmer, das eine kleine Lampe ſpärlich
erleuchtete.
Erneſtine Pfeil legte ſich auf das Sofa, ich ging langſam
umher, hin und wieder ſprachen wir von Günter. Danm gaben
wir das Reden wieder auf, es war ſo ſinnlos.
Günter, Marie Louiſes Gefährdung, der Tod: ſo klopfte es
in mir, ſtets die gleichen Motive.
Leiſe Schritte nebenan, ich warf einen Blick auf Erneſtine
Pfeil, die ſchlief, öffnete vorſichtig die Tür — da ſtand Marie
Louiſe, und nun lehnte ſie ſich an meine Bruſt und ſchlang die
Arme um meinen Hals. „Vater, es iſt ein bißchen beſſer, ich
glaube, es iſt ein bißchen beſſer.”
Zugreifend faßte ich ſie mit den Armen und hielt ſie feſt, die
einen Augenblick ſchwankte.
Marie Louiſe lag ganz ſtill in meinem Arm, dann machte ſie
ſich los. „Ich muß zurück.
„Willſt Du denn auch jetzt nicht ruhen?”
„Jetzt, wo wieder Hoffnung iſt, o nein. Ach Vater, wenn ich
ſo fühle, wie der Herzſchlag langſam, langſam immer ein ganz
klein wenig beſſer wird!“
Ich wollte Erneſtine Pfeil die gute Nachricht bringen und
rief ſie an, aber ſie erwachte nicht; da weckte ich ſie nicht, ich löſchte
das Licht, ſetzte mich in einen Lehnſtuhl und ſchloß die Augen
und ſchlief ein. Als ich erwachte, dämmerte es, ich ſah nach der
Uhr, es war fünf vorbei, Erneſtine Pfeil ſchlief immer noch. Ich
ging zur Tür des Krankenzimmers und horchte, kein Laut war
zu vernehmen, unſchlüſſig zögerte ich, ob ich eintreten ſolle, aber
ich ſürchtete, Günter zu ſtören, andererſeits trieb es mich, zu
er=
fahren, wie es mit ihm ſtehe. Ich überlegte, was zu tun ſei, bis
mir der Gedanke kam, durch das Schlüſſelloch einen Blick in das
Zimmer zu werfen.
Ich ſah gerade das Kopfende des Bettes, Günters
Oberkör=
per und daneben Marie Louiſe. In dem ſonſt verdunkelten
Raume waren die beiden Geſichter, beſonders das Marie
Louiſes, deutlicher ſichtbar, da ſie von dem Scheine einer
Nacht=
lampe beleuchtet wurden. Günter lag ruhig mit geſchloſſenen
Augen, er ſchlief offenbar feſt. Marie Louiſes Blicke waren auf
ihn gerichtet, aufmerkſam trotz des ſtundenlangen ermüdenden
Wachens. Günter machte eine Bewegung, Marie Louiſe faßte
vorſichtig nach ſeinem Puls und hielt ihn einige Augenblicke.
Dann ließ ſie ſeine Hand los, erhob ſich ſehr langſam, beugte
ſich über ihn und ſtreichelte einmal ſein Haar, eine Weile
betrach=
tete ſie das Antlitz des Kranken, dann ſetzte ſie ſich wieder, faltete
die Hände und verharrte in der früheren ruhigen Stellung. Ich
glaubte zu ſehen, daß ſie lächelte, daß ſie ſich noch einmal erheben
wollte, aber ſich zurückhielt.
Hintex mir hörte ich ein Geräuſch, ich wandte, mich um:
Erneſtine Pfeil war aufgewacht und hatte ſich erhoben. Nun
berichtete ich ihr von der offenbaren Beſſerung in Günters
Befinden, ſie ſchüttelte ſchlaftrunken den Kopf und ſagte: „Wie
iſt es möglich, daß ich inzwiſchen ſchlafen konnte, wie iſt es
möglich?"
„Ich will zu ihm gehen,” ſagte ſie, immer noch etwas
be=
nommen, und was iſt mit Marie Louiſe?” Als ich ihr ant=
wortete, daß ſie drin bei Günter wache, ſagte ſie nochmals: (nd
ich habe geſchlafen inzwiſchen.” Mit geſenktem Haupte
ſta=
ſie
vor mir, und nun ergriff ſie meine beiden Hände und hie ſie
feſt. „Ich bin ihr ſo dankbar,” ſagte ſie, „und wenn —
Günter wieder geſund wird, es mag ja übertrieben ſein, ber
meinen Sie nicht auch, daß es Marie Louiſes Verdienf iſte
Wie eine Heilige war das Mädchen, wirklich, ich kann’s ſcht
anders ausdrücken: wie eine Heilige.”
Wenige Minuten, nachdem Erneſtine Pfeil mich ver ſſen
hatte, kam Marie Louiſe zu mir ins Wohnzimmer. Ihre
waren ſo froh, daß ich daneben die Ermüdung ihrer ſig
überſah.
„Vater,” ſagte Marie Louiſe, „ich glaube, jetzt iſt er ßei
Gefahr.”
„Nun, Gott ſei Dank!” Ich nahm ſie bei, den Hä en,
„Was für ein tüchtiger Menſch Du biſt, Marie Louiſe.”
„Ach, das war doch nichts Beſonderes.”
„Es wwar ein Höhepunkt, den Du da erreicht haſt, 2rie
Louiſe, oder meinetwegen ein Examen, ſehr viel ſchwere als
die Schweſternprüfung, und Du haſt es beſtanden, und fzu
möchte ich Dich wirklich beglückwünſchen.”
Marie Louiſe lachte. „Du ſprichſt ſo feierlich.”
Ja, mir iſt auch feierlich zumkte, ich habe ſehr viel Reiekt
vor Dir, und ich hätte gar nicht gedacht, daß es ſo ſchön iſt ſen
vor ſeinem Kinde zu haben.
Marie Louiſe lehnte ſich an mich, ſie ſagte: „Weißt u.
was ich jetzt möchte? Mich da aufs Sofa legen, und Du ißt
Dich neben mich ſetzen. Ich kann mich wirklich jetzt ausrrn
es iſt keine Gefahr dabei.”
Eine Weile lag ſie ſtill, dann begann ſie zu erzählen: rſt
habe ich an gar nichts gedacht, da habe ich nur geſeſſen und
if=
gepaßt, ſo genau aufgepaßt auf jedes Geräuſch, jeden Aten ig,
da konnte ich einfach nicht denken, und wenn die Gedanken ſe
kamen, habe ich ſie ſchleunig verjagt, es war keine Zeit zum
Th=
ſinnen. Dann traten Ruhepauſen ein und plötzliche Schwi en
und dann wieder Ruhe. Da fiel mir auf, daß ich daran ge ht
hatte, zu beten, und gemeint, nun ſei Wichtigeres zu tun, 1s
erſchien mir als eine Sünde. Ich glaube ja nicht, daß der
Gott die Menſchen ſo ſtraft oder belohnt, aber ich hatte eben d
Angſt, bis ich mir ſagte, daß das Unſinn ſei, denn Gott uſe
ein vernünftiges Zugreifen doch mindeſtens ebenſo einſch
wie ein Gebet. Und da hatte ich doch Recht, nicht wahr, Vat
„Ja, ſicher.”
Und dann kam mir noch ſolch ein Gedanke. Ich hätte
recht getan, weil ich Günter heiraten wollte, obgleich Du
gegen warſt, und nun räche ſich das Schickſal, und nur,
wen=
auf ihn ganz und gar verzichte, ihn nicht wiederſehen wr
dann würde er geſund werden, ſonſt — vielleicht — nicht.”
(Fortſetzung folgt.)
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Deviſen=
ſeſchaffungsſtelle G. m. b. H., Berlia, hat bei ihren Ermittelungen in
den letzten Tagen feſtgeſtellt, daß ausländiſche Wertpapiere, insbeſondere
iſterreichiſche Bankaktien, vom Auslande eingeführt worden ſind.
Ent=
gegen den Beſtimmungen des § 7b der Deviſenverordnung haben
in=
ändiſche Banken die ihnen zum Erwerb angebotenen Aktien
kommiſ=
fonsweiſe begeben. Derartige Geſchäfte ſind ſtraſbar. Dieſe
unberech=
igte Effekteneinfuhr iſt hauptſächlich dadurch veranlaßt worden, daß
jer die öſterreichiſchen Bankaktien neuerdings weit über die Parität
ur Wiener Börſe — bis zu 50 Prozent — bewertet worden ſind. Die
deviſenbeſchaffungsſtelle hat ferner feſtgeſtellt, daß Bankgeſchäfte, die
icht Deviſenbanken im Sinne der Deviſenverordnung ſind,
Deviſenkauf=
ufträge annehmen, ohne weitere Formalitäten an eine Deviſenbank
eitergeben und im eigenen Namen mit dieſer abrechnen. Ein ſolches
erfahren iſt unzuläſſig, denn jede Bankfirma, die nicht Deviſenbank im
nne des Geſetzes iſt, bedarf zum Erwerb von Deviſen in jedem
ein=
inen Falle der vorherigen Genehmigung des Finanzamtes, wenn ihr
ht eine Handelskammerbeſcheinigung erteilt iſt, was in den wenigſten
ällen zutreffen wird.
Die Crebit=Abſchreibungen. Die Mitglieber der
empel=Vereinigung haben ihrer Kundſchaft folgendes
Schrei=
zugehen laſſen: „Mit Wirkung vom 6. 8. 23 ab werden Kaufaufträge
ffekten nur unter der Vorausſetzung entgegen genommen, daß der
nde den entſprechenden Gegenwert auf ſeinem Konto gut hat, oder
ſo=
bei Erteilung des Auftrages einzahlt.
* R. Wolf A. G., Magdeburg=Buckau. Die Geſellſchaft
uft per 31. Aug. a.v. G.=V., die über Erhöhung des Grunk hitals
20 Mill. Mk. mit 25 % einzuzahlender Stammaktien und übe:
Um=
dlung der beſtehenden 20 Mill. Mk. Vorzugsaktien in Stammaktien
Dividendenberechtigung ab 1. 4. 23 Beſchluß faſſen ſoll. Ferner iſt
Ansgabe von 90 000 Stück auf den Inhaber lautender Genußſcheine
je 1000 Mk. beabſichtigt, wovon ein Teilbetrag von 45 000 Stück
alten Aktionären derart zum Bezuge angeboten werden wirb, daß
om. 2000 Mk. alte Aktien ein Genußſchein über 1000 Mk. zu einem
feſtzuſetzenden Kurſe bezogen werden kann. Die reſtliche Hälfte
Genußſcheine ſoll beſtmöglichſt verwertet werden. Das derzeitige
nkapital beträgt 90 Mill. Mk., beſtehend aus 70 Mill. Mk. Stamm=
20 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Bei Annahme und Durchführung des
waltungsvorſchlags wird das Kadital ſich zukünftig auf 110 Mill.
ſtellen, und zwar ausſchließlich Stammaktien.
* Vulkanwerke, Hamburg und Stettin, A. G. Die
ſellſchaft beantragte in der letzten G.=V.: Kapitalserhöhung um
Mill. Mk. Stammaktien auf 55 Mill. Mk. Stammaktien. Die Kapi=
Zerhöhung wurde begründet mit der Abſicht der Verwaltung zur
führung der neuen, von den Vulkanwerken erfundenen Kuppelung
Dieſelmotoren, ein Schiff auf eigene Rechnung zu bauen, um die
ppelung praktiſch vorzuführen; außerdem zur Anſchaffung von
Loko=
tivbarren, um das Werk auch im Lokomotivbau konkurrenzfähig zu
ten. Eine Oppoſitionsgruppe bekämpfte die vorgeſchlagenen
Aus=
ebedingungen, wodurch ſich jedoch die Verwaltung bei der beantrag=
Transaktion nicht beeinfluſſen ließ. Somit werden von den neuen
ten nur 5 Millionen Mk. den alten Aktionären im Verhältnis 8:1
10090 % angeboten, während der Reſt von einem Konſortium
über=
imen und im Intereſſe der Geſellſchaft verwertet werden wird. Die
zoſition erhob Proteſt zu Protokoll, nachdem ihr Antrag, die Aktien
Börſenkurs den Aktionären anzubieten, abgelehnt worden war,
Verſicherungsweſen.
h. Sübweſtdeutſche Transportverſicherungs=A.=
Stuttgart. Die Geſellſchaft wurde mit einem Aktienkapital von
Mill. Mk., einzahlbar mit 25 Prozent, und einem Agio von 25
Pro=
für den Organiſationsfonds, errichtet. Von den Gründern wurde
geſamte Aktienkapital übernommen. Gegenſtand des Unternehmens
die Transportverſicherung, ſowie die Rückverſicherung in allen
Ver=
rungszweigen.
Preisaufſchläge.
Kohlen=Preis=Erhöhung um 125—143. Prozent.
Entwicklung der Preis= und Lohnverhältniſſe veranlaßte geſtern die
ane der Köhlenwirtſchaft, ab 2. 8. gültige Kohlenpreis=Erhöhungen
unehmen. Es handele ſich nicht nur darum, eine mit den
Berg=
itern vereinbarte Lohnerhöhung abzugelten, ſondern darüber
hin=
in den Kohlenpreiſen einen Geldentwertungs=Faktor
einzukalku=
n. Nach langwierigen Verhandlungen einigte man ſich einſtimmig
n, daß die Erhöhung der Kohlenpreiſe für die Reviere des beſetzten
etes um etwa 143 Prozent und für die anderen Reviere um etwa
Prozent feſtgelegt wurden.
Handeisbia
wb. Berlin, 4. Aug. Die Wertmeßziffer in der
Damenkonfek=
tion und die Schlüſſelzahl des Textil=Einzelhandels wurde laut „
Deut=
ſche Konfektion” ab 6. Auguſt auf 16 000 feſtgeſetzt.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Bei unglcheimäßiger
Preisbildung war die Haltung am Produktenmarkt überwiegend feſt.
Weizen bleibt nach wie vor knapp zur Verfügung. Schleſien hat zur
Deckung ſeines Bedarfs weſentlich höhere Preiſe als die geſtern
notier=
ten angelegt. Für Roggen hat ſich die Nachfrage für ſofort lieferbare
Ware bei erhöhten Geboten verſtärkt. Neue Ware war für die zweite
Auguſthälfte vom überwiegenden Teile von den Landwirten reichlicher
angeboten. Für Gerſte, Hafer, Mais und Mehl war die Nachfrage bei
zumeiſt erhöhten Preiſen rege.
* Mannheimer Wochenberichte. Getreide: Die
Ernte iſt in vollem Gange, wird aber durch Niederſchläge teilweiſe
ge=
ſtört. Die Gerſte iſt etwas dünn ausgefallen, Korn und Weizen
da=
gegen tragen volle Aehren. Unter letzterem befinden ſich aber neben
ausgereiften harten Körnern auch noch ſehr viele weiche und ganz
grüne. Zum Teil ſteht ſogar noch Sommerweizen ganz grün auf den
Feldern. Von der neuen Ernte iſt bis jetzt nur neue Wintergerſte an
den Markt gekommen. Das Angebot iſt aber im allgemeinen etwas
größer geworden, da nun die Läger in alter Ware geräumt werden zur
Aufnahme der neuen. Große Kaufluſt zeigte ſich aber gerade nicht; es
fehlt bei dem großen Geldmangel an den nötigen baren Mitteln. Man
hofft durch die Ausgabe größerer Geldſcheine auf eine baldige Behebung
der Geldmittelknappheit, und mit der größeren Andienung neuer Ware
auf ein lebhafteres Geſchäft; aber eine Verbilligung iſt kaum zu
erwar=
ten ohne Markbeſſerung. Damit iſt aber bei den für Deutſchland
un=
günſtigen Erklärungen in den engliſchen Parlamenten nicht zu rechnen,
eher noch mit einer weiteren Verſchlechterung. An der Spitze der
dies=
wöchentlichen Preisſteigerung ſteht Gerſte mit einer glatten
Verdoppe=
lung von 1,8—1,9 auf 3,6—3,8 Mill. Mk., ihr folgt dichtauf Roggen von
1,8—2,0 auf 3,3—3,6, und erſt an dritter Stelle kommt das bisherige
Favoritprodukt Weizen von 2,8—3,6 auf 5,0—5,2 Mill. Mk. pro Tz.
bahnfrei Mannheim. Weizen iſt gegenwärtig in Süddeutſchland
weni=
ger ſtark gefragt im Gegenſatz zu Norddeutſchland, wo das Angebot
längſt nicht die Nachfrage befriedigen kann. Nord= und
Mitteldeutſch=
land verſorgen bekanntlich faſt den ganzen Süden mit Weizenmehl, ſeit
die großen Mannheimer Handelsmühlen durch die Beſetzung ſtilliegen,
und bedürfen deshalb auch größerer Mengen Weizen. Hafer hielt mit
den anderen Getreidearten ziemlich Schritt und erhöhte ſeinen Preis
von 1,6—1,9 auf 2,8—3,5 Mill. Mk. Die Offerten in ausländiſchem
Weizen lauten wieder faſt 1 Mill. Mk. höher als die inländiſchen.
Mehl: Die ſüddeutſchen Mühlen kamen wieder einmal mit etwas
Weizenmehl Spezial Null heraus, und verlangten dafür 8 Mill. Mk.
pro Doppelzentner ab ſübdeutſche Stationen, während die
mitteldeut=
ſchen Mühlen ebenfalls für ihr Fabrikat 8 Mill. Mk. ab dortige
Sta=
tionen verlangten. Die Nachfrage war vor dem 1. Auguſt etwas größer.
Die zweite Hand verkaufte zu Anfang der Berichtswoche Weizenmehle
mit 6,3—6,4, am Ende mit 7,2—8,0 Mill. Mk. Weizenbrotmehl koſtete
5,8 und Roggenmehl 5,8—9,0 Mill. Mk. pro 100 Kilo ab Mühlenſtation.
Futtermittel: Die Börſenwoche verlief in ſehr feſter
Ten=
benz. Rauhfutter, deſſen Preisſteigerung ſich in voriger Woche
aus=
nahmsweiſe in ſehr mäßigen Grenzen hielt, hat einen kräftigen Ruck
nach aufwärts gemacht. Die Heuernte iſt vorbei, die Scheunen der
Land=
wirte ſind gefüllt, und was ſie abſtießen, befindet ſich nun in feſten
Hän=
den. Das Angebot iſt deshalb nicht mehr ſo ſtark. Die Preiſe haben
ſich um 50—80 Prozent erhöht, nämlich Wieſenheu von 220—260 000 auf
380—420 000 Mk., Luzernekleehen von 240—290 000 auf 460—480 000 M..
Preßſtroh von 180—200 000 auf 300—340 000 Mk.; neues Bundſtroh
wurde mit 300 000 Mk. der Doppelzentner bewertet. Von anderen
Futtermitteln wurde Weizenkleie mit 1,8—20 gegen 1,0—1,1, Biertreber.
und Malzkeime mit 1,8—2,0 Mill. Mk. der Dz. ab Verladeſtation
ange=
boten. Raps koſtete 6,4 gegen 3,3—3,6 Mill. Mk. pro 106 Kilo.
Kolonialwaren: Das Abzugsgeſchäft war vor der
Tarif=
erhöhung gut. Die Verfaſſung des Marktes iſt ſehr feſt, was ſich auch
in der Preisſteigerung ausdrückt. Sie ſtellt nämlich alle anderen in den
Schatten. Bei Kaffee iſt mehr als eine Verdreifachung eingetreten.
Kaffee Santos roh koſtete 630—710 gegen 205—944, gewaſchen 766—816
gegen 270—286 bei nur mäßig erhöhtem Zoll von 47 060 auf 53 820,
Tee gut 900—950 gegen 360—390, mittel 951—1 050 gegen 391—450, fein
1051—1 400 gegen 451—560 bei 114 796 gegen 91 014 Mk. Zoll,
inländi=
ſcher Kakao 200—220 gegen 110, holländiſcher 300 gegen 125—130 bei
83 438 gegen 66 192 Mk. Zoll, und Burmareis 88 gegen 30 — alles in
Tauſenden von Mk. pro Kilo ab Mannheim. Tee und Reis verteuerten
ſich demnach nicht ganz um das 3fache, Kakao nahezu um das 2fache.
Tabak: Sonnenſchein und Niederſchläge haben den Stand der
Tabakpflanzen merklich gebeſſert und viele Schäden wieder gut gemacht.
Die Nachfrage nach alten Tabaken iſt andauernd ſehr ſtark. Die Händler
geben nur Ware gegen fremde Währung ab und die Fabrikation hat
5. Auguſt 1923 Nr. 214
auch Käufe mit ſolchen getätigt; die Pflanzer dagegen, die noch
vorjäh=
rige Tabake beſitzen, halten dieſe überhaupt nicht feil. Mit großen
Schwierigkeiten hat die Fertigfabrikation zu kämpfen. Sie hat ſtarken
Abſatz und große Aufträge, kann dieſe aber nicht durch Kauf von
Roh=
tabaken ausgleichen, da es ihr an Deviſen fehlt. Rippen ſind ſehr
ge=
ſucht, gegen Mark ſchwer exhältlich, wer aber holländiſche Gulden hat,
kann ſeinen Bedarf eindecken.
Obſt: Die Getreideernte, die die Landwirte gegenwärtig
haupt=
ſächlich beſchäftigt, bringt nur mäßige Zufuhr auf die pfälziſchen
Obſt=
märkte. Große Nachfrage hat die Preiſe enorm geſteigert. So wurden
für Pfirſiche 28—46 000 Mk., für Mirabellen 35—51 000 Mk., Pflaumen
15—38 000 Mk., Birnen 6—12 000 Mk., Aepfel 6—12 000 Mk., Aprikoſen
35—44 000 Mk., Heidelbeeren 40—46 000 Mk., Zwetſchen 30—42000 Mk.,
Johannisbeeren 7—8000 Mk., Reineclauden 28—36 000 Mk., Kirſchen
25—40 000 Mk. das Pfund im Großhandel ab Markt bezahlt.
Wein: Der gefürchtete Schädling des Weinbaus, die Reblaus,
das Oidium und der Sauerwurm treten in ſtarkem Maße in den
ver=
ſchiedenen Weinbaugebieten auf, und werden von den ſtagtlichen
Wein=
bauanſtalten bereits alle Maßnahmen gegen das weitere Umſichgreifen
und für die Bekämpfung getroffen. Die Weinbergbeſitzer werden zu
baldmöglichſter Beſpritzung aufgefordert. In der Pfalz im Bezirk
Berg=
zabern wurde ein bereits einige Jahre alter Reblausherd entdeckt, der
eine Rebfläche von etwa 50—80 Hektar befallen hat. Die betroffene
Ge=
wann wurde ſofort abgeſperrt. Sonſt zeigen die Reben einen guten
Stand. Von Verkäufen oder Verſteigerungen in größerem Umfange
wurde in der Berichtswoche nichts bekannt. Die Preisforderungen haben
ſich der Geldentwertung und der Steigerung anderer Waren
ange=
glichen.
* Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review, Cleveland in
Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und
Stahlmarktes: Die Kaufluſt beſſert ſich und ſpricht für
wachſen=
des Vertrauen in die Marktlage. Die Walzwerke im Bezirk von
Chi=
kago haben zurzeit den beſten Auftragsbeſtand ſeit ſechs Monaten. Die
Ausſichten auf höhere Erzeugungskoſten infolge der geplanten
Abſchaf=
fung der Zwölfſtundenſchicht führen zu einer Befeſtigung des Marktes.
die Eiſenbahnen verhandeln wegen der nächſtjährigen Schienenabſchlüſſe.
Es wurden viele Oeltankanlagen in Auftrag gegeben, um die
Ueberpro=
duktion an Petroleum zu ſpeichern. Die Preiſe für ſüdliches Roheiſen
ermäßigten ſich auf 24,00 Dollar. Die Juni=Ausfuhrziffer betrug rund
176 000 To., die Einfuhrziffer 68 000 To., worunter 30 000 To.
Roh=
eiſen, dapon 16 000 To. aus England. Britiſche Walzwerke unterboten
Amerika für eine Lieferung von 20 000 Normalkiſten Weißblech für
Ja=
pan, das mit dem Stahltruſt 10 000 To. Schienen abſchloß. Die
Grob=
blechwalzwerke haben Aufträge vorliegen, die 85—100 Prozent ihrer
Leiſtungsfähigkeit entſprechen. Die Nachfrage nach Bauſtahl ſteigt.
Börſen.
Börſenbericht für die Zeit vom 30. 7.—4. 8. B,
mitge=
teilt von der Deutſchen Bank. Filiale Darmſtadt. Am Deviſenmarkt
ſetzte ſich bereits zu Beginn der Berichtswoche die völlige Angleichung
der offiziellen Notierungen an die Parität der ausländiſchen Markkurſe
durch. Der Dollar erreichte dabei den Kurs von 1 100 000 und dieſes
Niveau blieb auch während der ganzen Woche beinahe unverändert
be=
wahrt. Umſo größer waren dagegen die Kursänderungen an den
Effek=
tenmärkten. Hier löſte die Deviſenſteigerung der Vorwoche eine neue
Welle der Markflucht aus, ſo daß es an der Montagbörſe zu
außer=
ordentlich ſtarken Kursſteigerungen kam. Einen ganz beſonders großen
Umfang nahmen dieſe am Markte der Montanwerte an, wo mehrere
füh=
rende Werte wie: Bochumer Guß, Phoenix, Deutſch=Luxemburger, ihre
Kurſe verdoppeln konnten. Auf anderen Gebieten erfolgten
Aufwertun=
gen der Kurſe bis zu etwa 50 Prozent des vorhergehenden Standes. Der
Geſchäftsumfang war jedoch ſchon an dieſem Tage nicht allzugroß und die
Kurserhöhungen waren häufig mehr durch eine außerordentliche
Mate=
rialknappheit, als durch ungewöhnlich ſtarke Nachfrage bedingt. Am
Mittwoch ſetzte ſich die allgemeine Aufwärtsbewegung zunächſt noch
wei=
ter fort, doch machte ſich an dieſem Tage bereits eine gewiſſe
Abgabe=
neigung, beſonders bei der Berufsſpekulation bemerkbar und an der
Freitagsbörſe kamen die von dieſer Seite vorgenommenen Realiſationen
auch in der Kursgeſtaltung deutlich zum Ausdruck, indem die vorher
be=
ſonders ſtark in die Höhe getriebenen Werte der Montan=, Chemie= und
elektriſchen Induſtrie zum Teil ſehr fühlbare Kurseinbußen erlitten,
während allerdings eine große Reihe variabler Werte und die übergroße
Mehrzahl der am Kaſſamarkte gehandelten Papiere ihre Kurſe weiter
beträchtlich erhöhen konnten. Die Urſache dieſes teilweiſen
Tendenz=
wechſels iſt zweifellos in der äußerſt geſpannten Lage des Geldmarktes
zu ſuchen, wie ſie in der Erhöhung des Reichsbankdiskontſatzes von
18 auf 30 Proz, und in den ungewöhnlich hohen Zinsſätzen, die für
täg=
liche Gelder an der Börſe bezahlt wurden, zum Ausdruck kommt. Auch
die innerpolitiſche Lage, die eine zeitlang einen Rücktritt der
Reichs=
regierung wahrſcheinlch erſcheinen ließ, legten der Börſe
Zurückhal=
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Pfungstadt, jakob Limbriell, Aberstädlterstr.
Darmstadt, Adolpb Rady, Limmerstragse.
Das Hofpflaſter des der
Discontogeſell=
ſchaft gehörigen Hauſes, Rheinſtraße 14
iſt wegen Umbaues zu verkaufen.
Angebote ſind an das (6565
Architekturbüro
Markwort & Heibert
Darmſtadt, Kaſinoſtraße 8, zu richten, wos
ſelbſt auch nähere Auskunft erteilt wird.
Abgabe aus laufendem Schluß monatlich
mehrere Ladungen
Braunkohlen
für Induſtrie und Hausbrand, Anfragen”
(G5ſä
Telephon Fulda Nr. 890.
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„adenzeitang
Nummer 31
Darmſtädter Tagblatt
5. Auguſt 1923
K
eutſche Gegenwartsſchriftſtellerinnen.
Von Dr. Ella Menſch.
Af
WII.
* Marie Diers.
Sie ſchaut im allgemeinen mehr und tiefer als alle jene
oren, die unentwegt nach den Kronen der Moderne ſtreben
das Abſonderliche ſüchen. Aus dem Bilde der
Gegenwarts=
ratur läßt ſich Marie Diers mit ihren Büchern nicht gut
weg=
ken. In eine beſtimmte Rubrik läßt ſie ſich ſchwer einordnen.
ſes ſchöngeiſtige Reden und Getue iſt ihr fremd. Ihr feſter
derdeutſcher Charakter, der gar keine Zugeſtändniſſe an den
tblikumsgeſchmack duldet, kommt in jedem Buch zum Ausdruck,
dies nun eine einfache, ſchlichte Erzählung aus dem
Fami=
nleben mit all ſeinen verwickelten Aufgaben und
Vorkomm=
ſen, wie etwa „Frau Eliſabeth‟ „Der Witwenhof”, „Feind
d Erbe‟, „Das Herz im Holze” oder ein breit ausgeſponnener
man wie „Der Spießer”, „Die Patienten des Doktor
Unge=
ch”, „Der Herrgottsſchulze”, der die Entwicklung eines ganzen
dens aufrollt, — immer hat der Leſer das Gefühl, als ob die
uſchen der Diersſchen Bücher ſelbſt auftreten, und vor der
rfaſſerin ihres Weſens Kern enthüllten, ſo daß ſie ſelbſt nur
Liu zuzeichnen brauchte, was ſich vor ihrem inneren Auge abſpielt.
Worte „Realismus” und „Naturalismus” ſind dermaßen
Den
braucht, daß ich ſie auf die Geſtaltungskunſt der Marie Diers
18,0 zt gern anwenden möchte, weil ſie im Grunde leerer Schall
45 Gn
Die Stoffwelt, der ſie ſich mit Vorliebe zuwendet, ſtellt
U7
kinderreiche Pfarrhaus, der Beruf des Lehrers und des Arz=
Zuweilen werden auch Abſtecher ins Kunſtgebiet gemacht,
da kann die Autorin aus ihren eigenen ſchriftſtelleriſchen
Er=
eungen manchen wertvollen Beitrag liefern. In einem der
der eren Bücher, „Die Apotheke Hinſtorp”, ſtreift ſie das
blem hellſeheriſcher Veranlagung und rückt ſogleich weit ab
all den Quackſalbern, die neuerdings das Hellſehen,
Voraus=
n, Verkehr mit Geiſtern uſw. zu einer ſogenannten „
Wiſſen=
ft” herausgebildet haben. Vielleicht behandelt Marie Diers
Steinerſche Richtung etwas zu ſehr von oben herab. Sie kann
grundehrliche Ueberzeugung eben niemals verleugnen. Am
ſſten meldet ſich in ihren Weſen die Patriotin, die um das
iu
erland wirklich in tiefſter Seele Leid trägt und den
furcht=
n Fall, den Deutſchland getan, nicht verſchmerzen kann.
Un=
elbar nach dem kläglichen, grotesken Zuſammenbruch, als
a viele und nicht eben die ſchlechteſten Autoren ihre Federn
ten, um ſich mit den Geſchehniſſen literariſch
auseinander=
tzen, blieb Marie Diers ſtumm. Was aus ihrer Arbeitsſtube
Produktionen hinausging, rührte nicht an die Gegenwart.
zu ihren Freunden, zu ſolchen, die wie ich die gleiche
Geſin=
g hegten, ſprach ſie ſich aus. Wohl auch in öffentlichen
Vor=
en. Und nun, nach einem Aufenthalt im Ruhrgebiet und
Fahrt zu den deutſchöſterreichiſchen Brüdern und
Schwe=
in Kärnten, hat ſie ſich innerlich ſo weit geſammelt, zur
e gezwungen, um das zu ſagen, wofür gerade ſie die ſtarken,
3 äußere Pathos vermeidende Töne hat.
Es iſt ein Propagandabuch von durchgreifender Schlagkraft.
es ins Schwediſche, Spaniſche, Holländiſche überſetzt wird.
nur nebenbei. Und es läßt ſich auch mit keinem Werk, das
ts an das furchtbare Thema des franzöſiſchen Blutfriedens
igetreten iſt, irgendwie vergleichen. „Franzoſen im
d” von Marie Diers lerſchienen bei F. K. Koehler, Leipzig!
ie Arbeit einer deutſchen Frau, erwachſen auf dem Boden
mütterlicher Lebens= und Liebeskraft, geſpeiſt von jener
en Beobachtung, jener klaren Anſchauung, die nie am Ziel
eiſchießt, ſich aber, mag auch das Herz noch ſo zucken in mil=
Schmerz über die Schandtaten, die an einer wehrloſen
Be=
rung mitten im ſogenannten Frieden verübt werden, auch
iberſchreit oder vergreift. Die Sprache und Ausdrucksweiſe
ſt und ſchlicht. Auf den 226 Seiten zieht in Lapidarſchrift
Folkstragödie vorbei, in der Deutſchland ſeit den Tagen des
ehnten Ludwig immer das Opfer der Ränke und der rohen,
iſchen Gewalt des landhungerigen Frankreichs geweſen iſt,
d ſeine Diplomaten ins Philoſophenboot ſtiegen und es den
ſchen Weſtleuten überließen, die Welt mit niederträchtigen
n über Deutſchland zu erfüllen. Wenn unſere Feldgrauen
wehmütige Lieder ſangen mit dem Kehrreim „In der
Hei=
jabts ein Wiederſehen”, ergötzten ſich die Franzoſen an
Tex=
die: „Deutſche, wir werden Eure Töchter beſitzen! Ihre
S smähnen werden ſchleppen in Blut. Sie werden ſich damit
Heſicht verhüllen, wenn ſie Euch ſchlägt, die Stunde der
igung!” Und die kleinen Kinder hören ſchon aus einem
öſiſchen Bilderbuch Verſe wie: „Kein Mitleid im Herzen
ie Boches — für die Boches. Schlitzt auf den Bauch den
en Schweinen. Wie werden wir uns freuen, den feigen
zu ſchlachten!” Vor dem Einbruch ins Ruhrgebiet zeigte
Du in dir nur trägſt den Punkt,
In dem ſich alles, faßt und findet
Und löſt und bindet —
Du biſt die Welt und nicht das laute
Vieldeutig immer andere Ding,
Das ſich ſo nennt, das niemand kennt
Und nichts und alles iſt! — Du biſt die Welt
Und nicht die Länder, nicht die Meere,
Die du durchquerſt in raſchem Flug.
Auch nicht, was Menſchenkönnen ſchuf —
Du biſt die Welt und du allein —
Und biſt du Gottes, wird ſie Gottes ſein!
Cäſar Flaiſchlen.
RBro
Heſ
eine franzöſiſche Zeitung ein Bild: eine große Frauengeſtalt, wie
ſie dem deutſchen Arbeiter die Kehle zuſchnürt. Eine paſſende
Illuſtration zu den verſchiedenen Drohnoten.
Wenn wir zurückdenken, wie 1871 in der Stunde, da Paris
ſich ergab, ſchon die deutſchen Lebensmittelzüge bereit ſtanden,
die hungernden Pariſer zu ſpeiſen, wie dem gedemütigten Feind
kein roher Fußtritt mehr gegeben wurde, wie Bismarck ihm
ſel=
ber half, durch Kolonien ſich neue Hilfsquellen zu verſchaffen —
wenn wir uns ferner erinnern, wie weſtfäliſche Bergleute von
der Ruhr mit ihrem Direktor ſofort zur Stelle waren, um den
im Kohlengebiet von Courrieres durch einen Grubenbrand im
Schacht eingeſchloſſenen Bergleuten Hilfe zu bringen. Sie kamen
mit todesmutiger Hilfsbereitſchaft, mit ihren beſſeren Werkzeugen,
ihrer höheren Technik. Sie retteten alle. Jetzt trägt Frankreich
ſeinen Dank ab im Kohlenſyndikat! Franzöſiſche Soldaten
drin=
gen in die für die Ruhrbevölkerung geſandten
Lebensmittel=
wagen, rauben die Kannen mit Milch, ſchlagen auf unſere
Be=
amten mit Kolben ein, und junge Mütter ſehen franzöſiſche
Hunde die vollen Schalen mit Milch auflecken, während für ihre
Kinder über ein Jahr kein Tröpflein mehr vorhanden, für die
Säuglinge in der Woche dreimal ein Schnapsgläschen voll.
In die Jahre des Dreißigjährigen Krieges mit ſeinen
Mar=
tern und Folterqualen glaubt man ſich verſetzt, ſobald man die
Folgen und den Umfang des grauenvollen Wortes „verhaftet”
überſieht. In Haft oder Gefangenſchaft liegen bei den
Fran=
zoſen heißt: Mißhandlung und unbeſchreibliche Pein erdulden.
Die „Widerſpenſtigen”, die ihrem Land die Treue halten, werden
mit hochgereckten Armen an Latten gebunden, mit teuflich feinen
Inſtrumenten die ſchmerzempfindlichſten Stellen gepeinigt, die
Köpfe gegen die Wand geſtoßen, die Drahtpeitſche arbeitet. Und
in Aktenberichten heißt es dann: „Die Leichen waren ſo bis zur
Unkenntlichkeit zugerichtet, daß ſie von Kameraden nur an ihren
Kleiderfetzen wiedererkannt wurden. Und dann die
Ausweiſun=
gen der ſtandhaften Eiſenbahner!. In wenigen Minuten hab=
und heimatlos. Trotzdem in der Geſamtheit der ernſten, kantigen
Weſtfalengeſichter eine gewaltige, eiſerne Selbſtverſtändlichkeit.
Kein langes Reden, keine Berauſchung an Worten und
Schwü=
ren. Eine Ruhe geht von dieſem Volksſtamm aus, vor der ſelbſt
der Tod zu ſtutzen ſcheint.
Berichtigung. In dem Aufſatz über Helene
Böh=
lau muß es heißen: Rackowitza.
nk. Ueber die Abdichtung von Staudämmen arbeitet nach
der Zeitſchrift. Die Waſſerkraft” ſeit 1918 ein Ausſchuß des
ſchweizeriſchen Wirtſchaftsverbands. Die für die Dichtung von
Staudämmen und Kanälen wichtige Lehmdichtung wurde in der
Verſuchsanlage an der Sihl bei Zürich erprobt. Profeſſor B.
Zſchocke gibt an, daß nur fetter, hochplaftiſcher Lehm möglichſt
ohne Kalzium=Karbonat ſich zur Dichtung eigne und daß für den
Einbau der Dichtungsſchicht der Lehm den richtigen Waſſergehalt
haben müſſe. Endlich muß die Dichtungsſchicht, wenn ſie nicht
dauernd unter Waſſer liegt, mit einer ausreichenden Schutzſchicht
ſogleich überdeckt werden. Dichtung durch Einſchlemmung von
Lehm in Sand oder ſonſt einen feinen körnigen Untergrund iſt
bei wagerechtem oder ganz flach geböſchtem Grund erfolgreich
und nur, wenn die Böſchung dauernd benetzt bleibt. Anders
ver=
hält ſich ein Untergrund von lockerem Kies. Wenn in ihm Lehm
eingeſchlemmt wird, ſo bildet ſich eine Lehmkiesſchicht, die ſtein=
Der gute Bekannte.
Von Karl Lütge.
ſoffnungslos ſuchte ſeit Wochen Johannes Gareis eine
ung, und er glaubte kaum noch an die Möglichkeit, je eine
zu finden. Da traf er beim Barbier ſeinen alten Freund
macher, der ſich von jeher guter Beziehungen zu allen
mög=
lid Leuten gerühmt hatte, und der alte Freund Schuhmacher
wl nichtig auch ſogleich in der Lage, etwas für den ſtellungs=
10 Johannes Gareis tun zu können.
ge Haſt Du ein Glück, Kerlchen! Ich habe etwas ſehr, ſehr
für Dich! Nur ein Wort zu Kommerzienrat Petraſch, Du
ſchon, von den großen Pertraſchſchen Werken draußen.
Lommerzienrat iſt ein guter Bekannter von mir. Wie
ge=
ſa nur eim Wort von mir. . ."
ie Hoffnungsloſigkeit Johannes Gareis” ging
begreiflicher=
raſch in Hoffnungsfreudigkeit über, und er wollte gerade
von innigſtem Dank ſagen, da öffnet ſich die Tür, und ein
I2 icher, gut gekleideter Herr trat in den Laden.
reudig bewegt und anteilsvoll flüſterte der Barbier, der
der Unterredung der beiden Freunde geweſen war:
Kommerzienrat Petraſch. .! Wen man nennt, der kommt
ge3 1t!” ſchloß er dann ſchwung= und überzeugungsvoll.
Terkwürdigerweiſe ſchien der gute Bekannte des
Kommer=
zie 4s aber gar nicht erfreut von dem Eintritt ſeines guten
Be=
ka 1en zu ſein. Dahingegen empfahl er ſich mit auffälliger
nach wenigen unverſtändlichen Worten und unterließ es
den Kommerzienrat, ſeinen guten Bekannten, eines
S teilhaftig werden zu laſſen.
n den Barbierladen kam er auch nie wieder, und wenn er
ſer. Freund Gareis ſah, machte er einen weiten Bogen um ihn.
eſpannt fragte der junge Komponiſt ſein Gegenüber am
haustiſch:
So, kennen Sie auch den hieſigen Operndirektor perjönlich
u=
24
HHh
Bekannter von mir, junger Freund!”
„Ach?!”
In des jungen Komponiſten Bruſt wogten die Gefühle
ſicht=
bar erregt durcheinander, und erſt mühſam formten ſeine Lippen
eine neue, kaum minder erwartungsvolle Frage:
„Ob man wohl leicht als Fremder bei ihm ankommt?"
Das Gegenüber wehrt mit beſtimmter Geſte ab.
„Nein. Auf keinen Fall!”
„Ach?!”
Nach knapp verwundener ſchmerzhafter Enttäuſchung die
neue taſtende, vorſichtige Frage des jungen Tonkünſtlers:
„Wäre es wohl unbeſcheiden, wenn ich Sie bitten würde,
ſich für meine Oper bei Ihrem hohen Bekannten einzuſetzen?”
„Machen wir!. Auf der Stelle. . .
„Aber ich bitte recht ſehr! Zu einer Ihnen ganz gelegentlichen
Zeit natürlich nur. Und nur, wenn es Ihnen nicht die mindeſten
Umſtände verurſacht. Sie müßten mir auch erlauben, daß Ihnen
im Falle des Erfolges Ihres Schrittes aus der Fabrik meines
Vaters ein Kronleuchter, wie Sie ſich ihn ſchon lange wünſchten,
koſtenlos geliefert wird.”
Die Augen des Gegenübers des jungen Tonkünſtlers
weite=
ten ſich und er beteuerte eifrig, daß er das nicht annehmen könne.
„Ach, bitte, machen wir doch darüber keine Worte . . ., das
iſt doch ſelbſtverſtändlich. . .
Der junge Komponiſt brach ab. Sein Geſicht überzog eine
freudige Röte. Ein ganz ungeheuerlicher Glückszufall kam ihm
im Augenblick zu Hilfe: Da, am Nebentiſch, hatte, ganz für ſich,
Operndirektor Hannewacker Platz genommen und ſchien
offen=
bar Ausſchau zu halten nach einem ſeiner Bekannten, um ſeinen
ſtadtbekannten Spätnachmittagsplauſch zu halten. Klopfenden
Herzens erwartete der Tonkünſtler ein Zeichen, ein vertrauliches
Korfnicken ſeines Bekannten hinüber zu dem Operngewaltigen,
oder umgekehrt.
Aber nichts dergleichen erfolgte. Fatalerweiſe hatte dagegen
der Bekannte jetzt nicht eine einzige Sekunde Zeit und mußte,
um eine wichtige Verabredung innezuhalten, in ein anderes
Lokal. Er verſprach aber, im beſprochenen Sinne zu beſſerer
Zeit den Operndirektor, ſeinen guten Bekannten, den er nicht
hart wird und beim Trocknen nicht reißt. Dieſe Miſchung nennt
man Lehmbeton.
nk. Natürlicher Indigo wird nach dem Bericht H. Hellers
in der „Umſchau in Wiſſenſchaft und Technik” Frankfurt a. M.
in Indien zwar noch immer gewonnen, jedoch vermag er dem
Wett=
bewerb insbeſondere des deutſchen ſynthetiſchen Indigo immer
weniger zu widerſtehen. Die indiſche Regierung unternimmt
da=
her große Anſtrengungen, durch Verbeſſerung des natürlichen
Erzeugniſſes ſeine Marktfähigkeit zu ſteigern. Insbeſondere
wird neuerdings ein Trockenverfahren ausgeübt, durch das der
Indigo in ein ſehr feines leichtes Pulver übergeführt wird.
Eine Mahlung iſt damit überflüſſig und die Herſtellung verbilligt
worden. Endlich ſind lebhafte Verſuche engliſcher Chemiker im
Gange, den natürlichen Indigo in Paſtenform auf den Markt zu
bringen. Man glaubt auch dadurch, das künſtliche Erzeugnis
verdrängen zu können. Allerdings iſt es bisher nicht gelungen,
dieſe Paſte immer gleich ſtark zu machen und ihr einen immer
gleichmäßig ausfallenden Farbton zu geben. Ein ſcharf
innege=
haltener Gehalt von 20 Prozent Reinindigo und immer gleicher
Farbton ſind aber gerade die für den Verbraucher wichtigen und
bisher unerreichten Vorzüge des künſtlichen Indigos, ſodaß die
Ausſichten des Naturerzeugniſſes einſtweilen nicht günſtig ſind.
nk. Der Uhu in Württemberg. Der Uhu — der König der
Eulen — mit ſeinen großen, ſcharf blickenden Goldaugen iſt in
Württemberg als Brutvogel je länger je mehr im Ausſterben
be=
griffen. Er tritt nach dem „Deutſchen Jäger” nur noch ganz
ſelten in der Schwäbiſchen Alb auf und iſt im allgemeinen auf
Gegenden zurückgedrängt, die zwar landſchaftlich voller Reize ſind,
in denen aber die Niederjagd eine untergeordnete Rolle ſpielt.
Mitte des vorigen Jahrhunderts niſteten Uhus noch alle Jahre
in der Nähe des im Württemberger Land wohl bekannten
Schloſſes Lichtenſtein auf der Rauhen Alb auf einem felſigen
Grund mit ſteilen Wänden — dem ſog. Tobel — und der
da=
malige Schloßbeſitzer ließ ſie ungeſtört hauſen. Die jungen Uhus
ſaßen dort öfters am Tage vor den Felslöchern an den Wänden
wie angeklebt, als ob ſie ſich ſonnen wollten. Auch die alten
kamen ganz nahe ans Schloß, deſſen Romantik ſie erhöhten,
beſonders wenn ſie bei Mondſchein mit ihren breiten Schwingen
lautloſen Fluges vorüberſtrichen.
nk. Die Leiſtungen der Bienenvölker und das Alter der
Königinnen. In amerikaniſchen Zeitſchriften begegnet man ſeit
Jahren häufig der Auffaſſung, daß Königinnen nur in ihrem
erſten Jahre volltauglich ſind, und daß es daher zweckmäßig
wäre, dieſelben alle Jahre zu erneuern. Um dieſe Frage
klar=
zulegen, veröffentlichte Dr. K. Brünnich, Reuchenette, im
„Archiv für Bienenkunde” ſeine langjährigen Erfahrungen.
Brünnich hat ſeit Jahren den Honigertrag aller Völker genau
abgewogen und ſchätzte er jeden Herbſt möglichſt genau die
Vor=
räte. Die Summe von Ertrag und Vorrat lieferten ihm ſeine
maßgebenden Zahlen. Dr. Brünnich kommt nun zu dem
Ergeb=
nis, daß die zweijährigen Königinnen allen andersaltrigen
Königinnen gegenüber beträchtlich voranſtehen. Brünnich nahm
überall eine Durchſchnittsernte von 100 Kilogramm an und
be=
rechnetze proportional alle Leiſtungszahlen dementſprechend.
Wenn er dann nämlich nach dieſer Umrechnung alle Zahlen der
=, 2 uſw.jährigen zuſammenzieht, ſo erhält er von 111
ein=
jährigen Königinnen ein Manko von 572 Kilogramm ſtatt der
11 100 Kilogramm, bei 61 zweijährigen einen Ueberſchuß von 525
über die dunchſchnittlichen 6100 Kilogramm, bei 42 dreijährigen
ein Manko von 40 Kilogramm, bei 10 vierjährigen ein ſolches
von 10 Kilogramm. Aus dieſen Zahlen dürfte hervorgehen,
daß man in der Regel von einjährigen Königinnen nicht allzu
viel erwarten darf, ſondern daß ſie erſt im zweiten Jahre ſo recht
auf ihre Leiſtung kommen. Aber es geht ſerner daraus hervor,
daß es nicht einmal lohnt, die Königinnen alle zwei Jahre
um=
zuweiſeln, in dem die dreijährigen noch eben ſo Gutes leiſten wie
die einjährigen.
nk. Der größte Feind der Niederjagd iſt nach den
Erfahrun=
gen F. Menhofers=München, die er im „Deutſchen Jäger”,
deröffentlicht, die Nabenkrähe. Je näſſer das Jahr iſt, um ſo
weniger Mäuſe findet der Rabe, und um ſo mehr verlegt er ſich
auf Hafen, Hühner und Faſanen. Er iſt einmal ein Raubvogel und
Fleiſchfreſſer. Menhofer betont, daß er in Revieren, wo er ſehr
viele Fichſe hatte, und die Naben kurz hielt, ſtets mehr Haſen hatte,
als da, wo kein Fuchs und viele Raben vorhanden waren.
Menhofer läßt deshalb keine Gelegenheit verſtreichen, um den
ſchwarzen Räuber in ſeinem Revier zu beſeitigen und ſein
Be=
ſtand an Haſen, Rebhühnern und Faſanen hat ſich denn auch,
ſeit Menhofer den Rabenkrähen Feindſchaft geſchworen hat,
ſtändig gehoben.
vEE
und dann Beſcheid zu geben.
Darauf wartet Joachim Waldemar Oberſtdorf heute noch.
Bei den ſchlimmen Zeiten litt, wie viele andere, auch das
Geſchäft Oskar Petrichs in nicht geringem Maße. Der Abſatz
ſtockte, die allgemeine Unſicherheit wirkte in hohem Grade
hin=
dernd auf das Geſchäft ein.
Noch war das Perſonal nicht vermindert worden, aber
Oskar Petrich hatte angekündigt, daß er trotz ſeines hohen
ſo=
zialen Empfindens zu Kündigungen ſchreiten müſſe, wenn ſich
das Geſchäft nicht bald wieder belebe.
Der ehrgeizige junge Korreſpondent Schürrmann
behaup=
tete da gegenüber den Kollegen mit imponierender Sicherheit,
daß die Geſchäftsſtockung leicht durch einen tüchtigen
Außenver=
treter mit guten Beziehungen zu überwinden ſei, und es brauche
nur jemand zu ſein, der, wie er ſelbſt, die angeſehenſten Firmen
und ihre Inhaber gut kenne. Es verſteht ſich, daß Derartiges
nur zu bald dem Chef hinterbracht wurde. Und der
Korreſpon=
dent Schürrmann konnte vor ſeinem Chef bei einer ganz
beſon=
ders delikaten Zigarre ungehindert ſprechen, ſich ins rechte Licht
ſetzen und am ſpäten Abend die Aufrückung zum Geſchäftsführen
mit heimnehmen.
Am folgenden Morgen ſagte der Chef zu ſeinem neuen
Ge=
ſchäftsführer:
„Alſo, lieber Schürrmann — zunächſt bitte den Gang zu
Ihrem guten Bekannten Konſul Czetreck. Er wird Ihnen gern
den Liebesdienſt erweiſen, von dem ich ſchon geſtern zu Ihnen
ver=
traulich ſprach. Es iſt die einzige Rettung für unſer Geſchäft.
Ich habe eben neue, ungünſtige Nachrichten von den drängenden
Lieferanten erhalten, und der Auftragseingang iſt wieder
ein=
mal gleich Null. Alſo gehen Sie, und wenn mir die notwendige
Hilfe geworden iſt und Sie Luſt haben — nicht wahr? — ich
nehme Sie gern als Teilhaber auf, lieber Herr Schürrmann.”
Und der liebe Herr Schürrmann ging — ging um das Haug
des Konſuls herum, dem er einmal ganz durch Zufall irgendwo
eindruckslos vorgeſtellt worden tvar, und hatte im übrigen als
erſter der Angeſtellten am nächſten Tage ſchon ſeine Kündigung
in der Taſche.