Darmstädter Tagblatt 1923


27. Juli 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 205
Freitag, den 27. Juli 1923
186. Jahrgang

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Beitreibung fällt jeder Rabatt we Bankkonto=
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.

Gegen die Oeviſenverordnung.

Vom Tage.

Dresden, 26. Juli. (Tel.=Union.) Die Nachrichentſtelle des
ſächſiſchen Staatsminiſteriums verbreitet eine längere Aus=
laſſung
in der gegen die Deviſenverordnung der Reichsregierung
Stellung genommen wird. Die ſtarke Einſchränkung des Deviſen=
verkehrs
beeinträchtige das Wirtſchaftsleben und beſonders die
Lebensmittelbeſchaffung. Die Deviſenverordnung könne ſo, wie
ſie jetzt gehandhabt werde, nicht aufrecht erhalten werden. Der
ſächſiſche Wirtſchaftsminiſter hat mit dem Reichswirtſchaftsmini=
ſter
Dr. Becker und dem Präſidenten der Reichsbank, Havenſtein,
bereits verhandelt. Als Reſultat der Verhandlungen kann feſt=
geſtellt
werden, daß ſich die maßgebenden Stellen in Berlin der
Vorſtellungen des ſächſiſchen Miniſters nicht verſchließen, ſondern
auf raſcheſte Weiſe den Bedürfniſſen des Handels und der Güter=
produktion
Rechnung tragen wollen, ſoweit es unter den gegen=
wärtigen
Umſtänden möglich iſt. Eine weſentliche Aenderung der
bisherigen Beſtimmungen iſt bereits erfolgt. Es darf angenom=
men
werden, daß man ſich auch beim Reich überzeugt hat, daß
die Zwangsmaßnahmen kein geeignetes Mittel ſind, den Schäden
entgegenzuwirken, die getroffen werden ſollen. Es beſteht im
Gegenteil die Gefahr, daß durch eine allzu geringe Zuteilung von
Deviſen beſonders auf dem Lebensmittelmarkt das gerade Ge=
genteil
eintreten könne.
Hamburg, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Der Hamburgiſche
Korreſpondent veröffentlicht eine Kundgebung des Ham=
burgiſchen
Ausſchuſſes für Freiheit des Außenhandels, in der
ſcharf gegen die Wirtſchaftspolitik des Miniſteriums Cuno-Becker
Stellung genommer wird, die nicht auf eigenen freien Entſchlie=
ßungen
baſieren, ſondern jeweiligem Druck nachgeben.

Der Reichstag wird im Laufe des Monats Auguſt einberufen wer=
den
; geplant iſt die Beratung der geſetzgeberiſchen Maßnahmen zum
Schutze der Währung. Selbſtverſtändlich wird hiermit auch eine poli=
tiſche
Ausſprache über die äußere und innere Politik verbunden werden.
Bei einem Zuſammenſtoß von zwei Perſonenkraftwagen in Berlin
wurde der eine Wagen, in dem Reichsfinanzminiſter Dr. Hermes und
zwei Statsſekretäre ſaßen, umgeworfen. Die Inſaſſen blieben unver=
letzt
.
Der kommuniſtiſche franzöſiſche Abgeordnete Levy, deſſen Verſchwin=
den
die Morgenpreſſe meldete, iſt inzwiſchen, nachdem er ſich in Paris
einige Tage Ruhe gegönnt hat, in ſeine Heimat zurückgekehrt. Der
Matin behauptet, der Abgeordnete ſei von der badiſchen Polizei, da er
ohne Ausweispapiere geweſen ſei, verhaftet und 48 Stunden ſpäter,
nach Zahlung einer Buße von einer Million Mark freigelaſſen worden.
Wie dem Dervre aus Brüſſel berichtet wird, wird der jetzige Ka=
binettschef
des Miniſterpräſidenten Theunis, Gutt, den zweiten Dele=
gierten
Belgiens in der Reparationskommiſſion, Bemelmann, nach ſei=
nem
Ausſcheiden erſetzen.
Der Finanzſekretär des engliſchen Schatzamtes teilte im Unterhaus
mit, daß der auf Grund der deutſchen Reparationseinzichungsakte von
1921 eingegangene Betrag am 30. Juli ds. Js. ſich auf 13 264 000 Pfd.
belaufen habe.
Anläßlich der Unterzeichnung des Friedensvertrages war Konſtan=
tinopel
reich geflaggt und die Bevölkerung gab, ſich begeiſterten patrio=
tiſchen
Kundgebungen hin. Muſtapha Kemal Paſcha hat an Ismed
Paſcha in Lauſanne ein Glückwunſchtelegramm geſandt.
Nach einer Havas=Meldung aus Teheran iſt dort eine neue
Handelsdelegation der Sowjets angekommen, die die Handelsbezieh=
ungen
zwiſchen Rußland und Perſien verbeſſern und eine ruſſiſche
Warenausſtellung in Teheran organiſieren wil. Es iſt beabſichtigt, in
Teheran auch eine neue ruſſiſche Bank einzurichten.
Amtlicher Oollarkurs 258 100

Die ſanſoſtſſdeigſcen Berhanslangen

Keine genzeinſame Antwort nach London. Die Pariſer Preſſe. Der franzöſiſche Stand=
punkt
. Beſorgnis in England. Einigung über die franzöſiſch=belgiſchen Antworten.

* Die lebhaften Verhandlungen zwiſchen Frankreich und
Belgien über die Stellungnahme zur engliſchen Note haben trotz
energiſcher Verſuche der Franzoſen zu einer vollen Einigung,
jedenfalls bis zum Augenblick, noch nicht geführt. Der belgiſche
Geſandte, Baron Giffier d'Heſtroy, teilte gelegentlich einer Un=
terredung
, die er am Mittwoch mit Poincaré hatte, dieſem die ſel, wo der franzöſiſche Botſchafter mit den belgiſchen Miniſtern
Frankreich und Belgien getrennte Antworten nach London
ſchicken werden. Allerdings, ſo wird in Paris betont, hat ein
und Brüſſel wenigſtens eine grundſätzliche Uebereinſtimmung be=
teht
. Die Intereſſen der beiden Länder ſeien zu eng mitein=
Gründe, ihre durch die Ruhrbeſetzung eingeleitete gemeinſame
Politik aufrechtzuerhalten, umſomehr, als ſie jetzt im Begriffe
tänden, die Früchte ihrer Ausdauer zu ernten (!). Wenn
Paris und Brüſſel, ſo führt der Petit Pariſien aus, getrennt
von einander ihr Auffaſſungen dem Londoner Kabinett bekannt
jäben, ſo müßte darauf hingewieſen werden, daß der Wortlaut
der beiden Erklärungen vielleicht voneinander verſchieden ſein
önne, daß die Schriftſtücke aber dem Inhalt nach in demſelben
Beiſte gehalten ſein würden. Auf der anderen Seite faßt der
Norreſpondent des Oeuvre in Brüſſel den belgiſchen Stand=
biukt
folgendermaßen zuſammen:
Drei Momente ſeien für das Brüſſeler Kabinett maßgebend:
1. müſſen Frankreich und Belgien Reparationen erhalten,
2. ſollen die Truppen aus dem Ruhrgebiet ſo ſchnell wie
nöglich zurückgezogen werden, vorausgeſetzt, daß Deutſchland
eine Schulden und die Zahlungsgarantien anerkennt, die an=
telle
des franzöſiſch=belgiſchen Planes treten ſollen. (Hier wird
um erſten Male das Vorhandenſein eines deutſchen Zahlungs=
Ulanes unumwunden zugegeben. Bisher ſprach man nur von
eilweiſen Ausarbeitungen.) Weiterhin wünſche Belgien, daß
die Kontrollſyſteme der verſchiedenen Einnahmequellen des Rei=
hes
ſchnell in Tätigkeit geſetzt werden. Der Korreſpondent fügt
hin zu, daß die vom Brüſſeler Kabinett ins Auge gefaßten Garan=
ien
, die in dem belgiſchen Entwurf niedergelegt ſeien, ausführ=
ich
in mehr als 45 Seiten behandelt werden;
3. tritt Belgien für eine jährliche oder ſonſtwie zeitweiſe vor=
unehriende
Abſchätzung der deutſchen Zahlungsfähigkeit ein,
venn ſolehe von einem der Reparations=Kommiſſion zu unter=
telleußen
Ausſchuß vorgenommen werde. Ueber die Zuſam=
nenfetzung
dieſes Ausſchuſſes iſt ſich das Brüſſeler Kabinett noch
licht fehlüſſig. Im Hinblick auf dieſe drei Punkte wünſche das
velgiſche Kabiiett nicht nur die Klauſeln des Verſailler Vertrags
niiiezihalten, ſondern auch gleichzeitig England zufrieden zu

Der franzöſiſche Standpunkt.
London, 26. Juli. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph führt aus, der Schwer=
punkt
der diplomatiſchen Tätigkeit befinde ſich jetzt in Brüſ=
Aufſaſſung der belgiſchen Regierung mit, und es ſcheint nach dem verhandle. Trotz der Geheimhaltung der dem Botſchafter erteil=
Urteil der geſtrigen Morgenblätter nunmehr feſtzuſtehen, daß ten Inſtruktionen, ſei ziemlich viel über den franzöſiſchen
Standpunkt bekannt: In der Frage des paſſiven Wider=
ſtandes
ſei Poincaré unzugänglich und entſchloſſen, die Brüſſe=
Vergleich der beiden Standpunkte gezeigt, daß zwiſchen Paris ler Regierung an den Buchſtaben des Brüſſeler Communigues
zu binden. Infolgedeſſen werde Frankreich eine Erklärung, die
auch nur entfernte Andeutungen enthielt, daß die Einſtellung des
nnder verbunden und ſie hätten zu vielfache und ernſthafte paſſiven Widerſtands Deutſchland irgend einen Vorteil ſchaf=
fen
würde, unter keinen Umſtänden unterzeichnen, und er er=
warte
, daß Belgien die gleiche Haltung einnehmen werde.
Die Franzoſen gingen aber noch weiter: Es heiße, daß, abge=
ſehen
von der eventuellen Unſichtbarmachung der Beſetzung
und der Amneſtie für gewiſſe rheiniſche Beamte und Arbeiter, die
belgiſche Negierung auch für die Aufſtellung eines Geſamt=
planes
einer eventuellen Räumung in militäriſcher, ziviler
und wirtſchaftlicher Hinſicht ſei; bei den Franzoſen herrſche
jedoch die Auffaſſung vor, daß ein ſolcher Plan, der in irgend
einer Geſtalt bereits in Paris zu exiſtieren ſcheine, jetzt nicht vor=
gebracht
werden ſolle, da er auf ein indirektes Feilſchen mit Eng=
land
hindeuten würde. Außerdem könne, eine vollſtändige
Zurückziehung der Beſetzungstruppen und ein baldiger
Verzicht auf das Recht der Kontrolle der hauptſächlichſten
Pfänder überhaupt nicht in Frage kommen. Was den
engliſchen Vorſchlag eines unparteiiſchen Sachverſtän=
digen
=Ausſchuſſes anlange, ſo fürchte man in Paris, daß
damit nicht nur alliierte und amerikaniſche Sachverſtändige ge=
meint
ſein könnten. Poincaré habe kürzlich betont, daß die Auf=
nahme
von Neutralen in die Reihe der Sachverſtändigen
dem Verſailler Vertrag widerſprechen würde. Außerdem wolle
Poincaré, daß Belgien gemeinſam mit Paris dagegen auftrete,
daß die Kommiſſion die Geſamtentſchädigung feſtſetzen
ſolle; er würde höchſtens einem Kompromiß zuſtimmen, das
wie es heiße, von einem belgiſchen Staatsmann vorgeſchlagen
worden ſei und nach dem die Kommiſſion nach Prüfung der
deutſchen Hilfsquellen empfehlend darlegen ſolle, welche Annui=
täten
gezahlt werden ſollten und welchen Wert gewiſſe Zahlungs=
methoden
hätten. Die Annuitäten könnten dann für den Zeit=
raum
von zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren feſtgeſetzt werden
und zwar in einer Weiſe, daß ſie den Wiederaufbau der zerſtörten
Gebiete Frankreichs und Belgiens mit einem Minimum von 26
bezw. 5 Milliarden (A und B) ermöglichten, und andererſeits
zur Zahlung der Zinſen der engliſchen Schuld an Nordamerika
dienen könnten. Dieſen Vorſchlag erklärt der Berichterſtatter für
verfrüht, da er der Entſcheidung der Sachverſtändigenkonfe=
ren
; darüber vorgreife, welche Reparationen Deutſchland leiſten
ſolle; außerdem wäre es eine Regelung, die nicht endgültig und
dazu wirtſchaftlich ungeſund wäre und die Probleme wirtſchaft=
licher
und anderer Art in gefährlicher Weiſe für eine beſtimmte
Periode offenließe. Die daraus ſich ergebende Unſicherheit
würde die Ausſicht auf eine eventuelle internationale Anleihe
während der nächſten Jahre gefährden. Außerdem müſſe Eng=
land
auf der Hut ſein vor einer Regelung, die die Rechte Ita=
liens
, Serbiens und Rumäniens unberückſichtigt ließe
und die der Ausſicht auf amerikaniſche Beteiligung durch Ver=
ſchmelzung
der Neparationsfrage mit der Frage der Schulden
entgegenwirken würde. Was die Garantien für die Zah=
lungsquellen
betreffe, ſo ſei Poincaré den Anregungen der bel=
giſchen
Sachverſtändigen nicht geneigt; er bezweifele die Wirk=
ſamkeit
von Garantien, die ſich nicht in den Händen der Alliier=
ten
beſänden, ſei aber einem Verſuch nicht abgeneigt, vorausge=
ſetzt
, daß die gegenwärtig feſtgehaltenen Pfänder als Sicherhei=
ten
für die Anleihen und als allgemeine Sicherheiten beibe=
halten
würden.

Dr.

Von
Falther Croll=Berlin.

In kritiſchen Zeiten pflegen Ideen aufzutauchen, wie man
einem drohenden Verhängnis entgehen könne. Wir haben dies
bei den Kriſen vom Sommer 1918 und vom Sommer 1919 er=
lebt
. 1918 wurde die Annahme der Wilſonſchen Friedenstheſen
als eine Garantie für einen gerechten und tragbaren Frieden pro=
klamiert
. 1919 wurde der Satz aufgeſtellt, es verſchlüge nichts,
wenn wir erſt einmal den Verſailler Vertrag annähmen; dar=
über
, was von den 440 Artikeln wirklich ausgeführt werde, könne
ſpäter geredet werden. Beide Entſcheidungen haben ſich als un=
heilvoll
erwieſen. Die Alliierten haben die Wilſonſchen Friedens=
grundſätze
verleugnet, und vom Verſailler Vertrag iſt uns auch
nicht ein einziger Punkt erlaſſen oder auch nur entgegenkommend
ausgelegt worden. Jetzt ſtehen wir vor einer neuen Entſchei=
dung
: Soll Deutſchland ſeine Aufnahme in den Völkerbund nach=
ſuchen
oder nicht? So ſehr die Anſichten des deutſchen Volkes
hierin materiell voneinander abweichen, ſo einmütig iſt die Mei=
nung
aller ernſten, verantwortungsbewußten Politiker darin,
daß die Entſcheidung ſorgfältig und gewiſſenhaft überlegt wer=
den
muß. Damit nicht wieder wie ſchon ſo oft ein Ent=
ſchluß
Hals über Kopf gefaßt wird, muß ohne Verzug unterſucht
werden, was dafür und was dagegen ſpricht. Anfang September
tritt der Völkerbundsrat in Genf zuſammen, und es iſt nicht
ausgeſchloſſen, daß dann nicht mißzuverſtehende Winke nach Ber=
lin
ergehen werden.

Die wichtigſten Gründe, welche für ein Geſuch Deutſchlands
zur Aufnahme in den Völkerbund angeführt werden, ſind fol=
gende
: 1. Wir könnten in wichtigen politiſchen Fragen, wie bei
der Verwaltung der Saarlande, bei der Entſcheidung über das
Schickſal abgetrennter deutſcher Gebiete (Memelland und Frei=
ſtaat
Danzig), ſowie bei der Durchführung eines wirkſamen
Schutzes der deutſchen Minoritäten (in Polen, der Tſchecho=
ſlowakei
, Dänemark uſw.) mitwirken. 2. Wir hätten die Pflicht
aber nur nach Aufnahme in den Völkerbund die Möglichkeit ,
uns an der Löſung großer Menſchheitsaufgaben auf ſittlichem,
kulturellem, hygieniſchem, wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiete
zu beteiligen. 3. Wir könnten die Gewalttaten übermächtiger
Nachbarn (Frankreichs und Belgiens) wirkſamer zurückweiſen,
wenn wir der Geſellſchaft der Nationen angehören, die ſich
den Schutz ihrer Mitglieder gegen Rechtswidrigkeiten anderer
Völker zur Aufgabe gemacht hat. 4. Es würde einen guten
Eindruck in der Welt hervorrufen und die anderen Völker von
unſerer ehrlichen demokratiſchen Geſinnung überzeugen, wenn
wir uns freiwillig, d. h. ohne auf einen moraliſchen oder diplo=
matiſchen
Druck zu warten, um die Aufnahme in den Bund be=
mühen
. 5. Es ſei eine bewußte Sabotage der Völkerbundsidee,
wenn wir die Teilnahme an dem Genfer Bund ablehnten.
6. England wünſche unſeren Beitritt, und allein dieſer Umſtand
ſolle uns zu dem Geſuch nach Genf veranlaſſen. Nachdem ſo
eine Fülle von Gründen angehäuft iſt, gehen die deutſchen
Völlerbundsenthuſiaſten noch einen Schritt weiter und verlangen,
die Reichsregierung möchte ein bedingungsloſes Aufnahme=
geſuch
ergehen laſſen, alſo nicht etwa für Deutſchland einen Sitz
im wichtigſten Organ des Bundes, dem Völkerbundsrat, fordern.
Das übrige werde ſich finden, wenn erſt einmal die große
Geſte gemacht ſei.

Die letztgenannte Forderung zeigt mit aller Deutlichkeit, wie
ſehr die Frage des deutſchen Eintritts in den Völkrbund mit den
großen Fragen verwandt iſt, vor welche ſich unſer Volk vor fünf
und vor vier Jahren geſtellt ſah. Die große Geſte der be=
dingungsloſen
Niederlegung der Waffen und die weitere große
Geſte der Annahme unerfüllbarer Vertragsbedingungen waren
grandioſe Torheiten und furchtbare Verſündigungen gegen un=
ſere
Daſeinsbedingungn. Es ließe ſich vom rein praktiſchen
Zweckmäßigkeitsſtandpunkt aus allenfalls über unſeren Bei=
tritt
zum Genfer Völkerbund reden, wenn damit die Ausſicht ge=
ſchaffen
würde, daß Beſchlüſſe zu unſerem Nachteil verhindert
werden. Davon kann indeſſen keine Rede ſein. Die vberſchleſiſche
Entſcheidung vom 20. Oktober 1921 und die Duldung der fran=
zöſiſchen
Intrigen und Gewalttätigkeiten an der Saar wären
dieſelben geweſen, auch wenn wir Mitglieder des Völkerbundes
geweſen wären. Nach international anerkanntem parlamentari=
ſchen
Grundſatz iſt auch die Oppoſition Träger eines Be=
ſchluſſes
. Wir hätten kein Recht mehr, auf einer Wiedergut=
machung
des oberſchleſiſchen Unrechts zu beſtehen, wenn der Be=
ſchluß
des Völkerbundsrats vom 20. Oktober 1921 auch in un=
ſerem
Namen ergangen wäre. Zahlreiche internationale Auf=
gaben
, die dem Völkerbund übertragen ſind, können ebenſogut, ja
ſogar beſſer, von beſonderen internationalen Ausſchüſſen, als
durch den Genfer Völkerbund bearbeitet werden, der bei vielen
anſtändigen Menſchen in der Welt durch ſeine Taten und Unter=
laſſungen
ſchwere Einbuße an moraliſchem Kredit erlitten hat.
Ein Organ, das ſich weigerte, dem von Deutſchland vorgelegten
erdrückenden Beweismaterial für das betrügeriſche und zyniſche
Vorgehen Belgiens bei der Abſtimmung in Eupen=Malmedy
überhaupt nur Aufmerkſamkeit zu ſchenken und ein Bund der
Völker, welcher den ſkandalöſen Rechtsbruch vom 11. Januar
1923 an der Ruhr ſtillſchweigend hinnahm, iſt keine Erfüllung
eines Menſchheitsideals , ſelbſt wenn die Völkerbundsſatzung
nicht den erſten Teil des ſurchtbaren Verſailler Vertrages bildete.
Wir erleichtern im Gegenteil die Schaffung eines wahren Völker=
bundes
, wenn wir zuſammen mit Amerika dem Genfer
Bund fernbleiben. Amerika aber denkt heute ebenſowenig wie
vor vier Jahren daran, ein Aufnahmegeſuch nach Genf zu rich=
ten
. Wenn verdiente Militärs, wie der General von Deimling,
für den Beitritt Deutſchlands zum Völkerbund werben, ſo iſt
das ihre Sache; jedenfalls werden dadurch ſachliche Gegengründe
nicht entkräftet. Zuſammengefaßt iſt meine Meinung: Anſtand
und Intereſſe machen es Deutſchland zur Pflicht, nach wie vor
dem Genfer Monſtrum fernzubleiben!

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 27. Juli 1923.

Nummer 205.

Beſorgnis in England.
Paris, 26. Juli. (Wolff.) Die Humanité erfährt aus
London, die Vorgänge in Breslau und Frankfurt a. M.
hätten dort

UeDrd Si ſche Zel di dun Aclie unte deſeche
unmittelbar für jene Geſchehniſſe verantwortlich gemacht. In
offiziellen Kreiſen bekunde man Beſorgnis. Man frage
ſich, ob die Bemühungen der engliſchen Regierung nicht zu ſpät
gekommen ſeien. Es könne alſo nicht überraſchen, daß dieſe dar=
auf
beſtehe, von den alliierten Regierungen eine raſche Antwort
zu erhalten, denn wenn nicht vor den Parlamentsferien eine Er=
klärung
abgegeben werde, ſei es mehr als wahrſcheinlich, daß das
Kabinett Baldwin ſich in einer ſchwierigen Lage befinden würde
gegenüber einer öffentlichen Meinung, die ſich in Sorge frage,
ob keine Hoffnung auf eine induſtrielle Erholung vor den Winter=
monaten
möglich ſei.
Paris, 26. Juli. (Wolff.) Wie Havas mitteilt, ſei zwi=
ſchen
der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung über die Haupt=
frage
der auf die engliſchen Dokumente zu erteilende Antwort
eine Verſtändigung erzielt. Der Wortlaut der Note würde un=
verzügkich
feſtgeſetzt werden. Die Antwort von Paris und Brüſ=
ſel
würde wahrſcheinlich nicht identiſch ſein, aber ſich vollkom=
men
in gleicher Richtung bewegen. Dieſe optimiſtiſche Auffaſſung
vor Havas ſcheint jedoch in Frankreich nicht der allgemeinen
Auffaſſung zu entſprechen. Wie das Journal des Debats berich=
tet
, wird in offiziellen Kreiſen die Tatſache, daß die beiden No=
ten
nicht wörtlich übereinſtimmen, zwar nicht als ein Anzeichen
ernſtliche: Meinungsverſchiedenheiten aufgefaßt, es würde aber
hmzugefügt, daß beide Kabinette glaubten, ſich eine gewiſſe Hand=
lungsfreiheit
vorbehalten zu müſſen.
Das Buhlen um Englands Freundſchaft.

Paris, 26. Juli. (Wolff.) Zu einer Havasmeldung aus
London, wonach man ſich dort in diplomatiſchen Kreiſen mit der
Frage der militäriſchen Sicherheit in Frankreich beſchäftigte,
ſchreibt der Temps: England erweckt den Anſchein, als ob es
ſich als Verteidger des deutſchen Wirtſchaftslebens gegen Frank=
reich
aufſpielen wollte, und als ob es andererfeits die territo=
rialen
Sicherheiten Frankreichs gegen Deutſchland verteidige.
Man gewinne immer mehr den Eindruck, daß es zu ſeiner frühe=
ren
Politik der Balance of Power zurückkehre, indem es bald
Deutſchland gegen Frankreich und bald Frankreich gegen Deutſch=
land
ausſpiele. Würde man nicht beſſer die Tatſache anerken=
nen
, daß Frankreich und England ſich gegenſeitge Dienſte leiſten
könnten, wenn ſie einander ihre Unterſtützung auf ganz be=
ſtiminten
Gebieten zuſagten? Auf dem Gebiet der Luftfahrt
zum beiderſeitigen Schutz des Mutterlandes und auf maritimem
Gebiet zur Aufrechterhaltung der beiderſeitigen Beziehung zwi=
ſchen
dem Mutterlande und dem überſeeiſchen Beſitz. Wenn
England tun wolle, was in ſeiner Macht liege, um einen neuen
deutſch=franzöſiſchen Konflikt zu verhindern, brauche es nur dafür
zu ſorgen, daß ſeine Politik klarer werde. Man könne dann
Deutſchland ſehr ſchnell klar machen, daß die Reparationsfrage
nicht unbedingt ein Zankapfel zwiſchen Deutſchland und Frank=
reich
zu ſein braucht. Gleichzeitig brauche dann auch England
ſich keine Sorge mehr zu machen um die franzöſiſchen Sicherhei=
ten
und die deutſche Proſperität.

Peinliche Fragen.

Paris, 26. Juli. Die Humanité veröffentlicht in fettem
Druck die folgenden Zeilen: Vor einiger Zeit wurde die Stadt
Limburg beſetzt. Iſt Herr de Vendel nicht in der Lage, den
Grund für dieſe militäriſche Operation anzugeben? Man ver=
ſichert
, daß die Städte Dillenburg und Weilburg und
eine Grube bei Siegen demnächſt beſetzt werden ſollen. Könnte
Herr de Vendel nicht ſagen, inwiefern dieſe Operation von In=
tereſſe
iſt und ob es ſich um ein öffentliches oder ein privates
Intereſſe handelt? Iſt Herr de Vendel nicht davon unterrichtet,
daß ein Teil der Aktien, der im beſetzten Gebiet gelegenen
Kruppwerke kürzlich Gegenſtand einer Beſitzesübertragung
waren? Die öffentliche Meinung wird zweifellos wünſchen,
daß dieſe Fragen, welche die wichtigſten Probleme berühren,
prompt beantwortet werden.

Bayeriſche Zurückweiſung franzöſiſcher Lügen.
Verlin, 26. Juli. (Wolff.) Havas hat vor einigen Tagen
über den Fuch=Machhaus=Prozeß ein Communiqué veröffent=
licht
, das ſich mit der Tätigkeit des franzöſiſchen Majors Richert
befaßt, der bekanntlich an denHochverratsunternehmungen be=
teiligt
war, die nunmehr durch das Münchener Volksgericht ihre
Sühne gefunden haben. In dem Communigué heißt es unter
anderem, daß die Nationaliſten, die im Kabinett Kahr die Regie=
rungsgewalt
hatten, 1920 einen Agenten zu Richert entſandten
und ihn aufgefordert hätten, ſich nach München zu begeben.
Demgegenüber wird feſtgeſtellt, daß die Regierung Kahr niemals
irgendwelche Verbindung mit dem Kommandanten Richert ge=
ſucht
oder aufgenommen hat. Sie hat ihn auch nie zu einer
Reiſe nach München aufgefordert oder auffordern laſſen. Der
Regierung Kahr iſt auch niemals bekannt geworden, daß ihr
naheſtehende Kreiſe eine derartige Verbindung eingegangen hät=
ten
.

Rückblick auf die Opernſpielzeit 1922/23.
I.
Die Opernbeſprechungen in dieſer abgelaufenen Spielzeit
haben ſich abſichtlich und grundſätzlich ferngehalten von der Kritik
des Spielplans, der Rollenverteilung, der Wiederholungen, kurz
allen Fragen der Bühnenleitung. Es ſchien mir zwecklos, dar=
über
zu ſprechen ehne eingehende Keuntnis der Beweggründe.
Guter Wille muß immer vorausgeſetzt werden. Hohe Zielſetzung
war ſichtbar, praktiſches Verſtändnis ſelbſwerſtändlich, Unzu=
länglichkeiten
begreiflich. Die Objektivität der Kritik iſt ſtärker,
wenn ſie ſich nur mit den Dingen befaßt, die geboten und wie
ſie geboten werden, nicht warum. Ihre Sachlichkeit wächſt mit
dem Abſtand, der den Beurteiler vom Bühnengetriebe trennt.
Ich habe wenig Berührung mit ihm. Ein Rückblick aber muß ſich
auch mit dieſen Dingen beſchäftigen.
Unſere Oper hat, wenn ſie auch die meiſten Verſprechungen
nicht einlöſte und manche Wünſche offen ließ, vorwiegend Gutes
gebracht. Es kamen zur Aufführung: d’Albert Tiefland;
Cornelius Barbier von Bagdad; Flotow Martha und
Stradella; Leoncavallo Bajazzi; Lortzing Die beiden
Schützen, Wildſchütz, Waffenſchmied, Zar und Zimmermann;
Mascagni Cavalleria; Mozart Entführung, Figaro, Don
Juan: Offenbach Hoffmanns Erzählungen; Puccini Butter=
fly
; Schreker Der ferne Klang; Richard Strauß Ariadne,
Elektra; Johann Strauß Fledermaus; Oskar Strauß Der
tapfere Soldat; Szymanowski Hagith; Thuille Lobetanz;
Verdi Maskenball, Troubadour, Rigoletto, Othello; Wagner
Holländer, Tannhäuſer, Lohengrin, Triſtan, Meiſterſinger;
Weber Freiſchütz, Prezioſa; einige Ballette von Gluck und
Petruſchka von Strawinski.
Dieſer Plan genoß woll den Vorzug, daß er der Allgemein=
verſtändlichkeit
entgegenkam, überwiegend deutſche Werke brachte
und ſich von gewagten Verſuchen fernhielt. Indes, er hatte kein
hohes Niveau und ken Nachteil, daß er nicht reichhaltig war. Um
die Sp elzeit auszufüllen, gab’s viele Wiederholungen, die Publi=
kum
und Künſtler wohl ermüden mochten. Was war nicht alles
verſprochen worden! Guntram und Roſenkavalier von Strauß,
Rienzi und Liebesverbot von Wagner, Falſtaff von Verdi, Ma=

Die Aufhebung der Verkehrsſperre.
Frankfurt a. M., 26. Juli. Die Verkehrsſperre an der
Stellen aufgehoben, ſo daß der frühere Verkehr in ſtarkem Maße
einſetzte, jedoch wird aus einzelnen Bezirken berichtet, daß dort Tode verurteilt worden war, teilt General Degoutte mit,
die Sperre noch in Kraft ſei. Anſcheinend iſt alſo die Auf=
hebung
tatſächlich angeordnet, die Anweiſung dazu jedoch noch
nicht überall eingegangen.
Sofort nach Sperrung der Strecke FrankfurtBad Homburg
ſind einzelne Züge der Strecke Uſingen Frankfurt über
Friedberg umgeleitet worden. Ein feſter Fahrplan
konnte dieſen Zügen vorerſt nicht gegeben werden. Vorausſicht=
lich
ab Samstag, den 28. d. M., wird ein neuer Fahrplan
in Kraft treten, der zum Teil weſentlich gegen den früheren
Fahrplan abweicht und nach dem die umgeleiteten Züge ſo be=
fördert
werden ſollen, daß ſie ungefähr zu derſelben Zeit wie
vor der Störuung in Frankfurt ankommen bezw. abfahren. Hier=
durch
wird vornehmlich auf den Strecken FriedbergBad Hom=
burg
und Bad HomburgUſingenWeilburg zum Teil eine
Früherlegung von Zügen eintreten.
Offenburg, 26. Juli. (Wolff.) Die franzöſiſche Be=
ſatzungsbehörde
gibt bekannt: Der Verkehr zwiſchen dem beſetz=
ten
Gebiet von Offenburg und dem unbeſetzten Gebiet iſt vom
25. Juli, 12 Uhr nachts, wieder frei, und zwar unter den in den
Verordnungen 125 und 167 feſtgeſetzten Bedingungen. Der Poſt=
autoverkehr
von hier nach Ortenberg und Niederſchopfheim wird
morgen wieder aufgenommen, ebenfalls auch der Verkehr auf der
Schwarzwaldbahn von und nach Ortenberg.
TU. Hagen, 26. Juli. Die Verkehrsſperre iſt aufgehoben.
Die Züge verkehren bis Dortmund=Süd.
T.U. Elberfeld, 26. Juli. Die Verkehrsſperre in Voh=
winkel
, Lennep, Hagen und Neviges iſt in der vergangenen Nacht
um 1 Uhr aufgehoben worden. In Kronenberg beſteht ſie da=
gegen
noch fort.
Köln, 26. Juli. Die Aufhebung der Verkehrsſperre macht
ſich im Kölner Eiſenbahnverkehr beſonders dadurch bemerkbar,
daß hier heute vormittag zum erſtenmal ſeit Verhängung der
Sperre wieder ein Zug aus Hamm vollbeſetzt ankam. Im Aus=
reiſeverkehr
aus Köln iſt eine weſentliche Veränderung in den
letzten Tagen dadurch nicht eingetreten, da im Kölner Bezirk be=
kanntlich
Geleitſcheine in großer Zahl ausgeſtellt worden ſind,
ſo daß der Ausreiſeverkehr in den letzten Tagen recht ſtark war.
Bei der Kontrolle in Vohwinkel genügt ſeit heute morgen wieder
der Verkehrsſtempel. Die Perſonen, deren Paß mit dieſem Stem=
pel
verſehen iſt, werden unbehelligt durchgelaſſen. Der engliſche
Oberkommandierende in Köln hat angeordnet, daß die Ausſtel=
lung
von Geleitſcheinen vorerſt noch fortgeſetzt wird, bis er im
Einvernehmen mit General Degoutte in Düſſeldorf, wo er heute
Germersheim, 26. Juli. Die Rheinbrücke bei Ger=
mersheim
, die ſchon vor der allgemeinen Verkehrsſperre wegen
Reparaturen von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde für den den Ueberläufer Magnien ſoll ſehr ſchlecht ſein. Als ein weiterer
vormittags, von 1 bis 2 Uhr nachmittags und von 6 bis 8 Uhr Scheuer den Dienſt als Bahnmeiſter.
abends wieder geöffnet worden, jedoch nur für Perſonen, die
ſich im Beſitze eines franzöſiſchen Viſums befinden.

Verhaftet und verurteilt.
Bingen, 26. Juli. Von der franzöſiſchen Geheimpolizei
wurde hier der Großkaufmann Grimm aus Höchſt a. M. wegen
Sabotageverdachts verhaftet. Bei ihm gefundene Schriftſtücke
wieſen darauf hin, daß Grimm Mitglied der deutſchen Geheim=
organiſation
Oberland iſt. Das Kriegsgericht verurteilte ihn
wegen Geheimbündelei zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Millionen
Mark Geldſtrafe.
Groß=Gerau, 26. Juli. Im Walde von Groß=Gerau
wurde von der franzöſiſchen Geheimpolizei der Eiſenbahnarbeiter
Peter Dieter aus Wallerſtädten verhaftet, weil er Liſten über
Geldauszahlungen an ſtreikende deutſche Eiſenbahner bei ſich trug.
Wegen Begünſtigung des Eiſenbahnerſtreiks wurde er vom fran=
zöſiſchen
Kriegsgericht in Mainz zu 6 Monaten Gefängnis und
5 Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt. Ein Eiſenbahner aus
Wallerſtädten, der inzwiſchen ausgewieſen worden iſt und deſſen
Name unter dem Schriftſtück ſtand, wurde in Abweſenheit zu
5 Jahren Gefängnis und 5 Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt.
Aachen, 26. Juli. Das belgiſche Kriegsgericht
verhandelte in der Berufungsinſtanz gegen vier Deutſche, und
zwar gegen den Grafen Keller, Rudolf Schultze, Egon Ringen=
berg
und Kurt Lorbeer, von denen die drei erſten wegen Sabo=
tageverſuchs
zum Tode, Lorbeer zu lebenslänglicher Zwangs=
arbeit
verurteilt worden waren. In der Verhandlung wurde das
Urteil gegen die drei Erſtgenannten in lebenslängliche
Zwangsarbeit und gegen Lorbeer in 20jährige
Zwangsarbeit umgewandelt.
* Eſſen, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Der Oberleutnant a. D.
Kachus, dem es gelungen war, aus dem Zuchthaus in Werden
zu entfliehen, wurde heute vom franzöſiſchen Kriegsgericht in
Werden in Abweſenheit zum Tode verurteilt.

non Lescaut von Puccini, von Gluck Orpheus oder eine Iphi=
genie
, von Mozart Schauſpieldirektor und Baſtien und Baſtienne,
von Marſchner Hans Heiling, Weber Oberon, Kreutzer
Nachtlager, Smetang Verkaufte Braut, Tſchaikowski One=
gin
, Cherubini Waſſerträger, Aubers Stumme, Donizettis
Don Pasquale, Braunfels Die Vögel, Borodins Fürſt Jgor,
Bizets Carmen!
Nur Ariadne, Lobetanz, Ferner Klang, Stradella, Trou=
badour
, Wildſchütz, Hoffmanns Erzählungen, Maurer und
Schloſſer kamen neu heraus!
Mir fehlte vor allem Fidelio. Ein Werk von Gluck, von
Marſchner vermißte ich ungern. Roſſini, Smetana, Götz waren
nicht vertreten, Humperdinck fiel aus. Auch Weber erſchien zu
ſpärlich bedacht; hier erwartete ich die im Vorjahre als Sieben
Raben erfolgreich neu erſtandene Eurhanthe. Man hätte auch
einige gute Operetten geben können. Aber ich weiß, daß man in
jeder Spielzeit nicht alles bringen kann. Zum erſten Mal ſeit
Jahren ſtand Wagners Ning des Nibelungen nicht auf dem
Plan. Aeußere Gründe mögen beſtimmend geweſen ſein. Für
mich fehlen auch die inneren nicht. Die muſikaliſche Bewertung
dieſes Rieſenwerkes iſt ſtark geſunken; ſeine Bedeutung liegt
auf anderem Gebiet; ſeine Aufführung aber im Bayreuther Stil
wird immer unerträglicher. So ſcheint es mindeſtens klug, hier
abzuwarten, bis der neue Stil ſeiner Inſzenierung gefunden iſt.
Für Wagner, auch für ſeine anderen Werke, eng mit der Illu=
ſionsbühne
verknüpft, iſt es beſonders ſchwer, die neue Form
zu finden. Wir haben lier die Erfahrung an dem völli, miß=
glückten
Verſuch der Tannhäuſer=Inſzenierung und der nur teil=
weiſe
befriedigenden des Triſtan. Immerhin wurde der Verſuch
gemacht, und nur ſo, durch viele Fehlſchläge hindurch, wird die
Löſung gefunden werden können. Daß unſere Bühne an dieſen
Verſuchen teilzunehmen gewagt hat, iſt gewiß kein Tadel, jeden=
falls
lobenswerter, als wenn ſie dieſe Werke im alten Schlen=
drian
billig herausgebracht hätte. Dieſes friſche Wagen zeitigte
bei vielen anderen Werken gute Erfolge, zum Teil ſogar vor=
bildliche
Löſungen. Die Mozart=Opern, aber auch Stradella,
Othello rechne ich hierzu, vor allem aber die Ur= und Erſtauf=
führungen
von Ariadne. Elektra, Ferner Klang, Hagith: das
waren künſtleriſch glänzende Leiſtungen. Es zeigte ſich der Wille,
im Vergleich zu dem im Vorjahr bevorzugten Schauſpiel nun=
mehr
auch an der Oper die Kräfte wirken zu laſſen, die jenem

Görke begnadigt.
* Eſſen, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Auf die vielfachen Be=
Grenze des beſetzten Gebietes iſt ſeit heute früh an verſchiedenen mühungen auch des Papſtes um die Begnadigung des Land=
wirtſchaftslehrers
Görke, der vom Mainzer Kriegsgericht zum
daß das Gnadengeſuch von franzöſiſcher Seite angenommen ſei.
Mißhandlungen.
Frankfurt a. M., 26. Juli. (Wolff.) Am 22. d. M. ſind in
Trier ein Oberſekretär mit Frau und ein Zugreviſor des Mor=
gens
früh in ihrer Wohnung verhaftet und zur franzöſiſchen
Bahnhofswache abgeführt worden, wo ſie von den Mannſchaften
in Gegenwart eines Offiziers in der entſetzlichſten Weiſe miß=
handelt
wurden. Ein gleichfalls verhafteter Eiſenbanhbeamter
beobachtete, daß die in der Wachſtube ein= und ausgehenden Sol=
daten
, die mit der Verhaftung gar nichts zu tun hatten, bei ihrem
Ein= und Ausgehen die Verhafteten gleichfalls mißhandeln konn=
ten
, ohne daß der Offizier dies hinderte. Es wird vermutet,
daß die Veranlaſſung zu dieſen Verhaftungen ein Streitfall zwi=
ſchen
Spahis und einem unbekannten Ziviliſten bildet, der auf
der Flucht vor den Spahis in das Haus der Vorgenannten ein=
gedrungen
war, ohne daß dieſe etwas davon wußten.
Der Ortsvorſteher von Sennels wurde vom Bahnhofskom=
mandanten
drei Tage lang in einem leeren gedeckten Wagen ohne
Verpflegung eingeſperrt gehalten, weil er ſich geweigert hatte,
für die Quartiere der franzöſiſchen Regieleute Möbel zu ſtellen.
Eine Rote Kreuz=Schweſter, die wiederholt verſuchte, ihm eine
Decke zu überbringen, wurde jedesmal von den marokkaniſchen
Soldaten unter Beſchimpfungen weggejagt.
Geiſeln auf Franzoſenzügen.
Neuß, 26. Juli. (Wolff.) Eine große Anzahl von Neußer
Bürgern, zumeiſt Staats= und Kommunalbeamte, erhielten von
der belgiſchen Kommandantur den Befehl, als Geiſeln an be=
ſtimmten
Terminen bei Tag und Nacht auf den franzöſiſchen
Regiezügen mitzufahren.
An den Pranger.
Frankfurt a. M., 26. Juli (Wolff.) Im Bahnhof Kirch=
heimbolanden
ſind zehn Leute der franzöſiſchen Regie tätig, alle
von Beruf Nichteiſenbahner. Sie erhalten 100 000 Mark täglich,
Ihre dienſtliche Tätigkeit wird von dem Ueberläufer, Eiſenbahn=
inſpektor
Magnien, der anſcheinend als Betriebskontrolleur ver=
weilt
, eine allgemein gültige Vereinbarung getroffen haben wird, wendet wird, überwacht. Magnien wollte den im Bahnhof woh=
nenden
Hotelwirt Giuliani, der jetzt ausgewieſen iſt, beſtimmen,
ihm Angaben über das dienſtliche und außerdienſtliche Verhal=
ten
der bei der Regie in Kirchheimbolanden arbeitenden Leute zu
machen, was letzterer ablehnte. Die Behandlung der Leute durch
Verkehr geſchloſſen worden war, iſt nunmehr von 7 bis 10 Uhr Ueberläufer verſieht in Kirchheimbolanden der Rottenführer
Mainz, 26. Juli. Von welchem Schlage die Deutſchen
ſind, die während des Eiſenbahnerſtreiks im beſetzten Gebiet in
die Dienſte der franzöſiſch=belgiſchen Regie traten, beweiſen die
faſt in jeder Sitzung des Mainzer und Wiesbadener franzöſiſchen
Kriegsgerichtes dutzendweiſe zur Anklage ſtehenden. Diebſtähle,
In der letzten Sitzung des Mainzer franzöſiſchen Kriegsgerichts'
wurden wegen Diebſtahls in Dienſten der franzöſiſchen Eiſenz
bahnverwaltung verurteilt: der Arbeiter Heinrich Schulte aus
Frankfurt und der Arbeiter Georg Eckert aus Offenbach zu je
5 Jahren durch Einzelhaft verſchärftem Zuchthaus, der Arbeiter
Heinrich Kuntz aus Frankfurt und der Arbeiter Großmacht aus
Offenbach zu je 1½ Jahren Gefängnis. Außerdem wurden 16
Landesverräter aus dem unbeſetzten Deutſchland wegen Dieb=
ſtahls
zu Gefängnisſtrafen von 6 Monaten bis 3 Jahren ver=
urteilt
.
Franzöſiſche Zollſchikanen.
Die Zollſchikanen der franzöſiſchen Zollbeamten auf der
Wormſer Brücke, über die ſchon mehrfach berichtet wurde,
ſcheinen ſich zum Syſtem auszuwachſen. Selbſt gegenüber den
Ausgewieſenen ſcheuen dieſe Angehörigen der ritterlichen großen
Nation, nicht vor den gemeinſten Brutalitäten zurück. Ein
Transport von 78 ausgewieſenen Eiſenbahnern aus Mainz,
MainzKaſtel, Bingen, Ingelheim und Heidesheim, der geſtern
nachmittag die Wormſer Brücke paſſierte, um nach Darmſtadt
übergeführt zu werden, wurden von franzöſiſchen Zollbeamten
in einer Weiſe behandelt, die man nur als Diebſtahl oder
Straßenraub bezeichnen kann. Unter dem Vorwand der
verſuchten Zollhinterziehung beſchlagnahmten ſie ausdem Gepäck der
ausgewieſenen, das ſie ohne weiteres erbrachen, geringfügige
Beſtände von Lebensmitteln, Tabake, Seife uſw. Dieſe Vor=
gänge
ſpielten ſich bezeichnenderweiſe unter den Augen einer
zahlreichen Zuſchauermenge auf beiden Seiten des Rheins ab.
Nach vollzogener Beraubung wurden die Eiſenbahner hohn=
lächelnd
über die Brücke entlaſſen.

zu den ſtarken Erfolgen verholfen hatten. Die im Schauſpiel er=
probten
Mittel der Bühnenarchitektur und Beleuchtungskunſt
fanden in der Oper ſinngemäße, wirkſame Anwendung. Auf die=
ſem
Wege muß weiter geſchritten werden.
Werke ohne künſtleriſche Bedeutung wurden mit Geſchick
vermieden. Ueber einzelne kann man ſtreiten, ob ſie aufführungs=
wert
trotz unbeſtreitbar äußerer Erfolge: Maskenball, Butterfty,
Tapferer Soldat. Strittig bleibt ebenfalls das iſt immer ſo
die Wahl der Neu= und Uraufführungen. Schürfarbeit im alten
Beſtand kann Ausbeute bringen. Ich erwähnte bereits Gluck.
Von Dittersdorf, Cherubini, Berlioz wäre manches zu holen.
Heuer grub man nur Aubers Maurer und Schloſſer aus und
eine Anzahl Gluckſcher Ballette, deren Stil nicht getroffen wurde;
es gibt Beſſeres. Von lebenden Meiſtern brachte man zum erſten
Male Ariadne und Elektra von Strauß und Schrekers Fernen
Klang, alle drei mit gutem Recht; als Urvorſtellung Hagith von
Szymanowski und das Ballett von Strawinski, beide gewiß
ſtarke Werke, jedoch als einzig gewählte nicht bedeutungsvoll
genug. Pfitzners Paleſtrina, Schillings Moloch und vielleicht ein
Braunfels oder Korngold wären wertvoller geweſen. Auch die
Meiſterwerke Falſtaff von Verdi und Wolfs Corregidor hat man
hier noch nie geſehen.
Der Spielplan, wie er nun abgelaufen iſt, hat aber doch
ein eigenes Geſicht. Er ſcheint mir ein Spiegelbild der heutigen
Zeit. Einer Zeit, die ſich von ſchweren, tragiſchen Stoffen gern
abwendet zur leichteren Muſe, zu Stücken ſpieleriſcher, auf=
heiternder
Art. Die ſich im Gegenſatz zur Epoche des von Richard
Wagner beherrſchten Geſchwacks wieder zuwendet einerſeits der
früher zu Unrecht zurückged’ngten alten Oper und den Meiſter=
werken
des Kunſtgeſanges, auf der anderen Seite moderne, aus
unſerer Zeit heraus geborene Werke begünſtigt. Bezeichnend iſt
das wachſende Verlangen und offenbar wieder zunehmende Ver=
ſtändnis
Mozarts. Es beleuchtet die heutige Situation der Oper
und der Muſik überhaupt treffend, und wäre wert, in beſonderem
Aufſatz gedeutet zu werden. Bemerkenswert iſt ferner, wie mit
wachſender Kraft das überragende muſikaliſche Genie Verdis
erkannt und gerechter als früher geſchätzt wird.
Die Spielleitung erwies ſich gewandt und erfinderiſch. Für
Mozart wurde ein dem Kleinen Haus gemüßer künſtleriſcher Stil
gefunden, den vorbildlich durchziführen mit großem Erfolg ge=

tionsb.


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[ ][  ][ ]

Rnmmer 205.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Juli 1923.

Seite 3.

Mißachtung des Oemonſtrationsverbois durch
die Kommuniſten.
Berlin, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Trotz des Demonſtra=
tionsverbots
ſür Preußen wird von linksradikaler Seite weiter
ſtarke Propaganda für den Antifaſziſtentag getrieben. Die
K.P.D, läßt vor allem in den Betrieben, in denen ſie ſtark ver=
treten
iſt, Entſchließungen verbreiten, die gegen das Verbot des
Antiſaſziſtentages proteſtieren und trotz der Verordnung des
Miniſteriums des Innern zur Teilnahme an der Kundgebung
aufſordern. An der Spitze dieſer Entſchließungen marſchiert
merktoürdigerweiſe der Bezirksbetriebsrat der Reichs=
Eiſenbahndirektion Berlin, deſſen Reſolution mit
dem Aufruf ſchließt: Heraus zum Antifaſziſtentag für die Zer=
ſchlagung
des Faſzismus, gegen den weißen Terror, für die Be=
freiung
der Arbeiterklaſſen! Es zeigt zum mindeſten von einer
ſehr eigenartigen Auffaſſung der Betriebsratspflichten, daß der
Betriebstat einer wichtigen Reichsbehörde zum Widerſtand gegen
eige von einem Miniſterium erlaſſene Verordnung öffentlich auf=
fordert
. Es verlautet, daß die für dieſe Entſchließung Verant=
worilichen
zur Rechenſchaft gezogen werden ſollen. Auch in der
Eiſenbahnbetriebswerkſtätte Strahlau iſt eine ähnliche Entſchlie=
ßung
bekanntgegeben worden. Nicht unintereſſant iſt die Mit=
teilung
der K.P.D., daß ſie auf jeden Fall für Sonntag mit
Selbſtſchutz erſcheinen wird, da man in leitenden Kreiſen
der Auſicht iſt, daß von rechtsſtehender Seite ein Ueberfall auf die
Demonſtranten verſucht werden wird.
Köln, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Der Polizeipräſident hat
enitſprechend der Anweiſung des Miniſters des Innern alle Ver=
ſammlungen
unter freiem Himmel und Umzüge verboten.
* Gelſenkirchen, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Auch hier ſind
für Sonntag trotz des Verbots große Demonſtrationen
geplant. Wie verlautet, beſteht die Abſicht, Zuſammenſtöße mit
den Sicherheitsorganen zu provozieren und die Ruhe und Sicher=
heit
ſyſtematiſch zu ſtören. Es handelt ſich alfo um planmäßige
Organiſationen, und es wird nicht davon geſprochen werden
können, daß es ſich um impulſive Handlungen handelt. Die Po=
lizei
hat umfaſſende Maßnahmen zur Abwehr getroffen.
TU. Frankfurta. M., 26. Juli. In den geſtrigen Morgen=
ſtunden
ſind in verſchiedenen Wirtſchaften der Stadt von jungen
Burſchen Zettel verteilt worden, mit der Aufſchrift: Der erſte
Bluthund iſt geſchlachtet, die anderen folgen! Gleichzeitig iſt
der Staatsanwaltſchaft ein anonymes Schreiben zugegangen,
in dem in frivoler Weiſe darauf hingewieſen wird, daß in Bälde
noch drei weitere Staatsanwälte abgeſchlachtet werden würden.
Es ſind drei Herren mit Namen benannt. In verſchiedenen
Stadtteilen waren geſtern Plakate angeſchlagen, in denen in der
üblichen aufreizenden Form trotz des inzwiſchen ergangenen
Verſammlungsverbotes zu einer Kundgebung gegen den Faſzis=
mus
uſw. aufgerufen wird. Als Redner hat man ſich den Ab=
geordneten
Höllein verſchrieben. Die Verſammlung ſoll am
kommenden Sonntag ſtattfinden. Wie wir hören, will es die
kommuniſtiſche Parteileitung, obgleich Verſammlungen unter
freiem Himmel verboten ſind, unter allen Umſtänden durchſetzen,
daß die Veranſtaltung vor ſich geht, gegebenenfalls in einem ge=
ſchloſſenen
Raum. Da die Partei am Sonntag mit einem
Maſſenbeſuch, auch von auswärts und ſelbſt aus dem beſetzten
Gebiet rechnet, verſucht ſie die Feſthalle als Verſammlungslokal
zu gewinnen.
Die polizeilichen Unterſuchungen zur Ermittelung der Mör=
der
des Staatsanwaltes Dr. Haas machen gute Fortſchritte und
haben bereits nennenswerte Ergebniſſe gebracht, ſo daß ſich
vorausſichtlich in kurzer Zeit ein verhältnismäßig klares Bild
der ganzen Vorgänge ergeben dürfte. Auch am Mittwoch nahm
die Kriminalpolizei verſchiedene Verhaftungen von Perſonen
vor, die im dringenden Verdacht der Mittäterſchaft ſtehen, ſo den
Arbeiter einer Schuhfabrik, der ſich kurz nach der Mordtat in
einer Apotheke verbinden ließ. Von dem Miniſter des Innern
ſind auf die Ergreifung der Täter, die den Staatsanwalt Dr.
Haas erſchlagen haben, 15 Millionen Mark Belohnung ausge=
ſetzt
worden.
Am Samstag vormittag findet die Beerdigung des Staats=
anwaltſchaftsrates
Dr. Haas ſtatt. Bei dieſer Gelegenheit iſt
eine Trauerkundgebung der Bürgerſchaft, ähnlich wie die am
Tage der Beiſetzung Rathenaus vorgeſehen.
Die Goldanleihe.
Berlin, 26. Juli. (Wolff.) Die Vorlage über die Auf=
legung
einer wertbeſtändigen Goldanleihe wird
morgen dem Reichskabinett zugehen. Eine Beratung im
Reichstag wird nicht erfolgen, da der Reichsregierung die
Ermächtigung erteilt worden war, in dringenden Fällen ohne
Befragung des Parlaments vorzugehen. Dem Reichskabinett ſind
ferner die neuen Steuervorlagen zugegangen, die gleich=
falls
morgen beraten werden ſollen.
EU. Berlin, 26. Juli. Es verlautet, daß das Reichs=
finanzminiſterium
in ſeiner Vorlage über die Goldanleihe den
urſprünglich vorgeſehenen feſten Satz der kleinſten Stücke
von 5 Dollar auf 2 Dollar umgewandelt hat. Im ganzen ſoll
die Anleihe 100 Millionen Goldmark betragen, wovon zunächſt
im Auguſt eine Serie von 25 bis 26 Millionen Mark aufgelegt
werden ſoll.

Von Puttkamer zu 5 Monaten Gefängnis
verurteilt.
München, 26. Juli. (Priv.=Tel.) In der heutigen Ver=
hundlung
vor dem Münchener Volksgericht gegen den Schriftſteller
Franz v. Puttkamer wegen Anſtiftung des inzwiſchen
ermordeten Karl Baur zur Ermordung des Oberbürgermei=
ſters
Scheidemann beantragte der Staatsanwalt 8 Monate
Gefängnis. Der Verteidiger erſuchte um Freiſprechung. Das
Urteil lautete auf 5 Monate Gefängnis und 500000 Mk.
Geldſtrafe und Tragung der Koſten.
Erhöhung der Kohlenpreiſe.
Berlin, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Die ſprunghafte Steige=
rung
der Preiskurve hatte eine Neufeſtſetzuno der Kohlenpreiſe
zur Folge. Die Preiſe erfahren ab 27. Juli eine Erhöhung um
53 Prozent.
H=Millionen=Scheine.
Berlin, 26. Juli. (Wolff.) Demnächſt wird eine neue
Reichsbanknote zu fünf Millionen Mark in den Verkehr
gebracht werden. Dieſe Banknote kann ab 1. September 1923
aufgchoben und gegen Umtauſch anderer geſetzlicher Zahlungs=
mittel
eingetauſcht werden.
Notſtandsarbeiten in England.
London, 26. Juli. Der Parlamentsausſchuß der Induſtrie
lenkt die Aufmerkſamkeit des Innenminiſters auf die Möglichkeit
eines neuen entbehrungsvollen Winters für die Arbeitsloſen
und fordert die Regierung auf, geeignete Maßnahmen zu tref=
fen
, um eine Kataſtrophe zu vermeiden. Der Parlamentsaus=
ſchuß
vertritt die Auffaſſung, daß die Regierung unterſuchen
ſolle, in welcher Weiſe die Hilfsquellen in England erſchloſſen
werden können. Er ſchlägt u. a. die Ausführung folgender Ar=
beiten
vor: Verſorgung mit Elektrizität, Ausbau unterirdiſcher
Eiſenbahnen in London, Erweiterung der Kanäle, Verbeſſerung
der Londoner Häfen.

Engliſche Rüſtungen zur Luft.
London, 26. Juli. (Priv.=Tel.) Die britiſche Regierung
hat ſich entſchloſſen, ſich dem Bau von Luftſchiffen zu
Verteidigungszwecken wieder zuzuwenden. Bevor ſie aber Luft=
ſchiffe
in Auftrag gibt, will ſie die Reſultate abwarten, die die
Vereinigten Staaten mit den augenblicklich in Philadelphia und
auf den Zeppelinwerken in Friedrichshafen in
Bau befindlichen Luftſchiffen erzielen. Sollten ſich dieſe bewäh=
ren
, wird die engliſche Regierung ihr techniſches Programm
ausarbeiten.
Dieſen Beſchluß der engliſchen Regierung teilte heute der
Miniſter für Luftfahrweſen Hoare im Unterhauſe mit. Weiter
teilte der Miniſter mit, daß der Plan eines Luftverkehrsdienſtes
EnglandOrientAuſtralien im Oktober der britiſchen
Reichskonferenz vorgelegt werde. Der Miniſter erklärte, die Ver=
teidigungskommiſſion
des Reiches meſſe dem Bau von Luft=
ſchiffen
große ſtrategiſche Bedeutung bei.
TU. London, 26. Juli. England iſt gegenwärtig dabei,
einen weiteren Schritt zu tun, um die Vorherſchaft in der
Luftſchiffahrt zu erringen. Man denkt an eine Ausdeh=
nung
des britiſchen Luftdienſtes bis nach Auſtralien oder um die
ganze Welt. Nach den bisher beſtehenden vorläufigen Plänen
ſoll der Bau von Luftſchiffen von noch nicht dageweſenen Dimen=
ſionen
nicht allein auf Staatskoſten geſchehen. Im übrigen iſt
eine Verdreifachung der engliſchen Luftſtreitkräfte, nicht ausge=
ſchloſſen
. Man hat Preiſe ausgeſetzt für Neukonſtruktionen von
Flugzeugen und Motoren und plant eine engere Verbindung der
Verkehrsluftſchiffahrt mit der Kriegsluftſchiffahrt zur Schaffung
einer freiwilligen Reſerve. Die früheren Führer der Kriegsflug=
zeuge
ſollen ſich einem Uebungskurſus unterwerfen. Man hofft,
bald über eintauſend mit den neueſten Errungenſchaften vertraute
Piloten verfügen zu können.

Der deutſche Studentag in Würzburg.

Von unſerem A. K.=Sonderberichterſtatter.

Würzburg, 26. Juli. Der fünfte ordentliche Deutſche
Studententag wird planmäßig morgen früh eröffnet werden.
Eine beſonders große Zahl von Vertretern der reichsdeutſchen
Hochſchulen iſt bereits erſchienen. Neben der Studententagung
des Verbandes der Techniſchen Hochſchulen und Bergakademien
finden heute Vorbeſprechungen des Hauptausſchuſſes und der
einzelnen Kreiſe ſtatt, die zu den meiſten Tagungspunkten ein=
gehend
Stellung nehmen. Die Tagungsleitung liegt in der Hand
der altbewährten Studentenführer Gerloff=Berlin, Che=
vallerie
=Berlin, Mömmer=Hamburg.
Die Kreistagung des Kreiſes der deutſchen Hochſchulen
Gießen, Darmſtadt, Heidelberg, Stuttgart, Tübingen, Karlsruhe,
Freiburg nahm nach den Berichten des Kreisleiters und des
Kreisauslandsamtes (ſiehe unſeren Bericht in der letzten Hoch=
ſchulbeilage
) zu dem höchſt eigenartigen Vorgehen der Stu=
dentenſchaft
Heidelberg Stellung. Heidelberg forderte von
der Studentenſchaft mehr poſitive Arbeit. (!) Sie hätte den
Studententag nicht beſchickt. (!). Da dieſer Beſchluß ſicherlich
auf Mißverſtändnis beruht, wird der Kreis amtlich beauftragt,
ſofort die notwendigen Schritte zu deren Beſeitigung zu unter=
nehmen
. Da die Heidelberger Vertreter anweſend ſind, wird die
Angelegenheit bald erledigt ſein. In den Spruchhof der
deutſchen Studentenſchaft, der aus einem rechts=
kundigen
Vorſitzenden und 10 Beiſitzern beſteht, wurde Herr
Otte=Karlsruhe wiedergewählt, als neuer Kreisleiter Herr
Brenner=Stuttgart, ein ſchon ſeit Semeſtern über Stuttgart
hinaus bekannter ſtudentiſcher Mitarbeiter.
Auf Aufforderung des Vorſtandes der Vorausſchüſſe der
Deutſchen Studentenſchaft findet eine Beſprechungl der Mitarbei=
ter
der verſchiedenen Hochſchulen ſtatt, an denen von Darm=
ſtadt
die Herren Pfeiffer, Schillinger, Erfurt,
Kemper und andere teilnahmen. Die Beſprechungen waren
natürlich alle geheim. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Arbeiten
bemerkenswerte Fortſchritte gezeitigt haben. Ein noch engerer
Zuſammenhalt aller in Frage kommenden Organiſationen wird
gefordert, Direktiven einer Zentraliſierung der geſamten Auf=
klärungsarbeit
im In= und Ausland ſollen in die Wege geleitet
werden.
Am Abend fand eine Begrüßungsfeier im Brauhaus ſtatt,
die mit den Burſchenmützen der Studenten aller deutſchen Hoch=
ſchulen
ein erfreuliches Bild bot.
Zu der Tagung des Verbandes der Techniſchen
Hochſchulen und Bergakademien.
Gleichzeitig mit dem Ruf zum fünften ordentlichen Stu=
dententag
in Würzburg erging an die Techniſchen Hochſchulen
und Bergakademien eine Einladung zu der zeitlich und örtlich
mit dem Studententag verbundenen Tagung des T.=H.= und

B.=A.=Zweckverbandes. Dem Zweigvorort Charlottenburg liegt
die Leitung der Verhandlungen in den Fachſchaften ob. Er
umfaßt alle an ihn angeſchloſſenen Fachſchaften der Techniſchen
Hochſchulen und ſodann innerhab der Deutſchen Studentenſchaft
alle Einzelfachſchaften jeder nicht angeſchloſſenen Hochſchule, die
durch den Verband vertreten ſein will. Der diesjährige Stu=
dententag
gibt weitere Anregungen zur Neubelebung der Tätig=
keit
dieſer Fachgruppen in der Deutſchen Studentenſchaft und
umfaßt einen Zweig ſtändiger Arbeiten, denen unabhängig von
den Fragen rein hochſchulpolitiſcher Art große Bedeutung zuzu=
meſſen
iſt. Die erſte Sitzung des Studententages, die heute,
Donnerstag, den 26. Juli, vormittags 10 Uhr, ihren Anfang
nahm, behandelte in der Hauptſache prinzipielle Fragen, während
bei dem zweiten Zuſammentritt der Fachſchaftenvertreter Ge=
biete
der Hochſchulreform zur Verhandlung kamen. Vertreten
waren die Hochſchulen Danzig, Darmſtadt, Dresden,
Charlottenburg, Hannover, Stuttgart und die
Bergakademien Klausthal, Charlottenburg und
Freiburg. Nach Erledigung der geſchäftsordnungsmäßigen
Punkte wurde die Wahl des neuen Vorortes vorgenommen, der
bei Charlottenburg blieb, und dann zu eingehender Aus=
ſprache
über die Stellungnahme der Fachſchaften im allgemeinen
Studentenausſchuß übergegangen.
An dieſer Stelle dürfte die Organiſation der Fachſchaf=
ten
der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt von be=
ſonderem
Intereſſe ſein: Jede der ſechs Abteilungen der Hoch=
ſchule
beſitzt einen Fachausſchuß, der ſich aus fünf Herren der be=
treffenden
Abteilung zuſammenſetzt. Der Vorſitz dieſer Ausſchüſſe
ruht immer in Händen eines älteren Semeſters, dem die Er=
fahrungen
ſeines eigenen Studiums genügend Fähigkeiten geben,
den jungen Kommilitonen ein ſtändiger Berater zu ſein. Die
Fachausſchüſſe arbeiten möglichſt ſelbſtändig, ſind aber für ihre
Tätigkeit der Kammer der Studentenſchaft verantwortlich und
in ihrer Geſamtheit vereinigt unter dem Vorſitz des jeweiligen
zweiten Vorſitzenden der Studentenſchaft.
Die Erfahrungen, die mit dem an der Techniſchen Hochſchule
Darmſtadt eingeführten Syſtem gemacht wurden, ſind denkbar
gut und haben auch diesmal wieder den anderen Hochſchulen
Richtlinien für den Aufbau ihrer Fachſchaften gegeben. Als
weiterer Punkt lag zur Verhandlung vor ein Antrag des Poly=
technikums
Köthen, das verſuchte, Mitglied der Deutſchen Stu=
dentenſchaft
zu werden. Die Pflege der Wiſſenſchaft an dieſer
Anſtalt, erſchien jedoch dem Studententag nicht in dem Rahmen zu
ſein, wie er im Sinne eines Hochſchulſtudiums unbedingt ver=
langt
werden muß. Infolgedeſſen wurde der Antrag abgelehnt.
Der Studententag hat gleich mit ſeinem Beginn und in den
erſten Beſprechungen gezeigt, daß der Wille zur ſachlichen Arbeit
innerhalb des vorgelegten Aufgabengebiets gut und ſtark iſt, und
daß wir mit Zuverſicht und der unbedingten Ausſicht auf Erfolg
des weiteren Verlaufs der Studentagung rechnen dürfen. Ueber.
die ſeiteren Verhandlungen werden wir regelmäßig berichten.

lang. Othello, Barbier, Hoffmanns Erzählungen, Stradella von
älteren, Lobetanz, Ariadne, Elektra, Hagith von neueren Werken
erhielten durch wohldurchdachte, ausgefeilte Regie wirkungsvolle
Prägung perſönlicher Art.
Mit der Inſzenierung, den Entwürfen für Architektur,
Bühnenbilder, Koſtüme, war nicht wie in früheren Zeiten eine
Stelle allein betraut, ſondern es wurden wechſelnd verſchiedene
Künſtler damit beauftragt. Ich halte dieſen Weg grundſätzlich
für richtig, weil es mich für unmöglich dünkt, daß heute ein Ein=
ziger
die verſchiedenartigſten geforderten Stile gleichmäßig be=
herrſcht
. In der Wahl der Beauftragten freilich kamen Mißgriffe
vor, die vermeidbar waren. Wir haben zur Zeit in Darmſtadt
an begabten Raumkünſtlern, deren Eigenart zur Bühne weiſt
und ſich zum Teil dort ſchon bewährt hat, keinen Mangel. Dieſe
richtig einzuſetzen und vor Auswärtigen zu bevorzugen, wäre
wünſchenswert.
Die Verteilung der Stücke auf Großes und Kleines Haus
war zweckmäßig. Ich möchte den Don Juan aus mehrfach dar=
gelegten
Gründen lieber im Großen Haufe ſehen.
Die muſikaliſche Leitung, die ſich in drei ausgeſprochenen
Perſönlichkeiten ergänzte, lag in beſonders trefflichen, erfahrenen
Händen, deren geniale Fähigkeiten ſich in faſt jeder Aufführung
bewährten. Voran in ihrem Generalmuſikdirektor beſitzt unſere
Oper eine überragend ſtarke Kraft von unbeſtrittener Bedeutung,
um den uns jede Bühne mit Recht beneiden kann. Ich erwarte
mir von der erfreulichen Zuſammenarbeit der Regiſſeure und
Dirigenten, wenn ſie ſtetig wird, Erſprießliches für das kom=
mende
Jahr. Ich glaube auch, daß die Freiheit, die dieſen Her=
ren
ſeitens der Direktion gegönnt zu werden ſcheint, das günſtige
Ergebnis gefördert hat.
Unſer Orcheſter beſtätigte ſeinen Ruf als ein feſtgefügter
Körper von lauter Meiſtern ihrer Inſtrumente. Die Zuverläſſig=
keit
und Unermüdlichkeit war bewundernswert. Wenn die Schön=
heit
des Klanges oft im Kleinen Haus unter der ungünſtigen
Akuſtik leiden mußte (Mozart), im Großen Haus manchmal unter
der zu ſchwachen Beſetzung des Quartetts (Triſtan), ſo iſt’s nicht
ſeine Schuld. Orcheſter wie in Wien, Dresden, München kann
Darmſtadt ſich nicht leiſten.
Die Zuſammenſetzung des Opernperſonals war nicht ohne
Lücken, ſeine Ausnutzung teilweiſe nicht ausgiebig genug.

Die Primadonna, im alten Verſtand, fehlte. Man hatte eine
anfangende vielverſprechende Künſtlerin verpflichtet. Anſtatt ihr
aber durch ſtufenweiſes Vorſchreiten die Wege zu ebnen, gab man
ihr nur wenige und gleich die anſpruchsvollſten Rollen. Daß ſie
an ihnen nicht geſcheitert iſt, zeugt für ſie. Mit der ſtimmbegab=
ten
Vertreterin des Rollenfachs der jugendlichen Heldin lief der
Vertrag ab. Das Fach der Sentimentalen war von zwei Damen
beſetzt, die beide trotz guter Einzelleiſtungen nicht immer aus=
reichten
. Für das Koloraturfach, glänzend vertreten, mußte bald
Erſatz geſucht werden. Hier zeigten ſich alſo in vier Fächern Un=
ſicherheiten
und undauerhafte Zuſtände, die das Ganze ſchwan=
kend
machten. Auch das männliche Perſonal war nicht vollzählig.
Der Heldentenor war zwar vorhanden, aber nicht durchweg ver=
wendbar
. Der ſogenannte Spieltenor fehlte, und der zweite Baß.
Damit erwuchſen Ueberlaſtungen für den lyriſchen Tenor und
erſten Baß. Ergänzungen erſcheinen notwendig. Im übrigen
ſoll nicht geleugnet werden, daß eine glückliche Hand am Werk
war, junge Begabungen zu finden und, wenn auch teilweiſe nicht
reibungslos, erfolgreich herauszuſtellen.
Sieht man von äußeren Gründen ab, die leider meiſt maß=
gebend
ſind, ſo iſt Perſonalwechſel von Zeit zu Zeit heilſam zur
Belebung von Werk, Künſtlern und Publikum. Im ganzen bin
ich aber für Bildung eines wenigſtens für Jahre hinaus unver=
änderlichen
Enſembles von für jedes Fach vollwertigen Künſt=
lern
. Das bringt erſt die erwünſchte Stetigkeit in den Spielplan,
gibt jeder Aufführung die Geſchloſſenheit, ein einheitlicher Stil
bildet ſich, ſtändig neue Proben und ermüdende Gaſtſpiele
werden vermieden, der Leitung bleibt Zeit für Vorbereitung
und die Möglichkeit zur planmäßigen Durchführung eines
Programms.
Die Lücken und Schwankungen im Enſemble und ihre Folge=
erſcheinungen
ſind die hauptſächliche Urſache, daß es dem Spiel=
plan
an Aufführungen großer Werke und an Reichhaltigkeit ge=
brach
. Vorwiegend kam die komiſche und die Spieloper zu Wort.
Die Unterhaltungsoper überwog die klaſſiſche, ernſte Oper. Auch
hier begreife ich die Gründe, die zum Teil äußere geweſen ſein
können, zum Teil von innen zu verſtehen ſind. Die Notwendig=
keit
der Beſchränkung aus Sparſamkeit mag auch mitgewirkt
haben. Das Geſamtnivegu hat aber dadurch zweifellos gelitten.

Ueber das Publikum noch ein Wort! Es ſind in ſeiner Mitte
nicht mehr wie früher vorwiegend ſolche zu finden, die in irgen
einem Vexhältnis zu ernſter Kunſt ſtehen. Schweren Herzen
müſſen dieſe gebildeten Kreiſe heute auf das Theater meiſt ver
zichten. Es iſt aber auch ein Verluſt auf Theaters Seite, den de
Künſtler auf den Brettern wie im Orcheſter deutlich verſpürt
Aeußerlich macht er ſich fühlbar in der Aufnahme der Stücke, ir
der Art und Stärke des Beifalls. Dieſer iſt daher bei der heu
tigen Zuſammenſetzung des Publikums weniger denn je ei=
gültiger
Wertmeſſer. Er wird meiſt von rein äußerlichen Ur
ſachen in Bewegung geſetzt, nicht mehr auf äſthetiſches Urter
gegründet. Gleichwohl gibt das natürliche Gefühl der Naivitä
manchmal eine überraſchend zutreffende Kritik. Das Publikur
iſt zahlreicher als früher, oft empfänglicher, und wenn es dank
bar iſt, mit volleren Händen ſpendend. Blumengaben und Ge
ſchenke waren häufig und wandten ſich, als ein Kennzeichen der
Zeit, mit Vorliebe männlichen Künſtlern zu.
Der Eindruck im ganzen, den die Opernſpielzeit hinterließ,
iſt wohl kein ungünſtiger. Sichere Führung, ſorgfältige Vorbe
reitung brachten vorwiegend gut abgerundete Vorſtellungen, be
friedigende Rollenbeſetzungen zum Teil ſogar Muſteraufführun=
gen
und glänzende Einzelleiſtungen zuſtande. Mir iſt dieſes er
freuliche Ergebnis trotzdem zu klein, weil von einer Oper mi
dem überlieferten großen Ruf der unſrigen mehr erwartet wer
den darf.
V, H.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Gedächtnismarken des Schlageter=Bundes. Zum Gedächtnis de
Ermordung von Albert Leo Schlageter hat der im Verbande des Deu
ſchen Schatzmarkenvereins E.V., Leipzig, Johannisgaſſe 28, II, erſtehend
Schlageter=Bund zwei Gedächtnismarken herſtellen laſſen, deren kleine
das Bild des deutſchen Märtyrers zeigt, und einhundert Mark koſtet
deren größere zugleich den Märtyrern Andreas Hofer und Buchhändle
Palm gewidmet iſt. Wer dieſe große Marke zu eintauſend Mark nicht
kaufen und regelmäßig ſeinen Briefen beikleben kann, kaufe wenigſten
die kleine Bildnismarke und ſende mindeſtens monatlich ein paar Brief
mit dieſer Marke ſeinen Freunden zu. Kein Auslandsbrief darf hinfor
ohne eine Schlageter=Gedächtnismarke abgeſandt werden. Bezug (nebſ
Poſtbriefgeld evtl. Einſchreibegebühr) durch die Schatzmarkenkanzlei, aus=
ſchließlich
gegen Voreinſendung des Betrages.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Nummer 205.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 27. Juli.

Zum Reichsmietengeſetz
haben wir in Nr. 42 vom 12. Februar d. J. eine Petition, datiert vom
15. Januar 1923, veröffentlicht, die nach ausführlicher Begründung in
der Bitte gipfelt, der Landtag möge die Regierung veranlaſſen, eine
ſachgemäße nochmalige Reviſion der getroffenen Regelung für Heſſen
eintreten zu laſſen. Auf dieſe Petition, die den Zweiten Ausſchuß be=
reits
beſchäftigt hat, hat die Regierung das Miniſterium für Arbeit
und Wirtſhaft bereits am 26. Januar d. J. eine Antwort erteilt,
die wir nachſtehend wiedergeben:
Es gibt wohl kaum ein Geſetz, das in ſo ſtarkem Maße die Oef=
fentlichkeit
beſchäftigt und die Kritik herausfordert, als das Reichs=
mietengeſetz
und ſeine verſchiedenen Ausführungsbeſtimmungen. Es iſt

ſei es als Vermieter, ſei es als Mieter, in irgend einer Weiſe intereſ=
ſiert
iſt. Das Geſetz hat in weitgehendſtem Maße die Oberſten Landes=
behörden
zu Anordnungen ermächtigt, die es ſelbſt nicht reffen wollte,
da die Verhältniſſe in den einzelnen Ländern zu verſchieden liegen. Es
hat ferner die Oberſten Landesbehörden ermächtigt, die in dem Geſetze
ihr ſelbſt oder der Gemeindebehörde zugewieſenen Befugniſſe allgemein
oder in beſtimmten Fällen anderen Stellen zu übertragen. (§ 22 R.M.=
G.) In dieſem § 22 ſind weiterhin Beſtimmungen erlaſſen, welche ge=
ſtatten
, beſtimmte Gemeinde= oder Gemeindeteile von den Vorſchriften
dieſes Geſetzes ganz oder teilweiſe auszunehmen.

Der Entwurf der heſſiſchen Ausführungs=Verordnung wurde mit
den Vertretungen der Vermieter= und Mieterorganiſationen beraten
und fand damals im allgemeinen Billigung. Wenn nun die preußiſche
Verordnung in einzelnen Punkten von der heſſifhen abweicht, ſo iſt
hiermit nicht geſagt, daß ſie praktiſcher als die heſſiſche wäre. Ins=
beſondere
ſind die Beſtimmungen der preußiſchen Verordnung zu § 3
Abf. 1, Ziffer 2 und § 4 in keinem größeren Lande in die Verordnung
aufgenommen worden. Die Mehrzahl dieſer Betriebskoſten kommt für
die meiſten Gemeinden des Landes überhaupt nicht in Betracht. Das
iſt auch der Grund, warum dieſe einzelnen Steuern und Gebühren
nicht in eine Verordnug hineingehören, ſondern höchſtens in einen be=
ſonderen
Erlaß, wovon wir auch in unſerem Ausſchreiben vom 14. Juni
1922 Gebrauch gemacht haben.
Die Ausführungen des Interpellanten in Abſatz 3 und 4 beſtätigen,
Haß die Herausnahme einzelner Reparaturarbeiten aus dem allgemei=
nen
Hundertſatz für Inſtandſetzungsarbeiten nicht die Regel, ſondern
höchſtens eine Ausnahme darſtellen ſollte. Wir halten daher die preu=
ßiſche
Beſtimmung, die zu einer Herausnahme des Tapezierens, bezw.
Anſtreichens und Kalkens der Wände und Decken, des Streichens der
Fußböden, Fenſter und Türen von dem allgemeinen Hundertſatz anreizt,
nicht für zweckmäßig und mit den Beſtimmungen des § 20 R.M. G. bezw.
§ 536 B.G.B. nur ſchwer vereinbar, wem auch der 8 22 des Geſetzes
Ausnahmen von den Grundſätzen des R. M. G. geſtattet.

In Artikel 5 der heſſiſchen Ausführungsverordnung haben wir ge=
mäß
§ 5 des Geſetzes eine Reihe von größeren Arbeiten als große In=
ſtandſetzungsarbeiten
erklärt und es den Gemeinden überlaſſen, auch
andere, einen größeren Koſtenaufwand erfordernde Arbeiten, als große
Inſtandſetzungsarbeiten zu bezeichnen. In Ziffer II B unſeres Er=
laſſes
vom 14. Juni 1922 haben wir hierzu weitere Ausführungen ge=
macht
. Dieſe Vorſchrift muß den Anforderungen vollkommen genügen.
Wenn wir lediglich für die Einrichtung der Hauskonten und ihre
Verwendung die Form der Ortsſatzung vorgeſchrieben haben, ſo geſchah
dies mit voller Abſicht. Einmal ſind hier von den betreffenden Ge=
meinden
umfangreiche Beſtimmungen zu erlaſſen, die gemäß § 15 der
Städte= und Landgemeindeordnung dieſe Form rechtfertigen, wobei zu
bemerken iſt, daß eine Einrichtung von Hauskonten nur in den Städ=
ten
und größeren Gemeinden in Frage kommt. Andererſeits wäre es
dem Miniſterium techniſch vollkommen unmöglich, Ortsſatzungen ſämt=
licher
heſſiſcher Gemeinden über alle möglichen Dinge, die der Ge=
meindebehörde
nach dem Reichsmietengeſetz übertragen ſind, nachzu=
prüfen
. Hierzu gehört ein Beamtenapparat, den wir uns wohl nicht
leiſten können. Dies müßte aber geſchehen, da nach der angezogenen
Beſrimmung der Städte= und Landgemeindeordnung das Miniſterium
die Genehmigung zur Ortsſatzung zu geben hätte.
Wir können daher in keiner Weiſe einſehen, weshalb die preu=
ßiſche
Ausführudgsverordnung, die zwar umfangreicher iſt als die
heſſiſche, aber dafür eine Menge Beſtimmungen enthält, die eigentlich
nicht in die Verordnung hineingehören, den Vorzug vor der heſſiſchen
perdienen ſollte. Die Auswirkungen des Geſetzes laſſen ſich zurzeit auch
noch nicht überſehen. Es wäre daher u. E. geſetzestechniſch ein Fehler,
jetzt ſchon etivaige Abänderungen der Verordnung vorzunehmen und
gez. Raab.
hiernach Flickwerk zu ſchaffen.

Der Zweite Ausſchuß hat in ſeiner Sitzung bom 19. April wie
wir hören, nach einem Referat des Abg. v. Helmolt beſchloſſen, die
Vorſtellung durch die Regierungsantwort für erledigt zu erklären. Da=
mit
iſt die Petition für den Landtag abgetan. Dieſe Art der geſchäfts=
ordnungsmäßigen
Behandlung einer Petition liegt in den neueren Be=
ſtimmungen
begründet. Früher, im alten Staat, war die Geſchäftsord=
nung
des Landtages in geſetzliche Form gegoſſen. Das iſt jetzt anders.
Art. 28 der neuen Verfaſſung beſtimmt: Der Landtag gibt ſich eine
Geſchäftsordnung. Das hat er auch getan und in Art. 39 derſelben
iſt beſtimmt, daß der Ausſchuß über eine Petition end=
gültig
beſchließt. Wer alſo, aus der früheren Uebung ſchließend,
die Meinung gehabt haben ſollte, jede Petition und zum mindeſten eine
ſolche, die nicht rein perſönliche Dinge, ſondern ſolche der Allgemein=
heit
erörtert, werde auch das Plenum des Landtages beſchäftigen, der
wird ſeine Meinung korrigieren müſſen. Durch den Entſchluß des
Zweiten Ausſchuſſes iſt der Landtag ſelbſt von einer Debatte über das
Reichsmietengeſetz und ſeine Ausführung entlaſtet, falls nicht etwa das
eine oder andere Mitglied das Bedürfnis fühlen ſollte, die Materie,
die fortwährend die Preſſe und Publikum beſchäftigt, etwa anläßlich
einer Budgetdebatte, die ja ſo leicht die Handhabe bieten kann, zu be=
ſprechen
. Bisher iſt aber, ſoweit feſtzuſtellen war, davon nichts zu be=
merken
geweſen. In der Sache ſelbſt mag es den Vermieter= und
Mieterorganiſationen überlaſſen bleiben, Stellung zu nehmen.

* Rittertum und Ritterſeben.
Von Hans Müller=Hickler.
In meinem Aufſatz über die Tannenburg habe ich einige Be=
merkungen
über Rittertum und Ritterſtand eingeflochten, die
nach der Meinung vieler, die lieber von der alten als der neuen
Zeit hören, einer Erklärung bedürfen. Jene Zerſtörung der
Tannenburg fiel bereits in die Epoche des Verfalles des Ritter=
ſtandes
, deſſen Blüte vom 9. bis 12. Jahrhundert dauerte. Lands=
knechte
und Ritter gehören mit zum Hausrat deutſcher Poeſie,
ſie ſind unzertrennlich von dem Gemäuer der alten Burgen,
welche die Höhen unſerer Heimat zieren, und von den grauen
Stadmmauern und Türmen, die Dorf und Stadt noch umgeben,
und ſo mögen dieſe Zeilen auf kurze Zeit zurückführen in eine
ferne, ehrenvolle und ſtarke Geſchichte unſeres Vaterlandes, in
der weder Ritter noch Handwerksgeſellen ohne das Schwert an
der Seite die Straße betraten.
Ueber die Zeit und die Art der Entſtehung des Ritterſtandes
herrſcht Dunkel. Sage und Wirklichkeit, ritterlicher Roman und
Dichtung, Ritterſpiegel und ſonſtiges Geſetz widerſprechen ſich oft;
in den verſchiedenen Gegenden des Reiches waren die Gepflogen=
heiten
andere, und ſo iſt das Studium ſchwer, und die Forſcher
widerſprechen ſich. Die Vorfahren der Ritter werden jene be=
rittenen
Gefolgsleute der deutſchen Edlen und Fürſten geweſen
ſein, die ſich mit tüchtigen Freien und Hörigen umgaben als
ſichere Leibwache in ihren tauſend Fehden und Kriegen, die ſtets
bereit war, aufzuſitzen und ihrer Herren Späne zu ſchlichten,
auszufechten. Tüchtig mußten ſie vor allem ſein als Reiter, im
Gefecht, hinterm Krug. Dem Dienſt im Hofe und in der Wirt=
ſchaft
, die Miniſteria, verſahen ebenfalls geeignete Männer, die
deshalb Miniſterialen genannt wurden. Die höheren waren der
Mareſchalk, der die Mähren beaufſichtigte, der Seneſchalk, die
Herzöge; die niederen waren der Schweine= und Roßhirt und
andere, die keine Lehen erhalten konnten. Die Reiter und Mini=
ſterialen
waren Dienſtmannen, aus denen ſich aber die Bewaff=
neten
hervorhoben ſo war’s und ſo wird’s ewig bleiben. Der
Reiter genoß aber auch höheres Anſehen, weil ſein Roß in Ger=
manien
ein weit höheres Anſehen genießt, als dieſes gemeinlich
angenommen wird. Franken und Tenkterer waren Reitervölker;
bei letzteren erhielt nicht der Aelteſte, ſondern der Roſſekundigſte

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 22. Juli 1923.

Wiedereinführung freibleibender Zeitungsbezugspreiſe
bei der Poſt. Nachdem die Geldentwertung von Tag zu Tag
fortſchreitet und die Bezugspreiſe bei der Poſt ſtets bereits am
3. des der Lieferung vorangehenden Monats angemeldet werden
müſſen, iſt die Poſt mieder zur Einführung freibleibender Zei=
tungsbezugspreiſe
übergegangen. Auch der Verlag des Darm=
ſtädter
Tagblatts ſieht ſich gezwungen, den Poſtbezugs=
preis
für Monat Auguſt im Einverſtändnis mit der Poſtver=
waltung
als freibleibend zu bezeichnen. Tritt die Notwendigkeit
ein, den Preis zu erhöhen, ſo werden wir den Unterſchiedsbetrag
zwiſchen dem an die Poſt bezahlten und dem neuen Preiſe un=
mittelbar
von unſeren Beziehern erbitten. Falls die Nachzah=
lung
abgelehnt wird, ſind wir berechtigt, die Lieferung unſeres
Blattes einzuſtellen.
I. Gebühren für Auskunftserteilung aus polizeilichen Melderegiſtern.
Ein vom 25. April datirtes Geſetz tritt am 25. ds. Mts. in Kraft. Die
Höhe der Gebühr für ſchriftliche oder mündliche Auskunft beſtimmt Mini=
ſterium
des Innern. Gebühren werden nicht erhoben: bei Erſuchen
öffentlicher Behörden, in Vormundſchaftsangelegenheiten, bei Auskunft
an Krankenkaſſen (Zuſchußkaſſen), an gemeinnützige oder mildtätige
Vereine oder Stiftungen, ſofern ſich die Auskunft auf ihre Mitglieder
oder von ihnen unterſtützte Perſonen bezieht. Wird Auskunft nachweis=
lich
im eigenen Intereſſe begehrt und lebt Antragfteller in beſchränkten
wirtſchaftlichen Verhältniſſen, ſo kann von Gebührenerhebung abgeſehen
werden. Im Falle der Erhebung einer Gebühr oder Befreiung von
derſelben kommt weitere Abgabe (Eingabe=, Atteſtſtempel) nicht zum
Anſatz, gegebenenfalls wird aufgerechnet oder erſtattet.
Techniſche Hochſchule. Die venia legendi an der Techniſchen
Hochſchule Darmſtadt wurde folgenden Herren erteilt: Reichsminiſter
a. D. Dr. phil. Eduard David zu Darmſtadt für die Wiſſenſchaft der
Politik; Maler Otto Linnemann zu Frankfurt a. M. für architek=
toniſche
Malerei; Dr.=Ing. und Dr. phil. Friedrich Wachsmuth zu
Marburg a. L. für Baugeſchichte und Kunſtwiſſenſchaft.
Deutſcher Oſtbund. (Vertriebene aus den an Polen abgetretenen
deutſchen Oſtgebieten. Ortsgruppe Darmſtadt.) Nachdem die in Vorbe=
reitung
geweſene Novelle zum Reichsentſchädigungsgeſetz durch den
Reichstag am 19. Juni er. in zweiter und dritter Leſung angenommen
wurde, haben alle Ausgewieſenen, Verdrängten, Flüchtlinge pp. aus den
an Polen abgetretenen deutſchen Oſtgebieten, ganz gleich, ob ſie ſchon
Entſchädigung ſei es mit oder ohne Vorbehalt erhalten haben, auf
Antrag Nachzahlungen zu erhalten. Der diesbezügliche Antrag iſt durch
Einſchreibebrief an das Reichsentſchädigungsamt für Kriegsſchäden,
Zweigſtelle Darmſtadt, Eſchollbrückerſtraße, baldmöglichſt zu ſtellen,
ſpäteſtens jedoch bis Ende September ds. Js. Alle im Freiſtaat Heſſen
wohnenden Flüchtlinge aus den oben abgetretenen Gebieten, welche noch
nicht der in Darmſtadt beſtehenden Ortsgruppe des Deutſchen Oſtbun=
des
als Mitglied beigetreten ſind, werden zwecks gemeinſamer Intereſ=
ſenvertretung
gebeten, dies alsbald zu tun. Anmeldungen nehmen die
Herren Gg. Moll, Darmſtadt, Ernſt=Ludwigſtraße 1 und H. Plötz,
Darmſtadt, Rhönring 101, jederzeit gern entgegen. Beide Herren ſind
ſtets bereit, allen Landsleuten mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen.
Jeder Anfrage durch die Poſt iſt immer ein freigemachter Briefumſchlag
mit der richtigen Anſchrift beizufügen. Es iſt bedauerlich, daß gerade
von denjenigen Verdrängten, die früher den wohlhabenden Schichten
und der Intelligenz angehörten, noch viele abſeits ſtehen, obwohl auch
dieſe für ihre Entſchädigungen den Oſtbund fortgeſetzt in Anſpruch neh=
men
und die Frucht ſeiner Arbeit auch ihnen zugute kommt. Für dieſe
muß die Parole künftig lauten: Hinein in den Deutſchen Oſtbund.
Die nächſte Monatsverſammlung der Ortsgruppe Darmſtadt findet am
Donnerstag, den 2. Auguſt, abends 8 Uhr, im kleinen Saal
des Feierabend, Stiftsſtraße, ſtatt, auch wird allen Verdrängten pp.
empfohlen, die Bundeszeitſchrift Oſtland zu halten, woraus vieles
aus unſerer alten Heimat zu entnehmen iſt. Oſtland erſcheint in
Meſeritz und iſt bei der Poſtanſtalt des Wohnortes zu beſtellen.
St. Ludwigskirche. Am nächſten Sonntag, den 29. Juli, feiert in
der St. Ludwigskirche Herr Neupprieſter Paul Brandſtetter ſeine
erſte hl. Meſſe. Er wurde am Montag in Fulda zum Prieſter geweiht
und erhielt Dekret als Kaplan nach Groß=Auheim. Das Hochamt be=
ginnt
bereits um 9 Uhr. Der Kirchenchoy ſingt eine fünfſtimmige Meſſe
von Neckes.
Zum Johann Strauß=Konzert ſind wir gebeten, folgendes bekannt
zu geben: Geſtern, um die Mittagszeit, wurde von dem Straußſchen
Vertreter Herrn Koch=Frankfurt, Eſchenheimer Landſtraße 20, telephoniſch
die Mitteilung nach hier gemacht, daß ſich Strauß wegen Magen= und
Darmkatarrh in ärztliche Behandlung begeben mußte. Das Konzert konnte
alſo nicht mehr öffentlich abgeſagt werden und fand unter abwechſelnder
Leitung der Herren Mickley, Hauske und Weber ſtatt. Das Strauß=
Konzert muß daher wie auch in Frankfurt, Wiesbaden, Mannheim uſw.
verſchoben werden und findet nach Geneſung von Strauß be=
ſtimmt
ſtatt.
Platanenhain. Das zweite am Mittwoch ſtattgefundene Abend=
Promenadenkonzert bewies durch den ſehr ſtarken Beſuch, daß dieſe Ein=
richtung
allgemeinen Beifall findet. Es iſt ein ganz eigenartiger Genuß,
unter den prächtigen Platanen nach des Tages Mühen bei wirklich ge=
diegener
Muſik zu promenieren. Die Konzerte ſollen, ſobald es die
Witterung geſtattet, jeden Mittwoch und Samstag ſtattfinden. Da das
Orcheſter Samstag vom Mozartverein verpflichtet iſt, findet dafür heute
Freitag abend wiederum von 810 Uhr Promenadenkonzert ſtatt. Die
Leitung hat diesmal Herr F. Mickley.
In Schuls Felſenkeller findet heute abend, ein großes Konzert
durch 20 Künſtler und Soliſten ſtatt. Die Leitung hat Herr Obermuſik=
meiſter
Aug. Rühlemann. (Siehe Anzeige.)
Neue Milchpreiſe. Ab 26. d. M. treten für das Verſor=
gungsgebiet
Darmſtadt die Milchpreiſe wie folgt in Kraft: Er=
zeugerpreis
für Milch je Liter 6000 Mark, Rampenpreis frei
Rampe Verſandſtation 6 900 Mark, Kleinverkaufspreis für Darm=
ſtadt
8 500 Mark, einſchl. ſtädtiſcher Abgabegebühr.
Butternotierung. Der Verkaufspreis für Landbutter be=
trägt
in der Zeit vom 26. Juli bis 1. Auguſt 57 000 Mk. pro
Pfund, Kleinverkaufspreis 71000 Mark.
Herr Georg Kaffenberger, Gardiſtenſtr. 4, bittet, bekannt zu
geben, daß ey mit dem Pfleger Georg Kaffenberger, der in Nr. 202
am 24. Juli genannt war, nicht identiſch iſt.
das väterliche Erbe. Die Einfälle der Ungarn machten die Aus=
bildung
guter Kavallerie zur unbedingten Notwendigkeit; die
Schlachten bei Fontenay 841, an der Unſtrut 933, bei der jene
Eindringlinge vernichtend beſiegt wurden, waren Reiterkämpfe.
Ein kriegsgerüſtetes Roß war die Morgengabe der Braut, aus
dem Wiehern der heiligen Pferde weisſagten die Prieſter. So
mußte der Reiter angeſehen werden, weil ſein Roß es war. Es
entſtand in der Zeit der Karolinger eine angeſehene Kriegerkaſte,
in der, wie ſchon geſagt, auch Hörige, die nicht mit Sklaven zu
verwechſeln ſind, waren. Reiter des Herrn zu ſein, war eine hohe
Ehre, aber auch ſein Beamter zu ſein, war ehrenvoll und ein=
träglich
. Die hohen Miniſterialen, die ſtattliche Lehen innehatten,
nahmen auch freie Reiter in Dienſt und erhöhten ſo das eigene
Anfehen. Im 9. Jahrhundert legten jene hohen Beamten ihre
Miniſterialität ab, ſie nahmen die Amtsbezeichnungen Graf, Her=
zog
als Teile ihres Namens auf, und ihre Lehen wurden ihr
Eigentum ſo entſtand der hohe Adel. Der Reiterſtand war
zum Ritterſtand geworden, geheiligt durch die Kämpfe der Kreuz=
züge
, geeint durch gemeinſame Satzung in allen Staaten, ge=
hoben
durch die leuchtenden Tugenden und Aufgaben, gekenn=
zeichnet
durch den Ritterſchlag, den jeder empfangen mußte, der
Kaiſer und der ſchlichte Ritter aus dem Odenwald. In der Ge=
ſchichte
gibt es kein anderes Beiſpiel, da ſich Hörige und Kaiſer
in einer Gemeinſchaft mit demſelben Recht zuſammenfinden, daß
deren Abzeichen, der weiße Rittergurt, dieſelben waren. Das
Geheimnis, das Palaſt und Howert zuſammenbrachte, war die
hohe Miſſion, das heilige Grab zu befreien, der hohe Begriff von
Tugend und Ehre. In halbwilder Zeit war der Ritterſtand Er=
halter
und Gründer der Kultur. Der Lohn für die Dienſte, welche
der Ritter für ſeinen Herrn verrichtete, war ein Lehen, dafür
hatte er Zins zu zahlen und ſelbſt auf eigenem Roſſe mit der
Brünne und Lanze bewehrt und von einem Schildträger be=
gleitet
zum Kriegsdienſt zu erſcheinen. Im 14. Jahrhundert leg=
ten
die Ritter die Hörigkeit ab, ſie waren freie Männer, und ſo
entſtand der niedere Adel. Die Lehen waren meiſt Meierhöfe,
aus denen ſich die Burgen entwickelten. Es waren üble Gelaſſe,
und der Wohnungsbedürftigſte hätte ſich bedankt, im Burgſtall
des Adelings zu hauſen. Rings um die Burg, wenn ſie auf be=
baubarem
Grund ſtand, lagen die dazu gehörenden Wieſen, Gär=
ten
, Aecker und die der Dorfbewohner. Der Burgherr hat Recht
an Wald und Fiſchfang; er ernennt Schöffen, führt das Patro=
nat
in der Pfarrkirche, übt Zwing und Bann, die Gerichtsbarkeit.

Stauiverwrenelenderfännmang
Sitzung am 26. Julf.
Der Woogspächter hat wegen der fortgeſchrittenen Teuerung um
eine weitere Erhöhung der Bäderpreiſe nachgeſucht. Die
Woogs= und Bäderdeputation hat beſchloſſen, ſämtliche Preiſe
zu verdoppeln. Von dieſer Verdoppelung ſollen ausgeſchloſ=
ſen
ſein die Preiſe für das Volksbad im Frauenbad und für den
Schwimmunterricht. Außerdem ſoll in den neuen Preiſen die Gebühr
für die Duſchenbenutzung enthalten ſein. Dem Antrag wird nach längerer
Debatte zugeſtimmt. Im allgemeinen ſind die Zuſtände im Woog zu=
friedenſtellend
, doch werdem verſchiedene Vorkommniſſe aufs entſchiedenſte
gerügt.
Seither konnten die ſtädtiſchen Aemter Arbeiten und Lieferungen
bis zum Betrage von 2 Mill. Mk. innerhalb des Kredits der Betriebs=
rubrik
ohne beſondere Genehmigung vergeben. Infolge der weiteren
Geldentwertung wird beſchloſſen, die Verwaltung zu ermächtigen, dieſe
Summe ohne jedesmalige Zuſtimmung der Stadtverordnetenverſamm=
lung
den jeweiligen Lohnverhältniſſen anzupaſſen.
Mit Genehmigung des Miniſteriums des Innern vom 3. Ifd. Mts.
können die Steuerſätze für die Wohnungsluxusſteuer von der
Stadtverordnetenverſammlung jeweils feſtgeſetzt werden. Das Kreis=
amt
hat angeregt, die Sätze neu feſtzulegen, da die von der Stadtver=
ordnetenverſammlung
am 17. Mai Ifd. Js. beſchloſſenen Sätze von 3000,
5000 und 8000 Höchſtſatz 80000 Mk. als überholt zu bezeichnen
ſeien.
In Uebereinſtimmung mit dem Steuerausſchuß und der Stadtver=
waltung
beſchließt die Stadtverordnetenverſammlung, die Sätze für
1923 wie folgt feſtzuſetzen: für das erſte ſteuerpflichtige Zimmer 30000
Mk., für das zweite ſteuerpflichtige Zimmer 50 000 Mk., für das
dritte und jedes weitere desgleichen 80000 Mk. Höchſtſatz 800000
Mark. Gegen die Feſtſetzung ſtimmen die Kommuniſten, die eine Ver=
hundertfgchung
der jetzigen Beträge verlangen.
Der Voranſchlag der Stadtkaſſe für 1923 ſchließt mit einem
ungedeckten Fehlbetrag von 1 Milliarde Mark ab. In der
Einnahme iſt als Jahresertrag eines 5prozentigen Zuſchlags auf Gas=
und Waſſerpreis die Summe von 560 Millionen Mark eingeſtellt. Die
Summe kann ſich durch die auf der Kohlenklauſel beruhende Steigerung
der Gas= und Waſſerpreiſe auf 1 Milliarde im Jahre 1923 erhöhen.
Dieſe Mehreinnahme reicht nicht aus. Infolge des ſtändigen Sinkens
unſerer Währung hat ſich der voranſchlagsmäßige Fehlbetrag von
1 Milliarde ſchon um ein Mehrfaches erhöht. Deshalb muß auch der
Ertrag aus obigem Zuſchlag erhöht werden. Nunmehr beſchließt die
Stadtverordnetenverſammlung, den Zuſchlag alsbald von 5 Prozent auf
10 Prozent zu erhöhen. Die Stadtvv. Leuſchner (Soz.), Binſtadt (Kom.)
und Heß (Dem.) ſprechen gegen die Erhöhung. Stadtv. Ritzert weiſt
nach, daß Gas trotz der Erhöhung billiger iſt als Elektrizität und Petro=
leum
. Stadtv. Dr. Noellner (D. Vpt.) betont das unſoziale Moment
der Erhöhung, bemerkt jedoch, daß zur Stützung der finanziellen Lage
der Stadt eine Erhöhung unumgänglich iſt. Der Antrag wird mit 22
gegen 18 Stimmen angenommen.
Die Volkshochſchule Darmſtadt hat nach einer Verein=
barung
zwiſchen Staat und Stadt auf Grund ihres im März Ifd. Js.
aufgeſtellten Voranſchlags für 1923/24 einen von beiden Teilen je zur
Hälfte zu tragenden Zuſchuß von 7 Millionen Mark erhalten. Infolge
Sinkens unſeres Geldwertes hat dieſer Jahreszuſchuß nur ausgereicht,
die Ausgaben für das 1. Vierteljahr 1923/24 (AprilJuni) zu decken.
Die Volkshochſchule erbittet und zwar mangels jeder ſicheren Berech=
nungsgrundlage
zunächſt nur für das 2. Vierteljahr (Juli bis Septem=
ber
) einen weiteren Zuſchuß von 15 Millionen Mark, von Staat und
Stadt alſo je 7,5 Millionen Mark. Nach einer von der Stadtverwal=
tung
angeſtellten Berechnung bewegt ſich die Nachforderung für das
2. Vierteljahr 1923/24 in der Grenze des allgemeinen Wertverluſtes.
Unter der Vorausſetzung, daß auch der Staat den weiteren Zuſchuß von
7,5 Millionen Mark gewährt, wird die Summe bewilligt.
Der Gebührentarif für den Krankenbeförde=
rungs
= und Rettungsdienſt bedarf mit Rückſicht auf die ge=
waltige
Steigerung der Betriebskoſten einer abermaligen Erhöhung.
Um die Feſtſetzung des Tarifs den veränderten Geldverhältniſſen jeweils
raſcheſtens anpaſſen zu können, ſoll der Tarif gleitend geſtaltet
werden. Zu dieſem Zweck ſind die geſamten Koſten eines Fahrtkilo=
meters
für den Krankenkraftwagen in ihrem Verhältnis zu dem da=
maligen
Dollarſtand auf eine Formel gebracht worden, die in Verbin=
dung
mit dem jeweiligen Dollarſtand die Neufeſtſetzung der Gebührem
künftig leicht ermöglicht. Die Gebühr für die Benutzung der Räder
bahren ſoll nach dem wirklichen Zeit= und Lohnaufwand für die Be=
dienungsmannſchaften
mit einem entſprechenden Aufſchlag für ſachliche
Abſchreibungen berechnet werden. Die Verwaltung wird zur Feſtſetzung
des Tarifs nach dieſen Grundſätzen ermächtigt.
Für den Ausbau des parhol. Inſtituts durch Herrichtung
der Räume im zweiten Obergeſchoß des Inſtitutsgebäudes iſt durch Be=
ſchluß
der Stadtverordnetenverſammlung vom 17. Mai 1923 ein Kredit
von 7 700 000 Mk. bewilligt. Es iſt nunmehr angeregt worden, bei Aus=
führung
der Herſtellungsarbeiten im Intereſſe einer Koſtenerſparnis
auch gleichzeitig die Räume im Erdgeſchoß für ihre künftige Verwendung
herzurichten. Dies erfordert einen weiteren Kredit von 18 Millionen
Mark, deſſen Bereitſtellung aus Vermögensmitteln bewilligt wird.
Der Verband der Hilfsſchulen Deutſchlands iſt
um Erhöhung des Jahresbeitrags eingekommen. Der ſeitherige Beitrag
betrug 200 Mk. Es wird Erhöhung auf 6000 Mk. jährlich bewilligt.
Dem Volksbildungsverein wird zurzeit für die Beſ=
ſunger
Leſe= und Bücherhalle, ein ſtädtiſcher Beitrag von
4000 Mk. jährlich gewährt, außerdem iſt ihm das Lokal zu einem ganz
niedrigen Mietſatz überlaſſen. Infolge der eingetretenen Geldentwer=
tung
kann der Verein die Unkoſten der Einrichtung nicht mehr aufbrin=
gen
, und hat darum gebeten, den ſtädtiſchen Beitrag auf 200000 Mk.
jährlich zu erhöhen. Dieſer Zuſchuß wird vom 1. Juli d. J. ab bewilligt.
Eine eingehende Diskuſſion ruft ein ſozialdemokratiſcher Antrag her=
vor
, der anregt, die Stadt ſolle für eine beſſere Beſchickung des Marktes
Sorge tragen und die Wiederverkäufer vom Markt entfernen. Einen
Ankauf von Friſchgemüſe kann die Stadt nicht vornehmen, will jedoch
um die Beſchaffung von Kartoffeln, Weißkraut und Bohnen, gemäß dem
Antrag Dr. Noellner (D. Vpt.) Sorge tragen. Dem Hauptzweck des
Marktes, den direkten Einkauf der Hausfrau vom Händler zu ermög=
lichen
, wird dadurch Rechnung getragen werden, daß die Händler vor
½9 Uhr nicht mehr zum Markt zugelaſſen werden ſollen. Der dahin=

Zu Faſtnacht, dem Lieblingsfeſt von Hoch und Nieder, hat män=
niglich
eine Henne in die Burg zu liefern. Wer ſich vorſtellen
will, wie der Lehnsherr inmitten ſeiner Dienſtmannen hauſte,
der beſteige den Bergfried einer heimatlichen Burg. Ringsum
ſind in Wald und Feld Höfe zerſtreut. Howerter nennt ſie der
Odenwälder. Dort wohnten die Lehnsleute geſchart um ihren
Herrn. Seit Konrad I. waren dieſe Güter erblich. Es ging ein=
fach
in jenen kleinen Burgen zu, und der Ritter lebte als Guts=
beſitzer
. Es war im Winter einſam auf den Höhen, und nur der
Krach des Schneebruches oder der Hiftruf vorbeiziehenden Ge=
jaides
unterbrach die langweilige Stille. Selten verſtieg ſich im
Winter jemand auf jenen unwirtlichen Wegen. Im Sommer
freilich gab’s Beſuch. Fahrende Leute, reiſende Ritter und Sän=
ger
ſchlagen ans Tor. Der darüber hängende offene Helm deutet
auf herzlich gebotene Gaſtfreundſchaft. Die Rittersfrau ſpinnt
und führt den Haushalt, erzieht die Kinder, gleichwie im Bür=
gerhauſe
, und iſt ſie arm, ſorgt ſie auch für das Viehfutter.
Wer ſich den Ritter ſtets geharniſcht, mit goldenen Sporen
angetan, das breite Schwert umgegürtet, vorſtellt, irrt. Er
rüſtete ſich nur, wenn er zum Kampfe, vielleicht wenn er zum
Gericht ging, ſonſt war ſein Rüſtzeug wohlverwahrt im Kaſten
der Rüſtkammer, und dort ſtand auch ſein Schwert. Zu Hauſe
aber ſchätzte er, wie alle Sterblichen, die wollene Jacke und be=
queme
Kleidung. Freilich, wenn er zu Hofe oder in die Stadt
zum Feſte ritt, dann holte er hervor, was ihm zukam nach ſeinem
Stande, kleidete ſich in Pelz und Scharlach und trug Gold an
Hut und Wams, und ähnlich kleidete ſich das Frauenzimmer.
Das Leben in den Burgen war bürgerlich einfach; bei Tages=
anbruch
erhoben ſich die Bewohner; das Frühſtück beſteht aus
einer Suppe, einem Quart Bier oder Wein. Um 10 bis 11 Uhr
wird zu Mittag gegeſſen. Das Sprichwort Erbfen und Schweine=
fleiſch
macht Könige lüſtern zeigt, daß die Anſprüche nicht allzu
hoch waren. Wild, Fiſch, Geflügel kommen auf den Tiſch mit
viel Gewürz. An Geflügel werden auch der Reiher, der Kranich,
die Krähe gegeſſen. Der Pfau war ein Königsgericht. Die Kar=
toffel
erſetzte das Brot. An Getränk wird Meth und Wein ge=
noſſen
, und es ſcheint, daß dieſer reichlich ſauer war, denn er
wird mir Gewürz gemengt. So entſtand der Würzwein, der
Claret, Pigment, Hippokraz. Vor dem Schlafengehen nimmk
man den Schtaftrunk; ſchon um ſeinetwillen ſollte man von der
guten alten Zeit reden,
(Schluß folgt.)

[ ][  ][ ]

Rummer 205.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Juli 1923.

Seite 5

gehende Antrag wird gegen vier Stimmen angenommen. Einige un=
wichtigere
Angelegenheiten finden Erledigung. Da die letzte Anleihe von
750 Millionen Mark bereits um 62 Millionen überzeichnet iſt, wird einer
Erhöhung auf 1 Milliarde zugeſtimmt. Die Beſſunger Kirchweihe wird
aufgehoben.
Aus den Parteien.

Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Die
4. Wanderung am Sonntag, den 29. ds. Mts., wird durch den Park nach
Eppertshauſen bei Dieburg führen zum Beſuch eines ausgwieſenen
Wormſer Freundes. Abmarſch pünktlich 7 Uhr an der Odenwaldbrücke,
Dieburger Straße; Rückfahrt mit der Bahn. Der Vorſtand erwartet
eine zahlreiche Beteiligung der Mitglieder; Jugendliche ausgewieſener
Parteifreunde ſind herzlich eingeladen.
Sch.

+ Arheilgen, 25. Juli. Da der Rechner der hieſigen Spar= und
Darlehnskaſſe ſein Amt gekündigt hat, iſt für Sonntag, den
5. Auguſt d. J. eine außerordentliche General=Verſammlung mit folgen=
der
Tagesordnung angeſetzt: 1. Wahl eines Rechners, 2. Statuten=
änderung
. Die Zinsſätze ſind ab 1. Auguſt wie folgt: für Spareinlagen
16 Prozent, für Schuldigkeiten 30 Prozent. Zur Zeit iſt man damit
beſchäftigt, die Schienenanlagen der Straßenbahn in der Nähe des
Nordbahnhofes zu entfernen. Ob dies die Vorarbeiten für den Umbau
in elektriſchen Betrieb ſind oder ob man damit die Verbindung zwiſchen
unſerem Orte und der Landeshauptſtadt endgültig abzubrechen gedenkt,
konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden.
w. Eberſtadt, 26. Juli. Brand. Geſtern mittag gegen 1 Uhr brach
im Dachſtuhl der Villa Waldfriede in der Villenkolonie (dem
ehemaligen bekannten Ausflugsort) ein Brand aus, der ſich raſch auf
das darunter befindliche Stockwerk auf der Südſeite des Hauſes aus=
dehnte
. Zur Löſchung des Feuers war außer der Freiw. Feuerwehr
Eberſradt eine Abteilung der Darmſtädter Feuerwache mit einer Motor=
ſpritze
erſchienen. Während der Löſcharbeiten mußte der Straßenbahn=
betrieb
durch Umſteigen aufrecht erhalten werden, da die Schlauchlei=
tungen
notwendiger Weiſe über die Gleisanlage zu liegen kommen
mußten.

Nieder=Ramſtadt, 26. Juli. Mit dem am letzten Sonntag hier
ſtattgehabten, vom hieſigen evangeliſchen Kirchenchor veranſtalten Kir=
chenkonzert
wurde unſerer Geeminde nicht nur ein reiner Kunſt=
genuß
geboten, es war das Ganze auch eine die Herzen erhebende Feier.
Eine befonders große Freude war es den Zuhörern, das techniſch voll=
endcte
und überaus klangſchöne Violinſpiel von Frau Pfuhl= Flö=
ring
=Darmſtadt wieder hören zu dürfen, die nicht nur in dem lang=
ſamen
Satz aus einer Sonate von Mozart und beſonders auch in einer
Gavolte von Rameau, ſondern auch in dem Violinpart der unten ge=
nannten
Bach=Arie wundervoll Feines und Vollendetes bot. Der Kir=
cheuchor
ſelbſt, unter der Leitung ſeines bewährten langjährigen Diri=
genten
, des Herrn Lehrer Müller=Traiſa, brachte in den zwei das
Programm beherrſchenden Nummern, der Bibliſchen Scene von
Schütz: Phariſäer und Zöllner und einer Cantate von Briegel, bear=
beitet
von Dr. Noack: Von Chriſti Hingang zum Vater die Chöre
meiſterhaft zum Vortrag, wie er auch in den Einzelchören Dir, dir
Jehova, will ich ſingen, Die Welt ſingt Gottes Preis von Joh. Wolfg.
Franck und Pſalm 8 von Jul. Mühlberg Gutes und Beſtes bot.
Herr Du. Noack=Darmſtadt hatte in ſehr dankenswerter Weiſe die
Solopartie des Phariſäer übernommen und gab hier ſowohl, wie in
der Arie für Baß, Orgel und Violine von Seb. Bach: Gleichwie die
wilden Meereswellen mit ſeinem mächtigen, tonſicheren Baß dem Gan=
zen
ſein Gepräge und brachte namentlich auch das Wogen der Meeres=
wellen
neben den Inſtrumenten prachtvoll zum Ausdruck, während Herr
Kand. Ing. Stahl=Darmſtadt durch ſeinen weichen und klangvollen
Tenor überraſchte und ſowohl in dem Gebet des Zöllners, als auch in
der von ihm geſungenen Arie aus dem Elias: So ihr mich von
ganzem Herzen ſuchet die Herzen der Zühörer mit ſeinem Geſang wahr=
haft
ergriff. Herr Poſtſekretär Wiehe=Ober=Ramſtadt erfreute durch
einen ſehr feinen und in ſeiner Klangfülle äußerſt eindrucksvollen Cello=
vortrag
: Meditation von Bach=Gounod. Nicht vergeſſen ſeien auch
die beiden hieſigen vielverſprechenden jungen Künſtler, Herr Heinrich
Crößmann=Nieder=Ramſtadt und Herr Willi Meißner=Traiſa,
die das Violinduett in der Cantate von Briegel in ſicherem klangreinen
Spiel darboten. Orgelſpiel und Orgelbegleitung lagen bei Herrn Rek=
tor
Schultheis in guter, altbewährter Hand. Allen Mitwirkenden
ſei der Dank der Gemeinde für die weihevolle Stunde, die ſie ihr bereitet
haben, auch an dieſer Stelle aufs herzlichſte ausgeſprochen.
r. Babenhauſen, 26. Juli. Die hieſige Volksbank hielt ihre 50.
ordentliche Generalverſammlung ab. Nachdem der Direktor der Volks=
bank
, Herr Rektor Mathes, einen Bericht über die Gründung und
die Geſchichte der Genoſſenſchaft erſtattet hatte, wurde von dem Rechneu,
Herrn H. Oeſt, die Jahresrechnung vorgeleſen. Sie fand keine Bean=
ſtandung
. Dem Vorſtand und Aufſichtsrat wurde Entlaſtung erteilt. Die
Höhe der anzunehmenden Spareinlagen wurde auf 10 Mill. Mark der
einem Mitglied zu gewährende Kredt=Höchſtbetrag auf 50 Mill. Mark
feſtgeſetzt. Das Elektrizitätswerk gibt bekannt, daß vom
15. Juli bis 15. Auguſt der Strompreis für die Kilowattſtunde: Licht
15 000 Mk., Kraft 10 000 Mk. beträgt. Ein Vortrag, dem ein voller
Saal zu wünſchen wäre, findet kommenden Sonntag abend im Gaſthaus
zum Adler ſtatt. Das zeitgemäße Thema lautet: Der Kampf um
Rhein und Ruhr‟. Der Vortrag, den Lichtbilder unterſtützen, wird
veranſtaltet von der Liga, Bund für deutſche Kultur; Redner iſt Dr.
Bergmannt.
0 Münſter bei Dieburg, 25. Juli. Wegen Baugelände=
beſchaffung
ſoll ein Lageplan auf Beſchluß des Gemeinderates an=
gefertigt
werden. Das Geſuch der Gemeinde um Genehmigung eines
Leſeholztages im ſog. Eichen iſt vom Miniſterium abgelehnt worden.
Es ſoll deshalb eine neue Eingabe nach Darmſtadt gemacht werden.
R. Habitzheim i. O., 26. Juli. Nächſten Sonntag, den 29. Juli ds.
Js., nachm. 3 Uhr, wird das Denkmal zu Ehren der Gefallenen ent=
hüllt
. Der Zug ſtellt ſich eine Viertelſtunde vorher an den beiden Kir=
chen
auf und bewegt ſich unter Teilnahme der Muſikkapelle, der Schulkin=
der
und ſämtlicher Vereine nach dem Friedhof, woſelbſt die beiden Geiſt=
lichen
die Weihe des Denkmals vornehmen werden.
0 Ober=Finkenbach bei Beerfelden, 25. Juli. Unfall. Beim
Steinfahren für einen Wohnungsneubau kam ein hieſiger Landwirt ſo
unglücklich unter ſein Fuhrwerk, daß er einen doppelten Beinbruch erlitt
und in ein Heidelberger Krankenhaus überführt werden mußte.
zh. Lampertheim, 25 Juli. Städteordnung. Der hieſige
Gemeinderat hat mit 12 gegen 8 Stimmen die Einführung der Städte=
ordnung
beſchloſſen.
n. Lampertheim, 26. Juli. Kürzlich ereignete ſich auf der Ortsſtraße
hier ein tötlicher Unfall. Ein von Mannheim kommendes Auto
fugr über eine Brücke, auf deren Brüſtung einige Kinder ſaßen. Beim
Heranuahen des Kraftwagens, der in mäßiger Gangart geweſen ſein
ſoll, lief der achtjährige Jakob L. noch raſch von einer Seite nach der an=
dern
, wurde dabei vom Auto erfaßt und erlitt derartige Verletzungen,
daß er alsbald daran verſtarb. Die Inſaſſen des Autos hielten ſofort an
und leiſteten die erſte Hilfe. Es iſt gerichtliche Unterſuchung eingeleitet,
und wird ſich ergeben, ob dem Lenker des Kraftwagens, Dr. Brechter
von Mannheim, fahrläſſiges Verſchulden zur Laſt zu ſetzen ſein wird.
th. Mainz, 25. Juli. Neues Notgeld. Die Stadt hat neue
Notgeldſcheine zum Nennwerte von 100 000 Mark herausgegeben.
K. Schotten (Oberheſſen), 25. Juli. Zuſammenſtoß mit
Wilderern. Auf dem Streifgang ſtieß der Förſter Mölcher mit vier
bewaffneten Wilderern zuſammen. Als ſie ihn gewahrten, ſchoſſen ſie
ſofort auf ihn, ohne jedoch zu treffen. Der angegriffene Beamte ſetzte
ſich ſelbſrverſtändlich zur Wehr. Er traf einen Wilderer tötlich, einen
anderen verletzte er ſchwer. Dieſer ſowie die beiden anderen Komplizen
konnten feſtgenommen werden.

Poſaunenfeſt 1923.

Am 11. und 12. Auguſt findet in Offenbach a. M. das große
esjährige Pöſaunenfeſt ſtatt, zu dem ſich eine große Anzahl Bläſer
von Nah und Fern gemeldet haben. Aus dem umfangreichen Pro=
gramm
entnehmen wir: Samstag Nachmittag: Empfang der auswärti=
en
Gäſte. Abends 6½ Uhr: Vertreterverſammlung im Gemeindehaus,
Sandgaſſe 45. Konferenz=Leiter: Prediger E. Lang, Neuenburg,
Vrttbg. (1. Vorſitzender des Verbandes Chriſtlicher Poſaunenchöre
Deutſchlands und Herausgeber der Poſaune‟). Abends 8 Uhr da=
ſelbſt
: Prohe der anweſenden Chöre.
Feſt=Sonntag, den 12. Auguſt 1923. Morgens 5½ Uhr:
droßes Wecken durch die Straßen der Stadt. Morgens 7 Uhr: Feſt=
gruß
von den Kirchtürmen der evangeliſchen Kirchen. Vormittags 8
Uhr: Zuſammenkunft aller Bläſer im evang. Vereinshaus, Kirchgaſſe
1. (Kaffee). Vormittags 9 Uhr daſelbſt: Begrüßung und General=
vrobe
ſämtlicher Chöre. Vormittags 10 Uhr: Feſtgottesdienſt in der
Schloßkirche. Vormittags 11 Uhr: Großes Geiſtliches Konzert auf dem
Vilhelmsplatz. Mitwirkung ſämtlicher Poſaunenchöre in Verbin=
ung
init ſämtlichen Kirchenchören und Chorſchulen Offenbachs. Vokal=
und Inſtrumental=Vorträge. Anſprache. Mittagspauſe. ( Quar=
tierzettel
werden an die vorſchriftsmäßig Gemeldeten ausgegeben.)
Nachmittags 2½ Uhr: Antreten auf dem Wilhelmsplatz, von da aus
roßer Feſtzug mit mehreren Marſchkapellen durch die Straßen
Iffenbachs nach dem Stadtgarten; Beteiligung ſämtlicher kirchlichen
Vereine mit Fahnen und Standarten. Nachmittags 3½ Uhr: Nachfeier
m Stadtgarten am Main (bei ungünſtiger Witterung in der Stadt=
alle
), Vorträge der vereinigten Kirchengeſangvereine und der ver=
inigten
Poſaunenchöre, ſowie Einzel= und Maſſenchöre. Feſt=
nſprache
.
Zu dieſem Feſt, das bei jeder Witterung ſtattfindet, werden alle
Chriſtlichen Chöre und Verbände von Nah und Fern reiht herzlichſt
ingeladen. Der Herr aber, zu deſſen Namens Ehre das Feſt gefeiert
werden ſoll, ſchenke ein Gelingen desſelben.

Reich und Ausland.
Eine Krankenſchweſter wegen fahrläſſiger Tötung verurteilt.
Mannheim. Der Aufſehen erregende Fall, daß im ſtädtiſchen
Krankenhaus ein junges Dienſtmädchen bei einem Sitzbad derartige Ver=
letzungen
erlitt, daß ſie ſtarb, weil die Krankenſchweſter Paula D. gegen
die Vorſchrift die Patientin eine kurze Zeit allein im Bade gelaſſen
hatte, beſchäftigte nunmehr die Ferienſtrafkammer als Berufungsin=
anz
, da der Staatsanwalt gegen das freiſprechende Urteil der Kran=
kenſchweſter
von der Anklage der fahrläſſigen Tötung durch das Schöf=
fengericht
Berufung eingelegt hatte. Die Strafkammer kam nach einer
Nachprüfung des Tatbeſtandes zu einer Verurteilung der Angeklagten,
zu einer Gefängnisſtrafe von 3 Monaten, weil nach der Auffaſſung der
Strafkammer, die Angeklagte ihre Vorſchrift, wonach ſie bei dem Bade
zugegen ſein mußte, nicht befolgt, und ſich dadurch einer groben Fahr=
läſſigkeit
ſchuldig machte.
Der naſſe Tod.
Mannheim. Die Leichen des beim Baden im Rhein und Neckar
ertrunkenen Kaufmannes Otto Hauſer und des Arbeiters Guſtav Klier
ſind in der Nähe der Unfallſtellen gelandet und geborgen worden.
Ein falſcher Arzt.
Freiburg i. B. Der 32jährige Willi Konrad aus Barmen=
Rittershauſen, der ſich zuſammen mit einem praktiſchen Arzt wegen
Lohnabtreibung vor dem Schwurgericht zu verantworten hatte, hat es
verſtanden, ſich in Freiburg mehrere Jahre als praktiſcher Arzt zu be=
tätigen
, ohne Medizin ſtudiert zu haben und ohne je ein Examen ge=
macht
zu haben.
Hilfe für die Hagelgeſchädigten.
Karlsruhe. In wenigen Minuten hat ein furchtbarer Hagel=
ſchlag
und Sturm den Landwirten in vielen Gemeinden der Bezirke
Lahr und Breiſach die Arbeit und den Hauptverdienſt eines Jahres
vernichtet. Zur Linderung der Not haben der Verband badiſcher land=
wirtſchaftlicher
Genoſſenſchaften und die Badiſche landwirtſchaftliche
Hauptgenoſſenſchaft Karlsruhe je einen Waggon Mehl, Spezial=Null,
zu weſentlich verbilligtem Preiſe zur Verteilung in die beiden Bezirke
laufen laſſen. Die Regierung wurde erſucht, Kredit zu gewähren, damit
die dringend benötigten landwirtſchaftlichen Bedarfsartikel zu günſtigen
Bedingungen der Betroffenen im Intereſſe der Volksernährung zur Ver=
fügung
geſtellt werden können.
Martyrium einer Greiſin.
Bonn. Aus Rheinbach wird der Köln. Ztg. berichtet: In Groß=
Altendorf befreiten die Landjäger eine 65jährige Frau aus einer grau=
ſamen
, ſchon mehrere Monate dauernden Gefangenſchaft. Sie fanden
die Frau in einem dumpfen, vollſtändig dunklen Raum, nur mit dem
Hemd bekleidet, auf einem Strohſack liegend, am rechten Fuß mit einer
Kette ſo gefeſſelt, daß ſie das Lager nicht verlaſſen konnte. Neben dem
Lager ſtanden = und Trinkgeſchirre und dicht dabei der Notdurfteimer.
Die Frau war in dieſer Weiſe von ihrer Schwägerin gepflegt worden.
die dreimal täglich erſchien, um kärglichſte Nahrung und Waſſer zu
bringen, ſonſt aber niemand in das im übrigen unbeſvohnte Haus ein=
ließ
. Die aus dieſer Pflege befreite Frau wurde nach Rheinbach ins
Krankenhaus gebracht.
Skandalöſe Badezuſtände in Trier.
Trier. In der Stadtverordnetenverſammlung gab es in der letz=
ten
Sitzung eine länger Erörterung über ſkandalöſe Badezuſtände in
Trier. Der Vorſitzende, der ſtellvertretende Oberbürgermeiſter Rechts=
anwalt
Stöck, ſtellte nach dem Bericht der Trierer Landesztg, als ein=
mütige
Anſicht der Verſammlung feſt: 1. Daß es wünſchenswert iſt, daß
wir in Trier Gelegenheit zu einem Familienbad geben unter der Vor=
ausſetzung
, daß es abſulut anſtändig gehandhabt wird; 2. daß es auch
erforderlich iſt, daß nach wie vor für beide Geſchlechter getrennte Bade=
anſtalten
beſtehen; 3. daß die bisherigen Maßnahmen der Stadt in keiner
Weiſe genügt haben, und daß wir unbedingt dafür ſorgen müſſen, eine
Badegelegenheit zu ſchaffen, die den Bedürfniſſen der Bevölkerung ge=
nügt
, und zwar ſowohl im Sommer wie im Winter. Die Sache wird in
der zuſtändigen Kommiſſion alsbald zur Verhandlung gebracht, und es
wird auch verſucht werden, mit Hilfe der Arbeitsloſen das Moſelbett
am Ufer reinigen zu laſſen, damit man darin gehen kann.

Reiſen und Wandern.
* Eine Bergfahrt.
II.
Einödsbach, 27. Juni 1923.
Nach den ziemlich anſtrengenden Hochtouren der letzten Tage
gönnten wir uns einen Ruhetag, zudem auch das Wetter noch
keine beſonders heitere Miene aufſetzte. Nur eine hochalpine‟
Tour nach Oberſtdorf mußten wir notgedrungen unternehmen,
da der Betriebsſtoff für den unerſättlichen menſchlichen Motor,
gemeinhin Magen genannt, allmählich zur Neige ging. Den
Spaziergang mit leerem Ruckſack, welch Wohlgefühl verban=
den
wir noch mit einem Beſuch des Freibergſees, einem jener
hochgelegenen Bergſeen, wohl auch Gumpen genannt, die mit
ihrem klaren, tiefblau gefärbten Waſſer die Augenweide eines je=
den
Naturfreundes ſind.
In Oberſtdorf benahmen wir uns wieder einmal als wohl=
geſittete
Kulturmenſchen, d. h. wir laſen Zeitungen, beſuchten
eine Konditorei und vertilgten Kuchen, die unſer, ſeither an der=
bere
Koſt gewöhnte Magen, nur mit einiger Rebellion aufnahm.
Oberſtdorf liegt bekanntlich im Allgäu, jenem vielgelobten Lande,
wo Milch und Butter in Strömen fließen ſollen. Aber das war
wohl einmal . . . Wenigſtens bekamen wir weder das eine noch
das andere zu ſehen und es hatte ganz den Anſchein, als ob
das edle Rindviehgeſchlecht im Allgäu keine Heimatſtätte mehr
habe und die valutariſche Nähe von Kurhotels uſw. den Almen
vorgezogen hätte. Allzu verwunderlich iſt es ja nicht, wenn auch
das Rindvieh der allmächtigen Frau Valuta Konzeſſionen macht.
Und ein Spottvogel, in Sachſen beheimatet, parodierte das ſchöne
Lied Auf der Alm, do gibts koa Sünd alſo: Auf der Alm, do
gibts koa Mili (Milch). Allgäus Milch= und Butterſtadt
üblen Angedenkens hinte uns laſſend, machten wir uns gegen
Abend, nachdem unſer Kulturbedürfnis hinlänglich befriedigt
war, wieder in Richtung auf das liebe Einödsbach auf den
Heimweg.
Zur größten Freude der kleinen Bergſteigerſchar lachte in
der Frühe des nächſten Morgens heller Sonnenſchein. Wieder
winkten Mädelegabel, Trettachſpitze und die ſchneeigen Gipfel all
in der Runde, diesmal in reiner, ſtrahlender Schönheit. In
manchem Herzen fieberte das ſtürmiſche Verlangen, gar bald von
dort droben, losgelöſt von aller Erdenſchwere, herabſchauen zu
dürfen in das weite, herrliche Alpenland. Ein Braupaar von
der Sektion Schwaben aus Stuttgart ſchloß ſich uns zum Auf=
ſtieg
auf die Rappenſeehütte an. Munter und geſprächig luſt=
wandelten
wir durchs ſtille Rappenalptal, ſchweißtriefend und
wortkarg ſtrebten wir bergauf über die Rappenalp der Rappen=
ſeehütte
entgegen, die wir um die Mittagsſtunde mit frohem
Bergheil begrüßten. Die Sektionshütte im Rappenſeekeſſel, den
im Hintergrunde die Felsgruppen des Rappenmaſſivs ( Rappen=
ſeekopf
, Hochrappenkopf, Biberkopf), Hochgundſpitze und Rot=
gundſpitze
begrenzen, iſt herrlich gelegen wie kaum eine andere in
den Allgäuer Alpen. Wenige Minuten von ihr entfernt gelangt
man zum Rappenſee, den wir aber vereiſt und ſchneebedeckt
antrafen. Die Rotgundſpitze wollten wir noch am Ankunftstage
bezwingen und zwar ſuchten wir nach einer neuen Aufſtiegmög=
lichkeit
, da uns der für gewöhnlich gemachte Aufſtieg über ein
Grat weniger reizte. Ein hoher und wie es ſchien, nicht ſehr
breiter Kamin ließ in uns den Wunſch aufkommen, den Gipfel
durch Kaminaufſtieg zu erledigen. Nach etwa einſtündigem
Klettern im Fels war der Kamin auch glücklich von uns er=
reicht
, aber ein Blick in die Höhe zeigte uns, daß ein Weiterſtei=
gen
frevelhafter Leichtſinn bedeuten würde. Steine in jeder ge=
wünſchten
Größe, ganz niedliche Dinger und loſe in den Fels=
ſpalten
hängend, drohten jeden Augenblick herunter zu poltern.
Nur einer leiſen Erſchütterung hätte es hierzu bedurft. Wohl
oder übel kletterten wir alſo zurück und machten ſtatt deſſen dem
Wilden Männle einen Beſuch. Faſt ſenkrecht ſchaut hier der
Blick, wenn man mit etwas Vorſicht auf die bedenklich weit
überhängenden Schneewächten vorzugehen wagt, in den Tobel
des Bacher Loches, aus dem aus jetzt wieder flatternde Nebel=
ſchwaden
hochtrieben. Ein unfreundlicher, düſterer Talkeſſel, die=
ſes
Bacher Loch ,75

Rappenſeehütte, 28. Juni 1923.
Dämmerung bricht herein. Letztes Sonnenlicht verſchwindet
hinter den Bergen. Tiefe, ja heilige Stille ringsum, die kein
Mißton ſtört.
Drinnen, im Rappenſeehaus aber ſitzt dicht zuſammenge=
drängt
der Bergſteiger frohe Schar. Bergfrohe Menſchen! Selt=
ſames
, wohl auch unverſtandenes Wort, wenn es jemand in den
großen Städten der Welt ausſprechen würde. Alte und Junge,
Männlein und Weiblein! Sonnenverbrannte Geſichter, leuch=
tende
Augen und leuchtende Herzen! Irgend jemand greift zur
Laute, der trauten, ſchlägt in die Saiten und ſtimmt ein Lied an.
Ein einfach Volkslied nur. Wer noch nie geſungen hat, hier hul=
digt
er der Müſe Hymnia. Unermüdlich handhabt unſer Meen=
zer
Gefährte eine Mundharmonika und Mitternacht war nicht
fern, als wir unſere Betten bezw. Matratzenlager aufſuchten.
Aber im Halbſchlaf ging es mir noch durch den Sinn: Als wir
jüngſt in Regensburg, Morgen muß ich fort von hier ..."
Durch metertiefen Schnee mühſam ſtampfend, bewegten wir
uns am nächſten Morgen zum Hohen Licht, das ſchon auf öſter=
reichiſchem
Boden liegt. Nach nicht ſchwierigem Aufſtieg genoſſen
wir vom Gipfel eine prächtige Ausſicht auf das Lechtal, die aber
bald wieder geſtört wurde, da die aus dem Bacher Loch zu unſe=
rem
Verdruß wieder aufſteigenden Nebelkolonnen ſehr bald
jeden Ausblick verhinderten.
H. Tillenburg, Mitglied des D.=Oe. A.=V.
Sektion Mannheim.

RDV. Eine Eifenbahnverbindung zum Flugplatz Fürth.
Seit einigen Tagen hat der Flugplatz Fürth auf der wichtigen
Strecke Berlin=München eine beſondere Eiſenbahnverbindung
erhalten; vom Staatsbahnhof Fürth fahren täglich zwei Per=
ſonenzüge
zum Flugplatz und zurück, ſo daß die Reiſenden un=
mittelbar
nach Verlaſſen des Zuges das Flugzeug beſteigen
können.
+ Südſlaviſches Durchreiſeviſum im Eiſenbahnzug. Den
aus dem Deutſchen Reiche nach Trieſt oder dem Adriaſeebad
Portoroſe Reiſenden wird, wie die Reichszentrale für Deutſche
Verkehrswerbung mitteilt, das ſüdſlaviſche Durchreiſeviſum für
die Hin= wie für die Rückreiſe im fahrenden Zuge gegen eine
Gebühr von 10 Dinar erteilt, unter der Bedingung, daß die
Bahnfahrt auf ſüdſlaviſchem Gebiet nicht unterbrochen wird. Es
wäre wünſchenswert, daß auch die deutſchen Behörden ſich zu
derartigen Verkehrserleichterungen im Durchgangsverkehr, z. B.
von Holland und Skandinavien nach der Schweiz entſchlöſſen.

Sport, Spiel und Turnen.
Waſſerſport.
Die Maſurenfahrt des Deutſchen Ruderverbandes.
* Die etwa 250 Teilnehmer an der diesjährigen Wanderfahrt des
Deutſchen Ruderverbandes, die ſich über die maſuriſchen und oberlän=
diſchen
Seen erſtreckt, wurden am Sonntag abend in der Königsberger
Stadthalle durch die bſtpreußiſchen Ruderer in einem feſtlichen Kommers
begrüßt. Herzlich waren die Willkommensgrüße, die den Gäſten aus
Ilen deutſchen Gauen entgegengebracht wurden. Oberpräſident Siehr
überbrachte die beſten Glückwünſche des preußiſchen Kultusminiſters Dr.
Boelitz, der leider dem Abend nicht mehr habe beiwohnen können. Er
forderte zum Schluß alle deutſchen Brüder aus Oſt und Weſt, Nord und
Süd zu einem Hoch auf das deutſche Vatexland auf, das brauſenden
Widerhall fand. Nicht minder herzliche Worte widmete der Oberbürger=
meiſter
Dr. Lohmeher den Rudergäſten auf dem Boden der See= und
Handelsſtadt Königsberg. Nach einer kurzen Beſichtigung des Königs=
berger
Hafens erfolgte am Dienstag vormittag die Abfahrt der Gäſte
nach Angerburg, dem Ausgangspunkt der Wanderfahrt.

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 27. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 28. Juli. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 9 Uhr 10 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends 7 Uhr,
Gottesdienſt in der Shnagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 28. Juli. Vorabend 7 Uhr 30 Min. Morgens
7 Uhr 45 Min. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 9 Uhr 10 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Abends 8 Uhr.

53. Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Schneider=Innung Darmſtadt (2. Rate) 230 000 Mk., einige Mercks=
Beamte 6000 Mk., Scharmann 30 000 Mk., E. Wittig (6. Rate) 2000 Mk.,
Rechn.=Rat Göbel (7. Rate) 10 000 Mk., R. R. 20 000 Mk., N. N. 50 000
Mk., Süffert 100 000 Mk., Rechnungsdirektor Jung (2. Rate) 10000 Mk.,
Tanzſchule Rehr (3. Spende) 106 000 Mk., Rechnungsſtelle der heſſiſchen
Juſtizamtmänner 168 900 Mk., Schule zu Kleeſtadt (4. Rate) 2700 Mk.,
Profeſſor Dr. Langenbeck (6. Rate) 25000 Mk., W. Kaufmann 30000
Mk., J. K. (11. Rate) 1000 Mk., V. Klaſſe der Schule Groß=Zimmern
30 000 Mk., Sammlung beim Poſtamt I 7100 Mk., Beamte und Be=
dienſtete
der Provinzialdirektion Starkenburg und des Kreisamts Darm=
ſtadt
(5. Rate) 470370 Mk., Oberrechnungsrat Martin Bormet (7.
Spende) 20000 Mk., Heinrich Stöppler, Taunusſtr. 15, 2000 Mk., N. N.
50 000 Mk.
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 8. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6. Quit=
tung
416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mk., 15. Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24. Qnit=
tung
341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36. Quit=
tung
129 115 Mk., 37. Quittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk.,
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Quittung
675 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Qnittung 647 375 Mk.,
44. Quittung 798 986 Mk., 45. Qnittung 502 500 Mk., 46. Quittung
1 368 305 Mk., 47. Quittung 740 030 Mk., 48. Quittung 485 000 Mk.,
49. Quittung 1 655 450 Mk., 50. Quittung 932 360 Mk. und 20 Dollar.
51. Quittung 908 850 Mk., 52. Quittung 964 000 Mk., 53. Quittung
1371070 Mk.
zuſ. 38955 229. Mk.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, den B. Julit
Wechſelnd bevölkt, vereinzelt Regenſchauer, nordweſtliche Winde,
Weitere Abkühlung.

Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, 7½ Uhr: Flachs=
mann
als Erzieher. Brauerei Fay=Ausſchank ( Alexan=
derſtraße
23), abends 8 Uhr: Gartenkonzert. Schuls Felſen=
keller
, abends 8 Uhr: Konzert. Union=, Reſidenz=, Zentral=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für Stadt und Land,
Reich und Ausland: i. V.: Andreas Bauer; für den Inſeraten=
teil
: i. V.: Ad. Fleiſchmann ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 22. Juli 1923.

Nummer 205.

Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
70)
(Nachdruck verboten.)
Um uns ſaß niemand, der uns hätte hören können, die ner=
vöſe
Arbeit am Morgen hatte Marie Louiſes Selbſtbeherrſchung
wohl erſchüttert, ſie konnte nicht ſchweigen. Du ſiehſt das alles
ganz falſch an.
Inwiefern?
Du denkſt, ich ſei noch das kleine Mädchen, das bin ich nicht
mehr, ich habe viel zu viel Ernſtes erlebt, um nicht gereift zu
ſein, ich bin wirklich erwachſen, und dann meinſt Du, das mit
Günter ſei eine Schwärmerei, das ſtimmt auch nicht, und es iſt
nicht einmal nur Liebe, es iſt auch Ueberlegung und Ver=
nunft
dabei."
Ueberlegung und Vernunft?
Jawohl; ſieh mal, Vater, man muß doch in meinem Alter
ſchon wiſſen, was man mit ſeinem Leben anfangen will. Ein Be=
ruf
, das wird wohl bei mir für die Dauer nichts werden, da
fehlt es an der ausgeſprochenen Begabung, bleibt alſo nur die
Ehe übrig. Die kann man auf zwei Arten führen, das habe ich
inzwiſchen ja hinreichend beobachtet: ſo wie Frau Pfeil, es
kann natürlich eleganter und, ja, geſchmackvoller ſein, oder
wie ſie in Rom leben. Ach, das römiſche Leben hat mir eine
Zeitlang ſehr gut gefallen, und ich habe mich oft genug danach
geſehnt, aber für immer, ſo tagaus tagein iſt es nichts. Um
Gottes willen, ein Vergnügungsmenſch möchte ich nicht ſein und
was damit zuſammenhängt. Nein, brr, ſie ſchüttelte ſich, wenn
ich denke, nein, nein, dazu paſſe ich nicht. Im Gegenteil, wenn
doch eine verſteckte Neigung dazu in mir wäre, die müßte ich be=
kämpfen
mit aller Kraft.
Ich mache mir nicht viel aus den norwegiſchen Dramen,
ſie ſind mir zu kühl, zu unerfreulich, aber, Vater, eine Ehe
zriſchen einem richtigen jungen Mädchen und einem richtigen

jungen Manne, der noch nicht ſo herumgekommen iſt, wie ſie da
als Ideal hingeſtellt werden, die finde ich, ganz von mir abge=
ſehen
, ſo im allgemeinen, wunderſchön.
Und dann, Vater, ich habe Günter geküßt. Damit iſt
eigentlich alles entſchieden.
Ich ſah Marie Louiſe unverwandt an, während ſie ſprach,
da war ſo viel Ungewohntes, Neues.
Nicht ganz leicht wurde es mir, meine Stellung auch nur
innerlich zu wahren, aber ich tat es doch, die alten Beweisgründe
ſtanden zu Gebote, und dann ſah ich darüber hinaus: gerade
wenn das, was Marie Louiſe ſagte, mich wegen der Ueberleg=
ung
, die daraus hervordrang, berührt hatte, bewies es nur, wie
reif ſie innerlich war und wie ſehr ſie einen klugen Führer
brauchte. Nein, neben ihr war Günter noch viel mehr der Junge,
als ich es gedacht hatte.
Marie Louiſe, ich habe Dich ausreden laſſen, aber ich muß
bei meiner Meinung bleiben. Sie wollte erwidern, ich wehrte
ihr. Ein Reſtaurant iſt doch wirklich nicht der richtige Ort zu
ſolcher Unterhaltung. Da ſchwieg ſie.
Für die nächſte Mittagsſtunde beſtellte ich Günther nach
meinem Bureau.
Da ſaß der große hübſche Junge ziemlich verlegen vor mir.
Ich ſagte: Wir müſſen ohne Umſchweife miteinander reden,
wie ſich das für Männer gehört. Marie Louiſe hat ſich in den
Kopf geſetzt, ihre Zuneigung zu Dir ernſt zu nehmen; ich hoffe,
Du wirſt den Verſtand ſprechen laſſen, wirſt vernünftig ſein.
Günter ſchwieg, und ich fuhr fort: Ich verlange nicht, daß ihr
von heute auf morgen einander den Rücken kehrt, im Gegenteil,
ich würde es begrüßen, wenn aus eurer Zuneigung eine warme
Freundſchaft entſtände; aber ich kann nicht zulaſſen, daß ſich
zwiſchen euch die Beziehungen eines Liebespaares ergeben, und
noch weniger, daß von einer künftigen Ehe die Rede iſt.
Biſt Du mit mir einverſtanden?"
Nein.
Alſo, was haſt Du dann zu ſagen?
Günter hob langſam den blonden Kopf und ſuchte mit ſeinen
blauen Augen die meinen, er bildete die Worte nicht ohne Mühe,

ſprach ſchwerfällig und ſtockend: Marie Louiſe ſei jung, ſie könne
gut noch ein paar Jahre warten; er müſſe ſich eben einen Beruf
ſuchen, der ſie beide ernähren würde.
Welchen? fragte ich.
Gewiß, bis zum Aſſeſſor, das dauert lange. Aber entweder
kann ich Offizier bleiben, mein Oberſt hat mir das ſchon in Aus=
ſich
geſtellt, oder ich mache den Referendar und den Doktor und
gehe dann in die Induſtrie.
Das wollen ſehr viele.
Ich habe auch hier eine Beziehung angeknüpft durch einen
Regimentskameraden; nach dem, was er mir geſagt hat, glaube
ich, daß es gelingen könnte.
Jch möchte doch an dein Ehrgefühl appellieren. Glaubſt
du nicht, daß Marie Louiſe anderes zu verlangen hat als eine
ſolche ungewiſſe und auf Jahre hinaus ſehr enge Zukunft
Ich meine, das müßte Marie Louiſe entſcheiden, ſagte
Günter.
Eine ſolche Entſcheidung zu treffen, iſt Sache des Mannes,
nicht eines achtzehnjährigen Mädchens. Ich komme da auf mein
Hauptbedenken gegen eine Ehe. Du ſchiebſt Marie Louiſe die
Entſcheidung zu, warum, weil Du jung und naturgemäß nicht reif
genug biſt, um zu führen. Jede Frau muß geführt werden, und
Marie Louiſe, die im Grunde ein leidenſchaftlicher Menſch iſt,
mehr als manche andere. Das wirſt Du nicht können. Deine drei
Jahre Altersvorſprung geben Dir nicht das Uebergewicht, das
nötig wäre.
Wenn zwei Menſchen einander liebhaben, dann hilft das
wohl über alles hinweg.
Jchi ſtand auf und ging durchs Zimmer. Da war nun das
Bollwerk, die alles überwindende Liebe, gegen das man nicht an=
kam
, das ſolange es Menſchen gab, von den Jungen zum Schutz
ihrer Hoffnungen gegen die Alten errichtet wurde.
Mit Sentiments ſchafft man nicht ſo ſtarke Gründe aus der
Weli, ſagte ich.
(Fortſetzung folgt.)

Familiennachrichten

Die Geburt eines SOHNES
zeigen an
Max von Hessert u. Frau
Margret, geb. Luckhaus.
Elberfeld, 24. Jult 1923
Katernberger-Str. 54.
(*21291

Statt Karten.

Statt Karten.

Ihre VERLOBUNG beehren
sich anzuzeigen
Gretel Lautenschläger
Philipp Heinz
Dipl.-Ingenieur
Nieder-Beerbach Gummersbach
25. Jali 1923 Rhld.
(*21299

Marie Rothenhäuser.
Ludwig Schroth
VERLOBTE
Langen
Weiterstadt
27. Jult 1923.
(*21125
Thre am Samstag, 28. Julf 1923,
4 nachm. 4 Uhr, in der Martins-
kirche
stattfindende TRAUUNG
beehren sich anzuzeigen
Marg. Ouari
Heinr. Hirsch
Taunusstraße 52.
(*21144

Unſere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter
und Schweſter

geb. Wiedemann
Geh. Baurats Witwe
iſt am 16. Juli im Hauſe ihrer älteſten Tochter in Rohr
bei Stuttgart nach ſchwerem Leiden ſanft entſchlafen.
In tiefer Trauer:
Hilda Neuſchler, geb. von Willmann
Dr. Alfred Neuſchler, Min.=Rat in Nohr
Ur. med. Bruno von Willmann, z. Zt. Roſario (Argent.)
Nora von Willmann, geb. Heſele
Dr. ing. Erich von Willmann in Bad Tölz
Edith von Willmann, geb. Geiger
Mila Bürk, geb. von Willmann
Fritz Bürk, Ing., in MannheimWaldhof
Dr. Max Wiedemann, Berlin
und 6 Enkelkinder.
Darmſtadt (Martinſtraße 36), den 26. Juli 1923.
Die Feuerbeſtattung hat in Stuttgart ſtattgefunden.
Die Aſche wird im Familiengrab auf dem alten
Friedhof in Darmſtadt am Samstag, den 28. Juli,
nachmittags 4 Uhr, beigeſetzt werden, (*21363

Feines Ladengeſchäft ſucht
Dane
für die Kaſſe. Gefl. Angebote unt.
R 6 an die Geſchäftsſtelle. (6295

Tüchtiger Dreher
ſofort geſucht.
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Oüttt. Ouzkl? Aüzet.

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den
vertraut iſt, für unſere
Waren=Ausgabe
per ſof. oder ſpäter geſucht.
Gebr. Rothſchild
G. m. b. H., Modehaus.

KKAßsig

Thre am Samstag, 28, Juli, nachm.
4 2 Uhr, in der St. Elisabethen-
kirche
stattfindende TRAUUNG
beehren sich anzuzeigen
Marie Bauer
Ernst Kammler
DARMSTADT
Friedrichstr. 26, I.

Todes=Anzeige.
Nach längerem, ſchwerem, mit großer Geduld ge=
tragenem
Leiden verſchied am 25, Juli mein lieber
Bruder
Prof. Dr. J. Kraus.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Kraus.
Eberſtadt bei Darmſtadt, den 27. Juli 1923,
Die Beiſetzung findet Samstag, 28. Juli, nachmittags
3½ Uhr, vom Portale des Eberſtädter Friedhofes
aus ſtatt.
(*21325

Tüchtige
Berrädſerin
fachkundig
für größeres Lebensmittel= und
Feinkoſtgeſchäft geſucht. (6304
Ang. unt. F 32 an die Geſchäftsſt.

(*

Tür die anläßlich unserer Ver-
T mählung erwiesenen Aufmerk-
samkeiten
danken herzlichst
Franz Wiemer und
Frau Milli, geb. Hansel
Darmstadt (Kiesstraße 46).

Anadem, Bankbeamte (Dr. phil. u. Volksw.)
30 J., verh., m. 1jähr. glänz. Bankpraxis i. Frankf
M. (Spezial. Effekten),z. 3t. Abteilungsleit., ſ. anders=
wo
ſelbſt. leit. Poſt. (Bank a. Induſtrie), wo Ausſich
a. 2-3 3.=Wohn. (auch Provinzort) p. 1. 10. Angeb.
u. F. T. 2107 A an Ala= Haaſenſtein & Vogler,
(II,6302
Frankfurt a. M.

Stellengeſuche FAOfene Stellen

Weiblich

Af3

Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme beim Hinſcheiden
unſerer teuren Verſtorbenen ſagen
wir unſeren beſten Dank. (*21359
A. Thomas und Kind.

In dieſem Jahr darf kein
Pfund Obſt umkommen! delsſchule beſucht hat
Alles, auch Fallobſt, muß zu Wein ver=
zoren
werden, denn jede Obſtſorte, mit
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(5842a
vorzüglichen Wein.
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Mf

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

27. Juli 1923 Nr. 205

Dondelsditt

Amerikaniſche Finanzleute über die Möglich=
keiten
eines Kredits für Deutſchland.
Angeſichts der in amerikaniſchen Händen befindlichen Gold=
beſtände
der Welt hängt die Frage eines künftigen Kredits für
Deutſchland mit in erſter Linie von den amerikaniſchen Bankiers
und Finanzleuten ab. Ueber die Ausſichten eines ſolchen Kredits
gibt das Ergebnis einer Rundfrage Auskunft, welche der Lite=
rary
Digeſt in der Woche nach dem Erfolg der öſterreichiſchen
Anleihezeichnung an einer Reihe führender Finanzleute in der
Union gerichtet hat. Die Fragen lauteten im einzelnen wie
Anleihezeichnung an eine Reihe führender Finanzleute in der
In welchen Ländern könnte eine ſolche Anleihe plaziert werden?
Welche Sicherheiten können den Zeichnern durch die Einnahme=
quellen
des Staates und durch die Kontrolle über die Ausgaben
geboten werden? Welches würde die Haltung des amerikaniſchen
inveſtierenden Publikums einer ſolchen Anleihe gegenüber ſein?
Sehr vorſichtig antwortet darauf der Präſident der Inter=
nationalen
Handelskammer und Vizepräſident der Guaranty
Truſt Company, Willis H. Booth: Wenn die ſchließlichen.
Bedingungen genügende Sicherheit für einen dauernden Frieden
gewährleiſten und nach der Auffaſſung des durchſchnittlichen In=
veſtors
vernünftig und möglich ſind, und wenn die Methode der
Sicherung keine ſchlimmen Komplikationen mit ſich bringt, dann
können ſolche notwendigen Anleihen ſicherlich zur Zeichnung auf=
gelegt
werden. Ehe aber über dieſe Punkte entſchieden iſt, wäre
es reine Mutmaßung, eine Meinung darüber zu äußern, was
getan werden ſollte. Nach Anſchauung des Präſidenten der
Mechanies and Metals National Bank in Neu=York hängt
alles davon ab, daß Deutſchland zu einem Uebereinkommen mit
Frankreich wegen der Reparationen gelange. Wenn das einmal
erfolgt iſt, ſo wären die Bedingungen hinſichtlich der Sicherheit
und der Verzinſung für eine Anleihe, welche in England, den
Vereinigten Staaten und anderen finanzkräftigen Ländern Euro=
pas
bereitwillig gezeichnet werden würde, leicht gegeben. Der
bekannte Bankfachman Frank A. Vanderlip äußert ſich
ſehr peſſimiſtiſch: Deutſchland hätte noch vor einem Jahre eine
Anleihe aufnehmen können, aber die Ereigniſſe ſind derart weit
gediehen, daß das jetzt unmöglich iſt. Unter dem Druck des
Elends, das ein Rückgang der Beſchäftigung in der deutſchen
Induſtrie und das Ueberhandnehmen einer ſtarken Arbeitsloſig=
keit
mit ſich bringen wird, iſt in Deutſchland ernſthaft mit Un=
ruhen
zu rechnen. Noch peſſimiſtiſcher ſind die Chicagoer Ban=
ken
. Der Vorſitzende der Erſten National Bank in Chicago
faßt ſeine Auffaſſung wie folgt zuſammen: Deutſchlands Kredit
als ſolcher iſt nicht gut. Es beſteht dort eine politiſche und indu=
ſtrielle
Desorganiſation, die weſentlich auf den Vertrag von Ver=
ſailles
zurückzuführen iſt, und ich ſehe keine Möglichkeit einer
Geſundung, die Deutſchland in den Stand ſetzen könnte, Zinſen
oder Kapital einer internationalen Anleihe aufzubringen, bis
nicht die politiſche Situation geklärt iſt.
Eine auch in Amerika nicht ganz vereinzelt daſtehende Auf=
faſſung
vertritt die Antwort des Vizepräſidenten der Union
Truſt Company in Cleveland, der Deutſchland zur Laſt legt,
daß es ſeine/ Währung vorſätzlich entwertet habe, was ſeiner An=
ſicht
nach faktiſch auf eine Aufhebung der inneren Schuld über=
haupt
herauskomme. Dieſer Bankier verſteigt ſich zu der An=
ſchauung
, daß die einzig mögliche Grundlage für kommerzielle
und finanzielle Beziehungen mit einem Staat, der ſo ſehr der
Geſchäftsmoral ermangelt, die iſt, ihn der Zwangsverwaltung
der alliierten Regierungen zu unterſtellen, die eine umfaſſende
Kontrolle über Deutſchlands flüſſige Mittel und eine Verwal=
tung
ſeiner Finanzen übernehmen müßten
Mit den Keynesſchen Auffaſſungen berührt ſich die Antwort
des Präſidenten der Chafe National Bank in Neu=York, Al=
bert
Wiggin: Selbſt wenn es Deutſchland möglich wäre,
in Großbritannien und den Vereinigten Staaten 20 oder 30
Milliarden Goldmark aufzunehmen, bleibt es unklar, wie dieſe
Rieſenſumme auf einmal an Frankreich überwieſen werden
könnte, um den franzöſiſchen Staatsfinanzen in einem Maße zu
nützen, das halbwegs den geliehenen Summen oder der bei der
Aufbringung verwandten Mühe entſpräche. Könnte die deutſche
Regierung Schecks ziehen auf die engliſchen und amerikaniſchen
Zeichnungen in dieſer Höhe und ſie der franzöſiſchen Regierung
übermachen, ſo könnte dieſe ſie nicht plötzlich in Franes verwan=
deln
, um auf dieſe Weiſe die inneren Anleihen zurückzubezahlen,
die ſie im Zuſammenhang mit den Reparationen aufgenommen
hat, ohne daß dadurch auf allen Märkten heftige Störungen ent=
ſtänden
, und die franzöſiſche Regierung würde in Franes nur
einen Bruchteil des Frankenwertes der urſprünglichen Anleihe
erhalten. Jede Löſung des Reparationsproblems von Grund
auf muß ein Programm allmählicher Amortiſierung einſchließen.
Die Zahlungen, die Deutſchland auf Reparationskonto leiſten
kann, müſſen begrenzr ſein durch die Einnahmenüberſchüſſe, die
Deutſchland einmal wird erzielen können das heißt, durch die
Ueberſchüſſe aus den Steuer= und ſonſtigen Einnahmen über die
Staatshaushaltsausgaben und durch den Exportüberſchuß. Eine
Anleihe mäßigen Umfangs für Deutſchland, deren Zinſendienſt
den Reparationszahlungen vorgeht, dürfte als Teil einer um=
faſſenden
Regelung des Reparationsproblems erforderlich ſein,
um Deutſchland über die Zeit der finanziellen Reorganiſation
hinwegzuhelfen. Bevor jedoch dieſe nicht wirklich durchgeführt iſt,
können Deutſchland keine großen Kredite gewährt werden.

Paluta und Politik.

Von bielen wird die Valutafrage als rein wirtſchaftliches Problem
betrachtet, wobei von der Annahme ausgegangen wird, daß der Verfall
des Geldweſens faſt ausſchließlich auf eine ſchlechte Finanzwirtſchaft
zurückzuführen ſei. Es muß zugegeben werden, daß die deutſche Finanz=
wirtſchaft
der Nachkriegszeit große Mängel aufzuweiſen hat; die Schuld
an der jetzigen realen Markentwertung trägt ſie jedoch nicht. Das gilt
vor allen Dingen für die Steigerung des Notenumlaufs. Trotz der
hohen Ziffer beläuft ſich der innere Wert des Geldumlaufes nur auf
rund 500 Goldmillionen. Er beträgt ungefähr den zwölften Teil des
Vorkriegsgeldumlaufes von ſechs Milliarden. Die Vermehrung des
Geldumlaufes bleibt weit hinter den Steigerungen der Auslands= und
Inlandspreiſe zurück: für ihre Unzulänglichkeit zeugen die ſchon lange
herrſchende große Kreditknappheit und die überaus hohen Bankzinſen
und Proviſionen. Daß die Finanzwirtſchaft nicht ganz ſo ſchlecht iſt,
wie ſie immer gemacht wird, beweiſt auch, daß nach Durchführung der
vorjährigen großen Finanzreform in den Monaten April bis Juni 1922
die Reichskaſſe einen durchſchnittlichen Ueberſchuß von 100 Goldmillionen
monatlich hatte. Jetzt allerdings ſind die Reichsausgaben ungefähr 10 höher als die Reichseinnahmen. Die Urfache dieſes Umſchwunges
iſt auch gleichzeitig die Urſache unſerer Valutanot. Sie iſt das iſt das
Entſcheidende rein politiſcher Art.
Ihren Anfang nahm ſie im Herbſt 1922, als Poincaré die Beratun=
gen
des Internationalen Anleihe=Komitees in Paris nicht anerkannte
und ſeine eigene Reparationspolitik betrieb, die wie ſchon der Name
beſagt nur der Form nach als wirtſchaftliches Problem behandelt
wird, ſährend ſie ihrem Weſen nach eine rein politiſche Frage, ja ſogar
die politiſche Frage der Nachkriegszeit iſt. Die franzöſiſche Reparations=
politik
wird diktiert von dem Beſtreben, das rein politiſche Programm
Deutſchlands, das in Verſailles nicht durchgeſetzt werden

Verſailler Vertrages liegt unausgeſprochen der Leitgedanke zu Grunde.,
die politiſchen Beſtrebungen, die im Verſailler Vertrag nicht verwirk=
licht
werden konnten, auf dem Umweg über die Reparation durchzu=

ſetzen. Das Ausland glaubt, daß Frankreich alles tun wird, um
ſeine politiſchen Beſtrebungen durchzuführen; deshalb ſieht es für die
Mark ſehr trübe aus, und zwar ſehr viel trüber, als Deutſchland glaubt.
Von welchem Einfluß das politiſche Reparationsproblem auf die Va=
luta
iſt, zeigt nicht nur Deutſchland, ſondern auch Oeſterreich. Oeſter=
reich
hat ſeine Valuta nur deshalb ſtabiliſieren und ſeine Notenpreſſe
nur deshalb allmählich ſtillegen können, weil die Entente das öſter=
reichiſche
Reparationsproblem des politiſchen Charakters entkleidet und
es den wirtſchaftlichen Anforderungen entſprechend aufzog, dadurch,
daß es in der Praxis auf ſeine Anſprüche verzichtete, die Haftung des
ſtaatlichen und privaten Beſitzes aufhob und Oeſterreich eine Anleihe
zum wirtſchaftlichen Aufbau gewährte.
Der ſtaunenswerte wirtſchaftliche Aufſchwung Deutſchlands in der
Vorkriegszeit war nur möglich weil für ihn die damalig deutſchen poli=
tiſchen
Machtmittel die Grundlagen bildeten. Die Wirtſchaft der Nach=
kriegszeit
kann wieder aufleben, wenn ſie getragen wird von dem unbe=
irrbaren
Willen der politiſchen Selbſtbehauptung.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Das Goldzollaufgeld für die Zeit vom 1. bis 7. Auguſt
beträgt 5 290 900 Prozent.
Fh. Berlin, 26. Juli. Die Wertmeßziffer in der Damenkonfektion
und die Schlüſſelzahl im Textil=Einzelhandel beträgt vom 26. Juli ab
laut Textilwoche 5100. Die Handelsſchraubenvereinigung hat mit Wir=
kung
vom 21. Juni die Aufſchläge auf die Preiſe der allgemeinen Grund=
liſte
von neuem erhöht. Der Multiplikator beträgt für Maſchinen=
ſchrauben
620655, für Radſchrauben 570, für Schloßſchrauben 700, für
Wagenbau= und Flugzeugſchrauben 690, für Schlüſſelſchrauben 540620,
für Anſchweißenden 930. Für Verpackung wird für 100 Kilo 45 000 Mk.
berechnet, der Mindeſtbetrag beträgt 35 000 Mk. Die wirtſchaftliche
Vereinigung der deutſchen Nietenwerke hat die Preiſe für Keſſel=,
Brücken= und Schiffsnieten auf 2238 300 je nach Stärke mit Wirkung
vom 20. Juni pro Kilogramm erhöht. Der Betrag für Handels= und
Brückennieten wird berechnet nach dem Multiplikator von 70 000.
Fd- DieVerwaltung der Continental=, Kaut=
ſchuk
= und Guttapercha=Kompagnie hat beſchloſſen, einer
auf den 31. Auguſt ds. Js. einzuberufenden außerordentlichen General=
verſammlung
die Erhöhung des Aktienkapitals um 270 Mill. Mk.
Stammaktien, dividendenberechtigt ab 1. Januar 1923 und um 13,5
Mill. Mk. Vorzugsaktien, gleichberechtigt mit den bisherigen Vorzugs=
aktien
, vorzuſchlagen. Die neuen Aktien werden von einem Konſortium,
beſtehend aus der Darmſtädter und Nationalbank, der Kommerz= und
Privatbank und dem Bankhaus Louis Limmermann übernommen. Von
den Stammaktien werden 55 Mill. Mk. den alten Aktionären zu einem
von der Generalverſammlung feſtzuſetzenden Kurs, zuzüglich Vörſen=
umſatz
= und Bezugsrechtsſteuer, derart angeboten, daß auf 7200 Mk.
alte Stammaktien eine neue Stammaktie über 1200 Nk. bezogen werden
kann. Die reſtlichen 215 Millionen Mk. Stammaktien bleiben zur Ber=
fügung
der Verwaltung.
h. Hugo Stinnes=Riebeck=Montan=Delwerk,
Halle. Nachdem die am 23. Juni einberufene außerordentliche Gene=
ralverſammlung
beſchlußunfähig war, da weniger als 2/s des Grund=
kapitals
vertreten war, fand am 25. Juli eine zweite außerordentliche
Generalverſammlung ſtatt, in der 24 Aktionäre 22 126 Stimmen vertra=
ten
. Debattelos wurde der Antrag der Verwaltung auf Statutenände=
rung
genehmigt. Gegenſtand des Unternehmens iſt künftig der Erwerb
und Betrieb von Bergwerken, chemiſchen Fabriken und ſonſtigen Unter=
nehmungen
, welche ſich mit der Gewinnung, Verarbeitung und Verwer=
tung
ſowie den Transport von Kohlen und ſonſtigen Mineralien und
auch Oelen befaſſen, die Verwertung und der Vertrieb aller in ſolchen
Werken und Unternehmungen gewonnenen Erzeugniſſe ſowie die Vor=
nahme
aller mit dieſem Zweig unmittelbar oder mittelbar in Verbin=
dung
ſtehenden Haupt= und Nebengeſchäfte.
h. A.=G. Pfalz, Speher a. Rh. Die Geſellſchaft erzielte 25,89
Mill. Mk. Bruttogewinn und nach Abzug aller Unkoſten 14,82 Mill. Mk.
Reingewinn, über deſſen Verwendung nichts mitgeteilt wird. In der
Bilanz ſtehen 10,64 Mill. Mk. Vorräte und 33,02 Mill. Mk. Debitoren
48,39 Mill. Mk. Kreditoren gegenüber.
F-d- München, 25. Juli. Die außerordentliche Generalverſamm=
lung
der Motor=Union=Verſicherungs=A.=G. München beſchloß eine Kapi=
talserhöhung
von 50 auf 500 Mill. Mk. 250 Mill. Mk. von den neuen
Aktien, die ein Konſortium übernimmt, werden den alten Aktionären im
Verhältnis von 1:5 angeboten.
* Alexanderwerk A. b. der Nahmer A.=G., Rem=
ſcheid
. Die Geſellſchaft fordert bis einſchließlich 10. Auguſt zum Be=
zuge
von 37 Mill. neuen für 1922/23 dividendenberechtigter Stamm=
aktien
auf. Auf nominal 1000 Mk. alte entfallen nominal 1000 Mk.
junge Stammaktien zu 200% zuzüglich Bezugsrecht= und Börſen=
umſatzſteuer
.
* Rheiniſche Möbelſtoffweberei, vorm. Dahl
u. Munſche A.=G., Barmen. Die bereits angekündigte Kapitals=
erhöhung
wird nunmehr offiziell beantragt und zwar um 28,5 Mill.
auf 69,5 Mill. Ferner ſoll das bisherige Stimmrecht der 3 Mill. Mk.
Vorzugsaktien auf das 15fache erhöht werden.
* Vereinigte Portland=Zement=Kalkwerke
Schimiſchow, Sileſia u. Frauendorf A.=G. Die av. G.=V.
beſchloß Kapitalserhöhung um 32 Mill. Mk. Stammaktien auf 87,6 Mill.
Mk. Hiervon werden 12 Mill. den alten Aktionären im Verhältnis 2:1
zu 100 % zuzüglich Bezugsrechtſteuer angeboten, während die reſtlichen
20 Mill. als Schutzaktien dienen werden.
Banken.
* Barmer Creditbank Barmen. Die Geſellſchaft be=
ruft
zum 22. Auguſt a. v. G.=V., die über Erhöhutng des Grundkapitals
von 110 Mill. zu vorausſichtlich 600 Mill. Mk. Beſchluß faſſen ſoll. Ein
Bezugsrecht für die Aktionäre dürfte im Verhältnis 1:3 oder 1:4 in
Frage kommen. Ueber den Ausgabekurs wird die G.=V. beſchließen.
* Deutſch=Niederländiſche Bank Düſſeldorf.
Die Geſellſchaft erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn
von 84,39 Mill., woraus eine Dividende von 100 Proz. (i. V. 12 Proz.)
zur Verteilung kommt. 25 Mill. werden der Rücklage überwieſen und
1,63 Mill. neu vorgeſchlagen. Die Bilanz weiſt folgende Ziffern auf:
Wechſel und unverzinsliche Schatzanweiſungen 50,96 Mill. Mk., Noſtro=
Guthaben bei Banken 565,82 Mill. Mk., Debitoren 624,07 Mill. Mk.,
Bankgebäude, Liegenſchaften und Einrichtungen ſtehen mit 1 Mk. zu
Buch. Andererſeits haben Gläubiger 1 111,038 Mill. zu fordern, darun=
ter
Banken 284,97 Mill. In den Aufſichtsrat wurden gewählt: General=
direktor
W. Verlohr (Gelſenkirchener Gußſtahl= und Eiſenwerk, Düſſel=
dorf
), Fabrikbeſitzer F. W. Wengler in Merbede. Die Verſammlung be=
ſchloß
, die im März ausgegebenen 350 Mill. neuen Stammaktien an der
Dividende ab 1. Januar 1923 teilnehmen zu laſſen, um den Aktien einen
größeren Markt zu verſchaffen und die Börſeneinführung zu erleichtern.
Die bisherigen Ergebniſſe wurden als befriedigend bezeichnet.

Anleihen.

* Neue Kohlenwertanleihe. Die Oſtpreußenwerk A.=G.
in Königsberg erhielt die Genehmigung zur Ausgabe von Schuldver=
ſchreibungen
in Höhe von 125 000 To. Kohlen. Zinsfuß 5 %, Tilgung
mit 3 % ab 1929.

Verſicherungsweſen.

wb. Die Deutſche Feuerverſicherung A.=G. in Berlin
bezeichnete in ihrer zweiten ordentlichen Generalverſammlung am 18.
d. Mts. die Geſchäftsentwicklung als befriedigend, den Schadensverlauf
ſogar als günſtig. Dem Anwachſen der Unkoſten infolge der Markent=
wertung
hat die Verwaltung durch frühzeitige Einführung neuer Ar=
beitsmethoden
und Vereinfachung in der Geſchäftsführung entgegenge=
wirkt
. Aus dem erzielten Reingewinn wurde eine Dividende von 40
Prozent an die Aktionäre verteilt. Im laufenden Geſchäftsjahre be=
tragen
die Prämien in Markwährung bereits ein Vielfaches der vor=
jährigen
. Die Aufnahme der Verſicherung auf Fremdwährungsgrund=
lage
und die günſtige Entwicklung der Frankenverſicherung im Saar=
gebiet
laſſen eine weitere ſtarke Vermehrung der Prämieneinnahmen
erwarten. Die Geſellſchaft iſt vom Reichsaufſichtsamt für Privatver=
ſicherung
des Saargebiets zum Abſchluß von Verſicherungsgeſchäften in
Frankenwährung zugelaſſen und hat die geforderte Kaution und Re=

ſerbe geſtellt. Eine weitere gute Entwckilung der Geſellſchaft erhofft
die Verwaltung von der Angliederung der durch Perſonal=, Büro= und
Organiſationsgemeinſchaft verbundenen Aktiengefellſchaft für Transport=
und Rückverſicherung ſowie von der Mitarbeit einer ſelbſtändigen Ver=
mögensverwaltungsſtelle
, die für die beiden vorgenannten Geſellſchaften
und für die mit ihnen verbündete Deutſche Volksverſicherung A.=G. ins
Leben gerufen iſt.
wb. Deutſche Volksverſicherung A.=G., Berlin. Die
zehnte ordentliche Generalverſammlung der Deutſchen Volksverſicherung
A.=G., genehmigte am 18. Juli d Js. unter Leitung des Herrn Mini=
ſterpräſidenten
a. D. Stegerwald die Bilanz, die Gewinn= und Verluſt=
rechnung
und die Gewinnverteilung nach den Vorſchlägen der Verwal=
tung
. Nach dem Bericht des Vorſtandes hielten ſich die Schadenfälle in
engen Grenzen; dagegen ſteigerten ſich die Unkoſten außerordentlich.
Trotzdem iſt es durch rechtzeitige Betriebsumſtellung und energiſche
Sparmaßnahmen möglich geworden, bei vorſichtigen Rückſtellungen und
Abſchreibungen der Immobilien bis auf 1 Mark einen Reingewinn von
6,7 Millionen Mark zu erzielen, der die Ausſchüttung einer Dividende
von wieder 16 Prozent des Jahresbeitrages an die Verſicherten und der
ſatzungsmäßigen Höchſtdividenden (4 Proz. für die Stammaktien und
5 Proz. für die Vorzugsaktien) an die Aktionäre ermöglicht. Wie der
Vorſtand in der Generalverſammlung mitteilte, erwartet er von der
Erweiterung des Kreiſes der verbündeten Deutſchen Volksvexſicherung
und Deutſchen Feuerverſicherung durch die Angliederung der neuen
Aktiengeſellſchaft für Transport und Rückverſicherung eine günſtige
Wirkung für alle beteiligten Geſellſchaften. Die neue Geſellſchaft iſt
durch Perſonalunion im Vorſtande und weitgehende Gemeinſchaft der
Zentral= und Außenverwaltung mit den Stammgeſellſchaften derbun=
den
, wodurch eine Herabſetzung der allgemeinen Unkoſten und eine Ver=
ſtärkung
der Stoß= und Widerſtandskraft aller Geſellſchaften erzielt
wird. Günſtigen Erfolg verſpricht ſich die Geſellſchaft auch von der
Einrichtung der gemeinſamen und ſelbſtändigen Vermögensverwaltungs=
ſtelle
für die drei verbündeten Geſellſchaften, die unter der Firma
Deutſche Finanz= und Lombardgeſellſchaft m. b. H. mit einem Stamm=
kapital
von 100 Millionen Mark gegründet iſt.
Meſſen.
Außenhandelserleichterungen für die Leip=
ziger
Meſſe. Durch eine Bekanntmachung des Reichskommiſſars
für Aus= und Einfuhrbewilligung im Deutſchen Reichsanzeiger werden
die Zollſtellen ermächtigt, die Ein= und Wiederausfuhr von Waren, die
zur Ausſtellung auf der vom 26. Auguſt bis 1. September 1923 in Leip=
zig
ſtattfindenden Allgemeinen Herbſtmuſtermeſſe und der gleichzeitig
ſtattſindenden Bau= und Techniſchen Meſſe beſtimmt und als ſolche in
den Begleitpapieren bezeichnet ſind, unter der Bedingung ohne Ein=
bezw
. Ausfuhrbewilligung zuzulaſſen, daß ſie unter Zollaufſicht auf
einem Leipziger Zollamt abgefertigt werden, während ihres Verbleibs
in Deutſchland im Vormerkverfahren unter Zollaufſicht bleiben und bin=
nen
zwei Monaten nach Schluß der Meſſe wieder ausgeführt werden.
Die Wiederausfuhr muß der betreffenden Zollſtelle gegenüber ſicher=
geſtellt
werden.
Paßermäßigung für ausländiſche Beſucher der
Leipziger Meſſe. Die deutſchen Auslandsvertretungen ſind vom
Auswärtigen Amt ermächtigt worden, Perſonen, die die ernſte Abſicht
des Beſuches der Leipziger Meſſe nachweiſen, einen auf Leipzig und die
notwendige Friſt beſchränkten Sichtvermerk mit Sperrvermerk unter
Ermäßigung der Gebühr auf die Hälfte zu erteilen. Die bisherigen Be=
ſchränkungen
auf, den Sammelſichtvermerk kommen dadurch in Fortfall.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Entſprechend der
außerordentlichen Entwertung der Mark im Auslande kalkulieren ſich
die Forderungen für Getreide wieder entſprechend höher. Das Ange=
bot
vom Inlande bleibt ſehr gering, ſo daß es immer ſchwerer wird,
die vielſeitig vorhandene Kaufluſt zu befriedigen. Für Weizen bleiben
die Mühlen nach wie vor Käufer und haben ſeit geſtern auch etwas
größere Mengen zu den hohen Preiſen erworben. Stark iſt die Nach=
frage
nach Mehl bei weiter erheblich anziehenden Preiſen. Auch für
Roggen iſt die Steigerung ziemlich beträchtlich, wenn auch dieſer Ar=
tikel
mit den Weizenpreiſen nicht voll mitgeht und der Unterſchied zwi=
ſchen
beiden Brotgetreideſorten von Tag zu Tag zunimmt. In Hafer
konnte der Begehr nicht voll gedeckt werden. Die übrigen Artikel er=
höhten
ihren Preisſtand dementſprechend.
Neue Preiſe für Dachpappe. Der Verband Deutſcher
Dachpappenfabrikanten hat die folgenden neuen Richtpreiſe am 23. Juli
feſtgeſetzt: a) für Dachpappe mit 80er, 100er, 150er, 200er Rohpappen=
einlage
, Mk. 49 500, 41 200, 29 000, 32 700 für das Quadratmeter; b) für
Iſolierpappe mit 80er, 100er, 125er Rohpappeneinlage, Mk. 68 000,
58 700 49 500 für das Quadratmeter; c) für Dacharbeiten: 1. für die
Herſtellung eines doppellagigen Klebepappdaches mit einer Lage 100er
und einer Lage 150er Dachpappe Mk. 178 000; 2. für die Herſtellung
eines doppellagigen Kiespappdaches aus einer Lage 100er und einer
Lage 150er Dachpappe Mk. 192 000; 3. für das Ueberkleben eines alten
Pappdaches mit einer Lage 100er Dachpappe Mk. 117 000; 4. für den
Anſtrich eines alten Pappdaches Mk. 14000. Die Preiſe unter a) und
b) verſtehen ſich für waggonweiſen Bezug frei Verſandſtation, die Preiſe
zu c) für 1 Quadratmeter Dachfläche bei Arbeiten für wenigſtens 1000
Quadratmeter Geſamtfläche am Platze des Ausführenden bei normalen
Verhältniſſen unter Zugrundelegung der gegenwärtigen Richtpreiſe des
Verbandes für Dachpappe; ſämtlich bei ſofortiger Barzahlung.
* Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
. Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review, Cleve=
land
, Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
: Das Geſchäft zeigt einige Belebung, jedoch iſt der Roheiſen=
markt
ruhiger, ſo daß einige weitere Oefen ausgeblaſen wurden. Die
Walzwerke beginnen allgemein den Achtſtundentag einzuführen. Die
dadurch hervorgerufenen Mehrkoſten werden auf 3.00 8 für die Tonne
geſchätzt. Die beſten Käufer ſind augenblicklich die Eiſenbahnen; ferner
ſind Behälterbleche und Bauſtahl ſtark gefragt, während der Automobil=
bau
geringeren Bedarf hat. Außer in Feinblechen und Univerſaleiſen
iſt der geſamte Stahlmarkt ruhiger. Die Weißblechwalzwerke ſind durch
Arbeitermangel in ihrer Produktion behindert. China fragt 20 000
Normalkiſten Weißblech an, Japan beſtellte 2800 Tonnen Bauſtahl für
eine Maſchinenfabrik in Yokohama. Roheiſen iſt auf 8 25.00,
Valley= und Bufallo=Eiſen auf 8 26.00, oſtpenſylvaniſches auf
§ 28.00 gefallen. An der Oſtküſte wird indiſches Roheiſen gekauft. Der
Rückgang der Preiſe für Ferromangan hat den Markt bisher nicht be=
lebt
, ſo daß eine weitere Ermäßigung auf 8 107.50 eingetreten iſt.

Börſen.

wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Getreu der ſei
einigen Tagen befolgten Politik fuhr die Reichsbank bei der Feſtſetzung
der amtlichen Deviſenpreiſe fort, dieſe dem Stande der ausländiſcher
Plätze noch mehr anzunähern als bisher. Die Anforderungen von
Handel und Induſtrie waren erheblich geringer als ſeither, ſo daß auch
die Zuteilungen etwas erhöht werden konnten. Im Vergleich zu vor=
geſtern
haben ſich die Deviſennotierungen nahezu verdoppelt.
Oeviſenmarkt.

Amſterbam=Rotterdam ...
Brüſſel=Antwerpen".
Chriſtiania.
Kopenhagen..
Stockholm.
Helſingfors
Italien.
London
New=York
Paris:
Schweiz.
Spanien
Wien (in Deutſch
abg.).
Prag.
Budapeſt
Buenos=Aires,
....
Bulgarien.
..
Japan ............... ....."
Rio de Janeiro .......... .."
Belgrad. . . . . . . . . . . . . . .. ..."
Liſſabonn. . . . . . . . . .. . . . .....
Sofia.. ........."

G
Ari

161994.
20484.
67431.
72219.
109725.
11770.50
18054.50
1895250.
412965.
24738.
73715.
58852.50
598.50
12468.50
29.92
140448.
201495.-
43890.
17356.50
4089.

162806.
20551.50
97769.
72581.
110275.
11829.
18155 50
1904750.
415035.
24862.
72085.
59147.50
60150
12531.50
30.08
141151.-
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32917.50
3491250.
758100.
44588.
134662 50
107730.
1147.
23441.
37.90
259350.
7281.50
371070.
783035.
8079.50
29925.

236740.
37092.50
124310.
134335.
203507.50
216554.
33082 50
3506750.
761900.
44812.
135337.50
108270.
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(6300
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Oberwaldhaus Großes Konzert (Leitung
Hauske). Abends 8 Uhr Garten d. Ver.=
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(Zeitung: Weber).

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