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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
186. Jahrgang
Donnerstag, den 2. Auguſt 1923
Nummer 214
An==
N mm breite 3
Finanz=Anzeig”
breit 35000 M
Finanz=Anzeig
zeile50000 M.
ſtelle Rheinſtv
expeditionen.
Aufruhr, Stre
auf Erfüllung
von Schadenerſa=
Beitreibung fällt
Deutſche Bank und
Ar.
M.,
ame=
ifts
ifts=
gen
gen=
rieg,
tung
iſtung
/aüicher
nkkonto:
bank.
Selbſtändigkeit der baperiſchen Bahnen.
München, 1. Aug. (Wolff.) Der bayeriſche Landtag
immte heute über die Anträge zur Frage der bayeriſchen
Eiſen=
ahnen ab. Der Antrag der Demokraten wurde in ſeinem Punkt,
er eine amtliche Nachprüfung und Unterſuchung der Denkſchrift
es volksparteilichen Abgeordneten Rothmeher über die Leitung
er Verreichlichung der bayeriſchen Verkehrsanſtalt verlangt,
an=
enommen. In dem Antrag wird erklärt, daß die
Reichsregie=
ing ſich durch die Umwandlung der Reichsbahn in ein vom
eichsvermögen losgelöſtes Sondervermögen ſowie durch die
erpfändung der Reichsbahn ohne Zuſtimmung der bayeriſchen
taatsregierung außerhalb des Staatsvertrages geſtellt habe. Die
taatsregierung wird erſucht, mit der Reichsregierung in
Ver=
indlungen einzutreten, um die Neugeſtaltung des
Rechtsver=
iltniſſes der bayeriſchen Bahnen zu vereinfachen, den außen=
Yulitiſchen Notwendigkeiten Rechnung zu tragen, die die zur
ahrung der Lebensintereſſen Bayerns unerläßliche
Selbſtändig=
it der bayeriſchen Bahnen gewährleiſtet.
Anruhen im ſächſiſchen Induſtriegebiet.
IU. Leipzig, 1. Aug. In verſchiedenen Orten des
ſäch=
chen Induſtriegebietes, wie in Zwickau und anderen Orten,
ben ſich in den letzten Tagen ſchwere Ausſchreitungen ereignet.
it Drohungen und mit Gewalt verſuchten Arbeiter, die
Erfül=
ng ihrer Forderungen zu erzwingen. So wurde ein Herr halb
geſchlagen und mehrere Induſtrielle ſchwer mißhandelt. Eine
au wurde durch Fußtritte an den Leib ſchwer verletzt. Die
Re=
rung teilt mit, daß ſie Ausſchreitungen mit allen ihr zur
Ver=
zung ſtehenden Kräften verhindern wird, und daß ſie die
hutzpolizei entſprechend angewieſen habe. Auf Grund des
Ar=
els 122 der Reichsverfaſſung wurden Kundgebungen verboten.
Vom Tage.
Durch eine Verordnung des Reichsarbeitsminiſteriums wurde der
Höchſtſatz des Grundlohns in der Krankenverſicherung mit
Wir=
kung vom 6. Auguſt auf 240 000 Mk. feſtgeſetzt.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten fiellt
ſich nach den Berechnungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den 31. Juli
auf 71 476 (1913/14 — 1) gegenüber der Vorwoche 39 336, die Steigerung
beträgt ſomit 8 1, 72.
Wie uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, iſt die durch einen
Teil der Preſſe gegangene Meldung, Polizeipräſident Ehrler ſolle
durch Landrat Zimmermann oder Landrat v. Harnack erſetzt werden,
vollkommen falſch. Von einer beabſichtigten Abberufung des
Polizei=
präſidenten Ehrler in Frankfurt iſt nichts bekannt.
Auf Grund der geſtern in einzelnen Streikbureaus in Breslau
vor=
genommenen Urabſtimmung der ausſtändigen Metallarbeiter wurde It.
Breslauer Zeitung beſchloſſen, die in den am Samstag zwiſchen den
Arbeitnehmern und Arbeitgebern gepflogenen Verhandlungen
gemach=
ten neuen Vergleichsvorſchläge anzunehmen. Die Arbeit ſoll am 1. Aug.,
ſpäteſtens am Donnerstag wieder aufgenommen werden.
Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß die Nachricht des
Amſterdamer Telegraaf, nach der die holländiſchen Freunde des früheren
deutſchen Kronprinzen für dieſen einen Landſitz in Holland gekauft haben,
jeder Grundlage entbehrt.
Nach der letzten Havasmeldung aus San Franzisko ſtellt ſich der
Gefundheitsbericht über den Präſidenten Harding von 4.30 Uhr
nachmittags wie folgt dar: Die in der vergangenen Nacht eingetretene
Beſſerung im Befinden des Patienten hält an und macht Fortſchritte.
Amtlicher Dollarkurs 1097250
Engliſch=franzöſiſche Gegenſätze.
lißſtimmung in Frankreich. — Geſondertes Vorgehen Englands? — Baldwins Flucht in
e Oeffentlichkeit. — England will den Franken drücken. — Frankreich will die Vorherrſchaft.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Offiziös wird mitgeteilt: Die
gangene Nacht aus London eingegangenen Nachrichten über
Eindruck, den die franzöſiſche und die belgiſche Antwort auf
Note Lord Curzons hervorgerufen hatte, hätten in Paris zu
iger Ueberraſchung und Bedauern Anlaß gegeben.
hrend man in franzöſiſchen offiziellen Kreiſen ſtrengſtes
Still=
veigen über die letzten engliſchen Mitteilungen in der
Repa=
onsfrage gewahrt, und während man es vermieden habe,
ntlich irgendwie Stellung dazu zu nehmen oder auch nur
nd den Eindruck zu bekunden, um die Verhandlungen nicht
erſchweren, ſcheine hinſichtlich der franzöſiſchen Antwort eine
artige Zurückhaltung in London nicht gewahrt worden zu
Es ſei durch autoritative, nicht durch offiziöſe Information
. geworden, daß man in London die Lage peſſimiſtiſch anſehe,
eine Verſtändigung wenig wahrſcheinlich ſei,
das Kabinett heute darüber Beſchluß zu faſſen habe, ob es
aufhin vorziehe, eine ſelbſtändige Antwort auf die Note vom
uni am Deutſchland zu richten und ſchließlich das Kabinett
Veröffentlichung der kürzlich zwiſchen England und Frank=
I) ausgetauſchten Dokumente in Erwägung ziehen werde. Es
ſeine außer Zweifel, daß die franzöſiſche und die belgiſche
Swort in engliſchen Regierungskreiſen einige Enttäuſchung
Dirſacht hätten dadurch, daß die zwei interalliierten Mächte
in dieſer Note entſchloſſen zeigten, ſich an die grundlegenden
Sizipien derjenigen Politik zu halten, für die ſie ſich am
Januar durch die Beſetzung des Ruhrgebietes entſchloſſen
Ben. Die franzöſiſche Regierung, ſo ſchreibt man in London,
Eirre alſo auf ihrer Poſition. Sie lehne es ab, der engliſchen
2'aſſung die mindeſte Konzeſſion zu machen. Man begreife in
Snkreich nur ſchwer, daß gewiſſe engliſche Kreiſe eher dazu
*en, die Räumung des Ruhrgebietes als die Einſtellung des
Eſchen paſſiven Widerſtandes zu verlangen, mit anderen Wor=
1: die öffentliche Meinung in Frankreich wende ſich dagegen,
E im gegenwärtigen Konflikt die Preſſe Englands anſtelle des
Geinſamen Feindes von geſtern, Deutſchland, das heute offen
nden Verſailler Vertrag rebelliere, ihre Alliierten, die Fran=
31 und Belgier, zum Nachgeben auffordere, die nichts weiter
Cdie Wiedergutmachung der verwüſteten Gebiete verlangten.
Ses fundamentale Mißverſtändnis läge den Unſtimmigkeiten
s1ſnde, die man in London feſtſtelle. In franzöſiſchen Kreiſen
M man bis jetzt die Hoffnung bewahrt, dieſes Mißverſtändnis
s erſtreuen, und die Antwort Poincarés ſei, wie es
2 ie, ſowohl ſachlich wie in der Form dazu angetan, die
*tſetzungder Verhandlungen ſowie die Anpaſſung
ehider entgegenſtehender Geſichtspunkte zu ermöglichen.
Tietzt glaubt die Agentur, daß die franzöſiſche Regierung noch
n. erſucht worden ſei, ihre Zuſtimmuna zu einem Verfahren
zueben, wie das unter derartigen Umſtänden üblich ſei. Auf
a. Fälle dürfte die Veröffentlichung beim gegenwärtigen Stand
d. Dinge in Paris einigermaßen inopportun ſei. Eine der=
4se Veröffentlichung einerſeits könne Deutſchland zugute
kom=
n andererſeits werde auf ſeiten der engliſchen Miniſter die
WEht belundet, die Verhandlungen einander zu ermöglichen, zu
dai ſie die Initiative ergriffen hätte, um die interalliierte
Stwiederherzuſtellen. Die franzöſiſche öffentliche Meinung,
dTer Entente cordiale tief ergeben ſei, hoffe, daß die engliſchen
—ündeten dieſen Entſchluß faſſen würden, bevor ſich die amt=
Verſtä); gungsmöglichkeiten erſchöpft hätten.
Kabineitsrat in London.
der Kabinettsrat tagt in dieſem Augenblick in den
rä;, ten Lord Curzons in Downing=Street, um ſich über
dii ſtei, ngnahme zu der franzöſiſchen und belgiſchen
Antwort=
ſchraſſig zu werden, über deren Inhalt nach wie vor in amt=
Kreiſen das ſtrengſte Stillſchweigen gewahrt wird. Das
nnteſte Intereſſe iſt natürlich auf die Frage konzentriert, in
er Form Frankreich und Belgien zu der engliſchen Note
ing genommen haben, und die Befürchtung wird immer
wie=
ß die beiden Antworten jede Hoffnung auf ein
baldiges gemeinſchaftliches Handeln in der Reparationsfrage
zer=
ſtören. Es hat ganz den Anſchein, als ob in dem Bemühen, die
Ruhrfrage zu löſen, keinerlei Fortſchritte gemacht worden ſind,
und daß auch weiterhin grundſätzliche Meinungsverſchiedenheiten
der beiden Regierungen über dieſe Frage beſtehen bleiben. Daß
die internationale Lage morgen im Unterhaus Gegenſtand der
Debatte ſein wird, ſteht nunmehr endgültig feſt. Man mißt der
zu erwartenden Erklärung Baldwins von vornherein die größte
Bedeutung bei. Die Zukunftsbeſorgniſſe des Handels, die ſolange
beſtehen bleiben müſſen, wie die Lage in Europa als
hoffnungs=
los zu bezeichnen iſt, erfüllen weiterhin die Kreiſe der City mit
ſchweren Befürchtungen und man ſieht der Entwicklung der
Re=
parationsfrage mit ernſten Sorgen entgegen.
London, 1. Auguſt. (Telunion.) Charakteriſtiſch iſt eine
ſpät abends erſchienene Reuter=Note, in der es heißt, man glaube
zu wiſſen, daß das Kabinett am 1. Auguſt wieder
zuſammentre=
ten wird, um über die Reparationsfrage zu verhandeln und zu
entſcheiden, ob es einen Zweck habe, Verhandlungen mit
Frank=
reich auf unbeſtimmte Zeit fortzuſetzen, während die Lage in
Deutſchland von Tag zu Tag ſchlimmer würde. Das Kabinett
wird, ſo heißt es in der Note weiter, entſcheiden, ob im Falle der
Unmöglichkeit der Herſtellung einer Uebereinſtimmung mit
Frank=
reich eine geſonderte Antwort auf die deutſche Note vom 7. Juli
gegeben werden ſoll.
Engliſche Sondernote an Deutſchland.
TU. London, 1. Aug. Wie die B. Z. meldet, wird in
unterrichteten Kreiſen allgemein angenommen, daß das Kabinett
wahrſcheinlich beſchließen wird, den engliſchen Entwurf einer
Antwortnote an Deutſchland nur mit der Unterſchrift Englands
nach Berlin zu ſchicken.
Baldwins Flucht in die Oeffentlichkeit.
Paris, 1. Aug. (Telunion.) Der Londoner
Korreſpon=
dent des Matin nimmt an, daß die engliſche Erklärung am
Don=
nerstag entſchiedener gehalten ſein wird, als die letzte war und
Baldwin der Enttäuſchung des engliſchen Kabinetts angeſichts
der franzöſiſch=belgiſchen Antwort „Ausdruck verleihen werde.
Ferner hätten Baldwin und ſeine Kollegen gewünſcht, bereits vor
dem 3. Auguſt ſämtliche zwiſchen den Verbündeten über die
Re=
parationsfrage ausgetauſchten Dokumente zu einem Band
zuſam=
menzuſtellen und ihn zu veröffentlichen. Für den Augenblick habe
man von der Verwirklichung dieſes Planes wegen der techniſchen
Schwierigkeiten abgeſehen, doch könne verſichert werden, daß die
Veröffentlichung ſo ſchnell als möglich erfolgen werde.
Es beſtätigt ſich, daß Baldwin am Donnerstag eine
Erklä=
rung über die engliſche Politik abgeben wird; welcher Art ſie ſein
wird, ſteht noch nicht feſt. Zurzeit iſt im Kabinett zwiſchen den
Anhängern Frankreichs und den Miniſtern, die für eine getrennte,
rein engliſche Politik ſind, ein lebhafter Meinungsaustauſch im
Gange. Die Francophilen werden vom Unterſtaatsſekretär Mac
Neill geleitet, während Lord Curzon und Baldwin ſowie die
Hauptvertreter der Regierung eine ſelbſtändige britiſche Politik
vertreten. Geſtern abend herrſchte in Regierungskreiſen ein
ge=
wiſſer Peſſimismus angeſichts der franzöſiſchen Antwort vor, die
zwar die Möglichkeit zu weiteren Verhandlungen biete, aber
keine Ausſicht auf eine günſtige Verſtändigung nach den
Richt=
linien der engliſchen Politik erlaubt.
Dem Londoner Korreſpondenten des New=York Herald
zu=
folge wünſche der Premierminiſter den Verbündeten unverzüglich
zu antworten und ſie davon in Kenntnis zu ſetzen, daß Groß=
Britannien an Deutſchland eine Sondernote richten werde. Er
hoffe dabei auf die 1in=
Ogliens.
Englands Politik.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Nachrichten aus England lauten unverändert ſchlecht.
Es iſt nicht zu derkennen, daß die engliſche Preſſe mit wachſender
Erbitterung ſich gegen Frankreich wendet. Das Gefühl, von
Poin=
caré an der Naſe herumgeführt worden zu ſein, hat der
Selbſt=
ſicherheit, die die engliſche Politik bisher zur Schau getragen hat,
einen empfindlichen Stoß verſetzt. Offenbar hat Baldwin das
Stichwort ausgegeben, daß nun in der geſamten engliſchen Preſſe
abgeblaſen wird. Baldwin will im Unterhauſe mitteilen, daß
die Verhandlungen mit Poincaré nicht vom Fleck gekommen ſind.
Aber er will auch alle diplomatiſchen Aktenſtücke veröffentlichen,
um ſo Poincarés irrſinnige Politik bloßzuſtellen. Die franzöſiſche
Preſſe, ſoweit ſie mit Poincaré durch dick und dünn geht, iſt über
die Ankündigung der Flucht Baldwins in die Oeffentlichkeit
ner=
dös geworden. Das Echo de Paris ſpricht von einer „brüsken
Geſte”, um in einem Atemzug weiter zu ſchulmeiſtern: Wenn er
eine andere Antwort erwartet habe, ſo ſei das darauf
zurückzu=
führen, daß Baldwin ſich über Belgiens und Italiens Haltung
trügeriſche Hoffnungen gemacht habe.
Tatſächlich ſcheint Belgien noch immer an der Seite
Frank=
reichs zu marſchieren, und das iſt die Urſache, daß die engliſche
Preſſe die Lage ungünſtig beurteilt. Wenn Baldwin das
Weiß=
buch veröffentlicht, ſo wird daraus hervorgehen, daß Poincaré
jeder wirklichen Verſtändigung ausgewichen iſt.
Nun ſtehen die Dinge für England nicht ſo, daß es ruhig
den Erfolg der Brandmarkung Poincarés abwarten kann. Er
wird ſich zunächſt nicht viel daraus machen, denn ſeit er wieder
im Amt iſt, hat er Lloyd George, Bonar Law und Baldwin
nach der Reihe alle vor den Kopf geſtoßen, ſo daß es auf
ein=
mal mehr oder weniger nicht ankommt. England hat den
Ver=
ſailler Vertrag unterſchrieben. Solange es ſeine Unterſchrift nicht
zurückzieht, trägt es auch die Verantwortung für das, was gegen
ſeiwen Willen und unter Mißbrauch des Vertrages geſchieht. Es
handelt ſich dabei nicht nur um eine Minderung ſeines politiſchen
Anſehens und ſeiner Vertragstreue, es handelt ſich auch darum,
ob England mit gekreuzten Armen zuſehen kann und darf, bis
das feine Uhrwerk der europäiſchen Wirtſchaft unter den
Keulen=
ſchlägen der franzöſiſchen Machtpolitik zerbricht. Wenn Baldwin
ſeine Erklärung abgegeben hat, ſo iſt damit noch nichts geſchehen.
Nachdem Baldwin ſeine Flucht in die Oeffentlichkeit angetreten,
bleibt nichts übrig, als künftig bei offener Szene zu verhandeln.
Erſt recht dann, wenn ſich ſeine Verhandlungen gegen
Deutſch=
land richten. Den Widerſtand aufzugeben, daran denkt in
Deutſch=
land kein Menſch, der politiſche Verantwortung zu tragen hat.
Nicht nachdrücklich genug kann darauf aufmerkſam gemacht
werden, daß der Zuſammenbruch des Widerſtandes im
Ruhr=
gebiet keine Löſung der Wiederherſtellungsfrage bedeutet.
Frank=
reich würde in dieſem Falle das Ruhrgebiet nicht räumen, aber
es würde die Pfänder ſchon darum nicht fruchtbar machen
kön=
nen, weil hierzu die Wirtſchaftskraft Deutſchlands erforderlich iſt.
Das Ruhrgebiet in franzöſiſcher Hand wäre einer viel
vollkom=
meneren Blockade auszuſetzen, als ſie Frankreich heute gegen
Deutſchland ausübt. Wenn aber Frankreich die Verſorgung des
Ruhrgebiets übernimmt, ſo wäre an eine Ergiebigkeit der
Pfän=
der umſo weniger zu denken, als Frankreich die Erzeugniſſe des
Ruhrgebiets geradeſo verſchleudern müßte, als es das bisher
ſchon mit der Ruhrkohle getan hat. Weiter würde ſich Deutſchland
an den Verſailler Vertrag nicht mehr gebunden halten, das
Ruhr=
gebiet allein kann die Zahlungen und Leiſtungen nicht
aufbrin=
gen, die Frankreich angeblich für den Wiederaufbau verlangt.
Das deutſche Volk würde die Tätigkeit des
Wiederherftellungs=
ausſchuſſes und der Schnüffelorgane nicht mehr zulaſſen. Wie
wenig Frankreich das Ruhrgebiet auszubauen vermag, beweiſen
die Erfahrungen mit dem Saargebiet und mit der Induſtrie in
Deutſch=Lothringen. Die Weigerung Deutſchlands, auf Grund
des Verſailler Vertrages noch etwas zu leiſten, würde ſich aber
nicht nur gegen Frankreich, ſondern auch gegen ſeine Verbündeten
richten. Wenn Italien und Belgien Kohlen erhalten wollen, ſo
müßten ſie ſich an Frankreich halten. Es fragt ſich, ob Frankreich
die Kohlen an Italien koſtenlos abgeben würde oder könnte,
worauf dieſes auf Grund des Verſailler Vertrages ein Recht hat.
Von uns dieſe Kohlen einzutreiben, wäre von Anfang an
erfolg=
los, ſelbſt wenn die Einbruchszone weiter ausgedehnt würde.
Frankreich hätte alſo die Zwangskohle für Belgien und Italien
zu bezahlen, da zum mindeſten die Bergarbeiter zu entlohnen
wären, wie auch die Aufwendungen für den techniſchen Betrieb
der Gruben. Die Beſatzungskoſten für das Rheinland und das
Ruhrgebiet gingen ebenfalls zu Laſten Frankreichs.
In England ſind die Möglichkeiten und Schwierigkeiten
die=
ſer unvorhergeſehenen Entwicklung bekannt. Wenn ſich Baldwin
damit begnügt, Poincaré diplomatiſch bloßzuſtellen, ſo iſt damit
für die Löſung der Ruhrfrage nichts getan. Die Kriſe bleibt nicht
örtlich begrenzt, ſondern ſie wird ſich zur europäiſchen Kriſe
aus=
wachſen. Unter dem Einfluß der Ruhrkriſe hat nicht nur
Deutſch=
land wirtſchaftlichen Schaden erlitten, vielmehr auch ſeine
Nach=
barn. Auch dieſer Faden wird weiterfreſſen, wenn Poincaré ſein
hartnäckig verfolgtes Spiel nicht aufgiebt. Die Kriſe der
euro=
päiſchen Wirtſchaft iſt auch die verſchärfte Kriſe der engliſchen
Wirtſchaft.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dounerstag, den 2. Aiguſt 1923.
Weitere Verhandlungen mit Frankreich unmöglich.
London, 1. Aug. (Tel.=Union.) Das britiſche Kabinett
hält über die franzöſiſche und die belgiſche Antwort
gewiſſer=
maßen eine Dauerſitzung ab, nachdem es von geſtern auf heute
zur Prüfung dieſer Noten zuſammen getreten war, ſoll für
mor=
gen wieder eine neue Sitzung anberaumt werden, nach deren
Schluß Miniſterpräſident Baldwin ſeine Erklärungen im
Unter=
haus abgeben wird, ebenſo wie Lord Curzon im Oberhaus.
Baldwin wird, ſicherem Vernehmen nach, im Unterhaus.
feſt=
ſtellen, daß eine weitere Verhandlung mit der
fran=
zöſiſchen Regierung über die Reparationsfrage bei der
augenblicklichen Lage ganz unmöglich ſei und daß er der
Auffaſſung wäre, eine interalliierte Konferenz müſſe
über die Frage entſcheiden, oder aber England müſſe eine
ſelbſtändige Aktion Deutſchland gegenüber mit
Unter=
ſtützung Italiens unternehmen. Einige engliſche Blätter
haben geſtern die Erwartung geäußert, daß der engliſch=
franzö=
ſiſche Notenwechſel veröffentlicht werde.. Doch erklärt
Bald=
win im Unterhaus, eine Veröffentlichung dieſer
Schrift=
ſtücke ſei zur Stunde noch, nicht möglich, da die franzöſiſche
Regierung ausdrücklich gebeten habe, dieſe Veröffentlichung erſt
dann vorzunehmen, wenn die engliſche Regierung ſich über die
Zurückweiſung der franzöſiſchen Vorſchläge endgültig ſchlüſſig
ge=
worden ſei. Sobald dieſer Bruch eingetreten ſei, werde die
eng=
liſche Regierung die Schriftſtücke veröffentlichen müſſen, um ihre
Haltung in dieſer Angelegenheit vor den Augen der Welt offen
darzulegen. Wie man erfährt, weiſt Poincaré in ſeiner
Antwort faſt alle engliſchen Vorſchläge zurück,
einige ſogar mit ziemlich geringſchätzendem Ton.
So erwiderte Poincaré zum Beiſpiel auf die engliſche Anregung,
die Frage der deutſchen Zahlungen und der Zahlungsmethode
durch eine interalliierte Kommiſſion feſtſetzen zu laſſen, er könne
nicht annehmen und glauben, daß dieſe Kommiſſion die
berechtig=
ten franzöſiſchen Anſprüche an Deutſchland genau nachprüfen
könne.
Frankreich will die Vorherrſchaft.
TU. London, 1. Aug. Die Times fordert die Regierung
auf, die Oeffentlichkeit durch das Parlament vollſtändig zu
infor=
mieren. Das politiſche Problem der Reparationen kann nur mit
Hilfe der öffentlichen Meinung gelöſt werden. Wir können es
verſtehen, ſo ſagt das Blatt, daß die gegenwärtige Lage
Deutſch=
lands manchem Franzoſen den Gedanken nahelegt, Frankreich auf
viele Jahre hinaus die Vorherrſchaft in Europa zu ſichern. Eine
ſolche Verſuchung iſt zweifellos ſehr groß und würde alle
Vor=
ſchläge, Frankreichs Sicherung durch Hilfe von Außen zu
garan=
tieren, in die Reihe praktiſch undurchführbarer politiſcher
Theo=
rien verweiſen.
Ein engliſcher Druck auf den franzöfiſchen Franken.
TU. Paris 1. Aug. Der Londoner Korreſpondent des
Echo de Paris glaubt zu wiſſen, daß die britiſche Finanzwelt
einen Druck auf Frankreich zu unternehmen gedenke, um es zum
Nachgeben zu bewegen und in dieſer Abſicht eine neue Offenſive
auf den franzöſiſchen Franken vorbereite. Verſchiedene
Perſön=
lichkeiten rechnen ſogar mit einem Kabinettswechſel als
Folgeer=
ſcheinung. — Immerhin ſteht feſt, daß die Geſchäfts= und
Finanz=
welt auf den Premierminiſter einen ſtarken Druck ausübt, um ihn
zu einem Sondervorgehen zu bewegen. Man verſchließt ſich nicht
der Anſicht, daß es ausſichtslos iſt, den britiſchen und
franzöſi=
ſchen Standpunkt zuſammenzubringen.
Die Vorausſetzungen für eine deutſche Finanzreform.
TU. London, 1. Aug. In Keiſen der City verfolgt man
mit großem Intereſſe die Vorgänge in Deutſchland. Ganz
be=
ſondere Beachtung wird den Nachrichten gewidmet, nach denen
die deutſche Regierung angeſichts des rapiden Markſturzes und
der enormen Steigerung aller Preiſe darangehen will, ihre
Fi=
nanzen zu reformieren. Es wird in engliſchen Kreiſen jedoch als
feſtſtehend erachtet, daß eine derartige Finanzreform nur dann
wirkſam werden kann, wenn die Reparationsverpflichtungen
Deutſchlands endgültig feſtgeſtellt ſein werden und das
Ruhrge=
biet wieder an Deutſchland zurückgegeben ſein wird. Dieſe
bei=
den Vorausſetzungen werden als die grundlegenden Faktoren für
eine deutſche Wiedergeſundung betrachtet. Man glaubt, daß,
wenn morgen im Unterhaus die Fragen öffentlich klargeſtellt
werden, eine Erholung der deutſchen Mark eintreten wird.
Die franzöſiſche Schwerinduſtrie gegen Poincaré.
TU. Paris, 1. Aug. Das Journee Induſtrielle, das Blatt
der franzöſiſchen Schwer=Induſtrie ſchreibt: die Antwort
Poin=
carés habe eine neue ſtarke Spannung zwiſchen Paris und
Lon=
don erzeugt, die nur noch die eine Alternative offen laſſe,
ent=
weder einen Wechſel der bisherigen Methode eintreten zu laſſen,
oder einen Bruch. Darüber hinaus aber erwachſe aus der engen
Beſchränktheit der Poincaréſchen Deduktionen eine große Gefahr
für Frankreich. Selbſt wenn die franzöſiſche Diplomatie in der
Frage des paſſiven Widerſtandes einen Erfolg erlangen ſollte, ſo
ſei es doch mehr als fraglich, ob dieſer Erfolg mehr als formaler
Natur ſein werde, deun er werde zweifellos zur Folge haben, daß
die öffentliche Meinung der ganzen Welt gegen Frankreich
Stel=
lung nehmen werde. In, der Frage der interalliierten Schulden
aber, die vielleicht noch wichtiger ſei, ermögliche die Poincaréſche
Antwort der engliſchen Regierung eine außergewöhnlich
gefähr=
liche Taktik, wenn nämlich England erklären werde, daß es in
dieſer Frage zu weitgehenden Konzeſſionen zu Gunſten aller
Al=
lierten bereit ſei unter der Vorausſetzung jedoch, daß Frankreich 3. Liniendiviſion wurden geſtern verurteilt: der Straßenbe
die Ruhr und das Rheinland räume. So ſei kaum zweifelhaft,
daß die Geſamtheit der Verbündeten von heute auf morgen
ge=
ſchloſſen im gegneriſchen Lager ſtehen wird. Es ſei nicht richtig,
wenn man in Frankreich behaupte, daß die engliſche Regierung
mit ihrer gegenwärtigen Politik nur einige Bankiers der City
hinter ſich habe. Dieſe Politik werde vielmehr getragen von der
Geſamtheit der engliſchen Handels= und Induſtriekreiſe. Das ſei
eine Tatſache, die durch keine Dialektik hinwegdiskutiert werden
könne.
Preſſe=Stimmen.
London, 1. Aug. (Wolff.) Die Blätter ſind der Anſicht,
daß die Fortführung von ausſichtloſen Verhandlungen keinen
Wert habe, ſie verſagen es ſich aber im allgemeinen, beſtimmte
Vermutungen über den Inhalt der morgigen
Regierungserklä=
rung auszuſprechen. Der Parlamentskorreſpondent des Daily
Telegraph ſchreibt, die Lage ſei derartig, daß die Regierung gern
alle, in der letzten Zeit ausgetauſchten Dokumente als Weißbuch
veröffentlichen würde, damit ſie dem Hauſe vor der morgigen
Sitzung vorgelegt werden könnten, doch werde die Zeit nicht
aus=
reichen, um dieſes ſehr umfangreiche Material drucken zu laſſen.
Infolgedeſſen werde eine Debatte ſtattfinden, ohne daß das Haus
von dem genauen Inhalt des Notenwechſels Kenntnis habe. Der
Parlamentskorreſpondent der Times ſchreibt, wenn es nicht
mög=
lich ſein ſollte, die mit den Alliierten gewechſelten. Dokumente
rechtzeitig für die morgige Debatte zu drucken, werde Baldwin
wahrſcheinlich dem Hauſe den Inhalt in großen Zügen mitteilen.
Es ſoll ſich um den Entwurf der Antwort an Deutſchland, den
Mantelentwurf der belgiſchen Regierung und um die
belgiſch=
franzöſiſche Antwort handeln. Alle dieſe Schriftſtücke ſeien von
beträchtlicher Länge. Der Korreſpondent fügt hinzu: Der
all=
gemeine Eindruck war geſtern anſcheinend der, daß die franzöſiſche
Antwort eine Fortſetzung der Verhandlungen als wenig
hoff=
nungsvoll erſcheinen laſſe; es ſei auch nicht wahrſcheinlich, daß
eine ſeparate Antwort abgeſandt werde, bevor jede andere
Mög=
lichkeit erſchöpft ſei. Wahrſcheinlich würden die britiſche und
ita=
lieniſche Regierung beſondere Antworten abſenden, deren Inhalt
aber ziemlich das gleiche beſagen würde.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Die Ere nouvelle ſchreibt zur
diplomatiſchen Lage: Wir müſſen den Zweck verfolgen,
Premier=
miniſter Baldwin in keinerlei Verſuchung zu führen, ſich von der
deutſchfreundlichen Stimmung treiben zu laſſen. Wir können
nicht ſagen, ob die franzöſiſche Note einer derartigen
Notwendig=
keit Rechnung trägt. Auf alle Fälle dürfte es unſtreitig feſtſtehen,
daß unſere Abſicht nicht dahin gehen darf, mit London zu brechen
oder es zum Bruch kommen zu laſſen und uns einzubilden, daß
es von dem Tage ab, wo dieſes Ereignis eintreten wird, ſich
zwi=
ſchen London und Berlin nichts neues mehr ereignen würde.
Das Oeuvre ſchreibt: Es ſteht heute feſt, daß von eine
ge=
meinſamen Antwort auf die deutſchen Vorſchläge keine Rede
mehr ſein kann, da man ſich in Paris und Brüſſel ſtreng an die
Formel hält: „Keine Prüfung der deutſchen Angebote, ſolange
der deutſche Widerſtand andauert‟. Daher hat auch Muſſolini
darauf verzichtet, Abänderungen zu dem engliſchen
Antwort=
entwurf vorzuſchlagen, oder auch nur die Mitteilung Lord
Cur=
zons ſchriftlich zu beantworten. Wir ſtehen alſo auf dem toten
Punkte, was überdies nicht ſchwer war, vorauszuſehen. Zur Zeit
gibt es nur noch eine Methode die Fortſetzung der interalliierten
Verhandlungen zu ſichern, man müſſe die Ruhrfrage entſchloſſen
zurückſtellen und an das Reparationsproblem herantreten.
Kundgebung der italieniſchen Faſziſten.
* Rom, 1. Aug. (Priv.=Tel.) Der große nationale Rat des
Faſzismus hat an die Faſziſten Italiens eine Kundgebung
ge=
richtet, in der auf die große Tagung des Rates im Palazzo
Venezia hingewieſen wird. In der Kundgebung heißt es unter
anderem: Mit dieſer Tagung bewies der Rat die völlige
Lebens=
fähigkeit des Faſzismus. Aus den Berichten ſeiner
Vertrauens=
leute in der Provinz gewann er die Ueberzeugung von der
über=
ragenden, moraliſchen und zahlenmäßigen Stärke des
italieni=
ſchen Faſzismus. Fälle von Uneinigkeit ſind nur örtlich und
per=
ſönlicher Natur und können durch zweckentſprechendes Eingreifen
beigelegt werden. 300—500 000 Schwarzhemden bilden eine
unbe=
ſiegbare faſziſtiſche Armee. Die Vertreter der katholiſchen
Volks=
partei müſſen als Feinde der Regierung und des Faſzismus
an=
geſehen werden. Dasſelbe gilt von dem vereinigten Sozialismus
und den Gruppen um die alten Hirngeſpinſte des Reformismus.
Die demokratiſche und die liberale Partei laſſen von ihrer
for=
malen vorgefaßten Gegnerſchaft nicht ab. Nach neun Monaten
harter und beſchwerlicher Arbeit kann die faſziſtiſche Regierung
mit Stolz behaupten, ihrem Programm treu geblieben zu ſein.
Der Bürgerkrieg iſt beendet, die italieniſche Arbeit in ihrem
Wiederaufbau. Das Ausland hegt keinen Zweifel mehr an der
Feſtigkeit der faſziſtiſchen Regierung.
Unter der Gewaltherrſchaft
Franzöſiſche Schandjuſtiz.
TU. Dortmund, 1. Aug. Vom Militärpolizeigerich
Hermann Waldenſpicker aus Witten zu 15 Monaten Gefän
weil er an einer Halteſtelle vor einem franzöſiſchen Ofizier
gehalten hatte, obwohl ſich der Ofizfier durch Winken beme
machte; der Primaner Hans Eber aus Dortmund, zu 25 2
Gefängnis wegen Flugblattverteilens.
Das Polizeigericht in Hattingen verurteilte den Eiſenba
ſpektor Brandt wegen Auszahlung von Lohngeldern an C
bahner der Bahnhofskaſſe Bochum zu 2 Monaten Gefän
Brandt hat bereits 7 Wochen im Gefängnis geſeſſen.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Das Kriegsgericht in Verder
nach einer Havasmeldung die Deutſchen Koch und Bre
zu lebenslänglicher Zwangsarbeit, den Regierungsrat Nie
zu 5 Jahren Gefängnis und 100 Millionen Mark Geldſtrafe
Hauptmann der Schupo Stubbendorf zu 3 Jahren Gef
nis und 100 Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt. H
behauptet, die Verurteilten hätten amtliche Telephongeſpräch
gefangen. Schupomajor Zornach und die Leutnants K
und Kelle, die ſich im unbeſetzten Gebiet befinden, wurde
Abweſenheit zum Tode verurteilt.
Vergebliches Leugnen.
Berlin, 1. Aug. (Wolff.) In der zweiten Folge der
der deutſchen Regierung herausgegebenen Sammlung eidl
Ausſagen über die Gewaltakte der Beſatzungstruppen war
Abbildung 4 eine Rückenaufnahme des am 5. März in Boc
durch franzöſiſche Heeresangehörige grundlos mit 72 Peitſe
hieben mißhandelten Buchhalters L. veröffentlicht, die vom
zöſiſchen Propagandadienſt als Fälſchung bezeichnet wurde.
wird dazu amtlich feſtgeſtellt.
1. Der Mißhandelte hat ſeine Darſtellung am 9. April in
lem Umfange beſtätigt.
2. Mehrere eidlich vernommene Zeugen haben ſich nach
Tat von den Spuren der Mißhandlungen überzeugt.
3. Die Originalplatte der Photographie, die keinerleii
touche aufweiſt, iſt nach Berlin geſandt und befindet ſich in
licher Verwahrung.
Unentwegter Kohlenraub.
U. Wattenſcheid, 1. Aug. In Wattenſcheid
wu=
geſtern die Zeche Hannover 3 und 4 und Günningsfeld beſetzt
zwar durch 5 Tanks und ein größeres Infanterieaufgebot.
der Zeche lagern größere Koksvorräte. Die Belegſchaft iſt
einen 24ſtündigen Proteſtſtreik eingetreten.
Poſiſperre.
Landau, 1. Aug. (Wolff.) Poſtſperre. Der Bet
des hieſigen Poſt= und Telegraphenamtes iſt am Montag von
Franzoſen geſperrt worden. Als Grund dieſer Maßnahme
bekanntgegeben worden, daß das Amt verbotene Zeitungen"
Zeitſchriften befördert und Befehle der Beſatzungsbehörde r
ausgeführt habe. Wie verlautet, ſoll der Zeitraum der Spe
8 Tage betragen.
Ausweiſung der Bergarbeiter.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Der Journale induſtrielle
einem Mitglied der franzöſiſch=belgiſchen Ingenieurkommiſſion
Ruhrgebiet verſichert, daß die Beſatzungsbehörde in dieſem
nat mit dem Betrieb der Braunkohlengruben und der
Fabrika=
von Briketts beginnen würde. Darüber hinaus beſäßen Mili
und Zivilbehörden einen fertigen Plan, der die Beſchlagnal
der Kohlengruben und ihren Betrieb vorſehe. Arbeiter und Ke
tal ſeien vorhanden. Die Studien ſeien abgeſchloſſen. Zu
Konſequenzen dieſer Maßnahme werde die Ausweiſungd
nichttätigen Arbeiter gehören. Sollte Deutſchland ke
tulieren, ſo könnte die Produktion in vollem Umfang im Ru
gebiet wieder aufgenommen werden, denn die Beſatzungsmäe
hätten nichts ſabotiert.
Frankreich ſchützt ſeine farbigen Lieblinge.
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Das Miniſterium für ausw
tige Angelegenheiten veröffentlicht folgende Erklärung:
Ausländiſche Reiſende, die vergeſſen haben, daß ſie unſ
Gäſte ſind und daß ſie damit zur Beachtung unſerer Gebräu
und Geſetze gezwungen ſind, haben in der letzten Zeit zu v
ſchiedenen Malen heftig ihren Widerwillen dagegen bekund
daß ſich an öffentlichen Orten Farbige aus den franzöſiſchen K
lonien neben ſie ſetzten. Sie ſind ſo weit gegangen, in beleidige
den Ausdrücken deren Ausweiſung zu verlangen. Sollten de
artige Zwiſchenfälle ſich wiederholen, ſo würden Strafmaßng
men veranlaßt werden.
* Die deutſche Kunſiſchau des Jahres 1923
in Darmſiadt.
Von Dr. E. Zeh, Heppenheim a. d. B.
FIII.
Von Hofferbert heben wir beſonders hervor den „Knaben
am Fenſter” (Nr. 83). Prachtvoll der Ausblick in die Landſchaft,
in der das aggreſſive Grün des Knabenanzuges, ſo ſanft und
friedlich verklingt. Mit den etwas theatraliſchen
Beleuchtungs=
effekten auf den anderen Bildern (Nr. 82, 85) können wir uns
auf die Dauer nicht befreunden. Dagegen müſſen wir
Hoffer=
bert als einen Zeichner von Rang hoch einſchätzen. Seine
Tier=
improviſationen (Nr. 292) gehören mit zu dem Beſten der
Kunſt=
halle. Mit einem haa=ſcharf treffenden Strich werden die
ana=
tomiſchen und phyſiologiſchen Grundfunktionen des Tierkörpers
feſtgelegt. Dieſes eine Blatt genügt, den Wunſch lebendig werden
zu laſſen, von Hofferbert einmal das geſamte graphiſche Werk
kennen zu lernen. — Auch Erna Pinner iſt mit zwei
Tierdarſtel=
lungen vertreten, einem handkolorierten Steindruck (Nr. 356)
und einer Radierung (Nr. 357). Solchen Blättern, die ſich durch
eine ſcharfe Beobachtungsgabe und ein originales künſtleriſches
Temperament auszeichnen, begegnet man immer wieder gern. —
Die graphiſche Kunſt der E. Pinner hat in den Schöpfungen
(Nr. 414—419) der Renee Sintenis ihr plaſtiſches Gegenſtück.
Während aber die Tierdarſtellungen E. Pinners nicht ganz frei
ſind von einer feinen ornamentalen Stiliſierung, die nicht
ver=
wechſelt werden darf mit der platten Mache ſogen,
kunſtgewerb=
licher Dutzendentwürfe, ſind die zarten Geſchöpfe der Sintenis
reſtloſe Verdichtungen des innerſten Lebens der Kreatur, ihree
Schuldloſigkeit und ergreifenden monadiſchen Einſamkeit. —
Un=
verkennbar an Fr. Marc knüpft Hallerſtede (Nr. 66—69) an.
Was aber Fr. Mares Tierviſionen ihr abſolutes dynamiſches
Leben verleiht, die metaphyſiſche Verbundenheit der Kreatur mit
der von ihr belebten Welt, woraus die „innerliche Ganzheit”
ſei=
ver Schöpfungen, ihre ſtets wirkſame Vitalität folgt, vermißt
man auf dem Bilde „Hund in Landſchaft” (Nr. 67). Gerade die
etwas monotone hügelige Landſchaft iſt Proſpekt für ſich, nur
be=
ziehungsloſe Folie, nicht aber irrationaler Raum des Geſchöpfes.
Hallerſtede vermag in beſtimmten Grenzen Vortreffliches zu
lei=
ſten. Das Bild „Katze” (Nr. 66) zeichnet aus ein flüſſiger
Vor=
trag, eine glänzende, durch eine korreſpondierende Farbengebung
noch geſteigerte Kompoſition, ſegliſcher Gehalt. — Durch eine flotte,
lockere Malweiſe vermag auch Illner für ſein Bild „Chineſiſches
Hündchen” einzunehmen. — Von den von der Gruppe Pfeil, Poſch
und Richter ausgeſtellten Werken möchte ich beſonders
hervor=
heben: von Poſch den in den Bildraum ſich ſo ſchmiegſam
ein=
fügenden Akt (Nr. 155) mit ſeinem ſo fein differenzierten Spiel
warmer und kühler Töne, ſein Kinderporträt „Sonja” (Nr. 156)
mit der ſatten Harmonie des Grün und Braun, von Richter die
Landſchaft Nr. 163 mit ihrer klaren Schichtung des herrſchenden,
kräftig leuchtenden Grün, in das ſich ein zartes Braunroſa
aus=
gleichend hineinſchmeichelt, ihrem feſten, der energiſchen
Farben=
gebung entſprechenden Schollenbau, von H. Pfeil das techniſch
ausgezeichnet gemalte Aquarell „Blick aus meinem Fenſter”
(Nr. 354) mit ſeiner wie eine Emailtafel leuchtenden
Farben=
pracht, mit den köſtlichen Beobachtungen von
Einzelperſönlich=
keiten, die ſich zum Kosmos „Straße” zuſammenſchließen. — Von
Soeder heben wir die Winterlandſchaft hervor mit der
geſpen=
ſtiſchen Wirkung des beſchneiten, den Raum beherrſchenden
Bau=
mes, ein Stück „Erdlebenkunſt”. — Die zwei Landſchaften von
Toller (Nr. 195, 196) fallen auf durch ihre farbige Konzentration.
— Die Landſchaften von Langenbeck (Nr. 121, 122) feſſeln zuerſt
durch das moſaikartige Spiel ihrer kräftigen Lokalfarben; doch
bleibt es bei der Plakatwirkung. — Bedauerlich, daß G. Pfaff
nichts Beſſeres aus ſeiner Werkſtatt der Ausſtellung zur
Ver=
fügung ſtellte wie das Bild „Frühling” (Nr. 145), das mit ſeiner
nüchternen Farbengebung keine Vorſtellung von dem Ziel dieſes
an altmeiſterliche Werkſtatt=Tradition anſchließenden Malers zu
geben vermag. Pfaff weiß mit ſeiner ſo geſunden handwerklichen
Geſinnung auch etwas auszudrücken. Wir wünſchten deshalb
ſeine Rehabilitation in einer Kollektivausſtellung. — Ebenſo
ent=
täuſcht diesmal L. v. Hofmann (Nr. 86—88). Es wäre voreilig,
nun auf ein künſtleriſches Nachlaſſen zu ſchließen. Mit einem
einzigen Aquarell aus ſeinem letzten florentiniſchen Aufenthalt
hätte man vielmehr der ganzen Ausſtellung in der Kunſthalle
eine reine Perle einfügen können. — Wachsmuth bewährt ſich
in ſeinem Porträt (Nr. 200) als ausgezeichneter Pfhchologe. Die
Objektivität gegenüber dem Dargeſtellten ſteht im Vordergrunde
Aber der prachtvolle, ſo ſichere architektoniſche Aufbau des
Kop=
fes, die Hände in ihrer locker gemalten Gliederung verraten auch
ein ſubjektives Stilbewußtſein. Nur das Kleid vermittelt nicht
reſtlos zwiſchen Kopf und Hand, nimmt zu wenig teil an dieſem
pſychologiſchen und formalen Wechſelſpiel. Wachsmuth mit
ſei=
nem ſtarken formalen Können brauchte nur den Mut zu haben,
einmal ſtärkere Regiſter zu ziehen, um die letzte Spur von
Licht=
bildnerei auszumerzen. — Schlicht, anſpruchslos in ihrer For=
menſprache, ohne im Ausdruck leer zu wirken, ſind die ſtill
Porträts (Nr. 197, 198) von Gertrud Ullmann. — Auf dem Bi
„Abendgeſellſchaft” (Nr. 146) von Pfeifer feſſelt die außergewöh
lich lebendige Kompoſition, die eine eigenwillige Kraft verre
Die Farbe jedoch iſt zu plakathaft. — Das noch befangene Bi
von Ningenwald „Kind mit Puppe” (Nr. 166) könnte an d
Möglichkeit einer Weiterentwicklung, mehr aber noch an ein ſt0
kes handwerkliches Talent glauben laſſen. — Von den graphiſch
Arbeiten verdienen die Zeichnungen von Breitwieſer einen b
ſonderen Hinweis. Die Landſchaft (Nr. 217), eine Tuſchzeit
nung, packt durch ihren breiten, kühnen Pinſelſtrich, der die Fläe
inſtinktiv ſicher organiſiert; im Gegenſatz dazu beſticht die Fede
zeichnung (Nr. 218) durch ihre ungemein zarte, ſparſame und fe
pfſychologiſierende Linienführung. Nicht ſo ſehr ſchätzen wir ab
das etwas nüchterne Stilleben (Nr. 216). — Enders gibt ſich
der Zeichnung „Skiläufer” (Nr. 251) von ſeiner beſten Seite. 9
linearen Kontraſte der in die Tiefe abgleitenden Bergkontuk”
und der vibrierend nach oben drängenden Baumornamente brit
gen in die Fläche eine recht wirkſame polare Spannung. — 2
Bildnisſtudie (Nr. 344) von Marianne Müller iſt nicht o9l
Reiz: ein Biedermeierrealismus mit kubiſtiſchem Einſchlag.
G. Walther iſt in ſeinen Holzſchnitten (Nr. 396, 397) noch nich
ganz Herr ſeiner reichen Phantaſie geworden. Es fehlt ihm no
die Kraft zur Organiſierung, die in hohem Maße die Holzſchni.
(Nr. 331, 332) von Lippmann auszeichnet, während letzterer wi.
der etwas von dem herben, holzſchnittgerechten Charakter 2e
Linienführung Walthers gebrauchen könnte. Was von Walthe
gilt, trifft auch auf die Holzſchnitte von Emmy Tietze (Nr. 32
395) zu. — In den prachtvoll gezeichneten Capricaios „Krol”,
kram” kommt endlich auch ein feiner Humor zu ſeinem Recht.
Doch ſei dieſer Bericht über die diesjährige Darmſtädte
Kunſtſchau mit einem ernſteren Schluſſe beendet! Die Totentan”
bilder von Throll (Abb. 391—393) geben noch Gelegenheit 3.
einer beſonderen Wahrnehmung, die ſich einem bei einer ernſtha
ten Würdigung unſerer Zeitkunſt immer wieder aufdrängt. 2
Totentanzbilder von Throll erwecken ſofort die Aſſoziation ans"
am Handwebſtuhl tätige und bunte Wollfäden knüpfende Haut
Dieſe Vorſtellung iſt ſo ſtark, daß man die in das Textile umte
ſetzten „Entwürfe” von Throll bereits fertig vor ſich ſieht und vo.
einem Vergleich mit den alten, herrlichen, ſo farbenfreudiche.
ſchleswig=holſteiniſchen Plattwirkereien oder ſkandinaviſche
Bildteppichen nicht zurückſchreckt. Throll iſt ein Volkskünſtler. ”
allerbeſten Wortſinne. Je mehr er ſeine Kunſt in den Dienſt 2
e=
rein Handwerklichen ſtellen wird, deſto ſtärkere Wirkungen Me=
Aund
[ ← ][ ][ → ]Rummer 211.
Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 2. Auguſt 1923.
Reichs=Goldanleihe.
Ueber die Bedingungen der geplanten wertſicheren
Reichs=
nleihe iſt eine Einigung zwiſchen den in Betracht kommenden
ſtellen erzielt worden. Man ſpricht von einer Verzinſung in
öhe von 5 Prozent und einer Laufzeit von 12 Jahren. Im
rnzen ſoll der Gegenwert von 200 Millionen Dollar in
verſchie=
znen Teilemiſſionen ausgegeben werden. Eine Garantieleiſtung
zr Reichsbank, wie ſie für die Dollar=Schatzanleihe ſeinerzeit
ſtgeſetzt war, iſt nicht vorgeſehen. Wenn es auch nach dem
Miß=
folg der Dollar=Schatzanleihe fraglich erſcheinen muß, ob durch
ne derartige Anleihe nennenswerte Beträge von Deviſen und
uslandsnoten in die Reichskaſſe geleitet werden, ſo kann das
eich doch dunch eine derartige wertbeſtändige Anleihe jedenfalls
apiermark an ſich ziehen, um mit dem Ertrage den aufs
Aeu=
rſte geſtiegenen Finanzbedarf zu decken. Es hat ſich als ein
werer Fehler herausgeſtellt, daß wir den Abwehrkampf im
eſten, genau wie den Weltkrieg, nicht rechtzeitig ſolide
finan=
rt haben. Es iſt zu wünſchen, daß das allgemeine Bedürfnis
ch wertbeſtändiger Anleihemöglichkeit das zweifellos im
Publi=
m gegen jede Reichsanleihe vorhandene Mißtrauen beſiegt,
ins=
ſondere, da man ſich natürlich ſagen muß, daß eine etwa für
2 Zukunft gefürchtete Finanzkataſtrophe des Reichs auch alle
deren deutſchen Werte in den Strudel hineinziehen würde.
ich die wirtſchaftlichen Werte ſind auf dem Umwege über die
ſteuerung letzten Endes die Garantien für die Schulden des
iches. Man muß ſich im Publikum darüber klar werden, daß
te reichliche Zeichnung der neuen Anleihe die Ausſichten auf
ttung unſerer Wirtſchaft erheblich ſteigert.
TT. Berlin, 1. Aug. Die Beſprechungen wegen Aufnahme
ter Goldanleihe des Reiches ſtehen unmittelbar vor dem
Ab=
luß. Wie die Induſtrie= und Handelszeitung zuverläſſig
er=
urt, wird die Anleihe eine beſondere Fundierung dadurch
er=
lten, daß die Reichsregierung ermächtigt werden ſoll, für den
nſendienſt, eventuell auch für das Kapital Zuſchläge zu
gewiſ=
direkten Steuern zu erheben. Die Anleihe wird von der
aſatzſteuer befreit und die gezeichneten Stücke ſind für den
ichner auch von der Erbſchaftsſteuer befreit. Ausgegeben wer=
: Stücke von 1, 5 und 10 Dollar, möglicherweiſe auch höhere
träge. Einzahlungen ſind bekanntlich auch in Mark zuläſſig
d erfolgen auf Grund des Neu=Yorker Wechſelkurſes. Bei
nzahlungen in Deviſen werden beſondere Vergünſtigungen
ge=
hrt werden.
Wie die „Zeit” erfährt, iſt der Entwurf für die Goldanleihe
nmehr fertiggeſtellt. Dieſe ſoll in einer Höhe bis zu 500
Mil=
nen Goldmark aufgelegt werden. Die Stücke lauten auf
Gold=
rk. Die Stückelung geht herab bis zu 4,20 Goldmark gleich
em Dollar. Die Zeichnungshöhe wird für die Beträge, die in
viſen gezeichnet werden, 95 v. H. betragen, für die in
Papier=
rk gezeichneten 97 v. H. Sehr wichtig iſt, daß nunmehr die
ldanleihe mit der Garantie der geſamten deutſchen Wirtſchaft
geſtattet werden ſoll. Die Anleihe wird von der Börſenumſatz= amerikaniſchen Auffaſſungen von Gleichheit, Freiheit, Brüder=
Zur innerpolitiſchen Lage.
Berlin, 1. Aug. (Wolff.) Dem Vorwärts zufolge wird
der Reichstagsſitzung vom 8. Auguſt vorausſichtlich nicht nur
Reichsfinanzminiſter Dr. Hermes die neuen Steuervorlagen
ründen, ſondern wahrſcheinlich wird auch der Reichskanzler
vom Vorſtand der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion zu
er Unterredung mit Dr. Cuno beauftragten Vertreter werden
te vom Reichskanzler empfangen werden.
Vertreter des Wirtſchaftsausſchuſſes für die beſetzten Gebiete
en laut Deutſcher Allgemeinen Zeitung geſtern vormittag
Be=
chungen mit Vertretern der Reichsbank über die Frage der
iſenbeſchaffung zur Verſorgung des beſetzten Gebietes mit
ensmitteln. Die Vertreter der Reichsbank ſagten zu, daß die
eforderten Deviſen von jetzt an in vollem Umfange zugeteilt und zwar zunächſt im Kampf der Geiſter. Furcht iſt alſo hier der
den ſollen. Man hofft, daß ſich dieſe Neuregelung bald in der
ſorgung des beſetzten Gebietes bemerkbar machen werde.
eine neue Streikbewegung ausgebrochen. Am Samstag trat
3Belegſchaft der „Guten Hoffnungshütte” in den Ausſtand und
ag zogen die Belegſchaften von zwei Schachtanlagen der Zeche
5nahmen gegen die Teuerung vortrug. Die Oberhauſener
ck. Die Kommuniſten treiben eine lebhafte Propaganda für
gemeinſame Aktion der Bergarbeiter.
Tariferhöhungen bei der Eiſenbahn.
1fe vorgenommen werden. Es wird als nicht mehr angängig
ichnet, die Erhöhungen nur vierwöchentlich vorzunehmen.
* 141 Jahre amerikaniſcher Freiheit.
Eine Betrachtung zum Unabhängigkeitstag.
Von
Virgil Jordan, New=York.
Bis zu den kürzlich erfolgten zahlreichen Not= und
Zwangs=
geburten der republikaniſchen Staaten in Europa, gehörte die
Union durch lange Jahre hindurch mit zu den jüngſten Staaten
der Welt. Sie iſt auch jetzt noch jung und energiſch genug, um
aus ihrem Geburtstag, dem 4. Juli, ein großes Feſt mit dem
hierzulande, üblichen Rieſenradau zu machen. Für die große
Maſſe bedeutet ein ſolcher Tag natürlich nicht viel mehr als einen
Sommerfeiertag und eine gute Gelegenheit, die ſonſt verbotenen
Feuerwerke abzubrennen. Aber er ſtellt trotz alledem einen guten
Anlaß dar, einmal zu überlegen, was die 147 Jahre den
Ameri=
kanern an wirtſchaftlichem Aufſchwung, andererſeits aber an
Ver=
änderungen und Belaſtungen mit ſich gebracht haben, die nicht
alle dem Geiſt der alten Verfaſſung entſprechen. Von zwei
großen Gruppen von Amerikanern genießt die eine die Früchte
dieſer Entwicklung oder ſtimmt ihr doch zu, während die andere
unter ihr leidet; beide ſind, wie ſich verſteht, gute Patrioten,
beide unterſcheidet von der großen Maſſe ihrer Mitbürger, das
gleiche Empfinden von dem gründlich problematiſchen Zuſtand
des heutigen amerikaniſchen Lebens, und beide bewegt bei ihren
Feſtagsbetrachtungen ein bewußtes oder unbewußtes Empfinden
von der Unſicherheit ihrer Stellung. Aber in ihrem Urteil über
die Urſachen dieſer Unſicherheit gehen ſie in weitem Maß
ausein=
ander, und das feſtzuſtellen, gibt der 4. Juli immer wieder die
beſte Gelegenheit, an welchem Tage die üblichen Gießbäche von
Reden und Zeitungsartikeln losgelaſſen werden.
Den größeren Teil davon liefert die erſte Art, für deren
eige=
nen Konſum Reden und Artikel auch zumeiſt gedacht ſind. Man
iſt, wenn auch nicht übertrieben großſprecheriſch, ſo doch tröſtlich,
von ſeinen eigenen und Amerikas Vorzügen überzeugt,
hochge=
mut und in beſter Laune. Man verweiſt auf die Größe der
Grün=
der der amerikaniſchen Republik und den Wert und den Beſtand
der in der Verfaſſung und den politiſchen Einrichtungen des
Landes verkörperten ſozialen und politiſchen Ideen. Dieſe
Ideen und Inſtitutionen hätten die Vereinigten Staaten zu dem
gemacht, was ſie heute ſind im ganzen Glanz ihrer materiellen
Macht und ihrer Unabhängigkeit. Und es wird gemeinhin mit
der Warnung geſchloſſen, daß ſich dieſe Macht nur erhalten kann,
wenn die Nation an den Grundſätzen ihrer Gründer feſthalte,
„ſubverſive” moderne Ideen erbarmungslos unterdrücke und ge=
diert und die moraliſche Kraft der beſſeren amerikaniſchen
Auf=
faſſung von den Fragen der Weltpolitik durch den zunehmenden
Einfluß der Wirtſchaftsintereſſen geſchwächt worden. Dieſe
Kla=
gen werden ausreichend begründet durch den Hinweis auf die
rund 50 politiſchen Gefangenen, die noch hinter Gefängnismauern
gehalten werden, weil ſie während des Krieges Kritik an der
Regierung ihres Landes geübt hatten, auf die Anmaßung der
Regierung bei der Durchführung der Prohibition, die
Beſchlag=
nahme von Alkohol an Bord nichtamerikaniſcher Schiffe — die
etwas ſeltſam an die Boſtoner „tea party” erinnert — die wenig
berechtigte Verherrlichung des amerikaniſchen
Schiffahrtsunter=
nehmens anläßlich der extravaganten und verſchwenderiſchen
Wiederinſtandſetzung des Deutſchland geraubten „Leviathan”
(früher „Vaterland”) und den ſchwächlichen Verſuch der
Regie=
rung, die von Privatintereſſenten während des Krieges geſtohlenen
deutſchen Farbenpatente zurückzuerlangen. Das, ſagen ſie, iſt
unter dem Druck der wirtſchaftlich Privilegierten aus den
ameri=
kaniſchen Grundſätzen von Freiheit und Demokratie geworden;
und die amerikaniſche Revolution habe vielleicht weiter nichts zu
bedeuten, als daß damals die politiſchen Mittel für die
wirtſchaft=
liche Ausbeutung von England an einheimiſche Gewalten
überge=
gangen ſeien.
Die oratoriſchen und Leitartikel=Aeußerungen aus Anlaß des
Unabhängigkeitstages werden an dem Gang der großen
Entwick=
lungen, die auch vor der amerikaniſchen Neigung der „
Fernhal=
tung” um jeden Preis nicht Halt machen werden, nicht viel zu
ändern vermögen. Je ſchneller man ſich bewußt wird, daß die
Vereinigten Staaten längſt aus dem geſchützten Hafen der
Vor=
induſtriezeit auf den Ozean der Weltwirtſchaft getrieben worden
ſindum ſo beſſer. Die Zeit iſt gekommen, wo die Freiheit eines
Landes ſich der der ganzen Welt anzugleichen hat. Im
Bürger=
krieg, von dem manche annehmen, er habe den Vereinigten
Staa=
ten mehr den Charakter einer Nation verliehen, als das die
ame=
rikaniſche Revolution vermocht habe, ſagte, Lincoln, daß kein
Staat, der halb frei und halb verſklavt ſei, am Leben zu bleiben
vermöchte, — das gilt in einem weltumfaſſenden Sinne auch
heute noch. Wirtſchaftliche Ausnutzung, Ungerechtigkeit und
Gier können unmöglich in Europa oder Aſien herrſchen, ohne
auch in Amerika vorherrſchend zu ſein, und umgekehrt. Eine
Re=
gierung kann anderen Regierungen gegenüber nicht wie ein
Bri=
gant auftreten, ohne daß dieſe anderen ein Gleiches unternehmen
oder doch verſuchen. Wegen ihrer Machtfülle und relativ
weit=
gehenden Unabhängigkeit, erſcheint es dem überlegenden
Ameri=
kaner, daß ſeine Regierung eine größere Verpflichtung zu einer
Führerrolle hat und über eine beſſere Fähigkeit verfügt, ein
großes Beiſpiel zu geben, als jeder ſonſtige Staat von heute. Die
Möglichkeiten Amerikas zum Guten ſind ungeheuer, und faſt wäre
man in Verſuchung, ihm in Abwandlung eines Bibelwortes zu=
fährliche Verbindungen mit anderen Staaten unterlaſſe. Man zurufen: Wer Macht hat, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem
fordert von allen Seiten Loyalität und Einigkeit, die Kritiker iſt es Sünde,
ſollen ihre Federn und ſonſtige Waffen im Kampf der Geiſter
beiſeitelegen und teilnehmen am Genuß der Früchte, welche die
beſtehende Ordnung mit ſich gebracht hat. Die übrigen Länder Die Ruhrhilfe der deutſchen Landwirtſchaft.
werden zum Frieden ermahnt — dabei hat es ſein Bewenden —
es wird ihnen ausgemalt, welche Wohltat eine Ausbreitung der
IU. Berlin, 1. Aug. Der Reichsausſchuß der deutſchen
er und eventuell auch von der Erbſchaftsſteuer befreit ſein, lichkeit gleichzeitig mit dem wirtſchaftlichen Aufſchwung der gan= Landwirtſchaft gibt bekannt, daß bisher von ſeiten der
land=
wirtſchaftlichen Nuhrhilfe 3862 Wagen ins Ruhrgebiet abgerollt
zen Welt zu bringen vermöchte.
Das ſind die guten, alten — manche ſagen: „Ladenhüter” — ſind. Von über 3250 Wagen liegt bereits die Empfangsbeſtätig=
Ideen, die vor allem die Geſchäftsleute, die Politiker und die Oſ= ung der örtlichen Empfangsbehörde vor. Auf Grund des
Not=
fiziellen am 4. Juli hervorzuholen pflegen. Sie haben ein ſtarkes
rufes aus dem Ruhrgebiet ſind in den letzten drei Wochen allein
Intereſſe an der Erhaltung der gegenwärtigen, wirtſchaftlichen
und politiſchen Ordnung und bringen deswegen eine durchaus 250 Wagenladungen abgeſandt worden.
echte Begeiſterung für das jetzige Syſtem und einen guten
Glau=
ben daran auf. Für ſie hat die ungebundene Möglichkeit, ohne
Unruhen in Oberhauſen.
ſt das Wort ergreifen, um die Auffaſſung der Reichsregierung allzu ſtarke geſetzliche Beengung und ohne auf die Zuſtimmung
r die allgemeine innen= und außenpolitiſche Lage darzulegen, beſtimmter Stände und Länder angewieſen zu ſein, zu Reichtum
TU. Oberhauſen, 1. Aug. Hier kam es zu Unruhen
gelangen zu können, eine ſehr reale Bedeutung, denn ſie haben
hierauf ihr Leben und ihr Vermögen aufgebaut. Die Grundſätze infolge eines Demonſtrationszuges gegen die Teuerung.
Polizei=
der Stifter der Union deuten ſie um in den Geiſt des modernen aufgebot wurde mit Steinen beworfen und mußte von der Waffe
Unternehmertums und des laiſſez=faire, dem ſowohl innerhalb Gebrauch machen. Die Menge zog ſich zunächſt zurück, leiſtete
der Grenzen der Union, wie auch am beſten außerhalb dieſer freie aber ſpäter Widerſtand. Zwei Tote und acht Verwundete
Bahn gewährt werden müßte. Aber ſie müſſen dieſe Ideen mit waren zu verzeichnen. Zur Stunde iſt die Lage ruhig.
jedem Jahr nachdrücklicher vertreten, da ſich neue Kräfte dagegen
erheben und die alten immer weiter zurückzudrängen verſuchen,
Arbeitsloſigkeit in England.
Vater des Gedankens.
TU. London, 1. Aug. Wie im Unterhauſe mitgeteilt
Für die anderen, die ſich trotz aller gegen ſie gerichteten An=
Wie die Blätter aus Eſſen melden, iſt im Oberhauſener Be= würfe für gleich gute Amerikaner halten, ſtehen die gegenwärtigen wurde, ſind zur Zeit in England 1 185 000 Arbeitsloſe zu ver=
Verhältniſſe und Beſtrebungen des amerikaniſchen politiſchen und zeichnen. Die Lage wurde als recht bedrohlich bezeichnet. Es
Wirtſchaftslebens in direktem Widerſpruch zu den Grundſätzen ſei trotz aller Bemühungen nicht gelungen, die Zahl der
Arbeits=
onſtrierte vor dem Hauptverwaltungsgebäude. Geſtern vor= der amerikaniſchen Republik, wie ſie ſie deuten. Das Wirtſchafts= loſen herabzumindern.
leben hat durch ſeine Entwicklung ſeit den Tagen der
amerikani=
neordia” der Rombacher Hütte vor das Oberhauſener Nat= ſchen Revolution jener Freiheit, für die die Gründer ſich einge=
Griechenland.
13, wo eine Abordnung die Wünſche der Belegſchaften auf ſetzt hatten, faſt den Garaus gemacht. Die wirtſchaftlichen Auf=
Paris, 1. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
ſtiegsmöglichkeiten des Einzelnen ſind durch das
Großunterneh=
garbeiter fordern eine einmalige Beihilfe von 5 Millionen, mertum im weiteſten Maße eingeengt, die freie Meinung iſt mehr Athen nimmt die Demobilmachung ihren normalen Verlauf.
und mehr unterdrückt worden. Die Einrichtungen des Staates Nach einer weiteren Havasmeldung aus Athen hat die Regierung
ſind dieſen Veränderungen nicht angepaßt worden und wiſſen beſchloſſen, die Deviſenſpekulation außerhalb der Börſe
die Finanz= und Induſtriemächte nicht mehr zu meiſtern, die die zu verbieten, die Bankiers zu kontrollieren und eine
Beſtim=
innere und äußere Politik ausſchlaggebend beſtimmen. Das mung zu erlaſſen, wonach ein Teil des Bankenkapitals in Drach=
Recht und die politiſchen Inſtitutionen werden immer mehr dazu men eingezahlt werden muß. Geſtern abend fand in denjenigen
benutzt, die Unruhe der Maſſen im Zaum zu halten. Rede=, Ver= Straßen von Athen, wo die Spekulanten zuſammenkommen, eine
TU. Berlin, 1. Aug. Wie verlautet, werden noch im ſammlungs= und Preſſefreiheit werden durch einen gouvernemen= Arbeiterdemonſtration ſtatt. Oberſt Plaſtiras empfing
fe dieſes Monats weitere ſtarke Erhöhungen der Eiſenbahn= talen Apparat unterdrückt, der der Kontrolle des Volkes ſchon eine Abordnung der Demonſtranten, der er die notwendigen
faſt entrückt iſt. Der Geiſt und die Einſtellung des Volkes ſelbſt Maßnahmen gegen die Entwertung der Drachme
ſind durch die Präponderanz der materiellen Intereſſen degra= in Ausſicht ſtellte.
E auch von ſeiner Perſönlichkeit ausgehen. Denn Kunſt iſt
A’s anderes als geſteigertes Handwerk. In „Wilhelm Mei=
Wanderjahren” ſteht das Beſte, was jemals über die
Bezie=
gen zwiſchen Kunſt und Handwerk geſagt wurde: „ich aber
, von unten herauf zu dienen iſt überall nötig. Sich auf ein
Sdwerk zu beſchränken, iſt das beſte. Für den geringſten Kopf
41 es immer ein Handwerk, für den beſſeren eine Kunſt, und
E beſte, wenn er eins thut, thut er alles, oder, um weniger
½ dor zu ſein, in dem Einen, was er recht thut, ſieht er das
Echnis von allem, was recht gethan wird”. So viele Künſtler
I: n heute unter der heilloſen Trennung von Kunſt und Hand=
H die mit der Induſtrialiſierung einſetzte. William Morris
ſchon vor Jahren einmal die wundeſte Stelle unſeres künſt=
Uchen und gewerblichen Lebens bloß, wenn er ſagt: „Es gab
Zeit, in der das Geheimnisvolle und Wunderbare am
Hand=
von der Welt wohl erkannt wurde, in der ſich Phantaſie und
Aſtellungen mit allen von Menſchen gemachten Dingen verban=
und in jenen Tagen waren alle Handwerker Künſtler
Kunſt war kaum mehr als eine Raſt des Leibes und der
Se beim Werfen des Webſchiffchens oder Schwingen des Ham=
113. . . Als ſich aber die Kunſt in die größeren und geringeren
ſod, entſtand Verachtung auf der einen, Sorgloſigkeit auf
Manderen Seite. .. Der Künſtler ging aus den Handwerkern
Eus und ließ ſie ohne Hoffnung auf Erhebung zurück,
wäh=
er ohne die Hilfe verſtändnisvoller, ſorgſamer Teilnahme
E). Beide haben gelitten; der Künſtler nicht weniger als der
Sowerker.” Wiederholt wurde in dieſem Bericht ein kunſt=
Birblicher Einſchlag bei den Werken der Ausſtellung feſtgeſtellt.
Siit ſoll keineswegs das Kunſtgewerbliche an ſich herabgeſetzt
tA)en; der Hinweis ſollte nur andeuten, daß ſich ſo viele
Sſtler nicht bewußt ſind der Grenzen ihrer Begabung, daß die
EAien noch glauben, Bildermalen ſei ein größeres Verdienſt,
C beſcheidene Dinge für das tägliche Leben zu geſtalten, ſolche
Tge freilich, „welche man zeitlebens behalten, welche man
zeit=
is genießen und an deren Genuß man ſich bei immer ver=
2 ten Kenntniſſen immer mehr erfreuen könnte‟ (Goethe). Das
2en eines notwendigen Stoffes, das Drehen von Gebrauchs=
Airr, das Schnitzen von Gerät, um wieviel glücklicher würden
e praktiſchen Tätigkeiten, deren Steigerung zum
Künſtleri=
ja niemals ausgeſchloſſen iſt, jene machen, die um eines
ge=
haftlichen Vorurteils, um eines falſchen Ehrgeizes willen in
B einſamen Regionen der ſog, höheren Künſte ſo flügellahm
2 lebensmatt werden. Weit iſt uns zum Beiſpiel Schweden in
ABewältigung dieſer Probleme voraus unter der zielbewußten
Führung des „Reichsverbandes der ſchwediſchen Vereine zur
Förderung des Hausfleißes”. Nicht Bildermalen und Erzguß
ſtehen heute an erſter Stelle des Lebens, ſondern die harte
Not=
wendigkeit, daß ſich die produktiven Kräfte ihrer Beſtimmung,
ihrer Grenzen bewußt werden, auf daß wir uns wieder jene in
tauſend Scherben zerſchlagene einheitliche Lebensform
aufzu=
bauen vermögen, in der ein jeder mit ſeinem Werk eingegliedert
iſt in die Gemeinſchaft ſeines Volkes, daß das Tun des
Einzel=
nen bei noch ſo opferwilliger Hingabe und reiner Geſinnung nicht
umſonſt iſt, nicht mehr ein entſetzliches Aufreiben von Leib und
Seele. Erſt dann wird ein neues Schöpferglück in feſt gegründeten
Perſönlichkeiten, die den wahren und allein möglichen Gebrauch
ihrer von der Natur bevorzugten Organe erkannt haben, wieder
lebendig, und Hölderlins Worte werden Erfüllung:
„Denn es hallt hinab
am Berg das Gewitter, ſieh! Und
klar, wie die ruhigen Sterne, gehen
aus langem Zweifel reine Geſtalten auf.”
Shakeſpeare über die Ruhrbeſetzung.
* Die Werke großer Dichter ſind geradeſo wie das „Buch der
Bücher”, die Bibel, eine ganze Welt für ſich, in der ſich nicht nur
Vergangenes, ſondern auch Zukünftiges ſpiegelt. Deshalb hat
man öfters Dichterworte, die lange Zeit vorher geſprochen waren,
auf Ereigniſſe der Gegenwart bezogen, die dadurch merkwürdig
erhellt und vertieft wurden. Dieſen Verſuch, bei einem der
größ=
ten Poeten aller Zeiten Antwort auf die ſchwierigen Fragen
unſerer Tage zu finden, macht Emil Ludwig bei Shakeſpeare,
indem er ſoeben im Ernſt Rowohlt=Verlag zu Berlin eine
„Anthologie auf das letzte Jahrzehnt”: „Shakeſpeare über unſere
Zeit” erſcheinen läßt. Geſchickt ausgewählte Worte des „
gött=
lichen Will” werden hier zuſammengeſtellt, um die Verhältniſſe
während des Weltkrieges, bei der Revolution und in der
aller=
jüngſten Zeit zu beleuchten. Als Probe dieſer eigenartigen
Deu=
tung der Geſchehniſſe unſerer Tage aus einem Dichterwerk, deſſen
Größe in der „ewigen Wiederkehr des Gleichen” ruht, ſei hier
einiges von dem mitgeteilt, was Ludwig bei Shakeſpeare über
die Ruhrbeſetzung gefunden hat. Da ſteht am Anfang die Frage
aus dem „König Johann”: „Von wem haſt du die große
Voll=
macht, Frankreich, zur Rede mich zu ſtellen auf Artikel?‟
Eben=
falls aus dem „Kömig Johann” ſtammen die Verſe:
Frankreich, haſt du mehr Blut noch zu vergeuden?
Hat freien Lauf nun unſres Rechtes Strom?.
Er wird, gehemmt durch deinen Widerſtand,
Sein Bett verlaſſen und in wilder Bahn
Selbſt dein beſchränkend Ufer überſchwellen,
Wenn du ſein ſilbernes Gewäſſer nicht
In Frieden gleiten läßt zum Ozean.
Ernſt klingt das Wort des Herzogs in „Maß für Maß” an
alle Uebertreter des Rechts:
Wem Gott vertraut des Himmels Schwert,
Der ſei untadelig, ernſt bewährt:
Ein Muſter ſelbſt. uns anzuleiten,
So feſtzuſtehn, wie fortzuſchreiten.
Muß gleiches Maß den Fremden fehlen,
Sowie ſeinen eigenen wählen,
Schande dem, der tödlich ſchlägt
Unrecht, das er ſelber hegt!
Aus Englands Munde ſind an Frankreich die Worte Yorks
in „Nichard II.” genichtet.
„Ich fühlte meines Vetters Kränkung wohl
Und ſtrebte, was ich konnt, ihm Recht zu ſchaffen;
Doch in ſo drohenden Waffen herzukommen,
Für ſich zugreifen, ſeinen Weg ſich bahn,
Nach Recht mit Unrecht gehn — es darf nicht ſein!
Von der Furchtbarkeit der Martern ſprechen beredt Paulina
im Wintermärchen” und Gonenil im „König Lear”, So fragt
Paulina:
Welch Martern ſinnſt du jetzt, Tyrann, mir aus?
Welch Rädern? Foltern? Brennen? Schinden? Sieden
in Oel und Blei? Welch alt und neue Qual
Erdenkſt du mir, da jedes meiner Worte.
Die Raſerei dir ſchürt?
Und Goneril:
Ihr haltet hundert Ritter hier und Knappen,
So wildes Volk, ſo ſchwelgeriſch und frech,
Daß unſer Hof, befleckt durch ihre Sitten
Gemeiner Schenke gleicht; Schlemmen und Unzucht
Stempeln ihn mehr zum Weinhaus und Bordell.
„Seid Freunde, ihr engliſchen Narren,” ruft zum Schluß
Bates im „Heinrich V.” ſeinen Engländern zu. „Seid Fneunde;
wir haben franzöſiſche Händel genug. Wenn ihr nur zu rechnen
wüßtet!”
Geite 4.
Darinſtätt Tayblatt, Doſnerslag. den 2. Ainguſt 1923.
Rummer 211.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. Auguſt.
„Getreue Nachbarn”.
Die Not im deutſchen Volke iſt ſo groß geworden, daß die
Regierung keine Hilfe mehr leiſten kann, und die früher ſo
hoch=
entwickelte Wohlfahrtspolitik des Reiches verſagt. Deſto höhere
Anforderungen müſſen an die private Wohltätigkeit geſtellt
wer=
den, zumal es ja heute Viele gibt, die ein Uebermaß an dem
be=
ſitzen, was den anderen fehlt. Die verſchiedenen
Daſeinsbeding=
ungen in den einzelnen deutſchen Gauen bringen es mit ſich, daß
an einzelnen Stellen mehr geleiftet wird und geleiſtet werden
kann als an anderen. Die Gegenden mit überwiegend Bauern=
Be=
völkerung und die kleineren Städte, in denen ein lebendiger
Bür=
gerſinn herrſcht, ſind früher zu Nothilfeunternehmungen
geſchrit=
ten, als die Großſtädte und die Induſtriebezirke. So hat man in
Oldenburg den überaus glücklichen Gedanken der „
Nachbarſchaf=
ten” gefaßt und durchgeführt. Wie Hans Schönfeld in Reclams
Univerſum berichtet, hat der oldenburgiſche Staat Leute von
Rang und Anſehen herangezogen, die ſelbſtändig die
Unter=
ſtützung organiſieren. Seit Wochen iſt bereits die nachbarliche
Hilfe unter amtlicher Ueberwachung im Gang. Das ſtädtiſche
Wohlfahrtsamt macht die Pfleglinge eines jeden Bezirks
nam=
haft, und der Wohlfahrtspfleger oder =pflegerin tritt mit einer
geeigneten Perſönlichkeit in der Straße oder dem Viertel, in dem
der Pflegling wohnt, in Verbindung. Es wird dann in jedem
Einzelfalle vereinbart, was die kleine Notgemeinſchaft, die ſich
unter Führung dieſer Perſönlichkeit zuſammentut, ſür den
Be=
dürftigen aufzubringen hat. Der Kaufmann nimmt z. B. die
Zucker=, Brot= und Gemüſemengen in Obhut, die ſich die
Für=
ſorger als Beitrag beim eigenen Einkauf abziehen laſſen. Der
Ge=
vatter Schuſter nimmt die Ratenzahlungen auf das neue Paar
Schuhe entgegen, das der Pflegling bitter nötig braucht, uſw.
Die einzelnen Geber ſollen nicht wiſſen, wem ſie ihre Hilfe
zu=
wenden. Nur die Vertrauensperſonen, die die ganze Sache leiten,
ſind eingeweiht. Es liegt darin eine zarte Rückſichtnahme auf den
Unterſtützten, dem man das drückende Gefühl des
Beſchenktwer=
dens erſparen will. Aber vielleicht geht man darin zu weit.
Gerade die perſönliche Fühlungnahme mit dem Pflegling, deſſen
Not ja unverſchuldet und durch die Verhältniſſe hervorgerufen
iſt, dürfte dem Verhältnis erſt die eigentliche Wärme und
Innig=
keit geben. Jedenfalls iſt der Gedanke von den „getreuen
Nach=
barn” des Katechismus, der heute wieder, wo alle
zuſammen=
ſtehen müſſen, ſeine beſondere Bedeutung gewinnt, möglichſt weit
zu verbreiten, nicht nur in den Kleinſtädten und Dörfern, wo
man ja viel leichter gute Nachbarſchaft halten kann und hält,
ſondern auch in den Großſtädten. „So eine Rieſenkaſerne im
ſteinernen verſtandeskalten Meer gewinnt dann erſt Seele und
Sinn,” ſagt Schönfeld. „Oft, ja meiſt weiß der eine Flurnachbar
dort vom anderen nichts als den Namen auf dem Türſchild und
das Schelten heftiger Stimmen. Die Nachbarſchaft liegt in der
Großſtadt dem Schirmherrn, der Gutes tun will, meiſt viel näher
als in den kleinen Städten. Was könnten die öden, herzloſen und
erkalteten Großſtädte allein durch ſolche Nachbarſchaften an
Trau=
lichkeit und Beſeelung gewinnen!“
— Verfaſſungstag. Das Geſamtminiſterium hat beſchloſſen, daß der
Verfaſſungstag auch in dieſem Jahre etwa in demſelben Rahmen und
in derſelben Weiſe wie im verfloſſenen in würdiger Form feierlich
be=
gangen werden ſoll. Falls noch nicht geſchehen, iſt das Erforderliche
alsbald in die Wege zu leiten. Die Dienſtgebäude ſind zu flaggen und
die Bureaus zu ſchließen.
—Ernannt wurden: am 7. April: die Lehrerin Thekla Wilhelm
in Klein=Auheim (Kreis Offenbach) zur Lehrerin an der Volksſchule zu
Bodenheim (Kreis Oppenheim); am 24. Juni: der Lehrer Johannes
Kopp zu Bingen zum Lehrer an der Volksſchule zu Darmſtadt; am
6. Juli: der Verwaltungsoberſekretär Wilhelm Ruppel beim
Ober=
verſicherungsamt zu Darmſtadt zum Verwaltungsoberinſpektor bei
die=
ſem Amte, und der Verwaltungsoberſekretär Karl Hanſelmann
beim Oberverſicherungsamt zu Darmſtadt zum Verwaltungsinſpektor bei
dieſem Amt mit Wirkung vom 1. April 1923; am 23. Juli: der
Negie=
rungsbauführer Ernſt Müller aus Seelbach (Kreis Oberlahn) zum
Regierungsbaumeiſter; am 25. Juli: der Lehrer Johann Troll zu
Klein=Zimmern zum Lehrer an der Volksſchule zu Neu=Iſenburg (Kr.
Offenbach a. M.), der Schulamtsanwärter Friedrich Dapper, aus
Groß=Bieberau zum Lehrer an der Volksſchule zu Brensbach
(Kreis Dieburg). — Durch Entſchließung des Heſſiſchen Landesamts für
das Bildungsweſen wurde der Studienreferendar Dr. Fritz
Born=
mann zu Helennenſtadt Aſerbeidian (Kaukaſus) mit Wirkung vom
1. Auguſt 1923 ab zum Studienaſſeſſor ernannt.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 2. Juli der
Rechnungs=
rat Joſeph Schemehl in Darmſtadt auf ſein Nachſuchen unter
An=
erkennung der dem Staat geleiſteten Dienſte vom 1. November d. Js.
ab; am 29. Juni die Lehrerin an der Volksſchule zu Mainz Margar.
Kirſch auf ihr Nachſuchen unter Anerkennung ihrer dem Staat
ge=
leiſteten Dienſte vom 1. Juni 1923 an.
— Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an
der Volksſchule in Bingen. Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden,
Miet=
wohnung ſehr ſchwer zu beſchaffen; eine Lehrerſtelle für einen evangel.
Lehrer an der Volksſchule in Aſpisheim (Kreis Bingen).
Dienſt=
wohnung iſt vorhanden und wird vorausſichtlich am 1. November d. J.
frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der
Volks=
ſchule zu Olfen (Kreis Erbach). Eine gute Wohnung für einen
ver=
heirateten Lehrer iſt vorhanden.
Perſonalnachrichten im Bezirk des Landesfinanzamts Darmſtadt.
Es wurden ernannt zu Oberregierungsräten: Die Regierungsräte
Breitwieſer=Darmſtadt, Welcker=Offenbach, Knab=Zwingenberg, Berres=
Lauterbach, Stammler=Alzey, Lindenſtruth=Wörrſtadt; zu
Regierungs=
räten: Rechtsanwalt Dr. Ploch=Darmſtadt, Regierungsaſſeſſor Dr.
An=
dres=Darmſtadt.
— Vereinfachung bes Geſchäftsganges. Von der Anweiſung von
Tagegeldern und Reiſekoſten, Umzugskoſten, Koſtenrechnungen und
ähn=
lichem wird künftig vom Landesbildungsamt den unterſtellten
Behörden keine Nachricht mehr gegeben. Die Anweiſung der Tagegelder,
Reiſekoſten uſw. wird ſtets nach Eingang der Anträge vorgenommen.
Eine Nachricht ergeht nur dann, wenn bei Prüfung der Verzeichniſſe
über Tagegelder uſw., der Koſtenrechnungen uſw. ſich Anſtände ergeben
haben und nicht die beantragten Beträge angewieſen worden ſind.
E Mangel an Reichsgeldſcheinen. — Gutſcheine der
Stadt=
kaſſe. Die hieſige Stadtkaſſe hat zur Leiſtung ihrer
Verpflich=
tungen zwar völlig hinreichenden Kredit, jedoch — ebenſo wie die
ſämtlichen hieſigen Banken — keinen genügenden Vorrat an
Reichsgeldſcheinen. Der Mangel ſoll durch die zuſtändigen
Reichsſtellen in wenigen Tagen beſeitigt ſein. Die Stadt iſt
daher auf kurze Zeit gezwungen, ihre Zahlungen nur zum Teil
durch Reichsgeldſcheine, zum anderen Teil aber durch
Gut=
ſcheine zu begleichen. Letztere werden, ſobald der Mangel an
Reichsgeldſcheinen behoben ſein wird, bei der Stadtkaſſe gegen
ſolche wieder eingelöſt. Sie können im Zahlungsverkehr
unbe=
denklich angenommen und bei Zahlungen an die Stadtkaſſe
ver=
wendet werden.
— Das Landesamt für das Bildungsweſen ſucht gewandten
Kanzlei=
gehilfen mit längerer Bureautätigkeit. Stenographie und
Schreib=
maſchine erforderlich.
I. Abänderung des Kraftfahrzeuggeſetzes. Kraftfahrzeuge, die auf
öffentlichen Wegen oder Plätzen in Betrieb geſetzt werden ſollen, müſſen
von der zuſtändigen Behörde zum Verkehr zugelaſſen ſein;
Ausnah=
men beſtimmt mit Zuſtimmung des Reichsrats der
Reichsverkehrsminiſter. Als Kraftfahrzeuge gelten
Land=
fahrzeuge, die durch Maſchinenkraft ohne an Bahngeleiſe gebunden
zu ſein, bewegt werden. Neu iſt 8 5a: Gefährliche Stellen an Wegſtrecken,
die dem Durchgangsverkehr dienek, ſind von den Landesbehörden durch
Warnungstafeln zu kennzeichnen. Die Reichsregierung erläßt mit
Zu=
ſtimmung des Reichsrats: 1. Vorfchriften über Gebühren für behördliche
Maßnahmen im Kraftfahrzeugverkehr bei Durchführung der erlaſſenen
Verordnungen. Die Gebühren ſind nach den tatſächlichen Aufwendungen
zu bemeſſen; 2. Vorſchriften über die Bildung eines zur Mitwirkung
im Kraftfahrweſen berufenen Beirats, deſſen ſich auch durch Vermittlung
der Reichsregierung die Landesregierungen bedienen können. Benutzt
jemand das Fahrzeug ohne Wiſſen und Willen des Fahrzeughalters, ſo
iſt er anſtelle des Halters zum Schadenerſatz verpflichtet. Daneben
bleibt der Halter zu ſolchem verpflichtet, wenn, die
Benutzung des Fahrzeugs durch ſein Verſchulden
ermöglicht worden iſt. (8 7.) 8 7 findet keine Anwendung,
wenn der Unfall durch ein Fahrzeug verurſacht wurde, das auf ebener
Bahn eine auf 20 Am. begrenzte Geſchwindigkeit in der Stunde nicht
überſteigen kann. (Die Worte: „Das nur zur Beförderung von Laſten
dient” ſind geſtrichen). Der Erſatzberechtigte verliert die ihm zuſtehenden
Rechte, wenn er nicht ſpäteſtens innerhalb zwei Monaten, nachdem er
vom Schaden und der Perſon des Erſatzpflichtigen Kenntnis erhalten
hat, dem Erſatzpflichtigen den Unfall anzeigt. Der Rechtsverluſt tritt
nicht ein, wenn die Anzeige infolge eines vom Erſatzberechtigten nicht zu
vertretenden Umſtandes unterblieben iſt, oder der Erſatzpflichtige
inner=
halb der bezeichneten Friſt auf andere Weiſe von dem Unfall (im 1909er
Geſetz ſtand „Schaden”) Kenntnis erhalten hat. Die Vorſchriften
hin=
ſichtlich des Verkehrs, der Haftpflicht und die Strafbeſtimmungen gelten
nicht für Kleinkrafträder. Ueber den Verkehr mit letzteren
werden beſondere Beſtimmungen getroffen.
1. Paul Wagner=Stiftung. Das Geſamtminiſterium hat dieſe
Stif=
tung gemäß 8 80 BGB. und Art. 7 Heſſ. Ausf. Geſ. genehmigt.
1. Die Spielkartenſteuer, beträgt ab 1. Auguſt 10 000 Mk. für jedes
Kartenſpiel.
1. Die erſt ab 9. Juli erhöhten Schornſteinfegergebühren ſind nach
einer Woche wieder erhöht worden. Die ſeither in Darmſtadt, Mainz,
Offenbach und Gießen das 2151fache, im übrigen Land das 2501fache
be=
tragenden Teuerungszuſchläge ſind nun in den genannten Städten auf
das 3521fache, im übrigen Land auf das 4401fache erhöht.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Heute Abend findet als
fünfte Vorſtellung der Donnerstagsmiete die vorletzte Aufführung des
reizenden Luſtſpiels „Komteß Guckerl” ſtatt. Die wenigen Mieter,
die ihre Nachzahlung noch nicht geleiſtet haben, werden nochmals darauf
aufmerkſam gemacht, daß heute Abend nur Einlaß mit der
abgeſtem=
pelten Mietkarte gewährt wird; um Unannehmlichkeiten zu vermeiden,
dürfte es ſich in ihrem eigenen Intereſſe empfehlen, die Nachzahlung
möglichſt frühzeitig zu leiſten, da an der Abendkaſſe ſtets ein ſehr reger
Verkauf ſtattfindet. — Als nächſte Novität iſt für Samstag „Die
Ham=
burger Filiale”, ein Schwank von Kurt Kraatz und Max Neal in
Vorbereitung. Die beiden erfolgreichen Schwank= und Poſſeautoren,
deren „Alpenroſenkavalier” vor zwei Jahren in der Sommerſpielzeit
ſeine ſehr erfolgreiche Uraufführung erlebte, haben ſich in dieſem neueſten
Kind ihrer Muſe faſt ſelbſt übertroffen. Anläßlich der Uraufführung im
Wiesbadener Staatstheater ſchreibt die dortige Preſſe unter anderem:
„.. wo man vor Lachen Seitenſtechen bekam . . ., mancher vor
Ver=
gnügen kreiſchte . . ., durchſchlagender Erfolg, donnernder Beifall .....
Kurt Kraatz und ſein Kompagnon Neal haben wieder einmal einen
Treffer gemacht, es wurde gelacht, daß ſich die Balken bogen . . ." So
lauten die Kritiken der Wiesbadener Tageszeitungen, aber auch hier
wird die Wirkung bei unſerer hieſigen, erſtklaſſigen Beſetzung die
gleiche ſein.
— Schule der Weisheit, Darmſtadt. Die nächſte Tagung der
Geſell=
ſchaft für Freie Philoſophie findet zu Darmſtadt vom 16. bis 22.
Septem=
ber ſtatt. Ihr Grundthema iſt das gegenſeitige Verhältnis von
Welt=
anſchauung und Lebensgeſtaltung. Reihenfolge der
Vor=
träge (jeweils um 11 und 5½ſ= Uhr): Am 17. Graf Hermann Keyſerling
Weltanſchauung und Lebensgeſtaltung”, Dr. Erwin Rouſſelle „Der
prie=
ſterliche Menſch”; am 18. Pfarrer Friedrich Gogarten „Der
proteſtan=
tiſche Menſch”, Dr. Hermann Platz „Katholizismus als Aufgabe”; am
19. Mollah Sadr ud Din. Der islamiſche Menſch”; am 20. Leopold
Ziegler. Der deutſche Menſch”, Nikolai Arſſenieff „Der ruſſiſche Menſch”;
am 21. Bayr. Miniſterpräſident a. D. Graf Hugo Lerchenfeld „Die Welt
des Ariſtokraten”, Arthur Zickler „Die Welt des Arbeiters”; am 22.
Graf Hermann Kehſerling „Schlußvortrag”. — Teilnahmegebühren (in
Grundpreiſen, mit der jeweils gültigen Schlüſſelzahl des Buchhändler=
Börſenvereins zu multiplizieren) für Mitglieder der Geſ. f. Fr. Ph.
5 Mk., Nichtmitglieder 20 Mk. Anmeldungen möglichſt frühzeitig, zumal
wenn Privatquartier gewünſcht wird, bei der Geſchäftsſtelle, Darmſtadt,
Paradeplatz 2.
— Sterbekaffe. Man ſchreibt uns: Das Darmſtädter Tagblatt
brachte vor kurzem eine Notiz, laut der die hieſige ſtädtiſche Sparkaſſe
neuerdings beſondere Sparkonten, ſogengnnte „Sterbefall=Konten”
ein=
richtet, um es jedermann zu ermöglichen, ſich durch Spareinlagen nach
und nach die Geldmittel ſicher zu ſtellen, die bei eintretendem Sterbefall
zur Deckung der Beſtattungskoſten erforderlich ſind. In betreffendem
Artikel wird auch auf eine Einrichtung hingewieſen, deren ſich z. B.
die Sparkaſſe Bremen zur Erreichung desſelben Zweckes bedient, nämlich
auf das ſogenannte „Umlageverfahren‟. Durch dieſes werden die
Be=
ſtattungskoſten nicht dadurch ſichergeſtellt, daß der Beteiligte je nach
Be=
lieben und Vermögen größere oder kleinere Geldbeträge bei einer
Spar=
kaſſe bis zum Todesfall hinterlegt, ſondern in bequemerer und einfacherer
Weiſe dadurch, daß bei Todesfall eines Mitgliedes die übrigen
Mit=
trag entrichten. Hieraus erhellt, daß — wie der Artikel ſehr richtig
er=
wähnt — dieſe Einrichtung nur dann für die Teilnehmer vorteilhaft ſein nicht als vollwertig anzuſehenden Reichsteuerungsindex Schritt halten
kann, wenn ſich eine genügend große Zahl von Perſonen an dem
Um=
lageverfahren beteiligt. Je größer die Mitgliederzahl, je kleiner die Krankenkaſſeneinnahmen auch nicht im entfernteſten der Fall. Dieſe
Beiträge! Dieſe günſtige Vorausſetzung trifft nun in völlem Umfang zu
bei dem in Darmſtadt ſchon ſeit Jahren beſtehenden „Aelteren
Sterbekaſſe Verein von 1870”, der Dank ſeiner ſehr großen
Mitgliederzahl in der Lage iſt, trotz ganz minimaler Beiträge den
Ange=
hörigen eines verſtorbenen Mitgliedes einen Betrag in bar auszuzahlen,
der ncht nur zur Deckung der Beerdigungskoſten ausreicht, ſondern
dar=
über hinaus zur Beſtreitung weiterer, mit dem Todesfall verbundener
Auslagen. Leider iſt dieſe gerade unter heutigen Verhältniſſen
ſegens=
reiche Einrichtung des älteren Sterbekaſſe=Vereins immer noch zu wenig
bekannt, ſie verdient in weiteſten Kreiſen Beachtung und es kann nur
jedermann empfohlen werden, ſich dem genannten Verein als Mitglied
anzuſchließen. Nähere Auskunft hierüber erteilen der erſte Vorſitzende
W. Deuſſinger, Kaupſtraße 52, der Rechner D. Bergoint, Schützenſtraße
18, H. Wagner, Dieburgerſtraße 4, L. Greb, Schuhknechtſtraße 48, Joh.
Herche, Gervinusſtraße 43, N. Kreſinsky, Marktſtraße 1.
* Der Landesverein für Innere Mifſion gedenkt ſeine diesjährige
Jahrestagung vom 1. bis 3. September in Offenbach zu begehen.
Der Hauptverhandlungsgegenſtand wird die Sittlichkeitsfrage ſein. Der
bekannte Vorkämpfer Lie. Bohn=Plötzenſee hat die Hauptvorträge zu
übernehmen freundlicherweiſe zugeſagt.
— Fünftes Donnerstags=Konzert heute am 2. Auguſt. Das
Pro=
gramm enthält u. a. eine Abteilung Nichard Wagnerſcher Werke, und
gold” und „Walküre‟. Die Leitung hat Herr Hauske. (S. Anz.)
— Orpheum — Operettengaſtſpiel. Als Unterbrechung der Sommer= 1
pauſe kommt am Samstag, den 4., und Sonntag, den 5. Auguſt, die
dreiaktige Schwankoperette „Wannſeeliebchen” von Oskar Brönner und
Hermann Hausleiter zur Aufführung. Der Kartenverkauf beginnt ab ſtandes als Hauptwächter der ganzen Volksgeſundheit.
heute in den bekannten Verkaufsſtellen, Verkehrsbüro und Hugo de Wagl,
Rheinſtraße 14.
Regimentsnachrichten.
— Verein ehem. 117er, Darmſtadt. Heute abend
Mo=
natsverſammlung im Vereinslokal „Brauereiausſchank Karl Feh”,
Bal=
lonplatz.
— Verein ehem. 61er Artilleriſten Kreisgruppe
Darmſtadt. Die Kameraden werden zu der am Freitag, den 3. Aug.,
abends 8ſ= Uhr, ſtattfindenden Monatsverſammlung eingeladen.
Gleich=
zeitig wird ſchon jetzt auf das am 19. Auguſt ſtattfindende Sommerfeſt
im Fürſtenſaal und =Garten hingewieſen.
r. Bensheim, 30. Juli. Die Preiſedes Brores wurden ſchon
wieder erhöht. Die Bäckerzwangsinnung des Kreiſes
Bens=
heim hat folgende Preiſe feſtgeſetzt: 1 Brötchen 2000 Mk., 1 Weißſtolle
20 000 Mk., 1 Roggenbrot 42 000 Mk., 1 Pfund Weißmehl 25 000 Mk.
Das Markenbrot wurde vom Kommunalverband ab heute Montag
auf 8100 Mk. feſtgeſetzt.
D Von der Bergſtraße, 30. Juli. Die Ernte iſt in vollem Gange.
Der Ertrag darf nur als Mittelernte angenommen werden, ganz
be=
ſonders beim Roggen, der wohl volle Aehren, aber nur kleine Körner hat
und infolgedeſſen recht leicht iſt. — Die Kartoffeln werden nicht
gut ausfallen, da die Anſetzung der Knollen nur ſehr ſpärlich ſein ſoll.
Die Frühkartoffeln ſind klein, haben wenia Stärkegehalt und ſind gering
im Ausfall. Der Preis iſt 3000 bis 4000 Mk. für das Pfund. Die
Ver=
käufer von Kartoffeln werden geradezu beſtürmt und bieten mitunter den
Landwirten höhere Preiſe, als dieſe verlangen.
ot. Offenbach, 31. Juli. Der Landwirtſchaftl.
Lokalver=
ein hielt am Sonntag ſein 75jähriges Jubiläum im Stadtgarten ab.
Mittags fand ein Umzug ſtatt.
nt. Seligenſtadt a. M., 31. Juli. Kirchendiebſtahl. Aus der
Einhard=Baſilika wurde von unbekannten Tätern am hellen Tage die
wertvolle Decke zur Kommunionbank entwendet. Die Decke hat heute
einen ungeheuren Wert. Von dem oder den Tätern fehlt jede Spur.
9— Oberklingen (Odenwald), 1. Aug. Die hieſige Sozialdemokratie
nimmt nächſten Sonntag die Weihe ihres Banners vor. Die Unkoſten
des Feſtes ſucht ſie durch eine Sammlung freiwilliger Spenden zu decken.
Sie wendet ſich dabei — ein ſchöner Zug von Unparteilichkeit von ihr —
an die ganze Bevölkerung, an Sozialdemokratie und Bürgertum,
Tag=
löhner und Handwerker, Arbeiter, Klein= und Großbauern. Jeder
Ein=
wohner des Dorfes, die Angehörigen aller Parteien, ſpenden
gezwun=
genermaßen ihr Scherflein für die „gute Sache‟. Nur ein Mann, der für
parteipolitiſche Zwecke arundſätzlich nichts ſpendet, verſchloß
ſeine milde Hand. — Es bleibt zu wünſchen, daß ſich die
Sozialdemo=
kraten, wenn demnächſt ein bürgerlicher Verein für ähnliche Zwecke
ſam=
melt, ſich in gleicher Weiſe
gebig beteiligen.
hr. Hirſchhorn a. N., 31. Juli. Brandunglück. Das hie
Gemeindehaus iſt bis auf die Mauern niedergebrannt. Vom Mobi
konnte nur ſehr wenig gerettet werden.
th. Mainz, 31. Juli. Felddiebſtahl. Einem Landwirt
Hechtsheim, der auf ſeinem Weinberge arbeitete, wurde aus dem al,
legten Rock die Taſchenuhr geſtohlen. Mehrere Anzeichen deuten dar
hin, daß gewiſſe Jugendliche es auf derartige Diebſtähle direkt abgeſe
haben.
o- Oppenheim a. Rh., 31. Juli. Beim Baden im Rhein
die zwei Mädchen des Kreisamtsgehilfen Schröder ums Leben gekomn,
i. Alzey, 31. Juli. Verſteigerungs=Erlös. Auf der
ten Holzverſteigerung wurden von der Stadt 106 420 000 Mk. gelöſt.
0- Nieder=Ingelheim (Rheinheſſen), 31. Juli. Ein Einbruc
diebſtahl wurde am hellen Tage in einem Hauſe in der Heideshei=
Straße begangen. Die Diebe ſtahlen insbeſondere Kleidungsſtücke,
ſie in einem Koffer verſtauchten, den ſie am Bahnhohf aufgaben. D
gelang es, dieſen zu beſchlagnahmen, ſo daß das geſtohlene Gut
bald wieder gefunden war.
h. Gau=Odernheim (Rheinheſſen), 31. Juli. Beſitzwechſel.
Heimſche Hofraite mit einem neu erbauten Wohnhaus, Scheune, S.
lung und Garten iſt für 450 Mill. in den Beſitz des Landwirtes Mü.
übergegangen.
e. Gießen, 31. Juli. Vom Tode des Ertrinkens rett
Hofbäcker Auguſt Noll einen Wehrmann des hieſigen Bataillons,
beim Baden in der Lahn verſunken war.
j. Klein=Linden, 31. Juli. Einen Schwein= und Ziegenſta
baute ein hieſiger Einwohner; die Koſten betragen infolge der fur
baren Teuerung etwoa 10 Millionen Mark.
K. Aus dem Kreiſe Gießen, 31. Juli. Die Ernte hat begonr
und fällt ſehr gut aus, beſonders gilt dies vom Roggen und Weiz
Versmzelt ſieht man die Kornhaufen ſich im Felde auftürmen. Schh
und kief hängen die vollen Aehren herunter, ein Troſt in dieſer ſchwer
Zeit. Auch Kartoffeln, Gemüſe und Runkeln ſtehen vorzüglich.
jetzige Regen hat das Wachstum des Grünfutters ſehr gefördert, ſo d
auch eine angehende Grummeternte zu erwarten ſteht.
ro. Nieder=Ofleiden (Oberheſſen), 31. Juli. Denkmalsweih
Am Sonntag fand hier unter zahlreicher Beteiligung die Einweihu
des Krieger=Denkmals ſtatt, das dem Andenken der im Weltkrieg (
fallenen gewidmet iſt.
ei- Nieder=Ohmen (Oberheſſen), 31. Juli. Feuerwehrta
Am Sonntag fand hier der diesjährige Kreisfeuerwehrtag des Kreif
Alsfeld ſtatt. 22 auswärtige Wehren waren erſchienen. Gleichzeit
feierte die hieſige Freiw. Feuerwehr ihr 25jähriges Stiftungsfeſt.
R. Alsfeld (Oberheſſen), 31. Juli. Ruhrkinder. Hier ſind 2
Ruhrkinder zur Erholung eingetroffen. Einige von ihnen wurden au
in der Umgebung untergebracht.
— Alsfeld, 1. Aug. Im „Deutſchen Kaiſer” fand in Anweſenhe
zahlreicher behördlicher Vertreter eine Werbekundgebung der Teg
niſchen Nothilfe ſtatt. Der vor wenigen Tagen beendete Ei
ſatz der Techniſchen Nothilfe auf 25 Gütern Kurheſſens mit 250 Nothelfer
gab dem Leiter der Nothilfe für den Bezirk Heſſen=Naſſau, Freiſta
Heſſen und Waldeck, Herrn Oberingenieur Haegely, Gelegenheit
eingehenden Ausführungen über Vorbereitung und Durchführung lan
wirtſchaftlicher Einſätze ſeitens der Techniſchen Nothilfe. Beſondere
Intereſſe begegneten die Darlegungen des Redners über die mit de
Arbeiterſchaft gepflogenen Verhandlungen mit dem Ziele, die Arbeite
ſchaft ſelbſt zur Verrichtung landwirtſchaftlicher Notſtandsarbeit zu ve
anlaſſen, wie man überhaupt den Eindruck gewann, daß die Nothil
ſtets ernſthaft bemüht iſt, in der erzieheriſchen Aufgabe der Volksgeoſſe
ihre Hauptaufgabe zu ſehen, und nur dann ihre Mannen aufzubieter
wenn das Lebensintereſſe der Gemeinſchaft es gebieteriſch erheiſcht. De
zweite Referent, Herr Reg.=Baumeiſter „Hilsdorf=Frankfurt, b
ſchäftigte ſich an Hand zahlreicher Lichtbilder mit der volkswirtſchaftliche
Bedeutung der Kohle, um vor allem den Nachweis zu erbringen, da
gerade Bergwerksbetriebe des beſonderen ſtaatlichen Schutzes durch di
Nothilfe bedürfen. Eine Schilderung der bereits getätigten Grubenein
ſätze gab ein Bild der Leiſtungsfähigkeit und Bedeutung der Nothilf
für die deutſche Wirtſchaft.
Die Not der Aerzie
wird, wie Preſſenachrichten aus ben verſchiedenſten Teilen des Reiche:
berichten, immer größer und iſt bei der ſtändigen Geldentwertung nur
glieder einen gewiſſen, den jeweiligen Verhältniſſen entſprechenden Bei= unerträglich geworden. Während andere Berufe und namentlich all
Arbeitnehmer, Beamte uſw. wenigſtens einigermaßen mit dem gewil
vielfach ſogar ihn überſteigen konnten, iſt das für die Aerzte mit ihrer
Krankenkaſſeneinnahmen bedingen aber heute die Exiſtenzmöglichkeit für
die weitaus große Anzahl der Aerzte, nachdem weit über 80 Prozent der
Bevölkerung in den Kaſſen ſind und immer mehr Leute in die Kaſſen
zu kommen ſuchen, für die unſere ſoziale Geſetzgebung nie gedacht war.
Das bedingt gleichzeitig, daß die Privatpraxis durch die notwendige
Steigerung der Honorare derart zurückging, daß deren Einnahmen für
viele Aerzte nichts mehr bedeutet.
Die kaſſenärztlichen Gebühren werden grundlegend beſtimmt durch
die Preußiſche Gebührenordnung, bezw. durch den Preuß.
Wohlfahrtz=
miniſter und haben ſich deren Sätze ſo wenig der Geldentwertung
ange=
paßt, daß z. B. die Gebühr für eine Sprechſtundenberatung im Juni 200
bei einem Reichsindex von 8000 bezw. 12000 betrug; im Juli bei
drei=
maliger Aenderung im Durchſchnitt 12600 bei einem Index von 16= bis
40 000! Dazu kommt der noch ſchlimmere Zuſtand, daß dieſe an ſich
minderwertigen Gebühren durch verſpätete Zahlungen faſt vollkommen
entwertet ſind. Gibt es heute noch irgend einen Beruf, der einen Monat
und viel länger auf Zahlung warten muß?
Es iſt klar, daß das nicht ſo weiter gehen kann und auch den Aerzten
eine wertbeſtändige Entlohnung ihrer Arbeit und deren rechtzeitige
Zah=
lung werden muß.
Dieſes Unrecht ſehen auch alle einſichtsvollen Kaſſenvorſtände und die
meiſten Kaſſenmitglieder ſehr wohl ein, können aber nur dann gründliche
Abhilfe ſchaffen, wenn die grundlegenden Fehler der
Krankenkaſſengeſetz=
zwar Stücke aus dem „Fliegenden Holländer”, „Lohengrin”, „Nhein= gebung endlich geändert werden, wie das Aerzte und auch einſichtige
Kaſſenvorſtände ſchon verlangt, nämlich zeitgemäße Aenderung des
Bei=
tragsverfahrens. Davon hängt auch ſo manches andere für die weitere
Exiſtenzmöglichkeit der Krankenkaſſen ab, vor allem aber, und das muß
deutlich allen geſagt werden, das Fortbeſtehen eines arbeitsfähigen Aerzte=
Die Forderungen der Aerzte, die mit den Intereſſen der
Kranken=
kaſſen und deren Mitglieder einig gehen, bedingen aber ungeſäumtes
entſchiedenes Eintreten von Krankenkaſſen, Staatsregierung und
Oeffeut=
lichkeit dafür, daß die unhaltbaren Beſtimmungen der
Reichsverſicherungs=
ordnung ſchleunigſt abgeändert und damit die Krankenkaſſen in die Lage
kommen, den Aerzten endlich dauernde Gewähr für zeitgemäße und recht=
I.
zeitige Entlohnung zu geben.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Verd
antwortung;
der Emnſender
FFentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlon keinerlel Deißt
Fr ſie bleibt auf Grund des 9 21 Abſ. 2 des preſſegeſetzes in vollem Umfange
verantworſich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgefandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Palmengarten=Geſellſchaft Frankfurt am Main=
Der Verwaltungsrat der Palmengartengeſellſchaft zu Frankfurt a. M.
kündigte am 27. Juli 1923 ſämtliche noch in Umlauf befindliche
Schuld=
verſchreibungen der hypothekariſch ſichergeſtellten Anleihen der
Geſell=
ſchaft zum Nennwert auf den 1. Oktober 1923 und den 1. April 1994,
Die Einlöſung der Stücke geſchieht unter Vergütung der Zinſen bis
zum Fälligkeitstage. Unter Nennwert iſt wohl der Anleihebetrag in
Goldmark zu verſtehen. Sollte die Annahme, die Geſellſchaft wolle den
Goldmarkbetrag, nun in Papiermark aufgewertet, zurückzahlen,
irrtüm=
lich ſein, ſo möchte ich einige Sätze hierherſetzen, die in einem Aufatz
„Nichter und Geldentwertung” vor einigen Wochen erſchienen, und die
da lauten: „Eine Zeitung war angeklagt, weil ſie u. a. dem Staat
vor=
geivorfen hatte, daß er durch die Gleichſtellung der Papiermark ſeine
Gläubiger um ihr Geld betrogen habe und an den Mündeln zum
Ver=
brecher geworden ſei. Der Staatsgerichtshof bezeichnete die gebraucſten
Ausdrücke als kräftig, den Inhalt des Aufſatzes aber als wahr und
bei=
dienſtlich.” — Neichstagsabgeordneter Dr. Dühringer ſchreibt am 28.
23: „Das Rechts= und Sittenwidrige (nämlich Goldſchulden mit
Padier=
mark zurückzuzahlen), das in einer ſolchen Handlung liegt, kam vielen
der Beteiligten anſcheinend gar nicht zum Bewußtſein.”
Ich möchte an Vorſtehendes noch folgende Fragen knüpfen: Iſt der
Stadt Frankfurt, die für die Goldmarkſchulden der
Palmengartengeſel=
ſchaft haftet, bekannt, daß die Palmengartengeſellſchaft Goldmark mit
Papiermark zurückzahlen will?. Iſt einer der Gläubiger an den
Pal=
mengarten herangetreten, die Geſellſchaft möge ihm jetzt ſeine
Schuld=
verſchreibungen zurückzahlen? Liegt dem Vorgehen des Palmengartene
nicht die Abſicht zugrunde, Goldſchulden mit Papiermark abzuſtoßen
Wie käme ſie ſonſt dazu, auch noch die Zinſen bis zum Fälligkeitstage d"
zahlen?. Weiß der Palmengarten nicht, daß er ſeinen Gläubigern für
ein Stück von 1000 Goldmark nur 00066 Goldmark bietet?. (Das 20
Markſtück zu 3 Mill. Mk. gerechnet.) Iſt das Vorgehen des Palmelle
gartens Schutz des Eigentums und des Mittelſtandes, der im Beſte
einer Schuldverſchreibung iſt?
Ein Beſitzer von Schuldderſchreibungen bes Palmengarteußk.
Rummer 211.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2. Auguſt 1923.
Seite 5.
Das Eiſenbahnnnglück in Kreienſen.
Kaſfel, 1. Aug. (Wolff.) Die Preſſeabteilung der
Reichsbahn=
birektion Kaſſel teilt uns mit:
Die Zahl der bei dem Kreienſer Eiſenbahnunglück Verletzten
beträgt nunmehr 45, von denen ſich 36 in der Göttinger Chirurgiſchen
Klmik, 2 in einer Privatklinik in Göttingen, 5 in dem Sanatorium in
Gandersberg und 2 in Privatpflege in Kreienſen befinden. Die Namen
der vier neu hinzugekommenen Verletzten ſind: 42. Zenta
Dinkel=
reiter aus München, Waltherſtraße; 43. Helene Boltz aus
Würz=
burg; 44. Marga Gulbranſon aus Kriſtiania in Norwegen; 45.
Margarete Nilſen aus Langenelſe in Dänemark. — Von den unter
den Trümmern geborgenen Toten iſt eine weitere Leiche namentlich
remittelt worden: Frau Hildebrandt aus Bremen,
Weidenkamp=
ſtraße Nr. 13.
Wie die Preſſeſtelle der Reichsbahndirektion mitteilt, ſchweben von
den in der Göttinger Chirurgiſchen Klinik befindlichen Verletzten noch
ſechs in Lebensgefahr. Sämtlichen Verletzten wird jede nur
erdenkliche Fürſorge zuteil. Von den 19 noch unbekannten Toten ſind
die Namen von neun Opfern feſtgeſtellt worden: Arthur Kaiſer in
Firma Francke, Kaiſer u. Co., Heinrich Goldner aus Zeitloch bei
Bad Brückenau, Alberto Berninowich aus Fiume, Arth. Münch
aus Oldenburg, Aug. Schieter aus Bremen, Robert Kohn, Student
aus Nürnberg und Bruno Keil nebſt ſeiner Frau und ſeinem Sohn
aus Bremen.
Zu der veröffentlichten Liſte der bei dem Eiſenbahnunglück in
Kreienſen Getöteten werden folgende Berichtigungen gemeldet: 5.
Lohn=
kellner Alfred Werz aus Stuttgart; 8. Lina Sibl aus München,
Weiherſtraße 51; 9. Eiſenbahnſchloſſer Georg Schmidt 5. aus
Roſen=
heim in Bayern; 13. Nathan Reich aus Bad=Brückenau iſt zu ſtreichen
und dafür zu ſetzen: Auguſte Siggelkow, Mutter von Helene
Sig=
gelkow, aus Offenbach, Bismarckſtraße; 16. Fritz Buerſchaper
aus Wülfel; 23. Frau Marie Leſſeack aus Hamburg.
Der Reichspräſident hat dem Reichsverkehrsminiſter
folgen=
des Telegramm überſandt: „Die Nachricht von dem ſchweren
Eiſenbahn=
unglück bei Kreienſen hat im ganzen deutſchen Volke ſchmerzliche
Teil=
nahme erweckt. Ich bitte Sie, den Hinterbliebenen der Opfer und den
Verletzten dieſer furchtbaren Kataſtrophe den Ausdruck meines herzlichen
Mitgefühls zu übermitteln. gez.: Reichspräſident Ebert.”
Der Reichsverkehrsminiſter hat an den Präſidenten
der Reichsbahndirektion Kaſſel ein Telegramm gerichtet, in dem er ſein
Mitgefühl für die Opfer des Eiſenbahnunglücks in Kreienſen, einem der
ſchrecklichſten in der Geſchichte des deutſchen Eiſenbahnverkehrs,
aus=
drückt und ferner bittet, den Angehörigen der Opfer ſein Mitgefühl, und
illen am Rettungswerk Beteiligten ſeinen Dank auszudrücken.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Haeußer in Moabit. Vor dem Schöffengericht Berlin=Mitte
hatte ſich der „Wanderapoſtel” Ludwig Haeußer, der über eine große
Anhängerſchaft verfügt und der ſich ſchon wiederholt wegen
verſchiede=
ter Ausſchreitungen verantworten mußte, aufs neue dem Nichter zu
tellen. Vor kurzem erhielt er in Oldenburg wegen Vergehens gegen
das Geſetz zum Schutze der Republik eine Gefängnisſtrafe von 1 Jahr
) Monaten, die er gegenwärtig im Gefängnis zu Vechta verbüßt. Er
vurde in Begleitung von zwei ſeiner Jüngerinnen, die die Koſten der
Teberführung ſelbſt getragen haben, nach Berlin gebracht und von
inem größeren Anfgebot ſeiner Anhänger auf dem Lehrter Bahnhof
türmiſch begrüßt. Vor Gericht erſchien er in „weltlicher” Kleidung, da
* durch die Gefängnisordnung gezivungen war, ſeine Kutte abzulegen
ind auch ſich dem Schermeſſer zu unterwerfen, nur der langwallende
Zart iſt ihm geblieben. — Bei den beiden Anklagefällen handelt es ſich
im Geringfügigkeiten. Die erſte Anklage lautet auf Betrug. Haeußer
oll im Oktoer 1920 in einer Zeitung drei Inſerate ſeiner Vorträge
auf=
egeben haben mit der Abſicht, ſie nicht zu bezahlen. Das Gericht kam
r dieſem Falle zu einer Freiſprechung. Die zweite Anklage lautete auf
Viderſtand und Beleidigung. Im Juni v. Js. war Haeußer mit einer
Schar ſeiner Jüngerinnen von Oranienburg gekommen, und die
Geſell=
haft hatte ſich mit großen Stößen der Zeitung „Haeußer” in der
Vor=
alle des Stettiner Vorort=Bahnhofs aufgehalten. Als der
Bahnhofs=
haffner ſie hinauswies, ſoll Haeußer dem Beamten zugerufen haben:
Sie Quatſchkopf, Sie ſind wohl verrückt!” ſo daß er mit Gewalt aus
er Halle herausgebracht ſverden mußte. Haeußer erklärte, daß er nur
ne ſpaßige Bemerkung gemacht habe. Da ſich Widerſtand aus der
Be=
eisaufnahme nicht nachweiſen ließ, kam das Gericht auch in dieſem
unkte zu einer Freiſprechung und verurteilte Haeußer lediglich wegen
eleidigung zu 50 000 Mk. Geldſtrafe. Haeußer wurde ins Gefängnis
trückgeführt, nachdem ſeine Anhänger und Anhängerinnen von ihm
ihrend Abſchied genommen hatten.
Der Stellvertreter im Gefängnis. Ein intereſſantes
iederaufnahmeverfahren gegen einen Freigeſprochenen beſchäftigt zur
eit die Strafkammer des Landgerichts III. Vor einiger Zeit machte der
all des Schneidermeiſters Gienapp aus Weißenſee erhebliches
Auf=
hen. Gienapp war zu Gefängnis verurteilt worden, hatte aber keine
iſt, die Strafe zu verbüßen, und hatte ſeinen Geſellen als
tellvertreter ins Gefängnis geſchickt. Durch einen Zufall.
ar kurz vor der Entlaſſung des falſchen Sträflings die Sache
heraus=
kommen. Als der Gefangene einmal vorgeführt wurde, begegnete ihm
f dem Flur ein Bekannter, der ihn mit ſeinem richtigen Namen
an=
rach. Dadurch war der Schwindel herausgekommen. Im Anſchluß
dieſen Vorfall hatte ſich im Februar vorigen Jahres der
Oberland=
ger Zerbe wegen Beſtechung und Erpreſſung zu verantworten. Er
Ite die Kenntnis von dem Schwindel mit dem Stellvertreter dazu
nutzt haben, von Gienapp Geſchenke zu erpreſſen. Gienapp beſchwor
mals, daß er die Strafe tatſächlich ſelbſt verbüßt habe, und Zerbe
irde auf Grund dieſes Falſcheides freigeſprochen. Inzwiſchen iſt
Gie=
pp aber vom Schwurgericht verurteilt worden, und nunmehr hat die
aatsanwaltfchaft ein Wiederaufnahmeverfahren gegen Zerbe mit der
gründung eingeleitet, daß, wenn Gienapp die Strafe nicht verblißt
be, für Zerbe ein Grund vorgelegen habe, Gienapp zu erpreſſen.
chtsanwalt Dr. Puppe hat beantragt, das Wiederaufnahmeverfahren
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
er Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
(Nachdruck verboten.)
abzulehnen, weil ein Zeuge, der einen Meineid geleiſtet hat, inzwiſchen
nicht glaubhafter geworden iſt.
Ein verhängnisvoller Irrtum.
S. u. H. München. Die Dieſſener „Amerſeepoſt” bringt folgende
köſtliche Geſchichte: Beſchließt da ein benachbarter Veteranenverein, am
29. Juni an der in Weilheim ſtattfindenden Denkmalsweihe
einladungs=
gemäß teilzunehmen. Und ſo geſchieht, daß ſie am Peter= und Paulitage,
ſchwergerüſtet mit Fahne, den prangenden Schärpen der Chargierten zu
Hoch= und Hurrarufen und für den Durchmarſch diverſer Maß Bier
be=
reiten Kriegerkehlen ſich teils in Dieſſen hinter das Dampfroß ſetzten,
teils auf flinken Rädern gegen Weilheim ſtrebten. Der Weilheimer
Bahnhof kommt in Sicht. Alles bereitet ſich vor, die
Empfangsfeierlich=
keiten würdig über ſich ergehen zu laſſen. Man reckt die Köpfe, der
erſte Vorſtand überlegt noch raſch die Erwiderungsrede, die er zu
ver=
zapfen gedenkt. Der Fahnenträger ſtreckt den Fahnenſpitz zum Fenſter
hinaus als Signal für das Empfangskomitee. — „Da ſan ma” — der
Zug hält. Nichts rührt ſich. Kein Tuſch, Tſchinbumtarä, im ganzen
Bahnhofskreis kein einziger Zylinder, kein Hoch, kein Hurra!
Gewöhn=
licher Alltag! Himmeldonnerwetter! Was iſt denn da los? Geht beim
Weilheimer Veteranenverein vielleicht die Uhr eine Stunde zu ſpät, oder
haben’s am End gar auf uns vergeſſen? Was? ſagt der
Fahrkarten=
zwicker, zur Denkmalseinweihung? ja da ſeids ja no a Monat z” fruah,
die is doch erſt am 29. Juli. Einen Augenblick iſt alles ſprachlos. Der
Vereinsvorſtand, vor fünf Minuten noch ſo redeſchwanger, iſt keines
Wortes fähig, er ſchnappt nach Luft. Endlich platzt der Fahnenträger los:
„Himmel, Aſt und Wolken, ſo a Blamaſch! Jeſſas, jeſſas, jeſſas! Was
tun ma jetzt? Wir können doch net bis zum 29. Juli da ſtehn bleib’n.
Alſo d: Fahnaſtange als Reiſegepäck aufgeb’n, die Schärpen eing’ſchob’n
und zum Bräuwaſtl, weil ma doch ſchon amal da ſan.”
Ermordet und beraubt.
Freiburg i. Br. Während der letzten Nacht wurde die betagte
Witwe des ehem. Fürſtenbergiſchen Kammerpräſidenten Dänzer
ermor=
det und beraubt. Der Tat verdächtig iſt das ſeitdem verſchwundene
Dienſtmädchen.
Tagung des rheiniſchen Zentrums.
Heidelberg, 1. Aug. (Telunion.) Die Konferenz des
rheini=
ſchen Zentrums wurde heute in Heidelberg eröffnet. Zum Vorſitzenden
wurde der frühere Reichskanzler Fehrenbach gewählt. Als erſter Redner
ſprach Profeſſor Reuß über das Thema „Das Rheinland und die
deut=
ſchen Katholiken‟. Dann behandelte Prof. Meier die Frage. Der Rhein
und ſeine Verkehrspolitik in ihrer Wirkung auf das deutſche Reich”.
Tie=
ſen Eindruck machten die Ausführungen des Redners, indem er die
Rück=
wirkungen des Rheinlandabkommens auf die deutſche Wirtſchaft
zuſam=
menſtellte und darlegte, wie dieſes Abkommen auf die wirtſchaftliche
Selbſtändigkeit Deutſchlands ſchädlich wirke. Am Nachmittag erfolgte
das politiſche Referat von Schoefer, Mitglied des preußiſchen
Land=
tags, über die politiſche Lage. Schoefer arbeitet den Gedanken ſcharf
heraus, wie die franzöſiſchen Politiker weniger auf Reparationen
aus=
gingen, als politiſche Ziele verfolgten, die ihnen der Friedensvertrag von
Verſailles nicht gewährt hätte. Das deutſche Volk ſei einig in der
Ableh=
nung dieſer Ziele, die aber Annexion deutſchen Gebietes bezweckten.
Deutſchland könne nur mit moraliſchen Mitteln Widerſtand leiſten.
Die=
ſer paſſive Widerſtand müſſe jedoch einheitlich und geſchloſſen
durchge=
führt werden. Dieſe Abwehrpolitik ſetze voraus, daß auch in der Debatte
im nichtbeſetzten Deutſchland, mancher ſeiner Verantwortung bewußt
bleibe.
Deutſcher Cafetiertag.
S. u. H. Hannover. Der Reichsverband der Kaffeehausbeſitzer
Deutſchlands hält zurzeit hier ſeine diesjährige Hauptverſammlung unter
dem Vorſitz ſeines Präſidenten Peter Stüber=Berlin ab. Im Mittelpunkt
der Verhandlungen ſteht ein Referat des Reichstagsabgeordneten
Bud=
juhn=Hannover über die Lage des Kaffeehausgewerbes inmitten der
all=
gemeinen Wirtſchaftskriſis. Daneben wird ſich der Verbandstag mit der
durch die Verſchärfung der Polizeiſtunde und das neue
Schankſtättenge=
ſetz geſchaffenen Situation beſchäftigen und Stellung zur allgemeinen
Po=
litik, zur Monopoliſierung der Großbetriebe im Kaffeehausgewerbe und
zur Geldentwertung nehmen. Auch die Schaffung einer eigenen
Verſiche=
rung für das Gewerbe ſoll erfolgen und ſchließlich gegen eine Anzahl den
Kaffeehausbetrieb unnötig erſchwerender Steuern und Abgaben ſowie
gegen die andauernden Bierpreiserhöhungen u. a. m. Stellung
genom=
men werden. Hierzu liegen zahlreiche Anträge von Bürger und Fürſt=
Kiel, ſowie dem Verbandsvorſtande und den Vereinen in Hamburg,
Ber=
lin, München, Braunſchweig, Beuthen, Halle (Saale) und Nürnberg vor.
Mit der Tagung ſind eine Reihe Veranſtaltungen des hieſigen, unter
dem Vorſitz des Kaffeehausbeſitzers Haberkorn ſtehenden Vereins
ver=
bunden. Wir werden über die Verhandlungen berichten.
Stapellauf eines Norbdeutſchen Lloyd.
Am Dienstag nachmittag lief auf der Vulkanwerft der Dampfer
„Stuttgart” glücklich vom Stapel.
Herzlicher Empfang eines deutſchen Schiffes in Hankow.
Das Motorſchiff Ermland der Hamburg=Amerika=Linie das als
erſtes Hapag=Schiff nach dem Kriege den Jang=tſe=Kiang hinauffuhr,
wurde von den in Hankow anfäſſigen Deutſchen herzlich begrüßt.
Zahl=
reiche Beſucher kamen an Bord, um die Einrichtungen der Ermland zu
beſichtigen. Gleich bei der Ankunft des Schiffes wurde der Beſatzung
mitgeteilt, daß ihr die Räume des deutſchen Klubs zur Verfügung
ſtän=
den, wovon die Mannſchaft ausgiebig Gebrauch machte. Nach
mehr=
tägigen Aufenthalt fuhr die Ermland von Hankow ab. Der herzliche
Empfang und die Gaſtfreundſchaft der Hankower Landsleute darf als
erneuter Beweis für das lebhafte Intereſſe angeſehen werden, das die
Auslandsdeutſchen der wieder erſtehenden deutſchen Handelsflotte
ent=
gegenbringen.
Das erſte Laſtflugzeug von London nach Köln.
FU. London, 1. Auguſt. Der erſte reine Laſt=Aeroplan
hat, mit einer Ladung Tabak ſeine erſte Reiſe von London nach Köln
an=
getreten. Das Flugzeug hat zwei Motoren von zuſammen 750
Pferde=
ſtärken und vermag 1½/a Tonnen Fracht mit einer Schnelligkeit von 90
engliſchen Meilen in der Stunde zu befördern und ſoll regelmäßig auf
der Strecke London-Köln im Dienſt ſein. Zwiſchen beiden Propellern
befindet ſich ein großer gedeckter Laderaum.
Wir aßen abends mit ihm zuſammen während der Mahlzeit
n ein Brief für Marie Louiſe, deſſen Aufſchrift die Hand ihrer
utter auswies, den wollte ſie nach Tiſch leſen.
Dann ſaß ich mit den Beiden im Wohnzimmer. Marie Louiſe
ihren Brief, ſie reichte ihn mir herüber. „Was bedeutet denn
3. Vater?” Ich ging die erſten Sätze des Schreibens durch,
na wiederholte ihre Aufforderung an Marie Louiſe, zu ihr zu
nmen, und ſetzte mit verhüllten Worten, die wohl mit Rückſicht
die Zenſur undeutlich gewählt waren, auseinander, daß
utſchland nach der neueſten Wendung der Dinge in kurzer Zeit
loren ſei.
„Du lieber Gott,” ſagte Günter, „was man im Auslande
18 glaubt.”
Was meinſt Du denn?” fragte Marie Louiſe mich.
„Ich hoffe, daß wir es zwingen können.”
„Seltſam,” meinte Marie Louiſe, „erſt habe ich mich für den
ieg begeiſtert, und dann, als ich all das Unglück ſah und ſo
ncher fiel, den ich gern hatte, da fand ich den Krieg furchtbar,
verlich, und nun hatte ich ihn vergeſſen. Selbſt jetzt, wo ich
2, daß Du, Vater, ſorgenvoll in die Zukunft ſchauſt, ſelbſt jetzt
n ich nicht traurig ſein. Das iſt häßlich, nicht wahr?”
„Du biſt jung, Marie Louiſe, Du darfſt das.”
Günter ſagte: „Da draußen bei Arras liegt mein Regiment
der im Kampf. „Ich hatte heute Nachricht, aber ſie werden
Sturm ſchon abſchlagen."
Marie Louiſe nahm ihrer Mutter Brief wiederum zur Hand
las den zweiten Bogen, den ſie mir noch nicht gegeben hatte;
ſchrie leicht auf: „Ach!” und wandte ſich mit erſchrecktem
Ge=
zu mir: „Gioffredo iſt bei einer Beſichtigung der Jſonzofront
engliſchen Offizieren getötet worden.”
Ich beſchattete die Augen mit der linken Hand, wie wenn ein
Tes Licht mich blendete.
„Wer war Gioffredo?” fragte Günter.
„Gioffredo,” ſagte Marie Louiſe, der Tränen in den Augen
den, „ich habe Dir doch von ihm erzählt, der Enkel der Prin=
cipeſſa, ich hatte ihn ſehr gern, der arme luſtige Gioffredo. Mein
Gott, wie entſetzlich iſt das, wie widerwärtig.”
„Es iſt eine ſeltſame Sache mit dem Tode da draußen,”
ſagte Günter. „Als ich klein war, da glaubte ich an den Himmel,
und ſpäter glaubte ich nicht mehr daran. Ich hatte manchmal
Angſt vor dem Tode, aber das war nicht oft, meiſt dachte ich
nicht an ihn. Im Felde, nicht an der Front, aber wie wir
ein=
mal längere Zeit in der Etappe waren, habe ich mich mit der
Vorſtellung herumgeſchlagen, was wird, wenn man tot iſt, ich
habe mich nicht zu irgendeinem Glauben durchringen können,
und es hat mich recht gequält. Dann kamen wir in die
Feuer=
linie, und es ging hart her, es fiel mir gleich auf: ich hatte keine
Angſt mehr vor dem Tode, gar keine. Ich ſagte mir: du haſt dein
Geſchütz zu bedienen, und alles andere iſt egal. Abends ſprach
ich mit einem älteren Kameraden, und der beſtätigte mir, ihm
ſei es ähnlich gegangen, er erklärte das ganz plauſibel, der Menſch
verliere eben in ſolchen Zeitumſtänden in den eigenen Augen
das individuelle Recht, die individuelle Bedeutung, aber ich
ſagte mir dennoch: das ſtimmt nicht, das muß mit dem Tode
eben doch anders ſein, als ich es mir bisher vorgeſtellt hatte.”
„Und wie denn?” fragte ich.
Wie das iſt,” fagte Günter, „das kann ich nicht erklären.”
Marie Louiſe ſagte zuſammenſchauernd: „Ich möchte nicht
ſterben.”
Mir wurde unheimlich zumute bei dieſen Worten, aber ich
ließ dem nicht Raum, ſchlug leicht mit der rechten Hand auf den
Tiſch und ſagte: „So wollen wir denn die Lehre aus alledem
ziehen und den Tag nützen, ſolange er freundlich iſt. Ich denke,
trotz alledem, trotz Krieg und dem armen Gioffredo, den auch ich
gern hatte, die Stunde iſt freundlich, für Euch und für mich.”
Ich ſann, wie ich den Worten eine Tat könnte folgen laſſen,
und ein Gedanke kam mir, er war ſchon aufgetaucht, als Marie
Louiſe ihre Gedichte vorgeleſen hatte; nun ging ich in mein
Ar=
beitszimmer, ſchloß eine Schublade auf und nahm daraus das
goldene Feuerzeug meines Vaters, das brachte ich den beiden.
„Hier, Marie Louiſe,” ſagte ich, „Du wollteſt Günter gern
be=
ſchenken, und Du haſt ihn auch beſchenkt, ſo gib ihm noch dies.
Nicht wahr, Günter, Du wirſt Dich darüber freuen, Du kannſt
das ja draußen brauchen, und daß mein Vater es lange Jahre
getragen hat, das wird es Dir wertvoller machen.”
Marie Louiſe hielt ſich mit der Rechten am Tiſchrande feſt,
dann beugte ſie ſich herab, ergriff die Gabe und reichte ſie
Gün=
ter. Der ſagte in Verlegenheit: „Aber das kann ich doch nicht
Sport, Spiel und Turnen.
Turnen.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
— Der für nächſten Samstag angeſagte Vortrag des erſten Sprechers
über das 13. Deutſche Turnfeſt zu München, muß um eine Woche, auf
Samstag, den 11. Auguſt verſchoben werden. Je eine turneriſche
Vor=
führung der Turnerinnen und Turner, wie auch Chöre der
Singmann=
ſchaft werden den Abend intereſſant geſtalten. Näheres wird demnächſt
H. M.
durch Anzeigen in dieſer Zeitung erſichtlich ſein.
Odenwaldgau D. T.
* Die diesjährigen Reichsjugendkämpfe werden im
Oden=
waldgau am kommenden Sonntag, den 5. Auguſt, zum Austrag
gebracht. Sie finden ſtatt für den 1. Bezirk (Mümlingtal) in Weiten=
Geſäß, für den 2. Bezirk in Altheim und für den 3. in Asbach
bei Ernſthofen. Die Beteiligung der Odenwälder Turnerjugend iſt auch
in dieſem Jahre wieder ausnehmend gut. Wer darum unſere
Oden=
wälder Buben und Mädels und unſere Jungmannſchaften im friedlichen
Wettſtreit beobachten will, wer ſehen will, wie ſie echt jugendlich in
höch=
ſtem turneriſchen Eifer englühen, dem empfehlen wir den Beſuch eines
der drei Feſtorte, welche auch dem Naturfreunde allerlei Reize
land=
chaftlicher Schönheit auf einer Wanderung bieten können. — Abmarſch
nach Weiten=Geſäß von Zell aus 8½ Uhr vorm.; Beginn des
Wetturnens in Asbach um 8 Uhr.
Pferdeſport.
— Das große Handicap, das am Dienstag in London gelaufen
wurde, wurde von dem franzöſiſcher Pferd Eginard gewonnen.
Radfahren.
* An den vom 19.—26. Auguſt in Zürich zum Austrag kommenden
Weltmeiſterſchaften, zu denen zwölf Nationen ihre beſten Vertreter
ſchicken werden, werden zum erſtenmal ſeit 10 Jahren auch wieder
Deutſche teilnehmen und zwar: Weltmeiſterſchaft der Steher: Thomas,
Sawall, Wittig; Weltmeiſterſchaft der Flieger (Berufsfahrer): W. Rütt;
Weltmeiſterſchaft der Amateur=Flieger: Heidenreich, Oßmella, O. Rütt,
Roßbach; Amateur=Weltmeiſterſchaft der Straße: R. Rohl, Kroll, Röſen,
Stollenwerk, Remold, Schneidawind.
Geſchäftliches.
Baden=Badener Automobil=Turnier
vom 10.—15. Juli 1923.
Kappler hat auf 6/10 PS.=Benz den Robert Batſchari=Wanderpreis
zum zweiten Male und damit endgültig errungen. Bei großer Hitze=,
und Staubentwicklung hat er die Berg=, Flach= und
Geſchicklichkeitsprü=
fung, ſowie die Tourenfahrt auf den bewährten Peters Union=
Zahnrad=
reifen gefahren. Nachdem Salzer auf dem Solitude=Bergrennen des
ſchlechten Wetters wegen den Peters Union Zahnradreifen vorzog, hat
jetzt Kappler wiederum den Beweis erbracht, daß der Peters Union=
Zahnradreifen auch bei ſtarker Hitze und trockener, ſtaubiger Straße
ſchwierigſten Anforderungen gewachſen iſt.
Anunſre verehrl. Leſer!
Das Einholen des Bezugsgeldes geſchieht
für jeden Monat
(40a
in der Zeit vom 1. bis 6.
Unſere Trägerinnen ſind angewieſen, die
Gelder bis ſpäteſtens 8. abzuliefern. Wir bitten
unſere verehrl. Leſer, das Bezugsgeld bereit
zu halten, damit die Ablieferung bis zu dem
genannten Termin beſtimmt erfolgen kann.
Verlag des Darmſtädter Tagblattes.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 3. Auguſt:
Das Tiefdruckgebiet aus Nordeuropa zieht unter Verflachung
oſt=
wärts ab, während ſich in Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet ausbreitet,
ſo daß eine Aufhellung und ein Nachlaſſen der Niederſchläge bevorſteht.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kl. Haus), abends
7½ Uhr: „Komteß Guckerl” — Städt. Saalbau, abends 8 Uhr:
Konzert (Leitung: Obermuſikmeiſter Hauske). — Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
w
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: i. V.:
Ad. Fleiſchmann, — fämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Geiten.
nehmen,” und ſchämte ſich dieſer banalen Rede und nahm das
Beſchenk.
Mich ließ der Nachklang der Worte, die Günter vom Tode
geſprochen hatte, nicht los, ich ſah ihn an und ſuchte zu
durch=
dringen, wie das war.
Helene Berndt trat ein, um eine Stunde mit uns zu
ver=
bringen. Marie Louiſe erzählte von Gioffredos Tode und von
dem Geſchenk, Günter mußte es zeigen. In der Ruhe, die von
Helenes Weſen ausgang, die aus ihren Worten atmete, ebbte die
Erregung ab, die uns alle erfüllte.
Helene hatte meinen Rat einzuholen, ich ging mit ihr ins
Nebenzimmer, damit wir uns in Ruhe beſprechen konnten; ihr
war eine Tätigkeit auf muſikaliſchem Gebiete, außerhalb Berlins
unter recht günſtigen Bedingungen angeboten worden, nun
fragte ſie mich, ob ſie die annehmen ſolle. Manche Gründe
ſprachen dafür, die ſetzte Helene mir auseinander.
Ich hatte den Wunſch, ihr zu ſagen, ſie ſolle nicht fortgehen,
aber was konnte ich für ein ſolches Opfer als Gegenleiſtung
bieten? Ich wußte ja, Helene würde zufriedener ſein, wenn ich
das Opfer verlangte, als wenn ich ihr zuredete, anzunehmen,
aber ich fand den Entſchluß nicht.
Verſtandesgemäß redete ich über meine Stimmung hin und
erörterte das Für und Wider.
Helene brach das Geſpräch ab, ſie wolle es bedenken, und
er=
zählte von ihrer Arbeit. Dann ſprachen wir über Marie Louiſe,
wie ſchön ſie geworden, wie glücklich ſie ſei.
„Gehen Sie nicht fort aus Berlin, „Helene”, ſagte ich
un=
vermittelt.
Helenes blaue Augen wurden dunkel, ſie ſah mich groß an,
bewegte die Lippen einmal, ſagte nichts und wartete, und als
von mir nichts kam, ſenkte ſie zuſtimmend den Kopf, und dann
begann ſie wieder von Marie Louiſe zu reden.
Wir gingen ins Nebenzimmer, die beiden ſaßen miteinander
im Sofa und löſten, als ſie eintreten ſahen, leicht und gar nicht
erſchreckt ihre Hände voneinander. Marie Louiſes Geſicht war
ſeltſam ſtill und, wie mir ſchien, geradezu verklärt: wir blieben
noch eine Weile beieinander, Marie Louiſe und Günter ſprachen
wenig; dann brach Helene auf, und Günter ſchloß ſich ihr an.
Es fiel mir auf, wie er von Marie Louiſe Abſchied nahm, mit
dem Ausdrucke geſammelten Mannestums.
(Fortſ44 ng folgt.)
DoVVoT
8
Nund Tada
Dreimonatsabzug und Einkommenſieuer
1922 bei der Vermögensſteuer.
Von
Rechtsanwalt Dr. Fr. Mainzer, Darmſtadt.
Bei der Veranlagung zur Vermögensſteuer per 31. 12. 22
ſteht das Finanzamt Darmſtadt=Stadt nach zwei Nichtungen hin
auf einem Standpunkt, der im Widerſpruch mit der
Rechtſpre=
ung und Rechtslehre ſteht.
Aus zahlreichen Beanſtandungen des Finanzamts
Darmi=
ſtadt=Stadt iſt bekannt geworden, daß dieſes den ſogenannten
Dreimonatsabzug nur dann zulaſſen will, wenn die laufenden
Ausgaben in den erſten drei Monaten des Steuerjahres 1923
durch die laufenden Einnahmen während dieſer Zeit nicht gedeckt
werden konnten und zur Deckung der Mehrausgaben Geld=,
Bank= oder ſonſtige Guthaben in Anſpruch genommen werden
mußten.
Dieſe Auffaſſung des Finanzamts Darmſtadt=Stadt iſt in
dem Geſetz nicht begründet und ſteht in ſchroffem Widerſpruch
zu der Entſcheidung des Reichsfinanzhofes, Band 10 S. 104,
„Steuer und Wirtſchaft” 1923 S. 321 (ſ. auch Zarden, Kommentar
zum Zwangsanleihegeſetz S. 7). Nachdem der Oberſte Gerichts= in ganz eindeutiger Weiſe ſich über die Frage der
Abzugs=
fähigkeit des Dreimonatsverbrauchs wiederholt ausgeſprochen
hat, bedeutet es nur eine unnötige Herbeiführung von
Steuer=
rechtsmitteln, wenn das Finanzamt Darmſtadt=Stadt auf ſeinem
oben angegebenen Standpunkt beharrt.
Aber auch in einer weiteren Hinſicht iſt die Auffaſſung des
Finanzamtes Darmſtadt=Stadt zu dem Dreimonatsabzug zu
be=
anſtanden. Der Dreimonatsabzug iſt inſoweit zuläſſig als ihm
Barbeträge, Bankguthaben oder ſonſtige Guthaben
gegenüber=
ſtehen. Das Finanzamt Darmſtadt=Stadt will unter „ſonſtigen
Guthaben” nur ſolche verſtanden wiſſen, die in kürzeſter Zeit
eingehen. Für einen Unterſchied zwiſchen Guthaben, die in
kur=
zer Zeit eingehen, und Guthaben, die in längerer Zeit eingehen,
bietet das Geſetz nicht die geringſte Handhabe; der Wortlaut des
Geſetzes ſagt, daß abzugsfähig ſind „die zur Beſtreitung der
laufenden Ausgaben nicht geſchäftlicher oder beruflicher Art für
3 Monate erforderlichen Beträge an Geld, Bank= oder ſonſtiger
Guthaben‟. Der Begriff Guthaben iſt gleich dem Begriff
For=
derung, und es iſt nach dem Geſetz ganz einerlei, ob die
For=
derung kurzfriſtig oder langfriſtig iſt, ob ſie zum
Betriebsver=
mögen oder zum Pribatvermögen gehört. Gerade aus der
Gegen=
überſtellung zwiſchen Bankguthaben und ſonſtigen Guthaben
er=
gibt ſich, daß man, da Bankguthaben im allgemeinen äußerſt
kurzfriſtig ſind, auch an Guthaben von längerer Befriſtung
ge=
dacht haben muß. Auch hier führt das Feſthalten der
Auffaſ=
ſung des Finanzamts Darmſtadt=Stadt lediglich zu unnötigen
Steuerprozeſſen.
Weiter beanſtandet das Finanzamt Darmſtadt=Stadt, daß
an dem Vermögen per 31. 12. 22 die Einkommenſteuer für das
Jahr 1922 abgezogen wird. Wenn auch über dieſe Frage eine
oberſtrichterliche Entſcheidung noch nicht vorliegt, ſo iſt doch in
der Literatur beinahe Einſtimmigkeit vorhanden, daß die
Ein=
kommenſteuer für das Jahr 1922, d. h. die Einkommenſteuer, die
im Jahre 1923 für das Jahr 1922 noch bezahlt werden muß, an
dem Vermögen per 31. 12. 22 abzugsfähig iſt (ſ. Koppe=Beuck,
Erläuterungsbuch zum Vermögensſteuergeſetz S. 135 Nr. 3,
Er=
ler, Deutſche Steuerzeitung, Jahrgang XII S. 26, Mainzer,
Juri=
ſtiſche Wochenſchrift 1923 S. 588).
Neuerdings nimmt zu dieſer Frage der Senatspräſident am
Reichsfinanzhof Dr. Strutz, in der Deutſchen Steuerzeitung 1923
S. 338 ff. Stellung und beweiſt aus dem Wortlaut des Geſetzes
und aus ſeiner Entſtehungsgeſchichte, daß die Einkommenſteuer,
die für das Jahr 1922 im Jahr 1923 zu zahlen iſt, an dem
Ver=
mögen per 31. 12. 22 in vollem Umfange abzugsfähig iſt; er
kommt zu dem Schluß,
„daß die ganze Einkommenſteuer des am
Stichtag der Vermögensſteuer endenden
Ka=
lenderjahres, ſoweit ſie noch nicht bezahlt iſt,
nach § 11 Abſ. 1 des Vermögensſteuergeſetzes
ab=
zugsfähig iſt.”
Den Steuerpflichtigen kann nur empfohlen werden, gegen die
Beanſtandungen des Finanzamts Darmſtadt=Stadt wegen der
Nichtabzugsfähigkeit des Dreimonatsverbrauchs und der
Ein=
kommenſteuer für 1922, falls ſie aufrecht erhalten werden, die
zu=
läſſigen Rechtsmittel zu verfolgen.
Neuveranlagung.
Unter Neuveranſagung verſteht die Reichsabgabeuorduung
die Ergänzung einer an ſich abgeſchloſſenen Veranlagung, ſei es
auf Grund neu bekaunt gewordener Tatſachen oder
Beweis=
mittel, ſei es auf Grund der Aufdeckung von Fehlern, ſei es auf
Grund beſonderer Geſetzesvorſchriften. Leitſatz iſt, daß
Nach=
forderungen von Steuern bis zum Ablaufe der
Verjährungs=
friſt zuläfſig ſind. Davon macht jedoch § 212 Abſ. 2 R.Abg.O.
ſofort eine wichtige Einſchränkung: „Hat bei Steuern, bei denen
die Verjährungsfriſt mehr als ein Jahr beträgt, das
Finanz=
amt nach Prüfung des Sachverhalts einen beſonderen, im
Geſetze=
ſelber vorgeſehenen ſchriftlichen Beſcheid erteilt, ſo iſt, ſoweit
nichts anderes vorgeſchrieben iſt, eine Neuveranlagung
nur zuläſſig, wenn neue Tatſachen oder
Beweis=
mittel bekannt werden, die eine höhere Veran
lagung rechtfertigen.‟ Der Grund iſt, daß die Behörde
Gelegenheit hatte, den Sachverhalt eingehend zu prüfen. Unter
einem ihr dabei unterlaufenen Verſehen ſoll der Pflichtige nicht
leiden. Nur neue, bei Erlaß des Steuerbeſcheides oder im Zuge
des Rechtsmittelverfahrens noch unbekannte Tatſachen oder
Be=
weismittel können eine Neuveranlagung rechtfertigen. Ferner
iſt eine Neuveranlagung zuläſſig, wenn bei einer Nachprüfung
durch die Aufſichtsbehörde (Landesfinanzamt) Fehler aufgedeckt
wverden, deren Berichtigung eine höhere Veranlagung
rechtfer=
tigt; aber auch hier iſt eine wichtige Einſchränkung gemacht:
Dies gilt nicht bei den Steuern vom Einkommen und vom
Ver=
mögen, ausſchließlich der Erbſchafsſteuer. Außerdem iſt ſie alſo
zuläſſig für die Umſatzſteuer. Für das Reichsnotoffer, das
Ver=
mögensziwachsſteuergeſetz und für Feſtſtellung der Beſitzſteuer
auf 31. Dezember 1919 iſt die Neuveranlagung zuläſſig, ohne daß
neue Tatſachen oder Beweismittel ermittelt werden, für das
Reichsnotopfer bis 31. Dezember 1923, ebenſo bis dahin für
Ver=
mögenszuwachsſteuer und Beſitzſteuer auf 31. Dezember 1919,
für die beiden letzten Geſetze mindeſtens bis zum Ablauf von
2 Jahren vom Tage der Rechtskraft der Veranlagung gerechnet.
Als Fehler ſind nicht nur Rechenfehler anzuſehen, ſondern auch
die unrichtige Anwendung materiellen Rechts. Hier iſt eine am
15. November 1922 erlaſſene Entſcheidung des Reichsfinanzhofs
lehrreich. Der Tatbeſtand iſt folgender: Beſchwerdeführer hatte
1919 zuſammen mit dem Bruder ein Hotel erworben, 1921
über=
ließ letzterer dem erſteren ſeinen Anteil an dem Hotel nebſt
In=
bentar gegen Uebernahme der geſamten Hypothekſchuld und
einer Pridatſchuld des Erwerbers. Das Finanzamt nahm eine
gemiſchte Schenkung an, ermittelte den Wert des Grundſtücks,
rechnete dazu den im Vertrag angegebenen Inventarwert und
erließ einen entſprechenden, rechtskräftig gewordenen
Steuer=
beſcheid. Das Landesfinanzamt fand bei Prüfung der Akten,
daß eine Schätzung des Inventars unterlaſſen ſei. Das Finanz
amt fordert nachträglich unter Strafandrohung die Schätzung ein,
Landesfinanzamt wies die Beſchwerde zurück, die
Reichs=
finanzhof begründet fand. Das Veranlagungsverfahren war
rechtskräftig abgeſchloſſen, Neuveranlagung nur im Rahmen
von § 212 Abſ. 2 und 3 R.Abg.O. zuläſſig. Solange nicht u
deſtens Anhaltspunkte ſür das Vorliegen dieſer Vorausſetz
gen gegeben ſind, hat der Pflichtige gegenüber dem
Finanz=
keine Pflichten. Von Aufdeckung eines Fehlers kann hier ke
Rede ſein. Das Finanzamt konnte ohne Rechtsirrtum ann
men, daß es, wenn es den gemeinen Wert des Grundſtücks
mittelte und dazu den von den Parteien angegebenen Inven
wert rechnete, zu einer zutreffenden Bewertung der ganzen w.
ſchaftlichen Einheit gelangen würde. Eine Beanſtandung
Landesfinanzamts, daß die Ermittelungen nicht genügend a
gedehnt ſind, genügt daher nicht, um eine Neuveranlagung in
Wege zu leiten. Schließlich darf eine Neuveranlagung nicht
eine nach Entſtehung des Steueranſpruchs erlaſſene Entſcheidt
des Reichsfinanzhofs gegründet werden, in der die Steuerpfl
im Gegenjatz zu einer früheren, einen gleichen Tatbeſtand
treffenden höchſtrichterlichen Entſcheidung bejaht wird. Hat
die Rechtſprechung des oberſten Gerichts geändert, ſo ſoll die
UImiſtand eine Neuveranlagung bei gleichem Tatbeſtand nicht h
beiführen können; dies rechtfertigt ſchon aus dem Geſichtspu
der Rechtskraft, man ſoll und will nicht längſt erledigte. Fi
allein wegen eines Wechſels in der Rechtſprechung nicht wie
aufgreifen laſſen, eine verſtändige und zu billigende Vorſchr
Erbſchaftsſteuer.
Von dem Steueraufkommen auf Grund des Geſetzes v=
10. September 1919 und des abändernden Geſetzes vom 20. J
1922 erhalten die Länder 20 Prozent. Der Anteil des Land
wird von den Steuern berechnet, die von den Finanzämtern
Bereiche des Landes veranlagt ſind, ſoweit dieſe Steuern zur (
hebung gelangen. Erſtreckt ſich die Zuſtändigkeit eines Finan
amts über mehrere Länder, ſo entſcheidet der letzte Wohnf
mangels ſolchem der letzte Aufenthalt des Erblaſſers, bei
Schenkungsſteuer der Wohnſitz (Aufenthaltsort) des Schente
zur Zeit der Schenkung. Nach dem 1919er Geſetz erhielten 1
Länder 20 Prozent der in ihrem Gebiet aufgekommenen Rohei
nahme. Die Länder, die nach Landesgeſetz eine Abgabe von de
den Gegenſtand der Erbanfall= und Schenkungsſteuer bildend
Erwerb oder von den über ſolchen Erſerb ausgeſtellten Urkund
erhoben und denen durch Aufhebung dieſer Beſtimmung zu
Ausgleich des Einnahmeausfalles nach § 71 des 1919er Geſetz
eine Entſchädigung aus dem Aufkommen ihres Gebietes in Hö
ihrer in den Rechnungsjahren 1912—1916 erzielten Durchſchnitt
einnahme gewährt wurde, war dieſe Eutſchädigung „bis zur a
derweiten geſetzlichen Regelung” zugeſtanden. Dieſe Regelun
iſt nun durch das neue Landesſteuergeſetz in obigem Sinne m
Wirkung vom 1. September 1919 erfolgt.
I. Zulaſſung von Ruhrkindern als mittelloſe Angehörig
(§ 47 E.St. G.). Als mittelloſe Angehörige ſind u. a. aue
Pflegekinder anzuſehen. Der Begriff des Pflegekindes ſetzt ein
gewiſſe Nachhaltigkeit des Pflegeverhältniſſes voraus. De
Reichsfinanzminiſter hat hiernach keine Bedenken dagegen, da
die bei Arbeitnehmern untergebrachten Ruhrkinder als mitte
loſe Angehörige angeſehen werden und daß für ſie eine Ermäßig
ung nach § 47 E.St. G. zugelaſſen wird, wenn die Aufnahme fü
eine längere Zeit erfolgt.
Zu der Abhandlung: Steuerrechtliches aus der Schweiz
in Nr. 200, iſt ergränzend zu bemerken: Durch Verordnung von
10. März 1923 iſt die Steuerausſchußordnung vom 25. Mai 192
dahin abgeändert, daß ein Steuerbezirk in der Regel nicht weni
ger als 1500 und nicht mehr als 20000 Einwohner umfaſſer
ſoll. Jedoch findet dieſe neue Beſtimmung erſtmals auf die
Ausſchüſſe Anwendung, die vom 1. Juli 1923 ab tätig werden
ſollen.
Familiennachrichten
Ein herziges
Mädel
angekommen.
Dipl.-Ing. Alfred Ulrich
und Frau Lisbeth
geb. Lengfelder.
Darmstadt, 31. Juli 1923.
*21840
Todes=Anzeige.
Am 22. Juli entfchlief ſanft in
Oberſtdorf unſer herzensguter,
lieber Schwiegerſohn, Bräutigam
und Schwager
Kerbett Bartels=Troſe
Leutnant zur See a. 9.
Cand. arch.
In tiefer Trquer:
Kreisdirektor Graef u. Frau
Ilſe Graef als Braut
Alice Graef.
Friedberg, den 31. Juli 1923.
Die Beerdigung fand in
Hildes=
heim ſtatt. (6471
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei demHinſcheiden unſeres
treuen Entſchlafenen, ſagen wir auf
dieſem Wege allen unſeren tiefge=
(*21867
fühlten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Kraus.
Heute entſchlief nach langem,
ſchwerem Leiden unſere liebe
Mutter, Schweſter,
Schwieger=
mutter, Großmutter und
Urgroß=
mutter
b. Muth
Um ſtille Teilnahme bitten
Eliſabeth Becker, geb. Hinkel
Dipl.=Ing. Georg Hinkel und
Frau Bertha Hinkel. geb. Mitze
Fräulein Eliſe Muth
Fritz Becker
7 Enkel und 1 ürenkel.
Darmſtadt, 1. Auguſt 1923.
Die Beerdigung findet Samstag,
4. Auguſt, vormittags 10½ Uhr,
von der Kapelle des alten
Fried=
hofs aus ſtatt. (6477
Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Mein lieber Mann, unſer
treubeſorg=
ter Vater, Schwiegervater,
Groß=
vater, Schwager und Onkel
Eiſenbahnwerkmeiſter i. P.
Veteran von 1870/71, iſt geſtern
abend nach kurzem Leiden im
75. Lebensjahr ſanft entſchlafen.
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau Dorothea Hüfner, geb. Lützeler.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1923.
(*21842
Moosbergſtraße 22.
Beerdigung: Freitag, 3. Auguſt,
nachm. 3 Uhr, vom Portale des
Friedhofs Nieder=Ramſtädterſtraße,
Familiendruckſachen
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zielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einfchließlich eines Vortrags aus
1921/32 in Höhe von 196 724 Mk. einen Bruttogewinn von 156 244 089
(i. V. 3 118377) Mk. Für Abſchreibungen wurden 7 977 929 Mk.
ver=
wandt. Auf einen Reingewinn von 46 182 698 Mk. (i. V. 1013 484 Mk.)
wird eine Dividende in Höhe von 85 % (i. V. 40 %) zur Ausſchüttung
gelangen, während 11 364 948 Mk. auf neue Rechnung vorgetragen
wer=
den. In der Bilanz erſcheinen Rohſtoffe mit 17 Millionen Mk. (i. V.
0,5 Mill. Mk.), Bankguthaben und Effekten mit 103 Mill. Mk. (i. V.
mit 2 Mill. Mk.), Debitoren mit 33 Mill. Mk. (i. V. 0,5 Mill.);
anderer=
ſeits hatten die Kreditoren 82 Mill. (1. Mill.) Mk. zu fordern. Der
Geſchäftsgang iſt laut Bericht des Vorſtandes zufriedenſtellend.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Deutſcher Reichsbankausweis. (Wolff.) Die
Inan=
ſpruchnahme der Reichsbank iſt nach dem Ausweis der Bank vom 23.
Juli in erhöhtem Maße fortgeſchritten. Die Zunahme der geſamten
Kapitalanlage, die in der Vorwoche 10 511,1 Milliarden Mk. betrug,
er=
reichte in der Berichtswoche die Höhe von 12 059,9 Milliarden Mk. Der
Beſtand der Kapitalanlage beziffert ſich danach auf 53 292,9 Milliarden
Mark. Die Neuzugänge betrugen bei den Reichsſchatzanweiſungen
9186,6, auf dem Wechſelkonto 2869,3 und bei den Lombardforderungen
3,5 Milliarden Mk. Anderſeits ſtiegen die täglichen fälligen
Verbind=
lichkeiten bei der Bank um 3475,1 auf 20 402,2 Milliarden Mk.
Der Bedarf an Zahlungsmitteln zeigte gegenüber den Höchſtziffern
ber Vorwoche neue erhebliche Steigerungen. Der
Banknotenum=
lauf vermehrte ſich nämlich um 6333,1 Milliarden Mk. — gegen 5250
Milliarden Mk. in der zweiten Juliwoche — und ſtellte ſich am 23. Juli
auf 31 824,8 Milliarden Mk. Der Umlauf an
Darlehnskaſ=
ſenſcheinen ging von 12 auf 11,9 Milliarden Mk. zurück.
Vom Goldbeſtand der Bank wurden weitere 40,6 Milliarden
Goldmark im Auslande verkauft. Sie wurden dem Goldkaſſenbeſtande
entnommen, der ſich damit auf 506,3 Milliarden Goldmark verminderte.
Das Golddepot der Bank bei ausländiſchen Zentralnotenbanken wurde
in der Berichtswoche nicht neu in Anſpruch genommen. Den
Kaſſenbe=
tänden der Bank an Münzen und unedlem Metall floſſen 2,5
Milliar=
den Mark zu.
Die Darlehnskaſſen des Reichs weiſen nach der Abnahme
hres Darlehnsbeſtandes während der Vorwoche diesmal wieder eine
Erhöhung der Ausleihungen aus, und zwar um 283,8 auf 3454,8
Mil=
jarden Mk. Einen dieſer Steigerung entſprechenden Betrag führten
die Darlehnskaſſen an die Reichsbank in Darlehnskaſſenſcheinen ab, ſo
ſaß ſich die Beſtände der Bank an ſolchen Scheinen auf 3444,8
Milliar=
ſen Mk. gehoben haben.
* Univerſumfilm=A. G. (Ufa). Die Geſellſchaft beantragt
Lapitalserhöhung um 200 Mill. Mk. Ein Teilbetrag in Höhe von 40
Mill. Mk. wird im Verhältnis 5: 1 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurs
ſen alten Aktionären zum Bezug angeboten werden. 60 Mill. Mk.
verden insbeſondere im Hinblick auf ſchwebende Geſchäfte Verwertung
inden; die weiteren 100 Mill. Mk. neue Aktien werden vorerſt mit 25 %
Einzahlung an das der Geſellſchaft naheſtehende Bankkonſortium
über=
ehen. Durch die neue Kapitaltransaktion wird, ſich das zukünftige
lktienkapital auf 400 Mill. Mk. belaufen. Nach Genehmigung des
Ab=
hluſſes für 22/23 wird die Zulaſſung der Aktien zum ofiziellen Handel
n der Berliner und Frankfurter Börſe beantragt werden.
* Mollwerke A. G., Chemnitz. Die Geſellſchaft beruft eine
z.=V. zum 1. September, die über Verteilung einer Dividende in Höhe
on 1000 % (i. V. 20 %) beſchließen ſoll. Gleichzeitig wird eine Kapi=
„l8erhöhung um 73 Mill. Mk. auf 100 Mill. Mk. beſchloſſen werden,
vobei den Aktionären ein Teilbetrag von 9 Mill. Mk. im Verhältnis
: 1 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurs angeboten wird, 24 Mill. Mk.
n Intereſſe der Geſellſchaft Verwertung finden ſollen, während der
ceſt von 40 Mill. Mk. zu Angliederungs= und =Schutzzwecken zur
Ver=
igung der Verwaltung verbleibt. Die letzte Kapitalserhöhung wurde
u Anfang dieſes Jahres durchgeführt, und zwar um 12 Mill. Mk. auf
7 Millionen Mark.
* Lüdenſcheider Metallwerke A.G., vorm. Julius
Fiſcher u. Baß. Die Geſellſchaft wird für das abgelaufene
Geſchäfts=
jahr 400 % Dividende (i. V. 30 %) auf das verdoppelte Aktienkapital
zum Vorſchlag bringen. Vor Feſtſtellung des Reingewinns wurden
200 Mill. Mk. für Werkerhaltung abgezweigt und 44 Mill. Mk. für
Ab=
ſchreibung verwandt.
Dividendenvorſchläge.
Kattowitzer Bergbau=A. G., Kattowitz. Dem
Ver=
ehmen nach ſoll in der bereits einberufenen G.=V. eine Dividende von
ner Goldmark pro Aktie, umgerechnet im Verhältnis 1:40000, alſo
00 %, zur Verteilung vorgeſchlagen werden (i. V. 30 %).
* Leipziger Trikotagenfabrik Leipzig. Die Ge=
Uſchaft wird der G.=V. am 18. Auguſt eine Dividende von 500 % (im
orf. 30 %) zur Verteilung in Vorſchlag bringen; ferner ſoll über
apitalserhöhung um 5 Mill. Mk. Stammaktien auf 15 Mill. Mk. Be=
Aluß gefaßt werden.
h=Die Roheiſenpreiſe ſind für Lieferung ab 24. Juli wie
folgt erhöht worden: a) Roheiſen, welches aus inländiſchen Brennſtoffen
erblaſen wird, Hämatit, cu=armes Stahleiſen, Temper=Roheiſen von
6 250 000 auf 14 213 000 Mk., zahlbar in Papiermark auf Grund der
bis=
herigen Zahlungsbedingungen; b) der Durchſchnittspreis für die mit
deutſchen und engliſchen Brennſtoffen erblaſenen Hämatit wird von
6 630 000 auf 19 655 000 Mk. erhöht; c) zum Durchſchnittspreis
gelie=
fertes Roheiſen iſt zur Hälfte in Papiermark und zur Hälfte in
engli=
ſcher Währung zu bezahlen, ſoweit die Deviſenzahlung im Einklang
mit den geſetzlichen Beſtimmungen möglich int, d. h., ſofern der Käufer
nicht genötigt iſt, die Deviſen für die Bezahlung durch Kauf zu
beſchaf=
fen. Der in engliſcher Währung zu bezahlende Betrag wird derart
ermittelt, daß der Markbetrag zu dem der Preisfeſtſetzung zugrunde
gelegten Kurs von 3 300 000 Mk. für das Pfund umgerechnet wird. Bei
Abnehmern, welche nicht in der Lage ſind, in Deviſen zu zahlen, wird
der Gegenwert des in engliſcher Währung geſchuldeten Betrages in
Papiermark zu dem Fälligkeits= bzw. Zahlungstag gültigen Kurs
um=
gerechnet. Die Preisſpanne zwiſchen Hämatit, Gießerei=Roheiſen 1 u. 3
und Gießerei=Roheiſen Luxemburger Qualität bleibt in beiden Fällen
a) und b) in bisherigem Ausmaße beſtehen. Die Preiſe für Siegerländer
Stahl= und Spiegeleiſen konnten noch nicht feſtgeſetzt werden; ſie
wer=
den in den nächſten Tagen bekannt gegeben werden.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe
vom 1. Aug. (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack.
Als=
baldige Lieferung. Preis je 100 Kilo. Parität Frankfurt a. M.):
Wei=
zen 4,7—4,8 Mill. Mk., Roggen 3,4 Mill. Mk., Braugerſte 3,5—3,7 Mill.
Mk., Hafer 3—3,4 Mill. Mk., Weizenmehl ſüddeutſche Spezial Null
7,5 Mill. Mk. (Geld), 8,5 Mill. Mk. (Brief), bei Waggonbezug ab
Müh=
lenſtation, Roggenmehl 4,7—5,25 Mill. Mk., Weizen= und Roggenkleie
2—2,2 Mill. Mk. Tendenz feſt.
Berlin, 1. Aug. (Wolff.) Produktenbericht. Bei
feh=
lender Unternehmungsluſt geſtaltete ſich der Verkehr am Produktenmarkt
wieder ſehr ruhig. Anſcheinend beſtand vielfach die Erwartung, daß die
Mark eine leichte Beſſerung erfahren dürfte. Sofort verfügbare Ware
iſt bei vermehrtem Angebot, aber infolge dauernder Geldknappheit ſchwer
verkäuflich. Beſonders trifft dies für Roggen und Hafer zu. Dagegen
war Weizen allenthalben geſucht. Gerſte wurde etwas höher bezahlt.
Mais änderte ſich wenig im Preiſe. Mehl war bei feſter Haltung ſtiller.
Eine ſehr feſte Tendenz herrſchte für Raps bei ſtarker Nachfrage für
Hol=
ſtein. Hülſenfrüchte hatten eine feſte Haltung. Für Futterſtoffe beſtand
gute Nachfrage.
E=d= Hamburg, 31. Juli. Infolge der Erſchwerung der
Be=
ſchaffung von Deviſen für den Handel zeigte das Geſchkäft auf dem
Hamburger Kohlenmarkt während der Berichtswoche einen ſehr
ruhi=
gen Charakter, zumal die Importeure die Einfuhr nach Möglichkeit
ein=
ſchränkten. Trotzdem ſind in der verfloſſenen Woche große Mengen
eng=
liſcher Kohle eingeführt worden; jedoch ſind dieſes Mengen, die ſchon
in den verfloſſenen Wochen abgeſchloſſen waren. Die Preiſe haben
kaum eine Veränderung erfahren, nur Durham=Nuſereamed=Kohlen
waren etwas reichlicher angeboten und gaben infolgedeſſen die Preiſe
leicht nach. Am Hamburger Markt wurden notiert: ſchottiſche
Steam=
kohle 1. Kl. 32—34 Sch., ſchott. Dyſart=Mail=Steamkohle 29,6—30,6 Sch.,
gefiebte Kohle (Nordhumberland) 33—34 Sch., Durham=Förderkohle
1. Kl. 36,3 Sch., 2. Kl. 32—33 Sch., Yorkſhire Hards 33—34 Sch.,
York=
ſhire Slack 25,6—26,6 Schilling.
Börſen.
* Frankfürter Börſenbericht vom 1. Aug. (Eigener
Bericht.) Die Deviſenkurſe wurden heute von der Reichsbank unverändert
feſtgeſetzt. Kabel Neu=York 1 100 000 bei 10 % Zuteilung.
Für die Effektenbörſe lagen wieder überwiegend Kaufaufträge vor,
die bei zumeiſt nicht ſehr umfangreichen Umſätzen wieder große
Kurs=
ſteigerungen zur Folge hatten. Die Aufwertung der Kurſe vollzieht ſich
in raſchem Tempo. Die Kursbeſſerungen betrugen faſt überall 0,1 bis
1,0 Million %o und mehr. Die Schlußkurſe waren für einzelne Werte
etwas ſchwächer, doch ſchloß die Börſe im allgemeinen in feſter Haltung.
Der Markr der Auslandsrenten lag weiter feſt. Von türkiſchen Werten
waren Zolltürken 3 850—3 900 000, II. Bagdadbahn 4 200 000 % höher.
2. Auguſt 1923 Nr. 214
Von Mexikanern 5proz. Tehuantepec 12 Mill. % pl. 3 Mill. %. Der
Markt der wertbeſtändigen Anleihen lag heute, ebenſo wie der
Renten=
markt, vernachläſſigt, da ſich das ganze Intereſſe der Börſe auf die
Aktienmärkte konzentrierte. Am Chemieaktienmarkt betrugen die
Kurs=
beſſerungen bei faſt allen Werten mehr als 0,5 Mill. %. Beſonders feſt
waren Elberfelder Farben, 3 Mill. pl. 1 Mill. %, Badiſche Anilin 2,9
pl. 0,7 Mill. %, Griesheimer 2,8 pl. 0,6 Mill. %, Scheideanſtalt 3 Mill.
rat, pl. 0,2 Mill. %, Holzverkohlung 2 Mill. % rat. pl. 0,4 Mill. %.
Elef=
trizitätswerte lagen ganz weſentlich höher. Schuckert 14 Mill. % pl.
4 Mill. %, A.E.G. 1,95 Mill. pl. 0,4 Mill. %, Voigt u. Haeffner
0,7 Mill. pl. 0,2 Mill. %. — Maſchieen= und Metallaktien bei einer
Anzahl Rationierungen durchweg ſehr feſt. Genannt ſeien: Sichel
1,9 Mill. pl. 0,6 Mill. %, Heddernheimer Kupfer 850000 % rat. plus
100 000 %, Pokorny 600 000 % rat. pl. 100 000 %, Karlsruher 1,4 Mill.
pl. 0,450 Mill. %. Junghans mangels Material geſtrichen. Der Kurs
wurde zirka 1 Mill. % höher taxiert. — Zuckeraktien 0,3—0,4 Mill. %
höher. — Die Montanwerte eröffneten mehrere 100 000 % höher, doch
blieben hier ſchließlich die Höchſtkurſe nicht voll behauptet. Mit
ver=
doppeltem Kurs eröffneten Laurahütte mit G,8 Mill. %, um dann auf
6 Mill. %o nachzugeben. Karo 5,75 Mill. pl. 0,95 Mill. %. Von
weſt=
lichen Werten Harpener 16 Mill. % pl. 0,5 Mill. %, Buderus 5,4 Mill.
pl. 2,5 Mill. %. Weſteregeln konnten mit 7 Mill. % ihren Kurs mehr
als verdoppeln. — Bankaktien lagen ebenfalls feſt. Metallbank 2,8 Mill.
pl. 0,5 Mill. %, Berliner Handelsgeſellſchaft 7,5 Mill. pl. 2,5 Mill. J6=
— Verſicherungsaktien ſehr feſt. Frankona 3,5 Millionen plus 1,4
Millionen %. Frankfurter Allgemeine 6 Mill. plus 1,5 Mill. %. Der
Einheitsmarkt zeigt das Bild für die letzten Tage: zahlreiche
Nationie=
rungen und Kursſteigerungen mangels Angebot. Unter anderem waren
Badenia 0,55 Mill. rat. pl. 0,1 Mill. %, Eifenmeher 1,2 Mill. plus
0,4 d. Jetter u. Scherer 3 Mill. pl. 0,2 Mill. %, Gebr. Lutz 1,9 Mill.
pl. 0,7 Mill. %, Nähkayſer 1,3 Mill. rat. pl. 0,5 Mill. %, Schramm=
Lack 1 Mill. pl. 0,3 Mill. %. — Im freien Verkehr hörte man Becker=
Stahl 2,1 Mill. %, Beckerkohle 2,15 Mill. %, Benz 2,4 Mill. %, Emelka
0/41 Mill. %, Frankfurter Handelsbank 54 000 %, Georgi 155 000
Growag 190 000 %, Hanſa Lloyd 650 000 %, Kaiſer Waggon 180 000 %,
Krügershall 2,5 Mill. %, Meher=Textil 240 000 %, Naſtatter Waggon
800 000 %, Tiag 420 000 d Ufa 870 000 %.
Berlin, 1. Aug. (Wolff.) Börſenſtimmungsbild. Mit
verſchiedenen geringen Ausnahmen ſetzte ſich die Anpaſſung des
Kurs=
ſtandes am Effektenmarkt an den verminderten Geldwert in
beſchleunig=
tem Tempo fort. Seitens des Publikums und der Spekulation lagen
faſt nur Kaufaufträge vor, die bei der täglich ſchärfer hervortretenden
Materialknappheir erneute rieſige Kursſteigerungen verurſachten. Sie
ſtellten ſich bei den Induſtrie=, Schiffahrts= und Bankaktien zumeiſt
wie=
der auf 100000 bis 1 Million Prozent und erreichten bei den ſchweren
Montan= und anderen Induſtriewerten 1,1 bis 6,3 Millionen. Unter
1 Mill. Prozent waren nur wenjge Papiere höher. Valutawerte
ſchloſ=
ſen ſich der allgemeinen Umwertung gleichfalls wieder an. Von
heimi=
ſchen Renten verzeichneten alle preußiſchen Konſols beträchtliche
Kurs=
erhöhungen bzw. Kursverdoppelungen. Das Geſchäft blieb nach wie
vor bedeutend, hat aber doch weſentlich von ſeinem früheren ſtürmiſchen
Charakter eingebüßt. Der Kursſtand hat ſich ſpäter zumeiſt mäßig
wei=
ter erhöht. Anfängliche Einbußen konnten größtenteils wieder
herein=
gebracht werden. Nur Bochumer Gußſtahl büßten von den letzttägigen
großen Steigerungen 1 Million Prozent ein. Bei den zu
Einheits=
kurſen gehandelten Induſtriepapieren waren infolge des vermindert
ſtarken Kaufandranges bei ſcharfen Repartierungen ebenfalls erhöhte
Kursſteigerungen zu verzeichnen. Die Devifenpreiſe wurden bei den
gleichen Zuteilungen auf dem geſtrigen Stande feſtgeſetzt.
Oeviſenmarkt.
armſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.
KGeld Mie
Geld rat. Amſterdam=Notterdam .. . 428985. 41075.— 428025 431075 Brüſſel=Antwerpen ........." 52067.50 53132.50 52067.50 53132.,51 Chriſtiania.. 175560.— 176440.— 175560.— 176440.— Kopenhagen. 195510.— 196490.— 1955 10.— 196490.— Stockholm .. 230272.50 291724.50 290272.50 291724.50 Helſingfors". 30423.50 3u576.50 30423.50 30576.50 Italien. 47880.— 48120.— 47880.— 48120.— London 4987500. 5012500. 4387500. 5012500. New=York 1097250. 1132,50. 1037250. 1132750. Paris 63840.— 64160.— 63840.— 64160.— Schweiz; 194512.50 185437.50 194512.50 195437.50 Spanien 155610.— 156380.— 155610.— 156390.— Wien ſin Deutſch=Oſterr, abg.). 1596.— 1604.— 1596.— 1604.— Prag..." 32160.50 33333 50 32160.50 33333.50 Budapeſt. 44.88 45.12 44.88 45.12 Buenos=Aires 369075.— 370925.— 2 369075.— 370925.— Bulgarien. 10274.— 10326.— 10274.— 10326.— Japan. 530670.— 531330.— 1530670.— 531330.— Rio de Janeiro............ 111720.— 112280.— 111720.— 112280.— Belgrod.
... 15560.— 15630.— 13560.— 15630.— Liſſabonn. . . . . . . . . . . . . . .... . 41875.— 42105.— 41875.— 42105.— Sofia.. ..
....."
Fmropäiſche Etaatspapiere.
a) Deutſche
Reichsanleihe. . . ..
72
.......
78 IV. und V. Schatzanweiſ.
2% HI.—IX.
„
ſarprämienanleihe .... ... ..
Preuß, Konſols ........"
-
%
........
Bad. An. unk. 1935......
v. 1907......
Bahern Anleihe ........."
Heſſen unk. 1924 ........
% ........."
...........
Württemberger .........
b) Ausländiſche.
Bosnien L.=E.=B. v. 1914
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
7 „ v. 1902......
v.......... .......
Bulgar. Tabak 1902 .....
Griech. Monopol".
20 Oeſt. Staatsrente v. 1818
..
b 1918 ..........
20 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
1914 ..............."
Oeſt. Goldrente .... . ..."
„ einheitl. Rente ....
Rum. am. Rente v. 08 ..
% „ Goldrente v. 13 ..
„ am. „ konv. ....
„ „ „ v. 05 .„.."
Türk (Admin.) v. 1903
(Bagdad) Ser. I
„ I..
„ v. 1911, Bollanl.
Ung. Staatsr. v. 14..
Goldrente.
„ Staatsr. v. 10..
„ Kronenrente ...."
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . ..
konſ. äuß. v. 99 .
Gold v. 04, ſtfr.
konſ. innere .. . ..
„ Irrigationsanleihe.
Tamaulipas, Sertel ..
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. . . . .
Gal. Car: Ludw.=Bahn
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtf=
Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.)
3Neue
Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...
Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em
9. Em. ...
30. 7.
510.—
10900.—
7000.—
900.—
225.—
—
4100—
7600.—
3600.—
5000.—
7500.—
—
3975.—
1200 000.
500 000.
220 000.
300 000.
900 000.
285 000.
1200 000.
800 000.
3200 000.
3600 000.
3450000.
620 000.
910000.
150 000.
1700 000
32000 —
2300 000
320 000.
1. 8.
550.—
18000.—
250.—
6000.—
5200.—
10000.—
3600.—
4100.—
3975.—
980.—
1200.—
00 000.
280000.
450 000.
210000.
1400000.
1600 000.
900000.
3500 000.
4500 000.
4200 000.
3850 000.
3080 000.
640 000.
1050 000.
135 000.
170003.
2200 100
35 000.—
2450 000.
250 000
2200 000.
Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 .
42 Rudolfb. (Salzkammerg.)
4½½ Anatolier I............
% Salon Conſt. Jonction..
8% Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantepec ............"
D
4½% „
Pfandbriefe.
4% Frankf. Hyp.=Bank 1920...
3½9
...
4% Frankf. H. Krö.=Ver. 1921
4% Mein, Hyp.=Bank 1922...
4% Pfälz. „ „ 1922 ...
„ 1923 ...
4% Rhein. „
verl. ..
3½%
4½ Südd. Boden=Ered.=Ban!
München 1906 ...
4% Heſſ. Ldhhp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4½ Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
40 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½½ Darmſt. v. 1905 .......
4% Fronkfurt v. 1913 .......
8½% „ v. 1903 .......
420 Mainz. v. 1919 bis 1928.,
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ... 760 000.
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank ............"
DeutſcheEffekten= u. Wechſelban.
Deutſche Vereinsbank .......
Disconto=Geſelſchaft . . ......
Dresdener Bank ...."
Frankfurter Bank.
Metallbank. . ..
Mitteldeutſche Ereditbank ..
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant.
Rhein. Ereditbank . ...
Süddeutſche Disconto=Geſellſch
Wiener Bankverein .......
Bergwerks=Aktien.
Berzelius ................"
Bochumer Bergb. .... .. . . .. .
Buderus. . . . . . . . .. .. . . ......
Dt. Luxemburger ...... . . .. 11900000
Eſchweiler, Bergwerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergw. .
Harpener Bergbau ........
Kaliwerke Aſchersleben ......
Weſteregeln ..
Lothringer Hütte. ..
Mannesmann Röhren.
Mansfelder ..
Oberbedarf ......"
Oberſchleſ. Eiſen Caro) .....
Phönig Bergbau ...........
230 000. 400 000. 600 000. 7500 600. 1000 000 1225 000. 1500 603. 1830 000. 2000 160. 700 000. 720 000. 230 000. 230 000. 880 000. 1290 000.1 220 000 270 000. 2300000. 2800 000. 425 000. 500 G00. 280 000. 280 000. 340 000. 400 000 400 000. 700 000. 940 000. 260 000. 239 500. 2000 000. 2900 000. 5400 000. 120000000 7000 000. 10000000 14200000 15500000 10000000 3700 00. 3225 000. 2000 000. 6900 000. 6800 000 2800 000 3625 000 4000 000. 4400 000 4800 000. 5750 000 7250 000. 7200000.
Frankfurter Kursbericht vom 1. Auguſt 1923.
Bergwerks=Rktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke ..........
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . .
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
öwenbräu München ..
Schöfferhof (Binding ........
Werger ..........."
Akkumulat. Berlin Lssnas.
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Klehzer) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff ...."
Badenia (Weinheim) .. . . . . .."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ......."
Bad, Uhrenfgbr. Furtwangen . 700000.
Baſt Nürnberg .. . . .. .......
Bayriſch. Spiegel .......
Beck & Henkel Caſſel) ..
Bergmann El. Werke ..
Bing. Metallwerke. . ... . . .
Blei= u. Silberh. Braubach ...
Brockhues, Nieder=Walluf. ..
gementwerk Heidelberg
Karlſtadt .
Lothringen (Metz). 800 900.
Chem. Werke Albert ..
Griesheim Elektron ....
Weiler=ter=mer
Daimler Motoren ........"
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin.
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
2700 000. 2600 000 Dingler, Zweibrücken ......."
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm)... .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerk Kaiſerslautern .. . . . 500 000.
480 000. Eiſenwerk L. Meher jr. ... . . . 800000.
Elberfelder Farb. v. Baycr ...
Elektr. Lieferungs=Geſ. ... . . ."
Licht und Kraft .....
Elſäſſ Bad. Wolle.. .... ....
2100000 Emag, Frankfurt a. M. ......
Emaill= &. Stanzw. Ullrich ..
Enzinger Werke .......
Eßlinger Maſchinen ......
Ettlingen Spinnerei ... .. . . . . 1000000.
Faber, Joh., Bleiſtift.. . . . ..
Faber & Schleicher...... ....
Fahr, Gebr., Pirmaſenz .. . . . . 750 000.
Felten & Guilleaume. Carlsw./ 3600 000.
Feinmechanik (Jetter) ... .. . . 2800 030.
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M
Frankfurter Gas.. . .. . ... . 260 000.
Frankfurter Hof............
Fki. Maſch. Pokornh & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm. . . . . .
Ganz, Ludwig, Mainz .......
Geiling & Cie. ............."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th..... .. . .. . .."
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ...........
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .... ...
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . .. . .
Hoch= und Tiefbau ........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............
Holzverk =Induſtr. ...... .. ..."
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Junghans Stamm. . . . . . . . . . .
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Konſervenfabrik Braun ....."
Krauß & Co., Lokom.. .
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Lech Augsburg .....
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Lüdenſcheid Metallw
Lux ſche Induſtrie ..
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Meguin, Butzbach ...
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul........ . . . .
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
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Philipps A.=G... . . . . .
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Schneider & Hanau
Schnellpreſſen Frankenthal..
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450 000.
300 000.
2400 000
3100 000.
790 000.
130000
750 000.
850 000.
470 000.
1000 000
570 000
2100 000.
760 000.
1600 000
720000.
1150090
450 000.
950 000.
850 000.
350 000.
1500 000
850000.
950 000.
600 000.
750 000.
1000 000.
1000 000
550 000.
2000 000
2800 000.
400 000.
700 000.
600 000.
1100000
850000.
550 000.
800 000.
500 000.
—S
430 000.
690 000.
— G
1000000
1900 000.
530 000.
2400 000.
400 000.
420 000.
740 000.
700 000.
10000000
1. 8.
500 000.
400 000.
3400 000.
800 000.
1500 000.
890 000.
600 000.
5000 000.
1900 000.
12570 000.
975 000.
1920 000.
550 000.
1400 000.
900 000.
400 000.
2000 000.
1300 000.
1100 000.
— G
800 000.
— G
— G
1200 000.
600 000.
12400 000.
450 600.
775 000.
1600 030.
—6
2000 000.
1200 000.
440 000.
1300 000.
—O
765 000.
1300 000.
605 000.
S
600 000.
720 300.
1100000.
1400 000.
2600 000.
2000 000.
740 000.
2700 000.
420 000.
500 000.
970 000.
1000 000.
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699 900.
700 000
1899 000.
399 000.
2000 600.
85 000.
1. 8.
610000.
600 000.
500 000.
900 000.
1900 000.
310000.
2100 000.
420 000.
20 000.r
500 000.
1000 000.
1000 000.
2050 000.
—G
850000.
— G
— G
900 000.
700 000r
700 000.
950 000.
1120 000.
1500 000.
1500 000.
1400 000.
1300 000.
1400 000.
1350 000.
1350 000.
495 000.
1900 000.
6250 000.
1650 000.
2200 000.
2100 000.
2200 000.
550000.
105 000.
655 000.
2300 000.
360 000.
310000.
60 000.
Miee
460 100.
700 100.
1901000.
601 000.
100 000.
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Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2. Anguiſt 1223.
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II. Teil: Rich. Wagner.
Strauß=Konzert: Ermäßigungsrückzahlung.
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Freitag, den 3. Auguſt, 12 Uhr. (*21855
Donnerstag, den 2. Auguſt: (6486
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Blumenthalſtraße 7
Durch die Verordnung vom 24. Juli 1923 wurde die
Ver=
dienſtgrenze für die Verſicherungspflicht der Betriebsbeamten,
Angeſtellten ſowie Hausgewerbetreibenden uſw. mit Wirkung
vom 30, Juli 1923 auf 48 000000 Mark feſtgeſetzt.
Die Arbeitgeber ſind daher verpflichtet alle bei ihnen
be=
ſchäftigten Perſonen, die ſeither wegen Ueberſchreitens der
Ge=
haltsgrenze von der Verſicherungspflicht befreit waren alsbald
zur Kaſſe zu melden. Durch die gleiche Verordnung wurde der
Grundlohn von 54 000 Mark mit Wirkung vom 30. Juli 1923 auf
120000 Mark und vom 13. Auguſt 1923 auf 180000 Mark erhöht.
Dies machte eine Aenderung der ſeitherigen Stufenfolge
notwendig und zwar:
Stufe Grundlohn
Verdienſt
Beitrag pro Tag
2000 Mk. von
4000
2401
12001
24001
33 001
66 001
81001 „ 103000
Dieſe Einteilung gilt für die Zeit vom 30, Juli bis
bis 2400 Mk.
6000
6001 „ 12000
18000
18001 „ 24000
33000
42000
42001 „ 54000
54001 „ 66 000
81000
103001 „ und mehr 10200
170 Mk.
340 „
765 „
1275
1785 „
2380 „
3230
4080
5100
6290
8160
3 9000
4 15 000
5 21000
6 28000
7 38000
8 48000
9. 60000
10 74000
11 96 000
12 120000
12. Auguſt 1923,
Vom 13. Auguſt 1923 wird dieſelbe wie folgt geändert:
Stufe 11 90000 von 81001 bis 99000 Beitrag 7 650
9860
12 116000 „ 99001 „ 133000
13 146000 „ 133001 „ 159000
12410
14 180000 „ 159 001 und mehr
15800
Die infolge der erhöhten Grundlöhne ſich ergebenden
Mehr=
leiſtungen der Kaſſe beginnen für die Abteilung mit Mk. 120000
Höchſtgrundlohn am 20. Auguſt 1923 und für die „ „ „ 180 000
Höchſtgrundlohn am 3. September 1923.
Um eine entſprechende Einſtufung vornehmen zu können,
wverden die Arbeitgeber erſucht, die Arbeitsvergütung einſchließlichk
Teuerungszulagen, Tantiemen und Naturalbezügen aller bereits
gemeldeten Perſonen der Kaſſe alsbald mitzuteilen.
Wir benutzten dieſe Gelegenheit um die Arbeitgeber darauf
hinzutveiſen, daß ſie geſetzlich verpflichtet ſind, jede Lohnveränderung
innerhalb drei Tagen der Kaſſe zur Kenntnis zu bringen. Leider
wird dieſe geſetzliche Verpflichtung von ſehr vielen Arbeitgebern
außer acht gelaſſen. Wir ſehen uns daher genötigt, von dem
geſetzlichen Strafrecht unnachſichtlich Gebrauch zu machen, ſowie
die Klaſſeneinteilung nach unſerem Gutdünken vorzunehmen und
die Beiträge bis zum fünffachen Betrag derſelben einzuziehen.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1923.
(6479
Der Vorſtand: Knoblauch,
Allgemeine Ortskrankenkaſſe
Darmſtadt=Stadt.
An die Arbeitgeberſchaſt!
Nach § 46 unſerer Satzung ſind die Beiträge im voraus
an die Ortskrankenkaſſe abzuführen. Wenn der Vorſtand von
der Durchführung dieſer alten Beſtimmung Abſtand nahm,
ſo geſchah dies aus betriebstechniſchen Gründen und weil er
glaubte, ſeinen Verpflichtungen auch bei nachträglicher
Er=
hebung der Beiträge gerecht werden zu können. Die in
immer größerem Maße fortſchreitende Geldentwertung bringt
aber die Kaſſe in die größten finanziellen Schwierigkeiten.
Die Forderungen der Aerzte, Zahnärzte, Dentiſten, Apotheker
uſw. auf rechtzeitige Zahlung können nicht als unberechtigt
bezeichnet werden. Auch die Anforderungen, die die erhöhte
Krankenrente und die höhere Beſoldung der Angeſtellten an
die Kaſſe ſtellt, und die von Tag zu Tag größer werden,
laſſen eine Kreditgewährung der Ortskrankenkaſſe den
Arbeitgebern gegenüber nicht mehr zu.
Aus dieſen Gründen beſchloß der Vorſtand: alle
Arbeit=
geber mit mehr als 5 Verſicherten haben die
Ver=
ſicherungsbeiträge nach jeder Lohnzahlung an die
Kaſſe abzuführen. Die Verrechnung erfolgt in den
ſeither üblichen Erhebungsperioden. Die Art der
Einzahlung, Bank, Poſtſcheck oder direkt an die Kaſſe
(im letzteren Falle außer Hamstag), bleibt den
Ar=
beitgebern überlaſſen.
Wir erſuchen die Herren Arbeitgeber, obige Vorſchriften
zu erfüllen, damit ſich unnötiges Mahnen erübrigt. (6480
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1923.
Der Vorſtand.
Knoblauch, Vorſitzender.
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(6482
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(648
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Ver=
mögen, vornehm
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and. Werte, tüchtige
Hausfr., lebensfreud.
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die Bek. ein. vornehm
gebild, ſymp. Herrn
(40—50 J.) in ſicher.
Poſit, zwecks
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Geſchäftsſt. (*21838
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Geſchäftsſt. (*21832
Aelt. Herr ſ. beſſere
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wechs Heirat. Ang. u
G44 Geſchſt. (*21791
Anonyin tvertlos.
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wieder glücklich zu
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Kaufmann Adolf Kauffmann in Göppin
gen ſind zu ſtellvertretenden Vorſtands
mitgliedern beſtellt. Die Prokura de
Kaufmanns Friedrich Beil in
Geislinge=
iſt erloſchen.
(647
Darmſtadt, den 27. Juli 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Einträge in das Genoſſenſchaftsre
giſter bei den Firmen: Am 26. Jul
1923: Landesgenoſſenſchaftsbank
eingetragene Genoſſenſchaft mi
beſchränkter Haftpflicht.
Darm=
ſtadt: Durch Beſchluß der
Generalver=
ſammlung vom 21. Juli 1923 iſt die
Satzung geändert. Die Haftſumme
be=
trägt jetzt 5000 000 Mark. Die
Höchſt=
zahl der Geſchäftsanteile 100. Philipr
Becker iſt durch Tod aus dem Vorſtand
ausgeſchieden. — Am 30. Juli 1923
Gemeinnützige Gartenſtadt=
Ge=
noſſenſchaft zu Darmſtadt,
einge=
tragene Genoſſenſchaft mit
be=
ſchränkter Haftpflicht, Darmſtadt:
Die Genoſſenſchaft iſt durch Beſchluß der
Generalverſammlung vom 13. Juli 1923
aufgelöſt. Die bisherigen
Vorſtandsmit=
glieder Rechnungsrat Emmerich und
Real=
lehrer Haſter ſind Liquidatoren. (6476
Darmſtadt, den 30. Juli 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
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Herm. Wiener.
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Von der Darmſtädter
u. Nationalbank,
Kom=
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Aktien, Filiale
Frank=
furt (Main), der
Di=
rektion der Disconto=
Geſellſchaft, Filiale
Frankfurt a. M., der
Dresdner Bank in
Frankfurt a. M., der
Fa. S. Merzbach,
Offenbach a M., und
derAquila=Aktien=
Ge=
ſellſchaft für Handels=
und
Induſtrieunter=
nehmungen iſt bei uns
der Antrag auf
Zu=
laſſung von 60000000
Mark neue auf den
Inhaber lautende
Stammaktien 60000
Stück zu je 1000Mk.,
Nr. 20001—80000 mit
Dividendenberechti=
gung ab 1. Januar
1923 derBahnbedarf,
Aktiengeſellſchaft in
Darmſtadt, zum
Han=
del und zur Notierung
an der hieſigen Börſe
eingereicht worden.
Frankfurt a. M., den
31. Juli 1923. (6473
Die Kommiſſion für
Zulaſſung von
Wert=
papieren an d. Börſe
zu Frankfurt a. M.
Dasjenige, das den
Schirm aus Verſehen
n Zimbrichs Laden
mitgenommen hat,
wird gebeten, den
ſelben wieder dort
abzugeb., andernfalls
erfolgt Anzeige. (*u
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Geſchäftsſt, (*21804