Darmstädter Tagblatt 1923


27. Juni 1923

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Einzelnummer 260 Mark

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt

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Nummer 175

Mittwoch, den 22. Juni 1923

186. Jahrgang

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Kurswechſel?

Der Rapallo=Pertrag.
Berlin, 26. Juni. (Wolff.) Im Auswärtigen Amt trat
heute die deutſch=ruſſiſche Kommiſſion für die Verhandlungen zur
Ausgeſtaltung des Rapallo=Vertrages unter dem
Vorſitz des Wirlichen Geheimrats v. Körner zuſammen. Nach
Austauſch gegenſeitiger Begrüßungen wurden die Fragen der Ge=
ſchäftsordnung
beſprochen und darauf beſchloſſen, zunächſt in die
Beratung des Konſularvertrages einzutreten.
Die Gefahr neuer Unruhen in Oberſchleſien.
London, 26. Juni. (Wolff.) In einem Leitartikel befaßt
ſich der Mancheſter Guardian mit der Gefahr neuer
Unruhen in Oberſchleſien, wo ſeit der Zurückziehung
der Alliierten=Garniſonen vor einem Jahre das gegenſeitige Miß=
trauen
noch tiefer geworden ſei. Im gegenwärtigen Augenblick
ſchienen die Deutſchen zu befürchten, daß die Polen
eines ſchönen Tages beſchließen könnten, den Völkerbunds=
beſchluß
umzuwerfen und den geſamten Bezirk
durch Waffengewalt an ſich zu reißen. Verſchiedene
Zwiſchenfälle der letzten Zeit hätten zu dieſer Befürchtung Grund
gegeben. Die Deutſchen dächten daran, wie Polen Wilna durch
eine Räuberaktion an ſich gebracht und mit Zuſtimmung der Alli=
ierten
behalten habe.
Amerikas Anſprüche an Deutſchland.
Neu=York, 26. Juni. (Wolff=Funkſpruch.) Der kürzlich
ernannte amerikaniſche Vertreter in der Kommiſſion für die
deutſch=amerikaniſchen Schadenerſatzanſprüche,
Bobert Bonynge, erklärte in einem Interview, die Kommiſſion
habe ſeit kurzem begonnen, Vorſchußzahlungen zu leiſten.
Er führte weiter aus, die Anſprüche der Amerikaner beliefen ſich
auf anderthalb Milliarden Dollars. Die würden in=
deſſen
zweifellos beträchtlich herabgefetzt werden, da bei der
Meldung der Anſprüche ſtets ſehr hohe Beträge genannt würden.

Vom Tage.
Der Wohnungsausſchuß des Reichstags führte die Beratungen über
den Geſetzentwurf zur Aenderung der Bekanntmachung, betreffend Maß=
nahmen
wegn des Wohnungsmangels, fort. Er kam u. a. zu dem Er=
gebnis
, daß die Gebäude und Räume der Behörden und
öffentlichen Körperſchaften dem Zugriff des Woh=
nungsamts
ebenſo unterliegen ſollen, wie es bei privaten
Räumen der Fall iſt.
Nach einer Mitteilung des amtlichen preußiſchen Preſſedienſtes
verlängerte der preußiſche Wohlfahrtsminiſter die Geltungs=
dauer
ſämtlicher auf Grund der Mieterſchutz=(Wohnungsmangel)=
Verordnung bisher getroffenen Anordnungen, insbeſondere auch die
auf den Endtermin befriſteten.
Am Montag wurde der zweite öſterreichiſche Gewerk=
ſchaftskongreß
eröffnet. Sowohl der Vorſitzende Doves als auch
der Vertreter des Amſterdamer internationalen Gewerkſchaftsbunds,
Saſſenbach, und der Vorſtand des Allgemeinen Freien Angeſtellten=
bundes
, Süß=Berlin, gedachten in ihren Begrüßungsanſprachen der
Vorgänge im Ruhrgebiet.
Anläßlich des Beſuches des rumäniſchen Königspaares
in Warſchau fand am Montag eine Trupenrevue ſtatt. Mittags
wurde zu Ehren des Königspaares im Rathaus durch den Munizipal=
rat
ein Empfang veranſtaltet, bei dem Präſident Balinski einen Trink=
ſpruch
auf das Königspaar und das vereinigte Rumänien ausbrachte.
Der König erwiderte mit einem Trinkſpruch auf Polen und Warſchau.
Reuter meldet aus Konſtantinopel, das ruſſiſche In=
formationsbureau
, das ſich dort ohne Ermächtigung der tür=
kiſchen
Regierung niedergelaſſen habe, ſei auf Befehl der Regie=
rung
geſchloſſen worden.
Wie der Neu=York Herald in einer Meldung aus Neu=York feſt=
ſtellt
, betrifft die Unterbrechung des amerikaniſchen
Poſtverkehrs im Laufe dieſer Woche nur die Paketpoſt. Die
erſten Dampfer, die wieder Paketpoſt mitnehmen, ſind nach dem Blatt
die Aquitania, die am 3. Juli, und der Leviathan, der am 4. Juli
Amerika verläßt.
Dollarkurs in Frankfurt am 26. Juni,
abends ½/7 Uhr: 126 500.

g. München, 25. Juni.
Das baheriſche Landesparlament wird ſich in den letzten
Wochen des nun ablaufenden Tagungsabſchnitts mit einer Reihe
von Fragen zu befaſſen haben, deren Beantwortung von der
allergrößten Bedeutung für die Innenpolitik Bayerns und des
Reiches werden muß. Wir denken hier nicht an die Interpella=
tion
, die von der Vereinigten Sozialdemokratiſchen Partei aus
Anlaß des nunmehr einſtweilen beendeten Hochverratsprozeſſes
eingebracht worden iſt. Die hier aufgeworfene Frage, was die
Regierung zu tun gedenkt, um hochverräteriſchen, gegen die Ein=
heit
des Reiches gerichteten Beſtrebungen in Bayern wirkſam
zu begegnen, erſcheint uns müßig, wenn ſie auch mit der faden=
ſcheinigen
Begründung verbrämt wird, die in dieſem Prozeß
feſtgeſteliten Tatſachen hätten erwieſen, daß ohne zureichendes
Eingreifen der Staatsbehörden hochverräteriſche Unternehmun=
gen
im franzöſiſchen Intereſſe gefördert werden konnten. Nun
iſt wohl zuzugeben, daß die Münchener Polizei und vor allem
deren geweſener Präſident, wie hier bereits ausgeführt worden
iſt, bei der Behandlung der Angelegenheit keine ſehr glückliche
Hand bewieſen haben, ſonſt hätte der Hauptſpieler in dieſer
Affäre, Richert, wohl kaum wieder das beſetzte Gebiet er=
reicht
, um dort ſeine Arbeit gegen Deutſchland und alles Deut=
ſche
fortführen zu können. Die Tendenz des ſozialiſtiſchen Vor=
ſtoßes
liegt jedoch zu klar: der Linken kommt es weniger auf
dieſe techniſche und nur in zweiter Linie politiſch zu wertende
Frage, ſondern darauf an, der Regierung als ſolcher
einen Strick aus der Tatſache hochverräteriſcher Umtriebe zu
drehen, vielleicht auch eine Art moraliſcher Mitſchuld an
dieſen betrüblichen Vorgängen zu konſtruieren. Daß ſolches Tun
im Ziele fehlgeht, wird näher zu belegen ſein, wenn mit dem
Urteil in dieſem Prozeß zu dem Geſamtkomplex der dort be=
rührten
Fragen Stellung genommen werden kann. Fürs erſte
genügt es, das unausgeſprochene und doch durchſichtige Ziel des
ſozialiſtiſchen Vorſtoßes niedriger zu hängen.
Auch aus der in den erſten Tagen der Woche zu erwarten=
den
Rede des bayeriſchen Miniſterpräſidenten Dr. v. Knilling
zu ſeinem Etat des Aeußern wird ſicher der keine Senſationen
erwarten, der weiß, daß zwiſchen Berlin und München grund=
ſätzliche
Divergenzen über die Richtung der auswärtigen Politik.
des Reiches weder beſtanden haben noch heute beſtehen. Man
hat vor einiger Zeit Gelegenheit gehabt, in der Linkspreſſe aller
Schattierungen mehr oder minder deutliche Anſpielungen in der
Richtung zu finden, daß die bayeriſche Regierung der Politik
des Kanzlers ablehnend oder zum mindeſten ſtark kritiſch gegen=
überſtehe
. Gewiſſe Schärfen des erſten deutſchen Angebots ſoll=
ten
in die Note der Reichsregierung erſt nachträglich auf Be=
treiben
Baherns hineingekommen ſein. Nun wird wohl nie=
mand
bezweifeln, daß eine Löſung des Ruhr= und des Repara=
den
. Verwundet wurden dabei zwei Deutſche, ein Mann, tionskonflikts bei, der gegenwärtigen Konſtellation der Welt=
mächte
und der Rolle, die dem waffenloſen Deutſchland in dieſem
Konzert zugewieſen iſt, nicht anders denn auf dem Wege neuer
Vereinbarungen erreicht werden kann, die auch bei dem
denkbar günſtigſten Ausgang der dahinzielenden Verhandlungen
für die Volksgeſamtheit neue ſchwere Opfer im Gefolge haben
müſſen. Ebenſowenig wird beſtritten werden können, daß der
paſſive Widerſtand, deſſen ganze Schwere und Größe
heute noch den Wenigſten im unbeſetzten Deutſchland klar ge=
worden
iſt, nur Mittel zum Zweck, niemals aber End=
zweck
ſein kann. Wie in Berlin, ſo iſt man auch in Münchener
verantwortlichen Kreiſen durchaus der Auffaſſung, daß dieſe ein=
zige
und letzte Waffe nicht aus der Hand gegeben werden darf,
ſo lange nicht die unbedingte Gewähr beſteht, daß die Verhand=
lungen
zu einem für Reich und Länder tragbaren Ergeb=
nis
geführt haben. Die Rede des bayeriſchen Miniſterpräſiden=
ten
wird, wie zu vermuten ſteht, dieſen Gedankengang wohl
beſonders unterſtreichen und ſo an ihrem Teil dazu beitragen,
die Einheit der Auffaſſungen in Reich und Land zu bekunden.
Sie wird damit erneut einen Willen bekräftigen, der von der
Pfalz bis zum Ruhrgebiet einmütig durch die Reihen der
Kämpfer ſelbſt geht: nicht nachzulaſſen im Streit, bis der Weg
zur neuen Freiheit ſichtbar wird, möge er auch noch ſo dornenvoll
und opferreich ſein.
Steht ſo Bayern außenpolitiſch in einer gemeinſamen Front
mit der allein zur Führung berufenen Reichsleitung, ſo muß
das neuerdings auftauchende Schlagwort des Verkehrs=
föderalismus
, bislang erſt von wenigen Rufern im
Streit geprägt und vertreten, in ſeiner letzten Auswirkung zu
Erörterungen führen, die gerade heute nur außerordentlich be=
dauert
werden können. Als eigentlicher Vater des im Schlagwort
nur unvollkommen ſkizzierten Gedankens dürfte der Landtags=
abgeordnete
Rothmeier der Bayeriſchen Volkspartei anzu=
ſehen
ſein, der in einer kürzlich erſchienenen Denkſchrift im Endziel
nicht mehr und nicht weniger fordert als die Wiederherſtel=
lief
. Die Arbeiter wurden unter Bewachung geſtellt. Darauf leg= lung der bayeriſchen Staatsbahnen. Wir haben
dieſe Schrift bisher nicht allzu ernſt genommen, da dem Ver=
faſſer
von jeher eine ſcharfe Frontſtellung gegen dasſelbe
Reich eigen war, das ihn als Beamten der Reichsbahnen be=
ſoldet
. Nun aber iſt die gleiche Forderung als die des Wirt=
ſchaftsbeirates
der gleichen Partei mit verſtärkter Kraft erneut
in die Debatte geworfen und von der Parteikorreſpondenz aus=
drücklich
als Ergebnis der programmatiſchen Einſtellung der
Partei und als identiſch mit der Parteimeinung präziſiert
worden. Es kann alſo keinem Zweifel unterliegen, daß zum
mindeſten eine ſtarke Mehrheit der Bayeriſchen Volkspartei, alſo
der ſtärkſten Gruppe des Landtags, die Zeit für gekommen er=
achtet
, den Kampf um den föderaliſtiſchen Umbau der Wei=
marer
Reichsverfaſſung aufzunehmen und die Wiederherſtellung
der bundesſtaatlichen Verkehrshoheit als erſtes Marſchziel aus=
zurufen
. Die Parteikorreſpondenz erklärt überdies, ohne Ver=
kehrs
= und Finanzhoheit ſei der föderaliſtiſche Staats=
begriff
nur ein Schemen, bereitet alſo auf den Kampf auch in die=
ſer
zweiten Richtung vor. Nun kann man mit vielen der Mei=
nung
ſein, daß die Weimarer Verfaſſung ſicherlich nicht der In=
begriff
weiſeſter Staatskunſt ſei, daß ſie und gerade ſie
keineswegs das Alpha und Omega deutſcher innerſtaatlicher Po=
litik
darſtellen kann und darf. Die durch dieſe Verfaſſung begrün=
dete
Zentraliſierung hat zugegebenermaßen im Verkehrsweſen
Verhältniſſe geſchaffen, die ſüddeutſche und insbeſondere bayeri=
ſche
Verhältniſſe zweifellos ſehr ſtark in Mitleidenſchaft ziehen.
Man denke beiſpielsweiſe an die geradezu bizarren Wirkungen
des Tarifſyſtems, das drauf und dran iſt, der ſüddeutſchen Wirt=

Belgiſches Schreckensregiment in Buer.

Von Belgiern erſchoſſen.
Berlin, 26. Juni. (Wolff.) Aus dem Ruhrgebiet wird
gemeldet: In Gladbeck wurde am 24. Juni auf der Holthauſer;
Straße ein Schuhmacher aus Horſt, ein Invalide, der in dem
Krankenhauſe in Horſt=Emſcher als Pflegling untergebracht war,
von einem belgiſchen Poſten erſchoſſen. Ferner
wurde in der Nacht ein Mann von etwa 49 Jahren,
deſſen Perſonalien bis jetzt noch nicht ermittelt worden ſind, an
der Zechenbahn in der Nähe der Berliner Straße ebenfalls
von einem belgiſchen Poſten erſchoſſen. Die Bel=
gier
brachten die Leiche morgens ins hieſige Krankenhaus.
Strafmaßnahmen und ihre Folgen.
Drei Tote und eine Anzahl Verwundeter.
Eſſen, 26. Juni. (Wolff.) Die Strafmaßnahmen,
die wegen Erſchießung eines belgiſchen Soldaten bei Lipprams=
dorf
über die Stadt Buer verhängt worden ſind, forderten
bereits eine Reihe von Opfern und zwar drei Tote
und eine Anzahl Verwundeter. Auf der Oſtfalenſtraße
wurde der 23 Jahre alte Johann Tombrink erſchoſſen.
Dieſer ſtand um acht Uhr abends vor ſeinem elterlichen Haus
im Vorgarten, als plötzlich eine belgiſche Patrouille auftauchte.
Der junge Tombrink war gerade im Begriff, auf Aufforderung
ſeines Vaters in das Haus zurück zu gehen, als ſchon der tödliche
Schuß fiel. Er ſtürzte ſofort vor den Augen ſeiner Angehörigen
nieder und verſchied einige Augenblicke nachher. Die Angehörigen
wurden, als ſie zur Hilfeleiſtung in den Vorgarten gehen wollten,
ebenfalls mit Erſchießen bedroht.
Der 22jährige Sohn der Witwe Weſemeyer aus der
Eſſener Straße ging mit ſeinem Bruder abends auf den Neu=
markt
. Die jungen Leute ſuchten, als ſie bemerkten, daß ſie ver=
folgt
wurden, Schutz hinter der großen Markthallenbaracke. Zwei
blieben auf den Anruf der belgiſchen Poſten mit erhobenen Hän=
den
ſtehen, während der dritte in das Haus hineinlief. Einer
der Poſten ſandte ihm auf der Treppe einen Schuß nach, der ihn
in den Nacken traf und tötete. Die Leiche wurde in das obere
Stockwerk des Haueſs gebracht, wo ſie zurzeit noch von Doppel=
poſten
bewacht wird. Die Meinungen, ob es ſchon acht Uhr war
oder nicht, gehen auseinander.
Der dritte Tote heißt Rickert. Er iſt ein alter Mann, der
für das Krankenhaus in Horſt Beſorgungen machte, wobei er er=
ſchoſſen
wurde. Ferner wurden mehrere Perſonen angeſchoſſen.
Der Anwärter Bärenkamp erhielt einen Beinſchuß
und liegt im Krankenhaus. Der Bergmann Rörmeling erhielt
einen Armſchuß. Am Samstag abend wurde der Steiger Zöl=
lig
durch einen Schulterſchuß und Kopf= und Streifſchuß ſchwer
verletzt. Wie mehrfach beobachtet wurde, iſt auch von den Sol=
daten
auf Leute, die am Fenſter ihrer Wohnung ſtan=
den
, geſchoſſen worden. In vielen Fällen wurden auch er=
leuchtete
Fenſter eingeworfen. Außerdem ſind eine Anzahl Per=
ſonen
aufgegriffen worden, die die Nacht mit Autoputzen und
Kart=
ilen
auf der Wache verbringen mußten.
Die Regie.
Frankfurt, 26. Juni. (Wolff.) Auf dem Bahnhof Lim=
burg
haben die Franzoſen heute Plakate angeſchlagen, in denen
ſie die Regiebahnen anpreiſen. Die Rheinbrücke bei Worms iſt
heut: von den Franzoſen geſperrt worden. Auf der Brücke wurde
eine Grenzzollſtelle eingerichtet. Der Karlsruher Rheinhafen iſt
völlig geſperrt. Die Urſache der Sperrung iſt unbekannt.
Paris, 26. Juni. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Düſſeldorf iſt am 24. Juni, abends 11 Uhr, auf der Strecke
KoblenzTrier ein Perſonenzug mit einem Güterzug zuſam=
mengeſtoßen
. Perſonen, ſo meldet Havas, ſeien nicht verletzt
worden, doch ſei der Materialſchaden ziemlich umfangreich.

Bombenexploſion im Wiesbadener Bahnhof.
Wiesbaden, 26. Juni. (Wolff.) Heute vormittag, um
5 Uhr explodierte im Schalterraum des hieſigen
Hauptbahnhofes eine Bombe, durch die faſt ſämtliche
Scheiben und ein großer Teil der Einrichtungen zerſtört wur=
und eine Frau.
Die Bilanz der franzöſiſchen Brutalität.
TU. Düſſeldorf, 26. Juni. Der rheiniſche Provinzial=
landtag
, der gegenwärtig in Barmen tagt, wählte den Ober=
bürgermeiſter
von Duisburg, Dr. Jarres, zum Vorſitzenden. In
ſeiner Anſprache gab Dr. Jarres eine Uebeſicht über die im alt=
und neubeſetzten Gebiet von den Franzoſen verübten Maßregeln
blutigſter Unterdrückung eines Nachbars, mit dem Frankreich im
Frieden zu leben vorgibt. Es ſeien im Rheinland und in Weſt=
falen
bisher ſchon 700 Jahre Gefängnis über Deutſche ver=
hängt
worden, zwei Todesurteile gefällt und mehrere Verur=
teilungen
zu lebenslänglicher Zwangsarbeit von fremden
Kriegsgerichten ausgeſprochen worden. Die Zahl der aus deut=
ſchem
Gebiet Vertriebenen beläuft ſich allein auf 60 000 Menſchen.
Faſt 2000 Milliarden Mark Geldſtrafe ſeien von den franzöſiſchen
Kriegsgerichten verhängt worden und zwar gegen Deutſche, die
nichts getan hätten, als ihre Pflicht.
Franzöſiſche Angſi.
Berlin, 26. Juni. (Wolff.) Aus dem Ruhrgebiete
wird unter dem 25. Juni berichtet: Heute vormittag knallte
ein im Dienſte des Fuhrgeſchäfts von Moll in Gelſenkirchen
ſtehender Fuhrmann am Hafen Bismarck in Wanne
zweimal mit der Peitſche, während eine franzöſi=
ſcher
Offizier vorbeiritt. Der Offizier richtete in dem
Glauben, es ſeien Piſtolenſchüſſe, ſeinen Revolver auf die
im Hafen am Erzlager beſchäftigten Arbeiter. Dieſe zogen ſich
daraufhin zurück. Als die Arbeiter wieder zu ihrer Arbeitsſtätte
zurückkehrten, wurden ſie von franzöſiſchen Truppen
umringt; ſie mußten die Hände hochheben und ſich einer
Leibesviſitation unterziehen, die ergebnislos ver=
Obr 11m Arkyd B.1.f.m 2,1 Gh yn MnEl Cn
ten ſie die Arbeit nieder.
Ein Kuhhandel zwiſchen Paris und London.
* Paris, 26. Juni. (Priv.=Tel.) Das Außenminiſterium
veröffentlicht zu dem Artikel des Obſerver ein zweites Dementi,
das wiederum nur ganz einſeitig iſt und lediglich beſagt, daß
Dr. Dorten keinerlei Geldunterſtützungen von Frankreich er=
halten
hätte. Von allen ſonſtigen Unterſtützungen enthält dieſes
Dementi kein Wort. Andererſeits ſucht die geſamte franzöſiſche
Preſſe den baheriſchen Separatiſtenprozeß völlig totzuſchweigen.
Die Humanité weiſt auf die Tatſache hin, daß nicht ein einziges
Blatt davon Notiz nimmt, da dieſer Prozeß für Frankreich höchſt
unangenebme Enthüllungen gebracht habe, und das ausgerechnet
mit den Enthüllungen des Obſerver. Ferner weiſt die Humanité
darauf hin, daß Poincaré, der nun einmal an die ewigen Ge=
ſetze
der Geſchichte und darum an einen neuen Angriff
Deutſchlands gegen Frankreich glaubt, Dorten nur
aus Angſt vor Deutſchland unterſtützt habe. Das neueſte Verbot
Degouttes ſei lediglich der franzöſiſchen Induſtrie zuliebe er=
laſſen
worden, die vor der deutſchen Konkurrenz Angſt hätte.
Schließlich meint das Blatt, die nun ſchon 19 Tage ſich hinziehen=
den
Beſprechungen zwiſchen Paris und London drehten ſich gar
nicht um den paſſiven Widerſtand. Den habe das Reich tatſächlich
ſchon ſeit Tagen aufgegeben und unterſtütze ihn gar nicht mehr.
Zwiſchen Paris und London ſolle jetzt ein Kuhhandel abgeſchloſ=
ſen
werden, weil Frankreich weiterhin allein nicht imſtande ſein
könne, die Hand auf das Ruhrgebiet zu legen.

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Seite 2.

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 22. Juni 1923.

Rummer 175.

ſchaft jedwede Konkurrenzmöglichkeit zu droſſeln. Aehnlich liegen
die Dinge, ſeit die Finanzhoheit an das Reich übergegangen iſt.
Wichtige Landesaufgaben können heute in Bayern und ander=
wärts
nicht oder nur mit kataſtrophalen Verzögerungen erledigt
werden, weil die Reichsfinanzämter ſelbſt mit Reichsaufgaben
nicht fertig zu werden wiſſen. Die Not der Städte und anderer
Selbſtverwaltungskörper ſchreit nachgerade zum Himmel, ſeit
ihnen mit dem Uebergang der Finanzhoheit auf das Reich die
weſentlichſten Steuerquellen entzogen wurden. Es kann kein
Zweifel ſein, daß hier raſcheſtens Wandel geſchaffen werden
muß, wenn nicht unliebſame Verhältniſſe mit Gewalt hervor=
gerufen
werden ſollen.
Iſt alſo dem Vorgehen der Bayeriſchen Volkspartei eine
gewiſſe innere Berechtigung nicht zu verſagen, ſo muß Weg und
Zielrichtung heute den ſchärfſten Widerſpruch auch derer her=
ausfordern
, die jedem Zentralismus und Unitarismus, der auf
eine Uniformierung von Verhältniſſen hinausläuft, die einfach
nicht nach gleichen Rezepten zu behandeln ſind, als ſchärfſte
Geguer gegenüberſtehen. Die Schwäche der bayeriſchen Poſition
zeigt ſich klar in der Tatſache, daß die B.V.C. ihre Forderun= be eitet ward. Wir bedauern dies, weil wir nicht, wie die
gen als Akte der Defenſive gegenüber der zentraliſti= ſozialiſtiſche Linke, in dieſem Staatspräſidenten den ſchwarzen
ſchen Offenſive des Reichsbahnfinanzgeſetzes bezeichnet. Dieſes
in Vorbereitung befindliche Geſetz würde allerdings gegen wich=
tige
Beſtimmungen des Süaatsvertrages verſtoßen, und man darf
ſich einigermaßen wundern, daß der Reichsverkehrsminiſter ſich
über dieſe verbrieften Rechte mit einer Leichtigkeit hinwegzu=
ſetzen
verſucht, die einer beſſeren Sache wie etwa einer ver= dem baheriſchen Staatspräſidenten den Wegbereiter des kom=
nunftgemäßen
Regelung des Staffeltarifſyſtems! würdig
wäre. Wenn aber aus der Klauſel des Staatsvertrages, daß
ohne Zuſtimmung der früheren Eiſenbahnländer eine Verpfän=
dung
oder Veräußerung der Reichsbahnen nicht erfolgen darf,
von der genannten Korreſpondenz die Berechtigung hergeleitet
wird, dieſe Zuſtimmung die im außenpolitiſchen Intereſſe dieſem Grunde hätten wir es lieber geſehen, wenn der Kelch
möglicherweiſe ein unbedingtes Gebot der Notwendigkeit ſein
kann an die Bewilligung von Gegenforderungen zu binden,
die den Weg zum Heimfall der Bahnen an den Staat bereiten
ſollen, ſo ſieht dieſe Taktik einem im Strafrecht mit Gefängnis
bedrohten Vergehen, das leider in der Politik ſtraflos begangen
werden kann, verzweifelt ähnlich. Gewiß wird behauptet denn draußen ſteht noch immer der Feind und drinnen reckt
und dies im Bruſtton der Ueberzeugung! , daß in Bayern
kein verantwortungsbewußter Politiker daran denkt, dieſe Ver= Schmachfriedens, der ſich eben wieder einmal jährte, der
tragsklauſel auszunutzen, um das Reich außenpolitiſch in Ver=
legenheit
zu bringen. Im Effekt aber läuft dieſes Vorgehen
darauf hinaus, aus eineraußenpolitiſchen Zwangs=
lage
des Reiches Nutzen zu ziehen. Hier iſt kein
Wort der Kritik ſcharf genug.
Auf der anderen Seite wird man ſich auch in Berlin dar=
über
klar werden müſſen, daß ſoweit das Verkehrsweſen in
Frage komimt baldigſt an eine Reorganiſation herangegangen
werden muß, die den berechtigten Forderungen und In=
tereſſen
der Länder, insbeſondere der ſüddeutſchen, Rechnung ſer Partefen ſowohl in der Frage der Genter Univerſität wie in
trägt. Ebenſo wird zu erwarten ſein, daß die finanziellen Be=
ſtimmungen
des Staatsvertrages mit Bayern nach den mittler=
weile
eingetretenen abnormen Währungsverhältniſſen einer
dringlichen Reviſion unterzogen werden. Es geht nun einmal
nicht an, daß ſich das Reich auf Koſten der Länder, denen es
Sachwerte heute in wertloſer Papiermark nicht zahlt, ſondern
größtenteils noch immer ſchuldet, Verkehrsbetriebe einverleibt
hat, ohne auf der anderen Seite dem Ländern und ihren Selbſt=
verwaltungskörpern
ausreichende finanzielle Sicherheiten für
deren eigene Fortexiſtenz im entſprechenden Wert zufließen zu
laſſen. Dies und die durchaus berechtigte Forderung einer ge=
ſunden
Dezentraliſation im Verkehrsweſen ſind aber
unſeres Erachtens Selbſtverſtändlichkeiten, die in der zu ſein. Man ſpricht daher ernſthaft von einer Kammerauf=
Linie eines gerechten Ausgleichs der Intereſſen von Reich und
Land liegen. Wer darüber hinaus Probleme aufrührt, die auf eine deuartige Zuſpitzung der inneren Kriſe in Belgien auf die
einen Umbau des geſamten Verfaſſungslebens abzielen, bedenkt
nicht, daß das neue Reich weder nach außen noch nach innen
heute in der Lage iſt, ſich Experimente zu leiſten. Und den Um=
bau
des Notdaches der Weimarer Verfaffung heute anzu=
ſtreben
, ſcheint uns ſo ziemlich das gewagteſte Experiment zu
ſein, das angeſichts der außen= und innenpolitiſchen Gefahren
gegenwärtig überhaupt unternommen werden könnte. Daß ſolche
Forderungen auch bei dem Verkehrsperſonal ſelbſt keinerlei Ver=
ſtändnis
findendürfte die Abfuhr zeigen, die den Ueberfödera=
liſten
vom Schlage des Herrn Rothmeier bei einem Antrag zu=
teil
wurde, der die Beſeitigung der Einheitsuniform und die
Wiederherſtellung der bayeriſchen hellblauen Uniform bei den
bayeriſche Handelsminiſter ſelbſt im Ausſchuß erklären, daß die einſtimmend wird die Möglichkeit erwogen, daß Theunis ſich
überwiegende Mehrheit des baheriſchen Verkehrsperſonals ſich
für die Einheitsuniform ausgeſprochen hatte. Daß der Antrag
gegen Demokraten und Sozialiſten dennoch angenommen wurde,
beweiſt uns nur die Unbelehrbarkeit gewiſſer Leute, die auch
darin kein Hindernis für ihr Votum ſahen, daß die Regierung
nach ihrer eigenen Mitteilung keine Möglichkeit hat, im Sinne
des Antrages vorſtellig zu werden.
Der Geſamtkomplex der hier berührten Fragen iſt von der
demokratiſchen Fraktion des Landesparlaments zum Gegenſtand

eines Antrages gemacht worden, der die Staatsregierung nötigen
wird, auch ihrerſeits klar und eindeutig Stellung pro oder kontra
zu nehmen. Wir möchten annehmen, daß dieſe Stellungnahme
von dem Maß von Veranzwortungsbewußtſein getragen werden
wird, das jede Landesregierung in dieſen Zeiten der Not
und nicht nur in dieſen! dem Reiche als der Ver=
körperung
deutſcher Einheit ſchuldet.
Die letzte, in ihren Wirkungen mehr nach innen zielende
Belaſtungsprobe dürfte die in Kürze zu erwartende Vorlage
der Regierung über die Schaffung des Poſtens eines Staats=
präſidenten
für Bayern ergeben. Man erinnert ſich, daß
ein erſter Antrag in dieſer Richtung nicht die notwendige quali=
fizierte
Mehrheit im Landtag fand, der dann in einfacher Ab=
ſtimmung
mit einfacher Mehrheit gegen Bauernbündler. Demo=
kraten
und die vereinigte Linke die Vorlage eines entſprechen=
den
Geſetzentwurfs fordern konnte. Da dieſer Entwurf zweifel=
los
der gleichen Gegnerſchaft begegnen wird, die ſich damals zu=
ſammengefunden
hatte, wird er das gleiche Begräbnis in der
Urne der abgelehnten Vorlagen finden, das ſeinem Vorgänger
Mann geſehen hätten, der nach der Münchener Poſt mit
dem Namen Rupprecht von Wittelsbach den tatſäch=
lichen
Hoch= und Landesverrat anzubahnen beſtimmt geweſen
wäre. Was Württemberg recht war, ſollte Bayern billig ſein,
und nur hyſteriſche Furcht vor der Gegenrevolution kann in
menden Umſturzes erblicken. Immerhin aber tragen innerpoli=
tiſche
Meinungsverſchiedenheiten, die das Verfaſſungsleben be=
rühren
, nicht gerade dazu bei, die gemeinſame Aufgabe der Ab=
wehr
äußerer Gefahren zu erleichtern, und ſollten daher nach
Möglichkeit auf ſpätere Zeiten zurückgeſtellt werden. Einzig aus
dieſer Debatten der Mitwelt erſpart blieb, und dies um ſo mehr,
als nach der ſchon heute feſtſtehenden Ablehnung der Vorlage die
Energien auf beiden Seiten ohne praktiſch greifbares Ergebmis
verpuffen müſſen. Uns dünkt, daß Sammlung der Geiſter
und gemeinſame Arbeit heute nötiger wären denn je,
ſich, als Ausgeburt der bitteren außenpolitiſchen Not und eines
Hunger..y.
Verſchärfung der belgiſchen Kabinettskriſe.
* Brüſſel, 26. Juni. (Priv.=Tel.) Nach den letzten Mel=
dungen
aus Brüſſel hat ſich die belgiſche Kabinettskriſe noch
weiter derſchärft. Da alle Löſungsverſuche darauf hinausgingen,
die beiden bürgerlichen Parteien, die Liberalen und die Katho=
liſche
Partei, zu vereinigen, ſo muß die völlige Uneinigkeit die=
der
Frage der Dienſtzeitverlängerung auffallen. Da die Sozia=
liſten
in der Dienſtzeitfrage einen ganz ablehnenden Standpunkt
einnehmen, ſo iſt mit ihnen eine Mehrheit überhaupt undenkbar.
Bis geſtern glaubte man noch, daß zwiſchen den bürgerlichen
Parteien in der Frage der Dienſtzeiwverlängerung ein Kom=
promiß
möglich ſein werde, in dem entweder die Dienſtzeit ſtatt
auf 14 nur auf 12 Monate verlängert würde, oder in dem eine
geſetzliche Verringerung der Dienſtzeit überhaupt nicht beſchloſſen
würde, dagegen aber eine Verordnung herauskäme, nach der die
zehumonatige Dienſtzeit während der Dauer der Ruhrbeſetzung
nicht angewendet werden dürfe. Beide Kompromißformeln ſchei=
nen
aber von den bürgerlichen Parteien nicht anerkannt worden
löſung oder Neuwahlen. Es iſt ohne weiteres klar, daß
Haltung Belgiens in der Ruhrfrage einen entſcheidenden Ein=
fluß
ausüben müßte. Theunis ſoll erklärt haben, daß er einer
Zwiſchenlöſung, die ſowohl die Genter Univerſitätsfrage wie
die Dienſtzeitfrage vertagen würde, nicht zuſtimmen könne, da
er auf dem Standpunkt ſtehe, daß bei den bevorſtehenden Ver=
handlungen
über die Reparationen ein belgiſches Miniſterium
da ſein müſſe, das in der inneren Politik feſtſtünde und nicht
von einem innerpolitiſchen Moratorium abhänge.
* Paris, 26. Juni. (Priv.=Tel.) Die Friſt, die man in bel=
giſch
=franzöſiſchen Kreiſen Theunis für die Bildung ſeines
Miniſterkabinetts zugeſprochen hat, läuft am Mittwoch ab. Am
Vorabend dieſes Tages, der endlich die Entſcheidung bringen
Reichsbahnen bayeriſcher Netze forderte. Hier mußte der ſoll, lauten die Berichte aus Brüſſel durchaus peſſimiſtiſch. Ueber=
noch
heute eutſchließen wird, dem Kömg mitzuteilen, daß er auf
die ihm übertragene Aufgabe zu verzichten gezwungen ſei. Es
iſt klar, daß der Stillſtand der durch die belgiſche Kabinettskriſe
in dem diplomatiſchen Verkehr unter den Alliierten veranlaßt
wurde, nicht mehr länger dauern kann. Die belgiſche Kammer,
die heute zuſammentreten ſollte, wird erſt am Donnerstag eine
Sitzung abhalten. Für den Fall eines Mißerfolges rechnet man
ſtark mit der Auflöſung der Kammer und der Bildung eines
Geſchäftskabinetts.

Aufpeitſchung franzöſiſcher Leidenſchaften.
Paris, 26. Juni. (Wolff.) Der ehemalige franzöſiſche
Finanzminiſter Franeois Marſal ſprach geſtern im Partei=
ausſchuß
der demokratiſchen Vertreter der Stadt Rouen über die
franzöſiſche Finanzlage. Er behauptete bei dieſer Gelegenheit,
der päpſtliche Delegierte im Ruhrgebiet habe dem Vatikan einen
Bericht des Bürgermeiſters von Eſſen zugehen laſſen, der auch
den franzöſiſchen Behörden mitgeteilt worden ſei und in denn
u. a. geſagt werde: Das Ruhrgebiet iſt das Herz Deutſchlands,
und der Körper ſtirbt dahin, wenn das Herz nicht mehr ſchlägt.
Marſal ſchloß den Vortrag mit den Worten: Sagen Sie es
allen denjenigen, die unter dem Kriege gelitten haben: Der
Krieg wird mit Eiſenbahnen und Fabriken geführt, die Kriegs=
maſchinen
, Kriegsmaterial und giftige Gaſe herſtellen. Halten
wir die Eiſenbahnen feſt, die die Truppen befördern. Halten
wir die Fabriken feſt, die die Armeen ſpeiſen, und ſo lange es
vor den Toren dieſer Fabriken einen Wachtpoſten und ſo lange
es in den Direktionsräumen einen General gibt, werden unſere
Kinder nicht den Tod erleiden, denn ſo lange iſt der Krieg un=
möglich
.
Eine Niederlage für Poincaré.
Paris, 26. Juni. (Wolff.) André Tardieu ſchreibt
in ſeinem Echo National, das Ergebnis der Nachwahlen in dem
Wahlkreiſe Verſailles bedeute eine Niederlage für Poin=
caré
. Der Block der Linken habe gegen die Wahlen von 1919
rund 28 000 Stimmen gewonnen, die Poincaréiſten rund 40 000
verloren. Der Block der Linken, der 1919 mit rund 12 000 Stim=
men
in der Minderheit geblieben ſei, habe jetzt eine Mehrheit
von rund 56 000 Stimmen erzielt. Das ſei eine Niederlage
für die Gedanken, die Clemenceau und Mill rand aus=
geſprochen
und die zum Siege 1919 geführt hätten. Das ſei auch
eine Niederlage für die republikaniſche Mehrheit der
Kammer, die ſeit 1920 fortgeſetzt irregeführt werde
und noch am 15. Juni für Poincaré geſtimmt habe. Dieſe Mehr=
heit
müſſe die Reden nachleſen, die die Anhänger Clemenceaus
ſeit annähernd vier Jahren gehalten hätten; ſie würden daran
erkennen, daß es an Warnungen nicht gefehlt habe und daß das
heutige Ereignis dieſe Warnungen beſtätigt habe. Tardieu
ruft Poincaré zu: Du haſt es gewollt, George
Dandin!
Unterſtützung der Separatiſten durch Foch.
T.u. London, 26. Juni. Der Daily Herald läßt ſich aus
Paris melden, daß hinter der Unterſtützung der Separationsbe=
ſtrebungen
in den Rheinlanden mehr der franzöſiſche Generalſtab
ſtehe als das Quay d’Orſay. Dr. Dorten, der früher von Gene=
ral
Mangin unterſtützt worden ſei, werde jetzt von Marſchall Foch
in ſeinen Beſtrebungen gefördert. Der Daily Herald hört aus
Paris, Dorten ſei der Schützling der Soldaten, nicht der Politiker.
Foch habe ihn im April empfangen, nicht Voincaré. Die Poli=
tiker
wollten keine Einverleibung, ſondern nur das Protektorat
mit der Bahnkontrolle. Das Dementi wird hier nicht ernſt ge=
nommen
. Die Daily News erklären, es ſei gleichgültig, ob
das Dokument von Tirard ſtamme oder von ſonſt jemand.
Die unklare Haltung Jtaliens.
* Rom, 26. Juni. (Priv.=Tel.) Während viele Leute ſich
den Kopf zerbrechen, welche Haltung eigentlich Italien in der
Ruhrfrage einnimmt, gibt die hochoffiziöſe Agencia Volta fol=
genden
Orakelſpruch von ſich: Die Regierung neige dazu, die
Ruhrfrage mehr als ein Element im allgemeinen Bild der Re=
parationen
und der interalliierten Schulden, als ſie als iſolierte
Erſcheinung zu betrachten. Daher neige die Regierung dazu,
einen Löſungsweg zu ſuchen, der ſich aus der Geſamtprüfung
der Ereigniſſe ergebe und ein Geſamtreſultat im Intereſſe Euro=
pas
herbeiführe.
Amerikaner bereiſen Deutſchland.
Münſter, 26. Juni. (Wolff.) Nach der Kölniſchen Zeitung
ſprachen am Sonntag zwei Amerikaner, Prof. Lincoln
Hutchinſon und Dr. Frank Holder, beim hieſigen Oberpräſiden=
ten
vor. Sie bereiſen zur Zeit im Auftrage Hooverz)
Deutſchland, um Erkundigungen über ſeine Ernäh=
rungslage
einzuziehen. Vom Oberpräſidenten Gronowsg
wurde darauf hingewieſen, daß durch das gewaltſame Vorgehetz
der Franzoſen die Verſorgung mir Kartoffeln unb
Frühgemüſe äußerſt gefährdet ſei. Die Amerikaner
nahmen mit Intereſſe von den Ausführungen des Oberpräſiden=
ten
Kenntnis und erklärten, daß ſie auch ſeine Anregung, ſich
durch perſönliche Fühlungnahme mit den verſchiedenen Schichten
der Bevölkerung des Ruhrgebietes von der Lage ſelbſt zu über=
zeugen
, Folge leiſten würden. Darauf ſetzten ſie die Reiſe ins
Einbruchsgebiet fort.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus.
Eittinaliges Tanz=Gaſtſpiel JIrail Gadescov
Erſter Solotänzer von Adolf Bolms Ruſſiſchem Ballett von der
Metropolitan=Oper Neu=York (z. Zt. Gaſt der Staatsoper Berlin).

Frail Godescov iſt einer der wenigen männlichen Tanz=
künſtler
, die den Tanz wahrhaft als Kunſt erfaßt haben. Dieſe
Tanzkunſt iſt nichts weniger als Gymnaſtik oder gar Akrobatik,
und ſie iſt doch von einer ſo fabelhaften Technik, daß man ſchlecht=
hin
von Vollendung ſprechen darf. Sie iſt keineswegs losgelöſt
vom Erdhaften und doch von einer ſo fabelhaften Elaſtizität
und Weichheit, daß Geſetze der Schwerkraft verleugnet ſcheinen.
Dieſe Tanzkunſt will nichts weniger als Muſik ausdeuten oder
verkörpern, und ſie iſt doch von ſo fabelhafter Muſikalität,
daß jede Bewegung, jeder Sprung, jedes Schweben und Schwin=
gen
am Ton zu hängen, von ihm ausgelöſt zu werden ſcheint.
Sie wird gegeben von einem Körper, deſſen ſtark betontes Mas=
kulinum
faſt athletiſche Muskelbildung, allerdings wie vom
Künſtler modelliert, zeigt, und wirkt doch letzten Endes ſo fein
und man darf es ruhig ſagen anmutig, als tanze ein Weib.
Dieſe Tanzkunſt iſt nichts weniger als nur Verſtand oder Geiſt,
und ſie wirkt doch fabelhaft intelligent und geiſtig durchdacht,
erfaßt und bewegt den ganzen Körper bis in die Hände und
Fingerſpitzen, und jede Bewegung ſcheint durchdacht, bewußt
berechnet und in den Dienſt der Geſamtwirkung geſtellt. Sie iſt
keineswegs abhängig von der Aeußerlichkeit der Farben= und
Koſtümwirkung und iſt doch in jeder Farbe, in jedem Kleidungs=
ſtück
(meiſt phantaſtiſch) zu einer Einheit ausgeprägt, daß ſie in
allem Bewegung, Mimik, Koſtüm, Muſik eine geſchloſſene
Harmonie bildet. Wenn dieſe Tanzkunſt trotzdem nicht die Be=
geiſterung
beim Publikum auslöſt, wie (oft unberechtigt) weib=
liche
jugendliche Anmut, ſo liegt das wohl daran, daß ſie eben
nicht auf bloße Aeußerlichkeit berechnet, vielmehr anſpruchsvollſte
Kammerkunſt iſt.
Dafür ſpricht, daß der dritte Teil des Programms, der auf
feinſte charaktervolle Groteske abgeſtimmt war, den ſtärkſten Bei=
fall
auslöſte. Er brachte, allerdings meiſterhaft gegeben, Lazza=
rino
von Schmitt, Braziliano von Milhaud und Minſtrals von
Debuſſy.
In erſter Linie iſt Gadescovs Tanzkunſt ernſt, faſt religiös.
Bethovens Deutſcher Tanz II und Kontertanz I waren im
Crunde ebenſo ernſt und religiös, wie der Opfertanz von De=
bufſy
, der Aegyptiſche Tanz von Luigini, der Dolchtanz von
Heller und der Siameſiſche Tanz von Sellnick. Dieſer letzte und
der Aeghptiſche Tanz, mit ſcharfer Intelligenz aus alten Fresken
und Vaſen ſtudiert, waren dabei von ungewöhnlich ſchöner und
ausdrucksvoller Plaſtik und Farbigkeit. Der Tanz Lotusland

von Cyril Scott wirkte wie eine ſehr feine, aber charaktervolle
Satire auf Japan.
Max Firnberg begleitete die Tänze verſtändnisvoll füh=
rend
am Flügel und ſpielte auch einige Soli ausgezeichnet. M.St.

Konzert.
E.N. Der Abſchiedsabend von Fräulein Fanny
Cleve im Richard=Wagner=Verein gab Veranlaſſung,
dieſer hervorragenden Künſtlerin zu beweiſen, wie hoch wir
Darmſtädter ſie ſchätzen und wie ſchmerzlich es uns iſt, ſie zu
verlieren. Denn abgeſehen von dem herrlichen Material der
glockenklaren, modulationsreichen und jugendfriſchen Stimme,
iſt Fanny Cleve eine Geſangsmeiſterin in des Wortes vollſter
Bedeutung. Wer es verſteht, ſo völlig jede Schärfe und Un=
freiheit
zu verbannen und nur Klang und Reſonanz zu geben,
wer ſo in allen Lagen über die reichſten Schattierungsmöglich=
keiten
verfügt und vom vollendeten bel oanto aus mit gleicher
Meiſterſchaft zum dramatiſchen und charakteriftiſchen Ton über=
zugehen
weiß, und wer dieſe Eigenſchaften mit lebensvollem,
künſtleriſchem Vortrag und ſtarker ſeeliſcher Uebertragungsfähig=
keit
zu verbinden weiß, darf unter den Beſten genannt werden.
Die Vortragsfolge enthielt klafſiſche Lieder und Arien, die an
wirkliche Geſangskunſt höchſte Anforderungen ſtellen und bei
denen es nicht mit reiner Deklamation getan iſt. Die Schlicht=
heit
, Sprödigkeit und das edle Ebenmaß der Geſänge von Gluck
kann nur unter der Bedingung wahr und herzlich wirken, daß
ſo vollendet und hingebend geſungen wird. Aleſſandro Stra=
dellas
Arie ließ ebenfalls im Genuß wundervoller Geſangslinte
ſchwelgen. Von großer Wirkung war ſodann die Arie der Norma
von Bellini, die in der Wiedergabe durch Fräulein Cleve edel,
wahr und groß wirkte, während ſie ſonſt kaum noch unſerem
Empfinden entſprechen könnte.
Und nun folgten Lieder von Mozart und Beethoven, Werke,
die geholfen haben, das deutſche Lied aus der völligen Beſchrän=
kung
auf volksliedartige Tendenzen zu befreien und den Ro=
mantikern
den Weg zu bahnen. Wie ſelbſtverſtändlich bauen ſich
dieſe Lieder auf, die ernſte, friedvolle Abendempfindung, Das
Veilchen, das zarte Liebeslied. An Chloe, in dem uns das
Tempo zu ſchnell dünkte, und das reizende Scherzlied Ihr
Mädchen, flieht Damöten ja‟. Aber gerade darum ſind ſie um
ſo ſchwerer zu ſingen. Jede Ungleichheit, jeder noch ſo kleine
Verſtoß liegt offen zutage. Darum werden ſie ſo ſelten geſungen,
und darum wird es einem ſo warm ums Herz, wenn ſie ſo ge=
lingen
. Beſonders Das Veilchen, das am Schluſſe wiederholt
wurde, war eine in jeder Beziehung vorbildliche Leiſtung. Auch
die Klärchen=Lieder aus dem Egmont ergriffen tief.
Das Konzert war ſehr gut beſucht, und alle Hörer fühlten,
wie hier eine auserwählte Künſtlerin Abſchied nahm. Man be=

dauerte, daß nicht öfter Gelegenheit gegeben wurde, Lieder=
abende
von Fanny Cleve zu hören, denn ſo nahe und unmittel=
bar
ſeeliſch wie heute ſind die Eindrücke, die von der Bühne her
kommen, ſelten. Dort im Theater lenkt doch mancherlei ab, iſt
die Stimme auch zu ſtark vom Orcheſter eingehüllt. Und hier er=
lebten
wir das Umgekehrte der ſonſtigen Regel, daß Bühnen=
künſtler
im Konzertſaal häufig verlieren. Möge der nicht enden=
wollende
Beifall Fräulein Cleve veranlaſſen, recht häufig wieder
nach Darmſtadt zu kommen und uns mit ihrer herrlichen Kunſt
zu erquicken.
Herr Kapellmeiſter Joſef Roſenſtock begleitete ſehr gut;
bei ihm überwiegt das wirklich pianiſtiſche Spiel das ſonſt häu=
fig
gehörte kapellmeiſterhafte Begleiten ſo ſtark, daß deutlich
bemerkbar die wirklich für Klavier gedachten Begleitungen beſſer
gelangen als die für das Inſtrument bearbeiteten.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Aufführung mittelalterlicher Muſik in
Mannheim. Der von Dr. Hartlaub geleitete Freie Bund
(Städtiſche Kunſthalle) in Mannheim veranſtaltet in Gemein=
ſchaft
mit dem Muſikhiſtoriſchen Seminar Prof. Dr. Th. Kroyers
(Heidelberg) am 30. Juni und 7. Juli abends 6 Uhr, in
der Mannheimer Schloßgalerie zwei Collegia muſica.
Die Hauptſtücke des Programms bilden: das frühmittel=
alterliche
Oſterſpiel von Nottuln, wobei der Bear=
beiter
, Stiftsvikar Dr. Urſprung, ſelbſt mitwirkt, ſowie Du=
fays
, des großen niederländiſchen Meiſters aus dem 15. Jahr=
hundert
, Motette zur Einweihung des Domes von
Florenz (1435). Ferner werden Kompoſitionen des Mönchs
von Salzburg, Rambaut de Vaqueiras, L. Senfl, Orlando Laſſo,
Monteverdi, Schein und Dall Abaco geboten,

C. K. Amundſens Depots. Das Transportſchiff Fram,
das nach Spitzbergen abgefahren iſt, um Kapitän Raold Amund=
ſen
bei ſeinem Verſuch, von Wainwright in Alaska nach dem
Nordpol zu fliegen, unterſtützen ſoll, führt Schlitten, Skier, Ge=
wehre
, Signalapparate und Nahrungsmittel an Bord. Das
Schiff ſoll die nötigen Gegenſtände heranbringen, um fünf De=
pots
einzurichten, die von dem Rande des Eiſes im Norden von
Spitzbergen nach dem Pol hin angelegt werden. Die Depots
ſollen jedes Nahrungsmittel für drei Wochen enthalten, die ver=
ſiegelt
in ſtarken kupfernen Käſten liegen, damit die Polarbären
nicht dazu können. In der Adventbai wird die Fram Flug=
zeug
: und Flieger an Bord nehmen. Sie wird dann den Führer
der Expedition bei der Auswahl einer geeigneten Flugbaſis
unterſtützen.

[ ][  ][ ]

Nummer 175.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 27. Juni 1923.

Seiie 33.

Engnſche Pnſtängen dn einen Tuftttiege Dr. Luther über Rhein und Ruhr=
Das Unterhaus bewilligt 1000 Flugzeuge. Frankreich, Englands einziger Feind.

London, 26. Juni. (Wolff.) Der politiſche Berichterſtatter
des Daily Mail ſchreibt, heute werde vom Premierminiſter oder
vom Staatsſekretär für die Luftfahrt eine äußerſt wich=
tige
Erklärung, über die künftige Entwicklung
der britiſchen Luftmacht abgegeben werden. Es ver=
laute
, daß eine Vermehrung der Zahl der Flugzeuge um
80 Prozent in den Ausgaben für das laufende Jahr vorge=
ſchlagen
werde. Dieſe Vermehrung würde, wie verlautet, eine
Mehrausgabe von acht Millionen Pfund für das
Land bedeuten. Die Summe werde jedoch über zwei Jahre ver=
teilt
werden; fünf Millionen würden für das erſte und drei
Millionen für das zweite Jahr verlangt werden.
Baldwin fordert 86 Luftgeſchwader.
* London, 27. Juni. (Priv.=Tel.) Im unterhaus gab
geſtern nachmittäg Premierminiſter Baldwin eine wichtige
Erklärung mit Bezug auf die Verſtärkung der britiſchen Luft=
waffe
ab. Die Erklärung erfolgte in Beantwortung einer An=
frage
des Arbeiterführers Maedonald. Baldwin erklärte, die
Regierung habe beſchloſſen, bezüglich der notwendigen Bedürf=
niſſe
der Flotte, der Armee und der indiſchen Ueberſeegebiete
eine britiſche Luftverteidigungsmacht zu ſchaffen,
die genügend ſtark ſei, um Großbritannien gegen Angriffe der
größten Luftmächte zu ſchützen, die innerhalb der erreichbaren
Zone lägen. Dieſe Luſtwafſe ſolle teilweiſe auf einer regulären
und militäriſchen Baſis und teilweiſe auf einer territorialen oder
Reſervebaſis organiſiert werden. Zuerſt ſolle die neue Luftwaffe
aus 52 Geſchwadern beſtehen. Die neuen Vorſchläge würden
dazu führen, der autoriſierten Stärke der Luftwaffe weitere
34 Geſchwader zuzuführen. Der Staatsſekretär für das
Flugweſen habe Inſtruktionen erhalten, dieſe Beſchlüſſe ſofort in
Wirkſamkeit treten zu laſſen. Die Einzelheiten ſollen ſo getroffen
werden, daß eine weitere Vergrößerung des Flug=
dienſtes
möglich gemacht werde. Jedoch ehe weitere Maß=
nahmen
begonnen würden, würde man zuerſt die Frage im
Lichte der bereits beſtehenden Stärke der Luftflotten fremder
Mächte prüfen.
England durch Frankreich bedroht.
* London, 26. Juni. (Priv.=Tel.) Die Mitteilungen
Baldwins in der heutigen Sitzung des Unterhauſes über
die Vermehrung der engliſchen Luftſtreitkräfte entſprechen den
bereits in der Preſſe lautgewordenen Vorausſagen. Sie brin=
gen
daher keine Ueberraſchungen. Die Bedeutung dieſes eng=
liſchen
Schrittes, der zur Klärung der franzöſiſchen Politik mehr
beitragen wird als alle diplomatiſchen Bemühungen, liegt auf
der Hand und wird von der öffentlichen Geſamtlage auch voll
eingeſchätzt. Die Regierung hat bei dieſer Maßnahme, ohne
Zweifel das ganze Land hinter ſich, da gerade die Parteien der
Linken trotz ihrer mehr oder minder pazifiſtiſchen Einſtellung
die herausfordernde Politik Frankreichs aufs ſchärfſte verur=
teilen
. In dieſem Sinne betont der liberale Star, daß dieſe
neuen Rüſtungen letzten Endes als Vorbereitung zum nächſten
Kriege zu bedauern ſeien, daß aber der Regierung keine andere
Wahl übrig bleibe. Der Schlüſſel zur Lage ſei in den Händen
Frankreichs, das Ende 1925 etwa 2000 Flugzeuge haben werde,
ohne die Reſerven. Gegen wen ſeien dieſe Waffen gerichtet?
Frankreich mag ſeine Unſchuld noch ſo ſehr beteuern, aber da
Deutſchland nicht in Frage kommt, bleibt nur England als ſein
möglicher Feind übrig. Iſt es nicht ungeheuerlich, daß unſer
Verbündeter, mit dem und für den wir geblutet haben, uns
durch ſeine Vorbereitung vier Jahre nach dem Kriege zwingt,
unſere erſchöpften Mittel noch mehr zu belaſten? Aber es iſt
die Pflicht der Regierung, die franzöſiſche Drohung zur Kennt=
nis
zu nehmen. Der Weg, den ſie eingeſchlagen hat, iſt der ein=
zig
raktiſche Weg. Die Veranwortung liegt bei Frankreich. Dieſe
Bemerkungen geben ohne Zweifel die Stimmung der weitaus
größten Mehrheit der engliſchen Oeffentlichkeit richtig wieder.
In gleichenn Sinne weiſen die Abendblätter darauf hin, daß die
Regierung nicht den Einmächteſtandard, ſondern nur den Ein=
mächteverteidigungsſtandard
fordere. Der Unterſchied ſei nicht
unbedeutend. Da es ſich taktiſch nur um die Notwendigkeit für
die Abwehr der größten Luftflotte handle, werde im ganzen
Regieruugsentwurf die Geſtellung von etwa 1000 Flugzeugen
gefordert, ausſchließlich der Reſerve. Das engliſche Verteidi=

regulären Armee weiter ausgebaut werden.
Engliſch=franzöſiſches Wettrüſten.
wins über die Verſtärkung des britiſchen Flugdienſtes hält man Frieden zu dienen hoffe. Aber nur dann könne überhaupt in
wins bedeuten, daß England namentlich von der wachſenden, kampf mit der äußerſten Anſtrengung unterſtüt=
genommen
hat, und daß es jetzt in eine Konkurrenz mit Frank= dern auch durch inniges Mitempfinden. Das deutſche Volk
hinter Fraukreich zurückſtehe.
Wachſende Schwierigkeiten der Verſtändigung deutſchen Volks auf deutſchem Boden ſei eine ſtarke Stütze für
Blätter heute eine kurze offiziöſe Mitteilung, wonach die letzte Beifall.)
Unterredung zwiſchen Poincaré und dem engliſchen Botſchafter
Frankreich ergeben habe.
Londoner internationale Luftfahrtkonferenz. Reichspräſidenten und den Reichskanzler geſandt.
London, 26. Juni. (Wolff.) Die Londoner internatio=
nale
Luftfahrtkonferenz nahm eine Entſchließung an,
die ſich für die Abhaltung einer internationalen Luftfahrtkonfe=
renz
ausſpricht, auf der allgemeine internationale
Rechtsgrundſätze, über die Luftfahrt vereinbart werden
ſollen, während eine andere Entſchließung für die Errichtung Deutſchhannoverſchen Partei veröffentlicht in der
eines einheitlichen Signaldienſtes zur Uebermittelung von Mel=
dungen
an die Flugzeugpiloten eintritt. Endlich wurde noch eine
Entſchließung gefaßt, in der gefordert wird, daß eine internatio=
nale
Zuſammenkunft für die Luftfahrt die Einſetzung einer Die unterzeichneten Vertrauensmänner der Antragſteller neh=
machungen
über Standartiſierung des Materials und der Teile
von Luftfahrzeugen vorzubereiten.
Franzöſiſche Annexionspolitik.
Ein äußerſt ſtarker Druckiſt nötig, um die
Franzoſen wieder aus dem Rheinland zu
vertreiben.
London, 26. Juni. (Wolff.) Ein Teil der Preſſe befaßt
zöſiſchen Geheimbericht. Eine Reuter=Meldung be=
ſagt
, ein nachdrückliches franzöſiſches Dementi beſage, daß das
vom Obſerver veröffentlichte Dokument nicht exiſtiere. Den=
noch
wird es von den engliſchen Blättern als ſicher angeſehen,
daß Frankreich verſucht, das Rheinland von Deutſchland zu tren=
nen
. Die Kommentare der Pariſer Preſſe werden viel beachtet.
Die Behauptung des Matin, daß der Chef des britiſchen Nach=
richtendienſtes
in Köln zur Zeit des Kapp=Putſches mitgewirkt
habe, um eine Rheinland=Republik ins Leben zu rufen, wird in
London von amtlicher Seite prompt dementiert. Reuter
erfährt, es handele ſich bei dieſer Behauptung des Matin nur um
eine Wiederholung einer im letzten April in London veröffent=
lichten
Mitteilung, die ſchon damals kategoriſch in Abrede geſtellt
wurde.
Der Kölner Berichterſtatter des Daily Chronicle
erklärt, ſeine Informationen hätten ihn davon überzeugt, daß die
Franzoſen die auf Schaffung einer rheiniſchen Re=
publik
grichtete Politik fallen, gelaſſen hätten Leipzig, 26. Juni. Vor dem erſten Strafſenat des Reichs=
und daß ihre Politik ſtärker zu einer Anexionspolitik ge=
worden
ſei. Jedermann im Rheinland ſei ſicher, daß ein äußerſt
ſtarker Druck nötig ſeinwürde, umdie Franzoſen
wieder aus dem Rheinland zu vertreiben. Der
neueſte Plan der Franzoſen gehe dahin, das Rheinland einſchließ=
lich
des Eſſener Bezirks zu behalten.

* Die perverſe Gothik im Expreſſionismus.
Von Oskar A. H. Schmitz (Salzburg).
Wir verdanken den Forſchungen des Bonner Profeſſors Wor=
ringer
die Erkenntuis, daß die ſcheinbar primitivere Form ſtili=
ſierender
Kunſtrichtungen keineswegs auf einem Nichtkönnen, ſon=
dern
auf einem anderen Kunſtwillen beruht, als die Naturwahr=
heit
erſtrebende klaſſiſche Kunſt, deren äſthetiſcher Kanon ſeit der
Rengiſſance bis in unſere Tage gültig geblieben iſt. Er beruht
auf liebevoller Einfühlung in die von dem Künſtler als vertraut
empfundene Natur. Dem gegenüber ſucht die Kunſt der Gotik
und des Orients von einer als unheimlich dämoniſch empfun=
denen
Natur zu abſtrahieren, was zu ſtiliſierten, Naturwahrheit
gai nicht wollenden Gebilden führt von ſymboliſchem, das Weſen
der Erſcheinungen ausdrückenden Gehalt. Der Worringerſchen
genialen Theorie hat ſich nun die jüngere Künſtlergeneration be=
mächtigt
. Auch ſie bekennt ſich zu einem abſtrahierenden Kunſt=
willen
, und ihre Erzeugniſſe ſind nicht ohne weiteres damit ab=
zutun
, ſie beruhten auf Nichtkönnen, zumal mehrere dieſer Künſt=
ler
, ehe ſie dieſen Kunſtwillen hatten, in einer anderen Richtung
ein beträchtliches Können bewieſen haben, das Anerkennung und
Entlohnung gefunden hatte. Auch als Modeſache iſt eine ſolche
Wendung nicht zu erklären, da ein abſtrahierender Kunſtwille
an ſich dem Weſen unſerer Zeit durchaus gemäß iſt, ſehen wir
doch auch in der Wirklichkeit die gewohnte Erſcheinungswelt in
der Auflöſung begriffen und alle bedeutenderen Naturen ſich
miehr nach innen kehren. Indem man aber dem modernen Künſt=
ler
durchaus das Recht zugeſteht, die Möglichkeiten einer ein=
fühlenden
Kunſt zur Zeit für erſchöpft zu erklären, indem man
die Echtheit ſeines abſtrahierenden Kunſtwillens anerkennt, iſt
noch nicht das Geringſte geſagt über die Richtung dieſes Willens,
ob er nämlich wirkſam zu einer neuen Kunſt führt, was auch dann
fraglich bleibt, wenn man obendrein noch die Begabung dieſer
Künſtler bereitwillig zugibt.
Die expreſſioniſtiſche Kunſt wirkt auf alle die, welchen die
einfühlende Kunſt, vielleicht bis in die letzten Kühnheiten des
Impreſſionismus, Herzensſache iſt, mehr oder weniger fremd,
wenn nicht abſtoßend, gräßlich, jedenfalls negativ. Dieſen Ur=
teilen
, gegenüber weiſen gelehrte Fürſprecher, deren es nicht
wenige gibt, mit Vorliebe auf die Gotik hin. Gab es da etwa
keine Verzerrung, Scheußlichkeit, Chaotik?. Vor dieſem an ſich
zutreffenden Einwand ſtreckt der mit intellektuellen Gründen
ſo leicht einzufangende gebildete Menſch ſchnell die Waffen und
zwingt ſeine vielleicht echten Inſtinkte zum Schweigen, die in der
expreſſioniſtiſchen Kunſt Zerſtörung ahnen. Aber könnten nicht
alle die Parallelen der neuen Kunſt mit der Gotik ſtimmen, nur
mit dem Unterſchied, daß dort der Agsgeruch die Auferſtehung,
hier aber tatſächlich nur die Zerſetzung ankündigte? Die Echtheit
dieſer Kunſt im Gegenſatz zu ſpieleriſchen Kunſtſenſationen wäre
damit zwar auerkannt, nicht gber der Keim der Zukunft, den

ihre Vertreter zu tragen wähnen. Steht es hier nicht ähnlich wie
mit dem Bolſchewismus, in deſſen Primitivität nur alte Formen
zugrunde gehen, während neue Form des Lebens, wenn ſie über=
haupt
noch möglich iſt, nur entſtehen kann, falls noch genug Geiſt
und Subſtanz da iſt, die ſich weder verzweifelt an das Unwider=
bringliche
klammert, noch in deſſen gewollter Vernichtung das
Heil ſieht. Wenn ich nun im Folgenden den Mängeln des Ex=
preſſionismus
die Tugenden der Gotik gegenüberſtelle, ſo geſchieht
es gewiß nicht, um deren Ideale den Künſtlern von heute zu
empfehlen. Ich ſehe das Heil ſo wenig in der Rückkehr, wie in
neuen Programmen, ſondern nur in der Einkehr des Einzelnen
in das Innzre. Nur ſo können, wenn überhaupt, politiſch wie
künſtleriſch, die Umriſſe einer neuen Welt ſichtbar werden.
Was ſchon rein äußerlich an jedem gotiſchen Werk auffällt und
darum als Haup=merkmal in allen Kunſtgeſchichten angegeben
wird, iſt die dertikale Nichtung der Linien nach oben; Exzelſior
heißt das Motto dieſer Kunſtrichtung. Zwar ſpielt der Abgrund,
die Hölle eine Rolle wie nie vor= und nachher, aber doch immer
nur als Gegenpol zur Höhe, zum Himmel. Alles iſt auf Erlöſung
geſtellt, und eben darum erſcheint hier die Welt als dämoniſch.
Keine Einfühlung in ihre Schönheit wird geſucht, ſondern Ab=
ſtraktion
von ihr. Von alledem zeigt der Expreſſionismus nur die
eine Hälfte. Auch hier iſt Abſtraktion von einer nicht unmittelbar
augeſchauen Natur, Dämonie und Abarund, ja Hölle, aber es
vollzieht ſich alles zu prokundis. Keine Spur einer Ueberwindung
der Tiefe, vielmehr ein verblendetes Streben zu ihr, und darum
keine Erlöſung, ſondern verzweifelter Trieb in die Verdammnis.
Die gotiſchen Künſtler ſuchten die Einſamkeit, die Abgeſchie=
denheit
von der Welt, womöglich im Kloſter, die heutigen ſtürzen
ſich mitten in ein Leben, das ſie ſelber, darin wieder den Go=
tikern
verwandt, als eine Hölle empfinden und darſtellen. Ihr
Trieb zur Welt iſt ja mitnichten heidniſche Luſt und Trunken=
heit
, ſondern ſchmerzhaftes Würgen einer eklen Speiſe, die zu
ſchlucken ſie ſich ſelber verdammen. So ſuchen ſie die Welt am
liebſten auf in der Großſtadt, und auch hier wieder in den Ab=
gründen
ihrer Fäulnis. Fern ſei mir, dieſes Stoffgebiet als
ſolches dem Künſtler verwehren zu wollen. Als Stoff iſt alles
erlaubt; auf die Wertung kommt alles an, die der Künſtler dem
Stoff aufprägt, wodurch ſein Werk eine Richtung erhält. Ueber
den Höllen, die Doſtojewskij aufgetan hat, leuchtet deutlich das
Wort: Exzelſior. Bei ihm wird die Dirne heilig, der Mörder
begnadet, die Karamaſſofs ſind ein Geſchlecht mißratener Götter,
aber hier iſt alles hoffnungslos: ſterbende Materie in der Phos=
phoreſzenz
der Verweſung, ohne das Samenkorn der Auf=
erſtehung
.
Die Seele hat ſich aus dem Stoff zurückgezogen, was ihn
noch zuſammenhält, iſt der dürre Intellekt, nicht als demütiger
Diener des Ewigen, wie er ſich in dem gotiſchen Shſtem der
Scholaſtik äußert, ſondern als hochmütiger Sohn Luzifers, als
Rationaliſt Darum vermag er kein Weltbild aufzubauen, wie

Der Reichsernährungsminiſter über Rhein und Ruhr.
Königsberg, 26. Juni. (Wolff.) Im großen Börſenſaak
ſprach geſtern abend der Reichsernährungsminiſter
Er ſchilderte zunächſt die ſeeliſchen undkörperlichen
Leiden, die die Ruhr=Bevölkerung zu ertragen hat, das harte
Los der Gefangenen und Ausgewieſenen, die verhängnisvollen
gungsnetz wird zunächſt alle wichtigeren Punkte, wahrſcheinlich Wirkungen des Fehlens jeglicher Schutzpolizei und des Stockens
London, Glasgow, Birmingham, Mancheſter und Briſtol, um= des Eiſenbahnverkehrs, das die Lebensmittelverſorgung von ca.
faſſen und dann im Zuſammenhang mit der Organiſation der ſechs Millionen Menſchen gefährde. Auf die politiſchen Ge=
ſichtspunkte
übergehend, betonte er, daß immer wieder das Mär=
chen
zerſtört werden müſſe, daß die deutſche Regierung
den paſſiven Widerſtand anbefohlen habe. Der paſſive
Widerſtand ſtelle für die Bevölkerung des dortigen Gebietes nicht
* London, 27. Juni. (Priv=Tel.) Die Erklärungen Bald= ein Mittel des Krieges, ſondern ein Mittel dar, mit dem ſie dem
für außerordentlich bedeutend. Man iſt der Anſicht, daß ſie mög= Europa Frieden werden, wenn es gelinge, zu einer für das deut=
licherweiſe
einen Einfluß auf die zukünftige euro= ſche Volk erträglichen Löſung zu kommen. Ganz Deutſch=
päiſche
Politik ausüben werden. Die Erklärungen Bald= land müſſe Ruhr und Rhein in ihrem Abwehr=
Stärke des franzöſiſchen Flugdienſtes Kenntnis zeu, nicht allein durch Beiſteuern zur Linderung der Not, ſon=
reich
im Flugweſen treten will. In der Preſſe und im Publikum müſſe eine einige, durch die Not zuſammengeſchweißte
bedauert man dieſen Beſchluß, weil er die bereits außerordent= Arbeitsgemeinſchaft werden; denn es brauche nach
lich hohen Staatsausgaben weiter vergrößert. Trotzdem iſt man allen Nichtungen hin Frieden, einen Arbeits= und Wirt=
jedoch
nicht genillt, zuzugeben, daß Großbritannien weiterhin ſchaftsfrieden. Der Wille des deutſchen Volkes zur Einig=
keit
ſei heute ſtärker als je und könne durch den Abwehrkampf
an Rhein und Ruhr ſchließlich nur noch geſtärkt werden. Das
Bewußtſein von der untrennbaren Zuſammengehörigkeit des
II. London, 26. Juni. Gegenüber beſonders optimiſti= die Bevölkerung an Rhein und Ruhr. Unſer deutſches Volk und
ſchen franzöſiſchen Darſtellungen veröffentlichen alle engliſchen unſer deutſches Vaterland ſoll uns niemand rauben! (Lebhafter
Mehrere Entſchließungen des Reichsverbandes der
in Paris noch keine Uebereinſtimmung zwiſchen England und Rheinländer, ſowie der Vereine der Rheinländer und Weſtfalen
in Königsberg, in denen den bedrängten Landsleuten im Weſten
erneut unverbrüchliche Treue gelobt wird, wurden an den
Zurückziehung des deutſch=hannoverſchen
Abſimmungsentrags.
Hannover, 26. Juni. (Wolff.) Das Direktorium der
Hannoverſchen Landeszeitung folgendes Schreiben der Abgeord=
neten
Alpers und Graf Bernſtorff an den Miniſter des Innern:
internationalen Kommiſſion erwägen ſolle, um Ab= men Kenntnis von der Mitteilung des Reichsminiſters des In=
nern
, wonach eine weitere Zurückſtellung des Abſtim=
mungsantrages
ihm unerläßlich erſcheint, da nunmehr
für die Abſtimmung einer der erſten Sonntage des Septembers
in Ausſicht genommen werden müßte. Die Vertrauensmänner
ſind mit dem Reichsminiſter der Anſicht, daß die wünſchenswerte
Geſchloſſenheit des Abwehrkampfes gegen den Einbruch Frank=
reichs
in das Ruhrgebiet eine Volksabſtimmung zur Zeit noch
verbietet. Eine Abſtimmung im September iſt aus praktiſchen
ſich weiterhin mit dem vom Obſerver veröffentlichten fran= Gründen unmöglich. Da der Reichsminiſter aber eine weitere
Zurückſtellung des Antrages für unzuläſſig erachtet, ſehen die
unterzeichneten Vertrauensmänner, ohne dieſe letzte Auffaſſung
ſich zu eigen zu machen, ſich veranlaßt, hiermit ihren Antrag
vom 18. September 1922 zurückzuziehen. Sie behalten ſich ent=
ſprechend
der Anheimgabe in dem Schreiben des Reichsminiſters
vom 3. Mai vor, den Antrag zu gegebener Zeit erneut einzu=
bringen
.
Ausführungsbeſtimmungen zur Oesiſenberordnung.
Berlin, 26. Juni. Die Ausführungsbeſtimmungen für die
neue Deviſenverordnung ſind bereits fertiggeſtellt und wer=
den
heute oder morgen das Reichskabinett beſchäftigen. Der
Neichsverband der deutſchen Induſtrie und die Großorganiſa=
tionen
des Handels wurden von der Regierung erſucht, ihrer=
ſeits
zur Markſtützung in materieller Weiſe beizutragen.
Ein Landesverratsprozeß.
gerichts begann ein Landesverratsprozeß gegen ſieben
Perſonen, die beſchuldigt ſind, vom November 1921 Eis Fe=
bruar
1923 in Münſter, Paderborn und Hagen mit den. Feinde
in Verbindung geſtanden und ſich bemüht zu haben, von Ange=
hörigen
der Wehrmacht durch Beſtechung Material zu erhalten.
Die Oeffentlichkeit bleibt wegen Gefährdung der Staatsſicherheit
ausgeſchloſſen.
das gotiſche in Dantes Göttlicher Komödie, ſondern nur zu ent=
heiligen
, was bisher Verleiblichung des Geiſtes war. Seine
neuen Dogmen ſind nicht Spiegelungen des Ewigen, wie die
Religionen oder Weltanſchauungen, ſondern gewichtloſe Ge=
ſpinſte
ſp=kulierender Willkür. Was hier bewegt, oft bis zum
ſcheinbar orgiaſtiſchen Taumel, iſt kein hellſichtiger Wille zum
Ziel, ſondern dunkler Trieb, paſſives Getriebenſein nach dem
Geſetz des geringſten Widerſtandes, und darum kommt dies alles
nicht aus dem Lebensüberſchwang der Subſtanz, ſondern aus
ihrer Verarmung, die einen letzten Daſeinskrampf vortäuſcht.
Kein Wunder, daß zur Erklärung dieſer Phänomene ſo oft das
Unbewußte oder Unterbewußte herangezogen werden muß, fehlt
doch das helle Ueberbewußtſein, unter deſſen Licht erſt die aus
der Tiefe aufſteigenden Geſtalen der Phantaſie die geiſtige
Lebensweihe empfangen. Das Ueberbewußtſein aber ſetzt wahre
Individualität voraus, wie ſie das Chriſtentum der einzelnen
Seele zuſpricht, hier aber wird alles Individuelle wie in dem
dieſer Kunſt analogen politiſchen Syſtem, dem Bolſchewismus,
verwiſcht, alles wird kollektiv, untermenſchlich. Wo ſtiliſiert, typi=
ſier
, verallgemeinert wird, erſcheint nicht die Idee des Menſchen
in ſeiner Unterſcheidung vom Tier, ſondern in ſeiner Tierheit,
die allerdings ebenſo wirklich iſt. Im Tieriſchen ſind freilich
alle gleich der Magen eines Königs oder Weiſen iſt anatomiſch
von dem des Proletariers in nichts zu unterſcheiden und
darum hat die Gleichheitslehre des Kollektivismus ſo viel Ueber=
zeugendes
, wenn man die Menſchheit von unten betrachtet. Es
iſt nicht verwunderlich, daß in Rußland, Ungarn und München
ſich die bolſchewiſtiſche Revolution des Expreſſionismus ſofort
als der wahren Volkskunſt bemächtigt hat. Glücklicherweiſe
aber iſt das Volk ſelber gar nicht bolſchewiſtiſch und vermag da=
her
auch mit dieſer Kunſt nichts anzufangen.
Das viſionäre Ziel des Mittelalters war das tauſendjährige
Reich. Auch für die Hoffnung gibt es ein finſteres Gegenſtück im
Expreſſionismus: die Ausſicht auf den marxiſtiſchen Zukunfts=
ſtaat
. Dort Chiliasmus, auf die Ewigkeit bezogen, hier Utopie
mi Hinblick auf das Diesſeits. Dort die ganz und gar aus dem
Herzen kommende Sehnſucht an der Welttragik leidender Krea=
tur
, hier das aus Scheininſtinkt ausgeklügelte Syſtem eines ſo=
phiſtiſchen
Jutellektes. Kurz: dort alles heilig, ewig, göttlich,
hier alles profan, ſtofflich entweiht. Die völlige Umkehrung der
Gotik und eben in ihrer exakten Verneinung ihr auch wieder
ähnlich und verwandter als dem Heidentum.
Wie geſagt, dor ſolchem Untergang rettet keine Form der
Reaktion, die wiederherſtellen möchte, was nicht mehr lebt, ſon=
der
nnur Einkehr in das Weltinnere, zu dem jede Seele eine
verſchwiegene Pforte hat. Kommt von hier keine Rettung, dann
gibt es überhaupt keine Rettung mehr. Steigt vor dem inneren
Auge des Einkehr haltenden Europäers nicht der Umriß eines
neuen Lebeus auf, das aber nur aus dem Stoff des Alten zu
fügen wäre, dann iſt eben der Kreislauf der europäiſchen Dinge
vollendet,

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Seite 4.

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 22. Juuf 1923.

Ruttitter 175.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 27. Juni.
* Ausgewieſen.
Im Hauptbahnhof kam geſtern wieder ein Zug mit Aus=
gewieſenen
an. Ungefähr 600 Männer waren gemeldet, deutſche
Eiſenbahner, die franzöſiſche Willkür und Grauſamkeit von Haus
und Hof verjagt, von Weib und Kind getrennt hatte. Ausgewie=
ſen
aus der Heimat, in der ſie wurzeln, zu der tauſend Fäden
ſie hinziehen und für die ſie ſo Schweres erdulden müſſen! Am
und im Bahnhof das ſeit furchtbaren Wochen und Monaten
leider nur zu übliche Bild: Ausgewieſene. Männer, Frauen und
Kinder, das Kleinſte im Steckkiſſen, ſo wurden ſie mit der Bahn
oder in Automobilen von der Grenze des beſetzten Gebietes ab=
geholt
. Die Blumenſträuße in den Händen der Kleinen zeugen
nicht von Mitleid, ſondern von dem echten Mitgefühl, das wir
im unbeſetzten Gebiet bekunden.
Von Worms kommt ein Transport mit ausgewieſenen rhein=
heſſiſchen
Eiſenbahnern. Bis Worms wurden ſie von der fran=
zöſiſchen
Regie befördert, dann über die Rheinbrücke gejagt und
dort von dem deutſchen Zug übernommen.
Um 5 Uhr donnert der Zug in die Halle. Ich erwarte trau=
rige
, niedergeſchlagene Geſichter und traue kaum meinen Ohren,
als Jubelruſe das Gedröhn der Räder übertönen. Ja, dieſe
Männer jubeln, und Freude leuchtet aus ihren Augen, daß ſie
das Schwere nun überſtanden haben. Sie fühlen ſich frei von
ſeeliſchem Zwang und Druck, ſie ſind wieder freie Männer in
einem von feindlicher Beſatzungswillkür freien Deutſchland. Die=
ſer
entſchloſſene freie Blick hat es mir angetan, immer wieder
muß ich in dieſe Augen ſehen, in denen ein ſtilles Leuchten
glänzt, trotz allem Schweren. Und dieſes Leuchten zeugt von
unübermindlicher Liebe zur Scholle, von Opfermut für die
Heimat.
Mit Kiſten und Kaſten geht’s zur Verpflegungsſtelle im
Wartcſaal dritter Klaſſe, ein Ruckſack oder eine Pappſchachtel
bergen die wenigen geretteten Habſeligkeiten. Herr Oberregie=
rungsrat
Grospietſch begrüßt ſie im Namen der Reichs=
eiſenbahndirektion
Mainz und dankt ihnen für all das, was ſie
für ihr Vaterland geleiſtet haben. Mögen Sie die Letzten ſein,
denen treue Pflichterfüllung ſo vergolten wird, und mögen Sie
bald wieder glücklich zu Ihrer Familie zurückkehren. Lebhafte
Zurutfe machen viele Worte unverſtändlich. Am Schanktiſch ſtehen
Berge von belegten Brötchen bereit, in Taſſen duftet ein vor=
züglicher
geſüßter Bohnenkaffee. Die nötigen Auskünfte werden
gegeben, Gemeinſchaftsquartiere ſtehen zur Verfügung. Aber
über allem liegt eine zuverſichtliche Stimmung. Und dieſe Stim=
mung
der Ausgewieſenen dringt wie ein leuchtender Hoffnungs=
ſtrahl
in mein Herz. Dieſe Stimmung iſt nicht von Berlin aus
gemacht, dieſe Sümmung iſt der heiligſten innerſten Ueber=
zeugung
eines nicht zu unterdrückenden Volksbewußtſeins ent=
ſprungen
, das Tod und Teufel und der franzöſiſchen Regie ſeinen
Trotz entgegenſetzt. Möge dieſer Geiſt des beſetzten Gebietes
bald zum Gemeingeiſt des deutſchen Volkes werden! Dr. D.
Ernannt wurde der Zollpraktikant Heinrich Ruppel aus Bin=
gen
zum Oberzollſekretär beim Hauptzollamt Gießen.
Kirchliche Dienſtnachricht. Am 16. Juni wurde dem Pfarrer Jak.
Kraus zu Wackernheim unter Enthebung von der Ernennung auf die
Pfarrſtelle in Königſtädten die evangeliſche Pfarrſtelle zu Raunheim
übertragen.
* Das evangeliſche Landeskirchenamt hat folgendes Ausſchreiben
an die Pfarrämter des Landes erlaſſen: Am 1. Juli jährt ſich zum 400.
Male der Tag, daß die Auguſtinermönche Heinrich Voes und Jo=
hann
Eſch als die erſten unter einer großen, unüberſehbaren Schar
evangeliſcher Märtyrer um des Evangeliums willen den Tod erlitten.
Ihnen zu Ehren und Gott zu Preis hat Luther in demſelben Jahre noch
das Lied gedichtet: Ein neues Lied wir heben an. Wir empfehlen
Ihnen, dieſes Ereigniſſes an dem Gedächtnistage in Predigt und Chri=
ſtenlehre
zu gedenken, und dabei auf die Kraft und den Segen des Mär=
thrertums
für Kirche und Volk in Vergangenheit und Gegenwart hin=
zuweiſen
.
Zum letzten Male Rasmufſens Nordpolexpebition. Heute finden
im Kleinen Haus um 6 und 8 Uhr die letzten Vorführungen des Films
ſtatt; um 4 Uhr iſt die letzte Vorführung für Schüler. Der Film ver=
mag
ein Erlebnis zu übermitteln, das aus Büchern und Reiſebeſchrei=
bungen
ſchwerlich in dieſer Wirklichkeit und Identität kommen kann,
zudem ein Erlebnis, das es in unſerem Leben noch nicht gab: Ein Stück
Erde, auf dem das Leben ſpärlicher und ſpärlicher wird, und es zeigt
ſich, wie lebendig die Erde in ihrem nackten Element noch iſt, ſelbſt wo ſie
erſtarrte.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Für die Montags= und Don=
nerstags
=Miete ſind noch einige gute Plätze frei, die heute vormittags
von 101 Uhr im freien Verkauf an der Kaſſe des Kleinen Hauſes ab=
gegeben
werden. Die noch nicht abgeholten Mietkarten können nur noch
heute vorm. von 101 Uhr eingelöſt werden, da von morgen ab ander=
weitig
darüber verfügt wird.
Oberheſſiſche Muſikwoche. Geſtern begab ſich das geſamte Orcheſter
des Heſſiſchen Landestheaters nach Oberheſſen, um auf Veranlaſſung der
Provinzialdirektion Oberheſſen in einigen Städten unter Generalmuſik=
direktor
Ballings Leitung Konzerte zu veranſtalten. Der Reiſeplan ſieht
vor: Dienstag, den 26. Juni, in der Stadtkirche zu Friedberg: Parſifal=
und Lohengrin=Vorſpiel, H=Moll=Sinfonie von Schubert und Tod und
Verklärung von Strauß; Mittwoch, den 27. Juni, in Gießen: Arnold
Mendelsſohn: Sinfonie C=Dur, Richard Strauß: Don Juan= und Mei=
ſterſinger
=Vorſpiel; Donnerstag, den 28. Juni, in der Kirche zu =
dingen
, das gleiche Programm wie in Friedberg; Freitag, den 29. Juni,
in Schotten: Vorſpiele zu Meiſterſinger und Parſifal, Beethoven: C=
Moll=Sinfonie und die 2. Rhapſodie von Liſzt; Samstag, den 30. Juni, in
Lauterbach, das Programm von Schotten: Sonntag, den 1. Juli:
2. Konzert in Gießen: Gluck: Ouvertüre zu Jphigenie‟, Brahms: Haydn=
Variationen und Bruckner: Sinfonie Nr. 6; Montag, den 2. Juli, in
Bad=Nauheim: Bruckner Nr. 6, Strauß: Don Juan und Meiſterſinger=
Vorſpiel. Nach einer überaus anſtrengenden Spielzeit hatten, die
Orcheſtermitglieder durch das Muſikfeſt noch eine ſchwere Aufgabe zu
erfüllen, und es iſt beſonders hoch anzurechnen, daß das Orcheſter dieſe
Reiſe im Intereſſe des Landestheaters einerſeits und auch der Bevölke=
rung
eines Teiles von Oberheſſen unternimmt.
* Dr. med. Markel +. Am 25. Juni ſtarb Sanitätsrat Dr.
Markel, hier. Mit ihm iſt einer der edelſten Menſchen dahin=
gegangen
. Er war ein offener, liebevoller Charakter, ſtets hilfs=
bereit
für reich und arm, dabei ſelbſtlos und uneigennützig, ein
echter Freund und treuer Kollege. Die Aerzteſchaft wie ſeine vie=
len
Patienten werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. O.
Darmſtädter Stadtanleihe. Die Zeichnungsfriſt der bis
zum Höchſtſatze von 18 Prozent verzinslichen Anleihe der Stadt
Darmſtadt läuft Ende dieſer Woche ab. Zeichnungen neh=
men
hieſige und auswärtige Banken ſowie die Städtiſche Spar=
kaſſe
noch entgegen.
Vollſtreckung von Räumungsurteilen. Mit Ermächtigung
des Heſſiſchen Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft iſt die
Anordnung des Oberbürgermeiſters vom Jahre 1919, wonach
die zwangsweiſe Räumung einer Wohnung nicht erfolgen darf,
wenn die Gemeindebehörde (Wohnungsamt) beſcheinigt, daß
der Inhaber einer Wohnung bei Durchführung der Räumung
wohnungslos werden würde, bis zum 30. September d. J.
verlängert worden.
Zur Ausführung des Reichsmietengeſetzes. Die Bekanntmachung
des Oberbürgermeiſters vom 28. Mai 1923, betr. die Zuſchläge zur
Grundmiete, mit Wirkung vom 1. Juni, enthält den Schlußſatz: Die
vorſtehend veröffentlichten Hundertſätze bedürfen noch der Genehmigung
des Kreisamtes. Mit anderen Worten: ſie ſtehen noch nicht feſt, mit=
hin
ſollte man ſie auch nicht früher veröffentlichen. Dieſe Art des Ver=
fahrens
verſtößt auch gegen Art. 9 der heſſ. Ausf. V. vom 13. Juni 1922.
Dort heißt es: Die Hundertſätze ſind von den Gemeindebehörden feſt=
zuſetzen
. Eine vorherige Einigung der Vermieter= und Mieterintereſ=
ſenten
iſt anzuſtreben. Die Beſchlüſſe der Gemeindebehörden ſind der
Aufſichtsbehörde, (Kreisamt) anzuzeigen. Dieſer ſteht ein Einſpruchs=
recht
binnen zwei Wochen zu. In der gleichen Friſt können auch die In=
tereſſentenvertretungen
Einſpruch bei der Aufſichtsbehörde verfolgen.
Wird innerhalb dieſer Friſt ein Einſpruch nicht eingelegt, ſo gilt der
Satz als genehmigt. Wird Einſpruch eingelegt, ſo hat die Aufſichtsbe=
hörde
nach Anhörung des Mieteinigungsamtes und der Intereſſenten=
vertretungen
den Hundertſatz zu beſtimmen. Die endgiltig feſt=
geſetzten
Hundertſätze ſind zu veröffentlichen. Die
Art und Weiſe der ſtädtiſchen Bekanntmachung verſtößt alſo, wie Ein=
gangs
geſagt, gegen die Verordnung des Geſamtminiſteriums
ß die vorge=
uni
1922 und es wäre deshalb Anlaß gegeber
vom

ſetzten Dienſtaufſichtsſtellen, das Kreisamt und das
Miniſterium des Innern die Stadtverwaltung auf die Un=
zuläſſigkeit
des beobachteten Verfahrens aufmerkſam machen und Abhilfe
ſchaffen würden.
Neue Hundertſätze zum Reichsmietengeſetz. Vom Mieterverein
erhalten wir nachſtehende Zuſchrift, die wir veröffentlichen. Unſere
eigene Stellungnahme behalten wir uns jedoch vor: Am 28. vor. Mts.
beröffentlichte der Herr Oberbürgermeiſter neue Hundertſätze zu dem
R. M. G. für den Monat Juni. Zu dieſen Hundertſätzen iſt dann eine
beſondere Bemerkung erlaſſen, in der es heißt, daß in den Hundertſätzen,
den Betriebskoſtenzuſchlägen die Brandverſicherungsbeiträge für 1921
enthalten wären und die Hausverwaltungskoſten. Alle übrigen Koſten
ſind auf die Mieter umzulegen. Daraus leiten nunmehr die Hausbe=
ſitzer
die Forderung her, Brandverſicherungsbeiträge für 1922 nochmals
von den Mietern zu erheben. Derartige Nachforderungen ſind zweifellos
geſetzlich nicht berechtigt. In den Betriebskoſten der reichsgeſetzlichen
Miete ſind, wie in allen Bekanntmachungen ausdrücklich veröffentlicht,
die Brandverſicherungsbeiträge enthalten. Eine Nachforderung braucht
daher von der Mieterſchaft nicht anerkannt zu werden und wird auch
nicht anerkannt; es war Sache des bei den Berechnungen ſtets anweſen=
den
Hausbeſitzervertreters, ihre Forderung bezüglich der Brandverſiche=
rung
geltend zu machen. Haben ſie dies unterlaſſen und ſind die Hun=
dertſätze
einmal feſtgeſetzt; ſo gibt es Nachforderungen nicht mehr. Die
Bekanntmachung des Hausbeſitzervereins iſt von der Mieterſchaft nicht
zu beachten. Aber auch die Veröffentlichung des Herrn Oberbürger=
meiſters
widerſpricht dem R. M. G. Das R. M. G. in Verbindung mit den
Heſſiſchen Ausführungsbeſtimmungen zum R. M. G. ſchreibt vor, daß die
Hundertſätze nach Anhörung der beiden Organiſationen von der Ge=
meindebehörde
feſtgeſetzt werden. Wenn eine Einigung nicht zuſtande
kommt, laſſen die Ausführungsbeſtimmungen ein Einſpruchsrecht von
14 Tagen, ſowohl für die Aufſichtsbehörde, welcher die Hundertſätze an=
gezeigt
werden müſſen, als auch für die Intereſſentengruppen zu. Die
Verhandlung fand in der zweiten Hälfte des Mai ſtatt; eine Einigung
kam nicht zuſtande. Die Zuſtellung erfolgte am 19. Mai, und war es
nun vollſtändig ausgeſchloſſen, noch vor Ablauf des Mai die Hundert=
ſätze
feſtzuſetzen, da der Mieterverein, rechtzeitig Einſpruch erhoben hat.
Es iſt eine durch nichts begründete eigenmächtige Auslegung der Ge=
meindebehörde
, in dieſem Falle ſchon vorher die Hundertſätze zu ver=
öffentlichen
und ſie rechtsverbindlich zu erklären. Die Mieterſchaft wird
in dieſem Falle, weil das Geſetz nicht beachtet worden iſt, dieſe hohen
Hundertſätze nicht zahlen. Neue Verhandlungen vor dem Kreisamte
finden am 27. Juni ſtatt. Wir verkennen durchaus nicht, daß bei der
heutigen Geldentwertung höhere Hundertſätze feſtgeſetzt werden müſſen,
wir verweiſen aber darauf, daß bis heute faſt noch keinerlei Reparaturen
gemacht worden ſind und daß vor allem die Hauskonten noch nicht ein=
mal
angelegt wurden. Obwohl man damit rechnen mußte, daß eine wei=
tere
Geldentwertung eintrat, iſt in keiner Weiſe vorſorglich von dem
Hausbeſitzer verfahren worden, jedenfalls immer mit dem Hintergedan=
ken
, die Mieter müſſen ja doch alles bezahlen. Wenn der Hausbeſitzer
erklärt: Wir verlangen das, was das Geſetz uns zuſpricht, ſo erklären
wir weiter, wir verlangen, daß die Behörde nur nach den Beſtimmun=
gen
des Geſetzes und nicht eigenmächtig verfährt. Nach der Verhandlung
am 27. Juni können die Hundertſätze dann ab 1. Juli feſtgeſetzt werden.
Für Monat Juni gelten 7000 Prozent, gerade wie für den Monat Mai.
Die Beſtimmungen des Geſetzes und der Ausführungsbeſtimmungen ſind
zwingender Natur und können nicht eigenmächtig abgeändert oder aus=
gelegt
werden.
Die Gehaltsüberweiſungen durch die Hauptſtaatskafſe. Man
ſchreibt uns: Die neuen Beamtenbezüge, die die bisherigen Beamtenge=
halte
, der Geldentwertung einigermaßen anpaſſen ſollen, ſind ſeit Mitt=
woch
, (20. Juni), bekannt. Die ſogenannten Beſoldungsbogen ſind natür=
lich
noch nicht ausgegeben, und bis die Berechtigten in den Genuß der
Erhöhung treten, wird es ſicher Juli werden. Die Geldentwertung
aber ſchreitet unaufhaltſam weiter. Ein Erſatz der entſchwundenen
Kaufkraft iſt die Nachzahlung nicht mehr, wenn ſie in die Hände der
Empfänger gelangt. In dieſer Woche werden nun wieder die Monats=
gehalte
fällig, und ſie ſollen, wie man hört, Freitag, 29. Juni, von der
Hauptſtaatskaſſe überwieſen werden. Samstags ſchließen nun Banken
uſw. nun ſchon um 1 Uhr. Die Beamten werden deshalb über das, was
ihnen zuſteht, erſt in den erſten Tagen der nächſten Woche verfügen kön=
nen
. Dabei kommt es eben auf jeden Tag an! Fällt der Monatserſte
auf einen Samstag oder Sonntag, ſo müßte unbedingt ſchon Donners=
tags
überwieſen werden. Eine Benachteiligung der Beamtenſchaft iſt
es auch, daß die Hauptſtaatskaſſe die Nachzahlungen nur Dienstags
und Freitags überweiſt. Sie müßte ſich unſerer ſchnellebigen Zeit
etwas mehr anpaſſen und Dienstags, Donnerstags und
Samstags überweiſen. Die Spanne zwiſchen den Ueberweiſungs=
tagen
iſt mit drei und vier Tagen heute zu groß.
Sbg. Jungdeutſcher Orden. Die Arbeitsgemeinſchaft Heſſen des
Jungdeutſchen Ordens hielt ihre diesjährige Sonnwendfeier in Butzbach
und Schloß Münzenberg ab, zu der die Jugend nebſt alten Veteranen
zahlreich erſchienen waren. Der Samstagabend ſtand im Zeichen der Ban=
nerweihe
für die Ortsgruppe Butzbach. Nach einem gemeinſamen Gottes=
dienſt
am Sonntag morgen und einer Treukundgebung für Saar, Rhein
und Ruhr auf dem Marktplatz zog man am Nachmittag hinauf zu der
ſagenumwobenen Münzenburg zur Sonnwendfeier. Beim Scheine der
lodernden Flammen fand die Weihe des Banners der Bruderſchaft Drei=
eich
ſtatt. Ein erhebender Augenblick, der nicht ſo leicht vergeſſen wird.
Waiſenſchutz. Am Sonntag, den 8. Juli d. J., begeht der Heſſiſche
Fechtverein Waiſenſchutz, Zweigverein Darmſtadt, ſein diesjähriges
Sommerfeſt im Städtiſchen Saalbau. Der unter Leitung ſeines Chor=
meiſters
, Herrn Kammermuſiker O. Scheidhauer, ſtehende Geſangverein
Concordia, hat in liebenswürdiger Weiſe ſeine Mitwirkung zugeſagt.
Herr Obermuſikmeiſter Weber, der die zum Vortrag kommenden Konzert=
ſtücke
perſönlich leitet, ſorgt für einige gemütliche Stunden. Auch hat
der Vergnügungsausſchuß für eine reichhaltige Verloſung, die bei unſe=
rem
Verein ſchon immer großen Anklang fand, Sorge getragen. Nicht
vergeſſen ſei auch unſere Schießbude (Preisſchießen) und der abends halb
8 Uhr beginnende Tanz nebſt Lampion=Reigen. Alles in Allem ſtehen
den Beſuchern einige genußreiche Stunden in Ausſicht. Alles Nähere er=
ſehe
man in der in nächſter Woche erſcheinenden Anzeige d. Bl.
Aus der Markusgemeinde. Im Juli werden es 25 Jahre, daß
Herr Pfarrer Vogel an die Stadtgemeinde berufen wurde. Auf
Wunſch des Kirchenvorſtandes, ſowie des Gemeindevereins der Markus=
gemeinde
ſoll dieſer Tatſache Rechnung getragen werden in einem feſt=
lich
ausgeſtatteten Gottesdienſt am kommenden Sonntag den 1. Juli,
vormittags 10 Uhr, in der Stadtkirche. Die Gemeindeglieder werden
zum Beſuch dieſes Gottesdienſtes herzlichſt eingeladen.
rt. Vom Odenwaldklub. Die Ortsgruppe Heidelberg des Oden=
waldklubs
hat den Randweg von Heidelberg nach Wimpfen durchs Neckar=
tal
markieren laſſen.
Provinzialtagswahl. Das Provinzialtagsmitglied Herr Bürger=
meiſter
Rech aus Offenbach a. M. hat ſein Mandat niedergelegt. Zur
Feſtſtellung, wer an ſeine Stelle in den Provinzialtag eintritt, wird die
Provinzialwahlkommiſſion am Montag, den 2. Juli, nachmittags
4 Uhr, im Sitzungsfaal des Provinzialausſchuſſes hier (Kreisamt) zu=
ſammentreten
.
Die Jahresverſammlung der Südweſtdeutſchen Konferenz für
Innere Mifſion ſoll am 7. bis 9. Juli d. J. in Mosbach (Baden)
gefeiert werden in Verbindung mit dem Jahresfeſt des badiſchen Landes=
vereins
, des Landesverbandes und Frauenverbandes für Innere Miſ=
ſion
und der Jahresfeier der Mosbacher Anſtalt für Schwachſinnige. Am
Nachmittag des 7. werden die beiden Landesverbände ihre Beratungen
halten. Abends ſoll eine öffentliche Verſammlung mit Berichten aus
den verſchiedenen Anſtalten des badiſchen Landes ſtattfinden. Sonntag,
den 8. d. M., Feſtgottesdienſt, an den ſich ein Kindergottesdienſt an=
ſchließen
ſoll. Nachmittags hält die Mosbacher Anſtalt ihr Jahresfeſt
auf ihrem Anſtaltsgelände, Anſprache Pfarrer Fiedler (Mosbach), Feſt=
predigt
Pfarrer Diener (Durlach), Jahresbericht des Anſtaltsleiters
Pfarrer Riehm. Abends 8 Uhr Verſammlung in der Stadtkirche mit
Vortrag über den Vorläufer der Inneren Miſſion, Graf Adelbert von
der Recke Volmarſtein, den Pfarrer Schrenck (Frankfurt) zugeſagt hat.
Montag vormittag Hauptverſammlung der Südweſtdeutſchen Konferenz,
Morgenandacht, Vortrag des Landesjugendpfarrers Horning ( Karls=
ruhe
) über die Aufgaben, welche das neue Reichsjugendwohlfahrtsgeſet=
der
Inneren Miſſion ſtellt. Nachmittags Hauptverſammlung des badi=
ſchen
Landesvereins für Innere Miſſion. Gleichzeitig Beſuch der Für=
ſorgeerziehungsanſtalt
Schwarzacher Hof bei Aglaſterhauſen.
* Erhöhung der Babepreiſe im Woog. Als 2. Punkt ſteht auf der
Tagesordnung der nächſten Stadtverordnetenverſammlung: Der Woogs=
pächter
hat wegen der fortgeſchrittenen Teuerung um eine weitere Er=
höhung
der Bäderpreiſe für den Woog nachgeſucht. Die Woogs= und
Bäder=Deputation hat beſchloſſen, die Preiſe für Einzelbäder und für
Wäſche angemeſſen zu erhöhen, dagegen die Preiſe für Dauerkarten
vorerſt beſtehen zu laſſen. Hiernach wird erhöht der Preis für: a) ein
Bad mit Benutzung einer geſchloſſenen Kabine am Ufer und auf der
Inſel (einſchl. Ueberfahrt) oder ein Frauenbad von 600 auf 1000 Mk.,
b) ein Bad mit Benutzung eines gemeinſchaftlichen Zimmers am Ufer
oder der Halle auf der Inſel von 300 auf 500 Mk., c) 12 Sthck Bade=
karten
mit Benutzung einer verſchließbaren Kabine am Ufer oder der
Halle auf der Inſel oder für das Frauenbad 6000 auf 10 000 Mk. Die
Wäſchepreiſe werden um durchſchnittlich 100 Prozent erhöht. Es wird
beantragt, den Beſchluß der Woogs= und Bäder=Deputation gutzuheißen.
Reichsſammlung des Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge.
Alle Regierungen haben der Reichsſammlung des Volksbundes Deutſche
Kriegsgräberfürſorge E. V., Berlin=Schöneberg, Innsbruckerſtraße 42
(Poſtſcheckkonto Berlin 38660), die Verlängerung der Genehmigung zur
Sammlung bis zum 31. Oktober d. J. erteilt. Die Reichsgeſchäftsſtelle
bittet, an der im Reiche ſtattfindenden Werhearbeit ſich rege zu be=
teiligen
,

Vorſicht bei Annahme von Poſtſchecken. In letzter Zeit hat ein
Poſtſcheckſchwindler Frankfurter und Offenbacher Firmen um bedeutende
Beträge geſchädigt. Der Schwindler beſitzt ein Poſtſcheckheft einer Main=
zer
Firma, aus dem er Schecke ausſtellt und dieſe als Gegenwert für
gekaufte Waren übergibt. Von einem Beamten der Auskunftsſtelle des
Poſtſcheckamtes iſt ihm, nach Vorzeigen eines Kontoauszuges der Firma
in Mainz und eines gültigen Perſonalausweiſes, vor einiger Zeit auf
Verlangen auf dem Brefumſchlag des Kontoauszuges der Vermerk ange=
bracht
worden: Guthaben am 334809 Mk. Darunter befindet ſich
der Abdruck eines Gummiſtempels Poſtſcheckamt und der Namenszug
des Beamten. Den auf dem Umſchlag angegebenen, für den Tag der
Niederſchrift für die genannte Summe gültigen Betrag hat der Schwind=
ler
durch Vorſetzen der Ziffer 1 inzwiſchen auf 1 334 809 Mk. gefälſcht.
Das Datum ſcheint er nach Bedarf beliebig umzuändern. Hierdurch
macht er die Geſchäftsinhaber glauben, er habe ſich ſein Guthaben gerade
erſt beim Poſtſcheckamt beſcheinigen laſſen und zwar aus dem Grunde,
weil die Zahlſtelle geſchloſſen ſei und er ſelbſt daher Geld nicht mehr
habe abheben können. Durch ſein gewandtes, ſicheres Auftreten und die
Angabe, er müſſe am gleichen Tage wieder nach Mainz zurück, ſind die
Verkäufer entgegenkommend und fallen dem Betrug zum Opfer. Es iſt
anzunehmen, daß der Schwindler verſuchen wird, noch weitere Geſchäfte
zu ſchädigen.
wh. Prägung von Tauſendmarkſtücken. In ungefähr 14 Tagen ſoll
dem Reichsrat der Entwurf eines Geſetzes über die Prägung von Tau=
ſendmarkſtücken
vorgelegt werden. Das Stück dürfte im Stil der Zwei=
hundert
= und Fünfhundertmarkſtücke gehalten werden und ungefähr 5
Millimeter mehr an Umfang haben als der ſogenannte Verfaſſungstaler.
Bis Anfang Juli ſollen Fünfhunderttauſendmarkſcheine ausgegeben
werden.
Hausbriefkäſten. Die Notlage des Reiches und der Rückgang des
Verkehrs haben es erforderlich gemacht, die Zahl der Briefträger zu ver=
mindern
. Hierdurch haben den einzelnen Briefträgern größere Bezirke
zugeteilt werden müſſen, was zur Folge hat, daß die Beſtellungen nicht
mehr mit der wünſchenswerten Schnelligkeit durchgeführt werden können.
Das wirkſamſte Mittel zur Beſchleunigung der Briefbeſtellung hat das
Publikum ſelbſt in der Hand; es beſteht in der Anbringung von Haus=
briefkäſten
an den Eingängen der Wohnungen. Denn nicht nur das
Warten des Briefträgers auf das Oeffnen der Tür, das wiederholte
Klingeln uſw., fällt überall da weg, wo ein Hausbriefkaſten angebracht
iſt, ſondern es ſind auch in den Fällen, wo niemand zu Hauſe ange=
troffen
wird, keine wiederholten Gänge zu machen.
wb. Sommerſonderzüge. Von der am 1. Juli 1923 eintretenden
Perſonentariferhöhung werden nur die Sommerſonderzüge
betroffen, für die der Fahrkartenverkauf nach dem 22. Juni beginnt. Für
den Bezirk der Reichsbahndirektion Frankfurt a. M., werden hiernach
die Sommerſonderzugkarten für den Sommerſonderzug Frankfurt
a. M.Berlin am 13. Juli 1923 id den Sommerſonderzug Frank=
furt
a. M.München am 4. Auguſt 1923 zu den ab 1. Juli gültigen,
um 200 Prozent erhöhten Fahrpreiſen ausgegeben. Außer den bisher
veröffentlichten Sonderzügen wird am 12. Juli noch ein Sonderzug von
Frankfurt nach Breslau gefahren. Die Einſteigeſtationen ſind
Frankfurt Hauptbahnhof, Offenbach, Hanau, Fulda und Bebra. Es ge=
langen
nur Fahrkarten nach Breslau zur Ausgabe. Die Abfahrtszeiten
und die Fahrpreiſe werden auf den Bahnhöfen in Kürze bekannt ge=
geben
.
Die Zufahrten nach der badiſchen Schwarzwaldbahn, an deren
Mittelpunkt der bekannte Höhenkurort und Winterſportplatz Tri=
berg
liegt, haben mit Einführung des Sommerfahrplans dank der
fortgeſetzten Bemühungen des Städt. Verkehrsamts Triberg (Leitung
Kurkommiſſär Romberg) eine erhebliche Verbeſſerung und Vervollſtän=
digung
erfahren. In erſter Linie iſt die Schaffung eines direkten
Schnellzugspaares FrankfurtTribergFreiburg über Heidelberg
MühlackerPforzheim-Hauſach zu nennen, das in Frankfurt in direk=
tem
Anſchlußverkehr mit ganz Mittel= Nord= und Südoſtdeutſchland
ſteht. Außerdem ſind die Auslandsverbindungen nach Holland, Skan=
dinavien
, Böhmen und Oeſterreich ausgebaut, ein Zeichen, daß in Krei=
ſen
der Bahnverwaltung der Fremdenverkehr anders beurteilt wird
als von den für die Paß= und Einreiſe verantwortlichen Reichs=
ſtellen
. Die vielfachen Aenderungen des neuen Fahrplans haben eine
Neubearbeitung der vom Städt. Verkehrsamt herausgegebenen Zuſam=
menſtellung
der direkten Reiſe erbindungen nach der Schwarzwald=
bahn
nötig gemacht, die jetzt fertiggeſtellt iſt und gegen Erſatz der
Selbſtkoſten und Porto (500 Mark) bezogen werden kann. Sie enthält
die Reiſeverbindungen von Berlin, Magdeburg, Halle, Erfurt, Breslau,
Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen, Bamberg, Würzburg, Altona,
Hamburg, Bremen, Hannover, Kaſſel, Köln, Dortmund, Eſſen, Duis=
burg
, Elberfeld, Hagen, Holland, Bentheim, Paderborn, Frankfurt,
Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Böhmen, Eger, Nürnberg, Wien,
Salzburg, München, Ulm, Stuttgart, jeweils nach geſchloſſenen Reiſe=
wegen
.
wb. Von Altenkirchen bis Erbach. Der bisher 5.38 Uhr vorm. von
Altenkirchen (W.) bis Erbach (W.) beförderte Leerwagenzug mit Per=
ſonenbeförderung
wird vom 22. Juni ab erſt 5.45 Uhr vorm. von Alten=
kirchen
(W.) abgefahren und wie bisher 6.51 Uhr vorm. in Erbach (W.)
ankommen. Der Anſchluß nach Marienberg iſt gewahrt: Erbach (W.)
ab 7 Uhr vormittags.
Ein Erlebnis auf der Bahn. Ein Leſer unſeres Blattes ſchreibt
uns: Am Samstag, den 23. Juni, fuhr ich um 2.20 Uhr nachmittags
mit dem Perſonenzug auf Sonntagskarte von Darmſtadt nach Weinheim.
Aus beſonderen Gründen mußte ich über Weinheim hinaus bis Mann=
heim
durchfahren. Zu dieſem Zwecke forderte ich von dem dienſthaben=
den
Schaffner des Zuges ſchon in Zwingenberg einen Zuſchlag bis nach
Mannheim. Dieſer Zuſchlag wurde mir trotz wiederholter höflicher Bitte
verweigert mit der Begründung, daß meine Fahrkarte ungültig ſei, da
ich zu früh von Darmſtadt abgefahren ſei. Es gelang mir auch nicht
durch Anrufen des Zugführers, einen Zuſchlag zu erhalten. Vielmehr
mußte ich unter allſeitiger Mißvilligung des Verhaltens des Schaffners
ſeitens meiner Mitreiſenden bis Mannheim ohne Fahrkarte weiter=
fahren
und wurde nach längerem Warten von dem Schaffner vor einen
Aufſichtsbeamten des Bahnhofs gebracht. Dieſer gab mir dann nach
Schilderung des Sachverhalts zum ſichtlichen Erſtaunen des Schaffners
Recht und erkannte das Verhalten dieſes als ungehörig und unrichtig an.
Wie iſt es nun möglich, daß ein Bahnbeamter, der als Schaffner
Dienſt tut,, nicht darüber unterrichtet iſt, daß man Sonntagskarten von
Darmſtadt aus ſchon von 2 Uhr mittags an zur Hinfahrt benutzen darf?
Wie iſt es ferner möglich, daß ein Schaffner wegen dieſer Unkenntnis
ſeiner Dienſtobliegnheiten Reiſende beläſtigt und ſo ihrer koſtbaren Zeit
beraubt? Hoffentlich bedarf es nur dieſes Hinweiſes, daß in Zukunft
das Zugbegleitperſonal ſeinen Inſtruktionen gemäß handelt.
Juli=Fahrplan des Norddeutſchen Lloyd Bremen. (Ohne Gewähr).
1. Bremen=New=York. a) Bremen, Southampton-Cherbourg
New=York. D. Preſident Arthur ab Bremen 4. Juli, D. George
Waſhington ab Bremen 11. Juli, D. America ab Bremen 20. Juli,
D. Preſident Rooſevelt ab Bremen 25. Juli; b) Bremen-New=York
direkt. D. Seydlitz ab Bremen 7. Juli, D. Yorck ab Bremen 14.
Juli, D Bremen ab Bremen 21. Juli, D. Preſident Fillmore ab:
Bremen 26. Juli, D. München ab Bremen 28. Juli. 2. Bremen
PhiladelphiaBaltimore. D. Holſtein ab Bremen 17.
Juli. 3. Bremen La Plata. D. Köln ab Bremen 7. Juli.
4. BremenBraſilien. D. Hornſund ab Bremen 21. Juli,
ab Hamburg 27. Juli. 5. BremenOſtaſien. D. Kaſama ab
Bremen 11. Juli, ab Hamburg 18. Juli, D. Weſer ab Bremen 21. Juli,
ab Hamburg 28. Juli. 6. BremenAuſtralien. D. Hagen ab
Bremen 14. Juli.
Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor. Heute Mittwoch abend
8 Uhr findet Konzert ſtatt unter Mitwirkung des Herrn Obermuſik=
meiſters
M. Weber. (Siehe Anzeige.)
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei.
Heute, Mittwoch abend, ſtehen verſchiedene wichtige Punkte zur Erörter=
ung
, weshalb zahlreiches Erſcheinen erwünſcht iſt. Anſchließend Muſik=
vorträge
oder bei gutem Wetter Spaziergang.
Demokratiſche Jugendgruppe. Wir machen unſere
Mitglieder darauf aufmerkſam, daß der Heimabend heute, den 27. Juni,
ausfällt.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmi die Redaltion keinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Blumendiebſtähle auf dem Waldfriedhof.
Zornerfüllt und mit geballten Fäuſten ſtand ich in dieſen Tagen an
der Ruheſtätte meines verſtörbenen Vaters. Feiges Geſindel iſt nicht
davor zurückgeſchreckt, an der Ruheſtätte der Toten, Diebſtähle zu be=
gehen
. Jede Ehrfurcht vor der geweihten Stätte, jedes Gefühl der Pie=
tät
fehlt dieſen Menſchen. Mit einer Dreiſtigkeit ſondergleichen haben
Diebe am hellen lichten Tage Blumenſtöcke von Gräbern hinweggeſtohlen
und Roſenſtöcke abgeſchnitten. Der Verkauf der geſtohlenen Hortenſien=
ſtöcke
und geſtohlenen Roſen bringt ja auch ohne große Anſtrengung
immerhin ein ſchönes Stück Geld ein.
Jedenfalls richte ich an die Friedhofsverwaltung die dringende Bitte,
eine verſchärfte Aufſicht des Waldfriedhofes anzuordnen, damit dieſem
Geſindel das Handwerk gelegt wird.
A. R.

[ ][  ][ ]

Rummer 125.

Seite 5.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Juni 1923.
Das Dienſtaltersgeſetz für heſſiſche Staatsbeamte.
Von Profeſſor D. M. Schian.

Der Heſſiſche Landtag hat ſich am 21. und 22. Juni mit
einer Negierungsvorlage über ein Dienſtaltersgeſetz beſchäftigt;
am 22. Juni hat er das Geſetz in zweiter Leſung verabſchiedet.
Es wird ſicherlich alsbald in Kraft treten; ſeine Wirkungen wer=
den
bereits am 1. Oktober d. J. ſpürbar werden. Die letzten
Sitzungen des Landtags waren überlaſtet: die Ausſprache über
das Geſetz war daher kürzer, als ſeine Wichtigkeit eigentlich er=
fordert
hätte. Die Berichterſtattung über das Geſetz war in
einigen Einzelpunkten nicht völlig genau. Die öffentliche Er=
örterung
des Geſetzes wird vermutlich noch einige Zeit andauern.
Aus dieſem Grunde wird es nützlich ſein, wenn hier einige Er=
läuterungen
gegeben werden.
Der Landtag hatte ſchon vor längerer Zeit die Vorlage
eines ſolchen Geſetzes gefordert. Die Regierung kam dem Er=
ſuchen
erſt in dieſem Frühjahr nach. Sie ſchlug als Termin der
Penſionierung das vollendete 68. Lebensjahr vor. Preußen hat,
wie bekannt, einen früheren Termin gewählt, nämlich das 65. der kalendermäßigen Lage des Geburtstages, eine gewiſſe Un=
Lebensjahr. Es war niemandem zweifelhaft, daß die Staats=
dienſtanwärter
auch in Heſſen einen ähnlichen Termin wünſch= Kalendermonats nach Vollendung des 68. Jahres als Termin
ten. In den Stimen aus dem Leſerkreiſe des Darmſtädter
Tagblatts Nr. 172 kommt dieſer Wunſch zum lebhaften Aus= erträglich, für die Hochſchulen aber war ſie einfach unerträglich.
druck. Regierung wie Landtag (Finanzausſchuß) haben ſehr Es iſt ſehr mißlich, einen Lehrer mitten im Quartal ſeiner
ernſt geprüft, ob dieſen Wünſchen Rechnung getragen werden
könne. Den Ausſchlag im verneinenden Sinne gaben finanzielle
Beamten wäre recht groß, die finanzielle Belaſtung der Staats=
kaſſe
daher ſehr ſchwer geweſen. Dieſe Gründe wurden ſo ziem= eines Semeſters bilden ein untrennbares Ganzes. So wenig
lich auf allen Seiten des Hauſes anerkannt. Wenn demgegen=
über
das Intereſſe der Staatsdienſtanwärter nachdrücklich gel= werden kann, ſo wenig kann ein anderer die Fortſetzung ſeiner
tend gemacht wird, ſo fordert das gewiß Beachtung. Aber die
Staatsfinanzen heiſchen wirklich gebieteriſch Schonung. Und
ſchließlich wird man feſtſtellen müſſen, daß auch die älteren Be=
amten
es verdienen, daß ſie nicht vorzeitig in den Ruheſtand zu
treten gezwungen werden. Wenn wan lediglich ſachliche Er= Ende des Halbjahres als Ruheſtandstermin feſtlegen zu laſſen.
wägungen Mangel an Arbeitsfähigkeit, Friſche und Elaſtizität
bei älteren Beamten gelten laſſen wollte, ſo könnte man m. E. heiten in der erſten Leſung nicht gelang, beantragte ich in der
ſehr wohl einen noch ſpäteren Termin für den Eintritt in den zweiten Leſung für alle Beamten die Wiederherſtellung der
Ruheſtand wählen, etwa die Vollendung des 70. Jahres. Es
wird manchem bewährten und erfahrenen Beamten, der noch
durchaus leiſtungsfähig iſt, ſauer werden, jetzt plötzlich arbeits=
los
zu werden. Die Arbeit iſt auch heute noch für viele Beamte
Lebensbedürfnis, ja Lebensglück. Ging man unter Beiſeite=
laſſung
ſolcher Erwägungen auf das 68. Lebensjahr zurück,
ſo tat man das im Blick auf die der Anſtellung harrende Gevera=
tion
. Eine Minderheit des Landtags hat ſich nicht entſchließen
können, dieſem frühen Termin zuzuſtimmen. Oberſtaatsanwalt profeſſoren bleiben bis 1. April 1924 im Dienſt, weil es
Wünzer gab ihren Gedanken ernſthaften und beweglichen Aus=
druck
. Die große Mehrheit des Landtags, auch die große Mehr= profeſſuren unterliegen, völlig unmöglich iſt, ſie von jetzt an bis
heit der Partei, zu der Abg. Wünzer gehört, hielt es doch für 1. Oktober 1923 neu zu beſetzen. Hier rücken eben nicht einfach
richtig, um der Jüngeren willen zuzuſtimmen.
Dadurch, daß das 68. Lebensjahr gewählt wurde, entging
man in Heſſen, anders als im Preußen, der Notwendigkeit,
größere Ausnahmen zu machen. In Preußen iſt der Termin für
Richter und Univerſitätslehrer weiter hinausgeſcho= amtlichen Verpflichtungen zu löfen.
ben; in Heſſen iſt er für alle gleich. Man hätte m. E. auch hier
ſchule ein oder zwei weitere Jahre zubilligen können. Da näm= Univerſität Gießen handelt es ſich um etwa ein halbes Dutzend
lich für beide Berufe das Syſtem des einfachen Aufrückens der
Anwärter ausgeſchloſſen iſt, ſo fielen die obengenannten Be=
weggründe
für dieſe Beamtengruppen fort. Aber es ſchien nicht ſein wird, iſt unerfindlich. Aber auch dieſes Bedenken wurde um
angezeigt, Ausnahmebeſtimmungen zu fordern, die nicht unbe=
dingt
notwendig waren. Und ſo habe auch ich mich entſchloſſen,
auf Anträge in dieſer Richtung zu verzichten. Dagegen hat die es iſt ein Verſuch, dem Notſtand der Staatsdienſtanwärter
Deutſche Volkspartei in der zweiten Leſung verſucht, die No=
tare
auszunehmen. Ihre Anſtellungsverhältniſſe ſind, ſo be=

ch. Griesheim, 25. Junk. Das Gaswerk beabſichtigt die An=
legung
einer Förderbahn. Der Gemeinderat hat das diesbezügliche Bau=
geſuch
des Gaswerks dahin entſchieden, daß gegen die Anlage einer För=
derbahn
nichts einzuwenden iſt, wenn dieſe auf das Gelände des Gas=
werkes
gelegt wird.
Jugenheim (Bergſtr.), 26. Juni. Am Sonntag, den 24. d. Mts.,
fand im Hotel Zur Krone ein Wohltätigkeitskonzert zu Gunſten des
Deutſchen Volksopfers ſtatt, das einen überaus glänzenden Verlauf
nahm. Drei jugendliche Künſtler hatten ſich in den Dienſt der guten
Sache geſtellt und boten durchweg Vorzügliches. Frl. Stefanowa vom
Darmſtädter Landestheater eroberte ſich mit ihrer ſelten ſchönen Stimme
und ihrem warm beſeelten Vortrage im Fluge die Herzen aller Zuhörer.
Herr Edgar Gernet, ein junger Mainzer Geiger, erwies ſich als Meiſter
ſeines Inſtrumentes. Er verfügt über weit vorgeſchrittene Technik,
einen ſeelenvollen, weichen Ton und temperamentvolle, reife Vortrags=
weiſe
. Nicht endenwollender Beifall lohnte den Künſtler für ſeine
Leiſtungen. Herr Karl Dietrich aus Darmſtadt bewies, daß er nicht nur
ein feinſinniger Begleiter, ſondern auch ein guter Soliſt iſt. Er beſitzt
eine hervoragende Technik und geſchmackvollen Vortrag. Auch ihn lohnte
reicher Beifall. Nach Abzug aller Unkoſten war es dem Veranſtalter
des Konzertes, Herrn Edgar Gernet, möglich, dem Volksopfer die
Summe von 200 000 Mk. überweiſen zu können.
zh. Auerbach a. b. B., 25. Juni. Die Hundertſätze für die
geſetzliche Miete ſind auf 8000 Prozent feſtgeſetzt worden. Als Vorſitzen=
der
der Kommiſſion, die dieſe Hundertſätze feſtſetzen ſoll, wurde Ge=
meinderat
Strößinger gewählt. Die Grafenſtraße ſoll, nach=
dem
die Verhandlungen mit den Anliegern beendet ſind, ausgebaut wer=
den
. Die Grund= und Mauverarbeiten ſollen durch Arbeitsloſe aus=
geführt
werden.
D. Heppenheim a. d. Bergſtr., 26. Juni. Bei der geſtrigen Verpach=
tung
der ſtädtiſchen Winterſchafweide wurde ein Pachtpreis von 39 Mil=
lionen
Mk., für diejenige der Langenwieſenkonkurrenz ein ſolcher von
201½ Millionen und für die der Waſſergenoſſenenſchaft ein ſolcher von
2,9 Millionen Mark geboten. Die Pachtpreiſe betrugen in der Vorkriegs=
zeit
1000 Mk. bezw. 200 und 100 Mk.
r.Gernsheim, 25. Juni. Auf Maria Einſiedel fand geſtern
eine Männer=Wallfahrt ſtatt. Als Feſtprediger fungierte Herr Pfarrer.
Fink von Darmſtadt.
1. Rimbach i. O., 25. Juni. Das Gau=Wertungsſingen
des Weſchnitzgaues fand bei annehmbaren Feſtwetter am Samstag und
Sonntag hier ſtatt. Gleichzeitig feierte der Geſangverein Liederkranz
ſein 40jähriges Stiftungsfeſt.
o- Heubach i. O., 24. Juni. Die Gemeinde hat den Beitrag
zur Landwirtſchaftsſchule in Groß=Umſtadt auf 15 000 Mark feſtgeſetzt.
-0- Weiterſtadt, 25. Juni. Ein Millionen=Projekt. Der
Gemeinderat hat die Entwäſſerung des Orfelderrodes beſchloſſen. Die
Koſten belaufen ſich auf zirka 10 Millionen Mark. Die Unterhaltung der
Brücken übernimmt die Waſſergenoſſenſchaft. Die Stadt Darmſtadt gibt
an Weiterſtadt nur Waſſer aus dem Südkanal ab, wenn die Entwäſ=
ſerung
durchgeführt wird. Die Arbeiten ſollen ſofort nach der Abern=
tung
vorgenommen werden.
Offenbach, 25. Juni. Regiewurſt. Die Kommuniſten und
Sozialiſten verſuchen hier gegenwärtig, einen Zweig des ſelbſtändigen
Gewerbes zu kommunaliſieren. Sie behaupten, es gäbe hier zu=
viel
Metzger, und glauben, dieſe machten übermäßige Gewinne.
Schlachtungen in ſtädtiſcher Regie ſollen dem Uebel abhelfen. Es
fanden bereits zwei Probeſchlachtungen ſtatt, und zwar im ſtädtiſchen
Viehhofe. Die ſozialdemokratiſche Preſſe hatte in Ausſicht
geſtellt, daß die Regiewurſt gewiß nicht ganz den vollen Preis er=
reiche
, den die Metzger nähmen. Der Zudrang zur Verkaufsſtelle war
denn auch ſchon am Freitag ganz ungeheuer. Es ſah beinahe aus, als
bekomme man die Wurſt geſchenkt, und als ſei das bekannte Reihen=
ſtehen
im Kriege eine angenehme Unterhaltung geweſen. Die Preiſe
waren vorher nicht bekannt gegeben worden. An der Verkaufsſtelle im
Schlachthofe konnten dann die Kaufluſtigen feſtſtellen, daß die Preiſe der
Metzger und die Regiepreiſe gleich waren. Nur bei gleichen Preiſen
iſt doch auch nur feſtzuſtellen, ob die Metzger wirklich übermäßige Ge=
winne
machen. Gar mancher Käufer ging enttäuſcht wieder weg. An=
dere
blieben da, weil ſie nun einmal gerade da waren. Sie warteten
zwei Stunden, ohne einen Vorteil beim Einkauf zu haben. Ob nach den
beiden Probeſchlachtungen die Regiewurſt kommen wird, iſt nicht mehr
zweifelhaft, da Kommuniſten und Sozialiſten eine Zweidrittelmehrheit in
der Stadtverordnetenverſammlung haben,

ſonderer Art, ſie kommen meiſt ſo ſpät zur Anſtellung, daß es
eine Härte bedeutet, ſie bereits nach verhältnismäßig wenigen
Jahren wieder ausſcheiden zu laſſen. Der Antrag fand keine
Mehrheit; die Notare treten alſo gleichfalls mit dem 68. Jahre in
den Ruheſtand.
Eine Ausnahme iſt doch beſchloſſen worden. Auf die Mi=
niſter
findet das Geſetz keine Anwendung. Darüber gab es im
Landtag ein Geplänkel zwiſchen dem Abg. Kindt und dem
Staatspräſidenten, das eine humoriſtiſche Färbung annahm. Mir
will es ſo ſcheinen, als lohne es ſich nicht, von dieſer Ausnahme
viel Weſens zu machen. Die Miniſter ſind verfaſſungsmäßig in
einer beſonderen Stellung; dem mag Rechnung getragen werden.
Schwierigkeiten bereitete die genaue Feſtſetzung des Da=
tums
der Verſetzung in den Ruheſtand. Die Regierung ſchlug
zuerſt vor: 1. April und 1. Oktober nach Vollendung des 68.
Lebensjahres. Dann ſiegte die Erwägung, daß dabei, je nach
gleichmäßigkeit eintreten müſſe; ſo wurde das Ende des dritten
gewählt. Dieſe Feſtſetzung ſchien mir für die Schulen ſchwer
Klaſſe zu nehmen; fehlt die Beſtändigkeit der Leitung, ſo fehlt
dem Unterricht etwas ſehr Weſentliches. Den Hochſchulprofeſſor
Erwägungen. Die Zahl der ſofort in den Ruheſtand tretenden aber zum 31. Mai oder 30. Juni oder 30. November zu penſio=
nieren
, iſt ſchlechthin unmöglich. Die Vorleſungen und Uebungen
wie der Profeſſor für einige Stunden oder Wochen vertreten
Vorleſungen übernehmen. Macht ein Todesfall doch einmal
ein ſolches Arrangement nötig, ſo ſpürt jeder Student, daß es
ſich um einen Notbehelf handelt, unter dem der Unterricht hart
leidet. Ich bemühte mich daher, für die Hochſchulprofeſſoren das
Da mir das infolge der Abneigung gegen irgendwelche Beſonder=
urſprünglichen
Regierungsvorlage. Damit hatte ich Erfolg. So=
mit
tritt in Zukunft jeder heſſiſche Beamte ( aus=
genommen
allein die Miniſter) am Schluſſe des Halb=
jahres
(1. April und 1. Oktober), in dem er ſein 68.
Lebensjahr vollendet, in den Ruheſtand.
Der erſte Termin, an dem das Geſetz praktiſch wird, iſt
der 1. Oktober 1923. Alle Beamten, die bis dahin 68 Jahre alt
werden, ſcheiden mit dieſem Tage aus. Nur die Hochſchul=
bei
dem zeitraubenden Beſetzungsverfahren, dem die Hochſchul=
die
nächſten Anwärter auf; vielmehr wird mit großer Sorgfalt
in gan; Deutſchland nach den geeignetſten und hervorragendſten
Kräften Umſchau gehalten. Und wenn ein Nachfolger gewon=
nen
iſt, braucht er meiſt Zeit, um ſich von ſeinen bisherigen
Der Durchführung des Geſetzes wird der Wohnungs=
den
Univerſitätslehrern und den Lehrern der Techniſchen Hoch= mangel bedeutende Schwierigkeiten bereiten. Allein an der
Profeſſoren. Sie bleiben natürlich in ihren Wohnungen; wo
aber ſollen die Nachfolger hin? Wie dieſe Schwierigkeit zu löſen
der Jüngeren willen zurückgeſtellt.
Reine Freude an dem Geſetz wird niemand haben. Aber
einigermaßen abzuhelfen, ſoweit es die Rückſicht auf die
Staatsfinanzen irgend erlaubte.

* Bab Nauheim, R. Juni. Der Finanzausſchuß des Landtages hielt
geſtern hier eine Beratung ab. Im Anſchluſſe daran wohnten die Her=
ren
mit der Regierung der Eröffnungsvorſtellung Die Meiſterſinger
von Nürnberg auf der neu eingerichteten Opernbühne bei. Näherer
Bericht folgt.
* Gießen, 26. Juni. Von der Tagung des Reichsver=
bandes
deutſcher Ziegenzuchtvereinigungen. Aus
allen Teilen Deutſchlands trafen am Freitag die Vertreter der deutſchen
Ziegenzuchtvereine in unſerer Univerſitätsſtadt ein. Der Vorſitzende des
Landwirtſchaftskammerausſchuſſes für Oberheſſen, Oekonomierat Breiden=
bach
=Dorheim, konnte als Gäſte begrüßen Miniſterialrat Dr. Müller als
Vertreter des Miniſteriums, Beigeordneter Dr. Roſenberg, als Vertreter
der Stadt Gießen und drei Herren aus dem neutralen Holland. Der
23. Juni war dem Beſuch der Ziegenſchau in Lich gewidmet (ſiehe Lich,
Ziegenſchau) und am dritten Tag trafen ſich die Teilnehmer der Tagung
im Hörſaal des landwirtſchaftlichen Inſtituts in Gießen zur Entgegen=
nahme
des Jahresberichts. Zuchtinſpektor Topp erſtattete als Geſchäfts=
führer
den Jahresbericht. Der Reichsverband hat eine Zunahme von 258
Vereinen und 48 000 Mitgliedern zu verzeichnen, ſo daß die Geſamtzahl
beträgt 4458 Vereine mit 454 000 Mitgliedern. Geheimrat Dr. Dett=
weiler
überreichte Topp die goldene Plakette des Neichsverbandes, die
goldene Denkmünze des Reichsverbandes erhalten: Kunz=Lauterbach,
Spieß=Friedberg, Haupt Nieder=Weiſel, Korell=Angenrod, Rau= Bicken=
bach
, Dr. Ziegenbein=Alzey und Timmermanns=Holland, Hallerſen in
Odenſe=Dänemark, für ſeine Betätigung um die Ruhrſpende der deutſchen
Ziegenzüchter. Die Wahlen ergaben die Wiederwahl von Geheimrat
Dettweiler, Zuchtinſpektor Topp, Prof. Kronacher, Dr. Ziegenbein und
Oekonomierat Link=Weimar, neugewählt werden: Oekonomierat Dett=
weller
=Widdersheim, Zuchtdirektor Müllev=Bayreuth, Zuchtinſpektor
Dietrich=Dresden, Dr. Machens=Braunſchweig. Prof. Dr. Krämer=
Gießen ſpricht in einem ſehr eingehenden und durch Zeichnungen erläu=
terten
Vortrag über neuere Vererbungsfragen und Ziegenzucht. Nach
der Mittagspauſe berichtete Generalſekretär Oekonomierat Wagner= Gie=
ßen
über die Entwicklung der Ziegenzucht Heſſens. Zum Schluſſe ſprach
Tierzuchtinſpektor Brunner=Wiesbaden über Verſicherungsfragen und
hob beſonders die in Heſſen=Naſſau eingerichtete Ziegenverſicherung her=
vor
. Die Ruhrſpende des Reichsverbandes hatte ein Ergebnis von
3 234 707 Mark. Der Vertreter von Holland ſpendete zehn Gulden.
Ein Vertreter aus dem Ruhrgebiet dankte für die Spende, ſie ſei gerade
im rechten Augenblick gekommen; anſchließend ſchilderte er die Leiden
der Bevölkerung und bat, ſie nicht im Stiche zu laſſen. Mit einem Dank
für die Mitarbeit ſchloß der Vorſitzende gegen 7 Uhr die Tagung.
* Lich, 26. Juni. Ziegenſchau. Am 23. Juni fand hier die
Ziegenſchau des Kreisziegenzuchtvereins Gießen, verbunden mit
Lämmermarkt ſtatt. Der Beſuch war ein überaus reger. Als
Preisrichter waren tätig, Tierzuchtinſpektor Topp=Münſter, Dr. Wetz=
Darmſtadt, Zuchtdirektor Miller=Bayreuth und Schwarze=Waldeck.
Ihnen ſtellten ſich in fünf Klaſſen 14 Böcke, 131 Ziegen und außerdem in
zwei Klaſſen verſchiedene Sammlungen. Klaſſe 1, Böcke (2 Jahre und
älter): Ehrenpreis Gemeinde Großenbuſeck, 1. Preis Gemeinde Bellers=
heim
; Klaſſe 2, Böcke (1 Jahr alt) Ehrenpreis Gemeinde Hattenrod,
1. Preis Gemeinde Watzenborn=Steinberg; Klaſſe 3, Ziegen (3Jahre und
älter) Ehrenpreis H. Scheld 3.=Harbach, Wilh. Münſter=Hattenrod, Ph.
Scheld=Großen,Buſeck (bronzene Denkmünze des Reichsverbands), Chr.
Scheld 6.=Großen=Buſeck, Joh. G. Steul=Bettenhauſen, 1. Preiſe F. Bopp=
Bellersheim, Hch. Münſter=Hattenrod, Hch. Maul=Hattenrod, Ed. Diet=
rich
=Hattenrod, Hch. Rau 4.=Hattenrod; Klaſſe 4, Ziegen (2jährig) Ehren=
preiſe
: L. Schäfer=Lindenſtruth, Wagner 3.=Großen=Buſeck und Wag=
ner
23.=Großen=Buſeck (Denkmünze d. Reichsverbands); Klaſſe 5, Ziegen
(einjährig) Ehrenpreis (Zentrifuge): Hch. Rühl=Utphe, Hch. Stumpf 3.=
Hattenrod, W. Fay=Bettenhauſen, 1. Preiſe: J. Wagner=Lich, Hch. Rau 4.=
Hattenrod. Die beſte Sammlung eines Einzelzüchters ſtellte Hch.
Rau 4.=Hattenrod, während die beſte Sammlung der Ortsvereine vom
Ziegenzuchtverein Hattenrod gezeigt wurde. Einen großen Raum nahm
die Verſteigerung der Bock= und Mutterlämmer der Kreisziegenzucht=
vereine
Gießen, Friedberg und Büdingen ein. Auch einige Ziegen
waren zum Verkauf geſtellt. Die Preiſe waren ungemein hoch, die höchſte
Summe für ein Bocklamm betrug 1 600 000 Mk., der höchſte Preis für
einen zweijährigen Bock, der mit dem erſten Preis ausgezeichnet war,
war 2 110 000 Mk. Ziegen erzielten Preiſe von 1 Mill. bis 1700 000
Mk. Die Ziegenſchau fand den ungeteilten Beifall aller Beſucher.
R. Alsfeld, 25. Juni. Sonnwendfeier. Der Vogelsberger
Höhenklub hielt am Samstag am Gänsberg eine ſchlichte Sonnwend=
feier
ab.

Die neuen Poſigebühren.
Die weſentlichſten Gebühren, die vom 1. Juli 1923 an im
Poſt=, Poſtſcheck=, Telegraphen= und Fernſprechverkehr innerhalb
Deutſchlands gelten, ſind folgende: Für Poſtkarten im
Ortsverkehr 60 Mk., im Fernverkehr 120 Mk.; für Briefe im
Ortsverker bis 20 Gr. 120 Mk., über 20 bis 100 Gr. 180 Mk., bis
250 Gr. 300 Mk., bis 500 Gr. 360 Mk.; für Briefe im Fernver=
kehr
bis 20 Gr. 300 Mk., über 20 bis 100 Gr. 360 Mk., bis 250 Gr.
450 Mk., bis 500 Gr. 540 Mk. (für nicht oder unzureichend freigemachte
Poſtkarten und Briefe wird das Eineinhalbfache des Fehlbetrags, unter
Aufrundung auf eine durch 10 teilbare Markfumme, nacherhoben); für
Druckſachen bis 25 Gr. 60 Mk., über 25 bis 50 Gr. 120 Mk., bis
100 Gr. 180 Mk., bis 250 Gr. 300 Mk., bis 500 Gr. 360 Mk., bis 1 Kg.
450 Mk., bis 2 Kg. (nur für einzeln verſandte, ungeteilte Druckbände
zuläſſig) 600 Mk. (die niedrigere Gebühr für Anſichtskarten, auf
deren Vorderſeite außer dem Ort, dem Datum und der Unterſchrift
Grüße oder ähnliche Höflichkeitsformeln mit höchſtens fünf Worten

bis 500 Gr. 360 Mk., über 500 Gr. bis 1 Kg. 450 Mk.; für Waren=
proben
bis 100 Gr. 180 Mk., über 100 bis 250 Gr. 300 Mk. über 250
bis 500 Gr. 360 Mk. (nicht frei gemachte Druckſachen, Geſchäftspapiere
und Warenproben werden nicht befördert. Für unzureichend frei=
gemachte
Sendungen dieſer Arten wird das Eineinhalbfache des Fehl=
betrags
, unter Aufrund auf eine durch 10 teilbare Markſumme, nach=
erhoben
); für Päckchen bis 1 Kg. 600 Mk.; für Pakete in der 1. Zone
(bis 75 Kilometer) 2. Zone (über 75375 Kilometer), 3. Zone (über 375
Killmeter) bis 3 Kg. 800 Mk., 1600 Mk., 1600 Mk., über 3 bis 5 Kg.
1200 Mk., 2400 Mk., 2400 Mk., bis 6 Kg. 1400 Mk., 2800 Mk., 4200 Mk.,
bis 7 Kg. 1600 Mk., 3200 Mk., 4800 Mk., bis 8 Kg. 1800 Mk., 3600 Mk.,
5400 Mk., bis 9 Kg. 200 Mk. 4000 Mk. 6000 Mk. bis 10 Kg. 2200 Mk.,
4400 Mk., 6600 Mk., bis 11 Kg. 2500 Mk., 5000 Mk., 7500 MRk. bis 12
Kilogramm 2800 Mk., 5600 Mk., 8400 Mk., bis 13 Kg. 3100 Mk., 6200
9300 Mk., bis 14 Kg. 3400 Mk., 6800 Mk. 10 200 Mk., bis 15 Kg. 3700
Mark, 7400 Mk., 11 100 Mk., bis 16 Kg. 4000 Mk., 8000 Mk., 12000 Mk.,
bis 17 Kg. 4300 Mk., 8600 Mk., 12900 Mk., bis 18 Kg. 4600 Mk., 9200
Mk. 13860 Mk., bis 19 Kg. 4900 Mk. 9800 Mk., 14 700 Mk., bis 20 Kg.
5200 Mk., 10 400 Mk., 15 600 Mk.; für Wertſendungen ( Wert=
briefe
und Wertpakete) die Gebühr für eine gleichartige eingeſchriebene
Sendung (bei unverſiegelten Wertpaketen wird die Einſchreib=
gebühr
aber nicht erhoben) und die Verſicherungsgebühr, die beträgt
bei Wertbriefen und verſiegelten Wertpaketen für je 10 000 Mk.
der Wertangabe oder einen Teil von 10 000 Mk. 100 Mk., bei unver=
ſiegelten
Wertpaketen (zugelaſſen bis 500 000 Mk.) 50 Mk.; für
Poſtanweiſungen bis 5000 Mk. 200 Mk., über 5000 bis 10 000
Mark 400 Mk., über 10 000 bis 50 000 Mk. 800 Mk., über 50 000 bis
100 000 Mk. 1200 Mk., für jede weitere 100 000 Mk. oder einen Teil
dieſer Summe bis zur Erreichung des Meiſtbetrages (Meiſtbetrag iſt
von 100 000 Mk. auf 500 000 Mk. erhöht) von 500 000 Mk. mehr 600 Mk.
Die Einſchreibgebühr iſt auf 300 Mk., die Vorzeigegebühr für
Nachnahmen und Poſtaufträge auf 150 Mk. feſtgeſetzt; die
am 15. Januar bei Nachnahmen und Poſtaufträgen eingeführte Ein=
ziehungsgebühr
von 1 von jedem angefangenen Tauſend der eingezoge=
nen
Beträge bleibt unverändert. Sie wird von dem eingezogenen Be=
trag
abgezogen und muß u. U. daher bei der Nachnahme= oder Auf=
tragsſumme
von dem Abſender berückſichtigt werden. Für die Eil=
zuſtellung
ſind bei Vorauszahlung zu entrichten für eine Brief=
ſendung
(für ein Paket) nach dem Ortszuſtellbezirk 400 Mk. (700 Mk.),
nach dem Landzuſtellbezirk 1200 Mk. (1500 Mk. Für bar eingezahlte
Zahlkarten bis 5000 Mk. einſchl. 50 Mk., bis 10 000 Mk. einſchl.
100 Mk., bis 50 000 Mk. einſchl. 200 Mk., bis 100 000 Mk. einſchl. 306
Mark, bis 200000 Mk. einſchl. 450 Mk., bis 300 000 Mk. einſchl. 600
Mk., bis 400 000 Mk. einſchl. 750 Mk., bis 500 000 Mk. einſchl. 900 Mk.,
bis 750 000 Mk. einſchl. 1050 Mk., bis 1 000 000 Mk. einſchl. 1200 Mk.,
bis 2000 000 einſchl. 1500 Mk., bis (unbeſchränkt) 2000 Mk.; für bar=
geldlos
beglichene Zahlkarten dieſelbe Gebühr, höchſtens jedoch 600 Mk.
für eine Zahlkarte; für Kaſſenſchecks, die bargeldlos beglichen werden,
1 vom Tauſend des Scheckbetrags, für Barauszahlungen mit Poſtſcheck
3 vom Tauſend des Scheckbetrags, Mindeſtgebühr 1 Mk.; Pfennig=
beträge
werden auf volle Mark abgerundet.
Im Telegraphenverkehr ſind die wichtigſten Gebühren für
Ferntelegramme: Grundgebühr 400 Mk. und außerdem für jedes Wort
20 Mk., für Ortstelegramme: Grundgebühr 200 Mk. und außerdem
für jedes Wort 100 Mk. für Zuſtellung bei ungenügender Anſchrift
600 Mk., für abgekürzte Telegrammanſchriften jährlich 60 000 Mk., für
regelmäßige beſondere Zuſtellung jährlich 60 000 Mk., für Voraus=
bezahlung
der Eilbeſtellung (XPT 1200 Mk., für Stundung der Tele=
graphengebühren
2 v. H. des Rechnungsbetrags, außerdem für jedes)
Telegramm 100 Mk. Vereinbarungen über abgekürzte Telegramm=
anſchriften
, ſowie ſolche über regelmäßig beſondere Zuſtellung der Tele=
gramme
können bis zum 25. Juni 1923 zum 1. Juli 1923 gekündigt
werden.
Die Inlandsgebühren für Briefſendungen, Wertſendungen und
Poſtanweiſungen gelten auch nach dem Saargebiet (iedoch Päckchen
nicht zugelaſſen), ferner nach dem Gebiet der Freien Stadt Dan=
zig
, wohin auch Pakete zu den Inlandsgebühren verſandt werden
können. (Für Pakete nach dem Saargebiet beſondere Gebühren.) Die
Inlandsgebühren für Briefſendungen gelten ferner nach Luxem=
burg
und Oeſterreich (Päckchen nach beiden Ländern nicht zu=
gelaſſen
).
Die Auslandsgebühren betragen vom 1. Juli 1923 an: für
Poſtkarten 480 Mk., jedoch nach Ungarn und Tſchecho=
Slowakei 360 Mk.; für Briefe bis 20 Gr. 800 Mk., jede weite=
ren
20 Gr. Meiſtgewicht 2 Kg.) 400 Mk., jedoch nach Ungarn und
Tſchecho=Slowakei bis 20 Gr. 600 Mk., jede weiteren 20 Gr.
400 Mk.; für Druckſachen für je 50 Gr. 160 Mk.; für Blinden=
ſchriftſendungen
für je 500 Gr. 80 Mk. (eiſtgewicht 3 Kg.),
jedoch nach Tſchecho=Slowakei und Ungarn, für je 1 Kg.
1 Mk.: für Geſchäftspapiere für je 50 Gr. 160 Mk., mindeſtens
800 Mk.; für Warenproben für je 50 Gr. 160 Mk., mindeſtens
320 Mk.; Eilzuſtellgebühr für Briefſendungen 1600 Mk.; Ein=
ſchreibgebühr
, 300 Mk.; Rückſcheingebühr 300 Mk.;
Vorzeigegebühr für Nachnahmen auf Briefſendungen
(vom Abſender zu entrichten) 160 Mk.; Gewichtgebühr für Wert=
käſtchen
für je 50 Gr. 320 Mk. mindeſtens 1600 Mk. (dazu Ein=
ſchreibgebühr
von 300 Mk.); Verſicherungsgebühr für Wert=
briefe
und Wertkäſtchen für je 300 000 Mk. 500 Mk.; Poſtanwei=
ſungsgebühr
bis 50 000 Mk. 500 Mk., über 50 000 bis 100000
Mark 1000 Mk., jede weiteren 100 000 Mk. 500 Mk., jedoch nach Eng=
land
, den britiſchen Kolonien und den britiſchen Poſtanſtalten im Aus=
Nachnahme=
lande
für jede weiteren 100 000 Mk. 1000
C0 Mk. des Nach=
gebühren
für Pakete 500 Mk. für je
nahmebetrags.

Ab 1. Auguſt ein Brief 1000 Mark.
(Von unſerer Berliner Redaktion.)
* Die Reichspoſtverwaltung hat zum 3. Juli den Tarifausſchuß des
ichsverkehrsbeirats einberufen, um ihm neue Gebührenerhöhungen
rzuſchlagen. Ab 1. Auguſt ſollen koſten: Ein Fernbrief 1000 Mk.,
oſtkarten im Fernverkehr 400 Mk., Ortsbrief 400 Mk., Ortspoſtkarte
Mk. Die Telegrammgebühren werden vervierfacht. Ortsgebühren
) Mk., Grundgebühren 1600 Mk. Für die Ferngeſpräche ſoll eine
einhalbfache Erhöhung eintreten. Das Ortsgeſpräch ſoll von 150 Mk.
f 500 Mk. erhöht, die Grundgebühren für die Fernſprechanſchlüſſe aber
ſt ab 1. Oktober geregelt werden. Der Telegrammvperkehr hat am
Juni in Berlin einen Höheſtand mit 154 269 Telegrammen erreicht
gen 80 bis 90000 Telegramme in normalen Zeiten.

Parlamentariſches.
sw. Dem Landtag iſt eine Reihe neuer Vorlagen zugegangen.
Eine Regierungsvorlage verlangt für Erſatzanſprüche leiſtungsſchwacher
Gemeinden auf Grund des 8 8 Abſatz 3 des Notſtandsmaßnahmengeſetzes
der Invaliden= und Altersrentenempfänger nachträglich Mittel in Höhe
von etwa 15 Millionen Mark zu Laſten des Staatsvoranſchlags, und
Ermächtigung, dieſen Betrag erforderlichenfalls überſchreiten zu dürfen.
Zur Regulierung der Selz in den Gemarkungen Nieder=Olm, Ober=Olm,
Eſſenheim Stadecken, Elsheim, Engelſtadt, Bubenheim und Schwaben=
heim
wird von dem für die Gemeinden erforderlichen Betrag von
133 333 333 Mark ein weiterer Zuſchuß in Höhe von 44 444 445 Mark er=
beten
. Für die Feſtſetzung der Verbandsangehörigkeit zur Land=
wirtſchaftskammer
als Friedenswert des Betriebskapitals nach Art. 2
des Landwirtſchaftskammergeſetzes wird die Ermächtigung des Geſamt=
miniſteriums
nachgeſucht, einen gewiſſen Prozentſatz des von den Finanz=
ämtern
nach dem Gemeindeumlagegeſetz feſtgeſtellten gemeinen Wertes
zu beſtimmen. Für den Dienſtverkehr der Behörden im beſetzten
Gebiet ſoll ein Kraftwagen bis zum Betrage von 300 Millionen Mark
beſchafft werden. Die Abgeordneten des Bauernbundes heantragen,
die Teuerungszahlen, die bisher nur für die 5 größten Städte Heſſens
verüffentlicht wurden, auch für kleine Städte uſw. zu veröffentlichen und
für Oberheſſen auch die Teuerungszahlen von Bad=Nauheim in Rechnung
zu ſtellen. Die Abgg. Herbert und Felder beantragen, zur Linderung
der Not der Staatsdienſtanwärter dieſe hinſichtlich der Auszahlung ihrer
Bezüge den definitiven Beamten gleichzuachten, ſofern ſie 28 Jahre alt
und verheiratet ſind. Die Abgg. Blank und Wagner beantragen, die
Entſchädigung für an Maul und Klauenſeuche gefallene Schafe und
Schweine geſetzlich zu regeln.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Juni 1923.

Rummer 175.

* Konferenz des chriſtlichen Metallarbeiterverbands
für das unbeſetzte heſſiſche Gebiet.
Uns wird geſchrieben: Zahlreich hatten ſich die Delegierten von
30 Orten aus dem unbeſetzten heſſiſchen Gebiet zu einer Konferenz am
Sonntag, den 24. Juni, in Münſter bei Dieburg eingefunden. Nach
herzlicher Begrüßung des Vorſitzenden der dortigen Ortsgruppe, Koll.
Lindner, wurde nach erledigter Bureauwahl in die Tagesordnung
eingetreten. Zunächſt referierte der Geſchäftsführer, Koll. Zang=
Offenbach, über die Verwaltungsarbeiten und Abrechnungsverfahren
innerhalb des Verbandes. Treffend führte er den Delegierten vor
Augen, daß es bei der heutigen rapiden Geldentwertung dringend not=
wendig
iſt, ſchnell und gewiſſenhaft mit der Geſchäftsſtelle abzurechnen.
Bei der enormen Verſchlechterung unſeres Geldes iſt es aber die erſte
Pflicht eines jeden Gewerkſchaftlers, daß er einen Geſamtſtun=
denlohn
dem Verbande jede Woche als Beitrag ab=
liefert
. Der zweite Redner, Verwaltungsſtellenvorſitzender Win=
gender
, ergänzte in vortrefflicher Weiſe die erſten Ausführungen
und ſprach insbeſondere über die weitere Bildung des Arbeiters und
über den Nachrichtendienſt innerhalb der geſamten Verwaltung. Reicher
Beifall lohnte beide Redner für ihre inſtruktiven Ausführungen. Die
Ausſprache über dieſe beiden Vorträge war eine ſehr ausgiebige.
18 Delegierte beteiligten ſich daran. Manche wertvolle Anregung wurde
noch gegeben. Und nach einer faſt dreiſtündigen Ausſprache konnte der
anweſende Bezirksleiter mit Genugtuung feſtſtellen, daß alle Diskuſſions=
redner
einig waren, daß dem Verbande alles gegeben werden muß, um
ihn in finanzieller Hinſicht auf der Höhe zu halten. Sehr erfreulich war
die rege Beteiligung der Jugend an dieſer Ausſprache.
Nach einer einſtündigen Mittagspauſe wurden noch einige interne
Angelegenheiten erledigt. Hierauf hielt Bezirksleiter, Koll. Weſp,
ein großangelegtes, 1½ſtündiges Referat über: Unſere Auf=
gaben
und Forderungen im Staat und Wirtſchaft
Einleitend gab er den Anweſenden ein Bild über die derzeitige wirt=
ſchaftliche
Lage. Die Entwickelung der letzten Jahre zeigt uns, wie die
übrigen Länder der Welt ſich den Weltmarkt erobert haben. England
hatte im Juli 1922 z. B. 117 Hochöfen im Betrieb, am 1. April dieſes
Jahres 216. Die Vereinigten Staaten am 1. Juli 1922 171 und am
1. April 310. Auch die übrigen Länder haben ihre Hochöfen im Feuer
vermehrt. Nur Deutſchland konnte hier nicht mit. Dazu kommt noch,
daß wir am Rhein und Ruhr einen Kampf zu führen haben, wie die
Weltgeſchichte einen ſolchen nicht zu verzeichnen hat. Ferner kommt noch
dazu, daß wir als Volk innerhalb unſeres Vaterlandes uneinig ſind.
In der großen Entſcheidungsſtunde, die wir durchleben,
iſt es dringend notwendig, daß wir uns in politiſcher,
konfeſſioneller und ſozialer Hinſicht zu gegenſei=
tiger
Duldſamkeit und Hilfsbereitſchaft zuſam=
menfinden
. Die Arbeiterſchaft iſt auf Gedeih und Verderb mit
allen übrigen Volksſchichten und Volksgenoſſen verbunden. Wer ſich
heute an wilden Putſchen und Streiks beteiligt, macht ſich mitſchuldig
am Ruin der deutſchen Wirtſchaft und damit des ganzen Vaterlandes.
Mit Verachtung muß ſich jeder abwenden von all denjenigen, die in der
Zeit der größten Not, in der wir heute ſtehen, das Volk ausrauben und
ſeinem Ruin entgegenführen. Groß iſt die Not innerhalb der Arbeiter=
ſchaft
, aber durch die Handlungsweiſe der Putſchiſten und Saboteure
wird nicht eine einzige Träne getrocknet und kein einziger hungriger
Magen geſättigt, ſondern dieſe Arbeit iſt Totengräberarbeit am eigenen
Volke. Nicht mit roher Gewalt kann unſere Lage verändert und ge=
beſſert
werden. Hier kann nur helfend die gewerkſchaftliche Arbeit ein=
greifen
. Die Vorurteile, die in großen Kreiſen unſeres Volkes gegen
die Arbeiterſchaft noch vorzufinden ſind, müſſen verſhwinden, aber auch
der Klaſſenkampf und Klaſſenhaß, wie er noch heute gepredigt wird,
muß aufhören. Das Verhältnis vom Menſchen zum Menſchen muß ein
beſſeres werden. Die chriſtlich organiſierte Arbeiterſchaft lehnt deshalb
auch den Klaſſenkampfgedanken ab. Wir fordern ſtatt Klaſſenkampf
Arbeitsgemeinſchaft, ſtatt Gruppenegoismus Gemeinwirtſchaft, ſtatt
Kaſtengeiſt Volksgemeinſchaft. Um dies zu erreichen, iſt es notwen=
dig
, daß in unſerer zukünftigen Aufklärungsarbeit mehr die Grund=
wahrheiten
des Chriſtentums in den Vordergrund geſtellt werden. Denn
nicht den Kampf wollen wir, ſondern die Eintracht, nicht die blinde
Intereſſengier, ſondern die nach ſittlichen Motiven geregelte Wirtſchaft.
Alle Kräfte aber, die jeder in ſich hat, ſoll und muß er einſtellen auf den
Dienſt der Geſamtheit. Nur aus der innigen Gemeinſchaft können und
bei treuem Zuſammenwirken aller Volkskräfte werden wir es erreichen,
daß auch für das deutſche Volk wieder beſſere Tage kommen. Wir aber
als Funktionäre unſeres chriſtlichen Metallarbeiterverbandes wollen alles
daran ſetzen, damit der chriſtliche Gewerkſchaftsgedanke immer mehr zum
Durchbruch kommt.
Stürmiſcher Beifall folgte dieſen grundſätzlichen Ausführungen. Von
einer Diskuſſion über dieſen Vortrag wurde abgeſehen, und ſo konnte
der Konferenzleiter mit dem Hinweis, das nun Gehörte allüberall in die
Tat umzuſetzen, mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf den
chriſtlichen Metallarbeiterverband und ſeinen alten Führer, Franz Wie=
ber
, die ſo ſchön und anregend verlaufene Konferenz ſchließen.

Sport, Spiel und Turnen.
Kraftfahren.
Erfolge heſſiſcher Induſtrie.
* Bei dem Automobilrennen auf Fand, bei dem, wie
geſtern gemeldet, der Engländer Campbell einen neuen Weltrekord auf=
ſtellte
, trug Jörns auf Opel den zweiten Preis davon. Er durchfuhr
die Strecke von 1 Km. in 19,3 Sekunden, alſo mit einer Stundenge=
ſchwindigkeit
von etwa 190 Km.
Auf dem Rennen des deutſchen Motorrad=Clubs (Berliner Avusbahn)
holte ſich Fritz von Opel den erſten Preis im Rennen B. Fachklaſſe
(bis 350 Kubikzentimeter Inhalt), 34,830 Km., Zeit 24:04. Der Erfolg
wurde vom Berliner Publikum lebhaft applaudiert.
Automobil= und Motorrad=Turnier, Bad Homburg.
Für die Leiſtungsprüfung in der Ebene iſt die Strecke
endgültig feſtgelegt, und zwar iſt ſie die 9 Km. lange Strecke von
Kilometerſtein 42 bis Kilometerſtein 51 auf der Straße Grävenwiesbach=
Weilburg. Start bei Kilometerſtein 42. Die Strecke hat im Automobil=
ſport
eine gewiſſe hiſtoriſche Bedeutung, da ſie der ſchönſte Teil der
Taunusrundſtrecke des klaſſiſchen Gordon=Bennettrennens iſt. Die land=
ſchaftlich
ſehr reizvoll gelegene Straße befindet ſich in denkbar beſtem
Zuſtande. Selbſt bei naſſem Wetter iſt die Strecke gut fahrbar. Das
Gelände iſt nicht abſolut eben, ſondern leicht wellig. Das Rennen
wird am 28. Juli durch eine Schönheits=Konkurrenz
aller Fahrzeuge eingeleitet. Es werden Sportwagen, Tou=
renwagen
, geſchloſſene Wagen und Motorräder untereinander gewertet.
Die Bewertung bei der Schönheits=Konkurrenz ſoll in neuartiger Weiſe
erfolgen. Die Beurteilung erfolgt nach techniſchen und äſthetiſchen Ge=
ſichtspunkten
, ſowie nach der Zweckmäßigkeit der Ausſtattung. Hatte
man bisher die Beurteilung einem Preisgericht überlaſſen, das ſich
ausnahmslos aus Fachleuten zuſammenſetzte, ſo will man in dieſem
Jahre in dem Preisgericht den Einfluß der Fachleute beſchränken und
vor allem auch Laien, Herren und Damen, die Beurteilung vornehmen
laſſen. Die Hinzuziehung von Damen zum Preisgericht dürfte als be=
ſonders
glückliche Löſung bezeichnet werden, da der Geſchmack der Damen
in bezug auf Farbenwahl und Farbenzuſammenſtellung ſtets beachtlich
iſt. Das Turnier endet mit einer Gymkhana. Um eine gerechte
Bewertung von Fahrern und Fahrzeugen zu bekommen, iſt es ohne
Zweifel ſehr richtig, ſich nicht nur auf eine Leiſtungsprüfung im Berge
und auf der Ebene zu beſchränken, fondern durch die Gymkhana die
Geſchicklichkeit, Geſchmeidigkeit und Bremsfähigkeit der Fahrzeuge feſt=
zuſtellen
.
Leichtathletik.
Eine ſenſationelle Nekordleiſtung im Laufen
wird aus Amerika gemeldet. Der kaliforniſche Sprinter M. Kirk=
ſey
ſoll 100 Yards in 9,1 Sekunden durchlaufen haben. Sollte dieſe
Nachricht auf Wahrheit beruhen, dann wäre die von Paddock, H. P.
Drew. D. J. Kelly und C. Coaffee erzielty Weltrekordzeit von 9,6 Sek.
um eine halbe Sekunde unterboten.
Wandern.
Der Schweizeriſche Juraverein zur Förderung des
Fremdenverkehrs in dem von der Fremdeninduſtrie noch vielfach gänzlich
unberührten Juragebiet hat im Jahre 1922 eine Reihe von Maßnahmen
getroffen, die geignet ſind, dieſem landſchaftlich ſo reizvollen und durch
die prachtvolle Fernſicht auf die Hochalpen mit Recht berühmten Gebiete
neue Freunde zu erwerben. Er hat zwei neue Blätter der Jurakarte
(Aarau und Solothurn) im Maßſtabe von 1:50 000 herausgegeben. Die
Vorarbeiten für einen neuen Jura=Führer ſind im Gange. Für Neu=
anlage
und Verbeſſerung von Höhenwegen wurden namhafte Summen
ausgegeben. Ein Schongebiet am Weißen Stein und eine Reſervation
im Schachen bei Obergösgen ſollen errichtet werden.
Unſere ſportlichen Mitarbeiter bitten wir um baldmöglichſtz
Einſendung der Vorberichte für kommenden Sonntag.

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ſtand
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Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vorherſage für den 27. Juni:
Wolkig, ſtellenweiſe noch Regen, kühl, weſtliche Winde. Die Wit=
terungasuſichten
bis Donnerstag: Keine weſentliche Aenderung.
Tageskalender.
Landestheater. Großes Haus geſchloſſen. Kleines Haus, 6 und
8 Uhr Film mit Vortrag: Rasmuſſens letzte Nordpolexpedition.
Orpheum, 734 Uhr abends: Schäm Dich, Lotte‟. Union=, Reſi=
denz
=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für Stadt und Land,
Reich und Ausland: i. V.: Andreas Bauer; für den Inſeraten=
teil
: i. V.: Ad. Fleiſchmann, ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten

Todes=Anzeige.
Heute früh entſchlief uner=
wartet
nach kurzem Krankſein
mein lieber Mann, unſer treuer
Vater, mein guter Schwiegerſohn
Hermann Hemmerling
Rechnungsrat.
Liſa Hemmerling, geb. Dietz
Ernſt u. Kurt Hemmerling
Eliſe Dietz, geb. Katz.
Darmſtadt, 26. Juni 1923.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 28. Juni, nachm. 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Dem Sinne unſeres Heimgegange=
nen
entſprechend, bitten wir von
Blumenſpenden abſehen zu
wollen. (*18326

Todes=Anzeige.
Heute Nacht verſchied nach ſchwe=
rem
Leiden, meine innigſtgeliebte
Frau, unſere treuſorgende Mutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Raty. Reubold
geb. Foßhag
im 47. Lebensjahre.
Im Namen der
tieftrauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Reubold, Eliſabethenſtr. 35.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 28. d. M., 2½ Uhr, vom
Portale des alten Friedhofs Nieder=
Ramſtädterſtr. aus ſtatt. (*1831

Statt beſonderer Anzeige.
Heute Morgen iſt unſer lieber Gatte; Vater,
Schwiegervater, Großvater; Bruder. Schwager
und Onkel
Theodor Knell
Lehrer i. R.
ſanft entſchlafen.
Darmſtadt, den 26. Juni 1923.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Frieda Knell, geb. Seeger
*18286)
Martha Dexheimer, geb. Knell
Dr.=Ing. George Dexheimer
Martha Dexheimer.
Blumenſpenden ſind nicht im Sinne der Verſtorbenen,
Die Einäſcherung findet in des Stille ſtatt.

Erleichterung beim Kochen
verschafft sich die Hausfrau durch die Verwendung von
Knorr Suppenwürfel. Sie kann damit eine vollmundige,
kräftige Suppe, nur unter Zusatz von Wasser, schon in
20 Minuten herstellen. Knorr Suppe erspart der
Hausfrau also Zeit, Arbeit und Geld für Zutaten, Brand usw.
Vste

1 Tiſch C), 1 Nähr
tiſch billig abzugeben.
Ludwigſtraße 16,
2. Stock.
18288

Eich. Schreibtiſc
(Dipl.) zu vk. Wendel
ſtadtſtr. 43, Werkſtätte. (*

Todes=Anzeige.
Nach einem Leben voll Mühe
und Arbeit entſchlief ſanft und
unerwartet nach kurzem Leiden
mein lieber Mann, unſer treu=
ſorgender
Vater und Schwieger=
bater

Herr

im 65, Lebensjahre,
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Marie Fröder Witwe
geb. Rückert
Darmſtadt, den 25. Juni 1923.
Die Beerdigung findet Donnerstag,
28, Juni, nachm. ½4 Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt. (5332

1 Zinkbadewanne u.
1 Füllofen zu verk.
Heidelbergerſtraße 79
parterre, (*1824

Neues
Ponnybruſtgeſchirr
zu verkaufen. (*1825
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Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe der
Teilnahme beim Hinſcheiden unſerer
lieben Entſchlafenen ſagt innigen
Dank
(*18266
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Daniel Pullmann.

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ſchäftsſtelle
, (*18237

[ ][  ][ ]

Rummer 175

Darmſtädter Tunblatt, B

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
41)
(Nachdruck verboten.)

Ich holte Marie Louiſe und zeigte ihr die Zimmer, in denen
ihre Mutter und ihr Großvater gewohnt hatten. Sie betrachtete
alles mit großem Intereſſe.
Marie Louiſe, ſagte ich, Deine Mutter habe ich ſehr lieb
gehabt."
Marie Louiſe, komm her, ſetz Dich. Siehſt Du, da ſaß
Deine Mutter, und hier ſaß ich, und ich erzählte ihr von unſerer
Jugend, von Nina und von mir. Nein, ſo wie es Nina in
Paris geſchildert hatte, am Abend vor unſerer Trennung,, war
es nicht geweſen, nicht ſo bewußt und äußerlich; nein, nein, wir
waren richtige junge Menſchen geweſen, und wenn ich auch
manches bereits erlebt hatte, ich war jung, wie einer, und ſo war
es auch.
Jung ſein, Marie Louiſe, jung ſein, das iſt doch wunder=
ſchön
, und die Verwirrungen, die dann kommen, oft wenig=
ſtens
, aber das liegt hinter mir, jetzt bin ich zufrieden, und,
Marie Louiſe, ich hab‟ Dich ſehr lieb, Du ſolllſt glücklich werden,
wie ich’s hier war. Marie Luiſe, ich bin doch Deiner Mutter
ſehr dankbar dafür, daß ich Dich habe. Wie eine Ausſöhnung
mit Deiner Mutter iſt das.
Am Vormittag hatte ich mit der Principeſſa eine Unter=
redung
über Nina.
Sie iſt politiſch tätig, ſagte die Fürſtin, hat einen großen
Salon in Paris und während der Seaſon einen in London, ſie
arbeitet für die nationale Wiedergeburt Polens. Mir ſcheint
das Unſinn zu ſein. Nun, wir Frauen brauchen ein Spielzeug,
meiſt iſt es die Liebe und manchmal der Ehrgeiz, für Ninas Ehr=
geiz
wird ein applaudierender Konzertſaal nicht ausgereicht
haben."

Zum Lunch war Beſuch da, die älteſte Enkelin der Prin=
eipeſſa
, die Herzogin von Volo, und der Sohn ihres Sohnes,
Gioffredo. Die Principeſſa ſagte: Ihr ſollt etwas tun für mei=
nen
Schützling. Du, Elena, ſollſt ſie in die Geſellſchaft führen,
und Du, Gioffredo, ſollſt ihr den Hof machen.
Die Herzogin war eing ſchöne brünette Frau, etwas voll,
gutgelaunt und micht ohne eine gewiſſe Neigung zum Abenteuer=
lichen
. Gioffredo war hübſch, ſehr jung, elegant, liebenswürdig.
Sie plauderten angeregt, von Tagesereigniſſen und Klatſch.

Marie Luiſe hing mit bewundernden Blicken an der ſehr
repräſentablen Herzogin, auch das ſchöne alte Porzellan, die
venezianiſchen Gläſer auf dem Tiſch und die geräuſchloſe ge=
ſchickte
Bedienung machten auf ſie Eindruck.
Am Nachmittag fuhr Marie Louiſe mit der Herzogin in
ihrem ſchönen, von zwei mächtigen braunen Karoſſiers gezoge=
nen
Wagen zu einem Wohltätigkeitstee nach der Villa Orlandini.
Wir verabredeten, daß ich ſie abholen würde.
Iſt Dir’s auch recht, Marie Louiſe, ſo allein mit den frem=
den
Damen zu ſein? fragte ich, als wir nebeneinander ſtanden.
Marie Louiſe lächelte zwiſchen bewußter Selbſtironie und ſchüch=
terner
Sorge. Eigentlich habe ich furchtbare Angſt, aber ich
freue mich doch auch darauf, und ſie ſind alle ſo nett zu mir, und
eine richtige Herzogin, wenn ich das in Berlin erzähle!
Am Nachmittag begleitete ich die Principeſſa auf ihrer Spa=
zierfahrt
nach dem Pincio, dann holte ich Marie Louiſe in der
Villa Orlandini ab.
Auf den breiten Raſenflächen im engliſchen Geſchmack waren
Teetiſche gedeckt, an denen Damen und einige Herren plaudernd
ſaßen. Ringsum ſtanden auf Säulen Cäſarenbüſten, antike
Götterſtatuen, darunter eine gute, etwas lüſtern empfundene
Venus. Eine Fontäne rauſchte in der Ferne, unter einem Zelt=
dache
ſpielte Muſik, Streichinſtrumente und Klavier.
Die Herzogin von Volo war eine der Patroneſſen des Feſtes,
ſie empfing die Beſucher, machte ſie, ſoweit es erforderlich war,
miteinander bekannt. Als ich ſie begrüßte, rief ſie Marie Louiſe
herbei, die in ihrem Auftrage etwas geordnet hatte. Sie macht
ſich nützlich, ſagte ſie, ſie iſt reizend, man muß ſie liebhaben.
Dabei zog ſie Marie Louiſe mit ungezwungener leichter Be=
wegung
an ſich und küßte ſie auf die Stirn.
Marie Louiſe fühlte ſich in dieſem Kreiſe gar nicht unglück=
lich
, wie ich es befürchtet hatte, viele der Damen kannten Deutſch=
land
und ihre Mutter, ſie war offenbar freundlich aufgenommen
worden.
Abends nach dem Diner war ſtets Empfang im Palazzo
Rondini, da blieben die Gäſte einige Zeit oder den ganzen
Abend, plauderten, nahmen eine Erfriſchung zu ſich, es war ein
ſtets wechſelndes Bild, ein dauerndes Kommen und Gehen bis
in die ſpäte Nacht. Die Damen gehörten faſt ausſchließlich der
römiſchen Ariſtokratie an, unter den Herren waren neben den
Trägern der hiſtoriſchen Namen Prieſter, Politiker, Künſtler,
Gelehrte, Ausländer aller Art und viel junge Leute anweſend.
Drei Salone waren an jedem Abend geöffnet, in ihnen be=
wegten
ſich die Gäſte hin und her. Die ſehr hohen Räume mit
hren barocken Deckengemälden mythologiſcher Art, mit den ſeide=

uind ſamtbeſpannten Wänden, den Gobelins und Familienpor=
träts
leuchteten prunkvoll ſchwer, warm durchſtrömt vom Schim=
der
der vielen Kerzen, die in den Kronleuchtern aus venezia=
niſchem
Glas brannten. In einem der Salone tanzten die jun=
gen
Leute.
Wir ſaßen vor dem Lunch im Empfangszimmer zuſammen,
die Principeſſa, Marie Louiſe und ich, und warteten auf den
Gaſt des Tages, einen Senator und ehemaligen Miniſter. Die
Prncipeſſa fragte Marie Louiſe, was ſie am Nachmittag vor=
habe
, die antwortete, ſie ſolle die Herzogin zu Robin begleiten,
dem Pariſer Schneider, der ſein Quartier für einige Tage im
Hotel Quirinal aufgeſchlagen hatte.
Die Prneipeſſa ſagte, zu mir: Es trifft ſich gut, Elena
braucht Geld von mir, viel Geld, da iſt ſie ſicher ſehr liebens=
würdig
zu Marie Louiſe. Was ſoll ich tun? Ich werde es ihr
geben müſſen, man muß ja bei ihr ſonſt auf jede Torheit gefaßt
ſein. Ach, dieſe Frau und dieſer Herzog, der nur ſeine Pferde
kennt und ſeinen Bart, nun, ſo lange ich lebe, wird’s ja noch
gehen, wenn auch mitunter recht ſchwer, und ſpäter Gioffredo
muß eben eine reiche Amerikanerin heiraten, ſo etwas gibt’s ja
in Fülle.
Der Gaſt trat ein, und unſer Geſpräch war beendet.
Als ich vor dem Abendeſſen nach Hauſe kam, fand ich Marie
Louiſe oben in ihrem Zimmer, ſie war verlegen, und auf meine
Frage erzählte ſie mir, die Herzogin habe bei Robin ein Kleid
geſehen, das ſie ſehr hübſch für ein junges Mädchen fand, Marie
Louiſe habe es probieren müſſen. Nein, das iſt entzückend!
habe ſie gerufen und Monſieur Robin Komplimente gemacht:
Das müſſen Sie behalten, Mare Louiſe. Das Kleid war ſehr
teuer, und Marie Louiſe hatte widerſprochen. Wenn es Vater
nun nicht recht iſt? Dann ſchenke ich es Ihnen, habe die Her=
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Darmſtädter Tagblatt.

(1438dsi

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22. Juni 1923

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Süddeutschen Bodenereditbank in München,
Württembergischen Hypothekenbank in Stuttgart,
lautend auf den Geldwert von insgesamt
400 Kilogramm Feingold.
Als Deckungsunterlage für die wertbeständigen Obligationen der
Festwertbank dienen wertbeständige Darlehen und Bürgschaftsforderungen an
inländische öffentlich-rechtliche Körperschaften, insbesondere zur Erstellung
und zum Ausbau werbender Anlagen, sowie wertbeständige Rentendarlehen
(u. a. für die Bodenmelioration).
Zeichnungspreis, Zinsen- und Kapitalzahlung berechnen sich auf der
Grundlage von 1 Gramm Feingold 2,79 Goldmark 66,4 U. 8.A.
Dollarcents. Die Zeichnung hat vorbehältlich früheren Schlusses in der
Zeit vom 2. Juli bis einschließlich 7. Juli 1923
zu erfolgen. Der Zeichnungspreis richtet sich nach dem letzten vor dem
Zeichnungstag notierten amtlichen Berliner Geldkurs für Kabelauszahlung New-
Tork; der ausmachende Betrag wird nach unten auf M. 100. abgerundet.
Zeichnungen nehmen die unterzeichneten Banken, sowie alle anderen
Banken und Bankiers entgegen, bei denen auch alles nähere in Erfahrung
gebracht werden kann.
Voranmeldungen zu dem für den ersten Zeichnungstag maßgebenden
Kurse der Berliner Börse vom 30. Juni 1923 können jetzt schon eingereicht
werden.
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Immer daran denken ſollte die junge Mutter,
wie ſie ihr Kind am beſten ernährt und ihm eine ge=
deihliche
Entwicklung ermöglicht. Jetzt, wo der Som=
mer
mit ſeinen heißen Tagen naht, iſt dieſe Frage
beſonders wichtig, denn in dieſer Zeit mehren ſich die
Verdauungsſtörungen bei den Kindern und der ge=
fürchtete
Brechdurchfall tritt wieder auf. Die er=
fahrene
Mutter gibt ihrem Kinde, wenn ſie es nicht
ſchon bisher damit ernährt hat, jetzt unbedingt
Kufeke, denn dieſes bewährte Nährmittel beugt
in wirkſamer Weiſe den Unregelmäßigkeiten der Ver=
dauung
vor, kräftigt das Kind und macht den zarten
Organismus widerſtandsfähig, Kufeke wird von
den Säuglingen auch gern genommen, es iſt im
Verhältnis zu ſeiner Güte ſehr preiswert und ver=
billigt
gleichzeitig den hohen Preis der Milch, wenn
es dieſer beigefügt wird,
(V,2734

[ ][  ][ ]

Rummer 175.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 22

Steuer=Rundſchaa
UeOUUO

9V03

Steuerzuſchläge nach dem Geldentwertungsgeſetz.
L. K.D). Steuerzuſchläge werden nach Artikel III § 1 des
Geldentwertungsgeſetzes vom 20. März 1923 fük rückſtändige
Steuerbeträge erhoben, und zwar für jeden auf den Zeitpunkt
der Fälligkeit folgenden angefangenen Kalendermonat in Höhe
von 15 v.H. des Rückſtandes, und, falls die Zahlung länger als
drei Monate im Rückſtande bleibt, für jeden angefangenen Monat
in Höhe von 30 v.H. Der Zuſchlag wird nur von vollen 1000 M.
des rückſtändigen Betrages und nur dann erhoben, wenn mehr
als 10 000 M. im Rückſtande ſind; jedoch kann der Reichsfinanz=
miniſter
mit Zuſtimmung des Reichsrats dieſe Grenze anders
feſtſetzen. Gegen die Anforderung des Zuſchlags kann der Steuer=
pflichtige
Beſchwerde erheben, die jedoch nur bei Vorliegen trif=
tiger
Gründe Erfolg verſpricht. Die Landwirtſchaftskammer
macht die Landwirte auf dieſe Zuſchläge, die eine Neuerung in
der Geſetzgebung darſtellen, beſonders aufmerkſam, damit die
Steuerpflichtigen nicht nachträglich überraſcht ſind, wenn mit
dem Anforderungszettel gleichzeitig ein Zuſchlag erhoben wird,
der unter Umſtänden den Steuerbetrag überſteigt. Der Zuſchlag
ſtellt nicht etwa eine Strafe dar, ſondern ſoll nur ein Ausgleich
für die fortſchreitende Geldentwertung ſein, die ja ſelbſt zeit=
weiſe
mehr als 15 Prozent im Monat ausmacht.
In Zweifelsfragen gibt die Steuerberatungsſtelle der Land=
wirtſchaftskammer
Darmſtadt ſchriftlich und mündlich Auskunft.
Steuerberatung nichtbuchführender Landwirte
TK.D. Die nichtbuchführenden Landwirte werden zur Ein=
kommenſteuer
und Umſatzſteuer mit Hilfe von Richtzahlen pau=
ſchal
veranlagt. Die Landwirtſchaftskammer hat in ihrem Fach=
blatt
, der Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen Zeitſchrift, in Nr. 9
und Nr. 17 die Richtzahlen veröffentlicht und dem Landwirten
gezeigt, wie ſie ihre Steuererklärung machen können. Wenn ein
Landwirt in ſeiner Steuererklärung weniger Einkommen bzw.
Umfatz angegeben hat, als ſich auf Grund der Richtzahl berechnet,
und nicht nachweiſen kann, worauf das geringere Ergebnis zu=
rückzuführen
iſt, wird er vom Finanzamt ohne weiteres nach
der Nichtzahl eingeſchätzt und muß den rückſtändigen Steuer=
betrag
nachzahlen. Wenn die Nachzahlung nicht innerhalb der
geſtellten Friſt erfolgt, muß er für jeden nach Ablauf der Friſt
angefangenen Monat einen Zuſchlag von 15 Prozent, bei einer
Zahlungsverſäumnis von mehr als drei Monaten einen Zu=
ſchlag
von monatlich 30 Prozent bezahlen.
*
Wir regiſtrieren aus dem Landtage zwei ſozialdemokrati=
ſche
Anträge: 1. Zur Einkommenſteuerveranlagung ſoll für das
Jahr 1923 nur das Kalenderjahr zugrunde gelegt werden.
Nach § 29 Abſ. 2 des Einkommenſteuergeſetzes kann der Pflich=
tige
an Stelle des Kalenderjahres bei der Veranlagung das
Wirtſchaftsjahr annehmen. Dadurch, ſo ſagt die Begründung

des Antrags, gehen bei der jetzigen Geldentwertung auch für
1923 dem Reiche, den Ländern und Gemeinden viele Millionen
von Steuern verloren. Bei Zugrundelegung des Wirtſchafts=
jahres
kann z. B. die Veranlagung für einen Teil des Jahres
1921 erſt im Jahre 1923 vorgenommen werden. Aus dieſem
Grunde ſcheine eine ſofortige Aenderung des Einkommenſteuer=
geſetzes
gringend geboten. 2. Einkommenſteuer= und Umſatz=
ſteuererklärung
ſollen in einer Erklärung vereinigt werden und
bei Veranlagung der Umſatzſteuer die Steuerausſchüſſe
mitwirken. Dieſem zweiten Antrag iſt keine Begründung bei=
gefügt
.
* Aus Entſcheidungen des Reichsfinanzhofs. Die Namen
von Auskunftsperſonen und Sachverſtändigen können dem
Steuerpflichtigen geheimgehalten werden. Offenbarungspflicht be=
ſteht
bei Sachverſtändigen und in dem Falle, daß der Sachver=
ſtändige
aus Anlaß ſeiner Zuziehung vollen Einblick in die Ver=
hältniſſe
des Steuerpflichtigen, namentlich in ſeine Buchführung,
erhält. Dieſe Sätze gelten für das Ermittlungs= und das Rechts=
mittelverfahren
. Für die Anwendung des § 26 Reichsnot=
opfergeſetzes
(Kinderprivileg) iſt der Familienſtand des Steuer=
pflichtigen
am Stichtag, nicht zur Zeit der Veranlagung, maß=
gebend
. Die allgemeine Umſatzſteuer und die erhöhten Um=
ſatzſteuern
des Umſatzſteuergeſetzes ſtehen derartig miteinander im
Zuſammenhange, daß im Veranlagungs= und Rechtsmittelver=
fahren
die ſchon veranlagte allgemeine Umſatzſteuer bei der Feſt=
ſetzung
einer auf dieſelben Entgelte entfallenden erhöhten Umſatz=
ſteuer
und eine veranlagte erhöhte Umſatzſteuer bei der Feſt=
ſetzung
der allgemeinen Umſatzſteuer berückſichtigt werden müſſen.
Die Prüfung, ob dieſer Grundſatz befolgt iſt, iſt auch dann im
ordentlichen Rechtsmittelverfahren vorzunehmen, wenn die ſteuer=
pflichtigen
Entgelte geſchätzt worden ſind und die Vorausſetzun=
gen
vorliegen, unter denen nach § 210, Abſ. 3 St.Abg.O. wegen
der Höhe der Schätzung nur die Beſchwerde an das Landes=
finanzamt
gegeben iſt. Die vom erſten Erwerber junger Aktien
übernommene Zahlung von Stückzinſen iſt nicht kapitalverkehrs=
ſteuerpflichtig
. (§ 6 Geſetzes). Eine für Beamte wichtige Ent=
ſcheidung
: Die von einem Beamten ausſchließlich im dienſtlichen
Intereſſe bei verſtändiger Würdigung ihrer Notwendigkeit zur
ſachgemäßen Dienſterledigung gemachten beſonderen Aufwendun=
gen
(im Fragefall: Ausgaben für Miete, Heizung und Beleuch=
ung
eines Arbeitszimmers, für Fachbücher (Handbibliothek),
für Einbruchs= und Feuerverſicherung des Arbeitszimmers und
der Fachbibliothek, für Schreibmaterialien, ſowie eines Betrages
Abnutzung der Amtsrobe) ſind als Werbungskoſten nach
§ 13 Eink. St. G. abziehbar. Die Teuerungszulagen der Beamten
unterliegen der Einkommenſteuer. Als Verfahrensmangel iſt
gerügt, daß dem Pflichtigen weder die Begründung des vom
Leiter des Finanzamtes eingelegten Berufung noch eine Ladung
zur mündlichen Verhandlung zugegangen ſei. R.F.Hof erklärt,
das rechtliche Gehör ſei verſagt und gegen § 249 Abg.O. ver=
ſtoßen
. Dieſer durchaus weſentliche Verfahrensmangel führt zur
Aufhebung der Berufungsentſcheidung. Bei einer Zuwendung

unter einer Auflage zu Gunſten beſtimmter Perſonen liegt eine
einheitlich zu verſteuernde Zweckzuwendung jedenfalls dann vor,
wvenn mit der Zuwendung eine längere Verwaltungstätigkeit
verbunden iſt. Deutſche, die geſtorben ſind, ehe ſie ihre Abſicht,
ins Ausland zurückzukehren, verwirklichen konnten, fallen nicht
unter die Ausnahmevorſchrift des § 2 Abſ. 1, Nr. 1 R.= Notopfer=
geſetzes
; ſie ſind daher notopferpflichtig. Schmutzwolle und ge=
reinigte
und ſortierte Wolle ſind nicht Gegenſtände gleicher Art
im Sinne des 8 7 Umſatzſteuergeſetzes. Die Schätzung des Um=
ſatzes
eines Landwirts nach dem Normalertrage der Flächenein=
heit
enthält zwei Elemente: Einmal die Schätzung (den Wahr=
ſcheinlichkeitsſchluß
), daß im Steuerzeitraume von einer Flächen=
einheit
ein gewiſſer Ertrag erzielt und zweitens die Schätzung,
daß das dieſem Ertrag entſprechende Entgelt vereinnahmt wor=
den
ſei. Gegen dieſen zweiten Schluß iſt der Gegenbeweis zu=
läſſig
, daß die Entgelte nicht oder nur zum Teil eingegangen
ſeien. Dieſer Einwand iſt aber unbeachtlich, wenn die Minde=
rung
, die mit ihm angeſtrebt wird, innerhalb der jeder Schätzung
von Beträgen innewohnenden Fehlergrenze liegt.
Pflicht zur Vorlegung von Schlußnoten, Schriftſtücken und
Geſchäftsbüchern nach dem Reichsſtempelgeſetz. Zur Auskunfts=
pflicht
Dritter iſt in einer Entſcheidung des Reichsfinanzhofes
vom 10. November 1922 geſagt: Die der Prüfung in Bezug auf
die Abgabenentrichtung nach Nr. 4a des Reichsſtempelgeſetzes und
nach der Verordnung über die Erhöhung der Börſenumſatzſteuer
und Einführung einer Deviſenumſatzſteuer vom 9. November
1921 unterliegende Stelle iſt verpflichtet, Schlußnoten und Schrift=
ſtücke
, die ſich auf Geſchäfte der in den §§ 1433 und Tarif=
nummer
4a des Reichsſtempelgeſetzes und der Verordnung vom
9. November 1921 bezeichneten Art beziehen, dem Stempel=
prüfungsbeamten
offen zu legen, auch ohne daß ihr dieſer be=
ſtimmte
Schlußnoten und Schriftſtücke bezeichnet. Geſchäfts=
bücher
hat ſie ihm nur vorzulegen, ſofern ſich die Geſchäfte aus
den vorbezeichneten Schlußnoten und Schriftſtücken nicht hin=
reichend
erſehen laſſen oder dieſe bei ihr nicht vorhanden zu ſein
brauchen, und nur inſoweit, als die Geſchäfte darin verbucht ſind.
Sind die Geſchäfte außer auf den Konten der Kunden noch in
anderen Büchern vollſtändig verbucht, ſo genügt die Vorlegung
dieſer Bücher. Die Bl. für Genoſſenſchaftsweſen bemerken
dazu: Daraus ergibt ſich, daß die Finanzämter, nicht berechtigt
ſind, bei Prüfung der Effektengeſchäfte die Pflicht zur Vorlegung
der Schlußnoten dazu zu benutzen, um Material für die Steuer=
pflicht
der einzelnen Kunden zu ſammeln.
* Gefchäftsanteile und Vermögensſteuer. Wir entnehmen
den Bl. für Genoſſenſchaftsweſen: Für die Vermögensſteuer
bei den einzelnen Mitgliedern ſind die Geſchäftsanteile bei einer
Genoſſenſchaft lediglich mit dem Nominalbetrage der Geſchäfts=
guthaben
des einzilnen Mitgliedes zu bewerten. Vielfach ſind
die Finanzämter bereits von dieſer Anſchauung abgewichen. Es
wird dringend empfohlen, in derartigen Fällen umgehend Ein=
ſpruch
einzulegen.

Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekauntmachungen des
Polizeſamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 brauner Glacéhandſchuh
1 runder ſilberner Anhänger. 1 weißer
Wildlederhandſchuh. 1 Korbdeckchen. Eine
graue Briefmappe mit Steuerbogen Joh.
Jung. 1 Eiſenbahnermütze. 1 Ring Lei=
tungsbraht
. 1 Geldſcheinmäppchen mit
über 1100 Mk. 1 ovaler Tula= Manſchetten=
knopf
. 1 gelbe Perlenhalskette. 1 grau=
grüner
Stoffmantelgürtel. 1 ſilb. Perlen=
halskette
. 1 grünwollene Mädchenjacke
6000 Mark in Scheinen. Zugelaufen
1 Foxbaſtard. 1 br. Schäferhund. 1 braun=
weißer
Jagdhund, 1 grauer Pinſcher.

Bekanntmachung.

AufGrund von 81 der Bekanntmachung
zur Fernhaltung unzuverläſſiger Perſonen
vom Handel, vom 23. September 1915,
haben wir dem Georg Creter, Darm=
ſtadt
, Schloßgaſſe Nr. 11, den Trödel=
handel
, insbeſondere den Handel mi=
Kleidern, Schuhen und Wäſche, wegen
(5350
Unzuverläſſigkeit unterſagt.
Darmſtadt, den 22. Juni 1923.
Polizeiamt. Dr. Uſinger.

Volſtrechung
von Räumungsurteilen.
Die Gültigkeitsdauer der auf Grund
des 8 5a der Verordnung zum Schutze
der Mieter vom 22. Juni 1919 getroffe=
nen
Anordnung vom 15. November 1919
über die Vollſtreckung von Räumungs=
urteilen
iſt mit Zuſtimmung des Heſſ
Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft
vom 8. Juni 1923 zu Nr. M. A. W.
14831 bis zum 30. September
1923 verlängert worden.
Die durch dieſe Anordnung der Stadt
erteilte Ermächtigung iſt mit Zuſtim=
mung
des Reichsarbeitsminiſters durch
Verfügung des Heſſ. Miniſteriums für
Arbeit und Wirtſchaft vom 22. Mai 1923
zu Nr. M. A. W. 13156 auch auf
den § 9 der Verordnung vom 23. Sep=
tem
1918, betreffend Maßnahmen gegen
Wohnungsmangel (unter Berückſichti=
gung
der durch das Geſetz vom 11. Ma=
1920 eingetretenen Aenderungen), er=
(st5345
ſtreckt worden.
Darmſtadt den 12. Juni 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

Die Holzverſteigerung Nr. 6
(Stadtwald)
vom 18. Juni 1923 iſt in Bezug auf das
Kiefernſtammholz III. Kl. genehmigt,
Das Kiefernſtammholz IV. und V. Klaſſe
iſt nicht genehmigt. Abgabe der Ab=
fuhrſcheine
bei der Stadtkaſſe, Grafen
ſtraße und erſter Abfuhrtag Mitt
(st5329
woch, 27. Juni.
Darmſtadt, den 25. Juni 1923.
Oberförſterei Darmſtadt.
J. V.: Burk

Entflogen

2 bl. Schildmöbchen
entflogen. Gegen
Belohn. abzug. Hein=
heimerſtr
. 61, (*18245

Dichwurz=
Pflanzen
z. vk. Erbacherſtr. 121,
daſ. neue Herrenſtief.
(Größe 43). (*18343

Eintrag in das Handelsregiſter:
Abt. 4: Am 19. Juni 1923 bei der Firma
Philipp Scheaf in Darmſtadt: Kauf=
mann
Rudolf Schaaf in Darmſtadt hat
Prokura erhalten. Neueintrag am
21. Juni 1923: Firma: Alexander
Guntrum in Darmſtadt. Das von
Spenglermeiſter Alexander Guntrum in
Darmſtadt unter der nicht eingetragenen
Firma ſeines Namens betriebene Ge=
ſchäft
iſt nach ſeinem Tode auf ſeine
Witwe Eliſe, geb. Bickel in Darmſtadt,
übergegangen, Willi und Heinrich Gun=
trum
, Ingenieure in Darmſtadt, ſind in
das Geſchäft als perſönlich haftende Ge=
ſellſchafter
eingetreten. Die offene Han=
delsgeſellſchaft
hat am 1. März 192
begonnen. Abt. B: Am 21. Juni 1923
bei der Firma: Heſſiſche Handelsge=
ſellſchaft
, Geſellſchaft mit beſchränk=
ter
Haftung in Darmſtadt: Kaufmann
Heinrich Ludendorff in Darmſtadt iſt als
Geſchäftsführer ausgeſchieden. Ein=
trag
in das Genoſſenſchaftsregiſter: Am
21. Juni 1923 bei der Firma: Ein=
kaufs
= und Lieferungs= Genoſſen=
ſchaft
heſſiſcher Schmiedemeiſter und
Wagenbauer, eingetragene Ge=
noſſenſchaft
mit beſchränkter Haft=
pflicht
in Darmſtadt: Die Genoſſen=
ſchaft
iſt durch Beſchluß der General=
verſammlung
vom 3. Juni 1923 aufge=
löſt
. Die bisherigen Vorſtandsmitglieder
(5317
ſind Liquidatoren.
Darmſtadt, den 21. Juni 1923.
Amtsgericht I.

Beglaubigte Abſchrift.
St. D. 48/23.
In der Strafſache
gegen die Katharine Keller u. 1 Gen.
wegen Milchfälſchung hat das Heſſiſche
Schöffengericht II in Darmſtadt am
7. Juni 1923 für Recht erkannt: (5337
Die Angeklagte 1. Katharine Keller
geb. Altvater, Ehefrau des Heinrich 4
geb. am 13. Okt. 1877 zu Kirchheimbo=
landen
, Milchhändlerin in Griesheim b.
D., wird wegen Vergehens gegen § 10,
Ziffer 1 u. 2 des Nahrungsmittelgeſetzes
vom 14. Mai 1879 zu einem Monat Ge=
fängnis
und 100000 Mk. Geldſtrafe, evtl.
1 Monat Gefängnis; 2. die Angeilagte
Katharine Keller, Tochter der Angeklag=
ten
zu 1, geb. am 7. Februar 1905 zu
Griesheim, wohnhaft daſelbſt, wird wegen
Vergehens gegen 8 10, Ziffer 1 u. 2 des
Nahrungsmittelgeſetzes vom 14. Mai 1879
und 88 49, 57 R. St. G.B. zu einer Geld=
ſtrafe
von 50 000 Mk., evtl. 2 Wochen
Gefängnis ſowie beide Angeklagten zu
den Koſten des Verfahrens verurteilt
Das Urteil iſt auf Koſten der Angeklag=
ten
im Darmſtädter Tagblatt und Groß=
Gerauer Kreisblatt zu veröffentlichen und
während einer Woche nach eingetretener
Rechtskraft des Urteils an der Gemeinde=
afel
in Griesheim auszuhängen.
Die Richtigkeit der Abſchrift der Ur=
teilsformel
wird beglaubigt und die Voll=
ſtreckbarkeit
des Urteils beſcheinigt.
Darmſtadt, den 18. Juni 1923.

Dillemuth, Juſtizinſpektor,

Gerichtsſchreiber d. Heſſ. Amtsgerichts, II.

Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſter
B: Firma: Süddeutſche Ver=
kaufsvereinigung
für Landbau=
Maſchinen, Geſellſchaft mit be=
ſchränkter
Haftung. Sitz: Darmſtadt
Gegenſtand des Unternehmens: Ueber=
nahme
der Vertretung von induſtrieller
Unternehmungen, die ſich mit der Her=
ſtellung
landwirtſchaftlicher Maſchinen
und ſonſtiger einſchlägiger Artikel be=
faſſen
, deren Vertrieb ſowohl für fremde,
wie für eigene Rechnung. Stammkapital:
5 000000 Mark. Der Geſellſchaftsvertrag
iſt am 9. Juni 1923 errichtet. Die Ge=
ſellſchaft
wird durch einen oder mehrere
Geſchäftsführer vertreten; die Geſell=
ſchafterverſammlung
beſtimmt im Einzel
falle, ob beſtellte Geſchäftsführer Allein=
vertretungsrecht
beſitzen oder kollektiv
vertreten. Geſchäftsführer: Kaufmann
Philipp Woll in Auerbach a. d. B. Die
Bekanntmachungen der Geſellſchaft erfol=
gen
ausſchließlich durch den Deutſchen
Reichsanzeiger.
(5314
Darmſtadt, den 20. Juni 1923.
Amtsgericht I.

Verſteigerung.
Die für Mittwoch angeſetzte Ver=
ſteigerung

9Ernſt=Ludwigſtraße9
fällt aus.
(5343
Darmſtadt, den 27. Juni 1923.
Raab
Amtsgerichtstaxator.

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[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt
O
Europa als Kaufer amerikaniſcher Waren.
Von
O. P. Auſtin, Statiſtiker der National City Bank, Neu=York.
Der zu erwartende Rückgang der amerikaniſchen Ausfuhr nach
Europa, der längſt ſchon vorausgeſagt war, iſt erſtmalig im Monat
März in die Erſcheinung getreten. In dieſem Monat hatte die Ausfuhr
der Vereinigten Staaten nach den europäiſchen Ländern einen Wert
von 105 Millionen Dollars gegen 180 Millionen Dollars im März 1922;
demgegenüber iſt die Ausfuhr nach den übrigen Weltteilen geſtiegen,
und zwar die nach Südamerika auf 23 Millionen Dollars (gegen 17
Millionen im März 1922), die nach Britiſch=Nordamerika auf 91 Mil=
lionen
(gegen 74 Millionen), die nach Aſien auf 46 Millionen Dollars
(gegen 45 Millionen) und die nach Auſtralien und Ozeanien auf 12 Mil=
lionen
Dollars gegen 8½ Millionen im gleichen Monat des Vorjahres;
um ein Geringes zurückgegangen iſt jedoch die Ausfuhr nach Afrika.
Der Rückgang der Ausfuhr nach Europa iſt nicht, wie
angeſichts der immer noch chaotiſchen politiſchen Zuſtände angenommen
werden könnte, etwa auf eine Verminderung der Kaufkraft in den
europäiſchen Ländern zurückzuführen, ſondern, wie der beſonders auf=
fällige
Rückgang des Exports an Nahrungsmitteln aller Art erkennen
läßt, auf den geſteigerten Anbau und die höhere landwirtſchaftliche
Produktion in Europa; die Ankäufe von amerikaniſchen Erzeugniſſen,
außer Nahrungsmitteln, haben daher eher noch zugenommen, und zwar
auch der Ankauf von ſolchen, auf die, wenn wirklich eine Schwächung
der Kaufkraft vorläge, in allererſter Linie Verzicht geleiſtet wor=
den
wäre.
So hat denn die Ausfuhr an Weizen nach den europäiſchen Län=
dern
in den erſten neun Monaten bis einſchließlich März des laufenden
Finanzjahres ſich auf nur 98 Millionen Buſhels gegen 134 Millionen
in den entſprechnden Quartalen des Finanzjahres 1921/22, die gleich=
zeitige
Maisausfuhr ſich auf nur 50 Millionen Buſhels belaufen gegen
70 Millionen. Die Ausfuhr an Fleiſch iſt für März d. J. im großen
und ganzen auf der Höhe vom März 1922 geblieben; ſtarken Rückgang
weiſt hingegen auf die Ausfuhr von kondenſierter und ſteriliſierter
Milch, von Zucker, Baumwollſaatöl und anderen für Zwecke menſch=
licher
Ernährung in Frage kommenden Erzeugniſſen. Von den nicht
unmittelbar lebenswichtigen Erzeugniſſen Amerikas ſind manche in un=
erwartet
ſtarkem Maße exportiert worden, ſo z. B. Automobilfahrzeuge.
In den neun Monaten bis einſchließlich März wurden nach euro=
päiſchen
Ländern ausgeführt 15 000 Perſonenautomobile gegen nur
3500 in der gleichen Zeit des vorangegangenen Finanzjahres, und allein
im März dieſes Jahres über 4000 Stück gegen noch nicht 1000 im
März 1922. An Laſtkraftwagen wurden in der Zeit vom Juli 1922 bis
März 1923 4500 Stück ausgeführt gegen 800 in der Zeir von Juli 1921
bis März 1922. Die Gaſolin=Ausfuhr nach Großbritannien ſteigerte
ſich gleichzeitig von 95 Millionen Gallonen auf 112 Millionen, die nach
Frankreich von 100 Millionen auf 131 Millionen Gallonen, die nach
Italien von 6 Millionen auf 18 Millionen; gleich ſtark iſt die Gaſolin=
Ausfuhr nach den ſkandinaviſchen Ländern geſtiegen. Aehnlich auffällig
iſt die Zunahme des Exports von amerikaniſchen Nähmaſchinen, Schreib=
und Rechenmaſchinen, Regiſtrierkaſſen uſw. nach Europa. Ihre Kupfer=
einfuhr
haben beſonders geſteigert Großbritannien, die ſkandinaviſchen
Länder, die Niederlande, Belgien und Frankreich, während Deutſch=
land
ſeine Kupfereinfuhr weſentlich eingeſchränkt hat, wie auch ſeinen
Import an Rohbaumwolle, der ſich auf rund 387 Millionen Buſhels
im Zeitraum von Juli 1922 bis März 1923 belaufen hat gegen 621
Millionen Buſhels in der entſprechenden Zeit des vergangenen Finanz=
jahres
, während gleichzeitig die Einfuhr Englands an Rohbaumwolle
von 620 auf 674 Millionen Buſhels, die Italiens von 157 auf 245
Millionen Buſhels, die Belgiens von 74 auf 85 Millionen Buſhels ge=
ſtiegen
iſt.
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Enzinger=Werke A.=G. in Worms. Die Geſellſchaft
ſchlägt 800 (30) Prozent Dividende vor und Bezugsrecht auf eine alte
zwei neue Stammaktien zum Kurſe von 3000 Proz. Dafür ſind er=
forderlich
14 Mill. Mk. neue Stammaktien. Außerdem ſollen 9 Mill.
Mk. neue Stammaktien entſtehen, darunter 2 Mill. Mk. durch anſchei=
nend
koſtenloſe Umwandlung der 2 Millionen Mk. Stimmrechtsaktien
in Stammaktien auf Grund des vor wenigen Jahren geſchaffenen ſtatu=
tariſchen
Rechts. Die reſtlichen 7 Mill. Mk. ſind zur Verwertung für die
Geſellſchaft beſtimmt, außerdem 2 Mill. Mk. neue Stimmrechtsaktien
wieder zu Händen der Banken.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Vereinigte Kunſtinſtitute A. G., vorm. Otto
Troitzſch, Berlin=Schöneberg. Acht Millionen Mk. der
neuen Stammaktien, für 1923 volldividendenberechtigt, werden derart
zum Bezuge angeboten, daß auf nom. 1000 Mk. alte nom. 4000 Mark
neue Aktien zum Kurſe von 1000 Prozent zuzüglich Börſenumſatzſteuer
und einer Abgeltung für Bezugsrechtsſteuer bezogen werden können. Das
Bezugsrecht iſt bis zum 7. Juli inkl. auszuüben.
* Filzfabrik A. G., Fulda. Die Geſellſchaft fordert zum Be=
zuge
der jungen Aktien auf. Auf nom. 1000 Mk. alte entfällt nom. 1000
Mark junge zu 1500 Prozent zuzüglich Börſenumſatz= und Bezugsrechts=
ſteuer
. Das Bezugsrecht iſt bis 5. Juli (inkl.) auszuüben.
* Emaillier= und Stanzwerke vorm. Gebrüder
Ullrich, Maikammer. Kapitalserhöhung: auf eine alte entfallen
zwei junge ab 1. Juli 1922 dividendenberechtigte Stammaktien zu 250
Prozent zuzüglich Steuerpauſchale und Bezugsrechtsſteuer. Das Bezugs=
recht
iſt bis 7. Juli inkl. auszuüben.
* Harkortſche Bergwerke und Chem. Fabriken A.=
G., Gotha. Die G.=V. beſchloß die Erhöhung des Grundkapitals um
24 Millionen Mk. ab 1. Juli 1922 dividendenberechtigter Stammaktien
zu nom. 1200 Mk. Die Aktien werden zum Nennwert begeben, das geſetz=
liche
Bezugsrecht der Aktionäre bleibt ausgeſchloſſen. Ferner gelangen
zur Ausgabe 62500 St. auf den Inhaber lautende Genußſcheine über
nom. 1200 Mk. Von dieſen werden 37 500 St. den alten Stammaktionä=
ren
mit Ausnahme der durch Beſchluß der G.=V. vom 28. November 22
ausgegebenen, bisher mit 25 Prozent einbezahlten und inzwiſchen voll
gezahlten nom. 21 Millionen Mk. Stammaktien derart zum Bezug an=
geboten
, daß auf nom. 1200 Mk. Stammaktien ein Genußſchein zu nom.
1200 Mk. zum Nennwert bezogen werden kann. Die Genußſcheine neh=
men
am jährlichen Reingewinn in gleicher Höhe wie die Stammaktien
teil.
E.d. A.=G. für Lederfabrikation, München. (Priv.=
Tel.) In der außerordentlichen Generalverſammlung der A.=G. für Le=
derfabrikation
in München wurde die in der letzten Generalverſamm=
lung
von der Oppoſition beanſtandete Kapitalserhöhung von 15 Mil=
lionen
Mk. auf 73 Millionen Mk. genehmigt. Es ſollen 56 Millionen
Mk. Stammaktien und 2 Millionen Mk. mit 25 Proz. einzuzahlende
Vorzugsaktien ausgegeben werden. Von den Stammaktien werden den
Aktionären 7 Millionen Mk. im Verhältnis von 2:1 nicht über 5000
Prozent angeboten.
h. Kleeſaaten=Import A.=G. in Mannheim. Die neu=
gegründete
Geſellſchaft bezweckt die Einfuhr, Ausfuhr und den Handel
in Klee= und Grasſaaten, ſowie ſonſtigen landwirtſchaftlichen Produk=
ten
und Beteiligung an gleichartigen Unternehmungen. Das Grund=
kapital
beträgt 15 Millionen Mark (1350 Inhaber=Stammaktien und
150 Namensvorzugsaktien mit 25fachem Stimmrecht und 4 Prozent Vor=
zugsdividende
, beide 2 10000 Mk.).
h. Leuxwerke A.=G. für Schiff= und Bootbau, Frank=
furt
a. M. Die außerordentliche Generalverſammlung erhöhte das
Aktienkapital von 10 auf 50 Millionen Mark. Den alten Aktionären wird
auf 2 alte eine neue Aktie zum Kurſe von 2500 Prozent angeboten. Der
Neſt wird freihändig verwertet. Die Geſellſchaft beabſichtigt, auf einem
von der Stadt Frankfurt erworbenen Gelände eine größere Flußſchiff=
bauwerft
zu errichten. Der Aufſichtsrat ſetzt ſich aus folgenden Herren
zuſammen: Ludwig Heidingsfelder (Frankfurt a. M.), Direktor Mag
L. Kronheimer (Frankfurt a. M.), Stadtrat Dr. Ludwig Landmann
(Frankfurt a. M.), Schifsbaudirektor Karl Leux (Elbing), Direktor
Julius Levi (Frankfurt a. M.), Bankier Eduard Röchling (Saarbrücken),
Bankier Robert Weiß (Frankfurt a. M.) und Direktor Hans Wichert
(Frankfurt a. M.).

h. A.=G. Zuckerfabrik Offſtein in Neuoffſtein. Die
Zulaſſung von 64,63 Millionen Mark neuer Stammaktien zum Handel
und Notierung an der Frankfurter Börſe wurde genehmigt.
Banken.
h. Deutſche Handelsbank A. G., Frankfurt a. M. Die
auf den 21. Juli einberufene Generalverſammlung ſoll die Schaffung
von 500 Millionen Mk. Stammaktien und 40 Millionen Mark Inhaber=
Vorzugsaktien beſchließen.
h. Badiſche Bank Mannheim. Die ordentliche General=
verſammlung
genehmigte einſtimmig die Regularien, wonach auf die
Stammaktien 44 Prozent und auf die Vorzugsaktien 10 Prozent Divi=
dende
verteilt werden. Die Gewinnanteile des Aufſichtsrats wurden
ſatzungsgemäß berechnet und bei Abſchluß der Bilanz wertbeſtändig an=
gelegt
, ſo daß ein ſcheinbar höherer Anteil zur Auszahlung gelangt.
Ferner beſchloß die Generalverſammlung Kapitalserhöhung von 10,5
auf 24, 9 Mill. Mk., die zum Zwecke einer ſtärkeren Beteiligung des
Staates beankragt worden war. Die Beziehungen zwiſchen der Bank
und dem Badiſchen Staat haben ſich immer mehr vertieft und enger ge=
ſtaltet
, ſo daß der Staat den Wunſch hatte, auch ſtärker an der Bank be=
teiligt
zu ſein. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurden Finanzminiſter
Köhler (Karlsruhe) und Kommerzienrat Th. Frank (Berlin). Finanz=
miniſter
Köhler, der den Badiſchen Staat vertrat, kam dann nach Er=
ledigung
der Tagesordnung auf die Entwicklungsgeſchichte der Bank zu
ſprechen und machte weitere wirtſchaftspolitiſche Ausführungen.
* Gründung einer Exportbank in Petersburg.
Aus Helſingfors wwird uns geſchrieben: Der nordweſtliche ökonomiſche
Konſeil hat die Satzungen einer Aktienbank für Außenhandel des Nord=
weſtgebietes
beſtätigt. Angeſichts dieſer Gründung wird in führenden
bolſchewiſtiſchen Kreiſen Propaganda für die Gründung einer Allruſſi=
ſchen
Exportbank gemacht. Dieſe Bank ſoll Filialen in ganz Rußland
erhalten. Die Kommiſſion für Innenhandel hat ſich bereits in dem
Sinne geäußert, daß dieſe Allruſſiſche Exportbank in allernächſter Zeit
gegründet werden müſſe.
* Bayeriſche Handelsbank Bodenkreditan=
ſtalt
in München. Die außerordentliche Generalverſammlung
vom 21. d. Mts., in welcher ein Aktienkapital bon 5,67 Mill. fl. und
43,74 Mill. fl. mit zuſammen 1 871 143 Stimmen vertreten war, hat die
Erhöhung des Grundkapitals um 30 Millionen, von 55
Millionen auf 85 Millionen, ſowie die dadurch erforderliche Aenderung
des § 10 des Geſellſchaftsvertrages genehmigt. Von dieſer Erhöhung
werden zunächſt 10 Millionen begeben, ſo daß bis auf weiteres das
Grundkapital 65 Millionen beträgt.

Verſicherungsweſen.

Verſicherung auf erſtes Riſiko. Der Hovad= Verſiche=
rungs
=Konzern bringt eine neue Verſicherungsart auf, die beſtimmt iſt,
einem vorhandenen Bedürfnis abzuhelfen: er verſichert Privatmobiliar
durch eine ſogenannte Couponpolice gegen Feuer und Einbruchsdieb=
ſtahl
auf erſtes Riſiko. Das Weſen der Hovad=Police beſteht in Folgen=
dem
: Jeder beſtimmt die Höhe der Verſicherungsfumme für ſein Mo=
biliar
ſelbſt. Bis zu dieſer Summe wird er im Schadenfalle, ohne Rück=
ſicht
auf eine etwaige Unterverſicherung, entſchädigt. Beträgt z. B. der
Geſamtwert des Mobiliars 20 Millionen Mark und beſitzt man eine
Hovad=Police über 5 Millionen Mark, ſo erhält man bei einem in Höhe
von 2 Millionen Mark ermittelten Schaden dieſen Betrag voll erſetzt,
während man bei dem bisherigen Verſicherungsſyſtem in dieſem Falle
wegen der vorhandenen Unterverſicherung nur einen Erſatz von 500 000
Mark zu beanſpruchen hatte. Die Verſicherungsſumme bildet bei der
Hovad=Police ſtets die Grenze der Erſatzleiſtung. Es liegt alſo im Be=
lieben
des Verſicherungsnehmers, dieſe ſo hoch zu geſtalten, wie er die
Gefahrenmöglichkeit einſchätzt.
Höchſt einfach iſt die Form, in die dieſe Verſicherung gekleidet iſt.
Beide Verſicherungsarten gegen Feuer= und Einbruchsdiebſtahl=
ſchäden
ſind in einem einzigen Verſicherungsſchein vereinigt; die
Prämie iſt eine einheitliche. Die fertigen Verſicherungsſcheine ſind auf
die Verſicherungsſumme von 5, 10 und 20 Millionen Mark abgeſtellt.
Jeder kann beliebig viel derſelben nehmen, um die Geſamtt rſicherungs=
ſumme
zu erzielen, die ſeinen Verhältniſſen und Wünſchen entſpricht.
Die Police wird dem Intereſſenten ausgehändigt, der mittels einem
anhängenden Poſtſcheckformular den darauf vermerkten Betrag einzahlt
und ſo ſelbſt den Beginn der Haftung der Verſicherungs=Geſellſchaft ihm
gegenüber beſtimmt.
Anleihen.
Wertbeſtändige 5proz. Goldobligationen der
Südd. Feſtwertbank in Stuttgart. Die vor kurzem von
der Bayeriſchen Hypotheken= und Wechſelbank, der Frankfurter Hypo=
thekenbank
, der Pfälziſchen Hypothekenbank, der Rheiniſchen Hypo=
thekenbank
, der Südd. Bodenkreditbank und der Württ. Hypotheken=
bank
gegründete Süddeutſche Feſtwertbank in Stuttgart tritt mit einer
Emiſſion von 5proz. Goldobligationen an die Oeffentlichkeit. Zeih=

ſich nach dem letzten, dem Zeichnungstag vorausgehenden Berliner
Dollarkurs, ebenſo werden die fälligen Zins= und Kapitalbeträge der
Obligationen nach dem Dollarkurs an beſtimmten Stichtagen berechnet.
Der Erlös der Emiſſion dient vor allem zur Finanzierung werbender
Anlagen auf dem Gebiet der Elektrizitätsverſorgung in Süddeutſch=
land
(Nutzbarmachung von Waſſerkräften), ſowie zur Gewährung von
Rentendarlehen. Selbſtverſtändlich gehen die Verzinſungs= und Til=
gungsbeſtimmungen
parallel mit den entſprechenden Obligationen=
bedingungen
. Bedeutſam iſt, daß mit Gründung des neuen Inſtituts
eine Organiſation gefunden iſt, die namentlich auch den oft beſon=
ders
gut fundierten kleinen und mittleren Gemeinden und ſonſtigen
öffentlich=rechtlichen Verbänden, für die die Emiſſion eigener Werte aus
techniſchen Gründen nicht in Betracht kommt, wertbeſtändige Kredite ge=
währen
kann. Das iſt um ſo wichtiger, als ihnen die Aufbringung der
erforderlichen Kredite auf dem bisherigen Wege des Währungsdar=
lehens
bei der ungeheuren Beanſpruchung des Marktes häufig nicht
mehr möglich war. Andererſeits iſt dem nach einer vertbeſtändigen
Anlage ſuchenden Publikum hier eine Gelegenheit zur Vermögens=
anlage
geboten, die ihm beſonders deshalb willkommen ſein wird, weil
das Inſtitut in engſter Verbindung mit ſeinen ſechs Gründungsbanken
arbeitet, deren jahrzehntelange Erfahrung auf dem Gebiete des Boden=
und Kommunalkredits ihm zugute kommen wird. Wie mitgeteilt werden
kann, liegen bereits erhebliche Voranmeldungen für die Zeichnung vor.

Preisaufſchläge.

F-d- Erhöhung der Roheiſenpreiſe. Auf Grund der
Koksklauſel erhöhen ſich die vom Eiſenwirtſchaftsbund feſtgeſetzten
Höchſtpreiſe mit Wirkung vom 25. Juni wie folgt: Hämatid=, cuarmes
Stahleiſen, Temperei=Roheiſen um 486 000 auf 2 712000 Mk., Gießerei=
Roheiſen I um 486 000 auf 2 682000 Mk., Gießerei=Roheiſen III um
486 000 auf 2679 000 Mk., Gießerei=Roheiſen, Luxemburger Qualitit,
um 486 000 auf 2 669 000 Mk. Die bisherigen Preiſe fſtr Stahl= und
Spiegeleiſen bleiben unverändert. Ferner wurde der Durchſchnittspreis
für Roheiſen, welches aus inländiſchen und ausländiſchen Brennſtoffen
hergeſtellt wird, wie folgt erhöht: Hämatid= und cuarmes Stahleiſen
um 1039 000 auf 3 711000 Mk., Gießerei=Roheiſen I um 1089000 auf
3 681000 Mk., Gießerei=Roheiſen III um 1039 000 auf 3 678000 Mk.,
Gießerei=Roheiſen, Luxemburger Qualität, um 1039000 auf 3 668000
Mark. Bei Roheiſen iſt mit den bisherigen Koks= und Kohlenpreiſen
gerechnet worden. Sollte während der obigen Friſt eine Aenderung
der Brennſtoffpreiſe eintreten, ſo erfahren die Roheiſenpreiſe noch eine
entſprechende Aenderung. Die erhebliche Preisſteigerung iſt diesmal auf
die Entwickelung der Deviſenkurſe zurückzuführen. Während bei der
letzten Preisfeſtſetzung mit einem Pfundkurs von 404 593 für die in den
Roheiſen enthaltenen ausländiſchen Rohſtoffe gerechnet wurde, mußte
den neuen Preiſen ein Kurs von 595 652 zugrunde gelegt werden.

Dividendenvorſchläge.

h. Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei in
Ettlingen. Nach Zuweiſung von 60 Mill. Mk. auf Wertberich=
tigungskonto
beträgt im Geſchäftsjahr 1922 der Reingewinn 60 963 490
Mk., deſſen Verwendung wie folgt beantragt wird: 300 Proz. auf die
Stammaktien und zwar 6000 Mk. auf 1200 Aktien Litera A zu 2000 Mk.,
3000 Mk. auf 1972 Aktien Litera B zu 1000 Mk., 3000 Mk. auf 1328 Aktien
Litera C zu 1000 Mk., 3000 Mk. auf 7000 Aktien Litera D zu 1000 Mk.
und 6 Prozent auf die 8 Mill. Mk. mit 25 Prozent eingezahlter Vor=
zugsaktien
auszuſchütten.

27. Juni 1923 Nr. 175

h. Goepferr u. bon Waechter, Rauchtabakfabriken,
Eiſenach. Unter dieſer Firma haben ſich die Firmen Rheiniſche Tabak=
manufaktur
H. Goepfert in Speyer und die Kommanditgeſellſchaft Gebr.
Hoffmann u. Triebel in Eiſenach zu einer Intereſſengemeinſchaft zu=
ſammengeſchloſſen
.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
war die Stimmung wiederum ſehr feſt. Das Inland hält mit Angebo=
ten
dauernd zurück, ſo daß die Kaufluſt, beſonders für ſchnell verladbare
Ware, nur zu entſprechend höheren Kurſen befriedigt werden kann. Die
Kaufluſt hängt zum weſentlichen Teile mit der zum 1. Juli bevorſtehen=
den
ſtarken Erhöhung der Gütertarife und dann auch mit der erneuten
Steigerung ber Deviſenkurſe zuſammen. Bei ſehr knappem Angebot
ließen ſich die hohen Forderungen für Weizen nur ſchwer durchſetzen.
Roggen war nach Weſtdeutſchland gefragt. Starke Kaufluſt beſtand für
Gerſte und Hafer. Die übrigen Notizen paßten ſich der ſteigenden Be=
wegung
an.
* Jungſchweinemärkte. In Weinheim (Bgſtr.) waren
391 Tiere aufgetrieben, die bis auf 74 Stück bei lebhaftem Handel Ab=
ſatz
fanden. Läufer wurden mit 350550 000 Mk., Milchſchweine mit
200300 000 Mk. gehandelt. In Fulda waren 175 Ferkel aufgetrie=
ben
, Läufer fehlten. Der Markt war infolge der ſtark angezogenen
Preiſe ſehr ſchleppend und wurden viele Tiere nicht abgeſetzt. Notiert
wurden kleine Ferkel mit 250280 000 Mk., mittlere mit 280320000
und größere bis zu 400000 Mk.
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Die fortdauernden Schwankungen an den Deviſenmärkten
machen das Holzgeſchäft unſicher. Insbeſondere iſt die Entſchloſſenheit
zu Abſchlüſſen im Konſum gering, und es ſpielen ſich zurzeit die Umſätze
hauptſächlich zwiſchen den Sägewerksbeſitzern und den Zwiſchenhändlern
ab. Die Preiſe ſind in den letzten acht Tagen erheblich geſtiegen. Man
kann die inzwiſchen eingetretenen Preisſteigerungen auf etwa 40 v. H.
beziffern. Nachdem ſich der Kurs der deutſchen Mark wieder etwas ge=
beſſert
hat, iſt die Kluft zwiſchen den Weltmarktpreiſen und der Be=
wertung
im deutſchen Holzgewerbe geringer geworden. Immerhin
werden von den inländiſchen Sägewerksbeſitzern die Vorräte noch un=
ter
den Weltmarktpreiſen verkauft. Freilich ſind die Angebote nicht
ſehr groß. Die Mehrzahl der Schneidemühlenbeſitzer hält mit der Ware
zurück. In Oſtpreußen findet man ſehr häufig überhaupt Ablehnung
bei Anfragen nach Schnittholz. Die dortigen Schneidemühleninduſtriellen
wollen ihre fertige Ware erſt dann abgeben, wenn ſie in der Lage ſind,
zu den Preiſen, die ſie für das Schnittholz erzielen, neuen Rohſtoff zu
erwerben. Der Verkehr mit Polen und Pommerellen iſt ſtark unter=
bunden
. Hier beſteht kaum noch Neigung, anders als in Edelvaluta
Schnitthölzer zu verkaufen. Die letzten Rohholzverkäufe brachten, ent=
ſprechend
dem ungünſtigen Kurs, der deutſchen Mark gegenüber den Er=
gebniſſen
der Termine während der Stützungsaktion ganz erhebliche
Preiserhöhungen. Das Grubenholzgeſchäft liegt noch immer ruhig. Erſt
die Wiederaufnahme des Verkehrs mit dem beſetzten Gebiet kann hier
eine Aenderung ſchaffen. Papierholz war geſucht. Auf dem Schwellen=
markt
ſind die Umſätze klein. Das Eiſenbahnzentralamt kauft zurzeit
keine Schwellen ein. Stark unterbunden iſt der Abſatz in Waggonhölzern
und anderer Dimenſionsware, weil die Waggonfabriken die hohen Preiſe,
die jetzt auf Grund des Markſturzes und der teuren Rohholzpreiſe von
den Sägewerken gefordert werden müſſen, jetzt noch nicht bewilligen.

Börſen.

wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbild. Das Ge=
ſchäft
in Dollarſchatzanweiſungen war heute wieder ziemlich lebhaft. Die
Preisbewegung neigte nach oben. Es wurden genannt bei erſter . otiz
120124 000 ſpäter 126000. Im Effektenverkehr von Büro zu Büro
zeigte ſich für gewiſſe Spezialpapiere größere Unternehmungsluſt. Die
Umſätze waren in chemiſchen Werten lebhafter. Auch ſonſt geſtaltete ſich
die Tendenz feſt, um ſo mehr der Geldmarkt für die Efektenbörſe gün=
ſtig
iſt. Es ſtehen zum Quartalswechſel größere Zinsbeträge aus dem
Anleihemarkt in Ausſicht. Sehr geſucht waren Ph. Holzmann, man
nannte einen Kurs von 135 000. Gebr. Junghans ſind auf andauernde
Käufe für Schweizer Rechnung ſtark geſucht, 230000. A.E.G. fanden
zu 275280 000 Käufer. Unter den Montanaktien ſind Mannesmann,
Mansfelder gefragt. Spinnerei Hammerſen 180200 000. Ruhiger
lagen Banken. Für Hindrichs Auffermann hörte man einen Kurs zwi=
ſchen
125135 000. Sehr geſucht ſind L. A. Epſtein=Aktien, welche geſtern
mit 125 000 erſtmals notiert wurden. Maſchinenf, Gritzner und Deutzer
Gas, auch Dürkopp, werden erheblich höher genannt. Am Markte der
amtlich nicht notierten Werte entwickelte ſich eine ziemlich lebhafte Nach=
frage
nach Benz, 240000. Größere Umſätze erfolgten in Contibank 16 000
Geld. Es wurden ungefähr noch folgende Kurſe genannt: Api 190 bis
200 000, Becker Stahl 215220 000, Emelka 44 000, Hanſa Lloyd 50= bis
52 000, Krügershall 230 000. Von Rentenwerten nannte man Türken=
werte
höher. Schutzgebietsanleihe anziehend 130132 000.
wb. Berliner Börſenbericht. Bei der ſehr ſtarken Nach=
frage
am Deviſenmarkt beſtand nur ſehr geringe Neigung zur Hergabe
von Ware, ſo daß der Reichsbank wieder faſt ausſchließlich die Befriedi=
gung
des Bedarfs zufiel. Die Kurſe erhöhten ſich wiederum ziemlich
und es konnten für die führenden Plätze nur 25 bis 50 Prozent der ver=
langten
Mengen zugeteilt werden. In Rückwirkung hiervon waren im
freien Effektenverkehr durchweg weſentlich höhere Kursſchätzungen,
namentlich für die führenden ſchweren Montanwerte, für Kali= und
Bankaktien, ſowie auch für preußiſche Konſols zu hören. Dollarſchatz=
anweiſungen
wurden ſchließlich per Kaſſa mit 134 000 und per Juli mit
156 000 gehandelt.
* Verbot des Handels mit Schatzanweiſungen an
Börſenruhetagen. Der Berliner Börſenvorſtand hat geſtern
einen Beſchluß gefaßt, wonach der Handel mit Dollarſchatzanweiſungen
in Börſenräumen an börſenfreien Tagen ebenſo verboten iſt, wie der
Handel mit Effekten. Zuwiderhandlungen werden mit dem Ausſchluß
von der Börſe beſtraft. Hierdurch iſt inſofern Klarheit in einer ſtritti=
gen
Frage geſchaffen worden, als bisher die Meinung beſtand, daß
Dollarſchatzanweiſungen nicht zu den Effekten gehören, auf die ſich das
Handelsverbot für die Börſenruhetage bezieht. Hinſichtlich der Börſen=
tage
im Juli behält es nach einem neuen Beſchluß des Börſenvorſtandes
bei der bisherigen Regelung ſein Bewenden. Es finden alſo regelmäßig
am Montag, Mittwoch und Freitag jeder Woche Börſentage ſtatt.
w. Deviſenmirkt. Frankfurt a. M., 26. Juni.

W f
Bſf0
Bri R
Geld Ve
Brief Antwerpen=Brüſſel ..3:7..7.: 6014. 90 6045.10 6603 6642. Holland .. . .. ..... .. ........ 44887.50 45112.50 48176.50 49423.50 London ...................." 524868.70 525131.25 578550. 581450. Paris .. . .... . . .. ..
7042.35 7077.,65 7751.50 7794.50 Schweiz... . 20349. 20451. 22446.50 22556.50 Spanien ..
D 16857.75 16942.25 18653 18747. Italien ...................." 5115.20 5142.80 5646. 5574. Lifſabon=Oporto.
D Dänemark.
20548.50 20651. 2214350 22556.50 Norwegen
18852.75 18947.25 20847.60 20952.50 Schweden
. 29925. 30075. 33416. 33584. Helſingfors
- 3476. 3494. New=York
D 113964.40 114535.60 125685. 126315. Deutſch=Oſterreich (abg.) . ... . . 162.10 162.90 180 04 180.96 Budapeſt.
Do 10.962 11.038 1496 15.04 Prag
T 3441.35 3458.65 3770.50 3789.50 Agrar 1217.15 1223 1381.50 1393.50.

w. Deviſenmarkt. Berlin, 26. Juni Telegr. Auszahlungen für:

Mien ee 7 44638. 44862. Brüſſel=Antwerpen .. . . ... ..." 6009 50 6040.50 Chriſtiania . . . . . . . . . . . . . .. ... 18653. 18747. Kopenhagen ................ 20349. 20451. Stockholm ........... . . .. ... 30174. 30326. Helſingfors ....... ... . . .. ... 3142. 3158. ftalien . .
Dooocos--- 5112. 5138. London
523637. 526313. New=York,
Doooaa- 113964. 114536. Paris
voooooooaa- 7052. 7088. Schweiz.. . . .
ooaoco-- 20393.50 20501.50 Spanien .... . . . . ..........." 16867.50 16942.50 Wien (in Deutſch=Oſterr, abg.). 160.09 150,91 Prag ............ ...... 3441. 3459. Budapeſt.. .
Da- 12.36 12.44 Buenos=Aires..
oo- 40498.50 40701.50 Bulgarien ......... . . . . .... 1216.50 1223.50 Japan .. . . ...llcsscc - Rio de Janeiro ............. 11870. 11930. Belgrad. . . . ..
Doooaa-- 1301.50 1308.50

R.
Geid

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W
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49176 50
6608.
20847.50
22412.50
33416.
3471.50
5546.
578550.
125685.
7755.50
22443.50
18653.
180.04
3770.50
14.96
44586 50
1386.50
13466.
1416.

49423.50
6642.
20952.50
22556.50
33584.
34194.
5574.
581450.
126315.
7794.50
22556.50
18747.
180.96
3789.50
15.04
44812.
1393.50
13534.
1424.

Bankgoschäft
Fernsprecher 1308, 1309

11L 1O 21e
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Dartlietcer
1 Luisenplatz 1

(3478a