Darmstädter Tagblatt 1923


02. August 1923

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ung
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
186. Jahrgang
Donnerstag, den 2. Auguſt 1923
Nummer 214

An==
N mm breite 3
Finanz=Anzeig
breit 35000 M
Finanz=Anzeig
zeile50000 M.
ſtelle Rheinſtv
expeditionen.
Aufruhr, Stre
auf Erfüllung
von Schadenerſa=
Beitreibung fällt
Deutſche Bank und

Ar.
M.,
ame=
ifts
ifts=
gen
gen=
rieg
,
tung
iſtung
/aüicher
nkkonto:
bank.

Selbſtändigkeit der baperiſchen Bahnen.
München, 1. Aug. (Wolff.) Der bayeriſche Landtag
immte heute über die Anträge zur Frage der bayeriſchen Eiſen=
ahnen
ab. Der Antrag der Demokraten wurde in ſeinem Punkt,
er eine amtliche Nachprüfung und Unterſuchung der Denkſchrift
es volksparteilichen Abgeordneten Rothmeher über die Leitung
er Verreichlichung der bayeriſchen Verkehrsanſtalt verlangt, an=
enommen
. In dem Antrag wird erklärt, daß die Reichsregie=
ing
ſich durch die Umwandlung der Reichsbahn in ein vom
eichsvermögen losgelöſtes Sondervermögen ſowie durch die
erpfändung der Reichsbahn ohne Zuſtimmung der bayeriſchen
taatsregierung außerhalb des Staatsvertrages geſtellt habe. Die
taatsregierung wird erſucht, mit der Reichsregierung in Ver=
indlungen
einzutreten, um die Neugeſtaltung des Rechtsver=
iltniſſes
der bayeriſchen Bahnen zu vereinfachen, den außen=
Yulitiſchen Notwendigkeiten Rechnung zu tragen, die die zur
ahrung der Lebensintereſſen Bayerns unerläßliche Selbſtändig=
it
der bayeriſchen Bahnen gewährleiſtet.
Anruhen im ſächſiſchen Induſtriegebiet.
IU. Leipzig, 1. Aug. In verſchiedenen Orten des ſäch=
chen
Induſtriegebietes, wie in Zwickau und anderen Orten,
ben ſich in den letzten Tagen ſchwere Ausſchreitungen ereignet.
it Drohungen und mit Gewalt verſuchten Arbeiter, die Erfül=
ng
ihrer Forderungen zu erzwingen. So wurde ein Herr halb
geſchlagen und mehrere Induſtrielle ſchwer mißhandelt. Eine
au wurde durch Fußtritte an den Leib ſchwer verletzt. Die Re=
rung
teilt mit, daß ſie Ausſchreitungen mit allen ihr zur Ver=
zung
ſtehenden Kräften verhindern wird, und daß ſie die
hutzpolizei entſprechend angewieſen habe. Auf Grund des Ar=
els
122 der Reichsverfaſſung wurden Kundgebungen verboten.

Vom Tage.
Durch eine Verordnung des Reichsarbeitsminiſteriums wurde der
Höchſtſatz des Grundlohns in der Krankenverſicherung mit Wir=
kung
vom 6. Auguſt auf 240 000 Mk. feſtgeſetzt.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten fiellt
ſich nach den Berechnungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den 31. Juli
auf 71 476 (1913/14 1) gegenüber der Vorwoche 39 336, die Steigerung
beträgt ſomit 8 1, 72.
Wie uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, iſt die durch einen
Teil der Preſſe gegangene Meldung, Polizeipräſident Ehrler ſolle
durch Landrat Zimmermann oder Landrat v. Harnack erſetzt werden,
vollkommen falſch. Von einer beabſichtigten Abberufung des Polizei=
präſidenten
Ehrler in Frankfurt iſt nichts bekannt.
Auf Grund der geſtern in einzelnen Streikbureaus in Breslau vor=
genommenen
Urabſtimmung der ausſtändigen Metallarbeiter wurde It.
Breslauer Zeitung beſchloſſen, die in den am Samstag zwiſchen den
Arbeitnehmern und Arbeitgebern gepflogenen Verhandlungen gemach=
ten
neuen Vergleichsvorſchläge anzunehmen. Die Arbeit ſoll am 1. Aug.,
ſpäteſtens am Donnerstag wieder aufgenommen werden.
Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß die Nachricht des
Amſterdamer Telegraaf, nach der die holländiſchen Freunde des früheren
deutſchen Kronprinzen für dieſen einen Landſitz in Holland gekauft haben,
jeder Grundlage entbehrt.
Nach der letzten Havasmeldung aus San Franzisko ſtellt ſich der
Gefundheitsbericht über den Präſidenten Harding von 4.30 Uhr
nachmittags wie folgt dar: Die in der vergangenen Nacht eingetretene
Beſſerung im Befinden des Patienten hält an und macht Fortſchritte.
Amtlicher Dollarkurs 1097250

Engliſch=franzöſiſche Gegenſätze.
lißſtimmung in Frankreich. Geſondertes Vorgehen Englands? Baldwins Flucht in
e Oeffentlichkeit. England will den Franken drücken. Frankreich will die Vorherrſchaft.

Paris, 1. Aug. (Wolff.) Offiziös wird mitgeteilt: Die
gangene Nacht aus London eingegangenen Nachrichten über
Eindruck, den die franzöſiſche und die belgiſche Antwort auf
Note Lord Curzons hervorgerufen hatte, hätten in Paris zu
iger Ueberraſchung und Bedauern Anlaß gegeben.
hrend man in franzöſiſchen offiziellen Kreiſen ſtrengſtes Still=
veigen
über die letzten engliſchen Mitteilungen in der Repa=
onsfrage
gewahrt, und während man es vermieden habe,
ntlich irgendwie Stellung dazu zu nehmen oder auch nur
nd den Eindruck zu bekunden, um die Verhandlungen nicht
erſchweren, ſcheine hinſichtlich der franzöſiſchen Antwort eine
artige Zurückhaltung in London nicht gewahrt worden zu
Es ſei durch autoritative, nicht durch offiziöſe Information
. geworden, daß man in London die Lage peſſimiſtiſch anſehe,
eine Verſtändigung wenig wahrſcheinlich ſei,
das Kabinett heute darüber Beſchluß zu faſſen habe, ob es
aufhin vorziehe, eine ſelbſtändige Antwort auf die Note vom
uni am Deutſchland zu richten und ſchließlich das Kabinett
Veröffentlichung der kürzlich zwiſchen England und Frank=
I) ausgetauſchten Dokumente in Erwägung ziehen werde. Es
ſeine außer Zweifel, daß die franzöſiſche und die belgiſche
Swort in engliſchen Regierungskreiſen einige Enttäuſchung
Dirſacht hätten dadurch, daß die zwei interalliierten Mächte
in dieſer Note entſchloſſen zeigten, ſich an die grundlegenden
Sizipien derjenigen Politik zu halten, für die ſie ſich am
Januar durch die Beſetzung des Ruhrgebietes entſchloſſen
Ben. Die franzöſiſche Regierung, ſo ſchreibt man in London,
Eirre alſo auf ihrer Poſition. Sie lehne es ab, der engliſchen
2'aſſung die mindeſte Konzeſſion zu machen. Man begreife in
Snkreich nur ſchwer, daß gewiſſe engliſche Kreiſe eher dazu
*en, die Räumung des Ruhrgebietes als die Einſtellung des
Eſchen paſſiven Widerſtandes zu verlangen, mit anderen Wor=
1: die öffentliche Meinung in Frankreich wende ſich dagegen,
E im gegenwärtigen Konflikt die Preſſe Englands anſtelle des
Geinſamen Feindes von geſtern, Deutſchland, das heute offen
nden Verſailler Vertrag rebelliere, ihre Alliierten, die Fran=
31 und Belgier, zum Nachgeben auffordere, die nichts weiter
Cdie Wiedergutmachung der verwüſteten Gebiete verlangten.
Ses fundamentale Mißverſtändnis läge den Unſtimmigkeiten
s1ſnde, die man in London feſtſtelle. In franzöſiſchen Kreiſen
M man bis jetzt die Hoffnung bewahrt, dieſes Mißverſtändnis
s erſtreuen, und die Antwort Poincarés ſei, wie es
2 ie, ſowohl ſachlich wie in der Form dazu angetan, die
*tſetzungder Verhandlungen ſowie die Anpaſſung
ehider entgegenſtehender Geſichtspunkte zu ermöglichen.
Tietzt glaubt die Agentur, daß die franzöſiſche Regierung noch
n. erſucht worden ſei, ihre Zuſtimmuna zu einem Verfahren
zueben, wie das unter derartigen Umſtänden üblich ſei. Auf
a. Fälle dürfte die Veröffentlichung beim gegenwärtigen Stand
d. Dinge in Paris einigermaßen inopportun ſei. Eine der=
4se Veröffentlichung einerſeits könne Deutſchland zugute kom=
n
andererſeits werde auf ſeiten der engliſchen Miniſter die
WEht belundet, die Verhandlungen einander zu ermöglichen, zu
dai ſie die Initiative ergriffen hätte, um die interalliierte
Stwiederherzuſtellen. Die franzöſiſche öffentliche Meinung,
dTer Entente cordiale tief ergeben ſei, hoffe, daß die engliſchen
ündeten dieſen Entſchluß faſſen würden, bevor ſich die amt=
Verſtä); gungsmöglichkeiten erſchöpft hätten.
Kabineitsrat in London.

der Kabinettsrat tagt in dieſem Augenblick in den
;, ten Lord Curzons in Downing=Street, um ſich über
dii ſtei, ngnahme zu der franzöſiſchen und belgiſchen Antwort=
ſchraſſig
zu werden, über deren Inhalt nach wie vor in amt=
Kreiſen das ſtrengſte Stillſchweigen gewahrt wird. Das
nnteſte Intereſſe iſt natürlich auf die Frage konzentriert, in
er Form Frankreich und Belgien zu der engliſchen Note
ing genommen haben, und die Befürchtung wird immer wie=
ß
die beiden Antworten jede Hoffnung auf ein

baldiges gemeinſchaftliches Handeln in der Reparationsfrage zer=
ſtören
. Es hat ganz den Anſchein, als ob in dem Bemühen, die
Ruhrfrage zu löſen, keinerlei Fortſchritte gemacht worden ſind,
und daß auch weiterhin grundſätzliche Meinungsverſchiedenheiten
der beiden Regierungen über dieſe Frage beſtehen bleiben. Daß
die internationale Lage morgen im Unterhaus Gegenſtand der
Debatte ſein wird, ſteht nunmehr endgültig feſt. Man mißt der
zu erwartenden Erklärung Baldwins von vornherein die größte
Bedeutung bei. Die Zukunftsbeſorgniſſe des Handels, die ſolange
beſtehen bleiben müſſen, wie die Lage in Europa als hoffnungs=
los
zu bezeichnen iſt, erfüllen weiterhin die Kreiſe der City mit
ſchweren Befürchtungen und man ſieht der Entwicklung der Re=
parationsfrage
mit ernſten Sorgen entgegen.
London, 1. Auguſt. (Telunion.) Charakteriſtiſch iſt eine
ſpät abends erſchienene Reuter=Note, in der es heißt, man glaube
zu wiſſen, daß das Kabinett am 1. Auguſt wieder zuſammentre=
ten
wird, um über die Reparationsfrage zu verhandeln und zu
entſcheiden, ob es einen Zweck habe, Verhandlungen mit Frank=
reich
auf unbeſtimmte Zeit fortzuſetzen, während die Lage in
Deutſchland von Tag zu Tag ſchlimmer würde. Das Kabinett
wird, ſo heißt es in der Note weiter, entſcheiden, ob im Falle der
Unmöglichkeit der Herſtellung einer Uebereinſtimmung mit Frank=
reich
eine geſonderte Antwort auf die deutſche Note vom 7. Juli
gegeben werden ſoll.
Engliſche Sondernote an Deutſchland.
TU. London, 1. Aug. Wie die B. Z. meldet, wird in
unterrichteten Kreiſen allgemein angenommen, daß das Kabinett
wahrſcheinlich beſchließen wird, den engliſchen Entwurf einer
Antwortnote an Deutſchland nur mit der Unterſchrift Englands
nach Berlin zu ſchicken.
Baldwins Flucht in die Oeffentlichkeit.
Paris, 1. Aug. (Telunion.) Der Londoner Korreſpon=
dent
des Matin nimmt an, daß die engliſche Erklärung am Don=
nerstag
entſchiedener gehalten ſein wird, als die letzte war und
Baldwin der Enttäuſchung des engliſchen Kabinetts angeſichts
der franzöſiſch=belgiſchen Antwort Ausdruck verleihen werde.
Ferner hätten Baldwin und ſeine Kollegen gewünſcht, bereits vor
dem 3. Auguſt ſämtliche zwiſchen den Verbündeten über die Re=
parationsfrage
ausgetauſchten Dokumente zu einem Band zuſam=
menzuſtellen
und ihn zu veröffentlichen. Für den Augenblick habe
man von der Verwirklichung dieſes Planes wegen der techniſchen
Schwierigkeiten abgeſehen, doch könne verſichert werden, daß die
Veröffentlichung ſo ſchnell als möglich erfolgen werde.
Es beſtätigt ſich, daß Baldwin am Donnerstag eine Erklä=
rung
über die engliſche Politik abgeben wird; welcher Art ſie ſein
wird, ſteht noch nicht feſt. Zurzeit iſt im Kabinett zwiſchen den
Anhängern Frankreichs und den Miniſtern, die für eine getrennte,
rein engliſche Politik ſind, ein lebhafter Meinungsaustauſch im
Gange. Die Francophilen werden vom Unterſtaatsſekretär Mac
Neill geleitet, während Lord Curzon und Baldwin ſowie die
Hauptvertreter der Regierung eine ſelbſtändige britiſche Politik
vertreten. Geſtern abend herrſchte in Regierungskreiſen ein ge=
wiſſer
Peſſimismus angeſichts der franzöſiſchen Antwort vor, die
zwar die Möglichkeit zu weiteren Verhandlungen biete, aber
keine Ausſicht auf eine günſtige Verſtändigung nach den Richt=
linien
der engliſchen Politik erlaubt.
Dem Londoner Korreſpondenten des New=York Herald zu=
folge
wünſche der Premierminiſter den Verbündeten unverzüglich
zu antworten und ſie davon in Kenntnis zu ſetzen, daß Groß=
Britannien an Deutſchland eine Sondernote richten werde. Er
hoffe dabei auf die 1in=
Ogliens.

Englands Politik.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Nachrichten aus England lauten unverändert ſchlecht.
Es iſt nicht zu derkennen, daß die engliſche Preſſe mit wachſender
Erbitterung ſich gegen Frankreich wendet. Das Gefühl, von Poin=
caré
an der Naſe herumgeführt worden zu ſein, hat der Selbſt=
ſicherheit
, die die engliſche Politik bisher zur Schau getragen hat,
einen empfindlichen Stoß verſetzt. Offenbar hat Baldwin das
Stichwort ausgegeben, daß nun in der geſamten engliſchen Preſſe
abgeblaſen wird. Baldwin will im Unterhauſe mitteilen, daß
die Verhandlungen mit Poincaré nicht vom Fleck gekommen ſind.
Aber er will auch alle diplomatiſchen Aktenſtücke veröffentlichen,
um ſo Poincarés irrſinnige Politik bloßzuſtellen. Die franzöſiſche
Preſſe, ſoweit ſie mit Poincaré durch dick und dünn geht, iſt über
die Ankündigung der Flucht Baldwins in die Oeffentlichkeit ner=
dös
geworden. Das Echo de Paris ſpricht von einer brüsken
Geſte, um in einem Atemzug weiter zu ſchulmeiſtern: Wenn er
eine andere Antwort erwartet habe, ſo ſei das darauf zurückzu=
führen
, daß Baldwin ſich über Belgiens und Italiens Haltung
trügeriſche Hoffnungen gemacht habe.
Tatſächlich ſcheint Belgien noch immer an der Seite Frank=
reichs
zu marſchieren, und das iſt die Urſache, daß die engliſche
Preſſe die Lage ungünſtig beurteilt. Wenn Baldwin das Weiß=
buch
veröffentlicht, ſo wird daraus hervorgehen, daß Poincaré
jeder wirklichen Verſtändigung ausgewichen iſt.
Nun ſtehen die Dinge für England nicht ſo, daß es ruhig
den Erfolg der Brandmarkung Poincarés abwarten kann. Er
wird ſich zunächſt nicht viel daraus machen, denn ſeit er wieder
im Amt iſt, hat er Lloyd George, Bonar Law und Baldwin
nach der Reihe alle vor den Kopf geſtoßen, ſo daß es auf ein=
mal
mehr oder weniger nicht ankommt. England hat den Ver=
ſailler
Vertrag unterſchrieben. Solange es ſeine Unterſchrift nicht
zurückzieht, trägt es auch die Verantwortung für das, was gegen
ſeiwen Willen und unter Mißbrauch des Vertrages geſchieht. Es
handelt ſich dabei nicht nur um eine Minderung ſeines politiſchen
Anſehens und ſeiner Vertragstreue, es handelt ſich auch darum,
ob England mit gekreuzten Armen zuſehen kann und darf, bis
das feine Uhrwerk der europäiſchen Wirtſchaft unter den Keulen=
ſchlägen
der franzöſiſchen Machtpolitik zerbricht. Wenn Baldwin
ſeine Erklärung abgegeben hat, ſo iſt damit noch nichts geſchehen.
Nachdem Baldwin ſeine Flucht in die Oeffentlichkeit angetreten,
bleibt nichts übrig, als künftig bei offener Szene zu verhandeln.
Erſt recht dann, wenn ſich ſeine Verhandlungen gegen Deutſch=
land
richten. Den Widerſtand aufzugeben, daran denkt in Deutſch=
land
kein Menſch, der politiſche Verantwortung zu tragen hat.
Nicht nachdrücklich genug kann darauf aufmerkſam gemacht
werden, daß der Zuſammenbruch des Widerſtandes im Ruhr=
gebiet
keine Löſung der Wiederherſtellungsfrage bedeutet. Frank=
reich
würde in dieſem Falle das Ruhrgebiet nicht räumen, aber
es würde die Pfänder ſchon darum nicht fruchtbar machen kön=
nen
, weil hierzu die Wirtſchaftskraft Deutſchlands erforderlich iſt.
Das Ruhrgebiet in franzöſiſcher Hand wäre einer viel vollkom=
meneren
Blockade auszuſetzen, als ſie Frankreich heute gegen
Deutſchland ausübt. Wenn aber Frankreich die Verſorgung des
Ruhrgebiets übernimmt, ſo wäre an eine Ergiebigkeit der Pfän=
der
umſo weniger zu denken, als Frankreich die Erzeugniſſe des
Ruhrgebiets geradeſo verſchleudern müßte, als es das bisher
ſchon mit der Ruhrkohle getan hat. Weiter würde ſich Deutſchland
an den Verſailler Vertrag nicht mehr gebunden halten, das Ruhr=
gebiet
allein kann die Zahlungen und Leiſtungen nicht aufbrin=
gen
, die Frankreich angeblich für den Wiederaufbau verlangt.
Das deutſche Volk würde die Tätigkeit des Wiederherftellungs=
ausſchuſſes
und der Schnüffelorgane nicht mehr zulaſſen. Wie
wenig Frankreich das Ruhrgebiet auszubauen vermag, beweiſen
die Erfahrungen mit dem Saargebiet und mit der Induſtrie in
Deutſch=Lothringen. Die Weigerung Deutſchlands, auf Grund
des Verſailler Vertrages noch etwas zu leiſten, würde ſich aber
nicht nur gegen Frankreich, ſondern auch gegen ſeine Verbündeten
richten. Wenn Italien und Belgien Kohlen erhalten wollen, ſo
müßten ſie ſich an Frankreich halten. Es fragt ſich, ob Frankreich
die Kohlen an Italien koſtenlos abgeben würde oder könnte,
worauf dieſes auf Grund des Verſailler Vertrages ein Recht hat.
Von uns dieſe Kohlen einzutreiben, wäre von Anfang an erfolg=
los
, ſelbſt wenn die Einbruchszone weiter ausgedehnt würde.
Frankreich hätte alſo die Zwangskohle für Belgien und Italien
zu bezahlen, da zum mindeſten die Bergarbeiter zu entlohnen
wären, wie auch die Aufwendungen für den techniſchen Betrieb
der Gruben. Die Beſatzungskoſten für das Rheinland und das
Ruhrgebiet gingen ebenfalls zu Laſten Frankreichs.
In England ſind die Möglichkeiten und Schwierigkeiten die=
ſer
unvorhergeſehenen Entwicklung bekannt. Wenn ſich Baldwin
damit begnügt, Poincaré diplomatiſch bloßzuſtellen, ſo iſt damit
für die Löſung der Ruhrfrage nichts getan. Die Kriſe bleibt nicht
örtlich begrenzt, ſondern ſie wird ſich zur europäiſchen Kriſe aus=
wachſen
. Unter dem Einfluß der Ruhrkriſe hat nicht nur Deutſch=
land
wirtſchaftlichen Schaden erlitten, vielmehr auch ſeine Nach=
barn
. Auch dieſer Faden wird weiterfreſſen, wenn Poincaré ſein
hartnäckig verfolgtes Spiel nicht aufgiebt. Die Kriſe der euro=
päiſchen
Wirtſchaft iſt auch die verſchärfte Kriſe der engliſchen
Wirtſchaft.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Dounerstag, den 2. Aiguſt 1923.

Weitere Verhandlungen mit Frankreich unmöglich.
London, 1. Aug. (Tel.=Union.) Das britiſche Kabinett
hält über die franzöſiſche und die belgiſche Antwort gewiſſer=
maßen
eine Dauerſitzung ab, nachdem es von geſtern auf heute
zur Prüfung dieſer Noten zuſammen getreten war, ſoll für mor=
gen
wieder eine neue Sitzung anberaumt werden, nach deren
Schluß Miniſterpräſident Baldwin ſeine Erklärungen im Unter=
haus
abgeben wird, ebenſo wie Lord Curzon im Oberhaus.
Baldwin wird, ſicherem Vernehmen nach, im Unterhaus. feſt=
ſtellen
, daß eine weitere Verhandlung mit der fran=
zöſiſchen
Regierung über die Reparationsfrage bei der
augenblicklichen Lage ganz unmöglich ſei und daß er der
Auffaſſung wäre, eine interalliierte Konferenz müſſe
über die Frage entſcheiden, oder aber England müſſe eine
ſelbſtändige Aktion Deutſchland gegenüber mit Unter=
ſtützung
Italiens unternehmen. Einige engliſche Blätter
haben geſtern die Erwartung geäußert, daß der engliſch= franzö=
ſiſche
Notenwechſel veröffentlicht werde.. Doch erklärt Bald=
win
im Unterhaus, eine Veröffentlichung dieſer Schrift=
ſtücke
ſei zur Stunde noch, nicht möglich, da die franzöſiſche
Regierung ausdrücklich gebeten habe, dieſe Veröffentlichung erſt
dann vorzunehmen, wenn die engliſche Regierung ſich über die
Zurückweiſung der franzöſiſchen Vorſchläge endgültig ſchlüſſig ge=
worden
ſei. Sobald dieſer Bruch eingetreten ſei, werde die eng=
liſche
Regierung die Schriftſtücke veröffentlichen müſſen, um ihre
Haltung in dieſer Angelegenheit vor den Augen der Welt offen
darzulegen. Wie man erfährt, weiſt Poincaré in ſeiner
Antwort faſt alle engliſchen Vorſchläge zurück,
einige ſogar mit ziemlich geringſchätzendem Ton.
So erwiderte Poincaré zum Beiſpiel auf die engliſche Anregung,
die Frage der deutſchen Zahlungen und der Zahlungsmethode
durch eine interalliierte Kommiſſion feſtſetzen zu laſſen, er könne
nicht annehmen und glauben, daß dieſe Kommiſſion die berechtig=
ten
franzöſiſchen Anſprüche an Deutſchland genau nachprüfen
könne.
Frankreich will die Vorherrſchaft.
TU. London, 1. Aug. Die Times fordert die Regierung
auf, die Oeffentlichkeit durch das Parlament vollſtändig zu infor=
mieren
. Das politiſche Problem der Reparationen kann nur mit
Hilfe der öffentlichen Meinung gelöſt werden. Wir können es
verſtehen, ſo ſagt das Blatt, daß die gegenwärtige Lage Deutſch=
lands
manchem Franzoſen den Gedanken nahelegt, Frankreich auf
viele Jahre hinaus die Vorherrſchaft in Europa zu ſichern. Eine
ſolche Verſuchung iſt zweifellos ſehr groß und würde alle Vor=
ſchläge
, Frankreichs Sicherung durch Hilfe von Außen zu garan=
tieren
, in die Reihe praktiſch undurchführbarer politiſcher Theo=
rien
verweiſen.
Ein engliſcher Druck auf den franzöfiſchen Franken.
TU. Paris 1. Aug. Der Londoner Korreſpondent des
Echo de Paris glaubt zu wiſſen, daß die britiſche Finanzwelt
einen Druck auf Frankreich zu unternehmen gedenke, um es zum
Nachgeben zu bewegen und in dieſer Abſicht eine neue Offenſive
auf den franzöſiſchen Franken vorbereite. Verſchiedene Perſön=
lichkeiten
rechnen ſogar mit einem Kabinettswechſel als Folgeer=
ſcheinung
. Immerhin ſteht feſt, daß die Geſchäfts= und Finanz=
welt
auf den Premierminiſter einen ſtarken Druck ausübt, um ihn
zu einem Sondervorgehen zu bewegen. Man verſchließt ſich nicht
der Anſicht, daß es ausſichtslos iſt, den britiſchen und franzöſi=
ſchen
Standpunkt zuſammenzubringen.
Die Vorausſetzungen für eine deutſche Finanzreform.
TU. London, 1. Aug. In Keiſen der City verfolgt man
mit großem Intereſſe die Vorgänge in Deutſchland. Ganz be=
ſondere
Beachtung wird den Nachrichten gewidmet, nach denen
die deutſche Regierung angeſichts des rapiden Markſturzes und
der enormen Steigerung aller Preiſe darangehen will, ihre Fi=
nanzen
zu reformieren. Es wird in engliſchen Kreiſen jedoch als
feſtſtehend erachtet, daß eine derartige Finanzreform nur dann
wirkſam werden kann, wenn die Reparationsverpflichtungen
Deutſchlands endgültig feſtgeſtellt ſein werden und das Ruhrge=
biet
wieder an Deutſchland zurückgegeben ſein wird. Dieſe bei=
den
Vorausſetzungen werden als die grundlegenden Faktoren für
eine deutſche Wiedergeſundung betrachtet. Man glaubt, daß,
wenn morgen im Unterhaus die Fragen öffentlich klargeſtellt
werden, eine Erholung der deutſchen Mark eintreten wird.
Die franzöſiſche Schwerinduſtrie gegen Poincaré.
TU. Paris, 1. Aug. Das Journee Induſtrielle, das Blatt
der franzöſiſchen Schwer=Induſtrie ſchreibt: die Antwort Poin=
carés
habe eine neue ſtarke Spannung zwiſchen Paris und Lon=
don
erzeugt, die nur noch die eine Alternative offen laſſe, ent=
weder
einen Wechſel der bisherigen Methode eintreten zu laſſen,
oder einen Bruch. Darüber hinaus aber erwachſe aus der engen
Beſchränktheit der Poincaréſchen Deduktionen eine große Gefahr
für Frankreich. Selbſt wenn die franzöſiſche Diplomatie in der
Frage des paſſiven Widerſtandes einen Erfolg erlangen ſollte, ſo
ſei es doch mehr als fraglich, ob dieſer Erfolg mehr als formaler

Natur ſein werde, deun er werde zweifellos zur Folge haben, daß
die öffentliche Meinung der ganzen Welt gegen Frankreich Stel=
lung
nehmen werde. In, der Frage der interalliierten Schulden
aber, die vielleicht noch wichtiger ſei, ermögliche die Poincaréſche
Antwort der engliſchen Regierung eine außergewöhnlich gefähr=
liche
Taktik, wenn nämlich England erklären werde, daß es in
dieſer Frage zu weitgehenden Konzeſſionen zu Gunſten aller Al=
lierten
bereit ſei unter der Vorausſetzung jedoch, daß Frankreich 3. Liniendiviſion wurden geſtern verurteilt: der Straßenbe
die Ruhr und das Rheinland räume. So ſei kaum zweifelhaft,
daß die Geſamtheit der Verbündeten von heute auf morgen ge=
ſchloſſen
im gegneriſchen Lager ſtehen wird. Es ſei nicht richtig,
wenn man in Frankreich behaupte, daß die engliſche Regierung
mit ihrer gegenwärtigen Politik nur einige Bankiers der City
hinter ſich habe. Dieſe Politik werde vielmehr getragen von der
Geſamtheit der engliſchen Handels= und Induſtriekreiſe. Das ſei
eine Tatſache, die durch keine Dialektik hinwegdiskutiert werden
könne.
Preſſe=Stimmen.
London, 1. Aug. (Wolff.) Die Blätter ſind der Anſicht,
daß die Fortführung von ausſichtloſen Verhandlungen keinen
Wert habe, ſie verſagen es ſich aber im allgemeinen, beſtimmte
Vermutungen über den Inhalt der morgigen Regierungserklä=
rung
auszuſprechen. Der Parlamentskorreſpondent des Daily
Telegraph ſchreibt, die Lage ſei derartig, daß die Regierung gern
alle, in der letzten Zeit ausgetauſchten Dokumente als Weißbuch
veröffentlichen würde, damit ſie dem Hauſe vor der morgigen
Sitzung vorgelegt werden könnten, doch werde die Zeit nicht aus=
reichen
, um dieſes ſehr umfangreiche Material drucken zu laſſen.
Infolgedeſſen werde eine Debatte ſtattfinden, ohne daß das Haus
von dem genauen Inhalt des Notenwechſels Kenntnis habe. Der
Parlamentskorreſpondent der Times ſchreibt, wenn es nicht mög=
lich
ſein ſollte, die mit den Alliierten gewechſelten. Dokumente
rechtzeitig für die morgige Debatte zu drucken, werde Baldwin
wahrſcheinlich dem Hauſe den Inhalt in großen Zügen mitteilen.
Es ſoll ſich um den Entwurf der Antwort an Deutſchland, den
Mantelentwurf der belgiſchen Regierung und um die belgiſch=
franzöſiſche
Antwort handeln. Alle dieſe Schriftſtücke ſeien von
beträchtlicher Länge. Der Korreſpondent fügt hinzu: Der all=
gemeine
Eindruck war geſtern anſcheinend der, daß die franzöſiſche
Antwort eine Fortſetzung der Verhandlungen als wenig hoff=
nungsvoll
erſcheinen laſſe; es ſei auch nicht wahrſcheinlich, daß
eine ſeparate Antwort abgeſandt werde, bevor jede andere Mög=
lichkeit
erſchöpft ſei. Wahrſcheinlich würden die britiſche und ita=
lieniſche
Regierung beſondere Antworten abſenden, deren Inhalt
aber ziemlich das gleiche beſagen würde.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Die Ere nouvelle ſchreibt zur
diplomatiſchen Lage: Wir müſſen den Zweck verfolgen, Premier=
miniſter
Baldwin in keinerlei Verſuchung zu führen, ſich von der
deutſchfreundlichen Stimmung treiben zu laſſen. Wir können
nicht ſagen, ob die franzöſiſche Note einer derartigen Notwendig=
keit
Rechnung trägt. Auf alle Fälle dürfte es unſtreitig feſtſtehen,
daß unſere Abſicht nicht dahin gehen darf, mit London zu brechen
oder es zum Bruch kommen zu laſſen und uns einzubilden, daß
es von dem Tage ab, wo dieſes Ereignis eintreten wird, ſich zwi=
ſchen
London und Berlin nichts neues mehr ereignen würde.
Das Oeuvre ſchreibt: Es ſteht heute feſt, daß von eine ge=
meinſamen
Antwort auf die deutſchen Vorſchläge keine Rede
mehr ſein kann, da man ſich in Paris und Brüſſel ſtreng an die
Formel hält: Keine Prüfung der deutſchen Angebote, ſolange
der deutſche Widerſtand andauert‟. Daher hat auch Muſſolini
darauf verzichtet, Abänderungen zu dem engliſchen Antwort=
entwurf
vorzuſchlagen, oder auch nur die Mitteilung Lord Cur=
zons
ſchriftlich zu beantworten. Wir ſtehen alſo auf dem toten
Punkte, was überdies nicht ſchwer war, vorauszuſehen. Zur Zeit
gibt es nur noch eine Methode die Fortſetzung der interalliierten
Verhandlungen zu ſichern, man müſſe die Ruhrfrage entſchloſſen
zurückſtellen und an das Reparationsproblem herantreten.

Kundgebung der italieniſchen Faſziſten.
* Rom, 1. Aug. (Priv.=Tel.) Der große nationale Rat des
Faſzismus hat an die Faſziſten Italiens eine Kundgebung ge=
richtet
, in der auf die große Tagung des Rates im Palazzo
Venezia hingewieſen wird. In der Kundgebung heißt es unter
anderem: Mit dieſer Tagung bewies der Rat die völlige Lebens=
fähigkeit
des Faſzismus. Aus den Berichten ſeiner Vertrauens=
leute
in der Provinz gewann er die Ueberzeugung von der über=
ragenden
, moraliſchen und zahlenmäßigen Stärke des italieni=
ſchen
Faſzismus. Fälle von Uneinigkeit ſind nur örtlich und per=
ſönlicher
Natur und können durch zweckentſprechendes Eingreifen
beigelegt werden. 300500 000 Schwarzhemden bilden eine unbe=
ſiegbare
faſziſtiſche Armee. Die Vertreter der katholiſchen Volks=
partei
müſſen als Feinde der Regierung und des Faſzismus an=
geſehen
werden. Dasſelbe gilt von dem vereinigten Sozialismus
und den Gruppen um die alten Hirngeſpinſte des Reformismus.
Die demokratiſche und die liberale Partei laſſen von ihrer for=
malen
vorgefaßten Gegnerſchaft nicht ab. Nach neun Monaten
harter und beſchwerlicher Arbeit kann die faſziſtiſche Regierung
mit Stolz behaupten, ihrem Programm treu geblieben zu ſein.
Der Bürgerkrieg iſt beendet, die italieniſche Arbeit in ihrem
Wiederaufbau. Das Ausland hegt keinen Zweifel mehr an der
Feſtigkeit der faſziſtiſchen Regierung.

Unter der Gewaltherrſchaft
Franzöſiſche Schandjuſtiz.
TU. Dortmund, 1. Aug. Vom Militärpolizeigerich
Hermann Waldenſpicker aus Witten zu 15 Monaten Gefän
weil er an einer Halteſtelle vor einem franzöſiſchen Ofizier
gehalten hatte, obwohl ſich der Ofizfier durch Winken beme
machte; der Primaner Hans Eber aus Dortmund, zu 25 2
Gefängnis wegen Flugblattverteilens.
Das Polizeigericht in Hattingen verurteilte den Eiſenba
ſpektor Brandt wegen Auszahlung von Lohngeldern an C
bahner der Bahnhofskaſſe Bochum zu 2 Monaten Gefän
Brandt hat bereits 7 Wochen im Gefängnis geſeſſen.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Das Kriegsgericht in Verder
nach einer Havasmeldung die Deutſchen Koch und Bre
zu lebenslänglicher Zwangsarbeit, den Regierungsrat Nie
zu 5 Jahren Gefängnis und 100 Millionen Mark Geldſtrafe
Hauptmann der Schupo Stubbendorf zu 3 Jahren Gef
nis und 100 Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt. H
behauptet, die Verurteilten hätten amtliche Telephongeſpräch
gefangen. Schupomajor Zornach und die Leutnants K
und Kelle, die ſich im unbeſetzten Gebiet befinden, wurde
Abweſenheit zum Tode verurteilt.
Vergebliches Leugnen.
Berlin, 1. Aug. (Wolff.) In der zweiten Folge der
der deutſchen Regierung herausgegebenen Sammlung eidl
Ausſagen über die Gewaltakte der Beſatzungstruppen war
Abbildung 4 eine Rückenaufnahme des am 5. März in Boc
durch franzöſiſche Heeresangehörige grundlos mit 72 Peitſe
hieben mißhandelten Buchhalters L. veröffentlicht, die vom
zöſiſchen Propagandadienſt als Fälſchung bezeichnet wurde.
wird dazu amtlich feſtgeſtellt.
1. Der Mißhandelte hat ſeine Darſtellung am 9. April in
lem Umfange beſtätigt.
2. Mehrere eidlich vernommene Zeugen haben ſich nach
Tat von den Spuren der Mißhandlungen überzeugt.
3. Die Originalplatte der Photographie, die keinerleii
touche aufweiſt, iſt nach Berlin geſandt und befindet ſich in
licher Verwahrung.
Unentwegter Kohlenraub.
U. Wattenſcheid, 1. Aug. In Wattenſcheid wu=
geſtern
die Zeche Hannover 3 und 4 und Günningsfeld beſetzt
zwar durch 5 Tanks und ein größeres Infanterieaufgebot.
der Zeche lagern größere Koksvorräte. Die Belegſchaft iſt
einen 24ſtündigen Proteſtſtreik eingetreten.
Poſiſperre.
Landau, 1. Aug. (Wolff.) Poſtſperre. Der Bet
des hieſigen Poſt= und Telegraphenamtes iſt am Montag von
Franzoſen geſperrt worden. Als Grund dieſer Maßnahme
bekanntgegeben worden, daß das Amt verbotene Zeitungen"
Zeitſchriften befördert und Befehle der Beſatzungsbehörde r
ausgeführt habe. Wie verlautet, ſoll der Zeitraum der Spe
8 Tage betragen.
Ausweiſung der Bergarbeiter.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Der Journale induſtrielle
einem Mitglied der franzöſiſch=belgiſchen Ingenieurkommiſſion
Ruhrgebiet verſichert, daß die Beſatzungsbehörde in dieſem
nat mit dem Betrieb der Braunkohlengruben und der Fabrika=
von
Briketts beginnen würde. Darüber hinaus beſäßen Mili
und Zivilbehörden einen fertigen Plan, der die Beſchlagnal
der Kohlengruben und ihren Betrieb vorſehe. Arbeiter und Ke
tal ſeien vorhanden. Die Studien ſeien abgeſchloſſen. Zu
Konſequenzen dieſer Maßnahme werde die Ausweiſungd
nichttätigen Arbeiter gehören. Sollte Deutſchland ke
tulieren, ſo könnte die Produktion in vollem Umfang im Ru
gebiet wieder aufgenommen werden, denn die Beſatzungsmäe
hätten nichts ſabotiert.
Frankreich ſchützt ſeine farbigen Lieblinge.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Das Miniſterium für ausw
tige Angelegenheiten veröffentlicht folgende Erklärung:
Ausländiſche Reiſende, die vergeſſen haben, daß ſie unſ
Gäſte ſind und daß ſie damit zur Beachtung unſerer Gebräu
und Geſetze gezwungen ſind, haben in der letzten Zeit zu v
ſchiedenen Malen heftig ihren Widerwillen dagegen bekund
daß ſich an öffentlichen Orten Farbige aus den franzöſiſchen K
lonien neben ſie ſetzten. Sie ſind ſo weit gegangen, in beleidige
den Ausdrücken deren Ausweiſung zu verlangen. Sollten de
artige Zwiſchenfälle ſich wiederholen, ſo würden Strafmaßng
men veranlaßt werden.

* Die deutſche Kunſiſchau des Jahres 1923
in Darmſiadt.
Von Dr. E. Zeh, Heppenheim a. d. B.
FIII.
Von Hofferbert heben wir beſonders hervor den Knaben
am Fenſter (Nr. 83). Prachtvoll der Ausblick in die Landſchaft,
in der das aggreſſive Grün des Knabenanzuges, ſo ſanft und
friedlich verklingt. Mit den etwas theatraliſchen Beleuchtungs=
effekten
auf den anderen Bildern (Nr. 82, 85) können wir uns
auf die Dauer nicht befreunden. Dagegen müſſen wir Hoffer=
bert
als einen Zeichner von Rang hoch einſchätzen. Seine Tier=
improviſationen
(Nr. 292) gehören mit zu dem Beſten der Kunſt=
halle
. Mit einem haa=ſcharf treffenden Strich werden die ana=
tomiſchen
und phyſiologiſchen Grundfunktionen des Tierkörpers
feſtgelegt. Dieſes eine Blatt genügt, den Wunſch lebendig werden
zu laſſen, von Hofferbert einmal das geſamte graphiſche Werk
kennen zu lernen. Auch Erna Pinner iſt mit zwei Tierdarſtel=
lungen
vertreten, einem handkolorierten Steindruck (Nr. 356)
und einer Radierung (Nr. 357). Solchen Blättern, die ſich durch
eine ſcharfe Beobachtungsgabe und ein originales künſtleriſches
Temperament auszeichnen, begegnet man immer wieder gern.
Die graphiſche Kunſt der E. Pinner hat in den Schöpfungen
(Nr. 414419) der Renee Sintenis ihr plaſtiſches Gegenſtück.
Während aber die Tierdarſtellungen E. Pinners nicht ganz frei
ſind von einer feinen ornamentalen Stiliſierung, die nicht ver=
wechſelt
werden darf mit der platten Mache ſogen, kunſtgewerb=
licher
Dutzendentwürfe, ſind die zarten Geſchöpfe der Sintenis
reſtloſe Verdichtungen des innerſten Lebens der Kreatur, ihree
Schuldloſigkeit und ergreifenden monadiſchen Einſamkeit. Un=
verkennbar
an Fr. Marc knüpft Hallerſtede (Nr. 6669) an.
Was aber Fr. Mares Tierviſionen ihr abſolutes dynamiſches
Leben verleiht, die metaphyſiſche Verbundenheit der Kreatur mit
der von ihr belebten Welt, woraus die innerliche Ganzheit ſei=
ver
Schöpfungen, ihre ſtets wirkſame Vitalität folgt, vermißt
man auf dem Bilde Hund in Landſchaft (Nr. 67). Gerade die
etwas monotone hügelige Landſchaft iſt Proſpekt für ſich, nur be=
ziehungsloſe
Folie, nicht aber irrationaler Raum des Geſchöpfes.
Hallerſtede vermag in beſtimmten Grenzen Vortreffliches zu lei=
ſten
. Das Bild Katze (Nr. 66) zeichnet aus ein flüſſiger Vor=
trag
, eine glänzende, durch eine korreſpondierende Farbengebung
noch geſteigerte Kompoſition, ſegliſcher Gehalt. Durch eine flotte,

lockere Malweiſe vermag auch Illner für ſein Bild Chineſiſches
Hündchen einzunehmen. Von den von der Gruppe Pfeil, Poſch
und Richter ausgeſtellten Werken möchte ich beſonders hervor=
heben
: von Poſch den in den Bildraum ſich ſo ſchmiegſam ein=
fügenden
Akt (Nr. 155) mit ſeinem ſo fein differenzierten Spiel
warmer und kühler Töne, ſein Kinderporträt Sonja (Nr. 156)
mit der ſatten Harmonie des Grün und Braun, von Richter die
Landſchaft Nr. 163 mit ihrer klaren Schichtung des herrſchenden,
kräftig leuchtenden Grün, in das ſich ein zartes Braunroſa aus=
gleichend
hineinſchmeichelt, ihrem feſten, der energiſchen Farben=
gebung
entſprechenden Schollenbau, von H. Pfeil das techniſch
ausgezeichnet gemalte Aquarell Blick aus meinem Fenſter
(Nr. 354) mit ſeiner wie eine Emailtafel leuchtenden Farben=
pracht
, mit den köſtlichen Beobachtungen von Einzelperſönlich=
keiten
, die ſich zum Kosmos Straße zuſammenſchließen. Von
Soeder heben wir die Winterlandſchaft hervor mit der geſpen=
ſtiſchen
Wirkung des beſchneiten, den Raum beherrſchenden Bau=
mes
, ein Stück Erdlebenkunſt. Die zwei Landſchaften von
Toller (Nr. 195, 196) fallen auf durch ihre farbige Konzentration.
Die Landſchaften von Langenbeck (Nr. 121, 122) feſſeln zuerſt
durch das moſaikartige Spiel ihrer kräftigen Lokalfarben; doch
bleibt es bei der Plakatwirkung. Bedauerlich, daß G. Pfaff
nichts Beſſeres aus ſeiner Werkſtatt der Ausſtellung zur Ver=
fügung
ſtellte wie das Bild Frühling (Nr. 145), das mit ſeiner
nüchternen Farbengebung keine Vorſtellung von dem Ziel dieſes
an altmeiſterliche Werkſtatt=Tradition anſchließenden Malers zu
geben vermag. Pfaff weiß mit ſeiner ſo geſunden handwerklichen
Geſinnung auch etwas auszudrücken. Wir wünſchten deshalb
ſeine Rehabilitation in einer Kollektivausſtellung. Ebenſo ent=
täuſcht
diesmal L. v. Hofmann (Nr. 8688). Es wäre voreilig,
nun auf ein künſtleriſches Nachlaſſen zu ſchließen. Mit einem
einzigen Aquarell aus ſeinem letzten florentiniſchen Aufenthalt
hätte man vielmehr der ganzen Ausſtellung in der Kunſthalle
eine reine Perle einfügen können. Wachsmuth bewährt ſich
in ſeinem Porträt (Nr. 200) als ausgezeichneter Pfhchologe. Die
Objektivität gegenüber dem Dargeſtellten ſteht im Vordergrunde
Aber der prachtvolle, ſo ſichere architektoniſche Aufbau des Kop=
fes
, die Hände in ihrer locker gemalten Gliederung verraten auch
ein ſubjektives Stilbewußtſein. Nur das Kleid vermittelt nicht
reſtlos zwiſchen Kopf und Hand, nimmt zu wenig teil an dieſem
pſychologiſchen und formalen Wechſelſpiel. Wachsmuth mit ſei=
nem
ſtarken formalen Können brauchte nur den Mut zu haben,
einmal ſtärkere Regiſter zu ziehen, um die letzte Spur von Licht=
bildnerei
auszumerzen. Schlicht, anſpruchslos in ihrer For=

menſprache, ohne im Ausdruck leer zu wirken, ſind die ſtill
Porträts (Nr. 197, 198) von Gertrud Ullmann. Auf dem Bi
Abendgeſellſchaft (Nr. 146) von Pfeifer feſſelt die außergewöh
lich lebendige Kompoſition, die eine eigenwillige Kraft verre
Die Farbe jedoch iſt zu plakathaft. Das noch befangene Bi
von Ningenwald Kind mit Puppe (Nr. 166) könnte an d
Möglichkeit einer Weiterentwicklung, mehr aber noch an ein ſt0
kes handwerkliches Talent glauben laſſen. Von den graphiſch
Arbeiten verdienen die Zeichnungen von Breitwieſer einen b
ſonderen Hinweis. Die Landſchaft (Nr. 217), eine Tuſchzeit
nung, packt durch ihren breiten, kühnen Pinſelſtrich, der die Fläe
inſtinktiv ſicher organiſiert; im Gegenſatz dazu beſticht die Fede
zeichnung (Nr. 218) durch ihre ungemein zarte, ſparſame und fe
pfſychologiſierende Linienführung. Nicht ſo ſehr ſchätzen wir ab
das etwas nüchterne Stilleben (Nr. 216). Enders gibt ſich
der Zeichnung Skiläufer (Nr. 251) von ſeiner beſten Seite. 9
linearen Kontraſte der in die Tiefe abgleitenden Bergkontuk
und der vibrierend nach oben drängenden Baumornamente brit
gen in die Fläche eine recht wirkſame polare Spannung. 2
Bildnisſtudie (Nr. 344) von Marianne Müller iſt nicht o9l
Reiz: ein Biedermeierrealismus mit kubiſtiſchem Einſchlag.
G. Walther iſt in ſeinen Holzſchnitten (Nr. 396, 397) noch nich
ganz Herr ſeiner reichen Phantaſie geworden. Es fehlt ihm no
die Kraft zur Organiſierung, die in hohem Maße die Holzſchni.
(Nr. 331, 332) von Lippmann auszeichnet, während letzterer wi.
der etwas von dem herben, holzſchnittgerechten Charakter 2e
Linienführung Walthers gebrauchen könnte. Was von Walthe
gilt, trifft auch auf die Holzſchnitte von Emmy Tietze (Nr. 32
395) zu. In den prachtvoll gezeichneten Capricaios Krol,
kram kommt endlich auch ein feiner Humor zu ſeinem Recht.
Doch ſei dieſer Bericht über die diesjährige Darmſtädte
Kunſtſchau mit einem ernſteren Schluſſe beendet! Die Totentan
bilder von Throll (Abb. 391393) geben noch Gelegenheit 3.
einer beſonderen Wahrnehmung, die ſich einem bei einer ernſtha
ten Würdigung unſerer Zeitkunſt immer wieder aufdrängt. 2
Totentanzbilder von Throll erwecken ſofort die Aſſoziation ans"
am Handwebſtuhl tätige und bunte Wollfäden knüpfende Haut
Dieſe Vorſtellung iſt ſo ſtark, daß man die in das Textile umte
ſetzten Entwürfe von Throll bereits fertig vor ſich ſieht und vo.
einem Vergleich mit den alten, herrlichen, ſo farbenfreudiche.
ſchleswig=holſteiniſchen Plattwirkereien oder ſkandinaviſche
Bildteppichen nicht zurückſchreckt. Throll iſt ein Volkskünſtler.
allerbeſten Wortſinne. Je mehr er ſeine Kunſt in den Dienſt 2 e=
rein
Handwerklichen ſtellen wird, deſto ſtärkere Wirkungen Me=

Aund

[ ][  ][ ]

Rummer 211.

Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 2. Auguſt 1923.

Reichs=Goldanleihe.

Ueber die Bedingungen der geplanten wertſicheren Reichs=
nleihe
iſt eine Einigung zwiſchen den in Betracht kommenden
ſtellen erzielt worden. Man ſpricht von einer Verzinſung in
öhe von 5 Prozent und einer Laufzeit von 12 Jahren. Im
rnzen ſoll der Gegenwert von 200 Millionen Dollar in verſchie=
znen
Teilemiſſionen ausgegeben werden. Eine Garantieleiſtung
zr Reichsbank, wie ſie für die Dollar=Schatzanleihe ſeinerzeit
ſtgeſetzt war, iſt nicht vorgeſehen. Wenn es auch nach dem Miß=
folg
der Dollar=Schatzanleihe fraglich erſcheinen muß, ob durch
ne derartige Anleihe nennenswerte Beträge von Deviſen und
uslandsnoten in die Reichskaſſe geleitet werden, ſo kann das
eich doch dunch eine derartige wertbeſtändige Anleihe jedenfalls
apiermark an ſich ziehen, um mit dem Ertrage den aufs Aeu=
rſte
geſtiegenen Finanzbedarf zu decken. Es hat ſich als ein
werer Fehler herausgeſtellt, daß wir den Abwehrkampf im
eſten, genau wie den Weltkrieg, nicht rechtzeitig ſolide finan=
rt
haben. Es iſt zu wünſchen, daß das allgemeine Bedürfnis
ch wertbeſtändiger Anleihemöglichkeit das zweifellos im Publi=
m
gegen jede Reichsanleihe vorhandene Mißtrauen beſiegt, ins=
ſondere
, da man ſich natürlich ſagen muß, daß eine etwa für
2 Zukunft gefürchtete Finanzkataſtrophe des Reichs auch alle
deren deutſchen Werte in den Strudel hineinziehen würde.
ich die wirtſchaftlichen Werte ſind auf dem Umwege über die
ſteuerung letzten Endes die Garantien für die Schulden des
iches. Man muß ſich im Publikum darüber klar werden, daß
te reichliche Zeichnung der neuen Anleihe die Ausſichten auf
ttung unſerer Wirtſchaft erheblich ſteigert.
TT. Berlin, 1. Aug. Die Beſprechungen wegen Aufnahme
ter Goldanleihe des Reiches ſtehen unmittelbar vor dem Ab=
luß
. Wie die Induſtrie= und Handelszeitung zuverläſſig er=
urt
, wird die Anleihe eine beſondere Fundierung dadurch er=
lten
, daß die Reichsregierung ermächtigt werden ſoll, für den
nſendienſt, eventuell auch für das Kapital Zuſchläge zu gewiſ=
direkten
Steuern zu erheben. Die Anleihe wird von der
aſatzſteuer befreit und die gezeichneten Stücke ſind für den
ichner auch von der Erbſchaftsſteuer befreit. Ausgegeben wer=
: Stücke von 1, 5 und 10 Dollar, möglicherweiſe auch höhere
träge. Einzahlungen ſind bekanntlich auch in Mark zuläſſig
d erfolgen auf Grund des Neu=Yorker Wechſelkurſes. Bei
nzahlungen in Deviſen werden beſondere Vergünſtigungen ge=
hrt
werden.
Wie die Zeit erfährt, iſt der Entwurf für die Goldanleihe
nmehr fertiggeſtellt. Dieſe ſoll in einer Höhe bis zu 500 Mil=
nen
Goldmark aufgelegt werden. Die Stücke lauten auf Gold=
rk
. Die Stückelung geht herab bis zu 4,20 Goldmark gleich
em Dollar. Die Zeichnungshöhe wird für die Beträge, die in
viſen gezeichnet werden, 95 v. H. betragen, für die in Papier=
rk
gezeichneten 97 v. H. Sehr wichtig iſt, daß nunmehr die
ldanleihe mit der Garantie der geſamten deutſchen Wirtſchaft
geſtattet werden ſoll. Die Anleihe wird von der Börſenumſatz= amerikaniſchen Auffaſſungen von Gleichheit, Freiheit, Brüder=
Zur innerpolitiſchen Lage.
Berlin, 1. Aug. (Wolff.) Dem Vorwärts zufolge wird
der Reichstagsſitzung vom 8. Auguſt vorausſichtlich nicht nur
Reichsfinanzminiſter Dr. Hermes die neuen Steuervorlagen
ründen, ſondern wahrſcheinlich wird auch der Reichskanzler
vom Vorſtand der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion zu
er Unterredung mit Dr. Cuno beauftragten Vertreter werden
te vom Reichskanzler empfangen werden.
Vertreter des Wirtſchaftsausſchuſſes für die beſetzten Gebiete
en laut Deutſcher Allgemeinen Zeitung geſtern vormittag Be=
chungen
mit Vertretern der Reichsbank über die Frage der
iſenbeſchaffung zur Verſorgung des beſetzten Gebietes mit
ensmitteln. Die Vertreter der Reichsbank ſagten zu, daß die
eforderten Deviſen von jetzt an in vollem Umfange zugeteilt und zwar zunächſt im Kampf der Geiſter. Furcht iſt alſo hier der
den ſollen. Man hofft, daß ſich dieſe Neuregelung bald in der
ſorgung des beſetzten Gebietes bemerkbar machen werde.
eine neue Streikbewegung ausgebrochen. Am Samstag trat
3Belegſchaft der Guten Hoffnungshütte in den Ausſtand und
ag zogen die Belegſchaften von zwei Schachtanlagen der Zeche
5nahmen gegen die Teuerung vortrug. Die Oberhauſener
ck. Die Kommuniſten treiben eine lebhafte Propaganda für
gemeinſame Aktion der Bergarbeiter.

Tariferhöhungen bei der Eiſenbahn.
1fe vorgenommen werden. Es wird als nicht mehr angängig
ichnet, die Erhöhungen nur vierwöchentlich vorzunehmen.

* 141 Jahre amerikaniſcher Freiheit.
Eine Betrachtung zum Unabhängigkeitstag.
Von
Virgil Jordan, New=York.
Bis zu den kürzlich erfolgten zahlreichen Not= und Zwangs=
geburten
der republikaniſchen Staaten in Europa, gehörte die
Union durch lange Jahre hindurch mit zu den jüngſten Staaten
der Welt. Sie iſt auch jetzt noch jung und energiſch genug, um
aus ihrem Geburtstag, dem 4. Juli, ein großes Feſt mit dem
hierzulande, üblichen Rieſenradau zu machen. Für die große
Maſſe bedeutet ein ſolcher Tag natürlich nicht viel mehr als einen
Sommerfeiertag und eine gute Gelegenheit, die ſonſt verbotenen
Feuerwerke abzubrennen. Aber er ſtellt trotz alledem einen guten
Anlaß dar, einmal zu überlegen, was die 147 Jahre den Ameri=
kanern
an wirtſchaftlichem Aufſchwung, andererſeits aber an Ver=
änderungen
und Belaſtungen mit ſich gebracht haben, die nicht
alle dem Geiſt der alten Verfaſſung entſprechen. Von zwei
großen Gruppen von Amerikanern genießt die eine die Früchte
dieſer Entwicklung oder ſtimmt ihr doch zu, während die andere
unter ihr leidet; beide ſind, wie ſich verſteht, gute Patrioten,
beide unterſcheidet von der großen Maſſe ihrer Mitbürger, das
gleiche Empfinden von dem gründlich problematiſchen Zuſtand
des heutigen amerikaniſchen Lebens, und beide bewegt bei ihren
Feſtagsbetrachtungen ein bewußtes oder unbewußtes Empfinden
von der Unſicherheit ihrer Stellung. Aber in ihrem Urteil über
die Urſachen dieſer Unſicherheit gehen ſie in weitem Maß ausein=
ander
, und das feſtzuſtellen, gibt der 4. Juli immer wieder die
beſte Gelegenheit, an welchem Tage die üblichen Gießbäche von
Reden und Zeitungsartikeln losgelaſſen werden.
Den größeren Teil davon liefert die erſte Art, für deren eige=
nen
Konſum Reden und Artikel auch zumeiſt gedacht ſind. Man
iſt, wenn auch nicht übertrieben großſprecheriſch, ſo doch tröſtlich,
von ſeinen eigenen und Amerikas Vorzügen überzeugt, hochge=
mut
und in beſter Laune. Man verweiſt auf die Größe der Grün=
der
der amerikaniſchen Republik und den Wert und den Beſtand
der in der Verfaſſung und den politiſchen Einrichtungen des
Landes verkörperten ſozialen und politiſchen Ideen. Dieſe
Ideen und Inſtitutionen hätten die Vereinigten Staaten zu dem
gemacht, was ſie heute ſind im ganzen Glanz ihrer materiellen
Macht und ihrer Unabhängigkeit. Und es wird gemeinhin mit
der Warnung geſchloſſen, daß ſich dieſe Macht nur erhalten kann,
wenn die Nation an den Grundſätzen ihrer Gründer feſthalte,
ſubverſive moderne Ideen erbarmungslos unterdrücke und ge=

diert und die moraliſche Kraft der beſſeren amerikaniſchen Auf=
faſſung
von den Fragen der Weltpolitik durch den zunehmenden
Einfluß der Wirtſchaftsintereſſen geſchwächt worden. Dieſe Kla=
gen
werden ausreichend begründet durch den Hinweis auf die
rund 50 politiſchen Gefangenen, die noch hinter Gefängnismauern
gehalten werden, weil ſie während des Krieges Kritik an der
Regierung ihres Landes geübt hatten, auf die Anmaßung der
Regierung bei der Durchführung der Prohibition, die Beſchlag=
nahme
von Alkohol an Bord nichtamerikaniſcher Schiffe die
etwas ſeltſam an die Boſtoner tea party erinnert die wenig
berechtigte Verherrlichung des amerikaniſchen Schiffahrtsunter=
nehmens
anläßlich der extravaganten und verſchwenderiſchen
Wiederinſtandſetzung des Deutſchland geraubten Leviathan
(früher Vaterland) und den ſchwächlichen Verſuch der Regie=
rung
, die von Privatintereſſenten während des Krieges geſtohlenen
deutſchen Farbenpatente zurückzuerlangen. Das, ſagen ſie, iſt
unter dem Druck der wirtſchaftlich Privilegierten aus den ameri=
kaniſchen
Grundſätzen von Freiheit und Demokratie geworden;
und die amerikaniſche Revolution habe vielleicht weiter nichts zu
bedeuten, als daß damals die politiſchen Mittel für die wirtſchaft=
liche
Ausbeutung von England an einheimiſche Gewalten überge=
gangen
ſeien.
Die oratoriſchen und Leitartikel=Aeußerungen aus Anlaß des
Unabhängigkeitstages werden an dem Gang der großen Entwick=
lungen
, die auch vor der amerikaniſchen Neigung der Fernhal=
tung
um jeden Preis nicht Halt machen werden, nicht viel zu
ändern vermögen. Je ſchneller man ſich bewußt wird, daß die
Vereinigten Staaten längſt aus dem geſchützten Hafen der Vor=
induſtriezeit
auf den Ozean der Weltwirtſchaft getrieben worden
ſindum ſo beſſer. Die Zeit iſt gekommen, wo die Freiheit eines
Landes ſich der der ganzen Welt anzugleichen hat. Im Bürger=
krieg
, von dem manche annehmen, er habe den Vereinigten Staa=
ten
mehr den Charakter einer Nation verliehen, als das die ame=
rikaniſche
Revolution vermocht habe, ſagte, Lincoln, daß kein
Staat, der halb frei und halb verſklavt ſei, am Leben zu bleiben
vermöchte, das gilt in einem weltumfaſſenden Sinne auch
heute noch. Wirtſchaftliche Ausnutzung, Ungerechtigkeit und
Gier können unmöglich in Europa oder Aſien herrſchen, ohne
auch in Amerika vorherrſchend zu ſein, und umgekehrt. Eine Re=
gierung
kann anderen Regierungen gegenüber nicht wie ein Bri=
gant
auftreten, ohne daß dieſe anderen ein Gleiches unternehmen
oder doch verſuchen. Wegen ihrer Machtfülle und relativ weit=
gehenden
Unabhängigkeit, erſcheint es dem überlegenden Ameri=
kaner
, daß ſeine Regierung eine größere Verpflichtung zu einer
Führerrolle hat und über eine beſſere Fähigkeit verfügt, ein
großes Beiſpiel zu geben, als jeder ſonſtige Staat von heute. Die
Möglichkeiten Amerikas zum Guten ſind ungeheuer, und faſt wäre
man in Verſuchung, ihm in Abwandlung eines Bibelwortes zu=

fährliche Verbindungen mit anderen Staaten unterlaſſe. Man zurufen: Wer Macht hat, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem
fordert von allen Seiten Loyalität und Einigkeit, die Kritiker iſt es Sünde,
ſollen ihre Federn und ſonſtige Waffen im Kampf der Geiſter
beiſeitelegen und teilnehmen am Genuß der Früchte, welche die
beſtehende Ordnung mit ſich gebracht hat. Die übrigen Länder Die Ruhrhilfe der deutſchen Landwirtſchaft.
werden zum Frieden ermahnt dabei hat es ſein Bewenden
es wird ihnen ausgemalt, welche Wohltat eine Ausbreitung der
IU. Berlin, 1. Aug. Der Reichsausſchuß der deutſchen
er und eventuell auch von der Erbſchaftsſteuer befreit ſein, lichkeit gleichzeitig mit dem wirtſchaftlichen Aufſchwung der gan= Landwirtſchaft gibt bekannt, daß bisher von ſeiten der land=
wirtſchaftlichen
Nuhrhilfe 3862 Wagen ins Ruhrgebiet abgerollt
zen Welt zu bringen vermöchte.
Das ſind die guten, alten manche ſagen: Ladenhüter ſind. Von über 3250 Wagen liegt bereits die Empfangsbeſtätig=
Ideen, die vor allem die Geſchäftsleute, die Politiker und die Oſ= ung der örtlichen Empfangsbehörde vor. Auf Grund des Not=
fiziellen
am 4. Juli hervorzuholen pflegen. Sie haben ein ſtarkes
rufes aus dem Ruhrgebiet ſind in den letzten drei Wochen allein
Intereſſe an der Erhaltung der gegenwärtigen, wirtſchaftlichen
und politiſchen Ordnung und bringen deswegen eine durchaus 250 Wagenladungen abgeſandt worden.
echte Begeiſterung für das jetzige Syſtem und einen guten Glau=
ben
daran auf. Für ſie hat die ungebundene Möglichkeit, ohne
Unruhen in Oberhauſen.
ſt das Wort ergreifen, um die Auffaſſung der Reichsregierung allzu ſtarke geſetzliche Beengung und ohne auf die Zuſtimmung
r die allgemeine innen= und außenpolitiſche Lage darzulegen, beſtimmter Stände und Länder angewieſen zu ſein, zu Reichtum
TU. Oberhauſen, 1. Aug. Hier kam es zu Unruhen
gelangen zu können, eine ſehr reale Bedeutung, denn ſie haben
hierauf ihr Leben und ihr Vermögen aufgebaut. Die Grundſätze infolge eines Demonſtrationszuges gegen die Teuerung. Polizei=
der
Stifter der Union deuten ſie um in den Geiſt des modernen aufgebot wurde mit Steinen beworfen und mußte von der Waffe
Unternehmertums und des laiſſez=faire, dem ſowohl innerhalb Gebrauch machen. Die Menge zog ſich zunächſt zurück, leiſtete
der Grenzen der Union, wie auch am beſten außerhalb dieſer freie aber ſpäter Widerſtand. Zwei Tote und acht Verwundete
Bahn gewährt werden müßte. Aber ſie müſſen dieſe Ideen mit waren zu verzeichnen. Zur Stunde iſt die Lage ruhig.
jedem Jahr nachdrücklicher vertreten, da ſich neue Kräfte dagegen
erheben und die alten immer weiter zurückzudrängen verſuchen,
Arbeitsloſigkeit in England.
Vater des Gedankens.
TU. London, 1. Aug. Wie im Unterhauſe mitgeteilt
Für die anderen, die ſich trotz aller gegen ſie gerichteten An=
Wie die Blätter aus Eſſen melden, iſt im Oberhauſener Be= würfe für gleich gute Amerikaner halten, ſtehen die gegenwärtigen wurde, ſind zur Zeit in England 1 185 000 Arbeitsloſe zu ver=
Verhältniſſe und Beſtrebungen des amerikaniſchen politiſchen und zeichnen. Die Lage wurde als recht bedrohlich bezeichnet. Es
Wirtſchaftslebens in direktem Widerſpruch zu den Grundſätzen ſei trotz aller Bemühungen nicht gelungen, die Zahl der Arbeits=
onſtrierte
vor dem Hauptverwaltungsgebäude. Geſtern vor= der amerikaniſchen Republik, wie ſie ſie deuten. Das Wirtſchafts= loſen herabzumindern.
leben hat durch ſeine Entwicklung ſeit den Tagen der amerikani=
neordia
der Rombacher Hütte vor das Oberhauſener Nat= ſchen Revolution jener Freiheit, für die die Gründer ſich einge=
Griechenland.
13, wo eine Abordnung die Wünſche der Belegſchaften auf ſetzt hatten, faſt den Garaus gemacht. Die wirtſchaftlichen Auf=
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
ſtiegsmöglichkeiten des Einzelnen ſind durch das Großunterneh=
garbeiter
fordern eine einmalige Beihilfe von 5 Millionen, mertum im weiteſten Maße eingeengt, die freie Meinung iſt mehr Athen nimmt die Demobilmachung ihren normalen Verlauf.
und mehr unterdrückt worden. Die Einrichtungen des Staates Nach einer weiteren Havasmeldung aus Athen hat die Regierung
ſind dieſen Veränderungen nicht angepaßt worden und wiſſen beſchloſſen, die Deviſenſpekulation außerhalb der Börſe
die Finanz= und Induſtriemächte nicht mehr zu meiſtern, die die zu verbieten, die Bankiers zu kontrollieren und eine Beſtim=
innere
und äußere Politik ausſchlaggebend beſtimmen. Das mung zu erlaſſen, wonach ein Teil des Bankenkapitals in Drach=
Recht und die politiſchen Inſtitutionen werden immer mehr dazu men eingezahlt werden muß. Geſtern abend fand in denjenigen
benutzt, die Unruhe der Maſſen im Zaum zu halten. Rede=, Ver= Straßen von Athen, wo die Spekulanten zuſammenkommen, eine
TU. Berlin, 1. Aug. Wie verlautet, werden noch im ſammlungs= und Preſſefreiheit werden durch einen gouvernemen= Arbeiterdemonſtration ſtatt. Oberſt Plaſtiras empfing
fe dieſes Monats weitere ſtarke Erhöhungen der Eiſenbahn= talen Apparat unterdrückt, der der Kontrolle des Volkes ſchon eine Abordnung der Demonſtranten, der er die notwendigen
faſt entrückt iſt. Der Geiſt und die Einſtellung des Volkes ſelbſt Maßnahmen gegen die Entwertung der Drachme
ſind durch die Präponderanz der materiellen Intereſſen degra= in Ausſicht ſtellte.

E auch von ſeiner Perſönlichkeit ausgehen. Denn Kunſt iſt
A’s anderes als geſteigertes Handwerk. In Wilhelm Mei=
Wanderjahren ſteht das Beſte, was jemals über die Bezie=
gen
zwiſchen Kunſt und Handwerk geſagt wurde: ich aber
, von unten herauf zu dienen iſt überall nötig. Sich auf ein
Sdwerk zu beſchränken, iſt das beſte. Für den geringſten Kopf
41 es immer ein Handwerk, für den beſſeren eine Kunſt, und
E beſte, wenn er eins thut, thut er alles, oder, um weniger
½ dor zu ſein, in dem Einen, was er recht thut, ſieht er das
Echnis von allem, was recht gethan wird. So viele Künſtler
I: n heute unter der heilloſen Trennung von Kunſt und Hand=
H die mit der Induſtrialiſierung einſetzte. William Morris
ſchon vor Jahren einmal die wundeſte Stelle unſeres künſt=
Uchen und gewerblichen Lebens bloß, wenn er ſagt: Es gab
Zeit, in der das Geheimnisvolle und Wunderbare am Hand=
von
der Welt wohl erkannt wurde, in der ſich Phantaſie und
Aſtellungen mit allen von Menſchen gemachten Dingen verban=
und in jenen Tagen waren alle Handwerker Künſtler
Kunſt war kaum mehr als eine Raſt des Leibes und der
Se beim Werfen des Webſchiffchens oder Schwingen des Ham=
113. . . Als ſich aber die Kunſt in die größeren und geringeren
ſod, entſtand Verachtung auf der einen, Sorgloſigkeit auf
Manderen Seite. .. Der Künſtler ging aus den Handwerkern
Eus und ließ ſie ohne Hoffnung auf Erhebung zurück, wäh=
er
ohne die Hilfe verſtändnisvoller, ſorgſamer Teilnahme
E). Beide haben gelitten; der Künſtler nicht weniger als der
Sowerker. Wiederholt wurde in dieſem Bericht ein kunſt=
Birblicher Einſchlag bei den Werken der Ausſtellung feſtgeſtellt.
Siit ſoll keineswegs das Kunſtgewerbliche an ſich herabgeſetzt
tA)en; der Hinweis ſollte nur andeuten, daß ſich ſo viele
Sſtler nicht bewußt ſind der Grenzen ihrer Begabung, daß die
EAien noch glauben, Bildermalen ſei ein größeres Verdienſt,
C beſcheidene Dinge für das tägliche Leben zu geſtalten, ſolche
Tge freilich, welche man zeitlebens behalten, welche man zeit=
is
genießen und an deren Genuß man ſich bei immer ver=
2 ten Kenntniſſen immer mehr erfreuen könnte‟ (Goethe). Das
2en eines notwendigen Stoffes, das Drehen von Gebrauchs=
Airr, das Schnitzen von Gerät, um wieviel glücklicher würden
e praktiſchen Tätigkeiten, deren Steigerung zum Künſtleri=
ja
niemals ausgeſchloſſen iſt, jene machen, die um eines ge=
haftlichen
Vorurteils, um eines falſchen Ehrgeizes willen in
B einſamen Regionen der ſog, höheren Künſte ſo flügellahm
2 lebensmatt werden. Weit iſt uns zum Beiſpiel Schweden in
ABewältigung dieſer Probleme voraus unter der zielbewußten

Führung des Reichsverbandes der ſchwediſchen Vereine zur
Förderung des Hausfleißes. Nicht Bildermalen und Erzguß
ſtehen heute an erſter Stelle des Lebens, ſondern die harte Not=
wendigkeit
, daß ſich die produktiven Kräfte ihrer Beſtimmung,
ihrer Grenzen bewußt werden, auf daß wir uns wieder jene in
tauſend Scherben zerſchlagene einheitliche Lebensform aufzu=
bauen
vermögen, in der ein jeder mit ſeinem Werk eingegliedert
iſt in die Gemeinſchaft ſeines Volkes, daß das Tun des Einzel=
nen
bei noch ſo opferwilliger Hingabe und reiner Geſinnung nicht
umſonſt iſt, nicht mehr ein entſetzliches Aufreiben von Leib und
Seele. Erſt dann wird ein neues Schöpferglück in feſt gegründeten
Perſönlichkeiten, die den wahren und allein möglichen Gebrauch
ihrer von der Natur bevorzugten Organe erkannt haben, wieder
lebendig, und Hölderlins Worte werden Erfüllung:
Denn es hallt hinab
am Berg das Gewitter, ſieh! Und
klar, wie die ruhigen Sterne, gehen
aus langem Zweifel reine Geſtalten auf.

Shakeſpeare über die Ruhrbeſetzung.
* Die Werke großer Dichter ſind geradeſo wie das Buch der
Bücher, die Bibel, eine ganze Welt für ſich, in der ſich nicht nur
Vergangenes, ſondern auch Zukünftiges ſpiegelt. Deshalb hat
man öfters Dichterworte, die lange Zeit vorher geſprochen waren,
auf Ereigniſſe der Gegenwart bezogen, die dadurch merkwürdig
erhellt und vertieft wurden. Dieſen Verſuch, bei einem der größ=
ten
Poeten aller Zeiten Antwort auf die ſchwierigen Fragen
unſerer Tage zu finden, macht Emil Ludwig bei Shakeſpeare,
indem er ſoeben im Ernſt Rowohlt=Verlag zu Berlin eine
Anthologie auf das letzte Jahrzehnt: Shakeſpeare über unſere
Zeit erſcheinen läßt. Geſchickt ausgewählte Worte des gött=
lichen
Will werden hier zuſammengeſtellt, um die Verhältniſſe
während des Weltkrieges, bei der Revolution und in der aller=
jüngſten
Zeit zu beleuchten. Als Probe dieſer eigenartigen Deu=
tung
der Geſchehniſſe unſerer Tage aus einem Dichterwerk, deſſen
Größe in der ewigen Wiederkehr des Gleichen ruht, ſei hier
einiges von dem mitgeteilt, was Ludwig bei Shakeſpeare über
die Ruhrbeſetzung gefunden hat. Da ſteht am Anfang die Frage
aus dem König Johann: Von wem haſt du die große Voll=
macht
, Frankreich, zur Rede mich zu ſtellen auf Artikel? Eben=
falls
aus dem Kömig Johann ſtammen die Verſe:

Frankreich, haſt du mehr Blut noch zu vergeuden?
Hat freien Lauf nun unſres Rechtes Strom?.
Er wird, gehemmt durch deinen Widerſtand,
Sein Bett verlaſſen und in wilder Bahn
Selbſt dein beſchränkend Ufer überſchwellen,
Wenn du ſein ſilbernes Gewäſſer nicht
In Frieden gleiten läßt zum Ozean.
Ernſt klingt das Wort des Herzogs in Maß für Maß an
alle Uebertreter des Rechts:
Wem Gott vertraut des Himmels Schwert,
Der ſei untadelig, ernſt bewährt:
Ein Muſter ſelbſt. uns anzuleiten,
So feſtzuſtehn, wie fortzuſchreiten.
Muß gleiches Maß den Fremden fehlen,
Sowie ſeinen eigenen wählen,
Schande dem, der tödlich ſchlägt
Unrecht, das er ſelber hegt!
Aus Englands Munde ſind an Frankreich die Worte Yorks
in Nichard II. genichtet.
Ich fühlte meines Vetters Kränkung wohl
Und ſtrebte, was ich konnt, ihm Recht zu ſchaffen;
Doch in ſo drohenden Waffen herzukommen,
Für ſich zugreifen, ſeinen Weg ſich bahn,
Nach Recht mit Unrecht gehn es darf nicht ſein!
Von der Furchtbarkeit der Martern ſprechen beredt Paulina
im Wintermärchen und Gonenil im König Lear, So fragt
Paulina:
Welch Martern ſinnſt du jetzt, Tyrann, mir aus?
Welch Rädern? Foltern? Brennen? Schinden? Sieden
in Oel und Blei? Welch alt und neue Qual
Erdenkſt du mir, da jedes meiner Worte.
Die Raſerei dir ſchürt?
Und Goneril:
Ihr haltet hundert Ritter hier und Knappen,
So wildes Volk, ſo ſchwelgeriſch und frech,
Daß unſer Hof, befleckt durch ihre Sitten
Gemeiner Schenke gleicht; Schlemmen und Unzucht
Stempeln ihn mehr zum Weinhaus und Bordell.
Seid Freunde, ihr engliſchen Narren, ruft zum Schluß
Bates im Heinrich V. ſeinen Engländern zu. Seid Fneunde;
wir haben franzöſiſche Händel genug. Wenn ihr nur zu rechnen
wüßtet!

[ ][  ][ ]

Geite 4.

Darinſtätt Tayblatt, Doſnerslag. den 2. Ainguſt 1923.

Rummer 211.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. Auguſt.

Getreue Nachbarn.
Die Not im deutſchen Volke iſt ſo groß geworden, daß die
Regierung keine Hilfe mehr leiſten kann, und die früher ſo hoch=
entwickelte
Wohlfahrtspolitik des Reiches verſagt. Deſto höhere
Anforderungen müſſen an die private Wohltätigkeit geſtellt wer=
den
, zumal es ja heute Viele gibt, die ein Uebermaß an dem be=
ſitzen
, was den anderen fehlt. Die verſchiedenen Daſeinsbeding=
ungen
in den einzelnen deutſchen Gauen bringen es mit ſich, daß
an einzelnen Stellen mehr geleiftet wird und geleiſtet werden
kann als an anderen. Die Gegenden mit überwiegend Bauern= Be=
völkerung
und die kleineren Städte, in denen ein lebendiger Bür=
gerſinn
herrſcht, ſind früher zu Nothilfeunternehmungen geſchrit=
ten
, als die Großſtädte und die Induſtriebezirke. So hat man in
Oldenburg den überaus glücklichen Gedanken der Nachbarſchaf=
ten
gefaßt und durchgeführt. Wie Hans Schönfeld in Reclams
Univerſum berichtet, hat der oldenburgiſche Staat Leute von
Rang und Anſehen herangezogen, die ſelbſtändig die Unter=
ſtützung
organiſieren. Seit Wochen iſt bereits die nachbarliche
Hilfe unter amtlicher Ueberwachung im Gang. Das ſtädtiſche
Wohlfahrtsamt macht die Pfleglinge eines jeden Bezirks nam=
haft
, und der Wohlfahrtspfleger oder =pflegerin tritt mit einer
geeigneten Perſönlichkeit in der Straße oder dem Viertel, in dem
der Pflegling wohnt, in Verbindung. Es wird dann in jedem
Einzelfalle vereinbart, was die kleine Notgemeinſchaft, die ſich
unter Führung dieſer Perſönlichkeit zuſammentut, ſür den Be=
dürftigen
aufzubringen hat. Der Kaufmann nimmt z. B. die
Zucker=, Brot= und Gemüſemengen in Obhut, die ſich die Für=
ſorger
als Beitrag beim eigenen Einkauf abziehen laſſen. Der Ge=
vatter
Schuſter nimmt die Ratenzahlungen auf das neue Paar
Schuhe entgegen, das der Pflegling bitter nötig braucht, uſw.
Die einzelnen Geber ſollen nicht wiſſen, wem ſie ihre Hilfe zu=
wenden
. Nur die Vertrauensperſonen, die die ganze Sache leiten,
ſind eingeweiht. Es liegt darin eine zarte Rückſichtnahme auf den
Unterſtützten, dem man das drückende Gefühl des Beſchenktwer=
dens
erſparen will. Aber vielleicht geht man darin zu weit.
Gerade die perſönliche Fühlungnahme mit dem Pflegling, deſſen
Not ja unverſchuldet und durch die Verhältniſſe hervorgerufen
iſt, dürfte dem Verhältnis erſt die eigentliche Wärme und Innig=
keit
geben. Jedenfalls iſt der Gedanke von den getreuen Nach=
barn
des Katechismus, der heute wieder, wo alle zuſammen=
ſtehen
müſſen, ſeine beſondere Bedeutung gewinnt, möglichſt weit
zu verbreiten, nicht nur in den Kleinſtädten und Dörfern, wo
man ja viel leichter gute Nachbarſchaft halten kann und hält,
ſondern auch in den Großſtädten. So eine Rieſenkaſerne im
ſteinernen verſtandeskalten Meer gewinnt dann erſt Seele und
Sinn, ſagt Schönfeld. Oft, ja meiſt weiß der eine Flurnachbar
dort vom anderen nichts als den Namen auf dem Türſchild und
das Schelten heftiger Stimmen. Die Nachbarſchaft liegt in der
Großſtadt dem Schirmherrn, der Gutes tun will, meiſt viel näher
als in den kleinen Städten. Was könnten die öden, herzloſen und
erkalteten Großſtädte allein durch ſolche Nachbarſchaften an Trau=
lichkeit
und Beſeelung gewinnen!

Verfaſſungstag. Das Geſamtminiſterium hat beſchloſſen, daß der
Verfaſſungstag auch in dieſem Jahre etwa in demſelben Rahmen und
in derſelben Weiſe wie im verfloſſenen in würdiger Form feierlich be=
gangen
werden ſoll. Falls noch nicht geſchehen, iſt das Erforderliche
alsbald in die Wege zu leiten. Die Dienſtgebäude ſind zu flaggen und
die Bureaus zu ſchließen.
Ernannt wurden: am 7. April: die Lehrerin Thekla Wilhelm
in Klein=Auheim (Kreis Offenbach) zur Lehrerin an der Volksſchule zu
Bodenheim (Kreis Oppenheim); am 24. Juni: der Lehrer Johannes
Kopp zu Bingen zum Lehrer an der Volksſchule zu Darmſtadt; am
6. Juli: der Verwaltungsoberſekretär Wilhelm Ruppel beim Ober=
verſicherungsamt
zu Darmſtadt zum Verwaltungsoberinſpektor bei die=
ſem
Amte, und der Verwaltungsoberſekretär Karl Hanſelmann
beim Oberverſicherungsamt zu Darmſtadt zum Verwaltungsinſpektor bei
dieſem Amt mit Wirkung vom 1. April 1923; am 23. Juli: der Negie=
rungsbauführer
Ernſt Müller aus Seelbach (Kreis Oberlahn) zum
Regierungsbaumeiſter; am 25. Juli: der Lehrer Johann Troll zu
Klein=Zimmern zum Lehrer an der Volksſchule zu Neu=Iſenburg (Kr.
Offenbach a. M.), der Schulamtsanwärter Friedrich Dapper, aus
Groß=Bieberau zum Lehrer an der Volksſchule zu Brensbach
(Kreis Dieburg). Durch Entſchließung des Heſſiſchen Landesamts für
das Bildungsweſen wurde der Studienreferendar Dr. Fritz Born=
mann
zu Helennenſtadt Aſerbeidian (Kaukaſus) mit Wirkung vom
1. Auguſt 1923 ab zum Studienaſſeſſor ernannt.
In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 2. Juli der Rechnungs=
rat
Joſeph Schemehl in Darmſtadt auf ſein Nachſuchen unter An=
erkennung
der dem Staat geleiſteten Dienſte vom 1. November d. Js.
ab; am 29. Juni die Lehrerin an der Volksſchule zu Mainz Margar.
Kirſch auf ihr Nachſuchen unter Anerkennung ihrer dem Staat ge=
leiſteten
Dienſte vom 1. Juni 1923 an.
Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an
der Volksſchule in Bingen. Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden, Miet=
wohnung
ſehr ſchwer zu beſchaffen; eine Lehrerſtelle für einen evangel.
Lehrer an der Volksſchule in Aſpisheim (Kreis Bingen). Dienſt=
wohnung
iſt vorhanden und wird vorausſichtlich am 1. November d. J.
frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volks=
ſchule
zu Olfen (Kreis Erbach). Eine gute Wohnung für einen ver=
heirateten
Lehrer iſt vorhanden.
Perſonalnachrichten im Bezirk des Landesfinanzamts Darmſtadt.
Es wurden ernannt zu Oberregierungsräten: Die Regierungsräte
Breitwieſer=Darmſtadt, Welcker=Offenbach, Knab=Zwingenberg, Berres=
Lauterbach, Stammler=Alzey, Lindenſtruth=Wörrſtadt; zu Regierungs=
räten
: Rechtsanwalt Dr. Ploch=Darmſtadt, Regierungsaſſeſſor Dr. An=
dres
=Darmſtadt.
Vereinfachung bes Geſchäftsganges. Von der Anweiſung von
Tagegeldern und Reiſekoſten, Umzugskoſten, Koſtenrechnungen und ähn=
lichem
wird künftig vom Landesbildungsamt den unterſtellten
Behörden keine Nachricht mehr gegeben. Die Anweiſung der Tagegelder,
Reiſekoſten uſw. wird ſtets nach Eingang der Anträge vorgenommen.
Eine Nachricht ergeht nur dann, wenn bei Prüfung der Verzeichniſſe
über Tagegelder uſw., der Koſtenrechnungen uſw. ſich Anſtände ergeben
haben und nicht die beantragten Beträge angewieſen worden ſind.
E Mangel an Reichsgeldſcheinen. Gutſcheine der Stadt=
kaſſe
. Die hieſige Stadtkaſſe hat zur Leiſtung ihrer Verpflich=
tungen
zwar völlig hinreichenden Kredit, jedoch ebenſo wie die
ſämtlichen hieſigen Banken keinen genügenden Vorrat an
Reichsgeldſcheinen. Der Mangel ſoll durch die zuſtändigen
Reichsſtellen in wenigen Tagen beſeitigt ſein. Die Stadt iſt
daher auf kurze Zeit gezwungen, ihre Zahlungen nur zum Teil
durch Reichsgeldſcheine, zum anderen Teil aber durch Gut=
ſcheine
zu begleichen. Letztere werden, ſobald der Mangel an
Reichsgeldſcheinen behoben ſein wird, bei der Stadtkaſſe gegen
ſolche wieder eingelöſt. Sie können im Zahlungsverkehr unbe=
denklich
angenommen und bei Zahlungen an die Stadtkaſſe ver=
wendet
werden.
Das Landesamt für das Bildungsweſen ſucht gewandten Kanzlei=
gehilfen
mit längerer Bureautätigkeit. Stenographie und Schreib=
maſchine
erforderlich.
I. Abänderung des Kraftfahrzeuggeſetzes. Kraftfahrzeuge, die auf
öffentlichen Wegen oder Plätzen in Betrieb geſetzt werden ſollen, müſſen
von der zuſtändigen Behörde zum Verkehr zugelaſſen ſein; Ausnah=
men
beſtimmt mit Zuſtimmung des Reichsrats der
Reichsverkehrsminiſter. Als Kraftfahrzeuge gelten Land=
fahrzeuge
, die durch Maſchinenkraft ohne an Bahngeleiſe gebunden
zu ſein, bewegt werden. Neu iſt 8 5a: Gefährliche Stellen an Wegſtrecken,
die dem Durchgangsverkehr dienek, ſind von den Landesbehörden durch
Warnungstafeln zu kennzeichnen. Die Reichsregierung erläßt mit Zu=
ſtimmung
des Reichsrats: 1. Vorfchriften über Gebühren für behördliche
Maßnahmen im Kraftfahrzeugverkehr bei Durchführung der erlaſſenen
Verordnungen. Die Gebühren ſind nach den tatſächlichen Aufwendungen
zu bemeſſen; 2. Vorſchriften über die Bildung eines zur Mitwirkung
im Kraftfahrweſen berufenen Beirats, deſſen ſich auch durch Vermittlung
der Reichsregierung die Landesregierungen bedienen können. Benutzt
jemand das Fahrzeug ohne Wiſſen und Willen des Fahrzeughalters, ſo
iſt er anſtelle des Halters zum Schadenerſatz verpflichtet. Daneben
bleibt der Halter zu ſolchem verpflichtet, wenn, die
Benutzung des Fahrzeugs durch ſein Verſchulden
ermöglicht worden iſt. (8 7.) 8 7 findet keine Anwendung,
wenn der Unfall durch ein Fahrzeug verurſacht wurde, das auf ebener

Bahn eine auf 20 Am. begrenzte Geſchwindigkeit in der Stunde nicht
überſteigen kann. (Die Worte: Das nur zur Beförderung von Laſten
dient ſind geſtrichen). Der Erſatzberechtigte verliert die ihm zuſtehenden
Rechte, wenn er nicht ſpäteſtens innerhalb zwei Monaten, nachdem er
vom Schaden und der Perſon des Erſatzpflichtigen Kenntnis erhalten
hat, dem Erſatzpflichtigen den Unfall anzeigt. Der Rechtsverluſt tritt
nicht ein, wenn die Anzeige infolge eines vom Erſatzberechtigten nicht zu
vertretenden Umſtandes unterblieben iſt, oder der Erſatzpflichtige inner=
halb
der bezeichneten Friſt auf andere Weiſe von dem Unfall (im 1909er
Geſetz ſtand Schaden) Kenntnis erhalten hat. Die Vorſchriften hin=
ſichtlich
des Verkehrs, der Haftpflicht und die Strafbeſtimmungen gelten
nicht für Kleinkrafträder. Ueber den Verkehr mit letzteren
werden beſondere Beſtimmungen getroffen.
1. Paul Wagner=Stiftung. Das Geſamtminiſterium hat dieſe Stif=
tung
gemäß 8 80 BGB. und Art. 7 Heſſ. Ausf. Geſ. genehmigt.
1. Die Spielkartenſteuer, beträgt ab 1. Auguſt 10 000 Mk. für jedes
Kartenſpiel.
1. Die erſt ab 9. Juli erhöhten Schornſteinfegergebühren ſind nach
einer Woche wieder erhöht worden. Die ſeither in Darmſtadt, Mainz,
Offenbach und Gießen das 2151fache, im übrigen Land das 2501fache be=
tragenden
Teuerungszuſchläge ſind nun in den genannten Städten auf
das 3521fache, im übrigen Land auf das 4401fache erhöht.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Heute Abend findet als
fünfte Vorſtellung der Donnerstagsmiete die vorletzte Aufführung des
reizenden Luſtſpiels Komteß Guckerl ſtatt. Die wenigen Mieter,
die ihre Nachzahlung noch nicht geleiſtet haben, werden nochmals darauf
aufmerkſam gemacht, daß heute Abend nur Einlaß mit der abgeſtem=
pelten
Mietkarte gewährt wird; um Unannehmlichkeiten zu vermeiden,
dürfte es ſich in ihrem eigenen Intereſſe empfehlen, die Nachzahlung
möglichſt frühzeitig zu leiſten, da an der Abendkaſſe ſtets ein ſehr reger
Verkauf ſtattfindet. Als nächſte Novität iſt für Samstag Die Ham=
burger
Filiale, ein Schwank von Kurt Kraatz und Max Neal in
Vorbereitung. Die beiden erfolgreichen Schwank= und Poſſeautoren,
deren Alpenroſenkavalier vor zwei Jahren in der Sommerſpielzeit
ſeine ſehr erfolgreiche Uraufführung erlebte, haben ſich in dieſem neueſten
Kind ihrer Muſe faſt ſelbſt übertroffen. Anläßlich der Uraufführung im
Wiesbadener Staatstheater ſchreibt die dortige Preſſe unter anderem:
.. wo man vor Lachen Seitenſtechen bekam . . ., mancher vor Ver=
gnügen
kreiſchte . . ., durchſchlagender Erfolg, donnernder Beifall .....
Kurt Kraatz und ſein Kompagnon Neal haben wieder einmal einen
Treffer gemacht, es wurde gelacht, daß ſich die Balken bogen . . ." So
lauten die Kritiken der Wiesbadener Tageszeitungen, aber auch hier
wird die Wirkung bei unſerer hieſigen, erſtklaſſigen Beſetzung die
gleiche ſein.
Schule der Weisheit, Darmſtadt. Die nächſte Tagung der Geſell=
ſchaft
für Freie Philoſophie findet zu Darmſtadt vom 16. bis 22. Septem=
ber
ſtatt. Ihr Grundthema iſt das gegenſeitige Verhältnis von Welt=
anſchauung
und Lebensgeſtaltung. Reihenfolge der Vor=
träge
(jeweils um 11 und 5½ſ= Uhr): Am 17. Graf Hermann Keyſerling
Weltanſchauung und Lebensgeſtaltung, Dr. Erwin Rouſſelle Der prie=
ſterliche
Menſch; am 18. Pfarrer Friedrich Gogarten Der proteſtan=
tiſche
Menſch, Dr. Hermann Platz Katholizismus als Aufgabe; am
19. Mollah Sadr ud Din. Der islamiſche Menſch; am 20. Leopold
Ziegler. Der deutſche Menſch, Nikolai Arſſenieff Der ruſſiſche Menſch;
am 21. Bayr. Miniſterpräſident a. D. Graf Hugo Lerchenfeld Die Welt
des Ariſtokraten, Arthur Zickler Die Welt des Arbeiters; am 22.
Graf Hermann Kehſerling Schlußvortrag. Teilnahmegebühren (in
Grundpreiſen, mit der jeweils gültigen Schlüſſelzahl des Buchhändler=
Börſenvereins zu multiplizieren) für Mitglieder der Geſ. f. Fr. Ph.
5 Mk., Nichtmitglieder 20 Mk. Anmeldungen möglichſt frühzeitig, zumal
wenn Privatquartier gewünſcht wird, bei der Geſchäftsſtelle, Darmſtadt,
Paradeplatz 2.
Sterbekaffe. Man ſchreibt uns: Das Darmſtädter Tagblatt
brachte vor kurzem eine Notiz, laut der die hieſige ſtädtiſche Sparkaſſe
neuerdings beſondere Sparkonten, ſogengnnte Sterbefall=Konten ein=
richtet
, um es jedermann zu ermöglichen, ſich durch Spareinlagen nach
und nach die Geldmittel ſicher zu ſtellen, die bei eintretendem Sterbefall
zur Deckung der Beſtattungskoſten erforderlich ſind. In betreffendem
Artikel wird auch auf eine Einrichtung hingewieſen, deren ſich z. B.
die Sparkaſſe Bremen zur Erreichung desſelben Zweckes bedient, nämlich
auf das ſogenannte Umlageverfahren‟. Durch dieſes werden die Be=
ſtattungskoſten
nicht dadurch ſichergeſtellt, daß der Beteiligte je nach Be=
lieben
und Vermögen größere oder kleinere Geldbeträge bei einer Spar=
kaſſe
bis zum Todesfall hinterlegt, ſondern in bequemerer und einfacherer
Weiſe dadurch, daß bei Todesfall eines Mitgliedes die übrigen Mit=
trag
entrichten. Hieraus erhellt, daß wie der Artikel ſehr richtig er=
wähnt
dieſe Einrichtung nur dann für die Teilnehmer vorteilhaft ſein nicht als vollwertig anzuſehenden Reichsteuerungsindex Schritt halten
kann, wenn ſich eine genügend große Zahl von Perſonen an dem Um=
lageverfahren
beteiligt. Je größer die Mitgliederzahl, je kleiner die Krankenkaſſeneinnahmen auch nicht im entfernteſten der Fall. Dieſe
Beiträge! Dieſe günſtige Vorausſetzung trifft nun in völlem Umfang zu
bei dem in Darmſtadt ſchon ſeit Jahren beſtehenden Aelteren
Sterbekaſſe Verein von 1870, der Dank ſeiner ſehr großen
Mitgliederzahl in der Lage iſt, trotz ganz minimaler Beiträge den Ange=
hörigen
eines verſtorbenen Mitgliedes einen Betrag in bar auszuzahlen,
der ncht nur zur Deckung der Beerdigungskoſten ausreicht, ſondern dar=
über
hinaus zur Beſtreitung weiterer, mit dem Todesfall verbundener
Auslagen. Leider iſt dieſe gerade unter heutigen Verhältniſſen ſegens=
reiche
Einrichtung des älteren Sterbekaſſe=Vereins immer noch zu wenig
bekannt, ſie verdient in weiteſten Kreiſen Beachtung und es kann nur
jedermann empfohlen werden, ſich dem genannten Verein als Mitglied
anzuſchließen. Nähere Auskunft hierüber erteilen der erſte Vorſitzende
W. Deuſſinger, Kaupſtraße 52, der Rechner D. Bergoint, Schützenſtraße
18, H. Wagner, Dieburgerſtraße 4, L. Greb, Schuhknechtſtraße 48, Joh.

Herche, Gervinusſtraße 43, N. Kreſinsky, Marktſtraße 1.
* Der Landesverein für Innere Mifſion gedenkt ſeine diesjährige
Jahrestagung vom 1. bis 3. September in Offenbach zu begehen.
Der Hauptverhandlungsgegenſtand wird die Sittlichkeitsfrage ſein. Der
bekannte Vorkämpfer Lie. Bohn=Plötzenſee hat die Hauptvorträge zu
übernehmen freundlicherweiſe zugeſagt.
Fünftes Donnerstags=Konzert heute am 2. Auguſt. Das Pro=
gramm
enthält u. a. eine Abteilung Nichard Wagnerſcher Werke, und
gold und Walküre‟. Die Leitung hat Herr Hauske. (S. Anz.)
Orpheum Operettengaſtſpiel. Als Unterbrechung der Sommer= 1
pauſe kommt am Samstag, den 4., und Sonntag, den 5. Auguſt, die
dreiaktige Schwankoperette Wannſeeliebchen von Oskar Brönner und
Hermann Hausleiter zur Aufführung. Der Kartenverkauf beginnt ab ſtandes als Hauptwächter der ganzen Volksgeſundheit.
heute in den bekannten Verkaufsſtellen, Verkehrsbüro und Hugo de Wagl,
Rheinſtraße 14.

Regimentsnachrichten.

Verein ehem. 117er, Darmſtadt. Heute abend Mo=
natsverſammlung
im Vereinslokal Brauereiausſchank Karl Feh, Bal=
lonplatz
.
Verein ehem. 61er Artilleriſten Kreisgruppe
Darmſtadt. Die Kameraden werden zu der am Freitag, den 3. Aug.,
abends 8ſ= Uhr, ſtattfindenden Monatsverſammlung eingeladen. Gleich=
zeitig
wird ſchon jetzt auf das am 19. Auguſt ſtattfindende Sommerfeſt
im Fürſtenſaal und =Garten hingewieſen.

r. Bensheim, 30. Juli. Die Preiſedes Brores wurden ſchon
wieder erhöht. Die Bäckerzwangsinnung des Kreiſes Bens=
heim
hat folgende Preiſe feſtgeſetzt: 1 Brötchen 2000 Mk., 1 Weißſtolle
20 000 Mk., 1 Roggenbrot 42 000 Mk., 1 Pfund Weißmehl 25 000 Mk.
Das Markenbrot wurde vom Kommunalverband ab heute Montag
auf 8100 Mk. feſtgeſetzt.
D Von der Bergſtraße, 30. Juli. Die Ernte iſt in vollem Gange.
Der Ertrag darf nur als Mittelernte angenommen werden, ganz be=
ſonders
beim Roggen, der wohl volle Aehren, aber nur kleine Körner hat
und infolgedeſſen recht leicht iſt. Die Kartoffeln werden nicht
gut ausfallen, da die Anſetzung der Knollen nur ſehr ſpärlich ſein ſoll.
Die Frühkartoffeln ſind klein, haben wenia Stärkegehalt und ſind gering
im Ausfall. Der Preis iſt 3000 bis 4000 Mk. für das Pfund. Die Ver=
käufer
von Kartoffeln werden geradezu beſtürmt und bieten mitunter den
Landwirten höhere Preiſe, als dieſe verlangen.
ot. Offenbach, 31. Juli. Der Landwirtſchaftl. Lokalver=
ein
hielt am Sonntag ſein 75jähriges Jubiläum im Stadtgarten ab.
Mittags fand ein Umzug ſtatt.
nt. Seligenſtadt a. M., 31. Juli. Kirchendiebſtahl. Aus der
Einhard=Baſilika wurde von unbekannten Tätern am hellen Tage die
wertvolle Decke zur Kommunionbank entwendet. Die Decke hat heute
einen ungeheuren Wert. Von dem oder den Tätern fehlt jede Spur.
9 Oberklingen (Odenwald), 1. Aug. Die hieſige Sozialdemokratie
nimmt nächſten Sonntag die Weihe ihres Banners vor. Die Unkoſten
des Feſtes ſucht ſie durch eine Sammlung freiwilliger Spenden zu decken.
Sie wendet ſich dabei ein ſchöner Zug von Unparteilichkeit von ihr
an die ganze Bevölkerung, an Sozialdemokratie und Bürgertum, Tag=
löhner
und Handwerker, Arbeiter, Klein= und Großbauern. Jeder Ein=
wohner
des Dorfes, die Angehörigen aller Parteien, ſpenden gezwun=
genermaßen
ihr Scherflein für die gute Sache‟. Nur ein Mann, der für
parteipolitiſche Zwecke arundſätzlich nichts ſpendet, verſchloß
ſeine milde Hand. Es bleibt zu wünſchen, daß ſich die Sozialdemo=
kraten
, wenn demnächſt ein bürgerlicher Verein für ähnliche Zwecke ſam=
melt
, ſich in gleicher Weiſe
gebig beteiligen.

hr. Hirſchhorn a. N., 31. Juli. Brandunglück. Das hie
Gemeindehaus iſt bis auf die Mauern niedergebrannt. Vom Mobi
konnte nur ſehr wenig gerettet werden.
th. Mainz, 31. Juli. Felddiebſtahl. Einem Landwirt
Hechtsheim, der auf ſeinem Weinberge arbeitete, wurde aus dem al,
legten Rock die Taſchenuhr geſtohlen. Mehrere Anzeichen deuten dar
hin, daß gewiſſe Jugendliche es auf derartige Diebſtähle direkt abgeſe
haben.
o- Oppenheim a. Rh., 31. Juli. Beim Baden im Rhein
die zwei Mädchen des Kreisamtsgehilfen Schröder ums Leben gekomn,
i. Alzey, 31. Juli. Verſteigerungs=Erlös. Auf der
ten Holzverſteigerung wurden von der Stadt 106 420 000 Mk. gelöſt.
0- Nieder=Ingelheim (Rheinheſſen), 31. Juli. Ein Einbruc
diebſtahl wurde am hellen Tage in einem Hauſe in der Heideshei=
Straße begangen. Die Diebe ſtahlen insbeſondere Kleidungsſtücke,
ſie in einem Koffer verſtauchten, den ſie am Bahnhohf aufgaben. D
gelang es, dieſen zu beſchlagnahmen, ſo daß das geſtohlene Gut
bald wieder gefunden war.
h. Gau=Odernheim (Rheinheſſen), 31. Juli. Beſitzwechſel.
Heimſche Hofraite mit einem neu erbauten Wohnhaus, Scheune, S.
lung und Garten iſt für 450 Mill. in den Beſitz des Landwirtes .
übergegangen.
e. Gießen, 31. Juli. Vom Tode des Ertrinkens rett
Hofbäcker Auguſt Noll einen Wehrmann des hieſigen Bataillons,
beim Baden in der Lahn verſunken war.
j. Klein=Linden, 31. Juli. Einen Schwein= und Ziegenſta
baute ein hieſiger Einwohner; die Koſten betragen infolge der fur
baren Teuerung etwoa 10 Millionen Mark.
K. Aus dem Kreiſe Gießen, 31. Juli. Die Ernte hat begonr
und fällt ſehr gut aus, beſonders gilt dies vom Roggen und Weiz
Versmzelt ſieht man die Kornhaufen ſich im Felde auftürmen. Schh
und kief hängen die vollen Aehren herunter, ein Troſt in dieſer ſchwer
Zeit. Auch Kartoffeln, Gemüſe und Runkeln ſtehen vorzüglich.
jetzige Regen hat das Wachstum des Grünfutters ſehr gefördert, ſo d
auch eine angehende Grummeternte zu erwarten ſteht.
ro. Nieder=Ofleiden (Oberheſſen), 31. Juli. Denkmalsweih
Am Sonntag fand hier unter zahlreicher Beteiligung die Einweihu
des Krieger=Denkmals ſtatt, das dem Andenken der im Weltkrieg (
fallenen gewidmet iſt.
ei- Nieder=Ohmen (Oberheſſen), 31. Juli. Feuerwehrta
Am Sonntag fand hier der diesjährige Kreisfeuerwehrtag des Kreif
Alsfeld ſtatt. 22 auswärtige Wehren waren erſchienen. Gleichzeit
feierte die hieſige Freiw. Feuerwehr ihr 25jähriges Stiftungsfeſt.
R. Alsfeld (Oberheſſen), 31. Juli. Ruhrkinder. Hier ſind 2
Ruhrkinder zur Erholung eingetroffen. Einige von ihnen wurden au
in der Umgebung untergebracht.
Alsfeld, 1. Aug. Im Deutſchen Kaiſer fand in Anweſenhe
zahlreicher behördlicher Vertreter eine Werbekundgebung der Teg
niſchen Nothilfe ſtatt. Der vor wenigen Tagen beendete Ei
ſatz der Techniſchen Nothilfe auf 25 Gütern Kurheſſens mit 250 Nothelfer
gab dem Leiter der Nothilfe für den Bezirk Heſſen=Naſſau, Freiſta
Heſſen und Waldeck, Herrn Oberingenieur Haegely, Gelegenheit
eingehenden Ausführungen über Vorbereitung und Durchführung lan
wirtſchaftlicher Einſätze ſeitens der Techniſchen Nothilfe. Beſondere
Intereſſe begegneten die Darlegungen des Redners über die mit de
Arbeiterſchaft gepflogenen Verhandlungen mit dem Ziele, die Arbeite
ſchaft ſelbſt zur Verrichtung landwirtſchaftlicher Notſtandsarbeit zu ve
anlaſſen, wie man überhaupt den Eindruck gewann, daß die Nothil
ſtets ernſthaft bemüht iſt, in der erzieheriſchen Aufgabe der Volksgeoſſe
ihre Hauptaufgabe zu ſehen, und nur dann ihre Mannen aufzubieter
wenn das Lebensintereſſe der Gemeinſchaft es gebieteriſch erheiſcht. De
zweite Referent, Herr Reg.=Baumeiſter Hilsdorf=Frankfurt, b
ſchäftigte ſich an Hand zahlreicher Lichtbilder mit der volkswirtſchaftliche
Bedeutung der Kohle, um vor allem den Nachweis zu erbringen, da
gerade Bergwerksbetriebe des beſonderen ſtaatlichen Schutzes durch di
Nothilfe bedürfen. Eine Schilderung der bereits getätigten Grubenein
ſätze gab ein Bild der Leiſtungsfähigkeit und Bedeutung der Nothilf
für die deutſche Wirtſchaft.

Die Not der Aerzie

wird, wie Preſſenachrichten aus ben verſchiedenſten Teilen des Reiche:
berichten, immer größer und iſt bei der ſtändigen Geldentwertung nur
glieder einen gewiſſen, den jeweiligen Verhältniſſen entſprechenden Bei= unerträglich geworden. Während andere Berufe und namentlich all
Arbeitnehmer, Beamte uſw. wenigſtens einigermaßen mit dem gewil
vielfach ſogar ihn überſteigen konnten, iſt das für die Aerzte mit ihrer
Krankenkaſſeneinnahmen bedingen aber heute die Exiſtenzmöglichkeit für
die weitaus große Anzahl der Aerzte, nachdem weit über 80 Prozent der
Bevölkerung in den Kaſſen ſind und immer mehr Leute in die Kaſſen
zu kommen ſuchen, für die unſere ſoziale Geſetzgebung nie gedacht war.
Das bedingt gleichzeitig, daß die Privatpraxis durch die notwendige
Steigerung der Honorare derart zurückging, daß deren Einnahmen für
viele Aerzte nichts mehr bedeutet.
Die kaſſenärztlichen Gebühren werden grundlegend beſtimmt durch
die Preußiſche Gebührenordnung, bezw. durch den Preuß. Wohlfahrtz=
miniſter
und haben ſich deren Sätze ſo wenig der Geldentwertung ange=
paßt
, daß z. B. die Gebühr für eine Sprechſtundenberatung im Juni 200
bei einem Reichsindex von 8000 bezw. 12000 betrug; im Juli bei drei=
maliger
Aenderung im Durchſchnitt 12600 bei einem Index von 16= bis
40 000! Dazu kommt der noch ſchlimmere Zuſtand, daß dieſe an ſich
minderwertigen Gebühren durch verſpätete Zahlungen faſt vollkommen
entwertet ſind. Gibt es heute noch irgend einen Beruf, der einen Monat
und viel länger auf Zahlung warten muß?
Es iſt klar, daß das nicht ſo weiter gehen kann und auch den Aerzten
eine wertbeſtändige Entlohnung ihrer Arbeit und deren rechtzeitige Zah=
lung
werden muß.
Dieſes Unrecht ſehen auch alle einſichtsvollen Kaſſenvorſtände und die
meiſten Kaſſenmitglieder ſehr wohl ein, können aber nur dann gründliche
Abhilfe ſchaffen, wenn die grundlegenden Fehler der Krankenkaſſengeſetz=
zwar
Stücke aus dem Fliegenden Holländer, Lohengrin, Nhein= gebung endlich geändert werden, wie das Aerzte und auch einſichtige
Kaſſenvorſtände ſchon verlangt, nämlich zeitgemäße Aenderung des Bei=
tragsverfahrens
. Davon hängt auch ſo manches andere für die weitere
Exiſtenzmöglichkeit der Krankenkaſſen ab, vor allem aber, und das muß
deutlich allen geſagt werden, das Fortbeſtehen eines arbeitsfähigen Aerzte=
Die Forderungen der Aerzte, die mit den Intereſſen der Kranken=
kaſſen
und deren Mitglieder einig gehen, bedingen aber ungeſäumtes
entſchiedenes Eintreten von Krankenkaſſen, Staatsregierung und Oeffeut=
lichkeit
dafür, daß die unhaltbaren Beſtimmungen der Reichsverſicherungs=
ordnung
ſchleunigſt abgeändert und damit die Krankenkaſſen in die Lage
kommen, den Aerzten endlich dauernde Gewähr für zeitgemäße und recht=
I.
zeitige Entlohnung zu geben.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.

(Für die Verd
antwortung;
der Emnſender

FFentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon keinerlel Deißt
Fr ſie bleibt auf Grund des 9 21 Abſ. 2 des preſſegeſetzes in vollem Umfange
verantworſich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgefandt, die Ablebnung nicht begründet werden.

Palmengarten=Geſellſchaft Frankfurt am Main=

Der Verwaltungsrat der Palmengartengeſellſchaft zu Frankfurt a. M.
kündigte am 27. Juli 1923 ſämtliche noch in Umlauf befindliche Schuld=
verſchreibungen
der hypothekariſch ſichergeſtellten Anleihen der Geſell=
ſchaft
zum Nennwert auf den 1. Oktober 1923 und den 1. April 1994,
Die Einlöſung der Stücke geſchieht unter Vergütung der Zinſen bis
zum Fälligkeitstage. Unter Nennwert iſt wohl der Anleihebetrag in
Goldmark zu verſtehen. Sollte die Annahme, die Geſellſchaft wolle den
Goldmarkbetrag, nun in Papiermark aufgewertet, zurückzahlen, irrtüm=
lich
ſein, ſo möchte ich einige Sätze hierherſetzen, die in einem Aufatz
Nichter und Geldentwertung vor einigen Wochen erſchienen, und die
da lauten: Eine Zeitung war angeklagt, weil ſie u. a. dem Staat vor=
geivorfen
hatte, daß er durch die Gleichſtellung der Papiermark ſeine
Gläubiger um ihr Geld betrogen habe und an den Mündeln zum Ver=
brecher
geworden ſei. Der Staatsgerichtshof bezeichnete die gebraucſten
Ausdrücke als kräftig, den Inhalt des Aufſatzes aber als wahr und bei=
dienſtlich
. Neichstagsabgeordneter Dr. Dühringer ſchreibt am 28.
23: Das Rechts= und Sittenwidrige (nämlich Goldſchulden mit Padier=
mark
zurückzuzahlen), das in einer ſolchen Handlung liegt, kam vielen
der Beteiligten anſcheinend gar nicht zum Bewußtſein.
Ich möchte an Vorſtehendes noch folgende Fragen knüpfen: Iſt der
Stadt Frankfurt, die für die Goldmarkſchulden der Palmengartengeſel=
ſchaft
haftet, bekannt, daß die Palmengartengeſellſchaft Goldmark mit
Papiermark zurückzahlen will?. Iſt einer der Gläubiger an den Pal=
mengarten
herangetreten, die Geſellſchaft möge ihm jetzt ſeine Schuld=
verſchreibungen
zurückzahlen? Liegt dem Vorgehen des Palmengartene
nicht die Abſicht zugrunde, Goldſchulden mit Papiermark abzuſtoßen
Wie käme ſie ſonſt dazu, auch noch die Zinſen bis zum Fälligkeitstage d"
zahlen?. Weiß der Palmengarten nicht, daß er ſeinen Gläubigern für
ein Stück von 1000 Goldmark nur 00066 Goldmark bietet?. (Das 20
Markſtück zu 3 Mill. Mk. gerechnet.) Iſt das Vorgehen des Palmelle
gartens Schutz des Eigentums und des Mittelſtandes, der im Beſte
einer Schuldverſchreibung iſt?
Ein Beſitzer von Schuldderſchreibungen bes Palmengarteußk.

[ ][  ][ ]

Rummer 211.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2. Auguſt 1923.

Seite 5.

Das Eiſenbahnnnglück in Kreienſen.
Kaſfel, 1. Aug. (Wolff.) Die Preſſeabteilung der Reichsbahn=
birektion
Kaſſel teilt uns mit:
Die Zahl der bei dem Kreienſer Eiſenbahnunglück Verletzten
beträgt nunmehr 45, von denen ſich 36 in der Göttinger Chirurgiſchen
Klmik, 2 in einer Privatklinik in Göttingen, 5 in dem Sanatorium in
Gandersberg und 2 in Privatpflege in Kreienſen befinden. Die Namen
der vier neu hinzugekommenen Verletzten ſind: 42. Zenta Dinkel=
reiter
aus München, Waltherſtraße; 43. Helene Boltz aus Würz=
burg
; 44. Marga Gulbranſon aus Kriſtiania in Norwegen; 45.
Margarete Nilſen aus Langenelſe in Dänemark. Von den unter
den Trümmern geborgenen Toten iſt eine weitere Leiche namentlich
remittelt worden: Frau Hildebrandt aus Bremen, Weidenkamp=
ſtraße
Nr. 13.
Wie die Preſſeſtelle der Reichsbahndirektion mitteilt, ſchweben von
den in der Göttinger Chirurgiſchen Klinik befindlichen Verletzten noch
ſechs in Lebensgefahr. Sämtlichen Verletzten wird jede nur
erdenkliche Fürſorge zuteil. Von den 19 noch unbekannten Toten ſind
die Namen von neun Opfern feſtgeſtellt worden: Arthur Kaiſer in
Firma Francke, Kaiſer u. Co., Heinrich Goldner aus Zeitloch bei
Bad Brückenau, Alberto Berninowich aus Fiume, Arth. Münch
aus Oldenburg, Aug. Schieter aus Bremen, Robert Kohn, Student
aus Nürnberg und Bruno Keil nebſt ſeiner Frau und ſeinem Sohn
aus Bremen.
Zu der veröffentlichten Liſte der bei dem Eiſenbahnunglück in
Kreienſen Getöteten werden folgende Berichtigungen gemeldet: 5. Lohn=
kellner
Alfred Werz aus Stuttgart; 8. Lina Sibl aus München,
Weiherſtraße 51; 9. Eiſenbahnſchloſſer Georg Schmidt 5. aus Roſen=
heim
in Bayern; 13. Nathan Reich aus Bad=Brückenau iſt zu ſtreichen
und dafür zu ſetzen: Auguſte Siggelkow, Mutter von Helene Sig=
gelkow
, aus Offenbach, Bismarckſtraße; 16. Fritz Buerſchaper
aus Wülfel; 23. Frau Marie Leſſeack aus Hamburg.
Der Reichspräſident hat dem Reichsverkehrsminiſter folgen=
des
Telegramm überſandt: Die Nachricht von dem ſchweren Eiſenbahn=
unglück
bei Kreienſen hat im ganzen deutſchen Volke ſchmerzliche Teil=
nahme
erweckt. Ich bitte Sie, den Hinterbliebenen der Opfer und den
Verletzten dieſer furchtbaren Kataſtrophe den Ausdruck meines herzlichen
Mitgefühls zu übermitteln. gez.: Reichspräſident Ebert.
Der Reichsverkehrsminiſter hat an den Präſidenten
der Reichsbahndirektion Kaſſel ein Telegramm gerichtet, in dem er ſein
Mitgefühl für die Opfer des Eiſenbahnunglücks in Kreienſen, einem der
ſchrecklichſten in der Geſchichte des deutſchen Eiſenbahnverkehrs, aus=
drückt
und ferner bittet, den Angehörigen der Opfer ſein Mitgefühl, und
illen am Rettungswerk Beteiligten ſeinen Dank auszudrücken.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Haeußer in Moabit. Vor dem Schöffengericht Berlin=Mitte
hatte ſich der Wanderapoſtel Ludwig Haeußer, der über eine große
Anhängerſchaft verfügt und der ſich ſchon wiederholt wegen verſchiede=
ter
Ausſchreitungen verantworten mußte, aufs neue dem Nichter zu
tellen. Vor kurzem erhielt er in Oldenburg wegen Vergehens gegen
das Geſetz zum Schutze der Republik eine Gefängnisſtrafe von 1 Jahr
) Monaten, die er gegenwärtig im Gefängnis zu Vechta verbüßt. Er
vurde in Begleitung von zwei ſeiner Jüngerinnen, die die Koſten der
Teberführung ſelbſt getragen haben, nach Berlin gebracht und von
inem größeren Anfgebot ſeiner Anhänger auf dem Lehrter Bahnhof
türmiſch begrüßt. Vor Gericht erſchien er in weltlicher Kleidung, da
* durch die Gefängnisordnung gezivungen war, ſeine Kutte abzulegen
ind auch ſich dem Schermeſſer zu unterwerfen, nur der langwallende
Zart iſt ihm geblieben. Bei den beiden Anklagefällen handelt es ſich
im Geringfügigkeiten. Die erſte Anklage lautet auf Betrug. Haeußer
oll im Oktoer 1920 in einer Zeitung drei Inſerate ſeiner Vorträge auf=
egeben
haben mit der Abſicht, ſie nicht zu bezahlen. Das Gericht kam
r dieſem Falle zu einer Freiſprechung. Die zweite Anklage lautete auf
Viderſtand und Beleidigung. Im Juni v. Js. war Haeußer mit einer
Schar ſeiner Jüngerinnen von Oranienburg gekommen, und die Geſell=
haft
hatte ſich mit großen Stößen der Zeitung Haeußer in der Vor=
alle
des Stettiner Vorort=Bahnhofs aufgehalten. Als der Bahnhofs=
haffner
ſie hinauswies, ſoll Haeußer dem Beamten zugerufen haben:
Sie Quatſchkopf, Sie ſind wohl verrückt! ſo daß er mit Gewalt aus
er Halle herausgebracht ſverden mußte. Haeußer erklärte, daß er nur
ne ſpaßige Bemerkung gemacht habe. Da ſich Widerſtand aus der Be=
eisaufnahme
nicht nachweiſen ließ, kam das Gericht auch in dieſem
unkte zu einer Freiſprechung und verurteilte Haeußer lediglich wegen
eleidigung zu 50 000 Mk. Geldſtrafe. Haeußer wurde ins Gefängnis
trückgeführt, nachdem ſeine Anhänger und Anhängerinnen von ihm
ihrend Abſchied genommen hatten.
Der Stellvertreter im Gefängnis. Ein intereſſantes
iederaufnahmeverfahren gegen einen Freigeſprochenen beſchäftigt zur
eit die Strafkammer des Landgerichts III. Vor einiger Zeit machte der
all des Schneidermeiſters Gienapp aus Weißenſee erhebliches Auf=
hen
. Gienapp war zu Gefängnis verurteilt worden, hatte aber keine
iſt, die Strafe zu verbüßen, und hatte ſeinen Geſellen als
tellvertreter ins Gefängnis geſchickt. Durch einen Zufall.
ar kurz vor der Entlaſſung des falſchen Sträflings die Sache heraus=
kommen
. Als der Gefangene einmal vorgeführt wurde, begegnete ihm
f dem Flur ein Bekannter, der ihn mit ſeinem richtigen Namen an=
rach
. Dadurch war der Schwindel herausgekommen. Im Anſchluß
dieſen Vorfall hatte ſich im Februar vorigen Jahres der Oberland=
ger
Zerbe wegen Beſtechung und Erpreſſung zu verantworten. Er
Ite die Kenntnis von dem Schwindel mit dem Stellvertreter dazu
nutzt haben, von Gienapp Geſchenke zu erpreſſen. Gienapp beſchwor
mals, daß er die Strafe tatſächlich ſelbſt verbüßt habe, und Zerbe
irde auf Grund dieſes Falſcheides freigeſprochen. Inzwiſchen iſt Gie=
pp
aber vom Schwurgericht verurteilt worden, und nunmehr hat die
aatsanwaltfchaft ein Wiederaufnahmeverfahren gegen Zerbe mit der
gründung eingeleitet, daß, wenn Gienapp die Strafe nicht verblißt
be, für Zerbe ein Grund vorgelegen habe, Gienapp zu erpreſſen.
chtsanwalt Dr. Puppe hat beantragt, das Wiederaufnahmeverfahren

Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
er Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
(Nachdruck verboten.)

abzulehnen, weil ein Zeuge, der einen Meineid geleiſtet hat, inzwiſchen
nicht glaubhafter geworden iſt.
Ein verhängnisvoller Irrtum.
S. u. H. München. Die Dieſſener Amerſeepoſt bringt folgende
köſtliche Geſchichte: Beſchließt da ein benachbarter Veteranenverein, am
29. Juni an der in Weilheim ſtattfindenden Denkmalsweihe einladungs=
gemäß
teilzunehmen. Und ſo geſchieht, daß ſie am Peter= und Paulitage,
ſchwergerüſtet mit Fahne, den prangenden Schärpen der Chargierten zu
Hoch= und Hurrarufen und für den Durchmarſch diverſer Maß Bier be=
reiten
Kriegerkehlen ſich teils in Dieſſen hinter das Dampfroß ſetzten,
teils auf flinken Rädern gegen Weilheim ſtrebten. Der Weilheimer
Bahnhof kommt in Sicht. Alles bereitet ſich vor, die Empfangsfeierlich=
keiten
würdig über ſich ergehen zu laſſen. Man reckt die Köpfe, der
erſte Vorſtand überlegt noch raſch die Erwiderungsrede, die er zu ver=
zapfen
gedenkt. Der Fahnenträger ſtreckt den Fahnenſpitz zum Fenſter
hinaus als Signal für das Empfangskomitee. Da ſan ma der
Zug hält. Nichts rührt ſich. Kein Tuſch, Tſchinbumtarä, im ganzen
Bahnhofskreis kein einziger Zylinder, kein Hoch, kein Hurra! Gewöhn=
licher
Alltag! Himmeldonnerwetter! Was iſt denn da los? Geht beim
Weilheimer Veteranenverein vielleicht die Uhr eine Stunde zu ſpät, oder
haben’s am End gar auf uns vergeſſen? Was? ſagt der Fahrkarten=
zwicker
, zur Denkmalseinweihung? ja da ſeids ja no a Monat z fruah,
die is doch erſt am 29. Juli. Einen Augenblick iſt alles ſprachlos. Der
Vereinsvorſtand, vor fünf Minuten noch ſo redeſchwanger, iſt keines
Wortes fähig, er ſchnappt nach Luft. Endlich platzt der Fahnenträger los:
Himmel, Aſt und Wolken, ſo a Blamaſch! Jeſſas, jeſſas, jeſſas! Was
tun ma jetzt? Wir können doch net bis zum 29. Juli da ſtehn bleib’n.
Alſo d: Fahnaſtange als Reiſegepäck aufgeb’n, die Schärpen eing’ſchob’n
und zum Bräuwaſtl, weil ma doch ſchon amal da ſan.
Ermordet und beraubt.
Freiburg i. Br. Während der letzten Nacht wurde die betagte
Witwe des ehem. Fürſtenbergiſchen Kammerpräſidenten Dänzer ermor=
det
und beraubt. Der Tat verdächtig iſt das ſeitdem verſchwundene
Dienſtmädchen.
Tagung des rheiniſchen Zentrums.
Heidelberg, 1. Aug. (Telunion.) Die Konferenz des rheini=
ſchen
Zentrums wurde heute in Heidelberg eröffnet. Zum Vorſitzenden
wurde der frühere Reichskanzler Fehrenbach gewählt. Als erſter Redner
ſprach Profeſſor Reuß über das Thema Das Rheinland und die deut=
ſchen
Katholiken‟. Dann behandelte Prof. Meier die Frage. Der Rhein
und ſeine Verkehrspolitik in ihrer Wirkung auf das deutſche Reich. Tie=
ſen
Eindruck machten die Ausführungen des Redners, indem er die Rück=
wirkungen
des Rheinlandabkommens auf die deutſche Wirtſchaft zuſam=
menſtellte
und darlegte, wie dieſes Abkommen auf die wirtſchaftliche
Selbſtändigkeit Deutſchlands ſchädlich wirke. Am Nachmittag erfolgte
das politiſche Referat von Schoefer, Mitglied des preußiſchen Land=
tags
, über die politiſche Lage. Schoefer arbeitet den Gedanken ſcharf
heraus, wie die franzöſiſchen Politiker weniger auf Reparationen aus=
gingen
, als politiſche Ziele verfolgten, die ihnen der Friedensvertrag von
Verſailles nicht gewährt hätte. Das deutſche Volk ſei einig in der Ableh=
nung
dieſer Ziele, die aber Annexion deutſchen Gebietes bezweckten.
Deutſchland könne nur mit moraliſchen Mitteln Widerſtand leiſten. Die=
ſer
paſſive Widerſtand müſſe jedoch einheitlich und geſchloſſen durchge=
führt
werden. Dieſe Abwehrpolitik ſetze voraus, daß auch in der Debatte
im nichtbeſetzten Deutſchland, mancher ſeiner Verantwortung bewußt
bleibe.
Deutſcher Cafetiertag.
S. u. H. Hannover. Der Reichsverband der Kaffeehausbeſitzer
Deutſchlands hält zurzeit hier ſeine diesjährige Hauptverſammlung unter
dem Vorſitz ſeines Präſidenten Peter Stüber=Berlin ab. Im Mittelpunkt
der Verhandlungen ſteht ein Referat des Reichstagsabgeordneten Bud=
juhn
=Hannover über die Lage des Kaffeehausgewerbes inmitten der all=
gemeinen
Wirtſchaftskriſis. Daneben wird ſich der Verbandstag mit der
durch die Verſchärfung der Polizeiſtunde und das neue Schankſtättenge=
ſetz
geſchaffenen Situation beſchäftigen und Stellung zur allgemeinen Po=
litik
, zur Monopoliſierung der Großbetriebe im Kaffeehausgewerbe und
zur Geldentwertung nehmen. Auch die Schaffung einer eigenen Verſiche=
rung
für das Gewerbe ſoll erfolgen und ſchließlich gegen eine Anzahl den
Kaffeehausbetrieb unnötig erſchwerender Steuern und Abgaben ſowie
gegen die andauernden Bierpreiserhöhungen u. a. m. Stellung genom=
men
werden. Hierzu liegen zahlreiche Anträge von Bürger und Fürſt=
Kiel, ſowie dem Verbandsvorſtande und den Vereinen in Hamburg, Ber=
lin
, München, Braunſchweig, Beuthen, Halle (Saale) und Nürnberg vor.
Mit der Tagung ſind eine Reihe Veranſtaltungen des hieſigen, unter
dem Vorſitz des Kaffeehausbeſitzers Haberkorn ſtehenden Vereins ver=
bunden
. Wir werden über die Verhandlungen berichten.
Stapellauf eines Norbdeutſchen Lloyd.
Am Dienstag nachmittag lief auf der Vulkanwerft der Dampfer

Stuttgart glücklich vom Stapel.
Herzlicher Empfang eines deutſchen Schiffes in Hankow.
Das Motorſchiff Ermland der Hamburg=Amerika=Linie das als
erſtes Hapag=Schiff nach dem Kriege den Jang=tſe=Kiang hinauffuhr,
wurde von den in Hankow anfäſſigen Deutſchen herzlich begrüßt. Zahl=
reiche
Beſucher kamen an Bord, um die Einrichtungen der Ermland zu
beſichtigen. Gleich bei der Ankunft des Schiffes wurde der Beſatzung
mitgeteilt, daß ihr die Räume des deutſchen Klubs zur Verfügung ſtän=
den
, wovon die Mannſchaft ausgiebig Gebrauch machte. Nach mehr=
tägigen
Aufenthalt fuhr die Ermland von Hankow ab. Der herzliche
Empfang und die Gaſtfreundſchaft der Hankower Landsleute darf als
erneuter Beweis für das lebhafte Intereſſe angeſehen werden, das die
Auslandsdeutſchen der wieder erſtehenden deutſchen Handelsflotte ent=
gegenbringen
.
Das erſte Laſtflugzeug von London nach Köln.
FU. London, 1. Auguſt. Der erſte reine Laſt=Aeroplan
hat, mit einer Ladung Tabak ſeine erſte Reiſe von London nach Köln an=
getreten
. Das Flugzeug hat zwei Motoren von zuſammen 750 Pferde=
ſtärken
und vermag 1½/a Tonnen Fracht mit einer Schnelligkeit von 90
engliſchen Meilen in der Stunde zu befördern und ſoll regelmäßig auf
der Strecke London-Köln im Dienſt ſein. Zwiſchen beiden Propellern
befindet ſich ein großer gedeckter Laderaum.

Wir aßen abends mit ihm zuſammen während der Mahlzeit
n ein Brief für Marie Louiſe, deſſen Aufſchrift die Hand ihrer
utter auswies, den wollte ſie nach Tiſch leſen.
Dann ſaß ich mit den Beiden im Wohnzimmer. Marie Louiſe
ihren Brief, ſie reichte ihn mir herüber. Was bedeutet denn
3. Vater? Ich ging die erſten Sätze des Schreibens durch,
na wiederholte ihre Aufforderung an Marie Louiſe, zu ihr zu
nmen, und ſetzte mit verhüllten Worten, die wohl mit Rückſicht
die Zenſur undeutlich gewählt waren, auseinander, daß
utſchland nach der neueſten Wendung der Dinge in kurzer Zeit
loren ſei.
Du lieber Gott, ſagte Günter, was man im Auslande
18 glaubt.
Was meinſt Du denn? fragte Marie Louiſe mich.
Ich hoffe, daß wir es zwingen können.
Seltſam, meinte Marie Louiſe, erſt habe ich mich für den
ieg begeiſtert, und dann, als ich all das Unglück ſah und ſo
ncher fiel, den ich gern hatte, da fand ich den Krieg furchtbar,
verlich, und nun hatte ich ihn vergeſſen. Selbſt jetzt, wo ich
2, daß Du, Vater, ſorgenvoll in die Zukunft ſchauſt, ſelbſt jetzt
n ich nicht traurig ſein. Das iſt häßlich, nicht wahr?
Du biſt jung, Marie Louiſe, Du darfſt das.
Günter ſagte: Da draußen bei Arras liegt mein Regiment
der im Kampf. Ich hatte heute Nachricht, aber ſie werden
Sturm ſchon abſchlagen."
Marie Louiſe nahm ihrer Mutter Brief wiederum zur Hand
las den zweiten Bogen, den ſie mir noch nicht gegeben hatte;
ſchrie leicht auf: Ach! und wandte ſich mit erſchrecktem Ge=
zu
mir: Gioffredo iſt bei einer Beſichtigung der Jſonzofront
engliſchen Offizieren getötet worden.
Ich beſchattete die Augen mit der linken Hand, wie wenn ein
Tes Licht mich blendete.
Wer war Gioffredo? fragte Günter.
Gioffredo, ſagte Marie Louiſe, der Tränen in den Augen
den, ich habe Dir doch von ihm erzählt, der Enkel der Prin=

cipeſſa, ich hatte ihn ſehr gern, der arme luſtige Gioffredo. Mein
Gott, wie entſetzlich iſt das, wie widerwärtig.
Es iſt eine ſeltſame Sache mit dem Tode da draußen,
ſagte Günter. Als ich klein war, da glaubte ich an den Himmel,
und ſpäter glaubte ich nicht mehr daran. Ich hatte manchmal
Angſt vor dem Tode, aber das war nicht oft, meiſt dachte ich
nicht an ihn. Im Felde, nicht an der Front, aber wie wir ein=
mal
längere Zeit in der Etappe waren, habe ich mich mit der
Vorſtellung herumgeſchlagen, was wird, wenn man tot iſt, ich
habe mich nicht zu irgendeinem Glauben durchringen können,
und es hat mich recht gequält. Dann kamen wir in die Feuer=
linie
, und es ging hart her, es fiel mir gleich auf: ich hatte keine
Angſt mehr vor dem Tode, gar keine. Ich ſagte mir: du haſt dein
Geſchütz zu bedienen, und alles andere iſt egal. Abends ſprach
ich mit einem älteren Kameraden, und der beſtätigte mir, ihm
ſei es ähnlich gegangen, er erklärte das ganz plauſibel, der Menſch
verliere eben in ſolchen Zeitumſtänden in den eigenen Augen
das individuelle Recht, die individuelle Bedeutung, aber ich
ſagte mir dennoch: das ſtimmt nicht, das muß mit dem Tode
eben doch anders ſein, als ich es mir bisher vorgeſtellt hatte.
Und wie denn? fragte ich.
Wie das iſt, fagte Günter, das kann ich nicht erklären.
Marie Louiſe ſagte zuſammenſchauernd: Ich möchte nicht
ſterben.
Mir wurde unheimlich zumute bei dieſen Worten, aber ich
ließ dem nicht Raum, ſchlug leicht mit der rechten Hand auf den
Tiſch und ſagte: So wollen wir denn die Lehre aus alledem
ziehen und den Tag nützen, ſolange er freundlich iſt. Ich denke,
trotz alledem, trotz Krieg und dem armen Gioffredo, den auch ich
gern hatte, die Stunde iſt freundlich, für Euch und für mich.
Ich ſann, wie ich den Worten eine Tat könnte folgen laſſen,
und ein Gedanke kam mir, er war ſchon aufgetaucht, als Marie
Louiſe ihre Gedichte vorgeleſen hatte; nun ging ich in mein Ar=
beitszimmer
, ſchloß eine Schublade auf und nahm daraus das
goldene Feuerzeug meines Vaters, das brachte ich den beiden.
Hier, Marie Louiſe, ſagte ich, Du wollteſt Günter gern be=
ſchenken
, und Du haſt ihn auch beſchenkt, ſo gib ihm noch dies.
Nicht wahr, Günter, Du wirſt Dich darüber freuen, Du kannſt
das ja draußen brauchen, und daß mein Vater es lange Jahre
getragen hat, das wird es Dir wertvoller machen.
Marie Louiſe hielt ſich mit der Rechten am Tiſchrande feſt,
dann beugte ſie ſich herab, ergriff die Gabe und reichte ſie Gün=
ter
. Der ſagte in Verlegenheit: Aber das kann ich doch nicht

Sport, Spiel und Turnen.
Turnen.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Der für nächſten Samstag angeſagte Vortrag des erſten Sprechers
über das 13. Deutſche Turnfeſt zu München, muß um eine Woche, auf
Samstag, den 11. Auguſt verſchoben werden. Je eine turneriſche Vor=
führung
der Turnerinnen und Turner, wie auch Chöre der Singmann=
ſchaft
werden den Abend intereſſant geſtalten. Näheres wird demnächſt
H. M.
durch Anzeigen in dieſer Zeitung erſichtlich ſein.
Odenwaldgau D. T.
* Die diesjährigen Reichsjugendkämpfe werden im Oden=
waldgau
am kommenden Sonntag, den 5. Auguſt, zum Austrag
gebracht. Sie finden ſtatt für den 1. Bezirk (Mümlingtal) in Weiten=
Geſäß, für den 2. Bezirk in Altheim und für den 3. in Asbach
bei Ernſthofen. Die Beteiligung der Odenwälder Turnerjugend iſt auch
in dieſem Jahre wieder ausnehmend gut. Wer darum unſere Oden=
wälder
Buben und Mädels und unſere Jungmannſchaften im friedlichen
Wettſtreit beobachten will, wer ſehen will, wie ſie echt jugendlich in höch=
ſtem
turneriſchen Eifer englühen, dem empfehlen wir den Beſuch eines
der drei Feſtorte, welche auch dem Naturfreunde allerlei Reize land=
chaftlicher
Schönheit auf einer Wanderung bieten können. Abmarſch
nach Weiten=Geſäß von Zell aus 8½ Uhr vorm.; Beginn des
Wetturnens in Asbach um 8 Uhr.
Pferdeſport.
Das große Handicap, das am Dienstag in London gelaufen
wurde, wurde von dem franzöſiſcher Pferd Eginard gewonnen.
Radfahren.
* An den vom 19.26. Auguſt in Zürich zum Austrag kommenden
Weltmeiſterſchaften, zu denen zwölf Nationen ihre beſten Vertreter
ſchicken werden, werden zum erſtenmal ſeit 10 Jahren auch wieder
Deutſche teilnehmen und zwar: Weltmeiſterſchaft der Steher: Thomas,
Sawall, Wittig; Weltmeiſterſchaft der Flieger (Berufsfahrer): W. Rütt;
Weltmeiſterſchaft der Amateur=Flieger: Heidenreich, Oßmella, O. Rütt,
Roßbach; Amateur=Weltmeiſterſchaft der Straße: R. Rohl, Kroll, Röſen,
Stollenwerk, Remold, Schneidawind.

Geſchäftliches.
Baden=Badener Automobil=Turnier
vom 10.15. Juli 1923.
Kappler hat auf 6/10 PS.=Benz den Robert Batſchari=Wanderpreis
zum zweiten Male und damit endgültig errungen. Bei großer Hitze=,
und Staubentwicklung hat er die Berg=, Flach= und Geſchicklichkeitsprü=
fung
, ſowie die Tourenfahrt auf den bewährten Peters Union= Zahnrad=
reifen
gefahren. Nachdem Salzer auf dem Solitude=Bergrennen des
ſchlechten Wetters wegen den Peters Union Zahnradreifen vorzog, hat
jetzt Kappler wiederum den Beweis erbracht, daß der Peters Union=
Zahnradreifen auch bei ſtarker Hitze und trockener, ſtaubiger Straße
ſchwierigſten Anforderungen gewachſen iſt.

Anunſre verehrl. Leſer!
Das Einholen des Bezugsgeldes geſchieht
für jeden Monat
(40a
in der Zeit vom 1. bis 6.
Unſere Trägerinnen ſind angewieſen, die
Gelder bis ſpäteſtens 8. abzuliefern. Wir bitten
unſere verehrl. Leſer, das Bezugsgeld bereit
zu halten, damit die Ablieferung bis zu dem
genannten Termin beſtimmt erfolgen kann.
Verlag des Darmſtädter Tagblattes.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 3. Auguſt:
Das Tiefdruckgebiet aus Nordeuropa zieht unter Verflachung oſt=
wärts
ab, während ſich in Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet ausbreitet,
ſo daß eine Aufhellung und ein Nachlaſſen der Niederſchläge bevorſteht.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kl. Haus), abends
7½ Uhr: Komteß Guckerl Städt. Saalbau, abends 8 Uhr:
Konzert (Leitung: Obermuſikmeiſter Hauske). Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
w
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: i. V.:
Ad. Fleiſchmann, fämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 8 Geiten.

nehmen, und ſchämte ſich dieſer banalen Rede und nahm das
Beſchenk.
Mich ließ der Nachklang der Worte, die Günter vom Tode
geſprochen hatte, nicht los, ich ſah ihn an und ſuchte zu durch=
dringen
, wie das war.
Helene Berndt trat ein, um eine Stunde mit uns zu ver=
bringen
. Marie Louiſe erzählte von Gioffredos Tode und von
dem Geſchenk, Günter mußte es zeigen. In der Ruhe, die von
Helenes Weſen ausgang, die aus ihren Worten atmete, ebbte die
Erregung ab, die uns alle erfüllte.
Helene hatte meinen Rat einzuholen, ich ging mit ihr ins
Nebenzimmer, damit wir uns in Ruhe beſprechen konnten; ihr
war eine Tätigkeit auf muſikaliſchem Gebiete, außerhalb Berlins
unter recht günſtigen Bedingungen angeboten worden, nun
fragte ſie mich, ob ſie die annehmen ſolle. Manche Gründe
ſprachen dafür, die ſetzte Helene mir auseinander.
Ich hatte den Wunſch, ihr zu ſagen, ſie ſolle nicht fortgehen,
aber was konnte ich für ein ſolches Opfer als Gegenleiſtung
bieten? Ich wußte ja, Helene würde zufriedener ſein, wenn ich
das Opfer verlangte, als wenn ich ihr zuredete, anzunehmen,
aber ich fand den Entſchluß nicht.
Verſtandesgemäß redete ich über meine Stimmung hin und
erörterte das Für und Wider.
Helene brach das Geſpräch ab, ſie wolle es bedenken, und er=
zählte
von ihrer Arbeit. Dann ſprachen wir über Marie Louiſe,
wie ſchön ſie geworden, wie glücklich ſie ſei.
Gehen Sie nicht fort aus Berlin, Helene, ſagte ich un=
vermittelt
.
Helenes blaue Augen wurden dunkel, ſie ſah mich groß an,
bewegte die Lippen einmal, ſagte nichts und wartete, und als
von mir nichts kam, ſenkte ſie zuſtimmend den Kopf, und dann
begann ſie wieder von Marie Louiſe zu reden.
Wir gingen ins Nebenzimmer, die beiden ſaßen miteinander
im Sofa und löſten, als ſie eintreten ſahen, leicht und gar nicht
erſchreckt ihre Hände voneinander. Marie Louiſes Geſicht war
ſeltſam ſtill und, wie mir ſchien, geradezu verklärt: wir blieben
noch eine Weile beieinander, Marie Louiſe und Günter ſprachen
wenig; dann brach Helene auf, und Günter ſchloß ſich ihr an.
Es fiel mir auf, wie er von Marie Louiſe Abſchied nahm, mit
dem Ausdrucke geſammelten Mannestums.
(Fortſ44 ng folgt.)

[ ][  ][ ]

DoVVoT

8

Nund Tada

Dreimonatsabzug und Einkommenſieuer
1922 bei der Vermögensſteuer.

Von

Rechtsanwalt Dr. Fr. Mainzer, Darmſtadt.

Bei der Veranlagung zur Vermögensſteuer per 31. 12. 22
ſteht das Finanzamt Darmſtadt=Stadt nach zwei Nichtungen hin
auf einem Standpunkt, der im Widerſpruch mit der Rechtſpre=
ung
und Rechtslehre ſteht.
Aus zahlreichen Beanſtandungen des Finanzamts Darmi=
ſtadt
=Stadt iſt bekannt geworden, daß dieſes den ſogenannten
Dreimonatsabzug nur dann zulaſſen will, wenn die laufenden
Ausgaben in den erſten drei Monaten des Steuerjahres 1923
durch die laufenden Einnahmen während dieſer Zeit nicht gedeckt
werden konnten und zur Deckung der Mehrausgaben Geld=,
Bank= oder ſonſtige Guthaben in Anſpruch genommen werden
mußten.
Dieſe Auffaſſung des Finanzamts Darmſtadt=Stadt iſt in
dem Geſetz nicht begründet und ſteht in ſchroffem Widerſpruch
zu der Entſcheidung des Reichsfinanzhofes, Band 10 S. 104,
Steuer und Wirtſchaft 1923 S. 321 (ſ. auch Zarden, Kommentar
zum Zwangsanleihegeſetz S. 7). Nachdem der Oberſte Gerichts= in ganz eindeutiger Weiſe ſich über die Frage der Abzugs=
fähigkeit
des Dreimonatsverbrauchs wiederholt ausgeſprochen
hat, bedeutet es nur eine unnötige Herbeiführung von Steuer=
rechtsmitteln
, wenn das Finanzamt Darmſtadt=Stadt auf ſeinem
oben angegebenen Standpunkt beharrt.
Aber auch in einer weiteren Hinſicht iſt die Auffaſſung des
Finanzamtes Darmſtadt=Stadt zu dem Dreimonatsabzug zu be=
anſtanden
. Der Dreimonatsabzug iſt inſoweit zuläſſig als ihm
Barbeträge, Bankguthaben oder ſonſtige Guthaben gegenüber=
ſtehen
. Das Finanzamt Darmſtadt=Stadt will unter ſonſtigen
Guthaben nur ſolche verſtanden wiſſen, die in kürzeſter Zeit
eingehen. Für einen Unterſchied zwiſchen Guthaben, die in kur=
zer
Zeit eingehen, und Guthaben, die in längerer Zeit eingehen,
bietet das Geſetz nicht die geringſte Handhabe; der Wortlaut des
Geſetzes ſagt, daß abzugsfähig ſind die zur Beſtreitung der
laufenden Ausgaben nicht geſchäftlicher oder beruflicher Art für
3 Monate erforderlichen Beträge an Geld, Bank= oder ſonſtiger
Guthaben‟. Der Begriff Guthaben iſt gleich dem Begriff For=
derung
, und es iſt nach dem Geſetz ganz einerlei, ob die For=
derung
kurzfriſtig oder langfriſtig iſt, ob ſie zum Betriebsver=
mögen
oder zum Pribatvermögen gehört. Gerade aus der Gegen=
überſtellung
zwiſchen Bankguthaben und ſonſtigen Guthaben er=
gibt
ſich, daß man, da Bankguthaben im allgemeinen äußerſt
kurzfriſtig ſind, auch an Guthaben von längerer Befriſtung ge=
dacht
haben muß. Auch hier führt das Feſthalten der Auffaſ=
ſung
des Finanzamts Darmſtadt=Stadt lediglich zu unnötigen
Steuerprozeſſen.
Weiter beanſtandet das Finanzamt Darmſtadt=Stadt, daß
an dem Vermögen per 31. 12. 22 die Einkommenſteuer für das
Jahr 1922 abgezogen wird. Wenn auch über dieſe Frage eine
oberſtrichterliche Entſcheidung noch nicht vorliegt, ſo iſt doch in
der Literatur beinahe Einſtimmigkeit vorhanden, daß die Ein=
kommenſteuer
für das Jahr 1922, d. h. die Einkommenſteuer, die
im Jahre 1923 für das Jahr 1922 noch bezahlt werden muß, an
dem Vermögen per 31. 12. 22 abzugsfähig iſt (ſ. Koppe=Beuck,
Erläuterungsbuch zum Vermögensſteuergeſetz S. 135 Nr. 3, Er=
ler
, Deutſche Steuerzeitung, Jahrgang XII S. 26, Mainzer, Juri=
ſtiſche
Wochenſchrift 1923 S. 588).
Neuerdings nimmt zu dieſer Frage der Senatspräſident am
Reichsfinanzhof Dr. Strutz, in der Deutſchen Steuerzeitung 1923
S. 338 ff. Stellung und beweiſt aus dem Wortlaut des Geſetzes
und aus ſeiner Entſtehungsgeſchichte, daß die Einkommenſteuer,

die für das Jahr 1922 im Jahr 1923 zu zahlen iſt, an dem Ver=
mögen
per 31. 12. 22 in vollem Umfange abzugsfähig iſt; er
kommt zu dem Schluß,
daß die ganze Einkommenſteuer des am
Stichtag der Vermögensſteuer endenden Ka=
lenderjahres
, ſoweit ſie noch nicht bezahlt iſt,
nach § 11 Abſ. 1 des Vermögensſteuergeſetzes ab=
zugsfähig
iſt.
Den Steuerpflichtigen kann nur empfohlen werden, gegen die
Beanſtandungen des Finanzamts Darmſtadt=Stadt wegen der
Nichtabzugsfähigkeit des Dreimonatsverbrauchs und der Ein=
kommenſteuer
für 1922, falls ſie aufrecht erhalten werden, die zu=
läſſigen
Rechtsmittel zu verfolgen.

Neuveranlagung.

Unter Neuveranſagung verſteht die Reichsabgabeuorduung
die Ergänzung einer an ſich abgeſchloſſenen Veranlagung, ſei es
auf Grund neu bekaunt gewordener Tatſachen oder Beweis=
mittel
, ſei es auf Grund der Aufdeckung von Fehlern, ſei es auf
Grund beſonderer Geſetzesvorſchriften. Leitſatz iſt, daß Nach=
forderungen
von Steuern bis zum Ablaufe der Verjährungs=
friſt
zuläfſig ſind. Davon macht jedoch § 212 Abſ. 2 R.Abg.O.
ſofort eine wichtige Einſchränkung: Hat bei Steuern, bei denen
die Verjährungsfriſt mehr als ein Jahr beträgt, das Finanz=
amt
nach Prüfung des Sachverhalts einen beſonderen, im Geſetze=
ſelber
vorgeſehenen ſchriftlichen Beſcheid erteilt, ſo iſt, ſoweit
nichts anderes vorgeſchrieben iſt, eine Neuveranlagung
nur zuläſſig, wenn neue Tatſachen oder Beweis=
mittel
bekannt werden, die eine höhere Veran
lagung rechtfertigen. Der Grund iſt, daß die Behörde
Gelegenheit hatte, den Sachverhalt eingehend zu prüfen. Unter
einem ihr dabei unterlaufenen Verſehen ſoll der Pflichtige nicht
leiden. Nur neue, bei Erlaß des Steuerbeſcheides oder im Zuge
des Rechtsmittelverfahrens noch unbekannte Tatſachen oder Be=
weismittel
können eine Neuveranlagung rechtfertigen. Ferner
iſt eine Neuveranlagung zuläſſig, wenn bei einer Nachprüfung
durch die Aufſichtsbehörde (Landesfinanzamt) Fehler aufgedeckt
wverden, deren Berichtigung eine höhere Veranlagung rechtfer=
tigt
; aber auch hier iſt eine wichtige Einſchränkung gemacht:
Dies gilt nicht bei den Steuern vom Einkommen und vom Ver=
mögen
, ausſchließlich der Erbſchafsſteuer. Außerdem iſt ſie alſo
zuläſſig für die Umſatzſteuer. Für das Reichsnotoffer, das Ver=
mögensziwachsſteuergeſetz
und für Feſtſtellung der Beſitzſteuer
auf 31. Dezember 1919 iſt die Neuveranlagung zuläſſig, ohne daß
neue Tatſachen oder Beweismittel ermittelt werden, für das
Reichsnotopfer bis 31. Dezember 1923, ebenſo bis dahin für Ver=
mögenszuwachsſteuer
und Beſitzſteuer auf 31. Dezember 1919,
für die beiden letzten Geſetze mindeſtens bis zum Ablauf von
2 Jahren vom Tage der Rechtskraft der Veranlagung gerechnet.
Als Fehler ſind nicht nur Rechenfehler anzuſehen, ſondern auch
die unrichtige Anwendung materiellen Rechts. Hier iſt eine am
15. November 1922 erlaſſene Entſcheidung des Reichsfinanzhofs
lehrreich. Der Tatbeſtand iſt folgender: Beſchwerdeführer hatte
1919 zuſammen mit dem Bruder ein Hotel erworben, 1921 über=
ließ
letzterer dem erſteren ſeinen Anteil an dem Hotel nebſt In=
bentar
gegen Uebernahme der geſamten Hypothekſchuld und
einer Pridatſchuld des Erwerbers. Das Finanzamt nahm eine
gemiſchte Schenkung an, ermittelte den Wert des Grundſtücks,
rechnete dazu den im Vertrag angegebenen Inventarwert und
erließ einen entſprechenden, rechtskräftig gewordenen Steuer=
beſcheid
. Das Landesfinanzamt fand bei Prüfung der Akten,
daß eine Schätzung des Inventars unterlaſſen ſei. Das Finanz
amt fordert nachträglich unter Strafandrohung die Schätzung ein,
Landesfinanzamt wies die Beſchwerde zurück, die Reichs=
finanzhof
begründet fand. Das Veranlagungsverfahren war
rechtskräftig abgeſchloſſen, Neuveranlagung nur im Rahmen

von § 212 Abſ. 2 und 3 R.Abg.O. zuläſſig. Solange nicht u
deſtens Anhaltspunkte ſür das Vorliegen dieſer Vorausſetz
gen gegeben ſind, hat der Pflichtige gegenüber dem Finanz=
keine
Pflichten. Von Aufdeckung eines Fehlers kann hier ke
Rede ſein. Das Finanzamt konnte ohne Rechtsirrtum ann
men, daß es, wenn es den gemeinen Wert des Grundſtücks
mittelte und dazu den von den Parteien angegebenen Inven
wert rechnete, zu einer zutreffenden Bewertung der ganzen w.
ſchaftlichen Einheit gelangen würde. Eine Beanſtandung
Landesfinanzamts, daß die Ermittelungen nicht genügend a
gedehnt ſind, genügt daher nicht, um eine Neuveranlagung in
Wege zu leiten. Schließlich darf eine Neuveranlagung nicht
eine nach Entſtehung des Steueranſpruchs erlaſſene Entſcheidt
des Reichsfinanzhofs gegründet werden, in der die Steuerpfl
im Gegenjatz zu einer früheren, einen gleichen Tatbeſtand
treffenden höchſtrichterlichen Entſcheidung bejaht wird. Hat
die Rechtſprechung des oberſten Gerichts geändert, ſo ſoll die
UImiſtand eine Neuveranlagung bei gleichem Tatbeſtand nicht h
beiführen können; dies rechtfertigt ſchon aus dem Geſichtspu
der Rechtskraft, man ſoll und will nicht längſt erledigte. Fi
allein wegen eines Wechſels in der Rechtſprechung nicht wie
aufgreifen laſſen, eine verſtändige und zu billigende Vorſchr

Erbſchaftsſteuer.

Von dem Steueraufkommen auf Grund des Geſetzes v=
10. September 1919 und des abändernden Geſetzes vom 20. J
1922 erhalten die Länder 20 Prozent. Der Anteil des Land
wird von den Steuern berechnet, die von den Finanzämtern
Bereiche des Landes veranlagt ſind, ſoweit dieſe Steuern zur (
hebung gelangen. Erſtreckt ſich die Zuſtändigkeit eines Finan
amts über mehrere Länder, ſo entſcheidet der letzte Wohnf
mangels ſolchem der letzte Aufenthalt des Erblaſſers, bei
Schenkungsſteuer der Wohnſitz (Aufenthaltsort) des Schente
zur Zeit der Schenkung. Nach dem 1919er Geſetz erhielten 1
Länder 20 Prozent der in ihrem Gebiet aufgekommenen Rohei
nahme. Die Länder, die nach Landesgeſetz eine Abgabe von de
den Gegenſtand der Erbanfall= und Schenkungsſteuer bildend
Erwerb oder von den über ſolchen Erſerb ausgeſtellten Urkund
erhoben und denen durch Aufhebung dieſer Beſtimmung zu
Ausgleich des Einnahmeausfalles nach § 71 des 1919er Geſetz
eine Entſchädigung aus dem Aufkommen ihres Gebietes in
ihrer in den Rechnungsjahren 19121916 erzielten Durchſchnitt
einnahme gewährt wurde, war dieſe Eutſchädigung bis zur a
derweiten geſetzlichen Regelung zugeſtanden. Dieſe Regelun
iſt nun durch das neue Landesſteuergeſetz in obigem Sinne m
Wirkung vom 1. September 1919 erfolgt.

I. Zulaſſung von Ruhrkindern als mittelloſe Angehörig
(§ 47 E.St. G.). Als mittelloſe Angehörige ſind u. a. aue
Pflegekinder anzuſehen. Der Begriff des Pflegekindes ſetzt ein
gewiſſe Nachhaltigkeit des Pflegeverhältniſſes voraus. De
Reichsfinanzminiſter hat hiernach keine Bedenken dagegen, da
die bei Arbeitnehmern untergebrachten Ruhrkinder als mitte
loſe Angehörige angeſehen werden und daß für ſie eine Ermäßig
ung nach § 47 E.St. G. zugelaſſen wird, wenn die Aufnahme
eine längere Zeit erfolgt.

Zu der Abhandlung: Steuerrechtliches aus der Schweiz
in Nr. 200, iſt ergränzend zu bemerken: Durch Verordnung von
10. März 1923 iſt die Steuerausſchußordnung vom 25. Mai 192
dahin abgeändert, daß ein Steuerbezirk in der Regel nicht weni
ger als 1500 und nicht mehr als 20000 Einwohner umfaſſer
ſoll. Jedoch findet dieſe neue Beſtimmung erſtmals auf die
Ausſchüſſe Anwendung, die vom 1. Juli 1923 ab tätig werden
ſollen.

Familiennachrichten

Ein herziges

Mädel

angekommen.

Dipl.-Ing. Alfred Ulrich
und Frau Lisbeth

geb. Lengfelder.
Darmstadt, 31. Juli 1923.

*21840

Todes=Anzeige.

Am 22. Juli entfchlief ſanft in
Oberſtdorf unſer herzensguter,
lieber Schwiegerſohn, Bräutigam
und Schwager

Kerbett Bartels=Troſe

Leutnant zur See a. 9.
Cand. arch.

In tiefer Trquer:
Kreisdirektor Graef u. Frau
Ilſe Graef als Braut
Alice Graef.
Friedberg, den 31. Juli 1923.

Die Beerdigung fand in Hildes=
heim
ſtatt. (6471

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei demHinſcheiden unſeres
treuen Entſchlafenen, ſagen wir auf
dieſem Wege allen unſeren tiefge=
(*21867
fühlten Dank.

Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Kraus.

Heute entſchlief nach langem,
ſchwerem Leiden unſere liebe
Mutter, Schweſter, Schwieger=
mutter
, Großmutter und Urgroß=
mutter

b. Muth

Um ſtille Teilnahme bitten

Eliſabeth Becker, geb. Hinkel
Dipl.=Ing. Georg Hinkel und
Frau Bertha Hinkel. geb. Mitze
Fräulein Eliſe Muth
Fritz Becker
7 Enkel und 1 ürenkel.

Darmſtadt, 1. Auguſt 1923.

Die Beerdigung findet Samstag,
4. Auguſt, vormittags 10½ Uhr,
von der Kapelle des alten Fried=
hofs
aus ſtatt. (6477

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)

Mein lieber Mann, unſer treubeſorg=
ter
Vater, Schwiegervater, Groß=
vater
, Schwager und Onkel

Eiſenbahnwerkmeiſter i. P.

Veteran von 1870/71, iſt geſtern
abend nach kurzem Leiden im
75. Lebensjahr ſanft entſchlafen.

Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau Dorothea Hüfner, geb. Lützeler.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1923.
(*21842
Moosbergſtraße 22.

Beerdigung: Freitag, 3. Auguſt,
nachm. 3 Uhr, vom Portale des
Friedhofs Nieder=Ramſtädterſtraße,

Familiendruckſachen
Fur7ete7777777DrFKNäterFeräereänrrnrrenerrrferrnnäerfernfnnenne

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[ ][  ][ ]

Darmſfädter Tagblaft

Handel und Wandel in Heſſen.
* Gebrüder Lutz A. G., Darmſtadt. Die Geſellſchaft er=
zielte
im abgelaufenen Geſchäftsjahr einfchließlich eines Vortrags aus
1921/32 in Höhe von 196 724 Mk. einen Bruttogewinn von 156 244 089
(i. V. 3 118377) Mk. Für Abſchreibungen wurden 7 977 929 Mk. ver=
wandt
. Auf einen Reingewinn von 46 182 698 Mk. (i. V. 1013 484 Mk.)
wird eine Dividende in Höhe von 85 % (i. V. 40 %) zur Ausſchüttung
gelangen, während 11 364 948 Mk. auf neue Rechnung vorgetragen wer=
den
. In der Bilanz erſcheinen Rohſtoffe mit 17 Millionen Mk. (i. V.
0,5 Mill. Mk.), Bankguthaben und Effekten mit 103 Mill. Mk. (i. V.
mit 2 Mill. Mk.), Debitoren mit 33 Mill. Mk. (i. V. 0,5 Mill.); anderer=
ſeits
hatten die Kreditoren 82 Mill. (1. Mill.) Mk. zu fordern. Der
Geſchäftsgang iſt laut Bericht des Vorſtandes zufriedenſtellend.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Deutſcher Reichsbankausweis. (Wolff.) Die Inan=
ſpruchnahme
der Reichsbank iſt nach dem Ausweis der Bank vom 23.
Juli in erhöhtem Maße fortgeſchritten. Die Zunahme der geſamten
Kapitalanlage, die in der Vorwoche 10 511,1 Milliarden Mk. betrug, er=
reichte
in der Berichtswoche die Höhe von 12 059,9 Milliarden Mk. Der
Beſtand der Kapitalanlage beziffert ſich danach auf 53 292,9 Milliarden
Mark. Die Neuzugänge betrugen bei den Reichsſchatzanweiſungen
9186,6, auf dem Wechſelkonto 2869,3 und bei den Lombardforderungen
3,5 Milliarden Mk. Anderſeits ſtiegen die täglichen fälligen Verbind=
lichkeiten
bei der Bank um 3475,1 auf 20 402,2 Milliarden Mk.
Der Bedarf an Zahlungsmitteln zeigte gegenüber den Höchſtziffern
ber Vorwoche neue erhebliche Steigerungen. Der Banknotenum=
lauf
vermehrte ſich nämlich um 6333,1 Milliarden Mk. gegen 5250
Milliarden Mk. in der zweiten Juliwoche und ſtellte ſich am 23. Juli
auf 31 824,8 Milliarden Mk. Der Umlauf an Darlehnskaſ=
ſenſcheinen
ging von 12 auf 11,9 Milliarden Mk. zurück.
Vom Goldbeſtand der Bank wurden weitere 40,6 Milliarden
Goldmark im Auslande verkauft. Sie wurden dem Goldkaſſenbeſtande
entnommen, der ſich damit auf 506,3 Milliarden Goldmark verminderte.
Das Golddepot der Bank bei ausländiſchen Zentralnotenbanken wurde
in der Berichtswoche nicht neu in Anſpruch genommen. Den Kaſſenbe=
tänden
der Bank an Münzen und unedlem Metall floſſen 2,5 Milliar=
den
Mark zu.
Die Darlehnskaſſen des Reichs weiſen nach der Abnahme
hres Darlehnsbeſtandes während der Vorwoche diesmal wieder eine
Erhöhung der Ausleihungen aus, und zwar um 283,8 auf 3454,8 Mil=
jarden
Mk. Einen dieſer Steigerung entſprechenden Betrag führten
die Darlehnskaſſen an die Reichsbank in Darlehnskaſſenſcheinen ab, ſo
ſaß ſich die Beſtände der Bank an ſolchen Scheinen auf 3444,8 Milliar=
ſen
Mk. gehoben haben.
* Univerſumfilm=A. G. (Ufa). Die Geſellſchaft beantragt
Lapitalserhöhung um 200 Mill. Mk. Ein Teilbetrag in Höhe von 40
Mill. Mk. wird im Verhältnis 5: 1 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurs
ſen alten Aktionären zum Bezug angeboten werden. 60 Mill. Mk.
verden insbeſondere im Hinblick auf ſchwebende Geſchäfte Verwertung
inden; die weiteren 100 Mill. Mk. neue Aktien werden vorerſt mit 25 %
Einzahlung an das der Geſellſchaft naheſtehende Bankkonſortium über=
ehen
. Durch die neue Kapitaltransaktion wird, ſich das zukünftige
lktienkapital auf 400 Mill. Mk. belaufen. Nach Genehmigung des Ab=
hluſſes
für 22/23 wird die Zulaſſung der Aktien zum ofiziellen Handel
n der Berliner und Frankfurter Börſe beantragt werden.
* Mollwerke A. G., Chemnitz. Die Geſellſchaft beruft eine
z.=V. zum 1. September, die über Verteilung einer Dividende in Höhe
on 1000 % (i. V. 20 %) beſchließen ſoll. Gleichzeitig wird eine Kapi=
l8erhöhung um 73 Mill. Mk. auf 100 Mill. Mk. beſchloſſen werden,
vobei den Aktionären ein Teilbetrag von 9 Mill. Mk. im Verhältnis
: 1 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurs angeboten wird, 24 Mill. Mk.
n Intereſſe der Geſellſchaft Verwertung finden ſollen, während der
ceſt von 40 Mill. Mk. zu Angliederungs= und =Schutzzwecken zur Ver=
igung
der Verwaltung verbleibt. Die letzte Kapitalserhöhung wurde
u Anfang dieſes Jahres durchgeführt, und zwar um 12 Mill. Mk. auf
7 Millionen Mark.

* Lüdenſcheider Metallwerke A.G., vorm. Julius
Fiſcher u. Baß. Die Geſellſchaft wird für das abgelaufene Geſchäfts=
jahr
400 % Dividende (i. V. 30 %) auf das verdoppelte Aktienkapital
zum Vorſchlag bringen. Vor Feſtſtellung des Reingewinns wurden
200 Mill. Mk. für Werkerhaltung abgezweigt und 44 Mill. Mk. für Ab=
ſchreibung
verwandt.

Dividendenvorſchläge.

Kattowitzer Bergbau=A. G., Kattowitz. Dem Ver=
ehmen
nach ſoll in der bereits einberufenen G.=V. eine Dividende von
ner Goldmark pro Aktie, umgerechnet im Verhältnis 1:40000, alſo
00 %, zur Verteilung vorgeſchlagen werden (i. V. 30 %).
* Leipziger Trikotagenfabrik Leipzig. Die Ge=
Uſchaft wird der G.=V. am 18. Auguſt eine Dividende von 500 % (im
orf. 30 %) zur Verteilung in Vorſchlag bringen; ferner ſoll über
apitalserhöhung um 5 Mill. Mk. Stammaktien auf 15 Mill. Mk. Be=
Aluß gefaßt werden.

h=Die Roheiſenpreiſe ſind für Lieferung ab 24. Juli wie
folgt erhöht worden: a) Roheiſen, welches aus inländiſchen Brennſtoffen
erblaſen wird, Hämatit, cu=armes Stahleiſen, Temper=Roheiſen von
6 250 000 auf 14 213 000 Mk., zahlbar in Papiermark auf Grund der bis=
herigen
Zahlungsbedingungen; b) der Durchſchnittspreis für die mit
deutſchen und engliſchen Brennſtoffen erblaſenen Hämatit wird von
6 630 000 auf 19 655 000 Mk. erhöht; c) zum Durchſchnittspreis gelie=
fertes
Roheiſen iſt zur Hälfte in Papiermark und zur Hälfte in engli=
ſcher
Währung zu bezahlen, ſoweit die Deviſenzahlung im Einklang
mit den geſetzlichen Beſtimmungen möglich int, d. h., ſofern der Käufer
nicht genötigt iſt, die Deviſen für die Bezahlung durch Kauf zu beſchaf=
fen
. Der in engliſcher Währung zu bezahlende Betrag wird derart
ermittelt, daß der Markbetrag zu dem der Preisfeſtſetzung zugrunde
gelegten Kurs von 3 300 000 Mk. für das Pfund umgerechnet wird. Bei
Abnehmern, welche nicht in der Lage ſind, in Deviſen zu zahlen, wird
der Gegenwert des in engliſcher Währung geſchuldeten Betrages in
Papiermark zu dem Fälligkeits= bzw. Zahlungstag gültigen Kurs um=
gerechnet
. Die Preisſpanne zwiſchen Hämatit, Gießerei=Roheiſen 1 u. 3
und Gießerei=Roheiſen Luxemburger Qualität bleibt in beiden Fällen
a) und b) in bisherigem Ausmaße beſtehen. Die Preiſe für Siegerländer
Stahl= und Spiegeleiſen konnten noch nicht feſtgeſetzt werden; ſie wer=
den
in den nächſten Tagen bekannt gegeben werden.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe
vom 1. Aug. (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack. Als=
baldige
Lieferung. Preis je 100 Kilo. Parität Frankfurt a. M.): Wei=
zen
4,74,8 Mill. Mk., Roggen 3,4 Mill. Mk., Braugerſte 3,53,7 Mill.
Mk., Hafer 33,4 Mill. Mk., Weizenmehl ſüddeutſche Spezial Null
7,5 Mill. Mk. (Geld), 8,5 Mill. Mk. (Brief), bei Waggonbezug ab Müh=
lenſtation
, Roggenmehl 4,75,25 Mill. Mk., Weizen= und Roggenkleie
22,2 Mill. Mk. Tendenz feſt.
Berlin, 1. Aug. (Wolff.) Produktenbericht. Bei feh=
lender
Unternehmungsluſt geſtaltete ſich der Verkehr am Produktenmarkt
wieder ſehr ruhig. Anſcheinend beſtand vielfach die Erwartung, daß die
Mark eine leichte Beſſerung erfahren dürfte. Sofort verfügbare Ware
iſt bei vermehrtem Angebot, aber infolge dauernder Geldknappheit ſchwer
verkäuflich. Beſonders trifft dies für Roggen und Hafer zu. Dagegen
war Weizen allenthalben geſucht. Gerſte wurde etwas höher bezahlt.
Mais änderte ſich wenig im Preiſe. Mehl war bei feſter Haltung ſtiller.
Eine ſehr feſte Tendenz herrſchte für Raps bei ſtarker Nachfrage für Hol=
ſtein
. Hülſenfrüchte hatten eine feſte Haltung. Für Futterſtoffe beſtand
gute Nachfrage.
E=d= Hamburg, 31. Juli. Infolge der Erſchwerung der Be=
ſchaffung
von Deviſen für den Handel zeigte das Geſchkäft auf dem
Hamburger Kohlenmarkt während der Berichtswoche einen ſehr ruhi=
gen
Charakter, zumal die Importeure die Einfuhr nach Möglichkeit ein=
ſchränkten
. Trotzdem ſind in der verfloſſenen Woche große Mengen eng=
liſcher
Kohle eingeführt worden; jedoch ſind dieſes Mengen, die ſchon
in den verfloſſenen Wochen abgeſchloſſen waren. Die Preiſe haben
kaum eine Veränderung erfahren, nur Durham=Nuſereamed=Kohlen
waren etwas reichlicher angeboten und gaben infolgedeſſen die Preiſe
leicht nach. Am Hamburger Markt wurden notiert: ſchottiſche Steam=
kohle
1. Kl. 3234 Sch., ſchott. Dyſart=Mail=Steamkohle 29,630,6 Sch.,
gefiebte Kohle (Nordhumberland) 3334 Sch., Durham=Förderkohle
1. Kl. 36,3 Sch., 2. Kl. 3233 Sch., Yorkſhire Hards 3334 Sch., York=
ſhire
Slack 25,626,6 Schilling.

Börſen.

* Frankfürter Börſenbericht vom 1. Aug. (Eigener
Bericht.) Die Deviſenkurſe wurden heute von der Reichsbank unverändert
feſtgeſetzt. Kabel Neu=York 1 100 000 bei 10 % Zuteilung.
Für die Effektenbörſe lagen wieder überwiegend Kaufaufträge vor,
die bei zumeiſt nicht ſehr umfangreichen Umſätzen wieder große Kurs=
ſteigerungen
zur Folge hatten. Die Aufwertung der Kurſe vollzieht ſich
in raſchem Tempo. Die Kursbeſſerungen betrugen faſt überall 0,1 bis
1,0 Million %o und mehr. Die Schlußkurſe waren für einzelne Werte
etwas ſchwächer, doch ſchloß die Börſe im allgemeinen in feſter Haltung.
Der Markr der Auslandsrenten lag weiter feſt. Von türkiſchen Werten
waren Zolltürken 3 8503 900 000, II. Bagdadbahn 4 200 000 % höher.

2. Auguſt 1923 Nr. 214

Von Mexikanern 5proz. Tehuantepec 12 Mill. % pl. 3 Mill. %. Der
Markt der wertbeſtändigen Anleihen lag heute, ebenſo wie der Renten=
markt
, vernachläſſigt, da ſich das ganze Intereſſe der Börſe auf die
Aktienmärkte konzentrierte. Am Chemieaktienmarkt betrugen die Kurs=
beſſerungen
bei faſt allen Werten mehr als 0,5 Mill. %. Beſonders feſt
waren Elberfelder Farben, 3 Mill. pl. 1 Mill. %, Badiſche Anilin 2,9
pl. 0,7 Mill. %, Griesheimer 2,8 pl. 0,6 Mill. %, Scheideanſtalt 3 Mill.
rat, pl. 0,2 Mill. %, Holzverkohlung 2 Mill. % rat. pl. 0,4 Mill. %. Elef=
trizitätswerte
lagen ganz weſentlich höher. Schuckert 14 Mill. % pl.
4 Mill. %, A.E.G. 1,95 Mill. pl. 0,4 Mill. %, Voigt u. Haeffner
0,7 Mill. pl. 0,2 Mill. %. Maſchieen= und Metallaktien bei einer
Anzahl Rationierungen durchweg ſehr feſt. Genannt ſeien: Sichel
1,9 Mill. pl. 0,6 Mill. %, Heddernheimer Kupfer 850000 % rat. plus
100 000 %, Pokorny 600 000 % rat. pl. 100 000 %, Karlsruher 1,4 Mill.
pl. 0,450 Mill. %. Junghans mangels Material geſtrichen. Der Kurs
wurde zirka 1 Mill. % höher taxiert. Zuckeraktien 0,30,4 Mill. %
höher. Die Montanwerte eröffneten mehrere 100 000 % höher, doch
blieben hier ſchließlich die Höchſtkurſe nicht voll behauptet. Mit ver=
doppeltem
Kurs eröffneten Laurahütte mit G,8 Mill. %, um dann auf
6 Mill. %o nachzugeben. Karo 5,75 Mill. pl. 0,95 Mill. %. Von weſt=
lichen
Werten Harpener 16 Mill. % pl. 0,5 Mill. %, Buderus 5,4 Mill.
pl. 2,5 Mill. %. Weſteregeln konnten mit 7 Mill. % ihren Kurs mehr
als verdoppeln. Bankaktien lagen ebenfalls feſt. Metallbank 2,8 Mill.
pl. 0,5 Mill. %, Berliner Handelsgeſellſchaft 7,5 Mill. pl. 2,5 Mill. J6=
Verſicherungsaktien ſehr feſt. Frankona 3,5 Millionen plus 1,4
Millionen %. Frankfurter Allgemeine 6 Mill. plus 1,5 Mill. %. Der
Einheitsmarkt zeigt das Bild für die letzten Tage: zahlreiche Nationie=
rungen
und Kursſteigerungen mangels Angebot. Unter anderem waren
Badenia 0,55 Mill. rat. pl. 0,1 Mill. %, Eifenmeher 1,2 Mill. plus
0,4 d. Jetter u. Scherer 3 Mill. pl. 0,2 Mill. %, Gebr. Lutz 1,9 Mill.
pl. 0,7 Mill. %, Nähkayſer 1,3 Mill. rat. pl. 0,5 Mill. %, Schramm=
Lack 1 Mill. pl. 0,3 Mill. %. Im freien Verkehr hörte man Becker=
Stahl 2,1 Mill. %, Beckerkohle 2,15 Mill. %, Benz 2,4 Mill. %, Emelka
0/41 Mill. %, Frankfurter Handelsbank 54 000 %, Georgi 155 000
Growag 190 000 %, Hanſa Lloyd 650 000 %, Kaiſer Waggon 180 000 %,
Krügershall 2,5 Mill. %, Meher=Textil 240 000 %, Naſtatter Waggon
800 000 %, Tiag 420 000 d Ufa 870 000 %.
Berlin, 1. Aug. (Wolff.) Börſenſtimmungsbild. Mit
verſchiedenen geringen Ausnahmen ſetzte ſich die Anpaſſung des Kurs=
ſtandes
am Effektenmarkt an den verminderten Geldwert in beſchleunig=
tem
Tempo fort. Seitens des Publikums und der Spekulation lagen
faſt nur Kaufaufträge vor, die bei der täglich ſchärfer hervortretenden
Materialknappheir erneute rieſige Kursſteigerungen verurſachten. Sie
ſtellten ſich bei den Induſtrie=, Schiffahrts= und Bankaktien zumeiſt wie=
der
auf 100000 bis 1 Million Prozent und erreichten bei den ſchweren
Montan= und anderen Induſtriewerten 1,1 bis 6,3 Millionen. Unter
1 Mill. Prozent waren nur wenjge Papiere höher. Valutawerte ſchloſ=
ſen
ſich der allgemeinen Umwertung gleichfalls wieder an. Von heimi=
ſchen
Renten verzeichneten alle preußiſchen Konſols beträchtliche Kurs=
erhöhungen
bzw. Kursverdoppelungen. Das Geſchäft blieb nach wie
vor bedeutend, hat aber doch weſentlich von ſeinem früheren ſtürmiſchen
Charakter eingebüßt. Der Kursſtand hat ſich ſpäter zumeiſt mäßig wei=
ter
erhöht. Anfängliche Einbußen konnten größtenteils wieder herein=
gebracht
werden. Nur Bochumer Gußſtahl büßten von den letzttägigen
großen Steigerungen 1 Million Prozent ein. Bei den zu Einheits=
kurſen
gehandelten Induſtriepapieren waren infolge des vermindert
ſtarken Kaufandranges bei ſcharfen Repartierungen ebenfalls erhöhte
Kursſteigerungen zu verzeichnen. Die Devifenpreiſe wurden bei den
gleichen Zuteilungen auf dem geſtrigen Stande feſtgeſetzt.

Oeviſenmarkt.

armſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.

K
Geld Mie
Geld rat. Amſterdam=Notterdam .. . 428985. 41075. 428025 431075 Brüſſel=Antwerpen ........." 52067.50 53132.50 52067.50 53132.,51 Chriſtiania.. 175560. 176440. 175560. 176440. Kopenhagen. 195510. 196490. 1955 10. 196490. Stockholm .. 230272.50 291724.50 290272.50 291724.50 Helſingfors". 30423.50 3u576.50 30423.50 30576.50 Italien. 47880. 48120. 47880. 48120. London 4987500. 5012500. 4387500. 5012500. New=York 1097250. 1132,50. 1037250. 1132750. Paris 63840. 64160. 63840. 64160. Schweiz; 194512.50 185437.50 194512.50 195437.50 Spanien 155610. 156380. 155610. 156390. Wien ſin Deutſch=Oſterr, abg.). 1596. 1604. 1596. 1604. Prag..." 32160.50 33333 50 32160.50 33333.50 Budapeſt. 44.88 45.12 44.88 45.12 Buenos=Aires 369075. 370925. 2 369075. 370925. Bulgarien. 10274. 10326. 10274. 10326. Japan. 530670. 531330. 1530670. 531330. Rio de Janeiro............ 111720. 112280. 111720. 112280. Belgrod.
... 15560. 15630. 13560. 15630. Liſſabonn. . . . . . . . . . . . . . .... . 41875. 42105. 41875. 42105. Sofia.. ..
....."

Fmropäiſche Etaatspapiere.
a) Deutſche
Reichsanleihe. . . ..
72
.......
78 IV. und V. Schatzanweiſ.
2% HI.IX.

ſarprämienanleihe .... ... ..
Preuß, Konſols ........"
-
%
........
Bad. An. unk. 1935......
v. 1907......
Bahern Anleihe ........."

Heſſen unk. 1924 ........
% ........."
...........
Württemberger .........
b) Ausländiſche.
Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
7 v. 1902......
v.......... .......
Bulgar. Tabak 1902 .....
Griech. Monopol".
20 Oeſt. Staatsrente v. 1818
..
b 1918 ..........
20 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
1914 ..............."
Oeſt. Goldrente .... . ..."
einheitl. Rente ....
Rum. am. Rente v. 08 ..
% Goldrente v. 13 ..
am. konv. ....
v. 05 ..."

Türk (Admin.) v. 1903
(Bagdad) Ser. I
I..
v. 1911, Bollanl.
Ung. Staatsr. v. 14..
Goldrente.
Staatsr. v. 10..
Kronenrente ...."
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . ..
konſ. äuß. v. 99 .
Gold v. 04, ſtfr.
konſ. innere .. . ..
Irrigationsanleihe.
Tamaulipas, Sertel ..
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. . . . .
Gal. Car: Ludw.=Bahn
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtf=
Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.)
3Neue
Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...
Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em
9. Em. ...

30. 7.
510.
10900.
7000.
900.
225.

4100
7600.
3600.
5000.
7500.

3975.

1200 000.
500 000.

220 000.
300 000.
900 000.
285 000.
1200 000.
800 000.
3200 000.
3600 000.
3450000.
620 000.
910000.

150 000.
1700 000
32000
2300 000
320 000.

1. 8.

550.
18000.

250.
6000.
5200.
10000.
3600.

4100.
3975.
980.
1200.

00 000.

280000.
450 000.
210000.
1400000.
1600 000.
900000.
3500 000.
4500 000.
4200 000.
3850 000.
3080 000.
640 000.
1050 000.

135 000.
170003.
2200 100
35 000.
2450 000.
250 000
2200 000.

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 .
42 Rudolfb. (Salzkammerg.)
4½½ Anatolier I............
% Salon Conſt. Jonction..
8% Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantepec ............"
D
4½%
Pfandbriefe.
4% Frankf. Hyp.=Bank 1920...
3½9
...
4% Frankf. H. Krö.=Ver. 1921
4% Mein, Hyp.=Bank 1922...
4% Pfälz. 1922 ...
1923 ...
4% Rhein.
verl. ..
3½%
4½ Südd. Boden=Ered.=Ban!
München 1906 ...
4% Heſſ. Ldhhp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4½ Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
40 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½½ Darmſt. v. 1905 .......
4% Fronkfurt v. 1913 .......
8½% v. 1903 .......
420 Mainz. v. 1919 bis 1928.,
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ... 760 000.
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank ............"
DeutſcheEffekten= u. Wechſelban.
Deutſche Vereinsbank .......
Disconto=Geſelſchaft . . ......
Dresdener Bank ...."
Frankfurter Bank.
Metallbank. . ..
Mitteldeutſche Ereditbank ..
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant.
Rhein. Ereditbank . ...
Süddeutſche Disconto=Geſellſch
Wiener Bankverein .......
Bergwerks=Aktien.
Berzelius ................"
Bochumer Bergb. .... .. . . .. .
Buderus. . . . . . . . .. .. . . ......
Dt. Luxemburger ...... . . .. 11900000
Eſchweiler, Bergwerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergw. .
Harpener Bergbau ........
Kaliwerke Aſchersleben ......
Weſteregeln ..
Lothringer Hütte. ..
Mannesmann Röhren.
Mansfelder ..
Oberbedarf ......"
Oberſchleſ. Eiſen Caro) .....
Phönig Bergbau ...........

30. 7. 1.8. z00e 000) 130 000. 4300 000. 5600 000 2200 000. 2250 000. 9300 000. 12000000 8000. 1000.-1 9000.
230 000. 400 000. 600 000. 7500 600. 1000 000 1225 000. 1500 603. 1830 000. 2000 160. 700 000. 720 000. 230 000. 230 000. 880 000. 1290 000.1 220 000 270 000. 2300000. 2800 000. 425 000. 500 G00. 280 000. 280 000. 340 000. 400 000 400 000. 700 000. 940 000. 260 000. 239 500. 2000 000. 2900 000. 5400 000. 120000000 7000 000. 10000000 14200000 15500000 10000000 3700 00. 3225 000. 2000 000. 6900 000. 6800 000 2800 000 3625 000 4000 000. 4400 000 4800 000. 5750 000 7250 000. 7200000.

Frankfurter Kursbericht vom 1. Auguſt 1923.

Bergwerks=Rktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke ..........
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
öwenbräu München ..
Schöfferhof (Binding ........
Werger ..........."

Akkumulat. Berlin Lssnas.
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Klehzer) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff ...."
Badenia (Weinheim) .. . . . . .."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ......."
Bad, Uhrenfgbr. Furtwangen . 700000.
Baſt Nürnberg .. . . .. .......
Bayriſch. Spiegel .......
Beck & Henkel Caſſel) ..
Bergmann El. Werke ..
Bing. Metallwerke. . ... . . .
Blei= u. Silberh. Braubach ...
Brockhues, Nieder=Walluf. ..
gementwerk Heidelberg
Karlſtadt .
Lothringen (Metz). 800 900.
Chem. Werke Albert ..
Griesheim Elektron ....
Weiler=ter=mer
Daimler Motoren ........"
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin.
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
2700 000. 2600 000 Dingler, Zweibrücken ......."
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm)... .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerk Kaiſerslautern .. . . . 500 000.
480 000. Eiſenwerk L. Meher jr. ... . . . 800000.
Elberfelder Farb. v. Baycr ...
Elektr. Lieferungs=Geſ. ... . . ."
Licht und Kraft .....
Elſäſſ Bad. Wolle.. .... ....
2100000 Emag, Frankfurt a. M. ......
Emaill= &. Stanzw. Ullrich ..
Enzinger Werke .......
Eßlinger Maſchinen ......
Ettlingen Spinnerei ... .. . . . . 1000000.
Faber, Joh., Bleiſtift.. . . . ..
Faber & Schleicher...... ....
Fahr, Gebr., Pirmaſenz .. . . . . 750 000.
Felten & Guilleaume. Carlsw./ 3600 000.
Feinmechanik (Jetter) ... .. . . 2800 030.
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M
Frankfurter Gas.. . .. . ... . 260 000.
Frankfurter Hof............
Fki. Maſch. Pokornh & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm. . . . . .

30. 7. 1. 8. 7000 000. 7250 000 800 000. 900 000. 3300 000. 6000 000 500 000. 600 000 3000 000. 4800 000. 60000ö. 435 000. S 600 000. 750 000 1480000. 1975 000 S 2300 000. 2900000 450 000. 550 000. 1200 000. 2400 000. 1200 000. G Sl 1600 000. 2500 000. 720 000. 850 003. 2600 000. 630 000. 250 000. 950 000. 1000 000 1 800 000. 1300 000 450 000. 1050000. 1200 106. 4000 000. 8000 000. 2200 000. 2800 000.I 2100 000. 700 000. 175 000. 2800 300. 3000 000 S 1400 000. 590 000. 650 000. 1900 003. 700 000. 900 000. 600 000. 700000. 700 000. 1200 000 2000 000 3000 000. 875 000. 1100 104 1500 100. 730 000. 1100000 350 000. 400 000. 630 000. 850 000. 900000. 1150 000. 1100 Gu0. * 1550000 380 000. 685 000. 750 000. 4500 000 3000 000. 450 000 450 000. 820 000. 8 500 000. 600 000. 5-0000. 1000000.

Ganz, Ludwig, Mainz .......
Geiling & Cie. ............."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th..... .. . .. . .."
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .... ...
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . .. . .
Hoch= und Tiefbau ........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............
Holzverk =Induſtr. ...... .. ..."
Hotel A.-G., München ..... .."
Hydrometer Breslau. .. . ..
Fnag. .. . . . . . . ... ........."
Junghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen . . . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker ....
Konſervenfabrik Braun ....."
Krauß & Co., Lokom.. .
Lahmeher E Co. .
Lech Augsburg .....
Lederw. Rothe ..."
Lederwerke Spicharz
Löhnberger Mühle".
Lüdenſcheid Metallw
Lux ſche Induſtrie ..
Mainkraftwerke Höchſt
Meguin, Butzbach ...
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul........ . . . .
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz ..........
Motorenfabrik Oberurſel .....
Reckar ulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. ...
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran ſurt a. M....
Peter=Union=Frankfurt .. . . . . .
Pfälz. Nähm., Kayſer ...
Philipps A.=G... . . . . .
Porzeilan Weſſel ......"
Reimiger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm.. . . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge.
Rhenania, Aachen ....
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin ..
Rütgerswerke ...
Schleußner (Frankfurt a.
Schneider & Hanau
Schnellpreſſen Frankenthal..
Schramm Lackfabrik. ....
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...

30.7.
450 000.
300 000.
2400 000
3100 000.
790 000.
130000
750 000.
850 000.
470 000.
1000 000
570 000
2100 000.
760 000.
1600 000
720000.
1150090
450 000.
950 000.
850 000.
350 000.
1500 000
850000.
950 000.
600 000.
750 000.
1000 000.
1000 000
550 000.
2000 000
2800 000.
400 000.
700 000.
600 000.

1100000
850000.
550 000.
800 000.
500 000.
S
430 000.
690 000.
G
1000000
1900 000.
530 000.
2400 000.
400 000.
420 000.
740 000.
700 000.
10000000

1. 8.
500 000.
400 000.
3400 000.
800 000.
1500 000.
890 000.
600 000.
5000 000.
1900 000.
12570 000.
975 000.
1920 000.
550 000.
1400 000.
900 000.
400 000.
2000 000.
1300 000.
1100 000.
G
800 000.
G
G
1200 000.
600 000.
12400 000.
450 600.
775 000.
1600 030.
6
2000 000.
1200 000.
440 000.
1300 000.
O
765 000.
1300 000.
605 000.
S
600 000.
720 300.
1100000.
1400 000.
2600 000.
2000 000.
740 000.
2700 000.
420 000.
500 000.
970 000.
1000 000.

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410000 Schuhfabrik Herz............ 550 000. Schuhf. Leander Offenbach ... 400000 Seilinduſtrie Wolff .......... 1550 000. Sichel & Co., Mainz........." 1375 000 2500 000. Siemens Elektr. Betriebe .... 335 000. Siemens Glasinduſtrie ....... 11600 000 1000 0vv. 1 Siemens & Halske .........." 12000000 Stöckicht=Offenbach=Gummi .. . 300 000. 1000 000. Süddeutſche Immobilien ..... Thüringer elekt. Lief.=Geſ., Gothe a320 000. 1100000. uhrenfabr Furtwängler ..... 700 000. Beithwerke in Sandbach ..... 775000 Verein f. Chem. Induſtr. Mainz 1700 000 Verein. deutſch. Olfabr. Mannh. /850 000. 12000 000. Gummifabr. Bln.=Frkf. 550 000. Pinſelfabr. Nürnberg .. 950 000. 1100060.) Ultramarin ........... 1600 000. Zellſtoff, Berlin. . . . . . . 620 000. Bogtländ. Maſch. Vorzüge.... Stämme. 600 000. Boigt & Haeffner Vorzüge .... Stämme. . . .
Voltohm Sei ..............." 560 000. 700 000. Wahß & Freytag ........ 770 000. Wegelin Rußfabrik .........." 300 000. Zellſtoff Waldhof Stamm. . . . . . 1100000 Zuckerfabr. Waghäuſel". 1100000. Frankenthal 1000 000 Heilbronn. 1040 000. Offſtein ... 1940 000. Rheingau ........" 950 000. Stuttgart ... .. ..." 950 000. Kaau Schantung E. B. ......" 440 000 Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ... Hapag (Paketfahrt) ..... 5200 000 Nordd. Lloyd ............... 1550 000 Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn Unnotierte Aktien. Beckerkohle ... 1800 009 Beckerſtahl 1700000. Benz......
: 2100 000.
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Dampfkeſſel Rodberg...... ..
Helvetia Konſervenfabrik. . . ..
Gehr. Lutz ................"
Motorenfabrik Darmſtadt ....
Gebr. Roeder .............
Veluneth & Ellenberger ...."
Growag. .................

Nachft
459 900.
699 900.
700 000
1899 000.
399 000.
2000 600.
85 000.

1. 8.
610000.
600 000.
500 000.
900 000.
1900 000.
310000.
2100 000.
420 000.
20 000.r
500 000.
1000 000.
1000 000.
2050 000.
G
850000.
G
G
900 000.
700 000r
700 000.
950 000.
1120 000.
1500 000.
1500 000.
1400 000.
1300 000.
1400 000.
1350 000.
1350 000.

495 000.
1900 000.
6250 000.
1650 000.

2200 000.
2100 000.
2200 000.
550000.
105 000.
655 000.
2300 000.
360 000.

310000.
60 000.

Miee
460 100.
700 100.
1901000.
601 000.
100 000.

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[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2. Anguiſt 1223.

Rummer 211,

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Wem nie (6422md
durch Liebe Leid geschah..

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Strauß=Konzert: Ermäßigungsrückzahlung.
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Freitag, den 3. Auguſt, 12 Uhr. (*21855

Donnerstag, den 2. Auguſt: (6486

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Durch die Verordnung vom 24. Juli 1923 wurde die Ver=
dienſtgrenze
für die Verſicherungspflicht der Betriebsbeamten,
Angeſtellten ſowie Hausgewerbetreibenden uſw. mit Wirkung
vom 30, Juli 1923 auf 48 000000 Mark feſtgeſetzt.
Die Arbeitgeber ſind daher verpflichtet alle bei ihnen be=
ſchäftigten
Perſonen, die ſeither wegen Ueberſchreitens der Ge=
haltsgrenze
von der Verſicherungspflicht befreit waren alsbald
zur Kaſſe zu melden. Durch die gleiche Verordnung wurde der
Grundlohn von 54 000 Mark mit Wirkung vom 30. Juli 1923 auf
120000 Mark und vom 13. Auguſt 1923 auf 180000 Mark erhöht.
Dies machte eine Aenderung der ſeitherigen Stufenfolge
notwendig und zwar:
Stufe Grundlohn
Verdienſt
Beitrag pro Tag

2000 Mk. von
4000

2401
12001
24001
33 001
66 001
81001 103000
Dieſe Einteilung gilt für die Zeit vom 30, Juli bis

bis 2400 Mk.
6000
6001 12000
18000
18001 24000
33000
42000
42001 54000
54001 66 000
81000
103001 und mehr 10200

170 Mk.
340

765
1275
1785
2380
3230
4080
5100
6290
8160

3 9000
4 15 000
5 21000
6 28000
7 38000
8 48000
9. 60000
10 74000
11 96 000
12 120000
12. Auguſt 1923,
Vom 13. Auguſt 1923 wird dieſelbe wie folgt geändert:
Stufe 11 90000 von 81001 bis 99000 Beitrag 7 650
9860
12 116000 99001 133000
13 146000 133001 159000
12410
14 180000 159 001 und mehr
15800
Die infolge der erhöhten Grundlöhne ſich ergebenden Mehr=
leiſtungen
der Kaſſe beginnen für die Abteilung mit Mk. 120000
Höchſtgrundlohn am 20. Auguſt 1923 und für die 180 000
Höchſtgrundlohn am 3. September 1923.
Um eine entſprechende Einſtufung vornehmen zu können,
wverden die Arbeitgeber erſucht, die Arbeitsvergütung einſchließlichk
Teuerungszulagen, Tantiemen und Naturalbezügen aller bereits
gemeldeten Perſonen der Kaſſe alsbald mitzuteilen.
Wir benutzten dieſe Gelegenheit um die Arbeitgeber darauf
hinzutveiſen, daß ſie geſetzlich verpflichtet ſind, jede Lohnveränderung
innerhalb drei Tagen der Kaſſe zur Kenntnis zu bringen. Leider
wird dieſe geſetzliche Verpflichtung von ſehr vielen Arbeitgebern
außer acht gelaſſen. Wir ſehen uns daher genötigt, von dem
geſetzlichen Strafrecht unnachſichtlich Gebrauch zu machen, ſowie
die Klaſſeneinteilung nach unſerem Gutdünken vorzunehmen und
die Beiträge bis zum fünffachen Betrag derſelben einzuziehen.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1923.
(6479
Der Vorſtand: Knoblauch,

Allgemeine Ortskrankenkaſſe
Darmſtadt=Stadt.

An die Arbeitgeberſchaſt!
Nach § 46 unſerer Satzung ſind die Beiträge im voraus
an die Ortskrankenkaſſe abzuführen. Wenn der Vorſtand von
der Durchführung dieſer alten Beſtimmung Abſtand nahm,
ſo geſchah dies aus betriebstechniſchen Gründen und weil er
glaubte, ſeinen Verpflichtungen auch bei nachträglicher Er=
hebung
der Beiträge gerecht werden zu können. Die in
immer größerem Maße fortſchreitende Geldentwertung bringt
aber die Kaſſe in die größten finanziellen Schwierigkeiten.
Die Forderungen der Aerzte, Zahnärzte, Dentiſten, Apotheker
uſw. auf rechtzeitige Zahlung können nicht als unberechtigt
bezeichnet werden. Auch die Anforderungen, die die erhöhte
Krankenrente und die höhere Beſoldung der Angeſtellten an
die Kaſſe ſtellt, und die von Tag zu Tag größer werden,
laſſen eine Kreditgewährung der Ortskrankenkaſſe den
Arbeitgebern gegenüber nicht mehr zu.
Aus dieſen Gründen beſchloß der Vorſtand: alle Arbeit=
geber
mit mehr als 5 Verſicherten haben die Ver=
ſicherungsbeiträge
nach jeder Lohnzahlung an die
Kaſſe abzuführen. Die Verrechnung erfolgt in den
ſeither üblichen Erhebungsperioden. Die Art der
Einzahlung, Bank, Poſtſcheck oder direkt an die Kaſſe
(im letzteren Falle außer Hamstag), bleibt den Ar=
beitgebern
überlaſſen.
Wir erſuchen die Herren Arbeitgeber, obige Vorſchriften
zu erfüllen, damit ſich unnötiges Mahnen erübrigt. (6480
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1923.
Der Vorſtand.
Knoblauch, Vorſitzender.

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und möglichſt bereits in lebhaften
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(6470
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Das Testamentdes Joe Sievers. 5 Aktt
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Im Rausche der Nacht

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(6482

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Geſchäftsräumen der Handelskamm
Darmſtadt zur Einſicht offen. Einwei
dungen ſind innerhalb dieſer Friſt ſchrif
(648
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mögen
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geſt
. 4 Zim.=Wohn. u.
and. Werte, tüchtige
Hausfr., lebensfreud.
Temperam., wünſch
die Bek. ein. vornehm
gebild, ſymp. Herrn
(4050 J.) in ſicher.
Poſit, zwecks Lebens=
kam
., ſtrengſte Ver=
ſchwiegenheit
zugeſ.
Ang. m. Bild u. G69
Geſchäftsſt. (*21838

Angeſtellter (60er
ſucht mit tücht. Frau
zwecks Heirat bekannt
zu werden, wo mög=
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iſt. (Land
nicht ausgeſchloſſen).
Anon. zwecklos. An=
gebote
unter G 65
Geſchäftsſt. (*21832

Aelt. Herr ſ. beſſere
Frau kennen zu lern.
wechs Heirat. Ang. u
G44 Geſchſt. (*21791
Anonyin tvertlos.

Kriegerswitwe, 33 J
alt, tpünſcht ſich mit
Herrn in guter Stelle
und m. ſchönem Heim
wieder glücklich zu
verheiraten.
Angebote unt. G 72
an die Geſchäftsſtelle
ds, Blattes, (*21858

Verein ehem. Jäger zu Pferde Nr.3
(Kreis Darmſtadt).

Wir laden alle ehem. Jäger zu Pferde
Nr. 3 zu der am 5. Auguſt ds. Js. ſtatt=
findenden

wichtigen Vollverſammlung
herzlich ein. Die Verſammlung findet vor=
mittags
9½ Uhr im Reſtaurant zum Palais=
garten
, Saalbauſtraße 37, ſtatt.
(6487
Der Vorſtand.

Naſierklingen

werd w. neu
geſchliff. St. M. 400
Parfümerie (
Eliſabethenſtr. s Fkänt

Weiblich

perf. Stenotypiſtin
langjähr. Beamtin
mit guter Allgemein=
bildung
, in ſicherer
Poſition, ſucht ſich als
Sekretärin od. dergl.
zu verändern, event.
halbtagsweiſe. Ueber=
nimmt
auch teilweiſe
Erziehung der Kin=
der
. Gefl. Angebote
unter G 52 an die
Geſchäftsſt. (*21798

ſ. Stellung z. 15. Aug
in beſſ., kinderl. Haus=
halt
als Alleinmädch.
Angebote u. G 43
Geſchäftsſt. (*21792

Junge Frau
übernimmt koſtenloſe
Haushaltführ, gegen
Abgabe von 1 oder 2
Zim. Ang. unt. G 49
an d. Geſchſt. (*21800

Schweſter
nimmt Kranken= od.
Wochenpflege, geht
auch auswärts. (*2161=
Angebote u. G 58
an die Geſchäftsſt.

Männlich

Helbſtänd. Bankbuch=
halter
, abſchlußſicher u.
ſtrebſam, z. 3t. in ungek.
Stellung bei Großbank
in Frankf. a. M., ſucht
infolge Verkehrsſperre
ausſichisr. Stell. ju Darm=
tadt
, evtl. auch Induſtrie,
per 1. Oktober od. früher,
gute Nefer. zur Verfüg.
Angebote unt. G 62
an die Geſchäftsſt. (*21622

Dffene Stellen

Weiblich

Füngere.
Stenotypiſtin
auf Anwaltsbüro geſ
Angeb. 1t. G 71 ar
die Geſchſt. (*21859

Wir ſuchen zum ſof
Eintritt perfekte

Vorzuſtellen zwiſchen
10 u. 12 Uhr morgens
beiDarmſtädterHolz=
induſtrie
, Darmſtadt,
Weiterſtädterſt. 80. (638d1

Ordentliches
Küchenmädchen
bei hoher Bezahlung
geſucht.
(*2180=
Rheingauer=Weinſtube
Luiſenplatz 1.

Aelteres
Kinderfräulein
bei ſehr gutem Lohn
zu Kindern von 4 u.
2 Jahren geſucht. Ein=
tritt
baldmöglichſt. Zu
erfrag Lauteſchläger=
ſtraße
4 bei Gaß im
Laden,
(*21788

Tücht., ſelbſt. arbeitend

Binderin

für dauernd ſof. geſ.
Johanna Mülle=
Blumengeſchäft
Ernſt=Ludwigspl. 1. (6483

Putzarbeiterin

ſowie Lehrmädchen
ſof. geſ. Käthe Kuoll,
Mühlſtr. 78. (*21853

Zum 15, Aug. fleiß.
ehrliches (*21805
Mädchen
v. ½8-4 od. tagsüber
dei zeitgem. Lohn geſ.
Bismarckſtr. 21, I.

Braves, Alleinmäd=
chen
für ganz oder
bis nach d. Spülen
oder Stundenfrau in
kl. Familie geſucht
Stiftſtr. 7, II. ( 21787

Kinderliebes (*21849
Fräulein
am liebſt. Beamten=
tochter
, zu einem 3j.
Jungen tagsüb. geſ.
Wendelſtadtſtr. 23, part.

Suche für ſof. ge=
bildete
, tüchtige
Stütze
im Kochen etwas er=
fahren
, hoh. Lohn u.
Familenanſchluß, da=
ſelbſt
ſauberes, tücht
Hausmädchen
geſ. Angeb. u. G 47
Geſchäftsſtelle. (6465

(
Luchtig. Patzfrau

für einige Stunden
morgens geſ. (*21819
kaffee zur Oper.

Fleißiger
Hausburſche
ſofort geſucht (*21818
Kaffee zur Oper.

Kaufm. Lehrling
geſucht.

Intelligente junge
Leute wollen Ange=
bote
einreichen an
Heſſ. Handw.=Zentr.. Ge=
noſſenſchaft
, Darmſtadt,
Neckarſtr. 3. (6466df

Lehrling
für den kaufmänn
Beruf geſucht für ſo=
fort
oder ſpäteſtens
1. Oktober. (6478dfs
Angebote ſind zu
richten an Großh.
Keramiſche Manu=
faktur
, G. m. b. H.
Darmſtadt
Heidelbergerſtr. 177

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(*21789
Nähe
Frankfurterſtr.
in gutem Hauſe ſo=
fort
für 14 Tage
möbl. Zimmer
geſucht. Angeb. ar
Köbler, Mollerſtr. 46

Gut
msbl. Zimmer
Nähe der Pallas=
wieſenſtr
. ſucht ſofort
auf 14 Tage wegen
Beſuch C. Platz, Pal=
laswieſenſtr
. 33, II. (*

Zimmer

leer oder teilweiſe
nöbliert, mögl. ſep
Eingang, gegen zeit=
gemäße
Bezahlung
geſucht. Angeb. an
Wirtſchaft zur Sonne
Luiſenſtr. 6. (*21835

Student ſucht geg.
gute Bezahl, 1 od. 2
möbl. Zimmer.
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Mühlſtr. 46, I. (*21862

Geſucht
2 möbl. Zimmer
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Perſonen f. 14 Tage
bis 3 Wochen
Mendershauſen,
Ludwigshöhe, (*21846

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Zimmer
mögl. mit Telephon
Angebote erbet. ar

Franz Schneider,
Bahnhofshotel, (*21856

Nähe Rheinſtraße
Gut
möbl. Zimmer

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3. Stock.
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wohnung
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I. Stock, mit elktr.
Licht, Bad etc. im
Südoſtviertel. (6196a
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ſchöne gr. 4 Zimmer=
wohnung
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Geſchäftsſtelle.

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Eliſabethenſtr.) gegen
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Lage. Angeb unter
G 57 Geſchſt. (*21816

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Geſchäftsh. inDarmſt.
in guter Lage mit 4. 5Zimm.=Wohnung
und Zubeh. biet. wir
im Tauſch ein neuer=
baut
. villenart. Wohn=
haus
m. 2 freien Woh=
nungen
in gleicher
Größe ſowie großem
Obſt= und Gemüſe=
garten
in ſchönem
Städtchen an der
Bergſtraße.
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unter E 48 an die
Geſchäftsſt. (6468d0

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Manſarden=Wohn.
(1 Zim., Küche, Gas,
Waſſerleitg., Keller)
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Alein. Har

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kaufen geſucht. Aelt.
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Umſtänden Einſitz ge=
tvährt
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die Geſchſt. (*21815

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Kaufpreiſ nachlleber=
einkunft
. Verkäufer
wird beſte Pflege u.
Verköſtigung gewährt.
Angebote u. G 75
Geſchäftsſt, (*21861

Heutige Einträge in das Handels
regiſter: Abt. A: Firma Dr. Herman
Küchle, Darmſtadt, iſt erloſchen.
Abt. B: Firma Württembergiſch
Metallwarenfabrik Geislingen
Zweigniederlaſſung Darmſtadt: Kau
mann Friedrich Beil in Geislingen un
Kaufmann Adolf Kauffmann in Göppin
gen ſind zu ſtellvertretenden Vorſtands
mitgliedern beſtellt. Die Prokura de
Kaufmanns Friedrich Beil in Geislinge=
iſt
erloſchen.
(647
Darmſtadt, den 27. Juli 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Einträge in das Genoſſenſchaftsre
giſter bei den Firmen: Am 26. Jul
1923: Landesgenoſſenſchaftsbank
eingetragene Genoſſenſchaft mi
beſchränkter Haftpflicht. Darm=
ſtadt
: Durch Beſchluß der Generalver=
ſammlung
vom 21. Juli 1923 iſt die
Satzung geändert. Die Haftſumme be=
trägt
jetzt 5000 000 Mark. Die Höchſt=
zahl
der Geſchäftsanteile 100. Philipr
Becker iſt durch Tod aus dem Vorſtand
ausgeſchieden. Am 30. Juli 1923
Gemeinnützige Gartenſtadt= Ge=
noſſenſchaft
zu Darmſtadt, einge=
tragene
Genoſſenſchaft mit be=
ſchränkter
Haftpflicht, Darmſtadt:
Die Genoſſenſchaft iſt durch Beſchluß der
Generalverſammlung vom 13. Juli 1923
aufgelöſt. Die bisherigen Vorſtandsmit=
glieder
Rechnungsrat Emmerich und Real=
lehrer
Haſter ſind Liquidatoren. (6476
Darmſtadt, den 30. Juli 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

E Haus
4X6 Z m. Bad, g.
Hof, gr. Garten,
Landhaus
mit gr. Garten,
Garten
mit Obſtb., 2500 qm
wegzugshalber
und ſonſtige Objekte
ſofort zu verkaufen
Georg Kern,
Immobilien,
Eckhardtſtr. 13. (*21844

Einfamilien=
Haus
56 Zimmer mit
Garten, in Darmſtadt
zu kaufen geſucht geg.
Zahlung in auslän=
diſcher
Währung. An=
geb
. u. G 42 an die
Geſchäftsſt. (*21786

für chem. Induſtrie
geſ. Ang. unt. G 53
an d. Geſchſt. (*21807

Unterricht

Gründl. engliſche
Unterricht

geſ. Angeb. u. G 68
Geſchäftsſt. (*2184.

Ein Wurf Jagd= u
Hofhunde ( Stichel=
haar
) z. vk. Bickenbach
Chauſſeegaſſe 9. (*2173

Jagdhund

kurzhaar., braun, 2 J.
alt, wegen Aufgabe
der Jagd bill. abzug
Auch auf Probe. Roß=
dorf
bei Darmſtadt,
Moltkeſtr. 15. (*21854

Entlaufenf

Elaufen

Jagdbund ( Braun=
tiger
) uhne Halsband.
Abzugeben geg. hohe
Belohnung
Brauerei Kron
Herm. Wiener.

Bekanntmachung.
Von der Darmſtädter
u. Nationalbank, Kom=
manditgeſellſchaft
auf
Aktien, Filiale Frank=
furt
(Main), der Di=
rektion
der Disconto=
Geſellſchaft, Filiale
Frankfurt a. M., der
Dresdner Bank in
Frankfurt a. M., der
Fa. S. Merzbach,
Offenbach a M., und
derAquila=Aktien= Ge=
ſellſchaft
für Handels=
und Induſtrieunter=
nehmungen
iſt bei uns
der Antrag auf Zu=
laſſung
von 60000000
Mark neue auf den
Inhaber lautende
Stammaktien 60000
Stück zu je 1000Mk.,
Nr. 2000180000 mit
Dividendenberechti=
gung
ab 1. Januar
1923 derBahnbedarf,
Aktiengeſellſchaft in
Darmſtadt, zum Han=
del
und zur Notierung
an der hieſigen Börſe
eingereicht worden.
Frankfurt a. M., den
31. Juli 1923. (6473
Die Kommiſſion für
Zulaſſung von Wert=
papieren
an d. Börſe
zu Frankfurt a. M.

Dasjenige, das den
Schirm aus Verſehen
n Zimbrichs Laden
mitgenommen hat,
wird gebeten, den
ſelben wieder dort
abzugeb., andernfalls
erfolgt Anzeige. (*u

Tauſche

gutes Herrenfahrrad
Torpedo=Freil. ver=
nickelt
und Felgen=
bremſe
gegen Piano
(auch Tafelklavier.)
Angeb. unt. G 64
Geſchäftsſt. (*21834

Miſt

geg. Futterkartoffeln
abzugeben. (647*
Süddeutſche Glas=
werke
, G. m. b. H.,
Darmſtadt
Weiterſtädterſtr. 90.

1 P. braune Damen=
Schnürſtiefel (neu),
Gr. 36, zu vk. Näh.
Geſchäftsſt, (*21804