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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verfehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 177
186. Jahrgang
Freitag, den 29. Juni 1923
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von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Rheinlands Not. — Rheinlands Kampf. — Rheinlands Zukunft.
Der Reichskanzler auf dem rheiniſchen Provinziallandtag. — Für Deutſchland gibt es keine Rheinfrage.
Beſonnen — einig und feſt.
Das Programm des Kanzlers.
Beſonnen — einig und feſt — das ift das
Pro=
gramm, das der Kanzler für unſere Haltung in den nächſten
Monaten proklamiert hat. Beſonnenheit verlangt er von
den eigentlichen Objekten der franzöſiſchen Ruhrpolitik, von den
unglücklichen Bewohnern, die morgens, wenn ſie ihr Haus
ver=
laſſen, nicht wiſſen, wie ſie es wiederfinden, weil ſie inzwiſchen
das Opfer franzöſiſcher Brutalität geworden ſein könnten.
Be=
ſonnenheit verlangt er auch vom übrigen Teil Deutſchlands,
da=
mit es ſich nicht durch die wirtſchaftlichen Nöte oder durch
inner=
lichen Parteihader die Köpfe heiß machen laſſe. Die
Einig=
keit, wie ſie am Rhein und an der Ruhr alle Parteigegenſätze
in der Stunde der Not längſt überbrückt hat, ſtellt er als
leuch=
tendes Vorbild dem Hinterlande dar. Er gibt auch ſelbſt ein
großes Beiſpiel dafür nach einigen anerkennenden Worten für
die letzte Rede des preußiſchen Miniſters Severing, der ihm
doch, als der Kanzler ſeinerzeit in München war, mit ſeinem
überſtürzten Vorgehen gegen die Deutſchvölkiſchen böſe in ſeine
Politik hineingefahren iſt. Auch über die unglaubliche Extratour
des ſächſiſchen Miniſterpräſidenten gleitet Herr Dr. Cuno mit
einer Handbewegung hinweg. „Die Sondermeinungen werden
zum Ausgleich gebracht.” Herr Zeigner hat den Kanzler noch
nicht ſprechen können, weil er ſich vorher ſeinem Landtag ſtellen.
mußte. Aus den Zeilen der Kanzlerrede war doch
herauszu=
leſen, daß die Reichsregierung ſich ſolche Seitenſprünge nicht
noch einmal gefallen laſſen wird. Denn die notwendige Einigkeit
iſt nicht aufrecht zu erhalten, wenn von der Regierung eines der
größten Bundesſtaaten die Richtlinien der allgemeinen Politik
verlaſſen werden. Und feſt ſollen wir ſein, feſt in unſerem
Widerſtand gegen die franzöſiſche Gewalt, feſt auch in dem
Be=
kenntnis, daß die Rheinlande und ihre Zugehörigkeit zu
Preu=
ßen=Deutſchland unangefochten bleiben müſſen. Daß auch keine
irgendwie verſchleierte Annexion — darunter rechnet der
Kanz=
ler ausdrücklich die internationale Gendarmerie — für uns
über=
haupt nicht diskutabel iſt, das verſteht ſich von ſelbſt. Werden
ihm dieſe Vorausſetzungen erfüllt, dann ſieht der Kanzler mit
einiger Zuverſicht der weiteren Entwicklung entgegen. Er dankte
dem Papſt für ſein Eingreifen. Er deutete auch an, daß die
eng=
liſche Politik in der Richtung arbeite, endlich einmal vor aller
Welt feſtzuſtellen, was Frankreich wolle, ob es Reparationen
oder Annexionen erſtrebe. Der Kanzler ſchätzt, wenn wir ihn
richtig verſtehen, die allgemeine Lage der auswärtigen Politik
ſo ein, daß ein guter Ausgang zu erwarten ſteht,
wenn alle Kreiſe des Volkes einig ſind und feſt und beſonnen
hinter der Reichsregierung zuſammenſtehen. Wir wollen hoffen,
daß dieſe Mahnungen auf wirtſchaftlichem und politiſchem
Ge=
biete nicht ungehört verhallen.
Der Reichskanzler hat unmittelbar, nachdem er von
Königs=
berg zurückgekehrt iſt, eine neue Fahrt nach dem Weſten
unter=
nommen und dort in Elberfeld auf der Tagung des Rheiniſchen
Provinziallandtages eine Rede gehalten, eine gute Rede. Man
hatte in den letzten Monaten mehr als einmal das Gefühl, als
ob Dr. Cuno unter der Laſt der Arbeiten zuſammenbrechen
wollte und die Liebe zu ſeiner Aufgabe zu verlieren begönne.
Die impulſive Aktivität, die kennzeichnend war für die erſten
Wochen ſeiner Amtsführung, verſchwand. An ihre Stelle trat
ein müdes Geſchehenlaſſen, das faſt wie Fatalismus ausſah,
das jedenfalls die kräftige Zügelführung vermiſſen ließ, ohne
die ein günſtiger Ausgang der vom Kanzler eingeleiteten Politik
nicht zu erwarten iſt.
Dieſe Zeit der Depreſſion ſcheint jetzt überwunden zu ſein.
Man merkt wenigſtens beim Kanzler ſelbſt die Rückkehr der
Energie, und wenn das im Auswärtigen Amt, vornehmlich an
den Stellen, die mit der Propaganda zu tun haben, noch nicht in
Erſcheinung getreten iſt, ſo iſt zu hoffen, daß die Tatkraft Dr.
Cunos auch dahin abfärbt. Die Königsberger Rede hat nicht
ganz die erhoffte Wirkung gehabt. Allerdings war Dr. Cuno
nicht ſelbſt ſchuld daran. Seine Mitarbeiter, die ihm nachträglich
am Manuſkript herumkorrigierten, hatten einen entſcheidenden
Teil herausgeſtrichen, nämlich den, worin das deutſche
Memoran=
dum nur als Ergänzung und Fortſetzung der erſten deutſchen
Note bezeichnet worden war. Dieſer Widerſpruch konnte natürlich
nicht verborgen bleiben und hat zu allerlei mißgünſtigen
Kom=
mentaren geführt, die nach der Elberfelder Rede ausgetauſcht
worden ſind.
Der Kanzler vor den Wirtſchaftsvertretern.
TU. Elberfeld 28. Juni. Der Kundgebung der
ge=
wählten parlamentariſchen Vertreter der Rheinprovinz in
Bar=
men folgte heute nachmittag eine nicht minder bedeutſame und
eindrucksvolle Kundgebung der Männer der
Wirt=
ſchaft. Anlaß dazu bot die Mitgliederverſammlung des Eiſen=
und Stahlpareninduſtriebundes. Der Vorſitzende, Oslar
Funcke, konnte eine ſtattliche Zahl von Ehrengäſten begrüßen,
neben dem Reichskanzler u. a. den Reichswirtſchaftsminiſter Dr.
Becker, einen Vertreter des Auswärtigen Amtes, die Vertreter
zahlreicher Handelskammern und induſtrieller Verbände. In
ſeinen Begrüßungsworten wies der Vorſitzende darauf hin, daß
der Eiſen= und Stahlwareninduſtriebund zum zweitenmal ſeit
Beginn der Ruhrbeſetzung eine Hauptverſammlung einberufen
habe, und beſprach kurz die ſchweren Kämpfe im Ruhrgebiet.
Danach nahm der Reichskanzler das Wort. Er dankte zunächſt
dem Vorſitzenden und führte dann aus, er wiſſe, daß die
Wiut=
ſchaft bereit ſei, im Abwehrkampf zuſammenzuſtehen mit der
Reichsregierung. Dieſer Abwehrwille finde bei der
Reichsregie=
rung lebhaften Widerhall. Sie ſei bereit, alles zu tun, um die
Lage der ſchwerbetroffenen Eiſen= und Stahlwareninduſtrie zu
lindern. Hilfe an der Wirtſchaft ſei Hilfe am Volk.
Wenn das deutſche Volk in Ruhe und Frieden leben könne, ſo
werde der Aufbau der deutſchen Wirtſchaft wieder raſch vor ſich
gehen. Rheinland und Ruhr müſſen deutſch
blei=
ben. Sie ſeien Deutſchland um keinen Preis
feil. Auch die Wirtſchaft müſſe feſt bleiben und wieder frei
werden. Zu dieſem Ende werden wir kommen, wenn wir
Schul=
ter an Schulter die Laſten des Tages gemeinſam tragen und
einig bleiben. — Die ſtattliche Verſammlung nahm die Anſprahe
mit lebhaftem Beifall auf.
Rheiniſcher Provinziallandtag.
Barmen, 28. Juni. (Wolff.) Rheinlands Not,
Rheinlands Kampf, Rheinlands Zukunft —
das war die Loſung der heutigen Schlußſitzung des
rheini=
ſchen Provinziallandtags, die durch die Gegenwart
des Reichskanzlers Dr. Cunv beſondere politiſche
Be=
deutung gewann. 129 Abgeordnete, von dieſen insgeſamt
109 Vertreter der Rheinprovinz, waren anweſend, als gegen
1034 Uhr der Reichskanzler in Begleitung des
Reichswirt=
ſchaftsminiſters Dr. Becker im Saale erſchien und vom
Präſidenten Dr. Jarres im Namen des Provinziallandtages
und der geſamten Bevölkerung der Rheinprovinz herzlich
will=
kommen geheißen wurde. In einer Erwiderung betonte der
Reichskanzler, der innerhalb ganz kurzer Zeit zum dritten Male
in Elberfeld=Barmen weilt, daß nicht die Pflicht, ſondern vor
allem ſein innerſtes Herzensbedürfnis ihn hierher getrieben
habe, um Auge in Auge mit den Vertretern der Rheinlande über
die Not zu reden, die in gleicher Weiſe wie auf dem Rheinlande
auf der Reichsregierung laſte. Es folgten dann die
Erklärun=
gen der einzelnen politiſchen Parteien zur politiſchen Lage.
Darauf ergriff der Reichskanzler das Wort.
Die Rede des Reichskanzlers.
Barmen, 28. Juni. (Wolff.) Rheiniſcher
Provinzial=
landtag. Die Erklärung, die Reichskanzler Dr. Cuno nach den
Aeußerungen der politiſchen Parteien abgegeben hat, hat
folgen=
den Wortlaut:
Die Einigkeit, die in den Erklärungen aller Parteien
des Hauſes zum Ausdruck kam, in dem Willenzur Abwehr
gegen Frankreich und gegen die franzöſiſchen und
belgi=
ſchen Eingriffe im deutſchen Lande und gegen deutſches Recht,
machte überwältigenden Eindruck auf mich. Ich wußte zwar,
daß es nicht anders ſein konnte nach allem, was wir erfuhren,
aber daß alle Parteien dieſes Hauſes ſich einig dieſem
belgiſch=
franzöſiſchen Rechtsbruch entgegenſtellten, das gibt mir die
Hoff=
nung, daß die Abwehr nicht vergebens ſein wird. Mit dieſer
Einigkeit in der Abwehr fremder Gewalt vom Rheinlande weiß
ſich die Reichsregierung eins. Ich kann nur immer wiederholen,
was von mir bei jeder Gelegenheit erklärt wurde, was ich auch
heute wiederhole und was hier öffentlich und feierlich nochmals
dokumentiert, weil man es nicht oft genug ausſprechen kann, daß
die Rheinlande und ihre Zugehörigkeit zum Reiche
und zu Preußen unangetaſtet bleiben müſſen, und daß
keine irgendwie verſchleierte Form der Annerion, mag ſie
inter=
nationale Gendarmerie oder neutrale Oberaufſicht heißen, für
uns diskutabel iſt. (Bravol) Ich erwidere:
Es gibt keine Rheinlandfrage für die deutſche Regierung.
Es gibt deshalb keinen Kompromißweg, den wir in
die=
ſer Frage betreten können. (Bravo!) In dieſer Auffaſſung iſt ſich
die Reichsregierung einig, mit den Regierungen der deutſchen
Länder. Ich freue mich und dankte dem preußiſchen Miniſter
des Innern dafür, daß er bei Eröffnung dieſer Tagung dem
Wort und Sinn nach in gleicher Weiſe zu Ihnen geſprochen hat,
daß es nämlich auch für die preußiſche
Staatsregie=
rung keine Rheinlandfrage gibt; und ſo ſteht es
mit allen Regierungen im Deutſchen Reich. und
es braucht auch keine Rheinlandfrage zu geben, denn die
Poli=
tik, die die Reichsregierung ſchon vor Eintritt in die Ruhraktion
begann, die ſie ſicher und in geradliniger Entwickelung während
der Ruhraktion fortſetzte und die ſie auch in Zukunft in
außen=
politiſchen Fragen inne halten wird, gibt Ihnen die Gewähr,
daß, ſo feſt wir in der Rheinlandfrage ſtehen, ſo wenig auf der
anderen Seite irgend etwas unterlaſſen werden ſoll, was mit
dem Beſtand, der Einheit und der Souveränität des Reiches
vereinbar iſt und mit der wirtſchaftlichen Zahlungsſähigkeit in
Einklang ſteht, um dadurch Ruhr und Rhein frei zu machen.
Es wird alles geſchehen, wie es geſchehen iſt, was ein deutſcher
Mann verantworten kann, um ſeinem Vaterlande Freiheit und
Weiterentwickelung zu geben. (Bravo!)
Wenn aus Anlaß von Aeußerungen, die ich vor wenigen
Tagen in Königsberg machte, die Rede davon war, daß in
die=
ſer beſonderen, aber feſten Politik eine Schwenkung
eingetre=
ten ſei, ſo trifft dies in keiner Weiſe zu. Ich glaube,
wir brauchen keine Sorge zu haben in der Rheinlandfrage, weil
das rheiniſche Volk, Männer und Frauen, die ſeit den vier
Jah=
ren nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages die Beſetzung
als treue Deutſche ertrugen, ohne daß je an ihrem Deutſchtum
gezweifelt oder gerüttelt werden konnte, auch jetzt die ſchwerſten
ſechs Monate über ſich ergehen ließen, ohne daß jemand an ihrem
Deutſchtum oder ihrem deutſchen Herzen zweifeln konnte. Wir
wiſſen ihnen Dank, daß es ſo iſt, und das gibt uns die
Hoff=
nung, daß
die einzige Waffe, die wir in der Hand haben, die Waffe des
paſſiven Widerſtandes,
uns auch bei einer beſonnenen feſten Haltung zu einer Löſung der
außenpolitiſchen Wirren bringen wird. In jener Frage iſt die
Reichsregierung mit der preußiſchen Regierung und den
Regie=
rungen der Länder einig. Sondermeinungen, wie ſie der Leiter
eines Landes in den letzten Tagen geäußert hat, werden zum
Ausgleich gebracht werden. Aber eins iſt notwendig: Wenn Sie
im Kampf gegen den hereingebrochenen Feind täglich Schweres
und Schwerſtes erdulden müſſen, wenn es Ihnen manchmal zu
ſchwer wird, wenn Sie aus Ihrem deutſchen Empfinden heraus
ſich ſagen, es kann nicht mehr in Ruhe ertragen werden, dann
bedenken Sie, daß Unbeſonnenheiten irgendwelcher Art
eine Löſung des Konflikts nicht bringen werden. Wir
müſ=
ſen befonnen im Rahmen des paſſiven
Wider=
ſtandes bleiben. Wir müſſen die Waffe des Geiſtes, die
ein=
zige Waffe, die wir gegenüber der Waffe der Gewalt haben,
an=
wenden, bis es zu einem guten Ende kommt.
Aber noch ein weiteres: So wenig es zu Unbeſonnenheiten
kommen darf,
ebenſo wenig iſt ein Anlaß zu Kleinmut und Schwäche vorhanden.
Es würde ſchwerer ſein, das zu ertragen, was eintreten würde,
wenn Sie die Waffe des paſſiven Widerſtandes aus der Hand
gäben. (Sehr richtig!) Auf dem Weg, den wir beſchriten haben,
iſt doch wenigſtens ein kleiner Schritt vorwärts getan. Durch
die Schritte, welche die Reichsregierung getan hat, ſind der Welt
die Augen etwas geöffnet worden. Es ſind jetzt Bemühungen
im Gange, die großen Fragen vor aller Welt zu klären: Was
will Frankreich?. Will Frankreich wirtſchaftliche
Verhand=
lungen? Will es Reparationen? Will Frankreich Annexionen?
Ich kann Ihnen heute nicht die Frage beantworten, wie lange
es noch dauern wird, aber die andere:
Was wird, wenn die rheiniſche Bevölkerung nicht, wie e8 im
Intereſſe der Heimat und des Vaterlandes notwendig iſt, die
ſchweren Laſten zu Ende tragen, ſondern vorzeitig den Haſſiven
Widerſtand aufgeben würde? Dann wäre es um Deutſchland,
um das deutſche Volk im Rheinland und den wirtſchaftlichen
Zuſammenhang des Rheinlandes mit dem Reich und Preußen
geſchehen. Dann wären alle Opfer, die zahlloſen Opfer an Gut
und Blut, an Freiheit und Eigentum, vergeblich gebracht.
Denen, die ihr Leben für Deutſchland im Abwehrkampf
hingege=
ben haben, denen, die im Gefängnis ſitzen, denen, die von Haus
und Hof vertrieben worden ſind, ohne in der Lage zu ſein, ein
Stück Eigentum mitzunehmen, denen allen geloben wir hier:
Feſt und beſonnen zu bleiben bis zum guten Ende. Der
Hei=
lige Vater hat in den letzten Tagen, wie ich aus der Preſſe
erſehe, eine Mahnung an die Welt gerichtet,
Frie=
den zu machen und den Willen zur Verhandlungsbereitſchaft und
zur Erfüllung unſerer Verpflichtungen, die wir bereits zum
Ausdruck gebracht haben, zur Grundlage für den Ausgleich des
Konflikts zu machen. Wir danken, daß dieſer Schritt geſchehen
iſt, und wir hoffen, daß auf der anderen Seite das Wort der ſo
neutralen und ſo hohen Stelle ein williges Ohr findet.
Sagt ſich Frankreich von ſeinen Plänen los, und erkennt
es Deutſchlands Recht auf Freiheit und Leben an, entſchließt ſich
Fraukreich, in offener Ausſprache mit den Alliierten und uns
eine den Tatſachen Rechnung tragende Löſung des
Reparations=
problems zu ſuchen, ſo wird die Verſtändigung an Deutſchland
nicht ſcheitern.
Die Welt braucht Frieden.
Darum wird auch in Deutſchland jedermann den Ruf zum
Frie=
den und zur Verſöhnung, der jetzt von der hohen neutralen
Warte des Heiligen Stuhles in die Welt gegangen iſt, mit
dank=
barer Zuſtimmung begrüßen. Ich bin überzeugt, daß Sie alle
dieſen Ruf mit tiefer Bewegung geleſen haben. Vor den Augen
des Heiligen Vaters, deſſen Raum und Zeit umſpannender Blick
die Quellen und Leiden des auf uns laſtenden Zuſtandes
er=
kennt, liegt uns daran, daß eine ſchnelle endgültige Befreiuung
unſeres Vaterlandes von fremdem Druck ſittliche Pflicht iſt, wie
es der Ruf des Heiligen Vaters zum Ausdruck bringt, ſind die
wichtigſten Ziele unſerer Politik gerichtet nur auf Gerechtigkeit
und Billigkeit. Eine Löſung des Neparationsproblems und die
Befreiung derdeutſchen Erde wird möglich ſein, wenn
wir alle ſo weiter den Kampf führen, der aus Ihren Kreiſen
von ſelbſt herausgewachſen iſt und nur von Ihnen getragen und
weitergeführt werden kann. Dann muß hinter Ihnen das ganze
deutſche Volk ſtehen, ſonſt können Sie den Kampf nicht
ge=
winnen und nicht zu Ende führen, und da ſpreche ich die gleiche
Mahnung für Sie im beſetzten Gebiet und auch an das deutſche
Volk im unbeſetzten Gebiet aus:
Das deutſche Volk in der Heimat und im unbeſetzten Gebiet
muß beſonnen und feſt bleiben.
Unbeſonnenheit von deutſcher Seite, mag ſie nun von Rechts
oder von Links kommen, verurteile ich in dem gleichen Maße.
Alle Dinge, die die Staatsautorität gefährden, alles, was
Partei=
hader und Zwieſpalt in das Volk hineintragen kann, muß
zurück=
treten hinter der großen Frage: Wie rette ich mein
Va=
terland? Wie gebe ich mein Alles hin für mein
Vaterland? (Bravo))
Die Beſonnenheit muß aber auch feſt bleiben. Darauf
kommt es au, nicht zu zagen, nicht zu wanken, wie man dieſes
Seite 2.
leider eben hört, beſonders wenn man in ſicherer Hut ſitzt,
ſon=
dern den Männern und Frauen danken, die täglich ihr Gut und
Leben einſetzen, die nicht wiſſen, wenn ſie morgens aus dem
Hauſe gehen, ob ſie abends wieder zurückkehren, die mit ihrer
ganzen Perſon ihr Leben und ihre Geſundheit und alles
hin=
geben für ihr Volk und ihr Vaterland. (Bravo!)
So iſt das Gebot der Stunde: Beſonnenheit, feſt bkeiben,
aber auch einig bleiben,
ſo, wie wir es in der großen Kernfrage der rheiniſch=
weſtfäli=
ſchen Freiheit und Exiſtenz ſind. Dieſe Einmütigkeit muß in das
Volk hineingetragen werden, damit das Volk ſich an Ihrem
Beiſpiel erheben kann. Wenn jemand von Ihnen den Eindruck
haben ſollte, als ob die Regierung ſich in außenpolitiſcher Hinſicht
paſſiv und untätig verhielte, ſo denken Sie daran, daß die
Außenpolitik nicht auf der Straße gemacht werden kann. Nicht
einen Tag ruhen unſere Bemühungen. Das werden dereinſt die
Akten erweiſen, die während dieſer Regierungszeit entſtanden
ſind. Aber weder dieſe Regierung noch eine andere, wie immer
ſie auch zuſammengeſetzt ſein mag, kann mit ihren Maßnahmen
wirklich das erreichen, was ſie erreichen will, zum Beſten des
Ganzen, wenn nicht das Volk, wenn nicht alle Kreiſe des Volkes
hinter ihr ſtehen. (Sehr richtig!) Denn nicht mit Polizeigewalt,
nicht mit Strafandrohungen werden in der heutigen Zeit, wo
die Staatsautorität bedroht iſt, wo weite Kreiſe des
Reiches von dieſem abgeſchnitten ſind, ſich die wirtſchaftlichen
Geſetze durchführen laſſen, die notwendig ſind, damit das Volk
keinen Schaden leidet, damit nicht irgendein Punkt unſerer
Ab=
wehr ſchwach wird. Dazu gehört die Frage des Wuchers, dazu
gehört die Frage der Preisgeſtaltung, die Frage der Anpaſſung
der Löhne an die Preiſe, dazu gehört vor allen Dingen die
Frage unſerer Währung.
Wenn unſere Währung nicht zu hälten iſt, wenn ſie den
Weg ins Uferloſe geht, dann wird ſich des Volkes mit Recht ein
Gefühl der Verzweiflung und der Verlaſſenheit bemächtigen,
das nicht nur die arbeitenden, ſondern auch die bürgerlichen
Kreiſe dazu treiben muß, an allem zu verzweifeln. Die
Aus=
führung der wirtſchaftlichen Maßnahmen kann nicht von der
Polizei und den Gerichten allein geſichert werden. In dieſer
lebenswichtigen Frage unſeres Vaterlandes muß der Sinn der
Allgemeinheit dem Egoismus vorangeſtellt werden.
Es gibt noch eine deutſche Kaufmannsehre.
Gerade vom Standpunkt dieſer deutſchen Kaufmannsehre. aus
ſollte es möglich ſein, daß die Börſe und ſonſtige am
Deviſen=
handel beteiligten Kreiſe nicht diejenigen Mächte ſind, die auch
heute noch zum Schaden des ganzen Volkes, wo alles auf dem
Spiel ſteht, Spekulation treiben. Dieſe Frage iſt eine
Kern=
frage für Sie und für uns. So richte ich auch heute beſonders
hier an Sie die aufrichtige Bitte, gerade in dieſer Frage unter
Zurückſtellung eigener Intereſſen in finanziellen Fragen Ihre
Schuldigkeit zu tun. Ich richte dieſe Mahnung zugleich an die
in der Heimat am Deviſenhandel beteiligten
Kreiſe, damit ſie ebenſo einig, wie ſie in der Ruhrfrage ſind,
in der Abwehr fremder Eingriffe zuſammen bleiben. Beſonnen
und feſt entſchloſſen, einig und opferbereit, ſo allein kann die
Frage, die Ihnen und mir am meiſten am Herzen liegt, die
Rheinlandfrage, zum guten Ende durchgeführt werden.
Seien Sie verſichert, und das ſind nicht Worte, das ſind
Empfindungen, die aus meinem Herzen kommen, daß von mir
aus alles geſchehen wird, ohne Unterſchied der Klaſſen, ohne
jeden Unterſchied der Parteien, ohne jeden Unterſchied der
Be=
zufsſchichten, was vom deutſchen Standpunkt aus geſchehen kann,
Tpas dem deutſchen Volke, was der deutſchen Einheit, was der
deutſchen Freiheit und Unabhängigkeit nützlich ſein
kann. (Bravo!) Dieſes ergibt das einfache, in eine kurze
For=
mel gebrachte Programmbild der Regierung. Ichhoffe,
daß Sie alle und auch ſpätere Zeiten ſagen können, daß das
deutſche Volk ſich in allen ſeinen Schichten und zuſammen mit
ſeiner Regierung würdigerwiefen hat des deutſchen
Namens und der deutſchen Ehre. (Lebhafter Beifall
und Händeklatſchen.)
Treugelöbnis der Rheinländer.
Barmen, 28. Juni. (Wolf.) Die Erklärung, die im
Namen des Zentrums, der Arbeitsgemeinſchaft
und der Vereinigten Sozialdemokratie Juſtizrat
Dr. Mennig aus Köln in der heutigen Schlußſitzung des
rheiniſchen Probinziallandtags abgab, hatte
folgen=
den Wortlaut:
Grauſam iſt der Druck, der auf dem Rheinlande laſtet.
Mit=
ten im Frieden wird ein friedliches, wehrloſes Volk, das
ur=
alte Kultur ſein eigen nennt, geknechtet und entrechtet.
Zahl=
loſe Männer und Frauen, die nichts als ihre Pflicht Vaterland
und Gewiſſen gegenüber tun, werden aus der Heimat geriſſen,
von Haus und Hof vertrieben oder ſchmachten in ſchmählicher
Kerkerhaft. Viele haben ſogar ihre Liebe zum Vaterlande mit
ihrem Blute beſiegeln müſſen. Selbſt für Kinder und Greiſe
kennen unbarmherzige Gewalthaber keine Schonung. Und
doch können alle dieſe Qualen den ſtarken Mut
und die Treue der Rheinländer nicht ins
Wan=
ken bringen. Der rheiniſche Propinziallandtag, die
aus dem freieſten Wahlrecht der Welt hervorgegangene
Vertret=
ung des rheiniſchen Volkes, erhebt vor aller Welt
er=
neut Einſpruch gegen die Gewaltherrſchaft
un=
ſerer Bedrücker. Ihren Opfern ſagen wir heißen Dank. (All=
Poincaré vor der Himmelspforte.
Nach dem Spaniſchen.
Sehor Poincaré war in ſeinem ſeidenen Prachtbett
geſtor=
ben, und alle tauſend Glocken von Paris hatten geläutet.
Sogar die kleine Armſünderglocke, die ſonſt nur wimmernd ihre
Stimme erhebt, wenn ein Mörder ſeinen Kopf unter das Meſſer
Chor der großen Verkünderinnen der Ehre Gottes und der
Menſchen gemiſcht. — Ein Wunder war geſchehen: Kein Menſch
hatte den verſchloſſenen Glockenturm betreten und den Strang
gezogen. Eine unſichtbare Hand hatte den Klöppel in
Be=
wegung geſetzt.
Barfuß und im weißen Totenhemde ſuchte die Seele des
Senor Poincaré den Weg zum Himmel. Nur das dicke
Porte=
feuille des berühmten Miniſterpräſidenten von Frankreich trug
ſie unter dem Arm. Sie hatte weit über ſteinige Straßen zu
gehen und bekam wunde Füße, ehe ſie an die Himmelsleiter kam.
Dieſe ſtand draußen in der rabenſchwarzen Nacht auf einer
Wieſe an eine düſtere Gewitterwolke gelehnt. Blaue Blitze
zuck=
ten aus der Wolke. Ueber dieſe hinaus reichte die Leiter bis
zu den Sternen und über die tauſend Millionen Sterne hinaus
bis zum hohen Himmelsſchloß. Senor Poincaré bekam zu ſeinen
wunden Füßen wunde Hände vom Erſteigen der unendlich
vie=
len harten Sproſſen, und ſeine dicke Aktenmappe mit dem Ver= und ſetzte ſeine große Hornbrille auf. Er war faſt zweitauſend
trag von Verſailles wurde ſchwerer und ſchwerer. Er atmete
mühſamer und mühſamer, je höher er kam. Als die Blitze
krachend über ſeinem Haupte zuſammenfuhren, bebte ſein Herz
in banger Furcht.
Auf dem Vorplatz der Burg aller Engel und Heiligen ſtand
in der Kutte der Brüder der Barmherzigkeit der heilige Petrus,
und der große Schlüſſel zum Himmel hing ihm am Gürtelſtrick.
Er war müde und hatte lange nicht geſchlafen. In den letzten
drei mal drei Jahren hatte es vor dem eiſenbeſchlagenen Tor
des Paradieſes bei Tage und bei Nacht ein Gedränge gegeben,
wie vor dem Eingang zu dem Stierkampfplatz. Sankt Peter
hatte keinen Augenblick ruhig in ſeinem warmen Pförtnerhäus= ganz derbrannt aus,” ſagte der heilige Petrus. „Es würde Dir
chen ſitzen können. Er ſchlug die Arme zuſammen und rieb ſich
die Hände, denn ihn fror.
Die Seele des Seßor Poincaré klopfte mit der knöchernen
.23.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2
Vom Tage.
Oberbürgermeiſter Adenauer=Köln teilt dem W. T. B. mit, daß die
in Nr. 12 542 des Matin vom 26. Juni über ihn verbreitete
Nachricht von Anfang bis zu Ende erfunden iſt.
Durch eine Verordnung 50 erklärt General Degoutte die
Ver=
ordnungen der deutſchen Regierung vom 8. Mai und
22. Juni über den Handel mit Deviſen für das beſetzte
Ruhr=
gebiet für aufgehoben und den Deviſenhandel für frei mit der
Begründung, daß die Verproviantierung der franzöſiſchen Truppen
durch die Verordnungen gefährdet ſei. Wegen Debiſenhandels darf
niemand beſtraft werden.
Das im ſächſiſchen Landtag von der Deutſchen Volkspartei gegen
den Miniſter Zeigner eingebrachte Mißtrauensvotum wurde mit 48
Stimmen der Sozialdemokratie und Kommuniſten gegen 43 der
Bürger=
lichen abgelehnt.
Der im Gefängnis von Derendorf untergebrachte Herr Krupp
von Bohlen und Halbach iſt von Monſignore Teſta beſucht
worden, der ihm Grüße des Kardinalſtaatsſekretärs Gaſpari
über=
brachte.
Auf der Weſerwerft in Bremen fand geſtern der Stapellauf
des Dampfers „Saarbrücken” vom Norddeutſchen Lloyd
in Gegenwart einer vieltauſendköpfigen Menge ſtatt. Zu der Feier
war eine ſtädtiſche Abordnung aus Saarbrücken unter Führung des
Bürgermeiſters Neikes erſchienen.
Havas meldet aus Brüſſel, daß Theunis dem König mitgeteilt habe,
daß er das neue Kabinett bilden werde.
In vatikaniſchen Kreiſen erklärt man, ſowohl der
Friedens=
brief des Papſtes als auch ſeine reiche Geldgabe für das
Ruhr=
gebiet ſeien auf den Einfluß des Monſignore Teſta zurückzuführen,
deſſen Bericht über die Lage an der Ruhr den Papſt tief erſchütterte.
In den Kreiſen der Kurie werde tatſächlich der gegenwärtige Zuſtand
als mit Gerechtigkeit völlig unverträglich bezeichnet. Die Aktion des
Papſtes ſcheine übrigens ſowohl im Einverſtändnis mit England als
auch mit Italien erfolgt zu ſein.
Der kaliforiſche Senator Hiram Warren Johnſon, eine der
bekannteſten politiſchen Perſönlichkeiten Amerikas und der ſchärfſte
Führer der Oppoſition gegen Wilſons
Friedens=
politik, iſt in Berlin eingetroffen.
Havas berichtet aus Waſhington, das
Kriegsdeparke=
ment denke nicht daran, die Luftſtreitkräfte weſentlich zu
verſtärken. Der Staatsſekretär ſei der Anſicht es ſei klug, nicht
einen Verſuch zu unternehmen, eine ähnlich ſtarke Luftflotte zu haben
wie die irgend einer anderen Nation.
Amtlicher Oollarkurs 130375
ſeitige Zuſtimmung.) Dem verſtärkten Druck ſetzten wir die
Einigkeit, der Gewalt das Recht und der Vernichtungsabſicht
den Willen zur Freiheit entgegen. Dieſer Dreiklang deutſchen
Willens und deutſcher Hoffnung einigt uns in unſerem Kampfe
und unſerer Abwehr. Der paſſive Widerſtand iſt aus dem Volke
geboren und lebt in den Maſſen. Wir
Rheinländerwer=
den dieſe unſere einzige Waffe nicht
nieder=
legen, bevor Recht und Freiheit der deutſchen
Rheinlande geſichert ſind. Darin wiſſen wir uns einig
mit unſeren Volksgenoſſen in Weſtfalen. Wenn ſich auch in
der inneren Politik auf wirtſchaftlichem und kulturellem Gebiete
unſere Auffaſſungen trennen, in einem ſind wir alle einig:
Eine rheiniſche Frage gibt es für das
rhei=
niſche Volk nicht. (Allſeitige ſtürmiſche Zuſtimmung.)
Ueber die Form unſerer Zugehörigkeit zum Deutſchen Reiche,
über unſere ureigenſten Angelegenheiten laſſen wir nicht von
fremden Völkern entſcheiden. Die offen zu Tage liegenden
Be=
ſtrebungen Frankreichs erweiſen, daß jede Lockerung der
ſtaats=
rechtlichen Verhältniſſe zu Preußen eine Löſung der Bande
be=
deutet, die uns mit der deutſchen Republik verbinden. Mit
Frei=
mut und Entſchiedenheit ſprechen wir es aus: Der Friede der
Welt, die Zukunft der europäiſchen Kultur und Wirtſchaft
ver=
langen, daß Deutſchlands, ehrlicher Wille zur Arbeit, zum
Wiederaufbau und zur Wiederherſtellung nicht länger durch
Gewalt zunichte gemacht wird. Die Welt wird erſt zum Frieden
kommen, wenn Friede und Freiheit einkehren am Rhein.
Einmütig in der Abwehr.
Barmen, 28. Juni. (Wolff.) Vor der Erklärung, die vom
Zentrum, der Arbeitsgemeinſchaft und der Sozialdemokratie
ab=
gegeben wurde, gab ein Mitglied der Kommuniſten eine
Er=
klärung ab, in der die Entſchloſſenheit auch ſeiner Partei zur
Abwehr des franzöſiſchen Imperialismus Ausdruck fand. Nach
dem wirkungsbollen Worten des Reichskanzlers ergriff
noch=
mals der Vorſitzende des Provinziallandtags, Dr. Jarres,
das Wort zu einer Rede, in der er folgendes ausführte: Wir
betonen nochmals als Ergebnis der Verhandlungen, daß wir im
Widerſtand, wie wir ihn aufgenommen haben, beſonnen
und feſt bleiben werden. Das wiſſen wir wohl, daß in den
zukünftigen, vielleicht entſcheidenden Wochen uns noch
Schwere=
res bevorſteht, als wir bisher erlebt haben. Im vollen
Bewußt=
ſein dieſer von uns zu erwartenden Opfer erklären wir, daß der
Widerſtand wird aufrecht erhalten müſſen und aufrecht erhalten
werden. Nach Fühlungnahme mit den Parteien darf ich ſagen,
daß, wenn wir dieſe Erklärung abgeben, wir ſie nicht als eine
vaterländiſche Phraſe, ſondern in dem vollen Bewußtſein
ab=
geben, daß wir die Mehrheit der Rheinlande ausdrücken. Die
Hand auf das Portefeuille von Saffianleder und ſagte ziemlich
hochfahrend:
„Du kennſt mich aus allen Zeitungen der ganzen Welt. Ich
bin der verſtorbene Vorſitzende des Miniſterrats von Frankreich
und der Vorſitzende des Weltkrieges. Laß mich ſchnell hinein,
damit ich warm zur rechten Hand der Dreieinigkeit ſitzen kann.
Ich bin leicht angezogen, und hier oben iſt eine Hundekälte.”
Aber Sankt Peter ließ den Schlüſſel hängen und brummte
der Guillotine legt, hatte ſich in den dumpf dröhnend hallenden verdroſſen in ſeinen Bart, der mit kleinen Eiszapfen beſetzt war:
„Hier über den klaren Sternen Gottes halten wir keine
Zei=
tungen. Wenn Du ſie leſen willſt, ſo gehe hinunter zum Vater
der Lügen und in die Hölle. Dort iſt man auf ſämtliche Zeitungen
der ganzen Welt abonniert. Aber wenn Du der Vorſitzende des
Weltkrieges biſt, ſo biſt Du wohl die Menſchenſeele, die in den
letzten drei mal drei Jahren mir mein Mittagsſchläfchen und
meinen Nachtſchlaf geraubt hat? Es kamen Millionen und
Millionen, die noch nicht reif für den Himmel waren und
vor=
zeitig von der Erde hinweg mußten. Ich glaube, Du haſt dem
Vater allen Lebens ins Handwerk gepfuſcht, der erhalten will,
was er erſchaffen hat.”
„Auch ich habe nicht geſchlafen,” warf ſich Senor Poincaré
in die Bruſt. „Ich habe Tag und Nacht gewacht und mein
Ge=
hirn zermartert, wie ich mein Vaterland groß und reich machen
könne. Mein Vaterland aber iſt das zweite Vaterland jedes
Menſchen unten auf Erden.”
„Langſam, langſam,” unterbrach ihn der heilige Petrus
Jahre alt und ſah in die Nähe nicht mehr gut. Dann faßte er
Senor Poincaré bei der Hand und ſtreifte den weiten Aermel
des Totenhemdes zurück.
„Warum ſieht Deine Seele ſchwarz aus wie die Haut eines
Marokkonegers?” fragte Sankt Peter. Aus dem Gewande kam
ein Arm zum Vorſchein, ſo verſengt und dürr wie ein
Kohlen=
ſcheit aus einem Meiler.
„Ich bin der Gewinner des Weltkrieges,” prahlte großartig
der Senor Poincaré, „und ich habe ihn für Frankreich
ge=
wonnen."
„Du haſt Schaden an Deiner Seele genommen, denn ſie ſieht
nichts helfen, wenn Du die ganze Welt gewonnen hätteſt.”
„Wer auf Erden lebt, muß kämpfen und ſiegen, wenn er
nicht verlieren will. Er muß Hammer ſein oder Ambos. Män=
wenig Erbaulichen, die ſich Rheinländer nennen und ſich nicht
geſcheut haben, mit den Feinden in Verbindung zu treten,
ſchei=
den aus dieſem Kreiſe aus. Sie haben ſich ſelbſt ausgeſchieden.
Sie ſind der Verachtung der ganzen Welt und der Verachtung
derer überlaſſen, für die ſie Dienſte tun. Wir ſind damit am
Schluß der Verhandlungen. Wir gehen auseinander — das darf
ich wohl ſagen —, geſtärkt mit dem Willen, unſere Volksgenoſſen
am Rhein zu ſtärten. Wir gehen hinaus in die Nöte und die
Leiden der Kämpfe in rheiniſcher und deutſcher Treue. Wir
hoffen, daß unſer Kampf ein ehrlicher und heiliger Kampf iſt, dem
der Lohn und das erſtrebte Ziel nicht verſagt ſein wird. (
Leb=
hafter Beifall.)
Oberpräſident Fuchs betont in dem Schlußwort, die
Stel=
lungnahme zu der Frage, die alle, Rheinländer bewege, ſei in
einer Weiſe erſolgt, die für die Welt, jedenfalls aber für alle,
die nur irgendwie guten Willen zeigen, keinen Zweifel mehr
darüber laſſen könne, was in der Tat die Rheinländer denken.
Er ſchloß mit der Mahnung an alle, dafür zu ſorgen, daß die
Geſchichtsſchreiber dereinſt über Deutſchland und die furchtbare
Prüfungszeit der Rheinlande ſchreiben können: Deutſchland
konnte nicht untergehen, weil es ein ſtarkes und
unverzagres Geſchlecht hatte.
Eine Friedenskundgebung des Poapſtes.
Rom, 28. Juni. (Wolff.) Der Papſt hat an den
Kar=
dinalſtaatsſekretär Gaſparri ein Schreiben gerichtet, in
dem er auf die wiederholten, ſeit Beginn ſeines Pontifikats für
die Ruhe Europas und das Heil der Nationen unternommenen
Verſuche hinweiſt, einen wahren Frieden und ein dauerndes
Einvernehmen unter den Staaten herbeizuführen. Die
inter=
nationalen Beziehungen hätten ſich nicht nur nicht gebeſſert,
ſon=
dern vielmehr verſchlechtert derart, daß ſie für die Zukunft zu den
ernſteſten Beſorgniſſen Anlaß gäben.
Der Papſt hebt hervor, daß er gegenüber dieſer Lage nicht
gleichgültigbleiben könne. Er müſſe von jeder
Gelegen=
heit Gebrauch machen, die ſich ihm biete, um bei der Herſtellung
des Friedens mitzuwirken. Deshalb halte er es für ſeine
Pflicht, während zwiſchen den an dem Konflikt am meiſten
betei=
ligten Mächten neue Vorſchläge und neue
diploma=
tiſche Verhandlungen vorbereitet würden, um eine
freundſchaftliche Löſung der Mitteleuropa und infolgedeſſen
un=
vermeidlich alle Nationen bewegenden Fragen zu finden, ſeine
unparteiiſche und wohlmeinende Stimme zu erheben. Im
Be=
wußtſein der ſchweren Verantwortlichkeit, die ihm und allen
denen zufalle, die in ihren Händen die Geſchicke der Völker
hal=
ten, richte er an ſie die inſtändige Bitte, die verſchiedenen
Fra=
gen, ſo
die Frage der Reparationen im Geiſte des Chriſtentums
noch einmal zu prüfen,
der die Forderungen der Gerechtigkeit nicht von denen der
Barm=
herzigkeit ſcheide, auf der das Leben der Völker beruhe. Wenn
in der Abſicht, die ſchweren Schäden, die der Bevölkerung
ehedem blühender Länder zugefügt worden ſeien, wieder
her=
zuſtellen, der Schuldner einen Beweis des guten Willens, zu
einer billigen und endgültigen Verſtändigung zu gelangen, gebe,
indem er einunparteiiſchesUrteilüber die Grenze
ſeiner Zahlungsfähigkeit anrufe und den
Schieds=
richtern alle Mitel einer ernſten und genauen Kontrolle zuſichere,
verlange es die Gerechtigkeit und Nächſtenliebe
gleichwie das Intereſſe der Gläubiger ſelbſt und alle der
Zwiſtig=
keiten müden und ſich nach Ruhe ſehnenden Völker, daß von
dem Schuldner nicht verlangt werde, was er
nichtleiſten könnte, ohne ſeine Quellen und ſein
Produktionsvermögen bis zu ſeiner völligen
Vernichtung und bis zur Vernichtung ſeiner
Gläubiger ſelbſt zuerſchöpfen, nicht zu reden von der
Gefahr ſozialen Umſturzes, der der größte Ruin ganz
Europas und eine ſtändige Gefahr neuer und noch verderblicherer
Verwickelungen wäre. Es ſei gerecht, daß die Gläubiger ihren
Forderungen entſprechende Bürgſchaften verlangten. Ihnen
ſei es zu überlaſſen, zu prüfen, ob es tatſächlich notwendig ſei,
unter allen Umſtänden die Beſetzung von Gebieten
auf=
recht zu erhalten, die für das beſetzte Land und die beſetzenden
Völker mit großen Opfern verbunden ſei, oder ob es nicht beſſer
wäre, die Beſetzung burch ſchrittweiſe
einzufüh=
rende andere Bürgſchaften zu erſetzen, die nicht
weniger wirkſam und ſicherlich weniger ſchmerzlich wären. Wenn
die beiden Parteien ſich auf dieſer Grundlage einigten, würde
die Beſetzung von Gebieten alsbald gemindert und nach und nach
gänzlich aufgehoben werben. Dann könnte endlich der
wirk=
liche Frieden zwiſchen ben Völkern hergeſtellt werden, der
gleichzeitig die Vorbedingung für eine wirtſchaftliche
Wieder=
herſtellung ſei, die von allen Seiten ſo dringend gewünſcht werde.
Die Herſtellung des Friedens und die wirtſchaftliche
Wiederaufrichtung ſeien für alle Nationen, ſiegreiche und beſiegte,
gleich große Güter, ſo daß, um ſie zu erlangen, keine notwendigen
Opfer zu ſchwer ſein ſollten.
Paris, 28. Juni. (Wolff.) Die radikalſozialiſtiſche Kame
merfraktion hat eine Interpellation über den Brief des Papſteß
in der Reparationsfrage eingebracht. Sie verlangt Auskunß
über die Haltung des franzöſiſchen Botſchafters beim Vatika4
und der franzöſiſchen Regierung angeſichts dieſes ernſten diploe
matiſchen Ereigniſſes.
ner kämpfen immer auf Erden. Auch die heilige Kirche muß
kämpfen,” bemerkte hartnäckig die Seele des franzöſiſchen
Mi=
niſterpräſidenten.
„Haſt Du nur mit Männern gekämpft?” erwiderte ſcharf der
Pförtner des himmliſchen Reiches, und die Seele des Senor
Poincaré fühlte, wie ein eiſiges Schwert ihr in die Bruſt fuhr.
Aber lüge nicht, als ob Du von der Rednertribüne der Kammer
ſprächeſt oder in das Sprachrohr Deiner irdiſchen Zeitungen.
Denn hier oben gilt das Wort nichts, aber alles die Wahrheit.
Umſonſt würdeſt Du verſuchen, die Wahrheit durch Worte zu
verhüllen.”
„In einem großen Kriege werden nicht nur Männer getötet
und verwundet. Auch die Frauen und Kinder müſſen Not leiden
und ſterben. Das iſt der Krieg.”
„Aber als Du Frieden geſchloſſen hatteſt, einen Frieden auf
dem Papier, haſt Du nicht weiter in Deinem Herzen Krieg
ge=
führt mit Deinen Nachbarn, den beſiegten Deutſchen? Haſt Du
nicht auf ihre Vernichtung geſonnen? Haſt Du Deine
Friedens=
verträge nicht gebrochen, indem Du hunderttauſend Bewaffnete
einmarſchieren ließeſt in Städte mit Millionen von Menſchen, die
Gott mit ihrer friedlichen Arbeit lobten?"
„Ich ſorgte für mein Vaterland,” entſchuldigte ſich Senor
Poincaré. „Die Deutſchen mußten ſchwächer werden als wir
Franzoſen, damit ſie nicht von neuem über uns herfallen und
uns dertilgen könnten.”
„Und ſorgteſt Du auch für Dein Vaterland, als Du Eltern
von ihren Kindern riſſeſt, als Du Waiſen aus ihrem Aſyl
ver=
triebſt, als Deine Soldaten den Kleinen die Milch verſchütteten,
die ihre Mütter ihnen mit dem Reſt ihres Geldes gekauft hatten,
als rohe Soldaten ſchwache Frauen ſchändeten, als tapfer=
Helden Deiner Armee kleine Knaben töteten, als Not und Elend
in unzählige Familien einkehrten, weil Deine bewaffneten
Nichts=
tuer ein fleißiges Volk bei ſeiner Arbeit ſtörten? Und tateſt
Du das nicht alles im tiefen Frieden? Wir wiſſen die Wahrheit
an der Pforte des Himmels, wie Du ſiehſt. Nicht aus Pariſer
Zeitungen, ſondern aus dem Munde der tauſend und abertauſend
Unmündigen, die Du vorzeitig in den Himmel zu Gottes Engeln
ſchickteſt, wiſſen wir ſie. „Aus dem Munde der Kinder und
Un=
mündigen geht die Wahrt” — ſteht geſchrieben.”
Das Tor der Himmelsburg ſprang auf, und im kriſtallenen
Lichte der ewigen Seligkeit erſchienen Mütter und Kinder, noch
bleich und leidend anzuſehen von den Schrecken und Qualen,
Rummer 123
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Juni 1923.
Seite 3.
Britiſche Ungeduld.
London, 28. Juni. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph erklärt, in
maßgeben=
den politiſchen Kreiſen ſei erneut die Tatſache betont worden,
daß die vor kurzem auf dem Kontinent verbreiteten Gerüchte
und Berichte, nach denen England ſeparate
Ver=
handlungen zwiſchen Deutſchland und
irgend=
welchen Alliierten günſtig anſehen würde, nicht die
geringſte Begründung hätten. Die britiſche Regierung
habe im Gegenteil durch ihre bekannte diplomatiſche Initiative,
indem ſie zuerſt Berlin erſucht habe, Vorſchläge an die Alliierten
gemeinſam zu machen, und hierauf Paris und Brüſſel gebeten
habe, eine Darlegung der franzöſiſchen und belgiſchen Anſichten
bezüglich einer gemeinſamen Grundlage für eine gemeinſame
Reparationsregelung zu machen, ihren lebhaften Wunſch der
Wiederherſtellung einer einheitlichen Diplomatie auf Seiten der
Alliierten kundgegeben. Dies ſeit tatſächlich das Ziel, zu
deſ=
ſen Erreichung Baldwin und ſeine Kollegen jetzt die höchſte
An=
ſtrengung unternähmen. Die Lage Deutſchlands zeige,
daß jede weitere Verſchiebung des notwendigen
Meinungsaus=
tauſches wegen der Möglichkeit ſozialer und
wirt=
ſchaftlicher Unruhen in Deutſchland die
ernſte=
ſten Folgen haben könnte. Bei dem
Zuſammenpral=
len der kommuniſtiſchen und der reaktionären
Elemente könne ganz Mitteleuropa von neuem in
Aufruhr geraten und alle Ausſichten auf wirtſchaftlichen
Frieden würden dann bald über Bord gehen, zum wachſenden
Nachteil des engliſchen Handels und Gewerbes; dieſe würden
ohnehin ſchon von der Ruhr=Kriſis erheblich in Mitleidenſchaft
gezogen. Daher ſei es nicht ganz überraſchend, wenn das
Aus=
bleiben einer formellen oder auch nicht formellen
Al=
liierten=Antwort auf den britiſchen Fragebogen
be=
dauert werde, da es notwendigerweiſe eine offizielle
Er=
klärung über dieſe Frage verzögern müſſe. Angeſichts der
bel=
giſchen Kriſe ſei eine derartige Erklärung der engliſchen Regierung
natürlich mit Recht immer wieder verſchoben worden. Sie könne
jedoch in Anbetracht ſowohl des Ernſtes der mitteleuropäiſchen
Kriſe wie auch der für die Londoner Regierung gegebenen
Not=
wendigkeit der allgemeinen und die beſonderen
Vertragsintereſ=
ſen Englands zu wahren, nicht weiter hinausgeſchoben werden;
die engliſche Diplomatie könne nicht länger
in dieſer „ſtatiſchen” Lage verharren.
Neue Ausweiſungen.
Ausweiſung des Wormſer Oberbürgermeiſters. Nachdem
die Ausweiſungen in Worms, abgeſehen von der Aktion gegen
die Eiſenbahner, einige Zeit ruhten, iſt am Mittwoch der
lang=
jährige Oberbürgermeiſter der Stadt, Köhler, der franzöſiſchen
Ausweiſungspolitik zum Opfer gefallen.
Ausweiſung des Kreisamtmanns aus Alzey.
Kreisamt=
mann Regierungsrat Dr. Reinhart=Alzey iſt nach Abſitzung
ſeiner ihm von den Franzoſen zudiktierten Haft ausgewieſen
worden und am Mittwoch in Darmſtadt eingetroffen.
Ausweiſung von Poſtbeamten. Von den Franzoſen ſind
weiter ausgewieſen worden am 8. Mai die
Telegraphen=
gehilfinnen Conrad und Holzhauer vom Telegraphenamt in
Mainz. am 5. Mai die Helferin Bieger vom Poſtamt in Bingen
und am 17. Juni der Helfer im unteren Beamtendienſt Trapp
vom Poſtamt in Bingerbrück.
200 Eiſenbahner ausgewieſen.
Geſtern ſind weiterhin 200 Duisburger
Eiſen=
bahnerfamilien, die den Ausweiſungsbefehl erhalten
hat=
ten, von Duisburg abtransportiert worden. Unter den
ausge=
wieſenen Familienangehörigen befanden ſich Kinder jeden
Alters, ſogar ſolche, die noch im Kinderwagen untergebracht
waren. Eine ungeheure Menſchenmenge aus allen Schichten der
Bevölkerung gab den Scheidenden das Geleit zum Bahnhof.
Ein neues Eiſenbahnunglück.
Gelſenkirchen, 28. Juni. Geſtern Abend ereignete ſich
auf der militariſierten Strecke Wanne=Gelſenkirchen ein größeres
Eiſenbahnunglück. Ein franzöſiſcher Kohlentransportzug, in
dem ſich auch viele mit Benzol beladene Wagen befanden,
ent=
gleiſte, anſcheinend infolge falſcher Weichenſtellung. Die
Loko=
motive, der Tender, der Gepäckwagen und eine große Zahl der
übrigen Wagen wurden vollſtändig zertrümmert. Die Tatſache,
daß unmittelbar nachher eine Anzahl franzöſiſcher Krankenautos
an der Unglücksſtelle erſchien, läßt annehmen, daß es auch Tote
und Verwundete gegeben hat.
Bisher 190 Milliarden geraubt.
Berlin, 28. Juni. (Wolff.) Die Geſamtſumme der bei
den Reichsbankſtellen im beſetzten Gebiete durch die Franzoſen
und Belgier beſchlagnahmten Beträge iſt auf 190 Milliarden
Mark geſtiegen. Die Fälſchungen deutſchen Papiergeldes durch
die Franzoſen dauern an. In Mülheim (Ruhr) wurden mit der
Herſtellung von Noten beſchäftigte Arbeiter gezwungen, nicht
fertiggedruckte Notenbogen zu nummerieren und zu ſchneiden,
offenbar zu dem Zweck, die ſo gefälſchten Notenformulare in
Umlauf zu ſetzen.
die ihnen unten auf Erden der große Senor Poincaré zugefügt
hatte. Aber ſie waren umringt von blühenden Müttern und
Kindern, die ſie pflegten und liebkoſten.
Als ſie ihren Peiniger, den Senor Poincaré, vor dem
Him=
melstor erblickten, ſchraken ſie entſetzt zurück.
Der heilige Petrus aber ſprach: „Weißt Du als Präſident
des allerchriſtlichſten Volkes nicht, daß der Sohn Gottes einſt
geſagt hat: Laſſer die Kinder zu mir kommen, denn ihnen
ge=
hört das Reich Gottes? Du ſiehſt, wie ſie vor dem Anblick
Dei=
ner ſchwarzen Seele zurückſchrecken und ſich vor Dir fürchten.
Ihnen gehört das Himmelreich, und wohin gehörſt Du?”
Und ein gewaltiger Wirbelſturm ergriff die Seele des Senor
Poincaré, der unten auf der Erde ein Vorſitzender des
Miniſter=
rats und ein Vorſitzender des Weltkrieges geweſen war, und
ſchleuederte ſie hinab zu dem Fürſten der Finſternis in die
tief=
ſten Tiefen der Hölle. Die Aktenmappe mit dem Vertrage von
Verſailles ließ der Stürzende nicht los, und ſie war es, die ihn
wie ein Bleigewicht bis auf den Grund der Unterwelt hinabriß.
Er wurde verdammt, unter dem Kindermörder Herodes das
erſte Stockwerk der Hölle zu bewohnen in einer Flucht von öden
Gemächern, in denen es weder Kinderlachen gab noch den
Ge=
ſang von Frauenſtimmen. Und er wurde von Seiner Majeſtät
dem König Satan weiter verurteilt, in alle Ewigkeit den
Frie=
den von Verſailles zu leſen und ſeine eigenen Reden immer
wieder zu halten, obgleich ihnen niemand zuhörte. Nicht einmal
der Teufel ſelber. Denn Senor Poincaré log ſelbſt dem Vater
H. O.
der Lügen zu ſtark.
Neu ausgegrabene Paläſte von Pompeii.
* Das durch die jüngſten Ausgrabungen dem Erdboden
ab=
gewonnene Viertel von Pompeji erhält ſeinen beſonderen Wert
durch die ſtattlichen Häuſer, die hier ans Licht gezogen wurden.
Zum erſtenmal gewinnen wir einen vollſtändigen Einblick in die
Pracht und Bequemlichkeit, mit der die reichen Leute der
römi=
ſchen Kaiſerzeit eingerichtet waren. Einige der neuen Häuſer
ſind wirkliche kleine Paläſte, und die drei wichtigſten unter ihnen
ſind das ſogen. „Haus der Betten”, das „Haus des gedeckten
Durchganges” und das „Haus der Jagd‟. Von ihnen ſei hier
nach dem Bericht der Archäologen eine ausführlichere Schilderung
geboten. Das „Haus der Betten”, die Caſa dei Letti, die auch
Deutſchlands innenpolitiſche Lage.
London, 28. Juni. (Wolff.) Reichswirtſchaftsminiſter
Dr. Becker äußerte ſich in einer Unterredung mit dem
Ber=
liner Vertreter des Daily Telegraph über die
augenblick=
liche Lage in Deutſchland. Dem Berichterſtatter zufolge
gab der Miniſter zu, daß es unmöglich ſei, allein durch
künſtliche Mittel die Mark zu ſtabiliſieren. Er
habe jedoch erklärt, die Regierung könne im gegenwärtigen
Augenblick der Endwicklung nicht untätig zuſehen. Wenn die
letzte Entwertung fortdauere, drohten ernſte
wirt=
ſchaftliche und politiſche Folgen. Diejenigen Teile
der deutſchen Bevölkerung, die bereits durch die Entwertung am
ſtärkſten in Mitleidenſchaft gezogen ſeien, ſeien nicht in der Lage,
die erhöhten Preiſe für die lebensnotwendigen Waren zu
zah=
len, und würden mit Vernichtung bedroht. Als politiſche
Folge ſieht der Miniſter ein Anwachſen des
Kommu=
nismus voraus, der in Deutſchland viel ſtärker ſei, als im
Auslande geglaubt werde. Auf die Frage über die
Ausſich=
ten von Reparationszahlungen antwortete der
Mi=
niſter, er könne nur ſeiner perſönlichen Anſicht Ausdruck geben,
die dahin gehe, daß die Franzoſen unnachgiebiger ſeien als je.
Auf jeden Fall ſcheinen ſie dies zu ſein. Ob ſie es in ihrem
innerſten Herzen wirklich ſind, könne er nicht beurteilen. Aber
alles hänge von der Haltung der übrigen Ententemächte und
davon ab, ob es dieſen gelingen werde, Frankreich zu beein=
fluſſen. Wenn Frankreich ſehe, daß es nach ſechs Monaten
Ruhr=
beſetzung nichts erreichte und in Gefahr ſei, iſoliert zu werden,
werde es aufhören, mit dem Kopfe gegen die Wand zu rennen.
Hinſichtlich des paſſiven Widerſtandes erklärte der
Mi=
niſter, dieſer ſei von der Regierung nicht angeordnet
und könne durch ſie auch nicht widerrufen werden.
Nur deutſche Geſetze gelten.
Berlin, 28. Juni. (Wolff.) Die Verordnung des
Gene=
rals Degoutte über den Handel mit Deviſen iſt dazu
be=
ſtimmt, die Maßnahmen der Reichsregierung durch Stützung
des Markkurſes zum Scheitern zu bringen. Die Verordnung iſt
vornehmlich ein franzöſiſches Kampfmittel und muß als ſolches
bewertet werden. Die Franzoſen erhoffen durch die Störung
der Markaktion Schwierigkeiten im Einbruchsgebiet und
För=
derung ihrer politiſchen Ziele. Sie begründen kurz, daß durch
die deutſche Verordnung über den Deviſenhandel die
Verpro=
viantierung der Beſatzungstruppen geſchädigt werden könne.
Dieſe Begründung iſt zu lächerlich, um einer ernſthaften
Ent=
gegnung zu bedürfen. Es muß aber feſtgeſtellt werden, daß von
denjenigen, die ſonſt ſteis der Regierung den Vorwurf der
Mark=
entwertung gemacht haben, jetzt verſucht wird, die Maßnahmen
gegen die Markentwertung zu ſabotieren. Im übrigen iſt es
ſelbſtverſtändlich, daß auch im Hinblick auf dieſe Verordnung
für die Bewohner nur die deutſchen Geſetze Gültigkeit haben.
Zum Heſſiſchen Altersgrenzengeſetz.
Von Landesgerichtsrat Dr. Mayer.
Der Anregung der Schriftleitung dieſes Blattes, auch vom
Standpunkt des Richters aus zu dem eben vom Heſſ. Landtag
angenommenen Geſetze über die Altersgrenze der
Staatsbeamten Stellung zu nehmen, folge ich um ſo
be=
reitwilliger, als ich bereits im Oktober vor, Js. in der Kölniſchen
Zeitung den damals vorliegenden Entwurf eines gleichartigen
Reichsgeſetzes beſprochen habe. Auch ich kann mich den
zutref=
fenden Ausführungen von Prof. Schian in Nr. 175 dieſes
Blat=
tes dahin anſchließen, daß ein ſo fo genſchweres Geſetz gewiß
vom Landtag ernſtlich erwogen, aber doch mit einer Eile und
Schnelligkeit verabſchiedet wurde, die bei der Sachlage
keines=
wegs geboten war. Vielleicht wäre bei einer reiflicheren
Ueber=
legung und einer nicht ſo raſchen Erledigung manchem
Abgeord=
neten die volle Tragweite dieſes geſetzgeberiſchen Schrittes mehr
vor Augen getreten, mancher hätte alsdann wohl die in dem
Ge=
ſetz liegenden, von dem Abgeordneten Oberſtaatsanwalt
Wün=
zer mit Ueberzeugung vorgetragenen ernſtlichen Bedenken mehr
gewürdigt und hätte ſeine Stellungnahme hierzu einer
Ueber=
prüfung unterzogen.
Vor allem mußte man ſich denn doch fragen, ob eine
drin=
gende Notwendigkeit vorlag, gerade jetzt in Heſſen die
Alters=
grenze einzuführen, nachdem das Preußiſche
Altersgrenzen=
geſetz vom 15. Dezember 1920 auch nach ſeinem Inkrafttreten
in weiten Kreiſen lebhaft bekämpft wurde, abgeſehen davon,
daß ſeine Anwendung auf die bei ſeinem Erlaß bereits
ange=
ſtellten Preußiſchen Richter trotz des Reichsgerichtsurteils vom
14. 3. 1922 nicht einwandfrei iſt. Dazu kommt, daß der im
Spätjahr 1922 vom Reichsminiſterium des Innern vorgelegte
Entwurf eines Reichs=Geſetzes zwar die Einführung der
Altersgrenze im Reich, den Ländern und Gemeinden vorſah,
aber bis heute noch nicht im Reichstag zur Beratung geſtellt
wurde.
Für die Einführung einer Altersgrenze ſpricht unbedingt,
daß dadurch eine Ueberalterung der Beamtenſchaft vermieden
und den jüngeren Beamten die Möglichkeit geſchaffen wird, noch
in den beſten Lebensjahren ihre Fähigkeiten in höheren Stellen
zur Entfaltung zu bringen; dies liegt ſelbſtverſtändlich auch im
Intereſſe des Staates ſelbſt, deſſen Angelegenheiten in den
Hän=
den berufsfreudiger und leiſtungsfähiger Beamten zweifellos am
beſten gefördert werden. Insbeſondere entſpricht die
Durchfüh=
rung dieſes Grundſatzes auf die Richter den Wünſchen der
richterlichen Beamten und den Zwecken einer geſunden
Rechts=
pflege.
Auf der anderen Seite iſt aber nicht zu verkennen, daß die=
Erreichung dieſes Zieles durch Einführung einer Altersgrenze
eine Schematiſierung darſtellt, die den menſchlichen
Lebensver=
hältniſſen nicht genügend Rechnung trägt. Wie die Menſchen
an ſich ungleich ſind, ſo kann auch nicht behauptet werden, daß
auch nur regelmäßig mit der Erreichung eines beſtimmten
Lebensalters Alterserſcheinungen eintreten, welche die berufliche
Leiſtungsfähigkeit beeinträchtigt.
Angeſichts dieſer Erwägungen war es um ſo mehr zu
über=
legen, für die über 68jährigen Beamten des Heſſ. Staates
wahl=
los den Grenzpfahl der Altersgrenze zu errichten, als bei den
nichtrichterlichen Beamten ein zwingendes Bedürfnis
da=
zu um ſo weniger beſtand, weil der Verwaltungsbeamte ſchon
nach der bisherigen, beſonders heſſiſchen Geſetzgebung jederzeit
aus dienſtlichen Gründen in den „Ruheſtand verſetzt werden
konnte. Wegen der Hochſchullehrer teile ich gleichfalls die
Bedenken von Prof. Schian, der mit Recht darauf aufmerkſam
das Haus des Achilles heißt, führt den Namen von verſchiedenen
kleinen Schlafzimmern mit ſchönen Dekorationen auf
ſaffran=
gelbem Grund und Fußböden von feinſtem Moſaik. Zwei Betten
ſind an den Wänden befeſtigt; eins von ihnen hat elfenbeinerne
Füße. Es befinden ſich noch verſchiedene Gegenſtände in der
kleinen Küche und den Schlafzimmern. Die Angeln der Türen
aus Bronze ſind noch an den Eingängen zu ſehen. Die
Trüm=
mer der Deckenbemalung ſind Stück für Stück geſammelt und
werden wieder an Ort und Stelle gebracht. Der Hauptraum in
der Mitte iſt das große rechtecige Triklinium oder Speiſezimmer.
An der Langwand, dem Eingang gegenüber, ſind zwei rieſige
Elefanten auf rotem Grunde gemalt, auf deren Rücken nackte.
Jungen tanzen. Ruhende Figuren in ſchönen Draperien ſind
auf den anderen Wänden dargeſtellt. Die Ausführung dieſer
Bilder iſt von beſonderer Schönheit. Ein anderes intereſſantes
Gemach im „Haus der Betten” iſt das Lararium, eine kleine
ge=
wölbte Kapelle, die mit weißen Stuckfiguren auf azurblauem
Grunde geſchmückt iſt. Dargeſtellt iſt der Zweikampf zwiſchen
Hektor und Achilles. Die Betrachter werden durch die Kühnheit
der Zeichnung vor dieſem Bilde an Doumier erinnert, der
Gegenſatz zwiſchen den beiden Tönen Weiß und Azurblau iſt
fein herausgearbeitet. Das Familienheiligtum war noch nicht
vollendet, als Pompefi unterging. Auf einer Wand fehlen noch
die Verzierungen, und man fand im Hauſe Haufen von
Marmor=
feinen, die wohl dabei Verwendung finden ſollten. In derſelben
Käuſerreihe befindet ſich das „Haus des gedeckten Durchganges”.
de „Caſa del Cryptoporticus‟. Das Lararium dieſes reich
ge=
ſomückten Hauſes iſt Merkur geweiht und mit Bildern von
Fau=
na und Schlangen geſchmückt. Das ganze Haus, ſelbſt die
Trep=
pei und Durchgänge, haben gewölbte Decken, die mit weißem
Gisbewurf und Gemälden verziert ſind. Ein Teil des Hauſes
iſt unterirdiſch und erhält ſein Licht von den Fenſtern, die nach
den Garten gehen. Ein außerordentlich elegantes Cubienlum
ode Schlafzimmer, das mit Liebesgöttern in Relief geſchmückt
iſt, lat in der Wand ein Loch, in dem die Lampe angebracht war,
die das Schlafzimmer und den angrenzenden Raum mit ihrem
Lichterfüllte. Der Moſaikboden iſt in reichſter Ornamentik
aus=
geführt. In dem in Gelb gehaltenen Triklinium wechſeln
mythrlogiſche Szenen und Stilleben, die gemalt ſind, in den
durch weibliche und männliche Karyatiden abgeteilten
Wand=
felderi. In der Höhe eines Kindes ſind in die Wand
wunder=
liche Bguren eingekratzt von halb Schwein halb Pferd darſtel=
gemacht hat, daß hier an ſich ſchon das allgemeine
Aufrückungs=
ſyſtem nicht maßgebend iſt. Dazu kommt, daß, wie wir alle
ſchon ſeit unſeren Studienjahren wiſſen, die Vorleſungen älterer
Hochſchullehrer nicht mit Unrecht von der Studentenſchaft
ge=
radezu bevorzugt werden, und daß Forſcher aller Fakultäten und
Wiſſensgebiete auch im Alter noch Zierden unſerer Deutſchen
Univerſitäten und Hochſchulen waren. Wenn das Heſſ.
Alters=
grenzengeſetz die Miniſter von ſeinen Beſtimmungen
aus=
nimmt, ſo iſt dies durchaus verſtändlich. Gerade der
parlamen=
tariſche Miniſter unſerer jetzigen Staatsform iſt zwar auch
Staatsbeamter, ſeine Stellung iſt aber mehr auf das Vertrauen
des Landtags aufgebaut, und der Landtag wird in der Lage
ſein, ihm auch ohne Altersgrenze dieſes Vertrauen zu entziehen,
wenn er nicht mehr leiſtungsfähig iſt. Daß ein wirklich begabter
Staatsmann auch in höherem Alter dem Staate noch
erſprieß=
lich dienen kann, beweiſt die Geſchichte unſeres deutſchen
Ver=
faſſungslebens. Mit Recht hat der Abgeordnete Wünzer
hervor=
gehoben, was es bedeutet haben würde, einen Fürſten Bismarck
mit 68 Jahren zur Ruhe zu ſetzen!
Die Schaffung der Altersgrenze für die Richter begegnet
ſchließlich ganz beſonders den oben hervorgehobenen Bedenken.
Gerade der Richter iſt vielfach auch in vorgerückteren
Lebens=
jahren durch die Berufs= und Lebenserfahrung und die dadurch
bedingte Ruhe und Abgeklärtheit des Urteils eine für die
Rechts=
pflege beſonders wertvolle Perſönlichkeit. Es iſt allgemein
be=
kannt, daß wie im Reiche und den anderen Ländern, ſo auch in
Heſſen nicht wenige Richter auch in höheren Lebensaltern in
völliger Geiſtesfriſche unſerer Rechtspflege und unſerem
Rechts=
ſtaate vorzügliche Dienſte geleiſtet haben, Richter, deren Namen
noch heute in uns fortleben, deren Traditionen uns beſeelen.
Und hinſichtlich der Jetztzeit gilt das, was der Abgeordnete
Wünzer eben im Landtag geſagt hat:
„Betrachte ich einmal die Herren der höheren
Juſtizver=
waltung und der Juſtiz überhaupt, die von dem Geſetz
be=
troffen werden, dann muß ich doch ſagen, gerade in dieſen
Perſönlichkeiten verkörpert ſich eine Unſumme von Lebens=
und Berufserfahrung, eine hohe Summe von Wiſſen und
Kenntniſſen, die erweitert worden ſind, durch die praktiſche
Ar=
beit, und ihnen zur Hand ſteht ein ruhiges, beſonnenes und
abgeklärtes Urteil.”
Jeder heſſiſche Juriſt wird zugeben, daß die an der Spitze
der Kollegialgerichte und der Staatsanwaltſchaft ſtehenden
Be=
amten, welche jetzt dem Altersgrenzengeſetz zum Opfer fallen,
noch auf der Höhe ihrer Leiſtungsfähigkeit ſich befinden, daß
durch ihre zwangsweiſe Penſionierung nicht nur ſie ſelbſt einer
lieb gewordenen Tätigkeit unvermittelt entriſſen werden, ſondern
daß auch der Staat gezwungen wird, gerade in Zeiten
geſteiger=
ter Staatsaufgaben, wertvolle Kräfte vorzeitig brach zu legen.
Meines Erachtens wäre es möglich, der nicht zu
verken=
nenden Ueberalterung und Stagnation im Staatsdienſte,
beſon=
ders auch in der richterlichen Laufbahn, dadurch entgegen zu
wir=
ken, wenn man ſich — wie dies auch der Abgeordnete Wünzer
ſehr zutreffend hervorgehoben hat — noch mehr wie bisher dazu
entſchließen könnte, für die Beſetzung höherer und leitender
Stel=
len im Staatsdienſte ohne Rückſicht auf das Dienſtalter
ledig=
lich die Fähigkeit und die Geeignetheit des Beamten ausſchlage
gebend ſein zu laſſen. Eine Staatsverwaltung, welche nicht deg
jeweils älteſten, ſondern den jeweils tüchtigſten Beamten
be=
fördert, wird den Intereſſenten der Beamten und des SraatB
in gleichem Maße gerecht.
lenden Tieren; irgendein ungezogener Sprößling der Familie
mag hier ſeine Künſte gezeigt haben.
Der gedeckte Durchgang, von dem das Haus ſeinen Namen
hat, war mit jetzt zerſtörten Figurenbildern verſehen und hatte
Fenſter, die nach dem Garten gingen. Er muß wohl als
Wein=
keller gedient haben, wie aus einer Anzahl von mit Wein
ge=
füllten Amphoren hervorgeht, die darin gefunden wurden. Hier
ſind jetzt Wachsmodelle von fünf Leichen, die man in dem Garten
entdeckte. Zwei von ihnen, augenſcheinlich junge Männer,
ſtan=
den in enger Umarmung, und einer hatte ſeinen Kopf an der
Bruſt des anderen geborgen, wie um ſich vor Erſtickung zu
ſchützen. Zwei andere befanden ſich in der Stellung des
Todes=
kampfes. Der Fünfte ſcheint ruhig zu ſchlafen und hat eine
Hal=
tung, die an die Poſe des „ſchlafenden Hermaphroditen”
erin=
nert. Augenſcheinlich hatten dieſe fünf in dem gedeckten
Durch=
gang Schutz geſucht; aber als die vulkaniſchen Steine und der
Aſchenregen durch die Fenſter vom Garten her auch hier
hinein=
geſchleudert wurden, flüchteten ſie in den Garten und wurden
vom Tode überraſcht. Der jüngere Plinius berichtet, daß die
Opfer der pompejaniſchen Kataſtrophe große Dachziegeln ergriffen
und mit ihnen ihre Köpfe zu ſchützen ſuchten. Als man dieſe
fünf Leichen fand, hatte jede von ihnen einen ſolchen Ziegel in
der Nähe ſeines Kopfes. Eine ſchmale Treppe führt von dem
gedeckten Durchgang in den erſten Stock des Hauſes, wo ſich ein
kleines, ganz in Rot gehaltenes Eßzimmer befindet, in dem man
mit der Ausſicht auf die Landſchaft ſpeiſen konnte. Durch eine
Seitenſtraße gelangt man dann nach dem „Haus der Jagd” der
„Caſa della Caccia”. Von dem Haustor iſt ein Gipsabdruck
ge=
nommen worden und ebenſo von einem großen Geldſchrank, der
in der Nähe des Impluvium ſtand, des Regenwaſſerbeckens im
Hof des Hauſes, die eiſernen und bronzenen Nägel und Angeln
der Tür und der eiſerne Niegel des Schrankes ſind darin zu
ſehen. Das Impluvium hat vier Gipsſäulen mit einem gelben
Fries und einen eleganten, dreifüßigen runden Marmortiſch,
deſſen Füße mit Löwen geſchmückt ſind. Die Jagdgemälde, die
ſich in dem Mittelraum des Gebäudes befinden, zeigen ſchöne
Landſchaften, ſowie großartige Tierbilder, eine Jagd auf wilde
Eber, einen Panther, der zwei Ziegen anfällt, einen Löwen, der
einen Stier packt. Das eine Fresko ſtellt einen Kampf von
Zwer=
gen an der Meeresküſte mit phantaſtiſchen Tieren dar, mit
Fluß=
pferden, Krokodilen, rieſigen Krebſen und Salamandern. Dieſe
Fresken befinden ſich in einem vorzüglichen Erhaltungszuſtand,
Seite 4
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Juni 1923
Rusmter 177.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Juni.
— Ernannt wurden: Am 20. Juni 1923 die Privatdozentin an der
Landesuniverſität zu Gießen Dr. Margarete Bieber zum
außerplan=
mäßigen außerordentlichen Profeſſor; am 21. Juni 1923 der
Schulamts=
anwärter Georg Wahl aus Schlitz zum Lehrer an der Volksſchule zu
Nieder=Moos, Kreis Lauterbach.
— Verſetzt wurden Regierungsrat Dr. Rudolf Ploch zu Offenbach
(Finanzamt=Stadt) als Stellvertreter des Vorſtehers des Finanzamts
in Lauterbach, und Regierungsrat Wilhelm Ploch zu Nidda an das
Finanzamt Offenbach=Stadt.
— Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurde am 20. Juni 1923 der
Polizeiwachtmeiſter Peter Pfeifer beim Polizeiamt Neu=Iſenburg
mit Wirkung vom 1. Juli 1923.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 28. April 1923 der
Studien=
rat an der Realſchule zu Oppenheim Dr. Joſeph Levy auf ſein
Nach=
ſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte vom
1. Mai 1923 ab bis zur Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit.
— Erledigt ſind eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an
der Volksſchule zu Darsberg, Kreis Heppenheim. Eine
Dienſt=
wohnung mit Garten iſt vorhanden; eine Lehrerſtelle für einen
evange=
liſchen Lehrer an der Volksſchule zu Ober=Mockſtadt, Kreis
Bü=
dingen. Dienſtwohnung iſt vorhanden.
— Kirchliche Dienſtnachrichten. Am 22. Juni wurde dem Pfarrer
Siegfried Werner zu Fürfeld die evangeliſche Pfarrſtelle zu Wöllſtein
und am 25. Juni dem Pfarrer Wilhelm Wolf zu Lehrbach die
evange=
liſche Pfarrſtelle zu Münſter, Dekanat Friedberg, übertragen. — Am
15. Juni wurde der evangeliſche Pfarrer Georg Kumpf zu
Götzen=
hain auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Juli in den Ruheſtand
verſetzt.
— Hefſiſches Landesmuſeum. In der Gemäldegalerie ſind zurzeit
die Gemälde Arnold Böcklins aus dem Beſitz des Freiherrn Max von
Heyl in Darmſtadt ausgeſtellt, die zuſammen mit der Sammlung von
Handzeichnungen Böcklins, die Freiherr von Heyl vor 14 Jahren dem
Landesmuſeum geſchenkt hat, ein vielſeitiges, einzigartiges Bild der
Kunſt des Meiſters vermitteln.
— Sommerſpielzeit Brunv Harprecht. Für die am Samstag in
Szene gehende erſte Novität iſt auch noch Richard Jürgas als Gaſt
gewonnen. Die Beſetzung iſt nun: Der Herzog: Richard Jürgas a. G.,
die Herzogin: Frieda Eichelsheim a. G., der Erbprinz: Br. Harprecht,
Hedwig von Müller: Eliſabeth Horn a. G. Der Tagesverkauf (Preiſe
4—15 000 Mk.) findet jeden Vormittag von 10—1 Uhr an der Kaſſe
des Kleinen Hauſes ſtatt.
* Die Heſſiſche Miſſionskonferenz tagt nächſten Mittwoch, den 4. Juli,
im Gemeindehaus in der Kiesſtraße mit folgendem Programm:
Vor=
mittags 10 Uhr Eröffnung. Schriftleſung und Gebet. Pfarrer Schäfer=
Auerbach. Vortrag: Miſſionsgedanken im Alten Teſtament. Profeſſor
D. Hans Schmidt=Gießen. Nachmittags 13 Uhr Vortrag: Livingſtons
Erbe in Zentralafrika. Privatdozent Liz. Dr. Frick=Gießen. Abends
8 Uhr: Gemeindemiſſionsfeier. Anſprache des Herrn Prälaten D. Dr.
Diehl. Vortrag: Unſere heſſiſche Landeskirche und die Heidenmiſſion in
Geſchichte und Gegenwart. Privatdozent Dr. Frick. Muſikaliſche
Dar=
bietungen.
— Vom Bund der Kinderreichen. In deu Monatsverſammlung des
Bundes der Kinderreichen zum Schutze der Familie, Ortsgruppe
Darm=
ſtadt, hielt Herr Oberſtudienrat Profeſſor Kiſſinger, einen
hoch=
intereſſanten Vortrag über Jugendwanderungen und Jugendherbergen.
An der Hand zahlreicher trefflich ausgeführter Lichtbilder zeigte
Red=
ner in 1½ſtündigem Vortrag uns eine Reihe herrlicher
Landſchafts=
bilder, ſowie friſch=fröhlicher Jugendgruppen auf Wanderfahrten. Aus
beredtem und ſachverſtändigem Munde wurden der zahlreichen
Zuhörer=
ſchaft die Schönheiten ſowie die Vorteile des Anſchauungsunterrichts für
Geiſt und Körper bei den frohen Wanderungen in unſerem ſchönen
Vaterlande gezeigt. Die beſte Illuſtratien zu den Ausführungen bildeten
die lachenden und fröhlichen Kindergeſichter auf den dank dem
vor=
züglichen Apparat des „Feierabend” und ſeiner trefflichen Bedienung
ſeitens des Herrn Widmann erſtklaſſigen Lichtbildern. Der große
Bei=
fall ſowie eine reich ausgefallene freiwillige Samlung zeigten dem
Red=
ner am beſten den Dank der Mitglieder für ſeinen ſchönen Vortrag,
der es auch ſo mancher kinderreichen geplagten Mutter ermöglichte, ohne
Anſtrengung ſo manches ſchöne Plätzchen unſeres Vaterlandes kennen
zu lernen. Nachdem der Vorſitzende dem Redner herzlich gedankte,
er=
mahnte er die Eltern und beſonders die Väter, ihre Kinder noch mehr
als bisher die Schönheiten der Natur kennen zu lernen, was beſſer für
ſie ſei wie Kino= und Wirtshausbeſuch. Dann konnte noch dank der
reichen Spenden der Verſammlung dem Herrn Oberſtudienrat Profeſſor
Kiſſinger ein kleiner Betrag zum Beſten der ſegensreich wirkenden
Jugendherbergen überreicht werden. Nachdem noch verſchiedene billige
Waren an die Mitglieder ausgegeben wurden, ſchloß der Vorſitzende
die Verſammlung mit dem Hinweis, daß von jetzt ab die
Verſammlun=
gen am dritten Freitag im Monat ſtattfinden, die nächſte am Freitag,
20. Juli.
— Bankmäßige Geſchäfte. Wir machen auf die Bekanntmachung der
Vereinigung Darmſtädter Banken und Bankiers im Anzeigenteil
auf=
merkſam, wonach vom 1. Juli d. Js. ab bankmäßige Geſchäfte, deren
Beträge nicht auf volle 100 Mk. lauten, nur in der Weiſe zur
Aus=
führung gebracht werden, daß die Beträge auf volle 100 Mk. nach unten
abgerundet werden. Namentlich im Scheck= und Wechſelverkehr iſt daher
dahin zu ſtreben, daß die Ausſchreibung von Beträgen unterbleibt, die
nicht reſtlos durch 100 teilbar ſind.
— Eine ſchöne Sitte. Unter ſtarker Beteiligung fand am Sonntag
der 2. Dieffenbachſche Familientag im Mozartſaal unter
Vorſitz von Forſtrat Dr. Dieffenbach=Lich ſtatt. In ernſter Feier
ge=
dachte Profeſſor Knoll der Toten des letzten Jahres,
Oberlandesgerichts=
rat Dieffenbach berichtete über ſeine neueſten Familienforſchungen, und
Geheimrat Dr. Luthmer gab in feſſelndem Vortrage ein Bild von den
Beziehungen des bekannten Prof. Phil. Dieffenbach, dem Erzieher
Groß=
herzog Ludwig III., zum Fürſtenhauſe. Bei ſelbſtbereitetem Kaffee und
angeregteſter Unterhaltung waren die Stunden des gemütlichen
Zuſam=
menſeins nur zu raſch entſchwunden.
s. Wer erbarmt ſich der Kinder?. Es wird uns geſchrieben: Ueber
200 0600 Kinder aus dem Rhein= und Nuhrgebiet fanden im unbeſetzten
Deutſchland bereits Unterkommen in Landpflegeſtellen. Bis nach
Schle=
ſien und Oſtpreußen, ja ſelbſt bis nach Ungarn, Eſtland und Finnland
werden Scharen deutſcher Kinder gebracht, um fern von der Heimat,
wo der Kampf um Sein oder Nichtſein des deutſchen Volkes geführt
wird, der größten Not, dem Hunger, entrückt zu ſein. Noch ſind
in vielen Gegenden des unbeſetzten Deutſchlands die Türen für die
Aufnahme von Ruhrkindern nicht weit genug geöffnet. Gewiß mag es
für mauchen bei der heutigen Teuerung ein ſchwerer Entſchluß ſein, ſolch
ein Kind an ſeinen Tiſch zu nehmen. Manchem, der den Willen hat,
fehlt der notwendige Raum. Aber gerade in dieſen Tagen, wo der
teufliſche Plan der Franzoſen von Tag zu Tag deutlicher wird, wo alles
darauf hinweiſt, daß ſie das Ruhrgebiet durch Hunger zwingen wollen,
da ſollten aller Augen auf dieſe Frage gerichtet ſein. Der ſchon
vor=
handene Mangel an Nahrung wird vergrößert durch die Schwierigkeiten
der Lebensmittelzufuhr ins Ruhrgebiet. Eine Tatſache, die den
ſchlimm=
ſten Ausgang befürchten läßt! Da gilt es, Abhilfe zu ſchaffen! Den
Eltern das Durchhalten erleichtern dadurch, daß man ihnen die Sorge
um die Ernährung der Kinder abnimmt! Alle Opfer, die
ge=
bracht wurden, werden umſonſt ſein, wenn Eltern
gezwungen ſind, nachzugeben um ihrer Kinder
willen. So bleibt uns nur der eine Weg: daß überall im Lande ſich
noch mehr gaſtliche Türen öffnen zur Aufnahme der Kinder von Rhein
und Nuhr. Und alle diejenigen, die aus irgendwelchen Umſtänden,
ab=
geſehen von der finanziellen Seite, nicht in der Lage ſind, ein Kind
auf=
zunehmen, ſollten bereit ſein, regelmäßige Zuſchüſſe für diejenigen zu
leiſten, die gern ein Kind aufnehmen, aber aus Mangel an
hinreichen=
den Mitteln bisher darauf verzichten mußten. Man wende ſich an die
örtlichen Stellen zur Aufnahme eines oder etlicher Kinder oder
über=
weiſe entſprechende Beträge. Auf zur Tat, zur edlen Tat, die in ſich
ſelbſt den größten Lohn trägt und die uns gleichzeitig helfen wird, die
erſehnte Freiheit vom Tyrannenjoch
zurückzuge=
winnen!
RDV. Schüler=Rückfahr= und Kurzarbeiter=Wochenkarten. Am
1. Juli tritt, wie die „Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung”.
mitteilt, ein neuer Gepäck= und Perſonentarif in Kraft, der einem
wei=
teren Kreiſe von Schüülern und Studierenden Fahrpreisvergünſtigungen
zugänglich macht. So werden die Schüler=Rückfahrkarten von dieſem
Tage ab an allen Tagen der Woche mit viertägiger Gültigkeit zwiſchen
dem Schulort und dem Wohnort des Schülers oder ſeiner Eltern
aus=
gegeben, ſo daß auch Schüler, die nur an einzelnen Tagen zum
Unter=
richt fahren, eine Fahrpreisermäßigung von 50 v. H. genießen;
außer=
dem werden jetzt Schüler=Rückfahrkarten auch an Beſucher von
Fach=
ſchulen ausgegeben, die bereits einen Beruf hatten oder für einen
Be=
ruf ausgebildet waren, wenn ſie während der Zeit, da ſie die Schule
be=
ſuchen, weder ihren Beruf ausüben, noch aus ihm Einkünfte beziehen,
die ihre Lebenshaltung gewährleiſten. — Daneben werden demnächſt,
wie bereits kurz berichtet, Wochenkarten für Kurzarbeiter eingeführt,
die zu drei Hin= und Rückfahrten in jeder Woche bei einer
Preis=
ermäßigung von 50 v. H. berechtigen.
Tagesordnung zur Sitzung bes Kreisausſchuffes bes Kreiſes
Darmſtadt am Montag, den 2. Juli, nachmittags 3 Uhr: 1. Klage des
Friedrich Huthmann und Genoſſen aus Ober=Ramſtadt gegen den
Be=
ſchluß des Gemeinderats Ober=Ramſtadt vom 3. März bzw. 3. Februar
1923 über Erhöhung des Einkaufs= und Feuereimergeldes für
Orts=
bürger, 2. Wehranlage der Illigſchen Papierfabrik; hier: a)
Genehmi=
gung des Geſuchs um Wehrerhöhung, b) Abweiſung der Beſchwerde des
Emil Pagner.
Stadtverordnetenverſammlung
n. Darmſtadt, 28. Juni.
Die Punkte Vereinigung der Rettungswache mit der Feuerwache,
Errichtung eines Wohngebäudes nächſt dem Oberwaldhaus,
Unterhal=
tung der Hintergebäude des Stadthauſes werden zurückgeſtellt.
Ein Geſuch des Woogspächters um Anpaſſung der
Bäder=
preiſe an die fortgeſetzte Teuerung wird angenommen.
Danach erhöhen ſich die Badepreiſe durchſchnittlich um zwei Fünftel, die
Wäſchepreiſe um 100 Prozent, die Preiſe für Dauerkarten bleiben
vor=
läufig beſtehen.
Die Gas= und Waſſerpreiſe werden, künftig erſt nach
Ende des Vebrauchsmonats feſtgeſtellt. Durch Beſchluß
vom 9. Oktober 1919 wurde für die Feſtſetzung der Gaspreiſe eine
Kohlen=
klauſel eingeführt, derart, daß bei jeder Aenderung des Kohlenpreiſes
um 1 Mk. pro Tonne eine Aenderung des Gaspreiſes um 005 Pf. pro
Kubikzentimeter einzutreten hat. Da eine Feſtſetzung vor Beginn des
Gebrauchsmonats ſich in den abgeführten Preiſen erſt nach 4 Wochen
auswirkt, und da Preiserhöhungen während des Monats nicht mehr
berückſichtigt werden konnten, mußte man ſich auf dieſe nachträgliche
Feſt=
ſetzung einigen.
Eine Anzahl kleinerer Zinsverpflichtungen aus früherer Zeit (
Be=
träge vor 2—200 Mark) aus Koſten für Anlage von Gas= und
Waſſer=
leitungen ſollen wegen der höheren Einziehungskoſten bis auf weiteres
nicht mehr erhoben werden.
Ueber das Geſuch der Bauhütte um finanzielle Beteiligung der
Stadt entwickelt ſich eine lebhafte Debatte. Die Stadtverwaltung ſpricht
ſich für eine Ablehnung aus, da ſie aus Gründen der Gerechtigkeit den
Intereſſen des Baugewerbes und der Handwerker nicht entgegentreten
kann und da ſie durch eine Beteiligung keinen Präzedenzfall ſchaffen
will. Stadtv. Leuſchner (Soz.) betont die Arbeit der Bauhütte im
Intereſſe der Allgemeinheit gegenüber den privatkapitaliſtiſchen
Unter=
nehmungen, die durch Syndizierung die freie Konkurrenz unter ſich
aus=
geſchaltet hätten. — Der Antrag der Stadtverwaltung wird gegen die
Sozialdemokraten und Kommuniſten angenommen.
Der Beitrag zum Allgemeinen Verein gegen Armut
und Bettelei wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und
Kommuniſten auf 100 000 Mark erhöht. Wenn der Verein ſelbſt 100 000
Mark aufbringt, wird der Beitrag der Stadt auf 300 000 Mark erhöht.
Die Zahl der Leſeholztage ſoll von 3 auf 2 beſchränkt werden,
ebenſo ſoll die Zahl der Leſeholzberechtigten auf 5000
be=
ſchränkt werden, da die ſtetig zunehmenden Holzfrevel gebieteriſch eine
Aenderung verlangen. Auch über dieſen Punkt entſpinnt ſich eine
leb=
hafte Debatte. Die Linke iſt gegen die Beſchränkungen, ebenſo hält die
Deutſche Volkspartei den Zeitpunkt für nicht gegeben. Die
Stadtver=
waltung ſchlägt Vertagung vor, um noch einmal mit der Forſtbehörde
Rückſprache zu nehmen.
Zwecks Umzugskontrolle beim Wohnungswechſel wird eine
Verordnung erlaſſen, die bei Zuwiderhandlungen Geldſtrafen bis
10 Millionen und Haftſtrafen vorſieht. Nach dieſer Verordnung haben
alle Perſonen, die gewerbsmäßig oder gelegentlich Umzüge
bewerkſtelli=
gen, ſich zu vergewiſſern, ob eine Genehmigung des Wohnungsamts
vorliegt,
Ueber die Anträge des Stadtv. Schlitt, betr. Kontrolle und
Mit=
beſtimmungsrecht der Intereſſentengruppe der Wohnungsſuchenden bei
dem Wohnungsamt, und des Stadtv. Götz und Konſorten, betr.
Er=
gänzung des Wohnungsamts durch Zuwahl von Stadtverordneten,
ent=
ſpinnen ſich eingehende Erörterungen, bei denen auch verſchiedene
Einzel=
fälle erörtert werden. Um 8.15 Uhr war dieſer Punkt noch nicht erledigt,
Bewilligungen.
Ein vorteilhaft angebotener 2=Tonnen=Laſtkraftwagen
wird angekauft.
Die Verſorgung der Gemeinde Arheilgen mit elektriſchem Strom
wird der Heag übertragen.
Durch Umbau des alten Schießhauſes, Nieder=Ramſtädter Straße 100,
ſollen 6 Wohnungen geſchaffen werden; ebenſo wird die Herſtellung von
2 Zimmern (Waldſtr. 21) genehmigt.
Die Koſten für Herſtellung eines gleiderlagers für das
Wohlfahrtsamt werden genehmigt.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchufſes der
Pro=
vinz Starkenburg am Mittwoch, den 4. Juli, vormittags 10 Uhr: 1. Klage
des Georg Köth 2. zu Groß=Gerau und des Philipp Köth zu
Frank=
furt a. M., Mainzer Landſtraße, gegen die Polizeiverfügung des
Kreis=
amts Groß=Gerau vom 19. März 1923. 2. Klage des Profeſſors
Wil=
helm Schleußner zu Darmſtadt, Moſerſtr. 11, gegen die Heranziehung
zur Wohnungsluxusſteuer der Stadt Darmſtadt. 3. Klage des
Bäcker=
meiſters Adam Hübner zu Darmſtadt gegen einen Polizeibefehl des
Oberbürgermeiſters der Stadt Darmſtadt.
* Die Gehälter der kaufmänniſchen Angeſtellten fanden heute vor
dem Schlichtungsausſchuß im Wege einer freien Vereinbarung ihre
Regelung und wurde von beiden Teilen angenommen. Wie uns der
D. H.V. mitteilt, wurden für Monat Juni 205 Prozent auf die Mai= Schwarzwaldbahn von Offenburg über Hornberg, Triberg nach
Kou=
ſind 50 Prozent des Junigehalts zu bezahlen.
den letzten Tagen vor der Tariferhöhung zum 1. Juni ſind
Mitteleuro=
päiſche Reiſebureau=Fahrſcheinhefte in derart großem Umfange verlangt winden ſich die Züge der Schwarzwaldbahn von dem Rheintal bis zu
worden, daß zahlreiche Ausgabeſtellen nicht imſtande waren, alle
Be=
ſtellungen zu erledigen. Zur Bekämpfung der Mißbräuche und Fern= ſterwerke der Technik erregen auch heute noch nach 50jährigem Beſtehen
haltung weiterer Unzuträglichkeiten dürfen nach dem 3. Juli die zu unentwegt die Bewunderung der Reiſenden, und der Reichtum an
Mai= oder Juni=Tarifen gelöſten Fahrſcheinhefte nur gegen eine
Nach=
zahlung des Preisunterſchiedes benutzt werden, der den
Tariferhöhun=
gen entſpricht. Die Nachzahlung kann durch Löſung von Ergänzungs= Jahren verkehrten auf der Schwarzwaldbahn beſondere Ausſichtswagen,
Fahrſcheinen bei allen Vertretungen des Mitteleuropäiſchen
Reiſe=
bureaus, ſodann durch Löſung von Ergänzungsfahrkarten bei, den ten, ſogenannten Panoramafenſtern zur Einführung kamen, die allen
größeren Fahrkartenausgaben erfolgen. Ausnahmsweiſe wird die
Löſung von Ergänzungs=Fahrkarten im Zuge zugelaſſen, insbeſondere ſtatten. Neben zahlreicher ſonſtiger, von privater Seite
herausgegebe=
dann, wenn eine Vertretung des Mitteleuropäiſchen Reiſebureaus am
Reiſeantrittsort nicht vorhanden iſt und die Ergänzungskarten bei der
Verweiſung an die Fahrkartenausgabe Gefahr laufen wird, den Zug
zu verſäumen.
RDV. Neue Liegewagen britter Klaſſe. Im Laufe dieſes Monats durch den Badiſchen Verkehrsverband, Karlsruhe i. B., Rathaus (
Poſt=
werden, wie die „Neichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung” erfährt,
weitere 10 Schlafwagen dritter Klaſſe geliefert, die vorausſichtlich am
1. Juli in Dienſt geſtellt werden, und zwar auf den Strecken von
Berlin nach Frankfurt a. M. im Schlafwagenzug D 6/5 ab Berlin
an Stuttgart 7,10 vorm.; ab 9,00 nchm., an Berlin 9,18 vorm.; nach
Eydtkuhnen 12,12 nchm.; ab 4,00 nchm., an Berlin 6.37 vorm.; und
nach Oberſchleſien in D 39/69/42 ab Berlin Friedrich=Straße
8,46 nchm., an Oderberg 6,37 vorm. ab 905 nchm., an Berlin 7,46
päiſchen Reiſebüros.
Lokale Veranſitaltungen.
Die Hierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kril.
— Orpheum. Die erfolgreiche Operette „Schäm” dich, Lotte!”
mit der Frankfurter Opernſoubrette Martl Schellenberg a. G. bleibt noch
bis Dienstag, 3. Juli, auf dem Spielplan.
— Verein ehemaliger 25er: Anſtelle der Juli=
Zuſammen=
kunft findet am Samstag, den 30. Juni, um 8 Uhr, in der „Kanone‟
ein Familienabend mit Unterhaltung und Muſik ſtatt.
— Regimentsvereinigungen ehem. 116=, 117= und
118er. Auf den am 1. Juli ſtattfindenden Familienausflug nach
Nieder=Ramſtadt zum Kameraden Krug wird beſonders hingewieſen.
Treffpunkt: 2 Uhr nachm., Paſſetbrunnen. Die Kameraden der Darm
ſtädter Regts.=Vereine ſind ebenfalls herzlichſt eingeladen.
Aus den Parteien.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Es
wird hiermit eingeladen zu einer Fahrt ins Blaue am Sonntag, ten
1. Juli. Treffpunkt um 7 Uhr morgens am Tierbrunnen, Nieſer=
Ramſtädter Straße. Ruckſackverpflegung. Jugendliche ausgewieſcher
Parteifreunde ſind herzlich willkommen. — Am Dienstag, den 3. Ali,
beſucht die Jugendgruppe geſchloſſen den dritten Teil des Films
Fri=
derieus Rex, worauf beſonders hingewieſen wird in der Hoffnung /daß
ſich die Mitglieder insgeſamt hierzu einfinden — halb 8 Uhr aſends
pünktlich vor dem Lichtſpielhaus. Zum Sonntag, den 15. Juli/ lädt
die Jugendgruppe Frankfurt a. M. zu einer gemeinſamen Wandſrung
ein. Es wird gebeten, ſich dieſen Tag freizuhalten.
— Heſſiſche Zentrumspartei. Die Heſſiſche
Zentums=
partei veranſtaltet am nächſten Mittwoch, den 4. Juli, nachm. 2½ Uhr,
im Konkordiaſaale in Darmſtadt eine Konferenz zur Beſprechug der
politiſchen Lage, wozu die Vezirksvorſtände der Partei eingeladn ſind.
— Arheilgen, 28. Juli. Der hieſige Verein für Aquarienkunde
„Wallisneria” hat im Schaufenſter des Herrn Sattlermeiſters Windhaus
ein Aquarium mit Fiſchen ausgeſtellt, um der hieſigen Einwohnerſchaft
Gelegenheit zu geben, einen Einblick in die Tätigkeit des Vereins zu.
geben. Die ausgeſtellten Tiere ſind Eigentum der einzelnen Mitglieder,
Allwöchentlich findet Wechſel der Fiſche ſtatt. — Schon wieder wurdem
hier 2 Fahrräder geſtohlen. Vom Täter fehlt bisher jede Spur.
* Egelsbach, 28. Juni. Hungersnot. Der hieſige
Konſumver=
ein hat dieſer Tage Kartoffeln beſchafft und verkauft dieſe nun für ſage
und ſchreibe 70 000 Mark. Vielen Familien iſt es nicht einmal möglich,
auch nur einen halben Zentner zu erwerben, ſo daß dieſe tatſächlich am
Hungertuche nagen. Gegen dieſen Wucher geſchieht ſeitens der
Behör=
den nichts. Dieſe wären allerdings auch nicht in der Lage, etwas
da=
gegen zu tun, da ſonſt die Kartoffeln dem Vieh verfüttert werden
und vom Markte ganz verſchwinden.
r. Babenhauſen, V. Juni. Gemeinderatsſitzung. Bei der
geſtrigen Gemeinderatsſitzung wurde die Erhöhung der Gemeinde=
Um=
lage für 1922 von 60 000 Mk. auf 3 Mill. Mk. beſchloſſen. Eine ſehr
lebhafte Ausſprache entſpann ſich über die Erhöhung der Zuſchläge zur
Grundmiete. Daß der jetzige, im Februar d. Js. feſtgelegte Satz von
6800 Prozent nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, wurde von
allen anweſenden Gemeinderatsmitgliedern anerkannt. Nachdem der
Bürgermeiſter Rühl bekannt gegeben hatte, daß am gleichen Tage beim
Kreisamt Dieburg ſich eine Vertretung von Mietern und Vermietern
des Kreiſes auf dem Mindeſtſatz von 40 000 Prozent Zuſchlag zur
Grundmiete geeinigt hätten, beſchloß man nach Abſtimmung, einen
Zu=
ſchlag in dieſer Höhe vom 1. Juli d. J. in Kraft treten zu laſſen. Die
Mietpreiſe für Gemeindewohnungen wurden, ſodann nach Feſtſetzung
einer Grundmiete für jede Wohnung zeitgemäß erhöht. Die Anſchaffung
einer neuen Feuerwehrleiter wird mit Rückſicht auf die durch den Bau
neuer Häuſer ſchon ſtark belaſtete Gemeindekaſſe bis nächſtes Jahr
zu=
rückgeſtellt. G.=R. Melk rügt, daß vom Elektrizitätswerk der
Straßen=
beleuchtung nicht genügend Sorgfalt gewidmet wird. In mondhellen
Nächten brenne das Licht vom frühen Abend bis zum hellen Morgen.
G.=R. Müller klagt über die ſchlechte Beſchaffenheit des Markenbrotes,
das zurzeit ungenießbar ſei, und bittet um Abhilfe.
Die neuen Eiſenbahnfahrpreiſe.
Am 1. Juli werden die Eiſenbahnfahrpreiſe in der dritten und
vierten Klaſſe um 200 Prozent, in der erſten und zweiten Klaſſe um 300
Prozent erhöht; aus dieſer Erhöhung ergeben ſich folgende
Ein=
heitsfätze für den Kilometer: in der 1. Klaſſe 800 Mk., 2. Klaſſe
400 Mk., 3. Klaſſe 150 Mk., 4. Klaſſe 100 Mk. Die
Schnellzugs=
zuſchläge für die Benutzung von D=Zügen betragen: in der 1. Zone
(bis 75 Km.) 1. Kl. 16000 Mk., 2. Kl. 8000 Mk., 3. Kl. 3000 Mk., in der
2. Zone (bis 150 Km.) 1. Kl. 32000 Mk., 2. Kl. 16 000 Mk., 3. Kl.
6000 Mk., in der 3. Zone (über 150 Km.) 1. Kl. 48 000 Mk., 2. Kl. 24 000
Mk., 3. Kl. 9000 Mk. Die Zuſchläge für die neuen F.=D=Züge (nur
1. und 2. Klaſſe, zunächſt nur im Juli und Auguſt zwiſchen Berlin=
Ham=
burg und Berlin=München) außer Fahrpreis und D=Zug=Zuſchlag: nach
Hamburg: 1. Kl. 40 000 Mk. 2. Kl. 20 000 Mk., nach München: 1. Kl.
80 000 Mk., 2. Kl. 40 000 Mk. Platzkarten, die in den
Zugaus=
gangsſtationen für alle D=Züge von den MER=Büros ausgegeben
wer=
den oder von außerhalb dort beſtellt werden können, koſten: für die
1. Kl. 6000 Mk., 2. Kl. 3000 Mk., 3. Kl. 1000 Mk. Eine
Bahnſteig=
karte koſtet 600 Mk., der Einheitsſatz für Gepäck beträgt 24 Mk. für
10 Kg. und 1 Km., die Mindeſtfracht 3000 Mk.
Die Preiſe für Bettkarten für die Inlandsſtrecken der
Reichs=
bahn= und Mitropaſchlafwagen betragen in der 1. Kl. (Einzelabteil)
200 000 Mk., in der 2. Kl. (2 Perſonen in einem Abteil) 100 Mk. für
Liegewagen 3. Kl. 40 000 Mk. und eine Vormerkgebühr von 10 Proz.,
wenn die Bettkarte innerhalb der vierzehntägigen Vormerkkaufsfriſt in
den Mer=Büros gelöſt wurde.
An der viertägigen Gültigkeit der gewöhnlichen
Fahrkarten wird nichts geändert; Fahrkarten, die am 30. Juni gekauft
ſind, gelten zur Fahrt noch bis zum 3. Juli um Mitternacht.
Die Gültigkeit der Rundreiſehefte (MER=
Fahr=
ſcheine) iſt jedoch beſchränkt worden; Inhaber von MER=Fahrſcheinen
müſſen, gleichgültig, ob ſie das Heft bereits im Mai oder im Juni
gekauft und die Reiſe bereits vor dem 1. Juli angetreten haben, für
Reiſeſtrecken, die ſie bereits vor dem 1. Juli angetreten haben, für
Reiſeſtrecken, die ſie nach dem 3. Juli nachts 12 Uhr zurücklegen, den
Fahrpreisunterſchied nachzahlen. Dieſer Fahrpreisunterſchied iſt
grund=
ſätzlich vor Antritt der Reiſe oder Weiterreiſe bei einer Ausgabe des
Mitteleuropäiſchen Reiſebüros oder einer größeren Fahrkartenausgabe
nachzuzahlen. In beſonderen Fällen wird die Nachzahlung
ausnahms=
weiſe auch in den Zügen zugelaſſen. Ueber die Nachzahlung wird ein
Ergänzungsfahrſchein ausgeſtellt.
RDV.
50 Jahre Schwarzwaldbahn.
Die als die ſchönſte Gebirgsbahn Deutſchlands geltende badiſche
gehälter vereinbart und die ſozialen Zulagen wie folgt erhöht: Ver= ſtanz am Bodenſee kann in dieſem Jahre auf ein 50jähriges Beſtehen
heirateten=Zulage 70 000 Mk., Kinderzulage 50 000 Mk., ledige Allein= zurückblicken. Der wichtigſte Teil der Linie, der eigentliche
Gebirgs=
ſtehende 50 000 Mk., Ernährer der Familie 70 000 Mk. Am 15. Juli übergang von Hauſach bis Villingen, wurde im Jahre 1873 dem
Ver=
kehr übergeben. 38 Tunnels, 36 große Viadukte und 133 Brücken ſind
wb. Fahrſcheinhefte für die Reichsbahn und Ergänzungsſcheine. In notwendig geweſen, um den Hauptgebirgsſtock des Schwarzwaldes zu
durchqueren. Ueber dieſe zahlreichen Kunſtbauten und Kehrtunnels
einer Höhe von 900 Meter ü. M. empor. Die hervorragenden
Mei=
immerfort wechſelnden Bildern, einer herrlichen Landſchaft von
hin=
reißender maleriſcher Wirkung iſt kaum zu übertreffen. In früheren
die jedoch entbehrlich wurden, als moderne Schnellzugswagen mit brei=
Reiſenden eine umfaſſende, bequeme Ausſicht auf die Landſchaft
ge=
ner Literatur über die Schwarzwaldbahn iſt auch eiſenbahnſeitig für
Reiſende und Touriſten eine praktiſche Ueberſichtskarte mit anſchließen=
Fahrkartenausgabe nicht erhältlich ſind oder wenn der Reiſende bei den Gebieten des mittleren und ſüdlichen Schwarzwaldes herausgegeben
worden, die zuſammen mit einer amtlichen ähnlichen Ueberſichtskarte
der in Donaueſchingen anſchließenden Höllentalbahn und einer
illu=
ſtrierten Schrift. Das Badnerland” gegen Ueberſendung von 2000 Mk.
ſcheckkonto 4422), erhältlich iſt.
Nationale Würdeloſigkeit.
DAI. Unter dieſer Spitzmarke ſchreibt die „Swakopmunder Ztg.”,
Anh. Bhf. 8,50 nchm., an Frankfurt 6,/42 vorm.; ab 9,53 nchm., an daß ihr fortgeſetzt Klagen darüber zugingen, daß deutſche Firmen das
Berlin 8,00 vorm., ſobald dieſer Zug wieder verkehrt; nach Stutt= Land mit Proſpekten uſw. in Engliſch bombardierten. Vor uns liegt
gart im Schlafwagenzug D 238/7 ab Berlin Anh. Bhf. 6,50 nchm. eine Empfehlung eines großen Berliner Verlages. Schon der
Brief=
umſchlag iſt beſchämend: die Adreſſe lautet: Swakopmund, Britiſch=Süd=
Oſtpreußen in D 51/52 ab Berlin Friedrich=Straße 9,37 nchm., an afrika. Einem kleinen Geſchäftsmann in einer deutſchen Kleinſtadt
würden wir dieſen Irrtum vielleicht verzeihen können, der großen
Ver=
lagsfirma, die leicht in der Lage iſt, ſich das beſte Adreſſenmaterial zu
verſchaffen, aber nicht. Wir ſind kein Teil des britiſchen Reichs,
ſon=
vorm. Der Verkauf von Platzkarten für dieſe Liegewagen beginnt 14 dern leben im ehemaligen Deutſch=Südweſt=Afrika, jetzt als Mandatsge=
Tage vor Abgang des Zuges in allen Vertretungen des Mitteleuro= biet der Union von Südafrika unterſtellt und amtlich als Südweſtafrika
bezlichnet. Der Inhalt iſt in Engliſch abgefaßt. Schon aus dem Namen
des Empfängers (ein hieſiges Hotel) war zweifellos zu erſehen, daß die
Dzuckſache an einen Deutſchen ging. Warum alſo der engliſche Text?
Mit etwas mehr Sorgfalt ließen ſich derartige Verſehen doch leicht
ver=
weiden. Es muß doch Erbitterung erwecken, wenn ich als Deutſcher
von meinen eigenen Landsleuten in einer fremden Sprache angeſprochen
verde. Der obenerwähnte Fall ſteht leider nicht vereinzelt da. Faſt
jede Poſt bringt derartige Erzeugniſſe eines ſehr kurzſichtigen
Unter=
mehmungsgeiſtes.” Es ſollte doch auch deutſchen Firmen bekannt ſein,
daß 75 Prozent aller Firmen in Südweſtafrika, trotz der vielleicht
äußerlich engliſchen Aufmachung, deutſch ſind. In Swakopmund z. B.
gibt es im ganzen zwei engliſche Geſchäfte, aber auch dieſe haben
deutſche Angeſtellte, die deutſche Offerten leſen und behandeln können.
Das Deutſchtum im Ausland hat ſchwer genug zu kämpfen, auf
der=
artige „Hilfe” aus der Heimat möchte es gern verzichten!
Wichtig für deutſche Auswanderer nach Braſilien.
DAI. Die revolutionäre Bewegung in Paraguay kann nach den
neueſten Meldungen noch keineswegs als beendet angeſehen werden.
Auch in dem Südweſtſtaate Braſiliens Nio Grande do Sul macht ſich
in letzter Zeit eine ſteigende rebolutionäre Bewegung gegen das
lang=
jährige Staatsoberhaupt bemerkbar, welche beſonders die neuen
Sied=
lungsgebiete in Mitleidenſchaft zieht. Aus deutſchen Siedlungen wie
Neu=Württemberg, Xingu und anderen wird die Organiſation des
Selbſtſchutzes gemeldet. Orte wie Uruguahana, Alegrete, Erechim,
Villa Boa Viſta und andere ſind infolge der Tätigkeit der Aufſtändiſchen
vom Verkehr völlig abgeſchloſſen. Auswanderer, welche in dieſe
Län=
der ſtreben, haben daher mit allerlei Verkehrshinderniſſen zu rechnen.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, 30. Juni.
Wolkig, ohne weſentliche Niederſchläge, etwas wärmer,
nord=
weſtliche Winde. Wir haben weiter mit bedecktem Himmel und
etwas wärmeren Wetter zu rechnen,
Rummer 177.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Juni 1923.
Seite 5.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
V. f. R.=Darmſtadt —Spielabteilung „Union” der Turngemeinde 1865=
Beſſungen 0: 1 (0:1).
Zum vierten Male in dieſer Spielzeit trafen ſich am
Mittwoch=
abend genannte Vereine. Die neuerliche Begegnung endete mit einem
knappen Siege der „Union”, der inſofern berechtigt iſt, als „Union” die
beſſere Geſamtleiſtung zuwege brachte, abgeſehen von einigen
Zeitab=
ſchnitten, in denen V.f.R. hart drängte. Es ſpricht für die Güte der
Hintermannſchaft des V.f.R., daß ein dem Spielverlauf entſprechender
höherer Sieg der „Union” ausblieb. Es iſt dies in der Hauptſache
ein Verdienſt von Friedmann im V.f.R.=Tor — der nahezu fehlerfrei
arbeitete und rechtzeitig ins Spiel eingriff —, der Verteidigung, die
ein rieſiges Penſum an Arbeit, ganz ausgezeichnet, verrichtete — und
der unermüdlichen Läuferreihe mit.
Auf der Gegenſeite iſt die Verteidigung zu nennen — ein hartes
Bollwerk —, und die gleichfalls aufopfernd ſpielende Läuferreihe. In
den Stürmerreihen machte ſich auf beiden Seiten der Erſatz ſtark
be=
merkbar; bei V.f.R. in höherem Maße als bei „Union” Gefallen
konnten lediglich Müller, der keine Unterſtützung fand, und der nach
dreijähriger Pauſe erſtmals ſpielende Böttinger im V.f.R.=Sturm;
in dem der „Union” bot die rechte Seite die beſſere Leiſtung mit
Ein=
ſchluß des Mittelſtürmers, der in der 37. Minute der erſten Hälfte
eine Flanke von rechts zum einzigen und unhaltbaren Tor verwandelte.
Außerordentlich ſchwach der rechte Flügel des V.f.R.=Sturms, der
den=
größten Teil der V.f.R.=Angriffe durch Abſeits zum Stillſtand und
ſelten eine zuſammenhängende Aktion zur Ausführung brachte. Das
Spiel wurde beiderſeits flott durchgeführt und gefiel dieſerhalb und
einer vorbildlichen Spielauffaſſung wegen. Die exakte Entſcheidung
des Schiedsrichters hielt jeder kritiſchen Wertung ſtand und der damit
neuerlich ſeine Wertſchätzung als einer unſerer beſten heimiſchen
Pfei=
fenmänner, den man gerne vor größere Aufgaben geſtellt ſehen möchte,
ſehr wohl begründet erſcheinen ließ.
A. HI.
Turnen.
Turneriſcher Bunter Abend im Turnhauſe am Woogsplatz.
Berichtigend ſei mitgeteilt, daß dieſe Veranſtaltung am Samstag,
den 7. Juli, abends 8 Uhr, ſtattfindet.
Verbot der Teilnahme der Turnerſchaft des beſetzten Gebiets am
Deutſchen Turnfeſt durch die franzöſiſche Beſatzungsbehörde.
Ludwigshafen, 28. Juni. Bei einer Vorſprache des
Vor=
ſitzenden des Kreiſes Pfalz der Deutſchen Turnerſchaft, Peter Plattmann,
und des Reichstagsabgeordneten Hofmann=Ludwigshafen bei der
fran=
zöſiſchen Bezirksdelegation in Ludwigshafen, den Pfälzer Turnern die
Ausreiſe aus der Pfalz zur Teilnahme am Deutſchen Turnfeſt in
Mün=
chen generell zu geſtatten, wurde von dem Vertreter des franzöſiſchen
Bezirksdelegierten in Ludwigshafen mitgeteilt, daß bereits ein Erlaß
der Interalliierten Rheinlendkommiſſion in Koblenz vorliege, nach dem
die Teilnahme ſämtlicher Turner des beſetzten Gebiets an dem
Deut=
ſchen Turnfeſt unterſagt werde, weil es ſich um eine Manifeſtation
han=
dele, und daß über die Teilnehmer Sanktionen verhängt würden. Die
Veröffentlichung dieſes Erlaſſes werde in der nächſten Zeit erfolgen.
Leichtathletik.
Deutſcher Marathonlauf. Die alljährlich ſtattfindende
Dauerprüfung der Deutſchen Sportbehörde für Leichtathletik, der
Ma=
rathonlauf, iſt in dieſem Jahre dem Verband Brandenburgiſcher
Ath=
letikvereine zur Durchführung übertragen worden. Der 42,2=
Kilo=
meter=Lauf gelangt am Sonntag, den 29. Juli 1923, zur Austragung.
Start und Ziel befinden ſich im Deutſchen Stadion. Der Lauf iſt
offen für alle Deutſchen, ſowie Ausländer, die der Internationalen
Amateur Athletik=Federation angeſchloſſen ſind.
Rennſport.
— Buchmacher. Durch Entſchließung des Miniſteriums des
Innern vom 15. Mai d. J. iſt dem Eugen Wilhelm Stoll in
Offen=
bach, Franzöſiſches Gäßchen 19, die Erlaubnis zum Betriebe des
Buch=
machergewerbes als Ghilfe des Buchmächers Joſef Simeth daſelbſt
er=
teilt worden.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 29. Juni. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min,
Samstag, den 30. Juni. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
— Jugengottesdienſt und Predigt 3 Uhr 45 Min. — Sabbatausgang
9 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. — Abends 7 Uhr,
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 30. Juni. Vorabend 7 Uhr 45 Min. — Morgens
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Abends 8 Uhr 15 Min,
Sonntag, den 1. Juli: Taanis Schiwoh Oſor Betammus.
Tageskalender.
Orpheum, 734 Uhr abends: „Schäm dich, Lotte‟ —
Mathilden=
höhſaal, abends 8 Uhr: Oeffentlicher Vortrag der Internationalen
Vereinigung ernſter Bibelforſcher. — Union=, Reſidenz=, Zentral=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”; i. V.: Andregs Bauer; für den
Inſeraten=
teil: i. V.: Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
47. Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangen
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Reinſchmidt 10 000 Mk., E. Wittig, 4. Rate, 2600 Mk., 1.
Mädchen=
klaſſe der Bezirksſchule 4 (3. Gabe) 1200 Mk., Mangold, Miniſterialrat,
7500 Mk., G. Kranz, 10. Rate, 500 Mk., Heſſ. Landespolizei=Schule, 1.
A. G., 50 000 Mk., Einige Mercks=Beamte 7000 Mk., Reallehrer i. R.
W. Eſcher (7. Gabe) 2000 Mk., Rechnungsrat R., 3. Rate,, 2500 Mk.,
Rechnungsrat R., 4. Rate, 2500 Mk., Eliſe Eichberg, Lehrerin i. R.,
3000 Mk., N. N. 5000 Mk., Skatgeſellſchaft Reſt. Speher,
Frankfurter=
ſtraße 57, 4. Rate, 2000 Mk., Prof. Dr. Meiſel 5000 Mk., G. M. b. S. F
G. 6250 Mk., Frau E. Bierau 3000 Mk., Ein Ausgewieſener 3350 Mk.
Wohltätigkeitskonzert in Jugenheim a. B. von Herrn Edgar Gernet
200 000 Mk., Karl Lang, 6. Rate, 10 000 Mk., Vorſtand und Beamte der
Buchhaltung d. Miniſteriums der Finanzen 160 000 Mk., K. Eberſtadt
20 000 Mk., Zimmermann=Reinhardt 10 000 Mk., Ludwig Ochs, Ober=
Poſt=Inſp. i. R., 3. Rate, 5000 Mk., von den Beamten der Heſſiſchen
Verſicherungsanſtalt” für gemeindliche Beamte, 6. Rate, 74000 Mk.,
Spenden der Oberbeamten und Beamten der blauen Polizei 96 630 Mk.,
Ungenannt 1000 Mk., Geh. Ober=Juſtizrat Dr. R. 20000 Mk.,
Finanz=
rat Schmid, 4. Rate, 30000 Mk.
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 8. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6.
Quit=
tung 416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mk., 15, Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24.
Quit=
tung 341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36.
Quit=
tung 129 115 Mk., 37. Quittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk.,
9. Quittung 638 300 Mk., 40. Quittung 524 525 Mk., 41. Quittung
675 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Quittung 647 375 ik.,
44. Quittung 798 986 Mk., 45. Quittung 502 500 Mk., 46. Quittung
1 368 305 Mk., 47. Quittung 740 030 Mk.
zuſ. 32 638 499.— Mk.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten
STATT KARTEN
Die Verlobung unserer
Toch-
ter Maria mit Herrn Ingenieur
Karl Kleinjung beehren wir uns
anzuzeigen.
Paul Meltzer u. Frau.
Darmstadt, Junt 1923
Fuchsstr. 18.
Gesundes Mädchen
angekommen
Karl Zentner u. Frau
Lina, geb. Schneider
Meine Verlobung mit Fräul.
Maria Meltzer, Tochter des
Fab-
rikbesitzers Herrn Paul Meltzer,
zeige ich hiermit an.
Karl Kleinjung.
Worms, Junt 1923
Alzeyerstr. 37.
Aafe
Kompl. Bade=
Einrichtungen
faſt neu, zu verkauf.
Kunkel), Wienerſt. 8
Telephon 2497. (*10
Chaiſelongues
mit verſt. Kopfteil hat preiswert
abzugeben (B2355
Fr. Eigenbrodt
Herdweg 18 :—: Fernruf 1692
(*18576
Thream Samstag, den 30. Juni,
Xnachm. 3/, Uhr, in der
Stadt-
kapelle stattfindende Trauung
beehren sich anzuzeigen
Ottilte Wult
Hans Pfeiter
( 18607
Dentiſt Müller
Kiesſtraße 35
iſt unter (*18495fs
8 2684 O
an das Fernſprechnetz
angeſchloſſen.
Unsere kischltche Trauung
findet am Samstag, den 30. Junt,
gachmtttags 3 Uhr, in der
Petrus-
kische statt.
Christian Metz
Wilhelmine Grieser
7
Asnsn
Tür die vielen Geschenke G
6ſt
2 und Blumen anläßlich un-
serer Vermählung danken 0
herzlichst
ſt
d
Fritz Müller u. Frau
Käthe, geb. Waldhaus
(11
G Frankfurterstr, 76.
U
Vo=
Onnnsse
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die tieftraurige
Nachricht, daß mein lieber Mann,
unſer guter Vater
Peter Umſonſt
im Alter von 70 Jahren ſanft dem
Herrn entſchlafen iſt.
Darmſtadt, 27, Juni 1923,
Rößlerſtr. 83.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Marie Umſonſt, geb. Schmidt
Guſtav Umſonſt
Grete Umſonſt.
Die Beerdigung findet am
Sams=
tag, 30. Juni, nachmittags 3 Uhr,
vom Portale des Waldfriedhofes
aus ſtatt.
Eauſche gegen
Zim=
merofen, Spiegel,
Metallbaukaſt.,
Fahr=
zad oder Nützliches:
1 Holländer m.
Ueber=
etzg., 1 Kinderauto
m. Gummi, 1
Poly=
ohon, 2 m hoch, 30
Platten,1 Leiterwag.
1 Kindernähmaſchine,
Ang. u. V 92 Gſchſt.”
Mk. 200 000.—
Belohnung.
Faſt neues
Damen=
rad (Marke Panther)
Fabr.=Nr. 414754, am
28, 6, im hieſgen
Kreisamt geſtohlen.
Felgen und
Schutz=
bleche grün u. ſchwarz
geflammt. Obige
Be=
lohnung an Wieder
bringer. Nähere
Mit=
teilungen an Kriminal=
Abteilung Polizeiamt
Darmſtadt. (*18525
Verloren
Mattgoldenes, dünnes
Kettenarmband
verloren. Da
An=
denken, gute
Beloh=
nung. Keller,
Soder=
ſtraße 41. (*18526
Motorrad=
Werkzeug
in der Nieder=
Ram=
ſtädterſtr. verloreu.
Geg. gute Belohn.
abzugeben (* 18594
Erlenberg 8.
AEntlaufeng
Entlaufer
ein rothaar,
Hühner=
hund, auf d. Namen
„Treff” hörend. Geg.
Belohnung abzugeb
Erbacherſtraße 7.
Vor Ankauf wird
ge=
warnt.
( 1854
Billig —
Sofa mit 4
Polſter=
ſtühlen und Tiſch zu
verkauf. Wenckſtr. 2,
EckePankratiusſtraße,
1. St. lks. (*18614
Tiſch u. Stühle und
Verſch, billig zu vk.
Dieburgerſtraße 42.
Stb., I., r. (*18623
Moipr. Kaun
lack., Sofa, 1türig,
Kleiderſchrank,
Schreib=
kommod.,
Garderobe=
geſtell., Notenſtänder,
Stühle, Seſſel,
Oel=
gemälde.
Gaszug=
lampen,
Linoleum=
teppich, kompl. Bett
(eichen) u. a. m. zu
verkaufen. Kunkel,
Wienerſtr. 83. (*.so
Teleph. 2497.
Halon
Eichenholz mit
In=
tarſien, ſowie
Aus=
ziehtiſch, Bücher=
Re=
gale und Lederſtühle
geg. Höchſtgeb. z. vk.
Zu erfr. Geſchſt. (*18‟
4 Morgen
Heu=
gras zu verk. (*18513
Näh. Geſchäftsſtelle
6 kar. Bettbezüge, 6
Kopfkiſſ, 2w. Waffe
Bettdecken preisw. zu
verk. Germand,
Frank=
urterſtr. 39, II,r. (*12502
1 Paar neue
Damen=
ſtiefel (Gr. 37)
abzu=
geben Soderſtr. 18,
parterre.
*18523
2 neue Seiden=
Jumper und ein
ſchwarzer Tüllhut
reiswert zu verkauf.
Hoffmannſtraße 2 a,
ſart, rechts, (*18540
Touriſtenkoſt.
Gummicapes
faſt neu, zu vk. (2184
„Teichhausſtr. 55, II.
Schw. Spitzenhut,
geeign. fürj. Mädchen,
guterh. Militärmütze,
w.n. Sanitätermütze,
en. Normalhemd.
Her=
renfilzh. u. Strohh. W
14, 1 gebr. Leit.=Wäg.
prsw. z verk.
Kranich=
ſteinerſtr. 24, M. 0
1P. echte oberbaher
Haferlſchuhe
Gr. 39, Maßarbeit
nur 2mal getragen,
zu verk. Anzuſeh. v
2—4 Uhr. Näh.
Ge=
ſchäftsſtelle. (E18520
Verkaufe neues
Piano
chw. Eiche (Marke
Bell), geg. Höchſtgeb.
Preisangeb. u. V 133
Geſchäftsſt. (*18608
Elektr. Leuchter
(nen, Prachtſtück) zu
verk. od. zu tauſchen
gegen guten Herd.
Zu erfrag, in d.
Ge=
ſchäftsſtelle, (*18545
Kachelherd
n beſtem Zuſtande,
da überflüſſig, gegen
Gebot zu vk. (*18007
Eliſabethenſtr. 48, pt.
Große (*1987
Pathéplatten
29 cm, gut erhalten,
1 Gas=, 1 Zuglampe
m. Rohren, 1
Petro=
leum=Ladenlampe, 1
große Zinkwanne u
noch m. Gegenſtände
billig abzugeb. Näh
Beſſungerſtr. 30, Lad.
Bekanntmachung.
Wir bringen hiermit die durch die zuſtändigen
Behörden genehmigten Aenderungen des Tarifs
vom 17. Juni ds. Js. der Darmſtädter Straßen=
und Vorortbahn zur allgemeinen Kenntnis.
Abteilung 1:
Nachlöſekarten koſten . . . . 1100.— Mk.
Abteilung 2
wird wie folgt geändert:
Fahrpreis für barzahlende Fahrgäſte:
1 und 2 Teilſtrecken . . . . . 1000.— Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . . . . 1500.—
6 und 7 Teilſtrecken . . . . . 1800.—
—8 und mehr Teilſtrecken . . . 2000.—
für eine Perſon.
Für 3 bis 5 Teilſtrecken gibt es
Fahrſchein=
heftchen zu 13500.— Mk. für 10 Fahrten.
Die Teilſtrecken müſſen zuſammenhängen und
hintereinander durchfahrbar ſein.
Zu 8 12 I. Für allgemeine Zeitkarten.
A. Monatskarten.
1 und 2 Teilſtrecken . . . . 40000.— Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken ..
60000.—
6 und 7 Teilſtrecken.
72000.—
8 und mehr Teilſtrecken . . 80000.—
Innenverkehrskarten, perſ. 60000.—
unperſönlich 66000.—
Stadtnetzkarten, perſönlich 66000.—
unperſönlich 72000.—
für eine Perſon und einen Kalendermonat.
Zu 8 12 E, Ziffer 4. Für unperſönliche
be=
ſondere. Zeitkarten wird monatlich ein Zuſchlag
von 6000 Mark für jede Karte erhoben.
Zu § 12 F. Für Schüler und
Schüler=
innen.
B. Schüler=Monatskarten.
1 und 2 Teilſtrecken . . . . 25000.— Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . . . . 37500.—
6 und 7 Teilſtrecken . . . . . 45000.—
8 und mehr Teilſtrecken . . . 50000.—
für eine Perſon und einen Kalendermongt.
Zu § 12 G. Wochenkarten
a) für täglich 1 Hin= und Rückfahrt:
1 und 2 Teilſtrecken . .
8000.— Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . . . 12000.—
6 und 7 Teilſtrecken . .
14400.—
8 und mehr Teilſtrecken
16000.—
b) für beliebig viele Fahrten:
1 und 2 Teilſtrecken
9000.— Mk.
3 bis 5 Teilſtrecken . . . . 13500.—
6 und 7 Teilſtrecken . . . . 16200.-
8 und mehr Teilſtrecken . . 18000.—
für eine Perſon und eine Kalenderwoche gültig
an Werktagen. Falls Feiertage, an denen die
Wochenkarten keine Gültigkeit haben, in eine
Woche fallen, wird der Preis der Karten
ent=
ſprechend ermäßigt.
Fahrſchein=Heftchen
für 3—5 Teilſtrechen mit dem
Stempel=
überdruck Heag auf dem Tarif=Buchſtaben
M hoſten Mk. 13500.—
Auf Heftchen mit dem
Stempelüber=
druck Heag auf dem Tarif=Buchſtaben I.
(7200 Mk.)werden von
denSchaffnernZuſatz=
ſcheine (roter Aufdruck 5 Teilſtrecken) zu
Mk. 630.— und für Heftchen mit dem
Stem=
pelüberdruck Heag auf dem
Tarifbuchſta=
ben K (5400 Mk.) Zuſatzſcheine (roter
Auf=
druck 11 Teilſtrecken) zu Mk. 810.—
aus=
gegeben.
Alle anderen Fahrſchein=Heftchen mit
geringerem Wertaufdruck haben Reine
Gültigkeit mehr.
In Begleitung eines barzahlenden
Fahr=
gaſtes hat je ein Kind unter 6 Jahren freie Fahrt,
für 2 Kinder unter 6 Jahren iſt ein Fahrſchein
zum normalen Fahrpreis zu löſen. Für Inhaber
von Zeitkarten, Fahrſchein=Heftchen uſw. hat dieſe
Vergünſtigung keine Geltung.
Zu 8 12 K.: Für Marktkörbe in
beſon=
deren Marktzügen.
Für je einen Marktkorb bis zu 25 kg Gewicht
werden Mk. 1100.— erhoben. Mitbeförderte
Per=
ſonen haben den normalen Fahrpreis zu entrichten.
Zu 8 40, 41, 42. Für Beförderung von
Ex=
preßgut für jedes Stück Mk. 1100.— für
ange=
fangene 25 kg einſchl. Steuer.
Vorſtehende Tarifänderung tritt für den
Bar=
tarif und Monatskarten am 1., für
Wochen=
karten am 2. Juli in Kraft.
(5382
Darmſtadt, den 29. Juni 1923.
Die Direktion
der Heſſiſchen Siſenbahn=A.=G.
Für Sammler
Kaiſer Friedrich
v. 1888 2 Mark=Stück,
Kaiſer Wilhelm II.
v. 1913 Jubiläums=
5 Mark=Stück,
15 Verfaſſungstaler
v. 1922
gegen Höchſtangebot
zu verk. E. Franz,
Gr.=Gerau,
Schiller=
ſtraße 2. (*18566
Gute eichene Waſchb.
zu verkaufen. Preis
110000 ℳ.
Viktoria=
ſtr, 76, 3. St. r. (*1861:
n Uebereinſtimmung mit den anderen deutſchen
U Bankenvereinigungen und zur Verringerung
unſerer Arbeitslaſt werden wir vom 1. Juli d. J.
ab die uns erteilten Zahlungs= und
Ueberwei=
ſungsaufträge uſw. nur noch in auf Mk. 100.—
nach unten abgerundeten Beträgen zur
Ausfüh=
rung bringen. Wir bitten, bei der Erteilung
der Aufträge hierauf Rückſicht zu nehmen und
auch bei Ausſchreibung von Schecks und Wechſeln
die Beträge abzurunden.
Darmſtadt, Ende Juni 1923.
(P,5409
Vereinigung Darmſtädter Banken und Bankiers.
Geſpielte 7/. Geige
zu verkaufen. (*18499
Näh. Geſchäftsſtelle
Damenrad
Herrenrad
Straßenrenner
preisw. abzug. (*19403
Erbacherſtraße 12.
Ver=
kaufe Motorrad
evtl. Tauſch geg. Klavier
Parcusſtr. 6, pt. (*19591
Fünf
neue Verrenräder
zu verkaufen (*18585
Moosbergſtraße 95.
Gebr. Herrenrad
zu verkaufen. (*18504
Schuchardſtr. 11, II.
Kinder=
Fahrrad=
ſtühlchen zu vk. (*1957
Ludwigshöhſtr. 36, I.
n ohne
Klappwagenverd.
neu) bill. abzg. (*1001
Riedeſelſtraße 39, IV
Meyers Lexikon
6. Aufl. 1906. 22 Bde.
Kaſſenſchrank
Schreibtiſch (*1857
Sekretär, Spiegel
Waſchtiſch (Marmor)
Bauholz uſw. zu vk.
Nd.=Ramſtädterſt. 47,Hth.
Hilfsmotorrad
Opel
noch wie neu,
fahr=
bereit, zu verk. /*18615
Alexanderſtr. 25, pt.
AMlerweine Varn. Heiltien Aiefet
Aktiengesellschaft in Frankkurt um Hain.
Der auf Grund des Bezugsangebotes auf junge Aktien
der Adlerwerke vorm. Heinrich Kleger A.-G. zur Abgeltung
der Bezugsrechtssteuer zu zahlende Pauschalbetrag ist auf
Mk. 10 000.— für jede bezogene Aktie
festgesetzt worden. Dieser Betrag ist bis zum Ablauf der
Bezugsfrist am 30. Juni 1923 bei der Bezugsstelle, bei welcher
der Bezug angemeldet wurde, zuzüglich Börsenumsatzstener
einzubezahlen. Nachforderungen bleiben vorbehalten, falls das
Finanzamt eine höhere Steuer erhebt.
(5399
Darmstädter und Nationalbank
Kommanditgesellschaft auf Altien
Filiale Frankfurt (Hain)
Georg Hauck und Sobn.
für den Betrieb der
Bäckereien in Stadt u. Land
ſind in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts
Rheinſtraße 23 zu haben.
Goschlechtsleiden
Blutuntersuchg. Ohne Berufsstörung. Kein Quecksilber.
Aufkl. Brosch. Nr. 21 gegen Eins. von 3000 Mk.
Ambula-
Speu.-Arat Dr. Honaender 9 tortum
Frankfurt a. M., Bethmannstr. 56.
Darmſtädter Tagblatt
29. Juni 1923 Nr. 177
* Der Kölner Proteſt gegen die Oebiſenverordnung.
Ueber die Auffaſſungen, die zu dem Proteſt der Kölner
Handels=
kammer gegen die neue Deviſenverordnung geführt haben, erfährt unſer
dortiger Korreſpondent das folgende: Wie es ſcheint, iſt beim Erlaß der
Verordnung auf die beſonderen Verhältniſſe des Kölner Platzes und
des beſetzten Gebietes nicht die Rückſicht genommen worden, die
ange=
ſichts der wirtſchaftlichen Gepflogenheiten und der politiſchen Lage im
Rheinland erforderlich ſind. Die Verordnung läßt zunächſt im
Un=
klaren, ob die Provinzbehörden Deviſennotierungen unabhängig von
den Berliner Notierungen gemäß den lokalen Marktverhältniſſen
vor=
nehmen können. Aber ſelbſt wenn der Kölner Börſenvorſtand nicht auf
Notierungen verzichtet, ſondern etwa das Frankfurter Verfahren
ein=
geſchlagen hätte, würde kein Ausgleich von Angebot und Nachfrage
mög=
lich geweſen ſein, da ſich die Reichsbank in Köln an dem Ausgleich
nie=
mals beteiligt hat. Dieſer iſt vielmehr bis jetzt nur durch die engen
Arbitragebeziehungen zwiſchen Köln und den benachbarten ausländiſ hen
Plätzen vollzogen worden. Das Fehlen einer Kölner Detiſenbewertung
im amtlichen oder in dem hier ſtets ſehr umfangreichen Freiverkehr und
die Abhängigkeit der Intereſſenten von Berlin hat aber nach dem
Ur=
teil der Kenner des rheiniſchen Wirtſchaftslebens, das ganz auf den
Köl=
ner Platz eingeſtellt iſt, kataſtrophale Folgen. Schon allein wegen der
völlig unzureichenden telegraphiſchen und telephoniſchen Verkehrsmittel
ziſchen dem beſetzten Gebiet und Berlin iſt es der hieſigen Induſtrie
und dew Großhandel unmöglich, zu disponieren, ob und in welchem
Umfange wiibar in Berlin zugeteilt wurde, was unter Umſtänden ihnen
mit 24= oder 36ſtitnSiger Verſpätung erſt zugeht. Eine Reihe von
wich=
tigen Märkten iſt aber bea der Kölner Börſe ganz abhängig, ſo daß die
Einſtellung der Kölner Devſſennotierung nahezu ihre Vernichtung
be=
deutet. Das gilt z. B. für die Kölner Waren= und Produktenbörſe, die
gerade aus der engen räumlichen Verbindung mit der Deviſenbörſe
ihren Hauptantrieb bezogen hat. Die Kölner Deviſenbörſe hatte
beſon=
ders für die weſtlichen Deviſen ſtets eine von Berlin durchaus
unab=
hängige Bedeutung.
Das ſind aber erſt die kleineren der Schwierigleiten, auf die in Köln
aufmerkfam gemacht wird. Am bedenklichſten iſt die Anweſenheit
zahl=
reicher ausländiſcher (Entente=) Banken in Köln, die ſich an die
Devi=
ſenverordnungen der Reichsregierung nicht im geringſten kehren, auch
deshalb nicht, weil die Rheinlandkommiſſion ſchon die letzte Berordnung
für das beſetzte Gebiet gar nicht genehmigt hat. Bekanntlich hat die
Rheinlandkommiſſion nach dem immer noch in Kraft befindlichen
Rhein=
landabkommen formal das Recht, jedes Geſetz und jede Verordnung der
Reichsregierung zu inhibieren. Daraus ergeben ſich Kenſequenzen von
fatalſten Dimenſionen. Schon geſtern wurde in Köln beobachtet, daß der
Deviſenbedarf, der weder in Köln noch in Berlin gedeckt werden konnte,
ſich bei den hieſigen fremden Banken befriedigt hat. Wir dürfen es aber
unter keinen Umſtänden dahin kommen laſſen, daß die einheimiſchen
Ge=
ſchäftsleute in irgendwelche Abhängigkeit von ausländiſchen Banken
ge=
raten. Davon abgeſehen, hat natürlich die eigene Bankwelt den
größ=
ten Schaden von einer ſolchen Entwickelung, wie denn überhaupt hier
der Eindruck — ob berechtigt oder nicht — herrſcht, als ob die Berliner
Großbankanſichten allzu ſehr vor den berechtigten Intereſſen der
Provinz=
inſtitute gehört worden ſeien. In dieſem Zuſammenhang darf nicht
un=
erwähnt bleiben, daß der Kölner Börſenvorſtand zu der Verordnung
gar nicht gehört worden iſt.
Der belgiſche Delegierte der
Rheinlandkommiſ=
ſion in Aachen hat geſtern die Anwendung der neuen
Deviſenver=
ordnung für die belgiſche Zone verboten und ihre Befolgung unter
Strafe geſtellt.
Deviſennotirungen fanden auch am Dienstag in Köln nicht ſtatt. Wie
wir noch weiter hören, war daſelbſt der Andrang zu den ausländiſchen
Banken ſo ſtark, daß die Kunden Reihe ſtanden wie zu den Zeiten der
Lebensmittelpolonäſen.
* Der Frankfurter Oeviſenverkehr.
Köln wehrt ſich mehr oder minder offen gegen die neue
Deviſenver=
ordnung, Frankfurt ſteht ſchmollend beiſeite, beide fühlen ſich
zurück=
geſetzt. Das Proviſorium, das man nach langen Verhandlungen mit
Frankfurt getroffen hat, muß geſetzmäßig feſtgeſetzt werden. Auch für
Köln werden Sonderbeſtimmungen dringend notwendig. Ueber die
Löſung der Schwierigkeiten einer gleichzeitigen Notierung zwiſchen
Ber=
lin und Frankfurt erfahren wir: Die Beſprechungen Frankfurter
Finanz=
kreiſe mit der Reichsbank haben ergeben, daß der Frankfurter offizielle
Deviſenverkehr in Anpaſſung an die Berliner Notierungen zunächſt
pro=
viſoriſch derart geregelt wird, daß Nachfrage und Angebot des
Frank=
furter Platzes nach Berlin gemeldet und von der Reichsbank zum
Ber=
liner Kurs durch die Bankhäuſer Lazard, Speyer, Elliſſen, und Lincolm,
Menny u. Oppenheimer nach den einzelnen Valuten verteilt ausgegeben
Berden. In Kürze ſoll eine beſondere Stelle für den Frankfurter Platz
geſchaffen werden, die im Einverſtändnis mit der Reichsbank den
Aus=
gleich zu den Berliner Kursnotierungen vornehmen wird. Die
tech=
giſche Frage und die ſonſt noch offenen großen Sc wierigkeiten ſind noch
m regeln. Die Beratungen der beteiligten Kreiſe haben am 27. Juni
Hegonnen.
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Koſtheimer Zelluloſe= und Papierfabrik A.=G.
Die Generalverſammlung hat über eine Kapitalserhöhung um 36 auf
18 Millionen Mark Stammaktien zu beſchließen. Aus 33 Millionen Mark
Reingeſpinn ſollen 200 Prozent Dividende verteilt werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Papierfabrik Schlarb u. Co., Hanau. Die bisherige
Kommanditgeſellſchaft wurde mit 50 Millionen Mark Grundkapital in eine
Aktiengeſellſchaft umgewandelt. Vorſtand iſt der Gründer der Firma,
Karl Schlarb. Der Aufſichtsrat ſetzt ſich zuſammen aus Direktor Paul
Koppel, Direktor Ludwig Gottſchalk, Fabrikant, Walter Dürbeck,
Kauf=
mann Jakob Graff, Bankdirektor Wilhelm Lange, Fabrikdirektor Karl
Leonhard, Dr. Hans Pflug.
h. Hefftſche Kunſtmühle A.=G., Mannheim. Die
or=
dentliche Generalverſammlung genehmigte die Regularien, wonach eine
Dividende von 2000 Mark pro Aktie zur Verteilung kommt, und die
Entlaſtung von Vorſtand und Aufſichtsrat für eine eventuell eintretende
Unterverſicherung. Das ſatzungsgemäß ausſcheidende
Aufſichtsratsmit=
glied Ludwig Guggenheim. in Firma Daniel Guggenheim (Worms),
wurde wiedergewählt.
F=d- Union, Deutſche Verlagsgeſellſchaft,
Stutt=
gart. Der ordentlichen Generalverſammlung der Union, Deutſche
Ver=
lagsgeſellſchaft in Stuttgart, am 14. Juli wird die Erhöhung des
Aktien=
kapitals um 2 Millionen Mark auf 22 Millionen Mark durch Ausgabe
von 2000 Stück auf den Inhaber lautenden= nur mit Zuſtimmung der
Geſellſchaft übertragbaren Aktien vorgeſchlagen. Das geſetzliche
Bezugs=
recht der Aktionäre iſt ausgeſchloſſen. Die 7proz. Namensaktien ſollen
mit zehnfachem Stimmrecht für die ſteuerfreien Fälle ausgeſtattet werden.
h. Maſchinenbaugeſellſchaft Karlsruhe. Die
außer=
ordentliche Generalverſammlung genehmigte die Erhöhung des
Aktien=
kapitals um 60 Millionen auf 140 Millionen Mark. Die neuen Aktien
ſind ab 1. Juli 1923 gewinnberechtigt. Davon werden 38,5 Millionen
Mark den alten Aktionären zum Kurſe von 1000 Prozent im Verhältnis
von 2:1 angeboten, der Reſt ſoll im Intereſſe der Geſellſchaft
Verwen=
dung finden. Das Stimmrecht der 3 Millionen Mark Vorzugsaktien
wurde vom 12= auf das 20fache erhöht.
* Maſchinenbau=Geſellſchaft Karlsruhe. Die a.v.
G.=V. genehmigte Kapitalserhöhung von 80 auf 140 Millionen Mk. Für
die Aktionäre iſt ein Bezugsrechts im Verhältnis 2: 1 zu 1000 %
zu=
züglich Bezugsrechtsſteuer feſtgeſetzt. Der Reſt von 21,5 Millionen Mk.
wird im Intereſſe der Geſellſchaft Verwertung finden. Das
Stimm=
recht der Vorzugsaktien wurde auf das 20fache erhöht.
h. Wehra, A.=G. für Teppich= und
Möbelſtoffwebe=
rei in Wehr (Baden). Die Verwaltung beantragt Kapitalserhöhung
um 14 auf 21 Millionen Mark. Davon ſollen 7 Millionen Mark als
Gratisaktien zur Verteilung gelangen.
*=d= Stettiner Papier= und Pappenfabrik,
Stet=
tin, (Priv.=Tel.) In der Generalverſammlung der Stettiner Papier=
und Pappenfabrik wurde die Dividende auf 500 % feſtgeſetzt. Die
Aktionäre haben das Recht, gegen Hergabe von 30. Dividendenſcheinen
eine Aktie gegen Zahlung des Schlußnotenſtempels einzuta iſchm. Zu
dieſem Dividendenvorſchlag wurde von der Verwallung betont, daß der
für die Dividende verwendete Betrag einem Gegenwert von etwa zwei
Waggons Rohpappe entſpricht, während die z. B. 1916 17
ausgeſchüt=
tete Dividende einen Gegenwert von 37,5 Waggons Rohpappa
entſpro=
cen habe. Der Geſchäftsgang iſt zurzeit durchaus zufriedenſtellend.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
Julius Pintſch A. G., Barlin. Die G.=V. ſetzte die
Dividende auf 500 % feſt und beſchlbß mit allen gegen 390 Stimmen
Erhöhung des Aktienkapitals um 12 auf 30 Millionen Mk. Die
Aus=
gabe der ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigten Aktien erfolgt zu
Pari. Die Kapitalserhöhung wurde begründet mid der
Ueberfrem=
dungsgefahr. Von der Minderheitsgruppe wurde Proteſt gegen dieſe
Beſchlüſſe zu Provokoll gegeben.
* Deutſche Südſeephosphat A.G., Bremen. Die G.=
V. genehmigte aus einem Reingewinn von 10,82 Millionen Mk. eine
Dividende von 200 % gegen 11 % im Vorjahre.
* Düſſeldorf=Natinger Röhrem=Keſſelfabrik
vorm. Dürr u. Co., Düſſeldorf=Ratingen. Die G.=V.
beſchloß zur Stärkung der Betriebsmittel, das Grundkapital von 15,2
auf 45 Millionen Mk. zu erhöhen. Die Aktien werden von der
Ban=
kengruppe der Geſellſchaft übernommen, und zwar 12 Millionen Mk.
zu 1800 % mit der Beſtimmung, hiervon 6,8 Mällionen Mk. den
Aktio=
nären im Verhältnis 1:2 zu 2100 % anzubieten, und 5,2 Millionen M.
im Intereſſe der Geſellſchaft zu verwerten. 800 000 Mark werden zu
5000 % ausgegeben und den Vorzugsaktionären zu gleichem Kurſe im
Verhältnis 1:2 überlaſſen. Die riſtlichen 17 Millionen Mk. werden
zunächſt mit 25 % eingezahlt und dienen als Schutzaktien. Sie nehmen
bis zur Vollbezahlung an der Dividende nicht teil, auch ruht bis
da=
hin das Stimmrecht. Die Aktien bleiben bis 1. Juli 1924 geſperrt
ebenſo die den Vorzugsaktionärem überlaſſenen n uen Aktien.
* Vereinigte Hutwerke A.=G., Köln=Sülz. In der
ordentlichen Generalverſammlung der Vereinigten Hutwerke,
Aktien=
geſellſchaft, Köln=Sülz, umfaſſend die Werke: Werk Köln=Sülz, vorm.
Silberberg u. Maher, Srohhutfabrik, Panama=Import, Werk
Darm=
ſtadt, vorm. A. Roſenthal u. Co., Strohhutfabrik, Werk Guben I, vorm.
Steinke u. Co., G. m. b. H., Werk Guben II, vorm. Arnold u. Fleiner,
G. m. b. H., wurde die Bilanz laut Vorſchlag genehmigt und die
ſo=
fort zahlbare Dividende auf 30 Prozent feſtgeſetzt. Ferner wurde die
Er=
höhung des Aktienkapitals um 16 Millionen Mark Stammaktien zum
Kurſe von 6000 Prozent, und 1 Million Vorzugsaktien, die 20faches
Stimmreiht beſitzen, zum Kurſe von 100 Prozent beſchloſſen. Die
ge=
ſamten Aktien werden von der Deutſchen Bank übernommen und den
alten Aktionären in der Weife angeboten, daß dieſelben auf je 8 alte
Stammaktien 15 junge Stammaktien und 1 Vorzugsaktie ziehen können.
Der Aufſichtsrat beſteht nunmehr aus den Herren: 1. Karl Fleiner,
Mannheim, D 2, 6, Vorſitzender, 2. Alex Feldheim, Barmen, Hanſaſtr. 15,
ſtellv. Vorſitzender, 3. Paul Falkenſtein, Köln, Mozartſtr. 28, 4.
Bank=
direktor Linke, Guben, 5. Rechtsanwalt Dr. Max Lion, Berlin,
Maßen=
ſtraße 23, 6. Bankdirektor Ernſt Plaut, Eſchwege, 7. Geh.
Oberregie=
rungsrat Paul Schmidt, Berlin, Siegmundshof 5, 8. Georg Ullmann,
München, Wiedenmeierſtr. 1, 9. Bankdirektor Hermann Wolff, Köln.
* — Riebeck=Montan, Berlin. Die Generalverſammlung
der Riebeck=Montan fand unter dem Vorſitz von Hugo Stinnes ſtatt. Die
Regularien wurden genehmigt und die Dividende auf 400 Prozent
feſt=
geſetzt. Sodann wurde in die Verhandlungen über die bekannte
Oel=
transaktion eingetreten. Hugo Stinnes bringt wichtige
Erdölkonzeſſio=
nen in Argentinien ein, Tankſchiffe und Leichter, wichtige Verträge mit
dem Reich und drei maßgebenden Oelhandlungen. Die Olea bringt drei
große Raffinerien ein, wichtige Verträge über Erdöllager und wertvolle
Patente. Die A.=G. für Petroleuminduſtrie verfügt über ausgedehnte
Oelhandlungen, Deſtillationen und Tankanlagen. Die Finanztransaktion
wird ſo durchgeführt, daß Riebeck die Majorität der Olea und Api
er=
wirbt gegen Hingabe von 27½ Millionen Riebeck=Aktien. Schließlich
erhält Mansfeld 1 Million Riebeck=Aktien für ein Kohlenfeld. Sodann
wird das Aktienkapital um weitere 662½ Millionen auf 100 Millionen
erhöht, und zwar ſollen auf 2 alte eine neue Aktie entfallen zum Kurſe
von 200 000 Prozent. Die Verſammlung beſchloß in dieſem Sinne.
* Berliner Maſchinenbau=A. G. vorm. L.
Schwartz=
kopff. Die G.=V. beſchloß gemäß dem Antrag der Verwaltung, das
Aktienkabital von 102 Millionen Mk. auf 210 Millionen Mk. zu
er=
höhen. Hiervon ſollen 36 Millionen Mk. ab 1. Juli 1923
dividenden=
berechtigt ſein, während die reſtlichen Aktien vom Beginn des
Ge=
ſchäftsjahres ab, in dem ihre Vollzahlung erfolgt, an der Dividende
teilnehmen ſollen. 36 Millionen Mk. werden den alten Aktionären im
Verhältnis 2: 1 zu 2000 % zum Bezuge angeboten, während die
reſt=
lichen Aktien an ein Konſoritum als Schutzaktien begeben werden. Auf
Anfrage, ob der innere Wert der Geſellſchaft zum Goldwert berechnet
iſt, erwiderte der Vorſitzende, daß die Bilanz aus einem Gemiſch von
Papier= und Goldmark zuſammengeſetzt worden ſei.
h. Wayß u. Frehtag A.=G., Neuſtadt a. H. In der
General=
verſammlung, in der 14 Aktionäre 167 982 Stimmen vertraten, wurde
die Tagesordnung einſtimmig genehmigt und die Auszahlung einer
Divi=
dende von 300 Proz, beſchloſſen. Anſtelle der verſtorbenen
Aufſichts=
ratsmitglieder, Kommerzienrat Dr. ing, e. h. G. Freytag (Wiesbaden)
und Friedrich Bornemann (Bremen), wurden die Herren Guſtav
Schlie=
per, Geſchäftsinhaber der Diskontogeſellſchaft Berlin und Wilhelm Tang,
Direktor der Deutſch=Südamerikaniſchen Bank, Berlin, gewählt.
Verſicherungsweſen.
Ed.- Die Verſicherungs=A.=G. Schwaben in
Sturt=
gart ſchlägt eine Kapitalserhöhung von 70 Millionen Mark auf 100
Millionen Mark vor.
Banken.
E=d= Würrkembergiſche Vereinsbank, Stuttgart.
Der Aufſichtsrat der Württembergiſchen Vereinsbank beſchloß, der am
19. Juli ſtattfindenden ordentlichen Generalverſammlung die
Aus=
ſchüttung einer Dividende von 1500 Mk. auf nominell 1 Million Mk.
Aktjenkapital vorzuſchlagen. Der Reingewinn beträgt einſchl. 1070858
Mk. Vortrag 334 859 855 Mk. Dem Penſionsfonds ſollen 20 Milliowen
Mk., der qußerordentlichen Rücklage 87 MMillionen Mk. zugewieſen und
auf neue Richnung 4 163 855 Mk. vorgetragem werden.
* Bayer, Hypotheken= und Wechſelbank, München.
Die Verwaltung beantragt Kapitalserhöhung von 600 auf 1000
Mil=
lionen Mk., wovon 200 Millionen Mk. den alten Aktionären im
Ver=
hältnis 3: 1 zum Bezuge angeboten werden ſollen.
* Unionbank, Wien. Unter der Firma Polniſche
Union=
bank wird die Filiale der Unionbank Wien in Lemberg in ein
polni=
ſches= Inſtitut mit einem Aktienkapital von 1 Milliarde Polen=Mark
umgewandelt. Die Errichtung von Filialen iſt in Warſchau, Krakau,
Dobrowitz und Kattowitz in Ausſicht genommen. An der Gründung
nehmen auch polniſche Induſtrie= und Finanzkreiſe teil.
Fd. Eine neue Milliardenbank. Faſt wie die Pilze
nach dem Regen ſchießen bei der heutigen Geldentwertung die
Milliar=
den=Banken aus der Erde. Die Handelsvereinigung für Induſtriewerte
A.=G. in Berlin, die jetzt ihr Kapital um 550 auf 800 Millionen Mark
erhöht hat, verfügt nach erfolgter Durchführung unter Einſchluß von
Mitteln aus Reſerven über 2 Milliarden Mk. Von den neuen Mitteln
dienen 200 Millionen Mk. zu Angliederungs= und ſonſtigen Zwecken und
100 Millionen ſind Vorzugsaktien und erhalten 24faches Stimmrecht. Der
Generaldirektor teilte in der Generalverſammlung mit, daß das
Unter=
nehmen durch Erwerb von Aktienpaketen an verſchiedenen induſtriellen
Betrieben beteiligt und der Geſchäftsgang durchaus befriedigend ſei.
Dividendenvorſchläge.
E=d= Mannesmann=Mulag (Motoren= und Laſtwagen A. G.)
in Aachen. Nach 21,5 Millionen Mk. Abſchreibungen werden aus
70,1 Millionen Mk. Reingewinn 212 % Dividende ausgaſchüttet. Bis
auf 1,98 Millionen Mk. Grundſtücke und Gebäude ſind ſämtliche
An=
lagen abgeſchrieben. Auch 1923 ſind die Werke und Niederlaſſungen
auf Monate hinaus gut beſchäftigt.
E=d= Maſchinen= und Kranbau=A. G., Düſſeldorf.
In der Aufſichtsratsſitzung der Maſchinen= und Kranbau=A. G.
Düſſel=
dorf wurda beſchloſſen, der ordentlichen G.=V. vorzuſchlagen, nach
Ab=
ſchreibung ſämtlicher Andagen auf 1 Mk. und nach Ueberweiſung von
75 Millionen Mk. an den Entwertungsbeſtand eine Dividende von 350
Prozent zu verteilen. Ferner wind eine Kapitalserhöhung um 23
Mäl=
lionen Mk. auf 55 Millionen Mk. beantragt. Den Aktionärem wird
ein Bezugsrecht von 2: 1 zu 1000 % eingeräumt.
* Geſellſchaft für Spinnereien u. Webereien,
Ettlingen. Nach 1,71 Mill. Abſchreibungen und 60 Mill.
Rück=
ſtellung für Wertberichtigungskonto wird ein Reingewinn von 60,96
Mill. ausgewieſen, woraus 300 Proz. Dividende auf Stamm= und 6
Proz. p. r. t. für die Vorzugs=Aktien zur Verteilung gelangen und dem
Reſerve=Fonds 9 Mill. zugeführt werden.
Preisaufſchläge.
wb. Die Preiſe für Stickſtoffdünger ſind wie folgk
neit feſtgeſetzt word n: Schwefelſaures Ammoniak, nicht gedarrt und
nicht gemahlen 33 790 Mk., gedarrt und gemahlen 34 130 Mk. für das
Kilegramm; ſalzſaures Ammoniak 33 790 Mk., Leuna=Salpeter (
Am=
monſulfatſalpeter) 33 790 Mk., Kali=Ammonſalpeter 33 790 Mk.,
Na=
tronſalpeter 40 440 Mk. und Kaliſtickſtoff 30 235 Mk. für das Kilo=
Dieſe Preiſe gelten für alle vom 26. Juni d. Js. ab zur Verſendung
gelangenden Lieferungen bis auf weimres.
Neue Preiſe für Dachpappe. Der Verband Deutſcher
Dachpappenfabrikanten hat die folgenden neuen Richtpreiſe am 26. Juni
feſtgeſetzt: a) für Dachpappe mit 80er, 100er, 150er, 200er
Rohpappen=
ſeinlage, Mk. 17 100, 14 500, 10 100, 7800 für den Quadratmeter;
b) für „Iſolierpappe mit 80er, 100er, 125er Rohpappeneinlage, Mk.
23 900, 20 500, 17 100 für den Quadratmeter; c) für Dacharbeiten: 1. für
die Herſtellung eines dopellagigen Klebepappdaches aus einer Lage
100er und einer Lage 150er Dachpappe Mk. 63 000; 2. für die
Herſtel=
lung eines doppellagigen Kiespappdaches aus einer Lage 100er und einer
Lage 150er Dachpappe Mk. 68 000; 3. für das Ueberkleben eines alten
Pappdaches mit einer Lage 100er Dachpappe Mk. 40 200; 4. für den
An=
ſtrich eines alten Pappdaches Mk. 4900. Die Preiſe unter a) und b)
verſtehen ſich für waggonweiſen Bezug frei Verſandſtation, die Preiſe
zu c) für 1 Quadratmeter Dachfläche bei Arbeiten für wenigſtens 1000
Quadratmeter Geſamtfläche am Platze des Ausführenden bei normalen
Verhältniſſen unter Zugrundelegung der gegenwärtigen Richtpreiſe des
Verbandes für Dachpappe, ſämtlich bei ſofortiger Barzahlung.
h. Höhere Eiſenpreiſe in Süddeutſchland.
Nah=
dem der Richtpreisausſchuß des Deutſchen Stahlbundes Erhöhung der
Werkpreiſe beſchloſſen hat, ſetzte die Süddeutſche Eiſenzentrale die neuen
Lagerpreiſe mit Wirkung vom 15. d. M. ab für Siemens=Martin=
Quali=
tät für Mannheim=Karlsruhe wie folgt feſt pro Kilogramm: Formeiſen
rechtsrheiniſch 5001 Mk., linksrheiniſch und Auslandsware 5781 Mk.,
Stabeiſen 5038 bzw. 5968 Mk., Univerſaleiſen 5421 bzw. 6351 Mk.,
Bandeiſen warmgewalzt 6016 bzw. 7366 Mk., Grobbleche 5658 bzw. 6898
Mark, Mitelbleche 6237 bzw. 7257 Mk., Feinbleche von 1 bis unter
3 Millimetern 7100 bzw. 9600 Mk., Feinbleche unter 1 Millimeter 7269
bzw. 9769 Mk.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktionsbericht. Am
Produkten=
markt bleibt das Angebot an Inlandsware andauernd knapp. Die
Kaufluſt hält ſich ebenfalls in engen Grenzen, was zum Teil auch auf
die Rieſenſummen zurückzuführen iſt, die bei dem heutigen Preisſtand
beanſprucht werden. Immerhin zeigte ſich in Weizen, Gerſte und in
Hafer mehr Begehr, als Material zur Hand iſt, ſo daß auch höhere
Preiſe für dieſe Artikel genannt werden. Für Roggen war die
Nach=
frage wenig lebhaft. Für die anderen Artikel waren die Preiſe bei
ruhigem Geſchäft feſt.
m. Mannheimer Produktenbörſe. Die heutige
Pro=
duktenbörſe verkehrte in feſter Tendenz. Verlangt wurden für die 100
Kilo waggonfrei Mannheim alles in 1000 Mark, Weizen 650, Roggen
400—525, Gerſte 400—450, inl. Hafer 350—400, neues Wieſenheu 65—70,
Kleeheu 70—75, Preßſtroh 90, Weizenmehl (Richtpreis der Mühlen) 900
bis 950, Kleie 190—200.
m. Mannheimer Kleinviehmarkt. Zum heutigen
Vieh=
markt wurden zugeführt und per 50 Kilogramm Lebendgewicht gehandelt:
50 Kälber 850 000—1 100 000 Mk., 10 Schafe 400—450 000 Mk., 150
Schweine 900 000—1 400 000 Mk. und 643 Ferkel und Läufer per Stick
190—375 000 Mk.
Börſen.
wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbild. Jm
Effec=
tenverkehr von Bureau zu Bureau entwickelte ſich das Geſchäft
weſent=
lich ruhiger ab. Die geſtrige Hauſſebewegung ſchien zum Stillſtand
gekommen zu ſein. Es lagen allerdings verſchiedentlich Kauforders
vor, die ſich in der Mehrzahl auf Einheitswerte bezogen, die geſtern
ſtarken Rationierungen unterlagen oder mangels Material überhaupt
nicht zur Notiz gelangten. Dollarſchatzanweiſungen zeigten eine
ſchwan=
kende Halaung. Anfänglich 145—150 000 genannt, ſpäterhin 152000
bis 153 000. Entſprechend dieſer Bewegung ſind die Kurſe der
Valuta=
papiere kaum behauptet. Induſtriepapiere bewahrten ihre feſte
Ten=
denz, doch ſind es nur wenige Aktien, welche höhere Bewertung
brach=
ten. Es wurden folgende Kurſe genannt: Rütgerswerke 530 000.
Höch=
ſter 345 000, Badiſche Anilin 560—570 000, Berneis Weſſels 80000,
Daimler zirka 140 000, Gebrüder Junghans 305 000, Th. Goldſchmidt
460 000, Scheideanſtalt 500—520 000. Für Deutſche Bank wurde ein
Kurs von 310—315 000 geboten, Barmer Bankverein 93—95 000,
Darm=
ſtädter Bank hörte man 200 000, Hapag zirka 900 000, Norddeutſcher
Lloyd 245 000. In den amtlich nicht notierten Werten war die
Ten=
denz nicht einheitlich. Geſuchter Naſtatter Waggon 90—95 000,
Krit=
gershall 340 000. Man nannte ferner: Tiag 135 000, Meyer Textil
26 000, Ufa 125—130 000. Emelka 53—56 000, Growag 12000, Hanſa
Lloyd 63—65—66 000, Beckerſtahl 260—275 000.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Infolge der
vom Börſenvorſtand getroffenen Maßnahmen, durch die der Zutritt
zum Deviſenzimmer ſehr erſchwert wird, vollzog ſich die Feſtſtellung
der amtlichen Deviſenkurſe unter weitaus ruhigeren Formen als
bis=
her. Seitens der Banken kam etwas Ware heraus und die Nachfrage
war überhaupt nicht mehr ſo dringlich. Die Notizen ſtellten ſich im
allgemeinen etwas niedriger als geſtern. Ein freier Effektenverkehr
fand in den Börſenräumen nicht ſtatt; ſonſt verlautete, daß der geſtrige
Kursſtand ungefähr behauptet war. Einer gewiſſen, bei der
Speku=
lation vorhandenen Realiſationsneigung ſcheint durch den erheblichen
Teil der geſtern unerledigten Kaufaufträge ein Gegengewicht geboten
zu werden.
* Feſtſetzung der Kurſe für Oſtdeviſen oder
=Noten. Auf Grund der Ausführungsbeſtimmungen zu der neuen
Deviſenverordnung iſt von der Berliner Bedingungsgemeinſchaft für
den Wertpapierhandel eine Kommiſſion eingeſetzt, die an der Börſe die
Kurſe für Oſtdeviſen oder =Noten feſtſetzen wird. Zur Berechnung der
Kurſe iſt ein Makler gewonnen. Die erſte Zuſammenkunft dieſer
Kom=
miſſion wird heute nachmittag in der Börſe ſtattfinden. Es iſt
beab=
ſichtigt, einen höchſten und einen niedrigſten Kurs feſtzuſtellen, die etwa
dem Geld= und Briefkurſe bei den amtlich notierten Valuten entſprechen
dürften.
w. Deviſenmirkt. Frankfurt a. M., 28, Juni.
Antwerpen=Brüſſel..:......,
Holland .. ... .. ... ..... .....
London ............. .. ...."
Paris .. . . ... . . .. . . . . . . . . ...
Schweiz.. . .. . . . . . . . . . . . . ..
Spanien ..
.
Italien ..
.
Liſſabon=Oporto. . . . . . . . . . . .
Dänemark .
Do
Norwegen.
T
Schweden
...
Helſingfors
T
New=York ..
.
Deutſch=Oſterreich (abg.). . . . . .
Budapeſt.
Prag.
Agram..
w. Deviſenmarkt. B
V
Geld
Brief
f
Geld
Brief
erlin, 28. Juni Telegr. Auszahlungen für:
fe
Nufe
Amſterdam=Rotterdam ....
Brüſſel=Antwerpen .........
Chriſtiania . . . . . . . . . . . . . . . .
Kopenhagen .... ..........
Stockholm.
Helſingfors
Italien. ..
London ......."
New=York .....
Paris ..
Schweiz..
Spanien
Wien (in Deutſch=Oſterr, abe
Prag ......... .. ... . . ....
Budapeſt.. . . . . . .. .. . . . . . . .
Buenos=Aires .. . . .. .. .....
Bulgarien ... ..... . . . . . . . ."
Fapan .. . . . . . . . . . . . .
Rio de Janeiro ..."
T
Belgrad. . . . . . . . .
R
Brief
Mite
8608.—
27431.—
28927.50
43890.—
4239.—
7306.50
708250.—
152617.—
9975.—
23927.50
22942.50
217.45
4588.50
18.95—
58653.—
1645.—
76308.50
16458.50
1695.—
60150.—
8652.—
27569.—
29072.50
44110.—
4261.—
7343.50
711750.—
153383.—
10025.—
29072.50
23057.50
218.85
4611.50
19.05—
58947.—
1655.—
76690.50
16540.50
1704.50
Beß
Brief
53653—
7855.—
24538.50
26433.50
39630.50
4114.50
6708.—
Rf
149625.—
9246.50
26683.—
21945.—
211.96—
4538.50
18.45—
52618.—
1396.50
15710.50
1675.50
58949.—
7995.—
24661.50
26566.50
39799.50
4135.50
6742.—
691725.—
150375.—
9273.50
26817.—
22055.—
213.04—
4561.50
18.55
52882.—
1403.50
15789.50
1684.—
N—D2 2rN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Dartllorder
1 Luisenplatz 1
Rummer 172.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29. Juni 1923.
Seite 7.
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
43)
(Nachdruck verboten.)
Am Morgen trafen wir uns beim Frühſtück, mir fiel auf,
daß Marie Louiſe, in ihrer Haltung und in ihrem Ausdruck
ſicherer, gefeſtigter war. Sie ſagte, als wir die Mahlzeit beendet
hatten: „Daß Mutter als junges Mädchen hier in dem Hauſe
gewohnt hat, wo ich jetzt bin, das geht mir immer durch den
Kopf. Und wie die Leute von ihr ſchwärmen. So oft muß ich
an ihr Geigenſpiel denken, es iſt mir, wie wenn es mich riefe.
Uind dann ſteht mir der junge Herzog von Bronta vor Augen,
der hier in den Zimmern gewohnt hat und an einer
unglück=
lichen Liebe geſtorben iſt. Ich weiß, daß Gioffredo mit Bronta
keine Aehnlichkeit hat, aber er erinnert mich an ihn.
„Und dann iſt noch eins,” ſagte Marie Louiſe, und es zuckte
um ihre Mundwinkel, „die Herzogin, die habe ich lieb, und ſie
iſt doch ſo leichtſinnig, ſo furchtbar leichtſinnig.”
Ich fragte Marie Louiſe, ob ſie irgend etwas Auffälliges
an jener bemerkt habe; ſie wollte nicht mit der Sprache heraus.
„Ich habe in der Nacht darüber nachgedacht. Vater, es iſt
ja ſehr ſchön hier im Hauſe und ſehr intereſſant, aber ich möchte
weg, ich möchte jetzt nicht mehr hier bleiben.”
Wir machten einen Morgenſpaziergang nach dem Pincio
und ſaßen dann am Brunnen unter den Steineichen, von dem
aus man den ſchönen Blick über Rom auf die majeſtätiſche
Peterskuppel hat. Eine Bäuerin in Campagnatracht kam
vorüber, vielleicht ein Modell, aus der nahen franzöſiſchen
Tüchtiger Kaufmann
übernimmt abends die ſelbſtänd. Erledigung
aller kaufm. Arbeiten eines kleineren Be= Keuermt
triebs gegen mäßige Bezahlung.
Angebote unter V 135 an die Geſchäfts= für Obſtweinkelterei in
NordsWeſt=
ſtelle ds. Bl.
Akademie, ſie trug einen Korb mit Roſen im Arm, davon kaufte
ich einige für Marie Louiſe, die hielt die Blumen auf den beiden
Handflächen, beugte den Kopf hinab, daß ihre Wangen ganz von
den kühlen, weichen Blättern bedeckt waren, und ſog den
Duft ein.
Ich ſchaute ſie an: dieſe Bewegung hätte ſie vor wenigen
Tagen noch nicht gemacht.
Wir ſtiegen von Trinita dei Monti die Spaniſche Treppe
hinab. Ich ſagte unermittelt, aber ich ſah, daß Marie Louiſe
den Zuſammenhang verſtand: „Das mußt Du immer tun vor
allem anderen, Dir ſelber treu bleiben.”
Marie Louiſe errötete, und ich fuhr fort: „Nein, Du haſt
keinen Grund, Dich zu ſchämen, im Gegenteil, ich bin mit Dir
zufrieden, ich habe ſo etwas wie, jawohl, ich habe Reſpekt
vor Dir.”
Marie Louiſe lächelte zufrieden, zum erſtenmal ſeit geſtern
abend, dann ſagte ſie: „Aber die drei dürfen nicht merken,
warum wir fortfahren, wir dürfen ſie nicht verletzen.”
Die nächſten Tage brachten uns noch einmal einen vollen
Eindruck von Rom. Marie Louiſe war in raſcheſter Entwicklung
begriffen, und ich bemerkte ſtaunend, wie ſich von Stunde zu
Stunde ihre Aufnahmefähigkeit, ihr Urteil, ihr Feingefühl
ſtei=
gerten. Sie gewann ihr Gleichmaß zurück und ihre heitere
Freudigkeit.
Herzlich nahmen die römiſchen Freunde von uns Abſchied,
Marie Louiſe zitterte ein wenig, als ihr Gioffredo vor dem
Be=
ſteigen des Zuges zum letztenmal die Hand reichte. Sie war
wäh=
rend der erſten zwei Stunden der Fahrt recht ſchweigſam.
Die letzte Station unſerer Reiſe war Venedig. Hier feierten
wir Marie Louiſens Geburtstag.
Bei einem Antiquar hatte ich einen Louis Seize=Seſſel im
Schaufenſter geſehen, der mir gut gefiel in ſeiner ſchlanken edlen
Formt. Ich ging ein paarmal darum her, dann erkundigte ich
mich nach dem Preiſe. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, daß ein
ganzes Zimmer der Art vorhanden war, ſehr ſchöne Möbel, aber
teuer. Nun ſuchte ich mit Marie Louiſe das Magazin auf.
„Hübſch, nicht wahr?”
„Entzückend,” ſagte Marie Loniſe, „ſolch Zimmer zu haben,
das wäre fein!“
„Setz Dich einmal in den Seſſel!”
Marie Louiſe gehorchte, und nun ſaß das zarte,
hoch=
gewachſene Mädchen in dem Stuhle mit ſeinen anſteigenden
geraden und feinen Linien, das dunkle Geſicht mit den
leuchten=
den Augen hob ſich hübſch ab vom ſilbergraublauen Brokat des
Bezuges, ſie rührte ſich nicht, wie ein Bild war das, Boucher,
Reynolds, nur wärmer.
„Das iſt Dein neues Zimmer,” ſagte ich, „ja, die Seſſel und
die Cauſeuſe und der Schrank und die Kommode, die ganze
Geſchichte.”
„Aber, Vater, das iſt doch ein Scherz!”
„Glaubteſt Du, ich würde eine kleine römiſche Prinzeſſin
weiter mit weißen Kindermöbeln ſich umgeben laſſen? Das geht
nicht mehr, da muß man eben eine Aenderung eintreten laſſen.
Alſo, aber nun wollen wir fort und ins Freie.”
Ueber das in allen Farben ſchillernde Meer fuhren wir weit
hinaus in der Gondel mit zwei Ruderern nach Murano. Hier
kauften wir Spitzen für Marie Louiſe, dann ging es zum Lido,
da ſchwamnten wir zuſammen im Meer und waren luſtig.
Nach=
mittags kehrten wir zur Stadt zurück, beſuchten den frommen
Dom von San Marco und die reizende Kirche San Giorgio
degli Schiavoni. Durch die Straßen gingen wir vom
Markus=
platz zum Ponte Rialto, hin und her, kauften, ſchauten und
freu=
ten uns an dem Treiben.
(Fortſetzung folgt.)
Weiblich
Korreſpondentin
f. Franz. u. Engl., ſucht
Anfangsſt. evtl. auch
als Volontär. Ang. u
112 Geſchſt. ( 1855
ſucht
Stellung
am liebſten auf
An=
waltsbüro. Angebote
unter V 126 an die
Geſchäftsſt. (*18593
Junge Frau ſucht
morgens Laufdienſt
Landwehrſtraße 29,
Seitenbau. (*18527
Suche ſelbſtändigen
Wirkungskreis
in frauenloſ. Haush.
bei 1 od. 2 ganz kl.
Kindern. Angeb. u.
V 97 Geſchſt. (*18514
Mrn
Selbſtändiger
Geſchäftsmann
50 J. alt, ſucht
dauern=
den lohnend., am
lieb=
ſten ſelbſtänd, (*1861
Vertrauenspoſt.
Kaution kann geſtellt
werden. Angeb. unt,
Junger verheirat
(5368dfs
Mann
ſucht
Peadinang
Gefl. Angeb. unter
V 71 an die Geſchſt.
Verheir, ehrl., dishr.
beſorgt i. ſ. fr.
Mann Zeit Aufträge
jegl. Art, auch
Holzklein=
macen uſw. geg. beſche d.
Verg. o.abgel.
Kleidungs=
ſtcke. Ang. u. V117Gſchſt.
Offene Stellen
Stenotypiſtin
vollſtändig perfekt in
Stenographie und
Maſchinenſchr., ferner
Handlgsgehilfe
zur Führg, der
Lager=
kartei und der Kom.
Büro geſucht. Ang
mit Zeugnisabſchrift
Gehaltsanſprüchenu
Angabe des früheſten
Eintrittstermin. mgl.
von ſolchen Perſonen,
die ſchon in der .
Papierbranche
beſchäftigt waren, u.
V 87 Geſchſt. (5383fs
Gebildete (*18534
w Dame
für einf. Schreibarb.
2 Stunden nachmitt.
geſ. Grüner Weg 19.
Funge Dame
geg. hohe Prov. f
vorn, Reiſetät. (keine
Priv.) geſ. Ausf.
An=
geb. m. Bild unter
V 106 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (*18517
I. Verkäuferin
im Umgang mit beſter
Kundſchaft
bewan=
dert, branchekundig,
bei hohem Gehalt per
ſofort geſucht (5408
Speiers
Schuhwarenhaus
Inh. Paul Wildau
Ludwigſtraße Nr. 16.
Suche baldigſtjung.
ordentliches
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bis nach dem Spülen.
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Saub., ehrl. (*1suusdt
Alleinmädchen
tagsüb. geg. hoh. Lohn
in kleinen Haush. geſ.
Schleiermacherſtr. 23,
Putzfrau
zum Rein. v.
Schul=
räumen Samst. (evtl.
auch Mittw.) nachm.
geſ. Grün. Weg 19. (*ierss
Mädchen von
mor=
gens bis nach dem
Spülen geſ. (*18503
Mathildenſtr. 3, II.
2.
Haushälterin
für kleinen Haushalt
(Vater u. berufstätige
V140 an d. Geſchäftſt. Tochter) ſucht a. ſofort
Rechnungsrat Wißmann,
Kranichſteinerſtr. 52
1. Stock. (e1s6us
Mädch. od. Frau
von morgens bis n.
d. Spülen geſ. (*18586
Frankfurterſtr. 18.
ſelbſtänd., für mittl.
Reſtaurant geg. hoh.
Lohn und beſte
Be=
handl. ſof. geſ. (*1220 Alſen, Landwehr=
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Reichsmieten=
geſetzes.
AufGrund des 8 11 des
Reichsmieten=
geſetzes und Artikel 9 der Heſſiſchen
Aus=
führungsverordnung hat die
Stadtver=
waltung die Hundertſätze (Zuſchläge zur
Grundmiete) mit Wirkung vom 1. Juli
1923 ab nach Anhörung der Vermieter=
und Mieterorganiſationen wie folgt feſt=
(st5397
geſetzt:
1. für Steigerung der Zinſen". 140%o
2. für die Betriebskoſten . . . 860 „
3. für laufende Unterhaltungs=
30000 „
arbeiten
4. für große Inſtandſetzungs=
20000
arbeiten . . ."
zuſammen 51000%o
der Grundmiete.
In den Betriebskoſten für Juli 1923
iſt enthalten lediglich die letzte Rate der
Grundſteuer für 1922 und das Entgelt
für die Hausverwaltung.
Alle ſonſtigen Koſten ſind auf die
Mieter nach der Grundmiete anteilig
auszuſchlagen. Insbeſondere betrifft dies
den Brandverſicherungsbeitrag für
das Jahr 1922, die Grundſteuer,
die Wohnungsbauabgabe, das
Waſſergeld, die
Verſicherungsge=
bühren für Haftpflicht,
Waſſer=
ſchaden u. dergl.
Den Hundertſätzen, für die
Unterhal=
tungsarbeiten liegt ein
Ueberteuerungs=
faktor von 5000 zu Grunde, während in
Wirklichkeit die Ueberteuerung bereits
das 15 447fache beträgt.
Die vorſtehend feſtgeſetzten
Hundert=
ſätze bedürfen noch der Genehmigung des
Kreisamts.
Die Hundertſätze für den Monat
Juni ſind vom Kreisamt genehmigt
worden. Sie betragen gemäß
Feſt=
ſetzung vom 28. Mai 1923 insgeſamt
31 450% der Grundmiete. Auch für
Juni 1923 ſind die oben angeführten
Koſten auf die Mieter anteilig
auszu=
ſchlagen.
Darmſtadt, den 28. Juni 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Buxbaum.
Heugras= und
Holzverſteigerung.
Dienstag, 3. Juli Ifd. Js.,
mor=
gens 9 Uhr, wird bei Gruber Wwe.,
Thomashütte, verſteigert: das Heugras
von den Domanialwieſen Gemarkung
Forſt Eichen, ausgenommen Los 17, 19
20 der Schmellenbruch=, 2 u. 3 der
Höll=
wieſe, Wieſe im Mainzer und
Sporn=
eichen, 13—16 der Langwieſe, 5 der
Sell=
bornwieſe; ferner das Gras von den
Schneiſen ſüdlich Eppertshäuſer Weg
und in Dieburger Marke. Es dürfen
nur Viehhalter für den eigenen Bedarf
mitbieten. — Ferner Brennholz aus
Abt. 26 und 41: Buche: 9 rm Scheiter,
1 rm Knüppel, 6 rm Knüppelreiſig, 3 rm
Stöcke: aus Abteil. 34 und 35 ca. 1 rm
altes Zaunholz; aus Abt. 8: Stock= und
Wurzelholz (Abtrieb) in mehreren Loſen.
Gras und Holz iſt vorher einzuſehen.
Auskunft durch die Förſter Engel und
Schmidt, Meſſel.
(5395
Meſſeler Forſthaus, den 27. Juni 1923.
Heſſ. Oberförſterei Meſſel.
Schlag.
Samstag, den 30. ds. Mts.,
vor=
mittags 9 Uhr, wird der Anfall der
Claudius=Eiche mit 10 Rm. Scheiter
II. Kl. und 4 Rm. Stöcke an Ort und
Stelle verſteigert.
Zuſammenkunft: Kreuzung Martins=
und Forellenteichpfad.
Darmſtadt, 28. Juni 1923. (5400
Oberförſterei Beſſungen.
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ſtraße 79, pt. (*1855‟
Dahl. Hohund
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ſtraße 15.
(*18498
ja. Wolfshunde
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Erbacherſtr. 46, part
zu verk. Pfungſtadt,
Lindenſtr. 7. (*18567
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 29
Zi Miter 122.
Balast-Lichtspiele
Die Raubzüge der
Totenkopf-Flieger
Amerik. Original-Abenteuer- und
Sen-
sationsfilm in 6 Akten mit dem
welt-
berühmten amerikan. Flieger Locklear
genannt „Der Teufel der Wolken‟
Verächter des Todes
Abenteuerfilm in 6 Akten mit
Harry Piel wutsgo
Ronzerk=sirertion z. Mtiateh
Seeheim (Bergſtraße)
Hotel Hufnagel.
Samstag, den 30. Juni 1923, ab 4 Uhr
II. Kur=Konzert mit Réunion
Leitung Herr Obermuſikmeiſter
F. Mickley.
(5385
Schloß-Oafé
Rheinstr. 2
Rheinstr. 2
Rheinisches Tonkünstler-Orchester
Freitag, 29. Jun1 1923: (5390
Vein kichd.
Sonntags
„11-iuhrF rühkonzert
Reichsvereinigung
ehem. Kriegsgefang.
Samstag, den 30. Jun
im Konkordiaſaale:
Tanzkränzchen.
Grendin. Geuerwehr
Waſchenbach. Leuse
Samstag, 30. Juni, und Sonntag, 1. Zuli=
11
Tojagr. Gchftan
Samstag, abends 9 Uhr:
Zug nach dem Feſtplatz
Sonntag, nachmittags 2 Uhr:
Zug nach dem Feſtplat
Oaſelſt Volksfeſt.
Abends8 Uhr: Feſtball.
Zu zahlreichem Beſuche ladet
freund=
lichſt ein
Der Vorſtand.
Oeſterreichiſch=Deutſcher Volksbund.
Alle ehem. Oeſterr. deutſch. Abſtammung,
ſowie reichsdeutſche Schweſtern u. Brüder
werden aufgefordert, ſich am Samstag
den 30. Juni, abends 6 Uhr, im
Mozart=
ſaal (Schulſtraße 8) an der öffentl.
Ver=
ſammlung zu beteiligen. Bekanntgabe der
Ziele und Zwecke des Bundes, ſowie über
den Verlauf der Bundestagung, welche am
19. Mai in Berlin ſtattgefunden hat. Es
ſprechen zwei Referenten der Bundesleitung
aus Frankfurt: H. Langer, I. Vorſ. und
H. Roß, Schatzm. Um zahlreiche Beteiligung
wird gebeten. Es ladet ein
*18590) Der Vorſtand: H. Nawratil.
Iu breite Hausmacher Gemüſe=
—Nudeln—
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„ Debona u. Galapudding
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ſchäftsſtelle. (*18571
Witwer
50 J., m. m. Kindern,
Fabrikbeamter,
Hand=
werker, auf d. Lande
wohnh., ſucht die Bek.
ein. Fräul. od. Frau
zwechs Heirat
zu machen. (*18568
Angebote u. V 115
Geſchäftsſt. erbeten.
Junge Witwe, 28J.
alt, mit einem Kind,
möchte ſich wiedermit
anſtändig. Herrn
ver=
heir. Handw. bevorz.
Witw. m. Kindn.
aus=
geſchl. Angeb. u. V113
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Maria Orska Barberina, Prima Ballerina der Kgl. Oper
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Geſchäftsſt. (*18541
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Lieg=U. Sitzwagen
geg.e. Fahrrad. Ihrig,
Schwanenſtr. 8, II.
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„5386)
Nr. 15
Dorodr D!
*
D
Hochſchulbeilage des Darmſtädter Tagblatts
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
29. Juni 1923
Jungnationaler Bundestag 1923.
Von
Friedrich Koepp, Frankfurt.
Pfingſtſamstagmorgen. Wir ſtehen auf dem Bahnſteig des
Marburger Bahnhofs und erwarten die Züge von Norden.
Schon wimmelt es in den engen Gaſſen der Lahnſtadt von
Jun=
gen und Mädchen, die der Bundestag aus dem weiten Reich
zuſammenführt. Aber noch fehlen viele Gaue, und wer irgend
kann, drückt ſich von den Beratungen der Führer und freut ſich
am Bahnhof der friſchen und ſtrammen Völker, die jeder
ein=
treffende Zug in immer neuen Mengen heranführt. Von Berlin
iſt ein Sonderzug gemeldet, und die Nachricht lockt alle herbei,
die Oſtmark des Bundes zu begrüßen.
Schwer geladen kommt ein verſpäteter Zug aus Kaſſel. Aus
allen Abteilen vierter Güte quellen die Gruppen der Nordmark;
über den Köpfen ſpießen aus jeder Wagentür die blauen
Wolfsangelwimpel, und aus den Fenſtern fliegen vollgepfropfte
Ruckſäcke und die beliebteren „Affen” mit vorſchriftsmäßig
ge=
rollten Decken und Zeltbahnen. Manche Gruppen ſehen gefährlich
militariftiſch aus, und die biederen Schwälmer in ihrer hübſchen
Tracht, die von den Feſteinkäufen heimkehrend ihre Züge
er=
warten, machen große Augen ob ſolchen Betriebs.
Die Nordmark hat wohlgeordnet den Bahnſteig geräumt, da
wird auch ſchon der Berliner Zug gemeldet. Und dann taucht
er auf: aus jedem Fenſter der acht oder neun Wagen grüßt
ſchon von weitem der Wimpel einer Ortsgruppe, in manchen
Wagen wird tapfer geſungen — Loſung: mehr laut als ſchön.
Im Ru entleert ſich der Zug, und in muſterhafter Ordnung
ziehen die 900 Jungen und Mädchen durch die Sperre, wo man
das Zählen längſt aufgegeben hat. Auf der Straße bildet ſich
ein endloſer Zug; die Spitze hat ſchon faſt die Eliſabethenkirche
erreicht, und noch immer ſtrömen Gruppen auf Gruppen aus
dem Bahnhof.
So geht es den ganzen Tag weiter. Mit beſonderer
Span=
nung werden die weſtlichen Kreiſe erwartet, die zum Teil weite
Strecken zu Fuß oder mit Straßenbahnen zurückgelegt haben
und ſich mit Liſt und Tücke durch die Grenzpoſten ſchlagen
muß=
ten. Der Abend vereint den Bund — 1000 Leute mehr als
ge=
meldet — zu einer Orgelandacht in der Lutherkirche, und dann
gehts den Bleiben zu, die für die Mädchen in den Schulen und
bei Bürgern, für die Jugens in der großen Exerzierhalle und
auf den Dörfern beſorgt ſind. Am Pfingſtſonntag in der Frühe
ſammeln ſich die Jungens auf dem Exerzierplatz, der bald eine
bunte Heerſchau bietet: die Zahl der Wimpel bezeugt die
An=
weſenheit von etwa 200 Ortsgruppen. Dann trennen ſich zwei
Lager und ziehen nach Süden und Norden ab. Zwiſchen Kölbe
und Kappel, im Walde um den Spiegelluſtturm, entwickelt ſich
eine blutige Schlacht, und um die Mittagsſtunde ſammeln ſich
auf der Lagerwieſe Hunderte von „Toten”, bis endlich die Sieger
aus dem Walde hervorbrechen und die Schiedsrichter den Bund
zur Kritik um ſich verſammeln.
Dann heißt’s noch einmal den knurrenden Magen vergeſſen
und die Knochen zuſammenreißen: geſchloſſen und in ſtrammem
Schritt zieht der Bund in die Stadt ein; die Straßen erdröhnen
von den Liedern; mit dem Mut der Verzweiflung verteidigt eine
jede Gruppe ihren Schritt, ihre Weiſe gegen die vorausziehende
und folgende Schar; es klappt alles, und jählings verſtummen
die Lieder beim Einbiegen auf den Marktplatz. Eine tüchtige
Tagungspolizei (ſprich: Tapol) hat ihn rechtzeitig geräumt, wie
eine gute Stube am Feſttag ſieht er aus, geſchmückt durch den
Kranz der 1500 Mädchen, die in feſtlich=weißen Kleidern,
Feld=
blumen im Haar (die armen Lahnwieſen!) den winkligen Platz
ſäumen. In ſeiner Mitte ſteht ein Mann der Ordnung, ganz
Würde, in blauroter Gala, etwas unſicher, welche Miene zu ſolch
ungewohntem Dienſt angemeſſen erſcheint. Die Gaue ſtehen. Ein
Befehl: Stillgeſtanden! Totenſtille. Ein Mädchen tritt vor und
reicht dem Führer des Siegesheeres vom Morgen einen grünen
Kranz. Rührt euch! Dann Begrüßung durch das
Stadtober=
haupt, kurze Worte des Bundesleiters, und wie aus einer Kehle:
„Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd. . . Und ſetzet
Ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen
ſein!” Strämm, wie ſie kamen, ziehen die Tauſende ab zu den
Kaſernen, wo in zwölf Keſſeln ein rechtes Landsknechtseſſen,
Erbſen mit Speck, wartet.
Am Abend grüßen ſich bei Fackelſchein auf dem Schloß die
Gaue mit Leitſprüchen für das neue Lebensjahr des Bundes,
grüßen den neuen Bundesleiter und ſeinen Mitarbeiterkreis und
hören ſeine knappen Worte zum Geleit.
Der nächſte Morgen führt den Bund hinaus vor die Tore
zum Feldgottesdienſt. Mehrſtimmige Lieder und eine
Wechſel=
rede geben den Rahmen zu der Anſprache, in der Pfarrer Witte
von der Hamburger Fichtegeſellſchaft eindringlich zu den
Pflich=
ten im Bunde und am Bunde mahnt.
Dann ergießen ſich die Maſſen auf die Feſtwieſe, auf der
bald ein buntes Leben und Treiben anhebt. Die Kriegeriſchen
laſſen unter lautem Geheul einen wilden Kampf um einen ſteilen
Hügel entbrennen, der immer abwechſelnd von den vier Marken
des Bundes geſtürmt wird. Die Beſchaulichen finden ſich zu
Volkstänzen und Spielen zuſammen; die unentwegten
Schlag=
ballfreunde fehlen nicht; kreuz und quer durch dieſen Betrieb
aber wandern nachdenklichen Schrittes Gruppen von Aelteren
und „wälzen Probleme”, wie es ſich auf einem rechten
Bundes=
tag gehört.
Das Mittageſſen ruft den Bund in die Stadt zurück, dann
ſammelt er ſich noch einmal zum Ausklang und geht für ein
neues Jahr zu neuer Arbeit auseinander. Viele ruft ihr
Be=
ruf in die Heimat; aber die meiſten bleiben noch in der
freund=
lichen Muſenſtadt und ſehen ſie ſich genau an. Die Studenten
und die Berufstätigen finden ſich zu Ausſprachen über
Standes=
fragen zuſammen, andere lockt die Ausſtellung von Werkkunſt
aus dem Bunde zur Betrachtung, und am Abend ſammeln ſich
noch viele Hunderte zu einem öffentlichen Vortrage, den der
Bund für die gaſtliche Stadt veranſtaltet. Frhr. v. Lüningk, der
Führer der Zentrumsbauernſchaft im Ruhrgebiet, erzählt von
dem Kampfe an der Ruhr in ernſten und begeiſternden
Ausfüh=
rungen. Einige ſtramme Lieder ſind Zeichen der Dankbarkeit
für die Gaſtgeber.
Dann iſt der Bundestag aus. Die Gruppen zerſtieben in alle
Winde. Die meiſten nutzen die Ferien, um Taunus und
Weſter=
wald, Vogelsbera und Rhön zu durchſtreifen, und mancher
Pfiugſtwanderer hat ſich mehr als einmal den Kopf zerbrechen
dürfen über das rätſelhafte Runenzeichen, das Hakenkreuz und
Sowjetſtern wittern ließ, unſere harmlos=bedeutſame Wolfsangel.
Zwei Tage des Zuſammenlebens hatten uns den tiefen
Ein=
druck von Geſchloſſenheit und Kraft des Bundes gegeben, den
wir von Marburg mitzunehmen gehofft hatten. Wir ſahen einen
jungen nationalen Willen, der am geſunden Alten in Treuen
hält und am kräftigen Neuen ſich unbefangen freut, und wir
fanden einen Weg des Aufſtiegs deutlich vorgezeichnet, den wir
gehen wollen.
Oen Rheinentlang, die Ruhrentlang..
Von Rudolf Herzog.
Den Rhein entlang und die Ruhr entlang
Heere, franzöſiſche Heere.
Den Rhein entlang und die Ruhr entlang
Flimmernde, ſchimmernde Wehre.
Glitzert wie Gold durch das Kohlenland,
Hungerndes Volk am Straßenrand,
Zu morſch, um zur Arbeit zu taugen,
Wiſcht ſich den Staub aus den Augen.
Tauſend in Tanks und tauſend am Rohr,
Tauſend zu Fuß und zu Pferde,
Und ſie ſingen vom Gold im Chor
Und den Diamanten der Erde.
Nur der eine reibt ſich Schweiß von der Stirn,
Nur der andere grübelt mit hämmerndem Hirn —:
Ueber dem läſt gen Frohlocken
Wimmern Totenglocken.
Zieh, Bruder, zieh das Glockengeſeil,
Bruder, zum Sterbegeläute.
Was mir war wert und dir war feil,
Fahr in die Grube heute.
Was ich geliebt und du gehöhnt,
In Gräbern liegt es nun ausgeſöhnt.
Seil her. Wir ziehen zu zweien.
Mutter — wir hören dich ſchreien.
Und der Mutter Schrei wie vom todwunden Tier
Ueber dem deutſchen Tande.
Und es wallt ein Volk mit ſchwarzem Panier
Zum Friedhof ſeiner Schande
Und zerbricht an der Gruft den Bruderfluch,
Kehrt heim unter weißem Fahnentuch,
Und ſeine Augen ſtarren
Nach dem Rhein und der Ruhr und harren.
Den Rhein entlang und die Ruhr entlang
Heere in Flimmer und Schimmer.
Den Rhein entlang und die Ruhr entlang
Glocken wie Sterbegewimmer.
Was geiſtert da grau? He, Bettelbub, halt!
(Ein Wald nur — der Teutoburger Wald.
Der Wald, dem die Väter entſiammen ..."
— Und ein Volk rückt ſchweigend zuſammen.
Religibs=wiſſenſchaftliche Herbſttagung
des Verbandes katholiſcher Akademiker.
Der Verband katholiſcher Akademiker gibt, um vielen
An=
fragen gerecht zu werden, folgendes bekannt: Die diesjährige
religiös=wiſſenſchaftliche Herbſttagung findet vom 10.—16. Auguſt
in Ulm ſtatt. Genaue Auskuntf darüber gibt das demnächſt
er=
ſcheinende Heft 7 der Mitteilungen. — Dem religiöſen Charakter
entſprechend beginnt der Tag des Zuſammenſeins mit einem
feierlichen Choralamt; dabei führen Tübinger Theologen den
Ge=
ſang nach der Editio Vatieana aus. Während dieſer Meſſen
wird die hl. Kommunion ausgeteilt. — Die beiden erſten Tage
ſind der Beratung über innere Angelegenheiten des Verbandes
gewidmet. Nach dem Vorbild der ſo ſchön verlaufenen
Heidel=
berger Verſammlung werden in der Folge aktuelle Themen in
Kurſen und „Gemeinſchaften” (kleinere Arbeitszirkel zur
vertief=
ten Ausſprache) behandelt, die hauptſächlich von
Univerſitäts=
profeſſoren aus allen deutſchen Landesteilen gehalten werden.
Außerhalb der Gottesdienſte kommen entſprechende Werke von
Mozart, Schubert, Bruckner, Reger u. a. zur Aufführung. — Eine
Kunſtausſtellung führt in den Reichtum moderner katholiſcher
Hauskunſt ein; unſere erſten Maler und Bildhauer — Caſpar,
Hecker, Georgii, Samberger, Windelſchmidt u. a. — ſtellen
Bei=
träge dazu. — Zugleich findet auch eine Buchausſtellung ſtatt; ſie
ſoll ſowohl einſchlägige Literatur zu den beſprochenen Themen
enthalten, als auch eine Ueberſicht über die mannigfachen Werke
der katholiſchen Autoren älterer und jüngerer Zeit geben.
Die Schätze der ſchönen ſchwäbiſchen Landſchaft bleiben nicht
un=
beachtet; während der Tagung findet ein Ausflug zur Abtei
Wib=
lingen ſtatt, in deren herrlichem Bibliotheksſaal Propſt
Wein=
gartner=Innsbruck über „Die Seele des ſüddeutſchen Barocks”
ſpricht. Vom 17. bis 21. Auguſt ſchließt ſich eine Wanderfahrt
zu den ſchönſten Heiligtümern Schwabens” an. Für Unterkunft
und Verpflegung ſorgt die vorbereitende Ulmer Ortsgruppe: die
Mahlzeiten finden gemeinſam ſtatt. Der Preis der ganzen
Ver=
anſtaltung kann naturgemäß noch nicht genau beſtimmt werden.
Aber daß tunlichſt niedrigſte Preiſe veranſchlagt werden, liegt ſchon
deshalb in den Abſichten der Verbandsleitung, weil ſie den
deut=
ſchen Katholiken, ſowie allen, die ihrem Wollen naheſtehen, recht
zahlreiche Beteiligung an der Tagung ermöglichen möchte. Um
Minderbemittelte unterſtützen zu können, wird um gütige
Einſen=
dung freiwilliger Beträge herzlich gebeten. — Die „Kanzlei der
Herbſttagung des katholiſchen Akademikerverbandes in Ulm”
(Poſtſcheckkonto Stuttgart 34 262) und die Kanzlei des katholiſchen
Akademikerverbandes, Köln, Viktoriaſtraße 15 (Poſtſcheckkonto
Köln 52 517) beantworten gern alle Anfragen, denen
ausreichen=
des Rückporto beiliegt. Gegen Voreinſendung von 2500 Mark
wird Nichtmitgliedern auch die betreffende Nummer der
Mittei=
lungen eingeſandt, welche das Anmeldeformular enthält.
An=
meldungen müſſen bis zum 4. Auguſt an die Ulmer Kanzlei
gerichtet werden.
Die Verbandsleitung ſucht dieſe Herbſttagung als ein
Sym=
bol des inneren Werdens der katholiſchen Akademikerbewegung
zu geſtalten. Dazu bedarf es der ideellen und materiellen
Mit=
arbeit aller, die in die neue Gedankenwelt lebendig eingedrungen
ſind. So allein kann die Hoffnung feſt begründet werden, daß
die Bewegung alle diejenigen erreichen wird, die nach ihrer
gei=
ſtigen Lage in ihre Kreiſe gehören ſollten.
Fridericus Rex
Ein Erlebnis
Von
Rudolf Mauve.
Ji tiefſter Not kämpft das deutſche Volk den ſchweren Kampf
um ſeine uationale Exiſtenz — nicht zum erſtenmal in ſeiner
langen Geſchichte, und mehr vielleicht wie in vergangenen Zeiten
des Aufſtiegs ſchauen wir zurück in jene Zeiten, in denen es
Deutſchen gelang, ſich in zähem Ringen übermächtiger Feinde
zu erwehren. Die Geſchichte iſt eine ernſte Lehrmeiſterin.
Ueber die Möglichkeiten des Films zu ſprechen erübrigt ſich.
Daß wir noch nicht gelernt haben, dieſe Möglichkeiten immer
richtig auszuwerten, ändert nichts an der Tatſache, daß ſie faſt
unbegrenzt ſind. Auch die „gebildeten” Kreiſe ſollten ſich mehr
mit ihnen vertraut machen, ſollten wiſſen, daß neben einem Wuſt
von Minderwertigkeit und Schund ſchon ſehr viel Gutes einer
Unzahl von Menſchen näher gebracht werden konnte. Daß es
einer deutſchen Filmgeſellſchaft gelang, die Geſchichte des um
ſein Leben ringenden Preußens, die Geſchichte Friedrichs des
Großen für uns Deutſche der Nachkriegszeit lebendig zu machen,
iſt eine Tat, die nur ſchwer gebührend gewürdigt werden kann.
Nicht über die wundervolle Darſtellung und glänzende Regie
ſoll hier geſprochen, nicht eine Inhaltsangabe gegeben werden.
Der unauslöſchliche Eindruck, den der Film „Fridericus
Rex” hinterläßt, hat ſeine Urſache in der Meiſterſchaft, mit der
hier das Weſentliche einer geſchichtlichen Epoche, die gigantiſche
Größe eines Mannes herausgearbeitet und lebendig gemacht
wurde.
Düſtere Gewitterwolken ballen ſich zuſammen über dem
fried=
lichen Hofe des Preußenkönigs zu Sansſouci. Höfiſche Intrige
ſchürzt den Knoten. Frankreich, Rußland und Oeſterreich
ſchlie=
ßen ſich zuſammen, um mit vereinten Kräften dem verhaßten
Preußenſtaat ein Ende zu machen. Das zähe Ringen ſetzt ein
einer ſchier übermenſchlichen Energie gegen eine Welt von
Fein=
den. Alles ſcheint zuſammenbrechen zu wollen, in der Heimat
plündern die Koſaken, die Truppen meutern, und Miniſter und
Thronfolger beſtürmen den König, das ſcheinbar ausſichtsloſe
Spiel aufzugeben. Der eiſerne Wille eines Mannes meiſtert ſie.
Dem größten Ziel, der Erhaltung ſeines Landes, gilt der Kampf.
Da gibt es kein ſchwächliches Verzagen, und das eigene Leben
wird rückſichtslos eingeſetzt für dieſen Kampf. Rieſengroß wächſt
vor uns Epigonen die Geſtalt eines jener ganz Großen auf, deren
Wille Völker und Geſchichte zwingt.
Die Schlacht bei Leuthen iſt der Wendepunkt. Ueber das
abendliche Schlachtfeld klingt der Geſang des ſiegreichen
Preu=
ßenheeres: „Nun danket alle Gott!” Groß und einſam, wie alle
Größe, ſteht Preußens König inmitten ſeiner Truppen.
Seit Wochen wird „Friderieus Rex” im größten Filmtheater
Berlins dreimal täglich vor ausverkauftem Hauſe aufgeführt,
und immer wieder reißt er die Tauſende hin. Ich habe noch nie
in einem Theater ähnliche Stürme ſpontaner Begeiſterung
er=
lebt, wie in dieſem „Kino” wie bei der Darſtellung jenes
welt=
hiſtoriſchen Augenblicks, in dem Preußens König ſich perſönlich
an die Spitze ſeiner Grenadiere ſtellt, um den Hügel von Leuthen
zu ſtürmen. Ein unvergeßlicher Eindruck!
Auch hier in Darmſtadt gelangt „Friderieus Rex” dieſer
Tage zur Aufführung. Auch hier wird er ſeine Wirkung nicht
verfehlen, auch hier wird er die Menſchen lehren, daß es der
Wille iſt, der die Geſchicke der Menſchen und Völker
be=
ſtimmt.
Aus dem Deutſchen Hochſchulring
München
Am 29. Mai hielt der H. d. A. München mit den ihm
ange=
ſchloſſenen 90 Korporationen ſeine erſte Sitzung ab. Aus den
Verhandlungen iſt beſonders hervorzuheben ein Referat von
Herrn v. Manz von den ſudentiſchen ſozialarbeitenden Gruppen.
Anknüpfend an ein Wort Ludendorffs an die Würzburger
Stu=
dentenſchaft, zeigte er eindringlich die Verantwortung gegenüber
der Volksgeſamtheit, die heute auf ihm laſtet. Was die
Feld=
dienſto dnung vom Offizier verlangt, Kameradſchaft, Selbſtzucht,
Vorbildlichkeit, das fordert Deutſchland heute vom Studenten.
Die Erfüllung alter Bräuche und die Pflege der Ueberlieferung
genügt jetzt nicht mehr, die nationale Aufgabe des Studenten
liegt jetzt darin, an ſich und anderen zu arbeiten, mit dem ganzen
Volke, die Verbindung zu ſuchen, um über die Gegenſätze die
Brücken, zu ſchlagen zur Einheit. — Außerdem wurden in
der Sitzung noch einige wichtige hochſchulpolitiſche Beſchlüſſe
gefaßt.
R.
Gießen (Friedberg)
In den Tagen vom 1. bis 4. Mai fand in Lich eine
Schu=
lungswoche ſtatt, die von Licher Bürgern ſowohl, als auch
ganz beſonders von Gießener und Friedberger Studenten
be=
ſucht war. Als Lehrer wirkten dort Herr Dr. Stadtler, Herr
Dr. Schotte und Herr v. Gleichen. Die Themata, über die
ſie ſprachen, waren folgende: „Politik und Staatskunſt”, „Das
Werden und Vergehen des Bismarckſchen Reiches”, „Die
Revo=
lution von 1918 als Staatskriſe‟, „Der Weimarer Staat,
Marxis=
mus und Demokratie‟, „Die nationale Bewegung und ihre
ſtaats=
bildende Kraft”, „Nationaler Befreiungskampf und
Staatsſchöp=
fung”, „Führerproblem und Generationsproblem”. Im Anſchluß
an die einzelnen Vorträge fanden lebhafte Ausſprachen ſtatt.
Ab=
geſchloſſen wurde die ganze Veranſtaltung durch eine öffentliche
Verſammlung in Gießen, in der vor etwa 500 meiſt ſtudentiſchen
Zuhörern Herr Dr. Schotte über „Nationale Bewegung und
Staat” ſprach.
Gerichtsurteil im Verfaſſungskampf der deutſchen
Studentenſchaft.
Der Vorſtand der Deutſchen Studentenſchaft, Sitz
Char=
lottenburg, teilt offiziell mit:
„Das Landgericht Göttingen hat am 22. Juni entſchieden,
daß der frühere ſogenannte Götinger Vorſtand der Deutſchen
Studentenſchaſt, Holzwarth und Gen., verurteilt werden, es zu
unterlaſſen, ſich als Vorſtand oder Vorſtandsmitglieder der
Deutſchen Studentenſchaft zu bezeichnen oder unter dieſer
Be=
zeichnung irgendwelche Erklärungen abzugeben oder Handlungen
vorzunehmen.”
* Freiſtudentenſchaft.
Nachklänge zur Sonnwendfeier am Bismarckturm.
Von
cand. ing. Th. Vogel.
„Am Dounerstag, den 21. Juni will die Studentenſchaft auf
dem Bismarckturm Sonnenwende feiern. Die Feier ſoll in
ſchlich=
ter und würdiger Weiſe uns Studenten alle zuſammenſchließen
in dem Einen, dem wir gehören über alle Partei und Meinung,
über alle Farb= und Gegnerſchaft hin,veg. Dieſe Gemeinſamkeit
gilt es aber auch nach außen zu bekunden ..
Mit dieſen Worten hatten ſich vor der Sonnwendfeier der
Studentenſchaft in der vorigen Woche einige Freiſtudenten an
ihre nichtinlorporierten Kommilitonen gewandt und ſie
aufge=
rufen, mit hinauf auf die Höhe zu ziehen, wo die Flammen
emporlodern ſollten. Alles Trennende und Hemmende ſollte dies
eine Mal vergeſſen ſein um der großen Idee willen, um der
großen Not willen, für deren Wende uns die Sonnenwende nicht nur ein Uebergangsſtadium bedeutet — bei den meiſten
Symbol und Verheißung iſt. So ſollte es auch vergeſſen ſein,
was ſonſt zwiſchen Korporationen und Freiſtudenten geſtanden
iſt als ein Hindernis und als ein Vorwurf, ſollte zuerſt und
zu=
vorderſt das vor aller Augen ſein, daß wir Glieder eines Volkes,
Glieder einer Eemeinſchaft ſind.
in langem Zuge inmitten der Korporationen marſchiert. Daß es
nicht alle geweſen ſind, wer möchte darum die ſchelten, die ihre
Pflicht getan haben! Es fällt uns Deutſchen immer ſchwer auf
unſere Sondeimeinung und unſere Gegnerſchaft zu verzichten:
daß es heute in Deutſchland überhaupt junge Menſchen gibt, die
es dennoch, dennoch können, denen des alten Freiherrn Wort
aus dem Wilhelm Tell: „Seid einig, einig, einig!” nicht bloß ein
ſchönes Wort iſt, ſondern auch zur Tat werden kann, deucht mir
der erſte, leiſe und doch bedeutungsvolle Nachklang der
Sonn=
wendfeier der Darmſtädter Studentenſchaft. Möge er nicht
ver=
klingen!
Ein anderes noch aber will mir bemerkenswert erſcheinen an
dieſer Feier: Will dieſer lange Zug der Freiſtudenten nicht auch
zugleich ein Zeichen und ein Symbol ſein für etwas, das ſich
innerhalb unſerer Studentenſchaft, und beſonders unſerer
Darm=
ſtädter Studentenſchaft vollzieht! Denn damit mag nicht bloß
der Wille zur Einigkeit ausgeſprochen worden ſein, ſondern
da=
mit mag vielleicht auch ein Zeichen offenbar und kund geworden
ſein, ein Zeichen der Selbſtbeſinnung unter den Freiſtudenten!
Im nachfolgenden foll der Verſuch gemacht werden, dieſes Zeichen
zu deuten, ſeinen Sinn und ſeinen Grund zu finden, der wie in
allen Zeichen, auch in ihm verborgen liegen muß.
Es iſt oft und beinahe mit einer gewiſſen Regelmäßigkeit von
ſeiten der Korporationen, zuweilen auch aus der Dozentenſchaft
heraus den Freiſtudenten der Vorwurf gemacht worden, daß
ſie nicht mitarbeiteten an den gemeinſamen Aufgaben der
Stu=
denterſchaſt, ein Vorwurf, der wohl darin ſeine hauptſächlichſte
Berechtigung immer und immer wieder gefunden hat, daß ihm
nicht widerſprochen worden iſt. Es wäre ſehr intereſſant und
trüge zu einer wünſchenswerten Klärung dieſer Sache ganz
weſentlich bei, wenn von Zeit zu Zeit ſtatiſtiſch und zahlenmäßig
feſtgeſtellt würde, wie in der ſtudentiſchen Arbeit, in den Aemtern,
Ausſchüſſen, Fachausſchüſſen, in Wirtſchaftshilfe und Kammer
das Verhältnis zwiſchen Freiſtudenten und Korporierten iſt. Ich
kann mich zum Beiſpiel aus meiner eigenen Tätigkeit als Leiter
eines ſtudentiſchen Amtes noch erinnern, daß ſeinerzeit gerade in
den Aemtern und Ausſchüſſen, wo bekanntermaßen die meiſte
(Klein=)arbeit geleiſtet wird, dieſes Verhältnis ſehr zu ungunſten
der Korporationen gelautet hat, und ich weiß zum Beiſpiel, daß
von den gegenwärtig in der Studentiſchen Wirtſchaftshilfe
arbei=
tenden Kommilitonen 80 Prozent Freiſtudenten ſind. Dieſe
Zah=
len an und für ſich beweiſen ſchließlich ja nicht viel, insbeſondere,
da ſie nur relativ ein einwandfreies Bild geben könnten.
Jeden=
falls — die Freiſtudenten haben immer mitgearbeitet, und jene
Behauptung mag wohl nur darin eine gewiſſe Urſache finden,
daß ihre Arbeit nicht ſo ſichtbar in die Erſcheinung getreten iſt.
Der Natur der Sache nach liegt ja auch — das muß zugegeben
ſein — der ganze repräſentative Teil ſtudentiſcher Betätigung
auf den Schultern unſerer inkorporierten Kommilitonen. Ob
das in abſehbarer Zeit anders werden wird und kann, iſt
zweifel=
haft:; vom äſthetiſchen und hiſtoriſchen Standpunkte aus wäre, die Korporation keine Erziehungsgemeinſchaft ſein. Dann wird
es nicht einmal zu begrüßen.
Aber es darf auf keinen Fall vergeſſen ſein, daß gerade bei erreichen.
der Gründung der Deutſchen Studentenſchaft und beiſpielsweiſe
bei der Gründung des größten kulturellen Zuſammenſchluſſes durchdacht und beantwortet wird, und die Geheimrat Gutermuth
deutſcher Studenten, bei dem Hochſchulring deutſcher Art, die in ſeinem Vortrag vor der Darmſtädter Studentenſchaft ja auch
Freiſtudenten einen ganz hervorragenden Anteil haben. Ich
er=
innere bloß an Otto de la Chevallerie, an Gerber uſw. Wo es
gegolten hat, auf dem Poſten zu ſein, ſind alle dageweſen: vor
Ypern und Langemark, in Oberſchleſien, in Würzburg auf dem
erſten Deutſchen Studententag, bei der Techniſchen Nothilfe uſw.
Nicht vergeſſen darf gleichfalls werden, daß es vor dem
Kriege und auch noch nach dem Kriege eine geſchloſſene Frei= Volkes, wie es das deutſche iſt. So ſei bedacht, daß das Ziel
ſtudentenſchaft — ich bin beinahe verſucht zu ſagen; auf korporg= das wichtigere iſt, und nicht der Weg!
tiver Grundlage — gegeben hat, die von ſich aus ihren
Ange=
hörigen Studienreiſen nach Italien und Nordafrika bieten
konnte, die eine eigene Zeitſchrift herausgab, die alles in allem richtig iſt, nicht ſo ſehr, als eben vielmehr dies eine: ob er dazu
einen Zuſammenſchluß mit ſehr hohem Wirkungsgrad — ſo ſagen
doch wohl die Maſchinenbauer — bedeutete. Mit dem Entſtehen
der Deutſchen bzw. der Darmſtädter Studentenſchaft fand jene
Körperſchaft ihr Ende, da eines ihrer Hauptziele — die Grün= dern bloß — Bauingenieur! Aber das weiß ich noch aus meiner
dung einer allgemeinen Studentenſchaft — erreicht war. Aber Schulzeit her: die Vorſilbe „er” hat im Deutſchen die Bedeutung
unſere „Studentiſchen Nachrichten” und manches andere ſind noch
Nachkommen und ſehr lebendige Ueberreſte jener Freiſtudenten= erlöſchen — ſich ſelber löſchen, ſo heißt erziehen auch ſich ſelber
ſchaft, von deren Arbeitsfähigkeit ſie heute noch Zeugnis geben.
Die Freiſtudentenſchaft beſteht heute nicht mehr, es gibt nur
noch Nichtinkorporierte: eine formloſe und teilweiſe recht größte Teil der Erziehungsarbeit auf ſich nehme, ſelber die
Ver=
gemiſchte Maſſe. Leider iſt es eben mit der ſtudentiſchen
Ter=
minologie ſo unglücklich beſtellt, daß man ſchlechthin alles, was
nicht korporiert iſt, als Freiſtudent bezeichnet ...
Da ſind zunächſt die Studenten, deren wirtſchaftliche
und finanzielle Notlage es ihnen verbietet, einer Korporation
bei=
zutreten. Ich hatte neulich bei dem Zug durch die Stadt zum und notwendigſte Forderung vergeſſen wird. Zugleich auch eine
Bismarckturm Gelegenheit, ein Wort zu hören, das ein einfacher
Zug anmarſchierten: „Das ſind die armen Studenten!” Natür= hineinſügen möchte, es kann geſchehen, daß er nicht einmal die
lich, das ſtimmt nicht. Es gibt auf den beiden Seiten ſolche mit
hohen und niedrigen Monatswechſeln, aber darauf kommt es
ſchließlich auch gar nicht an, ſondern darauf, daß ſehr viele
ein=
fach nicht einmal die Zeit haben, Verbindungsſtudent zu ſein. Ziel, ſondern nur eine Etappe. Daß dies vergeſſen wird, iſt eine
Es ſind das nicht die Schlechteſten. Ich will nicht trivial
wer=
den, beileibe nicht: aber mancher von denen, die ſo ſehr über die keit, die bei der Darmſtädter ſtudentiſchen Sonnwendfeier ihren
Indifferenz der Nichtinkorporierten klagen und ſpotten, täten Ausdruck ſichtbar gefunden hat, deucht mich der andere Nachklang,
manchmal beſſer, in Schweigen ihr Haupt zu neigen vor dem
ſtillen und bitteren Heldentum, das dort verborgen liegt, ein Beweis dafür, daß dieſe Gefahr überwunden werden kann
Sehr oft ſind die, die als Streber verſchrien werden, doch nur
tapfere Menſchen.
Freilich gibt es auch unter den vielen wiederum manche, die ſchieden.
weiter nichts ſind als Streber, ſolche, die nur ſtudieren, um
es eigentlich heißt: ein Student zu ſein. Sie begreifen den Geiſt,
dem ſie gleichen. Aber wer wollte leugnen, daß es ſolche
un=
glückſelige Naturen nicht auch auf der anderen Seite geben kann, werden, die gegenſeitige Achtung und Anerkennung trete, das
mäßige Erziehungsarbeit bedeutend herabgemindert wird.
Qualitäten als Student und Akademiker, ſteht eine leider recht, darunterordnen, möge das eine nur bewirken: daß ſich die aus
große Gruppe, die Gruppe der Unverantwortlichen.
Schweigen wir davon! Was an ihnen unakademiſch und un= (
die Studentenſchaft als ſolche ſchwer genug.
Der Freiſtudenten aus Trotz, aus Unbeholfenheit,
diejeni=
gen, die ſich gegen die geſelligen und geſellſchaftlichen Formen
des Studenten von heute wenden, ſind nicht wenige. Wenn dies
Ausſchreibung
zu den internen Hochſchulmeiſterſchaften im Schwimmen
am Freitag, 6. Juli 1923, nachm. 3½ Uhr, im Woog.
Einzelwettkämpfe — Staffelwettkämpfe.
Die Staffeln ſind geöffnet
für Mannſchaften der Akademiſchen Vereinigungen,
Kor=
porationen, Verbände und der einzelnen Fakultäten.
Auskunft beim Amt für Leibesübungen.
wird’s wohl nur das ſein —, ſo iſt es etwas Gutes. Aus dieſen zu werden.
Leuten, dieſen „Nadikalen”, in des Wortes beſter und
eigent=
licher Bedeutung, ſind von altersher die Propheten hervorgegan= Veranlagung für einen gkademiſchen Beruf nachgewieſen ſind.
gen, die die Welt ein kleines Schrittlein weiter brachten.
Die letzte Gruppe der Freiſtudenten, auf die es im Grunde
Zu Hunderten ſind die Freiſtudenten dieſem Ruf gefolgt und auch eigentlich ankommt, ſind die Bewußten, ſolche, die ſich ſchaftlichen Leiſtungen, ſondern nach dem geſamten Charakter zu
ihres „Freiſtudententums” bewußt ſind und klar darüber, warum
ſie ſich dazu bekennen müſſen.
Natürlich dürfen die Grenzen unter dieſen einzelnen, eben
aufgeführten Gruppen nicht ſtreng gezogen werden, ſie beſtehen
könnte. Häufig werden ſich die Eigenarten der einen Gruppe
decken mit ſolchen einer anderen, ja, ich möchte ſogar hoffen und
wünſchen, daß gerade das, was das Kennzeichnende der letzteren
Gruppe iſt, auch bei möglichſt vielen von den anderen zutreffen
möge. Dann wird die „Freiſtudentenſchaft” noch immer ihren
Sinn und ihr Recht behalten.
Der Kernpunkt der ganzen Frage: Verbindungsſtudent oder
Nichtverbindungsſtudent liegt, wie ſchon vorhin einmal flüchtig
angedeutet worden iſt, in der Frage der Erziehung. Alle
anderen Erklärungen dieſes Zwieſpaltes, der ſich heute an
unſe=
ren Hochſchulen ſo deutlich bemerkbar macht, bleiben meiner
Mei=
ſcheinungsformen ins Licht der Betrachtung, oder beruhen
über=
haupt auf Unkenntnis der gegenwärtigen Verhältniſſe in der
Studentenſchaft. Allerdings kann ſchließlich auch die hier zu
äußernde Anſicht eine ſo ſehr ſubjektive und insbeſondere
hin=
ſichtlich der Pſyche des Korporationsweſens ſachlich unrichtige
ſein, daß ich nur den Verſuch einer Erklärung zu geben wage.
Einer Erklärung, die durch Ausſprache und Aeußerung anderer
Ainung nur gewinnen kann!
Die Korporationwill durch die Gemeinſchaft
erziehen zur Perſönlichkeit, zum Dienſt am
Volke, zum Dienſt im Staate.
Der Freiſtudent will ſich ſelber erziehen zur
Perſönlichkeit, zum Dienſt an Volk und Staat.
Das Zieliſt das gleiche, der Weg nur iſt
ver=
ſchieden.
Daß die Korporation eine Erziehungsgemeinſchaft ſein will
und ſein ſoll, und nicht nur ein kleinerer oder größerer
Freundes=
kreis, nicht nur eine Vereinigung zur Pflege gemeinſamer
In=
tereſſen oder Ideale, iſt Vorausſetzung. Dann ſind alle dieſe
durch Tradition und Sinn von ihr hochgehaltenen Formen, ihre
Farben und Mützen, ihr Prinzip der Satisfaktion, ihre
Beſtim=
mungsmenſur, ihr Komment nur Erziehungsmittel und als ſolche
auch von freiſtudentiſcher Seite anzuerkennen, Ueber den Wert,
den ſie für den Einzelnen haben, kann man verſchiedener
Mei=
nung ſein. Vielen, ich möchte ſagen: den meiſten, die von der
Schulbank an die Hochſchule kommen, tut eine Erziehung durch
jene Mittel vielleicht recht gut; auch iſt bei den einzelnen
Bün=
den und Korporationen ja eine ſo ſehr weitgehende Variation
in dieſen Mitteln möglich, daß jeder wohl die ihm gemäßen zu
finden vermag. — Aber ſind alle dieſe Dinge, die ich eben als
Erziehungsmittel bezeichnet habe, Zweck und Ziel des
ſtuden=
tiſchen Lebens, ſind ſie um ihrer ſelbſt willen da und geben ſie
Naum und Möglichkeit zu Ausartungen, dann allerdings kann
ſie ihr Ziel, oder vielmehr das Ziel, dem ſie dienen ſoll, nicht
Es iſt jetzt ſchon die Frage, die es wohl wert iſt, daß ſie
angeſchnitten hat, es iſt die Frage, ob nicht dieſe
Erziehungs=
von dem Weg, den das Volk nimmt. Dienſt am Volke
verpflich=
tet juſt den Akademiker, der der Wiſſende und der iſt, von dem
man am meiſten verlangen darf, zu einer gewiſſen Achtung der
Stimmung und der Gefühle eines gequälten und unglückſeligen
Der Freiſtudent will ſich ſelber erziehen — ob es ihm
ge=
lingt, iſt hier die große Frage! Ob ſein Weg an und für ſich
meinſchaft.
Freilich: Was heißt erziehen! Ich bin kein Philologe,
ſon=
von „ſich ſelber”, Und wie ergeben heißt — ſich ſelber darein geben,
heraufziehen. Jede Erziehung will, daß der Menſch ſelber ſein
Schickſal in die Hand nehme, ſelber daran arbeite, ſelber das
antwortung trage und ſelber den Wege gehe zum Ziel.
Perſön=
lichkeiten werden nur aus ſich heraus, nur aus der Einſamkeit
heraus, und keine Gemeinſchaft hilft zur Geburt der Perſön=
Das iſt die Gefahr der Korporation, daß dieſe eine wurzelhafte
Gefahr, der der Freiſtudent durchaus nicht immer entgehen muß.
Arbeiter zu den Umſtehenden ſagte, als die Freiſtudenten im Der Freiſtudent kennt keine Formen, in die er ſeine Entwicklung man in gedrängter Form den Inhalt wiederzugeben verſuchen.
Formen kennt, die er als Perſönlichkeit ſich ſelbſt zu bilden hat.
Perſönlichkeit iſt Vorausſetzung für allen Dienſt
am Volke und am Staate. Sie iſt daher nicht etwa ſelbſt ein
Gefahr in der Freiſtudentenſchaft — geweſen. Denn die
Einig=
von dem ich hoffen möchte, daß er nicht verklinge; dünkt mich
und überwunden wird.
Darum möchten dieſe Ausführungen beitragen dazu, daß
Prüfung machen zu können, denen überhaupt nicht aufgeht, was zwiſchen die beiden großen Richtungen und Meinungen, die trotz ſchwerſten wohl während des Weltkrieges. Mit dem Herzen auf
aller Verſchleierungs= und Verdeckungsverſuche in der
Studenten=
wenngleich in den Korporationen dieſe Gefahr durch eine plan= Wiſſen darum, daß wir zu dem gleichen Ziele wollen. Daß unter
den Korvorationen wie unter den Freiſtudenten viele ſind, die „die Rüdiger Treue des Deutſchbalten” geprägt worden. —
Nicht weit von dieſen Strebern entfernt hinſichtlich ihrer dieſes Ziel nicht ſehen, nicht ſehen wollen, oder ſich nicht willig
beiden Lagern, die guten Willens ſind, zuſammenfinden. Deren
Gemeinſchaft will Tat werden, iſt ſchon Tat geworden, Unſere wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, bald mehr über dieſes
ſtudentiſch iſt, kann nicht die Freiſtudenten treffen, ſondern trifft / Hoffnung aber iſt, daß der Kreis der Guten immer größer werde, in der Daumſtädter Studentenſchaft bisher noch weniger bekannte
über die Darmſtädter, über die Studentenſchaft hinauswachſe, ſich
mit anderen Kreiſen ſchließe, und ſo am Ende ein Volk bilde.
Iſt dieſe Hoffnung nur ein Irrtum, ſo war der Irrtum
wenigſtens ſchön.
* Darlehnskaſſe der Deutſchen
Studentenſchaft.
Die Darlehnskaſſe der Deutſchen Studentenſchaft iſt als Teil
des auf dem Gedanken der Selbſthilfe aufgebauten
Wirtſchafts=
planes der Deutſchen Studentenſchaft geſchaffen; der Staat, die
deutſche Wirtſchaft und ausländiſche Freunde haben ihr große
Summen zur Verfügung geſtellt, um jedem menſchlich und
wiſſen=
ſchaftlich bewährten Kommilitonen den Abſchluß des Studiums
zu ermöglichen.
Richtlinien für die Gewährung von Darlehn.
I. Grundſätzliches.
1. Darlehn ſollen in der Regel nur ſolchen Studierenden
ge=
währt werden, die Belege dafür beibringen, daß ſie Ausſicht
haben, innerhalb eines Jahres zu einer das gkademiſche
Stu=
dium abſchließenden Prüfung (insbeſondere Staats=,
Diplom=
oder Doktorprüfung) an einer deutſchen Hochſchule zugelaſſen
2. Darlehn ſollen nur gewährt werden, wenn Begabung und
3. Der Nachweis erfolgreicher wiſſenſchaftlicher Arbeit iſt zu
erbringen. Die Würdigkeit iſt aber nicht allein nach den
wiſſen=
beurteilen. Fragen der Politik, Religion oder Weltanſchauung
dürfen bei der Beurteilung der Bewerber und Geſuche keinerlei
Rolle ſpielen.
4. Bei der Gewährung von Darlehn haben außer den
Kriegs=
vielleicht überhaupt nicht derart, daß man von Grenzen ſprechen teilnehmern im allgemeinen Studierende den Vorzug, die
nach=
weiſen, daß ſie ſich die Mittel zum Studium bisher ganz odir
zu einem erheblichen Teil durch eigenen Verdienſt, z. B.
Hand=
arbeiten in den Ferien oder in längeren Zeiträumen außerhalb
des Studiums, verſchafft haben. Ausnahmen gelten für
kränk=
lich=, kriegsbeſchädigte und für ſolche Studierende, die nach dem
Urteil ihrer Hochſchullehrer zu ganz hervorragender
wiſſenſchaft=
licher Betätigung berufen und durch dieſe wiſſenſchaftliche Arbeit
vom eigenen Broterwerb in früheren Semeſtern abgehalten
wur=
den. Ju dieſem Falle ſollen möglichſt wiſſenſchaftliche Zeugniſſe
auch ſcho), für die erſten Studienſemeſter vorliegen.
5. Ohne es zur Vorausſetzung für die Gewährung eines
Dar=
nung nach an der Oberfläche oder ziehen nur einen Teil der Er= lehns zu machen, ſoll in geeigneten Fällen auf Sicherſtellung für
die gewährten Darlehn (z. B. Bürgſchaft, Hypothekenverpfändung)
geſehen werden.
II. Einreichung des Geſuches.
Die Gewährung des Darlehns iſt unter Ausfüllung des von
der Hauptſtelle der Darlehnskaſſe der Deutſchen Studentenſchaft
vorgelegten Formblattes bei der örtlichen Zweigſtelle
nachzu=
ſuch.n. Ju eiligen und dringenden Fällen kann nach dem
ſchrift=
lichen Geſuch entſchieden werden. In der Regel ſoll mit dem
nachſuchenden Kandidaten eine mündliche Beſprechung ſeines
bisherigen Studienganges und ſeiner Abſichten im gkademiſchen
Berufsleben vor der Zweigſtelle ſtattfinden.
III. Höhe des Darlehns.
1. Das Darlehn ſoll für ortsfremde Studenten den Betrag
nicht überſteigen, der als ſtudentiſches Exiſtenzminimum des
Ortes zu gelten hat. Bei Ortsanſäſſigen wird der Berrag
ent=
ſprechend niedriger feſtgeſetzt.
2. Die Zweigſtelle kann beſtimmen, daß ein Teil des Darlehns
durch Eſſensberechtigung in der Studentenküche und ähnliches
gewährt wird.
TV. Verzinſung und Rückzahlung.
1. Das Darlehn iſt bis zum fünften Jahre nach Erhalt mit
2 Prozent, von da ab mit 5 Prozent zu verzinſen. Die
Rück=
zahlung hat in der Regel vom fünften Jahre nach Erhalt des.
Darlehns ab ratenweiſe im Laufe von weiteren fünf Jahren zu
erfolgen. Die Zweigſtelle kann in Fällen, in denen die Erfüllung
dieſer Verpflichtung eine beſondere Härte bedeuten würde,
ent=
ſprechend: Aenderung der Rückzahlungsbedingungen (
Verlänge=
rung der Friſten, Herabſetzung der Schuldſumme) treffen. Im
Falle einer Beſſerung der Mark kann ſie die Schuldſumme
ent=
ſprechend dem Markwert und nach Maßgabe der
Vermögensver=
hältniſſe des Darlehnsnehmers neu feſtſetzen, im Falle
fortge=
ſchrittener Geldentwertung foll ſie dem Darlehnsempfänger
nahe=
legen, von ſich aus eine dem Wert des erhaltenen Darlehns
nahekommende Rückzahlung zu tätigen, falls er dazu imſtande iſt.
Bei vorheriger Rückzahlung werden 3 Prozent Vorzinſen bis
zum fünften Jahre nach Erhalt des Darlehns vergütet.
Kommilitone! Siehſt Du den Abſchluß Deines Studiums
formen, dieſer Weg, den die Korporationen gehen, wegführen durch die Not gefährdet, ſo wende dich vertrauensvoll an die
hieſige Zweigſtelle der Darlehnskaſfe der Deutſchen
Studenten=
ſchaft.
Deutſche Studenten im Ausland.
Zurzeit befinden ſich ſechs deutſche Studenten für ſechs
Wochen als Gäſte engliſcher Studenten in Oxford. Sie wurden
überall von den Engländern mit dem größten Entgegenkommen
fähig iſt, ob ſeiner Natur nicht näher liegt der Weg in der Ge= aufgenommen. Oxforder Studenten werden den Beſuch im
Auguſt dieſes Jahres erwidern. — Auf Einladung weiter
finni=
ſcher Kreiſe befinden ſich auch in dieſem Jahre viele deutſche
Studenten zur Erholung in Finnland. Der Transport nach
Finnland iſt durch das Auslandsamt der Deutſchen
Studenten=
ſchaft organiſiert worden.
* Ein Vortrag über das Baltikum.
Am Abend des 27. d. Mts. ſprach im Naſſovenhaus vor den
Vertretern des Hochſchulrings Deutſcher Art Baron Reutern
über den „deutſchen Kulturkampf im Oſten‟. Der Vortragende,
lichkeit, wenn wir nicht vorher in die Wüſte gegangen waren, ſelber ein Balte, behandelte dieſes Thema an Hand ſeiner
per=
fönlichen Erlebniſſe vor und während der Beſetzung Rigas durch
die ſiegreichen deutſchen Truppen im Auguſt 1917.
Es würde der Bedeutung des Vortrags Abbruch tun, wollte
Das Weſentliche an demſelben war gerade die lebendige,
anſchau=
liche Schilderung ſelbſterlebter Kapitel aus der Weltgeſchichte und
der Geiſt, welcher aus dieſer Erzählung ſprach. Dieſer war
echter, geſunder, kerndeutſcher Geiſt. Er bewies, daß im
Balti=
kum Deutſche leben, welche trotz ihrer 700jährigen Trennung von
dem deutſchen Mutterlande ihr Deutſchtum bewahrt haben, beſſer
bewahrt haben, als es nach den wechſelvollen Schickſalen ihrer
Heimat in den letzten Jahrhunderten, nach den Bedrückungen
durch die verſchiedenſten Nationen zu erwarten geweſen wäre,
Der Deutſchbalte iſt ſich deſſen ſtets bewußt geblieben, daß ſeine
Vorfahren als Träger deutſcher Kultur in das Land gezogen
Das Ziel iſt das gleiche, der Weg nur iſt ver= ſind, und daß es auch ſeine Pflicht iſt, trotz aller Bedrückungen
dieſe Aufgabe weiter zu erfüllen. Es hat bei dieſem Kulturkampf
ſo manch= Konflikte im Herzen der Deutſchbalten gegeben, den
deutſcher Seite, wurden ſie gezwungen, auf ruſſiſcher Seite ins
ſchaft heute noch beſtehen und auch in Zukunft immer beſtehen. Feld zu ziehen. Hier hatte das Pflichtgefühl zu entſcheiden. Dem
Zaren war der Untertaneneid geleiſtet worden, und ein Deutſcher
bricht ſeinen Eid nicht. In Deutſchland iſt damals der Ausdruck
Es war dieſes der erſte Vortrag, in welchem Vertretern des
Hochſchulrings Gelegenheit gegeben wurde, etwas über das
Deutſchtum in unſerer älteſten Kolonie zu hören, und allerſeits
Kapitel des Auslandsdeutſchtums zu hören.
d. r. R.
Für die Schriftleitung der Hochſchulbeilage verantwortlich:
Alfons Kemper, Darmſtadt,