Darmstädter Tagblatt 1923


26. Juli 1923

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Bezugspreis:
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nng
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K
*
V
9

Einzelnummer 1000 Mark

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X berſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Donnerstag, den 26. Juli 1923
Nummer 204
186. Jahrgang

27 mm breite 2
Finanz=Anzeig
breit) 8000 M
Finanz=Anzei
zeile 12000 Mn
ſtelle Rheinſt
expeditionen.
Aufruhr, Str
auf Erfüllung
von Schadenerſ
Beitreibung
Deutſche Bank un

In die Zügel fallen!
An den Auslandsböuen wird der Dollar mit 600 000 Mark
notiert. Das bedeutet, diß ein Dollar, der im Frieden nicht viel
iber 4 Mark gekoſtet hat, mit 600 000 Mark bezahlt werden muß,
daß alſo der Dollar im Verhältnis zu unſerer Mark um das
40 000fache gewertet wir. Ein Kommentar zu dieſen Zahlen
ſt überflüſſig. Sie gebei der deutſchen Bevölkerung das erſte
Anzeichen dafür, daß lie aſend ſteigende Teuerung in dem glei=
hen
Tempo weiter geſen, ja vielleicht arg verſchärft wird, wenn
ticht im nächſten Augnblick etwas geſchieht, das der völligen
Entwickelung zum Abrund Einhalt gebietet.
Wenn ein einzelnk Menſch ſich in einer ſchwierigen, lebens=
gefährlichen
Lage befidet, wird er deſto ſicherer dem Untergang
ntgegengehen, je meh er Aufgeregtheit und Nervoſität zeigt, je
nehr ev das klare Deken aufgibt und nicht den feſten Willen
uſammenzuhalten venag.
Mit dieſem Einzeſienſchen vergleichbar iſt heute das ganze
deutſche Volk. Auch w befinden uns in einer lebensgefährlichen
Lage, was ſchon darau erhellt, daß wir ohne Waffen, allein mit
inſerem Widerſtand, gſenüber dem in Waffen ſtarrenden Frank=
eich
uns im Kriegszuſnd befinden. Denn nur als Krieg können
ſie Vorgänge im Ruhrbiet aufgefaßt werden. Und nur, wenn
vir uns zu dieſer Ancht durchringen, werden wir gegenüber
ſem franzöſiſchen Vernhtungskrieg die richtigen und wirklichen
Abwehrmittel zu findewermögen. Wenn nun das deutſche Volk
lleich dem erwähnten eiſpiel des Einzelmenſchen ſeine Nerven
verliert, wenn innerpitiſcher Streit, Putſchgerüchte, Unruhe=
gefahren
und Unruhen lbſt nach außen hin dies erkennen laſſen,
verden die anderen daus den Schluß ziehen, daß das deutſche
Volk nicht mehr die Kft hat zu einer Leiſtung, die ihm allein
ſuhe und Zielſicherhef zu geben vermag zu ſeiner Rettung.
Durch dieſes Abſach der Mark ins Bedenkliche wird die
Kervoſität des deutſche Volkes noch geſteigert, das Uebel noch
beiterhin verſchlimmert Darum kann angeſichts unſerer Lage
jur die eine Forderun erhoben werden: In die Zügel
allen!
Wer ſoll das tun? emand anders als die Reichsregierung
ſt hierzu berufen. Seimehreren Wochen rufen die Kommu=
tiſten
mit großem Geſch zum Antifaſziſtentag aus. Nachdem
ierdurch die Gemüter i Innern aufgepeitſcht, nach außen der
Eindruck des bevorſtehenn Bürgerkrieges erweckt und dadurch
nſere Valuta hochgedrü und Poincaré hierdurch neuen Mut
ür das zuſammenbrechee Ruhrabenteuer geſchöpft hat, nach=
em
das alles geſcheherfühlt ſich endlich Herr Severing auf
Zeanlaſſung der Reichsſierung genötigt, dieſen Antifaſziſten=
ag
ſeinen politiſchen Kilein zu verbieten.
Der Antifaſziſtentag eben nur eins von unzähligen Bei=
pielen
. Man ſehe nur 1Ausſchlachtung des nun zu Ende ge=
angenen
Ehrhardt=Prozes durch die Linkspreſſe. Während
ommuniſtiſcher Unruhen ſd vielfach direkt Verbrechen begangen
vorden. Die Täter ſindingſt begnadigt. Während man ſich
uf der einen Seite nur gern dazu verſteht, konnte man ſich
och nicht dazu entſchließéhinter den Kapp=Putſch, das einzige
Zeiſpiel eines Vergehensſn rechts, den dicken Strich des Ver=
eſſens
zu ſetzen. Man m über den Ehrhardt=Prozeß, über
en Staatsgerichtshof undle dieſe Dinge denken wie man will,
as eine ſteht feſt: einer ſten, zielklaren Reichsregierung hätte
s möglich ſein müſſen, dieänner, die für Deutſchland tauſend=,
a hunderttauſendmal demod ins Angeſicht geſchaut haben, in
en Dienſt der deutſchen Biiung als ſtaatserhaltende Elemente
inzuſtellen. Eine ſpätere ſchichtsſchreibung wird einmal hie=
über
das Urteil fällen.
Um es mit einem W4zu ſagen, es muß einmal ausge=
prochen
werden, daß uns 6 klare, leuchtende Ziel fehlt, das
on einer ſtarken Reichsregtng vorangetragen wird, und das
ie deutſchen Volksmaſſen mitreißt, daß ſich alle dafür ein=
etzen
. Nichts anderes abers die Wiedererlangung der vater=
ändiſchen
Freiheit kann die Ziel ſein. Wenn unſere Reichs=
egierung
es in letzter Stunderſteht, dem deutſchen Volk dieſes
ſiel voranzuſtellen, wenn ſis weiter verſteht, mit der ganzen
ötaatsgewalt alles niederzuten, was ſich der Verwirklichung
ieſes Zieles entgegenſetzt, h wird ſich die derzeitige Reichs=
egierung
um die deutſche Gichte das Verdienſt erworben
aben, der Entwickelung zunbgrund im letzten Augenblick in
ie Zügel gefallen zu ſein.
Sch.
Die Zerung.
Berlin, 25. Juli. (WolDie Lebensmittelpreiſe in Ber=
in
haben in den letzten Tageine Erhöhung erfahren, daß in
veiten Volkskreiſen eine großeunruhigung Platz greift. In
er Markthalle in der Lindenße, kam es heute zu erregten
Szenen, als ſich das Gerüchrbreitete, daß die Händler die
Lartoffeln nicht unter 9000 ablaſſen wollten. Es wurde
eshalb die Schutzpolizei alant. Als mitgeteilt wurde, daß
ie Kartoffeln nur 6000 Mk. n ſollten, trat eine Beruhigung
er Marktbeſucher ein. Die herpolizei richtet eben hier ihr
hauptaugenmerk auf den Fleroßhandel. So nahm ſie kürz=
ich
eine Rieſenbeſchlagnahmuvon Rindvieh im Werte von
ſielen Milliarden vor.
Nach einer Meldung aus ſttgart hatte der württem=
ſergiſche
Bauernbund auf Véaſſung eines Geſchäftsführers
Th. Körner jr. dem Wucherausß auf dem Stuttgarter Markt
rklärt, weil in der letzten Zeithrmals die Wucherpolizei bei
Preisüberſchreitungen eingeſchn ſei, nichts mehr auf den
Markt liefern zu wollen. Diefuhr von Friſchgemüſe betrug
n den letzten Tagen nur ¼ deHarfs, die meiſten Hausfrauen
tnußten mit leeren Körben wieheimziehen. Die Erbitterung
der Bevölkerung iſt aufs höchſeſtiegen. Wie verlautet, ſoll
gegen Körner ein Strafverfahuuf Grund des § 130 Straf=
jeſetzbuchs
ſowie der Preistreiverordnung eingeleitet wor=
den
ſein.

Vom Tage.
Wie aus Freiburg gemeldet wird, wird der Verkehr der Schwarz=
waldbahn
ab 26. Juli bis und ab Ortenberg wieder durch=
geführt
.
Auch in Berlin iſt am geſtrigen Tage eine Verhaftung in Verbin=
dung
mit der Flucht Ehrhardts vorgenommen worden. Es handelt
ſich um eine Dame, die der Beihilfe zur Flucht beſchuldigt wird. Die
Feſtgenommene wurde nach Leipzig transportiert.
Wie der ſozialdemokratiſche Parteivorſtand mitteilt, hat die Ver=
einigte
Sozialdemokratiſche Partei mit dem von den Kommuniſten auf
den 29. Juli angeſetzten Antifaſziſtentag nichts zu tun. Die örtlichen
Organiſationen haben die Teilnahme an den Verhandlungen abzulehnen.
In einer Verſammlung der Sonderbündler in Bad=Ems wurde
mitgeteilt, daß der Zuſammenſchluß zwiſchen Smeets, Dorten und Bal=
thes
vollzogen iſt. Die neue Partei heißt: Rheiniſche Vereinigung.
Der Petit Pariſien meldet aus Rom, daß Muſſolini ſich entſchloſſen
habe, die neuen ſcharfen Zenſurbeſtimmungen für die italieniſche Preſſe
einer Milderung zu unterziehen.
Dem Echo de Paris wird aus Mainz berichtet: Angeſichts der fort=
geſetzten
Entwertung der Mark hat die franzöſiſch=belgiſche Eiſenbahn=
regie
beſchloſſen, die Bezahlung der deutſchen Angeſtellten und Hilfs=
arbeiter
auf der Grundlage des Franken vorzunehmen.
Poincaré hat geſtern den belgiſchen Botſchafter empfangen, der
ihm die Auffaſſung der belgiſchen Regierung hinſichtlich der engliſchen
Antwortnote auseinanderſetzte.
Nach einer Erklärung im Unterhaus werden die politiſchen und
konſulariſchen Beziehungen mit der Türkei wieder aufgenommen wer=
den
, ſobald der Friedensvertrag in Kraft trete.
Nach einer amtlichen Meldung aus Belgrad wird der jugoſlawiſche
Miniſterpräſident Paſitſch heute nach Paris reiſen, um angeblich
den Beſuch König Alexanders vorzubereiten, in Wirklichkeit aber
zweifellos um ſich mit der franzöſiſchen Regierung über die Balkanpolitik
auszuſprechen.
Radio meldet aus Teheran, in der perſiſchen Hauptſtadt ſei eine
Handelskommiſſion aus Moskau eingetroffen, um eine Ausſtellung ruſ=
ſiſcher
Produkte vorzubereiten. Außerdem ſei eine neue ruſſiſche Bank
in Teheran eingerichtet worden.

Die verſtärkte Agitation der Kommuniſten.
TU. Berlin, 25. Juli. Die Rote Fahne bringt gleichzeitig
mit der Veröffentlichung des Verbots des Antifaſziſtentages und
ſozuſagen als Antwort auf jene Verbote einen großen Aufruf,
in dem ſie die Arbeitermaſſen trotzdem zu Demonſtrationen
aufruft und ſich gleichzeitig an die Kreiſe des Mittelſtandes, der
Beamten und Bauern wendet, um mit ihnen gemeinſame Sache
zu machen. Auch in dieſem Aufruf iſt das Beſtreben unverkenn=
bar
, die nationale Welle in Deutſchland, die ſich auf Grund der
Ruhrgeſchehniſſe immer mehr ausbreitet, für die eigenen Partei=
zwecke
auszunutzen. Es muß abgewartet werden, ob die preußiſche
Regierung den Kommuniſten mit einem Verbot der Roten Fahne
antwortet.
In hieſigen unterrichteten Kreiſen ſieht man die inner=
politiſche
Lage Deutſchlands zwar ernſt an, iſt aber der feſten
Ueberzeugung, daß die ſtaatlichen Machtmittel feſt in
der Hand der Regierung ſind, und daß infolgedeſſen die
Lage der Reichsregierung in keiner Weiſe gefähr=
det
iſt, zumal die Ruhrpolitik der Reichsregierung dem Willen
des deutſchen Volkes entſpricht. Die kommuniſtiſchen Verſuche
fallen deshalb von vornherein auf unfruchtbaren Boden. In
unterrichteen Kreiſen glaubt man, daß die Regierung es durch=
ſetzen
wird, die Staatsautorität zur Geltung zu bringen und hier
ihre Führereigenſchaften im Volke zu beweiſen.
Zur Ermordung Dr. Haas.
EU. Frankfurt a. M., 25. Juli. Von dem Miniſter des
Innern ſind für die Ergreifung der Täter, die den Staatsanwalt
Dr. Haas erſchlagen haben, 15 Millionen Mark Belohnung aus=
geſetzt
worden. Bei der Plünderung der Wohnung des Ermor=
deten
ſind von dem Mob u. a. auch folgende Silber= und Wert=
ſachen
entwendet worden: 12 große Löffel, 2 Compottlöffel, 11
Kaffeelöffel, 12 große Gabeln, 12 kleine Gabeln, 1 Salatbeſteck,
1 Tortenſchaufel, 2 Brotgabeln, 10 Meſſerbänkchen, 1 großes
Tiſchbeſteck, 6. Fiſchmeſſer, 6 Fiſchgabeln, 1 Teeſieb, 1 Zucker=
ſchneidzange
, 1 Buttermeſſer und 1 Küchenmeſſer mit Perlmutt=
griff
, 1 Geflügelſcheere, 1 Warmwaſſerröhre, 6 alte Obſtbeſtecke,
1 Honiglöffel, 1 Geleelöffel, 12 große Meſſer, 10 kleine Meſſer ſo=
wie
ferner ein Briefumſchlag mit etwa 600 000 Mark Bargeld,
2 ſchwediſche Kronen und 5 Schweizer Frankenſcheine.
Dem betagten Vater des Ermordeten ſind von den Plün=
derern
außerdem noch entriſſen worden: Eine goldene Uhr mit
zwei Sprungdeckeln mit der Firmenbezeichnung Patchek=Philipps
Geneve und dem aufgelegten, nicht eingravierten Monogramm
L. L. H. An der Uhr befand ſich eine goldene Kette mit teil=
ſeiſen
Platingliedern. Auch eine Krawattennadel mit eiförmi=
ger
Perle unter der ein Brillant angebracht iſt, wurde dem Vater
vom Körper entwendet.
Aufhebung der Grenzſperre.
Dortmund, 25. Juli. (Wolff.) Nach einer Mitteilung
der Beſatzungsbehörde wird die Sperre über das Ein=
bruchsgebiet
in der Nacht vom 25. zum 26. Juli
aufgehoben.
TU. Herne, 25. Juli. Wie vom Beſatzungsamt mitgeteilt
wird, iſt dort eine Verfügung der franzöſiſchen Kommandantur
eingelaufen, nach der die Verkehrsſperre in der Nacht vom Don=
nerstag
zum Freitag abläuft.
Bochum, 25. Juli. (Wolff.) Die Verkehrsſperre in Bochum
iſt ſeit dem 22. Juli wieder aufgehoben.
Ludwigshafen, 25. Juli. (Wolff.) Die Interalliierte
Rheinlandkommiſſion veröffentlicht eine Verfügung, wonach vom
26. Juli ab neue Paſſierſcheine ausgeſtellt werden und die alten
Grenzpaſſierſcheine wieder Gültigkeit erlangen. Aus dieſer Ver=
fügung
iſt zu ſchließen, daß die Rheinbrückenſperre nach Ablauf
der 10tägigen Friſt ihr Ende findet.

Münchener Brief.
g. München, 26. Juli.
Im Wirbel der Geſchehniſſe, die ſich um das mit einer ganz
ſang= und klangloſen ſogenannten Schlußfeier jetzt endgültig
abgeſchloſſene XIII. Deutſche Turnfeſt rankten und dieſen Tagen
ihr eigentliches Gepräge gaben, gerieten für die breitere Oeffent=
lichkeit
die politiſchen Vorgänge namentlich in dem ach, ſo flei=
ßigen
bayeriſchen Landesparlament einigermaßen in den Hinter=
grund
, das noch immer, trotz Hundstagshitze und bevorſtehender
Erntezeit, ſeine Arbeit munter fortſetzt. Selbſt die Tage des
Feſtes ſahen dort emſige Arbeit, galt es doch, die ſozialiſtiſche
Interpellation zum Fuchs=Prozeß zu erledigen und
ihr zu einem ehrenvollen Begräbnis zu verhelfen.
Man kann vorwegnehmen, daß dieſer Schlußpunkt hinter
einer beſchämend unwürdigen Begebenheit wie dem franzoſen=
freundlichen
Hochverrat der Fuchs und Genoſſen in der Zeit des
Ruhrkampfes nicht allzuviel Beachtenswertes bot. Die von dem
Innenminiſter verleſene Regierungsantwort ſchien uns zwei
Punkte glücklich und treffend herauszuheben: die ungeheure
außenpolitiſche Bedeutung des Prozeſſes, der in Frank=
reich
und ſeinem Miniſterpräſidenten die indellektuellen Urheber
des Reichszertrümmerungsunternehmens der Richert und Ge=
noſſen
vor aller Welt brandmarkte, und die innerpolitiſch
wichtigſte Frage, das Spielen mit dem Diktaturgedanken, das
gerade in dieſem Prozeß als bedenkliche Nebenerſcheinung blitz=
artig
die gegenwärtige Konſtellation in Bayern erhellte. Zum
erſten ſtellte die Regierungserklärung die Erwartung in den
Vordergrund, daß die Welt dieſe außenpolitiſche Seite des ver=
ſuchten
Hochverrats würdigen möge, wie ſie es angeſichts der
Gemeingefährlichkeit des franzöſiſchen Treibens verdient. Und
zum zweiten wurde mit Recht betont, daß es heute nur eine
Diktatur geben kann: die der Arbeit, der Ordnung und des
nationalen Zuſammenſchluſſes. Wenn überdies feſtgeſtellt wurde,
daß in Bayern eine ſeparatiſtiſche Bewegung als ſolche nicht
beſteht, ſo wird man dem nur beipflichten können, und wenn
namentlich die vaterländiſchen Organiſationen gegen den ſozia=
liſtiſchen
Anwurf in Schutz genommen wurden, daß ſie für die
Tat der Richert und Genoſſen verantwortlich ſeien, ſo kann auch
dieſe Zurückweiſung nur energiſch unterſtrichen werden. Größere
Deutlichkeit und Entſchiedenheit hätte man den Teilen der Re=
gierungserklärung
gewünſcht, die ſich auf die jahrelangen Trei=
bereien
des Richert unter den Augen der offenbar blinden
Polizei und auf die leider unwiderlegliche Tatſache, daß der
abſolut ſicher zu Ergreifende im Februar trotz aller Bemühungen
der privaten Enthüller dennoch entkommen konnte, bezogen.
Auch wir ſind nicht der Meinung, daß hier eine wiſſentliche
Pflichtverletzung begangen worden ſei. Was der Miniſter hierzu
zu ſagen wußte, kann uns jedoch keineswegs überzeugen, daß
hier nicht grob fahrläſſig gehandelt wurde und daß ſolche
Fahrläſſigkeit keineswegs Anſpruch darauf machen kann, durch
miniſterielle Erklärungen in Schutz genommen zu werden, mögen
dieſe auch ein Großteil Selbſtverteidigung und daher
von dieſer Warte aus geſehen pſychologiſch halbwegs verſtänd=
lich
ſein. Die ſtete Gefahr, daß ſich ſolche Treibereien wieder=
holen
können, verpflichtet zu größter Wachſamkeit, und man kann
nur die Erwartung ausſprechen, daß die dahingehenden Ver=
ſprechungen
des verantwortlichen Miniſters auch eine geſchicktere
Vollzugsbehörde treffen, ſollten ſie je nochmals in Taten um=
geſetzt
werden müſſen.
Noch belangloſer als dieſe, durch das mangelnde Intereſſe
der interpellierenden Sozialiſten an ihrem eigenen Opus nicht
einmal zu einer Parteibeſprechung gelangte Debatte war die un=
mittelbar
folgende Interpellationsausſprache über die von links
ſo ſehr geliebte bayeriſche Notverordnung, deren Auf=
hebung
man in dieſem Lager vergeblich ſehnlichſt wünſcht. Der
Vorwurf einer einſeitigen Handhabung dieſer Verordnung gegen
links wurde draſtiſcher mit Zahlen widerlegt, als dies die Inter=
pellanten
wohl erwartet hätten: 91 Verbote und Auflagen gegen
rechts, 69 gegen links, und unter dieſen letzteren nur 11 gegen
kommuniſtiſche Zeitungen oder Verſammlungen! So alſo ſah
die Einſeitigkeit der Handhabung aus! Dabei ſoll keineswegs
verhehlt werden, daß uns Notverordnungen als ſolche, mögen
ſie nun gegen links oder gegen rechts gerichtet ſein, nicht als das
beſtmögliche Mittel einer vorausſchauenden Staatskunſt erſchei=
nen
wollen. Daß die bayeriſche Ausnahmeverordnung nötig
geworden war, haben wir ſeinerzeit eingehend belegt, daß ſie
wieder aufgehoben wird, ſobald dieſe Notwendigkeiten wegfallen,
möchten wir mit der miniſteriellen Erklärung hierzu möglichſt
bald erwarten.
Mit einer begrüßenswerten Eindeutigkeit nahm der Polizei=
miniſter
bei dieſer Gelegenheit Stellung gegen die nationalſozia=
liſtiſchen
Verſuche, in das Deutſche Turnfeſt die eigene Politik
hineinzutragen. Seine Abrechnung mit der Art von Größen=
wahn
, die als deutſch nur das anerkennt, was auf die Haken=
kreuzfahne
ſchwört, dürfte ihm von Herrn Hitler vielleicht
noch mehr verübelt worden ſein, als die Tatſache, daß derſelbe
Miniſter es wagte, dem Erlöſer Bayerns nicht weniger als
drei Verſammlungen nacheinander zu verbieten und die Polizei
mit der Waffe gegen die angehen zu laſſen, die verſuchten, die
Kraftſprüche ihres Herrn und Meiſters in die Tat umzuſetzen.
Wer der ſtaatlichen Gewalt Gewalt entgegenſetzt, darf ſich nicht
wundern, wenn er dabei hart angefaßt wird. Dieſer Satz der
Erklärung hat in den an ſich bedauerlichen, aber zweifellos nicht
von der Polizei verſchuldeten Vorgängen eine Erhärtung er=
fahren
, die wohl auch Hitler und ſeinem Anhang noch einige
Zeit zu denken geben dürfte. Soll in Zukunft mit gleicher Energie
gegen jede Gewalt von irgendwelcher Seite vorgegangen werden,
ſo wäre beredten Klagen, die aus den beſetzten bayeriſchen Lan=
desteilen
immer wieder herüberdringen und auch in dieſe De=
batte
hineinklangen, der Boden entzogen und das möchte uns
faſt als der größte Gewinn ſolchen Vorgehens erſcheinen.
Eine Epiſode von beſonderer, hochpolitiſcher
Bedeutung in dieſen Verhandlungen ſcheint weitere Kreiſe
ziehen zu wollen: der zuerſt von einer demokratiſchen Korre=
ſpondenz
, dann hier von dem ſozialdemokratiſchen Redner er=
neut
erhobene Vorwurf gegen den Führer der Bayeriſchen Volks=
partei
, Geheimrat Held, in den kritiſchen Oktobervagen 1918

Dieheutige Nummer enthält die Hochſchulbeilage

[ ][  ][ ]

Seite 2.

ein Bekenntnis zum Reiche mit der Begründung abgelehnt zu
haben, man könne ſich nicht in einem Augenblick an das Reich
binden, wo man mit der Möglichkeit rechnen müſſe, daß es aus=
einanderfalle‟
. Von dem Angegriffenen iſt dieſer Zuſammenhang
ſeinerzeit entſchieden beſtritten worden. Die mittlerweile erfolgte
öffentliche Wiederholung dieſes Angriffs außerhalb des Parla=
ments
oſllte ihm Veranlaſſung geben, dieſer ſchweren Beſchul=
digung
vor Gericht entgegenzutreten. Man wird erwarten dür=
feu
, daß dieſe Gelegenheit auch wahrgenommen wird, da das
Umgehen ſolcher Gerüchte nicht gerade dazu beitragen kann, die
politiſche Atoſphäre in Bayern zu bereinigen.
Und noch einmal trafen die politiſchen Gegenſätze im bayeri=
ſchen
Lager mit einiger Schärfe aufeinander: in den jetzt wenig=
ſtens
in der Ausſchußberatung abgeſchloſſenen Verhandlungen
über die Verfaſſungsänderungen, die darauf abzielen, die Volks=
rechte
des Volksbegehrens und Volksentſcheids zu
erweitern. Wir haben ſchon bei früherer Gelegenheit betont, daß
wir Verfaſſungsänderungen von ſolcher Tragweite lieber in
einem geeigneteren Zeitpunkt geſehen hätten, als er heute,
angeſichts außenpolitiſcher Bedrückungen und innerpolitiſcher
Spannungen, gegeben erſcheinen will. Man hat es anders ge=
wollt
, und ſo darf immerhin mit einiger Befriedigung feſtgeſtellt
werden, daß die Auseinanderſetzungen über dieſe ſchwerwiegen=
den
Streitfragen von beiden Seiten mit einer wohltuenden
Maßigung geführt wurden. Die aus der Koalition ohne den als Verhandlungsbaſis zu betrachten. In den Regierungskreiſen
Bauernbund, der ins feindliche Lager überſchwenkte, zuſam=
mengeſetzte
Mehrheit tat durch den Verzicht auf weſentliche
Punkte der Regierungsvorlage ein Uebriges, um Konflikte hint=
anzuhalten
. So wurde u. a. auch die Auflöſung des Landtags
durch Volksentſcheidung an ſchärfere Vorausſetzungen gebunden,
als ſie in dem Regierungsentwurf vorgeſehen waren. Immer= bis zu einer allgemeinen Einigung unter den Allierten.
hin aber müßten auch die verbleibenden Beſtimmungen der Vor=
lage
weitgehende Beunruhigung durch ſtete Wahlkämpfe erzeu=
gen
, wäre die demokratiſche Behauptung richtig, daß von ge= über die Stellungnahme der Regierungen, die ſich folgender=
wiſſen
Kreiſen auf dieſen Entwurf hingearbeitet worden ſei,
um dem Parlamentarismus auf dieſem Wege des kalten Put=
ſches
das Lebenslicht auszublaſen.
Zudem aber und hier liegt wohl der entſcheidende Faktor
iſt, wie ſchon ſeinerzeit betont wurde, gar nicht daran zu denken, land und Frankreich gutzuſtehen, es ſei in die Lage geſtellt, zwi=
daß
der ein= qualifizierte Mehrheit erfordernde Entwurf
in dieſem Landtag Geſetz werden könnte, nachdem Bayeriſche
Volkspartei und Mtitelpartei über die hierzu notwendige Stim=
menzahl
nicht verfügen und eine geſchloſſene Oppoſition gegen ris und Brüſſel vollſtändige Einigkeit. Dagegen ſei Belgien ge=
ſich
haben. Man kann es alſo bedauern, daß hier Energien nutz=
los
verpufft werden, die beſſerer Dinge wert geweſen wären. 1921 einzugehen, im Gegenſatz zu Poinearé, der eine Herab=
Der deutſche Parlamentarismus von heute ſcheint jedoch noch ſetzung der deutſchen Schulden unbedingt von der vorherigen
zu ſehr in Kinderkraukheiten zu ſiecken, als daß er aus eige=
uem
die eutſprechenden Konjequenzen zöge. In der Nichtung Während Belgien bei der Geſamtforderung von 50 Milliarden
einer ſtetigen Aufwärisentwicklung der Stagtsform und des Mark für alle Alliierten einverſtanden iſt, denke Frankreich nicht
Staates ſelbſt würde es wohl kaum liegen, wenn ihm dieſe Leh=
ren
von außen aufgezwungen würden und wir möch=
ten
wünſchen, daß die ſteten Gefahren ſolchen Tuns alle Einſich=
tigen
in den Parlamenten ſelbſt ſtärken möchten, Verantwor= Das Journgl des Debats macht in dieſem Zuſammenhang der
tungsloſigkeiten dieſer Art zu unterbinden. Das Volk und
nicht ſeine ſchlechteſten Teile will Brot und nicht die Steine mit Belgien zum großen Teil ſelbſt verſchuldet zu haben, und
unfruchtbaren Parteigezänkes.

Die Aufnahme des amerikaniſchen
Moratoriamsvorſchlages.
TU. Paris, 25. Juli. Dem New=Yorker Herald zufolge
findet der amerikaniſche Vorſchlag, Frankreich ein 15= chungen, betreffend den engliſchen Antwortentwurf, ſind in vol=
jähriges
Moratorium für ſeine Schuldverpflichtungen
brechung der deutſchen Barzahlungen zuzugeſtehen, keinen earé ihnen geſtern durch Vermittelung des franzöſiſchen Botſchaf=
Anklang bei dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten. Das iſt ters den franzöſiſchen Antwortentwurf zugehen ließ. Es fragt
um ſo unbegreiflicher, ſo meint das amerikaniſche Blatt, als die ſich nunmehr, ſo ſchreibt der Petit Pariſien, ob das Brüſſeler
denten Millerand ſelbſt gemacht worden ſei. Hinter Poincaré
ſtehe das Finanzminiſterium, das die Auffaſſung vertrete, daß
während der nächſten drei bis vier Jahre, an Amerika keine ſchiedenen Probleme kennt, daß er in einzelnen untergeordneten
Zahlungen geleiſtet werden können und daß von Deutſchland Be= Fragen abgeänderte Vorſchläge machen wird, und die diplomati=
träge
eingezogen werden müßten, zumal da es ſich darum han=
dele
, die innere franzöſiſche Anleihe auszugleichen. Ein Morato= den. Auf jeden Fall werden die Belgier nichts gegen die fran=
wartens
verleiten.
York Herald mitgeteilt, daß Deutſchland nur um ein vier=
jähriges
Moratorium eingekommen ſei. Frankreich
habe den Vereinigten Staaten einen Aufſchub von Zahlungen, mit Frankreich das Ruhrgebiet nur nach Maßgabe der Zahlun=
laſſen
und das Programm des Finanzminiſters gehe dahin, daß
wenn Deutſchland in den nächſten vier Jahren keine Zahlungen falls weitere Sanktionen in Frage kommen, eine beſondere Stel=
leiſten
wolle, die vernichteten Gebiete nach Ablauf dieſes Zeit= lung einnehmen und eventl. Verſöhnungsverſuche in London
raums mit Hilfe franzöſiſchen Kapitals wieder aufgebaut werden
30 Milliarden Franken, jährilch ausmache, ſolle noch eine Ab= von Belgien angenommen wird, vorausgeſetzt, daß ſie den inter=
ſchreibung
der inneren Schulden teilweiſe geſtatten. Der New=
Vork Herald ſchließt mit dem Hinweis, daß Poincaré ſich nicht
einmal bemüßigt gefühlt habe, die amerikaniſche Anregung näher
zu ſtudieren. Der franzöſiſche Miniſterpräſident hege die Zuver=
ſicht
, daß in den nächſten Wochen eine Löſung gefunden werde, der Wortlaut der beiden Dokumente nur in unweſentlichen Punk=
an
der die Frage der allierten Schulden in höherer Weiſe betei=
ligt
ſei, ohne daß die Vereinigten Staaten neue unverzügliche ris ſei man über den Ausgang der zurzeit begonnenen Verhand=
Aktionen in dieſem Zuſammenhang unternehmen.

Darmſtädter Dagblatt, Donuerstag, den 26. Juli 1923.

Nummer 204

Am die engliſche Antwortnote.

Keine belgiſche Vermittelung.
* Paris, 25. Juli. (Priv.=Tel.) Der engliſche Botſchafter
in Paris verhandelte mit dem Miniſterpräſidenten in einer per=
ſönlichen
Ausſprache über den Standpunkt zur Beantwortung
der engliſchen Note. Poincaré ſoll heute früh vom belgiſchen
Botſchafter insbeſondere über alle Einzelheiten der belgiſchen
Auffaſſung unterrichtet worden ſein. Tatſächlich läßt ſich die
Haltung Frankreichs und Belgiens nicht ſo leicht vereinigen, und
wenn auch nichts Poſitives durchſickert, ſo hat man doch den Ein=
druck
gewinnen müſſen, daß Brüſſel heute Paris nicht mehr
unbedingt Gefolgſchaft leiſtet, weil Belgiens, wirtſchaftliche Lage
die Regierung zu einer friedlichen und geſetzlichen Löſung der
Reparationsfrage zwingt. Die Brüſſeler Regierung hat deshalb
vorläufig auf ihre Vermittlertätigkeit verzichtet, und es iſt offen=
ſichtlich
, daß es ſich mehr London als Paris nähert. Der Brüſſe=
ler
Korreſpondent des Temps ſchreibt heute ebenfalls, die bel=
giſche
Regierung ſei ziemlich geneigt, die engliſchen Dokumente
hofft man immer noch, daß zwiſchen Belgien und Frankreich
vorerſt in den Hauptfragen eine Einigung zuſtande komme, die
eine übereinſtimmende Beantwortung der engliſchen Dokumente
ermögliche, worauf ſich dann die interalliierte Diskuſſion auf
Grund neuer engliſcher Regierungserklärungen fortſetzen könnte
Das Journal des Débats gibt einige weitere Anhaltspunkte
maßen zuſammenfaſſen laſſen: Trotz der Geheimhaltung des
franzöſiſch=belgiſchen Meinungsaustauſches ſei feſtzuſtellen, daß
der belgiſchen Regierung ein Druck in der Reparationsfrage un=
Wir wiſſen das nicht und möchten es auch kaum annehmen, erwünſcht ſei, das verſtehe ſich aus der wirtſchaftlichen Lage Bel=
giens
. Die belgiſche Politik laufe darauf hinaus, ſich mit Eng=
ſchen
den beiden leben zu müſſen. Dieſer Tatſache könne man in
Frankreich nicht genug Rechnung tragen. Ueber die Forderung
der Einſtellung des paſſiven Widerſtandes beſtände zwiſchen Pa=
neigt
, ebentuell auf eine Aenderung des Zahlungsplanes von
Streichung der interalliierten Schulden abhängig machen will.
an eine Herabſetzung. Zudem ſcheine Belgien, wie das Journal
des Débats ſagt, mit einer Prüfung der deutſchen Zahlungs=
fähigkeit
, allerdings unter gewiſſen Garanten, einverſtanden.
franzöſiſchen Regierung den Vorwurf, den Meinungsunterſchied
damit ſei es ſelbſt jetzt in die unangenehme Lage verſetzt, ſelbſt
die Wege zur Herſtellung einer gemeinſamen Front zu ſuchen.
Franzöſiſch=beigiſche Beſprechungen über die
Antwortnote.
U. Paris, 25. Juli. Die franzöſiſch=belgiſchen Beſpre=
lem
Gange. Die belgiſchen Miniſter Theunis und Jaspar
gegenüber Amerika bei gleichzeitiger und gleichlanger Unter= kennen nunmehr den franzöſiſchen Standpunkt, nachdem Poin=
Anregung zu dieſem Vorſchlag vor einigen Wochen vom Präſi= Kabinett ſich ihm anſchließen wird. Das Blatt kann keine be=
ſtimmte
Antwort auf dieſe Frage erteilen; es ſei zu vermuten,
ſoweit man die Anſicht des belgiſchen Verbündeten über die ver=
ſchen
Beſprechungen der nächſten Tage dieſem Zweck gelten wer=
rium
von 15 Jahren würde Frankreich zu einer Politik des Ab= zöſiſche Einſtellung in der Frage des paſſiven Widerſtandes ein=
zuwenden
haben, denn die Brüſſeler Regierung werde getreu die
Am Quai d’Orſay wurde geſtern einem Vertreter des New= getroffenen Vereinbarungen erfüllen und nicht die in Brüſſel
ſeinerzeit ergangene franzöſiſch=belgiſche Erklärung in dieſem
Punkte widerrufen. Ferner wird ſie in vollem Einverſtändnis
nicht zur Begleichung der Bons durch die Deutſchen nahelegen gen räumen. Indeſſen ſei es möglich, daß Theunis und Jaspar,
zu unternehmen gedenken. Möglich ſei gleichfalls, daß der eng=
müßten
und das Budget, das dann einen Geſamtbetrag von liſche Vorſchlag der Prüfung der deutſchen Zahlungsfähigkeit
nationalen Sachverſtändigen aufgetragen wird. Zu der Frage,
ob Frankreich und Belgien an das Londoner Kabinett eine ge=
meinſame
oder eine getrennte Antwort erteilen werden, erklärt
der Petit Pariſien, daß man beſtimmt damit rechnen könne, daß
ten voneinander verſchieden ſein werde. In Brüſſel wie in Pa= 1

lungen optimiſtiſch geſtimmt.

Baldwin über das engliſche Angebot.
FU. Baris, 25. Juli. Baldwin ergriff geſtern abend an=
läßlich
eines Banketts der Bankiers das Wort und erinnerte in
einer längeren Anſprache an die energiſchen Anſtrengungen, die
England zur Wiederherſtellung ſeiner Finanzen unternommen
habe. Er fügte hinzu: Wir haben ſoeben an unſere Verbünde=
ten
ein Angebot gerichtet, das ernſte Maßnahmen zur Erzielung
einer allgemeinen Regelung vorgeſchlagen hat. Sie ſind in
einem Geiſte gefaßt, der, wie ich hoffe, unſere Anſtrengungen von
Erfolg krönen wird. Wir werden alles tun, um eine Regelung
zu erreichen, ſoweit dieſelbe von unſeren Bemühungen abhängt.
Wenn wir keinen Erfolg haben, ſo wird dies niemand mehr be=
dauern
als ich perſönlich. Baldwin ſpielte ferner auf die Rege=
lung
der Schuld Englands gegenüber Amerika an und erklärte,
daß, wenn man den Geſchäftsleuten die Regelung der Schulden=
frage
in Europa überlaſſen hätte, ſchon lingſt eine Regelung zu=
ſtande
gekommen wäre.
Lloyd Georges neueſte Zurückieiſung Poincarés.
TU. London, 25. Juli. Heute ſrgriff Lloyd George in
Briſtol wieder die Gelegenheit, die geget ihn von Herrn Poin=
caré
in ſeiner Sonntagsrede in Vilers=Cottgrets geführten
Angriffe zurückzuweiſen. Er erklärte, da Anblick Europas müßte
jedes aufrichtige Herz mit Verzweiflung erfüllen. Herr Poincars
möge nicht die Sonntage für ſeine Reſen auswählen, denn der
Sonntag ſei ſicher nicht der geeignete Tig, um mit dem Zylinder
herumzureiſen und ſorgfältig aufgeſetzte Haß= und Zornreden
zu halten. Mit ſeiner Feſtſtellung über die Aufbauarbeiten
Deutſchlands ſolle er vorſichtig ſein. Nach einer amtlichen Sta=
tiſtik
ſei nachgewieſen, daß Frankreich Milliarden für den
Bau neuer Kanäle und zum Umbau der vorhandenen ausgebe,
woraus ſich ein vorzüglicher Vergleich mt Deutſchland ergebe.
Die Rede Poincarés diene dazu, anſtatt den Bruch zwiſchen den
Nationen zu heilen, dieſen nur noch größer zu machen.
Frankreichs Verzögerungspolitik.
London, 25. Juli. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph drückt die Beſorgnis aus, daß die
Antworten aus Paris und Brüſſel keinen endgül=
tigen
Charakter haben würden. Die fjanzöſiſche Diplomatie
hoffe anſcheinend, daß Belgien mit Frankreich in der Frage des
paſſiven Widerſtandes und der völligen Räumung gemeinſame
Sache machen werde. Ferner würden die Franzoſen danach
trachten, die italieniſche Unterſtützung zu gewinnen. Zu der
Auregung, Großbritannien möge, bevor die deutſche Entſchädi=
gungsſumme
feſtgeſetzt werde, genau erklären, welche Summe
es von Deutſchland und den Alliierten verlange, bemerkt der
Verichterſtatter, daß die Frage der alliierten Schulden
eig ganz beſonderes Gewicht für Italien habe, das ſchwer
drückende Steuern auf ſich genommen habe, um ſein Budget
in Ordnung zu bringen und das ſeine Rüſtung auf ein Mindeſt=
maß
beſchränkt habe. Dieſes ſeien Erwgungen, die bei einem
allgemeinen oder einem Sonderabkomma von Großbritannien,
in Rechnung geſtellt werden müßten.
Reparationsvorſchläge ges Temps.
TU. Paris, 25. Juli. Der Tempslrichtet heute eine neue
Aufforderung an Deutſchland, die Diskuſſion in der Weiſe auf=
zunehmen
, daß die deutſche Regierung bei der Reparationskom=
miſſion
eine Nachprüfung der Zahlungsfähigkeit beantrage. Dieſe
Möglichkeit ſei im Verſailler Vertrag vurgeſehen, und ein der=
artiger
Schritt biete die Gelegenheit, nicht etwa große Erörte=
rungen
, ſondern eine Diskuſſion einzuleiten, die ſich erweitern laſſe
und zu einer praktiſchen Löſung der Reparationsfrage führen
könne. Hierzu ſei der deutſchen Regierug eine Möglichkeit ge=
boten
, von ihrer irrigen engliſchen Politſk abzuweichen und auch
Maßnahmen zur Heranziehung der wirflich beſitzenden Kreiſe für
die Reparationszahlungen durchzuführen. Wenn man aus den
jetzigen Verhältniſſen herauskommen volle, ſo ſtehe Deutſchland
der Weg offen, ſchon morgen an die Reparationskommiſſion mit
ſeinem Verlangen heranzutreten. Alleſdings kann es ſich bei der
Ueberſchuldung der deutſchen Zahlungsfähigkeit nicht darum
handeln, einen unabänderlichen Zahlungsplan zu bringen, weil
dies an und für ſich ein Ding der Umöglichkeit wäre, ſondern
man könne feſtſtellen, daß Deutſchland gegenwärtig zu zahlen in
der Lage ſei. Die Zahlungsfähigkeit an und für ſich ändere ſich
mit den Verhältniſſen. Auch würde Deutſchland nicht eine ſofortige
Herabſetzung ſeiner Reparationsſchulden erwarten, dies ſei erſt
nach Herabſetzung der interalliierten Schulden bei den Alliierten
und bei Amerika möglich. Wenn aber Deutſchland ſich zu dieſem
Schritt entſcheiden könnte, würde dann die deutſche Regierung
auch das nötige Rückgrat in der Neparationskommiſſion zur
Durchführung der dringend notwendigen franzöſiſchen Repara=
tionen
und zur Prüfung einer inneren Anleihe finden? Der
Temps ſchließt: Wir haben aufrichtig geſprochen, und eine auſ=
richtige
Stimme iſt noch nie erfolglos verhallt.

* Deutſche Kunſiſchau des Jahres 1923
in Darmſiadt.
Von Dr. Zeh, Heppenheim a. d. B.
FI.
Dix iſt der ausgeprägteſte Repräſentant der zur Form=
ärung
ſerebenden Wendung in der Kunſt der Gegenwart. Mit
en Be iffen Klaſſizismus, Romantik. Naturalismus kommt
man bei ihm unmöglich aus. Und ſelbſt mit dem ſchon allent=
halben
herumſchwirrenden Schlagtvort Neu=Verismus das
zwar das ſich zuerſt dem Auge aufdrängende Merkmal ſeiner
Kunſt, einen geradezu atomiſtiſch analyſierenden Wirklichkeits=
anatismus
, begrifflich hervorhebt, iſt doch nicht das letzte Wort
geſagt. Wäre Dix nur Veriſt, ſo wäre er lediglich ein fanatiſch
inſeitiger Präparator und Phyſiolog, aber kein Künſtler.
Die Redaltion des Kunſtblattes hat bereits im Jahre 1922
Heft 9) in einem Rundſchreiben Meinungen über den neuen
Natura/i3mnus eingeholt und veröffentlicht. Am klarſten und
anz unßarteiiſch dürfte ſich u. a. O. Flake ausgeſprochen haben:
Es intereſſiert mich, zu hören, daß Sie (das Schreiben iſt an
Weſtheim, den Herausgeber des Kunſtblattes, gerichtet) mit
einem neuen Naturalismus rechnen, und ich verſtehe ſehr gut,
daß man den Gegenſtand, die Form, das Eigenleben der Dinge
vieder entdecken wird. Aber der Ausdruck Naturalismus ſcheint
mir nicht glücklich gewählt. Es kann ſich unmöglich um einen
reaktionären Verzicht auf geiſtige und ſelbſt metaphyſiſche Ver=
tiefung
handeln; ich nehme vielmehr an, daß Sie von dem=
ſelben
Prozeß ſprechen, der ſich in der Literatur und Philoſophie
emerkbar macht: das Metaphyſiſche zu binden. Das Erſchei=
iende
iſt der Ort, an dem ſich das Geiſtige kriſtalliſiert, kurz, man
ſird die Bedeutung der Form neu erfaſſen. Dieſer Formalis=
aus
iſt Widerſtand gegen das Chaos des Gefühls, aber nicht
gegen die Intenſität des Gefühls. Dieſer letzte Satz iſt ganz und
gar zugeſchnitten auf das Werk von Dix. Um dieſe in das künſt=
leriſche
Leben der Gegenwart ſo ungeſtüm einbrechende Perſön=
ichkeit
richtig würdigen zu können, muß man auch ſein gra=
phiſches
Werk vor Augen haben; denn weit mehr als in ſeinen
Gemälden bicht auf den Blättern ſeiner graphiſchen Zyklen

(Zirkus, Leben und Tod) eine Intenſität durch, die nicht bloß
im Sinne des Verismus formaliſtiſch gerichtet iſt, ſondern mit
einem verbiſſenen bohrenden Drang nach der Metaphyſik des
Menſchlich=Dämoniſchen in die grauenhaften Nachtſeiten des
Lebens einzudringen ſucht. Weder das Doppelbildnis (Nr. 33)
noch der viel umſtrittene Anruf An die Schönheit (Nr. 36) geben
Entſcheidendes. Wäre die Ausſtellung nicht noch um das Bild
Mutter und Kind (Nr. 37) bereichert worden, ſo dürfte man
keine Veranlaſſung gefunden haben, Dix mit in den Mittelpunkt
der diesjährigen Darmſtädter Kunſtſchau zu ſtellen übrigens
eine Lehre für Ausſteller und Berichterſtatter, einerſeits bei der
Auswahl des Ausſtellungsgudes vorſichtig zu ſein, andererſeits
nur aus der Kenntnis des Geſamtwerkes eines Künſtlers heraus
Stellung zu nehmen.
In dem Doppelbildnis (Nr. 33) ſteht das Koſtümliche, das
rein Stoffliche derart im Vordergrunde, daß die Roſette auf dem
Frauenkleid nicht mit den Mitteln der Farbe gegeben, ſondern
mit Papierſchnitzeln aufgeklebt iſt. Man möchte faſt glauben,
daß ſich Dix mit ſolchen Kindereien abſichtlich luſtig machen will
über den Konfektionskitſch. Der ſchwarze Glanz des Frauen=
kleides
, der kontraſtierende ſtumpfe Ton der männlichen Klei=
dung
werden kalt umſchmeichelt von dem Blau des Hinter=
grundes
, auf dem die zwei Köpfe wie ſtarre Masken ſtehen.
Der hölzernen Modepuppenhaltung der Dargeſtellten, die erſicht=
lich
nur mit Mühe ein ironiſches Lächeln über dieſe bewußt zur
Schau getragene Stellung zurückhalten können, entſpricht die
formale Starre des die Gruppe einrahmenden Vorhanges. Nur
mit ſeiner ſchwülen braunroten Farbe, einem dantesken.
Golore oscuro wird die heimliche Spannung des Paares ver=
raten
und damit der bloße Eindruck eines rieſigen Modeblattes
einigermaßen überwanden. Der Anruf der Schönheit
(Nr. 36) geht nicht hinaus über ein Zeitbild illuſtrativen Cha=
rakters
. Auch der auf ſein amerikaniſches Ziviliſationsinſtru=
ment
berſerkerhaft draufſchlagende Neger vermag uns nicht über
die kabaretthafte Banalität dieſer Darſtellung hinwegzuhelfen.
Eine Unſumme von Spott, Selbſtironiſierung iſt über dieſes mo=
derne
Liebeswerben ausgegoffen. Ganz veriſtiſch: das mit Blatt=
ſilber
belegte Telephon, die Trommel mit ihrem Schellenapparat,
die Modebüſte mit der Roſe aus Wachs, die ſtreng ſtoffliche Wie=
dergabe
des über den Menſchenleib geworfenen Mode= und

Induſtrieflitters. Gar leicht löſen ſich unſere Augen von der=
artigen
veriſtiſchen Kunſtſtückchen, die letzten Endes mit Malerei
nichts zu tun haben. Auch aus dem flammenden Geiſterblick
des männlichen Bildniſſes (Nr. 35) ſcheint noch eine Lachſalve
des Malers mit hervorzuknattern. Aber grimmig ernſt nahm
es Dix mit ſeinem ſicheren formalen Können, als er an die
Geſtaltung des Bildes Mutter mit Kind heranging. Es iſt
das erſchreckendſte Bild der ganzen Ausſtellung, das aber mit
dämoniſchem Zwang immer wieder den Blick an ſich reißt. Und
doch wendet man ſich von dieſem Bilde nicht ab mit jener außer=
halb
der künſtleriſchen Sphäre ſtehenden Ablehnung, zu der uns
einige Zeichnungen von Groß nötigen. Denn die beiſpielloſe
Stoßkraft der Form an ſich iſt auf dieſem Bild Herr geworden
über das rein Inhaltliche, ſo daß immer wieder der einheitliche
künſtleriſche Organismus als ſolcher an erſter Stelle ſeine Wir=
kung
ausübt auf den, der im Inhaltlichen eines Kunſtwerkes
nur ein Mittel ſieht zur Verwirklichung der künſtleriſchen Form.
Das in einem düſteren Grau, Fahlblau und giftigen Roſa
meiſterhaft modellierte Geſicht der Mutter wie ein von der zwig
nagenden Zeit zerfurchter Felsblock, darauf die wirren verfilz=
ten
Haare wie ſtruppiges Gewächs. Der Mund ein von Leid
erbarmungslos ſtraff geſpannter Bogen. Wer vermag ſich dieſes
Geſicht noch lächelnd vorzuſtellen? Die Augen ſtechend und ſo
ohne jeden Hoffnungsſchimmer in die Ferne, in das Nichts ge=
richtet
. Der Kittel, aus dem die rindigen Hände wie abgeſtor=
benes
Wurzelwerk hervorſtarren, ein jammerndes Rot, darauf
ſchwimmend wie auf einem Blutmeer das geſpenſterhafte Kind,
gleich einer welken, ſchon beim erſten Augenaufſchlag vom Froſt
des Lebens getroffenen Menſchenblüte. Und in ſchreiendem
Gegenſatz zu dieſem grauſigen Menſchenſein der entſetzliche Tand
des Warenhauſes, mit dem die Mutter ihr todgeweihtes Kind
behangen. Mutter und Kind vor die grauſam harte Folie einer
Ziegelwand wie vor die Mauer einer Gruft geſtellt. Und nun
meſſe man einmal dieſe Darſtellung von Dix an dem objektiven
Naturalismus eines Leibl, der ja auch mit einer unerſchütter=
lichen
Hingabe den ſachlichen Tatbeſtand, den er vor Augen
hatte, im Malwerk feſtzuhalten ſuchte. Welch ein Unter=
ſchied
zwiſchen beiden! Erſt im Inferno des Expreſſionismus
vermochte Dix in die hölliſche Not und in die ſataniſchen Tiefen
des menſchlichen Lebens hinabzuſteigen. In Bremen wurde ein=

[ ][  ][ ]

Nnmmer 20X.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 26. Juli 1923.

Seite 3.

Eine Mahnung.
Dortmund 25. Juli. (Wolff.) Der Fürſorgeausſchuß
TJ. Eſſen, 25. Juli. Die Beſetzung der Reichsbankſtelle teilten weiſt darauf hin, daß die vielen deutſchen Männer aller den Handel mit Dollar=Schatzanweiſungen zum einheitlichen
der Kaſſierer der Reichsbank Schüder, der bei der Beſetzung der wartung, daß ihre Opfer für das Vaterland nicht vergeblich ge= mittel oder Forderungen in ausländiſchen Werten gegen Reichs=
Reichsbank dem Beſatzungskommando, als dieſes von ihm die bracht werden. Das deutſche Volk iſt dieſen Männern nicht nur mark verboten. Auf Grund des 8 6 der Verordnung beſtimmt
Schlüſſel zum Treſor verlangte, einen falſchen Schlüſſel gegeben Dank ſchuldig und Anerkennung, ſondern es hat die Pflicht, ſie der Reichswirtſchaftsminiſter, daß dieſe Vorſchrift auf den Ge=
dieſen
das Schloß zerſtörenden Schlüſſel im Bewußtſein, der Freunde oder Bekannte im Gefängnis hat, ſo oft er kann, Briefe. für Rechnung der Reichsbank Terminkäufe abzuſchließen und die
Tragweite ſeines Verhaltens den Franzoſen gegeben zu haben. Dieſe Briefe müſſen kurz gefaßt und lateiniſch geſchrieben ſein, näheren Beſtimmungen zu treffen.
gleichwohl bei den Gefangenen mit Freuden empfangen.
Die Beamten der franzöſiſchen Eiſenbahnregie.
m Mainz, 25. Juli. Der franzöſiſche Bahnhofs=
Lerträchtigſte terroriſiert, iſt von der franzöſiſchen Beſatzungsbe=
gerichte
im beſetzten Gebiet könne nicht in Frage geſtellt werden. Treiben dieſes Regiebeamten ſelbſt zu toll erſchienen. Er be= Nach dem Erfolg dieſer erſten Anleihe wird die Auflegung wei=
ſchräukte
ſich nicht auf ſeinen Eiſenbahndienſt, ſondern beſchlag= terer Anleihen erwogen werden.
nahmte Wohnungen und Möbel, ordnete Straßenſperren an,
kontrollierte abends ſpät die Perſonalausweiſe und mißhandelte
den Sohn eines Eiſenbahners auf das ſchwerſte. Bei vermögen=
den
Leuten requirierte er Silberſachen und wertvolle Möbel=
ſtücke
und ließ ſie abtransportieren. Frauen und Mädchen ver=
folgte
er bis in die Wohnungen und beſchlagnahmte u. a. zur
TV. Bochum, 25. Juli. Direktor Schreiber vom Bochu= Abhaltung eines von Dirnen beſuchten Balles im Bahnhofsge=
franzöſiſche
Kriegsgericht über ihn fällen wird.
Bezahlung von Verrätern.
TI. Münſter, 25. Juli. Hier iſt eine Verordnung bekannt geſchloſſen werden.
nahmen werden. Den Verrätern ſolcher Geldſendungen werden
5 bis 6 Prozent der Summen als Bezahlung zugeſichert.
Apachenarbeit.
TU. Mainz, 25. Juli. Im Laufe des geſtrigen Vormit=
tags
haben die Franzoſen aus der Reichsbank die geſamten Bar=
beſtände
geraubt. Zu dieſem Zweck wurden die Treſors unter
Leitung eines Pariſer Spezialiſten mittels Sauerſtoffapparates
und Pickeln aufgebrochen. Die Gelder, zirka 50 Milliarden
Mark, wurden in Laſtautos weggeſchafft.
Das Fiasko der Kohlenabfuhr.
Paris, 25. Juli. (Wolff.) Der Miniſter für öffentliche
Arbeiten, Le Troequer, der geſtern von ſeiner Reiſe ins
Ruhrgebiet zurückgekehrt iſt, hat es nicht gewagt, über das
Erträgnis der Kohlen= und Koksabfuhr der Preſſe
Zahlen zu übermitteln. Daran hat ihn Andre Tardieu durch
ſeine mutige Kritik im Echo National gehindert. Der Miniſter
hat deshalb geſtern abend vor den franzöſiſchen Preſſevertretern
verſucht, Stimmungsbilder aus dem Ruhrgebiet zu entwerfen,
über die ſich die Bewohner des beſetzten Gebiets wohl am meiſten
wundern dürften, ganz abgeſehen davon, daß der Miniſter hierbei
in der Lohnfrage eine volkswirtſchaftliche Kenntnis entwickelt,
Mögen unſere guten engliſchen Alliierten, die über das
Schickſal der rheiniſchen Bevölkerung ſeufzen, ſich doch ein wenig
die drei= oder viermal ſo hoch ſind wie die, die ſie vor einem
Jahr dafür bekamen, daß ſie arbeiteten. Sie werden dieſe Ar=
Nit der erneuten Beſetzung des Bochumer Vereins ſteht beitsloſen in luſtigen Scharen herumziehen, auf dem Rhein ru= Reichsrat angenommenen Betrages annahm. Falls dieſe Aende=
dern
oder Picknicks zu Mandolinen= und Ziehharmonika= Kon=
frieden
aus dem Rheinland zurückkommt wie ich, können wir mit
lauter Stimme behaupten, daß die Entſcheidungsſchlacht des
Nachkrieges für uns gewonnen iſt.
Eine deutſche Proteſinote.
Berlin, 25. Juli. Der deutſche Geſchäftsträger in Paris
Am 13. Juli rückten franzöſiſche Truppen mit Panzerwagen
ſämtliche Wohnungseinrichtungen und Möbelſtücke in den Tiſch= Eiſenbahn, Poſt, Reichsbank und Handelskammer wurden be=
ſetzt
und Reichsbankdirektor Cruſius ſowie eine Hundertſchaft
der Schutzpolizei feſtgenommen. Auf dem Rathaus wurden Ak=
ten
der Düſſeldorfer Regierung weggenommen. Gegen Mittag
entſernten ſich die Truppen wieder. Von den feſtgenommenen, tagsblättern, die auf Grund des Geſetzes über Maßnahmen gegen
Gebiet feierlichſt Verwahrung ein und behält ſich alle Schadens=
erſaszforderungen
vor.

Der Handel mit Oeviſen.
Berlin, 25. Juli. (Wolff.) Das Reichsbankdirektorium
für die von franzöſiſchen und belgiſchen Kriegsgerichten Verur= teilt mit: Gemäß 8 1 der Verordnung über Termingeſchäfte und
Kurſe vom 3. Juli 1923 ſind u. a. Termingeſchäfte und Zahlungs=
ſchäftsverkehr
der Reichsbank keine Anwendung findet
und die Reichsbank befugt iſt, die Deviſenbanken zu ermächtigen,
Die Reichsbank ermächtigt auf Grund dieſer Beſtimmungen
die Deviſenbanken, Deviſen und Werte gegen Reichsmark anzu=
kaufen
, ſoweit es ſich dabei um die Vermittelung von Export=
deviſen
für die Reichsbank handelt.
Die Höhe der wertbeſtändigen Anleihe.
U. Berlin, 25. Juli. Die Höhe der wertbeſtändigen An=
hörde
verhaftet worden. Anſcheinend iſt den Franzoſen, das leihe wird ſich zwiſchen 2025 Millionen Goldmark bewegen.
TU. Berlin, 25. Juli. In den Beſprechungen im Reichs=
finanzminiſterium
über die Reichsgoldanleihe, die heute fort=
geſetzt
wurden, wurden die Sachverſtändigen aus den intereſſier=
ten
Wirtſchaftskreiſen angehört. Die Beſprechungen werden mor=
gen
fortgeſetzt werden und im Laufe des Tages zum Abſchluß
kommen.
Baheriſche Goldhypothekenanleihe.
TU. München, 25. Juli. Die Zeichnung auf die erſte
Serie der 5prozentigen Goldhypothekenpfandbriefe der Bayeri=
ſchen
Handelsbank mußte geſtern bereits wegen Ueberzeichnung
Zahlungsmittelknappheit.
Berlin, 25. Juli. (Wolff.) Aus dem Reichsbankdirekto=
rium
wird mitgeteilt: Im Laufe des heutigen Tages wird ſich
das Eintreten einer gewiſſen Zahlungsmittelknappheit nicht ver=
meiden
laſſen. Es iſt jedoch Vorſorge getroffen worden, daß dieſe
Knappheit höchſtens drei Tage andauern wird. In vier Tagen
werden die Fünfhunderttauſendmarkſcheine, in
großen Mengen in den Verkehr geworfen. Die Scheine ſind be=
reits
bei einer Anzahl von Druckereien im Druck. In acht Tagen
werden die bereits angekündigten Millionenſcheine eben=
falls
in großen Mengen herauskommen. Man hofft, mit Hilfe die=
ſer
beiden großen Scheine die Zahlungsmittelknappheit in ganz
kurzer Zeit beheben zu können.
Die neuen Steuerentwürfe.
TU. Berlin, 25. Juli. Die im Reichsfinanzminiſterium
vorbereiteten Entwürfe, über eine Reihe von neuen Steuern
ſind geſtern fertiggeſtellt worden und dem Reichskabinett zuge=
gangen
. Vor allem befindet ſich darunter die Vorlage eines
Ruhropfers, das an die Einkommenſteuer angelehnt wird, und
einige anderen Abgaben bringen ſoll. Mit ſeiner Hilfe ſoll die
Finanzierung des Abwehrkampfes an der Ruhr aus dem Bereich
der Notenpreſſe genommen werden.
Minderung der Einkommenſteuer.
Der Steuerausſchuß des Reichstages ging bei der Beratung
der Aenderung des Einkommenſteuergeſetzes über die Regie=
rungsvorlage
und über die Beſchlüſſe des Reichsrats hinaus,
indeim er nicht das dreifache, ſondern das vierfache des vom
rung vom Reichstag angenommen würde, werden die Abzüge
für die Ehefrau auf 24 000 Mark, für jedes zur Haushaltung des
Steuerpflichtigen gehörende minderjährige Kind 116000 Mark
und zur Abgeltung der Abzüge für Werbungskoſten 200 000 Mark
monatlich betragen.
Neue Höchſipreiſe für Zeitungsdruckpapier.
TU. Berlin, 25. Juli. In den nächſten Tagen wird durch
eine Verordnung des Reichswirtſchaſtsminiſters die Verordnung
über Höchſtpreiſe für Zeitungsdruckpapier abgeändert. Für
Rollenpapier iſt ein Preis von 874000 Mark und für Format=
papier
ein ſolcher von 874250 Mark feſtgeſetzt. Dieſe Preiſe gel=
ten
nur für dasjenige Zeitungsdruckpapier, das für den Druck
von deutſchen politiſchen Zeitungen, Zeitſchriften, offiziellen Or=
ganen
von Berufsvertretungen, Wochenzeitſchriſten und Sonn=
Perſonen beſinden ſich zwei Schupobeamte noch in Haft. Die die wirtſchaftliche Notlage der Preſſe Rückvergütungen auf den
Druckpapierpreis erhalten, beſtimmt iſt. Die Erhöhung des Höchſt=
preiſes
erfolgt wegen der inzwiſchen eingetretenen Kohlenpreis=
uns
Lohnerhöhungen.

Der Feind im Land.
Verurteilt.
in Eſſen durch die Franzoſen hatte heute ein Nachſpiel vor dem Schichten der Bevölkerung, die für die Verteidigung des Vater=
franzöſiſchen
Militärpolizeigericht in Werden. Angeſchuldigt war landes zu erleidenden Gefängnisſtrafen nur ertragen in der Er=
hatte
, deſſen Anwendung einen Mechanismus im Schloß in = in guter Laune zu erhalten und nach Möglichkeit aufzumun=
tigkeit
ſetzte, durch den es bisher trotz aller Anſtrengungen nicht tern. Jede Nachricht iſt für die Gefangenen ein Sonnen=
gelungen
iſt, zu öffnen. Der Angeſchuldigte gab rückhaltlos zu, ſtrahl in der dunklen Gefängniszelle. Darum ſchreibe jeder, der
Dus Kriegsgericht verurteilte den Reichsbankkaſſierer zu zwei Sie dürfen keinen politiſchen Inhalt haben. Jede Zeile wird
Monaten Gefängnis und 5 Millionen Mark Geldſtrafe.
Das Kaſſationsverfahren im Krupprozeß.
m Paris, 25. Juli. Der Prozeß gegen Krupp und ſeine
Direktoren vor dem Kaſſationshof wird nicht vor dem 15. Auguſt vorſtand von Heidesheim, der ſeit Uebernahme der dortigen
zur Verhandlung gelangen. Journal teilt mit, es ſei höchſt Station durch die Eiſenbahnregie die Bevölkerung auf das nie=
unwahrſcheinlich
, daß die Richter eine andere Entſcheidung tref=
fen
würden, als im Eſſenprozeß. Die Kompetenz der Kriegs=
Wenn das Urteil rechtskräftig geworden ſei, würden die Verur=
teilten
von Düſſeldorf nach Frankreich überführt werden.
Ein Schweizer Staatsazgehöriger im Militär=
geſängnis
in Bochum.
mer Verein iſt in das Bochumer Militärgefängnis eingeliefert käude ein Klavier. Man darf geſpannt ſein, welches Urteil das
worden. Schreiber iſt von Nationalität Schweizer. Sein Bru=
der
iſt ſchiveizeriſcher Geſandter in Schweden.
Neue Maſſenausweiſungen.
Ludwigshafen, 25. Juli. (Wolff.) Aus dem hieſigen
Eiſenbahndirektionsbezirk ſind erneut 55 Eiſenbahner mit geworden, wonach die Franzofen alle Geldtransporte beſchlag=
ihren
Familien, darunter 111 Kinder, ausgewieſen worden.
Frankfurt, 25. Juli. Aus Bad=Ems wird die Auswei=
ſung
von weiteren 12 Eiſenbahnern mit Familien gemeldet.
Wie verlautet, werden an den verſchiedenen Rheinbrücken
die Paſſanten einer ſcharfen Kontrolle unterzogen.
Im Direktionsbezirk Trier hat die Beſatzungsbehörde er=
neut
27 Eiſenbahner mit Familien ausgewieſen.
Das tragiſche Geſchick der Ausgewieſenen.
m Bingen, 25. Juli. Die Geſamtzahl der in den letzten
vierzehn Tagen aus Heidesheim ausgewieſenen Eiſenbahnerfami=
lien
beträgt 243 mit rund 1500 Köpfen. Da die Gemeinde nur
3000 Einwohner zählt, iſt ſie durch die Maßnahmen der Fran=
zoſen
jetzt zur Hälfte entvölkert. Die achtklaſſige Volksſchule
zuhlt nur noch 130 Kinder. Da die meiſten ausgewieſenen
Eiſenbahner in Heidesheim im Nebenberuf auch Landwirte, Obſt=
und Gemüſezüchter ſind, mußten ſie ihre Ernte zurücklaſſen und
dem Verderben preisgeben. Trotz dieſer ſchweren Heimſuchung
der Gemeinde hat ſich keiner der noch in Heidesheim zurückgeblie=
benen
Eiſenbahner bereit erklärt, den Dienſt bei der franzöſiſch=
belgiſchen
Eiſenbahnregie aufzunehmen.
Erneute Zechenbeſetzung.
TU. Bochum,25. Juli. Unter Aufwendung größerer
Truppenmaſſen wurde der Bochumer Verein heute in aller die geradezu erſtaunlich iſt. Er ſagte:
Frühe von den Franzoſen beſetzt. Die Arbeiterſchaft legte ge=
ſchloſſen die Arbeit nieder und derließ ſofort das Werk. Die
franzöſiſch=belgiſche Ingenieurkommiſſion hatte vor einigen Ta= im Rheinland umſehen. Sie werden dort Arbeitsloſe er=
gen
ſchon dem Bochumer Verein mitgeteilt, daß keinerlei Ver= blicken, die vom Reiche dafür, daß ſie nichts tun, Löhne erhalten,
land mehr ſtattfinden dürfe, da ſie beabſichtige, einen Teil dieſer
Vorräte zu beſchlagnahmen.
ſicherlich auch die erfolgte Verhaftung des Direktors Dr. Schrei=
ber
in Verbindung. Gegen ſeine Verhaftung hatte der Betriebs= zerten abhalten ſehen. Wenn mein Freund Maginot ebenſo zu=
rat
des Bochumer Vereins geſtern energiſch proteſtiert.
Die Franzoſen fordern Wohnungseinrichtungen.
TU. Münſter, 25. Juli. Im Bereich der 47. Diviſion haben
die Franzofen eine Anzahl Wohnungseinrichtungen verlangt, die
bis zum 5. Auguſt geliefert werden müſſen. Im einzelnen wur=
den
folgende Stadtverwaltungen zur Lieferung aufgefordert. Es
ſollen liefern: Herne 200, Gelſenkirchen 100, Recklinghauſen 40, hat der franzöſiſchen Regierung folgende Note überreicht:
WPanne 30, Witten 50, Waltrop 50 und Weſterholt 15 Einrich=
rungen
. In Weſterholt haben die Franzoſen zu dieſem Zwecke und Maſchinengewehren in Barmen ein. Das Rathaus, die
kereien und Geſchäften beſchlagnahmt.
Gegen den Berliner Markkurs.
TU. Eſſen, 25. Juli. Hier geben die Franzoſen ſeit kur=
wem
den Pariſer Markkurs, an ihren öffentlichen An= deutſche Negierung legt gegen den neuen Einbruch in deutſches
ſchlattafeln bekannt. Die Zeitungen ſollen auch ſchon zum Aus=
heng
der Pariſer Marknotierungen gezwungen worden ſein.

BmE
Alte Meiſter neben neuen Meiſtern. Man kann ſich auch gut
vorſtellen, daß z. B. zwiſchen einem Kokoſchka und Franz Hals,
zwiſchen einem Beckmann und H. Baldung Grien eine gewiſſe
Weſensverwandtſchaft offenbar würde. So iſt man auch verſucht,
Lix einmal mit Grünewald oder Dürer zuſammenzubringen.
Dieſe Andeutung mag vielleicht vielen als Läſterung erſcheinen.
Aber man ſollte den Verſuch doch wagen, einmal eine farbige
Kopie jenes ſchauerlichſten Ausſchnittes aus der Iſenheimer
Kreuzigung, das übereinander genagelte Fußpaar Chriſti, neben
das Bild von Dis zu hängen. Es würde manchem die Augen
öfſnen. Oder man erinnere ſich an Dürers O. Krell, an ſeinen
hieronymus Holzſchuher an den Kupferſtich. Friedrich der
Weiſe‟! Hier wie bei Dir in gleicher Weiſe wirkſam die Grund=
funktion
deutſcher Kunſt: das Herausreißen aus der Natur, die
Wertſchätzung des Einzeldinges, ſeine verbiſſene Charakteriſtik
mit den Mitteln einer jede Beſchönigung ausſchließenden Linien=
führung
, die die wie Metall getriebene Binneuform umreißt
Dix iſt ein Zeichner vom Schlage der alten Meiſter. Und der
ſtärkſte, gewiß oft berechtigte Vorwurf, den man gewöhnlich den
modernen Künſtlern zu machen pflegt, ſie könnten ja gar nicht
mehr zeichnen, ſchlägt jedenfalls bei Dir ins Waſſer. Was nun
aber Dix von den alten Meiſtern treunt, iſt ſeine Einſeitigkeit,
ſein Beharren in nur einem Stoffkreiſe, die oft abſichtliche Er=
niedrigung
ſeiner Kunſt und ſomit auch des allgemein Menſch=
lichen
in ihr, ſein hermetiſcher Abſchluß gegen eine Lebensauf=
faſſung
, die nicht nur nach unten, ſondern auch nach oben führt.
Nicht daß wir wollen auslöſchen die irdiſchen Dinge der Erde,
iſt Erlöſung. Aber daß wir nicht mehr lieben die niedrigen
Dinge der Erde, iſt Erlöſung, ſagt der von bourgeoiſer Vor=
eingenommenheit
wohl freie Dichter Hehnicke. Grünewald kennt
nicht nur den greulich gemarterten, ſondern auch ſiegreich zum
Licht auffahrenden Chriſtus, umblüht von dem unſagbar reinen
Punder des Engelkonzertes. Daute kennt nicht nur Hölle und
Fegfeuer, ſondern auch das ſtrahlende Himmelslicht. Es iſt
keine Frage, Dix iſt ein Genie des Blutes; aber da Gift ſtärker
iſt als Blut, ſo bleibt die Frage offen, ob ſich Dir noch ſteigern
kaun zu einem Genie im Geiſtigen, auf daß
Die ſtarr erde pocht
Neu durch ein heilig Herz. (St. George)

Von den Veriſten gilt Nietzſches Wort, daß ſie die Ehren=
retter
des Teufels ſind. Das trifft noch mehr auf Groß zu
(Nr. 259 262). Groß iſt wohl der ſchärfſte Satiriker der Gegen=
wart
. Mit einem Strich von ſeismographiſcher Exaktheit zeigt
er die Entartung unſerer Zeit an. Stechender Hohn und grau=
ſam
ritzender Strich, Inhalt und Form eine Einheit! Gerade
deswegen überſehen wir auch bei Groß ſo manche zyniſche Ueber=
treibung
, die nun einmal im Weſen der Satire liegt. Auch
fordert unſere Zeit mehr wie eine andere heraus zu grimmigen
Geißelhieben, die in der Prägnanz haarſcharf ſitzender Striche
weit ſchärfer zu treffen vermögen als im Wortgefecht parlamen=
tariſcher
Reibereien. Jede echte Karikatur iſt auch nicht Zerr=
bild
einer Wirklichkeit, ſondern Abbild einer verzerrten Wirklich=
keit
, und wo Groß eine ſolche verzerrte Wirklichkeit auf=
deckt
, nehmen wir ihn auch als den ſchrill aufſpielenden Toten=
tenzmeiſter
unſerer Zeit. Aber Groß bleibt bei dieſer Grenze
nicht ſtehen und verunreinigt ſelbſt ſeine künſtleriſche Sprache,
wenn ihn der Leib eines Kindes zu zyniſch ſatiriſchen Aus=
fällen
veranlaßt. Wir geraten im Anblick einer ſolchen durch
nichts gerechtfertigten ſatiriſchen Darſtellung wider Willen
aufs ethiſche Gebiet. Aber nicht wir tragen die Schuld daran,
ſondern Groß ſelbſt. Wir lehnen die Zurſchauſtellung eines
Inhalts, in dem beabſichtigte außerkünſtleriſche Wirkungen über=
wiegen
, als unkünſtleriſch ab. Dasſelbe gilt auch von der Stein=
zeichnung
Mord in der Ackerſtraße‟. Auch das iſt keine Satire,
ſondern eine zyniſche Gegenſtandsſchilderung, die entweder
Raubtierinſtinkte oder eine derartig überwiegende Abſcheu weckt,
daß in beiden Fällen der künſtleriſche Eindruck vernichtet wird.
Nicht um der Kunſt willen kann derartig Grauenhaftes gezeich=
net
ſein. Kunſt im Dienſte eines moraliſchen oder didaktiſchen
Zweckes iſt gewiß Afterkunſt, moraliſche Zwecke vom Künſtler
fordern, heißt, ihm ſein Handwerk verderben (Goethe); aber
Kunſt im Dienſte eines niedrigen Zweckes iſt Proſtitution der
Kunſt. Wenn Nietzſch bekennt, daß ſich der Menſch durch die
Kunſt der finſteren Gewalten dieſes Lebens erwehren könne, da
ſie allein vermag jene Ekelgedanken über das Entſetzliche oder
Abſurde des Daſeins in Vorſtellungen umzubingen, mit denen
ſich leben läßt, ſo ſcheint vielen dieſe erlöſende Getoalt der
Kunſt vollkommen fremd geworden zu ſein. Groß kennt weder
eine vergöttlichte Grauſamkeit, noch rinnt in ihm ein Tropfen

Emmmmmmmennnemem
daß es die Seele des Empfangenden iſt, die den Schlußakkord
ſingt, wenn ſich das Werk von ſeinem Schöpfer losgerungen
hat. Er hat uns noch nicht jene tiefe Güte, jene wahrhaft
warme Menſchlichkeit ſpüren laſſen, wie ſie gerade hinter der
Satire noch lebendig ſein muß, wenn ſie nicht ſelbſt niedriger
ſtehen ſoll wie die von ihr gegeißelten Zuſtände. Die Veriſten
wollen ein unverfälſchtes Spiegelbild der Zeit geben, aber ihre
Kunſt verwandelt ſich zu leicht in Gift, weil ſie ſelbſt verſtrickt
bleiben im Spiegelbild, anſtatt davon zu erlöſen, ſich ſelbſt zu
erlöſen wie Thamal im Spiegelmenſchen von Werfel. So
ſcheute ſich der perſiſche Dichter Niſami nicht, einen verweſenden
Hund in den Mittelpunkt eines Gedichtes zu ſtellen. Voller Ekel
wenden ſich alle Umſtehenden ab.
Als nun an Jeſus kam die Reih‟.
Sprach ohne Schmähn er guten Sinns,
Er ſprach aus gütiger Natur:
Die Zähne ſind wie Perlen weiß.
So wird nur um dieſes Schlußwortes willen der ſo wider=
liche
Gegenſtand künſtleriſch möglich. Es gibt Mittel und
Wege, das Leid zum Aufſchluchzen zu bringen, ohne darin hoff=
nungslos
zu verſinken, dunkle Gewalten zu beſchwören, ohne ſich
ihnen ſelbſt auszuliefern. In Barlachs Lithographien und auf
den Blättern der Käthe Kollwitz klagt und ſtöhnt der Menſch in
den Niederungen des Lebens. Aber das Auge wendet ſich nicht
entſetzt ab von dieſen Darſtellungen, ſondern wir fühlen uns
irgendwie verbunden diefen Zerſchlagenen, vom Tiſch des Lebens
Zurückgeſtoßenen. Die tiefe Menſchlichkeit des Künſtlers bricht
durch die ſtarken künſtleriſchen Formen hindurch und kettet ſo
Menſch an Menſch, während jene Tendenzkunſt nur zu oft den
Menſchen vom Menſchen reißt.
Die tiefſte bleibende Wirkung wird immer jener Kunſt zu
eigen ſein, die ſich aus ihrer Formenſprache ſelbſt ohne weiteres
erklärt, die ein Ueberwuchern des Inhaltlichen hintanhält weder
im Guten noch im Böſen, ohne es zu vernachläſſigen. So ruhen
auch mit heiterem Wohlgefallen unſere Augen auf den Radierun=
gen
Schinnerers (Nr. 363370). Duftig, locker, frei der Strich
der kalten Nadel! Statt eines ſich vordrängenden Inhaltes reden
zu uns lebendige Formen, die aber keineswegs die Möglichkeit
einer inhaltlichen Deutung ausſchließen.

[ ][  ][ ]

Seite X.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 26. Juli 1923.

Rummer 204.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 26. Juli.
Ernannt wurden: Am 22. Mai 1923: der Lehrer an der Volks=
ſchule
zu Arheilgen Adolf Engel zum Lehrer an der Volksſchule zu
Darmſtadt; am 19. Juli 1923: die Polizeiwachtmeiſter auf Probe 1. Juli 1926. Die Aufhebung des Mietverhältniſſes auf Verlangen des
Martin Drews aus Schulzendorf, Wilhelm Goehrendt aus Vermieters gegen den Willen des Mieters erfolgt auf Klage durch Ge=
Laſſan i. Pommern, Bruno Templin aus Lemberg (Weſtpreußen)
zu Polizeiwachtmeiſtern mit Wirkung vom 1. Juli 1923; am 21. Juli Hausſtand oder Geſchäftsbetrieb gehörige Perſon oder der Untermieter
1923: die Vermeſſungsoberaſſiſtenten Karl Klotzſch zu Darmſtadt,
Dans Reich zu Darmſtadt und Heinrich Sommerkorn zu Vermeſ= bewohners ſchuldig macht oder durch unangemeſſenen Gebrauch des
fungsſekretären, ſämtliche vom 1. April 1923 ab; ferner der Kanzlei=
gehilfe
Otto Kraft zu Bad=Nauheim zum Kanzliſten bei der Bade= und
Kurverwaltung Bad=Nauheim vom 1. Juli 1923 an.
Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurde am 19. Juli 1923 der
Polizeiwachtmeiſter Fritz Meyer in Gießen auf ſein Nachſuchen mit
Wirkung vom 1. Auguſt 1923.
Erledigt iſt: eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an
der Volksſchule in Seidenbuch, Kreis Bensheim. Dienſtwohnung iſt
vorhanden; eine

Lehrerin ohne Haushalt kann beſchafft werden.
Tagesordnung für die öffentliche Sitzung des Verwaltungs=
gerichtshofs
am Samstag, den 28. Juli 1923, vormittags 9 Uhr. 1. Vor=
entſcheidung
gegen Polizeiwachtmeiſter Hermann Heußner in Gießen
wegen Vergehen. 2. Desgleichen gegen Polizeiwachtmeiſter Wilhelm
Noll in Worms wegen Beleidigung.
Techniſche Hochſchule. Der Diplom=Ingenieur Peter Feld=
mann
aus Griesheim b. D. (Abteilung für Architektur) hat ſich an
der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt der mündlichen Doktor=Ingenieur=
Prüfung unterzogen und dieſelbe gut beſtanden. Die gleiche Prüfung
legte der Diplom=Ingenieur Hermann Seeger aus Gießen (Abteilung
für Architektur) mit ſehr gut ab.
Im 8 41 der Durchführungsbeſtimmungen zum Geſetz über die
Einkommenſteuer vom Arbeitsiohn erhält der Abſatz 1 folgende Faſſung:
Das Finanzamt kann auf Antrag einzelnen Arbeitgebern geſtatten, daß
ſie die Steuermarken ſtatt bei jeder Lohnzahlung für Lohnzahlungen in
der Zeit vom 1. bis zum 15. eines Kalendermonats bis
zum 25. dieſes Kalendermonats, für Lohnzahlungen in der
Zeit vom 16. bis zum Schluſſe des Kalendermonats bis zum
10. des folgenden Kalendermonats einkleben und entwerten. Das Ein=
kleben
und Entwerten der Steuermarken hat jedoch in jedem Falle ſpäte=
ſtens
beim Ausſcheiden des Arbeitnehmers aus dem Dienſt= oder Ar=
beitsverhältnis
zu erfolgen. Die Verpflichtung des Arbeitgebers zur
Einbehaltung des Steuerbetrages bei jeder Lohnzahlung wird hierdurch
nicht berührt. Im 8 50 erhält der Abſatz 2 folgende Faſſung: Auf
Antrag kann das Finanzamt geſtatten, daß die Abführung (Einzahlung
oder Ueberweiſung) der einbehaltenen Beträge ſtatt nach jeder Lohn=
zahlung
für Lohnzahlungen in der Zeit vom 1. bis zum 15. eines Ka=
lendermonats
bis zum 25. dieſes Kalendermonats, für Lohnzahlungen
in der Zeit vom 16. bis zum Schluſſe eines Kalendermonats bis zum
10. des folgenden Kalendermonats erfolgt. Gleichzeitig mit jeder Ab=
führung
hat der Arbeitgeber der für ſeine Betriebsſtätte zuſtändigen
Finanzkaſſe eine Beſcheinigung nach Muſter 3e zu überſenden, in der er
verſichert, daß der abgeführte Betrag mit dem Geſamtbetrag des inner=
halb
des betreffenden Zeitabſchnittes einbehaltenen Arbeitslohns über=
einſtimmt
. Die Beſcheinigung iſt von dem Arbeitgeber oder einer Per=
ſon
, die zur Vertretung der Firma rechtlich befugt iſt, zu unterſchreiben.
(Näh. ſ. Bekanntmachung.)
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Heute abend findet die vierte
Vorſtellung der Donnerstagsmiete ſtatt, und zwar Flachsmann
als Erzieher‟. Da das Haus heute durch die Miete ſtark beſetzt
iſt, konzentriert ſich die ſtarke Nachfrage nach Karten wie üblich auf die
Freitag= und Samstag=Vorſtellung, ſodaß im Intereſſe des Publikums
nur empfohlen werden kann, ſich ſchon heute Plätze für die beiden letzten
Vorſtellungen am Freitag und Samstag zu ſichern. DerMeiſter=
boxer
. Auf vielfachen Wunſch aus allen Kreiſen des Publikums wird
am Sonntag, den 29. Juli, noch ein letztes Mal Der Meiſterboxer,
wiederholt. Galante Nacht‟. Der außerordentlich ſtarke Er=
folg
, den die erſten Nachtvorſtellungen hier erzielt haben, veranlaßt die
Direktion, trotz ungeheuerer Schwierigkeiten für kommenden Samstag
und Sonntag eine nochmalige Wiederholung der Galanten Nacht an=
zuſetzen
. Es ſoll auch in erſter Linie damit denjenigen entgegengekom=
men
werden, die am vergangenen Samstag und Sonntag wegen der
ſchon lange vorher ausverkauften Häuſer keine Plätze mehr bekommen
konnten. Doch ſei auch bei dieſer Gelegenheit gleich wieder darauf hin=
gewieſen
, daß ſich ſchon jetzt wieder eine rege Nachfrage nach Karten be=
merkbar
macht. Wer alſo nicht wieder zu kurz kommen will, beſorge ſich
Karten bei Zeiten.
Mozart=Verein. Die alljährliche Sommerveranſtaltung
findet am Samstag, den 28. Juli, im Saalbau durch ein Gartenkonzert
unter Leitung des Obermuſikmeiſters Weber und anſchließenden Tanz
ſtatt. Im Programm befinden ſich einige Kompoſitionen, von dem
Vereinsmitglied Siegfried May, auf die beſonders hingewieſen wird.
Der Verein glaubt im Sinne ſeiner Mitgleder zu handeln, wenn er die=
ſen
Abend ſo einfach wie möglich geſtaltet und unnütze Ausgaben, z. B.
für Illumination uſw., ſpart. Deſto größeren Wert wird er auf die
Winterveranſtaltungen legen. Durch das glänzend verlaufene Jubi=
läumskonzert
ermutigt, iſt bereits für den Herbſt ein großer Konzert
mit erſten Soliſten und dem Landestheaterorcheſter geplant. Daß die
beliebten Unterhaltungsabende mit bunter Bühne nicht fehlen werden,
iſt ſelbſtverſtändlich. Die Mitgliedskarten ſind bei Otto Titze, Eliſa=
bethenſtraße
4, noch dieſe Woche einzulöſen, andernfalls Einziehung durch
Boten unter Aufrechnung der erheblichen Gebühren erfolgt.
Der ältere Sterbekaſſeverein Darmſtadt, gegr. 1870, hielt am
23. Juni eine infolge der Zeitverhältniſſe notwendig gewordene außer= tungsarbeiten in den gemeinheitlichen Gebäuden gemäß den eingelau=
ordentliche
Generalverſammlung ab, die wohl die Sterbegelder und Bei= Weißbindermeiſter Schick und Mahr; b) die Schreinerarbeit an die
wertung inzwiſchen ganz erheblich weiter fortgeſchritten und der Vor=
ſtand
von der Verſammlung ermächtigt iſt, die Sterbegelder uſw. den notwendigen Geldmittel in Höhe von ungefähr 25 Millionen Mark zu=
Verhältniſſen anzupaſſen, beſchloß der Vorſtand, die Sterbebeiträge auf
600 Mk. und das auszuzahlende Sterbegeld ab 15. Auguſt d8. Js. auf
900 000 Mk. zu erhöhen. Verwaltungskoſten wurden ebenfalls auf 1500
Mark und die Einlagen für den Kaſſenvorrat auf 1800 Mk. erhöht.
Keglerabend Darmſtadt. Auch in dem Kealerverband Darmſtadt,
der dem Ausſchuß für Leibesübungen angeſchloſſen iſt, beginnt es ſo
ſchreibt man uns, ſich ſportlich zu regen. So ſind für die nächſte Zeit
Städtewettkämpfe mit Aſchaffenburg und Offenbach vorgeſehen, die nach im Wege der Anleihe aufzunehmen. Für die Friedhofskommiſſion
den Vorbereitungen zu ſchließen intereſſant und anregend zu werden erſtattet Gemeinderat Bertſch Bericht. Er rügt zunächſt mehrere Miß=
verſprechen
. Der erſte Kampf findet Sonntag, den 29. Juli 1923, in
Aſchaffenburg ſtatt. Das Rückſpiel wird in Darmſtadt ausgefochten, empfiehlt der Verwaltung, für Abhilfe beſorgt zu ſein. Sehr mißbilligt
Abfahrt von Darmſtadt nächſten Sonntag 7.40 Uhr vorm. Hauptbahn=
hof
. Außer der Kampfriege ſind auch die übrigen dem Verband ange=
ſchloſſenen
Kegelbrüder herzlichſt eingeladen. Am Samstag, den 28. Juli
1923, nachm. 5 Uhr, findet hier im Kaiſerſaal eine Gauvorſtands= und
Sportausſchußſitzung des Süddeutſchen Keglergaues ſtatt. Auch hierzu
ſind die Kegelbrüder herzlichſt eingeladen, und wäre es zu begrüßen,
wenn eine große Anzahl ſich einfinden würde.
Johann Strauß=Konzert. In der geſtrigen Notiz bezüglich Vor=
berkauf
von Karten iſt inſofern ein Irrtum unterlaufen, daß der Vor=
verkauf
erſt heute abend um 6 Uhr (Konzert=Arnold und Schutter) ein=
1
geſtellt wird. Die Abendkaſſe wird um 7 Uhr geöffnet.
ſtellten wurden heute vor dem Schlichtungsausſchuß im Wege
einer freien Vereinbarung für Juli geregelt. Wie uns der eines Baukoſtenzuſchuſſes ſtimmt der Gemeinderat im Prinzip zu. Die
D.H.V. mitteilt, wurde auf die Junigehälter ein Zuſchlag von Baukommiſſion wird beauftragt, das umzubauende Bauobjekt vorher
310 Prozent bewilligt. Der gleiche Zuſchlag gilt für die ſozialen
Zulagen. Am 10. Auguſt und am 20. Auguſt ſind jeweils 50
Prozent des Juligehaltes als Vorſchuß zu zahlen. Dieſe Ver= 1923 und Beſchwerde des Glöckners Keller wegen ſeiner Gehaltsfeſt=
einbarung
wurde von beiden Parteien, den Arbeitgebern und Die Prüfung des Waldwirtſchaftsplanes für 1924 wird der Waldkommiſ=
den
Arbeitnehmern, angenommen.
* Der Lebenshaltungsindex betrug nach den Berechnungen des
Statiſtiſchen Reichsamts am 23. Juli 39 336 (191314).
brachten Notiz, in der geſagt war, daß der Draht bei einer Bensheimer
Firma beſchlagnahmt wurde, erſucht uns die Firma A. Saurer &
Co. hier, die in Bensheim eine Filiale betreibt, mitzuteilen, daß ſie mit
der Firma nicht identiſch iſt.
(

Mieterſchatz und Mieteinigungsämter

unterſtehen mit 1. Oktober 1923 neuer geſetzlicher Regelung, gültig bis
richtsurteil, ſie iſt nur zuläſſig (8 2), wenn Mieter oder eine zu ſeinem
ſich einer erheblichen Beläſtigung des Vermieters oder eines Haus=
Mietraumes oder Vernachläſſigung der gebotenen Sorgfalt den Miet=
raum
oder das Gebäude erheblich gefährdet, oder wenn der Mieter
einem Dritten. den Gebrauch des Mietraumes unbefugt überläßt. An=
gemeſſene
Wahrnehmung der Befugniſſe eines Mietervertreters iſt keine
Beläſtigung. Aufhebung iſt nur zuläſſig, wenn Mieter ungeachtet Ab=
mahnung
des Vermieters das Verhalten fortſetzt oder es unteyläßt, ihm
mögliche Abhilfe zu ſchaffen, oder wenn das Verhalten des Mieters (oder
einer Perſon ſeines Hausſtands oder Geſchäftsbetriebs oder des Unter=
mieters
) ſo war, daß dem Vermieter die Fortſetzung des Verhältniſſes
nicht zugemutet werden kann. Liegt die Schuld der Beläſtigung auf
der Vermieterſeite, ſo findet die Aufhebung nicht ſtatt. Die Klage muß
binnen 6 Monaten ſeit Kenntnis des Aufhebungsgrundes erhoben wer=
den
ſie iſt ausgeſchloſſen, wenn ſeit Entſtehen des Grundes ein Jahr
verſtrichen iſt. Der Vermieter kann weiter auf Aufhebung klagen ( 3),
wenn Mieter, der den Mietzins in kürzeren als vierteljährlichen Zeitt
abſchnitten zu entrichten hat, mit einem Betrag in Verzug iſt, der den
für 2 Monate zu entrichtenden Mietzins erreicht. Iſt der Zins viertel=
jährlich
oder in längeren Zeitabſchnitten zahlbar, ſo kann Aufhebungs=
klage
erhoben werden, wenn Mieter mit einem Betrage im Verzuge iſt,
der den für ein Vierteljahr zu entrichtenden Mietzins erreicht; bei nur
einmaligem Rückſtand iſt die Klage, wenn Vorauszahlung vereinbart
war, erſt 4 Monate, im übrigen erſt 1 Monat nach Fälligkeit zuläſſig.
Der Anſpruch beſteht nicht, wenn der Verzug auf eine nicht auf Fahr=
läſſigkeit
beruhende Unkenntnis des Mieters über Betrag oder Zeit=
punkt
der Fälligkeit des Mietzinſes zurückzuführen iſt. Aufhebung iſt
nicht mehr zuläſſig, wenn Mieter den Vermieter vor Urteilserlaß
beifriedigt oder Mieter ſich von der Schuld durch Aufrechnung befreien
kann und bis zum Urteilserlaß die Aufrechnung erklärt. Der Vermieter
kann auf Aufhebung klagen (8 4), wenn für ihn aus beſonderen Grün=
den
ein ſo dringendes Intereſſe an der Erlangung des Mietraums be=
ſteht
, daß auch bei Berückſichtigung der Verhältniſſe des Mieters die
Vorenthaltung eine ſchwere Unbilligkeit fär den Vermieter darſtellen
würde. Zugunſten des Mieters iſt dabei der Umſtand mit zu berück=
ſichtigen
, daß der Mieter einverſtändlich mit Vermieter im Mietraum
bauliche, mit erheblichem Koſtenaufwand verbundene Arbeiten hat vor=
nehmen
laſſen. Die Abſicht des Vermieters, den Raum ſelbſt in Ge=
brauch
zu nehmen oder ihn Angehörigen zum Gebrauch zu überlaſſen,
rechtfertigt allein die Aufhebung nicht. Das Gericht kann die Aufhebung
auf einen Teil des Mietraums beſchränken insbeſondere, wenn Ver=
mieter
Nebenräume, die nicht Wohnräume ſind, oder entbehrliche Teile
des Mietraums zur Herſtellung ſelbſtändigen Wohnraums braucht.
Wird das Verhältnis wegen dringenden eigenen Intereſſes des Ver=
mieters
an Erlangung des Mietraums aufgehoben, ſo kann das Gericht
auf Antrag des Mieters den Vermieter verpflichten,
dem Mieter die für den Umzug innerhalb des Gemeindebezirks erfor=
derlichen
Koſten ganz oder teilweiſe zu erſetzen, wenn dies nach Lage
der Sache, insbeſondere nach den Vermögens= und Erwerbsverhältniſſen
der Vertragsteile, der Billigkeit entſpricht. Soweit die Erſatzpflicht
ausgeſprochen wird, iſt auf Antrag Mieters die Zwangs=
vollſtreckung
von der Hinterleglegung eines in der Urteilsfor=
mel
zu bezeichnenden, die Umzugskoſten, oder den zugebilligten Teil
mutmaßlich deckenden Geldbetrags abhängig zu machen. Das Mietver=
hältnis
iſt in den Fällen 88 24 für den Zeitpunkt aufzuheben,
für den eine zur Zeit der Klageerhebung erfolgende Kündigung nach
Vertrag oder Geſetz (8 565 B. G.B) zuläſſig ſein oder an dem die ver=
einbarte
Mietzeit ablaufen würde. In den Fällen (88 2, 3) kann auf
Antrag Vermieters das Mietverhältnis mit ſofortiger Wirkung auf=
gehoben
werden. Die Urteilsformel muß den Zeitpunkt der Aufhebung
und die Angabe, daß der Mietraum zu dieſer Zeit an Vermieter
herauszugeben ſei, enthalten. Wird wegen 8 4 das Mietverhältnis auf=
gehoben
, ſo iſt die Zwangsvollſtreckung durch Ausſpruch im Urteil davon
abhängig zu machen, daß für den Mieter ein unter Berückſichtigung
ſeiner Wohn= (Geſchäfts=bbedürfniſſe angemeſſener Erſatzraum geſichert
iſt. Erfolgt die Aufhebung aus einem anderen Grunde oder iſt ſie auf
einen Teil des Mietraums beſchränkt, ſo kann die Zwangsvoll=
ſtreckung
von Sicherung eines ausreichenden Erſatz=
raums
abhängig gemacht werden, wenn dies zur Vermei=
dung
unbilliger Härten erforderlich erſcheint.
Der Mieter kann dieſen Ausſpruch beantragen. Solange in dieſen
Fällen der Erſatzraum nicht geſichert iſt, jedoch nicht über den Zeit=
punkt
der Herausgabe des Mietraumes hinaus, haben die Beteiligten
in Anſehung dieſes Raumes die aus dem Mietverhältniſſe ſich ergeben=
den
Rechte und Pflichten Ueber die Aufhebungsklage entſcheidet das
ausſchließlich zuſtändige Amtsgericht, in deſſen Sprengel ſich der
Mietraum befindet, unter Zuziehung von Beiſitzern, die zur Hälfte Ver=
mieter
aus dem Kreiſe der Hausbeſitzer, zur Hälfte Mieter ſein müſſen.
Die Beſtellung erfolgt auf Grund von Vorſchlagsliſten, die von örtlichen
Hausbeſitzer= und Mietervereinen zu erfordern ſind, auf mindeſtens
Jahr. Für Auswahl der Beiſitzer darf nur maßgebend ſein, daß von
ihnen eine gewiſſenhafte und unvarteiiſche Ausübung des Amts zu er=
warten
iſt; nach der Zugehörigkeit zu beſtimmten Berufsarten oder Be=

völkerungskreiſen darf ein Unterſchied nicht gemacht werden. Perſonen,
die gleichzeitig Vermieter und Mieter ſind, ſollen nicht zu Beiſitzern
beſtellt werden. Die Beiſitzer dürfen nicht zugleich mit dem Vollzuge
der Maßnahmen gegen Wohnungsmangel betraut ſein. Sie dürfen nur
beſtellt werden, wenn ſie ſich verpflichten, für Dritte keine berufliche oder
ehrenamtliche Tätigkeit auszuüben, die ſich auf Mietverhältniſſe über
Gebäude (oder Teile ſolcher) bezieht. Als Tätigkeit dieſer Art gilt
nicht: Verwaltung eines Hauſes für Mitberechtigte, Wahrnehmung der
Mieterintereſſen von Hausgenoſſen, ehrenamtliche Tätigkeit in Haus=
beſitzer
= oder Mieterverein. Beſtimmung eines Termins zum Zwecke
gerichtlichen Sühneverſuchs kann auch der Mieter beantragen, der eine
Aufhebungsklage befürchtet.
Im erſten auf Klage angeſetzten Termin kann die Zuziehung der
Beiſitzer unterbleiben. Erſcheint nur eine der Parteien, ſo ergeht auf
Antrag Verſäumnisurteil. Erſcheinen beide Parteien und kommt Ver=
gleich
nicht zuſtande, ſo erläßt der Amtsrichter Entſcheidung, wenn ſie
ſofort erfolgen kann und beide Parteien es bean=
tragen
. Andernfalls iſt neuer Termin anzuſetzen
und ſofort zu verkünden, zu dem die Beiſitzer zuzu=
ziehen
ſind. Zeugen und Sachverſtändige, deren Vernehmung der
Amtsrichter für erforderlich hält, ſind zu dieſem Termine zu
laden. Gegen ein Urteil, durch das ein Mietverhältnis aufgehoben
oder eine Aufhebungsklage abgewieſen iſt, findet Berufung ſtatt. Das
beim Tode des Mieters dem Vermieter wie dem Erben nach 8 569
B. G.B. zuſtehende Kündigungsrecht wird durch dieſes Geſetz nicht be=
rührt
; entgegenſtehende Beſtimmungen des Mietvertrags ſind unbeacht=
lich
. Der Vermieter kann jedoch nicht kündigen, wenn
der Erbe der Ehegatten des Mieters oder ein voll=
jähriger
Verwandter bis zum 2. Grade iſt und beim
Tode des Mieters zu deſſen Hausſtand gehört hat. Kündigt der
Vermieter oder der Erbe, ſo treten Familienangehörige (Ehegatte des
Mieters oder volljähriger Verwandter bis zum 2. Grade, der beim
Tode des Mieters zu deſſen Hausſtand gehörte) in die Rechte und Pflich=
ten
des Mieters ein. Iſt der Erbe nicht ein Familienangehöriger des
Mieters, ſo kann er von Familienangehörigen, die beim Tode des Mie=
ters
zu deſſen Hausſtand gehört haben, die Herausgabe des Mietraums
nur nach den für die Aufhebung eines Mietverhältniſſes geltenden Vor=
ſchriften
verlangen. Die für weitere Ueberlaſſung des Raums zu ent=
richtende
Vergütung ſetzt auf Antrag eines Vertragsteils das M.E.A.
feſt. Auf Mietverhältniſſe, die ſich nur auf Geſchäftsräume beziehen,
finden dieſe Vorſchriften keine Anwendung. Der Vermieter kann nicht
kündigen, wenn der Erbe das Geſchäft fortführt. Die Erlaubnis des
Vermieters, den Gebrauch des Wohnraums einem Dritten zu überlaſſen,
insbeſondere ihn unterzuvermieten, wird durch die Erlaubnis des
M.E. A. erſetzt. Das M.E.A. ſoll die Erlaubnis verſagen, wenn der
Vermieter ſie aus einem wichtigen Grunde verweigert hat. Iſt in Fällen
der geſetzlichen Miete der Zins nach einem längeren Zeitabſchnitt als
einem Vierteljahr bemeſſen, ſo kann Vermieter verlangen, daß der
Mieter den Zins in vierteljährlichen Zeitabſchnitten entrichtet. Die
oberſte Landesbehörde kann gnordnen, daß in Fällen der geſetzlichen
Miete Vermieter wie Mieter berechtigt iſt, zu verlangen, daß der Zins
in Monatsabſchnitten gezahlt wird. Nicht anwendbar iſt das Geſetz
auf Neubauten oder durch Um= oder Einbauten neugeſchaffene Räume,
wenn ſie nach 1. Juli 1918 bezugsfertig wurden oder künftig bezugs=
fertig
werden. Iſt die Zwangsvollſtreckung aus einem Urteil von der
Sicherung eines Erſatzraums abhängig, ſo hat die Gemeindebehörde
dem zur Herausgabe Verpflichteten einen entſprechenden Erſatzraum be=
ſchleunigt
zuzuweiſen, es ſei denn, daß der Verpflichtete auf ſolche Zu=
weifung
der Gemeindebehörde gegenüber verzichtet hat. Dies gilt auch
im Falle gerichtlichen Vergleichs, wenn das Gericht die beſchleuigte Zu=
weiſung
eines Erſatzraumes durch unanfechtbare Entſcheidung angeordnet
hat. Die Gemeindebehörde hat den bisherigen Vermieter von dem
Zeitpunkt der Zuweiſung zu benachrichtigen. Wer hiernach zur Heraus=
gabe
eines Raumes verpflichtet iſt, darf von der Gemeindebehörde nicht
in den gleichen Raum wieder eingewieſen werden. Die M.G.Ae. ent=
ſcheiden
wie bisher in Beſetzung von einem zum Richteramt befähigten
(oder die Prüfung zum höheren Verwaltungsdienſt beſtanden habenden)
Vorſitzenden und mindeſtens 2 Beiſitzern, die zur Hälfte Vermieter und
Mieter ſein müſſen. Gegen die Entſcheidung des M.E.A. findet mit
Notfriſt von 2 Wochen die Rechtsbeſchwerde, die nur auf Verletzung des
Geſetzes bei der Entſcheidung geſtützt werden kann, ſtatt. Erachtet
M. E. A. die Nechtsbefchwerde für begründet ſo hat es ihr abzuhelfen.
Die Beſchwerdeſtelle, über deren Beſetzung die oberſte Landesbehörde
Näheres beſtimmt, entſcheidet in Beſetzung von mindeſtens 3 Mitgliedern.
Der Vorſitzende und mindeſtens ein Beiſitzer müſſen zum Richteramt be=
fähigt
ſein oder die Prüfung zum höheren Verwaltungsdienſt abgelegt
haben.
Werden Hausbeſitzer und Mieter beſtellt, ſo dürfen ſie nur in glei=
cher
Zahl herangezogen werden. Mitglieder der Beſchwerdeſtelle dürfen
nicht Mitglieder eines M.E.A. ſein. Die Beſchwerdeſtelle kann einer
Verwaltungsbehörde, dem Landgericht oder einem höheren Gericht über=
tragen
werden. Auf die nach dieſem Geſetze den Beteiligten zuſtehen=
den
Rechte kann nicht verzichtet werden. Eine Vereinbarung, nach der
einem Beteiligten bei Ausübung der Rechte beſondere Nachteile erwach=
ſen
ſollen, iſt unwirkſam. Die Vorſchriften des Geſetzes finden auch auf
Verträge Anwendung, die unter Umgehung oder zum Zwecke der Um=
X.
gehung des Geſetzes abgeſchloſſen ſind.

v. Eberſtadt, 24. Juli. Muſiker=Vereinigung. Die Mu=
ſiter
Eberſtadts haben ſich, einem lange gehegten Bedürfnis entſprechend,
zu Beginn dieſer Woche zu einer Eberſtädter Muſiker=Vereinigung zu=
ſammengeſchloſſen
. Die Kapelle wird aus mindeſtens 25 Mann beſtehen.
Die Streichorcheſter=Abteilung leitet Herr Kapellmeiſter Seeh und
den Bläſerchor Herr Kapellmeiſter Zernigow. Die gemeinſamen Proben
haben bereits begonnen. Dem Vernehmen nach beabſichtigt die Vereini=
gung
in Bälde an die Oeffentlichkeit zu treten.
Gernsheim, 25. Juli. Der letzte Ferkelmarkt war beſchickt
mit 62 Ferkeln. Infolge der hohen Preiſe war die Kaufluſt, trotzdem
zahlreiche Käufer anweſend woaren, gedrückt. Das Stück wurde mit
500 000600 000 Mk. abgeſetzt. Der nächſte Ferkelmarkt findet ſtatt am
6. Auguſt 1923, vorm. 9 Uhr. Auftrieb der Tiere iſt um 8 Uhr.

Nieber=Ramſtadt, 25. Juli. Gemeinderatsbericht. Nach
längerer, Verhandlung wurden die in Ausſicht genommenen Unterhal=
fenen
Angeboten wie folgt vergeben: a) die Weißbinderarbeit an die
träge für Verwaltung damals zeitgemäß feſtſetzte. Da die Geldent= Schreinermeiſter Keil und Hanſt; e) die Maurerarbeit dem Maurer=
meiſter
Blum. Die Verwaltung wird ermächtigt, die für dieſe Arbeiten
nächſt auf dem Wege der Anleihe zu beſchaffen. Weiter wurde noch be=
ſchloſſen
in der Wohnung Hohlmann ein Zimmer herſtellen zu laſſen
unter Beteiligung des Wohnungsinhabers an den Koſten und notwen=
digen
Vorarbeiten. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von einem
Schreiben des Verbandes zur Räumung der unteren Modau und er=
mächtigt
die Verwaltung, den Koſtenbeitrag für die zurzeit in Ausfüh=
rung
befindlichen Räumungsarbeiten in Höhe von rund 32 000 000 Mk.
ſtände, die ſich mit der Zeit auf dem Friedhof eingeſchlichen haben und
wurde der außerordentlich ſchlechte Zuſtand der Reihengräber der Pfleg=
linge
der Epileptiſchen Anſtalt. Es wird beſchloſſen der Anſtaltsver=
waltung
aufzugeben, die in Betracht kommenden Gräber bis längſtens
15. Auguſt I. Js. in Stand ſetzen zu laſſen. Die Gebühren, die als
Beſtattungskoſten bis auf Weiteres ſeitens der Gemeinde übernommen
werden, erfahren mit ſofortiger Wirkung folgende Erhöhung: a) für
das Fahren des Leichenwagens 50 000 Mk., b) für die Leichenfrau 30 000
Mk., e) für das Läuten 10 000 Mk., für die Träger 40 000 Mk., 4) für
den Kreuzträger 1000 Mk. Gleichzeitig wird beſchloſſen in anbetracht
des großen Koſtenaufwandes für die Zukunft nur noch ein Eichenkreuz
mit ſchablonierter Schrift zu liefern, das etwa gewünſchte Einſchneiden
der Schriftzeichen muß ſeitens der Angehörigen bezahlt werden. Die
Die Tarifverhandlungen für die kaufmänniſchen Ange= nach der Gebührenordnung für den Friedhof feſtgeſetzten Sätze werden
mit Rückſicht auf die inzwiſchen weiter eingetretene Geldentwertung um
das 100fache erhöht. Dem Antrag des P. Luckhaupt 3. um Gewährung
nochmals einer Beſichtigung zu unterziehen. Punkt 5 und 6 der Ta=
gesordnung
Erhebung vorläufiger Grund= und Gewerbeſteuern für
ſetzung wird der Finanzkommiſſion zur Vorberatung überwieſen.
ſion übertragen. Dem Gemeinderat wird noch Kenntnis gegeben von
einem Schreiben des Beſitzers des geplanten Sportplatzgeländes bei
Kurhaus Trautheim wonach dieſer es ablehnt, der Gemeinde einen
Aufgeklärte Leitungsbrahtdiebſtähle. Zu. der in Nr. 197 ge= Teil des Geländes zu Sportplatzwecken abzulaſſen. Der Gemeinderat
beſchließt, das früher geplante Projekt, die Gemeindeſandkaute zu einem
Sportplatz herrichten zu laſſen, wieder aufzugreifen und demnächſt zur
Ausführung zu bringen.
Otzberg, 25. Juli. Sonntag, den 29. Juli, veranſtaltet die evang.
Gemeinde Hering am Waldesrande des Südabhanges des Otzberges
nachmittags 2 Uhr einen Waldgottesdienſt. Als Redner ſind die
Herren Rottmann von der Baſeler Miſſion und Neuber von der Stadt=
miſſion
Darmſtadt gewonnen. Zur Verſchönerung des Gottesdienſtes
tragen bei: der Poſaunenchor Ober=Klingen, der Mädchenchor Nieder=
Klingen, der Gitarrechor Nieder=Ramſtadt, der Gemiſchte Chor Hering
und die Schulkinder zu Hering. Bei ſchlechtem Wetter findet die Ver=
anſtaltung
in der Kirche ſtatt.
ht. Hainſtadt (Kr. Offenbach), 24. Juli. Erntebeginn. Die
ſroggen=Ernte hat heute ihren Anfang genommen. Das Korn ſteht ohne
Zweifel hier und auch weiter nach dem Rodgau zu gut.
Reichelsheim i. O., 23. Juli. Den Urhebern der vor längerer
Zeit kurz hintereinander verübten ſchweren Einbrüche iſt die
Polizei auf die Spur gekommen. Als Hauptperſon kommt ein 20jähriger
Schloſſer und elektriſcher Inſtallgteur aus Mörlenbach, der in einem hie=

ſigen Geſchäft beſchäftigt war, in Betracht. Er ſoll bereits verhaftet
worden ſein. Er hat mehrere Fahrräder nächtlicherweiſe geſtohlen,
ebenſo die Wurſt und das Fleiſch von zwei Schweinen bei einem Müller
und den Vorrat an Dauerware bei einem Metzger entwendet. Wie der
Verhaftete eingeſtand, hatte er dabei Helfershelfer.
Kirch=Brombach, 25. Juli. Unſere Mitglieder, die das deut=
ſche
Turnfeſt in München beſucht hatten, kehrten von dort
zurück. Der hieſige Turnverein ließ es ſich nicht nehmen, ſie an der Bahn
abzuholen und zu begrüßen und dem 1. Turnwart die Glückwünſche des
Vereins zu ſeinem doppelten Siege im Zwölf= und Fünfkampf zugleich
mit einem Fackelzuge darzubringen, Lehrer Zorbach übermittelte die
Grüße und Wünſche in markigen zu Herzen gehenden Worten. Er
ſtellte den jüngeren Turnern den 1. Turnwart als Vorbild hin. Vor
allem mahnte er alle Mitglieder des Vereins der Worte Schillers, die
auch das Motiv des Münchener Feſtes waren, zu gedenken: Wir wollen
ſein ein einig Volk von Brüdern. Wie Jahnſcher Geiſt ſchon einmal
zum Wiederaufbau des Vaterlandes aus tiefſter Knechtſchaft beitrug,
ſo müſſe es auch diesmal ſein. Tief gerührt über dieſe Ehrung konnte
Adrian nur in wenigen Worten mit bewegter Stimme danken. Dann
gings mit Muſik durchs Langen=Brombacher Tal der Heimat zu. Im=
mer
größer wurde der Zug, ganz Kirchbrombach war auf den Beinen.
Am Elternhauſe des Siegers erwartete auch Bürgermeiſter Friedrich den
Sieger, ihn mit kurzen Worten im Namen der Gemeinde begrüßend
und dem Turnverein wünſchend, daß ihm die unermüdliche Kraft ſeines
1. Turnwarts noch lange erhalten bleiben möge. Ein gemütliches Zu=
ſammenſein
im Vereinslokal beſchloß die würdig verlaufene Feier.
R. Lang=Göns bei Gießen, 24. Juli. Bürgermeiſterwahl.
Zu der Bürgermeiſterwahl waren nicht weniger als 7 Kandidaten auf=
geſtellt
. Bei der nun am letzten Sonntag ſtattgefundenen Wahl erhielt
der Kandidat der Sozialdemokraten, namens Schaub, 290 Stimmen und
der Kandidat des Bauernbundes, Wilhelm Müller 5., 191 Stimmen.
Danach muß alſo zwiſchen den beiden Genannten Stichwahl ſtattfinden.

Die 80. Jahresverſammlung des Heſſiſchen Haupt=
vereins
der Guſtav Adolf=Stiftung in Hungen.
Den weihevollen Auftakt der feſtlichen Tage bildete am Sonntag der
ſehr ſtark beſuchte Feſtgottesdienſt, bei dem Kirchenchor und Chorſchule
mitwirkten. Der bekannte Diaſporapfarrer Weiß=Bieber ſprach mit
hinreißendem Schwung auf Grund von Pſalm 84, V. 15 über den
Guſtav Adolf=Verein als Erfüller der Sehnſucht der Diaſporagemeinden
und als Werber um die Liebe der ebangeliſchen Chriſtenheit. Eine be=
ſondere
Weihe erhielt der Feſtgottesdienſt durch die feinſinnige, glau=
bensſtarke
und liebeswarme Anſprache des Prälaten D. Dr. Diehl,
der zum erſtenmal nach ſeiner Wahl zum Präſidenten der Heſſiſchen
Evangeliſchen Landeskirche als offizieller Vertreter der Kirchenregierung
vor einer größeren Verſammlung das Wort ergriff. In Vertretung
des Vorſitzenden des Heſſiſchen Hauptvereins richtete Pfarrer Lehn=
Offenbach herzliche Worte der Begrüßung an die Feſtgemeinde. Um
die Mittagszeit konzertierten die Poſaunenchöre von Wetterfeld, Gam=
bach
und Holzheim auf dem Marktplatz, im Schloßhof und an der Poſt.
Ein gewaltiger Feſtzug bewegte ſich dann durch die Stadt nach dem
Galgenberg, wo eine große Volksverſammlung einer nach Tauſenden
zählenden Menge ſtattfand, welche durch gemeinſame Lieder, Vorträge
der Poſaunenchöre, Maſſenchöre von 7 Kirchengeſangvereinen, die von
Univerſitätsmuſikdirektor Profeſſor Trautmann=Gießen geleitet wurde,
und Chöre der einzelnen Kirchengeſangvereinen verſchönt wurde. Dek.
Engel=Obbornhofen begrüßte die Verſammlung. Auf die Höhe von
Glaubensſtärke und Liebeskraft führten die packenden Anſprachen der
Hauvtredner: des Pfarrers Gurland=Hannover über Erlebniſe eines
deutſch=evangeliſchen Pfarrers in Rußland, des Pfarrers Knab=
Pfungſtadt von den Franzoſen aus Guſtavsburg ausgewieſen üben

Hit
Adolf=

[ ][  ][ ]

Mummer 20X.

Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 26. Juli 1923.

Deutſch=evangeliſche Not und des Pfarrers Uhlig=Bremen über Recht
und Pflicht der Guſtav Adolf=Arbeit In der geſelligen Abendver=
ſammlung
im überfüllten Saale des Darmſtädter Hofs erfolgten die
üblichen Begrüßungen durch Kirchen= und Stadtvorſtand, durch Dekanat
und Zweigverein Solms, durch die Theologiſche Fakultät Gießen, ab=
wechſelnd
mit Liedern des Kirchenchors, Maſſenchören der Geſangvereine
Eintracht und Liederkranz und Poſaunenchor=Vorträgen. Die Haupt=
anſprache
hielt Pfarrer Gurland über Erfreuliches vom neu erſtarken=
den
Deutſchtum im Baltenland.
Am Montag vormittag tagte der Verwaltungsrat (Vorſtand und
Abgeordnete der Zweigvereine) im Saale Zur Traube unter Vorſitz
von Pfarrer Lehn. Nach deſſen Eröffnungsanſprache, in der beſonders
des verſtorbenen Vorſitzenden des Hauptvereins, Dekan Bayer= Raun=
heim
ehrend gedacht wurde, erfolgte zunächſt die Prüfung der Rechnung
für 1922 und Entlaſtung des Rechners. Bei der Erſatzwahl des Vor=
ſtandes
wurden die ausſcheidenden Mitglieder wieder= und neugewählt
Pfarrer Storck=Langen. Pfarrer Weiß erſtattete intereſſanten Bericht
über den durch Selbſthilfe ermöglichten Gemeindehausneubau und über
den demnächſt vollendeten Kirchenneubau zu Heuſenſtamm. Der Unter=
ſtützungsplan
für 1923, der 10,5 Millionen Mark zur Verteilung vorſah,
wurde genehmigt; danach erhält der Zentralvorſtand 3,5 Millionen, die
heſſiſche Diaſpora 4,7 Millionen, die Diaſporagemeinden außerhalb
Heſſens 1 Million, zur freien Verfügung des Vorſtandes 1,3 Millionen.
Die Zinſen der Vermächtniſſe von Huben, Stromberger und Linden=
ſtruth
wurden der Gemeinde Heuſenſtamm überwieſen. Als Abgeord=
nete
zu der Verſammlung des Geſamtvereins wurden gewählt: Pfarrer
Wagner=Bensheim, Pfarrer Knab=Pfungſtadt, Pfarrer Storck=Langen,
und Pfaxrer Göckel=Hungen. Zum nächſtjährigen Feſtort wurde Op=
penheim
beſtimmt. Am nachmittag fand die Sitzung der Guſtav=
Adolf=Frauenvereine unter Leitung von Frau Pfarrer
Lehn=Offenbach ſtatt, in der zunächſt die Vorſitzenden der Frauenver=
eine
von Laubach, Gedern, Langen, Gießen, Offenbach und Grünberg
über die Tätigkeit in ihren Vereinen berichteten. Pfarrer Weiß ſprach
bann über Die Hilfe der Guſtav=Adolf=Frauenvereine für Heuſen=
ſtamm
. Nach dem Vortrag der Frau Pfarrer Lehn über Heilige
Gabe und Aufgabe der Frau folgte der Schlußvortrag von Pfarrer
Weiß über,Die Miſchehenfrage der Gegenwart.

Parlamentariſches.
* Dem Landtage zugegangen: Eine Regierungsvorlage fordert für
die Errichtung eines Stallgebäudes für die Schutzpolizei in Butzbach den
Betrag von 15,2 Millionen Mark. Für den Ausbau des Dachſtockes im
Polizeiamtsgebäude zu Darmſtadt wird ein Betrag von 62 Millionen
Mark angefordert, wozu ſpäter noch die Koſten für innere Einrichtungen
kommen. In den ausgebauten Räumen ſoll nach dem Ortspolizeigeſetz
vom 14. 6. 21 das Landeskriminalpolizeiamt eingerichtet werden. Für
die innere Einrichtung der Erweiterungsbauten für das Phyſikaliſche
Inſtitut der Techniſchen Hochſchule wird die Genehmigung des bereits
eröffneten Kredits von 19,2 Millionen erbeten. Für die innere Einrich=
tung
der Dienſträume für das Arbeits= und Wirtſchafts=Miniſterium
wird die Bereitſtellung eines Kredits von 32,5 Millionen und Ermäch=
tigung
der Ueberfchreitung des Betrages erbeten. Eine weitere Regie=
rungsvorlage
ſieht die neueſte Regelung der Dienſtbezüge für die Staats=
beamten
uſw. vor. Eine dringliche Anfrage des Abg. Lang=Urberach
befaßt ſich mit dem Markenbrot, das in letzter Zeit ungenießbar herge=
ſtellt
wird. Es wird um Abſtellung dieſes Zuſtandes gebeten. Eine
weitere Anfrage Dr. Oſann betr. die Verſetzung des Lehrers Darm=
ſtädter
von Heubach, die bereits im Oktober 1922 ausgeſprochen, jedoch
bis heute noch nicht durchgeführt iſt. Es wird angefragt, ob die Regie=
rung
bereit iſt, die Durchführung der Verſetzung alsbald zu bewirken.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Ein Deppichräuber=Konzern. Eine Maſſenanklage
gegen eine in zahlreichen Kolonnen organiſierte Einbrecherbande, die
mehrere Jahre hindurch den Weſten Berlins unſicher gemacht und es
befonders auf echte Teppiche abgeſehen hatte, beſchäftigt ſeit längerer
Zeit die Gerichte. Vor einiger Zeit wurde bereits die Kolonne Achte=
lick
abgeurteilt. Im ganzen handelt es ſich um nicht weniger als um
152 Angeſchuldigte teils Einbrecher, teils Hehler. Nun ſtand vor dem
Landgericht 3 wiederum eine Verhandlung gegen eine weitere Kolonne
Brenner und Genoſſen. Die Einbrecherkolonnen ſtanden untereinander
in enger Fühlung. Ihre Mitglieder beteiligten ſich gelentlich auch an
den Raubzügen der anderen Kolonnen. Zum großen Teil waren die
Diebe geſtändig. Die Ferienſtrafkammer verhängte ſehr ſchwere Stra=
fen
gegen ſie. Es erhielten Brenner drei Jahre, Friedrich fünf Jahre,
Sauer zwei Jahre, ſechs Monate und Trabus vier Jahre Zuchthaus,
ſowie je fünf Jahre Ehrverluſt. Von den Hehlern wurden Richter zu
zwei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Baum=
gart
zu einem Jahr Gefängnis und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt.
Freigeſprochen wurden Polluck, die Portierfrau Müller, Kaufmann Ilſe
und die türkiſchen Teppichhändler Alahlu und Saban.
Die Stimme aus dem Hotelzimmer. Ein großer
Hoteldiebſtahl beſchäftigt wieder die Kriminalpolizei. In einem Hotel
erſter Klaſſe in der Gegend des Potsdamer Platzes ſchlich ſich in Ab=
weſenheit
des Gaſtes am hellen Tage ein noch unbekanter Dieb ein und
ſchloß die Tür hinter ſich ab. Während er noch bei der Auswahl und
beim Zuſammenpacken war, wurde im Hotel ein Umzug dergenommen.
Hierber kam auch dieſes Zimmer, das eine Dame aus der Schweiz be=
wohnte
, in Betracht. Um mit ihr Rückſprache zu nehmen, klopften die
Hotelangeſtellten an, erhielten aber die Antwort, ſie möchten nach einer
Stunde wiederkommen, weil die Dame, wie der Mann drinnnen ſagte,
ſeine Frau, mit dem Ankleiden noch nicht fertig ſei. Die Hausdiener,
die von der Belegung des Zimmers nicht genau unterrichter waren,
beruhigten ſich dabei und kamen ſpäter wieder. Jetzt war niemand mehr
da und das Zimmer ausgeräumt. Der Dieb hatte Damenkoſtüme und
Wäſche, ein ſchparzes Kreppkleid, einen rotſeidenen und buntgefütterten
japaniſchen Kimono, einen meterlangen Crepe de Chin=Schal, einen
Seidenmantel, einen Bobelpelz, ein gelbledernes Neceſſaire mit Einrich=
tung
, viele ſeidene Damenwäſche uſw. geſtohlen, alles in allem für 80
Millionen.
Die Nothilfe in Schleswig=Holſtein.
Berlin. Die Streikbewegung der Landarbeiter in Schleswig=
Holſtein flaut immer mehr und mehr ab. Gegenwärtig ſind im Kreis
Oldenburg nur noch 50 Nothelfer auf vier Gütern zur Verrichtung von
Notſtandsarbeiten eingeſetzt. Mit der baldigen Zurückziehung der Not=
hilfe
iſt zu rechnen.
Was ein Häckchen werden will.
Heidelberg. In Heidelberg konnte ein 15jähriger Knabe aus
Mannheim, der ſich unter Mitnahme von eineinhalb Millionen Mark
aus dem elterlichen Hauſe entfernt hatte, feſtgenommen werden.
Vrrgiftung durch Herbſtzeitloſen.
Ueberlingen. Zwei Kinder eines Landwirts hatten auf der
Wieſe Herbſtzeitloſe=Samen gegeſſen und waren unter ſchweren Vergif=
tungserſcheinungen
erkrankt. Infolge des ſchnellen Eingreifens des
Arztes befanden ſich beide Kinder bereits auf dem Wege der Beſſerung,
als in einer Nacht ein Rohling zwei Fenſter der Wohnung, in der die
Kinder lagen, einwarf. Durch den erlittenen Schreck traten bei einem
der kranken Kinder Lähmungserſcheinungen ein, die nach kurzer Zeit
zum Tode führten.
Roland, der Schrecken der blinden Paſſagiere.
Seit dem Kriege haben die ſchwierigen Arbeitsverhältniſſe in ver=
ſchiedenen
Ländern Europas einen großen Zufluß von Einwanderern
nach den Vereinigten Staaten hervorgerufen, die dort lohnende Beſchäf=
tigung
ſuchen. Obgleich, die Zahl derfenigen, die bereits nach Amerika
gekommen ſind, ſehr groß iſt, ſo iſt doch die Anzahl derer, welche in=
folge
des Fahrpreifes für den Dampfer nicht kommen können, noch weit
größer. Jedoch haben ſich viele hierdurch nicht abſchrecken laſſen und
als Ergebnis davon ſtellten die Dampferlinien feſt, daß die Zahl der

blinden Paſſagiere, welche ſie von den europäiſchen Häfen hinüber=
bringen
, ſtändig wächſt. Extrawachen auf den Schiffen im Hafen und
verſtärkte Aufmerkſamkeit werden nunmehr angewandt, um die blinden
Paſſagiere zu verhindern, an Bord der Schiffe zu gelangen aber
ebenſo nehmen auch die Anſtrengungen der Amerikaluſtigen, ſich an
Bord zu ſchmuggeln und dort einige Tage verborgen zu bleiben, fort=
geſetzt
zu.
Die United=States=Line=Kapitäne und =Beamten ſind ſehr erfolgreich
beim Aufſpüren der blinden Paſſagiere, ſowohl auf See als auch im
Hafen, indem ſie Studien über den blinden Paſſagier und ſein Aus=
ſehen
machten. Suchabteilungen wiſſen genau, wo nach ſolchen, die die
Ueberfahrt ohne die läſtige Bezahlung der Paſſage oder die Beſorgung
von Päſſen zu machen wünſchen, auszublicken iſt und die Anzahl ſolcher
Perſonen wird infolgedeſſen immer geringer.
An Bord des Preſident Rooſevelt befindet ſich nun ein Weſen,
welches auch die geſchickteſten blinden Paſſagiere, nach denen jeder an=
dere
ohne Erfolg geſucht hat, ausfindig zu machen vermag. Die kluge
Geſchöpf iſt Roland, ein Polizeihund, welcher dem Oberſteward ge=
hört
. Roland iſt dreſſiert, um zwiſchen ſolchen, die rechtmäßig an Bord
des Preſident Rooſevelt gehören, und ſolchen, die dies nicht tun, zu
unterſcheiden.
Der Hund kennt ſehr gut das ganze dienſtliche Perſonal des großen
Schiffes und er wird außerdem, ehe der Dampfer von New York oder
Bremen abgeht, mit jedem neu angemuſterten Mitglied der Beſatzung
bekanntgemacht. Wenn der Matroſe den Vertrag unterſchreibt, wird
Roland mit in die Offiziersmeſſe genommen und mit Augen und Naſe
ſchreibt er die Identität in ſein ſcharfes Hundegehirn ein.
Am Abfahrtstag wird Roland am Fallreep der erſten Kajüte ſtatio=
niert
und ſchaut ſich alle Paſſagiere an, welche an Bord kommen. So=
bald
das Schiff ſein Pier verläßt, iſt er beſchäftigt, ſich in der 3. Klaſſe
gleichfalls mit allen Männern, Frauen und Kindern bekannt zu machen.
Nachdem er auf dieſe Weiſe erfahren hat, wer entweder als Paſſagier
oder als Mitglied der Befatzung berechtigt iſt ſich auf dem Dampfer
aufzuhalten, beginnt Roland ſeine eigentliche Arbeit. Begleitet vom
Sicherheitsoffizier des Preſident Rooſevelt beſichtigt er alle Räume
des Schiffes. Und hier tritt ſein ſcharfer Verſtand in Tätigkeit.
Die Anweſenheit irgendeiner Perſon, die Roland vorher noch nicht
geſehen hat, in irgendeinem Teil des Schiffes, wird ſofort von ihm be=
merkt
und das geſträubte Fell über dem Nacken des Hundes zeigt dieſe
Tatſache an. Wenn die Perſon, welche ſo herausgefunden wird, bewei=
ſen
kann, daß ſie zur Paſſage berechtigt iſt und nur zufällig bei Ro=
lands
Inſpektion überſehen wurde, ſo iſt natürlich alles in Ordnung,
doch paſſiert das ſehr ſelten.
In der 3. Klaſſe hat Roland ſchon manchen Mann entdeckt, welcher
ſich einige Tage verborgen gehalten hatte und hoffte, ſich, wenn der
Preſident Rooſevelt ſchon auf hoher See war, unter die Paſſagiere
miſchen zu können, um ſo überſehen zu werben. Roland aber entdeckt
ſolche blinden Paſſagiere ſehr prompt und das Reſultat iſt dann ein
unfreiwilliger Arbeiter, welcher der Beſatzung einverleibt wird.
In den Rettungsbooten, den Laderäumen und Kabinen, die be=
ſtimmt
ſind, nicht beſetzt zu werden ſogar in den Toiletten ſucht
Roland die nichtzahlenden Gäſte‟. Wenn er dann aber die Jagd end=
gültig
aufgibt, ſo ſind die Schiffsoffiziere auch feſtt überzeugt, daß alle
blinden Paſſagiere entdeckt ſind.
Die Arbeitsloſigkeit in Sowjetrußland.
ABC. Nach ſtatiſtiſchen Angaben des Volkskommiſſariats der Arbeit
wurden in 75 Gouvernementsſtädten Rußlands am 1. Juli 566 357 Ar=
beitsloſe
gezählt, darunter 272 483 Männer, d. h. 48,1 Prozent, und
247 865 Frauen, d. h. 43,7 Prozent, und 46 189 Minderjährige, d. h.
8,2 Prozent. Am 1. Februar waren an den Arbeitsbörſen derſelben 75
Gouvernementsſtädte 345 879 Arbeitsloſe regiſtriert. Mithin iſt im
Laufe von vier Monaten die Zahl der Arbeitsloſen um 220 478 Per=
ſonen
geſtiegen. Wenn man die Zahl der Arbeitsloſen am 1. Februar mit
100 angeſetzt, ſo betrug ſie am 1. Juli 163,7. An erſter Stelle unter den
Arbeitsloſen ſtehen Sowjetangeſtellte mit 154 490 oder 27 Prozent, es
folgen ungelernte Arbeiter (Schwarzarbeiter) mit 143 361 vder 25,3 Pro=
zent
, ferner Metallarbeiter mit 34 611 oder 6,1 Prozent, Bauarbeiter
mit 18 059, Textilarbeiter mit. 15 712 uſw. Die Zahl der arbeitsloſen un=
gelernten
Arbeiter iſt von 19,8 Proent am 1. Februar auf 25,3 Prozent
am 1. Juni geſtiegen.
Der Reichsbund der Kinderreichen Deutſchlands und der ſelbſtändige
Mittelſtand.
Auf der Tagung des Reichsbundes in Berlin berichtete über dieſes
Thema Herr Schröder=Münſter i. W. in beachtenswverten Ausführungen.
Es iſt eine eigentümliche Tatſache, daß in der machtvollen Bewegung der
Kinderreichen bisher der ſelbſtändige Mittelſtand noch wenig in die Er=
ſcheinung
getreten iſt. Die Ziele der Bewegung ſind für ſelbſtändige
Kopfarbeiter, Handwerker, Landwirte, Kaufleute uſw. von ganz weſent=
licher
Bedeutung. Abgeſehen von dem idealen Geſichtspunkt des
Schutzes der Familie überhaupt ſpricht das Weimarer Programm des
Reichsbundes u. a. von einer Kopfſteuer, die das Einkommen in ſoviel
Teile zerlegt, als Menſchen davon leben müſſen. Dadurch werden in
großen Familien viele kleine Einkommen weſentlich geringer beſteuert
werden. Die Wohnungsfürſorge iſt eine Hauptaufgabe des Reichs=
bundes
. Sein letztes Ziel, dem er mit allen Mitteln entgegenſtrebt, iſt
das Eigenhaus mit Garten für jede kinderreiche Familie, das ſich auch
für den Mittelſtand verwirklichen läßt. Die ſtaatlichen Kinderrenten
ſollen die ſozialen Zulagen für Arbeiter und Beamte auch auf die ſelbſt=
ſtändigen
Mittelſtändler ausdehnen. Zur Verwirklichung dieſer Renten
ſollen ja bekanntlich die Verbrauchsſteuern z. T. herangezogen werden,
die für die Kinderreichen ein großes Unrecht darſtellen. Schon die Er=
reichung
dieſer Ziele würde dem ſchwer bedrohten Mittelſtand weſent=
liche
Erleichterung bringen. Auf fie konzentriert ſich geradezu ſein
Kampf ums Daſein. Darum iſt es ſein eigenes, wohlverſtandenes In=
tereſſe
, wenn er die Bewegung der Kinderreichen durch tatkräftige Mit=
arbeit
unterſtützt.
Preisrückgang in den Vereinigten Staaten.
(P.P.8.) Nach der Indexzahl von Dun’s Review hat im Mo=
nat
Juni ein durchſchnittlicher Preisrückgang um 1½ Prozent ſtattgefun=
den
. Von den ſieben Gruppen der Gegenſtände des täglichen Gebrauchs
weiſen fünf Rückgänge und zwei (Fleiſchwaren und Gartenbauerzeug=
niſſe
) Zunahme auf. Der ſtärkſte Rückgang hat in der Gruppe Brot=
getreide
, um faſt 4 Prozent, und in der Gruppe Kleidung und Textilien,
um etwas über 3 Prozent, ſtattgefunden. Gegenüber dem Höchſtſtand
dieſes Jahres, der am 1. April erreicht geweſen war, war die Index=
zahl
am 1. Juli um 2½ Prozent und gegenüber dem Höchſtſtand der
Nachkriegszeit, der am 1. Mai 1920 erreicht war, um 281 Prozent;
gegenüber dem Tiefſtand vom 1. Juli 1921 iſt ſie um 18 Prozent und
verglichen mit dem Stand vom 1. Auguſt 1914 um 562/s Prozent ge=
ſtiegen
.

Neue Bücher.

St. Der ſeltſame Menſch von W. Kolorenko. Die
Romanreihe für junge Menſchen Der gute Schmöker bringt als ſieben=
ten
Band Kolorenkos. Der ſeltſame Menſch (Verlag Franz Schneider,
Berlin SW. 11, mit Federzeichnungen von Karl Holtz, Halbleinen.
Grundpreis 4,50 Mk.). Dieſer ruſſiſche Auswanderer=Roman, der übri=
gens
nicht unbedingt ruſſiſcher Typ iſt, iſt ſicher Korolenkos ſchönſtes und
einheitlichſtes Werk. Der ſeltſame Menſch iſt ein rieſenhafter Ruſſe, wie
viele ſeines Gleichen, aber ein Kind. Er kommt mit wenigen Lands=
leuten
in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und läßt uns da
ſeine Schickſale mit erleben. Sie ſind abwechslungsreich und vielgeſtal=
tig
, führen über Höhen und Tiefen. D. h. eigentlich ſind es keine
Hohen, denn ein Millionär wird er nicht der ungelenke aber kreuz=
drave
Bauernſohn. Aber ſein Schickſal macht ihn urplötzlich, als er un=
bewußt
in eine Kommuniſtenrevolte gerät und einen Konſtabler, den be=
rühmteſten
von New=York, der ihn angreift, niederſchlägt, zu einer Be=
rühmtheit
von New=York bis Minneſota, bis er durch allerlei Fährniſſe
hindurch endlich in den Hafen geruhſamer Arbeit einlaufen kann, eine
neue Heimat findet. Ein Jugendbuch im beſten Sinne des Wortes,
das ſeine Leſer packt und ſo bald nicht wieder losläßt.
Sowjet=Rußland im Umbau, ſo nennt ſich ein im
Verlag der Frankfurter Sozietätsdruckerei G. m. b. H. erſchienenes

Buch von Fritz Schotthöfer. Der Verfaſſer hat Rußland in den
letzten Jahren bereiſt und ſchildert die gewonnenen Eindrücke ſehr an=
ſchaulich
. Er hat ſich von dieſem brodelnden Revolutionskeſſel ein
ſachliches Bild geſchaffen, das zeigt, wie in dieſem fürchterlichen Chaos
ſchon überall wieder neues Leben zu knoſpen beginnt. Ein jugend=
kräftiges
Volk, wie die Ruſſen kann ſelbſt die Bolſchewiſtenherrſchaft
nicht vernichten. Die heutigen verantwortlichen Machthaber ſind klug
genug, trotz aller ſchönen Parteiſchlagworte niemals die Wirklichkeit aus
den Augen zu verlieren, und widerſetzen ſich keineswegs den Notwen=
digkeiten
des Wirtſchaftslebens. Nur eines iſt in dem ſonſt ſehr emp=
fehlenswerten
Buche nicht genügend unterſtrichen: Die Beſſerung in
Rußland kommt trotz der heutigen Bolſchewiſtenregierung und nicht,
weil die Bolſchewiſten ein brauchbaues Regierungsprogramm haben
oder bringen könnten.
Sport, Spiel und Turnen.
Flugſport.
Ein Caſper=Verkehrsflugzeug iſt geſtern als erſtes
deutſches Flugzeug glatt in Gotenburg zur Teilnahme am Wettbe=
werb
gelandet.
Schwerathletik.
Sonntag, den 29. Juli, nachmittags 3 Uhr, veranſtaltet die
Kraftſportvereinigung 1895 auf dem Platze des Vereins
für Raſenſpiele (Exerzierplatz) ein großes Sportfeſt,, wie es Darmſtadt
noch ſelten geſehen bat. Der Verein hat weder Mühe noch Koſten ge=
ſcheut
und will dem ſportliebenden Publikum zeigen, was er durch
fleißigen Training, verbunden mit Kraft und Geſundheit, alles bis jetzt
zu Wege gebracht hat. Dies beweiſen am beſten ſeine außerordentlich
großen Erfolge bei den diesjährigen Wettſtreiten, an welchen ſich der
Verein überall beteiligte und unter anderen 82 erſte Preiſe, darunter
6 erſte Meiſterſchaften, errang. Auch wird dem Publikum die aktive
Mannſchaft, welche ſich am 3. Auguſt d. J. zu den deutſchen Meiſter=
ſchaften
nach Erfurt begibt, in ihren Uebungen vorgeführt werden. Um
aber die Kämpfe noch intereſſanter zu geſtalten, hat der Verein erſt=
klaſſige
Kräfte von auswärts verpflichtet. Es finden ſtatt: Herausfor=
derungskämpfe
im Boxen (Neu=Iſenburg gegen Darmſtadt), im Nin=
gen
(Frankfurt gegen Darmſtadt). Es treten an im Boxen: 1. Mittel=
gewicht
: Mehrfacher Meiſter Liſt=Neu=Iſenburg gegen den bekannten
Meiſter Mathes=Darmſtadt; 2. Weltergewicht: Meiſter Schrott=
Neu=Iſenburg gegen Württemb. Meiſter Boekh=Darmſtadt; 3. Leicht=
gewicht
: Müller=Neu=Iſenburg gegen Weber=Darmſtadt; 4. Feder=
gewicht
: Meiſter Guckelsberger=Neu=Iſenburg gegen Jordan=
Darmſtadt; 5. Bantamgewicht: Mehrmaliger 1. Sieger Löſch=Neu=
Iſenburg gegen Kreismeiſter Bock=Darmſtadt; 6. Fliegergewicht:
Schrott=Neu=Iſenburg gegen den jugendlichen Boxer Kurtz= Darm=
ſtadt
. Im Ringen treten a.: 1. Bantamgewicht: Kreismeiſter
Langguth=Frankfurt gegen mehrmal. 1. Sieger Heß=Darmſtadt;
2. Federgewicht: Meiſter Gerber=Frankfurt gegen Kreismeiſter Mich.
Groh=Darmſtadt; 3. Leichtgewicht: Meiſter Friedrich=Frankfurt
gegen Kampfſpielſieger Otto jun.=Darmſtadt. Außerdem findet
noch die Austragung der Vereinsmeiſterſchaft im Stemmen und Rin=
gen
, ſowie Schüler= und Jugend=Ringen ſtatt. Zum Schluſſe tritt die
preisgekrönte Müſterriege mit 30 Pfund ſchweren Handeln an, um ihre
exakten Uebungen vorzuführen. Auch das Tanziehen wird in einwand=
freier
Art vorgeführt werden. Wir dürfen daher nochmals jedem In=
tereſſierten
dieſe Veranſtaltung nur empfehlen und ſicher ſein, jeden
Beſucher zufrieden geſtellt zu haben. Näheres noch an den Plakaten und
aus den Inſeraten erſichtlich.
K. J.
Leichtathletik.
Leichtathletik=Sportfeſt in Ober=Ramſtadt.
Nächſten Sonntag findet in Ober=Ramſtadt ein Leichtathletik= Sport=
feſt
ſtatt und kommen folgende Uebungen zum Austrag: Für Herren
über 18 Jahre: 100, 200, 400, 1000 und 3000 Meter=Laufen, 4X100 und
3X1000 Meter Stafettenlaufen Kugelſtoßen, Diskuswerfen, Schleuder=
ballwerfen
, Steinſtoßen, Fußballweitſtoß, Dreikampf, beſtehend aus 100
Meter Laufen, Freiweite, Kugelſtoßen. Für Herren unter 18 Jahren:
100, 400, 1000 Meter Laufen, Kugelſtoßen. Für Damen: 100 Meter
Laufen, Dreikampf, beſtehend aus: Freiweite, Kugelſtoßen, Freihoch. Es
werden in jeder Konkurrenz ein Wertpreis, nebſt 1., 2., 3. Diplomen
den Siegern überreicht. Anfang der Wettkämpfe: 8 Uhr vormittags.
Schwimmen.
Die Ereigniſſe des kommenden Sonntags.
Der kommende, Sonntag iſt reich an ſchwimmeriſchen Ereigniſſen,
Die erſte Waſſerballmannſchaft des D.S. C. Jung=Deutſchland begibt ſich
cm Samstag mit Sulzmann, Fink, Laun Schmuck, Gils, Berges,
Schneider und Kemmer nach Gießen, wo ſie gegen den S.V. Gießen
ein Spiel austrägt. Am Sonntag tritt ihnen in Caſſel die dortige
Städtemannſchaft entgegen, die in letzter Zeit ſehr gute Reſultate zu
verzeichnen hatte.
Die Jugendmannſchaft kämpft in Freiburg um den Schwvimmſport=
Verein=Freiburg=Wanderpreis, der für die beſte Geſamtleiſtung einer
Jugendmannſchaft vergeben wird. Verteidiger des Preiſes iſt Hellas=
Magdeburg. Zu dieſem Mehrkampf gehören folgende Nennen: Jugend
200 Mtr. Bruſt, 100 Mtr. Seite, 100 Mtr. Rücken, 100 Metr. bel.,
Lagenſtaffel 4X50 Mtr., Freiſtilſtaffel 4X50 Mtr., Bruſtſtaffel /4X50
Mtr. und eine Freiſtilſtaffel 50, 100, 150, 100, 50 Mtr. Da die Meldun=
gen
noch nicht bekannt ſind, läßt ſich über die Ausſichten nichts ſagen.
In Augsburg iſt der D.S. C. Jung=Deutſchland durch die Gebr.
Fiſcher vertreten, die den Juniorenmehrkampf (Springen, Tauchen,
Schwimmen) vertreten. Der S. Sp.V. Moeve=Darmſtadt, entſendet
Herrn G. Pfordte zum 1. Seniorſpringen, der dort auf einen der beſten
ſüddeutſchen Springer, Scheck=Delphin=Stuttgart, trifft.

Behördlich

konzeſſionierte Bettannagme
Hölgesſtraße 11
Hölgesſtraße 11
Telephon 2493 Friedrich Mund Telephon 2493
Büroſtunden von 103 Uhr, auch Sonntags geöffnet!
(*21084mdfs)
K6
Gültige Lebensmittelmarken vom 26. bis 31. Juli 1923 einſchl.
Nr. 70 und 71 mit je 800 g Brot
(St. 6282
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag, den 2. Juli:
Wolkig, Regen, mäßig warm, Nordweſtwind. Tiefdruckgebilde im
Norden reichen über Deutſchland hinweg. Die Wetterlage iſt ver=
änderlich
.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, abends 7, Uhr.
Saalbau abends 8 Uhr: Sonderkonzert (Leiter: Johann Strauß
aus Wien). Union=, Reſidenz=, Central=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für Stadt und Land
Reich und Ausland: i. V.: Andreas Bauer; für den Inſeraten=
teil
: i. V.: Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 10 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite G.

Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
69)
(Nachdruck verboten.
Morgen iſt Sonntag, ſagte ich, da wollen wir eine Wan=
derung
machen.
Wir ſtanden früh auf, fuhren nach Potsdam und gingen die
Havel entlang über Caputh bis Ferch, erſt ziemlich ſchweigſam,
dann begann ich zu ſprechen von der Vergangenheit, von dem,
was ich erlebt, wie ich Marie Louiſe gefunden hatte.
In Ferch aßen wir zu Mittag, das Wetter war ſchön, und ich
nahm ein Segelboot. Vor friſcher Briſe fuhren wir auf Werder
zu. Sehr ſchnell ging es voran, das Waſſer ſchäumte zu beiden
Seiten des Bootes. Wenn das feſtgebaute und ſichere Fahrzeug
ſich ſeitwärts legte, ganz ſeitwärts, dann bekam es Marie Louiſe
zuerſt mit der Angſt, aber ſie gewöhnte ſich daran und klammerte
ſich entſchloſſen an dem Bordrand feſt, um das Gleichgewicht nicht
zu verlieren.
An Land tranken wir Kaffee, dann nahmen wir Richtung auf
Potsdam zurück, mußten gegen den Wind kreuzen, das koſtete
viel Zeit, der Wind ließ nach, und ſchließlich trat Flaute ein, da
lagen wir ſtill auf dem glatten See. In die Waſſerfläche ſpie=
gelten
der blaue Himmel und die dunklen grünen Wälder viel
Farben hinein, die das ſtrahlende Sonnenlicht zu einer flim=
mernden
metallenen Buntheit vereinte. Wir ruhten im Boot vor
den hochragenden weißen Segeln, die wie Firnenſchnee leuchteten,
und ſonnten uns. Marie Louiſe blinzelte mit den Augen. Biſt
Du müde? fragte ich. Ja etwas. Komm’ her und leg:

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2G. Juli 1923.

Deinen Kopf in meinen Schoß. Sie tat es und ſchlief bald ein.
Ruhig und friedlich war es umher, lieb hatte ich mein gro=
ßes
Mädel, und alle die Schönheit ringsum ſchien mir zuzureden:
Laß doch gut ſein, es wird ja alles ſchon recht werden.
Leiſe ſetzte der Wind ein, wir kamen wieder in Fahrt und
glitten ſanft vorwärts, unendlich lieblich war das, die anmutige
Landſchaft, die milde Luft, das leicht atmende Mädel. Ihre Lip=
pen
bewegten ſich im Schlafe, ſie formten kein Wort, nicht einen
Laut verſtand ich, ich wußte: der Gedanke, der da ſich Bahn ſchaf=
fen
wollte, war ſauber und zart. Es war ſo ſchön ringsum, es
war ja auch ſchön, wenn ein junger Menſch liebte.
Ich mußte verſuchen, alles im Guten zu löſen mit viel Ge=
duld
und Ruhe und unter möglichſter Schonung des Zarten und
Wertvollen, was mit dieſer Neigung zuſammenhing.
Marie Louiſe, fagte ich am Montag morgen, ich habe heute
im Amt eine Denkſchrift zu diktieren, die ganz geheim iſt, es wäre
mir lieb, wenn Du ſie ſchreiben würdeſt, willſt Du?
Sie ſagte zu, und wir machten uns ans Werk, es war ein
tüchtiges Stück Arbeit zu leiſten, auch für Marie Louiſe, ich dik=
tierte
aus dem Manuſkript, die Niederſchrift mußte ſogleich an
die entſcheidende Stelle weitergegeben werden. In aufrechter
Haltung ſaß Marie Louiſe am Schreibtiſch und brachte die Sätze,
die ich ihr meiner Gewohnheit gemäß im Umhergehen anſagte,
mit klaren, deutlichen Schriftzügen genau und ſorgfältig, zu Pa=
pier
. Ueber die Schulter ſah ich ihr und kontrollierte die Nieder=
ſchrift
, Marie Louiſe war nicht an ſolche Tätigkeit gewöhnt, ich
erwartete, daß ſie namentlich in dem gegenwärtigen Zuſtande
der Erregung Fehler machen würde, aber ich irrte mich. Es war
eine Freude, mit dem Mädchen zu arbeiten, ſie war ganz geſam=
melt
und aufmerkſam, ſtörte durch keine Bewegung, ſtellte keine
Frage, wartete, wenn ich eine Pauſe machte, um nachzudenken,
und war ſogleich bei der Hand, wenn ich von neuem begann.
m

Geht es noch, Marie Louiſe, oder biſt Du ſchon zu müde?
Es ſtrengt mich gar nicht ſehr an."
Als wir reichlich zwei Stunden gearbeitet hatten, las ich das
Geſchriebene durch, es war in Ordnung. Nun begannen wir von
neuem, und Marie Louiſe ſchrieb noch einmal etwa anderthalb
Stunden. Ich prüfte auch den zweiten Teil und ging zum Chef,
um die Denkſchrift abzuliefern.
Als ich zurückkam, war es drei Uhr. Nun iſt es genug für
Dich, Marie Louiſe, ſagte ich, wir wollen eſſen gehen." Zu
Hauſe hatte ich uns abgemeldet, ich wußte, daß es Marie Louiſe
Freude machte, hin und wieder auswärts zu ſpeiſen.
Wir ſaßen in dem kleinen blauen Zimmer des Reſtaurants
ich ſagte: Marie Louiſe, ich bin doch ſehr zufrieden, wenn ich
ſo mit Dir zuſammen ſein kann. Du haſt noch gar keine Beloh=
nung
für Deine Schreibarbeit bekommen. Was willſt Du nun
haben?
Marie Louiſe ſchob ein paar Brotkrumen beiſeite. Vater,
ſagte ſie, wenn Du mir einen Tag ſchenkteſt?
Ich war auf ganz anderen Bahnen. Wovon? fragte ich.
Von den dreien an denen ich Günter nicht ſehen ſoll.
Willſt Du an Verabredungen rühren? fragte ich.
Nein. Marie Louiſe ſah vor ſich hin auf den Tiſch, dann
blickte ſie mich mutig an. Ich dachte nur, weil es ja doch keinen
Zweck hat, ußd ihr verhaltene Stimme hatte den Klang
innerer Bewegung, ein Tag iſt heute ſo furchtbar viel, wo man
ſoch nie wiſſen kann, was der nächſte bringt. Ich hatte mir das
gar nicht ſo klargemacht.
Ich war mißmutig. Nein, Marie Louiſe, ein Wort bleibt
ein Wort.
(Fortſetzung folgt.)

Ihre Verlobung geben bekannt

Anng Bindewald
Philipp Oehlenſchläger
Darmſtadt
Fürth i. Odenw.
Kaupſtraße 54
Heppenheimerſtraße 3"
26. Juli 1923

vertraut mit allen vorkommenden Büro=
arbeiten
, an ſicheres Rechnen und ge=
wiſſenhaftes
Arbeiten gewöhnt, ſucht
ab 1. Oktober 1923 paſſenden
Verrraueksfoſten.
Angebote unter D 111 an die Geſchäfts=
ſtelle
ds. Bl.
(*21164

dem Silberpaar Adam Dingeldein
L und Ehefrau Babetie, geb.
Spilger, zu ihrer am Samstag, den
28. Jali, stattfindenden Silber-
Hochzeit die herzl. Glück- und
Segenswünsche!
Erich Dingeldein und Frau Liesel
geb. Diefenbach
Familie Diefenbach, Griesheim b. D.
Ahastraße 10.
(*21137

Dankſagung.
Für die große Anteilnahme
bei dem Hinſcheiden meines
lieben Mannes, ſowie für die
ihm am Grabe erwieſene letzte
Ehre ſagt hiermit den wärmſten
Dank
(*21151

Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau E. Heinemann.

Weiblich

Alte, alleinſtehende
Witwe ſ. Stellung.
Es wird m. auf gute
Behandlung undVer=
pflegung
geſehen als
auf hohen Lohn.
Angeb. unt. D 120
an die Geſchſt. (*2119:

Männlich
Gew. Kaufmann
überniniint Vertre=
tungen
f. Darmſtadt
u. Umigebung. An=
geb
iint. D 118 an
die Geſchſt. (*21195
Pn
hauf feur
füir Laſt=u Perſonen=
wagen
ſucht Stel=
lung
, nimmt auch
ſolche als Beifahrer
oder dergl. an. An=
geb
. u. D 80 an die
Geſchäftsſt. (*21078md

Streb=
ſamer
Kaufmann
27 Jahre, verh., in
Buchhaltung, Steno=
graphie
und Schreib=
maſchine
bewandert,
engliſche Sprach=
kenntniſſe
, ſucht zum
1. Oktober paſſende
Dauerſtellung, in der
ein Emporarbeiten
möglich iſt, evtl. Aus=
land
. Angeb. erbet
unter D 138 an die
Geſchäftsſt. (*21217

Junger Mann ſucht
Arbeit gleich welcher
Art. Ang. u. D 9
Geſchäfrsſt. (*21134

Jge, Lageriſtin
per 1. 8. geſ. Par=
fümbranche
bevorz.
Hartmann
Grafenſtr. 20.(md

Junges Fräulein
Anf., f. leichte Büro=
und Lagerarbeit geſ.
Angeb. unter D 12
Geſchäftsſt. (*21188

2 Mädchen
für leichte Näharbei
geſucht.
(6285
H. Front & Co.
Schulſtraße 15.

Jüngeres
hen
für leichte Arbeit ge
Eichbergs Rachf.
Wilhelminen=
ſtraße
29
(*2117

Zeitungsträgerin
gegen hoh. Lohn ge
Kullmann, Wilhelminen=
ſtraße
9.
K. G056

Nach
Luxemburg!
Frau od. Mädchen
in Dauerſtellung für
alle Arbeiten zu kin=
derloſer
, katholiſcher
Herrſchaft nach Lu=
gemburg
=Land ge=
Dieſelbe muß gute
bürgerliche Kücheper=
fekt
führen können
und in allen Hausar=
beiten
durchaus er=
fahrenſein
. (* 20900imd
Perſonal für Grob=
arbeiten
vorhanden.
Anfangslohn 70 bis
80 Franken monat=
lich
, je nach Leiſtung
Aufbeſſerung. Reiſe
und Paß nach 6 Mo=
naten
bezahlt. Allein=
ſtehende
unabhängige
Frau aus guter Fa
milie oder Mädchen
mit allerbeſten Zeug=
niſſen
bevorzugt. Näh.
Eliſabethenſtraße2, II.

Ehrliches, ſauberes
Mädchen
vorm. geſucht. Näh.
Geſchäftsſt. (*21190

Ordl. Mädchen
jeſucht gegen hohen
Lohn Rheingauer
Weinſtube, Luiſen=
(*21150
platz 1.

Tüchtiges (21143d.
Mädchen
einfache Stütze vd.
Frau auch nur tags=
über
, von äiterem
Ehepaar geſucht. Vor=
zuſtellen
bei Frl. Kolb,
Taunusſtr. 3, 3. St.

Junges Mädchen
bis nach d. Spül. geſ.
Rheinſtr. 3, I. (*2116

Ich ſuche für ſofort oder bald
erfahrene, ſaubere
Kochin
ſowie ein

Zimmermädchen
das nähen und bügeln kann
bei ſehr hohem Lohn.
Zuſchriften mit Zeugniſſen und
mögl. mit Bild an Frau Fabrikbeſ.
Julius Umbach, Kandern
Baden.
(6219imd
Reiſekoſten werden vergütet.

Wollen Sie Ihr Kind geſund erhalten, ſo ſorgen
Sie, beſonders im Sommer, für ſeine richtige zweck=
mäßige
Ernährung. In der warmen Jahreszeit drohen
dem Säugling große Gefahren in Geſtalt von Diarrhöe,
Brechdurchfall, Darmkatarrh und anderen Verdauungs=
ſtörungen
, die alljährlich Tauſende von Opfern fordern.
Ein richtig genährtes Kind iſt gegen ſolche Angriffe
beſſer geſchützt, weil ſein Organismus mehr Wider=
ſtandskraft
beſitzt. Auch Ihr Kind wird den gefürch=
teten
Sommerkrankheiten leichter entgehen, wenn
Sie ihm Kufeke geben, denn dieſe altbewährte,
zuverläſſige Nahrung beugt infolge ihrer beſonderen
Eigenſchaften den Verdauungsſtörungen vor. Kufeke‟
iſt außerordentlich nahrhaft und wohlbekömmlich, es
ſchmeckt den Kindern gut, wird deshalb gern genommen
und iſt auch billig, weil es ſehr ergiebig iſt und ſich
nur ſparſam verbraucht.
(V,2737

Chaiſel. mit Decke
Waſchmaſchine, 1 St
Linoleum, Geſchirr,
Teller, Waſchſchüſſel
uſw., verſch. Stoffe.
Nur von 911 Uhr.
Ziesſtr. 103, I. (*21230

Aeltere Köchin
geſ. m. langjährigen
Zeugn., die Hausarb.
übernimmt. Zeitgem.
Lohn. Fahrg, wird
vergütet. Auerbach,
Darmſtädterſtr. 93,
Tel. Amt Bens=
heim
254. (*22

Suche
3mal wöchentlich
kräftige Frau
zum Putzen und
Waſchen
Frau Sickler jun.,
Heidelbergerſtr. 28, I
Zu melden vorm
bis 11 Uhr, nachm.
von 35 Uhr. (*21239

Tüchtiges

geſucht, Lohn d. Zeit
entſprech. (*21251d.
Näh. Holzſtr. 22.

Brades, fleißiges
Mädchen
p. 15. Aug. geg. gut
Lohn geſucht. (*21254
Frau Wolf
Grafenſtraße 19
Konfitürengeſchäft.

Tagsüb, ein tüchtiges
Mädchen
Al
gefucht.
Metzgerei H. Pauly,
Ecke Soder u. Stiftſtr.

Fe
Putzfrau
für dauernd ſucht ſof
Heſſ. Wollwaren=
fabrik

Marſtallſtraße 6.

Alleinſtehende ält.
zuverläſſ. Frau zum
Ausfahren v. 2 Kind.
für nachmittags von
2-6 geſucht. Näheres
Geſchäftsſt. (*21159

Miich
Für das Einkaufs
büro einer größeren
Maſchinenfabriktücht
junger

Tücht. Alleinmädchen
geſucht. Martin=
ſtraße
42.
(B627

Frau od. Mädchen
geſucht, eventl. über
Mittag. Martin=
(*21138
ſtraße 47.

Williges
Einfaches Dienſt= Hauscädchen
mädchen geſ. (*21200 geſ. Lohn 70-80 000.,½
Herderſtraße 24, I. IArtillerieſtr. 6.p, (*21240

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ſchon längere Zeit
ähnliche Stellung m.
Erfolg bekleidet hab.
werden berückſichtigt.
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Geſchäftsgänge ſofort
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und Zeugnis=
abſchriften
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Geſchäftsſt. (*21167

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die Geſchſt. (*21245

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die Geſchſt. (*21202

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Drehſtrom=Motor, 3
PS. Kupferw., eine
Waſchmangel, 1 kleine
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Tel. 351. Amt. Bensheim.

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aller Art, Kleider,
Schuhe, Wäſcheetc.
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teilweiſe noch neu
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ſchäftsſt
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122 Uhr u. abends
von 6 Uhr ab. Näh.
Geſchäftsſt. (*21198

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Geſchäftsſt. (*21238

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a. d. Geſchſt. (*21133

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gegen bar geſ. (*21131
Ang. u. D 97 Geſchſt.

Nationgl=

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Geſchäftsſt. (*21155

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Schreibtiſch, geſucht.
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D 110 Geſchſt. (raug

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Jac. Eckſtein
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Geſchäftsbücher
Geſchäftsbriefe
Bücher
Zeitungen
Zeitſchriften
Altpapier
kauft zu höchſt. Preiſen
A. G. f. d. Papierfach,
Rheinſtraße 20.
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und Stärke. (*21208
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Bleichſtr. 38. Tel. 2495.

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ein zweirädr.
Handwagen
ca. 10 Ztr. Tragkraft,
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gebraucht, oder Miſt=
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geſucht.
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an die Geſchäftsſtelle,

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Zimm. mit Penſion
ſof. zu verm. (*21233

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Aliceſtr. 8, I. (*22129ar

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u. Jagdausrüſtungs=
gegenſtände
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geſucht. Angebote
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Geſchäftsſt. (6279df=

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Karlſtraße 45
Tel. 1188. (ns

tür. Kleiderſchrank
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D117 Gſchſt. (*21172

Ein oder zwei
Seſſel
zu kaufen geſ. (*21132
Ang. u. D 94 Geſchſt

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Darmſtädter Tagblatt

Handeisbia

26. Zuli 1923 Nr. 204

keine

nmet

Suspendierung des Erlaſſes des Reig ſirtſchafts=
mmſers
bezſiaiſch Sehlungsköondſtior. er Verbände.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat auf G /),g=Rückwirkungen der
ſtarken Repartierungen, welche die Einheitunt K7ordnung zur Folge
hatten, den an die Spitzenverbände der Wirtſchsb erichteten Erlaß vom
6. Juni 1923, wonach die Ausgabe der Abſchrift g iner Handelskammer=
beſcheinigung
an den jeweiligen Kunden zwecks Erwerb von Deviſen und
die Vereinbarungen des Liefergnten mit, ſeinen Kunden, daß er für
den Kaufpreis Deviſen anſchaffe, und bei dem Kunden die Anſchaffungs=
koſten
in Rechnung geſtellt werden, verboten wurde, vorläufig ſuspen=
diert
. Danach iſt es alſo geſtattet, daß die Handhabung der Verbands=
konditionen
, iusbeſondere hinſichtlich des Zahlungsverkehrs, ſich der ver=
änderten
Sachlage, hervorgerufen durch das Repartierungsſyſtem der
Reichsbank, anpaßt. Der Erlaß des Reichswirtſchaftsminiſters lautet
folgendermaßen:
Die Umſtellung der Deviſenwirtſchaft auf das Syſtem der Ein=
heitskurſe
hat angeſichts der ſtarken Repartierungen, welche die Reichs=
bank
vorzunehmen gezwungen war, den Uebergang aus der Papiermark
in ausländiſche Währungen mit Riſiken belaſtet, die bei Erlaß meines
an die Spitzenverbände gerichteten Schreibens vom 6. Juni 1923 nicht
vorausgeſehen werden konnten. Wenn ich auch hoffe, daß es binnen
kurzem gelingen wird, dieſe Uebergangsſchwierigkeiten zu vermindern
und insbeſondere durch Eindämmung der zurzeit geübten enormen
Ueberanmeldungen an Deviſen der Reichsbank normale Zuteilungen auf
den unbedingten Bedarf zu geſtatten, ſo verkenne ich nicht, daß die ge=
genwärtige
Lage eine ernſte Gefahr für den Inlandsabſatz von Waren
bedeutet, die unter ſtarker Verwendung ausländiſcher Rohſtoffe herge=
ſtellt
werden. Ich hoffe, daß es den vereinten Bemühungen und der
verſtändnisvollen Zuſammenarbeit der beteiligten Wirtſchaftsgruppen
und ihrer berufenen Vertretungen gelingen wird, dieſe Schwierigkeiten
zu überwinden, und Abſatzſtockungen bei Waren, welche für die Verſor=
gung
der Bevölkerung wichtig ſind, zu vermeiden. Ich möchte aber an=
geſichts
der ſchwierigen Lage den zwiſchen einzelnen Wirtſchaftsgruppen
abgeſchloſſenen und noch abzuſchließenden Vereinbarungen zunächſt nicht
vorgreifen und deshalb, ſolange dieſe Schwierigkeiten fortbeſtehen, die
Durchführung der in meinem Erlaß vom 6. Juni 1923 niedergelegten
Grundſätze vorerſt zurückſtellen. Ich behalte mit aber vor, auf die
Frage zurückzukommen, ſobald das gegenwärtige Uebergangsſtadium in
der Deviſenwirtſchaft überwunden ſein wird.
miniſters hebt alſo die Verfügung vom 6. Juni mindeſtens während
der Dauer der Uebergangsſchwvierigkeiten wieder auf.
Handel und Wandel in Heſſen.
* Enzinger=Werke A.=G., Worms. Die Generalverſamm=
lung
genehmigte die Kapitalserhöhung von 7 auf 2 Mill. Mk. Stamm=
und von 2 auf 4 Mill. Mk. Vorzugsaktien.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Heidelberger Straßen= und Bergbahn A.=G. in
Heidelberg. Eine unter Vorſitz von Oberbürgermeiſter Profeſſor Roggen=Kleie Mk. 11,1 Mill. Tendenz: feſt.
Dr. Walz abgehaltene außerordentliche Generalverſammlung genehmigte
die Erhöhung des bisher 1 235 000 Mk. betragenden Aktienkapitals um
100 Mill. Mk. Stammaktien und 10 Mill. Mk. Vorzugsaktien mit 10 Stimmrecht ſowie den Abſchluß eines Vertrags mit der Stadt=
gemeinde
Heidelberg, wonach die ſämtlichen Bahnanlagen mit Zubehör
und Konzeſſion bis 1953 von der Stadt Heidelberg auf die Straßen= und
Bergbahn A.=G. übergehen. Die Stadtgemeinde Heidelberg erhält als
Gegenwert die 10 Mill. Mk. Vorzugsaktien und die 100 Mill. Mk.
Stammaktien, beide zum Kurſe von 100 %. Von den 100 Mill. Mk.
Stammatien hat die Stadt Heidelberg den alten Aktionären der Geſell=
lichen
Aktien im Benehmen mit der Verwaltung beſtimmungsgemäß zu
verwerten.
Fh. Buderus=Eiſenwerk, Wetzlar. Die Geſellſchaft wird
den Aktionären der Maſchinen= und Armaturenfabrik, vorm. Breuer in
Höchſt, den Vorſchlag machen, je 3 ihrer Aktien gegen 2 Buderus=Aktien
umzutauſchen. Die Buderusgeſellſchaft behält ſich das Recht vor, von
dem Tauſch zurückzutreten, wenn nicht innerhalb einer zweiwöchigen
Friſt mindeſtens 34 der Stammaktionäre der Breuergeſellſchaft von dem
Umtauſchrecht Gebrauch gemacht hat.
Fh. Deutſche Handelsbank A.=G., Frankfurt a. M.
und Erhöhung des Grundkapitals um 540 auf 650 Mill. Mk. durch
Ausgabe von 500 Mill. Mk. Inhaberſtammaktien und 40 Mill, Mk. Kurſe. Die Börſe ſchloß in feſter Haltung. Am Rentenmarkt waren
6 %iger Vorzugsaktien mit 10fachem Stimmrecht. Den alten Aktionären
wird auf die Stammaktien ein Bezugsrecht im Verhältnis von 1:2 zu
250 % gewährt. Der Reſt ſoll für Angliederungen dienen oder ſonſt Tehuantepee 5000 T. Von ſonſtigen Werten Zolltürken 23/5 bis 2400 T.,

im Intereſſe der Geſellſchaft berwendet werden. Die Vorzugsaktien
übernimmt die Frankfurter, Treuhand= und Reviſions=A.=G Frankfurt
a. M. Das Geſchäft iſt bei beträchtlichen Gewinnen weiterhin lebhaft,
ſodaß man auch für 1923 auf ein günſtiges Ergebnis rechnen könne.
Eh. Weinhandlung Saemann u. Co., Frankfurt a. M.
Die Firma wurde mit 10 Mill. Mk. Kapital in eine Aktiengeſellſchaft
umgewandelt.
* Porzellanfabrik Kloſter Veilsdorf. Die G.=V.
beſchloß Verdoppelung des Stammaktien=Kapitals durch Ausgabe von
12 Mill. Mk. mit 25 Proz. einzahlbarer Stammaktien. Nach Weiſung
der Verwaltung ſollten die neuen Aktien zu Angliederungen, Verwert=
ung
und ſonſtigem im Intereſſe der Geſellſchaft liegendem Zweck Ver=
wendung
finden. Ein Bezugsrecht für die alten Stammaktien iſt ſo=
mit
nicht in Ausſicht genommen. Den Geſchäftsgang bezeichnet die
Direktion als gut. Der Antrag zur Einführung von 12 Mill, Stamm=
aktien
an die Berliner Börſe wird alsbald geſtellt werden.

Neugründungen.

Eh. Unter dem Namen Württembergiſche Bau=A.=G.
wurde mit einem Grundkapital von 606 Mill. Mk., das in Form von
Grundſtücken übernommen wird, eine neue Aktiengeſellſchaft gegründet.
Das geſamte Grundkapital iſt bereits in Grundbeſitz angelegt worden.
*h. Edmund Grunewald A.=G., Frankfurt a. M. Mit
60 Mill. Mk. Aktienkapital wurde dieſe Geſellſchaft zur Fortführung
der Firma Edmund Grunewald in Frankfurt a. M. gegründet, die den
Handel mir Genuß= und Lebensmitteln zum Gegenſtand hat.
*h. Scheppler u. Nagel A.=G., Frankfurt a. M. Unter
dieſer Firma wurde eine A.=G. für den Handel mit Eiſen, Metallen und
Rohprodukten mit 75 Mill. Mk. Aktienkapital gegründet.
*h. Heidelberger Federhalterfabrik Koch, Weber
u. Co., A.=G., Heidelberg. Zum Handel und zur Notierung an
der Frankfurter Börſe wurden 60 Mill. Mk. Aktien zugelaſſen.

Dividendenvorſchläge.

Eh. Kaiſer Otto A.=G., Vereinigte Deutſche Nah=
rungsmittelfabriken
, Heilbronn a. N. Der am 8. Auguſt
nach Stuttgart einberufenen ordentlichen Generalverſammlung wird die
Die vorſtehend wiedergegebene Mitteilung des Reichswirtſchafts= Ausſchüttung von 10 % Dividende vorgeſchlagen nach bedeutenden Ab=
ſchreibungen
und Rückſtellungen.
Warenmärkte.
Frankfurter Getreidebörſe. Amtliche Notierungen,
(Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack. Weizenmehl,
Roggenmehl und Kleie mit Sack. Alsbaldige Lieferung. Parität
Frankfurt a. M.) Preis je 100 Kg.: Weizen Wetterauer Mk. 2 Mill.
bis 2,2 Mill., Roggen Mk. 1,61,8 Mill., Braugerſte für Brauzwecke
Mk. 1,61,8 Mill., Hafer, inländ., Mk. 1,51,7 Mill., Mais La=Plata
, Weizenmehl, ſüdd. Spezial=Null, Mk. 3,63,8 Mill., bei Waggon=
bezug
ab Mühlenſtation, Roggenmehl Mk. 2,82,9 Mill., Weizen= und
wb. Berliner Produktenmarkt. Bei der anhaltend wei=
teren
Entwertung der Maxk machte die außerordentliche Höherbewert=
ung
des Getreidepreiſes am Produktenmarkt erneute, ganz erhebliche
Fortſchritte. Von auswärts bleibt das Verkaufsmaterial außerordent=
lich
knapp und was an Offerten vorlag, wurde ſchon in den Vormittags=
ſtunden
glatt übernommen. Die hohen Preiſe blieben auch mittags be=
ſtehen
, wobei aber die Käufer allmählich doch etwas vorſichtiger wurden.
Dies hing damit zuſammen, daß die Weltmarktpreiſe und ausländiſche
Cif=Offerten teilweiſe niedriger lauteten. Nach Mehl beſteht fehr ſtarker,
Kaufandrang, die Mühlen bleiben mit Abgaben aber um ſo zurückhalten=
ſchaft
auf eine alte eine junge Aktie zu 200 % anzubieten und die reſt= der, als die Einderung mit Rohmaterial immer ſchwieriger wrd. Trotz
hoher Gebote waren Gerſte und Hafer nur ſchwer zu erhalten. Mais
und alle Futterſtoffe ſchloſſen ſich in entſprechendem Ausmaße der Preis=
ſteigerung
an.

II. Bagdadbahn 2600 T. An den Aktienmärkten eröffneten Chemiewerte
2300 T. % feſter. Unter anderem Scheideanſtalt 1500 + 300 T.
Holzverkohlung 1100 + 380 T., Goldſchmidt 1640 T. 200 T. Die Ani=
linwerte
waren zirka 200 T. % höher. Elektrizitätswerte lagen eben=
falls
ſehr feſt. Führend waren hier Schuckert 5000 + 100 T., A.E.G.
990 + 230 T., Siemens u. Halske 4000 + 300 T., Voigt u. Haeffner
440 60 T. Bei Maſchinen= und Metallwerten, die im übrigen feſt
lagen, kamen vereinzelt Abſchwächungen vor. So bei Pokorny 345 minus
30 T., Mönus 320 minus 60 T. Höher waren dagegen Neckarſulmer
800 130 T. Metallgeſellſchaft 1725 + 600 T. Zuckeraktien 100 bis
1500 T. % höher. Montanaktien waren ebenfalls kräftig geſteigert.
Gelſenkirchener 5000 + 800 T., Mannesmann anfangs verdoppelt 3400 T.,
dann 3000 + 1400 T., Phönix 3300 + 800 T., Bankaktien ſehr feſt.
Deutſche Bank 1000 + 190 T., DiskontoKommandit 1340 + 200 T.,
Metallbank 1750 + 560 T. Am Einheitsmarkt mußten zahlreiche Werte
rationiert werden, die Tendenz war auch hier ſehr feſt. U. a. waren
Bergiſch=Märkiſche 200 rat. + 60 T., Jetter u. Scherer 2000 + 800 T.,
Chemiſche Albert 3000 + 1000 T., Hydrometer 800 + 200 T., Miag
500 rat. + 100 T. Zum erſten Male notiert wurden heute Gebr. Roe=
der
mit 380 T. rat. und Prometheus 325 T. rat. Schuhfabrik Kon=
fluenzia
95 T. rat. Im freien Verkehr hörte man ebenfalls weſentlich
höhere Kurſe. So wurden genannt: Allg. Bankverein 80 T., Becker=
Stahl 920 bis 1000 T., Becker=Steinkohle 1050 T., Benz 2000 T., Bropn
Boveri 420 T., Emelka 290 bis 300 T., Georgi 80 T., Growag, 77 T.,
Kaiſer=Waggon 135 T., Krügershall 960 T., Mez Söhne 430 T., Meher
Textil 160 T., Tiag 190 D., Ufa 620 T.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Unter dem Ein=
fluß
des ſich in beſchleunigtem Tempo täglich fortſetzenden Markver=
falles
machte heute auch die Umwertung der Kurſe an der Effektenbörſe,
nach dem niedrigen Papiermarkwertſtand gemeſſen, außerordentliche
Fortſchritte. So groß auch die Kursſteigerungen erſcheinen, ſo entſpricht
der Kursſtand der Effekten bis auf wenige Ausnahmen dem Währungs=
verfall
noch nicht annähernd. Bei der allgemein vorhandenen Kaufluſt
zeigte ſich wieder Materialmangel für die meiſten Papiere. Beſonders
ſtark war die Nachfrage auch nach allen feſtverzinslichen Werten, die
ebenfalls beträchtlich im Kurſe heraufgeſetzt wurden. Das Geſchäft hat
im Vergleich zu den letzten Tagen etwas zugenommen, kann aber als
ſtürmiſch nicht bezeichnet werden. In weiten Kreiſen der Börſe nimmt
vielmehr angeſichts der geſpannten innerpolitiſchen Lage das Gefühl der
Unſicherheit und einer gewiſſen bangen Erwartung vor kommendem Un=
heil
, ſei es politiſcher, ſei es finanzieller Natur ſtark überhand. Am
umfangreichſten waren die Kursſteigerungen wieder bei ſchweren Mon=
tan
=, Induſtrie= und Schiffahrtsaktien, ferner bei Valuta= und Kolonial=
werten
, wo ſie 200 000 bis 100 000 Proz, und bei einer kleineren Anzahl
auch darüber (bei Bochumer Gußſtahl ſogar über 2 Mill. Proz.) be=
trugen
. Für die Mehrzahl der Papiere hielten ſich die Kursſteigerun=
gen
in der Regel zwiſchen 50 000 und 150 000 Proz. Von Bankaktien
ſtiegen Diskonto=Aktien beträchtlich auf fortgeſetzte ausländiſche Käufe.
Türkenrenten, Lombarden=Prioritäten und Mexikaner verzeichneten
weit über eine halbe Million Prozent hinausgehende Kurserhöhungen.
Für die zu Einheitskurſen gehandelten Induſtriepapiere ergibt ſich bei
ſtarker Nachfrage das gleiche Bild erheblicher Kursaufbeſſerungen wie
im Großverkehr. Sonſt traten beſondere Veränderungen ſpäter nicht
ein, aber neben einzelnen Schwankungen überwogen zumeiſt weitere
Kurserhöhungen.

Berliner Kurſe. (Eigene telegr, Meldung.)

Börſen.

* Frankfürter Börſe vom 25. Juli 1923. (Eig. Bericht.)
Eine offizielle Deviſennotiz fand heute nicht ſtatt. Aus dem Ausland
wurden jedoch wieder weſentlich ſchwächere Markkurſe gemeldet. Der
Dollar ſtellte ſich hiernach auf zirka 600 000.
An der Effektenbörſe ſetzte ſich die Umwertungshauſſe weiter fort.
Die Generalverſammlung genehmigte den Abſchluß mit 100 % Dividende Die Umſätze waren zwar nicht ſehr umfangreich, doch bewirkten die vor=
liegenden
Kauforders auf allen Gebieten ein weiteres Anziehen der
die Kurſe im Einklang mit der feſten Deviſentendenz bedeutend höher.
Mexikaner Renten faſt ſämtlich mangels Angebots geſtrichen. 5 %ige

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en

2.7. 25.7. 475. 8000. 6000 6000. 350. 350. 230. 250. 3950. 4000 3500. ..:..: 5800. 2500. 2000. 10000. 2200. 3000. 2500. 3000. 1. 1000. 620 000. 700 000.
230000. 265 000. 200 000. 235 000. * 300 000. 650 000. 140 000. G/4 70000. G 700 000. 360 000. 460000. S 400 000. 1600 000. 1950 000. 1350 000. 2 2600 000. 1 1900 300. 2375 000. 264 000. 320 000. 440 000. 530 000. 720 000. 745 000.
1
4200000. S 100000. fr. 1150 000. 200 000. 850000. 12u0 000. 1800 000. 1100 000. 300 000
n. 280 000. .

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
475. 3%0 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ...
4% Rudolfb. (Salzkammerg.)
4½%a Anatolier I..........."
3% Salon Conſt. Jonction.
3% Salonique Monaſtir .....
5½ Lehuantepee ...........
............
4½%
Pfandbriefe.
5980. 420 Frankf.Hyp.=Bank 1920.:.
...
% Frankf. H. Krd.=Ver, 1921
Mein. Hyp.=Bank 1922...
48 Pfälz.
1982...
4½ Rhein., 1923 ...
verl. ...
3½%0
4 Südd. Boden=Creb.=Ban!
München 1906 ............"
4% Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½2 Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4%0 Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl....
Deutſche Städte.
47 Darmſt. v. 1919 bis 1925.
8½% Darmſt. v. 1905 .......
4% Frankfurt v. 1913....."
v. 1903 .......
31
42 Mainz. v. 1919 bis 1926.
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie .....
250 000. Barmer Bankverein .......
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank .......
Disconto=Geſellſchaft .........
Dresdener Bank ............
Frankfurter Bank ...........
Metallbank. .............
Mitteldeutſche Creditbank ....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. . .....
Nhein. Creditbank ...... . ..
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein ........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius.
...."

Bochumer Bergb. ...... . .."
Buderus.. .... . ............
Dt. Luxemburger ..... .. . ...."
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. . ..
Gelſenkirchen Bergw. ...... ..
100 000. Harpener Bergbau ..........
Kaliwerke Aſchersleben ......"
Weſteregeln .......
*.
Lothringer Hütte.....
Mannesmann Nöhren,
Mansfelder ......
Oberbedarf .............
Oberſchleſ. Eiſen Caro) ......
Phönie Bergbau ........."

23. 7. Bergwerks=Aktien (Fortſ.) Rhein. Stahlwerke .........." Riebeck Monkan. . . . . Telus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte ......... .. 80 000. 2500 000. 300 000. Aktien indnſtr. Unternehmung. 1000 000. 1400 000 Brauereien 4500 000. 5000 000,5 Henninger Kempf=Stern .. .. Löwenbräu München ......
Schöfferhof (Binding......." 4000. Berger ....... 3000.) Mkumulat. Berlin zureen Adler & Oppenheimer ....... Adlerwerke (v. Klehzer)....... A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . Anglo=Continental=Guano ..
Aſchaffenburger Zelſtoff ..... 1100 000. Badenia (Weinheim) ....
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik Bad. Maſchf. Durlach .....!. Bad. Uhrenfabr. Furtwangen. Baſt Nürnberg .....
Bahriſch. Spiegel ....... Beck & Henkel Caſſel) ...... Bergmann El. Werke ... . . . . / 930 000. Bing. Metallwerke ..... . . .. 340 000. Blei= u. Silberh. Braubach... Brockhues, Nieder=Walluf. . / 800 000.
gementwerk Heidelberg ... ... 620 000. 225 000. 220 000. Karlſtadt ........ 245 000. 295 000. Lothringen (Metz).
2300 000.) Chem. Werke Albert . . ..... . . 2000 000.
595 000. 1 Griesheim Elektron .... 1950000.
440 000. 72000. 810 003. Weiler=ter=mer . .... / 1180 000. 810000. 7000 00 Daimler Motoren ......... 400 000. 450 000. Deutſch. Eiſenhandel) Berlin. 160 000. 175 000. Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. 1150 000. 1340 000. Dingler, Zweibrücken ........ 540 000. 695 000. Dresdener Schnellpreſſen ..... 160 000. 170000 Dürkoppwerk (Stamm).. . .. 700 000. 1190000. 1750000 Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) .... 260000. 3165 000. Dhckerhof & Widm. Stammt. 500000. 100000. 155 000. Eiſenwerk Kaiſerslautern ... .. 295 000. 350000. 350 000. Eiſenwerk L. Meher ir. ...... 260 000. 500 005. 300 000 Elberfelder Farb. v. Baher ... 410000 Elektr. Lieferungs=Geſ.. .. 72 000. 120000. Licht und Kraft ......
Elſäfſ. Bad. Wolle, .......... 700 000. Emag, Frankfurt a. M. . .. . . 220 000. 5600 000 Emaill= &. Stanzw. Ullrich .... 1300 000. 1650 000 Enzinger Werke ....... . ... .. 3300 1 00. 4000 000 Eßlinger Maſchinen ......... 2600 000. 4000 300 Ettlingen Spinnerei ........ 4200 000. 5000 000. Faber, Joh., Bleiſtift.. 4200 000. Faber & Schleicher . ....... 260 000 1300 000. 1800000 Fahr, Gebr., Pirmaſenz . . .. . . 1700 000. 2000 000 Felten & Guilleaume. Carlsw. 3200 000. Feinmechanik (Jetter) ...... 1260 030. 1600 000. 3400 000 Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M 1000 000. 1290 000 Frankfurter Gas. ...... . . . .. 1500 000. 2300 000. Frankfurter Hof ........... 2120 000. 2950 000 Frſ. Maſch. Pokorny & Wittel. 2560 000.* 300 000 Fuchs Waggon Stamm.. . .. 23. 7.
2850 000.
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1750 000. 25. 7.
3600 000
450 000.
1900 000 350 000 2200 000. 2300 060 475 00. 550 000. 6 380000. 460 000. 760000. 990 000. 1800 000. 2400 000 400 000. 420000. 973 000. 1255 0001 8 750000. 400000.- G 600 000. 650 000. 1300 000 420 000. 300 000. 350 000. 320 000. 600 000. 600 000. 625 000. 545 000. 530 000. 3000 000,1 950 000. 1200 000. 445 000. 648000. 1200000. S 600 000. 300 000. 375 000. 425000. 470 000. 500 000. 300 000. 445 000. 550 000. 1020000. 1325 000 440003. 460 000. 570 000. 740 000. 700 000. 700 000. 250 000. 680 000. 610 000. G 610 000. 650 000. 810000. 1000 000 720 000. 1200 000. 340 050. 1 450000. 610000. 9 1700 000. 2000 000 220 000. 250 000. 1 180 000. 225 000. 1 675 000. 375 000. 345000. 325000. 20 000.

Frankfurter Kursbericht vom 25. Juli 1923.

Ganz, Ludwig, Mainz
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Junghans Stamm.. . . . .
Karlsruher Maſchinen .. . ..
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Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
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Lederwerke Spicharz ........
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Lux ’ſche Induſtrie ......
1300 000 1 Mainkraftwerke Höchſt......"
600 000. Meguin, Butzbach ..........
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1500 300 Meher, Dr. Paul. . ......"
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Neckarwerke Eßl. Stamm.. . .
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23. 7. 25. 7. 200 000. 200 000. 1000 000. 1700 006.9 1450 000. 1840 000. 350000. 1500 000. 720 000. 880000. 460 000. 4ü000. 1550 000. 1 450 000. 450 000. 600 000. 700 000. 865 000. 1075 000. 430 000. E 600 000. 720000. 1100 000. 600 000. 800 090. 310 000. 1. 410000. 800 000. 1740 000. 805000. 495 000. 460 000. Sl 630000. 750 000. 18 870 000. 1850 000. 500 000. 1500000. 509 000. 550 000. 748 000. 800 000. 600 000. 800 000. 650 000. f500 000. 1200000. 1800 000. 320 000. 350 000. 400 000, 1500 000. 380 000.= 320 000. 1 650 000. 670 000. 1800000 900 000. 575 000. 650000. 600 000. 398000. Ol 420 000. 47000. 330 000.
955000. f1
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300 000.
885 000.
310009.
318000, ſ3
550 000.
530 0060. 1000 050.
1000 000.
300 000.
330 000. (
700 000. 9
5000 000. 1

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300 000.
400 000.
300 000.
842 00.
770 000.
200 000.
4000 000.
251 030.
460 000.
410 000. 600 000.

380 000.
350 00.
450 000.
600 000.
650 000.
700 000.
750 000.
680 000.
690 000.
G
675 000.

230 000
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1880 000.
710 000.

440 000.
400 000.
530 000.
775 000.
900 000.
850 000.
800 000.
850 000.
800 000.
800 000.
850 000.*

370 000.
900 000.
2500 000
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71000.
320000.

125 000.

330 000.
90000.

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379 900

1050 000
99 0 000.
2100 000-
425 000.
75 000.
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und auf dem Stadthaus, Zimmer 44,
entgegengenommen.
Darmſtadt, den 25. Juli 1923.
Verwaltung der ſtädtiſchen Braun=
Kohlengrube Prinz von Heſſen
bei Darmſtadt.
Bekanntmachung.
Artikel I.
1. Im § 41 der Durchführungsbeſtim=
mungen
zum Geſetz über die Einkom=
menſteuer
vom Arbeitslohn erhält der
Abſatz 1 folgende Faſſung:
(1) Das Finanzamt kann auf An=
trag
einzelnen Arbeitgebern geſtatten,
daß ſie die Steuermarken ſtatt bei
jeder Lohnzahlung für Lohnzahlungen
in der Zeit vom 1. bis zum 15. eines
Kalendermonats bis zum 25. dieſes
Kalendermonats, für Lohnzahlungen
in der Zeit vom 16. bis zum Schluſſe
des Kalendermonats bis zum 10. des
folgenden Kalendermonats einkleben
und entwerten. Das Einkleben und
Entwerten der Steuermarken hat je=
doch
in jedem Falle ſpäteſtens beim
Ausſcheiden des Arbeitnehmers aus
dem Dienſt= oder Arbeitsverhältnis
zu erfolgen. Die Verpflichtung des
Arbeitgebers zur Einbehaltung des
Steuerbetrages bei jeder Lohnzahlung
wird hierdurch nicht berührt.
2. Im 8 50 erhält der Abſ. 2 folgende
Faſſung:
(2) Auf Antrag kann das Finanz=
amt
geſtatten, daß die Abführung
(Einzahlung oder Ueberweiſung) der
einbehaltenen Beträge ſtatt nach jeder
Lohnzahlung für Lohnzahlungen in
der Zeit vom 1. bis zum 15. eines
Kalendermonats bis zum 25. dieſes
Kalendermonats, für Lohnzahlungen
in der Zeit vom 16. bis zum Schluſſe
eines Kalendermonats bis zum 10. des
folgenden Kalendermonats erfolgt.
Gleichzeitig mit jeder Abführung hat
der Arbeitgeber der für ſeine Betriebs=
ſtätte
zuſtändigen Finanzkaſſe eine Be=
ſcheinigung
nach Muſter 3c zu über=
ſenden
, in der er verſichert, daß der
abgeführte Betrag mit dem Geſamt=
betrag
des innerhalb des betreffenden
Zeitabſchnittes einbehaltenen Arbeits=
lohns
übereinſtimmt. Die Beſcheini=
gung
iſt von dem Arbeitgeber oder
einer Perſon, die zur Vertretung der
Firma rechtlich befugt iſt, zu unter=
ſchreiben
.
Artikel II.
Die Beſtimmungen des Artikels I
treten am 1. Auguſt 1923 mit der Maß=
gabe
in Kraft, daß ſie erſtmalig auf die
nach dem 31. Juli 1923 bewirkten Lohn=
zahlungen
Anwendung finden. Die auf
Grund der bisherigen 8§ 41, Abſ. 1, und
50, Abſ. 2, erteilten Genehmigungen be=
halten
mit den durch dieſe Beſtimmun=
gen
angeordneten Aenderungen auch
weiterhin ihre Gültigkeit.
(6276
Berlin, den 10. Juli 1923.
Der Reichsminiſter der Finanzen,
Dr. Hermes.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt, Land,
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ſes

[ ][  ][ ]

2
DodNr
K

Nr. 17

Hochſchulbeilage des Darmſtädter Tagblatts
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.

26. Juli 1923

Zu den Hochſchulpolitiſchen Tagungen in Würzburg.

* Zum kommenden Vertreiertag des
Deutſchen Hochſchulrings.
Von
Jürgen Bachmann, Berlin.
In wenigen Tagen findet in Würzburg im Anſchluß an den
ſ. ordentlichen Deutſchen Studententag der diesjährige Vertre=
ertag
des Deutſchen Hochſchulrings ſtatt. Da mag es angebracht
ein, einmal einen kurzen Rückblick auf die Entwickelung und die
lrbeit des Deutſchen Hochſchulrings im letzten Jahre zu werfen.
denn ohne Frage nimmt heute der Deutſche Hochſchulring nicht
Uein in der jungakademiſchen, ſondern in der jungdeutſchen Er=
teuerungsbewegung
ſchlechthin eine nicht zu unterſchätzende Stel=
ung
ein, eine Tatſache, die immer wieder der linken reichsdeut=
chen
, aber auch der feindlichen, beſonders der franzöſiſchen und
olniſchen Preſſe Anlaß gegeben hat, ihre Stimme gegen die
ſochſchulringbewegung zu erheben. Man weiß, daß in der deut=
chen
akademiſchen Jugend Kräfte am Werke ſind, die einmal den
urch den Verſailler Frieden und die Ereigniſſe der Nachkriegs=
eit
geſchaffenen Zuſtand brechen werden, weil dieſer Zuſtand ſich
icht mit dem völkiſch=nationalen Willen der deutſchen Jugend
erträgt. Darum fürchtet man den Deutſchen Hochſchulring.
Nan fürchtet ihn als Einheit der geſamten nationalen Studen=
enſchaft
, man fürchtet aber auch ganz beſonders ſeine aktive
roßdeutſche Arbeit.
Erneuerungsarbeit einer deutſchen Jugend kann nur groß=
eutſch
ſein, genau wie vor hundert Jahren. Der Begriff des
eutſchen Volkes als Einheit iſt niemals ſeit den Tagen der Ur=
urſchenſchaft
und des Wartburgfeſtes ſo ausgeprägt und lebendig
eweſen wie heute. Als dieſe großdeutſche Arbeit in der deutſchen
ſugendbewegung, beſonders wiederum im Deutſchen Hochſchul=
ing
, nach dem Kriege einſetzte, da verſtand man die deutſche
ſugend vielfach noch nicht. Man ſteckte allzu ſehr im Partei=
ampf
der Nachrevolutionszeit, war befangen in innerpolitiſchem
denken. Die deutſche Jugend aber haßte dieſen inneren Hader.
die rang nach etwas Neuem; und in dieſem Ringen und Suchen
ind ſie ſich mit den Brüdern jenſeits der Reichsgrenzen.
Dieſes Hinwegſetzen über die Reichsgrenzen war in der
eſten Zeit nach dem Kriege den Meiſten etwas ſo Unerhörtes
nd Neues, daß der Kampf der deutſchen Jugend um die groß=
eutſche
Einheit von Vielen nicht nur nicht gebilligt, ſondern
on Vielen ſogar offen angefeindet wurde. Fördernd war hierbei
ie rein wirtſchaftliche Einſtellung weiter Kreiſe, die in der An=
hlußfrage
Deutſch=Oeſterreichs z. B. immer wieder nur von
dirtſchaftlichen Geſichtspunkten ausgingen, die obendrein voll=
ommen
belanglos und haltlos waren. Das kleindeutſche Denken
er Vorkriegszeit hatte die Nachkriegszeit kritiklos übernommen.
ſie, die von der Freiheit und der Einheit des deutſchen Volkes
m meiſten ſprach, verpaßte den Augenblick, in dem Bruderhände
ber die augenblicklichen Reichsgrenzen hinweg ſich hätten in
nem großdeutſchen Staate finden können.
Wenn heute gerade in dieſer Beziehung das Denken und
ühlen weiter Kreiſe des deutſchen Volkes anders geworden iſt,
) iſt das nicht zum wenigſten auf das Wirken der deutſchen Ju=
endbewegungen
zurückzuführen, die ihre ganze Kraft gerade auf
ieſe Arbeit konzentrierten. Und auch hier nimmt der Deutſche
ſochſchulring eine führende Stellung ein, wie kürzlich noch wie=
er
der bekannte Hiſtoriker des deutſchen Studententums, Prof.
r. Sſymank=Göttingen hervorhob. (Hochſchulbeilage Nr. 10.
Lichtige Vorgänge im ſtudentiſchen Leben der Gegenwart.)
Beſonders das letzte Jahr der Hochſchulringarbeit hat auf
ieſem Wege ein gut Stück vorwärts gebracht. Tauſende von
ſtudenten des geſamten deutſchen Sprachgebietes ſind auf zahl=
eichen
Schulungswochen zuſammengeführt worden und haben
ch hier mit allen Gegenwartsfragen in ernſter Weiſe auseinan=
ergeſetzt
, haben gemeinſam deutſches Reichs= und Grenzland
uf Wanderungen und Fahrten kennen und lieben gelernt oder
aben in ſtiller, zäher Werkſtudentenarbeit diesſeits oder jenſeits
er Grenzen gemeinſam geſchafft. Mit Recht ging man von dem
ſeſichtspunkt aus, daß perſönliches Sich=kennen=Lernen, perſön=
ches
Fühlungnehmen miteinander die wertvollſte Vorbereitung
ir den deutſchen Staat der Zukunft ſei.
Nebenher ging die andere Arbeit, die der Propaganda und
ufklärung unter der noch fernſtehenden Studentenſchaft und
em Volke ſelbſt. War der Deutſche Hochſchulring bei ſeiner
ründung rein ideenmäßig eingeſtellt und betrachtete er es zu=
ächſt
als ſeine vornehmſte Aufgabe, ausſchließlich bei ſeinen
Litgliedern das Deutſchtum zur Klarheit und Reinheit zu brin=
en
, ſo hat man im Laufe der Zeit doch erkannt, daß das nicht
tzter Sinn und Zweck völkiſcher Arbeit ſein kann. So hat er
ch beſonders im letzten Jahre bemüht, ſeine Ideen auch in das
folk hineinzutragen. Vorträge und Großdeutſche Abende auf
ſchulungswochen waren hier das Mittel, um weiten Kreiſen des
eutſchen Volkes ein Bild von den faſt 40 Millionen deutſcher
ſolksgenoſſen zu geben, die außerhalb des Reiches wohnen und
im Teil in ſchwerem Kampf um die Erhaltung deutſchen Volks=
ums
ſtehen.
Und betrachtet man die deutſche Akademikerbewegung, die
n gleichen Sinne außerhalb der Reichsgrenzen arbeitet, ſo wird
tan finden, daß alle miteinander durch den Hochſchulring in ir=
endeiner
Beziehung ſtehen; die völkiſche Akademiker=
ewegung
des deutſchen Sprachgebietes iſt wie
in großes ineinandergreifendes Räderwerk,
eſſen Triebwerk von einem einzigen Geiſte,
em völkiſcher Erneuerung, getrieben wird.
der Gedanke des Deutſchen Hochſchulrings und
Iler anderen, im gleichen Geiſte arbeitenden
Zewegungen außerhalb des Reiches iſt ohne
frage eine Macht geworden, mit der man rech=
en
muß.
Ihren Niederſchlag finden alle dieſe Beſtrebungen in dem
weifellos geiſtig am höchſten ſtehenden Blatt deutſcher Akademi=
er
, den Deutſchen Akademiſchen Stimmen (München, Kaul=
achſtraße
60a), dem Nachrichtenblatt des Deutſchen Hochſchul=
ings
, das auch zugleich das Organ iſt für die geſamte völkiſche
lkademikerbewegung außerhalb des Reiches.
Mit dem Ruhreinbruch der Franzoſen iſt ein anderes großes
(rbeitsgebiet für den Deutſchen Hochſchulring erwachſen, inner=
ch
eng verbunden mit dem vorhin genannten, in ſeiner äußeren
Frägung jedoch naturgemäß ſich ganz anders geſtaltend. In
iner Zeit, in der immer mehr Kleinmütige ſich finden, die offen
der verſteckt der Aufgabe des paſſiven Ruhrwiderſtandes das
Vort reden und ſo einen zweiten Dolchſtoß vorbereiten, muß es
ie bornehmſte Aufgabe der deutſchen gkademiſchen Jugend ſein,

Der Auslandsdeutſchen Mahnung.
In der California Staats=Zeiiung vom 7. Juli 1923 leſen wir
nachſſehendes Gedicht von Reinhold Eſchacker.
Wenn die Kriegstrommel ruft zu Sterben und Not,
dann zittern die Mütter,
dann weinen ſie bitter,
die Schweſtern und Frauen,
dann fürchten ſie für ihren Liebſien den Tod,
dann faßt ſie das Grauen . . .
Und heut? Was ſoll heut mit uns Deutſchen geſchehn?!
Habt ihr die Not des Volkes geſehn?
Saht ihr, wie man uns den Aufſtieg verwehrt,
Vater und Söhne und Brüder entehrt?
Saht ihr, wie man uns ins Antlitz geſpien?
Hörtet ihr, was ſie als Antwort geſchrien?
Zwanzig Millionen in Deutſchland zuvſel!
Hörts doch, ihr Deutſchen, und bleibt weiter kühl!
Seht, wie man totſchlägt, was ſich von euch muckt!
Seht doch, wie man eure Fahne beſpuckt!
Lacht doch, wenn man eure Kinder erſchießt,
Und euer Stöhnen als Labſal genſeßt!
Lacht doch, wenn man eure Frauen entehrt,
und eure Töchter zu Dirnen begehrt!
Wenn aus dem Bett eure Schweſtern man reißt,
und ſie als Beute dem Neger hinſchmeißt!
Lacht doch, ihr Deutſchen, und tanzt wie bisher!
Heute iſt heut, und es kommt nicht ſo ſchwer!
Iſt euer Blut ſo verkalkt und verdünnt,
daß ihr euch nur auf Proteſte beſinnt?!
Helden von 14, ſeid ihr alle tot?! ..
Wenn die Kriegstrommel ruft, zu Sterben und Noi,
dann zittern die Mütter,
dann weinen ſie bitter,
die Schweſtern und Frauen,
dann faßt ſie das Grauen ..."
Heut weinen ſie nicht!
Wenn heute die Trommel zur Freiheit riefe,
wüchs heute Vergeltung aus Schickſalstiefe,
heut weinten ſie nicht! Heut gingen ſie mit!
und ſtützten den Vater zum letzten Schritt,
und ſegneten Gatten und Söhne zum Streit
um Freiheit und Gleichheit und Brüderlichkeit . ..
nicht gegen die Brüder, nicht gegen den Freund,
heut hätten wir alle nur einen Feind,
den ihr alle kennt, den ihr alle nennt,
deſſen Namen euch auf den Lſppen brennt. . .!
und ſieht ihr auch heut noch entwaffnet im Leid,
ſo ſorgt, daß ihr länger nicht wehrlos ſeid!
Mein Deutſchland, mein Deutſchland, wach auf aus dem Schlaf!
Lieber tot als Sklav!!
für die Fortſetzung des Ruhrwiderſtandes einzutreten und ihm
auch zugleich dafür die Waffen in die Hand zu geben. So hat
auch hier der Deutſche Hochſchulring eingegriffen und eine Tätig=
keit
entfaltet, über die aus naheliegenden Gründen beſſer ge=
ſchwiegen
wird, die ſich aber würdig der anderer großer Verbände
an die Seite ſtellen darf. Mitte Juli fand in Altenau im Harz
eine große Schulungswoche ſtatt, auf der etwa 150 Studenten
vereinigt waren, um einen Ueberblick über das bisher Geleiſtete
zu gewinnen und über neue Möglichkeiten zu beraten, wie wir
am beſten dieſen Kampf weiterführen können.
Neben dieſen beiden großen Aufgabengebieten ſind auch die
anderen im letzten Jahre nicht vernachläſſigt worden. Die innere
Ausgleichsarbeit zwiſchen den Korporationen, zwiſchen den kon=
feſſionell
verſchiedenen Richtungen und zwiſchen den Korporatio=
nen
und den Finken ſtand hier im Vordergrund. Die Erziehung
im völkiſch=nationalen Sinne zu lebendigen, ſelbſtbewußten, wert=
geſtaltenden
deutſchen Menſchen, die gewillt ſind, gemeinſam an
der Erneuerung des deutſchen Volkes unter Hintanſtellung klein=
licher
Unterſchiedlichkeiten mitzuarbeiten, wird auch in Zukunft
Ziel der inneren Arbeit ſein müſſen, wenn die großen anderen
Aufgaben, von denen vorhin die Rede war, zu Heil und Segen
der deutſchen Zukunft in Angriff genommen und gelöſt werden
ſollen.
Der Vertretertag des Deutſchen Hochſchulrings aber in Würz=
burg
Ende dieſes Monats wird Zeugnis ablegen von dem Geiſt
und dem Arbeitswillen, die die im Deutſchen Hochſchulring zu=
ſammengeſchloſſene
akademiſche Jugend bewegen.
* Steuerabzug bei Werkſtudenten.
I. Ein Erlaß des Reichsfinanzminiſters vom 20. Juni 1923
erklärt ſolchen aus grundſätzlichen Erwägungen für nicht an=
gängig
. Eine Berückſichtigung der beſonderen wirtſchaftlichen
Verhältniſſe der Werkſtudenden kann daher nur im Einzelfall
durch Erſtattung der im Wege des Steuerabzugs einbehaltenen
Beträge erfolgen. Hierbei iſt zu beachten, daß nicht allein der
Umſtand, daß ein Steuerpflichtiger Werkſtudent iſt, ausreicht, um
einen Erſtattungsantrag zu begründen, ſondern daß vielmehr die
geſamten wirtſchaftlichen Verhältniſſe des Steuerpflichtigen, ins=
beſondere
auch die Einkommens= und Vermögensverhältniſſe ſei=
ner
unterhaltungspflichtigen Angehörigen zu würdigen ſind. Viel=
fach
ſind die Einkünfte des Werkſtudenten ſo erheblich, daß zu
einer beſonderen ſteuerlichen Vergünſtigung kein Anlaß beſteht.
Dies gilt vor allem, wenn die Studenten nicht bloß in den
Ferien oder ſonſt ſtundenweiſe tätig ſind, ſondern ſtändig voll als
Angeſtellte die gleiche Einnahme erzielen wie ſonſtige Arbeiter
oder Angeſtellte.

* Zum fünften ordentlichen deutſchen
Studententag 1923.
Von
Alfons Kemper.
Die Einladungen zum 5. ordentlichen Deutſchen Studenten=
tag
nach Würzburg ſind ergangen. Heute ſchon treffen ſich die
Vertreter der Einzelſtudentenſchaften zu den Tagungen der ein=
zelnen
Kreiſe, die vorher zu den einzelnen Fragen Stellung
nehmen wollen. Zu einer anderen Tagesordnung iſt dieſes Mal
eingeladen. Die Verfaſſungskämpfe ſind erledigt. Das Gericht
hat entſchieden.
Der Deutſche Studententag von Würzburg 1922 hatte näm=
lich
den dort gewählten Voxſtand der Deutſchen Studentenſchaft
Hilgenſtock, Conti, Fritſch beauftragt, gegen den ſogenann=
ten
früheren Vorſitzer, Herrn Holzwarth=Göttingen, einen Pro=
zeß
anzuſtrengen, un gerichtlich eine Entſcheidung über die Recht=
mäßigkeit
des auf dem Würzburger Studententag gewählten
Vorſtandes und die Rechymäßigkeit des damaligen Studenten=
tages
feſtzuſtellen. Am 22. Juni hat nun die 2. Zivilkammer des
Landgerichts Göttingen wie wir bereits in der letzten Beilage
kurz meldeten für Recht erkannt:
Die Beklagten (Holzwarth u. Gen.) werden als Geſamt=
ſchuldner
verurteilt: es zu unterlaſſen, ſich als Vorſtand oder
Vorſtandsmitglieder der Deutſchen Studentenſchaft zu bezeich=
nen
und unter dieſer Bezeichnung, ſei es den Mitgliedern der
Studentenſchaft gegenüber, ſei es anderen natürlichen oder
juriſtiſchen Perſonen gegenüber irgendwelche Erklärungen ab=
zugeben
oder Handlungen vorzunehmen. Die Koſten des
Rechtsſtreites werden den Beklagten auferlegt. Das Urteil iſt
gegen eine Sicherheitsleiſtung von 500 000 Mark vorläufig voll=
ſtreckbar
."
Die Urteilsbegründung geht ausführlich auf die Entwick=
lung
der Verfaſſungskämpfe ein. Wir entnehmen ihr folgende
wichtigen Stellen:
Die Entſcheidung der Klage hängt davon ab, ob die Klä=
ger
oder die Beklagten den ordnungsmäßigen Vorſtand bilden.
Da die Kläger auf dem Würzburger Studententage gewählt
ſind, ſo iſt zu prüfen, ob dieſer Studententag ſatzungsgemäß
einberufen worden iſt. Die Beklagten verſuchen das mit der
Begründung zu beſtreiten, daß dieſer nicht von dem bisherigen
Vorſtand, wie es in den Satzungen vorgeſehen iſt, ſondern von
dem größten Teil der Kreisleiter einberufen iſt.
Die Begründung geht ausführlich auf die Anträge des Er=
langer
Studententages ein und fährt dann fort:
Die Sachlage war hiernach ſo, daß ein ordnungsmäßiger
Vorſtand, der einen Studententag berufen konnte, gar nicht
mehr beſtand, und es liegt auf der Hand, daß, wenn über=
haupt
ein Studententag berufen werden ſollte, dies nur von
den Kreisleitern bezw. deren Mehrheit geſchehen konnte.
Somit iſt der Würzburger Studententag als ordnungs=
mäßig
berufen und die Kläger (Hilgenſtock, Conti, Fritſch), die
unbeſtritten hier als Vorſtand gewählt ſind, als vollberechtig=
ter
Vorſtand der Deutſchen Studentenſchaft anzuſehen, wäh=
rend
den Beklagten (Holzwarth u. Gen.) ein Recht, ſich als
Vorſtand zu bezeichnen und deſſen Geſchäfte zu führen, nicht
mehr zuſteht.
Damit dürften die Verfaſſungskämpfe als erledigt gelten,
und der Studententag kann, wie kaum vorher auf einer Tagung,
unbehelligt von dieſen Kämpfen in die ſachliche Debatte über die
augenblicklich lebensnotwendigen Aufgaben eintreten.
Wohl auf keinem der bisherigen Studententage iſt der Rah=
men
für die Veranſtaltungen und Einzelberatungen ſo glänzend
geſtaltet worden, wie in dieſem Jahre. Alle beſonderen und
Fachberatungen werden umrahmt von größeren grundlegenden
Vorträgen, die von bedeutenden Männern aus der Politik und
Wiſſeuſchaft und der Wirtſchaft beſtritten werden.
Der erſte Tag gilt dem Ruhrausſchuß und dem Auslands=
amt
. Ueber die Tätigkeit des erſteren haben wir laufend be=
richtet
, über die Arbeiten des Auslandsamtes bringen wir weiter
unten einen ausführlichen Bericht. Als Redner ſind gebeten:
Geh. Rat Prof. Dr. Onken=München über Deutſchland
und Frankreich in der Geſchichte und Se. Exzellenz
Reichsaußenminiſter Dr. von Roſenberg über Das deut=
ſche
Volk inder Außenpolitik. Zur Frage der Leibes=
übungen
an den deutſchen Hochſchulen ſpricht der Rektor der
Techniſchen Hochſchule Charlottenburg, Prof. Dr. Laas.
Am folgenden Tage wird Herr Geh. Rat Dr. Quaatz=
Eſſen, M. d. R., die Verhandlungen über die wirtſchaftliche
Selbſthilfe mit ſeinem Vortrag: Volk, Staat und Student ein=
leiten
. Wenn auch der Studententag nicht dazu berufen iſt, wich=
tige
Beſchlüfſe für die Wirtſchaftshilfe der deutſchen Studenten=
ſchaft
zu faſſen, ſo wird doch die Debatte Gelegenheit zu wert=
vollen
Anregungen und zum Austauſch von Erfahrungen geben.
Ein Vortrag von Prof. Dr. Brauer=Karlsruhe: Student
und Arbeiter iſt ſicherlich vom Vorſtand zur Einleitung der
Ausſprache über den Wert und die Nachteile des Werkſtudenten=
tums
auf die Tagesordnung geſtellt worden.
1ieber Studentiſche Ehrengerichtsbarkeit wird Dipl.=Ing.
Gerloff=Berlin, über Akademiſche Gemeinſchaftspflege Prof.
Dr. Brandi=Göttingen, über Student und Preſſe Prof. Lic.
Kapp=Freiburg i. B. ſprechen.
Irgendwelche geſelligen Veranſtaltungen ſind ſelbſtverſtänd=
lich
, dem Ernſte der Zeit entſprechend, nicht vorgeſehen. Die
ganzen Tage ſind mit Vorträgen und Beratungen angefüllt.
Dieſe werden nur unterbrochen durch eine Gedächtnisfeier zu
Ehren der gefallenen Studenten.
Wir wünſchen der Tagung den harmoniſchen Einklang des
letzten Würzburger Studententages. Wenn die Kämpfe der letz=
ten
Semeſter gezeigt haben, daß die Studentenſchaft nicht ein=
geſchlafen
iſt, daß noch immer rege Kräfte lebendig ſind, die
kommenden Zeiten, fordern energiſch, daß alle dieſe Kräfte,
mögen ſie ſich bisher in kleinen oder großen Kreiſen ausgewirkt
haben, in den Dienſt aufbauender Arbeit geſtellt werden. Die
verdienſwollen Beſtrebungen des jetzigen Vorſtandes, das auf=
geſtellte
Programm der Tagung, die weitbekannten Redner, die
gewonnen ſind, um der Debatte von Anfang an Ziel und Rich=
tung
zu geben, laſſen uns hoffen, daß die Tagung in der Arbeitz
fortfahren wird, wozu der letzte Studententag den Auftakt ge=
geben
hatte.

[ ][  ]

Das Ausſandsamt der Deutſchen
Studentenſchaft.

Gründung, Organiſation, Entwicklung und
Finanzierung des Auslandsamtes.

Das Auslandsamt der Deutſchen Studentenſchaft wurde am
4. Juli 1921 auf dem Erlanger Studententag gegründet. Die
Aufgaben des Amtes ſollten in der Pflege der Beziehungen zwi=
ſchen
der Deutſchen Studentenſchaft und den Studentenſchaften
des Auslandes ſowie in der Erledigung der ſich daraus ergeben=
den
Einzelaufgaben beſtehen. Sitz des Amtes war die Hauptge=
ſchäftsſtelle
der Deutſchen Studentenſchaft in Göttingen. Im
Oktober 1921 wurde dem Amt das Deutſche Korreſpondenzbüro
in Leipzig, deſſen Tätigkeit ſich in vielen Dingen mit der des
Auslandsamtes überſchnitt, das jedoch bei ſeiner Arbeit Ziele
berfolgte, die im allgemeinen nicht mit denen der Deutſchen
Studentenſchaft in Einklang ſtanden, angegliedert und im Mai
1922 mit ihm verſchmolzen. Mit dem Anwachſen der Arbeit
wurde ein organiſatoriſcher Ausbau des Auslandsamtes not=
wendig
. Die Mannigfaltigkeit der zu treffenden Entſcheidungen
ließ es wünſchenswert erſcheinen, die Erfahrungen altakademi=
ſcher
Kreiſe für die Arbeit des Amtes nutzbar zu machen. Aus
dieſem Grunde wurde die Verantwortlichkeit für die Arbeit des
Auslandsamtes dem Vorſtand bezw. dem Hauptausſchuß der
Deutſchen Studentenſchaft in gewiſſem Umfange abgenommen
und einem aus Altakademikern und Studierenden zuſammenge=
ſetzten
Kreiſe von Sachverſtändigen übertragen. Die Tätigkeit
des Auslandsamtes vollzieht ſich ſeither nach den Weiſungen und
unter der Aufſicht eines Verwaltungsrates, dem jeweils ebenſo=
viel
ſtudentiſche wie nichtſtudentiſche Mitglieder angehören. Der
Leiter des Auslandsamtes wird, nach vorheriger Zuſtimung
des Verwaltungsrates vom Vorſtand der Deutſchen Studenten=
ſchaft
ernannt.
Da ſich mit der Zunahme der Arbeit ſtörend bemerkbar
machte, daß ſich das Auslandsamt in Göttingen, fern von allen
Stellen, mit denen eine enge Zuſammenarbeit aus mannigfachen
Gründen wünſchenswert iſt, befand, wurde das Amt am 15. De=
zember
1922 von Göttingen nach Berlin=Charlottenburg, Ber=
liner
Straße 137, verlegt.
Beſonders ſchwierig war bei der außerordentlich ungünſtigen
Finanzlage der Deutſchen Studentenſchaft die Finanzierung der
Arbeit des Amtes. Die Aufbringung der erforderlichen Mittel
durch die Studentenſchaft ſelbſt durch Beitragszahlungen kam
nicht in Frage, infolgedeſſen mußten die Mittel für die Arbeit
durch peſönliche Werbung des Amtsleiters aufgebracht werden.
Ein weſentlicher Umſchwung trat hierin dadurch ein, daß es ge=
lang
, finniſche Freunde für die Arbeit des Amtes zu intereſſieren.
Mit Hilfe der von dieſen gegebenen Mittel gelang es, das Amt
auf längere Zeit hinaus finanziell ſicherzuſtellen. Darüber hin=
aus
wurde am 26. Februar 1923 eine Vereinigung von Förde=
rern
der Auslandsarbeit der Deutſchen Studentenſchaft gegrün=
det
, durch die weitere Mittel für die Arbeit aufgebracht werden
ſollen.
Zur Bewältigung der Arbeiten des Amtes ſind heute 6 Stu=
dierende
und 4 Stenotypiſtinnen ganztägig tätig.

Aus der Arbeit des Amtes.

Eine zweijährige, rege Betätigung auf allen Gebieten, der
Auslandsarbeit hat dazu geführt, daß das Auslandsamt heute
über gute und ſich praktiſch auswirkende Beziehungen zu faſt al=
len
europäiſchen Studentenſchaften und zu einer Reihe außer=
europäiſcher
Studentenſchaften verfügt. Keinerlei Beziehungen
beſtehen zur franzöſiſchen, belgiſchen und polniſchen Studenten=
ſchaft
. Beſonders eng iſt die Zuſammenarbeit mit den Verbän=
den
auslandsdeutſcher Studierender aller Länder, da es für das
Auslandsamt bei ſeiner Arbeit ſtets oberſter Grundſatz geweſen
iſt, niemals einen Arbeitserfolg durch einen Verzicht auf die
Wahrung der Intereſſen des Auslandsdeutſchtums zu erkaufen.
Ihre praktiſche Auswirkung fanden die Beziehungen des Aus=
landsamtes
auf folgenden Gebieten:
Studentenaustauſch. Der Verſuch, einen Studentenaus=
tauſch
mit dem Ausland zu organiſieren, wurde zum erſten Male
im Sommer 1922 mit Ungarn gemacht. Der Austauſch vollzieht
ſich in der Form, daß jeder deutſche Student, der für mehrere
Wochen ins Ausland zu gehen wünſcht, für die gleiche Zeit einem
ausländiſchen Studenten in der eigenen oder einer ihm bekann=
ten
deutſchen Familie freie Unterkunft und Verpflegung zur
Verfügung ſtellt. Ermäßigte Eiſenbahnfahrpreiſe und koſtenfreie
Sichtvermerke pflegen die Beteiligung am Austauſch auch weni=
ger
bemittelten Studierenden zu ermöglichen. Im Jahre 1922 be=
teiligten
ſich am deutſch=ungariſchen Studentenaustauſch unge=
fähr
50 Studierende. Für das Jahr 1923 wurde der Austauſch
mit Ungarn wiederholt und auf Lettland und Eſtland ausge=
dehnt
. Bei Abſchluß des Berichts lagen für jedes dieſer Länder
etwa 30 Anmeldungen vor. Die Fahrpreisermäßigung beztv.
Freifahrt Freifahrt konnte nach Eſtland vermittelt werden.
und Paßermäßigung wurde bei dieſer Gelegenheit zugleich einer
großen Anzahl von Studierenden zugänglich gemacht, die, ohne
an dem Austauſch teilzunehmen, auf Grund von Einladungen
in die betreffenden Länder reiſten. Insbeſondere wurde 1922
auf dieſe Weiſe einer großen Anzahl von Siebenbürger Sachſen
und von Deutſchbalten die Ferienreiſe in die Heimat ermöglicht.
Grundſätzlich wurden an den Austauſchaktionen Studierende
deutſcher Volksangehörigkeit aus den in Frage kommenden Län=
dern
beteiligt. Beſonders rege iſt die Beteiligung der Deutſch=
balten
an dem deutſch=lettiſchen und deutſch=eſtniſchen Studenten=
austauſch
.
Gruppenreiſen ausländiſcher Studierender durch Deutſch=
land
. Während der beiden Berichtsjahre wurden 21 Reiſen
ausländiſcher Studierender durch Deutſchland organiſiert, an
denen ſich amerikaniſche, engliſche, italieniſche, ungariſche, lettiſche,
eſtniſche, ſchwediſche und däniſche Studenten beteiligten. Es nah=
men
an jeder Reiſe etwa 1530 Studierende teil. Die Reiſen
berührten die verſchiedenſten Gegenden Deutſchlands. Sehr oft
wurde das beſetzte Gebiet und Oberſchleſien beſucht. Das Ziel
der Reiſen war jeweils, den ausländiſchen Studierenden einen
ſtarken Eindruck von den Leiſtungen Deutſchlands auf ihrem be=
ſonderen
Fachgebiet zu geben, ſowie darüber hinaus ihnen ein
richtiges Bild der wirtſchaftlichen und kulturellen Lage Deutſch=
lands
in der Nachkriegszeit zu vermitteln. Das Auslandsamt
konnte ſich dabei auf die tätige Mitwirkung der bei den örtlichen
Studentenſchaſten eingerichteten Auslandsämter ſtützen. Zahl=
reiche
Preſſeartikel von ausländiſchen Studierenden, die an ſol=
chen
Reiſen teilgenommen hatten, beweiſen, daß das geſteckte
Ziel in jedem Falle erreicht worden iſt.
Gruppenreiſen deutſcher Studierender ins Ausland. Den
Reiſen deutſcher Studierender ins Ausland ſtellt ſich als erheb=
liches
Hindernis der niedrige Stand der deutſchen Währung ent=
gegen
. Der größte Teileder Gruppenreiſen deutſcher Studieren=
der
ins Ausland erfolgte daher auf Grund von Einladungen aus
dem Auslande. So verlebten im November 1921 50 deutſche
Studenten einen Ferienaufenthalt in Holland. Im Sommer
1922 und im Frühjahr 1923 waren deutſche Studenten zum Er=
holungsaufenthalt
in Dänemark. Im Sommer 1922 und 23 weil=
ten
30 bzw. 60 Studenten als Gäſte in Finnland und im Mai
und Juni 1923 beſuchten 6 deutſche Studenten auf Einladung
engliſcher Akademiker Oxford und einige andere engliſche Städte.
Das Auslandsamt konnte den nach Dänemark und Finnland
gehenden Studierenden freie Bahn= bzw. Dampferfahrt vermit=
Zeln. Daß der niedrige Stand der deutſchen Valuta kein
überwindliches Hindernis zu ſein braucht, wurde durch die Or=
ganiſation
von zwei deutichen Konzertreiſen, deren eine im
Herbſt 1922 nach Danzig, Königsberg, Kowno, Riga, Dorpat,
Reval, Helſingfors und Abo, und deren andere im März 1923

nach Budapeſt, Szeged, Debreezin und Miskolcz führt. Gefördert
wurden durch das Auslandsamt ferner Beſuche deutſcher Spiel=
gruppen
, die in Holland, Dänemark und der Schweiz mittelalter=
liche
Myſterienſpiele zur Aufführung brachten. Zurzeit wird
ſchbießlich an der Vorbereitung des Beſuchs der Göteborger
Jubiläumsausſtellung durch die deutſchen Studenten mit Hilfe
eines Wohnſchiffes gearbeitet. Bei allen dieſen Reiſen wird
größter Wert darauf gelegt,, daß die deutſchen Studenten, die
an ihnen teilnehmen, die Deutſche Studentenſchaft in angemeſſe=
ner
Form im Auslande vertreten, ſowie darauf, daß der Eindruck
vermieden wird, als erwarte der deutſche Student eine Behebung
der Notlage Deutſchlands durch ausländiſche Hilfe.
Einzelreiſen ausländiſcher Studierender durch Deutſchland
und deutſcher Studierender ins Ausland, Auskunftserteilung,
Stellenvermittlung. Während des letzten Jahres iſt das Aus=
landsamt
in größerem Umfange dazu übergegangen, Ausländern,
die in Deutſchland zu ſtudieren beabſichtigen, dadurch behilflich
zu ſein, daß es ihnen im Einvernehmen wit den Amtlichen Aka=
demiſchen
Auskunftsſtellen Auskunft über die Studienverhältniſſe
in Deutſchland erteilt und ihnen geeignete Unterkunft und Auf=
nahme
in Deutſchland vermittelt. In gleicher Weiſe wird für
die Beratung und Unterbringung deutſcher Studierender, die ins
Ausland zu gehen wünſchen, im Einvernehmen mit den auslän=
diſchen
Studentenſchaften geſorgt. Freie oder ermäßigte Sicht=
vermerke
wurden in großer Anzahl vermittelt.
In kleinerem Umfange gelang es ferner, deutſchen Studenten
Ferienarbeitsmöglichkeiten im Auslande zu vermitteln. Die Aus=
wahl
der in Frage kommenden Studierenden, die naturgemäß,
da es ſich um Auslandsreiſen handelte, nicht ausſchließlich nach
dem Geſichtspunkt der Bedürftigkeit vorgenommen werden konnte,
erfolgte im Einvernehmen mit den ſtudentiſchen Wirtſchafts=
körpern
der deutſchen Hochſchulen.
Briefwechſelvermittlung. Dem Ziel, deutſchen Studenten die
Kenntnis des Auslandes zu vermitteln und ausländiſchen Stu=
dierenden
Einblick in deutſche Verhältniſſe zu gewähren, diente
auch die Vermittlung eines Briefwechſels zwiſchen deutſchen und
ausländiſchen Studenten, der ſich beſonders rege zwiſchen Deutſch=
land
und England entwickelte. Er wurde durch Zuſammenarbeit
mit philologiſchen Seminaren an den deutſchen Univerſitäten
gefördert.
Büchervermittlung. Um die Uebervorteilung der ausländi=
ſchen
Studierenden durch die Buchhändler ihres Landes und die
damit veibundene Schädigung des deutſchen Buchvertriebes zu
verhindern, hat das Auslandsamt es übernommen, den auslän=
diſchen
Studentenſchaften beim Bezug deutſcher Bücher behilflich
zu ſein. Die Tätigkeit des Auslandsamtes auf dieſem Gebiet
wird beſonders von der eſtniſchen, lettiſchen, ungariſchen, finni=
ſchen
und ſchwediſchen Studentenſchaft in Anſpruch genommen.
Nachrichtenweſen. Als eine ſeiner Hauptaufgaben hat das
Auslandsamt es ſtets betrachtet, die Preſſe des Auslandes, ins=
beſondere
die akademiſche Preſſe zu beobachten und mit Nach=
richten
über das akademiſche Leben Deutſchlands und über ſon=
ſtige
Fragen, deren Kenntnis für das Ausland von Wert ſind,
zu verſehen. Das Auslandsamt erhält zurzeit 39 ausländiſche
akademiſche Zeitſchriften, die regelmäßig mit geeignetem Material
verſehen werden. Als Beiſpiel mag angeführt werden, daß das
Jahrbuch der Londoner Studentenſchaft in dieſem Jahre einen
umfangreichen Aufſatz über die Reparations= und Ruhrfrage, der
ihm auf ausdrücklichen Wunſch ſeitens der Reichsregierung durch
Vermittlung des Auslandsamtes zur Verfügung geſtellt worden
war, veröffentlichte. Die Veröffentlichung eines ähnlichen Auf=
ſatzes
aus franzöſiſcher Feder, um den die franzöſiſche Regierung
gebeten worden war, konnte nicht erfolgen, da die franzöſiſche
Regierung einen ſolchen nicht rechtzeitig zur Verfügung ſtellte.
Hochſchule und Ausland. Zur Förderung der Zuſammen=
arbeit
mit den Studentenſchaften des Auslandes und zur Ver=
breitung
der deutſchen Anſchauungen über dieſe Arbeit wird von
Walter Zimmermann, dem Leiter des Auslandsamtes der Deut=
ſchen
Studentenſchaft, die Monatsſchrift Hochſchule und Aus=
land
herausgegeben, deren erſter Jahrgang am 31. Juli abge=
ſchloſſen
iſt. Die Zeitſchrift hat in der Preſſe des In= und Aus=
landes
große Anerkennung gefunden.

Die Stellung des Auslandsamtes in der inter=
nationalen
Studentenbewegung.

Mit den bisher dargeſtellten Leiſtungen des Auslandsamtes
ſteht die Deutſche Studentenſchaft in der erſten Reihe derjenigen
Studentenſchaften, die eine planmäßige und wirkſame Auslands=
arbeit
treiben. Gleichzeitig hat es durch dieſe Wirkſamkeit be=
wieſen
, daß die Beſtrebungen der franzöſiſchen Studentenſchaft,
die in der Gründung der Confédération Internationale des
Etudiants (C.J.E.) in Straßburg 1919 zum Ausdruck kamen,
geſcheitert ſind. Dieſer internationale Verband war von der
franzöſiſchen Studentenſchaft in der richtigen Erkenntnis gegrün=
det
wvorden, daß zu einer völligen Niederwerfung Deutſchlands
nicht nur die militäriſche und wirtſchaftliche Iſolierung des deut=
ſchen
Volkes notwendig ſei, ſondern daß dieſe durch die geiſtige
Iſolierung ergänzt werden müſſe. Das programmatiſche Ziel
der Vereinigung iſt, zwiſchen den Studentenſchaften der ihr bei=
getretenen
Länder ein Band der Achtung zu knüpfen und ein
gutes Einvernehmen zwiſchen ihnen herzuſtellen. Die Vereini=
gung
iſt in ihren Zielen durchaus verſchieden von den internatio=
nalen
ſtudentiſchen Vereinigungen der Vorkriegszeit mit ihren
wirklichkeitsfremden Verbrüderungszielen. Die C.J.E. betont,
daß ihr jede Verwiſchung der nationalen Grenzen fernliegt. Ohne
die ausdrückliche Betonung dieſes Grundſatzes würde es zudem
nicht möglich ſein, einen Verband zu bilden, deſſen Mitglieder
die ſtudentiſchen Nationalverbände der einzelnen Länder ſind,
und der ſomit in gewiſſem Sinne als ſtudentiſcher Völkerbund
bezeichnet werden kann. Der C.J.E. gehören gegenwärtig 17
ſtudentiſche Nationalverbände an . Die Deutſche Studentenſchaft,
deren ausdrücklicher Ausſchluß aus der Vereinigung in den ur=
ſprünglichen
Satzungen des Verbandes feſtgeſetzt iſt, iſt nicht
Mitglied der C.J.E. Während die franzöſiſche Studentenſchaft
und die ihr befreundeten Studentenſchaften einen etwa beabſich=
tigten
Eintritt Deutſchlands in die C.J.E. mit allen Kräften zu
verhindern ſuchen werden, erſtreben die engliſche Studentenſchaft
ſowie die Studentenſchaften der neutralen Länder eine Einbezie=
hung
Deutſchlands in die C.J.E. Das Auslandsamt verhält ſich
dieſen Beſtrebungen gegenüber zurückhaltend. Es iſt zwar grund=
ſätzlich
bereit, unter gewiſſen Vorausſetzungen der C.J.E. beizu=
treten
, beabſichtigt jedoch nicht, ſeine gegenwärtig günſtige Stel=
lung
außerhalb der C.J.E mit einer weniger günſtigen inner=
halb
dieſes Verbandes zu vertauſchen. Zu einem ſolchen Stel=
lungswechſel
liegt ſchon allein deshalb keinerlei Veranlaſſung
vor, als die Arbeitserfolge des Auslandsamtes bewieſen haben,
daß es ſehr wohl möglich iſt, außerhalb der C.J.E. in ſachlicher
Weiſe mit den Studentenſchaften möglichſt aller Länder zuſam=
menzuarbeiten
, die nicht unter unmittelbarem franzöſiſchen Ein=
fluß
ſtehen. Der Beweis dafür, daß dieſe Beſtrebungen des Aus=
landsamtes
in hohem Maße erfolgreich geweſen ſind, iſt der Ver=
lauf
der vom Auslandsamt der Deutſchen Studentenſchaft ein=
berufenen
Internationalen Studentenkonferenz, die vom 8. bis
11. April 1922 in Leipzig ſtattfand. Sie wurde von den Studen=
denſchaften
20 verſchiedener Nationen beſchickt. Dieſe Konferenz
war der ſinnfällige Beweis für das Scheitern der in der C.J.E.
zum Ausdruck kommenden franzöſiſchen Beſtrebungen. Es kann
kein Zweifel darüber beſtehen, daß ihre Arbeitserfolge der Deut=
ſchen
Studentenſchaft eine führende Stellung in der internatio=
nalen
Studentenbewegung geſichert haben.
Wenn trotzdem durch die Arbeit des Auslandsamtes der
Deutſchen Studentenſchaft bei weitem nicht alle Möglichkeiten
praktiſcher Auslandsarbeit erſchöpft werden konnten, ſo hat das
ſeinen Grund einmal in dem Mangel an finanziellen Mitteln,
und zum andern darin, daß die Organiſation der örtlichen Aus=
landsämter
bisher nicht zur Genüge durchgeführt worden iſt.
Von der Abſtellung dieſer beiden Mißſtände wird demgemäß eine
weitere Entwicklung des Amtes abhängen.

*Die wirtſchaftliche Lage Guropas unter
beſonderer Berückſichtigung Rußlands.

Von
Dipl.=Ing. Liſchka, Darmſtadt.

Nötiger denn je braucht Europa Menſchen, denen nicht natio=
nale
Nöte den weiten Blick für das große Weltgeſchehen nehmen,
Ein ſolcher iſt Wieth=Knudſen, Profeſſor an der Techniſchen Hoch=
ſchule
zu Trondhjem. In ei der Reihe von Vorträgen zeigte er
mit erſchreckender Klarheit den gefährlichen Weg, den Europa
geht, und mit der Ueberzeugungskraft eines Menſchen, der ſich
ſeiner Sendung bewußt iſt, wies er den einzigen möglichen
Ausweg.
Die Bevölkerungszahl Europas hat ſich durch den Krieg
nahezu nicht vermindert. Der Geburtenüberſchuß iſt zwar kleiner
geworden von jährlich 5 Millionen auf 2,5 Millionen" .
immerhin aber noch ſo groß, daß die Ernährung ſelbſt bei völlig
ſicherer und norwaler Wirtſchaftslage Schwierigkeiten bereiten
würde. Es genügt, das wichtigſte Nahrungsmittel, das Brot=
getreide
, zu betrachten. Da zeigt es ſich, daß die Getreideerträge
Europas ohne Rußland infolge Verkleinerung der Bebauungs=
flächen
und Nachlaſſen der Intenſität ſtark zurückgegangen iſt,
Einer Roggenernte von 200 Millionen Doppelzentnern vor dem
Kriege ſtehen 117 Millionen Doppelzentner nach dem Kriege,
einer Weizenernte von 349 Millionen Doppelzentnern vor dem
Kriege 284 nach dem Kriege gegenüber. Bereits vor dem Kriege
fehlten Europa 150 Millionen Doppelzenmer Brotgetreide zur
Ernährung. Dieſe Fehlmenge hat ſich durch die verminderte
Produktion und den Ausfall Rußlands als Verſorgungsland
noch vergrößert.
Wie iſt dieſer Tatſache zu begegnen? Steigerung des An=
baues
und Einſchränkung der Viehzucht ſind nicht wirkſam ge=
nug
, Einfuhr aus Amerika bedingt geſteigerte Ausfuhr von In=
duſtrieprodukten
, denn paſſive Bilanz bedeutet Verarmung Euro=
pas
. Die Vorbedingung für eine lebensfähige Kultur iſt eine
ſtarke Wirtſchaft. Der Fortſchritt unſerer Technik aber iſt lange
nicht groß genug, unſere Ausfuhr entſprechend ſteigern zu kön=
nen
und unſere Verarmung zu verhindern. Andere Zeiten halfen
ſich durch Völkerwanderungen; dies wäre heute nur durch groß=
zügige
Auswanderung denkbar, aber auch dieſe Möglichkeit iſt
beſchränkt durch Einwanderungsgeſetze und klimatiſche Verhält=
niſſe
. Alſo bleibt nur ein Weg: Rußland.
Wie kommt es nun, daß Rußland mit ſeinen ungeheuren
Anbauflächen (das fruchtbare Schwarzerdegebiet iſt zweimal ſo
groß wie Deutſchland) ſelbſt hungern muß? Dazu iſt es nötig,
auf die Geſchichte der ruſſiſchen Landwirtſchaft einzugehen. Vor
dem Kriege befanden ſich rund 134 Millionen Desjatinen 150
Millionen Hektar in bäuerlicher Bewirtſchaftung, während die
Rittergüter ſich über eine Fläche von nur 50 Millionen Hektar,
alſo ein Viertel der geſamten Anbaufläche, erſtreckten. Während
die Großgrundbeſitzer 10 bis 12 Doppelzentner pro Hektar her=
auswirtſchafteten
(gegen 16 bis 20 Doppelzenter in Weſteuropa),
kamen die Bauern auf nur 2 bis 3 Doppelzentner pro Hektar,
Erklärlich iſt dieſe Tatſache daraus, daß das Land nicht Sonder=
eigentum
der Bauern war, ſondern der Dorfgemeinſchaft gehörte,
und daß ferner die Lage der Aecker für unſere Begriffe denkbar
ungünſtig war. Durch die infolge des Bevölkerungszuwachſes
alle ſechs bis 10 Jahre notwendig werdende Neuaufteilung der
im Gemeindeeigentum der Dorfgemeinſchaft (Mir) befindlichen
Aecker entwickelte ſich ein Parzellierungsſyſtem, bei dem es keine
Seltenheit war, daß der Beſitz eines einzelnen Bauernhofes zer=
ſplittert
war in 30 bis 40 Parzellen, die zum Teil in kilometer=
langen
, aber oft nur 10 bis 14 Meter breiten Streifen das Dorf=
gebiet
durchzogen. So kam es, daß ein Bauer oft 40 bis 60 Kilo=
meter
fahren mußte, um überhaupt auf ſein Feld zu kommen!
Im Jahre 1906 erſchien die neue Agrarreform, an der Stolypin,
Griwoſchin und der Däne Kontud gearbeitet hatten, aber der
Beginn dieſer Reſorm, die die Zuteilung des Gemeindebeſitzes
als Sondereigentum an die Bauern zum Ziele hatte, blieb im
Kriege ſtecken oder wurde doch ſehr ſtark verzögert, ſo daß nur in
wenigen Gemeinden Weſtrußlands von dieſer Reform etwas zu
ſehen iſt. Die Revolution hat all dieſe Beſtrebungen völlig unter=
brochen
, ja, ſie hat ſogar den geſamten, im Verhältnis am beſten
bewirtſchafteten Großgrundbeſitz den Händen der Bauern über=
liefert
. Dieſe haben nun weder die nötige Zeit, noch die nötigen
Maſchinen, noch auch trug die Politik der Sowjetregierung dazu
bei, die Produktionsluſt der Bauern zu ſtärken, da ſie oftmals
Getreide beſchlagnahmte und das Land als kommunes National=
eigentum
erklärte. Dann kamen Mißernten, ſo daß ſelbſt große
Teile der ruſſiſchen Bauernbevölkerung heute Hunger leiden
müſſen und der Getreideausfall gegen die Zeit vor dem Kriege
nach einer Statiſtik der Sowjetregierung 99 Millionen Doppel=
zentner
beträgt. In Wirklichkeit wird er wahrſcheinlich viel höher
ſein. Selbſt wenn Sowjetrußland, unterſtützt von Europa, eine
großzügige Agrarreform durchführen würde, könnten ſich die
wohldätigen Wirkungen für Rußland und ſomit für ganz Europa
erſt in zwei bis drei Generationen zeigen. Was aber tut Europa!
In der ganzen Welt ſchließen ſich große Wirtſchaftskomplexe,
die ſich ergänzen und einander genügen, zuſammen: Amerika,
England und ſeine Dominions, Japan und Oſtaſien, Europa
aber wird, wenn es fortfährt, ſich in unſinnigen Kämpfen zu
zerfleiſchen und das Aufkommen Rußlands zu verhindern, den
Anſchluß an die große Weltpolitik verfehlen, in Abhängigkeit der
drei großen Weltreiche geraten, und ſeine Kultur wird zum
Untergang verdammt ſein.
Nöüger denn je braucht Europa Menſchen, die ihm ſein
zerriſſenes Spiegelbild vor Augen halten, ſich aber trotzdem von
der Schrecklichkeit dieſes Anblicks nicht verwirren laſſen und auf=
recht
ihren Weg weitergehen. Wieth=Knudſen iſt der richtige
Mann dafür. Mit ſeiner umfangreichen Bildung, ſeiner großen
Arbeitskraft erinnert er an Menſchen der Renaiſſance. Er iſt
einer der bedeutendſten Nationalökonomen Skandinaviens und
Europgs, ein genauer Kenner ſeiner Länder und Sprachen, pro=
duktiver
Muſiker und Handelsſchiffskapitän; bei ſeiner umfaſſen=
den
Bildung wirkt die ſchlichte Geradheit ſeiner nordiſchen Natur
erfriſchend, ſeine Vortragsweiſe iſt klar und von derbem, beinahe
bäuerlichem Humor durchſetzt, ſeine Beweiskraft ſchlagend. Der
kleine Kreis von Studenten und Profeſſoren, denen die Vorträge
zugänglich waren, nahm dieſe mit Begeiſterung auf. Ein Gegen=
ſtand
von ſolcher Wichtigkeit und Dringlichkeit jedoch gehörte vor
ein größeres Forum: Vor ganz Europa!

A
rſtell
ten we
die

Diplomprüfung für Volkswirte.

I. Eine Diplomprüfung für Volkswirte an der Gießener Uni=
verſität
als Abſchluß des Hochſchulſtudiums ſoll den Nachweis
wiſſenſchaftlicher Grundlage für Stellungen erbringen, die ſelbſt=
ſtändiges
Urteilen über volkswirtſchaftliche Zuſammenhänge ſo=
wie
Vertrautheit mit den Grundzügen des Privat= und öffent=
lichen
Rechts erfordern. Fächer der in Gießen abzulegenden Prü=
fung
ſind 1. allgemeine Volkswirtſchaftslehre einſchl. Geld und
Kredit, 2. beſondere Volkswirtſchaftslehre, 3. Finanzwiſſenſchaft,
4. Statiſtk oder allgemeine Privatwirtſchaftslehre, 5. Grundzüge
des bürgerlichen, Handels= und Wechſelrechts, 6. Grundzüge der
allgemeinen Staatslehre, Staats= u. Verwaltungsrechts, 7. eines
der Fächer unter 4. kann durch zwei der folgenden Wahlfächer,
ſofern ſie an der Univerſität vertreten ſind, erſetzt werden: Wirt=
ſchaftsgeographie
, Verſicherungslehre, Armenweſen und ſoziale
Fürſorge, Genoſſenſchaftsweſen, Steuer= und Arbeitsrecht, deut=
ſche
Wirtſchafts=, Verfaſſungsgeſchichte, antike Wirtſchafts=
geſchichte
. Ablegung der juriſüſchen Referendarprüfung kann von
Prüfungen in Ziffer 5 und 6 befreien. Die regelmäßig einmal im
Semeſter ſtattfindende Prüfung beſteht aus ſchriftlichem (Haus=
und Klauſurarbeit) und mündlichem Teil. Die Prüfungsgebühr
beträgt 12000 Mark. In beſonderen Fällen iſt Erlaß möglich.

Für die Schriftleitung der Hochſchulbeilage verantwortlich:
Alfons Kemper, Darmſtadt.