Darmstädter Tagblatt 1923


13. Juli 1923

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 194
Freitag, den 13. Juli 1923
186. Jahrgang

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Baldwins (rklärung vor dem Unterhaus.
Engliſche Initiative. Eine Note an Deutſchland in Vorbereitung. Der wirtſchaftliche Mißerfolg der Ruhraktion.
Die keiden der deutſchen Bevölkerung gn Rhein und Rahr.Ernſſe kage in Deuſchland.Abſchluß ſobald als möglich.

* Ich wünſche Ihnen, daß Sie Erfolg haben, hatte einft
Bonar Law Hern Poincaré zum Abſchied zugerufen nach dem
Abbruch jener ergebnisloſen Pariſer Konferenz, welche dem
franzöſiſchen Friedensbruch voraufging.
In ſeiner geſtrigen Erklärung vor dem Unterhaus ſtellte
Englands jetziger Miniſterpräſident feſt, daß dieſer Wunſch ſei=
nes
Vorgängers nicht in Erfüllung gegangen. Nicht nur keinen
wirtſchaftlichen Ertrag hat das Ruhrabenteuer für Frankreich
ergeben, ſondern auch alle zukünſtigen Reparationszahlungen
Deutſchlands ſind auf das ernſteſte gefährdet. Mit ernſten Wor=
ten
wies Baldwin auf die ungeheueren Gefahren hin, durch
die ganz Europa infolge des franzöſiſchen Vorgehens bedroht
ſei. Daß zum erſten Male auch ein engliſcher Miniſter Worte
fand für die ſchweren Leiden der deutſchen Bevölkerung in den
beſetzten Gebieten, iſt beſonders bemerkenswert.
Ueberraſchendes hat im übrigen die geſtrige Rede Bald=
wins
nicht gebracht. Die ſtarre Haltung Herrn Poinearés hat
England auf den Weg des eigenen Handelns genötigt. Die
Note an Deutſchland, welche die engliſche Regierung geſtern an=
gekündigt
, wird zeigen müſſen, bis zu welchem Grade man in
London aus der Lage der Dinge die Konſequenzen zu ziehen
gewillt iſt.
London, 12. Juli. (Wolff.) Miniſterpräſident Bald=
win
teilte im Unterhauſe mit, Großbritannien habe die Alli=
ierten
dahin informiert, daß es bereit ſei, die Verantwortung
für die Vorbereitung des Entwurfs einer Antwort auf die deut=
ſche
Note zu übernehmen. Die Antwort fſoll den Alli=
ierten
zur Kommentierung überreicht werden.
Baldwin ſprach die Hoffnung aus, daß man hinſichtlich der Faſ=
ſung
der Antwort zu einer Einigung gelangen möge, die in der
deutſchen Note enthaltenen Vorſchläge, ob ſie nun an=
gemeſſen
ſeien oder nicht, dürften nicht ignvriert wer=
den
. Baldwin wies nachdrücklich auf die wirtſchaftlichen und
anderen Gefahren der jetzigen Lage hin und erklärte eine Ruhr=
beſetzung
von unbeſtimmter Dauer für eine recht bedauerliche
Erſcheinung, für die ſobald als möglich ein ehrenhafter Abſchluß
gefunden werden müſſe.
Die Unterhaus=Sitzung.
* London, 12. Juli. (Priv.=Tel.) Als ſich Miniſter=
präſident
Baldwin heute im Unterhauſe zu ſeiner mit
Spannung erwarteten Erklärung von ſeinem Platze erhob,
herrſchte im Sitzungsſaale eine faſt unerträgliche Temperatur.
Man konnte beobachten, wie die Mitglieder des Hauſes unter
der Hitze litten. Trotzdem waren alle Sitze beſetzt,
ebenſo ſämtliche Galerien, auf denen beſonders die
Damenwelt ſtark vertreten war. In den Diplomatenlogen
waren die Vertreter faſt ſämtlicher Staaten erſchie=
nen
. Gerade dem Miniſterpräſidenten gegenüber konnte man in
der Diplomatenloge neben dem deutſchen Botſchafter Sthamer
auch den bekannten deutſchen Diplomaten Grafen Bernſtorff be=
obachten
.
In dieſer Erklärung gab die engliſche Regierung
um erſten Male dem Gedanken Ausdruck, Deutſchland in
die Reihe der ſolventen europäiſchen Staaten
vieder aufzunehmen. Der Miniſterpräſident erklärte nach
een üblichen einleitenden Komplimenten an die franzöſiſche
Adreſſe und den allgemeinen politiſchen Phraſen, die
Uneinigkeit Englands und Frankreichs
beziehe ſich nichtauf das Ziel, ſondern auf die an=
uwb
endenden Mittel. Von den Regierungen ſei eine unum=
vundene
Erklärung zu verlangen, wie ſie ſich denken, Europa
viederherzuſtellen und Sicherheiten für den Frieden zu erhalten.
Uber England weiche ſtark von Frankreich in der
Rethode ab, und erkläre, die franzöſiſche Methode
klei nicht nur wirkungslos, ſondern auch nicht inſtruktiv
ür die Erreichung des erſtrebten Zieles.
Baldwin ging ſodann zur Beſprechung der deutſchen Juni=
(ote über, in der Deutſchland die Einſetzung einer
nternationalen Kommiſſion zur Prüfung der deut=
chen
Leiſtungsfähigkeit verlangte. Die engliſche Re=
ſierung
glaubt nicht, daß man an dieſer Forderung
orübergehen könnte. Lauter Beifall von allen Seiten
es Hauſes ertönte, als er erklärte,
venn Frankreich und Belgien keine Neigung beſitzen, die deutſche
ſote zu beantworten, ſo werde England hierin die Initiative
ergreifen.
Vor Abſendung der Note werde England eine Abſchrift ſeinen
Verbündeten zuſtellen, damit dieſe ſich dazu äußern könnten.
Ein intereſſanter Zwiſchenfall ereignete ſich ſo=
ann
nach der Erklärung Baldwins, als Ramſay, Mac=
onald
die formulierte Anfrage bekannt gibt, auf die die Re=
ierungserklärung
als Erwiderung gilt, und folgende drei Fra=
en
an das Parlament richtete:
1. Ob die Note an Deutſchland ſofort feſtge=
ellt
werde,
2. ob auch den Vereinigten Staaten eine Abſchrift
er Antwortnote zugeſtellt werde,
3. ob dem HauſeGelegenheit gegeben werde, dar=
er
zu debattieren?

Miniſterpräſident Baldwin erhob ſich und beantwortete ſo=
fort
ohne Zögern Punkt 1 und 3 der Fragen mit ja.
Auf den zweiten Teil der Fragen murmelte er eine unverſtänd=
liche
Antwort und nahm dann gleich wieder Platz. Macdonald
wiederholte darauf ſeine zweite Frage, worauf Baldwin laut
antwortete: Ich weiß es nicht.
Es iſt möglich, daß dieſe Fragen morgen im Parlament
wiederholt werden. Wie man aus unterrichteten Kreiſen erfährt,
wird die eng iſche Antwort an Deutſchland am
kommenden Dienstag fertiggeſtellt werden. Vie
lange man ſie ſtudieren wird, ſteht natürlich heute noch nicht feſt.
Man hofft aber, daß die Antwort Ende diefes Monats
an Deutſchland abgeſandt wird. Baldwins Erklärun=
gen
ſind bedeutungsvoll ſowohl wegen deſſen, was er ungeſagt
gelaſſen hat, als wegen deſſen, was er tatſächlich ſagte. Aus der
Erklärung geht klar hervor, daß England, wenn Frankreich und
Belgien ſich ſeinen Anſchauungen nicht anpaſſen werden, allein
handeln und den deutſchen Plan einer internationalen Kommiſ=
ſion
annehmen werde. Das Unterhaus war noch nie, ſelbſt
in Kriegszeiten nicht, ſo einmütigwie heute. Dem eng=
liſchen
Miniſterpräſidenten wurde lauter Beifall ſowohl
von der Arbeiterpartei wie auch von den extremſten Parteien
zuteil. Baldwin ſprach laut und Ular, ſo daß jedes Wort im gan=
zen
Hauſe zu verſtehen war.
Der Miniſter führte aus:
Wir ſind feſt überzeugt, daß die jetzigen Methoben, die nur
zum Ruin Deutſchlands führen können, für England, für ſeine
Allierten und für ganz Europa verhängnisvoll ſein werden.
Wir waren uns von Anfang darüber klar, daß unſerer Anſicht
nach die Beſetzung des Ruhrgebiets nicht geeignet iſt, einen
Höchſtbetrag an Reparationen für die Alliierten einzubringen.
Im Januar machten wir in Paris ein Angebot, das wir als eine
ſehr großmütige Regelung betrachten, um das zu verhindern,
was wir für eine wirtſchaftliche Kataſtrophe hielten.
Unſer Januar=Angebot wurde von den Alliierten verwor=
fen
. Seitdem ſtehen wir abſeits, beſeelt von dem Geiſt der
aufrichtigſten Loyalität für die Allianz, die unſeres Erachtens
die Hauptſicherheit für den eurppäiſchen Frieden, war und iſt.
Viele der damals vorausgeſehenen Folgen treten heute in
Erſcheinung. Die Allierten erhalten weniger an Reparationen
als vor der Beſetzung (Hört, hört, hörtl bei der Oppoſition),
und was ſie erhalten, wird eingetrieben um den Preis der zu=
nehmenden
Zerrüttung des deutſchen Wirtſchaftsſyſtems, und
mit ihm auch um den Preis des vollſtändigen Zuſammenbruchs
dieſes Syſtems in der Zukunft. (Hört, hört!) Die Einwohner
der betroffenen Gebiete ſind in vielen Fällen ſchweren Leiden
unterworfen, und es beſtehen ernſte Beſorgniſſe einer Lebens=
mittelknappheit
. In dem Maße, wie die produküve Kraft
Deutſchlands erſchöpft wird, ſchädigt man die Wiederherſtellung
ſeines Kredits und zieht die Zahlung ſeiner Schulden in eine
un gewiſſe Zukunft. Den Preis für dieſen Gang der Dinge be=
zahlt
jedes europäiſche Land. Wir ſind überzeugt, daß die un=
eingeſchränkte
Fortſetzung dieſes Zuſtandes ſchwere Gefahren in
ſich birgt.
Deutſchland ſelbſt treibt einem wirtſchaftlichen Chavs zu.
Baldwin betonte nachdrücklich, daß dieſe Lage nicht Deutſch=
land
allein angehe, und daß die öffentliche Meinung Europas
und nicht zuletzt die Großbritanniens über die Fortdauer dieſes
Verhältniſſes mehr und mehr beunruhigt würden. Die Not=
wendigkeit
des Eingreifens habe ſich deshalb der britiſchen Re=
gierung
in wachſendem Maße aufgedrängt. Es zeigt ſich, daß
über die Haltung der hauptſächlich beteiligten Parteien mehr
Klarheit geſchaffen werden müſſe.
Man werde allgemein folgenden Vorſchlägen zuſtimmen, daß
die Dauer des Konflikts ſo bald als möglich beendigt werden
ſoll, daß die Beſetzung eines Landes in Friedenszeiten an und
für ſich etwas Ungewöhnliches und eine bedauerliche Erſcheinung
iſt, für die ſo bald als möglich ein ehrenhafter Abſchluß
gefunden werden muß, daß der Schuldner nicht lediglich auf=
gefordert
werden ſoll, ſeine Schulden zu bezahlen, ſondern daß
er in die Lage verſetzt werden muß, dieſes tun zu können, ferner,
daß die Zahlungsfähigkeit des Schuldners, ſoweit Zweifel dar=
üher
beſtehen, geprüft werden ſoll, und daß vereinte Anſtren=
gungen
gemacht werden müſſen, um dieſes Ziel zu erreichen.
Der Frieden wird erſt dann endgültig geſichert ſein, wenn
die Fragen der Reparationen, der interallierten Schulden
und der Sicherung des pazifizierten Eurppas gelöſt ſind.
Wir hoffen, daß wir für dieſe Beſtrebungen ebenſo wie für die
allgemeine Beurteilung der Lage die Zuſtimmung der Allierten
finden. Wir ſind nicht der Meinung, daß die in der deutſchen
Note enthaltenen Vorſchläge, ſeien ſie nun angemeſſen oder
nicht, ignoriert werden ſollen. Wir können nicht billigen, daß
eine ſchriftliche Auseinanderſetzung dieſer Art über die Ange=
legenheiten
, die im Intereſſe aller liegen, gänzlich einſeitig ge=
führt
werden, oder daß Vorſchläge, von denen es ſich zeigt, daß
ſie den Keim einer möglichen Regelung enthalten, gleichgültig
behandelt werden.
Wir ſind der Meinung, daß ſolche Vorſchläge geprüft und
unterſucht werden ſollen, um ausfindig zu machen, ob die Mög=
lichkeit
beſteht, einen Fortſchritt zu erzielen. In der Annahme.
daß die franzöſiſche und die belgiſche Regierung nicht geneigt

ſind, die Initiative bei dem Vorſchlag einer Antwort zu ergrei=
fen
, haben wir dieſe Regierungen ſowie die italieniſche benach=
richtig
, daß wir gewillt ſind, die verlangte Verantwortung für
die Vorbereitung des Entwurfs einer Antwort ſelbſt zu über=
nehmen
, da wir der Auffaſſung ſind, daß ein vereintes Vor=
gehen
beſſer iſt als ein getrenntes. Wir werden die Antwort ſo
bald als möglich unſeren Allierten zur Erwägung und Rück=
äußerung
unterbreiten, und wir geben uns der Hoffnung hin,
daß wir in bezug auf die Faſſung zu einer Einigung gelangen.
Dieſe Regierung iſt nicht ohne Hoffnung, daß ſie die Gefühle der
Alliierten ebenſo wie ihre eigenen ausdrückt, und wir glauben
nicht, daß ſich unſere Grundſätze überhaupt viel von einander
trennen. Wir werden die allierten ſowie die intereſſierten Staaten
vertrauensvoll einladen, die Vorſchläge, die keinen anderen
Zweck haben als die Befriedigung Europas und der erſchöpften
Welt in ſympathiſche Erwägung zu ziehen.
Ein Havas=Kommentar.
* Paris, 12. Juli. (Priv.=Tel.) Laut einer Habas=
Depeſche hat Baldwin im Unterhaus im weſentlichen nach=
ſtehende
Erklärung abgeben: Wir ſind ebenſo wie irgendeiner der
Verbündeten entſchloſſen, die Schäden des großen Krieges bis
zu irgendeiner Leiſtungsfähigkeit wieder gut zu machen. Wir
gehen ſogar weiter und ſind bereit, uns aller Mittel zu bedienen,
um Deutſchland zum zahlen zu bewegen. Ebenſo ſind wir uns
als handeltreibende Nation darüber im klaren, daß, wenn wir
von Deutſchland verlangen, Zahlungen über die Grenze ſeiner
Leiſtungsfähigkeit hinaus zu bewerkſtelligen, wir keinen Erfolg
haben werden, und daß unſerer Auffaſſung zufolge die Ruhr=
beſetzung
gar nicht dazu führen würde, den Verbündeten eine
Höchſtleiſtung an Reparationen zu vermitteln. Im Januar
haben wir ein Angebot gemacht, das dazu beſtimmt war, um
den wirtſchaftlichen Zuſammenbruch, wie wir glaubten, zu ver=
meiden
. Dieſes Angebot war von unſeren Verbündeten zurück=
gewieſen
worden, und ſeitdem haben wir uns abſeits gehalten,
im Geiſte der Lohalität, für das Bündnis beſeelt, das nach unſe=
rer
Meinung die Hauptſicherheit des europäiſchen Friedens war
und auch weiterhin ſein wird.
Man kann nicht klar genug betonen, ſowohl im Intereſſe der
beteiligten Mächte, wie auch im Intereſſe derjenigen, die aus
der Meiuungsverſchiedenheit zwiſchen denſelben Vorteil ſchlagen
wollen, daß der einzige Grund dieſer Verſchiedenheiten ſich auf
die Wahl der wirkſamſten Mitteln bezieht, die für uns gleichen
vitalen Ziele zu erreichen. Ueber dieſe Ziele ſind wir uns alle
im klaren. Sie beſtehen in der Bezahlung der Reparationen
und in der Europa zurückzugebenden Sicherheit. Um ſie zu er=
reichen
, werden die Verbündeten nichts vernachläſſigen. Die
Verantwortlichkeit wird in gleicher Weiſe von Frankreich, Ita=
lien
, Belgien und England anerkannt und wird von dieſen
Mächten geteilt. Vielleicht kann man zugeben, daß ſie ganz be=
ſonders
auf die franzöſiſche und britiſche Nation zurückfällt in=
folge
der großen Opfer, die ſie Seite an Seite gebracht haben,
und auch wegen der tatſächlichen und überlieferten Freundſchaft,
die ſie heute verbindet, und nicht weniger infolge des Einfluſſes,
den dieſe beiden altziviliſierten Nationen verbreitet haben. Bald=
win
erklärte, der Wiederaufbau iſt nur nach Löſung des Repa=
rationsproblems
, der Regelung der interallierten Schulden und
der Sicherung des zur Ruhe zurückgekehrten Europas möglich.
Die endloſe Beſetzung des Gebietes eines Landes zu Friedens=
zeiten
durch ein anderes Land iſt ein ſeltenes und bedauerliches
Geſchehnis. Es müſſe ſchleunigſt ein ernſthafter Ausweg ge=
funden
werden.
Engliſche Preſſeſtimmen.
Die Einheitlichkeit der öffentlichen Meinung kemmt gerade ſo
wie im Unterhaus auch in der Preſſe zum Ausdruck. Der diplo=
matiſche
Korreſpondent des Daily Telegraph ſchreibt, während
die Engländer nicht die Gewohnheit hätten, beiſpielsweiſe bei
Poincaré am Tage, bevor er eine Kammerrede halte, auf diplo=
matiſchem
Weg ihr Intereſſe an ſeinen Ausführungen darzu=
legen
, hätten am Dienstag der franzöſiſche Botſchafter und ge=
ſtern
der belgiſche Botſchafter ſich im Foreign Office zu infor=
mieren
geſucht. Sie ſchienen ein beſonderes Intereſſe an dem
Entwurf der Antwort auf das deutſche Memorandum zu haben.
Sie erwarten, daß dieſer Entwurf den Allierten im allgemeinen
in einer Note empfohlen wird, und würden es gerne ſehen, wenn
ſolche Dinge nicht in der Parlamentserklärung erwähnt, ſondern
als nichtöffentliche Mitteilungen durch die gewöhnlichen diploma=
tiſchen
Kanäle gingen. Der Korreſpondent ſchreibt, demgegenüber
über ſei zu erwähnen, daß die Miniſter der Allierten und Eng=
lands
in ihren eigenen Parlamentsreden nicht unterlaſſen hätten,
ihre Auffaſſung in dieſen Dingen klarzulegen. Außerdem ſei es
ja allgemein bekannt, daß in der Frage des Sachverſtändigen=
ausſchuſſes
zur Feſtſetzung der deutſchen Zahlungsfähigkeit die
ſtärkſten Meinungverſchiedenheiten zwiſchen England und
Frankreich herrſchten, und es ſei nicht einzuſehen, weshalb die=
ſer
Punkt in der heutigen Erklärung unerwähnt bleiben ſolle,
da die britiſche Regierung gerade auf ihn den größten Wert
lege und ſich daher ſicher in jeder wirkſamen Form dafür ein=
legen
werde. Dieſer Gedanke eines Sachverſtändigenausſchuſſes
ſei Großbritannien um ſo ſymptahiſcher, als er urſprünglich von
amerikaniſcher Seite, nämlich von Staatsſekretär Hughes, vor=
gebracht
worden ſei, ſo daß im Falle ſeiner Verwirklichung die
Ausſicht auf eine Mitarbeit amerikaniſcher Sachverſtändiger groß
ſein würde. Dies gehe aus Berichten aus Amerika hervor. Der
Wert der amerikaniſchen Mitarbeit, ſelbſt wenn ſie nur techniſcher
Art ſei, werde von jedem der Allierten eingeſehen. Der Kor=
reſpondent
betont zum Schluß, daß Belgien damals keinen Ein=
ſpruch
gegen die Erörterung der deutſchen Zahlungsfähigkeit
durch einen Bankierausſchuß erhob, und meint, der belgiſche
Delegierte werde kaum in der Lage ſein können, jetzt eine andere
Haltung einzunebmen.

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Seite 2.

Daily Herald veröffentlicht eine Zuſchrift des Parla=
mentsmitglieds
Thomas, worin dieſer ſagt, die gegenwärtige
Lage habe große Aehnlichkeit mit der im Juli 1914, nur daß ſie
gegenwärtig klarer ſei. Die Regierung müſſe zu Frankreich
ſagen, es habe Fehler gemacht, und die Politik der von ihm
verfolgten blinden und wahnſinnigen Rache, welche zur Kata=
ſtrohe
führen müſſe, dürfe nicht weiter fortgeführt werden.
Frankreich müſſe erlauben, daß die deutſche Zahlungsfähigkeit
von einer internationalen Körperſchaft feſtgeſtellt werde, und es
müſſe ihm die Möglichkeit gegeben werden, die Schulden zu be=
zahlen
.

Reichstagsferien.
Von unſerer Berliner Redaktion.

Mit Hilfe einiger Gewaltſitzungen hat der Reichstag ſeine
kurze Tagung beendet und ſich jetzt in die Sommerferien begeben,
vermutlich bis in den Herbſt hinein. Der Präſident des Reichs=
tages
hat die Ermächtigung erhalten, die nächſte Sitzung nach
eigenem Ermeſſen und nach der politiſchen Lage einzuberufen.
Es war auch davon die Rede geweſen, daß im Auguſt eine kurze
Tagungsperiode eingeſchoben werden follte. Indeſſen allzu ernſt=
haft
darf man das nicht nehmen. Es iſt eine alte Wahrheit,
daß der Reichstag im Hochſommer ſchwer beſchlußfähig zu be=
kommen
iſt. Wenn nicht gerade wichtige außenpolitiſche Entſchei=
dungen
zu fällen ſind, wird das Haus am Königsplatz für die
nächſten Monate leer ſtehen. Das iſt auch kein Fehler,
Der deutſche Reichstag, iſt nun einmal ein Sorgenkind.
Wäre er parteipolitiſch anders zuſammengeſtellt, ſtände er wirk=
lich
auf der Höhe ſeiner Aufgaben, dann wäre er allerdings ein
Inſtitut, das der Regierung bei ihrem Kampf gegen die Ver=
brechen
an der Ruhr wirkſame Hilfe leiſten könnte. Aber wie
die Dinge nun einmal liegen, iſt davon leider keine Rede. Im
Gegenteil, ſobald der Reichstag über die außenpolitiſche Lage
ſprechen will, erfaßt jeden ein gelindes Gruſeln über das Por=
zellan
, das bei dieſer Gelegenheit zerſchlagen werden ſoll. Die
Führer ſelbſt haben dafür Verſtändnis. Es iſt ein Beweis der
Selbſtbeſcheidung, das Anerkennung verdient, daß nun ſeit dem
April das außenpolitiſche Thema nicht angeſchnitten wurde. Den
ſozialdemokratiſchen Fraktionsvorſitzenden iſt es ſicherlich nicht
ganz leicht gefallen, ihre Freunde dazu zu bekommen, auch eben
wieder von einer außenpolitiſchen Ausſprache abzuſehen, die in
dieſem Zeitpunkt nicht nützen, ſondern nur ſchaden würde, weil
ſie in die Entwickelung der engliſch=franzöſiſchen Auseinander=
ſetzung
unter Umſtänden ſtörend eingegriffen hätte. Das ein=
zige
Verdienſt, das der Reichstag für ſich beanſpruchen kann,
liegt alſo in dem, was er nicht getan hat, und das iſt bei mehr
als 5½ Millionen Diäten im Monat etwas wenig. Denn dazu
iſt der Apparat zu teuer. Es iſt auch jetzt warnend darauf hin=
gewieſen
worden, daß der Reichstag mehr und mehr daran iſt,
ſich aus dem Verſtändnis des Volkes herauszulöſen und in eine
Sonderexiſtenz hineinzukommen, die außerhalb der reinen Par=
teigrenze
auf kein Begreifen mehr ſtößt. Wäre er klug, dann
würde er ſich das Schickſal des Reichswirtſchaftsrates zur Lehre
nehmen, der bei ſeiner Schaffung mit großen Hoffnungen be=
grüßt
wurde, weil in ihm die Möglichkeit gegeben war, das
Gleichgewicht der Kräfte zwiſchen Theorie und Praxis, zwiſchen
Politik und Wirtſchaft zu finden. Der war aber nur eine Ent=
täuſchung
geworden, weil er lediglich zu reden verſtand. Die
Maſſenflucht der Mitglieder, die aus der praktiſchen Wirtſchaſt
gekommen ſind, läßt auch erkennen, daß ſie dieſen Fall für un=
heilbar
halten. Um ſo notwendiger iſt es aber, daß der Reichs=
tag
nicht denſelben Weg geht, und wenn man nun einmal an=
ſieht
, was er in den letzten Wochen geleiſtet hat, dann kann das
nicht mehr zuverſichtlich ſtimmen. Gewiß, die Geſetzmühle klap=
bert
fleißig. Aber es iſt doch mehr ein Nachlaufen hinter den
Ereigniſſen her. Der deutſche Parlamentarismus von heute ver=
ſucht
nicht, dem Strom der Ereigniſſe, der ſich naturnotwendig
aus der Reparationspolitik wie aus der Geldentwertung ein=
ſtellt
, den Weg zu weiſen. Er begügt ſich damit, jeweils die
Schulden notdürftig zu reparieren, die ſich herausſtellen, wenn
ſich die Waſſer verlaufen haben. Kann es eine groteskere Ge=
genüberſtellung
geben als die zwei Tatſachen, daß der Reichstag
einen Nachtragsetat in Höhe von 20 Billionen Mark ohne ein
Wort über die parlamentariſche Klinge ſpringen ließ, ſich aber
drei Tage um den Fall Fechenbach herumſprach, uund damit noch
nicht genug eine zweite Bayerndebatte inſzenierte, ja, daß eine
dritte nur mit Mühe und Not verhindert wurde.
Auf der ganzen Linie alſo eine rein innenpolitiſche Auffaſ=
ſung
, die jeden großen Geſichtspunkt vermeidet und an den
Kirchturmintereſſen der eigenen Partei hängen bleibt. Herr
Fechenbach iſt nun doch einmal, auch wenn das Urteil gegen ihn
zu hart ausfiel, alles andere eher, als ein unſchuldiger Engel,
der zum Schaden Deutſchlands in der Rätezeit wichtige Akten=
ſtücke
an das Ausland verkaufte. Er hat ſicherlich nicht verdient,
daß man ihn zum Helden eines juriſtiſchen Dramas macht.
Aber er ließ ſich eben ausnutzen als Angriffsobjekt gegen die
bayeriſche Regierung, und die Unterhandlungen über die par=
teipolitiſchen
Konſtellationen in den einzelnen Ländern ſind ja
auch viel ungleich wichtiger, für viele wenigſtens, als der Aus=
gang
des Kampfes an der Ruhr. An dieſer parteipolitiſchen Ein=
ſtellung
leidet der Reichstag, an ihr droht er zugrunde zu gehen.
Es wäre nützlich, wenn der Reichstag während den Sommer=
ferien
in ſich gehen wollte, um einmal zu überlegen, ob es nicht
beſſer wäre, ſich umzuſtellen, indem er künftighin weniger Wert
legt auf die Wirkung ſeiner Reden den Wählern gegenüber,
als auf die nützliche Arbeit zugunſten des Volksganzen.

Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 13. Juli 1923.

Rummer 191.

Vom Tage.

Am Montag beginnen im Reichsarbeitsminiſterium Verhandlungen
zur Schaffung wertbeſtändiger Löhne im Bergbau. Die Verhandlungen
werden ſich im allgemeinen auf die Wertbeſtändigkeitsvereinbarungen
mit den Metallaxbeitern ſtützen.

Das deutſch=ruſſiſche Getreidegbkommen iſt geſtern unterzeichnet
worden.

Die Urabſtimmung der Berliner Metallarbeiter hat die Annahme
des Einigungsvorſchlages des Reichsarbeitsminiſteriums gebracht. Die
Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt heute.

Zwiſchen dem Verband der Gemeinde= und Staatsarbeiter und der
Berliner Stückgüter=G.m.b.H. iſt in bezug auf die Entlohnung der
Güterarbeiter vereinbart worden, daß vom 2. Juli ab wertbeſtändige
Löhne auf der Roggengrundlage eingeführt werden. Als Stundenlohn
wird für jede Kategorie der Arbeiter eine beſtimmte Roggenmenge ein=
geſetzt
, die nicht in Natura, ſondern in bar zur Auszahlung gelangt.

Der Wert des Roggens wird beſtimmt nach den wöchentlichen durch=
ſchnittlichen
Höchſtnotizen des Roggens.

In Oberhauſen wurde am 10. Juli abends ein franzöſiſcher Soldat
von einem anderen Soldaten, der eine Art Tobſuchtsanfall bekam, an
der Strecke OberhauſenRheine in der Nähe der Gute Hoffnungshütte
erſcheſſen.

Auf Anordnung der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde mußte das
Landgerichtsgebäude in Mainz, in deſſen Gefängnis ſich 60 deutſche
Straf= und Unterſuchungsgefangene befanden, ſowie das Amtsgerichts=
gebäude
in Oppenheim geräumt werden.

Die belgiſche Beſatzungsbehörde hat mitgeteilt, daß in Zukunft jede
Verwendung der Rhein= und Ruhrhilfe für Zwecke der Erwerbsloſen=
fürſorge
verboten iſt. Regierungspräſident Dr. Grützner hat gegen das
Verbot Einſpruch erhoben.

Das vorläufige Ergebnis der Saarbrücker Kreistagswahlen iſt
folgendes: Demokraten 1, Zentrum 1617, Vereinigte Sozialdemokra=
tie
910, Kommuniſten 5, Liberale Volkspartei 7. Endgültiges Er=
gebnis
der Staatsratswahlen: Zentrum 19, Haus= und Grundbeſitzer 6.
Kommuniſten 4, Demokraten 4, Deutſchnationale Volkspartei 3, Liberale
Volkspartei 11, Vereinigte Sozialdemokratie 13 Sitze.

Die franzöſiſche Parlamentsſeſſion wurde heute nachmittag ge=
ſchloſſen
.

Der polniſche Finanzminiſter Linde hat infolge der ungünſtigen
Aufnahme ſeines Finanzprogramms im Finanzausſchuß um ſeine Ent=
laſſung
vom Amte nachgeſucht. Als Nachfolger wird der Profeſſor an
der Univerſität Krakau Dr. Arthur Benis genannt, der Polen bei den
finanziellen Verhandlungen in Paris als Bevollmächtigter vertreten hat.

Die Gefährlichkeit des Rüſtungswettbewerbs.

London, 12. Juli. (Wolff.) Im Oberhaus kam es
geſtern abend zu einer Erörterung über die Frage der =
ſtungen
.
Lord Salisbury erklärte, die Regierung ſei von der
Gefährlichkeit des Rüſtungswettbewerbs über=
zeugt
. Bei der Vergrößerung der Luftſtreitkräfte
habe ſie ſich keiner Uebertreibung ſchuldig gemacht; der einzige
Vorwurf, der ihr gemacht werden könne, ſei, daß ſie nicht weit
genug gegangen ſei. Die britifche Negierung wünſche ein
Abkommen über die Luftrüſtungen nach dem Vorbild des Waſ=
hingtener
Vertrages zu erreichen. Sie werde ſich bemühen, dieſe
Politik durchzuführen, ſobald die Lage Europas etwas weniger
geſpannt ſei; vorläufig wären entſprechende Vorftellungen zweck=
los
und würden ſicherlich mißdeutet werden.
Lord Grey bezeichnete die Neigung zur Rückkehr zum alten
Wettrüſten als beſorgniserregend, gab aber zu, daß die Regie=
rung
die Luftſtreitkräfte habe vermehren müſſen, denn England
ſei beſonders gefährdet, da ſeine lebenswichtigen Zentren durch
die Luft beſſer zu erreichen ſeien, als dies bei den Ländern des
Kontinents der Fall wäre. Wenn das Land ſchutzlos ſolchen
Angriffen ausgeſetzt bliebe, wäre eine Revolution ſicher.
Der Rüſtungswettbewerb zwiſchen den beiden in der Luft ſtärk=
ſten
Mächten, England und Frankreich, die während des Krieges
treue Alliierte geweſen ſeien, ſei kein günſtiges Zeichen für die
Zukunft. Die Fortſetzung des Wettrüſtens berge die Gefahr
eines neuen Krieges in ſich, der ſchlimnter wäre als der letzte.
Ein neuer Krieg würde überhaupt den Untergang Europas
bedeuten. Es ſei aber noch nicht einmal ſicher, ob Europa ſich
von dem letzten Krieg erholen werde. Der einzige Aus=
weg
liege in dem Völkerbund, und nur durch dieſen
könne auch dem Wettrüſten ein Ende geſetzt werden.
Außer dieſer Angelegenheit wurde in der Oberhaus=Sitzung
die Frage des Flottenſtützpunktes Singapore er=
örtert
, die vor allem Lord Grey lebhaft beſchäftigt. Dieſer be=
tonte
, der einzige Gegner, der in Betracht kommen könnte, ſei
Japan. Ein Konflikt mit dieſem Lande ſei aber unwahrſchein=
lich
; außerdem entſpreche der Plan dem Geiſt des Waſhingtoner
Flottenabkommens.

Die Abrüſtung.

* Wien, 12. Juli. (Priv.=Tel.) Nach einer Belgrader
Meldung verhandelt das Parlament über das neue Wehrgefetz,
das eine achtmonatige aktive Dienſtzeit bei der Truppe und eine
zweijährige bei der Marine vorſieht. Die allgemeine Dienſt=
pflicht
erſtreckt ſich bis zum 55. Lebensjahre.

Frankreich am Pranger.

Zum Hochverratsprozeß Fuchs und Genoſſen
in München.

g. München, den 10. Juli=

Im Hochverratsprozeß Fuchs und Genoſſen, der das Volks=
gericht
München 1 zwei Wochen lang beſchäftigt hat, liegt nun=

mehr mit dem Urteil, das den ehemaligen Profeſſor Fuchs auf
12, den tſchechiſchen Staatsangehörigen Munk auf eineinviertek
Jahre in das Zuchthaus ſandte, eine ausführliche Begründung
dieſes Spruches vor, die in mehrfacher Hinſicht neben den Er=
gebniſſen
der Beweisaufnahme von allergrößter Bedeutung iſt.
Ihr Schwergewicht liegt jedoch in dem ſchlüſſigen
Nachweis, daß die von den beiden Verurteilten gemeinſam
mit den durch Selbſtmord der Verantwortung entzogenen Mit=
ſchuldigen
Dr. Kühles und Kapellmeiſter Machhaus und
dem franzöſiſchen Generalſtabsoffizier Major Richert ange=
zettelte
und betriebene Aktion zur Separation Bayerns und da=
mit
zur Zerſchlagung der Reichseinheit das Werk Frank=
reichs
, von dieſem finanziert und mit allen Mitteln gefördert,
darſtellte, daß neben den Angeklagten unſichtbar und dennoch
dentlich für jeden, der politiſch ſehen kann und will, der entkom=
mene
franzöſiſche Sendling Richert und in ihm die durch
Poincaré zu den Gerichteten dieſes objektiven Rechtsverfah=
rens
zählen.
Nichert! Sein Bild wird für jeden, der dieſen gefährlich=
ſten
aller franzöſiſchen Maulwürfe im deutſchen Acker nicht ken=
nen
ſollte, in dieſem Urteil plaſtiſch herausgearbeitet. Seine viel=
ſeitige
Tätigkeit, immer und überall auf die Vernichtung alles
Deutſchen gerichtet, ſpiegelt die Texte der ihm gewidmeten Ab=
ſchnitte
des Urteils wider: Der franzöſiſche Generalſtabsoffizier
Major Richert als geheimer franzöſiſcher Regent des unter
der Völkerbundsregierung ſtehenden Saargebietes wird treffend
als beſonderer Vertrauensmann Poincarés, ein mit großer
Macht ausgeſtatteter geheimer Vertreter der Pariſer imperialiſti=
ſchen
Regierung im Saargebiet und ein zielbewußter Feind des
Deutſchtums in dieſem Gebiet charakteriſiert. Derſelbe Richert,
der dort in der Maske eines Kohlenkommiſſars ſeine dunklen
Wege wandelt, erſcheint im Weiteren, ein Verwandlungskünſtler
allererſten Ranges, abermals überaus treffend charakteriſiert, als
Meiſter der franzöſiſchen Propaganda= und Spionagekunſt im un=
befetzten
Deutſchland auf allen Gebieten der diplomatiſchen, inner=
politiſchen
militäriſchen, techniſch=induſtriellen und wirtſchaftlichen
Spionage. Alle 6 Stilarten franzöſiſcher Spitzeltätigkeit beherrſcht
er meiſterhaft. Als Spinne im Netz zieht er von Saarbrücken aus
ſeine Fäden über das unbeſetzte Gebiet, reiſt höchſtperſönlich als
Beauftragter der franzöſiſchen Bergwerksdirektion im Saarge=
biet
im Lande umher, ohne vom Kohlenbergbau auch nur das ge=
ringſte
zu verſtehen, ſammelt bei ſeinen geſchäftlichen Verhand=
lungen
eine Unſumme von Kenntniſſen der deutſchen Wirtſchaft,
die der Wirtſchaftsſpion Richert zum Schaden dieſer
ſelben Wirtſchaft auszuwerten nur allzuviel Gelegenheit hatte.
Was Richert in der Bergwerksdirektion Saarbrücken be=
deutet
, haben Zeugen dieſes Verfahrens bekundet: Ihnen, die
alle maßgebenden Herren dieſer Direktion perſönlich kennen,
war ein Herr namens Richert dort überhaupt nie begegnet.
Dem politiſchen Geheimkommiſſar der franzöſiſchen Regierung im
Saargebiet die Maske vom Geſicht geriſſen zu haben, iſt der erſte
der außenpolitiſch hochbedeutſamen Punkte dieſes Urteils.
Der Spion Richert war es wohl, der ſeit 1921 auch
Bauern und deſſen innere Politik als ſein Arbeitsfeld erwählte.
Seine Methoden werden rückſichtslos bloßgelegt. Er iſt nach Be=
darf
harmloſer Kaufmann, Vertreter einer Pariſer Wiederaufbau=
gruppe
(die von ihm nichts weiß, wie Briefe in dieſem Verfahren
dokumentariſch belegten), Mußfranzoſe aus dem Elſaß (obwohl
ſeine Vorfahren ſchon mindeſtens ſeit der Zeit vor 1870 in
Frankreich ſitzen), Deutſchenfreund und Antiſemit, obgleich ſein
intimſter Freund Daya vor ſeiner Taufe noch Karfunkel=
ſtein
hieß. Das iſt ja etwas anderes, Daya iſt ja getauft. So
Richert zu ſeinen ſcheinbaren Freunden in Bayern, die ihm dieſen
merkwürdigen Widerſpruch vorhielten. Als umſichtiger Spionage=
chef
arbeitet Richert mit unermüdlicher Zähigkeit daran, ſich nach
jeder Richtung über deutſche Verhältniſſe zu unterrichten. Er lieſt
ſogar Thoma, um den oberbayeriſchen Dialekt kennen zu ler=
nen
! Und endlich, damit auch der Humor nicht fehle: Der
Deutſchenhaſſer Richert findet in dem freigeſprochenen Guter=
mann
ein gutgläubiges Menſchenkind, dem er erzählen kann,
daß er ſich nicht vorſtellen könne, anderswo als in Bayern ſein
Leben zu beſchließen. Hätte ihn die Münchener Polizei nicht ent=
tiſchen
laſſen, ſo wäre ihm dieſer Wunſch in einem bayeri=
ſchen
Zuchthaus wohl anders in Erfüllung gegangen, als
er ſelbſt ſich vielleicht erwartet haben mag.
Nichert iſt bei allen ſeinen Talenten auch ein unbeſtreitbar
tüchtiger Kaufmann. Der Kaufmann Richert ſandte
an ſein Saarbrücker Bankhaus Joswich u. Co., als er ſich mit
dem feſtgeſetzten Zeitpunkt für den bayeriſchen Putſch am Ziel
ſeiner politiſchen Beſtrebungen wähnte, die im Verfahren zur
Sprache gekommenen beträchtlichen Baiſſe=Orders mit der lakoni=
ſchen
Begründung: Erwarte den großen Markſturz in 8 Tagen!
Er konnte nicht wiſſen, daß er bei all ſeiner Raffineſſe der be=
trogene
Betrüger war, der heute ſeinem Herrn und
Meiſter Poincars die nutzlos hinausgepulverten 100 Millionen
zu verantworten hat.
Ein beſonderer Abſchnitt der Urteilsbegründung im Prozeß
Fuchs iſt der gerichtlich erhärteten Tatſache gewidmet, daß der
franzöſiſche Generalſtabsoffizier Major Richert von der fran=
zöſiſchen
Regierung und dem franzöſiſchen Generalſtab

Zum Gedächtnis meiner fürſtlichen
Freundin.

Von Dr. Ella Menſch.

Wer die aus unſerer irdiſchen Lebensgemeinſchaft genom=
mene
Fürſtin Marie zu Erbach=Schönberg näher ge=
kannt
hat und ſich der inneren Vornehmheit ihres Weſens er=
freuen
durfte, wird ſie in treuem Herzen behalten ſolange dieſes
Herz ſelbſt noch im Takte geht. In ihren drei lichtvollen Erinne=
rungsbüchern
hat die Verewigte ſelbſt die Meilenſteine und
Wendepunkte ihres Daſeins aufgezeichnet und in ihnen zugleich
ſcharf umriſſene Kulturbilder entworfen, die aus der engeren
heſſiſchen Heimat in die ferne, in die weite, große Welt führen.
Mich aber drängt es, aus meinen perſönlichen Erin=
nerungen
noch einiges hinzuzufügen, denn das Bild der ver=
ſtörbenen
Fürſtin iſt ſo feſt mit meinem Jugendlande verflochten
und wurzelt ſo tief in meinen erſten Eindrücken, die ich an der
heſſiſchen Reſidenz empfing, daß ich mit ihnen ein gan=
zes
Kapitel in meinen demnächſt erſcheinenden Lebensfahrten
gefüllt habe.
Aus der kundigen Feder Eſſelborns fließt gegenwärtig ſo
mancher ſtimmungsvolle Aufſatz zu Ehren des alten Darm=
ſtadt
und der Menſchen, die zu ihm gehörten. Auch ich möchte
mich dazu zählen. Wenn auch meine Wiege im Spreewald ge=
ſtanden
hat und meine erſten Schuljahre nach Pommern weiſen,
habe ich doch ein Anrecht, Heſſen=Darmſtadt als meine zweite
Heimat anzuſehen. Wie man die ſtille Reſidenz am Ausläufer
der Bergſtraße tot oder gar häßlich nennen konnte, iſt mir
immer unverſtändlich geblieben. Zwar kam ich mit meinem
Vater, der an das Lehrerinnenſeminar, ſpäter Viktoriaſchule
berufen worden war, aus dem ungleich bewegteren Frankfurt
a. M. Aber gerade die Beamtenſtadt mit ihren feſten Traditio=
nen
, in der die Geldleute nur ein verſchwindend kleines Element
bildeten, wirkte wohltuend auf unſer durch manche Schickſals=
töße
verletztes Gemüt. An der Hand meines Vaters, unter
deſſen erläuternden Worten die Landſchaft ihr geſchichtliches

Auge aufſchloß, durchſtreifte ich Bergſtraße und Odenwald. In
Jugenheim war es, wo Vater mir zuerſt die jung vermählte
Gräfin Marie zu Erbach=Schönberg zeigte und einige
Erklärungen über die ruſſiſchen Gäſte gab, die gerade auf dem
Heiligenberg weilten. In dem Augenblick fuhr den Schloß=
berg
ein Hofwagen herunter. Wir traten zurück mit ehrerbieti=
gem
Gruß. Die Inſaſſen waren die ruſſiſche Kaiſerin
Marie und ihre Schwägerin, die Prinzeſſin Julie von Batten=
berg
. Damals konnte ich noch nicht ahnen ich bereitete mich
gerade auf mein Lehrerinnenexamen vor , daß deren Tochter
mir einſt Gönnerin und zuverläſſige Freundin werden ſollte, auf
Grundlage gemeinſamer chriſtlicher Weltanſchauung und gleicher
künſtleriſcher Intereſſen. Gräfin Marie, auf dem Piano faſt
bis zur Künſtlerſchaft ausgebildet, befand ſich muſikaliſch ſchon
im Bannkreiſe des Meiſters von Bayreuth, als das große Publi=
kum
noch von Zukunftsmuſik fabelte.
Unſere erſte Begegnung geſchah anläßlich eines öffentlichen
Vortrags, den ich zum Beſten des zu gründenden Heſſiſchen
Lehrerinnenheims über Richard Wagners Frauengeſtalten
hielt. Folglich war auch unſer erſtes Geſpräch Wagner‟. Die
Gräfin und ihr Gemahl, der ſpätere Fürſt, umſpann der exo=
tiſche
Zauber der Bulgarenfahrt, von welcher das Ehepaar ge=
rade
heimgekehrt war, und deren Eindrücke die Gräfin in Brie=
fen
an die Eltern in Darmſtadt ſo lebendig zu ſchildern wußte.
In kleidſamem Bulgarinnenkoſtüm das Bild hat ſeinen ſtän=
digen
Platz auf meinem Arbeitstiſch wirkte ſie dann in einem
Verkaufsſtand anläßlich eines großen Wohltätigkeitsbaſars, zu=
ſammen
mit ihrer Schwägerin Prinzeſſin Ludwig von Batten=
berg
, und meiner Malerfreundin Clara Wagner=Gerſch (nunmehr
in Locarno), aus deren Atelier viele intereſſante Gemälde der
Fürſtin, des Fürſten und der fürſtlichen Kinder hervorgegan=
gen
ſind.
Bald nach Beendigung meiner germaniſtiſchen und philo=
ſophiſchen
Studien in Zürich trat ich der fürſtlichen Frau näher.
Meine Referententätigkeit am Darmſtädter Tagblatt, meine
muſikgeſchichtlichen Vorträge an der Schmittſchen Tonakademie,
deren Schutzherrin die Fürſtin war, ſowie der alljährliche Zyk=
lus
literariſcher Vorträge ergaben eine Fülle von Anknüpfungs=

punkten. Darmſtadt, in den Augen Oberflächlicher eine ver=
ſchlafene
Stadt bot in ſeinem Theater und ſeinen Konzert
ſälen ſo viel Kulturgut, daß man ein ganzes Leben davon zeh=
ren
konnte. Als ſelbſtverſtändlich galt den Einheimiſchen, was
anderswo mit großen Opfern an Zeit und Geld erkauft werden
mußte. Theatraliſche Verſuche und Neueinſtudierungen wert=
voller
Natur, die zum Beiſpiel in Berlin immer mit großem
Tamtam angekündigt wurden, erſchienen ſo organiſch in den
Rahmen des Ganzen gefügt, daß die verwöhnten Hörer oft gar
nicht zum Bewußtſein ihrer Bevorzugung vor anderen Zeit=
genoſſen
kamen. Ganz anders Fürſtin Erbach=Schönberg. Sie
beſaß die glückliche Gabe, einen Theaterabend, einen Konzert=
abend
als ein inneres Erlebnis zu empfinden, das ſie dann wei=
ter
für ſich in der Stille verarbeiten konnte. Mehr dem Ernſten
und Gediegenen zugeneigt, verſchloß ſie ſich doch auch den in
den neunziger Jahren aufkommenden modernen Strömungen
keineswegs und wußte die Eigenart des Wiener Hermann Bahr
und des Münchener Jakob Waſſermann, die ſie beide perſönlich
kannte, genau ſo zu würdigen, wie die herrlichen Lieder des
ihr ſo ganz beſonders ſympathiſchen Waldpfarrers Ernſt Knodt
oder die Chriſtuslegenden ihrer katholiſchen Jugendfreundin
Anna v. Krane. Dieſer zu Ehren veranſtaltete ſie einſt auf
Schloß Schönberg einen Kunſtnachmittag, an dem mir die
Freude wurde, vor einem gewählten Kreiſe der Dichterin Vers=
erzählung
Schloß Auerbach vorzutragen. Da mich die Für=
ſtin
gern rezitieren hörte, gab ſie mir in= Laufe der Jahre ſowohl
in König als in Schönberg des öfteren dazu Gelegenheit, und
ſetzte ſich auch mit der ihr eigenen Treue ein für die Aufführung
meines kleinen Volksſtückes Das Heldenmädchen von Lüne=
burg
das 1913 durch die gewandte Großh. Hofſchauſpielerin
Anna Ethel eine vorzügliche Einſtudierung erlebte.
Merkwürdig war es, daß ich, die Norddeutſche, die auch aus
ihrem Preußentum nie ein Hehl gemacht hatte, der Fürſtin, die
keine beſondere Urſache hatte, die Preußen zu lieben, doch
innerlich ſo nahe rückte, daß auch dem politiſchen Gedanken=
austauſch
kein Hindernis erſpuchs, und die Fürſtin, gewiß mei=
ner
unbedingten Ergebenheit an ihre Perſon, gegen ihre eigent=
iche
Gewohnheit, ſich freimütig und rückhaltlos üßer Angelegen=

[ ][  ][ ]

it=
18 und
* und da
frank=
gefördert
,
dennoch
entkom=
zurch

ht ken=
eine
viel=
les

Ab

Rummer 191.

den Auftrag zur Auslöſung und Durchführung des bayeriſchen
Reichszertrümmerungsputſches erhalten hat. Bei dieſer
außenpolitiſch wohl bedeutſamſten Feſtſtellung kann ſich das
Urteil auf die Geſtändniſſe der Angeklagten wie auf das eidlich
erhärtete Zeugnis dreier Männer ſtützen, die den hochwichtigen
Beſprechungen in München und Romental in den Februartagen
als Teilnehmer beiwohnten. Wir laſſen Richert ſelbſt
ſprechen:
Selbſtverſtändlich komme ich nicht im offiziellen Auf=
trag
der franzöſiſchen Regierung. Aber ich bin als offiziöſer
Abgeſandter der franzöſiſchen Regierung ge=
kommen
. Ich kann die Zuſage geben, daß bei Durchführung
der Aktion Frankreich alle Wünſche des neuen Bayern erfüllen
wird. Machen Sie nur die Aktion, dann bekommen Sie alles,
was Sie wollen. Selbſtverſtändlich will Frankreich
die Nheingrenze, aber ich werde die Pfalzfrage ſchon
zu Ihren Gunſten zu führen wiſſen. Da wir ſpäter mit Ihnen
zufammengehen wollen, wäre es ja unlogiſch, Ihrem Volke eine
ſolche pſychologiſche Belaſtung zuzumuten, wie es die Weg=
nahme
der Pfalz wäre.
Und ſchließlich die folgenden Sätze, für deren Offenherzigkeit
wir dem Feinde Richert dankbar ſein ſollten, da ſie die Wur=
zeln
ſeines Zertrümmerungsplanes aufdecken:
In ganz Frankreich ſind nur 5 Perſonen in den Putſchplan
eingeweiht: Poincaré, Le Nail (der allmächtige Vorſitzende
des Ausſchuſſes für auswärtige Angelegenheiten der Deputierten=
kammer
!), Buat, Chef des Generalſtabes, Degoutte, Ober=
befehlshaber
der franzöſiſchen Rheinarmee, und der Stabschef
Degouties
Hier iſt das Geſtändnis des Franzoſen ſelbſt,
das der Welt, die es hören will, den ſchlüſſigen Nachweis liefert,
wer die Mäner ſind, die Europa nicht zur Ruhe kommen laſſen,
und wo dieſe Männer ſitzen! Die große Politik wird an dieſem
offenen Bekenntnis nicht vorbeigehen können, ohne aus ihm ihre
Schlüſſe für die Friedfertigkeit Frankreichs zu ziehen. Und ſo
kann die richterliche Würdigung der Perſönlichkeit und
der Stellung des franzöſiſchen Generalſtabsoffiziers Major Ri=
chert
mit vollſtem Recht feſtſtellen, daß Richert eine hoch=
politiſche
Perſönlichkeit, ein intimer Vertrauensmann
Poincarés, Le Nails und insbeſondere des Generals Degoutte iſt.
Eine Perſönlichkeit, die im Saargebiet nicht nur die Tätigkeit der
internationalen Regierungskommiſſion, ſondern auch des franzö=
ſiſchen
Präſidentten dieſer Kommiſſion zu überwachen hat, die
darüber hinaus im unbeſetzten Deutſchland eine unheilvolle Tätig=
keit
entfaltete, politiſche und wirtſchaftliche Spionage größten
Stiles höchſtperſönlich 6 Monate hindurch mit der Anzettelung
eines Reichszert rümmerungsunternehmens ver=
band
, und dies im offiziellen Auftrag der franzö=
ſiſchen
Regierung. So gipfelt die Anklage des deutſchen
Volkes gegen Urheber und Helfer dieſes Unternehmens in den
lapidaren Sätzen des Gerichts:
daß das Reichszertrümmerungsunternehmen der Richert
FuchsMachhaus ein hochoffizielles Ver nichtungs=
unternehmen
der franzöſiſchen Staatsregie=
rung
gegen den politiſchen Beſtand des Deutſchen Reiches war,
daß die franzöſiſche Staatsregierung geplant hat, dieſes Un=
ternehmen
im engſten zeitlichen Zuſammenhang
mitder franzöſiſchen Ruhraktion durchzuführen,
daß die franzöſiſche Rhein= und Ruhrarmee den Be=
fehl
hatte, im Augenblick des bayeriſchen Putſches den Vormarſch
von Frankfurt bis Hof anzutreten, um dadurch den deutſchen
Norden vom deutſchen Süden zu trennen.
Das Unternehmen ſollte nur den Scheingrund liefern,
um die Mainlinie beſetzen zu können. Alles weitere erhoffte ſich
die franzöſiſche Regierung von dem Erfolg ihrer ſeparatiſtiſchen
Wühlarbeit in Bayern.
Aber auch dem Feinde Richert wird das Urteil gerecht.
Es erkennt die Beweiſe ſeines Mutes an, den er bei ſeinen Reiſen
in Bayern, immer in der Gefahr, ergriffen zu werden, an den Tag
legte.
Richert hat den Mut gehabt, zur Durchführung des Put=
ſches
heimlich nach Bayern zu kommen. Er iſt nicht ergriffen wor=
den
. Wäre dieſe Ergreifung ſeitens der Behörden nicht unter=
blieben
, ſo würde er als Hauptangeklagter vor dem Ge=
richt
zu erſcheinen haben, und mit ihm die franzöſiſche
Staatsregierung. Denn er ſelbſt war nurBeauftrag=
ter
und Vollzugsorgan des franzöſiſchen politiſchen und militäri=
ſchen
Imperialismus, der Deutſchland zerſchlagen und
Bayern zu einem Vaſallenſtaat Frankreichs machen
will.
In St. Avold hatte Richert im Auftrag der franzöſiſchen
Regierung bereits die eroberten deutſchen Geſchütze bereit ge=
ſtellt
, die Frankreich ſeinen neuen verbündeten Bayern zum deut=
ſchen
Bruderkampfe liefern wollte. Der Hauptſchuldige in
dieſem Reichszertrümmerungsprozeß iſt ſomit der franzö=
ſiſche
Imperialismus, vertreten durch die franzöſiſche
Staatsregierung und ihren Miniſterpräſidenten Poincaré.

Der Kampf um die bayeriſchen Eiſenbahnen.
* München, 12. Juli. (Priv.=Tel.) Der Bayeriſche Bür=
gerbund
verlangte in einer Entſchließung die Rückführung
der bayeriſchen Eiſenbahnen in den Landes=
beſitz
und ſelbſtändige Landesverwaltung, und nach den Erfah=
rungen
mit den Eiſenbahnen die entſchiedenſte Ablehnung
der angeſtrebten Verreichlichung der bayeri=
ſchen
Waſſerkräfte, Waſſerſtraßen und Häfen.

heiten äußerte und Urteile abgab, die nicht für die große Oef=
fentlichkeit
beſtint waren. Eine ſtille, abwartende Beobachte=
rin
war meine Fürſtin, und, weil frei von jeder kleinlichen Eitel=
keit
, auch eine vorzügliche Menſchenkennerin, die ſich nicht
ſo leicht beirren und täuſchen ließ von ſolchen Perſonen, die ihre
Nähe ſuchten. Die Treue der Grundzug ihres Charakters,
zeigte ſich bei großen und kleinen Anläſſen. Für ſie verſanken
die Menſchen, die ſie an ſich herangezogen hatte, nicht plötzlich=
vor
neuen Erſcheinungen. Zugänglich allen Aufgaben ihres
Standes und ihrer ausgeſprochenen ſozialen Neigungen, über=
laſtete
ſie ſich doch nie mit jener nervöſen Vielgeſchäftigkeit, durch
welche eine große Anzahl moderner Frauen ſchließlich ſo unzu=
verläſſig
werden, daß man im Ernſt nicht auf ſie rechnen kann.
Die ſtill und tapfer ausharrende Patriotin, trotz aller
böſen Ahnungen, deren ſie ſich vom erſten Augenblick an nicht
erwehren konnte, zeitigten die Kriegsjahre. Wir ſiegen uns zu
Tode ſchrieb ſie mir einmal. Unvergeßlich bleibt mir jener
Frühlingstag des Jahres 1916, als ſie in Berlin ſie be=
ſuchte
hier die Kaiſerin und auch ihre Jugendfreundin Exzel=
lenz
Sofie v. Weiher an meinem Krankenbette ſaß und wir
über den furchtbaren Ernſt der Lage Tirpitz war gerade ge=
gangen
ſprachen. Was ſich hinter der Front vorbereitete,
fühlte die Fürſtin nur zu gut, und deshalb forderte ſie: Für
alle Menſchen in Deutſchland dürfte es nur die gleiche Nahrung
geben. Kein Underſchied in der Beköſtigung. Wünſchens=
wert
, aber undurchführbar, Durchlaucht, fagte ich.
Ich meine, es müßte gehen, ſobald der gute Wille da iſt,
verſetzte ſie.
Ja, ſo verhielt es ſich. Die organiſierenden Männer
ſagten: Undurchführbar! Und das Herz der mütterlich emp=
findenden
Frau erklärte: Es muß gehen! Die Fürſtin Marie
wäre ſicher die erſte geweſen, die ſich widerſpruchslos jeder, aber
auch jeder Entbehrung gefügt hätte. Denn ihre Seele hing
nicht an äußeren Dingen: ſie beſaß die Freiheit der ech=
ten
Gottesk inder. Nun hat ſie uns das Ewige abgewon=
nen
und iſt entrückt allen Stürmen und böſen Zufälligkeiten die=
ſer
friedloſen Zeit, in der wir uns weiter zurecht finden müſſen,
Troſt findend in dem Gedanken, daß großzügige Menſchen von
der Formung der ſeligen Fürſtin nie umfonſt gelebt haben, daß
ihr Weſen Lebenskräfte ausſtrahlte, die im Kosmos erhalten
bleiben.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juli 1923.

Eine unerquickliche Auseinanderſetzung.
* Berlin, 12. Juli. (Priv.=Tel.) Der Reichslandbund
hat in überraſchend ſchroffer Form den Führer der Deutſchen
Volkspartei, Dr. Streſemann, koramiert wegen ſeiner Aeu=
ßerung
, die in der Sitzung des Zentralvorſtandes der Deutſchen
Volkspartei gefallen iſt. Dr. Streſemann habe darauf hinge=
tvieſen
, daß der Landbund immer mehr in das deutſchnationale
Fahrwaſſer hineingedrängt werde. Er habe vor allem aufmerk=
ſam
gemacht darauf, daß die Unterorganiſationen ausgeſprochen
beutſchnationale Propaganda trieben und daß beiſpielsweiſe das
offizielle Organ des Pommerſchen Landbundes ſchlankweg die
Entfernung aller Mitglieder der Deutſchen Volkspartei aus dem
Vorſtand des Landbundes verlangt hätten, ohne daß von der
Zentrale aus entſchieden eingegriffen worden ſei.
Die Offenſive iſt alſo in dieſer Auseinanderſetzung vom
Reichslandbund ausgegangen, und das iſt umſo überraſchender,
als an ſeiner Spitze ein Abgeordneter der Deutſchen Volkspartei,
Hepp, ſteht. Daß aber die Deutſche Volkspartei ein gewiſſes
Mißtrauen hegt, wird ihr niemand verdenken nach den Erfah=
rungen
, die ſie vor Jahr und Tag mit dem Bund der Landwirte
mechte. Dieſer Bund war urſprünglich neutral, wurde aber zu=
letzt
ein ausgeſprochenes Kampfmittel der Konſervativen. Es
liegt nicht im Intereſſe der Landwirtſchaft, wenn der Landbund
einen ähnlichen Weg geht, und nur eine unpolitiſche Organi=
ſation
, die Landwirte aus allen Parteien umfaßt, kann den
Zwecken der Landwirtſchaft nützlich ſein. Deswegen hätte der
Vorſtand des Landbundes viel mehr Grund, Herrn Dr. Streſe=
mann
dankbar zu ſein, weil er auf Gefahren aufmerkſam machte,
die entſtehen könnten. Und wenn er dann noch durchgegriffen
hätte, um die Mißſtände zu beſeitigen, dann würde er der Sache
einen größeren Dienſt erwieſen haben, als durch eine öffentliche
Polemik.
Lohnverhandlungen über die wertbeſtändigen Löhne.
* Berlin 12. Juli. (Priv.=Tel.) Von den Freien Ge=
werkſchaften
wird augenblicklich mit allen Mitteln verſucht, bei
den zurzeit ſchwebenden Lohnverhandlungen aller daran
intereſſierten Berufszweige die Grundlage für eine ſpäter end=
gültig
zu regelnde Wertbeſtändigkeit der Löhne zu ſchaffen, um
ſo die Lebenshaltung der Arbeiterſchaft einigermaßen der Teue=
rung
entſprechend anpaſſen zu können und einen gewiſſen Ueber=
gang
zu der nach dem endgültigen Abſchluß der noch immer ſchwe=
benden
Verhandlungen über die Wertbeſtändigkeit der Löhne be=
vorſtehenden
neuen Lohnregelung zu ſchaffen. Für den Berliner
Einzelhandel hatte der Zentralverband der Angeſtellten eine ſolche
wertbeſtändige Regelung für den Monat Juli bereits durch=
geſetzr
. Die Berliner Metallinduſtrie iſt dieſem Beiſpiel jetzt mit
dem von den Arbeitern angenommenen Abkommen für den lau=
fenden
Monat gefolgt. Am Montag ſoll auch über die Schaffung
der wertbeſtändigen Löhne im Bergbau verhandelt werden.
Zwiſchen der Berliner Stadt=Güter G. m. b. H. und den kom=
munalen
und ſtaatlichen Arbeitern ſind für den Juli gleichfalls
wertbeſtändige Löhne auf der Roggenpreisgrundlage vereinbart
worden. Als wertbeſtändiger Lohn iſt hier für jede Arbeits=
einkommengruppe
eine beſtimmte Roggenmenge als Barentloh=
nung
feſtgeſetzt worden, der nach dem wöchentlichen Durchſchnitt
der täglichen Börſenhöchſtnotiz in Berlin für die betreffende Ar=
beitswoche
beſtimmt wird. Für den Fall, daß ſich der Roggen=
preis
ſenkt, ſoll der Preis erſt dann herabgeſetzt werden, wenn
auch der Kleinhändler=Milchpreis eine Herabſetzung erfährt. Auf
dieſer Grundlage erhalten die Deputatarbeiter neben ihren bis=
herigen
Sachbezügen als Barentlohnung den Wert von einem
halben Pfund Roggen pro Arbeitsſtunde. Die freien Arbeiter
bekommen pro Stunde 2 Pfund Roggen. Die übrigen Arbeiter
der Berliner Stadt=Güter G. m. b. H. erhaltengentſprechend ab=
g
=ſtufte Roggenbezüge.
Berlin, 12. Juli. (Wolff.) Heute nachmittag haben im
Reichsfinanzminiſterium unter dem Vorſitz des Reichsfinanz=
miniſters
Hermes mit den Spitzenorganiſationen der Beamten,
Angeſtellten und Arbeiter des Reiches Beſprechungen über die
Frage der Regelung des Lohnwertes ſtattgefunden. Nach ein=
gehender
Ausſprache wurde eine Kommiſſion zur Ausarbeitung
gemeinſamer Richtlinien gebildet, die die Arbeit ſofort aufneh=
men
wird.
DieVerhandlungen zwiſchen Polenund Danzig
Danzig, 12. Juli. (Wolff.) Ueber die Beſprechungen
zwiſchen den Vertretern von Danzig und Polen in Genf iſt beim
Senat folgendes Telegramm eingegangen: Die Verhandlungen
ſind beendet. Die Aufhebung der Ausweiſung von 16 Danziger
Senatsangehörigen iſt ſeitens der polniſchen Regierung erfolgt.
Strafverfolgung belgiſcher Senatoren.
* Paris, 12. Juli. (Priv.=Tel.) Der Temps meldet aus
Brüſſel, daß die Juſtizkommiſſion des Senats mit 8 gegen 4
Stimmen die Aufhebung der parlamentariſchen Immunität der
ſozialiſtiſchen Senatoren Renier und Traiture beſchloſſen hat.
Dieſe Senatoren waren die Führer der Eiſenbahnorganiſation,
die den kürzlichen Streik heraufbeſchworen hatte.

Bäderinduſtrie in alter Zeit.
C.K. Die deutſchen Bäder und Kurorte ſind nicht nur von
hohem Wert für die Stärkung der Volksgeſundheit, ſondern ſie
ſtellen auch einen nicht unwichtigen Wirtſchaftsfaktor dar, in=
dem
ſie beſonders jetzt in der Sommerzeit einer großen
Anzahl Menſchen Verdienſtmöglichkeiten bieten. Es hat ſich in
den letzten Jahrzehnten eine großartige Bäderinduſtrie ent=
wickelt
, deren beſcheidene Anfänge in die Frühzeit des moder=
nen
Badeweſens zurückreichen. Der Breslauer Kulturhiſtoriker
Prof. Friedrich Andreae, der in der Bergſtadt einen ſehr viel
neues Material erſchließenden Aufſatz über die Geſellſchaft des
ſchleſiſchen Bades Warmbrunn veröffentlicht, widmet auch
dieſem Entſtehen der Bäderinduſtrie ſeine Aufmerkſamkeit. Das
Gaſthausweſen war in den Bädern vielfach bis gegen Ende des
18. Jahrhunderts noch ſo wenig entwickelt, daß ſich die Gäſte
ſelbſt beköſtigten. In Warmbrunn gab es 1795 eine öffentliche
Wirtshaustafel nur im Adler; 1797 waren 2 Traiteurs vor=
handen
; ſeit 1808 ſpeiſte man dann auch in der von dem Grafen
Schaffgotſch erbauten prächtigen. Galerie‟ Ueber das Eſſen
wird ſehr geklagt. Man bezahlte für eine nüchterne, durch den
rauſchenden Zackenfluß gerittene Suppe, ein Mittelgericht und
Braten 12 gute Groſchen, während man für den ſelben Preis in
den Provinzgaſthöfen an 8 Schüſſeln ſchwelgte‟ Allmählich
treten auch die Einwohner der Umgegend immer mehr in den
Dienſt des Bades. Neue Gewerbe entſtehen, wie Lohnkutſcher,
Reittierverleiher und vor allem Seſſelträger. Wie ein modernes
Bad ohne Photographen nicht denkbar iſt, ſo hatte Warmbrunn
ſeinen, Silhoietteur der, wie er ſelbſt 1797 ankündigt, nicht
nur geſchickt im Treffen der Aehnlichkeit iſt, ſondern auch die
Schattenbilder ſehr fein, nett und geſchmackvoll auf Glas und
Pergament zeichnet. Die Bauern der Nachbardörfer brachten
ihre Waren auf den Warmbrunner Markt. Ueberhaupt wim=
melten
die Gebirgsdörfer von Fremdenführern, die, wie ein
Reiſender berichtet, wie Menſchenfreſſer den Badegaſt anfallend
aus den Kabanen ſtürzten‟ Die alten ſchleſiſchen Gebirgs=
induſtrien
ſtellten ſich mehr und mehr auf den Fremdenverkehr
um. Die Glasbläſer, Glasſchleifer, Steinſchneider, Holzſchnitzer
uſw. verſorgten das Bad mit Reiſeandenken, und beſonders be=
rühmt
waren die Warmbrunner Holzſchnitzer, die ſchon 1689 von
dem Chroniſten Lucge erwähnt werden, und die Warmbrunner

Seite 3.

Berlin, 12. Juli. (Wolff.) In einem Mark und Franc
überſchriebenen Artikel einer Hamburger Zeitung, der von einem
angeſehenen Mitglied der führenden Wirtſchaftskreiſe Hamburgs
ſtammt, heißt es: Frankreich weiß genau, daß die Mark trotz
ihrer Schwäche dem Franken überlegen iſt, wenn Deutſchland in
dem zähen Abwehrkampf ſich nicht zermürben läßt. Das Vor=
gehen
Frankreichs ſei von der inneren Angſt und dem Bewußt=
ſein
diktiert, daß der franzöſiſche Bankerott eher hereinbrechen
könne als der deutſche. Den Franzoſen ſei klar, daß es ſich um
einen Kampf zwiſchen Mark und Franken handelt. Es gehe
immer mehr dazu über, die Maßnahmen der Reichsregierung
zum Schutze der deutſchen Währung zu durchkreuzen, und es
ſcheue nicht einmal vor der Falſchmünzerei zurück. Wir
ſchlagen, ſo ſchreibt das Blatt weiter, der Reichsregie=
rung
allen Ernſtes vor, ſich für den begangenen
Milliardenraub und, für die Falſchmünzerei
ſchadlos zu halten, indem ſie im gleichen Um=
fange
franzöſiſche Banknoten herausgibt. Als
Umrechnungskurs hätte dabei der Markſtand
gegenüber dem Frankenſtand vor dem Ruhr=
einbruch
zu gelten.
Nach einer Havas=Meldung aus Koblenz hat der Delegierte
der Rheinlandkommiſſion in Neuwied geſtern 420 Millionen
Mark beſchlagnahmen laſſen, die aus der Ruhrhilfe ſtammen
ſollen und für die Arbeiter einer Fabrik beſtimmt waren.
Neue Verurteilungen.
Berlin 12. Juli. (Wolff.) Aus Eſſen wird gemeldet:
Geſtern wurde vom franzöſiſchen Kriegsgericht der Bürgermeiſter
Havemann aus Wulfrath zu 5 Jahren Gefängnis
und 5 Milliarden Mark Geldſtrafe, der Beigeordnete
Steinert zu 3 Jahren Gefängnis und 50 Mil=
lionen
Mark Geldſtrafe und der ſtellvertretende Bürgermei=
ſter
von Gruiten, Glehn, zu 3 Jahren Gefängnis und
10 Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt, weil ſie ſich wei=
gerten
, Befehle der Franzoſen auszuführen.
Neue Vorſtöße der Franzoſen.
Limburg, 12. Juli. (Wolff.) Die Stadt wurde heute
früh 5,30 von einer Kompagnie franzöſiſcher Soldaten, die einen
großen Gepäckwagen und zahlreiche Maſchinengewehre mit ſich
führten, beſetzt. Auf dem Gymnaſium wurde die Trikolore ge=
hißt
. Der ſtellvertretende Gymnaſialdirektor Louis wurde ver=
haftet
. Poſt und Rathaus erhielten franzöſiſche Beſatzung.
Münſter, 12. Juli. (Wolff.) Heute früh gegen 7 Uhr
unternahmen die Franzoſen vor der Kontrollſtation Dortmund=
Brakel einen Vorſtoß mit einer Offizierspatrouille in das unbe=
ſetzte
Gebiet nach dem Bahnhof. Wickede=Aſſeln, in den in dieſem
Augenblick ein Perſonenzug aus Soeſt einlief. Der Bahnmeiſter,
der von den Franzoſen bereits aus dem beſetzten Gebiet ausge=
wieſen
worden war, und den ſie für einen höheren Beamten der
Eiſenbahndirektion hielten, wurde angehalten und erſt, nachdem
er ſich ausweiſen konnte, wieder entlaſſen. Gegen achteinhalb
Uhr rückten die Franzoſen wieder nach Dortmund ab.
Strafmaßnahmen gegen Pfälzer Poſibeamte.
Kaiſerslautern, 12. Juli. (Wolff.) Da die Ober=
poſtdirektion
der Pfalz, die jetzt ihren Sitz in Heidelberg hat, den
Beamten der Oberpoſtdirektion, die noch in Speyer ſind, ver=
boten
hat, ein franzöſiſches Dienſttelegramm an die verſchiede=
nen
Behörden zu befördern, hat der Oberdelegierte der inter=
alliierten
Kommiſſion folgende Beſtimmungen getroffen:
1. Sofortige Strafmaßnahmen ſind gegen die in Speher
verbliebenen Beamten der Oberpoſtdirektion zu ergreifen.
2. Jeder Poſt=, Telegramm= und Telephenverkehr, auch
für die Regierung Pfalz, hat auf 8 Tage zu unterbleiben. Dieſe
Friſt kann verlängert werden.
Der Kampf gegen den Wucher.
Der bayeriſche Landtag für Aufhebung des
Poſtgeheimniſſes.
Nünchen, 12. Juli. (Wolff.) Der bayeriſche Landtag hat
einſtinimig einen Antrag angenommen, der die Regierung be=
auftragt
, auf Grund des Artikels 48 Abſatz 4 der Reichsverfaſſung
eine Verordnung zu erlaſſen, durch die das Telegraphen= und
Fernſprechgeheimnis zur Bekämpfung des Wucher= und Schieber=
tums
vorübergehend inſoweit außer Kraft geſetzt werden ſoll, als
die Landeswucherſtellen und die Staatsanwaltſchaft Auskünfte
verlangen.

Steinſchneider, die Goethes Intereſſe ſo erregten, daß er ſeinem
Herzog empfahl, den Weimarer Hofmedailleur bei ihnen in die
Schule zu ſchicken.
Die eigenartigſte Fremdeninduſtrie, die ſich im Rieſen=
gebirge
entwickelte, war die der Kräutermänner oder Laboranten.
Dieſe meiſt in Krummhübel wohnenden Laboranten, die ihre
Erzeugniſſe auf den Märkten und Dörfern ebenſo wie in den
Bädern abſetzten, führten ihr Gewerbe nach einer alten Tradi=
tion
auf zwei um 1700 aus Paris entlaufene Medizinſtudenten
zurück; ſie bereiteten aus den Pflanzen und Kräutern des Rie=
ſengebirges
allerlei Extrakte und Eſſenzen, vor allem berühmte
Kräuterliköre, und hatten ſich zu einer Zunft zuſammengeſchloſ=
ſen
. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts kamen auch zahlreiche
Händler nach Warmbrunn, die beſonders mit dem Luxusbedarf
der weiblichen Badegäſte rechneten. So befanden ſich zahlreiche
Modehandlungen aus Breslau in den Bädern, die ſich rühmten,
ihre Modelle direkt aus London und Paris zu erhalten. Da all=
gemein
in den Bädern geſpielt wurde, fehlte es auch nicht an
Glücksrittern und gewerbsmäßigen Spielern, und der Aben=
teurer
, der im Bade die Männer ſchröpft und den Frauen den
Hof macht, iſt eine beliebte Figur der Romane, die in Bädern
ſpielen. Auch Budenbeſitzer mit ausländiſchen Tieren ſtellten
ſich ein, ſowie Gaukler aller Art, Jongleure, Schwertſchlucker,
Schnelläuferinnen und Eiertänzerinnen. Kunſtbedürfniſſe höhe=
rer
Art befriedigten die Schauſpielertruppen, die in Warmbrunn
auf dem 1836 erbauten Kurtheater auftraten und zum teil ein
künſtleriſch hochſtehendes Repertoire hatten. Die Badekapelle,
die im heutigen Badeleben dem Tag ſeine gleichmäßige Ab=
wechſelung
verleiht, ſcheint ſich ebenfalls ſeit Anfang des 19.
Jahrhunderts eingebürgert zu haben. Wohl gab es ſchon vorher
Bademuſik; aber ſie wurde in den ſchleſiſchen Bädern meiſt von
den herumziehenden böhmiſchen Muſikanten befriedigt. So
pflegte man jeden Warmbrunner Gaſt am erſten Abend durch
ein Ständchen zu erfreuen, das nicht die angenehmſten Vibra=
tionen
zu dem Ohre des Kenners brachte. Seit 1806 war den
fremden Muſikanten das Bad verboten, und die Ortsmuſiker
ſchloſſen ſich zu einer Kapelle zuſammen, von der die Breslauer
Schriftſtellerin Karoline Leſſing ſchwärmt, indem ſie die der
Muſik am Morgen und Abend geweihten Stunden ſchildert, wo
die Ouvertüre des Freiſchütz von unſerm genialen Weber oder
der ergreifende Marſch aus der prächtigen Veſtalin ertönten,

[ ][  ][ ]

Seite 4

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juli 1923.

Rummer 191

Der Wi4lſchaftetnge Aafbau der Meicsloryt.
Von
Oberſtleutnant v. Oertzen.
Ueber ein Jahrhundert hat in Preußen die allgemeine
Wehrpflicht beſtanden. Der Gedanke, ſie dauernd auch für den
Frieden feſtzulegen, war trotz mancher umfangreichen Gedan=
kenarbeit
, die vorangegangen war, außerordentlich kühn und rief
in allen Kreiſen entrüſteten Widerſpruch hervor. Die Gegner
der allgemeinen Wehrpflicht konnten ſich auf die Stimme des
großen Königs berufen, der in der Bildung der ſtehenden Heere
einen der größten Fortſchritte ſah, die das menſchliche. Ge=
ſchlecht
überhaupt je gemacht hat. Jetzt wenden ſich, wenn die
Trompete tönt, weder der Bauer oder der Handwerker, noch der
Rechtskundige oder Gelehrte von ihrer Arbeit ab; ruhig fahren
ſie fort, ſich in gewohnter Weiſe zu beſchäftigen, indem ſie die
Sorge, das Vaterland zu ſchützen, deſſen Verteidigern überlaſſen.
Eine ſolche Stimme wog ſchwer und übertönte faſt die Er=
fahrungen
der napoleoniſchen Kriege. Frankreich ſelbſt, das die
allgemeine Wehrpflicht zuerſt nach den langen Jahrhunderten
des Söldnerweſens wieder eingeführt hatte, kehrte ihr den
Rücken. Die allgemeine Wehrpflicht erſchien revolutionär, und
die preußiſchen Generale, die ihr anhingen und ſie durchſetzten,
nannte die diplomatiſche Welt militäriſche Jakobiner. Aber
Bohen gelang der große Wurf, und auch nach ſeinem von der
Reaktion erzwungenen Rücktritt blieb ſein Syſtem beſtehen, und
im Laufe des 19. Jahrhunderts ſiegte es in allen Staaten des
europäiſchen Feſtlandes.
So feſt drang es in die Gedankenwelt ein, daß die allge=
meine
Wehrpflicht als die allein mögliche erſchien, und die Um=
ſtellung
auf ein Freiwilligen=Heer, wie ſie der Verſailler Ver=
trag
von uns verlangt, der Allgemeinheit außerordentlich ſchwer
wurde.
Immer wieder muß man bei der Erörterung militäriſcher
Dinge, beſonders ihrer wirtſchaftlichen Fragen, die den lang=
dienenden
Freiwilligen berühren, feſtſtellen, daß er ſo angeſehen
wird, wie der Soldat der alkgemeinen Dienſtpflicht, der nach
einigen Monaten die Kaſerne wieder verließ. Will man verglei=
chen
, ſo kann der Freiwillige unſerer Reichswehr höchſtens mit
dem Kapitulanten des alten Heeres verglichen werden. Doch
beſteht auch hier ein weſentlicher Unterſchied. Der Kapitulant
verpflichtete ſich zum Weiterdienſt auf 1 bis 2 Jahre; ihm ſtand
frei, ſeine Verpflichtung nach Ablauf dieſer Zeit zu erneuern oder
nicht. Der Freiwillige nach Verſailler Modell nimmt von An=
fang
an eine Dienſtzeit von 12 Jahren auf ſich. Das iſt ein har=
tes
Ding beſonders, da der Verſailler Vertrag die Möglich=
keit
, vor Ablauf dieſer Zeit auszuſcheiden, ſehr einſchränkt.
Der Freiwillige wird während ſeiner Dienſtzeit nach dem
Beamtenbeſoldungsgeſetz abgefunden. Das bedeutet, daß der
Freiwillige anſcheinend verhältnismäßig hohe Summen ausge=
zahlt
bekommt. Jedoch iſt zu bedenken, daß der Freiwillige nicht
wie der Wehrpflichtsſoldat einer Dienſtpflicht genügt, für die
er eine Entlohnung nicht zu beanſpruchen hatte, ſondern frei=
willig
dem Staate dient. Die Entlohnung kann bei der Finanz=
lage
des verarmten, ausgeplünderten Reiches nicht ſo hoch ſein,
daß ſie einen beſonderen Anreiz zum Eintritt böte.
Der unverheiratete Soldat wohnt in der Kaſerne und wird
dort verpflegt. Dafür werden ihm von ſeiner Beſoldung die
entſprechenden Abzüge gemacht. Wie zahlreiche Beamtengattun=
gen
, die bei ihren Verrichtungen Uniform tragen müſſen, erhält
der Soldat freie Dienſtkleidung.
Alle unſere Einrichtungen, beſonders die Kaſernen, waren
für Mannſchaften eingerichtet, die nur kurze Zeit dienten und für
deren Erziehung ſpartaniſche Einfachheit nicht unangebracht war.
Wer dagegen zwölf Jahre in der Kaſerne wohnen ſoll, bean=
ſprucht
mehr Raum und auch Gelegenheit zur geiſtigen Arbeit.
Der Landsknecht diente des Soldes wegen, der Freiwillige
der Reichswehr, neben der Liebe zum Beruf, auch um ſeine ge=
ſellſchaftliche
Stellung während, der Dienſtzeit zu verbeſſern.
Während dieſer kann ſein Vaterland ihn nur erhalten, aber für
ſeine Dienſte ſoll er dadurch belohnt werden, daß er während der
Dienſtzeit mit Kenntniſſen und Fähigkeiten ausgerüſtet wird,
die ihm geſtatten, mit ſeinen Altersgenoſſen erfolgreich den Wett=
bewerb
aufzunehmen. Hierzu dient ein ſyſtematiſcher Unterricht,
der vom vierten Dienſtjahre an bis zum Ausſcheiden erteilt wird.
Er iſt in Fachſchulen für Gewerbe und Technik, für Landwirt=
ſchaft
und für Verwaltung und Wirtſchaft eingerichtet. Nur,
wenn es gelingt, dem Soldaten während der Dienſtzeit gediegene
Kenntniſſe zu übermitteln und ihm nach ihrem Ablauf auf Grund
diefer Kenntniſſe eine Stellung im bürgerlichen Leben zu ver=
ſchaffen
, die ihn und ſeine Familie ernährt, die ihn mindeſtens
ebenſo ſtellt, wie ſeine Altersgenoſſen, die ſich zwölf Jahre früher
ihrem Lebensberuf zuwenden konnten, wird der Erſatz für die
Reichswehr ſo reichlich und ſo gut ſein, wie ihn die kleine Wehr=
macht
des Reiches benötigt.
Wir müſſen alle umdenken: Ein Freiwilliger iſt etwas ſeinem
Weſen nach anderes, wie ein Heer der allgemeinen Wehrpflicht.
Zurzeit drückt die Not des Vaterlandes auch auf das Heer, nicht
alles hat ſchon ſo eingerichtet werden können, wie es nötig iſt,
und von Parlament und Verwaltung angeſtrebt wird.
Immerhin iſt ſchon Vieles erreicht, und dementſprechend ver=
ringern
ſich auch die Lücken, die einzelne Truppenteile noch
zeigen.
Die Fahnen des preußiſchen Heeres trugen den Spruch:
d astra. Auch das Heer des neuen Deutſchlands
wird den Weg aus dem Dunkel ins Licht finden.
Lauſanne.
Lauſanne, 11. Juli. (Wolff.) Die Komiteeſitzungen der
Konferenz, in denen die von den Sachverſtändigen ausgearbeite=
ten
Verträge endgültig diskutiert werden ſollen, konnten heute
nicht ſtattfinden und werden auch noch nicht auf morgen einbe=
rufen
werden, da verſchiedene Einzelfragen noch nicht völlig ge=
klärt
ſind. Das gilt vor allem von der Konzeſſionsfrage, der
Räumung Konſtantinopels und von Gallipoli durch die alliier=
ten
Truppen nach der Ratifizierung des Vertrages durch die
große Nationalverſammlung von Angora. Die Türken wün=
ſchen
, daß die Beſtimmung nicht nur für die Landtruppen, ſon=
dern
auch für die alliierten Schiffe gelten ſoll, die ſich in den
Dardanellen befinden. Die Alliierten ſind unter dem Hinweis
darauf, daß das Meerengen=Abkommen, das dieſe Frage regelt,
erſt nach der Ratifizierung durch die drei einladenden Mächte
in Kraft tritt, der Anſicht, daß bis dahin zwei Schiffe in den
Dardanellen belaſſen werden. Dieſe und andere Fragen werden
heute zwiſchen den alliierten Bevollmächtigten und Ismet Paſcha
erörtert. Die Beratung ſoll morgen fortgeſetzt werden. Es
wird betont, daß die vorhandenen Meinungsverſchiedenheiten
nur die Unterzeichnung des Vertrages um einige Tage ver=
zögern
, aber die am Sonntag erzielte Einigung nicht in Frage
ſtellen werden.
Paris, 12. Juli. (Wolff.) Havas berichtet aus Konſtan=
tinopel
, der Oberbefehlshaber der alliierten Beſatzungstruppen
veröffentlichte eine Erklärung, in der mitgeteilt wird, die Räu=
mung
werde nach der Ratifizierung des Friedensvertrages, alſo
wahrſcheinlich in 6 Wochen, eine vollendete Tatſache ſein.
Das ruſſiſche Geſchäft.
* Paris 12. Juli. (Priv.=Tel.) Wie die Evening= Tele=
graph
aus Neu=York meldet, wurde feſtgeſtellt, daß zwiſchen
Firmen in Cincinati und Rußland große Handelsgeſchäfte ab=
geſchloſſen
worden ſind. Es handelt ſich um insgeſamt 30 ameri=
kaniſche
Firmen. Durch Vermittelung der ruſſiſchen Handels=
kommiſſion
in den Vereinigten Staaten wurde mit der ruſſiſchen
Regierung ein neues Geſchäft von 300 000 Dollar abgeſchloſſen.

Die Zerrüttung des Weltkohlenmarktes.
Die Deutſchland im Friedensdiktat von Verſailles auferleg=
ten
Kohlenlieferungsverpflichtungen hatten den doppelten Zweck,
aus der deutſchen Kohlenentſchädigung für die Wirtſchaft der
Alliierten Vorteil zu ziehen, gleichzeitig aber Deutſchlands Wirt=
ſchaft
durch Verringerung ihrer Kohlenbaſis zu lähmen. Beide
Ziele ſind nicht erreicht worden. Vielmehr hat ſich herausge=
ſtellt
, daß die Zerſtörung von Wirtſchaftsbeziehungen, die in
jahrzehntelanger Tätigkeit ſich auf Grund der jeweiligen Be=
dürfniſſe
herausgebildet hatten, gerade demjenigen Teil, der
Nutzen zu ziehen hoffte, faſt nur Nachteile eingebracht hat.
Beſonders betroffen wurde England, deſſen Kohlenförderung
ganz auf die Ausfuhr zugeſchnitten iſt. Im Jahre 1922 iſt ſeine
Förderung um 40 Millionen Tonnen gegenüber der Vorkriegs=
leiſtung
zurückgeblieben, d. h. um einen Betrag, der ungefähr
der geſamten franzöſiſchen Kohlenproduktion des Jahres 1913
entſpricht. Der Rückgang iſt nur entſtanden, weil die haupt=
ſſächlichſten
Vorkriegsabnehmer Englands, nämlich Frankreich,
Belgien und Italien, vornehmlich mit deutſcher Reparations=
kohle
beliefert werden. Die Folge war nicht nur eine Verdrän=
gung
der engliſchen Kohle aus ihren früheren Abſatzgebieten,
ſondern vor allem auch ein gewaltiger Preisſturz; der engliſche
Kohlenpreis, der vor dem Kriege auf rund 22 Schilling je Tonne
ſtand, ſtürzte von 110 Schilling Ende 1918 auf 25 Schilling im
Jahre 1921 und 23 Schilling im Jahre 1922. Weitere Folgen
waren eine völlige Zerrüttung der engliſchen Induſtrie. Die
Zerrüttung der engliſchen Kohlenwirtſchaft machte ſich bis in die
Vereinigten Staaten bemerkbar. Denn um überhaupt ſeine Koh=
lenwirtſchaft
aufrecht erhalten zu können, ſah ſih England genö=
tigt
, ſeine Kohlen um jeden Preis auf dem Weltmarkt anzu=
bieten
und auch in den Bezirken Fuß zu faſſen zu verſuchen, in
die es früher nicht geliefert hatte. Um wettbewerbsfähig zu
bleiben, waren die Vereinigten Staaten deshalb zu einem ſchar=
fen
Konkurrenzkampf mit England gezwungen, der ſich in einem
Abau der Kohlenpreiſe und damit auch der Löhne äußerte, und
der ſeinerſeits wieder einen allgemeinen Bergarbeiterſtreik von
4½ Monaten auslöſte, der, von allem abgeſehen, einen Produk=
tionsausfall
von rund 60 Millionen Tonnen mit ſich brachte.
Auch Frankreich ſind die deutſchen Kohlenlieferungen zum Segen
nicht geworden, da ſie dieſes Land dazu verführten, an den Wie=
deraufbau
der eigenen Kohlenwirtſchaft nur ganz unzulänglich
und läſſis heranzugehen; Frankreich fördert deshalb, trotz An=
ſchluſſes
des Lothringiſchen und des Saarländiſchen Kohlen=
bezirks
an ſeine Wirtſchaft, jetzt noch weniger Kohlen als im
Jahre 1913. Daher iſt die franzöſiſche Induſtrie jetzt durch den
Wegfall der deutſchen Kohlenlieferungen in ſchwerſte Bedrängnis
geraten. Für die Tſchecho=Slowakei iſt die Auslieferung des
größten Teils des oberſchleſiſchen Kohlenreviers an Polen ver=
derblich
geworden. Als Oberſchleſien noch ganz zu Deutſchland
gehörte, machte ſich eine Konkurrenz ſeiner Kohlengruben für
die Tſchecho=Slowakei nicht bemerkbar, da die oberſchleſiſche För=
derung
reſtlos in Deutſchland aufgenommen wurde. Polen kann
die oberſchleſiſchen Kohlen nur zum kleinen Teile gebrauchen.
Es iſt mit rund 25 Millionen Tonnen auf den Export ange=
wieſen
. Dieſer ſtürzt ſich vornehmlich auf die Tſchecho=Slowakei;
er macht ihr nicht nur die bisherigen Abſatzgebiete ſtreitig, ſon=
dern
dringt ſogar in das Inland ein.
Die Entente hat einen hohen Preis für die deutſche Kohlen=
lieferung
bezahlen müſſen. Ihr Ziel, Deutſchlands Wirtſchaft
durch Entziehung der Kohle zum Erliegen zu bringen, iſt ihr
dennoch nicht gelungen. Deutſchland hat, dem Zwange gehor=
chend
, ſich weitgehende Beſchränkungen im Verbrauch der Stein=
kohlen
auferlegt, und es hat auf die Brennſtoffe zurückgegriffen,
die einer reicheren Wirtſchaft als minderwertig gelten. Es hat
ſich dadurch die Grundlage für eine neue, ſehr wichtige Induſtrie
geſchaffen, die in Zukunft von großem Nutzen ſein wird.
Beneſch in London.
London 12. Juli. Sämtliche Blätter beſchäftigen ſich aus=
führlich
mit der Anweſenheit, des tſchecho=ſlowakiſchen Außen=
miniſters
Dr. Beneſch, in London, der ſie im Zufammenhang
mit der Reparationskriſe große Bedeutung beilegen.
Der diplomatiſche Korreſpondent der Weſtminſter Gazette
ſchreibt, Beneſch habe in Paris ſein Beſtes getan, um die ſtarre
Auffaſſung Poincarés zu ändern, und er habe ſich geſtern abend
in London bemüht, eine Annäherung des britiſchen Standpunktes
an den franzöſiſchen zu ermöglichen.
Dem Berichterſtatter des Daily Telegraph gegenüber erklärte
Beneſch, man dürfe nicht überſehen, daß der demokratiſche Ge=
danke
in Deutſchland immer mehr geſchwächt werde, und die
Alliierten doch gerade ein Intereſſe an ſeiner Stärkung hät=
ten
. Die Tſchechoſlowakei betrachte jede Verſtärkung der Reaktion
in der europäiſchen Politik mit Sorge. Sie wünſche den wirt=
ſchaftlichen
Wiederaufbau Deutſchlands; dieſer könne jedoch nur
durch eine vernünftige Löſung des Reparationsproblems ange=
bahnt
werden. Beneſch betonte die Notwendigkeit des Zuſam=
menhaltens
Englands und Frankreichs, wobei er erklärte, die
innere Lage Deutſchlands ſei ſo ſchwierig geworden, daß es ſich
nicht erholen könne, ohne von dem geeinigten Europa unterſtützt
zu werden.
Der Korreſpondent des Reuter=Bureaus hatte ebenfalls
eine Unterredung mit Beneſch, der bei dieſer Gelegenheit u. a.
erklärte, die Reparationsfrage gehe nicht nur Frankreich und
England an, ſondern ſie berühre indirekt ganz Europa einſchließ=
lich
der Tſchechoſlowakei. In Paris und London habe er den
aufrichtigen Wunſch feſtgeſtellt, die beſtehenden Schwierigkeiten
zu überwinden und eine Regelung der Reparationsfrage zu er=
reichen
. Im allgemeinen herrſche die Anſicht vor, daß der Wie=
deraufbau
Europas nur durch die Zuſammenarbeit aller Länder
erreicht werden könne. Die Tſchechoſlowakei wünſche aufrichtig
ein Abkommen, denn ſie leide genau wie England und Frank=
reich
unter der gegenwärtigen Lage. Er glaube, daß die Alliier=
ten
zu einem Abkommen gelangen würden, nicht nur in ihrem
eigenen Intereſſe, ſondern auch in dem Deutſchlands.
Unzufriedenheit unter den franzöſiſchen Truppen.
* Paris, 12. Juli. (Priv.=Tel.) Als Ergebnis der vorige
Woche von Marſchall Petain im Ruhrgebiet unternommenen In=
ſpektionsreiſe
wird Kriegsminiſter Maginot große Etatnachträge
anfordern. Um die Unzufriedenheit der franzöſiſchen Truppen
im Ruhrgebiet zu beſchwichtigen, ſoll ihnen allmonatlich ein Ex=
traurlaub
genehmigt werden. Die Unterkunft und Verpflegung
ſoll erheblich erweitert werden. Das alles läßt darauf ſchließen,
daß Frankreich nicht, wie es immer ſo häufig betont, nur an
eine vorübergehende Beſetzung denkt. Der Temps meldet aus
Brüſſel, daß die gegenwärtig im Ruhrgebiet ſtehende 7. belgiſche
Diviſion Anfang Auguſt durch die 6. Diviſion abgelöſt wird.
Der Austauſch der Truppen ſoll Anfang Auguſt beginnen.
Ablehnung der Politik der Sicherheiten im Oberhaus.
London, 12. Juli. (Wolff.) Im Oberhaus richtete Vis=
eount
Bray an den Staatsſekretär des Aeußern über die
europäiſche Politik der Regierung eine Anfrage, worauf Lord
Curzon die gleiche Erklärung verlas, die Baldwin im Unter=
hauſe
abgegeben hat. Die Mitglieder des Oberhauſes nahmen
ſie mit großem Beifall auf. Hierauf erhielt Viscount Bray das
Wort zu längeren Ausführungen, in denen er u. a. zur Frage
der Sicherheiten Frankreichs bemerkte, die von Frankreich ge=
brauchte
Methode der Beſetzung des Ruhrgebiets ſei nicht ge=
eignet
, das erſtrebte Ziel zu erreichen, ſondern geradezu das Gegen=
teil
zuſtande zu bringen. Die Lehren der Vergangenheit erwie=
ſen
, daß der Militarismus keiner Nation und keiner Gruppe
von Nationen Sicherheiten bringen könne. Der Verſuch, die
Sicherheiten auf Koſten andere Nationen zu erhalten, hätte ſtets
einen Mißerfolg gezeitigt.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 13. Juli.
Ernannt wurden: die Zollinſpektoren Lotz und Neumann
zu Darmſtadt zu Oberzollinſpektoren der Zollinſpektor Donges
zu Offenbach zum Derzollinſpektor, der Zollafſiſtent Joh. Fleiſch=
mann
zu Nieder=Olm zum Zollfekretär.
Die neugeſchaffene Stelle eines Handelsinſpektors iſt zu beſetzen.
Die Bezüge regeln ſich nach den Vergütungsſätzen der Gruppe 7 der
Beſoldungsordnung für die Staatsbeamten. Die Annahme erfolgt auf
Privatdienſtvertrag. Bewerbungsgeſuche nebſt Lebenslauf und beglau=
bigten
Zeugnisabſchriften ſind bis ſpäteſtens 31. Juli d. J. an das
Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft in Darmſtadt, Altes Palais, zu
richten.
Doktor=Ingenieur=Prüfung. Der Diplom=Ingenieur Werner
von Langsdorff, aus Forbach (Abteilung für Maſchinenbau) hat
ſich an der Techn. Hochſchule Darmſtadt der mündlichen Dr.=Ing.=Prüfung
unterzogen und dieſelbe beſtanden. Die gleiche Prüfung legten die
Dipl.=Ing. Erwin Bramesfeld aus Bonn (Abteilung für Ma=
ſchinenbau
) mit gut und Eberhard von Brauchitſch aus Kolmar
(Abteilung für Maſchinenbau) mit Auszeichnung ab.
Krediterhöhung für den Ankauf von Domanialerzeugniſſen. In=
folge
der weiter geſtiegenen Holz= und Graspreiſe hat das Finanz=
miniſterium
, Abteilung für Forſt= und Kameralverwaltung, unter dem
21. Juni d. J., beſchloſſen, die nachſtehenden Kredite wie folgt zu er=
höhen
: 1. Jeder Familie und jeder ſelbſtändigen einzelnen Perſon, die
im Volksſtaat Heſſen wohnt, wird gegen Stellung ſicherer
Bürgſchaft für den Ankauf von Domanialerzeugniſſen aller Art
(Holz, Gras, Obſt, Waldſtreu, Holz= und Grasſamen uſw.) ein Kre=
dit
von zuſammen 900 000 Mk. bewilligt. 2. Im Volksſtaat
Heſſen wehnenden Gewerbetreibenden (auch Holzhändlern) und Holz=
ſchneidereien
) und ſolchen Käufern, die Neubauten und bauliche Her=
ſtellungen
babſichtigen, wird neben dem Kredit unter 1. für Ankauf des
zu ihrem Gewerbe bzw. ihren Bauten erforderlichen Holzes ein wei=
terer
Kredit von 2 5 Millionen Mk. gegen Stellung ſicherer
Bürgſchaft bewilligt. Darüber, daß dieſe Steigerer das Holz zum
Betrieb ihres Gewerbes bzw. zu Bauzwecken nötig haben, muß Be=
ſcheinigung
der Bürgermeiſterei bei den einſchlägigen Kaſſeſtellen hin=
terlegt
werden.
Perſonenzugverkehr DarmſtadtFrankfurt a. M. Ab Samstag,
den 14. ds. Mts., treten folgende Aenderungen ein: Pz. 903 (Darmſtadt
ab 5.40) verkehrt Darmſtadt ab 6.03 vorm., Kranichſtein ab 6.15, Die=
burg
ab 6.36, Babenhauſen ab 6.52, Hanau Oſt ab 7.30, Offenbach an
7.47, Frankfurt Süd an 7.57, Frankfurt Hbf. an 8.06 vorm. Pz. 964
(Frankfurt Hbf. ab 7.40 nachm.) verkehrt: Frankfurt Hbf. ab 9.10 nachm.,
Frankfurt Süd ab 9.19, Offenbach ab 9.28, Dieburg an 10.20, Darm=
ſtadt
Nord an 10.39, Darmſtadt Hbf. an 10.45 nachm. Neue Züge.
Pz. 905 Darmſtadt Hbf. ab 7.15, Dieburg ab 7.45, Babenhauſen ab
8.02, Hanau Oſt an 8.27, Offenbach an 8.44, Frankfurt Süd an 8.53,
Frankfurt a. M. Hbf. an 9.02 vorm. Pz. 941 Darmſtadt Hbf. ab 1.50,
Dieburg ab 2.20, Babenhauſen ab 2.35, Hanau Oſt an 3.00, Offenbach
a. M. an 3.17 nachm. Pz. 920 Frankfurt a. M. Hbf. ab 9.23, Frank=
furt
Süd ab 9.32, Offenbach ab 9.41, Hanau Oſt ab 10.00, Babenhauſen
an 10.26, Dieburg an 10.44, Darmſtadt an 11.10 vorm. Pz. 952 Frank=
furt
a. M. Hbf. ab 5.39, Frankfurt Süd ab 5.48, Offenbach ab 5.57,
Hanau Oſt ab 6.14, Babenhauſen an 6.40, Dieburg an 6.56, Kranich=
ſtein
an 7.12, Darmſtadt Nord an 7.17, Darmſtadt Hbf. an 7.24 nachm.
Dienſtſtunden in den Bureaus der ſtädtiſchen Verwaltungen.
Mit Rückſicht auf die herrſchende große Hitze wurden die Dienſtſtunden
in den Bureaus der ſtädtiſchen Verwaltung vorübergehend in die Zeit
von 72 Uhr verlegt.
I. Die Gebühren der Schornſteinfeger ſind ab 25. Juni wieder er=
höht
. Die Teuerungszuſchläge ſind: für Kehrbezirke Darmſtadt, Mainz,
Offenbach und Gießen 120000 Proz., für die übrigen 138000 Proz.
* Deutſche Schrift bei der Reichsbahn. Man ſchreibt uns: Auch der
Bahnhof Eſchersheim bei Frankfurt hat erfreulicherweiſe nun
deutſche Aufſchriften in Kochſchrift erhalten. Leider iſt ein grober Ver=
ſtoß
gegen die deutſche Rechtſchreibung unterlaufen: ſch in Eſchersheim
wurde mit Schluß=s ſtatt langem ſ Eschersheim geſchrieben.
Es iſt derſelbe Fehler, der neulich vom Bahnhof Heidelberg berichtet
wurde, wo auch überall Schluß=s geſchrieben iſt: Ueberschreiten der
Geleise, Kasse, Expressgut uſw. Dem Reichsverkehrsmini=
ſterium
gebührt hohe Anerkennung, daß es die gerade bei ſchnell
zu erfaſſenden Aufſchriften ſo ausgezeichnete deutſche Schrift anwendet.
Um dieſe üblen Fehler zu vermeiden, ſollte das Miniſterium jedoch all=
gemein
die nachgeordneten Stellen hierauf aufmerkſam machen. Man
ſetze nicht ss st Sch), wo ſſ ß ſt ſch am Platze ſind. Ebenſo male
man ſt ß cch ½ nicht getrennt, ſondern zuſammenhängend als
Koppelung und ſchreibe nie ge oe ue, ſondern ä 5 ü, auch bei großen
Buchſtaben. Für Anfänger ſei bemerkt, daß ein langes=ſ gleich iſt
einem f ohne Querſtrich. Das lange=ſ kommt auch in der lateiniſchen
Schrift vor, ſiehe die Aufſchrift Tür ſchließen! mit langem=ß auf den
Türen der Perſonenwagen. Auch in den Schulen, beſonders den
Handwerkerſchulen, ſollte einmal auf dieſe oft zu ſehenden Fehler hin=
gewieſen
werden.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Der Meiſterboxer, die
dreiaktige Schwanknovität der erfolgreichen Frankfurter Autoren Mat=
tern
und Schwarz, erlebt am Samstag ihre hieſige Erſtaufführung,
die überhaupt die erſte nach der vor kurzem ſtattgefundenen Frankfurter
Uraufführung iſt. Der Schwank, der in ſeiner draſtiſchen Wirkung die
ungewöhnlichen Erfolge des Keuſchen Lebemanns erreichte, hatte bei
ſeiner Uraufführung im Neuen Theater in Frankfurt einen unerhörten
Heiterkeitserfolg. Die hieſige Beſetzung mit Bruno Harprecht in der
Bombenrolle des Marmeladefabrikanten Breitenbach verbürgt auch hier
einen gleich ſtarken Erfolg, ſodaß es ſich empfehlen dürfte, ſich rechtzeitig
mit Karten zu verſorgen. Die Autoren ſind bereits zu den letzten Pro=
ben
hier eingetroffen, und haben auch ihre Anweſenheit in der Pre=
miere
am Samstag zugeſagt.
Die Liebestätigkeit des Deutſchen Roten Kreuzes in Heſſen. Die
Freunde und Gönner Deutſchlands im Auslande haben außer einer
weitgehenden Ruhrſpende wiederum der allgemeinen Not unſeres
Vaterlandes gedacht und in großherziger Weiſe alle Wohlfahrtsſtellen
und Heime ausreichend bedacht. So wurden im zweiten Quartal 1923
durch Vermittelung des Deutſchen Roten Kreuzes allein in
dem Bereiche der Provinz und des Freiſtaates Heſſen folgende Spenden
zur Verteilung gebracht: Liebesgaben 15 Kiſten, kondenſierte Milch
63 Kiſten, Zucker 2 Faß, Mehl 7 Sack, Haferflocken 3 Sack, Kleidung
uſw. 10 Kolli, diverſe Lebensmittel 22 Kiſten, Bohnen und Erbſen ein
Sack, Seife eine Kiſte. Den edlen Spendern ſei auch an dieſer Stelle
herzlich gedankt.
Für die Sammlung Ruhrgebiet gingen weiter bei der Stadt
ein: Wilhelm Keſting 5000 Mk., Stammtiſch Peter Roth (2. Spende)
11030 Mk., Sühneamt (Sühnegelder) 25 000 Mk., Verw.=Inſp. Hanſel=
mann
3000 Mk., M. B. 3000 Mk., Oberinſpektor W. Ruppel 5000 Mk.
(6. Rate), Sühneamt (Sühnegelder) 25 000 Mk., S. Cardung 4000 Mk.
Kobelt 5000 Mk., Sanitätsrat Dr. Kolb (3. Rate) 5000 Mk., Marie
Stein 5000 Mk., Deutſche Vereinsbank: Vergütung der Angeſtellten der
Deutſchen Vereinsbank, Filiale Darmſtadt, 313 106 Mk., Vergütung
E. G. 2 Millionen Mk., 493 455 Mk. Junibeiträge der Beamten, N. N.
5000 Mk., Kriegervrein Haſſia 50 000 Mk., Verſv.=Inſp. Hanſelmann
5000 Mk. Bei der Städtiſchen Sparkaſſe gingen ein: Kaufmann Ad.
Neſſel 3000 Mk., Kanzleioberſekretär B. Weimar 5000 Mk.. Lehrer Hch.
Roth 15 000 Mk., Staatsrat Seip 20 000 Mk., Staatsrar Süffert 30000
Mk., Hausverwalter Karl Marmor (2. Rate) 3000 Mk., Direktor W.
Netz (4. Nate) 3000 Mk., Poſtinſpektor K. Dietz 25 000 Mk., Ungenannt
500 Mk., L. Pinder (3. Rate) 1000 Mk., Luther 1000 Mk., M. N. 2000
Mk., A. D. M. 2000 Mk., Frau J. Ackermann (2. Nate) 1000 Mk.,
Verein Heſſiſcher Höherer Vermeſſungsbeamten 16 500 Mk., Ungenanut
10 000 Mk., Regierungsrat Fabricius (3. Nate) 3000 Mk., Oberregie=
rungsrat
Otto Linkenheld (5. Rate) 10 000 Mk., Frau Oberlandgerichts
rat Linkenheld (5. Rate) 2000 Mk., Oberpoſtinſpektor Wilh. Kaufmann
6000 Mk., Rechnungsrat B. Weimar (2. Rate) 10 000 Mk., Aktuar Wil=
heim
Krieb 4. Rate) 1000 Mk., Ungenannt 500 Mk. Ungenannk 2000
Mt., 2. 2200 Mk., Ungenannt 10 000 Mk., L. Pinder (4. Nate) 5000

Krieb (5. Nate; 1705 Mk. Von der Darmſtädter Volksbank 150 000 Mk.
Freiplätze für alle Erfinder. Um allen deutſchen Erfindern Ge=
legenheit
zu geben, mit ihren Verbeſſerungen und Neuheiten vor
einem großen Intereſſentenkreis aus dem geſamten In= und Ausland
zu treten, hat ſich der Reichsverband Deutſcher Erfinder E.V. Mann=
heim
(Geſchäftsſtelle 0 3, 16) entſchloſſen, den Nibelungenſaal des
Mannheimer Roſengartens für die allen Erfindern zu gewährenden
Freiplätze frei zu halten. Eine einheitliche Ausſtattung ſtellt der er=
wähnte
Reichsverband auf ſeine Koſten her, ſo daß dem Erfinder nur
ganz geringe Auslagen für Verſandkoſten und dergleichen entſtehen.
Mittelloſe Erfinden können außerdem noch aus dem vom Reichsver=
band
gegründeten und verwalteten Fonds Unterſtützung erhalten.
Konzert in Schuls Felfenkeller. Der überaus zahlreiche Beſuch,
den die Konzerte in Schuls Felſenkeller zu verzeichnen haben, ſpricht
für ſich ſelbſt. Da beim letzten Konzert am Mittwoch viele Beſucher
keinen Platz mehr finden konnten, mußte das Eintrittsgeld zum Teil
wieder zurückbezahlt werden. Es ſei darauf hingewieſen, daß neuer=
dings
noch für mehrere Hundert Perſonen Sitzgelegenheit beſchafft
wurde. Für heute iſt das Konzert volkstümlich gehalten. Beſonders
herborzuheben iſt das Poſaunen=Qugrtett. (S. Anz3

[ ][  ][ ]

Runtter I97.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juli 1923.

Seite 5.

n. Strafkammer. Mit einer für ihre Jugend erſtaunlichen Dreiſtig=
keit
und Geriebenheit hatten die kaum 18jährige Kontoriſtin Ger=
trud
Berroth und die 17jährige Thereſe Storch, beide von
Offenbach und bisher unbeſtraft, Schwindeleien großen Umfangs aus=
geführt
. Erſtere war beim dortigen Bankverein angeſtellt und wußte
die ſo erlangte Kenntnis der einſchlägigen Verhältniſſe geſchickt zu miß=
braucken
. Die auf dem Bureau des Verbandes der Sattler und Porte=
feuiller
beſchäftigte, mit ihr eng befreundete St. wirkte bei allem mit,
ſvährend ſie ihrerſeits allein in der erwähnten Stelle 800 000 Mark
anvertrautes Geld unterſchlug. Davon erhielt die B. 200 000 Mark,
und von dem übrigen Betrag kaufte ſich die St. u. a. ein Fahrrad
für 400 000 Mark. Um deſſen Erwerb vor ihrer Familie unverfäng=
licher
erſcheinen zu laſſen, ließ ſie durch eine andere Freundin, die
23jährige Eliſabeth Häger von Offenbach, das neue Rad längere Zeit
im Schmutz umherfahren und dann als gebraucht ermorben zu Hauſe
abliefern, für welche Gefälligkeit der H. 30 000 Mark vergütet wurden.
Dieſe iſt geiſtig nicht beſonders begabt, und es wurde zu ihren Gunſten
angenommen, ſie ſei ſich über die Herkunft des Geldes ſowie den ſon=
ſtigen
Sachverhalt nicht genügend klar geweſen und daher der Bei=
hilfe
, Begünſtigung oder Hehlerei nicht überführt. Nur einer Unter=
ſchlagung
erachtete man die H. ſchuldig, da ſie 70 000 Mark, die ihr von
der Angeklagten St. zur Einlage bei der Bank übergeben worden waren,
teilweiſe ſelbſt verbrauchte. Die Betrügereien, der B. und St. ge=
ſchahen
zum Nachteil des Bankvereins und waren ſehr erfolgreich, ſo
daß die Beiden einmal 3, das andere Mal 5 Millionen Mark erlangten
und beinahe noch ein dritter, auf 7 Millionen berechneter Streich gelun=
gen
wäre. Die B. fälſchte in Gemeinſchaft mit der St. auf Kontis von
Kunden des Bankvereins Ueberweiſungen an Deckadreſſen bei anderen
Banken, wo ſie ſich dieſe Pſeudokonten angelegt hatte. Sie ließ dieſe
Ueberweiſungen von der St. ausfüllen und verſah dieſelben ihrerſeits
mit der durchgepauſten Unterſchrift des Kontoinhabers. Auch bei der
Abhebung der Summen ging ſie ſchlau vor und ſuchte der Wiedererken=
nung
dadurch vorzubeugen, daß ſie ſchwarze Haarlocken der St. unter
den Hut ſteckte, ſich rot ſchminkte und einen Zwicker aufſetzte. Vielleicht
waren bei dem ganzen Gebaren manche Kinoreminiſzenſen aus Detektio=
dramas
uſw. nicht ohne Einfluß. Die ſo gewonnene reiche Beute diente
den zwei Täterinnen zur Anſchaffung feiner Ausſtattung, und ſie hatten
ſich zu deren Aufbewahrung hinter dem Rücken ihrer Angehörigen ein
Zimmer gemietet. Geplant war von ihnen ferner die Reiſe nach
Holland, doch zerrann das Weitere durch die Entdeckung des Treibens
in nichts. Jene Gegenſtände konnten beſchlagnahmt werden, und es
iſt damit (mit Rückſicht auf die inzwiſchen eingetretene Preisſteigerung)
wohl der angerichtete Schaden ausgeglichen. Man zog die Jugend mil=
dernd
in Betracht, und das Urteil lautet gegen die Häger wegen Unter=
ſchlagung
auf 100 000 Mark Geldſtrafe (durch die Unterſuchungshaft ver=
büßt
), gegen die B. wegen Hehlerei und ſchwerer Urkundenfälſchung
nebſt Betrug auf 10 Monate Gefängnis, gegen die St. wegen Unter=
ſchlagung
und ſchwerer Urkundenfilſchung nebſt Betrug auf 5 Monate
Gefängnis, abzüglich je 1 Monat Unterſuchungshaft für letzteren beiden.
Mandolinenkranz Darmſtadt. Am Sonntag, den 8. Juli, fand
in Groß=Umſtadt ein Wettſtreit für Mandolinenvereine ſtatt, an dem
auch der Mandolinenkranz unter Leitung ſeines Dirigenten Herrn Rich.
Hinz (Lehrer an der Städt. Akademie für Tonkunſt) teilnahm. Mit
welchem Fleiß und Zielbewußtſein der Mandolinenkranz Darmſtadt ar=
beitet
, bewies das hierbei erzielte Reſultat. Bei der Preisverteilung
konnte der rührige Verein den 1. Preis, den 1. Ehrenpreis und von
Seiten eines angeſehenen Bürgers eine ehrende Anerkennung in Form
eines wertvollen Kupferſtichs in Empfang nehmen. Die Preiſe ſind im
Schaufenſter des Herrn Hinz, Nieder=Ramſtädter Straße, ausgeſtellt.
Daſelbſt werden auch Neuaufnahmen für den Mandolnenkranz entgegen=
genommen
.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei. Die Mitgliederverſammlung der
Ortsgruppe Darmſtadt vom 10. Juli wies einen beſonders zahlreichen
Beſuch auf: der Fürſtenſaal war bis zum letzten Platz beſetzt.
Herr Nechtsanwalt Dingeldey. M. d. L., der Leiter der Ver=
ſammlung
, begrüßte die Erſchienenen und namentlich einige ausgewie=
ſene
Parteifreunde aus Rheinheſſen mit herzlichen Worten.
Zum erſten Punkt der Tagesordnung: Feſtſetzung der Mitglieds=
beiträge
für 1923, verlas Generalſekretär Kollbach den diesbezüg=
lichen
, einſtimmig gefaßten Antrag des Ortsgruppenvorſtandes und be=
gründete
ihn als eine Frage, der größte Wichtigkeit beizumeſſen ſei.
Der Antrag wurde ſodann auch einſtimmig von der Mitgliederverſamm=
lung
angenommen und der beſtimmten Erwartung Ausdruck gegeben,
daß ſeitens unſerer Mitglieder alles geſchehen werde um der finan=
ziellen
Notlage der Partei abzuhelfen. Die Beſchlüſſe bezüglich der
Mitgliedsbeiträge lauten:
1. Der monatliche Beitrag ſoll für das Mitglied ab 1. Juli 1000
Mark betragen und bei weiterer Geldentwertung dem jeweiligen Porto=
betrag
für einen einfachen Fernbrief entſprechen.
2. Die angeführten Beiträge ſind Mindeſtbeiträge. Von unſeren
im Erwerbsleben beſſer geſtellten Mitgliedern erwarten wir die frei=
willige
Leiſtung höherer Beiträge, auf die wir unter allen Umſtänden
angewieſen ſind.
3. Unſeren nicht erwerbstätigen Mitgliedern (Penſionären, Klein=
rentnern
, alleinſtehenden Frauen uſw.) bleibt die Beitragsleiſtung und
ihre Höhe der eigenen Einſchätzung überlaſſen.
4. Die Beitragsleiſtung ſoll möglichſt immer für ein Vierteljahr
im voraus erfolgen. Bei den Vorauszahlungen für das ganze Jahr
1923 ſoll die nachträgliche Geldentwertung in Nachzahlungen entſpre=
chende
Berückſichtigung finden.
5. Es wird gebeten, die Beiträge baldmöglichſt nach Quartalsbeginn
auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, zu zahlen. Andernfalls
muß die Einziehung der rückſtändigen Beiträge durch unſere Vertrauens=
leute
erfolgen, deren ſchwere Aufgabe wir durch rechtzeitige Zahlung
lich Möglichkeit zu erleichtern bitten.
6. Der Vorſtand der Ortsgruppe wird ermächtigt, Nachzahlungen
af Grund einer weiteren Geldentwertung von ſich aus zu beſchließen, mit ſich gebracht hat, gehört der ſttenverderbende Einfluß, den die
anwalt Dingeldey, das Wort zu einem längeren Vortrag über die die Jugend ausübt. Und zwar nicht allein durch ihre geſchlechtlichen
politiſche Lage und die Stellung unſerer Partei. Ausgehend von der Ausſchreitungen, ſondern auch durch ihr gemeines, das Schamgefühl
nunmehr ein halbes Jahr dauernden Ruhrbeſetzung gab der Redner ein verletzendes Betragen. Einige Abſchnitte aus einem uns zur Ver=
erſchütterndes
Bild der franzöſiſchen Gewaltpolitik und ihrer wahren Ziele, fügung geſtellten Privatbrief aus Recklinghauſen kennzeichnen
Der franzöſiſch=engliſche Gegenſatz wurde gezeigt, und die Rolle, die wir die unerhörten Zuſtände, die gegenwärtig mit Duldung der geſamten
dabei ſpielen. Von irgend einem übertriebenen Optimismus ſei in die= ziviliſierten Welt im Ruhrgebiet heurſchen. In dem Brief heißt es
ſer Beziehung ſehr zu warnen. Ausharren im paſſiven Widerſtand, unter anderem: ſo bringen die Franzoſen alle obdachloſen
das miſſe heute die allgemeine Parole in Deutſchland ſein. Bezüglich Frauen, deren ſie habhaft werden können, nach dem Nathauskel=
der
Sabotage von deutſcher Seite kam der Vortragende zu gleichen ler, um ſie dort für ihre unſittlichen Zwecke zu mißbrauchen. Dieſe
Anſchauungen, wie ſie gelegentlich der Zentralvorſtandsſitzung der Par= Frauensperſonen ſind oft wochenlang dort, und Offiziere und Mann=
tei
am vergangenen Sonntag einhellig gebilligt wurden. Für das ſchaften treiben mit ihnen in der gemeinſten Weiſe Unzucht, oft unter
bedrohte Vaterland müßten heute vom Staate außerordentliche Opfer Anwendung von Gewalt. Die Anweſenheit der Franzoſen hat zu einer
fahren. Mit Recht habe Streſemann geſagt, daß wir auf einem Vul= geführt. In größerer Anzahl ſind ſogar ſchulpflichtige Kinder, insbe=
kone
tanzten. Nur eine kluge und feſte Politik könne uns retten. Kei= ſondere junge Mädchen bis zu 16 Jahren, als geſchlechtskrank befunden
jeden deutſchen Wiederaufſtiegs ſei die Volksgemeinſchaft, für die wir mit dem ſittenverderbenden Treiben dieſer zügelloſen Soldateska zu
uns nach Kräften einſetzten. Zum Schluſſe ſeiner überzeugenden Aus= ſchützen. Auf dem Schulweg werden ſie zu unfreiwilligen Zeugen der
führungen wies der Redner auf unſer Verhältnis zur gegenwärtigen ſchamloſen Vorgänge, die ſich während der frühen Morgenſtunden in
klang aus in dem feſten Glauben an Deutſchland und ſeine ſpätere neue lungernden obdachloſen Frauensperſonen abſpielen, und es hat ge=
Größe. Die Verſammlung dankte mit ſtürmiſchem Beifall. Unter dem radezu den Anſchein, als hätten die Franzoſen es darauf abgeſehen,
Gebrauch gemacht.
Mitgliederverſammlung werden alle Mitglieder der Deutſchen Volks= Franzoſen eine größere Unterkunft für Pferde halten. Die Franzoſen
partei dringend gebeten, baldmöglichſt ihren Veitrag für machen ſich ein beſonderes Vergnügen daraus, vor den Augen zahl=
das
3. Quartal 1923 auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, zur reicher Kinder, die in dieſem dicht bewohnten Stadtteil ſich hier zum
Einzahlung bringen zu wollen.
Erfreulich viele unſerer heſſiſchen Parteifreunde haben, unſerer An=
pyung
entſprechend, ſich bereit erklärt, während der Ferien Kinder bei
ſich aufzunehmen. Es handelt ſich zumeiſt um Unterkunft in kleineren zugenommen und im Jahre 1920 mit 1142 Fällen faſt das Dreifache des
Landorten. Dieſes Hilfswerk ſoll in erſter Linie Kindern ausgewieſe= Vorkriegsjahres 1913 erreicht hatte, iſt in den beiden letzten Fahren,
ner Parteifreunde zugute kommen. Anmeldungen bitten wir an unſere wenn auch unbedeutend, zurückgegangen. Keine Eheſcheidungen ſind,
Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, zu richten.
Heute, Freitag, abend beſucht die Jugendgruppe den 4. Teil des Filmes Eheſcheidungen (faſt ein Drittel aller Fälle), die auf Miſchehen entfällt.
Friderieus Rex Treffen 18 Uhr am Lichtſpielhaus. Am kommenden Durch Verſchulden des Mannes ſind in dem vergangenen Jahre 480,
Frankfurt a. M. ſtatt. Die Freunde kommen gegen 8 Uhr morgens hier geſchieden warden. Von Intereſſe iſt doch die Feſtſtellung, daß im
an, die hieſigen Mitglieder treffen ſich um 8 Uhr an der Ludwigsſäule Berichtsjahre 25 Ehen für nichtig erklärt wurden.
in der Rheinſtraße. Die Wanderung wird auf ausgeſucht ſchönen und
ſchattigen Wegen nach 45 Marſchſtunden Nieder=Modau zum Ziel
haben, wo neben Unterkommen auch für Kaffee und Kuchen geſorgt iſt.
zahlreich angeſagt haben.

* Arheilgen, 11. Juli. Seit heute nehmen die hieſigen Milchhänd= klagten wurde Bewährungsfriſt bewilligt; die Haſtentlaſſung der ver=
ſteines
der im Kriege Gefallenen der hieſigen Gemeinde, die am nächſten hatte den Angeklagten Steinicke der Aufforderung zum Ungehorſam
zwei Maſſenchöre: Das Ehrenkreuz und Wie ſie ſo ſanft ruhn durch derung zur Begehung eines Landfriedensbruches für ſchuldig befun=
den
Dirigenten des Geſangvereins Liederzweig, Herrn Kammermuſiker den. Stadtv. Dr. Roſenberg, Jegelka und vier weitere Angeklagten
Herr Bürgermeiſter Jung wird im Namen der Gemeinde ſprechen. Die führerſchaft in allen Fällen verneint und nur auf ſchuldig des einfachen
Feſtmuſik wird durch den hieſigen Poſaunenchor geſtellt.

II. Ober=Ramſtadt, 11. Juli. Gemeinderatsſitzung. Der
Gemeinderat beſchließt, die Verpachtung der Schafweide für den Winter
1923/24 demnächſt nach den von der Bürgermeiſterei vorgelegten Ver=
die
Stimme des Gemeinderats Gunkel beſchloſſen, und zwar wird der Zeitung, daß dieſe Erſcheinung beſonders ſtark in den beſetzten Gebieten
Ausſchlagsfatz für Anlage= und Betriebskapital um das 10fache, für auftreten muß, wo neben größerer Not der einheimiſchen Bevölkerung
genutzte Grundſtücke und Rechte um das 15fache der urſprünglichen daraus ergebenden ſchweren geſundheitlichen und ſittlichen Uebelſtände
tung wurden die Wiegegebühren der Gemeindeviehwage mit ſofortiger nahmen haben aber noch keinen nennenswerten Erfolg gehabt, haben
dem Gemeinderat von der Verfügung des Kreisamts Darmſtadt vom erfahrene engliſche Poliziſtinnen werden ſich der Aufgabe widmen,
der=Modau, ſoll für die von ihm zu Unrecht gefällte Pappel den Be= organiſationen zuzuführen, die ihnen zu einem für ſie und andere
Oberpoſtdirektion Darmſtadt über 28 307 Mk. Koſten, für Verlegung Beamtinnen ſind ſeit Jahren in dieſer Tätigkeit geübt und haben ſich
legentlich dort ausgeführter Waſſerleitungsarbeiten ſoll beglichen werden.
einverſtanden. Hierauf Beratung von Wohlfahrtsſachen.
Darmſtädter Streichorcheſter im großen Saale Zur Sonne ein Son= ſchulte Frauen in dieſem vorbeugenden Polizeidienſt ausgebildet und
pulſiven Beifall auslöſten. Den Schluß der gelungenen Veranſtaltung liſchen Beamtinnen von Anfang an tun werden,
bildete ein flottes Tanzvergnügen, welches die zahlreichen Jünger Terp=
ſichorens
noch lange Zeit in fröhlichſter Laune beiſammenhielt. Schließ=
lich
bemerken wir noch, daß am Schluß des Konzerts Herr Kammer=
muſiker
Handke von den inaktiven Mitgliedern des Vereins ein pracht=
dorf
wieder zu begrüßen.
hütete ein Weitergreifen des Feuers.
Die Blüte wurde durch das naßkalte Wetter in den beiden letzten Mo=
naten
um volle drei Wochen verzögert. Die eigentliche Blütezeit der
Nebe iſt die erſte Hälfte des Monats Juni. Die Trauben müßten jetzt
ſchon die Erbſengröße erlangt haben. Wir müſſen ſchon das ganz gün=
ſtige
Wetter behalten, wenn eine gute Mittelernte erzielt werden ſoll.
Mark ein.
heim und Umgegend haben den Preis des Bieres wie folgt feſtgeſetzt:
4000 Mk., Flaſche Lagerbier über die Straße 6500 Mk., Flaſche Spezial=
bier
ebenfalls über die Straße 8000 Mk.
r. Auerbach, 10. Juli. Die Errichtung einer Volks=
hochſchule
im Fürſtenlager ſcheint ſich vorerſt noch nicht verwirklichen
zu wollen, denn alle für die Schule in Betracht kommenden Räume
wurden von 14 Ausgewieſenenfamilien bezogen.
Aus dem Kreiſe Heppenheim, 11. Juli. Die Landwirtſchaftliche
Vereinigung des Kreiſes hat den Milchpreis abermals erhöht. Der
Preis für das Liter iſt von 1800 Mk. auf 2550 Mk. feſtgeſetzt worden.
Bei den Milchhändlern koſtet ſie noch etwas mehr.
Aus dem Weſchnitztal, 12. Juli. Unſere Heuernte iſt nun ziemlich
beendet und ungemein reichlich ausgefallen. Wenn auch die Güte des
Heues am Anfange der Ernte wegen des Regenwetters zu wünſchen
übrig ließ, fo war dieſelbe bei der Haupternte ganz vorzüglich. Eine
ſchieden ſein.
ſchaften herrſchte ſehr reges Leben.
mit Wirkung vom 11. Juli ab pro Liter im Kleinverkaufspreis auf ſprechend bei weſentlicher Erweiterung bereits beſtehender Aufgaben.
5500 Mk. feſtgeſetzt.

Wie die Franzoſen deutſche Kinder verderben.
Zu den ſchlimmſten Folgen, die die Beſetzung des Ruhrgebietes
Sodann ergriff der Vorſitzende, Herr Landtagsabgeordneter Rechts= rohe und vertierte Soldateska der glorreichen franzöſiſchen Armee auf
gefordert werden. Die Lage ſei voller inner= und außenpolitiſcher Ge= erſchreckenden Zunahme und Ausbreitung der Geſchlechtskrankheiten
ner habe das Recht, ſich heute dem Staate zu verſagen. Grundlage worden. Dabei iſt es faſt unmöglich, die Kinder vor der Berührung
Regierung und zu den anderen Parteien hin. Die glänzende Rede den öffentlichen Anlagen zwiſchen franzöſiſchen Soldaten und herum=
Eindruck des Gehörten wurde von der ermöglihten Ausſprache kein, die Jugend von Recklinghauſen durch ihr unſittliches Tun zu verderben,
Als Beweis dafür will ich Ihnen einen wiederholt von mir beobachteten
Unter Bezugnahme auf die weiter oben mitgeteilten Beſchlüſſe der Vorgang ſchildern, der ſich auf dem Erlenkamp abgeſpielt hat, wo die
Spielen einfinden, ihre Stuten decken zu laſſen ...
Eheſcheidungen in Baden.
Die Zahl der Eheſcheidungen, die in Baden nach Kriegsende ſtark
wie früher ſchon, in den vorwiegend landwirtſchaftlichen Bezirken Pful=
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei, lendorf und Wolfach zu verzeichnen. Auffallend iſt die große Zahl der
Sonntag findet die Wanderung zuſammen mit der Jugendgruppe durch das der Frau 259, und durch beiderſeitiges Verſchulden 252 Ehen
Das Urteil im Zirkus Buſch=Prozeß.
Im Schwurgerichtsprozeß wegen der Krawalle vor dem Zirkus
Ein froher Tag ſteht in Ausſicht, zu dem die Frankfurter Freunde ſich Buſch in Berlin wurde das Urteil geſprochen. Der Angeklagte Redak=
teur
Steinicke erhielt 6 Monate Gefängnis, die Angeklagten Hepp=
ner
, Maslow, Koch und Baſtian je 1 Jahr, Buch 10 Monate, je zwei
weitere Angeklagten 8 und 4 Monate Gefängnis. Einem der Ange=
ler
für ein Liter Milch 5000 Mk. Bei der Einweihung des Gedenk= urteilten Aſyliſten wurde abgelehnt. Der Spruch der Geſchworenen
Sonntag, vormittags 11 Uhr, auf dem Friedhofe ſtattfindet, werden gegen die Geſetze unter Verneinung der ſchwereren Frage der Auffor=
Gims, geleitet werden. Die Weiherede hält Herr Pfarrer Grein, und wurden freigeſprochen. Bei den übrigen Angeklagten wurde Rädels=
Lavdfriedensbruches erkannt.

Weibliche Polizei in Köln.
Als eine der traurigen Folgen des wirtſchaftlichen Niederganges
pachtungsbedingungen vorzunehmen. Auf Vorſchlag des Kreisamts wird eines Volkes pflegt eine beträchtliche Zunahme der heimlichen Pro=
die
Erhebung einer Nachtragsumlage für das Rechnungsjahr 1922 gegen ſtitution ſich einzuſtellen. Es liegt auf der Hand, ſo ſchreibt die Köln.
Häuſer und Bauplätze um das 5fache, für land= und forſtwirtſchaftlich der Reichtum der Beſetzungstruppen ſteht. Eine Bekämpfung der ſich
1922er Sätze erhöht. Mit Rückſicht auf die fortſchreitende Geldentwer= liegt im allgemeinen Intereſſe beider Völker; die bisher üblichen Maß=
Wirkung auf 3000 Mk. für ein Stück Großvieh und 1500 Mk. für ein dagegen zu vielen Klagen der Frauenorganiſationen über Mißgriffe
Stück Kleinvieh feſtgeſetzt. Ein Geſuch des Karl Schmidt und Konſor= und Härten geführt. Erfreulicherweiſe haben engliſche Frauen, denen
ten um Erlaß angeforderter Kanalherſtellungskoſten (Adlergaſſe) wird dieſe Verhältniſſe bekannt wurden, die Initiative ergriffen, um ihre
abgelehnt. Die Friedhofsgebühren werden mit ſofortiger Wirkung wie Regierung zu bewegen, einen anderen Weg einzuſchlagen. Längere
folgt erhöht: für einen Erbbegräbnisplatz (Einzelgrab) 50 000 Mk., für Verhandlungen zwiſchen deutſchen und engliſchen Behörden und gemein=
Ausfertigung einer Urkunde hierüber 2500 Mk., für Wahrung eines Be= ſame Beratungen zwiſchen ſachverſtändigen deutſchen und engliſchen
fitzwechſels 15 000 Mk. Die Vergütung des Wohnungsinfpektors Wür= Frauen haben zu dem Ergebnis geführt, daß nunmehr in kurzer Zeit
tenberger wurde ab 1. Juli 1923 neu geregelt. Der Bürgermeiſter gab, das Straßenbild Kölns um einen neuen Zug bereichert werden wird:
25. Juni 1923 über Abänderungen zum Stromlieferungsvertrag der möglichſt viele der nach Köln ſtrömenden unerfahrenen und haltloſen
Heſſiſchen Eiſenbahn=Aktiengefellſchaft Kenntnis. Ludwia Matthes, Nie= Mädchen wieder von der Straße fortzubringen und ſie den Fürſorge=
trag
von 500 000 Mk. an die Gemeinde zahlen. Eine Anforderung der weniger gefährlichen Berufe zu verhelfen beſtrebt ſind. Die engliſchen
einer Fernſprechleitung an der Kreisſtraße Ober=RamſtadtRoßdorf ge= den Dank der Frauen in ihrer Heimat erworben durch den Takt und
die Menſchenfreundlichkeit, die ſie in der Ausübung ihrer Pflicht all=
Mit der Auszahlung der Flurſchadenvergütungen gelegentlich der Waſ= gemein bewieſen haben. Es ſind durchweg gebildete Frauen, die dieſen
ſerzuleitungsarbeiten in den Mäuswieſen erklärt ſich der Gemeinderat für die Frauen nicht leichten Beruf aus derſelben inneren Einſtellung
gewählt haben, die andere Frauen zur Krankenpflege oder zur Polizei=
und Gefährdetenfürſoge treibt. Im Laufe der Zeit werden von
K. Roßdorf, 12. Juli. Am letzten Sonntag veranſtaltete das ihnen auch einige deutſche, in ſozialer Fürſorge bereits gut ge=
derkonzert
mit darauffolgendem Tanz. Ohne auf die Einzelheiten des dann entſprechend dem gemeinſamen Wunſche der engliſchen wie der
gewählten Programms einzugehen, ſei nur bemerkt, daß ſämtliche deutſchen Frauen und der in Betracht kommenden Behörden gleich=
Nummern unter der tüchtigen und umſichtigen Leitung des Herrn Kan= zeitig mit ihnen beſchäftigt werden, wobei ſie natürlich der deutſchen
mermuſikers Nichard Handke vom Landestheater in Darmſtadt in jeder Behörde unterſtellt ſein und ſich in ſteter Fühlung mit den Kölner
Hinſicht künſtleriſch und ſtilvoll zum Vortrag kamen und großen ins Frauenorganiſationen halten werden, wie dies auch die eng=
Der wertloſe Hundertmarkſchein.
Wie gering der Wert der Mark nicht nur im Auslande, ſondern
volles Blumenarrangement überreicht wurde. Hoffentlich haben wi= auch bereits in Deutſchland eingeſchätzt wird, beweiſt ein Vorfall, der
recht bald Gelegenheit, das Darmſtädter Streichorcheſter hier in Roß= ſich in Berlin ereignet hat und in ſeiner Art wohl einzig daſteht. Auf
der Straße Unter den Linden ließ abends, alſo zu einer Zeit, da der
A Hähnlein, 10. Juli. Verfloſſene Nacht brach in einem Anweſen Verkehr äußerſt ſtark iſt, die Direktion der Ulap, ein dem Lunapark
an der Gernsheimer Straße Feuer aus, das beträchtlichen Schaden an= ähnlicher Vergnügungspark, für zwanzig Millionen Mk. Hundertmark=
richtete
. Die Feuerwehr, die alsbald auf der Brandſtelle eintraf, ver= ſcheine aus Automobilen unter das Publikum werfen. Die Scheine
waren mit Reklamezetteln beklebt, die den Entfeſſelungskünſtler Breit=
bart
, der demnächſt im Vergnügungspark der Ulap auftreten wird,
A Von der Bergſtraße, 10. Juli. Die Reben in den Wein= darſtellen. Das Publikum, das zuerſt über dieſen neuartigen Reklame=
bergen
ſtehen jetzt in der Blüte. Leider ſind aber viele Blütenanſätze trick verblüfft war, beteiligte ſich, als die Echtheit der Noten erkannt
abgefallen, ſo daß die Winzer nur mit einem Drittelherbſt rechnen, war, um ſo eifriger am Einſammeln dieſes unverhofften Notenregens.
Wegen Kindstötung verurteilt.
Karlsruhe. Am letzten Tage der Schwurgerichtsperiode kam
eine Kindstötung zur Verhandlung. Die 35jährige Witwe Marie
Die Heuernte iſt beendet und fiel im allgemeinen zur Zufriedenheit Matthes aus Schwäbiſch=Gmünd war angeklagt, ihr uneheliches Kind
der Landwirte aus. Da das Heugras bei den Verſteigerungen ſehr am Tage nach der Geburt durch Erſticken mit einem Kopfkiſſen in Pforz=
heim
getötet zu haben. Da die Angeklagte geſtändig war und angab,
teuer wurde, ſo nahmen viele Gemeinden unſerer Gegend Millionen, daß ſie die Tat aus Verzweiflung begangen habe, da das Aind ein
weiterer Hinderungsgrund für eine Verehelichung mit ihrem Geliebten,
h. Bensheim, 10. Juli. Bierpreis. Die Gaſtwirte von Bens= von dem ſie bereits zwei uneheliche Kinder beſaß, geweſen ſei, bejahten
die Geſchworenen die Schuldfrage und empfahlen außer mildernden Um=
Lagerbier Dreizehntel=Liter 3000 Mk. Spezialbier Dreizehntel=Liter ſtänden Strafaufſchub. Die Angeklagte wurde daraufhin zur Mindeſt=
ſtrafe
von zwei Jahren bei Strafaufſchub bei Wohlverhalten verurteilt.
Reviſion im Kopenhagener Landmannsbankprozeß.
Gegen das Urteil im Prozeß gegen den Leiter der Landmanns=
bank
wurde hinſichtlich ſowohl der Verurteilten als auch der Freige=
ſprochenen
beim höchſten Gerichtshof Reviſion eingelegt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmi die Redaktion keinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund deß 5 241 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantworilich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandi, die Ablebnung nicht begründet werden.
In der letzten Stadtverordnetenverſammlung hat Herr Stemmer
ſo reiche Heuernte wie dieſes Jahr mag den Landwirten doch ſelten be= den Abbau des Verwaltungsapparates gefordert. Herr Oberbürger=
meiſter
erklärte demgegenüber, daß an einen Abbau gar nicht zu denken
Birkenau, 12. Juli. Der hieſige Gemeinderat beſchloß in ſeiner ſei, da der Staat der Stadt immer neue Aufgabengebiete zuweiſe. So=
letzten
Sitzung, den Preis der Friedensmiete auf das 300fache und die weit das Reich hier in Betracht kommt, ſei hier nur auf 8 59 des Fi=
Miete für gewerbliche Zwecke auf das 500fache zu erhöhen. Unſere nanzausgleichsgeſetzes (R. G.Bl. Nr. 49 vom 5. ds.) verwieſen. Hier
Kirchweihe war dieſes Jahr ſehr gut beſucht, indem das Wetter dazu heißt es klar und deutlich: Das Reich darf den Ländern oder Gemein=
überaus
günſtig war. In den Straßen und beſonders in den Wirt= den (Gemeindeverbänden) neue Aufgaben nur zuweiſen, wenn es gleich=
zeitig
für Bereitſtellung der erforderlichen Mittel Sorge trägt. Was
unter neuen Aufgaben in dieſem Sinne zu verſtehen iſt, entſcheidet ſich
Gießen, 11. Juli. Der Milchpreis wurde für die Stadt Gießen, nach dem Stande vom 1. April 1920. Die genannte Vorſchrift gilt ent=
An die Untermieter Darmſtadts.
Die zwingende Notzwendigkeit des Zuſammenſchluſſes der Unter=
mieter
aller Stände zur einzig wirkſamen Vertretung ihrer Intereſſen
hat ſich in den letzten Jahren auf das eindringlichſte ergeben. Die Ver=
hältniſſe
verſchlechtern ſich von Tag zu Tag. Vor Kriegsausbruch war
das Angebot von möblierten und unmöblierten Zimmern größer, als
die Nachfrage. Heute ſteht es umgekehrt. Während vor 1914 für den
überwiegenden Prozentſatz aller Untermieter das Verhältnis als ſolches
nur ein vorübergehendes war, hat es ſich heute und wird es ſich in
Zukunft noch mehr für einen erheblich größeren Prozentſatz von Ledi=
gen
und Verheiarateten Untermieter letzterer Art gab es 1914 über=
haupt
nicht! zu einem dauernden geſtalten, aus dem einfachen
Grunde, weil einerſeits von einer nennenswerten Hebung der Bau=
tätigkeit
und ſomit Schaffung neuer Wohngelegenheiten auf lange
Jahre hinaus keine Rede ſein kann und andererſeits die Koſten für die
Beſchaffung der notwendigſten Wohnungseinrichtung nebſt Zubehör für
Tauſende und Abertauſende ins Unerſchwingliche geſtiegen ſind.
Die Betroffenen gehören meiſt den Jahrgängen derer an, die, ſo=
weit
ſie geſunden Leibes waren, das deutſche Heim im Felde ſchüützten;
das Heim von ſo manchem, der Ueberfluß an Zimmern hat. Er hat
das vielfach vergeſſen, liebt ſeine Bequemlichkeit und kann ſich nur in
wenigen Fällen entſchließen, für einen normalen Preis den Zurück=
gekehrten
, auch wenn ſie honette Leute find, Underkunft zu gewähren.
Der ſich ſo ergebende Mangel an möblierten Zimmern löſt natür=
lich
das Bedürfnis zur Ausnutzung der Konjunktur auf der Seite der
berufsmäßigen Abvermieter aus. Dem zu begegnen, die Sicherung der
innehabenden Wohngelegenheit, ſoweit nicht ein offenbares Verſchulden
des Untermieters vorliegt, und die Abſtellung fonſtiger Begleiterſchei=
nungen
herbeizuführen, die Erweiterung der Wohngelegenheit dennoch
durchzuſetzen, das alles im Verein mit den zuſtändigen örtlichen und
weiteren Inſtanzen iſt Sache legitimer Untermieter=
Organiſationen. Nur perſönlich Intereſſierte, welche die Unbill
des Untermieterdaſeins von heute in ſeiner Mannigfaltigkeit am
eigenen Leibe ſpüren, könnem überzeugend, unermüdlich und tatkräftig
für Abſtellung eintreten, keine Mietervereine, deven Mitglieder vielfach
Abvermieter ſind. Das haben, wie uns mitgeteilt wird, die Untermieter
in verſchiedenen Städten des Reichas, wo ſie zu lokalen
Verbänden ſich vereinigten, erfahren, u. a. auch in Magdeburg.
Der dortige Verein hat die Aufgabe übernommen, für die Ver=
reichlicherung
der Undermietervereine im Reich zu propagieren, einen
Gedanken= und Materialaustauſch herbeizuführen und für ihren Zu=
ſammenſchluß
vorzuarbeiten. Letzteres zwecks erfolgverheißender Ein=
wirkung
auf die Geſetzgebung, von der bis heute wenig zu ſpüren war.
Da in unſerer Stadt noch kein Schutzverband der Untermieter
beſteht, regt der Magdeburger Verein die Gwündung eines ſolchen mit
vorſtehendem Eingeſandt an. Er iſt zu jeder Auskunft an organiſierte,
ſich als ſolche ausweiſende Untermietervereine gerne beveit und bittet
gegebenenfalls um Mitteilung der Anſchrift eines ſich hier bildenden
Verbandes unter gleichzeitiger Bebanntgabe der Regelung der geſetz=
lichen
Miete am Ort nach dem Reichsmietengeſetz und ſonſtiger lokaler
Sondevabmachungen. Anſchrift: Magdeburger Untermieterverein, z. H.
des erſten Vorſitzenden, Herrn Hedrich, Magdeburg, Goetheſtr. 42,
2. Eingang.
Ausſichtsturm auf dem Otzberg.
Zu dem Artikel über den Otzberg in Nr. 169 unſerer Zeitung er=
halten
wir folgende Zuſchriſt: Wenn der Verfaſſer des betreffenden Ar=
tikels
das Geländer der Treppe als in einem ſchlechten Zuſtande ſchil=
dert
, ſo dürſte ihm hier ein Irrtum unterlaufen ſein. Das aus beſtem
Eichenholz hergeſtellte Geländer iſt durchaus feſt und ſicher, und es kann
hier von einem ſchlechten Zuſtand keine Rede ſein. Vorausſichtlich dürfte
dasſelbe noch eine ganze Reihe von Jahren die Beſucher der weißen
Rübe ſicher zu der ſchönen Ausſicht führen. Selbſt überängſtliche Per=
ſonen
können ſich ruhig der Treppe anvertrauen; bis jetzt iſt auch von
ſolchen noch keine Klage gekommen. Wenn aber der Verfaſſer an dem
Geländer auszuſetzen hätte, daß es nicht mehr ohne Lebensgefahr berührt
werden könnte, ſo müßten hier Sachverſtändige entſcheiden.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Jnli 1923.

Rummer 191.

Sport, Spiel und Zurnen.

13. Deutſches Turnfeſt.
Die 205 Mitglieder des Danziger Lehrergeſangvereins ſind, von
Stuttgart kommend, zum Deutſchen Turnfeſt in München eingetroffen.
Bei der Begrüßung am Münchener Hauptbahnhof erwiderte namens
der Danziger Taubſtummenlehrer Krieger, der ausführte, mit Freuden
vereine ſich der deutſche Oſten mit dem deutſchen Süden. Die Reiſe ſoll
bekunden, daß wir ein einig Volk von Brüdern ſind. Im Laufe des
Donnerstags trafen die erſten Sonderzüge mit auswärtigen Turnern
in München ein. Die Feſtgäſte marſchierten alsbald, großenteils in ge=
ſchloſſenen
Zügen, mit Fahnen durch die Stadt nach den ihnen zuge=
wieſenen
Maſſenquartieren. Am Donnerstag abend wird das Feſtſpiel
Friſch auf, mein Volk! neuerlich wiederholt. Am Freitag werden die
Münchener Hochſchulen ein Schauturnen auf dem Feſtplatz durchführen.
Heute beginnen auch im Hofgarten Konzerte der Militärkapellen und
der von den Turnvereinen mitgebrachten Kapellen zugunſten der vater=
ländiſchen
Notkaſſe. Der Feſtzug, der für Sonntag vorgeſehen iſt, dürfte
einen glanzvollen Mittelpunkt des Turnfeſtes geben. Dabei werden
die Schleswig=Holſteiner Turner, die in großer Zahl nach München
kommen, ihre wertvollen Beſitztümer, die ehrwürdigen Fahnen aus den
ſchleswig=holſteinſchen Befreiungskämpfen, mitführen. Für auswärtige
Beſucher des Münchener Turnfeſtes muß darauf hingewieſen werden,
daß auf ein Unterkommen in München in den Tagen des Turnfeſtes
mit Sicherheit nicht gerechnet werden kann.
Die Mitgliederzahl der Deutſchen Turnerſchaft.
Die Deutſche Turnerſchaft, die vom 14.21. Juli in München ihr
13. Deutſches Turnfeſt unter rieſiger Beteiligung abhält, hat nach der
neueſten Beſtandserhebung 11 394 Vereine in 9851 Orten. Die Geſamt=
mitgliederzahl
beträgt 1 188 761 Turner und Turnerinnen.
Der Main=Rhein=Gau auf dem Deutſchen Turnfeſt.
Unter Muſikbegleitung marſchierten geſtern vormittag in ſtatt=
lichem
Zuge die Darmſtädter Teilnehmer am Deutſchen Turnfeſt nach
dem Hauptbahnhof und fuhren mit Sonderzug nach München. Von den
755 Teilnehmern ſind etwa ein Drittel Wettkämpfer.
Schwimmen.
Die Internen Hochſchulmeiſterſchaften im Schwimmen,
die am Mittwoch nachmittag im Woog ausgetragen wurden, zeigten
folgende Ergebniſſe:
4X50 Meter bel. Staffel: 1. S.C. Jungdeutſchland 2:29,4
Min., 2. Alemannia 3:42 Min.
50 Meter Bruſt für Anfänger: 1. Schmidt, Cheruskia,
50,2 Sek., 2. L. Smits, Ghibellinia, 50,3 Sek.
100 Meter Bruſt (Meiſterſchaft): 1. Gennes, Cheruskia, 1:28,4
Min., 2. Gils, S.C. Jungdeutſchland, 1:33 Min.
Tauchen (Meiſterſchaft): 1. Fornoff, S.C. Jungdeutſchland, 43
Meter in 28 Sek., 2. Bauer (nicht gezeitet).
100 Meter Rücken (Meiſterſchaft): 1. Enders, D.B. Friſia,
1:22,8 (ſeit 1919 Verteidiger des Meiſtertitels), 2. Gennes, Cheruskia,
1:23,2 Min.
400 Meter bel. (eiſterſchaft): 1. Gils S.C. Jungdeutſchland,
6:57,2 Min.
4X50 Meter Lagenſtaffel: 1. S.C. Jungdeutſchland 2:47,2
Minuten.

Springen (Meiſterſchaften), 3. Pflichtſprünge, 2 Kürſprünge:
1. Herbert, A. S.C., 3384 Pkte., 2. Nohl, Rhenania, 31 Pkte.
100 Meter bel. (Meiſterſchaft): H. Schneider, S.C. Jung=
deutſchland
, 1:22,8 Min. (im Alleingang).
100 Meter Seite (Meiſterſchaft): 1. Darapsky, S.C. Jung=
deutſchland
, 1:25,4 Min., 2. Ober, T. G.D. 1846, 1:34,3 Min.
50 Meter bel. für Anfänger: 1. Graf, Ghibellinia, 47 Sek.,
2. Enskirchen, Markomania, 49 Sek.
Schwimmabteilung Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Der Lagenſtaffel gelang in Offenbach bei dem kreisoffenen Wett=
kampf
über die 4X50 Meter=Lagenſtaffel mit ihrer Mannſchaft Ober,
Petry, Müller und Weiß, dieſelbe Mannſchaft, die vorausſichtlich beim
Deutſchen Turnfeſt in München an den Start kommen wird, den Sieg
mit zirka 30 Meter Vorſprung an ſich zu bringen.
Die Wettkämpfe zum Deutſchen Turnfeſt ſind jetzt in greif=
bare
Nähe gerückt. Geſtern morgen verließen unſere Wettkämpfer mit
dem Sonderzug unſere Vaterſtadt. Die Wettkämpfe in München ſtehen
vollkommen offen, wenn auch unſere Lagenſtaffel ein Wort mitzuſprechen
haben wird. Auch H. Ober im Bruſtſchwimmen und H. Petry im
Seiteſchwimmen ſowie Martin Gerbig im Mehrkampf werden ihren
Gegnern tüchtig zuzuſetzen wiſſen. Die Lagenſtaffel wäre aller Voraus=
ſicht
nach eine ſichere Beute für die Schwimmabteilung geworden, wenn
Friedel Berges, der aber vom Deutſchen Schwimmverband für München
nicht freigegeben wurde, mit an den Start gekommen wäre. Aber
hoffen wir, daß auch ſo die Staffel ihre Vaterſtadt würdig vertritt.
Allen Teilnehmern ein kräftiges Gur Heil.
H. L.
Turnen.
Der Roßdörfer Turnverein veranſtaltete kürzlich einen
Volkstanzabend. Es war zum erſten Male, daß der Verein mit einer
derartigen Veranſtaltung vor die Oeffentlichkeit trat. Die zahlreich er=
ſchienenen
Zuſchauer kargten nicht mit Beifall, ſowohl bei den Klein=
ſten
, die in reizenden Kinderreigen ihr Beſtes gaben, als auch bei den
größeren und größten, den Turnerinnen, die echte künſtleriſche Lei=
ſtungen
zeigten.
Pferdeſporf.
Mannheimer Herbſtpferderennen.
Die Herbſtpferderennen des Badiſchen Rennvereins finden am
Sonntag, den 9., Mittwoch, den 12., und Sonntag, den 16. September,
ſtatt. Falls Wiesbaden keine Rennen laufen laſſen ſollte, iſt außerdem,
der nachfolgende Sonntag, der 23. September, als weiterer Mannheimar
Renntag in Ausſicht genommen, wor s ſich ſodann vom 30. September
ab das Frankfurter Oktober=Meting euſchließt. Der Mannheimer Ver=
anſtaltung
gehen die Auguſt=Meetings von Frankfurt und Baden=Baden
voran. Die Mannheimer Herbſtrennen werden mit dem zurzeit maß=
gebenden
Multiplikator von 3000 des Grundpreiſes ausgeſchrieben, und
zwar die Flachrennen, die ſich, abgeſehen von der großen Klaſſe, an
das gleiche Material wenden, das für Frankfurt und Baden=Baden ge=
nannt
wird, zu 8000/15000 Mark Grundpreis. Für die Jagdrennen
ſind Grundpreiſe von 8000/25000 Mark vorgeſehen. Entſprechend der
Tradition der Mannheimer Rennbahn erhält alſo im Gegenſatz zu Frank=
furt
und Baden=Baden das gute Hindernismaterial die fetteſten Biſſen,
da die wirklich erſte Klaſſe des Flachmaterials doch dem Mannheimer
Programm fernbleiben wird. Den Ställen iſt demnach eine anſehnliche.
Verdienſtmöglichkeit geboten. Außerdem wird zwiſchen Frankfurt,

Baden=Baden und Mannheim wieder ein , Frachtenübereinkommen be=
ſtehen
, zufolgedeſſen volle Frachtvergütung für ſtartende Pferde, dies=
mal
jedoch unabhängig von der Anzahl der Starts, gewährt wird.
Außerdem beabſichtigt der Badiſche Rennverein Mannheim, den Auf=
enthalt
der Pferde dadurch zu verbilligen, daß er wie im Mai, den
Hafer= und Heupreis zu nur zirka 50 Prozent der ſeinerzeitigen Tages=
preiſe
anrechnet. Ferner ſollen die Stallungen mit Einſtreu koſtenlos
zur Verfügung geſtellt werden.

Das Amt für Leibesübungen (Stadthaus) bittet uns
mitteilen zu wollen, daß es ſeine Sprechſtunden auf die Zeit von 11 bis
2 Uhr täglich verlegt hat

Für die Reiſe.

Deutſcher Bäderkalender. Als unverlierbares
nationales Eigentum ſind Deutſchland die zahlreichen Heilkräfte
ſeines Bodens geblieben. Von deutſcher Wiſſenſchaft verwaltet
und verwertet, bilden ſie einen unvergleichlichen Schatz für Volks=
geſundheit
und Wirtſchaft. Einen zuverläſſigen Wegweiſer zu
ihnen bildet der uns heute vorliegende Deutſche Bärderkalen=
der
für Aerzte und Führer durch die deutſchen Heilanſtalten
1923. (Berlin SW. 48, Bäder= und Verkehrs=Verlag G. m. b. H.)
Das auf den neueſten Stand gebrachte Adreſſenmaterial, das
(reich illuſtriert) auch ſämtliche deutſchen Privatheilanſtalten mit
allen nötigen Auskünften umfaßt, macht das handliche Buch zu
einem unentbehrlichen Nachſchlagewerk, deſſen offizieller Charak=
ter
für ſeine Zuverläſſigkeit bürgt.
Briefkaſten.
B. S. hier. Es kann gar keine Rede davon ſein, daß Vermieter
nach R.M.G. befugt wäre, die Grundmiete von ſich aus willkürlich zu
erhöhen. Sie haben vielmehr die Grundmiete, wie ſolche als Friedens=
miete
zu berechnen war, zuzüglich der behördlich für die einzelnen Mo=
nate
feſtgeſtellten und bekannt gemachten Zuſchläge zu entrichten.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 14. Juli:
Sehr warm, Gewitterneigung, vereinzelt leichte Niederſchläge. Im
allgemeinen hält aber das heiße Sommerwetter an.
Tageskalender.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht, Kleines Haus, 71½
Uhr: Henne im Korb Orpheum, 734 Uhr: Der letzte Wal=
zer
. Union=Theater, Reſidenz=Theater, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Freitag, 13. Juli.
Verſteigerung vorm. 11 Uhr, Ludwigsplatz 8.
Samstag, 14. Juli.
Verſteigerung in Nieder=Ramſtadt, Stiftsſtraße 63, nachm. 2 Uhr.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für Stadt und Land,
Reich und Ausland: i. V.: Andreas Bauer; für den Inſeraten=
teil
: i. V.: Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten

Unsere am Samstag, den 14. Juli 1923, nachmittags 22/4 Uhr in
der Martinskirche zu Darmstadt stattfindende
Trauung
geben wir hierdurch bekannt.
Fabrikant Friedrich Karl Schlamp und Frau
Leize, geb. Köhl

Neu-Bamberg (Rheinhessen)
z. Zt. Lorsch GBergstraße)

Darmstadt
Barkhausstraße 10
(*19876

Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß wurde uns
am Mittwoch Abend unſer Glück und Sonnenſchein,
unſer herzliebes Kind
Hildegard
im nahezu vollendeten 6. Lebensjahr, infolge einer
Lungenentzündung, verſehen mit den heiligen Sterbe=
ſakramenten
, in die Ewigkeit abgerufen.
(*19854
In tiefer Trauer;
Michael Fiſcher u. Frau Maja, geb. Auracher.
Darmſtadt (Roßdörferſtr. 44), den 11. Juli 1923.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 14. Juli 1923,
vorm. 11 Uhr, vom Portale des alten Friedhofs aus ſtatt.

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Allen EM EM, AH1 AH, Bb Bb die traurige Nach=
richt
, daß am 9. Juli 1923 unſer lieber Alter Herr
Dr. Max Melcher
(aktiv 94/97)
infolge eines tragiſchen Unglücksfalles im Alter von
47 Jahren verſtorben iſt.
Wir ehren ſein Andenken in bundesbrüderlicher
(5903
Treue.
Der Akademiſche Verein Darmſtadt im M.I.
i. A.:
Helmnth Hartenſtein (XXX,XX)X

Todes=Anzeige.

Am Mittwoch verſchied nach langem ſchweren
Leiden unſere herzensgute, treubeſorgte Mutter,
Schwiegermutter und Großmutter
Suſanna Becker
geb. Sachs
im 70. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Carl Becker, gen. Becker=Sachs
Anna Zachmann, geb. Becker
Eliſe Hammelmann, geb. Becker
Mitze Schneider, geb. Becker
Frau Carl Becker=Sachs, geb. Freiin von Schenck
zu Schweinsberg
Adolf Zachmann
Heinrich Hammelmann
Dr. Heinrich Schneider
nebſt 4 Enkelkindern.
Speyer, Berlin, Darmſtadt, Kreuznach.
Die Beerdignng findet in aller Stille ſtatt. (*19878

Heute Abend 5½ Uhr entſchlief
ſanft und unerwartet unſer lieber
Sohn und Bruder
Hans Saemann
im Alter von 15 Jahren.
Darmſtadt, den 11. Juli 1923.
(*19873
Döngesborngaſſe 2.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Johannes Saemann.
Die Beerdigung findet am Sams=
tag
, den 14. Juli, nachmittags 2½
Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

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[ ][  ][ ]

Nummer 191.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juli 1923.

Seite 3.

DLOOONTLDMNNNA

Heschäftsbericht für das Jahr 1922.

Im Jahre 1922, dem 53. Geschäftsjahre unserer Bank, ist auch in
den Ländern der Entente die Einsicht gewachsen, daß die Deutschland
auferlegten Reparationsverpflichtungen nicht getragen werden können.
Zu einer Regelung ist es aber trotz mancher Anläufe nicht gekommen.
Es blieb die Passivität unserer Zahlungsbilanz, deren Uberwindung
durch die Beschränkungen unseres Außenhandels unmöglich gemacht
ist, es blieb ferner das Defizit im Reichshaushalt, und es blieben die
Beparationsausgaben, alles unverstopfbare Quellen wachsender In-
flation
. Die für Reparationen im Jahre 1922 gemachten Aufwendungen
betrugen 1605,7 Millionen Goldmark, also 382,3 Millionen Dollars,
während außerdem noch in Erfüllung des Friedensvertrages mehr als
50 Milliarden Papiermark aufgewendet wurden. Diese Leistungen
mußten mangels Uberschusses der Wirtschaft ebenso wie in früheren
Jahren auf Kosten des Volksvermögens gedeckt werden. Grundstücke,
Industrieunternehmungen im ganzen oder Beteiligung daran in Aktien
oder in anderer Form und Wertpapiere aller Art gingen in ausländischen
Beeitz über. Es ist kar, daß ein solcher Substanzverlust unsere Wirt-
schaft
immer mehr ertraglos macht. Die Reichsbank ist zur Verhinde-
rung
sofortigen völligen Zusammenbruches gezwungen, die in er-
schreckendem
Maße wachsenden Schatzwechsel der Regierung zu dis-
kontieren
und dadurch, sehr gegen ihren Willen, das Geld, das sie aus-
gibt
, immer mehr zu entwerten. Jede Einzelwirtschaft wird dadurch
in unberechenbarem Grade in Mitleidenschaft gezogen.
Unter dem reißend schnellen Niedergange unserer Währung im
Jahre 1922 gewann diese Erkenntnis, die wegen der bisher genügenden,
zum Teil sogar reichlichen Beschäftigung von Handel und Industrie
nicht jedem zum Bewußtsein gekommen war, eine durchgreifende
Verbreitung. Sie nötigte die Erwerbsstände, sofern sie sich vor völliger
Verarmung schützen wollten, zur Veränderung ihrer Geschäfts- und
Preispolitik. Die Erhaltung der Substanz wurde von einem bloßen
Schlagwort zum tatsächlichen Ziele, und der um Rettung des schon
stark verminderten Vermögens geführte Kampf war und blieb das
Hervorstechende in der wirtschaftlichen Entwieklung des vergangenen
Jahres.
In einer Volkswirtschaft, die, als Ganzes betrachtet, mit großem
Verlust arbeitet, kann das rücksichtslose Streben des einzelnen, sich
sein Vermögen zu erhalten, nicht ohne schwere Reibung verwirklicht
werden. Die Schwierigkeit, Warenpreise und Löhne in gleichbleibendem
Verhältnis zu regeln, sowie die Unzufriedenheit der Verarmten schaffen
natürlichen, berechtigten Widerstand und geben darüber hinaus Vor-
urteilen
und politischer Agitation weiten Raum. Gegenüber dem
Streben der Privatwirtschaft nach Substanzerhaltung fand der Ruf
nach Erfassung der Sachwerte durch den Staat Widerhall. Sach-
werte
, die Renteneinkommen gewähren, sind aber nach dem Verlust
unseres ehemaligen Auslandsbesitzes und dem jetzt neunjährigen
Zehren vom Inlandsvermögen fast ganz geschwunden. Die uns ver-
bliebenen
Sachwerte sind nur noch Produktionsmittel. Ihre Minderung
bedeutet Minderung des Wirtschaftsertrages. Hohe Vermögens
steuern, wie sie durch die im Juli 1922 beschlossene Awangsanleihe derung der Börsentage nötig wurden. Es wurden im Jahre 1922 an der
ausgeschrieben wurden, eind bei stabilem oder steigendem Geldwerte
als übermäßiger Blutentzug unerträglich, bei weichendem zwecklos. Aurch Unterschrift und bei fast einem Viertel an führender Stelle
Unsere Regierung, um die Herstellung der Einigkeit in den großen
Fragen der Außenpolitik und der Reparationsleistung besorgt, vermied / zmeiten Halbjahre im Gefolge hatte, verbunden mit Uberhandnehmen
es, im Wirtschaftekampfe entschiedene Stellung zu nehmen. Sie Ver- der Spekulation in Waren und Wertpapieren, führten zu wachsender
nicht weniger als 176 Gesetze, Verordnungen und Ausführungsbe-
stimmungen
darunter allein 62 auf rein steuerlichem Gebiet zu
verzeichnen! Der Erfolg war gering, die Belastung aller Kreise mit
unproduktiver Arbeit ungeheuer.
Dem Bankgewerbe, auf das ein sehr großer Teil dieser unproduk.
tiven Arbeit fiel, erwuchsen für Raum und Personal Unkgsten, die außer
Verhältnis zum wirklichen Werte des Umsatzes stehen. Die Deutsche
Bank z. B. setzte im Berichtsjahre 19383 Milliarden Mark um und / geberische Maßnahmen für die Aufwortung von Reichsmarkforderungen
benötigte dazu 26286 Angestellte. Es entfiel also auf den Kopf ein
Umsatz von 737 Millionen Papiermark gegen 20 Millionen Goldmark
im Jahre 1913. Die Banken waren genötigt, die Zins- und Provisions- bisher nicht in der Lage gesehen, neue Normen aufzustellen, weil ihr bei
sätze sehr zu erhöhen und auf Verminderung der unlohnenden kleinen /
Konten hinzuarbeiten. Es spiegelt sich das in der geringen Zunahme
der bei unserer Bank geführten Kundenrechnungen wieder; sie betrugen
unter Berücksichtigung der Zu- und Abgänge am Ende des Berichts-
jahres
804 251 gegen 780402 Ende 1921. Unter diesen Umständen hat
der Zug nach Erhaltung der Substanz im Bankgewerbe nur einen
mäßigen Erfolg haben können, zumal es in seinem Betriebe ja darauf
angewiesen ist, große Barmittel zu halten, und dies im Jahre 1922 Auswirkung auf die Entwicklung unserer Wirtschaft selbst heute, nach
um so mehr war, als die Anforderung von Krediten außerordentlich / 6 Monaten, auch noch nicht annähernd überbliokt werden kann.
wuchs. Auch durch das Effektengeschäft wurden sehr erhebliche
Geldmittel beansprucht.
Auf die Notwendigkeit der Verwendung des Handelswechsels im
Kreditgeschäft wurde bereits im vorigen Bericht von uns hingewiesen.
Es ist im abgelaufenen Jahre davon reichlich, in vielen Fällen über- sind die Filiale Fürth und die Zweigstellen Aue i. Erzgeb., Detmold,
reichlich, Gebrauch gemacht worden. Der Betrag der bei der Reichs-
bank
diskontierten Wechsel vermehrte sich von rund 1 Milliarde Mark
am 31. Dezember 1921 auf rund 422 Milliarden Mark Ende Dezember
1922. Einer Minderung des Währungswertes um das 40fache in dieser

Zeit steht also eine Erhöhung der Wechselanlage um das 400fache
gegenüber.
Aber auch der Wechselkredit konnte auf die Dauer die erforderlichen
Betriebsmittel nicht liefern. Die Aktiengesellschaften schritten deshalb
bei Kapitalvermehrungen dazu, neben dem Bezugsrechte an die Ak-
tionäre
, in stetig wachsenden Beträgen Aktien zum vollen Tageskurse
zum Verkauf zu stellen. Durch derartige täglich wiederkehrende
Transaktionen wurden den Banken gute Gewinne zugeführt, doch
blieben durch die Ubernahme und das zeitweilige Durchhalten solcher
Verwertungsaktien große Summen gebunden. Dies war für die Ge-
schäftspolitik
der Banken um so bedeutungsvoller, als die fremden
Gelder bei weiter nicht in dem der Geldentwertung entsprechenden
Verhältnisse gewachsen sind. Es sind gegenwärtig die Kreditoren bei
sämtlichen deutschen Banken und sonstigen dem Geldverkehr dienen-
den
Instituten einschließlich der Sparkassen auf höchstens 3 Milliarden
Goldmark zu schätzen, während sie Ende 1921 noch 8½ Milliarden
Goldmark betrugen und Ende 1913 annähernd 20 Milliarden Goldmark
allein als Einlagen bei den deutschen Sparkassen zu verzeichnen waren.
Es wird im Ausland, aber auch im Inland fortgesetzt auf die Gut-
haben
hingewiesen, die deutsche Firmen in goldvalutarischen Ländern
unterhalten. Unsere Feststellung zeigt, daß diese Goldguthaben
nicht als Ausdruck des Gedeihens unserer Wirtschaft zu werten sind,
da ihnen eine weit größere Verminderung inländischer Guthaben,
in Gold berechnet, gegenübersteht. Diese Goldguthaben, soweit sie
nicht zur Finanzierung der sofort benötigten Einfuhr von Lebensmitteln
(die Getreideernte des Jahres war sehr stark unter mittel, gut nur die
Kartoffelernte) und der Industrierohstoffe dienen, werden dringend
gebraucht, sobald die gegenwärtige Drosselung unseres Außenhandels
eine auch nur mäßige Lösung erfährt. Inzwischen sind sie der Sub-
stanzerhaltung
bestimmt und konnten in sehr vielen Fällen nur durch-
gehalten
werde, weil man die Geldbedürfnisse des inländischen Betriebes
durch Kredit zu befriedigen vermochte.
Auch die der Produktionswirtschaft entzogenen Bestände in aus-
ländischen
Banknoten, die, über das Land verstreut, in kleinsten Be-
trägen
aufbewahrt werden, stellen im großen und ganzen nichts anderes
als die Substanzerhaltung des kleinen Mannes dar, dem die Möglichkeit
einer anderen wertbeständigen Anlage bisher gefehlt hat. Die zu-
nehmende
Schaffung wertbeständiger Anleihen, von denen die erste
Mitte November aufkam, holt aus den Verstecken einen großen Teil
dieser Banknoten heraus, die jeder anderen Erfassung unzugänglich
wären. Den vermögenden Klassen blieb als eine Anlagemöglichkeit,
die zwar nicht absolut wertbeständig, aber der Entwertung auch nicht
schrankenlos ausgesetzt ist, noch der Kauf von Aktien übrig. Solange
sich die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Währung erhielt, über-
stiegen
die Umsätze am Wertpapiermarkt nicht das übliche Maß.
Als sich aber unsere Währung rapid verschlechterte, wurden von neuem
die Banken derartig mit Aufträgen überschüttet, daß Abwehrmaß-
nahmen
durch Ablehnung der kleinen Aufträge und durch Vermin-
Berliner Börse 629 Prospekte genehmigt. Wir waren bei einem Drittel
beteiligt.
Die Preiserhöhungen, die der fortschreitende Währungsverfall im
suchte zu vermitteln und die Gegensätze zu mildern. Eine Fülle gesett: Zingverteurung, zeitweise sogar zu großer Geldknappheit. Die Reichs-
geberischer
Maßnahmen hat eich daraus ergeben. Hs eind im Jahre 1922 bank erhöhte, um der Spekulation entgegenzuwirken, ihren Diskont-
satz
im Juli auf 6 %, im August auf 7 %0, im September auf 8% und
im November auf 10 %-
Als eine besondere Erscheinung des Wertpapiermarktes ist die weit
über den Nennbetrag gehende Bewertung einer Reihe festverzinslicher
deutscher Papiere zu verzeichnen. Soweit dabei Käufe des Auslandes
in Betracht kommen, erklärt sich dies aus valutarischen Verhältnissen.
Die inländischen Käufer ließen sich von der Hoffnung leiten, daß gesetz-
nicht
ausbleiben oder daß die Schuldner freiwillig dem veränderten
Geldwerte Rechnung tragen würden. Die Regierung hat sich indessen
der Vielgestaltigkeit der privaten Schuldverhältnisse eine gerechte
Regelung unmöglich erschien.
War schon bei den geschilderten Wirtschaftswirren und der Zweifel-
haftigkeit
einer baldigen Lösung des Reparationsproblems am Ende
des Berichtsjahres der Ausblick in die Zukunft trübe genug, so wurde
im Januar des laufenden Jahres durch den Einbruch der Franzosen
und Belgier ins Ruhrrevier eine Lage geschaffen, deren unheilvolle
Die Deutsche Bank hat gegenwärtig Niederlassungen an
151 Plätzen.
Die im vorjährigen Bericht erwähnten Filialen Halle a. d. S. und
Würzburg haben ihre Tätigkeit autgenommen. Neu hinzugekommen
Eltville und Lüdenscheid.
Unsere Filiale Amsterdam hat unseren Krwartungen entsprechend
günstige Fortschritte gemacht, auch die Filiale in Sofig hat sich be-
Friedigend weiterentwiekelt.

Unsere Filiale Brüssel, die bis dahin nur einem Seduester uter-
standen
hatte, wird auf Grund eines im Berichtsjahre ergangenen Be-
schlusses
der belgischen Regierung von dieser zwangsweise liguidiert.
Die Liguidation unserer Londoner Filiale wird veraussichtlich
im laufenden Geschäftsjahre zu Ende geführt werden.
Die Zahl der Angestellten der Bank belief sich Ende 1922 auf
26 286 gegen 21 137 im Vorjahre. Diese Vermehrung ist neben dem An-
wachsen
des Geschäftsumfangs und der Steigerung der unprochiktiven
Arbeiten dadurch bedingt worden, daß wir infolge des Mangels an bank-
mäßig
durchgebildetem Personal genötigt waren, in einem gegen das
Vorjahr auch prozentual gesteigerten Ausmaß auf Angestellte ohne
solche Vorbildung zurückzugreifen.
Die vertraglichen Aufwendungen für unsere Angestellten betragen
im Juli 1923 nach den vorläufigen Vereinbarungen mehr als das 100fach
des Monatsdurchschnitts des Jahres 1922 und das 3lfache der bereits
stark erhöhten entsprechenden Ausgaben für Dezember 1922. Da-
neben
haben wir über die dem Beamtenfürsorge-Verein der Deutschen
Bank A.-G. gegenüber eingegangenen Verpflichtungen hinaus be-
deutende
Summen zur Unterstützung unserer Angestellten und deren
Angehörigen in Fällen wirtschaftlicher Not zur Verfügung gestellt.
In gleicher Weise haben wir unseren Pensionären und den Witwen
und Waisen unserer verstorbenen Bsamten große fortlaufende Zuschläge
zu den ihnen zustehenden Pensionen gewährt.
Auf dem Konto Dauernde Beteiligungen ist besonders die
Vermehrung unseres Besitzes an Aktien der Essener Credit-Anstalt,
der Rheinischen Creditbank und der Württembergischen Vereinsbank
sowie die Ubernahme von Aktien der Frankfurter Bank hervorzuheben.
Die Deutsche Uberseeische Bank hat auch im Jahre 1922 mit
Erfolg gearbeitet und verteilt eine Diwidende von 600 %6-
Die Deutsche Petroleum-Aktien-Gesellschaft, über deren
neuen Aufbau wir in unserem vorjährigen Bericht Mitteilung gemacht
haben, hat für das abgelaufene Geschäftsjahr 200 % Dividende ver-
teilt
und neuerdings ihrem Unternehmen durch eine mit den Rütgers-
werken
A.-G. abgeschlossene Interessengemeinschaft eine verstärkte
Grundlage gegeben.
Die in der außerordenflichen Generalversammlung am 18. Mai 1922
beschlossene Kapitalerhöhung von 400 auf 800 Millionen Mark,
über die wir im Vorjahre berichteten, ist durchgeführt worden. Aus dem
erzielten Aufgeld erfuhren unsere Reserven einen Zuwachs um 1700
Millionen auf 2250 Millionen Mark.
Die an uns gestellten stark wachsenden Kreditansprüche veranlaß-
ten
uns, der außerordentlichen Generalversammlung vom 20. März 1923
neuerdings eine Erhöhung unseres Aktienkapitals um 700 Millionen
Mark auf 1500 000000 Mark vorzuschlagen. Laut Beschluß der
Generalversammlung ging die Kapitalerhöhung in der Weise vor sich,
daß von den neuen Aktien nominal 300 Millionen Mark mit Dividen-
denberechtigung
vom 1. Januar 1923 an die Württembergische Ver-
einsbank
als Führerin eines Konsortiums zum Nennwerte überlassen
worden sind, und zwar mit der Verpflichtung, nominal 200 Millionen
Mark den Aktionären im Verhältnis von 1 zu 4 zum Bezuge anzubieten
und nominal 100 Millionen Mark für unsere Rechnung zu verwerten.
Der Rest von nominal 400 Millionen Mark, zunächst mit 25 % einge-
zahlt
, wurde an die Deutsche Treuhand-Gesellschaft in Berlin zum
Parikurse begeben unter Bedingungen, welche für die Ubernehmerin
einen materiellen Nutzen sowohl hinsichtlich der Dividende als euch
durch Verwertung ausschließen und welche einen weitgehenden Einfluß
der Verwaltung der Deutschen Bank bei der Verfügung über die Aktien
sicherstellen. Die Ausübung des Bezugsrechts auf die neuen Aktien
ist im Mai d. J. zum Kurs von 10000 % erfolgt. Durch das erzielte
Aufgeld aus dem Bezuge und aus der Aktienverwertung werden sich
unsere Reserven um mehr als 50 Milliarden erhöhen.
Zu dem Reingewinn des Beriehtsjahres von 5949 715 000, Mk.
tritt der Vortrag aus 1921 mit . . . . . . . . 14 421 000.
zusammen 5964 136 000, Mk.
Wir beantragen, diesen Betrag wie folgt zu verwenden!
I. Uberweisung an die freie Rücklage . .3 000 000 000. Mk.
2. Uberweisung an den Dr. Georg von Sie-
mens
-Fonds . . . . . . . . . . . . .. 300 000 000. z;
3. 300% Dividende auf 800 000000 Mark . . .2400 000 000.
4. Satzungsgemäßer Gewinnanteil des Auf-
sichtsrats
. . . . . . . . . . . . . . 178 237 000,
86 899 000.
5. Vortrag auf neue Reehnung . . .
zusammen 5964 136 000. Ik.
Berlin, im Juli 1923.
Der Vorstand der Deutschen Bank
A. Blinzig. E. Heinemann. P. M. Herrmann. P. Mankiewitz.
C. Michalowsky. 0. Schlitter. G. Schröter. Dr. E. G. v. Stauß
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Direktion, die Verwaltung des Hallen=
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und die Kreisabdeckerei
ſind unter einer Verwaltung vereinigt.
Die neue Dienſtſtelle führt die Bezeich=
nung
Direktion der Städt. Betriebe‟.
Die Geſchäftsräume befinden ſich Frank=
furterſtraße
69. Fernſprecher Nummer
(st5893
1209.
Darmſtadt, den 10. Juli 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

Einträge in das Handelsregiſter,
Abt. 4: Am 6. Juli 1923: Emil Wünſche,
Darmſtadt: Kaufmann Kurt Agſten in
Darmſtadt iſt zum Prokuriſten beſtellt.
Am 9. Juli 1923: Johann Baptiſt
Eyſſen, Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma
iſt auf Clara Eyſſen, geb. Eyſſen, Ehe=
frau
des Johann Baptiſt Eyſſen und
Anna Eliſabeth Eyſſen, beide in Darm=
ſtadt
, übergegangen. Abteilung B:
Am 9. Juli 1923: Süddeutſcher Stra=
ßenwalzenbetrieb
, Geſellſchaft mit
beſchränkter Haftung, Darmſtadt:
Durch Beſchluß der Geſellſchafterverſamm=
lung
vom 20. Juni 1923, iſt der Geſell=
ſchaftsvertrag
geändert.
(5872
Darmſtadt, den 9. Juli 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Faſelverkauf.
Die Gemeinde Eberſtadt hat einen
abgängigen, gutgenährten Faſelochſen
abzuſetzen. Angebote auf Lebendgewicht
werden bis Dienstag, den 17. ds.
Mts., nachm. 5 Uhr, an die Bürger=
meiſterei
Eberſtadt erbeten. (5895
Eberſtadt, den 12. Juli 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt,
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juli 1923.

Nummer 191.

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Aauszuarbeiten. Meine Arbeit wird Sie
in Erstaunen versetzen, kommen doch
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Geburt. Angabe ob Frau, Fräulein od.
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Wovg, 12. Juli 1923.
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Waſſerwärme vorm.
7 Uhr 250 C.
Poogs=polizei=Wache.

[ ][  ][ ]

Rummer 191.

Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
56)
(Nachdruck verboten.)
Ich habe die alte Bismarckſche Abneigung gegen weibliche
Politiker, ſagte der junge Diplomat, ſicher, aber darum läßt
ſich doch nicht verkennen, daß ſolche Dame oft einen großen Ein=
fluß
gewinnen, und Frau von Salewski hat großen Einfluß.
Ich habe verſchiedene Berichte über ſie geleſen. Sie iſt reich,
llug, ſchön. Nun, das wiſſen Sie ja. Viele Fäden laufen durch
ihre Hand. Unzweifelhaft gehört ſie zu der antideutſchen pol=
niſchen
Partei, die durch die Unabhängigkeitserklärung Polens
keineswegs befriedigt iſt. Glauben Sie, daß Frau von Salewski
aus politiſchen Gründen herkommt oder doch ſagen wir: auch
aus politiſchen Gründen? Darüber hatte ich keine irgendwie
begründete Meinung.
Sie hat ein ſehr großes Haus gemacht, ſagte der Lega=
tionsrat
, iſt mit den Damen des engliſchen Hochadels ebenſo
befreundet wie mit Pariſer Schauſpielerinnen, aber auch im
Faubourg St. Germain gern geſehen, überall zu Hauſe zwiſchen
Hyde Park und Montmartre, eine ſehr intereſſante Frau, ſehr.
Die Einreiſe iſt von unſerem Geſandten in Kopenhagen warm
befürwortet worden, ich möchte Seine Exzellenz, den Herrn Chef,
auf die bevorſtehende Ankunft aufmerkſam machen. Ich bin
Ihnen dankbar, aufrichtig dankbar, daß Sie ſich zu mir bemüht
haben, wirklich, es tun ſich da Möglichkeiten auf, ſicher zunächſt
nur vage Möglichkeiten, aber doch von weittragender Bedeutung.
Ich möchte gleich dem Chef telephonieren, vielleicht, daß er Sie
empfangen will, es wäre nicht undenkbar.
Der junge Herr telephonierte, aber der Staatsſekretär war
nicht anweſend.
Nina ſchrieb mir aus dem Hotel Adlon und bat um meinen
Beſuch. Ich ging ſogleich zu ihr, ſie empfing mich in einem
Salon, der nach den Linden zu gelegen war, liebenswürdig,
völlig mit der Haltung der großen Dame. Sie war ſchwarz ge=
kleidet
, trug außer einem Ringe keinen Schmuck, hatte einige
graue Haare, war aber nicht eigentlich gealtert; ihre Erſcheinung,
ihr Weſen hatte etwas Geſchloſſenes, das ſie ſtolz und ſchön er=
ſcheinen
ließ.
Wir ſprachen einige Worte allgemeinen Inhalts, dann ſagte
Nina: Ich komme wegen Marie Louiſe, ich glaube, daß Deutſch=
land
ſehr ſchwere Zeiten vor ſich hat, ich hielt es für meine
Pflicht, Marie Louiſe zu fragen, ſie verbeſſerte ſich, Dich und

Die Reinigung wollener Hachen und
feiner Gewebe.
Von Hans F. Kutſchbach,
Gar manche Hausfrau iſt ſich bewußt, daß bei der Reinigung wolle=
ner
Sachen und feiner Gewebe ganz beſondere Sorgfalt erforderlich
ſt, doch weiß ſie meiſtens nicht, welche Vorſichtsmaßregeln anzuwenden
ſind. Es dürfte deshalb gerade zur gegenwärtigen Zeit, in der alles
ungeheuer teuer geworden iſt, ſehr zweckmäßig ſein, einige Ratſchläge
über richtige Behandluug wollener und feiner Gewebe zu beachten!
Beim Waſchen von Geweben aus Leinen ſind Abweichungen in
Zeitdauer, Temperatur uſw. weniger gefahrvoll, als bei Wollſtoffen.
Alle Stoffe aus Wolle dürfen vor dem eigentlichen Waſchverfahren
nicht nächtelang eingeweicht werden, (bunte Sachen ſind natürlich erſt
in klarem Waſſer auf ihre Farbenechtheit zu prüfen). Es wäre verfehlt,
für wollene Stoffe und feine Gewebe ein gewöhnliches Seifenpulver
zu verwenden, das vielleicht gar noch ſcharfe Beſtandteile hat! Ein
altbekonntes Hausmittel ſind jene zarten Seifenflöckchen, die wie ganz

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. Juli 1923.

Marie Louiſe zu fragen, ob es nicht richtiger wäre, daß ſie mit
mir käme.
Mir erſchien der Vorſchlag keiner Erörterung fähig, aber ich
hielt es nicht für angebracht, meinerſeits dazu Stellung zu
nehmen, das mußte Marie Louiſe tun.
Ich würde Marie Louiſe nicht in ein Land bringen wollen,
das mit Deutſchland im Kriege ſteht, ſagte Nina, ich würde ſie
auch nach dem Kriegsende Dir überlaſſen, ſie inzwiſchen ſelbſtper=
ſtändlich
in keiner Weiſe gegen Dich beeinfluſſen
Wenn es Dir recht iſt, werde ich Dich mit Marie Louiſe be=
ſuchen
, ſagte ſie.
Darum möchte ich Dich bitten.
Ihr waret in Italien, begann Nina von neuem, Marie
Louiſe hat ſehr gefallen, und auch von Dir waren die Leute
entzückt. Ich habe mich ſehr darüber gefreut, ſo Gutes über
Marie Louiſe zu hören.
Wir haben in dem Stockwerk gewohnt im Palazzo Ron=
dini
, wo Du mit Deinem Vater gelebt haſt.
Ja, ich weiß, und ich habe mich darüber gewundert, ich
glaube ich hätte das nicht getan.
Viellicht ziehſt Du daraus andere Schlüſſe, als ſie berech=
tigt
wären.
Vielleicht. Du warſt im Kriege?
Ja. Haſt Du nicht bemerkt, daß mein rechter Arm ſteif iſt?
Nein, ſie ſah auf meinen Arm, haſt Du ſehr gelitten?
Ich bejahte. Warſt Du in Lebensgefahr?
Einige Wochen lang ſicher.
Oh, das tut mir leid. Nun fragte ſie ſtockend: Was wäre
denn aus Marie Louiſe geworden, wenn Du nicht am Leben
geblieben wärſt? Du haſt doch ſicher für den Fall Vorſorge ge=
troffen
?
Ich bin am Leben, ſagte ich.
Du haſt Recht, wir wollen nicht davon ſprechen, ſagte Nina.
Am nächſten Tage wiederholte ich meinen Beſuch in Marie
Louiſes Begleitung. Nina empfing uns diesmal in großer
Toilette, gelbſeidenem Kleide mit viel Schmuck, Saphiren und
Brillanten. Ich habe zum Abend Gäſte, ſagte ſie.
Nina betrachtete Marie Louiſe, nachdem ſie ihr einen Kuß
auf die Stirn gegeben hatte, aus einiger Entfernung. Du biſt
groß geworden, ſchön. Damals, wie wir uns zuletzt ſahen, warſt
Du noch ein Kind, jetzt biſt Du eine junge Dame, eine Dame bei=
nahe
. Sie ſchüttelte den Kopf. Wenn ich an Dich dachte,
habe ich mir immer ein Mädchen vorgeſtellt, das unentwickelt,
hilfsbedürftig war, eigentlich jünger, als ich Dich in St. Moritz
geſehen hatte. Das war unſinnig, gewiß. Aber nun muß ich
mich erſt daran gewöhnen, wie Du geworden biſt. Du gefällſt
mir gut, ſehr gut.
Noch einmal zog Nina Marie Louiſe an ſich und umarmte
7r77 g
dünne Schuppen ausſehen und wie Perlmuttknöpfchen ſchimmern und
die den Namen Luxſeifenflocken führen. Luxſeifenflocken iſt kein
Seifenpulver! Nein, dieſe Luxſeifenflocken, wie ſie die Sunlicht Ge=
ſellſchaft
A. G., Mannheim=Rheinau, neuerdings in einem geſchmack=
vollen
blauen Karton in den Handel bringt, ſind Ueine, aus reinſten
Rohſtoffen unter ſtändiger, fachmänniſcher Aufſicht hergeſtellte Seifen=
blättchen
, die in heißem Waſſer ſo ſchnell reſtlos zergehen, wie die
Schneeflocken vor der Sonne! Mit Luxſeifenflocken läßt ſich ein=
fach
und bequem eine Seifenlöſung herſtellen, die eine außerordent=
liche
Schaumkraft beſitzt. Es genügen ſchon 34 Eßlöffel Seifen=
flocken
Lux in 45 Liter kochendem Waſſer aufgelöſt. Mit dieſer =
ſung
ſchlage man einen dicken Schaum und gebe alsdann ſo viel kaltes
Waſſer hinzu, bis die Löſung handwarm iſt. Nun lege man die zu
waſchenden Gegenſtände ein, drücke und rühre im Schaum herum, um
den Schmutz zu entfernen, reibe aber nicht. Hat ſich aller Schmutz ge=
löſt
, ſo ſchwenke man die Wäſche dreimal in reinem, lauwarmen Waſſer
aus. Im letzten Schwenkwaſſer löſe man nochmals einige Flocken
Lux, wodurch die gewaſchenen Sachen noch mölliger werden. Hierauf
drücke man das Waſſer ohne auszuwringen aus und trockne im Schatten.
Wenn man nämlich Wollſachen an der Sonne trocknet, werden ſie ſtein= freien!

Seite 9.

ſie, dann ſetzten wir uns, Nina fragte: Dein Vater hat Dir mei=
nen
Vorſchlag berichtet? Was meinſt Du dazu?
Marie Louiſe betrachtete ihre ſchöne glänzende Mutter auf=
merkſam
und befangen, ſie zuckte die Achſeln und ſchwieg.
Nina begann von neuem: Ich ſoll Dich grüßen von der
Principeſſa und von Gioffredo, er war verwundet und iſt jetzt
bei der Militärmiſſion in London tätig. Du wirſt es gut haben
bei mir, Marie Louiſe, Du wirſt eine Rolle ſpielen, ich werde
Nina ſtockte und ſagte in franzöſiſcher Sprache: Es fällt
mir ſchwer, mich deutſch auszudrücken, Du verſtehſt Franzöſiſch,
ich möchte Franzöſiſch ſprechen, und ſie fuhr fort: Ich werde
für Dich aufs beſte ſorgen, es wird Dir an nichts fehlen.
Marie Louiſe ſagte in deutſcher Sprache: Ich kann mein
Vaterland nicht verlaſſen.
Nina zog die Augenbrauen hoch. Ta patrie nun ja, biel=
leicht
kannſt Du Deinem Vaterlande da draußen beſſer nützen
als hier, es gibt manche Gelegenheit, Korreſpondenz mit Kriegs=
gefangenen
, Nachforſchungen nach Verſchollenen, ich werde Dich
daran nicht hindern, im Gegenteil, ich verſpreche Dir jede er=
denkliche
Förderung.
Marie Louiſe ſchüttelte verneinend den Kopf.
Jetzt ſprach Nina heftig: Wißt Ihr denn immer noch nicht,
was Euch bevorſteht? Hungersnot, Elend, Revolutior, dis
ſichere Niederlage, der politiſche und wirtſchaftiche Zuſammen=
bruch
.
Wer kann in die Zukunft ſchauen? ſagte ich.
Aber daran zweifelt niemand da draußen, das ſehen alle,
außer Euch eigenſinnigen Deutſchen! rief Nina.
Wir Deutſchen glauben an unſere gute Sache.
Nina lachte bitter. Ihr Deutſchen, ja ſicher die große Menge;
die Führer, Eure Miniſter und Diplomaten ſchon längſt nicht
mehr, das weiß ich beſſer, und wenn ich’s nicht gewußt hätte,
dann hätte ich es hier in Berlin eingeſehen. Und dann ſeit
wann biſt Du denn, gerade Du, ein Patriot, woher ſoll denn
Marie Louiſe, die Deine Tochter iſt und doch auch meine, eine ſo
gute Deutſche ſein? Neben dem Leben des Volkes gibt es doch
auch das eigne Leben, das wirſt Du doch nicht vergeſſen haben.
Sie ſprach zu mir gewandt und ohne Marie Louiſe zu
beachten. Glaubſt Du wirklich, das Kind hängt mit ihrem Her=
zen
an dem Erfolge dieſes großen widerwärtigen Schlachtens,
glaubſt Du nicht, daß ſie ſich aus all dem herausſehnt, glücklich
ſein möchte und froh? Mein Gott, ſie iſt doch jung! Und nun
ſprach ſie zu Marie Louiſe: Das biete ich Dir, Jugend, Heiter=
keit
, Frohſinn, Du brauchſt nur eins zu tun, den Zuſammenhang
mit dieſem Kriege abzuſtreifen, der Dich innerlich ja gar nichts
angeht. Du ſollſt Tennis ſpielen und ſpäzieren fahren und reiten,
eingeladen werden, mit jungen Menſchen zuſammen ſein, kanzen,
etwas Rechtes lernen. Dich in geſunder Umgebung entwickeln,
jung ſein, Marie Louiſe, jung ſein.
(Fortſetzung folgt.)
hart. Fleidungsſtücke vermeide man aufzuhängen, man legt ſie am
beſten üiber ein Frottiertuch zum Trocknen.
Werden die wollenen Gegenſtände auf dieſe Weiſe behandelt, ſo
darf man überzeugt ſein, daß ſie nicht einlaufen, ſondern nach der
Wäſche wieder ſo friſch und mollig werden wie urſprünglich. Sind
wi=Tich einmal Gegenſtände ſehr ſchmutzig geworden, ſo kann man zu
einem Viertelpfund Luxſeifenflocken bei 10 Liter Waſſer noch einen ge=
häuften
Eßlöffel Borax und 2 Eßlöffel voll Salmiakgeiſt hinzunehmen.
Dieſe Löſung darf aber die Temperatur von 40 Grad nicht überſchreiten.
In dieſer Lauge wird man alsdann durch gehöriges Drücken und Stau=
chen
die gewünſchte Reinigung alsbald erzielen.
Das Reinigen feiner Leinen und Baumwollgewebe geſchieht in
ähnlicher Weiſe mit Luxſeifenflocken, nur daß man in heißer Löſung
waſchen und auch in heißem, reinem Waſſer ſpülen muß. Dieſe Gegen=
ſtände
darf man im Sonnenſchein trocknen.
Feine Gewebe, wie Spitzen, Gardinen uſw., wäſcht man unter
Verwendung der Luxſeifenflocken wie feine Leinen und Baumwoll=
gewebe
. Man muß indeſſen derartige zarte Gewebe, ſofern ſie ſehr
ſchmutzig ſind, zuvor kräftig ausſchütteln, um ſie vom Staub zu be=
(1,5873

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[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt

13. Juli 1923 Nr. 194

Z

eisbta

* Bankenparade.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Großbanken nicht nur ein wirtſchaftliches, ſondern auch ein politiſches gewinn von 390 394 Mill., (i. V. 6889 Mill.) aus. Unkoſten erforderten
Ereignis. Denn in den Jahresberichten ſpiegelte ſich das gewaltige 165,493 Mill. (i. V. 3,714 Mill.), ſo daß ein Rohgewinn von 224,9 Mill.
Wachstum der deutſchen Wirtſchaft wider, für deſſen Entfultung die gegen 3.174 Mill. i. V. verbleibt. Für Abſchreibungen werden hiervon
Politik den Rahmen hätte ſchaffen ſollen oder müſſen. Aus den Jah=
resberichten
und Abſchlüſſen der Großbanken war mehr zu entnehmen
und abzuleſen als nur die Verteilung der Gewinnziffern. Die Groß= von 250 %o auf 16 Millionen Mk. Stammaktien (i. V. 25 % auf 5,6
banken waren nicht nur Verwalter von Bankkonten oder Kreditgeber,
ſie waren Anreger und Befruchter der Wirtſchaft, ohne deren Hilfe
können.

Seit dem Zuſammenbruch hat ſich das eine wie das andere vielfach
geändert. Schon rein äußerlich tritt das dadurch hervor, daß die Groß=
banken
immer mehr Zeit gebrauchen, um ihre Ueberſicht für das Ge= ner mit 797,678 Mill (i. V. 12,692 Mill.) Unter letzteren Poſten ſind
ſchäftsjahr aufzuſtellen. Diesmal iſt es ſogar Mitte Juli geworden, bis
die vier D.=Banken mit dem Geſchäftsbericht für 1922 herauskommen
entwertete Papiermark, nicht um wirtſchaftliche Gold= oder Sachwverte.
ausmachen, auf Goldmark zum Durchſchnittskurſe von 1922 umgerechnet,
ſo ſind das nicht einmal 55 Milliarden, eine Summe, die vor 1914 weit
überſchritten wurde. Auch der Reingewinn der vier D.=Banken für
1922 beträgt in Goldmark nur 16 Millionen, wozu erwähnt ſein mag,
daß die Deutſche Bank 1913 allein 25 Millionen Goldmark gebrauchte,
um ihre Dividende von 12,5 v. H. ausſchütten zu können. In dieſen
nüchternen Ausgleichszahlen drückt ſich ebenfalls der Zuſammenbruch Jahres angemeſſen. Das Kapital wurde im Laufe des Geſchäftsjahrs
der deutſchen Wirtſchaft aus. Wie wird das Ausland, wie wird ins=
beſondere
Frankreich die deutſche Bankparade aufnehmen? Auch iſt
ſicher damit zu rechnen, daß die Jahresberichte als Beweis für die
glänzende Entwicklung der deutſchen Wirtſchaft und auch damit für die
Zahlungsfähigkeit Deutſchlands dienen wird. Was in dieſer Hinſicht
an manchmal abſichtlichen Fälſchungen geleiſtet wird, das zeigen z. B.
die Ausführungen eines Prager Blattes, das deutſch geſchrieben und
gedruckt wird. Es verſuchte, die Zahlungsfähigkeit Deutſchlands nach
franzöſiſchen Muſtern damit zu beweiſen, daß das deutſche Volk jährlich
den Kohlenbaronen in den hohen Kohlenpreiſen einen Tribut von zwei
Milliarden Goldmark bezahle, alſo gerade ſo viel, als Deutſchland be=
haupte
, für Wiederherſtellungszwecke bar nicht bezahlen zu können. Der
Rechenfehler dieſes böhmiſchen Sachverſtändigen kommt zum Teil da=
her
, daß er die in den Kohlenpreiſen ſteckenden Steuern und Frachten
nicht abzieht, ſondern ſie zu den eigentlichen Gewinnen der Kohlen=
barone
ſchlägt. Dieſe Leute werden es wieder nach Pariſer Muſtern
fertig bringen, auf Grund der Großbankabſchlüſſe von einem reichen
Deutſchland zu fabeln. Die 16 Millionen Gewinne werden zu Gold=
millionen
umgefälſcht, obſchon auch dieſe 16 Millionen bei einem Dol=
larſtand
von 200 000 zur Auszahlung gelangen, in Wirklichkeit alſo nur
34 Millionen Goldmark darſtellen.
Rein volkswirtſchaftlich geſehen, ſind die Jahresberichte der Ban=
ken
auch ein Beweis dafür, welch eine Vergeudung von Arbeitskräften
der Währungsverfall zur Folge hat. Um die 20 Billionen Papiermark,
die kaum 20 Milliarden Goldmark nach dem Wertverhältnis von 1922
ausmachen, herumzuwälzen, mußte die Deutſche Bank rund 30 000 An=
geſtellte
beſchäftigen. Das iſt nicht nur eine tote Laſt für unſere Volks=
wirtſchaft
, das bedeutet vielmehr eine tödliche Gefahr für den Wieder=
aufbau
. Mit Sorgen ſehen die Großbankleiter dieſe Entwickelung, die
ſich darin ausdrückt, daß wie bei der Deutſchen Bank allein die Steuern
und Unkoſten faſt 76 vom Hundert des Rohgewinns verſchlingen. Was
die Hauptſache iſt: Alle Jahresberichte zeigen eine Verſchiebung der
Banktätigkeit von der volkswirtſchaftlichen und finanzpolitiſchen Seite
nach dem Vermittelungsgeſchäft, wie das durch die Flucht vor der Mark
und dem reinen Börſenſpiel bedingt iſt. Was in der Macht und in den
um wenigſtens die Großbanken und ihre Neſerven nicht in den Strudel
hineinziehen zu laſſen. Die Vermögensverwüſtung, die der Währungs=
verfall
verurſacht hat, dürfte zu einer unermeßlichen Gefahr für die Bochum berufen; als Prokuriſten zeichnen die Kaufleute Herren Otto
Zukunft werden, wenn nicht die Leiter der Großbanken von dem Be=
ſtand
zu retten und zu erhalten ſuchen, was noch zu erhalten iſt.

Handel und Wandel in Heſſen.

Odenwälder Hartſtein=Induſtrie A G. 12 Mil=
lionen
Mk. neuer Stammaktien, Nr. 21013300, ſind an der Berliner
Börſe neu zugelaſſen worden. Das neue Geſchäftsjahr hat nach Mit=
teilung
der Verwaltung bisher den Erwartungen entſprochen. Unter
allen durch die jetzigen Verhältniſſe bedingten Vorbehalten darf weiter=
hin
auf ein befriedigendes Ergebnis gerechnet werden. Nach der Bilanz
per 31. Dezember 1922 ſtanden Gelände, Gebäude, Maſchinen und Ge=
werksanlagen
nach Abſchreibung in Höhe von 3 279 388 Mk. mit 41 Mk.
zu Buch. Wertpapiere waren mit 569 779 Mk. ausgewieſen, darunter
399 757 Mk. mündelſichere und 164 550 Mk. in Induſtriepapieren der
Steinbruchinduſtrie, und zwar 91 000 Mk. Odenwälder Hartſteininduſtrie=
Aktien und 40000 Mk. Montania=Aktien zu Einſtandspreiſen. Vorräte
aller Art: Warenvorräte 5 712 951 Mk., und Betriebsmaterial 13020 949
Mk. erſcheinen insgeſamt mit 18 733900 Mk.; Außenſtände einſchließl.
30 Millionen Mk. Bankguthaben beliefen ſich auf 129 949 941 Mk., Kaſſe
auf 266 693 Mk. und Wechſel auf 4 086 960 Mk. Bei einem Aktien=
kapital
von 3,300 Mill. Mk. Stamm= und 200 000 Mk. Vorzugsaktien
ſtellt ſich die geſetzliche Reſerve auf 1004 688 Mk. Schulden beliefen
ſich einſchließlich Steuerrücklage von 16 655 053 Mk. auf 117 936 207 Mk.,
Rücklagen für Werkerhaltung auf 100 000 Mk., Beamten= und Arbeiter=
Unterſtützung auf 100 000 Mk. Der erzielte Reingewinn betrug bei
einem wie oben erwähnten Aktienkapital von 3,5 Millionen 30 431 564
Mk., aus dem 200 % auf Stammaktien und 6 % auf Vorzugsaktien zur

Verteilung gelangten.
* Konſervenfabrik Johann Braun A. 6. Pfed=
dersheim
. Nach reichlichen Abſchreibungen und Rückſtellungen be=
antragt
die Verwaltung aus einem Reingewinn von 153,48 Mill. Mk.
(i. V. 4,79 Mill. Mk.) 150 % Dividende (i. V. 24 J). 10 Millionen
follen für ſoziale Zwecke Verwendung finden und 3,84 Millionen Mk.
auf neue Rechnung vorgetragen werden. Laut Bericht hat ſich der Um=
ſatz
nach Menge und Wert bedeutend erweitert. G.=V. 16. Juli.

Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Portland=Zementwerk Heidelberg=Mannheim=
Stuttgart. Durch das Frankfurter Bankhaus Baß u. Herz wird
die Zulaſſung von 34 Mill. Mk. neuer Stammaktien zum Handel und
zur Notierung an der Frankfurter Börſe beantragt.
h. Badiſche Film=A.=G., Heidelberg. Zu dem Bericht
über die ordentliche Generalverſammlung iſt noch nachzutragen, daß
die vorgelegte Bilanz genehmigt wurde. Es bildete ſich aber unter etwa
10000 vertretenen Stimmen eine Gegenpartei mit etwa 900 Stimmen,
die verſchiedentlich Proteſt einlegte. Durch einen Irrtum bei der Ab=
ſtimmung
ſtimmte die Majorität, die dem Vorſtand Entlaſtung erteilen
wollte, gegen die Entlaſtung, deshalb konnte auch dem Aufſichtsrat die
Entlaſtung nicht erteilt werden und es mußte daher dieſer Antrag
zurückgezogen werden. Es wurde deshalb ein Antrag auf Vertagung der
Generalberſammlung angenommen. Dieſe wird ſofort nieder einberu=
fen
werden. Dann werden die noch auf der Tagesordnung ſtehenden
Punkte zur Erledigung kommen. Die beantragte Kapitalserhöhung
wurde vorerſt um 10 Mill. Mk. einſtimmig beſchloſſen, vovon 7 Mil=
lionen
Mark von der Verwaltung zum Mindeſtkurs von 300 Prozent
in Gemeinſchaft mit einem Bankkonſortium ausgegeben werden ſollen.
* Hoffmanns Stärkefabrik A. G. Ein Teilbetrag in
Höhe von 10,25 Mill. der neuen in Höhe von nom. 20 Mill. zur Aus=
gabe
gelangenden Stammaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Jan.
1923 wird den alten Aktionären derart zum Bezuge angeboten, daß
auf nom. 4000 Mk. alte nom. 1000 Mk. junge zu 3500 % zuzüglich Bör=
ſenumſatzſteuer
bezogen werden können. Das Bezugsrecht iſt bis zum
24. Juli inkl. auszuüben.

* Holzverkohlungs=Induſtrie, Konſtanz. Die C.=V.
genehmigte die Verteilung einer Dividende von 300 %. Die ſtatuten=
gemäß
ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder wurden wiedergewählt
und Herr Direktor Ludwdig Deutſch=Frankfurt a. M. neu gewählt.
* Maſchinenbau A. G. vorm. Beck u. Hentel, Kaſſel.
Vor dem Kriege war die Veriffentlichung der Jahresberichte der Die Geſelſchaft weiſt für das abgelaufene Geſchäftsjahr einen Brutto=
60,825 Mill. verwandt und aus einem danach verbleibenden Reingewinn
in Höhe von 164,235 Mill. (i. V. 2,427 Mill.) gelangt eine Dividende
Mill. Mk. Stammaktien) und 6 % auf die mit 25 % eingezahlten Vor=
zugsaktien
von nom. 200 000 Mk. zur Verteilung. Die Aufſichtsrats=
Tantiemen betragen 15,495 Mill., dem Unterſtützungsfonds in Kaſſel=
manches
Groß=Unternehmen nicht hätte gegründet und betrieben werden Bredlar werden 15 Mill. zugeführt, 90 Mill. für Werkerhaltung zurück=
geſtellt
und der Reſt von 3,726 Mill. auf neue Rechnung vorgetragen.
Die Bilanz zeigt Vorräte von 123,497 Mill. (i. V. 4,399 Mill.), Schatz=
wechſel
mit 268,325 Mill., Kundenwechſel mit 101,243 Mill. und Schuld=
Bankguthaben in Höhe von 39,773 (i. V. 5,877) Mill. enthalten. Auf
der paſſiven Seite der Bilanz ſind Gläubiger von 10,528 Mill. i. V.
auf 899,113 Mill. geſtiegen, worunter Anzahlungen auf Aufträge in
kennten. Was dieſe Berichte zeigen, iſt in keiner Hinſicht erfreulich. Höhe von 536,051 Mill. (i. V. 4,630 Mill.) enthalten ſind. Außerdem
Die Umſätze betragen zwar Billionen, aber dabei handelt es ſich um werden Akzepte mit 179,344 Mill. (i. V. 0) ausgewieſen. Die geſetz=
liche
Rücklage hat ſich durch das Agio der Kapitalserhöhung von 0,441
Werden die Umſätze für 1922, die für die vier D.=Banken 55 Billionen Mill. auf 35,270 Mill. erhöht. Das Aktienkapital beſteht augenblicklich
aus 16 Millionen Mk. Stamm= und 1 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Wie
der Bericht erwähnt, ſind für das neue Geſchäftsjahr inzwiſchen nicht
unbedeutende Aufträge hinzugekommen, die auf Monate hinaus Be=
ſchäftigung
gewährleiſten.
h. Eiſenwerk Kaiſerslautern. Durch Materialmangel
war die reſtloſe Auswertung der Betriebe unmöglich. Die Nachfrage
nach Erzeugniſſen war ſehr rege, der Auftragsbeſtand am Schluſſe des
zweimal um 12 und 34,2 auf 58,2 Mill. M. Stammaktien und um 12
auf 1,8 Mill. Mk. Vorzugsaktien erhöht. Der Bruttogewinn beträgt
531 643 9283, die Unkoſten 286 391 629, der Reingewinn 73 296 111 Mk.,
woraus 150 (25) % Dividende auf die Stamm= und 7. % auf die Vor=
zugsaktien
verteilt werden. Für Werkerhaltung wurden 28 Mill. Mk.
beſtimmt. Auf zweifelhafte Forderungen wurden 20 Mill. Mk. ab=
geſchrieben
, für Reparaturen und Erſatz 80 688 950 Mk. aufgewendet und
71 365 493 Mk. abgeſchrieben. In der Bilanz ſtehen Kaſſe mit 43,71.
Vorräte mit 70,40, Debitoren mit 735,914, Kreditoren mit 437,747 Mill.
Mark zu Buch.
Fafnir=Werke. A. G. Aachener Stahlwaren=
Fabrik, Aachen. Die Geſellſchaft beruft auf den 10. Auguſt. a. o.
G.=V., die über Kapitalserhöhung um 16 auf 41 Mill. beſchließen ſoll.
Ferner ſoll das Stimmrecht der beſtehenden 1 Mill, Vorzugsaktien vom
lofacher aufs 20fache vermehrt werden.
* Thüring. Elektr. Lieferungs=Geſ. A. G., Gotha.
Die Geſellſchaft beabſichtigt, die Aktien, die zur Zeit nur in Frankfurt
notiert werden, auch in Berlin einzuführen.
* Vereinigte Schmiergel= und Maſchinenfabrik
A. G., vorm. S. Oppenheim u. Co. und Schleſinger u.
Co. Die Geſellſchaft derteilte aus einem Reingewinn von 1 295 720 319
Mark 6 % Dibidende auf Vorzugsaktien urd 1. % Dibidende in Gold
auf Stammaktien, umgerechnet mit 5000 Mk. für je 1 Goldmark. De=
Abſchluß per 31. Dezember 22 weiſt folgende Zahlen auf: Fabrikein=
richtungen
ſtehen mit 6 Mk. zu Buch, Kaſſe, Bankguthaben. Wertpapiere
und Schuldner ſind in einer Summe mit 1967 289 160 Mk., Lagerbe= folgt zuſammen: Dr. Georgi, Generaldirektor der Stuttgarter Ver=
14 Millionen und Vorzugsaktien in Höhe von 1 Million Mk. erſcheinen
die Rücklagen mit 891 850 000 Mk., eine Beamten= und Arbeiterunter=
zu
fordern. Auf neue Nechnung werden 9201 326 Mk. vorgetragen.
Neugründungen.
* Zieh= und Walzwerk Hohenlimburg. A. G. in
Hannover. Unter dieſer Firma iſt mit dem Sitz in Hannover eine
Aktien=Geſellſchaft gegründet, welche die Herſtellung von blankem Eiſen
und Stahl, ſowie kaltgewalztem Bandeiſen und Bandſtahl betreibt.
Dem Aufſichtsrat gehören an: Wihelm Raskop zu Bochum=Hannover. Aufſichtsrat ſchlägt der am 28. Juli ſtattfindenden ordentlichen G.=V.
Grenzen des Einfluſſes der Großbankleiter ſteht, das haben ſie getan, als Vorſitzender, Kommerzienrat Ingenieur Wilhelm Brügmann zu aus einem Reingewinn von 351 911 418 Mk. die Ausſchüittung einer
Kaſſel als ſtellvertretender Vorſitzender, Bankdirektor Wilhelm Herbeu= Dividende von 1 Goldmark auf die Stammaktien vor,
holz zu Bochum. In den Vorſtand ſind die Herren Fabrikdirektor Albert
Schulte=Marmeling zu Hoßenlimburg und Direktor Wilhelm Koch zu
Kann zu Röhlinghauſen, Heinrich Wieſchenberg zu Bochum, Syndikus
tigter Herr Wilhelm Martin zu Hohenlimburg.
Banken.
* Deutſche Bank. Reingewinn 5,96 Milliarden 300 % Prozent erhöht worden.
Dividende 1,5 Milliarden Aktienkapital 55 Milliarden Reſerven.
Die Bilanz per 31. Dezember 1922 weiſt Wechſel= und Zinserträgniſſe
in Höhe von 12,2 Milliarden gegen 694,59 Millionen i. V., Proviſions=
ſtigen
Gewinne aus Wertvapieren, Konſortialgeſchäften, dauernden Be=
teiligungen
, Sorten uſp. mit 3,09 Milliarden gegen 13455 Millionen Erhöhung der Löhne und Kohlenpreiſe. Da bei dieſen weſentlichen
i. V. aus. Es ergibt ſich insgeſamt ein Bruttogewinn von 23,68 Mil= Faktoren der Selbſtkoſten der Kaliinduſtrie leider mit einer weiteren
liarden gegen 1,16 Milliarden i. V. Andererſeits erforderten die Hand= Steigerung gerechnet werden muß, dürſte auch die jetzt erfolgte Preis=
lungsunkoſten
13,97 Milliarden gegen 744,97 Millionen i. V., Steuern erhöhung ſchon in abſehbarereZeit von einer weiteren abgelöſt werden.
und Abgaben 2,4 Milliarden gegen 73,82 Millionen i. V. Für Wohl=
fahrtsausgaben
wurden 391,79 Millionen gegen 22,39 Millionen i. V.
verwandt, zu Abſchreibungen auf Einrichtungen und Bankgebäude
965,14 Millionen gegen 38,69 Millionen i. V. Kreditoren ſind insgeſamt
auf 607,14 Milliarden gegen 38,73 Milliarden i. V. geſtiegen, und zwar
entfallen 277,11 Milliarden (i. V. 25,92 Milliarden) auf Depoſitengelder,
12.71 Milliarden (i. V. 399,38 Millionen) auf von Kunden bei Dritten
benutzte Kredite, 317,32 (i. V. 123) Milliarden auf ſonſtige Gläubiger, ausſichten in Deutſchland verſchaffen ſich auf die Preislage doch allmäh=
Die Akzepte betragen 1,4 Milliarden gegen 218,55 Millionen i. V., Bürg= lich Geltung und veranlaſſen langſam ſelbſt hartnäckige Beſitzer von
ſchaften 42,21 Milliarden gegen 1,69 Milliarden i. V. In den Bürg=
etwa
um ein Viertel geringer ſind als Ende 1921. Wertpapierbeſtüände Beſtensverkäufe handelte. Auch die Geldknappheit macht die Waren=
weiſen
in der Bilanz per 31. Dezember 1922 eine verhältuismaßig geringe beſitzer, und zwar ebenſo Händler wie Genoſſenſchaften, zum Verkauf
Steigerung auf. Insgeſamt ſind ſie mit 435,67 Millionen gegen 15769 geneigt. Von Auslandsgetreide wurden hier bereits einzelne Poſten
Millionen i. V. bewertet. Gs entfallen hiervon auf Reichs= und Bun= unter dem Inlandspreis verkauft und damit der dringende Bedarf
desſtaatenanleihen 44,31 Millionen, auf ſonſtige reiclsbankfähige Wert= befriedigt.
papiere 841 Millionen, auf ſonſtige börſengängige Vertpaviere B0 79
Millionen und auf nicht notierte Wertpapiere 126,16 Millionen. Die
Debitoren erſcheinen mit 12159 Milliarden; das ausgewieſene eigene
Vermögen der Bank deckte alſo Ende 1922 zirka 5 N der Debitoren. Auslande, beſonders aus Neu=York, etwas höher gemeldet wurde, war
Im einzelnen entfallen auf gedeckte Debitoren 62,86 Milliarden, auf es der Reichsbank heute leichter möglich, die Deviſenkurſe bei ungefähr
ungedeckte 58,74 Millionen. Die Vorſchüſſe auf Waren und Warenver= gleichen Zuteilungen auf dem geſtrigen Stande zu halten. Dasſelbe
ſchiffung ſtellen ſich auf 2525 Milliarden gegen 109 Milliarden i. V. gilt auch mit nur geringen Abweichungen vom Banknotenmarkt. In
die Konſortial=Beteiligungen auf 538,75 Millionen gegen 59 55 : V., die d
i. V., Barbeſtand und Guthaben bei Abrechnungsbanken auf 33,32 Mil= man an ein Anhalten der Feſtigkeit.
liarder gegen 1,48 Milliarden i. V., Guthaben bei Banken und Bankiers
auf 279,1 gegen 3,86 Milliarden i. V. Wechſel und Schatzanweiſungen
auf 156,84 Milliarden gegen 2424 Milliarden i. V., Reports und Lom=
bards
auf 124 Milliarden gegen 301,79 Millionen i. V. Von den Wech=
ſeln
und Schatzanweiſungen entfällt ein Drittel auf Schatzwechſel. Die
enorme Steigerung der Bankguthaben (der neunzigfache Betrag) hängt. Amſterdam=Notterdam ... .
offenbar mit dem in dieſer Poſition enthaltenen ausländiſchen Guthaben BrüſſelAntwerpen .........
(Deviſenbeſtänden) zuſammen. Die Geſamtumſätze der Deutſchen Bank Chriſtiania. ...,. s=
betrugen
1938 Billionen gegen 2,13 Billionen i. V. Die Dividende geht Stockholm znzirirrzrrrrrr
mit 300 % (gegen 24 % i. V.), gegen die Ausſchüttung der übrigen Helſingfors uuuaunngrerers
Großbanken etwas hinaus. Da ein verdoppeltes Aktienkapital zu ver= Italien. zzz zaznaaaa=
zinſen
iſt, erfordert die Dividendenausſchüttung 2,4 Milliarden gegen London..........n=
96 Millionen i. V., d. h. 40 %o des Reingewinns, der ſich inkl. eines New=York u.zaanaaasaaann=
Vortrags von 14,421 Millionen auf 5.96 Milliarden gegen 2991 Mil= Paris. .
lionen i. V. ſtellt. Von dem Reſt des Reingewinns werden 3 Milliarden Sponien zuruun=
(i. V. 100 Millionen) der freien Rücklage überwieſen. Durch die bei der Wien in Deutſch=Oſterr, abg.).
Kapitalserböhung vom März d. J. von 800 auf 1500 Millionen erfolg= Prag ...... Agio=Zuweiſungen, ſind dieſe um mehr als 50 Milliarden ange= Budapeſt. .z, zzaauzraa=
wachſen
, ſo daß ſie ſich bei einem Aktienkapital von 15 Milliarden auf Buenos=Aires. ...n........
über 55 Milliarden belaufen. Ferner werden aus dem Neingelvinn 300 Bulgarien......=
Millionen dem Dr. v. Siemens=Fonds überwieſen, 178 94 Millionen für Rio de Faneiro zuuzzuungnss=
die
Aufſichtsrats=Tantiemen verwendet und 85,9 Millionen auf neue Belgrad...aazanr=
Rechnung vorgetragen.

* Deutſche Vereinsbank, Frankfurt a. M. 100 Mill.
Mk. der neu zur Ausgabe gelangenen 200 Mill. Mk. ab 1. Jan. 1923
dibidendenberechtigter Stammaktien werden den alten Stammaktionä=
ren
derart zum Bezuge angeboten, daß auf nom. 2000 Mk. alte nom.
1000 Mk. junge Aktien zu 1500 % bezogen werden können. Das Be=
zugsrecht
iſt bis 23. Juli inkl. auszuüben.
* Mitteldeutſche Kreditbank. Ein Teilbetrag in Höhe
von 370 Mill., der neu zur Ausgabe gelangenden nom. 600 Millionen
Mk. Stammaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Jau= 23 werden
den alten Aktionären derart zum Bezuge angeboten, daß auf nom.
1000 Mk. alte nom. 1000 Mk. junge zu 15000 %o zuzüglich Börſenum=
ſatzſteuer
und Bezugsrechts=Pauſchale bezogen werden können. Das
Bezugsrecht iſt bis 24. Juli einſchließlich auszuüben.
* Braunſchweig. Bank= und Kredit=Anſtalt. Kapi=
talsverdoppelung
auf 400 Mill. Ein Teilbetrag in Höhe von 100 Mill.
ſoll den Aktionären zum Bezuge angeboten werden, 50 Mill. im In=
tereſſe
der Geſellſchaft verwertet werden und die reſtlichen 50 Mill. mit
25. % Einzahlung als Schutzaktien dienen.
* Wiener Bankverein. Wien. Die Bank wird ihr Aktien=
kapital
von 15 auf 21 Milliarden Kronen erhöhen, wobei in erſter Linie
die Emiſſion der Aktien im Auslande zu dauernder Intereſſennahme
ausländiſcher Bankgruppen in Ausſicht genommen iſt.
h. Getreide= und Futtermittelbank, K. a. A., Bre=
men
. In der am 30. Juni d. Js. im Kaiſerhof in Berlin ſtattgehab=
ten
Aufſichtsratsſitzung wurde über die Tätigkeit der Geſellſchaft im
abgelaufenen erſten Geſchäftshalbjahr Bericht erſtattet. Die vorgeleg=
ten
Ziffern zeigen, daß das Unternehmen ſich recht gut eingeführt hat,
und der bisher erzielte Gewinn iſt auch in Anbetracht der eingetre=
tenen
Geldentwertung und der damit verbundenen höheren Sätze als
günſtig zu bezeichnen. Obwohl erſt in der Generalverſammlung am
24. März das Kapital der Bank auf nom. 300 Millionen Mk. erhöht
worden iſt, ſieht ſie ſich gezwungen, eine weitere bedeutende Kapitals=
erhöhung
vorzunehmen, um den Anſprüchen ihrer Kundſchaft gerecht
zu werden. Von den in Ausſicht genommenen Filialen werden die
in Hamburg und Hannover, wo bereits Bureaus vorhanden ſind, in
Kurzem, die in Breslau noch im Laufe des September, ihren Betrieb
aufnehmen. Beabſichtigt iſt eine Erhöhung des Kapitals um 700 Mil=
lionen
Mk. auf nom. 1 Milliarde Mk. Einer einzuberufenden G.=V.
ſoll vorgeſchlagen werden, daß 200 Millionen Mk. neue Aktien den
Aktionären zum Kurſe von 750 % dergeſtalt angeboten werden, daß
auf je 3 alte Aktien 2 neue entfallen. In der gleichen Sitzung wurde
Herr Karl Staffeldt zum Abteilungsdirektor und der bisherige Bevoll=
mächtigte
, Herr Reinhard Lefers, zum Prokuriſten der Geſellſchaft er=
nannt
.

h. Stuttgart=Berliner Verſicherungs=A.=G.,
Stuttgart. Die Generalverſammlung der (neuen) Stuttgart= Ber=
liner
=Verſicherungs=Aktiengeſellſchaft genehmigte den Abſchluß für das
erſte Geſchaftsjahr 1992 und die Verwendung des Neingewinns von
rund 48 Millionen Mark, wie ſie von der Verwaltung beantragt war.
Die Aktionäre erhalten 100 Prozent Dividende, gleich 500 Mart auf jede
Aktie, und weitere 100 Prozent auf Kapitalseinzahlungskonto gutge=
ſchrieben
, ſo daß die Aktien nunmehr mit 50 Prozent einbezahlt ſind.
Ferner wurde die Erhöhung des Aktienkapitals um 60 auf 100 Millio=
nen
Mark durch Ausgabe von 5000 Aktien über 2000 Mark und von
5000 Aktien über 10 000 Mark mit je 50 Prozent Einzahlung beſchloſſen.
Die bisherigen Aktionäre haben ein Bezugsrecht auf die neuen Aktien
im Verhältnis von 2:1 zum Kurſe von 550 Prozent. Außerdem wurde
u. a. die Aufnahme des Aufruhrverſicherungsgeſchäfts und verſchiedene
Satzungsänderungen genehmigt. Der Aufſichtsrat ſetzt ſich nun wie
ſtände mit 570 783 827 Mk. ausgewieſen. Bei einem Aktienkapital von ſicherungsvereine, Vorſitzender; Fabrikant Kübel, ſtellvertr. Vorſitzender;
Geh. Kommerzienrat Fiſcher, Direktor der Württemb. Vereinsbank;
Kommerzienrat Hartenſtein, Direktor der Württemberg. Bankanſtalt;
ſtützungskaſſe mit 50 Millionen Mk. Gläubiger hatten 1 221 961 667 M. Kommerzienrat Kauffmann, Vorſitzender der Handelskammer Stuttgart;
Generaldirektor Kilpper. Deutſche Verlagsanſtalt Stuttgart=Berlin: G= Dr. h. e. v. Moſthaf, Staatsrat a. D., Dr. v. Mülberger, Ober=
bürgermeiſter
von Eßlingen; Dr. v. Stauß, Direktor der Deutſchen Bank
in Berlin, Direktor Würz von den Stuttgarter Verſicherungsvereinen.
Dividendenvorſchläge.
h. Joſeph Vögele A. G., Mannheim=Neckarau. Der
Preisaufſchlage.
Preiserhöhungen für Hacken und Hämmer. Nach
Dr. jur. et rer, pol. Hans Harke zu Hannover; als Handelsbevollmäch= Mitteilung des Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebundes Elberfeld rech=
net
der Hämmer=Verband G.m.b.H., Hagen i. W. ab 7. Juli mit dem
Multiplikator 10 000. Der Hacken=Verband G.m.b. H., Hagen i. W.,
ſetzte mit Wirkung vom 7. Juli einen Grundpreis von 26000 Mk. das
Kilo hei bisherigen Bedingungen feſt. Die Uederpreie ſind um etwa 20
*=d= Erhöhung der Kalipreiſe. Die Sechſerkommiſſion
des Reichskalirats beſchloß in ihrer letzten Sitzung einſtimmig, alſo
auch mit Zuſtimmung der Vertreter der Landwirtſchaft eine Preis=
Einnahmen mit 3,39 Milliarden gegen 329,9 Millionen i. V., die ſon= erhöhung von 45 % mit Wirkung ab 11. Juli. Dieſe Preiserhöhung
iſt eine notwendige Folge der mit Wirkung vom 9. d. M. erfolgten
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenmarkt. Die von Amerika ge=
meldeten
höheren Markkurſe und die flaue Lage der dortigen Getreide=
märkte
haben die erſte Anregung zu einer weſentlichen Tendenzabſchwä=
chung
des Berliner Getreidemarktes gegeben. Die glänzenden Ernte=
Ware, zu verkaufen. Aus alledem erklärt ſich, daß heute ein weſentlich
ſchaften ſind auch die ausländiſchen Bürgſchaftskredite enthalten, die ſtärkeres Angebot am Markte war, wobei es ſich zum Teil auch um
Börſen.
wb. Berliner Deviſenmarkt. Da die Mark aus dem
der Beurteilung der vorausſichtlichen Geſtaltung der Tendenz am
dauernden Beteiligungen auf 491.75 Millionen gegen 159,85 Millionen Effektenmarkt gingen die Meinungen auseinander. Ueberwiegend glaubt

Oeviſenmarkt.

T.5
Geld. ie
Brief Di f
Geld 7281750 R18450 72217.50 1312,50 9326.50 9373,50 332650 9373.50 30534. 30476. 30524. 30476. Kopenhagen ............... 32514.50 323150 33817.50 32182.50 42476. 49724. 49476. 49794. 5164. 5188. 5162. 5188. 8039.50 808050 803950 8080.50 857850. 88050Do 857850. 800150 18233 17469 18633 187468. ... 111)2 11188 1133. 11188.
Schweiz............. 1850 32681.50 32518.50 32381.50 269,250 27067 50 26931.50 27037 50 266.33 267.60 266.33 307.87 .. 5665 50 5694.30 5665.50 5694 50 21.44 21.56 2144 2156 64338.50 g478150 6343350 ez761.50 ....... 1675. 1885. 1675 50 1634.50 Japan ...... ......aaaasas 90977 91024 90772.,50 91227.50 19451. 19349. 19410 19539. 175h. 1265. 1955. 1905. Liſſabonn. . ..... .7. 7 Aic4 80955. 803450 Au5.50

Darmstadt
FRIEDRCH ZAUM
Bankgeschäft
1 Luisenplatz 1
Fernsprecher 1308, 1309
Aktien / Renten / Delisen / Sorten