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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 207
Sonntag, den 29. Juli 1923
186. Jahrgang
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auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg. Bankkonto=
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
Eine Kundgebung der Reichsregierung.
Berlin, 28. Juli. (Wolff.) Der Reichskanzler
und die Reichsregierung haben eine Kundgebung
über die derzeitige wirtſchaftliche Not erlaſſen. Anfangs
derſelben wird auf die ſchwere Entrechtung des beſetzten
Rhein= und Ruhrlandes und auf die ſteigende wirtſchaftliche
Notlage Deutſchlands hingewieſen. Frankreich verzögert von
einem Tag auf den anderen die Löſung der Reparationsfrage.
Durch den Einbruch in das Ruhrgebiet hat es die
wirtſchaft=
liche und finanzielle Lage Deutſchlands aufs ſchwerſte
erſchüt=
tert. So iſt Deutſchland gegen ſeinen Willen, zu einer
ungeheueren Vermehrung ſeiner Zahlungsmittel gezwungen
worden. Dazu kommt, daß in dieſem Jahre durch die
Verzöge=
rung der Frühernte Ernährungsſchwierigkeiten entſtanden ſind.
Alle dieſe Notfälle haben zu ſchweren körperlichen und ſeeliſchen
Leiden der Bevölkerung geführt. Bis zu einer vernünftigen
Löſung der Reparationsfrage muß ſich das deutſche Volk aus
eigener Kraft aufrecht erhalten. Die deutſche
Re=
gierung wird alle möglichen Maßnahmen treffen, um dieſes
Ziel zu erreichen.
Zugleich gilt es unſere Finanzen, zu ſtärken, um der
ungeheuerlichen Entwertung des Geldes Einhalt zu bieten.
Die Kundgebung erwähnt dann die einzelnen Steuern, über die
das Reichskabinett in den nächſten Tagen erneut Beſchluß
faſ=
ſen wird, ſo daß ſie der Geldentwertung beſſer angepaßt
wer=
den können. Außerdem wird erwähnt, daß dem Reichsrat ein
Geſetzenturf zugegangen iſt, der als Opfer, für Rhein
und Ruhr gedacht iſt. Durch die Ausgabe einer
wertbe=
ſtändigen Anleihe ſoll weiten Volkskreiſen die
Möglich=
keit des Sparens geboten werden, ohne daß der Deviſenbeſtand
angegriffen wird. Anpaſſung der Löhne und Gehälter iſt geſichert.
Das deutſche Volk wird dieſe Maßnahmen für den Kampf
um Leben, Recht und Freiheit unterſtützen und ſo den Beweis
erbringen, wie ſtark ſein Wille iſt, ſich trotz der großen Not zu
behaupten. Angriffe gegen die Staatsordnung können die Lage
nicht beſſern, ſondern nur verſchlimmern. Das deutſche
Volk, will von einer ſolchen Störung nichts
wiſſen. Es will ſeine Staatsordnung behaupten, die es ſich
in der Zeit größten Unglücks ſelbſt gegeben hat. Für
Landwir=
ſchaft und Handel iſt es ſtaatsbürgerliche Pflicht, ſo ſchnell wie
möglich und im weiteſten Umfange die Ernteerträgniſſe dem
Verbraucher zuzuführen. Wie die Bevölkerung an Rhein und
Ruhr, ſo müſſen wir den Weg gehen, für den Frieden und die
Wohlfahrt unſeres Volkes und für die Freiheit Deutſchlands.
25 Jahre gingen dahin, ſeit Fürſt Bismarck die Augen
für immer ſchloß.
Mit mächtigen Hammerſchlägen ſchmiedete er des
Deutſchen Reiches Einheit.
Zu ungeahntem Aufſtieg führte ſeine Meiſterhand das
deutſche Volk.
Einer der Titanen der Weltgeſchichte ging mit ihm
dahin.
Die deutſche Erde erzitterte, als der Tod die
Königs=
eiche im Sachſenwalde gefällt.
Der Gedanke an den Gründer des Reichs leite uns
jetzt, wo es gilt, ſein Werk zu erhalten.
Entſetzen in England über die Mark=Kataſtrophe. — Zuſammenkunft zwiſchen Lord Curzon
und Poincaré. — Lord Cecil gegen Lloyd George. — Die franzöſiſchen Gegenfragen.
Curzon und Poincaré.
Die franzöſiſch=belgiſchen Verhandlungen.
London, 28. Juli, (Wolff.) Reuter erfährt, daß die Nach=
London, 28. Juli. (Tel.=Union.) Der belgiſche Geſandte
richt, wvonach Curzon nächſte Woche nach Paris gehen und ſuchte geſtern den engliſchen Außenminiſter Lord Curzon im
dort eine Unterredung mit Poincaré haben werde, nicht zu= Foreign Office auf und ſetzte ihm den Standpunkt Belgiens
be=
treffe. Es werde für wahrſcheinlich gehalten, daß der britiſche
Staatsſekretär des Aeußern im Laufe des Monats Auguſt Frank= züglich des engliſchen Antwortentwurfes auseinander. Der Daily
reich einen Beſuch abſtatten und die Kur, der er ſich voriges Jahr Telegraph erklärt, daß die franzöſiſch=belgiſchen Beſprechungen
unterzog, fortſetzen werde. In dieſer Zeit werde er Poincarg nicht glatt vonſtatten gehen. Das Blatt behauptet, Poincaré
be=
auf der Durchreiſe durch Paris ſehen.
gehe einen Fehler, wenn er annehme, daß geringfügige Verbeſſe=
Paris, 28. Juli. (Wolff.) Das Journal betrachtet eine rungen an der franzöſiſchen Note ausreichten, Theunis und
Zuſammenkunft zwiſchen Lord Curzon und Pdin= Jasper vollkommen zu ſeinem Standpunkt zu bekehren.
caré, wenn der erſtere zur Kur nach Frankreich kommt, mehr
als wahrſcheinlich, obwohl ſie in London beſtritten werde. Die
Die franzöſiſche Antwort in Brüſſel.
Bedeutung einer derartigen Unterredung unter den
gegenwär=
tigen Umſtänden brauche nicht hervorgehoben zu werden. Die
Paris, 28. Juli. (Tel.=Union.) Die heutigen Morgen=
Reiſe Lord Curzons würde dafür ſprechen, daß keine überſtürzte, blätter beſtätigen, daß die franzöſiſche Antwort an England ledig=
Entwicklung der Verhandlungen vorgeſehen ſei, ſonſt würde doch lich auf das engliſche Begleitſchreiben im engeren Sinne und auf
Curzon die Dol=ning Street nicht für mehrere Wochen verlaſſen, den Entwurf einer Antwort an Deutſchland Bezug nehme. Poin=
Unter dieſen Umſtänden ſei die Nervoſität gewiſſer engliſcher caré umſchreibe auf das deutlichſte den franzöſiſchen Standpunkt
Blätter kaum zu begreifen. Sie haben ihren Grund vielleicht betreffend Einſtellung des paſſiven Widerſtandes, die Prüfung
liediglich in dee langen Geheimhaltung der
Ver=
handlungen. Auf franzöſiſcher Seite habe man auf alle Fälle der deutſchen Zahlungsfähigkeit ſowie den unerläßlichen
Mindeſt=
keinen Grund, ſich aufzuregen, wie wichtig auch dieVerhandlungen ſatz der Reparationen und die Regelung der interalliierten
Schul=
den. Außerdem ſtelle er in der Antwort an England
verſchie=
ſein möchten. Weit bedeutſamer ſeien die Vorgänge in
Deutſch=
land. Die Nachrichten aus dem Ruhrgebiet ſeien ſehr befrie= dene Fragen, um genaue Angaben über gewiſſe Gedanken zu
erhalten, die in dem engliſchen Dokument ſehr unklar und
ver=
digend. (? D. Red.)
ſchwommen dargeſtellt ſeien.
Die franzöſiſche Antwort wurde geſtern nach Brüſſel zur
Lord Cecil gegen Llond George.
Einſichtnahme geſchickt, und man erwartet das belgiſche Schrift=
London, 28. Juli. (Wolff.) In einer Rede vor einer poli= ſtück, da die beiden Dokumente zu gleicher Zeit nach London
ab=
tiſchen Verſammlung ſagte geſtern Lord Robert Cecil zur Re= gehen ſollen. Geſtern lag am Quai d’Orſay noch nichts vor.
parationsfrage, in dieſer wie in anderen Fragen ſuche Groß=
Paris, 28. Juli. (Tel.=Union.) Der Temps erklärt, das
britannien keinen Triumph und keinen diplomatiſchen Sieg. Die geſtern in Paris fertiggeſtellte Dokument könne natürlich nicht als
Regierung wünſche lediglich die geſchäftsmäßige Regelung von
Entwurf einer Antwort an Deutſchland gelten, da Frankreich und
geſchäftsinäßigen Fragen, und er halte es nicht für beſonnen und Belgien entſchloſſen ſeien, bis zur Einſtellung des deutſchen
Wi=
verſtändig, ſich in heftigen Wendungen gegenüber Frankreich
derſtandes die deutſchen Vorſchläge nicht in Erwägung zu ziehen.
oder anderen Regierungen zu ergehen. Er bedauere die Rede, Sie werden weder eine auf die deutſchen Vorſchläge Bezug
neh=
die Lloyd George in Briſtol gehalten habe, und die heftigen
mende Antwort aufſtellen, noch verbeſſern, noch werde die
fran=
perſönlichen Angriffe gegen Poincaré. Er wolle mit ſolchen
An=
zöſiſche Regierung auf den Begleitbrief antworten, der
gleich=
griffen gegen den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten nichts zu tun
zeitig mit dem engliſchen Vorſchlag am 20. Juli hier eintraf.
haben. Am beſten wäre es, wenn alle Engländer dieſe Dinge
Die franzöſiſche Regierung wird in ihrer Antwort an das
eng=
ohme Leidenſchaft betrachten würden und als Geſchäftsleute
liſche Kabinett eine Reihe von Fragen richten. Zunächſt wird die
eine Lörung für ein Problem zu finden ſuchten, das durch ſein
bloßes Vorhandenſein der Wiederbelebung Guropas im Wege Pariſer Regierung betreffend der interalliierten
Sachverſtändigen=
kommiſſion, die die deutſche Zahlungsfähigkeit zu prüfen habe,
ſtehe.
um nähere Angaben bitten. Der Temps erklärt gleichzeitig, daß
Das Anterhaus gegen Baldwins Zurückhaltung die Einſetzung eines ſolchen Ausſchuſſes mit den Klauſeln des
Verſailler Vertrages in Widerſpruch ſtehe. Ferner wird das Pa=
* Paris, 28. Juli. (Priv.=Tel.) Der Londoner Bericht= riſer Kabinett die Frage nach den engliſchen Abſichten bezgl. der
erſtatter des Temps ſchreibt ſeinem Blatt: Das Unterhaus hat interalliierten Schulden ſtellen. Um erfolgreich auf die deutſchen
wiederholt den Wunſch ausgedrückt, über den Gang der inter= Vorſchläge zurückgreifen zu können, müſſe England ſeine an
allierten Beſprechungen laufend in Kenntnis geſetzt zu werden Deutſchland gerichtete Ermutigung zur Fortſetzung des paſſiven
und kritiſierte die vom Miniſter Baldwin geübte Zurückhaltung. Widerſtandes endgültig einſtellen. Der Temps wühlt ſchließlich
Ueber die Ruhrfrage ſoll am 31. Juli eine Ausſprache eröffnet gegen die gegenwärtige Reichsregierung und rät ſcheinheilig da=
1 werden, doch iſt mit der Möglichkeit zu rechnen, daß dieſe bis zum zu, die Gläubiger des Reiches ſollten ihre Anſtrengungen ver=
2. Auguſt verſchoben wird, weil die Regierung bis dahin hofft, „einigen und der gegenwärtigen unhaltbaren Lage ein Ende
be=
über den Sinn, der allierten Antwort einiges mitteilen zu reiten, um Deutſchland vor dem Verſinken in das Chaos zu
be=
wahren.
können,
Die Woche.
Langſam, unendlich langſam ſchreiten die diplomatiſchen
Verhandlungen über die europäiſche Frage fort, wenn überhaupt
von einem Fortſchritt geredet werden darf. Die bisherige
Ver=
ſchleppungstaktik des Pariſer Kabinetts wird von Herrn
Poin=
caré erfolgreich fortgeſetzt. Eine volle Woche hat man wieder
zwiſchen Paris und Brüſſel „verhandelt” mit dem Ergebnis, daß
kein Ergebnis erzielt wurde. Die obligate Einigkeit der beiden
Regierungen wurde natürlich wieder einmal feſtgeſtellt, was
aber doch nicht darüber hinwegtäuſchen kann, daß der Brüſſeler
Regierung durchaus nicht ſo wohl zumute iſt, wie man das nach
außen hin immer wieder betonen möchte. Tatſache ſcheint zu
ſein, daß die Antwort, die man der engliſchen Regierung dieſer
Tage erteilen wird, keineswegs präziſer Art ſein wird. Daß
man bei dieſer Lage mittlerweile in London einigermaßen
un=
geduldig zu werden beginnt, iſt nur allzu verſtändlich. Die Rede,
die der engliſche Premierminiſter am Donnerstag in Glasgow
hielt, weiſt mit bemerkenswerter Schärfe auf die
verhängnis=
vollen Folgen des franzöſiſchen Ruhrabenteuers für die engliſche
Wirtſchaft und auf die Gefahren für die Weltwirtſchaft
über=
haupt hin. Der erſte Schritt, der notwendig ſei, um Englands
auswärtigen Handel wiederherzuſtellen, ſei die Regelung des
Reparationsproblems mit Deutſchland. Die Beſatzungsmethode,
die jetzt im Ruhrgebiet angewandt wird, habe auf den
Welt=
handel dieſelbe verhängnisvolle Wirkung, als ob man mit dem
Meſſer in das Werk einer Taſchenuhr hineinſtoße. Bisher habe
England unter den Wirkungen noch nicht allzuſehr zu leiden
gehabt, aber der Zeitpunkt werde kommen, wo ſie fühlbar
wür=
den, weil Mitteleuropa nicht mehr in der Lage ſei, ſeine Einfuhr
und ſeine Rohſtoffe zu bezahlen. Dann breche der große
Mecha=
nismus des Welthandels zuſammen. Die Rede Baldwins
ge=
winnt eine beſondere Bedeutung, wenn man ein Schreiben lieſt,
das britiſche Induſtrielle dieſer Tage an ihn richteten, und in
dem geſagt wird, daß die anfängliche Belebung der engliſchen
Wirtſchaft nach der Ruhrbeſetzung im Januar nur von kurzer
Dauer geweſen ſei. Zuerſt hätten ſich die Aufträge vermehrt, und
die Arbeitsloſenziffer ſei vom Januar bis zum Juni um
monat=
lich 50 000 zurückgegangen. Dann aber ſei der Rückſchlag
einge=
treten, weil die Märkte auf dem Kontinent dem engliſchen
Han=
del verſchloſſen geblieben ſeien. Im Juni habe die
Arbeitsloſen=
ziffer nur um 8000 abgenommen, die Zahl der Halbbeſchäftigten
ſich jedoch um 15 000 vermehrt. Die Zahl der Arbeitsloſen
be=
trage gegenwärtig 1 190 000. Wenn nicht, ſo ſchließt das
Schrei=
ben, drakoniſche Mittel angewandt würden, ginge
Eng=
land in den vierten Winter der Arbeitsloſigkeit, in dem man
mindeſtens mit eineinhalb Millionen Arbeitsloſen rechnen müſſe!
Daß alſo England augenblicklich ein ſtarkes Indereſſe an der
Herſtellung normaler Zuſtände in Euxopa hat, ſteht außer Frage.
Etwas anderes iſt es allerdings, ob dieſes engliſche Intereſſe
für Deutſchland von weſentlichem Nutzen iſt, und es muß mit
aller Schärfe ausgeſprochen werden, daß das nur dann der Fall
ſein kann, wenn das deutſche Volk beweiſt, daß es ſelbſt in der
Lage iſt, ſich des franzöſiſchen Eroberers zu erwehren, d. h.
wenn kein Druck franzöſiſcher Brutalität den Widerſtand des
deutſchen Volkes zu erſchüttern vermag. In dieſem
Zuſammen=
hange gewinnt die Zuſpitzung unſerer innerpolitiſchen Lage in
der jetzt verfloſſenen Woche eine ganz beſondere und ernſte
Be=
deutung. Herr Poincaré verſchleppt mit allen Mitteln die
Ver=
handlungen, weil er hofft, daß Deutſchland noch vor der
Ent=
ſcheidung zuſammenbrechen werde. Die Verſchärfung der
inner=
politiſchen Lage in Deutſchland kann nur die eine Wirkung
haben, daß ſie Herrn Poincaré in der Auffaſſung beſtärkt, daß
er nicht nur auf dem richtigen Wege, ſondern ſogar nicht mehr
fern von ſeinem Ziele ſei. Daß der politiſche Radikalismus,
den wir in dieſer Reinkultur nur bei uns, dem Volke der
Ideo=
logen, vorfinden, für dieſe Zuſammenhänge kein Verſtändnis
hat, kann niemanden Wunder nehmen. Ihm kommt es nur auf
die Negation an. Daß aber auch die deutſche Sozialdemokratie
zu Anfang dieſer Woche den kommuniſtiſchen Sirenengeſängen
gegenüber ſich nicht widerſtandsfähig genug erwies, war
über=
aus bedenklich. Man ſollte ſich in den maßgebenden Kreiſen
der Partei klar darüber ſein, daß eine Partei dann endgültig
ausgeſpielt hat, wenn ſie in einem ſolchen Augenblick nationaler
Notz verſagt. Jeder Führer muß wiſſen, daß jetzt wie nie nur
das Wohlder Geſamtheit in Frage kommt, und daß nur
mit ſolcher Erkenntnis der eigenen Partei wirklich gedient iſt.
Der Aufruf der deutſchen Gewerkſchaften, die ihre Mitglieder
eindringlichſt vor der Beteiligung an kommuniſtiſchen „
Demon=
ſtrationen” warnen, iſt ein erfreuliches Zeichen dafür, daß die
Gewerkſchaften aus bitteren Erfahrungen der Vergangenheit
ge=
lernt haben.
Für jedes Staatsweſen iſt eine Oppoſition nicht nur
be=
rechtigt, ſondern geradezu erforderlich. Kritik, ſcharfe Kritik kann
überaus heilſam wirken. Notwendig iſt aber, daß die
Oppoſi=
tion ihrer Aufgabe gewachſen iſt, daß ihre Kritik poſitiv iſt, und
natürlich noch viel mehr wie in normalen Zeiten ſiſt im
Augen=
blick höchſter Nor jede Kritik verhängnisvoll, die rein negierend
nicht konkrete. Ziele und den Weg zu ihnen zu weiſen vermag.
Mit politiſchen Allgemeinrezepten und Ideologien iſt wenig
gehölfen. Der Temps veröffentlichte dieſer Tage eine Reihe von
Artikeln, in denen Deutſchland unumwunden aufgefordert
wurde, ſich mit Frankreich direkt zu „verſtändigen‟. Der kleinen,
aber rührigen Gruppe der deutſchen ſogenannten „
Kontinental=
politiker”, gaben dieſe Ausführungen verſtändlicherweiſe
will=
kommenen Anlaß, für ihre Ziele einzutreten. Eine Verſtändigung
mit Frankreich — welche deutſche Regierung ſollte ſie ablehnen,
wenn ſie möglich wäre? Gewaltige wirtſchaftliche und politiſche
Möglichkeiten würden ſich einem Block der großen
Kontinental=
mächte bieten. Aber auch in der Politik muß man mit den
Tat=
ſachen rechnen, und eine Tatſache iſt die franzöſiſche Geſchichte,
eine Tatſache iſt das jahrhundertelange Streben Frankreichs nach
der Rheingrenze, eine Tatſache iſt es, daß nicht nur die
gegen=
wärtige franzöſiſche Regierung, ſondern auch die große Mehrheitz
des franzöſiſchen Volkes ſich der Verwirklichung ſeiner hiſtoriſchen
Ziele näher glaubt. Gibt es wirklich heute noch Menſchen, die
an das Märchen glauben, daß die Franzoſen in das Ruhrgebiet
eingebrochen ſeien, um ihre „Reparationsforderungen” zu ſichern,
daß man alſo durch Konzeſſionen wirtſchaftlicher Art das
Frank=
reich von 1923 befriedigen könnte?
Eeite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juli 1923.
und wußte, daß er dies tat. Die Streitfrage beſteht darin, ob
der Frieden in Europa in Flammen ſtehen ſoll, bis ſeine
Zivili=
ſation zu einem Häufchen Aſche geworden iſt. Wenn Europa
untergeht, gehen wir auch unter. Heute ſind eine Million
Ar=
beitsloſe in unſerem Land, im Winter werden es zwei Millionen
ſein. Das iſt der Preis den wir Poincarés Politik
zah=
len müſſen. Sie beſtehtdarin Mitteleuropa zu
bal=
kaniſieren und es mit Hilfe von großen
mili=
täriſchen „Blockhäuſern” in Polen, Rumänien
und Jugoſlawſen von Paris aus zu beherrſchen.
Dieſe politiſch=militäriſchen Motive werden mit einem
Wirt=
ſchaftsmotiv Frankreichs verbunden: das Monopol über Kohlen
und Eiſen in Europa zu erhalten. Das Saargebiet und die Ruhr
ſind in franzöſiſchen Händen, die Hälfte von Oberſchleſien iſt
Frankreichs Schachfigur Polen ausgeliefert worden. Was wird
für Poincaré der Begriff Reparation bedeuten, wenn ihm die
Viſion vorſchwebt, die geſamten Hilfsquellen Mitteleuropas zu
annektieren und von Paris aus zu verwalten!“ Nicht ein
Deut=
ſcher war es, der dieſe Charakteriſtik der franzöſiſchen Politik
entwarf, ſondern der liberale engliſche Publiziſt Gardiner, der
in dieſer Form in einer aufſehenerregenden Veröffentlichung
letzthin die Auffaſſung der engliſchen Geſchäftswelt zum
Aus=
druck brachte. Eine „Verſtändigung” mit Frankreich, mit dem
Frankreich des Herrn Poincaré iſt nur möglich, wenn man ſeine
politſſchen Forderungen reſtlos zu erfüllen bereit iſt, wenn
das Deutſche Reich bereit wäre, das deutſche Rheinland zu opfern.
Welche deutſche Regierung wäre hierzu bereit? „Wenn die
Fran=
zoſen am Rhein herrſchen, ſo ſitzen ſie in dem Kern unſeres
Volkes, ſie greifen uns in unſerem innigſten und eigenſten Leben
an, ſie zerſtören uns in den Keimen unſeres Weſens.”
Präg=
nanter wie der Freiherr vom Stein kann man die Folgen nicht
ausdrücken.
Nicht um eine engliſche oder franzöſiſche Orientierung der
deutſchen Außenpolitik handelt es ſich, nicht um irgendwelche
Sentimentalitäten, ſondern einfach darum, daß Frankreich die
Zertrümmerung des Deutſchen Reiches anſtrebt, und daß daher
dem deutſchen Volke nichts anderes übrig bleibt, als dagegen
an=
zukämpfen bis zum Letzten. Eine gewiſſe verhängnisvolle
Aehn=
lichkeit der Situation mit jenen trüben Spätherbſttagen des
Jah=
res 1918 läßt ſich nicht verkennen. Zermürbt das deutſche Volk
damals durch die ungeheuren Laſten eines viereinhalbjährigen
Krieges, heute durch die wirtſchaftliche Not, welche die
Kata=
ſtrophe der deutſchen Mark im Gefolge gehabt hat. Damals das
Phantom des Wilſon=Friedens, des Friedens der Gerechtigkeit,
des Friedens ohne Gebietsabtretungen und Kontributionen,
heute das Phantom einer Verſtändigung mit Frankreich. Und
die gleichen Ideologen ſind es, die an, dieſe Phanvome glauben.
Wer im Herbſt 1918 auf die fürchterlichen Gefahren hinzuweiſen
wagte, die dem deutſchen Volbe aus einer bedingungsloſen
Ka=
pitulation erwachſen würden, wurde als Kriegshetzer verſchrien.
Heute ſind es die „Durchhalte=Politiker”, die den Zorn der glei=
Rummer 202
Vom Tage.
Die ſchwebende Schuld des Reiches iſt vom 11. bis 20.
Juli 1923 um 11 894,2 Milliarden Mark geſtiegen.
Der Preis für das markenfreie Brot in Berlin wird vom Montag
an auf 50 000 Mark erhöht.
Bis Samstag lautet das Ergebnis für die Wahlen zum
Metallarbeiterverband: 204 Delegierte der Amſterdamer
und 112 der Moskauer Richtung.
Eine Roggenanleihe im Goldwerte von 26000 Zentner
Roggen gibt der Provinzialverband der Provinz Schleswig=
Hol=
ſtein durch die Kieler Landesbank aus. Die Geldmittel ſollen für
Ver=
kehrseinrichtungen und landwirtſchaftliche Zwecke Verwendung finden.
Der Haushaltsausſchuß des baheriſchen Landtages hat den Antrag
der Regierung, weitere 50 Milliarden Mark zur Sicherung der
Brot=
verſorgung zur Verfügung zu ſtellen, angenommen.
Die für dieſes Jahr in Bochum anberaumte Generalverſammlung
des Gewerkvereins chriſtlicher Bergarbeiter iſt wegen der durch die
Ruhrbeſetzung geſpannten Lage auf nächſtes Jahr verſchoben worden.
Morgan hat ſich geſtern an Bord des Dampfers „Homerich” nach
England eingeſchifft.
Nach einer Havasmeldung aus Madrid ſcheinen die
ſpaniſch=
belgiſchen Verhandlungen über einen Handelsvertrag zum
Abſchluß gekommen zu ſein.
Die Teuerung.
Kein Grund zur Beunruhigung.
Nach einer Meldung der Chicago Tribune aus New=York wird
Präſident Harding auf der Rückreiſe von Alaska in Panama City
den amerikaniſchen Botſchafter in London treffen, der
mit ihm die Reiſe nach Waſhington fortſetzen und dann nach London
zu=
rückkehren werde.
Ein Vorſchlag Kehznes”.
London, 28. Juli. (Wolff.) In der Wochenſchrift Nation
vertrit Profeſſor Keynes die Auffaſſung, eine Reparationsſumme
von 50 Milliarden Goldmark und die Annullierung der
inter=
alliierten Schulden werde alle Parteien befriedigen. Die Zahl
von 50 Milliarden Goldmark, ſei wahrſcheinlich zu hoch für
Deutſchlands Leiſtungsfähigkeit, doch werde Deutſchland eine
ſolche Regelung annehmen können, wenn es ein Tribunal gebe,
auf deſſen faire Entſcheidung Deutſchland vertrauen könne.
Key=
nes iſt der Anſicht, daß ein volles Moratorium für zwei Jahre
angenommen werden müßte, vorausgeſetzt, daß die erſten
Raten=
zahlungen gering bemeſſen wären. Man könne nicht erwarten,
daß die deutſche Regierung ſich bereit finden werde, die drückende
Laſt des Zahlungsplanes auf ſich zu nehmen, wenn das
gegen=
wärtige Regime an Rhein und Ruhr aufrechterhalten bliebe.
chen Leute erregen.
Mellon in Paris.
Mit Ausnahme einer verſchwindenden Minderheit leidet das
geſamte deutſche Volk in gleicher Weiſe unter den gegenwärtigen
Verhältniſſen. Trüben darf uns aber dieſe Not nicht den Blick
dafür, daß der Kampf um unſer Leben geht, und daß dem
deut=
ſchen Volke keine Wahl bleibt. Bis in die letzte Hütte dürfte die
Erkenntnis gedrungen ſein, daß ein abermaliger
Zuſammen=
bruch das Ende des Deutſchen Reiches, das Ende des deutſchen
Volkes bedeuten würde. Wahnſinn wäre es, die Augen zu
ver=
ſchließen vor dem ungeheuren Ernſt der Lage. Der Glaube aber
an das deutſche Volk gibt uns die Zuverſicht, daß es auch dieſe
ſchwere Zeit überdauern wird.
M.
Leberreichung der Antwort Anfang nächſter Woche.
Paris, 28. Juli. Der amerikaniſche Finanzminiſter
Mellon iſt geſtern hier angekommen. Entgegen ſeiner
urſprüng=
lichen Abſicht, mit Baldwin das Wochenende zu verbringen, hat
Mellon London verlaſſen. Das Echo de Paris lenkt die
Aufmerk=
ſamkeit auf die ſeiner Meinung nach angeblich verdächtige
Tat=
ſache, daß deutſche Sendboten ſich in mehr oder weniger offizieller
Eigenſchaft nach einander nach London begeben.
Paris, 28. Juli. (Wolff.) Nach einem Londoner
Tele=
gramm des Petit Pariſien ſoll der amerikaniſche Schatzſekretär
Melion, der vorausſichtlich hier Unterredungen über die zurzeit
ſchwebenden und ſowohl Amerika und Europa intereſſierenden
Fragen mit „gewiſſen Perſönlichkeiten” haben werde,
beabſich=
tigen, vor ſeiner Rückkehr nach London auch einen Abſtecher nach
Brüſſel zu machen.
Berlin, 28. Juli. (Wolff.) Nach der Auffaſſung des
Reichsernährungsminiſteriums beſteht kein Anlaß zu ſo großer
Beſorgnis, wie ſie in der Oeffentlichkeit zum Ausdruck kommt.
Abgeſehen von Waren, wie Kartoffeln, beſteht kein Mangel an
Nahrungsmitteln, die Knappheit iſt in der allgemeinen
Wirt=
ſchaftslage mit ihrer kataſtrophalen Geldentwertung begründet,
und zum Teil eine vorübergehende Erſcheinung. In jedem Jahr
tritt zwiſchen Frühjahr und Sommer eine längere Knappheit,
beſonders von Kartoffeln, ein. Das iſt in dieſem Jahr in
beſon=
derem Maße der Fall, da die Ernte an Frühkartoffeln durch Näſſe
und kaltes Wetter ausnahmsweiſe ſpät iſt. Die Ernte ſteht aber
vor der Tür, ſo daß die Lage ſich in kurzer Zeit beſſern wird, da
vor allem in 8 bis 14 Tagen die Verſorgung mit Frühkartoffeln
ausreichend ſein wird. Das Ernährungsminiſterium hat
Maß=
nahmen gegen den Notſtand getroffen. Insbeſondere wird für
die notwendigen Fette dadurch geſorgt, daß ſie für die Einfuhr
die nötigen Auslandszahlungsmittel, vor allem für die
Marga=
rine, zur Verfügung geſtellt hat.
Die weiteren Ausſichten für die Ernährung ſind ſehr gut.
Wir haben eine außerordentlich günſtige Getreideernte in Ausſicht.
Auch in Kartoffeln haben wir im großen Durchſchnitt eine
befrie=
digende Ernte zu erwarten. Beſonders günſtig iſt die
Futtermit=
telernte, die eine Beſſerung unſeres Viehbeſtandes bringen wird.
Die Getreideverſorgung iſt durch rechtzeitige Auslandskäufe ſicher
geſtellt. In dauernder Fühlungnahme des
Ernährungsminiſte=
riums mit der Landwirtſchaft wurden die verſorgenden
Maßnah=
men fortgeſetzt. Die landwirtſchäftlichen Organiſationen haben
ihre Mitglieder aufgefordert, die Mengen von Nahrungsmitteln,
die ſie noch in der Hand haben, ſo ſchnell wie möglich in die
Städte zu befördern. Das wird in den nächſten Wochen mit den
Kartdffeln wohl der Fall ſein.
TU. Berlin, 28. Juli. In leitenden Stellen des
Reichs=
ernährungsminiſteriums iſt man der Anſicht, daß die
gegenwar=
tige Periode der Lebensmittelknappheit nur von vorübergehender
Dauer ſei und in etwa 8 bis 10 Tagen, nach vollem Einſatz der
Ernte, beendet ſein werde. Das Reichsernährungsminiſterium
hat, in dauernder Fühlung mit der Landwirtſchaft, jede
Gelegen=
heit wahrgenommen, auf die Notwendigkeit dauernder
größtmög=
licher Lieferungen hinzuwirken. Es ſei lediglich eine Frage der
Nerven, ob wir die kurze Friſt der Ruhe und Ordnung uberſtehen
werden. Die Bevölkerung müſſe ſich immer vor Augen halten, daß
die größten Schwierigkeiten ausſchließlich auf das Konto des
franzöſiſchen Ruhreinbruchs kommen. Wäre die rechtloſe
Ab=
ſchnürung des reichsdeutſchen Wirtſchaftsgebietes nicht erfolgt,
ſo würde die Entwertung der Mark nicht ſo weite Fortſchritte
ge=
macht haben und wir hätten die Einfuhr ausländiſcher
Lebens=
mittel in größerem Maß als jetzt tätigen können. Was irgendwie
geran werden könne, um die Lebenshaltung zu erleichtern, das
werde geſchehen.
Der Reichskanzler an die Landwirtſchaft.
Paris, 28. Juli. (Wolff.) Havas teilt mit: Die
bel=
giſche Regierung ſcheint wegen der parlamentariſchen Arbeiten
nicht in der Lage geweſen zu ſein, den franzöſiſchen
Notenent=
wurf über die der engliſchen Regierung zu erteilende Antwort,
der geſtern vormittag übermittelt wurde, zu prüfen. Der
Mein=
ungsaustauſch mit Paris wird noch fortgeſetzt.
Der Brüſſeler diplomatiſche Berichterſtatter des Temps teilt
mit, in Brüſſel ſei heute ein Miniſterrat abgehalten worden.
Man nehme an, daß der franzöſiſche Botſchafter anfangs
nächſter Woche die Antwort Poincarés dem Foreign
Office übergeben wird, zu gleicher Zeit wird der Brüſſeler
Bot=
ſchafter die Andortnote der belgiſchen Regierung übermitteln.
Die belgiſche Regierung wird ihre Antort vor der
Ueber=
reichung in London Poincaré mitteilen.
Entſetzen in England über den Markſturz.
London, 28. Juli. (Tel.=Union.) Der Zuſammenbruch
der Mark hat hier auch außerhalb der politiſchen und
Finanz=
kreiſe, auch im Volke, furchtbaren Eindruck gemacht und eine ſehr
peſſimiſtiſche Stimmung hervorgerufen. Man befürchtet, Poincaré
werde unter dieſen Umſtänden nicht zu bewegen ſein,
ſeine Pfänder fallen zu laſſen. Die Ueberzeugung, daß nur eine
ausländiſche Kontrolle die deutſchen Finanzen retten kann,
ge=
winnt immer weitere Kreiſe. Es herrſcht die Anſicht, daß mit
dieſer Kontrolle nicht gewartet werden könne, weil unter den
ge=
genwärtigen Umſtänden es gar nicht berechnet werden kann, was
Deutſchland zahlen könnte.
Wirtſchaftskriſe in Luxemburg.
Franzöſiſche Stimmungsmache.
Paris, 28. Juli. Die Abendblätter veröffentlichen Berichte
ihrer Londoner Korreſpondenten, wonach man in London darauf
gefaßt ſei, daß für die Frage der Reparationen vor kommendem
Herbſt keine Löſung gefunden werde, es ſei denn, die engliſche
Regierung trete dem franzöſiſchen Standpunkt bei und verlange
vor dem Eintritt in die Verhandlungen die bedingungsloſe
Waf=
fenſtreckung Deutſchlands. Es beſtehe jedoch keine Ausſicht
dar=
auf, daß eine ſolche Erklärung ſeitens des Londoner Kabinetts
erfolge.
* Berlin, 28. Juli. (Priv.=Tel.) Aus Luxemburg wird
ge=
meldet: Es gibt wohl kein Land, das ſo ſchwer von den Folgen
der Ruhrbeſetzung betroffen wird, als Luxemburg. Infolge des
Koksmangels iſt die Produktion der Roheiſeninduſtrie von 159 176
Tonnen im Dezember auf 87 873 im Februar zurückgegangen,
ſpäter wieder auf 95 931 Tonnen geſtiegen. Ebenſo verhält es
ſich mit der Stahlproduktion. Von 47 Hochöfen ſind nur noch
14 unter Feuer. Frankreich hat das vorgeſehene Quantum an
Reparationskoks für Luxemburg von 26 Prozent auf 7 Prozent
herabgeſetzt. Die Einführung aus England und Amerika kann
den Ausfall nicht decken.
Berlin, 27. Juli. (Wolff.) Reichskanzler Dr. Cuno hat
an die Führer der Landwirtſchaft folgendes Telegramm gerichtet:
„Die Städte ſind infolge der Verſpätung der Ernte von
Kar=
toffeln entblößt. Auch ſonſt wachſen die
Ernährungsſchwierig=
keiten der breiten Verbrauchermaſſen. Ich richte daher an die
deutſche Landwirtſchaft den dringenden Aufruf, alle Kraft
anzu=
ſpannen, um die Erträge, insbeſondere der Frühkartoffelernte,
möglichſt bald dem Verbrauch zuzuführen, um die Lage in den
Städten zu erleichtern.”
Der Reichskanzler und der Reichsernährungsminiſter werden
in den nächſten Tagen auch mündlich mit der Landwirtſchaft
wegen Behebung der Ernährungsſchwierigkeiten erneut ins
Be=
nehmen treten.
Die Großhandels=Indexziffer um S2,62 Prozent erhöht.
Verlin, 28. Juni. (Tel.=Union.) In der Woche vom 21.
bis 27. Juli hat ſich der Großhandels=Index der Induſtrie= und
Handelszeitung von 67 690,04, in der Vorwoche, auf 107 181,99,
alſo um 57,62 Prozent erhöht. Der Außenwert der Mark
ging, am Dollar gemeſſen, um 149,5 Prozent zurück.
Erhöhung der Sozialreninerunterſtützung.
Berlin, 28. Juli. (Wolff.) Der Reichsrat erklärte ſich
mit dem Beſchluß des Reichstagsausſchuſſes einverſtanden,
wo=
nach die Abzüge und Werbungskoſten bei der Lohnſteuer
vervierfacht werden. Außerdem gab der Reichsrat ſeine
Zuſtim=
mung zu der Ermächtigung für die Erhöhungder
Sozial=
renten=Unterſtützung, die ab 1. Auguſt 75 Prozent
betragen wird. Für die nächſten Monate wurde das
Arbeits=
miniſterium ermächtigt, im Verordnungsweg weitere Erhöhungen
nach Maßgabe der Beamtengehälter vorzunehmen.
Bismarcks religiöſe Einkehr und ſeine
Werbung um Johanna v. Puttkamer.
* Johanna, Bismarcks Lebensgefährtin, die auf ſeinen
Cha=
akter vielfach entſcheidenden Einfluß ausgeübt, war nach
viel=
jach beſtätigtem Urteil, nicht ſchön, aber anziehend. In den
grauen Augen — das war in allem Schillern ihre eigentliche
Farbe — lag eine tiefe, eindringliche Kraft des Gefühls, die ſich
ei ihr bis zur Unbedingtheit und bis zu einer Art frauenhafter
zenialität geſteigert hat; ihr Weſen war ernſt und ſtark genug,
um frei neben einem Gewaltigen emporwachſen und ihm ein
halbes Jahrhundert hindurch Ströme innerlichen Segens
ſpen=
den zu können. (Nach Erich Marcks Bismarckbiographie —
otta, Stuttgart, der auch das Nachſtehende im Weſentlichen
ntnommen.)
Leicht haben ſie ſich nicht gefunden, und leicht hat ſie es ihm
auch dann noch lange nicht gemacht, ſie ganz zu erobern.
Auf der Harzreiſe traten beide einander näher. Vom
Falkenſtein ſchrieb Johanna Puttkamer ihrer Mutter am
3. Auguſt. Sie ſchrieb begeiſtert von der gemeinſamen „
grenzen=
loſen Mondſcheinhuldigung und Schwärmerei”, die ſie glücklich
nache, von den Mondſcheinnächten auf der Roßtrappe, auf dem
Falkenſtein, von den Beleuchtungen und von den Träumen; den
omantiſchen Reiz der Gegenden empfand ſie faſt leidenſchaftlich.
Auf den Harz haben Bismarck und ſeine Freunde ſeine Liebe
ſtets zurückgeführt. „Hiſtoriſch nur bemerke ich”, ſagt der
Werbe=
brief, „daß, nachdem ſich Fräulein Johanna wiederholt in
Karde=
min geſehen hatte, nach unſrer gemeinſchaftlichen Reiſe in dieſem
Sommer ich nur darüber im Zweifel geweſen bin, ob die
Er=
reichung meiner Wünſche mit dem Glück und Frieden Ihrer
Fräulein Tochter verträglich ſein werde . . .‟ Seine Wünſche,
jas ſahen wir und werden wir beſtätigt finden, waren ihr
benfalls ſeitdem bekennt.
Das war die Harzreiſe: für Bismarcks Daſein die erſte
große Schickſalswende dieſes Jahres. Von Magdeburg entführte
r am 6. Auguſt Moritz nach Schönhauſen; aber auf der Reiſe
nach Berlin traf man ſich wieder, und in Berlin gab es ein
ebendiges Nachſpiel. Am Vormittag — es war Sonntag, der 9.
— hörte man Büchſels Predigt, aß dann mit Thadden, der von
der Generalſynode ham, und mit den beiden Brüdern Gerlach zu
Mittag, General Leopold Gerlach lernte Bismarck dort kennen,
und Bismarck, ſo erzählt Reinhold von Thadden in ſeinen auch
hier wieder vortrefflichen Erinnerungen, machte die Zeche mit
deux et dix. Ludwig Gerlach bewahrt einen anderen Zug auf:
daß Bismarck dem General — für pietiſtiſche Ohren unerhört —
mitteilte, „die Damen, Marie und Fräulein Puttkamer, ſeien
noch unſchlüſſig, ob ſie den Abend in die Oper oder zu Stahls
gehen ſollten”. Sie gingen in die Oper! Vor dem Stahlſchen
Hauſe hatte er zu Fräulein von Puttkamer traurig geſagt: „Ach,
wenn ich auch mit Ihnen zu Stahl gehe, ſo habe ich ja doch von
Ihnen nichts, es wird niemand mit mir ſprechen.” So wogten
die Gegenſätze und die Empfindungen durcheinander: ſtille
Wer=
bung, ſtille und laute Oppoſition, Kirche und Weltlichkeit, aber
alles umſchloſſen von dem chriſtlichen Kreiſe, dicht vor deſſen
Pforten Bismarck trotz allem ſtand.
Johanna von Puttkamer begleitete die Freunde nach
Pom=
mern; ſie behielt den letzten gemeinſamen Nachmittag in
weh=
mütigem Gedächtnis, als ſie Marie auf dem Raſen in Kardemin
die „totkranken Lieder” ihres Lieblings Lenau vorwies, „
harz=
krank, aber doch ſehr glücklich”. Bismarck war wieder wie im
Juli „allein in dem großen Hauſe”: jedoch in ſich verändert.
„Bismarck ſcheint es”, ſo meldet Marie Blankenburg, „ſehr lieb
geweſen zu ſein.” Am 30. Auguſt folgte Moritz ſelbſt. Zum erſten
Male ſeit dem Januar 1844 ſchrieb er dem Freunde wieder einen
religiöſen Werbebrief, vorſichtig und zart in der Anknüpfung,
aber ſo ſtark im Tone wie einſt. Er bittet um ein Geſpräch
über die alten Fragen. Er ſchließt mit Nachrichten von der
Ernte, von Krankheiten und Freunden, von Johanna, die ſchon
dreimal ſchrieb. Und Bismarck antwortete ihm diesmal: am
5. September; wir kennen ſein Schreiben wieder nur aus dem
Gegenbriefe Blankenburgs, der ihm Schlag auf Schlag folgte,
und aus einer Inhaltsangabe Maries für Johanna. Bismarck,
ſo jubelt jener, hat nun endlich „ſelbſt die Vorhänge vor den
Fenſtern ſeines Herzens zurückgeſchlagen und ihn einen vollen
Blick hinein tun laſſen”. „Noch bei keinem früheren Briefe habe
ich ſo das Gefühl rückſichtsloſer Aufrichtigkeit gehabt.”
Eine ſtarke Erſchütterung brachte Mariens Tod. Er ſagte:
dies iſt das erſte Herz, das ich verliere, von dem ich wirklich weiß,
daß es warm für mich ſchlug. Und ferner ſagte er: jetzt glaube
ich an eine Ewigkeit — oder es hat auch Gott nicht die Welt
ge=
ſchaffen. „Was in mir ſich regte,” ſagt ſein Werbebrief, „gewann
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die A.
eteiligtt
mer
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bei der
radikale
Studie
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nahmt
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gegeben
der bri
abzuhe
Leben, als ſich bei der Nachricht von dem tödlichen Erkranken
unſrer verſtorbenen Freundin in Kardemin das erſte inbrünſtige
Gebet, ohne Grübeln über die Vernünftigkeit desſelben, von
meinem Herzen losriß.‟ Das alſo war die Stunde des
Durch=
bruchs geweſen, der ſich ſo lange vorbereitet und niemals
durch=
gezwungen hatte: im pietiſtiſchen Sinne die Stunde der
Be=
rufung durch Gott, der Bekehrung. Bei Bismarck freilich hatte
ſie die blitzartige Wirkung, die ihr ſonſt gerne nachgeſagt wird,
nicht: er blieb zäh, und ſchwer zu erobern, auch jetzt noch. Es
hat einen Monar gebraucht, bis er wirklich zu Blanckenburg
ſprach. Gewiß, er war inzwiſchen „äußerſt bewegt, ganz voll
Tränen öffentlich vor den Menſchen, jeden Tag, als wir uns
ſahen, öffnete ſich ſein großes Herz immer mehr”.
In der Tat: ein Abſchluß, wenn er oder ſoweit er jemals.
möglich war, war noch nicht erreicht. Aber das Schloß war
ge=
ſprengt, die Schwelle war überſchritten, das Gefühl des
perſön=
lichen Zuſammenhangs mit dem perſönlichen Gotte war
er=
rungen, das ſtärkſte Bedürfnis ebendamit geſtillt. Von einer
Unterwerfung des germaniſchen Recken unter den Chriſtengott,
wie man es wohl gewollt hat, würde ich niemals ſprechen
mögen, das erzeugt ganz ſchiefe, viel zu äußerliche Vorſtellungen.
Wieweit darf man auch nur von einem vollen Bedürfnis nach
Hingabe ſeines Selbſt ſprechen? Wohl wenigſtens von einem
Bedürfnis nach Selbſteinordnung in ein planvoll gebautes,
lebendiges Ganzes: darnach hatte es, im Gegenſatze zu der
Un=
gebundenheit ſeiner früheren Zeiten, Bismarck ſeit Jahren, in
Stand und Staat und Seelenleben, verlangt, und daraus hat
er ſich nicht wieder löſen mögen, weder im Irdiſchen, noch im
Geiſtlichen; und es war ein Bedürfnis, ſicherlich, auch nach
An=
lehnung; aber nach einer ſolchen Anlehnung, die die perſönlichen
Kräfte, nicht feſſelte, ſondern in ihrer Betätigung ſtärkte. Das
brauchte er: Selbſtherrlichkeit oder doch Selbſtändigkeit
gegen=
über der Welt, und Selbſtändigkeit auch im religiöſen Gefühle
und Gedanken: und daneben doch, wir ſahen es, jenen
beglücken=
den und tragenden Rückhalt an dem väterlich ewigen Gotte, dem
er vertraute und vor dem er ſich herzlich beugte, der ihn liebte
und den er lieben, zu dem ſein Gemüt reden könnte; all ſein
Leben lang haben dieſe zwei Richtungen ſich in ihm ſtoßen,
ver=
tragen, auseinanderſetzen müſſen, die rieſige ſelbſtherrliche
Ge=
walt ſeines Ich und der Drang nach Anerkenntnis des
Allge=
meinen, Höheren, zumeiſt des Göttlichen. Ihre
Auseinander=
ſetzung war das immer wieder friſche Problem ſeines geſamten
Rnmmer 207.
Putſchabſichten und Gerüchte.
Ein kommuniſtiſches Verſammlungsfiasko.
Hamburg, 28. Juli. (Tel.=Union.) In Hamburg fanden
geſtern abend kommuniſtiſche Proteſtverſammlungen ſtatt, die in
aller Ruhe verliefen. Auch in der Stadt ſelbſt wurde die Ordnung
nicht geſtört. Zu der Hauptverſammlung hatten ſich kaum 2000
Perſonen eingefunden.
Oemonſirationen in Mannheim.
Mannheim, 28. Juli. (Wolff.) Die Metallarbeiter und
=arbeiterinnen der großen Firmen verließen heute gegen Mittag
die Arbeitsſtätten und zogen in ihren Arbeitskleidern durch die
innere Stadt, um gegen die Teuerung zu demonſtrieren. Es
beteiligten ſich an dem endloſen Zuge die Werkangehörigen der
Fixmen Benz, Bopp u. Reuther, Schütte und Großkraftwerk
Rheinau und andere, dagegen waren die Arbeiter der Firmen
Lanz, Union und anderer einem geſtern abend gefaßten
Be=
ſchluß treugeblieben, wonach der Umzug hätte unterbleiben
ſollen. Für morgen ſind Kundgebungen der Kommuniſten
an=
geſagt, zu denen auch Zuzug von außen zu erwarten ſteht.
Verhaftungen in Köln.
Köln, 28. Juli. (Wolff.) Wie die ſozialiſtiſche Rheiniſche
Zeitung mitteilt, haben in Köln Maſſenverhaftungen
rechtsradi=
kaler Putſchiſten ſtattgefunden. Bis heute mittag ſind über 20
Verhaftungen vorgenommen worden. Weitere umfangreiche
Ver=
haftungen ſtehen noch bevor. Zahlreiche Hausſuchungen, die
bei den Verhafteten vorgenommen wurden, die ſämtlich
rechts=
radikalen verbotenen Organiſationen angehören und zum Teil
Studierende der Kölner Univerſität ſind, förderten große
Men=
gen Dynamit zutage, ſo daß davon bis jetzt 5 Zentner
beſchlag=
nahmt werden konnten.
Nach einer weiteren Meldung des gleichen Blattes wird
von kommuniſtiſcher Seite in den Betrieben die Parole
aus=
gegeben, ſich dem Verbot des Kölner Polizeipräſidenten und
der britiſchen Behörde, Verſammlungen unter freiem Himmel
abzuhalten, nicht zu fügen, ſondern trotz dieſes Verbots morgen
an den angekündigten Verſammlungsplätzen zu
Demonſtrations=
zügen einzufinden. Die Zeitung warnt die Arbeiter dringend
vor Unbeſonnenheiten.
Ein Dementi.
Verlin, 28. Juli. (Wolff.) Die Rote Fahne veröffentlicht
heute früh einen angeblichen Geheimbefehl, des Miniſters des
Junern Severing, in dem von der Alarmbereitſchaft der Polizei
und der Bereitſchaftsſtellung der Reichswehr und dergleichen
die Rede war. Hierzu erfährt die B. Z. a. M., daß dieſer
Ge=
heimbefehl eine Fälſchung ſei. Es ſei weder ein derartiger oder
auch nur ein ähnlicher Befehl ergangen. Die Polizei ſei natürlich
in Bereitſchaft, um jede geplante oder verbotene Demonſtration
von dornherein zu unterdrücken.
Demonſtrationspläne Münchener Kommuniſten.
München 28. Juli. (Wolff.) Die Ortsgruppe München
der Kommuniſtiſchen Partei will auf die morgige
Antifaſziſten=
kundgebung nicht verzichten. In der Nacht zum Samstag
wur=
den zwei Perſonen wegen Anklebens von Plakaten feſtgenommen,
die zur Teilnahme an Kundgebungen aufforderten, zu deren
Zweck eine Verſammlung in Oberwieſenfeld ſtattfinden ſoll. Die
Polizei hat jede derartige Verſammlung verboten und wird mit
aller Macht das Verbot durchſetzen.
Eine Entſchließung der Bexliner Funktionäre.
Berlin, 28. Juli. (Tel.=Union.) Der „Vorwärts” bringt
die Entſchließung der Berliner Funktionäre, die erklärt: Die
Ver=
ſammlung proteſtiert mit aller Entſchiedenheit gegen die
Begün=
ſtigung der organiſierten deutſchvölkiſchen Banden. Die Partei
lehnt eine gemeinſame Aktion mit den Kommuniſten ab, weil das
hetzeriſche Verhalten von jener Seite nur auf eine Irreleitung
der breiten Maſſen gerichtet iſt. Eine Herrſchaft der
Kommu=
niſten würde Deutſchland nur in ſchwere innere Kämpfe ſtürzen,
die zur Hebung der Lage der arbeitenden Klaſſen, nicht führen
kann. Wir verlangen, um die Beſetzung des Ruhrgebiets zu
be=
enden, daß in den Reparationsleiſtungen bis an die Grenze des
Erträglichen gegangen wird, und die Laſten von der Induſtrie, dem
Handel und der Landwirtſchaft durch Zwangsumlage getragen
werden. Wir fordern ſtrenge Maßnahmen gegen die Auswüchſe
an der Börſe, Kontrolle des Deviſenhandels, um den Verkehr auf
das volkswirtſchaftlich notwendigſte Maß zu beſchränken,
Heraus=
gabe wertbeſtändiger Anleihen und in Verbindung damit die
Einführung von Goldſparkonten bei den Sparkaſſen, ſowie
über=
haupt durchgreifende Maßnahmen zur Beſſerung unſerer
Wäh=
rung. Ferner Weiterführung der Steuerreform, um die
Ein=
nahmen des Reiches auf wertbeſtändige Grundlage zu ſtellen.
Die Verſammlung fordert von der Reichstagsfraktion, alle
parla=
mentariſchen Mittel zu ergreifen, um den ſofortigen Sturz der
Regierung herbeizuführen.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juli 1923.
*Deutſcher Studententag in Würzburg
Von unſerem A. K.=Sonderberichterſtatter.
Volk, Staat und Student.
Rede des Herrn Geheimrat Quaats=Eſſen in der
Vormittags=
ſitzung.
Ausgehend von der Tatſache, daß die wirtſchaftliche Not in
erſter Linie die Kulturſchichten trifft, die gerade in den Zeiten
der Not, bei den ſchweren inneren Kämpfen ihren Mann
geſtan=
nationale Bedeutung der Kulturſchichten vom frühen Mittelalter
an bis zur Gegenwart. Dabei müſſe klar geſchieden werden
zwiſchen aufſteigender Kultur und abſteigender Ziviliſation, die dieſer doch im allgemeinen gedeckt wird. Freilich, wer bei dem
oft in die Zeit äußerlichen Glanzes falle. Mit der Kultur paral= Sammeln der verſchiedenen Arten wildwachſender Kräuter auf
lel geht in der deutſchen Geſchichte ſtets die heldiſche,
ſtaatlich=
kämpferiſche Betätigung, die von einem Staatsgedanken getragen
wird, deſſen Aufnahme und Neubildung eine der Aufgaben der
akademiſchen Jugend ſei. Dieſer Staatsgedanke müſſe darauf will, wie ihn irgend ein Durchſchnittsberuf heute den darin
Be=
abzielen, die Staatsgrenzen ſo weit zu faſſen, daß ſie mit den ſchäftigten bietet, der wird freilich vom Sammeln und Trocknen
Volksgrenzen zuſammenfallen. Dabei müſſe dem dualiſtiſchen
Ge=
dauken der deutſchen Geſchichte Rechnung getragen werden.
Damit wird an die Bismarckſche Politik angeknüpft, die nach
außen vom mitteleuropäiſchen Gedanken beherrſcht war. Daraus maſchine und =tiſch, das Umherſtreifen, Suchen und Bücken beim
tik Bismarcks. Dieſe politiſche und geiſtige Einſtellung iſt bei
der Rechenhaftigkeit, der Illuſion der Zahl, der Rationaliſierung, und Augen gleichzeitig ermüdender und überreizender Heim=
Mechaniſierung der Auffaſſung des Geldes als Maß aller Dinge, arbeit vorziehen, für ſie bietet das berufsmäßige
Einſam=
verloten gegangen. Eine Wiedererhebung iſt nur möglich, im meln wertvoller Würz= und Heilkräuter tatſächlich eine gute, er=
Geſolge einer geiſtigen Wiedererhebuno und der geiſtige Kampf
erfordert geiſtige Führer. Die Lage der geiſtigen Führer iſt nicht
nur durch die ſtaatliche, ſondern auch durch die wirtſchaftliche
Um=
eine Verbendung ſtaatlicher, religiöſer und wirtſchaftlicher Ideen darf daran iſt das ganze Jahr über ſehr groß, ſind doch deutſche
herſtellen, ſo erwächſt für Staat und Wirtſchaft die
Ver=
pflichtung zur wirtſchaftlichen Rettung der von dieſem gut bezahlt. In Würdigung dieſer Tatſache haben
deutſchen Studenten und der deutſchen Hochſchule, ja einige Univerſitäten auch ſchon Vorleſungen für Frauen mit
Dieſe Hilfe darf jedoch nicht zur Vernichtung der
geiſti=
gen und wirtſchaftlichen Selbſtändigkeit, nicht zum
Untergang der Selbſtverwaltung der Hochſchule andererſeits den Frauen des Mittelſtandes die notwendigen
führen. Die Unabhängigkeit des Geiſtes iſt eines Kenntniſſe zum ſachgemäßen Sammeln und Trocknen der
ver=
der höchſten nationalen Güter, die wir uns ge= ſchiedenen Arten heimiſcher Heilkräuter zu vermitteln. Einige
rade in dieſer Zeit des Niederganges und der Hausfrauenvereine haben für die dafür intereſſierten Mitglieder
Not bewahren müſſen.
Studentenſchaft, an den ſich eine heftige Debatte ſchloß, die die ſammelns betreten dürfen.
ſeit langem erwartete Auseinanderſetzung zwiſchen der Deutſchen
richt folgt.
Die Demokratiſche Partei zur Finanzreform.
ſtand der Deutſchen Demokratiſchen Partei, der in Anweſenheit Gebrechen behaftet ſind, die ſeine Ausübung hindern. Die ſchon
der Reichs= und Staatsminiſter tagte, hat einſtimmig folgende
Entſchließung gefaßt: 1. Die Wirtſchaft des Reichs, der Länder welche der in einer Gegend beſonders ſtark vorkommenden
und der Gemeinden ſind auf einer rechnungsmäßigen Feſtmark Kräuter ihnen beſonders erwünſchte Kaufobjekte ſind. Die für
auſzubauen. Die Feſtmarkrechnung iſt für alle Steuern, die Löhne gut trockene, einwandfrei geſammelte reine Ware gezahlten
Groß= und Einzelhandel einzuführen. Dieſe Umgeſtaltung der dieſer Nichtung hin bald eine regelrechte Sammeltätigkeit von
Bilanz und Währung iſt unverzüglich vorzunehmen und die be= ſeiten der intereſſierten Frauen folgt. Vielleicht nehmen die
Haus=
ſchleunigte Rechnung ſofort wirkſam zu machen. Insbeſondere frauenvereine die Gelegenheit wahr, durch ſachkundige Führer
durchzuſühren. Sofort ſind zur Eindämmung des Währungs= Wanderungen und Ausflügen zu veranſtalten, wozu ſich wohl in
verfalles wirtſchaftliche Maßnahmen zu treffen. 2. Die Erfüllung
dieſer Forderung wird den Deutſchen an Rhein und Ruhr den jedem Ort mit dieſem Stoff vertraute Lehrer und Lehrerinnen
unbeugſamen Willen des deutſchen Volkes zeigen, mit ihnen im bereitfinden würden.
Kampf für die Einheit unſeres Vaterlandes auszuharren.
Ausgewieſen.
Dortmund, 28. Juli. (Wolff.) Da der Direktor der
Reichsbankfiliale einer Verfügung der Beſatzungsbehörde, binnen wieder, wie die „Reichszentrale für Deutſche Verkehrwerbung” mitteilt,
hat der kommandierende General der Beſatzungstruppen die bei= Uhr vorm., an Kiel 3.44 Uhr nachm.; ab Kiel 2.17 Uhr nachm., an
Ber=
den Direktoren Fröhlich und Schmidt und den Hauptkaſſier Bär / lin 9.04 Uhr nachm.; ferner die Eilzüge E 170/167 Leipzig —
Mün=
ausgewieſen und die Reichsbank geſchloſſen.
Koblenz 28. Juli. (Wolff.) Hier ſind 105 Eiſenbahner ein Perſonenzugaar 845/846 Lüneburg—Harburg(—
Ham=
mit Familien ausgewieſen worden.
Verkehrsregelung nach Aufhebung der Sperre. 243 Uhr nachm., an Lüneburg 3.48 Uhr nachm. (Werkt.),
der Grenzſperre werden auf der Strecke Betzburg—Siegburg die fachen Betrag des für Juli zahlbaren Betrags, die Empfänger von In=
Sieg gefahren, ſtatt, wie bisher, nur bis Frankenberg. — Im Be= eine Zulage von 10 000 Mark, für jede Waiſe eine ſolche von 5000 Mark.
zirt der Reichseiſenbahndirektion Eſſen wird der Perſonenverkehr Die Beträge werden auf volle hundert Mark aufgerundet.
wie vor der Sperre über die Kontrollſtation durchgeführt. Der
Pendelverkehr zwiſchen Frankfurt a. M. und Richtung Gries= Gold für das Reich durch die Reichsbank und Poſt erfolgt vom
neu eingerichteten Haltepunkt bei Kilometerſtein 3,4 beſetzt haben Mark, für ein 20 Markſtück, 1,5 Millionen Mark für ein 10 Mark=
und weil auch das Gehen von dort nach Griesheim auf dem längs ſtück. Für Silbermünzen wird bis auf Weiteres das 50 000fache
der Strecke führenden Wege von den Franzoſen verboten iſt. des Nennwertes bezahlt.
Seite 3.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Juli.
* Eine zeitgemäße Erwerbsmöglichkeit für
Frauen des Mittelſiandes.
„Das Geld liegt auf der Straße, man braucht es nur
auf=
zuheben”. An dieſes alte, oft gebrauchte und trotz aller Not der
Zeit immer noch auf Wahrheit beruhende Sprichwort muß ich
den haben, gab er einen Rückblick über die Entwicklung und die immer wieder denken, wenn ich faſt in jeder Tageszeitung die
vielfache Nachfrage nach den verſchiedenſten Schätzen der Natur
leſe. Beweis dafür, wie groß der Bedarf iſt, und wie wenig
Feldern, Wieſen und in Wäldern, an Hecken und Zäunen dort
draußen in der Natur einen tarifmäßigen Stundenlohn erzielen
der verſchiedenen Teekräuter abſehen müſſen. Für jene Frauen
des Mittelſtandes jedoch, die den ſtundenlangen Aufenthalt im
Freien mit ihren Kindern jetzt im Sommer dem Hocken an
Näh=
erklärt ſich die feindliche Tendenz der aus Kampf geborenen Poli= Genuß friſcher Luft dem ſtundenlangen Sitzen an Strick= Stick=
und Häkelarbeiten im geſchloſſenen Raume, mit Geiſt, Nerven
wünſchte Gelegenheit zu recht erklecklicher Einnahme.
Jeder Atotheker, jeder Drogiſt, iſt für ſachgemäß geſammelte
geſtaltung bedroht. Soll die Kultureinheit durch Verſöhnung und getrocknete Spenden der Natur regſter Abnehmer. Der Be=
„Drogen” auch im Auslande ein begehrter Artikel und werden
anſchließenden Führungen in die Natur eingerichtet, um auch an
ihrem Teil einerſeits dem herrſchenden Mangel mit abzuhelfen,
von den Behörden auch Erlaubnisſcheine erwirkt, damit dieſe
Es folgte der Bericht der Wirtſchaftshilfe der Deutſchen ungehindert ſelbſt ſonſt verbotenes Terrain zum Zwecke des Ein=
Iſt auch der Sommer ſchon ziemlich weit vorgeſchritten, ſo
Studentenſchaft und der Wirtſchaftshilfe brachte. Weiterer Be= bieten doch die kommenden Monate bis hinein in den Spätherbſt
noch genügend Gelegenheit zur Vertiefung in dieſe Materie, zur
Ausnützung der gebotenen Gelegenheiten zu einem ohne jede
Schwierigkeit raſch zu ergreifenden Erwerb. Jeder Stand, jedes
Alter kann ſich ihm widmen; ja, für geſundheitlich Geſchwächte
Berlin, 28. Juli. (Eigene Meldung.) Der Hauptvor= iſt er in doppelter Hinſicht empfehlenswert, ſofern ſie nicht mit
oben angeführten Fachleute geben jederzeit auf Wunſch an,
und Gehälter und für die kaufmänniſchen Buchführungen in Preiſe bieten die Gewähr dafür, daß dem erſten Verſuche nach
iſt eine Sonderbeſitzſteuer für die Dauer des Ruhrabwehrkampfes gleich direkte Unterweiſungen ihrer Mitglieder auf gemeinſamen
Telegrammbeſtellung. Eine Verpflichtung, die während der Nacht
aufgenommenen Telegramme ſofort zu beſtellen, beſteht nur inſoweit, als
ſie den Vermerk „Nachts” tragen, oder die Ankunftsanſtalt zu erkennen
vermag, daß ſie wirklich dringlicher Natur ſind.
RDV. Neue Perſonenzüge. Zunächſt bis zum 31. Auguſt verkehren
drei Tagen 60 Millarden Mark zu liefern, nicht nachgekommen iſt, die Schnellzüge D 64/63 Berlin — Kiel, ab Berlin Lehrter Bhf. 8.45
chen. ab Leipzig 6.40 Uhr vorm. (über Lichtenfels), an München 5.35
Uhr nachm.; ab München 11.50 Uhr vorm., an Leipzig 10.47 Uhr nachm.;
burg): ab Lüneburg 5.05 Uhr vorm., an Harburg 6.08 Uhr vorm.,
Hamburg 6.43 Uhr vorm.; ab Hamburg 2.13 Uhr nachm., Haarburg
Rentenzahlungsverkehr beim hieſigen Poſtamt 1. Die Empfänger
Frankfurt a. M., 28. Juli. (Wolff.) Nach Aufhebung von Unfallrenten mit Zulagen erhalten am 1. Auguſt d. J. den 2/=
Perſonenzüge wieder bis zur Station Warth bei Hennef an der validenrenten erhalten an dem gleichen Tage außer dem Julibetrag
* Drei Millionen für ein Zwanzigmarkſtück! Der Ankauf von
heim iſt noch nicht aufgenommen worden, da die Franzoſen den / 30. Juli ab bis auf Weiteres zum Preiſe von drei Millionen
und auch ſeines religiöſen Daſeins. Jetzt ſtand er an deſſen
Eingang; er ſollte es jetzt zum erſten Male in ſich ausgleichen,
das Alte und das Neue. Vieles Aeltere, Weltlich=Perſönliche
war zu überwinden, iſt in den folgenden Jahren von ihm
über=
wunden oder doch zurückgedrängt worden; unterworfen hat er
ſich den Forderungen ſeiner neuen Glaubensfreunde nie, aber
erſchloſſen hat er ſich ihnen mit bereitem Willen. Und in vielem
trug ihn jetzt der Schwung dieſes Neuen, der Wunſch, es ſich recht
innerlich zu erwerben, die Stimmung der bewegten Seele ſchon
recht weit: wir hören ſeinen Vorſatz, ſich nun ganz der
öffent=
lichen Arbeit und der Wohltätigkeit zu widmen.
Es iſt kein Zweifel, daß die Liebe zu Johanna von
Putt=
kamer dieſen Durchbruch erleichtert, ja erſt ermöglicht hat. Daß
erſt der Glaube die ſeeliſche Gemeinſchaft zwiſchen ihnen
her=
ſtellen könnte, ohne die jede volle Lebensgemeinſchaft und ohne
die ihr Ja undenkbar war, iſt Bismarck gewiß ſtets klar geweſen;
ſeine Sehnſucht nach dieſem Glauben wird dadurch gewachſen,
ſeine Fähigkeit, ihn aufzunehmen, durch die Erwärmung ſeines
ganzen Weſens geſtiegen ſein. Die Liebe war in der langen Kette
ſeiner religiöſen Entwicklung vielleicht das erſte, ſicherlich das
letzte Glied. Aber keinesfalls das einzige und ſchwerlich ſelber
das ſtärkſte. Das Bedürfnis nach Religion haben wir,
min=
deſtens von Anfang 1843 ab, unabläſſig in ihm rege geſehen:
In die Löfung, wie ſie ſich ſeit dem Auguſt dann immer
deut=
licher anbahnte, blickt ſeine Liebe zu Johanna überall hinein.
Den letzten Vollzug hat dieſe Liebe herangeführt, aber erſt die
Freundſchaftsangſt hat ihn wirklich herbeigeführt, in jenem erſten
Gebete; und an der Fortbildung des ſo Errungenen tat, im
November, inmitten der tief erregten, an zarten und zugleich
er=
habenen Eindrücken ſo reichen Atmoſphäre von Kniephof=
Karde=
min, doch ſicherlich wieder die Liebe das Entſcheidende. Das
alles geht durcheinander, wirkt ineinander, und niemand kann
dieſes Werden eigentlich entſchleiern wollen.
Moritz Blanckenburg hat in dieſen Wochen manchen in
Bis=
marcks Umkehr eingeweiht. Diejenige jedoch, der er das
Erlebnis am erſten und lauteſten, und wärmſten zurief, war
Johanna von Puttkamer. Der Bericht an ſie ging früher ab
als ſeine eigene Anwort an Bismarck. Sie hatte ihm geſchrieben,
auch über dieſen, und ſein Brief führt zwei ihrer Sätze an: „Sie
werden mein Vertrauen nicht mißbrauchen” und „Ihrem Freunde
werden die Augen nun auch wohl mehr aufgehn‟. Es war doch
ſo, daß die zwei unmittelbar noch immer kein Wort zueinander
geſprochen hatten, und beiden doch ganz bewußt war, was
zwi=
ſchen ihnen lehte.
„Jch denke,” ſo redet Moritz Johanna am 25. November
zum Schluſſe ſeiner Anzeige von Bismarcks Beichte an, „Sie
könnten aus dieſem Briefe doch auch für ſich Troſt ſchöpfen —
beten Sie mit wir für meinen Freund.‟ Eine Woche ſpäter
(2. Dezember) dankt er ihr für einen Brief und freut ſich, „daß
wir ſo ganz rein eine Freude zuſammen haben können, die
Gott heiligen wolle”, und er lädt ſie dringend nach
Zimmer=
hauſen. „Unſer Freund hat noch nicht geantwortet”: indes Gott
wird ihn nicht wieder fallen laſſen. Am ſelben Tage lud er auch
Bismarck zu ſich, mit beweglichen Worten. Johanna wird
kom=
men! „Fanninger war hier und hat mir auseinandergeſetzt, daß
Dein Geſundheitszuſtand ihm Sorge macht. Du mußt durchaus
den ganzen Winter etwas gebrauchen und dann ſicher ins Bad
gehen. Verſäume doch gar nichts!‟ Dann kam die Ausſprache
mit Johanna in Zimmerhauſen. Wir hören unmittelbar nur
das eine davon, daß Johanna kein Nein geſagt hatte; ſie fügt
hinzu: ſie habe ihn ſchon vorher innerlich verteidigt, noch ehe
ſie ihn eigentlich kannte, und die Reden und Bedenklichkeiten ſo
Vieler ſeien ihr gleichgültig geweſen, ſchon vor jenem
Dezember=
tage, und damals habe ſie ihm bereits vertraut. Er aber hat es
ſpäter kurz und gut ſo formliert: „Ich hatte, als ich Mitte
De=
zember in Pommern war, die Sache in Zimmerhauſen mit
Jo=
hanna berichtigt und war bloß deshalb hingekommen.” Nur
blieben die Eltern noch zu gewinnen. Moritz und Johanna
hatten ſogleich darüber beraten. Er empfahl ihr dann ſchriftlich
(19. Dezember), die Eltern ſofort einzuweihen, damit ſie nicht
erſt kränkenderweiſe durch den Werbebrief erführen, was
ge=
ſchehen war. „Ich hätte hier nicht ſoviel geſprochen mit dem,
dem nur ein Wort zu ſagen nötig war,” und hätte dann vor
allem die Eltern gerufen. Doch tröſtete er Johanna mit dem
Abſchied, den ihr Vater von Bismarck genommen: „einige
Dop=
pelküſſe fielen und die Worte „wenn wir uns einmal in Reinfeld
wiederſehn”, die freilich gleich verbeſſert wurden „oder vielleicht
auf dem Landtag”,” und er tröſtete ſie mit dem ſchmerzlichen
Ernſte dieſer Wochen, der auch dies Bündnis innerlich ſtärke
und äußerlich decke. Von dem Erkorenen aber (auch er nannte
ihn den Speziellen) konnte er melden, daß er ganz ſelbſtändig,
ganz ohne Blanckenburgs Rat, auf dasſelbe Verfahren
gekom=
men ſei, wie ſie beide: „er wird ſchreiben und alles ganz ehrlich
von ſich, wie es war und wie es iſt, ſagen, ohne zu erwähnen,
was Sie nicht erwähnt wünſchen”, das heißt natürlich: die
Hergänge zwiſchen Johanng und ihm.
So hat Bismarck es getan: er ſchrieb, auf der Durchreiſe
von Zimmerhauſen nach Berlin, ſeinen Werbebrief. Er hat
ihn dann Moritz eingeſandt, und dieſer hat ihn auf die Poſt
gegeben. Am heiligen Abend des nächſten Jahres erinnerte
Blanckenburg die Reinfelder Freunde daran: Puttkamer wird
heute dieſes Briefes gedenken, Johanna ſich des Griffes in die
Poſttaſche erinnern! Es ſcheint demnach, daß er am 24. in
Rein=
feld eintraf; dann muß ihn Bismarck etwa am 21. geſchrieben
haben. Begegnet iſt dieſer Brief uns oft: das koſtbarſte Zeugnis
ſeiner inneren Entwicklung bis an die Stunde heran, und ein
monumentales Werk in ſich ſelbſt, ernſthaft und männlich,
klang=
voll und reif. Ein jeder hat ihn geleſen und hat empfunden,
mit welch ſtarler Handbewegung ſein Verfaſſer alles
Aeußer=
liche zur Seite ſchiebt: Puttkamer kann das leicht erfragen, und
es iſt ja doch nur der notwendige Ausfluß des Innern. Bismarck
mag dabei zugleich gedacht haben, daß auch das Ungünſtige, das
der alte Herr über ſein Vorleben gehört hatte, nun längſt
über=
wunden ſei durch den geiſtigen Umſchwung, den er als Inhalt
ſeiner letzten Jahre zu berichten hatte. Und ſeine ganze religiöſe
Entwicklung überſchaut er: objektiv, ruhig, ehrlich, bis zu der
Charakteriſtik ſeines gegenwärtigen Zuſtandes: „Gott hat mein
damaliges Gebet (das um Maries Leben) nicht erhört, aber er
hat es auch nicht verworfen, denn ich habe die Fähigkeit, ihn zu
bitten, nicht wieder verloren, und fühle, wenn nicht Frieden, doch
Vertrauen und Lebensmut in mir, wie ich ſie ſonſt nicht mehr
kannte.‟ Die Regung iſt jung; verloren, ſo hofft er, wird ſie in
keinem Falle ſein; ſie hat ihm auch das Vertrauen zu dem
Ent=
ſchluſſe der Werbung gegeben, von dem er in Zimmerhauſen nur
deshalb zu Putkamer ſchwieg, „weil ich mehr zu ſagen hatte,
als ich mündlich zuſammenfaſſen kann‟. Er hat das hier geſagt,
„mit unumwundener Offenheit und Treue”, „ſoweit ich mir
ſelber klar geworden bin”. Er hat, ſo äußert ſein zweiter Brief,
bei ſeinem früheren Schreiben Gott angerufen um Klarheit in
der Prüfung ſeines Innern und um Wahrheit jeden Wortes.
Soweit wir irgend nachprüfen können, iſt alles richtig und alles
aufrichtig; nirgends eine Verſchleierung, wirgends ein Hauch
der Uebertreibung auch ſeiner gegenwärtigen Ueberzeugungen,
nirgends die geringſten Abweichungen von irgendeiner inneren
oder äußeren Tatſache, die wir aus den zeitnächſten Zeugniſſen
erkennen können: alles ſtimmt unbedingt überein, nur daß der
Werbebrief alles knapp und groß von oben her zuſammenfaßt
und es unendlich erhöht und unendlich bereichert. Wie ganz er
ſich ſelber dabei auf das Geiſtige konzentrierte, zeigen die
ein=
zigen Irrtümer des Briefes, die nicht ganz präziſen Zeitangaben.
Jenes Geiſtige bleibt überwältigend wahr und wahrhaftig.
Die Bitte Bismarcks ging, da er auf ein ſofortiges Ja nicht
rechnen dürfe, dahin, ihm vor einem Nein jedenfalls Gelegenheit
zur Ausſprache zu gewähren. Er fand in Reinfeld zwei Für=
Seite 4.
Darmſtätler 2. blatt, Sondan dei 29. Juli 1923.
Rummer 207.
bachtmeiſter bermann Heußner in Gießen, wegen Kraſt= Heizungs= und Lichtanlage: Firma J. Nohl, hier; Weißbinder=
Vergehens gegen 8 340 R.=St.=G. (Körperverletzung). Am 19. April arbeiten: Firma H. J. Weber, hier; „Schloſſerarbeiten: Firma Stadian
1923 hat das Autsgericht Gießen gegen Heußner das Hauptverfahren Riehl, hier; „Alempnerarbeiten: Firma Ludw. Kling, hier;
Dackdecker=
wegen Körperverletzung eröffnet. Als Verletzter, iſt der Unteroffizier arbeiten: Firma Auguſt Aßmuß, hier; Bahnanſchluß: Firma Bahnbe=
Bickhard vom Inf.=Regt. 15 in Gießen erſchienen, für Heußner tritt darf, A.=G. hier; Entwäſſerung und Planierung: Tiefbaufirmen Hch.
für den Rechtsanwalt Schomberger in Gießen, Rechtsauwalt Schödler Koch und Jacob Löffler, hier. Herzliches Glückauf dem neuen Werke,
auf. Heußner behauptet, B. habe durch Singen auf der Straße nachts
Lärm erregt und Nennung ſeines Namens verweigert. B. habe
ange=
fangen zu ſchlagen und Heußner eine Beule auf dem Kopf beigebracht,
Deuhner ſoll V. Schläge ins Geſicht beigebracht, ihm den Mund zugehal= muſiker, ohne jegliche Enttäuſchung des verehrten Publikums A 1a
ten und ihn gegen ein Tor geſtoßen haben. Gegen B. wurde die Anzeige
wegen ruheſtörenden Lärms erhoben. Ein ärztliches Atteſt ſtellt
Ver=
letzung des linken Augenlids durch Schlagen und Bluterguß unter der
Bindehaut bei B. feſt. Das Miniſterium hat Vorentſcheidung beantragt.
ſtehen zum großen Teil auf Seiten des Bickhard. Der Vertreter des
Staatsintereſſes folgert, daß der ganze Vorfall unterblieben wäre, wenn von ehemaligen Militärmuſikern ausgeführt, die Leitung hat Herr
ſich Bickhard nicht auf der Straße der Feſtſtellung ſeines Namens
ent=
zogen hätte, daher B. mit Recht zur Wache gebracht worden ſei die
größere Wahrſcheinlichkeit ſpreche bezüglich des Vorfalls auf der Wache
für die Angaben Heußners, Heußner habe B. aus dem Uniformrock die
Brieftaſche zu entziehen verſucht, um aus ihr den Namen feſtzuſtellen.
So habe ſich die Sache entwickelt, und da könne von einem Verſchulden
des Polizeiwachtmeiſters Heußner keine Rede ſein. Er beantragt, wie auch
der Anwalt des Beſchuldigten, die Frage der Amtsüberſchreitung zu
verneinen. Urteil: Der Polizeiwachtmeiſter Heußner
hat ſich einer Amtsüberſchreitung nicht ſchuldig
desheim gegen Polizeiwachtmeiſter Wilh. Noll in
Worms wegen Beleidigung. Gelegentlich einer Siſtierung der Ehe= in der 3. Kl. 500 Mk., in der 4. Kl. 330 Mk.
frou Webel, wegen eines Vorfalles auf dem Markt, hat Noll
zugeſtan=
denermaßen zu Webel geſagt: „Wenn Sie nicht weggehen, ſchlage ich
Sie auf die Rotznaſe‟. Dieſerhalb iſt Privatklage erhoben. Vorentſchei=
dung iſt beantragt. Der Vertreter des Staatsintereſſes erachtet, daß
Noll die Aeußerung in gereizter Stimmung getan hat, eine
Ueberſchrei=
tung ſeiner Amtsbefugniſſe ſei hierin und auch in dem angeblichen
Stoßen der Frau Webel nicht zu erblicken. Das Urteil
ent=
ſpricht dieſem Antrage.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Jür den heutigen Sonntag
ſind wiederum zwei Vorſtellungen angeſetzt, und zwar um 7½„Uhr die
köſtliche Schwanknovität, der Schlager der letzten Wochen „Der
Meiſter=
boger” mit Bruno Harprecht in der Titelrolle, der auf vielſeitigen
Wunſch noch ein letztesmal wiederholt wird, und um 101 Uhr
pünkt=
lich als Nachtvorſtellung „Galante Nacht”, die letzte Aufführung dieſes
ſenſationellen Abenteurs mit Bruno Harprecht und Eliſabeth Horn a. G.
in den Hauptrollen. — Am Montag abend findet die Premiere „Komteß
Guckerl”, ein heiteres Spiel aus Goethes Tagen von Franz von
Schön=
than und Franz Koppel=Ellfeld, den erfolgreichen Autoren ſo vieler alter
Luſtſpiele, ſtatt. Nach den Schwänken, Komödien und Abenteuern der
letzten Wochen erſcheint nun im Spielplan der Sommerſpielzeit als
typiſcher Vertreter des alten Luſtſpiels oder beſſer des Luſtſpiels aus
der guten, alten Zeit „Komteß Guckerl”. Ganz im Stile von „
Veilchen=
freſſer”, „Goldſiſche” und ähnlichen gehalten, führt uns dieſes reizende
Luſtſpiel in entzückendem Plauderton in die Atmoſphäre von Alt=Wien
und ſpielt in der gemütlichen öſterreichiſchen Ariſtokratie von anno
da=
zumal. In der erſtklaſſigen Beſetzung der Sommerſpielzeit wird es
dem Darmſtädter Publikum ſicher ausgezeichnet gefallen.
— Schule der Weisheit. Während der nächſten Tagung der
Geſell=
ſchaft für Freie Philoſophie, die in der Beit vom 16. bis 22. September
ſtattfinden wird, werden wieder wie im vergangenen Jahre
Privat=
quartiere benötigt werden. Es wird daher jetzt ſchon den
Quartier=
gebern anheimgeſtellt, ſich darauf einzurichten und mit der Geſchäftsſtelle,
Paradeplatz 2, (Geſchäftsſtunden von 7 bis 3 Uhr), in Verbindung zu
treten.
— Bund der Kinderreichen zum Schutze der Familie, Ortsgruppe
Darmſtadt. Die im Feierabendſaal abgehaltene gutbeſuchte
Mitglieder=
verſammlung des Bundes der Kinderreichen eröffnete der 1. Vorſitzende
Herr Reul. Er begrüßte und dankte den Anweſenden für ihr
zahlrei=
ches Erſcheinen und wies auf den Lichtbildervortrag Alt=Darmſtadt durch
den Schriftſteller Herrn Franz Harres hin. Der Vortrag über die
Darmſtädter Mundart fand ſtärkſten Beifall. Ein Rückblick auf
Ver=
gangenheit der Lichtbilder, bis zum 14. und 15. Jahrhundert erregte
die größte Aufmerkſamkeit, beſonders auch unter der Jugend. So manche
Bilder aus dem letzten Jahrhundert, deſſen ſich ältere Leute noch gut
erinnern konnten, riefen die alten Zeiten bei ihnen wach. Den
ausführ=
lichen Erklärungen des Vortragenden und der Vorführung der in allen
Stücken vortrefflich gelungenen Bilder durch Herrn Wittmann
bezeugten die Anweſenden ihren Dank mit großem anhaltenden Beifall.
Nach verſchiedenen geſchäftlichen Mitteilungen und Dank an Herm
Harres für ſeine Tätigkeit, und Ausgabe einiger verbilligten Waren
an die Mitglieder, ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung mit dem
Be=
merken um Bezahlung der Beiträge und Ausgabe der Bundeszeitung
bei dem 2. Vorſitzenden Herrn Wilhlm Dietz, Grafenſtraße N. Nächſte
Verſammlung Freitag, den 24. Auguſt, im Feierabend, mit einem
vor=
geſehenen Vortrag.
— Vorträge. Ueber den Namen, der über allen Namen iſt, wird
Herr Prof. G. J. Haberl=Wien von Montag, den 30. Juli, bis
Donnerstag, den 2. Auguſt, allabendlich 8 Uhr, in hieſiger Stadtkirche
ſprechen. Herr Prof. Habexl iſt unſtreitig der markanteſte Führer der
chriſtlichen Jugendbewegung Deutſch=Oeſterreichs und verſteht es in ganz
vorzüglicher Weiſe, ſeine Zuhörer zu feſſeln. Es ſollte darum niemand
verſäumen, dieſe Vorträge, die von großer innerer Kraft und
Ueber=
zeugung getragen ſind, zu beſuchen.
— Bäderpreiſe. Der vom Reichsverband der Deutſchen Hotels, dem
Allgemeinen deutſchen Bäderverband, dem Verband der Fremdenheime
und dem Verband ärztlicher Heilanſtaltsbeſitzer herausgegebene
Preis=
multiplikator für Bäder und Kurorte wurde auf 42 000 erhöht,
— Neues Großunternehmen der verarbeitenben Metallinduſtrie. Die
Firma Jacob Hoffmann, hier, erbaute auf ihrem Terrain im
Induſtrie=
viertel PPallaswieſenſtraße) eine größere moderne Fabrikanlage für die
ſeither in der Magdalenenſtraße 17. untergebrachte
Schreibmaſchinen=
fabrik Odo G. m. b. H. Darmſtadt. Gründer und Leiter der Fabrik iſt
Herr Ingenieur Eugen Eßwein, Darmſtadt. Im ſeitherigen
Be=
triebe wurden 40—50 Mann beſchäftigt, während die Neuanlage 150,
bis 200 Arbeiter und Angeſtellte aufnehmen kann. Das Bauprojekt
ſtammt von Herrn Ing. Eugen Eßwein; bauleitender Architekt iſt Herr
Rudolf Strecker, hier; für die Eiſenbetonarbeiten Herr Prof. Dr. Ing.
Kleinlogel, hier. Ausführende Firmen waren: „Mauxer= und
Betonar=
beiten Firma Dornbach & Riedel, Darmſtadt; „Kamin; Spezialfirma
Franz Hof, Frankfurt a. M.: Zimmerarbeiten: Firma K, Keller, hier;
Schreinerarbeiten: Firma Fritz Gehbauer, hier; „Glaſerarbeiten: Firma
ſprecher: der dreifach vereinſamte Thadden verbrachte das Feſt
bei den Freunden, und dann war „Fohanna”, ſo erfuhr Moritz
von jenem, „ein äußerſt warmer und beredter Verteidiger”
Bis=
marcks. Es ſcheint doch nicht, daß ſie den Eltern vor dem
Ein=
trefſen des „dicken Briefes” ihr Geſtändnis gemacht hat; der
Brief, von dem auch Moritz urteilte, Gott müſſe Ortos Hand be.
ſeiner Niederſchrift geleitet haben — hat, das iſt gewiß, gewirkt
wie eine Bombe. „Ich bin der Meinung, daß der teure Mann
durch Deinen Brief wie ein Ochſe mit dem Beil vor den Kopf
geſchlagen worden iſt.” Oder, wie Bismarck es ſpäter ausdrückte:
Puttkamer war „entſetzt” von dem Gedanken, daß ſeine Tochter
heiraten werde, vollends aber, daß ſie dieſen Mann heiraten
ſolle, „von dem er viel Uebles und wenig Gutes gehört hatte‟.
Nach einem Brief von Johannas Vater, der keine Entſcheidung
brachte, meldete ſich Bismarck auf den 12. nach Reinfeld an.
Daß er einen möglichen Gegenbefehl erſt nach Stettin erbat, war
in ſeinem Schreiben das einzig Dringende, eine Abbeſtellung
Erſchwerende. Vor ihm bereits traf Blanckenburg in Reinfeld
ein: Thaddens Rolle alſo fiel dem Eifrigeren zu. Trotzdem fand
Bismarck am 12. dort zwar „keine ungünſtige Stimmung, aber
Neigung zu weitausſehenden Verhandlungen”; da ſchnitt er,
offenbau gleich im Beginn ſolcher Geſpräche, kühn durch. „Wer
weiß, /öelchen Weg dieſe genommen hätten, wenn ich nicht durch
eine eutſchloſſene Accolade meiner Braut, gleich bei dem erſten
Anblick ihrer, die Sache zum ſprachloſen Staunen der Eltern
in ein gudres Stadium gerückt hätte, in welchem binnen fünf
Minuten alles in Richtigkeit geriet.”
Das war Bismarck: aus dem Helldunkel der langen
Vorbe=
reitung blitzt die abſchließende Tat heraus wie das Auffunkeln
von Stahl. Mit dieſer „Umhalſung” war die Feſte erſtürmt.
Tags darauf, bei einem Eſſen, ward die Verlobung
veröffent=
licht; er ſpottete nachher zu ſeinen Geſchwiſtern mit lachendem
Uebermut über das erneute „maßloſe Erſtaunen der Kaſſuben”
über dies ganze weltentlegene halbpolniſche Ländchen. In
glück=
licher Befreiung endete ihm ein inhaltſchweres Jahr. Er hatte
das Feld ſeiner ſtaatlichen Arbeit gefunden, einen Glauben
ge=
funden und für die Liebe ſeines Herzens den Gegenſtand; noch
uirgend war er fertig, aber in allem ging es freudig empor.
An Frau von Arnim ſandte er, gleich in der erſten Stunde, den
knappen und bedeutungsvollen brieflichen Gruß: Reinfeld, den
12. Januar 1841, All right. B.
I. Vertpaltungsgerichtshof. 1. Vorentſcheidung gegen Polizei=/ Hermann Schulz, hier; Inſtallation für Waſſer und Gas und die eigene
ſeinen Beſitzern, Angeſtellten und Arbeitern.
— Saalbau=Konzert. Am Dienstag, den 31. bs. Mts., findet wieder
eines der beliebten Saalbau=Konzerte des Vereins ehemaliger Militär=
Strauß=Konzert, ſtatt. Die Leitung der Kapelle liegt bei dieſem Konzert
in den bewährten Händen des Herrn Obermuſikmeiſters a. D.
A. Rühlemann.
— In Schuls Felſenkeller finden regelmäßig Dienstags und Frei=
Die erhobenen Zeugenausſagen, ſind widerſprechend, die Zivilzeugen tags große Konzerte ſtatt. Die ſtets gute Muſik und ein anerkannt
vor=
zügliches Glas Bier laden dazu ein. Heute Sonntag wird bas Konzert
Böhme. (Siehe Anzeige.)
Die neuen Eiſenbahnfahrpreiſe vom 1. Auguſt.
RDV. Mit Wirkung vom 1. Auguſt werden die Eiſenbahnfahrpreiſe
in der dritten und vierten Klaſſe um etwa 250 Prozent, in der erſten
und zweiten Klaſſe um 300 Prozent erhöht, ſo daß ſich folgende
Ein=
heitsſätze für den Kilometer (tatſächlich werden die
Fahr=
preiſe nach den Juni=Kilometerſätzen, 1. Klaſſe 200 Mk., 2. Klaſſe 100
gemacht. — 2. Privatklage des Jak. Webel 3. in Kleinnie= Mk., 3. Klaſſe 50 Mk., 4. Klaſſe 33 Mk., berechnet, aufgerundet und dann
vervielfältigt) ergeben: in der 1. Kl. 3200 Mk., in der 2. Kl. 1600 Mk.,
Die Schuellzugszuſchläge für die Benutzung von D=
Zügen betragen: in der 1. Zone (bis 75 Km.) 1. Kl. 64000 Mk., 2. Kl.
32 000 Mk., 3. Kl. 10 000 Mk.; in der 2. Zone (bis 150 Km.) 1. Klaſſe
128 000 Mk., 2. Kl. 64 000 Mk., 3. Kl. 20 000 Mk.; in der 3. Zone (über
150 Km.) 1. Kl. 192 000 Mk., 2. Kl. 96 000 Mk., 3. Kl. 30 000 Mk.
Die Zuſchläge für F.=D.=Züge (nur 1. und 2. Klaſſe,
zu=
nächſt nur noch im Auguſt Berlin=Hamburg und Berlin=München) außer
Fahrpreis und D=Bug=Zuſchlag: nach Hamburg: 1. Kl. 160 000 Mk.,
2. Kl. 80 000 Mk.; nach München: 1. Kl. 320 000 Mk., 2. Kl. 160 000 Mk.
Platzkarten die in den Zugangsſtationen für alle D=
Züge von den M.E.R.=Büros ausgegeben werden oder von außerhalb
dort beſtellt werden können: 1. Kl. 24 000 Mk., 2. Kl. 12000 Mk., 3. Kl.
4000 Mk.
Eine Bahnſteigkarte koſtet 3000 Mk.; der Einheitsſatz für
Gepäck beträgt 128 Mk. für 10 Kg. und 1 Km., die Mindeſtfracht
9000 Mk.
Die Preiſe für Bettkarten deren Vorverkauf 7 Tage vor
Ab=
gang des Zuges bei allen M.E.N.=Büros beginnt, betragen (für die
Inlandsſtrecken der Reichsbahn= und Mitropa=Schlafwagen) in der 1.
Kl. (Einzelabteil) 600 000 Mk., in der 2. Kl. (2 Perſonen in einem
Ab=
teil) 300 000 Mk., für Liegewagen 3. Kl. 120 000 Mk. und die
Vormerk=
gebühr von 10 Prozent. Die Fahrpreiszuſchläge in den Kurſen der
Internationalen Schlafwagen=Geſellſchaft betragen in der 1. und 2. Kl.
bis 700 Km. 200 000 bezw. 100 000 Mk., bis 1000 Km. 300 000 bezw.
150 000 Mk., über 1000 Km. 400 000 bezw. 200 000 Mk. (bis 200 Km. auf
deutſchem Gebiet werden nur 100 000 bezw. 50 000 Mk. Buſchlag
er=
hoben).
An der viertägigen Gültigkeit der gewöhnlichen
Fahrkarten wird nichts geändert; Fahrkarten, die am 31. Juli
ge=
kauft ſind, gelten zur Fahrt noch bis zum 3. Auguſt, jedoch muß die
Reiſe bis Mitternacht beendet ſein.
Rundreiſehefte (. E. R.=Fahrſcheinhefte) gelten
zwar über den 1. Auguſt hinaus, jedoch muß, gleichgültig, ob das Heft
im Juni oder im Juli gekauft und die Reiſe bereits vor dem 1. Juli
angetreten wurde, für Reiſeſtrecken, die nach dem 3. Auguſt nachts 12
Uhr zurückgelegt werden, der Fahrpreisunterſchied nachgezahlt werden,
und zwar muß vor Antritt der Reiſe oder Weiterreiſe bei einer
Aus=
gabeſtelle des Mitteleuropäiſchen Reiſebüros oder einer größeren
Fahr=
kartenausgabe ein Ergänzungsſchein gelöſt „werden; dieſer
Fahrſchein koſtet für im Juni gekaufte M.E. R.=Scheinhefte in der 1. z.
und 2. Kl. das 15fache, in der dritten und vierten Klaſſe das 9fache des
urſprünglich bezahlten Preiſes, für die im Juli gekauften Heſte in
ſprünglich bezahlten Preiſes. Die Benutzung einer niedrigeren Klaſſe
nicht benutzten M.E.R.=Fahrſcheine (Nichtbenutzung beſcheinigen laſſen!) ſei das Auto verſchwunden geweſen.
kann Erſtattungsantrag geſtellt werden.
Die Fahrpreiſe für die im Auguſt verkehrenden Ferien=
Son=
derzüge werden gegen die urſprünglich angegebenen Preiſe
ver=
zehnfacht; alle Sonderzug=Rückfahrkarten jedoch ohne Nachzahlung.
Aus den Parteien.
— Deütſche Demo kratiſche Partei. Die von der
Deut=
ſchen Demokratiſchen Partei am Sonntag, den 12. Auguſt, nachmitttags
3 Uhr, auf der Feſte Otzberg bei Lengfeld ſtattfindende
Verfaſſungs=
feier wird mit einer großen Kundgebung für die
Frei=
heit von Rhein und Ruhr verbunden ſein. — Hervorragende
Redner werden Anſprachen halten. Gemeinſamer Geſang vaterländiſcher
und freiheitlicher Lieder, Konzert uſw. ſollen zur Feierlichkeit der
Kund=
gebung beitragen.
— Demokratiſche Jugendgruppe. Am nächſten
Mitt=
woch, den 1. Auguſt, abends 8 Uhr, ſpricht im „Heimabend”, Lehrer
Germann über das Thema: „Staatsformen und Staaten= (
verbindungen”. — Unſere Mitglieder werden zu dieſem
hochin=
tereſſanten Vortrage hiermit um vollzähliges Erſcheinen gebeten. Auch
die älteren Parteifreunde ſind willkommen.
Regimentsnachrichten.
mufkmeiſter Hugo Hauske.
Verein der Leibgardiſten. Am Samstag, den 4. Aug.,
abends 8 Uhr, im Saalbau=Garten; Konzert. Leitung: Herr Ober=
Lokale Veranſtaltungen.
Die Merunter erſcheinenden Notſzen Eind ausſchließſich als Hinweiſe auf Angeigen zu betrachten,
in keinem Fadte irgendwie als Bewrechung oder Kriit.
— Oberwaldhaus. Nach längerer Pauſe findet am heutigen
Sonntag in den idhlliſchen Anlagen des Oberwaldhauſes ein Sonder=
Konzert ſtatt, deſſen Leitung in den Händen des Herrn H. Hauske liegt,
und
ſei hier beſonders darauf hingewieſen. (Siehe Anzeige.)
H. Eberſtabt, 27. Juli. Gemeinderatsſitzung. Die für
die Lohnpertode vom B. 6—11. 7. durch den Bau= und Finanzausſchuß
feſtgeſetzten Lohnerhöhungen für Notſtands= und Steinbrucharbeiter
ſowie des Gehilfen Kern finden Zuſtimmung. Bezüglich Erhebung der
vorläufigen Grund= und Gewerbeſteuer, 1. und 2. Ziel 1923, wird
be=
ſchloſſen, den höchſtzuläſſigen Ausſchlagſatz, gemäß der Verfügung des
Kreisamts vom 7. Juli 1923 in Anſpruch zu nehmen. Die
Ausſchlag=
ſätze werden feſtgeſetzt, ſobald der Ausſchlag des Nachtrags für 1923
be=
endet iſt. Die Gasmeſſermiete wird ab 1. Juli für einen dreiflammigen
Gasmeſſer auf 500 Mk., für einen fünfflammigen auf 1000 Mk. und für
einen zehnflammigen auf 2000 Mk. monatlich erhöht. Dem Geſuch des
Johannes Müller IV. und Ludwig Harniſchfeger um Erhöhung des
Fuhrlohnes auf 10 000 Mk. pro Stunde ab 1. Juli 1923 wird
ſtattge=
geben. Die Vergütung für Reinigung der Straßen und Plätze wird ab
11. Juli 1923 auf 10 000 Mk. pro Reinigung feſtgeſetzt. Die
Bade=
preiſe für die Gemeindebadeanſtalt werden mit ſofortiger Wirkung auf
das Doppelte der bisherigen Sätze erhöht. Der Bereitſtellung von vier
Fuhren Faſchinenreiſig und 250 Pfählen für die Inſtandſetzungsarbeiten
der Modau durch den Verband für die Reinigung der Modau ſtimmt
der Gemeinderat zu. Dem bereits erfolgten Ankauf von zwei
Ziegen=
höcken aus der Gemeinde Ueberau wird nachträglich zugeſtimmt und der
Kredit von 6 Mill. Mk. bewilligt. Der Ankauf eines gebrauchten
iri=
ſchen Ofens zum Angebotspreiſe von 850 000 Mk. und eines gebrauchten
Herdes zum Angebotspreiſe von 1 Mill. Mk. für die
Gemeindewohnun=
gen wird beſchloſſen. Eine Eiſengießerei und Maſchinenfabrik wünſcht
zur Errichtung von größeren Induſtrieanlagen im Induſtriegebiet an
der Main=Neckarbahn zirka 5 Hektar Gelände anzukaufen. Der Firma
ſoll die 4ſs Hektar große Parzelle Flur III Nr. 1054ſ,o unter günſtigen
Bedingungen zum Kauf angeboten werden. Der Waſſerbezugspreis
wird für den Monat Juli auf 1400 Mk., der Gaspreis auf 5500 Mk.
feſtgeſetzt. Eine Kapitalaufnahme von 130 Mill. Mk. zur Auffüllung
der Betriebsmittel wird beſchloſſen. Die Submiſſion der Plätze auf dem
Marktplatz für die Kirchweihe findet Genehmigung. Nach Erledigung
einer Reihe kleiner Vorlagen der Verwaltung findet geheime Sitzung
ſtatt.
* Roßdorf, 28. Juli. Morgen, Sonntag, 29. Juli, begeht unſere
Gemeinde die Feier des 25fährigen Beſtehens ihres
Schweſternhauſes und ihrer Kleinkinderſchule. Es findet
nach=
mittags halb 2 Uhr unter Mitwirkung des Kirchengeſangvereins und
eines Kinderchores Feſtgottesdienſt ſtatt, danach, unter Vorantritt eines
Poſaunenchores. Feſtzug durch die beflaggten Straßen von der Kirche
zum Gemeindehauſe. Dort wird bei Poſaunenchören, Chor= und
Ge=
meindegeſang, Anſprachen und Gedichtvorträgen eine Feier gehalten,
Dann werden die Kleinen und die Gäſte bewirtet. Abends iſt
Jugend=
verſammlung im Gemeindeſaal. Alle Freunde ſind herzlich eingeladen.
r. Wixhauſen, 27. Juli. Gemeinderatébericht. Herr Gg.
Straße deshalb verlegt haben. Der Gemeinderat kann ſich jedoch nicht
dazu entſchließen und will Ortsbeſichtigung vornehmen. Für die frei
werdende Gemeinderechnerſtelle haben ſich acht Bewerber gemeldet, die
ſämtlich zur Prüfung zugelaſſen werden. Zur Erhebung der
vorläufi=
gen Grund= und Gewerbeſteuer werden die jetzigen Sätze um das 20 erhöht. Gebäude und Bauplätze, ſeither 10 vom Hundert, jetzt 200,
land= und forſtwirtſchaftliche Grundſtücke ſeither 15, jetzt 300 v. H.,
An=
lage= und Betriebskapital, ſeither 8 jetzt 160 b. H. — Zwei junge
Burſchen gerieten dieſer Tage beim Bachputzen wegen geringer Urſache
in Streit, wobei der eine dem Gegner mit der ſcharfen Kante einer
Schaufel dermaßen auf den Kopf ſchlug, daß die Schädeldecke
zertrüm=
mert wurde. Der Verletzte wurbe nach Darmſtadt ins Krankenhaus
transportiert und der Täter in Polizeigewahrſam genommen, nachdem
ihm von Seiten der Mitarbeiter eine gehörige Tracht Prügel
verab=
folgt worden war.
h. Auerbach, 28. Juli. Das Marmorwerk des Herrn Dr. L.
Link im Hochſtädter Tal wird in ein Aktien=Unternehmen umgewandelt.
— Herr Baron von Braſch hat durch größeren Anbau ſeine Villa am
Schloßberg, von der man einen herrlichen Fer
Aueſashailon eine Schdulbelt. e Nunpris.— Lune nächige.
Villa wurde durch Herrn Architekt Meckel an der Straße nach
Zwin=
genberg für einen Herrn Chriſtianſen, bezw. deſſen Frau, aus
Dänemark, erbaut und iſt kürzlich bezogen worden. — Ein hübſches
Landhaus, ebenfalls von Herrn Meckel erbaut, wurde in hoher
Gebirgslage an der gleichen Straße, Gemarkung Zwingenberg,
fertig=
geſtellt. Eigentümer iſt ein Holländer, der ein größeres Grundſtück
käuflich erwarb.
A Bensheim, 28. Juli. Sterbefälle. Herr Studienrat
Ehr=
mann, am Gymnaſium Bensheim, iſt dieſer Tage in Triberg im
Schwarzwald an einem Schlaganfall plötzlich geſtorben. — In dem
be=
nachbarten Zell iſt im Alter von 63 Jahren Herr Lehrer Peter
Schmitt geſtorben.
Mainz, R. Juli. Jugend von heute. Auf einem
Rhein=
gauer Feſt umſtanden die Kinder ein Karuſſell. Bei einem Fahrpreis
von tauſend Mark hatten aber bie meiſten nur die Freude, zuzuſehen)
wie die „Reitſchul” herumfuhr und die Muſik ſpielte, nur wenige
be=
kamen von Muttern oder Vater einen Tauſender zur Fahrt, aber auch
manche hatten die Taſchen voll, ſo daß man ſtaunte. Ein etwa
ſieben=
jähriger Junge ſagte zu einem etwa gleichaltrigen Knirps: „Laß mich
auch mal fahren”, worauf der andere erwiderte: „Ich hawe der ſcho
dreimol bezahlt, ich hawe jetzt nor noch 35 dauſend, do will ich heit un
morje aach noch e parmol defor fahrn!!
Worms, R. Juli. Mord und Selbſtmord. Geſtern
Nach=
mittag hat der 22jährige Arbeiter W. Sch. aus Monsheim ſeine
Ge=
liebte, eine 19jährige Verkäuferin von hier, in der Wohnung ihrer
Eltern in der Petersſtraße kurz nach 3 Uhr durch 2 Revolverſchüſſe am
Kopf ſchwer verletzt und ſich dann ſelbſt einen Schuß in die Schläfe
bei=
gebracht. Beide wurden mittels Krankenwagns in das ſtädtiſche
Krankenhaus verbracht, woſelbſt ſie heute Vormittag ihren
Verletzun=
gen erlegen ſind.
Reich und Ausland.
Branb in einem Eiſenbahnkohlenſchuppen.
Zweibrücken. Der Brand in den Kohlenſchuppen in der Nähe
des Bahnhofes, iſt vermutlich durch Selbſtentzündung von Briketts
ent=
tanden. Da die Kohlenſchuppen von der franzöſiſchen Eiſenbahnregie
beſchlagnahmt ſind, wurde das Feuer von der franzöſiſchen militäriſchen
Feuerwehr gelöſcht.
Von einem biſſigen Hund getötet.
Sasbach. Von einem biſſigen Hunde gebiſſen wurde das 8ſ=
Jahre alte Söhnchen des Hauptlehrers Höfele, wobei der Hund dem
Knaben ein Stück Fleiſch aus einem Bein herausbiß. Dieſer furchtbaren
Wunde iſt das Kind nach langem qualvollen Leiden erlegen.
Rätſelhaftes Verſchwinden eines Mädchens.
Hefan e er in e e ef eche ee a
der 1. und 2. Kl. das 3fache, in der 3. und 4. Kl. das Doppelte des ur= von Baden will von ihrer Wohnung aus beobachtet haben, wie Männer
einem Mädchen ein Tuch über den Kopf geworfen, und das Mädchen in
iſt nur gegen Löſung eines ganz neuen Fahrſcheins zuläſſig; für die ein Auto gehoben haben. Bis die Frau auf die Straße gekommen ſeig
Zu den heutigen Kennen
in Hoppegarten — Hannover — Mühlheim —
Duis=
burg — München und Ausland nimmt Wetten
ent=
gegen die
Weitannahme
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Darmſtädter Tagblatt, Sonnkan, der 29. Juli 1923.
Seite 5.
Sport, Spiel und Turnen.
Leichtathletik.
Die Sportvereinigung 04. A
Igen hält heute
nachmittag am Arheilger Mühlchen leichtathletiſche Vereinswettkämpfe
ab, daran anſchließend Wettſpiel der erſten Mannſchaft gegen
Egels=
bach (Liga).
Pferdeſport.
Vorausſagen für die heutigen Rennen.
Hoppegarten.
1. Rennen Rotdorn-Liaze; 2. Patrizier=Moloch; 3. Eigelbert—
Hampelmann; 4. Granate—Tango; 5. Bafur—Aulis; 6. Farneſina —
Alarid; 7. Ordensritter—Rad.
Hannover,
1. Rennen Arachne—Herzig; 2. Endegut—Sabotage; 8. Fribalibot
—Noprina; 4. Flüchtling—Anfang; 5. Stall Beit—Trajan; 6.
Meilen=
ſtein-Humboldt; 7. Madonna—Mein Leppold; 8. Coſimo-Manuela,
München.
1. Rennen Fontamora—Stall Weber; 2. Mainberg-Kingrivals;
3. Sternfels—Florentiner; 4. Stall Rauth—Struma; 5. Stall Rauth—
Volaca; 6. Enver—Stall Rauth; 7. Stall Rauth—Tertakotta.
* Das Frankfurter Auguſt=Meeting hat mit ſeinen 777 Nennungen
für 28 Rennen ein vorzügliches Meldeergebnis zu verzeichnen.
Quali=
tativ ſtanden die Sommer=Rennen denen des Frühjahrs und Herbſtes
ſtets über. So werden auch in dieſem Jahre die Intereſſenten die
gro=
ßen Ställe wie Weinberg, Geſtüt Altefeld (früher Graditz), Weil,
Lewin, Opel, und verſchiedene andere, mit ihrem beſten Material am
Start ſehen. Der Stall Weinberg erſcheint mit ſeinem Wunderpferd
Augias, dem diesjährigen Derbyſpringer, Ganelon, Ausleſe, Graf Ferry,
und ſeinen beſten Zweijährigen. Aus den übrigen Ställen finden wir
unter anderen vor: Aberglaube, Wolfram III., Notung, Kairos,
Perik=
les, Patroelus, Farmer Lüderbach, Bafur und eine große Anzahl aus
kleineren Ställen, ſo daß mit einer guten Beſetzung der einzelnen
Ren=
nen zu rechnen iſt. Anſchließend an die Frankfurter Rennen findet dann
das ausgedehnte September=Nennen des Mannheimer Rennklubs ſtatt,
über das wir ſpäter berichten.
Das Beste kad
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Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redafiion keinerſei Den
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantworiſich.) — Einſendungen, die nicht verwendei werden, können nicht
zurückgefandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Mehr Heimatſchutz! Wie ein Idyll aus vergangenen
beſſeren Tagen grüßt die Oberförſterei Beſſungen aus dem Grün ihres
Gartens und den ſtättlichen Bäumen der Scheppen Allee den
Vorüber=
gehenden. Das von Meiſter Schuhknechts Hand entworfene Haus ſchaut
ſo behaglich über die Umfaſſungsmauer des Holzhofs und mutet mit
ſeinen durch Wind und Wetter gebämpften Farben unter dem
braun=
roten Ziegeldach ſo traut an, daß das Auge immer gern auf dieſem
ſchönen Bild verweilte. Seit einer Woché, aber iſt die wohltuende
Ge=
ſchloſſenheit des Bildes geſtört: eine grelle Reklamefläche mit
halbmeter=
hohen Buchſtaben ſchreit von der Umfaſſungsmauer förmlich ins Land,
aufdringlich und mißtönig. Hatte man an maßgebender Stelle kein
Auge für den landſchaftlichen und baulichen Reiz dieſes Stückchens
Alt=
darmſtadt, und kein Herz für ſeine Erhaltung, daß man gleichgültig den
Reklameunfug, an dieſer Stelle zuließ?
54. Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Seelig und 3 Gen. 5700 Mk., Dollega, Oberpoſtſekr. (6. Rate) 200
Mk., G. M. 2000 Mk., Frau Poſtdirektor Walbaum 20000 Mk., P. A.
(3. Rate) 10 000 Mk., Ungenannt Traiſa 15 000 Mk., Kreisfürſorgerinnen
der Zentrale für Mutter= und Säuglingsfürſorge 54 000 Mk., Frl.
Bauſch 10000 Mk., Irene Knaf 30000 Mk., G. v. S. 100 000 Mr.,
Vor=
ſtand, Beamte und Angeſtellte der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen
2160000 Mk., M. H. S. 1180 Mk., Rechnungsr. R. (5. und 6 Rate)
5000 Mk., Prof. Dr. Weinsheimer (3. Spende) 5000 Mk.
1. Qnittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 8. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6.
Quit=
tung 416 580 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Qnittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 18. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 256 Mik., 15. Quittung 834 316 Mk., 16 Qnittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 858 Mk., 19.
Quittung 766 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24.
Qnit=
tung 341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 81. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 84. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quiktung 937 138 Mk., 36.
Quit=
tung 129 115 Mk., 37 Quittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk.,
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 534 525 Mk., 41. Quittung
676 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Quittung 647 375 Mk.,
44. Ouittung 798 986 Mk., 43. Quittung 502 500 Mk., 46. Quittung
1368 305 Mk., 47. Quittung 740 030 Mk., 48. Quittung 485 000 Mk.,
49. Quittung 1 655 450 Mk., 50. Quittung 932 360 Mk. und 20 Dollar.
51. Quittung 908 850 Mk., 52. Quittung 964 000 Mk., 53. Quittung
1371070 Mk., 54. Quittung 2 419 880 Mk.
zuſ. 41 375 109.— Mk.
Unſere Agentur in
übernimmt am 1. Auguſt 1923
Frau Georg Diefenbach
Halgartenſtraße.
Alle Reklamationen wolle man dortſelbſt
vornehmen.
Die Agentur nimmt Beſtellungen auf das
Darmſtädter Tagblatt voder Inſeratenaufträge
jederzeit entgegen.
(6370go1
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatts.
Tageskalender — Sonntag, 29. Juli.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, abends 74/= Uhr:
„Meiſterboxer”, pünktlich 10½ Uhr: „Galante Nacht” —
Herrn=
garten, vorm. 11 Uhr: Konzert. — Oberwaldhaus, nachm.
4 Uhr: Konzert (Leitung: Hauske). — Vereinigte
Geſell=
ſchaft, 8 Uhr abends: Konzert. — Rummelbräu: 70jährige
Ju=
biläumsfeier des Männergeſangvereins „Teutonia” — Reſtaurant
Schmitz: Konzert. — Männerquartett „Loreley”, 4 Uhr,
im Saalbau: Gartenfeſt mit Tanz. — Schuls Felſenkeller:
Konzert. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kino=Vorſtellungen.
Berſteigerungskalender — Montag, 30. Julf.
Mobiliarverſteegerung, vorm. /10 Uhr und nachm. ½3 Uhr,
Ernſt=Ludwigſtraße 9.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: i. V.:
Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Hummer hat 8 Geiten
und Unterhaltungsblatt.
Wir teilen hierdurch unſere Verlobung mit
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Darmſtadt, den 26. Juli 1923
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Carl Guby und Frau
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Susanne Schulte
geb. Lindt
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Darmstadt, den 28. Jult 1923.
(*21438
Dankſagung.
Allen denen, die uns bei dem ſo
ſchwer betroffenen Unglücke unſeres
Sohnes und Bruder3
Paul
ihre Teilnahme bezeigten und ihm das
letzte Geleite gaben, ſagen wir hiermit
unſeren aufrichtigſten Dank. Ganz
beſonders danken wir ſeinen
Kame=
raden für die bewieſene Treue und
Anhänglichkeit und die ſchönen
Blumen=
ſpenden, ebenſo Herrn Pfarrer
Zimmer=
mann für ſeine tröſtenden Worte am
Grabe, der Stadtverwaltung
Darm=
ſtadt und dem Kraft=Sportverein für
die Niederlegung der Kränze. (6366
Die trauernden Hinterbliebenen:
Fam. Ph. Schuchmann
Fam. Fr. Beyer, Langgaſſe 17.
Todes=Anzeige.
Gott hat es gefallen, meine liebe Frau; unſere
treubeſorgte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
ſrau Mutid Maut
geb. Schüttler
nach längerem, ſchwerem, mit unendlich großer Geduld
ertragenem Leiden im 53, Lebensjahre zu ſich
abzu=
rufen.
Im Namen der trauernd Hinterbllebenen:
Adam Maul, Poſtbetriebsaſſiſtent.
Darmſtadt (Feldbergſtraße 80), den 28, Juli 1923.
Die Beerdigung findet Monkag; den 30. bs. Mts.,
nachmittags 3½ Uhr, vom Portale des Waldfriedhofes
aus ſtatt.
(*21512
Todes=Anzeige.
Heute vormittag entſchlief ſanft
nach langem ſchwerem, im Feide
ſich zugezogenem Leiden, im Alter
von 84 Jahren, mein
innigſtge=
liebter Mann, unſer treuer Bruder,
Schwager, Onkel, Schwiegerſohn,
Neffe und Vetter
Georg Kirſch
Maler.
Im Namen dertrauernd Hinterbliebenen:
Babette Kirſch, geb. Gröhl
Darmſtadt, den 28, Juli 1923.
Die Beerdigung findet am
Diens=
tag, 31. Juli, nachm. 4 Uhr, von
der Kapelle des alten Friedhofs
aus ſtatt. (*21570
Berkiafe
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verkf. Kaffenberger,
Beckerſtr. 27, II. (*2120
Pelz=
Herren=mantel,
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Portierenſt. m. Ring,
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ſtraße 35. (*21497
Ein noch guterhalt.
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ſtraße 60, I. (*21494
Bekanntmachung.
Auf Grund von § 1 der
Bekannt=
nachung zur Fernhaltung
unzuverläſſi=
ger Perſonen vom Handel vom 23.
Sep=
tember 1915 haben wir den Eheleuten
Peter Chriſt in Darmſtadt, Langgaſſe
Nr. 29, den Trödelhandel, insbeſondere
den Handel mit Lumpen, Knochen,
Pa=
pier, Eiſen und Metallen, wegen
Unzu=
verläſſigkeit unterſagt.
(6374
Darmſtadt, den 26. Juli 1923.
Polizeiamt.
J. V.: Dr. Kayſer.
Desinfektionsanſtalt
im Stadthrankenhaus.
Der Gebührentarif iſt auf Grund
der von der Stadtverordneten=
Verſamm=
lung erteilten Ermächtigung vom 24. Juli
d. Js. ab neu feſtgeſetzt worden. Eine
Ausfertigung des neuen Tarifs hängt
für die nächſten 8 Tage an den für
bffent=
iche Anſchläge beſtimmten Stellen aus.
Darmſtadt, den 26. Juli 1923. (st, 6387
Der Oberbürgermeiſter.
Bekanntmachung.
Ein Nachtrag zu den Satzungen f. b.
Regelung der Plätze in der Synagoge liegt
vom 28. ds. Mts. ab acht Tage lang auf dem
Gemeindebüro, Friedrichſtraße 2, während
der Amtsſtunden, vormittags von 9-12 Uhr,
zur Einſicht für die Gemeindemitglieder
offen. Etwaige Einwendungen ſind
inner=
halb der Offenlegungsfriſt ſchriftlich bei dem
unterzeichneten Vorſtand einzureichen.
Darmſtadt, den 24. Juli 1923, (6392
Der Vorſtand
der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Bekanntmachung.
Infolge der fortwährenden Steigerungen
der Kohlenpreiſe, Vöhne u.
Unterhaltungs=
koſten ſind wir nicht mehr in der Lage, die
für die Ableſeperiode vom 15. Juli bis
15. Auguſt bekannt gegebenen Strompreiſe
aufrecht zu erhalten und müſſen uns
vor=
behalten, eine genaue Feſtlegung
derStrom=
preiſe am 15. Auguſt vorzunehmen.
Auch in Zukunft kann eine vorherige
Strompreisfeſtſetzung nicht erfolgen, ſo
lange nicht ſtabile Verhältniſſe eingetreten
ſind.
Heſſiſche Eiſenbahn=A. G.
Einträge in das Handelsregiſter B
bei den Firmen am 20. Juli 1923:
Gebrüder Trier,
Kommanditgeſell=
ſchaft auf Aktien, Darmſtadt:
Kauf=
mann Peter Daum und Kaufmann Jakob
Gebhard, beide in Darmſtadt, ſind zu
Geſamtprokuriſten beſtellt. — Bech &
Blumenſchein, Geſellſchaft mit
be=
ſchränkter Haftung, Darmſtadt: Die
Geſellſchaft iſt durch Beſchluß des
Ge=
ſellſchafters vom 6. Juli 1923 aufgelöſt.
Der ſeitherige Geſchäftsführer Kaufmann
Auguſt Beck in Darmſtadt iſt zum
Liqui=
dator beſtellt. — Am 24. Juli 1923:
Odenwälder Hartſtein=Induſtie,
Darmſtadt: Durch Beſchluß der
General=
verſammlung vom 26. Mai 1923 iſt der
Geſellſchaftsvertrag geändert. (6371
Darmſtadt, den 26. Juli 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
Heutiger. Eintrag in das
Genoſſen=
ſchaftsregiſter: Firma: Darmſtädter
Volksbank, eingetragene
Genoſſen=
ſchaft mit beſchränkter Haftpflicht
Darmſtadt: Direktor Richard
Schier=
mann in Frankfurt a. M. iſt in den
Vor=
ſtand gewählt.
(6372
Darmſtadt, den 24. Juli 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Mittwoch, den 1. Auguſt 1923
werden in dem hieſigen Gemeindewald,
Hügeltl., Abtl. 30, 16 Stück Eichen=
Stämme von 25—63 cm Durchmeſſer
mit 6,91 fm Inhalt, in Submiſſion
ver=
geben.
(635.
Submiſſionseröffnung vorm. 11 Uhr
dem Büro der Bürgermeiſterei,
Meſſel, den 26. Juli 1923.
Bürgermeiſterei Meſſel.
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Carl Abt
Alexanderſtr. 16.
L
Darmſkädter Tagblatt
29. Juli 1923 Nr. 207
Das amerikaniſche Automobil im Ausland.
Die Vereinigten Staaten haben, wie wir dem Handelsbericht
der National City=Bank von New=York entnehmen, im letzten
Jahrzehnt rund 562 000 Perſonena itomobile und rund 135 000
Laftkraftwagen, einſchließlich Traktorey und Omnibuſſe,
ausge=
führt. Der Wert der Gruppe Perſonenfahrzeuge beläuft ſich auf
531 Mill. Dollar, der Wert der anderen Gruppe auf 288 Mill.
Dollar. Würde man die Statiſtik auf einen Zeitraum von etwa
zwölf Jahren erſtrecken und ſie auch auf die Motorräder
aus=
dehnen, ſo würde man, eingerechnet das, was an
Automobilfahr=
zeugen nach den Kolonien der Vereinigten Staaten gegangen iſt,
wohl auf eine Geſamtzahl ausgeführter Fahrzeuge von einer
Million in einem Werte von rund einer Milliarde Dollar
kom=
men. Um die ganze Bedeutung der amerikaniſchen
Automobil=
induſtrie auch für den amerikaniſchen Außenhandel zu ermeſſen,
muß man ſich vergegenwärtigen, daß in den Jahren von 1910—
1922 an Erſatzteilen zur Reparaturzwecken für rund 350 Mill.
Dollar, an Automobilbereifung für 180 Mill. Dollar und an
Automobilmotoren für 30 Mill. Doll. ausgeführt worden iſt.
Welche Preisverſchiebungen für Motorfahrzeuge
ſtattgefun=
den haben, geht etwa aus folgender Gegenüberſtellung hervor:
im Jahre 1913 wurden 25 880 Perſonenfahrzeuge im Werte von
25 347 644 Dollar von den Vereinigten Staaten aus eſ1 rt; dem
entſpräche ein Durchſchnittspreis von rund 1000 Do lar pro
Wa=
gen. Im Jahre 1922 wurden 66 790 Fahrzeuge im Werte von
51 050 000 Dollar ausgeführt; der Durchſchnittspreis betrug im
letzten Jahre ſomit 764 Dollar. Die Preiſe für Laſtwagen und
ſonſtige Automobile ſind etwa im gleichen Verhältnis
zurück=
gegangen.
Im letzten Fiskaljahr iſt eine beſonders ſtarke Steigerung
der Ausfuhr an Motorfahrzeugen eingetreten, belief ſich doch allein
in den neun Monaten bis einſchließlich März 1923 die Ausfuhr
an Perſonenfahrzeugen auf 62 454 gegen nur 23 694 Stück in der
gleichen Zeit des vorhergegangenen Fiskaljahres und die
Aus=
fuhr an Laſtkraftwagen uſw. auf 11 336 gegen 4226 Stück in den
gleichen Monaten des Fiskaljahres 1921/22.
Auffällig berührt, an der ganzen Automobilausfuhr, daß
deren ſtarke Zunahme ſich hauptſächlich auf die Ausfuhr nach
den europäiſchen Ländern und deren Kolonien bezieht. Von
den im Zeitraum Juli 1922 bis März 1923 exportierten
Per=
ſonenautos gingen nach Großbritannien 4739 Wagen gegen 379
in der gleichen Zeit des vorangegangenen Fiskaljahres, nach
Belgien 4300 gegen 987, nach Dänemark 901 gegen 133, nach
Norwegen 1134 gegen 85, nach Schweden 1844 gegen 475, nach
Spanien 2337 gegen 226, nach Auſtralien 10 567 gegen 3849 und
endlich nach Argentinien 2778 gegen 486 und nach Braſilien
1959 gegen 236.
Unſerem Bericht über die Generalverſammlung der
Diskontogeſell=
ſchaft Berlin tragen wir noch nach:
Der Generalverſammlung unterbreitete, ein Aktionär aus Amerika
den Vorſchlag, die Dividendenzahlung für das abgelaufene Jahr nicht
vorzunehmen, vielmehr den Betrag für eine Neuorganiſation und zum
Wiederaufbau zu verwenden. Der Aktionär meinte, daß die Statuten
der Bank den neuen Verhältniſſen nicht angepaßt ſeien. Wenn die
Führung in den deutſchen Geldverhältniſſen hinſichtlich der
Valutaver=
hältniſſe in den Händen der deutſchen Großbanken gelegen und damit
die Regierung Zutrauen zu den Großbanken gehabt hätte, wäre ſeiner
Anſicht nach die deutſche Valuta nicht ſo weit geſunken. Das
Wechſel=
ſtmbengeſchäft in Deutſchland gehöre nur in die Hände der Großbanken.
Allerdings ſei das bei einem Geſchäftsſchluß um 1 Uhr unmöglich.
Viel=
mehr müſſen die Banken wie in Amerika ihre Schalter bis um 6 Uhr
geöffnet halten.
In Erwiderung hieran erklärte der Geſchäftsinhaber Dr.
Salomon=
ſohn, daß die Diskontogeſellſchaft mehr Geſchäfte als die amerikaniſchen
Banken tätige. Der achtſtündige Arbeitstag und die
Arbeitseinſtellun=
gen ſchließen ein längeres Offenhalten der Kaſſenſchalter aus. Von der
Diskontogeſellſchaft ſei erſt unlängſt ein Herr in New=York geweſen, um
die dortigen Fortſchritte ſeit dem Krieg feſtzuſtellen und Studien zu
machen und habe auch manches Neue mitgebracht. Bei den Billionen=
Umſatzen der Bank ſei die Papiermarkreſerve allerdings ſehr beſcheiden.
Man habe ſich in der Verwaltung die Frage vorgelegt, ob es
zweck=
mäßig ſei, überhaupt eine Dividende auszuſchütten und ſchließlich die
Frage bejaht, weil ſonſt das Anſehen des Inſtituts empfindlich geſchädigt
würde, beſonders im Inlande. Die Verwaltung hege jedoch das
Ver=
trauen auf beſſere Zeiten, wo der Kommanditiſt wieder durch eine
ent=
ſprechende Rente ſeinen Lebensunterhalt finden könne. Im
Augen=
blick müſſe die Verwaltung die Reſerven der Bank ausſtatten, weil es
zu unüberſichtlich ſei, welche Anſprüche an das Kapital geſtellt würden.
Inzwiſchen hätten ſich ſeit Abfaſſung des Geſchäftsberichtes die
Ver=
hältniſſe noch weiter verſchlechtert. Auch im unbeſetzten Gebiet habe die
Wirtſchaft durch die Ruhrbeſetzung ſtarke Störungen erfahren. Eine
wirkliche Beſſerung ſei nicht vor Aufhebung der Ruhrbeſetzung zu
er=
hoffen. Ebenſo müſſe die Reparationsfrage endgültig gelöſt werden.
Erſt in den letzten Tagen ſeien wieder Fühler von Paris ausgeſtreckt
worden, die Reparationsfrage auf 15 Jahre zu vertagen, Redner müſſe
betonen, daß nichts Schlimmeres uns treffen könne, als dieſer phyſiſche
Druck, für andere ſtändig zu arbeiten, wenn die endgültige Höhe der
Verpflichtungen nicht feſtſtehe. Es ſei eine vernünftige Wirtſchaftspolitik
zu fordern und nicht Maßnahmen der Regierung, die den Kern nicht
treffen. Hierzu zu zählen ſeien alle Mittelchen, wie Goldkonten und
wertbeſtändige Unterlagen. Eine Steigerung der Produktion und
Ver=
ſtärkung des Exports müſſe ſtattfinden, um Deviſen hereinzubekommen.
Das ſei das A und O aller Wirtſchaftsweisheit. Die Wirtſchaftspolitik
dürfe nicht durch politiſche Maßnahmen beeinflußt werden, wie das bei
den Deviſengeſetzen der Fall geweſen ſei. Die Reichsbank ſei nachſeiner
Anſicht viel zu umſichtig geweſen, um nicht zu wiſſen, daß durch die in
Anwendung gebrachten Maßnahmen, nichts anderes als eine weitere
Steigerung der fremden Wechſelkurſe erfolgen mußte. Auch hier
hät=
ten politiſche Rückſichten mitgeſprochen, obwohl man ſich ſagen mußte,
daß allein infolge der Ruhrbeſetzung die angewandten Maßnahmen
un=
durchführbar ſeien. Ein einheitlicher Geiſt müſſe in der Regierung
vor=
herrſchen. Im Augenblick ſei eine Feſtigung im Wirtſchaftsleben und
ein Rückgang der Produktion zu verzeichnen. Redner könne nur raten,
nicht bei den Banken auf Kredit zu rechnen, da dieſe nicht in der Lage
ſeien Kreditanſprüche zu befriedigen. Die Verwaltung blicke nicht
peſ=
ſimiſtiſch in die Zukunft und glaube auch für das laufende Jahr ein
be=
friedigendes Ergebnis in Ausſicht ſtellen zu können. Die Dividende
ſetzte die Verſammlung auf 250 Prozent feſt und wählte neu in den
Aufſichtsrat Dr. Alfred Merton (Metallbank und Metallurgiſche
Ge=
ſellſchaft, Frankfurt), J. P. Vielmetter (Knorrbremſe A.=G., Berlin),
Komerzienrat Friedrich Springerum in Firma Hoeſch A.=G.,
General=
direktor Middendorf (Deutſche Erdöl=A.=G.) und den Herzog von
Aren=
berg in Bonn.
Handel und Wandel in Heſſen.
* Die Südd. Eiſenbahn=Geſellſchaft macht bekannt,
daß der Wert der noch nicht zur Einlöſung gelangten gekündigten
Schuldverſchreibungen bei der Heſſiſchen Hauptſtaatskaſſe eingezahlt und
deren Quittung zu den gerichtlichen Hinterlegungen genommen wurde.
* Enzinger Werke A.=G., Worms a. Rh. Die Geſellſchaft
erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Bruttogewinn, von
458 039 873 Mk. (einſchließlich Gewinnvortrags aus 21/22 von 207 154
Mk.), Handlungsunkoſten und Abſchreibungen, erforderten 384 222 719
Mk., ſodaß ein Reingewinn von 73 817 161 Mk. verbleibt, aus dem
800 % Div. auf 7 Mill. Stammaktien und 7% auf 2 Mill.
Vorzugs=
aktien zur Verteilung gelangen. In der Bilanz per 31. Januar 1923
erſcheinen Grundſtücke mit 370 000 Mk., Gebäude mit 813 000 Mk.,
Ma=
ſchinen und Geräte mit 240 000 Mk., Mobilien, Fuhrpark, Modelle,
Licht und Kraſtanlagen, Waſſerkraftanlagen, Eiſenbahnanſchluß und
Be=
teiligung mit je 1 Mk. Kaſſenbeſtand mit 3 190 915 Mk., Wertpapiere
mit 84 845 Mk., Außenſtände mit 1 018 125 734 Mk., Warenbeſtände mit
8 090 180 Mk. Bei einem Aktienkapital von 7 Mill. Stamm= und 2 Mill.
Vorzugsaktien und bei einer Obligationsſchuld von 2 423255 Mk.
er=
ſcheint der geſetzliche Reſervefonds mit 13 587 696 Mk. Kreditoren hatten
991 491 712 Mk. zu fordern.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
E-d- Köln, 27. Juli. (Priv.=Tel.) An der Kölner Börſe nahmen die
Gerüchte über bevorſtehende organiſatoriſche Veränderungen bei Krupp
konkretere Formen an. Demnach ſoll der Kruppſche Familienbeſitz in
mehrere Aktiengeſellſchaften aufgelöſt werden, die untereinander durch
ein loſeres Band als bisher zuſammengehalten werden. Das Direktorium
würde dann die einzelnen Betriebe nicht mehr ſelbſt leiten, ſondern nur
noch die Oberaufſicht über die einzelnen Direktionen haben.
* Falconwerke A.=G., Frankfurt a. M. Die Verwaltung
beantragt Kapitalserhöhung um 53 auf 80 Mill. Mk. Die G.=V. findet
am 16. Auguſt ſtatt.
* Pharmacon=A.=G., Chemiſche Fabrik, Frankfurt
a. M. Die Verwaltung der kürzlich gegründeten Geſellſchaft beantragt
Kapitalserhöhung um 9 Mill. Mk. Stammaktien und 1 Mill. Mk.
Vor=
zugsaktien mit 15fachem Stimmrecht. Das derzeitige Kapital beträgt
5 Mill. Mk. (av. G.=V. am 11. Auguſt).
h. Joſeph Vögele A.=G., Mannheim. Die Unſicherheit
in der Geſchäftsführung hat ſich geſteigert. Der ſüddeutſche
Metall=
arbeiterſtreik brachte einen erheblichen Produktionsausfall, und dann
wirkte lähmend die Nuhrbeſetzung. Die Markverſchlechterung führte in
weitem Umfang zur Goldmark= und Valutarechnung. Die von der
chemi=
ſchen Induſtrie ausgegangene Einführung des ſogenannten
Abgeltungs=
verfahrens bei ſofortiger Bezahlung der Teilbeträge ſeit Dezember 1922
hat eine Beſſerung der Verhältniſſe gebracht, während zuvor manche
ſäumige Zahler auf dem Rücken der Lieferanten bewußt und
un=
bewußt leichtverdiente Entwertungsgewinne machten. Das Werk wurde
durch die nötigen Neu= und Erſatzanſchaffungen auf der erforderlichen
Leiſtungsfhigkeit gehalten. Der Auftragseingang war erfreulich gut und
die Geſellſchaft nahm in das neue Geſchäftsjahr einen Auftragsbeſtand
hinüber, der bei befriedigender Rohſtoffverſorgung für längere Zeit
ge=
nügende Beſchäftigung in den Hauptabteilungen ſichert. Die in
außer=
ordentlichem Maße erhöhten Schwierigkeiten für die geſamte deutſche
Induſtrie haben im neuen Geſchäftsjahr zeitweilig zu erheblichen
Be=
triebseinſchränkungen genötigt, doch konnte ſpäter der Vollbetrieb
wie=
der aufgenommen werden. Die dadurch entſtandenen Koſten hat die
Geſellſchaft auf ſich genommen, ohne bis jetzt irgend eine Unterſtützung
zu fordern. Ueber die Ausſichten könnten aber bei den ungeklärten
Verhältniſſen keine Vorausſagen gemacht werden. Der Rohgewinn
be=
trägt 1050,92 Mill. Mk. Nach Abzug der Handlungsunkoſten von 617,08
Mill. Mk. und 81,93 Mill. Mk. Abſchreibungen verbleibt ein Reingewinn
von 351,91 Mill. Mk., woraus der Generalverſammlung die
Ausſchüt=
tung einer Goldmark=Dividende Zuführung von 16,4 Mill. Mk. an die
Reſerve, 100 Mill. Mk. für Wohnungsbauten, 50 Mill. Mk. für
Ar=
beiter= und Beamtenunterſtützungsfonds, 25 Mill. Mk. für Stiftungen
und 3,48 Mill. Mk. Neuvortrag vorgeſchlagen werden. Außerdem ſoll
die Generalverſammlung über die Erhöhung des Grundkapitals um
30 Mill. Mk. Stamm= und 3 Mill. Mk. Vorzugsaktien mit 20fachem
Stimmrecht, ferner über Umwandlung der bisherigen 2 Mill. Mk.
Vor=
zugsaktien in Stammaktien beſchließen. In der Bilanz ſtehen 5132,56
Mill. Mk. Kreditoren, 5B8,79 Mill. Mk. Debitoren und Anzahlungen
gegenüber.
3 Muldenthal A.=G., Freiburg i. Sa. Die Geſellſchaft
fordert zum Bezug von 75 Mill. Mk. (Teilbetrag von 295 Mill. Mk.)
ab 1. Oktober 1922 dividendenberechtigter Stammatien auf. Auf nominal
4030 M. alte Stamm= oder Vorzugsaktien können nominal 1000 Mk. neue
zu 4500 % zuzüglich Bezugsrecht=Steuerpauſchale und
Schlußſcheinſtem=
pel bezogen werden. Das Bezugsrecht iſt bis zum 7. Auguſt
einſchließ=
lich auszuüben.
* Pfälziſche Nähmaſchinen und Fahrräderfabrik
berechtigter Stammaktien auf 65 Mill. Mk., wobei ein Bezugsrecht 1:1.
zu 4000 % für die Stammaktionäre in Ausſicht genommen iſt. Der Reſt
der Aktien wird im Intereſſe der Geſellſchaft Verwertung finden.
* Kreis=Elektrizitätsverſorgung
Unterfran=
auf 255 Mill. Mk. erhöht werden, und zwar durch Ausgabe von 50 Mill.
Mk. Stammaktien und 5 Mill. Mk. Vorzugsaktien mit Bfachem
Stimm=
nich
* Fränkiſche Türen= und Möbelfabrik, Hardhein
i. Baden. Die Geſellſchaft beruft zum 28. Auguſt ao. G.=V. die über
Kapitalserhöhung um einen nicht genannten Betrag Beſchluß faſſen ſoll.
Das derzeitige Aktienkapital beträgt 30 Mill. Mk. Die aus der
Kapi=
talserhöhung zufließenden Mittel ſollen zur Angliederung einiger Werke
dienen. Den Aktionären ſoll ein günſtiges Bezugsrecht eingeräumt
werden. Die Geſellſchaft verfügt über große Vorräte an Halb= und
Fertigfabrikaten und erhält durch die beabſichtigte Angliederung der
Ausſichten für das laufende Geſchäftsjahr werden als günſtig bezeichnet.
h. Die Bayeriſchen Rumplerwerke A.=G.,
Augs=
burg, beruft eine außerordentliche Generalverſammlung auf den 16.
Auguſt ein, die über eine Kapitalserhöhung von 13,5 auf 20 Millionen
Mark zur Schaffung von 1500 auf den Inhaber lautende 6%iger
Vor=
zugsaktien zum Nennwerte von je 1000 Mk. mit 19fachem Stimmrecht
unter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechtes Beſchluß faſſen ſoll. In
der außerordentlichen Generalverſammlung im Mai ds. J8. ging der
gleiche Antrag wegen des Dazwiſchentretens einer Aktionärgruppe nicht
durch.
* Freiherrlich v. Tucherſche Brauerei A.=G.,
Nürn=
berg. Das Bezugsrecht auf 2,5 Mill. Mk. neue ab 1. Juli 1923
dividen=
ſchließlich auszuüben. Auf nominal 4000 Mk. alte Aktien entfallen nomi= ren 4800—5000 Mark Stachelbeeren 4000—5000 Mark, Heidelbeeren
Schlußſcheinſtempel.
* Buderusſche Eiſenwerke A.=G., Wetzlar,
Maſchi=
nen= und Armaturenfabrik, vorm. H. Breuer u. Co., pr9 Pfund im Großhandel.
Höchſt. Die Buderusſchen Eiſenwerke machten der letztgenannten
Ge=
ſellſchaft ein Umtauſchangebot: Für 2 Buderus=Aktien ſollen 3 Breuer=
Aktien getauſcht werden. Das Angebot gilt bis zum 15. Auguſt.
Min=
beſtens 24 ſäntlicher Stammatien miſſen von dem Untauſchangebot von 108 Feſtmeter 730000 Mark gezahlt.
Gebrauch machen, um den Umtauſch zuſtande zu bringen.
O
Banken.
* Union=Kreditbank A.=G., Frankfurt a. M. Die
Bank, die Ende 1922 gegründet und erſt vor einiger Zeit
Kapitals=
erhöhung um 75 auf 125 Mill. Mk. durchführte, beantragt weitere
Kapi=
talserhöhung auf 500 Mill. Mk.
Meſſen.
Von den Einladungen zur Leipziger Herbſtmeſſe 1923, die vom
26, Auguſt bis 1. September ſtattfindet, ſind vor kurzem die letzten in
alle Welt hinausgegangen. Das künſtleriſch ausgeſtattete
Einladungs=
heft enthält neben den für die Meßbeſucher wichtigen Hinweiſen auf
Sonderzugverkehr, Wohnungsvermittelung, künſtleriſche
Veranſtaltun=
gen, Sehenswürdigkeiten uſw. auch eine Ueberſicht über die Gliederung
der Meſſe und als beſondere Beilage, einen die Orientierung in der
Innenſtadt und auf dem Ausſtellungsgelände weſentlich erleichternden
Plan der Leipziger Meſſe.
Die Schlüſſelzahl des Textileinzelhandels und die
Wert=
meßziffer in der Damenkonfektion beträgt ab 30. Juli 7600.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Die vom Ausland
er=
neut gemeldeten Rückgänge des Markkurſes haben das Getreidegeſchäft
noch weiter zuſammenſchrumpfen laſſen. Die Uebertreibung der
Preis=
ſteigerung macht Käufer und Verkäufer zurückhalten, zumal ſich auch für
ſofertige Lieferung das Geld äußerſt knapp macht. Die Forderungen
von auswärts für die wenigen vorliegenden Offerten ſind wiederum er=
höht worden, andererſeits wurden beiſpielsweiſe auch für Hafer vom
Weſten außerordentlich hohe Gebote gemacht, die auch zum Geſchäft
führten. Weizen war kaum zu kaufen, weshalb die Mühlen auch mit
Verkäufen von Mehl weiter zurückhaltend ſind. Roggen war in
bahn=
ſtehender Ware verſchiedentlich angeboten, aber nicht leicht
unterzu=
bringen. Für weitere Lieferung zeigte ſich trotz hoher Forderungen
einiges Intereſſe. In Gerſte, Mais und in anderen Artikeln waren
die Umſätze bei weiter anziehenden Preiſen gering.
Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Nichts
zeigt deutlicher die Ungeſundheit unſerer Verhältniſſe, als die ewige
Feſtigkeit und Aufwärtsbewegung an den Börſen. Ebenſo notwendig
wie für die Natur Sommer und Winter, für das Meer Ebbe und Flut
ſind, ſo bedarf die Börſe neben der Hauſſe auch die Baiſſe, um immer
wieder einen Ausgleich herzuſtellen. Die öſterreichiſchen Verhältniſſe
haben wir ſchon hinter uns und treiben nun ruſſiſchen Zuſtänden zu. Auf
den Getreidehandelsvertrag mit Rußland ſetzte der deutſche
Getreideim=
port einige Hoffnungen auf Beſſerung im Getreidehandel, weil man es
hier mit einem noch valutaſchwächeren Vertragskontrahenten zu tun hat
und nicht die hochwertigen Deviſen benötigt. Das Auslandsgetreide iſt
wieder einmal billiger, aber die einfach nichtsſagende Zuteilung an
De=
viſen verbietet jeden Erwerb. Da ſchon früher die ſüddeutſchen Mühlen
bis zu 60 Prozent ihres Bedarfs auf ausländiſches Getreide angewieſen
waren, will der ſüddeutſche Getreidehandel nun vorſtellig werden, um
wie der Fetthandel bei der Deviſenzuteilung bevorzugt zu werden. Zu
Anfang der Berichtswoche war das Angebot an Getreide noch gering, hat
ſich aber gegen Ende ſehr vergrößert. Dafür liegen verſchiedene
Mo=
mente vor: einmal die ſehr hohen Preiſe, zum andern die
Geldmittel=
knazpheit, die manchen Eigner zwingen dürfte, für
Zahlungsverpflich=
tungen oder anderweitige Erwerbungen von ſeiner Ware abzuſtoßen und
ſich für die Aufnahme der neuen Ernte zu rüſten. Weſentlich dürfte aber
auch die Zuſpitzung der innerpolitiſchen Lage und die Gefahr von noch
größeren Lebensmittelunruhen im Reiche ſein, wenn die Lebensmittelnot
und Lebensmittelteuerung weitere Fortſchritte macht. Dieſe
Unſicher=
heit hat aber auch die Käufer wieder etwas mehr in die Zurückhaltung
gedrängt und bei Käufen vorſichtig gemacht. Weizen hat ſich im Preiſe
nahezu verdoppelt, indem er von 1,6—1,7 auf 2,8—3,3 Mill. Mk.
ge=
ſtiegen iſt, Roggen dagegen hat von allen anderen Getreidearten die
ge=
ringſte Erhöhung von 1,40—1,45 auf 1,6—1,7 Mill. Mk. aufzuweiſen,
Gerſte verteuerte ſich von 11—13 auf 1,8—1,9 Mill. Mk., Hafer von
1,0—1,1. auf 1,6—1,9 Mill. Mk. und Mais war wieder gar nicht
angebo=
ten. Die Preiſe verſtehen ſich pro 100 Kilo netto Kaſſe bahnfrei
Mann=
heim.
Mehl. Der Markt wurde weiter ganz von Mitteldeutſchland aus
beherrſcht, das zuletzt auch mit ſehr großen Andienungen an den Markt
kam, ſowohl in Roggenmehl zu 3 Mill. Mk., als auch in Weizenmehl zu
4,2 Mill. Mk. ab Mitteldeutſchland. Die zweite Hand bot noch
mittel=
deutſche Weizenmehle zu 4 Mill. Mk. pro Doppelzentner ab Mannheim
an und erzielte darin auch größere Umſätze, da bei dem großen
Kartoffel=
mangel hervorgerufen durch die ungenügende Zuteilung italieniſcher
Kartoffelimporteure, ausländiſche Kartoffeln ganz ausbleiben, wieder mehr
Mehlipeiſen verkonſumiert werden. Der Kleinhandel iſt mit ſeinem
Pfundpreis von 20 000 Mk. dem Großhandelspreis gleich, und iſt alſo
auch hierin mit einer weiteren weſentlichen Verteuerung zu rechnen.
Futtermittel. Der Jahreszeit entſprechend begegnet
Rauhfut=
ter dem größten Intereſſe. Hier hat nun doch das große Angebot an
Heu und die Ausſichten auf große Stroherträgniſſe etwas
preisregulie=
rend gewirkt, indem die Steigerungen, an Getreide gemeſſen, ſehr
mini=
mal bleiben. Wieſenheu erhöhte ſich von 200 000—220 000 auf 220 000
bis 260 000 Mark, Luzernkleeheu von 220 000—240 000 auf 240 000 bis
290 000 Mark, Preßſtroh von 150 000 bis 160 000 auf 180 000 bis
200 000 Mark pro Doppelzentner, waggonfrei Mannheim. Von anderen
Futtermitteln wurden angeboten: Rohmelaſſe zu 950 000 bis 1 100 000
Mark, gegen 600 000 bis 620 000 Mark, Weizenkleine zu 10—1,1 Mill.
Mark, gegen 0,8 Mill. Mk. pro 100 Kilo ab ſüddeutſche Mühlenſtation.
— Von Saaten lag Rapsſaat in neuer Ernte zu 3,3—3,6 Mill. Mk. pro
100 Kilo im Angebot.
Kolonialwaren. Die Tendenz iſt anhaltend feſt, aber unſicher.
von Kehr, Kayſer; Kaiſerslautern. Die go. G.V be= Von der größeren Geſchäſtztätigkeit an den großen Warenmärkten, wie
ſchloß Kapitalserhöhung um 385 Mill. Mk. für 1993/93 volldividenden= Hanburg, ſpürt man hier nichts. Der Konſum ſchränkt ſich gegenwärtig
in dem Kauf von Lebensmitteln, beſonders von Kolonialwaren, aufs
äußerſte ein, weil er hier bis in die kleinſten Mengen einkaufen kann und
verwendet ſein Geld mehr zu Kleidungsſtücken, von denen ein einziges
Stück ſchon große Summen bedingt. Für die Lebensmittel hofft, man
immer wieder bei kleinſtem Einkauf die Mittel für den Lebensbedarf
ren A=G. Pürzburg. Das Aktienkapital von 200 Mill. Mk. ſoll aufzubringen. Der Großhandel iſt dagegen mehr im Geſchäft und füllt,
da die Vorräte, ſo in Reis und Zucker, aus alter Ernte zu Ende gehen,
ſeine Beſtände, ſoweit ihm die Barmittel reichen, auf. Die Preiſe ſteigen
mit den Deviſen von Tag zu Tag ſprunghaft, ſo daß es keinen Sinn hat,
Richtpreiſe von einem Tag auszugeben, die am andern ſchon wieder weit
überholt ſind.
Tabak. Die in den verſchiedenen Gegenden niedergegangenen
Re=
gen haben die Ausſichten nun doch bedeutend gebeſſert. Die Pflanzen
haben ſich ſehr ſchön erholt und zeigen einen ziemlich gleichmäßigen
der Holzinduſtrie und zur weiteren Verſtärkung der Betriebsmittel Stand. Die Berichte lauten ſogar ſo günſtig, daß man überhaupt zu der
jetzigen Jahreszeit keinen beſſeren Stand erwarten könne. Die Feſtigkeit
auf dem Markt für alte Tabake verſchärft ſich bei dem Stand der Deviſen
immer mehr. Die Eigner von Ware geben für Papiermark überhaupt
neuen Werke eine weitere erhebliche Aufbeſſerung der Subſtanz. Die keine Ware ab, für Edelpalua aber ſind Verkäufer vorhanden. Auch
Nippen werden nur gegen holländiſche Gulden abgegeben. Die
Beſtel=
lungen des Handels bei den Zigarrenfabrikanten ſind groß und täglich
laufen neue Aufträge ein. Die Fabrikanten haben aber den Verſand
ge=
ſperrt, da ſie mit ihren Preisaufſchlägen der Markentwextung nicht
nach=
kommen.
Wein. Auch bei Trauben haben ſich die Ausſichten etwas
gebeſ=
ſert. Das Handelsgeſchäft zeigte etwas mehr Lebhaftigkeit. Die
Nach=
frage iſt gut. 1922er pfälziſche Weine wurden verkauft in Godramſtein
zu 20 Mill. Mk., in Nußdorf zu 18—20 Mill. Mk., in Mörzheim zu 19—
20 Mill. Mk. Die Vereinigten Weiſenheimer Weinbergsbeſitzer erlöſten
für 1922er Weißweine 40,8—58,4 Mill. Mk., für 1921er Weißweine 72,5
bis 94 Mill. Mk., alles pro 1000 Liter.
Obſt. Zufuhr und Verkauf ſind auf den pfälziſchen Obſtmärkten
denberechtigter Aktien iſt in der Zeit vom 2. Juli bis 10. Auguſt ein= flott. Man bezahlte für Kirſchen 10 000 bis 16 000 Mark,
Johannisbee=
nal 1000 Mk. ja. zu 1000 % zuzüglich Bezugsrecht=Steuerpauſchale und 20 000—21 000 Mark, Pfirſiſche 10 000—18000 Mark. Pflaumen
11000—15 000 Mark, Mirabellen 15 000—18 000 Mark, Zwetſchen
15 000—16 000 Mark, Birnen 3000—6000 Mark und Aepfel 4000 Mark
Holz. Die Nachfrage nach Holz iſt enorm ſtark und bei
Verſteige=
rungen erfolgen die Gebote Schlag auf Schlag. In Alzey wurden für
100 Eichenſchälwellen 600 000 bis 950 000 Mark, für gemiſchte Wellen
190 000 Mark Durchſchnittspreis pro 100 Stück und für 9 Birkenſtämms
Börſen.
* Börſenbericht für die Zeit bom B.—28. Juri 1923,
mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt. Der
Börſenver=
kehr ſtand in der Berichtswoche wieder völlig unter dem Eindruck der
mit Rieſenſchritten fortſchreitenden Entwertung der Mark. Die
Reichs=
bank gab ſchon zu Beginn der Woche ihre ſeither geübte Methode der
künſtlichen Stabiliſierung der Deviſenkurſe auf und notierte die Valuten
jeweils entfprechend der aus dem Auslande gemeldeten Markbewertung,
doch blieb das Angebot trotz der gewaltig geſteigerten Kurſe immer noch
völlig unzureichend, ſodaß wieder ſtarke Rationierungen nötig waren.
Auch an den Effektenmärkten war die Abgabeneigung ſehr gering,
trotz=
dem hielten ſich die Kursſteigerungen hier in weſentlich engeren Grenzen
als am Deviſenmarkt, da die mit dem Herannahen des Ultimo immer
fühlbarer werdende Geldknappheit die Spekulation mehr und mehr
be=
hinderte und die Zuſpitzung der innerpolitiſchen Lage die Börſe ſtark
beunruhigte. Der Geſchäftsverkehr ſpielte ſich im allgemeinen in etwas
ruhigeren Formen ab und behielt nur auf einigen Gebieten ſeinen
leb=
haften Charakter. In erſter Linie waren natürlich wieder alle
Valuta=
werte ſehr ſtark begehrt, ſo kam für Mexikaner mangels Angebot kaum
eine Notiz zuſtande und Rumäniſche, Oeſterreichiſche und Ungariſche
Renten erzielten gewaltige Kursſteigerungen. Sehr bachtet waren auch
Oeſterr. Bankaktien. Ferner beſtand großes Intereſſe für alle
wert=
beſtändigen Anleihen, ſo ganz beſonders für die Dollarſchatzanweiſungen
des Reiches, bei denen die Nachfrage ebenfalls nur zum kleinſten Teile
gedeckt werden konnte. Von deutſchen Induſtriewerten waren
Montan=
aktien bevorzugt, mehrere der führenden Werte konnten ihre Kurſe in
kurzer Zeit verdoppeln. Ebenſo hatte der Markt der chemiſchen und
elektriſchen Werte gewaltige Kursſteigerungen aufzuweiſen und auch für
Banken= und Schiffahrtsaktien zeigte ſich lebhaftes Intereſſe. Am
Ein=
heitsmarkt war die Haltung dagegen geteilt und es fehlte neben
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reichen ſtarken Kursſteigerungen auch nicht an Abſchwächungen.
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 207.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juli 1923.
Seite 2
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
(Nachdruck verboten.
72)
Wir ſchwiegen, ich prüfte die Vergangenheit und ſandte den
Blick in die Zukunft. „Ich habe einen Fehler gemacht, entweder
hätte ich alles verbieten müſſen oder alles erlauben.”
Helene wartete einen Augenblick mit der Antwort. „Zum
Verbieten iſt es jetzt ſicher zu ſpät.”
„So übermäßig nehme ich Sie mit all meinen
Angelegenhei=
ten in Anſpruch,” ſagte ich.
Helene ſah mich voll an. „Nein, wirklich nicht.”
Was für ein lieber Menſch war dieſes Mädchen.
„Ja,” ſagte ich, „ſo iſt das im Leben, ich habe immer gegeben
Marie Louiſe gegenüber, und Sie haben immer gegeben mir
gegenüber und nun —” ich hob die Hände mit einer Gebärde der
Hilfloſigkeit. „Wie ſind Sie nun ſo geworden, ſo reif?”
„Geworden?” ſagte Helene, „nun ja, ich habe viel geſehen an
Unglück und Leiden.”
Mit einem raſchen Entſchluß ſtreckte ſie mir die Hand hin,
ich nahm ſie und hielt ſie eine Weile.
Als ich Helene Berndt zur Straßenbahn gebracht hatte und
zurückkehrte, ſah ich, daß in Marie Louiſes Zimmern noch Licht
war, ſie wachte alſo; ich. überlegte, ob ich zu ihr gehen ſolle, aber
ich ſagte mir, daß es nicht richtig ſei um ihretwillen und um
meinetvillen, und ich tat es nicht.
Früh am Morgen trat Marie Louiſe in mein Arbeitszimmer
und begrüßte mich ſchüchtern. „Du kannſt Dir denken,” ſagte ich,
„daß ich über den geſtrigen Vorfall nachgedacht habe. Deine
ungewohnte Aufgeregtheit machte es mir zur Pflicht, ihn ernſt
zu nehmen. Meine Gründe gegen eine Ehe mit Günter noch
einmal zu wiederholen, iſt zwecklos. Der vermittelnde Ausweg,
den ich Dich führen wollte, hat ſich durch Deine Schuld als kaum
gangbar erwieſen, mir bleibt jetzt, wenn Du nicht Vernunft
an=
nimmſt, kaum etwas anderes übrig, wie ein Zuſammentreffen
zwiſchen Dir und Günter zu verhindern.”
Marie Louiſe zuckte auf. „Das geht nicht.”
„Man kann viel, wenn man muß.”
Jetzt ſah mich Marie Louiſe mit einem Ausdruck ſeltſamer
Entſchloſſenheit an. „Das würde ich nicht mitmachen,” ſagte ſie.
In mir regte ſich Zorn, aber ich wurde deſſen Herr. „Das
iſt alſo die offene Auflehnung,” ſagte ich.
Heftig rief ſie: „Dazu laſſe ich mich nicht zwingen, dazu
kannſt Du mich nicht zwingen, das kannſt Du nicht!“
„Ich könnte es, Marie Louiſe.”
„Nein, das kann niemand, wie ſollte denn das möglich
ſein?"
„Wie,” ſagte ich, „wie das möglich ſein ſollte, Marie Louiſe?
Indem ich dich an das erinnere, was ich für dich getan habe,
und von dir mein Recht verlange, Gehorſam.”
Marie Louiſes Arme fielen an ihrem Körper hinab, als
hätten die Schultern die Kraft verloren, ſie zu halten, ich ſtützte ſie
ſchnell, da ich fürchtete, ſie werde umſinken, und geleitete ſie zum
Stuhl. Da ließ ich ſie niederſitzen, und ein paar Schritte
ent=
fernt ſetzte ich mich ſelbſt.
„Verzeih, Vater,” ſagte Marie Louiſe, „aber Du weißt nicht,
wie mir zu Mute iſt.”
Seltſam klang das. Lag da etwas Beſonderes vor, das ich
nicht wußte? „Was iſt denn Marie Louiſe?”
Aber ich erhielt keine Antwort.
„Ich verlange, Marie Louiſe, daß Du redeſt, bffen und
rück=
haltlos.”
Sie hob die Hände und ſprach vor ſich hin: „Wenn man
jemanden ſo lieb hat, und man weiß, er hat ſein Wort gegeben,
und man muß immer zurückhalten, ihn und ſich ſelber —. Vater,
ich hätte nie gedacht, daß das ſo ſchwer ſein könnte.” Und nun
neigte ſie ſich vor mir nieder, ſah mich hilfeſuchend an und barg
ihren Kopf in den Händen auf meinen Knien, flüſterte ganz
ſcheu und leiſe: „Wenn ich ihn nur ein einziges Mal küſſen
könnte.”
Mein erſter Eindruck war ein Aufatmen: es iſt ja nicht ſo
ſchlimm. Aber gleich ſagte ich mir doch; wenn auch keine Tatſache
vorlag, die mich geradezu erſchrecken konnte, ſo war offenbar
Marie Louiſes Zuſtand der heftiger Leidenſchaft. Ich durfte nicht
kapitulieren.
„Mein Kind,” ſagte ich, „ich muß jetzt zum Dienſt, ich komme
ſonſt zu ſpät.” Ich nahm ſchnell Abſchied, Fräulein Kernke gab
ich einige Aufträge, durch deren Ausführung auch Marie Louiſe
beſchäftigt war.
Als ich nachmittags zurückkehrte, erwartete mich Erneſtine
Pfeil. „Mein Gott, was iſt denn eigentlich los?” rief ſie. „Ich
höre dies und jenes und kann mir gar kein rechtes Bild machen.”
Ich führte Erneſtine Pfeil in das Wohnzimmer. „Geſchehen
iſt nichts,” ſagte ich, „nur Marie Louiſes Intereſſe für Günter
er=
ſcheint mir zu groß, ihm habe ich nichts vorzuwerfen.”
„Zu groß? Ob Sie da eine junge Liebe nicht überſchätzen?”
„Nein, ſo iſt das nicht.”
„Sie kennen Marie Louiſe beſſer als ich, nnu, — wäre es
wirklich ſo ſchlimm, wenn die beiden — ſich verlobten?” Ich
ſchwieg und empfand Abneigung gegen Frau Pfeil, die fuhr fort:
„Eine junge Ehe, zu unſerer Zeit ſchätzte man ſo etwas nicht,
gewiß, aber die Anſichten ändern ſich, und heute heiraten ſie alle
jung. Marie Louiſe kann einen ausgezeichneten Gatten
bean=
ſpruchen, ſicher, ſie kann das in jeder Hinſicht, aber Günter iſt
brav, geſcheit, fleißig, er ſieht gut aus, wird etwas erreichen —
und ſchließlich — ſind wir doch auch nicht unvermögend.”
Ich ſchüttelte verneinend den Kopf und ſchwieg, ein
Dis=
kuttieren über die Angelegenheit war ſinnlos. Mein Verhalten
reizte offenbar Frau Pfeil, ſie ſagte: „Gewiß, Marie Louiſe iſt
wie eine kleine Prinzeſſin, ein entzückendes Mädchen, ich habe ſie
ſehr gern, ſehr lieb, das iſt doch auch etwas, ſie würde bei uns
allen mit Jubel aufgenommen werden. Anderswo brauchte das
doch nicht ſo zu ſein.”
„Weshalb?” fragte ich.
Erneſtine Pfeil zögerte. „Je nun, es gibt weniger
warm=
herzige Menſchen, als wir es ſind .—
Ich wußte wohl, wie ſie den Satz zu Ende dachte: Menſchen,
die an Marie Louifes Mutter, die an der Scheidung ihrer Eltern
Anſtoß nehmen würden.
Gewiß, darin hatte die gute Erneſtine Pfeil ganz Recht, ich
nahm ihr dieſen Gedanken nicht einmal übel; ich ſagte: „Liebe
gnädige Frau, es hat keinen Zweck, zu verhandeln, wir ſind
ver=
ſchiedener Anſicht und würden es auch morgen früh noch ſein,
wenn wir die ganze Nacht ſprächen, dabei könnten Sie viel
Rich=
tiges ſagen, und ich könnte nur immer den einen Satz
wieder=
holen: Günter iſt zu jung für Marie Louiſe.”
Die Unterhaltung verſtimmte mich ſtark, ich mußte annehmen,
daß der Beſuch Erneſtine Pfeils irgendwie von Marie Louiſe mit
veranlaßt worden war, und ich empfand das als verletzend.
(Fortſetzung folgt.)
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Aha, da haben wir den sogenannten
Pflanzentyp, oben Kokainaugen, unten
Hühneraugen, oder — oben hui und unten
pfui, wie der Dichter sagt, mit der Schlange
des Paradieses im Hintergrunde, wenn es
nicht etwa ein Strumpf ist. Aber schönes
Fräulein, Sie können ganz beruhigt sein,
dieses kleine Hühnerauge, das Sie da an der
kleinen Zehe Ihres kleinen Fußes haben,
be-
handeln wir nicht mit Salvarsan, sondern
nach der bewährten Regel: „Hühneraugen
klein und groß, wirst durch Kukirol Du los‟”
und zwar schnell und ohne Aufsehen. Kukirol
ist das einzig Richtige, lch habe es einmal
einer Darstellerin der Salome aufgelegt, ehe
sie den Tanz der sieben Schleier begann.
Als der siebente Schleier fiel, fiel auch das
Hühnerauge, und einer ihrer Verehrer trägt
es jetzt in Brillanten gefaßt als
Manschetten-
knopf. So schnell gehtes aber nicht immer.
In der Regel dauert es einige Tage, ehe Sie
es eines Abends mit derselben
Selbstver-
ständlichkeit auf den Toilettentisch legen
werden, wie Sie ihre Zähne ins Wasser tun.
Kukirol verursacht keine Entzündung, wie
manche anderen Mittel. Sie setzen sich nicht
derGefahr einer Blutvergiftung aus, wie beim
Schneiden, und es lindert die Schmerzen
sofort. Kaufen Sie es sich in der nächsten
größeren Apotheke oder Drogerie, und
nehmen Sie auch gleich eine PackungKukirol-
Fußbad mit. Sie können dann wieder flott
auf dem Pfade der Tugend wandein. Das
Kukirol-Fußbad ist ein gutes Mittel gegen
Fußschweiß, Wundlaufen und Brennen der
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(V,6363
Seite 8.
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1. Teil: Der Unterg, d. RioGrande
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Elmo Lincolm (autsgo
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 29. Juli 1323.
STRDTER UMDNHTTONAL
KOMMANDITGESELLSCHAFTTAUEMAKTIEN
Nummer 207.
Samstag, den 4. Aug.,
abends 8 Uhr, im
Saalbau=Garten:
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Bllanz per 31. Bczember 1922
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Leitung:Herr Obermuſikmeiſt. Hugo Hauske.
Von 10).—2 Uhr:
Tanz im Gartenſaal
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zeigen der letzten Halbjahrsquittung) zu
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in den bekannten Verkaufsſtellen erhältlich.
Bei ungünſtigem Wetter findet das Konzert
m großen Saale ſtatt.
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Heute:
11 Uhr:
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4 Uhr:
Oberwaldhaus
(6356
(Hauske)
8 Uhr:
Vereinigte Geſellſchaft
(Weber), Soliſt: Herr Buslau.
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Ludwigshöhe — sot
Heute nachmittag 4 Uhr:
e
Kon
ausgeführt von dem Beamten=Verein
(B6364
ehemaliger Militärmuſiker.
Dirigent: Herr Rühlemann.
Anſchließend: Tamz.
Gabelsberger Stenographenverein
1861 Darmſtadt. —
Sonntag: Spaziergang nach
Niederramſtadt mit Tanz.
Abmarſch 2½ Uhr, Paſſetbrunyen. Einkehr
(6355
im „Schützenhof”.
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der Mitgliedskarte 500 Ermäßigung. (6380
Heſſiſcher Hof
Sonntag, 29, Juli, abends 8 Uhr
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ausgeführt vom Beamten=Verein
ehemaliger Militärmuſiker.
Leitung: Herr Rühlemann.
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D Hente Sonntag wa (*21558
Großes Konzert
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Eva Mav, Werner Krauss, Eugen Burg
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Anfang ½3, 5½ und 8 Uhr.
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Zirkus Grey, IV. Teil.
N-1,Eddie Polo. „Betrogene Betrüger”.
Das Testament des Joe Sievers. 5 Akte.
Zirkus Grey, III. Teil.
V-I.EddiePolo:„Von Feinden umringt”.
Galoschen des Glücks. 5 Akte.
Lucrezia Borgia. 7 Akte. (kavag
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angeſtrickt. (*21552
Darmstadter una Lationaloank
Kommanditgesellschaft auf Aktien.
Wir bringen hiermit zur Kenntnis, daß der Gewinnanteil für das Geschäftst
jahr 1922
für die Aktien A M. 1000 auf Mk. 2000.—
„ „ A „ 1200 „ „ 2400.—
festgesetzt wurde. Die Auszahlung erfolgt gegen Einreichung der Diwidendenscheine
vom 27. d. M. ab
bei der Darmstädter und Nationalbank Kommanditgesellschaft auf
Aktien und deren sämtlichen Niederlassungen sowie
in Barmen bei dem Barmer Bankverein Hinsberg, Fischer & Co.,
in Breslau bei dem Bankhause Eichborn & Co.,
in Cassel bei dem Bankhause Fiorino und Sichel,
in Coblenz bei dem Bankhause Leopold Seligmann,
in Danzig bei der Danziger Bank für Handel und Gewerbe
Aktien-
gesellschaft,
in Dresden bei der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt,
bei dem Bankhause Albert Kuntze & Co.,
z
„ bei dem Bankhause S. Mattersdorfk,
in Essen-Ruhr bei dem Bankhause Gebrüder Hammerstein,
bei dem Bankhause Simon Hirschland,
in Frankfurt a. M. bei der Deutschen Effekten- und Wechsel-Bank,
bei dem Bankhause Otto Hirsch & Co.,
bei dem Bankhause Jacob S. H. Stern,
bei dem Bankhause Gebrüder Sulzbach,
in Göttingen bei dem Bankhause H. F. Klettwig und Reibstein,
in Hannover bei dem Bankhause Ephraim Mever & Sohn,
in Karlsruhe bei dem Bankhause Veit L, Homburger,
in Köln bei dem Bankhause A. Levp,
bei dem Bankhause Sal. Oppenheim jr. & Cie.,
in Leipzig bei der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt,
in Magdeburg bei dem Bankhause Dingel & Go.,
in München bei der Baverischen Vereinsbank,
bei dem Bankhause Merck, Finck & Co.,
in Nürnberg bei der Baverischen Hypotheken- und Wechsel-Bank
Abteilung Nathan & Co.,
bei der Bayerischen Vereinsbank,
bei dem Bankhause Anton Kohn,
in Stuttgart bei dem Bankhause Stuber & Co.,
in Wien bei der Mercurbank.
Die Diwvidendenscheine sind auf der Rückseite mit der Firma bzw, dem Namer
des Einreichers zu versehen.
Berlin, den 27. Juli 1923.
Darmstädter und Nationalbank
Kommanditgesellschaft auf Aktien,
(P,6383
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privat, von geb.
Herrn geſucht.
Ang. unt. D 91
a. d. Geſch. (*21113
Heirat.
Mittl. Beamter, eb.,
Anf. 40, w. Fräul. od.
Wtw. m. Wohnung u.
Einrichtg. zw. Heirat
kennen zu lern. Diskr.
Ehrenſ. Ang. u. P102
Beſchäftsſt. (221530
Handwerker, 42 J.
alt, Unfallrentner,
je=
doch beruflich tätig,
wünſcht (*2156=
Heirat
mit Fräulein in
paſ=
ſendem Alter,
Ver=
mögen und ſchöne
Er=
ſparniſſe vorhanden.
Nur ernſtgemeint
Angeb. unter F 115
an d. Geſchäftsſtelle.
Junger Mann, 35 J.
ſucht d. Bekanntſch. e.
Mädch.vd. Witwe (mit
od. ohne Kind) zwecks
baldig. Heirat. Habe
mein, eigen. Betrieb,
Angeb. u. F 94 a. d.
Beſchäftsſt. (221506
Beſſ. Handwerker
47 J., mit zwei erw.
Kindern, ſucht paſſ.
Heirat, vom Lande
bevorz. Anon.
zweck=
lo8. Angeb. u. F 86
Geſchäftsſt. (21486
Heirat.
Bildſch,
Deutſchſchweize=
rin, 22 Jahre alt, ca.
500 000 Schweiz. Fes.
Vermög., wünſcht ſid
mit Herrn, auch ohne
Verm., zu verheiraten
durch Frau Sander,
Berlin C 25. (I.6301
Ingenieur
(Akademiker) mittler,
Alters ſucht auf dieſ.
n. mehr ungewohnten
Wege die Bekanntſch.
ein. edeldenk., gebild.,
Kunſt u. Natur lieb.
Dame m. häuslichem
Sinn. Bei gegenſeit.
Zuneig, ſpät. Heivat
nicht ausgeſchl. Diskr.
Ehrenſ. Gefl. Schreib.
erbet. unt. P 50 an
die Geſchſt. (*21369
Intelligente
Witwe
in mittl. Jahren, mit
1Kind,wünſcht Heirat
mit ehrenhaft. Herrn
in ſicherer Poſition,
Ang. unter F 49 an
die Geſchſt. (*21373
Heirat,
Suche f. m. Verw.,
Frl. anf. 30 J., mit
Verm.u. vollſt. Ausſt.,
häusl., ang. Erſch.,
mit ſol, Herrn in ſich.
Stellg. in Verb. zu
treten. Diskr.
Ehren=
ſache. Ang. u. F 90
Geſchäftsſt. (*21500
Prof. 6. J. Haberl, Wien
der markanteſte Führer chriſilicher
Jugendbewegung Deutſch=Oſterreichs
ſpricht
von Montag, 30. Juli, bis Donnerstag,
2. Auguſt, ſeden Abend 8 Uhr
in hieſiger Stadtkirche
Eintritt frei / Die Emporen bleiben
für die Jugend reſerviert.
Ebang. Jugendgemeinſchaft
Darmſtadt (*21496
Soooeooooneoooeooooeese
verbunden mit
Großer Kundgebung
für die
Freiheit von Rhein u. Ruhr
am Sonntag, den 12. Aug., nachm. 3 Uhr,
auf der Feſte Ozberg bei Lengfeld.
(6390
Anſprachen hervorragender Redner,
gemeinſamer Geſang vaterländiſcher
und freiheitlicher Lieder, Konzert uſw.
Deutſche Demokr. Partei.
Auch an dieſer Stelle ſehen wir uns
verpflichtet, Allen, die uns anläßlich des
Bezirksturnfeſtes f. unſere auswärtigen
Teilnehmer Quartiere zur Verfügung
geſtellt hatten, herzlichſt zu danken.
Turnerinnen und Turner waren voll
des Lobes über die überaus freundliche
und gaſtliche Aufnahme. (6378
Freie Turngemeinde Darmſtadt.
AD
Eilt ALOpLD PLeibadsichteroet
für ſchöne Handarbeiten
iſt ſoeben zur Förderung der deutſchen
Handarbeitskunſt erlaſſen worden, an dem
ſich jede deurſche Frau beteiligen kann,
50 Millionen Mark
winken den glücklichen Frauen, die mit
fleißiger u. geſchickter Hand geſchmackvolle
Arbeiten entweder eigener Erfindung oder
nach Anregung aus „Beyer’8
Handarbeits=
büchern” zum Wettbewerb anfertigen.
In unſerer Stadt hat die Buchhandlung von
Karl Herzberger, Karlſtraße 39
eine Beratungsſtelle übernommen, wo man
alles Wiſſenswerte erfahren kann. Im
Zu=
ſammenhange mit dieſem Wettbewerb zeigt
dieſe jetzt auch eine Schaufenſterauslage;
die für alle Damen von großem Intereſſe
iſt und deren Beſichtigung wir unſeren
Leſerinnen ſehr empfehlen. (rucl
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tonle, Galieie, Baden und Württemberg
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Baden und Württambers haben eine alnfache
Koldtonolrichtung. Ait allen Dampfern lst elns
moderne drite Klusre mit eigenem Spelsosssl.
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Darmstadt, Adolph Rady, Zimmerstr. 1.
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ſind zu richten an: Otto Thöle,
z. Z. Hotel „Viktoria”, Stuttgart.
Nummer 30
Die Welt der Frau
* Mutterrecht und Vaterpflicht.
Wir wiſſen heutzutage, daß der weitaus größte Teil aller
Verbrecher und Minderwertigen illegitimer Herkunft (direkt oder
indirekt) iſt, und langſam regt ſich die Geſetzgebung, dem
uner=
wünſchten Bevölkerungszuwachs zum mindeſten ſein Lebensrecht
zu gewähren.
Es kann natürlicherweiſe nicht im Sinn eines Staates
lie=
gen, die Familie, die ſtets das Fundament eines geordneten
Staates bildete und bilden wird, auf Koſten der Moral (der
Menſchheits=, nicht der Geſellſchaftsmoral, wohlverſtanden)
zer=
ſtören zu laſſen, die Geſetzgebung iſt aber verpflichtet, jedem
Staatsangehörigen, gleichviel welcher Herkunft, die Möglichkeit
zu geſundem nutzlichen Werden zu geben.
Die Statiſtik hat z. B. zwei Familien neben einander geſtellt,
von deren Begründern der eine (1720 geboren, illegitim,
Bumm=
ler) unter 1200 beobachteten Nachkommen bis heutigen Tages
310 profeſſionelle Bettler (teils in Armenhäuſern), 400 phyſiſche
Wracks, 50 verdorbene Frauen, 7 Mörder, 60 Berufsdiebe, 30
berſchiedene Verbrecher hatte, während 200 kleine Kinder ohne
Fürſorge ganz jung ſtarben. Die andere Familie dagegen, von
folider Bürgerlichkeit, hatte unter 1400, zur ſelben Zeit wie die
obigen beobachteten Nachkommen keinen einzigen, der nicht ein
nützliches Glied des Staates wurde.
Selbſt wenn man dieſe Gegenüberſtellung nicht anerkennen
will, ſo muß man doch die Kurzſichtigkeit bedauern, mit der ein
Staat zugibt, daß ſich ganze Verbrecher=Familienverbände bilden.
Gewiß iſt das Problem nicht einfach zu löſen. So lange wir
Ehe und Sitte, Religion und Moral hoch halten, ſträuben wir
uns gegen die kommuniſtiſchen Begriffe des Allgemeineigentums
von Frauen und Kindern. Aber die „Verurteilung” der
natür=
lichen Väter zur Zahlung hoher Alimente allein tut es auch nicht.
Das unſchuldige Kind bleibt in allen Fällen der Leidtragende,
beſonders, wenn es der Mutter nicht gelingt, gegen einen
ge=
wiſſenloſen Vater den Beweis zu erhärten.
Es iſt wenig bekannt, daß wir in Europa ein Land beſitzen,
das als einziges das Recht der ehelos geborenen Kinder voll und
ganz anerkennt, nämlich Norwegen, das mit ſeinem
Caſtberg=
geſetz einen guten Schritt zur — wenn auch nicht reſtloſen
Lö=
ſung, ſo doch — Beſſerung tat. Seit 1915 — mit
Erwei=
terungen von 1919 und 1920 — gelten in Norwegen folgende
Beſtimmungen: 1. das außer der Ehe geborene Kind wird voll
als geſetzliche Perſönlichkeit anerkannt. 2. Das Kind wird zu
Vater und Mutter in geſetzlicher Beziehung gleich betrachtet.
3. Der natürliche Vater hat nicht nur bedeutende pekunjäre,
ſon=
dern auch ſoziale Pflichten gegen Mutter und Kind. 4. Der
Staat übernimmt ſelber die Einziehung der Zahlungen des
Vaters. 5. Das Kind kann ſeinen Familiennamen nach dem
Vater oder der Mutter wählen.
Dies Geſetz tritt bei allen nach dem 1. Januar 1917
gebo=
renen Kindern in Kraft — zwei Jahre Friſt wurden gewährt
zur Gewöhnung und Einführung. Es bedurfte allerdings eines
äußeren Anlaſſes, um es populär zu machen. Dies war der
„Fall der Criſtina Krough”, deren Schickſal jetzt durch ganz
Nor=
wegen bekannt iſt. Ihr Bräutigam blieb kurz vor der Hochzeit im
Seeſturm und ſeine Familie weigerte ſich, die Schwiegertochter
und das nachgeborene Kind anzuerkennen. Da entſchloß ſich
Criſtina, die Gerichte anzurufen und der Erfolg war, daß
Criſtina als rechtmäßige Gattin des Verunglückten nicht nur
ſeinen Namen erhielt und mit ihrem Kind erbberechtigt wurde,
ſondern daß Mutter und Kind von den Großeltern völlig
unter=
halten werden müſſen. „Sogar den Trauring mußten die Alten
ihr zahlen!” erzählte mir eine Frau. Seit dieſer Zeit ſind gleiche
Fälle (in denen Tod des Vaters die beabſichtigte Ehe hindert)
vor 148 norwegiſchen Gerichten ausgetragen worden, davon
er=
hielten 128 Kinder ihre vollen Familienrechte. Zur
Durchfüh=
rung des Geſetzes, das durchaus zum Schutz des hilfloſen Kindes,
erſt in zweiter Linie für die Mutter, ſich einſetzt, iſt die Mutter
verpflichtet den Namen des Vaters anzugeben. Bei
Wei=
gerung trifft ſie Strafe, ſogar Gefängnis. Die Gerichte (der
Folksmann) leitet hierauf ſogleich das Verfahren gegen ihn ein,
ohne die Aufforderung der Kindesmutter. Bei nachgewieſener
Vaterſchaft hat der Mann ſeinen Sprößling in der vom
Folks=
mann feſtgeſetzten Höhe bis zum 16. Lebensjahre zu verſorgen,
die Mutter hat Anſpruch auf Unterſtützung für die Zeit von
3 Monaten vor der Geburt bis zu 10 Monaten nachher, im
Falle ſie das Kind, bei ſich behält. Im Gegenſatz zu anderen
Ländern braucht die Mutter keinen Schritt zur Erlangung ihrer
und ihres Kindes Rechte zu tun, das iſt Sache des Gerichtes, das
ſäumige oder gar fortziehende Väter wohl aufzufinden verſteht.
An der Erbſchaft des Vaters nimmt das außerehelich geborene
Kind ebenſo teil, wie etwa vorhandene Eheſprößlinge, und den
Namen kann es auch führen.
Läßt ſich die Vaterſchaft nicht beſtimmt nachweiſen, ſo hat
der Mann, „der doch der Vater hätte ſein können”, einen Teil
der Koſten zu tragen, während ihm keine ſozialen Pflichten
er=
wachſen; in manchen Fällen teilen ſich mehrere Väter in die
feſt=
geſetzten Zahlungen, ein Verfahren, was um des Kindes willen
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
jedenfalls mehr zu billigen iſt, als die Abweiſung der Mutter, die
dann das Kind nicht ernähren kann (ob es freilich nicht
vorzu=
ziehen wäre, in derartigen Fällen das Kind der Mutter
fortzu=
nehmen, iſt eine Frage für ſich).
Es wäre zu wünſchen, daß andere Länder ſich das
Caſtberg=
geſetz einmal näher anſchauten. Deutſchland beſonders hat es
nötig, auf ſeine Nachkommenſchaft zu achten. Vor dem Krieg ſind
unzählige uneheliche Kinder durch geſchidlte Agenten nach
Frank=
reich derſchoben worden, um dort als „enfants de la patrie” in
den Findelhäuſern zu Kanonenfutter herangezogen, zu werden.
Der Geburjennachlaß gibt ſchon lange zu ernſten Beſorgniſſen
Anlaß. Es wäre wirklich gut, wenn wir jedem ſchuld= und
hilf=
los Geborenen zu ſeinem Menſchenrecht verhelfen würden, und
zwar nicht nur durch einen gewiſſen Geldanteil!
Theodora von Rommel.
Der zeitgemäße Haushalt.
Schonung feiner Florſtrümpfe beim Tragen
von Halbſchuhen. Man zieht die Strümpfe mit der linken
Seite nach oben auf den Stopfpilz und näht mit kleinen
Seiten=
ſtichen ein paſſend zurecht geſchnittenes Stück doppelt gelegten
feinen Strumpfgewebes von alten Strümpfen glatt und
falten=
los auf die Innenſeite der Ferſe. Im Halbſchuh ſelbſt bringe
man am oberen Rande über der Ferſe einen ſchmalen Paſpol
oder eingerollten Schrägſtreifen von Samt in gleicher Farbe wie
die Schuhe an. Dieſer hält den Strumpf beim Gehen feſt und
verhütet das raſche Durchſcheuern desſelben am vielfach recht
rauhen Kappenrande des Schuhes.
L.
Schadhaft gewordene Hoſenträgerſtrippen
tadellos auszubeſſern. Die ſchadhaft gewordene oder
durchgeriſſene Stelle der Strippen erſetzt man zunächſt in ihrer
ganzen Stärke durch lange Spannſtiche aus feſtem Hanfzwirn.
Dann umſchürzt man die Strippen mit feſtem Knopflochſtich mit
dem gleichen Zwirn und kann nun auf doppelte Gebrauchsdauer
der Hoſenträger rechnen.
M.
Weiße Sommer= und Tanzſchuhe tadellos
auſzufriſchen. Vorhandene Schmutzſtellen, wie ſie durch
Anſtoßen mit den Sohlenrändern des Tänzers ſo leicht entſtehen,
entferne man zunächſt durch Abreiben mit einem bröckligen Brei
von Benzin und gebr. Magneſia. Nach dem Trocknen der
Miſchung entferne man den Pulverrückſtand durch Abbürſten
und überziehe die Schuhe dünn und gleichmäßig mit einer
Miſchung von Magermilch und Zinkweiß, dem man zur beſſeren
Haltbarkeit des letzteren etwas aufgelöſtes Gummi arabicum
bei=
fügt, die Sohlenränder und braunen Abſätze dagegen überpinſele
man mit braunem Wilbra (Drogerie) und reibe ſie nach dem
Trocknen mit wollener Strumpfſocke glänzend.
R.
Um ſchadhaft gewordene Handfeger, die an der
Spitze ſtark abgenutzt ſind, noch lange Zeit gebrauchen zu können,
ſäge man den Stiel ab und befeſtige ihn mit zwei Holzſchrauben
auf dem anderen abgenutzten Ende des Handfegers. Ratſam iſt
es, die Löcher ſowohl im Stielende wie auf dem Holzteil des
Handfegers mit Nagelbohrer vorzubohren. Iſt der Handfeger
auf dieſe Weiſe umgeſtaltet, auch nicht mehr anſehnlich, ſo tut
er doch in der Wohnung noch gute Dienſte und ſchiebt den Kauf
für einen neuen noch um Monate hinaus.
Einfaches Teegebäck mit Füllung von
fal=
ſchem Marzipan. 1 Eßlöffel zerlaſſenes Fett, 1 Eßlöffel
heißaufgelöſten Süßſtoff, einige Tropfen Vanillearoma, ein Achtel
Liter Milchwaſſer, ein halbes Pfund Mehl und ein halbes
Päck=
chen Backpulver rühre man zu weichem Teig, der ſich mit einem
Waſſerglas ausftechen oder mit einem Backrädchen in viereckige
Stücke teilen läßt. Zum falſchen Marzipan rühre man 1 Taſſe
voll gekochte, geriebene Kartoffeln vom Tage zuvor, 1 Eßlöffel
heißaufgelöſten Süßſtoff, 1 Eßlöffel feinen Grieß und 3 bis 4
ge=
riebene bittere Mandeln recht geſchmeidig zuſammen, laſſe ſie eine
Stunde durchziehen, gebe davon in die Mitte jedes
Teigblätt=
chens ein kleines Häufchen, klappe zuſammen und laſſe ſie
gold=
braun backen.
Kartoffelſalat mit Kerbelwürze. Einen mit
Eſſig, Salz, Pfeffer und geriebener Zwiebel ſowie wenig heißem
Waſſer friſch angemachten Kartoffelſalat aus noch heißen
Kartof=
feln untermengt man mit reichlich feingewiegtem, gewaſchenem
Kerbel, ſtreut zuletzt etwas Pfeffer darüber und reicht Rührei
dazu, das man mit verquirltem Mehl und Waſſer ſtreckte. R.
„Schliffige” Kuchen ohne Verluſt zu
verwer=
ten. Man ſchneide ſie in dünne Scheiben, trockne ſie im warmen
Ofen und reibe ſie auf der Maſchine. Nun verwende man die
Hälfte von dieſem gehaltreichen Kuchenmehl mit dem gleichen
Quantum friſchen Mehl zum Anrühren eines neuen Kuchens
und wird ein ſchönes, lockeres Gebäck erzielen.
Speiſezettel.
Sonntag: Stachelbeerſuppe. Karotten mit grünen Erbſen
(ged. Erbſen). Kalbsleber.
Montag: Hefeplinſen mit Stachelbeerkompott.
Dienstag: Weiße Bohnen.
Mittwoch: Reis mit jungen Kohlrabi.
Donnerstag: „Spinat mit Röſtkartoffeln.
Freitag: Gebackene Heringskartoffeln. Grüner Salat.
Samstag: Quarkkäulchen mit Rhabarberkompott.
Jahrgang 1923
Scha
Andn
Nummer 11
Aufgabe 21
Godfrey Heatheote in Arnſide
(1. Preis im „Natal Mereury”=Turnier 1920).
b d e
Prüfſtellung: Weiß: Kh4 Dg5 Lc3 15 Sc4 d3 (6);
Schwarz: Kd5 Da8 Th7 Lg8 Sf1 Ba3 a7 b5 c6 g7 h5 (11);3-;
Heute zur Abwechslung eine Aufgabe, die nicht der ſonſt von uns
bevorzugten Richtung angehört.
Aufgabe 22
Johann Berger in Graz
(Tidskrift för Schack 1917).
Weiß: Kb8 Dc5 Ta6 Le6 h6 Sg7 Bb7 (7))
Schwarz: Kg6 De2 Tal Sh8 Bd4 e5 f3 h7 (8)1
Matt in zwei Zügen.
Briefkaſten: H. B. Aufgabe 16: 1. gf? ef 2. Dd1 Te8 +:
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dal. nur an die Schriftleitung
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”,
Spiel und Rätſel=
Streichholz=Rätſel.
Durch Umlegung von 6 Hölzchen erhält man ein Küchengerät.
Carl Deubel.
Rätſel.
540. Ein kleines Stück, ein hoher Berg, — Doch gegen Alpenhöhen
ein Zwerg.
/41. Was mit dem runden s der Drogenhändler hat, — Das kennt
mit langem ſ, wer jemals war Soldat.
542. Streichſt du im Wort, das einen ſchlimmen Ueberfluß — An
einem jedermann ſehr nöt’gen Stoff bedeutet, — Ein 8, ſo wird
dir noch kein richtiger Genuß, — Nein, nur ein böſer Mangel
an dem Stoff bereitet.
543. Männlich durchſtreift es den Wald und das Feld, — Weiblich
wird’s viel in die Bergwieſ” geſtellt.
Auflöſungen.
Darmſtädter Silbenrätſel:
1. Krumbach, 2. Ada, 3. Rabe, 4. Luftſchiff, 5. Sonne 6. Centner:
„Karl Schäfer”
Rätſel: 537. Vorgeſtern; vor geſtern. 538. Gaſſe, Goſſe,
539. Kindbett; Kinderbett.
Verantwortlich: Max Streeſe.
Das Spinett.
Nobellette von Fritz Maibauer.
Erſt, als ſie den Wagen um die Ecke poltern hörte, wagte
Fräulein Adele aufzuſtehen und an das Fenſter zu treten. Aber
auf der Straße waren inzwiſchen andere Geräuſche wach
gewor=
den, und gleichgültig trieben Menſchen vorüber, unruhig, mit
einem unbekannten Ziel. Aber keiner war nur mit einem
Ge=
danken bei dem Spinett ſtehen geblieben, das man auf einen
Rollwagen geladen und weitergeführt hatte, wie irgend ein
an=
deres Stück. Fräulein Adele blickte in das Zimmer zurück. Da
war nun die große Lücke an der Wand, die das Spinett bisher
ausgefüllt, ehe es zwei wuchtige Kerle über die Schulter
gewor=
fen und hinausgetragen hatten. Der leere Raum war mit
an=
deren Möbeln zu verſtellen, die ſich ohnedies viel zu eng
dräng=
ten, aber in der Erinnerung blieb eine Lücke zurück, die ſich nicht
ſchließen wollte, durch nichts zu ſchließen war und die auch das
Bündel Geldſcheine nicht zuſchütten konnte, das man Fräulein
Adele für das birkene Biedermeier=Spinett auf den Tiſch gelegt
hatte und das noch unberührt dort lag. Die alte Dame trat an
den Tiſch und begann, mechaniſch die Scheine zu zählen, obgleich
ſie es ſchon vorher getan. Es blieb dabei, der dicke Herr mit
der zu neuen Eleganz hatte ihr ein paar Millionen für das
Spinett bezahlt, was gewiß nicht zuviel war für ein gut
gearbei=
tetes Stück mit ſchweren ſilbernen Beſchlägen, ein
hundertjähri=
ges Möbel, deſſen Saiten noch ſilbern und zierlich wie das
Ge=
kicher alter Ariſtokratinnen klangen. Dieſe Summe reichte aus,
um eine kleine Exiſtenz zu gründen und dann dieſes ſchwere
Leben weiterzuführen, das ſo feindſelig dunkel geworden war.
Man durfte nicht mehr träumen, ſondern mußte mit hellem Blick
um ſich ſchauen, die Dinge ſo ſehen, wie ſie waren und ihnen
kein ſchützendes Mäntelchen umlegen, die Alltagsgrauheit zu
ver=
decken. Selbſt das Alter war um ſein Vorrecht, ſich ausruhen
zu dürfen, gekommen; raſtloſe Arbeit heiſchte die Zeit von allen.
Fräulein Adele träumte ſich aber dennoch in die Zeit zurück,
da ſie jung geweſen war, und das Spinett ſie fröhlich und
trau=
rig gefunden hatte. Täglich waren die Taſten von ihren Fingern
geſtreichelt worden, hatten unter jenen ſanften Klängen
Schu=
manns, Mozarts und Mendelsſohns geklungen, die die Mutter
liebte und die für Adele zeitlebens die Muſit bedeutet hatten.
Alte Lieder, Loewe, Franz, Schubert, hatten dann ihre Töne
mit den Spinettſaiten gemiſcht — und man war damals
glück=
lich geweſen — ganz glücklich. Vielleicht war es gut, ſih von
den Noten auch zu trennen, jeden Faden der Erinnerung abzu=
ſchneiden, um ſo mehr ſie jetzt doch zwecklos geworden waren.
Noch vor kurzem hatte das alte Fräulein auf dem Spinett
ge=
ſpielt, obgleich ihre Finger dem Wirbel der Triller und Läufe
nicht mehr gehorchen wollten und ſie niemals über einen
liebens=
würdigen Dilettantismus hinausgekommen war.
Sie erhob ſich, zog den Schlüſſel hervor und öffnete den
Notenſchrank, dem ſie ein oben liegendes Bündel entnahm. Alte
Noten auf ſtockfleckigen Blättern, zierlich in Kupfer geſtochen,
teilweiſe ſo fein, daß ihre alten Augen ſie kaum noch
wahrzu=
nehmen vermochten, durchblätterte ſie andachtsvoll. Obenauf lag
Schumanns „Warum?” das ſie als letztes Stück ihrem Spinett
entlockt hatte — jene melancholiſche Frage in wenigen Takten
mit ſchluchzenden Quinten und hellauf weinenden Septimen
— jene Frage, die man immer wieder ſtellt, ohne ſie je
beant=
wortet zu finden. Aber noch andere Noten fand ſie nun wieder,
ſolche, die ſie viele Jahre lang nicht in der Hand gehabt hatte,
um die ſie einſtmals mit heißem Bemühen gerungen, ohne mehr
als eine halbwegs korrekte Wiedergabe zu erzielen. Da war der
Fingerſatz ſchwieriger Stellen mit derben Ziffern über die
ſchlanken Noten geſetzt, hatte aber doch nicht viel geholfen. Die
Töne, die in ihr ſangen, waren dunkler, brauſender geweſen als
diejenigen, die ſie mühſam ihrem Spinett abgequält hatte. Die
Andantevariationen von Beethovens As=Dur=Sonate, die
ein=
gangs wie Engelsmuſik=Harfen, klangen ihr jetzt im Ohr wieder,
obgleich ſie den fünften Teil nie recht hatte ſpielen können.
Aber man war jung geweſen, ſo jung, ſo jung — war leicht
über alles hinweggeglitten im Glauben an das Glück, das
ein=
mal kommen mußte. Man hatte luſtige und ernſte Lieder
ge=
ſungen, allein und in fröhlichem Kreiſe. Bis ſich der Kreis
gelichtet hatte, einer nach dem anderen daraus verſchwunden
war, ehemals unruhige Tanzfüße leichtfüßiger Mädchen ſich nur
noch mühſam durch die Oede des Lebens ſchleppten und nicht
wenige bereits auf dem letzten Wege zuſammengebrochen waren.
Welche Erinnerungen ſtiegen nicht aus den alten Noten zuf,
ſprachen vom Leben in geſelligem Kreiſe, von Menſchen, die man
einſtmals geliebt und die davongegangen waren — die als
Fremde zurückgekehrt waren oder die man hatte laſſen müſſen
— ohne Wiederſehen.
Fräulein Adele wühlte weiter; alte Geſangsnoten, die ſie
wohl ein Menſchenalter nicht mehr betrachtet hatte, denn ihre
Stimme war frühzeitig müde geworden, tauchten auf. Sie hatte
ſich ungern in jene Fächer gewagt, und es bei all ihrer peinlichen
Sauberkeit nicht ungern geſehen, wenn ſich ſchützende
Staub=
ſchichten darüber ſenkten und dieſe Erinnerungen der
Vergeſſen=
heit anheimfielen. Auch jetzt wollte ſie lieber die Hand von
ihnen ziehen, aber dann gab ſie ſich einen energiſchen Ruck. Alle
Erinnerung war ja ſo verblaßt, daß die Wunden, die einſtmals
in ihrem Herzen geblutet hatten, nicht wieder aufbrechen würden
— vielleicht ein ganz klein wenig melancholiſch konnte ſie
wer=
den, aber der tiefe Schmerz war längſt vergangen — es lag ja
alles ſo weit zurück . . . Das alte Fräulein ſchleppte nun auch
die Geſangsnoten an das Fenſter. Die Lieder von Franz hatte
ſie einſt mit den Freundinnen geſungen — heute wußte ſie nichts
mehr von ihnen. Und dann die Loewe=Balladen — vergebliche
Mühe war es meiſt geweſen, ihre kleine Stimme verſagte doch
zuletzt vor der Gewalt der Töne. Aber ſie liebte dieſe alten
Blätter in den verſchnörkelten Buntpapiereinbänden, und dann
— Ja, dann empfand ſie doch einen Stich im Herzen, denn
nun lagen die Noten der „Uhr” vor ihr — noch mit demſelben
roſafarbenen Band umſchnürt, mit dem ſie ihr einſt
zurückge=
geben worden waren.
Es war länger als dreißig Jahre her, da hatte eine tiefe
Freundſchaft zwiſchen Adele und einem jungen Kaufmann
be=
ſtanden. Sie liebten beide die Muſik, ſie liebten ſich beide, wenn
auch kein Wort darüber verloren wurde, aber eines Tages ging
er fort — und kam nie zurück. Adele hatte ihm die Noten der
„Uhr” geliehen gehabt — ſeine Wirtin brachte ſie — nichts
wei=
ter. Adele entſann ſich noch jenes Nachmittags. Sie war zu
einer Ausfahrt feſtlich gekleidet, als die dicke Wirtin erſchien
und die Noten zurückbrachte. Tags darauf war er fort — ſeither
hatte ſie die „Uhr” nie mehr ſehen mögen und im tiefſten Fach
vergraben gehalten.
Ja, ſie hatte ihn geliebt — und er? Adele lächelte traurig.
Mechaniſch löfte ſie das Band, legte es ſorgſam beiſeite und
öffnete das Heft. Aber alles Blut ſtrömte heftiger zu ihrem
Herzen, denn in den nie wieder geöffneten Noten fand ſie ein
Zettelchen liegen: „Adele, ich muß aus dringenden Gründen die
Stadt verlaſſen; aber wenn Sie mich nur ein klein wenig lieben,
ſo kommen Sie am Abend in die Konditorei T., ich habe Ihnen
etwas zu geſtehen. Ich liebe Sie, Sie müſſen auf mich warten.”
Die Augen des alten Fräuleins füllten ſich mit Tränen und
faſſungslos ſchluchzte ſie vor ſich hin. Er hatte ſie geliebt, und
weil ſie zu ſtolz war, und ſich beleidigt glaubte, war das Glück
an ihr vorbeigegangen. Das Glück?!— Fräulein Adele wußte
nur zu gut, daß ſich nicht alles in der Welt ſo erfüllte, wie man
es hoffte. Glück war es bereits, geliebt worden zu ſein. Und
weil ſie das empfand, ſtieg aus ihren Tränen heiß die Melodie
der „Uhr” mit dem Gefühl des reinen Glückes auf, ſo ſtrahlend
und herrlich, wie ſich die Töne nie ihrer Kehle entrungen hatten,
A
Antergmtigmgsdiitt unt
Aauenſſeignt
Nummer 30
Wie Bismarck ſtarb.
(Zu ſeinem 25. Todestage, 30. Juli.)
* Bismarcks 25. Todestag findet das Werk, das er geſchaffen,
in einem Zuſtand höchſter Not, und es ſind ſehr wehmütige
Ge=
fühle, mit denen wir an dieſem Tage an den Schmied der
deut=
ſchen Reichseinheit zurückdenken. Das Tragiſche ſeines Schickſals
iſt, daß er ſelbſt in den letzten Jahren ſeines Lebens das
kom=
mende Unheil vorausahnte und tatenlos zuſehen mußte, wie man
die Fundamente ſeiner Schöpfung langſam untergrub. In den
„Gedanken und Erinnerungen”, die nach ſeinem Tode
veröffent=
licht wurden, mahnte er über das Grab hinaus zur Beſinnung
und Einkehr und äußerte ſeine Befürchtungen über die Fehler,
die er auf dem Gebiet der äußeren Politik begehen ſah. Der
tragiſche Grundton ſeiner Stimmung verleiht der Perſönlichkeit
des alten Bismarck den ergreifenden Hintergrund. Zu Friedjung
ſagte er, daß er jetzt den ganzen Schiller leſe: „Als ich jüngſt
beim Schlafengehen die „Räuber” vornahm, kam ich an die
er=
greifende Stelle, wvo Franz den alten Moor ins Grab
zurückſchleu=
dert mit den Worten: „Was? Willſt Du denn ewig leben?” und
da ſtand mir mein eigenes Schickſal vor Augen.” Ein andermal
ſagte er in trüber Ahnung des Bevorſtehenden: „Montaigne ließ
auf ſeinen Grabſtein ſchreiben: „Peut=Stre!” (vielleicht). Ich
möchte mir auf meinen ſchreiben laſſen: „Nous verrons!” (wir
werden ſehen).‟ Daß es nichts Gutes war, was er zu ſehen
er=
wartete, das bewieſen die ſchlimmen Ahnungen, von denen er
beſonders in ſeinen ſchlafloſen Nächten ergriffen wurde. Dieſe
furchtbare Sorge um die Bedrohung deſſen, was er geſchaffen,
ſteigerte ſich beſonders in der allerletzten Zeit ſeines Lebens. Zu
Schweninger ſagte er nicht lange vor ſeinem Ende: „Sie wiſſen,
Schweninger, meine Trompete iſt durchſchoſſen, ſie gibt keinen
Ton mehr.” Und prophetiſch fügte er hinzu: „Wir gehen ſchweren
und ſchwierigen Zeiten entgegen.” Seine Tochter hörte ihn in
den letzten Tagen vor ſeinem Tode nachts laut beten: „Gott
ſchütze das Deutſche Reich!” Eine tiefe Todesſehnſucht hatte ſich
ſeiner bemächtigt. „Für mich gibt es nur noch den einen
glück=
lichen Tag — an dem ich nicht mehr erwache,” meinte er zu
Len=
bach, und für ſeine Stimmung findet er das dichteriſche Bild:
„Es geht mir wie einem Wanderer im Schnee, er fängt allmählich
an zu erſtarren, er ſinkt nieder, und die Schneeflocken
be=
decken ihn . . ."
Nach dem Tode ſeiner Gattin, von dem er ſich ſelbſt nicht
wieder erholte, war er immer leidender geworden. In den
Roll=
ſtuhl gebannt, verbrachte er ſeine Tage, geiſtig freilich
ungebro=
chen. So kam denn der Tod doch auch für die Nächſtſtehenden
überraſchend. Den 28. Juli hatte er noch heiter und friſch im
Kreiſe der Seinen verbracht. Am 29. blieb er im Bett, da er ſich
matt und ſchwach fühlte, aber war ohne Schmerzen und
Beſchwer=
den. Am 30. ſank er um die Mittagszeit in eine Ohnmacht, aus
der er noch einmal zum Bewußtſein kam, aber bis zum Abend
müde hingeſtreckt liegen blieb. Ab und zu überfiel ihn ein ſtarker
Huſten, für deſſen Erleichterung er den Seinen jedesmal, wenn
ſie ihm Hilfe brachten, mit freundlichen Worten dankte. Nach
6 Uhr ſchwand, ſein Bewußtſein; mächtige, aber anſcheinend
ſchmerzloſe Atemzüge hoben die Bruſt; immer tiefer, in immer
größeren Pauſen drangen ſie empor, der umſtehenden Familie
deutlich vernehmbar. Kurz vor 11 Uhr floh ein letzter leifer Hauch
von ſeinen Lippen, und Bismarck war entſchlafen. Das Bild des
Toten hat uns einer ſeiner früheren Mitarbeiter, Freiherr von
Stumm, in ergreifenden Worten feſtgehalten: „Breit ſtand das
einfache, weiße Bett da. Halb aufgerichtet lagerte darauf der
ſchwere Körper des Fürſten; das gelblich=weiße Antlitz war etwas
nach links gewendet; die Augenlider ſchienen eben niedergefallen
und zum Wiederöffnen bereit, die Lippen ſtanden ein wenig offen,
wie ſie es bei Lebzeiten taten, wenn der Mund ſich zum Sprechen
anſchickte, oder wenn er die Rede beendet hatte. Ein
unausſprech=
lich feierlicher und befreiender Friede lag auf dem mächtigen
Antlitz. Gott ſei Dank, es iſt zu Ende, ich habe Ruhe — das ſtand
in den erlöſten Zügen. Wie in natürlichem Schlafe lagen die
Hände auf dem weißen Leinen. In die linke Hand hatte man eine
weiße Roſe gelegt. Kein Kranz, kein alltägliches Zeichen der
Trauer. Einfach lag er da auf dem weißen Bett in dem weißen
Hemd mit dem feinen weißen Geſicht und den feinen Händen.
Nur rechts und links ein wachehaltender Jäger. Schöneres habe
ich nie geſehen: gleich einem Marmorbild aus klaſſiſcher Zeit,
un=
beweglich, unvergänglich, erhaben und glücklich machend bei allem
Schmerze. Schwer war es, von der weihevollen Stätte ſich zu
trennen. Immer wieder wandte, man ſich zurück, um die
ehr=
würdige Geſtalt noch einmal zu ſehen, deren Daſein alles
um=
ſchloß, was wir im Leben als groß und ſtark, auserleſen und
vor=
bildlich empfunden haben.” Nach dem ausdrücklichen Wunſch
G
V
Darmſtädter Tagblatt
Der eine fragt: Was kommt danach?
Der andere fragt nur: Iſt es recht?
Und alſo unterſcheidet ſich
Der Freie von dem Knecht.
Storm.
des Entſchlafenen wurde er neben der Gefähtin ſeines Lebens im
Sachſenwald unter den Bäumen, die er ſo ſehr geliebt, ohne
be=
ſondere äußere Ehrungen zur letzten Ruhe beſtattet. Aber immer
noch lebt ſein Geiſt und ſein Wirken unter uns, mahnt uns zur
Einigkeit, zur Feſtigkeit, zum Glauben an deutſche Größe und
zum Hoffen an die deutſche Zukunft, ſo wie es Wildenbruch in
den ſchönen Worten ausgeſprochen: „Du gehſt von Deinem
Werke, / Dein Werk geht nicht von Dir, / Denn wo Du biſt, iſt
Deutſchland, / Du warſt, drum wurden wir."
Vom deutſchen Idealismus.
Von Reinhold Braun.
Je tieſer wir als Volk gleiten, je mehr erkennen wir, daß der
Materialismus in ſeinen Auswüchſen und Verblendungen ſchuld
an allem iſt, und jede Tat am deutſchen Volke, die der
Materia=
lismus diktiert, iſt ein immer größeres Vergiften des
Volks=
ganzen. Und mit dem ewigen Hin= und Herpendeln zwiſchen
Materialismus und Idealismus iſt es nicht getan. Der
Schwan=
kungen ſind genug und genug jener Menſchen, die man nur noch
als Molusken anſprechen kann. Das heilige, tiefernſte Entweder=
Oder allein beſtimmt unſere Zukunft.
Die wahrhaft Deutſchen müſſen erkennen, welch ungeheuren
Schaden der Materialismus angerichtet hat, dieſer
Materialis=
mus, der immer nur Kompromiſſe ſchließt, der immer nur
Be=
ruhigungspülverchen gibt, der die Stunden durchtaumelt in
Rauſch und Gier, der die Quellen unſeres Volkstumes
ver=
ſchüttet hat und unſere völkiſchen Ideale zertrümmerte, der, wie
einer mal ſchön ſagte, „die Sittlichkeit zur Mumie und die
Reli=
gion zu Ammenmärchen” gemacht hat, dieſer Materialismus, der
mit aller Wildheit eifert gegen alles, was vom Geiſte iſt, und
zwar in ganz innerlichem Sinne genommen, vom heiligen
natio=
nalen Geiſte, dem der Dollar das Maß aller Dinge geworden iſt!
Gegen dieſen Materialismus muß das Edeldeutſchland eine
ein=
zige große Kampffront bilden, muß es trutzig und ſtark tauſend
und abertauſend Fackeln in die Nacht des Wirrwahns recken.
Dieſer Idealismus allein iſt der Führer auf die Höhe und eine
beſſere Zeit. Es iſt der Idealismus, der nach dem Jenenſer
Ge=
lehrten Rudolf Eucken der Bekenner zut einer Geſamtwelt
deut=
ſchen Geiſtes iſt, der die unabläſſige Wendung zur Tatwelt hat
und der zum Dritten die Religion als die erhöhende Gottesmacht
in das Leben hineinnimmt. Dieſer Idealismus iſt der wahrhafte
Notbezwinger, denn er iſt kein Notflüchtling, ſondern einer, der
dieſe Not als Schickſal nimmt und das Schickſal mit freier Stirne
bejaht, dem dieſe Not kein Lebenshemmnis, ſondern eine
För=
derung innerſten Lebens iſt. Dieſer Idealismus iſt der heilig
Herzhafte, der Friſchzupackende, der die Wirklichkeit Meiſternde,
der aus deutſcher Innerlichkeit Starke und Sieghafte; denn die
Quellen des Ewigen ſind ſeine Erlabung.
Deutſch ſein und idealiſtiſch ſein iſt eins. Ja, gerade im
Kampfe mit der Materie und den Grauſamkeiten unſeres Alltags
müſſen wir uns ein Stück dieſes Idealismus bewahren.
In der „Edda” heißt es:
„Feuer iſt das beſte dem Volke der Menſchen
und die Gabe, die Sonne zu ſeh’n;
Dazu, wenn es ſein kann, Geſundheit des Leibes
und ein Leben von Laſtern frei.”
Wenn wir das Wort der „Edda” dahin anſehen, daß wir das
Feuer rein innerlich nehmen, ſo kann es kein treffenderes Wort
für den deutſchen Idealismus geben. Denn er iſt der große
Feuerwerfer und der ſtarke Lichtträger in unſerer Zeit, und er
hat die wundervolle Gabe, die Sonne zu ſehen trotz alles Dunkels.
Heil uns, wenn wir von ſeinem Geiſte ergriffen ſind!
nk. Deutſchlands Anteil an der Erforſchung der Meere. Bis
zum Anfange des 19. Jahrhunderts kann von einer wirklichen
Meeresforſchung kaum die Rede ſein, ſelbſt die Reiſen eines
29. Zuli 1923
Kotzebue (1815—18) und Fitzroy (1831—36) dienten nur der
Be=
trachtung der Meeresoberfläche und wenn möglich der Entdeckung
fremder Küſten. Erſt die Unterſuchung der Meerestiefen und die
damit Hand in Hand gehende Verbeſſerung der Meereskarten
leiteten die allmähliche Entwicklung einer Meeresforſchung ein.
In den „Schriften für Süßwaſſer und Meereskunde” gibt nun
Dr. E. Lindemann=Berlin, einen tabellariſchen Ueberblick
über den Anteil Deutſcher an der Meeresforſchung und aus
dieſer Aufſtellung geht hervor, daß deutſche Schiffe in
verhältnis=
mäßig kurzer Zeit auf allen für ſie erreichbaren Arbeitsplätzen
der Erde Hervorragendes geleiſtet haben, und daß wir vor allen
Dingen hier unſerer Marine große Erfolge verdanken. Sowohl
die Vermeſſung in außerheimiſchen Gewäſſern (1860 S. M. S.
„Arkona”: Vermeſſung in Oſtaſien, Kapſtadt und St. Helena;
1873—1911: Vermeſſung von faſt allen unſeren
Auslandskreu=
zern in allen Weltteilen: 1884—1914: planmäßige Vermeſſung im
Bereiche der deutſchen Kolonien), als auch die eigentlichen
For=
ſchungsexpeditionen zeugen von unſerem Anteil an der
Meeres=
forſchung. Von Forſchungsexpeditionen ſeien genannt: 1874 bis
1876: die Weltumſegelung S. M. S. „Gazelle”; 1876—82: die
Forſchungsfahrten von S. M. S. „Eliſabeth”, „Louiſe” und
„Moltke” nach dem Stillen und Indiſchen Ozean, 1889 die
Plank=
ton=Expedition des Dampfers „National”, 1898—99 die deutſche
Tiefſee=Expedition der „Valdiva”, die ebenſo berühmt geworden
iſt, wie die in den Jahren 1901—03 veranſtaltete Südpolar=
Expedition der „Gauß”. Vom deutſchen Kreuzer „Planet” wurde
u. a. im Indiſchen Ozean die größte bisher dort bekannte Tiefe
mit 7000 Metern gefunden; in der Südſee lotete dieſes Schiff
ſpäter die größte überhaupt bisher bekannte Meerestiefe mit
9788 Metern. Der wiſſenſchaftlichen Erforſchung der heimiſchen
Gewzäſſer widmen ſich bis auf den heutigen Tag viele
Organiſa=
tionen (Marine, Seefiſcherverein, Kommiſſion zur
wiſſenſchaft=
lichen Erforſchung deutſcher Meere „Kieler Kommiſſion” „
Inter=
nationale Meeresforſchung”), um nicht nur ozeanographiſche und
biologiſche, ſondern auch praktiſche Fragen der Fiſcherei und der
Schiffahrt zu erforſchen. 1898 fuhr S. M. S. „Olga” in das
Nordpolarmeer, um die Fiſchereigründe bei der Bäreninſel und
bei Spitzbergen zu unterſuchen. Von ſonſtigen Schiffen ſei nur
noch der Reichsforſchungsdampfer „Poſeidon” erwähnt, der
all=
jährlich Fahrten, beſonders im fiſchereilichen Intereſſe
unter=
nimmt.
Dmmmmmmmmmmmmmmmmwmmmmmmmwmmmmmmmmmmmmmmm mmmmmmmmmmmmm!
treue der Vögel macht G. von Burg=Olten in der
ſchweize=
riſchen Zeitſchrift für Naturwiſſenſchaften „Natur und Technik”
zum Gegenſtand einer intereſſanten Studie. v. Burg hat die
Be=
obachtung machen können, daß bei den Hausrotſchwänzchen, die
ſich in ſeinem Garten immer ſehr zutraulich benehmen, Jahr für
Jahr einer der Gatten bei der zweiten Brut nicht mehr mitmacht,
daß alſo einer der Elternvögel eine neue Ehe eingeht. Meiſt
brütet das Weibchen mit einem anderen Männchen von neuemi
oft iſt es auch umgekehrt, daß das Männchen zu einer zweiten”
Brut in der Nähe ſchreitet, während an ſeiner Stelle das
Weib=
chen ſich noch längere Zeit mit der Erziehung der Jungen befaßt.
p. Burg beobachtete weiterhin, daß das Starenweibchen meiſt
ſofort, oft genug ſchon am Tage des Ausflugs der erſten Jungen,
mit einem anderen Männchen eine neue Ehe eingeht, indeſſen
das Männchen der erſten Brut die Jungen führt und betreut.
Genau die gleichen Beobachtungen machte v. Burg an den
eben=
falls ſehr zutraulichen und Mehlwürmer aus der Hand
freſſen=
den Gartenrotſchwänzchen, den Mehlwürmer auf den Wurf
auf=
fangenden Fliegenſchnäppern, den Buchfinken und Amſeln, alles
Vögel, die im Garten ſehr leicht zu beobachten und zu
kontrol=
ren ſind. Die Beobachtungen des ſchweizeriſchen Forſchers
wur=
den neuerdings von dem amerikaniſchen Ornithologen
Bald=
win beſtätigt. Er beringte im Laufe von 6 Jahren 156
Haus=
zaunkönige, die gerne in Niſtkaſten brüten. Sobald dieſelben
Junge im Neſt hatten, fing er die Alten ein und legte ihnen
einen feinen Aluminiumring um den Fuß. Die Jungen wurden
ebenfalls beringt, bevor ſie ausflogen. Sowie im Niſtkaſten die
zweite und die dritte Brut begann, wurden die Elternvögel
wiederum gefangen und auf den Fußring hin unterſucht oder
ihnen ein ſolcher umgelegt. Baldwin ſtellte feſt, daß ſehr oft die
zweite Brut mit einem anderen Gatten unternommen wird, daß
der zweite Gatte meiſt ein „neuer”, alſo unberingter Vogel war,
daß die Vögel indeſſen friedlich nebeneinander brüteten. Es kam
vor, daß ein beringter Vogel drei Bruten im gleichen Niſtkaſten
aufzog und dabei dreimal den Gatten wechſelte.
Stammbaum.
Skizze von Karl Lütge.
* Vor Jahren ſetzte ſich der Kaufmann Matthias
Brügge=
mann zur Ruhe, als er glaubte, genug geſchafft zu haben und
nun ſachte gehen zu können. Das Geſchäft hatte die Jahrzehnte
hindurch geklappt und der Verdienſt, aufgeſpart, ergab ein
hüb=
ſches Sümmchen, von deſſen Zinſen man gut die Bedürfniſſe
eines friedlichen Lebensabends beſtreiten konnte.
Sie waren nur noch ihrer zwei. Den Jungen nahm der
Krieg. Er war ledig geweſen. Und ſonſtige nahe Verwandte
beſaß man auf der Seite der Brüggemanns nicht. Frau Alwine
dagegen, deren Mutter adliger Abſtammung war, hatte
zweifel=
los von dieſer Seite noch Verwandte; aber ihr Mann mochte
den Stammbaum ſeiner Frau nicht verfolgen, weil er glaubte,
ſich etwas vergeben zu müſſen, wenn die vielen adligen Namen,
vereint mit ſeinem ſchlicht=bürgerlichen, und doch ſo ſtolzen
Namen Brüggemann im Zuſammenhange genannt würden.
Faſt über Nacht wurde da im einfachen, ſchmuckloſen
Häus=
chen der Brüggemanns die Frage nach den Verwandten wieder
lebendig, als die große Teuerung einherbrauſte und das nette
Sümmchen Zinſen der beiden alten Leute zu einem Pappenſtiel
wurde.
Wohl grollte Matthias Brüggemann:
„Verwandte! Verwandte! Die haben ſich früher nicht um
uns und wir nicht um ſie gekümmert!“
„Die Reddersdorffs ſind nicht ſo
„Was wollen wir denn überhaupt? — Betteln?”
Die Frau begütigte den Mann:
„Aber nein. Nur aushelfen. Es muß doch mal wieder beſſer
werden. Und ehe Du an ehemalige Geſchäftsfreunde herangehſt
... Verwandte ſind doch einander immer näher . ..
Der Mann lachte kurz und hart auf:
„Danke! Ich mag aber nicht! Ich habe auch meinen
Stolz. Ueberhaupt kennen wir uiemand, und das Herumklettern
auf dem Stammbaum will ich lieber bleiben laſſen. Es kommt
doch bloß noch irgend ſo eine bucklige, ganz unwahrſcheinliche
Verwandtſchaft heraus .. ."
Und dabei blieb es. Man ſchränkte ſich ein, und es ging eine
ganze Zeit.
Aber dann mußte man, um unumgängliche Anſchaffungen
machen zu können, das Kapital angreifen, jene ſeinerzeit ſo
rieſengroß ſcheinende, ſtolze Summe, die heute nichts war, die
man jetzt als Zinsertrag haben müßte, um leben zu können.
Wieder ging es eine Weile,
Doch als man neuerlich vor der Notwendigkeit ſtand, einige
Wertpapiere verkaufen zu müſſen, erklärte der Rentner
Brügge=
mann kategoriſch:
„Ich nehme keinen Pfennig wieder von unſerem Erſparten!
Wir ſind beide noch nicht ſo alt, um das Aufeſſen unſeres
Ver=
mögens zu beginnen! Lieber ſuche ich mir eine Stellung.”
Die Frau ſchüttelte den Kopf.
„Bei Deinem Alter . . .?! In ein heutiges Geſchäft . . .?
Du würdeſt es gar nicht aushalten. Aber wir haben noch die
Bilder und Uhren von meiner Mutter. Die werden ein ſchönes
Stück Geld bringen .. ."
„Deine . . .4! Nein — ich weiß genau, wie ſehr Du daran
hängſt . . ."
Die alte Frau wurde ganz rot vor Eifer.
„Nein, was Du denkſt! Das war einmal! Ich vermiſſe ſie
gern. Verkaufe nur das viele alte Zeug. Vielleicht bereitet es
anderen noch Freude.”
So gingen wirklich zwei alte, wertvolle Stiche, Erbſtücke aus
dem Beſitze der freiherrlichen=Familie von Reddersdorff, den
Weg zum Trödler, und ſie brachten einige Tauſender, die die
Brüggemanns dringend brauchten.
Noch mehr ging in den nächſten Wochen den gleichen Weg,
da beſtändig neue, unvorhergeſehene Ausgaben auftauchten.
Zuletzt gab man eine äußerſt koſtbare Standuhr fort, die,
mit dem Wappen der Reddersdorff verziert und ſchwer vergoldet
war, einen überraſchend hohen Betrag brachte, der die
Brügge=
manns inſtand ſetzte, das angegriffene Vermögen zu erginzen
und darüber hinaus noch eine ganze Zeit von dem
verbleiben=
den Ueberſchuß als Zubuße zu ihren Zinſen zu leben.
Wenige Tage nach dem Verkauf der Uhr kam ein Brief, mit
dem jemand, der ſeinen Namen noch geheim hielt, ſeinen Beſuch
anſagte.
Vergeblich rieten die beiden alten Leute.
Dieſen und jenen guten Bekannten von einſt. Aber bei
kei=
nem glaubten ſie ſo recht an die Wahrſcheinlichkeit ſeines
Be=
ſuches.
Der Beſucher kam. Ein fremder, ſehr vornehmer Herr.
Herzlich gab er ſich, Trotz der ſcheuen Reſerviertheit der
Brügge=
manns.
Man ſaß längſt, da lüftete er ſein Inkognito.
„Verehrte gnädige Frau — wir beide ſind die einzigen
leben=
den Abkömmlinge der Reddersdorffs; ich bin ein direkter, Sie
im dritten Grade . . . Ich mühe mich ſeit Jahren um den
lük=
kenloſen Stammbaum unſerer Familie . . . Dieſer Seitenzweig
fehlte . . . Ihre Frau Mutter, die Tochter meines mit keinem
weiteren Kinde geſegneten Vetters, des einzigen, jetzt aber auch
verſtorbenen Reddersdorff außer mir und meinem Bruder,
hei=
ratete einen Künſtler. . . Die Spur ging verloren. . . Ich
fand ſie erſt jetzt wieder, und durch die Uhr — verzeihen Sie —
gelangte ich in den Beſitz Ihrer Adreſſe.”
Die Brüggemanns wußten auf die Worte des mit ihnen
entfernt verwandten Freiherrn von Reddersdorff nicht gleich
etwas zu erwidern.
Aber bei der bezwingenden Herzlichkeit des alten Herrn
kam man dann im Laufe des Nachmittags ſchließlich doch
ein=
ander näher,
Raſch verging die Zeit. Erſchreckt hob ſich endlich der
Be=
ſucher.
„Das iſt mein ſchönſter Erfolg beim Zuſammenſtellen meines
Stammbaumes, bei der einzigen Leidenſchaft, die ich noch habe,
daß ich die einzigen lebenden Verwandten angetroffen und in
ihnen ſo prächtige Menſchen fand,” ſagte beim Aufbruch der alte
Herr von Reddersdorff.
Er kam bald wieder. Und wieder und immer wieder.
Bis er eines Tages wagte, was er aus natürlichem
Takt=
gefühl heraus weder bei ſeinem erſten, noch bei ſeinen folgenden
Beſuchen unternahm: die Brüggemanns zu ſich auf ſeine
Ve=
ſitzung zu bitten, um ihm Geſellſchaft zu leiſten, wodurch beiden
auf gleiche Weiſe geholfen war . .
Und ahnungslos nahmen die Brüggemanns jetzt auch nach
einigem Zögern das Angebot an, das ſie ſonſt gewiß abgelehnt
hätten".
Sie fühlten ſich alsbald wohl in ihrer neuen Umgebung,
und nahmen dankbar die verwandtſchaftliche Herzlichkeit ihres
Gaſtgebers an, die ſie auf gleiche Weiſe vergalten und ſo glaube
ten, dasſelbe zu geben, was ſie nahmen — ahnungslos, daß die
verkaufte Uhr dem alten Herrn ihre Not verraten und zur Hilfe
unter dem Mantel verwandtſchaftlicher Pflicht unter Berufung auf
ſein längſt nicht mehr betriebenes, weil lange ſchon
abgeſchloſſe=
nes Zuſammenſtellen ſeines Stammbaumes getrieben hatte ..=