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ſprecher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und alle
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
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höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verfehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 172
Sonntag, den 24. Juni 1923
186. Jahrgang
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ſtelle Rheinſtraße 23, die Agenturen und
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Aufruhr, Streiß uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Die neue Oeviſenverordnung.
In Ergänzung unſerer Meldung über die neue
De=
biſenverordnung des Reichspräſidenten, die nur in einem Teil
unſerer geſtrigen Ausgabe enthalten war, laſſen wir folgende
Ausführungsbeſtimmungen folgen:
Gegen Reichsmark oder Wertpapiere jeder Art, die auf
Reichsmark lauten, dürfen im Inland und Ausland nur ſolche
Zahlungsmittel und Forderungen in ausländiſcher Währung
(8 1 Abſ. 2, 3 der Valutaſpekulationsverordnung vom 8. Mai
1923, Reichsgeſetzblatt S. 275) erworben oder veräußert werden,
für die eine amtliche Notierung in Berlin ſtattfindet. Der
Er=
werb oder die Veräußerung iſt nur zu dem amtlichen Kurſe des
Tages des Geſchäftsabſchluſſes, und zwar zu dem Geld= oder
Briefkurs oder einem dazwiſchen liegenden Kurſe zuläſſig. Eine
amtliche Notierung wird lediglich dann als vorliegend angeſehen,
wenn in der betreffenden Währung am Tage des Geſchäfts eine
amtlicheNotierung des Kurſes der Auszahlung ſtattfindet. An
Tagen, an welchen eine amtliche Notierung der Auszahlung nicht
ſtattfindet, dürfen in der betreffenden Währung Geſchäfte nicht
abgeſchloſſen werden. Der Kurs für Auszahlung iſt auch für
Ge=
ſchäfte in Banknoten maßgebend, wenn für Banknoten kein
be=
ſonderer amtlicher Kurs notiert wird. Wird ein ſolcher
beſon=
derer Kurs notiert, ſo gilt er lediglich für Geſchäfte in
Bank=
noten. Im Kleinverkehr ſind Umſätze bis zu 5 Pfund Sterling
oder dem entſprechenden Betrage in einer anderen Währung auch
zum letztbekannten amtlichen Kurſe zuläſſig. Dieſe Vorſchriften
finden auf Geſchäfte, die mit der Reichsbank abgeſchloſſen
wer=
den, keine Anwendung. § 2. Geſchäfte, die gegen die Vorſchriften
des § 1 verſtoßen, ſind nichtig. Die Nichtigkeit kann nicht zum
Nachteil von Perſonen geltend gemacht werden, die den die
Nich=
tigkeit begründenden Sachverhalt beim Abſchluß des Geſchäftes
nicht kannten. § 3. Mit Gefängnis bis zu drei Jahren und mit
Geldſtrafen bis zum Zehnfachen des Wertes der ausländiſchen
Zahlungsmittel oder Forderungen oder mit einer dieſer Strafen
wird beſtraft, wer vorſätzlich oder fahrläſſig zu einer ſolchen
Zu=
widerhandlung auffordert, anreizt oder ſich erbietet. Neben der
Strafe können die Zahlungsmittel oder Forderungen, auf die ſich
die ſtraſoare Handlung bezieht, zugunſten des Reiches eingezogen
werden, auch wenn ſie dem Täter oder einem Teilnehmer nicht
gehören. Erweiſt ſich die Einführung als nicht durchführbar, ſo
ſo kann das Gericht nachträglich durch Beſchluß die Einziehung
des Wertes anordnen. Der Feſtſtellung des Wertes der
Zah=
lungsmittek und Forderungen iſt ſoweit eine amtliche
Kurs=
notierung an der Berliner Börſe erfolgt, der mittlere Kurswert
dieſer Börſe im Zeitpunkt der verbotenen Handlung zugrunde
zu legen. Ferner kann angeordnet werden, daß die Verurteilung
auf Koſten des Schuldigen öffentlich bekannt zu machen iſt. Die
Art der Bekanntmgchung wird im Urteil beſtimmt. Die
Bekannt=
machung kann auch durch Anſchlag gemäß Art. III. 8 2 des
Not=
geſetzes vom 24. Februar 1923 (Reichsgeſetzblatt I S. 47)
erfol=
gen. § 4. Der Reichswirtſchaftsminiſter iſt ermächtigt,
Ueber=
gangs= und Ausführungsbeſtimmungen zu dieſer Verordnung zu
erlaſſen und Ausnahmen zu bewilligen. § 5. Dieſe Verordnung
tritt mit der Verkündung in Kraft.
Der Reichskanzler zur neuen Oebiſenverordnung.
Berlin, 23. Juli. (Wolff.) Der Reichskanzler
er=
ließ ein telegraphiſches Rundſchreiben an die Regierungen
der Länder, worin auf die Bedeutung der neuen
Ver=
ordnung über den Handel mit Deviſen zum
Einheits=
kurs hingewieſen wird.
In dem Schreiben wird betont, daß, wenn auch
möglicher=
weiſe dem Handel und dem Bankverkehr durch die neuen
Be=
ſtimmungen gewiſſe Schwierigkeiten erwachſen würden, dieſer
Ge=
ſichtspunkt hinter der Erfordernis zurücktreten mußte, dem
kurs=
treibenden Deviſenhandel außerhalb der
Börſen=
ſtunden entgegenzutreten. Ferner werden die Regierungen
der Länder erſucht, die Reichsregierung bei der Durchführung
der beſchloſſenen neuen Maßnahmen durch rückſichtsloſes
Eingreifen gegn den illegitimen Handel und die „
ſchwar=
zen Börſen” zu unterſtützen, wie auch die Reichsregierung mit
allen zu Gebote ſtehenden Mitteln ſolche Erſcheinungen
rückſichts=
los unterdrücken würde.
Wie wir zu der Verordnung noch erfahren, ſollen
Ausfüh=
rungs= und Uebergangsbeſtimmungen erſt dann
erlaſſen werden, wenn ſich ihre Notwendigkeit zweifelsfrei
ergibt.
Erweiterung der Dollar=Anleihe.
U. Berlin, 23. Juni. Außer der neuen
Deviſenverord=
nung ſind von der Reichsregierung noch verſchiedene
Maßnah=
men geplant, die einer weiteren Verſchlechterung des Markkurſes
durch ſpekulative Auswüchſe vorbeugen ſollen. Es wird als
weitere Maßnahme zunächſt eine Auffüllungder
Dollar=
anleihe herbeigeführt werden. Bei der Auflegung der
Dollar=
arleihe iſt eine Sumne von 100 Millionen Dollar von den
Ban=
ken garantiert worden. Die Summe der Zeichnung ergab jedoch
nur 53 Millionen Dollar. Von dem Reſtbetrag von 47
Millio=
nen war der fünfte Teil auf Grund der Garantieleiſtung zunächſt
von den Banken und Bankiers einzuzahlen. Das ergab etwa
weitere 10 Millionen. Schließlich ſind nochmals 10 Millionen
nachträglich durch Verkauf von Anleiheſtücken aufgebracht
wor=
den, ſo daß zurzeit ein Reſt von 27 Millionen Dollar aus dem
Garantiebetrag von 100 Millionen offenſteht, den die Banken
nunmehr nachzahlen ſollen.
Krieg und Frieden.
Kaſſel, 23. Juni. (Wolff.) Reichstagsabgeordneter
Scheidemann ſchreibt im Kaſſeler Volksblatt: Ein engliſcher
Soldat, Familienvater, hatte in deutſcher Kriegsgefangenſchaft
einen deutſchen Unteroffizier nach einem Streit verprügelt und
war vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt worden. Auf die
Bitten der Kameraden des Verurteilten um Hilfe wandte ſich
Scheidemann an den Reichskanzler, und es gelang ihm, die
Be=
gnadigung des verurteilten Engländers zu erreichen. In gleicher
Weiſe trat Scheidemann auf die Bitten einer verzweifelten Frau
für einen von dem deutſchen Kriegsgericht zum Tode
verurteil=
ten Kriegsgefangenen, einen belgiſchen Bürger, ein. Auch in
dieſem Falle gelang es, der unglücklichen Familie den Gatten
und Vater zu retten. Scheidemann hebt hervor, daß beides
wäh=
rend des Krieges geſchah, während Schlageter im Frieden zum
Tode verurteilt und erſchoſſen wurde und Goerges das gleiche
Schiajal, ebenfalls im Frieden, bevorſteht.
Die „neue‟ Wacht am Rhein!
Frühere deufsfte- neue Anlagen
CSchieß-u Obengpjäte m
ZO½ Schielsstände O
TaEzerzierpläkze 4
2.
FfARRFEChS FilifaFismus
beiegt mit Beschlag
12 175. 52ha
deutsche Erde 41
Oaraufiessen sich bauen:
Ha Million:
Einfamilienhäuger.
mit Gerten;
MGiauf lassen sich ernten:!
*aMillfon
Zentaer Keagen
Vom Tage.
Aus ſicherer Quelle verlautet, daß die deutſchen Biſchöfe in einem
gemeinſamen Schreiben den Papſt gebeten haben, ſich bei der
fran=
zöſiſchen Regierung für die Nichtvollſtreckung des gegen
Goerges gefällten Todesurteils einzuſetzen.
Der Münchener Polizei gelang die Feſtnahme eines Münchener
Poſt=
aſſiſtenten, der, ähnlich wie Oberpoſtinſpektor Paffinger, ſeit April 1919
Wertpapiere und Auslandsbriefe mit Geldſendungen
unterſchlug.
Havas dementiert aus Düſſeldorf die Nachricht deutſcher
Blätter, daß am 21. Juni in Recklinghaufen ein
franzöfi=
ſcher Soldat getötet worden ſei.
In der franzöſiſchen Kammer iſt eine Interpellation eingebracht
worden, welche Maßnahmen die Regierung zu ergreifen gedenke, um der
unduldſamen Behandlung franzöſiſcher Flieger,
die gezwungen ſeien, in Deutſchland zu landen, ein Ende zu
be=
reiten.
Der polniſche Seim ratifizierte den deutſch=polniſchen
Ver=
trag über die gemeinſame Verwaltung der Deiche in der Niederung
von Marienwerder. Es handelt ſich um die ſeinerzeit durch den
Bot=
ſchafterat Polen zugeſprochenen fünf Niederungsdörfer ſamt Deichen.
Der rumäniſche Finanzminiſter, iſt in Paris
einge=
troffen, um mit der Reparationskommiſſion über den Anteil
Rumäniens an den Alliierten=Forderungen zu verhandeln.
Reuter meldet aus Waſhington, das Küſtenwachtſchiff „Bear”
habe Befehl erhalten, nach den oſtſibiriſchen Gewäſſern
abzu=
gehen, „damit von ſeinen guten Dienſten Gebrauch gemacht werden
könne” in dem Fall der vier amerikaniſchen Schooner, die von den
Sowjetbehörden wegen angeblicher Verletzung der
Handels=
beſtimmungen zurückgehalten werden.
Dollarkurs in Frankfurt am 23. Juni,
abends ½7 Uhr: 121500.
Ausſprache zwiſchen Baldwin und Poincaré.
* Paris, 24. Juni. (Priv.=Tel.) Während die franzöſiſche
Preſſe im allgemeinen über die dreitägigen Verhandlungen, die
zwiſchen Brüſſel, Paris und London im Gange ſind,
nichts=
ſagende Meldungen verbreitet und das Beſtreben zeigt, dieſe
Verhandlungen als einen höflichen und unverbindlichen
Mei=
nungsaustauſch hinzuſtellen, dringt heute abend eine Meldung
über den franzöſiſch=engliſchen Gegenſatz durch. Der
Temps veröffentlicht heute einen Brief ſeines Londoner
Korre=
ſpondenten, der ſehr beachtenswert iſt und in dem es heißt: In
gut informierten Londoner Kreiſen iſt man nicht mehr gegen die
Idee einer perſönlichen Ausſprache zwiſchen dem engliſchen und
franzöſiſchen Miniſterpräſidenten. Die Ausſprache könnte in
Pa=
ris oder in irgendeiner anderen Stadt zwiſchen Paris und
London ſtattfinden. Man ſei jedoch darauf aufmerkſam gemacht
worden, daß es wünſchenswert wäre, wenn die engliſche
Re=
gierung vorerſt die Antwort Frankreichs auf ihre Fragen
er=
halte. Dieſe Antwort ſollte dann eine Grundlage für die
kom=
menden Verhandlungen abgeben. Ueberdies glaubt man in
Lon=
don, obwohl die Erklärungen des Grafen St. Aulaire völlig zur
Aufklärung der Lage beigetragen haben, daß eine ſchriftliche
Antwort die Vorzüge habe, die Punkte genau feſtzulegen, in
denen die beiden Regierungen verſchiedener Meinung ſein
könn=
ten. Man weiß, daß Baldwin ebenſo wie Poincaré entſchloſſen
iſt, eine Verſtändigung, die nur oberflächlich und nicht endgültig
wäre, abzulehnen. Die parlamentariſchen Pflichten verhindern
Baldwin, ſich von London zu entfernen, und ſchließlich wäre der
engliſche Miniſterpräſident nicht geneigt, zu einer Konferenz zu
gehen, auf deren Ende nur wieder eine Uneinigkeit
feſtge=
ſtellt würde.
Auf der Suche nach einem Ausweg.
London, 23. Juni. (Wolff.) Wie der Pariſer
Bericht=
erſtatter der Times ſchreibt, befindet ſich der Präſident der
britiſchen Handelskammern, Arthur Balfour, augenblicklich in
Paris, um die eventuelle Bildung eines Ausſchuſſes von
fran=
zöſiſchen Geſchäftsleuten, die das Problem der
Repa=
rationen von einem praktiſchen Standpunkt aus betrachten,
vorzubereiten. Der amerikaniſche Vertreter Willis Booth
werde im Zuſammenhang mit dieſer Frage demnächſt in Paris
erwartet. Arthur Balfour hat ,dem Berichterſtatter zufolge, den
Eindruck, daß, ſoweit die wirtſchaftlichen Kreiſe und, wie
hinzu=
gefügt werden könne, auch politiſche Kreiſe in Frankreich
in Betracht kämen, jeder angemeſſene Ausweg aus der
augenblicklichen Lage willkommen ſein würde.
Die Woche.
Mehr als 14 Tage ſind nunmehr vergangen, ſeit die deutſche
Reichsregierung in den Hauptſtädten der Ententemächte jenes
Memorandum überreichen ließ, welches in Ergänzung der
deut=
ſchen Note vom Mai einen letzten Verſuch der deutſchen
Reichs=
regierung darſtellte, das Reparationsproblem einer Löſung
zuzu=
führen. Rein äußerlich betrachtet, hat ſich in dieſen 14 Tagen
wenig verändert. Noch keine der fremden Regierungen hat
offi=
ziell zu dem deutſchen Schritt Stellung genommen, aber gerade
daß noch keine Antwort vorliegt, beweiſt, daß die allgemeine
politiſche Lage ſich gegen den Mai nicht unweſentlich geändert
hat. Wir haben ſchon vor einer Woche an dieſer Stelle
ausge=
führt, daß die Stellungnahme der Kabinette der weſtlichen
Groß=
mächte keineswegs allein beſtimmt werde durch die
Reparations=
frage, ſondern daß im Gegenteil gerade gegenwärtig die Haltung
insbeſondere Englands weſentlich beſtimmt werde durch die
Ent=
wicklung der Dinge im Oſten, ein überaus wichtiger Faktor in
der Rechnung der Franzoſen, welche die Feſtlegung der
Eng=
länder für den Ausbau ihrer europäiſchen Stellung benutzen
möchten.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß wir gegenwärtig in einer
hiſtoriſchen Entwicklung ſtehen, die eine verzweifelte Aehnlichkeit
mit der zu Beginn dieſes Jahrhunderts beſitzt, nur daß jetzt
nicht Deutſchland der Rivale des Inſelreiches iſt, ſondern
Frank=
reich, welches durch die verkehrte engliſche Kriegspolitik einen
ſo ungeheueren Machtzuwachs erfuhr, daß in Anbetracht des
franzöſiſchen Nationalcharakters kein Engländer der künftigen
Entwicklung ohne ernſte Sorge entgegenſehen kann. Es ſcheint
daher auch recht zweifelhaft, ob die Rechnung Herrn Poincarés
richtig war. Um Lebensfragen handelt es ſich für das
groß=
britanniſche Weltreich in Aſien, und daß man ſich deſſen in
Lon=
don klar bewußt iſt, beweiſt ſchon die Tatſache, daß man auch im
Kabinett Baldwin das Außenminiſterium Lord Curzon
über=
trug, der mit Recht als der beſte Kenner Aſiens und ſeiner
Ver=
hältniſſe gilt. Um eine Lebensfrage aber handelt es ſich auch
für England in Europa, und es iſt nichts als Bluff, wenn
gelegentlich von London aus verſichert wird, daß man ſich in
Europa desintereſſieren werde, ähnlich wie Amerika, wenn
eine befriedigende Löſung der ſchwebenden Fragen nicht
gefun=
den werden könne. England liegt nicht in Amerika, und
fran=
zöſiſche Luftgeſchwader haben keinen weiten Weg bis nach
Lon=
don. Wie kataſtrophal die Knock=out=Politik Lloyd Georges im
Weltkrieg für England war, hat man jenſeits des Kanals
mitt=
lerweile mit Schmnerzen erkennen müſſen, und umſo weniger
dürfte man geneigt ſein, eine Entwicklung noch weiter zu fördern,
welche die Lage Englands noch immer ſchwieriger geſtalten
müßte. Ein Frankreich mit unumſtrittener politiſcher und
wirt=
ſchaftlicher Vormachtſtellung in Europa wäre eine ſchwerere
Ge=
fahr für England, als jede nur mögliche Entwicklung in Aſien.
Ganz offenbar hat ſich der engliſche Widerſtand gegen die
Pläne Herrn Poincarés weſentlich verſteift, deſſen Taktik
nun=
mehr darauf hinausläuft, Zeit zu gewinnen in der Hoffnung,
daß ihm ein deutſcher Zuſammenbruch neue Trümpfe in die
Hände ſpielen würde. Mit den brutalen Mitteln
mittelalter=
licher Gewaltherrſchaft verſucht man den Widerſtand der
deut=
ſchen Bevölkerung an Rhein und Ruhr niederzuringen, und im
Herzen Europas ereignen ſich täglich Dinge, gegen welche die
berüchtigten Kongo=Greuel lichte Seiten in der Geſchichte der
Zibiliſation bedeuten. Vergewaltigung Wehrloſer, Raub,
Fol=
ter und Mord ſind die Mittel franzöſiſcher Ziviliſation!
Auch Herr Poincaré kämpft um ſeine Exiſtenz. Die
Fran=
zöſiſche Kammer hat zwar ihrem vollen Vertrauen zu ſeiner
Außenpolitik Ausdruck gegeben, aber dieſe Selbſtverſtändlichkeit
kann nicht darüber hinwegtäuſchen, daß in Frankreich ſelbſt
ge=
wiſſe Gegenſtrömungen immer ſtärker werden. Nicht etwa, daß
die innerpolitiſchen Gegner Poincarés Deutſchenfreunde wären.
Im Ziel ſind ſie ſich faſt alle einig, nur über den Weg, über
die Methoden herrſchen Gebhafte Meinungsverſchiedenheiten.
Die Anhänger Clemenceaus ſtehen gegenwärtig, im ſcharfen
Gegenſatz zu Herrn Poincaré, und wenn dieſer Gegenſatz auch in
der Oeffentlichkeit bisher noch wenig zutage getreten iſt, die
Aus=
wirkungen dieſes ſtillen Kampfes laſſen ſich bei aufmerkſamer
Beobachtung ohne weiteres erkennen.
Ein ziemlich ſchwerer Schlag für die Ruhrpolitik Herrn
Poincarés war der Rücktritt des Miniſteriums Theunis in
Brüſ=
ſel, welcher zunächſt wie ein rein innerpolitiſches Ereignis
aus=
ſah. Der Verlauf der belgiſchen Miniſterkriſis jedoch ließ immer
klarer zu Tage treten, daß auch die außenpolitiſchen Fragen bei
der Entwicklung der Dinge ſtark mitgeſprochen hatten. Ob es
Herrn Theunis, dem Streitgenoſſen Shyloks, gelingen wird, ein
neues Kabinett zuſammenzubringen, iſt bis zur Stunde noch
nicht entſchieden. Keinem Zweifel aber unterliegt es, daß man
auch in Belgien mittlerweile die Gefahren erkannt hat, in welche
die weitere Verfolgung der bisherigen Politik das Land
un=
fehlbar ſtürzen würde.
Unerſchüttert ſteht trotz allem die deutſche Front an Rhein
und Ruhr. Ein ſtilles Heldentum, ohnegleichen in der Geſchichte,
läßt die Bevölkerung alle Qualen ſchweigend ertragen. Feſter
und feſter ſchließt ſich die deutſche Einheit. Es war das
Ver=
hängnis des deutſchen Volkes, daß es in den Kampf um ſeine
nationale Einheit erſt im 19. Jahrhundert eintrat, und daß
die=
ſer auf dieſe Weiſe zeitlich zuſammenfiel mit der Zuſpitzung des
ſozialen Problems, welches aus der wirtſchaftlichen Entwicklung
des 19. Jahrhunderts heraus geboren wurde. Die
weſteuro=
päiſchen Völker, England und Frankreich, hatten den Weg zur
nationalen Einheit ſchon gefunden zu einer Zeit, als dieſe
ſozia=
len Probleme noch nicht beſtanden, und das einzige europäiſche
Land, welches gleich Deutſchland erſt im 19. Jahrhundert
ſtaat=
liche Einheit errang, Italien, war infolge ſeiner wirtſchaftlichen
Struktur noch um mehrere Jahrzehnte zurück, ſo daß auch hier
der Kampf um die nationale Einheit nicht geſtört wurde durch
das Ringen nach einer Löſung ſozialer Probleme. Trotz allem
hat das deutſche Volk unter Führung ſeines genialſten
Staats=
mannes die nationale Einheit errungen. In keinem anderen
Lande der Welt aber traten ſoziale Gegenſätze ſo ſcharf auf wie
gerade bei uns, in keinem anderen Lande der abendländiſchen
Zitiliſation wurde dieſer Kampf ſo erbittert ausgetragen. Der
Weltkrieg unterbrach die ruhige Entwicklung zu einer Löſung,
und die furchtbaren Folgen des Zuſammenbruchs ſchienen nicht
nur neu: ſoziale Revolutionen unvermeidlich zu machen,
ſon=
dern auch die ſo ſpät und mühevoll errungene nationale Einheit
zu gefährden. Der franzöſiſche Friedensbruch, der Verſuch, das
Nummer 122.
Seite 2.
Deutſche Reich endgültig zu vernichten, hat aber auch dem letzten
Deutſchen die Augen darüber geöffnet, daß es jetzt zunächſt gilt,
die nationale Einheit zu verteidigen, und daß die ſoziale
Aus=
einanderſetzung bis zur Entſcheidung dieſes Kampfes um die
Exiſtenz zurückgeſtellt werden muß. Eine Folgerung ergibt ſich
furchtbaren Erſchütterungen der letzten Jahre ſtandgehalten hat,
wird ſich auch durch die Brutalitäten eines Poincaré nicht auf
die Knie zwingen laſſen. Unbeugſam iſt der Widerſtand, und
die Opfer franzöſiſcher Rachſucht werden als Märtyrer in den
Herzen aller weiterleben.
Der Sturz der deutſchen Mark hat naturgemäß ſehr ernſte
Folgen für unſer geſamtes Wirtſchaftsleben. Die Zahlen, mit
denen wir auch im täglichen Leben zu rechnen uns gewöhnen
müſſen, werden immer phantaſtiſcher, und man muß ſich darüber
klar ſein, daß alle Maßnahmen, welche die Reichsregierung
gegen=
wärtig zu treffen in der Lage iſt, das Uebel nicht mit der
Wur=
zel auszurotten vermögen, wenn ſie auch vielleicht dem
Deviſen=
narkt einige Erleichterung bringen. Schwer leiden unter
die=
ſen Verhältniſſen alle Kreiſe des Volkes, am ſchwerſten die
Rentner, dann aber auch die Lohn= und Gehaltsempfänger, und
Produktions= und Handelsgewinne zerrinnen in ein Nichts.
Daß unter dieſen Umſtänden die wirtſchäftlich leiſtungsfähigeren
Kreiſe die ernſte Verpflichtung haben, den ſchwächeren nach
Kräf=
ten ihr Los zu erleichtern, iſt nationale Selbſwerſtändlichkeit.
Deutſchland hat den Weltkrieg verloren, weil es fünf Minuten
vor ſeinem Gegner die Nerven verlor; die Geſchichte iſt ein
har=
ter Lehrmeiſter.
M.
Britiſche Bemühungen um eine (rörterung
der Reparationsfrage.
London, 23. Juni. (Wolff.) Die Times ſchreibt in
einem Leitartikel, die britiſche Regierung ſetze ihre
gedul=
digen und beharrlichen Bemühungen fort, um eine
allge=
meine Erörterung der Reparationsfrage zu
Stande zu bringen. Die Schwierigkeiten ſeien aber ſehr
groß; ſie ſeien noch nie ſo groß geweſen wie augenblicklich.
Die Times zweifelt jedoch nicht daran, daß die Londoner
Re=
gierung ihre Anſtrengungen mit unabläſſiger Energie fortſetzen
werde. Eine geſunde und vernünftige Vereinbarung zwiſchen
Großbritannien und Frankreich ſei augenblicklich das einzig
mögliche Mittel, um die Kräfte der Unordnung aufzuhalten.
Der britiſche Standpunkt ſei nicht im er klar geweſen; jetzt aber
ſei vollkommen deutlich: Das Land wolle eine endgültige
wirtſchaftliche Regelung des Reparationsproblems
und die Befreiung Europas aus der gegenwärtigen äußerſt
ge=
fährlichen Ungewißheit. Die britiſche Regierung verſuche jetzt
angeſichts zahlreicher Hinderniſſe, ein klares Bild der
franzö=
ſiſchen Ziele zu gewinnen. Poincaré habe gewiſſe
Be=
dingungen mitgeteilt, die Großbritannien erfüllen müſſe,
bevor er der Wiederaufnahme einer gemeinſamen Alliierten=
Aktion zuſtimmen wolle. Die meiſten der von ihm hinſichtlich
des deutſchen paſſiven Widerſtandes und der
Fort=
dauer der Ruhr=Okkupation zur Erörterung geſtellten Punkte und
die franzöſiſche Antwort über die Zahlungsweiſe und
Verteilung der Reparationszahlungen ließen ſo verſchiedene
Auslegungen zu, daß die britiſche Regierung es für
not=
wendig erachtet habe, um eine beſtimmtere Erklärung
zu erſuchen. Dieſe Bemühungen um Klarheit dauerten immer
noch an. In der Zwiſchenzeit ſcheine es jedoch notwendig, zu
wiederholen, daß es gewiſſe Dinge gebe, die die britiſche
Re=
gierung tun könne, und gewiſſe andere, die ſie nicht tun könne.
Sie könne und müſſe jede Rückſicht auf die
beſon=
deren Schwierigkeiten Frankreichs nehmen, und
ſie könne ſubſtanzierte Zugeſtändniſſe an Frankreich machen,
wenn wirklich die Ausſicht auf eine allgemeine Regelung
be=
ſtehe. Was ſie jedoch nicht tun könne, ſei, ihre eigene
Politik derjenigen Frankreichs unterzuordnen.
Wenn Poincarés Vorſchläge forderten, daß Großbritanaien
ſeinen Einfluß aufbieten ſolle, um es den Franzoſen zu
erleich=
tern, die Operation zu entwickeln, auf die ſie ſich im
Ruhr=
gebiet eingelaſſen hätten, ſo müſſe klargeſtellt werden, daß
dies nicht in Frage komme. Frankreich habe
ſuirtſchaft=
lich durch ſeine Aktion im Ruhrgebiet nicht nur nichts
gewon=
nen, ſondern es ſei geradezu undenkbar, daß es in
unmittel=
barer Zukunft von ihr irgendwelche wirtſchaftlichen Vorteile
ern=
ten könne, ſelbſt wenn alle Regierungen der Welt Deutſchland
aufforderten, den paſſiven Widerſtand einzuſtellen und die deutſche
Regierung unter großer Gefahr für ihren eigenen Beſtand ſich
dazu bereit erklären würde. Das ganze ſoziale und
wirtſchaftliche Gefüge Deutſchlands ſchwanke
unter der gegenwärtigen Belaſtung. Die
Organi=
ſation, die die Reparationszahlungen verſchaffen müſſe, drohe
zuſammenzubrechen; die Mark werde werilos; die deutſchen
Miniſter und Gewerkſchaften befaßten ſich mit unglaublichen
wirt=
ſchaftlichen Turnübungen, hier ein Mittel zu finden, die Löhne
den Preiſen anzupapſſen und die wüchſende Unruhe im
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Samstag, den 23. Juni.
Jedermann.
Großer Dank gebührt den Veranſtaltern dieſer Vorſtellung
am heutigen Nachmittag, nämlich dem Bühnenvolksbund und
der ihm angegliederten Theatergemeinde der Marburger
Stu=
dentenſchaft. Das Spiel vom Leben und Sterben des reichen
Mannes iſt geboren aus den Zeiten deutſcher Myſtik, der Geiſt
altdeutſcher Vergangenheit redet hier zu uns. In erſter Linie
muß dieſes Stück als Ausdruck ſeiner Zeit betrachtet werden
zum richtigen Verſtändnis und rechter Würdigung. Ganz
be=
ſondere Anerkennung gebührt der trefflichen Spielleitung des
Herrn Dr. Budde, die verſtand, in fortlaufender Folge den
Zuſchauer durch geſchmackvoll geſtellte Szenenbilder und
wohl=
gewählte Muſikeinlagen in der erforderlichen Stimmung zu
erhalten.
Man erlebte ein Stück Mittelater, und die lautloſe Stille
des Publikums bekundete, wie ſehr man ſich dieſer Stimmung
hingab. Marburger Studenten waren hier die Schauſpieler.
Ueber manche, wenn auch kleine Fehler der Technik half die
Be=
geiſterung hinweg. Es will dünken, als ſei eine Verkörperung
dieſer Kunſtgattung, die ureigenſt aus dem Volke entſtanden und
zu tiefſt ſich an das Volk wendet, vorteilhafter durch
Liebhaber=
kräfte als durch geſchulte Künſtler. Denn erſtere ſind nur auf
dieſes eine Stück eingeſtellt, und die Wiedergabe iſt dadurch teils
volkstümlicher, teils von höherer Begeiſterung getragen. Wie
die Schauſpiele in der Antike, ſo ſind unſere mittelalterlichen
Myſterienſpiele eine Art Gottesdienſt geweſen, und nur in
die=
ſem Geiſt dürfen ſie auch heute wieder neu belebt werden.
Ein Geſamtlob umfaſſe die Leiſtungen ſämtlicher Mitſpieler,
die alle ihr Beſtes gaben und erreichten, daß die zahlreich
erſchie=
nene Zuhörerſchaft einen großen tiefen Eindruck empfangen hat
von dem Spiel. Hoffentlich wird auch die Beſtrebung Erfolg
haben, daß in Darmſtadt eine Gemeinde zuſtande kommt, die früheren Aufführungen bekannt.
ſolche Kunſt neu erſtehen läßt und uns in ſo guter Wiedergabe
dermittelt.
Louis Ferdinand, Prinz von Preußen.
Ein Drama von Fritz v. Unruh.
Die Neueinſtudierung dieſes Stückes iſt leider auch die letzte
Schauſpielvorſtellung dieſer Spielzeit. Die ungeheuere
Beweg=
lichkeit dieſer Aufführung auf unſerer Bühne, das pulſierende
Leben in jeder Szene, jedem Wort ſichern dem Stück jederzeit
ſo reich an Schönheiten, daß ihr Wert feſtſteht. Erforderlich zum
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 24. Juni 1923
Lande zu beſchwichtigen. Unter dieſen Umſtänden könne die
bri=
tiſche Regierung nicht eine ſchwache und zweckloſe Geſte machen
und Deutſchland erſuchen, den paſſiven Widerſtand einzuſtellen.
Nur Frankreich könne dieſen Widerſtand
be=
endigen, und es könne dies tun, indem es anerkenne, daß
unabweislich aus dieſer Betrachtung. Ein Volk, das all den die Fortſetzung ſeiner Bemühungen, die wirtſchaftliche
Löſung durch Zwang zu erreichen, nicht nur
zweck=
los, ſondern mit großen Gefahren für Europa
und Frankreich ſelber verknüpft ſei. Es könne keine
ernſte Erörterung der Reparationsfrage ſtattfinden, bevor nicht
der Nuhrkonflikt aus der Welt geſchafft ſei. Dieſer könne aber
nur dann aufhören, wenn beide Seiten ihre Waffen niederlegten.
Deutſchland ſei gebrochen und Frankreich habe es in ſeiner Hand,
den Edelmut des Siegers zu zeigen. Es ſei immer noch eine
Gelegenheit vorhanden, eine gemeinſame Anſtrengung
zur Rettung Europas zu unternehmen. In kurzer Zeit
könne aber auch die letzte Möglichkeit kür eine wirtſchaftliche
Löſung des Reparationsproblems geſchwunden ſein.
Franzöſiſch=engliſcher Gedankenaustauſch.
London, 23. Juni. (Wolff.) Der Pariſer Berichterſtatter
der Times erfährt von amtlicher Seite, es ſei nach Anſicht
der franzöſiſchen Regierung unwahrſcheinlich, daß
irgend=
eine umfaſſende ſchriftliche Antwort zu einem beſtimmten
Zeit=
punkt auf den britiſchen Fragebogen erteilt werde. Vielmehr
ſeien die Antworten mehr präliminarer Art, wobei
Ver=
beſſerungen und Abänderungen möglich ſeien und tatſächlich
be=
reits dem franzöſiſchen Botſchafter in London, St. Aulaire,
über=
mittelt, der gewiſſe genaue, jedoch als nicht formell angeſehene
franzöſiſche Bemerkungen bezüglich der Hauptpunkte des
briti=
ſchen Fragebogens der britiſchen Regierung mündlich mitteilte.
Der Berichterſtatter nimmt an, die britiſche Regierung werde das
Erſuchen ſtellen, daß die im Laufe der Erörterungen ergangenen
Antworten eine endgültige Geſtalt in einem ſchriftlichen
diploma=
tiſchen Dokument erhalten ſollen. Man könne nicht annehmen,
daß die franzöſiſche Regierung nicht bereit ſein werde, dieſem
Wunſche nachzukommen. Der Berichterſtatter ſieht es als ein
gutes Zeichen an, daß die Franzoſen ſich nicht vorzeitig
feſt=
nageln laſſen wollten. Wie der Korreſpondent weiter erfährt,
werde der britiſche Botſchafter in Paris, der bisher keinen Anteil
an den Erörterungen der letzten Woche nahm, jetzt hervortreten
und demnächſt Unterredungen mit Poincaré pflegen.
Die deutſche Preſſie zum Ruhrkampf.
Berlin 23. Juni. (Wolff.) Der Reichsverband
der deutſchen Preſſe nahm folgende
Entſchließ=
ung an:
Der Reichsverband der deutſchen Preſſe erhebt ſchärfſten
Einſpruch gegen die Fortdauer der Zuſtände, die durch den
rechtswidrigen bewaffneten Einbruch der Franzoſen in
die friedlichen deutſchen Gaue am Rhein und an der Ruhr
geſchaffen wurden. Die Ausweiſungen vieler tauſende von
vaterlandstreuen Männern, die brutale Vertreibung tauſender
ſchuldloſer Frauen und Kinder von ihrer angeborenen
Heimſtätte, die Todesurteile und die Einkerkerung
vieler hunderter unter Verhöhnung jeder geordneten
Rechts=
pflege, die Knechtung einer nach Millionen zählenden
kul=
turell hochſtehenden Bevölkerung zum Teil durch Kriegsvölker
tieferſtehender Raſſen, die Unterdrückung jeglicher
Frei=
heit durch autokratiſche Verordnungen der interalliierten
Kom=
miſſion, die Saarregierung und die Militärgewalt ſind eines
Volkes unwürdig, aus deſſen Mitte vor mehr als hundert
Jah=
ren die Erklärung der Menſchenrechte hervorging. Der
Reichsverband der deutſchen Preſſe ſendet herzlichen Gruß und
warme Anerkennung der Preſſe im befetzten Gebiet. Unter
herzlicher Teilnahme gedenkt er der tapferen Kollegen, die von
der fremden Gewalt in Kerker geworfen oder ausgewieſen
wur=
den, nur weil ſie dem Vaterlande gedient und die Freiheit der
Preſſe verteidigt hatten. Der Reichsverband richtet die
Auf=
merkſamkeit der Berufsgenoſſen in allen Ländern auf die
bei=
ſpielloſe Verſündigung an der Preßfreiheit, die am Rhein, an
der Ruhr und an der Saar täglich begangen wird.
Bahnſchutz.
Offenburg, 23. Juni. (Wolff.) Nachdem die Gemeinden
Ebersweier und Windſchläg die ihnen anläßlich des
kürzlich verübten Anſchlags auf die Bahnanlagen auferlegten
Geldſtrafen gezahlt haben,, treten auf Grund einer neuen
Be=
kanntmachung der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde
Erleich=
terungen in den bisherigen
Verkehrsbeſchränkun=
gen ein. Die franzöſiſche Bekanntmachung weiſt des weiteren
darauf hin, daß die noch beſtehenden Verkehrseinſchränkungen
gänzlich aufgehoben werden, wenn ſich die Bürgermeiſter des
Einbruchsgebietes verpflichten, den von der interallierten
Rhein=
landkommiſſion verfügten Bahnſchutz ausüben zu laſſen, und
wenn die durch die franzöſiſchen Behörden vorgenommene
Unterſuchung wegen des Sabotageaktes beendet ſein wird.
Erfolg der Aufführung iſt aber auch eine ſo vorteilhafte
Be=
ſetzung der Rollen, wie ſie zum Teil in der heutigen Aufführung
erfolgte.
Herr Reymer iſt in die Rolle des Prinzen Louis
Ferdi=
nand noch mehr hineingewachſen, er hat ſie ſeeliſch vollauf
er=
faßt; ſein Organ iſt, wie es ſcheint, noch klangvoller geworden.
Sein beherrſchtes und ſo ausdrucksvolles Spiel war wieder eine
ganz erſtkkaſſige Leiſtung. Neben ihm ſtand Frau Horn
gleich=
wertig als Pauline Wieſel; es iſt die beſte Rolle, die wir von
dieſer Künſtlerin kennen. Madame Wieſel iſt hier reſtlos
er=
faßt und kann nach dieſer Wiedergabe kaum noch eine andere
Auffaſſung zulaſſen. Gegenüber der Uraufführung war der
Prinz Oranien in der jetzigen Beſetzung durch Herrn Valk
allzu ſchwer; gewiß, ſeine Worte ſind wuchtig, aber die Erfaſſung
der Perſönlichkeit war ſeinerzeit durch Herrn Biſchoff beſſer
ge=
troffen. In Erinnerung an den glänzenden Lombard von
Wolf=
gang Harniſch fiel Herr Keller in dieſer Rolle ſehr ab; er war
kein Hofmann des Rokoko (wie ihn Herr Jürgas als Graf
Romberg belebte), ſondern nur ein Mann im geſtickten Frack
und Puderperücke. Für den König iſt ſchwer ein in Figur und
Spiel paſſenden Verrreter zu finden; Herr Gielen ſchuf
trotz=
dem eine gute königliche Geſtalt durch ſein gehaltenes Spiel und
ruhige Sprache, wenn er auch zum Schluß ſeiner Rolle nicht ganz
treu blieb. Es iſt nicht erkenntlich, warum die Königin Luiſe
von einem Düſſeldorfer Gaſt geſpielt werden mußte (zwei
Da=
men unſeres Perſonals, die nicht mitwirkten, hätten die Rolle
ſicher beſſer geſpielt), Fräulein Sparrer mag eine gute
Salon=
dame ſein, ſie verfügt über gute techniſche Mittel, aber ſie war
durchaus unköniglich. Und dieſe große deutſche Fürſtengeſtalt
iſt in der Dichtung durchaus edel und würdevoll gezeichnet.
Direkt ſchlecht aber war ein anderer Gaſt, Herr Kinzler, der
den Pagen Heinz ſpielte. Eine ſolche Leiſtung drückt das Niveau
der Vorſtellung hergb. Das gleiche gilt von der Beſetzung des
Grafen Redwitz durch Herrn Schramm. Die Beſetzung der
anderen Hauptrollen lag in altbewährten Händen und iſt von
Neben der ſchauſpieleriſchen Leiſtung ſteht hier die
Spiel=
leitung Herrn Hartungs auf großer künſtleriſcher Höhe; eine
bewundernswerte Leiſtung, wie Tempo und Stimmung
fort=
laufend gleich gewahrt werden, und darin Momente, die von
packender Größe ſind: der Begeiſterungsrauſch beim erſten
Auf=
treten Louis Ferdinands das Komödienſpiel der Pagen, das
unheimliche Fühlen der Nähe Napoleons, und dann der
furcht=
bare Zuſammenbruch, der in den Worten des Königs gipfelt:
„Luiſe, es iſt Krieg!”, Leider war die Meldung vom Tode des
Prinzen bei Soalfeld nur unverſtändliches Geſchrei.
Ein ſelten lebhafter Beifall, der beſonders den
erſtgenann=
eine gute Aufnahme. Die Dichtung iſt trotz leichter Schwächen ten Künſtlern galt, dankte für die wohlgelungene, eindrucksvolle
Aufführung.
* Willenskendgebung der chriſtlichen
Gewerk=
ſchaften zur franzöſiſchen Gewaltherrſchaft.
Die chriſtlichen Gewerkſchaften des altbeſetzten Gebiets haben
in einer Stadt des unbeſetzten Gebiets angeſichts der
entſchei=
denden Bebeutung der geſamten politiſchen Lage erneut zu den
vorherrſchenden Tagesfragen Stellung genommen.
Gegen=
über den mit allen Mitteln betriebenen
Ver=
ſuchender franzöſiſchen Regierung, das beſetzte
Gebiet ſchachrechtlich vom Deutſchen Reiche zu
trennen, dieſes Gebiet politiſch, militäriſch und wirtſchaftlich
völlig zu beherrſchen und damit das ganze übrige Deutſchland
unter ihre dauernde Botmäßigkeit zu bringen, ſowie gegenüber
der Forderung der franzöſiſchen Regierung nach Aufhebung des
paſſiven Widerſtandes, d. h. nach bedingungsloſer Kapitulation
erklären die chriſtlichen Gewerkſchaften folgendes:
Jeder Verſuch, uns vom Reiche zu trennen und uns eine
andere ſtaatsrechtliche Form aufzunötigen oder unſere
Eiſen=
bahner und Polizei unter fremde Oberhoheit
zu ſtellen, wird unſeren ſchärfſten und
dauern=
den Widerſtand finden. Wir nehmen das von den
Siegermächten ſeinerzeit verkündete
Selbſtbeſtimmungs=
recht der Völker auch für uns in Anſpruch. Eine Aufgabe
des paſſiven Widerſtandes im Sinne der franzöſiſchen
Forderun=
gen kann für uns nicht in Frage kommen. Wir ſind nicht
ge=
willt, durch bedingungsloſe Aufgabe des paſſiven Widerſtandes
Verrat zuüben anall den vielen Tauſenden von
ausgewieſenen, von Herd und Heim
vertriebe=
nen und in den Gefängniſſen ſchmachtendeg
Brüdern und Schweſtern. Wir fordern die Wiederhelt
ſtellung der perſönlichen Freiheit der Bewohner des franzöſiſch
und belgiſch beſetzten Gebietes und Einſtellung der
bru=
talen militariſtiſchen Gewaltherrſchaft.
An alle Kulturnationen der Erde aber richten die chriſtlich
organiſierten Arbeiter und Arbeiterinnen des beſetzten Gebietes
die ernſte Frage: Wie lange noch wollt Ihr tatenlos zuſehen,
wie die friedliche Bevölkerung eines hochkultivierten europäiſchen
Landes von einer weißen und farbigen Soldateska aufs
ſchlimmſte in ſeiner Menſchenwürde mißhandelt wird? — Die
brutale Vergewaltigung des Rechts, wie ſie zur Zeit in
Rhein=
land und Weſtfalen von fremden Mächten Tag für Tag ausgeübt
wird, muß eines Tages zu einem ſchrecklichen
Er=
wachen für ganz Europa führen!
Die Ruhrſammlung.
Hamburg, 23. Juni. (Wolff.) Hier liegen ſtattliche
Er=
gebniſſe von Sammlungen vor, welche die Deutſchen in
Oſtaſien (China, Japan), ſowie in Niederländiſch=
Indien unmittelbar nach der Ruhrbeſetzung in die Wege
lei=
teten. In den Beträgen, die bis zum 1. Juni weit über 10000
Pfund Sterling ausmachten, ſind auch einige Spenden von
Nicht=
deutſchen enthalten. In Tientſin warben die deutſchen
Fir=
men im Anſchluß an die Sammlungen der deutſchen Gemeinde
bei ihren chineſiſchen Geſchäftsfreunden für die Ruhrſpende, ſo
daß die deutſche Handelskammer in Tientſin noch weitere 600
Pfund überweiſen konnte. Im einzelnen ſind aus China über
7524 Pfund, 1184 Dollar und 500 000 Mark eingegangen, aus
Japan 7325 Yen und 630 Pfund, vom Deutſchen Bund in
Ba=
tavia 12300 Gulden. Doch ſind hierin nur die Beträge enthalten,
welche die Zentrale des Deutſchen Bundes in Batavia dem
Oſt=
aſiatiſchen Verein in Hamburg=Bremen überwies. Sie ſtammen
hauptſächlich aus Oſtjava, Südſumatra und Makaſſar. Außerdem
ſoll Samarang etwa 10 000 Gulden zuſammengebracht haben.
Das Ergebnis der Sammlung in Medan (Nordſumatra) iſt noch
unbekannt. Der Deutſche Bund in Batavia ſchätzt das Ergebnis
der Ruhrſammlung für ganz Niederländiſch=Indien auf etwg
25 000 bis 30 000 Gulden.
Ein türkiſches Dementi.
Lauſanne, 23. Juni. (Wolff.) Wie von alliierter Seite
mitgeteilt wird, ſind die Inſtruktionen der alliierten Kabinette
in der Kuponfrage heute eingetroffen. Die drei allierten
Vertreter luden darauf nach einer längeren Beratling Ismet
Paſcha zu einer gemeinſamen Sitzung auf heute nachmittag ein.
Lauſanne, 23. Juni. (Wolff.) Die türkiſche Delegation
veröffentlicht eine Mitteilung, in der ſie auf das Nachdrücklichſte
die Meldungen über türkiſche
Truppenkonzentratio=
nen an der ſyriſchen Grenze dementiert. Die Türkei habe
vielmehr verſchiedene Jahresklaſſen demobiliſiert. Dagegen habe
die türkiſche Delegation genaue Nachrichten über franzöſiſche
Truppenkonzentrationen an der ſyriſch=türkiſchen Grenze, und
zwar auf der Linie Alep bei Alexandrette erhalten, deren
Mit=
telpunkt Kirikhan bildet, und zwar handle es ſich nicht nur um
die in Syrien ftationierten Truppen, ſondern um neu
einge=
troffene Kontingente. Franzöſiſche Panzerwagen ſeien bis in
die Grenzgebiete vorgerückt, und die marſchierenden franzöſiſchen
Truppenteile beſetzten bereits verſchiedene die Grenze
beherr=
ſchende Höhepunkte.
Johanniswaſſer und Johannisbad.
Von Ernſt Edgar Reimärdes.
Seit uralten Zeiten hat bei den germaniſchen Bräuchen des
Mittſommertages (24. Juni) neben dem Feuer auch das Waſſer
eine wichtige Rolle geſpielt; beide Elemente waren dem Donar
heilig, dem Herrn über Donner und Blitz, dem Beſchützer des
Ackerbaus. — Der Glaube an die heilende und reinigende
Wir=
kung des Johanniswaſſers iſt wahrſcheinlich auf den
ſommer=
lichen Brunnen= und Quellenkultus unſerer heidniſchen
Vor=
fahren zurückführen, deſſen Ueberreſte in den Brunnenfeſtea
zu ſuchen ſind, wie ſie ganz vereinzelt in Heſſen und am Rhein
noch abgehalten werden. Bei Einführung des Chriſtentums
be=
mühte ſich die Geiſtlichkeit, die alten Sitten und Bräuche
umzu=
wandeln. An die Stelle des Heidengottes Donar ſetzte man den
Apoſtel Johannes, deſſen Beiname „der Täufer” auf
Bezie=
hungen zum heilbringenden Waſſer hinweiſt. — Der Urſprung
der Sitte, am Johannistag ein Bad zu nehmen, läßt ſich nicht
nachweiſen, jedenfalls iſt ſie ſehr alt. In Rom waren ſchon zur
Zeit des Kaiſers Auguſtus Johannisbäder üblich; nach
aber=
gläubiſchem Brauch gingen damals die Chriſten am
Johannis=
tage ans Meer, um zu baden. In Deutſchland und im Norden
war das Baden am Mittſommerfeſt noch nicht bekannt, und
Grimm glaubt, daß es erſt durch das Chriſtentum eingeführt
worden iſt. Gegen die Sitte des Johannisbades hat ſchon der
heilige Auguſtinus, der 354 bis 430 n. Chr. lebte, geeifert. Auch
in ſpäterer Zeit erließ die Geiſtlichkeit Verbote dagegen, ohne
jedoch mehr Erfolg damit zu haben, als etwa 1584 der
Straß=
burger Kirchenkonvent, der die Uebertretung der Verordnung
mit ſchweren Strafen belegte. Das Volk glaubte nun einmal feſt
an die Wunderwirkung des Johanniswaſſers, das denjenigen,
der darin badete, geſund machen und verjüngen ſollte, wie es
auf einem Bilde des Lukas Cranach im Kaiſer=Friedrich=
Muſeum zu Berlin trefflich dargeſtellt worden iſt. Bis in das
17. Jahrhundert hinein war es in ganz Deutſchland bei
Vor=
nehm und Gering faſt allgemein üblich, am Johannistag ein
Bad zu nehmen, das, wenn es recht wirkſam ſein ſollte, 24
Stunden dauern mußte. — Ueber das Johannisbad in Köln
beſitzen wir einen Bericht aus der Feder des großen Petrarca,
der ſich dort 1330 aufhielt. In einem Brief an den Kardingl
Colonna in Rom gedenkt der Dichter des Johannisbades mit
folgenden Worten: „O, ihr gütigen Götter, welch herrliche
Ge=
ſtalten erſchienen da vor meinen Blicken, welche Anmut entfaltete
ſich, wie liebenswürdig waren die Mienen, wie graziös war die
Haltung der Frauen! Jede von ihnen hatte ſich mit duftenden
Kräutern geſchmückt und tauchte die weißen Hände und Arme
in dir Flut (des Rheins), wobei ſie Worte murmelten, welche
mir unverſtändlich waren.” Als Petrareg nach dem Grunde die=
Nummer 122.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 24. Juni 1923.
Seite 3.
Gegenſätze in Lauſanne.
Lauſanne, 23. Juni. (Wolff.) Die heute mit größter
Spannung erwartete Abendſitzung zwiſchen den drei alliierten
Delegierten und den türkiſchen Bevollmächtigten verlief in den
Hauptpunkten völlig ergebnislos. Die Kuponfrage wurde
über=
haupt nicht beſprochen. Was die Frage der Räumung
Konſtan=
tinopels betrifft, ſo lehnen die Alliierten bindende Zuſagen ab,
ſolang: nicht die anderen ſchwebenden Fragen geregelt ſind. Die
Sitzung endet: mit der Feſtſtellung der Gegenſätze zwiſchen den
beiden Parteien.
Eine deutſche Note an Polen.
Berlin, 23. Juni. (Wolff.) Die polniſche
Regie=
rung hatte durch eine Verbalnote vom 25. April d. J. gegen
die deutſche Rechtsverwahrung anläßlich der Entſcheidung der
Botſchafterkonferenz über die Teilung Oberſchleſiens und
anläß=
lich der Unterzeichnung des Genfer Abkomens bei der
deut=
ſchen Regierung Proteſt erhoben. Darauf iſt der hieſigen
pol=
niſchen Geſandtſchaft am 18. Juni eine Verbalnote überſandt
worden, in der darauf hingewieſen wurde, daß ſich die deutſche
Rechtsverwahrung dem Wortlaut und dem Sinne nach nicht
gegen Polen, ſondern gegen diejenigen Mächte richtet, die die
Verantwortung für die Teilung Oberſchleſiens tragen. Die
deut=
ſche Regierung kann daher den Proteſt der polniſchen Regierung
nicht als berechtigt anerkennen, umſoweniger, als ihre
Auffaſ=
ſung über die Teilung Oberſchleſiens ſie nicht hindert und auch
in Zukunft nicht hindern wird, ſich getreu der einmal gegebenen
Unterſchrift der polniſchen Regierung gegenüber auf den Boden
des Genfer Abkommens zu ſtellen und die darin übernommenen
Verpflichtungen mit derſelben Gewiſſenhaftigkeit und
Vertrags=
treue zu erſüllen, die die polniſche Regierung für ſich ſelbſt in
Anſpruch nimmt. Zum Schluſſe ſchließt ſich die deutſche
Regie=
rung aufrichtig dem von der polniſchen Regierung ausgedrückten
Wunſch= an, daß die Atmoſphäre der Ueberreizung zwiſchen den
beiden Mächten ſchwinden möge, die die Verparbung der
ober=
ſchleſiſchen Wunde immer ernſtlicher zu verhindern drohe. Die
deutſche Regierung ſei überzeugt, daß die Behörden Polniſch=
Oberſchleſiens hierzu weſentlich beitragen könnten, wenn ſie von
dem Treiben der in Oberſchleſien aufſtändiſchen Verbände
deut=
licher abrückten und gleichzeitig den durch das Genfer
Abkom=
men der deutſchen Minderheit gewährleiſteten rechtswirkſamen
Schutz gewähren wollten.
Ein deutſch=ſerbiſches Abkommen.
Berlin, 23. Juni. (Wolff.) Die Verhandlungen, die
an=
fangs Juni mit der Regierung des Königreichs der
Ser=
ben Kroaten und Slowenen in Belgrad geführt
wur=
den, hatten den Abſchluß eines Abkommens zum Ziele, durch
das die Ablöſung ſämtlicher Viehlieferungen und die
Ab=
geltung der geſamten Reſtitutionen herbeigeführt wird.
Der Inhalt des als Ergebnis der Verhandlungen
paraphier=
ten Abkommens iſt im weſentlichen folgender:
Die ſerbiſche Regierung verzichtet auf alle ihr für 1923
und künftig zuſtehenden Viehlieferungen. Die deutſche Regierung
erklärt ſich bereit, hierfür und in Erfüllung des im Mai 1921
über die Reſtitution von Vieh geſchloſſenen Abkommens der
ſerbi=
ſchen Regierung auf Reparationskonto einen Kredit
von 9 Millionen Goldmark zu eröffnen.
Durch eine Vereinbarung über die Abgeltung der deutſchen
Reſtitutionsverpflichtungen wird Deutſchland gegen Einräumung
eines Kredits von zwei Millionen Goldmark von den übrigen
aus Artikel 238 des Verſailler Vertrags (Reſtitution) ſich
er=
gebenden Verpflichtungen befreit. Die ſämtlichen Kredite
ſtehen der ſerbiſchen Regierung zum Einkauf von Waren in
Deutſchland zur Verfügung. Im Rahmen des Abkommens
über die Ablöſung der Viehlieferung wird ferner der deutſchen
Regierung zur Erhöhung der Preiſe für die im Oktober 1921
beſtellten Lokomotiven ein Betrag von ſiebzehn
Mil=
lionen Goldmark auf Reparationskonto gutgebracht. Im
Zuſammenhang mit dieſem Abkommen verpflichtet ſich die
deut=
ſche Regierung, 1924 außerdem für eine Million Goldmark
Salz zu liefern.
Das Abkommen, für das die Ratifikation
vorbehal=
ten iſt, unterliegt zurzeit einer Prüfung.
Die ruſſiſche freiwillige Luftflotte.
Am 12. Juni fand in Moskau eine Verſammlung der
Aktio=
näre der Geſellſchaft der freiwilligen Luftflotte (Dobrolet) ſtatt.
Bei der Verſammlung waren Aktionäre zugegen, die über ein
Aktienkapital von 285 000 Goldrubel verfügten. Der Vorſitzende
der Aktiengeſellſchaft, „Krasnoſchtſchekow berichtet im Namen
des Gründungsbureaus eingehend über die erſten Schritte der
Organiſation der Geſellſchaft. Anfangs war als Grundkapital
die Summe von 500 000 Goldrubel ins Auge gefaßt worden.
Schon während der erſten Tage waren 300000 Goldrubel
ein=
gezahlt worden. Es wurde darauf beſchloſſen, das Grundkapital
auf zwei Millionen Goldrubel zu erhöhen. Die Zeichnung der
Aktien ging ſo erfolgreich vor ſich, daß zum 10. Juni an
Kollektiv=
aktien der Betrag von 1 607 000 Goldrubel gezeichnet war, an
Individualaktien für 2000 Goldrubel. Die Aktiengeſellſchaft hat
gegenwärtig fünf Gebietsfilialen und 10 Gouvernementsfilialen
eröffnet. Mit der deutſchen Firma Junkers iſt ein Vertrag
wegen Lieferung von 14 Flugzeugen abgeſchloſſen
tvorden. Sechs von dieſen Flugzeugen ſind der Republik Ukraine
abgetreten worden. Im Herbſt dieſes Jahres hofft die
Aktien=
geſellſchaft „ohne Hilfe der Ausländer” eine Luftverbindung
zwiſchen Petersburg und Wladiwoſtok herſtellen zu können. Auch
die Beziehungen mit dem Verein von Freunden der Luftflotte
ſind vollkommen geregelt worden. Die Aktiengeſellſchaft „
Dobro=
let” iſt ein reines kommerzielles Unternehmen, während der
Ver=
ein von Freunden der Luftflotte eine große Propaganda für die
Schaffung einer mächtigen ruſſiſchen Luftflotte führt. Von
deut=
ſcher Seite ſind Inſtrukteure und erfahrene Flieger zur
Verfüg=
ung geſtellt worden, die die Ruſſen ausbilden werden. Die
Aktionäre beſchloſſen, der nächſten Verſammlung die Erhöhung
des Grundkapitals auf fünf Millionen Goldrubel vorzuſchlagen.
Frankreichs Beziehungen zu Rußland.
Paris 23. Juni. (Wolff.) Im Laufe der geſtrigen
Budget=
beratungen im Senat ſprach Senator de Monnie ſich für
die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen
zu Rußland aus. „Wir haben”, ſo ſagte er, „nicht darüber zu
urteilen, was das Sowjetregime wert iſt; wir ſehen nur die
Tatſache, daß es beſteht. Es handelt ſie nicht darum,
diplo=
matiſche Beziehungen mit Rußland anzuknüpfen, aber
das Problem der Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen
ver=
langt eine Löſung. Nur Frankreich, Belgien und die
Vereinigten Staaten haben dieſe noch nicht durchgeführt.”
Nach ſeiner, des Redners Anſicht, beſitze Frankreich nicht die
ge=
ringſte Informationsſtelle in Rußland. Ein Politiker wie
Her=
riot könne über die Bedingungen Aufklärung geben, unter denen
man die Geſchäfte mit Rußland wieder aufnehmen könne.
Eine franzöſiſche Handelsdelegation in Moskau
Aus Helſingfors wird uns geſchrieben: In Mosau iſt eine
Handelsdelegation aus Paris eingetroffen, die bedeutende
fran=
zöſiſche Induſtrie= und Finanzkreiſe vertritt. Der Führer dieſer
Handelsdelegation erklärte zu Vertretern der Moskauer Preſſe,
daß hinter ſeiner Delegation die „Geveralgeſellſchaft für
franzö=
ſiſch=ruſſiſche Unternehmen” ſtünde. Dieſe Geſellſchaft verfüge
nur über franzöſiſches Kapital und laſſe unter keinen Umſtänden
ausländiſche Kapitaliſten zu ſich hinein. Die Geſellſchaft
beab=
ſichtige, in Rußland Induſtrie= und Bergwerks=Konzeſſionen zu
erwerben und in dieſe Konzeſſionen franzöſiſches Kapital
hinein=
zuſtecken. In zweiter Linie beabbſichtigte die Geſellſchaft, reine
Handelsoperationen zwiſchen Rußland und Frankreich zu
trei=
ben. Herr Duverge, der Leiter der Delegation, verſicherte den
mißtrauiſchen Bolſchewiſten, daß in Frankreich niemand mehr an
eine Interventionspolitik denke. Wenn etwas anderes behauptet
werde, ſo ſei das eine Legende. Frankreiche denke nur an „Ruhe
und an Arbeit”
Aus dieſen Aeußerungen des Franzoſen geht hervor, daß
Frankreich auch in Moskau die unwahre Rolle zu ſpielen
beab=
ſichtigt, als ob Frankreich ungemein „friedliebend” ſei.
Bayern gegen das Eiſenbahnfinanzgeſetz.
* München, 24. Juni. (Priv.=Tel.) Die Münchener
Neueſten Nachr, haben unter der Ueberſchrift „Bayeriſche
Ver=
kehrspolitik am Wendepunkt” einen Aufſatz von Syndikus Dr.
Grasmann veröffentlicht, der von der Pfandgeſtellung auf
die Reichseiſenbahnen zu Gunſten der Reparationslöſung
aus=
geht und ſich entſchieden gegen die Durchführung des geplanten
Reichsbahnfinanzgeſetzes wendet, das ein weiterer Schritt zur
Erzielung des deutſchen Einheitsſtaates wäre. Frei von aller
ſeparatiſtiſchen Einſtellung müſſe feſtgeſtellt werden, daß dieſer
Gedanke eine Forderung ſei, die nicht allein in Bayern
aufge=
ſtellt würde. Mit aller Eindringlichkeit müſſe dem bayeriſchen
Volke und ſeiner Vertretung ans Herz gelegt werden, nichts zu
verſäumen, damit die Reue nicht wieder zu ſpät komme.
Die neuen Lohnerhöhungen der Kohlenreviere
des unbeſetzten Gebietes.
Nach längeren ſchwierigen Verhandlungen hat das im
Reichsarbeits=
miniſterium zuſammengetretene Schiedsgericht am Samstag nachmittag
für die Kohlenreviere des unbeſetzten Deutſchlands den Schiedsſpruch
gefällt, der folgende Lohnerhöhungen vorſieht: Oberſchleſiſches
Stein=
kohlenrevier 22 250 Mk., Sächſiſches Steinkohlenrevier 20 400 Mk.,
Nie=
derſchleſiſches Steinkohlenrevier 20 200 Mk., Mitteldeutſches
Braunkoh=
lenrevier 20000 Mk., Niederſächſiſches Steinkohlenrevier 18800 Mark,
Bayeriſches Zechkohlenrevier 19800 Mk., Bayeriſches Steinkokhlenrevier
17100 Mk., Bayeriſches Braunkohlenrevier 18 500 Mk. Vorgenannten
Löhnen wurde die Erhöhung des ſozialen Ausgleichs in gleichem
prozen=
tualem Verhältnis hinzugefügt. Die Erhöhung beträgt etwa 55 Proz.
Empfang der Eiſenbahnflüchtlinge
im Hauptperſonenbahnhof Frankfurt.
Man ſchreibt uns:
Von Tag zu Tag mehren ſich in der letzten Zeit im beſetzten
Gebiet die rückſichtsloſen Verfolgungen und Ausweiſungen der
Eiſenbahner, die ſich durch keine Drohungen und
Verſprechun=
gen, keine Leiden und Entbehrungen, und ſelbſt nicht durch den
Verluſt von Haus und Hof und Habe davon abhalten laſſen, ihre
Pflicht gegen das Vaterland zu erfüllen. Willig und im
Bewußt=
ſein der ihnen anvertrauten großen Aufgabe teilen die
Angehö=
rigen das harte Los der Männer. Am 18., vormittags, ſollten
52 Familien ſolcher Vertriebener aus Höchſt a. M. in
Frank=
furt a. M. eintreffen. Auf dem Bahnſteig des
Hauptperſonen=
bahnhofs wurden die Ankommenden von Vertretern der
Reichs=
bahndirektion in herzlicher Weiſe willkommen geheißen und
als=
dann nach dem Warteſaal 1./2. Klaſſe im Nordflügel des
Bahn=
hofs geleitet. In dem bewegten Bilde, das ſich hier darbot, hatte
ich nun Gelegenheit, mich durch Augenſchein davon zu
über=
zeugen, daß es die Eiſenbahnverwaltung verſtanden hat, den
Vertriebenen durch raſche und menſchenfreundliche Tat bei ihrer
Ankunft zu helfen und ihren Mut und ihre Hoffnung neu zu
be=
leben. Zu dieſem Zwecke hatte ſie neben den verwaltungsſeitigen
Fürforgemaßnahmen einen beſonderen Liebesdienſt im Bahnhof
eingerichtet, der von den Damen des Eiſenbahnfrauenvereins
unter Leitung und tätiger Mitwirkung der Frau
Reichsbahn=
direktionspräſident Dr. Stapff verſehen wird. In einem mit
Tannengrün freundlich geſchmückten Raume werden die
Ankom=
menden an weiß gedeckten Tiſchen bewirtet. Kaffee, Tee oder
Kakao und belegte Brötchen dienen zu ihrer Erfriſchung und
Stärkung nach den Mühſeligkeiten der Reiſe. Unter dem
freund=
lichen Zuſpruch der flinken Helferinnen heitert ſich manche ernſte,
betrübte Miene auf, und manches bedrückte Herz beginnt wieder
neuen Mut zu faſſen. Glücklich leuchten die Augen der Kinder
auf beim Anblick der ihnen geſpendeten Schokolade und Kuchen;
alle Schmerzen und Sorgen, die ſich in die jungen Herzen
ein=
geniſtet haben, werden raſch durch die neuen, beglückenden
Ein=
drücke verdrängt.
Jeder, der unter dem unmittelbaren Eindruck eines ſolchen
Empfanges im Bahnhof geſtanden hat, wird ſich darüber klar
ſein, daß die augenblickliche Not der Vertriebenen groß und
dringend iſt. Von Haus und Hof verjagt, dürfen ſie oft kaum
noch das Allernotwendigſte mitnehmen. Raſche Hilfe tut hier
vor allem not. Da jede kleinſte Liebesgabe ſchon erhebliche Koſten
verurſacht, bedarf es hier ganz gewaltiger Summen. Niemand
möge ſich daher der Verpflichtung entziehen, zu ſeinem Teil ſein
Möglichſtes zu dem Liebeswerk beizutragen. Iſt doch alles, was
wir ſür dieſe Unglücklichen leiſten, ſo unendlich gering im
Ver=
gleich zu den Opfern, die ſie ſelbſt für das Vaterland und für
jeden einzelnen von uns gebracht haben. Leider iſt aber von
dem Geiſt, der aus ſolcher Erkenntnis fließt, oft nur wenig zu
ſpüren. Dies beweiſt die Tatſache, daß z. B. die Frau eines
hieſigen Fabrikanten einen wegen eines zugewieſenen
Zim=
mers bei ihr vorſprechenden vertriebenen
Oberbahnhofsvor=
ſteher an der Türe mit dem Bemerken abfertigte, das Zimmer
käme nur für höhere Beamte, Oberregierungsräte uſw., in
Betracht.
Gaben jeder Art, in Geld wie in Lebensmitteln, Spielzeug
uſw. für die Liebestätigkeit des Eiſenbahn=Frauenvereins
nimmt Frau Präſident Stapff, Platz der Republik 39, gerne und
dankend entgegen.
Die wertbeſtändigen Löhne.
Im engeren Vorſtand der Zentralarbeitsgemeinſchaft fand
heute die angekündigte Ausſprache zwiſchen den Vertretern der
Arbeitgeber und den Vertretern der Spitzengewerkſchaften ſtatt
über das Problem der wertbeſtändigen Löhne. Im Verlauf
der mehrſtündigen Verhandlungen verteidigten die
Gewerkſchaf=
ten ihren bekannten Standpunkt zu der Frage der Einführung
der nach einer gewiſſen Stufung zu regelnden Grundlöhne, zu
denen nach der Quote der Geldentwertung die
Teuerungszu=
ſchläge noch zu regeln ſeien. Von gewerkſchaftlicher Seite wurde
dazu betont, daß die Feſtſetzung der Grundlöhne der
Verein=
barung zwiſchen den Arbeitgeber= und Arbeitnehmer=
Organiſa=
tionen bedürfe, daß aber für die Anwendung des
Schlüſſelver=
fahrens für die Teuerungszuſchläze ein Abkommen der
Spitzen=
verbände nötig ſei, andernfalls die Gewerkſchaften auch ohne
die Arbeitsgemeinſchaft an die Feſtſetzung des
Schlüſſelverfah=
rens gehen würden. Die Vertreter der Arbeitgeber=
Organiſa=
tionen erklärten zu dieſem, daß ohne Rückſprache über die
Ein=
zelheiten eine Stellungnahme ihnen unmöglich ſei, daß bei dieſer
Regelung große techniſche Schwierigkeiten zu erwarten ſeien
und daß man beſireiten mrüſſe, daß die Arbeiter mit dem neuen
Syſtem zufrieden ſein würden. Schließlich einigte man ſich
dahin, eine aus je vier Arbeitgebern und Arbeitnehmern
be=
ſtehende Kommiſſion einzuſetzen, die die Einzelheiten prüfen ſolle.
Eine abſchließende Stellungnahme der
Zentralarbeitsgemein=
ſchaft ſolle in der nächſten Plenarſitzung erfolgen.
ſer nachts b=i Mondſchein vollzogenen Handlung ſich erkundigte,
erklärte man ihm, daß es ſich um eine alte, namentlich unter den
Frauen und Mädchen weit verbreitete Sitte handele. Durch
Ein=
tauchen der Arme in das Waſſer des Rheins am Vorabend des
Johannistags glaube man alles Unglück des Jahres abwenden
zu können. — Noch bis in das erſte Jahrzehnt des verfloſſenen
Jahrhunderts hinein pflegten die ſchleſiſchen Landleute am
Abend des 23. Juni in Scharen in der Wunderquelle von
Warmbrunn zu baden, da, wie es in einem alten Bericht heißt,
am Johannistag „eine halbe Stunde hindurch der Leib mehr
gekräftig: wird, als ſonſten in vier oder fünf Wochen”. In
Schwaben glaubt man heute vielfach noch, ein Bad in der
Jo=
hannisnacht habe ebenſoviel Wirkung, wie neun zu anderer Zeit
genommene Bäder. — Auch dem Tau der Johannisnacht ſchrieb
man einſt heilſame Wirkungen zu, deshalb badete man ſich
viel=
fach darin, indem man den Körper, bekleidet oder unbekleidet,
im feuchten Graſe herumwälzte. Man ſammelte den Tau auch
wohl in Flaſchen und bewahrte ihn auf, um ihn gelegentlich als
Heilmittel bei allerlei Krankheiten zu gebrauchen.
Weit verbreitet war einſt der Aberglaube, daß die Flüſſe
und Seen am Johannistage ein Menſchenopfer verlangen. In
der Gegend am Bodenſee glaubt man, der See fordere auf
Jo=
hanni zwei Menſchenleben, „einen Schwimmer und einen
Klim=
mer”, wie man ſagt. Abergläubiſche Leute halten ſich daher an
dieſem Tage von Waſſer und Gebirge fern. In anderen
Gegen=
den ſpricht man ſogar von drei Menſchenopfern, die St.
Johan=
nes angeblich beanſprucht. Ein alter Spruch lautet: „Der hel’ge
Sankt Jan / Will drie Duden (Tote) han.” — In Rotenburg
warf man noch vor wenigen Jahrzehnten am 24. Juni alljährlich
ein vom Spital geliefertes Brot in den Neckar, da man glaubte,
der Fluß würde ſonſt wild und reiße einen Menſchen fort. —
Wahrſcheinlich ſtehen dieſe Sagen von Menſchenopfern am
Jo=
hannistage mit der altgermaniſchen Sonnwendfeier in
Zuſam=
menhang. Unſere heidniſchen Vorfahren pflegten an dem Tage,
an welchem die Sonne ihren höchſten Stand erreicht, Gericht
ab=
zuhalten. An den zum Tode verurteilten Miſſetätern vollzog
man die Strafe in Form eines der Gottheit (Donar)
dargebrach=
ten Verſöhnungsopfers.
Der Glaube an die Wunderwirkung des Waſſers am
Johan=
nistage iſt in der Gegenwart noch nicht völlig verſchwunden. So
hat ſich die Sitte, ein Johannisbad zu nehmen, auf dem Lande
noch hier und da erhalten, zum Beiſpiel in Brandenburg und
Schleſien. Als eine Art Erſatz für das Bad am Johannistage
iſt es anzuſehen, wenn die jungen Mädchen auf dem Lande ſich
am 24. Juni gegenſeitig mit Waſſer begießen, um geſund zu
bleiben, ähnlich, wie es einzeln auch zu Oſtern geſchieht.
Nach altem Volksglauben ſoll das Waſſer in der
wunder=
reichen Johannisnacht zwiſchen 12 und 1 Uhr ſich in Wein
ver=
wandeln, ein Glaube, den man auch auf Oſtern und Weihnach=
ten kennt. Als Orakelnacht ſpielt die Nacht auf den 24. Juni
in Verbindung mit dem Waſſer ebenfalls eine gewiſſe Rolle.
Wenn ein junges Mädchen zu dieſer Zeit in einen Bach oder
Teich blickt, ſo ſieht ſie das Bild ihres Zukünftigen auf dem
Grunde, wie man in Böhmen glaubt. Sie muß aber dabei ein
Bündel von neunerlei verſchiedenem Holz auf dem Kopf tragen
und darf es nicht ins Waſſer fallen laſſen. Wegen der
Schwierig=
keit dieſes Experiments ſollen nur wenige Mädchen ihren
Zu=
künftigen im Waſſer erblickt haben.
Wie iſt das Leben auf der Erde entſianden?
ck. Die ewige Rätſelfrage, wie alles Leben auf unſerm
Erd=
ball entſtanden ſei, hat die Menſchen ſtets beſchäftigt und iſt auch
von der modernen Wiſſenſchaft eifrig erforſcht worden. Wie Karl
von Hollander in einem Ueberblick über die neuere biologiſche
Forſchung, die er in der bei Perthes erſcheinenden Zeitſchrift
„Deutſcher Pfeiler” gibt, ausführt, ſucht man gegenwärtig die
Antwort in zwei Hypotheſen, die freilich beide nicht zwingend
bewieſen werden können. Es ſind das die Urzeugungslehre und
die Panspermiklehre. Die Urzeugungslehre nimmt an,
daß das Leben in einer Zeit, in der die äußeren Bedingungen
dafür gegben waren, aus den anorganiſchen Stoffen entſtanden
iſt. Dieſe Lehre ließe ſich beweiſen, wenn man entweder die
Entſtehung von Leben aus anorganiſcher Materie noch heute
beobachten könnte oder wenn es gelänge, künſtlich aus
anorgani=
ſchen Stoffen organiſche und aus dieſem Lebeweſen herzuſtellen.
Nun hat man aber durch eingehende Forſchungen erwieſen, daß
alle bekannten Lebeweſen von anderen Lebeweſen abſtammen,
und daß kein Lebeweſen in einer keimfreien Maſſe entſtehen
kann, wenn dieſe von der Außenwelt abgeſchloſſen iſt. Wohl
ge=
lang es, ſeit der Syntheſe des Harnſtoffes durch Köhler alle
möglichen organiſchen Verbindungen aus anorganiſchen Stoffen
zu gewinnen; man hat ſogar einfache Eiweißverbindungen
künſt=
lich hergeſtellt und lernt vielleicht auch eines Tages die
kompli=
zierteſten Eiweißarten aufzubauen. Damit aber wären wir dem
eigentlichen Problem nur um einen kleinen Schritt näher
ge=
kommen, denn die lebende Zelle unterſcheidet ſich vom toten
Ei=
weißſtoff durch eine ganze Reihe von Kräften, die wir noch
garnicht kennen oder gar beherrſchen. Auch in der kleinſten Zelle
haben die Eiweißſtoffe eine ganz beſtimmte Struktur und nur
ihnen eigentümliche Anordnung. Wie ſchwierig hier die
For=
ſchung iſt, ergibt ſich daraus, daß die kleinſten, uns bekannten
Zellen eine Dicke von nur einem zehntauſendſtel Millimeter
haben. In dieſen Zellen ſind aber ungefähr 10 000 Moleküle
enthalten, und dieſe Bauſteine können nach unzähligen
Bau=
plänen die Zelle bilden. Es iſt daher höchſt unwahrſcheinlich,
daß man jemals den Bauplan eines beſtimmten Bakteriums
feſtſtellen und dieſes wird künſtlich herſtellen können. Ebenſo
fehlen uns faſt alle Kenntniſſe über die äußeren Bedingungen,
unter denen das erſte Leben auf der Erde entſtanden ſein kann.
Die Hypotheſe der Urzeugung läßt ſich alſo naturwiſſenſchaftlich
nicht beweiſen, und ähnlich ſteht es mit der
Panspermik=
lehre, die annimmt, daß das Leben nicht auf der Erde
ent=
ſtanden iſt, ſondern in winzig kleinen Keimen aus dem Weltraum
auf die Erde übertragen wurde. Nun läßt ſich ſchwer
vorſtel=
len, daß ſolche Keime beim Transport durch den Weltraum nicht
ausgetrocknet oder durch Reibung mit der Erdatmoſphäre
ver=
brannt wurden. Außerdem wird dadurch die Entſtehung des
Lebens ja nicht erklärt, ſondern das Problem nur von der Erde
in den Weltraum hinaus geſchoben. So bleibt alſo die Frage
nach der Entſtehung des Lebens ein Problem, das unſere
heu=
tige Wiſſenſchaft noch nicht löſen kann.
Rückkehr zur Kirche. Auf einen fortſchreitenden
Geſundungs=
prozeß in unſerem Volke deutet der Umſchwung in der Stellung
der Maſſen zur Kirche hin. Unaufhaltſam ſteigen die Zahlen
derer, die zur Kirche zurückkehren. In der Provinz Sachſen gibt
es Diözeſen, wo die Eintritte die Austritte weit überſteigen. In
Schleſien und in Weſtfalen hat ſich die Zahl verdoppelt, in
Schleswig=Holſtein von einem Jahr aufs andere verſiebenfacht.
Auch in Sachſen iſt die Gegenbewegung machtvoll im Fluß.
Sachverſtändige berechnen, wenn eine ähnliche Bewegung ſich
auch in anderen Landeskirchen durchſetzt, die jährliche
Geſamt=
ziffer von Eintritten in die Kirche in Deutſchland auf 40—50 000.
Kann ein moderner Menſch noch Chriſt ſein? Eine recht
beachtenswerte Antwort auf dieſe Frage gibt uns Goethe, der in
einem Geſpräch mit Eckermann äußerte: „Mag die geiſtige
Kul=
tur nun immer fortſchreiten, mögen die Naturwiſſenſchaften in
immer breiterer Ausdehnung und Tiefe wachſen, und der
menſch=
liche Geiſt ſich immer erweitern wie er will, über die Hoheit und
ſittliche Kultur des Chriſtentums, wie es in den Evangelien
ſchimmert und leuchtet, wird er nicht hinauskommen.” Gibt dies
Wort Goethes nicht auch denen zu denken, die heute unſer
Chri=
ſtentum ſo gern als unzeitgemäß und veraltet hinſtellen möchten?
* Neue Formen des Hausverkaufes. Da es in den meiſten
Fällen zwecklos iſt, ein Haus gegen Papiergeld zu verkaufen,
deſſen Wert ſich immer mehr verſchlechtert, ſind die Hausbeſitzer,
die aus irgend einem Grunde ihren Beſitz abſtoßen wollen,
ge=
zwungen, neue Formen der Berechnung des Preiſes zu ſuchen.
So fand ſich kürzlich in einer Zeitung des Ruhrgebietes folgende
Anzeige;
Hausverkauf.
Ich verkaufe mein Haus, Duisburg, Paulusſtraße 9,
zu nachfolgenden Bedingungen:
1. Anzahlung 15 Millionen Mark,
2. Fünfunddreißigjährige Rente in Höhe des
Spitzen=
lohnes eines gelernten Maurers.
Cöppieus=Schulte, Neheim, Poſtſtraße.
Seite 4.
Rummer 172
Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. Juni.
— Ernannt wurde: am 19. Juni: der praktiſche Arzt Dr. med.
Theodor Schrohe aus Mainz zum vortragenden Rat im
Miniſte=
rium des Innern, Abteilung für öffentliche Geſundheitspflege, mit der
Amtsbezeichnung „Obermedizinalrat”.
— Entlaſſen wurde: am 19. Juni: der ordentliche Profeſſor in
der philoſophiſchen Fakultät der Landes=Univerſität Gießen Dr. Paul
Kahle auf ſein Nachſuchen aus dem Staatsdienſt mit Wirkung vom
1. Oktober 1923 an.
— Landestheater. Heute Abend wird als letzte Vorſtellung dieſer
Spielzeit die Oper „Lobetanz” von Ludwig Thuille gegeben. —
„Rasmuſſens letzte Nordpolexpedition” Im
Klei=
nen Haus läuft heute um 6 und 8 Uhr der Film „Rasmuſſens letzte
Nordpolexpedition”.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Infolge der plötzlich
einge=
tretenen Geldentwertung und ihrer Folgeerſcheinung wird auf die
Miet=
preiſe ein mäßiger Aufſchlag erhoben: Logen und 1. Balkon 85 000
Mk., 1. Sperrſitz und 2. Balkon 70000 Mk., 2. Sperrſitz und 1. Rang
55 000 Mk., 1. Parterre und 2. Rang 40 000 Mk., 2. Parterre
20000 Mark.
— Volkshochſchule. Um Jedermann die Möglichkeit zu geben,
ein=
mal in die Kursarbeit der Volkshochſchule hinein zu ſchauen, ſtellen
wir im Einverſtändnis mit Dozenten und Hörern den Beſuch folgender
Kurſe für die letzte Unterrichtsſtunde frei; Kurs 9: Deutſche Dichter am
Ausgang der Romantik von Schriftſteller Michel; Kurs 11:
Geſellſchafts=
leben der Gegenwart von Dr. Mannheim; Kurs 12: Deutſche Geſchichte
ſeit 1860 (Bismarck) von Dr. Bräuning; Kurs 14: Geologiſche
Wan=
derungen von Prof. Dr. Klemm; Kurs 15: Botaniſche Wanderungen
von Dr. Heil; Kurs 19: Plaudereien über Deutſche Dichter von Dr.
Bräuning; Kurs 31: Fragen der Jugendbewegung von Dr. Bräuning;
Kurs 32: Bruno H. Bürgel v. Prof. Kiſſner. Tag, Beginn und Ort
der Kurſe iſt aus dem Wochenzettel erſichtlich. Es kann alſo
Jeder=
mann, ohne ſich eine Hörerkarte zu löſen oder ſich anzumelden, aber
nur in der Zeit vom 25. bis 30. Juni, die hier genannten Kurſe
be=
ſuchen. Obwohl wir wiſſen, daß ſo niemand ein Bild von unſerer
Ar=
beit gewinnen kann, kommen wir einem oft geäußerten Wunſch
ent=
gegen, müſſen aber unſere Gäſte bitten, ſich an der Ausſprache, ſoweit
dieſe ſtattfinder, nicht zu beteiligen, da ihnen notwendiger Weiſe der
Zuſammenhang mit unſerer bisherigen Arbeit fehlt.
— Ausſtellung deutſche Kunſt 1923 Darmſtadt. Innerhalb von zwei
Tagen ſind zwei Kunſtwerke verkauft worden, die als die ſtärkſten der
Ausſtellung angeſehen wurden und viele Bewunderer fanden: „
Stil=
leben mit Bildnis”, Oelgemälde von Max Pechſtein=Berlin und „
Mar=
mortorſo” von Alexander Archipenko=Berlin. Ferner iſt der „
Cello=
ſpieler”, Oelgemälde von Max Pechſtein=Berlin vom Heſſiſchen Staat
erworben worden. Von vier eingeſchickten großen Werken hat ſomit
Max Pechſtein drei in unſerer Ausſtellung in erhalb einer Woche
ver=
kauft. Weitere Ankäufe des Heſſiſchen Staates ſtehen in nächſter Zeit
bevor.
v. H.
* Fräulein Fanny Cleve, die ſich am Dienstag im Richard
Wagner=Verein von dem Darmſtädter Publikum verabſchiedet,
hat mit dem Klaſſikerprogramm, das ſie hier ſingen wird, bei einem
kürzlich in Wien gegebenen Konzert einen großen Erfolg gehabt. Wir
leſen darüber in einem Wiener Blatte: „Ein auffallend gewähltes
Pro=
gramm! Wenn Jemand eine ganze Gruppe Geſänge von Gluck ſingt,
wirkt das ſchon ſehr gewinnend; um ſo mehr, wenn er ſich diefer
Auf=
gabe ſo glänzend erledigt, wie Fanny Cleve. Die Wiedergabe der
Arie: „0 del nuo Dolce ardor” war ſchlechthin meiſterhaft, und es
bleibt nur der Wunſch offen ſie bald wieder zu hören. Auch die
anderen Programmnummern kamen in einer vollendeten Weiſe zu
Ge=
hör. Der Erfolg des Abends war ehrlich und groß, und die Sängeri
mußte ſich zu mehreren Zugaben entſchließen”.
— Epangelſcher Bund. Am nächſten Sonntag, den 1. Juli, ſind
es 400 Jahre, ſeitdem auf dem Marktplatz zu Brüſſel, die erſten
evan=
geliſchen Märtyrer, die Auguſtinermönche Heinrich Vos und Johannes
Eſch, als Ketzer öffentlich verbrannt wurden. Um den evangeliſchen
Glaubensgenoſſen die Bedeutung des Todes dieſer erſten Blutzeugen
für die Geſchichte der Reformation recht tief in die Seele zu ſchreiben,
veranſtaltet der hieſige Zweigverein am nächſten Sonntag (abends 8
Uhr) in der Stadtkirche eine Gedächtnisfeier, bei der ein Vortrag über
das Thema: „Die evangeliſche Kirche, eine Märtyrerkirche” gehalten
wird. Der Redner des Abends iſt Herr Pfarrer Michaelis aus
Weimar, der über das genannte Thema ein ſehr leſenswertes Buch
geſchrieben hat. Der Bund lädt zu dieſer Feier, die den
Glaubens=
genoſſen in der kampfdurchtobten Gegenwart Glaubenskraft und
Leidensfreudigkeit für die eigene Sache ſtärken ſoll, herzlich ein. Der
Eintritt zu der Feier, die durch muſikaliſche Umrahmung verſchönt
wird, iſt frei.
— Johannesgemeinde! Den Bemühungen des Herrn Pfarrer
Marx und ſeinen Helferinnen und Helfern iſt es gelungen, in dieſem
Monat für die Alten und Kranken im Nordbezirk der Gemeinde
600 000 Mk. zuſammen zu bringen. Trotz dieſes hohen Betrages konnte
angeſichts der großen Teuerung zwar nur den Bedürftigſten eine Gabe
verabfolgt werden, aber man darf ſich des Erfolges doch freuen. Allen
freundlichen Gebern ſei deshalb auch an dieſer Stelle herzlicher Dank
gefagt! — Da in dem ſeit 4. Auguſt 1894 bezogenen
Gemeinde=
haus in der Kahlertſtraße eine unaufſchiebbare bauliche Herſtellung
größere Mittel erfordert, wird bei dieſer Gelegenheit an die
Ge=
meindeanleihe erinnert und gebeten, weitere Beträge zu
zeich=
nen. Mög das rege kirchliche Leben in unſerer Gemeinde in dieſer
ſchweren Zeit ein feſtes Band um alle Gutgeſinnten ſchlingen, damit der
im Jahre 1892 von dem erſten Pfarrer D. Guyot „mit brennendem
Eifer” begonnene Auf= und Ausbau der Gemeinde immer mehr
ge=
fördert und alle Gemeindeglieder zu Jeſus, dem Anfänger und
Voll=
ender unſeres Glaubens hingeführt werden!
— Die Feier des Johannisfeſtes der Johannesgemeinde findet wegen
des anhaltend naſſen Wetters Sonntag, den 24. Juni, abends 8 Uhr, im
Gemeindehaus mit Anſprache der beiden Pfarrer und Vorträgen
des Kirchenchores und der Jugendvereinigungen ſtatt. Eintritt frei.
Erſtattung von Kapitalertragſteuer. Nach dem
Geldentwertungs=
geſetz vom 20. März 1923 wird von den Beträgen aus Kapitalvermögen,
die nach dem 3. April 1923 fällig werden, die Kapitalertragſteuer bis
auf weiteres nicht erhoben. Es wird hier nochmals darauf hingewieſen,
* Die deutſche Theaterreform und der
Bühnenvolksbund.
(Schluß.)
Ebenſowenig vermochte aber etwa nach der Begründung des
Deutſchen Reiches die neue Hauptſtadt Berlin die Aufgabe
zu erfüllen, eine deutſche Theaterkultur zu ſchaffen. Auch dies
hatte Goethe bereits gegenüber Eckermann am 23. Oktober 1828
prophezeit: „Wenn man aber denkt, die Einheit Deutſchlands
beſtehe darin, daß das ſehr große Reich eine einzige große
Reſi=
denz habe, und daß dieſe eine große Reſidenz wie zum Wohl
der Entwicklung einzelner großer Talente, ſo auch zum Wohl
der großen Maſſe des Volkes gereiche, ſo iſt man im Irrtum . . .
Wodurch iſt Deutſchland groß, als durch eine
bewunderns=
würdige Volkskultur, die alle Teile des Reiches gleichmäßig
durchdrungen hat? Geſetzt, wir hätten in Deutſchland ſeit
Jahrhunderten nur die beiden Reſidenzſtädte Wien und Berlin,
oder gar nur eine, da möchte ich doch ſehen, wie es um die
deut=
ſche Kultur ſtände Und wiederum die Menge deutſcher
Thea=
ter, deren Zahl über ſiebenzig hinausgeht, und die doch auch als
Träger und Beförderer höherer Volksbildung keineswegs zu
verachten.”
So Goethe. In der Tat konnte bei der partikulariſtiſchen
Veranlagung der Deutſchen Berlin niemals das werden, was
Paris für Frankreich iſt, und das iſt nicht zu beklagen. Zeigt
doch ein Blick auf die Theaterſpielpläne Berlins, insbeſondere
die vielhundertfachen Aufführungen beliebiger Schmarren, wie
wenig die Reichshauptſtadt zu einer Erneuerung des deutſchen
Theaters berufen iſt; die Provinz hat denn auch die
Theater=
hegemonie Berlins mit Recht abgelehnt.
Muß ſomit die Hoffnung, das deutſche Theaterweſen mit
Hilfe von Muſterbühnen zu heben, endgültig begraben werden,
ſo haben andererſeits theoretiſche und praktiſche Verſuche zur
Er=
reichung des geſteckten Zieles nicht aufgehört. Es iſt wohl kein
Zufall, daß gerade im Gefolge von politiſchen Umgeſtaltungen
auch immer wieder das Problem der deutſchen Theatereform
auftauchte: ſo 1848, als Eduard Debrient (diesmal ein
Fach=
mann) ſeine Reformſchrift „Das Nationaltheater des neuen
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 24. Jnni 1923.
daß Anrechnungen und Erſtattungen auf Grund des 8 44 des
Einkommen=
ſteuergeſetzes nur noch bei der Veranlagung zur Einkommenſteuer für
das Kalenderjahr 1922, Erſtattungen auf Grund von § 3 des
Kapi=
talertragſteuergeſetzes auch noch für die erſten drei Monate des
Kalender=
jahres 1923 in Frage kommen. Es liegt im Intereſſe aller Beteiligten,
die noch ausſtehenden Anträge auf Anrechnung bezw. Erſtattung der
Kapitalertragſteuer a) für das Kalenderjahr 1922 von den nach § 44
des Einkommenſteuergeſetzes begünſtigten Kleinrentern, b) für die bis
zum 3. April 1923 fällig gewordenen Kapitalerträge von den
Leitun=
gen der nach § 3 des Kapitalertragsſteuergeſetzes befreiten
gemeinnützi=
gen, mildtätigen und kirchlichen Stiftungen, Anſtalten, Kaſſen und
Perſonenvereinigungen mit den erforderlichen Nachweiſen bei dem
zu=
ſtändigen Finanzamt umgehend einzureichen.
* Hefſiſche Miſſionskonferenz. Es wird hierdurch empfehlend auf
die diesjährige, am 4. Juli in Darmſtadt ſtattfindende
Hauptver=
ſammlung der Heſſiſchen Miſſionskonferenz hingewieſen, bei der
folgende Vorträge mit anſchließender Beſprechung gehalten werden
ſollen: vormittags 10 Uhr: Univerſitätsprofeſſor Dr. Hans Schmidt=
Gießen über „Miſſionsgedanken im Alten Teſtament”; nachmittags
½3 Uhr: Privatdozent Lie. Dr. Frick=Gießen über „David
Living=
ſtones Miſſionserbe”; abends 8 Uhr: Gemeinde=Miſſionsfeier mit
ver=
ſchiedenen Anfprachen. Alle Veranſtaltungen finden im Gemeindehaus.
Kiesſtraße 1, ſtatt.
Fachausſtellung. In den Berichten über die Gaſtwirte=Ausſtellung
im Saalbau iſt die Firma Philipp Schaaf irrtümlicher Weiſe als
Friedrich Schaaf bezeichnet, was hiermit berichtigt ſei.
— Ferienzug nach Schleſien. Allen Schleſiern iſt Gelegenheit
ge=
boten, am 11. Juli mit einem Ferienzug von Frankfurt a. M. nach
Breslau zu reifen. Die Reiſebedingungen ſind ſehr günſtig. Die Hin=
und Rückfahrt koſtet mit Preisauffchlag ab 1. Juli mit Ermäßigung etwa
180 000 Mark. Der Leiter der Bezirksgruppe Frankfurt iſt nach Berlin
zum Reichsverkehrsminiſter gereiſt, um zu erwirken, daß der Fahrpreis
zum Junitarif gewährt wird (60 000 Mark). Die Fahrkarte hat acht
Wochen Gültigkeit. In Frankfurt vor der Abfahrt: Abſchiedsfeier, in
Breslau: Heimatsabend. Auskunft: Schleſierverein. (Siehe Anzeige.)
— Mufikpflege im Odenwald. Auf Einladung der „
Geſell=
ſchaft der Muſikfreunde im Odenwald (Sitz Erbach
i. O.)” wird der Lehrergeſangverein Karlsruhe in
Stärke von 120 Sängern unter Leitung von Profeſſor H. R. Schmid
am 30. Juni und 1. Juli in Erbach=Michelſtadt drei Konzerte geben.
Dem „Abendſtändchen” im Hof des altehrwürdigen Kellereigebäudes in
Michelſtadt am Samstag abend halb 10 Uhr folgt am Sonntag
vor=
mittag 11 Uhr in der Stadtkirche zu Erbach die „Kirchliche
Morgen=
muſik”. Den Höhepunkt und Abſchluß bildet das „Große Konzert” am
Sonntag nachmittag 4 Uhr im wundervollen Schloßhof zu Fürſtenau. In
allen Konzerten wird ein Streichquartett Karlsruher Künſtler
mit=
wirken, im „Großen Konzert” außerdem ein kleiner Frauenchor aus
Mitgliedern der „Geſellſchaft der Muſikfreunde im Odenwald”. Man
erwartet zahlreiche auswärtige Gäſte zu der Veranſtaltung.
— Krieg den Spatzen. Die hieſigen Landwirte führen ſehr lebhafte
Klage über die Schäden, die ihnen durch die außerordentliche
Vermeh=
rung der Spatzen erwachſen. Sie haben deshalb bei der
Stadtverwal=
tung den Antrag geſtellt, daß von Amtswegen Schritte unternommen.
werden, um dieſe Plage zu beſeitigen. Die Stadtverwaltung verſpricht
ſich indeſſen von derartigen Maßnahmen nichts, wenn nicht allgemein
die Bevölkerung ſich an dieſem Vernichtungskrieg beteiligt. Die
ge=
ſamte Bevölkerung wird deshalb gebeten, nach Möglichkeit die Spatzen
in Hofreiten und Hausgärten zu vernichten. Die beſte Vernichtung
er=
folgt durch Beſeitigung der Eier oder der Brut. Beſonders im
ſüd=
lichen Stadtteil ſoll die Plage ſehr ſtark ſein. Ganze Felder mit Raps
ſollen bereits den Plagegeiſtern zum Opfer gefallen ſein.
Lokale Veranſtaltungen.
Die dieruter erſehnenden Nottzen find ansſchtleßiich afs Hinweiſe auf Anzsigen zu betrachte
im ſriem Falle igendwie als Bedrechung oder Kriid.
Muſikfolge zum Herrngarten=
Promenade=
konzert heute vormittag 11 Uhr (Aenderungen bleiben vorbehalten):
1. Altniederländiſches Lied „Wilhelmus Valerius von Naſſauen” 2.
Roſſini. Eliſabeth, Ouvertüre zur Oper „Der Barbier von Sevilla”,
3. Wagner. Einleitung zum 3. Akt und Feſtwieſe aus den „
Meiſter=
ſingern”, 4. Hans Sachs. „Franken=Marſch” (Corps Franconia). 5.
Verdi. Tonbilder aus „Troubadour”, 6. Métra=Walzer aus der
Operette „Die Glocken von Cornetille‟,
Aus den Parteien.,
Deütſche Demvkr. Partei, Ortsverein
Darm=
ſtadt, Gruppe demokr. Beamten und Arbeitnehmer.
In einer ſehr gut beſuchten Verſammlung ſprach Herr
Landtagsabge=
ordneter Neiber über verſchiedene Fragen, die gegenwärtig Beamten
und Lehrerſchaft beſonders intereſſieren. Im Vordergrund ſtand ein
Bericht über die Regierungsvorlage betr. Altersgrenze für
Staats=
beamte. In der Vorlage wird das vollendete 68, Lebensjahr als
Grenze feſtgelegt, auch für die richterlichen Beamten. Von den
frühe=
ren Beſtrebungen, das 65. Lebensjahr zu wählen, iſt man aus
Spar=
ſamkeitsgründen abgekommen. — Der Referent ſprach ferner über die
Wahrung der Rechte von Beamten bei Einſchränkung des
Verwaltungs=
apparates, über die Frage der ländlichen Fortbildungsſchule, die
Pri=
vatſchule zu Herbſtein und die Lieferung von Brennholz an die
Ausge=
wieſenen. Nach Schluß des Vortrags erfolgte eine ſehr eingehende
Be=
ſprechung des vom Redner vorgetragenen Stoffes, an der ſich die
Mit=
glieder lebhaft beteiligten.
Die nächſte Vorſtandsſitzung der Beamten= und Arbeitnehmer=Gruppe
finder Montag, den 25. Juni, abends 8 Uhr, im Parteilokal, Waldſtr.
45, ſtatt.
Demokratiſche Jugendgruppe. Am letzten Heimabend
ſprach Herr Rektor Reiber, in der Jugendgruppe über:
Parlamen=
tarismus. Herr Rektor Reiber verſtand es, in leichter und geſchickter
Weiſe eine Einführung in das Weſen des parlamentariſchen Syſtems
und einen Einblick in die Arbeit innerhalb des Parlaments zu geben
Die Fortſetzung des Vortrages findet am nächſten Heimabend ſtatt,
Mittwoch, den 4. Juli.
Kommunalpolitiſcher Ausſchuß, Deutſche
Demo=
kratiſche Partei. Am Montag, den 25. Juni, findet eine
Sitz=
ung des Kommunalpolitiſchen Ausfchuſſes ſtatt. Zur
Verhandlung kommen Bau=, Finanz= und Schulfragen. Der Ausſchuß
kommt abends 8½ Uhr im Parteilokal zuſammen.
* Film im Kſeinen Haus.
„Rasmuſſens letzte Nordpolfahrt” heißt, ein
großer Film, der im Kleinen Haus läuft und wieder einmal
wundervolle Naturaufnahmen und wirkliches Geſchehen bringt,
Dinge, die in letzter Zeit vielfach vermißt werden mußten. Es iſt
eine merkwürdige Erſcheinung, daß die Filmvorführungen im
Kleinen Haus, das an ſich doch ein ſehr ſchönes „Lichtſpielhaus”
darſtellt, nach den erſten ſtarken Erfolgen und mit Ausnahme
der großen Induſtrie=Lehrfilme ſchlecht beſucht werden. Es
ſollte das zu denken geben den Stellen, die über die Auswahl
der Filme zu befinden haben. Der Beſucher der
Filmvorfüh=
rungen im Theater erwartet mit Recht und auf Grund der
ehedem gegebenen Verſprechen Erſtklaſſiges. Erwartet
Filme, die aus dem Rahmen der leichten und ſeichten
Darbie=
tungen der Lichtſpielbühne herausfallen durch Qualität
ſo=
wohl in Inhalt, wie in der techniſchen Beſchaffenheit der
Licht=
ſpielſtreifen. Dieſes Erwarten, das, wie geſagt, berechtigt iſt,
iſt leider vielfach enttäuſcht worden, und das drückt ſich in dem
mehr als ſchlechten Beſuch der Vorführungen aus, der ſicher oft
kaum die Koſten für die Billeteure und Beleuchtung deckt. Mit
dem Film „Rasmuſſens letzte Nordpolfahrt”, der
bis Mitte nächſter Woche täglich zweimal abrollt, iſt die gute
Tradition wieder aufgenommen. Der Beſchauer erlebt die
Expedition des Dänen Knud Rasmuſſen ſelbſt mit, die 1921
be=
gann und auf vier Jahre berechnet iſt. Die Fahrt führt nach
Grönland. Der erſte Teil beginnt mit der Abfahrt des
Spezial=
ſchiffes und führt in ſchneller, abwechslungsreicher Fahrt bald
in die Regionen des grönländiſchen Eismeeres. Landungen an
vielen bewohnten und durchaus kultivierten Plätzen laſſen den
Beſchauer einen intereſſanten Einblick tun in die
Lebensgewohn=
heiten der Grönländer, in ihr Tagwerk, in ihren Gewerben und
ihren Spielen. Man war Zeuge von Hai= und Walfiſchjagden,
Eisbärenjagden und Fiſchfängen, die auch Zeugnis geben von
dem Reichtum an Fiſchen im ſüdlichen Grönland. Endlich dann
auch, wie die Fahrt weiter ging nach Norden, wo das Schiff
ver=
laſſen werden mußte und die Landexpedition mit Hunden in die
höchſten Eisregionen begann. Die wundervolle Nordlandſchaft
erſtand in bezwingender Schönheit und Unergründlichkeit
leben=
dig vor dem Zuſchauer.
X
Aus dem erläuternden Vortrag, den Herr Aſſeſſor Dr. Maurer
zu dem Film hielt, ſei folgendes wiedergegeben:
Knud Rasmuſſen, der Sohn eines Dänen und einer Grönländerin,
iſt wohl der berufendſte Forſcher jenes eisumgürteten Erdteils der
noch ſo viel Geheimniſſe birgt. Vier Forſchungsreiſen, die der
Wiſſen=
ſchaft wertvolles Material brachten, liegen bereits hinter Nasmuſſen,
und nun trat er am Pfingſtmorgen des Jahres 1921 von Kopenhagen aus
ſeine fünfte Thule=Expedition an, die auf vier Jahre berechnet iſt.
Wir begleiten ihn auf einer Fahrt durch das Skagerak, über Kap
Farvel durch den Arſukfjord nach der Südſpitze Grönlands. Hier
tau=
chen zum erſtenmale große Eismaſſen auf. An der Davisbucht ſetzen
Strömungen vom atlantiſchen Ozean her die Eismaſſen in ſtarke
Be=
wegung. Seerobben ſonnen ſich auf ſchwimmendem Eis, Eingeborene
in ihren pfeilgeſchwinden Kajaks nähern ſich dem Schiff und bald
wird der erſte Hafen angelaufen. Die Grönländer friſten ihren
Le=
bensunterhalt durch Fiſchfang, Viehzucht und kärglichen Ackerbau. Wir
ſehen dieſes merkwürdige Volk bei ſeiner Arbeit in ſeinen primitiven
Häuſern und Zelten, lernen die maleriſchen Trachten kennen, die von
den kunſtgeübten Frauen im Heim angefertigt werden. Jgalico, die
erſte dieſer entlegenen Städte, weiſt einen mehr ländlichen Charakter
auf, doch ſind die Bewohner auch gewandte Fiſcher, Haifiſche,
Buckel=
wale, Narwale ſind das vielbegehrte Jagdwild, deren Erlegung mit
Lebensgefahr verknüpft iſt.
Julianehaab mutet faſt wie eine amerikaniſche Goldgräberſtadt an.
Das Land iſt reich an Zinn=, Kryolith= und Kohlenvorkommen und die
Bretterhäuſer, die einfachen Grubenſchächte, rücken bis zur Küſte vor,
Außer als Handelsplatz iſt Julianehaab wegen ſeiner Lachsfiſcherei
be=
rühmt. Eine beſonders leichte Art des Fiſchens iſt der Makrelenfang.
In ſeichtem Waſſer ziehen dieſe ſilbernen Fiſche die Küſte entlang,
wer=
den mühelos mit Köchen gefangen und bedecken zu Millionen und
Aber=
millionen, bis ſie gedörrt ſind, den Boden.
So iſt das Werktagsleben des Landes. Am Sonntag aber ſtrömt
Alt und Jung zuſammen zu Vergnügen, Tanz und Klatſch. Die
eigen=
artigen Nationaltänze beſchließen die Feſtlichkeiten.
Ein beſonderer Reiz des Films liegt in den ſportlichen
Veranſtaltun=
gen der Grönländer, die aus Anlaß des Beſuchs König Chriſtians
ſtattfanden.
Von Julianehaab geht es nordwärts über Harſſalik, Friedrichshaab
nach Chriſtianshaab, der Hauptſtadt des gleichnamigen Diſtrikts. Das
Land hat hier ſchon ein rein arktiſches Ausſehen, und der Steinbau
nuß Holzhäuſern Platz machen. Weiter führt die Fahrt durch die Disko=
Bai, vorbei an der nördlichſten Kirche der Erde, nach Jakobshavn und
Hintenbenk. Hier liegt Grönlands landſchaftlich ſchönſter Teil.
Ge=
birge, von zahlreichen hoch herabſtürzenden Waſſerfällen belebt, rücken
bis zur Küſte vor. Dann nähert ſich Rasmuſſens Schiff Nugſuag.
Bei Apervinik befinden ſich die berühmten Vogelfelſen, auf denen
Hunderttauſende von Pinguinen niſten, die ein Schuß in großen
Scharen auffliegen läßt. Beſonderen Reiz ihrer Gefahren wegen bietet
die Walroß= und Eisbärjagd, die in ausgezeichneten Bildern an uns
vorüberzieht. Bei Kap York kommen die erſten Polareskimo an Bord,
und jetzt beginnen die letzten Vorbereitungen für die große
Durchque=
rung des Inlandeiſes. Die Hunde werden aneinander gewöhnt,
Pro=
viantlager werden eingerichtet und die erſten wiſſe iſchaftlichen
Meſſun=
gen werden vorgenommen. Dann geht die Fahrt nach den
unerforſch=
ten Gebieten Grönlands weiter. Allein mit zwei Getreuen und ſeinen
Hunden, umweht von den Schauern des Eiswüſte, zieht nun Rasmuſſen
durch den unerforſchten Erdteil. Die Welt hofft, den kühnen Forfcher,
von dem ſie Großes erwartet, in wenigen Jahren wieder zu ſehen.
Viel=
leicht werden wir dann ſtaunend vor den Ergebniſſen der letzten
Nord=
volexpedition Knud Rasmuſſens ſtehen.
St.
Deutſchland” veröffentlichte — wie wir wiſſen, ohne den
erſehn=
ten Erfolg zu erzielen. Und wieder haben die Ereigmiſſe von
1918 die Theaterreformer auf den Plan gerufen, diesmal aber
znit einem praktiſchen Verſuch, der über Erwarten ſchnell
Geſtalt annahm und wie im Flug glänzende Erfolge zeitigte,
wie u. a. das oben ſchon erwähnte Beiſpiel Regensburgs zeigt:
es war das die Gründung des Bühnenvolksbundes.
Unmittelbar aus der Umwälzung hervorgewachſen, hat dieſe
Or=
ganiſation gehandelt, ſtatt zu debattieren. Schon im Jahre
1919 legte der Frankfurter Ferienkurſus über Theaterfragen
Ziele und Methoden des Bundes feſt. Das folgende Jahr brachte
den organiſatoriſchen Ausbau, 1921 die Gründung der
Zeit=
ſchrift des Bühnenvolksbundes und die Münchener Tagung.
Beſonders reich aber war die Arbeit des Jahres 1922. Die
Tagung des Bundes fand diesmal in Hannoper ſtatt; ihren
künſtleriſchen Mittelpunkt bildete die deutſche Grillparzerfeier.
In dieſem Jahre wurden vor allem die wirtſchaftlichen
Aufgaben des Bundes in Angriff genommen, die darauf
hinaus=
liefen, das deutſche Theater „aus den Banden des
Geſchäftsinter=
eſſes zu löſen und die Wirtſchaftsform zu finden, die es den
Theatern ermöglicht, ihre Arbeit nur von künſtleriſchen und
kulturellen Geſichtspunkten beſtimmen zu laſſen.‟ Das Endziel
war dabei, das deutſche Theater zu einem Mittelpunkte des
kul=
turellen Gemeinſchaftsbewußtſeins der deutſchen
Men=
ſchen zu machen. Genau entſprechend den oben erwähnten
Er=
fahrungen iſt der vom Bühnenvolksbund verfochtene
Grund=
gedanke, daß die Erneuerung des Theaterweſens auf die
Ini=
tiative des Publikums zurückgehen müſſe. Es war alſo
einerſeits die Aufgabe, den Geſchmack des Publikums zu bilden,
was nach Eoethe (zu Eckermann am 26. Februar 1824) „nicht am
Mittelgut, ſondern nur am Allervorzüglichſten” geſchehen kann;
auch Schiller verſpricht ſich in ſeinem Vorwort zur „Braut
von Meſſina” vom Publikum: „Wenn es damit angefangen hat,
ſich mit dem Schlechten zu begnügen, ſo wird es zuverläſſig
da=
mit aufhören, das Vortreffliche zu fordern, wenn man es
ihm erſt gegeben hat.‟ Daraus ergibt ſich alſo die ſtrikte
For=
derung, daß das Theater alles Unkünſtleriſche prinzipiell
auszuſchließen habe (ſelbſtverſtändlich alſo auch jede politiſche
oder ſonſtige Tendenz). Freilich iſt dann nach dem früher
Ausgeführten die weitere Forderung unumgänglich, daß der
Spielplan des Theaters ſichtbares Zeichen wirklich deutſcher
Volkskultur ſei. Damit iſt natürlich nicht etwa gemeint, daß
das Theater nur Wildenbruchiaden und dergleichen aufführen
oder alles Ausländiſche ausſchließen ſolle. Daß dies keinese
wegs in der Forderung eines deutſchen Kulturtheaters liegt,
kann man ſich am beſten klar machen durch einen Hinblick auf die
dichteriſche Bewegung der Romantik. Dieſe Richtung hat
bekanntlich gerade das National=Deutſche betont; ſie hat das
deutſche Volkslied, die anderen Dichtungen des deutſchen
Mittel=
alters und dieſes ſelbſt mit Vorliebe gehegt, und doch verdanken
wir gerade der Romantik nicht nur die Eindeutſchung eines
ger=
maniſchen Dichters wie Shakeſpeare, ſondern auch unter anderem
die Ueberſetzung des „Don Quixote” von Tieck und mehrere
Calderon=Ueberſetzungen. Die richtig verſtandene Betonung des
National=Deutſchen ſchließt demnach keineswegs die Vertiefung
auch in fremdländiſche Dichtungen aus; ſie müſſen nur dem
deutſchen Weſen gemäß ſein und ihm zum eigenen Beſitz
gemacht werden, nicht nur oberflächlich aufgenommen (wie
be=
ſonders ſo mancherlei franzöſiſche Theaterſtücke) oder ſklaviſch
nachgeahmt.— Schließlich können wir doch aus unſerer
deut=
ſchen Haut nicht heraus, und unſer Theater wird deutſch
oder überhaupt nichts ſein.
Noch mehr mißverſtanden worden iſt die weitere Forderung
des Bühnenvolksbundes, daß die neue deutſche Theaterkultur
chriſtlich ſei. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß damit ebenſowenig
dogmatiſche oder konfeſſionelle Beſchränkung wie etwa die
Aus=
ſchließung des antiken Dramas und dergleichen verlangt wird;
vielmehr bedeutete dieſe Forderung doch nur die Feſtſtellung der
unleugbaren Tatſache, daß nicht nur die deutſche, ſondern die
geſamte heutige europäiſche Kultur nun einmal auf dem
Chriſtentum beruht. Weit entfernt, eine Beſchränkung zu
bil=
den, will dieſer Grundſatz des Bühnenvolksbundes alſo nur den
vorhandenen hiſtoriſchen Kulturzuſammenhang gewahrt
wiſ=
ſen, und geſtattet uns gerade, die geſamte neuere europäiſche
Dra=
matik in den Bereich unſerer Kulturbühne zu ziehen; ſtellt er
doch eben nur den chriſtlichen Kulturkreis ähnlichen in ſich
abge=
ſchloſſenen Kulturkreiſen, wie etwa dem iſlamiſchen oder
bud=
dhiſtiſchen, gegenüber; andererſeits kann die antike Kultur der
Griechen ſchon wegen ihrer verwandtſchaftlichen und ſonſtigen
Veziehungen zum deutſchen Volkstum und zur deutſchen Kultur
nicht ausgeſchloſſen werden.
So wenig alſo dieſes Programm des Bühnenvolksbundes
auch nur eine einzige wertvolle dramatiſche Dichtung auszu=
Nummer 172.
Darmſtüdter Bagblatt, Sonntag, bet 24. Jnni 1923.
Seite 3.
Reichsmietengeſetz und möblierte Zimmer.
Von der Stadtverwaltung wird uns geſchrieben:
In einer Verſammlung der Vermieter, die am 11. Mai d. J. in der
Loge ſtattfand, wurde der Wunſch geäußert, die Frage der möblierten
Zimmer noch einmal mit der Stadtverwaltung eingehend zu beſprechen.
Dieſem Verlangen hat die Stadtverwaltung gerne entſprochen. Sie
hat die beteiligten Organiſationen zu einer Beſprechung eingeladen, die
am 7. Juni d. J. im Stadthaus ſtattfand. Die Beſchlüſſe, die in dieſer
Verſammlung gefaßt wurden, haben die Zuſtimmung der
Stadtver=
waltung gefunden, ſo daß für die Folge die nachſtehenden Richtlinien
Geltung haben:
Die Untermiete ſetzt ſich zuſammen aus:
1. Dem monatlichen Mietwert für leere Räume unter
Berückſichti=
gung der Lage und baulichen Ausſtattung einſchließlich
aller Abgaben, Steuern uſw., ſowie
einſchließ=
lich Waſſerverbrauch.
2. Den Zuſchlägen für Ueberlaſſung von Einrichtungsgegenſtänden,
Licht, Heizung, Bedienung, Verpflegung uſw.
Dieſe Zuſchläge betragen:
2) Für die Ueberlaſſung von Einrichtungsgegenſtänden 100 Prozent
des für den leeren Raum berechneten Anſatzes (Reichsmiete),
b) für Licht die Selbſtkoſten.
() für Heizung die Selbſtkoſten für Material und Arbeitslohn,
0) für Bedienung für jeden Monat und Naum 200 Prozent des
für den leeren Raum berechneten Anſatzes,
e) für Waſchen und Bügeln der Wäſche iſt der Preis zu
verein=
baren,
f) für Verpflegung jeder Art iſt der Preis zu vereinbaren.
Mit dieſer Formulierung wird die Berechnung ganz weſentlich
bereinfacht.
Die Miete für den leeren Raum ſetzt ſich zuſammen aus
einem entſprechenden Anteil der Reichsmiete und den anteilig
berechne=
ten Ausgaben für Steuern und Abgaben jeder Art, die auf die Miete
ausgeſchlagen werden, wozu auch der Waſſerverbrauch gehört. Beſteht
die Wohnung z. B. aus 4 in Größe und Lage in der Wohnung, in
Fußboden= und Wandherrichtung ziemlich gleichmäßigen Zimmern und
es iſt eines davon vermietet, ſo fällt auf dieſes ein Viertel der
Haupt=
miete. Iſt das vermietete Zimmer kleiner als die drei dem Vermieter
verbleibenden Zimmer im Durchſchnitt, ſo fällt auf den Untermieter
weniger als ein Viertel, umgekehrt mehr, wenn das Zimmer größer
iſt als der Durchſchnitt der drei anderen. Iſt das vermietete Zimmer
ein Hinterzimmer nach dem Hof, ſo iſt es auch bei gleicher Größe wie
der Durchſchnitt, doch geringer als mit einem Viertel der
Wohnungs=
miete zu bewerten, insbeſondere umgekehrt, wenn das Zimmer ein
Vo derzimmer iſt, während der Vermieter ſich in ein „Hinterzimmer
zurückgezogen hat. Der Vermieter kann ſich das alles ſehr einfach
ausrechnen. Man kann annehmen, daß Vorderzimmer auch bei gleicher
Größe etwa ein Drittel mehr wert ſind als Hinterzimmer.
Die ſeitherigen Vorſchriften wonach 8 Prozent vom Durchſchnitt
zwiſchen ſeinerzeitigem Anſchaffungswert und jetzigem Verkaufswert
für die Benutzung der Möbel uſw. vergütet war, werden erſetzt
durch einen Zuſchlag in Höhe der Reichsmiete. Damit iſt
dieſer Anſatz gleitend. Handelt es ſich um ganz beſonders koſtbar
aus=
geſtattete Räume, etwa mit Parkettböden, Wandvertäfelung, koſtbaren
Möbeln, wertvollen Vorhängen, Klavier uſw., ſo kann ein höherer
An=
ſatz vereinbart werden. Einigen ſich die Parteien nicht über einen
höhe=
ren Anſatz, ſo entſcheidet das Mieteinigungsamt auf Anruf über die
Zuläſſigkeit. Das Mieteinigungsamt wird dabei die ſozialen Verhält= tet wurde ein Jagdteilhaber, der in Unkenntnis des Verbotes den
niſſe ſowohl des Mieters wie des Vermieters berückſichtigen. Es ſoll da= Bahnkörper betreten hatte. Ihm wurde von dem Wachtpoſten Gewehr
mit vor allem einer unberechtigten Ausbeutung von Mietern, die
leiſtungsſchwach ſind, vorgebeugt werden. Auf der anderen Seite aber
wird leiſtungsſchwachen Vermietern nicht die Möglichkeit genommen, ſich
auf die durch den Gebrauch entſtehende Verminderung ihrer einzigen
Subſtanz in billiger Weiſe ſchadlos zu halten.
Für Bedienung wird nun für jeden Monat und Raum 200
gehört nur das tägliche Reinigen Aufwaſchen, Bettmachen, der
jähr=
den Verkehr mit dem Mieter. Nicht dazu gehört das Stiefelputzen, das
Kaffeekochen und dergleichen. Stiefelwichſe, Bürſten, ſowie alle
Lebens=
mittel ſtellt der Untermieter am beſten ſelbſt.
Beſonders zu vergüten iſt das Waſchen, Bügeln, Flicken
und Beſorgen der Wäſche, ſowie die Verpflegung,
und zwar nach gegenſeitiger Vereinbarung, ferner das Ausputzen der
Oefen. Wäſche und Handtücher hat der Untermieter ſelbſt zu ſtellen,
andernfalls iſt der Preis für die Benutzung beſonders zu vereinbaren.
Für Küchenmitbenutzung iſt (ohne Gas, Elektrizität,
Waſ=
ſer, Kohle, Holz, Streichhölzer uſw.) die Hälfte des Satzes für den
leeren Raum und die Möbel eines einfachen Zimmers zu berechnen.
Waſſer iſt, wenn keine Küchenmitbenutzung in Frage kommt, für
Zimmer und Monat 1 Kubikmeter zu berechnen. Bei Küchenmitbenutzung
iſt das Waſſer anteilig auszuſchlagen.
Der Gasverbrauch und der Stromverbrauch kann nicht
nach feſten Regeln berechnet werden.
Eine Gasglühlampe erfordert pro Stunde:
2) 100kerziger Sparglühkörper
135 Liter Gas pro Stunde,
b), 50kerziger Sparglühkörper
95 Liter Gas pro Stunde,
c) 20kerziger Sparglühkörper
28 Liter Gas pro Stunde,
4) 100kerziger Hängeglühkörper
120 Liter Gas pro Stunde,
e) 100kerziger Mundusglühkörper 95 Liter Gas pro Stunde,
f) 50kerziger Hängeglühkörper
85 Liter Gas pro Stunde,
g) 30kerziger Hängeglühkörper 45 Liter Gas pro Stunde.
Ein Gaskocher erfordert pro Stunde mit allen Flammenkränzen 420
Liter, mit dem großen Flammenkranz allein 300 Liter, mit dem kleinen ſen, ſämtliches Heugras der Gemeinde für das Faſelvieh einzuernten,
Flammenkranz allein 120 Liter, klein geſtellt 60 Liter.
Der Gaspreis beträgt zur Zeit 1600 Mark pro Kubikmeter.
Eine elektriſche Lampe erfordert pro Stunde:
3000
bei 16er Birnen gs Kw, und koſtet heute etwa ——— — 50 ℳ
62
3000
bei 25er Birnen /, Kw. und koſtet heute etwa 0 — 75,
3000
bei 50er Birnenz, Kw. und koſtet heute etwa 2— — 150.ℳ4
Der Strompreis ab 15. Juni ſteht noch nicht feſt, wird aber ver= langen Wieſenkonkurrenz und der Wieſen der Gemeinde Kerſchhauſen
mutlich nicht unter 3000 Mark betragen.
Bei der derzeitigen Lage auf dem Geldmarkt iſt es ein billiges
Verlangen, wenn der Vermieter Vorauszahlung für jeweils
einen Monat fordert. Auch hat der Vermietr das Recht, den
Tages=
preis für Holz und Kohlen, zu verlangen, wenn er die
Heizmateria=
lien ſtellt.
Schlafſtätten fallen nicht unter den Begriff der möblierten
Zimmer. Für dieſe ſind die Preiſe jeweils zu vereinbaren.
Zur Klarſtellung diene das folgende Beiſpiel:
Ein möbliertes Zimmer in einer Vierzimmerwohnung. Das Haus
hat vier Stockwerke. Der Brandverſicherungswert beträgt 40 000 Mark,
der Steuerwert 50 000 Mark, die Grundmiete 584 Mark.
1. Die reichsgeſetzliche Miete der ganzen Wohnung für den Monat Juni
beträgt deshalb 584 315, 5 — . . . 15 350 Mk.
12—
2. Die Wohnungsbauabgabe beträgt 40 000., 700 — . 5 833 Mk.
4.100 . 12
3. Die Grundſteuer beträgt für die Wohnung pro Monat
50 000 185 — rund . . . . . . . . . . . . 2000 Mk.
100 .4. 12
4. Der Brandverſicherungsbeitrag beträgt für die Wohnung
40 000 . 100 —........
833 Mk.
100 .4. 12
5. Die Schornſteinfegergebühr beträgt für die Wohnung pro
Monat
300 Mk.
6. Der Waſſerverbrauch der Wohnung beträgt monatlich
4 Kubikmeter zu je 700 Mk. —
2800 Mk.
7. Für Anteil an der Haftpflichtverſicherung,
Waſſerſchaden=
verſicherung uſw. entfällt auf die Wohnung pro Monat 300 Mk.
Zuſammen, 27 416 Mk.
Die Geſamtkoſten der Wohnung betragen demnach einſchl.
Waſſer=
geld monatlich 27 416 Mk.
Nehmen wir an, das möblierte Zimmer hätte etwa ein Viertel der
ganzen Wohnungsfläche. Es entfällt demnach:
1. auf den leeren Raum 27 416: 4 —.
6 80 Mk.
2. dazu kommt der Zuſchlag für Ueberlaſſung der Möbel
100 Prozent davon . . . . . . ...
.. . . 6 850 Mk.
3. für Bedienung 200 Prozent . .. . . . . . . . . 13 700 Mk.
Zuſammen 27 400 Mk.
Das Zimmer koſtet demnach pro Monat 27 400 Mk. ohne Licht,
Hei=
zung und Verpflegung, jedoch einſchließlich aller Steuern und Abgaben.
Iſt das Zimmer größer als ein Viertel der ganzen Wohnfläche der
Wohnung, ſo wäre entſprechend mehr zu rechnen. Hat es z. B. ein
Drittel der Fläche, ſo beträgt die Miete für den leeren Raum 27 416:3
— 9140 Mk., und das Zimmer koſtet dann 36 560 Mk.
Der Mietpreis iſt mit jeder Veränderung der Hundertſätze neu zu
berechnen, ebenſo wenn ſteuerliche Belaſtungen ſich ändern oder der
Waſſerpreis geändert wird. Es wird beſonders darauf aufmerkſam
ge=
macht, daß die oben berechneten Steuern und Abgaben im Laufe des
Jahres nachträglich erhoben werden müſſen, daß alſo die
Be=
träge für dieſe Steuern auf jeden Fall zurückgelegt
werden müſſen. Auch im Falle der Steuerbefreiung des
Ver=
mieters für ſeine Perſon bleibt eine Steuerpflicht für die Perſon des
Untermieters. Die entſprechenden Beträge müſſen alſo aufgeſpart
werden.
ch. Griesheim, 22. Juni. Von den Franzoſen verhaf=
und Fahrrad abgenommen.
H. Eberſtadt, 22. Juni. Gemeinderatsſitzung. Dem
Ge=
ſuch des Friedrich Sand und Auguſt Müller um Ueberlaſſung von
Ge=
meindegelände zur Errichtung von Eigenheimen ſtimmte der
Gemeinde=
rat zu. Es wird den Geſuchſtellern Gelände in der neu projektierten
Straße in der Ringſtraße zur Verfügung geſtellt werden. Laut Mit=
Prozent des für den leeren Raum berechneten Anſatzes gebilligt. Da= teilung der Direktion des Gas= und Elektrizitätswerks ſtellt ſich der
mit iſt auch dieſer Anſatz in gleitende Form gebracht. Zur Bedienung Durchſchnittsgaspreis für Juni auf 1600 Mark. Der Gemeinderat
ſtimmte dieſer Erhöhung zu. Dem Geſuch der ſozialiſtiſchen
Arbeiter=
jugendvereine um Ueberlaſſung des Feſtplatzes zu ihren ſportlichen
lich zweimal ſtattfindende große Zimmerputz und der Zeitaufwand für Veranſtaltungen am 23. und 24. Juni wird entſprochen. Von der
Mit=
teilung des neueſten Tarifs der Heag wird Kenntnis genommen. Für
das am Samstag, den 24. Juni, ſtattfindende Kinderfeſt wird der
bean=
tragte Kredit für die Beſchaffung von Wecken uſw. bewilligt. Die vom
Bauausſchuß vorgeſchlagene Erhöhung der Notſtandsarbeiterlöhne um
50 Prozent der ſeitherigen Löhne wird gutgeheißen, ein weiteres
Ge=
ſuch um Erhöhung der neuen Löhne wird zur Vorbereratung der
Bau=
kommiſſion überwieſen. Die Lieferung von 30 Einheitsſärgen wird zu
vereinbartem Preiſe den vereinigten Schreinermeiſtern übertragen. Die
Vorlage der Verwaltung, betr. Erhöhung der Gebühren für die
Ge=
meinde=Brücken= und Viehwage wird dem Finanzausſchuß überwieſen.
In geheimer Sitzung: Kleine Vorlagen.
r. Eberſtadt, 22. Juni. Die hieſige evangeliſche
Schweſternſtation kann in dieſem Jahre auf ein ſegensreiches
25jähriges Beſtehen zurückblicken. Aus dieſem Anlaß findet am
Sonn=
tag in der Evang. Kirche ein beſonderer Gottesdienſt ſtatt.
r. Pfungſtadt, 22. Juni. Grasverſteigerung. Bei der
letzten Heugrasverſteigerung gemeinheitlicher Wieſen, die eine Größe
von zirka 70 Morgen haben, wurden ungfähr 65 Millionen Mk. gelöſt.
— Der Gemeinderat hat den Voranſchlag für das
Nechnungs=
jahr 1922, abſchließend in Einnahme und Ausgabe mit 68 059 764 Mk.
beraten und genehmigt. — Das Heugras=Mähen hat begonnen.
Ein Morgen koſtet 60 000 Mk. zu mähen.
r. Hahn bei Pfungſtadt, 22. Juni. Der Gemeinderat hat die
Anſchaffung eines zweiten Faſels beſchloſſen. Ferner wurde
beſchloſ=
da infolge des hohen Waſſerſtandes der Ertrag auf den ſogen. Färrens=
Wieſen zu gering iſt.
ds. Heppenheim a. d. Bergſtr., 21. Juni. Verpachtung der
Winterſchafweiden. Am Montag, den 25. Juni 1923, mittags
2 Uhr, werden im Saale von Wurths Garten in Heppenheim a. d.
Berg=
ſtraße die ſämtlichen ſtädtiſchen Wieſen, etwa 1500 Morgen, als
Winter=
ſchafweide, befahrbar mit 400 Stück Schafen für 1923/24 meiſtbietend
ver=
pachtet. Im Anſchluß an dieſe Verpachtung werden gleichzeitig die
Winterſchafweiden und zwar in den Wieſen der Waſſergenoſſenſchaft, der
und Hambach mitverpachtet.
r. Wizhauſen, 22. Juni. Gemeinderatsbericht. In der
heutigen Sitzung ſtanden die Deckgebühren zum zweitenmale auf der
Tagesordnung und wurden wie folgt feſtgeſetzt: Großvieh, das erſte 15
Pfd. Hafer, das zweite 25 Pfd., das dritte 30 Pfd., das vierte 40 Pfd.,
das fünfte und mehr je 50 Pfd. Für Hafer kann auch Korn abgeliefert
werden und außerdem 2000 Mk. in bar für das Stück Großvieh. Für
Mutterſchweine müſſen abgeliefert werden: für das erſte 20 Pfd. Hafer,
oder Korn, für das zweite 30 Pfd., für das dritte 40 Pfd., für das vierte
und mehr je 50 Pfd. und außerdem 2000 Mk. in bar. Für Ziegen
werden abgeliefert: für die erſte 1 Pfd. Hafer oder Korn, für die zweite
11 Pfd., für die dritte 2 Pfd., für die vierte und mehr je 2½ Pfd.,
oder den betreffenden Geldbetrag der Naturalien bei derzeitigem
Markſtand. Beim Deckakt in der erſten Hälfte des Monats läuft die
Ablieferungsfriſt am 25. des betreffenden Monats ab, findet der
Deck=
akt in der zweiten Hälfte des Monats ſtatt, ſo läuft die
Ablieferungs=
friſt am 10. des nächſten Monats ab. Bei verſpäteter Ablieferung muß
der Beſitzer 500 Mk. Strafe bezahlen. Dieſe Maßnahme iſt durch die
fortſchreitende Geldentwertung bedingt. Die Wiegegebühren wurden
um das 25fache erhöht, außer Brenn= und Baumaterialien und
Kar=
toffeln, die um das 15fache erhöht wurden. Es koſten demnach Heu,
Stroh und Halmfrüchte 1250 Mk., Kalk. Steine und Dünger 90 Mk.,
Holz, Kohlen und Kartoffeln 150 Mk., Eis 500 Mk., Obſt, Nüben und
Dickwurz 250 Mk., Großvieh 15 000 Mk., Kleinvieh und Schweine über
50 Kg. 3750 Mk., übriges Kleinvieh 2500 Mk. Bei der Billettſteuer
wurden die Sätze für Eintrittsgelder um das 500fache erhöht,
abliefe=
rungspflichtig ſind 10 Prozent davon; auch die Tanzſteuer wurde um
das 500fache erhöht. Dem Hausmeiſter in dem Gemeindehaus,
Ober=
gaſſe 11, wurden als Vergütung 40 Prozent ſeiner Miete bewilligt.
r. Wixhauſen, 21. Juni. Am 8. Juli ſollte hier das 38.
Gau=
turnfeſt des Main=Nodgaugs abgehalten werden, mußte
aber auf nächſtes Jahr verſchoben werden, weil die Vereine aus dem
Rüd keine Fahrgelegenheit haben und auch ſonſtige Schwierigkeiten im
Wege waven. Hoffentlich wird es bis nächſtes Jahr beſſer. — Das
lange naßkalte Wetter hat an den Feldfrüchten und am Obſt dielen
Schaden getan. Während die Aepfel= und Zwetſchenbäume noch
eini=
germaßen Behang zeigen, ſieht es an den Birnbäumm recht mager
aus. Viele Aecher, die mit Runkelrüben beſtellt waren, mußten
um=
gepflügt und neu beſtellt werden. — Am nächſten Sonntag wird der
von Münſter bei Butzbach mach hier verſetzte Pfarrer Klöß in
ſein Amt eingeführt.
z. Erzhauſen, 22. Juni. Geſtern ereignete ſich hier ein ſchwerer
Unglücksfall. Die Frau K. Schlapp Ww., die ſchon einige Jahre
leidend iſt, ging geſtern an die Hengbach zum Futtermachen. Als ſie
gegen Spätnachmittag noch nicht zu Hauſe war, gingen ihre
Verwand=
ten fort, ſie zu ſuchen und fanden die Frau Schlapp an einer tiefen
Stelle ertrunken vor. Frau Sch. ſteht im 34. Lebensjahr, ihr Mann, war
im Krieg und ſtarb im Feld.
yr. Seligenſtadt, 21. Juni. Flüchtlings=Unterkunft.
Im hieſigen Kloſtergebäude ſind mehrere Eiſenbahnerfamilien aus der
Wormſer Gegend untergebracht worden. — Das Kriegerdenkmal
für die 132 Gefallenen der Gemeinde iſt in feierlicher Weiſe enthüllt
worden.
ur. Wöllſtein (Rheinh.), 22. Juni. Diebſtahl. In einer der
letzten Nächte wurde hier eingebrochen und mehrere 100 000 Mk. baren
Geldes entwendet. Der Diebſtahl iſt um ſo verwerflicher, weil er bei
einer Witwe geſchah, die ſo um ihrg ganze Barſchaft gekommen iſt.
R. Oberheſſen, 21. Juni. Alsfeld. Die Gemeinden Vockenrode
und Seibelsdorf haben elektriſches Licht erhalten. — In Berfa wurde
eine Dreſchgenoſſenſchaft gegründet. — Laubach. Vier hieſige
Ein=
wohner haben eine Erbſchaft von 90 Millionen aus Amerika erhalten.
Bad Nauheim. Im Kaffee Numpelmeyer explodierte in der Küche
ein großer Gasherd. Der Schaden, der dabei angerichtet wurde, geht
in die Millionen. Menſchen wurden nicht verletzt. —
Krieger=
denkmäler haben eingeweiht die Gemeinden Langgöns (Kr.
Gie=
ßen), Feldkrücken und Niehenhauſen (Kr. Schotten) ſowie Gumpenau.
— Butzbach. Einen üblen Scherz leiſteten ſich mehrere betrunkene
Leute, indem ſie nachts in die Friedhofskapelle eindrangen und einem
ihrer Zechgenoſſen in den dort aufbewahrten Leihſarg legten.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleißt auf Grund des 8 24 Abſ. 2 des preſſegeſeyzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandi, die Ablebnung nicht begründet werden.
Das Altersgrenzengeſetz.
Der Finanzausſchuß hat den Beſchluß gefaßt, daß Staatsbeamte
mit Ablauf des 68. Lebensjahres in Ruheſtand treten ſollen. Ein
ſelt=
ſamer Beſchluß! Was in andeven Ländern Deutſchlands längſt als
gerechtfertigt empfunden wird, die Altersgrenze mit 65 Jahren
näm=
lich, ſoll alſo in Heſſen nicht möglich ſein. Di. Vorſtände der heſſiſchen
Beamtenſchaft ſtehen einſtimmig auf dem Standpunkt, daß die Grenze
mit 65 Jahren (wo verſorgungsberechtigte Kinder vorhanden ſind oder
der Höchſtruhegehalt nicht erreicht iſt, bis zu 68 Jahren) keine Härte
bedeutet. Warum aus welchem Grunde glaubt es der Finanzausſchuß?
Und welche Ungerechtigkeit bedeutet der Beſchluß den Beamten
gegen=
über, die in den letzten Jahren mit 65 Jahren in den Ruheſtand treten
mußten! Die Anwärter aber, die in den akademiſchen Berufen heute
35—38 Jahre alt werden, bis ſie angeſtellt weoden — ſie ſollen in
Zu=
kunft alſo 40 Jahre und älter werden, bis ſie in eine ſichere
Lebens=
ſtellung kommen! Iſt das keine Härte? Und die zahlreichen
Kriegs=
teilnehmer, die im Aller von 28 Jahren und mehr ohne einen Pfennig
oder mit ganz geringem Zuſchuß auf Verwendung warten; ſie ſollen in
Zukunft alſo noch länger warten?. Aber auch das iſt keine Härte! Und
ſchlicßlich ſpricht man von Abbau. Womit nebenbei gemeint iſt, daß
der Staat dort ſparen will, wo er, wie von höchſter Seite zugegeben,
heute am meiſten ſpart, bei den Beamten — wo ſoll abgebaut werden?
Bei den Jungen nach dem Beſchluß des Finanzausſchuſſes bei
Män=
nern um die dreißig, wohlgemerkt, die ihre lang erſehnte Verwendung
verlienen oder nach Vollendung ihrer teuren Vorbildung ihren Beruf
verſperrt finden ſollen. Wahrhaft menſchlich gedacht und
volkswirt=
ſchaftlich geradezu tiefſinnig. Seltſame Auffaſſung von den Pflichten
eines Volkes in Not, das alle Kräfte gebrauchen ſollte, vor allem aber
die jungen. Wir hoffen, daß der Landtag dieſen Beſchluß ſich noch
ein=
mal anſieht.
ſchließen braucht, ſo entſchieden tritt der Bund für das deutſche
Volkstheater der von manchen Aeſtheten aufgeſtellten
Forde=
rung des „lart pour lart” entgegen. Das Theater, das der
Bund ſchaffen will, ſoll eben nicht für einzelne Nur=Aeſtheten,
Literaten und Literarhiſtoriker beſtimmt ſein, ſondern für das
ganze deutſche Volk; es ſoll keine Bühne für vielleicht recht
intereſſante literariſche Experimente ſein, ſondern den weiteſten
Kreiſen „das Lebendige in Vergangenheit und Gegenwart im
Zuſammenhang der von Werk zu Werk fließenden Unterſtröme
zeigen”. Und durchaus unterſchreibt der Bühnenvolksbund die
Ausführungen Herbert Iherings („Der Kampf ums Theater.”
Siböllen=Verlag, Dresden), der den Verfall der deutſchen
Büh=
nenkunſt auch dem Einfluß betriebſamer Macher zuſchreibt, die
im Schutz der Verwirrung der Kunſtanſchauungen Ueberzeugung
durch äußerliche Berechnung, inneres Weſen durch oberflächliche
Geſchicklichkeit vortäuſchen und dann Zeter und Mordio über
Neaktion ſchreien, wenn ſie von irgend einer Seite angegriffen
werden: Leute, die darauf ſpekulieren, daß niemand es wagt,
ſie abzulehnen — aus Furcht, er könnte für einen Dummkopf
oder Reaktionär gehalten werden.
Wie vorurteilslos im übrigen der Bühnenvolksbund iſt, geht
unter anderem ſchon daraus hervor, daß er in der Organiſation
der Preußiſchen Landesbühne mit dem Verband
der freien Volksbühnen zuſammen arbeitet; der Dritte
im Bunde iſt das preußiſche Kultusminiſterium, deſſen
Theater=
referent (Dr. Ludwig Seelig) der Vorſitzende iſt, während die
Generalſekretäre des Bühnenvolksbundes und des Verbandes der
freien Vollsbühnen (Gerſt und Dr. Neſtriepke) die
Geſchäfts=
führung ehrenamtlich ausüben. Was aber in Preußen möglich
iſt, ſollte das in anderen Ländern, insbeſondere auch in
Heſ=
ſen, unmöglich ſein, d. h. ein verſtändnisvolles, von jeder
ein=
ſeitigen Tendenz freies, von der zuſtändigen Behörde gefördertes
Zuſammenarbeiten? Oder iſt man in dem kleinen Heſſen
un=
verträglicher als in dem großen Preußen, wo es ſich doch um
die Erfüllung einer kulturellen Aufgabe erſten Ranges handelt?
Auch der zweitgrößte deutſche Staat, Bayern, hat ſeine Pflicht
gegenüber der neuen Bewegung bereits begriffen; u. a. ſtellt er
das Prinzregententheater vom September bis Juli Tag für Tag
der Theatergemeinde des Bühnenvolksbundes und der freien
Volksbühne gegen geringe Eintrittspreiſe zur Verfügung.
Es iſt hier nicht Raum, im einzelnen auszuführen, in
wel=
cher Weiſe der Bühnenvolksbund außer durch die
Theaterauf=
führungen ſelbſt den Geſchmack des Publikums zu bilden ſucht.
Es gehören dahin u. g. die Zeitſchrift des Bundes und ſeine
Schriftreihen „Dichter und Bühne” und „Meiſter der Oper”
Vor=
träge, Unterſtützung der Heimatſpiele (z. B. des „Tell”=Spiels
der Eifelbauern auf der Ruine Kronenburg, des Tiroler
Paſ=
ſionsſpiels in Erl). uſw. Dagegen ſei hier noch ausgeführt, in
welcher Weiſe ſich das Publikum an dem Bühnenvolksbund
beteiligen kann. Es kann dies entweder durch die Erwerbung
der Mitgliedſchaft des Bundes oder durch Teilnahme in
der ſogen. Theatergemeinde oder durch beides
ge=
ſchehen; am wünſchenswerteſten iſt natürlich letzteres. Die
Be=
teiligung an der Theatergemeinde iſt mehr paſſiver
Na=
tur; der Bühnenvolksbund liefert dieſen Teilnehmern Karten
zu einer beſtimmten Anzahl Theateraufführungen zu
angemeſſe=
nen Preiſen; es iſt klar, daß der Bund umſo mehr leiſten kann,
je größer ſeine Theatergemeinde iſt. Das Ideal wäre, wenn
die Theatergemeinde allein das Theater füllen könnte, ſo daß
ſich geſchloſſene Vorſtellungen ermöglichen ließen. Der Bund
hoffr, dieſes Ziel in der kommenden Spielzeit zu erreichen, und
fordert daher zu möglichſt zahlreichem Beitritt zu ſeiner
The=
atergemeinde auf.
Aber der Bund will nicht ſein eine Art Theaterkonſumverein:
er wünſcht ein möglichſt großes aktives Publikum, das die
Mitgliedſchaft des Bühnenvolksbundes erwirbt,
um möglichſt ſelbſt Einfluß auszuüben auf die Auswahl der
Theaterſtücke. Der Bund würde ſich dem Vorwurf ausſetzen,
üblen Maſſeninſtinkten nachzugeben, wenn er die Auswahl der
Stücke einfach durch Mehrheitsbeſchluß der Mitglieder
herbei=
führte, wie man etwa gelegentlich die geleſenſten Bücher durch
Stimmenmehrheit feſtzuſtellen verſucht hat. Er ſucht vielmehr
durch die von Kennern ausgewählten, durch die Erfahrung
be=
währten Stücke erſt ſein Publikum heranzubilden. Aber durch
die Mitwirkung bei der Wahl ſeiner ſachverſtändigen Berater
ſoll jedes Mitglied des Bühnenvolksbundes ein
Mitbeſtim=
mungsrecht bei der Auswahl der Stücke und damit das Gefühl
der Verantwortlichkeit bekommen. Damit aber jeder ſich ſelbſt
ein Urteil über die Ziele des Bühnenvolksbundes bilden kann,
wird der Vorſtand ein Verzeichnis der zunächſt von ihm als
wünſchenswert bezeichneten Theateraufführungen veröffentlichen.
Beſonders ſei noch bemerkt, daß ſich den
Theatermie=
tern, die nicht der Theatergemeinde des
Bühnenvolks=
bundes beitreten wollen, durch die Erwerbung der
Mitglied=
ſchaft des Bühnenvolksbundes die zurzeit einzige Möglichkeit
bietet, ihren Wünſchen betreffs Geſtaltung des Spielplans uſw.
Ausdruck zu geben.
Vorleſung von Kurt Weſtermann.
Als Abſchluß ihrer Veranſtaltungen des Winterhalbjahres
bot die „Vereinigung der Freunde des
Humani=
ſtiſchen Gymnaſiums eine Widergabe des größten und
gewaltigſten, tiefſt angelegten Werkes der griechiſchen
Dramen=
literatur, der „Antigone” von Sophokles in der Ueberſetzung
von Ludwig Bellemann. Freilich, nicht eine „Aufführung” der
großen Tragödie konnte gegeben werden, aber es war wohl
nie=
mand unter den Hörern (die den Feſtſaal des Ludwig=Georg=
Gymnaſiums weit überfüllten), der nicht durch die bis zur
Voll=
endung gemeiſterte Kunſt des Vorleſens Kurt
Weſter=
manns, des immer noch beſten Sprechers unſerer
Landes=
bühne, reſtlos in Bann geſchlagen wurde. Nur ein Künſtler von
ſeiner Größe und von ſeiner idealen Berufsauffaſſung konnte
das Wagnis unternehmen, dieſes Werk einem ſicher über den
Durchſchnitt anſpruchsvollen, allerdings wohl auch bereitwilligſt
mitgehenden Publikum vorzuleſen. Konnten die Hörer ſchon
die rein phyſiſche Aufgabe ſtaunend bewundern, ſo mehr noch
die Art, wie Kurt Weſtermann es verſtand, auch in der
Charak=
teriſierung aller handelnden, in ſich ſo verſchieden gearteten
Perſonen der Tragödie ihren dichteriſchen und pſychologiſchen
Gehalt reſtlos zu erſchöpfen. So zwar, daß eine Leiſtung von
kriſtallener Klarheit, von dramatiſcher Wucht und
Geſtaltungs=
kraft und von feinſter pſychologiſcher Nuancierung vor den
Hörern erſtand, die am Schluſſe ſich erſt löſen mußten aus dem
zwingenden Bann tiefſten Erlebens, bis ſie in der nun
ein=
mal üblichen Form rauſchenden Beifalls dem Künſtler ihren
Dank zollten.
Dieſer Dank galt dann aber auch wohl der Vereinigung
ſelbſt, die durch eine Reihe großzügiger, fein durchdachter und
auf der Grundlage hehrer Geiſtigkeit ſtehender Veranſtaltungen
im Laufe des Winters für die Sache des Humanismus in
vor=
bildlicher Weiſe geworben und ſicher viele Freunde ihren
Be=
ſtrebungen zugeführt hat. Welch unerſetzliche kulturellen Güter
dadurch dem deutſchen Volke erhalten und neu geſichert wurden,
iſt an dieſer Stelle oft zum Ausdruck gebracht worden, wie auch
der Männer oft dankbarſt gedacht wurde, die ſich ſelbſtlos und
in rein idealem Streben dieſer ihrer und damit der Sache der
ganzen Kultur gewidmet haben. Mögen ſie in dem ſtarken
äußeren Erfolg Dank und die Anregung finden, in Zukunft ſo
weiter zu arbeiten; die innere Befriedigung fanden und finden
ſie ſicher in ihrem Wirken ſelbſt.
A. St.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 24. Juni 1923.
Reich und Ausland.
Sport, Spiel und Zurnen.
Die Breslauer Räuber verhaftek,
Drei gefährliche Breslauer Verbrecher, die einen Naubzug nach
Liegnitz unternommen hatten, wurden von der Berliner
Kriminal=
polizei feſtgenommen. Sie waren am 17. d. Mts. in eine Villa in der
Martinſtraße zu Liegnitz eingedrungen und hatten den Sohn des
Be=
ſitzers niedergeſchoſſen, das Dienſtmädchen gefeſſelt und Gold= und
Silberſachen von hohem Werte geſtohlen. Nachdem es der hieſigen
Kriminalpolizei geſtern gelungen war, zunächſt einen der Verbrecher,
den Kaufmann Franz Rother aus Breslau auf einem Poſtamt
feſtzu=
nehmen, als er Briefe von ſeinen Angehörigen in Empfang nehmen
wollte, konnten auch geſtern die beiden anderen Verbrecher, ein ſchon
ſchwer vorbeſtrafter Hans Wiedemann und ein Schloſſer Walter
Rös=
ner, der ebenfalls ſchon wiederholt hinter Schloß und Riegel geſeſſen
hat, von Beamten des Raubdezernats der Kriminalpolizei unſchädlich
gemacht werden. Die Bande hatte im Einverſtändnis mit dem
Dienſt=
mädchen der Herrſchaft den Raubüberfall ausgeführt. Einer der
Ver=
brecher hatte dieſes, eine Klara Schucher, kennen gelernt und zu
über=
reden gewußt, ihm bei dem Ueberfall behilflich zu ſein. Das Mädchen
wurde denn auch nur zum Schein gefeſſelt. Das geſtohlene Gut
ſchleppten ſie in einem Koffer fort und fuhren damit nach Berlin, wo
ſie den Koffer bei der Gepäckaufgabeſtelle des Bahnhofs Friedrichſtraße
in Verwahrung gaben. Bei Rother fanden nun die Beamten den
Kopf eines Briefbogens eines hieſigen Hotels. Dort erwiſchten ſie
Wiedemann. Rösner wurde verhaftet, als er einen Schneidermeiſter
in der Skalitzer Straße aufſuchte, um bei ihm beſtellte neue Anzüge
abzuholen. Die ganze Geſellſchaft, die Männer und ihre
Freundin=
nen, wurden hinter Schloß und Riegel geſetzt. Der Anführer der
Bande iſt Wiedemann, bei dem auch noch die Piſtole gefunden wurde,
mit der der Beſitzersſohn niedergeſchoſſen wurde. Er iſt auch geſtändig,
den jungen Mann erſchoſſen zu haben. Bei ihm wurde auch noch ein
Gepäckſchein vorgefunden, auf den der größte Teil der geraubten
Sachen auf dem Bahnhof Friedrichſtraße in Verwahrung gegeben war.
Die Sachen konnten ſo ſichergeſtellt und gerettet werden.
Deutſche Hilfe aus Norwegen.
DAI. Das Deutſchtum Norwegens hat trotz ſeiner geringen
Kopfzahl in opferwilliger Weiſe zur Linderung der deutſchen Not
bei=
getragen und in den Monaten Februar bis April bereits erhebliche
Bei=
träge für die Ruhrhilfe geleiſtet. Von befreundeter Seite geht dem
Deutſchen Auslandsinſtitut eine Mitteilung über die Höhe dieſer
Bei=
träge zu, die in dem abgelaufenen Vierteljahr rund 7500 norwegiſche
Kronen und 1,2 Millionen Mark (zuſammen nach dem heutigen Kurs
etwa 65 Millionen Mark) ausmachen. Beſonders ſtark beteiligt ſind an
dieſen Spenden die Deutſche Geſellſchaft und vor allem auch der
Deut=
ſche Verein in Kriſtiania, aber auch die kleineren deutſchen
Vereinigun=
gen in den Provinzſtädten haben Namhaftes geleiſtet. Wir freuen uns,
von dieſer Opferwilligkeit des norwegiſchen Deutſchtums berichten zu
können, iſt ſie doch ein Beweis dafür, in wie innigem Zuſammenhang
unſere Landsleute in Skandinavien mit der Heimat ſtehen.
Jubiläumsſportwoche.
* Beiden geſtern ſtattgefundenen ſportlichen Veranſtaltungen ſiegte im
Handballſpiel die beſſere Mannſchaft, die Offenbacher
Ki=
kers, mit 4:1 gegen die Mannſchaft des Sportvereins. — Im
Jugendſpiel ſiegte die Beſſunger Turngemeinde, 1.
Jugend=
mannſchaft gegen die Ib des Sportvereins mit 2:0. Im Liga=
Erſatzwettſpiel ſiegte die Ligaerſatzmannſchaft des Sportvereins
mit 6:0 gegen die erſte Mannſchaft der Sportvereinigung
Ar=
heilgen.
re- Zu ſeinem größten Bedauern ſah ſich der Sportverein
Darmſtadt 1898 E. V. infolge der anhaltenden ſchlechten
Witte=
rung gezwungen, gleich den Darbietungen des Müllerſchen Mädchenchors,
in letzter Stunde auch noch ſeine internationalen
leichtath=
letiſchen Jubilaums=Wettkämpfe von ſeinem Programm
abzuſetzen, da das Gelingen einer ſolchen Veranſtaltung einzig und
allein vom Wetter abhängig iſt. Sie war in erſter Linie für die
All=
gemeinheit beſtimmt, um in eindringlichſter Weiſe den Wert von
Leibes=
übungen anſchaulich vor Augen zu führen. Daß dies bei dem
gegen=
wärtig ſchlechten Wetter nicht möglich iſt, wird verſtändlich ſein. Und
daß ferner bei Ausübung jedes leichtathletiſchen Sportes Rückſicht auf
die Geſundheit der Teilnehmer in ihrer leichten Sportskleidung
genom=
men werden muß, iſt auch ſelbſtverſtändlich. Aus all dieſen Erwägungen
heraus mußte der Vorſtand des Sportvereins — ſo bedauerlich es ihm
iſt — in letzter Stunde ſeine mit vieler Mühe und Arbeit verbundene
größte und auch bedeutendſte Veranſtaltung der Jubiläumsſportwoche
ſtreichen.
Das ſportliche Programm des heutigen Sonntags erfährt aus dieſen
Gründen inſofern eine Abänderung, als ſich auf dem Stadion zuerſt am
Nachmittag die beiden erſten, zur Zeit an der Spitze der Tabelle
ſtehen=
den Schülermannſchaften des Vereins für Raſenſpiele
Darm=
ſtadt und des Sportvereins im entſcheidenden Verbandsſpiele
gegenüberſtehen. Nach dieſem Spiele kommt das infolge am Freitag
ein=
getretenen Regenwetters ausgefallene Spiel der
Ensgrabermann=
ſchaft des Sportvereins gegen die erſte Mannſchaft des
Ver=
eins für Naſenſpiele Darmſtadt zum Austrag. Um 5 Uhr
nachmittags wird das für die Fußballer größte Ereignis, das Wettſpiel
gegen den Südmain=Kreismeiſter, die Ligamannſchaft der
Offenbacher Kickers, gegen die Liga des Sportvereins
auf dem Stadion ſich abſpielen. Hoffentlich hat der Wettergott
wenig=
ſtens für dieſen Nachmittag einmal ein Einſehen, daß nicht auch das
Ende der dritten Darmſtädter Jubiläumsſportwoche verregnet.
Heute früh um 11 Uhr findet auf dem Stadion ein Rekordverſuch
im Kugelſtoßen durch Herrn Winninger aus Pirmaſens (Deutſcher
Mei=
ſter im Kugelſtoßen) ſtatt. Mit Unterſtützung des Sportlehrers an
der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt Ernſt Söllinger (A. S. C.).
Handball.
Es ſei noch einmal auf das heute nachmittag auf dem Sportplatz
der Turngemeinde ſtattfindende Handballſpiel hingewieſen. Das Spiel
kann bei keinem der Zuſchauer den werbenden Zweck verfehlen, denn es
wird von zwei wirklich guten Vereinen vorgeführt. Die
Auswahlmann=
ſchaft des Main=Rheingaues hat ſich den Tv. Seckbach zu Gaſt
ge=
laden. Seckbach hat in der Handballbewegung einen guten Namen, und
ſeine Erfolge in der letzten Zeit machen ihn zu einem der beſten Vereine,
die das Handballſpiel betreiben. So ſchlug die Seckbacher Mannſchaft den
vorjährigen ſüddeutſchen Meiſter im Handball, den Tv. Schwanheim,
mit 3: 2; noch größer war der Erfolg über den T.= u. Spv. Butzbach.
Dieſen konnte die Mannſchaft mit 7:4 ſchlagen. Butzbach war es, das
im letzten Herbſt den deutſchen Meiſter des Sportverbandes ſchlagen
konnte; auch die Liga=Mannſchaft des hieſigen Sportvereins mußte
Butz=
bach als Sieger anerkennen. Dieſe beiden Erfolge ſprechen deutlich von
der Stärke der Mannſchaft. Die Gau=Auswahlmannſchaft muß wohl
alles daranſetzen, obwohl ſie aus den beſten Spielern zuſammengeſetzt iſt,
daß es nicht zu einem Uebergewicht der alteingeſpielten Gaſtmannſchaft
kommt.
Rennſport.
— Buchmacher. Durch Entſchließung des Miniſteriums des
Innern vom 18. Juni iſt der Gaſtwirt Friedrich Mund in Darmſtadt
Ils Buchmacher zugelaſſen worden. Das Geſchäftslokal befindet ſich Ernſt
Ludwig=Straße 14 daſelbſt.
Fußball.
Spielabteilung „Union” der Turngemeinde Befſungen 65 c. V.
gegen Fußball=Abteilung der Heſſiſchen Schutzpolizei Darmſtadt.
Heute vormittag treffen ſich auf dem Beſſunger Sportplatz obige
Vereine zu einem Freundſchaftsſpiel. Die Fußball=Abteilung der Schupo
hat ihre Mannfchaft neu zuſammengeſtellt. Unter ihnen befinden ſich
einige Ligaſpieler aus der Umgegend, aus Marburg und Gießen. Die
Liggerſatzmannſchaft der Spielabteilung wird durch einzelne Spicler
der Liga verſtärkt, ſodaß ohne Zweifel ein guter Fußball zu erwarten iſt.
Rudern.
Frankfurter Regatta.
Erſter Tag der Entſcheidungsrennen (Eigener Bericht.)
* Die Ueberraſchung des heutigen Tags war der Sieg von
Naſ=
ſovia=Höchſt über den Hamburger Ruderklub im Verbands=Vierer,
Hamburg führte bis etwa 1500 Meter, wurde aber dann von der elegant
aufholenden Naſſovia in hartem Endſpurt geſchlagen. Flinſch vom
Frankfurter Ruderverein gewann die beiden Einer=Rennen. Nachſtehend
die Ergebniſſe der Hauptrennen: 1. Verbands=Vierer: Naſſovia=
Höchſt 7:32,8; 2. Hamburg 7:36,4; 3. Amicitia=Mannheim 8:03,6; 4.
Kaſſeler Rudergeſellſchaft, die bei 1500 Meter noch den dritten Platz
inne hatte. — Jungmann=Achter: 1. Frankfurter Ruderverein 6:50,6;
2. Germania=Frankfurt 6:53,2; 3. Ruderklub Frankfurt 7:04,6. Zweites
Rennen: 1. Kölner Waſſerſport 6:46,2. — Erſter Vierer ohne
Steuer=
mann: 1. Undine=Offenbach 7:14, 2. Hamburger Ruderklub 7:08,4. —
Zweiter Einer: Flinſch, Frankfurter Ruderverein 8:18,4; 2. Starke,
Stuttgarter Rudergeſellſchaft, 8:28,4; 3. Hanſa Hamburg (umgekippt),
— Doppel=Zweier ohne Steuermann: 1. Frankfurter Rudergeſellſchaft
7:03,2; 2. Waſſerſportverein Godesberg 7:12,6; 3. Ruderverein Deſſau
7:22,2. — Junior=Einer: 1. Heſſing, Ruderklub Deſſau, 8:48,6; 2. Rex,
Undine=Offenbach, 9:02,4. — Jubiläums=Achter: 1. Hamburger
Ruder=
klub 6:25; 2. Kölner Ruderklub 6:34; 3. Sachſenhauſen 6:35. —
Akade=
miſcher Vierer: 1. Bonner Waſſerſport 7:35,6; 2. Rudergeſellſchaft
Hei=
delberg 7:52,4; 3. Akademiſcher Ruderverein Würzburg 7:54,5.
Turnen.
Deutſches Turnfeſt 1923.
Die Feſtzugleitung beabſichtigt, den Teilnehmern am Feſtzug
die Möglichkeit zu geben, ſich gegenſeitig zu begrüßen. Zu dieſem Zweck
werden zwei Feſtzüge gebildet, die in ihrer ganzen Länge ſich
be=
gegnen und von einer beſtimmten Stelle aus gemeinſam dem Feſtplatz
zu=
ſteuern. Es iſt Sache der einzelnen Kreisleitungen, ob ſie ihre
Teil=
nehmer in Vereins=, Gau= oder Kreisgruppen gliedern wollen; jedenfalls
iſt zu beachten, daß die Aufſtellung in Achterreihen erfolgen muß. Das
Mitführen nichtturneriſcher Wahrzeichen kann nicht geſtattet werden.
Mit dem Turnfeſt verbunden und außerhalb der Turn= und
Sport=
fachausſtellung wird eine Ausſtellung der Bucherzeugniſſe,
die alle auf dem Gebiete der Leibesübungen erſchienenen Werke umfaſſen
ſoll, veranſtaltet werden. Es wird dieſe Ausſtellung für Fachleute von
großem Intereſſe ſein.
Der Münchener Stadtrat wurde um Einführung von Kongreßkarten
für die Straßenbahn für die Dauer des Turnfeſtes erſucht. Ebenſo iſt
beabſichtigt, mit der Straßenbahn Fremdenrundfahrten mit aufklärenden
Fremdenführern durch die ſchönſten Teile der Stadt ausführen zu laſſen.
Kraftfahren.
Für das Internationale Automobilrennen auf
dem Klauſenpaß iſt ſoeben das Reglement erſchienen. Die Strecke
beträgt bis zum Ziel auf Klauſenpaßhöhe 20 Klm. 500 Meter. Es iſt
dabei ein Höhenunterſchied von 1273 Meter zu überwinden mit einem
durchſchnittlichen Steigen von 6,21 Prozent. Es iſt eine Einteilung in
Tourenwagen, Sportswagen und Rennwagen vorgeſehen. Meldeſchluß
iſt am 16. Juli, doch ſind Nachnennungen mit doppeltem Einſatz bis zum
23. Juli geſtattet. Am 29. Juli, 8 Uhr vormittags, erfolgt der erſte
Start. Am 26. Juli iſt die Strecke täglich einige Stunden zum Training
freigegeben. Als techniſche Neuerung gegenüber dem Vorjahre ſei
er=
wähnt, daß es gelungen iſt, die Strecke ſtaubfrei zu machen, was für alle
Konkurrenten eine gewiſſe Annehmlichkeit bedeutet.
Briefkaſſen.
A. V., hier. Der Brandverſicherungsbeitrag iſt nach §5 3, 4 bes
Reichsmietengeſetzes eine öffentliche Abgabe, die zu den Betriebskoſten
gehört. Dieſe Betriebskoſten treten als Zuſchläge zu der Grundmiete.
Daraus folgt, daß auch der Brandverſicherungsbeitrag nur in Form
ſolcher Zuſchläge von den Mietern gefordert werden kann. Es iſt
des=
halb nicht angängig, den Brandverſicherungsbeitrag einfach auf die
Mieter auszuſchlagen.
AAMN
380 Stunden und 82 Minz
ohne Motorstiltstafd
erdaben
Indau
[ ← ][ ][ → ]Daumſtädter Dagblatt, Sonntag, ben 24. Junt 4343
Eeite
Richtlinien für die Ortsausſchüſſe für Volksbildung
und Jugendpflege.
Die bielfachen Anfragen der verſchiedenſten Art bei der
Begrün=
bung der gegenwärtig in Ausführung des Volksſchulgeſetzes vom
25. Oktober 1921 im Anſchluß an die Schulvorſtände und
Kreisſchul=
ämter in Bildung begriffenen Ortsausſchüſſe und Kreisbeiräte für
Volksbildung und Jugendpflege, laſſen es der Zentralſtelle zur
Förde=
rung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen angezeigt
erſchei=
nen, einige Rüchtlinien über den Zweck, den allgemeinen Aufbau und
die allgemeinen Aufgaben der Ausſchüſſe für Volksbildung und
Jugend=
pflege zu geben.
I. Der allgemeine Aufbau.
Die Ortsausſchüſſe für Volksbildung und Jugendpflege ſollen im
Anſchluß an den Schulvorſtand gebildet werden, und zwar ſollen ihnen
als vollberechtigte Mitglieder je ein Vertreter aller an der Volksbildung
erziehung und Jugendbildung zu ſtellen) bei voller Wahrung
der Selbſtändigkeit und Wirkungsmöglichkeit
ange=
hören. Vorausſichtlich wird daher der Ausſchuß in den meiſten Fällen
bei der großen Zahl der örtlichen Vereine ſehr groß. Daher iſt die
Wahl eines Arbeitsausſchuſſes, der zweckmäßig aus 5—7 Vertretern (es
können auch mehr ſein) der im Ortsausſchuß vertretenen Gruppen
be=
ſtehen ſollte und der nach Bedarf einzuberufen iſt, ſehn zu empfehlen.
Der allgemeine Ortsausſchuß, ſowie der Ortsausſchuß können zu ihren
Sitzungen Sachverſtändige oder Perſonen, deren Teilnahme an den
Be=
ratungen erwünſcht iſt, zuziehen.
II. Die beſonderen Aufgaben.
1. Allgemeine Vertretung aller gemeinſamen Volksbildungs= und
Jugendpflege=Angelegenheiten der Gemeinde. 2. Sammeln aller
Er=
fahrungen auf dem Gebiete der Volksbildung und Jugendpflege der
Gemeinde. 3. Auskunft und Beratung für alle im Dienſte der
Volks=
bildung und Jugendpflege ſtehenden Vereine der Gemeinde,
nament=
lich auch Anregung zur beſſeren Geſtaltung der Programme der
ein=
zelnen Vereine bei ihren jeweiligen Veranſtaltungen. 4. Mitteilung
über die geſamte Tätigkeit auf dem Gebiete der Volksbildung und
Jugendpflege innerhalb der Gemeinde an die Zentralſtelle zur
Förde=
rung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen. 5. Vermittlung
und Weiterleitung der von der Zentralſtelle ausgehenden Anregungen,
Vorſchläge uſw. für die Förderung der allgemeinen Volksbildungs=
und Jugendpflegearbeit. 6. Mithilfe bei der Durchführung von
Er=
hebungen der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und
Jugendpflege über die heſſiſche Volksbildungs= und Jugendpflegearbeit.
7. Mithilfe bei der Erforſchung und Sammlung von Material für
Volks= und Heimatkunde für die Zentralſtelle. 8. Tatkräftige und
nach=
drückliche Verbreitung der von der Zentralſtelle zur Förderung der
Volksbildung und Jugendpflege herausgegebenen Broſchüren,
Flug=
ſchriften, Artikel, Heimatbücher, Volkskalender uſw. 9. Förderung der
theoretiſchen und praktiſchen Weiterbildung der Leiter und der
hervor=
ragenden Mitarbeiter der einzelnen Vereine durch Teilnahme an den
von der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und
Jugend=
pflege in Heſſen veranſtalteten Kurſen über die verſchiedenſten
Teil=
gebiete der Volksbildungs= und Jugendpflegearbeit. 10. Anregungen
zu gelegentlich gemeinſamen Veranſtaltungen aller oder mehrerer der
vertretenen Organiſationen, insbeſondere zu Vorträgen, Vortragsreihen,
Konzerten, Theatervorſtellungen, Volks= und Heimatabenden,
Kunſt=
abenden uſw. 11. Förderung von Führungen durch Muſeen, Fabriken;
Beſchaffung von Lichtbildern, Lichtbildapparaten uſw., die allen
Volks=
bildungs= und Jugendpflegeorganiſationen zugänglich ſein ſollen.
12. Sorge für die Bereitſtellung von Schulräumen oder anderen
ge=
eigneten Verſammlungslokalen für die Volksbildungs= und
Jugend=
pflegeorganiſationen, um dieſe von den Gaſthäuſern zu befreien, 13.
Her=
beiführung einer Verſtändigung unter den einzelnen Vereinen über die
Termine ihrer eigenen Veranſtaltungen, 14. Nutzbarmachung
ſämt=
licher im Oxt vorhandenen Bildungseinrichtungen für die Beſtrebungen
aller Vereine. 15. Gemeinſame Feiern nationaler Gedenktage. 16.
Ge=
meinſame Veranſtaltung und Veredelung von Volksfeſten und
Förde=
rung der Geſchmackskultur ſowie Hebung der Volksunterhaltung.
17. Förderung oder Schaffung von allgemeinen Volks= und
Jugend=
büchereien. 18. Aufklärung der Oeffentlichkeit durch die Lokalpreſſe über
die Bedeutung von Volksbildung und Jugendpflege. 19. Förderung
des Jugendwanderns. 20. Förderung und Veredelung des
Geſangver=
einsweſens. 21. Mithilfe bei der Beſchaffung von Ausſtattung von
Spielplätzen uſw., ſowie Förderung und Unterſtützung der
Leibes=
übungen. 22. Nutzbarmachung des in der Schule und
Fortbildungs=
ſchule vorhandenen Anſchauungsmaterials für die allgemeine
Volks=
bildung und Jugendpflege. B. Bekämpfung aller Auswüchſe bei
öffentlichen Darbietungen. 24. Bekämpfung von Schmutz und Schund
in Wort und Bild. 25. Nach Möglichkeit Mitarbeit bei allen
Maßnah=
men zum Schutze der Jugend.
III. Das allgemeine Ziel.
Die vorſtehenden Richtlinien ſkizzieren nur zunächſt die
weſentlich=
ſten allgemeinen Möglichkeiten der Betätigung der Ortsausſchüſſe für
Volksbildung und Jugendpflege. Im Laufe der Entwickelung werden
ſich ſicherlich noch viel mehr Gelegenheiten ergeben, auf dieſe Weiſe
tatſächlich die geſamte Volksbildung und Jugendpflege einer Gemeinde
wirkſam zu vertiefen und zu verinnerlichen. Dadurch werden dieſe ſehr
wichtigen Angelegenheiten noch mehr als bisher im Bewußtſein der
Oeffentlichkeit verankert und die verantwortlichen Führer zur Mithilfe
und Unterſtützung veranlaßt, ein Ziel, das des Schweißes aller
derjeni=
gen wert iſt, denen das Wort „Volkswohl” kein leerer Name iſt. Wir
rechnen dabei natürlich in erſter Linie auf die verſtändnisvolle
Mitwir=
kung der Lehrerſchaft, deren Arbeit ſich in der Schulſtube nicht erſchöpfen
darf, ſondern die immer mehr und mehr im beſten Sinne des Wortes
zu wahren Volkserziehern werden müſſen. Ein großer Teil hat dies
bisher, neben den Pfarrern, ſchon getan; dies ſei bei dieſer
Gelegen=
heit gerne dankbar anerkannt. Es iſt jedoch notwendig, daß der Kreis
der Mitarbeiter ein weſentlich größerer wird als bisher, und da gibt
es außer den Lehrern und Pfarrern genug Kräfte und
Perſönlichkei=
ten, die mit ihren Gaben Wertvolles und Beſonderes leiſten können.
Wir erinnern nur an Aerzte, Ingenieure, Kaufleute, Künſtler, Juriſten,
geiftig, führende Perſönlichkeiten der Induſtrie, des Handwerks, der
Landwirtſchaft und der Politik. Allen Führern des Volkes zum
Be=
wußtſein zu bringen, daß ihre Gaben ſie zum Geben verpflichten, iſt
eine Vorausſetzung für das Gelingen der Arbeit. Wir hoffen aber
zu=
verſichtlich, daß durch den Aufbau der Ortsausſchüſſe für Volksbildung
und Jugendpflege, durch die eine breite Baſis geſchaffen iſt, und durch
die wir die Bedürfniſſe, Wünſche, Anſchauungen und die Arbeit der
einzelnen örtlichen Organiſationen genau kennen lernen, der geiſtige
und ſittliche Wiederaufbau unſeres Volkes gefördert wird, und daß es
durch tatkräftiges Zuſammenſtehen aller und Betätigung opferwilligen
Gemeinſinns gelingt, die herrlichen geiſtigen Ueberlieferungen der
deut=
ſchen Nation aus dieſer ſchwer bedrohten Zeit in eine hellere Bukunft
H. Haſſinger.
hinüberzuretten.
AODEMER
ToBUTANLIA
AARMTTABT
TRARLTRIA9.
TEL: 1045:
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Muſikfeſt 1923: vorm. 11½ Uhr
5. Konzert. Abends 7 Uhr (4 28): „Lobetanz”. — Kleines Haus,
abends 6 Uhr und 8 Uhr Film mit erl. Vortrag; „Rasmuſſens letzte
Nordpolexpedition”, — Orpheum, abends 7¾ Uhr: „Schäm Dich,
Lotte‟. — Herrngarten: ab 11 Uhr Promenadekonzert. —
Schloß=Kaffee: vorm. 11—1 Uhr Frühkonzert. —
Darm=
ſtädter Männergeſangverein: Große Familienfeier ab
4 Uhr im Perkev, ab 8 Uhr Tanz. — Verein ehem. Jäger zu
Pferde Nr. 3: Gründungsfeier um 4 Uhr im Hanauer Hof. —
Rummelbräu: 4—7 und 8—11 Uhr Künſtlerkonzert. — Kaffee
Fürſt Bismarck: Gr. Konzert. — Schuls Felſenkeller:
von nachm. 4—11 Uhr Blasmuſik. — Heſſ. Odenwaldverein:
Sommerfeſt im Rummelbräu ab 3 Uhr. — Klub Fröhlichkeit:
vorm. 7 Uhr Muſik=Ausflug. — Bund der Kouleurdiener:
Tanzkränzchen im Saalbau. — Jubiläumsſportwoche des
Sportvereins 1898: Jubiläumswettkämpfe im Stadion. —
Schützen=
hof Nieder=Ramſtadt: Tanzvergnügen. —
Siedlungs=
genoſſenſchaft Frankenfeld: Generalverſammlung 4 Uhr
in der Baugewerkſchule, — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
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Jäger=
terſchule 4790 Mk., Stadtmädchenſchule I Klaſſe 6b (3. Sammlung)
4000 Mk., N. N. Darmſtadt 1000 Mk., Spielhagen, Liebigſtr. 45, 4000
Mk., Angeſtelltem und Kreisfürſorgerinnen der Zenwale für Mutter=
und Säuglingsfürforge 60 000 Mk., Steueramtmann Rink (4. Rate)
5000 Mr., Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener 3500 Mk.,
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poſtſekretär Dollega (5. Spende) 1500 Mk., Frau Schmude (3. Rate)
1000 Mk., Regierungsrat Ed. Sch. 10 000 Mk., Angeſtellten der
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Arbeiten und Firma Dr. Otto C. Strecker für Monat Mar 40 000 Mk.,
desgl. für Monat Juni 50 000 Mk., H. G. 2000 Mk., Ferdinand Michel
25 000 Mk. C. B., Riedeſelſtr., 10 000 Mk., Angeſtellte der Fa. Schmitt
u. Wildenhayn 30 500 Mk., Stadtbibliothekav Noack (5. Nate) 10000
Mk., J. G. 5000 Mk., Enoch, Alexanderſtr. 6 (5. Gabe) 1000 Mk.,
Familie F. 6000 Mk., Freifrau E. v. Wedekind (3. Gabe) 3000 Mk.,
Lehrkörper der Vikvoriaſchule (4. Spende) 363000 Mk., Karl Kammer
10 000 Mk., Heinrich Fritzges 10000 Mk.. Georg Fey 6000 Mk., Georg
Rauck 6000 Mk., Gotenfähnlein Darmſtadt 5015 Mk., Realgymnaſium
(4. Rate) 590 000 Mk.
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 8. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6.
Quit=
tung 416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 420 Mk., 10. Quittung 1 146 288 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mk., 15, Quittung 834 316 Mk., 16. Quittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 853 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Qnittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24.
Quit=
tung 341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 20. Quittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 681 221 Mk., 29. Quittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36.
Quit=
tung 129 115 Mk., 37 Quittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk.,
39. Quittung 638 300 Mk., 40. Qnittung 524 525 Mk., 41. Qnittung
675 076 Mk., 42. Quittung 936 935 Mk., 43. Quittung 647 375 Mk.,
44. Quittung 798 986 Mk., 45. Quittung 502 500 Mk., 46. Quittung
1 868 305 Mk.
zuſ. 31 898 469.— Mk.
Geſchäftliches.
Deutſche Dauerprüfungsfahrt für Motorwagen
vom 4.—9. Juni. Sowohl bei den Herrenfahrern mit induſtriellem
Intereſſe als auch bei den Herrenfahrern mit Privatwagen hat ſich der
Autobetriebsſtoff „Ikolin” der Chemiſchen Fabrik M. Jakobi A.G,
in Frankfurt a. M. als weit überlegen erwieſen. Sechs 1. Preiſe zwei
2. Preiſe, zwei 3. Preiſe, zwei 5. Preiſe, ein 6. Preis, ein 7. Preis,
zwei 8. Preiſe und ein 9. Preis entfielen auf Wagen, die mit „IJkolin”
geſpeiſt wurden; ein Beweis, daß „Jkolin” der beſte Autobetriebsſtoff
der Gegenwart iſt.
Verſteigerungskalender — Montag, 25. Juni.
Holzverſteigerung vorm. 8½ Uhr in Meſſel. — Heugras;
verſteigerung nachm. 1 Uhr in Eſchollbrücken.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: i. V.:
Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 12 Geiten
und Unterhaltungsblatt.
„ARTH4 Die Geburt eines
ge-
sunden Töchterchens
zeigen an
(e18008
Fritz Wiest u. Frau
Marie, geb. Krapp.
Darmstadt, den 21. Juni 1923
Mauerstr. 4.
Dipl.-Ing.
Heinrich Winter
Gertrud Winter
geb. Müller
VERMAHLIE
Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung
ſo zahlreich erwieſenen Aufmerkſamkeiten
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
herz=
lichſten Dank.
Richard Kleinſchnitz und Frau
Ciſſy, geb. Kunze.
(*18072
Darmſtadt, 24. Juni 1923.
Nieder=Ramſtädterſtr. 35.
Nach erfolgter Abreise nach Amerika
allen Verwandten, Freunden u.
Bekann-
ten ein nochmaliges
herzliches Lebewohl.
WILLY WEBER
Schwanenstr. 23.
(*18005
Büdesheim b. Bingen Darmstadt
23. Junt 1923.
Keit)
Unsere kirchliche
Trauung
findet am Sonntag, den 24. Juni,½3
Uhr, in der Martinskirche statt.
KarlFurmano mskF und Frau
Clementine geb. Wehrle.
Riegerplatz 7
Darmstadt
(18029
Für die Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme, ſowie all denen, die unſerer
unvergeßlichen
Johanna
das letzte Geleit gegeben haben, ſagen
wir unſeren wärmſten Dank,
Insbe=
ſondere danken wir Herrn Möbus
für die troſtreiche Grabrede, für die
gute Pflege der Schweſtern und der
Herren Arzte des Städtiſchen
Kran=
kenhauſes und für die zahlreichen
(*18020
Blumenſpenden.
In tiefer Trauer:
Im Namen der Hinterbliebenen:
Auguſt Brand.
Am 22. Juni 1923 verſchied
ganz plötzlich und unerwartet
unſere ſtets treubeſorgte liebe
gute Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Schweſter,
Schwä=
gerin und Tante (*18070
Frau
Murdt. Baunner Bw.
geb. Weimar
im Alter von 64 Jahren.
Um ſtille Teilnahme bitten:
Die tieftrauernden Hinterbliebenen
Darmſtadt, 23. Juni 1923.
Mauerſtraße 17
Die Beerdigung findet am
Dienstag, den 26. Juni,
nach=
mittags 3 Uhr, vom Portal des
alten Friedhofs (Nieder=
Ram=
ſtädterſtraße) aus ſtatt.
Todes=Anzeige.
Heute Nacht 1 Uhr entſchlief ſanft
nach kurzer Krankheit
Herr Juſtiz=Inſpektor
Darmſtadt
den 21. Juni 1923.
Hangen=Weisheim,
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Einſegnung findet am Dienstag, den
26. Juni 1923, nachmittags 3½ Uhr, in der
Kapelle des Waldfriedhofes ſtatt.
Blumenſpenden entſprechen nicht dem Sinne
des Entſchlafenen.
(5241
Statt beſonderer Anzeige.
Heute abend iſt meine liebe Frau, unſere gute,
treue Mutter, Großmutter, Tochter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Frau Wilhelmine Scharmann
geb. Scharmann
nach langem, ſchwerem Leiden ſanft entſchlafen,
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Scharmann, Rechnungsrat i. R.
Darmſtadt, den 22. Juni 1923,
(*18086
Die Beerdigung, finder Dienstag, den 26. Juni,
vor=
mittags 11 Uhr, vom Portale des Friedhofs Nieder=
Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
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(*18076
Dankſagung.
Heimgekehrt von der letzten
Ruhe=
ſtätte unſeres lieben, teuren
Ent=
ſchlafenen, ſagen wir allen
tiefge=
fühlten Dank, die ihn auf ſeinem
letzten Gange begleiteten.
Beſon=
ders danken wir Herrn Pfarrer
Vo=
gel für die troſtreichen Worte am
Grabe, ſowie der Direktion der
Heag und ſeinen Arbeitskollegen für
die Kranzniederlegung und ferner
für die vielen Kranzſpenden. (*18085
Darmſtadt, 23. Juni 1923.
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Seite 8.
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
(Nachdruck verboten.)
38)
An ſolchem Abend kann man nicht ſchlafen, kann man nicht
nach Hauſe zur Ruhe eilen in der unwürdigen Haſt der
elektri=
ſchen Trambahn. Wir wollten nach Hauſe gehen, langſam und
die Schönheit der Stunde genießend.
Marie Louiſe ſchritt voran mit Novagerio.
Frau Giuliani, ich und ein Freund Giulianis folgten, hinter
uns gingen die anderen.
Ich ſah Marie Louiſe genau, ich beobachtete ſie, Frau
Giu=
liani unterhielt ſich mit dem anderen Herrn, ich hatte alle Muße.
Die beiden vor uns ſprchen wenig. Dann ſtellte Marie Louiſe
eine Frage, ich ſah das an dem Stutzen des Mannes, der einen
Augenblick ſtillſtand und eine Handbewegung machte. Dann
be=
gann er zu erzählen, langſam, ſtockend, lebhafter und ſchließlich
mit Geſten und kurzen Ausrufen, wie der Südländer ſpricht,
wenn er Menſchen ſchildert und Erlebniſſe.
Was mochte da geſprochen werden? Gefühlsergüſſe konnten
es nicht ſein, die wären unmöglich ſo fließend von einer Seite
gekommen, ohne daß die andere darauf antwortete zuſtimmend
oder verneinend; Marie Louiſe aber ſchwieg faſt völlig.
So lange und ſo eindringlich konnte man nur von
perſön=
lichen Eindrücken oder Erlebniſſen ſprechen.
Das war’s: Marie Louiſe hatte Novagerio nach ſeinem
Le=
ben gefragt, und der berichtete nun; gewiß, da ahmte er eben
einen Geiſtlichen nach, bäueriſch und ſalbungsvoll.
Rings an den Wegen blühten die erſten Roſen, die dufteten
in der Nacht ganz ſtark.
Marie Louiſe ſeufzte einmal, der junge Mann hatte
Schwe=
res, vielleicht Trauriges zu berichten, und dann ſchwiegen beide
eine Zeit, bis Marie Louiſe wieder zu ſprechen begann, ein paar
Sätze, und ich hörte aus dem Tonfall der Worte, die der Wind
ſtückweiſe deutlicher als zuvor mir zutrug, daß ſie warm auf die
Erzählung des jungen Mannes einging und ihm freundlich
geſinnt war, vielleicht ihn tröſtete.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 24. Juni 1923.
Novagerio antwortete nicht.
Noch einmal ſprach Marie Louiſe, mahnend, bittend=
Da begann er von neuem, ruhig, offenbar beherrſcht, einige
Phraſen ſprach er deutlich betonend aus, und ich hörte die Worte:
„Ja, Zukunft.”
Mit Singen und Lachen kamen bie Nachzügler unſerer
Ge=
ſellſchaft herbeigeeilt, ſie wollten in einer Kneipe am Wege noch
einmal einkehren. Wir willfahrten ihnen, ſaßen am Holztiſch
unter der Laube und tranken Chiantiwein. Marie Louiſe war
von Novagerio getrennt worden.
Alle waren luftig und guter Dinge und lachten und neckten
einander, Schnurren wurden erzählt und Streiche ausgeheckt, die
man Freunden ſpielen wollte. Auch Novagerio war vergnügt,
Marie Louiſe beteiligte ſich wenig an der gemeinſamen
Unter=
haltung.
Als wir aufbrachen, rief ſie Novagerio. „Wir wollen
zu=
ſammen gehen.”
Ich wurde von ein paar jungen Menſchen umringt und
ber=
lor Marie Louiſe aus den Augen.
Als wir vor der Türe der Villa Giuliani anlangten, war
nur Novagerio von den anderen noch bei Giulianis und uns.
Nun nahmen wir Abſchied. Novagerio ergriff Marie Louiſes
Hand und hielt ſie feſt, und die ſah ihn an, ernſt und gut und
angefüllt von dem Beſtreben, ihm etwas Rechtes zu ſein. Dann
ging Novagerio.
Auf dem Balkone vor unſeren Zimmern ſtanden wir und
ſahen in die Nacht hinaus. „Das iſt ein wundervoller Menſch,”
ſagte Marie Louiſe. „Vater, bisher habe ich eigentlich nur einen
Menſchen gekannt — Dich — und nun habe ich einen zweiten
kennen gelernt, wie er war, wie er iſt, wie er ſein möchte, ganz
merkwürdig iſt das, wenn ſich ſo eins neben dem anderen auftut,
ich bin früher nur immer dumm neben den Leuten hergelaufen
und hab' mir gerade Gedanken gemacht, ob ſie nett zu mir ſind
oder nicht und weiter nichts. Vater, ſchön war das, Du glaubſt es
gar nicht.”
„Habt Ihr etwas verabredet?”
„Novagerio reiſt morgen zu ſeinen Eltern und wird kaum
zurückkommen, ſolange wir hier ſind."
Marie Louiſe trat nahe zu mir und legte ihren Arm um
meine Schulter. „Es war wunderſchön, Vater, wunderſchön, wie
Nutmer 172.
der kluge Manm ganz glücklich war, daß er mir alles erzählen
konnte, mir dummem Ding.”
Wieder ſprach ſie: „Was er alles ſchaffen will und vorhat,
jeder leiſtet hier etwas, das iſt ſchön, ſehr ſchön.”
Da lag die Stadt, die Domkuppel beherrſchte völlig das Bild,
ich ſagte: „Ja, es iſt etwas Herrliches um die Menſchen.”
Wir waren wieder in Rom, und jetzt, da Marie Louiſe
vor=
bereitet im Betrachten und im Verſtehen war, zeigte ich ihr die
Werke Raffaels, ihr göttliches Gleichmaß, das ſie über Anmut
und Grazie und Linienſchönheit hinaus groß macht, und die
Sixtiniſche Kapelle des Michelangelo: Gott und Menſchen,
Weltentſtehung, Sündenfall und Sündenvergeltung und
Welt=
ende und Weltwiedergeburt, Propheten und Sibyllen, die alles
das ſchauen, bewundern, erleiden, verkünden; das All der Seele,
der Welt.
Wie in früheren Jahren ſchien mir dies Werk die leßte
Ant=
wort auf menſchliche Fragen zu umfaſſen. Es bannte mich völlig,
ängſtlich und bedrückend war das, dem Titanen zu folgen, der
hier ſich ausſprach, und auch zu empfinden, wieviel näher es ihm
gelegen hatte, zu ringen und zu leiden, als die Flügel
auszu=
breiten und ſich in den Aether emporzuſchwingen. Aber ſchließlich
hatte er es mit der Auferſtehung und dem Himmelanſtiege der
Seligen im Jüngſten Gerichte, dem Schlußbilde der ganzen
Schöpfung doch getan.
Der Zweifel kam mir, wie oft zuvor; hatte er an die
Er=
löſung, die Auferſtehung wirklich geglaubt, oder hatte er,
äußerem Zwange folgend, ſich dem Glauben daran unterworſen?
Nein, das konnte er nicht, anderen Geſetzen gehorchin als
denen des eigenen Ichs. Diesmal ward ich des Zweifels Herr.
(Fortſetzung folgt.)
Sie dürfen es nicht
als Ihr Geheimnis betrachten, daß Sie Ihre Kleider, Bluſen,
Gar=
dinen uſw. nur mit den weltberühmten echten Heitmann’s
Far=
ben, Marke Fuchskopf im Stern, ſelbſt färben, ſondern Sie
müſſen es auch Ihren Freundinnen und Bekannten erzählen.
Heitmann’s Farbe ſpart den Färber.
R
NIAdUT EIIo Sasto
Man achte auf den Hamen MAGel und dle gelbrote Packung. A
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Mit solchen polizeiwidrigen Hühneraugen
sollte aber wirklich kein Mensch mehr
herum-
laufen seit es Kukirol gibt! Das sind ja schon
keine normalen Hühneraugen mehr, sondern
Patentsohlenschoner aus amerikanischen
Heeresbeständen. Daraus könnte man ja
Man-
telknöpfe im Großbetrieb herstellen lassen.
Aber mit dem in vielen Millionen Fällen
be-
währten Kukirol beseitigt man in wenigen
Tagen Hühneraugen Hornhhaut, Schwielen,
ja sogar Warzen, und zwar ohne Schneiden
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Wirkung dieses ausgezeichneten Pflasters.
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5 546,30 ℳ; Gewinn: 515 939,83 ℳ; Summe:
186 089 323,21 ℳ.
Mitgliederbewegung.
Zugang im Geſchäftsjahr: 1456:
Ab=
gang: 11: Mitgliederzahl am Schluſſe des
Geſchäftsjahres: 2038. Im Geſchäftsjahre
hat ſich das Geſchäftsguthaben ſämtlicher
Mitglieder um 198230 ℳ vermehrt. Die
Haftſumme um 261000 ℳ. Am Schluſſe
des Geſchäftsjahres hatten ſämtliche
Mitglie=
der für 333 700 ℳ Haftſumme aufzukommen.
Nachrichtlich: Die Hauptverſammlung
hat die Erhöhung des Geſchäftsanteiles und
der Haftſumme auf 10000 ℳ beſchloſſen.
Darmſtadt, den 1. Juni 1923.
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ſowie Haushaltungsgegenſtände jeder Art
und Lumpen gegen Barzahlung öffentlich
verſteigert,
(st5233
Darmſtadt, den 22. Juni 1923.
Städtiſches Wohlfahrtsamt.
Bekanntmachung.
Durch rechtskräftiges Urteil im
Unter=
werfungsverfahren wurde der Kaufmann
Fritz Kappel zu Darmſtadt, Rheinſtr. 47,
von dem Finanzamt Darmſtadt=Stadt
vegen Umſatzſteuer= und
Einkommen=
ſteuerhinterziehung mit einer Geldſtrafe
von 3 661500 Mark beſtraft. Außerdem
wurde die Veröffentlichung der Strafe
auf ſeine Koſten in den nachſtehenden —llt, Aandtraudk Lite.
Zeitungen angeordnet:
(5247
1. Darmſtädter Tagblatt,
2. Darmſt. Tägl. Anzeiger,
3. Heſſiſcher Volksfreund.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
Stroh, Oberregierungsrat.
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geworden. Es war deshalb notwendig, hier helfend
ein=
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Kranken=
pflegevereins Darmſtadt (Barmherzige Schweſtern),
Nie=
der=Ramſtädter Straße 30, deſſen Erträge den genannten
Barmherzigen Schweſtern zugeleitet werden. Dieſe
Zu=
wendungen beſtehen aus den jährlich zu zahlenden Mit
gliederbeiträgen und ſonſtigen Spenden, die zum
perſön=
lichen Unterhalt der Schweſtern dienen ſollen. Der
Kran=
kenpflegeverein will nichts an dem charitativen Charakter
der Einrichtung ändern, am allerwenigſten den
Bedürf=
tigen die unentgeltliche Pflege entziehen.
Wer alſo die Not der Schweſtern lindern helfen will,
die Kranken ohne Unterſchied des Standes und der Reli=
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Darmſtädter Tagblatt
Han
eis
44. Zuni 1923 Nr. 172
KeineLieferungen nach Frankreich und Belgien.
Leider wird es vor allem im unbeſetzten Deutſchland noch viel zu
wenig erkannt, daß ein äußerſt wichtiger Stein in der Mauer unſerer
Belgien iſt. Die Franzoſen und Belgier hingegen wiſſen dies genau,
und ſie haben erkannt, daß hier die Abwehrfront leider nicht ſo
ge=
ſchloſſen iſt, wie ſie es unbedingt ſein müßte. Die kürzliche Erklärung
der Reichsregierung, daß von ihr ein offizielles Verbot des
Geſchäfts=
verkehrs mit Frankreich und Belgien nicht erwartet werden könnte, iſt
von verſchiedenen Seiten ſo ausgelegt worden, daß eine Belieferung Viehmarktsbank). Die ordentliche Generalverſammlung, in der
dieſer Länder ſtattfinden könne. Das iſt völlig irrig. Unter den obwal= 68 Aktionäre 34 236 Stimmen vertraten, genehmigte die Regularien,
wo=
aus wirtſchaftlichen Gründen jeder Handelsverkehr mit Frankreich
und Belgien abgelehnt werden. Auch der Reichsverband der Deutſchen
Induſtrie, der nach dieſer Regierungsäußerung zu dieſer
außerordent=
ſchon früher bekannt gegebene Standpunkt aufrecht erhalten werden die Verbreiterung der Geſchäftsbaſis dauernd ſehr groß, ſodaß das
muß, nach dem von Angeboten nach Frankreich und Belgien und von
der Uebernahme neuer Aufträge ebenſo wie vom Warenbezug von dort auf 100 Mill. Mk. gebracht werden mußte. Die Durchführung der
Abſtand genommen werden muß. Was die Frage der laufenden
Ver=
träge anbetrifft, ſo hat das Präſidium des Reichsverbandes beſchloſſen,
die Entſcheidung über deren Abwickelung nicht den einzelnen Fachver= neuen Geſchäftsjahres zeigten in allen Abteilungen der Bank ein
leb=
bänden zu überlaſſen, ſondern einheitlich in jedem Falle der
Entſchei=
dung der zuſtändigen Außenhandelsſtelle anheim zu geben.
Der Ausſchuß der Außenhandelsſtelle zu Elberfeld für Eiſen= und
Stahlwaren hat bereits in ſeiner Sitzung am R. April zu dieſer Frage
Stellung genommen und ebenfalls beſchloſſen, für das Gebiet der
Außen=
handelsſtelle Ausfuhrbewilligungen nach Frankreich und Belgien nicht
mehr zu erteilen. Der Vorſtand des Eiſen= und Stahlwaren=
Induſtrie=
bundes in Elberfeld hat ſich in ſeiner letzten Sitzung am 14. Juni
eben=
falls auf den Standpunkt geſtellt, daß jeder direkte oder indirekte
Waren=
verkehr mit Frankreich oder Belgien unterbleiben muß, und erwartet,
daß die geſamte Eiſen= und Stahlwareninduſtrie Deutſchlands nach
die=
ſem Grundſatz unbedingt handelt.
Leider finden ſich nun trotz aller dieſer bindenden Beſchlüſſe im
deutſchen Wirtſchaftsleben doch noch Firmen, die den Handelsverkehr mit
Frankreich und Belgien weiter betreiben. So wird lebhaft darüber
Klage geführt, daß der Tranſitverkehr z. B. über Holland und über die
Schweiz nach Frankreich und Belgien von deutſchen Firmen durchgeführt
wird. Das bedeutet nicht nur eine Schwächung unſerer Abwehrfront,
ſondern auch eine ſchwere Benachteiligung aller derjenigen Firmen, die
ſich unbedingt an dieſe Verbote halten. Vor allen Dingen aber werden
die Firmen in den beſetzten Gebieten geſchädigt, denen dieſer
Handels=
verkehr an und für ſich durch die Maßnahmen der Feindmächte
unmög=
lich gemacht iſt. Die Franzoſen und Belgier erkennen aber, wie geſagt, ordentlich große Kursveänderungen ergaben.
die Durchbrechung der Einheitsfront in dieſem Punkt ſehr wohl und
ſuchen den Warenverkehr nach Frankreich und Belgien mit allen Mitteln
zu erleichtern. So wird die deutſche Schmeidwarenſtadt Solingen
augen=
blicklich von franzöſiſchen und belgiſchen Einkäufern überlaufen. Dieſe
haben einen Autoverkehr zwiſchen Solingen und Verviers errichtet, fort, und die Kurſe erfuhren auf ſämtlichen Gebieten weitere
ſenſatio=
durch den Waren ohne Zoll und Ausfuhrbewilligung ausgeführt
wer=
den können. Es bedarf keines weiteren Wortes, daß von jeder
anſtändi=
gen deutſchen Firma von dieſer Möglichkeit der Ausfuhr ebenſo wenig,
brauch gemacht wird. Man muß ſich vor Augen halten, welche
ungeheu=
ren Opfer das deutſche Wirtſchaftsleben im Abwehrkampf brimngt, daß
Frauen in dieſem Abwehrkampf ihr Leben haben laſſen müſſen, daß viele
Eiſenbahner und Beamte ebenfalls im Kerker feſtgehalten werden und
Unſägliches erleiden müſſen, und daß Unzählige mit ihren Familien eine bemerkenswerte Widerſtandsfähigkeit. An den folgenden Tagen
aus der Heimat vertrieben worden ſind. Kommt dann denen, denen es zeigten die Debiſenkurſe eine etwas größere Stetigkeit, und bewegten
glückt, einige Waren nach Frankreich und Belgien zu bringen, nicht zum
Bewußtſein, welche Gefühle ſie bei dieſen Opfern der franzöſiſchen und
belgiſchen Gewaltpolitik auslöſen müſſen? Es iſt unſere unerſchütterliche An der Effektenbörſe wurden an dieſem Tage beſonders von der Speku=
Pflicht, daß wir die Abwehrfront ſelbſt unter Bringung der
allerſchwer=
ſten finanziellen und wirtſchaftlichen Opfer aufrecht erhalten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Süddeutſches Eiſen= und Metallwerk A. G. in
Mannheim=Walkſtadt. Der auf den 7. Juli feſtgeſetzten außer= Aufwärtsbewegung einſetzte. Ferner dem Montanaktienmarkt, wo
be=
ordentlichen Generalverſammlung der vor kurzem erſt mit 50 Millionen ſonders wieder die weſtlichen Werte durchweg weitere große Kurserhöh=
Mark Aktienkapital gegründeten Geſellſchaft wird eine Kapitalserhöhung ungen zu verzeichnen hatten. Die Tendenz befeſtigte ſich an dieſem Tag
um 100 auf 150 Millionen Mk. vorgeſchlagen.
h. Elektriſche Kraftverſorgung A. G., Mannheim.
Die Generalverſammlung beſchloß, den Reingewinn auf neue Nechnung
ſetzung wiedergewählt. In dem Geſchäftsbericht wird hervorgehoben,
daß der Ausbau der Verteilungsanlagen Unterfranken zu Ende geführt,
der Ausbau des Kraftwerkes der Gewerkſchaft Guſtav im Dettingen um
weitere 8000 Kilowatt in Angriff genommen, die Einrichtung einer elek= Insbeſondere erſtreckte ſich die Nachfrage wieder auf chemiſche Aktien.
triſchen Großraumforderung in Verbindung mit einem neuen Silo und
Bekohlungsanlage für dieſelbe Gewerkſchaft, die Erweiterungen der Hoch= lin 25—300—310 000, Höchſter nannte man mit 225—240 000, Griesheim
ſpannungsverteilungsanlagen zur Verſorgung der Stadt Spremberg / 200—230 000. Th. Goldſchmidt zu weſentlich höheren Kurſen begehrt.
und des umliegenden Landgebietes mit elektriſcher Energie übernom= Schutzgebiets=Anleihe 28—30 000. Zu einer Kursſteigerung kam es in
men, der maſchinelle Teil der Stauſtufe Mainaſchaff fertiggeſtellt und in
Gründung einer neuen Geſellſchaft, an der das Unternehmen mit 50 %
beteiligt iſt und die die Anlagen in Mainaſchaff und Spremberg käuflich Geſellſchaft die Führung hatten. Rheiniſche Kreditbank und Barmer
lionen Mk. Kreditoren gegenüber.
waren=Induſtriebundes. Der Eiſen= und Stahlwaren=Indu= 40 000, Beckerkohle 190—200 000. Die Grundſtimmung war allgemein
ſtriebund in Elberfeld hält am Donnerstag, 28. Juni, im großen Saal
der Geſellſchaft Verein zu Elberfeld, Walther Rathenauſtraße 14 (früher
Kaiſerſtraße), eine Mitgliederverſammlung ab. Die geſchloſſene
Mit=
gliederverſammlung beginnt 10 Uhr vormittags. Die Tagesordnung
lautet: 1. Bericht des Vorſitzenden Herrn Fabrikant Oskar Funcke=Hagen
i. Weſtf. über „Schwebende Fragen und Arbeiten”, 2. Die Markſtützung
und ihre Folgen. Berichterſtatter Herr Fabrikant Paul Ferd.
Pedding=
haus=Gevelsberg. 3. Ruſſiſche Fragen. Berichterſtatter: Herr Fabrikant
Gottl. Corts=Remſcheid. — Die allgemeine Mitgliederverſammlung
be=
ginnt im gleichen Lokale nachmittags 3 Uhr. Deren Tagesordnung iſt:
1. Eröffnungsanſprache des Vorſitzenden Herrn Fabrikant Oskar
Funcke=
gäſten. 3. Ruhr und Eiſenbahn. 4. Die Beſetzung von Rhein und Ruhr. gen ab.
Die Tagung verſpricht eine eindrucksvolle Kundgebung der deutſchen
Eiſen= und Stahlwareninduſtrie zu werden.
Preisaufſchläge.
h. Weitere Mehlpreiserhöhung. Der Richtpreis der
üddeutſchen Mühlen für Weizenmehl Spezial=Null wurde von 775000
zuf 850 000 Mk. pro Doppelzentner ab Mühle erhöht.
Fr. Preiserhöhung für Hacken und Hämmer. Nach
(itteilung des Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebundes hat der Hacken=
Verband G.m.b. H. in Hagen i. W., mit Wirkung vom 20. Juni den
Zrundpreis für ſchwarze Hacken auf 12000 Mk. das Kilo bei bisherigen
Bedingungen feſtgeſetzt. — Der Hämmerverband G.m.b. H. in Hagen
W. berechnet mit Wirkung vom 20. Juni einen Aufſchlag von 480 000
Frozent auf die Liſtengrundpreiſe mit 10 Prozent Händlerrabatt, bei
onſt gleichen Bedingungen wie bisher.
Banken.
* Hauptberſammlung der Beamtenbank
Darm=
adte. G. m. b. H. am 19. Juni 1923. Der Vorſitzende des
Aufſichts=
ates, Oberinſp. Lange, begrüßte die zahlreich erſchienenen
Mit=
lieder und ſtellte feſt, daß die Verſammlung rechtzeitig einberufen war.
Herr, Burger erſtattete den Geſchäftsbericht des Vorſtandes und
etonte, daß die erfreuliche Entwickelung des Unternehmens die Bilanz
ige. Ein Ueberſchuß von 515 939,88 Mk. wurde erzielt; die Zahl der
ſitglieder ſtieg von 593 auf 3265. Der Bericht des Aufſichtsrats wurde
on Herrn Lange erſtattet, und ruft derſelbe den Mitgliedern zu: „
Hel=
en Sie, daß wir ein feſter wirtſchaftlicher Block werden, dann
zerſplit=
ern daran alle politiſchen Machenſchaften.” Beide Berichte wurden mit
zeifall aufgenommen. Nach Verleſung der Bilanz wurde auf Antrag
s Vorſitzenden des Aufſichtsrates dem Vorſtand einſtimmig Entlaſtung
teilt, ſowie Dank und Anerkennung ausgeſprochen. Die Verteilung
es Reingewinnes wurde, wie vorgeſchlagen, genehmigt. Die
beantrag=
en Satzungsänderungen fanden einſtimmig Annahme. Hiernach beträgt
von jetzt ab das Eintrittsgeld 200 Mk. und der Geſchäftsanteil und die
Haftſumme ſind von je 100 Mk. auf je 10 000 Mk. erhöht worden. Durch
Los hatten die Herren O. Juſt, Inſp. Bauer, Poſtinſpektor Gröninger
und Lehrer Kraft aus dem Aufſichtsrat auszuſcheiden. Dieſe Herren
wurden einſtimmig wieder=, außerdem die Herrem Lokomotivführer Wenz
Abwehrfront die ſtrikte Ablehnung jeglichen Handels mit Frankreich und und Stadtſekretär Merkel neu hinzugewählt. Der verdienſtvolle Rechner
der Beamtenbank, Herr Poſtinſpektor Petri, hat leider ſein Amt
niedergelegt. An deſſen Stelle wurde Herr Amtmann Rink gewählt,
ferner Herr Schmitz als Kontrolleur nachträglich beſtätigt.
h. Rheiniſche Handelsbank A. G., Mamnheim (bbrm.
tenden Umſtänden muß einesteils aus politiſchen Gründen, andererſeits nach aus 6 080 080 Mk. (77 262) Reingewinn, nach reichlichen
Abſchrei=
bungen 40 (8) Prozent Dividende zur Auszahlung gelangen. Wie aus
dem Vorſtandsbericht hervorgeht, haben ſich die Umſätze ſtark vergrößert.
Der Geſamtumſatz belief ſich auf über 29 Milliarden Mk. gegen 12
lich wichtigen Frage in ſeinem Präſidium am 15. Mai nochmals Stellung Milliarden Mk. i. V. Der Geldbedarf der Geſellſchaft war einesteils
genommen hat, iſt zu dem Ergebnis gekommen, daß nach wie vor der durch die Anſprüche der Abteilung Viehmarktbank, andernteils durch
Grundkapital im Dezember 1922 auf 15 Mill. Mk. und im März 1923
letzten Aktien=Emiſſion hat der Geſellſchaft durch das erzielte Agio
Re=
ſerven von nahezu 500 Mill. Mk. gebracht. Die verfloſſenen Monate des
haftes Geſchäft und bedeutend erhöhte Umſätze, ſodaß, wenn nicht
außer=
gewöhnliche Verhältniſſe eintreten, der Vorſtand für das Geſchäftsjahr
1923 ein befriedigendes Ergebnis und eine angemeſſene Dividende auch
für das erhöhte Aktienkapital in Ausſicht ſtellen zu können glaubt. Der
Vorſtand hatte dann noch einen Antrag auf Unterverſicherung
ge=
ſtellt, die Generalverſammlung änderte dieſen aber dahin ab, die
Ver=
ſicherungsverträge zu kündigen und Selbſtverſicherung vorzunehmen.
Börſen.
* Börſenbericht für die Zeit vom 18. bis 23. Juni.
(Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Die Haltung
der Börſe zeigte in der Berichtswoche eine ungewöhnlich ſtarke
Ner=
voſität und Unſicherheit, die einmal auf die noch immer völlig ungeklärte
politiſche Lage zurückzuführen iſt, und dann noch weſentlich verſtärkt
wurde durch die Ankündigung der Reichsregierung, wonach nicht mur
energiſche neue Maßmahmen zur Einſchränkung der Deviſenſpekulation,
ſondern auch eine neue Aktion zur Hebung des Markkurſes geplant ſind.
Am Markte für ausländiſche Zahlungswerte wechſelte unter dieſen
Um=
ſtänden wiederholt die Tendenz, und die Effektenmärkte, die ja ſchon
ſeit längerer Zeit in völliger Abhängigkeit vom Deviſenmarkt verkehren,
folgten dieſen Schwankungen, wobei ſich im Verlaufe der Woche außer=
Man eröffnete am Montag zunächſt noch in ſehr feſter Haltung. Da
der Dollar an dieſem Tage zur Notiz einen Kurs von zirka 150 000
er=
reichte und nachbörslich ſogar bis 170 000 geſteigert wurde, ſetzte ſich an
den Wertpapiermärkten die ſtürmiſche Nachfrage nach Werten aller Art
nelle Steigerungen. Die Nachricht, daß der Reichskanzler mit Vertretern
der Banken eine Konferenz zuv Beſprechung der oben erwähnten Pläne
gehabt habe, führte dann aber ſchon am folgenden Tage zu einem
Ten=
wie von der Möglichkeit eines Tranſitverkehrs über andere Länder Ge= denzumſchwung zunächſt am Deviſenmarkte, wo der Dollar zeitweiſe auf
etwa 110—120 000 zurückging, und gab Veranlaſſung, daß für die
Mitt=
wochbörſe Verkaufsorders in ſehr großer Anzahl, beſonders aus
Publi=
hervorragende Vertreter des deutſchen Wirtſchaftslebens des beſetzten kumskreiſen, erteilt wurden. Das Kursniteau erfuhr dann auch an die=
Gebietes im Gefängnis ſchmachten, daß viele deutſche Männer und fem Tage eine fühlbare Abſchwächung, ſo daß im allgemeinen die
Kurs=
gewinne der letzten 1—2 Börſentage wieder verloren gingen, doch
zeig=
ten einzelne Gebiete, wie z. B. der Markt der weſtlichen Montanwerte,
ſich im allgemeinen in wieder langſam anſteigender Linie, ſo daß der
Dollar bis zum Freitag wieder den Kurs von etwa 140 000 erreichte.
lation Rückkäufe in großem Maßſtabe vorgenommen, ſo daß die noch
vorliegenden Verkaufsaufträge meiſt zu höheren Kurſen ausgeführt
wer=
den konnten, und bei ſehr lebhaftem Geſchäft ſich im allgemeien eine
feſte Stimmung herausbildete. Das Intereſſe war dabei vor allem
eini=
gen Spezialgebieten zugewandt, ſo dem Bankaktienmarkt, wo unter der
Führung von Diskonto=Kommandit= und Deutſche Bank=Aktien eine ſtarke
während der Börſe und nachbörslich noch weiter, ſo daß man zu dem
höchſten Kurſen ſchloß.
* Frankfurt a. M., 23. Juni. Da der Deviſenhandel nur noch
vorzutragen. Der Aufſichtsrat wurde in ſeiner derzeitigen Zuſammen= zum amtlichen Kurs geſtattet iſt, ſo war der Markt der Auslandsrenten
bei Beginn vollſtändig ausgeſchaltet. Für Türken, Bagdad=Anleihe,
wurden zunächſt Briefkurſe genannt. Im Effektewerkehr von Bureau
zu Bureau war die Nachfrage für die meiſten Induſtriewerte lebhaft.
Hier waren beſonders begehrt Scheideanſtalt 350—400 000, Badiſche Ani=
Harpener, für welche ein Kurs von 3 500 000 genannt wurde. Sehr
regelmäßigen Betrieb genommen worden iſt. Die Verhandlungen mit feſt lauten die Notierungen für Ph. Holzmann, Daimler, Maſchinenfabr.
den Schweizer Gläubigrn wegen der Frankenverpflichtungen führten zur Karlsruhe, Ediſon, Neckarſulm, Kleher. Schiffahrtsaktien höher.
Leb=
haft war das Geſchäft wieder in Banken, wo Deutſche und
Diskonto=
erwirbt. In der Bilanz ſtehen 25,22 Millionen Mk. Debitoren 7 Mil= Bankverein ſind geſucht. Von unnotierten Werten Hanſa=Lloyd auf
Fuſionsgerüchte mit Kleher, Rheinmetall erheblich höher, 53—56 000,
* Mitgliederverſammlung des Eiſen= und Stahr= gehandelt. Ufa 105 000, Emelka 39—41 000, Beckerſtahl 220 000, Tiag
ſehr feſt. Dollarkurs amtlich 121 500.
wb. Berliner Börſenbericht. Die neue
Deviſenverord=
nung hatte eine Befeſtigung der Mark im Auslande zur Folge, und in
Rückwirkung hiervon war die Reichsbank in der Lage, bei der amtlichen
Kursfeſtſetzung den nicht ſonderlich großen Bedarf zu weſentlich
niedri=
geren Kurſen zu befriedigen. Für Dollarſchatzanweiſungen wurde
gleich=
falls ein entſprechend billigerer Kurs genannt, nämlich 117 500; aber im
übrigen war die Stimmung für Effekten nur wenig ſchwächer.
Allge=
mein herrſchte die Auffaſſung, daß die bisher im Deviſenhandel tätige
Spekulation ſich dem Effektenhandel zuwenden werde, und dieſer
Um=
ſtand die Kursbewegung günſtig beeinfluſſen würde. Die Kurſe, die
Hagen i. W. 2. Anſprachen von Vertretern der Behörden und von Ehren= genannt wurden, wichen nur geringfügig gegen die geſtrigen Notierun=
Warenmärkte.
8
h. Mannheimer Wochenberichte. Getreide. Der
Markt wurde durch die von Stunde zu Stunde überſtürzende Deviſen= Spanien ..................."
hauſſe in eine Verfaſſung gebracht, wie ſie ſelbſt bei Kriegsausbruch nicht Italien .....
zu verzeichnen war. Verantwortungsbewußte Getreidehandels= und
Agenturfirmen hatten deshalb den Antrag beim Börſenvorſtand geſtellt,
9
die Abhaltung von Börſen vorerſt einzuſtellen. Lieferungsverträge
wollte man annullieren, weshalb ſich die Vertragskontrahenten, die ihrer Helſingfors
Lieferungspflicht trotzdem nachkommen wollten, nach Deckung umſahen.
Aber da war guter Rat teuer, denn am Markt lag überhaupt kein
Ma=
terial und die Preiſe, die man für die verſchiedenen Getreidearten 7
nannte, waren nur nominell. Erſt mit dem Deviſenrückgang kam wie= Prag
der etwas ruhigere Stimmung in den Markt, die Tendenz blieb aber 9gram.
außerordentlich feſt, doch hofft man, von einer Inhibierung der
Börſen=
tage abſehen zu können. Nachdem dann gegen Ende der Berichtswoche
wieder einiges Material herauskam, wurden wieder feſtere Preiſe
ge=
nannt, die aber weit über den nominellen Preiſen lagen, obwohl der
Dollar von 155 000 auf 130 00 zurückgegangen war. Man ſieht daraus, 2
daß die Warenpreiſe den Deviſenſteigerungen gar nicht ſchnell genug Ehriſtianig, zuuurrrrrrrrrrrn
folgen konnten, und ſo iſt es denn auch zu erklären, daß die Getreide= Kopenhagen zuusrurzuuggsnns
preiſe ſelbſt bei dem Umſchlag am Deviſen= und Cffektenmarkkt weiter
ſtiegen. Man iſt aber auf beiden Seiten noch ſehr zurückhaltend in dem Helſingfors ................
Eingehen von Verkaufs= und Kaufabſchlüſſen. Die Preisſpannung
zwi=
ſchen der letzten Woche und der jetzigen iſt folgende: bei Weizen 360 000 London ...................."
bis 380 060 zu 450—470 000 Mk., alſo 90 000 Mk., bei Roggen 290 000 New=York .
bis 300 000 zu 350 000 Mk. (50—60 000 Mk. höher), bei Braugerſte 260 20 000 Mk. zu 320—350 000 Mk. (60—80 000 Mk. höher), bei in= Spanien
ländiſchem Hafer 200—235 000 Mk. zu 270—300 000 Mk. (65—70 000 Mk. Wien (in Deutſch=Oſterr, abg.).
höher). Mais in Mannheim verfügbar war nicht vorhanden, dagegen Prag ......
lagen Offerten aus Hamburg vor. Den Star der Steigerung hat alſo Budapeſt. . ..
wiederum Weizen, während unſere Brotgetreidefrucht Roggen an letzter
Stelle ſteht. Die Reichsgetreideſtelle hat ſich hier als Aufkäufer zurück= Japan zuuerungrgrenrggggns
gehalten; die übrigen Intereſſenten für Roggen ſind ja klein in der
Anzahl.
Mehl. Je teuker das Mehl ſirb, beſto kleiner wird auch der
Kon=
ſum. Wie die Lebenshaltung des deutſchen Volkes zurückgeht, ſieht man
hier am deutlichſten gerade in der jetzigen Zeit, wo in dem
Hauptnah=
rungsmittel, der Kartoffel, Mangel beſteht und trotzdem der
Mehlkon=
z ſum weiter ſinkt, während in früheren Jahren, ſelbſt vor dem Krieg,
dieſer um die Mai=, Juni=, Juli=Monate herum ſtets ſtark geſtiegen wes,
Die ſüddeutſchen Mühlen weiſen in ihren Geſchäftsberichten vom
ab=
gelaufenen Jahr ſchon darauf hin, wie viel größer wird ſich der
Rück=
gang in den laufenden Geſchäftsjahren der Mühlen bemerkbar machen,
zumal Nord= und Mitteldeutſchland durch den neu eingeführten
Staffel=
tarif ſtärker wie früher als Konkurrent auftreten kann. Im
gegenwär=
tigen Zeitpunkt der Beſetzung des Mannheimer Hafens, durch die die
größten ſüddeutſchen Mühlen ſtillgelegt ſind, machen ſich
Konſumrück=
gang und auswärtige Konkurrenz noch nicht einmal in vollem Umfange
fühlbar. Aber trotz alledem und trotz Deviſenrückgang ſteigen die
Mehl=
preiſe weiter. Der Richtpreis für ſüddeutſches Weizenmehl Spezial Null
erhöhte ſich in täglichen Etappen von 570 000 Mk. in der Vorwoche auf
jetzt 850 000 Mk.; die zweite Hand ſetzte im Einklang mit dem Richtpreis
ihre Forderungen von 525 000 Mk. auf 770 000 Mk., woraus zu erſehen
iſt, daß die zweite Hand ſchon etwas nachgiebiger iſt, denn die Spannung
zwiſchen Richtpreis und Abgabepreis iſt von 50 000 Mk. auf 80 000 Mk.
pro Doppelzentner geſtiegen. Mitteldeutſche Mehle wurden entſprechend
der noch zu tragenden Frachtkoſten billiger angeboten.
Kolonialwaren. Der Markt verkehrte die genze Woche
hin=
durch in feſter Haltung. Der Umſatz iſt bei den ſehr hohen Preiſen
äußerſt klein und beſchränkte ſich auf das dringendſte Bedarfsgeſchäft,
zumal der Kleinhandel infolge Mangel an Mitteln gezwungen iſt, immer
kleinere Mengen einzukaufen. Kaffee Santos Superior roh notierte
78 900—80 900 Mk. (in der Vorwoche 51 200—53 200 Mk.), gewaſchen
92 000—94 200 M. (59 800—63 400 M.), Tee gut 160—170 000 Mk. (98 000
bis 104 000 Mk.), mittel 175—185 000 Mk. (105—110000 Mk.), fein
190—210 000 Mk. (111—130 000 Mk.), holländiſcher Kakao 30 000 Mk.
(21—22 000 Mk.), Burma=Reis 10 500 Mk. (6500 Mk.) p. Kilo ab
Mann=
heim. Inländiſcher Kakao und Auslandszucker wurden gleich gar nicht
mehr offeriert. Die Preisſteigerung in dieſen Artikeln übertrifft die der
Getreidepreiſe um ein Vielfaches und bewegt ſich zwiſchen 40 und 80 %o=
Futtermittel. Das Angebot war ſehr klein. Biertreber,
Malzkeime, Rohmelaſſe uſw. waren aus dem öffentlichen Markt
ver=
ſchwunden, nur Weizenkleie wurde zu 160—170 000 Mk. gegen 135 000
bis 140 000 Mk. pro 100 Kilo ab ſüddeutſche Mühle angeboten. Auf dem
Rauhfuttermittelmarkt kommt neuer Ernteertrag auf den Markt. Die
Heuausſichten ſind in unſerer Gegend durch die ſtändigen Regenfälle ſehr
ſchlecht geworden, doch muß das Angebot ſehr groß bzw. die Nachfrage
ſo gering ſein, daß der Preis für neues Wieſenheu von 82—85 000 Mk.
zu Anfang der Woche auf 60—62 000 Mk. der Doppelzentner
herabge=
drickt wurde. Luzerne=Kleeheu wurde mit 65—6700 Mk. nottert.
Preßſtroh behielt ſeinen Stand von 80—81 000 Mk.
Tabak. Wenn die Wetterverhältniſſe ſo weiter beſtehen bleiben,
ſind die Ausſichten für eine gute Tabakernte ſehr ſchlecht, denn Tabak
braucht große Wärme. Die Tabakfelder ſind nun alle bepflanzt, aber
die jungen Pflanzen machen bei der kühlen Witterung gar keine
Ent=
wickelungsfortſchritte. Der Markt iſt weiter ſehr feſt, die Umſätze aber
gering, da es einmal an alten Tabaken mangelt und Vorräte ſozuſagen
nur noch in feſten Verarbeiterverbänden ſich befinden, die Pflanzer für
ihre 1922er Tabake ſchon 1,5—2 Millionen Mk. verlangen. Infolge der
kleinen Markbeſſerung ſind ſie jetzt wieder etwas abgabeluſtiger aber
nur zu dieſen hohen Sätzen. Seckenheimer Pflanzer verkauften an
Mann=
heimer Händler einige hundert Zentner noch zu 1,25 Million Mk. der
Zentner. Die Fabrikation zeigt teilweiſe gute Beſchäftigung; ein Teit
der Fabrikanten hat aber den Verkauf wegen der unſteten
Markbewer=
tung eingeſtellt. Rippen ſind weiter ſtark gefragt. Für Pfälzer Rippen
werden 13—14 holländ. Cent und für überſeeiſche 15—17 holländ. Cent
ab Fabrik verlangt.
Holz. Die Brennholzverſteigerungen bringen mit der
Geldent=
wertung ſtark erhöhte Steigerungsgebote. So wurden in Gernsheim
am Rhein für zwei Meter Buchenſcheiter durchſchnittlich 500 000 Mark,
für zwei Meter Eichenſcheiter 350—400 000 Mk., zwei Meter Eichen=
Prügelholz 300—350 000 Mk., zwei Meter Buchen=Stockholz 350 000 Mk.
und zwei Meter Eichen=Stockholz 280—300 000 Mk. erzielt.
Wein. Die Ernteausſichten für 1923 ſind ſtark zurückgegangen;
Rebkrankheiten und Schädlinge beeinträchtigen den Behang. Die Blüte
hat vereinzelt begonnen kommt aber nicht allgemein wegen der kalten,
naſſen Witterung zum Durchbruch. Der Geldentwertung folgend ſind die
Weinpreiſe ſtändig in die Höhe gegangen. Unter ſieben Millionen Mk.
iſt kein 1923er Konſumwein pro 1000 Liter in der Pfalz zu erhalten.
Die Ausſchankpreiſe ſind von 800 auf 1500 Mk. pro Viertelliter
geſtei=
gert worden. Bei den Weinverſteigerungen, wo ſtets beſſere Weine zum
Ausgebot kommen, wurden erzielt: von Deidesheimer Weingutsbeſitzern
für 1922er Weißweine 34,1—100,1 Millionen Mk., Winzervereinigung
Friedelsheim für 1922er 15,1—30,3 Millionen Mk., für 1921er 49—62000
Mk. die Flaſche, Vereinigte Weinbergsbeſitzer von Leiſtadt für 192der
Weißweine 10,1—32,1 Millionen Mk., 1921er Weißweine 30,8—44,2
Millionen Mark und für Rotweine der 192der Ernte 6 bis 6,01
Millionen Mark, Winzergenoſſenſchaft Bad Dürkheim für 1922er
Weiß=
weine 13,1—40,92 Millionen Mk., für 1921er Weißweine 40.1—87,1 Miß.
Mk., für 1922er Rotweine 5,3—6,51 Millionen Mk., für 192ler Flaſched
weine 43—81 000 Mk. die Flaſche.
Obſt. Die Anfuhr in Kirſchen und Erdbeeren zu den pfälziſchen
Obſtmärkten war groß; die Nachfrage anfangs rege und ſämtliche
ange=
fahrene Ware fand Abſatz. Als aber ſpäter mit der Markbeſſerung
niedrigere Preiſe geboten wurden, konnte nur ein Teil abgeſetzt werden,
da die Produzenten der Markbeſſerung nicht Rechnung tragen wollen
und nur auf den zuerſt bezahlten hohen Preiſen beſtanden. In
Weiſen=
heim koſteten Kirſchen bis 4200 Mk., Erdbeeren bis 8000 Mk. und
un=
reife Stachelbeeren bis 200 Mk., in Freinsheim 1500—3200 Mk. für
Kirſchen und 5000 Mk. für Stachelbeeren das Pfund.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkte
blieb der Rückgang der Deviſen ohne beſonders hervortretenden Einfluß.
Die Tendenz bewahrte ihre Feſtigkeit und die Preiſe ſtellten ſich meiſt
höher als geſtern. Erklärt wurde dieſe Erſcheinung mit dem Umſtand,
daß der Marktwert des Greteides vorläufig unter der Weltmarktparität
ſteht. Weizen wurde von den Mühlen zu den geſtiegenen Forderungen
gekauft. Roggen erzielte im Mittagsverkehr nicht die gleich hohen Preiſe
wie am Vormittag. Gerſtenpreiſe zogen bei ſtarker Nachfrage an, auch
Hafer und Mehl hatten eine ſehr feſte Haltung. Mais war bei ruhigem
Geſchäft teurer.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M.; 23. Juni.
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Kleines Hans. (V‟‟
Heute Sonntag bis
einſchl. Mittwoch tägl.
um 6 und 8 Uhr:
Film:
Nasmuſſens letzte
Nordpolexpedition
I. Akt: Von
Kopen=
hagen bis Igalico d.
Südgrönland. — II.
Akt: Im Kajak auf
dem Fiſchfang. —
III. Akt: V.
Juliane=
haab bis Rintenbenk.
IV. Akt:
Seeſport=
ſpiele der
Polar=
eskimos und über d.
ewige Inlandeis geg.
den Nordpol.
Preiſe:
3000 bis 5000 Mk.
Hagner-Verein
Dienstag, d. 26. Juni
abends 8 Uhr, in der
Turnhalle: a5
Abschledsabend
Rauur Olano
Am Klavier:
Josef Roseustook.
lbach-Fllgel von
Heinrich Arnold.
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Nichtmit-
glieder (1000-10000
Mk.), Zuschlagk. für
Mitgl. (500 Mk.), bei
Konzert-Arnold.
Programm: 150 Mk.
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Arbeitgeber, die mit der Abführung der
Beiträge für die Aprilperiode I. J8. und
freiwillige Mitglieder, die mit den
Maibei=
trägen im Rückſtand ſind, werden aufge
fordert, innerhalb einer Woche die ſchuldigen
Beträge bei Vermeidung der
Zwangsbei=
treibung und eines Aufſchlags bis zum fünf
fachen Betrag der Schuld an die Kaſſe
ab=
zuführen. Zahlſtunden ſind an allen
Wochen=
tagen mit Ausnahme Samstags von
bis 1 Uhr.
Darmſtadt, den 23. 6. 23.
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I. Teil Sturm und Drang
II. Teil Vater und Sohn
Mitwirkende Künstler: Albert Steinrück, Otto Gebühr,
Ed. v. Winterstein, Bruno Decarli, F. W. Kaiser.
w Jugendliche haben Autritt.
Anfang pünklich 2 Uhr nachmittags.
III. Teil Sangsoucf ab 29. Juni
IV, Teil Schicksalswende ab 6. Juli
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R.-1, tung, II. Teil.
5 Akte mit Evi Eva.
Unterirdische Flammen,
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G.-1, Der Schatz der
Gesine Jacobsen, 6 Akte.
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des Sportvereins Darmſtadt 1898
16.—24. Juni 1923
Sonntag, den 24. Juni 1923
Nachmittags 1/a3 Uhr:
V. f. R. Darmftadt gegen Sportverein=
Darmſtadt, 1. Jugendmannſchaften
Anſchließend: V. f. R. Darmſtadt gegen
Ensgraber=Mſchft. des Sportvereins
Darmſtadt
Anſchließend: Kickers=Offenbach
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Aus=
ſtellung im Saalbau mit der
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Ehrenpreis ausgezeichnete
Prunktafel
mit dem neuen Tafelaufſatz
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in der
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Volkſiedt in Thüringen
iſt im großen Speiſezimmer
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Zweigverein Darmſtadt.
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„Maßregeln zur Verhütung und Abwehr
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einge=
laden, Gäſte willkommen. Nur erwachſene
junge Mädchen haben Zutritt. (*18000
Einladung zur
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Kauptverſammlung
des „Deutſchen Teckel=Klub”
Ortsgruppe „Darmſtadt”
am 26. Juni 1923, abends 8½ Uhr, in der
„Krone” (Odenwald=Klubzimmer).
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Geiſtberg 7.
Heimat.
Von Erika Kickton.
Die Liebe zur Heimat liegt tief in der menſchlichen Seele
begründet. Dasſelbe Klima, das Bodengeſtaltung, Pflanzen und
Tiere ſchuf, hat auch den Menſchen erſchaffen. So iſt die Heimat
unſerer Seele verſchwiſtert, ſie trägt den gleichen Ausdruck wie
dieſe, ein tiefes Sehnen zieht uns zu ihr, die unſer Werden begleitet.
Die phantaſtiſche Schlaffheit des Morgenlandes, der
hochge=
ſpannte Lebenskampf in Mitteleuropa — ſie danken ihre
Verſchie=
denheit dem Stande der Sonne wie die äquatorialen Völker und
Eskimos ihre Trägheit der allzureichlichen Hitze und Kälte. Die
ſomnambule Troppenluft Indiens ſchuf eine feingeſtufte
Empfin=
dungsſkala, in welche das britiſche Nebelvolk mit
unbarmher=
zigen Fäuſten griff. In der maleriſch abwechſelungsreichen
Land=
ſchaft der Balkanhalbinſel mit ihren Felſen, Palmen, fruchtbaren
Ebenen und tiefblauen Meeren reifte für kurze Jahrhunderte eine
herrliche Blüte, noch heute nicht übertroffener Kultur, ihrem
raſchen Untergange entgegen. Ein wenig nördlicher, jenſeits der
Alpenkette, ging ihre Erbſchaft auf — freilich auf härterem Boden
und unter milderer Sonne, zwiſchen blaßfarbigen Sommern und
ſchneeweißen Wintern. Ein härterer Daſeinskampf zwang hier
die Menſchen zu Ernſt, Eile, Ueberſpannung der Kräfte und
myſtiſchem Grübeln; ein neues Kulturzentrum wuchs empor mit
einem Herzen, das für die Uneinigkeit ſeiner Glieder oft bluten
mußte. Dies Herz iſt Deutſchland. In ſeinem Brennpunkt
fin=
gen ſich ſeit Jahrhunderten ſchon die Geiſtesſtrahlen der
Nach=
barländer, die dann in Männern wie Kant und Goethe das eigene
Feuer entzündet. Der vorurteilsfreie deutſche Blick, der fremden
Wert in geiſtigen Gütern ſtets anerkannt und ſeinen eigenen
da=
ran geſteigert, hat ſich nur, auf die Politik übertragen, als
ſchäd=
lich erwieſen. Denn gerade unſere Fähigkeit, als Herz der
euro=
päiſchen Völker in theoretiſchen Dingen ein objektiver Maßſtab
zu ſein, kann nur durch praktiſche Fähigkeit, dieſe Eigenart zu
erhalten, auch auf die Dauer geſichert bleiben. Vaterlandsliebe
iſt Heimatliebe. Wir dulden nicht fremde Eroberer, in dem
Lande, das unſere Eigenart, unſere Perſönlichkeit ſchuf. Ob
Nord oder Süd, Gebirge, Meer oder Steppe unſere Kindheit
be=
gleitet — wir fühlen uns eins im Mittelpunkte Europas — eins
unter deutſchem Himmel!
Der deutſche Himmel, welcher uns Regen und Sonne, Kälte
und Wärme zu gleichen Teilen beſchert, ſpannt ſich vom
ſchim=
mernden Meer bis zu den Firnen der Alpen über Wälder,
Wie=
ſen, Städte und Dörfer hinfort. Einförmigkeit iſt unſerer
Land=
ſchaft wie ihren Menſchen fremd. Der herbe, verſchloſſene Frieſe
mit ſeiner eckigen, hünenhaften Geſtalt gleicht nicht dem
frohbe=
weglichen Rheinländer, dem pünktlichen Preußen oder dem
wohl=
wollend gemächlichen Bayern. Der Eine trägt tief im Herzen die
feierliche Melodie des nebelverſchwommenen, unendlichen Meeres
mit ſeinen weißen, majeſtätiſchen Kronen, der Andere ein
burg=
gekröntes Bild geiſtig reger Vergangenheit. Dieſem hat ſich ein
an hiſtoriſchen Mauern brandender Militärtakt in die Seele
ge=
hämmert, Jenem lacht ein blauerer Himmel mit roſigen Firnen
und farbenbunten Kapellen aus ſeinen Augen.
Unzertrennlich ſind die Menſchen von ihrer Heimat, in ihrem
Weſen ſowohl wie in ihrer Sehnſucht. Kleinere Unterſchiede,
die man ihrer Mannigfaltigkeit wegen nicht miſſen möchte,
wer=
den innerhalb unſerer größeren Heimat, Deutſchland, durch den
Verkehr immer mehr ausgeglichen. Die Eiſenbahn wirft die
Menſchen oft ſchon von Kindheit an rückſichtslos von einer
Ge=
gend zur anderen, oder die Steinmauern größerer Städte
um=
fangen ihre Entwickelung. Das Heimatgefühl ſtirbt ab, es fehlt
eine Kindheitserinnerung, die Halt geben könnte — oder das
Zugehörigkeitsgefühl zur deutſchen Landſchaft geht in den Mauern
verloren, es bleibt ein Begriff, ein Schemen, für den man die
Vollkraft des Lebens nicht wagt. So führt ein ſich ſteigernder
Verkehr im Lauf der Jahrtauſende wohl auch zu einer
Abſchlei=
fung der Raſſen untereinander, wie wir es jetzt ſchon innerhalb
Deutfchlands erleben — doch eine geſunde Seele wird nur
be=
ſitzen, wer ſie unmittelbar aus der bildenden Hand der Natur
— der Heimat — empfing,
Man frage nicht, ob man durchaus übereinſtimmt, ſondern
Goethe.
ob man in einem Sinne verfährt.
oooooooooooobeoooooenooooeeonegessogoooeo
nk. Schwedens Reichtum an weißer Kohle geht aus einem
Bericht hervor, den wir in der Zeitſchrift „Waſſerkraft” finden.
Die Kraftvorräte werden zu 30—35 Milliarden Kilowattſtunden
berechnet, während der Kraftbedarf in etwa 20 Jahren zu 6
Mil=
lionen Kilowattſtunden angegeben wird. Alſo beſteht ein höchſt
anſehnlicher Kraftüberſchuß. Der Bedarf des flachen Landes
(ausgenommen der Induſtrie) iſt klein im Verhältnis zu dem der
Städte und ſtellt nicht einmal ein Zehntel des ganzen
Kraftbedar=
fes dar. Der Bedarf der Städte wird zu ungefähr 15 Prozent
des Ganzen berechnet. Die unvergleichlich größte Kraftmenge
ſchluckt die Großinduſtrie des flachen Landes, deren Bedarf auf
etwa 50 Prozent geſchätzt wird. Bei dieſen Berechnungen iſt keine
Rückſicht auf den Bedarf der elektrothermiſchen und
elektrochemi=
ſchen Induſtrie genommen. In dem Bericht werden auch die
Grundſätze dargelegt, nach denen man ſich die Kraftverteilung
geordnet gedacht hat. In jedem größeren Fluß wird ein
Sam=
melſchienenſyſtem angeordnet, das die Kraft des Waſſerlaufes
ſammelt und den Verbrauchern oder einem Punkte, von dem aus
die Kraft in ein Stammlinienſyſtem geleitet werden kann, weiter
zuführt.
nk. Von den Zukunftsmöglichkeiten der Zeppelin=Luftſchiffe.
W. A. Störr äußert ſich in dieſer Hinſicht im Taſchenbuch für
Flugtechniker und Luftſchiffer von Moedebeck (Verlag von M
Krayn=Berlin). Danach wurden erfolgreiche Zeppelinſchiffe
all=
mählich bis faſt 70000 Kubikmeter geſchaffen und deren
Geſchwin=
digkeit ſyſtematiſch bis 36 Meter in der Sekunde geſteigert. Beim
Zepppelinſchiff wurde aſo eine Geſchwindigkeit und Größe
er=
reicht wie bei keinem anderen Luftſchiff, aber auch ein äußerſt
günſtiges Verhältnis von Stützlaſt zu Eigengewicht, und ſo ſind
alle Bedingungen für erfolgreiche Weiterentwickelung des Baues
von ſtarren Luftſchiffen für den Weltverkehr in techniſcher
Hin=
ſicht gegeben. Das Baumaterial für Starrſchiffe wird in Zukunft
unbedingt Leichtmetall ſein, das für Zeppelinſchiffe ſchon von
Anfang an verwendet wurde. Dieſe werden auf 120= 140= oder
150 000 Kubikmeter Inhalt anwachſen und ſchließlich ſoweit, wie
es Erfahrungen und Forderungen zulaſſen, denn in techniſcher
Hinſicht bieten ſich in den Größenverhältniſſen keine größeren
Schwierigkeiten dar, als es diejenigen bei der Größeentwickelung
in der Seeſchiffahrt waren.
Dr. Bl.
nk. Lullula nennen die Ornithologen die Heidelerche, und
das iſt ein paſſender Name für dieſen Vogel, der uns mit ſeinen
Weiſen ſchon im zeitigen Frühjahr das Nahen des Frühlings
verkündet. Ein ſüßes Lullen iſt ihr Lied, ein weiches Flöten und
zartes Läuten, einer der ſtimmungsvollſten Vogelgeſänge unſerer
Heimat. Der Reiz des Heidelerchenliedes wird noch erhöht durch
die Art des Vortrages. Nicht ſchließt, ſchreibt der bekannte
heſſiſche Ornithologe Werner Sunkel, Marburg a. L., in der
Orni=
thologiſchen Monatsſchrift, Lullula wie ihre Baſe, die Feldlerche,
gleich einer beſchwingten Rakete trillierend in die Höhe, um dann
nach beendetem Sang wie ein Stein herabzufallen; nein, Lullula
erhebt ſich mit ſachten Schwingſchlägen aus der braunen Heide,
läßt einzelne „didlüi” hören und ſteigt in ruhig anſteigendem
Fluge empor. Dann beginnt ſie in der Höhe zu kreiſen, und zu
ihrem luftigen Reigen ſingt ſie ſich ſelbſt die Weiſe, lullt, pfeift
und läutet ihr Silberglöckchen. Große Ausdauer zeigt dieſe
Lerche bei ihrem Sang und Höhenflug und erfreut ſtundenlang
den einſamen Wanderer, der in ſonniger Heide, mittags unter
einem hohen Wacholderbuſch ruht, oder am Rand des
harzduf=
tenden Bergwaldes ſich abends auf einem bemooſten Baumſtumpf
niedergelaſſen hat, um die von der ſinkenden Sonne verklärte
Welt der roſigen Berge und dunklen Wälder zu ſchauen. Im
Graſe oder zwiſchen Heidebüſchen baut die Heidelerche aus
Hal=
men ihr Neſt und legt vier bis fünf braungefleckte Eier hinein.
Sind die Jungen flügge geworden, ſo ſchreiten die Eltern zu
einer zweiten Brut, nach deren Beendigung ſie ſich zu kleinen
Ge=
ſellſchaften zuſammenſchlagen, die oft noch im November „didlüi”
rufend von den Stoppelfeldern vor uns auffliegen; die meiſten
freilich ſind ſchon im Oktober nach Süden in die Winterherberge
*
gezogen.
nk. Ein Käferduell konnte Dr. Walleczek beobachten. Er
erzählt in den Blättern für Naturkunde und Naturſchutz, daß
er eines ſchönen Sommertages auf zwei kämpfende Männchen
des braunſchwarzen Schneekäfers aufmerkſam wurde, die auf
einem Pflaumenblatte ſchwer im Streite miteinander lagen, ſo
ſchwer, daß ſie ſich in ihrem Duell auch dadurch nicht ſtören
ließen, daß Walleczek das Blatt abbrach und es vorſichtig mit
ſich nahm. Der Stärkere der beiden Kämpfenden gewann bald
die Oberhand und ſtürzte ſich nun mit fürchterlich anmutender
Gier auf ſeinen beſiegten Gegner, um ihn von den Kiefern bis
zum Leibesende aufzufreſſen. Nur einige Fühlerglieder und
ein Stück der Flügeldecken ließ er übrig. Danach erhob ſich der
Held vom Kampfplatze und flog rüſtig weiter. Dieſe
Beobach=
tung ſtellt demnach nicht nur einen erneuten Beweis dar für die
Kämpfe, die auch im Tierreich ausgefochten werden, ſondern ſie
bildet auch einen erneuten Beleg für das Vorkommen von
Kannibalismus in der Inſektenwelt.
Allerlei Weisheit.
Die tägliche Sonnenſcheindauer hat in Mitteleuropa ihr
Maximum nicht zur Zeit der längſten Tage, ſondern im
Mo=
nat Mai.
Eine Kriegsbeſchädigtgfürſorge gab es bereits im alten
Griechenland. Die Athener gewährten jedem ihrer beſchädigten
Kriegshelden im „Prytaneum” einen ſorgenfreien Lebensabend.
Der verluſtreichſte aller Kriege war der chineſiſche Taiping=
Aufſtand von 1855 bis 1866, bei dem gegen 20 Millionen
Men=
ſchen ums Leben gekommen ſind.
Die Bruchbelaſtung eines menſchlichen Schädels in der
Längsrichtung beträgt bis zu 13 Zentner.
Noch im ſpäteren Mittelalter wurden in Lübeck jedes Jahr
durchſchnittlich 50 Menſchen hingerichtet.
80 Prozent der Bücher, die in Amerika den öffentlichen
Bibliotheken entnommen werden, ſind Romane; in Deutſchland
machen dieſe nur 52 Prozent aus.
Der größte orientaliſche Teppich der Welt befindet ſich im
Schloſſe zu Windſor in England. Er iſt 13 Meter lang und
8 Meter breit und hat 58840 000 Knüpfmaſchen.
Bei den Tataren in Rußland gelten Knoblauch und Zwiebel
als die feinſten Parfüms.
In den Vereinigten Staaten kam 1914 ſchon auf je 17
Be=
wohner ein Fernſprecher, in Deutſchland erſt auf je 212
Be=
wohner.
In jeder Minute macht der Puls bei einem erwachſenen
Elefanten nur 30 Schläge, bei einem Pferde 40, bei einem
Manne 70, bei einem Hunde 80, bei einer Maus ſogar 670
Schläge.
Der Kohlenreichtum Japans wird auf 12 Milliarden Tonnen
geſchätzt. Gegenwärtig werden aber nur etwa 15 Millionen
Tonnen im Jahre gefördert.
Mit derſelben Kraft, die zum Fortbewegen einer Laſt auf
der Landſtraſte erforderlich iſt, kann man die achtfache Laſt auf
dem Schienenwege und die vierundreißigfache auf dem
Waſſer=
wege transportieren.
Familie Tiſchbein bei Graf Marcolini.
Mein Vater war in Dresden beſonders an den damals
all=
mächtigen Miniſter Grafen Marcolini empfohlen, deſſen
Ge=
mahlin und Tochter er auch malte. Die Familie galt für unerhört
ſtolz, und wie ich mich erinnere, bequemte ſich die Frau Miniſterin
nur höchſt ungern dazu, dem Vater in ſeinem Atelier zu ſitzen.
Aber es half nichts; wollte ſie gemalt ſein, ſo mußte ſie kommen,
da es feſter Grundſatz bei dem Vater war, die Séancen nur in
ſeinem Atelier zu geben. Wir mußten durch unſern Geſang die
ſtolze Dame unterhalten, was ihr ſo ſehr gefiel, daß ſie, etwas
Unerhörtes, uns mit einer Einladung zum Tee und Souper auf
ihre ſchöne Villa — bei der Oſterwieſe, wenn ich nicht irre
beehrte. Wir ſollten aber erfahren, daß eine ſolche Ehre nicht
ſonder Beſchränkung erteilt werden konnte, welche völlig geeignet
war, uns vor aller Ueberhebung deshalb zu bewahren.
Um 6 Uhr abends an einem warmen Frühlingstag (1801)
fuhren wir wohlgeputzt hin und wurden von einem
reichgalo=
nierten Bedienten durch den Hausflur in den Garten geführt,
wo in einem Pavillon, die Gäſte ſich verſammelt hatten. Die
Gräfin ließ uns dicht herankommen, bis ſie geneigt war, uns mit
einem leichten Kopfnicken zu begrüßen, indem ſie uns der
Geſell=
ſchaft mit den lakoniſchen Worten vorſtellte: „La famille
Tiſch=
bein.‟ Der Graf war nicht zugegen, und die Familie Tiſchbein
ſtand ziemlich verlegen im Vordergrund des Pavillons, ohne daß
ſie zum Sitzen erſucht wurde. Meinem guten Vater ſchwoll der
Kamm etwas, und ich war verlegen, aber keineswegs demütig,
vielmehr ſuchte ich ſo ſtolz als möglich auszuſehen. Einige
pein=
liche Minuten vergingen auf dieſe Weiſe, bis die Gräfin aufſtand,
auf die Mutter, mich und Betty zuging und nachläſſig ſagte:
Eh bien, mes dames, un petit air vu un trio, ſiil vous plait.”
Wir ſchwiegen alle drei ſtill, und der Vater trat vor. Was er
ungefähr für uns würde geantwortet haben, ahnte ich ſo
ziem=
lich, aber ehe er noch ſprechen konnte, ſtellte ſich zwiſchen uns und
die Gräfin eine hohe, majeſtätiſche Geſtalt; es war Komteſſe
Marcolini, die einzige Tochter des edlen Paares. Mit den
freundlichſten Worten begrüßte ſie uns, indem ſie zugleich ihrer
Mutter mit einem Blick, der ihre Oberherrſchaft verriet, bedeutete,
daß wir vielleicht vorziehen würden, erſt den Garten zu beſehen,
worauf ſie uns ſehr artig bat, ihr zu folgen, während der Vater
von dem eben eintretenden Grafen Marcolini in Empfang
ge=
nommen wurde.
Die liebenswürdige junge Gräfin führte uns durch den
wirk=
lich herrlichen Garten, indem ſie mit der größten Urbanität uns
für den häßlichen Empfang ihrer Mutter zu entſchädigen ſuchte.
Dann gingen wir mit ihr in das Haus zurück, wo indeſſen die
Geſellſchaft in einem großen Salon ſich verſammelt hatte und wo
*)Dieſe Schilderung ſtammt von der Tochter des Malers Joh.
Fried=
rich Auguſt Tiſchbein und iſt dem ſoeben bei Strecker u. Schröder in
Stuttgart erſchienenen, reich ausgeſtatteten Buche: Der Maler J. F. A.
Tiſchbeir
ufzeichnungen ſeiner Toch
1
uns Tee gereicht, aber keine Stühle präſentiert wurden, obwohl
die andern ſaßen. Komteſſe Marcolinis Macht ſchien hier ihre
Grenze gefunden zu haben; alles, was ſie tun konnte, war, ſelbſt
ſtehend ſich zu unterhalten, während die übrigen vornehmen
Herren und Damen uns neugierig anſtarrten.
Endlich kam der Graf ſelbſt auf uns zu und erſuchte uns in
einem ſo artigen Ton, etwas zu ſingen, daß der Vater durch einen
Augenwink einwilligte und wir mit der Mutter ein Trio ſangen,
welches ungemeinen Beifall fand, indem alle Anweſenden, ſelbſt
die Gräfin, nach Beendigung desſelben ſich uns zudrängten und
baten, mehr zu ſingen. Dies waren wir aber keineswegs willens,
ſondern der Vater entſchuldigte uns mit der ihm bei ſolchem
An=
laß eigenen vornehmen Miene, und wir empfahlen uns, das
Souper, wobei wir am Ende auch noch hätten ſtehen müſſen, im
Stiche laſſend, trotz der wiederholten Bitte, welche die etwas
ver=
bindlicher gewordene Gräfin an uns ergehen ließ.
*. Oer Gündenfall.
Von Wilhelm Lennemann.
Adam ſaß im blühenden Paradieſe. Ueber ihn breiteten ſich
wie ſegnende Hände die weitlangenden Wedel einer üppigen
Palme. Ein goldenes Leuchten durchfloß den Garten bis in
ſeine fernſten Weiten ein wunderſam feines Klingen
durch=
zitterte ſeine Tiefen, wenn der Wind mit leiſem Finger durch
die Blätter ſtreifte. Eine köſtliche Ruhe und Stille, ein
gott=
gütiger abendlicher Friede lagerte in dem Hain.
Adam ſah in die Wunder und lächelte, lächelte zufrieden
und glücklich. Und doch lag eine leiſe Wehmut in den Falten,
die ſeinen Mund umſpielten, eine dunkle, unbewußte Sehnſucht
in dem Glanz ſeiner träumenden Augen.
Neben ihm ſtreckte ein gewaltiger Löwe ſeine ſtarken
Glie=
der. Und gar nicht fern ſpielten die Koloſſe der Urwelt.
Gedankenlos ſah Adam auf dieſe nutzloſe Kraft. Welchen
Zwecken waren dieſe Energien vorbehalten? Das Paradies
be=
durfte ihrer nicht.
Da ſah er im Dickicht des grünen Buſchwerkes ein
blitzarti=
ges Aufflammen zweier Augen, und wie dann die Zweige ſich
teilten, den Kopf und Körper eines hervorbrechenden Tieres.
Aber ſchon war der ſprühende Funke erloſchen und achtlos ſah
der Tiger auf Menſch und Löwe. Der hatte leiſe knurrend ſein
Haupt erhoben, nun legte er es wieder auf die vorgeſtreckten Tatzen.
Aber Adam war nichts verborgen geblieben. Eine ahnende
Erkenntnis kam ihm, daß im Dunkel dieſer Tierleben etwas der
Weckung und Auferſtehung harre, vor dem ihm ſchauerte. In
einem dunklen Gefühl kam ihm ein Bangen vor einer Stunde, da
die Gewalten dieſer Tiere einſt verderbend bervorbrechen würden.
Haſtig ſtand er auf. Mit gebietenden Worten rief er die
bei=
den Tiere zu ſich. Mit ſtarker Hand fuhr er ihnen in den Nacken
und zwang ihre Köpfe tief zur Erde und hielt ſie mit herriſchem
Druck, daß ihre Augen ineinander ſtarrten. — Da flog ein
Mit tiefem Atem ließ der Menſch ſie los. Seine Augen
weiteten ſich, als habe er einen Abgrund geſehen, deſſen Tiefe
er nicht zu ermeſſen wagte.
Adam ſtand hoch. Ein Wehen ging durch ſeine Seele.
„Und Gott machte den Menſchen aus einem Erdenkloße und blies
ihm den lebendigen Odem in ſeine Naſe ein. . . Und Gott ſah
an alles, was er gemacht hatte, und ſiehe da, es war ſehr gut!“
So hatte ihm ein Engel die Schöpfung des erſten Menſchen
ge=
ſchildert. Was aber nun in ſeiner Seele zu ſtürmen begehrte,
und was in den Augen jener Tiere aufgeflackert, das kam
nicht von Gott, das war die Saat, die aus der Erde aufging,
von der ſie genommen waren. Was tage= und wochenlang ſich
ihm aufgepeitſcht und ihn zur Traurigkeit und zum Zweifel
ge=
ſtimmt hatte, das waren die gärenden Ströme ſeines irdiſchen
Innern.
Adam lehnte ſich an den ragenden Stamm einer ſchlanken
Palme und ſah mit ſinnenden Augen in Traum und Weite.
Die Sonne ſank. Ihre letzten Feuerbrände hatte ſie weit
ſchleudernd über den Himmel geſtreut. Nun glühten ſie in
gol=
denen Flocken und goſſen ihr rotes Licht auf die müde Erde und
den ſchlummernden Hain. Aber anſtatt einer erquickenden
Kühle breitete ſich ein ſchweres, laſtendes und ſchwüles
Schwei=
gen im Garten. Jeglicher Laut war verſtummt. Eine bange
Stille war, voller Rätſel und dunkler Fragen. . .
Und Adam ſchaute in ſeine Seele und gedachte der
vergange=
nen Tage. Oft ſchon, wenn er in ſpielender Arbeit durch den
Hain gegangen, war, ihm faſt unbewußt, ein ſich ſelbſt
gebären=
des, unklares Verlangen in ſeine Arme geſtrömt, tätig zu ſein,
daß er das Maß der Kräfte ſpüre, das von ihm ausginge. Aber
nun dämmerte er nur hin, blühte wie eine Blume, wie ein
Gras, willen= und tatenlos.
Er atmete tief auf, ſeine Bruſt hob ſich. Er fühlte Kräfte in ſich,
zu ſchaffen und ſich zu betätigen. Gewalten, mit ihnen Tag und
Leben inhaltsreicher zu geſtalten, denn mit der leichten,
mühe=
loſen Arbeit, die ihm Gott gegeben, wie man Kindern ein artig
Spielzeug gibt.
Noch ein anderes war zuweilen beſchämend über ihn
ge=
kommen. Gott hatte ihn in das Paradies geſetzt und ihm
ge=
heißen: „Du darfſt eſſen von allen Bäumen im Garten, nur von
dem Baume mitten im Garten ſollſt Du nicht eſſen!“
Er hatte niemals ein Verlangen nach jenem Baume
getra=
gen, der Garten bot der Gaben genug, um den Segen dieſes
einen Baumes verſchmerzen zu können. Gott breitete Tag und
Nacht ſeine Hände über ihn und behütete ihn auf allen ſeinen
Wegen. Er ſprach mit ihm liebreich, wie er ſelbſt wohl mit einem
Vöglein ſprach, das er koſend in die Hand genommen. Dann
ging Gott wieder in die Unendlichkeit, Adams Schritt aber
dräu=
ten ragende Felſen und unwirtliche Weiten, die ihn an das
Paradies feſſelten. Aber hinter den Weiten glühte die Sonne,
über den Felſen wölbte ſich der blaue Himmel, und ſein Sehnen
durchmaß das Paradies von einem Ende zum andern und
ge=
langte nicht bis zur Sonne und nicht an den Himmel und nicht
in die harrenden Weiten, nach denen ſeine Erkenntnis verlangte.
Nummer 25
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Jahrgang 1923
Pſychologiſches über die Eigenart der Frau.
ck. Die Frau von heute will es dem Manne immer mehr
gleichtun und hat ſich auch ſchon in vielen wichtigen Dingen
ebenbürtig neben ihn geſtellt. Da erhebt ſich die Frage, ob es
denn überhaupt zwiſchen Mann und Frau eine wurzelhafte
Verſchiedenheit gibt, die von allen geſellſchaftlichen Verhältniſſen
und Erziehungsformen unabhängig iſt. Der Berliner
Pſycho=
loge Prof. Max Deſſoir antwortet in ſeinen geiſtvollen „
Pſh=
chologiſchen Briefen”, die er unter dem Titel „Vom Diesſeits
der Seele” in der bei Dürr u. Weber in Leipzig erſcheinenden
Zellenbücherei veröffentlicht, auf dieſe wichtige Frage. Früher
rühmte man an dem „echten Weibe” den haushälteriſchen Sinn
und die Ergebenheit gegen den Gatten. Auf dieſe Eigenſchaften
als ſpezifiſch weibliche macht die Frau heute ſehr viel weniger
Anſpruch. Auch durch die geringere Bildung unterſchied ſich
früher das ſchönere Geſchlecht von dem ſtärkeren. Man hielt
lernen für ſchädlich für Mädchen. So meinte um 1770 ein
deut=
ſcher Schulmeiſter: Bei den rirginibus iſt das Schreiben nur
ein vehieulam zur Liederlichkeit,” und etwa 50 Jahre ſpäter
be=
gann Ludwig Börne ein Aufſätzchen, das von den hohen Hüten
der Frauen handelte und mit „Dioptrik” überſchrieben iſt mit
der Bemerkung: Er habe ſeine Schadenfreude daran, daß auch
die ſchönſten und ſtolzeſten Leſerinnen nicht wiſſen würden, was
Dioptrik iſt, und genötigt ſeien, männlicher Einſicht zu huldigen.
In dieſen Dingen hat ſich das Blättchen gründlich gewendet,
und da die Frauen ſich heute in der Ehe und in der Bildung ſo
vollſtändig emanzipiert haben, wird manchmal der Schluß
ge=
zogen, daß alle ſeeliſchen Unterſchiede auf die geſonderte
Er=
ziehung und Behandlung der Geſchlechter zurückzuführen ſei. Dem
iſt aber nicht ſo. Es gibt eine ganz beſtimmte weibliche
Eigen=
art. Ein Beiſpiel dafür war die Beurteilung von
Klaſſenauf=
ſätzen von gemeinſam unterrichteten Knaben und Mädchen, die
von einer größeren Anzahl Männer und Frauen erbeten wurde;
dieſe ſollten angeben, welche Arbeiten von Knaben und welche
von Mädchen ſtammten. In etwa drei Fünfteln der Fälle waren
die Antworten richtig, in anderen Fällen unſicher, in wenigen
falſch. Es haftete alſo den Leiſtungen von Haus aus etwas an,
was geſtattete, ſie nach der Geſchlechtszugehörigkeit einzuteilen.
So iſt z. B, eine urſprüngliche Mitgift unſerer Knaben ihre
Neigung für Maſchinenkonſtruktionen, und ebenſo wurzelhaft iſt
der Pflegetrieb bei den kleinen Mädchen. „Suchen wir Männer
nach dem ſpringenden Punkt der weiblichen Eigenart,” ſagt
Deſſoir, „ſo ſind wir in einer üblen Lage: das, was wir zu ſehen
glauben oder was man uns anvertraut, ruht auf einer uns
fremden Tonleiter, wird alſo erſt in unſer männliches
Muſik=
ſyſtem umgeſchrieben und hierbei unverändert. Wir behaupten,
der Frauen Seele ſei weniger ſcharf gegliedert als die unſrige,
aber wir wiſſen nicht, ob dieſe Ausdrucksweiſe nach dem
Empfin=
den der Frauen ſelbſt die angemeſſenſte iſt. Es ſoll der eigentliche
Grund dafür angegeben werden, daßeas Gefühlsmäßige beim
Weibe als das Gemeinſame der ſeeliſchen Betätigungen
vorliegt, woran wohl niemand zweifelt; es ſoll ferner die
Un=
fähigkeit erklärt werden, unter der auch kluge und mit den
kleid=
ſamſten Doktorhüten geſchmückte Zeitgenoſſinnen leiden — die
Unfähigkeit nämlich, Sachliches vom Perſönlichen und
Fremd=
perſönliches vom Eigenperſönlichen zu trennen. Während
ge=
wiſſe Teile im Innenbau des Mannes durch Schotten
gegenein=
ander abgedichtet ſind, ſetzt die Frau einer ſtärkeren ſeeliſchen
Strömung nirgends Widerſtand entgegen.”
Für die Küche.
Die Hauptfiſchzeit, die von den Liebhabern
eines delikaten Kabeljauragouts längſt herbeigeſehnt war,
iſt herangekommen. So wie es eine Auſternſaiſon gibt, wie der
Kenner gewiſſe Gemüſe zu beſtimmter Zeit bevorzugt und wie
manches Geflügel in dem einen oder anderen Monat beſonders
geſchätzt ſird, gibt es auch für den ſchmackhaften und nahrhaften
Seefiſch eine Periode, in der er als „Delikateſſe der Saiſon”
be=
gehrt wird, nur daß dieſe Saiſon, die gleich nach Oſtern beginnt,
während des ganzen Sommers andauert. Nicht, wenn der Fiſch
am ſeltenſten, ſondern wenn er am beſten iſt, blüht ſeine große
Zeit, und auch inſofern unterſcheidet er ſich von den vielgerühmten
Genußmitteln, denen nur eine Art Eintagsdaſein beſchieden iſt,
als der Gaumenkitzel, den er gewährt, mit beſcheidenen Mitteln
erkauft werden kann. Die vorzüglichſten Fiſche ſchenkt uns die
Mutter Natur in faſt unerſchöpflicher Menge gerade im Sommer:
den an Eiweißſtoffen ſo reichen Köhler oder Seelachs, den in
ſchneeiger Weiße und Zartheit ſchimmernden Lengfiſch, den
kraft=
vollen Kabeljau und den kaum Forellengröße übertreffenden
Mer=
lan. Im Sommer iſt dieſen Fiſchen der Tiſch der Natur am
voll=
kommenſten gedeckt, und ſie ſprechen ihm ſo freudig zu, daß ſie ſich
in beſonders gutem Ernährungszuſtand befinden. Es iſt dem
unabläſſigen Bemühen unſerer Behörden und unſeres
Fiſchhan=
dels gelungen, auch dann, wenn die Sonne es gar zu gut mit uns
meint, die delikaten Meeresbewohner von den Küſtenplätzen in
vollfriſcher Güte bis nach dem ſüdlichſten Deutſchland, ja darüber
hinaus zu ſchaffen. Und daß ſich auch der kleine Mann, der Wert
auf eiweißhaltige, kräftige „und gut bekömmliche Koſt legt, für
venig Geld dieſe „Delikateſſe der Saiſon” leiſten kann, bildet
ge=
wiß nicht den geringſten Vorzug des ſommerlichen Seefiſches.
Anweiſungen für ſeine mannigfaltige und ſchmackhafte
Zuberei=
tung werden von der Geſchäftsſtelle des Wirtſchaftlichen Verban=
des der deutſchen Hochſeefiſchereien (E. V.) in Geeſtemünde=
Fiſche=
reihafen auf ſchkiftliches Erſuchen an Verbraucher koſtenfrei
ab=
gegeben.
Der zeitgemäße Haushalt.
Lackſchuhe und =Stiefel ſachgemäß zu
be=
handeln. Zur Verhütung von Brüchen in Lackleder ſollten
dieſe Schuhwaren ſofort nach dem Tragen, alſo noch mit der
Körperwärme behaftet, auf Leiſten gezogen werden, damit die
durch das Tragen entſtandenen Brüche und Falten wieder
ge=
glättet werden. Staub und Schmutz müſſen dann ebenfalls
ſo=
fort entfernt und möglichſt gleich einige Tropfen Oel oder
Lack=
lederereme mit weichem Leinenlappen aufgerieben werden, die
man beide am anderen Tag mit wollener Strumpfſocke wieder
abreibt, um die Schuhe an trockenem, jedoch nicht kaltem Ort
auf=
zubewahren, damit ſie nicht hart werden.
H.
Um Wanzen reſtlos aus Räumen zu
ber=
treiben. Wanzen ſollen nach altem Sprichwort „ſieben Jahre
lebensfähig bleiben”, auch wenn ſie völlig von aller Nahrung
ab=
geſchnitten ſind. Sie müſſen deshalb beſonders ſorgſam
ent=
fernt werden, um nicht ſchließlich doch zu der bei ihnen beſonders
gefürchteten Vermehrung Anlaß zu geben. So muß vorhandene
Tapete völlig entfernt, Riſſe und Lücken ſorgſam mit Gips
ver=
ſtrichen, die Wände mit Koloquintenabkochung (giftig) vor dem
eigentlichen Tünchen gründlich eingeſtrichen werden. Möbel,
Fenſter, Türrahmen ſind am beſten mit obigem Abkochwaſſer und
Schwamm zu reinigen und alle Lücken und Fugen mit
Wanzen=
tinktur auszupinſeln, wozu Gänſefedern ſich beſonders gut
eig=
nen, da mit ihnen auch in das Innere der Leiſtenlücken
gedrun=
gen werden kann. Betten und Polſtermöbel müſſen in Luft und
Sonne gebracht werden und noch wochenlang auf dieſes läſtige
Ungeziefer unterſucht werden. Soll der verwanzte Raum doch
wieder tapeziert werden, dann muß unbedingt der Kleiſter zum
Anlegen von Tapeten mit Koloquintenabkochung vermiſcht
werden.
Stoffe waſſerdicht zu machen. 4 Liter Waſſer
werden mit ¼ Pfund Alaun verrührt und 4 andere Liter Waſſer
mit ¼ Pfund Bleizucker. Jede dieſer Miſchungen wird
geſon=
dert aufgelöſt, beide Löſungen zuſammengegoſſen, ſtehen gelaſſen,
bis ſich der Niederſchlag geſetzt hat, die klare Flüſſigkeit
abge=
goſſen und der Stoff hineingelegt und am beſten über. Nacht
darin liegen gelaſſen. Bei Schirmen verfährt man ebenſo. L.
Wie der Kopfſalat täglich genoſſen werden
könnte. Faſt keine Speiſe erfreut ſich unbedingter Vorliebe
oder gleichmäßiger Abneigung bei der genießendn Menſchheit.
Einige wenige jedoch werden faſt ausnahmslos von allen
Men=
ſchen immer wieder, ohne Ueberdruß, gern und oft begehrt, und
zu dieſen zählt auch der Kopfſalat oder Lattich. Nach Heinrich
Heines Anſicht ſoll auch das Gras” das der König
Nebukadne=
zar aß, ſchon Kopfſalat geweſen ſein, obgleich man damals dieſe
Bezeichnung für den heutigen ſtändigen Begleiter ſommerlicher
Gerichte noch nicht kannte.
Kopfſalat! Für die rechnende Hausfrau der „Gegenſtand
ſtiller Sorge, denn nur ſelten eſſen ihn alle Familienmitglieder
nur mit Oel, Salz und Eſſig angemacht, ſondern verlangen ihn
dagegen gut oder gar reichlich geſüßt. Wie aber den dazu nötigen
Zucker bei der heutigen knappen Zuckerration und den teuren
Preiſen desſelben aufbringen? Nichts leichter als das: Man
ſüße den zuvor nach Geſchmack verdünnten Eſſig leicht und mild
mit einem Eßlöffel Süßſtofflöſung und ſchwenke den zuvor mit
Oel untermengten Salat gründlich in dieſem geſüßten Eſſig, um
ihn ſchließlich abgetropft mit oder ohne Schnittlauch, Kerbel,
feingeſchnittener Zwiebel, Porretſch, gewiegtem Dill oder was
man ſonſt als Salatwürze noch liebt, zu kräftigen. In dieſer
Form zubereitet, alſo den Süßſtoff als angenehme Würze
ver=
wendet, wird der Zucker beim Anrichten des Salates vollſtändig
entbehrlich. Dieſer ſchmeckt ſehr angenehm mild, ſüß=ſäuerlich,
wie er zumeiſt beliebt iſt, und kann mit ſeinem Gehalt an
1,41 Prozent Stickſtoffſubſtanz, 2,09 Prozent ſtickſtoffreien
Extraktſtoffen, 0,10 Prozent Zucker, 1,03 Prozent Aſche und
ſei=
nen ſo erfriſchenden organiſchen Säuren den ganzen Sommer
über ſowohl mittags wie abends die Familie erquicken und
laben.
Kalbsgekröſe mit Semmelklößchen. Sauber
ge=
waſchen und in Stücke geſchnitten, kocht man es mit Salz,
Zwie=
beln, Pfeffer, Lorbeerblatt, Gewürz, Suppenkräutern und einem
kleinen Stengel Thymian weich, verkocht die durchgegoſſene
Brühe mit einer hellen Mehlſchwitze, kräftigt ſie mit einem
Tee=
löffel Appels eingedickter Würze und trägt das Gericht mit
einigen großen Semmelklößchen auf, die man inzwiſchen
fertig=
ſtellte. Das Kochwaſſer der Klöße gibt, mit einer braunen
Mehl=
ſchwitze verkocht und mit Peterſilie gewürzt, eine kräftige
Brenu=
ſuppe, die, mit Semmelwürfeln gereicht, eine ſättigende
Abend=
mahlzeit bietet.
HI.
Eierkuchen iſt viel ausgiebiger und lockerer
venn er einige Stunden vor dem Backen zubereitet wird. Das
Mehl kann auf dieſe Weiſe beſſer ausquellen, und verwendet man
etwas angeſäuterte Milch, dann werden die Eierkuchen ſchön
HI.
locker und großſporig.
Welk gewrdenes Gemüſe wird wieder friſch,
wenn man es gut abwäſcht, abgetropft in einen tiefen irdenen
Topf legt und es mehrere Stunden feſtverdeckt darin liegen
läßt.
R.
Speiſezettel.
Sonntag: Brennſuppe, Gebäck, Kuheuter, grüner Salat.
Montag: Linſen. Dienstag: Eierkuchen mit Rhabarber.
Mittwoch: Bechamelkartoffeln. Donnerstag: Reis mit
Kohlrabi. Freitag: Fiſchbällchen mit Senfſoße.
Sams=
tag: Dill=Kartoffeln, grüner Salat.
Nummer 6
Aufgabe 11
Dr. Ado Kraemer in Gießen
(Urdruck)
c d e
Prüfſtellung: Weiß: Kf2 Dh8 Sb6 13 Bb4 d3 e2 g2 (8).
Schwarz: Kh1 Tf6 Sh6 Bb5 b7 14 15 (7) 3 +,
Aufgabe 12
Sam Loyd
(American Cheß Nuts 1868)
Weiß: Kf4 Db6 Te6 Ld1 Sb1 d3 Bg2 g5 g6h3 (10).
Schwarz: K a4 Ta2 Lf8 Sal c2 Bb3 b7 d4 d6 e7 g7 h4 (12).
Matt in zwei Zügen.
Heute ein älteres Meiſterwerk Loyds, dazu ein neues hübſches Stück
von Dr. Kraemer. — In der nächſten Nummer werden wir Löſungen
und Löſer der Aufgabe 1—4 bringen.
Partie 1.
Die folgende Partie wurde am 1. April d. J. in der erſten Runde
des Karlsbader Turniers geſpielt. Wie immer in der letzten Zeit, wenn
die beiden Weltmeiſterſchaftsanwärter aufeinanderſtießen, gab es einen
erbitterten Kampf. Diesmal ſiegte der geniale Ruſſe und rächte ſich
dadurch für ſeine vorjährige Niederlage in Wien. — Alechin, Bogojuboff
und Marvezy teilten in Karlsbad mit je 11½ Punkten aus 17 Partien
den 1.—3. Preis; Rubinſtein kam nur auf 7½ Punkte und nicht mehr
unter die Preisträger.
Abgelehntes Damengambit.
18. Lc4—d3 b7—b6
Schwarz 19. Ld3Xh7 + Kg8—h8
Weiß
Alechin
Rubinſtein 20. Lh7-—e4 Weiß hat durch
1. d2—d4 d7—d5
ſcharf berechnetes Spiel Bauern=
2. Sg1—f3
Sg8—16
verluſt vermieden und ſteht nun der
3. C2—c4
e7—e6
offenen a= und d=Linie wegen, trotz
4. Sb1—c3 Lf8—e7
der beiden ſchwarzen Läufer, eine
5. Lc1—g5
Sb8—d7
Kleinigkeit beſſer.
0—0
6. e2—e3
20.
Ta8—a7?
7. Ta1-c1 c7—c6
Beſſer ſcheint 20. .... Tb8 zu ſein.
8. Dd1—c2 a7—a6
21. b2—b4I Lc5—18
9. a2—a4 Dieſen Zug bezeich= Der Bauer kann wegen 22. Do8i!
net Mieſes als eine Neuerung, in= nicht geſchlagen werden.
deſſen hat ihn Rubinſtein ſelbſt ſchon 22. Dc2—c6
Ta7—d7
in Haſtings 1922 gegen Alechin ge= Vielleicht war 22. . . . . Tae7 ſtärker.
ſpielt, nachdem allerdings 8. . . . . h6 23. g2—g3
Df6—b8
9. Lh4 a6 vorhergegangen war. Mieſes ſchlägt ſtatt deſſen 23. .. ..
Schlecht wäre 9. c5, was Wolf in Dd6, 24. Tfd1 De71 25. Db6:
ſeiner Partie gegen Reti Teplitz= Db4: vor. Jetzt iſt Schwarz verloren,
Schönau 1922 durch 9. .. . . e51 24. Sf3—g5 Te8 —d8
widerlegte. Grünfeld hat in letzter 25. Le4—g6! Der Gewinnzug.
Zeit öfters 9. a3 geſpielt, mit dem Schwarz kann Wertverluſt nicht
Plan, nach 9. . . . . dc 10. Lc4:, b5 mehr vermeiden. Die erſtklaſſige
mit 11. La2 nebſt Lb1 fortzufahren, Angriffsführung Alechins verdient
hat aber ſeine ſo eröffnete Partie höchſte Bewunderung.
gegen Alechin in Karlsbad verloren. 25. .
Db8—e5
Tf8—e8
9..
Falls 25. . . . . fg, ſo 26. De4 mit der
10. Lf1—d3 d5Xc4
Doppeldrehung Dh4 — und Dg6;
Mieſes erklärt 10. .. . . h6 nebſt c5 falls 25. . . . . Kg8, ebenſo 26. De4;
für die beſte Fortſetzung.
auf 25. . . . . Lb7 entſcheidet 26.
Sf6—d5
11. Ld3Xc4
Sf7+: Tf7: 27. De6:
12. Lg5—f4! Beſſer als 12.Le7: 26. Sg5Xf7++ Td7Xf7
Der nun entſtehende Doppelbauer 27. Lg6Xf7
De5—15
auf der k=Linie, den Schwarz ſelbſt 28. Tf1—d1! Td8Xd1 +
bald wieder durch Tauſch beſeitigt, 29. TclXd1 DI5Xf7
iſtkeine Schwäche, eher eine Stärke 30. Dc6Xc8 Kh8—h7
es weißen Spiels.
31. Dc8Xaß Df7—f3
Sd5Xf4
12. ....
32. Da6—d3 + Schwarz gibt
13. e3Xf4
C6—C5
auf; das Endſpiel iſt nach dem
14. d4Xc5
Dd8—c7 Damentauſch hoffnungslos.
15. 0—0
Dc7Xf4
(Partie und Anmerkungen nach
16. Sc3-e4 Sd7Xc5
J. Mieſes in den „Leipziger
17. Se4Xc5 Le7Rc5
Neueſten Nachrichten”.)
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Schriftleitung
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift „Schach”.
Verantwortlich: Max Streeſe.
Adam atmete ſchwer, ſeine glänzenden Augen ſehnten ſich in
e flammenden Fernen hinein. Ein Gefühl der Erniedrigung
im über ihn, behütet und gelenkt zu werden wie ein ſchwaches
Zeſchöpf, wie ein willenloſes Herreneigentum. Ein ſchamhaftes
ſot trat in ſeine Wangen.
Er gedachte Evas, die ihm Gott gegeben in dem Wunſche,
iß ihre Liebe auftrinke, was an unklarem Sehnen und
heimat=
ichem Zurückverlangen in ihm wach werde. Ja, er fühlte ſich
ns mit dem Weibe, das ihm zugetan war mit der ganzen
ſchwäche und Hingebung ihrer Seele, das ſich an ihn klammerte
tit alle:: Faſern ihres Herzens, dem Welt und Leben, Mann
und Weib in eine unmennbare Zuſammengehörigkeit zerrannen.
Aber er ſah da kein feſtes Band, das ihre Seelen verkettete,
erſtrickte bis zur Unlösbarkeit. Nichts hielt ſie denn die eiſerne
otwendigkeit, daß ſie die einzigen Vertreter ihrer Art und
gres Geſchlechts waren. Und er fühlte, daß da nichts war, das
eſen Bund nährte, vertiefte, enger aneinander ſchweißte, daß
a kein gemeinſchaftlich gewonnenes Zwiſchenglied ihre Seelen
erknüpfte, kein Kampf und leine Not und kein Erlebnis, die ſie
llten und von denen ſie in ſtillen Stunden zehrten. Gott hatte
hre Hände ineinander gelegt, aber wenn dieſe Hände ſich
ein=
al löſen nürden, war keine Kraft mehr von Seele zu Seele,
e ſie zueinander zog. Ihre Liebe wurde weichlich und ſatt.
Adam ſtand hohen Hauptes. Dieſer Abend hatte in ſeiner
eele losgelöſt, was wochenlang ſich im Grunde gebildet und
das nun mahnend und weckend vor ihm ſtand.
Die Schwelle hatte ſich in den Fernen verdichtet und lagerte
rohend am Rande der Erde. Unheilſchwangere Dünſte
ſtie=
en wie Trotz in die heiligen Himmel. Auch in Adam rang die
Zeele nach Befreiung und erlöſendem Frieden. Er vermochte die
nätſel ſeiner eigenen Tiefe nicht zu löſen und ſtand mit der
ülle ſeiner Kraft, Sehnſucht und Liebe da, ſchwankend zwiſchen
immel und Erde.
Da ging ein Wehen durch die Bäume des Gartens, und in
r Weite wetterleuchtete die Erde gen Himmel. Ein murrendes,
rohendes Brüllen, wie im Traume ausgeſtoßen, ſtöhnte aus
ſen Tiefen des Paradieſes auf.
Adam reckte ſich hoch, nun ward ihm zur Gewißheit: Höher
enn Pgradieſesruhe und göttliches Sichſelbſtgenügen reißt
Erdenkraft und Erdenſehnſucht. Aus dieſer Gewißheit mußte
auch ihm eine Erlöſung reifen.
Er ſchritt tiefer in den Garten hinein, Eva zu ſuchen. In
der Ferne lohten Himmel und Erde. Mit jedem Schritt wuchs
die Erdkraft in ihm, bis ſie ſeine ganze Seele füllte, mächtig und
rieſengroß.
So fand er Eva. Sie ſtand unter dem Baum der
Erkennt=
nis des Guten und Böſen. Lächelnd reichte ſie ihm eine der
ver=
botenen Früchte, ſorglos unbefangen. . . ."
Da wich Adam entſetzt zurück, ſeine Augen weiteten ſich
ſchmerzhaft. Aber dann fluteten die Waſſer ſeiner Sehnſucht mit
doppelter Gewalt, und wie eine Erleuchtung kam es über ihn,
daß dieſe Tat wider Gott ſei, ſeiner Seele den Frieden geben
würde, daß das Land ſeiner Sehnſucht und Liebe jenſeits des
Baumes liege, von dem zu eſſen ihnen verboten war. So griff
er bewußt und mit ſieghafter Freudigkeit nach der Frucht
und aß.
Da fuhr der erſte grelle Blitz in das Paradies und
zer=
ſchmettert den Baum des Lebens, und Erde und Himmel
brann=
ten in rotem Feuer.
Aphorismen.
Von Hölderlin.
Unter den vielen Hölderlin=Ausgaben, die jetzt
erſchei=
nen, darf die neue Ausgabe des Inſel=Verlages in einem
Bande wegen ihrer Handlichkeit und Vollſtändigkeit einen
bevorzugten Platz beanſpruchen. Außer ſeiner geſamten
Lyrik ſind hier auch alle Entwürfe und die wundervollen
Ueberſetzungen aus der antiken Literatur vereinigt. Aus
Anlaß ſeines 80. Todestages am 7. Juni ſeien hier
aus den Aufſatz=Skizzen ſeines Nachlaſſes einige
Apho=
rismen wiedergegeben, die die neue Ausgabe bringt.
Vortreffliche Menſchen müſſen auch wiſſen, daß ſie es ſind,
und ſich wohl unterſcheiden von allen, die unter ihnen ſind. Eine
zu große Beſcheidenheit hat oft die edelſten Naturen zugrunde
gerichtet, wenn ſie ihrer größeren oder feineren Geſinnungen
ſich ſchämten und meinten, ſie müſſen der ungezogenen Menge
ſich gleichſtellen. Freilich wird man auf der anderen Seite leicht
zu ſtolz und hart, und hält zu viel von ſich und von den ande=
ren zu wenig. Aber wir haben in uns ein Urbild alles
Schö=
nen, dem kein einzelner gleicht. Vor dieſem wird der echt
vor=
treffliche Menſch ſich beugen und die Demut lernen, die er in
der Welt verlernt.
Es gibt Grade der Begeiſterung. Von der Luſtigkeit an,
die wohl der unterſte iſt, bis zur Begeiſterung des Feldherrn,
der mitten in der Schlacht unter Beſonnenheit den Genius
mächtig erhält, gibt es eine unendliche Stufenleiter. Auf dieſer
auf= und abzuſteigen, iſt Beruf und Wonne des Dichters.
Nur das iſt die wahrſte Wahrheit, in der auch der Irrtum,
weil ſie ihn im Ganzen ihres Syſtems an ſeine Zeit und ſeine
Stelle ſetzt, zur Wahrheit wird. Sie iſt das Licht, das ſich ſelber
und auch die Nacht erleuchtet. Dies iſt auch die höchſte Poeſie,
in der auch das Unpoetiſche, weil es zu rechter Zeit und am
rechten Orte im Ganzen des Kunſtwerks geſagt iſt, poetiſch
wird. Aber hierzu iſt ſchneller Begriff am nötigſten. Wie kannſt
du die Sache am rechten Ort brauchen, wenn du noch ſcheu
darüber verweilſt, und nicht weißt, wie viel an ihr iſt, wie viel
oder weniger daraus zu machen. Das iſt die ewige Heiterkeit,
iſt Gottesfreude, daß man alles Einzelne in die Stelle des
Gan=
zen ſetzt, wohin es gehört; deswegen ohne Verſtand, oder ohne
ein durch und durch organiſiertes Gefühl keine Vortrefflichkeit,
kein Leben.
Der tragiſche Dichter tut wohl, den lyriſchen, der lyriſche
den epiſchen, der epifche den tragiſchen zu ſtudieren; denn im
tragiſchen liegt die Vollendung des epiſchen, im lhyriſchen die
Vollendung des tragiſchen, im epiſchen die Vollendung des
lyriſchen. Denn wenn ſchon die Vollendung von allen ein
ver=
miſchter Ausdruck von allen iſt, ſo iſt doch nur eine drei
Sei=
en die hervorſtechendſte.
Meiſt haben ſich Dichter zu Anfang oder zu Ende einer
Welt=
periode gebildet. Mit Geſang ſteigen die Völker aus dem
Him=
mel ihrer Kindheit ins tätige Leben, ins Land der Kultur. Mit
Geſang kehren ſie von da zurück ins urſprüngliche Leben. Die
Kunſt iſt der Uebergang aus der Natur zur Bildung, und aus
der Bildung zur Natux,