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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 205 
Freitag, den 27. Juli 1923 
186. Jahrgang
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ſtelle Rheinſtraße 23, die Agenturen und 
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Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung 
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung 
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher 
Beitreibung fällt jeder Rabatt we Bankkonto= 
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
Gegen die Oeviſenverordnung.
Vom Tage.
 Dresden, 26. Juli. (Tel.=Union.) Die Nachrichentſtelle des 
ſächſiſchen Staatsminiſteriums verbreitet eine längere 
            Aus=
laſſung in der gegen die Deviſenverordnung der Reichsregierung 
Stellung genommen wird. Die ſtarke Einſchränkung des 
            Deviſen=
verkehrs beeinträchtige das Wirtſchaftsleben und beſonders die 
Lebensmittelbeſchaffung. Die Deviſenverordnung könne ſo, wie 
ſie jetzt gehandhabt werde, nicht aufrecht erhalten werden. Der 
ſächſiſche Wirtſchaftsminiſter hat mit dem 
            Reichswirtſchaftsmini=
ſter Dr. Becker und dem Präſidenten der Reichsbank, Havenſtein, 
bereits verhandelt. Als Reſultat der Verhandlungen kann 
            feſt=
geſtellt werden, daß ſich die maßgebenden Stellen in Berlin der 
Vorſtellungen des ſächſiſchen Miniſters nicht verſchließen, ſondern 
auf raſcheſte Weiſe den Bedürfniſſen des Handels und der 
            Güter=
produktion Rechnung tragen wollen, ſoweit es unter den 
            gegen=
wärtigen Umſtänden möglich iſt. Eine weſentliche Aenderung der 
bisherigen Beſtimmungen iſt bereits erfolgt. Es darf 
            angenom=
men werden, daß man ſich auch beim Reich überzeugt hat, daß 
die Zwangsmaßnahmen kein geeignetes Mittel ſind, den Schäden 
entgegenzuwirken, die getroffen werden ſollen. Es beſteht im 
Gegenteil die Gefahr, daß durch eine allzu geringe Zuteilung von 
Deviſen beſonders auf dem Lebensmittelmarkt das gerade 
            Ge=
genteil eintreten könne. 
Hamburg, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Der Hamburgiſche 
Korreſpondent veröffentlicht eine Kundgebung des 
            Ham=
burgiſchen Ausſchuſſes für Freiheit des Außenhandels, in der 
ſcharf gegen die Wirtſchaftspolitik des Miniſteriums Cuno-Becker 
Stellung genommer wird, die nicht auf eigenen freien 
            Entſchlie=
ßungen baſieren, ſondern jeweiligem Druck nachgeben.
 Der Reichstag wird im Laufe des Monats Auguſt einberufen 
            wer=
den; geplant iſt die Beratung der geſetzgeberiſchen Maßnahmen zum 
Schutze der Währung. Selbſtverſtändlich wird hiermit auch eine 
            poli=
tiſche Ausſprache über die äußere und innere Politik verbunden werden. 
Bei einem Zuſammenſtoß von zwei Perſonenkraftwagen in Berlin 
wurde der eine Wagen, in dem Reichsfinanzminiſter Dr. Hermes und 
zwei Statsſekretäre ſaßen, umgeworfen. Die Inſaſſen blieben 
            unver=
letzt. 
Der kommuniſtiſche franzöſiſche Abgeordnete Levy, deſſen 
            Verſchwin=
den die Morgenpreſſe meldete, iſt inzwiſchen, nachdem er ſich in Paris 
einige Tage Ruhe gegönnt hat, in ſeine Heimat zurückgekehrt. Der 
Matin behauptet, der Abgeordnete ſei von der badiſchen Polizei, da er 
ohne Ausweispapiere geweſen ſei, verhaftet und 48 Stunden ſpäter, 
nach Zahlung einer Buße von einer Million Mark freigelaſſen worden. 
Wie dem Dervre aus Brüſſel berichtet wird, wird der jetzige 
            Ka=
binettschef des Miniſterpräſidenten Theunis, Gutt, den zweiten 
            Dele=
gierten Belgiens in der Reparationskommiſſion, Bemelmann, nach 
            ſei=
nem Ausſcheiden erſetzen. 
Der Finanzſekretär des engliſchen Schatzamtes teilte im Unterhaus 
mit, daß der auf Grund der deutſchen Reparationseinzichungsakte von 
1921 eingegangene Betrag am 30. Juli ds. Js. ſich auf 13 264 000 Pfd. 
belaufen habe. 
Anläßlich der Unterzeichnung des Friedensvertrages war 
            Konſtan=
tinopel reich geflaggt und die Bevölkerung gab, ſich begeiſterten 
            patrio=
tiſchen Kundgebungen hin. Muſtapha Kemal Paſcha hat an Ismed 
Paſcha in Lauſanne ein Glückwunſchtelegramm geſandt. 
Nach einer Havas=Meldung aus Teheran iſt dort eine neue 
Handelsdelegation der Sowjets angekommen, die die 
            Handelsbezieh=
ungen zwiſchen Rußland und Perſien verbeſſern und eine ruſſiſche 
Warenausſtellung in Teheran organiſieren wil. Es iſt beabſichtigt, in 
Teheran auch eine neue ruſſiſche Bank einzurichten. 
Amtlicher Oollarkurs 258 100
Die ſanſoſtſſdeigſcen Berhanslangen
 Keine genzeinſame Antwort nach London. — Die Pariſer Preſſe. — Der franzöſiſche 
            Stand=
punkt. — Beſorgnis in England. — Einigung über die franzöſiſch=belgiſchen Antworten.
 * Die lebhaften Verhandlungen zwiſchen Frankreich und 
Belgien über die Stellungnahme zur engliſchen Note haben trotz 
energiſcher Verſuche der Franzoſen zu einer vollen Einigung, 
jedenfalls bis zum Augenblick, noch nicht geführt. Der belgiſche 
Geſandte, Baron Giffier d'Heſtroy, teilte gelegentlich einer 
            Un=
terredung, die er am Mittwoch mit Poincaré hatte, dieſem die ſel, wo der franzöſiſche Botſchafter mit den belgiſchen Miniſtern 
Frankreich und Belgien getrennte Antworten nach London 
ſchicken werden. Allerdings, ſo wird in Paris betont, hat ein 
und Brüſſel wenigſtens eine grundſätzliche Uebereinſtimmung 
            be=
teht. Die Intereſſen der beiden Länder ſeien zu eng mitein= 
Gründe, ihre durch die Ruhrbeſetzung eingeleitete gemeinſame 
Politik aufrechtzuerhalten, umſomehr, als ſie jetzt im Begriffe 
tänden, die Früchte ihrer Ausdauer zu ernten (!). „Wenn 
Paris und Brüſſel”, ſo führt der „Petit Pariſien” aus, „getrennt 
von einander ihr Auffaſſungen dem Londoner Kabinett bekannt 
jäben, ſo müßte darauf hingewieſen werden, daß der Wortlaut 
der beiden Erklärungen vielleicht voneinander verſchieden ſein 
önne, daß die Schriftſtücke aber dem Inhalt nach in demſelben 
Beiſte gehalten ſein würden”. Auf der anderen Seite faßt der 
Norreſpondent des „Oeuvre” in Brüſſel den belgiſchen 
            Stand=
biukt folgendermaßen zuſammen: 
„Drei Momente ſeien für das Brüſſeler Kabinett maßgebend: 
1. müſſen Frankreich und Belgien Reparationen erhalten, 
2. ſollen die Truppen aus dem Ruhrgebiet ſo ſchnell wie 
nöglich zurückgezogen werden, vorausgeſetzt, daß Deutſchland 
eine Schulden und die Zahlungsgarantien anerkennt, die 
            an=
telle des franzöſiſch=belgiſchen Planes treten ſollen. (Hier wird 
um erſten Male das Vorhandenſein eines deutſchen Zahlungs= 
Ulanes unumwunden zugegeben. Bisher ſprach man nur von 
eilweiſen Ausarbeitungen.) Weiterhin wünſche Belgien, daß 
die Kontrollſyſteme der verſchiedenen Einnahmequellen des 
            Rei=
hes ſchnell in Tätigkeit geſetzt werden. Der Korreſpondent fügt 
hin zu, daß die vom Brüſſeler Kabinett ins Auge gefaßten 
            Garan=
ien, die in dem belgiſchen Entwurf niedergelegt ſeien, 
            ausführ=
ich in mehr als 45 Seiten behandelt werden; 
3. tritt Belgien für eine jährliche oder ſonſtwie zeitweiſe 
            vor=
unehriende Abſchätzung der deutſchen Zahlungsfähigkeit ein, 
venn ſolehe von einem der Reparations=Kommiſſion zu 
            unter=
telleußen Ausſchuß vorgenommen werde. Ueber die 
            Zuſam=
nenfetzung dieſes Ausſchuſſes iſt ſich das Brüſſeler Kabinett noch 
licht fehlüſſig. Im Hinblick auf dieſe drei Punkte wünſche das 
velgiſche Kabiiett nicht nur die Klauſeln des Verſailler Vertrags 
niiiezihalten, ſondern auch gleichzeitig England zufrieden zu
 Der franzöſiſche Standpunkt. 
London, 26. Juli. (Wolff.) Der diplomatiſche 
            Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph” führt aus, der 
            Schwer=
punkt der diplomatiſchen Tätigkeit befinde ſich jetzt in Brüſ= 
Aufſaſſung der belgiſchen Regierung mit, und es ſcheint nach dem verhandle. Trotz der Geheimhaltung der dem Botſchafter erteil= 
Urteil der geſtrigen Morgenblätter nunmehr feſtzuſtehen, daß ten Inſtruktionen, ſei ziemlich viel über den franzöſiſchen 
Standpunkt bekannt: In der Frage des paſſiven 
            Wider=
ſtandes ſei Poincaré unzugänglich und entſchloſſen, die Brüſſe= 
Vergleich der beiden Standpunkte gezeigt, daß zwiſchen Paris ler Regierung an den Buchſtaben des Brüſſeler Communigues 
zu binden. Infolgedeſſen werde Frankreich eine Erklärung, die 
auch nur entfernte Andeutungen enthielt, daß die Einſtellung des 
nnder verbunden und ſie hätten zu vielfache und ernſthafte paſſiven Widerſtands Deutſchland irgend einen Vorteil 
            ſchaf=
fen würde, unter keinen Umſtänden unterzeichnen, und er 
            er=
warte, daß Belgien die gleiche Haltung einnehmen werde. 
Die Franzoſen gingen aber noch weiter: Es heiße, daß, 
            abge=
ſehen von der eventuellen „Unſichtbarmachung” der Beſetzung 
und der Amneſtie für gewiſſe rheiniſche Beamte und Arbeiter, die 
belgiſche Negierung auch für die Aufſtellung eines 
            Geſamt=
planes einer eventuellen Räumung in militäriſcher, ziviler 
und wirtſchaftlicher Hinſicht ſei; bei den Franzoſen herrſche 
jedoch die Auffaſſung vor, daß ein ſolcher Plan, der in irgend 
einer Geſtalt bereits in Paris zu exiſtieren ſcheine, jetzt nicht 
            vor=
gebracht werden ſolle, da er auf ein indirektes Feilſchen mit 
            Eng=
land hindeuten würde. Außerdem könne, eine vollſtändige 
Zurückziehung der Beſetzungstruppen und ein baldiger 
Verzicht auf das Recht der Kontrolle der hauptſächlichſten 
Pfänder überhaupt nicht in Frage kommen. Was den 
engliſchen Vorſchlag eines unparteiiſchen 
            Sachverſtän=
digen=Ausſchuſſes anlange, ſo fürchte man in Paris, daß 
damit nicht nur alliierte und amerikaniſche Sachverſtändige 
            ge=
meint ſein könnten. Poincaré habe kürzlich betont, daß die 
            Auf=
nahme von Neutralen in die Reihe der Sachverſtändigen 
dem Verſailler Vertrag widerſprechen würde. Außerdem wolle 
Poincaré, daß Belgien gemeinſam mit Paris dagegen auftrete, 
daß die Kommiſſion die Geſamtentſchädigung feſtſetzen 
ſolle; er würde höchſtens einem Kompromiß zuſtimmen, das 
wie es heiße, von einem belgiſchen Staatsmann vorgeſchlagen 
worden ſei und nach dem die Kommiſſion nach Prüfung der 
deutſchen Hilfsquellen empfehlend darlegen ſolle, welche 
            Annui=
täten gezahlt werden ſollten und welchen Wert gewiſſe 
            Zahlungs=
methoden hätten. Die Annuitäten könnten dann für den 
            Zeit=
raum von zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren feſtgeſetzt werden 
und zwar in einer Weiſe, daß ſie den Wiederaufbau der zerſtörten 
Gebiete Frankreichs und Belgiens mit einem Minimum von 26 
bezw. 5 Milliarden (A und B) ermöglichten, und andererſeits 
zur Zahlung der Zinſen der engliſchen Schuld an Nordamerika 
dienen könnten. Dieſen Vorſchlag erklärt der Berichterſtatter für 
verfrüht, da er der Entſcheidung der 
            Sachverſtändigenkonfe=
ren; darüber vorgreife, welche Reparationen Deutſchland leiſten 
ſolle; außerdem wäre es eine Regelung, die nicht endgültig und 
dazu wirtſchaftlich ungeſund wäre und die Probleme 
            wirtſchaft=
licher und anderer Art in gefährlicher Weiſe für eine beſtimmte 
Periode offenließe. Die daraus ſich ergebende Unſicherheit 
würde die Ausſicht auf eine eventuelle internationale Anleihe 
während der nächſten Jahre gefährden. Außerdem müſſe 
            Eng=
land auf der Hut ſein vor einer Regelung, die die Rechte 
            Ita=
liens, Serbiens und Rumäniens unberückſichtigt ließe 
und die der Ausſicht auf amerikaniſche Beteiligung durch 
            Ver=
ſchmelzung der Neparationsfrage mit der Frage der Schulden 
entgegenwirken würde. Was die Garantien für die 
            Zah=
lungsquellen betreffe, ſo ſei Poincaré den Anregungen der 
            bel=
giſchen Sachverſtändigen nicht geneigt; er bezweifele die 
            Wirk=
ſamkeit von Garantien, die ſich nicht in den Händen der 
            Alliier=
ten beſänden, ſei aber einem Verſuch nicht abgeneigt, 
            vorausge=
ſetzt, daß die gegenwärtig feſtgehaltenen Pfänder als 
            Sicherhei=
ten für die Anleihen und als allgemeine Sicherheiten 
            beibe=
halten würden.
Dr.
 Von 
Falther Croll=Berlin.
 In kritiſchen Zeiten pflegen Ideen aufzutauchen, wie man 
einem drohenden Verhängnis entgehen könne. Wir haben dies 
bei den Kriſen vom Sommer 1918 und vom Sommer 1919 
            er=
lebt. 1918 wurde die Annahme der Wilſonſchen Friedenstheſen 
als eine Garantie für einen gerechten und tragbaren Frieden 
            pro=
klamiert. 1919 wurde der Satz aufgeſtellt, es verſchlüge nichts, 
wenn wir „erſt einmal” den Verſailler Vertrag annähmen; 
            dar=
über, was von den 440 Artikeln wirklich ausgeführt werde, könne 
ſpäter geredet werden. Beide Entſcheidungen haben ſich als 
            un=
heilvoll erwieſen. Die Alliierten haben die Wilſonſchen 
            Friedens=
grundſätze verleugnet, und vom Verſailler Vertrag iſt uns auch 
nicht ein einziger Punkt erlaſſen oder auch nur entgegenkommend 
ausgelegt worden. Jetzt ſtehen wir vor einer neuen 
            Entſchei=
dung: Soll Deutſchland ſeine Aufnahme in den Völkerbund 
            nach=
ſuchen oder nicht? — So ſehr die Anſichten des deutſchen Volkes 
hierin materiell voneinander abweichen, ſo einmütig iſt die 
            Mei=
nung aller ernſten, verantwortungsbewußten Politiker darin, 
daß die Entſcheidung ſorgfältig und gewiſſenhaft überlegt 
            wer=
den muß. Damit nicht wieder — wie ſchon ſo oft — ein 
            Ent=
ſchluß Hals über Kopf gefaßt wird, muß ohne Verzug unterſucht 
werden, was dafür und was dagegen ſpricht. Anfang September 
tritt der Völkerbundsrat in Genf zuſammen, und es iſt nicht 
ausgeſchloſſen, daß dann nicht mißzuverſtehende Winke nach 
            Ber=
lin ergehen werden.
 Die wichtigſten Gründe, welche für ein Geſuch Deutſchlands 
zur Aufnahme in den Völkerbund angeführt werden, ſind 
            fol=
gende: 1. Wir könnten in wichtigen politiſchen Fragen, wie bei 
der Verwaltung der Saarlande, bei der Entſcheidung über das 
Schickſal abgetrennter deutſcher Gebiete (Memelland und 
            Frei=
ſtaat Danzig), ſowie bei der Durchführung eines wirkſamen 
Schutzes der deutſchen Minoritäten (in Polen, der 
            Tſchecho=
ſlowakei, Dänemark uſw.) mitwirken. 2. Wir hätten die Pflicht 
— aber nur nach Aufnahme in den Völkerbund die Möglichkeit —, 
uns an der Löſung großer Menſchheitsaufgaben auf ſittlichem, 
kulturellem, hygieniſchem, wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiete 
zu beteiligen. 3. Wir könnten die Gewalttaten übermächtiger 
Nachbarn (Frankreichs und Belgiens) wirkſamer zurückweiſen, 
wenn wir der „Geſellſchaft der Nationen” angehören, die ſich 
den Schutz ihrer Mitglieder gegen Rechtswidrigkeiten anderer 
Völker zur Aufgabe gemacht hat. 4. Es würde „einen guten 
Eindruck” in der Welt hervorrufen und die anderen Völker „von 
unſerer ehrlichen demokratiſchen Geſinnung” überzeugen, wenn 
wir uns freiwillig, d. h. ohne auf einen moraliſchen oder 
            diplo=
matiſchen Druck zu warten, um die Aufnahme in den Bund 
            be=
mühen. 5. Es ſei eine bewußte Sabotage der Völkerbundsidee, 
wenn wir die Teilnahme an dem Genfer Bund ablehnten. 
6. England wünſche unſeren Beitritt, und allein dieſer Umſtand 
ſolle uns zu dem Geſuch nach Genf veranlaſſen. — Nachdem ſo 
eine Fülle von Gründen angehäuft iſt, gehen die deutſchen 
Völlerbundsenthuſiaſten noch einen Schritt weiter und verlangen, 
die Reichsregierung möchte ein „bedingungsloſes 
            Aufnahme=
geſuch” ergehen laſſen, alſo nicht etwa für Deutſchland einen Sitz 
im wichtigſten Organ des Bundes, dem Völkerbundsrat, fordern. 
„Das übrige werde ſich finden”, wenn erſt einmal „die große 
Geſte” gemacht ſei.
 Die letztgenannte Forderung zeigt mit aller Deutlichkeit, wie 
ſehr die Frage des deutſchen Eintritts in den Völkrbund mit den 
großen Fragen verwandt iſt, vor welche ſich unſer Volk vor fünf 
und vor vier Jahren geſtellt ſah. Die „große Geſte” der 
            be=
dingungsloſen Niederlegung der Waffen und die weitere „große 
Geſte” der Annahme unerfüllbarer Vertragsbedingungen waren 
grandioſe Torheiten und furchtbare Verſündigungen gegen 
            un=
ſere Daſeinsbedingungn. Es ließe ſich — vom rein praktiſchen 
Zweckmäßigkeitsſtandpunkt aus — allenfalls über unſeren 
            Bei=
tritt zum Genfer Völkerbund reden, wenn damit die Ausſicht 
            ge=
ſchaffen würde, daß Beſchlüſſe zu unſerem Nachteil verhindert 
werden. Davon kann indeſſen keine Rede ſein. Die vberſchleſiſche 
Entſcheidung vom 20. Oktober 1921 und die Duldung der 
            fran=
zöſiſchen Intrigen und Gewalttätigkeiten an der Saar wären 
dieſelben geweſen, auch wenn wir Mitglieder des Völkerbundes 
geweſen wären. Nach international anerkanntem 
            parlamentari=
ſchen Grundſatz iſt auch die „Oppoſition” Träger eines 
            Be=
ſchluſſes. Wir hätten kein Recht mehr, auf einer 
            Wiedergut=
machung des oberſchleſiſchen Unrechts zu beſtehen, wenn der 
            Be=
ſchluß des Völkerbundsrats vom 20. Oktober 1921 auch in 
            un=
ſerem Namen ergangen wäre. Zahlreiche internationale 
            Auf=
gaben, die dem Völkerbund übertragen ſind, können ebenſogut, ja 
ſogar beſſer, von beſonderen internationalen Ausſchüſſen, als 
durch den Genfer Völkerbund bearbeitet werden, der bei vielen 
anſtändigen Menſchen in der Welt durch ſeine Taten und 
            Unter=
laſſungen ſchwere Einbuße an moraliſchem Kredit erlitten hat. 
Ein Organ, das ſich weigerte, dem von Deutſchland vorgelegten 
erdrückenden Beweismaterial für das betrügeriſche und zyniſche 
Vorgehen Belgiens bei der Abſtimmung in Eupen=Malmedy 
überhaupt nur Aufmerkſamkeit zu ſchenken — und ein „Bund der 
Völker”, welcher den ſkandalöſen Rechtsbruch vom 11. Januar 
1923 an der Ruhr ſtillſchweigend hinnahm, iſt keine „Erfüllung 
eines Menſchheitsideals” —, ſelbſt wenn die Völkerbundsſatzung 
nicht den erſten Teil des ſurchtbaren Verſailler Vertrages bildete. 
Wir erleichtern im Gegenteil die Schaffung eines wahren 
            Völker=
bundes, wenn wir — zuſammen mit Amerika — dem Genfer 
Bund fernbleiben. Amerika aber denkt heute ebenſowenig wie 
vor vier Jahren daran, ein Aufnahmegeſuch nach Genf zu 
            rich=
ten. Wenn verdiente Militärs, wie der General von Deimling, 
für den Beitritt Deutſchlands zum Völkerbund werben, ſo iſt 
das ihre Sache; jedenfalls werden dadurch ſachliche Gegengründe 
nicht entkräftet. — Zuſammengefaßt iſt meine Meinung: Anſtand 
und Intereſſe machen es Deutſchland zur Pflicht, nach wie vor 
dem Genfer Monſtrum fernzubleiben!
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 27. Juli 1923.
Nummer 205.
 Beſorgnis in England. 
Paris, 26. Juli. (Wolff.) Die Humanité erfährt aus 
London, die Vorgänge in Breslau und Frankfurt a. M. 
hätten dort
 UeDrd Si ſche Zel di dun Aclie unte deſeche 
unmittelbar für jene Geſchehniſſe verantwortlich gemacht. In 
offiziellen Kreiſen bekunde man Beſorgnis. Man frage 
ſich, ob die Bemühungen der engliſchen Regierung nicht zu ſpät 
gekommen ſeien. Es könne alſo nicht überraſchen, daß dieſe 
            dar=
auf beſtehe, von den alliierten Regierungen eine raſche Antwort 
zu erhalten, denn wenn nicht vor den Parlamentsferien eine 
            Er=
klärung abgegeben werde, ſei es mehr als wahrſcheinlich, daß das 
Kabinett Baldwin ſich in einer ſchwierigen Lage befinden würde 
gegenüber einer öffentlichen Meinung, die ſich in Sorge frage, 
ob keine Hoffnung auf eine induſtrielle Erholung vor den 
            Winter=
monaten möglich ſei. 
Paris, 26. Juli. (Wolff.) Wie Havas mitteilt, ſei 
            zwi=
ſchen der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung über die 
            Haupt=
frage der auf die engliſchen Dokumente zu erteilende Antwort 
eine Verſtändigung erzielt. Der Wortlaut der Note würde 
            un=
verzügkich feſtgeſetzt werden. Die Antwort von Paris und 
            Brüſ=
ſel würde wahrſcheinlich nicht identiſch ſein, aber ſich 
            vollkom=
men in gleicher Richtung bewegen. Dieſe optimiſtiſche Auffaſſung 
vor Havas ſcheint jedoch in Frankreich nicht der allgemeinen 
Auffaſſung zu entſprechen. Wie das Journal des Debats 
            berich=
tet, wird in offiziellen Kreiſen die Tatſache, daß die beiden 
            No=
ten nicht wörtlich übereinſtimmen, zwar nicht als ein Anzeichen 
ernſtliche: Meinungsverſchiedenheiten aufgefaßt, es würde aber 
hmzugefügt, daß beide Kabinette glaubten, ſich eine gewiſſe 
            Hand=
lungsfreiheit vorbehalten zu müſſen. 
Das Buhlen um Englands Freundſchaft.
 Paris, 26. Juli. (Wolff.) Zu einer Havasmeldung aus 
London, wonach man ſich dort in diplomatiſchen Kreiſen mit der 
Frage der militäriſchen Sicherheit in Frankreich beſchäftigte, 
ſchreibt der Temps: England erweckt den Anſchein, als ob es 
ſich als Verteidger des deutſchen Wirtſchaftslebens gegen 
            Frank=
reich aufſpielen wollte, und als ob es andererfeits die 
            territo=
rialen Sicherheiten Frankreichs gegen Deutſchland verteidige. 
Man gewinne immer mehr den Eindruck, daß es zu ſeiner 
            frühe=
ren Politik der Balance of Power zurückkehre, indem es bald 
Deutſchland gegen Frankreich und bald Frankreich gegen 
            Deutſch=
land ausſpiele. Würde man nicht beſſer die Tatſache 
            anerken=
nen, daß Frankreich und England ſich gegenſeitge Dienſte leiſten 
könnten, wenn ſie einander ihre Unterſtützung auf ganz 
            be=
ſtiminten Gebieten zuſagten? Auf dem Gebiet der Luftfahrt 
zum beiderſeitigen Schutz des Mutterlandes und auf maritimem 
Gebiet zur Aufrechterhaltung der beiderſeitigen Beziehung 
            zwi=
ſchen dem Mutterlande und dem überſeeiſchen Beſitz. Wenn 
England tun wolle, was in ſeiner Macht liege, um einen neuen 
deutſch=franzöſiſchen Konflikt zu verhindern, brauche es nur dafür 
zu ſorgen, daß ſeine Politik klarer werde. Man könne dann 
Deutſchland ſehr ſchnell klar machen, daß die Reparationsfrage 
nicht unbedingt ein Zankapfel zwiſchen Deutſchland und 
            Frank=
reich zu ſein braucht. Gleichzeitig brauche dann auch England 
ſich keine Sorge mehr zu machen um die franzöſiſchen 
            Sicherhei=
ten und die deutſche Proſperität.
Peinliche Fragen.
 Paris, 26. Juli. Die Humanité veröffentlicht in fettem 
Druck die folgenden Zeilen: Vor einiger Zeit wurde die Stadt 
Limburg beſetzt. Iſt Herr de Vendel nicht in der Lage, den 
Grund für dieſe militäriſche Operation anzugeben? Man 
            ver=
ſichert, daß die Städte Dillenburg und Weilburg und 
eine Grube bei Siegen demnächſt beſetzt werden ſollen. Könnte 
Herr de Vendel nicht ſagen, inwiefern dieſe Operation von 
            In=
tereſſe iſt und ob es ſich um ein öffentliches oder ein privates 
Intereſſe handelt? Iſt Herr de Vendel nicht davon unterrichtet, 
daß ein Teil der Aktien, der im beſetzten Gebiet gelegenen 
Kruppwerke kürzlich Gegenſtand einer Beſitzesübertragung 
waren? Die öffentliche Meinung wird zweifellos wünſchen, 
daß dieſe Fragen, welche die wichtigſten Probleme berühren, 
prompt beantwortet werden.
 Bayeriſche Zurückweiſung franzöſiſcher Lügen. 
Verlin, 26. Juli. (Wolff.) Havas hat vor einigen Tagen 
über den Fuch=Machhaus=Prozeß ein Communiqué 
            veröffent=
licht, das ſich mit der Tätigkeit des franzöſiſchen Majors Richert 
befaßt, der bekanntlich an denHochverratsunternehmungen 
            be=
teiligt war, die nunmehr durch das Münchener Volksgericht ihre 
Sühne gefunden haben. In dem Communigué heißt es unter 
anderem, daß die Nationaliſten, die im Kabinett Kahr die 
            Regie=
rungsgewalt hatten, 1920 einen Agenten zu Richert entſandten 
und ihn aufgefordert hätten, ſich nach München zu begeben. 
Demgegenüber wird feſtgeſtellt, daß die Regierung Kahr niemals 
irgendwelche Verbindung mit dem Kommandanten Richert 
            ge=
ſucht oder aufgenommen hat. Sie hat ihn auch nie zu einer 
Reiſe nach München aufgefordert oder auffordern laſſen. Der 
Regierung Kahr iſt auch niemals bekannt geworden, daß ihr 
naheſtehende Kreiſe eine derartige Verbindung eingegangen 
            hät=
ten.
 Rückblick auf die Opernſpielzeit 1922/23. 
I. 
Die Opernbeſprechungen in dieſer abgelaufenen Spielzeit 
haben ſich abſichtlich und grundſätzlich ferngehalten von der Kritik 
des Spielplans, der Rollenverteilung, der Wiederholungen, kurz 
allen Fragen der Bühnenleitung. Es ſchien mir zwecklos, 
            dar=
über zu ſprechen ehne eingehende Keuntnis der Beweggründe. 
Guter Wille muß immer vorausgeſetzt werden. Hohe Zielſetzung 
war ſichtbar, praktiſches Verſtändnis ſelbſwerſtändlich, 
            Unzu=
länglichkeiten begreiflich. Die Objektivität der Kritik iſt ſtärker, 
wenn ſie ſich nur mit den Dingen befaßt, die geboten und wie 
ſie geboten werden, nicht warum. Ihre Sachlichkeit wächſt mit 
dem Abſtand, der den Beurteiler vom Bühnengetriebe trennt. 
Ich habe wenig Berührung mit ihm. Ein Rückblick aber muß ſich 
auch mit dieſen Dingen beſchäftigen. 
Unſere Oper hat, wenn ſie auch die meiſten Verſprechungen 
nicht einlöſte und manche Wünſche offen ließ, vorwiegend Gutes 
gebracht. Es kamen zur Aufführung: d’Albert — Tiefland; 
Cornelius — Barbier von Bagdad; Flotow — Martha und 
Stradella; Leoncavallo — Bajazzi; Lortzing — Die beiden 
Schützen, Wildſchütz, Waffenſchmied, Zar und Zimmermann; 
Mascagni — Cavalleria; Mozart — Entführung, Figaro, Don 
Juan: Offenbach — Hoffmanns Erzählungen; Puccini — 
            Butter=
fly; Schreker — Der ferne Klang; Richard Strauß — Ariadne, 
Elektra; Johann Strauß — Fledermaus; Oskar Strauß — Der 
tapfere Soldat; Szymanowski — Hagith; Thuille — Lobetanz; 
Verdi — Maskenball, Troubadour, Rigoletto, Othello; Wagner 
— Holländer, Tannhäuſer, Lohengrin, Triſtan, Meiſterſinger; 
Weber — Freiſchütz, Prezioſa; einige Ballette von Gluck und 
Petruſchka von Strawinski. 
Dieſer Plan genoß woll den Vorzug, daß er der 
            Allgemein=
verſtändlichkeit entgegenkam, überwiegend deutſche Werke brachte 
und ſich von gewagten Verſuchen fernhielt. Indes, er hatte kein 
hohes Niveau und ken Nachteil, daß er nicht reichhaltig war. Um 
die Sp elzeit auszufüllen, gab’s viele Wiederholungen, die 
            Publi=
kum und Künſtler wohl ermüden mochten. Was war nicht alles 
verſprochen worden! Guntram und Roſenkavalier von Strauß, 
Rienzi und Liebesverbot von Wagner, Falſtaff von Verdi, Ma=
 Die Aufhebung der Verkehrsſperre. 
Frankfurt a. M., 26. Juli. Die Verkehrsſperre an der 
Stellen aufgehoben, ſo daß der frühere Verkehr in ſtarkem Maße 
einſetzte, jedoch wird aus einzelnen Bezirken berichtet, daß dort Tode verurteilt worden war, teilt General Degoutte mit, 
die Sperre noch in Kraft ſei. Anſcheinend iſt alſo die 
            Auf=
hebung tatſächlich angeordnet, die Anweiſung dazu jedoch noch 
nicht überall eingegangen. 
Sofort nach Sperrung der Strecke Frankfurt—Bad Homburg 
ſind einzelne Züge der Strecke Uſingen — Frankfurt über 
Friedberg umgeleitet worden. Ein feſter Fahrplan 
konnte dieſen Zügen vorerſt nicht gegeben werden. 
            Vorausſicht=
lich ab Samstag, den 28. d. M., wird ein neuer Fahrplan 
in Kraft treten, der zum Teil weſentlich gegen den früheren 
Fahrplan abweicht und nach dem die umgeleiteten Züge ſo 
            be=
fördert werden ſollen, daß ſie ungefähr zu derſelben Zeit wie 
vor der Störuung in Frankfurt ankommen bezw. abfahren. 
            Hier=
durch wird vornehmlich auf den Strecken Friedberg—Bad 
            Hom=
burg und Bad Homburg—Uſingen—Weilburg zum Teil eine 
Früherlegung von Zügen eintreten. 
Offenburg, 26. Juli. (Wolff.) Die franzöſiſche 
            Be=
ſatzungsbehörde gibt bekannt: Der Verkehr zwiſchen dem 
            beſetz=
ten Gebiet von Offenburg und dem unbeſetzten Gebiet iſt vom 
25. Juli, 12 Uhr nachts, wieder frei, und zwar unter den in den 
Verordnungen 125 und 167 feſtgeſetzten Bedingungen. Der 
            Poſt=
autoverkehr von hier nach Ortenberg und Niederſchopfheim wird 
morgen wieder aufgenommen, ebenfalls auch der Verkehr auf der 
Schwarzwaldbahn von und nach Ortenberg. 
TU. Hagen, 26. Juli. Die Verkehrsſperre iſt aufgehoben. 
Die Züge verkehren bis Dortmund=Süd. 
T.U. Elberfeld, 26. Juli. Die Verkehrsſperre in 
            Voh=
winkel, Lennep, Hagen und Neviges iſt in der vergangenen Nacht 
um 1 Uhr aufgehoben worden. In Kronenberg beſteht ſie 
            da=
gegen noch fort. 
Köln, 26. Juli. Die Aufhebung der Verkehrsſperre macht 
ſich im Kölner Eiſenbahnverkehr beſonders dadurch bemerkbar, 
daß hier heute vormittag zum erſtenmal ſeit Verhängung der 
Sperre wieder ein Zug aus Hamm vollbeſetzt ankam. Im 
            Aus=
reiſeverkehr aus Köln iſt eine weſentliche Veränderung in den 
letzten Tagen dadurch nicht eingetreten, da im Kölner Bezirk 
            be=
kanntlich Geleitſcheine in großer Zahl ausgeſtellt worden ſind, 
ſo daß der Ausreiſeverkehr in den letzten Tagen recht ſtark war. 
Bei der Kontrolle in Vohwinkel genügt ſeit heute morgen wieder 
der Verkehrsſtempel. Die Perſonen, deren Paß mit dieſem 
            Stem=
pel verſehen iſt, werden unbehelligt durchgelaſſen. Der engliſche 
Oberkommandierende in Köln hat angeordnet, daß die 
            Ausſtel=
lung von Geleitſcheinen vorerſt noch fortgeſetzt wird, bis er im 
Einvernehmen mit General Degoutte in Düſſeldorf, wo er heute 
Germersheim, 26. Juli. Die Rheinbrücke bei 
            Ger=
mersheim, die ſchon vor der allgemeinen Verkehrsſperre wegen 
Reparaturen von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde für den den Ueberläufer Magnien ſoll ſehr ſchlecht ſein. Als ein weiterer 
vormittags, von 1 bis 2 Uhr nachmittags und von 6 bis 8 Uhr Scheuer den Dienſt als Bahnmeiſter. 
abends wieder geöffnet worden, jedoch nur für Perſonen, die 
ſich im Beſitze eines franzöſiſchen Viſums befinden.
 Verhaftet und verurteilt. 
Bingen, 26. Juli. Von der franzöſiſchen Geheimpolizei 
wurde hier der Großkaufmann Grimm aus Höchſt a. M. wegen 
Sabotageverdachts verhaftet. Bei ihm gefundene Schriftſtücke 
wieſen darauf hin, daß Grimm Mitglied der deutſchen 
            Geheim=
organiſation „Oberland” iſt. Das Kriegsgericht verurteilte ihn 
wegen Geheimbündelei zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Millionen 
Mark Geldſtrafe. 
Groß=Gerau, 26. Juli. Im Walde von Groß=Gerau 
wurde von der franzöſiſchen Geheimpolizei der Eiſenbahnarbeiter 
Peter Dieter aus Wallerſtädten verhaftet, weil er Liſten über 
Geldauszahlungen an ſtreikende deutſche Eiſenbahner bei ſich trug. 
Wegen Begünſtigung des Eiſenbahnerſtreiks wurde er vom 
            fran=
zöſiſchen Kriegsgericht in Mainz zu 6 Monaten Gefängnis und 
5 Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt. Ein Eiſenbahner aus 
Wallerſtädten, der inzwiſchen ausgewieſen worden iſt und deſſen 
Name unter dem Schriftſtück ſtand, wurde in Abweſenheit zu 
5 Jahren Gefängnis und 5 Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt. 
Aachen, 26. Juli. Das belgiſche Kriegsgericht 
verhandelte in der Berufungsinſtanz gegen vier Deutſche, und 
zwar gegen den Grafen Keller, Rudolf Schultze, Egon 
            Ringen=
berg und Kurt Lorbeer, von denen die drei erſten wegen 
            Sabo=
tageverſuchs zum Tode, Lorbeer zu lebenslänglicher 
            Zwangs=
arbeit verurteilt worden waren. In der Verhandlung wurde das 
Urteil gegen die drei Erſtgenannten in lebenslängliche 
Zwangsarbeit und gegen Lorbeer in 20jährige 
Zwangsarbeit umgewandelt. 
* Eſſen, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Der Oberleutnant a. D. 
Kachus, dem es gelungen war, aus dem Zuchthaus in Werden 
zu entfliehen, wurde heute vom franzöſiſchen Kriegsgericht in 
Werden in Abweſenheit zum Tode verurteilt.
 non Lescaut von Puccini, von Gluck Orpheus oder eine 
            Iphi=
genie, von Mozart Schauſpieldirektor und Baſtien und Baſtienne, 
von Marſchner Hans Heiling, Weber — Oberon, Kreutzer — 
Nachtlager, Smetang — Verkaufte Braut, Tſchaikowski — 
            One=
gin, Cherubini — Waſſerträger, Aubers Stumme, Donizettis 
Don Pasquale, Braunfels — Die Vögel, Borodins Fürſt Jgor, 
Bizets Carmen! 
Nur Ariadne, Lobetanz, Ferner Klang, Stradella, 
            Trou=
badour, Wildſchütz, Hoffmanns Erzählungen, Maurer und 
Schloſſer kamen neu heraus! 
Mir fehlte vor allem Fidelio. Ein Werk von Gluck, von 
Marſchner vermißte ich ungern. Roſſini, Smetana, Götz waren 
nicht vertreten, Humperdinck fiel aus. Auch Weber erſchien zu 
ſpärlich bedacht; hier erwartete ich die im Vorjahre als „Sieben 
Raben” erfolgreich neu erſtandene Eurhanthe. Man hätte auch 
einige gute Operetten geben können. Aber ich weiß, daß man in 
jeder Spielzeit nicht alles bringen kann. Zum erſten Mal ſeit 
Jahren ſtand Wagners Ning des Nibelungen nicht auf dem 
Plan. Aeußere Gründe mögen beſtimmend geweſen ſein. Für 
mich fehlen auch die inneren nicht. Die muſikaliſche Bewertung 
dieſes Rieſenwerkes iſt ſtark geſunken; ſeine Bedeutung liegt 
auf anderem Gebiet; ſeine Aufführung aber im Bayreuther Stil 
wird immer unerträglicher. So ſcheint es mindeſtens klug, hier 
abzuwarten, bis der neue Stil ſeiner Inſzenierung gefunden iſt. 
Für Wagner, auch für ſeine anderen Werke, eng mit der 
            Illu=
ſionsbühne verknüpft, iſt es beſonders ſchwer, die neue Form 
zu finden. Wir haben lier die Erfahrung an dem völli, 
            miß=
glückten Verſuch der Tannhäuſer=Inſzenierung und der nur 
            teil=
weiſe befriedigenden des Triſtan. Immerhin wurde der Verſuch 
gemacht, und nur ſo, durch viele Fehlſchläge hindurch, wird die 
Löſung gefunden werden können. Daß unſere Bühne an dieſen 
Verſuchen teilzunehmen gewagt hat, iſt gewiß kein Tadel, 
            jeden=
falls lobenswerter, als wenn ſie dieſe Werke im alten 
            Schlen=
drian billig herausgebracht hätte. Dieſes friſche Wagen zeitigte 
bei vielen anderen Werken gute Erfolge, zum Teil ſogar 
            vor=
bildliche Löſungen. Die Mozart=Opern, aber auch Stradella, 
Othello rechne ich hierzu, vor allem aber die Ur= und 
            Erſtauf=
führungen von Ariadne. Elektra, Ferner Klang, Hagith: das 
waren künſtleriſch glänzende Leiſtungen. Es zeigte ſich der Wille, 
im Vergleich zu dem im Vorjahr bevorzugten Schauſpiel 
            nun=
mehr auch an der Oper die Kräfte wirken zu laſſen, die jenem
 Görke begnadigt. 
* Eſſen, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Auf die vielfachen Be= 
Grenze des beſetzten Gebietes iſt ſeit heute früh an verſchiedenen mühungen auch des Papſtes um die Begnadigung des 
            Land=
wirtſchaftslehrers Görke, der vom Mainzer Kriegsgericht zum 
daß das Gnadengeſuch von franzöſiſcher Seite angenommen ſei. 
Mißhandlungen. 
Frankfurt a. M., 26. Juli. (Wolff.) Am 22. d. M. ſind in 
Trier ein Oberſekretär mit Frau und ein Zugreviſor des 
            Mor=
gens früh in ihrer Wohnung verhaftet und zur franzöſiſchen 
Bahnhofswache abgeführt worden, wo ſie von den Mannſchaften 
in Gegenwart eines Offiziers in der entſetzlichſten Weiſe 
            miß=
handelt wurden. Ein gleichfalls verhafteter Eiſenbanhbeamter 
beobachtete, daß die in der Wachſtube ein= und ausgehenden 
            Sol=
daten, die mit der Verhaftung gar nichts zu tun hatten, bei ihrem 
Ein= und Ausgehen die Verhafteten gleichfalls mißhandeln 
            konn=
ten, ohne daß der Offizier dies hinderte. Es wird vermutet, 
daß die Veranlaſſung zu dieſen Verhaftungen ein Streitfall 
            zwi=
ſchen Spahis und einem unbekannten Ziviliſten bildet, der auf 
der Flucht vor den Spahis in das Haus der Vorgenannten 
            ein=
gedrungen war, ohne daß dieſe etwas davon wußten. 
Der Ortsvorſteher von Sennels wurde vom 
            Bahnhofskom=
mandanten drei Tage lang in einem leeren gedeckten Wagen ohne 
Verpflegung eingeſperrt gehalten, weil er ſich geweigert hatte, 
für die Quartiere der franzöſiſchen Regieleute Möbel zu ſtellen. 
Eine Rote Kreuz=Schweſter, die wiederholt verſuchte, ihm eine 
Decke zu überbringen, wurde jedesmal von den marokkaniſchen 
Soldaten unter Beſchimpfungen weggejagt. 
Geiſeln auf Franzoſenzügen. 
Neuß, 26. Juli. (Wolff.) Eine große Anzahl von Neußer 
Bürgern, zumeiſt Staats= und Kommunalbeamte, erhielten von 
der belgiſchen Kommandantur den Befehl, als Geiſeln an 
            be=
ſtimmten Terminen bei Tag und Nacht auf den franzöſiſchen 
Regiezügen mitzufahren. 
An den Pranger. 
Frankfurt a. M., 26. Juli (Wolff.) Im Bahnhof 
            Kirch=
heimbolanden ſind zehn Leute der franzöſiſchen Regie tätig, alle 
von Beruf Nichteiſenbahner. Sie erhalten 100 000 Mark täglich, 
Ihre dienſtliche Tätigkeit wird von dem Ueberläufer, 
            Eiſenbahn=
inſpektor Magnien, der anſcheinend als Betriebskontrolleur 
            ver=
weilt, eine allgemein gültige Vereinbarung getroffen haben wird, wendet wird, überwacht. Magnien wollte den im Bahnhof 
            woh=
nenden Hotelwirt Giuliani, der jetzt ausgewieſen iſt, beſtimmen, 
ihm Angaben über das dienſtliche und außerdienſtliche 
            Verhal=
ten der bei der Regie in Kirchheimbolanden arbeitenden Leute zu 
machen, was letzterer ablehnte. Die Behandlung der Leute durch 
Verkehr geſchloſſen worden war, iſt nunmehr von 7 bis 10 Uhr Ueberläufer verſieht in Kirchheimbolanden der Rottenführer 
Mainz, 26. Juli. Von welchem Schlage die Deutſchen 
ſind, die während des Eiſenbahnerſtreiks im beſetzten Gebiet in 
die Dienſte der franzöſiſch=belgiſchen Regie traten, beweiſen die 
faſt in jeder Sitzung des Mainzer und Wiesbadener franzöſiſchen 
Kriegsgerichtes dutzendweiſe zur Anklage ſtehenden. Diebſtähle, 
In der letzten Sitzung des Mainzer franzöſiſchen Kriegsgerichts' 
wurden wegen Diebſtahls in Dienſten der franzöſiſchen Eiſenz 
bahnverwaltung verurteilt: der Arbeiter Heinrich Schulte aus 
Frankfurt und der Arbeiter Georg Eckert aus Offenbach zu je 
5 Jahren durch Einzelhaft verſchärftem Zuchthaus, der Arbeiter 
Heinrich Kuntz aus Frankfurt und der Arbeiter Großmacht aus 
Offenbach zu je 1½ Jahren Gefängnis. Außerdem wurden 16 
Landesverräter aus dem unbeſetzten Deutſchland wegen 
            Dieb=
ſtahls zu Gefängnisſtrafen von 6 Monaten bis 3 Jahren 
            ver=
urteilt. 
Franzöſiſche Zollſchikanen. 
Die Zollſchikanen der franzöſiſchen Zollbeamten auf der 
Wormſer Brücke, über die ſchon mehrfach berichtet wurde, 
ſcheinen ſich zum Syſtem auszuwachſen. Selbſt gegenüber den 
Ausgewieſenen ſcheuen dieſe Angehörigen der ritterlichen großen 
Nation”, nicht vor den gemeinſten Brutalitäten zurück. Ein 
Transport von 78 ausgewieſenen Eiſenbahnern aus Mainz, 
Mainz—Kaſtel, Bingen, Ingelheim und Heidesheim, der geſtern 
nachmittag die Wormſer Brücke paſſierte, um nach Darmſtadt 
übergeführt zu werden, wurden von franzöſiſchen Zollbeamten 
in einer Weiſe behandelt, die man nur als Diebſtahl oder 
Straßenraub bezeichnen kann. Unter dem Vorwand der 
verſuchten Zollhinterziehung beſchlagnahmten ſie ausdem Gepäck der 
ausgewieſenen, das ſie ohne weiteres erbrachen, geringfügige 
Beſtände von Lebensmitteln, Tabake, Seife uſw. Dieſe 
            Vor=
gänge ſpielten ſich bezeichnenderweiſe unter den Augen einer 
zahlreichen Zuſchauermenge auf beiden Seiten des Rheins ab. 
Nach vollzogener Beraubung wurden die Eiſenbahner 
            hohn=
lächelnd über die Brücke entlaſſen.
 zu den ſtarken Erfolgen verholfen hatten. Die im Schauſpiel 
            er=
probten Mittel der Bühnenarchitektur und Beleuchtungskunſt 
fanden in der Oper ſinngemäße, wirkſame Anwendung. Auf 
            die=
ſem Wege muß weiter geſchritten werden. 
Werke ohne künſtleriſche Bedeutung wurden mit Geſchick 
vermieden. Ueber einzelne kann man ſtreiten, ob ſie 
            aufführungs=
wert trotz unbeſtreitbar äußerer Erfolge: Maskenball, Butterfty, 
Tapferer Soldat. Strittig bleibt ebenfalls — das iſt immer ſo — 
die Wahl der Neu= und Uraufführungen. Schürfarbeit im alten 
Beſtand kann Ausbeute bringen. Ich erwähnte bereits Gluck. 
Von Dittersdorf, Cherubini, Berlioz wäre manches zu holen. 
Heuer grub man nur Aubers Maurer und Schloſſer aus und 
eine Anzahl Gluckſcher Ballette, deren Stil nicht getroffen wurde; 
es gibt Beſſeres. Von lebenden Meiſtern brachte man zum erſten 
Male Ariadne und Elektra von Strauß und Schrekers Fernen 
Klang, alle drei mit gutem Recht; als Urvorſtellung Hagith von 
Szymanowski und das Ballett von Strawinski, beide gewiß 
ſtarke Werke, jedoch als einzig gewählte nicht bedeutungsvoll 
genug. Pfitzners Paleſtrina, Schillings Moloch und vielleicht ein 
Braunfels oder Korngold wären wertvoller geweſen. Auch die 
Meiſterwerke Falſtaff von Verdi und Wolfs Corregidor hat man 
hier noch nie geſehen. 
Der Spielplan, wie er nun abgelaufen iſt, hat aber doch 
ein eigenes Geſicht. Er ſcheint mir ein Spiegelbild der heutigen 
Zeit. Einer Zeit, die ſich von ſchweren, tragiſchen Stoffen gern 
abwendet zur leichteren Muſe, zu Stücken ſpieleriſcher, 
            auf=
heiternder Art. Die ſich im Gegenſatz zur Epoche des von Richard 
Wagner beherrſchten Geſchwacks wieder zuwendet einerſeits der 
früher zu Unrecht zurückged’ngten alten Oper und den 
            Meiſter=
werken des Kunſtgeſanges, auf der anderen Seite moderne, aus 
unſerer Zeit heraus geborene Werke begünſtigt. Bezeichnend iſt 
das wachſende Verlangen und offenbar wieder zunehmende 
            Ver=
ſtändnis Mozarts. Es beleuchtet die heutige Situation der Oper 
und der Muſik überhaupt treffend, und wäre wert, in beſonderem 
Aufſatz gedeutet zu werden. Bemerkenswert iſt ferner, wie mit 
wachſender Kraft das überragende muſikaliſche Genie Verdis 
erkannt und gerechter als früher geſchätzt wird. 
Die Spielleitung erwies ſich gewandt und erfinderiſch. Für 
Mozart wurde ein dem Kleinen Haus gemüßer künſtleriſcher Stil 
gefunden, den vorbildlich durchziführen mit großem Erfolg ge=
tionsb.
  
jebst
  
nu 
iem
Rnmmer 205.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Juli 1923.
Seite 3.
 Mißachtung des Oemonſtrationsverbois durch 
die Kommuniſten. 
Berlin, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Trotz des 
            Demonſtra=
tionsverbots ſür Preußen wird von linksradikaler Seite weiter 
ſtarke Propaganda für den Antifaſziſtentag getrieben. Die 
K.P.D, läßt vor allem in den Betrieben, in denen ſie ſtark 
            ver=
treten iſt, Entſchließungen verbreiten, die gegen das Verbot des 
Antiſaſziſtentages proteſtieren und trotz der Verordnung des 
Miniſteriums des Innern zur Teilnahme an der Kundgebung 
aufſordern. An der Spitze dieſer Entſchließungen marſchiert 
merktoürdigerweiſe der Bezirksbetriebsrat der Reichs= 
Eiſenbahndirektion Berlin, deſſen Reſolution mit 
dem Aufruf ſchließt: „Heraus zum Antifaſziſtentag für die 
            Zer=
ſchlagung des Faſzismus, gegen den weißen Terror, für die 
            Be=
freiung der Arbeiterklaſſen!“ — Es zeigt zum mindeſten von einer 
ſehr eigenartigen Auffaſſung der Betriebsratspflichten, daß der 
Betriebstat einer wichtigen Reichsbehörde zum Widerſtand gegen 
eige von einem Miniſterium erlaſſene Verordnung öffentlich 
            auf=
fordert. Es verlautet, daß die für dieſe Entſchließung 
            Verant=
worilichen zur Rechenſchaft gezogen werden ſollen. Auch in der 
Eiſenbahnbetriebswerkſtätte Strahlau iſt eine ähnliche 
            Entſchlie=
ßung bekanntgegeben worden. Nicht unintereſſant iſt die 
            Mit=
teilung der K.P.D., daß ſie auf jeden Fall für Sonntag mit 
Selbſtſchutz erſcheinen wird, da man in leitenden Kreiſen 
der Auſicht iſt, daß von rechtsſtehender Seite ein Ueberfall auf die 
Demonſtranten verſucht werden wird. 
Köln, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Der Polizeipräſident hat 
enitſprechend der Anweiſung des Miniſters des Innern alle 
            Ver=
ſammlungen unter freiem Himmel und Umzüge verboten. 
* Gelſenkirchen, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Auch hier ſind 
für Sonntag trotz des Verbots große Demonſtrationen 
geplant. Wie verlautet, beſteht die Abſicht, Zuſammenſtöße mit 
den Sicherheitsorganen zu provozieren und die Ruhe und 
            Sicher=
heit ſyſtematiſch zu ſtören. Es handelt ſich alfo um planmäßige 
Organiſationen, und es wird nicht davon geſprochen werden 
können, daß es ſich um impulſive Handlungen handelt. Die 
            Po=
lizei hat umfaſſende Maßnahmen zur Abwehr getroffen. 
TU. Frankfurta. M., 26. Juli. In den geſtrigen 
            Morgen=
ſtunden ſind in verſchiedenen Wirtſchaften der Stadt von jungen 
Burſchen Zettel verteilt worden, mit der Aufſchrift: „Der erſte 
Bluthund iſt geſchlachtet, die anderen folgen!” Gleichzeitig iſt 
der Staatsanwaltſchaft ein anonymes Schreiben zugegangen, 
in dem in frivoler Weiſe darauf hingewieſen wird, daß in Bälde 
noch drei weitere Staatsanwälte abgeſchlachtet werden würden. 
Es ſind drei Herren mit Namen benannt. In verſchiedenen 
Stadtteilen waren geſtern Plakate angeſchlagen, in denen in der 
üblichen aufreizenden Form trotz des inzwiſchen ergangenen 
Verſammlungsverbotes zu einer Kundgebung gegen den 
            Faſzis=
mus uſw. aufgerufen wird. Als Redner hat man ſich den 
            Ab=
geordneten Höllein verſchrieben. Die Verſammlung ſoll am 
kommenden Sonntag ſtattfinden. Wie wir hören, will es die 
kommuniſtiſche Parteileitung, obgleich Verſammlungen unter 
freiem Himmel verboten ſind, unter allen Umſtänden durchſetzen, 
daß die Veranſtaltung vor ſich geht, gegebenenfalls in einem 
            ge=
ſchloſſenen Raum. Da die Partei am Sonntag mit einem 
Maſſenbeſuch, auch von auswärts und ſelbſt aus dem beſetzten 
Gebiet rechnet, verſucht ſie die Feſthalle als Verſammlungslokal 
zu gewinnen. 
Die polizeilichen Unterſuchungen zur Ermittelung der 
            Mör=
der des Staatsanwaltes Dr. Haas machen gute Fortſchritte und 
haben bereits nennenswerte Ergebniſſe gebracht, ſo daß ſich 
vorausſichtlich in kurzer Zeit ein verhältnismäßig klares Bild 
der ganzen Vorgänge ergeben dürfte. Auch am Mittwoch nahm 
die Kriminalpolizei verſchiedene Verhaftungen von Perſonen 
vor, die im dringenden Verdacht der Mittäterſchaft ſtehen, ſo den 
Arbeiter einer Schuhfabrik, der ſich kurz nach der Mordtat in 
einer Apotheke verbinden ließ. Von dem Miniſter des Innern 
ſind auf die Ergreifung der Täter, die den Staatsanwalt Dr. 
Haas erſchlagen haben, 15 Millionen Mark Belohnung 
            ausge=
ſetzt worden. 
Am Samstag vormittag findet die Beerdigung des 
            Staats=
anwaltſchaftsrates Dr. Haas ſtatt. Bei dieſer Gelegenheit iſt 
eine Trauerkundgebung der Bürgerſchaft, ähnlich wie die am 
Tage der Beiſetzung Rathenaus vorgeſehen. 
Die Goldanleihe. 
Berlin, 26. Juli. (Wolff.) Die Vorlage über die 
            Auf=
legung einer wertbeſtändigen Goldanleihe wird 
morgen dem Reichskabinett zugehen. Eine Beratung im 
Reichstag wird nicht erfolgen, da der Reichsregierung die 
Ermächtigung erteilt worden war, in dringenden Fällen ohne 
Befragung des Parlaments vorzugehen. Dem Reichskabinett ſind 
ferner die neuen Steuervorlagen zugegangen, die 
            gleich=
falls morgen beraten werden ſollen. 
EU. Berlin, 26. Juli. Es verlautet, daß das 
            Reichs=
finanzminiſterium in ſeiner Vorlage über die Goldanleihe den 
urſprünglich vorgeſehenen feſten Satz der kleinſten Stücke 
von 5 Dollar auf 2 Dollar umgewandelt hat. Im ganzen ſoll 
die Anleihe 100 Millionen Goldmark betragen, wovon zunächſt 
im Auguſt eine Serie von 25 bis 26 Millionen Mark aufgelegt 
werden ſoll.
 Von Puttkamer zu 5 Monaten Gefängnis 
verurteilt. 
München, 26. Juli. (Priv.=Tel.) In der heutigen 
            Ver=
hundlung vor dem Münchener Volksgericht gegen den Schriftſteller 
Franz v. Puttkamer wegen Anſtiftung des inzwiſchen 
ermordeten Karl Baur zur Ermordung des 
            Oberbürgermei=
ſters Scheidemann beantragte der Staatsanwalt 8 Monate 
Gefängnis. Der Verteidiger erſuchte um Freiſprechung. Das 
Urteil lautete auf 5 Monate Gefängnis und 500000 Mk. 
Geldſtrafe und Tragung der Koſten. 
Erhöhung der Kohlenpreiſe. 
Berlin, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Die ſprunghafte 
            Steige=
rung der Preiskurve hatte eine Neufeſtſetzuno der Kohlenpreiſe 
zur Folge. Die Preiſe erfahren ab 27. Juli eine Erhöhung um 
53 Prozent. 
H=Millionen=Scheine. 
Berlin, 26. Juli. (Wolff.) Demnächſt wird eine neue 
Reichsbanknote zu fünf Millionen Mark in den Verkehr 
gebracht werden. Dieſe Banknote kann ab 1. September 1923 
aufgchoben und gegen Umtauſch anderer geſetzlicher 
            Zahlungs=
mittel eingetauſcht werden. 
Notſtandsarbeiten in England. 
London, 26. Juli. Der Parlamentsausſchuß der Induſtrie 
lenkt die Aufmerkſamkeit des Innenminiſters auf die Möglichkeit 
eines neuen entbehrungsvollen Winters für die Arbeitsloſen 
und fordert die Regierung auf, geeignete Maßnahmen zu 
            tref=
fen, um eine Kataſtrophe zu vermeiden. Der 
            Parlamentsaus=
ſchuß vertritt die Auffaſſung, daß die Regierung unterſuchen 
ſolle, in welcher Weiſe die Hilfsquellen in England erſchloſſen 
werden können. Er ſchlägt u. a. die Ausführung folgender 
            Ar=
beiten vor: Verſorgung mit Elektrizität, Ausbau unterirdiſcher 
Eiſenbahnen in London, Erweiterung der Kanäle, Verbeſſerung 
der Londoner Häfen.
 Engliſche Rüſtungen zur Luft. 
London, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Die britiſche Regierung 
hat ſich entſchloſſen, ſich dem Bau von Luftſchiffen zu 
Verteidigungszwecken wieder zuzuwenden. Bevor ſie aber 
            Luft=
ſchiffe in Auftrag gibt, will ſie die Reſultate abwarten, die die 
Vereinigten Staaten mit den augenblicklich in Philadelphia und 
auf den Zeppelinwerken in Friedrichshafen in 
Bau befindlichen Luftſchiffen erzielen. Sollten ſich dieſe 
            bewäh=
ren, wird die engliſche Regierung ihr techniſches Programm 
ausarbeiten. 
Dieſen Beſchluß der engliſchen Regierung teilte heute der 
Miniſter für Luftfahrweſen Hoare im Unterhauſe mit. Weiter 
teilte der Miniſter mit, daß der Plan eines Luftverkehrsdienſtes 
England—Orient—Auſtralien im Oktober der britiſchen 
Reichskonferenz vorgelegt werde. Der Miniſter erklärte, die 
            Ver=
teidigungskommiſſion des Reiches meſſe dem Bau von 
            Luft=
ſchiffen große ſtrategiſche Bedeutung bei. 
TU. London, 26. Juli. England iſt gegenwärtig dabei, 
einen weiteren Schritt zu tun, um die Vorherſchaft in der 
Luftſchiffahrt zu erringen. Man denkt an eine 
            Ausdeh=
nung des britiſchen Luftdienſtes bis nach Auſtralien oder um die 
ganze Welt. Nach den bisher beſtehenden vorläufigen Plänen 
ſoll der Bau von Luftſchiffen von noch nicht dageweſenen 
            Dimen=
ſionen nicht allein auf Staatskoſten geſchehen. Im übrigen iſt 
eine Verdreifachung der engliſchen Luftſtreitkräfte, nicht 
            ausge=
ſchloſſen. Man hat Preiſe ausgeſetzt für Neukonſtruktionen von 
Flugzeugen und Motoren und plant eine engere Verbindung der 
Verkehrsluftſchiffahrt mit der Kriegsluftſchiffahrt zur Schaffung 
einer freiwilligen Reſerve. Die früheren Führer der 
            Kriegsflug=
zeuge ſollen ſich einem Uebungskurſus unterwerfen. Man hofft, 
bald über eintauſend mit den neueſten Errungenſchaften vertraute 
Piloten verfügen zu können.
Der deutſche Studentag in Würzburg.
Von unſerem A. K.=Sonderberichterſtatter.
 Würzburg, 26. Juli. Der fünfte ordentliche Deutſche 
Studententag wird planmäßig morgen früh eröffnet werden. 
Eine beſonders große Zahl von Vertretern der reichsdeutſchen 
Hochſchulen iſt bereits erſchienen. Neben der Studententagung 
des Verbandes der Techniſchen Hochſchulen und Bergakademien 
finden heute Vorbeſprechungen des Hauptausſchuſſes und der 
einzelnen Kreiſe ſtatt, die zu den meiſten Tagungspunkten 
            ein=
gehend Stellung nehmen. Die Tagungsleitung liegt in der Hand 
der altbewährten Studentenführer Gerloff=Berlin, 
            Che=
vallerie=Berlin, Mömmer=Hamburg. 
Die Kreistagung des Kreiſes der deutſchen Hochſchulen 
Gießen, Darmſtadt, Heidelberg, Stuttgart, Tübingen, Karlsruhe, 
Freiburg nahm nach den Berichten des Kreisleiters und des 
Kreisauslandsamtes (ſiehe unſeren Bericht in der letzten 
            Hoch=
ſchulbeilage) zu dem höchſt eigenartigen Vorgehen der 
            Stu=
dentenſchaft Heidelberg Stellung. Heidelberg forderte von 
der Studentenſchaft mehr poſitive Arbeit. (!) Sie hätte den 
Studententag nicht beſchickt. (!). Da dieſer Beſchluß ſicherlich 
auf Mißverſtändnis beruht, wird der Kreis amtlich beauftragt, 
ſofort die notwendigen Schritte zu deren Beſeitigung zu 
            unter=
nehmen. Da die Heidelberger Vertreter anweſend ſind, wird die 
Angelegenheit bald erledigt ſein. In den Spruchhof der 
deutſchen Studentenſchaft, der aus einem 
            rechts=
kundigen Vorſitzenden und 10 Beiſitzern beſteht, wurde Herr 
Otte=Karlsruhe wiedergewählt, als neuer Kreisleiter Herr 
Brenner=Stuttgart, ein ſchon ſeit Semeſtern über Stuttgart 
hinaus bekannter ſtudentiſcher Mitarbeiter. 
Auf Aufforderung des Vorſtandes der Vorausſchüſſe der 
Deutſchen Studentenſchaft findet eine Beſprechungl der 
            Mitarbei=
ter der verſchiedenen Hochſchulen ſtatt, an denen von 
            Darm=
ſtadt die Herren Pfeiffer, Schillinger, Erfurt, 
Kemper und andere teilnahmen. Die Beſprechungen waren 
natürlich alle geheim. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Arbeiten 
bemerkenswerte Fortſchritte gezeitigt haben. Ein noch engerer 
Zuſammenhalt aller in Frage kommenden Organiſationen wird 
gefordert, Direktiven einer Zentraliſierung der geſamten 
            Auf=
klärungsarbeit im In= und Ausland ſollen in die Wege geleitet 
werden. 
Am Abend fand eine Begrüßungsfeier im Brauhaus ſtatt, 
die mit den Burſchenmützen der Studenten aller deutſchen 
            Hoch=
ſchulen ein erfreuliches Bild bot. 
Zu der Tagung des Verbandes der Techniſchen 
Hochſchulen und Bergakademien. 
Gleichzeitig mit dem Ruf zum fünften ordentlichen 
            Stu=
dententag in Würzburg erging an die Techniſchen Hochſchulen 
und Bergakademien eine Einladung zu der zeitlich und örtlich 
mit dem Studententag verbundenen Tagung des T.=H.= und
 B.=A.=Zweckverbandes. Dem Zweigvorort Charlottenburg liegt 
die Leitung der Verhandlungen in den Fachſchaften ob. Er 
umfaßt alle an ihn angeſchloſſenen Fachſchaften der Techniſchen 
Hochſchulen und ſodann innerhab der Deutſchen Studentenſchaft 
alle Einzelfachſchaften jeder nicht angeſchloſſenen Hochſchule, die 
durch den Verband vertreten ſein will. Der diesjährige 
            Stu=
dententag gibt weitere Anregungen zur Neubelebung der 
            Tätig=
keit dieſer Fachgruppen in der Deutſchen Studentenſchaft und 
umfaßt einen Zweig ſtändiger Arbeiten, denen unabhängig von 
den Fragen rein hochſchulpolitiſcher Art große Bedeutung 
            zuzu=
meſſen iſt. Die erſte Sitzung des Studententages, die heute, 
Donnerstag, den 26. Juli, vormittags 10 Uhr, ihren Anfang 
nahm, behandelte in der Hauptſache prinzipielle Fragen, während 
bei dem zweiten Zuſammentritt der Fachſchaftenvertreter 
            Ge=
biete der Hochſchulreform zur Verhandlung kamen. Vertreten 
waren die Hochſchulen Danzig, Darmſtadt, Dresden, 
Charlottenburg, Hannover, Stuttgart und die 
Bergakademien Klausthal, Charlottenburg und 
Freiburg. Nach Erledigung der geſchäftsordnungsmäßigen 
Punkte wurde die Wahl des neuen Vorortes vorgenommen, der 
bei Charlottenburg blieb, und dann zu eingehender 
            Aus=
ſprache über die Stellungnahme der Fachſchaften im allgemeinen 
Studentenausſchuß übergegangen. 
An dieſer Stelle dürfte die Organiſation der 
            Fachſchaf=
ten der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt von 
            be=
ſonderem Intereſſe ſein: Jede der ſechs Abteilungen der 
            Hoch=
ſchule beſitzt einen Fachausſchuß, der ſich aus fünf Herren der 
            be=
treffenden Abteilung zuſammenſetzt. Der Vorſitz dieſer Ausſchüſſe 
ruht immer in Händen eines älteren Semeſters, dem die 
            Er=
fahrungen ſeines eigenen Studiums genügend Fähigkeiten geben, 
den jungen Kommilitonen ein ſtändiger Berater zu ſein. Die 
Fachausſchüſſe arbeiten möglichſt ſelbſtändig, ſind aber für ihre 
Tätigkeit der Kammer der Studentenſchaft verantwortlich und 
in ihrer Geſamtheit vereinigt unter dem Vorſitz des jeweiligen 
zweiten Vorſitzenden der Studentenſchaft. 
Die Erfahrungen, die mit dem an der Techniſchen Hochſchule 
Darmſtadt eingeführten Syſtem gemacht wurden, ſind denkbar 
gut und haben auch diesmal wieder den anderen Hochſchulen 
Richtlinien für den Aufbau ihrer Fachſchaften gegeben. Als 
weiterer Punkt lag zur Verhandlung vor ein Antrag des 
            Poly=
technikums Köthen, das verſuchte, Mitglied der Deutſchen 
            Stu=
dentenſchaft zu werden. Die Pflege der Wiſſenſchaft an dieſer 
Anſtalt, erſchien jedoch dem Studententag nicht in dem Rahmen zu 
ſein, wie er im Sinne eines Hochſchulſtudiums unbedingt 
            ver=
langt werden muß. Infolgedeſſen wurde der Antrag abgelehnt. 
Der Studententag hat gleich mit ſeinem Beginn und in den 
erſten Beſprechungen gezeigt, daß der Wille zur ſachlichen Arbeit 
innerhalb des vorgelegten Aufgabengebiets gut und ſtark iſt, und 
daß wir mit Zuverſicht und der unbedingten Ausſicht auf Erfolg 
des weiteren Verlaufs der Studentagung rechnen dürfen. Ueber. 
die ſeiteren Verhandlungen werden wir regelmäßig berichten.
 lang. Othello, Barbier, Hoffmanns Erzählungen, Stradella von 
älteren, Lobetanz, Ariadne, Elektra, Hagith von neueren Werken 
erhielten durch wohldurchdachte, ausgefeilte Regie wirkungsvolle 
Prägung perſönlicher Art. 
Mit der Inſzenierung, den Entwürfen für Architektur, 
Bühnenbilder, Koſtüme, war nicht wie in früheren Zeiten eine 
Stelle allein betraut, ſondern es wurden wechſelnd verſchiedene 
Künſtler damit beauftragt. Ich halte dieſen Weg grundſätzlich 
für richtig, weil es mich für unmöglich dünkt, daß heute ein 
            Ein=
ziger die verſchiedenartigſten geforderten Stile gleichmäßig 
            be=
herrſcht. In der Wahl der Beauftragten freilich kamen Mißgriffe 
vor, die vermeidbar waren. Wir haben zur Zeit in Darmſtadt 
an begabten Raumkünſtlern, deren Eigenart zur Bühne weiſt 
und ſich zum Teil dort ſchon bewährt hat, keinen Mangel. Dieſe 
richtig einzuſetzen und vor Auswärtigen zu bevorzugen, wäre 
wünſchenswert. 
Die Verteilung der Stücke auf Großes und Kleines Haus 
war zweckmäßig. Ich möchte den Don Juan aus mehrfach 
            dar=
gelegten Gründen lieber im Großen Haufe ſehen. 
Die muſikaliſche Leitung, die ſich in drei ausgeſprochenen 
Perſönlichkeiten ergänzte, lag in beſonders trefflichen, erfahrenen 
Händen, deren geniale Fähigkeiten ſich in faſt jeder Aufführung 
bewährten. Voran in ihrem Generalmuſikdirektor beſitzt unſere 
Oper eine überragend ſtarke Kraft von unbeſtrittener Bedeutung, 
um den uns jede Bühne mit Recht beneiden kann. Ich erwarte 
mir von der erfreulichen Zuſammenarbeit der Regiſſeure und 
Dirigenten, wenn ſie ſtetig wird, Erſprießliches für das 
            kom=
mende Jahr. Ich glaube auch, daß die Freiheit, die dieſen 
            Her=
ren ſeitens der Direktion gegönnt zu werden ſcheint, das günſtige 
Ergebnis gefördert hat. 
Unſer Orcheſter beſtätigte ſeinen Ruf als ein feſtgefügter 
Körper von lauter Meiſtern ihrer Inſtrumente. Die 
            Zuverläſſig=
keit und Unermüdlichkeit war bewundernswert. Wenn die 
            Schön=
heit des Klanges oft im Kleinen Haus unter der ungünſtigen 
Akuſtik leiden mußte (Mozart), im Großen Haus manchmal unter 
der zu ſchwachen Beſetzung des Quartetts (Triſtan), ſo iſt’s nicht 
ſeine Schuld. Orcheſter wie in Wien, Dresden, München kann 
Darmſtadt ſich nicht leiſten. 
Die Zuſammenſetzung des Opernperſonals war nicht ohne 
Lücken, ſeine Ausnutzung teilweiſe nicht ausgiebig genug.
 Die Primadonna, im alten Verſtand, fehlte. Man hatte eine 
anfangende vielverſprechende Künſtlerin verpflichtet. Anſtatt ihr 
aber durch ſtufenweiſes Vorſchreiten die Wege zu ebnen, gab man 
ihr nur wenige und gleich die anſpruchsvollſten Rollen. Daß ſie 
an ihnen nicht geſcheitert iſt, zeugt für ſie. Mit der 
            ſtimmbegab=
ten Vertreterin des Rollenfachs der jugendlichen Heldin lief der 
Vertrag ab. Das Fach der Sentimentalen war von zwei Damen 
beſetzt, die beide trotz guter Einzelleiſtungen nicht immer 
            aus=
reichten. Für das Koloraturfach, glänzend vertreten, mußte bald 
Erſatz geſucht werden. Hier zeigten ſich alſo in vier Fächern 
            Un=
ſicherheiten und undauerhafte Zuſtände, die das Ganze 
            ſchwan=
kend machten. Auch das männliche Perſonal war nicht vollzählig. 
Der Heldentenor war zwar vorhanden, aber nicht durchweg 
            ver=
wendbar. Der ſogenannte Spieltenor fehlte, und der zweite Baß. 
Damit erwuchſen Ueberlaſtungen für den lyriſchen Tenor und 
erſten Baß. Ergänzungen erſcheinen notwendig. Im übrigen 
ſoll nicht geleugnet werden, daß eine glückliche Hand am Werk 
war, junge Begabungen zu finden und, wenn auch teilweiſe nicht 
reibungslos, erfolgreich herauszuſtellen. 
Sieht man von äußeren Gründen ab, die leider meiſt 
            maß=
gebend ſind, ſo iſt Perſonalwechſel von Zeit zu Zeit heilſam zur 
Belebung von Werk, Künſtlern und Publikum. Im ganzen bin 
ich aber für Bildung eines wenigſtens für Jahre hinaus 
            unver=
änderlichen Enſembles von für jedes Fach vollwertigen 
            Künſt=
lern. Das bringt erſt die erwünſchte Stetigkeit in den Spielplan, 
gibt jeder Aufführung die Geſchloſſenheit, ein einheitlicher Stil 
bildet ſich, ſtändig neue Proben und ermüdende Gaſtſpiele 
werden vermieden, der Leitung bleibt Zeit für Vorbereitung 
und die Möglichkeit zur planmäßigen Durchführung eines 
Programms. 
Die Lücken und Schwankungen im Enſemble und ihre 
            Folge=
erſcheinungen ſind die hauptſächliche Urſache, daß es dem 
            Spiel=
plan an Aufführungen großer Werke und an Reichhaltigkeit 
            ge=
brach. Vorwiegend kam die komiſche und die Spieloper zu Wort. 
Die Unterhaltungsoper überwog die klaſſiſche, ernſte Oper. Auch 
hier begreife ich die Gründe, die zum Teil äußere geweſen ſein 
können, zum Teil von innen zu verſtehen ſind. Die 
            Notwendig=
keit der Beſchränkung aus Sparſamkeit mag auch mitgewirkt 
haben. Das Geſamtnivegu hat aber dadurch zweifellos gelitten.
 Ueber das Publikum noch ein Wort! Es ſind in ſeiner Mitte 
nicht mehr wie früher vorwiegend ſolche zu finden, die in irgen 
einem Vexhältnis zu ernſter Kunſt ſtehen. Schweren Herzen 
müſſen dieſe gebildeten Kreiſe heute auf das Theater meiſt ver 
zichten. Es iſt aber auch ein Verluſt auf Theaters Seite, den de 
Künſtler auf den Brettern wie im Orcheſter deutlich verſpürt 
Aeußerlich macht er ſich fühlbar in der Aufnahme der Stücke, ir 
der Art und Stärke des Beifalls. Dieſer iſt daher bei der heu 
tigen Zuſammenſetzung des Publikums weniger denn je 
            ei=
gültiger Wertmeſſer. Er wird meiſt von rein äußerlichen Ur 
ſachen in Bewegung geſetzt, nicht mehr auf äſthetiſches Urter 
gegründet. Gleichwohl gibt das natürliche Gefühl der Naivitä 
manchmal eine überraſchend zutreffende Kritik. Das Publikur 
iſt zahlreicher als früher, oft empfänglicher, und wenn es dank 
bar iſt, mit volleren Händen ſpendend. Blumengaben und Ge 
ſchenke waren häufig und wandten ſich, als ein Kennzeichen der 
Zeit, mit Vorliebe männlichen Künſtlern zu. 
Der Eindruck im ganzen, den die Opernſpielzeit hinterließ, 
iſt wohl kein ungünſtiger. Sichere Führung, ſorgfältige Vorbe 
reitung brachten vorwiegend gut abgerundete Vorſtellungen, be 
friedigende Rollenbeſetzungen zum Teil ſogar 
            Muſteraufführun=
gen und glänzende Einzelleiſtungen zuſtande. Mir iſt dieſes er 
freuliche Ergebnis trotzdem zu klein, weil von einer Oper mi 
dem überlieferten großen Ruf der unſrigen mehr erwartet wer 
den darf. 
V, H. 
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben. 
— Gedächtnismarken des Schlageter=Bundes. Zum Gedächtnis de 
Ermordung von Albert Leo Schlageter hat der im Verbande des Deu 
ſchen Schatzmarkenvereins E.V., Leipzig, Johannisgaſſe 28, II, erſtehend 
Schlageter=Bund zwei Gedächtnismarken herſtellen laſſen, deren kleine 
das Bild des deutſchen Märtyrers zeigt, und einhundert Mark koſtet 
deren größere zugleich den Märtyrern Andreas Hofer und Buchhändle 
Palm gewidmet iſt. Wer dieſe große Marke zu eintauſend Mark nicht 
kaufen und regelmäßig ſeinen Briefen beikleben kann, kaufe wenigſten 
die kleine Bildnismarke und ſende mindeſtens monatlich ein paar Brief 
mit dieſer Marke ſeinen Freunden zu. Kein Auslandsbrief darf hinfor 
ohne eine Schlageter=Gedächtnismarke abgeſandt werden. Bezug (nebſ 
Poſtbriefgeld evtl. Einſchreibegebühr) durch die Schatzmarkenkanzlei, 
            aus=
ſchließlich gegen Voreinſendung des Betrages.
Seite 4.
Nummer 205.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 27. Juli.
 Zum Reichsmietengeſetz 
haben wir in Nr. 42 vom 12. Februar d. J. eine Petition, datiert vom 
15. Januar 1923, veröffentlicht, die nach ausführlicher Begründung in 
der Bitte gipfelt, der Landtag möge die Regierung veranlaſſen, eine 
ſachgemäße nochmalige Reviſion der getroffenen Regelung für Heſſen 
eintreten zu laſſen. Auf dieſe Petition, die den Zweiten Ausſchuß 
            be=
reits beſchäftigt hat, hat die Regierung — das Miniſterium für Arbeit 
und Wirtſhaft — bereits am 26. Januar d. J. eine Antwort erteilt, 
die wir nachſtehend wiedergeben: 
„Es gibt wohl kaum ein Geſetz, das in ſo ſtarkem Maße die 
            Oef=
fentlichkeit beſchäftigt und die Kritik herausfordert, als das 
            Reichs=
mietengeſetz und ſeine verſchiedenen Ausführungsbeſtimmungen. Es iſt
 ſei es als Vermieter, ſei es als Mieter, in irgend einer Weiſe 
            intereſ=
ſiert iſt. Das Geſetz hat in weitgehendſtem Maße die Oberſten 
            Landes=
behörden zu Anordnungen ermächtigt, die es ſelbſt nicht reffen wollte, 
da die Verhältniſſe in den einzelnen Ländern zu verſchieden liegen. Es 
hat ferner die Oberſten Landesbehörden ermächtigt, die in dem Geſetze 
ihr ſelbſt oder der Gemeindebehörde zugewieſenen Befugniſſe allgemein 
oder in beſtimmten Fällen anderen Stellen zu übertragen. (§ 22 R.M.= 
G.) In dieſem § 22 ſind weiterhin Beſtimmungen erlaſſen, welche 
            ge=
ſtatten, beſtimmte Gemeinde= oder Gemeindeteile von den Vorſchriften 
dieſes Geſetzes ganz oder teilweiſe auszunehmen.
 Der Entwurf der heſſiſchen Ausführungs=Verordnung wurde mit 
den Vertretungen der Vermieter= und Mieterorganiſationen beraten 
und fand damals im allgemeinen Billigung. Wenn nun die preußiſche 
Verordnung in einzelnen Punkten von der heſſifhen abweicht, ſo iſt 
hiermit nicht geſagt, daß ſie praktiſcher als die heſſiſche wäre. 
            Ins=
beſondere ſind die Beſtimmungen der preußiſchen Verordnung zu § 3 
Abf. 1, Ziffer 2 und § 4 in keinem größeren Lande in die Verordnung 
aufgenommen worden. Die Mehrzahl dieſer Betriebskoſten kommt für 
die meiſten Gemeinden des Landes überhaupt nicht in Betracht. Das 
iſt auch der Grund, warum dieſe einzelnen Steuern und Gebühren 
nicht in eine Verordnug hineingehören, ſondern höchſtens in einen 
            be=
ſonderen Erlaß, wovon wir auch in unſerem Ausſchreiben vom 14. Juni 
1922 Gebrauch gemacht haben. 
Die Ausführungen des Interpellanten in Abſatz 3 und 4 beſtätigen, 
Haß die Herausnahme einzelner Reparaturarbeiten aus dem 
            allgemei=
nen Hundertſatz für Inſtandſetzungsarbeiten nicht die Regel, ſondern 
höchſtens eine Ausnahme darſtellen ſollte. Wir halten daher die 
            preu=
ßiſche Beſtimmung, die zu einer Herausnahme des Tapezierens, bezw. 
Anſtreichens und Kalkens der Wände und Decken, des Streichens der 
Fußböden, Fenſter und Türen von dem allgemeinen Hundertſatz anreizt, 
nicht für zweckmäßig und mit den Beſtimmungen des § 20 R.M. G. bezw. 
§ 536 B.G.B. nur ſchwer vereinbar, wem auch der 8 22 des Geſetzes 
Ausnahmen von den Grundſätzen des R. M. G. geſtattet.
 In Artikel 5 der heſſiſchen Ausführungsverordnung haben wir 
            ge=
mäß § 5 des Geſetzes eine Reihe von größeren Arbeiten als große 
            In=
ſtandſetzungsarbeiten erklärt und es den Gemeinden überlaſſen, auch 
andere, einen größeren Koſtenaufwand erfordernde Arbeiten, als große 
Inſtandſetzungsarbeiten zu bezeichnen. In Ziffer II B unſeres 
            Er=
laſſes vom 14. Juni 1922 haben wir hierzu weitere Ausführungen 
            ge=
macht. Dieſe Vorſchrift muß den Anforderungen vollkommen genügen. 
Wenn wir lediglich für die Einrichtung der Hauskonten und ihre 
Verwendung die Form der Ortsſatzung vorgeſchrieben haben, ſo geſchah 
dies mit voller Abſicht. Einmal ſind hier von den betreffenden 
            Ge=
meinden umfangreiche Beſtimmungen zu erlaſſen, die gemäß § 15 der 
Städte= und Landgemeindeordnung dieſe Form rechtfertigen, wobei zu 
bemerken iſt, daß eine Einrichtung von Hauskonten nur in den 
            Städ=
ten und größeren Gemeinden in Frage kommt. Andererſeits wäre es 
dem Miniſterium techniſch vollkommen unmöglich, Ortsſatzungen 
            ſämt=
licher heſſiſcher Gemeinden über alle möglichen Dinge, die der 
            Ge=
meindebehörde nach dem Reichsmietengeſetz übertragen ſind, 
            nachzu=
prüfen. Hierzu gehört ein Beamtenapparat, den wir uns wohl nicht 
leiſten können. Dies müßte aber geſchehen, da nach der angezogenen 
Beſrimmung der Städte= und Landgemeindeordnung das Miniſterium 
die Genehmigung zur Ortsſatzung zu geben hätte. 
Wir können daher in keiner Weiſe einſehen, weshalb die 
            preu=
ßiſche Ausführudgsverordnung, die zwar umfangreicher iſt als die 
heſſiſche, aber dafür eine Menge Beſtimmungen enthält, die eigentlich 
nicht in die Verordnung hineingehören, den Vorzug vor der heſſiſchen 
perdienen ſollte. Die Auswirkungen des Geſetzes laſſen ſich zurzeit auch 
noch nicht überſehen. Es wäre daher u. E. geſetzestechniſch ein Fehler, 
jetzt ſchon etivaige Abänderungen der Verordnung vorzunehmen und 
gez. Raab.” 
hiernach Flickwerk zu ſchaffen.
 Der Zweite Ausſchuß hat in ſeiner Sitzung bom 19. April — wie 
wir hören, nach einem Referat des Abg. v. Helmolt — beſchloſſen, die 
Vorſtellung durch die Regierungsantwort für erledigt zu erklären. 
            Da=
mit iſt die Petition für den Landtag abgetan. Dieſe Art der 
            geſchäfts=
ordnungsmäßigen Behandlung einer Petition liegt in den neueren 
            Be=
ſtimmungen begründet. Früher, im alten Staat, war die 
            Geſchäftsord=
nung des Landtages in geſetzliche Form gegoſſen. Das iſt jetzt anders. 
Art. 28 der neuen Verfaſſung beſtimmt: „Der Landtag gibt ſich eine 
Geſchäftsordnung.‟ Das hat er auch getan und in Art. 39 derſelben 
iſt beſtimmt, daß der Ausſchuß über eine Petition 
            end=
gültig beſchließt. Wer alſo, aus der früheren Uebung ſchließend, 
die Meinung gehabt haben ſollte, jede Petition und zum mindeſten eine 
ſolche, die nicht rein perſönliche Dinge, ſondern ſolche der 
            Allgemein=
heit erörtert, werde auch das Plenum des Landtages beſchäftigen, der 
wird ſeine Meinung korrigieren müſſen. Durch den Entſchluß des 
Zweiten Ausſchuſſes iſt der Landtag ſelbſt von einer Debatte über das 
Reichsmietengeſetz und ſeine Ausführung entlaſtet, falls nicht etwa das 
eine oder andere Mitglied das Bedürfnis fühlen ſollte, die Materie, 
die fortwährend die Preſſe und Publikum beſchäftigt, etwa anläßlich 
einer Budgetdebatte, die ja ſo leicht die Handhabe bieten kann, zu 
            be=
ſprechen. Bisher iſt aber, ſoweit feſtzuſtellen war, davon nichts zu 
            be=
merken geweſen. In der Sache ſelbſt mag es den Vermieter= und 
Mieterorganiſationen überlaſſen bleiben, Stellung zu nehmen.
 * Rittertum und Ritterſeben. 
Von Hans Müller=Hickler. 
In meinem Aufſatz über die Tannenburg habe ich einige 
            Be=
merkungen über Rittertum und Ritterſtand eingeflochten, die 
nach der Meinung vieler, die lieber von der alten als der neuen 
Zeit hören, einer Erklärung bedürfen. Jene Zerſtörung der 
Tannenburg fiel bereits in die Epoche des Verfalles des 
            Ritter=
ſtandes, deſſen Blüte vom 9. bis 12. Jahrhundert dauerte. 
            Lands=
knechte und Ritter gehören mit zum Hausrat deutſcher Poeſie, 
ſie ſind unzertrennlich von dem Gemäuer der alten Burgen, 
welche die Höhen unſerer Heimat zieren, und von den grauen 
Stadmmauern und Türmen, die Dorf und Stadt noch umgeben, 
und ſo mögen dieſe Zeilen auf kurze Zeit zurückführen in eine 
ferne, ehrenvolle und ſtarke Geſchichte unſeres Vaterlandes, in 
der weder Ritter noch Handwerksgeſellen ohne das Schwert an 
der Seite die Straße betraten. 
Ueber die Zeit und die Art der Entſtehung des Ritterſtandes 
herrſcht Dunkel. Sage und Wirklichkeit, ritterlicher Roman und 
Dichtung, Ritterſpiegel und ſonſtiges Geſetz widerſprechen ſich oft; 
in den verſchiedenen Gegenden des Reiches waren die 
            Gepflogen=
heiten andere, und ſo iſt das Studium ſchwer, und die Forſcher 
widerſprechen ſich. Die Vorfahren der Ritter werden jene 
            be=
rittenen Gefolgsleute der deutſchen Edlen und Fürſten geweſen 
ſein, die ſich mit tüchtigen Freien und Hörigen umgaben als 
ſichere Leibwache in ihren tauſend Fehden und Kriegen, die ſtets 
bereit war, aufzuſitzen und ihrer Herren Späne zu ſchlichten, 
auszufechten. Tüchtig mußten ſie vor allem ſein als Reiter, im 
Gefecht, hinterm Krug. Dem Dienſt im Hofe und in der 
            Wirt=
ſchaft, die Miniſteria, verſahen ebenfalls geeignete Männer, die 
deshalb Miniſterialen genannt wurden. Die höheren waren der 
Mareſchalk, der die Mähren beaufſichtigte, der Seneſchalk, die 
Herzöge; die niederen waren der Schweine= und Roßhirt und 
andere, die keine Lehen erhalten konnten. Die Reiter und 
            Mini=
ſterialen waren Dienſtmannen, aus denen ſich aber die 
            Bewaff=
neten hervorhoben — ſo war’s und ſo wird’s ewig bleiben. Der 
Reiter genoß aber auch höheres Anſehen, weil ſein Roß in 
            Ger=
manien ein weit höheres Anſehen genießt, als dieſes gemeinlich 
angenommen wird. Franken und Tenkterer waren Reitervölker; 
bei letzteren erhielt nicht der Aelteſte, ſondern der Roſſekundigſte
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 22. Juli 1923.
 — Wiedereinführung freibleibender Zeitungsbezugspreiſe 
bei der Poſt. Nachdem die Geldentwertung von Tag zu Tag 
fortſchreitet und die Bezugspreiſe bei der Poſt ſtets bereits am 
3. des der Lieferung vorangehenden Monats angemeldet werden 
müſſen, iſt die Poſt mieder zur Einführung freibleibender 
            Zei=
tungsbezugspreiſe übergegangen. Auch der Verlag des „
            Darm=
ſtädter Tagblatts” ſieht ſich gezwungen, den 
            Poſtbezugs=
preis für Monat Auguſt im Einverſtändnis mit der 
            Poſtver=
waltung als freibleibend zu bezeichnen. Tritt die Notwendigkeit 
ein, den Preis zu erhöhen, ſo werden wir den Unterſchiedsbetrag 
zwiſchen dem an die Poſt bezahlten und dem neuen Preiſe 
            un=
mittelbar von unſeren Beziehern erbitten. Falls die 
            Nachzah=
lung abgelehnt wird, ſind wir berechtigt, die Lieferung unſeres 
Blattes einzuſtellen. 
I. Gebühren für Auskunftserteilung aus polizeilichen Melderegiſtern. 
Ein vom 25. April datirtes Geſetz tritt am 25. ds. Mts. in Kraft. Die 
Höhe der Gebühr für ſchriftliche oder mündliche Auskunft beſtimmt 
            Mini=
ſterium des Innern. Gebühren werden nicht erhoben: bei Erſuchen 
öffentlicher Behörden, in Vormundſchaftsangelegenheiten, bei Auskunft 
an Krankenkaſſen (Zuſchußkaſſen), an gemeinnützige oder mildtätige 
Vereine oder Stiftungen, ſofern ſich die Auskunft auf ihre Mitglieder 
oder von ihnen unterſtützte Perſonen bezieht. Wird Auskunft 
            nachweis=
lich im eigenen Intereſſe begehrt und lebt Antragfteller in beſchränkten 
wirtſchaftlichen Verhältniſſen, ſo kann von Gebührenerhebung abgeſehen 
werden. Im Falle der Erhebung einer Gebühr oder Befreiung von 
derſelben kommt weitere Abgabe (Eingabe=, Atteſtſtempel) nicht zum 
Anſatz, gegebenenfalls wird aufgerechnet oder erſtattet. 
— Techniſche Hochſchule. Die venia legendi an der Techniſchen 
Hochſchule Darmſtadt wurde folgenden Herren erteilt: Reichsminiſter 
a. D. Dr. phil. Eduard David zu Darmſtadt für die Wiſſenſchaft der 
Politik; Maler Otto Linnemann zu Frankfurt a. M. für 
            architek=
toniſche Malerei; Dr.=Ing. und Dr. phil. Friedrich Wachsmuth zu 
Marburg a. L. für Baugeſchichte und Kunſtwiſſenſchaft. 
— Deutſcher Oſtbund. (Vertriebene aus den an Polen abgetretenen 
deutſchen Oſtgebieten. Ortsgruppe Darmſtadt.) Nachdem die in 
            Vorbe=
reitung geweſene Novelle zum Reichsentſchädigungsgeſetz durch den 
Reichstag am 19. Juni er. in zweiter und dritter Leſung angenommen 
wurde, haben alle Ausgewieſenen, Verdrängten, Flüchtlinge pp. aus den 
an Polen abgetretenen deutſchen Oſtgebieten, ganz gleich, ob ſie ſchon 
Entſchädigung — ſei es mit oder ohne Vorbehalt — erhalten haben, auf 
Antrag Nachzahlungen zu erhalten. Der diesbezügliche Antrag iſt durch 
Einſchreibebrief an das Reichsentſchädigungsamt für Kriegsſchäden, 
Zweigſtelle Darmſtadt, Eſchollbrückerſtraße, baldmöglichſt zu ſtellen, 
ſpäteſtens jedoch bis Ende September ds. Js. Alle im Freiſtaat Heſſen 
wohnenden Flüchtlinge aus den oben abgetretenen Gebieten, welche noch 
nicht der in Darmſtadt beſtehenden Ortsgruppe des „Deutſchen 
            Oſtbun=
des” als Mitglied beigetreten ſind, werden zwecks gemeinſamer 
            Intereſ=
ſenvertretung gebeten, dies alsbald zu tun. Anmeldungen nehmen die 
Herren Gg. Moll, Darmſtadt, Ernſt=Ludwigſtraße 1 und H. Plötz, 
Darmſtadt, Rhönring 101, jederzeit gern entgegen. Beide Herren ſind 
ſtets bereit, allen Landsleuten mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen. 
Jeder Anfrage durch die Poſt iſt immer ein freigemachter Briefumſchlag 
mit der richtigen Anſchrift beizufügen. Es iſt bedauerlich, daß gerade 
von denjenigen Verdrängten, die früher den wohlhabenden Schichten 
und der Intelligenz angehörten, noch viele abſeits ſtehen, obwohl auch 
dieſe für ihre Entſchädigungen den Oſtbund fortgeſetzt in Anſpruch 
            neh=
men und die Frucht ſeiner Arbeit auch ihnen zugute kommt. Für dieſe 
muß die Parole künftig lauten: „Hinein in den Deutſchen Oſtbund”. 
Die nächſte Monatsverſammlung der Ortsgruppe Darmſtadt findet am 
Donnerstag, den 2. Auguſt, abends 8 Uhr, im kleinen Saal 
des „Feierabend”, Stiftsſtraße, ſtatt, auch wird allen Verdrängten pp. 
empfohlen, die Bundeszeitſchrift „Oſtland” zu halten, woraus vieles 
aus unſerer alten Heimat zu entnehmen iſt. Oſtland erſcheint in 
Meſeritz und iſt bei der Poſtanſtalt des Wohnortes zu beſtellen. 
— St. Ludwigskirche. Am nächſten Sonntag, den 29. Juli, feiert in 
der St. Ludwigskirche Herr Neupprieſter Paul Brandſtetter ſeine 
erſte hl. Meſſe. Er wurde am Montag in Fulda zum Prieſter geweiht 
und erhielt Dekret als Kaplan nach Groß=Auheim. Das Hochamt 
            be=
ginnt bereits um 9 Uhr. Der Kirchenchoy ſingt eine fünfſtimmige Meſſe 
von Neckes. 
— Zum Johann Strauß=Konzert ſind wir gebeten, folgendes bekannt 
zu geben: Geſtern, um die Mittagszeit, wurde von dem Straußſchen 
Vertreter Herrn Koch=Frankfurt, Eſchenheimer Landſtraße 20, telephoniſch 
die Mitteilung nach hier gemacht, daß ſich Strauß wegen Magen= und 
Darmkatarrh in ärztliche Behandlung begeben mußte. Das Konzert konnte 
alſo nicht mehr öffentlich abgeſagt werden und fand unter abwechſelnder 
Leitung der Herren Mickley, Hauske und Weber ſtatt. Das Strauß= 
Konzert muß daher wie auch in Frankfurt, Wiesbaden, Mannheim uſw. 
verſchoben werden und findet nach Geneſung von Strauß 
            be=
ſtimmt ſtatt. 
— Platanenhain. Das zweite am Mittwoch ſtattgefundene Abend= 
Promenadenkonzert bewies durch den ſehr ſtarken Beſuch, daß dieſe 
            Ein=
richtung allgemeinen Beifall findet. Es iſt ein ganz eigenartiger Genuß, 
unter den prächtigen Platanen nach des Tages Mühen bei wirklich 
            ge=
diegener Muſik zu promenieren. Die Konzerte ſollen, ſobald es die 
Witterung geſtattet, jeden Mittwoch und Samstag ſtattfinden. Da das 
Orcheſter Samstag vom Mozartverein verpflichtet iſt, findet dafür heute 
Freitag abend wiederum von 8—10 Uhr Promenadenkonzert ſtatt. Die 
Leitung hat diesmal Herr F. Mickley. 
— In Schuls Felſenkeller findet heute abend, ein großes Konzert 
durch 20 Künſtler und Soliſten ſtatt. Die Leitung hat Herr 
            Obermuſik=
meiſter Aug. Rühlemann. (Siehe Anzeige.) 
— Neue Milchpreiſe. Ab 26. d. M. treten für das 
            Verſor=
gungsgebiet Darmſtadt die Milchpreiſe wie folgt in Kraft: 
            Er=
zeugerpreis für Milch je Liter 6000 Mark, Rampenpreis frei 
Rampe Verſandſtation 6 900 Mark, Kleinverkaufspreis für 
            Darm=
ſtadt 8 500 Mark, einſchl. ſtädtiſcher Abgabegebühr. 
— Butternotierung. Der Verkaufspreis für Landbutter 
            be=
trägt in der Zeit vom 26. Juli bis 1. Auguſt 57 000 Mk. pro 
Pfund, Kleinverkaufspreis 71000 Mark. 
— Herr Georg Kaffenberger, Gardiſtenſtr. 4, bittet, bekannt zu 
geben, daß ey mit dem Pfleger Georg Kaffenberger, der in Nr. 202 
am 24. Juli genannt war, nicht identiſch iſt. 
das väterliche Erbe. Die Einfälle der Ungarn machten die 
            Aus=
bildung guter Kavallerie zur unbedingten Notwendigkeit; die 
Schlachten bei Fontenay 841, an der Unſtrut 933, bei der jene 
Eindringlinge vernichtend beſiegt wurden, waren Reiterkämpfe. 
Ein kriegsgerüſtetes Roß war die Morgengabe der Braut, aus 
dem Wiehern der heiligen Pferde weisſagten die Prieſter. So 
mußte der Reiter angeſehen werden, weil ſein Roß es war. Es 
entſtand in der Zeit der Karolinger eine angeſehene Kriegerkaſte, 
in der, wie ſchon geſagt, auch Hörige, die nicht mit Sklaven zu 
verwechſeln ſind, waren. Reiter des Herrn zu ſein, war eine hohe 
Ehre, aber auch ſein Beamter zu ſein, war ehrenvoll und 
            ein=
träglich. Die hohen Miniſterialen, die ſtattliche Lehen innehatten, 
nahmen auch freie Reiter in Dienſt und erhöhten ſo das eigene 
Anfehen. Im 9. Jahrhundert legten jene hohen Beamten ihre 
Miniſterialität ab, ſie nahmen die Amtsbezeichnungen Graf, 
            Her=
zog als Teile ihres Namens auf, und ihre Lehen wurden ihr 
Eigentum — ſo entſtand der hohe Adel. Der Reiterſtand war 
zum Ritterſtand geworden, geheiligt durch die Kämpfe der 
            Kreuz=
züge, geeint durch gemeinſame Satzung in allen Staaten, 
            ge=
hoben durch die leuchtenden Tugenden und Aufgaben, 
            gekenn=
zeichnet durch den Ritterſchlag, den jeder empfangen mußte, der 
Kaiſer und der ſchlichte Ritter aus dem Odenwald. In der 
            Ge=
ſchichte gibt es kein anderes Beiſpiel, da ſich Hörige und Kaiſer 
in einer Gemeinſchaft mit demſelben Recht zuſammenfinden, daß 
deren Abzeichen, der weiße Rittergurt, dieſelben waren. Das 
Geheimnis, das Palaſt und Howert zuſammenbrachte, war die 
hohe Miſſion, das heilige Grab zu befreien, der hohe Begriff von 
Tugend und Ehre. In halbwilder Zeit war der Ritterſtand 
            Er=
halter und Gründer der Kultur. Der Lohn für die Dienſte, welche 
der Ritter für ſeinen Herrn verrichtete, war ein Lehen, dafür 
hatte er Zins zu zahlen und ſelbſt auf eigenem Roſſe mit der 
Brünne und Lanze bewehrt und von einem Schildträger 
            be=
gleitet zum Kriegsdienſt zu erſcheinen. Im 14. Jahrhundert 
            leg=
ten die Ritter die Hörigkeit ab, ſie waren freie Männer, und ſo 
entſtand der niedere Adel. Die Lehen waren meiſt Meierhöfe, 
aus denen ſich die Burgen entwickelten. Es waren üble Gelaſſe, 
und der Wohnungsbedürftigſte hätte ſich bedankt, im Burgſtall 
des Adelings zu hauſen. Rings um die Burg, wenn ſie auf 
            be=
baubarem Grund ſtand, lagen die dazu gehörenden Wieſen, 
            Gär=
ten, Aecker und die der Dorfbewohner. Der Burgherr hat Recht 
an Wald und Fiſchfang; er ernennt Schöffen, führt das 
            Patro=
nat in der Pfarrkirche, übt Zwing und Bann, die Gerichtsbarkeit.
 Stauiverwrenelenderfännmang 
Sitzung am 26. Julf. 
Der Woogspächter hat wegen der fortgeſchrittenen Teuerung um 
eine weitere Erhöhung der Bäderpreiſe nachgeſucht. Die 
Woogs= und Bäderdeputation hat beſchloſſen, ſämtliche Preiſe 
zu verdoppeln. Von dieſer Verdoppelung ſollen 
            ausgeſchloſ=
ſen ſein die Preiſe für das Volksbad im Frauenbad und für den 
Schwimmunterricht. Außerdem ſoll in den neuen Preiſen die Gebühr 
für die Duſchenbenutzung enthalten ſein. Dem Antrag wird nach längerer 
Debatte zugeſtimmt. Im allgemeinen ſind die Zuſtände im Woog 
            zu=
friedenſtellend, doch werdem verſchiedene Vorkommniſſe aufs entſchiedenſte 
gerügt. 
Seither konnten die ſtädtiſchen Aemter Arbeiten und Lieferungen 
bis zum Betrage von 2 Mill. Mk. innerhalb des Kredits der 
            Betriebs=
rubrik ohne beſondere Genehmigung vergeben. Infolge der weiteren 
Geldentwertung wird beſchloſſen, die Verwaltung zu ermächtigen, dieſe 
Summe ohne jedesmalige Zuſtimmung der 
            Stadtverordnetenverſamm=
lung den jeweiligen Lohnverhältniſſen anzupaſſen. 
Mit Genehmigung des Miniſteriums des Innern vom 3. Ifd. Mts. 
können die Steuerſätze für die Wohnungsluxusſteuer von der 
Stadtverordnetenverſammlung jeweils feſtgeſetzt werden. Das 
            Kreis=
amt hat angeregt, die Sätze neu feſtzulegen, da die von der 
            Stadtver=
ordnetenverſammlung am 17. Mai Ifd. Js. beſchloſſenen Sätze von 3000, 
5000 und 8000 — Höchſtſatz — 80000 Mk. — als überholt zu bezeichnen 
ſeien. 
In Uebereinſtimmung mit dem Steuerausſchuß und der 
            Stadtver=
waltung beſchließt die Stadtverordnetenverſammlung, die Sätze für 
1923 wie folgt feſtzuſetzen: für das erſte ſteuerpflichtige Zimmer — 30000 
Mk., für das zweite ſteuerpflichtige Zimmer — 50 000 Mk., für das 
dritte und jedes weitere desgleichen — 80000 Mk. Höchſtſatz — 800000 
Mark. Gegen die Feſtſetzung ſtimmen die Kommuniſten, die eine 
            Ver=
hundertfgchung der jetzigen Beträge verlangen. 
Der Voranſchlag der Stadtkaſſe für 1923 ſchließt mit einem 
ungedeckten Fehlbetrag von 1 Milliarde Mark ab. In der 
Einnahme iſt als Jahresertrag eines 5prozentigen Zuſchlags auf Gas= 
und Waſſerpreis die Summe von 560 Millionen Mark eingeſtellt. Die 
Summe kann ſich durch die auf der Kohlenklauſel beruhende Steigerung 
der Gas= und Waſſerpreiſe auf 1 Milliarde im Jahre 1923 erhöhen. 
Dieſe Mehreinnahme reicht nicht aus. Infolge des ſtändigen Sinkens 
unſerer Währung hat ſich der voranſchlagsmäßige Fehlbetrag von 
1 Milliarde ſchon um ein Mehrfaches erhöht. Deshalb muß auch der 
Ertrag aus obigem Zuſchlag erhöht werden. Nunmehr beſchließt die 
Stadtverordnetenverſammlung, den Zuſchlag alsbald von 5 Prozent auf 
10 Prozent zu erhöhen. Die Stadtvv. Leuſchner (Soz.), Binſtadt (Kom.) 
und Heß (Dem.) ſprechen gegen die Erhöhung. Stadtv. Ritzert weiſt 
nach, daß Gas trotz der Erhöhung billiger iſt als Elektrizität und 
            Petro=
leum. Stadtv. Dr. Noellner (D. Vpt.) betont das unſoziale Moment 
der Erhöhung, bemerkt jedoch, daß zur Stützung der finanziellen Lage 
der Stadt eine Erhöhung unumgänglich iſt. Der Antrag wird mit 22 
gegen 18 Stimmen angenommen. 
Die Volkshochſchule Darmſtadt hat nach einer 
            Verein=
barung zwiſchen Staat und Stadt auf Grund ihres im März Ifd. Js. 
aufgeſtellten Voranſchlags für 1923/24 einen von beiden Teilen je zur 
Hälfte zu tragenden Zuſchuß von 7 Millionen Mark erhalten. Infolge 
Sinkens unſeres Geldwertes hat dieſer Jahreszuſchuß nur ausgereicht, 
die Ausgaben für das 1. Vierteljahr 1923/24 (April—Juni) zu decken. 
Die Volkshochſchule erbittet — und zwar mangels jeder ſicheren 
            Berech=
nungsgrundlage zunächſt nur für das 2. Vierteljahr (Juli bis 
            Septem=
ber) — einen weiteren Zuſchuß von 15 Millionen Mark, von Staat und 
Stadt alſo je 7,5 Millionen Mark. Nach einer von der 
            Stadtverwal=
tung angeſtellten Berechnung bewegt ſich die Nachforderung für das 
2. Vierteljahr 1923/24 in der Grenze des allgemeinen Wertverluſtes. 
Unter der Vorausſetzung, daß auch der Staat den weiteren Zuſchuß von 
7,5 Millionen Mark gewährt, wird die Summe bewilligt. 
Der Gebührentarif für den 
            Krankenbeförde=
rungs= und Rettungsdienſt bedarf mit Rückſicht auf die 
            ge=
waltige Steigerung der Betriebskoſten einer abermaligen Erhöhung. 
Um die Feſtſetzung des Tarifs den veränderten Geldverhältniſſen jeweils 
raſcheſtens anpaſſen zu können, ſoll der Tarif gleitend geſtaltet 
werden. Zu dieſem Zweck ſind die geſamten Koſten eines 
            Fahrtkilo=
meters für den Krankenkraftwagen in ihrem Verhältnis zu dem 
            da=
maligen Dollarſtand auf eine Formel gebracht worden, die in 
            Verbin=
dung mit dem jeweiligen Dollarſtand die Neufeſtſetzung der Gebührem 
künftig leicht ermöglicht. Die Gebühr für die Benutzung der Räder” 
bahren ſoll nach dem wirklichen Zeit= und Lohnaufwand für die 
            Be=
dienungsmannſchaften mit einem entſprechenden Aufſchlag für ſachliche 
Abſchreibungen berechnet werden. Die Verwaltung wird zur Feſtſetzung 
des Tarifs nach dieſen Grundſätzen ermächtigt. 
Für den Ausbau des parhol. Inſtituts durch Herrichtung 
der Räume im zweiten Obergeſchoß des Inſtitutsgebäudes iſt durch 
            Be=
ſchluß der Stadtverordnetenverſammlung vom 17. Mai 1923 ein Kredit 
von 7 700 000 Mk. bewilligt. Es iſt nunmehr angeregt worden, bei 
            Aus=
führung der Herſtellungsarbeiten im Intereſſe einer Koſtenerſparnis 
auch gleichzeitig die Räume im Erdgeſchoß für ihre künftige Verwendung 
herzurichten. Dies erfordert einen weiteren Kredit von 18 Millionen 
Mark, deſſen Bereitſtellung aus Vermögensmitteln bewilligt wird. 
Der Verband der Hilfsſchulen Deutſchlands iſt 
um Erhöhung des Jahresbeitrags eingekommen. Der ſeitherige Beitrag 
betrug 200 Mk. Es wird Erhöhung auf 6000 Mk. jährlich bewilligt. 
Dem Volksbildungsverein wird zurzeit für die 
            Beſ=
ſunger Leſe= und Bücherhalle, ein ſtädtiſcher Beitrag von 
4000 Mk. jährlich gewährt, außerdem iſt ihm das Lokal zu einem ganz 
niedrigen Mietſatz überlaſſen. Infolge der eingetretenen 
            Geldentwer=
tung kann der Verein die Unkoſten der Einrichtung nicht mehr 
            aufbrin=
gen, und hat darum gebeten, den ſtädtiſchen Beitrag auf 200000 Mk. 
jährlich zu erhöhen. Dieſer Zuſchuß wird vom 1. Juli d. J. ab bewilligt. 
Eine eingehende Diskuſſion ruft ein ſozialdemokratiſcher Antrag 
            her=
vor, der anregt, die Stadt ſolle für eine beſſere Beſchickung des Marktes 
Sorge tragen und die Wiederverkäufer vom Markt entfernen. Einen 
Ankauf von Friſchgemüſe kann die Stadt nicht vornehmen, will jedoch 
um die Beſchaffung von Kartoffeln, Weißkraut und Bohnen, gemäß dem 
Antrag Dr. Noellner (D. Vpt.) Sorge tragen. Dem Hauptzweck des 
Marktes, den direkten Einkauf der Hausfrau vom Händler zu 
            ermög=
lichen, wird dadurch Rechnung getragen werden, daß die Händler vor 
½9 Uhr nicht mehr zum Markt zugelaſſen werden ſollen. Der dahin=
 Zu Faſtnacht, dem Lieblingsfeſt von Hoch und Nieder, hat 
            män=
niglich eine Henne in die Burg zu liefern. Wer ſich vorſtellen 
will, wie der Lehnsherr inmitten ſeiner Dienſtmannen hauſte, 
der beſteige den Bergfried einer heimatlichen Burg. Ringsum 
ſind in Wald und Feld Höfe zerſtreut. „Howerter” nennt ſie der 
Odenwälder. Dort wohnten die Lehnsleute geſchart um ihren 
Herrn. Seit Konrad I. waren dieſe Güter erblich. Es ging 
            ein=
fach in jenen kleinen Burgen zu, und der Ritter lebte als 
            Guts=
beſitzer. Es war im Winter einſam auf den Höhen, und nur der 
Krach des Schneebruches oder der Hiftruf vorbeiziehenden 
            Ge=
jaides unterbrach die langweilige Stille. Selten verſtieg ſich im 
Winter jemand auf jenen unwirtlichen Wegen. Im Sommer 
freilich gab’s Beſuch. Fahrende Leute, reiſende Ritter und 
            Sän=
ger ſchlagen ans Tor. Der darüber hängende offene Helm deutet 
auf herzlich gebotene Gaſtfreundſchaft. Die Rittersfrau ſpinnt 
und führt den Haushalt, erzieht die Kinder, gleichwie im 
            Bür=
gerhauſe, und iſt ſie arm, ſorgt ſie auch für das Viehfutter. 
Wer ſich den Ritter ſtets geharniſcht, mit goldenen Sporen 
angetan, das breite Schwert umgegürtet, vorſtellt, irrt. Er 
rüſtete ſich nur, wenn er zum Kampfe, vielleicht wenn er zum 
Gericht ging, ſonſt war ſein Rüſtzeug wohlverwahrt im Kaſten 
der Rüſtkammer, und dort ſtand auch ſein Schwert. Zu Hauſe 
aber ſchätzte er, wie alle Sterblichen, die wollene Jacke und 
            be=
queme Kleidung. Freilich, wenn er zu Hofe oder in die Stadt 
zum Feſte ritt, dann holte er hervor, was ihm zukam nach ſeinem 
Stande, kleidete ſich in Pelz und Scharlach und trug Gold an 
Hut und Wams, und ähnlich kleidete ſich das Frauenzimmer. 
Das Leben in den Burgen war bürgerlich einfach; bei 
            Tages=
anbruch erhoben ſich die Bewohner; das Frühſtück beſteht aus 
einer Suppe, einem Quart Bier oder Wein. Um 10 bis 11 Uhr 
wird zu Mittag gegeſſen. Das Sprichwort „Erbfen und 
            Schweine=
fleiſch macht Könige lüſtern” zeigt, daß die Anſprüche nicht allzu 
hoch waren. Wild, Fiſch, Geflügel kommen auf den Tiſch mit 
viel Gewürz. An Geflügel werden auch der Reiher, der Kranich, 
die Krähe gegeſſen. Der Pfau war ein Königsgericht. Die 
            Kar=
toffel erſetzte das Brot. An Getränk wird Meth und Wein 
            ge=
noſſen, und es ſcheint, daß dieſer reichlich ſauer war, denn er 
wird mir Gewürz gemengt. So entſtand der Würzwein, der 
Claret, Pigment, Hippokraz. Vor dem Schlafengehen nimmk 
man den Schtaftrunk; ſchon um ſeinetwillen ſollte man von der 
guten alten Zeit” reden, 
(Schluß folgt.)
Rummer 205.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Juli 1923.
Seite 5
 gehende Antrag wird gegen vier Stimmen angenommen. — Einige 
            un=
wichtigere Angelegenheiten finden Erledigung. Da die letzte Anleihe von 
750 Millionen Mark bereits um 62 Millionen überzeichnet iſt, wird einer 
Erhöhung auf 1 Milliarde zugeſtimmt. — Die Beſſunger Kirchweihe wird 
aufgehoben. 
Aus den Parteien.
 — Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Die 
4. Wanderung am Sonntag, den 29. ds. Mts., wird durch den Park nach 
Eppertshauſen bei Dieburg führen zum Beſuch eines ausgwieſenen 
Wormſer Freundes. Abmarſch pünktlich 7 Uhr an der Odenwaldbrücke, 
Dieburger Straße; Rückfahrt mit der Bahn. Der Vorſtand erwartet 
eine zahlreiche Beteiligung der Mitglieder; Jugendliche ausgewieſener 
Parteifreunde ſind herzlich eingeladen. 
Sch.
 + Arheilgen, 25. Juli. Da der Rechner der hieſigen Spar= und 
Darlehnskaſſe ſein Amt gekündigt hat, iſt für Sonntag, den 
5. Auguſt d. J. eine außerordentliche General=Verſammlung mit 
            folgen=
der Tagesordnung angeſetzt: 1. Wahl eines Rechners, 2. 
            Statuten=
änderung. Die Zinsſätze ſind ab 1. Auguſt wie folgt: für Spareinlagen 
16 Prozent, für Schuldigkeiten 30 Prozent. — Zur Zeit iſt man damit 
beſchäftigt, die Schienenanlagen der Straßenbahn in der Nähe des 
Nordbahnhofes zu entfernen. Ob dies die Vorarbeiten für den Umbau 
in elektriſchen Betrieb ſind oder ob man damit die Verbindung zwiſchen 
unſerem Orte und der Landeshauptſtadt endgültig abzubrechen gedenkt, 
konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. 
w. Eberſtadt, 26. Juli. Brand. Geſtern mittag gegen 1 Uhr brach 
im Dachſtuhl der Villa „Waldfriede” in der Villenkolonie (dem 
ehemaligen bekannten Ausflugsort) ein Brand aus, der ſich raſch auf 
das darunter befindliche Stockwerk auf der Südſeite des Hauſes 
            aus=
dehnte. Zur Löſchung des Feuers war außer der Freiw. Feuerwehr 
Eberſradt eine Abteilung der Darmſtädter Feuerwache mit einer 
            Motor=
ſpritze erſchienen. Während der Löſcharbeiten mußte der 
            Straßenbahn=
betrieb durch Umſteigen aufrecht erhalten werden, da die 
            Schlauchlei=
tungen notwendiger Weiſe über die Gleisanlage zu liegen kommen 
mußten.
 — Nieder=Ramſtadt, 26. Juli. Mit dem am letzten Sonntag hier 
ſtattgehabten, vom hieſigen evangeliſchen Kirchenchor veranſtalten 
            Kir=
chenkonzert wurde unſerer Geeminde nicht nur ein reiner 
            Kunſt=
genuß geboten, es war das Ganze auch eine die Herzen erhebende Feier. 
Eine befonders große Freude war es den Zuhörern, das techniſch 
            voll=
endcte und überaus klangſchöne Violinſpiel von Frau Pfuhl=
            Flö=
ring=Darmſtadt wieder hören zu dürfen, die nicht nur in dem „
            lang=
ſamen Satz aus einer Sonate von Mozart” und beſonders auch in einer 
„Gavolte von Rameau”, ſondern auch in dem Violinpart der unten 
            ge=
nannten Bach=Arie wundervoll Feines und Vollendetes bot. Der 
            Kir=
cheuchor ſelbſt, unter der Leitung ſeines bewährten langjährigen 
            Diri=
genten, des Herrn Lehrer Müller=Traiſa, brachte in den zwei das 
Programm beherrſchenden Nummern, der „Bibliſchen Scene” von 
Schütz: „Phariſäer und Zöllner” und einer Cantate von Briegel, 
            bear=
beitet von Dr. Noack: „Von Chriſti Hingang zum Vater” die Chöre 
meiſterhaft zum Vortrag, wie er auch in den Einzelchören „Dir, dir 
Jehova, will ich ſingen”, „Die Welt ſingt Gottes Preis” von Joh. Wolfg. 
Franck und „Pſalm 8” von Jul. Mühlberg Gutes und Beſtes bot. 
Herr Du. Noack=Darmſtadt hatte in ſehr dankenswerter Weiſe die 
Solopartie des „Phariſäer” übernommen und gab hier ſowohl, wie in 
der Arie für Baß, Orgel und Violine von Seb. Bach: Gleichwie die 
wilden Meereswellen” mit ſeinem mächtigen, tonſicheren Baß dem 
            Gan=
zen ſein Gepräge und brachte namentlich auch das Wogen der 
            Meeres=
wellen neben den Inſtrumenten prachtvoll zum Ausdruck, während Herr 
Kand. Ing. Stahl=Darmſtadt durch ſeinen weichen und klangvollen 
Tenor überraſchte und ſowohl in dem Gebet des Zöllners, als auch in 
der von ihm geſungenen Arie aus dem „Elias”: „So ihr mich von 
ganzem Herzen ſuchet” die Herzen der Zühörer mit ſeinem Geſang 
            wahr=
haft ergriff. Herr Poſtſekretär Wiehe=Ober=Ramſtadt erfreute durch 
einen ſehr feinen und in ſeiner Klangfülle äußerſt eindrucksvollen 
            Cello=
vortrag: „Meditation von Bach=Gounod”. Nicht vergeſſen ſeien auch 
die beiden hieſigen vielverſprechenden jungen Künſtler, Herr Heinrich 
Crößmann=Nieder=Ramſtadt und Herr Willi Meißner=Traiſa, 
die das Violinduett in der Cantate von Briegel in ſicherem klangreinen 
Spiel darboten. Orgelſpiel und Orgelbegleitung lagen bei Herrn 
            Rek=
tor Schultheis in guter, altbewährter Hand. Allen Mitwirkenden 
ſei der Dank der Gemeinde für die weihevolle Stunde, die ſie ihr bereitet 
haben, auch an dieſer Stelle aufs herzlichſte ausgeſprochen. 
r. Babenhauſen, 26. Juli. Die hieſige Volksbank hielt ihre 50. 
ordentliche Generalverſammlung ab. Nachdem der Direktor der 
            Volks=
bank, Herr Rektor Mathes, einen Bericht über die Gründung und 
die Geſchichte der Genoſſenſchaft erſtattet hatte, wurde von dem Rechneu, 
Herrn H. Oeſt, die Jahresrechnung vorgeleſen. Sie fand keine 
            Bean=
ſtandung. Dem Vorſtand und Aufſichtsrat wurde Entlaſtung erteilt. Die 
Höhe der anzunehmenden Spareinlagen wurde auf 10 Mill. Mark der 
einem Mitglied zu gewährende Kredt=Höchſtbetrag auf 50 Mill. Mark 
feſtgeſetzt. — Das Elektrizitätswerk gibt bekannt, daß vom 
15. Juli bis 15. Auguſt der Strompreis für die Kilowattſtunde: Licht 
15 000 Mk., Kraft 10 000 Mk. beträgt. — Ein Vortrag, dem ein voller 
Saal zu wünſchen wäre, findet kommenden Sonntag abend im Gaſthaus 
zum Adler ſtatt. Das zeitgemäße Thema lautet: „Der Kampf um 
Rhein und Ruhr‟. Der Vortrag, den Lichtbilder unterſtützen, wird 
veranſtaltet von der Liga, Bund für deutſche Kultur; Redner iſt Dr. 
Bergmannt. 
—0— Münſter bei Dieburg, 25. Juli. Wegen 
            Baugelände=
beſchaffung ſoll ein Lageplan auf Beſchluß des Gemeinderates 
            an=
gefertigt werden. — Das Geſuch der Gemeinde um Genehmigung eines 
Leſeholztages im ſog. „Eichen” iſt vom Miniſterium abgelehnt worden. 
Es ſoll deshalb eine neue Eingabe nach Darmſtadt gemacht werden. 
R. Habitzheim i. O., 26. Juli. Nächſten Sonntag, den 29. Juli ds. 
Js., nachm. 3 Uhr, wird das Denkmal zu Ehren der Gefallenen 
            ent=
hüllt. Der Zug ſtellt ſich eine Viertelſtunde vorher an den beiden 
            Kir=
chen auf und bewegt ſich unter Teilnahme der Muſikkapelle, der 
            Schulkin=
der und ſämtlicher Vereine nach dem Friedhof, woſelbſt die beiden 
            Geiſt=
lichen die Weihe des Denkmals vornehmen werden. 
—0— Ober=Finkenbach bei Beerfelden, 25. Juli. Unfall. Beim 
Steinfahren für einen Wohnungsneubau kam ein hieſiger Landwirt ſo 
unglücklich unter ſein Fuhrwerk, daß er einen doppelten Beinbruch erlitt 
und in ein Heidelberger Krankenhaus überführt werden mußte. 
zh. Lampertheim, 25 „Juli. Städteordnung. Der hieſige 
Gemeinderat hat mit 12 gegen 8 Stimmen die Einführung der 
            Städte=
ordnung beſchloſſen. 
n. Lampertheim, 26. Juli. Kürzlich ereignete ſich auf der Ortsſtraße 
hier ein tötlicher Unfall. Ein von Mannheim kommendes Auto 
fugr über eine Brücke, auf deren Brüſtung einige Kinder ſaßen. Beim 
Heranuahen des Kraftwagens, der in mäßiger Gangart geweſen ſein 
ſoll, lief der achtjährige Jakob L. noch raſch von einer Seite nach der 
            an=
dern, wurde dabei vom Auto erfaßt und erlitt derartige Verletzungen, 
daß er alsbald daran verſtarb. Die Inſaſſen des Autos hielten ſofort an 
und leiſteten die erſte Hilfe. Es iſt gerichtliche Unterſuchung eingeleitet, 
und wird ſich ergeben, ob dem Lenker des Kraftwagens, Dr. Brechter 
von Mannheim, fahrläſſiges Verſchulden zur Laſt zu ſetzen ſein wird. 
th. Mainz, 25. Juli. Neues Notgeld. Die Stadt hat neue 
Notgeldſcheine zum Nennwerte von 100 000 Mark herausgegeben. 
K. Schotten (Oberheſſen), 25. Juli. Zuſammenſtoß mit 
Wilderern. Auf dem Streifgang ſtieß der Förſter Mölcher mit vier 
bewaffneten Wilderern zuſammen. Als ſie ihn gewahrten, ſchoſſen ſie 
ſofort auf ihn, ohne jedoch zu treffen. Der angegriffene Beamte ſetzte 
ſich ſelbſrverſtändlich zur Wehr. Er traf einen Wilderer tötlich, einen 
anderen verletzte er ſchwer. Dieſer ſowie die beiden anderen Komplizen 
konnten feſtgenommen werden.
Poſaunenfeſt 1923.
 — Am 11. und 12. Auguſt findet in Offenbach a. M. das große 
esjährige Pöſaunenfeſt ſtatt, zu dem ſich eine große Anzahl Bläſer 
von Nah und Fern gemeldet haben. Aus dem umfangreichen 
            Pro=
gramm entnehmen wir: Samstag Nachmittag: Empfang der 
            auswärti=
en Gäſte. Abends 6½ Uhr: Vertreterverſammlung im Gemeindehaus, 
Sandgaſſe 45. Konferenz=Leiter: Prediger E. Lang, Neuenburg, 
Vrttbg. (1. Vorſitzender des Verbandes Chriſtlicher Poſaunenchöre 
Deutſchlands und Herausgeber der „Poſaune‟). Abends 8 Uhr 
            da=
ſelbſt: Prohe der anweſenden Chöre. 
Feſt=Sonntag, den 12. Auguſt 1923. Morgens 5½ Uhr: 
droßes Wecken durch die Straßen der Stadt. Morgens 7 Uhr: 
            Feſt=
gruß von den Kirchtürmen der evangeliſchen Kirchen. Vormittags 8 
Uhr: Zuſammenkunft aller Bläſer im evang. Vereinshaus, Kirchgaſſe 
1. (Kaffee). Vormittags 9 Uhr daſelbſt: Begrüßung und 
            General=
vrobe ſämtlicher Chöre. Vormittags 10 Uhr: Feſtgottesdienſt in der 
Schloßkirche. Vormittags 11 Uhr: Großes Geiſtliches Konzert auf dem 
Vilhelmsplatz. Mitwirkung ſämtlicher Poſaunenchöre in 
            Verbin=
ung init ſämtlichen Kirchenchören und Chorſchulen Offenbachs. Vokal= 
und Inſtrumental=Vorträge. — Anſprache. — Mittagspauſe. (
            Quar=
tierzettel werden an die vorſchriftsmäßig Gemeldeten ausgegeben.) 
Nachmittags 2½ Uhr: Antreten auf dem Wilhelmsplatz, von da aus 
roßer Feſtzug mit mehreren Marſchkapellen durch die Straßen 
Iffenbachs nach dem Stadtgarten; Beteiligung ſämtlicher kirchlichen 
Vereine mit Fahnen und Standarten. Nachmittags 3½ Uhr: Nachfeier 
m Stadtgarten am Main (bei ungünſtiger Witterung in der 
            Stadt=
alle), Vorträge der vereinigten Kirchengeſangvereine und der 
            ver=
inigten Poſaunenchöre, ſowie Einzel= und Maſſenchöre. — 
            Feſt=
nſprache. 
Zu dieſem Feſt, das bei jeder Witterung ſtattfindet, werden alle 
Chriſtlichen Chöre und Verbände von Nah und Fern reiht herzlichſt 
ingeladen. Der Herr aber, zu deſſen Namens Ehre das Feſt gefeiert 
werden ſoll, ſchenke ein Gelingen desſelben.
 Reich und Ausland. 
Eine Krankenſchweſter wegen fahrläſſiger Tötung verurteilt. 
Mannheim. Der Aufſehen erregende Fall, daß im ſtädtiſchen 
Krankenhaus ein junges Dienſtmädchen bei einem Sitzbad derartige 
            Ver=
letzungen erlitt, daß ſie ſtarb, weil die Krankenſchweſter Paula D. gegen 
die Vorſchrift die Patientin eine kurze Zeit allein im Bade gelaſſen 
hatte, beſchäftigte nunmehr die Ferienſtrafkammer als 
            Berufungsin=
anz, da der Staatsanwalt gegen das freiſprechende Urteil der 
            Kran=
kenſchweſter von der Anklage der fahrläſſigen Tötung durch das 
            Schöf=
fengericht Berufung eingelegt hatte. Die Strafkammer kam nach einer 
Nachprüfung des Tatbeſtandes zu einer Verurteilung der Angeklagten, 
zu einer Gefängnisſtrafe von 3 Monaten, weil nach der Auffaſſung der 
Strafkammer, die Angeklagte ihre Vorſchrift, wonach ſie bei dem Bade 
zugegen ſein mußte, nicht befolgt, und ſich dadurch einer groben 
            Fahr=
läſſigkeit ſchuldig machte. 
Der naſſe Tod. 
Mannheim. Die Leichen des beim Baden im Rhein und Neckar 
ertrunkenen Kaufmannes Otto Hauſer und des Arbeiters Guſtav Klier 
ſind in der Nähe der Unfallſtellen gelandet und geborgen worden. 
Ein falſcher Arzt. 
Freiburg i. B. Der 32jährige Willi Konrad aus Barmen= 
Rittershauſen, der ſich zuſammen mit einem praktiſchen Arzt wegen 
Lohnabtreibung vor dem Schwurgericht zu verantworten hatte, hat es 
verſtanden, ſich in Freiburg mehrere Jahre als praktiſcher Arzt zu 
            be=
tätigen, ohne Medizin ſtudiert zu haben und ohne je ein Examen 
            ge=
macht zu haben. 
Hilfe für die Hagelgeſchädigten. 
Karlsruhe. In wenigen Minuten hat ein furchtbarer 
            Hagel=
ſchlag und Sturm den Landwirten in vielen Gemeinden der Bezirke 
Lahr und Breiſach die Arbeit und den Hauptverdienſt eines Jahres 
vernichtet. Zur Linderung der Not haben der Verband badiſcher 
            land=
wirtſchaftlicher Genoſſenſchaften und die Badiſche landwirtſchaftliche 
Hauptgenoſſenſchaft Karlsruhe je einen Waggon Mehl, Spezial=Null, 
zu weſentlich verbilligtem Preiſe zur Verteilung in die beiden Bezirke 
laufen laſſen. Die Regierung wurde erſucht, Kredit zu gewähren, damit 
die dringend benötigten landwirtſchaftlichen Bedarfsartikel zu günſtigen 
Bedingungen der Betroffenen im Intereſſe der Volksernährung zur 
            Ver=
fügung geſtellt werden können. 
Martyrium einer Greiſin. 
Bonn. Aus Rheinbach wird der Köln. Ztg. berichtet: In Groß= 
Altendorf befreiten die Landjäger eine 65jährige Frau aus einer 
            grau=
ſamen, ſchon mehrere Monate dauernden Gefangenſchaft. Sie fanden 
die Frau in einem dumpfen, vollſtändig dunklen Raum, nur mit dem 
Hemd bekleidet, auf einem Strohſack liegend, am rechten Fuß mit einer 
Kette ſo gefeſſelt, daß ſie das Lager nicht verlaſſen konnte. Neben dem 
Lager ſtanden Eß= und Trinkgeſchirre und dicht dabei der Notdurfteimer. 
Die Frau war in dieſer Weiſe von ihrer Schwägerin „gepflegt” worden. 
die dreimal täglich erſchien, um kärglichſte Nahrung und Waſſer zu 
bringen, ſonſt aber niemand in das im übrigen unbeſvohnte Haus 
            ein=
ließ. Die aus dieſer „Pflege” befreite Frau wurde nach Rheinbach ins 
Krankenhaus gebracht. 
Skandalöſe Badezuſtände in Trier. 
Trier. In der Stadtverordnetenverſammlung gab es in der 
            letz=
ten Sitzung eine länger Erörterung über ſkandalöſe Badezuſtände in 
Trier. Der Vorſitzende, der ſtellvertretende Oberbürgermeiſter 
            Rechts=
anwalt Stöck, ſtellte nach dem Bericht der Trierer Landesztg, als 
            ein=
mütige Anſicht der Verſammlung feſt: 1. Daß es wünſchenswert iſt, daß 
wir in Trier Gelegenheit zu einem Familienbad geben unter der 
            Vor=
ausſetzung, daß es abſulut anſtändig gehandhabt wird; 2. daß es auch 
erforderlich iſt, daß nach wie vor für beide Geſchlechter getrennte 
            Bade=
anſtalten beſtehen; 3. daß die bisherigen Maßnahmen der Stadt in keiner 
Weiſe genügt haben, und daß wir unbedingt dafür ſorgen müſſen, eine 
Badegelegenheit zu ſchaffen, die den Bedürfniſſen der Bevölkerung 
            ge=
nügt, und zwar ſowohl im Sommer wie im Winter. Die Sache wird in 
der zuſtändigen Kommiſſion alsbald zur Verhandlung gebracht, und es 
wird auch verſucht werden, mit Hilfe der Arbeitsloſen das Moſelbett 
am Ufer reinigen zu laſſen, damit man darin gehen kann.
 Reiſen und Wandern. 
* Eine Bergfahrt. 
II. 
Einödsbach, 27. Juni 1923. 
Nach den ziemlich anſtrengenden Hochtouren der letzten Tage 
gönnten wir uns einen Ruhetag, zudem auch das Wetter noch 
keine beſonders heitere Miene aufſetzte. Nur eine „hochalpine‟ 
Tour nach Oberſtdorf mußten wir notgedrungen unternehmen, 
da der Betriebsſtoff für den unerſättlichen menſchlichen Motor, 
gemeinhin Magen genannt, allmählich zur Neige ging. Den 
Spaziergang — mit leerem Ruckſack, welch Wohlgefühl — 
            verban=
den wir noch mit einem Beſuch des Freibergſees, einem jener 
hochgelegenen Bergſeen, wohl auch Gumpen genannt, die mit 
ihrem klaren, tiefblau gefärbten Waſſer die Augenweide eines 
            je=
den Naturfreundes ſind. 
In Oberſtdorf benahmen wir uns wieder einmal als 
            wohl=
geſittete Kulturmenſchen, d. h. wir laſen Zeitungen, beſuchten 
eine Konditorei und vertilgten Kuchen, die unſer, ſeither an 
            der=
bere Koſt gewöhnte Magen, nur mit einiger Rebellion aufnahm. 
Oberſtdorf liegt bekanntlich im Allgäu, jenem vielgelobten Lande, 
wo Milch und Butter in Strömen fließen ſollen. Aber das war 
wohl einmal . . . Wenigſtens bekamen wir weder das eine noch 
das andere zu ſehen und es hatte ganz den Anſchein, als ob 
das edle Rindviehgeſchlecht im Allgäu keine Heimatſtätte mehr 
habe und die valutariſche Nähe von Kurhotels uſw. den Almen 
vorgezogen hätte. Allzu verwunderlich iſt es ja nicht, wenn auch 
das Rindvieh der allmächtigen Frau Valuta Konzeſſionen macht. 
Und ein Spottvogel, in Sachſen beheimatet, parodierte das ſchöne 
Lied „Auf der Alm, do gibts koa Sünd” alſo: „Auf der Alm, do 
gibts koa Mili” (Milch). — Allgäus Milch= und Butterſtadt 
üblen Angedenkens hinte uns laſſend, machten wir uns gegen 
Abend, nachdem unſer Kulturbedürfnis hinlänglich befriedigt 
war, wieder in Richtung auf das liebe Einödsbach auf den 
Heimweg. 
Zur größten Freude der kleinen Bergſteigerſchar lachte in 
der Frühe des nächſten Morgens heller Sonnenſchein. Wieder 
winkten Mädelegabel, Trettachſpitze und die ſchneeigen Gipfel all 
in der Runde, diesmal in reiner, ſtrahlender Schönheit. In 
manchem Herzen fieberte das ſtürmiſche Verlangen, gar bald von 
dort droben, losgelöſt von aller Erdenſchwere, herabſchauen zu 
dürfen in das weite, herrliche Alpenland. — Ein Braupaar von 
der Sektion „Schwaben” aus Stuttgart ſchloß ſich uns zum 
            Auf=
ſtieg auf die Rappenſeehütte an. Munter und geſprächig 
            luſt=
wandelten wir durchs ſtille Rappenalptal, ſchweißtriefend und 
wortkarg ſtrebten wir bergauf über die Rappenalp der 
            Rappen=
ſeehütte entgegen, die wir um die Mittagsſtunde mit frohem 
Bergheil begrüßten. Die Sektionshütte im Rappenſeekeſſel, den 
im Hintergrunde die Felsgruppen des Rappenmaſſivs (
            Rappen=
ſeekopf, Hochrappenkopf, Biberkopf), Hochgundſpitze und 
            Rot=
gundſpitze begrenzen, iſt herrlich gelegen wie kaum eine andere in 
den Allgäuer Alpen. Wenige Minuten von ihr entfernt gelangt 
man zum Rappenſee, den wir aber vereiſt und ſchneebedeckt 
antrafen. Die Rotgundſpitze wollten wir noch am Ankunftstage 
bezwingen und zwar ſuchten wir nach einer neuen 
            Aufſtiegmög=
lichkeit, da uns der für gewöhnlich gemachte Aufſtieg über ein 
Grat weniger reizte. Ein hoher und wie es ſchien, nicht ſehr 
breiter Kamin ließ in uns den Wunſch aufkommen, den Gipfel 
durch Kaminaufſtieg zu „erledigen”. Nach etwa einſtündigem 
Klettern im Fels war der Kamin auch glücklich von uns 
            er=
reicht, aber ein Blick in die Höhe zeigte uns, daß ein 
            Weiterſtei=
gen frevelhafter Leichtſinn bedeuten würde. Steine in jeder 
            ge=
wünſchten Größe, ganz niedliche Dinger und loſe in den 
            Fels=
ſpalten hängend, drohten jeden Augenblick herunter zu poltern. 
Nur einer leiſen Erſchütterung hätte es hierzu bedurft. Wohl 
oder übel kletterten wir alſo zurück und machten ſtatt deſſen dem 
„Wilden Männle” einen Beſuch. Faſt ſenkrecht ſchaut hier der 
Blick, wenn man mit etwas Vorſicht auf die bedenklich weit 
überhängenden Schneewächten vorzugehen wagt, in den Tobel 
des Bacher Loches, aus dem aus jetzt wieder flatternde 
            Nebel=
ſchwaden hochtrieben. Ein unfreundlicher, düſterer Talkeſſel, 
            die=
ſes Bacher Loch ,75
 Rappenſeehütte, 28. Juni 1923. 
Dämmerung bricht herein. Letztes Sonnenlicht verſchwindet 
hinter den Bergen. Tiefe, ja heilige Stille ringsum, die kein 
Mißton ſtört. 
Drinnen, im Rappenſeehaus aber ſitzt dicht 
            zuſammenge=
drängt der Bergſteiger frohe Schar. Bergfrohe Menſchen! 
            Selt=
ſames, wohl auch unverſtandenes Wort, wenn es jemand in den 
großen Städten der Welt ausſprechen würde. Alte und Junge, 
Männlein und Weiblein! Sonnenverbrannte Geſichter, 
            leuch=
tende Augen und leuchtende Herzen! Irgend jemand greift zur 
Laute, der trauten, ſchlägt in die Saiten und ſtimmt ein Lied an. 
Ein einfach Volkslied nur. Wer noch nie geſungen hat, hier 
            hul=
digt er der Müſe Hymnia. Unermüdlich handhabt unſer „
            Meen=
zer” Gefährte eine Mundharmonika und Mitternacht war nicht 
fern, als wir unſere Betten bezw. Matratzenlager aufſuchten. 
Aber im Halbſchlaf ging es mir noch durch den Sinn: „Als wir 
jüngſt in Regensburg”, „Morgen muß ich fort von hier ..." 
Durch metertiefen Schnee mühſam ſtampfend, bewegten wir 
uns am nächſten Morgen zum „Hohen Licht”, das ſchon auf 
            öſter=
reichiſchem Boden liegt. Nach nicht ſchwierigem Aufſtieg genoſſen 
wir vom Gipfel eine prächtige Ausſicht auf das Lechtal, die aber 
bald wieder geſtört wurde, da die aus dem Bacher Loch zu 
            unſe=
rem Verdruß wieder aufſteigenden Nebelkolonnen ſehr bald 
jeden Ausblick verhinderten. 
H. Tillenburg, Mitglied des D.=Oe. A.=V. 
Sektion Mannheim.
 RDV. Eine Eifenbahnverbindung zum Flugplatz Fürth. 
Seit einigen Tagen hat der Flugplatz Fürth — auf der wichtigen 
Strecke Berlin=München — eine beſondere Eiſenbahnverbindung 
erhalten; vom Staatsbahnhof Fürth fahren täglich zwei 
            Per=
ſonenzüge zum Flugplatz und zurück, ſo daß die Reiſenden 
            un=
mittelbar nach Verlaſſen des Zuges das Flugzeug beſteigen 
können. 
+ Südſlaviſches Durchreiſeviſum im Eiſenbahnzug. Den 
aus dem Deutſchen Reiche nach Trieſt oder dem Adriaſeebad 
Portoroſe Reiſenden wird, wie die „Reichszentrale für Deutſche 
Verkehrswerbung” mitteilt, das ſüdſlaviſche Durchreiſeviſum für 
die Hin= wie für die Rückreiſe im fahrenden Zuge gegen eine 
Gebühr von 10 Dinar erteilt, unter der Bedingung, daß die 
Bahnfahrt auf ſüdſlaviſchem Gebiet nicht unterbrochen wird. Es 
wäre wünſchenswert, daß auch die deutſchen Behörden ſich zu 
derartigen Verkehrserleichterungen im Durchgangsverkehr, z. B. 
von Holland und Skandinavien nach der Schweiz entſchlöſſen.
 Sport, Spiel und Turnen. 
Waſſerſport. 
Die Maſurenfahrt des Deutſchen Ruderverbandes. 
* Die etwa 250 Teilnehmer an der diesjährigen Wanderfahrt des 
Deutſchen Ruderverbandes, die ſich über die maſuriſchen und 
            oberlän=
diſchen Seen erſtreckt, wurden am Sonntag abend in der Königsberger 
Stadthalle durch die bſtpreußiſchen Ruderer in einem feſtlichen Kommers 
begrüßt. Herzlich waren die Willkommensgrüße, die den Gäſten aus 
Ilen deutſchen Gauen entgegengebracht wurden. Oberpräſident Siehr 
überbrachte die beſten Glückwünſche des preußiſchen Kultusminiſters Dr. 
Boelitz, der leider dem Abend nicht mehr habe beiwohnen können. Er 
forderte zum Schluß alle deutſchen Brüder aus Oſt und Weſt, Nord und 
Süd zu einem Hoch auf das deutſche Vatexland auf, das brauſenden 
Widerhall fand. Nicht minder herzliche Worte widmete der 
            Oberbürger=
meiſter Dr. Lohmeher den Rudergäſten auf dem Boden der See= und 
Handelsſtadt Königsberg. Nach einer kurzen Beſichtigung des 
            Königs=
berger Hafens erfolgte am Dienstag vormittag die Abfahrt der Gäſte 
nach Angerburg, dem Ausgangspunkt der Wanderfahrt.
 Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde. 
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). 
Freitag, den 27. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min. 
Samstag, den 28. Juli. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. — 
Sabbatausgang 9 Uhr 10 Min. 
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. — Abends 7 Uhr, 
Gottesdienſt in der Shnagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft. 
Samstag, den 28. Juli. Vorabend 7 Uhr 30 Min. — Morgens 
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 9 Uhr 10 Min. 
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Abends 8 Uhr.
 53. Quittung 
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene 
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung: 
Schneider=Innung Darmſtadt (2. Rate) 230 000 Mk., einige Mercks= 
Beamte 6000 Mk., Scharmann 30 000 Mk., E. Wittig (6. Rate) 2000 Mk., 
Rechn.=Rat Göbel (7. Rate) 10 000 Mk., R. R. 20 000 Mk., N. N. 50 000 
Mk., Süffert 100 000 Mk., Rechnungsdirektor Jung (2. Rate) 10000 Mk., 
Tanzſchule Rehr (3. Spende) 106 000 Mk., Rechnungsſtelle der heſſiſchen 
Juſtizamtmänner 168 900 Mk., Schule zu Kleeſtadt (4. Rate) 2700 Mk., 
Profeſſor Dr. Langenbeck (6. Rate) 25000 Mk., W. Kaufmann 30000 
Mk., J. K. (11. Rate) 1000 Mk., V. Klaſſe der Schule Groß=Zimmern 
30 000 Mk., Sammlung beim Poſtamt I 7100 Mk., Beamte und 
            Be=
dienſtete der Provinzialdirektion Starkenburg und des Kreisamts 
            Darm=
ſtadt (5. Rate) 470370 Mk., Oberrechnungsrat Martin Bormet (7. 
Spende) 20000 Mk., Heinrich Stöppler, Taunusſtr. 15, 2000 Mk., N. N. 
50 000 Mk. 
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 8. Quittung 
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6. 
            Quit=
tung 416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk., 
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung 
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk., 
14. Quittung 597 255 Mk., 15. Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung 
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19. 
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478 
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24. 
            Qnit=
tung 341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk. 
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung 
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk., 
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung 
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36. 
            Quit=
tung 129 115 Mk., 37. Quittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk., 
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Quittung 
675 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Qnittung 647 375 Mk., 
44. Quittung 798 986 Mk., 45. Qnittung 502 500 Mk., 46. Quittung 
1 368 305 Mk., 47. Quittung 740 030 Mk., 48. Quittung 485 000 Mk., 
49. Quittung 1 655 450 Mk., 50. Quittung 932 360 Mk. und 20 Dollar. 
51. Quittung 908 850 Mk., 52. Quittung 964 000 Mk., 53. Quittung 
1371070 Mk. 
zuſ. 38955 229.— Mk.
 Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
Wettervorherſage für Samstag, den B. Julit 
Wechſelnd bevölkt, vereinzelt Regenſchauer, nordweſtliche Winde, 
Weitere Abkühlung.
 Tageskalender. 
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, 7½ Uhr: „
            Flachs=
mann als Erzieher”. — Brauerei Fay=Ausſchank (
            Alexan=
derſtraße 23), abends 8 Uhr: Gartenkonzert. — Schuls 
            Felſen=
keller, abends 8 Uhr: Konzert. — Union=, Reſidenz=, Zentral= 
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen. 
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik, 
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für „Stadt und Land”, 
„Reich und Ausland”: i. V.: Andreas Bauer; für den 
            Inſeraten=
teil: i. V.: Ad. Fleiſchmann — ſämtlich in Darmſtadt. 
Die heutige Rummer hat 8 Seiten.
Seite 6.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 22. Juli 1923.
Nummer 205.
 Der junge Tod. 
Roman von Fritz Demuth. 
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und 
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.) 
70) 
(Nachdruck verboten.) 
Um uns ſaß niemand, der uns hätte hören können, die 
            ner=
vöſe Arbeit am Morgen hatte Marie Louiſes Selbſtbeherrſchung 
wohl erſchüttert, ſie konnte nicht ſchweigen. „Du ſiehſt das alles 
ganz falſch an.” 
„Inwiefern?” 
„Du denkſt, ich ſei noch das kleine Mädchen, das bin ich nicht 
mehr, ich habe viel zu viel Ernſtes erlebt, um nicht gereift zu 
ſein, ich bin wirklich erwachſen, und dann meinſt Du, das mit 
Günter ſei eine Schwärmerei, das ſtimmt auch nicht, und es iſt 
nicht einmal nur — Liebe, es iſt auch Ueberlegung und 
            Ver=
nunft dabei." 
„Ueberlegung und Vernunft?” 
„Jawohl; ſieh mal, Vater, man muß doch in meinem Alter 
ſchon wiſſen, was man mit ſeinem Leben anfangen will. Ein 
            Be=
ruf, das wird wohl bei mir für die Dauer nichts werden, da 
fehlt es an der ausgeſprochenen Begabung, bleibt alſo nur die 
Ehe übrig. Die kann man auf zwei Arten führen, das habe ich 
inzwiſchen ja hinreichend beobachtet: ſo wie Frau Pfeil, es 
kann natürlich eleganter und, ja, geſchmackvoller ſein, oder — 
wie ſie in Rom leben. Ach, das römiſche Leben hat mir eine 
Zeitlang ſehr gut gefallen, und ich habe mich oft genug danach 
geſehnt, aber für immer, ſo tagaus tagein iſt es nichts. Um 
Gottes willen, ein Vergnügungsmenſch möchte ich nicht ſein und 
was damit zuſammenhängt. Nein, brr,” ſie ſchüttelte ſich, „wenn 
ich denke, nein, nein, dazu paſſe ich nicht. Im Gegenteil, wenn 
doch eine verſteckte Neigung dazu in mir wäre, die müßte ich 
            be=
kämpfen mit aller Kraft.” 
„Ich mache mir nicht viel aus den norwegiſchen Dramen, 
ſie ſind mir zu kühl, zu unerfreulich, aber, Vater, eine Ehe 
zriſchen einem richtigen jungen Mädchen und einem richtigen
 jungen Manne, der noch nicht ſo herumgekommen iſt, wie ſie da 
als Ideal hingeſtellt werden, die finde ich, ganz von mir 
            abge=
ſehen, ſo im allgemeinen, wunderſchön.” 
„Und dann, Vater, ich habe Günter — geküßt. Damit iſt 
eigentlich alles entſchieden.” 
Ich ſah Marie Louiſe unverwandt an, während ſie ſprach, 
da war ſo viel Ungewohntes, Neues. 
Nicht ganz leicht wurde es mir, meine Stellung auch nur 
innerlich zu wahren, aber ich tat es doch, die alten Beweisgründe 
ſtanden zu Gebote, und dann ſah ich darüber hinaus: gerade 
wenn das, was Marie Louiſe ſagte, mich wegen der 
            Ueberleg=
ung, die daraus hervordrang, berührt hatte, bewies es nur, wie 
reif ſie innerlich war und wie ſehr ſie einen klugen Führer 
brauchte. Nein, neben ihr war Günter noch viel mehr der Junge, 
als ich es gedacht hatte. 
„Marie Louiſe, ich habe Dich ausreden laſſen, aber ich muß 
bei meiner Meinung bleiben.” Sie wollte erwidern, ich wehrte 
ihr. „Ein Reſtaurant iſt doch wirklich nicht der richtige Ort zu 
ſolcher Unterhaltung.‟ Da ſchwieg ſie. 
Für die nächſte Mittagsſtunde beſtellte ich Günther nach 
meinem Bureau. 
Da ſaß der große hübſche Junge ziemlich verlegen vor mir. 
Ich ſagte: „Wir müſſen ohne Umſchweife miteinander reden, 
wie ſich das für Männer gehört. Marie Louiſe hat ſich in den 
Kopf geſetzt, ihre Zuneigung zu Dir ernſt zu nehmen; ich hoffe, 
Du wirſt den Verſtand ſprechen laſſen, wirſt vernünftig ſein.” 
Günter ſchwieg, und ich fuhr fort: „Ich verlange nicht, daß ihr 
von heute auf morgen einander den Rücken kehrt, im Gegenteil, 
ich würde es begrüßen, wenn aus eurer Zuneigung eine warme 
Freundſchaft entſtände; aber ich kann nicht zulaſſen, daß ſich 
zwiſchen euch die Beziehungen eines Liebespaares ergeben, und 
noch weniger, daß von einer künftigen Ehe die Rede iſt. 
„Biſt Du mit mir einverſtanden?" 
„Nein.” 
Alſo, was haſt Du dann zu ſagen?” 
Günter hob langſam den blonden Kopf und ſuchte mit ſeinen 
blauen Augen die meinen, er bildete die Worte nicht ohne Mühe,
 ſprach ſchwerfällig und ſtockend: Marie Louiſe ſei jung, ſie könne 
gut noch ein paar Jahre warten; er müſſe ſich eben einen Beruf 
ſuchen, der ſie beide ernähren würde. 
„Welchen?” fragte ich. 
„Gewiß, bis zum Aſſeſſor, das dauert lange. Aber entweder 
kann ich Offizier bleiben, mein Oberſt hat mir das ſchon in 
            Aus=
ſich geſtellt, oder ich mache den Referendar und den Doktor und 
gehe dann in die Induſtrie.” 
„Das wollen ſehr viele.” 
„Ich habe auch hier eine Beziehung angeknüpft durch einen 
Regimentskameraden; nach dem, was er mir geſagt hat, glaube 
ich, daß es gelingen könnte.” 
„Jch möchte doch an dein Ehrgefühl appellieren. Glaubſt 
du nicht, daß Marie Louiſe anderes zu verlangen hat als eine 
ſolche ungewiſſe und auf Jahre hinaus ſehr enge Zukunft” 
„Ich meine, — das müßte Marie Louiſe entſcheiden”, ſagte 
Günter. 
„Eine ſolche Entſcheidung zu treffen, iſt Sache des Mannes, 
nicht eines achtzehnjährigen Mädchens. Ich komme da auf mein 
Hauptbedenken gegen eine Ehe. Du ſchiebſt Marie Louiſe die 
Entſcheidung zu, warum, weil Du jung und naturgemäß nicht reif 
genug biſt, um zu führen. Jede Frau muß geführt werden, und 
Marie Louiſe, die im Grunde ein leidenſchaftlicher Menſch iſt, 
mehr als manche andere. Das wirſt Du nicht können. Deine drei 
Jahre Altersvorſprung geben Dir nicht das Uebergewicht, das 
nötig wäre.” 
„Wenn zwei Menſchen einander liebhaben, dann hilft das 
wohl über alles hinweg.” 
Jchi ſtand auf und ging durchs Zimmer. Da war nun das 
Bollwerk, die alles überwindende Liebe, gegen das man nicht 
            an=
kam, das ſolange es Menſchen gab, von den Jungen zum Schutz 
ihrer Hoffnungen gegen die Alten errichtet wurde. 
„Mit Sentiments ſchafft man nicht ſo ſtarke Gründe aus der 
Weli,” ſagte ich. 
(Fortſetzung folgt.)
Familiennachrichten
 Die Geburt eines SOHNES 
zeigen an 
Max von Hessert u. Frau 
Margret, geb. Luckhaus. 
Elberfeld, 24. Jult 1923 
Katernberger-Str. 54. 
(*21291
Statt Karten.
Statt Karten.
 Ihre VERLOBUNG beehren 
sich anzuzeigen 
Gretel Lautenschläger 
Philipp Heinz 
Dipl.-Ingenieur 
Nieder-Beerbach Gummersbach 
25. Jali 1923 Rhld. 
(*21299
 Marie Rothenhäuser. 
Ludwig Schroth 
VERLOBTE 
Langen 
Weiterstadt 
27. Jult 1923. 
(*21125 
Thre am Samstag, 28. Julf 1923, 
4 nachm. 4 Uhr, in der 
            Martins-
kirche stattfindende TRAUUNG 
beehren sich anzuzeigen 
Marg. Ouari 
Heinr. Hirsch 
Taunusstraße 52. 
(*21144
 Unſere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter 
und Schweſter
 geb. Wiedemann 
Geh. Baurats Witwe 
iſt am 16. Juli im Hauſe ihrer älteſten Tochter in Rohr 
bei Stuttgart nach ſchwerem Leiden ſanft entſchlafen. 
In tiefer Trauer: 
Hilda Neuſchler, geb. von Willmann 
Dr. Alfred Neuſchler, Min.=Rat in Nohr 
Ur. med. Bruno von Willmann, z. Zt. Roſario (Argent.) 
Nora von Willmann, geb. Heſele 
Dr. ing. Erich von Willmann in Bad Tölz 
Edith von Willmann, geb. Geiger 
Mila Bürk, geb. von Willmann 
Fritz Bürk, Ing., in Mannheim—Waldhof 
Dr. Max Wiedemann, Berlin 
und 6 Enkelkinder. 
Darmſtadt (Martinſtraße 36), den 26. Juli 1923. 
Die Feuerbeſtattung hat in Stuttgart ſtattgefunden. 
Die Aſche wird im Familiengrab auf dem alten 
Friedhof in Darmſtadt am Samstag, den 28. Juli, 
nachmittags 4 Uhr, beigeſetzt werden, (*21363
 Feines Ladengeſchäft ſucht 
—— Dane— 
für die Kaſſe. Gefl. Angebote unt. 
R 6 an die Geſchäftsſtelle. (6295
 Tüchtiger Dreher 
ſofort geſucht. 
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Oüttt. Ouzkl? Aüzet.
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den vertraut iſt, für unſere 
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per ſof. oder ſpäter geſucht. 
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G. m. b. H., Modehaus.
KKAßsig
 Thre am Samstag, 28, Juli, nachm. 
4 2 Uhr, in der St. 
            Elisabethen-
kirche stattfindende TRAUUNG 
beehren sich anzuzeigen 
Marie Bauer 
Ernst Kammler 
DARMSTADT 
Friedrichstr. 26, I.
 Todes=Anzeige. 
Nach längerem, ſchwerem, mit großer Geduld 
            ge=
tragenem Leiden verſchied am 25, Juli mein lieber 
Bruder 
Prof. Dr. J. Kraus. 
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: 
Anna Kraus. 
Eberſtadt bei Darmſtadt, den 27. Juli 1923, 
Die Beiſetzung findet Samstag, 28. Juli, nachmittags 
3½ Uhr, vom Portale des Eberſtädter Friedhofes 
aus ſtatt. 
(*21325
 Tüchtige 
Berrädſerin 
fachkundig 
für größeres Lebensmittel= und 
Feinkoſtgeſchäft geſucht. (6304 
Ang. unt. F 32 an die Geſchäftsſt.
(*
 Tür die anläßlich unserer Ver- 
T mählung erwiesenen 
            Aufmerk-
samkeiten danken herzlichst 
Franz Wiemer und 
Frau Milli, geb. Hansel 
Darmstadt (Kiesstraße 46).
 Anadem, Bankbeamte (Dr. phil. u. Volksw.) 
30 J., verh., m. 1jähr. glänz. Bankpraxis i. Frankf 
M. (Spezial. Effekten),z. 3t. Abteilungsleit., ſ. 
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(II,6302 
Frankfurt a. M.
Stellengeſuche FAOfene Stellen
Weiblich
Af3
 Dankſagung. 
Für die zahlreichen Beweiſe 
            herz=
licher Teilnahme beim Hinſcheiden 
unſerer teuren Verſtorbenen ſagen 
wir unſeren beſten Dank. (*21359 
A. Thomas und Kind.
 In dieſem Jahr darf kein 
Pfund Obſt umkommen! delsſchule beſucht hat 
Alles, auch Fallobſt, muß zu Wein 
            ver=
zoren werden, denn jede Obſtſorte, mit 
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Mf
Darmſtädter Tagblatt
27. Juli 1923 Nr. 205
Dondelsditt
 Amerikaniſche Finanzleute über die 
            Möglich=
keiten eines Kredits für Deutſchland. 
Angeſichts der in amerikaniſchen Händen befindlichen 
            Gold=
beſtände der Welt hängt die Frage eines künftigen Kredits für 
Deutſchland mit in erſter Linie von den amerikaniſchen Bankiers 
und Finanzleuten ab. Ueber die Ausſichten eines ſolchen Kredits 
gibt das Ergebnis einer Rundfrage Auskunft, welche der „
            Lite=
rary Digeſt” in der Woche nach dem Erfolg der öſterreichiſchen 
Anleihezeichnung an einer Reihe führender Finanzleute in der 
Union gerichtet hat. Die Fragen lauteten im einzelnen wie 
Anleihezeichnung an eine Reihe führender Finanzleute in der 
In welchen Ländern könnte eine ſolche Anleihe plaziert werden? 
Welche Sicherheiten können den Zeichnern durch die 
            Einnahme=
quellen des Staates und durch die Kontrolle über die Ausgaben 
geboten werden? Welches würde die Haltung des amerikaniſchen 
inveſtierenden Publikums einer ſolchen Anleihe gegenüber ſein? 
Sehr vorſichtig antwortet darauf der Präſident der 
            Inter=
nationalen Handelskammer und Vizepräſident der Guaranty 
Truſt Company, Willis H. Booth: „Wenn die ſchließlichen. 
Bedingungen genügende Sicherheit für einen dauernden Frieden 
gewährleiſten und nach der Auffaſſung des durchſchnittlichen 
            In=
veſtors vernünftig und möglich ſind, und wenn die Methode der 
Sicherung keine ſchlimmen Komplikationen mit ſich bringt, dann 
können ſolche notwendigen Anleihen ſicherlich zur Zeichnung 
            auf=
gelegt werden. Ehe aber über dieſe Punkte entſchieden iſt, wäre 
es reine Mutmaßung, eine Meinung darüber zu äußern, was 
getan werden ſollte.” Nach Anſchauung des Präſidenten der 
„Mechanies and Metals National Bank” in Neu=York hängt 
alles davon ab, daß Deutſchland zu einem Uebereinkommen mit 
Frankreich wegen der Reparationen gelange. Wenn das einmal 
erfolgt iſt, ſo wären die Bedingungen hinſichtlich der Sicherheit 
und der Verzinſung für eine Anleihe, welche in England, den 
Vereinigten Staaten und anderen finanzkräftigen Ländern 
            Euro=
pas bereitwillig gezeichnet werden würde, leicht gegeben. Der 
bekannte Bankfachman Frank A. Vanderlip äußert ſich 
ſehr peſſimiſtiſch: „Deutſchland hätte noch vor einem Jahre eine 
Anleihe aufnehmen können, aber die Ereigniſſe ſind derart weit 
gediehen, daß das jetzt unmöglich iſt. Unter dem Druck des 
Elends, das ein Rückgang der Beſchäftigung in der deutſchen 
Induſtrie und das Ueberhandnehmen einer ſtarken 
            Arbeitsloſig=
keit mit ſich bringen wird, iſt in Deutſchland ernſthaft mit 
            Un=
ruhen zu rechnen.” Noch peſſimiſtiſcher ſind die Chicagoer 
            Ban=
ken. Der Vorſitzende der „Erſten National Bank” in Chicago 
faßt ſeine Auffaſſung wie folgt zuſammen: „Deutſchlands Kredit 
als ſolcher iſt nicht gut. Es beſteht dort eine politiſche und 
            indu=
ſtrielle Desorganiſation, die weſentlich auf den Vertrag von 
            Ver=
ſailles zurückzuführen iſt, und ich ſehe keine Möglichkeit einer 
Geſundung, die Deutſchland in den Stand ſetzen könnte, Zinſen 
oder Kapital einer internationalen Anleihe aufzubringen, bis 
nicht die politiſche Situation geklärt iſt.” 
Eine auch in Amerika nicht ganz vereinzelt daſtehende 
            Auf=
faſſung vertritt die Antwort des Vizepräſidenten der „Union 
Truſt Company” in Cleveland, der Deutſchland zur Laſt legt, 
daß es ſeine/ Währung vorſätzlich entwertet habe, was ſeiner 
            An=
ſicht nach faktiſch auf eine Aufhebung der inneren Schuld 
            über=
haupt herauskomme. Dieſer Bankier verſteigt ſich zu der 
            An=
ſchauung, daß „die einzig mögliche Grundlage für kommerzielle 
und finanzielle Beziehungen mit einem Staat, der ſo ſehr der 
Geſchäftsmoral ermangelt, die iſt, ihn der Zwangsverwaltung 
der alliierten Regierungen zu unterſtellen, die eine umfaſſende 
Kontrolle über Deutſchlands flüſſige Mittel und eine 
            Verwal=
tung ſeiner Finanzen übernehmen müßten” 
Mit den Keynesſchen Auffaſſungen berührt ſich die Antwort 
des Präſidenten der „Chafe National Bank” in Neu=York, 
            Al=
bert Wiggin: „Selbſt wenn es Deutſchland möglich wäre, 
in Großbritannien und den Vereinigten Staaten 20 oder 30 
Milliarden Goldmark aufzunehmen, bleibt es unklar, wie dieſe 
Rieſenſumme auf einmal an Frankreich überwieſen werden 
könnte, um den franzöſiſchen Staatsfinanzen in einem Maße zu 
nützen, das halbwegs den geliehenen Summen oder der bei der 
Aufbringung verwandten Mühe entſpräche. Könnte die deutſche 
Regierung Schecks ziehen auf die engliſchen und amerikaniſchen 
Zeichnungen in dieſer Höhe und ſie der franzöſiſchen Regierung 
übermachen, ſo könnte dieſe ſie nicht plötzlich in Franes 
            verwan=
deln, um auf dieſe Weiſe die inneren Anleihen zurückzubezahlen, 
die ſie im Zuſammenhang mit den Reparationen aufgenommen 
hat, ohne daß dadurch auf allen Märkten heftige Störungen 
            ent=
ſtänden, und die franzöſiſche Regierung würde in Franes nur 
einen Bruchteil des Frankenwertes der urſprünglichen Anleihe 
erhalten. Jede Löſung des Reparationsproblems von Grund 
auf muß ein Programm allmählicher Amortiſierung einſchließen. 
Die Zahlungen, die Deutſchland auf Reparationskonto leiſten 
kann, müſſen begrenzr ſein durch die Einnahmenüberſchüſſe, die 
Deutſchland einmal wird erzielen können — das heißt, durch die 
Ueberſchüſſe aus den Steuer= und ſonſtigen Einnahmen über die 
Staatshaushaltsausgaben und durch den Exportüberſchuß. Eine 
Anleihe mäßigen Umfangs für Deutſchland, deren Zinſendienſt 
den Reparationszahlungen vorgeht, dürfte als Teil einer 
            um=
faſſenden Regelung des Reparationsproblems erforderlich ſein, 
um Deutſchland über die Zeit der finanziellen Reorganiſation 
hinwegzuhelfen. Bevor jedoch dieſe nicht wirklich durchgeführt iſt, 
können Deutſchland keine großen Kredite gewährt werden.”
Paluta und Politik.
 Von bielen wird die Valutafrage als rein wirtſchaftliches Problem 
betrachtet, wobei von der Annahme ausgegangen wird, daß der Verfall 
des Geldweſens faſt ausſchließlich auf eine ſchlechte Finanzwirtſchaft 
zurückzuführen ſei. Es muß zugegeben werden, daß die deutſche 
            Finanz=
wirtſchaft der Nachkriegszeit große Mängel aufzuweiſen hat; die Schuld 
an der jetzigen realen Markentwertung trägt ſie jedoch nicht. Das gilt 
vor allen Dingen für die Steigerung des Notenumlaufs. Trotz der 
hohen Ziffer beläuft ſich der innere Wert des Geldumlaufes nur auf 
rund 500 Goldmillionen. Er beträgt ungefähr den zwölften Teil des 
Vorkriegsgeldumlaufes von ſechs Milliarden. Die Vermehrung des 
Geldumlaufes bleibt weit hinter den Steigerungen der Auslands= und 
Inlandspreiſe zurück: für ihre Unzulänglichkeit zeugen die ſchon lange 
herrſchende große Kreditknappheit und die überaus hohen Bankzinſen 
und Proviſionen. Daß die Finanzwirtſchaft nicht ganz ſo ſchlecht iſt, 
wie ſie immer gemacht wird, beweiſt auch, daß nach Durchführung der 
vorjährigen großen Finanzreform in den Monaten April bis Juni 1922 
die Reichskaſſe einen durchſchnittlichen Ueberſchuß von 100 Goldmillionen 
monatlich hatte. Jetzt allerdings ſind die Reichsausgaben ungefähr 10 höher als die Reichseinnahmen. Die Urfache dieſes Umſchwunges 
iſt auch gleichzeitig die Urſache unſerer Valutanot. Sie iſt — das iſt das 
Entſcheidende — rein politiſcher Art. 
Ihren Anfang nahm ſie im Herbſt 1922, als Poincaré die 
            Beratun=
gen des Internationalen Anleihe=Komitees in Paris nicht anerkannte 
und ſeine eigene Reparationspolitik betrieb, die — wie ſchon der Name 
beſagt — nur der Form nach als wirtſchaftliches Problem behandelt 
wird, ſährend ſie ihrem Weſen nach eine rein politiſche Frage, ja ſogar 
die politiſche Frage der Nachkriegszeit iſt. Die franzöſiſche 
            Reparations=
politik wird diktiert von dem Beſtreben, das rein politiſche Programm 
Deutſchlands, das in Verſailles nicht durchgeſetzt werden
 Verſailler Vertrages liegt unausgeſprochen der Leitgedanke zu Grunde., 
die politiſchen Beſtrebungen, die im Verſailler Vertrag nicht 
            verwirk=
licht werden konnten, auf dem Umweg über die Reparation durchzu=
 ſetzen. Das Ausland glaubt, daß Frankreich alles tun wird, um 
ſeine politiſchen Beſtrebungen durchzuführen; deshalb ſieht es für die 
Mark ſehr trübe aus, und zwar ſehr viel trüber, als Deutſchland glaubt. 
Von welchem Einfluß das politiſche Reparationsproblem auf die 
            Va=
luta iſt, zeigt nicht nur Deutſchland, ſondern auch Oeſterreich. 
            Oeſter=
reich hat ſeine Valuta nur deshalb ſtabiliſieren und ſeine Notenpreſſe 
nur deshalb allmählich ſtillegen können, weil die Entente das 
            öſter=
reichiſche Reparationsproblem des politiſchen Charakters entkleidet und 
es den wirtſchaftlichen Anforderungen entſprechend aufzog, dadurch, 
daß es in der Praxis auf ſeine Anſprüche verzichtete, die Haftung des 
ſtaatlichen und privaten Beſitzes aufhob und Oeſterreich eine Anleihe 
zum wirtſchaftlichen Aufbau gewährte. 
Der ſtaunenswerte wirtſchaftliche Aufſchwung Deutſchlands in der 
Vorkriegszeit war nur möglich weil für ihn die damalig deutſchen 
            poli=
tiſchen Machtmittel die Grundlagen bildeten. Die Wirtſchaft der 
            Nach=
kriegszeit kann wieder aufleben, wenn ſie getragen wird von dem 
            unbe=
irrbaren Willen der politiſchen Selbſtbehauptung. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
* Das Goldzollaufgeld für die Zeit vom 1. bis 7. Auguſt 
beträgt 5 290 900 Prozent. 
Fh. Berlin, 26. Juli. Die Wertmeßziffer in der Damenkonfektion 
und die Schlüſſelzahl im Textil=Einzelhandel beträgt vom 26. Juli ab 
laut Textilwoche 5100. Die Handelsſchraubenvereinigung hat mit 
            Wir=
kung vom 21. Juni die Aufſchläge auf die Preiſe der allgemeinen 
            Grund=
liſte von neuem erhöht. Der Multiplikator beträgt für 
            Maſchinen=
ſchrauben 620—655, für Radſchrauben 570, für Schloßſchrauben 700, für 
Wagenbau= und Flugzeugſchrauben 690, für Schlüſſelſchrauben 540—620, 
für Anſchweißenden 930. Für Verpackung wird für 100 Kilo 45 000 Mk. 
berechnet, der Mindeſtbetrag beträgt 35 000 Mk. Die wirtſchaftliche 
Vereinigung der deutſchen Nietenwerke hat die Preiſe für Keſſel=, 
Brücken= und Schiffsnieten auf 22—38 300 je nach Stärke mit Wirkung 
vom 20. Juni pro Kilogramm erhöht. Der Betrag für Handels= und 
Brückennieten wird berechnet nach dem Multiplikator von 70 000. 
Fd- DieVerwaltung der Continental=, 
            Kaut=
ſchuk= und Guttapercha=Kompagnie hat beſchloſſen, einer 
auf den 31. Auguſt ds. Js. einzuberufenden außerordentlichen 
            General=
verſammlung die Erhöhung des Aktienkapitals um 270 Mill. Mk. 
Stammaktien, dividendenberechtigt ab 1. Januar 1923 und um 13,5 
Mill. Mk. Vorzugsaktien, gleichberechtigt mit den bisherigen 
            Vorzugs=
aktien, vorzuſchlagen. Die neuen Aktien werden von einem Konſortium, 
beſtehend aus der Darmſtädter und Nationalbank, der Kommerz= und 
Privatbank und dem Bankhaus Louis Limmermann übernommen. Von 
den Stammaktien werden 55 Mill. Mk. den alten Aktionären zu einem 
von der Generalverſammlung feſtzuſetzenden Kurs, zuzüglich 
            Vörſen=
umſatz= und Bezugsrechtsſteuer, derart angeboten, daß auf 7200 Mk. 
alte Stammaktien eine neue Stammaktie über 1200 Nk. bezogen werden 
kann. Die reſtlichen 215 Millionen Mk. Stammaktien bleiben zur 
            Ber=
fügung der Verwaltung. 
h. Hugo Stinnes=Riebeck=Montan=Delwerk, 
Halle. Nachdem die am 23. Juni einberufene außerordentliche 
            Gene=
ralverſammlung beſchlußunfähig war, da weniger als 2/s des 
            Grund=
kapitals vertreten war, fand am 25. Juli eine zweite außerordentliche 
Generalverſammlung ſtatt, in der 24 Aktionäre 22 126 Stimmen 
            vertra=
ten. Debattelos wurde der Antrag der Verwaltung auf 
            Statutenände=
rung genehmigt. Gegenſtand des Unternehmens iſt künftig der Erwerb 
und Betrieb von Bergwerken, chemiſchen Fabriken und ſonſtigen 
            Unter=
nehmungen, welche ſich mit der Gewinnung, Verarbeitung und 
            Verwer=
tung ſowie den Transport von Kohlen und ſonſtigen Mineralien und 
auch Oelen befaſſen, die Verwertung und der Vertrieb aller in ſolchen 
Werken und Unternehmungen gewonnenen Erzeugniſſe ſowie die 
            Vor=
nahme aller mit dieſem Zweig unmittelbar oder mittelbar in 
            Verbin=
dung ſtehenden Haupt= und Nebengeſchäfte. 
h. A.=G. Pfalz, Speher a. Rh. Die Geſellſchaft erzielte 25,89 
Mill. Mk. Bruttogewinn und nach Abzug aller Unkoſten 14,82 Mill. Mk. 
Reingewinn, über deſſen Verwendung nichts mitgeteilt wird. In der 
Bilanz ſtehen 10,64 Mill. Mk. Vorräte und 33,02 Mill. Mk. Debitoren 
48,39 Mill. Mk. Kreditoren gegenüber. 
F-d- München, 25. Juli. Die außerordentliche 
            Generalverſamm=
lung der Motor=Union=Verſicherungs=A.=G. München beſchloß eine 
            Kapi=
talserhöhung von 50 auf 500 Mill. Mk. 250 Mill. Mk. von den neuen 
Aktien, die ein Konſortium übernimmt, werden den alten Aktionären im 
Verhältnis von 1:5 angeboten. 
* Alexanderwerk A. b. der Nahmer A.=G., 
            Rem=
ſcheid. Die Geſellſchaft fordert bis einſchließlich 10. Auguſt zum 
            Be=
zuge von 37 Mill. neuen für 1922/23 dividendenberechtigter 
            Stamm=
aktien auf. Auf nominal 1000 Mk. alte entfallen nominal 1000 Mk. 
junge Stammaktien zu 200% zuzüglich Bezugsrecht= und 
            Börſen=
umſatzſteuer. 
* Rheiniſche Möbelſtoffweberei, vorm. Dahl 
u. Munſche A.=G., Barmen. Die bereits angekündigte 
            Kapitals=
erhöhung wird nunmehr offiziell beantragt und zwar um 28,5 Mill. 
auf 69,5 Mill. Ferner ſoll das bisherige Stimmrecht der 3 Mill. Mk. 
Vorzugsaktien auf das 15fache erhöht werden. 
* Vereinigte Portland=Zement=Kalkwerke 
Schimiſchow, Sileſia u. Frauendorf A.=G. Die av. G.=V. 
beſchloß Kapitalserhöhung um 32 Mill. Mk. Stammaktien auf 87,6 Mill. 
Mk. Hiervon werden 12 Mill. den alten Aktionären im Verhältnis 2:1 
zu 100 % zuzüglich Bezugsrechtſteuer angeboten, während die reſtlichen 
20 Mill. als Schutzaktien dienen werden. 
Banken. 
* Barmer Creditbank Barmen. Die Geſellſchaft 
            be=
ruft zum 22. Auguſt a. v. G.=V., die über Erhöhutng des Grundkapitals 
von 110 Mill. zu vorausſichtlich 600 Mill. Mk. Beſchluß faſſen ſoll. Ein 
Bezugsrecht für die Aktionäre dürfte im Verhältnis 1:3 oder 1:4 in 
Frage kommen. Ueber den Ausgabekurs wird die G.=V. beſchließen. 
* Deutſch=Niederländiſche Bank Düſſeldorf. 
Die Geſellſchaft erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn 
von 84,39 Mill., woraus eine Dividende von 100 Proz. (i. V. 12 Proz.) 
zur Verteilung kommt. 25 Mill. werden der Rücklage überwieſen und 
1,63 Mill. neu vorgeſchlagen. Die Bilanz weiſt folgende Ziffern auf: 
Wechſel und unverzinsliche Schatzanweiſungen 50,96 Mill. Mk., Noſtro= 
Guthaben bei Banken 565,82 Mill. Mk., Debitoren 624,07 Mill. Mk., 
Bankgebäude, Liegenſchaften und Einrichtungen ſtehen mit 1 Mk. zu 
Buch. Andererſeits haben Gläubiger 1 111,038 Mill. zu fordern, 
            darun=
ter Banken 284,97 Mill. In den Aufſichtsrat wurden gewählt: 
            General=
direktor W. Verlohr (Gelſenkirchener Gußſtahl= und Eiſenwerk, 
            Düſſel=
dorf), Fabrikbeſitzer F. W. Wengler in Merbede. Die Verſammlung 
            be=
ſchloß, die im März ausgegebenen 350 Mill. neuen Stammaktien an der 
Dividende ab 1. Januar 1923 teilnehmen zu laſſen, um den Aktien einen 
größeren Markt zu verſchaffen und die Börſeneinführung zu erleichtern. 
Die bisherigen Ergebniſſe wurden als befriedigend bezeichnet.
Anleihen.
 * Neue Kohlenwertanleihe. Die Oſtpreußenwerk A.=G. 
in Königsberg erhielt die Genehmigung zur Ausgabe von 
            Schuldver=
ſchreibungen in Höhe von 125 000 To. Kohlen. Zinsfuß 5 %, Tilgung 
mit 3 % ab 1929.
Verſicherungsweſen.
 wb. Die Deutſche Feuerverſicherung A.=G. in Berlin 
bezeichnete in ihrer zweiten ordentlichen Generalverſammlung am 18. 
d. Mts. die Geſchäftsentwicklung als befriedigend, den Schadensverlauf 
ſogar als günſtig. Dem Anwachſen der Unkoſten infolge der 
            Markent=
wertung hat die Verwaltung durch frühzeitige Einführung neuer 
            Ar=
beitsmethoden und Vereinfachung in der Geſchäftsführung 
            entgegenge=
wirkt. Aus dem erzielten Reingewinn wurde eine Dividende von 40 
Prozent an die Aktionäre verteilt. Im laufenden Geſchäftsjahre 
            be=
tragen die Prämien in Markwährung bereits ein Vielfaches der 
            vor=
jährigen. Die Aufnahme der Verſicherung auf 
            Fremdwährungsgrund=
lage und die günſtige Entwicklung der Frankenverſicherung im 
            Saar=
gebiet laſſen eine weitere ſtarke Vermehrung der Prämieneinnahmen 
erwarten. Die Geſellſchaft iſt vom Reichsaufſichtsamt für 
            Privatver=
ſicherung des Saargebiets zum Abſchluß von Verſicherungsgeſchäften in 
Frankenwährung zugelaſſen und hat die geforderte Kaution und Re=
 ſerbe geſtellt. Eine weitere gute Entwckilung der Geſellſchaft erhofft 
die Verwaltung von der Angliederung der durch Perſonal=, Büro= und 
Organiſationsgemeinſchaft verbundenen Aktiengefellſchaft für Transport= 
und Rückverſicherung ſowie von der Mitarbeit einer ſelbſtändigen 
            Ver=
mögensverwaltungsſtelle, die für die beiden vorgenannten Geſellſchaften 
und für die mit ihnen verbündete Deutſche Volksverſicherung A.=G. ins 
Leben gerufen iſt. 
wb. Deutſche Volksverſicherung A.=G., Berlin. Die 
zehnte ordentliche Generalverſammlung der Deutſchen Volksverſicherung 
A.=G., genehmigte am 18. Juli d Js. unter Leitung des Herrn 
            Mini=
ſterpräſidenten a. D. Stegerwald die Bilanz, die Gewinn= und 
            Verluſt=
rechnung und die Gewinnverteilung nach den Vorſchlägen der 
            Verwal=
tung. Nach dem Bericht des Vorſtandes hielten ſich die Schadenfälle in 
engen Grenzen; dagegen ſteigerten ſich die Unkoſten außerordentlich. 
Trotzdem iſt es durch rechtzeitige Betriebsumſtellung und energiſche 
Sparmaßnahmen möglich geworden, bei vorſichtigen Rückſtellungen und 
Abſchreibungen der Immobilien bis auf 1 Mark einen Reingewinn von 
6,7 Millionen Mark zu erzielen, der die Ausſchüttung einer Dividende 
von wieder 16 Prozent des Jahresbeitrages an die Verſicherten und der 
ſatzungsmäßigen Höchſtdividenden (4 Proz. für die Stammaktien und 
5 Proz. für die Vorzugsaktien) an die Aktionäre ermöglicht. Wie der 
Vorſtand in der Generalverſammlung mitteilte, erwartet er von der 
Erweiterung des Kreiſes der verbündeten Deutſchen Volksvexſicherung 
und Deutſchen Feuerverſicherung durch die Angliederung der neuen 
Aktiengeſellſchaft für Transport und Rückverſicherung eine günſtige 
Wirkung für alle beteiligten Geſellſchaften. Die neue Geſellſchaft iſt 
durch Perſonalunion im Vorſtande und weitgehende Gemeinſchaft der 
Zentral= und Außenverwaltung mit den Stammgeſellſchaften 
            derbun=
den, wodurch eine Herabſetzung der allgemeinen Unkoſten und eine 
            Ver=
ſtärkung der Stoß= und Widerſtandskraft aller Geſellſchaften erzielt 
wird. Günſtigen Erfolg verſpricht ſich die Geſellſchaft auch von der 
Einrichtung der gemeinſamen und ſelbſtändigen 
            Vermögensverwaltungs=
ſtelle für die drei verbündeten Geſellſchaften, die unter der Firma 
Deutſche Finanz= und Lombardgeſellſchaft m. b. H. mit einem 
            Stamm=
kapital von 100 Millionen Mark gegründet iſt. 
Meſſen. 
Außenhandelserleichterungen für die 
            Leip=
ziger Meſſe. Durch eine Bekanntmachung des Reichskommiſſars 
für Aus= und Einfuhrbewilligung im Deutſchen Reichsanzeiger werden 
die Zollſtellen ermächtigt, die Ein= und Wiederausfuhr von Waren, die 
zur Ausſtellung auf der vom 26. Auguſt bis 1. September 1923 in 
            Leip=
zig ſtattfindenden Allgemeinen Herbſtmuſtermeſſe und der gleichzeitig 
ſtattſindenden Bau= und Techniſchen Meſſe beſtimmt und als ſolche in 
den Begleitpapieren bezeichnet ſind, unter der Bedingung ohne 
            Ein=
bezw. Ausfuhrbewilligung zuzulaſſen, daß ſie unter Zollaufſicht auf 
einem Leipziger Zollamt abgefertigt werden, während ihres Verbleibs 
in Deutſchland im Vormerkverfahren unter Zollaufſicht bleiben und 
            bin=
nen zwei Monaten nach Schluß der Meſſe wieder ausgeführt werden. 
Die Wiederausfuhr muß der betreffenden Zollſtelle gegenüber 
            ſicher=
geſtellt werden. 
Paßermäßigung für ausländiſche Beſucher der 
Leipziger Meſſe. Die deutſchen Auslandsvertretungen ſind vom 
Auswärtigen Amt ermächtigt worden, Perſonen, die die ernſte Abſicht 
des Beſuches der Leipziger Meſſe nachweiſen, einen auf Leipzig und die 
notwendige Friſt beſchränkten Sichtvermerk mit Sperrvermerk unter 
Ermäßigung der Gebühr auf die Hälfte zu erteilen. Die bisherigen 
            Be=
ſchränkungen auf, den Sammelſichtvermerk kommen dadurch in Fortfall. 
Warenmärkte. 
wb. Berliner Produktenbericht. Entſprechend der 
außerordentlichen Entwertung der Mark im Auslande kalkulieren ſich 
die Forderungen für Getreide wieder entſprechend höher. Das 
            Ange=
bot vom Inlande bleibt ſehr gering, ſo daß es immer ſchwerer wird, 
die vielſeitig vorhandene Kaufluſt zu befriedigen. Für Weizen bleiben 
die Mühlen nach wie vor Käufer und haben ſeit geſtern auch etwas 
größere Mengen zu den hohen Preiſen erworben. Stark iſt die 
            Nach=
frage nach Mehl bei weiter erheblich anziehenden Preiſen. Auch für 
Roggen iſt die Steigerung ziemlich beträchtlich, wenn auch dieſer 
            Ar=
tikel mit den Weizenpreiſen nicht voll mitgeht und der Unterſchied 
            zwi=
ſchen beiden Brotgetreideſorten von Tag zu Tag zunimmt. In Hafer 
konnte der Begehr nicht voll gedeckt werden. Die übrigen Artikel 
            er=
höhten ihren Preisſtand dementſprechend. 
Neue Preiſe für Dachpappe. Der Verband Deutſcher 
Dachpappenfabrikanten hat die folgenden neuen Richtpreiſe am 23. Juli 
feſtgeſetzt: a) für Dachpappe mit 80er, 100er, 150er, 200er 
            Rohpappen=
einlage, Mk. 49 500, 41 200, 29 000, 32 700 für das Quadratmeter; b) für 
Iſolierpappe mit 80er, 100er, 125er Rohpappeneinlage, Mk. 68 000, 
58 700 49 500 für das Quadratmeter; c) für Dacharbeiten: 1. für die 
Herſtellung eines doppellagigen Klebepappdaches mit einer Lage 100er 
und einer Lage 150er Dachpappe Mk. 178 000; 2. für die Herſtellung 
eines doppellagigen Kiespappdaches aus einer Lage 100er und einer 
Lage 150er Dachpappe Mk. 192 000; 3. für das Ueberkleben eines alten 
Pappdaches mit einer Lage 100er Dachpappe Mk. 117 000; 4. für den 
Anſtrich eines alten Pappdaches Mk. 14000. Die Preiſe unter a) und 
b) verſtehen ſich für waggonweiſen Bezug frei Verſandſtation, die Preiſe 
zu c) für 1 Quadratmeter Dachfläche bei Arbeiten für wenigſtens 1000 
Quadratmeter Geſamtfläche am Platze des Ausführenden bei normalen 
Verhältniſſen unter Zugrundelegung der gegenwärtigen Richtpreiſe des 
Verbandes für Dachpappe; ſämtlich bei ſofortiger Barzahlung. 
* Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
            Stahl=
marktes. Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review, 
            Cleve=
land, Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
            Stahl=
marktes: Das Geſchäft zeigt einige Belebung, jedoch iſt der 
            Roheiſen=
markt ruhiger, ſo daß einige weitere Oefen ausgeblaſen wurden. Die 
Walzwerke beginnen allgemein den Achtſtundentag einzuführen. Die 
dadurch hervorgerufenen Mehrkoſten werden auf 3.00 8 für die Tonne 
geſchätzt. Die beſten Käufer ſind augenblicklich die Eiſenbahnen; ferner 
ſind Behälterbleche und Bauſtahl ſtark gefragt, während der 
            Automobil=
bau geringeren Bedarf hat. Außer in Feinblechen und Univerſaleiſen 
iſt der geſamte Stahlmarkt ruhiger. Die Weißblechwalzwerke ſind durch 
Arbeitermangel in ihrer Produktion behindert. China fragt 20 000 
Normalkiſten Weißblech an, Japan beſtellte 2800 Tonnen Bauſtahl für 
eine Maſchinenfabrik in Yokohama. Roheiſen iſt auf 8 25.00, 
Valley= und Bufallo=Eiſen auf 8 26.00, oſtpenſylvaniſches auf 
§ 28.00 gefallen. An der Oſtküſte wird indiſches Roheiſen gekauft. Der 
Rückgang der Preiſe für Ferromangan hat den Markt bisher nicht 
            be=
lebt, ſo daß eine weitere Ermäßigung auf 8 107.50 eingetreten iſt.
Börſen.
 wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Getreu der ſei 
einigen Tagen befolgten Politik fuhr die Reichsbank bei der Feſtſetzung 
der amtlichen Deviſenpreiſe fort, dieſe dem Stande der ausländiſcher 
Plätze noch mehr anzunähern als bisher. Die Anforderungen von 
Handel und Induſtrie waren erheblich geringer als ſeither, ſo daß auch 
die Zuteilungen etwas erhöht werden konnten. Im Vergleich zu 
            vor=
geſtern haben ſich die Deviſennotierungen nahezu verdoppelt. 
Oeviſenmarkt.
 Amſterbam=Rotterdam ... 
Brüſſel=Antwerpen". 
Chriſtiania. 
Kopenhagen.. 
Stockholm. 
Helſingfors 
Italien. 
London 
New=York 
Paris: 
Schweiz. 
Spanien 
Wien (in Deutſch 
abg.). 
Prag. 
Budapeſt 
Buenos=Aires, 
.... 
Bulgarien. 
.. 
Japan ............... ....." 
Rio de Janeiro .......... .." 
Belgrad. . . . . . . . . . . . . . .. ..." 
Liſſabonn. . . . . . . . . .. . . . ..... 
Sofia.. ........."
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18054.50 
1895250. 
412965.— 
24738.— 
73715.— 
58852.50 
598.50 
12468.50 
29.92 
140448.— 
201495.- 
43890.— 
17356.50 
4089.—
 162806.— 
20551.50 
97769.— 
72581.— 
110275.— 
11829.— 
18155 50 
1904750. 
415035.— 
24862.— 
72085.— 
59147.50 
60150 
12531.50 
30.08 
141151.- 
208505.— 
44110.— 
17443,50 
4110.50
 V 
Geld
o rat.
 295260 — 
36307.50 
123690.— 
133665.— 
202492.50 
21446.— 
32917.50 
3491250. 
758100.— 
44588.— 
134662 50 
107730.— 
1147.— 
23441.— 
37.90 
259350.— 
7281.50 
371070.— 
783035.— 
8079.50 
29925.—
 236740.— 
37092.50 
124310.— 
134335.— 
203507.50 
216554.— 
33082 50 
3506750. 
761900.— 
44812.— 
135337.50 
108270.— 
1153.— 
2355 G 
38.10 
260650.— 
7318.50 
372930.— 
78696.50. 
81295.— 
30075.—
12.5
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(Zeitung: Weber).
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Albert Bassermann, Liane Hevd, 
Paul Wegner. 
MAUSCHEN Lustspiel in 3 Akten 
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G-I. Zirkus Grer, III. Teil, 6 Akte. 
Eddie Polo: „Von Feinden umringt‟ 
Galoschen des Glücks 
m. Inge Spangsfeld u. Gunar Sommerfeld! 
Harry Piel. „„Das schwarze Kuvert.”
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