Darmstädter Tagblatt 1923


20. Juli 1923

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Einzelnummer 1000 Mark

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt

Nachdruck ſämilicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe
Nummer 198
Freitag, den 20. Juli 1923

Darmſt. Tagbl. geſtattet.
186. Jahrgang

Nach Baldwin Muſſolini.
or bedeutungsvollen außenpolitiſchen Er=
ärungen
des italieniſchen Miniſterpräſidenten
Paris, 19. Juli. (Wolff.) Dem Matin wird aus Rom
meldet, Miniſterpräſident Muſſolini werde wahrſcheinlich
ſon am Mondag die angekündigte außenpolitiſche Er=
ärung
abgeben. Er ſoll die Abſicht haben, vor der Kam=
rrüber
die letzten Vorgänge im Ruhrgebiet zu ſprechen. Die
rklärungen des Miniſterpräſidenten würden von gro=
r
Bedeutung ſein und die von Italien angeſichts der
n europäiſchen Frieden bedrohenden verſchiedenen Probleme
izuſchlagende Haltung zum Gegenſtand haben.
Die aligemeine Ungewißheit.
London, 19. Juli. (Wolff.) Im Unterhaus erklärte
* Präſident des Handelsamts Lloyd Greame es für un=
iglich
, eine wirklich optimiſtiſche Vorausſage über die Ent=
icklung
des Handels zu machen, bevor in der Welt
bile Verhältniſſe eindräten. Es ſei nicht anzunehmen, daß
nächſten halben Jahr die Lage die gleiche ſein werde wie
ſt. Die Fabrikanten, Kaufleute und Bankiers blagten, daß
ne Beſtellungen gemacht würden. Der Grund liege in der
lgemeinen Ungewißheit, die dadurch verurſacht
rde, daß es noch nicht gelungen ſei, geordnete Zuſtände in
Welt zu ſchaffen.
Der Ernſt der Lage.
London, 14. Juli. (Wolff.) Die Weſtminſter Gazette,
reibt, die Lage im Ruhrgebiet geſtalte ſich im=
r
ernſter. Die Franzoſen ſchickten jetzt Taufende von
beitern auf die Straße, beſchlagnahmten die Kohlen und den
Is der Fabriken, nähmen die Lohngelder weg und desorgani=
ten
die Lebensmittelzufuhr. Durch dieſes Anziehen der
hraube werde ein Kompromiß erſchwert, da es
Arbeiter aufreize. Die Franzoſen beabſichtigten offenbar,
Kapitulation herbeizuführen, bevor die Antwort an
utſchland erfolgt ſei.

Vom Tage.

London, 19. Juli. (Wolff.) Neuter erfährt, daß der
twurf der britiſchen Antwort auf das deut=
e
Angebot fertiggeſtellt iſt und heute vom Kabinett
ſogen wird. Man glaubt nicht, daß mehr als eine Sitzung
die volle Erörterung der Antwort notwendig ſein wird und
it, daß der Entwurf zuſammen mit der Mantelnote an die
ierten und die Vereinigten Staaten geſandt werden kann.
London, 19. Juli. (Wolff.) Das Kabinett erörterte
te in zweieinhalbſtündiger Sitzung die Dokumente, die den
ierten und den Vereinigten Staaten geſandt werden ſollen.
den dem Entwurf an Deutſchland und der Mantelnote an die
Sierten und der Erläuterungsdenkſchrift ſind ſämtliche drei
riftſtücke von Curzon entworfen. Reuter erfährt, daß keine
ſcheidung erreicht wurde und daß es nicht ſehr überraſchend
würde, wenn die Abſendung an die Alliierten und an die
reinigten Staaten bis zur nächſten Woche verſchoben werden
te.
* Paris, 19. Juli. (Priv.=Tel.) Eine Havasmeldung
London beſagt: In wohlünterrichteten Kreiſen verlautet,
im Laufe des heutigen Miniſterrats der Antwortentwurf
Deutſchland und die anderen Dokumente, die mit der Ant=
t
gleichzeitig an die Verbündeten und an Amerika abgeſchickt
den ſollen, zur Sprache kamen. Nach derſelben Information
tes noch nicht feſt, daß die Zuſatzerklärungen bei dieſer Ge=
nheit
ebenfalls gutgeheißen worden ſind, und es wird mit
Möglichkeit gerechnet, daß eine neue Kabinettsſitzung zur
gültigen Feſtlegung der verſchiedenen Wortlaute anberaumt
d. Unterdeſſen lege man ſich in offiziellen Kreiſen ſtrengſtes
Tſchweigen über die von England eingeſchlagenen Richtlinien
und verweiſe dabei auf die überaus heikle Situation. Man
ärt alle Vorausſagungen betreffs der Politik des engliſchen
inetts für verfrüht.
Der engliſche Antwortentwurf.
Der voransſichtliche Inhalt der Note.
TU. London, 19. Juli. Von amtlicher engliſcher Seite
10 über den Inhalt der Note an Deutſchland und des Be=
tſchreibens
an die Alliierten und Amerika auf Erſuchen Bel=
9’s und Frankreichs ſtrengſtes Stillſchweigen geſpahrt. Zu=
äfſig
dürften nur folgende vier Angaben ſein:
1. Der Sachverſtändigenausſchuß, der Deutſch=
1s Zahlungsfähigkeit abſchätzen ſoll, ſoll nach Anglogie des
kierausſchuſſes als ein beauftragter Unterausſchuß der
parationskommiſſion fungieren.
2. Die beiden Schriftſtücke werden wahrſcheinlich morgen
den hieſigen Vertretern von Holland und Schweden
3 Kenntnis gebracht werden, da dieſe Länder ſich bereit er=
Ethaben ſollen, ſich dem engliſchen Vorgehen hinſichtlich einer
rnationalen Abſchätzung der Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands
Aiſchließen. In dieſem Zuſamenhang wird hier viel davon
rochen, daß Profeſſor Guſtav Caſſel aus Stockholm
der Präſident der Niederländiſchen Staatsbank, Viſſe=
g
, als neutrale Sachverſtändige in Vorſchlag
Aracht werden ſollen.
3. England wird die Frage des paſſiven Wider=
tdes
erſt dann in Berlin zur Sprache bringen, wenn Frank=
und Belgien einer neuerlichen Abſchätzung der Leiſtungs=
gkeit
Deutſchlands zugeſtimmt haben.
4. Die Darlegung des Daily Telgraph, wonach England ent=
iſſen
ſein ſoll, ſobald der Verſuch fehlgeſchlagen ſein ſollte,
1 die Antwort an Deutſchland zu einer Einigung unter den
ierten zu gelangen, den Ruhrkonflikt und die Reparations=
e
vor den Völkerbund und den Weltſchieds=
ichtshof
zu bringen, iſt nach meinen Informationen zu=
end
und auf die nachdrückliche Haltung der Dominions
ickzuführen.

Völkerbund oder Weltgerichtshof!
London, 19. Juli. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph ſchreibt, der Aufſchub in der Kabi=
nettsberatung
erfolgte, um den Mitgliedern Gelegenheit zu
geben, ſchon vor der Kabinetisſitzung ſich ein Urteil über die
beiden Schriftſtücke zu bilden, und um es zu ermöglichen, die
von den Schatzamtsſachverſtändigen ausgearbeiteten finanziellen
und wirtſchaftlichen Erwägungen in die Mantelnote aufzuneh=
men
. Dieſe Arbeiten hätten dazu geführt, daß die Grundſätze
und Daten des britiſchen Januarplanes über die beſten Metho=
den
der Stabiliſierung der Mark und die Wiederherſtellung der
deutſchen Währung offenbar beſtätigt wurde. Es werde hierbei
die Anſicht vertreten, daß hinſichtlich der Einnahmequellen,
woraus die künftigen Reparationen entnommen würden, eine
Zuſammenarbeit der deutſchen Regie rung und
deutſcher Sachverſtändiger mit den Alliierten
eine unentbehrliche Bedingung ſei. Zur Frage der
Alliierten=Schulden bemerkt die diplomatiſche Berichterſtatter, es
erſcheine nicht zweckmäßig, ein genaues britiſches Angebot zu
machen, bevor Deutſchlands Zahlungsfähigkeit ob=
jektiv
geprüft ſei; denn es werde in weiten Kreiſen befürchtet,
daß dieſe Zahlungsfähigkeit infolge der Ruhrbeſetzung
ſich nicht mehr auf der Höhe der Januarſchätzun=
gen
bewege. Der Berichterſtatter ſchließt: Sollten die Anſtren=
gungen
Englands im Sinne der interalliierten Vereinbarungen
fehlſchlagen, dann würde unbedingt eine Intervention
des Völkerbundes und des Weltgerichtshofes
angerufen werden. Dies würde die Rückkehr zur traditionellen
britiſchen Politik des Fernbleibens von den kontinentalen Ver=
wicklungen
bedeuten.
Günſtige Ausſichten auf Verhandlungen.
London, 19. Juli. (Wolff.) Die Times ſchreibt: Die
Dokumente, die heute vom Kabinett erörtert werden ſollen,
ſchließen ein: den Entwurf der Antwort auf die letzte deut=
ſche
Note, den Mantelbrief und die erläuternde
Denkſchrift zu verſchiedenen Punkten. Das Blatt meint
weiter, daß die Vorſchläge, die im Antwortentwurf enthalten
ſeien, nicht derart ſeien, daß man mit einer Ablehnung von
irgend einer Seite zu rechnen brauche. Selbſtverſtändlich werde
in den britiſchen Vorſchlägen kein Verſuch gemacht werden, die
Beſtimmungen des Verſailler Vertrages in irgend einer Be=
ziehung
oder auf irgend eine Art und Weiſe zu umgehen oder
zu erſetzen. Im Gegenteil werde mit Nachdruck auf eine genaue
Auslegung des Vertrages und die Notwendigkeit einer einheit=
lichen
Aktion auf ſeiner Grundlage gelegt. Schließlich ſagt die
Times, daß die Ausſichten für weitere Verhand=
lungen
zwiſchen den Alliierten entſchieden gün=
ſtiger
ſeien, als noch vor einigen Tagen.
Der engliſche Entwurf wird in Paris erwartet.
TU. Paris, 19. Juli. Der engliſche Antwort=
entwurf
wird der Daily Mail zufolge morgen in Paris er=
wartet
. Er trifft indeſſen nicht mehr rechtzeitig genug ein, um
vom franzöſiſchen Miniſterrat, der ſich morgen unter dem Vor=
ſitz
Millerands verſammelt, geprüft werden zu können. Auf
jeden Fall aber werde die Note in allen Einzelheiten ſofort von
Poincaré ſtudiert werden, doch könne ſich der franzöſiſche Mini=
ſterrat
erſt zu Beginn der nächſten Woche, ſobald er wieder zu=
ſammentreve
, mit ihr befaſſen. Nichtsdeſtoweniger nehme man
hier an, daß der Aufſchub um eine Woche auf den Gang der
Verhandlungen keinen ungünſtigen Rückſchlag ausübe

27 mm breite Zei‟=
Finanz=Anzeiger 8
breit/ 6000 M.
Finanz=Anzeige
zeile 12000 M. 2
ſtelle Rheinſtra
expeditionen.
Aufruhr, Streikl
auf Erfüllung der
von Schadenerſatz.
Beitreibung rällt
Deutſche Bank und D.

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In Berliner politiſchen Kreiſen hört man neuerdings, daß der
deutſche Botſchafter in Waſhington Dr. Wiedtfeld
nun doch in das Direktorium der Kruppgeſellſchaft wieder
eintritt.
Dem Daily Chronicle zufolge iſt das Parlamentsmitglied Patrick
Haſtings nach Deutſchland abgereiſt, um die Verteidigung
gefangener Deutſcher vor den franzöſiſchen Kriegs=
gerichten
, zu übernehmen.
Der Wiener Burgtheaterdirektor Paulſen trat
von der Leitung des Burgtheaters zurück, da er in die vorbehaltloſe An=
nahme
der neuen Dienſtinſtruktion nicht einwilligen wollte. Er ſcheidet
auch als Schauſpieler aus dem Verband des Burgtheaters aus.
Der belgiſche Senat nahm mit 74 gegen 55 Stimmen den Geſetz=
entwurf
, betr. die Genter Univerſität, an.
Lord Curzon wird wegen dringlicher Geſchäfte nicht perſönlich zur
Unterzeichnung des Friedensvertrages nach Lauſanne kommen. Wahr=
ſcheinlich
wird der engliſche Bevollmächtigte in Lauſanne, Rumoald,
im Namen der engliſchen Regierung den Vertrag unterzeichnen.
Der ſchweizeriſche Bundesrat hat den Präſidenten Scheuerer beauf=
tragt
, bei der Unterzeichnung des Friedensvertrages in Lauſanne die
Feierlichkeiten zu übernehmen.
In Sofia begann die Verhandlung gegen die Miniſter
des Kabinetts Stambulinſki.
Nach einer Meldung des Neu=York Herald aus Neu=York beab=
ſichtige
der Nationalausſchuß zur Verhinderung des
Krieges für den 28. und 29. Juli auf dem geſamten Gebiete der Ver=
einigten
Staaten Demonſtrationen zugunſten des Beitritts der Ver=
einigten
Staaten zum Haager Schiedsgerichtshof.

* Das Geſpenſt des Bürgerkriegs.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Reichsregierung hat in zwölfter Stunde energiſch zu
der innerpolitiſchen Lage Stellung genommen, um den unver=
autwortlichen
Treibereien, die durch aktiviſtiſche Bewegungen die
links= und rechtsradikalen Lager zum Bürgerkrieg gegen=
enander
aufhetzen wollen, ein Ende zu machen. Die Reichs=
regierung
hat ſich in ihrer Erklärung auf den einzig möglichen
Standpunkt geſtellt und den Einſatz aller ihrer Machtmittel in
Ausſicht geſtellt, um einen etwa geplanten Anſchlag gegen den
Beſtand und die Verfaſſung des Reiches niederzuwerfen. Die
Regierung Cuno hat ſich im Abwehrkampf gegen den franzöſi=
ſchen
Einfall in das Ruhrgebiet wahrhaftia ſo ſtark und ener=
giſch
eingeſetzt, daß ſie von dem deutſchen Volke Gefolgſchaft bei
der Löſung der gewaltigen nationalen Aufgabe der Abwehr
feindlicher Anſchläge von außen verlangen und jede Sabotage
dieſes Abwehrkampfes niederſchlagen kann. Denn das iſt ſogar
das Ausſchlaggebende für die nächſten Wochen.
Die Staatsautorität der deurſchen Regierung, die den
Kampf um die deutſche Freiheit (denn darum han=
delt
es ſich doch ſchließlich in dem Ringen mit Frankreich) führt,
dieſe Staatsautorität kann jedenfalls in all den Bewegungen
und Aufregungen, die das deutſche Volk durchzittern, nur dann
wie ein Fels daſtehen, wenn ſich das deutſche Volk geſchloſſen
hinter die Regierung ſtellt. Die Kommuniſtiſche Partei
Deutſchlands hat ihrem Aufruf zur Verteidigung gegen den
Faſzismus eine Vorbereitung politiſcher Art vorausgeſchickt, die
ernſtlicher Beachtung wert iſt. Die Kommuniſten haben den
Kampf gegen den Verſailler Vertrag und gegen
die franzöſiſchen Vergewaltigungen auf ihre
Fahne geſchrieben. Die Kommuniſten lehnen den
Pazifismus ab und verfuchen, ſich den nalionaliſtiſch=
aktiviſtiſchen
Elementen zu nähern. Ihre Parole lautet:
Kampf gegen den Kapitalismus im Innern wie nach außen
und gegen den Verſailler Frieden für die Freiheit des deut=
ſchen
Volkes. Dabei iſt ihre außenpolitiſche Beurteilung der
Lage die, daß der Kampf zwiſchen England und Frankreich,
wegen der Ruhrfrage lediglich um die engliſche Beteiligung an
der franzöſiſchen Beſitzergreifung der deutſchen Kohlen und des
deutſchen Eiſens im Ruhrgebiet geht. Die Kommuniſten haben
in letzter Zeit ſogar Redewendungen aufgenommen, wie ſie pro=
grammatiſch
von den Rechtsradikalen gebraucht werden. So
wendet ſich eine der letzten kommuniſtiſchen Kundgebungen ſo=
gar
an alle die, die unter der Schmach und Not der November=
demokratie
leiden. Die neue Taktik der Kommuniſten iſt aber
damit nicht abgetan, daß man von Bauernfängerei ſpricht.
Es liegt hier fraglos auch die Kenntnis von der Stimmung in
den Arbeitermaſſen zugrunde, wie ſie der franzöſiſche Druck und
ſeine wirtſchaftlichen Folgen beſonders in der Arbeiter=
jugend
erzeugt haben. Es geht heute durch die pro=
letariſche
Jugendbewegung (und die Jugend iſt
überall Führerin und Bahnbrecherin des Aktivismus) eine
ſtarke Welle nationaler Selbſtbehauptung und
Sehnſucht nach Führerſchaft. Alle dieſe Kräfte wen=
den
ſich nun von der Sozialdemokratie ab, und ſie würden zu
den Nationalſozialiſten übergehen, wenn ſie nicht bei der äußer=
ſten
Linken mit ihren Ideen Verſtändnis finden und von ihr
aufgeſogen würden. Es iſt eine unumſtößliche Tatſache, daß der
opferwillige idealiſtiſche Aktivismus der deutſchen Jugend als
Reaktion gegen die Periode vom 9. November 1918 bis heute
augenblicklich an den entgegengeſetzten Polen von rechts und
links in kräftiger Bewegung nach Betätigung drängt.
Wenn die Regierung in ihrem Aufruf davon ſpricht, daß die
überwältigende Mehrheit unſeres Volkes, die Mehrheit der
Mitte, dieſe Bewegungen ablehnt, ſo iſt das richtig. Aber man
muß ſich darüber klar ſein, was dieſe Mittel ſtagniert und die
mobilen Kräfte, alſo die ausſchlaggebenden Kräfte, in den
äußerſten Polen ſind. Es iſt in der Tat eine verruchte
Vaterlandsverräterei, dieſe Kräfte gegeneinander auf=
zuhetzen
und ſich verzehren zu laſſen, wie das die Leitung der
Kommuniſtiſchen Partei Deutſchlands tut. Die Ausſichten, daß
es zu ſolchen wahnwitzigen Bruderkämpfen in Deutſchland kom=
men
könnte, ſind nach unſeren Informationen wahrlich nicht ge=
ring
. Aber eine ſtarke nationale Regierung mit Führerqualitäten
wird bei richtiger Erkennung der Urſachen der aktiviſtiſchen Be=
wegungen
von rechts und links dieſe in den nationalen Abwehr=
kampf
einſpannen können. Dieſe aktiviſtiſchen Kräfte müſſen
davon überzeugt werden, daß ſie in einem Kampf gegeneinander
und gegen den Staat das Gegenteil von dem erreichen, was ſie
in ihrem Idealismus anſtreben: ſtatt der deutſchen Freiheit die
endgültige Knechtſchaft unter das Entente=
kapital
.
Es muß die Situation bis zur Siedehitze verſchärfen, wenn
das Berliner Tageblatt von einer Einheitsfront an der Ruhr
von den Deutſchnationalen bis zu den Kommuniſten ſpricht und
abſichtlich die deutſchvölkiſchen Kreiſe fortläßt. Wer das Ruhr=
gebiet
kennt, weiß, wie die Idealiſten aus dieſen Kreiſen ihr
Leben im Ruhrkampf einſetzten und immer noch einſetzen. Solche
Taktik heißt, den Aktivismus von rechts bis aufs Blut reizen.
Man unterſchätze die Stärke der Aktiviſten in Deutſchland nicht,
die darum ſo ſtark ſind, weil ſie ohne Beſonnenheit Blut und
Gut für die deutſche Freiheit und für nichts anderes einſetzen
wollen.
Die Kundgebung der Reichsregierung.
Berlin, 18. Juli. (Wolff.) Amtlich: In der letzten
Zeit ſind in der Preſſe verſchiedene Artikel erſchienen, die mit
einer gewiſſen Kaltblütigkeit die Möglichkeit eines Bür=
gerkrieges
erörtern. Nach Auffaſſung der Reichsregierung
haben ſolche Preſſeäußerungen in den Tatſachen keine Grund=
lage
, denn die überwältigende Mehrheit unſeres Volkes lehnt
es offenkundig ab, ſich von irgend einer Seite in die ver=
brecheriſche
Torheit blutiger innerpolitiſcher Kämpfe hineinhetzen
zu laſſen; ſie weiß, daß die Schwierigkeiten, mit denen unſer Volk
unter äußerem Druck zu kämpfen hat, es jetzt weniger als je
geſtatten, die Kräfte in inneren Auseinanderſetzungen zu verzet=
teln
. Die breiteſten Kreiſe der Oeffentlichkeit ohne Unterſchied
der politiſchen Parteiſtellung ſind ſich darüber klar, daß, wer die
jetzige Not des Vaterlandes benutzen wollte, um eigenſüchtige
Parteizwecke durchzuſetzen, oder die geſetzliche Ordnung durch
Mittel der Geſalt zu zerreißen, allein die Zwecke fremder Mächte
fördern und Verräter am deutſchen Volke ſein würde.

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Seite 2.

Sollte es dennoch von irgendwelcher Seite gegen den offen=
kundigen
Willen der Volksmehrheit zu einem Verſuch gewalt=
ſamer
Auseinanderſetzung kommen, ſo würde die Reichs=
regierung
alle Machtmittel rückſichtslos ein=
ſetzen
, um einen ſolchen Anſchlag gegen den Beſtand der Ver=
faſſung
des Reiches nieder zu werfen. Die notwendigen Macht=
mittel
hierzu ſtehen der Reichsregierung zur Verfügung. In
der Beurteilung dieſer Dinge beſteht zwiſchen ihr und der
preußiſchen Regierung volles Einverſtändnis,
wie gegenüber einem durch die Preſſe gehenden Schreiben der
Reichstagsabgeordnete Wulle an den Reichskanzler hervorge=
hoben
werden mag. Insbeſondere wird von der Reichsregierung
auf das nachdrücklichſte zurückgewieſen, wenn in dieſem Schreiben
gegen einen preußiſchen Miniſter (Severing. D. Red.) der An=
wurf
gerichtet wird, mit ſeinem Wiſſen werde der Bürgerkrieg
organiſiert. Daß die Reichsregeirung auch bemüht iſt, mit den
Landesregierung von Sachſen und Thüringen im Ju=
tereſſe
einer ruhigen Entwicklung unſerer inneren Verhältniſſe
ein Einvernehmen zu pflegen, iſt bekannt; ſie läßt es auch in
dieſer Beziehung nicht an pflichtmäßiger ernſter Auſmerkſamkeit
fehlen.

Hieber warnt vor einem Bürgerkrieg.

Stuttgart, 19. Juli. (Wolff.) Bei der Beratung des
Nachtrags für 1923 im Landtag erklärte Staatspräſident Hieber,
er ſei mehr als je überzeugt, daß wir auf den paſſiden Wider=
ſtand
an der Ruhr niemals verzichten dürfen. Das Urteil der
geſitteten Welt wird den Friedensbrecher erkennen und die Raub=
politik
Frankreichs immer mehr verurteilen. Die Hauptaufgabe
der deutſchen Politik ſei, den Verſailler Vertrag und das uns
abgepreßte Geſtändnis der alleinigen Kriegsſchuld, aus der Welt
zu ſchaffen und das Märchen zu beſeitigen, Deutſchland habe
den Krieg angefangen, um die Weltherrſchaft zu erwerben. Der
Miniſterpräſident bedauerte weiterhin, das Ausſcheiden der So=
zialdemokraten
aus der Regierung und verteidigte die Verord=
nung
des Staatsminiſteriums vom 24. April über die außer=
ordentlichen
Maßnahmen zum Schutze der öffentlichen Sicherheit
und Ordnung, die ſich in gleicher Weiſe gegen rechts und links
richtete, gegen jede öffentlichen oder geheimen Beeinfluſſungen,
gegen politiſche oder wirtſchaftliche Beſtrebungen, durch Terror
oder durch Gewalt, durch militäriſche oder gegenmilitäriſche For=
mationen
. Neben der Staatsgewalt dürfe es keinerlei militäri=
ſchen
Organiſationen mehr geben, und es ſei ein Verbrechen, wenn
ſich politiſche Parteien die Neigung der deutſchen Jugend zu
militäriſchen Spielen zu eigen machten. Dieſe Verſuche könnten
uns nur die Gefahr eines Bürgerkrieges näher bringen.

Sonderverhandlungen mit Deutſchland?

* Paris, 19. Juli. (Priv.=Tel.) An eine Mitteilung
eines Kölner Blattes anſchließend, ſtellt der Temps feſt, daß
die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes im Vermögen Eng=
lands
ſtehe. Lord Curzon und der deutſche Botſchafter in Lon=
don
hätten ſich geſtern, Londoner Meldungen zufolge, darüber
ausgeſprochen. Man ſei daher genötigt, eine zweite Tatſache
feſtzuſtellen. Die engliſche Regierung habe vor Uebergabe ihres
Antwortentwurfs an ihre Verbündeten eine Sonderverhandlung
mit Deutſchland eröffnet. Es verſtehe ſich daher von ſelbſt, daß
Frankreich keinen Grund habe, nicht auch ſeinerſeits vorkommen=
denfalls
mit Deutſchland zu plaudern. Die gegenwärtige Situ=
ation
, ſchreibt das Blatt weiter, laſſe ſich folgendermaßen zu=
ſammenfaſſen
: Einerſeits würde Deutſchland von England dazu
aufgefordert werden, den paſſiven Widerſtand einzuſtellen. An=
dererſeits
unterhalte ſich England mit Deutſchland, und es ſei
ſoſveit gekommen, daß das Schickſal des Reiches nicht mehr vom
Reichstag oder vom Kanzler abhänge, ſondern von Lord Curzon
und vom engliſchen Kabinett. England ſcheine im Hinblick auf
die Ruhrkriſis die deutſche Zahlungsfähigkeit under Ausnutzung
der ſich bietenden Gelegenheiten wahrnehmen zu wollen. Der
Konflikt zwiſchen beiden Ländern würde auf dieſe Weiſe jedoch
jedesmal auf einem neuen Gebiet zum Ausdruck kommen. Man
habe es hier mit einer Politik zu tun, wie ſie Lord Curzon auch
gegenüber den Türken und Griechen getätigt habe.

Phantaſien.

* Paris, 19. Juli. (Priv.=Tel.) Das Journal macht
darauf aufmerkfam, daß Deutſchland im gegenwärtigen Augen=
blick
eifrig in London manövriere. Das Blatt erklärt, Deutſch=
land
mache in Londoner Kreiſen geltend, daß es ihm unmöglich
ſei, den franzöſiſchen Forderungen nachzukommen, und daß
Frankreich andererſeits vor Einſtellung des paſſiven Widerſtan=
des
nicht in Verhandlungen eintreten wolle. Um einen Aus=
wveg
zu finden, verweiſe Deutſchland auf die Möglichkeit, daß
es auf ein Verlangen Englands nachgeben könne. Allerdings
wünſche das Reich jedoch nach Aufgabe der paſſiven Widerſtan=
des
Zuſicherungen zu erlangen, daß die franzöſiſch=belgiſche Be=
ſetzung
im Ruhrgebiet wieder unſichtbar werde und daß die
deutſchen Beamten wieder in ihre Rechte eingeſetzt würden.
lieber die Anweſenheit franzöſiſcher Truppen im Ruhrgebiet
ſuche man ſich in der Weiſe hinwegzuſetzen, daß der Völkerbund
einen entſprechenden Auftrag an dieſe Truppen richte. Dieſes

* Die deutſche Kunſiſchau des Jahres 1923
in Darmſtadt.

Von Dr. C. Zeh=Heppenheim a. d. B.

Bedenklich kann einen die raſche Umſtellung auf den neuen
Formenkultus bei Schrimpf und ganz beſonders bei Menſe ſtim=
men
. Beide laufen Gefahr, daß ſich bei ihnen die Tendenz zur
Formklärung auf Koſten früherer Intenſität durchſetzt. Für ein
Neunazarenertum, dem beide anſcheinend unter der Flagge
italieniſcher Primitiven zuſteuern, dürfte unſere Zeit noch viel
weniger ein bleibendes Verſtändnis aufbringen wie einſt für die
Brüder von San Iſidoro. Die Bilder von Schrimpf (Nr. 173
bis 176) locken zunächſt durch ihre klare, aber etwas bewußt zur
Schau getragene Kompoſition, durch die ſanfte Modulation ihrer
Silhouetten, durch die Leuchtkraft der roten und blauen Farbe.
Aber ein gewiſſer Schematismus im Ausdruck der Köpfe läßt
keine nachhaltige Wirkung von jedem einzelnen Bild zurück.
Und wir glauben, die Landſchaft auf dem Bilde Mädchen mit
Schafen (Nr. 175) ſchon bei Piero di Coſimo einmal, allerdings
in reicherer Durchbildung, geſehen zu haben. Schrimpf ſchätten
wir von früher her als einen aufrichtigen Maler frommer Emp=
findung
, die uns auch noch auf ſeinen Holzſchnitten (Nr. 380
bis 382) in voller Süße entgegenſtrömt, ohne ſich ins Sentimen=
tale
zu verlieren. Schrimpf hat als Autodidakt ſchwer um ſein
Geſtaltungsmittel ringen müſſen. Möge er nicht einem Schlag=
wort
der Zeit zuliebe vorzeitig den Kampf aufgeben! Daß er
wieder zurückfinden könnte aus der Sackgaſſe einer glatten naza=
reniſchen
Formenſprache, dafür ſpricht das Bild Mutter mit
Kind (Nr. 173) mit ſeinem zentral angeordneten ſo lebendigen
linearen Rhythmus. Eine leidenſchaftlichere Sprache als bei
Schrimpf war man früher bei Menſe gewöhnt. Umſo erſtaunter
iſt man über ſeine plötzliche Nachgiebigkeit gegenüber alten und
neuen Einflüſſen. Das Bildnis Gine (Nr. 131) erweckt Er=
innerungen
an quattrocentiſtiſche Bildniſſe, an Porträts der
Nazarener Overbeck und Veit. Doch kann man an dem herben, keu=
ſchen
, ſich ſo herrlich frei entfaltenden Adel dieſes Kopfes nicht
vorbeifehen. Auf dem Bild Drei Frauen in italieniſcher
Landſchaft (Nr. 130), über dem eine ſchwermütige Stimmung
ſchwebt, wollen Menſch und Landſchaft nicht zu einer Harmonie
zuſammengehen. Der elfenbeinerne Ton der Figürchen iſt gewiß
von einem erleſenen Reiz; aber dieſer Idylle fehlt das innere

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juli 1923.

Rumiter 198.

Manöver, ſo fügt das Journal hinzu, ſcheine darzutun, daß
Deutſchland am Ende ſeiner Kräfte angelangt ſei, und der
Reichskanzler wünſche, um den Schein zu wahren, für die Ein=
ſtellung
des Widerſtandes, der doch im Widerſpruch zu dem
Verfailler Vertrag ſtehe, (!) ein Trinkgeld zu erhalten. (!!)

Die politiſche Oenkart Brüſſeler Kreiſe.

* Paris, 19. Juli. (Priv.=Tel.) Der belgiſche Korre=
ſpondent
des Temps äußert ſich wie folgt über die politiſche
Denkart der Brüſſeler Kreiſe: Die hieſigen Kreiſe ſind entſchloſ=
ſen
, den engliſchen Antwortentwurf im Geiſte größter Verſöhn=
lichkeit
zu prüſen. Man glaubt zu wiſſen, daß ſich ſein erſter
Abſchnitt auf die Einſtellung des paſſiven Widerſtandes im
Ruhrgebiet beziehen werde. Eine Verſtändigung darüber dürfte
ohne weiteres zuſtandekommen. In autoriſierten Kreiſen betont
man indeſſen, daß die engliſche Regierung nicht vorbehaltlos auf
den deutſchen Vorſchlag, internationalen Sachverſtändigen die
Prüfung der deutſchen Leiſtungen zu übertragen, eingehen
könne. Man habe nichts dagegen einzuwenden, daß die Repara=
tionskommiſſion
bei voller Wahrung ihrer Rechte einen inter=
nationalen
ameri aniſchen Ausſchuß zur Beratung über die
Tragfähigkeit gewiſſer Pfänder heranziehe, die ebenfalls zur
Bezahlung der Reparationsſchulden oder zur Stützung von An=
leihen
Verwendung finden würden. Davon, daß beſagter Aus=
ſchuß
das Zahlungsvermögen Deutſchllands unterſuchen würde,
fügt der Korreſpondent hinzu, könne keine Rede ſein.

Keine Einigung in der Tangerfrage.

EU London, 19. Juli. Ueber den Stand der Tanger=
Frage antwortete Miniſterpräſident Baldwin im Unterhaus,
daß die Vorkonferenz der Sachverſtändigen, die ſich über die Zu=
kunft
Tangers beſprechen ſollte, bekanntlich auf einen Monat
vertagt ſei. Es liegen zwei Pläne vor, der franzöſiſche, welcher
Tanger vorbehaltlos dem Sultan von Marokko, der franzöſiſcher
Vaſall iſt, zuſpricht, und der engliſche, der Tanger internationali=
ſieren
will. Die Vorkonferenz wurde vertagt, damit die Regie=
rungen
die Pläne prüfen können. Baldwin fügte aber hinzu, es
beſtehe keinerlei Ausſicht auf Einigung, und die Tanger= Konf=
renz
werde ſich wohl kaum wieder verſammeln.

Tumulte im bageriſchen Landtag.

München, 19. Juli. (Wolff.) Im Landtag wandte ſich
bei Beſprechung der ſozialdemokratiſchen Interpellation wegen
Aufhebung der von der Regierung im Mai erlaſſenen Notver=
ordnung
der ſozialdemokratiſche Redner Ackermann mit ſchwe=
ren
Angriffen gegen die Regierung. Er erklärte, daß die Ver=
ordnung
lediglich ein Aushängeſchild gegen die Sozialdemo=
kratie
und ihre Preſſe ſei. Als Ackermann den Abgeord=
neten
Heim und Held Vorſchubleiſtungen gegen=
über
den Feindenzum Vorwurf machte, kam es zu Tumul=
ten
zwiſchen rechts und links und zu einem Zuſam=
menſtoß
mit dem Präſidenten Königsbauer, der
dem Redner einen Ordnungsruf erteilte. Staatsminiſter
Schweyer erklärte in Beantwortung der Interpellation, daß
die bayeriſche Regierung ihre Verordnung erſt
aufheben werde, wenn ihr Zweck erfüllt ſei. Er er=
läuterte
den Zweck der Verordnung und legte entſchieden Ver=
wahrung
dagegen ein, daß ihre Handhabung eine parteipolitiſche,
nur gegen die arbeitenden Maſſen gerichtete Maßnahme darſtelle.
Zu den Zwiſchenfällen beim Deutſchen Turnfeſt erklärte der Mi=
niſter
, daß an dieſen nicht die Polizei die Schuld trage, ſondern
jene Leute, die glaubten, auch in das Deutſche Turnfeſt die Po=
litik
hineintragen zu müſſen. Wer der ſtaatlichen Ge=
walt
Gewalt entgegenſetze dürfe ſich nicht wun=
dern
wennerhart angefaßtwerde. Man müſſe aufs
tiefſte bedauern, wenn der Reichspräſident oder der
Reichstag daran denken würden, vorzeitig die Auf=
hebung
der bayeriſchen Notverordnung zu er=
laſſen
.

Die Memelfrage.

Paris, 19. Juli. (Wolff.) Nach dem Petit Journal iſt
der von der Botſchafterkonferenz am Quai d’Orſay
eingefetzte Ausſchuß für die Memelfrage mit der Aufſtellung
eines Status für die Schaffung einer Freizone in Memel und
die Bildung eines Hafenkomitees beſchäftigt. Das letztere
ſoll aus Vertretern der intereſſierten Mächte zuſamengefetzt ſein
und unter dem Vorſitz eines Völkerbundsvertreters
ſtehen.

Die Flucht Ehrhardts.
Das Fluchtauto beſchlagnahmt.

Berlin, 19. Juli. (Wolff.) Nach einer Meldung aus
Leipzig wurde einem Bericht der dortigen Polizeidirektion zu=
folge
der Kraftwagen, der dem entflohenen Kapitänleut=
nant
Ehrhardt zur Flucht diente, in einer Garage in
München heute vormittag beſchlagnahmt. Der Beſitzer
iſt der aus Eſſen ſtammende Ingewieur Erich Tenjes, der in
München als Untermieter wohnte. Tenjes iſt ebenfalls flüchtig.

Leben. Man iſt verſucht, gerade dieſes Bild einmal zu verglei=
chen
mit dem preziöſen Altersſtil L. Cranachs, der in ähnlicher
Weiſe wie Menſe nackte Figürchen, in denen ſchon der ganze
Charme der Porzellanbildnerei des 18. Jahrhunderts lebendig
wird, in einer arabeskenhaften Silhouette von beſtrickendem Zau=
ber
vor landſchaftliche Hintergründe ſtellt. Der Vergleich würde
zugunſten Cranachs ausfallen. Menſe iſt kein Bukoliker. Er
hat auf früheren Bildern Packenderes, Tieferes gegeben. Wer
ſeine erſchauernd einſame ruſſiſche Schneelandſchaft mit dem
barmherzigen Samariter kennt, die Landſchaft mit heiliger Fa=
milie
das reuige Ninive der wird den Umſchwung Menſes
nicht gerade als einen ſeine aktive Seite erhöhenden Poſten
buchen können. Aber es wäre ungerecht, Menſe lediglich nach
dieſen zwei Bildern beurteilen zu wollen. Da iſt noch das Stil=
leben
mit Lampe (Nr. 133). Gerade das, was den Stilleben
Kanoldts fehlt, eine überdingliche Bindung, verleiht dieſem
Bilde ſeine zauberhafte Wirkung. Es iſt der Friede der Nacht,
der von der Lampe ausſtrahlt, der als milder Schein einer
Mondnacht durch das geöffnete Fenſter ins Zimmer hereinrinnt
und lebloſe Dinge zu einer unio mystica zuſammenſchließt.
Daß Menſe von ſeiner früheren Urſprünglichkeit noch nichts ver=
loren
hat, beweiſen ſeine letzten im Cicerone veröffentlichten
Bildniſſe Bild ſeiner Frau und Vera, die mit zu den beſten
Porträts der Gegenwart gehören dürften. Auch dürften hier
durchaus perſönlich verarbeitete Erinnerungen an den Menſe ſo
verwandten Kölner Meiſter von Skt. Severin die Oberhand über
italieniſche Eindrücke gewonnen haben. Daß man übrigens
unter Bildklarheit, der die gegenwärtige Kunſt zuſtrebt, auch
etwas anderes verſtehen kann als nur eine Anleihe bei der roma=
niſchen
Formenwelt, daß es auch eine beſondere nordiſche Bild=
klarheit
gibt, die allerdings weniger der Form an ſich als viel=
mehr
ihrer pſychologiſchen Deutung gilt, daß man ſozuſagen von
einem nordiſchen Gefühlsnaturalismus ſprechen kann, der die
Formen nicht typiſiert und idealiſiert, ſondern gerade die in=
dividuell
=charakteriſtiſchen Merkmale unterſtreicht, belegt Deppert
mit ſeinem Porträt (Nr. 32). Vor dieſem in altmeiſterlicher
Technik gemalten Bilde iſt es einem zumute, als würde der ſo
ſcharf dreinblickende Künſtlergeiſt des ausgehenden Mittelalters
wieder lebendig. Farbe und Linie nähren ein Feuer, das von
innen heraus aus dieſem Antlitz uns entgegenſchlägt, glühend
genug, alles Unreine zu wandeln in eitel Aſche.
Wie kühl wirkt dagegen das Aerztebild (Nr. 29) von Dav=
ringhauſen
mit ſeiner nicht minder metalliſchen Formenſprache.

Von Ruhr und Rhein.
An den Pranger mit den Vaterlandsverrätern

Berlin, 19. Juli. (Wolff.) Wie wir erfahren, wird gegen
alle deutſchen Magiſtratsbeamten der beſetzten
Gebiete, die im Verdacht ſtehen, mit den franzüſiſchen
und belgiſchen Behörden zuſammengearbeite
zu haben, die diſziplinariſche Unterſuchung ſein=
geleitet
werden. Soweit in den einzelnen Füllen der Tat=
beſtand
geklärt ſei, würden die Namen derjenigen, die tatſüch=
lich
mit den Eindringlingen Hand in Hand gearbeitet haben,
veröffentlicht werden.

Imperialiftiſche Umtriebe im

Enthüllungen der Humanité

TU. Paris 19. Juli. Die Humanité fährt fort, über die
Poincaréſchen Rheinlandpläne allerhand auszuplaudern. Sie
behauptet, im Beſitze neuer Dokumente zu ſein über die Um=
triebe
der franzöſiſchen Imperialiſten im Rheinlande. In der
Sitzung vom 17. Juli 1923 habe ein franzöſiſches Mitglied der
Rheinlandkommiſſion folgendes geſagt: Frankreich will die
Rheinlande nicht annektieren, aber es iſt die höchſte Zeit, daß
die Rheinlande ihre Unabhängigkeit ausrufen. Der Redner
ſpricht ſich für eine Vereinigung der Gruppen Dorten und
Smeets aus, und verſprach den Separatiſten de Schutz Frank=
reichs
und des Völkerbundes. Nach der Una ngigkeitserklä=
rung
, ſo fuhr der Redner fort, werde die Weſt, enze ſofort ge=
öffnet
werden und Frankreich werde den Rheinlanden ohne jeden
Einſuhrzoll alle Nahrungsmittel ſchicken, die ſie brauchen. Das
Blatt behauptet, gegen das zu erwartende Dementi der Regie=
rung
mit weiteren Beweiſen auftreten zu können.

Straftolonie auf der Teufelsinſel

London, 19. Juli. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter
des Daily Chronicle ſendet ſeinem Blatt einen längeren Bericht
über die fürchterlichen Zuſtände in den Gefäng=
niſſen
am Rhein, beſonders in Vonn. Seine Angaben
ſtammen von einem ehemaligen britiſchen Offizier, der erklärte,
die Verhältniſſe entſprächen denen der Strafkolonie auf der
Teufelsinſel. Der Berichterſtatter ſchildert die unhygie=
niſche
Unterbringung der Gefangenen, die teilweiſe monatelang
auf ihre Aburteilung warten müßten, die unzureichende Ernäh=
rung
und die ſchlechte Behandlung.

Eine plumpe Fälſchung.

Der franzöſiſche Nachrichtendienſt verbreitete vor drei Tagen
eine Meldung, nach der die Eſſener Polizei den Franzoſen fünf
Deutſche ausgeliefert haben ſollte, die angeblich Fernſprechleitun=
gen
zwiſchen Eſſen und Kray zerſtört hätten. Wie wir erfahren,
handelt es ſich bei dieſer Darſtellung um eine plumpe franzöſiſche
Fälſchung der Tatſachen. Der wahre Sachverhalt iſt folgender:
Vor kurzem wurden fünf Perſonen wegen Diebſtahl von Te=
legraphendraht
verhaftet und in das Eſſener Gefängnis eingelie=
fert
. Gegen die Feſtgenommenen wurde Anklage wegen Dieb=
ſtahls
erhoben. Die Franzoſen, die von dem Gerichtsverfahren
Kenntnis erlangten, forderten die Herausgabe der Täter mit der
Begründung, daß es ſich um Sabotageakte handle. Die Eſſener
Polizei lehnte das Anſinnen der Franzoſen ab. Die Franzoſe
verlangten ſodann von dem Direktor des Unterſuchungsgefäng
niſſes die Herausgabe der Gefangenen, die ſelbſtverſtändlich
ebenfalls verweigert wurde. Daraufhin wurde der Direktor des
Unterſuchungsgefängniſſes von den Franzoſen verhaftet. Die
fünf Deutſchen wurden unter Anwendung von Gewalt aus dem
deutſchen Gefängnis geholt und in das franzöſiſche Gefängnis
gebracht.
Die deutſche Regierung hat den deutſchen Geſchäftsträger in
Paris angewieſen, der dortigen Regierung eine Note zu über=
geben
, in der die deutſche Regierung gegen den grundloſen, will=
kürlichen
Eingriff der Beſatzungsbehörden in die deutſche Rechts=
pflege
und in die perſönliche Freiheit der Beamten, die ihre
Pflicht getan haben, ſchärfſte Verwahrung einlegt.

Wieder ein Deutſcher erſchoſſen.

26 Milliarden beſchlagnahmt.
Paris 19. Juli. (Wolff.) Havas meldet aus Düſſeldorſ,
daß bei Aplerbeck wieder ein Deutſcher von franzöſi=
ſchen
Poſten erſchoſſen worden ſei, als er den Verſuch
gemacht habe, die Grenze zu überſchreiten.
Nach einer weiteren Havasmeldung aus Düſſeldorf ſind auf
dem Wege von Schlangenbad nach Eltville 26 Milliarden
Mark von den Befatzungsbehörden beſchlagnahmt wor=
den
, die angeblich zur Bezahlung der deutſchen Eiſenbahner in
den Bezirken Kreuznach, Boppard und Koblenz beſtimmt waren.

Dieſe Kühle kann nicht allein in dem Charakter des Dargeſtellten
liegen; denn auch in dem ihn umgebenden Raum weht eine
froſtige Luft. Davringhauſen ſteht dem Raum=Verismus der
Volori plaſtici ſehr nahe. Wie mathematiſch berechnet iſt z. B.
das Fenſter mit Kakteen (Nr. 30). Alle Geſpenſterfurcht iſt hiek
verbannt, aber auch die ſegnenden Penaten haben ſich davon=
geſchlichen
.

Alaska ein Land der Möglichkeiten.

Die Reiſe des Präſidenten Harding nach Alaska dürfte an=
getan
ſein, die Aufmerkſamkeit auch außerhalb der Union ernei.
auf dieſes endlegene Territorium und ſeine wechfelvolle End
wicklung in den letzten Jahrzehnten und ſeit der Erwerbung
überhaupt zu lenken. Im Jahre 1867 hatte die Union Alasie
von Rußland für eine Kauffumme von 7,2 Millionen Doug.
erſtanden. Wie ſehr ſich rein geſchäftsmäßig der Handel für die
Vereinigten Staaten gelohnt hat, wird daraus erſichtlich, d9b
die ſeitherige Erzeugung des Territoriums allein aus den Belg=
werken
, dem Fiſchfang und dem Pelzhandel ſich auf rund Ia
Milliarden Dollar beläuft bei gleichzeitigen ſtaatlichen Aufwele
dungen ſeit 1867 in Höhe von 200 Millionen Dollar.
Die wirtſchaftliche Entwicklung Alaskas hat ſich unter ſtal=
ken
Schwankungen vollzogen und weiſt verſchiedene Stillſtandse
zeiten auf, deren letzte, ſeit dem Waffenſtillſtand datierend, nogl
jetzt anhält. Im Jahre 1912 hatte die Einfuhr einen Wert v0
19 980 730 Dollar, die Ausfuhr einen ſolchen von 22 788 136 One
lar; zehn Jahre ſpäter belief ſich die Einfuhr auf 27 648 733 O0b
lar bei einer gleichzeitigen Ausfuhr im Werte von 52 45442
Dollar. In die Zwiſchenzeit fällt eine Hochkonjunktur, derzl
folge die Einfuhr bis auf 84057 884 Dollar (für 1919) und die
Ausfuhr ähnlich geſtiegen war. 1921 aber ſank die Einfuhr be‟
nahe zu verdoppelten Preiſen auf die zahlenmäßige Höhe .0).
1912 zurück. Damit gehen ſehr ſtarke, in ihrer Art noch auffol
ligere Schwankungen in der Einwohnerzahl parallel, die ſichl
1880 auf 33 426 Perſonen aller Raſſen belaufen hatte; ze90
Jahre ſpäder war ſie auf 32052 zurückgegangen; als dann die
Goldoräberzeit einſetzte, ſtiegt ſie innerhalb von zehn Jahlk‟
auf 64 356, um nach dem Abflauen des Goldfiebers auf 5480
(im Jahre 1920) zu ſinken. Der Rückgang bezieht ſich größkel
teils auf die weiße Bevölkerung, die 1910 ſich auf 36 400, 1920
auf nur 27883 Perſonen belief (wovon drei Viertel männliche
Geſchlechts), was einem Rückgang um 23,4 Prozent entſpriche

[ ][  ][ ]

Rummer 198.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juli 1923.

Seite 3.

Die Ziviliſation.
Während des Weltkrieges erfüllte die Entente=Propaganda
Die ganze Welt mit ihren Lugen über angebliche deutſche Greuel=
taten
, die für die blühende Phantaſie ihrer Erfinder ein glänzen=
des
Zeugnis ablegten. Trotzdem eregten die nachweisbar un=
tpahren
Berichte einen ungeheuren Sturm der Entrüſtung in der
ganzen Welt. Die Berichte über die unſagbaren Greueltaten
der franzöſiſchen und belgiſchen Soldateska an Rhein und Ruhr,
die leider jederzeit nachzuweiſen ſind, begegnen in der Welt nur
einem Achſelzucken. Daß aus Menſchlichkeit ſich kein Volk gegen=
über
den Franzoſengreueln empören wird, darüber dürften auch
Dem größten Optimiſten inzwiſchen wohl die Augen aufgegan=
gen
ſein. Das deutſche Volk aber ſollte ſich die Tatſachen
ftets vor Augen halten, nicht nur um eine furchtbare ernſte Lehre
daraus zu ziehen, ſondern auch um nie zu vergeſſen, was unſere
Brüder und Schweſtern unter der Fremdherrſchaft tagtäglich zu
erdulden haben.
Wir geben nachſtehenden Bericht des Poſtmeiſters Trümpler
aus Hückeswagen über ſeinen dreimonatlichen Aufenthalt im
franzöſiſchen Gefängnis wieder, der keineswegs einen beſonders
ſchwer gelagerten Einzelfall betrifft:
Nach meiner Verurteilung durch das franzöſiſche Militär=
gericht
in Düſſeldorf wurde ich am 2. April, morgens 4 Uhr, mit
etwa 45 anderen Gefangenen, von denen je drei mit Ketten zu=
ſammengefeſſelt
wurden, ſo daß wir kaum gehen und das Gepäck
tragen konnten, von mongoliſchen (!) franzöſiſchen Soldaten
nach dem Bahnhof Düſſeldorf=Derendorf gebracht. Dort wur=
den
wir, ohne daß man uns die Ketten abnahm, in einen Eiſen=
zahnwagen
gepfercht und mußten ſie während der ganzen Fahrt
vis Mainz tragen, was die Bewegungen, das Eſſen uſw. außer=
urdentlich
erſchwerte und die Zuſammengefeſſelten ſogar zwang,
fleichzeitig das Kloſett aufzuſuchen. Von Mainz wurden wir
iach Ludwigshafen gebracht, wo wir gegen 12 Uhr nachts an=
amen
und bis vormittags 9 Uhr blieben. Bewegen durften wir
ins nicht, an Schlaf war wegen Ueberfüllung der Abteile nicht
u denken. In Landau war wieder vielſtündiger Aufenthalt.
dier rief das franzöſiſche Bahnperſonal eine größere Anzahl
arbiger (!) Soldaten an unſeren Wagen, zeigte uns den Far=
ſigen
und verhöhnte uns zuſammen mit ihnen. (!)
Gegen 9 Uhr abends erreichten wir nach 42ſtündiger Fahrt
Zweibrücken und wurden, eskortiert von farbigen Soldaten,
rotz unſeres ſchweren Gepäcks in ſehr ſchneller Gangart nach
em Gefängnis gebracht. Als ich unterwegs meinem Vorder=
iann
einen Befehl des franzöſiſchen Gendarmen überſetzte, ver=
etzte
mir der letztere einen heftigen Jauſtſchlag ins Genick.
Zöllig durchſchwitzt langte ich im Gefängnis an. Dort wurden
üir von dem franzöſiſchen Perſonal auf das Verächtlichſte be=
andelt
und auf unſere Zellen verteilt. Vor dieſen wurden wir
is aufs Hemd entkleidet und, nachdem dieſes viſitiert war, in
ie dunklen Räume hineingeſtoßen. Unſere Kleider und unſer
ſepäck blieben vor der Tür liegen. Ich kam mit vier Gefährten
i eine Zelle; dieſe war dunkel, die Fenſter ſtanden offen und
eßen ſich nicht zumachen, da wir mit dem Mechanismus der
chließvorrichtung nicht vertraut waren. Es war bitterkalt. Ich
ind eine Bettſtelle mit einer harten Seegrasmatratze, die, wie
h am anderen Tage herausſtellte, mit Blut beſudelt war.
ußer einer zu kurzen, zerlumpten, durchſichtigen Decke war
chts vorhanden. Nachdem wir ſchon während des letzten Tei=
s
der Fahrt ſchwer unter Durſt gelitten hatten, fehlte in der
elle jeder Tropfen Waſſer. Ich zitterte vor Froſt, da mein
örper ſehr erhitzt geweſen und die Decke völlig unzureichend
ar, und ſchlief infolgedeſſen, ebenſo wie meine Gefährten, faſt
r nicht.
Am anderen Tage gegen 11,Uhr wurde uns Eſſen durch die
ärklappe gereicht: gekochte Kartoffeln mit einem kleinen Stück
indſleiſch in Waſſer gekocht und völlig verſalzen, dazu ein Stück
rot. Die Blechgefäße und Löffel waren völlig verroſtet und
chen übel, auf der Suppe ſchwammen Roſt und Schmutzteile.
Nachmittags gegen 3 Uhr mußten wir vor die Zelle treten,
o Lebensmittel, die das Note Kreuz geſtiftet hatte, ausge=
ndigt
werden ſollten. Dieſe wurden uns mit verächtlichen
ebärden vor die Füße geworfen, nachdem ſie durch Zerbrechen
m Teil unbrauchbar und ungenießbar gemacht worden waren.
ſt dann war es möglich, uns Waſſer zum Trinken und Waſchen
unſauberen und unzulänglichen Gefäßen zu beſorgen. Hand=
her
und Putzlappen waren nicht vorhanden. Auf dem Kloſett
fand ſich nur ein Bruchſtück des Deckels, ſo daß ſich ein un=
räglicher
Geruch in der Zelle verbreitet. Eine alte Sträf=
gsjacke
, die wir in der Zelle fanden und zur Abhaltung des
ſtanks über das Kloſett breiteten, wurde unter Schimpfreden
s franzöſiſchen Perſonals wieder entfernt. Ein Zellengenoſſe
an heftigem Durchfall, was den üblen Geruch vermehrte und
t zu meiner ſpäteren Darmerkrankung beigetragen hat.
Am Nachmittag desſelben Tages erhielten wir Reisſuppe,
mit verdorbenem Fett zübereitet und nur mit heftigem Ekel
genießen war, dazu wieder ein Stück Brot.
Am nächſten Tag wurde früh unerwartet die Türklappe ge=
net
. Da wir nicht ſämtlich bereits in ſtrammer Haltung an
Tür angetreten waren, wurde uns höhniſch verkündet, daß
r keinen Kaffee erhalten ſollten. Im weiteren blieb die Er=
grung
dieſelbe unzureichende und ekelerregende. Einmal be=
den
ſich in meiner Suppe nur 10 Bohnen, die ſämtlich unge=

kocht waren. Sehr häufig mußte vormittags wie nachmittags
das ganze Eſſen in den Kloſetteimer geſchüttet werden, weil es
völlig ungenießbar war, ſo daß wir tatſächlich oft tagelang von
Waſſer und trockenem Brot lebten. Von anderen Gefangenen
hörte ich, daß die Küche von Marokkanern beſorgt würde und
daß es dort ſehr unrein zuginge, ferner, daß vier Pfund Bohnen
auf 60 Perſonen kämen, ſowie daß jeder Gefangene täglich 60
Gramm Kartoffeln (einſchließlich Schmutz und Schale) und 100
Gramm Rindfleiſch zu erhalten habe. Die Kartoffeln waren
häufig vollkommen ſchwarz, das Fleiſch war wiederholt faul.
Zahlreiche Gefangene klagten über Verdauungsſtörungen. Am
20. April ich war inzwiſchen in eine Zelle für neun Inſaſſen
gekommen ſtellte ſich bei mir heftige Diarrhoe ein. Ich wollte
mich dem franzöſiſchen Arzt nicht vorſtellen, der andere Gefan=
gene
unſachlich, höhniſch und unhygieniſch behandelt hatte oder
ſie trotz deutlich erkennbarer Krankheitserſcheinungen einfach als
Simulanten bezeichnete. Als dann ein deutſcher Arzt zuge=
laſſen
wurde, ſtellte derſelbe mein Leiden als Dysenterie feſt
und verſprach mir, für Ueberführung in ein Krankenhaus zu
ſorgen. Die Aufnahme in das Krankenhaus ſcheiterte an dem
Widerſtande der franzöſiſchen Gefängnisverwaltung. Erſt nach
zwei Tagen, während deren ich mit meinen acht Zellengenoſſen
dasſelbe Kloſett benutzen mußte, wurde ich in eine Einzelzelle
geſperrt. Die Mahlzeiten mußte ich mit einem Diphteriekranken
einnehmen, der während des Eſſens in meine Zelle eingeſchloſ=
ſen
wurde. Einmal mußten wir aus einer Schüſſel eſſen; ein=
mal
blieben wir infolge Nachläſſigkeit des franzöſiſchen Perſo=
nals
24 Stunden ohne Eſſen. Als Kloſett diente in der Einzel=
zelle
nur ein kleines Nachtgeſchirr, auf dem eine ordnungs=
mäßige
und reinliche Stuhlentleerung unmöglich war und das
ich, wie die anderen Gefangenen, im gemeinſamen Spülraum
ſelbſt reinigen mußte. Nach etwa drei Wochen beſſerte ſich mein
Darmleiden und ein franzöſiſcher Arzt wies mir wieder die un=
zureichende
und unbekömmliche Gefängniskoſt zu.
Am 11. Juni wurde ich dann entlaſſen, mußte mich aber in=
folge
der erlittenen Geſundheitsſchädigungen noch lange klini=
ſcher
Behandlung unterziehen.

Die wertbeſtändigen Löhne.
Berlin, 19. Juli. (Priv.=Tel.) In der Frage der Ein=
führung
wertbeſtändiger Arbeitseinkommen bedeutet die geſtern
zwiſchen dem Reichsfinanzminiſter und den Vertretern der Be=
amten
und Staatsarbeiter getroffene Vereinbarung einen be=
deutungsvollen
Fortſchritt für die allgemeine Löſung des Pro=
blems
. Die Regierung hat ſich bereit erklärt, durch Anlehnung
an Indexziffern eine gewiſſe Wertbeſtändigkeit in den Einkom=
men
zu ſichern. Die dazu notwendigen erhöhten Aufwendungen
müſſen natürlich durch Vermehrung der Einnahmen des Staates
aufgebracht werden. Der Staat wird daher gezwungen ſein, auch
ſeine Einnahmen wertbeſtändig zu geſtalten. Die Steuerein=
nahmen
und die Einnahmen durch die ſtaatlichen Verkehrsunter=
nehmungen
müſſen vervielfältigt werden.
Die Steigerung der Lebenshaltungskoſten.
TU. Berlin, 19. Juli. Die Reichsindexziffer für die
Lebenshaltungskoſten ſtellt ſich nach den Berechnungen des Sta=
tiſtiſchen
Reichsamtes für den 16. Juli auf 28862 (1913/14 1).
Die Erhebung hat in dieſer Woche erſtmalig am Montag ſtatt=
gefunden
. Die Steigerung gegen den Mittwoch der Vorwoche
(21 511) beträgt 34,3 Prozent. Gegenüber dem Juni= Durch=
ſchnitt
beträgt die Steigerung am 16. Juli 278 Prozent.

Landarbeiterſtreik.
Kaſſel, 19. Juli. (Wolff.) Der im Regierungsbezirk
Kaſſel ausgebrochene Landarbeiterſtreik, der bis jetzt
30 Güter umfaßt, wird mit unverminderter Schärfe durchgeführt,
obgleich der Demobilmachungskommiſſar den Schiedsſpruch des
Schlichtungsausſchuſſes für verbindlich erklärt hat. Die Land=
wirtſchaftskammer
erklärte Notſtandsarbeiten für dringend er=
forderlich
. Mit Genehmigung der Regierung wurde die Tech=
niſche
Nothilfe vom 17. Juli ab eingeſetzt. Bis jetzt wurden
12 Güter von etwa 200 Nothelfern übernommen.
Abgelehnte Bismarckehrung.
g. München, 18. Juli. Die ſozialdemokratiſche und kom=
muniſtiſche
Mehrheit des Münchener Stadtrats lehnte einen Be=
trag
von 150 000 Mark zur Schmückung des Bismarckdenkmals
aus Anlaß der fünfundzwanzigſten Wiederkehr des Todestages
des Altreichskanzlers und Ehrenbürgers der Stadt München
ab, weil der Antrag eine Provokation für die Linksparteien
darſtelle. Die bürgerlichen Parteien des Stadtrats brachten
daraufhin nach Beendigung der Sitzung die Mittel zu würdiger
Schmückung des Denkmals unter ſich durch eine freiwillige
Sammlung ſofort auf.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 20. Juli.
Erledigte Stellen. Bei dem Amtsgericht in Worms ſind demnächſt
zwei Amtsgehilfenſtellen zu beſetzen. Bewerber wollen ſich bis zum 10.
Auguſt ds. Js. unter Vorlage eines ſelbſtgeſchriebenen Lebenslaufes
und etwaiger Zeugniſſe ſchriftlich bei dem Miniſterium der Juſtiz in
Darmſtadt melden. Unverheiratete erhalten den Vorzug.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Der Meiſterboxer.
Trotz der ſtets ausverkauften Häuſer und des ungewöhnlichen Erfolges
kann der Meiſterboxer nur noch Freitag, Samstag und Sonntag ge=
geben
werden. Es kann im Intereſſe des Publikums nicht dringend
genug empfohlen werden, ſich recht frühzeitig auch für die Samstag=
und Sonntagvorſtellung mit Karten zu verſehen, da die Nachfrage nach
Plätzen eher zu als abnimmt.
Flachsmann als Erzieher Zum 50. Geburtstage von Otto
Ernſt wird für Montag die Premiere ſeiner Komödie Flachsmann
als Erzieher unter der Regie von Franz Sauer vorbereitet. In dieſer
lange Zeit hier nicht aufgeführten, reizenden Komödie iſt das geſamte
Perſonal der Sommerſpielzeit beſchäftigt.
Galante Nacht‟. Das rege Intereſſe, das ſich für die erſte
Darmſtädter Nachtvorſtellung bemerkbar macht, beweiſt, daß das Darm=
ſtädter
Publikum nicht hinter anderen Großſtädten zurückſtehen will.
Die Nachfrage nach Karten iſt bereits ſo ſtark, daß weitere Intereſſen=
ten
gut daran täten, ſich möglichſt bald Plätze zu ſichern, zumal da wahr=
ſcheinlich
nur am Samstag und Sonntag die Nachtvorſtellung wegen
techniſcher Schwierigkeiten ſtattfinden kann. Die Hauptrollen ſind mit
Bruno Harprecht und Eliſabeth Horn a. G. beſetzt, Regie führt diesmal
unſer Darmſtädter Theo Bögel.
1, Aenderung des Reichshaftpflichtgeſetzes. Nach § 7 iſt Schadenerſatz
wegen Aufhebung oder Minderung der Erwerbsfähigkeit und wegen
Vermehrung der Bedürfniſſe des Verletzten ſowie der einem Dritten
(Unterhaltspflicht!) zu gewährende Schadenerſatz durch Entrichtung einer
Geldrente zu leiſten. Abändernd iſt nun beſtimmt, daß der Unter=
nehmer
in dieſem Falle nur bis zu einer Jahresrente von
50 Mill. Mark haftet. Bei weſentlicher Aenderung der wirt=
ſchaftlichen
Verhältniſſe kann mit Zuſtimmung des Reichsrats der Höchſt=
betrag
anderweitig feſtgeſetzt werden. Das Geſetz findet auf die nach
dem Tag ſeines Inkrafttretens eintretenden Schadensfälle Anwendung.
Kinoausſchußſitzung. Die Zentralſtelle zur Förderung
der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen hatte
geſtern nachmittag zu einer Sitzung in den Saal des Landtags einge=
laden
. Zweck der Zuſammenkunft war, Erfahrungen auf dem Gebiete
der Kinoreform auszutauſchen und neue Anregungen zu geben. Ueber=
aus
intereſſant waren die Ausführungen des Referenten, Hauptlehrers
Ziegele aus Stuttgart. In klarer Darſtellung gab er ein Bild von
dem, was auf dieſem Gebiete in Württemberg bereits geleiſtet wurde
und was noch anzuſtreben iſt. Nachdem ſeit November 1918 das Kino
auf einen in Deutſchland nicht für möglich gehaltenen Tiefſtand ge=
ſunken
war, kam, wohl durch das württembergiſche Vorbild angeregt
das Reichslichtſpielgeſetz vom Mai 1920 zuſtande. Das
Geſetz tat diel Gutes, iſt aber doch nur als ein erſter Verſuch zu be=
trachten
, wie von Staatswegen auf dieſen Zweig der Volksbildung ein=
gewirkt
werden muß. Seine Unvollſtändigkeit zeigt es auch ſchon darin,
daß es manche gute Beſtimmung trifft, aber keine Strafe für Ueber=
tretungen
vorſieht. So findet man auch, daß Filmteile, die von der
Zenfur beanſtandet wurden, weitab von der Kontrollbehörde ruhig ge=
ſpielt
werden. Auch kann die beſte Zenſurſtelle in Berlin unmöglich
den Intereſſen der Provinz gerecht werden. Anzuſtreben wäre auf
dieſem Gebiete eine Dezentraliſation. Angeregt wurde auch, an Kino=
beſitzer
Konzeſſionen zu erteilen, wie es in anderen Gewerben auch
üblich iſt. Ein weiterer großer Uebelſtand wurde beleuchtet: ein Kino=
beſitzer
trünſcht einen guten Film zu zeigen, muß aber einige Kilometer
richtigen Kitſch mit in Kauf nehmen, weil das vom Produzenten ſo
vorgeſehen iſt. Gute Erfahrungen hat man gemacht, wenn ausgeſpro=
chenen
Lehrfilmen ein Teil der Luxusſteuer erlaſſen wird. Bei der an=
ſchließenden
Diskuſſion wurde den Ausführungen des Referenten all=
gemein
Beifall geſpendet. Ein Redner zeigte, wie der feſte Wille einer
Gemeinde in Zuſammenarbeit mit den Kinobeſitzern ſchon gute Erfolge
in der Bekämpfung minderwertiger Filme gezeigt hat. Allgemein wurde
die Anſicht vertreten, daß in der Kinoreform nicht nur noch viel erreicht
werden muß, ſondern auch erreicht werden kann. Unbedingt notwendig
iſt hierzu die Mitarbeit aller gebildeten Kreiſe.
S.
* Neue Milchpreisfeſtſetzung. Mit Wirkung vom 21. Juki d. Js.
beträgt der Erzeugerpreis für Milch je Liter 4500 Mk.; als Rampen=
preis
gilt der Stallpreis zuzüglich 15 Prozent. Der Rampenpreis der=
ſteht
ſich wie ſeither nicht mehr frei Lieferung Darmſtadt, ſondern frei
Lieferung Verſandſtation. Bei Abgabe von Milch direkt an den Ver=
braucher
darf der Landwirt den Rampenpreis, alſo Stallpreis plus 15
Prozent, nehmen.
* Bildung einer Butterpreisnotierungskommiſſion. Auf Veran=
laſſung
der Butterhändlervereinigung haben wiederholt Beſprechungen
ſtattgefunden zwiſchen letzterer und Vertretern der Butterproduzenten.
Gegenſtand der Beſprechung war jeweilig die Bildung einer Butter=
preisnotierungskommiſſion
für Landbutter, um damit eine Handhabe
zu bekommen, dem unreellen Handel das Handwerk zu legen. Die letzt=
malige
Beſprechung, die am Montag, den 16. Juli, im Beiſein eines
Regierungsdertreters gepflogen wurde, führte zu folgendem Reſultat:
Mittwochs bzw. Donnerstags jeder Woche ſoll ein Ankaufspreis für die
Landbutter feſtgeſetzt werden. Die Höhe des Preiſes richtet ſich nach der
vorhergehenden Berliner Butterpreisnotierung. Der feſtgeſetzte Butter=
preis
gilt jeweilig eine Woche, alſo von Mittwoch zu Mittwoch. Auf
den ſo feſtgeſetzten Erzeugerpreis darf der Handel eine Höchſtverdienſt=
ſpanne
von 25 % zuſchlagen. In dieſem Zuſchlage ſind auch die Ver=
dienſte
bei etwaigen Zwiſchenverkäufen enthalten. Das Publikum wird
erſucht, ſich ſtreng nach dem notierten Preiſe zu richten und alle höheren
Forderungen abzulehnen bzw. die Betreffenden zur Anzeige zu bringen.
Die Regierung hat entſprechende Ueberwachung des Butterhandels zu=
geſagt
.
Butternotierung. Der Erzeugerpreis für Landbutter beträgt
in Zeit vom 18.25. Juli 42000 Mk. je Pfund; der Kleinverkaufspreis
beträgt 52 500 Mk. das Pfund.

a.
91
b
li.
P

Irgendetwas muß alſo mit Alaska nicht in Ordnung ſein,
d) vielleicht will der Präſidend dem nachforſchen. Ohne eine
wiegend weiße Einwohnerſchaft können ſeine natürlichen
chtümer nicht in den Umlauf gelangen, und dieſe Reichtümer
nach wie vor, trotzdem die Goldminen bei Kriegsausbruck
gut wie erſchöpft waren, groß, und zwar beſonders an Holz
Wild. In der Hoffnung, daß dieſe in nächſter Zeit doch
bar gemacht werden und daß eine weitere Erſchließung des
ides einſetzen wird, läßt die amerikaniſche Regierung die
ige Eiſenbahn des Landes trotz eines jährlichen Difizits in
je von 900000 Dollar auch fernerhin in Betrieb. Die wich=
te
Induſtrie des Landes bleibt natürlich der Bergbau; auch
d iſt noch in abbauwürdigen Mengen vorhanden, wenn auch
primitive Methode der Goldwäſcherei ſeit Jahren hat auf=
eben
werden nüſſen. Die Lager an Kupfererzen ſind ſehr
ächtlich; ihr Abbau iſt trotz eines gewiſſen Nachlaſſens in
Nachfrage nach Kupfer in der Zeit nach dem Kriege nicht ſehr
zurückgegangen; die bisherige Geſamtförderung an Kupſer
luft ſich auf 740 Millionen Tonnen. Kohle= und Oellager
erſt wenig erſchlloſſen, wenn auch in den allerletzten Jahren
frungen mit günſtigem Erfolg angeſtellt worden ſind. Wie
eutſam etwa die Lachsfiſcherei Alaskas iſt, geht daraus her=
daß
im Jahre 1918 die Gebühren für Fiſchereierlaubniſſe
Prozent der geſamten ſtaatlichen Einnahmen ausmachten;
dings bürſte, wenn nicht bald ſcharfe Schonmaßnahmen er=
foen
, dieſe Fiſcherei ein jähes Ende finden. Im Aufſtieg be=
fen
iſt dagegen die Zucht von Renntieren, die ſich in den
Iren feit 1830, als eine Herde von 16 Stück von Sibirien her
er eführt worden war, ſich auf rund 250 000 vermehrt haben.
Enſo vielverſprechend iſt die Anlage von Pelzfarmen, au
dn Blau= und Silberfüchſe gezüchtet werden; die Ausfuhr
Fuchspelzen hatte im letzten Jahr einen Wert von 3,3 Mil=
en
Dollar.
Mit der Nutzbarmachung des Waldreichtums von Alaska
iſtium begonnen worden. Die großen, für die Herſtellung von
ier geeigneten Holzmengen bieten im Verein mit den reich=
liſn
Waſſerkräften die Grundlage für eine künftige Papier=
in
ſtrie. Die klimatiſchen Verhältniſſe ſchließen den Ackerbau
n1 aus, und es können während, der wärmeren Jahreszeit
Wzen, Roggen, Heu, Salat, Möhren und Kartoffeln angebaut
ty geerntet werden; gutes Weidegelände iſt in reichſtem Maße
anden.
Daß angeſichts dieſer günſtigen Vorbedingungen für die Be=
lung
und wirtſchaftliche Erſchließung des Landes die ame=

rikaniſche Regierung willens ſcheint, dieſe mit reichlichen Mitteln
zu unterſtützen, darf alſo nicht wundernehmen; wundernehmen
kann vielmehr, daß nicht mehr Pioniere ſich in dieſes Land der
offenbaren Möglichkeiten begeben. Aber; es muß wohl etwas
nicht in Ordnung ſein mit Alaska.

Neue Bücher.
Ed Juhl: Der Geiſt des Menſchen und di
Geiſterwelt. Dunkle Fragen des Seelenlebens, beleuchtet für
ſuchende Menſchen. Schwerin, 1923. Preis: Grundzahl 1,50. Das
ſehr leſenswerte Buch behandelt in fünf Kapiteln das Tages= und das
Unterbewußtſein, die Fernwirkung im Raum, die Fernwirkung in der
Zeit, das Traumleben und den Spiritismus. Paſtor Juhl verfügt
über große Literaturkenntnis und viele eigene Erfahrungen auf dieſem
Gebiet, zu dem er objektiv Stellung nehmen will. Alles, was in das
Gebiet des Okkulten ſchlägt, erkennt er kritiſch prüfend als Tatſachen
an, deren eigentliches Weſen aber dem Stand der heutigen Wiſſenſchaft
und wohl dem menſchlichen Verſtehen überhaupt unerklärlich iſt. Be
ſonders klar und einleuchtend iſt ſeine Erklärung über das Unterbe=
wußtſein
, und hier, wie zum Schluſſe eines jeden Kapitels, bringt er
den wertvollen Hinweis, wie wir die uns zumeiſt noch unbekannten
Geiſteskräfte zu unſerem beſten nutzen können und ſollen. Ueber das
Traumleben zu ſchreiben iſt ſtets ſchwierig, denn dieſe Nuß iſt ſteinhart.
Juhl bringt darum hierüber auch nichts weſentlich Neues. Erſcheinun=
gen
wie die Aufhebung der Schwverkraft bei Nachtwandlern können wir
nur hypothetiſch erklären, aber nicht ergründen. Seine Ausführun=
gen
über den Spiritismus aber zeugen nicht von umfaſſender Sach=
kenntnis
. Denn Carl du Prels klaſſiſches Werk über dieſes Gebiet
hat er entweder falſch verſtanden, oder voreingenommen geleſen; eben=
ſo
kurz geht er über Dinter hinweg. Ueber die von Gegnerſeite viel
geſtützte Halluzinationstheorie iſt Juhl hinaus; mit ihr kommt man
nicht durch, denn ſie allein iſt ſchon hinfällig durch den photographiſchen
Beweis. Sehr richtig nennt er den Spiritismus eine experimen=
tierende
Geiſterkunde‟. In den gleichen Topf aber wirft er die Wiſſen=
ſchaft
von der Geiſtlehre, und damit kommt Juhl auf falſche Bahn.
In ſcheinbarer Unkenntnis, daß die Geiſtlehre ſich auf dem Johannes=
evangelium
aufbaut und mit dem reinen, geläuterten Chriſtentum
identiſch iſt, wettert er zum Schluß in ſcharfen Worten gegen das
Vorherige und predigt das alleinſeligmachende ſtarre Dogma der Kirche.
So ſpricht Juhl als Paſtor, wie ein Mediziner über dieſes Gebiet leicke
im moniſtiſchen Sinne Häckels das Unſichtbare verurteilen würde. Ab=
gefehen
von dieſer ſubjektiven Entgleifung iſt das Buch ein wertvoller
und leſenswerter Beitrag zur Literatur des Okkulten.
St. Mein Sumatrabuch von Helge Karsberg (Franz
Schneider Verlag, Berlin S.W. 11. Halbleinen, Grundz. 12 Mk. Mit
16 Bildtgfeln.) Ein merkwürdiges Buch, das dieſer 23jährige Däne hier

geſchrieben und das Erwin Magnus ausgezeichnet überſetzt hat. Ein
Buch, das man ſchwer wird einordnen können in die Reiſeliteratur,
ebenſo ſchwer in die Abenteuerliteratur und Romanlektüre oder in eine
Bibliothek ernſten Völkerſtudiums. Und doch würde dieſes Buch in
allen dieſen Rubriken die erſte Stelle einnehmen müſſen. Helge Kars=
bergs
Sumatrabuch iſt eines jener Werke, die es nur mit dem beſten
gemeinſam haben, das keinen toten Buchſtaben enthält, keine Worte und.
Sätze, ſondern blutvolles, blühendes Leben. Reiſebeſchreibung? Welch
armes Wort! In glühendſter, blühender Ueppigkeit und Farbenpracht
entſteht die Natur mit allem, was in ihr lebt und webt, greifbar nahe
und lebendig vor dem Auge der Seele des Leſers. Eine Welt eröffnet
ſich von ſo unerhörter Schönheit und Größe und Farbenpracht, daß der
Leſer in Bann geſchlagen wird. Dabei iſt doch nichts Ueberſchweng=
liches
in der Sprache dieſer Schilderungen; in knappen prägnanten
Satzen ſpricht Karsberg, und zeichnet doch ſo plaſtiſch, reißt zum Mit=
erleben
hin. Verzichtet auch nicht auf Wiedergabe von Häßlichem und
Grauenvollem. Natur iſt immer Natur. Und wie ſchlicht, wie wahr
und überzengend ſind ſeine Abenteuer geſchildert, in denen er ſelbſt
völlig zurücktritt und doch der lebendige Geſtalter iſt. Und eng ver=
woben
mit ſeinem eigenen Erleben iſt das der Perſonen, die ihm, oder
denen er nahe trat: Malayen, Javanern, Battaleuten uſw., die er
fchildert, nicht etwa in Beſchreibungen ihrer Lebensgewohnheiten. Nein,
das iſt das Größte an dieſem Buch: wir erleben das Leben all dieſer
brauneli Leute mit, in all ihren Leidenſchaften, ihrem Glück und Un=
glück
, Liebe und fanatiſchem Haß. Die Kapitel von Mardiani und
Diojo, die den breiteſten Raum in dem Buch einnehmen, ſind ſpannendſt
geſchriebener, gelebter Roman, der alle Tendenz, alles Wollen des Buchs in
ſich vereint. Sicher: Karsbergs Buch wird ſich die Welt erobern, wird ein
wertvoller Faktor zur Vertiefung des volkspſychologiſchen Verſtändniſſes
ſein. Ausſtattung und muſtergültiger Bildſchmuck laſſen das Werk her=
vorragend
als Geſchenkwerk für Jung und Alt einpfehlen.
* Jahreszahlen der Erdgeſchichte. Die Geologie er=
zählt
uns von der Entwicklung unſeres Planeten und zählt die einzel=
nen
Perioden dieſes Werdens und Vergehens auf. Wir wußten von
den Formationen des Kambriums, Silur, Devon uſw. bis zu den neue=
ſten
Eiszeiten. Aber die Zeitfrage der einzelnen Epochen blieb meiſt
unbeantwortet. Man jonglierte mit Jahrmillionen. Es waren Schätz=
ungen
, die oft wie 1:100 nebeneinander ſtanden. Die Forſchung, die
ja nie raſtet, hat nun in letzter Zeit die Möglichkeit gefunden, mit
verſchiedenen Zeitmeſſern zu arbeiten, die eine gegenſeitige Kontrolle er=
möglichen
. Zu geologiſchen und aſtronomiſchen Meſſungen kommen noch
phyſikaliſche und chemiſche Beobachtungen, die in bisher unbekannte Ge=
biete
plötzlich Klarheit bringen. Man iſt heute ſchon ſo weit gekommen,
die meiſten Schätzungen durch große Wahrſcheinlichkeitszahlen erſetzen
zu können. Dieſes hochintereſſante Gebiet wird in kurzer leicht verſtänd=
licher
Darſtellung von Dr. 9. Lotze behandelt. Unter dem oben ange=
führten
Titel erſcheint eines der bekannten Bücher aus dem Verlag
Kosmos, Geſellſchaft der Naturfreunde, Franckſche Verlagsbuchhand=
lung
, Stuttgart.
i8.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Oeffentliche Mahnung. Das Finanzamt fordert bei Vermeidung
der Pfändung die Bezahlung des Brandverſicherungsbeitrages, der Ge= der Pfläſterermeiſter Köhres zu Grabe getragen. Derſelbe betrieb
werbeſcheine, des Handelskammerbeitrages, der einmaligen Umlage für ſeit langen Jahren mit ſeinem Kompagnon in Darmſtadt ein aus=
Viehbeſitzer und der Beſitzſteuer. Wir verweiſen auf die Anzeige.
der Gepäckträgerdienſt in der Vorhalle, auf den Bahnſteigen und an Inſtituts. Der Gefangverein Germania, dem derſelbe 40 Jahre an=

Darmſtädter Tagblatt, Freitng, den 20. Juli 1923.

Rumer 198.

bäcktragern unter eigener Verantwortung und Haftpflicht derſelben Trauerchöre vor. Auch hier hat die große Hitze ein Opfer gefordert.
übertragen.
Aleinen puhig in den brütenden Sonnenſtrahlen ſpielen, während Kirchenkonzert unter gütiger Mitwirkung von Frau Pfuhl=
zu
halten. Setzt man ein Kind ſtark der Hitze aus, ſo ſchädigt man da= künſtleriſchen Genuß verſpricht.
mit ſeine Lebenskraft und ſchafft die Urſache für ein ſchlechtes Befinden
eine Schwächung herbeiführt. Das Kind, beſonders das Stadttind wird auf dem Felße.
ſowieſo ſchon während der heißen Monate entkräftet, verliert an Wider=
etwaige
Krankheiten, die in den Wintermonaten lauern, glücklich zu auf 7500 Mk. zu erhöhen. Standesamtliches. Die ſtandes=
Entkräftung des kindlichen Körpers führen. Ein Kind, das am Tage, an den Kommunalverband genehmigt worden.
wvenigſtens eine Stunde in einem ſchattigen Zimmer ſchlaft, wird da=
durch
gegen viele Schädigungen gefeit. Wie die Eltern ihre Linder, ſeit längerer Zeit einige Ruhrkinder untergebracht.
ſchlafen laſſen ſollen, ſo dürfen ſie ſie andererſeits nicht zum Eſſen
braucht man ſich darüber nicht zu beunruhigen, denn die Natur, die viel 1 Weißſtolle 10 000 Mk. 1 Noggenbrot 28 000 Mk. 1 Pfund Weißmehl
Nahrung braucht. Ebenſo leitet der Inſtinkt das Kind richtig, wenn es 9000 Mk. Da in der Regel der Preiserhöhuhng der Bäcker=Innung
mehr Flüſſigkeit haben will. Es kann doch nicht gut ſein, daß das eine Preisſteigerung des Markenbrotes folgt, ſo dürſte auch die=
gut
, und ſie laſſe es ruhig trinken.
Auſtalten chufſtlicher Liebestätigkeit hat ſich, wie an anderen Orten, ſo Gebieten beſonders viel bei. Ein Stand und Beruf treibt den anderen.
auch in unſerer Stadt infolge der Geldentwertung gerade in letzter Zeit Wann wird dieſe gegenſeitige Treiberet einmal aufhörend
außerorbentlich ſchwierig geſtaltet. Die Ausgaben ſteigen von Tag zu
Tag ins Ungemeſſene: Die Einnahmen bleiben dagegen zurück, weil die
Kirchenſteuern, die den geſetzlichen Beſtimmungen gemäß nach dem des Herrn Geiſel hat ſich hier ein neuer Zahnarzt niedergolaſſen.
Einkommen des Jahres 1922 auszuſchlagen waren, erſt im Laufe der
dieſes Notſtandes hat der Geſamtkirchenvorſtand Maßnahmen in die brotes, über die ſchon ſeit Wochen lebhafteſte Klagen und Beſchwer=
Wege geleitet, die ihrer Natur nach aber nur ſehr langfam wirkſam den des Bevölkerung an die zuſtändige Behörde eingingen, iſt in den
wverden können, um jehoch auch für die laufenden Bedürfniſſe die un= letzten Tagen derartig geworden, daß die Empörung und Entrüſtung der
bebingt notwendigen Mittel zu erlangen, richtet er hierdurch an die hieſigen Einwohnerſchaft über dieſe ſchwarze, unappetütliche, ganz un=
Oeffentlichkeit die ebenſo herzliche wie dringende Bitte verzinsliche genießbare, pappige Maſſe, Brot genannt, zu einer außerorbentlich
gezahlt werden ſollen. Eine Anzahl Gemeindeglieder, von dieſer Not=
lage
in Kenntnis geſetzt, haben ſchon ſolche Darlehen, kleinere und grö=
ßere
, gegeben. Cs wird für viele andere nur dieſes Hinweiſes be= ſchärfſten Weiſe gegen den gefährlichen Unfug Front gemacht, ſolches
dürfen, um ſich auch gern dafür bereit finden zu laſſen. Zeichnungen
die unſere evangeliſchen Kirchengemeinden zum Beſten des Gemeinwohls angehörigen nach dem Genuß dieſes ſchlechten ungenießbaren Zeuges
noch weiter, als es bisher ſchon geſchehen, eingeſchränkt und abgebaut
werden müßte.
nimmt der Verein am Samstag, den 21. ds. Mts, nach Seligen= erkrankt ſeien. Der Obermeiſter der Bäckerinnung, die übrigens voll=
ſtadt
. Abfahrt Darmſtadt (Sbf.) 12,33; Rückunft 7,40 oder 9,45.
Männer=Geſangverein Coneordig, Darmſtadt. Auf zur Fahrt
ins Neckartal hieß die Parole am letzten Sonntag und ſo trafen gegen
halb 9 Uhr vormittags zirka 100 Mann in Heidelberg ein, die auf dem
Begrüßungschöre gewechſelt waren, aufs herzlichſte empfangen wurden.
fand in der Reſtauration. Zum ſchwarzen Schiff, am herrlichen Neckar dunch wäre eine Beſſerung zu erreichen. Der Bäcker=Innung wurde je=
gelegen
, ein gemütliches Veiſammenſein beider Vereine ſtatt. Leider doch der Vorwurf gemacht, daß ſie nicht mit Entrüſtung dieſes ſchlechte, I
Darmſtadt.
Regimentsnachrichten.
Verein ehem. Jäger zu Pferde 3. Kreis Darmſtabt, ernährung aufs entſchiedendſte verlangt.
Zu der Wieberſehensfeier am 22. Juli bei dem dortigen Verein ehem.
glieder um 1.50 Uhr mittags am Hauptbahnhof Darmſtadt ab.
Lokale Veranſkaltungen.
in kainem Fadle iergenowie ale Beſrechrng oder Krätzk.
Sitzplätze iſt Sorge getragen.
ſtadt, geleitet. Auch Vertreter des Kreisamtes uſw. waren erſchienen, zweiten Male gelegt.
Die Inſpektion und der Brandangriff der hieſigen Wehr verliefen zur
Zufriedenheit. Mittags bewegte ſich ein ſtattlicher Feſtzug durch den 60 Jahre alte Einwohnerin, hat ſich mit der Senſe den Hals durchge=
Ort. Ungefähr 20 auswärtige Wehren waren erſchienen, darunter auch ſchnitten. Als Grund zur Tat werden häusliche Streitigkeiten ange=
Abordnungen der Darmſtädter Freiwilligen= und Beufsfeuerwehr. Als nommen.
Feſtplatz war ausnahmsweiſe der Schulhof eingerichtet worden. Dort=
ſelbſt
begrüßte Herr Bürgermeiſter Schäfer die Erſchienenen, Frl. der in das hieſige Amtsgerichtsgefängnis eingelieferte J. aus Aſchbah.
die Entwicklung des örtlichen Feuerlöſchweſens gab.
Turnfeſt entſandt.
Mann beziehen Ruhrhilfe.
Ginnahme von über 60 Millionen Mk.
Die Feuerwehr der Brauerei Hildebrand konnte den Brand bald löſchen, ſehnte Schulhaus mit Badeeinrichtung als Fata morgana buchen
müſſen den Umweg über Hahn bezw. Bruchhof machen.

bei inneren Bränden von großem Vorteil ſind! Jeder Feuerwehrmann
iſt bereits mit dem Rauchapparat vertraut gemacht worden.
r. Hahn bei Pfungſtadt, 18. Juli. Zur Geldbeſchaffung
für die Gemeindekaffe, die durch die ſteigenden Anforderungen
vollſtändig erſchöpft iſt, wurde vom Gemeinderat beſchloſſen, den zwanzig=
fachen
Betrag der Umlage von 1922 zu erheben. Desgleichen wurde
die Hundeſteuer für das 2. Halbjahr auf 10 000 Mk. für jeden Hund
erhöht. Auch die Strunggelder und das Waſſergeld haben eine Er=
höhung
erfahren. Der Kundertfatz für Mieten wurde ab Juli
auf 25 000 Prozent erhöht.
r. Hahn bef Pfungſtabt, 18. Juli. Hitzſchlag. An einem der
letzten heißen Tage wurde ein ausgewieſener Etſenbahner von einem
Hitzſchlag getroffen. Der Mann benötigte ärztliche Hilfe.
r. Eſcholbztäcken, 18. Juli. Bei einer Nachkaßver=
ſteigerung
wurden für ein kleines Haus ohne Stallung und Scheune
bis zu 40 Millionen Mark geboten. In Anbetracht der Wohnungs=
not
erhielt die Gemeinde ſelbſt den Zuſchlag.

Grzhauſen, 18. Juli. Geſtern wurde unter großer Veteiligung
gedehntes Pfläſterergeſchäft. Er war Mitbegründer und Vorſtand der
Gepäckträgerdienſt im Bahnhof. Mit ſofortiger Wirkung wird hieſigen Bezug= und Abſatzgenoſſenſchaft und ein eifriger Förderer dieſes
den Zügen im hieſigen Hauptbahnhof ausſchließlich den ſtädtiſchen Ge= gehörte, gleitete ihn zu Grabe. Auf dem Friedhof trug derſelbe zwei ſchwerer Unfall ereignete ſich auf der Chauſſe zwiſchen Adlershof und
Ein Kind von drei Jahren iſt an Hitzſchlag geſtorben.
Das Kind in der Hitze. Die Hitze ſcheint dem Kinde gar nichts w. Nieder=Namſtadt, 17. Juli. Sonntag, den 22. bs. Mts.,
zu machen, ſagen Mütter wohl verwundert, wenn ſie ſehen, wie die findet in unſerer Lirche ein von dem hieſigen Kirchenchor veranſtaltetes Baum geriet ins Schwanken, ſtürzte um und begrub zwei der Nadfahrer
die Erwachſenen ſich in den Schatten der Bäume geflüchtet haben. Aber Flöring (Violine) und Herrn Dr. Noack=Darmſtaht ſtatt, in dem Zweigen des Baumes mehr oder weniger ſchwer verletzt. Die glariierte
tatſächlich macht die Hitze dem Kinde ſehr viel, und es iſt ſehr unrecht, neben anderem die Szene Phariſäer und Zöllner von Schütz und eine
von Müttern oder Erzieherinnen, die Kinder nicht ebenfalls im Schatten Cantate von Briegel zu Gehör gebracht werden, und das einen hohen
uh. Hähnlein, 18. Juli. Brände. Kurz hintereinander entſtan=
in
den ſpäteren Monaten. Kinder werden ſelten vom Hisſchlag der den hier zwei Brände. Abends brannte es in dem Anweſen des Johs.
Sonnenſtich befallen, weil ihre Herzen noch geſund und ihre anderen Or= Flauaus, am anderen Morgen in dem Anweſen einer Kriegerwitwe in
gane ungeſchädigt ſind. Aber ſie leiden doch ſehr unter der Hitze, indem der Vordergaſſe. Die Nachbarſchaft konnte das Vieh noch retten. Alles Umgebung Berlins waren wieder einige Todesfälle zu verzeichnen. Aus
die übertriebene Inanſpruchnahme des Körpers bei hoher Temperatur andere wurde ein Rauh der Flammen. Die Beſitzerin weilte gerade
ſtandsfähigkeit und greift die Reſerven an, die ihm helfen ſollten, beſchloſſen das Einzugsgeld auf 150 000 Mark und das Feuereimergeld
überſtehen. Je mehr ſich die Lufttemperatur der Körpertemperatur amtlichen Einträge weiſen im zweiten Vierteljahr 9 Geburten und 4
nähert, deſto ſchwerer wird es dem Organismus, ſich dieſen ungewohnten Sterbefälle auf, aber keine Eheſchließungen. In der feit langem
Verhältniſſen anzupaſſen. Die Wärmeregulierung, die der Körper vor= ſchwebenden Angelegenheit des Schulſaales im Heinſchen Hauſe beharrt
nimmt, wird in Zeiten großen Hitze geſtört, und das iſt eine Geſahr für der Gemeinderat auf ſeinem Beſchluß, die zwei Zimmer in der Lebrer=
das
Kind. Deshalb iſt es unbedingt notwendig, es möglichſt wvenig der wohnung wieder als Schulfaal zu verwenden. Der Hohlgraben
Sonne auszuſetzen und im Schatten zu halten. Auch für genügend ſoll nun inſtand geſetzt werden. Es ſollen dazu 200 laufende Meter
Schlaf muß bei den Kleinen gerade in dieſer Zeit geſorgt werden. Man= Zementrohre beſchafft werben. Für von dar Gemeinde augefordertes
gel an Schlaf iſt einer der wichtigſten Faktoren, die in der Hitze zur ümlagegetreide iſt der Betrag von 2663 818 Mk. zur Zahlung
Ih. Zwingenberg a. d. V., 18. Juli. Ruhrkinder. Hier ſind
Benshein, 18. Juli. Die Väcker=Zwangs=Innung hat
zwingen. Wenn das Kind an heißen Tagen keinen Appetit hat, o ihre Preiſe abermals erhöht und es koſten jetzt: 1 Brötchen 1000 Mk.
klüger iſt als die Menſchen, weiß, daß der Menſch in der Hitze weniger 14000 Mk., 1 Pfund Brot zu backen 600 Mk. und der Kuchenbacklohn
Kind ſo viel Waſſer trinkt, denſt die Mutter. Es iſt aber trotzdem ſes Brot, das erſt kürzlich von 1900 auf 3300 Mk. geſteigert wurde, eine
Die Finanzlage der evangeliſchen Rirchengemeinden und ihren weitere Preiserhöhung erfahren. Die Teuerung der Lebensmittel wird
täglich unerhörter und tragen bierzu die Verufsvereinigungen auf allen
nächſten Mongte und dann ſehr entwertet eingehen. Zur Abſtellung lich ſchlechte Beſchaffenheit des ſogen, Marken= den ſein muß. Der Dieb muß das Gebäube unverzüglich verlaſſen
Darlehen (zu 10 Prozent) zu gewähren, die binnen fünf Jahren zurück= ſtark beſuchten Proteſtverſammlung in dem gioßen Saale zu Wurths
Garten führte, die von der Leitung des hieſigen Gewerkſchaftskartells
einberufen und geleitet war. Von mehreren Rednern wurde in der
nehmnen ſämtliche hieſige evangeliſchen Pfarrämter entgegen. Es wäre liche Nahrung zu verbacken und zu verkaufen. Von mehreren Nehnern Sicherheit mur in Form eines Schecks oder ſeines Kraftwagens leiſten
nach mancher Seite hin ſehr bedauerlich, wenn die ſegensvolle Arbeit, wurde darauf hingewieſen, daß in den letzten Tagen viele ihrer Familien=
und im Dienſt der Barmherzigkeit geleiſtet haben, infolge Geldmangels Brot genannt , an Magen= und Darmſtörungen erkrankt ſeien. Die
Gewerkſchaftsleitung wurde erſucht, bei den hieſigen Aerzten eine Um=
frage
zu veranlaſſen, in welchem Prozentſatz in letzter Zeit Patienten
Hiſtoriſcher Verein. Seinen zweiten diesjährigen Ausflug unter= an Magen= und Darmſtörungen infolge Genuſſes dieſes ſchlechten Brotes
zählig erſchienen war, erklärte im längeren Ausführungen, daß die
Frankfurter Stelle, die das ſchwarze, ungenießbare Zeug ſogen. Mehl f
ſie endlich wieder einmal mit gutem Mehl ein ſchmackhaftes gutes Brot
Bahnhof von dem dortigen Mäner=Geſangverein, nachdem beiderſeitig, backen könnten. Einmütig wurde von allen Nidnern die Forberung unternahmen.
Nach zirka zweiſtündigem Marſch über die Philoſophenhöhe wurde das aufgeſtellt, daß jetzt, wo die Hülſenfrüchte ſo rar und die Fartoffeln fo
Frühlück eingenommen, wonach eine Beſichtigung der Stadt nebſt dem unerſchwinglich tener ſeien, ſo daß ſich die Beb, kerung hauptſächlich an
Heidelberger Schloß ſtattfand. Hiernach vereinigte man ſich im Ver= das Brot als Nahrungsmittel halten müſſe, unbedingt der Unterſchied
einslokal des Männergeſangvereines zum gemeinſamen Mittagsmahl des markenfreien und des Markenbrotes, fortfallen müſſe und
wvelches dem Wirte Zur Aktienbrauerei alle Ehre machte. Nachmittags ein einheitliches Brot für alle gehacken werden müſſe, nur da= den, wozn die batikaniſchen Säle und Gärten zur Verfügung geſtelltz
wurden die Teilnehmer durch ein in den Abendſtunden hereinbrechendes ſchwarze Mehl, von dem ſie wußte, daß es ungnießbar ſei zurückgewieſen druck, daß auch die hohen kulturellen und wirtſchaftlichen Leiſtungen,
Gewitter zerſprengt, wodurch viele ſchon frühzeitig die Heimreiſe an= habe. Es wurde mit Recht verlangt, die Reſtbeſtände des Mehles nicht d
traten, während ſich der Reſt noch köſtlich amüſierte Man ſchied mehr zum Verbacken zu bringen, ebenſo nicht zurückzuſchicken, ſondern in der Welt vollbracht wurden, im Nahmen dieſer internationalen Aus4.
mit dem Wunſche auf ein Wiederſehen im kommenden Jahre in das Zeug als Schweinefutter zu verwenden. Es wurde zum Schluſſe ſtellung Berückſichtigung finden mögen.
eine Reſolution gefaßt, die durch eine von der Verſammlung gewählte
Kommiſſion direkt dem Miniſterium für Ernährung und Wirtſchaft
überreicht werden ſoll, und die die Beſſergeſtaltung der hieſigen Brot=
ds
. Aus bem Kreiſe Heppenheim, U7. Juli. Lehrgang für
Väger zu Pferde 3 in Frankfurt a. M., Saalgaſſe 1, fahren die Mit= Baumwärter. Am 23. Juli vormitags 8 Uhr beginnt im Ge=
bäude
der Landwirtſchaftsſchule zu Heppenheim a. d. B. ein Lehrgang
für Baumwärter, zu dem alle Intereſſenten zugelaſſen werden. Der
Lehrgang dauert vom 23.38. Juli, im Bedarfsfalle auch bis 1. Auguſt,
und werden in ihm in täglich ſechs Stunden Theorie und Praxis des
Die bierunter erſcheinenden Noifzen ſind gusſchfiegich ale Hinweiſe auf Anzelsm m brrachten, Okkulierens, Sommerſchnittes, der Schädlingsbekämpfung, Sortenkunde
und Obſtverwertung gelehrt. Jedem Teilnehmer iſt es ermöglicht, täg=
In Schuls Felfenkeller findet heute das 41. Konzert bieſen lich nach Hauſe zu fahren. Die erforderlichen Gerätſchaften Gaum=
Saiſon ſtatt, welche ſich großer Beliebtheit erfreuen. Beſonders wird ſchere, Hippe oder Meſſer, Okkuliermeſſer ſind mitzubringen. Das
auf das heutige Konzert mit einem verſtärkten Orcheſter unter Leitung Honorar wird im Einvernehmen mit den Teilnehmern feſtgeſetzt. An=
des
Herrn Ohermuſikmeiſters Rühlemann hingewieſen. Für genügend meldungen ſind an den Vorſtand der landwirtſchaftlichen Schule in
Heppenheim a. d. B. zu richten.
o. Aus dem Rieb, 18. Juli, Der Stand der Felder iſt
faſt überall befriedigend. Sowohl Rüben wie Kartoffeln verſprechen
. Eberſtadt, 18. Juli. Der 9. Kreisfeuerwehrtag, iſt eine gute Ernte. Das Getreide weiſt durchſchnittlich eine gute Aehren=
aufs
beſte verlaufen. Die Delegiertenverſammlung war zahlreich be= hildung auf. Das Heu iſt, von Ausnahmen abgeſehen, faſt ganz unter
ſucht. Sie wurde von Herm Kreis=Branddirektar Schnell, Darm= Dach und Fach. Gurken und Hülſenfrüchte werden zum Teil zum
0- Aſtheim a. Rh., 18. Juli. Serbſtmord. Eine hieſige etwa
Waldmichelbach i. O., 19. Juli. Erhängt hat ſich am Freitag
Edelmann ſprach einen hübſchen Prolog und Herr Chefrebakteur. Am Samstag früh fand man ihn in ſeiner Zelle tot vor. Wie man
Roth hielt die Feſtanſprache, in der er u. a. einen Ueberblick üben hört, ſoll J. geiſtig nicht geſund geweſen ſein. Schulhaus und
Bautätigkeit. Einige Jahre ſchon ſchwebt die Schulhausfrage,
Eberſtadt, 19. Juli. Die Chauſſierungs=Arbeiten des und bis heute hat ſich ein klares Bild über die Errichtung desſelben
Griesheimer Weges gehen ihrem Ende entgegen. Zurzeit iſt die Dampf= noch nicht ergeben. Wann und wo dasſelbe mal aufgeſtellt und das
walze in voller Tätigkeit. Die Sommerferien an der hieſigen Geſicht des hieſigen Einwohners erfreuen ſoll, iſt noch nicht akut. Gines
Volksſchule nehmen bereits am Freitag mittag ihren Anfang. Sie ſteht feſt und hat ſich auch ſchon erwieſen, je länger mit dem Schulhaus=
dauern
bis zur Kirchweihe. Mite Auguſt. Der Turnverein bau gewartet wird, um ſo ſchwieriger iſt im finanzieller Hinſicht die
1876 G. V. hatte über 40 Mitglieder nach München zum Deutſchen Möglichkeit für eine Erbauung vorhanden. Hier kann nur ſchnelles
Handeln am Platze ſein. Mit dem Schulhausbau foll, wie man hört,
r. Pfungſtadt, 18. Juli. Statiſtiſches. Die Zahl der Arbeits= auch eine Badeanſtalt verbunden ſein. Dies zu hören iſt für die All=
loſen
beträgt (rund) 10 Mann, diejenige der Kurzarbeiter 3040, 15 gemeinheit ſehr erfreulich, zumal Nachbargemeinden ſchon längere Zeit
Leute ſind mit Moosſtreumachen beſchäftigt und ſollen nach Beendigung ihre Bewohner damit beglücken komnten. Eine derartige Anſtalt iſt
dieſer Arbeiten mit Dürrholzfällen Verwendung finden. Zirka 30 allergrößtes, als auch baldigſtes Bedürfnis ud für Geſundheit und
Körper als ſoziale Einrichtung ein wichtiger Faktor, zumal in der jetzi=
r
. Pfungſtadt, 18. Juli. Heugras=Verſteigerung. Bei gen Zeit, wo Krankheit und Unterernährung ſo mächtig überhand=
der
Verſteigerung von 70 Morgen Heugras erzielte die Gemeinde eine nehmend einander ablöſen. Außerdem iſt eine befondere Vadegelegen=
heit
am hieſigen Orte nicht vorhanden. Zu wünſchen und zu hoffen
r. Pfungſtadt, 18. Juli. Brand. In einem Nebenbau des wäre, einen Anfang hierm zu erblicken, über kleinliche Fragen follte
Hotels Strauß war am Sonntag mittag ein Brand ausgebrochen, man ſich einigen, denn ſonſt wird die hieſige Einwohnerſchaft das er=
Straßenſperve. Die Straße nach Crumſtadt iſt wegen vorzu= können. Nachbargemeinden ſind großzügig im der Bautätigkeit voran=
nehmender
Pflaſterarbeiten auf ein paar Tags geſperrt. Fuhrwerke gegangen und ſollten dieſe als Anſporn dienen, denn hier hat der
Unternehmungsgeiſt ſpeziell auf dieſem Gebiete fortſchreitend mit der
r. Pfungſtadt, 18. Juli. Von der Feuerwehr. Die hieſige Zeit gehend, Platz gegriffen. An der Bautätigkeit hat nur die hieſige

Wehr iſt jetzt mit modernen Rauchapparaten ausgerüſtet, die beſonders Induſtvie durch Erweiterung und Erneuerung von Fabrikanlagen teil=
genommen
, während Geſchäftsleute und Landwirtſchaft teilweiſe ihre

Anweſen aufgefriſcht haben. Die Wohnungkalamität kraſſiert weiter,
und ſollte man daher bedacht ſein, hierin etwas mehr zu tun, als bei
irgend einem Notſchrei nur Wohnungen freimachen und beſchlagnah=
men
; denn dieſe erweiſen ſich ja doch nur als unzulängliche Notwoh=
nungen
. Der Tag der Erſchöpfung von Freimachen der Wohnungen
wird ja logiſcher Weiſe auch bald eintreten und dazu hilft ein weiterer
Mangel, die Baufälligkeit. Auf dieſe Gefahr ſei hier beſonders auf=
merkſam
gemacht, denn, wenn nicht bald Abhilfe geſchaffen wird, wer=
den
chaotiſche Zuſtände die mackte Tatſache ſein. Warum hat man nicht
ſchon lange eine zielbewußte öffentliche Propaganda inſzeniert, die dazu
dienen ſoll, die Bauluſt zu fördern und zu ſtärken?. Der größere Teik
unſerer Mitmenſchen iſt noch nicht im Bilde, was ihm bei einem Woh=
nungshau
für Vorteile geboten werden vonſeiten der Gemeinde bezw.
dem Staate. Hier muß aus ſich heraus gegangen werden, und die Pflicht
aller iſt ec, hierbei tatkräftig mitzuwirken. Nur fa könnte wirklich etwas
Produftives geleiſtet werden,

Reich und Ausland.
Ans der Reichshanptſiadt.
Opfer des Blitzes. Ein außerordentlich ſeltener und
Niederſchönewzeide. Ein Trupp Radfahrer zog hier des Weges, und
noch rechtzeitig vor einfetzendem Negen ein ſchützendes Dach zu erreichen.
Plötzlich ſchlug der Blitz in einen der mächtigen Chauſſeebäume; der
unter ſich, die ſofort tot waren. Mehrere andere wurden von den
Niederſchöneweider Feuerwehr ſorgte für die Unterbringuag der Ver=
letzten
, als bexeits der Negen eintrat. Ein ähnlicher ſthweuer Unfall
ereignete ſich im Treptower Park, wo eine Frau durch einen großen
herabſtürzenden Aſt ſo ſchwver getroffen wurde, daß an ihrem Aufkum=
men
gezweifelt wird.
Acht Perſonen ertrunken. In den Freibädern der
dem Tegeler See landete man zwei Leichen; die Leiche eines etwa 30 Mannes, die mit einem ſchwarzen Badeanzug bekleidet war,
zh. Zwingenberg a. b. B., 18. Juli. Der Gemeinderat hat und die Leiche eines Kaufmanns Weſcher aus der Kaſtanienallee Nr. 42.
Der Vadegnzug des zuerſt Genannten trug die Buchſtaben S. F. Wei=
ter
ertrank im Freibad Adlershof der Eifenbahnfchaffner Albert Scheike
aus Tempelhof. Dem Reichswaſſerſchutz gelang es, die Leiche zu bergen.
Auch der Seddinfee forderte ein Opfer. Hier ertrank der 31 Jahre alte
Schloſſer Hans Gieſe aus Halenſee. Die Leiche konnte gelandet wer=
den
. Im Grrnewaldſee fand der 41 Jahre alte Straßenbahnſchaffner
H. Wagger aus Wilmersdorf den Tod. Im Südparkſee in Spandau
ertrank der 26 Jahre alte Gefangenenaufſeher Hans Gereck aus der
Wilhelmſtraße im Spandau, deſſen Leiche die Feuerwehr ebenfalls ber=
gen
konnte. Vor den Augen ſeines Vaters ertrank in der Spree in der
Nühe des Freibades Ablershof der 16 Jahre alte Tiſchlerlehrling Willy
Beyer aus der Frobenſtraße 29. Die Leiche konnte gelandet werden,
Der Ruderſport mußte nach den vorliegenden Meldungen ein blü=
hendes
Menſchenleben opfern. Die 26jährige Frau Joſepha Schröter
aus der Steiuſtraße 7 hatte mit ihrem Chemann und ihrem kleinen
Sohn eine Ruderpartie auf dem Heiligenfe bei Tegel unternommen.
Während der Ehemann ruderte, zog ſich Frau Schröter Schuhe und
Strümpfs aus, fetzte ſich auf den Rand des Bootes und ſteckte die Füße
ins Waſſer. Infolge der plötzlichen Schwankung des Bootes verlor die
Frau das Gleichgewicht und ſtürzte kopfüber ins Waſſer. Vor den
Augen ihrer Angehörigen ging ſie unter; es gelang nicht, die Leiche zu
bergen.
Gemäldediebſtahl. Aus der National=Galerie iſt am
zh. Bensheim a. 1. B., 18. Juli. Neuer Arzt. In der Perſon Mittwoch ein wertvolles Bild, der heimkehrende Klausner, von Spitzweg
aus dem Nahmen herausgedrückt worden und verſchwunden. Die Feſt=
(s. Hetzpenhefm a. d. Bergſtr. 16. Juli. Die außerordent= ſtellung ergab, daß der Diebſtahl kurz vor der Eutdeckung verübt wor=
haben
, da eine ſofortige Unterſuchung der Beſucher ergebnislos blieb,
Die Drachenburg bei Königswinter.
Die auf dem ſagenumwobenen Drachenfels gelegene Drachenburg
iſt der Zwangsterſteigerung verfallen. Vom Amtsgericht Königswinter
wurde als Geringſtangebot die Summe von 625 Millionen Mk. der=
kündet
. Kurz vor Ablauf der einſtündigen Friſt bot der Hyvotheken=
gläubiger
Kaufmann Flohr aus Köln 650 Millionen. Ein Krefelder
Zeug, das zu Schweinefutter noch zu ſchlecht ſei, zu Brot für menſch= Fabrikank bot 700 Millionen; weil er aber die geforderte loprozentige
konnte, wurde das Angebot für ungültig erklärt, ſo daß Herr Floh=
mit
650 Millionen Mark Höchſtbietender blieb. Zum Schloß Drachen=
burg
gehören umſangreiche Nebengebäude, ein Park, 12 Blockhäuſer
und etwa 40 Morgen Wald=, Wiefen= und Ackerland.
Ein ſchweres Autounglück.
Breslau, Geſtern morgen gegen 6 Uhr hat ſich bei Lilienthal
Schuld nicht an den Bäckern, ſondern an den Müllereien und der ein ſchweres Autounglück ereignet, wobei zwei Perſonen getötet und
fünf ſchwer verletzt wurden. Das Auto gehört der Getreibefirma Lobe=
hierhergeſchickt habe, liege. Die Bäcker würden es begrüßen, wenn thal in Dresden und hatte als Inſaſſen eine Veranügungsgeſellſchaft
von drei Damen und drei Herren, die eine Autotour nach Trebnitz
Internationale Miſſions=Ausſtellung.
DAI. Auf perſönliche Anregung des Papſtes Pints XI. ſoll im Jahré
1925 in Rom eine große internationale Miſſions=Ausſtellung ſtattfin=
werden
. Die Ausſtellung ſoll die geſamte Miſſionstätigkeit der katho=
liſchen
Kirche zum Ausdruck bringen. Wir geben der Hoffnung Aus=
bie
von deutſchen Orden und von Deutſchen in fremden Orden überall

Aasassstin
4.9
sind Continental-Sohlen und
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viel biliger als Leder. Erhältlich
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So gut wie Continental=Reifen.

Unſeren auswärtigen
Poſtabonnenten
die bis 20. ds. Mts. die Nachzahlung von
Mk. 10000.
nicht an uns entrichtet haben, werden wir
am 23. Juli eine Nachnahme, zuzüglich der
entſtehenden Koſten, zugehen laſſen. Eine
Unterbrechung des Bezuges des Darmſtädter
Tagblattes wird hierdurch nicht eintreten.
Um Irrtümern zu begegnen, machen wir
darauf aufmerkſam, daß von der Poſt Mark
8000. und eine Nachzahlung von Mark
2000. eingezogen ſind, ſodaß noch Mark
10000. für Monat Juli zu entrichten ſind.
Der Bezugspreis beträgt Mark 20000.

659
dem unfaß
Rebericht

beranſt

6110)

Der Verlag.

[ ][  ][ ]

Nummer 197

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 20. Juli 1923.

Seite 5

Sport, Spiel und Turnen.

Fußball.
25 Jahre Süddeutſcher Fußballverband.
Am 22. Juli feiert der S. F. V. in Karlsruhe, ſeinem Geburts=
ort
, ſein 2jähriges Beſtehen. Das Fußballſpiel iſt noch verhältnismäßig
jung in Deutſchland. Aus England, wo der Sport auf eine Jahrhun=
derte
alte Ueberlieferung zurückblicken kann, kam er vor etwa 30 Jahren
nach Deutſchland, wo in Cannſtatt in Württemberg das erſte Fußball=
ſpiel
ausgetragen wurde. Das Spiel fand allmählich Verbreitung, und
bald kam es in einer Reihe von Städten zur Gründung von Fußball=
klubs
. In Berlin entſtand der Deutſche Fußball= und Kricket=Bund,
die ſüddeutſchen Vereine blieben vorläufig ohne engeren Zuſammen=
ſchluß
. Die Verſuche einer Vereinigung mit Berkin ſcheiterten, der
Süddeutſche Fußballverband iſt heute der größte Verband in der größ=
ten
Fußballorganiſation der Welt, der D. F. und K. B. iſt verſchwunden.
Am 17. Oktober 1897 wurde von acht ſüddeutſchen Vereinen der
S. F. V. begründet, der heute 218 Vereine mit gegen 350 000 Mitglie=
dern
umfaßt.
Eine der wichtigſten Fragen, die faſt auf allen Verbandstagen
wiederkehrt, iſt die des Spielſyſtems. Erſt der Verbandstag 1921 in
Darmſtadt gebar das Syſtem, das in zweijährigem Abbau zu 8er Liga
in Bezirken führen und im Jahre 1923/24 zur Auswirkung kommen
ſoll. Als Uebergang von der A=Klaſſe beſteht die ſogen. Befähigungs=
liga
, die ſich 1923/24 als Kreisliga offenbart und die die jetzt abſteigen=
den
Ligiſten und aus der Befähigungsliga aufſteigenden Vereine ver=
einigt
. Die klare Scheidung nach Leiſtung und damit der erneute Auf=
ſtieg
des Verbandes wird von dem endgültigen Syſtem von 1923 ab er=
hofft
werden können. Dieſes Jahr interefſiert uns Darmſtädter die
neue Kreiseinteilung, die eine ſtarke Verkleinerung des Odenwaldkreiſes
bedeutet.
Anläßlich der Jubiläumstagung wird am Sonntag in Karlsruhe
ein Freundſchaftsſpiel ZentralſchweizSüddeutſchland. zum
Austrag kommen, zu dem der S. F. V. von folgenden Spielern ver=
treten
ſein wird: Belz (Viktoria=Aſchaffenburg), Kutterer (Bayern=
München), Roller (1. F. C.=Pforzheim), Hagen (Sp.V.=Fürth), Grocke
(K. F. V.), Wetzel (1. F. C.=Pforzheim), Wunderlich (Stuttgarter
Kickers), Müller (S. C.=Freiburg), Hartmann, Manneval (Stuttgarter
Kickers), Altvater (Wacker=München).
Radfahren.
Rund um Darmſtadt
beranſtaltet vom V. C.D. 1899 und D.R. C. 1919 am 22. Juli.
Der kommende Sonntag ſteht wiederum im Zeichen einer größeren
rennſportlichen Veranſtaltung. Die beiden Radſportvereine Velo=
ciped
=Club 1899 und Radſport=Club 1919 treten an dieſem Tage mit
ihrem erſten, gemeinſamen Rennen Rund um Darmſtadt an die
Oeffentlichkeit. Obwohl man die hierzu nötigen Schritte erſt in letzter
Woche getan hat, iſt das Rennen, dank des beiderſeitigen Entgegenkom=
mens
, für den kommenden Sonntag doch noch zuſtande gekommen. Wäh=
rend
das Rennen in dieſem Jahre noch den Charakter eines Clubwett=
kampfes
hat bei dem ſich die Rennmannſchaften beider Vereine in
friedlichem Wettkampfe meſſen ſoll das Rennen im nächſten Jahre
wiederum gemeinſam veranſtaltet werden, fedoch offen für alle Mit=
glieder
des Bundes Deutſcher Radfahrer. Das Rennen ſelbſt wird in
zwei Klaſſen gefahren, a) für Senjoren über 32 Jahre, b) für Junioren
bis 32 Jahre. Die Strecke der Senioren iſt, da bei den Gemeldeten viele
alte Herren ſind, auf 53,8 Km. gekürzt und führt über: Darmſtadt
(Start Rennbahn) Eberſtadt Mühltal Nieder= und Ober= Ram=
ſtadt
Roßdorf Gundernhauſen Dieburg Münſter Epperts=
hauſen
Urberach Offenthal Meſſel Einſiedel Oberwaldhaus
(Ziel), wo die Fahrer dieſer Klaſſe gegen 7 Uhr erwartet werden. Für
die Junforen iſt die Strecke 94,3 Km. lang und führt über die Orte:
Start: Rennbahn Eberſtadt Pfungſtadt Bickenbach Jugen=
heim
Seeheim Nieder=Beerbach Kühler Grund Nieder= und
Ober=Ramſtadt Roßdorf Spachbrücken Groß=Zimmern Die=
burg
Altheim Babenhaufen Dudenhofen Nieder= und Ober=
Noden Urberach Offenthal Meſſel Einſiedel Oberwald=
haus
(Ziel). Eintreffen der erſten Fahrer dieſer Klaſſe gegen 8 Uhr,
Nachſtehend die Namen der gemeldeten Fahrer beider Clubs:
Juniorenklaſfe: 1. E. Wolf, 2. F. Maſer, 3. H. Fiſcher, 4. G.
Harlos, 5. E. Jacobi, 6. G. Böck, 7. P. Moltke, 8. W. Wedel, 9. A. Thöt,
10. W. Bender, 11. L. Baumert, 12. H. Walkenhorſt, 13. K. Lehmann,
14. K. Weitzel, 15. A. Dingeldein, 16. G. Leppig, 17. G. Leichtlein, 18.
G. Pfeiffer, 19. A. Schieß, 20. L. Fiſcher, 21. O. Hönicke, 22. H. Dienſt,
23. Baher, 24. H. Fiſcher, 25. Thomas, 26. J. Wagner, 27. P. Neſter,
28. F. Enders, 29. M. Enders, 30. J. Enders, 31. W. Niebel, 32. F.
G

Kunz, 33. L. Ganß, 34. H. Dieter, 35. K. Offenthal, 36. A. Offenthal,
37. H. Offenthal, 38. W. Stork, 39. H. Lang, 40. Müller, 41. A. Pech,
49. W. Old. Seniorenklaſſe: 42. E. Damus, 43. G. Becker,
44. F. Walkenhorſt, 45. L. Raab ſen., 46. J. Haller, 47. W. Bauer,
48. F. Bauer. Die Rückennummern der Fahrer ſtimmen mit den
vorbezeichneten überein, Draht= oder Wulſtreifenfahrer erhalten in der
Seniorenklaſſe 4 Minuten, in der Juniorenklaſſe 8 Minuten Vorgabe.
Der Start erfolgt pünktlich 5 Uhr bezw. 5 Uhr 8 Minuten vorm.
an der Rennbahn Heidelbergerſtraße, die Senioren folgen um 5,30 bezw.
5,34 Minuten. Das Ziel iſt am Oberwaldhaus, wo die erſten
Fahrer, wie erwähnt, um 7 Uhr erwartet werden. Der Wettfahraus=
ſchuß
und die Kontrolle wird von beiden Clubs gleichmäßig geſtellt,
beſondere Rennprogramme ſind am Start und Ziel erhältlich. Die
Oberleitungs=, Preſſe= und Kontrollwagen hat auch diesmal wieder der
Heſſ. Automobil=Club bereitwilligſt zur Verfügung geſtellt.
Wir wünſchen der erſten gemeinſamen Sportveranſtaltung einen
guten Verlauf und hoffen, daß auch dieſes Rennen die gebührende Be=
achtung
des Sportpublikums findet. Die Ehrung der Sieger findet
S.
abends in der Beſſunger Turnhalle ſtatt.
Turnen.
Die Wettkampfarten für das Bezirksturnfeſt
ſetzen ſich zuſammen aus einem Geräte=Zehnkampf für Turner. Geturnk
wird in Ober= Mittel= und Unterſtufe. Die Turnerinnen haben einen
Geräte=Siebenkampf in 1. Klaſſe auszutragen. Weiterhin iſt noch ein
volkstümlicher Vierkampf, beſtehend aus 100=Meter=Lauf, Weithoch=
ſprung
, Kugelſtoßen und Pflicht=Freiübung für die Sportler angeſetzt.
An Einzelwettkämpfen kommen zum Austrag: 200=Meter=, 800=Meter=,
1500=Meter= und 3000=Meter=Lauf, weiter Speer= Diskus= und Schleu=
derballwerfen
und Stabhochſprung. An Mannſchaftskämpfen, je 6 Mann,
ſind eine 6X100=Meter=Stafette, Tauziehen und Kugeiſtoßen vorgeſehen.
Zu allen Wettkämpfen ſind die Meldungen äußerſt zahlreich eingegan=
gen
, ſo daß ſich für die Einzelwettkämpfe ſchon Ausf heidungskämpfe für
den Samstagnachmittag nötig machen. Durch die in den letzten
Tagen übermäßig ſtark in Erſcheinung getretene Teuerung müſſen lei=
der
die Eintrittspreiſe zu einzelnen Veranſtaltungen erhöht werden.
Es wird deshalb auf die Anzeige in der heutigen Ausgabe hingewieſen.
Rhönturnfeſt.
Am 12. Auguſt findet auf der Waſſerkuppe, dem höchſten Berg in
der Rhön, das 17. Rhönturnfeſt ſtatt. Im Auguſt findet dort
auch wieder eine Segelflugwoche ſtatt, und auch während des Rhön=
turnfeſtes
ſelbſt werden Flüge ſtattfinden.
Schwimmen.
Die füddeutſchen Meiſterſchaften.
Am Samstag und Sonntag werden in Göppingen die diesjähri=
gen
ſüddeutſchen Meiſterſchaften ausgetragen, denen man mit ganz be=
ſonderer
Spannung entgegenſieht. Hat Darmſtadt den feit Kriegsende
in Süddeutſchland führenden V.f.v. S.=München überholt und wie ran=
giert
der in letzter Zeit ſehr aufgekommene S.V.=Göppingen zu bei=
den
? Das ſind die Fragen, die ſeit Wochen Süddeutſchlands Schwimm=
ſportgemeinden
beſchäftigen. Und in der Tat werden die beiden Frei=
ſtilſtaffeln
, in denen der V.f. v. S.=München und Jung=Deutſchland= Darm=
ſtadt
aufeinandertreffen, die Senſation des Feſtes bilden. Am Sams=
tag
in der 2. Staffel 4X50 Mtr. freier Stil, geſellen ſich noch Göppin=
gen
, M. S.V.=München und München 99 zu beiden Vereinen hinzu. Wir
rechnen hier mit einem ſicheren Darmſtädter Siege. Die Mannſchaft
Scriba, Berges, Schmuck, Schneider dürfte kaum zu ſchlagen ſein. Am
Sonntag treffen beide Gegner in der 1. Staffel 3X100 Mtr. freier
Stil um den Ehrenwanderpreis des ehemaligen Großherzogs von Heſſen
mit dem S.V.=Karlsruhe zuſammen. Nach den am letzten Sonntag ge=
zeigten
Leiſtungen dürfen wir auch in dieſem Rennen die Darmſtädter
Mannſchaft Schmuck, Seriba, Berges vor den Münchnern mit Geb.
Schmidt, Meher=Absberg und Karlsruhe mit Hum, Lang, Bierhalter
in Front erwarten. Auch die Ausſichten des 1. Senior= Vereinsmehr=
kampfes
Laun (Springen), Scriba (Tauchen), Berges (Schwimmen),
ſind keine ſchlechten, hängen jedoch ſehr viel vom Glück beim Springen
und Tauchen ab.
Auch die Jugendmannſchaft des Darmſtädter Schwimmelubs geht
mit guten Ausſichten in Göppingen an den Start. Die Jugendlagen=
ſtaffel
mit Orlemann, Ihrig, Bach, Sack und die Freiſtilſtäffel in gleicher
Beſetzung ſind recht gut, während die Bruſtſtaffel Walther 1., Sack,
Orlemann noch verbeſſerungsbedürftig iſt. Eine ganze Anzahl von ſon=
ſtigen
Staffeln und Einzelrennen, im ganzen 52, vervollſtändigen das
Programm.
Den Abſchluß bildet das Endſpiel um die ſüddeutſche Waſſerball=
Meiſterſchaft. Die Gegner ſtehen zur Stunde noch nicht feſt.

Schwerathleiik.
Am vergangenen Sonntag weilte die Ringermannſchaft der
Turngemeinde Dieburg zum Retourkampf in Ottersheim
(Schwetzingen.) Der Vorkampf, welcher im Mai in Dieburg ausgetra=
gen
wurde, endete 240 zu Gunſten der Turngemeinde. Auch den Rück=
kampf
konnte Dieburg durch kürzere Ringzeit gewinnen. Nachſtehend
den Verlauf der Kämpfe. Gerungen wurde einmal 10 Minuten und ein=
mal
5 Minuten. Im Bantamgewicht ſiegte Heck=Dieburg über Weber=
Ottersheim nach 3,4 Minuten Im zweiten Gang wird der Dieburger
Punktſieger. Im Federgewicht erhielt Hornung=Dieburg von dem 130
Pfund ſchweren Gotz=Ottersheim zwei Niederlagen nach 3,25 bezw. 4,30
Minuten. Auer=Ottersheim, 140 Pfd., ſiegt im Leichtgewicht über
Stenger=Dieburg, 120 Pfd., nach 7 Minuten. Im zweiten Gang ge=
winnt
Stenger verdient nach Punkten. Auch Enders=Dieburg, 132 Pfd.,
muß im leichten Mittelgewicht durch Braun=Ottersheim, 150 Pfd., eine
Punktniederlage einſtecken. Im zweiten Gang teilen ſich beide Gegner
in die Punkte. Das Schwermittelgewicht hat in Sattig=Dieburg ſeinen
Sieger. Er ſiegt über Hepp=Ottersheim im erſten Gang nach Punkten.
Der zweite Gang verlief unentſchieden. Mit Spannung ſah man dem
letzten Gana im Schwergewicht entgegen. Hier ſtand Zilch=Dieburg
gegen den Deutſchen Meiſter Heß=Ottersheim. Erſterer hielt ſich über=
raſchend
gut und konnte beide Gänge unentſchieden geſtalten. Geſamt=
reſultat
: 1212. Ringzeit der Sieger für Dieburg 18,04 Min., Ring=
zeit
der Sieger für Ottersheim 19,55 Minuten. Dem Unparteiiſchen,
Herrn Schneider=Mannheim, ein Geſamtlob.
Kraftſport.
Die Nennungen zur A. D. A. C.=Reichsfahrt.
Die A. D.A. C.=Reichsfahrt 1923 berührt Mittel= und Südweſtdeutſch=
land
. Von Meiningen ausgehend führt die Strecke über Schweinfurt
Würzburg nach Bad Mergentheim, durch Hohenlohe nach Pforzheim,
durch den Schwarzwald nach Konſtanz am Bodenſee, um durch das ſüd=
liche
Württemberg über Ulm nach Stuttgart zu führen, wo am Sonn=
tag
noch eine Sonderprüfung ſtattfindet und im Anſchluß daran eine
Korſofahrt zur Jubiläumsfeier des A.D.A.C. Die Strecke ſührt kurch
prächtige Landſchaften; die Straßen ſind gut, ſtellen aber immerhin an
Fahrer und Fahrzeuge mannigfache Anforderungen. Sonderprüfun=
gen
erhöhen den Wert der Fahrt. Der Nennungsſchluß zeigt 260 Nen=
nungen
, darunter 105 Wagen und 155 Krafträder. An Krafträdern
finden wir die Marken Arno, Ardie, Auto=Ell, Albert, Bimofa, Bu=
diſſa
, Baherland, Cockerell, Columbus, Derad, D.K.W., Douglas, Flott=
weg
, G.DF., Herko, Huy, Hecker, Harley=Davidfon, K. G., Lkoyd,
Mabeco, Mars, Moto Guzzi, Megola, N. S.H., Neſtoria, Oruck, Ra=
tingia
, Sticherling, Stolca, Tika, Trianon, Triumph, Villiers, Wan=
derer
, Wimmer, Viktoria, Zeus, Zündapp. Bei den Wagen die Mar=
ken
: Aga, Apollo, Adler, Brennabor, Venz, Dimos, Dixi, Dürkopp,
Ego, Freha, Fafnir, Falcon, Faun, Grade, Hatatz, Hanſa, Hagea,
Horch, Koco, Ley, Mercedes, N. S.U., N. A. G., Omikron, Preſto, Rabag=
Bugatti, Selve, Simſon, Steiger, Stöwer, Schuricht, Wanderer.
Sonderpreiſe wurden im Werte von über 300 Millionen geſtiftet.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 20. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 21. Juli. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 9 Uhr 20 Min. Beginn des Faſttags.
Sonntag, den 22. Juli: Faſttag Zerſtörung Jeruſalems.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends 7 Uhr
30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 21. Juli. Vorabend 7 Uhr 35 Min. Morgens
7 Uhr 45 Min. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 9 Uhr 20 Min.
Sonntag, den 22. Juli: Tiſchoh Beow. Morgens 5 Uhr 55 Min,
Nachmittags 7 Uhr 45 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Abends 8 Uhr.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, den 21. Juli 1923:
Meiſt heiter, jedoch ſteht baldiger Witterungsumſchlag in Ausſicht.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kleines Haus), 7½
Uhr abends: Meiſterboxer. Union= Reſidenz=, Cen=
tral
=Theater Palaſ==Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Bund der Kinderreichen, 8½ Uhr: Verſammlung.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für Stadt und Land,
Reich und Ausland: i. V.: Andreas Bauer; für den Inſeraten=
teil
: i. V.: Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.

heutige Rummer hat 8 Seiten.

Familiennachrichten

Statt Karten.

JUNGEN
N Miaeen Maſtteet 4a
Dipl.-Iug, H. von der Ber
und Frau Spbille, geb. Iiter
Bittesfeld, den 5. Jalt 1923
Aeußere Zörbiger Straße 46.
(6101
Am 17. Jalt ist
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Janagage.
Inspektor Ludwig Wolpert
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

20. Juli 1923 Nr. 198

*

Weltwirtſchaftliche Umſchichtungen.

Vor dem Kriege lagen die weltwirtſchaftlichen Beziehungen zwi=
ſchen
Europa und den anderen Ländern und Erdteilen im allgemeinen
ſo, daß die europäiſchen Länder Kolonien oder Intereſſenſphären be=
ſaßen
, aus denen ſie Rohſtoffe bezogen und an die ſie Fertigfabrikate ab=
ſetzten
. Dieſe Zuſammenhänge ſind jetzt zerſtört mit dem Ergebnis, daß
Europa hinfort weniger Rohſtoffe erhalten wird als bisher, und daß
ein Abſatz ſeiner Fertigerzeugniſſe in der früheren Höhe immer mehr
zur Unmöglichkeit wird.
Dieſe Entwickelung läßt ſich beſonders an dem Verhältnis zwiſchen
England und ſeinen Kolonien betrachten. Während dieſe vor dem
Kriege noch bis zu einem hohen Grade vom Mutrerlande abhängig
waren, haben ſie ſich im Laufe der letzten Jahre in ihren wirtſchaftlichen
und Handelsbeziehungen immer ſelbſtändiger gemacht, Kanada z. B.
iſt trotz ſeiner politiſchen Zugehörigkeit zum engliſchen Weltreich eine
enge Handelsverbindung mit den Vereinigten Staaten eingegangen, die
dahin geführt hat, daß Kanada jetzt 70 Prozent ſeines Bedarfs von
dort bezieht und 50 Prozent ſeiner Erzeugung dahin abgibt; entſpre=
chend
haben ſich natürlich die wirtſchaftlichen Beziehungen zum Mutter=
lande
geſchwächt. In dieſes neue große nordamerikaniſche Wirtſchafts=
ſyſtem
ſind auch die im Süden Amerikas gelegenen Länder einbezogen
worden; genannt ſei vor allen Dingen Mexiko, das für den Bezug tropi=
ſcher
Produkte durch die Vereinigten Staaten ſehr wichtig iſt. Gegen
den nordamerikaniſchen Wirtſchaftsblock haben Argentinien, Braſilien
und Chile einen ſüdamerikaniſchen Block aufgerichtet mit dem Ziel, nach
Möglichkeit die ſüdamerikaniſche Wirtſchaft vom Bezug nordamerikani=
ſcher
und anderer ausländiſcher Waren unabhängig zu machen. Wie
weit das gelungen iſt, zeigt, daß die Textilinduſtrie Braſiliens jetzt faſt
alle Sorten Textilien ſelbſt erzeugen kann, und daß es ſeine ungeheu=
ren
Bodenſchätze nicht mehr, wie früher, größtenteils ausführt, ſondern
ſie im eigenen Lande verarbeitet. Dieſe Vorgänge ſind für England
von um ſo größerer Bedeutung, als ihm gleichzeitig in Indien und
Aegyrten durch die Selbſtändigkeitsbeſtrebungen ebenfalls wichtige Han=
delsbeziehuegen
verloren gegangen ſind. Indien hat es, was früher
für unmöglih gehalten wurde, tatſächlich fertig gebracht, einen großen
Teil ſeines Bedarfs an Kohlen, Eiſen und Eiſenerzeugniſſen im eigenen
Lande ſelbſt zu erzeugen. Auch Auſtralien und Südafrika verfolgen
ganz konſequent das Ziel, zur Stärkung der eigenen Wirtſchaft ſich von
ihren bisherigen Bezugs= und Abſatzquellen zu befreien. Auſtralien
legt beſonderen Wert auf die Ausbeutung ſeiner Braunkohlenvorräte,
zu deren Verarbeitung es ſich nach langem Widerſtreben zum Bezuge
deutſcher Brikettmaſchinen und zur Anwerbung deutſchen Perſonals
entſchließen mußte, während Südafrika beſonders den Ausbau ſeiner
Eiſeninduſtrie betreibt, um den aus Anlaß des Baues großer neuer
Eifenbahnlinien zu erwartenden Bedarf nach Möglichkeit im eigenen
Lande herſtellen zu können. Von ganz ungeheurer Bedeutung ſind die
Vorgänge im fernen Oſten, beſonders in China, dem Rohſtoffreſervoir
der Welt; hier iſt es Japan, das ſich mit unzweifelhaftem Erfolg be=
müht
, die dort ruhenden Möglichkeiten im Intereſſe ſeiner Induſtrie
möglichſt auszuſchöpfen.
Zuſammengefaßt iſt zu ſagen, daß Europa infolge des Krieges ſeine
bisherige wirtſchaftliche Vormachtſtellung gründlich verloren hat. Wenn
es das noch retten will, was noch zu retten iſt, dann muß es unbedingt
dafür Sorge tragen, daß endlich die politiſchen und wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten bereinigt werden und daß die Wirtſchaftsergiebigkeit nach
Möglichkeit geſteigert wird. Vor allem muß es daran denken, daß die
an Europa grenzenden Randgebiete (z. B. Rußland, Vordcraſien, Nord=
afrika
uſw.) zu ſelbſtbewußt geworden ſind, als daß ſie ſich widerſtands=
los
ausbeuten ließen, und daß die Anſprüche an die Güte der Waren
derartig gewachſen ſind, daß nur höchſte Qualitätserzeugniſſe Ausſicht
auf Abnahme haben.

Handel und Wandel in Heſſen.

* Stillegung oberheſſiſcher Bauxitgruben. In=
folge
ſchlechten Abſatzes und wegen teilweiſe hoher Selbſtkoſten, ſowie
verſchiedener ſchlechter Vorkommen, haben nachſtehende Firmen ihre
Gruben ſtillgelegt: Die A.G. in Gießen, die Betriebe in Reinhards=
hain
, Göbelnrod, Wermertshauſen und Weitershain, die Oberheſſiſche
Grubengefeliſchaft ihre Betriebe in Stangenrod, Harbach und Licher
Wald, und die Gewerkſchaft Rabenau ihren Betrieb in Weitershain.
Durch die Stillegung der Betriebe ſind ungefähr 800 Arbeiter ohne
Beſchäftigung. Es wäre zu wünſchen, daß die augenblicklich in Berlin
ſchwebenden Verhandlungen, welche die Schaffung von Abſatzmöglich=
keiten
zu cunehmbaren Preiſen bezwecken, einen günſtigen Ausgang
nehmen.*

h. Baldur=Pianoforte=Fabrik A. G., Frankfurt
a. M. Die Generalverſammlung beſchloß die Erhöhung des Grund=
kapitals
von 4,3 auf 10,3 Mill. Mk. Die Zeit der Aktienausgabe iſt
der Verwaltung überlaſſen worden. Auf 4 alte ſollen 3 junge Aktien
gewährt werden. Herr Dr. Fritz Mertens=Frankfurt a. M. wurde dem
Verwaltungs= und Aufſichtsrat zugewählt.
h. Terra=A. G. für Haus= und Grundbeſitz, Frank=
furt
a. M. Die Geſellſchaft beantragt Kapitalserhöhung um 385 auf
400 Millionen Mk. Davon ſollen 285 Mill. Mk. den alten Aktionären
im Verhältnis von 1:15 zu 500 % angeboten, der Reſt im Intereſſe der
Geſellſchaft verwertet werden bei einem Anſatz von etwa 30000 pro
Aktie. Die Geſellſchaft will ihre Aktien an der Frankfurter und der
Mürchener Börſe offiziell zur Einführung bringen.
* Fahxzeugfabrik Düſſeldorf. Die Geſellſchaft bietet
die bereits vor Monaten zur Ausgabe beſchloſſenen 20 Mill. Mark
Stammaktien, die an der Dividende ab 1. Jan. 1923 teilnehmen, den
Aktionären jetzt derart zum Bezuge an, daß auf eine alte eine junge
Aktie zu 500 % zuzüglich Börſenumſatz= und Bezugsrechtsſteuer ent=
fällt
. Das Bezugsrecht iſt bis 8. Auguſt einſchließlich auszuüben.
h. Steinwerke A. G. Holzhauſen=Hohenſtein in
Wiesbaden. Das 1921 gegründete Unternehmen hat auch in dem
Geſchäftsjahr 1922/23 mit Verluſt gearbeitet. Nach 69,31 (1,02) Mill.
Mk. Abſchreibungen für Ueberteuerung und 4,48 (0,23) Mill. Mk. nor=
malen
Abſchreibungen erhöhte ſich die Unterbilanz von 1,94 auf 42,43
Mill. Mk. bei nur 30 Mill. Mk. Aktienkapital. Zur teilweiſen Deckung
des Verluſtes wird die unter Agio gebuchte Reſerve verwenidet und
3,57 Mill. Mk. Verluſt auf neue Rechnung vorgetragen. Die Bilanz
verzeichnet 150,42 Mill. Mk. Bankſchulden und 42,93 Mill. Mk. Kredi=
toren
gegen 2,08 Mill. Mk. Debitoren und 113 Mill. Mk. Lagerbeſtand.
*=d= Die Sarotti A. G., Berlin, hat, nachdem ſie in Ge=
meinſchaft
mit der Firma Kaiſers Kaffee=Geſchäft G.m.b.H. und den
Cenovis=Nährmittelwerken in München die Sarotti=Bayern=Werke A. G.
gegründet hat, jetzt auch eine direkte Intereſſengemeinſchaft mit dieſen
beiden Firmen abgeſchloſſen.
* Maſchinenfabrik vorm. Beck u. Henkel, Kaſſel.
Die G.=V. genehmigte die Verteilung von 250 % Dividende und be=
ſchloß
teilweiſe Selbſtverſicherung. Die weiteren Gegenſtände der Tages=
ordnung
: Kapitalserhöhung und Satzungsänderungen, mußten abgeſetzt
werden, weil die ſatzungsgemäß erforderliche Hälfte des Aktienkapitals
nicht vertreten war.
h. Tranſa=Aktiengeſellſchaft. Unter dieſer Firma
wurde zur Förderung der deutſchen Ausfuhrtätigkeit eine Arbeitsgemein=
ſchaft
der Deutſchen Maſchinen= und Motoren=Vertriebsgeſellſchaft m. b.
H., der Internationalen Handels=Compagnie, Pfeiffer u. Co. Komman=
ditgeſellſchaft
und der Transatlantiſchen Verlagsgeſellſchaft m. b. H. in
Baden=Baden unter Mitwirkung des Bankhauſes Robert Beil zu Bres=
lau
mit 10 Millionen Mark Stammkapital gegründet. Den erſten Auf=
ſichtsrat
bilden die Herren: Kommerzienrat Bankier Werner Beil ( Bres=
lau
), Buchdruckereibeſitzer Stadtrat Johannes Pfeiffer (Baden=Baden),
Buchdruckereibeſitzer und Verleger der Weſtdeutſchen Volkszeitung Georg
Pfeiffer (Hagen,Weſtfalen). Gegenſtand des Unternehmens iſt die Her=
ſtellung
und der Vertrieb von Exportwaren aller Art, ſowie der Groß=
handel
mit Maſchinen, Motoren und Fahrzeugen, Bahnbedarfsartikeln
uſw. Nach Latein= und Südamerika, dem europäiſchen Oſten einſchließl.
Rußland. Die Arbeitsgemeinſchaft verfügt zurzeit mittelbar über den
Dienſt von insgeſamt 118. Vertretungen im europäiſchen und überſeeiſchen
Auslande. Zum Vorſtand wurde Direktor Schleinig (Baden=Baden) er=
nannt
. Die Generalverſammlung erhöhte das Grundkapital um 40 auf
50 Mill. Mk. Die neuen Aktien werden zum Kurſe von 500 Prozent
einſchl. Unkoſten aber ausſchl. Bezugsrechtsſteuer ausgegeben.
*=d= Erhöhung der Ablieferungspflicht von Ex=
portdeviſen
. Der Reichskommiſſar für Ein= und Ausfuhrbewilli=
gung
hat an alle Außenhandelsſtellen ein Schreiben gerichtet, aus dem
folgendes zu entnehmen iſt: Zweifellos liefert ein großer Teil von
Firmen weniger Deviſen an die Reichsbank ab, als ſie abzuliefern im=
ſtande
wäre. Die Reichsbevollmächtigten der Außenhandelsſtellen wer=
den
daher erſucht, die Deviſenablieferungsprozentſätze, wo es irgend
tragbar iſt, angemeſſen zu erhöhen und auf Abgabe aller nicht benötig=
en
Deviſenbeſtände, gegebenenfalls gegen Dollarſchatzanweiſungen, in
geeigneter und nachdrücklicher Weiſe hinzuwirken. Der Reichskommiſ=
ſar
behält ſich vor, in Einzelfällen an die Außenhandelsſtellen mit Au=
regung
über Erhöhung der Prozentſätze heranzutreten. Ferner erſucht
der Reichskommiſſar, bei Anträgen auf Erlaſſe oder Ermäßigung der
Debiſenablieferungspflicht, nicht nur eine jedesmalige ſcharfe Prüfung

Konferenz ſowietruſſiſcher Holzexport=
büros
in Berlin. Aus=Helſingfors wird uns geſchrieben: In der
zweiten Julihälfte wird in Berlin eine Konferenz der bolſchewiſtiſchen
Auslandsholzexportbüros tagen. Auf dieſer Tagung wird das Zentrale
Holzexportbüro einen Bericht erſtatten und außerdem wird über die
Beziehungen der einzelnen Auslandsexportbüros zueinander und zu der
Petersburger Abteilung des Zentralen Büros beraten werden. Die
Konferenz wird mitten während der Holzexportſaiſon einberufen wer=
den
, damit ihre Ergebniſſe bereits während dieſer Navigationsperiode
ausgenutzt werden können.
Die Naphthaausfuhr aus Aſerbeidſchan. Im
Laufe des Monats Mai hat ſich die Naphtha=Ausfuhr aus Vaku nach
Perſien weiter entwickelt. Wie Moskauer Zeitungen berichten, ſind
nach Perſien im Berichtsmonat 137 000 Pud Petroleum ausgeführt wor=
den
, ferner in kleineren Mengen Maſchinenöl und Benzin. Nach Europa
wurden über Batum 404 724 Pud Petroleum ausgeführt.
h. Aus dem Benz=Konzern. Wie wir erfahren, ſind die
dem Benz=Konzern angehörenden Herren Geheimrat Dr. Richard Bro=
ſien
und Direktor Dr. Brecht=Mannheim aus dem Aufſichtsrate der
Karoſſeriewerke Schebera A. G. in Berlin=Tempelhof ausgetreten.

Neugründungen.

h. Handels=Konzern A. G., Frankfurt a. M. Unter
Führung der Deutſchen Handelsbank wurde die Handels=Konzern A.G.
mit 75 Mill. Mk. zu 700 % einzuzahlendem Stammkapital gegründet
Zweck der Geſellſchaft iſt der Betrieb von Handelsgeſchäften aller Art,
insbeſondere die Uebernahme und Verwertung von Aktienpaketen, ſowie
die Gründung von Handels=, induftriellen und bergbaulichen Unter=
nehmungen
.
*=d= Eine neue Stinnesſche Gründung. Hugo Stin=
nes
hat eine mit zunächſt 150 Millionen Mk. Grundkapital ausgeſtattete
A. G. gegründet, die im Hirſchberger Tale, wo ſie große Terrains von
der Stadt Hirſchberg erworben und mit dem Bau des erſten Unter=
nehmens
bereits begonnen hat, eine Anzahl größerer Fabrikanlagen
errichtet, um die Gablonzer Induſtrie (Glasknöpfe, Perlen, Bijvut=
terien
uſw.) aus Böhmen nach Deutſchland zu verpflanzen. Vorſtand
der neuen Geſellſchaft iſt Fabrikbeſitzer Hans Baumer in Hirſchberg.
Dem erſten Aufſichtsrat gehören unter anderem an Hugo Stinnes der
Aeltere.

Anleihen.

I. Eine 20proz. Anleihe der Stadt Ruhla in
Thüringen in Höhe von 200 Mill. Mk. wird in Stücken von
500 000 Mk., 100 000 Mk., 50 000 Mk. und 20 000 Mk. (erſres Zinsſchein
am 1. April 1924 fällig) zum freihändigen Verkauf gebracht. Die An=
leihe
iſt erſtſtellig hypothekariſch auf das ſtädtiſche Gaswerk eingetragen.
Der Erlös dient für Wohnungsbauzwecke, Straßenbauten und zur Ver=
ſtärkung
des Betriebsfonds. Einführung der Anleihe an einer deutſchen
Börſe wird beantragt werden. Das Vermögen der Stadt Ruhla ſetzte
ſich am 1. April d. J. zuſammen aus Waldungen und Steinbrüchen,
Aeckern und Wieſen, Gebäuden, Gemeindebetrieben (Gaswerk, Bade=
anſtalt
) Wertpapieren und Barvorräten im Geſamtwerte von 1638 121 509
Mk., die Schulden Stand vom gleichen Tage waren 4 625 930 Mk.

Dividendenvorſchläge.

* Grade Automobilwerke A. G., Bork i. d. Mark.
Aus einem Reingewinn von 92 758 540 Mk. gelangt eine Dividende don
200 % zur Ausſchüttung. Nach Mitteilung des Vorſtandes iſt der im
Geſchäftsbericht erwähnte innere Ausbau des Werkes beendet, und es
werden im Laufe des Jahres 1000 Wagen zu Ablieferung gelangen, ſo
daß mit einem günſtigen Reſultat auch für das laufende Geſchäftsjahr
zu rechnen iſt. Betreffs der Verſchmelzungsgerüchte, wie mit R. Wolf,
Maſchinenfabrik Buckau uſw., erwiderte die Verwaltung, daß ſich die
Geſellſchaft für leiſtungsfähig genug halte, ihre Geſchäfte allein weiter
zu führen.
* Tüllfabrik Flöha. Die Verwaltung beantragt laut Mit=
teilung
eine Dividende in Höhe von 100 %. Ferner ſollen 15 000 St.
Genußſcheine den Aktionären angeboten werden und gleichzeitig 15000
Stück Schutz= und Verwertungsaktien geſchaffen werden.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

m. Nheinmühlenwerke Mannheim. Die Generalver=
ſammlung
, in der 25 Aktionäre mit 14 285 Stimmen vertreten waren,
ſetzte die Di idende auf 100 % feſt und wählte Ferdinand Hirſch von
der Getreidefirma Dreifuß u. Sohn neu in den Aufſichtsrak. Von den
nach der Ausſchüttung der Dividende verbleibenden 45,26 Millionen Mk.
Gewinn werden 25 Millionen Mk. dem Delkrederekonto zugeführt und
20 Millionen in einen zu ſchaffenden Verſicherungsfonds eingelegt, der
der Sclbſtverſicherung dient, nachdem die heutige Verſammlung die
Ermächtigung zur Uebernahme eines Teiles der Verſicherung durch
Selbſtverſicherung ausgeſprochen hat. Die reſtlichen 0,26 Millionen Mk.
werden vorgetragen. Angeſichts der enorm geſtiegenen Kapitalsbedürf=
niſſe
in der Mühleninduſtrie wurde ſodann eine Erhöhung des Aktien=
kapitals
um 35. auf. 50 Millionen Mk. beſchloſſen. Auch die heutige
Kapitalserhöhung bezeichnete der Vorſitzende als ganz minimal, ſo daß
mit der Möglichkeit gerechnet werden müſſe, daß die Verwaltung in
nicht allzu ferner Zeit wiederum mit einem ähnlichen Antrag an die
Generalverſammlung herantreten müſſe. Die neuen, ab 1. April 1923
dividendenberöchtigten Aktien werden von einem Konſortium unter der
Führung der Rheiniſchen Kreditbank übernommen, das den alten Aktio=
nären
15 Millionen Mk. derart anbieter, daß auf eine alte Aktie eine
junge Aktie zu 5000 % bezogen werden kann.
h. Motorenwerke Mannheim A. G., vorm. Benz
Abteilung Stationärer Motorenbau. Die am 18. Juli
zu Berlin abgehaltene ordentliche Generalverſammlung genehmigte die
Vorlagen der Verwaltung. Sie billigte insbeſondere, daß aus dem
Ueberſchuß der Bilanz für 1922/23 von 242 918853 Mk., der die Ver=
teilung
von 600 % Dividende geſtattet hätte, 250 % zur Anſchaffung
und Verteilung von Lebensmitteln an die Arbeitnehmer, 100 % zu
kulturellen Zwecken an verſchiedene Hochſchulen, zuſammen alſo 350%
140 Mill. Mk., vorweg verwendet und nur 250 (i. V. 20) % gleich
100 Mill. Mk. als Dividende an die Aktionäre verteilt wurden. In der
Bilanz ſtehen die Vorräte mit 1309 Mill, M. (37,4), die greifbauen
Mittel mit 4070 (30,1) Mill. Mk., die Gläubiger mit 5232 (20,4) Mill.
Mk. zu Buch. Die im März zu Angliederungszwecken beſchloſſene Ka=
pitalserhöhung
von nom. 40 um 10 auf nom. 50 Mill. Mk. kommt in
dem Abſchluß noch nicht zum Ausdruck, jedoch ſind daraus bereits nom.
3 Mill. Mk. Aktien gegen nom. 3 Mill. Mk. Aktien der Reiherſtieg
Schiffswverft und Maſchinenfabrik in Hamburg ausgetauſcht worden
und Verhandlungen über weitere Intereſſengemeinſchaften im Gange.
h. M. Melliand; Chemiſche Fabrik, A. G., Mann=
heim
. Der Aufſichtsrat dieſer Geſellſchaft hat beſchloſſen, einer a.o.
G.=V. die Erhöhung des Aktienkapitals um 25 auf 50 Millionen Mark
vorzuſchlagen. Die 25 Millionen Mk. neuen Aktien werden von der
Mannheimer Bank A.G. übernommen mit der Verpflichtung, hiervon
den Aktionären 16 Millionen Mk. derart zum Bezuge anzubieten, daß
auf je drei alte Aktien zwei junge zum Kurſe von 1100 % bezogen
werden künnen. Die reſtlichen Aktien werden nach Weiſung des Auf=
ſichtsrats
und zur Einführung der Aktien an der Mannheimer und
Frankfurter Börſe verwendet werden. Die Geſellſchaft verfügt über
einen reichlichen Auftragsbeſtand, der ſich zum größten Teil aus Aus=
landsaufträgen
zuſammenſetzt.
* F. Dippe, Maſch.=Fabrik A. G. Die Geſellſchaft bean=
tragt
Kapitalsverdoppelung um 11 Millionen Mk. Stammaktien und
1 Mill. Mk. Vorzugsaktien auf insgeſamt 24 Mill. Mk.

unter Gagenüberſtellung der als Gegenwert für Ausfuhren eingegan=
genen
und der für Einfuhrzwecke verausgabten Deviſen vorzunehmen,
ſondern dieſe auch darauf zu erſtrecken, ob und in welchem Umfange
den Ausführenden Deviſen aus Lieferungen an Ausfuhrhändler oder
aus inländiſchen Weiterverkäufen eingeführter zugefloſſen ſind. Von
jeder allgemeinen oder einzelnen Befreiung von der Deviſenabliefe=
rungspflicht
iſt außerdem dem Beauftragten des Reichswirtſchafts=
miniſteriums
für Deviſenprüfung Mitteilung zu machen.
* Kontinentale Geſellſchaft für elektr. Unter=
nehmungen
Nürnberg. Unſerem Dividendenvorſchlag tragen
wir noch folgende Bilanzziffern nach: Wertpapiere und Beteiligungen
erſcheimen, obwohl ſich die Geſellſchaft mehrfach an Kapitalserhöhungen
beteiligte hat, unweſentlich erhöht mit 31,416 Mill. M. Zu bemerken iſt,
daß die Werte des der Geſellſchaft entzogenen Beſitzes noch auf dieſem
Konto ſtehen, daß die zahlenmäßige Auswirkung der Einigung über
eine Pauſchalabfindung für dieſe Schäden auf dem Wege des Vergleichs
erſt in der Bilanz des laufenden Jahres zum Ausdruck kommt. Wegen
der Vergütung für die Schäden, die der Geſellſchaft aus der Entzichung
des Elektrizitätswerkes Jaſſy in Rumänien, der Beteiligung an der
Sociedad Elektro=Quimica de Flix, der Compagnie de Chemin de Fer
ſur route de Paris à Arpajon, der Compagnie de Electrikité de Var=
ſovie
, der Societe Continentale de Traction d’Eclairage par EElectricité,
der Societe induſtrielle d’Energie Electrique und der Aktiengeſellſchaft
der Wiener Lokalbahnen auf Grund des Verſailler Vertrags erwachſen
ſind, ſind langwierige Verhandlungen mit dem Deutſchen Reich geführt
worden. Erſt im Laufe dieſes Jahres kam eine Einigung über eine
Pauſchalabfindung zuſtande. Die geſetzlichen Grundlagen für die Scha=
dendergütung
laſſen eine nur ganz unzulängliche Berückſichtigung der
Geldentwertung zu, weshalb die zugeſprochenen Entſchädigungen auch
dementſprechend mager ausgefallen ſeien. Ueber die Beteiligung wird
des näheren mitgeteilt, daß die Schwebebahn Elberfeld-Vohwinkel
Barmen A. G., die Berg. Kleinbahnen A.G., und die Elektr. Straßen=
bahn
Elberfeld, ſämtlich mit dem Sitz in Elberfeld, im erſten halben
Jahre 1922 verhältnismäßig befriedigende Ergebniſſe zu verzeichnen
hatten, daß jedoch ſpäter ein Nückſchlag eintrat, ſo daß die drei Betriebe
von der Ausſchüttung einer Dividende für 1922 abſehen mußten. Die
Berg. Elektrizitätsverſorgungs=G.m.b.H. (Elberfeld) ſchüttete für 1922
51 % Dividende aus, die Elektra A. G. Dresden verteilte ſür das Ge=
ſchäftsjahr
1921/22 10 % auf die alten und die Hälfte auf die jungen
Aktien. Für das Geſchäftsjahr 1921/22 brachte dieſe Geſellſchaft 50 %
Dividende zur Auszahlung. An der Kapitalserhöhung von 25 auf 100
Mill. Mk. hat ſich die Kontinentale Nürnberg beteiligt. Die Kraftwverke
Weſtſachſen=A. G. hat ihr Grundkapital von 40 auf 100 Mill. Mk. er=
höht
. Auch hier hat die Kontinentale Nürnberg ihr Bezugsrecht aus=
geübt
. Die Kraftwerk Thüringen=A. G. verteilte für 1921/22 12 % Divi=
dende
und erhöhte ihr Aktienkapital im Februar von 23 auf 60 Mill.
Mark, wvovon die Kontinentale Nürnberg einen Teil bezog. Die
Thüringer Elektr, und Gaswerke=A. G. Apolda verteilten für 1921/22
auf die Vorzugsaktien 6. % und auf die Stammaktien 11 9. Das
Aktienkapital dieſer Geſellſchaft wurde im April 1922 um 3 Mill. Mk.
Stamm= und 0,5 Mill. Vorzugsaktien und im Februar um 23,5 Mill.
Stamm= und 0.5 Mill. Mk. Vorzugsaktien auf insgeſamt 31 Mill. Mk.
erhöht. Auch hier war die Kontinentale Nürnberg bei der Kapitals=
erhöhung
beteiligt, und gleichfalls bei der Kapitalserhöhung der Rhei=
niſchen
Elektr. A.G. Mannheim. Des weiteren werden in der Bilanz
Unternehmungen in eigener Verwaltung mit 6,313 Mill Mk. (i. V. Kondon.
5,788 Mill. Mk.) ausgewieſen. Dieſes Konto enthält die Betriebsan= New= Yo=
lagen
in Verchtesgaden, Günzburg und Jaſſy. In den Elektr. Werken
in Berchtesgaden und Günzburg ſind in betriebstechniſcher Hinſicht
mancherlei Verbeſſerungen vorgenommen worden. Die Debitoren wer=
den
mit 124.281 Mill. gegen 41,048 Mill. Mark i. V. ausgewieſen. Dies
Konto umfaßt die verfügbaren Bankguthaben, ſowie die Guthaben bei
Tuchtergeſellſchaften und den Beſtand an unverzinslichen Reichsſchatz=
wechſeln
. Gläubiger hatten andererſeits 54,483 Mill. gegen 17,386 Mill.
im Vorjahre zu fordern. Das Konto enthält Gutſchriften für Vorent= Rio de Janeir
ſchädigungen auf die entzogenen Auskandswerte und die Verpflichtun= Belarad=
gen
bei Tochtergeſellſchaften und Geſchäftsfreunden.

Warenmärkte.

wb. Berliner Produktenbericht. Bei der anhaltenden
Verſchlechterung der Mark wird bei den Warenbeſitzern die Abneigung
zum Verkauf ihrer Beſtände immer größer. Andererſeits haben aber
inzwiſchen die Preiſe einen derartig hohen Stand erreicht, daß auch die
Käufer durchweg recht vorſichtig und zurückhaltend geworden ſind. Die
Inlandsforderungen haben ſich unter dieſen Umſtänden weiter erhöht
und die Preisgeſtaltung am Produktenmarkte ging weiter nach oben.
Für Weizen ſind die Mühlen dauernd Reflektauten für Inlandsware,
weil ausländiſches Material durch die anhaltenden Schwierigkeiten zur
Erlangung der Einfuhrdeviſen nicht genügend beſchafft werden kann.
Aus den gleichen Gründen erhöhten ſich auch die Roggenpreiſe, und
zwar für vordere Ware wie für ſpätere Lieferung. Das Geſchäft in
Gerſte iſt bei ſchwachen Zufuhren klein. Für Hafer zeigt ſich vielſeitige
Kaufluſt zu Futter= und zu induſtriellen Zwecken.

Börſen.

wb. Verliner Börſenſtimmungsbild. Vor der Feſt=
ſetzung
der Deviſenpreiſe wurde vom Vertreter der Reichsbank mitge=
teilt
, daß heute der Geſamtbetrag der vorliegenden Kaufaufträge ſich
auf ungefähr 20 Billionen Papiermark beziffere und daß unter anderem
26 Millionen holländiſche Gulden, 10 Millionen Dollar und 4000 Pfd.
angefordert ſeien. Es ſtehe den Auftraggebern anheim, eine bedeutende
Ermäßigung dieſer Beträge vorzunehmen, erzielte aber ſchließlich nur
den Erfolg, daß ganz belangloſe Beträge abgeſetzt wurden. Er führte
unter anderem vor Augen, daß bei einer vollen Zuteilung die Käufer
gar nicht in der Lage ſeien, den Gegenwert zu bezahlen, und teilte mit,
daß die Reichsbank bei einem Andauern dieſer rieſigen Kaufaufträge
die Diskontierung von Wechſeln einſtellen würde, damit ſie indirekt nicht
ſelbſt den Geldbedarf dafür aufzubringen habe. Auch die Darlehns=
kaſſen
würden zu dieſem Zweck die Darlehnsgewährung einſtellen bzw.
einſchränken. Schließlich begann die Kursfeſtſetzung um 1.15 Uhr auf
der Grundlage einer durchgängigen Zuteilung von einem Viertelprozent
auf die vorliegenden Aufträge, wobei die Kurſe gegen vorgeſtern un=
verändert
feſtgeſetzt wurden. Die Reichsbank legte Wert auf die Feſt=
ſtellung
, daß die Zuteilungsquote von ¼ % keineswegs verbindlich für
die am Deviſenhandel zugelaſſenen Firmen gegenüber ihren Auftrag=
gebern
ſei.
wb. Konflikt der Großbanken mit der Reichs=
bank
. Wie verlautet, haben die Großbanken den Betrag der bei der
heutigen Kursfeſtſetzung der Deviſenkurſe auf ſie entfallenden Zutei=
lungen
in Höhe von ¼ % der Reichsbank wieder zur Verfügung ge=
ſtellt
wegen der Schwierigkeiten, die eine Umlegung dieſer Summe auf
die einzelnen Auftraggeber machen würde.

Oeviſenmarkt.

He
Bfie
Briei Afe Amſterdam=Rotterdam ... 85386. 85814. 85386 85814. Brüſſel=Antwerpen .. . .. 10573.50 10626.50 10573.50 10626.50 Chriſtiania . . . . 355 11. 35689. 35511. 35689. Kopenhagen. 38304. 38496. 38304. 38496. Stockholm". 57855. 58145. 57455. 58145. Heiſingfors 5985. 601f. 5985. 6615. Italien: 9336 50 9383.50 3336.50 9383 50 997500 1002590 997500. 1002500 217455 218545. 217455. 21:545. Paris 12768. 12832. 12768. 12832. Schweiz 37905. 38146. 37905. 381196. Spanien 31122. 31278 31122. 31278. Wien (in D 311.22 312.78 311 22 312.78 Prag 6503.50 6536 50 650:50 6536.50 Budapeſt 24.93 25.07 21.93 RM Buenos=Aire 77812.50 75187.50 74812.50 75 187.50 Bulgarien 1935. 2005. 1995. 200ß. Japan. 105735. 106265. 105735. 106265. 23142 23258. 23142. 23258. 2354. 2366. 2354. 2366. Liſſabonn. . 9177. 9223. 977. 9223.

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[ ][  ][ ]

Rummer I98

Der junge Tod.
Roman von Fritz Demnth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaffers und
der J. G. Cotta ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
63)
VErud en
Ringsum war Frühling, es pochte in meinen Adern: ſieh
doch, es iſt Frühling! Aber aus der Blute heraus verſpürte icn
den Luſt des Werdens, der Frucht, ich fühlte das Ringen und
Drängen, das aus dem Frühling den Sommer werden laßt und
den Herbſt.
Eine Ehe zwiſchen den Beiden, das war unmöglich. Was
follte nun geſch hen? Mit harter Hand eingreifen, meinem Kinde
unterfagen, ihrem Gefühle nachzuhüngen, das ging nicht. Ihr
Empfinden war mir zu werthou, zu lieb, und ich fah auch, wenin
es mir gelingen follte, es zu brechen, dann waren die Folgen für
die ohnehin durch alle die Sc recken der letzten Jahre Ueber=
laſtete
kaum abzuſehen. Nur eins war möglich, einzudäumen,
indem man das Läßliche geſchehen ließ, ſich nicht offen aufzuleh=
nen
, behutſam und allmählich vorzugehen. Wie lange blieb denn
Günter im Lande? Ein paar Tage vielleicht, ein paar Wochen
höchſtens, dann trat Neues an Marie Louife heran, dann mochte
manches verſchwimmen, verſchwinden, was ihr heute ewig er=
ſchien
. Ich wußte, Marie Louiſe hielt an ihren Empfindungen
feſt, aber was ſind Gefühle junger Menſchen, ſo junger wenig=
ſtens
: gärende Freude am eigenen Sein, am Bewußtwerden der
eigenen Kraft; wer jung iſt, liebt, er liebt von innen heraus,
mit Naturgewalt, und wen er liebt, das iſt zumeiſt nicht das Er=
gebnis
ſicherer, unverrückbarer Wahl, nein, das iſt ein Epiel des
Zufalls, und der kann leicht und ſchnell die Gegenſtände wechſeln,
die ſich dem Auge, den Sinnen, dem Herzen darbieten.

Darmſtädter Tuzlatt, Fr itag, den 20. Jult 1923.
Frühling duftete, und Fruhling ſang; ohne es recht zu be=
achten
, war ich wieder auf die Partwege gelangt. Es wird ja
ſchon gehen, es wiro nicht ſo geführlich ſein, alles wird ſich zu=
rechtfinden
, das Lehen iſt ſchwer, und die gute Stunde iſt ſuß,
man muß ſie genießen, Marie Louiſe darf das, und ich, ich muß
es auch.
Was dagegen ſpricht, iſt doch viel Selbſtſucht und ein Hängen
an der Vergangenheit und ihrer Schönheit, ader die Gegenwart
iſt auch ſchön, das darf man nicht überſehen, weil ſie anders iſt
wie das, was war.
Nein, ſagte ich mir, es iſt nicht ſo, nicht nur ſo, aber gut, ich
will einmal annehmen, daß es ſo wire, wenigſtens heute an
Marie Louiſes Geburtstag will ich das tun,
Zu Hauſe ſand ich ſie mit He ene Terndt im Garten; als
die Zeiden mich jahen, ging Helene beiſeite und ließ mich mit
Marie Louiſe allein. Die hatte verweinte Augen und ſchauite
mich änsſtlich an. Ich nahm ſie unter den Arm und zog ſie
mit mir.
Das war eine Geburtstagsfreude, der Beſuch, ſagte iche
Marie Louiſe bliclte zweifelnd, ſie wußte nicht, ob ſie dem freund=
lichen
Tone meiner Worte trauen durfte, dann erhellte ſich ihr
Angeſicht zum verſtohlenen Lächeln, das kam und ging, zum
Leuchten der Freude, das hell aus ihren Augen hervorbrach, als
immer noch kein Widerſpruch von meiner Seite erfolgte, zum
ſtrahlenden Lachen des Glückes.
Ach ja, das war es, ſagte ſie.
Biſt Du nun zufrieden, Marie Louiſe?
So zufrieden! Sie ſchmiegte ſich an mich, und nun ſah ſie
mich von unten her an mit einem dennoch änzſien, aber auch
ſchmeicheluden Lächeln: Uind Du, biſt Du zufrieden?
Iſch ja, ich bin zufrieden weil ich ſehe, daß Du glück=
lich
biſt, aber
Nein, nein, kein Aber. Vater, das iſt wirklich nicht nötig.

Seite 7.

Ich ſchwieg.
ch iu ja nur die paar Tage haben, weiter nichts, ich weiß
ja, was Du meinſt, ich ſehe es auch ein, daß Du Rectzt haft.
Gut, Marie Louiſe, dann, ja dann bin ich zufrieden.
Es war wirülich nur Frühling ringsum, ſonniger, milder,
lachender Frühling in Blütenzauber und im Wehen des warmen
ſpielenden Windes, der war jung und hoffuungsſtark.
Maxie Louiſe blieb ſtehen. Vater, daß Du ſo gut ſein könn=
teſt
, ſo gut, das habe ich ſelbſt nicht für möglich gehalten!
Ich faßte Marie Louiſes Schultern mit den Händen und ſah
ſie an, die meinem Blicke ſtandhielt. Wie gut gefiel ſie mir, ich
nickte ihr zu und küßte ſie auf die Stirn, die ſie anmutig und
jungfräulich vor mir ſenlte.
Wir gingen weiter, ich ſagte: Heute iſt Geburtstag, und
heute iſt ales gut, heute iſt kein Krieg, und das Leben iſt ein
Märchen, in dem es den Menſchen wohl ergeht. Marie Louiſe,
wollen wir wieher einmal Aſchenputtel ſpielen, oder nein, ich
weiß etwas Beſſeres, heute ſpielen wir Dornröschen, und Prin=
zeſſi
Dornröschen iſt gerade aus der Verzauberung erwacht und
ſieht das Leben mit ausgeruhten Augen plötzlich an, und alle
umher wachen auf und frenen ſich, daß die ſchlimme Zeit vorüber
iſt, und daß trotz allem und allem die Roſen noch bluhen.
Ach Vater, wie ſchön iſt das!
So, jetzt geht Dornröschen mit ihrem Vater, dem alten,
alten König, in den Burggarten und ſieht die Bäume au, wie
ſchön grün ſie ſind, und riecht an den Hyazinthen und an den
Tulpen, die duften wie Honig, und guckt zum blauen Himmel
empor und atmet die friſche Luft und ſagt, nun, was ſagt ſie?
Ich hab’s gut, ich hab’s ſehr gut.
Es dämmerte, und wir gingen ins Haus. Marie Louiſe
wollte ſich zum Abendeſſeen umkleiden, ich ſetzte mich in einen
Seſſel und ſchaute in das Fenſter, vor dem es immer dunkler
wurde.
(Fortſetzung folgt.)

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Infanteriekaferne, Alexanderſtr. 22
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und 2. Ziek,
2. Gewerbeſcheine 1923,
3. Handelskammerbeitrag 1922,
4. Einmalige Umlage für Biehbeſitzer,
5. Beſitzſteuer 1921/23.
Darmſtadt, den 17. Julf 19
Finanzamt Darmſtadi=Ftadt.

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Darmſtadt, den 16. Juli 1923.
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ſladt
iſt zum Prokuriſten beſtellt.
Hans & Ludwig Oswald, Darm=
ſtadt
: Kaufmann Alfred. Curt Moeſinger
und Kaufmann Paul Brohm, beide in
Darmſtadt, ſind zu Gefamtprokuriſten
Heſtellf. Friedrich Chriſtian Wal=
ter
, Darmſtadt: Kaufmann Alfred Meyer
im Darmſtadt iſt zum Prokuriſten be=
iſtellt
. Am 12. Juli 1923: Emil
Schwarz & Co., Kommanditgeſell=
ſchaft
, Daimſtadt: Die Vermögensein=
lage
des Kommanditiſten, iſt erhöht.
Klapp=Möbel=Induſtrie, Fabri=
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verlegt. Die Prokura der Wally
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Langgaſſe 7. tretungen, Kommiſſionen Hein;
Grauert, Darmſtadt: Die Firma iſt
(6104
erloſchen.
Darmſtadt, den 13. Juli 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

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Friſchmelk., gewöhnte
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Ober= Ramſtadt, Gra=
bengaſſe
1. C20506

Milchſchaf
zu verkaufen (*20547
Dieburgerſtraße 144

Hofhund
(Autz Schäferh.), 3 J.
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Einträge in das Handelsregiſter, Ab=
teilung
4: Am 13. Juli bei der Firma:
Emil Berdux, Darmſtadt: Die Firma
iſt erloſchen. Am 14. Juli bei der
Firma: Friedrich Ganz, Darmſtadt:
Die Vertretungsbefugnis des Jacob Ganß
für Friedrich Ganß iſt euloſchen. Am
16. Juli bei der Firma: Stenographie=
Berlag Michael Winkler, Darmſtadt:
Geſchäft ſamt Firma iſt auf Kaufmann
Auguſt Joſef Grimm in Arheilgen über=
gegangen
. Der Uebergang der in dem
Betriebe des Geſchäfts begründeten For=
derungen
und Verbindlichkeiten iſt bei
dem Erwerbe des Geſchäfts durch Auguſt
Jofef Grimm ausgeſchlofſen. Die Firma
iſt geändert in: Stenographie=Berlag
Michael Winkler Nachf. Abt. B:
Am 13. Juli bei der Firma: Geſell=
ſchaft
für Auslandstransporte mit
beſchränkter Haftung, Hauptnieder=
laffung
Berlin, Zweigniederlaſſung
Darmſtadt: Die Prokura des Mag
Buddeke iſt erloſchen. Kaufmann Emil
Mejer in Hamburg iſt zum Prokuriſten
beſtellt derart, daß er zuſammen mit
einem anderen Prokuriſten zur Vertre=
tung
und Zeichnung der Firma berech=
tigt
iſt. Am 14. Juli bei der Firma:
Deutſche Vereinsbank Filiale Darm=
ſtadt
: Durch Befſchluß der außerordent=
lichen
Generalverſammlung vom 16. Mai
1923 ſoll das Grundkapitak um 300000000
Mark erhöht werden. Das Grundkapital.
beträgt nunmehr. 500000000 Mk. Durch
Befchluß der gleichen Generalverfamm=
lung
iſt 8 5 des Geſellfchaftsvertrags der
erfolgten Kapitalerhöhung entſprechend
geändert worden. Es werden zum Kurſe
von nicht unter 100% ausgegeben
100 000 Stück Aktien zu je 1000 Mk. und
0000 Stück zu je 5000 Mk. Nennwert.
Darmſtadt, den 14. Juli 1923. (6103
Amtsgericht Darmſtadt I.

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Philipn Delp. Eberſtadt b. Darmſtadt, iſt
aus dem Aufſichtsrat ausgeſchieden.
In den Aufſichtsrat neu gewählt wurde
das Betriebsratsmitglied Schloſſer Lud=
wig
Schmidt, Darmſtadt.
(6098
Darmſtadt, den 18 Juli 1923.
Bahnbedarf Aßtien=Geſellſchaft.
Der Vorſtand.

Bekanntmachung.
Auf Grund der weiterhin geſtiegenen
Kohlenpreiſe werden die Strompreiſe für
die Auguſt=Ableſung (Stromverbrauch
von Mitte Juli bis Mitte Auguſt) wie
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Darmſtadt.
(6120

[ ][  ]

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neuter
Wucht eingeſetzten Teuerung ſehen
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im Landestheater ſtattfindenden Kommers
auf alle Plätze zu den ſchon gelöſten Ein=
laßkarten
eine Nachlöſekarte in Köhe von
2000 Mark auszugeben, die die Beſucher an
der Kaſſe nachlöſen müſſen. Ebenſo erhöhen
ſich die Eintrittskarten für die turneriſchen
und ſportlichen Wettkämpfe an der Kaſſe
(6118
um das Doppelte,
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