eiktän
Beiwöchentlich 7maligem urſcheinen monatl. 5700.. M.
und 300.— M. Abtragegebühr, durch die genturen
6000.— M. frei Haus. Beſtellungen nehmen
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gegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 38. (
Fern=
ſprecher 1, B390 und B91), die Agenturen und alle
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht üdernom
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Be=ieher nicht zur
Kür=
zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und
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lungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlſicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.* geſtattet.
Nummer 170
Freitag, den 22. Juni 1923
186. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 500 0n
Finanz=Anzeigen 800 „M., Reklamezeile (92 mm
reit 2/ 00 M. Anzeigen von auswürts 75) M.,
Finauz Anzeigen 120) M., 92 mm breite
Reklame=
zeile 3000 M. Anzeigen nehmen entgegen
Geſchäfts=
ſtelle Rhein traße 23, die 2genturen und
Anzeigen=
erpeditionen. Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg,
Aufruhr, treiß uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konhurs oder gerichtlicher
Beitreibun,; fällt jeder Rabatt weg
Die Heſſiſche Regierung warnt vor Sabotage.
Darmſtadt, den 21. Juni. Der Heſſiſche Miniſter des
In=
nern erläßt folgende Mahnung: Die Heſſiſche Regierung
ſieht ſich veranlaßt, im Intereſſe Deutſchlands alle Bewohner des
Rheinlandes vor Sabotageakte auf das Ernſteſte zu
war=
nen. Jeder Sabotageakt, möge er auch aus rein idealen
Gründen erfolgen, iſt ein Vergehen gegen Geſetze, die
in allen Staaten gelten, und iſt ein Hemmnis für die vom
Reiche eingeleiteten Schritte zur Erlöſung Deutſchlands.
(gez. v. Brentano.)
Todesurteil Goe;„es beſtätigt.
Die Reviſionverworfen.
Düſſeldorf, 21. Juni. (Wolff.) Das franzöſiſche
Reviſionsgericht hat heute den Antrag auf Reviſion
des gegen den Landwirtſchaftslehrer Goerges erlaſſenen
Ur=
teils des Mainzer Kriegsgerichts verworfen und dadurch
das Todesurteil beſtätigt.
Die Rheinzollgrenze.
Mannheim, 20. Juni. (Wolff.) Wie die Handelskammer
Mannheim von unterrichteter Seite erfährt, wird die
Rheinzoll=
grenze in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni in Kraft treten
und damit den Verkehr aller Waren lahmlegen, die nicht auf der
Freiliſte ſtehen.
Vom Tage.
Im Reichsfinanzminiſterium ſind Beratungen im Gange bezüglich
der Schaffung einer 100 000 Mk.=Münze in Metall.
Die Deutſche Volkspartei hält in dieſem Jahren ihren
Parteitag im Laufe des Septembers in Hannover ab.
Am 1. Juni erfolgte zwiſchen dem däniſchen Miniſter des Aeußern
und dem deutſchen Geſchäftsträger der Austauſch der
Rati=
fikationsurkunden zum deutſch=däniſchen
Luft=
verkehrsabkommen.
Die franzöſiſche Antwort auf den ingliſchen Fragebogen
iſt noch nicht in London eingelaufen.
Der Warſchauer Börſenrat hat beſchloſſem, vorläufig für
Valuta und Deviſen keine Notierungen mehr
vor=
zunehmen. Sämtlichen Banken wurde das Recht des
Deviſen=
handels entzogen.
Der rumäniſche Finanzminiſter hat eine Reiſe nach
Paris, London und Rom angetreten, die ihm Gelegenheit geben
ſoll, die rumäniſchen Reparationsforderungen auseinanderzuſetzen und
Aenderungen der in Spa feſtgeſetzten Anteile zugunſten Rumäniens
zu verlangen.
Das rumäniſche Königspaar, reiſt in Begleitung des
Mmiſterpräſidendm Bratianu und des Außenminiſters Ducg nach
Warſchau.
Der norwegiſche Arbeitgebervoband beſchloß als
Gegenmaß=
regel gegen den Sympathieſtreik in der Papierinduſtrie ab
6. Juli die Sperre über eine Anzahl von Gewerben zu erklären. Die
Sperre wind etwa 14 000=Perſonen umfaſſen.
Dollarkurs in Frankfurt am 21. Juni,
abends /a7 Uhr: 139000.
Die Saarberwaltung im Spiegel des Saarſtatuts.
Die Saarfrage fand bekanntlich im Verſailler Diktat eine
Regelung, die zwar deutſchem Rechtsempfinden nicht entſprechen
konnte, die aber zur Zurückweiſung der franzöſiſchen
Annexions=
forderungen als annehmbare Löſung erſcheinen mochte, wenn
man vorausſetzen durfte, daß dieſe Regelung dem Buchſtaben
und dem Geiſt der Beſtimmungen nach durchgeführt würde. Das
Saargebiet wurde dem Völkerbund unterſtellt, der die
Verwal=
tung durch eine Kommiſſion vornehmen läßt, die in jeder
Be=
ziehung dem Völkerbund und ſeiner Kontrolle unterworfen ſein
ſoll. Verſchiedene Bedenken, die damals die deutſche
Friedens=
delegation auf der „Friedens”=Konferenz gegen die
Völkerbunds=
verwaltung geltend gemacht hatten, wurden von den alliierten
und aſſoziierten Regierungen damit zerſtreut, daß man in einem
offiziellen Schreiben feierlich erklärte:
„Das Gebiet wird nicht unter die Souveränität Frankreichs
geſtellt, ſondern unter die Kontrolle des Völkerbundes.”
Und weiter:
Die alliierten und aſſoziierten Regierungen haben die größte
Sorgfalt darauf verwendet, den Bewohnern des Gebietes ſelbſt
jeden materiellen oder moraliſchen Schaden zu erſparen
Die Einwohner behalten ihre örtlichen Vertretungen, ihre
religiöſen Freiheiten; ihre Schulen und den Gebrauch ihrer
Sprache . . . Die Regierungskommiſſion wird gehalten ſein,
die Anſicht der gewählten Vertreter des Gebietes zu hören,
bevor ſie irgend einer Geſetzesänderung oder zur Erhebung
einer neuen Steuer ſchreiten.”
Die Aufgaben der Regierungskommiſſion des Saargebiets
wur=
den einwandfrei und eindeutig durch die „Inſtruktion des
Völ=
kerbundsrates für die Regierungskommiſſion des
Saarbecken=
gebietes” genau feſtgelegt. In Ziff. 3 dieſer Inſtruktion heißt es:
„Die Regierungskommiſſion hat keine anderen Aufgaben und
Intereſſen als das Wohlergehen der Bevölkerung des
Saar=
beckengebietes.”
Wie die Verhältniſſe im Saargebiet wirklich liegen, iſt am
kraſſeſten durch die ſogen. „Notverordnung” der
Saarregierungs=
kommiſſion und die ſich daran anſchließende Debatte im
eng=
liſchen Unterhaus aller Welt bekannt geworden. Da trotz des
Eingreiſens des Völkerbundes, wenn es auch nur ganz
unzu=
länglich ſpar, eine Aenderung des Verwaltungsverfahrens der
Saarregierungskommiſſion nicht eingetreten iſt, ſo haben ſich die
politiſchen Parteien und die Landesratsfraktionen des
Saar=
gebietes (Zentrumspartei, Vereinigte Sozialdemokratiſche
Par=
tei, Liberale Volkspartei, Deutſche Demokratiſche Partei und
Deutſchnationale Volkspartei) veranlaßt geſehen, in einer
um=
fangreichen Denkſchrift dem Völkerbundsrat die Praxis der
Saarregierungskommiſſion bei der Anwendung des Saarſtatuts
vor Augen zu führen. Sie ſtellen an Hand zahlreicher
Bei=
ſpiele und unter Berufung auf die Saarſtatutsbeſtimmungen,
auf das Völlerbundsſtatut und auf die auf der
Friedenskonfe=
renz von den alliierten und aſſoziierten Mächten niedergelegten
Grundſätze den Geiſt des Saarſtatuts mit der praktiſchen
An=
wendung dieſer Vertragsbeſtimmungen durch die
Saarregie=
rungskommiſſion in Vergleich.
In der Denkſchrift wird u. a. geſagt: „In dem Saarſtatut
iſt beſtimmt, daß die Regierungskommiſſion weder Geſetze noch
Verordnungen ändern, noch Steuern erheben darf, ohne die
ge=
wählten Vertreter der Bevölkerung zu befragen. Um bei der
Bevölkerung keinerlei Sorge um die Erhaltung der von ihren
Vätern ererbten Kultur aufkommen zu laſſen, wurde ihr die
Un=
antaſtbarkeit ihrer Staatsangehörigkeit, ihrer Selbſtverwaltung
in den örtlichen Vertretungen, ihrer religiöſen Freiheiten, ihrer
Schulen und Sprache, ihrer Gerichtsbarkeit und ihrer ſozialen
Rechte ſichergeſtellt. Damit noch nicht genug: um „genügend
Bürgſchaften gegen jeden Mißbrauch der der
Regierungskom=
miſſion anvertrauten Macht” zu geben, iſt die Verantwortlichkeit
der Regierungskommiſſion gegenüber dem Völkerbunde
feſt=
gelegt.”
Die Denkſchrift ſtellt dann feſt, daß die
Regierungskommiſ=
ſion ſich den Geiſt des Saarſtatuts nicht zu eigen gemacht hat,
ihre Praxis laſſe vielmehr dieſen Geiſt vollkommen vermiſſen.
Zum Beweiſe hierfür werden ſechs Punkte angeführt, durch die
bewußte Verſtöße der Saarregierungskommiſſion gegen
Buch=
ſtaben und Geiſt des Saar= und Völkerbundsſtatuts und ihre
Inſtruktionen kraß beleuchtet werden. Sie kommt ſchließlich zu
folgendem Ergebnis:
Die Tätigkeit der Regierungskommiſſion hat unhaltbare
Zu=
ſtände geſchaffen. Eine tiefe Kluft iſt aufgeriſſen zwiſchen
Re=
gierung und Bevölkerung. Alle guten Elemente der
Bevölke=
rung werden durch die Methoden der Regierungskommiſſion
ab=
geſtoßen. Durch Engherzigkeit und Mißachtung verbriefter Rechte,
durch Verſtändnisloſigkeit für die Bedürfniſſe der Bevölkerung
und durch Mißbrauch der ihr anvertrauten Gewalt hat die
Re=
gierungskommiſſion es in ſo kurzer Zeit erreichen können, daß
ſie alles und jedes Vertrauen in der geſamten Bevölkerung
ver=
loren hat. Sie ſteht allein und iſoliert in dem Gebiete, deſſen
Wohlfahrt in ihre Hände gelegt iſt. Dabei war ihre Aufgabe
der=
artig ideal, daß ihre Erfüllung ihr zum höchſten Anſehen in der
ganzen Welt verholfen hätte. Sie ſollte die hohen
Grund=
ſätze des Völkerbundes: Gerechtigkeit, Freiheit und
Selbſtbeſtimmung verwirklichen . Hierdurch ſollte ſie die
tiefe Kluft zwiſchen zwei großen Völkern überbrücken. Die
Re=
gierungskommiſſion hat dies nicht vermocht. Sie hat die hohen
Prinzipien, die die Gründung des Völkerbundes veranlaßt
haben, nicht in die Tat umgeſetzt. Das iſt der Grund, aus
wel=
chem nicht etwa die Idee, wohl aber das Werk derer, die dazu
berufen waren, dieſe Idee in die Tat umzuſetzen, Schiffbruch
er=
leiden mußten.
Und dennoch lebt im Saargebiet eine Bevölkerung, die
auf=
richtig wünſcht, daß die großen Gedanken, die erhabenen Ideale
des Völkerbundes verwirklicht werden von einer Kommiſſion,
die dieſes Ziel auch wirklich ehrlich will. Einer ſolchen
Regie=
rung würde die ganze Welt Beifall zollen. Vor aller Welt wäre
dann der Beweis dafür erbracht, daß eines der ſchwierigſten
Probleme der Weltgeſchichte auf dem Wege über den Völkerbund
ſeiner Löſung zugeführt werden kann im Geiſte der
Gerechtig=
keit und der Völkerverſöhnung.
Die Anſicherkeit derpolitiſchen Lage
Die franzöſiſche Antwort auf den engliſchen Fragebogen. — Die belgiſche Kabinettskriſe noch
nicht gelöſi. — Manipulationen der Franzoſen und ihre Folgen. — Neue Raubzüge.
* London, 21. Juni. (Priv.=Tel.) In politiſchen
Krei=
ſen ſcheint man jetzt doch allmählich zu der Anſicht gelangt zu
ſein, daß Poincaré die belgiſche Miniſterkriſe als einen ſehr
will=
kommenen Anlaß benutzt hat; um Verhandlungen mit London
noch lange hinzuziehen. Es wird heute im Daily Telegraph ſehr
vorſichtig darauf hingewieſen, daß die Form der engliſchen
Fra=
gen es nicht unbedingt notwendig mache, daß Paris und Brüſſel
gemeinſam darauf antworten. Beſonders die Fragen
finan=
zieller Art ſeien faſt ausſchließlich an die franzöſiſche Adreſſe
ge=
richtet geweſen. Jedenſalls kann man ſich auch in London nicht
mehr der offenkundigen Tatſache verſchließen, da Poincaré ſich
alle Mühe gibt, durch einen verſchärften Druck auf das
Ruhr=
gebiet den finanziellen und politiſchen Zuſammenbruch des
Rei=
ches herbeizuführen, um damit vor Beginn der Alliierten=
Ver=
handlungen eine vollendete Tatſache zu ſchaffen. Umſo
bemer=
kenswerter iſt es, daß die geſamte engliſche Regierungspreſſe es
ſorgfältig vermeidet, ſich zu den neuen franzöſiſchen
Gewaltmaß=
nahmen kritiſch zu äußern. Baldwin erklärte heute im
Unter=
hauſe, daß aus Paris noch keine Antwort auf die engliſchen
Fra=
gen eingegangen ſeien und daß die engliſche Regierung noch kei=,
nerlei amtliche Beſtätigung für die Nachricht erhalten habe, daß
die franzöſiſchen Behörden den Eintritt von Zügen mit
Lebens=
mitteln in das Ruhrgebiet verhinderten. Die
Gedulds=
probe, vor die ſich das engliſche Kabinett durch die
Haltung Poincarés geſtellt ſieht, iſt alſo größer, als alle aus
Paris kommende Nachrichten darüber übereinſtimmen, daß
Frankreich alle ſachlichen Zugeſtändniſſe ablehnt und daß es
weiterhin nicht die geringſte Gewähr dafür bietet, daß es bereit
ſei, nach einer etwaigen Einſtellung des paſſiven Widerſtandes in
ernſthafte Verhandlungen einzutreten. Die Gerüchte, daß die
deutſche Regierung den Verſuch gemacht habe, in eine direkte
Fühlung mit Paris zu kommen, ließen ſich auch aus einer
heu=
tigen Meldung des Standard erkennen. Einzelheiten über das
deutſche Vorgehen ſind allerdings bis zur Stunde noch nicht
be=
kannt, doch nimmt man an, daß es ſich um die Bedingungen eines
Waffenſtillſtandes im Ruhrgebiet handelt. Jedenfalls habe
Deutſchland eine endgültige Aktion eingeleitet, und es ſei für die
allernächſte Zeit ſehr wahrſcheinlich, Verhandlungen über die
Beziehungen zwiſchen Deutſchland und den Alliierten zu
erwar=
ten. In den großen Finanzblättern wird übereinſtimmend
dar=
auf aufmerkſam gemacht, daß die Unſicherheit der
poli=
tiſchen Lage nicht nur auf die Wechſelkurſe ihre Wirkung
ausübt, ſondern daß ſie auch eine allgemeine Spannung des
Geldmarktes zwiſchen London und Paris zur Folge hat.
Der Entwurf der franzöſiſchen Antwort.
London, 21. Juni. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter der Weſtminſter Gazette will wiſſen, daß der
Entwurf der franzöſiſchen Antwort auf das
bri=
tiſche Memorandum bereits nach London geſandt worden
ſei, jedoch nicht zur Uebermittlung für die Downing Street. Die
Weſtminſter Gazette bemerkt, Lord Curzon habe den
fran=
zöſiſchen Botſchafter ſeit mehreren Tagen nicht geſehen. Man
glaube nicht, daß dieſer Entwurf der franzöſiſchen Antwort als
Thema für die Unterhandlungen gebraucht werden ſolle.
Der=
ſelbe Entwurf ſei anſcheinend nach Brüſſel geſandt worden.
TI. London, 21. Juni. Die Weſtminſter Gazette
be=
hauptet, daß der aus Paris übermittelte Entwurf folgende
Ge=
ſichtspunkte enthält:
1. Frankreich iſt der Anſicht, daß die Garantien der
deutſchen Denkſchrift ungenügend ſind. Eine
ge=
wiſſe Aufſicht über die deutſchen Zölle die
Eiſei=
bahnen und die Induſtrie ſei notwendig, insbeſondere ſei ein
interalliiertes Regime der Rhein= und Ruhrbahnen
not=
wendig.
2. Frankreich ſei bereit, die Beſetzung des
Ruhr=
gebietes in eine friedliche techn iſche Aufſicht zur
Ueberwachung von Sachlieferungen umzuwandeln, wenn
die deutſche Regierung ihre Verordnungen, die den paſſiven
Widerſtand im Ruhrgebiet verſteift haben, zurückziehe und keine
Subvention mehr an die Streikenden zahle. Die techniſche Auf=
ſicht ſoll nur von einem ganz ſchwachen Truppenkörper
be=
gleitet ſein.
3. Frankreich iſt ferner bereit, eine Amneſtie zu
gewähren und alle Gefangenen freizulaſſen, wenn es
die Gewähr dafür hat, daß dieſe Perſönlichkeiten und die
Aus=
gewieſenen nichts weiter unternehmen würden, um der
Wirkſam=
keit der techniſchen Kommiſſionen bei der Durchführung ihrer
Aufgabe Hinderniſſe in den Weg zu legen, wenn es ſie wieder
ins Nuhrgebiet hineinließe.
4. Frankreich iſt bereit, Deutſchland ein
Mo=
ratorium zu gewähren.
Poincaré über den belgiſchen Standpunkt unterrichtet.
London, 21. Juni. (Wolff.) Nach dem Pariſer
Bericht=
erſtatter der Times iſt man in Paris der Anſicht, daß der
bel=
giſche Botſchafter Poincaré über den belgiſchen Standpunkt zu
den in dem britiſchen Memorandum geſtellten Fragen
unterrich=
tet hat, die offizielle Beſtätigung fehle jedoch. Es ſei vielleicht
verfrüht, anzunehmen, daß Paris und Brüſſel übereinſtimmten.
Die Franzoſen hätten urſprünglich neun bis zehn Forderungen
bezüglich der Einſtellung des paſſiven Widerſtandes im
Ruhr=
gebiet geſtellt. Dieſe Forderungen ſeien jedoch vermindert
worden.
Vergebliche Bemühungen Theunis”.
* Paris, 21. Juni. (Priv.=Tel.) Nach einer Meldung
aus Brüſſel hat Theunis ſeine Bemühungen, ein Kabinett
zuſtandezubringen, auch heute mit allem Eifer fortgeſetzt. In
belgiſchen Kreiſen gibt man der Hoffnung Ausdryck, daß es
Theunis vorausſichtlich morgen vormittag gelingen wird, die
Kabinettsbildung zuſtande zu bringen. Von Pariſer
unterrichte=
ter Stelle war jedoch bis heute abend 9 Uhr noch nichts
dar=
über bekannt, was darauf ſchließen ließ, daß Theunis mit ſeinen
Bemühungen beſondere Ausſicht auf einen baldigen Erfolg
ge=
habt hätte. In den Kreiſen der Katholiſchen. Partei herrſcht
nach wie vor ein gewiſſer Optimismus, der übrigens auch bei
den Liberalen unverkennbar vorhanden iſt. Die liberale
Frak=
tion in der Kammer und im Senat trat heute zu einer
gemein=
ſamen Sitzung zuſammen, und ſie ſoll zu allen möglichen
Kon=
zeſſionen bereit ſein, u. a. zur Einrichtung franzöſiſcher Kurſe
an der Univerſität Gent und zur Spracheinheit in der Armee.
Die Sozialiſten fahren fort, Theunis wegen ſeiner Haltung im
Eiſenbahnerſtreik lebhaft zu bekämpfen.
Paris, 21. Juni. (Wolff.) Dem Journal des Debats
wird aus Brüſſel berichtet: Der ehemalige Miniſterpräſident
Theunis ſteht im Begriff, ſeine Verhandlungen mit den
Par=
teiführern zu beenden. Späteſtens morgen wird er dem König
mitteilen, zu welchem Entſchluß er gekommen iſt. Unter den
Politikern, die der Berichterſtatter geſprochen hat, ſind ſehr
wenige optimiſtiſch. Heute nachmittag fanden getrennte
Bera=
tungen der liberalen Parlamentsmitglieder und der Delegierten
der katholiſchen politiſchen Vereine ſtatt, um über die
Möglich=
keit einer Kompromißlöſung zu verhandeln.
Kriſe in der franzöſiſchen Regierung.
m. Paris, 21. Juni. Die geſtrige Vorſtandsſitzung der
Radikalen Partei beſchloß, die radikalen Miniſter des Kabinetts
Poincaré zum Austritt aus dem Kabinett aufzufordern. Die
12 Abgeordneten, die der Parteiparole zuwiderhandelten und für
das Kabinett ſtimmten, ſollen in der am 11. Juli ſtattfindenden
Vorſtandsſitzung zur Verantwortung gezogen werden.
Die ſinkende franzöſiſche Währung.
m. Paris,, 21. Juni. Die Verſuche der deutſchen
Regie=
rung zur Markſtützung werden mit Unbehagen und
Verwunde=
rung betrachtet. beſonders, da der Franken in den letzten Tagen
ſtark gefallen iſt. Nach der Action Franeaiſe ſoll die Regierung
mit den großen Pariſer Banken bereits Verhandlungen
einge=
leitet haben, um zu verſuchen, den ſinkenden Kurs der
franzöſi=
ſchen Währung zu heben.
hält die Hochſchulbeilage
[ ← ][ ][ → ]Seite 2.
Rummer 170.
Die drohenden Folgen des Markſturzes.
m. London, 21. Juni. Der Abgeordnete Morel wird
heute die Regierung befragen, ob die Nachricht, daß die
Fran=
zoſen die Lebensmittelzufuhr nach dem Ruhrgebiet verhindern,
richtig ſei, und ob die Negierung in dieſem Falle
freundſchaſt=
liche Vorſtellungen bei der franzöſiſchen Regierung erheben
werde, von dieſer Politik abzuſehen. — Die Times ſchreiben, die
Annahme ſei falſch, als ob die deutſche Regierung an der
finan=
ziellen Unordnung im Deutſchland ſchuld ſei. Die politiſchen
und wirtſchaftlichen Führer Deutſchlands hätten ſogar eine
außerordentliche Anpaſſungsfähigkeit bewieſen. Trotzdem könne
(s bei einem weiteren Sturz der Mark zum Ausbruch ſozialer
Kämpfe kommen. Daran habe niemand, beſonders auch
Bel=
gien, ein Intereſſe. Man müſſe zu einer Einigung zwiſchen
Frankreich und England gelangen, es dürfe aber kein Druck auf
Deutſchland ausgeübt werden.
Kataſtrophaler Sturz der polniſchen Mark.
m. Warſchau, 21. Juni. Der Rücktritt des
Finanzmini=
ſters und Handelsminiſters wegen des kataſtrophalen Sturzes
der polniſchen Mark gilt als beſchloſſene Sache. Finanzminiſter
ſoll der frühere Finanzminiſter Michalski werden, der ſich
zu=
nächſt noch ablehnend verhält. Von ſeiten des
Finanzminiſte=
riums ſind Verfügungen über Verfügungen getroffen worden.
Die Warſchauer Börſe wurde geſchloſſen, ebenſo die anderen
Börſen in Polen. Dieſe Maßnahme ſoll bis Freitag andauern.
Sämtliche Banken ſollen bekanntlich bis dahin ihre Deviſen an
die polniſche Darlehenskaſſe abgegeben haben. Gegen einige
Banken ſoll wegen Nichtabgabe ihrer Deviſenvorräte gerichtlich
vongegangen werden. Weitere einſchneidende „Verordnungen
werden geplant. Der geſamte Telephonverkehr iſt geſperrt. Weiter
geht in Warſchau das Gerücht um, daß der Außenminiſter Seyda
zurücktreten und an ſeine Stelle der bekannte
Expanſionspoli=
tiker und Deutſchenfeind Roman Dmowski treten wird.
Die Abwehrfront ſteht.
Berlin, 20. Juni. (Wolff.) Eine Konferenz der
Funk=
tionäre des Gewerkſchaftsringes (Verband der
deut=
ſchen Gewerkvereine Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten,
Allge=
meiner Eiſenbahnerverband, Ring deutſcher Beamtenverbände)
aus dem geſamten beſetzten Gebiet faßte am Sonntag in
Mar=
burg a. d. Lahn nachfolgende Entſchließung:
Die in Marburg verſammelten Vertreter des
Gewerkſchafts=
ringes deutſcher Arbeiter=, Angeſtellten= und Beamtenverbände
aus dem alt= und neubeſetzten Gebiet unterſtreichen erneut den
unbeugſamen Willen ihrer Mitglieder zum
Verhar=
ren impaſſiven Widerſtand. Weder die verſchärfte
Hetze parteipolitiſcher extremer Elemente, noch die unzulängliche
Handel und Landwirtſchaft ſollen den Abwehrkampf erlahmen
laſſen. Die freiheitlich=nationale Arbeitnehmerſchaft iſt nach wie
vor bereit, ſich ſchützend vor den um ſeine Exiſtenz ſchwer
kämp=
fenden deutſchen Volksſtaat zu ſtellen. Die öffentliche kritiſche
Stellungnahme der Spitzengewerkſchaft in den Frägen der
unzu=
länglichen und mit unerträglichen Forderungen verbundenen
Ga=
rantieangebote des Reichsberbandes der deutſchen Induſtrie und
des deutſchen Landbundes wird reſtlos gebilligt. Darüber hinaus
wird die Spitzenorganiſation erſucht, mit allem Nachdruck für
eine ſtändige Anpaſſung der Löhne und Gehälter an die
Preisentwicklung unter Aufgebot aller gewerkſchaftlichen
Kampfmittel zu ſorgen. Daß das Rhein= und Ruhrgebiet
ein unlösbarer Beſtandteil des Deutſchen
Rei=
chesiſt und bleiben wird, iſt in den Kreiſen der freiheitlich=
natio=
nalen Arbeitnehmerſchaft eine abſolute Selbſtverſtändlichkeit.
Schießerei der Franzoſen in Mannheim.
TU. Mannheim, 21. Juni. In der vergangenen Nacht
zwiſchen 1 und 2 Uhr ſpielten ſich in der Gegend des Jungbuſch
und des Luiſenringes ſchwere Ausſchreitungen von
An=
gehörigen der franzöſiſchen Beſatzung ab. Wie die
Po=
lizeidirektion mitteilt, hielten ſich die franzöſiſchen Soldaten auf
volver mit dem Ruf „Hände hoch!” die Vorübergehenden.
Nach=
dem ſich die Franzoſen ins beſetzte Gebiet zurückgezogen hatten,
beamten, das von dieſen erwidert wurde. Ein Polizeibeamter
wurde von einem Querſchläger getroffen. Nach dem Vorfall
Unterſuchung des Vorfalles iſt im Gange.
Fürſtin Marie zu Erbach=Schönberg X
* Am Mittwoch iſt auf Schloß Schönberg nach ganz kurzem
Krankſein die Fürſtin Marie zu Erbach=Schönberg unerwartet
geſtorben.
Mit der Fürſtin Marie zu Erbach=Schönberg iſt eine Frau
aus dem Leben geſchieden, die jahrzehntelang in dem
geſellſchaft=
lichen, geiſtigen und künſtleriſchen Leben Darmſtadts und Heſſens
eine nicht von ihr gewollte, aber durch ihre Perſönlichkeit und
ihre Verwandtſchaft zum Großherzoglichen Hof bedingte
füh=
rende Rolle geſpielt hat. Selbſt Künſtlerin von weit über den
Durchſchnitt gehender Begabung, ließ ſie der Kunſt, beſonders
der Muſik weiteſtgehende Förderung angedeihen. Wie ſchon
vor ihr die Eltern der Fürſtin, war ſie ſelbſt über 25 Jahre lang
Protektorin der Schmittſchen Akademie für Tonkunſt, die in ihr
eine ſtets warmherzige Förderin und Freundin betrauert. Nach
der Verſtadtlichung der Akademie gehörte die Fürſtin auch dem
Kuratorium der Akademie an. Wie der Kunſt, ſo war die
Für=
ſtin auch alzeit eine Förderin der Wohlfahrtsbeſtrebungen in
Darmſtadt, und gehörte vielen Vereinen und Geſellſchaften an.
Gelegentlich der Veröffentlichung ihrer „Erinnerungen”
haben wir in einem längeren Aufſatz ihr Lebensbild gezeichnet.
Dieſes und die dem letzten Bande ihrer Lebenserinnerungen
ent=
nommenen Abſchnitte ſind unſeren Leſern noch in Erinnerung.
Nicht nur eine edle, warmherzige Frau ſprach aus dieſen
Blät=
tern, ſondern auch eine feine Beobachterin alles ſeeliſchen
Ge=
ſchehens in ihrer Umgebung, und eine feinempfindende Dichterin.
Dieſe möge hier nochmals zu Worte kommen in den
Schluß=
akkorden ihres Buches „Erklungenes und Verklungenes” (Litera
A.6. Darmſtadt).
Das Kreuz am Wege.
Wie eine Viſion des Kommenden, wie eine Mahnung an
jeden Wanderer, der des Weges kommt, ließ ich es erſtehen, das
ſchlichte Kreuz von rötlichem Geſtein.
Oben auf der Höhe erhebt es ſich am Waldesrand, dort, wo
man hineinſieht in das weite Land, über Berge und Täler und
hinüber in die lachende Ebene.
Eine Dornenkrone iſt darauf eingemeißelt und weithin
ſicht=
bar die Worte des Propheten:
Land, Land, Land,
Höre des Herren Wort!
Unten am Fuße des Balkens ſteht:
Während des Weltkriege
errichtet.
1915.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 22. Juni 1923.
Beſchlagnahme von Reichsbankgeldern in Dortmund.
m. Berlin, 21. Juni. Ueber den letzten franzöſiſchen „
Be=
ſuch” in der Reichsbankhauptſtelle in Dortmund erhalten wir
ſiſchen Truppen, die unter Führung von franzöſiſchen
Zivilbeam=
ten dort frühmorgens die Reichsbankhauptſtelle beſetzten, nahmen
aus den Treſors ungefähr 52 Milliarden Mark fort, womit die ſich davon durch Augenſchein,überzeugen will, kann Tag für Tag
Geſamtſumme der bei der Reichsbank beſchlagnahmten Pabiek= in den ſpäten Nachmittags= und Abendſtunden die Ankunft
ſol=
geldbeträge auf rund 180 Milliarden Mark geſtiegen iſt. Aber cher bemitleidenswerter Transporte beobachten. Geſtern abend
damit nicht genug, ſie ſchritten auch zu einer erneuten Fälſchu. g
von Reichsbanknoten. Die Reichsbank läßt in Dortmund, wie in etwa 50 bis 60 Perſonen, Frauen und Kinder, nach Darmſtadt
Mülheim=Ruhr Noten unter Zuhilfenahme von privaten
Druckereien herſtellen. Durch die bekannten Vorgänge in
Mül=
heim gewarnt, hatte ſie jetzt angeordnet, daß die Notenbogen in
der Druckerei nicht völlig fertig gedruckt werden. Die
Numme=
rierung der Bogen und die Zerſchneidung zu Notenformularen
erfolgte in einem beſonders hergerichteten Naum der
Reichsbank=
hauptſtelle ſelbſt. In dieſen Naum drangen die Franzoſen ein,
zwangen die daſelbſt beſchäftigten Arbeiter, unvollſtändig be= Troſt, wieder mit dem Oberhaupt der Familie vereint zu ſein.
druckte über den Geſamtbetrag von 1090 Millionen lautende Bo= Aber eine bittere Pille trübt das Wiederſehen! Da den ganzen
gen zu nummerieren und zu ſchneiden. Die ſo fertig geſtellten
Notenformulare nahmen ſie mit ſich fort. Natürlich ſind dieſe
Formulare keine gültigen Bauknoten, da ſie uicht für Rechnung
der Reichsbank fertiggeſtellt, und nicht von ihr in Betrieb
ge=
geben worden ſind. Leider laſſen ſich dieſe Fälſchungen aber von
echten Noten nicht unterſcheiden.
Von Ruhr und Rhein.
Münſter i. W., 20. Juni. (Wolff.) Zwiſchen Eickel und
Herne ſind 2 franzöſiſche Güterzüge
zuſammenge=
ſtoßen.
Eſſen, 21. Juni. (Wolff.) In Rauxel
beſchlag=
nahmten die Franzoſen bei der Reichsbanknebenſtelle
7560000 Mark.
In Lünen iſt eine Kompagnie Infanterie und eine
Schwa=
dron Kavallerie eingerückt, um die der Stadt auferlegte
Kon=
tribution von 50 Millionen Mark einzutreiben.
Sie ſetzen die Kontributionen in der Stadt ſelbſt fort.
Auf dem Bahnhof Dortmund=Süd ſind den Franzoſen von Haus und Herd verjagt werden, iſt ſo offenkundig, daß wohl
25 Lokomotiven in die Hände gefallen.
wich bei Recklinghauſen wurde a m 18. d8. die Frau des
Schuh=
machers Schubert von franzöſiſchen
Soldatenüber=
fallen und vergewaltigt.
Die Erſchießung des franzöſiſchen Eiſen=
bahpoſiens bei Necklinghauſen.
Der Täter kein Deutſcher.
Recklinghauſen, 21. Juni. Bekanntlich wurde in der
Nacht zum 12. Juni ein Wachtpoſten des franzöſiſchen 117.
In=
fanterieregiments in der Nähe des Recklinghauſener Bahnhofs. Darſtellung über den Verlauf der Dinge. Das politiſche
Depar=
erſchoſſen aufgefunden. Wie üblich, wurde die Erſchießung des
Brutalität des franzöſiſchen Militarismus, noch die bedauerliche Poſtens ſofort den Deutſchen in die Schuhe geſchoben und
bil=
dete infolgedeſſen den Anlaß ſchärfſter Repreſſalien und ſchwer=
Preis= und Lohnpolitik kurzſichtiger Unternehmer in Induſtrie, ſter Ausſchreitungen des franzöſiſchen Militärs gegen die
deut=
ſche Zivilbevölkerung. Inzwiſchen ſind die franzöſiſchen
Tat=
beſtandsfeſtſtellungen bekannt geworden. Dieſes Dokument iſt
äußerſt wertvoll, denn es enthält nicht die geringſte Handhabe
dafür, daß der Täter ein Deutſcher geweſen ſein könnte. Nach Angora zwiſchen der türkiſchen Regierung und den Vertretern
Lage der Verhältniſſe iſt dies ganz ausgeſchloſſen. So haben
zwei weitere, von dem Erſchoſſenen nur 30 bzw. 80 Meter
ent=
fernte franzöſiſche Poſten nichts Verdächtiges wahrgenommen.
dem Schuß, durch den ſie ja aufmerkſam gemacht werden mußten.
Auch der wachthabende Adjutant der Bahnhofswache, der im
Augenblick des Schuſſes die Wache verließ und ſich zum Tatort
begab, hätte den Täter bemerken müſſen. Eine Annäherung des
Täters war ferner ſchon deshalb unmöglich, weil der Poſten
hinter einem etwa fünf Meter hohen Bahndamm ſtand, der an
des Tatorts ſogar mit Stacheldrahwerhau verſehen war.
Be=
zeichnend iſt, daß ſich die franzöſiſchen Angaben über die Art der
Verwundung des getöteten Poſtens widerſprechen, daß die Leiche
ferner ſchleunigſt fortgeſchafft und daß es ſchließlich keinem
deut=
ſchen Sachverſtändigen geſtattet wurde, die Art der
Schußver=
letzung feſtzuſtellen. Aus all dieſen Umſtänden muß der Schluß
unbeſetztem Gebiet auf und überfielen unter vorgehaltenem Re= eigentlichen Beweismaterial zurückhält, um die reſtloſe Auf= man nach wie vor die größte Schwierigkeit in einer
klärung der Dat zu verhindern und den deutſchen Behörden ihre Regelüng der türliſchen Staatsſchulden, über die ſich die Kabi=
Unterſuchungen zu erſchweren. Aller Wahrſcheinlichkeit iſt der
eröffneten ſie ein Schützenfeuer gegen die deutſchen Polizei= franzöſiſche Poſten durchaus nicht mit Abſicht erſchoſſen worden, An Bemühungen, die Türken zu einem Nachgeben zu
veranlaſ=
läſſige Tötung vor, wie ſolche durch die fahrläſſige Handhabung
patrouillierten die Franzoſen in das unbeſetzte Gebiet. Eine der Schußwaffen durch die Beſatzungstruppen im beſetzten
Ge=
biet ſchon verſchiedene Male vorgekommen ſind.
Manches Gebet für unſer geliebtes deutſches Volk iſt dort
aufgeſtiegen, wenn die fernen Kanonendonner herübertönten.
Schlußakkorde.
Und nun iſt es Abend geworden.
Die letken Sonnenſtrahlen fallen durch die hohen,
farben=
frohen Fenſter des Domes, den ich mit meinen Wandergefährten
zum Abſchied betrete.
Kühl und ſtill und feierlich umwölbt uns dämmernd der
Säulen Pracht.
Sehnend und erwartungsvoll hebe ich die Augen empor zu
der im ſanften Silberlicht ſchimmernden Orgel und zu der
Ge=
ſtalt, die leiſe und ſchattenhaft da oben herangleitet . . . Wenige
Augenblicke noch — und es ſchweben und rauſchen durch den
Naum die hohen Klänge, wie ſie nur wenigen geſchenkt worden
auf dieſer Erde. Er, der Reine, der Weltentrückte, der kindlich
Gläubige, unter deſſen Händen die Orgel erbebt, ſieht den
Him=
mel offen, blickt tief hinein in verborgene Herrlichkeiten. Er hört
und erblickt, was wir nur ahnen, das, was durch enge Spalten
zu uns dringt — Abglanz nur, der fernen Schönheit Saum.
Ihm, ihm, dem Unſcheinbaren, iſt es beſchieden, das ihm vom
Göttlichen Geoffenbarte in ſelig ſchwingenden Tönen auf die
Lauſchenden, die nach Himmelsharmonien Lechzenden,
herab=
ſtrömei zu laſſen.
O. dieſe Fernrufe von drüben, wer könnte ſie hören, ohne
in Aubetung das Antlitz empor zu heben, dem Licht, dem Leben,
den ewigen Klängen entgegen
Du Geſegneter, ſchon längſt in ſeligen Gefilden Weilender,
ich danke dir, daß ich mit deinen Augen ſehen, mit deinen Ohren
hören und mit dir eindringen durfte in den geheimnisvollen
Urquell ſeraphiſcher Muſikwellen.
Die Schlußakkorde ſind verklungen. Auch ſie gehören zu dem
Verklungenen. Aber zu dem Verklungenen, das leiſe
weiter=
klingt, in die Ewigkeit hinein.
Hans Pfitzners: Von deutſcher Seele.
en aifin e e Auiſele.
* Ich habe ein neues großes Werk des großen Künſtlers
vor mir, der uns in der „Roſe vom Liebesgarten” lieb, im
Paleſtrina” bewundernswert iſt und bleiben wird. Und ich
finde dieſes Werk ſeines Meiſters würdig. Aber die Mängel?
Ich weiß ſchon. Die Längen? Ja. Beſonders einiger
Zwi=
ſchenſpiele. Die Wiederholung der Nachtſtimme? Ja. Die
auf=
fallende melodiſche Schwäche des Liederteils? Der kaum
ge=
glückte Aufbau der beiden großen Schlußſteigerungen? Die
Ge=
brechen der formalen Geſtaltung überhaupt, die mit einigen
Helft den Ausgewieſenen!
wd. Darmſtadt, 21. Juni. Die Zahl der aus dem
Main=
von zuſtändiger Stelle folgende nähere Einzelheiten: Die franzö= zer Eiſenbahndirektionsbezirk ausgewieſenen
Eiſen=
bahner hat in den letzten Tagen bereits die 1600 überſchritten.
Die Abſchiebung der Familienangehörigen der vertriebenen
Eiſenbahner vollzieht ſich unter den traurigſten Umſtänden. Wer
gegen 110 Uhr kam noch ein Möbelwagen von Groß=Gerau, der
brachte. Sie waren den ganzen Tag unterwegs geweſen: von
Bingerbrück mit dem Schiff nach Mainz, zu Fuß mit
unmün=
digen Kindern und Gepäck ohne männliche Hilfe über die Brücke
nach Koſtheim und Guſtavsburg, von dort mit Kraftwagen nach
Groß=Gerau bis zur Sperre und dann endlich im Möbelwagen
zur letzten Etappe. Müde, abgehetzt und hungrig kommen die
vertriebenen Angehörigen hier an, glücklich aber in dem einen
Tag über ſchon faſt 100 Familienangehörige angekommen ſind,
iſt die vorhandene Unterkunftsmöglichkeit erſchöpft. Die Hotels
ſind beſetzt, Privatquartiere nicht angeboten. Was tun! In
letzter Stunde erklären ſich die hieſigen Barmherzigen Schweſtern
zur Aufnahme bereit, ſo daß ſie bis zu ihrer Ueberſiedelung
nach Frankfurt a. M., deſſen Eiſenbahnerflüchtlingsſtelle über
reichlichere Unterkünfte verfügt, geborgen ſind. Für den heutigen
Abend iſt wiederum die Ankunft von 300 heimatloſen
Familien=
angehörigen angekündigt, und ſo geht es von Tag zu Tag.
Wer hilft den Eiſenbahnern mit, dieſes immer neue
Pro=
blem zu löſen? Es handelt ſich darum, den müden und
abgehetz=
ten Frauen und Kindern die erſten Stunden in der Fremde nicht
allzu bitter werden zu laſſen, indem man ihnen für die erſte
Nacht ein Obdach gibt, und es wird nur dieſer Anregung
be=
dürfen, um die Darmſtädter Bürger, die bisher für die Leiden
der Ausgewieſenen ſtets ein offenes Herz gehabt haben, zur
Be=
reitſtellung von erſten Unterkunftsmöglichkeiten zu veranlaſſen.
Die Notlage dieſer Familien, die, wie bekannt, ohne ihre Möbel
niemand, der dazu in der Lage iſt, ſich von dieſem Liebeswerk
Münſteri. W. 20. Juni. (Wolff.) In der Feldmark Suder= ausſchließen wird. Meldungen werden an die
Eiſenbahner=
flüchtlingsſtelle am Hauptbahnhof erbeten.
Schweizer Proteſt in Paris.
Bern, 21. Juni. (Wolff.) Schweizeriſche
Depeſchenagen=
tur. Der Bericht des ſchweizeriſchen Konſuls in Düſſeldorf über
die Erſchießung des Schweizers Schlee in
Dort=
mund iſt heute beim politiſchen Oepartement eingetroffen. Er
enthält die unterſchriftliche Beſtätigung der Dame, mit welcher
Schlee am fraglichen Tage promenierte, zu der bereits bekannten
tement wurde bei der franzöſiſchen Regierung durch Vermittlung
der Geſandtſchaft in Paris vorſtellig, verlangte eine ſtrenge
Unterſüchung und ſtellte Schadenerſatzforderungen.
Stillſiand der Lauſanner Verhandlungen.
* Paris, 22. Juni. (Priv.=Tel.) Die augenblicklich in
von über zwanzig mit ausſchließlich franzöſiſchem Kapital
arbei=
tenden Konzeſſionsgeſellſchaften in Gang befindlichen
Verhand=
lungen ſind jetz, zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt. Die eng=
Den beiden Poſten hätte die Annäherung eines Täters unbe= liſchen und franzöſiſchen Vertreter haben Angora bereits wieder
dingt aufallen müſſen, noch mehr aber deſſen Entfernung nach verlaſſen. 18 Geſellſchaften haben ſich mit der türkiſchen
Regie=
rung geeinigt, und wenn auch noch nicht von einem vollgültigen
Vertrag geſprochen werden kann, ſo ſind die Verträge doch in
ihren großen Umriſſen fertiggeſtellt.
Auf der anderen Seite ſpricht man noch immer von dem
toten Punkt, auf welchem ſich zurzeit die Lauſanner
ſeinem Fuße mit einer etwa zwei Meter hohen Mauer bzw. Konferenz befindet. Die engliſche Delegation hat eines ihrer
Maſchendrahtzaun abgegrenzt und in der näheren umgebung Mitglieder zur Berichterſtattung nach London geſchickt. In
fran=
zöſiſchen Kreiſen iſt man nach wie vor nicht ſehr peſſimiſtiſch
ge=
ſtimmt, ſondern hofft, daß ſich der Abbruch der
Verhand=
lungen doch noch werde vermeiden laſſen. Die
gemein=
ſame Note der Allierten an die Türkei werde übrigens, wie
der Temps heute zuverläſſig erfährt, durchaus nicht
ultima=
tiven Charakter tragen. Vor allem fehlt jegliche
Friſt=
gezogen werden, daß die Beſatzungsbehörde abſichtlich mit ihrem feſtſetzung für die Beantwortung der Note. In Paris erblickt
nette von Paris, London und Rom noch nicht einigen konnten.
ſondern es liegt auch hier wieder ein Unglücksfall oder eine fahr= ſen, fehlte es bisher keinesfalls. So iſt auch heute wieder ein
ſolcher Schritt bei Ismet Paſcha unternommen worden, und
zwar bon dem Vertreter Amerikas. Ob er jedoch Erfolg haben
wird iſt bis zur Stunde noch nicht bekannt.
Motivwiederholungen vergebens vereinheitlichen möchte, und
kaum verkitten konnte, was aus loſen Stücken entſtanden iſt?
Die rhythmiſche Monotonie ausgedehnter Partien? Der oft
geradezu gsketiſche Orcheſterklang? Ja, ja, das alles weiß ich.
Und dennoch: dies Werk ſpricht nicht bloß zu meinem Wiſſen,
ſondern viel mehr noch zu meinem Empfinden. Die Romantik.
die „erpreſſeriſche” Sentimentalität, das Gemüt ſind entgegen
dem, was ein ſehr kluger kosmopolitiſcher Jüngling uns erſt
neulich gepredigt hat, noch keineswegs tot, und noch weniger das
heute verpönteſte und am ſchwerſten kompromittierte aller
Eigen=
ſchaftswörter, das kleine Wort: deutſch. Es iſt wirklich viel von
deutſcher Seele in dieſer letzten Tat des letzten Ritters der
Romantik. Gleich die einfache Reſignation des Anfangs: die
Rethelſche Todestanzſzene mit dem Tod als Poſtillon, die das
erſte Orcheſterzwiſchenſpiel packend malt; der grimme Humor,
der ſich wacker mit dem Sturme zauſen will, aber lieber kein
Narr iſt und daheim bleibt; das luſtige Intermezzo vom
krähen=
den Hahn; die wundervolle Nachtſtimmung mit dem ſilbrig
klin=
genden Marſch der Sterne und dem treu=frommen Choral voll
Buße, Weihe und Zuverſicht. Und im zweiten Teil: der
ergrei=
fende Ernſt des Vorſpiels und Einleitungschors, dann ein
wah=
res Glanzſtück: vom „blinden Paſſagier bei Nacht” und der
fröh=
liche Abſchluß des Liederteils. Iſt das zu wenig? Wo wird
heute derlei auf der Gaſſe gefunden? Die Schlüſſe ſind keine
Apotheoſen von der Mächtigkeit der „Achten” Mahlers; die
Reſignation hat nicht den weiten Horizont, den Ausblick aufs
Ewige wie im „Lied von der Erde‟. Aber doch iſt es ein Lied,
wenn auch nicht von der ganzen, ſo doch von der deutſchen Erde.
Und aus einer deutſchen Seele geſungen, und darum unfehlbar
gleichgeſtimmte Saiten zur Reſonanz bewegend. Niemand ſchäme
ſich, zu geſtehen, daß er hier empfindſam ſei. Gemüt und Lied,
zwei in keine Sprache überſetzbare Worte, ſind ſo völlig deutſche
Begriffe, daß wir ſie nicht ganz verlieren könnten, bemühen wir
uns noch ſo ſehr, ſie vor dem tief verehrten Ausland und vor
uns ſelber, und damit uns ſelber lächerlich zu machen. In ihnen
liegt unſere Zuverſicht und in dem grundloſen, aber
glaubens=
frohen Optimismus, der in ihnen wohnt und der auch Pfitzners
Werke geſchaffen hat und trägt, die Hoffnung unſerer Zukunft:
die Wiedergeburt des deutſchen Geiſtes aus der deutſchen Seele!
„Wohl vor lauter Singen, Singen
Kommen wir nicht recht zum Leben,
Wieder ohne rechtes Leben
Muß zu Ende gehn das Singen.
Ging zu Ende dann das Singen,
Mögen wir auch nicht länger leben ..."
R. S. Hoffmann
(aus einer Beſprechung der Berliner Uraufführungl.
Seite 3
Rummer 170.
„Republik, ſenke deine Fahne
oder laß ſie ſiegen!“
„Die Zukunft der deutſchen Nation.”
Die ſozialiſtiſche Monatsſchrift „Der
Firn” veröffentlicht unter obiger Ueberſchrift einen
Aufſatz, dem wir folgendes entnehmen:
„Im beſetzten Ruhrgebiet fallen täglich ein paar
Volks=
genoſſen unter franzöſiſchen Kugeln und
Bajo=
netten. Sie tun es nicht mit der „Wacht am Rhein” auf den
Lippen. Sie ſterben nicht unter den Klängen des
Deutſchland=
liedes. Aber ſie fallen und ſterben. Und die tiefen
In=
ſtinkte des Volkes ſagen den Ueberlebenden, die möglicherweiſe
morgen unter den Fallenden ſein werden, daß ſie gefallen ſind
für die Zukunft der deutſchen Nation. Irren ſie?
Unter dem Todesröcheln der täglichen Opfer
an der Ruhr, unter den Seufzern der täglich zu Hunderten mit
Weib und Kind von Scholle, Herd und Arbeitsſtätte verjagten
Aufrechten, die wie eine endloſe Elendskarawane ihre
Land=
ſtraße ziehen, bahnt ſich ſtill die große Verſöhnung” der
„friedliche” Ausgleich ſeinen Weg. Da wird ausgeglichen:
die Ruhr kommt zurück, dafür reklamieren wir Rhein und Saar
nicht mehr. (Daß es mal im deutſchen Herzen eine deutſches
Elſaß gab, wer denkt noch daran?) Da bekommt Frankreich eine
erſte Hypothek auf deutſchen Grund und Boden und verpflichtet
ſich, zum Ausgleich aus der ſichtbaren Beſetzung eine unſichtbare
zu machen. (Daß es mal in der Welt ein deutſches Kolonialreich
gab, wer denkt noch daran?) Frankreich behält ſeine
unbe=
ſchränkte Armee, Deutſchland keine, Frankreich ſeine Flugflotte
und Deutſchland keine: die Kontrollkommiſſionen, die paraſitären
Vögte, die Feſſeln und Kainsmale des Vertrages von Verſailles
bleiben. Was tun unſere Regierenden in
Deutſch=
land? Die einen wünſchen den engſten Anſchluß
an Frankreich, nicht aus Neigung für den Herrn der
ſchwar=
zen Heerſcharen am Rhein, wohl aber gegen eine entſprechende
Herabſetzung der Schulden von Verſailles. Die anderen
predigen den Anſchluß an England, nicht aus
Sym=
pathie, ſondern in der Hoffnung auf eine große Anleihe in
eng=
liſchen Pfunden. Und weil der Dollar noch höher ſteht, wäre es
da nicht ſchön, wenn ſich Amerika unſerer liebevoll annehmen
würde? Indeſſen verinnen an Rhein und Ruhr die Tage und
Stunden. Die Verjagten ziehen hinaus in den Nebel, die
Ge=
troffenen ſinken zur Erde oder ſchmachten in franzöſiſchen
Ge=
fängniſſen. Wofür ſind ſie gefallen, wofür leiden
ſie, wofür?
Wer in der Welt denkt an die Wiederherſtellung
Deutſch=
lands als ſouveränen Staat? Keine Menſch! Ach, ſie wiſſen
nicht, die Wackeren auf dem Brachfeld im Weſten, wozu ihr
heroiſches Opfer gut ſein kann! Frei wollen wir wieder
ſein, ſelbſt wenn wir in Ketten geboren wären. Wir wiſſen,
daß Rußland tief am Boden liegt. Noch ſind wir nicht ſo weit,
zu ihm hinabſteigen zu müſſen. Und unſer Stirb und
werde” würde ſeinen Tod bedeuten. Will Rußland mit uns
redlich kämpfen für die Eroberung der Welt durch Demokratie
und Sozialismus, dann ſtrecken wir die Hand aus zu ihm, und
wir werden gemeinſam unbeſiegbar ſein. Will es uns zum
Tummelplatz des Chaos machen, zum Schlachthof
Europas, wofür wir denſelben Preis der Vernichtung zahlen
ſollen, wie es ſelbſt, um nachher Rußlands heutigen Stand der
primitiven Wirtſchaft und des Maſſenſterbens zu erreichen, dann
wüßten wir nicht, daß wir durch die Ueberwindung des
weſteuro=
päiſchen und angelſächſiſchen Kapitalismus und Militarismus
gehunnen hätten. Sterben und verweſen können
wir allein. Und auch das wollen wir nicht. So lange
die deutſche Nation und das deutſche Volk in
Sklavenketten liegen, kann das deutſche
Pro=
letariat nichtfrei ſein. Es geht um heiligſtes Gut eines,
nein zweier großer Völker. Die Zeit wird reif, das Reich wird
uns, treten wir an zum letzten Gang. Rußland ſteigt mit uns
empor, oder es geht ohne uns unter, wie wir vielleicht ohne
Rußland. Die deutſche Nepublik aber, deren
ausſchließ=
liche Betätigung ſeit fünf Jahren in der Unterzeichnung der
demütigendſten Kapitulationen lag, ſie muß ſich jetzt
be=
haupten oder ſterben. Sie muß ihre Fahne
hiſ=
ſen und das deutſche Proletariat auf die
Schan=
zen rufen. Ehe Deutſchlands Republik nicht
ihre Fahneins Blutder Peiniger und Bedrücker
geſenkt hat hat ſie keinen Anſpruch auf Ehre
und Leben. Und wenn ihr die deutſche Jugend fragt, dann
wverden Millionen aufatmender Brüſte freudig den letzten Stoß
gegen unſere Ehre und Freiheit auffangen.
Erhöhte Poſigebühren ab 1. Auguſt.
U. Berlin, 21. Juni. Die Reichspoſtverwaltung bereitet
einen neuen Poſtgebührenentwurf vor, der ſpäteſtens am
1. Auguſt in Kraft treten ſoll.
Führer zur Kunſt und Kultur Aſiens.
Von Dr. Zeh, Heppenheim a. d. B.
IK.
Wie dann die weitere Entwicklungslinie des oſtaſiatiſchen
Kunſtgewerbes bis zu ſeinem Niedergang in einer die Tektonik
der Formen überwuchernden, in der Mingzeit (1368—1644)
be=
reits einſetzenden Ueberdekoration, deren letzte Entartung man
in Europa gewöhnlich als das charakteriſtiſche Merkmal
oſtaſia=
tiſcher Kunſt anſieht, bloßgelegt und kritiſch gewertet wird,
ver=
dient unſere volle Zuſtimmung. Nur mit der etwas niedrigen
Einſchätzung der Grabbeigaben der Hanzeit (202 v. Chr. bis
220 n. Chr.) kann man ſich nicht ganz einverſtanden erklären.
Und auch das ſollte nicht verſchwiegen werden, daß ſich die ſo
hochſtehende chineſiſche Keramik nicht immer freigehalten hat von
Vergewaltigungen des Materials, dem man z. B. in der
Han=
zeit oft den ganz unkeramiſchen Charakter von Bronzeformen
gab, da in dieſem Ausnahmefall eine hyperkonſervative
hiſtori=
ſierend: Einſtellung über eine vernunftgemäße Formung ſiegte.
Auch viele jener alten Porzellane, die der dem 16. Jahrhundert
angehörende Sammler Hſiang=Yüan=pien in einem Katalog
herausgab (in einer Kopie von Buſhell zugänglich gemacht)
muß man trotz ihrer bezaubernden, ſo phantaſievollen
Formenſchönheit als ganz materialwidrig bezeichnen.
Den=
ſelben Mißgriff in der Materialverarbeitung hat ſich ja
auch bekanntlich die griechiſche Keramik nur zu oft
zu=
ſchulden kommen laſſen, wenn ſie ſich bei dem Aufdrehen der
Tongefäße von Bronzeformen abhängig machte. Dort aber, wo
nicht eine hiſtoriſierende Reflexion ausſchlaggebend war, hat die
oſtaſiatiſche glaſurkoloriſtiſche Keramik Werke von einer
unver=
gänglichen Vitalität hervorgebracht, weil die Töpfer ſich weiſe
darauf beſchränkten, nur die im Entſtehungsprozeß ihres
Hand=
werks ſelbſt liegenden Weſenheiten zu geſtalten unter Verzicht
auf jegliches unſachliche Beiwerk. In den beſten Schöpfungen der
oſtaſiatiſchen Töpferei ſind zum vollſten Ausdruck gebracht und
zur harmoniſchen Einheit geſteigert: die von der Hand des
Meiſters geſtaltete Wandelbarkeit des jedem Fingerdruck
nach=
gebenden Werkſtoffes, die Wirkung des härtenden, farbenzaubern
den, von kluger Hand gelenkten Feuers, das Erſtarren der Geräte
nach dem Brennprozeß. Aber gerade von dieſen ſtillen Schöpfungen
gelten die Worte des Confucius: „Jedes Ding hat ſeine
Schön=
heit, aber nicht jeder ſieht ſie.” — Wenn für das chineſiſche
Kunſt=
gewerbe die Keramik ſozuſagen der Wegweiſer durch die
Stil=
enttsicklung iſt, ſo iſt es in Japan die Lackkunſt. Es wurde ſchon
einmal in dieſen Aufſätzen darauf hingewieſen, daß entſprechend
der Verſchiedenheit der Relieftypen der Landſchaften Chings und
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Juni 1923.
Wiederaufbau der deutſchen Handelsflotte.
Zuſammenarbeit zwiſchen Nord und Süd.
Bremen, 21. Juni. (Wolff.) Anläßlich der erfolgten
In=
dienſtſtellung des auf der Werft des Stettiner Vulkan in Bredow
bei Stetin neu erbauten Doppelſchrauben=Perſonen= und
Poſtdampfers „München” hat geſtern der Norddeutſche
Lloyd die Spitzen der bremiſchen Behörden, ſowie eine große
Zahl Preſſevertreter aus allen Teilen Deutſchlands, ſpeziell aus
Bayern zur Beſichtigung des Schiffes eingeladen. Der Dampfer
„München” iſt ein Schiff von 13 258 Regiſtertonnen, das künftig
auf der Linie Bremen=New=York verkehren ſoll und morgen ſeine
erſte Reiſe von Bremerhaven aus antritt. Generaldirektor
Stinning begrüßte die Gäſte an Bord des Dampfers nach der
Be=
ſichtigung beim Feſteſſen mit einer Rede, in der er u. a.
Folgen=
des ausführte:
In Zeiten wirtſchaftlichen Verfalls, wie ihn die Geſchichte
ſelten ſah, unternahm der Norddeutſche Lloyd den
Ver=
ſuch, einen Teil der einſt ſo ſtolzen deutſchen Handelsflotte wieder
aufzubauen. Wir wiſſen nicht, ob der Grund, auf dem wir
bau=
ten, tragfähig ſein wird, aber wir dürfen nicht zweifeln an dem
ethiſchen Wert unſerer Wiederaufbauarbeit. Auch wir ſehen klar,
daß unverhüllter als jemals in der Weltgeſchichte das harte Wort
gilt „Macht geht vor Recht” das das Geſetz der Stunde iſt. Es
iſt ein beſonders ſchweres Schickſal unſeres Volkes, einem
Geg=
ner ausgeliefert zu ſein, der nicht wie ein Sieger aus eigener
Kraft im Gefühl ſeiner Stärke Großzügigkeit und Gerech igke::
zu üben vermag. Dennoch treten wir, allen Gefahren die Stirn
bietend, wieder auf den Schauplatz des internationalen
Wettbe=
werbs. Wir wagen es, weil wir die heilige Ueberzeugung haben,
daß nur der Zuſammenſchluß der noch vorhandenen
wirtſchaft=
lichen Kräfte Deutſchlands und ihre Einſtellung auf den
Wieder=
aufbau Deutſchlands und der Welt zur Rettung Deutſchlands
und der Ziviliſaton führen kann. Solche Wiederaufbauarbeit
be=
droht niemand. Die ſachlich urteilende Welt wird ein
Verſtänd=
nis dafür haben, daß ohne die deutſche Schiffahrt auch keine
deut=
ſche Wirtſchaft und keine Reparationen möglich ſind. Unſer
Leitſtern kann nur ſein: „Weiſe Selbſtbeſchränkung und
qualita=
tive Arbeit‟ Wir müſſen das Vertrauen haben, daß unſer
ehr=
licher Wille ſich ſchließlich durchſetzen und daß das
Sittlichkeits=
prinzip auch in der Politik ſich wieder zur Geltung bringen wird.
In dieſem Sinne bitte ich Sie, unſerem geknechteten aber mit
allen Mitteln wieder aufzurichtenden Vaterland ein Hoch zu
bringen.
Nach der Beſichtigung des neuen Dampfers hieß der
Präſi=
dent des Norddeutſchen Lloyds, Dr. Heinicken, die Gäſte an
der Abendtafel herzlich willkommen. Namens des Senats
er=
widerte dankend Bürgermeiſter Dr. Spitta, als Vertreter der
ſüddeutſchen Preſſe ſprach Schriftleiter Freund im Sinne der
Zuſammenarbeit zwiſchen Nord und Süd, für die Marine
er=
griff Admrial Hollweg das Wort. Den Schluß der
Tafel=
reden machte der bremiſche Finanzamts=Präſident. Dr. Carl
und der Kapitän der „München”, Brehm.
Das Schiff verläßt Bremerhaven vollbeſetzt mit Paſſagieren
heute Nachmittag zur erſten Ausreiſe nach New=York.
Erhöhung der Perſonentarife.
Berlin 21. Juni. (Wolff.) Zur Ausgleichung der
Eiſenbahntarife an die Geldentwertung hatte der
ſtän=
dige Ausſchuß des Reichseiſenbahnrats in ſeiner Sitzung vom
13. Juni eine Erhöhung der Perſonentarife um 300
Prozent in der erſten und zweiten Klaſſe, um 200 Prozent in der
dritten und vierten Klaſſe, ſowie der Gütertarife um 250
Pro=
zent befürwortet. Der Reichsverkehrsminiſter iſt dem
Gutachten des Ausſchuſſes über die Erhöhung der
Perſonen=
tarife beigetreten. Hinſichtlich der Gütertarife entſchied er
ſich in Anbetracht der inzwiſchen eingetretenen höheren
Bewer=
tung der Mark für eine Erhöhung um 200 Prozent, anſtatt
der urſprünglich vorgeſehenen 250 Prozent.
Ein deutſch=italieniſches Uebereinkommen.
Wechſelſeitige Unterſtützung Hilfsbedürftiger.
Berlin, 21. Juni. (Wolff.) Wie der Amtliche Preußiſche
Preſſedienſt auf Grund einer gemeinſamen Verfügung des
Miniſters des Innern und des Volkswohlfahrtsminiſters
mit=
teilt, iſt das Uebereinkommen zwiſchen dem Deutſchen
Reich und Italien wegen wechſelſeitiger Unterſtützung
Hilfsbedürftiger vom 8. Auguſt 1873 unter Beſchränkung
auf die Artikel 1 bis 4 am 8. Juli 1920 wieder in Kraft
ge=
ſetzt worden. Im Wege des Notenaustauſches iſt nunmehr mit
der italieniſchen Regierung vereinbart worden, daß die
Ab=
machungen, die in dem Uebereinkommen wegen der Fürſorge für
Hilfsbedürftige und körperlich und geiſtig kranke Perſonen ſowie
wegen der Uebernahme nach ihrem Heimatſtaate getroffen
wur=
den, bis auf weiteres auch auf hilfsbedürftige Geſunde
Anwen=
dung finden ſollen. Die Miniſter erſuchen die nachgeordneten
Behörden um Bcachtung dieſer neuen Vorſchrift.
Japans ſo auch das heitere Lebensgefühl Japans der Urkraft
Chinas entgegengeſetzt iſt. Dasſelbe gilt auch für das
Kunſt=
gewerbe beider Länder. Der großgefühlten Entwicklung des
chineſiſchen Kunſtgewerbes ſtellt Japan „die Zartheit äußerſter
Verfeinerung entgegen. Kleine techniſche und äſthetiſche Nüancen
werden dem Japaner zu Angelegenheiten von höchſter
Wichtig=
keir‟. Das zeigt beſonders die Lackkunſt, technologiſch ein
Holz=
dekor, ihre Geſchichte die des hölzernen Kleingerätes der
möbel=
loſen japaniſchen Zimmer. Die Blütezeit der japaniſchen
Lack=
kunſt fällt, wenn wir von den traumhaft ſchönen Schöpfungen
im Shöſoin abſehen, in die Fujiwaraperiode (859—1185). Neben
Lackierarbeiten von größter Zartheit ſteht die großartig einfache
edle Schwarzlacktruhe im Beſitze des japaniſchen Kaiſers (Abb. 81
be: Cohn=Wiener), die Kümmel als das großartigſte aller
japaniſchen Lackwerke preiſt und wegen ihrer ernſten
Formen=
ſprache eher einem chineſiſchen Künſtler zuſprechen möchte. In
dieſer Blütezeit iſt durchweg vorherrſchend der Flachlack, das ſog.
Hira (Fläche) makihe (Lack), während im 15. Jahrhundert das
Taka=makiye (der Relieflack) in voller Blüte ſteht. Ihren
ur=
ſprünglichen Zauber entfaltet die Lackkunſt im Hira=makiye. Im
ſpiegelnden Glanz der ebenen Lackflächen gehen die in den
Lack=
grund eingeſtreuten dekorativen Elemente (Metallſtaub,
Perl=
mutter, Beruſtein uſw.) zu einer unvergleichlichen Harmonie
zu=
ſammen. Neben Lackkäſten verſchiedener Beſtimmung ſind
be=
ſonders bekannt und geſchätzt die ſog. Inros, die zierlichen
Medizindöschen, die Opiate, Theriak und Pfefferminzkügelchen
enthielten, Geräte einer überfeinerten Lebensweiſe, die erſt
im Anfang des 16. Jahrhunderts aufkommen. In dieſer
Zeit ſetzen auch ſtiliſtiſch bedenkliche naturaliſtiſche
Darſtel=
lungen in der Lacktechnik ein. Die Lackarbeiten der
Tokugawa=
zeit (1600—1868) arten zuletzt in gekünſtelte Spielereien
routi=
nierter Händ: aus. Groſſe beurteilt aber dieſe ins Virtuoſentum
einmündende Entwicklung der japaniſchen Lackkunſt ganz richtig,
wenn er darauf hinweiſt, „daß dieſes ſpäte Virtuoſentum an
ſei=
ner Stelle ebenſo normal iſt wie das frühere Künſtlertum an der
ſeinigen. Auch die japaniſche Lackkunſt hat ſich nach dem inneren
Lebensgeſetz jeder Kunſt entwickelt. Bei immer reicherer
Aus=
bildung und willkürlicherer Verwendung der Technik wird der
Inhalt der Form geopfert, das Geſetz der Laune. Es iſt gerade
die Größe und die Schönheit der alten Kunſt, die der jüngeren
zum Verhängnis wird.” Eine „unheilbare Verkrüppelung” hat
die japaniſche Lackkunſt auch in der Tokugawazeit nicht erlitten.
So zeichnen ſich z. B. die Schöpfungen Koetſus (F 1637) und
Korins (1661—1716), die beide zu den gefeiertſten Malern
Ja=
pans gehören, noch aus durch eine dem großartigen maleriſchen
Empfinden ihrer Schöpfer entwachſende Wucht und geniale
Frei=
heit der Geſtaltung. Aber mit Korin ſtirbt der letzte große
Lack=
meiſter Japans.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Juni.
— Ernannt ſpurden: am 13. Juni 1923: der Lehrer i. R. Philipp
Berſch zu Rodheim, Kreis Gießen, zum Lehrer an der Volksſchule zu
Steinheim, Kreis Gießen; am 14. Juni 1923: der Lehrer Hugo
Gam=
bach, zu Rendel zum Lehrer an der Volksſchule zu Ober=Rosbach,
Kreis Friedberg; der Lehrer Hermann Kreiling zu Steinheim zum
Lehrer an der Volksſchule zu Heuchelheim, Kreis Gießen; der
Schul=
amtsanwärter Heinrich Spengler aus Biſſes zum Lehrer an der
Volksſchule zu Griedel, Kreis Friedberg.
Viertes Konzert des Muſikfeſtes: Pfitzners Kantate „Von deutſcher
Secle”. In der heutigen Aufführung von Pfitznars romantiſcher Kantate
„Von deutſcher Seele” nach Sprüchen und Gedichten von Joſeph von
Eichendorff für vier Soloſtimmen, gemiſchtem Chor, großes Orcheſter
und Orgel, wirken als Soliſten Anna Jacobs, Fritzi Jokl, Alexis af
Euehfelm und Johannes Biſchoff, denen hier ganz beſondere Aufgaben
zufallen. Der Chor iſt aus dem Chor des Heſſiſchen Landestheaters
und dem Chor des Muſikvereins zuſammengeſtellt; das Orcheſters des
Laudesthaters iſt auch für dieſes Konzert weſendlich verſtärkt. Die
Orgel ſpielt Wilhelm Borngäſſer. Taxtbücher für die Kantate ſind an
der Tageskaſſe zu kaufen.
„Louis Ferdinand‟. Die Aufführung von Fritz v. Unruhs „Louis
Ferdinand” am Samstag, den 23. Juni, findet im weſentlichen in der
alten Beſetzung mit Walther Reymer in der Titelrolle ſtatt. Nur
muß=
ten an größevem Rollen die der Königin mit Fräulein Sparrer vom
Schcuſpielhaus in Düſſeldorf und die des Königs mit Jofef Gielen
neu beſetzt werden. Die Inſzenierung des Werkes von Guſt. Hartung
ſuurde grundlegend für alle weiteren Aufführungen desſelben in
Deutſch=
land. Guſt. Hartung wurde von Generalindendant Zeiß aufgefordert,
uis Werk im Henbſt an den Bayeriſchen Staatstheatern in München zu
fzenieren.
Tanzgaſtſpiel Frail Gadescov. Heute beginnt der Vorverkauf für
das einmalige Tanzgaſtſpiel des Ruſſen Jrail Gadescov, das am
Diens=
tag, den 26. Juni, im Großen Haus des Landesthcaters geg.bben wird.
Frail Gadescod begann ſeine Laufbahn in London, wo er ſofort
Nieſen=
erfolg hatte. Von dort ging er nach Neu=York und war dort erſter
Solotänzer des Kaiſerlich Ruſſiſchen Balletts in der Metropolitanoper.
Nachher ging er nach Paris und trat im Grand=Theatro des Champs
Elyſées allein 80mal als Solotänzer in „Quo vadis” auf. In Berlin
hatte er einen Rieſenerfolg in den Kammerſpielen des Deutſchim
Thea=
ters. Die Berliner Preſſe hebt an ihm den Sinn für Stil, Form,
Plaſtik I)rvor, rühmt Prägnanz, Sicherheit, Eindringlichkeit, Rhythmus
und Raſſe. Sein ägyptiſcher Tanz wird über den der Sent M’Aheſa
geſtellt. Er iſt einer der ganz wenigen Tänzer, denen die weibiſche
Linie, das weibiſche Weſen, fremd iſt.
— Volkshochſchule, Darmſtadt. Führungen durch die
Lan=
desbibliothek. Wer ſich für die dritte und folgende Führungen
vor=
gemerkt hat, möge umgehend die Karte in der Geſchäftsſtelle der
Volks=
hochſchule, Wilhelminenſtraße 3, II, abholen. Ohne Karten kein
Zu=
tritt. Die dritte Führung findet am 26. Juni ſtatt; die dierte Führung
am 3. Juli; die fünfte Führung Donnerstag, den 28. Juni; die ſechſte
Führung, Mittwoch, den 4. Juli; die ſiebente Führung Donnerstag, den
Juli. Alle Führungen beginnen 6,30 Uhr pünktlich (Eingang im
Schloß, neben der früheren Hauptwache.)
— Mit der Volkshochſchule nach Erbach (Odenwald). Die zweite
Heimatwanderung führte am letzten Sonntag, trotz des ungünſtigen
Wetters faſt hundert Teilnehmer nach Erbach im Odenwald. Am
Ein=
gang des von einem mächtigen runden Turme überragten Schloſſes,
be=
grüßte Herr Archivrat Morneweg die Teilnehmer mit einem
geſchicht=
lichen Vortrag über die Entſtehung der Stadt und ſchilderte ihre
wech=
ſelvollen Schickſale im Laufe der Jahrhunderte. Darauf folgte die
Be=
ſichtigung der Sammlungen, deren Schöpfer Graf Franz der Erſte iſt,
ſein Denkmal ſteht vor dem Schloſſe. Mit unermüdlichem Fleiß und
un=
ter großen Opfern zuſammgetragen, finden ſich hier Altertümer,
Kunſt=
werke und Gegenſtände aller Art, ſo die herrliche Hubertuskapelle mit
dem wertvollen Schnitzwerk, den Stammbaum Chriſti darſtellend, und
dem großen Flügelaltar. In der Eginhardskapelle befinden ſich
Glas=
malereien aus dem Kloſter Altenberg, Grabſteine aus dem Kloſter
Steinbach und ein Steinſarg, der früher die Gebeine von Eginhard und
ſeiner Gemahlin Emma, den angeblichen Stammeltern des Erbacher
Grafengeſchlechtes, enthielt. Den Glanzpunkt bildet der Ritterſaal mit
den prachtvollen Glasmalereien an den hohen gotiſchen Fenſtern. In
prächtigen, z. T. kunſtvoll gearbeiteten Rüſtungen ſehen wir Ritter zu
Pferde und zu Fuß. Waffen aller Art und aus aller Zeit ſind
über=
ſichtlich geordnet und geben ein anſchauliches Bild über die Entwicklung
der Waffentechnik. Unzählige ſtattliche Geweihe, meiſt krankhafte und
vegelwidrige Bildungen, ſchmücken die Wände, Treppen und oberen
Säle. Büſten und Vaſen aus antiker Zeit, Porzellan, Trinkſchalen
uſw., vervollſtändigen die wertbollen Sammlungen. Wie aus einem
Märchenland kommend, tritt der Beſchauer aus dem Schloſſe in die
nüch=
terne Wirklichkeit zurück. Nach der faſt zweiſtündigen Beſichtigung, au
die ſich ein Rundgang durch das „Städtle”, den alten Stadtteil um die
Burg anſchloß, wurde die Wanderung nach Michelſtadt fortgeſetzt.
Berühmt iſt das alte Rathaus (1484) und die Kirche mit zahlreichen
Grab=
denkmälern der Ahnen des gräflichen Hauſes Erbach. Nach der
Mittags=
raſt machte uns in freundlicher und humorvoller Weiſe Herr Pfaurer
Müller mit dem Odenwaldmuſeum in der alten Burg und ſeinen Schätzen
bekannt. Mit viel Liebe, Fleiß und Anhänglichkeit finden wir hier eine
Fülle wertvoller Gegenſtände des Handwerks und der Kunſt
zuſammen=
getragen, wie wir ſie in den 4 Räumen des Muſeums kaum vermutet
hätten. Auf den Rundgang an der alten Befeſtigung entlang (hoher,
breiter Wall und Doppelgraben) folgte die Wanderung nach dem ſchön
gelegenen Schloß Fürſtenau mit ſeinem prächtigen Pauk und der nahe
dabei liegenden Einhardsbaſilika. Trotz des ſtarken Regens ließ es ſich
Herr Pfarrer Müller nicht nehmen, uns zu führen und einen
geſchicht=
lichen Ueberblick über die Entſtehung der Baſilika und Krypta zu geben.
Den Führern, Herrn Archivrat Morneweg in Erbach und Herrn Pfarrer
Müller ſowie den übrigen Herren der Muſeumsverwaltung in
Michel=
ſtadt, ſei auch an dieſer Stelle für ihre Bemühungen um die Volkshoch=
Kunſk, Wiſſenſchaft und Leben.
Die Geſellſchaft der deutſchen
Naturfor=
ſcher und Aerzte vergibt 220 000 Mark (aus den
Ueberſchüſſen der Jahrhundertfeier uſw.) an jüngere Forſcher,
die an ſchlecht dotierten Inſtituten arbeiten. — Begründete
Ge=
ſuche in vier Exemplaren ſind zu richten an die Geſchäftsführung
der Geſellſchaft zu Händen von Profeſſor Dr. B. Raſſow,
Leip=
zig, Nürnberger Straße 48.
* Eine elektriſche Falle für ein Medium. Ganz Neu=York
amüſiert ſich über die Ergebniſſe einer Prüfung, die von der
führenden amerikaniſchen Zeitſchrift „Scientifio American” an
einigen aufſehenerregenden „pſychiſchen Phänomen”
vorgenom=
men wurde. Die Zeitſchrift hatte bei der letzten ſpiritiſtiſchen
Tour, die Sir Arthur Conan Dohle unternommen, Preiſe von
5000 Dollar ausgeſetzt für ein Medium, das imſtande ſei,
ge=
wiſſe Prüfungen zu beſtehen. Ein ſolches fand ſich aber nicht,
und ſo handelte man auf eigene Fauſt. Das bekannteſte Medium,
mit dem Conan Doyle verſchiedentlich „pſychiſche Lichter”
her=
vorgerufen hatte, iſt ein gewiſſer George Valentine, der aber
nur bei ſo großer Dunkelheit arbeitet, daß es ſogar unmöglich
war, ſeine eigenen Hände zu ſehen. Bei einer der letzten
Sitzun=
gen hatte man nun ohne Wiſſen Valentines den Stuhl, auf dem
er ſaß, mit einer elektriſchen Einrichtung in Verbindung
ge=
bracht, durch die eine Flamme in einem anderen Raum
auf=
leuchtete, wenn er den Stuhl verließ. Mit Hilfe eines
Dikta=
phons und einer Stoppuhr war ein Beobachter imſtande, genau
die Zeit anzugeben, da Valentine den Stuhl verließ, und den
Text jeder Aeußerung der Geiſter zu hören, mit denen das
Medium in Verbindung trat. Aus dem Bericht geht hervor, daß
Valentine, verborgen in der Dunkelheit, den Stuhl fünfzehnmal
im Laufe der Sitzung verließ, und zwar war der Sitz immer
leer, wenn die „pſychiſchen Lichter” erſchienen, wenn Stimmen
an verſchiedenen Stellen des dunklen Raumes gehört wurden
und wenn die Anweſende nauf ihren Geſichtern und ihren
Köpfen die unheimliche Berührung der Geiſterhände verſpürten.
* Der größte Narr. Ein Schah von Perſien befahl einſt
ſeinem Vezier, eine Liſte aller Narren ſeines Reiches
anzufer=
tigen. Der Vezier tat das und begann das Verzeichnis mit dem
Namen des Schahs. Von dem Herrſcher um die Urſache befragt,
erwiderte er: „Weil du armen Männern ein Lac Rupien
anver=
trauteſt, um dafür in einem fremden Lande Pferde einzukaufen,
es ſich aber von ſelbſt verſteht, daß dieſe Männer nie
zurück=
kehren werden.” „Wenn das aber trotzdem der Fall iſt?‟ „Dann
entferne ich deinen Namen, um die jener Männer an ſeine Stelle
zu ſetzen.”
Seite A.
Darmſtädter Tagbiatt, Freitag, den 22. Juni 1923
Rummer 170.
ſchuleſache und für ihre freundliche Führung herzlichſt gedankt. Die
Zeit bis zur Heimfahrt verſchönten uns Unterhaltungen aller Art, ſo
humorvolle Berichte über die erſte Heimatwanderung, die Vorträge
un=
ſeres Mundartdichters der Fraa Briehinkel und die anmutigen
Reigen=
tänze der Jugend. Ganz beſonderer Dank gebührt dem Leiter der
Volkshochſchule; denn er hat weder Mühe noch Arbeit geſcheut, den
Hörern, Mitgliedern und Freunden der Volkshochſchule eine lehreiche
Wanderung zu bieten, um die Liebe zur ſchönen Heimat aufs neue zu
entfachen! Darum „Friſch auf” zur nächſten Wanderung im Juli!
— Dr. Cugen Roſenſtock, dem jetzt die venia legendi an unſerer Tech= Zu Beginn der Sitzung erwiderde Finanzminiſter Henrich zunächſt
niſchen Hochſchule erteilt worden iſt, hat bereits ſeit 1931 an der
Volks=
hochſchule Darmſtadt eine Reihe von Kurſen gehalten; ſo über „
Einfüh=
rung in die Staats= und Geſellſchaftslehre” (Okt Dezbr. 1921), „Stellung
des Betriebes in der Volkswirtſchaft‟ (Januar/März 1922); „Recht und
Moral” (Okt.,/Dezbr. 1922). Seine neue Tätigkeit als Privatdozent wird Auf eine Anfrage des Abg. Kindt (Dnatl.) über die
Inſtand=
gewiß von vielen Hörern frendig begrüßt werden.
— Johannisfeier der Buchdrucker. Wie alljährlich, ſo feiert auch
in dieſem Jahre der Bezirksverein Darmſtadt im Verband der Deutſchen
Buchdrucker ſein bekanntes „Johannisfeſt” und zwar kommenden
Sams=
tag, den 23. Juni, abends 1,8 Uhr, im „Nummelbräu‟. Ein
auserleſe=
nes Programm, beſtehend in Muſikvorträgen, Geſang, Ehrungen,
Volks=
tänzen uſw., ſowie nachfolgendem Tanz, dürſte jedem Beſucher einige
angenehme Stunden bereiten. Freunde des graphiſchen Gewerbes ſind
herzlich willkommen. Siehe auch Anzeige.
— Orpheum. Heute, Freitag, 22. Juni, Erſtaufführung: „Schäm
Dich, Lotte!” Operette in 3 Akten, Muſik von Walter Bromme. — In
den Hauptrollen: Marta Förſter a. G.. Mizzi Rauſchenberg. Adolf
Jor=
dan, Carl Walbröhl, Carl Schüler a. G., Jakob Keſſenich. Spielleitung:
Adolf Jordan, muſikaliſche Leitung: Kapellmeiſter Kleps. (S. Anz.)
Nuhrhilfe. Die Beamten des Eiſenbahnverkehrsamtes Darmſtadt
haben als dritte Nate den Betrag von 50 000 Mk. für die Ruhrhilfe
ab=
geführt.
— Neue Stenographie=Kurſe, nach dem Syſtem Gabelsberger
be=
ginnt am 26. und 29. Juni 1923 abends 8 Uhr. der Stenographen=
Ver=
ein von 1881 in der Ballonſchule. Anmeldungen werden dortſelbſt in der
erſten Stunde, ſowie ſchriftlich, bei dem Geſchäftsführer, Herrn H.
Münch, Kiesbergſtr. 51, part, angenommen. Näheres ſiehe heutige Anz.
— Preuß=Südd. Klaſſenlotterie. Infolge der außerordentlich
ſtar=
ken Nachfrage nach Loſen zu der bevorſtehenden erſten Klaſſe der neuen
Lotterie empfiehlt es ſich für alle bisherigen Spieler, ihre Loſe ſich ſo
bald als möglich zu ſichern. Dieſes iſt ſchon mit Rückſicht auf die
ſtaat=
lichen Lotterie=Einnehmer notwendig, die wiſſen müſſen, über welche Loſe
zum Neuverkauf an neue Spielluſtige ſie noch verfügen können. Die
bisherigen Spieler werden daher gebeten, den Einnehmern hierüber recht
bald Klarheit zu verſchaffen und die Erneuerung nicht bis zu den letzten
Tagen hinaus zu ziehen.
— Johannesgemeinde. Am Sonntag, den 24. Juni, dem
Johannis=
tag, feiert die Johannesgemeinde das ſeit einigen Jahren übliche
Johannisfeſt. Um 3 Uhr verſammeln ſich die Gemeindeglieder am
Tierbrunnen beim alten Friedhof und dann geht es zum Feſtplatz bei der
Bismarckwarte in den Wald. Um 4 Uhr beginnt dort die ernſte Feier
mit Anſprachen der Pfarrer Wagner II und Marx. Der
Kirchengeſang=
verein und der Bläſerchor des Wartburgvereins haben ihre Mitwirkung
zugeſagt. Um 5 Uhr kommt dann die Jugend in Lied, Spiel und Tanz
zu ihrem Recht. Bei ungünſtiger Witterung wird das Feſt auf den
1. Juli verſchoben.
— Fachausſtellung für das Hotel= und Gaſtwirtsgewerbe. Wir
wer=
den erſucht, nachzutragen, daß die Firma Strauß u. Dernburg,
Metzgereigerätſchaften und Haushaltungsartikel, für eine Prämiierung
vorgeſehen war, jedoch außer Wettbewerb ausgeſtellt hatte.
— Die letzte Monatsverſammlung des Ziegenzuchtvereins verlief bei
zahlreichem Beſuch ſehr anregend. Nach dem ausgezeichneten Vortrag
über Vererbung und Zweck und Ziel der Körung ſtand die
Grünfutter=
frage im Vordergrund. Es wurden die dem Verein zugeteilten Wieſen
am Steinbrücker Teich und am Traiſaer Wald an Mitglieder verteilt.
Beſchaffung von Grünfutter und Weidenplätzen für unſer Jungvieh
wurde lebhaft geklagt, da die zuſtändigen Behörden unſeren Beſtrebungen
ſehr kühl gegenüberſtehen.
* Die Strafkammer befaßte ſich als Berufungsinſtanz mit einer
An=
gelegenheit, die nun faſt vier Jahre in der Schwebe iſt. Der Arbeiter
Jakob Breitwieſer von Neu=Iſenburg war wegen Diebſtahls zu zum Ausdruck gebracht hattm, betonte
zwei Monaten und der Fabrikant Adam Baumann wegen Hehlerei
zu vier Monatem Gefänanis vom Schöffengericht zu Offenbach a. M.
verurteilt worden. Bneitwieſer war in dem an das Baumannſche
An=
weſen grenzenden Geſchäft von Georg Krebs tätig. Letzterer hatte
Dachpapve gefunden, die Krebs geſtohlen war, was ſich gelegentlich
einer Hausſuchung bei Baumann ergab. Breitwieſer war bald geſtän= nicht zu erfüllen, weil die Gelder im Volke bei der erfreulichen Bauluſt
dig, daß er die Dachpappe geſtohlen und Baumann verkauft hatte, was
zu obigem Urteil führte. Ihre Verteidigung war die, der eins Sohn,
Phil. Knbs, hätte von dem Verkauf gewußt, während dieſer als Zeuge Finanzminiſterium Vorſchiſſo auf die Wohnungsbaugbgabe zu erbitten,
unter Eid dies beſtreitet. Gin wegen Meineid gegen K. eingeleitetes
Ver=
fohren entwickelte ſich zu einer langwierigen Angelegenheit, welche
ſchließlich mit der Außerverfolgungſetzung K.s endete. Von den beiden
Verurteilten war gegen das ſchöffengerichtliche Urteil Berufung
ein=
gelegt, die ſchießlich wie in erſter Inſtanz entſchieden wurde. — Eine zwueſten Teil mit der vom Ausſchuß vorgeſchlagenen Aenderung
an=
weitere Berufung endete mit der Freiſprechung der Ehefrau Toni
Dittgen, von hier, dia vom Schöffengericht zu 100 000 Mk.
Geld=
ſtrafe evtl. 100 Tagen Gefängnis verurteilt worden war. Der
Tat=
beſtand führt in die Zeit zurück, als mit dem franzöſiſchen Einmarſch in
Darmſtadt gerechnet werden konnte. Frau D. hatte mit anderen Haus= 1. Mai ab 48000 Mk. für auswärtige, 25 000 Mk. für Darmſtädter
bewohnern Streitigkeiten; ſie bezog einige von der anduren Seite,
einem Poſtbeamten, gefallenen Worte auf ſich und rief aus, wenn doch
die Franzoſen die Stadt beſetzen möchten, dann wurde ſie durch Anzeige
bei ihnen dem Beauten etwas eintränken. Die Strafkammer konnte im
dem Vorſall keine Beleidigung erblicken, ſondern nur eine ſchnodderige
Redensart, hob das Urteil auf unter Aufeulegung der Koſten auf die
Staatskaſſe.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſchelnenden Noizen ſind ausſchließich als Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krſtik.
kein Tanzvergnügen, ſondern Gründungsfeier.
Aus dem Wartburgverein. Die für Sonntag, vormittag
angeſetzte zweite Führung durch Alt=Darmſtadt muß leider bis auf Wei=
Wartburgpreins beteiligen ſich an dem Johannisfeſt. Treffpunkt, Sonn= werde die Regierung die Geſetzesbeſtimmung lohal handhaben.
tag nachmittag 3. Uhr am Tieabrunneen, Nieder=Ramſtädter Stwaße.
— Lützelbach, 21. Juni. Sonnwendfeier. Der
ſüdweſt=
deutſche Gau des Turnerbundgs 1919, hatde zur
Sonn=
wendfeſier mit anſchließendem volkstümlichem Wetturnen geruiſtet. Vom
allen angeſchloſſenen Vereinen kamen die Turnbrüder und
Tuuſchwe=
ſtian in reicher Zahl in den Abendſtunden des Samstags an, zum Teil
ſchon völlig durchnäßt. Auch befreundete Wandervereine hatten ſich
eingefunden. Konnte auch angeſichts des ſtrömenden Negens der ſchon mann=Darmſtadt füir Zwecke der Volksbilbung und Heimatpflege,
geſchichtete Holzſtoß nicht abgebrannt werden, fehlte auch das Bild der
ſich über die Flammen ſchwingenden Paare, mußte man auch im über= Mk. für den Ankauf zu bewilligen. — Der Antuag wird angenommen.
füllten Saale der „Sonne” ſich mit einer vereinfachten Feier begnügen.
die alten Sonnwendgebanken wurden auch ſo geweit, das Bekenntnis nungsbauabgabe wird in zweiſter Leſung angenommen
zu Volk und Vaterland erneuert, der Glaube an die Wiedererhebung
genährt und vertieft. — Auch das Turnen mußig am Sonntag
aus=
fallen. Als ſich gegen 10 Uhr die Schleuſen des Himmals ſchloſſen,
war der Boden derart aufgewveicht, daß an eine einigeruraßen geordnete
Durchſüihrung auch der einfachſten Kämpfe nicht gedacht werden konnte.
Waren durch die Mißgunſt der Witterung Feier und Turnm faſt gänz= 68—70 Jahre noch 32 Beamte im Dienſt, ſo daß 61 Beamte durch das
doch als einen Erfolg buchen.
D Offenbach, 21. Juni. Man ſchreibt uns: In Nr. 167 des
Daum=
ſtädter Tagblatis wird der Gaspreis in Darmſtadt und in Rückſichten hat die Regimung das Penſionierungsalter auf 68 Jahre
rung über den verſchiedenen Preis verlangt. Ein neugieriger Stadt= hat ſich dieſer Vorlage angeſchloſſen und beontagt, die Eingabe des
verordneter unſever Stadt machte vor Wochen dieſen Stein des An= Heſſiſchen Beamtenbundes, die das Alter allgemein auf 65 Jahre
feſt=
ſtoßes ebenfalls zum Gegenſtand einen Anfrage in der Sitzung der
Stadtverordnetenverſammlung. Da wurde ihm vom Tiſche der
Ver=
weltung erwidert: Das Offenbacher Gaswerk benutzt ſchon immer mehr
Kohlen zur Herſtellung des Gaſes als die Gaswerke der Umgebung.
Die Gaswerkg werden jetzt in dem Verhältnis mit Kohlen zur
Erzeu=
gung von Leuichtgas beliefert, in dem ſie vor dem Kriege Kohlen zu
dieſem Zwecke bezogen. Das Offenbacher Gaswerk verarbeitet deshalb den Nuheſtand treten muß, ſoll die Beſtimmung aufgenommen werden,
mehr inländiſche Kohle als die auswärtigen Wenke und kann die
deut=
ſche Kohlg natürlich billiger beziehen. Außerdem iſt das Offenbacher
Werk durch neuzeitliche Einrichtungen und Verbeſſerungen in der Lage,
mehr Abfallerzeugniſſe herzuſtellen und preiswert abzuſetzen.
Bezüg=
lich der Herſtellung des Gaſes ſelbſt iſt das Werk ebenfalls durchaus Penſionsſemeſter in den Ruheſtand verſetzt werden.
modern eingerichtet und auf der Höho der Zeit und der
Leiſtungsfähig=
hinzukommen dürfte: das Offenbacher Gaswerk arbeitet mit einem
Nutzen von etwa 12 b. H., das dortige Elektriziſtätswerk mit einem
Hundertſatz von 45. Der Verbrauchn von Elektrizität wird alſo be= zweite Hälfte meines Antrags nichkt angenommen wurde. Es wird
Nutzen das Darmſtädter Gaswerk arbeitet, entzieht ſich der Kenntnis Ganzes bilden, das nicht zerriſſen werden darf. Die Profeſſoren
des Schreibers dieſer Zeile.
ur. Oberroden, 19. Juni. Ausgewieſenen Familien ſind
auf Beſchluß des Gemeinderats je ein Meter Holz zu Tarifpreiſen pro
Familie überwieſen worden.
Heſſiſcher Landtag.
64. Sitzung.
St. Darmſtadt, 21. Juni.
Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, Miniſter des
Innem b. Brentano und ſonſtige Regierungsvertnter.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9 Uhr 15 Min.
auf eine klrine Anfrage des Abg. Hoffmann=Darmſtadt (Ztr.) über
verſpätete Gehalts= und Nachzahlungen, daß verzögerde Auszahlungen
von Gehältern und Zulagen nach Möglickkeit vermieden würden. In
Einzelfällen empfehle ſich umgehende Mitteilung an das Miniſtevium.
ſetzung des Herrngarums ließ die Regierung erklären, daß
Verhand=
lungen darüber zwiſchen Stadt und Stagt im Gange ſeien und
vonaus=
ſichtlich der Garten an die Stadt übereignet werden würde.
Die Beralung der Tagesordnung wurde dann fortgeſetzt bei dem
Geſetzentwurf zur zwveiten Anderung des Geſetzes über die
Wohnungs=
bauabgabe, womit ein Antrag des Abg. Widmann (Soz.)
verbun=
den wurde, der in ſeinem erſten Teil die Gemeinden ermäcktigt. zu
der Wohnungsbauabgabe Zuſchläge für eigene Rechnung in mindeſtens
der gleichen Höhe und höchſtens des doppelten der ſtaatlichen Abgabe
zu erheben, in ſeinem zweiten Teil ab 1. Januar 1923 die Erhebung
einer ſtaatlichen Wohnungsbauabgabe von 100 Prozent des
Brandver=
ſicherungswertes der Gebäude fordert. Der Antragſteller vertrat die
Anſicht, daß mit dem Fallen der Zwamgsbewirtſchaftung die
Wohnungs=
frage nicht zu löſen ſei. In Oeſterreich venſchlingen die Mieten nahezu
ſin Drittel des Einkommens der Mieter. Durch eine Erhöhung der
Wohnungsbauabgabe habe es Baden fertiggebracht, im vorigen Jahre
mehr Häuſer zu bauen als im letzten Jahre vor dam Krieg. Eine
er=
höhte Abgabe ſei auch für den Mieter durchaus erträglich, und es wäre
verfehlt und kurzſichtig, wenm die Mieter ſich weigerten, eine Abgabe
zu zahlen, die dazu beſtimmt ſei, die Häuſer vor dem Verfall zu
be=
wahren und neue Wohnungen zu bauen.
Abg. Ebner (Kom.): Die ungeheuere Geldenwertung laſſe den
Gedanken als eine Utopie erſcheinen, vermittelſt der
Wohnungsbau=
abgabe neue. Wohnungen zu erſtellen. Die Mieter wüirden dadurch
nur in unerträglicher Weiſe belaſtet, und dazu trage ſelbſt die
Sozial=
demokratie bei. Redner verlangt Maßnahmen, um zu verhindern, daß
die vom Staat gewährten Baukoſtmzuſchüſſe under dem Zeichen der
Geldentwertung urühelos zurückgezahlt und die in Frage kommenden
Hausbeſitzer in die Lage verſetzt werden, ihve bisher vermieteten Näum
kmaft des Geſetzes nunmehr für ſich in Anſpruch zu nehmen und den
Mieter auf die Stmaße zu ſetzen. Das Bauen werde in Zukunft nur
den Revolutions= und Kriegsgewinnlern möglich ſein.
Abg. Knoll (Ztr.) ſtimmte für ſeine Partei der Vorlage und den
Ausſchußbeſchlüſſen zu. Zur Wohnungsbauabgabe brachte er zahlreiche
Wünſche und Beſchwverden vor, und er verlangte wäteſtgehende
Under=
ſtützung der Baugenoſſenſchaften. Die Anträge des Abg. Widmann
lehne er ab und ſtimme der vom Ausſchuß vorgeſchlagenen Aenderung
des zweiten Teiles des Antrages zu, wonach die Regierung ermächtägt
warde, vom 1. Oktober 1923 ab die Wohnungsbauabgabe zu verdoppeln.
Abg. Widmann (Soz.) richtete an die Forſtverwaltung die Bitte,
bei der Holzuteilung rationeller zu verfahven. Die Wünſche des
Vor=
redners fanden in der Vorlage bereits zum größten Teil ihre Erfüllung.
Mit pnaktiſchen Vorſchlägen ſei der Löſung der Wohnungsfrage mehr
gedient als mit kommuniſtiſchen Phraſen.
Abg. Glaſer (Bbd.) begründete die ablehmende Haltung ſeiner
Fpaktion. Die Wohnungsbauabgabe treffe Schieber und Kleinrentner
gleich ſtark, ſei alſo ungerecht.
Abg. Stein (Bbd.) bemerkde, daß die Wohnungsbauabgabe,
in=
dem ſie nach dem Brandkaſſenwerte erhoben worde, eine Beſtrafung der
von der Bahn abgelegenen Hausbeſitzer darſtelle, da der Brandkaſſen=
Lebhafte Auseinanderſetzung fanden die Körung und Bockfrage. Wegen want ſich nach der Entferung von der Bahn ſtaffele. Statt des
Brond=
kaſſenwertes ſei der Nutzungswert in Anſatz zu bringen.
Nach einer längeren Debatte über das Verhältmis zwiſchen
Steuer=
wert und Byandkaſſenwert, an der ſich die Abgg. Stein und von
Helmolt vom Bauernbund und Lux (Soz) beteiligten, und
nach=
dem die Abgg. Mann (Soz.) und Büchner (Dem) ihre Wünſche
Miniſter Raab unter dem Beffall der Linben, daß das
bißchen Wohnungsbaugbgabe auf dem Lande gegenüber den
Lei=
ſtungen der Städte gar nicht ins Gewicht falle. Die Abgeordneten des
platten Landes hätten demnach keine Veramaſſung, das Geſetz
abzu=
zwvei dem Breitwieſer gleichalterige Söhne. Bei Baumann wurde lehnen. Der Wunſch des Abg. Büchner nach ſchleunigen Verwendung
der Wohnungsbauabgaba, um ſie vor Geldentwentung zu ſchüitzen, ſei
der Gemeinden bereits eher vevbraucht ſeien, als ſie in die Kaſſe der
Negierung einliefen. Es ſei im Gegenteil immer nötig geweſen, vom
um überhaupt bauen zu können.
Die Vorlage wurde dann gegen die Stimmen des Bauernbundes
und der Deutſchnationalen angenommen. Der Antrag Widmann wurde
im erſten Teil gegen die Stimmm der Sozialdemokraten abgelehnt, im
genommen.
Diäten=Erhöhung.
Nach der Pauſe wird zunächſt beſchloſſen, die Tagegelder und die
Reiſekoſten der Landtagsabgeordweten wie folgt feſtzuſetzen: „Vom
Abgeordnete, vom 15. Juni ab für auswärtige 50 000 Mk., für
Darm=
ſtädter Abgeordnete 35000 Mk.; vom 1. Juli ab ſollen dieſe Sätze
automatiſch mit demen für Beamte erhöht werden.
Das Geſetz wird gegen zwei Stimmen der K.P.D. angenommen.
Das Finanzgeſetz wird in der zweiten Leſung ohne Debatte
angenommen.
Es folgt die zweite Leſung des Geſetzes betr. die Schutzpolizei.
Oberregierungsvat Dr. Wehner begründet die
Regſerungsan=
träge. Die Regierung beantragt, anſtelle des geſtrichemen Artikels 22
einzuſigen: Das Weitertragen der Dienſtkleidung nach dem
Ausſchei=
den iſt nicht zuläſſig. — In Verbindung damit wird beantragt, im
Verein ehem. Jäger z. Pf. Nr. 3, Kreis Darmſtadt. Art. 32 die Beſtimmung wieder aufzunehmen, daß auf dem Diſziplinar=
Die am 94. Juni 1923 ſtattfindende Veranſtaltung im Hanauerhof iſt weg die Weiterführung der Amtsbegeichmung mit dem Zuſatz „außer
Dienſt” abenkaunt werden kann. — Zu dem geſtern geſtellten Antrag
bezüglich der Heiratserlaubnis für Beamte unter 27 Jahren wird die
Regierung im Sinne des Antvags in Berlin vorſtellig werden, denn ſie
teres verſchoben werden. Der Poſaunenchor und die Mitglieder des iſt zur Zeit an das Reichsgeſetz gebunden. Bis zur Entſcheidung
Abg. Kaul (Soz.) iſt der Meinung, daß die Regierung keine
Titel verleihen, alſo auch keine aberkenmen darf.
Abg. Hofmann=Seligenſtadt (Zentwu) und
Miniſtem des Innern von Brentano befürworten hingegen
die Regierungsfaſſung.
Sämtlicha Abänderungsanträge werden angenommen.
Ueber die Regierungsvorlage, betr. den Ankauf einen
Lichtbilder=
ſammlung aus dem Nachlaß der Photographin Suſanne
Hoh=
berichtet Abg. Storck. Der Ausſchuß beantragt, 21 Millionen
Das Geſetz zur zweiten Aenderung des Geſetzes über die Woh=
Es folgt die erſte Beratung der Regierungsvorlage, betreffend die
Altersarenze der Staatsbeamten.
Abg. Reiber (Dem.) eaſtattet den Ausſchußbericht, der in der
allgemein im Hauſe hewſchenden Unruhe auf der Tribüne zunächſt nicht
zu verſtehen iſt. In Heſſen ſind noch 29 Beamte über 70 Jahe, und von
lich unter den Tiſch gefallen, ſo kann der Gau den ſtarken Andrang Geſetz betroffen würden. Dazu kommen noch über 200 Beamte von
65—68 Lebensjahren. Dieſe letzte Grutppe würde bei der Penſionierung 9
700 Millionen Mk. Mehrbelaſtung ausmachen. Aus dieſen finanziellen
Offenbach einer öffentlichen Boſprechung unterzogen und Aufklä= feſtgeſetzt. Dadurch werden auch Härten gemildert. Der Finanzausſchuß 9
ſetzen wollte, für erledigt zu arklären. Redner geht dann auf die
ein=
zelnen Artikel des Geſetzes ein. Ein Antrag des Abg. D. Schian will
für Lehrer und Dozenten der Univerſität und Techniſchen Hochſchule
eine Uebergangszeit ſchaffen; für dieſe ſoll das Geſetz erſt am 1. April
1924 m Kraft treten. Weitr beantragt der Abg. Schian: Um zu
ver=
hindern, daß ein Hochſchullehrer etwa mitten in einem Semeſter in dienſt mitteilt, hat der Innenminiſter erfahren, daß in Badeorten,
daß die Penſionierung erſt mit Schluß der Vorleſungen erfolgt. Dem
erſten Antrag ſtimmt die Regigung und der Ausſchuß in etwas ge= daraufhin erlaſſene Verfügung des Miniſters an die
Regierungspräſi=
änderter Faſſung zu; der zweite Antrag wird abgelehnt. Die
Hochſchul=
lehrer ſollen gegebenenfalls ſchon vor Begimn ihrer Vorleſungen im Glicksſpielen an.
Abg. D. Schian (D. Vpt.) verbreitt ſich noch einmal über die
keit. Von der Verwaltung wurde aber nickt geſagt, was ebenfalls noch ſchweren Vedenken, die dem Geſetz grundſätzlich entgegenſtehen. Sein übungen abgehalten wurden, fanden zwei Leute eine Granate von etwa
Antrag ſoll keine Bevorzugung der Hochſchul=Profeſſoren ſein, ſondern
nur eine ſachliche Unmöglichkeit beſeitigen. Es iſt bedauerlich, daß die beiten. Es erfolgte eine Exploſion, die den Mann in Fetzen zerriß.
deutend ſchärfer als der Gasverbraucher hevangezogen. Mit welchem allgemein anerkannt, daß im Semeſter Vorleſungen ein geſchloſſenes
zuwangsweiſe vor dem erreichten Alter zu beurlauben bzw. zu
peuſio=
nienm, wäre eine Ausnahmabeſtimmung gegen die Profeſſoren, die
nicht verantwortet weuden kann. Das bedeutet eine Härte, die mein
Antrag beſeitigen ſoll, den ich anzunehmen bitte.
Abg. Kindt (Onatl.) beantragt Strich des 8 3, nach dem das
Pen=
ſionierungsgeſetz auf die Miniſter keine Anwendung findet. Rödner
begründet dieſen Streichungsantrag, der ſowohl im Intereſſe der
Mini=
ſter ſelbſt liege, als auch der Parteien, und die jüngeren Mitglieder den
Weg frei bekommen. Man follte die Miniſter nicht älter wie 68 Jahre
werden laſſen. (Heiterkeit. Staatspräſident Ulrich: Sie Mörder!
Heiterkeit.)
Sdaatspräſident Ulrich: Wenn Hern Kindt die Miniſter
nich=
älter wie 68 Jahre werden laſſen will, ſo iſt das in der Tat einem
Mordverſuch ähnlich. (Zuruf Kindt: Als Miniſter nur!) Die
Be=
gründung, die der Abg. Kindt ſeinem Antrag gegeben, war ſehr
ſchwach. Das Mimſtervenſionsgeſetz iſt aus durchaus ethiſchen
Grün=
den, beſonders auch im Intereſſe der bürgerlichen Henven, geſchaffen
worden. Wer Miniſter geworden iſt und damit alle Brücken hinter ſich
abgebnochen hat und durch Beſchluß der Kommer von ſeinem Amt
zu=
wicktveten muß, für den muß geſorgt werden. Sicher ſoll man
ſtreb=
ſamen Leuten Platz machen, und ich perſönlich hätte durchaus nichts
dagegen. Es muß ahen verhindert werden, daß jungen Strebern unter
Un ſtänden Miniſter geopfert werden.
Abg. Wünzer (D. Ppt.): Die Vorlage bedeutet die Löſung einer
ſchwierigen und verantwortungsvollen Aufgabe. Auf der ginen Seite
die anſtümmende Jugend, die mit Necht verlangt, in einem Ater in
Stellumgen aufzurücken, in dem ihnen noch ein Einlebm möglich iſt.
Auf der andeven Seite Männer, die noch in der Vollkraft ihrer Jahre
ſtehen und ihr Amt nicht verlaſſim wollen. Unſere Nichterlaufbahn
ſtagniert zur Zeit. Aber daran ſind nicht die wenigen Herren ſchuld.
die das 70. Lebensjahr erreicht oder gar überſchritten haben. Auf
jeden Fall ſollte man nur ausgeſucht tüichtige Perſönlichkeiten in hohe
Stellen aufrücken laſſen. Es darf nicht verkannt wuden, daß ſich in
vielen alten Beamten eine Fülle von Wiſſen und Erfahrung verkörpert,
die der Staat dringend bnaucht, daß ſie für die Jugend Vorbilder ſind,
die wir ebenfalls dringendſt brauchen. Man darf nicht verdiente
Män=
ner, wem ſie 68 Jahre alt gewordmm ſind, einfach beiſeite ſchiohen.
Aus all dieſen Gründen kann ich nicht für das Geſetz ſtimmen. Hinzu
kommt noch die ſtarke finanzielle Belaſtung des Staates durch die
Pen=
ſionen und Diemſtaufwandsentſchädigungen. Es iſt eigentlich
unver=
ſtändlich, warum man in dieſer Zeit der wirtſchaftlichen Not ein ſolches
Geſetz ſchafft, das ſo tief in die perſönlichen Verhältniſſe Einzelner
eingreift. Ich lehne das Geſetz mit und ohne Miniſter ab, auch auf
die Gefahr hin, daß mich die heranwachſende Jugend, für die ich ſonſt
ſtets ein warmes Herz habe, in Zukunft ablehnt.
Finanzminiſter Hanrich: Auch uns iſt die Schaffung dieſes
Ge=
ſetzes nicht leicht gefallen. Cs hat ſich aber im Intereſſe der
Beamten=
ſchaſt und des Diemſtes als notwendig erwieſen, eine einheitliche
Rege=
lung der Fragg für alle Beamten zu ſchaffen. Mit den
Aenderungs=
anträgen d8 Ausſchuſſes ſind wir einverſtanden. Der Antrag Kindt
verſtößt gegen die Verfaſſung.
Abg. Nuß (Ztr.) tritt ebenfalls für das Geſetz ein, das ſeine
Frak=
tion ſehr ernſt und eingehend geprüft habe. Er weiſt darauf hin, daß
der Beamtenbund ſelbſt das Geſetz fordert.
Nächſte Sitzung machmittags 3 Uhr 15 Minuten.
G5. Sitzung.
Machmittags ſitzung.)
Die Nachmittagsſitzung wird durch Präſident Adelung um 3.20
Uhr eröffnet. Die Beſprechung des Penſionsgeſetzes wird fortgeſetzt.
Abg. Reiber (Dem.) tritt in längever Rede für das Geſetz ein
und bittet namens ſeiner Fraktion um Zuſtimmung.
Abg. Kindt (Dnatl.) Der Herr Staatspräſident hat heute in
der Verteidigung der Beſtimmung über die Mniſter u. a. geſagt: ein
Miniſter müſſe u. a. über Wiſſen und Können verfügen. Das könnte
ſo ausgelegt werden, als ſei das von einem Beamten nicht zu
verlan=
gen. Es wärg für unſer Staatsleben ſchlimm, wenn wir ſtändig
über=
altete Miniſter haben.
Abg. Dr. Werner (Dnatl.) bedauert, daß der Heru
Staatspräſi=
dent abweſend iſt. Früher habe der Herr Staatspräſident ſehr
tem=
peramentvoll die Verrinfachung der Staatsverwaltung ventreten, und
eine ſeiner Forderungen war auch, daß Miniſter nur ſo lange Gehalt
begiehen, als ſie im Amte ſind. Inzwiſche hat er ſeinen Standpunkt
geändert.
Miniſter des Inern von Brentano: Ich möchte den Herm
Abg. Dr. Werner fragen, warum er einen modermen Miniſter unter
Ausnahmegeſetz ſtellen will. Früher hattem doch die Miniſter auch
Penſion. Sicher iſt, daß ein heutiger Miniſter mehr zu tun hat als
ein früherer.
Nach einer weiteren kurzen Debatte erfolgt die Abſtimmung. —
Das Geſetz wird nach dem Ausſchußantrag
angs=
nommen.
Die Regierungsvorlage, die Abänderung des heſſiſchen
Var=
ſicherungsgeſetzes, für gemeindliche Beamte betr.
wird ohne Debatte angenommen. Ebenſo in zweiter Laſſung die
Re=
gievungsvorlage betr. Entſchädigung für an Maul= und
Glauenſeuche gefallene Rinder und Ziegen; dieſe
ſieht eine Erhöhung der Summe auf 25 Millionen Mk. vor, die der
Ausſchuß zu bewilligen beantvagt. — Abg. Blank (Btr) beontragt
Ausdehnung der Entſchädigung auf Schweine. — Das Geſetz wird in
beiden Leſungen angenommen.
Ueber den Geſetzentwurf. betr. die Erhebung vorläufiger Grund=
und Gewerbeſteuer, für das Rechnungsjahr 1938, erſtattet Abg.
Lux (Soz.) Bericht. Durch das Geſetz werden die Gemeinden
ermäch=
tigt, die für das Rechnungsjahr 1922 verlangte Grund= und
Gewerbe=
ſteuer bis zum doppelten Betrag als vorläufige Zahlung auf die für
das Rechnungsjahr 1923 zu erhebende Grund= und Gewerbeſteuer
ein=
zufordern. — Abg. Rechtien (Soz.) beantragt, für „doppelten” zu
ſetzen: „fünffachen Betwag.” — Abg. Hofmann=Seligenſtadt (Ztr.)
beantragt eine Aenderung dahingehend, daß der Satz der
Geldent=
wertung angepaßt wird. — Der Antrag Hofmann wird angenommen.
Ebenſo das ganze Geſetz in beiden Leſungen.
Ueber den Geſetzentwurf, die Errichtung einer
Heſſiſchen Landesbank
betr, erſtattet Abg. Dr. Oſann (D. Vpt.) Bericht. Redwer verbreitet
ſich ſehr eingehend über die Schwierigkeitem, die der Gründung der
Landesbank endgegenſtehen, zumal ſie kaum auf das beſetzte Gebiet
ausgedehnt werden kann, und die allein an Gehältern über 100
Mil=
lionen Mk. monatlich zu zahlen hätte. Die Minderheit des
Aus=
ſchuſſis beantragt Ablehnung des Geſetzes, die Mehrheit
An=
nahme in etwas geänderter Faſſung.
Abg. Knoll (Ztr.) befürwortet die Vorlage. Ebenſo der Abg.
Widmann (Soz.).
Finanzminiſter Henrich weiſt die Bedenken des Abg. Oſann
zurück und tritt warm für die Annahme der Vorlage ein. — Abg.
Nuß (Ztr.) ſpricht namens ſeiner Fraktion Gbenfalls für die Vorlage
und tritt dafür ein, daß die Beamten der
Landeshypothe=
kenbank nicht in den Staatsdienſt zurüchtreten, ſondern bei der
neuen Landesbank Verwendung finden. — Abg. Dr. Oſann (D. Vpt.)
untenſtützt warm die letztm Ausführungen des Vorredners.
Das Geſetz wird in zwei Leſungen angenommen,
Ebenſo eine Reihe weiterer Regierungsvorlagen.
Ueber eine Vorlage betr. die Ruhegehalte für Lehrer und
Staatsbeamte, berichtet Aba. Reiber. — Abg. Kaul (Soz) erklärt,
dieſes Geſetz bedentte eine Verſchärfung der Ungerechtigkeiten gegen die
untenen Beamten durch die Gruppen= und Ortsklaſſeneinteilung. Seine
Partei werde ſich zum Zeichen des Proteſtes der Stimme enthalten.
Abg. Frau Hattemer (Ztr.) bringt ebenfalls Klagen über
vor=
liegende Härten vor
Finanzminiſter Henrich erklärt, die Regierung ſei dauernd
be=
ſtrebt, in Berlin eine Aenderung des Geſetzes zu erunichen.
Abg. Dr. Werner (Dnatl.) weiſt beſonders auf die Unhaltbarkeit
der unteren Gehaltsſtufen hin. — Nach wäiteren Ausführungen der
Abgg. Reiber, Ebner, Knoll wird das Geſetz angenommen.
Gbenſo das Geſetz über die Ruhegehalte und
Hinter=
bliebenenverſorgung der Notare nach dem Bericht des
Abg. Wünzer (D. Vpt.)
Nächſte Sitzung Freitag 9 Uhr. — Schluß 6 Uhr 15 Min.
Reich und Ausland.
Gegen das Glücksſpiel.
Berlin, 20. Juni. (Wolff.) Wie der amtliche preußiſche
Preſſe=
namentlich in den Nord= und Oſtſeebädern, ganze Häufau und Hotzels
gemietet werden, um in den Näumen Gdicksſpiele zu veranſtalten. Gine
denten ordnet unmachſichtliches Einſchreiten gegen die Veranſtaltung von
Exploſion einer Granate.
In der badiſchen Nachbarſchaft von Baſel, wo im Kriege Artillerie=
100 Kilo. Der eine war ſo unvorſichtig, ſie mit dem Hammer zu bear=
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 23. Juni:
Rummer 170.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Juni 1923.
Seite 5.
Sport, Spiel und Turnen.
Jubiläumsſportwoche.
Vereinswettkampf: Akadem. Sportklub—Sportverein D.
n. Der am Mittwoch ſtattgefundene Wettkampf über den wir geſtern
kurz berichteten, nahm einen ſportlich ſehr guten Verlauf und beſtätigte
unſere Vorausſage durchaus. Die hartnäckig durchgekämpften
Konkur=
renzen ſahen den Akad. Sport=Club ſiebenmal ſiegreich, während der
Sportverein nur den 1000 Mtr.=Lauf und das 3000 Mtr.
Mannſchafts=
laufen ſicher heimbringen konnte. Das Ergebnis beſtätigt, daß der
Akad. Sportklub über den beſſeren Durchſchnitt verfügt. Dies kam
be=
ſonders in der 10XRunden=Staffel zum Ausdruck, die — nach einem
niedlichen Zwiſchenſpiel — der Akad. Sportklub mit ungefähr 80 Metern
Vorſprung gewann.
Ueberraſchend für den Außenſtehenden iſt der Punktſieg des
Sport=
vereins. Dieſer erklärt ſich daraus, daß der 3000 Mtr. Mannſchaftslauf
von Sportverein mit einer halben Runde Vorſprung gewonnen wurde
und daß nicht die Mannſchaft gewertet wurde, ſondern jeder einzelne
Mann, ſo daß Sportverein hierdurch 80 Punkte für ſich buchte. Als
Gegenbeiſpiel fei die Rundenſtaffel genannt, die dem A. S.C. nur drei
Punkte einbrachte.
Mit dem Verlauf des Abends ſind wohl alle Parteien zufrieden.
Auch die recht zahlreich erſchienenen Zuſchauer kamen auf ihre Rechnung,
es wurde durchweg guter Sport geboten.. Darmſtadt kann mit ſeinen
Leichtathleten zufrieden ſein und die Hochſchule wird in den demnächſtigen
Meiſterſchaften getroſt in den Kampf gehen können.
Nachſtehend die einzelnen Ergebniſſe: 4X100 Mtr.=Staffel. Sieger:
ASC. 47,2 Sek., Sp.V.98 48,8 Sek.; 1000 Mtr.=Lauf: 1. Oeſterreich,
Sp. V.98 2,48,4 Min., 2. Schröck, Sp.V.98 2,48,6 Min., 3. Nattkemper
ASC. 2,55,3 Min., 3. Goll ASC. 3,8,2 Min.; 100 Mtr.=Lauf: 1. Braun
ASC. 11,7 Sek., 2. von Eckartsberg ASC. 11,8 Sek., 3. Jans Sp. V.98
12 Sek., 4. Weber Sp.V. 98 12,4 Sek.; 3000 Mtr.=Mannſchaftslauf.
Sieger: Sp. V. 98 9 Min. 49 Sek., ASC. 10 Min. 40,9 Sek.; Hochſprung:
1. Anſchütz ASC. 1,63 Min., 2. Beck ASC. 1,60 Min., Knapp Sp.V.98
1,60 Min.; Kugelſtoßen: 1. Söllinger ASC. 11,79 Min., 2. Sörlie ASC.
10,40 Min., 3. Jans Sp.V. 98 10,14 Min., 4. Schäfer Sp.V. 98 9,43
Min.; Speerwerfen: 1. Söllinger ASC. 42,26 Min., 2. Jans Sp.V.98
40,56 Min., 3. Krichel Sp.V. 98 40,29 Min., 4. Beck ASC. 38,59 Min.;
Weitſprung: 1. Söllinger ASC. 6,36 Min., 2. Anſchütz ASC. 6,03 Min.,
3. Jans Sp.V.98 5,88 Min., 4. Weber Sp.V.98 5,88 Min.; 10mal
Runden=Staffel. Sieger: ASC. 10 Min. 22,7 Sek., Sp.V. 98 10 Min.
28,4 Sek.
Die Freilichttänze des Müllerſchen Mädchenchores, die der
feucht=
kalten Witterung halber abgeſagt werden mußten, ſind auf den 11. Juli
verſchoben worden.
* Im geſtrigen Spiel Liga Sportverein gegen Liga Germania
Pfungſtadt ſiegte Sportverein überraſchend mit 8:0. Halbzeit (5:0).
Sportverein zeigte ſich in Technik und Zuſammenſpiel allgemein
über=
legen, verſchiedene Kopfbälle wurden ſchön verwandelt. Das Spiel wurde
von Pfungſtadt möglichſt offen gehalten, Durchbrüche ſcheiterten an der
guten Verteidigung Darmſtadts.
e Am heutigen Abend ſtehen ſich im Stadion anläßlich der
Darm=
ſtädter Jubiläumsſportwoche die
Ensgrabermann=
ſchaft des Sportvereins und die erſte Mannſchaft des
Ver=
eins für Raſenſpiele Darmſtadt gegenüber. Dieſes Spiel
der beiden Darmſtädter Mannſchaften wird ſicher ſeine Anziehungskraft
auf die Einheimiſchen Fußballer nicht verfehlen, um ſo mehr, da die
Mannſchaft der rührigen Raſenſpieler ſich in der letzten Zeit ſehr gut
entwickelt hat. Daß ſich die Ensgrabermannſchaft zu ihrem
Jubiläums=
ſpiel gerade dieſem Gegner verſchrieben hat, verdient um ſo mehr
Aner=
kennung, weil auch gleichzeitig damit die Gewähr geboten iſt, daß ein
ſportlich anregendes Spiel ſich abwickeln wird, an dem die Zuſchauer
ſicher ihr Gefallen finden werden.
Die am kommenden Sonntag ſtattfindenden internationalen
leichtathletiſchen Jubiläumswettkämpfe des
Sportver=
eins Darmſtadt haben nach dem am geſtrigen Tag abgelaufenen
Melde=
fchluß für die einzelnen Konkurrenzen ein Ergebnis gebracht wie es wohl
ſelten bis jetzt in Deutſchland eine ſolche Veranſtaltung zu verzeichnen
hatte. Was am Sonntag ſich auf den ideal gelegenen Sportplätzen am
Böllenfalltor abſpielen wird, gehört mit zu den bedeutendſten
Veranſtal=
tungen auf dem Gebiete der Leichtathletik. Ueber die Beſetzung der
ein=
zelnen Konkurrenzen und die aktiven Teilnehmer ſelbſt werden wir noch
nähere Mitteilung bringen.
Handball.
Am Sonntag nachmittag findet auf dem Sportplatz am Finanzamt
das erſte Handball=Spiel der Gauauswahlmannſchaft des Main=Rhein=
Gaues der deutſchen Turnerſchaft gegen die erſte Mannſchaft des T.=V.
Seckbach ſtatt. Das Spiel ſoll in erſter Linie ein Werbeſpiel ſein.
Wa=
rum werben wir für dieſes Kampfſpiel?. Wer ſelber Handball ſpielt,
lernt erſt den Nutzen und die Bedeutung des Spieles für ſeinen Körper
kennen. Die deutſche Turnerſchaft, wie auch die Sportverbände haben
dieſes Spiel in ihre Kampfſpiele aufgenommen, weil ſie eingeſehen haben,
daß es ein Spiel iſt, in dem wirklich „Leibesübung” betrieben wird.
Denn „Leibesübung” betreiben, bedeutet, Ausbildung aller Teile des
menſchlichen Körpers, nicht etwa Ausbildung einiger Muskelpartien, um
damit zu Rekorden zu kommen. Das Spiel, das gerade dieſem ideellen
Zweck der Leibesübung dient, iſt das Handballſpiel. Die
Beinmuskeln werden durch das Laufen, die Bauch= und Rückenmuskeln
durch das Bücken nach dem Ball, die der Arme, des Bruſtkorbes durch
das Werfen mit dem Balle ausgebildet. So darf man mit Recht
be=
haupten, das Handballſpiel iſt das Spiel, in dem „Leibesübung”
betrie=
ben wird.
Das Fußballſpiel iſt der Vorgänger dieſes Spieles, und man hat
aus ihm alles Gute für das Handballſpiel herausgenommen. Deshalb
ſind die Regeln im Prinzip die gleichen. Nur das eine, das die beiden
Spiele zu ganz verſchiedenen ſtempelt: weil man einſah, daß das Treten
des Balles mit dem Fuß eine einſeitige Ausbildung des Körpers bringen
muß, ging man dazu über, den Ball mit der Hand zu werfen. Welche
Bedeutung das für den Spieler hat, wird jeder einſehen; dadurch wird
zur Ausbildung aller Teile des Körpers übergegangen. Dieſes Spiel
ſoll nun wegen ſeiner Bedeutung in alle Kreiſe des Volkes getragen
werden.
Zu dieſem Zweck des Werbens hat der Gauſpielausſchuß des Main=
Rheingaues eine Auswahlmannſchaft aus ſeinen Spielern aufgeſtellt. Der
Gegner iſt der bekannte T.=V. Seckbach, der in der Handballbewegung
einen guten Namen hat. Die Gauauswahlmannſchaft ſpielt in folgender
Aufſtellung:
Bauer (Neu=Iſenburg)
Delp (Pfungſtadt)
Engel (Worfelden)
Peters (Darmſtadt) Kahn (Worfelden) Hechler (Pfungſtadt)
Pullmann (Darmſt.) Reifenrath, Nothnagel (Griesh.) Wenzel (Neu=
Iſen=
burg) Erckmann (Langen).
Vor dieſem Spiel ſpielt die erſte Manſchaft der TGD. 46 gegen die
erſte Handball=Elf des T.=V. Niederrad.
Wandern.
Wanderabteilung der Turngeſellſchaft 1875, Darmſtadt.
* Am nächſten Sonntag findet eine Vereins=
Gruppen=
wanderung zum Felſenmeer ſtatt. Die Abmarſchzeiten ſind wie
folgt feſtgelegt worden: 1. Gruppe Abmarſch 6 Uhr: Oſtbahnhof über
Ober=Ramſtadt-Beedenkirchen—Felſenmeer; 2. Gruppe Abmarſch 347
Uhr: Schwimmbad, und wandert über Ober=Beerbach nach dem
Felſen=
meer. Zuſammenkunft um 11 Uhr am Felsberg=Turm. Dm älteren
Mitgliedern wird der direkte Weg ab Jugenheim empfohlen (weiß F).
Ruckſackverpflegung. Gäſte willkommen. Bei Regemwetter fällt die
Wanderung aus.
Radfahren.
Der Bund deutſcher Radfahrer
weihte am Sonntag in Schmiedeberg das Denkmal für ſeine fürs
Vater=
land gefallenen Mitglieder. Alle Gaue waren vertreten, auch Oeſterreich
hatte ſeine Vertreter entſandt. Am Samstag begann die Feier mit einem
Korſo durch die Stadt, am Sonntag früh fand die feierliche Enthüllung
ds Denkmals ſtatt, eines Obelisken, der ſich zu einer Flamme verjüngt
und der mit dem Bundesabzeichen geſchmückt iſt. — Die Ergebniſſe des
Wander= und Weitpreisfahrens ſind: Wanderfahren; Gruppe A:
1. B. R. C. 1889, 2. Diana, Leipzig, 3. Stahlrad, Nordhauſen. Gruppe:
B: 1. R. V. Züllichau, 2. R.V. Minden, 3. Argo, Berlin. Gruppe C:
1. Herrenfahrervereinigung, Meuſelwitz, 2. Klub Lichterfelder
Herren=
fahrer, 3. Normannia=Halle. — Weitpreisfahren: 1. Bruch=
Kiel, 1770 Km., 2. Strobaneck=Wien, 850 Km., 3.—5. Innsbruck, 624 Km.
Fußball.
Freie Turngemeinde I—Freie Turngemeinde Eberſtadt I. 5:0.
Halbzeit 3:0. Eckenverhältnis 4:2 für Darmſtadt. Eberſtadt mußke
das Spiel durch Herausſtellen eines ſeiner Spieler meiſt nur mit 10
Mann führen, was wohl viel zu ſeiner Niederlage beigetragen hat.
Athletik.
4. Gaufeſt des Odenwaldgaues des deutſchen Athletik=Sport=Verb. 1891
in Seeheim.
Nur noch kurze Zeit trennt uns von unſerem, am 24. Juni zu
See=
heim ſtattfindenden 4. Gauwettſtreit. Die Vorbereitungen ſind getroffen
und es iſt zu erwarten,daß unſer diesjähriger Wettſtreit den
voraus=
gegangenen Gaufeſten in keiner Weiſe nachſteht. Das Meldeergebnis iſt
ein günſtiges. Kraftſportvereinigung Darmſtadt ſteht mit über 50
Sport=
lern an erſter Stelle. Auch Roßdorf und Dieburg haben ſehr gut
ge=
meldet. Neu iſt in dieſem Jahre das Mannſchaftsſteinſtoßen. In dieſer
Diſziplin werden wohl Darmſtadt und Roßdorf die Sache unter ſich
aus=
machen. Auch das Tauziehen hat in Darmſtadt ſeinen ernſteſten
Bewer=
ber. Ueber Stemmen und Ringen läßt ſich ſchwer eine Vorausſage
machen, da hier ſehr leicht Ueberraſchungen eintreten können. Für
Schüler und Jugend mache ich noch beſonders auf den amtlichen
Aus=
weis (Geburts= oder Impfſchein) aufmerkſam. Ohne Ausweis kein Start.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 22. Juni. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min,
Samstag, den 23. Juni. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min,
Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. — Abends 7 Uhr,
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 23. Juni. Vorabend 7 Uhr 45 Min. — Morgens
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Abends 8 Uhr 15 Min.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, 7½ Uhr: Muſikfeſt 1923, viertes
Konzert: Pfitzner: Kantate „Von deutſcher Seele”. Kleines Haus,
6 Uhr und 8 Uhr Film: „Der brennende Acker”. — Orpheum,
Anfang 7¾ Uhr: „Schäm dich, Lotte‟. — Schloß=Klffee:
Großes Extra=Konzert. — Union=, Reſidenz=, Zentval=Theater und
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender — Freitag, 22. Junf.
Vormittags 9½ Uhr und nachmittags 2½ Uhr Ernſt=Ludwigſtraße 9.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land”
„Reich und Ausland” Max Streeſe; für den Inferatenteil: i. V.:
Ad. Fleiſchmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten
familiennachrichten
Heute wurde unserer
V Irmtraud eta
Brüder-
chen geboren.
Studienrat
Hermann Dönges
Regierungsbaumeister
und Frau Milli
geb. Rettberg.
Darmstadt, den 21. Junt 1923.
(Heinrichstraße 922.)
(*17752
Else Beyer
Fritz Köbler
VERLOBTE
Darmstadt, den 22. Juni 1923.
Kargl.
Statt Karten.
Am Mittwoch, 20. Juni,
ent=
ſchlief ſanft im 74. Lebensjahr,
nach kurzem Krankenlager unſere
innigſtgeliebte Mutter,
Schwieger=
mutter und Großmutter
geb. Becke.
Im Namen der
tieftrauenden Hinterbliebenen:
Anna Freifrau von Ledebur
geb. Walter.
Eberſtadt, den 21, Juni 1923.
Die Beiſetzung findet a
in Mühlhauſen
Todes=Anzeige.
Sonntag abend verſchied
uner=
wartet unſere liebe, gute Mutter,
Schwiegermutter, Schweſter und
Tante
Frau
Margarete Engel Witwe
geb. Leißler.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Auf Wunſch der Verſtorbe
fand die Einäſcherung in
Stille ſtatt.
Todes=Anzeige.
Mittwoch Abenb entſchlief nach
langem ſchwerem Leiden, im 70.
Lebensjahr, mein lieber Mann,
unſer lieber Vater, Großvater,
Schwiegervater, Bruder,
Schwa=
ger und Onkel
Oberbahnaſſiſtent i. R.
Um ſtilles Beileid bittet
Emilie Schulz, geb. Richtberg
nebſt Angehörigen.
Eberſtadt, den 20. Juni 1923.
Die Beerdigung findet Samstag
Mittag um3 Uhr, vom Trauerhauſe,
Frankenſteinerſtraße 100, in
Eber=
ſtadt ſtatt. (*17722
Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meine liebe Frau, unſere
gute Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter
(*17737
geb. Pullmann
nach einem arbeitsreichen Leben
zu ſich in die Ewigkeit heimzurufen.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Daniel Pullmann.
Groß=Zimmern, 20. Juni 1923.
Die Beerdigung findet Sonntag,
den 24. Juni, nachm. 2½ Uhr, ſtatt.
Am 20. d. Mts. verſchied unerwartet
Ihre Durchlaucht
Als Mitglied des Aufſichtsrates unſerer
Geſell=
ſchaft brachte ſie unſerem Unternehmen
außerordent=
liches Intereſſe entgegen, wie ſie auch durch ihre
literariſche Tätigkeit ſeit geraumer Zeit mit unſerem
Hauſe eng verbunden war.
Wir betrauern von Herzen den ſchmerzlichen
Verluſt.
(5188
„Litera”
Aktien=Geſellſchaft für die chemiſche Induſtrie Darmſtadt
Der Aufſichtsrat:
Der Vorſtand:
Max Wunderlich, Vorſitzender Georg Page, Direktor.
Dankſagung.
Allen, die unſerem lieben
Ver=
ſtorbenen Liebe erwieſen, ſagen wir
auf dieſem Wege herzlichſten Dank.
Albertine Monick und Kinder.
Darmſtadt, den 21. Juni 1923.
17739
Singer=Nähmaſch.
zu verk. oder gegen
Kartoff. zu vertauſch.
Getroſt, Hochſtr. 15, I.(
Statt beſonderer Anzeige.
Heute verſchied in Worms nach längerem Leiden
unſere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
Frau Emilie Lauteſchläger
geb. Deiß
im 81. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Oberſtudiendirektor Guſtav Lauteſchläger
und Familie
Major a. D. Ernſt Lauteſchläger u, Fam.
Worms und Bensheim, den 20. Juni 1923.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 23. Juni,
nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt. (*17713
Geldverkehrfs
3 Millionen Mk.
geſucht gegen hohe
Zinſen u. gute
Sicher=
heit; kurzfriſtig. Ang.
u. T 110 Geſchſt.,/7n
Unterrichtg
Wer erteilt
Geſangsunterricht?
Angeb. m. Pr. unt.
T 118 Geſchſt. (*1770
in
Nachhilfesranz
(Quinta=Untertertia)
erteilt Abiturient zu
mäß. Preis. Ang. u
T 97 Gſchſt. (*1772
Penſioneng
Nähe Techn.
Hoch=
ſchule einf, bürgerl.
Privat=
Mittagstiſch
geg. zeitgem. Vergüt.
geſ. Dipl.=Ing. N.H.
Moosbergſtr. 15, p. (*‟22
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meine liebe Frau, unſere
herzensgute Mutter,
Schwieger=
mutter und Großmutter
Frau Kath. Streb
im hohen Alter von 82 Jahren
geſtern nachmittag in ein beſſeres
Jenſeits abzurufen,
(5194
Im Namen der Hinterbliebenen:
Philipp Streb
Haushofmeiſter i. R.
Die Beerdigung findet Samstag
nachmittag 3 Uhr vom Portale des
Friedhofs Nieder=Ramſtädter Str.
aus ſtatt.
Tauſche
meine im
Martins=
viertel, Stb.,
befind=
liche, in der Miete
nicht zu hochſtehende
ſchöne 2 Zimmer=
Wohnung geg.
eben=
ſolche oder auch 2
Zimmerwohn.
Angeb. erbeten u.
T 108 an die Geſchſt.
Möbliertes Zimmer
mit guter Koſt zu
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Berkäufe
Guterhaltene
Bade=
einrichtungen
(Gas), Eutail= und
Zinkwannen zu verk.
Kunkel
Wienerſtr. 83. (*1771
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billig abzugeben.
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Kaplanei=
gaſſe 4. Tel. 3434. (*177
Kleiner
Gasherd
zu verkaufen. Alter
Schlachthauspl.7(*
Guter Kaffee
gibt gute Launedarum
TrinkeQuieta!
Die Zeitſchrift für
Sommerſproſſen! weibliche
Angeſtell=
te „Erika” brachte vor einiger Zeit folgende
Notiz, die auch andere Kreiſe intereſſieren
dürfte! In einer der letzten Nummern der
„Erika” bittet eine Kollegin um Angabe
mmerſproſſen. Ich
eines Mittels geg
ein ſolches Mittel
bin nun in der
namhaft machen, zu können, über deſſen
Wirkung (eine Kollegin hat es gebraucht)
ich geradezu erſtaunt war. Die betreffende
Dame war ziemlich mit Sommerſproſſen
behaftet; nach dreiwöchentlichem Gebrauch
der Salbe und des dazugehörigen Waſſers
erhielt ſie eine blütenweiße Haut. Die Salbe
heißt „Fruchts Schwanenweiß” und iſt
er=
hältlich bei Frau Eliſabeth Frucht, Fabrik
Kosmetiſcher Präparate, Hannover 142,
Schließfach 238. Es iſt zu empfehlen, gleich
verſtärkte Salbe zu gebrauchen. Die
Probe=
tube koſtet Mk. 5000.—, die Normaldoſe
Mk. 10 000.—. Dazu braucht man gleichzeitig
das Schönheitswaſſer „Aphrodite‟.
Normal=
flaſche Mk. 10 000.—. Aphrodite entfernt alle
Unreinigkeiten aus den Poren, wie
Salben=
reſte uiſw. Die Präparate ſind zwar teuer,
doch dürften ſie ihrer abſoluten
Wirkſam=
keit wegen allen billigeren Mitteln
vorzu=
ziehen ſein.
(1,4700
Ständig werden geſucht:
Kleine
Angebote mit genauer Angabe
der Marke, Stärke und äuß. Preis,
wo und wann zu beſichtigen, unter
U 114 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl.
Darmſtädter Tagblaft
22. Juni 1923 Nr. 170
Herabtarifierung von Eiſen= und Stahlwaren.
Bei der Neuanfertigung des Gütertarifs von 1920 iſt die
Reichsbahn von dem Standpunkt ausgegangen, daß infolge der geld 2146 900.
großen wirtſchaftlichen Umwälzungen ſich auch die Werte der
ein=
zelnen Erzeugniſſe bedeutend verſchoben haben und dieſe
dem=
entſprechend nach einer höheren Klaſſe tarifiert werden müſſen.
ſoweit ſie nicht bereits nach der Klaſſe A. tarifierten, in dieſe
verſetzt. Von dieſer Maßnahme wurde naturgemäß in erſter
Linie die Eiſen= und Stahlwareninduſtrie betroffen, wogegen
die Güter der eiſenſchaffenden Induſtrie, nicht in dem Maße
Tariferhöhungen erfuhren. Zu den ſcharfen Auftarifierungen
traten weiter weſentliche Abänderungen und allgemeine
Beſtim=
mungen für die Frachtenberechnung. So wurde hauptſächlich
die Frachtberechnung für die Güter der weiterverarbeitenden
In=
duſtrie bei der Geſtellung eines Wagens an deſſen Ladegewicht
gebunden. Dies hatte wiederum eine ſehr ſtarke Frachtbelaſtung
zur Folge.
Der Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund
hat ſeit ſeiner Gründung ſich auch den Verkehrsfragen zugewandt
und in zahlreichen Eingaben auf die oben kurz angegebenen
Mißſtände hingewieſen. Er hat unter Mithilfe der
angeſchloſſe=
nen Verbände zahlreiche Eingaben an die zuſtändigen
Reichs=
bahnbehörden gerichtet und immer wieder darauf hingewieſen,
daß die bisherige Tarifierung zahlreicher Eiſen= und
Stahl=
waren unbillig und ungerecht ſei. Dieſe Arbeit iſt nicht ohne
Erfolg geblieben. . Insbeſondere haben faſt alle Anträge des
Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebundes auf Herabtarifierung
einen Erfolg gezeitigt. Auf dieſe Eingaben erhält der Bund
nunmehr nachſtehenden Beſcheid der Reichsbahndirektion
Elber=
feld, deſſen Inhalt wir unſeren Mitgliedern dringend zur
Be=
achtung empfehlen:
„Am 1. Juni d. J. ſind in der Tarifſtelle „Eiſen und Stahl,
Eiſen= und Stahlwaren” der Gütereinteilung des Deutſchen
Eiſenbahn=Gütertarifs, Teil I, Abteilung B, erhebliche
Aende=
rungen eingetreten, die u. a. auch für Erzeugniſſe der
Klein=
eiſeninduſtrie im Stückgut= und Wagenladungsverſand
Fracht=
ermäßigungen gebracht haben. Im einzelnen verweiſen wir auf
den Nachtrag IV. zum Deutſchen Eiſenbahn=Gütertarif, Teil I,
Abteilung B, der am 1. Juni d. J. herausgegeben worden iſt.
Zum Teil ſind die von der Ermäßigung betroffenen Erzeugniſſe
in der Gütereinteilung namentlich aufgeführt, zum Beiſpiel:
a) Achſen und Achsſchenkel für Landfahrzeuge, ausgenommen
Achſen für Kraftfahrzeuge,
b) Beſchlagteile, Teile von Achsbremsgeſtängen und
Handbrem=
ſen, ſämtlich als Beſtandteile von Eiſenbahnfahrzeugen,
() Bolzen, Schrauben, Muttern und Schraubenbolzen,
ausge=
nonimen blanke,
d) Dreſchmaſchinenzähne, Eggenzinken, Schraub= und
Steck=
ſtollen für Hufeiſen, Splinte,
e) Eiſenbahnoberbaugegenſtände, folgende: Federplatten,
Feder=
ringe, Hakennägel, Hakenſchrauben, Laſchenſchrauben,
Mut=
tern, Schienenklemmen, Schraubenbolzen,
Schwellenſchrau=
ben, Stützwinkel, Weichenteile, ausgenommen Signalteile,
) Gußwaren, unbearbeitet, unverpackt oder loſe in Stroh u.
dgl. verladen, folgende: Chriſtbaumfüße, Dach=, Keller= und
Stallfenſter, Gaskocher, Geſchränke, Kamintüren,
Kochge=
ſchitre,, Kucheneiſen, Schachtabdeckungen, Sinkkäſten,
Spül=
käſten ohne bewegliche Einrichtungen, Waffeleiſen,
Waſſer=
verſchlüſſe,
g) Holländermeſſer,
h) Huf= und Schiefernägel,
1) Ketten von mindeſten 30 Millimeter Gliedſtärke,
k) Klammern, Krampen und Schlaufen, ſämtlich aus Draht,
blank oder verzinkt,
ſämtlich auch verzinkt,
m) Sprungfedern,
n) Steinſägeblätter.
Eine große Anzahl von Kleineiſenwaren, die nicht
nament=
lich im Tarif genannt iſt, fällt dagegen unter die Ziffer 9 der
Klaſſe B. Dieſe Ziffer lautet:
Guß=, Schmiede=, Preß= und Stanzſtücke,
ſonſt nicht genannt,
a) nicht zuſammengeſetzt, unter 100 Kilogr.
Einzel=
gewicht, unbearbeitet oder nur zum Zwecke der
Stoffprü=
gewicht, bearbeitet:
b) zuſammengeſetzt, auch bearbeitet, ſofern das Gewicht
ſammenſetzung verwendeten Verbindungsteile — mindeſtens
j- 1000 Kilogr. beträgt, auch mit Achslagern, auch aus
ande=
ren Stoffen, Achslagerdeckeln, Flanſchen Schrauben,
Mut=
tern, Ringen, Bolzen, Abſtandsrohren, Zapfen= oder
Kern=
lochverſchlüſſen verſehen.
Damit auch die unter dieſe Stelle fallenden Güter, die wegen
ihrer großen Zahl nicht mit ihrer handelsüblichen Bezeichnung
in der Gütereinteilung einzeln genannt werden konnten, in den bei der Chem. Fabrik Leopoldshall mit 149,014 Mill.
Genuß der Frachtermäßigung treten, iſt es unbedingt
erforder=
lich, daß die Abſender die tarifmäßige Bezeichnung als
Inhalts=
berechnung allein maßgebend iſt. Die tarifmäßige Bezeichnung
hätte zum Beiſpiel bei eiſernen geſchmiedeten Gitterſpitzen zu
lauten:
„Schmiedeſtücke, nicht zuſammengeſetzt, unter 100 Kilogr.
Ein=
zelgewicht, unbearbeitet‟. Daneben iſt die zuſätzliche Angabe der
handelsüblichen Bezeichnung, zum Beiſpiel „(
ſchmiede=
eiſerne Gitterſpitzen)”, zuläſſig. Dagegen würde zum Beiſpiel
die bloße Bezeichnung „ſchmiedeeiſerne Gitterſpitzen” zur
An=
wendung der Klaſſe B bzw. der ermäßigten Stückgutklaſſe nicht.
genügen, und die Frachtberechnung nach den Sätzen der Klaſſe A.
bzw. der allgemeinen Stückgutklaſſe zur Folge haben.
Den Verſendern der vorſtehend erwähnten Güter
empfeh=
ſtempeln, die die nach Art der zu verſendenden Waren und nach
den Bedingungen der vorgenannten Tarifſtelle jeweils
erforder=
lichen Angaben enthalten. Ihre Benutzung beſchleunigt nicht
nur die Ausfertigung der Frachtbriefe, ſondern gewährleiſtet
auch die richtige Frachtberechnung.
ſem Sinne in geeigneter Weiſe Ihre Mitgliedsfirmen, die an der
Tariflage für Kleineiſenwaren beſonders intereſſiert ſind, auf
vorſtehende Anregung hinweiſen würden.”
Anleihen.
Ed- Eine zweite Dollarſchatzanleihe? (Priv.=Tel.)
Wie wir von zuverläſſiger Seite erfahren, haben bei den Beratungen
der Bankiers mit der Reichsregierung auch Erörderungen darüber
ſtatt=
gefunden, ob es möglich iſt, zur Stützung der Deviſenfonds der
Neichs=
jedenfalls der Meinung, daß eine ſolche Anleihe mit einem gewiſſen
Zeichnungszwang verſehen werden müßte.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Für die Zeit vom . Juni bis 3. Juli beträgt das
Zollauf=
h. Süddeutſche Papiermanufaktur A. G. in
Mann=
heim. Die Geſellſchaft erzielte 1922 119,74 Millionen Mk. Rohgewinn
und wach Abzug der Unkoſten von 106,10 Millionen Mk. einen
Rein=
gewinm von 13,636 Millionen Mk., über deren Verteilung nichts an=
Insbeſondere wurden faſt ſämtliche Eiſen= und Stahlwaren, gegeben wird. Vorräte ſind mit 145,15 Millionen Mk., Außenſtände
einſchließlich Bankguthaben mit 107,23 Millionen Mk. in der Bilanz
verzeichnet, denen Gläubiger mit 241,39 Millionen Mk. gagenüberſtehen.
* Baldur=Pignofortefabrik A. G. Frankfurt a. M.
Eine a.o. G=V. ſoll über Kapitalserhöhung um 6 auf 10 Millionen
Mark beſchließen. Dem Aktionären wird ein Bezugsrecht im
Verhält=
nis 3: 4 angeboten werden.
* Krafelder Stahlwerke A. G., Krefeld. Die
Geſell=
ſchaft ſetzte die zahlbare Dividende auf 200% feſt — 50 Gold=Pfg. in der
Form, daß den Aktionären für je eine Aktie zwei Freiaktiom zu 1000
Mark — und Dividendenberechtigung ab 1. Januar 19B3 gewährt wird.
Demgemäß beſchloß die Verſammlung die Erhöhung des Aktienkapitals
von 4,5 auf 13 Millionen Mk.
* Glückauf A. G. für Braunkohlenverwertung in
Lichtenau. Die Verwaltung beruſt a.o. G.=V. zum 10. Juli zwecks
Erhöhung des Grundkapitals. Das Ausmaß der Kapitalserhöhung und
der Ausgabekurs ſoll in der G.=V. feſtgeſetzt werden. Dem Aktionären
wiard ein Bezugsrecht derart angeboten werden, daß auf zwei alte eine
junge Aktie entfällt.
* Karoſſeriewerke Schebera. Die G.=V. beſchloß
Kapi=
talserhöhung um 105 auf 150 Millionen Mk. Stommaküen. Von den
neuen Aktien iſt ein Teilbetrag in Höhe von 45 Millionen Mk. für die
Aktionäre beſtimmt, und zwar wird auf eine alte eine junge Aktie zu
500 % den ſeitherigen Stammaktionänm zum Bezuge angeboten.
30 Millionen Mk. bleiben zu pari als Reſerveaktien für den Fall, daß
ſich andere Angliederungen ermöglichen laſſen und die reſtlichen 30
Millionen Mk. werden zu 500 % zur beſtmöglichſten Verwertung
be=
geben. Der Geſchäftsgang ſei ſehr lebhaft.
* M. Kreichgauer, Landbaumaſchinen= und Motorenwerke,
Abl.=Geſ. Frankenthal (Pfalz). Der am 2. Juli d. Js.
ſtattfin=
demden außerordentlichen Genevalverſammlung wird die Erhöhung des
Stammkapitals von 15 Millionen Mk. auf 60 Millionen Mk.
vorge=
ſchlagen. Mit 10 Millionen Mk. Stammaktien ſoll die Firma
Fuhr=
mann u. Hauß in Frankenthal abgegolten werden, deren geſamte
Fabrik=
anlagen mit Einrichtungen für Holzbearbeitung, Grundſtücken und
Vermögenswerten am 1. Juni d. Js. in dem Beſitz unſerer Geſellſchaft
übergegangen ſind. Auf das alsdann 2 Millionen Mk. Stammaktiem
betragende Aktienkapital wird den Aktionäven ein Bezugsrecht im
Ver=
hältnis von 1:1 gevährt. Die reſtlichen 10 Millionen Mk.
Stamm=
aktien ſollen im Intereſſe der Geſellſchaft beſtens werwertet werden.
Im übrigen ſind vorgeſchlagen, das 15ſache Stiummrecht der bei der
letzten Kapitalserhöhung geſchaffenen Vorzugsaktien in Höhe von einer
Million Mark auf das 25fache zu erhöhen.
h. Vereinigte Chamotte= und Quarzwerke A. G.,
Frankfurt a. M. Die Generalverſammlung beſchloß
Dividendem=
ausſchüttung von 30 %o und Kapitalserhöhung um 5 Millionen Mk.
Den alten Aktionäven werden auf 10 alte 2 junge Aktien zu 1000 %
angeboten. 3000 neue Aktien werden zum Kurſe von 2000 % von der
Deutſchem Handelsgeſellſchaft mit der Verpflichtung übermommen,
ſämt=
liche Kapitalerhöhungskoſten zu tragen. Die Ausſichten für das neue
Geſchäftsjahr ſind gut, da erhebliche Aufträge vorliegen.
h. „Inhav”, Induſtrie=Handelsvereinigung. A. G.,
Frankfurt a. M. Die Verwaltung beontragt Kapitalserhöhung
um 2 Millionen Mk.
h. Baldur=Piamoforta=Fſbrik A. G., Fſankfurt
a. M. Die Geſellſchaft ſchlägt Kapitalserhöhung von 4 auf 10
Mil=
lionen Mk. vor und will den altem Aktionäven ein Bezugsrecht von 4:3
emräumen.
* Chem. Werke vorm. H. u. E. Albert, Amöneburg=
Biebrich. Die Bilanz der Geſellſchaft für das abgelaufene
Geſchäfts=
jahr weiſt einen Brutto=Gewinn von 350,542 Mill. (i. V. 29,250 Mill.)
auf. Unkoſten erforderten 206,010 Mill, ſo daß ein Rohgewinn von
144,524 Mill. (i. V. 17,633 Mill.) verbleibt. Nach Abſetzungen von
Ab=
ſchreibungen in Höhe von 0,642 Mill. verbleibt ein Reingewinn von
144,738 Mill, aus dem 250 Proz. Dividende auf 25 Millionen Stamm=
und 6 Proz, auf Vorzugsaktien zur Verteilung gelangen ſollen. Für
Röhrenverbindungs= Befeſtigungs= und Verankerungsteile, Rückſtellungs= und Abſchreibungs= und Bewertungs=Konto werden 50
Mill., für die geſetzliche Rücklage Mk. 75000, für Beamten= und
Per=
ſonals=Kaſſe 30 Mill. verwendet und auf neue Rechnung 2,118 Mill.
vor=
getragen. In der Bilanz erſcheinen Rohſtoffe, fertige und halbfertige
Waren uſw. in Höhe von 303,005 Mill. Debitoren mit 1,340 Milliarden.
Andererſeits hatten Kreditoren 4.,567 Milliarden zu fordern.
Bankgut=
haben betrug 53,634 Mill. und Wechſel=Beſtand 11,138 Mill. Die
Be=
teiligungen an anderen Geſellſchaften ſind von 20,752 Mill. auf 30,157
Mill. geſtiegen.
* Kaliwerke Aſchersleben. Die ebenfalls zum Salz=
Det=
furth=Konzern gehörige Geſellſchaft erzielte im Geſchäftsjahre 1922 einen
Betriebsgewinn von 431,436 Mill., Unkoſten erforderten 258,757 Mill.,
fung, roh vorbearbeitet; von mindeſtens 30 Kilogr. Einzel= ſo daß ein Rohgewinn von 172,679 Mill gegen 19,872 Mill. i. V.
ver=
bleibt. Bei Abſchreibungen von 19,177 Mill. erſcheint der Reingewinn
mit 153,750 Mill. (i. V. 9087 Mill.), aus dem eine Dividende von 150
Proz. auf 100 Mill. Stamm= und 6 Proz. auf die Vorzugsaktien zur
der Einzelbeſtandteile — hierzu rechnen nicht die zur Zu= Verteilung vorgeſchlagen, während der Reſt von 1,770 Mill. vorgetragen
wird. Die Warenbeſtände ſind mit 149,014 Mill., die Materialvorräte
mit 262,422 Mill. ausgewieſen. Debitoren betrugen 619,703 Mill.
An=
dererſeits hatten Kreditoren 859,353 Mill. zu fordern. Der Reſerve=
Fonds hat ſich durch den Mehrerlös aus den Kapitalserhöhungen von
18,923 auf 113,057 Mill. erhöht. Die Bilanz für die einzelnen Konten
von Aſchersleben=Hattorf und den vereinigten Chem. Fabriken zu
Leo=
poldshall traten diesmal gegenüber im Vorjahre getrennt auf. Die
Be=
teiligung an Aſchersleben=Hattorf erſcheint in Höhe von 85,486 Mill.,
5d. Gexeinigte Juteſpinnerei und Weberei A.G.
Hamburg. (Priv.=Tel.) Die Generalberſammluung der Vereinigten
Juteſpinnerei und Weberei A.G. in Hamburg ſetzte die Dividende
angabe im Frachtbrief angeben, da nach den Beſtimmungen der auf 100 Prozent feſt. Auf Befragen eines Aktionärs wurde mitgetnilt,
Eiſenbahnverkehrsordnung die Frachtbriefangabe für die Fracht= daß der Poſten Kreditoren mit 11985,71 Millionen Mark ſich teils
aus Schulden in Mark, teils in ausländiſcher Währung, insbeſondere
aus Rohſtoffen, zuſammenſetzt. Auch das Konto Debitoren mit 1786,91
Millionen Mark fetzt ſich aus Forderungen in teilweiſer fremder
Wäh=
pung zuſammen. Die bei der letzen Kapitalseuhöhung dem
Aufſichts=
radh zur Verwendung der Geſellſchaft zur Verfügung geſtellten 297
Millionen Mark ſeien der Deutſchen Textilvereinigung in Beriin im
Wege des Aktienaustauſches übegrlaſſen worden.
Banken.
* Süddeutſche Feſtwertbank in Stuttgart. Unter
dieſw Firma haben die Bayeriſche Hypotheken= und Wechſelbank in z
München und die Mitglieder der Arbeitsgemeinſchaft Süddeutſcher
Hypothekenbanken, nämlich die Frankfurter Hypothekenbank in
Frank=
len wir in ihrem eigenen Intereſſe die Anwendung von Gummi= furt a. M., die Pfälziſche Hypothekenbank in Ludwigshafen a. Nh.,
dia Rheiniſche Hypothekenbank in Mannheim, die Süddeutſche
Boden=
kreditbank in München und die Württembengiſche Hypothekenbank imn
Stuttgart ſoeben in Stuttgart eine Bank gegründet, die das
wertbeſtän=
dige Darlehensgeſchäft (Gewährung insbeſondene von Darlehen an
Körperſchaften des öffentlichen Rechts und Gewährung von
Grund=
ventendarlehen) betreiben und wertbeſtändige Obligationen ausgeben
Wir wären Ihnen zum Dank verpflichtet, wenn Sie in die= ſoll. Dig Gründerbanken haben ſämtliche Aktien zu gleichen Teilen / Brüſſel=Antwerpen ..........
übernommen, die nicht an den Markt gebracht, ſondern dauernd in
ihrem Beſitz bleiben ſollen. Das voll eingezahlte Akdienkapital beträgt Stockholm=„„„
oggg=
zunächſt 120 Millionen Mk., die ebenfalls eingezahlten Reſerven
be=
tragen 60 Millionen Mk. — Der Vorſtand beſteht aus dem Hernm:
Mich. Kopplſtätter, Divektor der Bayeriſchen Hypotheken= und Wechſel= London ....
bank in München, Dr. Walter Sommerbrodt, Direktor der Framkfurter
Hypothekenbank in Frankfurt a. M., Dr. Hermann Troeltſch, Direktor
der Pfälziſchen Hypothekenbank in Ludwigshafen a. Rh., Dr. Rudolf Spanien;
Schellenberg, Direktor der Rheiniſchen Hypothekenbank in Mannheim. Wien ſin Deutſch=Oſterr, abg.).
Hofrat Friedrich Bonſchab, Dircktor der Süddeutſchen Bodenkreditbank
in München, Dr. Karl Gutbrod, Direktor der Württembergiſchen Hypo= Budapeſt:
bank zum zweiten Male eine Dollarſchatzanleihe aufzulegen. Die Be= thekenbank in Stuttgart, Dr. Gerhard Geßler, Direktor den
Württem=
ſprechungen über dieſe Frage ſind noch nicht abgeſchloſſen. Man war bergiſchen Hypothekenbank in Stuttgart. — Der Aufſichtsrat ſetzt ſich
zuſammen aus den Herven: Hofrat Dr. Eugen Zeitlmann, Direktor der Rio de Faneiro „..n.uzauans
Bayeriſchen Hypotheken= und Wechſelbank in München. Otto Hauck,
Handelskaimerpräſident in Frankfurt a. M., Geh. Hofrat Franz von
Wagner, Handelskammerpräſident in Ludwigshafen a. Rh., Staatsrat
Karl Weingärtner, Miniſterialdirektor a. D. in Karlsruhe, Paul Graf
von Almeida, Gutsbeſitzer in München, Wilhelm Bonnet, Direkdor der
Württembergiſchen Hypothekenbamk in Stuttgart. — Es ſind ſomit die
ſämtlichen Gründerbanken im Voyſtand und im Aufſichtsrat vertreten.
Die Gründer der Süddmtſchen Feſtwertbank in Stuttgart haben als
erſte unter den deutſchen Hypothekenbanken, die ſich immer mehr mit
zwingender Notwendigkeit herausarbeitende Form der wertbeſtändigen
Darlehensgewährung in die Praxis übergeführt und ſich mit dieſer
neuen Organiſation dio Form geſchaffen, auf wertbeſtändiger Gpundlage
weiter zu arbeiten, um den großen, aber volkswirtſchaftlich berechtigten
Kreditanſprüchen von Körperſchaften des öffentlichen Rechts dienen und
das nach wertbeſtändiger Anlage ſuchende Publikum mit ſolchen
ver=
ſehen zu können. Beſonders auf dm Gebiete der
Elektrizitätsver=
ſorgung, der Melioration von Oedland und ähnlichen Aufgaben
wer=
den Kreditanſprüche in ſteigendem Umfange geſtellt, die auf dem
bis=
herigen Wege der Währungsdarlehm und der Währungsobligationen
argenblicklich nicht mehr befriedigt werden können. Dieſen großen
Zu=
kunftsaufgaben gegenüber war eine Zuſammenfaſſung der Kräfte der
ſechs Gvünderbanken erforderlich, die dem neuen Inſtitut ihre in
Jahr=
zehntm bewährte Organſation zur Verfügung ſtellen können und denen
das neue Unternehmen nach Konſtruktion und nach Geſchäftsgrundſätzen
nechgebildet iſt. Dadurch öffnet ſich für die gründenden
Hypotheken=
banken ein weites, und wie erwartet werden darf, ein fruchtbares
Ge=
biet der Betätigung. In verſtärktem Maße wird dies der Fall ſenn,
wenn nach erfolgter Aenderung des Bürgerlichen Geſetzbuches und des
Htpothekenbankgeſetzes daneben auch ſie innerhalb dußs ihnen gezogenen
Rahmens das wertbeſtändige Geſchäft werden pflegem können. Wenn
durch dies alles die altbewährten Hypothekenbanken ihre frühere
außer=
ordentlſiche Bedeutung für den inländiſchen Grund= und
Kommunal=
kredit, die ſie ſich in jahrzehntelanger Arbeit erworben haben,
wieder=
gewinnen werdm, ſo muß dies im allgemeinen Intereſſe beſonders
be=
gvüßt werden. Wie mitgeteilt werden kann, befinden ſich bereits größere
Darlehensgeſchäfte in Vorbereitung, die die Grundlage für die
dem=
nächſt bevorſtehende Obligationen=Emiſſion abgeben ſollen.
Dividendenvorſchläge.
* Thüringiſche Elektr.=Löeferungs=A. G. Für das
abgelaufene Geſchäftsjahr ſollen 100 Prozent Dividende gegen 10 im
Vorjahr auf das erhöhte Aktienkapital von 110 Millionen Mk. zur
Ver=
teilung gelangen.
* Eiſenbahnverkehrsmittel A. G., Berlin. Die
Ge=
ſellſchaft erzielte einen Reingewinn von 337 Millionen Mk. Dem
Werk=
erhaltungskonto und Wertberichtigungskonto wurden im voraus eine
Milliarde Mk. zugeführt. Die Dividende ſoll mit 500 %o zur
Aus=
zahlung gelangen. Den Aktionäven ſoll es jedoch freiſtehen, ſtatt des
auf je 20 Dividendenſcheine entfallenden Barbetrags eine 5 Dollar=
Schatzapweiſung des Deutſchen Reichs zu verlangen. Ein
entſprechen=
der Beſtand in Dollar=Schatzanweiſungen ſei vorhanden.
* Steaua Romana. Die Geſeilſchaft wird das derzeitige
Aktienkapital von 310 Millionen Mk. um 155 Millionen Mk. erhöhen.
Die 50 % Dividende ſollen in der Form zur Ausſchittung gelangen,
daß auf zwei alte eine neue Gratisaktie entfällt.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
zeigte ſich wenig Unternehmungsluſt angeſichts der Schwankungen der
Deviſenpreiſe. Weizen wird wenig angeboten, während die Mühlen
an=
ſcheinend dringend Bedarf brauchen. Roggen änderte ſich wenig in den
Preiſen, obwohl ſich etwas Nachfrage für Mitteldeutſchland zeigt. Gerſte
war ſeitens der Brauereien und für Thüringen geſucht. Hafer wurde
wegen der bevorſtehenden Frachterhöhungen vom Konſum vermehrt
ver=
langt. Mais war ſtill, die Mehlpreiſe feſt, obwohl der Konſum
zurück=
haltend blieb. In Futterſtoffen fanden nur geringe Umſätze ſtatt.
Börſen.
wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbild vom 21.
Juni. Die Geſchäftshätigkeit am Deviſenmaukt verzeichnete heute noch
geringere Umſätze als geſtern. Nach Erledigung der erſten
Kaufauf=
träge, welche bei erhöhten Kurſen ausgeführt wurden, trat wiedar eine
Abſchwächug hervor. Der Dollar trat mit 131 000 in den Verkehs
und lautete dan 132 000. Im weiteven Verlauf wurden folgmnse
Preiſe genannt: 128—124—126 000; an der Börſe begann er mit 127 224
Auszahlung London gleichfalls ſchwankend. Im Effektenverkehr vos
Buvau zu Bureau ſchien ſich die nückgängige Tendenz verſchiedentlich
fortzuſetzen. Bei großer Zurückhaltung ſtelltiem ſich Auslandsrenten
im Einklang mit dem Deviſenmarkt ſchwankend. Das Geſchäft hielt
ſich nach wie vor in äußerſt engen Grenzen, ſo daß auch die
Preisan=
gaben nur in einzelnen Fällen gemacht werden können. Die genonnten
Kurſe lauten wie folgt: Zuckerfabrik Frankenthal 70 000 Geld, Badiſche
Anilim 185—190 000. Höchſter 135—140 000, Licht u. Kwaft 130 000,
Rüt=
gerswerke 310 000, Schutzgebietsanleihe 20—21 000. Von umnotierten
Werten fanden Schebera zu beſſevon Kurſen Aufnahme, 100 000. Man
hörter ferner noch Baureit 6000, Kapſtadt 16 000, Ufa 63—66 000, Api
140—150 000, Beckerſtahl 145—150 000, Beckerkohle 140 000, Brown
Bo=
veri 41 000, Emelka 27—28 000, Hanſa Lloyd 35—37 000, Growvag 78 000
inkluſive. Dollar gegen 1 Uhr 130 000.
wb. Frankfurter Abenddeviſen vom 21. Juni. In
Deviſen war das Geſchäft wieder etwas lebhafter bei anziehenden
Preiſen. Dollarnoten 137—139 000, Polennoten 120.—, Belgien 7400,
Holland 54 750, London 645 000, Paris 8750, Schweiz 25 800, Italien
6350, Neu=York 139 000.
wb. Berliner Börſenbericht. Die Ungewißheit bezüglich
der Maßnahmen zur Stützung der Währung wirkte auf das Geſchäft am
Deviſenmarkt lähmend. Bei allgemeiner Zurückhaltung fanden nur
wenige Umſätze ſtatt, die Tendenz war aber im Allgemeinen ziemlich
feſt=
der Dollar ſchwankte zwiſchen 125 000 und 130 000, der amtliche Kur4 ſich auf 127 000. Am Effektenmarkt herrſchte eine feſte Stimmunge
ohne daß ſich aber beſondere Unternehmungsluſt kundgab. Nachfrage bch
ſtand für Diskonto Commanditanteile zu höheren Kurſen.
w. Deviſenm irkt. Frankfurt a. M., 21. Juni.
70. J.Geld‟. Jie
Ae ie
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 170
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Juni 1923,
Seite 7.
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
36)
(Nachdruck verboten.)
Die Zeit ging, die Formen umher verloren ihre
Beſtimmt=
heit, löſten ſich in Farbwerte auf, viel Schwarz, tiefes Rot, etwas
Gold. Es war noch Tag, aber der Abend bereitete ſich, ihn zu
umſchlingen.
Und nun begann die Feier.
„Der Tod des Herrn,” ſagte der Monſignore.
Irgendwo unſichtbar ſpielte die Orgel, und weither, verdeckt
und den Blicken ebenſo entzogen, antwortete Chorgeſang,
ſchal=
lende Knabenſtimmen und klagende Töne der Sopraniſti. „Aus
der Tiefe rufe ich zu dir, Herr, erhöre meine Stimme.” Und nun
wieder aus anderer Richtung ſetzte ein zweiter Chor ein, Tenöre
und Bäſſe, flehend, anſchwellend zu gewaltiger Wucht: „Oeffne
deine Ohren für die Stimme meines Gebets.”
Und nun Stille, ſtumme Andacht, und dann wieder der erſte
Chor, leiſe: „Herr, wenn du mein Unrecht beachteſt, Herr, wer
ſoll dann beſtehen.”
Wieder Ruhe.
Knaben nahten dem goldenen Hochaltare unter den
gewun=
denen ſeltſamen ſchwarzen Säulen, ſie ſchwenkten Weihrauchfäſſer
und entzündeten die dreizehn Kerzen auf dem Altare, die
leuch=
teten, während ringsum die Dämmerung alle Gegenſtände zu
formlos dunkler Maſſe verwandelte
In langſamer Prozeſſion nahten die Domherren, als letzter
ſchritt der Erzprieſter von St. Peter, der rieſenhafte Kardinal
Rampolla. Gold, Silber, Seide, Stickereien, Damaſt und Brokate
flimmerten im Lichte der Kerzen, als die Prozeſſion ſich dem
Altar näherte.
„Erbarme dich meiner, Herr, in deiner großen
Barmherzig=
keit!” ſang der Chor.
Orgelſpiel.
In der Kirche wurde es dunkel, der Tag war vorbei, die
Kerzen brannten hell auf dem Hochaltare.
Im Bogen ſtanden die Domherren umher; ſie ſah man
deut=
lich. Alle beteten, und nun knieten ſie nieder, die Knaben ganz
vorn und die Domherren und der Kardinal.
Vorſichtig, mit leichten Bewegungen ſtieg ein Knabe zum
Altar empor und löſchte eines der Lichter. Der Monſignore
flü=
ſterte: „Jeſus und die Jünger, nun hat ihn Judas verlaſſen.”
Die zweite Kerze löſchte der Knabe, und noch eine, und noch
eine. „Alle Jünger verlaſſen den Herrn.”
Eine einzige Kerze brannte noch; der Herr war allein.
Und nun ein paar wehe Laute der Orgel, dann ein
unge=
heurer brüllender Aufruhr, donnernd heulte der Schall durch den
tiefdunklen Raum, in dem nur das eine rote flackernde Licht wenig
Helligkeit gab. Plötzlich, und das war noch furchtbarer,
über=
wältigend, brach das Spiel wie ſinnlos ab.
Das eine Licht brannte noch, der Knabe trat heran und löſchte
es aus.
Jetzt war es ganz dunkel.
Leiſe und ſchmerzlich wimmerte Muſik, Geigen, Bratſchen
und Celli, weinte und ſchwieg.
„Der Herr hat vollendet.”
Da, ein Ton, Trompetenſchmettern, hell und ſtark und jung,
und ein tiefes Aufatmen ging durch die Menge, und nun erſtrahlte
die weite Kuppel, hoch oben fern von den Menſchen im
ſchim=
mernden Glanz aller ihrer Lichter.
Beide Orgeln ſpielten, Geigen und Bläſer, fielen ein, die
Chöre.
„Chriſt iſt erſtanden.”
Auf dem Platze von St. Peter verabſchiedete ſich der
Mon=
ſignore, ringsum verliefen ſich die Menſchen, ſtill und groß lag
die Kirche vor uns, umſchloſſen von dem weitausladenden
rie=
ſigen Säulengange.
Marie Louiſe ſtammelte: „Vater, ich hab' ja gar nicht
ge=
wußt, was eine Kirche iſt, ich bin ja noch nie in einer richtigen
Kirche geweſen.”
Wir gingen miteinander dem Höhenweg von Trastevere zu,
der oberhalb Roms dem Tiber gleichläuft. „Wie oft habe ich
das geleſen von Jeſu Leiden und Tod,” ſagte Marie Louiſe, „ich
hab’s nie ſo begriffen zuvor.”
Vom Kapitol ſtiegen wir hinab und beſuchten die Trümmer
des Forums, die Ruinen der Kaiſerpaläſte, die einſt auf dem
Palatin geprangt hatten, das Koloſſeum und die Bäder des
Caracalla. Im Wagen fuhren wir durch die Campagna hinaus
auf der Via Appia zum Grabmal der Cäcilia Metella; die weite
grüne Ebene dehnte ſich weithin zwiſchen dem Meer und den
Bergen; wo Städte und Bauten und tauſendfaches Leben
ge=
weſen, da ſtanden jetzt Ruinen, weideten Büffelherden, von
ver=
wilderten Hirten bewacht.
Die antiken Werke zeigte ich Marie Louiſe, den Apollo von
Belvedere, den Laokoon, die Venus vom Kapitol.
Wir ſtanden vor dem Denkmal des Marc Aurel auf dem
Kapitol. Marie Louiſe ſagte: „Es iſt doch dumm, wenn die Leute
ſagen, die Vergangenheit ſei tot; das iſt doch alles hier ſo
leben=
dig, für uns lebt es doch. Vater, ich hab' gar keine Angſt mehr
vor dem Tode, wie in Pompeji, ich komm’ mir ſo ſicher vor und
geborgen.”
In Florenz erwartete mich mein Freund Giuliani, dem ich
den Tag meiner Ankunft, aber nicht die Stunde mitgeteilt hatte,
auf dem Bahnhof. Zu jedem Zuge aus Rom hatte er ſich
ein=
gefunden, um mich nicht zu verfehlen, und nun half keine
Wider=
rede, wir mußten bei ihm wohnen. In der Villa oben am
Hügel=
weg ſtand die Frau des Profeſſors an der Gartentür, eine
rot=
haarige, nicht mehr junge, feine Venezianerin, ſie begrüßte uns
herzlich. In einer Gefühlsaufwallung zog ſie Marie Louiſe an
ſich und küßte ſie auf die Stirn. „Wie reizend ſie iſt,” ſagte ſie.
Giuliani flüſterte mir zu: „Wir hatten einmal ein Mädchen.”
Ich empfand wie einen fernen Eindruck, gedämpft, was es
für Eltern bedeuten müſſe, ein Kind zu verlieren.
Die Giulianis waren uns liebenswürdige, freundliche Wirte,
einfach und bereit, ihr Beſtes zu geben.
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verk. od. zu tauſchen
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preiswert abzugeben.
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Friedrichſtr. 4, (*1756
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Geſchäftsſt. (*1770=
Brauner
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Bismarckſtr. 62, I. (*1nn
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Seite B.
Darmßädter Tagbiatt, Freitag, den 22. Juni 13a.
Ruuiiner 170.
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Cpklone 2. Teilf
Der Ueberfall auf die Postkutsche
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mit Mary Walkamp.
Lebeweit (5162fsgo
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Darmſt. Männer=Geſangberein
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Sonntag, 24. Juni, nachm. 4 Uhr
im „Perkeo” (Alexanderſtraße)
(bei Mitglied Schnauber)
Solo= und Chorgeſang
Humoriſtiſche Vorträge
Von 8 Uhr ab: Tanz!
Unſere derzeitigen, ſowie auch
ehe=
maligen Mitglieder, Freunde und Gönner
des Vereins ſind herzl. eingeladen. (*17700
Schloß-Oafé
Rheinstr. 2
Rheinstr. 2
Rheinlsches Tonkänstler-Orchester
Freitag, 22. Juni 1923: (5182
GROSSES
Extra-Konzert
Sonntags
„ti-tuh-Frühkonzert
Weinbrand, Rum, Liköre
Zwetſchenwaſſer
Kartoffel=u. Obſtbranntwein
C1781
billigſt
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Hoffmannſtraße 12 (Kein Laden).
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Papier, Keller
Keriat
und Bodenkram
1777,
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Frauenlob
Wendelſtadtſtr. 13. Telephon 2039
putze ich meine
Schuhe, seitdem ich
Nigrin-Extra
verwende. (I1,516
Orp heum
O Heute O
Freitag, 22. Juni
u. folgende Tage
Erſtaufführungen:
Schäm' dich Lotte!
Operette i. 3 Akten
D Repertoireſtück
des Thaliatheaters,
Berlin, ſeit 1922.—
Hauptdarſteller:
MartaFörſter a. G.
Mizzi Rauſchenberg,
Adolf Jordan, Carl
Wallbröhl, Carl
Schü=
ler a. G., Jak.
Keſſe=
nich u. a. ( 5183
Kart. :Verkehrsbüro,
de Waal, Rhe nſtr. 14.
W , 50. 30. 3. 3000
Bürgerliches Speiserestaurant
Lanzestheater.
Großes Haus.
Freitag, 22. Juni,
7½ Uhr:
Muſikfeſt 1923
4. Konzert: Pfitzner
Kantate:
„Von Deutſcher Seele‟
leitung: M. Balling.
Preiſe: 3000-21000 M.
Kleines Haus. (FS1‟
6 und 8 Uhr:
Film:
DerbrennendeAcker
Preiſe:
2000 und 3000 Mk.
Boden=
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(Jugendgruppe)
Samstag, abends 730 Uhr
Gründung und
Sonnwendfeier
in der Wildnis
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gereicht worden. (5169
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Bruno Decarli als Generalleutnant v. Grumbkow
F. W. Kaiser als Leutnant Katte
ferner Erna Morena, Lilly Flohr, Eugen Burg.
Der III. Teil Sanssouei und der
1V. Teil Schicksalswende
kommen anschließend an den I. und II. Teil z. Vorführung.
E Jugendiichee haben Autritt.
Basguines Vergel-
K.-1. tuns, II. Teil.
(Memoiren eines
Kammer-
dieners) 5Akte m. Evi Eva.
Unterirdische Flammen,
5190) 3 Akte.
C.-T. Paul Wegener
Der Schatz der Gesine
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Telephon 78
Nr. 14
Hochſchulbeilage des Darmſtädter Tagblatts
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
22. Juni 1923
Zur Sonnenwendfeier der Darmſtädter Studentenſchaft.
Die Feier am Bismarckturm.
Die Flammen ſind erloſchen, die Lieder verklungen! Noch
einen letzten Blick in die ſterbende Glut auf den großen Kreis
junger Studenten, auf ihre wehenden Fahnen und dann Arm in
Arm den Berg hinab! Den ganzen Weg bis zur Stadt ernſter
Liederſang, und in uns ſingts und klingt’s, jubelt die Freude,
an Deutſchlands Jugend, der drückendſte Not und tiefſte Schmach
den Mut nicht nehmen konnte. Wir hören nicht wie rings im
Wald halbreife Burſchen mit der Internationalen und
Schlager=
verſen den Zug verhöhnen wollen. Nur ein tiefes Mitleid regt
ſich. Mitleid mit denen, für die ſowohl wie für uns dort oben,
aus dem Herzen kommende Worte geſprochen wurden.
Zu ernſtem Zuge hatte ſich die Studentenſchaft auf dem
Marienplatze geſammelt, ohne Muſik, von einer unüberſehbaren
Menge begleitet, die Stadt durchſchritten und am Bismarckturm
Aufſtellung genommen. „Burſchen heraus” eröffne, die Feier.
Und dann, kein Klagen um vergangenen Ruhm, um verlorenes
Glück. In allen Reden ein großes Gebet, an den der unſer
Schicſal lenkt. Das Gelöbnis der Treue das Bekenntnis zum
deutſchen Volk, ein Ruf nach Freiheit, e in ernſter Schwur, nicht
zu verzagen, trotz tiefſter Schmach. „Herrl zeig uns den Weg!
Und den Weg wollen wir gehen, das geloben wir allezeit, das
geloben wir auch zu dieſer Stunde!” — Die Flammenrede hielt,
erſt am Vorabend dazu aufgefordert, Herr Pfarrer Lautenſchläger.
Eröffnungsrede des Vorſitzenden der Studentenſchaft
Herrn Erfurt.
Euer Magnifizenz! Hochverehrte Profeſſoren! Kommilitonen!
Sonnwendfeier! Früher wurde dieſes Feſt zur Erlangung
guten Wetters für die Ernte gefeiert, und wenn früher im
Hin=
blick auf das gute Geraten der Ernte das Sonnenfeſtfeuer
ab=
gebrannt wurde, ſo tun wir es heute nicht nur in dieſem Sinne.
Am Horizont der Weltgeſchichte wetterleuchtet es, und Tauſende
von Menſchen ſehen mit Schauder der Zukunft entgegen. Möge
ſie uns gutes Wetter bedeuten. Der Parteihader hat das deutſche
Volk niedergeworfen, und gutes Wetter ſoll uns Einigung nach
innen und außen bringen. Betrachten wir hernach das Feuer,
dann wird einem jeden klar, was der einheitliche Wille eines
Elementes vermag. Die Flamme der Begeiſterung, die 1914 für
das deutſche Vaterland emporloderte, ſehnen wir uns zurück,
und erſt, wenn dieſe Flamme wieder voll emporlodert, können
wir auf eine gute Zukunft bauen. Aber noch mehr ſoll uns das
Feuer ſagen; der Materialismus, welcher in der heutigen Zeit
immer kraſſere Formen annimmt, muß von der Glut der
Vater=
landsliebe verzehrt werden. Wir wollen unſere gefährdeten
deut=
ſchen Ideale hochhalten und nicht vergeſſen, daß wir es für die
deutſchen Lande und das deutſche Volk tun. Möge der Anblick
des Feuers auch in unſeren Herzen die Flamme der Begeiſterung
für das deutſche Vaterland und deutſches Fühlen entfachen, ſo
iſt das gute Wetter für die Zukunft geſichert.
Anſprache Seiner Magnifizenz des Nektors, Herrn Prof.
Dr. Ing. Peterſen.
Ein Jahr iſt vergangen, da gedachten wir an dieſer
Weihe=
ſtätte unſerer Helden, da trauerten wir um Oberſchleſien, und
des Unrechtes ſchien es genug zu ſein. Aber noch iſt die Prüfung
nicht zu Ende, neues Unrecht fügte ſich zum alten, und bald mach
der Winterſonnenwende brach der Feind in das friedlich
arbei=
tende Land.
Wie eine Inſel ſind wir heute, umbrüllt von den raſenden
Wogen des Weltmeeres, die einen Fetzen nach dem andern
weg=
reißen, die Deiche geben nach und ſind verlaſſen, die
Deichmann=
ſchaften ſtreiten ſich um Nichtigkeiten, ſtreiten ſich, wer
Deich=
hauptmann ſein ſoll, und wollen nicht ſehen, wie der Boden unter
ihren Füßen weicht. Und auf der Inſel, da herrſcht Zwieſpalt,
und wenn ſchon die Wellen an den Grundmauern der Häuſer
branden, dann ſtreiten ſich noch die Inſaſſen um die
Kläglich=
keiten des täglichen Lebens.
Und die, die mit weit aufgeriſſenen Augen in
fiebern=
der Erregung die Flut und mit ihr den Untergang
nahen ſehen, die können ſie nicht dämmen, denn wenn
ſie auch in Todesmut ihre Leichen der Flut
entgegen=
werfen wollten, die Wellen ſpülten über ſie hinweg.
Denn der erbarmungsloſe Feind entriß ihnen als erſtes die
Waffen, das Deichgerät, und furchtbar iſt es, daß der Verluſt
verſchuldet iſt!
Aber nicht alle Deiche ſind verlaſſen. Am grünen Rhein, auf
der roten Erde, an der Ruhr, da ſteht das Volk, umbrandet
und gepeitſcht von den erbarmungsloſen Wellen und hält in
ihnen aus — Frauen wie Männer, die Frauen in ſtummem,
herzzerreißendem Leid, die Männer in verbiſſenem Ingrimm.
Es iſt ein furchtbares Ringen, kein heller Sturmruf wird laut,
ein Ringen zwiſchen dem Guten und dem Böſen, in düſterer
Nacht, und über der Wahlſtatt türmt ſich das Unrecht von Tag
zu Tag und ſtürmt gegen den Himmel — und der Himmel bleibt
grau und dunkel.
Wir neigen uns in Ehrfurcht vor den Kämpfern am Rhein
und an der Ruhr, vor den Männern mit hartem Kopf und
ſchwie=
liger Fauſt, wir neigen uns vor den Eiſenbahnern, und heißer
Dank quillt aus unſeren Herzen, denn ſie kämpfen für uns. Wir
neigen unſere Fahnen vor denen, die ihr Leben hingegeben
haben — ſie ſind uns nicht verloren, ſie werden mit uns, für
uns kämpfen.
Und die Not ſteigt von Stunde zu Stunde, und ſchier
uner=
träglich iſt ihr Druck.
Und ſo wie ſich im Grauen der Schlacht, im verqualmten,
zuſammenbrechnden Unterſtand, im Trommelfeuer auf
deckungs=
loſem Blachfeld von trockenen, fiebernden Lippen das Gebet
los=
ringt, und wie die irrenden, ſlatternden Gedanken, welche die
Wucht des Geſchehens nicht mehr faſſen können, ihre Rettung
ſuchen im Gebet und aus ihm Kraft und Ruhe ſchöpfen — ſo
gehr es auch uns, und wir ſchreien zum Himmel: „Herr, zeig:
uns den Weg!” und den Weg wollen wir gehen, das geloben
wir allezeit, und das geloben wir auch dieſe Stunde.
Aber nicht tatenlos und ergeben warten wir, bis die Stunde
kommt, in der uns der Weg gezeigt wird — nein, würdig wollen
wir uns machen und eine Schar bilden, die Eigennutz und
Eigenliebe abgeworfen hat, in der jeder weiß, daß er ſeinem
Vaterlande verpfändet iſt, daß er ſeinem Vaterlande geweiht
iſt, in der jeder weiß, daß er ſeine Jugendkraft und =friſche nicht
vergeuden darf, denn ſie gehört nicht mehr ihm. und jeder foll
ſich deſſen bewußt ſein, daß er mit ſeiner Kraft, ein Pfund
empfangen hat, mit dem er wuchern ſoll, auf daß er ſie an dem
Tage, an dem ſie von ihm gefordert wird, ungebrochen und
ver=
vielfältigt hingeben kann.
Und das Bewußtſein, daß in uns der Wille lebt, daß uns
dieſer Wille anſpornt zur raſtloſen Arbeit an uns ſelbſt und an
anderen; das Bewußtſein, daß wir jung und unverbraucht ſind,
daß wir kein ſeeliſch und körperlich verkommenes Geſchlecht ſind,
daß ſich bei uns trotzige Jugendkraft mit dem Willen paart, und
das Bewußtſein, daß wir, die wir an dieſer Weiheſtätte vereint
ſind, alle eines Sinnes ſind, daß wir uns frei machen konnten
von der alten deutſchen Untugend der Parteiung und der
Eigen=
brödelei — das gibt uns die Kraft zur zähen Arbeit, zum
Aus=
harren mit zuſammengebiſſenen Zähnen bis zu der Stunde, in
der wir würdig befunden werden, — das reißt uns aus dem
ſchier unerträglichen Druck, aus des Altags, ſorgendumpfem
Nebelſpuk zur Sonne empor, das erfüllt uns mit froher, ſtolzer
Zuverſicht — und das Recht iſt bei uns, und die Zukunft
ge=
hört uns.
Und mit Vertrauen und Zuverſicht beten wir:
Wir loben dich oben, du Lenker der Schlachten,
Und flehen, mögſt ſtehen uns fernerhin bei,
Daß deine Gemeinde nicht Opfer der Feinde!
Dein Name ſei gelobt, Herr, mach’ uns frei!
Die Flammenrede.
Einem uralten Brauch folgen wir, wenn wir in der kürzeſten
Nacht des Jahres das Sonnwendfeuer entzünden. Das Feuer,
das heute auf ſo vielen Höhen unſeres Vaterlandes auflodert,
ſoll uns ein Sinnbild ſein der lebenſpendenden Sonne, unter
deren Strahlen die Erde W.,chstum und Blüten hervorgebracht
hat ein Zeichen der Frede an dem Leben, das von der
Macht der Sonne geweckt wurde, ein Ausdruck der Hoffnung,
daß dem Blühen Frucht und Ernte folgen wird. So oft auch die
Sonnenbahn ihren Höhepunkt erreicht, um dann ſich wieder zu
ſenken, folgt doch allemal der neue Aufſtieg und mit ihm das
Wiedererwachen des Lebens auf der Erde. So haben’s unſere
Alwordern augeſehen und an den Wendepunkten der
Sonnen=
bahn ihre Lichtfeſte gefeiert als Ausdruck ihres Glaubens an
die lebenſchaffende Macht des Sonnenlichtes. Als Sinnbilder des
alles regierenden Lichtes aber leuchteten ihre Sonnwendfeuer
auf den Bergen. Gewiß, auch ſie wußten: nun geht es wieder
hinein in dunklere Zeit. Aber das ließen ſie ſich nicht ſtören
durch ſolche Gedanken: Ihre Freude an dem Licht und ihren
Glauben an das von dieſem Licht wieder neugeweckte
Leben.
Wenn wir nun in jüngſter Zeit wieder begonnen haben,
das alte Brauchtum aufzunehmen, ſo geſchieht es wahrlich nicht,
um nun auch all die religiöſen Vorſtellungen wieder zu erwecken,
die einſt mit dieſem Brauchtum verbunden waren, und in
irgend=
welcher romantiſchen Schwärmerei uns zu begeiſtern für eine
Religion, die uns nicht mehr entſpricht; ſondern es geſchieht,
weil wir den auch heute noch lebendigen und nötigen
Glau=
ben ſpüren, der einſt in dieſem Brauch zum Ausdruck kam: den
Glauben an das nie aufhörende, durch das Licht ſich immer
wie=
der erneuernde Leben.
Wie nötig iſt uns ſolcher Glaube in einer Zeit der
Matt=
heit, der Verwirrung, der furchtbar drückenden Not, in einer Zeit,
in der wir ſo deutlich wie nie zuvor den Willen am Werk ſehen,
vorhandenes, gehaßtes und gefürchtetes Leben zu vernichten!
Was wollen wir dieſen Erfahrungen entgegenſetzen? Sollen auch
wir Haß predigen? Sollen auch wir beitragen zur Entzweiung
und Verwirrung und damit zur Vermehrung der Not? — Das
Sonnwendfeuer ſprach zu den Alten vom Glauben an das dem
Licht entſproſſene Leben, von der Freude über dieſes Leben und
von der Liebe zu ihm. Ein Necht, das Feuer, das bei unſeren
Vorfahren Ausdruck ſolchen Glaubens war, anzuzünden, haben
wir alſo nur dann, wenn auch wir beſeelt ſind von der
Zuver=
ſicht, daß unzerſtörbares Leben in unſerem Volke vorhanden iſt.
So wird uns das Sonnwendfeuer zur Aufforderung zum
Glau=
ben an die Lebenskraft unſeres Volkes und zu heißer Liebe zu
dem in unſerem Volke ſich regenden Leben. Wir wollen uns
em=
porziehen laſſen durch unſere Sonnwendfeier zu der Höhe, auf
der die Macht inniger Liebe zu Volk und Vaterland thront.
Das ſei das erſte, was uns das Sonnwendfeuer darſtellt:
Liebe zu dem im deutſchen Volk und Vaterland vorhandenen
Leben und Glauben an ſeine unbeſiegbare Macht.
Doch ſeit man begonnen hat, das Feuer als Sinnbild
an=
zuſehen, ſah man es nicht nur als Sinnbild des Lebens, ſondern
auch des Geiſtes, des ſchaffenden Geiſtes. So laßt es uns auch
heute anſchauen: als Ausdruck der Wahrheit, daß das Leben,
an das wir glauben, geſchaffen und getragen wird vom Geiſt.
Ein Recht zum Glauben an die Kraft des Lebens hat nur der,
der die Macht des lebenſchaffenden, lebenerneuernden Geiſtes
ſpürt. Gewiß, wir können Geiſt nicht erfahren ohne die Formen,
die er ſich geſchaffen hat und in denen er übertragen wird. Das
ſoll uns beſtärken in der Ehrfurcht vor den gewordenen Formen
des Gemeinſchaftslebens. Aber ihren Wert erhält die Form
nur durch den Geiſt, aus dem ſie ſtammt und der in ihr lebt.
Drum mahnt uns das Sonnwendfeuer als Sinnbild des Geiſtes:
Ihr, die ihr an die Kraft des Lebens glaubt, tragt Sorge dafür,
daß ihr und die Gemeinſchaft die ihr liebt, Träger des Geiſtes
ſeid und immer mehr werdet, Träger lebenſpendenden Geiſtes!
Wie werden wir’s? Auch darüber gibt uns das
Sonnwend=
feuer Klarheit. Nicht nur Sinnbild des Geiſtes iſt es, ſondern
als Sinnbild der lebenſpendenden Sonne zugleich auch
Sinn=
bild des Urſprungs alles geiſtigen Lebens, Sinnbild der
Gott=
heit ſelbſt. Es gibt keine innere Kraft, die ſich nicht immer
wie=
der berühren, läutern und ſtärken laſſen müßte von Gott ſelbſt.
Drum wer Erneuerung ſucht für ſich und ſein Volk und wer,
in tiefſter Seele ergriffen von Liebe zu ſeinem Vaterland,
mit=
helfen will zu ſolcher Erneuerung, mithelfen durch eigene
ſchöpfe=
riſche Tat, der ſchaue auf zu der Sonne, von der alles Leben
ausgeht, und laſſe ſich erfüllen von ihrem Leben. Denn Glaube
an das Leben hat zur Vorausſetzung Glauben an die Quelle
des Lebens, und Glauben an die Quelle des Lebens verpflichtet
zu ſelbſtbefreiender Tat durch Hingabe und Opfer.
Wir preiſen’s als ein ſinnvolles Zuſammentreffen zweier
Tatſachen, daß in unmittelbare Nähe des Sonnwendtages der
Tag Johannis des Täufers fällt, der Tag des Mannes, der
auf das größte Licht hingewieſen hat. Aber ergriffen und
be=
wegt durch den Tod Fohannis des Täufers lauſchen wir auch
der heiligen Wahrheit, daß jeder, der beſeelt iſt von der
Gottes=
macht der Liebe, bereit ſein muß zum Opfer. Feuer leuchtet und
wärmt nicht nur, ſondern es verzehrt auch. Aber es verzehrt
nicht, um zu vernichten, ſondern um umzuwandeln zu neuem
Leben. Denn das Ende iſt nicht ein Vergehen, ſondern aus dem
Vergehen entſteht das Leben!
Sinnbild des Lebens, Sinnbild des geiſtigen Lebens,
Sinn=
bild des heiligen Lebens, das von innen aus zur Tat drängt,
zur Tat der Liebe, Sinnbild des ewigen Lebens ſei uns das
Feuer! So: Flamme empor!
Deutſche Sonnenwende 1923!
Von einem deutſchen Studenten.
Was iſt’s, das überall auf den Bergen in dunklen Nächten
lodernd blitzt?
Daß ſich von Berg zu Berg nächtliche Flammenzeichen grüßen?
Sonnenwende! Uralte Sitte, deutſcheſte Nacht.
Zum Leben erwacht, zur Flamme erglüht, was tief im Herzen
unwandelbar blieb.
Nie wühlte ſo eiſern durchs deutſche Herz ein heimlich
ver=
ſchworener Wille,
Nie weckte ſo tief des Volkes Schmach ſeine ſchlummernden
Rieſenkräfte!
Sind verſunken die Zeiten, vergeſſen aller Ruhm?
Nein, Brüder, nein!
Noch pulſt in unſern Herzen unſer Ahnen Blut,
Noch pocht in unſerm Willen ihrer Taten Kraft.
Noch heulen die Winde, noch flüſtert die Nacht,
Noch ſtrahlt die Sonne in ewigem Lauf,
Noch lebt in den Herzen der uralte Brauch,
Der Väter Glauben und Hoffen!
Dies kündet, ihr Flammen, den Geiſtern der Nacht;
Kündet denen, die für uns julelnd zum Kampfe geſtürmt,
Die ihre Jugend, ihr Glück und ihr Leben
Für uns, ihre Schweſtern und Brüder gegeben,
Daß ſie noch leben!
Leben in dem Feuer, das auch ſie durchglüht!
Ihr heiliges Werk, wir führen es fort.
Für uns lacht kein Friede, endet nimmer der Krieg,
Eh’ nicht zur Erfüllung, zum endgült’gen Sieg
Wir das einſt geführt, wofür ſie geblieben!
Dies kündet, ihr Flammen, den Brüdern dort oben!
Allvater du!
Hör unſer Flehn! Sieh uns ins Auge, ſieh uns ins Herz!
Wir, die eine Welt von Feinden eben zu Paaren getrieben,
Sind lange genug unfreie Söhne des unfreien
Vol=
kes geblieben.
Erheb unſern Alltag, dies knechtliche Leben
Zu eiſernem Willen, zu männlichem Schwung;
Brich unſere Ketten, gib uns die Waffen!
Noch lebt in unſern Armen unſre alte Kraft,
Noch lebt in unſern Herzen unſres Glaubens Macht!
Sieh unſre Feuer von Berg zu Berg, nimm ſie zum Zeichen!
Sieh wie zu tauſend Flammen erwacht das Tiefſte in
deut=
ſchen Herzen!
Lechze du Feuer, vom Funken geboren, nimm deine Beute,
Raſet ihr Flammen, durchſtrahlt weithin die Nacht,
Raſt mit verzweifelter Macht!
In wenigen Stunden iſt alles geſchwunden,
Euer Licht, Eune Kraft, Euer wütendes Leben!
Schickſal der Welt, Lauf alles Lebens, Geſetz der Natur?
Nein, Brüder, nein!
Sinke, du Sonne, verlöſchet, ihr Flammen, ſtirb, alles
ver=
gängliche Leben,
In unſern Herzen lebt andere Kraft, lebt ewiges Licht
und Feuer:
Da iſt keine Wende, keine ſterbende Glut,
Iſt ewiges Streben, ſtets wachſender Mut.
Aufwärts zum Licht, ohne Grenzen und Wenden!
Vorwärts zum Siege! Da gibt es kein Sterben!
und wenn wir verderben,
Dann nehmen die Kinder, die Enkel das Erbe,
Die deutſche Glut, tragen ſie fort von Geſchlecht zu Geſchlecht
Zum endgültigen Sieg!
Drum ſäet die Saat!
Durchfurchet, ihr Flammen, die Seele des Volks mit
feu=
rigem Eiſenpflug,
Zerfreſſet das Kranke, tilget das Gift,
Stählet den Willen und reinigt die Herzen,
Reißt von der Tiefe zum Licht ſie empor!
Bohrt euch, ihr Flammen, in die feindliche Welt,
Dringt in die Wurzeln der Tyrannei,
Zerſprengt unſre Ketten, machet uns frei!
Wer von uns, Brüder, iſt nicht bereit, ſolchem Feuer ſein
Alles zu geben?!
und ihr, ihr Frauen, helft uns im Kampf!
Auch euch muß die Flamme durchglühn!
Schüret das Feuer am häuslichen Herd!
Tragt in den Alltag es heimlich hinein
Fordert von uns! Die Arbeit, den Kampf,
Fordert das Höchſte: das Leben!
Schenkt nur dem Kämpfer die liebende Gunſt!
Wohl freut euch des Lenzes, bettet in Blumen den heutigen Mai,
Lachet und tanzet in ſpielender Luſt.
Denn noch ſind wir jung,
Laſſen von keinen Mächten der Welt die Freude am Leben
uns nehmen;
Doch laßt durch die Blumen, durch Lachen und Mai
Stets wieder den Funken erglühn, die brennende
Flamme!
Nur im Kämpfen und Streben iſt wahrhaftig Leben,
Nu. im Kampf für das Ziel, das uns alle vereint,
Die Gemeinſchaft des Ganzen, wird Deutſchland geneſen.
Neu einſt erſtehn als größeres Reich, ehern umfaſſend ein
einziges Volk.
Nie ſtrahlte uns Jungen ein größeres Ziel ſeit deutſche
Erde beſteht!
Nie war die Jugend, das Leben ſo ſchön
Nie lockte ſolch herrlicher Kampf.
Wir wollen nicht raſten, wollen bauen Stein auf Stein und
nimmer ruhn,
Wende unſrer Schmach in
Warten der großen S
ſtillem Heldentum.
Studium und Nebenerwerb.
Von
Dr. J. H. Mitgau, Heidelberg.
Es iſt nicht leicht, zu der im letzten Semeſter ſo oft und ſo
lebhaft erörterten Frage des Werkſtudententums eine objektive
Stellung zu nehmen, alles Für und Wider abwägend, eine klare,
eindeutige Entſcheidung zu treffen. Es fehlt dem ſtudierenden
Geſchlecht der Abſtand zu Vorgängen, die es in ihrer
Geſamt=
heit mehr oder weniger unmittelbar angehen und gebunden
hal=
ten, — den Unbeteiligten aber der Maßſtab der Geſchichte, der
Erfahrung: das Werkſtudententum iſt ohne Vorbild in der ſonſt
ſo reichen und wechſelvollen Geſchichte des deutſchen Studenten.
Der Werkſtudent hat keine Tradition, aus der wir abſtrahieren,
lernen könnten. So iſt jede Erörterung über ihn dem
Geſichts=
kreis und Urteilsvermögen der Beteiligten oder Außenſtehender
überlaſſen, die — je nach ihrer perſönlichen Einſtellung: dem
Studium und den Berufsabſichten, eigener Veranlagung, ihrer
Herkunft und wirtſchaftlichen Lage uſw. — ſubjektive Eindrücke
und Meinungen wiedergeben und demnach Vorteile oder
Nach=
teile voranſtellen. Obfektives Material an Erfahrungen, das
über Einzelfälle und Augenblicke hinaus gültige Schlüſſe über
die Werkſtudentenfrage an ſich erlaubte, wird ſolange ungenügend
ſein, wie der Gang der Entwickelung noch unüberſehbar und
voll der verſchiedenſten Möglichkeiten iſt.
Mit Recht iſt deshalb auch immer wieder in Kreiſen der
deutſchen Studentenſchaft eine ſolche „theoretiſche Problematik”
als unfruchtbar abgelehnt, ſolange man den Werkſtudenten als
eine Konſtruktion wegdisputieren zu können meinte oder hoffte.
Mehrere Semeſter ſind ſeit der Erlanger Wirtſchaftstagung
vergangen: das Werkſtudententum als eine Folgeerſcheinung der
deutſchen Gegenwart iſt mit oder ohne uns eine Tatſache, der
— an ſich feſtſtehend — wir nur ſo oder ſo praktiſch eine
Wen=
dung zu geben vermögen, „ſie zum Beſten zu kehren‟ Wir
müſſen dankbar ſein, daß man — einig über die einzuſchlagende
Richtung — ein gut Stück des Weges bereits in Gemeinſamkeit
vorwärts gegangen iſt.
Wenn die „Wirtſchaftshilfe” auf der Tübinger Tagung
Grundſätzliches über die Werkſtudentenfrage beſprochen haben
wollte, ſo kann das deshalb nur bedeuten: einen Augenblick in
unſerer Arbeit aufzuſchauen und umzublicken. Ziele liegen
prak=
tiſch greifbar vor, und zwar mehr als genug; es handelt ſich
darum, ihren Sinn, ihre Bedeutung uns wieder zu
vergegen=
wärtigen, wie jeder, der angeſtrengt zu ſchaffen hat, immer und
immer wieder der Deutung dieſes Tuns bedarf, um dann ihm
um ſo ſicherer und zielbewußter nachzugehen.
Wir können hierbei nicht anders verfahren, als zu
über=
legen, was dem Weſen nach der Werkſtudent iſt. Der
Maß=
ſtab, der Hintergrund unſerer Betrachtung kann in dieſem Sinne
dann nichts anderes ſein als ſein Verhältnis zum Studenten
an ſich, d. h. zu dem, was nun einmal unbedingte Vorausſetzung
zum „Studieren” iſt. Mit anderen Worten: wir müſſen
zweier=
lei einander gegenüberſtellen — und zwar, um es recht klar zu
machen, gewiſſermaßen in übernatürlicher Größe, d. h. als
Ideal=
typen, — ihrem Weſen nach zu erkennen ſuchen und vergleichen:
Studium und Erwerb.
Wir verſtehen unter „Werkſtudententum” eine von
wirtſchaft=
lichen Notwendigkeiten verurſachte Maſſenerſcheinung unter den
deutſchen Studenten, die darin beſteht, daß mehr als die Hälfte
von ihnen gezwungen iſt, ihre Studienmittel auf dem Wege des
Nebenerwerbs (Hand= wie Kopfarbeit) zu beſchaffen, anſtatt wie
bisher als Rentenbezieher (Monatswechſel!) iſoliert und
außer=
halb jeder produktiven Wirtſchaftsſphäre des Erwerbslebens
vom Vermögen Dritter zu exiſtieren. Das Entſcheidende in
die=
ſem Zuſammenhange iſt: der Werkſtudent opfert für ſeine
leib=
liche Exiſtenz Kraft und Zeit, während der Student bisher eine
ökonomiſch unbeſchwerte Verfügungsfreiheit genoß über ſeine
Kraft und Zeit ſür perſönliche Ausbildungszwecke und
Ent=
wickelungsmöglichkeiten innerhalb der Hochſchule. Wir können
alſo feſtſtellen: Die bisherige privilegierte und von Staat und
(Heſellſchaft geſchützte Ausnahmeſtellung des deutſchen Studenten
im Wirtſchafts= und Berufsleben — ſämtlichen gleichaltrigen
Volksgenoſſen gegenüber — iſt durch äußere Zeitumſtände
durch=
brochen; der einmalige Lebensſpielraum freier, d. h. mit
äuße=
ren Pflichten unbelaſteter Hochſchulbildung hat ein weſentliches
Merkmal verloren: den jungen Menſchen 3—5 Jahre lang ſich
ſelbſt und einer ungeſtörten Auseinanderſetzung mit der
Wiſſen=
ſchaft zu überlaſſen, — hat aufgehört, eine Atempauſe der Muße
im Sinne eines Otium cum dignitate zu bedeuten vor
Ein=
gegliedert= und In=Anſpruch=genommen=ſein im Erwerbs= und
Berufsleben mit ſeinem auf Nutzen und Leiſtung eingeſtellten
wirklichkeitsnahen Pflichtenkreis.
Studieren, d. h. planmäßiges wiſſenſchaftliches Arbeiten
als Lernender, ſetzt ſeinem Weſen gemäß ein rezeptives
Ver=
halten, Hingabe voraus, eine Konzentratiom des Sichverſenkens
und abſtrahierendes Rückwärtsgewandtſein des Geiſtes, der
auf=
löſt und kombiniert und ordnet. Dies Reich des Denkens und
Gedachten liegt, wie das der Dichter, Künſtler und Prieſter,
ab=
ſeits von der Straße des täglichen Geſchehens — gleich einer
Kulturſtätte des Ueberzeitlichen. Die in ihrem Dienſt Stehenden
ſind Einſiedler, auch wenn ſie von Welt und Leben örtlich und
zeitlich umgeben ſind. — Im Gegenſatz hierzu das Prinzip der
praktiſch=realiſierbaren Leiſtung des Erwerbslebens, Aktivität,
Auseinanderſetzung mit Menſch und Welt und den Vorgängen
des täglichen Geſchehens. So etwa der Politiker, der
Unter=
nehmer, der Kaufmann. — Der Student ſteht zwiſchen beiden:
ſein Studium iſt praktiſche Vorbereitung für einen ſpäteren
Beruf im Erwerbsleben. Mittel und Weg iſt aber Dienſt und
Hingabe an die Wiſſenſchaft, die nur um ihrer ſelbſt willen
geliebt, ganz erfaßt werden kann. Und hier gerade liegt der
hohe Wert der Perſönlichkeitsentwickelung: Objektivierung der
egozentriſchen, ſubjektiven Lebens= und Welteinſtellung des
jun=
gen Menſchen als Folge der Auseinanderſetzung mit der
über=
zeitlichen „Wahrheit” der Wiſſenſchaft, einer übergeordneten
Sachlichkeit, die ſich anfangs wie eine eherne, unüberwindliche
Mauer vor dem jungen Studenten auftürmt, bis er ſie langſam
erſteigen lernt. Dies iſt die Durchdringung des „Stoffes”, die
letzten Endes in dem Einswerden beſteht, einer Verperſönlichung
des Objektes und Entperſönlichung des Subjektes.
Wir wollen uns gerade bei der Gegenüberſtellung dieſer
polaren Einſtellungen zum Leben der — genugſam heute
beton=
ten — Schattenſeiten dieſes Studentſeins hier erinnern. Aus
Mangel an Verbundenheit mit dem praktiſch tätigen Leben
er=
wächſt die Gefahr jenes weltfremden, trockenen Gelehrtentums,
entſteht jener Typus Student, der ſpäter im Berufsleben nicht
mehr mit den einfachſten Tatſachen und mit praktiſchem
Schaf=
fen fertig wird, der den „Wald vor lauter Bäumen nicht ſieht”.
Wir empfinden dieſe Blindheit, dieſes Eingekapſeltſein der
aka=
demiſchen Schichten unſeres Volks und der Hochſchulen in
Zei=
ten äußerer Bewegtheit, heftiger Erſchütterungen, wie den
gegen=
wärtigen, beſonders ſtark. Daß das einſeitige und iſolierte
wiſſenſchaftliche Studium der Vorkriegszeit ferner ſchuld iſt an
der intellektuellen Ueberfütterung unſerer bisher führenden
Kreiſe, und daß jenes „otium cum dignitate” oft zu
übertriebe=
nem Individualismus — einem Kennzeichen ſtudentiſchen
Lebens in Deutſchland — geführt hat, muß in dieſem
Zuſam=
menhange beſonders genannt ſein. Auch daß die akademiſche
Freiheit allzu oft mißbraucht wurde zu ſemeſterlangem
Herum=
bummeln und koſtſpieliger Zeitvergeudung iſt nicht nur dem
Eingeweihten bekannt. Wir werden demgegenüber ſehen, daß
das Werkſtudententum in einem Boden wurzelt, der dieſen Ge=
Fahren geiſtiger Vereinzelung und des Nichtsnutzes
entgegen=
ſteht — doch in einem Maße, daß er die Vorausſetzung geiſtiger
Arbeit, inſonderheit des akademiſchen Studiums, in Frage
ſtell n kann.
Der Werkſtudent teilt mit dem Proletarier, wie überhaupt
mit allen im Muß des Erwerbslebens Stehenden, das
Schick=
ſal, nicht nur Zeit und Kraft, ſondern auch ein mehr oder
weni=
ger großes Stück ſeine— Eeiſteslebens verkaufen zu müſſen. An
Stelle der Gedankenfreiheit und eines verfügbaren
Vorſtellungs=
vermögens; ein für Zwecke des Erwerbes eingeſ)anntes,
abſor=
biertes Maß geiſtiger Kraft und Unmittelbarkeit, eine Bean=
ſpruchung von Außen an Körper und Seele, die keinesfauls
zu=
ſammenfällt mit zeitlicher Dauer des „Im Dienſte des Erwerbs”
(Hier das aufreibende enge Nebeneinander von Studium und
Erwerb während des Semeſters!) Gerade ſerſible Naturen
büßen durch Vielheit und Tiefe ſich von außen aufdrängender,
aufgenommener Eindrücke ihre innere Erlebnisfähigkeit ein, die
nur wenige nach eigenem Wunſche auszuſchalten oder
einiger=
maßen einzuſtellen vermögen. Sie ertragen am empfindlichſten
dieſen Verluſt an Friſche, Unmittelbarkeit und geiſtiger
Expan=
ſionsfähigkeit im Studium, weil ſie die Möglichkeiten wohl
ſehen, um ſo ſchmerzlicher ihr von äußeren Dingen abſorbiertes
Erfaſſungsvermögen empfinden, um ſo gequälter von dem
Ge=
ſicht der Unſicherheit ihrer nächſten Zukunft ſind. So bedeutet
das Brot=verdienen=müſſen für ſehr viele junge Menſchen
inner=
lich ſchwerſten Konflikt zwiſchen Gebot der Not und Neigung,
der ſo viel ſeeliſche Energie verbraucht, weil zwei polare
Gegen=
ſätze im Widerſtreit liegen: Menſch und Welt, Geiſt und Materie
zur Zeit einer entſcheidenden Enwickelung und eines tiefen
Unabhängigkeitsbedürfniſſes des jungen Menſchen. Wenigen
nur wird es gelingen, dieſe Kluft innerlich zu überwinden und
eine Syntheſe zu finden, eine Einheit, an der ſie wachſen, den
meiſten, und nicht den Schlechteſten, wird es an robuſter Kraft
fehlen, an Aktivität, ſeeliſcher Anpaſſungsfähigkeit und
Elaſtizi=
tät in einem Kampfe, der gewöhnlich erſt an den gereiften Mann
herantritt.
Das Studium ſelbſt wird in vielen Fällen dann zur
Neben=
beſchäftigung und beſchränkt ſich auf das Minimum des
Examens=
ſtoffes. Später hofft man, das Vernachläſſigte und Ergänzende
nachholen zu können. Doch das wird wohl nur in ſeltenen
Fällen praktiſch möglich ſein. Was an Intenſität verloren geht,
ſoll durch eine längere Dauer erſetzt werden. Das
Werkſtuden=
tentum birgt ſo den Typus der „ewigen Studenten‟. — Ein
liebevolles Sichhineinverſenken in ein wiſſenſchaftliches
Pro=
blem, ein tage=, ja ſemeſterlanges Durchdenken und freies
For=
ſchen, ganze Verinnerlichung, perſönliche Durchdringung und
An=
eigung der Materie verlangt Muße nicht nur zwei bis drei
Se=
meſter der Examensvorbereitung. So wirkt das
Werkſtudenten=
tum als eine Beſchleunigung der Entwickelung unſerer
ehema=
ligen Hochſchulbildung als „univerſitas literarum”, zum Fach=
und Brotſtudium im Sinne der Aneignung handwerklichen
Wiſſens und gedrillter Fertigkeiten.
Demgegenüber ſteht aber der Bildungsreichtum, den die
Welt=
zugewandtheit, das praktiſche pulſierende Leben dem
Werkſtuden=
ten erſchließt und der zum Maßſtab, ſeines Studiums werden
kann. Hier das viel erörterte Problem des „korreſpondierenden
zweiten Berufes” (Minzenmay) und die fruchtbare
Wechſelwir=
kung von körperlicher Arbeit und Kopfarbeit. Hier jedoch beſteht
auch die Gefahr, daß das Studium an der Oberfläche theoretiſcher
Formulierung zufallsbedingter empiriſcher Erfahrung halten
bleibt und Vorurteile anſtelle der erforderlichen Unbedingtheit mit
dem Mantel der Wiſſenſchaft umgibt. Es ſind bereits genügend
Anzeichen vorhanden, daß die ſtrenge Geſetzmäßigkeit des
Ab=
ſoluten zugunſten der Bedingtheit der äußeren Umwelt und
zeit=
lichen Gegebenheit zum Erziehungsprinzip erhoben wird.
Perſönlich=menſchlich bedeutet das Werkſtudententum zunächſt
eine Bereicherung der außerordentlich bedeutungsvollen
Möglich=
keit der Selbſterziehung des jungen Menſchen. Das tätige
Leben iſt ja geradezu das Element des Sich=Selbſtfindens und
Sichprüfens, der Charakterentwicklung; gleichzeitig beſteht aber
auch die Gefahr des Sichſelbſtverlierens. Gerade die
Studenten=
jahre ſind nach dem Drill der deutſchen Mittelſchulen die erſte und
oft einzige Gelegenheit, einen „Hintergrund” für die wachſende
Perſönlichkeit zu ſuchen: Vom Primanerſkeptizismus zur eigenen
Urteilsfähigkeit. Hier liegt erſt das Erwachen einer
Berufsnei=
gung und eine Lebensorientierung. Der „Wegzuſich ſelbſt”.
Man vergleiche dazu die Erziehungsprinzipien der Verbindungen
und die ſtudentiſche Selbſtverwaltung als Arena erſter
Gehver=
ſuche (in gutem wie in ſchlechtem Sinne), — alles oft Kuliſſe,
d. h. nicht um der Sache willen, ſondern motiviert im „vacuum”
der Jahre und ein Stück des oft langen und verſchlungenen
Weges des jungen Menſchen, ſeine Grenzen zu finden. Der
Werk=
ſtudent hat ein weites und unendlich fruchtbares Feld offen vor
ſich, doch mit der ſehr weſentlichen Einſchränkung: die
Wahlfrei=
heit, das ſo entſcheidende Moment der Selbſtbeſtimmung, iſt
durch den Zwang ſeiner wirtſchaftlichen Lage beſonders bei
un=
ſelbſtändigen Naturen, wenn nicht ganz ausgeſchaltet, ſo doch
herabgemindert und dadurch der pädagogiſche Wert in obigem
Sinne verloren.
Im Zuſammenhang mit dieſem Abſchnitt ein kurzes Wort
zu der ſonſt meiſt im Vordergrund der Werkſtudentenfrage
ſtehen=
den ſozialen Bedeutung. Das Verhältnis des Werkſtudenten zu
ſeinen Arbeitskollegen iſt faſt in ſämtlichen ſtudentiſchen
Erfah=
rungsberichten Mittelpunkt und Gegenſtand eingehender
Erörte=
rungen. Unverkennbar iſt dieſes ſoziale Erlebnis der
Ferien=
arbeit dominierend vor allem übrigen und meiſt mit Pathos und
Entdeckerfreude dargeſtellt, als erſchlöſſe ſich dem Studenten eine
ganz neue Welt. Er erlebt hier ein Stück Proletarierſchickſal,
in=
dem er es erleidet, — nur allerdings mit dem weſentlichen
Un=
terſchiede, daß der Werkſtudent über kurz oder lang Ausſicht hat,
in ſein Milieu wieder zurückzukehren. Der Werkſtudent kann
Zu=
gang finden zur Seele und zum Leben des Arbeiters, —
allzu=
häufig ſonſt für den Intellektuellen völlig unbekannte, unberührte,
doch ſo entſcheidende Kräfte unſerer Zeit. Denn der Werkſtudent
beſchäftigt ſich mit dem Arbeiter, nicht als mit einem
Studien=
objekt, aus ſozialem Mitleid, oder in ſentimental=romantiſchen
Vorſtellungen von Pflichten ſozialer Betätigung; er iſt ſelbſt
Ar=
beiter! Es trifft zweifellos zu, daß hier zum erſten Male zwiſchen
Hand= und Kopfarbeitern eine Brücke auf breiter Grundlage im
Bau begriffen iſt, die uns heute ſo not tut. Doch muß eines
immer bei all den ſchönen Hoffnungen und Ausſichten, die man
gegenwärtig daran zu knüpfen pflegt, einſchränkend bedacht
wer=
den: im Grunde bleibt der Student dem Berufsarbeiter ein
Fremder. Nicht nur wegen ſeiner ſozialen Herkunft, ſondern weil
ihm, dem Intellektuellen, jene unbewußte Verbundenheit mit
dem Stofflichen fehlt, dem Element des Handarbeiters.
Kehren wir zurück zum Vergleich zu früher, ſo finden wir
alſo unverkennbar einen Prozeß der Umlagerung. Die
Perſön=
lichkeitsentwicklung auf der Hochſchule, verſchiebt ſich aus der
Sphäre des Intellektuellen, d. h. des rein Geiſtig=Rezeptiven nach
der Seite der Entwicklung beſtimmter Charaktereigenſchaften
aktiver Natur: das Streben, Herr der (äußeren!) Situation
zu bleiben — meiſt unter Vernachläſſigung innerer Problematik,
die ethiſchen Werte der Selbſthilfe gegenüber der Kultur
traditio=
nieller organiſcher Selbſtverſtändlichkeit, Erziehung zu
praktiſch=
ökonomiſchem Denken und Handeln auf Koſten der ſeeliſchen (in
der Beſchaulichkeit pſychologiſch ruhenden) Genußfähigkeit,
Auf=
geſchloſſenheit, Hingabe.
Im Rahmen unſerer Zeit geſehen iſt dies eine typiſche
Folge=
erſcheinung äußerer Zeitumſtände. Ein Abſterben der Welt
künſt=
leriſch=ſchöpferiſcher Schau= und Kulturfähigkeit als Glied eines
Gewordenſeins in großem übergeordnetem Zuſammenhange, ein
Abſterben, das — heute nur beſchleunigt — bereits längſt vor
dem Kriege eingeſetzt hat. Statt deſſen verengt ſich unſere
Exi=
ſtenz zu einem eindimenſionalen Lebensſpielraum, einer Welt
flächenhaften Daſeins, einer mit allem Raffinement geſteigerten
intellektuellen Vitalität auf Koſten des ſeeliſchen Gehaltes
über=
haupt. Uns fehlt das abgerundete Gleichmaß einer Kultur, ihr
Körperhaftes, die Subſtanz, die die Seele plaſtiſch ſchauen, die
Kräfte organiſch wachſen und harmoniſch ſich entfalten läßt. Man
vergleiche dazu das Leben der Werkſtudenten und das Leben des
Studenten noch aus der Zeit unſerer Väter (z. B. die Alt=
Heidel=
berg=Romantik). Das Kennzeichen iſt: der heutige Student hat
keine „Zeit” mehr, (Zeit — der Nährboden, Humusſchicht zur
Entfaltung organiſcher Eigenſtändigkeit. Eine Parallele zur
So=
ziologie unſerer Generation der Unternehmer, Organiſatoren und
Erfinder im Vergleich z. B. zur letzten Stilepoche der
Bieder=
meierzeit, deren Charakteriſtikum demgegenüber Beſchaulichkei
iſt, zwar kleindimenſional, aber körperhaft. Bei aller zunehmen
den Steigerung ziviliſatoriſchen Lebenseffektes: kraſſes
Banau=
ſentum. Die heutige Studentenſchaft iſt ein Spie elbild unſerer
Geſellſchaft: Halbbildung, Verſagen im Lebensſtil, in Geſchmack,
geinteffer- amn Midenn
—
in Eigeninkiat, die 1.. s
vergangener Geſchlechter. (Man beachte einmal daraufhin die
ſtudentiſche Geſelligkeit von heute und z. B. zur Romantikerzeit
u. a.)
Ob der Werkſtudent in dieſem Sinne nur eine Epiſode oder
der Uebergang zu einer in dieſer Richtung weiter verlaufenden
Entwicklung oder zu einer neuen Zeitepoche ſein wird, vermögen
wir heute noch nicht zu ſagen. Das Werkſtudententum iſt ein
Kind dieſer Zeit und, wie dieſe, Angelegenheit eines Schickſals,
mit dem wir uns abzufinden haben. Der Werkſtudent iſt aus der
Not geboren, außergewöhnlich, eigentümlich und als
Reaktions=
erſcheinung eng verbunden mit ihr.
Die empiriſche Entwicklung wird alſo die Frage löſen, ob
der Werkſtudent der Typus des zukünftigen deutſchen Studenten
werden wird oder nicht. Weder Pädagogie noch Propaganda
einer ſozialpolitiſchen Ideologie werden nach Rückkegr normaler
Zeiten (im Sinne früherer Zuſtände) die treibenden Kräfte
er=
ſetzen können, die heute den Werkſtudenten zu einer ſo
weit=
gehenden Tatſache gemacht haben: die unmittelbare
wirtſchaft=
liche Bedrängnis des Einzelnen und ein geſunder
Selbſterhal=
tungstrieb, — nicht aber etwa Aufgabe und Pflicht, eine ſoziale
Miſſion zu erfüllen. Es iſt individueller Egoismus zunächſt ohne
altruiſtiſche Motive, Verteidigung und Behauptung einer
Stel=
lung, die der Einzelne für ſich und zu ſeinem privaten Vorteil
zu erhalten wünſcht. Daß dieſes Streben mit einem
übergeord=
neten Ziel zuſammenfällt, der Ausleſe und Erhaltung des
Nach=
wuchſes unſerer geiſtigen Oberſchicht in Deutſchland, gibt dem
Werkſtudenten ſeine überragende ſoziale Bedeutung.
Offen gelaſſen iſt hierbei allerdings die Frage, ob der große
Aufwand an Zeit und Energie ſozial und volkswirtſchaftlich
zu=
gleich von Nutzen iſt. Sind doch Begabung und Bildungstrieb
ſehr oft geſchieden, und noch ungewiſſer iſt heute Möglichkeit und
Erfolg praktiſch realiſierbarer Nutzanwendung des Studiums
im Dienſte der Allgemeinheit. So finden wir hier weder eine
Begabtenausleſe, noch ein Verfahren der Heranziehung
geeig=
neter Berufsanwärter, doch auf jeden Fall ein Prinzip, das
un=
gleich zweckmäßiger und ſittlich einwandfreier iſt als die uns
drohende und z. T. bereits verwirklichte Gefahr einer Ausleſe
nach plutokratiſchem Geſichtspunkte.
Dr. Wilhelm Stapel
vor der Darmſtädter Studentenſchaft.
Wilhelm Stapel aus Hamburg, der Herausgeber des „
Deut=
ſchen Volkstum” hat am Dienstag abend in der Hochſchule vor
der Darmſtädter Studentenſchaft geſprochen. Dem Hochſchulring
deutſcher Art gebührt der Dank dafür, daß zu dieſer Zeit, an
die=
ſem Ort wieder einmal Gedanken und Anregungen gegeben
wur=
den, für die gerade der techniſche Student mehr als alle ſeine
an=
deren Kommilitonen ein lebendiges Bedürfnis hat.
Vor nunmehr vier Jahren" habe ich Wilhelm Stapel zum
erſten Male kennen gelernt. Das war damals, als wir noch bitter
und heiß den Verluſt des Krieges beklagten und alle nach einem
Weg aus jener Not ſuchten. Heute, da wir nun auch den Frieden
verloren haben, da die Not ſchier unerträglich groß geworden iſt
und die Frage nach dem deutſchen Schickſal drängender und
lei=
denſchaftlicher denn je, habe ich ihn wieder ſprechen hören über
das Gleiche wie damals: Volk und Staat.
Was iſt Volk? Die Einheit aller der Menſchen gleichen
Blu=
tes, gleicher Art, gleicher Geſchichte, gleicher Kultur! Was iſt
Staat? Ein Gebilde aus Macht und Recht, beſtehend aus
Füh=
rern und Geführten! Wie aber haben ſich Volk und Staat gerade
in Deutſchland zueinander verhalten, welche Wandlungen hat
dieſes Verhältnis im Ablauf unſerer Geſchichte durchgemacht, tvo
ſtehen wir heute?
Wilhelm Raabe ſpricht in ſeinen Akten des Vogelſangs das
Wort: Daß alles Leben ſich von innen heraus baut, weiß man in
Deutſchland im Grunde eigentlich auch. „Im Grunde eigentlich
auch . . ." Das heißt, man weiß es nicht oder erfährt es immer
erſt hinterher, vielleicht, wenn es ſchon zu ſpät iſt. Wilhelm
Stapel aber wollte uns das ſagen, eindringlich und in ſeiner
fein=
ſinnigen Weiſe ſagen, was wir im Grunde eigentlich auch wiſſen.
Zuerſt — das iſt ſein Gedankengang — an der Wurzel iſt in
Deutſchland der Bauer; das iſt der Menſch, der erdhaft mit ſeinem
Grund und Boden verbunden iſt. Was ihn bindet an ſein Land,
iſt die Treue, was ihn bindet an ſeinen Herzog, iſt wiederum die
Treue. Wo die nicht iſt, wo ſie gebrochen wird und aufgeſagt,
fällt alles zuſammen; der Staat jener Zeit und jener Menſchen
ſteht und geht unter mit ihrer Treue. — Dann wächſt an dieſem
Baum des Volkes — denn das Volk iſt wie ein Baum mit
Wur=
zeln und Stamm, Früchte, Zweigen und Krone — das
Bürger=
tum. Seine Ringwälle und Städte ſind wie die Borke des
Stani=
mes. Sie bleiben, ſie haben Beſtand, ſie ſind die i n das Land
mit ewiger Schrift hineingeſchriebene Geſchichte des Volkes. Denn
die Zeit des Bürgertums iſt ja auch eigentlich die Zeit der
natio=
nalen Geſchichte. Das aber, was das regelnde Prinzip iſt in dem
Staat dieſer Epoche, iſt die Rechtlichkeit.
Der Baum wächſt, ſeine Aeſte gehen auseinander, ſeine Krone
ſtreckt ſich in die weite Welt: Weltwirtſchaft, Welthandel. Die
Menſchen dieſer Zeit nennt Stapel die „Werker” die Menſchen,
die in den Fabrikſtädten wirken und ſchaffen. Ihr Verhältnis
zum Staat iſt gekennzeichnet durch: Solidarität. Nicht Treue,
nicht Rechtlichkeit bindet ſie an den Staat, ſondern ihr Gefühl
für, ihr Wille zur Solidarität.
Wir aber, wir von heute, erleben es, daß wir an der Grenze
ſtehen, wo das Bürgertum mit ſeiner Rechtlichkeit abgelöſt
wer=
den will durch das „Werkertum” mit ſeiner Solidarität. Wir
erleben dies an den Beamten z. B., wo die zwei doch durch das
eine Herz gehen müſſen, und überall ein Kampf gekämpft wird.
darum, was nun ſtärker iſt: Auf der einen Seite ſolidariſch zu
ſein mit den Brüdern in der wirtſchaftlichen Not, auf der anderen
Seite in ſtarrer Rechtlichkeit dem Staate zu dienen.
Dazu kommt, daß unſer Volk ſeit der Revolution von 1918
von ſeiner Geſchichte losgelöſt iſt. Die neuen Gewalten können
ſich nur behaupten, wenn ſie ſich löſen von der Tradition. Aber
es gibt noch Viele in Deutſchland, die ſich zu deren Verleugnung
nicht bekennen können, die das Alte ehren und ſeiner
Herab=
ſetzung grollen. Darum geht ſeitdem der große Riß durch das
Volk.
Und die Kritik fetzt ein an dieſer Revolution, die den Sieg
des weſtlichen Geiſtes bedeutet, des Geiſtes der weſtlichen
Demo=
kratien, über das deutſche Volk, die den Volkswillen gleichſetzte
dem Willen der Mehrheit, die zufällig an einem Tage gewählt
hat, die den ewigen Volkswillen nicht kennt, der ſich offenbart in
den ſchöpferiſchen Perſönlichkeiten und den Heroen, die ein Volk
gebärt.
Das aber, was jetzt werden ſoll, kann nicht mehr durch
Mehr=
heitsbeſchlüſſe kommen, ſondern nur durch die Größe und die
Genialität eines Einzelnen, des großen Führers. Die Geſchichte
wiederholt ſich zwar nie, aber es iſt ſtets ſo geweſen: Die Menge
zerſchlägt, der Eine, der Einzelne baut auf. — Unſere ganze
Hoffnung, unſer ganzer Glauben, den wir in dieſes deutſche Volk
ſetzen, iſt, daß es noch dieſen Einen, den Führer aus ſeiner Not
hervorbringen kann, daß einer aufſteigt aus den ewigen
Quell=
kräften des Volkstums, gleich Siegfried, und den Drachen
er=
ſchlägt.
Das hat Wilhelm Stapel geſprochen, einfach und klar, wie
es ſeine Weiſe iſt, und immer zugleich mit dem leichten Humor,
der lächelnden Weisheit, die hinter die Dinge ſieht. Und die ſich
am Ende unausgeſprochen doch dazu bekennt, daß nichts in unſere
Macht geſtellt iſt, ſondern alles in die Macht und die Gewalt des
Schickſals. Wir aber müſſen uns bereiten, in innerſter Seele,
uf das, was kommen ſoll. Und dieſes wird kommen, ob wir es
ollen oder nicht.
Th. Vogel.
Für die Schriftleitung der Hochſchulbeilage verantwortlich:
Alfons Kemper, Darmſtadt.