Darmstädter Tagblatt 1923


15. Juni 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlſcher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quelſenangabe Darmſit. Tagbl. geſtaftet.
Nummer 163
Freitag, den 15. Juni 1923
186. Jahrgang

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Die Eiſenbahner für den pafſiven Widerſtand.
Auf einer Konferenz der Gewerkſchaften d. ut=
ſcher
Eiſenbahner (chriſtliche Gewerkſchaften) für die be=
ſetzten
Gebiete wurde zu den Gewaltmaßnahmen der Beſatzungs=
mächte
gegenüber den Eiſenbahnern in folgender Entſchließung
Stellung genommen:
Die organiſierten Eiſenbahner, Beamten und Ar=
beiter
haben nach dem Ruhreinmarſch den Abwehr=
kampf
in bewußter Weiſe aus eigenem Antrieb auf=
genommen
gegen die Gewalt für das Recht und die Frei=
heit
des deutſchen Volkes. Aen dieſer Stellungnahme
ändert auch die Forde ung Frankreichs, den paſ=
ſiven
Widerſtand aufzugeben, nichts. Trotz der aller=
ſchwerſten
Opfer, die die Eiſenbahner zu bringen haben,
ſind ſie ſich bewußt, daß zur Erreichung der Ziele, der
Freiheit des deutſchen Volkes und der Menſchheit der Ab=
wehrkampf
weitergeführt werden muß. Die Fol=
gen
, die durch die Aufhebung des Abwehrkampfes entſtehen, wür=
den
für das deutſche Volk unerträglich ſein. Von der Regierung
erwarten wir die gleiche Stellungnahme.
Keine Aufgabe des paſſiven Widerſiandes.
Berlin, 14. Juni. Geſtern hat an der Grenze des Ruhr=
gebiets
eine Sitzung ſtattgefunden, an der Vertreter aller Par=
teien
und aller Schichten der Bevölkerung teilnahmen. Hierbei
kam einmütig die Auffaſſung zum Ausdruck, daß jede Erörterung
über die etwaige Aufgabe des paſſiven Widerſtan=
des
abgelehnt werden müſſe. Unter keinen Umſtänden
werde man ſich im Ruhrgebiet den paſſiven Widerſtand aus der
Hand ſchlagen laſſen.

Vom Tage.
Der preußiſche Landtag hat das Mißtrauensvotum
derDeutſchnationalen gegen den Miniſter Severing
in namentlicher Abſtimmung mit 226 gegen 64 Stimmen bei 9. Ente
haltungen abgelehnt.
Wie wir erfahren, liegt eine amtliche Beſtätigung des Todesurteils
gegen den Kaufmann Goerges bereits vor.
Der volkswirtſchaftliche Ausſchuß des Reichstages nahm den vom
Zentrum eingebrachten und von den Sozialbemokraten unterſtützten ſtellt hatte. So äußerte ſich der Präſident der franzöſiſchen Re=
Antrag auf Erhebung einer einmaligen Abgabe des
ſechsſachen Betrags der Zwangsanleihe zum 1. Auguſt 1923 an.
Dieſer Betrag ſoll vorwiegend zur Brotverbilligung für
Minderbemittelte bereitgeſtellt werden.
Die Styigerung aller Preiſe, welche eine Erhöhöung der Berg=
arbeiterlöhne
notwendig machten, hat die Organe der Kohlenwirtſchaft
gezwungen, neue Kohlenpreiserhöhungen zu beſchließen.
im Einbruchsgebiet fämtliche Zechen ingänge zu be=
ſetzen
, um den Abtransport von Kohle ohne Paſſogierſchein
zu verhindern.
Der Berichterſtatter des Journal hat mit dem intimſten Freund
des engliſchen Botſchaftars in Berlin, Lord d:Abernon geſprochen.
Er habe erklärt, er habe weder, ſeine Demiſſion einge=
reicht
, noch habe er die Abſicht, ſie zu geben.
Die vor 2 Tagen begonnanen Verhandlungen zwi=
ſchen
Danziger und polniſchen Sachverſtändigen be=
treffend
die am 12. Dezember 1922 ergangene Entſcheidung des Ober=
kommiſſars
des Völkerbund,s im der Angelegenheit de polniſchen
Eiſenbahndirektion Danzig wurden geſtern nachmittag von polniſcher
Seite abgebrochen. Die beiderſeitigen Sachverſtändigen werden
nunmehr an ihre Regierungen berichten, die ſich über die Fortſetzung
der Verhandlungen zu entſchließen haben werden.
Oollarkurs in Frankfurt am 14. Juni,
abends s XUhr: 103000.

Prüfung der verſchiedenen Noten und Vorſchläge. Franzöſiſch=britiſche Gegenfätze. Eng=
liſche
Bemühungen um eine Kompromißlinie. Vorerſt keine britiſche Regierungserklärung.

London; 14. Juni. (Wolff.) Laut Times, ſetzte die
britiſche Negierung geſtern ihre Unterſuchungen über
die nächſten Möglichkeiten der ſehr heiklen europäiſchen Lage
fort. Die in der letzten franzöſiſchen Note gemachten
Vorſchläge wurden ſorgfältig in allen ihren Auswirkungen er=
wogen
, und zugleich wurden die belgiſchen Vorſchläge für
die Regelung des wirtſchaftlichen und finanziellen Problems
der Reparationen im Zuſammenhang mit den deutſchen und
auch den britiſchen Plänen geprüft. Für den Augen=
blick
ſtehe jedoch die politiſche Seite der Lage im Vor=
dergrund
. Man werde den Verſuch nicht unverſucht laſſen,
um die enge freundſchaftliche Fühlung mit
Frankreich aufrechtzuerhalten. Das Hauptziel ſei,
eine Uebereinkunft dahin zu erreichen, die es ermöglichte, daß
eine Alliiertenkonferenz wenigſtens prälimi=
nären
Charakters ſobald wie möglich ſtattfinden könne.
Zu dieſem Zweck ſei weiterhin Erforſchung des Terrains und
Beſeitigung von Möglichkeiten zu Mißverſtändniſſen auf dem
Wege enger Beratungen nötig. Geſtern abend ſei ein Memo=
xandum
an den franzöſiſchen Botſchafter ge=
jandt
worden, in dem um genaue Aufklärung über ge=
Siſſe in der franzöſiſchen Note aufgeworfene Punkte erſucht
Herde. Die Times ſelber erklärt dazu:
Es kann als ſicher angenommen werden, daß die britiſche
Regierung es weder für möglich noch für wünſchenswert hält,
bei der deutſchen Regierung die Einſtellung des paſſi=
ven
Widerſtandes im Nuhrgebiet anzuregen. Ihre
Hauptſorge iſt die, einen Erfolg friedlicher Verhand=
lungen
über das Wirtſchaftsproblem zu ſichern.
Das Maß der politiſchen Aktion muß in der Hauptſache durch
die dringend notwendige Förderung dieſes Zieles beſtimmt wer=
den
. Möglicherweiſe wird mit Hilfe neuer Vorſchläge ein Aus=
weg
aus den gegenwärtigen Schwierigkeiten entdeckt werden, auf
dem dann auch das Ziel allgemeiner Verhandlungen erreicht
werder könnte.
Der gut unterrichtete diplomatiſche Berichterſtatter der
Daily News erklärt: Die Möglichkeit, daß die britiſche Re=
gierung
der deutſchen anraten könnte, den paſſiven Widerſtand
bedingungslos aufzugeben, liegt ſo fern, daß
ſie nicht ernſtlich erwogen zu werden braucht. Es beſteht nicht
die geringſte Wahrſcheinlichkeit, daß Baldwin ſich dem fran=
zöſiſchen
Vorſchlag anbequemen wird, daß die Erörterungen
wieder aufgenommen werden ſollten auf der Grundlage eines
Planes, der ſo gut wie völlig dem franzöſiſchen Plan identiſch
iſt, der von Bonar Law im Januar mit gutem Grunde ver=
worfen
wurde. Die Gegenſätze ſind bisher nicht zu
überwinden geweſen. Vielleicht wird aber doch noch
irgendeine Kompromißlinie gefunden, bevor irgendein
unſiderruflicher Schritt von einer Partei getan wird.
Dem parlamentariſchen Berichterſtatter des Daily Tele=
graph
zufolge beſteht augenblicklich wenig Ausſicht auf
eine unmittelbare britiſche Regierungserklä=
rung
im Parlament. Die Verſchiedenheit der Anſichten
der Londoner und der Pariſer Regierung ſei in einigen
Punkten ſo groß, daß ein Einvernehmen ſo weit ent=
fernt
ſcheine wie nur je.
Britiſche Fragen an Frankreich und Belgien.
Paris, 14. Juni. (Wolff.) Wie die Morgenpoſt feſtſtellt,
hat das Foreign Office geſtern nachmittag den Botſchaftern von
Frankreich und Belgien einen Fragebogen übermittelt, um ſich
über die Abſichten der Regierungen zu informieren. Nach dem
Echo de Paris ſcheint dieſes Memorandum ſich in der Hauptſache
auf folgende zwei Punkte zu richten: 1. Man möge begründen,
d. h. den Sinn der Worte einſchränken: Verſchwinden des paſ=

ſiven Widerſtandes; 2. man möge das Regime der Beſetzung
begründen, deſſen Einrichtung im Ruhrgebiet man annehmen
wolle im Falle, daß Deutſchland nichts mehr unternehmen
werde, um dem franzöſiſch=belgiſchen Programm Hinderniſſe zu
bereiten. Hinſichtlich der Deß ierung des Begriffes paſſiver
Widerſtand habe die franzöſiſche Regierung neun Punkte for=
muliert
. Es ſei wahrſcheinlich, daß eine gewiſſe Herabſetzung
dieſer neun Punkte bewilligt werde.
Britiſche Kabinettserörterungen.
London, 14. Juni. (Wolff.) Die Daily Mail berichtet,
daß auf Grund der geſtrigen Kabinettserörterungen über die
deutſche Note die britiſche Regierung an die franzöſiſche
noch am Abend einen Fragebogen geſandt habe, der in den
freundſchaftlichſten Worten abgefaßt ſei und in dem um Auf=
klärung
über verſchiedene von Poincaré in ſeinen letzten
Aeußerungen berührte Punkte erſucht werde. Bevor die Ant=
wort
auf dieſen Fragebogen eingegangen ſei, werde das bri=
tiſche
Kabineit keine endgültige Entſcheidung treffen.
Der diplomatiſche Berichterſtatter des Daily Telegraph
ſchreibt, es würde im gegenwärtigen Augenblick von größtem
Intereſſe und Werte ſein, wenn man, bevor eine Entſcheidung
über ſo heikle Fragen gefaßt würde,, eine klare und umfaſſende
Aeußerung erhalten könnte, beiſpielsweiſe über die Beſetzung
des Ruhrgebietes. Falls Deutſchland befriedigende Ga=
rantien
geben ſollte, würden die Franzoſen dann doch die
Beſetzung während der Moratoriumsperiode und möglicherweiſe
darüber hinaus aufrechterhalten wollen? Wann und in welcher
Geſtalt rürde die militäriſche Beſetzung die Form einer
unſichtbaren Beſetung annehmen? Schließlich ſollte nicht
nur vom politiſchen, ſondern auch vom wirtſchaftlichen
und auch vom juriſtiſchen Standpunkt aus der wirtſchaftlichen
Beſetzung und der ganzen Pfänderpolitik die größte Aufmerk=
ſamkeit
gewidmet werden. Würde jene volle Freiheit für die
örtlichen Induſtrien und die deutſche Verwaltung
wiederhergeſtellt werden, ohne die die Kraft und der Wille der
Produktion weiterhin behindert werden, damit Deutſchland fähig
werde, Reparationen zu zahlen? Würden die Repaprationen,
ſei es in bar oder in Sachleiſtungen, von gewiſſen Alliierten
allein eingenommen werden oder von allen Alliierten mit Hilfe
der deutſchen Behörden? Im Zuſammenhang damit ſtänden
einige feine, die Auslegung des Friedensvertrages
betreffende Rechtsfragen, die kaum ignoriert oder überſehen
werden könnten.
Baldwin und Poincaré.
London, 14. Juni. (Wolff. Die Morning Poſt ſchreibt,
die allgemeine Auffaſſung in wohlunterrichteten Kreiſen gehe
dahin, daß es ſchließlich wohl zweckmäßig ſein werde, die Ent=
ſcheidung
aufzuſchieben, bis Baldwin Gelegenheit
gehabt haben werde, ſich mit Poincaré perſönlich zu
beraten und ihm die Auffaſſung der britiſchen Regierung dar=
zulegen
. Das Blatt fügt hinzu, daß möglicherweiſe eine ſolche
Zuſanmenkunft binnen kurzem ſtattfinden werde.
Der Daily Herald ſchreibt, Poincaré behandle
Baldwin ebenſo wie er Lloyd George in Boulogne
am Vorabend der Genueſer Konferenz behandelt habe. Lloyd
George habe damals kapituliert; er habe ſeine Politik den For=
derungen
Poincarés angepaßt und habe ſo jede Hoffnung auf
eine Regelung zum Scheitern gebracht. Was werde Bald=
win
tun? Die Entwicklung der weſteuropäiſchen Politik wäh=
rend
der nächſten Jahre hänge von dieſer Entſcheidung ab.

Laſſen wir uns zu Tode lügen?
Von
Univerſitätsprofeſſor Georg Karo, Halle.
In dem Maße, wie wir veranlaßt wurden, die Paragraphen
des Vertrages von Verſailles anzuwenden und ſeine Beſtim=
mungen
zu verwirklichen, iſt es klar geworden, daß man die
Sinnesart des beſiegten Volkes nicht genügend in Rechnung ge=
publik
in Mülhauſen am 28. Mai 1923. Man könnte ihm ent=
gegnen
, daß ſeine Landsleute und unſere Feinde überhaupt
darin wenigſtens die Sinnesart der Deutſchen und der geſamten
Menſchheit richtig beurteilen, daß ſie erkennen, wie leicht wir
alle uns durch Lügen verblüffen laſſen, wenn ſie nur oft genug
und dreiſt genug vorgetragen werden. Millerand hat in der=
ſelben
Rede erklärt: Der Vertrag von Verſailles hat bloß die
Auf franzöſiſcher Seite beſteht die Abſicht, ab 15. Juni überlieferten Grundſätze des Völkerrechts und der bürgerlichen
Geſetzgebung beſtätigt, indem er den Gläubiger ermächtigte, ſei=
nen
verſagenden Schuldner zu belangen. Wenn Frankreich die=
ſes
Recht übt, kann es keiner Kritik von ſeiten gelaſſener und ehr=
licher
Richter begegnen. Es wird es erlangen. Es hat ein
Pfand ergriffen, weil es nicht bezahlt wurde. Es wird dieſes
Pfand gegen Bezahlung aufgeben, nicht früher.
Um einer ſo einfachen und berechtigten Handlung willen
das Land, welches ſie vollbracht hat, militariſtiſcher und erobe=
rungsſüchtiger
Pläne anzuklagen, iſt einfach lächerlich.
In dieſem Ringen, das wir mit einer Zähigkeit durch=
führen
, der unſere Mäßigung gleichkommt, beſitzen wir außer
der materiellen Gewalt das moraliſche Anſehen, das allein blei=
benden
Erfolg ſichert.
Die Lügen des Gegners haben einen Augenblick ſchlecht
berichtete Geiſter beunruhigen können; die Zeit arbeitet für die
Wahrheit und für die Vernunft.
Beder wahrhaftige und vernünftige Deutſche wird, dieſe
Aeußerungen Millerands einfach lächerlich finden, und die
allermeiſten unter uns werden darüber einfach zur Tagesord=
nung
übergehen, je nach ihrem Temperament mit einem verächt=
lichen
Achfelzucken oder mit einem kurzen Wutanfall. Und doch
kann man nichts Dümmeres tun, als ſo den Lügen freien Lauf
zu laſſen. Denn nicht nur ganz Frankreich, mit wenigen Aus=
nahmen
, ſondern der größte Teil der Welt glaubt ſchließlich die=
ſen
Lügen, wenn ſie ſo oft und ſo frech und von ſo hervorragen=
den
Perſönlichkeiten hinauspoſaunt werden und unwiderſpro=
chen
bleiben. Der Präſident der franzöſiſchen Republik hat hier
zum erſten Male das Maul vollgenommen und der Verleum=
dung
freien Lauf gelaſſen. Sein Freund und Genoſſe Poincaré
erfüllt ſchon längſt, faſt Woche um Woche, die Welt mit dem Ge=
töſe
ſeiner Lügen. Und bei uns ſchwveigt man oder proteſtiert
ein paarmal und meint, nun ſei es getan. Auf dieſe Weiſe haben
wir während zweier Jahrzehnte vor 1914 im geiſtigen Kriege
Schlacht um Schlacht verloren, auf dieſe Weiſe iſt im Geiſtigen
der Weltkrieg für uns eine große vierjährige Niederlage ge=
weſen
, auf dieſe Weiſe haben unſere Feinde von 19141923
weiter ſiegen können, faſt ohne deutſche Gegenwehr. Und nach=
dem
uns der rachſüchtige Wahnſinn Poincarés und ſeiner Hel=
fershelfer
durch den Ruhreinfall wundervolle geiſtige Waßfen
gewiſſermaßen ſelbſt in die Hand gedrückt hatte, haben wir
wiederum fünf Monate vergehen laſſen, ohne dieſe Waffen zu
führen, wie ſie allein mit Erfolg geführt werden können: mit
Schneid und Schärfe, aber auch mit Geſchicklichkeit und Eleganz.
Es iſt nicht wahr, daß die Zeit für die Wahrheit und Vernunft
arbeitet, ſonſt könnte es dem hinterliſtigſten und verlogenſten,
raubgierigſten und tyranniſchſten Volke Europas niemals gelun=
gen
ſein, ſeit bald anderthalb Jahrhunderten als Vorkämpfer
der Freiheit und Menſchenrechte auf der Weltbühne zu poſieren.
Wahr iſt dagegen, daß die Verleumdung, dieſen giftigſten Dra=
chen
, nur der beſiegt, der ihm furchtlos zuleibe geht und dieſen
Kampf bis zum Ende durchzukämpfen wagt und auch verſteht.
Es iſt mit einem Lanzenſtich vom Pferde herab nicht getan, wie
bei dem biederen Drachen des heiligen Georg. Es gilt, im
Handgemenge immer wieder von neuem zu beſtehen. Es gilt
vor allem, eine ſtete Wiederaufnahme des Kampfes nicht zu
ſcheuen.
Dies trifft beſonders für jeden Preſſekampf zu. Und darin
ſind wir in Deutſchland ſo ziemlich allen anderen Völkern unter=
legen
. In vielen unſerer Blätter verkündet jetzt eine ſtehende,
fettgedruckte Zeile die verheerenden, Ziffern des Dollarkurſes;
in beſonders gut geſinnten wird das Publikum auch zur Ruhr=
ſpende
ermuntert: aber das, was hier auch ebenſo auffällig täg=
lich
wiederholt ſtehen müßte, ſind Stichworte für den unausgeſetzt
zu führenden Kleinkrieg um die Wahrheit und um das Recht.
Es dürfte nicht vorkommen, daß in einem deutſchen Eiſenbahn=
abteil
ein Deutſcher in dieſen Wochen erklären und begründen
darf, daß die Franzoſen eigentlich Recht hätten, ohne ſofortige
Abfuhr zu erleben. Ich meine damit nicht Prügel, ſo herzlich
ich einem ſolchen Kerl das Zerbrechen ſeiner ſämtlichen Knochen
gönnen würde; aber damit würde er nur vor ſich ſelbſt und ſei=
nen
Geſinnungsgenoſſen als Märtyrer des berühmten höheren
Standpunktes erſcheinen, den die Lauen und Faulen bei uns
einzunehmen belieben, weil er ſo viel bequemer iſt, als ein
nationaler Standpunkt. Es gilt, ſolche Jammerknaben mit Ar=
gumenten
zum Schweigen zu bringen. Und das kann man mit
den Worten unſerer Feinde ſelbſt. Man brauchte ihnen nur
zu ſagen, was Poincaré nach dem Pariſer Populaire vom 16.
Juli 1922 einer Reihe von franzöſiſchen Journaliſten erklärt hat:
Ich lehne es ab, unſere Diplomatie von unſeren Finanzen ab=
hängig
zu machen. Ich weiß, daß eine Wunde finanzieller Art
nicht tödlich wirkt. Wir gehen mit vollem Vorbedacht auf die
ſtändige Beſetzung des linken Rheinufers los, und ſie bereitet
mir keine Sorgen. Perſönlich würde ich traurig
ſein, wenn Deutſchland zahlte. Wir müßten dann
das Rheinland räumen und würden den Vorteil des Experi=
ments
verlieren, die Bevölkerung mit friedlichen Mitteln, aber
mit bewaffneter Hand zu erobern. Was halten Sie für beſſer,
unſere Forderungen einzutreiben oder neue Gebiete zu erobern?
Für mein Teil ziehe ich es vor, Beſitz zu ergreifen und zu er=
obern
, ſtatt Geld und Reparationen zu nehmen. Nun werden
Sie es verſtehen, warum wir eine große. Armee und einen
imer wachen Patriotismus brauchen werden, und daß das
einzige Mittel, den Verſailler Vertrag zu ret=
ten
, darin beſteht, die Dinge ſo zu ſchieben, daß
unſer Feind, das beſiegte Volk, die Bedingun=
gen
des Vertrages nicht erfüllen kann. Wenn
Deutſchland die Verpflichtungen erfüllte, die es durch den Ver=

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 15. Juni 1923.

Rummer 163.

trag von Verſailles übernommen hat, würde das das Ende der
Macht unſeres Heeres bedeuten. Wir würden dann abrüſten
müſſen.
Woher ich dieſe Worte habe? Nicht etwa aus dem Popu=
laire
, den ich nie zu ſehen bekomme, noch weniger aus einer
deutſchen Zeitung. Nein, dieſe vernichtendſte Widerlegung der
amtlichen franzöſiſchen Lügen ſteht in beſonders großem Druck
auf der erſten Seite der amerikaniſchen Wochenſchrift Iſſues
of To=Day (5. Mai 1923) mit der Ueberſchrift: Poincaré hat
ſeine Verſchwörung freimütig geſtanden und über dem Titel
des Blattes der Wahlſpruch: The Verſailles Treaty Muſt Go‟
(Fort mit dem Vertrag von Verſailles!).
So machen es geſchickte amerikaniſche Fournaliſten. Man
kann den unſeren nur raten, hinzugehen und desgleichen zu tun.
Das Kabinett Theunis demiſſioniert.
Kulturkampf der Flamen.
Paris, 14. Juni. (Wolff.) Der belgiſche Senator Theunis
hat heute den Vermittlungsantrag Broqueville in der Frage der
Umgeſtaltung der Univerſität Gent in eine flämiſche zurückge=
wieſen
. Das Kabinett Theunis hat hierauf ſeine Demiſſion
eingereicht.
Nach Ueberreichung der engliſchen Note.
* Paris, 14. Juni. (Priv.=Tel.) Die engliſche Note, die
man am Quai d’Orſay erwartete, war heute früh in Paris ein=
getroffen
. Zu ihrer Herſtellung wird jetzt erklärt, daß der vor=
geſtrige
Miniſterrat wohl über die Antwort auf die deutſchen
Vorſchläge beraten habe. Lord Curzon teilte das Ergebnis ſei=
ner
Unterredung mit dem franzöſiſchen Botſchafter St. Aulaire
mit. Dieſe Mitteilungen ſind dem geſamten Kabinett nicht aus=
reichend
erſchienen. Die Note, die das engliſche Kabinett darauf=
hin
nach Paris richtete, iſt ein Fragebogen, der ſich in der Haupt=
ſache
auf die Einzelheiten bezieht, die Frankreich hinter dem
Schlagwort Einſtellung des Widerſtandes findet, der aber
daneben auch andere Fragen der Reparationspolitik enthält. Der
genaue Inhalt der Note wird ebenſo wie die Antwort, die Poin=
caré
darauf zu geben gedenkt, geheimgehalten werden. Die wei=
teren
Verhandlungen zwiſchen Paris und London gehen den
diplomatiſchen Weg unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit. So
wenig man unter dieſen Umſtänden vorläufig von den Pariſer
Enthüllungen und Kommentaren halten kann, ſo ſei doch wieder=
gegeben
, was der Temps ſchreibt:
Es iſt natürlikch, daß die brittſche Regierung Frankreich und
Belgien über das Ruhrproblem befragt. England ſieht den
Widerſtand Deutſchlands ſchwächer werden. Es wünſcht, daß die
franzöſiſche und belgiſche Regierung ſich ſeinen Vorſchlägen an= Verhandlung ſelbſt von deutſcher Seite bis jetzt noch nicht das
ſchließt, um das Ende dieſes Widerſtandes zu beſchleunigen.
Es verlangt alſo, daß man ihm mitteile, an welchen Zeichen man
das Ende dieſes Widerſtandes erkenne und welche Methoden an=
zuwenden
ſein werden, wenn dieſer Widerſtand einmal wegfällt, von dem Verhandlungstermin noch keine Kenntnis hatte.
Weit davon entfernt, ſich einer ſolchen Handlung zu entziehen,
haben Frankreich und Belgien ein Intereſſe daran, die Unter=
handlungen
möglichſt weiterzuführen. Gleichzeitig aber, ſo ſchreibt
der Temps, wird Frankreich der engliſchen Regierung ſeinerſeits
die Frage zu ſtellen haben, bis zu welchem Grade ſie nach Er=
haltung
der gewünſchten Auskünfte die Verantwortung ak der
Ruhrbeſetzung teilen würde, und über dies, ſo fügt das Blatt
hinzu, wird bei der Wiederaufnahme von interallierten Ver=
handlungen
über die Reparationsfrage England diejenige Macht
ſein, die vor allem Auskunft zu geben hat. Die Anſichten Frank=
reichs
und Belgiens ſeien klar. Dagegen habe England ſich noch
nicht darüber geäußert, wie viel Geld es von den deutſchen Re=
parationszahlungen
beanſpruche. Von dieſer Frage hängt die
Beſtimmung der geſamten Reparationsfrage ab.
Belgiens Bedingungen.
* Paris, 14. Juni. (Priv.=Tel.) Dem Temps wird aus
Brüſſel über die engliſch=belgiſchen Verhandlungen gemeldet: Es
heißt, daß die Frage, die am ſchwerſten zu löſen iſt, diejenige iſt,
was unter dem Schlagwort Einſtellung des Widerſtandes ver=
ftanden
werden ſoll. Wenn unſere Informationen richtig ſind,
des Kennzeichen dafür anzuſehen:

1. Abſchaffung der Verordnungen und geheimen. Dienſt=
anweiſungen
uſw., die von Berlin erlaſſen worden ſind und
auf die Organiſierung des Widerſtandes im Ruhrgebiet hin=
zielen
.
2. Die Erklärung, daß keinerlei Sabotagehandlungen mehr
ausgeführt werden.
3. Wiederaufnahme der Naturalleiſtungen, die freiwillig zu
erfolgen hätte.
halten, die Beſetzung zu beenden und auf die urſprüngliche Art f
der Beſetzung, wie ſie in den erſten Tagen beſchaffen war, d. h.
auf die Einkreiſung des Gebietes, jedoch ohne Beſetzung der
Fabriken und Bergwerke, zurückzukommen.

Zum Todesurteil gegen Görges.
Unter Drangſalierungen zum Geſtändnis gepreßt.
Ludwigshafen, 14. Juni. Entgegen der Meldung fran=
zöſiſcher
Blätter, daß der geſtern vom Mainzer Kriegsgericht
wegen angeblicher Sabotageakte an Eiſenbahnen der franzöſiſchen
Eiſenbahnregie in der Pfalz zum Tode verurteilte Landwirt=
ſchaftslehrer
der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik, Görges, auf
friſcher Tat ertappt worden ſei, wird von unterrichteter Stelle
nochmals ausdrücklich feſtgeſtellt, daß die Verhaftung des Land=
wirtſchaftslehrers
Görges in der Nacht vom 29. auf 30. Mai, in
der die Anſchläge ſtattfanden, wegen verbotenen Waffenbeſitzes
erfolgte. Görges, der bei der zwiſchen Ludwigshafen und Speyer
gelegenen landwirtſchaftlichen Verſuchsſtationen. Lim=
burgerhof
tätig war, hatte den Abend bei einem Bekannten zu=
gebracht
, der ihn noch bis zur elektriſchen Straßenbahn nach dem AppenneierOffenburg in der Gemarkung der Gemeinde Wind=
Ludwigshafener Vorort Rheingönheim begleitete, von wo Gör=
ges
nach ſeiner in Mannheim gelegenen Wohnung fahren wollte,
um am nächſten Tage ſeinen Jahresurlaub anzutreten. Beim
Paſſieren, der Rheinbrücke LudwigshafenMannheim wurde
Görges von der franzöſiſchen Brückenwache angehalten und durch=
ſucht
. Bei der Durchſuchung wurde eine Piſtole bei ihm gefun=
den
, worauf er verhaftet und zur franzöſiſchen Gendarmerie=
ſtation
in Ludwigshafen gebracht wurde. Die Verhaftung er=
folgte
zeitlich früher, als bei der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde
in Ludwigshafen eine Nachricht von den Anſchlägen eingetroffen
war. Erſt im Verlaufe des Verhörs, das ſich zunächſt nur auf
den verbotenen Waffenbeſitz bezog, traf die Meldung von den An= meinde Windſchläg und eine ſolche von 5 Millionen Mark der
ſchlägen bei der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde, in Ludwigs= Bemeinde Gbersweier auferlegt.
hafen ein. Görges wurde daraufhin ſofort von den Franzoſen
zichtigt. Das Verhördauerte etwa 8 Stunden, Gör= darf a) kein Einwohner der Gemeinden Windſchläg und Ebers=
ges
wurde während des Verhörs, mit Reitpeitſchen, laſſen; b) der Verkehr ſämtlicher Beförderungsmittel, Fahrräder,
Fauſtſchlägen unid Fußtritten ſo ſchwermißhan=
delt
, daß er einen Nervenzuſammenbruch erlitt, während desſelben Zeitraums verboten.
und um weiteren Drangſalierungen zu ent=
gehen
, die von den Franzoſen gewünſchten Aus=
ſagen
machte. Görges war durch die Drangſalierungen der=
art
zuſammengebrochen, daß er ſpäter mehrere Selbſtmordver=
ſuche
unternahm, die jedoch fehlſchlugen. In dem franzöſiſchen berichtet: Die badiſche Polizei verhaftete in den letzten Tagen
Militärgefängnis in Mainz, wohin Görges am nächſten Tage
transportiert wurde, ſagte er wörtlich: Was zuviel iſt, iſt zuviel;
ich konnte die Qualen einfach nicht mehr ertragen; um ihnen zu bahnſprengungen oder ſonſtige Sabotageakte vor=
entgehen
, habe ich zu allem, was die Franzoſen wollten, ja geſagt. zunehmen. Dies muß als ſinnloſes und törichtes Beginnen be=
fand
, iſt über den Gang der weiteren Unterſuchung und über die
lungstermin nicht erwartet. Feſtgeſtellt iſt lediglich, daß der
Verteidiger des Görges am Vorabend des Verhandlungstages Vernehmung der Verhafteten ergab, handelt es ſich um Leute,
Maſſenverurteilung von Schupobeamten.
Darmſtadt, 14. Juni. (Wolff.) Regierungsrat Reinhart
drei Monaten Gefängnis und fünf Millionen Mark Geldſtrafe folgender Fall: Vor der Blockſtation Asbruch auf der Strecke
verurteilt.
heim wurde vom hieſigen Kriegsgericht zu 300 000 Mark Geld= Es waren 71 Perſonen, unter denen ſich 29 Frauen, 24
ſtrafe verurteilt, weil er ohne Zulaſſungsbeſcheinigung mit einem kleine Kinder, 2 Säuglinge und 16 Kinder in höherem Lebens=
Laſtauto nach der Rheinpfalz fuhr.
delte gegen 36 Schutzpolizeibeamte, darunter einen im letzten Stadium der Schwangerſchaft ſelbſt
Polizeileutnant und mehrere Wachtmeiſter, die mit fal= der Schonung bedürftig, das Weinen und Klagen der Kinder
das beſetzte Gebiet einzureiſen, um bei der Bekämpfung der Ankunft in Elberfeld wurde den Flüchtlingen barmherzige Hilfe
kommuniſtiſchen Unruhen in Hörde mitzuwirken. Die Ange= zuteil.
klagten, die vom Rechtsanwalt Dr. Boß=Dortmund und dem
franzöſiſchen Offizialverteidiger verteidigt wurden, wurden zu zufällig in der Nähe des Bahnhofes war, konnte ein Bild beob=
je
einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Düfſeldorf, 14. Juni. (Wolff.) Das Berufungs= kann. In ſtrömendem Regen zogen Frauen und Kinder, letz=
gericht
der Rheinarmee verhandelte geſtern gegen den ſeiner= tere zum Teil auf dem Arm der Mutter, mit ihrer ganzen Habe
wären die zuſtändigen belgiſchen Kreiſe geneigt, als ausreichen=, zeit vom Militärpolizeigericht in Kaſtrop wegen Verbreitung ver= über die Brücke, Angehörige bereits ſeit Tagen Ausgewieſener,
Geldſtrafe verurteilten Poſtdirektor Deter aus Lünen. Der Ver= nahm, daß ſie wenigſtens auf dem ſchnellſten Wege ihrem Er=
in
Frage kommenden Zeitungen gar nicht verboten geweſen, und konnten ſie nur bis Groß=Gerau transportiert werden. Von
daß die Zeitungen für den im unbeſetzten Gebiet liegenden Teil
des Beſtellbezirkes des Poſtamts Lünen beſtimmt war. Das es, den größten Teil der bedauernswerten Karatrane in einem
Gericht ermäßigte darauf die Freiheitsſtrafe auf zwei Monate. Möbelwagen abzuholen und trockenen Fußes unter ein gaſtliches
Gefängnis.
Landau, 14. Juni. (Wolff.) Vom franzöſiſchen Militär=
Falls dieſe Bedingungen tatſächlich erfüllt würden, werde polizeigericht in Landau wurde geſtern der Oberrealſchüler Eiſenbahner an, darunter aus Mainz und Mainz=Kaſtel
man es in helgiſchen Negierungskreiſen nicht für unangebracht Ernſt Heinz aus Frankenthal zu zehn Monaten Ge= 37. aus Bingerbrück 12, aus Bretzenheim (Nahe) 9, aus Winzen=
mit
der Ueberſchrift: Deutſche Frauen, ſteht feſt in waffenloſem Darmſtadt iſt die 65jährige Dorothea Berſch, die bei der Loko=
Kampf, um dem deutſchen Volk zu helfen! angeſchlagen.

* Führer zur Kunſt und Kultur Aſiens.
Von Dr. Zeh, Heppenheim a. d. B.
FI.
Der breiteſte Raum iſt in dem Buche von Diez der Malerei
gewidmet, die unter den bildenden Künſten in China die höchſte
Achtung genoß. War ſie doch ihrem formalen Charakter nach
eine Zwillingsſchweſter der durchaus als Kunſt gewerteten typen=
zeichnenden
Schrift! Wie der Schriftkünſtler ſeine Bildzeichen,
dieſe Miniaturbilder der Ideen, in einer durchaus perſönlichen
Note mit dem Tuſchpinſel auf das Papier oder die Seide hin=
ſetzt
, ſo iſt auch der Maler an dieſelben Ausdrucksmittel ge=
bunden
. Jeder ſchönſchreibende Chineſe war ſozuſagen ein gra=
phiſcher
Künſtler und ſomit auch ein Maler. Schreiben und
Malen, heißt es, nſind in Wirklichkeit eins. Sung Lin (1310
bis 1381) ſagt in ſeinem Verſuch über den Urſprung der Malerei
u. a.: Ohne Schrift gibt es keine Erinnerung eines Geſchehens
und ohne Malerei keine Auffaſſung der Form. Dieſe beiden
ſind Straßen, die verſchiedene Wege gehen und doch zu dem=
ſelben
Ziele führen. Darum ſagte ich, ſie ſeien nicht getrennte
Künſte, ſondern ihr Urſprung ſei ein und derſelbe geweſen.
Man könnte vielleicht, da ſich im Verlaufe einer langen Ent=
wicklung
der rein hieroglyphiſche Charakter der chineſiſchen
Schrift, das heißt die Nachzeichnung von Naturobjekten,
in eine Begriffsſchrift umwandelte, die Schrift als eine
abſtrakte, die Malerei als eine anſchauliche Symbolkunſt
bezeichnen. Je nach der Art des Pinſelſtriches unter=
ſchied
man eine ganze Reihe von kalligraphiſchen Schemata
die, wie die Reim= und Singweiſen unſerer Meiſterſänger, ganz
ſeltſame, aber immer den jeweiligen Charakter des Striches
ſcharf treffende Bezeichnungen erhielten. So gab es den Weiden=
blätterſtil
, der ſich beſonders für die Darſtellung über=
urdiſcher
Weſen eignete, den Jujubenkernſtil mit dem
man beſonders ſtark erregte Geſtalten wiedergeben konnte,
einen Stil Strömendes Waſſer, Wandernde Wolken
uſw. Es erſchienen ſogar beſondere Lehrbücher für dieſe kalligra=
phiſchen
Konventionen. O. Fiſcher verdanken wir in der Feſt=
ſchrift
für den Sinologen Hirth den beſten Aufſatz über dieſes
wichtige Thema der chineſiſchen Kunſttheorie. Es wird wohl
zutreffen, daß dieſe Kodifikationen der Pinſelſtrichſchemata erſt
ſtattgefunden haben, als die chineſiſche Malerei am Ende ihrer
urſprünglichen formenſchöpferiſchen Kraft angelangt war. Aber
daß man aus einer vergleichenden Betrachtung der noch erhalte=

nen chineſiſchen Gemälde. Alaſiationen der Anſels
führung ableiten konnte, zeigt die hohe Wertſchätzung des
Pinſelſtriches. Die drohende Gefahr, durch dieſe konven=
tionellen
Regeln einer geiſt= und ſeelenloſen Manier an=
heimzufallen
, wäre ſchon deshalb ausgeſchloſſen geweſen,
weil jede Stilart ein ſeeliſches Grundgefühl zum Aus=
druck
bringen mußte. Das innere Temperament war ſo
ausſchlaggebend für die Entſtehung eines vollwertigen Meiſter=
werkes
. Jogamäßige Vorbereitungen und die Uebungen in die=
ſen
zahlloſen Normen der Pinſelführung hatten lediglich nur
propädeutiſchen Wert, um mit Kehſerling zu reden. Ausſchlag=
gebend
für die Reife der Malerei war die Verſenkung in die
Erſcheinungswelt, die dann von innen nach außen wiedergegeben
wurde ganz im Sinne der Aufzeichnungen C. D. Friedrichs
über ſein künſtleriſches Geſtalten. Kuo=Hſi, ein Maler des 11.
Jahrhunderts, ſagt in ſeiner Schrift über die Landſchaftsmalerei:
Der Künftler muß ſich vor allem in ſeeliſche Verbindung ſetzen
mit den Hügeln und Bächen, die er malen will. Ching=Hao, ein
Maler des 10. Jahrhunderts, verlangt von einem vollendeten
Landſchaftsbild ſechs Weſenheiten: Geiſt, Harmonie, Gedanke,
Atmoſphäre, Pinſel und Tuſche. Der Hauptwert wird, wie ja
bei jedem echten Kunſtwerk, auf den Geiſt, die Phantaſie, die
Inſpiration gelegt. Aber trotzdem durfte die Form keineswegs
vernachläſſigt werden. Ein in der Kontur mangelhaft gemaltes
Bild traf der Tadel ohne Pinſel. Und Hſieh=Ho ſchrieb ſchon
im 5. Jahrhundert: Wenn die Perſönlichkeit eines Malers
groß und edel iſt, ſo ſind ſeine Werke von Chi=Yün, d. h. von
geiſtiger Eigenart, erfüllt. Aus Chi=Yün folgt aber mit Not=
wendigkeit
Sheng=Tung, das innere ſtrömende Leben, das jedes
gute Bild, ſelbſt die einſamſte Winterlandſchaft, durchpulſen
muß. Das von den Landſchaftsmalern immer wieder verwendete
Motiv des Waſſerfalles kann am beſten andeuten, was mit
Cheng=Tung gemeint iſt; denn er iſt das Sinnbild des ewigen
Fluſſes aller Dinge der Welt, in welcher die Elemente unauf=
hörlich
wechſeln, während die Form die gleiche bleibt‟. Chi=
Yün, geiſtige Tiefe einer ethiſch vollkommenen Perſönlichkeit,
und Sheng=Tung, flutende Bewegung, das Auf=Nieder des
innerſten Seins, das ſind alſo die beſten Wertmeſſer in den
Augen des Chineſen für eine hochſtehende Malerei. Durch dieſe
Forderungen wird die chineſiſche Tuſchmalerei in ihrer reinſten
Ausprägung in der ſubjektiven Form der Sungzeit zu einer
durchaus eſeteriſchen Kunſt, der jeglicher Akademismus fernliegt.
So konnte Meng==chien, einer der geiſtvollſten Maler der
Sungzeit, ein Buld mit dem Verſe begleiten:

Sprengung der Bahnlinie Appenweiher=Offenburg.
Offenburg, 14. Juni. (Wolff.) Heute nacht ½3 Uhr
wurde ein Schienenſtrang der Eiſenbahnanlage im Bahnhof
Windſchläg von Unbekannten geſprengt. Die Oetonation war
bis Offenburg zu hören. Der Bürgermeiſter von Windſchläg
wurde von den Franzoſen verhaftet und nach Kehl abtranspor=
tiert
, ſoll aber ſpäter wieder auf freien Fuß geſetzt worden ſein.
Im Orte Windſchläg herrſcht unter der Bevölkerung große Auf=
regung
.
Sanktionen der Beſatzungsbehörden.
Offenburg, 14. Juni. (Wolff.) Die franzöſiſche Be=
ſatzungsbehörde
gibt folgenden Befehl bekannt: Ein Sabotageakt
iſt in der Nacht vom 13. zum 14. Juni auf der Eiſenbahnſtrecke
ſchläg verübt worden. Die erſte Unterſuchung hat ergeben, daß
die Attentäter dieſes verbrecheriſchen Anſchlags durch die Ge=
meinde
Ebersweier gezogen ſind, um ihre Tat zu vollenden. Der
Generalkommandant des Brückenkopfes Kehl hat deshalb fol=
gende
Sanktionen angeordnet:
1. Die Bürgermeiſter der Gemeinden Windſchläg und Ebers=
weier
werden verhaftet.
2. Die Ausbeſſerung des entſtandenen Schadens hat auf
Koſten der Gemeinde Windſchläg und durch die Bewohner dieſes
Ortes ſelbſt als Frondienſt zu erfolgen.
3. Eine Geldſtrafe von 10 Millionen Mark wird der Ge=
4. Bis zu einem weiteren Befehl, mindeſtens aber bis zur
mit dieſen Anſchlägen in Verbindung gebracht und dieſer Tat be= Regelung der Geldſtrafe und Wiedergutmachung des Schadens
weier von 7 Uhr abends bis 6 Uhr morgens ſeine Wohnung ver=
Motorräder uſw. auf der Landſtraße AppenweierOffenburg iſt
Verhaftungen in Baden.
Karlsruhe, 14. Juni. (Wolff.) Aus Karlsruhe wird
in drei Fällen Perſonen, die aus München und Norddeutſchland
nach Baden gekommen waren, um im beſetzten Gebiet Eiſen=
Da die Verhandlung gegen Görges vor dem franzöſiſchen zeichnet werden, denn die franzöſiſchen Verkehrsmaßnahmen wer=
Kriegsgericht in Mainz unter Ausſchuß der Oeffentlichkeit ſtatt= den dadurch ſo gut wie gar nicht behindert, dagegen aber muß die
deutſche Bevölkerung in den Einbruchsgebieten unter den fran=
zöſiſchen
Repreſſalien umſomehr leiden. Dadurch werden die
geringſte bekannt geworden; man hatte einen ſo raſchen Verhand= Laſten der finanziell ſchwer leidenden Städte und Gemeinden in
dieſen Gebieten ins Unerträgliche geſteigert. Wie ſich bei der
die nationaliſtiſchen und deutſchvölkiſchen Kreiſen naheſtehen.
Franzöſiſcher Ausweiſungsterror.
U. Elberfeld, 14. Juni. Die Brutalität, mit der die
vom Kreisamt Alzey wurde vom franzöſiſchen Kriegsgericht zu Franzoſen die Beamten aus ihrer Heimat vertreiben, beweiſt
ElberfeldMaſiges ſetzten die Franzoſen geſtern abend die Fa=
milien
von Eiſenbahnern aus, die an den vorhergehenden Tagen
Mainz 14. Juni. (Wolff.) Ein Chauffeur aus Rüſſels= bereits aus dem Eſſener Bezirk ausgewieſen worden waren.
alter befanden. Ein beſonders erſchütterndes Bild
Witten, 14. Juni. (Wolff.) Das Kriegsgericht verhan= bot eine Frau mit ſieben kleinen Kindern; die
ſchen Päſſen den Verſuch gemacht hatten, von Schwerte aus in mitanſehen mußte, ohne ihnen helfen zu können. Erſt bei ihrer
Darmſtadt, 14. Juni. Wer geſtern in den Abendſtunden
achten, wie es ſich trauriger in dieſen Tagen wohl nicht bieten
botener Zeitungen zu ſechs Monaten Gefängnis und 500 000 Mk. denen die neue Verkehrsſperre der Franzoſen den einzigen Troſt
teidigung gelang es, den Nachweis zu führen, daß ein Teil der nährer nachgeſandt wurden. Infolge der neuen Autoſperre
dort aus mußten ſie zu Fuß den Weg nach Darmſtadt zurück=
legen
. Auf Benachrichtigung der hieſigen Fürſorgeſtellen gelang
Dach zu bringen.
Geſtern kamen in Darmſtadt wieder 68 ausgewieſene
fängnis und 2 Millionen Mark Geldſtrafe ver= heim 6, aus Wiesbaden, Kreuznach, Langen=Lonsheim, Darm=
urteilt
. Er hatte in Frankenthal nach Mitternacht Plakate ſtadt und Weiterſtadt je einer. Die ausgewieſene Beamtin aus
motivwerkſtätte in Darmſtadt als Putzfrau beſchäftigt war.
m
Ueber den Sturzbach lachen hat wenig Sinn.
Bergwelt. Jahrtauſende alt, lebt hier im Bild.
Kehrt euch nur ab, Schriftweiſe! Hier iſt nichts
Als Bergeshäupter, Nebelkühle, Waſſer und Gewölk.
(O. Fiſcher.)
Da die chineſiſche Weltanſchauung dank ihrer univerſiſtiſchen
Hingabe an das Weltall noch nicht jenen endliche Einzelobjekte
ſetzenden Dualismus zwiſchen Menſch und Welt kannte, jene
durch einen ſeelenloſen Intellektualismus heraufbeſchworene Zer=
riſſenheit
zwiſchen dem Ich und der Natur, da nach taoiſtiſchem
Glauben auch der Menſch wie Pflanze und Tier ein Erzeugnis
der feinen Einflüſſe der fünf Elemente war, das Tao des
Menſchen dem Tao des Univerſums entſprang, da der Menſch
alſo keineswegs als das Maß aller Dinge galt, ſo verklärte dieſe
Ehrfurcht vor allem Sein und Leben auch das künſtleriſche Werk
ſeiner Hände. Wir verſpüren in den Meiſterwerken der chine=
ſiſchen
Malerei, das Atmen des Alls, die inneren Kräfte der
Erde, das ſhan=ling, das heißt die geiſtige Energie der
Berge, empſinden das Blühen des Baumes, das Fliegen des
Vogels, das Schweben der Wolken, hören das Rauſchen des
Waſſers, das Wehen des Windes. Der Stoffwahl nach hat der
Chineſe ſeine Malerei in vier Kategorien eingeteilt: Land=
ſchaften
, Menſchen und Dinge (Häuſer, Geräte uſw.), Blumen
und Vögel, Inſekten. Wir verſtehen nun, warum der Menſch
nicht an erſter Stelle ſteht. Gewiß kennt die chineſiſche Malerei
auch die Darſtellung des Menſchen, aber nicht um ſeiner ſelbſt
willen wird er dargeſtellt, wie etwa der Speerträger des Poly=
klet
, ſondern lediglich als Verkörperung einer transzendentalen
Idee. So hängt auch die chineſiſche Porträtkunſt aufs
engſte mit dem Totenkult zuſammen.) Den größten Raum
in der chineſiſchen Malerei nehmen die Landſchaften ein.
Sie führen die menſchliche Seele mit magiſchem Zug
zum allumſchließenden Raum, zur Selbſtentäußerung im
Tao. Die ſeelenvollſte Idegliſierung der Landſchaft, der
objektive Vorſtufen in Bildrollen von kartographiſchem und
topographiſchem Charakter vorangehen, wird in der Sungzeit
(0601280) erreicht. Mit Shan=ſhui, d. h. Berg und Waſſer,
gibt der Chineſe unſeren Begriff Landſchaft wieder. Berg und
*) Schon in der Han=Zeit nar es Sitte, das Porträt des Ver=
ſtorbenen
als Sitz für die Seele beim Begräbnis mitzunchmen und
dann in der Ahnenhalle aufzuhängen. Man erinnert ſich hier auch an
den Brauch der Aegypter, dem Toten ſein Abbild mit ins Grab zu
geben, damit die Seele des Verſtorbemen die Totenſtatue wie einen
zweiten unvergänglichem Leib beziehen könne.

[ ][  ][ ]

Rummer 163.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 15. Juni 1923.

Seite 3

Cachin und Höllein außer Strafverfolgung.
U. Paris, 14. Juni. In der Strafſache gegen die Kom=
muniſten
Cachin und Genoſſen wegen angeblich verräteriſcher
Umtriebe im Ruhrgebiet iſt geſtern zum zweitenmal ein Frei= heiten. Dazu liegen bereits zahlreiche Abänd ungsanträge vor. Eine
ſpruch erfolgt. Nachdem der Senat des Staatsgerichtshofes eine
Behandlung der Sache abgelehnt hatte, war die Angelegenheit rung des Geſetzes, das einen bedeutſamen Fortſchritt darſtelle, im be=
einem
gewöhnlichen Gerichtshof übertragen worden, und auch ſetzten Gebiet beſonders einzuſetzm.
dieſer hat nunmehr eine Verfolgung der genannten Angeklagten
abgelehnt. Gleichzeitig wurde gegen den deutſchen Kommuniſten
Höllein, der ſich allen anderslautenden Meldungen zum Trotz weiblichen Geſchlechts.
immer noch im Pariſer Santé=Gefängnis befindet, die Weiter=
abgelehnt
.
Lauſanne.
IU. Paris, 14. Juni. Das Oeuvre berichtet aus Genſ, ſchäftigt habe. Das Geſetz ſei ein Eingriff in die Kurfreiheit und da=
daß
man in politiſchen ſchweizeriſchen Kreiſen in Erfahrung ge= her unannehmbar.
bracht habe, daß der griechiſch=türkiſche Frieden Mittwoch, den Geh.=R. Dr. Judaſohn gibt zu, daß der Geſetzentwurf kein Idenl
Bundesrat habe bereits den Präſidenten erſucht, einen Schweizer
Delegierten zu ernennen, der an der Feierlichkeit teilnehmen
könnte.
Griechenland wünſcht Frieden um jeden Preis.
bereits vor einiger Zeit gemeldet, die Griechen auf die Alliierten
einen Druck zur ſchnellen Beendigung der Verhandlungen aus=
zuüben
verſuchen. Veniſelos hat, wie man aus alliierter Quelle
ben Wunſch nach einem ſchnellen Friedensſchluß ausgeſprochen,
mit dem Hinweis darauf, daß bei einer weiteren Verſchleppung
Griichenland in direkte Sonderabmachungen mit der Türkei auf
militäriſchem und politiſchem Gebiet eintreten werde. Auf
dieſe verſchleierte Ankündigung eines Separatfriedens entgegne=
ten
die Alliierten, daß ſie dieſe Demarche für inopportun halten
müßten, da ſie nicht den großen Opfern entſpräche, die die Alli=
ierten
ſeit dem Waffenſtillſtand von Mudania für den griechiſchen
Staat gebracht hätten. Im übrigen ſeien griechiſch=türkiſche
Sonderabmachungen überflüſſig, da eine Vertagung der Kon=
ferenz
nicht beabſichtigt und ein baldiger Abſchluß des allge=
meinen
Friedens zu erwarten ſei. Trotz dieſer optimiſtiſchen
Darlegungen machten auch heute die Verhandlungen keinen Fort=
ſchritt
. Es wurde lediglich eine interalliierte Beratung über die
Konzeſſionen abgehalten, die auch zu keinem Ergebnis führten.
Am Nachmittag fanden Einzelberatungen der verſchiedenen alli=
ierten
Delegierten mit Ismet Paſcha über die Kuponfrage ſtatt,
die aber auch ein greifbares Ergebnis nicht verzeichnen konnten.
Stambulinski auf der Flucht.
Paris 14. Juni. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter des
Journal in Sofia meldet: Die Verfolgung Stambulinskis wird
fortgeſetzt. Der ehemalige Miniſterpräſident, der ſich geſtern
abend im Bezirk von Philippopol, befunden habe, habe in der
Nacht vom 11. zum 12. Juni mit ſeinen Anhängern 30 Kilo=
meter
in der Richtung nach Norden zurückgelegt. Am 12. Juni
habe er das kleine Dorf Cchnitza erreicht gehabt. Offenbar ſei
es ſeine Abſicht, die nahen Berge zu gewinnen, um ſich dort zu
verbergen. Man behauptet aber, die Truppen hätten ihn ent=
deckt
und umzingelt. Ein weiteres Telegramm des Berichterſtat=
ters
vom 13. Juni meldet, Stambulinski ſei aufs neue entwichen.
Er ſei mit drei Freunden verkleidet nach dem Tale des Fluſſes
Taponitza entkommen und befinde ſich 60 Kilometer nordweſtlich
von Philippopol. Die Flüchtlinge ſeien im Beſitze guter Pferde.
Kavallerie verfolge ſie, könne aber in der gebingigen Gegend nur
ſchwer vorankommen.
Arbeitsaufnahme in Oberſchleſien.
Hindenburg, 14. Juni. In der Donnersmarckhütte
haben 100 Prozent, in der Redenhütte 80 Prozent, auf der Kon=
kordiahütte
80, auf der Ludwigglückgrube 53, auf der Julienhütte
52 und auf dem Borſigwerk 75 Prozent der Belegſchaft die Ar=
beit
wieder aufgenommen. Auch im Gleiwitzer Bezirk ſchmilzt
die Zahl der Streikenden raſch zuſammen. Die Lohnverhand=
lungen
für die oberſchleſiſchen Eiſenhütten wurden geſtern mit
dem Ergebnis einer 134prozentigen Erhöhung auf die Mailöhne
abgeſchloſſen.
In den letzten Tagen fanden in Berlin Betriebsver=
ſammlungen
der Eiſenbahnarbeiter ſtatt, in denen
die ſofortige Auszahlung einer Wirtſchaftsbeihilfe von 300 000
Mark, Erhöhung der Gehälter und Löhne um mindeſtens 100
bis 150 Prozent und Zurücknahme der Maſſenentlaſſungen ver=
langt
wurden.
Die Berliner ſtädtiſchen Arbeiter drohen mit einem Streik
für den Fall, daß ihren Lohnforderungen nicht ſtattgegeben wird.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 14. Juni. (Eig. Bericht.) Auf der Tagesordnung:
2. Beratung des Geſetzentwurfes zur Bekämpfung der Geſchlechntskrank=
Entſchließung Peterſen (Dem.), Marx (Ztr.), Stuoſemann (D. Vp.),
Schiele (Ontl.) fordert die Reichsregierung auf, ſich für die Durchſih=
Ein Antrag Kuhnert (Soz.) will Unentgeltlichkeit der ärzt=
lichen
Hilfeleiſtung und Heilmittel für alle Deutſchen, männlichen und
Ein Antrag Heydemann (Komm.) verlangt, daß alle Deut=
verfolgung
mit Rückſicht auf die Unzulänglichkeit der Anklage ſchen, männlichen und weiblichen Geſchlechts, ſowie alle in Deutſchland
wohnenden Ausländer, vom 14. bis 60. Lebensjahr jährlich ſich regel=
mäßig
auf Geſchlechtskrankheiten unterſuchen laſſen ſollen.
Abg. Hoffmann=Thüringen (Soz.) erklärt, daß er als Vertre=
ter
der Minderheit der ſozialiſtiſchen Fraktion einen anderen Stand=
Friedensunterzeichnung am 20. oder 21. Juni, punkt einnehme und daß er den Geſetzentwurf ablehnen müſſe. Die
Vorlage ſei das wichtigſte Geſetz, das den Reichstag ſeit 20 Jahren be=
ſei
. Wir können die Geſchlechtskrankheiten ziemlich ſicher und raſch er=
20., oder Donnerstag, den 21. Juni, unterzeichnet würde. Der kennen. Um die Anſteckungsmöglichkeiten zu beſeitigen, müſſen wir
aber die Anſteckungsquellen iſolieren. Dazu bedarf es einer Fülle
mediziniſchen Studiums, das man nicht durch Kurſe in dir Naturheil=
kunde
erſetzen kann. Gewiß, auch Aerzte irren, aber dem Naturheil=
kundigen
fehlt die notwendige Ausbildung. Werden einzelne Methoden
der Naturheilkunde für gut befunden, ſo gehen ſie in den Beſitz der
Medizin über. In der Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten haben
Lauſanne, 14. Juni. (Wolff.) Es beſtätigt ſich, daß, wie ſich die Mittel der Natur aber nicht bewährt. Queckſilber und Salvar=
ſan
ſind keine harmloſen Mittel. Gefährlich iſt aber auch die Narkoſe,
die wir nicht entbehren können. Selbſt die Naturheilmittel ſind nicht
ungefährlich, man denke an die Sonnenbäder. Um Paul Ehrlich be=
neidet
uns die ganze Welt. Salvarſan werde in der ganzen Welt an=
erfährt
, in einer an die Alliierten gerichteten Note von neuem gewandt. Die Hetze dagegen ſei aber deutſchen Parlamenten und
Zeitungen vorbehalten geblieben. Es ſei ein Beweis für die Güte des
Salvarſans, daß es trotzdem noch ſo viel angewendet werde. Bei die
ſem Geſetz handelt es ſich aber gar nicht um Salvarſan, denn niemand
könne zu dieſer Behandlung gezwungen werden. Es handele ſich hier
vielmehr um den allgemeinen Kampf der Kurierfreiheit der anſtecken=
den
Krankheiten überhaupt. Die Bekämpfung dieſer Krancheiten ſei
aber abhängig von mediziniſchen wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen
und müſſe Sache der Aerzte bleiben. Der Menſch habe nicht das
Menht, ſich ſo behandeln zu laſſen wie er wolle, ſonſt können wir nicht
die Seuchen bekämpfen, die im Verborgenen ſchleichen. In jedem
Kampfe müſſe der Staat ſich auf die Männer ſtützen, die alles der
Wiſſenſchaft opfern.
Abg. Dr. Moſes (Soz.) lehnt die Ausführungen ſeines Partei=
freundes
Hoffmann vollkommen ab.
Abg. Dr. Bell (Ztr.) fordert entſchloſſene Maßnahmen, um der
entſatzlichen Seuche entgegen zu wirken. Das Vertrauen in unſere ärzt=
liche
Wiſſenſchaft darf nicht untergraben werden.
Miniſterialdirektor Hammann beſtätigt die Auffaſſung des Vor=
redners
.
Die Ausſprache wandte ſich dann den Einzelheiten der Vorlage zu.
Die Ausſchußbeſchlüſſe wunden ſchließlich im weſentlichen beſtätigt. Die
zwsite Leſung wurde noch nicht zu Ende geführt, ſondern ihre Er=
jedigung
auf Freitag vertagt.

Aufdeckung eines Reichswehrblocks.
Berlin, 14. Juni. (Wolff.) Ueber die Aufdeckung
eines Reichswehrblocksin Magdeburg ſind in einem
Teil der Preſſe Veröffentlichungen erfolgt, die außerordentliche
Uebertreibungen darſtellen. Die bisherigen Unterſuchun=
gen
hatten folgendes Ergebnis: Roßbach iſt kurz vor ſeiner Ver=
haftung
in Magdeburg geweſen und hat dort verſucht, mit
Reichswehrangehörigen in Verbindung zu treten Er iſt dabei
insbeſondere mit dem Kraftfahrer Riehl, einem jungen unreifen
Menſchen, in Beziehungen getreten und hat mit ihm zuſammen
die Statuten des ſogenannten Reichswehrblocks Roßbach aufge=
ſtellt
. Riehl hat dann verſucht, für dieſen Reichswehrblock weiter
zu werben. Die Ergebniſſe ſeiner Bemühungen ſcheinen äußerſt
gering zu ſein. Das ergibt ſich ſchon daraus, daß die oberſte Lei=
tung
dieſes Reichswehrblocks in den Händen des jungen, uner=
fahrenen
Riehl blieb. Auch haben ſich bisher keinerlei Anhalts=
punkte
dafür ergeben, daß die Organiſation über Magdeburg
hinaus irgend welche Anhänger gefunden hätte. Die am 8. Juni
in einer geheimen politiſchen Verſammlung verhafteten fünf
Kraftfahrer wurden aus der Haft entlaſſen. In Haft
befindet ſich nur noch der Oberfähnrich Seiler vom Pionierbatail=
lon
Nr. 4. Die Unterſuchung gegen alle Teilnehmer ſchwebt vor
dem Staatsgerichtshof. Außerdem iſt gegen ſie von militäriſcher
Seite Anzeige wegen Ungehorſams erſtattet worden.
Die Landwirtſchaft zur Garantiefrage.
Berlin, 14. Juli. (Wolff.) Die deutſchen Bauern=
vereine
überreichten dem Reichskanzler eine Denk=
ſchrift
über die Garantiefrage, in der ausgedrückt wird,
daß die Landwirtſchaft bereit iſt, von den der Entente angebote=
nen
500 Millionen Goldmark als Jahresleiſtung
der deutſchen Wirtſchaft entweder mittelbar im Rahmen einer
allgemeinen Steuer oder neben allen leiſtungsfähigen Wirtſchafts=
zweigen
unmittelbar ihren Anteil zu tragen. Ferner iſt die Land=
wirtſchaft
bereit, ihren Anteil an der Garantie ſicherzuſtellen durch
Uebernahme von erſtſtelligen, ablösbaren Hypotheken.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 15. Juni.
Leber die Temperatur der letzten 22Winter in Darmſtadt
hat Profeſſor Dr. E. Ihne in Darmſtadt im Anſchluß an die Frage,
ob der letzte Winter mild oder ſtreng geweſen ſei, eine eingehende Unter=
ſuchung
in Nr. 22 und 2 der Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen Zeitſchrift
veröffentlicht. Sie erſtreckt ſich abſichtlich nur auf den weſentlichſten
Punkt: auf die Temperatur der eigentlichen Wintermonate Dezember,
Januar, Februar. Als Unterlage dienten die Beobachtungen ſeit der
Neueinrichtung des heſſiſchen meteorologiſchen Stationsnetzes, die mit
dem Jahre 1901 beginnen und die vom Landesamt für Wetter und Ge=
wäſſer
im Meteorplogiſchen Jahrbuch und in Monatsberichten heraus=
gegeben
werden. Bei der Behandlung derartiger Fragen müſſen ſtets
die mittleren oder durchſchnittlichen Werte zum Vergleich herangezogen
werden. Der Verfaſſer ſagt: Derjenige Winter iſt am mildeſten oder
wärmſten, der aufweiſt: 1. Die höchſte Mitteltemperatur; ſie
wird berechnet aus der mittleren Monatstemperatur, von Dezember,
Januar, Februar; 2. das höchſte mittlere Minimum; es wird
berechnet aus dem mittleren Minimum der drei Wintermonate, das
mittlere Minimum emes Monats wird berechnet, aus dem täglichen
Minimum jedes Monatstages. 3. Das höchſte mittlere Magi=
mum
; es wird berechnet aus dem mittleren Maximum der drei Winter=
monate
; das mittlere Maximum eines Monats wird berechnet aus dem
täglichen Maximum jedes Monatstages. 4. Die geringſte Anzahl von
Eistagen, berechnet aus der Summe der Eistage in den drei Win=
termonaten
. Eistage ſind ſolche Tage, an denen das Maximum der
Temperatur unter 0 bleibt. 5. Die geringſte Anzahl von Froſt=
tagen
, berechnet aus der Summe der Froſttage in den drei Winter=
monaten
. Froſttage ſind ſolche Tage, an denen das Minimum der Tem=
peratur
unter 0 ſinkt. Entſprechend iſt derjenige Winter am ſtrengſten
oder kälteſten, der aufzuweiſen hat: 1. Die niedrigſte Mitteltemperatur,
2. das niedrigſte mittlere Minimum, 3. das niedrigſte mittlere Maxi=
mum
, 4. die größte Zahl von Eistagen, 5. die größte Zahl von Froſt=
tagen
.
Im Einzelnen werden nur die Durchſchnitts= oder Mittelwerte be=
rechnet
für: 1. Mitteltemperatur ( 12,10 C., Dezember 2,6, Januar
+1,8, Februar 2,42); 2. mittleres Minimum (0,4; Dezember 0,4,
Januar 1,10, Februar 0,6); 3, mittleres Maximum (4,8: Dezember
4,9, Januar +3,8, Februar +5,69); 4. Anzahl der Eistage (11;
Dezember 3, Januar 6, Februar 2); Anzahl der Froſttage (44: De=
zember
14, Januar 17, Februar 13). Dann wird unterſucht, wie ſich
jeder Einzelwinter zu dem betreffenden Mittelwert verhalten hat, alſo
kälter oder wärmer war. Auf dieſe Abweichungen kann hier nicht ein=
gegangen
werden. Die Ergebniſſe ſind in einer Tabelle zuſammengeſtellt.
Sie zeigt auch anſchaulich, wie weit ſich dieſe decken,
d= h. ob ein Winter, der ſich inbezug auf die Mittel=
temperatur
als kalt oder warm herausſtellt, dies
auch inbezug auf die anderen Faktoren (mittleres Mini=
mum
und Maximum, Eis= und Froſttage) tut. Denn nur, wenn
das der Fall iſt, kann man einen Winter allgemein
kalt oder warm nennen. Das trifft nur für eine Anzahl Win=
ter
durchaus zu. So waren ausgeſprochen kalt nach allen
fünf Geſichtspunkten hin betrachtet die Winter 1906/07, 1907/08, 1908/09,
1916/17. Warm waren 1909/10, 1911/12, 1914/15, 1915/16, 1920/21,
1922/23.
Das abſolute Minimum eines Winters oder die wäh=
rend
des ganzen Winters überhaupt vorkommende niedrigſte Temperatur
fällt für die allgemeine Bewertung eines Winters als kalt oder warm
kaum oder nicht ins Gewicht. Denn es kann in einem ſonſt recht milden
Winter an einem Tage oder an wenigen Tagen ziemlich große Kälte ein=
treten
, die aber durch höhere Temperatur der anderen Zeit ausgeglichen
wird. Das abſolute Minimum iſt nur ein Einzelwert, gleichſam Schön=
heitszugabe
(z. B. wenn ein ſonſt milder Winter auch ein hohes abſo=
lutes
Minimum hat) oder Schönheitsfehler (z. B. wenn ein ſonſt milder
Winter ein niedriges abſolutes Minimum hat). In anderer Hinſicht iſt
es aber immerhin von Bedeutung, z. B. für die Vegetation, indem ge=
wiſſe
Pflanzen ſchon beim einmaligen Eintritt einer beſtimmten nied=
rigen
Temperatur erfrieren können. Auch als Grenzwerte der Tem=
peratur
haben die abſoluten Minima Intereſſe. Die Werte für die ein=
zelnen
Winter ſind folgende:

1901/02 .. 8,5 C. 1912/13 6,20 C. 02/03 13,5 13/14 120 03/04 10,5 14/15 ½9 0405 14,6 15/16 05/06 . 92 16/17 *. G6Gr * 15,4 17/18 112, G708 * 16,6 18/19 120 08/09 * . 123 , 19/20 77, 09/10 . 6,7 20/21 10,8 10/11 .. 10,2, 21/22 16,6, 11/12. 15,4 22/2 6,4

Fragt man nach der Verteilung auf die einzelnen Winter, ſo zeigt
ſich, daß die Winter, die ſich nach den vorausgehenden Unterſuchungen
als kalt erwieſen haben, auch ausnahmslos niedrige abſolute Minima
haben, und daß ſich alſo die ziemlich allgemein gehegte Erwartung, die
ſonſt kalten Winter haben auch ein niedriges abſolutes Minimum, be=
ſtätigt
. Bei den warmen Wintern iſt die entſprechende Geſetzmäßigkeis
(zugleich hohes abſolutes Minimum) nicht ganz ſo deutlich ausgeſprochen.
So hatte z. B. der ſonſt milde Winter 1911/12 das ſehr niedrige abſolute
Minimum 15,4 Schönheitsfehler!

Ueber den letzten
ſtehende Ausführungen: Winter 1922/23 finden Winter 1922/23 Mittel 1901/02 Mitteltemperatur . . . . 3,2 2,10 mittleres Minimum . . . r. +0,9 0,40 mittleres Maximum . . s. +5,6 4,80 Zahl der Eistage ..." *= Zahl der Froſttage ... .. 3 41 abſolutes Minimum . . . 6,40 11,3

Inbezug auf mittleres Minimum, auf Zahl der Eis= und Froſttage
ſteht der Winter 1922/23 überaus günſtig da: an dritter Stelle unter

Waſſer ſind auch die zwei Grundelemente im Aufbau der chine=
ſiſchen
Landſchaftsmalerei. Ihre letzte Vergeiſtigung ver=
dankt
dieſe allumfaſſende, zur feierlichen Tranſzendenz
emporgehobene Heimatkunſt dem Ideengehalt der ſogen. Zen=
ſekte
, als deren Stifter Bodhidharma, ein indiſcher Königsſohn,
gilt, der im Anfang des 6. Jahrhunderts nach China kam. Von
ihm kündet die Ueberlieferung, daß er der Welt entſagte, ſich in
die Einſamkeit zurückzog und neun Jahre lang in innerer Ver=
ſenlung
die Wand ſeiner Höhle anſtarrte. Mit dieſer Legende iſt
das Weſen des Zenismus (Zen=na, Sanskrit: Dhyana Ver=
ſenkung
) umſchrieben. Nicht die heiligen Sutras, nicht Schrift=
gelehrſamkeit
führen zum inneren Frieden und zur Erleuchtung,
ſondern Läuterung des Herzens von den Begierden auf dem
Wege der Meditation in einer von der lärmenden Betriebſamkeit
der Menge unberührten Welt. In einſame Gegenden zogen
ſich die Mönche und Anhänger der Zenſekte, deren Händen wir
die beſeelteften Werke der chineſiſchen Malerei verdanken, zurück.
Aufgeſchloſſen lag ihre von Begierden freie Seele dem geheimen
Walten der Natur. Han=Shan, ein Zenmönch, trägt eine unbe=
ſchriebene
Rolle, das Buch der Natur, die uns allein zu der rei=
nen
Quelle der Erkenntnis zu leiten vermag, Shi=, ſein Part=
ner
, einen Beſen, die Seele rein zu kehren von aller Unlauter=
keit
. Wenn es Menſchen in einer ſolchen vergeiſtigten Natur=
verbundenheit
unternahmen, ihre Umgebung als Ausdruck ihres
Seelenlebens darzuſtellen, ſo geſchah es nicht, um mit einem
Exzeß äußerer Formen zu prunken, ſondern um die Schön=
heit
zu enthüllen unter und über dem, was nur äußerlich iſt,
wie Ching=Hao, ein Maler des 10. Jahrhunderts, ſagt. Ge=
rade
dieſe innere weſenhafte Schönheit, die ja nur durch ſubli=
mierteſte
Abſtraktion der äußeren Form doch ohne Formzer=
trümmerung
aufblühen kann, iſt es, die dem roh=ſinnlichen
Betriebsmenſchen der Gegenwart, der ſtets einen materialiſti=
ſchen
Illuſionismus mit echter Kunſt verwechſelt, den Zugang
zu dieſen Werken ſo erſchwert, wenn nicht ganz unmöglich macht.
Gewöhnlich ſcheitert ſeine Einfühlungsmöglichkeit ſchon an der
beſonderen Art und Weiſe, wie ſich der Chineſe verſpeküviſch
mit der Darſtellung des Raumes auseinanderſetzt. Suchen wir
doch auf oſtaſiatiſchen Bildern vergebens nach dem Koordinaten=
ſyſtem
unſerer gewohnten Zentralperſpektive, ſowie nach einer
Löſung von Licht= und Schattenproblemen. Bei den Rollbildern,
den ſogenannten Makimonos, die vor den Augen des Be=
ſchauers
langſam auf der einen Seite auf= und auf der
anderen Seite wieder zuſammengerollt wurden, wäre ja
eine Zentralperſpektive im europäiſchen Sinne durchaus
widerſinnig geweſen. De ganze Darſtellung einer ſolchen,

oft 10 Meter langen Rolle in einer optiſchen Einheit zuſammen=
zufaſſen
, war eben nach den Geſetzen der Linearperſpektive
ſchlechterdings ausgeſchloſſen. Diez weiſt in ſeinem Buche in
geiſtvoller Weiſe auf eine neue Möglichkeit hin, dieſe Gefühls=
perſpektive
der oſtaſiatiſchen Malerei zu begründen und euro=
päiſchem
Verſtändnis einigermaßen nahezubringen. Wie die Töne
einer Muſik ziehen die einzelnen zuſammenhängenden Ausſchnitte
eines ſolchen Rollbildes, alſo in einer zeitlichen Folge, an
unſerem Auge vorüber. Der Zuſammenhang der einzelnen Sze=
nerien
kann nun nicht durch perſpektiviſche Vereinheitlichung
erreicht werden, ſondern nur auf dem Wege der Kontrapunktik
der einzelnen Motive. Wie eine Partitur kann und muß man
ein derartiges Rollbild ableſen. Mit vollem Recht wurden auch
die großen Landſchaftsrollen mit einer Paſtoralſinfonie ver=
glichen
. Dieſe Gefühlsperſpektive änderte ſich auch nicht, als in
der Sungzeit das Hängebildk) und damit die unveränderliche,
dem zeitlichen Wandel nicht mehr unterworfene Landſchaftsdar=
ſtellung
üblich wurde. Auch dieſe Hängebilder, die ſog. Kakemonos,
haben eine beſtimmte, aus ihrer Verwendung und ihrem For=
mat
reſultierende, dem Abendländer zunächſt ungewohnt erſchei=
nende
Perſpektive. Wird bei den Breitrollen eine Zentral=
perſpektive
durch die niemals ganz ſichtbare unbegrenzte Breiten=
ausdehnung
ganz unmöglich, ſo iſt bei den überhöhten ſchlanken
Rechtecksformen der Hängebilder, die ſich ſchmalen und hohen
Wandfeldern anzupaſſen hatten, ein einheitlicher Horizont ſo gut
wie ausgeſchloſſen; der Augenpunkt wird teils verſchoben, teils
ſogar vervielfacht. Dem Chineſen erſchien eben die Welt zu
vielfältig, um ſie auf den Nenner eines Koordinatenſyſtems zu
bringen, und der Raum zu unendlich, um ihn als kubiſchen Kör=
per
zu faſſen. Die unendliche Ferne im Bilde wird auch nicht
mit realen Mitteln, mit Linien und Farben, erſchloſſen, ſondern
ſymboliſch mit dem leeren Papier= oder Seidengrund. Hier
offenbart ſich uns am erſten, was taoiſtiſches Wiſſen vom
Nichts, von der Leere bedeutet. Dort, wo ſich eine linearperſpek=
tiviſche
Darſtellung nicht vermeiden ließ, wie z. B. bei der
Wiedergabe architekvoniſcher Formen, galt die Perſpektive der
Niederſicht, die mindeſtens ebenſo berechtigt ſein dürfte, wie un=
ſere
nach einem Fluchtpunkt orientierte Zentralperſpektive.
Auch das ſei noch beſonders hervorgehoben. Nicht für einen

*) Die Hängebilder, beſſer noch Hochbildrollen genamt, da ſie
nach dem Gebrauch auf ein Rundholz aufgerollt wurden, führen den
bezeichnenden Namen chie=hua d. h. begrenzte Bilder. Man nimmt
an, daß dieſe Art begrenzter Malerei ſowohl in den ſogen. Setz=
ſchirmen
als auch in den Blattfächern die Faltfächer kommen erſt
in Japan auf ihre Vorläufer haben.

von der Mode regierten Kunſtmarkt ſchufen die Zenmaler die
unvergänglichen Werke ihres Pinſels, ſondern als Selbſtbekennt=
niſſe
eines in ſtrenger Selbſtzucht errungenen inneren ſeeliſchen
Gleichgewichts. Mit ihren Ideallandſchaften ſuchten ſie Sinn=
bilder
der ganzen Welt, in ihrer weſenhaften Harmonie zu
geben wie Groſſe in ſeinem herrlichen Buche Das oſtaſiatiſche
Tuſchbild (Verlag Br. Caſſirer=Berlin) ſo umfaſſend ſagt. Dem,
der ſeine Seele aus innerem Drange dieſen lauterſten Offen=
barungen
eines fleckenloſen Menſchentums öffnen möchte, mag
vielleicht die folgende Stelle aus dem Tao=te=king die Binde von
den Augen nehmen:
Große Vollendung muß wie unzulänglich erſcheinen,
So wird ſie unendlich in ihrer Wirkung.
Große Fülle muß wie leer erſcheinen,
So wird ſie unerſchöpflich in ihrer Wirkung.

Einige Bemerkungen über das Dirigieren.
Zum Muſikfeſt.
Dirigieren heißt führen. Nicht nur Sänger und Or=
cheſter
, ſondern auch das Publikum. Aber niemals darf dieſe
Führung als widerwillig ertragener Zwang empfunden werden.
Vielmehr müſſen alle, Mitwirkende wie Zuhörer, von dem den
ganzen Menſchen durchdringenden und fortreißenden Gefühl be=
herrſcht
ſein, daß es ſo ſein müſſe und gar nicht anders ſein
könne.
Der Dirigent iſt nicht Schöpfer, aber er ſoll Nachſchaffender
ſein. Ohne eigenes Schaffen ſänke das Dirigieren zum bloßen
Handwerk herab. Wohl aber muß der Dirigent mit aller Kraft
der Verſuchung widerſtehen, dem fremden Werk ſeinen eigenen
Geiſt aufprägen zu wollen. Seine Arbeit muß durchweg gebun=
den
ſein an die Richtlinien, die der Wille des Schöpfers ihm vor=
ſchreibt
. Wer anders verfährt, treibt Falſchmünzerei. Erfaſſen
des Stils iſt die erſte Bedingung jeder Wiedergabe. Alles über
einen Leiſten zu ſchlagen, wie die auf eine charakterloſe Verwil=
derung
hinauslaufende, leider Gottes oft vorkommende Sucht
der Wiedergabe nach rein ſubjektiven Auffaſſungen des Dirigen=
ten
, muß dem gewaltigen Bau, wie er uns überkommen iſt, fern=
gehalten
werden. So iſt der Dirigent zum Hüter eines heiligen
Gutes beſtellt und waltet damit eines Amtes, wie es ſchöner,
aber auch verantwortungsvoller kaum zu denken iſt.
Während er dirigierte, war er die perſonifizierte Muſik,
iſt das ſchönſte, was von einem Dirigenten geſagt werden kann.
Fritz Buſch.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tazblatt, Freitag, den 15. Jntti 1923.

Runtter 163.

Aen 2 Attern. Auch de Mitlentertun i.
ſich um 1.10 über das Mittel, nur 4 Winter hatten einen höheren Wert.
Das mittlere Maximum iſt ebenfalls weſentlich höher als das Mittel.
Das abſolute Minimum endlich war faſt das höchſte, das in den 22 Jah=
ren
vorkam, nur der Winter 1912/13 hatte mit 6. 20 einen noch etwas
höheren Vert. Jedenfalls gehörte der Winter 1922/23
zu den ſehr milden.
Ernannt wurde: am 9. Juni 1523: der =ſter Auguſt
Stumpf aus Kirtorf zum Förſter der Forxſtwartei Schwarz, Ober=
förſterei
Alsfeld.
Aus dem Reichsdienſte entlaſſen wurde auf ſein Nachſuchen der
Steuerinſpektor, Vilhelm Hebermehl beim Finanzaut Darm=
ſtadt
=Stadt.
Muſikfeſt Darmſtadt 1923. Heute findet an, der Tageskaſſe der
Vorverkauf für die erſten beiden Konzerte ſtatt. Der Vorverkauf für die
letzten vier Konzerte beginnt am Montag.
Filmvortrag Ein moderues Hättenwerk findet heute und Sams=
tag
und Sonntag täglich um 5½s und 8 Uhr im Kleinen Haus des Heſſ.
Landestheaters ſtatt. Vortragender: Herr Aſſeſſor Maurer. Der Kar=
tenverkauf
zu 200 und 3000 Mk. findet heute vormittag von 11 bis
1 Uhr, im übrigen täglich eine Stunde vor Beginn der Vorführung an
der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes und während der Geſchäftszeit bei
Hch. Arnold, Wilhelminenſtr. 9, ſtatt.
Landestheater. Der Bühnenvolksbund hat für Samstag, den
23. Juni, nachmrittags 4 Uhr, das Große Haus des Heſſ. Landestheuters
zu einer Aufführung des alten Spiels von Jedermann durch die
Spielgemeinde der Marburger Studentenſchaft (zugllach des Bühnen=
volksbundes
) in der Beaubeitung von Niſſen=Budde gemietet. Auf den
Abend dieſes Tages war ſchon ſeit längerer Büt die latzte, 18., Vorſtel=
lung
der Sondermiete 14 des Bühnenvolksbundes,
eine Neueinſtudierung von Unruhs Louis Ferdinand an=
geſetzt
. Eine Aenderung läßt ſich hier nicht mehr tuaffen, da alle übri=
gen
Abende durch die letzten Vollnietenvorſtellungen und durch Konzerte
der Darmſtädter Muſihwochze belegt ſind. Die Gemeraldirektion hat ſich
jedoch bereit erklärt, denjenigen Mietern der Sonderyiete 14, dio die
Jedepmann=Aufführung beſuchen wollen, anſtelle des Lonis Ferdi=
nand
die letztz Wiederholung von Fleckers, Haſſan am Sonntag,
den 17. Juni, nachm. 5½ Uhr zuzuteilen. Wer von dieſer Vergünſti=
gung
Gebrauch machen will, erhält an der Tageskaſſe des Großen
Hauſes, heute, Freitag, und morgen Samstag, gegen Rückgabe
der Sondermietkarte eimm Platz der von ihm gemieteten Platzart zu
Haſſan ohne Nachzahlung. Am Tag der Aufführung ſelbſt werden
Sondermietkarten nur nach Maßgabe der vorhandenen Plätze umge=
tauſcht
.
Der Bühnenvolksbund ſchreibt uns: Die Spielgemeinde des
B.V.B. und der Marburger Studenten iſt von uns gewonnen worden,
das alte Spiel von Jedermann in der Bcarbeitung von D. D. Nieſſen
und Budde unter des Letzteren Regie, das in Frankfurt ſo ſehr gefiel,
im Großen Haus des Landestheaters am Samstag, 23. I. M., nachmit=
tags
4 Uhr, aufzuführen. Da z. Zt. hier die Hoffmannsthalſche Nach=
dichtung
bekannt iſt, wird dieſe Neufaſſung großem Intereſſe begegnen.
Unſere Mitglieder haben bei Ch. Arnold am weißen Turm Vorkaufsrecht
und Vergünſtigung. Einzeichnung dort einſtweilen erwünſcht. Vorver=
kauf
beginnt Dienstag dortſelbſt. Da am gleichen Abend Prinz Louis
Ferdinand unſeren Mietern Miete 14 im Landestheater als letzte
Vorſtellung zugeteilt iſt, wir aber auf vollzähligen Beſuch unſerer Mit=
glieder
bei dieſer erſten eigenen künſtleriſchen Veranſtaltung im Großen
Haus in dieſer Spielzeit rechnen, hat die Generaldirektion den Karten=
umtauſch
entgegenkommend geſtattet. Man verweiſt auf die Thegter=
notiz
.
* Nichard Wagner=Verein. Für das Abſchiedskonzert von Fräulein
Fanny Cleve, das am Dienstag, 26. Juni, im Richard Wagner=
Verein ſtattfindet, macht ſich jetzt bereits ein ganz ungewöhnliches In=
tereſſe
geltend. Vormepkungen auf Eintrittskarten für Nichtmitglieder
(die nur in ganz bsſchränkter Zahl vorhanden ſind), werden daher von
heute an bei Konzert=Aunold entgegengenommen.
Kurt Weſtermanns Rezitation der Antigone. Der Künſt=
ler
iſt bereits ſeit längerem mit den Vorbereitungen zu dieſem
Abend beſchäftigt. Er hat ſich dem mühevollen Studium unter=
zogen
, die beſten modernen Uiebertragungen bis in ihre Einzel=
heiten
auf ihre Geeignetheit nachzuprüfen und miteinander zu Heidelberg treffen. Es iſt ein auf hohem Niegu ſtehendas Unter=
vergleichen
. Ein Werk wie Sophokles Antigone ſtellt an
Ueberſetzer und darbietenden Künſtler nicht geringe Anforderun=
gen
. Eine wirklich brauchbare Uebertragung ſoll ſich dem grie=
chiſchen
Original möglichſt genau anſchließen und den griechi=
ſchen
Eindruck rein erhalten, ſie ſoll die packende dramatiſche
kes offenbaren, einen Eindruck von der herben Größe der tung ſtehende Kyone bietet alle Garantien für eine preiswürdige und
Gedankenwelt der Heldin vermitteln, die tiefe Wirkung von
Adel und Anmut ſophokleiſcher Sprache und ihrer flüſſi=
gen
Rhythmen erzielen. Sie ſoll aber auch einen unſerem
modernen Empfinden und Verſtändnis ſinnvoll ſich anpaſſenden
Ausdruck finden und dem Künſtler der Gegenwart eine hohe
künſtleriſch=äſthetiſche Wirkung ermöglichen. Eine ſolche Ueber= Mk. und für die umliegenden Grundſtücke 23½ Mill. zuſammen alfo
tragung zu geben, iſt unendlich ſchwer, eine völlig befriedigende 62 Millionen Mk. geboten. Submiſfionsblüten. Daß
natürlich unmöglich. Aber auch die Prüfung jeder neuen Um=
dichtung
auf die Erfüllung dieſer ausſchlaggebenden charakteriſti=
ſchen
Momente und die kundige, ſichere Einfühlung des Dar=
ſtellers
, in das Weſen der originalen Schöpfung des Dichters
liche Kenntniſſe voraus. Wer um die Schwierigkeit ſolcher Ar=
beit
weiß, bewundert den Künſtler und dankt ihm, der mit
opferfreudiger Hingabe und Liebe ſich ihr unterzogen und mit
peinlicher Sorgfalt und feinem künſtleriſchen Empfinden dieſe
Aufgabe geleiſtet hat. Kurt Weſtermann hat ſich für die Hanzler mit einem duftenden Blumenſtrauß.
Uebertragung des Schillerforſchers Ludwig Bellermann
entſchieden, die den Anforderungen an eine moderne Sophokles=
verdeutſchung
in beſonderem Maße entgegenkommt und einen ſtadt) begeht in ben Tagen am 16. und 17. Juni ds. Ps, die Feter
der griechiſchen Wirkung verwandten Eindruck von der Gewalt ſeines 60jährigen Beſtehens, mit welchem gin Geſangswettſtreit ver=
des
ewig ſchönen Werkes ſchafft.
* Der Heſſiſche Hauptverein der Guſtav Adolf=Stiſtung feiert ſein
einer Feſtverſammlung im Freien, nachmittags 3 Uhr, und einer Abend=
feier
8½ Uhr, Montag, vormittags 8½ Uhr, findet die Verwaltungs=
ratsſitzung
mit anſchließendem Vortrag über die Miſchehenfrage und geſungen. Nachmittags 2½ Uhr beginnt im Saale des Herrn Karl
nachmittags 3 Uhr eine Tagung der Guſtav Adolf=Frauenvereing ſtatt. Pullmann (am Bahnho)) das Höchſte Ghremſingen um die Preiſe des
den bis ſpäteſtens 4. Juli an das evangeliſche Pfarramt Hungen er=
ſaal
2. Klaſſe bui der Ankunft in Empfang gonommen werden.
Die Evangeliſche Jugendgemeinſchaft hat ſich an dem Landes=
jugendtag
rege beteiligt. Am Sonntag Vormittag grüßten zwei
fand Jugendgott=Sdienſt in der Stadtkapelle ſtatt, die alle die Be=
ſucher
von nah und fern waren doch Vertreter von mindeſtens 12
auswärtigen Vereinen, z. T. in ſtattlicher Anzahl erſchienen kaum
faſſen konnte. Landesjugendpfarrer Zentgraf hielt die Predigt. Die
Chriſtdeutſchen hatten die ſehr ſchöne Liturgie ausgyarbeitet und
abendſaal hatten währenddem 5 Gruppen ſehr fein ausgewählte Bücher
mitausgeſtellt, die auch regen Abſatz fanden. Nachmittags führte Herr
dem Vortrag im Kino nicht zuhören konnten, durch Daymſtadt. Drau=
der
. Als der große Zug der Jugend den Schloßhof erreichte, grüßte
unſer Chor ſie mit einem Abendlied. Bei der Schlußanſprache des
Herrn Avemarie freuten wir uns, zu der beginnenden Annäherung der
Jugendgruppem mit beigetragen zu haben. Die nächſte Sitzung der
haus der Kiesſtraße ſtatt.
Verwaltunggerichtshof. Tagesordnung für die öffentliche Sitz=
ung
des Verwaltungsgerichtshofes am Samstag, den 16. Juni 1923,
ung der dem Philipp Seibert in Darmſtadt erteilten Erlaubnis zum
Betrieb einer Schankwirtſchaft im Hauſe Ahaſtraßg Nr. 10 daſelbſt:
in Gießen erteilten Erlaubnis zum Betrieb einer Schanbwirtſchaft im unerkannt die Flucht zu ergreifen. Die Verlehrs ſchwierig=
Gauſe Wallthorſtraße 36/38 daſelbſt.
Leben und Treiben herrſcht im Saalbau, um in der kurzen Zeit eine deres übrig, als hierauf beſondere Rückſicht zu nehmen. Auf einem
Großartiges zur Schau ſtellen wird. Ein Kabinetſſtück von Dekoration den. An dem Diebſtahl hatten ſich auch zwei Mädchen beteiligt.
und praktiſchem Wert wird die Bühne darſtellen, die von dem Firmen
9. Arnold und Sohn ſowie Ludwig Netz gamz belegt iſt. Auf elektro= bach (Inhaber Carl Hainbach) wurden bei einem Einbruch vier Treib=
techniſchem
Geſiet wird Sallwey und Co. gendezu Heworagendes
bringen. Daß Heſſen und insbeſondere Darmſtadt als Ausſtellgung=
ſtadt
ſehr geſchätzt iſt, boweiſt, daß ſelbſt große Firmen, die eigentlich
nicht mehr ausſtellen, ſich doch bemüht haben, zu dieſer Ausſtellung
einen Platz zu bekommm. Z. B. Maggi, von deren Fabrikaten

Koſtproben abgeneben, wie auch von allen Nahrungs= und Genußmit=
teln
Proben an die Beſucher verteilt werden. Die Eröffnung der Aus=
ſtellung
findet Samstag um 11 Uhr vor geladenen Gäſten ſtatt. und
iſt von 12 Uhr ab für den allazneinen Verkehr freigegeben. Von 4
Uhr ab iſt Konzert in der Ausſtellung.
* Paßkontrolle an der Griesheimer Brücke. Heute nachmittag
richteten die Franzoſen plötzlich durch Kriminalbeamte in Zivil
auf der Eifenbahnbrücke bei Darmſtadt auf der Straße nach
Griesheim einz Paßkontrolle ein. Gegen ½7 Uhr nahm
ein Auto, kas von der beſetzten Eiſenbahnwerkſtätte kam, die
Kontrolle wieder mit fort. Angeblich ſoll ſie, Genera: Petain
im Lager befunden haben und die Kontrolle nur eine Sicher=
heitsmaßnahme
gew.fen ſein.
Erhöhung des Gas= und Waſſerpreifes. Die neueſte Er=
höhung
der Kohlenpreiſe, die mit Wirkung vom 1. Juni d. J.
gleichzeitig mit der 50prozentigen Erhöhung der Frachtſätze in
Kraft getreten iſt, haben eine neue Feſtſetzung der Gas= und
Waſſerpreiſe zur Folge. Die Direktion der Städtiſchen Gas= und
Waſſerwerke gibt die neuen Preiſe im heutigen Anzeigenteil
bekannt; ſie treten mit Wirkung vom 15. Juni ab in Kraft.
( Die Mai=Witterung in Darmſtadt. Der zweite Monat des
diesjährigen meteorologiſchen Frühlings war vovwiegend trüb und
vegneriſch, während di0 Temperatuven große Gegenſätze aufwieſen. Auf
eine in dieſer Jahreszeit ungetöhnliche Kühle, die bis zum Dekade
auszeichnete, folgte eine außerordentliche Kühle, die bis zum Monats=
ende
, wenn auch zuletzt in vermindertem Maße anhielt. Das Monats=
mittel
der Temperatur betrug 14,2 Grad Celſius, war alſo genau nor=
mal
, während ſich die Gegenſätze auf 29,2 Grad am 7. und
1,9 am 18. ſtellten. An letzterm Tage trat außerhalb der Stadt
an ausgeſetzten Lagen leichter Froſt ein, der den empfindlichen Ge=
wächſen
, wie z. B. Tomaten, Schaden mnrichtete. Tmübung des Him=
mels
war vorherrſchend; es kamen nur 2 heitere neben 14 trüben Tagen
vor und das Monatsmittel der Bewölkung betrug 7,2 (10 bebeutet
völlige Trübug). Die Windrichtung war weit überwiegend äguatorial
woben ein kurzer, aber heſtiger Sturm am 8. zu erwähnen iſt, der die
Stadt in Staubwolken hüllte. Der Monat war ferner, wie erwähnt,
ſehr niederſchlagsreich. 21 Tage lieferten eine Regenmenge von 102,7
Millimeter, wovon auf den 10. als dem näſſeſten Tag 15,1 entfielen,
und vom 8. an blieben nur drei Tage ohne Regen. Gegenüber dem
langjährigen Monatsmittel von 57 Millimetern betrug obige Zahl
faſt das Doppelte, dagegen wurden nur zwei Gewitter beobachtet. Der
Barometerſtand ſchwankte zwiſchen 755,8 am 1. und 734,9 am 10., bei
einem Mittel von 7480 Millimſter (03 uter normal).
Billiger Sonntag im Zoologiſchen Garten, Frankfurt a. M.
Am Sonntag, den 17. Juni, iſt der Zoologiſche Garten und das Agua=
rium
während d9s ganzen Tages zu halben Eintrittspreiſen zugäng=
lich
. Nachmittags 4 Uhr und abends 8 Uhr finden Konzerte ſtatt. Bei
günſtiger Witterung Reit= und Fahrbetrieb für Linder im Wäldchen.
Lokale Veranſtaltungen.
Die dſerunter erſcheinenden Notizen ſind ansſchſießlich als Hinwelſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falſe irgendwie als Beſerechung oder Kritl.
Verein ehem. 25ar. Sonntag. 17. Juni Familienausflug
nach Dreieichenhain. Treffen mit der Ortsgruppe Offenbach. Ab=
fahrt
Hbhf. 1,20 nachm. nach Meſſel, von dort Fußmarſch nach Drei=
eichenhain
1½ Std. Bei ſchlechter Witterung Abfahrt Hbhf. 1,45 nach=
mittags
über Sprendlingen=Buchſchlag. Rückfahrtmöglichkeit ab Drei=
eichenhain
6.15 über Dieburg oder 830 über Sprendlingen.
Aus den Parteien.
Aus der Deutſchnationalen Volkspartei
Frauenausſchuß Darmſtadt. Das für Samstag, den 16.
Juni, angeſagte Waldfeſt muß infolge des anhaltend unbeſtändigen
Wetters bis zum Eintreten beſtändigerar Witterung verſchoben werden.
Deutſche Demokratiſche Partei. Am Sonndag,
den 17. ds., findet der alljährliche Frähjahrs=Ausflug an
die Bergſtraße ſtatt und zwar iſt dieſesmal Jugenheim das
Ziel, wo im Gartenſaal der herrlich gelegemen Krone die Darm=
ſtädter
Parteifreunde ſich mit denen der Bergſtraße von Frandfurt bis
haltungsprogramm vorgeſehen, in dem eine Reihe von kunſtbefliſſenen
Parteifreunden mitwirkt. Anſprachen werden haltem der als Freund
und Kamtfgenoſſe Fr. Naumanns, ſowie als hervorragender Red=
ner
und Politiker bekannte württembergiſche Landtagsabgeordnete Jhs.
Fiſcher, Fritz Fay=Frankfurt a. M. und andere. Für Teilnehmer,
Wucht und die unvergängliche ſittliche Hoheit des Wer= die mit dem Zuge fahren, erfolgt die Abfahrt um 2,20 Uhr nachm. ab
Hauptbahnhof auf Sonntagsfahrkarte. Die unter neuen Bewirtſchaf=
gebiegene
Bewirtung. Gartenſaal und gedeckte Veranda ermöglichen
den Aufenthalt auch bei weniger günſtigem Wetter.
r. Pfungſtadt, 14. Juni. Hausverſteigerung. Bei der
Verſteigerung der ſogen. Puhlmannſchen Hofraite wurden 38½ Mill.
auch in heutiger Zeit die Submiſſionen ihre Blüten treiben, be=
weiſen
z. B. die Forderungen für die Weißbinderarbeiten zum Nat=
haus
=Umbau. Die höchſte Forderung ſtellt ſich auf 24 Millionen, die
niedrigſte auf 9 Millionen.
wd. Lichtenberg i. O., 13. Juni. Von den Beſprechungen in Jugen=
ſetzen
neben hoher künſtleriſcher Fähigkeit große literariſch=ſprach= heim fuhr der Reichstanzler Dr. Cuno im Begleitung der heſſiſchen
Miniſter quer durch dan Odenwald, um deſſen landſchaft=
liche
Schönheiten kennen zu lernen. In Lichtenberg wurde im Gaſt=
haus
Schellhas Naſt gemacht. Die Dorſbewohner wie auch die ſchon
recht ſtattliche Schar der Kurgäſte brachten dem Reichskanzler lebhafte
Ovationen dar. Das Enkelkind von Vater Schellhas erfreutz den
Groß=Zimmern, 14. Jmi. Der Männergeſangverein
Groß=Zimmern (Dirigent: Chormeiſter Wilhelm Etzold= Darm=
bunden
iſt. An dieſem Wettſtreit nehmen insgeſamt 18 Vereine mit
1B0 Sängern teil. Das Preisſingen zerfällt in Klaſſen=, Glaſſen=
80. Jahresfeſt am 8. und 9. Juli in Hungen mit einem Feſt= Ehren= und Höchſtes Eyrenſingen. Das Klaſſenſingen beginnt am 17.
goſtesdienſt vormittags 10 Uhr (Feſtprediger: Pfarrer Weiß=Bieber), Juni, vormittags 9 Uhr, in den Sälen von Herrn Karl. Pullmann
(am Bahnhof) und Georg Reitzel (zur Harmonie). Anſchließend an
das Klaſſenſingen werden in den gleichm Sälen die Ehrenpreiſe aus=
Anmeldungen für Freiguartiere mit unentgeltlicher Verpflegung wer= Herrn Reichspräſidenten Ebert, des Herrn Staatspräſidenten ulrich,
der Geweinde Groß=Zimmern und des Herrn Fabrikanten Hohnsberg.
beten. Die Wohnungskarten können am Bahnhof Hungen im Warte= Trotz der vielen Arbeit, die ein derartiges Feſt mit ſeinen Vorbereitun=
gen
verurſacht, beteiligte ſich der Männergeſangverein Groß=Zimmern
am vergangenen Sonntag, den 10. Juni, an dem Geſangswettſtreit in
Dudenhofm und errarg in der 1. Stadtklaſſe gegen Männergeſang=
Poſaunenchöre von den Kirchtürmen mit einem frohen Lied, um 10 Uhr verein der Lautawerke (Schleſien Teutonia=Fulda Sängerkranz= Drei=
eichenhain
Männerquardett=Groß=Auheim den 2. Klaſſenpreis und im
Höchſten Ehrenſingen (aufgegebener Vierwochenchor ohne dynamiſche
Bezeichnungen) die höchſte Punktzahl vom Wettſtreit und ſomit dm
höchſten Ehrenpreis.
Offenbach, 12. Junt. Auf raffinierte Weiſe haben ſich zwei
vorbereitet, deren Lieder durch das viel zu ausgedehnte Spiel eines jugendliche Freundinnen in den letzten Wochen in den
auswärtigen Orgelkünſtlers ſehr in die Länge gezogen wurden. Nach Beſitz von Millionen geſetzt. Die 18jährige Gertrude B.,
dem Gottesdienſt fanden an zwei Stellen Standmuſiken ſtatt. Im Feier= die in eimem hieſigen Bankhauſe tätig war, eignete ſich einige Ueber=
weiſungsformulare
an. Ihre Freundin, die gleichalterige Thereſe St.,
füllte die Formulare aus, worauf dann die B. die ihr bekannte Unter=
Studienrat Pickert freundlicherweiſe die Jüngſten, die aus Platzmangel ſchrift eines Kontoinhabers fälſchte. Die beiden eröffneten bei anderen
Banken Konten und überwieſen auf dieſe Weiſe insgeſamt 9 Millionen
ßen auf dem gkademiſchen Sportplatz, da ſprangen und tanzten die Mark, die ſie größtenteils wieder abhoben. In einem anderen Falle, Mark nachbewilligt.
Buben und Mädchen fröhlich mit den anderen oden fangen ihre Lie= in dem 7 Millionen Mark überwieſen werden ſollten, wurde die Fäl=
ſchung
, bevor die Ueberweiſung erfolgt war, entdeckt und die Feſtnahme
der beiden Mädchen veranlaßt. Sie hatten ſich von dem Gelde mit
Kleidern, Hüten, Wäſche uſw. auf die eleganteſte Weiſe ausgeſtattet.
Ein Teil des Geldes konnte wieder zur Stelle gebracht werden. Die
Lugendgemeinſchaft findet am Donnerstag, 16 Uhr. im Gemeinde= St., die auf einem hieſigen Verbandsbureau beſchäftigt war, hat weiter
Beiden wurden in Unterſuchungshaft gebracht.
th. Mainz, 14. Juni. Im Stadttail Gonſenheim haben
vormittags 9 Uhr: 1. Antrag des Kreisamts Darmſtadt auf Entzieh= zwei Unbekannte einen Einbruch in einen Hühnerſtall verübt und 7 Landwirtſchaftsſchule,
Hühner abgeſchlachtet. Sie begegneten einer Polizeipatrouille, der
ſie wegen ihres gefüllten Sackes, in den ſie die Hühner geſteckt hatten,
2. Antrag des Kreisamts Gießen auf Entziehung der dem Karl Fries auffielen. Als ſia jedoch von dieſer verfolgt wurden, galang es ihmen, nehmigt.
keiten ſtören auch den Geſchäftsgang der Gerichte. Bei Anbe=
Fachausſtellung für das Hotel= und Gaſtwirtsgewerbe. Emſiges rarmung von Friſten und Terminen bleibt den Gerichten nichts an= der Bäderpreiſe wird genehmigt.
kleine Wunderſtadt erſtchen zu laſſen, die wirklich Gediegenes und Lagerplatz in Koſtheim iſt eine größere Menge Holz geſtohlen won= ortsſatzung werden erhöht.
Storndorf, 11. Juni. Im hieſigen Dampfſägewerl Hain= amts werden erhöht.
riemen im Werte von 40 Millionen geſtohlen. Die Diebe
konnten ihr lichtſcheues Werk um ſo ungeſtörter ausüben, da das Säge=
werk
etwas vom Orte entfernt auf der Straße nach Meiches liegt. Der
Beſtohlene hat eine Belohnung von fünf Millionen für Ausfindig=
machumg
der Diebe ausgeſetzt.

Stadtverordnetenverſammlung
br. Darmſtadt, 14. Juni.
Erhebung der Geund= und Gewerbeſteuer 1923.
Beig. Daub referiert in Kürze über den Vorſchlag der Stadt=
verwaltung
, bis zur Neuveranlagung für 1923 eine vorläufige und nach
der Neuveranlagung die endgültire Erhebung von Grund= und Ge=
werbeſteuer
vorzunehmen. Für die vorläufige Erhebung kämen die
Ausſchlagsziffern von 12 Mark für die Gewerbeſteuer, von 18 Mark
für die Grundſteuer von Gebäuden und von 24 Mark für die Grund=
ſteuer
von landwirtſchaftlich benutzten Grundſtücken in Frage; die Er=
hebung
der Grundſteuer hätte von den Eigentümern zu erfolgen. Für
die endgültige Erhebung kämen die durch obigen Stadtverordneten=
beſchluß
feſtgeſetzten Ausſchlagsziffern von 12 Mark, 18 Mark und 24
Mark auf je 100 Mark Vermögenswert in Frage. Der Ausſchlag der
Gebäude=Grundſteuer hätte je nach der Entſcheidung des Miniſteriums
von den Eigentümern oder den Mietern zu erfolgen. Falls ſich dieſe
Entſcheidung länger hinauszieht, muß eventuell der Ausſchlag der Ge=
bäude
=Grundſteuer auf die Mieter bis 1994 verſchoben werden.
Stadtv. Haury ſtellt feſt, daß die Neuveranlagung noch der Ge=
nehmigung
der Stadtverordnetenverſammlung bedarf.
Stadtv. Sames beantragt, die Erklärung des Beig. Daub, daß
über die Ausſchlagsziffern demnächſt noch verhandelt werden ſolle, in
das Protokoll aufzunehmen.
Stadtv. Binſtadt ſtimmt gegen die Grund= und Gewerbeſteuer.
Stadtv. A ßmuth wendet ſich dagegen, daß der behördlichen In=
ſtanz
das notwendige Geld für die Stadt verſagt wird.
Beitrag zur Volkshochſchule.
Die Volkshochſchule weiſt ein Defizit von 11 Millionen Mark auf.
Staat und Stadt teilen ſich in einen Zuſchuß. Die Volkshochſchule for=
dert
7 Millionen Mark, wovon auf den Anteil der Stadt 3½ Millionen
Mark entfallen.
Die Kommuniſten fordern Erhöhung des Betrages auf 5 Millio=
nen
Mark, was abgelehnt wird. Der Antrag der Verwaltung auf
3½s Millionen Mark wird angenommen.
Der Errichtung eines weiteren Baublocks, am
Rhönring wird zugeſtimmt. Nach dem Bauprogramm ſollen 22
Wohnungen am Rhönring erſtellt werden. Die notwendigen Mittel
ſollen auf dem Anleiheweg beſchafft werden.
Das Erwerbsloſen=Problem.
Zur Beſchäftigung Erwerbsloſer ſind durch Beſchluß der Stadt=
verurdneten
=Verſammlung vom 22. März d. J. verſchiedene Maß=
nahmen
mit einem Geſamtkoſtenaufwand von 52 800 00 Mark geneh=
migt
worden. Zur Ausführung dieſer Maßnahmen können ſtändig 75
Erwerbsloſe auf die Dauer von 4 Monaten beſchäftigt werden. In
der Annahme, daß die Erwerbsloſigkeit eine noch größere Ausdehnung
annimmt, hat das Städtiſche Tiefbauamt weitere Straßenbauarbeiten
zur Beſchäftigung von Erwerbsloſen in Ausſicht genommen. Dieſe Ar=
beiten
erfordern einen Koſtenaufwand von insgeſamt 106 650 000 Mark.
Mit Zuſtimmung der Baudeputation wird Genehmigung beantragt.
Stadtv. Binſtadt hält die in Ausſicht geſtellten Notſtandsarbei=
ten
für unzureichend. Ein großer Prozentſatz der Arbeitsloſen werde
nach wie vor hungern müſſen, weil die Stadt nicht genügend Arbeits=
Gelegenheit ſchaffe und w il die Unterſtützung zu gering ſei. Seine
Fraktion verlange neben der Erhöhung der Arbeitsloſenunterſtützung
Sachleiſtungen in der Art wie Brotverbilligung, verbilligte Gasver=
ſorgung
, Stellung von Kleidung und Schuhwerk.
Dem Stadtv. Hummel geht die Vorlage nicht weit genug. Nach
ſeiner Meinung gibt es Arbeitsgelegenheit in der Eſchollbrücker Straße,
bei dem Gleisanſchluß nach dem Beſſunger Viertel. Redner bemängelt
die niedrigen Erwerbsloſenſätze. Die Kriſenſtimmung werde nur er=
zeugt
durch die ungeheure Notlage. Auch die Sozialdemokraten ſtellen
ſich hinter die kommuniſtiſche Forderung nach Sachleiſtungen für Er=
werbsloſe
und wollen dieſe Sachleiſtungen auch auf die Fürſorge aus=
gedehnt
wiſſen.
Stadtv. Ittmann fordert, die Gleiſe der Heag in der
Frankfurter Straße bis zur Firma Merck zu verlängern, da die Be=
völkerung
des dortigen Stadtteils ein großes Intereſſe an dem Ausbau
dieſer Linie habe.
Stadtv. Kolb kritiſiert die Durchgangsmöglichkeit durch den
Herrngarten von der Hochſchulſtraße zur Bismarckſtraße.
Beig. Buxbaum gibt die notwendigen Erläuterungen.
Stadtv. Binſtadt verlangt 75 Millionen Mark monatliche Unter=
ſtützung
für Erwerbsloſe, Sozialrentner und Kleinrentner.
Von Verwaltungsſeite wird mitgeteilt, daß der Bahnbau zur Firma
Merck heute 3½ Milliarden Mark koſtet. Die Bahn muß und wird
gebaut werden, ſobald wieder einigermaßen normale Verhältniſſe ein=
getreten
ſind. Keine Strecke ſei in Darmſtadt notwendiger als die
Strecke in das Induſtrieviertel.
Nach einigen Ausführungen des Stadtv. Schembs, der u. a.
auch auf die Verlotterung des Herrngartens hinweiſt, und der Stadtob.
Hille und Schlitt ſtellt Beig. Delp ziffernmäßig feſt, daß es in
Darmſtadt 7000 Perſonen gibt, die ein ähnliches Einkommen wie die
Erwerbsloſen haben. Bei einer Nationierung auf Grund des kommu=
niſtiſchen
Antrags müßte heute die Stadtverwaltung der Abteilung für
das Notſtandsweſen einen monatlichen Kredit von 208 Millionen Mark
zur Verfügung ſtellen. Zurzeit befänden ſich 3900 Perſonen in der
Wohlfahrtspflege, was einen monatlichen Kredit von 116 Millionen
Mark vorausſetzen würde.
Stadtv. Hummel regt an, die Erwerbsloſenſätze automatiſch mit
den Lohntarifen zu regeln.
Im Laufe der weiteren Debatte ziehen die Kommuniſten ihre An=
träge
zurück. Kurz vor der Abſtimmung kam es zu lebhaften Ausein=
anderſetzungen
zwiſchen den Kommuniſten und den Srzialdemokraten,
die durch ihren Sprecher, Stadtv. Nordmann, lebhaft von den
Kommuniſten abrücken.
Bei der Abſtimmung wird der Verwaltungsantrag angenommen.
Bewilligungen.
Für die Urbarmachung des ſtädtiſchen Geländes
an der Roßdörfer Straße werden 16 Millionen Mark bewilligt.
Zur Beſchaffung einer Doppeltür für die Städtiſche
Akademie für Tonkunſt werden 320 000 Mark bewilligt.
Zum Ankauf von 2 Notenſchränken für die Akademie
für Tonkunſt werden 300 000 Mark bewilligt.
Zur Beſchaffung von 3 Mikroſkopen für die Ludwigs=
Oberrealſchule werden die erforderlichen Mittel bewilligt.
Zur Inſtandſetzung des Hauſes Große Kaplanei=
gaſſe
11 werden 10 Millionen Mark nachbewilligt.
Für die Unterhaltungsarbeiten an der Einſeg=
nungshalle
auf dem Waldfriedhof werden 800 000 Mark nach=
bewilligt
.
Zur Erbauung eines Kanals in der Pallas=
wieſenſtraße
werden 2 107 280 Mark nachbewilligt.
Der gemeimnützigen Eiſenbahnbaugenoſſenſchaft wird
zur Errichtung von weiteren 12 Wohnungen das geſetz=
liche
Darlehen bewilligt.
Zum Beitrag zur Vereinigung dentſcher Wohnungs=
ämter
werben 4000 Mark nachbewilligt.

Der Jahresbeitrag von 20000
Hilfsverein in Wien wird genehmigt.

Mark

zum Deutſchen

Zur Beſchaffung von Stiftungsholz werden 3089 510
Der ſtädtiſche Beitrag zum Zufluchtsheim wird auf
50 000 Mark erhöht.
Buntes Allerlef.
Die Gebühren für Reinigung der Straßen bor ſtaat=
lichen
Gebäuden werden erhöht.
Der Bebauungsplan für das Gebiet öſtlich des Friedhofs
dort 800000 Mark beruntreut und ſich davon ein Fahrrad gekauſt. Die a der NiederMamſtädter Straße ud ſütdlich der Noßdörfer Straße
wird genehmigt.
Die Stadt übernimmt emen Zuſchnß zn den Koſten der
Der Voranſchlag der Sparkafſe für 1923 wird ge=
Die Polizeiverordung für den Woog wird geändert=
Das Geſuch des Woogspächters um weitere Erhöbung
Die Ordnungsſtrafen in der ſtädtiſchen Steuer=
Die Gebühren für die Tätigkeit des Wohnungs=
Das Geſuch des Zentralverbandes der Arbeits=
invaliden
wird abſchlägig beſchieden.
Der Fahrpeisermäßigung für Kriegsbeſchädigte
wird zugeſtimmt.
Nach Schluß der Berichterſtattung um 8 Uhr dauert die Sitzung
noch an.

[ ][  ][ ]

Rummer 168.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 15. Juni 1923.

Seite 5.

Heſſiſcher Landtag.
61. Sitzung.
St. Darmſtadt, 14. Juni.
Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, Juſtizminiſter
b. Brentano, Arbeitsminiſter Naab und Regierungskommiſſare,
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9½ Uhr. Vor Ein=
tritt
in die Tagesordnung nimmt Juſtizminiſter v. Brentano das
Wort zu den Fallen
SchlageterGörke.
Er gedachte zunächſt des Falles Schlageter, wobei alle Abgeordneten,
mir Ausnahme eines Teiles der Linken, ſich von ihren Plätzen er=
heben
. Nunmehr habe ſich ein zweiter Fall Schlageter ergeben. In
Mainz ſei von dem franzöſiſchen Kriegsgericht der Herr Görke von
der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik zum Tode wegen Sabotage
verurteilt worden. Auch hier ſoll ein Geſtändnis vorliegen. Inzwi=
ſchen
hätten ſich aber nach Preſſemeldungen Tatſachen ergeben, aus
denen geſchloſſen werden könne, daß dieſer Mann an der ihm vorge=
worfenen
Tat völlig unſchuldig ſei, und daß das Geſtändnis durch qual=
volle
Pein aus ihm erpreßt worden ſei. Ich möchte, ſo fuhr der Mi=
niſter
fort, hier an dieſer Stelle, namentlich mit Rückſicht auf die uns
bevorſtehende nächſte Zukunft, den Wunſch ausſprechen, daß das Gericht
nochmals in eine Beweisaufnahme eintritt und dem Angeklagten die
Möglichkeit und die Gelegenheit gibt, in weiteſtem Umfange ſeine Nicht=
ſchuld
oder wenigſtens ſeine geringe Schuld zu erweiſen. Jedenfalls
würde ſich ein deutſches Gericht einer ſolchen Aufgabe nicht entziehen. Ich
bin überzeugt, daß im ganzen Deutſchen Reiche jedermann dieſem
Wunſche Ausdruck geben wird. Sollte aber wider alles Verlangen dies
nicht geſchehen, dann mögen ſich unſere Gegner geſagt ſein laſſen, daß
auf dieſem Wege und mit ſolchen Mitteln das Rhein=
land
und ſeine Bevölkerung ſich nicht beugen und
ſich nicht zur Unterwerfung bringen laſſen werden.
(Beifall.)
Das Haus ſetzt ſodann die Debatte zum
Juſtiz=Etat
fort. Abg. Dingeldey (Dtſch. Vpt.): Die vom Abg. Kaul verleſe=
nen
Tagebuchnotizen ſeien ein Bekenntnis zur Monarchie, das nir=
gends
verboten ſei und ebenſo gut auch in einem Zeitungsartikel
hätten ſtehen können. Er als Anwalt des Großherzogs könne erklären,
daß in den erwähnten Konferenzen nichts anderes als die prozeſſuale
Abwehr beſprochen worden ſei. Eine Verbindungslinie zwiſchen den
wirtſchaftlichen und rechtlichen Fragen und angebli hen hochverräteri=
ſchen
Unternehmungen laſſe ſich nicht ziehen. (Beifall rechts.) Auch
die Fäden von München nach Darmſtadt beſtänden bloß in der Einbil=
dung
des Abg, Kaul, wenn man nicht die Tatſache, daß Schäfer und
Fuchs früher in oder bei Darmſtadt gelebt hätten, als Hochverrat an=
ſehen
wolle. (Widerſpruch links. Beifall rechts.) Der Weg, auf dem
dieſe Tagebuchnotizen in die Oeffentlichkeit gelangt ſeien, führe über
einen Handtaſchendiebſtahl aus dem Hauptbahnhof in Frankfurt a. M.,
alſo über ein gemeines ſtrafrechtliches Vergehen. Eine ſolche Kampfes=
weiſe
verhindere ein= für allemal jedes Zuſammenarbeiten in dieſem
Hauſe und ſtehe im Widerſpruch mit den parlamentariſchen Traditio=
nen
des Hauſes. Er frage, ob der Abg. Kaul als Führer der ſtärkſten
politiſchen Fraktion des Landtags, die Regierung, in der zwei ihrer
Mitglieder als Miniſter ſäßen, über den entdeckten Hochverrat unter=
richtet
habe, und ob die Miniſter mit dem Juſtizminiſter vorher über
die Angelegenheit geſprochen oder ihn im Landtag plötzlich vor die
vollendete Tatſache geſtellt hätten. Das Anſehen des Parlaments könne
durch derartige Bekämpfungs= und Verhandlungsmethoden nicht ge=
hoben
werden. Das Urteil des heſſiſchen Volkes über dieſe Angelegen=
heit
ſei bereits geſprochen. (Beifall rechts, Gelächter links.)
Miniſter v. Brentano: Von Herrn Dr. Oſann und anderen
Rednern wurde anerkannt, daß das Miniſterium der Juſtiz ſtark über=
laſtet
iſt; das beweiſt allein die Zahl der Einläufe. Dankbar ſind wir für
die Worte der Anerkennung, die eher geeignet ſind, die Arbeitsfreudig=
keit
zu heben, als ſcharfe und ungerechtfertigte Angriffe. Was nun
meine eigentlichen Etatsausführungen betrifft, ſo muß ich mit dem
Prozeß des ehemaligen Großherzogs beginnen. Jede Zeitung hat das
Recht, bei Prozeſſen darüber zu urteilen und nachzuprüfen, ob nach
Recht und Geſetz Recht geſprochen wurde. Wenn das aber ſo weit geht,
wie in dieſem Fall bei einem hieſigen Blatt (der Volksfreund), dann ſind
derartige, durch nichts gerechtfertigte Artikel nur geeignet, Achtung vor
Geſetz und Recht zu untergraben und damit die fundamentalſte Grund=

ſchen des Großherzogs gegenüber durchaus nicht ablehnend, wie ihre
Vorlage beweiſen. Ohne Schuld der Regierung wurde die Sache in die
Länge gezogen. Inzwiſchen ging dann der Antrag der Rechtsparteien
ein. Da die Sache nicht ſchnell genug ging, ging der Großherzog im
Klageweg vor. Meines Erachtens wäre es richtiger geweſen, die Be=
ſchlüſſe
der Kammer abzuwarten. Ohne dieſe Beſchlüfſe ſind der Regie=
rung
ja doch die Hände gebunden. Es erging die einſtweilige Verfügung
mit ganz kurzer Friſtſtellung. Inzwiſchen war die Klageſchrift zugeſtellt
worden. Es handelt ſich hier doch um ſehr ſchwerwiegende und ſchwer
nachzuprüfende Dinge; es wäre ſicher richtiger geweſen, vor Erlaß die=
ſer
Verfügung den beklagten Staat zu hören. Die oben erwähnten
Artikel haben ſich mit dieſer Tatſache befaßt. Ich ſtelle feſt, daß das
Vorgehen des Gerichts formell nicht zu beanſtanden iſt.
Es ſind auch in anderen Fällen derartige Entſcheidungen getroffen wor=
den
, in einem Falle auch gegen den Großherzog. Es iſt aber keiner
dieſer Fälle von der gleich weittragenden Bedeutung. Dieſe Schnellig=
keit
mußte im Lande Mißtrauen erregen. Hierin liegt der Schlüſſel,
aber auch der Milderungsgrund für die Preſſeartikel. Sie ſind erſchie=
nen
, und Herr Landgerichtsdirektor Rüſter hat ſie uns zur weiteren
Entſcheidung vorgelegt, ohne ſelbſt als Klageſteller aufzutreten. Es er=
ging
von uns die bekannte Antwort. Und darauf die Erklärung des
Herrn Dr. Rüſter. Es iſt richtig, daß der Wortlaut dieſer Erklärung
dem Miniſterium bekannt war, aber das Miniſterium hat keine Ver=
antwortung
dafür übernommen, hat auch bei der Feſtſetzung des Wort=
lauts
nicht mitgewirkt. Das Urteil über den Artikel des Volksfreunds
überlaſſe ich jedem, der noch anſtändig und vornehm denken und fühlen
kann. Wenn vermutet wurde, daß der oder die Artikel von einem Ju=
riſten
ſtammen, ſo bedauere ich das noch mehr, denn dieſer Herr hat
dann das eigene Neſt beſchmutzt. Zur Sache ſelbſt meine ich nach wie
vor, es liege im beiderſeitigen Intereſſe, wenn die Angelegenheit im
Vergleichswege erledigt würde.
Redner geht dann a.f andere Gebiete ein. Er wendet ſich im all=
gemeinen
gegen die immer wiederkehrenden Amneſtien, die den Ver=
brechern
die Hoffnung geben, früher oder ſpäter mit oder ohne Druck
doch frei zu werden. Das untergräbt die Achtung vor dem Strafgeſetz
und erleichtert Verbrechen. In ſehr vielen Fällen haben wir in Form
von Bewährungsfriſten begnadigt, und zwar mit beſtem Erfolg. Die
Wünſche der allgemeinen Zulaſſung der Amtsgerichtsanwälte zum
Landgericht laſſen ſich nicht ohne ſchwere Bedenken vertreten. Es liegt
durchaus nicht im allgemeinen Intereſſe, wenn in jedem, auch ent=
legenſten
, Ort ein Anwalt ſitzt, der beim Landgericht zugelaſſen iſt.
Für die Intereſſen des Anwaltſtandes, den ich für ebenſo wichtig halte
wie den der Richter, werde ich ſtets nach Kräften eintreten. Ich habe
ſchon mehrfach mit Erfolg Anwälte zu Richtern gemacht. Auch für die
Gehilfen der Anwälte und Notare werde ich nach Kräften eintreten,
allerdings laſſen ſich nicht alle Geſuche und Wünſche erfl.llen. Was die
Goldhypotheken betrifft, ſo iſt es doch zweifellos ein Unding, daß eine
Hypothek von etwa 10 000 Mark, die früher ein Vermögen darſtellte,
auf ein Haus gegeben, das früher etwa das Doppelte, heute aber 100
bis 200 Millionen wert iſt, heute mit lumpigen 10 000 Papierzetteln
zurückgezahlt werden kann. Wie der Schuldner hier ohne ſein Zutun
ſchwer reich, iſt der Gläubiger in gleichem Maße arm geworden. Es
wird ſchwer halten, aber es muß hier ein Weg geſucht und gefunden
werden, der die Rechtslage regelt. Die oft unverſtändliche Wertbemeſ=
ſung
der Gerichte billige ich ebenſo wenig, wie die Verwendung von
Referendaren als Armenanwälte. Aber es iſt Ihnen ja bekannt, daß
die Hände des Juſtizminiſters mehr gebunden ſind, wie die eines an=
deren
Neſſorts. Für Abtreibung Straffreiheit zu verlangen, muß im
Geſamtintereſſe des Volkes abgelehnt werden. Für Milderung in ge=
wiſſen
Fällen bin ich zu haben. Daß die Vorbildung der Juriſten
reformbedürftig iſt, gebe ich zu. Wir werden beſtrebt ſein, in dieſem Sinue
zu wirken. Wenn der Abg. Schreiber behauptet, das Miniſterium der Ju=
ſtiz
ſtehe dem demokratiſchen Zug der Zeit verſtändnislos gegenüber, ſo
iſt dieſe Behauptung nicht zu beweiſen, und ich hoffe, daß Herr Schrei=
ber
Gelegenheit nimmt, ſich von ihrer Unhaltbarkeit zu überzeugen.
Redner geht dann auf einzelne Beſchwerden ein. Gelöſchte Strafen
dürfen unter keinen Umſtänden mehr in Erſcheinung treten, ſie ſollten
in den Strafregiſtern unleſerlich gemacht werden. Die Wünſche nach
Verbeſſerung der Bibliotheken, der höheren Gruppierung der Richter
uſw., unterſtütze er. Fälle von Klaſſenjuſtiz werden nie meine Billi=
gung
finden, ich muß aber um Unterlagen bitten. Redner kommt dann
auf einige Urteile zu ſprechen, die in der Diskuſſion ſtanden. Die
Gießener Ohrfeigenaffäre unterliegt noch der Berufung. Es wäre
beſſer geweſen. hier die Perſon des Richters aus dem Spiel zu laſſen.
Er iſt von ſeinen Schöffen überſtimmt worden. Es iſt zuzugeben, daß
die Strafe von 3 Mark zu der von 100 000 Mark im Prozeß Vetters
in keinem Verhältnis ſteht. Was die Ablehnung der Geſchworenen be=
trifft
, ſo hat der Staatsanwalt dafür zu ſorgen, daß die Geſchworenen=
bank
objektiv beſetzt iſt; er hat nur entſprechend der Ablehnung der
Rechtsanwälte abgelehnt.
Zum Antrag Kaul habe ich zu bemerken, daß mich das Tagebuch
des Grafen Hardenberg vorerſt nichts angeht. Es kann ja ſein, daß

ich mich noch damit befaſſen muß, falls ein Strafverfahren gegen Un=
bekannt
wegen Diebſtahl des Tagebuchs eingeleitet wird. (Sehr richtig!
Unruhe.) Herr Kaul hat ſelbſt zugegeben, daß gegen die Perſon des
Großherzogs keinerlei Gründe vorliegen, die den Antrag reihtfertigen.
Der Großherzog ſteht wie jeder andere Staatsbürger unter dem Schutz
des Geſetzes. Es liegt keinerlei Grund vor, ein Ausnahmegeſetz gegen
ihn zu erlaſſen. Selbſt gegen den Grafen Hardenberg wäre das trotz
der Tagebuchnotizen juriſtiſch unmöglich. (Weitere Ausführungen blei=
ben
auf der Tribüne unverſtändlich.) Herr v. Eiff hat niemals einer
Beſprechung, wie ſie in dem Tagebuch erwähnt wurden, beigewohnt,
er hat keinerlei Kenntnis von den Plänen des Grafen Harden=
berg
gehabt, die Notizen ſind in dieſer Beziehung unrichtig oder der
Name iſt eine Verwechſelung. (Auch in der Folge bleibt Redner viel=
fach
unverſtändlich.) Der Miniſter beſpricht dann den Fall Puſch, die
Zulaſſung der Frauen zum Richteramt, die Behandlung von Bagatell=
ſachen
und dergleichen mehr.
Nach der Pauſe beantwortet Wirtſchaftsminiſter Raab eine Kleine
Anfrage des Abg. Hoffmann=Alzey (Ztr.) wegen der Regulie=
rungsarbeiten
in Rheinheſſen durch Arbeitsloſe mit einer kurzen Dar=
legung
über den Stand der Arbeiten.
Eine Anfrage des Abg. Stein (Bbd.) wegen Ausfalls der Fort=
bildungsſchule
während der Ernte beantwortet Miniſterialdirektor
Urſtadt dahin, daß dem Geſetzesvorſchriften entgegenſtehen.
In Fortſetzung der Debatte zum Miniſterium der Juſtiz
ſpricht Abg. Ebner (K.P.D.). Er behauptet, daß unſere Richter nur
Interſſen beſtimmter Klaſſen vertreten, alſo Klaſſenjuſtiz treiben. Zum
Beweis fſthrt er an den Fall in Lampertheim, wo kommuniſtiſche
Jugend bei einer Prozeſſion die Internationale geſungen habe und
dafür beſtraft wurde, und verſchiedene andere Urteile, die Entlaſſung
des Hilfsgefangenenaufſehers Mehring uſw. Er beanſtandet die heu=
tigen
Ausführungen des Juſtizminiſters zum Fall Schlageter und wirft
den Sozialdemokraten vor, daß ſie zum Teil die heutige Ehrung
Schlageters (durch Aufſtehen) mitgemacht haben. (Widerſpruch.) Dem
Antrag Kaul wegen der Abfindung des Großherzogs ſtimmt Redner
zu, doch wäre es nach ſeiner Anſicht beſſer, die Arbeitermaſſen mobil
zu machen, damit der Großherzog überhaupt nichts bekomme, dann ſei
der Antrag überflüſſig. Den ſtärkſten Heiterkeitserfolg erzielt Redner,
als er vom kommuniſtiſchen Zukunftsſtaat ſpricht und meint, die
Todesſtrafe würde dann abgeſchafft, wir haben viel härtere Stra=
fen
, nämlich die, in dem kommuniſtiſchen Staat leben zu müſſen.
Abg. Kaul (Soz.) zu dem Vorfall zu Beginn der heutigen Sitzung:
Wir wußten nicht, was der Herr Juſtizminiſter ſagen wollte. Als die
Rechte ſich bei dem Wort Schlageter erhob, hat ein Teil der Fraktion
den Saal verlaſſen, ein anderer Teil iſt ſitzen geblieben. In dem
Proteſt gegen die neue Gewalttat der Franzoſen ſind wir einig. Die per=
ſönlichen
Ausführungen des Abg. Dingeldey muß ich inſofern zurückweiſen,
daß ich den ehemaligen Großherzog verleumdet habe auf Grund von Er=
gebniſſen
eines gemeinen Eiſenbahndiebſtahls. Ich habe ausdrücklih
feſtgeſtellt, daß ich den ehemaligen Großherzog perſönlich in keiner
Weiſe belaſten wolle, ſondern nur ſeine nächſte Umgebung. Ich ſtelle
feſt, daß ich bis geſtern nachmittag überhaupt nicht gewußt habe, auf
welche Weiſe dem Grafen Hardenberg ſein Tagebuch abhanden gekom=
men
iſt. Das Material, das ich beſitze, beſteht aus etwa 20 Blättern,
die, offenbar aus einem Buch herausgeriſſen, in einem Frankfurter
Café gefunden wurden. Nicht von mir. Proteſt erhebe ich gegen den
Verſuch des Herrn Dingeldey, die Sache zu verſchieben. Graf Harden=
berg
hat nach ſeinen Notizen die Dinge als Politika angefehen, nicht
als reine Rechtsfrage. Ich habe nicht behauptet, daß eine Tat des Hoch=
verrats
vorliegt. Mein Antrag ſoll das eben nur verhindern. Redner
verlieſt dann nochmals die Tagebuchnotizen. Was die Teilnahme eines
Bcamten des Juſtizminiſteriums an den Beratungen betrifft, ſo gebe
ich nach den heutigen Erklärungen des Juſtizminiſters zu, daß eine an=
dere
Auffaſſung platzgreifen kann.
Abg. Kindt (Deutſchnatl.): Wenn Herr Kaul meint, die Beſtre=
bungen
, die Weimarer Verfaſſung zu ändern, ſeien Hochverrat, ſo
treibt er in dieſer Behauptung Hochverat am ſouveränen Volk. (Lachen
links.) Wenn die Sozialdemokraten eine Volksabſtimmung herbei=
führen
über ihren Antrag, ſo würden wir uns darüber freuen. Wir
haben mehr Vertrauen zum heſſiſchen Volk in ſeiner Mehrheit den
früheren Fürſten gegenüber, als die Linke es hat. (Beifall rechts.)
Abg. Schreiber (Dem.): Es iſt doch wohl nicht ſo, daß die
Notizen des Grafen Hardenberg ſo ganz harmlos und gar nicht zu bean=
ſtanden
ſind. Das haben auch die Herren Dr. Werner und Dingeldey
nicht geſagt. Wir haben doch die Pflicht, dieſe Notizen ſorgfältig zu
prüfen und eventl. die Staatsanwaltſchaft damit zu betrauen. Es wäre
vielleicht richtiger geweſen, wenn der Abg. Kaul das gleich getan hätte.
Trotz alledem können wir dem Antrag Kaul nicht zuſtimmen, weil er
kraß gegen das Recht und Geſetz verſtößt. Auch eine Volksabſtimmung
kann daran nichts ändern. Zudem reichen die beſtehenden Geſetze völlig
aus, um Hochverratspläne zu verhindern. Daß Herr Dr. Werner gegen
das Geſetz zum Schutz der Republik Sturm läuft, kann ich verſtehen,
doch wird das nichts nützen. So lange die Republik in Gefahr iſt, muß
das Geſetz beſtehen bleiben. Redner polemiſiert im weiteren gegen die
äußerſte Rechte und führt eine Reihe von Spezialfällen an, ſeine Feſt=
ſtellungen
zu belegen. (Prozeß Fechenbach uſw.) Das Verhalten des
Herrn Rüſter iſt in keiner Weiſe zu rechtfertigen. Die Haltung des
Miniſteriums in dieſer Angelegenheit kann ich nicht verſtehen.
Juſtizminiſter von Brentano: Ich erkläre, daß ich die Erklä=
rung
des Herrn Dr. Rüſter nicht gebilligt habe, und daß auch der Wort=
laut
von meinen Räten nicht gebilligt wurde. Im Intereſſe des Vater=
landes
wäre es beſſer, wenn im beſetzten Gebiete von Sabotageakten
abgeſehen würde.
Abg. Dingeldey (Dtſch. Vpt.): Ich habe nicht geſagt, daß der
Abg. Kaul in Verbindung mit den Tagebuchnotizen den Großherzog ver=
leumdet
hat. Ich habe aber geſagt, daß der Antrag Kaul Hochverrats=
pläne
dem Großherzog unterſtellt, und daß das eine durch nichts be=
gründete
Verleumdung darſtellt. Was in den Tagebuchnotizen, von
denen ich nicht geſagt habe, daß ich ſie billige, ſteht, iſt in keiner Weiſe
Beweis für das Vorliegen hochverräteriſcher Pläne bei der Umgebung
des Großherzogs. Ich habe den Abg. Kaul in keiner Weiſe beſchimpft,
das würde der Herr Präſident gerügt haben. Ich habe nur die Tat=
ſache
feſtgeſtellt, daß Herr Kaul geſtohlenes Material verwendet zu An=
griffen
hier im Hauſe. Das war bisher hier nicht üblich. (Abg. Schild=
bach
: Komödiant! Präſident Adelung ruft den Rufer zur Ord=
ung
.) Mir iſt auch ſchon politiſches Material gegen Führer der Linken
angeboten, ich habe es abgelehnt, mich damit zu befaſſen. (Sehr richtig!
rechts.)
Abg. Dr. Werner (Dtſchntl.), (mehrfach durch Unruhe unterbro=
chen
) polemiſiert gegen den Abg. Schreiber und ſtellt feſt, daß der Abg.
Lieberman von Sonnenberg ſ. Zt. die Zuchthausvorlage im Reichstage
abgelehnt hat. Auch heute noch beſtehen Ausnahmegeſetze und Verord=
nungen
gegen uns. Es war ſehr bezeichnend, daß der Abg. Schreiber
Ausnahmegeſetze hier verteidigt hat. Ungeheuerlich hohe Strafen ſind
in unzähligen Fällen gegen Angehörige meiner politiſchen Anſchauungen
erkannt worden. Die politiſche Machtidee, von der Herr Schreiber ſprach,
ſoll nicht nach außen in Erſcheinung treten, ſie ſoll aber im Innern
gegen anders Denkende Anwendung finden.
Einneuer Antrag Kaul.
Präſident Adelung gibt dann Kenntnis von einem Antrag Eb=
ner
(K.P.D.), betr. Wiederanſtellung des Hilfsgefangenenaufſehers
Mehring und einem Antrag des Abg. Kaul und Gen., die Regierung
zu erſuchen, im Falle der Ablehnung des Antrags Kaul im Reichstag
dafür einzutreten, daß ein Reichsgeſetz geſchaffen wird, das den Ländern
das Recht gibt, auf dem Wege der Landesgeſetzgebung unter Ausſchluß
des Rechtsweges die Abfindung mit den früheren Fürſtenhäuſern end=
gültig
zu regeln.
Abg. Dr. Wünzer (D. Vpt.) wiederholt, daß es richtiger geweſen
wäre vom Abg. Kaul, wenn er Material in Händen habe, das Hoch=
verrat
vorbereiten ſoll, dieſer der Staatsanwaltſchaft und nicht hier der
Oeffentlichkeit zu unterbreiten. Redner weiſt dann die perſönlichen An=
griffe
des Abg. Schreiber gegen ſeine Perſon und die ſeiner Partei=
genoſſen
zurück.
Miniſterialdirektor Dr. Lorbacher, geht auf verſchiedene ſach=
liche
Anregungen und Wünſche der Vorredner ein, bleibt auf der Tri=
biine
aber unverſtanden.
Nach weiteren Ausführungen der Abg. Schreiber, Ebner iſt die
Rednerliſte erſchöpft.
Nächſte Sitzung: Freitag 9 Uhr. Schluß ½3 Uhr.
Parlamentariſches.
* Finanzausſchuß. Der Finanzausſchuß trat heute in der
Pauſe zuſammen und ſetzte ſeine Beratung über die Evwerbsloſen=
fürſorge
fort, in deren Verlauf der Antrag Kaul angmommen wurde,
wonach die Reichsvegierung erſucht werden ſoll, zur Förderung der
produktiven Erwerbsloſenfurſorge 30 Milliarden Mark zur Verfügunn
zu ſtellen, die tarifmäßigen Löhne der Schlüffelgewerbe gezahlt werden
und die Unterſtützungsſätze im ganzen Reich, immer zwei Drittel der
Tariflöhne betragen. Zu den weiteren Punkten erklärten Zentrum.
Deutſche Volkspartei und Bauernbund, daß ihre Führer noch nicht
haben Stellung nebmen können. Ferner wurde angenommen ein Ver=
mittlungsvorſchlag
des Abg. Delp, wonach eine kleinn Deputation ge=
wählt
wird, die in den nächſten Tagen in Berlin bei der Reichsregie=
rung
vorſtellig werden ſoll.

Reich und Ausland.
Der Münchener Hochverratsprozeß.
München, 14. Juni. (Wolff.) Bei den weiteren Vernehmungen

furt a. M. für die Aktion frei zu daſſen, ſondern daß ſie ſogar eine
gewiſſe Anzahl an Kampfmitteln, darunter 60 Tanks und 150 Flug=
zeuge
, für die Akbion zur Verfügung ſtellen würden. Er habe den
Zeugen Mayr bei einer Beſprechung in der Wohnung Machhaus ken=
nen
gelernt und ſofort den Eindruck gewonnen, daß deſſen Beteiligung
an der Aktion nicht ernſt ſein könne. Dix Zeuge kam dann ausführ=
lich
auf die Aufſtellung der ſchwarzen Liſten zu ſprechen. Nach der
Ruhrbeſetzung habe ſich das Drängen von Fuchs und Machhaus zur
Aktion außerordentlich verſchärft. In dieſem Zuſammenhang ſei auch
mit Nachdruck die Aufſtellung der Machhausſchen Liſten verlangt wor=
den
. Er, Schäfer, habe im Geſchäftszimmer des damaligen Kreiſes
München dar Organiſation ganz öffentlich Hug und Hoffmann den
Auftrag erteilt, ſie ſollten ſchwarze Liſten bezirksweiſe anlegen, damit
man ſie nachher gut gebrauchen könne. Die von Hug und Hoffmann
erhaltenen Zettel habe er Machhaus gezeigt, der ſich davon befriedigt
erklärte, worauf er die Zettel wieder waggeworfen habe. Die Liſten
ſeien in einer Form abgefaßt geſveſen, die nicht ernſt zu nehmen ge=
weſen
ſei. Die Erklärung des Zeugen, daß byi der Unterredung bei
Fuchs davon geſprochen worden ſei, General von Loſſow ſei über die
Angelegenheit unterrichtet und werde mit der Reichswehr bis zur Ab=
wickllung
Gewehr bei Fuſt ſtehen, beſtätigte Zeuge Kautter, der
früher ſagte, daß bei der Beſprechung bei Mayr und Friedmann
Machhaus und Fuchs als Vertreder bezeichnet worden ſeien, und zwar
inſofern, als man von ihnen Denunziation gegenüber der Polizei var=
mitete
. Angeklagter Fuchs ſtellt feſt, daß er nur deshalb zur Polizei
gegangen ſei, um den Wag zu Loſſow zu finden. Pöhner und Frick
ſſien über ſeine Beziehungen zu Richert ſeit 1921 genau im Bilde ge=
weſen
. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob das auch für die geldlichen
Beziehungen von Fuchs zu Richert gelte, gab Fuchs eine verneinende
Antwort.
Aus der Reichshauptſtadt.
Erſchoſſen wurde der 23 Jahre alte Poſtbote Bruno Jahnke
aus der Strelitzer Straße 62. Der Täter, der in demſelben Hauſe
wohnhafte Fabrikant Max Steinberg, wurde zur Aufklärung des
nächtlichen Vorganges zunächſt feſtgenommen. Nach der Darſtellung
des Schützen iſt dieſer, als er gegen 130 Uhr mit ſeiner Frau und
ſeinem Neffen nach Hauſe kam, in der dunklen Türniſche des Hauſeß
beim Aufſchließen der Tür von drei oder vier Burſchen überfallen
worden. Dieſe hätten ihn niedergeſchlagen und ſich, als er ſich wiedeß=
habe
erheben wollen, abermals auf ihn geſtürzt. In der Notwehr
habe er nunmehr zu ſeiner Piſtole gegriffen und einen Schuß abge=
geben
. Die Waffe will er aber nicht auf die Angreifer ſelbſt, ſondern
mehr in die Luft gerichtet haben.
Die 35 Jahre alte Frau Studienrat Emmi R. und der bei ihr
als Mieter wohnende 24 Jahre alte Ziſeleur Hans S. wurden in
der Wohnung Hindenburgſtraße, durch Gas vergiftet byſinnungslos
aufgefunden. S. war nur mit einem Mantel bekleidet und lag in
der Küche auf dem Fußboden. Frau R. lag unbekleidet mit Roſen ge=
ſchmückt
in ihrem Bett. Wie aus hinterlaſſenen Briefen hervorgeht,
wollten beide aus Liebesgram ihreyn Leben ein Ziel ſetzen. Sie wur=
den
noch lebend nach dem Schöneberger Krankenhaus geſchafft. Frau
R. lebt mit ihrem Manne in Scheidung.
Raffke auf der Anklagebank.
In der Schlußverhandlung des Milliardenprozeſſes gegen den
Schieber Wojak ergriff der Staatsanwalt das Wort zu folgendem
Plaidoher: Wenn man die dreiſvöchigen Verhandlungen auf volkstüm=
liche
Weiſe charakteriſieren wollte, könnte man ſagen: Hier ſitze Raffke
auf der Anklagebank. Es geht hier um ein Syſtem, bei dem nicht die
letzte Schuld auf Wojak fällt. Die Verhandlung hat gezeigt, daß eine
ganze Reihe von Zeugen, Direktoren, Abteilungsleitexn und Schätzer
getriſſer Stellen Leute ſind, die ſämtlich keine reine Weſte haben. Zum
Teil handelt es ſich ja um Leute, die durch das Kriegsende aus ihrem
Amte herausgeriſſen worden ſind und die nun danach trachteten, Geld
zu machen. Wir haben weiter erlebt, wie ſich Krüppelheime, Krieger=
fürſorgeheime
und andere Inſtitute die Finger wund geſchrieben
habm und doch keine Ware von den damit beauftragten Stellen be=
kommen
haben. Man hat geſehen wie leicht es Schiebern gemacht
wurde, die Ware, nach der das Publikum lechzte, zu bekommen. Das
Fazit war, daß das Volksvermögen zwiſchen dieſen Mühlſteinen zer=
rieben
wurde. Nach mühſeligen Anfängen war W. bei ſeiner Ver=
haftung
im Beſitze einer herrlichen Wohnung, hatte Autos und Renn=
pfyrde
und verfügte über große Warenlager. Noch heute, nachdem
ihm durch das Strafverfahren bereits 450 Millionen abgenommen
worden ſind, beſitzt er Milliardenwerte! Der Staatsanwalt beantragte
ſchließlich gegen Wojak eine Geſamtſtrafe von vier Jahren drei Mona=
den
Gefängnis und 50 Millionen Mark Geibſtrafe, Aberkennung der
bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre.
Briefkaſfen.
M. F. hier. Wenden Sie ſich unter Beifügung von Rückporto an
den Oberbürgermeiſter in Gotha. Im übrigen raten wir, daß Sie ſich
an die frühere vorgeſetzte Dienſtbehörde wenden, ſie allein iſt ja doch in
der Lage, ſachgemäße Auskunft zu erteilen.
M. H. Sie könnm beruhigt ſein. Der in Ausſicht geſtellte Lieder=
abend
von Alexis af Enehjelm im Richard Wagner=Verein iſt nicht
aufgehoben, ſondern nur auf Wunſch des Künſtlers auf den Monat
September verſchoben worden.

beseitigt sicher
Häilneraagen
das Radikalmittel Lebeluokt.
Hornhaut a. d. Fußsohlen verschwindet durch
Lebewohl-Ballen-Scheiben.
In Drogerien u. Apotbeken. (I,2140
A
Man verlange ausdrücklich Lebewch!
Drog. Ant. Fischer, Frankfurterstr. 12/14, Drog. K. Steinhäuser, Nied.- Ram-
städterstr
., Engeldrog. H. Schaub, Karlstr. 28, Gg. Liebig & Co., Luisenstr. 4
Gebr. Vierheller, Drog., Schustergasse 14. Adler-Drogerie, Gross-Umstadt.

Unſere Poſtabonnenten
erinnern wir hiermit nochmals, ſoweit
es nicht geſchehen, die Nachzahlung

Mk. 1500.-

an uns
einzuſenden.

(4950)

der Verlag des Darmſtädter Tagblatts.

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 15. Juni. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 16. Juni. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min,
Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr Abends 7 Uhr,
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 16. Juni. Vorabend 7 Uhr 45 Min. Morgens
7 Uhr 45 Min. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Abends 8 Uhr 15 Min.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Freitag’, den 15. Juni;
Nachts kühl, wolkig, zuweillm aufheiternd, zeitweiſe Negen.
W
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, 7½ Uhr: Beethoven, Chorfantaſie
und 9. Sinfonie. Kleines Haus, 5½ Uhr und 8 Uhr, Filmvortrag:
Das moderne Hüttenwerk. Orpheum, 734 Uhr: Die Dame vom
Zirkus. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kino=Vorſtellungen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten,

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblaft

15. Juni 1923 Nr. 163

Handelsblatt

Die Lieferungsmöglichkeit aus dem beſetzten
Gebiet.
Aus Remſcheid, der deutſchen Werkzeugſtadt, die jetzt auch
zum beſetzten Gebiet zählt, iſt dem Eiſen= und Stahl=
wareninduſtriebund
in Elberfeld das folgende
Schreiben zugegangen, das entſchieden Beachtung im unbeſetzten
Deutſchland finden ſollte:
Wir empfangen fortgeſetzt Anmahnungen von der Kund=
ſchaſt
im unbeſetzten Deutſchland auf Lieferung der beſtellten
Sägen, Hobelmeſſer, Feilen uſw., wobei uns teilweiſe ſogar an=
gedroht
wird, man wolle uns für den entſtehenden Schaden
verantwortlich machen, man ſehe ſich ſonſt veranlaßt, den Auf=
trag
anderweit zu vergeben uſw. Solche Herren und ſolche Fir=
men
, die derartige Briefe ſchreiben an Ihre Lieferanten im be=
ſetzten
Gebiet, die unter den ewigen Drangſalierungen der Fran=
zoſen
und Belgier ſtark zu leiden haben und denen es ſchon ſeit
Monaten nur mit größter Mühe und Anſtrengung und unter be=
deutenden
Opfern möglich geweſen iſt, trotz der immer ſchärfer
werdenden Kontrolle der Franzoſen noch irgend etwas heraus=
zuſchaffen
, ſolchen Kundſchaften möchte man doch wünſchen, daß
ſie ſelbſt einmal eine Zeitlang am eigenen Leibe erfahren wür=
den
, wie ſchwierig die Verhältniſſe im beſetzten Gebiet ſind. Der
rechtswidrige Einbruch und Raubzug in das Rhein=, Ruhr= und
Wuppergebiet hat Verhältniſſe geſchaffen, die kaum zu ertragen
ſind. Es muß außerordentlich peinlich berühren, daß aus den
Kreiſen des deutſchen erwerbstätigen Bürgertums im unbeſetzten
Deutſchland Briefe geſchrieben werden, bei denen aus jeder Zeile
die Oberflächlichkeit hervorgeht. Die Fabrikanten und Kaufleute
im beſetzten Gebiet tun alles unter Aufwendung großer Mühen
und Koſten, und ſie ſetzen ſich außerdem Beſtrafungen, perſön=
lichen
Gefahren uſw. aus, um ihre Betriebe wenigſtens einiger=
maßen
im Gange zu halten und die Wünſche der Kundſchaft im
unbeſetzten Deutſchland zu befriedigen, aber ſie dürfen doch
wohl mehr Verſtändmis für die Lage vorausſetzen, in die ſie
ohne eigenes Verſchulden geraten ſind, als es aus ſolchen Zu=
ſchriften
, wie ſchon angegeben, leider hervorgeht.
Aus unſerer Erfahrung heraus müſſen wir leider beſtätigen,
daß es in den Zuſchriften aus dem unbeſetzten Deutſchland oft
an dem nötigen Verſtändnis für die ganz außerordentlich ſchwie=
rigen
Verhältniſſe im beſetzten Gebiet mangelt. Wir laſſen des=
halb
die Richtlinien des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie
über das Verhalten des unbeſetzten Deutſchlands gegenüber dem
beſetzten und dem Einbruchsgebiet folgen, die wir zur Ein=
haltung
dringend empfehlen.
Firmen des unbeſetzten Gebietes!
Es iſt Eure vaterländiſche Pflicht, der bedrängten, für Euch
kämpfenden Wirtſchaft der beſetzten Gebiete an Rhein und Ruhr
zur Seite zu ſtehen.
1. Unterſtützt die Induſtrie an Rhein und Ruhr mit Auf=
trägen
und ſchützt den Kundenkreis der Firmen des beſetzten
Gebietes im In= und Ausland!
2. Keine Geſchäftsverbindung mit unbekannten und ver=
dächtigen
Firmen im beſetzten Gebiet!

3. Bei Verſandſtockungen möglichſtes Entgegenkommen
zeigen!
4. Keine Verſchärfung, ſondern möglichſte Erleichterung der
Zahlungsbedingungen (insbeſondere keine Neueinführung von
Vorauszahlungen und keine Verkürzung der Zahlfriſten)!

5. Verlangt keinen Schadenerſatz für unverſchuldet verſpätete

Zahlungen!
6. Möglichſt ſchnelle Lieferungen und Zahlungen nach dem
beſetzten Gebiet!

7. Möglichſte Zuweiſung von Anfragen und Aufträgen zur
Lieferung in das beſetzte Gebiet an die Firmen dieſes Gebietes!
8. Möglichſte Vermeidung von Prozeſſen aus Liefergeſchäften!
In Streitfällen Austragung durch fachliche Schiedsgerichte!
9. Zur Sicherſtellung der Ausführung übernommener Auf=
träge
Verſtändigung und gegenſeitiger Austauſch von Aufträgen
zwiſchen Firmen des unbeſetzten und beſetzten Gebietes unter
kollegialer Preisſtellung!
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Der Reichsbankausweis. Die Beanſpruchung der
Reichsbank hat ſich nach dem Ausweis vom 7. d. M. in beträchtlichem
Umfange fortgeſetzt. Das Wechſelportefeuille der Bank ſtieg in der
erſten Juniwoche um 604,3 Milliarden, Mark auf 4619,2 Milliarden
Mark. Da das Reich neue, ſehr erhebliche Anforderungen an die
Reichsbank ſtellt, ſo erfuhr der Schatzanweiſungsbeſtand der Reichsbank
trotz einer bedeutenden Steigerung des Abſatzes von Reichsſchatzanwei=
ſungen
im freien Verkehr eine Vermehrung um 426,5 Milliarden Mark
auf 8448,4 Milliarden Mark. Die geſamte Kapitalanlage hob ſich dem=
gemäß
um 1041,9 Milliarden Mark auf 13 140,2 Milliarden Mark. Auf
der anderen Seite wuchſen die fremden Gelder der Bank um 580 Mil=
liarden
Mark auf 5643,1 Milliarden Mark. Der Neubedarf an Zah=
lungsmitteln
war, wenn auch geringer als zum letzten Monatsſchluß,
ſo doch nach wie vor außerordentlich groß. Der Banknotenumlauf ſtieg
weiter um 745,8 Milliarden Mark auf 9309,6 Milliarden Mark, der
Umlauf an Darlehenskaſſenſcheinen um 59 Millionen Mark auf 12,4
Milliarden Mark. Im Goldbeſtande der Bank iſt die Inanſpruchnahme
des Golddepots im Auslande mit 1 Million Goldmark zu erwähnen;
das unbelaſtete Golddepot verminderte ſich infolgedeſſen auf 180 Mil=
lionen
Goldmark. Der Goldkaſſenbeſtand der Bank blieb unverändert
auf 576,9 Millionen Goldmark. Die Beſtände in Münzen aus unedlem
Metall nahmen um 1 Milliarde auf 16,1 Milliarden Mark zu, Die Dar=
lehenskaſſen
des Reiches gaben in der Berichtsvoche 302,8 Milliarden
Mark aus; ihre Darlehensbeſtände erreichen damit 2207,5 Milliarden
Mark. Da der Reichsbank ein dieſer Vermehrung entſprechender Be=
trag
an Darlehenskaſſenſcheinen von den Dariehenskaſſen zufloß, ſo
haben ſich die Beſtände der Bank an ſolchen Scheinen auf 2195 Miſ=
liarden
Mark erhöht.
Preisaufſchläge.
O Neue Preiſe für Dachpappe. Der Verband Deutſcher
Dachpappenfabrikanten hat die folgenden neuen Richtpreiſe am 5. d. M.
feſtgeſetzt: a) für Dachpappe mit 80er 100er, 150er, 200er Rohpappen=
einlaga
Mk. 8200, 7000, 4900, 3600 f. d. Quadratmeter, b) für Iſolier=
patpe
mit 80=, 100=, 125er Rohpappeneinlage Mk. 10 600, 9500, 8200
für das Quardratmster, c) für Dacharbeiten: 1. für die Herſtellung
eines doppellagigen Klebepappdaches aus einer Lage 100er und einer
Lage 150er Dachpappe Mk. 30 000, 2. für die Herſtellung eines doppel=
lagigen
Kiespappdaches aus einer Lage 100er und einer Lage 150er
Dachpappe Mk. 32 000, 3. für das Ueberkleben eines alten Pappdaches
mit einer Lage 100er Dachpappe Mk. 19 600, 4. für den Anſtrich eines
alten Pappdaches Mk. 2300. Die Preiſe unter a) und b) verſtehen ſich
für waggonweiſen Bezug frei Verſandſtation, die Preiſe zu c) für
1 Quadratwete Dachfläche bei Arbeiten für wenigſtens 1000 Quadrat=
meder
Geſamtfläche am Plätze des Ausführenden bei normalen Ver=
hältniſſen
unter Zugrundelegung der gegenwärtigen Richtpreiſe des
Verbandes für Dachpappe, ſämtlich bei ſofortiger Barzahlung.
Börſen.
wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbild. Auch am
heutigen Börſenruhetag lagen die Deviſen in den erſten Vormittags=
ſtunden
feſt. Dollarnoten erreichten einen Stand von 102103105 000
und wurden ſpäter mit 110 000 gehandelt, um ſich weiterhin unter
Schwankungen zwiſchen 113110 000 zu bewegen. Im Effektenverkehr
von Bureau zu Bureau entwickelte ſich wieder eine ziemlich rege Nah=
frage
nach Valutapapieren. Anatolier begehrt. Zolltürken mit 200
bis 210, Bagdad II 250260 000 genannt. Budapeſter leere 8085 000,
Eiſern Thor 330340 000. Es herrſchte auch auf den übrigen Gebie=
ten
ſtärkere Kaufluſt nach faſt allen Induſtriepapieren. Als beſonders
geſucht ſind hervorzuheben Daimler, Heddernheimer Kupfer, Weſteregeln,
Gelſenkirchen, Peters Union. Unter den Bankaktien blieben Diskonto=
Geſellſchaft im Vordergrund. Ein weſentlich höherer Kurs wurde für

Deutſche Vereinsbank geboten. Oeſterr. Kreditanſtalt 17 000 Geld. Che=
miſche
Rhenania hörte man mit 140000. Sonſt waren Anilinwerte
zu ihrem geſtrigen Höchſtſtand weiter geſucht, vielfach im Kurſe feſter.
Angeſichts der fortdauernden Deviſenhauſſe und der großen Menge an
der geſtrigen Börſe unerledigt gebliebener Ordres werden die Ausſih=
ten
des morgigen Effektenverkehrs als günſtig bezeichnet. Von den amt=
lich
nicht notierten Werten hörte man folgende Kurſe: Krügershall
185190 000, Kabelwerk Rheydt 190 000, Tiag 16 000, Benz 140150 000,
Entrepriſes 490 000, Ufa 57 000, Api 205 000, Brown Beveri 4042000,
Diamont=Shares 320 000, Growag 8500, Hanſa Lloyd 48000, Becker
Stahl 195 000, Becker Kohle 190195 000, Emelka 18 500. Dollar um
1 Uhr 107000.
wb. Frankfurter Aband=Deviſen vom 14. Juni.
Bei ruhigerem Geſchäfte ſchwächten ſich die Preiſe im Abendverkehr
mäßig ab. Dollarnoten 103 000, Polennoten 117, Belgien 5700, Holland
40 400, Paris 6600, Schweiz 18 600, Italien 4775, New=York 103000.
wb. Berliner Börſenbericht. Bis zur Feſtſepung der
amtlichen Notierungen ſetzte ſich die ſprunghafte Steigerung der Devi=
ſenpreiſe
fort, ſo daß ſchließlich für Lendon bzw. Neu=York der Höchſt=
ſtand
mit 517 000 und 111000 erreicht wurde. Bei der amtlichen Kurs=
feſtſetzung
kam etwas mehr Material heraus, ſo daß die Kurſe bereits
etwas niedriger, mit 505 000 bzw. 108 000, feſtgeſetzt wurden. Trotzdem
konnte die Nachfrage nach Auszahlung London nur zu zwei Dritteln
und der für Holland nur zur Hälfte entſprochen werden. Die Umſätze
waren bei dem außerordentlich hohen Stande nicht allzu bedeutend.
Später ſenkten ſich die Kurſe weiter, ſo daß Notierungen von 492 000
bzw. 105000 zu hören waren. Im freien Effektenverkehr war die
Stimmung gänzlich von der Bewegung der Deviſenpreiſe abhängig. An=
fangs
beſtand bei erheblich über den geſtrigen hohen" Schlußpreiſen
liegenden Notierungen ſtürmiſche Nachfrage für Effekten aller Art vor,
die dann beim Nachlaſſen der Deviſenpreiſe ſeitens der Händler ab=
flaute
, ſo daß auch die hohen, vorher genannten Kurſe nicht mehr be=
hauptet
werden konnten. Bei den Banken ſollen bis jetzt vom Publi=
kum
Kaufaufträge in ſehr großem Umfange vorliegen, denen gegen=
iber
hoch limitierte Verkaufsaufträge kaum ins Gewicht fallen.

w. Deviſenm rkt. Frankfurt a. M., 14. Juni.

N fe
Geb
Briel A.7
Geld Hiee
Brief. Antwerpen=Brüſſel......... 5423.90 545 1.10 5935. 10 5964.90 Holland ..... . . ... . . ... ..... 38703. 39897. 42892.50 43107.50 London .. ........ ... ....... 452865. 455135. 499747.50 502253.50 Paris..... .... .. ... ........ 6289.25 6320.75 6743. 6817. Schweiz.. . . . . . . . . . . . . . . . ... 17456.25 17543.75 190,2.25 19147.75 Spanien .......... .. .... ... 11523.60 14606.40 16059.75 16140.25 Italien ...................." 4498.70 4531.30 4957.55 4982.45 Liſſabon=Oporto. . . . . . . . . . . . . Dänemark.
Do 16957.50 17042.50 19052.25 19147.25 Norwegen
T. 16159.50 16240 50 17431.30 17518.70 Schweden.
D 25835 25 25964.75 27930. 23070. Helſingfors
D 2693.25 2706.75 2882.75 2897 25 New=York
97505.60 97994.40 106682.60 107217.40 Deutſch=Oſterreich (abg.). ... .. 137.641. 138.171/ 151.62 1523. Budapeſt.
oa 12.22 Rf 12.968 13.02 Prag".
T. 2882.75 2397 25 2216.96 3233.05 Agram
1097 25 1102.75 1346.60 1353.40

w. Deviſenmarkt. Berlin, 14. Juni Telegr. Auszahlungen für:

We u Wc Briel. B6 Brief Amſterdam=Rotterdam . .. 38553 38747. 49792.-, 43007.½, Brüſſel=Antwerpen .........." 5406. 5434. 5386. 5915. Chriſtiania . . . . . . . . .. .. .. .... 16259. 16341. 17955. 18045. Kopenhagen .... ...... ...... 17306.50 17393.50 19461. 19549. Stockholm .. ..
ooooaaoa- 26034.50 26165.50 28428.3), 28571.J, Helſingfors.
DDo 2693. 2707. 2892.:), 2907.I). Italien. ..
T. 4153.50 4536.50 4987.1, 5012.:), London ..
. 453862. 456138. 503737. 5062ti3. New=York ..
D 985i3. 98897. 107730. 108270. Paris....
v 6254. 6276. 6782 6817. Schweiz..
17605.50 17394.50 19201.1. 19298.½. Spanien".
15843. 1577(. 15710.50 15789.50 Wien (in Deutſch=Oſterr, abg.). 136.90 137.60 150.67 151.6 Prag ......
T. 2937.50 2952.50 3172. 3188. Budapeſt... .
12.56 12.64 13.46 13.54 Buenos=Aires. ..
De 34646. 34837. 38902.:), 39097.:1, Bulgarien ..
oooooooosaa- 1107. 1113. 1271.½, 1278.50 Japan ............... ... ... 47880. 48130. 51371.- 51620. Rio de Janeiro .......... . .. 9875.50 9925. 10573.-, 10626.J, Belgrad.. . . . .
voooasaos- 1077. 1083. 1172. 1138. Bankgeschaf I
11D12 OrN DarttiorGer Fernsprecher 1308, 1309 Aktien / Renten / Deuisen / Sorten s 1 Luisenplatz /
S (8478a

Familiennachrichten

Todes=Anzeige.
Nach langem, ſchwerem
Leiden wurde uns heute
unſer guter Vater
Herr
Peter Storck
Tapeziermeiſter
durch den Tod entriſſen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Philipp Haun und Frau
Eliſe, geb. Storck.
Beerdigung Samstag, den 16. d8.
Mts., nachm. 3 Uhr, auf dem
Waldfriedhof. (*16993

Heute verſchied ſanft unſere
liebe, treubeſorgte Mutter und
Großmutter
Walpurga Vogelsberger
geb. Brodt
* Witwe des Vuchhändlers L. Vogelsberger
im 80. Lebensjahre. (*17045
Darmſtadt, 13. Juni 1923.
Familie Karl Vogelsberger
Dr. Ferdinand Vogelsberger
Familie W. Nungefſer.
Beerdigung: Samstag, 16. Juni,
vorm. 11 Uhr, Friedhof Nieder=
Namſtädterſtraße,

1Sing.=Nähmaſch.
1weißlein. Kinderbett
mit Vorhang, roſe
Ausſchlag, gegen gut
erhaltenes Damenrad
zu tauſchen geſ. (e1ent
Näheres Geſchäftsſt.

Kiefernwald
2½ Morgen, alt 32
bis 35 J., n. Darmſt.
zu verk. Ang. unt.
R 123 Gſchſt. (*16987

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden unſeres
geliebten Vaters, Bruders, Großvaters
und Urgroßvaters
Herrn
Jakob Kirſchner I.
Dachdeckermeiſter
ſagen wir unſeren tiefgefühlten Dank.
Insbeſondere danken wir Herrn
Pfarrer Berk für die treffende Grab=
rede
als auch dem Geſangverein
Sängerluſt von hier für die tröſten=
den
Grabchöre, ſowie für die vielen
Blumen= und Kranzſpenden von Nah
und Fern.
(4914
Im Namen der trauernden Hinterbllebenen:
Heinrich Kirſchner, Dachdeckermſtr.
Roßdorf, den 18. Juni 1923.

Dankſagung.
Für die überaus wohltuenden
und zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange
unſeres teuren Entſchlafenen ſagen
wir nur auf dieſem Wege unſeren
tiefgefühlten Dank.
(*17023
Darmſtadt, 14. Juni 1923.
Emilie Finkenwirth, geb. Reuter
und Kinder.

Dankſagung.
Allen denen, die unſeren tiefen
Schmerz wirllich zu lindern ſuchten
herzlichen Dank.
(*16920
Familie Carl Fiſcher
und Hopfenblatt.

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[ ][  ][ ]

Rummer 163.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 15. Juni 1928.

Seite 7.

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.
(Nachdruck verboten.)
30)
Du biſt jung, mein Leben iſt mit den Nachwirkungen der
Vergangenheit belaſtet, eine Ehe mit mir wäre kein Glück
für Dich.
Wer hat daran gedacht? ſagte ſie matt.
Von den Zweigen ſtäubte der Schnee auf uns herab. Unſere
Schritte knirſchten ſehr leiſe im weichen Boden. Kein Laut war
ſonſt. Wir gingen lange, ohne zu reden.
Dann ſagte ich ihr, wie ich zu Marie Louiſe ſtand.
Verſtehſt Du mich? fragte ich.
Sie ſagte: Ja, ich hab ſie doch auch lieb.
Wieder ſchwiegen wir.
Das Bild einer künftigen Freundſchaft malte ich ihr nun
doch aus. Wie ich ſie fördern wollte und mich freuen an
ihren Fortſchritten, wie wir zuſammen ſein wollten, Helene,
Marie Louiſe und ich, und glaubte doch ſelber nicht daran, jetzt
wie ich davon ſprach.
Nein, ſagte Helene aufſchluchzend, das geht nicht. Dazu
hab’ ich Sie zu lieb, und plötzlich warf ſie ſich an meine
Schulter und weinte heftig mit langer, hoffnungsloſer Hingabe.
Dann nahm ſie ſich zuſammen. Wir wollen nach Hauſe gehen,
ſagte ſie.

Mir war ſehr elend zumute, ich konnte mich kaum aufrecht
halten. Wir gingen den Weg zurück, den wir gekommen waren.
Ich möchte doch nicht, daß dies alles ungeſchehen wäre,
ſagte Helene, es war ſo ſchön; immer werde ich daran denken.
Und als wir den Park verließen, begann ſie nochmals: Sie
müſſen nicht glauben, daß ich nun immer traurig ſein werde,
nein, eines Tages werde ich glücklich ſein mit der Erinnerung
daran. Heut’ geht das noch nicht, heut’ iſt es noch zu
ſchwer.
Da konnte ich nicht anders. Obwohl wir ſchon wieder in die
Straße zurückgelangt waren, nahm ich ſie in den Arm und küßte
ſie einmal auf den Mund, und noch einmal. Dann ließ ich ſie
los, wandte mich ab und ging.
Marie Louiſe, ſagte ich, als ſie nach Helene fragte, zunächſt,
ſie ſei unpäßlich. Da wollte Marie Louiſe ſie beſuchen. Ich ſah
ein, daß eine weitere Ausrede nichts helfen würde, und erklärte
Marie Louiſe, Helene würde vorläufig nicht mehr kommen,
Weshalb? War ſie mit mir unzufrieden? rief das Mäd=
chen
. Aber darum nicht kommen, ſo etwas würde ſie nicht tun.
Nein, um Dich handelt es ſich nicht.
Um mich nicht? Marie Louiſe ſtand fragend da. Um
wen denn, um Dich?"
Ja.
Angſt malte ſich in ihren Zügen; war es der Schmerz des
Verluſtes einer geliebten Frau, oder war es ein unklarer Zwei=
fel
an mir, an meinem Verhalten zu jener?
Hier durfte kein Rätſel bleiben. So peinlich es mir war, ich
mußte offen herausreden.

Marie Louife, ich habe Helene ſehr gern gehabt, und ich
glaube, auch ſie hat mich gern gehabt.
Dann konntet Ihr doch heiraten.
Nein, mein Kind, das ging nicht, ſie iſt zu jung, und auch
ſonſt veranlaßten uns gute Gründe, davon Abſtand zu nehmen,
Du mußt mir ſchon glauben, daß es nicht ging.
Marie Louiſe ſah mich traurig an. Armer Vater, fragte ſie.
Ich nickte: Ja, es war ſchwer, und es iſt ſchwer. Wir beide
aber, Marie Louiſe, wollen uns liebhaben und uns freuen, daß
wir einander beſitzen. Du haſt mir von Deinem Aufſatz erzählt,
hol ihn mal her, wir können das Thema beſprechen.
Marie Louiſe gehorchte ohne Einrede; ſie brachte nicht
mehr die Sprache auf Helene, obwohl ſie ſchwer unter dem Ver=
luſte
der Freundin litt, wie ich wußte, und ich meinerſeits bekam
es nicht fertg, von jener anzufangen, wenn ch mir auch ſagte,
daß ich damit Marie Louiſe eine Erleichterung hätte ſchaffen
können.
Mit hartem Eifer machte ich mich an die Arbeit, ſtellte mir
Probleme, die mir noch vor kurzem als zu ſchwierig erſchienen
wären, und legte den Grund zu meinen kulturhiſtoriſchen Schrif=
ten
, die, obwohl ſie wenig umfangreich ausfielen, mir eine freund=
liche
Anerkennung brachten.
Damals lernte ich, was ſchweres Arbeiten iſt, tagüber und
nachts vorm Schlafengehen, im Aufwachen aus unruhigem
Schlummer, dieſes Beſeſfenſein von der Idee, von der Gedanken=
verknüpfung
, die ſich geſtalten will in quälend gärendem Drange.
Alles, was ich bisher getan, war im Vergleich hierzu nur eine
Vorbereitung geweſen.
(Fortſetzung folgt.)

Gebühren f. Toteneinäſcherung.
Auf Grund Beſchluſſes der Stadtver=
ordneten
=Verſammlung vom 17. Mai 1923
und mit Genehmigung Heſſ. Miniſteriums
des Innern zu Nr. M. d. J. II 7221 er=
höhen
ſich vom 1. ds. Mts. ab die Ge=
bühren
für Toteneinäſcherung im Krema=
torium
auf dem hieſigen Waldfriedhof
für die Leichen
hieſiger Einwohner auf 55000
Auswärtiger
65 000
Darmſtadt, den 11. Juni 1923. (st. 4935
Der Oberbürgermeiſter.

Gas= und Waſſerpreiſe.
Durch die Erhöhung der Kohlenpreiſe
und Frachtſätze ſind mit Wirkung von
der am 15. Juni ds. Js. beginnenden
Ableſung der Meſſerſtände an gerechnet,
die Gas= und Waſſerpreiſe wie folgt neu
feſtgeſetzt worden:
1. Gaspreis: (st4048
g) Durch Meſſer feſt=
geſtellter
Gasver=
brauch
. . . . . 1600. Mk. je cbm
b) Gaswertmünzen,
.. . 1000. d. St.
klein,
c) Gaswertmünzen,
groß . . . . . 10000.
Ab 15. Juni gelten die weißen Marken
mit Halbmond= und Viereck=Lochung.
Bei Ableſung der Meſſerſtände erfolgt
Verrechnung des Unterſchiedsbetrages.
2. Waſſerpreis:
Für Kleinabnehmer 700. Mk. je cbm.
Darmſtadt, den 14. Juni 1923.
Direktion
der ſtädt. Gas= und Waſſerwerke.

Heugras=Verſteigerung.
Dienstag, 19. Juni, 3 vormittags,
wird in Darmſtadt (Heiliges Kreuz) das
Heugras verſteigert von folgenden Wieſen,
ausgenommen die eingeklammerten
Loſe: Geſchwend (14, 611), Silz (23
24), Wachswieſe, Mörsbach (139, 140),
Stimmelmannswieſe (175, 176), Neuwieſe
ausgenommen Pachtloſe), Rottwieſe ſüd=
lich
Bahn 115, 2039, 62, 63), Kern=
wieſe
(15, 1014, 2031), Alte Kühruh
(4650, 6569), Spitalwieſe in Gem.
Egelsbach. Ferner die Mähplatte neben
der Hahnſtriedwieſe in 3 Loſen, Mähplatte
im Jagen, Abt. 25, ſowie nördlich Rot=
ſuhlwieſe
. Es dürfen bloß Viehhalter
zu eigenem Gebrauch bieten.
Darmſtadt, 14. Juni 1923.
(4953
Heſſ. Oberfürſterei Kranichſtein
van der Hoop.

Bahnbedarf Aktien=Geſellſchaſt
in Darmiadt.
Der auf Grund des Bezugsangebotes
auf junge Aktien der Bahnbedarf A.=G. zur
Abgeltung der Bezugsrechtsſteuer zu
zahlende Pauſchbetrag iſt auf
Miark 4800.
für jede bezogene Aktie feſtgeſetzt worden
Dieſer Betrag iſt bis zum 21. Juni 1923 be
der Bezugsſtelle, bei welcher der Bezug an
gemeldet wurde, zuzügl. Börſenumſatzſteuer
einzubezahlen. Nachforderungen bleiben
vorbehalten, falls das Finanzamt eine höhere
Steuer erhebt.
(4944
Darmſtadt, den 14. Juni 1923.
Bahnbedarf Aktien=Geſellſchaft.
Wir kaufen
Holunderblüten, friſch
ſowie alle anderen wildwachſenden
Arznei flanzen. (4789gik
Schmitt & Wildenhamn
Annahme: Werkanlagen Bismarckſtr. 45
von 34 Uhr, außer Samstags.

Bekanntmachung.
Die am 8. ds. Monats ſtattgefundene
Stammholzverſteigerung iſt genehmigt.
Abfuhrſcheine können ab 16. ds. Monats
bei der unterzeichneten Stelle in Empfang
genommen werden.
(4923
Arheilgen, den 13. Juni 1923.
Bürgermeiſterei: Jung.

Im Handelsregiſter, Abteilung 4
vurde heute bei der Firma Süddeutſche
Asphalt=Dachpappen= und Teer=
produkten
=Fabrik Louis Strauß in
Frankfurt a. M., Zweigniederlaſſung
in Dieburg, eingetragen: Die Prokura des
Kaufmanns Robert Strauß in Frankfurt
a. M. iſt erloſchen.
Dieburg, 11. Juni 1923.
Amtsgericht.

Auf dem Sportplatz an der Klappacher=
ſtraße
, Ecke Seekatzſtraße, kommen am
Montag, den 18, Juni, vormittags 10 Uhr,
öffentlich gegen Barzahlung auf Abbruch
zur Verſteigerung:
Ca. 160 Ifd. m Brettereinfriedigung,
ca. 40 Ifd. m Latteneinfriedigung,
1 Nußbaum,
1 Kaſtanienbaum,
1 Traubenkirſchenbaum,

1Ahornbaum,
3 Fichtenbäume,
mehrere Sträucher, wie Flieder uſw.,
1Eiſenbahnwaggon,
3 Bauhütten,

2 Aborthütten,
*
mehrere Haufen Kies.

Gegenſtände und Bedingungen können
Samstag, den 16. Juni 1923, nachm. vor
34 Uhr, an Ort u. Stelle eingeſehen werden.

16908)

Kurtz, Aktionator.

Hamstag, den 16. Juni ds. Js.
vormittags um 9 Uhr, ſoll an Ort
und Stelle Weiterſtädter Straße 81,
dahier, eine gepfändete, fahrbare
Lokomobile
öffentlich meiſtbietend gegen Barzahlung
verſteigert werden.
(491
Darmſtadt, 14. Juni 1923.
Jungermann
Gerichtsvollzieher, Bleichſtraße 53

Haustochter

Für meine 20jähr
Tochter, m. all, häusl.
Arb. vertr., ſuche ich
geeignete St. als
Haust. mit Fam.
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Hauſe, auch Gutshof
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