Darmstädter Tagblatt 1923


07. Juni 1923

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des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtel=
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 455
Donnerstag, den 2. Juni 1923
186. Jahrgang

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Beitreibung fällt jeder Rabatt weg

Blutige Zwiſchenfälle in Leipzig.
6 Tote, über 20 Verwundete.
U. Leipzig, 6. Juni. Am Mittwoch nachmittag gegen
4 Uhr ſammelten ſich in der Grimmaiſchen Straße etwa 2000 bis
3000 Perſonen an, die aus lichtſcheuem Geſindel beſtanden, und
nahmen gegen die dort aufgeſtellten Polizeipoſten eine bedrohliche
Haltung ein. Die Beamten wurden unter Johlen umringt und
geſchlagen, ſo daß Verſtärkungen herbeigeholt werden mußten.
Inzwiſchen war die Menge durch Neugierige verſtärkt worden.
Die Beamten wurden bis zur Ritterſtraße zurückgedrängt. Nun=
mehr
kamen die von den Gewerkſchaften und der V. S.P.D. gelei=
teten
Demonſtrationszüge auf dem Auguſtusplatz an. Die
Demonſtration verlief, abgeſehen von einigen Reibereien mit
Angehörigen der K.P.D., ruhig. Die in der Grimmaiſchen Straße
befindliche Menge nahm gegen die Teilnehmer an der V. S.P.D.=
Demonſtration eine immer provozierendere Haltung ein, bewarf
ſie mit Steinen und verlangte den Abzug der Polizei, was ab=
gelehnt
wurde. Der Ordnungsdienſt der Gewerkſchaften und
Parteien legte ſich ins Mittel und verſuchte vergeblich, die Menge
zurückzudrängen. Die Mitglieder des Ordnungsdienſtes wurden
teilweiſe von der Menge verprügelt. Hierauf wurde ein größe=
res
Polizeiaufgebot eingeſetzt. Nachdem der Oordnungsdienſt
eingeſehen hatte, daß er der Lage nicht Herr werden konnte, trat
er zurück und bat die Polizei, ſich ins Mittel zu legen. Die Poli=
zei
wurde erneut von der Menge angegriffen und mit Steinen
beworfen. Ein Beamter wurde mit ſeinem Seitengewehr in den
Rücken geſtochen, ſo daß ſich zwei Beamte bemühen mußten, das
Gewehr wieder herauszuziehen. Der Beamte iſt abends im
Krankenhaus geſtorben. Darauf wurden von der Polizei Schreck=
ſchüfſe
abgegeben und, als das nichts half, in die Menge hinein=
geſchoſſen
. Als Folge davon blieben ſechs Tote und mehr
als zwanzig Verwundete auf dem Platz. Der inzwi=
ſchen
von den gewerkſchaftlichen Demonſtranten geräumte Platz
wurde darauf von einem berittenen Polizeiaufgebot geſäubert.
Dann iſt es verhältnismäßig ſchnell ruhig geworden. Jedoch
ſammelten ſich immer wieder Gruppen von Neugierigen an, die
von der Polizei zerſtreut werden mußten. Gegenwärtig iſt die
Lage normal. Von den Polizeibeamten ſind 15 zum Teil durch
Steine erheblich verletzt worden.

Vom Tage.

Die deutſche Andwortnote wind heute abend ver=
öffentlicht
werden.
Reichskanzler Dr. Cuno wird ſich am Samstag nach Münſter
begeben und vermutlich auf der dort ſtattfindenden Tagung der Preſſe
eine Anſprache halten. In Fortſetzung dieſer Reiſe wird Dr. Cuno
vorausſichtlich auch mehrere Städte Süddeutſchlands
beſuchen.
Das Telegraphenamt Dortmund iſt von franzöſiſchen
Truppen beſetzt worden. Jeder Telephon= und Telegraphen=
verkehr
iſt ſeit vormittags 10 Uhr unterbrochen.
Direktor Garke von der Rheiniſch=Weſtfäliſchen Sprengſtoff=Fabrik
A.=G. in Troisdorf iſt von den Franzoſen als Geiſel feſtgenom=
men
und in das Militärgefängnis nach Bonn übergeführt worden.
Der frühere baheriſche Kviegsminiſter Graf Horn iſt im 77.
Lebensjahre geſtorben.
Der kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete Höllein begründet
ſeine gegen den franzöſiſchen Miniſter des Innern eingeleitete Klage da=
mit
, daß er am 2. Mai proviſoriſch in Freiheit geſetzt worden ſei, nun=
mehr
aber entgegen den Beſtimmungen des franzöſiſchen Geſetzes, im
Verwaltungswege ſequeſtriert werde.
Dem Vernehmen nach ſcheidet der bisherige öſterreichiſche
Geſandte am Quirinal, Kwintowſki, von ſeinem Poſten. Zu
ſeinem Nachfolger wurde der bevollmächtigte Miniſter Egger= Möll=
wald
ernannt, der 1913 interimiſtiſcher Geſchäftsträger in Dresden war.
Daily Telegraph zufolge werden bereits Pläne zur Rückkehr
Mac Kennas ins Unterhaus erwogen. Es ſei möglich, daß er
als Vertreter der Londoner City zurückkehre.
Nach einer Meldung des New=Yorker Herald aus Waſhington hat
der oberſte Gerichtshof die Entſcheidung getroffen, daß kein Staat
der Union das Recht habe, den Unterricht in deutſcher
oder irgend einer anderen Sprache in den öffentlichen Schulen in
Friedenszeiten zu verhindern.
Dollarkurs in Frankfurt am 6. Juni,
abends a7 Uhr: 76.500.

Die Brüſſeler Konferenz.
Fortſetzung des Ruhrkriegs. Deutſchland ſoll kapitulieren. Maßnahmen zur Verſtärkung
des Drucks. Androhung neuer Sanktionen.

Die Aufſichtsratsſitzung.
Paris, 6. Juni. (Wolff.) Wie Havas aus Brüſſel mel=
det
, hat die franzöſiſch=belgiſche Miniſterkonfe=
renz
heute nachmittag um 2.30 Uhr im Außenminiſterium be=
gonnen
. Nach dem Journal des Debats werden an dieſer
erſten Sitzung nur die Miniſter ſelbſt teilnehmen. Es wird ein
Meinungsaustauſch über die Reparationsfrage im allgemeinen
ſtattfinden. Das von der belgiſchen Regierung in Paris über=
reichte
Memorandum dürfte naturgemäß in den Beſprechungen
einen breiten Raum einnehmen. Die Miniſter würden ſich auch
mit dem bevorſtehenden neuen deutſchen Angebot und
mit ſeiner Beantwortung beſchäftigen. Die belgiſche Regierung
hat den lebhaften Wunſch geäußert, daß auf die deutſchen Vor=
ſchläge
eine gemeinſame Andwort der Alliierten erfolgen möge.
In politiſchen Kreiſen weiſt man darauf hin, daß die Nachricht
von der außenpolitiſchen Rede, die heute nachmittag Lord Cur=
zon
im engliſchen Oberhauſe halten wolle und in der, wie ange=
nommen
wird, die Ausſichten einer demnächſtigen
Konferenz der Alliierten erkennbar werden würden, dazu
angetan ſeien, die belgiſche Regierung in ihren Anſichten zu be=
ſtärken
, daß ſchon jetzt eine gemeinſame Antwort an
Deutſchland gerichtet werden könnte. Gegen Abend wird
dann eine zweite, die ſogenannte Aufſichtsratsſitzung,
ſtattfinden, an der außer den Miniſtern die finanziellen und
militäriſchen Sachverſtändigen teilnehmen würden. Am ſpäten
Abend werde ein Communigué veröffentlicht werden, das, wie
die ſrüheren, in ſorgfältig abgewogenen Wendungen ſehr reſer=
viert
über die Verhandlungen berichten wird, auch wenn es den
Delegierten gelinge, ihre Auffaſſungen völlig miteinander in Ein=
klang
zu bringen. Dieſe Zurückhaltung ſei umſo erklärlicher, als
man die deutſche Note erwarte.
Das amtliche Communigué.
Paris, 6. Juni. (Wolff.) Die belgiſchen und franzöſi=
ſchen
Miniſter haben ſich heute in Brüſſel um 2.30 Uhr zu einer
Konferenz vereinigt. Nach einer Unterredung zwiſchen Poin=
caré
, Theunis und Jaſpar, die mehr als eine Stunde gedauert
hat, ſind die Sachverſtändigen zur Teilnahme an den Beratungen
berufen worden. Die Sitzung dauerte bis 6.30 Uhr. Sofort nach
Beendigung der Sitzung iſt folgendes Communiqué ausgegeben
worden:
Die belgiſche und franzöſiſche Regierung haben heute die ge=
meinſame
Prüfung der durch die Ruhrbeſetzung aufgeworfenen
Fragen fortgeſetzt. Sie haben reſtlos alle ihre früheren Beſchlüſſe
aufrecht erhalten, namentlich was die Bedingungen betrifft, unter
denen die Räumung des Ruhrgebietes nach Zahlung
der Reparationen erfolgen wird, und was die Verpflich=
tung
Deutſchlands betrifft, vor jeder Prüfung ſei=
ner
Vorſchläge dem paſſiven Widerſtand ein
Ende zu bereiten. Die beiden Regierungen haben das
Programm der neuzuergreifenden Maßnahmen geregelt, um den
Druck zu verſtärken und um Deutſchland zu einer raſchen Erfül=
lung
ſeiner Verpflichtungen zu zwingen.
* Paris, 6. Juni. (Priv.=Tel.) Am Quai d’Orſay wird
mitgeteilt, daß Poincaré morgen mittag wieder in Paris ein=
treffen
wird,

Die verſieckte Annexion.
Die Taktik der Franzoſen zielt darauf ab, bei den kommen=
den
Erörterungen des Reparationsproblems das Rheinland
einſchließlich des Ruhrreviers als Pfand in Händen zu behal=
ten
, in dem Gedanken, daß es Herrn Poincaré dann nicht ſchwer
fallen wird, ſpäterhin deutſche Verfehlungen feſtzuſtellen, die
den Anlaß geben, die Räumung der widerrechtlich beſetzten Ge=
biete
ad calendas Graecas zu vertagen. Die nachſtehende Mel=
dung
illuſtriert das treffend:
Paris, 6. Juni. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter des
Matin, der bereits in Brüſſel weilt, erklärte nach Rückſprache
mit den autoriſierten Wortführern der belgiſchen Regierung,
der belgiſche Plan habe unbeſtreitbare Vorteile. Nach die=
ſem
Plan ſolle die deutſche Schuld aufhören, eine moraliſche zu
ſein, und man wolle aus ihr eine kaufmänniſche machen, d. h.
eine Schuld gegenüber den Kapitaliſten der ganzen Welt. An=
geſichts
des ungeheueren Fiaskos des Friedensvertrags von Ver=
ſailles
bleibe nichts anderes übrig, als aus der gegenwärtigen
Lage herauszuholen, was herauszuholen ſei. Auf jeden Fall
habe man
ein Pfand in Händen, das Nervenzentrum des deutſchen
Wirtſchaftsorganismus, als eine wirkungsvolle und viel=
leicht
auch in Zukunſt produktive Garantie.
Frankreich und Belgien ſeien alſo nicht in Verlegenheit; aber
in Brüſſel denke man, ſo vollkommen auch der Druck ſei, den man
jetzt auf Deutſchland ausübe, er würde beſonders wirkungsvoll,
wenn er von der Geſamtheit der Mächte, die den Sieg davon=
getragen
haben, ausgeübt werde. Die belgiſche Regie=
rung
denke keineswegs daran, ſich von Frank=
reich
bei der vorgenommenen Aktion zu trennen. Sie
glaube, wie das franzöſiſche Miniſterium, daß das einzige Mit=
tel
, bei der deutſchen Regierung ſich Gehorſam zu verſchaffen,
ſei, die Quelle des deutſchen Reichtums in Beſitz zu nehmen.
Aber die belgiſche Regierung wolle zu gleicher Zeit, daß man alle
möglichen Anſtrengungen mache, um die Einheit der alli=
ierten
Front bei dieſem entſcheidenden, unglücklicherweiſe
ſpäten Ultimatum wiederherzuſtellen. Die Nachrichten, die
ſie aus London erhalten habe, beſtärke ſie in dieſem Glauben.
Wenn wir, ſo fährt der Berichterſtatter fort, die Ausbeutung des
Ruhrgebiets mit der Regie der rheiniſchen Eiſenbahnen zu orga=
niſieren
fortfahren, um daraus einen ſtändigen Nutzen zu ziehen,
ſo können alle dieſe Anſtrengungen nur getroffen werden, nach=
dem
man wirklich den Verſuch gemacht hat, für die franzöſiſch=
belgiſche
Politik die Unterſtützung in London und Rom zu ge=
winnen
. Die Regierung Theunis ſei Anhänger keiner Maß=
nahme
, die eine ſtändige Ausbeutung der beſetzten Gebiete in ſich
ſchließe, ohne vorher gebührend feſtgeſtellt zu haben, daß der
Druck auf die deutſche Regierung
ſich nicht als unfruchtbar erweiſe. Die heutige Konferenz
müſſe alſo im Sinne der Belgier zu folgendem Ergeb=
nis
führen:
1. den Entſchluß Frankreichs und Belgiens zu
beſtätigen, nicht in Verhandlungen mit Deutſchland ein=
zutreten
, ſolange nicht der paſſive Widerſtand ein
Ende gefunden habe,
2. das Ruhrpfand nicht aufzugeben, ſolange man
keine Zahlungsſicherheiten erreicht habe, und es nicht
zuräumen ohne effektive Zahlungen,
3. Nutzen zu ziehen aus den günſtigen Abſichten der eng=
liſchen
und italieniſchen Regierung, um im Hinblick auf ein end=
gültiges
Ultimatum die Unterſtützung aller Alli=
jerten
wiederzufinden.

Die Ausſichten der deutſchen Note.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Das Kabinett Cuno hat ſich diesmal, durch die Erfahrungen
mit der erſten Note gewitzigt, vor Abſendung des Memorandums
eine feſte parlamendariſche Mehrheit geſichert. Die Führer der
Arbeitsgemeinſchaft haben zu dem Plan der Regierung ihre Zu=
ſtimmung
gegeben. Die Sozialdemokraten haben Einwendungen
erhoben, ihre Bedenken aber ſchließlich zurückgeſtellt. Nur die
Deutſchnationalen ſind von ihren Vorbehalten nicht zurückgegan=
gen
, haben es indeſſen offen gelaſſen, ob ſie daraus parlamen=
tariſche
Konſequenzen ziehen werden. Im ganzen geſehen, wird
man alſo ſagen dürfen, daß eine Front mindeftens von Streſe=
mann
bis Scheidemann die Regierung bei ihrem neueſten Ver=
ſuch
zur Löſung des Reparationsproblems unterſtützt. Das iſt
innenpolitiſch außerordentlich wichtig. Daraus reſultiert, daß
die Gegenſeite wenigſtens für die finanzielle Durchführbarkeit
unſeres Angebots ſich nicht zu ſorgen braucht.
Im Zuſammenhang damit iſt wohl auch das Abſtöppen des
Markſturzes zu ſehen, der ja an den auswärtigen Börſen begon=
nen
hat und als Beweis dafür gewertet werden darf, daß die
Ausſichten für eine gute Aufnahme des deutſchen Memorandums
nicht ungünſtig beurteilt werden. Auch in amtlichen Kreiſen
herrſcht ein gewiſſer Optimismus, der ſich zum Teil wohl auf
das Ergebnis der Sondierungen in England ſtützt, obwohl ge=
rade
nach dieſer Richtung hin beſondere Vorſicht geboten iſt. Der
engliſche Botſchafter Lord d’Abernon in Berliner diplomati=
ſchen
Kreiſen nennt man ihn bezeichnenderweiſe Abernein
iſt von ſeiner Fahrt nach England mit Eindrücken zurückgekehrt,
die in der Wilhelmſtraße die Hoffnungen froher ſtimmten. Nun,
wir wiſſen ja aus mehr als einer ſchmerzlichen Enttäuſchung,
daß die engliſche Regierung ſich kein Gewiſſen daraus macht, ſo=
bald
es ihr zweckmäßig erſcheint ihren Botſchafter in Berlin zu
desavoutieren. Deswegen liegt auch in der Zuverſichtlichkeit, mit
der man der weiteren Entwicklung entgegenſieht, eine große Ge=
fahr
, weil ſie die Vorſicht einſchläfern könnte, die wir heute not=
wendiger
haben denn je.
Das deutſche Reparationsproblem iſt, je nachdem man es
von London oder von Berlin aus betrachtet, ein ganz verſchiede=
nes
Ding. Die Engländer ſehen nur die finanzielle Seite. Was
darüber hinaus iſt, glauben ſie mit einer Handbewegung abtun
zu können, möglicherweiſe, weil ſie die Deutſchen ſo gering ein=
ſchätzen
, daß ſie nationale Widerſtände irgendwelcher Art auch
gegen die unglaublichſten Zumutungen nicht in Rechnung ſtellen.
In England wird deshalb das Exempel ſo gemacht, daß man
das Minimum der Ententeforderungen dem Maximum der deut=
ſchen
: Leiſtungsfähigkeit gegenüberſtellt, und ſo herausdividiert,
daß die Differenz gar nicht mehr ſo groß iſt; alſo Schlußfolge=
rung
: die paar Milliarden mehr oder weniger brauchen einen
Bruch nicht zu bedeuten, zumal wenn man die deutſche Wirtſchaft
kräftig zur Ader läßt und zur Anſpannung aller ihrer Kräfte für
die Kriegsentſchädigung zwingt, weil ſie bann ſo teuer arbeiten
muß, daß die Konkurrenzgefahr der engliſchen Induſtrie gegen=
über
weſentlich verringert wird. Zugegeben, daß die Engländer
ſoweit Recht haben mögen. Wir glauben ja auch, wenn es ledig=
lich
um das Geld ginge, daß dann heute ein Kompromiß gefun=
den
werden könnte, mit der Einſchränkung allerdings, daß nie=
mand
weiß, wie ſtark die Subſtanzverluſte im Ruhrgebiet ſind,
daß alſo jede Unterlage für die Berechnung unſerer Leiſtungs=
fähigkeit
fehlt.
Das Unglück aber iſt ja eben, daß der Geldpunkt für die
Franzoſen nur ein Vorwand iſt, hinter dem ſie ihre wahren Ab=
ſichten
verſtecken, und weil die Engländer das nicht ſehen oder
nicht ſehen wollen, drücken ſie die deutſche Politik in eine Rich=
tung
, in deren Verfolg wir eines Tages unſere finanzielle An=
erbietungen
bis zur äußerſten Grenze der Leiſtungsfähigkeit ge=
ſteigert
haben werden, um dann plötzlich darüber belehrt zu wer=
den
, daß Frankreich nicht daran denkt, die Vorausſetzungen zu
ſchaffen, die für uns zur Leiſtung der Zahlungen notwendig ſind.
Sie ſind in der erſten deutſchen Note deutlich aufgezählt, und die
Regierung hat wohl hauptſächlich deswegen den Weg eines
Memorandums gewählt, das nur als Ergänzung unſerer Note
gedacht iſt, um nichts von dieſen Forderungen aufgeben zu müſ=
ſen
, ohne ſie jedoch zu wiederholen.
Ueber einiges ließe ſich reden, über eines aber muß Klar=
heit
geſchaffen werden: Was wird aus dem Rheinland? Was
wird aus dem Ruhrgebiet? Wir dürfen dieſen Zuſammenhang
nicht zerreißen laſſen, weil er für uns Leben und Sterben von
Staat und Volk bedeutet. Wenn Lord Robert Cecil, der Fana=
tiker
des Völkerbundes, mit dem Gedanken ſpielt, das Rheinland
zu internationaliſieren, es förmlich aus dem deutſchen Staats=
verband
zu löſen und es mit einer fremden Polizei zu beglücken,
dann iſt dies ein Weg, den keine deutſche Regierung gehen kann,
nicht nur weil uns das Beiſpiel des Saargebietes ſchreckt. Auch
wenn Sicherheiten dagegen geſchaffen werden könnten (was vor=
läufig
noch zu bezweifeln iſt), daß dieſe Internationaliſierung
nur eine verkappte Auslieferung wäre, bleibt unſer Unannehm=
bar
beſtehen. Denn es kann keine Sicherheiten dagegen geben,
daß die franzöſiſchen Wühlereien in jeder Form ihren Fortgang
nehmen und nicht eher ruhen, als bis ſie den Rhein ſtaatsrechtlich
zur Grenze Frankreichs gemacht haben. Dazu aber kann das
Kabinett Cuno ſeine Hand nicht geben. Wir glauben auch nicht,
daß ſich jemals eine Regierung in Berlin findet, die einen der=
artigen
Vertrag unterzeichnet, und ſolange nicht die Gewißheit
beſteht, daß die anderen Ententeſtaaten bereit ſind, das Selbſt=
beſtimmungsrecht
der Völker auch dem deutſchen Volke zuzuge=
ſtehen
, ſolange ſie nicht aufhören, vom deutſchen Baum beliebig
Aeſte herunterzuſägen, ſolange können wir nicht glauben, daß
irgendeine Form eines deutſchen Angebots uns über den Berg
bringt, ſelbſt wenn vorübergehend in der Frage der Kriegsent=
ſchädigung
eine Entſpannung eintreten ſollte.

Hochſchulbeilage
Danzig=Sondernummer

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Seite 2.

Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 7. Juni 1923.

Rummer 155.

Britiſche Auffaſſungen.
aus, das wirtſchaftliche Chaos Europas werde ſicher=
lich
die erſte Sorge des neuen britiſchen Premiermini=
ſters
ſein, der im kaufmänniſchen Leben groß geworden ſei und
ſeine Finanzerfahrungen im Schatzamt unter zwei Miniſterien
geſammelt habe. Das Grundproblem ſei die endgül=
tige
Regelungder deutſchen Reparationen. Wenn
ſie erfolgt ſei, ſo werde jede andere Regelung leichter gemacht
werden. Es dürfe kein Verſuch gemacht werden, das Repa=
rationsproblem
mit der Frage der franzöſiſchen
Sicherheit zu verknüpfen. Es drohe Frankreich
augenblicklich keine Invaſion. Dieſe Gefahr beſtehe
auch nicht, ſolange die alliierten Heere das Rheinland beſetzt
hielten. Die Erörterung der Sicherheiten errege außerdem im=
mer
nationaliſtiſche Leidenſchaften. Es ſei weſentlich, daß die
Reparationsfrage ſo leidenſchaftslos wie möglich erörtert werde.
Sie ſei ein wirtſchaftliches Problem, das auf wirtſchaftliche
Weiſe gelöſt werden müſſe. Es ſei weſentlich, daß die gegen=
wärtige
britiſche Regierung mit diplomatiſcher Rückſicht auf
Frankreichs Gefühle, vereint mit nüchterner Erkenntnis der wirt=
ſchaftlichen
Tatſachen, vorgehe; beides zu vereinen ſei freilich
keineswegs leicht. Baldwin werde jedoch den Vorteil der
Unterſtützung Curzons auf dem einen Gebiet und die
Unterſtützung Mac Kennas auf dem anderen Gebiet
beſitzen.
Inzwiſchen bermehre jede Verzögerung die Schwierigkeiten
der Lage, die unendlich verſchlimmert worden ſei durch die fran=
zöſiſch
=belgiſche Beſetzung des Ruhrgebiets. Deutſchlands Repa=
rationszahlungen
hätten aufgehört und die Zahlungsfähigkeit
Deutſchlands ſei vermindert worden und, was noch ſchlimmer ſei,
der Geiſt der Feindſeligkeit ſei in Deutſchland größer und bitte=
rer
geworden. Alle deutſchen Staaten, die noch vor Monaten un=
eins
geweſen ſeien, ſeien in eine feſtgeſchloſſene Oppoſition ge=
drängt
worden. Die Einwohner im Ruhrgebiet hätten
ſich aus eigenem Antrieb der Beeinträchtigung ihrer Frei=
heiten
widerſetzt. Ihre Haltung hätte Wiedervergeltungs=
maßnahmen
der franzöſiſchen Verwaltung hervorgerufen. Es
ſei keine Uebertreibung, wenn geſagt werde, daß jetzt eine Herr=
ſchaft
des Terrors geſchaffen worden ſei. Alle deutſchen
Beamten, die den Befehlen des Generals Degoutte nicht nach=
gekommen
ſeien, würden eingekerkert oder ausgewieſen. Die
Zahl der Vertriebenen betrage Tauſende wöchentlich. Die Fami= nach Recklinghauſen fortgeſetzt. Man vermutet, daß er den Ober=
lien
der Opfer würden einige Tage ſpäter aus den Häuſern
abgeſchoben, ohne Schutz und Exiſtenzmittel, Verzweiflung und
Wut im Herzen. Die Erſchießungen und Unruhen würden zahl=
reicher
und ernſter. Die Not Deutſchlands ſei zweifellos ernſt,
Die induſtrielle Erholung, die ſich endlich in Eng=
land
zu zeigen begonnen habe, ſei zum Stillſtand ge=
kommen
. Der britiſche Handel im Kölner Gebiet ſei gehemmt.
In Südwales ſei Niedergang wegen der Unmöglichkeit erfolgt,
billigen Stahl zu erhalten, von dem die Zinnplatteninduſtrie ab= bei Neuwied, ſowie die Kruppſche Hütte in Mühlhofen
hänge. Deutſchland könne nicht länger Waren aus Indien kau=
fen
, Indien könne daher nicht ſo viel von Lancaſhire kaufen. Der neral ein, der erklärte, die Hütte ſei zur Eintreibung von
vollſtändige finanzielle Zuſammenbruch Deutſch=
lands
könne für niemanden von Vorteil ſein und müſſedas
Wohlergehen der Welt nachteilig berühren, die die Firma Krupp in Eſſen nicht bezahlt habe. Sollte die
Trotzdem wäre dieſer Zuſammenbruch Deutſchlands die ſichere
Folge der franzöſiſchen Politik, wenn dieſe nicht ſofort und prak= ſteigert werden.
tiſch abgeändert werde. Es ſeien Anzeichen vorhanden,
daß Belgien ungeduldig werde und gerne ſeinen Anteil
an dem Ruhrabenteuer los werden wolle. Die
Haltung Belgiens ſei zweifellos nicht unvereinbar mit der
Großbritanniens. Die Brüſſeler Konferenz könne das Vorſpiel
für eine größere Zuſammenkunft ſein,, wo Italien und Groß=
britannien
ebenfalls anweſend ſein würden.

Frankreichs Sicherbeit.
Frankreich denkt gegenwärtig nicht an die
Löſung dieſes Problems, ſolange es die Rhein=

lande beſetzt hält.
London, 6. Juni. (Wolff) Der Berichterſtater der
Vertreter des Petit Pariſien bezüglich der Sicherheit
Frankreichs: Ihm ſei von einem ſehr hohen franzöſiſchen
Beamten nachdrücklich erklärt worden, daß Frankreich gegen=
wärtig
eine Löſung dieſes Problems nicht ſuche. Man ſei jetzt
in Frankreich der Anſicht, daß es klüger ſein würde, die beiden
Probleme vollkomen getrennt von einander zu halten. Dem und Gewaltpolitik, die ihr Leben einbüßten und vertrieben wur=
Berichterſtatter ſei erklärt worden, augenblicklich befinde ſich
Frankreich nicht in unmittelbarer Gefahr, und wenn es auch er=
wägen
müßte, wie ſeine Sicherheit am beſten erreicht werden
könnte, beabſichtige es doch nicht, ſie als dringliche Frage zu

behandeln. Frankreich könne warten. Es würde nur zu Kom=
plikationen
führen, wenn es ſich zu dieſer Zeit erklären
würde. Solange Frankreich entſprechend dem Verſailler Ver=
London, 6. Juni. (Wolff.) In einem Baldwins trag die Rheinlande beſetzt halte, ſei es ſicher. Später
Gelegenheitt überſchriebenen Leitartikel führt die Times, würden keine= Einwendungen beſtehen, daß der Völkerbund
erſucht werde, bei dem Aufbau eines Garantieſyſtems für Frank=
reich
mitzuhelfen.
Die franzöſiſchen Sozialdemokraten und der
deutſche Widerſtand.
Paris, 6. Juni. (Wolff.) Das Organ der franzöſiſchen
Sozialiſten, Le Populaire, greift bei Beſprechung der bevor=
ſtehenden
neuen deutſchen Vorſchläge auf die geſtrigen
Erklärungen des Temps zurück, wenn die deutſche Note nicht
erkläre, daß der Widerſtand aufhören werde, könnten die
Vorſchläge Cunos offenbar nicht in Erwägung gezogen werden.
Der Quai d’Orſai, ſchreibt das Blatt, wiſſe ſehr wohl, daß die
Frage der Einſtellung des paſſiven Widerſtandes im Ruhrgebiet
der Verſtändigung keine unüberwindlichen Schwierigkeiten in
den Weg legen werde, vorausgeſetzt, daß die Verhandlungen erſt
einmal begonnen hätten. Es ſei ausgeſchloſſen, daß die franzö=
ſiſche
Regierung nicht über die wahren Abſichten der deutſchen
Regierung und vor allem der großen deutſchen Arbeiterorgani=
ſationen
in dieſer Hinſicht unterrichtet ſei. Wenn ſie aus der
Einſtellung des paſſiven Widerſtandes eine Vorbedingung
jeder Prüfung der deutſchen Vorſchläge mache,
ſo ſchaffe ſie künſtlich eine Schwierigkeit, die ihren
Urhebern gegenüber den ſchlimmſten Verdacht rechtfertigen.
Deutſchland ſelbſt werde, wenn die Verhandlungen einmal er=
öffnet
ſeien, kein Intereſſe daran haben, daß im Ruhrgebiet ein
Zuſtand andauere, der das Reich unzählige Milliarden koſte und
in einem Teil der Bevölkerung eine Stimmung erzeuge,
die vielleicht für die Zukunft der Beſatzung ſelbſt
nicht ohne Gefahr ſei. Aber es liege auf der Hand, daß,
wenn man franzöſiſcherſeits verſuche, aus dieſer Ange=
legenheit
eine Preſtigefrage zu machen, man die Gegen=
ſeite
faſt automatiſch nötige, dasſelbe zu tun.
Der Ruhrkrieg.
General Pétain, der Nachfolger Degouttes.
TV. Münſter, 6. Juni. General Petain, der geſtern
Dortmund, Lünen und Herne beſucht hatte, hat heute ſeine Reiſe
befehl der franzöſiſchen Truppen übernommen hat.
Beſetzung von Krupp=Anlagen.
Neuwied, 6. Juni. (Wolff.) Am Sonntag beſetzte
eine Abteilung von 150 Mann franzöſiſcher Truppen, die von
Diez a. d. L. kamen, die Kruppſche Hermannshütte
bei Engers. Gleichzeitig traf von Koblenz ein franzöſiſcher Ge=
20 Milliardem Mark Kohlenſteuer beſetzt worden,
Bezahlung nicht erfolgen, ſo würde die Hütte ver=
Proteſt gegen den Kindermord.
Berlin, 6. Juni. (Wolff.) Nach Eröffnung der heutigen
Landtagsſitzung ergriff Präſident Leinert das Wort zu einem
Proteſt gegen den Mord an einem ſiebenjähri=
gen
Schüler in Düſſeldorf. Der Präſident führte aus:
Wir können an dieſer traurigen Tat nichts weiter erblicken als
einen gemeinen Mord an einem wehrloſen Kinde, der einen tie=
ſen
Einblick gewährt in die Denkart ſolcher vom Blutrauſch be=
fallenen
Soldaten. Der Mord an Schlageter wurde noch
heuchleriſch durch eine Gerichtsverhandlung verſchleiert. Jetzt
Times ſchreibt zu den Erklärungen Baldwins gegenüber einem ſcheint auch dieſer Schleier zerriſſen und jeder Soldat im beſetz=
ten
Gebiet Mordfreiheit zu haben. Wir erheben gegen
dieſe Untaten allerſchärfſten Proteſt und rufen alle
human denkenden Menſchen der Welt auf, ſich dieſem Proteſt an=
zuſchließen
. Die Opfer der franzöſiſchen und belgiſchen Mord=+
den und ſonſtige ſchwere Leiden erdulden müſſen, finden die
größte Teilnahme des deutſchen Volkes. Ich ſpreche ihnen
namens des Landtages herzlichſte Teilnahme aus.

Polens Anſpruch auf Danzig.
TU. Warſchau, 6. Juni. Der Generalſekrejär des Völ=
kerbundes
, Sir Erie Drummond, iſt in Warſchau einge=
troffen
und verhandelte mit der polniſchen Regierung über die
Danziger Frage. Es beſteht Grund zu der Annahme, daß bei
dieſen Unterredungen, über deren Inhalt und Ergebnis amtlich
bisher nichts verlautet, weniger Gewicht auf die Schlichtung
der einzelnen Unſtimmigkeiten in den Beziehungen zwiſchen
Polen und Danzig gelegt wird, als auf die Forderung,
die polniſchen Souveränitätsrechte auf das
Danziger Gebiet durch den Völkerbund impli=
eite
anerkannt zu ſehen, wie denn auch die geſamte
polniſche Preſſe ſeit Monaten dies bedingungslos fordert. Wir
glauben ferner gut unterrichtet zu ſein, wenn wir behaupten,
daß das neue Kabinett direkte Gewaltſchritte gegen
Danzig, die militäriſche Abſchnürung oder gar die militä=
riſche
Beſetzung des Danziger Gebiets vorerſt nicht plant. Man
ſcheint jedoch hier ziemlich zuverſichtlich zu hoffen, daß der Völ=
kerbund
früher oder ſpäter das angeblich ſchon durch den Ver=
ſailler
Vertrag beſtehende polniſche Souveränitätsrecht über
Danzig ausdrücklich in rechtsverbindlicher Form proklamieren
werde.
Die Friedensausſichten in Lauſanne.
Lauſanne, 6. Juni. (Wolff.) Die Lage iſt unverändert.
Verſchiedene private Beſprechungen unter den alliierten Führern
ſowie zwiſchen Ismet Paſcha und General Pellé brachten noch
keine Klärung. Venizelos und Ismet Paſcha beſprachen heute
von neuem die Frage der griechiſchen Requiſitionsſcheine und des
Bevölkerungsaustauſchs, in denen noch erhebliche Schwierigkeiten
beſtehen. Nichtsdeſtoweniger wurde infolge der neuen Verſchlep=
pung
der türkiſch=alliierten Auseinanderſetzungen in verſchiede=
nen
Kreiſen der Konferenz die Möglichkeit eines griechiſch= türki=
ſchen
Präliminarfriedens erörtert, für den Fall, daß die Streit=
fragen
zwiſchen den Türken und Alliierten nicht im Laufe der
nächſten Wochen erledigt werden könnten.

Warnung vor Landesverrat.
Berlin, 6. Juni. (Wolff.) Die Interalliierte Rhein=
landkommiſſion
beſtimmte durch eine am 9. Mai erlaſ=
ſene
Verordnung Nr. 171, daß die auf den von der Regie be=
triebenen
Eiſenbahnnetzen unbeſtellt gebliebenen
Waggonladungen vom 16. Juni 1923 ab ausgeladen wer=
den
, und ſetzte für ſowohl im Waggon als auch im Magazin
befindliche Waren genauere Verkaufsbedingungen feſt. Dieſe
Ordonnanz 171 iſt ungültig und nicht zu befol=
gen
. Ihr Zweck iſt, durch das Anerbieten ſcheinbarer Vorteile
die Wirtſchaftskreiſe für die Eiſenbahnregie zu gewinnen und
dadurch den deutſchen Widerſtand zu erſchüttern. Wer Frach=
ten
am die Regie zahlt, begeht Landesverrat,
und wer die geraubten Güter kauft oder bei
ihrem Abtransport mitwirkt, begeht Hehlerei.
Militariſierung der Strecke HerneGelſenkirchen.
Gelſenkirchen, 6. Juni. (Wolff.) Die bereits gemel=
dete
Beſetzung der Eiſenbahnſtrecke HerneGelfenkirchen Alten=
eſſen
wurde geſtern nachmittag beendet. Die Franzoſen verwie=
ſen
die Beamten und Arbeiter, nachdem ſie ſich geweigert hatten,
in franzöſiſche Dienſte zu treten, von ihren Dienſtſtellen mit dem
Bemerken, daß die Strecke milidariſiert werde und daß ſie in Zu=
kunft
nichts mehr auf ihren bisherigen Stellen zu ſuchen hätten.
Eine große Menge rollenden Eiſenbahn= und Baumaterials fiel
den Franzoſen in die Hände. Die Beute, die ihnen aus den
Stationskaſſen und Güterabferüigungsſtellen in die Hände fiel,
iſt jedoch nicht bedeutend. Kurz nach 4 Uhr verließen die mili=
täriſchen
Begleittruppen der Beſetzung das hieſige Gebiet. Nur
die militäriſchen Eiſenbahner und die franzöſiſchen Zivileiſenbah=
ner
ſowie ein ſtärkeres Wachkommando blieben zur Bewachung
der Strecke und der Brücken und Uebergänge zurück.
Strenge Ueberwachung des Autoverkehrs.
Mainz, 6. Juni. (Wolff.) In Anbetracht der kürzlich
wiederholt vorgekommenen Uebergriffe und Sabotageakte an den
militariſierten Eiſenbahnſtrecken hat die Rheinlandkommiſſion
durch eine neue Verordnung eine ganz beſonders ſtrenge
ueberwachung des Autoverkehrs angeordnet. Da=
nach
wird der Verkehr mit ſämtlichen Automobilen, ausgenom=
men
ſchwere Laſtautos, im beſetzten Gebiet unterſagt, falls der
Eigentümer des Autos nicht im Beſitz eines von der Kommiſſion
ausgeſtellten beſonderen Erlaubnisſcheines iſt.

Paracelſus und die Geheimwiſſenſchaften.
Von Oskar A. H. Schmitz.
fahrenden Wunderdoktors, der möglicherweiſe nur ein Quack= Geiſt die Nachfolge. Sie blieben im Gotiſchen ſtecken, da aus
ſalber, vielleicht aber auch ein Beſitzer tiefer Erkenntnis war.
Die jungen Mediziner lernen allenfalls, daß er, der im Kampfe tendſten Anhänger Luthers und er ſelbſt waren die letzten
lag, in vieler Hinſicht ein Vorläufer der modernen Heilkunft ſei,
ihn zurück. Das iſt ſo ziemlich alles, was über dieſen Zeitgenoſ=
Paracelſus Mode geworden. Vor mehreren Jahren erſchienen
Georg Müller einen Paracelſus=Roman von Kolbenheyer heraus, Deutſchen, ein Stück gotiſchen Erbes liegt, und daß es ſogar
Bibliotheken einen Ehrenplatz einnehmen, da der Verfaſſer ihr dies als eine ſeelenalchymiſtiſch verwandelbare Subſtanz, etwas
ein unſchätzbares Paracelfus=Wörterbuch beigegeben hat, ohne
das die Schriften undurchdringlich ſind. Wenn irgendwo, ſo
ſtimmt hier das Wort Buffons, daß der Stil der Menſch ſelbſt Fauſt, wird das Gotiſche auf ſeine Materia Prima zurückge=
iſt
, während das Geſagte immer mehr oder weniger mit Frem=
er
die Dinge beim rechten Namen nenne: in Wahrheit tut er
genius zu beſitzen, dem die erſtaunlichſten deutſchen Prägungen
bräiſch die barbariſchſten Wortungeheuer, die er dann nicht ein= beholfenheit befreit, die jedes ſchwerfällige Nichtmitkönnen als
Wörterbuches. Dagegen fordert die Wertung, die der Heraus=
geber
in ſeinem Vorwort Paracelſus zuteil werden läßt, den er
ſpruch heraus, daß man ſich in acht nehmen muß, daraufhin nicht
ſeine wirklich hohe Bedeutung zu unterſchätzen. Welchen Maß= des echten Gotikers Meiſter Eckhart mit dem wie von einem
ſeiner Einführung, wo er ſagt, daß in einem gewiſſen Sinn alle
ihm in erſter Linie als Gotiker. Hier liegt der alte Irrtum zu=
grunde
, der Gotik und deutſches Weſen gleichſetzt und während
des Weltkrieges ſogar bei unſeren Feinden aufgetaucht iſt. Die wir doch J. B. von Helmont, den großen, auf denſelben geheim=
geiſtreichen
Vertreter des Deutſchenhaſſes behaupten geradezu,
die humaniſtiſche Ziviliſation Europas kämpfe gegen das gotiſch
gebliebene Deutſchland. Auf beiden Seiten iſt ein Haufe Unſinn
mit Wahrem vermiſcht.
Zunächſt iſt feſtzuſtellen, daß die Gotik ganz und gar nichts
Nationales hat, ſie iſt die Geiſtesform des europäiſchen Mittel= (er rühmte ſich, das Lebenselixier und den Gold machenden
alters in ſo hohem Maße, daß die nationalen Unterſchiede zwi=
ſchen
Köln, Cluny oder Sieng zmat Lurchauz vorhanden, aber

gar nicht bewußt betont waren. Zu einer ausgeſprochen deut=
ſchen
Angelegenheit wird das Gotiſche erſt im 16. Jahrhundert,
in welchem bei uns das Erlebnis der Renaiſſance der antiken
Kultur dunchkreuzt wurde durch die religiöſe Bewegung der Re=
Paracelſus iſt ein Name, der die Jahrhunderte überlebt, formation. Gegenüber einer Verknüpfung der Begriffe Heid=
ohne
daß ſich mit ihm mehr verknüpft hätte, als das Bild eines niſch, Welſch=Katholiſch verweigerten viele Deutſche dem neuen
dem Geift der Reformation eine Kultur nicht gelang. Die bedeu=
gegen
die auf Galenus eingeſchworenen Fakultäten ſeiner Zeit / Früchte gotiſchen Geiſtes, mit ihnen ſtarb der Baum ſelbſt. Wäh=
rend
im katholiſchen Europa die Renaiſſance in die Barocke über=
und die Homöopathen führen ſogar das Syhſtem Hahnemanns auf ging, blieb das proteſtantiſche Deutſchland gotiſch, und das be=
deutete
einen ſterilen Anachronismus. Erſt Weimar brachte auch
ſen Luthers und Dürers bekannt zu ſein pflegt. Nun iſt heute ihm die Renaiſſance des antiken Geiſtes, aber Goethe ſteht für
Kayſer offenbar hinter Luther und Paracelſus. Nun leugne ich
Schriften von ihm bei Eugen Diederichs, vor kurzem brachte, nicht, daß auch in Goethe ja, wie Kayſer ſagt, in jedem echten
und nun liegt ein Paracelſus=Auswahlband des Inſelverlages dieſes, von keiner Latinität gebändigte Chaos iſt, das großen
vor. Dieſe Ausgabe wird bald in den geheimwiſſenſchaftlichen Deutſchen Tiefe und Gewicht verleiht, aber etwas anderes iſt es,
anderes, es als erſtarrte, lebenhemmende Form der Vergangen=
heit
zu beſitzen. In der großen Barockkunſt, bei Beethoven, im
führt und dann durch Vermiſchung mit fremdem Stoffe zu neuem
dem verknüpft ſein wird. Paracelſus brach wie Luther mit der / Gold gemacht. Inſofern ſind alle echten Deutſchen in der Tot
gelehrten Gewohnheit des Lateinſchreibens und rühmt ſich, daß Gotiker. Wer aber den Deutſchen auch in der Erſcheinung am
Gotiſchen feſthalten möchte, wie heute wieder mehr als je ver=
genau
das Gegenteil. Ohne einen Hauch von Luthers Sprach= ſucht wird, der gleicht einem Arzt, der einem Patienten einredet,
ſeine vor langer Zeit einmal erworbene Krankheit ſei ſein wert=
gelangen
, ſchmiedet er aus Griechiſch, Latein, Arabiſch und He= volles Eigenweſen. Goethe hat uns aus der eigenſinnigen Un=
mal
ſtets im ſelben Sinne gebraucht. In dieſen Nebel einiges Beweis betrachtet für die Größe des zu tragenden Geiſtesgewich=
Licht gebracht zu haben, iſt nun das Verdienſt jenes Kayſerſchen tes und in jeder Formloſigkeit Tiefe und inneren Reichtum er=
blickt
. Die Gotik ſelbſt beſaß höchſte Formkraft und eine zwar
hohe ſinnliche Schönheit; erſt die anachroniſtiſchen Gotiker ſpäte=
den
größten deutſchen Genius nach Luther nennt, ſolchen Wider= rer Jahrhunderte begannen hilflos und plump zu ſtammeln.
Man vergleiche doch einmal die einem Bergſee gleichende Sprache
ſtab Kayſer anlegt, um Größe zu beurteilen, erfahren wir aus / Drachen aufgewühlten Teil des Paracelſiſchen Werkes. Je län=
ger
man in das Dunkel jenes Bergſees ſchaut, deſto tiefer er=
echten
Deutſchen Goten geweſen ſeien, und Paracelſus erſcheint ſcheint er, je länger man in dem Giſcht dieſes verqualmenden
Teiches ſucht, deſto wahrſcheinlicher wird, daß ſich hier zum min=
deſten
viel Selbſtbetrug mit echter Erkenntnis miſcht. Hören
wiſſenſchaftlichen Vorausſetzungen fußenden niederländiſchen
Arzt des 17. Jahrhunderts (Die Morgenröte, Sulzbach 1683),
dem deſſen ſchlechte, überall ſo verkürzte Beſchreibung billig ver=
dächtig
vorkommt. Aber all ſein Prahlen vom langen Leben
und deſſen Erkenntnis und daß ſein Tod in ſeiner Hand ſtehe
Stein, der alle Krankheiten heilt, zu beſitzen), iſt wohl ſehr eitel
und nichtig geweſen, weil er inzwiſchen im 47, Jahr ſeines Alters
A

aus dieſer Welt geſchieden iſt . . . Jedoch bekenne ich gar gerne,
daß ich aus ſeinen Schriften ſehr viel begriffen und daß er durch
gewiſſe, zu großer Einförmigkeit erhöhte Mittel . . . insgeheim
unheilbare Krankheiten habe heilen können."
Ja, Paracelſus war ein Gotiker, aber in einer Zeit, wo auch
der Begabteſte ſcheitern mußte, wenn er nicht den Anſchluß an
den neuen humaniſtiſchen Geiſt fand. Paracelſus iſt äußerlich
in dem zu eng gewordenen gotiſchen Gehäuſe ſtecken geblieben,
während ſein Geiſt von Haus aus gewiß zu nicht geringerem
Fluge beſtimmt war, als der des weiſen Lionardo. So gehört
er zwar nicht zu den großen, aber zu den tragiſchen Deutſchen,
deren Erkenntnis durch eigenſinnige Unklugheit gehindert wird,
Weisheit zu werden, während die Weiſen romaniſcher und angel=
ſächſiſcher
Länder eher in Gefahr ſind, wenn ihre gotiſche, d. h.
ureuropäiſche Subſtanz döllig aufgezehrt iſt, in gewöhnliche Klug=
heit
hinabzuſinken. Wie Kayſer, findet auch Kolbenheyer in ſei=
nem
Paracelſus=Roman gar keine Diſtanz zu ſeinem Helden. Da
man in einem Kunſtwerk nicht die Leiſtungen, ſondern nur die
Perſönlichkeiten eines Menſchen darſtellen kann, erſcheint hier
als Held eine Figur, die ſo ziemlich alle die Eigenſchaften in ſich
vereinigt, welche die zu ſich ſelbſt objektiven Deutſchen, die zu=
gleich
Europäer ſind, als unſere tragiſche Geſchichte verurſachen=
den
Fehler erkennen. Als was für ein Barbar erſcheint da Para=
celſus
in einer Angelegenheit, wo er ſachlich Recht hat, gegenüber
dem ſchon gotiſch anmutenden Erasmus. Gerade das nun könnte
ſehr weſenhaft ſein, wenn der Verfaſſer, wie ſeine Darſtellung
verrät, nicht ſelbſt in dieſem Gotizismus befangen wäre und es
unbewußt verherrlichte.
Die unbeſtreitbare Bedeutung des Paracelſus aber liegt
darin, daß er ſich durch ſeine Naturbeobachtungen und Entdeckun=
gen
niemals dem tiefen Spirituglismus entfremden ließ, wie der
ſpäteren Naturforſchung geſchah. So bleibt er in der Tat ein
wichtiges Glied in der Kette Erkennender, die für unſer Auge in
den Tempeln der Aegypter begann, wo ſich ihr Pythagoras,
Plato, der ſogenannte Hermes Trismegiſtus, verband, der im
Mittelalter Albertus Magnus und Agrippa von Nettesheim zu=
gehörten
, von denen alle Spuren bei Paracelſus zu finden ſind.
Dadurch wird er nicht herabgeſetzt, ſondern der Gemeinde der
Wiſſenden zugeordnet, denen der Geiſt das einzig Wirkliche iſt,
alles Werden und Vergehen ſchöpferiſche Magie und die Materie
nur Erſcheinung der Idee iſt. Zeigt ſie Symptome der Krank=
heit
, ſo wird meiſt die Urſache im Geiſte liegen. Auf dieſen aber
kann nicht mit der groben Materie gewirkt werden, daher die
alchymiſtiſche Bemühung, aus den Stoffen ihren Geiſt als
Quinta Eſſentia zu ziehen. Gewiß iſt man dabei oft auf Irrwege
geraten, welche die heutige exakte Naturwiſſenſchaft für immer
ausſchließt, aber das Prinzip bleibt unerſchüttert durch eine
materialiſtiſche Wiſſenſchaft, die nur die Stoffſeite des Menſchen,
nicht ſein geiftiges Weſen erkennt. Die rätſelhafte Wirkung ge=
wiſſer
homöopathiſcher Mittel beruht auf dem Paracelſiſchen
Prinzip: Je weniger Leibs (d. h. Stoff), die Arzuey hat, je
höher die Arzpey in Tugenden iſt.

[ ][  ][ ]

Nummer 155.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 7. Juni 1923.

Seite 3.

30 Jahre Zwangsarbeit.
EU. Frankfurt a. M., 6. Juni. Vor dem Kriegs=
gericht
des Generalſtabs der franzöſiſchen Arme in Mainz
wurde gegen vier Eiſenbahner verhandelt, die wegen
Spionage angeklagt waren. Sie waren geſtändig, im
Februar auf dem Bahnhof Kreuznach die Namen jener deutſchen
Reiſenden aus Kreuznach feſtgeſtellt zu haben, die die Franzoſen=
züge
benutzten. Das legte ihnen die franzöſiſche Militärjuſtiz
als Spionage aus. Von den Angeklagten wurden zwei zu
5 Jahren Gefängnis und einer zu 20 Fahren Zwang=
arbeit
(1) verurteilt. Gegen den vierten Angeklagten, der
zur Verhandlung nicht erſchienen war, wurde in contumatiam
auf 10 Jahre Zwangsarbeit erkannt. Dieſes Urteil iſt
eine ſo eklatante Rechtsbeugung, daß ſich jedes Wort hierüber er=
übrigt
. In Landau ſind im Zuſammenhang mit Sabotage=
akten
, die auf der Strecke LandauWeißenburg verübt wurden,
15 angſehene Bürger, allem Anſchein nach als Gei=
ſeln
, verhaftet worden, unter ihnen der zweite Bürgermeiſter
Dr. Schweiz, Buchhändler Lang, Baurat Packfuß, und
der Direktor der Landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft,
Katholy. Es verlautet, daß auch der Neuſtädter Fabrikant
Philipp Helfferich verhaftet worden iſt.
Eine treffende Kritik Poincarés.
Der Brief eines engliſchen Offiziers an die franzöſiſche Akademie.
Ein ehemaliger engliſcher Offizier, der während des ganzen
Weltkrieges Seite an Seite mit franzöſiſchen Truppen gefochten
hat, in dem Gefühl, für die europäiſche Freiheit und Geſittung
zu fechten, und der jetzt Gelegenheit hatte, Deutſchland und
Frankreich in ihrem wahren Charakter kennen zu lernen, ſtellt
uns nachſtehenden Brief zur Veröffentlichung zur Verfügung, der
in deutſcher Ueberſetzung lautet:
An den Herrn Miniſter des Unterrichts und der ſchönen Künſte,
Paris.
Herr Miniſter!
Ich erſuche Sie, die Freundlichkeit zu haben, meinen Na=
men
aus der Liſte der Mitglieder der Offiziere
der Akademie zu ſtreichen. Dieſe Auszeichnung wurde
mir im Jahre 1908 zuteil. Mit aufrichtigem Bedauern fühle ich
mich verpflichtet, dieſen Schritt zu tun; ich ſchätzte dieſe Aus=
zeichnung
ganz beſonders, weil ich einer der erſten Engländer
war, die ſie empfingen. In Anbetracht meiner gegenwärtigen
Gefühle Ihrem Lande gegenüber jedoch würde ich es für un=
ehrenhaft
halten, ſie noch länger zu behalten. Die Brutali=
täten
und Greuel, die während der letzten vier
Jahre durch Ihre ſchwarzen Truppen am Rhein
begangen worden ſind, (ein langer Aufenthalt in Deutſch=
land
hat mich befähigt, ſie zu beurteilen), und die Zahl der
Grauſamkeiten, die von Ihren Truppen im Ruhrgebiet begangen
wurden, haben nun ihren Höhepunkt erreicht in der ungeſetz=
lichen
Verurteilung der Krupp=Direktoren und
der kaltblütigen Ermordung des Herrn Schlageter.
Die Welt proteſtierte und mit Recht gegen die Hinrichtung
der Krankenpflegerin Cavell, obwohl nach ſtrengen militäriſchen
Geſichtspunkten das Urteil möglicherweiſe gerechtfertigt werden
kann. Wie jedoch müſſen die Empfindungen aller Völker ſein,
die von einem Gefühl für Gerechtigkeit und Menſchlichkeit be=
ſeelt
ſind, über die Hinrichtung in Friedenszeiten eines Mannes,
deſſen einziges Verbrechen die Loyalität ſeinem Lande gegenüber
war! Aber die herrſchenden Kräfte in Frankreich ſind anſchei=
nend
der gleichen Meinung wie ihre Vorgänger während der
Revolution. Als einer von ihnen, Barrére, ſagte: Menſchlich=
keit
beſteht darin, Eure Feinde auszulöſchen. Keine Gnade den
verabſcheuungswürdigen Engländern. Soldaten der Freiheit,
wenn der Sieg Engländer Eurer Gnade ausliefert, ſchlagt ſie
tot! Erſetzen Sie die Worte Engländer durch Deutſche und
Sie finden die verabſcheuungswürdige Theorie heute in Ihrer
Armee in den beſetzten Gebieten Deutſchlands durchgeführt. Ge=
wiſſe
Perſonen bemühen ſich, eine Entſchuldigung für die gegen=
wärtige
Politik ihrer Regierung zu finden, indem ſie verſichern,
Deutſchland würde in derſelben rohen Art und Weiſe gehandelt
haben, wenn es ſiegreich geweſen wäre. Aber es iſt zwecklos, zu
betrachten, was Deutſchland in dieſem Falle getan haben würde:
wenigſtens wiſſen wir, wie bewundernswert ſeine Armee in
Frankreich nach dem Kriege 1870 ſich benahm. Thiers berichtet
in ſeinen Notes et Souvenirs über Manteuffel, der die
Okkupationstruppen befehligte, und gibt zu, daß dieſer ausge=
zeichnete
Offizier bei der ganzen franzöſiſchen Bevölkerung be=
liebt
war. Aber franzöſiſche Offiziere, die ihren edlen Beruf
durch rohe Mißhandlung wehrloſer Einwohner degradieren und
ſogar ſoweit gehen, den halb verhungerten Kindern
im Ruhrgebiet ihre magere Milchportion zu
rauben, ſind nicht derart, daß man ihnen jemals ein ähnliches
Kompliment machen kann!
Ich weiß, es gibt viele franzöſiſche Offiziere und Soldaten,
welche die tyranniſchen Maßnahmen verabſcheuen, zu deren Aus=
führung
ſie gezwungen werden. Aber ſie ſind unglücklicherweiſe
in einer Minderheit. Ich weiß auch, es gibt Tauſende von
Franzoſen, die mit Entrüſtung und Mißfallen über die Politik
Herrn Poincarés erfüllt ſind, eine Politik, welche den Ruin und
die Zerſtückelung Deutſchlands anſtrebt, aber bis jetzt nur erreicht
hat, einen wirtſchaftlichen Zuſammenbruch in Europa zu ver=
urſachen
. Die überwältigende Maſſe der öffentlichen Meinung
in Ihrem Lande jedoch ſteht feſt hinter Herrn Poincaré, und
ſolange dieſer Geiſt vorherrſcht und das Recht überwindet, werde
ich fortfahren, meine beſcheidene Stimme gegen die niederſchmet=
ternde
Tragödie zu erheben, die jetzt an den Ufern des lieb=
lichen
und herrlichen Rheins aufgeführt wird.
Ich habe die Ehre, zu ſein, Herr Miniſter, Ihr gehorſamer
D. C. Stewens.
Diener.

Recht und Juſtiz.
Von Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt, Darmſtadt.

Daß ſchon in grauer Vorzeit der fromme Wolf das böſe
Schaf als Friedensſtörer verdächtigt hat, zeigt die Fabel des
Aeſop. Deshalb wird das Vorgehen von Induſtrie und Land=
wirtſchaft
niemand wundern. Beide beſitzen Goldwerte fort,
und beide ſetzen ihre Produkte zu Goldpreiſen um. Sie miß=
brauchen
vielfach ihr Monopol und haben nicht zuletzt die Mark=
kataſtrophe
mitverſchuldet. Nun wollen die Grundbeſitzer noch
die Hypetheken und die Aktionäre das Obligationenkapital
ſchlucken. Das Pfund Sterling ſteht nur 340000, und mit
265 000 Papiermark bezahlt das Reich etwa zwei Drittel des
Wertes eines Zwanzigmarkſtückes. Den Wert von noch nicht
einer Doppelkrone ſollen ſomit die Gläubiger für 10000 emp=
fangene
zurückerhalten, und die übrigen ſteckt der Schuldner in
die Taſche. Hat man ſich doch erſt kürzlich in Induſtriekreiſen
gerühmt, daß die Obligationenkündigungen den Aktionären
viele Milliarden zuführen würden. Weil aber die böſen Schafe
ſich nicht vollends auffreſſen laſſen wollen, ſind die Wölfe beun=
ruhigt‟
. Das iſt bei der unglaublichen Verwilderung, die heute
auch im Rechtsverkehr platzgegriffen hat, ſo wenig erſtaunlich,
wie es zweifelhaft iſt, auf weſſen Seite Recht und Billigkeit
ſtehen. Erſtaunlich aber iſt die Stellung der Juſtizverwaltung.
Solange die Gläubiger ihr Los ergeben hinnahmen, ſchwieg ſie.
Als aber die Markkataſtrophe Maſſenkündigungen und dieſe den
vollberechtigten Widerſtand der Bedrohten auslöſte, trat die
Juſtizverwaltung auf den Plan. Eilig und geräuſchlos. Aber
nicht etwa zum Schutze des bedrohten Rechts, ſondern im Er=
gebniſſe
mindeſtens zum Schutze des Schuldnerwuchers. Ich
habe letzthin die Gründe beleuchtet, mit denen der Reichsjuſtiz=
miniſter
den Antrag Düringer im Reichstagsausſchuß bekämpft
hat. Wohl zur Stütze ſeines Standpunktes im Plenum hat er
ſie ſich nun vom Reichswirtſchaftsrat wiederholen laſſen Um die
Schuldner zu beruhigen, die ſich durch den Widerſtand der Ent=
rechteten
bedroht fühlen. Was Dr. Hilferding nach Preſſenach=
richten
im Reichswirtſchaftsrat ausgeführt hat, iſt nach dem Vor=
ſtehenden
nicht neu. Aber die Einzelheiten in ſeiner Wieder=
holung
der Heinzeſchen Argumente ſind ſo eigenartig, daß ſich
ihre Beleuchtung lohnt. Um ſo mehr, als die Mißbraucher der
Goldentwertung darauf immer wieder zurückkommen. Sie gehen
im weſentlichen dahin: Die Pläne zur Entſchädigung der ent=
eigneten
Gläubiger hätten mit der Beunruhigung der Schuld=
ner
Maſſenkündigungen hervorgerufen. Dieſe bedrohten die
landwirtſchaftlichen Kreditanſtalten in ihrer Exiſtenz. Der Ge=
danke
, die Hypothekengläubiger an der Wertſteigerung des
Grundſtücks teilnehmen zu laſſen, ſei abzulehnen. Denn er ſei
ſo wenig berechtigt wie der, die Hypothekenforderung wegen
Wertminderung des Grundſtücks herabzuſetzen. Die volle Auf=
wertung
der Hypotheken= und Obligationenforderungen würde
eine ungeheure Belaſtung der Induſtrie und der Landwirtſchaft
zugunſten der zeitweiligen Inhaber der Forderungen bedeuten.
Der einzige erfreuliche Erfolg der Geldentwer=
tung
ſei aber die Entſchuldung der Landwirt=
ſchaft
und der Induſtrie, die ſo ihre Goldhypo=
theken
und Goldobligationen abſtoßen könnten.
Der ſtädtiſche Hausbeſitz würde eine Goldbelaſtung über=
haupt
nicht tragen können, ſondern auf die Mieter abwälzen
und dadurch ſchwache Schultern wahllos belaſten müſſen. Die
Unmöglichkeit der Aufwertung verhindere auch das Sperrgeſetz.
Denn dieſes lade dem Staat eine unerfüllbare Verpflichtung
auf. Ueberdies führe die Ungewißheit über die Höhe der hypo=
thekariſchen
Belaſtung nach Ablauf der Sperrfriſt zu einer Er=
ſchütterung
des Realkredits. Der Reichsjuſtizminiſter ſchloß ſich
dieſen Darlegungen an und unterſtützte ſie durch folgendes: Für
eine Aufwertung der Hypotheken fehlten bisher alle zahlenmäßi=
gen
Unterlagen. Es ſei unbekannt, wie viele Hypotheken noch
beſtünden, welcher Anteil daran in ausländiſchem Beſitze ſei, zu
welcher Zeit ſie vom heutigen Inhaber erworben ſeien, und mit
welcher Verhältniszahl die Aufwertung erfolgen ſolle. Die Er=
höhung
des Pfandwerts erhöhe den Betrag der Forderung nicht.
Eine Ausnahme gerade für Hypotheken rufe den berechtigten
Anſturm aller Markgläubiger hervor. Zudem ergebe eine Auf=
wertung
unüberwindbare Schwierigkeiten. Wer ſolle Schuldner
und wer Gläubiger des Aufwertungsbetrags bei Grundſtücks=
und Hypothekenverkäufen ſein? Und wie ſollten die nachfolgen=
den
Hypotheken behandelt werden, die durch eine voreingetra=
gene
Goldhypotheke plötzlich wertlos würden?
Für den Juriſten bedeutet die Aufführung dieſer Argumente
ihre Widerlegung. Ich will aber zu ihrer Beleuchtung noch be=
merken
: Daß die Schuldner durch wucheriſche Ausbeutung des
Markſturzes zu Ende 1922 den Kampf begonnen haben, wurde
eingangs dargelegt. Die Kreditanſtalten werden durch Rück=
zahlung
zum Nennbetrage vernichtet; Sperrgeſetz und Aufwer=
tung
ſollen ſie retten. Die Gläubiger ſollen keinesfalls mehr
erhalten, als ſie rechtlich zu fordern haben; nur ſoll nicht der
Schuldner, der das Empfangene fortbeſitzt, wider Treu und
Glauben auf ihre Koſten vieltauſendfach bereichert werden. Von
allgemeiner Aufwertung nach dem Gold= oder Lebenshaltungs=
index
war nie die Rede. Die Gerichte wie die ſonſtigen Ver=
fechter
der Aufwertung verlangen nur den billigen Ausgleich.
Das weiß man genau. Aber gegen den billigen Ausgleich iſt
nicht anzukämpfen; deshalb ſpricht man von Goldaufwertung,
um entrüſtet darüber herzufallen. Von erfriſchender Offenheit
iſt die Aeußerung Hilferdings über den einzigen erfreulichen
Erfolg der Geldentwertung. Sie iſt vom Standpunkt des So=
zialismus
verſtändlich. Denn wenn Induſtrie und Landwirt=
ſchaft
den Mittelſtand aufſaugen, wird es dem dadurch vermehr=
ten
Proletariat leicht, das dann in weit weniger Händen und
zum Teil wucheriſch angehäufte Kapital zu enteignen. Herr
Hilſerding hat denn auch recht klar geſagt, weshalb er den Raub=

zug des Schuldnerwuchers unterſtützt. Er opfert die Gläubiger
den Schuldnern, um dieſe dann zu entrechten. Was von Dr.
Hilſerding gilt, trifft für den Juſtizminiſter nicht zu. Es iſt
ſchwer verſtändlich, daß der Vertreter der Juſtizverwaltung den
Räuber gegen den Beraubten ſchützt und daß der bürgerliche Po=
litiker
an der Vernichtung des Mittelſtandes mitwirkt. Auch die
Sozialdemokratie ſollte bedenken, wie im entarteten Rom zur
Zeit der Gracchen und Catilinas, im niedergehenden Griechen=
land
und im Zeitalter der Reſormation die Vernichtung des
Mittelſtandes zum Kommunismus führte, den dann vielfach die
Diktatur abgelöſt hat. Wenn Hilferding die Mietermaſſen gegen
Sperrgeſetz und Aufwertung mobil machen will, iſt auch das
nur ein Fechterſtück. Denn niemand will während der Woh=
nungszwangswirtſchaft
dem entrechteten Hausbeſitzer zumuten,
Goldzinſen zu bezahlen. Daraus folgt aber nicht, daß der
Hausbeſitzer, der vor dem Kriege mit 50 000 Mark Hypotheken=
geld
ein Haus für 100 000 Mark erworben hat, nun beim Ver=
kauf
50 Millionen Papiermark in die Taſche ſtechen und den
Gläubiger mit einem Betrag abfinden darf, für den dieſer noch
nicht einen einzigen Schuh kaufen kann. Weshalb die begrenzte
Solvenz der öffentlich=rechtlichen Verbände nicht auch die an=
dauernd
bereicherten Privatſchuldner von ihrer Zahlungspflicht
befreit, habe ich wiederholt dargelegt und dabei auch das Mär=
chen
von der Erſchütterung des Realkredits widerlegt, den eine
Sperrfriſt im Gefolge haben ſoll. Die Ausführungen Hilfer=
dings
haben mir jeden Zweifel daran genommen, daß die Be=
kämpfung
der Sperrfriſt lediglich den Schuldner beruhigen, d. h.
die ungeſtörte Durchführung ihres Beutezugs ſichern ſoll.
Ueber die Zahl der beſtehenden Hypotheken gibt das Grund=
buch
Auskunft, und daß deren weit überwiegende Zahl Inlän=
dern
zuſteht, iſt nicht zweifelhaft. Uebrigens iſt für die freitigen
Fragen beides gleichgültig. Erloſchene Hypotheken bedürfen kei=
ner
Sperre und Aufwertung, und in einem Rechtsſtaate wird
auch der Ausländer nicht entrechtet. Zu welcher Zeit, um wel=
chen
Preis und unter welchen Umſtänden eine Hypothekforde=
rung
erworben oder eine Hypothekſchuld übernommen wurde, iſt
im einzelnen Falle ebenſo zu unterſuchen, wie die durch Treu
und Glauben beſtimmte Verhältniszahl. Für ein Sperrgeſetz
kommt alles dies nicht in Frage, und für die Aufwertung kann
ein Geſetz nur Richtlinien aufſtellen. Ich weiſe nebenbei darauf
hin, daß für das Saargebiet eine Kündigungsſperre bis 1930 in
Vorbereitung ſein ſoll. Die angeblichen Schwierigkeiten der Auf=
wertung
beſtehen in allen den Regelfällen nicht, in denen ſich
bei der Hypothek die urſpünglichen Beteiligten oder deren Erben
gegenüberſtehen. Aber auch bei einer Sondernachfolge auf der
einen oder anderen Seite löſen ſie ſich an Hand der konkreten
Umſtände leicht. Die Literatur über dieſe Frage tut dies dar.
Ebenſo wie den Umſtand, daß eine Auſwertung die Nachhypo=
theken
deshalb nicht wertlos macht, weil ſie nur im Verhältnis
zu der Steigerung des Grundſtückswerts in Papiermark erfolgen
kann, die auch dem Nachſtehenden zugute kommt.
Die Verhandlungen im Reichswirtſchaftsrat mögen taktiſche
Vorteile bieten, ſachlich waren ſie ein Verſuch mit untauglichen
Mitteln. Je mehr aber die Juſtizverwaltung verſagt, deſto mehr
iſt es Sache des von politiſchen Einflüſſen unberührten Nich=
ters
, dem bedrängten Rechte zum Siege zu verhelfen. Als
erſtes deutſches Gericht Warſchau und Danzig gingen vor=
aus
iſt das Oberlandesgericht Darmſtadt dieſer Aufgabe ge=
recht
geworden. Eine amtliche Vervielfältigung ſeiner Urteile
vom 18. Mai d. J. iſt in Nr. 138 des Darmſtädter Tagblatts
abgedruckt. Ich mache darauf aufmerkſam, daß in den Uirteils=
gründen
auch die Stellungnahme der Reichsregierung gegen=
über
dem Antrage Düringer eingehend beleuchtet iſt. Da andere
Gerichte abweichend entſchieden, wird daraus eine an ſich be=
dauerliche
Uneinheitlichkeit der Rechtſprechung entſtehen. Die
Einheitlichkeit aber kann nur durch den Geſetzgeber, nicht durch
das Reichsgericht gewährleiſtet werden. Denn abgeſehen davon,
daß die Entſcheidungen des Reichsgerichts keine Geſetzeskraft
haben, und gerade in der Geldentwertungsfrage fortgeſetzt wech=
ſelten
, haben die Gerichte nur ihrer eigenen Rechtsüberzeugung
zu folgen. Tatſächlich iſt denn auch der I. Zivilſenat des Heſ=
ſiſchen
Oberlandesgerichts nicht nur in dem vorliegenden, ſon=
dern
auch in der Frage des Valutaverzugsſchadens u. a. m. be=
wußt
von der Rechtſprechung des Reichsgerichts abgewichen. Und
eine Aenderung dieſes Standpunktes iſt um ſo weniger veran=
laßt
, als es ſich um eine Frage von höchſter Bedeutung handelt,
und gerade die Uneinheitlichkeit der Rechtſprechung den Geſetz=
geber
ſchließlich zwingen muß, ſeine lange verſäumte Pflicht zu
erfüllen. Daß dies nicht in einer Weiſe erfolgen kann, die den
bisher geduldeten Schuldnerwucher ausdrücklich ſanktioniert, be=
darf
trotz der mächtigen gegenteiligen Intereſſen ſeiner Dar=
legung
. Reichsgerichtsrat Zeiler führt in Nr. 509/510 der Deut=
ſchen
Allgemeinen Zeitung vom 22. November 1922 dazu aus:
Stellen wir uns einmal vor, ein Geſetzgeber hätte bewußt eine
Geldordnung geſchaffen, die Hunderttauſende von Wirtſchaften
vernichtet, um Tauſende zu bereichern, ſo würde der Richter
dem Geſetz die Achtung verſagen müſſen. Der Geſetzgeber kann
das Geldweſen regeln. Aber ſeine Macht iſt nicht unbegrenzt.
Eine Ordnung ſolcher Art wäre unſittlich in unerhörtem Maße.
Und Geheimrat Profeſſor Dr. Schumacher, Berlin, führt zu=
treffend
aus: Ein Staat, der eine ſolche Ausnützung der Geld=
entwertung
zuläßt, der zuläßt, daß der Schuldner ohne Verdienſt
zum Millionär und der Gläubiger ohne Verſchulden zum Bettler
wird, ein ſolcher Staat entbehrt des Fundaments der Gerechtig=
keit
, auf dem alle Staaten, die Beſtand haben wollen, beruhen
müſſen. Ein ſolcher Staat wird nach ewigen Geſetzen unter=
gehen
, auch wenn man jeden Tag ein Geſetz zu ſeinem Schutze
erlaſſen ſollte.

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[ ][  ][ ]

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 7. Juni 1929.

Rummer 155.

Reichstag und Juſtizreform.
Der Schwerpunkt der Strafgerichtsbarkeit. Einführung der Laien=
gerichte
. Berufung gegen die Schwurgerichte. Das Vertrauen
des Volkes zur Rechtspflege.
* Berlin, 6. Juni. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſche:
Reichsjuſtizminiſter Dr. Heäntze.
Das Weinſteuergeſetz geht an den Steuerausſchuß. Es
folgt dann die erſte Leſung des Geſetzendurfes zur Neuordnung
der Strafgevichte. Durch die Vorlage ſoll das Laientum in er=
weitertem
Maße zur Rechtſprechung herangezogen und im übrigen
eine Vereinfachung erreicht werden. Die ſchwurgevichtliche Zuſtändig=
keit
wird zugunſten der großen Schöffengerichte verringert. Der größte
Teil der Verbrechen kommt von das Schöffengericht; den Schwurgerich=
ten
verbleiben die Kapitalverbrechen.
Abg. Dr. Radbruch (Soz.) hält den Enwurf für unzulänglich.
Es ſei eine große Syſtemloſigheit in der Vorlage. Der Redner lehnt
die Vaterſchaft an dieſem Entwurfe, die ihm zugeſchrieben worden
ſei, ab.
Reichsjuſtizminiſter Dr. Heintze: Die Begründung dieſes Ent=
wurfes
legt ſogleich ſeine Richtlinien dar. Ueber die Einzelheiten des
Entwurfs kann natürlich ſehr viel debattiert werden; aber gegenüber
den großen bewegenden Prinzipien ſind dies alles doch nur Einzel=
heiten
und nebenſächliche Dinge. Die Strafprozeßordnung und unſer
ganzes Gerichtsverfahren, das om 1. Oktober 1919 im Kraft gewreten iſt,
zeichnen ſich vor allem durch zwei in die Augen fallende Grundfätze
aus: Der Schwerpunkt der Strafgenichtsbarkeit liegt bei den lediglich
mit gelehrten Richtern beſetzten Strafkammern; gegen ihre Urteile findet
eine Berufung nicht ſtatt. Gegen dieſe Grundſätze ſind von allem
Anfang an ſchwere Bedenken laut geworden. Die Hinzuziehung
von Laien wird gefordert und die Verufung findet immer mehr
Arhänger. Man kann über die Zweckmäßigkeit der Beruf=
ung
berſchiedener Meinung ſein; die Beveufung iſt aber politiſch
entſchieden. Wollten wir die beiden Hauptpunkte des Entwurfes retten,
die Einführung der Laiengerichte bei den Strafgerichten
und die Berufung gegen die Schwurgerichte, ſo müßte die
Vorlage in mathen Punkten eine Aenderung ewfahven. Dieſe Juſtiz=
reform
darf nicht ſcheitern. Das Vertrauen des Volkes zur
Rechtspflege muß durch dieſen Entwurf gefeſtigt werden. Der
Miniſter ſtell feſt, daß mit der Verabſchiedung dieſer Vorlage auch die
baheriſchen Volksgerichte verſchwinden werden.
Abg. Warmuth (Dnatl.): Die Hinzuziehung von Laien wird
eine Verlangſamung in unſere Rechtspflege hineinbringen. Der Vor=
ſchlag
, bei den Schwurgerichten eine Berufung an ein anderes Schwur=
gericht
einzuführen, iſt einfach undurchführbar.
Abg. Dühringer (D. Vpt.): Größere Beteiligung der Laien=
elemente
, Einführung einer Berufung gegen zweitinſtanzliche Urteile
in allen Fällen, Reorganiſation der Schwurgerichte und
Erſparung von Richterkräften iſt unbedingt notwendig.
Abg. Schücking (Dem.) betont, daß die Schöffengerichte ſich ſehr
gut bewährt haben und eine Ausdhnung ihrer Zuſtändigkeit zu be=
grüßen
ſei; desgleichen eine ſtärkere Heranziehung der Laien.
Abg. Dr. Bell (Zentrum) kündigt Abändewungsvorſchläge für
den Ausſchuß an.
Nach weiteren Bemerkungen des Abg. Dr. Emminger (Bahr.
Vpt.), der die Novelle begrüßt, und des Abg. Dr. Herzfeld (Kom.),
der feinen ablehnenden Standpunkt darlegt, wird die Vorlage dem
Rechtsausſchuß überwieſen.
Der Rechtsausſchuß ſchlägt wie Abg. Leuthäuſer (D. V.)
berichtet ein Entſchließung vor, wonach der Reichstag mit Genug=
tuung
davon Kenntnis nimmt, daß bezüglich des Eiſenbahverſtreiks im
Jahre 1922 weitgehende Amneſtie gewährt werde. Er ſpricht die Er=
wartung
aus, daß die vorbildliche Haltung der Eiſenbahner im beſetz=
ten
Gebiet bei der Regelung dieſer Frage ebenfalls anerkannt wird.
Nach kürzeren Ausführungen der Abgg. Roſenfeld (Soz.) und
Dr. Herzfeld (Kom.) weiſt, der Reichsjuſtizminiſter Dr. Heintze
darauf hin, daß das Gnadenrecht Sache der Einzelſtaaten
ſei, die eiferſüchtig darüber wachten. Bahern ſei zugeſichert worden,
daß ſeine Juſtizhoheit voll gewahrt werden ſoll. Die Reichsregierung
müſſe daher bezüiglich eines Druckes auf Bayern zurückhaltend ſein.
Sie dürfe auch nicht den Schein evwecken, als ob ſie in die baheriſche
Juſtizverwaltung eingreifen würde. Der Miniſter geht dann auf die
Amneſtiefrage ein und ſtellt feſt, daß gegenüber den Eiſenbahnern mit
möglichſter Milde vorgegangen wird. Die Regierung löſt ihre Zuſage
in dieſer Hinſicht vollkommen ein. Der Miniſter kommt dann auf
ſeine Hamburger Rede zu ſprechen und legt unter anderem dar, daß
er in Hamburg als Parteimann zur Parteifreunden geſprochen habe.
Die Miniſter des parlamentariſchen Shſtems können ſelbſtverſtändlich
ähre Parteiſtellung nicht abſtreiten, er gehöre vollinhaltlich zur Deutſchen
Volkspartei, laffe aber ſelbſtverſtändlich die allgemeinen Intereſſen durch=
aus
zur Geltung kommen. Das zeige auch die Tatſache, daß er die
wichtigſten Vorlagen ſeines Vorgängers Radbruch übernommen und auch
die Billigung der Linken übernommen habe. Er ſtehe ſelbſtverſtändlich
durchaus auf dem Programm der Deutſchen Volkspartei, das wohl be=
kannt
ſei, Beifall.)
Abg. Dr. Roſenfeld (Soz.) entgegnet, daß das klare Bekennt=
nis
zum Monanchismus einen Juſtizminiſter unfähig zur Bekleidung
eines republikaniſchen Miniſteramtes mache.
Darauf werden die Ausſchußanträge angenommen. Donnerstag
2 Uhr: Soz. Teuerungsinterpellation. Schluß halb 6 Uhr.

Perhandlungen über die neuen Poſitarife.
Berlin, 6. Juni. (Wolff.) Bei der geſtrigen Beratung
im Reichspoſtminiſterium mit dem Verkehrsbeirat über die Er=
höhung
der Poſt=, Telegraphen= und Fernſprech=
gebühren
zum 1. Juli ſchlug der Verkehrsbeirat entgegen
der Vorlage des Reichspoſtminiſteriums vor, für die eigentlichen
Briefſendungen die Gebühren nur zu verdreifachen und die Ge=
bühren
für den Fernſprechverkehr nicht auf das Siebenfache,
ſondern auf das Fünffache zu bemeſſen. Die Reichspoſtverwal=
tung
erklärte, daß ſie erſt noch weitere Beratungen über die Vor=
ſchläge
des Verkehrsbeirats pflegen müſſe.

Führer zur Kunſt und Kultur Aſiens.
Von Dr. Zeh, Heppenheim a. d. B.
III.
Eine eingehendere Würdigung verdienen folgende zur
Einführung in aſiatiſche Kunſt und Kultur beſonders geeignete
Bücher:
M. Kern: Das Licht des Oſtens. 587 Seiten Text mit 408
Abbildungen und 4 farb. Taf. Union Deutſche Verlags=
geſellſchaft
, Stuttgart, 1923:
E. Diez: Einführung in die Kunſt des Oſtens. 160 Seiten
Text mit 73 Abbildungen und 3 farb. Taf. Avalun=Verlag,
Hellerau, 19231
E. Cohn=Wiener: Das Kunſtgewerbe des Oſtens. 252
Seiten Text mit 201 Abbildungen und 2 farb. Taf. Verlag
für Kunſtwiſſenſchaft, Berlin, 1923.
Das große Sammelwerk von M. Kern: Das Licht des
Oſtens, ſtellen wir voran, da hier die Weltanſchauungen des
mittleren und öſtlichen Aſiens, die Grundlage einer objektiven
Wertung auch der künſtleriſchen Lebensgeſtaltung, im Vorder=
grunde
der Behandlung ſtehen. Um das Buch auf einer geiſtigen
Einheit aufzubauen, wurde der weſtaſiatiſche Iſlam, die zentrale
geiſtige Sphäre zwiſchen Chriſtentum und Buddhismus, aus=
geſchaltet
. Ziel der Herausgabe war, Weltgeſchichte darzuſtellen
als Funktion der Religionsgeſchichte mit ihren kulturellen Nie=
derſchlägen
. Da die Kraft eines Einzelnen zur Bewältigung
dieſer Rieſenaufgabe unmöglich ausreichen konnte, wurden be=
rufene
Forſcher (O. Fiſcher. K. Florenz, A. Franke, R. Stübe
u. a.), die unſer volles Vertrauen beanſpruchen dürfen, zur
Errichtung dieſes hervorragenden literariſchen Denkmals heran=
gezogen
. Die einzelnen Beiträge ſind in einer durchaus klaren,
ſtets feſſelnden, keineswegs trivial populariſierenden Sprache
geſchrieben. Indien ſteht in dem Buche an erſter Stelle. In
der Tat dreht ſich die oſtaſiatiſche Kultur um den Pol. Indien
K. Okakura weiſt in ſeinem leider zu panaſiatiſch, ſonſt ſo geiſt=
voll
geſchriebenen Buche Die Ideale des Oſtens, Inſel=Verlag,
1922, ausdrücklich darauf hin, daß die mongoliſche Gedankenwelt
indiſiert wurde. Indien! Ein magiſches Zauberwort auch für
unſer Ohr! Ewig einſame Gletſcherberge des Himalaya und
feuchtheißer Brodem der vom Schrei der Kreatur erfüllten
Dſchungel! Welche Gegenſätze! Auch im Geiſtesleben Indiens
treten ſie uns entgegen. Erſt im Hinduismus ſind alle geiſtigen
Bewegungen auf den rieſigen Generalnenner Viſhnn=Siva‟

Stadt und Land.
Darmſtadt, 7. Juni.
Wanderungen durch die heſſiſche Induſfrie.
Vz. Der Weltkrieg und ſein für Deutſchland ungünſtiger Ausgang
haben auch weiteren Kreiſen gezeigt, daß der Reichlum eines Landes
nicht in ſeinen doch immer verhältnismäßig kleinen aufgehäuſten Gold=
rücklagen
geſucht werden kann. Viel wertvoller ſind die Bodenſchätze
eines Landes und die Anlagen zu ihrer Gewinnung und Ausbeutung.
Die techniſchen Leiſtungen unſeres Vaterlandes, das ſaubere und ein=
wandfreie
Arbeiten ſeiner Maſchinen, der Fleiß ſeiner Arbeiter und
das Können der Leiter und Ingenieure haben längſt vor dem Welt=
krieg
die Aufmerkſamkeit und mißbilligende Beachtung des Auslands
gefunden, und man hat anerbamnt, daß die ungeahnte Entwicklung
Deutſchlands nicht zum mindeſten auf die Leiſtungsfähigkeit ſeinev
Fabriken und techniſchen Anlagen zurückzuführen ſei. Der Deutſche
ſelbſt wurde in weiten Kreiſen erſt im letzten Jahrzehnt auf den Wert
der techniſchen Arbeit aufmerkſam; der Weltkrieg ließ auch den Nicht=
fachmann
die Leiſtungen der deutſchen Technik beſtaunen, und kein
Denkender konnte achtlos an dem dechniſchen Schaffen, ſei es in der
Heimat oder draußen im Felde, vorbeigehen. Die im Friedensvertrag
zum Ausdruck gekommenen Pläne unſerer Gegner und die darüber hin=
ausgehende
Ruhrbewegung durch die Franzoſen hat auch dem Harm=
loſeſten
gezeigt, daß unſere Bodenſchätze und ihre induſtrielle Aus=
nutzung
den Wettbewerb der gegneriſchen Erzeugungsſtätten zu ſehr
angeſtrengt haben, ſo daß dieſe dem ehrlichen Wettkampf eine Vernich=
tung
oder gewaltſame Beſitzergreifung vorziehen.
Mehr als ſeither muß ſich alſo der Deutſche mit der kechwiſchen
Arbeit vertraut machen. Noch ſind die techniſchen Durchſchmittskennt=
miſſe
bei uns weit hinter denen des Auslandes zurück. Dort hat man
längſt erkannt, daß techniſches Denken ein praktiſches Denken iſt und
im Haushalt wie im Beruf mit Vorteil angewendet werden kann. Erſt
die zunehmende Kenntnis der im der engeren und weiteren Heimat tief
in der Erde verborgenen Schätze, die durch Bergwerksbetrieb oder im
Tagbau gewonnen werden können, der Anlagem zu ihrer Verwertung
und Veredlung ermöglichen ein tieferes Verſtändnis für den bedeuten=
den
Einfluß, den die Technik auf unſere Lebensweiſe, unſers Bedüirf=
niſſe
und unſere ganze Kultur ausübt. Was uns heute zeitgemäß und
durchaus notwendig erſcheint, iſt vielfach erſt eine Errungenſchaft der
letzten Jahrhunderte. Gas und elektriſches Licht, Eiſenbahn, Telephon
und Telegraph ſind noch recht jung, und können von uns faſt nicht
mehr entbehrt werden. Die zahlreichem Farbſtoffe, die auf den Ge=
weben
den zarteſten Farbenton erſcheinen laſſen, die zahlloſem pharma=
geutiſchen
Erzeugniſſe, die uns heute gar manches Leiden lindern und
heilem laſſen, ſind zum großen Teil aus dem ſchmierigen ſchwarzen
Teer der Gaswerke hergeſtellt und Entdeckungen der Chemie aus dem
letzten Jahrhundert. Nicht wur in den großen praktiſchem Betrieben,
gar manche Arbeit ſchneller, leichter und genauer ausführen gelernt,
als dies früher möglich war.
Wenn aber ſo die techniſche Hilfe bis in unſer Familienleben ein=
dringt
, dann haben wir auch die Pflicht, uns danach umzuſehen, wer
dieſe Hilfsmittel ſchafft, wo er die dazu notwendigen Nohſtoffe her=
nimmt
und welches der Ort ſeiner Tätigkeit iſt. Unſere engere Heimat
einmal daraufhin zu betrachten, iſt die Aufgabe der folgenden Zeilen.
ſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen, die
Lichtbilder aus dem geſchilderten Betrieben herſtellt und dieſe für
Schule und Volksbildung zur Verfügung hält. In dankenswerter
Weiſe haben viele heſſiſchen Induſtrien ihre entgegenkommende Mit=
arbeit
dabei in Ausſicht geſtellt. Aeußerſte Sparſamkeit iſt im Großen
wie bei den meiſten Familien heute unbedingte Erfordernis; wenn die
Möglichkeit beſteht, einen Bedarf bei der heſſiſchen Induſtrie zu decken,
können, weite Reiſen und tote Frachtſpeſen oft erſpart werden. So hat weſentlichen Aenderungen gutgeheißen. Mit der konſtituierenden
die erworbene Kenntnis nicht nur einen bildenden, fondern auch einen
praktiſchen Wert.
Heute mehr denn je iſt auch ein tiefgehendes Verſtändnis für die
engere Heimat überaus notwendig, da ſchon die ganze Provinz Rhein=
heſſen
und ein Teil von Starkenburg durch die Gegner beſetzt ſind.
Um ſo feſter verankert wird hüben wie drüben der Gedanke an die
untrennbare Zuſammengehörigkeit bleiben, je lebendiger die Kenntnis
der Eigenheiten jeder Landſchaft und ihrer Schaffensweiſe iſt. Gevade
in unſerer heſſiſchen Heimat ſind Landwirtſchaft und Induſtrie in
wie der Wein aus Rheinheſſen weit über die Grenzen Deutſchlands
hinaus Abnehmer und Liebhaber hat, ſo ſind auch wanche Erzeugniſſe
heſſiſchen Gewerbefleißes auch in weiter Ferne gern geſehen. Das
Eiſenerz und Braunkohle Oberheſſens, die zu ſchönen Platten und
Demkmälern zu verarbeitenden Geſteine des Odenvaldes und die Kalk=
ſteine
Rheinheſſens, die zur Zementherſtellung Verwendung finden,
bieten vielen Heſſen Arbeitsgelegenheit und Verdienſtmöglichkeit und
haben an Heſſens Induſtrie vielfachen Anteil. Auf dieſe Bodenſchätze
und viele andere unſerer Heimat wird bei der Wanderung durch die
heſſiſche Induſtrie noch gar manchesmal zurückzukommen ſein.

Ernannt wurden am 29. Mai der Polizeiwachtmeiſter auf Probe
Johannes Bauer aus Beedenkirchen (Kreis Bensheim) zum Polizei=
wachtmeiſter
bei dem Polizeiamt Darmſtadt, am 1. Juni der frühere
Lehrer und Leiter der Evangel. Anſtalt zur Erziehung und Pflege
Geiſtesſchwacher Sonnenhof im Biſchweiler i. Elſ. Dieter Lohnes
aus Pfirſchbach zum Lehrer an der Volksſchule (Hilfsſchule) zu Offen=

mit ſeinem unüberſehbaren Götterhimmel gebracht. Der Weg
zu dieſer Zuſammenfaſſung, führt über die drei Stufen: die
wediſche Religion, die Zeit der grundlegenden religiöſen
Schöpfungen, das Zeitalter der Brahmana, d. h. des ausgepräg=
ten
Opferweſens, die Periode der großen philoſophiſchen Neu=
ſchöpfungen
, die mit den Lehren der Upaniſchaden beginnt und
mit der Entſtehung des Jinismus und Buddhismus zu Ende
kommt. Der Buddhismus ſollte in Vorderindien, ſeiner Hei=
mat
, nicht herrſchend bleiben. Zwiſchen dem 6. und 8. Jahr=
hundert
muß er wieder dem Neubrahmanismus weichen, der
ſich langſam zu dem heute herrſchenden Hinduismus wandelte.
Glänzende Aufſätze geben über dieſe religiöſen Bewegungen
Aufſchluß. Ein beſonders wertvolles Kapitel widmet W.
Schubring dem dem Buddhismus naheſtehenden, meiſt nur ober=
flächlich
behandelten, heute aber in Indien beſonders wirkſamen
Jinismus, der Religion einer asketiſchen Lebensweiſe. Der
Beitrag von O. Fiſcher über indiſche Kunſt ſteht auf der Höhe
einer von abendländiſcher Doktrin freien Wertung. Die wich=
tigſten
Typen der indiſchen Baukunſt werden in ihrer entwick=
lungsgeſchichtlichen
Abfolge behandelt: eine Reliquie Buddhas
bergende halbkugelförmige Stupa oder Dagoba, die Höhlen=
tempel
des Buddhismus, die Tempelanlagen des Brahmanis=
mus
und Jinismus. Das Weſen der abendländiſch=chriſtlichen
Baukunſt wird beſtimmt von den mit ſtatiſch=konſtruktiven Mit=
teln
verwirklichten metaphyſiſchen Dimenſionen des Innen=
raumes
; die geradezu dämoniſche Baukunſt des Indiers wirtt
ſich dagegen am Außenbau aus, während die in einem myſtiſchen
Halbdunkel liegenden Innenräume gleichſam nur wie höhlen=
artige
Stollen und Schächte in die wuchtigen, nach außen hin
durch eine tropiſch=üppige Plaſtik ſpiritualiſierten Mauerpackun=
gen
hineingetrieben ſind. Sehr überzeugend iſt die Annahme,
daß die Form der in den Sikharas (Bezeichnung des Turmes
über dem Allerheiligſten) gipfelnden brahmaniſchen Tempel=
bauten
anknüpft an die zu rieſigen Verhältniſſen ausgebildeten
Prozeſſionswagen, deren Grundform wiederum auf die urtüm=
lichen
ariſchen Wanderwagen zurückgehen dürfte. Ein kurzer
Hinweis auf die berauſchend großartige Architektur der mosli=
miſch
=indiſchen Kunſt wäre noch wünſchenswert geweſen. Wer
vermöchte begrifflich Indien und den Tadſch Mahal, zu
trennen? Trotzdem die zarte Raumbeſeelung der iſlamiſchen
Architektur durchaus im Gegenſatz ſteht zu dem plaſtiſchen
Maximum der einheimiſchen Hindukunſt wird kein Auge die
edelſteinüberſäten, im ſtrahlenden Flieſenſchmuck prangenden
Marmorbauten der muslimiſchen Großmogule als Fremdkörper
auf indiſchem Boden empfinden. Gezeugt von der Seele des
Landes, entwachſen ſie rieſigen Tropenblüten gleich, den para=

bach a. M. Durch Entſchließung des Miniſteriums des Innern vom
1. Juni wurde der Referentin für Frauemangelegenheiten im Miniſte=
rium
des Innern Amalie Kelley zu Darmſtadt die Amtsbezeichnung
Regierungsrat verliehen.
Aus dem Staatsdienſt entlaffen wurde am 31. Mai der Polizei=
wachtmeiſter
Ludwig Winkler zu Offenbach a. M. auf ſein Nach=
ſuchen
mit Wirkung vom 1. Juni d. Js.
Erledigt ſind eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an
der Volksſchule zu Ebersheim (Kreis Mainz). Dienſtwohnung iſt
vorhanden; eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an der Volks=
ſchule
zu Heldenbergen (Kreis Friedberg); eine Schulſtelle für
eine katholiſche Lehrerin an der Volksſchule zu Zornheim (Kreis
Mainz). Mietwohnung für eine Lehrerin iſt zu beſchaffen, bis die
augenblicklich beſetzte Dienſtwohnung frei wird.
Erotikon‟. Dieſer Schwebenfilm, der von Freitag, den 8., bis
Dienstag, den 12. Juni, täglich um 6 Uhr und 8 Uhr im Kleinen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters läuft, heißt im Untertitel Ein Spiel von
der Liebe Leid und Luſt. Man vermutet dahinter zu Unrecht eine
pikante Angelegenheit. Erotikon iſt eine leichte, graziöſe Satire über
den Alltag der Liebe; er zeigt ſich hier wie durch eigenen Spott, faſt
ungewollt, in einer Komödie. Die Handlung erſchöpft ſich in der ein=
fachen
Liebesgeſchichte zwiſchen einer Verheirateten und dem Freunde
ihres Mannes.
Volkshochſchule. Dr. phil. Kärhe Bauer=Mengelberg
habilitierte ſich an der Handelshochſchule zu Mannheim wit einer
Schrift Kritiſche und poſitive Beiträge zur Theorie der Arbeitsbewer=
tung
auf Grund eines umfaſſenden Arbeitsbegriffes. Frau Bauer=
Mengelberg ſprach in ihrer Antrittsvorleſung über Die liberalen
Tendenzen in der ökonomiſchen Theorie des Sozialismus, nachdem ſie
1918 mit einer Arbeit über Die Steuerpolitik der ſozialdemokratiſchen
Partei in ihren Zuſammenhängen mit dem ſozialiſtiſchen Staatsgedau=
ken
den Doktorgrad erworben hatte. An unſerer Volkshockſchul=
unterrichtete
ſie im dergangenen Winter über Probleme der Gemein=
wirtſchaft
.
Heſſiſcher Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für die öffent=
liche
Sitzung des Verwaltungsgerichtshofs am Samstag, den 9. Juni,
vormittags 9 Uhr: Klage des Johann Balſer in Mittelſeemen gegen
den Bürgermeiſter Peppel daſelbſt wegen Forderung; hier Vorentſchei=
dung
. Klage des Johann Heinrich Schmidt 2. und Genoſſen in
Lich gegen einen Gemeinderatsbeſchluß.
Landesverband Evangeliſcher Männervereinigungen. Auf Ein=
ladung
des Herm Pfr. Kleberger, Vorſitzender der Männerver=
eimigung
der Evangel. Lukasgemeinde zu Darmſtadt, verſammelten ſich
im Gemeindehaus in der Kiesſtraße eine Anzahl von Vertretern der
ſieben Darmſtädter und einiger ländlicher Männervereinigungen zum
Zwecke der Gründung eines Landesverbandes. Nach einer ein=
leitenden
Begrüßungsanſprache des Herrn Einberufers erhielt Herr
Profeſſor D. Matthes, einer der Vorkämpfer des Gemeindegedan=
kens
, das Wort zu einem Reſerat über Zweck und Notwendigkeit der
Mänververeinigungen. Er führte aus, daß dieſe nicht zur Veranſtal=
tung
von Vergnügungen, ſondern zur Arbeit im Sinne der chriſtlich=
ſozialen
Aufgabe der evangeliſchen Kirche berufen ſeien, damit immer
mehr anſtelle der Paſtorenkinche die Volkskirche trete. In Erinnerung
auch in der Haushaltung hat die Maſchine ihren Einzug gehalten und an die ſchwere Zeit, in der wir leben gerade die leßzten Tage hatten
uns ja auch in Darmſtadt handgreiflich gezeigt, welche Gefahren uns
drohen , führte der Redner aus, daß keine Zeitz zu verlieren ſei,
wenn noch etwas erreicht werden ſolle. Im Anſchluß an das mit
großem Beifall aufgenommene Referat beſchloß man, alsbald die Lan=
deskirchenbehörde
zu erſuchen, es ſämtlichen Kirchenvorſländen des
Landes zur Amtspflicht zu machen, für die Gründung von Männer=
und Frauenvereinen einzutreten. Hofft man doch durch Förderung des
Gemeindelebens nicht nur in der Stadt, ſondern auch auf dem Lande
dem ſchlechten Kirchenbeſuch und der fortwährenden Ausbreitung der
Sie wird ergänzt durch die Tätigkeit der Bildſtelle bei der Zentral= Sekten zu ſteuern. Wie berechtigt dieſe Hoffnung iſt, bewieſen die Mit=
teilungen
des Vertveters der Männervereinigung der Luthergemeinde
zu Worms, wonach ſeit Gründung von Männervereinigungen
es beſtehen dort deren drei der Kirchen= und Abendmahlsbeſuch von
ſeiten der Männerwelt ein weſentlich beſſerer geworden iſt. Aehnliche
Erfahrungen haben wir ja auch in Darmſtadt gemacht! Nachdem ſich
die Verſammlung alsdann noch mit der Gründung eines Landesver=
bandes
der Männevereinigungen einverſtanden erklärt hatte, wurden
die von Herrn Pfarrer Kleberger, entworfenen Satzungen mit un=
wurde
zugleich die erſte ordentliche Hauptverſamlung verbunden und
ein Vorſtand für den Landesverband gewählt, der ſich aus 3 Mitglie=
dern
aus Darmſtadt, 2 aus Worms, 1 aus Gießen, 1 aus Arheilgen,
1 aus Seeheim und 1 aus Bieber zuſammenſetzt. Nach Schluß deu
Verſammlung beſuchte man das vom Darmſtädter Ortsverband ge=
gründete
Männerheim, woſelbſt es ſich die beiden Diakonenfrauen
nicht nehmen ließen, die Erſchienenen mit Kaffee und Waffeln zu be=
wirten
. Eine Sammlung ergab einen reichen Ertrag für das Männer=
heim
.
VDA. Dem Verein für das Deutſchtum im Auslanb, der ſeine Schul=
betreuungsarbeit
auch auf die beſetzten Gebiete hat ausdehnen müſſen,
ſchöner Gleichmäßigkeit auf alle drei Provinzen verteilt. und ebenſo iſt von amtlicher Seite auf Anfrage mitgeteilt worden, daß von den
Franzoſen bisher beſchlagnahmt worden ſind: 19 höhere Lehranſtalten,
bezw. Seminare, von denen 4 wieder freigegeben ſind: 11 Ainſtalten
wurden teilweiſe beſetzt, 4 Lehrperſonen ſind ausgewieſen worden, ein
Studienrat ſchwer mißhandelt, ſo daß mit dem Verluſt eines Auges zu
rechnen iſt. Ferner ſind in zahlreichen Fällen höhere Schüler aufs bru=
talſte
mißhandelt, ſo beiſpielsweiſe 14 Primaner der Oberrealſchule II
in Bochum, weil ſie deutſche Spitzel und Verräter beſchimpft haben ſollen.
Gut abgegangen. Am Montag abend fiel auf der Station Kra=
nichſtein
einem einſteigenden Fahrgaſt aus der von ihm geöffneten
Wagentür ein junges Mädchen rücklings entgegen, das ſich an die
Wagentüre bis zur Einfahrt des Zuges angelehnt hatte. Es war dann
für einen Augenblick an ſeinen Platz gegangen und wollte ſich nun
rückwärts wieder zur Wagentür begeben. In dieſem Moment wurde
die Tür geöffnet, und das Mädchen fiel ſo mit dem Rücken dem Fahr=
gaſt
entgegen. Da dieſer ſchom auf dem Trittbrett ſtand und zum
Glück mit ſeinem Kopf das Mädchen noch aufhalten konnte, iſt es für
ihn und das Mädchen ohne ſchlimme Folgen abgegangen. Alſo Vor=
ſicht
beim Anlehnen an die Wagentür!
dieſiſchen Heſperidengärten Indiens. Einig gehen wir mit
dem Verfaſſer in der Wertung der helleniſtiſchen Gandharakunſt
(Blütezeit von ungefähr 50200 nach Chriſtus) als einer für
Indien nur peripheren Epiſode, deren Einfluß auf Inneraſien
und China aber nicht allzu gering zu veranſchlagen iſt. Schon
die griechiſchen Herrſcher des baktriſchen Reiches (Baktrien war
eine der nördlichſten Provinzen des perſiſchen Reichs, ehemalige
Hauptſtadt das heutige Balch, ſeit 256 v. Chr., unter der Herr=
ſchaft
der griechiſchen Seleukiden), beſonders Demetrius, dehnten
ihre Herrſchaft bis in das Pandjab und noch weiter aus. Der
griechiſchen Herrſchaft machten die Saken ein Ende, die wiede=
rum
den Indoſkythen, Völkern turko=mongoliſcher Abſtammung,
weichen mußten. Ihr König Kanishka (1. Hälfte des 2. nach=
chriſtlichen
Jahrhunderts) regierte über ganz Nordindien. Er
bekannte ſich, wie alle indoſkytiſchen Herrſcher, zum Buddhis=
mus
. Der helleniſtiſche Einfluß in dem vormals helleniſtiſchen
Reich der Indoſkythen, deren Bevölkerungskern die Gandhara
bildeten, erloſch erſt völlig im 6. Jahrhundert. Daß die grie=
chiſch
=helleniſtiſche Kunſt in dieſem Gebiet Spurenhinterlaſſen
hat, daß der Buddhismus auf dem Wege über Turkeſtan nach
China dieſen griechiſchen Filter der Nordweſtecke Indiens paſ=
ſierte
und ſo helleniſtiſche Elemente nach Inneraſien und China
getragen wurden, kann nicht mehr beſtritten werden; aber es
beſteht heute kaum ein Zweifel mehr, daß das durchaus un=
antike
Yoga=Motiv des ſitzenden Buddha wohl ſchon vor der
Gandhara=Kunſt von indiſchem Geiſt geprägt wurde, um in
dem indoſkythiſchen und helleniſierten Randgebiet Indiens eine
antikiſche Idealiſierung zu erfahren. Die Selbſtändigkeit der
großen indiſchen Kunſt hat O. Fiſcher noch durch einen Hinweis
auf eine bis jetzt in der kunſtgeſchichtlichen Literatur ſo gut wie
unbekannte Quelle, das in Tibet noch erhaltene, wahrſcheinlich in
vorchriſtlichen Jahrhunderten in Jainakreiſen entſtandene Citra=
lakſchana
, einen Traktat der indiſchen Malerei, erhärtet. Daraus
geht hervor, daß ſchon in der vorchriſtlichen Kunſt Indiens für die
Darſtellung des nackten Körpers uralte Proportionsideale, die
ſich in keiner Weiſe mit dem Kanon des Polyklet decken, maß=
gebend
waren. Die Umſetzung dieſer indiſchen Proportions=
ſchemata
in die Praxis tritt uns in den Fresken der buddhiſti=
ſchen
Höhlentempel von Ajanta (Blüte 4.7. Jahrhundert) ent=
gegen
mit ihrer ausgeſprochenen Freude an der flüſſig model=
lierten
Erſcheinung des nackten Menſchenleibes. Von den
nachfolgenden Kapiteln, die dem ſtaatlichen und ſozialen
Leben und den naturwiſſenſchaftlichen Anſchauungen In=
diens
gewidmet ſind, verdient der teilweiſe in der Einleitung
dieſes Aufſatzes verarbeitete Beitrag von Stübe: Indien und
der Weſten beſondere Beachtung.

[ ][  ][ ]

Nummer 155.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 7. Juni 1923.

Seite 5.

Darmſtädter Stadtanleihe. Da ſich für die Darmſtädter Stadt=
anleihe
, die mit 2 Prozent unter Reichsbankdiskontſatz dermalen alſo
mit 16 Prozent verzinſt wird, immer noch Intereſſe zeigt, hat ſich die
Stadtverwaltung auf Wunſch der Banken entſchloſſen, die Zeichnungs=
friſt
noch bis Ende dieſes Monats zu verlängern. Es iſt hierdurch Ge=
legenheit
geboten, verfügbare Gelder unter günſtigen Bedingungen anzu=
legen
.
Der Männergeſangverein Concordig eierte am 2. und 3. Juni
in würdiger Weiſe ſein 40jähriges Beſtehen. Den eigentlichen Kern=
punkt
der Veranſtaltung bildete die Geſangswettſtreit in den beiden
Sälen: Städtiſcher Saalbau und Turnhalle am Woogsplatz. Das
Klaſſen= und Ehrenſingen, das vormittags 9 Uhr begann, ſowie das
höchſte Ehrenſingen am Nachmittag zeitigten recht gute Ergebniſſe und
fanden bei außevordentlich gutem Beſuche ſtatt. Köhlers Doppelquartett
(Dietzenbach) bot im höchſten Ehrenſingen die beſte Leiſtung und erhielt
den Ehrenpreis des Herrn Reichspräfidenten Ebert; an zweiter Stell=
folgte
Geſangberein Klub Harmonie R. (Ehrenpreis des Herrn Staats=
präſidenten
Ulrich), an dritter Stelle Frohſinn A. (Ehrenpreis der
Stadt Darmſtadt), an vierter Stelle Liederzweig Darmſtadt ( Ehren=
preis
der Vereinigung Darmſtädter Männergeſangvereine). Bei dem
Klaſſen= und Ehrenſingen wurden folgende Vereins preisgekrönt:
Erſte Stadtklaſſe: 1. und Ehrenpreis: Liederzweig Darmſtadt, 2. Preis:
Frohſinn A. Zweite Stadtklaſſe: 1. Preis: Brodtſcher Männergeſang=
verein
Hanau, 2. Preis: Männergeſangverein Höckſt i. O., 3. Preis:
Geſangverein Klub Harmonie R., 4. Preis: Männergeſangverein C.,
5. Preis: Männerquartett W., je einen 6. Preis: Orthſches Männer=
quariett
und Doppelquartett Rheingold Darmſtadt. In dieſer Klaſſe
erhielten je einen 1. Ehrenpreis. Geſangverein Kiub Harmonie R. und
Männerquartett W. Erſte Landklaſſe: 1. und Ehrenpreis: Sänger=
luſt
A., 2. Preis: Männerquartett C. Zweite Landklaſſe: je einen
1. Preis: Frohſinn E. und Sängerbund G., 2. Preis: Germania W.,
3. Preis: Sängerluſt Pfungſtadt, 4. Preis: Concordia B., 5. Preis:
Sängerluſt D. Den 1. Ehrenpreis erhielt Sängerluſt D., den 2. Froh=
ſinn
E. Quartettklaſſe: 1. Preis: Quartettverein Darmſtadt, 2. Preis
und Ehrenpreis: Köhlers Doppelquarteiv Dietzenbach. Außerdem kam
in jeder Klaſſe ein Dirigentenpreis für die beſte Geſamtleiſtung zur
Verteilung. Dieſe erhielten: Herr Dirigent W. Etzold (Liederzweig
Darmſtadt), Herr Muſikdirektor Brodt (Brodtſcher Männergeſangver=
ein
Hanau), Herr Dirigent Stumpf (Männerquartett C.), Herr Diri=
gent
V. Mamus (Frohſinn E.) und Herr Dirigent Gg. Köhler (Köhlers
Doppelquartett Dietzenbach). Als Preisrichter amtierten die Hemen
Profeſſor Mehek=Olbersſeben (Würzburg), Autenrieth (Heidelberg),
Döbert (Bensheim), Deubler (Offenbach). Am Nachmittag fand in dem
Städtiſchen Saalbau ein Gartenkonzert mit Volksbeluſtigung und
Preisſchießen, ſowie die Preisverteilung ſtatt.
Vereinigung früherer Leibgardiſten, Darmſtadt. Die in Meſſel
bei Kam. Hch. Laumann (früher Germann) ſtattgefundene Familien=
feier
war außerordentlich gut beſucht. Leider konnte der Feſtſaal die
Ankommenden nicht alle faſſen, und entwickelte ſich auch im Garten und
in den kleineven Gaſtzimmern ein gemütliches, fröhliches Treiben. Die
Kameraden Döll (Klovier) und Kraft (Violine) eröffnelen die
Veranſtaltung mit einigen Muſikſtücken. Hierauf begrüßte der zweite
Vorſitzende Kam. Schröder die Erſchienenen herzlichſt. Nach einem
dreifachen Hurra am Schluß ſeiner Rede auf die Rhein= und Ruhr=
kämpfer
wurde ſtehend das Deutſchland=Lied geſungen. Auf ein von
der kleinen Elfriede Traß ſehr nett vorgetragenes Gedicht Rhein=
treue
folgte der Einakter Das Univerſalmittel‟. Die Mitwirkenden,
die Damen Frl. Gruber, Lehmann, Schröbel und Hof=
mann
, ſowie die Herren Schmidt. Hattemer, Bär und Old
ſind in anerkennenswerter Weiſe ihrer Aufgabe gerecht geworden und
erntelen großen Beiſall. Das anſchließend von den Herren Hatte=
mer
, Töppel und Gubſch aufgeführte Gefangsſtück Die fidele
Gerichtsſitzung, fand ebenfalls reichen Beifall. Alle. Darbietungen
waren mit ſchönen Muſikſtüchen umpahmt. Mit einer Kinderpolonäſe,
wobei jedes Kind ein Fähnchem erhielt und zum Schluſſe noch, auf
Koſten der Vereinigung, ein Glas friſchgemolkene Milch, endete die ſo Landwirt Degen von Lorſch wegen Totſchlag. Degen hat mit ſeinen
ſchöne Feier, um deſſen Gelingen ſich beſonders die Kameraden Schlörb,
Schmidt und Old verdient machten. Die Vereinigung kann mit voller
Befriedigung auf das ſo ſchön verlaufene Feſt zurückblicken.
Heſſiſcher Reutnerbund. Die im Feſtſaal des Realgymnaſiums
abgehaltene Mitgliederverſammlung war außerordentlich
zahlreich beſucht und brachte in ihrem Verlauf die ſtarke Erregung zum
Ausdruck, die in den Kreiſen der Kleinrentner gegenüber dem Ver=
halten
des ſtädtiſchen Wohlfahrtsamtes vorhanden iſt. Infolge der
Weigerung einer Anzahl Kleinrentnerinnen, in die vom Wohlfahrts=
amt
im Widerſpruch zu früheren Zuſicherungen geforderte Ver= zum Meineid gegen den 38jährigen vorbeſtraften Kaufmann Otto Phil.
pfändung ihres Mobiliars einzuwilligen, halte das Wohlfahrtsamt
ihnen die bisher bezogene Reichsunterſtützung trotz ihrer großen Not=
lage
geſperrt. Nachdem aber die neuen Richſilinien zu dem Klein= rach, wohnhaft zu Heidelberg und den vorbeſtraften 48jährigen Land=
rentnerfürſorgegeſetz
die Verpfändung von Mobiliar zur Sicherung der wirt Friedrich Michel aus Hahn. Letzterer hat die beiden Erſtgenann=
Rückvergütung beſeitigt haben, hat das in dem Streit angerufene
Kreisamt dahin entſchieden, daß den Kleinventnern die geſperrten mit ihrem Eide zu bekräftigen, um durch Gegenklage Druck auf eine
Monatsvaten machzuzahlen ſeien; gegen dieſe Entſcheidung aber hat gegen ihn angeſtrengte Klage einer hieſigen Firma zu erwirken. Wäh=
das
Wohlfahrtsamt aufs neue Einſpruch erhoben, was begreiflicher=
weiſe
in den Kreiſen der Kleinrentner allgemeine Entrüſtung auslöſt.
Der Vorſitzende, Kaumerdirektor Müller, berichtete demgemäß in
eingehender Weiſe über den gegenwärtigen Stand der Streitfrage und
beantragte, daß zur Durchführung der benechtigten Anſprüche der ge= lung in Abrede, Michel wurde der Anſtiftung zum Meineid im Fall
ſchädigten Mitglieder die Hilfe eines Rechtsanwalts in Anſpruch ge=
nommen
werde, was einſtimmige Annahme fand, und verſicherte, daß
Kreisamtes zur Geltung zu bringen. Juſtizrat Dr. Lindt ver=
urteilte
mit ſcharfen Worten das ganze Verhalten der Stadtverwaltung gen freigeſprochen. Emig wurde des Meineids für ſchuldig befunden,
gegenüber den Kleinrentnern und rechtfertigt den bisherigen Widerſtand
derſelben gegen die ihnem angeſonnene Mobiliavverpfändung. Ober=
reallehrer
Kahl will zugeben, daß die Forderung des Wohlfahrts= bereits verbüßten Strafzeit und Aufrechterhaltung der Anrechnung von
amtes nach den alten Richtlinien wohl berechtigt geweſen ſei, verurteilt
aber, nachdem die neuen Richtlinien Wandel geſchaffen, den Stand= nisſtrafe verurteilt. Blum wird freigeſprochen.
punkt des Zweiges der ſtädtiſchen Verwalung, der ſich Wohlfahrts=
amt
benenne, aber in grauſamer Härte die Förderung der Wohlfahrt
bei den notleidenden Kleinventnern ſabotiere. Er iſt der Meinung,
daß das Wohlfahrtsamt die Entſcheidung des Kreisamtes umſomehr
hätte anerkennen müſſen, als die laufenden Geldunterſtützungen an die
Kleinrentner nicht aus Mitteln der Stadt, ſondern zu 80 Prozent aus
Reichsmitteln entſtammen, und ſieht in dem fortgeſetzten Widerſtand
M. Kern ein mit einem ausgezeichneten Beitrag Die zum Ausdruck gebracht werden können, wobei natürlich auch
Weltanſchauung der Chineſen. Aus der Fülle des in eine harmoniſche Stimmung des Seelenlebens direkt erſtrebt
den einzelnen Abhandlungen ſorgfältig verarbeiteten Ma= wurde‟. Die 5 Grundtöne der alten klaſſiſchen Muſikedega
terials können hier nur durchgehende Richtlinien und Einzel=
heiten
von mehr als nur fachwiſſenſchaftlicher Bedeutung her= Hauptgegenden der Welt (Oſt, Süd, Mitte, Weſt, Nord), den 5 Ele=
vorgehoben
werden. Religion und Weltanſchauung fallen bei
den Chineſen zuſammen. Vorherrſchend iſt ein agnoſtiſcher blau, gelb, weiß, ſchwarz), die erſt ſpäter eingeführten 12 Töne
Pantheismus, d. h. eine Naturreligion, der die Frage nach dem
Woher und Wohin dieſes Daſeins nicht ſo bedeutſam er=
ſcheint
als die Frage nach einem in Harmonie mit dem Weltall
ſtehenden diesſeitigen glücklichen Leben. Die chineſiſche Philo=
ſophie
iſt deduktiv, d. h. ſie findet ihre Syſteme nicht auf dem im
Abendland üblich gewordenen Wege der Erfahrungswiſſenſchaft,
ſondern in der aprioriſchen Setzung oberſter Prinzipien, denen
die wechſelnden Erſcheinungsformen zumeiſt nur mit Hilfe von würden. Denn Unzufriedenheit mit ihren Folgen zeigte ſich
Analogieſchlüſſen eingeordnet werden können. M. Kern betont
entgegengeſetzte geiſtige Haltung der Chineſen in erſter Linie phyſiſchen Muſiktheorie des Mittelalters, die an die der Neu=
zu
berückſichtigen hat bei dem Beſtreben, europäiſche und chineſi= pythagoräer anknüpfte, die transzendentale Ausdeutung der
Grundkräfte kosmiſchen Geſchehens beſtimmend auch für das erhielt ſeine Bedeutung durch die Analogie der Trinität. Noch
Verhalten des Menſchen, galten Yang, das männlich wirkende / D. Buxtehude (16371707) verſuchte im Glauben an die über=
Prinzip, und Yin, das weibliche, nachgiebige Prinzip. Yang= ſinnlichen Beziehungen der Muſik zur Harmonie des Univer=
die
durchgreifendſte Gegenſeitigkeit im Weltall. Yang und Yin be=
wirken
das Tao, d. h. die Bahn oder den Weg, worin ſich das Beſondere Kapitel werden in dem Buche von M. Kern der Reli=
All bewegt. Es gilt, die Weſenseigenſchaften des Tao, der
ſchöpferiſchen und zerſtörenden Zeit, zu erforſchen, da jeder
Menſch die Beſtimmung in ſich trägt, das Tao des Alls in ſei=
nem
Lebenswandel wieder nachzubilden und ihm nachzuleben. cianismus und Taoismus unerläßlich iſt als Grundlage für das
Ein perſönlicher Gott, ein Weltſchöpfer hat in dieſem Syſtem
keinen Platz. Schöpfung iſt dem Chineſen das Wirken von Yang
und Yin, die alljährliche Wiedererneuerung der Natur. (M. Groot.)
Das ganze bürgerliche und öffentliche Leben wird ſo in China
beherrſcht von der Sorge um ein korrektes Verhalten zu den
ſinnwirkenden Kräften und den ſichtbaren Erſcheinungen der
Natur. Der Eingang eines Hauſes muß ſich z. B. nach dem glück=
bringenden
Süden öffnen. Die linke Seite des Kaiſers iſt gegen
Oſten, die Gegend des Blühens, der Verheißung gewendet; ſie
wurde deshalb in China zur Ehrenſeite. Das Weſen des von von ſeiner Wirkſamkeit: Ich bin ein Ueberlieferer, aber kein
den Chineſen für das menſchliche Verhalten maßgebenden Schöpfer; ich glaube ans Altertum und liebe es. Er vertritt
ſchätzung der Muſik in China, die im chineſiſchen Leben nicht ſo
ſehr um ihrer formaläſthetiſchen Mödglichkeiten willen eine ſo Familie beruhende ethiſch=politiſche Syſtem Chinas. Die Lehre
große Rolle ſpielt, ſondern weil in ihren Klangwirkungen und des Lao=tſe, niedergelegt im Tao=te=King (das Buch lking) vom

gegen die Gntſcheidung des Kroisamtes nur den in unangebrachter Weiſe
ausgedwückten Aerger über die erlittene Niederlage in dem bisherigen
Streit. Einſtimmig wurde von der Verſammlung dem Vorſtand das
Vertrauen des Bundes zum Ausdruck gebracht und der feſte Wille
bekundet, die Entſcheidung des Kreisamtes in allem Inſtanzen zur
Anerkennung zu bringen.
Sonntagsfahrkarten. Vom Hauptausſchuß des Odenwaldklubs
wird uns mitgeteilt, daß durch Entgegenkommen der Eiſenbahndirektion
Mainz eine weitere Sonntagsfahrkarte aufgelegt wind, und zwar von
Darmſtadt nach Seeheim und zurück von Zwingenberg und umgekehrt.
Die Ausgabe erfolgt vom 16. Juni ab.
Warnung. Es kommt ab und zu vor, daß einzelne Freimarken
auf den mit der Poſt beförderten Briefſendungen nur geringfügige oder
ſchwache Entwertungszeichen, oftmals nur Striche oder ſchwärzliche
Flecken tragen, weil ſie beim Abſtempeln in der Eile uicht getroffen
worden ſind. Selbſtverſtändlich iſt es verboten, und auch ſtraffällig,
ſolche unvollſtändig entwertete Freimarken, nachdem ſie von den Um=
ſchlägen
abgelöſt worden ſind, nochmals zur Freimachung von anderen
Poſtſenndungen zu benutzen. Trotzdem geſchieht dies ſehr oft in der fal=
ſchen
Vorausſetzung, der Betrug würde nicht bemerkt. In den meiſten
Fällen werden dieſe Gebührenhinterziehungen aber bei den Poſtanſtalten,
die angewieſen ſind, hierauf beſonders zu achten, entdeckt; gegen die Ab=
ſender
wird dann von der oberen Poſtbehörde, die dafür in dem Poſt=
geſetz
vorgeſehenen Geldſtrafen verhängt. Allem Anſchein nach werden
derartige ſchwach entwertete Freimarken auch vielfach in betrügeriſcher
Abſicht als Erſatz für Kleingeld in Verkehr geſetzt. Darum tut Jeder=
mann
, der ſich Unannehmlichkeiten erſparen will, gut, Freimarken, die er
nicht ſelbſt am Poſtſchalter gekauft hat, vor ihrer Verwendung genau
zu beſichtigen. Bei verdächtigen Wahrnehmungen, insbeſondere auch
beim Fehlen des Klebſtoffes auf der Nückſeite, empfiehlt ſich eine Anfrage
über ihre Gültigkeit am Poſtſchalter.

Wer in Frieden Teöt

vergeſſe nicht, daß das deutſche Volk
am Rhein und an der Ruhr einen
Exiſtenzkampt
kämpft. Es geht auch um Deine
Exiſtenz! Spende zum

Deutſchen Polfsopſer

* Das Schwurgericht verhandelte geſtern gegen den 55 Jahre alten
Mietern Fuhrmann in Unfrieden gelebt und aus Anlaß von Differen=
zen
zu Oſtern ds. Js. den pp. Fuhrmann durch Meſſerſtich ſchwer ver=
letzt
, ſo daß der Tod eingetreten iſt. Das Schwurgericht erkannte mit
Rückſicht auf das Alter und die ſeitherige Unbeſtraftheit des Angeklagten
unter Zubilligung mildernder Umſtände auf 2 Jahre 6. Monate Ge=
fängnis
. Zwei Monate Unterſuchungshaft werden angerechnet. Für
das Strafmaß wurde Körperverletzung mit tödlichem Erfolg ange=
nommen
.
* Das Schwurgericht verhandelte wegen Meineid und Anſtiftung
Emig aus Singen i. Baden, wohnhaft zu Heidelberg, den 66jährigen
Polizeiwachtmeiſter a. D. Joh. Bapt. Blum aus Jutzlingen, Krs. Lör=
ten
veranlaßt, vor dem Oberlandesgericht Darmſtadt ein falſches Zeug=
rend
Emig ſein Zeugnis, das in voller Uebereinſtimmung mit dem
Zeugnis der beiden anderen Angeklagten war, und auf ſchriftliche
Notizen, die M. gefertigt hatte, ſchon im Februar 1922 widerrufen hat,
hält B. ſeine Ausſagen aufrecht und Michel ſtellt jede andere Mittei=
Emig für ſchuldig befunden, zur Verleitung des Blum jedoch nicht. Er
wurde zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und Verluſt der bürgerlichen
ſeitens des Vorſtandes alles geſchehen würde, die Entſcheidung des Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren und dauernden Unfähigkeit
als Sachverſtändiger eidlich vernommen zu werden verurteilt; im übri=
unter
Bejahung des Widerrufs aus 8 158 Str. G.B. zu 6 Monaten Ge=
fängnis
, unter Anrechnung der früheren durch Urteile des Landgerichts
5 Monaten Unterſuchungshaft, zu 2 Jahren 2 Monaten Geſamtgefäng=
Lokale Veranſtaltungen.
Die hlerunker erſchelnenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kriſt.
Jugendabend: Am kommenden Sonntag veranſtaltet der
Jugendbund für entſchiedenes Chriſtentum einen deklamatoriſchen=
muſikaliſchen
Abend mit dem Thema Frühling in Natur und Seele‟.

Die Aufſätze über China leitet der Herausgeber Klangfarben transzendentale Zuſammenhänge des Weltalls
(Quart und Septim fehlen) entſprechen den 5 Planeten, den 5
menten (Holz, Feuer, Erde, Metall, Waſſer), den 5 Farben (rot,
dem Tierkreis und den 12 Monaten. So war die Muſik in das
makrokosmiſche Weltbild eingereiht und ein Mittel, die volle Har=
monie
herzuſtellen. Die Zahlenſymbolik ſpielte demgemäß eine
große Rolle. Von dem Hiſtoriker Se=ma=Tſſien iſt der Ausſpruch
überliefert: Wenn die Zahlen eine Form annehmen, verwirk=
lichen
ſie ſich in der Muſik. Die Herrſcher ließen die Lieder des
Volkes ſammeln, um zu erfahren, wie die Provinzen regiert
im Aufkommen neuer Weiſen. Man hätte übrigens an dieſer
ausdrücklich, daß man dieſe der abendländiſchen Denkweiſe völlig / Stelle daran erinnern können, daß auch in der theologiſch= meta=
ſche
Weltanſchauung einander anzunähern. Als die entſcheidenden Zahlen eine große Rolle ſpielte. Der ſog. nuiherus ternarius
Yin, die beiden Weltſeelen, bewirken den ewigen Wandel und ſums auf der Grundlage der Zahlenſymbolik in 7 Klavierſuiten
die Natur und die Eigenſchaft der Planeten darzuſtellen.
gion der alten Zeit, dem Confuzianismus, Taoismus, der chine=
ſiſchen
Philoſophie, dem ſtaatlichen und ſozialen Leben und der
Aſtronomie Chinas gewidmet. Da ein Vertrautſein mit Confu=
Verſtändnis chineſiſcher Kunſt, ſo ſei das Alleinrichtigſte hier be=
rührt
. Weder Kung=Fu=tſe ((551479) Kung iſt der Familien=
name
, Fu=tſe Meiſter, Confucius iſt die latiniſierte Form)
noch Lao=tſe (Lao=tſe alter Meiſter, ſein eigentlicher Name
war Li=poh=Yang können als Religionsſtifter angeſehen
werden. Beide ſind nur Hauptvertreter beſtimmter Schulen,
deren großes Verdienſt darin beſtand, Begriffe, die ſchon Gemein=
gut
des chineſiſchen Volkes waren, wieder zu Ehren gebracht
und für immer feſtgehalten zu haben. Confucius bekennt ſelbſt
Analogieſchluſſes wird beſonders klar, aus der hohen Wert= in ſeiner Perſönlichkeit und in ſeinen Schriftenk) das auf Treue
gegen ſich ſelbſt, auf Vertrauen und Pietät gegen Staat und

Katholiſcher Frauenbund. Der Vortrag des Hetrn
Dr. Schaefer iſt, wie geſtern bereits mitgeteilt, verſchoben worden.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Am
Sonntag, den 10. Juni, findet die dritte Wanderung ſtatt. Von Bens=
heim
aus geht es auf ausgeſucht ſchönen Wegen durch die herrliche
Bergſtraße nach dem ſchönen Städtchen Birkenau. Die neugegründete,
ſehr rührige Ortsgruppe Birkenau wird für ein paar vergnügte Stun=
den
Sorge tragen. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Liederabend der Geſangſchule Math. Weber. Wi=
alljährlich
findet auch dieſes Jahr ein Liederabend der in Darmſtadt und
Umgegend rühmlich bekannten Geſangſchule von Fräulein Mathilde
Weber ſtatt. Da im Gegenſatz zum Vorjahre die fortgeſchrittenen Schüler
an Zahl überwiegen, dürfte das Konzert ſich beſonders intereſſant ge=
ſtalten
und ein vielſeitiges und umfaſſenderes Bild der Ausbildungsmög=
lichkeit
in dieſer Schule bringen. Graf Kalckreuth hat in liebenswürdiger
Weiſe die Begleitung am Klavier übernommen. Das Konzert findet
Samstag, den 9. Juni, abends, im Mathildenhöhſaale ſtatt.
Verein ehem. 117er, Darmſtadt. Heute, Donnerstag,
abend, im Vereinslokal Monatsverſammlung. Anſchließend Konzert.
Kaffee Fürſt Bismarck. Auf den heutigen Rheiniſchen
Abend (verſtärkte Hauskapelle mit Obermuſikmeiſter M. Weber) ſei
nochmals hingewieſen. Das Dirigentengaſtſpiel des Herrn M. Weber
dauert bis Saustag, den 9. Juni.
Johannesgemeinde. Unten Mitwirkung des Poſaunen=
chores
Wartburg und des Kirchengeſangvereins wird das diesjährige
Johannesfeſt bei gutem Welter am Eleonorenbrunnen (in der Nähe
des Schnampelweges) am Sonntag, den 24. Juni, abgehalten werden.
Die Anſprachen der Herren Pfarver Marx und Wagner II werdea dem
Feſt einen ernſten kirchlichen Charakter verleihen. Doch ſoll zum
Schluſſe auch die Jugend wie in den Vorjahren zu ihrem Recht
kommen. Abmarſch um 3 Uhr am Botaniſchen Garten.
Zweite Heimatwanderung: Sonntag, 17. Juni, nach
Erbach und Michelſtadt. Abfahrt Oſtbahnhof 6.16 Uhr. Sonntagskarte
bis Erbach. Ruickfahrt ab Michelſtadt 7.38 Uhr. Ruckſackverpflegung
und Wanderkleidung, jedenfalls kein Sonntagsſtaat‟. Die Führung
verſpricht durch die Beteiligung von Prof. Dr. Klemm. Dr. Corwegh,
Dr. Fricdrich, Dr. Heil, Archiprat Mornewag und des Leiters der
Volkshoclſchule reiche Anregungen und Aufſchlüſſe über dieſe beiden
an Kunſtwerken und Erinnerungen ſo reichen Städte. An der Einhard=
Baſilika in Steinbach vereinigt die Eichendorff=Feier (5 Uhr) die Teil=
nehmer
mit Einwohnern aus Michelſtadt und Erbach. Mitglieder,
Hörer und Freunde der Volkshochſchule können ſich an dieſer
Heimatwanderung beteiligen, wenn ſie ſich bis 12. Juni ſchrift=
lich
oder perſönlich in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Wilhel=
minenſtraße
3, 2 Tr., anmelden. Eine Gebühr wird nicht erhoben.
Führung durch die Landesbibliothek am 12. Juni,
nachmittags 6½ Uhr pünktlich! Karten, die koſtenlos ausgegeben wer=
den
, müiſſen bis Montag, 11. Juni, in der Geſchäftsſtelle der Volks=
hochſchule
abgeholt werden. Zur Teilnahme berechtigt iſt nur, wer im
Beſitz einer Karte iſt.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Heute abend
Sitzung des Organiſationsausſchuſſes. Fra Pringsheim wird über die
Gedenkfeier in Frankfurt a. M. ſprechen.

Ein Proteſt.
Die vom Reich vorgenommene Neuregelung der
örtlichen Sonderzuſchläge hat in unſerem Lande in
den beteiligten Kreiſen mit Recht eine ſtarke Erregung hervor=
gerufen
. Die heſſiſche Beamtenſchaft iſt durch die Neuregelung
mit ihren Ungerechtigkeiten und ihren Unſtimmigkeiten gerade
gegenüber Heſſen auf das höchſte beunruhigt, weil die Neurege=
lung
der örtlichen Sonderzuſchläge den tatſächlichen Verhältniſſen
in Heſſen aber auch gar nicht gerecht wird. Schon die Orts=
klaſſeneinteilung
wird für Heſſen einhellig als verfehlt
betrachtet; Regierung und Beamtenſchaft fordern dafür die An=
erkennung
des Gebietes des Volksſtaates Heſſen als ein einheit=
liches
Wirtſchaftsgebiet. Die nun getroffene Neuregelung der
Sonderzuſchläge hat dieſe Sachlage noch verſchärft und einen Zu=
ſtand
geſchaffen, der geradezu unerträglich wird. Infolgedeſſen
war die heſſiſche Regierung gezwungen, ein ausführ=
lich
begründetes Proteſtſchreiben dem Reichsfinanz=
miniſter
durch den heſſiſchen Geſandten in Berlin überreichen zu
laſſen, um zu verſuchen, die unhaltbaren Anordnungen für Heſ=
ſen
zu beſeitigen oder doch wenigſtens zu mildern. Insbeſon=
dere
wird in dem Proteſt der Landesregierung auch auf die all=
gemein
geſchaffenen Unterſchiede für die Orte des beſetzten
Gebietes hingewieſen, die nicht aufrecht erhalten werden
können. Die heſſiſche Regierung hat dabei eine Feſtſtellung der
tatſächlichen Verhältniſſe an Ort und Stelle durch den Reichs=
finanzminiſter
angeregt. Unter anderem heißt es in dem Pro=
teſtſchreiben
:
Durch die Neuregelung iſt jedenfalls eine Lage geſchaffen,
die ſchlechterdings nicht aufrecht erhalten und die von der heſſi=
ſchen
Regierung unter leinen Umſtänden gebilligt werden kann.
Die Erregung der Beamtenſchaft iſt außerordentlich groß, und es
beſteht keine Möglichkeit, die derzeitigen Anordnungen auch nur
einigermaßen zu vertreten. Wir müſſen deshalb gegen die ge=
troffene
Anordnung Einſpruch erheben und dringend bitten, als=
bald
in eine Nachprüfung der Angelegenheit einzutreten, wenn
nicht bei der heſſiſchen Beamtenſchaft und auch bei der heſſiſchen
Regierung das Gefühl einer ungerechten Behandlung der heſſi=
ſchen
Orte immer mehr beſtärkt werden ſoll. Wir müſſen for=
dern
, daß den begründeten Anträgen, die auf das allernotwen=
digſte
beſchränkt werden, Rechnung getragen wird.
Wirken ſtel des Weltgeſetzes (Tao)) überragt an Tiefe die jeder
transzendentalen Spekulation abholde praktiſch=pädagogiſch ein=
geſtellte
Ethik des Confucius. Der Unterſchied zwiſchen dem
Wirken des weltzugewandten, politiſch rührigen Confucius und
des weltabgewandten, jeglicher äußeren Betriebſamkeit ableh=
nenden
Lao=tſe, die ja beide letzten Endes das gleiche Ziel im
Auge haben, die Ausbildung des ethiſch=volltommenen Menſchen,
beſteht grundſätzlich darin: Während Lao=tſe den einzigen Weg
zum Heil nur in ſtrengſter Selbſtzucht ſieht und jedes Wirken auf
andere verwirft, iſt Confucius davon überzeugt, daß das Volk
Führer, Lehrer braucht, die es leiten und zum Guten anſpornen.
Eingang ins Tao, das verlorene Paradies, iſt nach dem Tao=te=
King das Endziel des ſiſittlichen Lebens. Zu dieſem Ziele führt
nach Lao=tſe ein ganz beſtimmtes Verhalten des Menſchen, das
Wu=Wei, d. h. das Nicht=Tun (nicht zu verwechſeln mit nichts
tun). Lao=tſe ſagt: Drum ſagt der heilige Menſch: Ich bin
ohne Tun, und das Volk beſſert ſich von ſelbſt ich liebe die Ruhe,
und das Volk wird von ſelbſt redlich; ich bin ohne Geſchäftigkeit,
und das Volk wird von ſelbſt reich; ich bin ohne Begierden, und
das Volk wird von ſelbſt einfach. Der heilige Menſch verweilt
in der Tätigkeit des Nichttuns und übt Belehrung aus ohne
Worte. Wer den Mund auftut und immer geſchäftig iſt, der iſt
nicht zu retten. Der Erkennende redet nicht; der Redende er=
kennt
nicht. Der Weiſe iſt nicht gelehrt, der Vielwiſſer, nicht
weiſe. Nicht einem ſtumpfen Dahinbrüten redet eta Lao=tſe
das Wort, ſondern dem ſtillen Wachſen des inneren Menſchen
bis zur Reife der durch die Verwirklichung ihres wahren Seins
allein zur Erziehung geeigneten vorbildlichen Perſönlichkeit.
Confucius hat einmal treffend Lao=tſe bezeichnet als den
Drachen, der ſich erhebt auf Wind und Wolken und aufſteigt
zum Himmel, zu dem Urquell des Alls, dem Tao. Ein Spruch
des Lao=tſe lautet: Das Ewige kennen, heißt erleuchtet ſein.
Wer das Ewige kennt, der iſt umfaſſend, daher des Himmels,
daher des Taos, daher fortdauernd; er büßt den Körper ein ohne
Gefährde, (nach Conrady). Der Taoismus des Lao=tſe, in
ſeiner Reinheit einer der tiefſten Weltauſchauungen, iſt bald in
einen äußerlichen geſpenſtiſchen Exorzismus ausgeartet, ſo daß
Confucius cum grano salis recht hat, wenn er einmal jägt:
Das Volk kann man wohl dazu bringen, zu gehorchen, aber nicht
(Fortſetzung folgt.)
dazu, einen tieferen Sinn zu verſtehen.
*) Führer zum Tao ſind nach confuzianiſcher Anſchauung einzig
und allein die klaſſiſchen Schriften, die heiligen Bücher Chinas. Con=
fucius
ſoll nur das Tſun Tſiu, die Annalen von 722481, verfaßt
haben. Das Si, die Lieder, das Ji. die Wandlungen, das Su, die Ge=
ſchichtsbücher
, dürften eine Kompilation ſein. Das fünſte heilige Lung,
das Li Ki, Schriften über die Lebensregeln, enthält größtenteils Ueber=
lieferungen
. Ausſprüche des Confucius. (Mſ. Groot.)

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 7. Juni 1923.

Rummer 155.

3. Sitzung.
Darmſtadt, 6. Juni. 1933.
das Gebet.
Michel=Neubamberg eingeführt und vereidigt.
Erſter Gegenſtand der Beratung iſt das Geſuch des Heſſiſchen Haupt= tem Umfange erſcheinen.
vereins der Guſtav Adolf=Stiftung um Erhöhung des Bei=
zu
erklären.
nochmals zurückgeſtellt, bis die Kirchenregierung ſich dazu geäußert hat, ein guter Schwimmer. Den Angehörigen des ſo jäh aus dem Leben ge=
Zur Eingabe des Dekanats Groß=Umſtadt, die Organiſten=
beſoldung
auf die Landeskirchenkaſſen zu übernehmen und Mittel zur riſſenen jungen Mannes bringt man algemeine Teilnahme entgegen.
Ausbildung von Orggniſten bereit zu ſtellen, hat der Finanzausſchuß
angenommen.
Zu Rubrik R, Förderung freiwilliger Unternehmun=
dene
Aenderungen der Voranſchlagszahlen vor, die durchweg Erhöhun= 19B3 wurde kein Voranſchlag für die Provinzialkaſſe aufgeſtellt. Viel=
gen
betreffen. Die von der Lirchenregierung neu eingeſetzte Poſition, mehr ſoll nach dem Beſchluß des Provinzialtages im neuen Rechnungs=
mit
4 137 694 Mk., beantragt der Ausſchuß zu ſtreichen und dafür der Geldentwertung weiter gewirtſchaftet werden.
einen Zuſchuß von 500 000 Mk. für die Innere Miſſion einzuſetzen. Die
Kirchenregierung erklärt ſich nach dem Bericht des Prälaten D. Euler, in dem Wald bei Gießen die 72 Jahre alte Frau Sophie Hofmann,
hiermit einverſtanden. Im übrigen werden beantragt: 12. Gehalt des die ſich auf dem Wege nach einem Nachbarorte befand, überfallen, er=
vom
Verein zu leiſtenden Zuſchuſſes von 7500 Mk. 5 404 980 Mk., Täter fehlt jede Spur.
1b. Zuſchuß für den Landesverein für Innere Miſſion 500 000 Mk.,
2a. je 1 Million Zuſchuß zum Gehalt des erſten Geiſtlichen des Diako=
auftragten
Miſſionars, zwei Drittel von 1 Million 666 667 Mk. Als Vertreter des Kreisamtes war bei der Einweihung Regierungsrat
3. Heſſenbund, Verband zur Pflege der weiblichen Jugend und ſonſtige Rindfuß erſchienen. Der Alsfelder Prämienmarkt am
evangeliſche Jugendvereine 500 000 Mk., 4. Verband der evangeliſch= Montag war an ſich ſehr gut beſchickt. Faſt alle Viehgattungen waren
kirchlichen Frauenvereine 1 200 000 Mk. 5. dem Heſſiſchen Landesver= vertreten. Nur litt der Markt ſehr unter der Witterung.
ein der Freundinnen junger Mädchen zur Ausübung der evangeliſchen
Bahnhofsmiſſion in Heſſen 100 000 Mk., 6. für die evangeliſchen Ar=
beitervereine
2000 000 Mk., 7. für den Evangeliſchen Nachrichten=
Verband für Heſſen 100 000 Mk., 8. dem Allgemeinen Deutſchen Sitt=
lichkeitsverein
, dem Evangeliſchen Preßverband für Deutſchland, der
Flußſchiffermiſſion je 1000 Mk., 3000 Mk. 9. der Evangeliſch=ſozialen
Schule in Spandau 4000 Mk., 10. für Sonſtiges 51 353 Mk., Summe Fuchs wurde geſtern der angeklagte Student Nichard Gutermann ver=
13530 000 Mk.
unbedingt unterſtützt und ausgebaut werden. Da die Finanzlage die Dieburg. Der Angeklagte erklärte, Machaus habe ihn nur über die
Bereitſtellung der geforderten Summe nicht geſtattet, beantrage er eine bolſchewiſtiſche Gefahr aufgeklärt, die ſich immer mehr in Norddeutſch=
Kirchenkollekte für die Volksmiſſion.
Abg. Pfarrer Waitz tritt ebenfalls warm für Unterſtützung der
ebangeliſchen Pfarrer ergehen zu laſſe. Dem Antrag des Landes= mitagelagter Bruder Nuholf Gutermann kannte Machaus aus der
ſprechen, auch im Intereſſe der Inneren Miſſion.
Vereinsgeiſtliche des Landesvereins müſſe unbedingt entlaſtet werden, redung am 20. Februar hat der Angeklagte nicht teilgenommen. Ueber
Immerhin erſehe er in der Bereitſtellung des Zuſchuſſes das Intereſſe gierung gedacht habe.
der Landeskirche an der Volksmiſſion.
evangeliſch=kirchlicher Frauenvereine, den er jedoch zu Gunſten des Vor= Der Angeklagte erklärte, er habe ſeine Truppen bereit geſtellt, in der
von einer Million dankt.
Miſſionsarbeit zum Ausdruck.
ſoll in der zweiten Leſung erledigt werden.
antrages unter Ablehnung des Antrages Kleeberger.
ſchloſſen werden ſoll. Die Summe von 9 745 560 Mk. wird vorbehaltlich werden, bis wieder eine politiſche Klärung eingetreten ſei. Sein = Stre=
dieſes
bewilligt.
Es werden dann noch einige rückſtändige Einnahme=Rubriken er=
ledigt
. Der Zuſchuß des Staates iſt mit 2903 678000 Mk. hebt hervor, daß er ſtets der Meinung war, es handle ſich um eine
eingeſtellt. Damit iſt der Voranſchlag in erſter Leſung erledigt.
Es folgt Beratung der Vorlage des Oberkonſiſtoriums zum Kirchen= Munk hatte enge Beziehungen zu Rechtsrat Dr. Kügles, der ihm einmal
wird angenommen.
beziehen, bleibt es der Kirchenregierung freigeſtellt, dieſe Vergütungen, noch eine Erklärung ab, wonach er niemals im Ernſte daran gedacht habe.
ganz oder teilweiſe den Inhabern zu belaſſen. Abſ. 3 erhält folgende daß eine ſolche Aktion zu Stande komme. Hierauf wurde die Verneh=
Faſſung: Für Kinder über 21 Jahre kann auf Antrag im Falle des mung der Angeklagten abgeſchloſſen.
Bedürfniſſes eine widerrufliche Erziehungsbeihilfe, nach Stufe 3 bis
zum 24. Lebensjahre bewilligt werden, wenn ſie ſich noch in der Schul=
und Berufsausbildung befinden. Soweit Kinder über 14 Jahre ein
eigenes Einkommen von über 10000 Mark monatlich beziehen, iſt der tigtauſendmarkſcheine geſtohlen. Für die Wiederherbei=
Kinderzuſchlag bezw. die Erziehungsbeihilfe einſchließlich Teuerungs= ſchaffung oder Namhaftmachung des Diebes wurde eine Belohnung
Kindes den Betrag von 10000 Mk. überſteigt.
nochmals an Finanz= und Geſetzgebungsausſchuß zurückverwieſen.
Nächſte Sitzung Donnerstag 9 Uhr. Schluß 1 Uhr.
zh. Zwingenberg, 6. Juni. Radfahrerfeſt. Der hieſige, im
blinder Paſſagier mitzufahren, fiel herab, wobei ihm ein Wagenrad über reiche Unterſuchung der Polizei führte zu zahlreichen Verhaftungen.
die Zehen fuhr. Er erlitt derartige Quetſchungen am Fuße, daß er in
das Bensheimer Krankenhaus überführt werden mußte.
A Heppenheim (Bergſtr.), 6. Juni. Die Gemeindebehörde
dertſätze nach dem Reichsmietengeſetz auf das Doppelte, mithin auf ſtändig zertrümmert wurden. Die Gleiſe ſind geſperrt. Lokomotiv=
Mai das 81fache der Grundmiete. Von einer weiteren Erhöhung der
Zuſchläge für gewerbliche Betriebe wurde für Mai abgeſehen. Dabei
bleibt die frühere Vereinbarung, wonach alle Steuernacherhebungen,

gebühr, anteilmäßig zu tragen ſin, unverändert. Die Preiſe für
elektriſchen Strom ſind für die diesmonatliche Ableſung auf
1600 Mk. für Lichtſtrom und 1100 Mk. für Kraftſtrom feſtgeſetzt worden.
nr. Reiſen (Kr. Heppenheim), 6. Juni. Von der Feuerwehr.
Hier fand eine Muſterübung der Feuerwehren von hier und Ober= Mum=
bach
ſtatt. Gleichzeitig wurde eine Verſammlung der Feuerwehrbefehls=
haber
von Fürth, Waldmichelbach, Ober=Laudenbach und Kirſchhauſen
abgehalten.
Fränkiſch=Crumbach, 6. Juni. Am kommenden Sonntag, den
10. Juni, nachmittags 1 Uhr. findet die Einweihung des nunmehr
fertig geſtellten Denkmals für die im Weltkrieg gefallenen Söhne
unſerer Gemeinde ſtatt. Die Weiherede hält Herr Pfarrer Meiſinger.
B. Gernsheim, 5. Juni. Heute wurde der ſeitherige Bürgermeiſter,
Herr Val. Altendörfer, von Klein=Rohrheim zur letzten Nuhe ge=
tragen
. Der Verſtorbene war ein guter und pflichttreuer Beamter ſeiner
Gemeinde.
he. Seligenſtadt, 5. Juni Fahrrad=Diebſtähle. In einer
Halle des Gaſthauſes Zum Rieſen iſt einem Handwerker ſein Fahrrad
geſtoblen worden. Ein anderes Fahrrad iſt aus einer Hofreite in der
Bahnhofsſtraße entwendet worden.

Rüſſelsheim a. M., 6. Juni. Seinen Verletzungen er=
legen
iſt der Arbeiter Klepper von hier, der vor kurzem von einem an=
Edangenſcher Landesrircheniag, deren Arbeiter im Verlauf eines Streites einen Stich in die Nähe des
Herzens erhalten hatte.
Mainz, 6. Juni. Betriebsunfall im Elektrizitäts=
werk
. Heute früh gegen 6 Uhr wurde im Elektrizitätswerk an der
Zu Beginn der heutigen Sitzung ſpricht Abg. Pfarrer Bernbeck Hauptdampfleitung ein Entwäſſerungsſtutzen abgeriſſen. Um eine Re=
Präſdent D. Dr. Diehl eröffnet die Sitzung um 10 Uhr. Vor erzeugung eingeſtellt werden. Der Betrich konnte gegen 10 Uhr wieder ſah in der Konkurreng2 28 Herrenfahrer mit induſtriellem In=
Eintritt in die Tagesordnung wird der neue Abg. Bürgermeiſter aufgenommen werden. Infolge der Störung lag heute vormittag eine tereſſe am Start. Lie 276 Kilometer lange Rennſtrecke führte
trages der Landeskirche zur Vollendung des angefangenen Kapellen Rhein zwiſchen Ibersheim und Hamm der 20 Jahre alte Bankangeſtellte mer, zu denen unſere beſten Rennfahrer zählen, ſchon am
baues in Heuſenſtamm. Es wird beſchloſſen, in Rubrik 10 den Adam Horn von Pfifligheim. Die Leiche des Ertrunkenen konte geſtern erſten Tage außer Gefecht geſetzt wurden, wurden
Betrag von 2500 000 Mk. einzuſtellen und das Geſuch damit für erledigt morgen unterhalb Rheindürkheim geländet werden. Das Schickſal des durch zwei Umſtände in nicht vorgeſehener Weiſe bedeutend ver=
jungen
Mannes iſt um ſo tragiſcher, da er gerade an ſeinem 2. Ge=
Die Eingabe des Vereins evangeliſcher Organiſten und Chok burtstage vom Tode ereilt wurde. Allem Anſchein nach dürfte wohr größert, und zwar derart, daß leider eine Reihe ſchwerer Un=
dirigenten
, ihre Beſoldungsverhältniſſe betreffend, wird vorerſt ein Herzſchlag als Urſache des Ertrinkens anzunehmen ſein. Horn war fälle zu verzeichnen waren. Einmal war es der ununter=
beantragt
, den erſten Teil der Eingabe abzulehnen, dem zweiten Teil Bataillon des 15. Inf.=Regts. iſt nach Beendigung der Uebungen auf der völkerung, das die Rennfahrer erheblichen Gefahren aus=
durch
entſprechende Etatänderung Rechnung zu tragen. In Rubrik 29 Senne wieder hier angekommen. Der Provinzialtag der ſetzte. Nicht nur, daß die mit vieler Mühe und großen Koſten
ſollen dazu 26 00 Mark eingeſtellt werden. Die Ausſchußanträge werden Provinz Oberheſſen beſchloß einſtimmig den Beitritt der Provinz zur vorgenommene Wegemarkierung (vorbildlich durch Kon=
den
mit einem Waldbeſtand von 17000 Hektar beigetreten. Die Gemein=
gen
für kirchliche Zwecke, ſchlägt der Finanzausſchuß verſchie= wirtſchaft Oberheſſen iſt damit ausreichend fundiert. Für das Jahr ſie dreimal erneuert werden mußte, auch die Steinſchleu=
Gehalt eines zweiten Pfarrers für die innere Miſſion (Pfarraſſiſtent) jahr im Nahmen des alten Voranſchlags vorläufig und entſprechend ſtändlich. Konkurrenzen, wie dieſe, ſollen die Induſtrie neu be=
Vereinsgeiſtlichen des Landesvereins für Innere Miſſion, abzüglich des mordet und beraubt. Die Leiche wurde geſtern aufgefunden. Von dem unangebracht, ſie durch das feindſelige Verhalten eines Teils der
th. Oberheffen, 6. Juni. Fiſcherei=Vexpachtung. Eine
etwa zwei Kilometer lange Fiſcherei in der Lahn bei Fronhauſen kam
niſſenhauſes, des Geiſtlichen des Diakonievereins und der Epileptiſchen= bei der kürzlichen Verpachtung auf 21 Zentner Roggen. In Stum= durch ein derartiges Steinſchleuderatentat eine Beſchädigung ſei=
Anſtalt 3 000 000 Mk., 2b. Zuſchuß zum Gehalt des mit der Wahr= pertenrod (Kr. Alsfeld) iſt auf dem dortigen Gemeindefriedhof
nehmung des Dienſtes des zweiten Geiſtlichen am Diakoniſſenhaus be= ein Ehrendenkmal für die im Weltkriege Gefallenen errichtet worden, ähnlich.
Reich und Ausland.
Der Münchener Hochverrats=Prozeß.
TU. München, 6. Juni. Nach der Vernehmung des Angeklagten
nommen. Er ſoll ſich erboten haben, Machaus im Februar bei den
Abg. Pfarrer Mathes bedauert die Streichung des zweiten etwa notwendig werdenden Vorbereitungsarbeiten für die Aktion be= beſte, ausgeſuchte Rennfahrer teil. Wenn dieſe der Schwierig=
Pfarrers für Innere Miſſion. Die Tätigkeit der Volksmiſſion müſſe hilflich zu ſein. Er war Begleiter von Machaus auf deſſen Reiſe nach keiten nur zu etwa 70 Prozent Herr wurden, iſt das auch ein
land ausbreite. Richart kannte er nur unter dem Namen Kreutzer. Wo= Sieg nicht vom Zufall oder gar vom Los abhängig zu machen,
Volksmiſſion ein und ſchlägt vor, einen Aufruf zur Mitarbeit an die her die Geldmittel gekommen waren, hatte er keine Kenntnis. Sein
vereins, einen Pfarraſſiſtenten anzuſtellen, müſſe man allerdings wider= franzöſiſchen Gefangenſchaft. Er verſicherte, daß er über die militäriſche Sieger hervorgeht, und nicht, wie im Vorjahre, deren acht.
Durchführung der Aktion nicht orientiert geweſen ſei. Mit Nichart
Abg. Dr. Avemarie vertritt den Antrag. Es ſei unbedingt er= habe er ſich im algemeinen über Politik nicht unterhalten. Nichart leider einige ſchwerer Natur geweſen, die wohl in erſter Linie
forderlich, die Organiſation der Inneren Miſſion auszubauen. Der war über die haheriſchen Verhältniſſe gut brientiert. An der Unter= auf den aufgeweichten Zuſtand der Straßen, deren Untergrund
Die Forderung, einen Pfarraſſtenten anzuſtellen, ſei ſehr beſcheiden, die politiſche Seite der Aktion wurde er auch ſpäter nicht unterrichtet, den Fahrern nicht bekannt war, zurückzuführen ſind. Herr
geweſen. Es bleibt hoch bedauerlich, daß die kataſtrophale finanzielle. An ein gewaltſames Vorgehen gegen die Negierung habe er nicht ges Direktor Qupont auf Stehr kam bei Brandau an einer
Lage der Landeskirche es nicht geſtattet, den Antrag aufrecht zu erhalten, dacht. Es ſei richtig daß er an die Errichtung einer pfälziſchen Re= ſpitzen Kurve mit ſeinem Wagen ins Rutſchen. Der Wagen
Abg. Dekan Gußmann vertritt einen Antrag des Verbandes ten Berger, der Kreisleiter, von München des Bundes Blücher war. Poſt in Höchſt verbracht. Seine Gattin erlitt einen Unter=
ſchlags
des Finanzausſchuſſes zurückzieht und für die Mehrbewilligung feſten Ueberzeugung, daß es ſich um eine vaterländiſche Aktion handle, Wagen wurde zertrümmert. Frau Folville kam durch einen
nicht aber um die Regeirung zu ſtürzen, ſondern um ſie zu ſtützen
Abg. Pfarrer Kleeberger bedauert die Ablehnung eines An= gegen bolſchewiſtiſche Uebergriffe von Nordeutſchland. Von den Be= glücklichen Zufall mit dem Schrecken davon. Auch ſie berlor in
trages des Landesverbandes ebangeliſcher Männervereine, der die glei= ſprechungen Machaus' mit Nichart habe er nichts gewußt. Er habe einer Kurve bei der Abfahrt vom Krähberg die Gewalt über
chen Aufgaben zu erfüllen hat, wie die Frauenvereine. Redner hält Machaus immer für einen ehrlichen Menſchen gehalten. Auf Empfeh= ihren Wagen. Er rutſchte weg und konnte gerade noch im letz=
ſeinen
Antrag auf Bewilligung von 200 000 Mk. aufrecht. Im weiteren lung des Machaus habe er auf den Namen Kreutzer eine Mitglieds= ten Augenblick, mit dem Vorderwagen über einem 3040
Verlauf der Debatte kam der Dank für die Anerkennung der Inneren karte für den Bund Blücher ausgeſtellt, ohne zu wiſſen, daß dieſer Meter hohen Abhang ſchwebend, gehalten werden.
Es iſt ein Antrag Bernbeck eingelaufen, die Summe für den Millionen Mark erhalten, die er aber nicht für ſich, ſondern für Organi=, wieder auf die Landſtraße zu ſchaffen; er mußte abgeſtoppt wer=
zweiten
Pfarrer für Innere Miſſion wieder einzuſtellen. Der Antrag ſationszwecke für den Bund verwendete, was er durch Belege beweiſen den. Herr Otto Göbel=Gießen erhielt, wie ſchon erwähnt,
könne. Er habe nicht gewußt, daß das Geld franzöſiſchen Urſprunges
Die Abſtimmung ergibt Annahme des Finanzausſchuß= ſei, ſondern geglaubt, das Geld ſtamme von rheiniſchweſtfäliſchen oder einen Steinſchlag in den Benzintank und konnte nach notdürf=
oberfränkiſchen
Induſtriekreiſen. Es ſollte mit Zuſtimmung der ver= tiger Reparatur bis Darmſtadt kommen. Herrn, Dunlop,
Zu Ruhr, 32, Unvorhergeſehene Ausgaben, wird im faſſungsmäßigen Regierung dieſer und dem Parlamente eine militäriſche Direktor der Dinos=Werke, geriet durch das Auspuffrohr der
Finanzausſchuß der Beitrag zu der vorgeſchlagenen Krankenkaſſengemein= Diktatur zur Seite geſtellt werden, um den Bolſchewismus nieder zu Wagen in Brand und mußte ſchwerbeſchädigt ausſcheiden. Die
ſchaft mit 100 000 Mk. eingeſtellt, über die imn der zweiten Leſung be= halten. Die Reichsregeirung ſollte nötigenfalls nach München verlegt übrigen Unfälle betrafen nur die Wagen.
ben habe immer nur der Bekämpfung des Bolſchewismus gegolten.
(s folgte die Vernehmung des Angeklagten Munk. Auch dieſer allerdings waren die Bedingungen wohl zu ſcharf genommen
Abwehraktion gegen den von Norddeutſchland drohenden Bolſchewismus, worden im Gegenſatz zu den großen Wagen.
geſetz, betr, die Kirchlichen Vahlen. Abg. Neuenhagen andeutete, daß man ihn brauchen werde wegen ſeiner guten Beziehungen des H. A. C. begrüßt, während die Wagen in der Schupo=
erſtattet
den Ausſchußbericht. Es wird vorgeſchlagen, einem Antrag zu tſchecho=ſlowakiſchen Wirtſchaftskreiſen, insbeſondere mit den Kohlen= kaſerne unter Verſchluß blieben. Das H. A. C.=Klubheim konnte,
D. Dr. Schian zuzuſtimmen, der den Finanzausſchuß beauftragt, bis geſellſchaften. Kügles machte ihn auch mit Fuchs bekannt. Er habe da auch die Mitglieder zahlreich erſchienen waren, die Gäſte
zum 31. Dezember 1924 eine Reviſion des Kirchengeſetzes vorzulegen, ſich damals bereit erklärt, einen Herrn mit nach Prag zu nehmen und kaum faſſen, die hier im Kreiſe der Darmſtädter Klubfreunde
und die ganze Materie von der Tagesordnung abzuſetzen. Der Antrag ihn doert in den Miniſterien einzufüihren, er habe ſich aber geweigert, ein paar Stunden angenehmer Erbolung verlebten. Dder Nrä=
eine
Verbindung mit tſchechichen Militärs oder Politikern anzubahnen,
Es folgt Beratung der Vorlage des Oberkonſiſtoriums betr, die Hierauf ſei ihm Dr. Mehr vorgeſtellt worden ils der Mann, der mit ihm ſident des H. A. C., Herr Direktor Zimmer, begrüßte die Feſt=
Abänderung des Kirchengeſetzes vom 23. März, die Ge= nach Prag reiſen ſollte. Er habe ihm das Einreiſe=Viſum beſorgt und teilnehmer in einer herzlichen Anſprache erläuterte nochmals
halte der Geiſtlichen. Es handelt ſich um folgende Aenderungen: 500 tſchechiſche Kronen geliehen, aber nicht auf das Geld verzichtet. Fuchs den Zweck derart ſcharfer Sport=Wettkämpfe, und ſprach den Fah=
In 8 7 fällt Abf. 3 weg. An ſeine Stelle tritt der ſeitherige Abſ. 4, und ſei zu ihm gekommen und habe ihm geſagt, es ſei nun alles in Drdnung. rern, die ſtrafpunktfrei den erſten Tag hinter ſich bringen konn=
Abſ. 4 erhält folgende Faſſung: Wenn im übrigen Geiſtliche bei In= Mit Hitler ſei man einig. Fuchs habe dabei 200 Milliarden Mark ge= ten, Anerkennung aus, den Ausgeſchiedenen und beſonders den
kraftreten des Geſetzes Vergütungen für Schul= oder Seelſorgerdienſte fordert, was er aber ſtrikte ablehnte. Zum Schluß gab der Angeklagte Verunglückten herzliche Troſtworte
Noten=Diebſtahl in der Reichsöruckerei.
Der Reichsdruckerei wurden für 500 Millionen Fünf= je gefahren wurde.
zuſchlag um den Betrag zu kürzen, um den das eigene Einkommen des von einer Million Mark ausgeſetzt. Die geſtohlenen Scheine waren ſah in Darmſtadt in der Frühe bei kaltem, aber ſonnigem Wet=
Nach längerer Debatte wird die Vorlage und dazu gehörige Anträge Kontrollnummer läßt ſich jehoch mittels Gummiſtempels nachtragen. 6.10 bis 7 Uhr wurden die Wagen nach Größenverhältnis abge=
Eine Verfallerklärung, der geſtohlenen Scheine iſt aus praktiſchen laſſen, ſo daß den kleinen Wagen ein Vorſprung gegenüber
Grüinden nicht möglich.
Ein vereiteltes Attentat.
Jahre 1921 gegründete NadfahrerVerein hält ſeine Bannerweihe am muniſtiſcher Arbeiter, das Kraft= und Elektrizitätswerk in Chorzow 523 Kilometer , die jedoch, abgeſehen von dem Regenwetter,
24. Juni ab. Unfall. Ein Handwerksburſche, der in der Nähe im die Luft zu ſpnegen, auf die Spur. Man wollte dadurch die Indu= nicht ſo große Schwierigkeiten birgt, wie die des erſten Tages
des Bahnhofes Hähnlein auf ein Laſtauto aufſpringen wollte, um als ſtrie, vor allem die Chorzower Stickſtoffwerke ſtillegen. Die unſang= Die Strecke ging von Darmſtadt über Dieburg, Babenhaufen
Zugzuſammenſtoß.
Weißenturm bei Koblenz. Geſtern vormittag ſtieß auf dem kontrolle), Wetter, Battenberg, Winterberg. Meſchebe, Greven=
hat
unter Mitwirkung der örtlichen Vereinigungen, Hausbeſitzer= und hieſigen Bahnhof ein von Koblenz kommender Güterzug mit einem brück, Krombach, Siegen (Zeitkontrolle), Dillenburg, Herborn,
Mieterverein für den Monat Mai 19B die für April feſtgeſetzten Hun= halenden Güterzug zuſammen, on dem die letzten füinf Wagen voll= Wetzlar, Butzbach, Friedberg. Bad Homburg vor der Höhe
800 Prozent der Grundmiete erhöht. Die Miete beträgt demnach für führr und Heizen reteten ſich durch Abſpringen; ſe ſnd leicht verlietzt, die Pribatfahrer, für die nur zwei Tage vorgeſehen ſind
Schwere Gasexploſion.
Ein ſchweres Exploſionsunglück ereignete ſich in der Gasanſtalt zu gleiche Strecke zu durchfahren. Der Start der Privatfahrer
z. B. Gebäudegrundſteuer, Brandverſicherungsbeiträge, Wohnungsbau= Arendſee bei Magdeburg, als ſich mehrere Monteure mit dem Ab= (unter denen ſich von Darmſtadt Herr und Frau W. Merck be=
abgabe
, Schornſteinfegergebühren, Waſſergeld, Straßenreinigung, Kanal= montieren eines 50 Kubikmeter faſſanden Gaſometers beſchäftigten. Es finden) erfolgte geſtern früh zu der gleichen Zeit in Frank=
zur
Folge hatte. Der Gaſometer, der nicht mehr in Betrieb war, war eingetroffen. Weiterer Bericht folgt.
auf Abbruch verkauft worden. Um dem im Gaſometer befindlichen
Gas einen Abzug zu verſchaffen, war der Verſchlußdeckel gelöſt wor=
den
. Es hatten ſich Knallgaſe gebildet, die zur Exploſion kamen, als
die Arbeiten ihren Fortgang nahmen. Ein auf dem Gaſometer arbeis= Landestheater, Großes Haus, Anfang 61, Uhr, Ende 10z, Uhr
tender Montnuer wurde durch die Exploſion mehrere Häuſer weit fort= (Sondermiete 133 14D Tannhäuſer. Kleines Haus geſchloſſen.
Gebrüder Jankiewitſch.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 8. Juni:
Rühl, bedeckt, ſtrichweiſe Regen; mur zeitweiſe auſheiternd.

Sport, Spiel und Tunen.
* Deutſche Zuverläſſigkeitsfahrt 1923.
Der erſte Tag
paratur zu ermöglichen, mußten die Keſſel abgelaſſen und die Styom= dieſer großen automkiilſportlichen Veranſtaltung des Jahres
Reihe von Fabriken ſtill und die Zeitungen konnten nur in verringer= durch den ſchwierigſten Teil der Zuverläſſigkeitsfahrt, durch den
heſſiſchen Odenwald. Die Schwierigkeiten, die zur Folge
Worms, 6. Juni. Beim Baden ertrunken iſt im freien hatten, daß 30 Prozent der Konkurrenzteilneh=
brochene
, mehrfach wolkenbruchartige Regen mit Hagelſchauern,
der die Wege in ſehr ſchlechten Zuſtand berſetzt hatte, und zum
th. Gießen, 6. Juni. Rückkehr der Garniſon. Das erſte anderen das unverſtändliche, feindliche Verhalten der Be=
Gemeinwirtſchaft Oberheſſen. Bis jetzt ſind dieſer zirka 20 Gemein= tinental und H. A. C.) mehrmals abgeriſſen wurde, ſo daß
der trat vielfach in Aktion und ſchädigte Fahrer und Fahr=
zeug
. Dieſer Unfug iſt ebenſo feig und hinterliſtig, wie unver=
leben
und damit ungezählten Arbeitern neue Arbeitsmöglich=
Gießen, 6. Juni. Raubmord. Am Sonntag nachmittag wurde keiten ſchaffen. Nur aus dieſem Grunde werden die koſtſpieli=
gen
Nennkonkurrenzen veranſtaltet, und nur aus dieſem Grunde
erhalten ſie allſeits behördliche Unterſützung. Es iſt wirklich
Bevölkerung zu ſabotieren. Einer unſerer beſten und erfolg=
reichſten
Autonennfahrer, Herr Otto Göbel=Gießen, erlitt
nes Benzintanks und mußte aufgeben. Anderen erging es
Die Fahrt des erſten Tages ging von Frankfurt a. M. über
Sprendlingen, Offenthal, Meſſel, Darmſtadt, Ober=Ramſtadt,
Brandau, Lindenfels, Fürth, Rimbach, Kreidacher Höhe, Hirſch=
horn
, Beerfelden, Hetzbach (Zeitkontrolle), Krähberg, Gaimühle,
Beerfelden. Hetzbach, Fronhof, Michelſtadt, König, Höchſt, Brens=
bach
, Groß=Bieberau, Brandau, Bensheim, Eberſtadt nach
Darmſtadt.
Bei ſtrömendem Regen trafen die Teilnehmer, ſoweit ſte
nicht aufgegeben hatten, hier an der Rennbahn gegen 1 Uhr
mittags ein. Am Ziel fehlten, wie geſagt, 30 Prozent. An die=
ſer
Konukrrenz der Induſtrieklaſſe vahmen faſt ausſchließlich
Zeugnis für die Ausſchreibung, die hier Wert darauf legte, den
ſondern tatſächlich von dem Beſtehen einer ſcharfen Prüfung.
Es iſt anzunehmen, daß aus dieſer Konkurrenz wirklich ein
Von den am erſten Tage eingetretenen Unfällen ſind
überſchlug ſich und ſämtliche Inſaſſen erlitten Verletzungen, Herr
Die Nachmittagsſitzung begann mit der Vernehmung des Angeklag= Dupont ſelbſt einen Schädelbruch; er wurde ins Hotel
ſchenkelbruch und der Unparteiſche einen Schlüſſelbeinbruch. Der
Kreutzer in Wirklichkeit ein Franzoſe ſei. Er habe von Machaus vier Mehrere Pferde und Flaſchenzug waren nötig, um den Wagen
In Darmſtadt kamen die Fahrer am Ziel im Schnecken=
tempo
an, die Zeit war alſo gut berechnet. Für kleinere Wagen
Abends wurden die Konkurrenzteilnehmer im Klubheim
Die vom H. A. C. durchgeführte Organiſation des erſten
Renntages fand bei allen Teilnehmern vollſte Anerkennung.
Nach Ausſage von Rennfahrern, die ſeit 1905 alle bedeutenden
Konkurrenzen mitfuhren, iſt die gegenwärtige die ſchwerſte, die
Der zweite Tag
zum Teil ſchon nummeriert, zum Teil noch ohne Kontvollnummer. Die ter an der Odenwaldbrücke noch 20 Konkurrenten am Start. Von
ihren größeren Konkurrenten gelaſſen wurde, um Ueberholungs=
ſchwierigkeiten
möglichſt zu vermeiden. Der Start ging glatt
Die Kriminalpolizei in Königshütte kam dem Plane kom= vonſtatten. Der zweite Tag führte über die längſte Strecke
Seligßenſtadt, Hanau, Gelnhauſen, Sſtlüchtern, Fulda, Lau=
terbach
, Alsfeld, Ziegenhain, Kirchhain (Benzinſtation und Zeit=
In Hangu trafen die Teilnehmer an der Konkurrenz II,
mit denen der Konkurrenz I zuſammen und hatten dann, die
erfolgte eine heftige Exploſion, die den Tod von drei Perſonen furt. Die Fahrer waren um 6 Uhr abends in Bad Homburg
M. 8t.

Tageskalender.
geſchleudert. Zu dem Todesopfern gehören auch die Eiſenaufkäufer Orpheum, Anfang 734 Uhr: Die Kinokönigin. Fürſten=
ſaal
, abends 8½ Uhr: Redakteur Löwenſtein=Berlim über Theodor
Herzl und ſein Werk Mieterverein: Turnhalle Woogs=
blatz
: Jahreshauptverſammlung. Unjon=, Reſidenz=, Zentral=
Theater. Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Doen e ualiae au
Lohnende Heimarbeit geübte Häklerinnen
durch Anfertigung von Kleidern bei der (4420a
Wollwarenfabrik Albert Loeb, Marſtallſtraße 6.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Hauptſchriftleitung: Rudolf
Mauve. Veranwortlich füir Politik und Wirtſchaft: Rndolf
Mauve, für den Schlußdienſt: Andreas Bauer, für Feuilleton,
Stadt und Land, Reich und Ausland: Max Streeſe; für den
Inſeugtenteil: i. V. Ad. Fleiſchmann ſämtlich in Daymſtadt.

Die heutige Rnmmer hat 16 Seiten

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*O dnd Oon
Nr. 13
7. Juni 1923
Hochſchulbeilage des Darmſtädter Tagblatts
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Beinsig-Bondengaugamen. Wein eine Tneies dentscheg Baneig!
Mdifdfdfffu
Mff
dtddufufdfddfMff
Mdffdffu
Mdfutufdf

* Deutſche Grenzlandarbeit.
Von
cand. mach. Alfons Kemper, Darmſtadt.
Als das Deutſche Reich zuſammengebrochen war, als fremde
Völker begehrlich ihre Hände nach des Reiches und Deutſchöſter=
reichs
Grenzen ausſtreckten, als ſchwerſte wirtſchaftliche, ſoziale
und politiſche Kriſen ganz Deutſchland in ſeinem inneren Gefüge
erſchütterten, da zeigten gerade die am meiſten bedrohten Grenz=
deutſchen
in Oſt und Weſt, in Nord und Süd, daß ſie noch keines=
wegs
gewillt ſeien, ſich ſelbſt aufzugeben. Auf landsmannſchaft=
lichen
Grundlagen ſchloſſen ſie ſich zuſammen, ſchritten zur wirt=
ſchaftlichen
und kulturellen Selbſthilfe und gründeten ebenſolche
Zuſammenſchlüſſe im Reichsinnern. Hier war dieſe Schutzbewe=
gung
etwas neues und in der Fülle der ſich überſtürzenden poli=
tiſchen
Ereigniſſen zunächſt faſt unbemerkt. Bald aber ging von
der Kräfteſammlung an den Grenzen ein lebendiger Strom aus,
der im Innern des Reiches bei den Vorkämpfern für ein einiges
deutſches Volk umſomehr neue Kräfte auslöſte, als die politiſche
und wirtſchaftliche Lage immer ſchwieriger und unerträglicher
wurde. Damals entſtand der Deutſche Schutzbund, der heute
nach vierjährigem Beſtehen über 100 Körperſchaften zuſammen=
ſchließt
, mid dem Ziel: Einigung, Sammlung und Stärkung der
Kräfte, die ſich zur Behauptung und Erneuerung des bedrohten
Grenz=, Kolonial= und Auslandsdeutſchtums regen. Damals
entſtand der Deutſche Hochſchulring, aufgebaut auf dem groß=
deutſchen
Gedanken, der im Mittelpunkt ſeiner Ideenwelt ſteht.
Beide Verbände arbeiten nicht nur für die ſtaatliche Zuſammen=
faſſung
aller Teile des geſchloſſenen Sprachgebietes, die dieſe
Zuſammenfaſſung ſelbſt wünſchen, als ein ganzes (nicht ein grö=
ßeres
, ſondern ein ganzes) Deutſchland, Großdeutſchland, im
Gegenſatz zu dem durch den Gewaltfrieden erzwungenen Rumpf=
deutſchland
. Sie erſtreben darüber hinaus die Erneuerung des
geſamten deutſchen Volkes, als einer nicht nur innerlich ausge=
glichenen
, ſondern in allen ſeinen geographiſch und politiſch ge=
trennten
Teilen geiſtig=ſeeliſch verbundene Gemeinſchaft. Dieſe
äußere Gemeinſchaft aller Teile des Deutſchtums in der Welt ſoll
nicht autoritativ im ſtaatlichen Sinne von einem Mittelpunkte
aus gefördert werden, ſondern auf der Grundlage aller einzelnen
Glieder. Die materiellen Trennungen und Hemmungen durch
ſtaatliche Grenzen und wirtſchaftlichen Zwang müſſen überwun=
den
werden durch den Gedanken der lebenden, organiſch geglie=
derten
, nicht ſo ſehr auf ſtaauliche Einrichtungen wie auf völkiſche
Selbſthilfe gegründeten Volksgemeinſchaft.
So teilt ſich die Grenzlandarbeit in zwei Aufgabengebiete,
in die unmittelbare Unterſtützung des Grenz= und Auslands=
deutſchtums
, und zweitens in die Erziehung zum großdeutſchen
Denken, in die Vorbereitung der bewußten Einſtellung auf den
künftigen, großdeutſchen Staat, in der Einwirkung auf die
Geiſtesverfaſſung des Binnendeutſchen, weil, eben die ganze
Grenzlandarbeit auf dem Verſtändnis des Volksbegriffes ruht.
Und was bisher erreicht worden iſt? Durch ſeine Mitarbeit
bei den Volksabſtimungen in Schelswig, in Oſt= und Weſt=
preußen
hat der Deutſche Schutzbund und die ihm angeſchloſſenen
Körperſchaften erreicht, daß deutſches Land und deutſche Men=
ſchen
deutſch geblieben ſind. Auch die deutſche Stimmenmehrheit
in Oberſchleſien zu erringen hat der Schutzbund geholfen, nicht
nur indem er den Transport von Hunderttauſenden zu den
Volksabſtimmungen organiſierte und durchführte, ſondern auch
indem er durch die Grenzſpende die Grundlagen zu den not=
wendigen
Millionenſammlungen im Reich und im Ausland
legte. Er hat erreicht, daß das ganze Volk mehr und mehr an
den Fragen des Grenz= und Auslandsdeutſchtums lebendig An=
teil
nimmt. Ein umfangreiches Fachſchriftentum und die Tat=
ſache
, daß eine große Anzahl Tageszeitungen wöchentliche oder
halbmonatliche Sonderbeilagen für dieſe Fragen geſchaffen
haben, ſind ein beredter Beweis.
Und der Hochſchulring? Der großdeutſche Gedanke und die
Ueberzeugung, daß er im Mittelpunkte ſeiner Ideenwelt ſtehen
müſſe, war mit der ſtärkſte Antrieb dafür, daß er ſich in ſo außer=
ordenilich
ſchneller Weiſe über das Neich ausdehnte, daß er ſich
mit Erfolg über alle Grenzen der heutigen ſtaatlichen Gebilde
hinwegſetzte. Seine Tätigkeit hat den Gedanken der Volks= (
gemeinſchaft über die alten ſchwarz=weiß=roten Grenzpfähle hin=
aus
in der Studentenſchaft feſte und ſtarke Wurzeln faſſen laſſen.
Er iſt alſo in erſter Linie auf die Erfüllung des zweiten Auf=
gabengebietes
eingeſtellt: auf die Erziehung des binnendeutſchen
Studententums zum großdeutſchen Gedanken. Seine Grenzland=
ämter
veranſtalten Vorträge über das Grenz= und Auslands=
deutſchtum
, verſorgen die Preſſe, insbeſondere die ſtudentiſchen
Zeitſchriften, mit Nachrichten und Auffätzen über die deutſchen
Grenzmarken, füllen die Leſehallen und Bibliotheken mit ent=
ſprechender
Literatur. Durch ſeine Vermittlung war es möglich,
daß zahlreiche reichsdeutſche Studenten Studienfahrten in faſt
alle deutſchſprechenden Gebiete unternehmen und die dort ge=
machten
Erfahrungen verwerten konnten. Ein ſtändiger Aus=
tauſch
reichsdeutſcher Studierenden mit ſolchen auslandsdeut=
ſcher
Hochſchulen wurde durch ſie ins Leben gerufen. Umfang=
reiche
Auskunftsvermittlungen, Reiſerleichterungen in jeder
Form (Fahrpreisermäßigungen uſw.) ſind ihnen zu verdanken.
Noch ſteckt ja die geſamte deutſche Grenzlandarbeit natur=
gemäß
in ihren Anfängen, und der dringlichen Aufgaben ſind
ſo viele, daß immer nur dort geholfen werden kann, wo die Hilfe
am notwendigſten. Der Gedanke der Notwendigkeit unermüd=
licher
Grenzlandarbeit muß immer mehr feſten Fuß faſſen in der
Geſamtheit des deutſchen Volkes, der deutſchen Studentenſchaft,
muß noch mehr wie bisher durch die deutſche Preſſe gefördert
werden. Dieſe aber kann nur wiederum erfolgreiche Arbeit lei=
ſten
, wenn ſie durch das geſamte Volk, in erſter Linie durch die
deutſche Induſtrie unterſtützt wird.
Dieſe Sondernummer ſoll der deutſchen Stadt Danzig ge=
widmet
ſein. Durch Machtſpruch vom Deutſchen Reiche getrennt,
kämpft ſie den harten Kampf gegen beutegierige Feinde. Die
Hochſchule, die Hochburg des Deutſchtums im Oſten, ſteht in
größter Gefahr. In dieſem Semeſter ſtehen 981 deutſche Stu=
denten
867 Ausländern gegenüber. Ausländiſche Vereine und
Korporationen verſuchen die alteingeſeſſenen deutſchen Korpora=
tionen
zu verdrängen und ausſchlaggebenden Einfluß auf die
Hochſchule zu bekommen.
Deutſche Studenten der Techniſchen Hochſchulen! An Euch
liegt es, die Hochſchule und ihre Stadt dem Deutſchtum zu
erhalten.

Deutſche Studenten, auf nach Danzig!

Danzig!
Du willſt keine feile Dirne ſein
And biſt keine Buhlerin,
Um die landfremde Lumpen frein.
Du biſt eine Königin.
Deine Krone der ragenden Türme Kranz=
Schätze trägt dir die Flut.
Du ſchöne, du Stolze, ich liebe dich ganz.
Ein Schurke wer anders tut!
Man hat einen Freibrief dir ausgeſtellt
And leugnet dein adlig Geſchlecht.
Und die geifende Meute blafft und bellt
And biegt ſich ein paſſendes Recht.
Man hat dich geriſſen mit Liſſ und mit Lug
Von der alten Heimat Schoß
Und wähnet die Beute nun reif genug
And jeglichen Schutzes bloß.
Doch! Du biſt nicht verlaſſen und ſiehſt nicht allein,
Schau, wir, wir wollen die Wächter ſein!
Wir kennen deutſchen Blutes Gebot:
Treue um Treue bis in den Tod!
Wir wiſſen von wannen der Wind herweht
Und harren des Tags, da der Siurm aufſteht,
Da der Blutbann über die Klinge ſpringt,
Von fröhlicher Freiheit die Glocke ſingt,
Da die Flamme die fremden Grenzpfähle frißt,
Da du bei der Mutter, bei Deutſchland, biſf.
Trutz Tod und Teufel und Teidesnacht!
Wir halten die Wacht!
Roberi Dirſchs ſiud. arch

* Zum Geleit!
Von
F. W. Otto Schulze,
Geh. Regierungsrat, o. Prof., z. Z. Rektor der Techn. Hochſchule.
Immer mehr kommt es allen deutſchen Kreiſen zum Be=
wußtſein
, daß die Danziger Techniſche Hochſchule die wichtigſte
Stütze für das Deutſchtum in dem von ſeinem Mutterlande los=
gelöſten
kleinen Freiſtaat iſt. Sie in ihrem deutſchen Charakter
zu erhalten iſt gleichbedeutend mit der Erhaltung des deutſchen
Charakters der Freien Stadt. Dazu gehört, daß der Zuſtrom
reichsdeutſcher Studenten nach Danzig nicht abebbt, vielmehr in
immer ſtärkerem Maße zur Flut anſchwillt.
Größer und größer werden im Laufe der Zeit die Schwie=
rigkeiten
, welcher ſich dieſer Notwendigkeit entgegenſtellen und
für alle beteiligten Kreiſe ergeben ſich daraus neue und wichtige
Aufgaben, an deren Erfüllung unabläſſig zu arbeiten iſt. Die
Studentenſchaft muß bei ihren Kommilitonen im Reich werben
und in ihnen das deutſche Gewiſſen ſtärken, damit, wer es irgend
unternehmen und durchhalten kann, einige Semeſter in Danzig
zubringt. Die Behörden der Hochſchule, der Freien Stadt und
des Reiches müſſen bemüht bleiben, Gewährung von Reiſe=,
Paß= und Zoll=Erleichterungen an deutſche Studierende zu
ſchaffen, damit für die Reiſe und den Aufenthalt nicht unnötig
Erſchwerungen, bereitet werden. Hierzu gehört auch die Für=
ſorge
für die Unterbringung, da im Gebiet der Freien Stadt
die überall herrſchende Wohnungsnot durch die Niederlaſſung
von zahlreichen Ausländern eine beſondere Steigerung erfährt.
Alle übrigen deutſchen Kreiſe, welche ein Herz für die Er=
haltung
des Deutſchtums im Oſten beſitzen, müſſen von ihrem
Ueberfluß abgeben, um die wirtſchaftliche Lage der deutſchen
Studenten in Danzig zu erleichtern. Dankbar iſt es hier zu
begrüßen, daß eine Geſellſchaft von Freunden der Danziger
Hochſchule im Reich gebildet wurde, welche Mittel unabläſſig zu=
ſammenträgt
, um die Semeſtergebühr für die deutſchen Stu=
dierenden
zu übernehmen, ſo daß der deutſche Student in Dan=
zig
keine anderen Gebühren als im Reich zu tragen hat, um
Wirtſchaftseinrichtungen zu ſchaffen und zu fördern, wie die
Küche, Schuſterei, Näh= und Flickſtube und Waſchanſtalt und
um endlich durch Schaffung eines Studentenheimes der Woh=
nungsnot
abzuhelfen. Alle dieſe Angelegenheiten ſind im Fluß
und werden, dazu beitragen, den deutſchen Studenten den Auf=
enthalt
in Danzig zu erleichtern.
Nur wenn alle Kräfte, die an der Erhaltung und Stärkung
des Deutſchtums im Oſten Anteil nehmen, zuſammengefaßt wer=
den
und nicht erlahmen, dann iſt ein dauernder Erfolg zu er=
zielen
, und ſo begrüße ich auch dankbar die Mitwirkung der
Preſſe, denn über Danzig kann nicht genug Aufklärung gegeben
werden und wünſche, daß die Sondernummer beſten Erfolg hat
und uns auf unſerem dornenvollen Wege ein gutes Stück vor=
wärts
bringt.

* Aus Danzigs Umgebung.
Stromüber gleißt, waldüber grüßt,
Feldüber lockt die Weite ... ."
Es iſt wohl keiner, der nicht die Schönheit dieſer Worte aus
dem Wanderer zwiſchen beiden Welten von Walter Flex ſchon
am eigenen Leibe verſpürt hätte. Sei es droben geweſen auf
kahler Bergeshöhe auf den märchenhaften Trümmern einer alten
Burgruine oder drunten in der weiten, ſaftiggrünen Wieſe am
Ufer des träge dahinziehenden Heimatſtromes oder beim Anblick
der weiten, unendlichen See. und wer wollte Land und Leute
einer Provinz anders kennen lernen, als daß er ſich aufmachte
mit einem Päckchen leiblicher Nahrung auf dem Rücken und
einem Herzen voll Frohſinn und Sangesluſt und hinauszöge
durch Wald und Feld!
So wollen wir ein paar ſtille Schönheiten unſeres vom
alten Vaterlande losgeriſſenen, Freiſtaates aufſuchen, um an
ihnen uns zu erfreuen. Ihr ſollt und dürft nicht zurückſchrecken
und gleichgültig beiſeite ſtehen, wenn ihr den alten, ſchönen
Namen Danzig hört, und läſſig ſagen: Ach ja, das iſt jetzt
wohl alles polniſch da! Liebe und Treue zu jedem kleinſten
Stückchen Erde, das einſt zu eurem Vaterlande gehörte, die
müßt ihr behalten, bewähren, bezeugen! Und die beſte Liebe
erwandert ihr euch!
Heute iſt ein ſonniger Sommertag, an dem es keinen im
dumpfen Mauerloche hält, ein Tag, an dem der Wald, die See
uns zu ſich kocken. Das Nötigſte nur, was wir brauchen, das
tragen wir bei uns, damit wir recht leicht und frei ſind da
draußen am Oſtſeeſtrand. Denn dorthin geht heute unſer Weg.
Wir ziehen eine halbe Stunde die Landſtraße hin, Langfuhr
bleibt mehr und mehr hinter uns. Schon grüßt, von weitem
der graue Streifen am Horizont, und die ſtaubige Landſtraße
lehrt uns die Freude auf den kühlen Wind der See, auf die
Erquickung in ihren Fluten. Ein paar Minuten durch den
Badeort Bröſen hindurch, und wir ſtehen, am Strande. Der
gelbe Sand ſtrahlt glühende Hitze aus, doch das Wehen, das
über die See uns entgegenkommt, macht ihre Qualen er=
träglich
. Hier ſtehen wir und halten Umſchau weit in die
Ferne. Da links, da liegen Glettkau und Zoppot, und dahinter
erhebt ſich ſenkrecht aus der See die Steilküſte von Adlershorſt
ja, ein Adler horſtet auch heute dort, ein raubgieriger Geſell,
der weiße im roten Grunde: Polen nahm uns die Möglichkeit,
auch dort die deutſchen Herzen voll Freude an aller Schönheit
um uns höher ſchlagen zu laſſen. Draußen aber, da vor uns
liegt Hela, die Halbinſel, die wie ein Arm, ein langer, langer
ins Meer hinausgreift. Kommt uns da nicht auch der Gedankeſ
ob dieſer polniſche Arm gierig nach dem blühenden Danzig hin=
übergreifen
möchte? Soll’s ihm gelingen??? Zur Rechten ſtre=
ben
die beiden Türme von Neufahrwaſſer zum Himmel. Weit
in die Danziger Bucht hinaus, zieht ſich die Mole zum Schutze
des Seefahrers, dem des Nachts das rote Licht des Leuchtturms
den Weg in den ſicheren Hafen zeigt. Dahinter aber, da breitet
weiter die See ſich aus in die Unendlichkeit. Dort ſchafft ſie
uns den Weg zum deutſchen Oſten: Kahlberg auf der friſchen
Nehrung und Pillau am Südſaum des Samlandes. Dieſelbe
Freude, die uns der Anblick all dieſer Bilder ſchenkt, empfinden
wir wohl, wenn die leiſe tändelnden Wellen über uns hinweg=
ſpülen
. Und wir wiſſen es zu ſchätzen, was die See uns an Ge=
nüſſen
zu geben vermag. Soll ich noch an die weißen Segel er=
innern
, unter denen ein leichter Wind ſpielend das kleine Boot
durch die Wellen ſchaukelt, oder an die großen und kleinen
Dampfer, denen die See oftmals noch nicht grau genug iſt,
und ſie darum faſt ſchwarze Rauchfahnen als Zeichen ihrer
Würde lange, lange über die See hinausſenden?
So iſt der Tag gar bald vergangen mitten im luſtigen Trei=
ben
um uns, und heimwärts ziehen wir den Strand entlang
über Glettkau nach Oliva, wo wir im ruhigen, ſagenhaft wirken=
den
Parke das alte Schloß erblicken, das ſo viel uns erzählen
könnte. Ueber den Häuſern des Städtchens da zieht der Wald
ſich hin, nordwärts nach Zoppot und weiter bis nach Polen
hinein und entgegengeſetzt ins Hinterland unſeres Freiſtaates.
Dort im Walde läßt ſich’s ſo prächtig ſo manche Stunde umher=
ſchweifen
, mancher kahle Hügel gewährt uns einen Blick über die
See, und dann nimmt ein ſtilles Tal unſeren Schritt und unſer
luſtiges Lachen auf. Alte hohe Tannen, Birken und Eichen
rauſchen über unſeren Köpfen.
Selbſt von unſerer Hochſchule aus haben wir’s nicht weit,
viel von dem, was weiter draußen auf dem Wege ſich unſeren
Augen zeigt, in voller Schönheit zu erblicken. So iſt uns die
Königshöhe im Langfuhrer Walde zu einem Stück unſeres Her=
zens
geworden. Wir ſtehen droben faſt 100 Meter über dem
Meere und zu unſeren Füßen breitet ſich der kleine Freiſtaat
aus, deſſen Grenzen wir zum Teil weit überſchauen können.
Ueber Danzig hinaus verliert ſich unſer Auge in der weiten Nie=
derung
, dem Danziger Werder, das die Weichſel durchfließt und
aus vielen Armen bewäſſert. Ein klarer Herbſtag läßt uns in
weiter Ferne das Schloß am Nogatufer erſpähen, die deutſche
Marienburg, das gewaltige Bollwerk des deutſchen Oſtens. Dort
iſt der Freiſtaat zu Ende. Deutſchland liegt, wieder vor uns,
Oſtpreußen mit ſeinen Wäldern und Seen, bis ein zweitesmal
an der maſuriſchen Grenze Polen beginnt.
Doch des Abends bietet uns die Königshöhe ein anderes
Bild. Unzählige Lichter flimmern vor unſeren Augen, Leucht=
feuer
blinken, die Züge rattern durch die Ebene und über die
Stadt geht das Maſchinengetön der Werften hin, auf denen die
Technik ihre Meiſterſtücke ſchafft. Landeinwärts flimmern die
Lichter des Dirſchauers Bahnhofs. Aber auch nach Süden hin,
ins Land hinein, iſt noch Raum für eine frohe Wanderung.
Ueber zerklüftetes Gelände geht unſer Fuß zunächſt talaufwärts
oder guer in die Felder hin. Und wer Danzigs umgebung
kennen lernen will, der ſoll auch an der Kladau entlang wan=
dern
, die oft im tiefeingeſchnittenen Tal ſtille trauliche Winkel
plätſchernd umfließt. Dort ſo manchen Sommertag zu verbrin=
gen
, gehört auch zu den Schönheiten der Danziger Studienzeit.
und weiter landeinwärts liegt der See von Ottomin, der ſich
bis in den Spätſommer eines luſtigen Treibens an ſeinen Ufern
erfreut. Selbſt das ſüdlichſte Eckchen unſeres Ländchens hält ein
Kleinod umklammert: den Marienſee. Das Schönſte allerdings,
die Karthäuſer Schweiz, iſt uns von den Polen geraubt. Nur
das Tal der Kladau läßt uns ein letztes Stück davon erſchauen.
Endlich ſoll auch die Nadaune zu ihrem Rechte kommen, die ſich
an der Talſperre von Prangſchin über weites Gebiet ergoſſen
hat, ſo daß ſich heute ein glatter See vor uns ausbreitet, wenn
wir an ſeinen Ufern ſtehen. Nun iſts ein kurzes Stück, den

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Ritstutes 155.

Darmſtädter T.gbſn
Jui k...
Loüteists

Ning der Warderung zu ſchtießen. Das Nadaunetal hinab führt
uns eine prächtige Landſtraße, die beſonders im Frühjahr große
Reize auszuüben vermag. und ehe wir nach Danzig hinein=
ſchreiten
, klettern wir noch einmal ein paar Meter empor. Die
kleine Mühe wird uns freilich gelohnt: hier ſtehen wir auf dem
Grüngürtel, den alten Wällen, die ſich im Zickzack um die Stadt
ziehen, ſoweit ſie heute noch von eiaſtiger Macht und Größe
zeugen. Vor uns liegt die Stadt, die alte, ehrwürdige Hanſe=
ſtadt
, überragt von ihren gigantiſchen Türmen, die jeder für
ſich den Charakter der engeren Umgebung beſtimmen. Der
klotzige Marienturm, der ſchlanke Rathausturm, der Stockturm,
der Turm von St. Katharin und wie ſie alle heißen. Ein präch=
tiges
Bild iſt es, das Weichbild dieſer alten Stadt zu unſeren
Füßen, in dem das Leben und Treiben den engen Gaſſen ſich
anzuſchmiegen ſucht, und dennoch raſende Autos, Straßenbah=
nen
, rauchende Lokomotiven und ein Rieſenkran von der Ent=
wicklung
einer glanzenden Technik künden. Und ziehen wir nun
die lange Lindenallee nordweſtwärts aus Danzig hinaus, ſo ſind
wir bald wieder vor den Toren unſerer Hochſchule angelangt;
keine der vergangenen Stunden aber haben wir zu bereuen.
So haben wir hier in unſerem kleinen Staatsgebilde alles,
was das Herz begehrt. Frei kann der Drang des jungen Inge=
nieurs
in vielen Zweigen der Technik ſich entfalten und frei kann
der junge Burſch hinauseilen in den Wald, an die See, wohin
die Luſt ihn treibt. Dazu die herrlichen Winterfreuden im Wald
und auf den Hängen was iſt wohl dann noch zu wünſchen
übrig geblieben?
Aber eines iſt anders als daheim im alten Vaterlande: hier
umgibt uns, wo wir auch ſind, ein eigener Klang. Es iſt der
Klang, der ſtets im Herzen uns verſpüren läßt, daß wir auf
Vorpoſten ſtehen, gern ſtehen wollen und ſtehen müſſen:
Hab mir ein Schwert geſchmiedet
Aus gutem Cdelſtahl,
Das iſt die treue Liebe
Zu meinem Heimattal.
Den Panzer, den ich trage,
Gab mir die Mutter mein:
Ein deutſches Herz im Leibe
Soll ſtets mir Kraft verleihn.
So ſteh ich hier zu kämpfen,
Daß weit die deutſche Zunge klingt;
Will gern hier immer ſtehen,
Wenn auch der Feind uns frech umringt.
Nichts weiter als den Panzer.
Und als das gute, ſcharfe Schwert
Es reicht denn dazu noch die Treue
Der Brüder; das iſt Goldes wert.
Oſtmark.
* Die deutſchen Verbindungen
der Danziger Techniſchen Hochſchule.
Von
Roland Werrmann, Danzig,
Vörſitzender des Hochſchulringes deutſcher Art.
Es iſt eine alte Tatſache, daß die Danziger Techniſche Hoch=
ſchule
wohl das ſtärkſte Bollwerk des Deutſchtums gegen das
andrängende Polentum iſt und in dieſer Hinſicht bisher außer=
ordentliche
Erfolge erzielt hat. Der deutſche Charakter unſerer
Hochſchule ſteht heute noch ſo unbeſtreitbar feſt, wie in den glück=
lichen
Jahren vor dem Kriege, als Danzig noch dem Mutterlande
angehörte und jeder Technik ſtudierende deutſche Student Oſt=
und Weſtpreußens, Pommerns und Poſens es für ſelbſtverſtänd=
lich
hielt, nach Danzig zu gehen.
Die letzten Semeſter haben da eine Wandlung gebracht, und
unbegreiflicherweiſe faßt heute gar mancher nur ſchweren Her=
zens
den Entſchluß, in unſere Mufenſtadt zu ziehen. Nicht wol=
len
wir immer wieder die alten Vorzüge unſeres Danzig auf=
zählen
, nicht wollen wir wieder die hieſigen Lebensbedingungen ders der bald vollendete Ausbau des Sportplatzes dicht neben
hier erörtern, wir wollen einmal von etwas anderem reden: von der Hochſchule bei, der im gemeinſamen Arbeitsdienſt aller Ver=
den
deutſchen Studenten, wie ſie heute noch an der alma mater bindungen vor etwa zwei Semeſtern in Angriff genommen wurde.
Gedauensis ihr Weſen treiben.
Eben die Stellung, welche die Danziger Techniſche Hochſchule treten die Polen und anderen Ausländer, die ſich neuerdings
in der Freien Stadt einnimmt, hat der deutſche Student vor auch teilweiſe zuſammengeſchloſſen haben, gänzlich zurück und
den ausländiſchen Kommilitonen. Gar mancher unſerer Volks= ſind abſolut einflußlos. Die Deutſche Studentenſchaft die als
genoſſen im Reiche wird im Gedanken an Danzig ſtets ein un= alleinige von Rektor und Senat anerkannte daſteht, verſagt ihnen
klares Gefühl haben, daß Slawen hier an der Hochſchule vor= jegliche Anerkennung und kommt mit ihnen kaum in Berührung.
heurſchen und der ehemals deutſchen Bildungsſtätte ihr öſtliches
man im Semeſter vormittags zur Zeit des Stehkonvents in die im Hochſchulring deutſcher Art Danzig zuſammengeſchloſſen
Hochſchule, ſo findet man hier ein Bild, wie man es ſich anders ſind, der als Ortsverband des Deutſchen Hochſchulrings die völ=
auch
nicht an einer Hochſchule im Herzen des Reiches vorſtellen kiſchen und nationalen Aufgaben der deutſchen Studenten im
kann. Die Farben von zwölf deutſchen Korporationen werden Freiſtaat zu erfüllen ſucht, das Deutſchtum alljährlich auch nach
hier gezeigt, ganz ungeachtet der vielen nichtfarbentragenden Ver= außen hin durch Sonnwend= und Reichsgründungsfeiern, Fackel=
bindungen
, und es iſt ein Getriebe und Leben, daß man völlig züge u. a. vertritt und den deutſchen Gedanken der Bürgerſchaft
vergißt, an einer auslandsdeutſchen Hochſchule zu ſein.
Und der Danziger Bürger ſteht mit ſeinen Studenten auf
ſo vertrautem Fuße, er weiß, wie wichtig jeder Deutſche hier iſt, Wechſel ſeines Studienortes trägt, ſollte ſich darüber klar ſein,
daß es wirklich eine Freude iſt, in Danzig Korporationsſtudent daß es für ihn nut eins gibt, nämlich nach Danzig zu gehen,
zu ſein. Ganz beſonders der Sommer bietet den Korporatio= wo er an der ausgezeichneten Hochſchule bald in jeder Hinſicht
nen reiche Gelegenheit zur Entfaltung; Wald, Berge und See heimiſch werden wird. Die Deutſche Studentenſchaft wie der
ſind wie geſchaffen zu zahlloſen Exbummels und Wanderfahr= Hochſchulring deutſcher Art ſind ſtets bereit, über alles ausführ=
ten
, und die Wirte der Umgebung freuen ſich, wenn wieder ein= lich Auskunft zu erteilen und den neu eintreffenden deutſchen
mal die Studenten in ihren ſchattigen Gärten einkehren. Doch Kommilitonen beim Beginn ihres Studiums in Danzig behilf=
auch
der Winter läßt hier das Leben nicht verkümmern. Kaum lich zu ſein. Die in Danzig durchlebten Semeſter werden
eine Seite des Schnee= und Eisſportes kann hier nicht ausge= lich bleiben und mit zu den ſchönſten der ganzen Studienzeit
übt werden, und was im vergangenen Semeſter hier alles für, ſtets in eines jeden deutſchen Studenten Erinnerung unvergeß=
Konkurrenzen, Wettfahrten uſw. von der deutſchen Studenten= gehören.
ſchaft veranſtaltet wurden, verdient ganz beſonders lobende Er=
wähnung
.
Faſt jeder große deutſche ſtudentiſche Verband iſt in Danzig
vertreten. Danzigs Hochſchule iſt trotz der Muſtergültigkeit aller
ihrer Fakultäten klein (aber gerade das iſt ja ihr Vorteil und
mit eine Vorbedingung zur näheren Berührung zwiſchen Pro=
feſſor
und Student); umſo überraſchender iſt es, wenn man er= landsreiſe berichten, da hier weder Raum noch Zeit für eine ein=
fährt
, daß von den 900 deutſchen Studierenden etwa 700 in 21 gehende Reiſebeſchreibung vorhanden iſt.
Verbindungen korporiert ſind.
Von den älteſten und größten Verbänden ſeien genannt der 11. Auguſt v. J. in den Dienſt der Woermann=Linie A.G., Ham=
Veinheimer S.C. mit den Corps Baltiea und Boruſſia, der burg, für eine Reiſe an Bord des Dampfers, Wangoni‟. Das
V.C. mit den Turnerſchaften Hanſea und Brunonia, die Schiff war in den Jahren 1920/21 auf der Blohmwerft zu Hau=
D.B. mit Germania und Teutonia‟ Die Deutſche Sänger= burg gebaut worden, hat eine Länge von 127,58 Metern, eine
ſchaft iſt vertreten durch die Sängerſchaft Normannia, die Breite von 17,13 Metern und einen Tiefgang von 10,96 Metern.
Deutſche Landswannſchaft durch die Landsmannſchaft Die Turbinen mit Rädergetriebe liefern 3000 PS. effektiv, den
Preußen, der A.D.B. durch Gothia, der C.V. durch Bal= Dampfdruck von 16 Atmoſphären vier Zylinderkeſſeli außerdem
tia und der K.V. durch Pruthenia‟. Der Kyffhäuſerverband war eine moderne Hilfsmaſchinenanlage vorgeſehen. Das In=
iſt
vertreten durch den V.D.St. Danzig, die Deutſch=akademiſche genieurperſonal beſtand aus insgeſamt 10 Mann, die Schiffs=
Gildenſchaft durch die Hochſchulgilde Oſtmark, der Wander= beſatzung aus insgeſamt 134 Mann.
vogel durch die Wandervogelhochſchulgruppe. Der Sport im be=
ſonderen
wird vertreten durch eine Reihe Korporationen, von nahenden Ausreiſe: die letzten Güter wurden verſtaut, die Koh=
denen
der Akademiſche Seglerverein, der Akademiſche Ruder= lenbunker gefüllt, die Decks nochmals gereinigt, Aufbauten und
verein die A.T.V. im A.T.B. Cimbria und die Akademiſche Lademaſten geſtrichen uſw., ſo daß der Dampfer am 15. Auguſt
Sportverbindung im A.S.B. genannt ſeien. Die deutſchen die Paſſagiere aufnehmen konnte. Einen rechten Begriff über
Studierenden aus dem Baltikum haben ſich zur farbentragen= ſämtliche Vorbereitungen bei der Abfertigung eines derartigen
den Verbindung Fraternitas Dorpatensis zuſammengeſchloſ= Schiffes erhält nur der, dem es vergönnt iſt, während der be=
zum
erſten Male hier in Farben erſcheinen.
Durch die acht ſchlagenden Verbindungen wird das Menſur= Begeben wir uns nur einmal auf ein beſonderes Gebiet, z. B.
weſen auf achtbarer Höhe gehalten; die Sportverbände ſorgen Dienſt an Keſſel und Maſchinen, ſo beobachten wir hier die ver=
dafür
, daß die Leibesübungen jeder und jeglicher Art reiche ſchiedenartigſten Vorbereitungen, die unermüdlich Schlag auf
Pflege und auch bei den anderen Korporationen die unbedingt Schlag vor ſich gehen. Gilt es doch, die Keſſel zu prüfen, ferner
erforderliche Beachtung finden. Hierzu trägt auch ganz beſon= die unbedingte Manövrierfähigkeit der Turbinen uſw. feſtzu=

Das Danziger Lied.
Von Prof. Otto Kloeppel.
Nach Oſiland wolln wir reiten,
Nach Oſtland weit hinein.
: Wohl über grüne Heiden,
Dort ſoll es beſſer ſein :.
So klangs in alten Tagen
Aus deuiſcher Heldenbruſi,
:: Ein gleiches friſches Wagen
Sei heut der Jugend Luſt::
Horch, Well auf Welle rauſchen
Am fernen Heimatſtrand
:: Und tauſend Gläub’ge lauſchen
Dem Treuſchwur Hand in Hand::
Und folgen ſtolzem Glanze
Auch Zeiten bittrer Not,
: Wir ſtehn auf Oeſtlands Schanze
Getreu bis in den Tod ::
Nun kommt von Weſt und Süden!
Knüpft neu das alte Band
: Und helft uns deutſch behüten
Die Stadt am Oſiſeeſtrand. ::

Neben dieſem warmpulſierenden deutſch=ſtudentiſchen Leben
Schließlich ſei noch erwähnt, daß ſämtliche deutſchen Verbin=
Gepräge aufdrängen. Das iſt ein bedeutender Irrtum. Kommt dungen einſchließlich der Vereinigung deutſcher Freiſtudenten
ſtets von neuem einzuimpfen und ihn zu erhalten ſucht.
Jeder deutſche Hochſchulſtudent im Reiche, der ſich mit einem
* Werkſtudent zur See.
Von
Richard Hentze.
Nur in kurzen Zügen will ich über meine dreimonatige Aus=
Als Jugenieurvolontär regelrecht angeheuert, trat ich am
Der 14. Auguſt ſtand ſchon ganz unter dem Eindruck der
ſen, und im nächſten Semeſter wird wohl auch der Wingolf treffenden Tags perſönliche Einblicke, ſei es auf der Reederei,
ſei es an Bord oder am Kai ſelbſt, in den Betrieb zu tun.

ſtellen; ſelbſtverſtändlich werden auch die Hilfsmaſchinen, die
Licht= und Kühlanlagen mit allem Zubehör einer genauen Prü=
fung
durch die behördliche Prüfungskommiſſion unterzogen.
Am 15. Auguſt übernahmen wir 122 deutſche Mitreiſende,
außerdem einige Engländer. Abends 7.30 Uhr ratterte der Ma=
ſchinentelegraph
den Befehl ron der Kommandobrücke: Maſchine
Achtung! Bald darauf: Langſam vorwärts! Die ſchier atem=
loſe
Spannung, die auf dem geſamten Schiffsbetrieb bis zu den
letzten Augenblicken herrſchte, löſte ſich nun gewiſſermaßen auf
in einem einzigen Impuls: langſz vorwärts. Nach einigen
Stunden paſſierten wir die Bruüx ittel=Schleuſe, die Verbin=
dung
nach Danzig. Vor Cuxhav===Kunternahmen wir noch die
üblichen Manöprierverſuche, indem wir von Vor= auf Rück=
wärtsfahrt
gingen, zugleich um nochmals das Ruder und Ruder=
geſchirre
und die Zuleitungen auf maximale Beanſpruchungen
zu unterſuchen.
Der Dienſt als Volantär gefialtete ſich bis Rotterdam als
Doppelwache, d. h. alle 4 Stunden Wachdienſt auf 4 Stunden
an der Turbine; ſpäter hatte ich einfachen Wachdienſt zu tun:
4 Stunden Wache und 8 Stunden frei und ſo folgend.
Außer dieſer Maſchinenwache war ſtets Ingenieurperſonal im
ſogenannten Tagedienſt tätig, um Reparaturen techniſcher
Natur auszuführn, ſei es im Maſchinenraum oder an
Deck an Ladewinden, oder für die Licht= und Heizanlagen, die
für die verſchiedenartigſten Zwecke im ſtändigen Gebrauch waren,
ſo daß von einer ewaigen Eintönigkeit im Dienſt keineswegs
die Rede ſein konnte. Verlangt doch der Dienſt eine völlige per=
ſönliche
Hingabe im Bewußtſein der Verantwortung eines jeden
einzelnen gegenüber der Schiffsführung.
Es würde zu weit führen, über die einzelnen Anlaufhäfen
der Kaphauptlinie wie über meine perſönlichen Erlebniſſe dort
eingehend zu ſchreiben. Ich gebe in folgender Tabelle nur die
von uns berührten Häfen und ihre Entfernungen unterein=
ander
wieder:

von Dat. nach
Seemeilen. Dat. Hamburg Aug. 15. Rotterdam 320 Aug. 18. Rokterdam 18. Liſſabon 1100 23. Liſſabon 23. Teneriffa 710 26. Teneriffa 26. Las Palmas 58 26. Las Palmas 26. Loonda
3237 Sept. 7. Loondg Sept. 7. Lobitobay 232 8. Lobitobah Moſſameder 205 9. Moſſameder Walfiſchbay 518 11. Walfiſchbay 11. Lüderitzbucht 250 12. Lüderitzbucht 12. Kapſtadt 480 14. Kapſtadt 16. Port Elizabeth 420 18. Port Elizabeth 19. Eeaſt London 138 20. Eaſt London 20. Durban 262 21. Durban 23. Lourengo Marques 320 24. Loureneo Marques 28. Beira 455 30. In Beira lagen wir vier Tage, um alsdann die Heimreiſe

anzutreten.
Am 17. November 1922 trafen wir wohlbehalten wieder in
Hamburg ein. Reicher an Erfahrungen und mit erweiterten
Kenntniſſen im Schiffs= und Schiffsmaſchinenbau verließ ich
dann das ſtolze Schiff Wangoni, um mich wieder nach Danzig
zu begeben, der ſo hartbedrängten Hanſe= und Handelsſtadt un=
verwüſtlichen
deutſchen Fleißes, deutſcher Sprache und deutſcher
Sitte.
* Der Lebensunterhalt in Danzig.
Wie an allen deutſchen Hochſchulen, ſo hat ſich auch in Dan=
zig
die Studentenſchaft zu großzügiger Selbſthilfe zuſammen=
geſchloſſen
, um ſich bei der Beſtreitung der Lebensbedürfniſſe
weſentliche Erleichterungen zu verſchaffen. Schon bald nach dem
Ausgange des Krieges wurde dieſe Notwendigkeit in den Krei=
ſen
des Lehrkörpers, der Studenten und ſonſtiger Hochſchulange=
höriger
erkannt, und tatkräftige Perſönlichkeiten ſchufen Einrich=
tungen
, die damals für das Vorgehen an anderen Hochſchulen in
vieler Hinſicht das Muſter angaben. Heute ſind ja alle dieſe
ſogenannten Wirtſchaftskörper an die Wirtſchaftshilfe der Deut=
ſchen
Studentenſchaft angeſchloſſen, wodurch ihnen infolge ein=
heitlicher
Werbung nicht unerhebliche Mittel zufließen. In Dan=
zig
iſt dieſer Wirtſchaftskörper eine eingetragene Genoſſenſchaft
m. b. H., der zurzeit von ihren Mitgliedern einen Geſchäftsanteil
von 1000 Mark verlangt.
Die ältefte Einrichtung der Hochſchulwirtſchaftsgenoſſenſchaft
iſt die Studentenküche. In großen Räumen erhalten täglich
700 bis 800 Studenten Mittag= und Abendeſſen zu einem Preiſe,
der weſentlich niedriger iſt als der von Privatmittagstiſchen.
Auch iſt durch die ſtudentiſche Fürſorge die Verabreichung von
einer großen Anzahl von Freitiſchen ermöglicht.
Im Anſchluß an dieſe Speiſe= und Küchenräume, die ſich
übrigens unmittelbar neben dem Hauptgebände der Hochſchule
befinden, wurden im vergangen Jahre neue Wirtſchaftsräume
gebaut, in denen ſich jetzt im vollen Betriebe befinden: eine
Flick= und Nähſtube, in der Kleidungsſtücke und Wäſche
ausgebeſſert werden und in der auch neuerdings die Anfertigung
von Wäſche aufgenommen worden iſt, eine Barbierſtube
und eine Schuhmacherwerkſtätte. Bei allen dieſen Ein=
richtungen
werden ſelbſtwverſtändlich nur die reinen Selbſtkoſten
berechnet und alle Gewinne ausgeſchaltet. Die Selbſtkoſten kön=
nen
aber durch das große Entgegenkommen der Hochſchul=
behörde
und durch die geringen Anlagekoſten der Einrichtungen
außerordentlich niedrig gehalten werden
Unmittelbar, neben dieſen Wirtſchaftsräumen befindet ſich
im Bau eine weitere Baracke, in der eine Waſchanſtalt ein=
gerichtet
werden ſoll, um auch den Betrag, den der Student für
das Reinigen ſeiner Wäſche aufwenden muß, auf ein möglichſt
geringes Ma ßherabzuſetzen, was nach den Erfahrungen, die mit
den anderen Einrichtungen gemacht wurden, nicht zweifelhaft iſt.
Trotz des wie überall ſo auch hier ſchwierigen Baufortganges
ſteht zu hoffen, daß die Waſchanſtalt in dieſem Sommerſemeſter
noch in Betrieb genommen werden wird. Die Mittel zum Bau
ſind alle durch Stiftungen aufgebracht; die Baracke ſelbſt und
die Waſcheinrichtungen ſind von Danziger Behörden gegen un=
bedeutendes
Entgelt abgegeben worden. An den Stiftungen be=
teiligten
ſich bisher beſonders Danziger Handels= und Induſtrie=
kreiſe
, jedoch ſoll nicht vergeſſen werden, daß auch die Landwirt=
ſchaft
beſonders der Küche in weitem Maße entgegenkommt. So
hat vor allen Dingen die Landwirtſchaft Pommerns in letzter
Zeit ein ſchönes Beiſpiel großzügiger Opferwilligkeit gegeben,
der ſich wohl auf weitere Anregung der Wirtſchaftsgenoſſenſchaft
hin auch die anderen Landwirtſchaftskreiſe der Nachbarſchaft
Danzigs nicht verſchließen werden. Schließlich ſeien noch die
großen Zuwendungen erwähnt, die aus der Geſellſchaft der
Freunde der Danziger Hochſchule gemacht worden ſind und fort=
geſetzt
gemacht werden. Gerade dieſe ſind der Deutſchen Stu=
dentenſchaft
ſo ungemein viel wert, weil ſie nicht nur rein wirt=
ſchaftlich
eine Unterſtützung bedeuten, ſondern weil ſie den vom
Mutterlande Getrennten und auf ſchwierigem Auslandspoſten
Stehenden immer erneut vor Augen führen, daß man in Danzig
nicht vergeſſen wird und daß die Heimat trotz eigener ſchwerer
Not für ihre Kulturaufgaben in den entriſſenen Landesteilen
nicht nur mit ſchönen Worten eintritt. Daß dies allen, die das
erkannt haben und betätigen, von den Danziger Studenten heiß
gedankt wird, bedarf nicht beſonderer Erwähnung. Mögen ſich
aber noch recht viele das freudige Bewußtſein verſchaffen, durch
tätige Mithilfe nicht nur Werte zur Förderung edler Nächſten=
liebe
, ſondern auch Zeichen deutſcher Schaffenskraft und Rührig=
keit
hervorgebracht zu haben.

ogrbatfgeMtntel denieh man nit dei menciel
FT

Karlſtraße Nr.1
Telefon Nr. 1489

[ ][  ][ ]

Nummer 155.

Darmſtädter Tagblatt, Duinerstag, den 2. Juni 4923.

* Die Beziehungen der Danziger
Hochſchule zur Induſtrie.
Von
Dipl.=Irg. Henry Behrens, Danzig.
Rein pſychologiſch betrachtet iſt der Ingenieur wohl der aus=
geſprochenſte
Vertreter des Geſichtstypus. Seine Sprache ſind
daher das Bild und die Zeichnung. Das Ergebnis ſeiner Rech=
nungen
ſtellt der Ingenieur gern in graphiſchen Darſtellungen
zuſammen, die ihm ein weit klareres Bild geben als Tabellen,
die mehr auf das Ohr wirken. So iſt es nur zu natürlich, daß
dieſer pſychologiſchen Eigenart des Ingenieurs bereits beim
Unterricht auf der Techniſchen Hochſchule in weitgehendſtem
Maße Rechnung getragen werden muß. Den Vortrag ergänzen
und beleben Skizzen an der Tafel, Muſterzeichnungen und Mo=
delle
. Einen großen Teil ſeiner Kenntniſſe ſchöpft der Student
aber auch aus Lehrbüchern, die bezeichnenderweiſe reich ſind an
bildlichen Darſtellungen. Da nun die Bücher für die meiſten
Studenten infolge ihrer überaus traurigen Wirtſchaftslage faſt
unerſchwinglich geworden ſind, ſo hat man an der Danziger Tech=
niſchen
Hochſchule frühzeitig darauf geſonnen, das Buch als
Bildungsmittel wirkſam zu erſetzen. Eine Möglichkeit dazu iſt,
die reichhaltigen Sammlungen der einzelnen Inſtitute mehr als
bisher den Studierenden zugänglich zu machen. Den beſten
Erſatz der fehlenden Bücher bietet aber zweifellos eine enge
Verbindung der Hochſchule mit der Induſtrie, die dem werden=
den
Ingenieur auf der Bauſtelle, in der Fabrik, auf dem Schiff
Gelegenheit gibt, das in wenigen Minuten aus eigener Anſchau=
ung
zu ſehen und zu erlernen, was ein Buch unvollkommener
unter Umſtänden erſt nach Stunden vermittelt. Wächſt der wer=
dende
Ingenieur durch den fleißigen Beſuch der Werkſtätten weit
beſſer in ſeine ſpätere Aufgabe hinein, ſo kann überdies dieſe
Lernart jenen Studierenden, die ſich als Werkſtudenten ihren
Unterhalt nebenbei ſelbſt verdienen müſſen, eine unſchätzbare
Zeiterſparnis bieten.
Die Danziger Techniſche Hochſchule ſteht denen des Deutſchen
Reiches in der Möglichkeit, dem jungen Studierenden die eben=
erwähnten
Vorteile zu bieten, in keiner Weiſe nach. Hatte Dan=
zig
bereits vor dem Ausgang des unglücklichen Krieges eine an=
ſehnliche
Induſtrie, ſo iſt dieſe gerade durch die Abtrennung
Danzigs vom Deutſchen Reiche um ein Vielfaches gewachſen. Die
ſchwierigen Zollverhältniſſe haben es mit ſich gebracht, daß her=
vorragende
deutſche Induſtriewerke der verſchiedenſten Art
Zweigniederlaſſungen in Danzig gegründet haben. Ueberdies
hat das valutaſtarke Ausland eine Reihe bedeutender neuer
Unternehmungen erſtehen laſſen. Der aufblühende Verkehr nach
dem Oſten fördert dieſe Entwicklung in immer höherem Maße.
Es iſt ganz ſelbſtwverſtändlich, daß die Techniſche Hochſchule in
dem kleinen Freiſtaat Danzig allerregſten Anteil an dieſer Ent=
wicklung
genommen hat und noch nimmt. So mancher Plan und
ſo mancher Ratſchlag iſt der neuen Induſtrie von den Profeſſo=
ren
der Danziger Techniſchen Hochſchule gegeben worden. Es
hat wohl kaum eine Gründungsverſammlung ſtattgefunden, auf
der nicht die Techniſche Hochſchule vertreten war und auf der nicht
der Wunſch zur engſten Fühlungnahme zwiſchen Induſtrie und
Hochſchule laut geworden iſt. So ſind denn auch die Bitten der
Hochſchulprofeſſoren, den Studierenden die Induſtriewerke zu
öffnen, ſtets ſehr gern erfüllt worden. Und von dieſem Wohl=
der
in der Induſtrie beſchäftigten Werkſtudenten.
Der Architekturſtudierende findet in den prächtigen
alten Bauten Danzigs eine Anregung, wie ſie nur wenige
andere Städte zu geben vermögen. Wem wäre ſelbſt als
Nicht=Danziger die wuchtige Marienkirche, der ſchlanke Rat=
hinüber
. Gegenwärtig iſt die Bautätigkeit in Danzig äußerſt
rege. Neben Wohnhäuſern entſtehen große Geſchäftsbauten und
Fabriken, zu denen mancher Entwurf der Zeichenfeder eines
den Studenten, die auf Nebenerwerb angewieſen ſind, gute Ge=
legenheit
, im Bureau und auf Bauſtellen Beſchäftigung zu finden.
Auch der Bauingenieur findet in Danzig und ſeiner
Induſtrie in reichſtem Maße die Möglichkeit, ſich weiterzubilden.
Der Waſſerbauer hat in der Weichſelregulierung, im Hafen, in
den Schleuſenanlagen und in der Talſperre von Straſchin=
Prangſchin lebendige Anſchauungsbilder. Dem Brückenbauer
bieten die großen Weichſelbrücken und die mannigfachſten Ent= fand in der Woche nach Pfingſten im Zuſammenhang mit den
ladeeinrichtungen des Danziger Hafens reichſte Anregung. Große
Eiſenbetonbauten, zu denen die Entwürfe meiſt auf der Hoch=
ſchule
entſtanden ſind, geben Belehrung auf einem anderen Ge=
biet
. Der Eiſenbahner findet ein reiches Anſchauungsmaterial
in den Voll= und Kleinbahnen, den Perſonen= und Güterbahn=
höfen
, während der angehende Städtebauer fruchtbare Anregung
findet beim Entſtehen neuer Stadtteile und neuer Kolonien. Die
Aufzählung zeigt, daß für den Bauingenieur in Danzig äußerſt
reichlich Gelegenheit vorhanden iſt zu praktiſcher Betätigung zum
Zwecke des Gelderwerbs oder der Belehrung.
Ganz beſonders günſtig iſt in Danzig die Beziehung der
Techniſchen Hochſchule zur Maſchineninduſtrie. Der
Generaldirektor der größten Induſtrieunternehmungen des Frei=
ſtaates
, der Danziger Werft und der Eiſenbahnwerkſtätte mit
zuſammen über 6000 Arbeitern, iſt gleichzeitig ordentlicher Pro=
feſſor
für Herſtellungsverfahren, Fabrikorganiſation und Werk=
zeugmaſchinenbau
an der Hochſchule. Abgeſehen von ſehr häu=
figen
Beſichtigungen iſt den Studierenden auch ſonſt jederzeit
der Zutritt zur Werft geſtattet und auf ihr Gelegenheit zur prak=
tiſchen
Betätigung gegeben. Da die Werke gut organiſiert und
mit den allerbeſten und modernſten Werkzeugmaſchinen ausge=
rüſtet
ſind, da überdies wegen der Abtrennung Danzigs vom
Deutſchen Reiche die verſchiedenſten Spezialmaſchinen beſchafft
wurden, ſo iſt die Fülle des Sehenswerten beſonders groß. Im
Anſchluß an die Vorleſung über Werkzeugmaſchinen ſind für die
nächſte Zeit Uebungen auf der Danziger Werft geplant, die an in
Betrieb befindlichen Werkzeugmaſchinen vorgenommen werden
ſollen. Der Schiffbauſtudierende findet in Danzig eine Anre=
gung
, wie ſie von keiner anderen Hochſchulſtadt geboten werden
kann. Außer der Danziger Werft betreiben die Werften von
Schichau und Klawitter Großſchiffbau. Neben ihnen pflegen
mehrere kleine Werften und Jacht= und Bootbau. Neuentſtanden
ſind in Danzig Rechenmaſchinenfabriken, landwirtſchaftliche
Maſchinenfabriken, eine Spezialfabrik für Armaturen u. a., zu
denen täglich Neugründungen hinzukommen.
Auch der Chemieſtudierende kann ſein Wiſſen in der
Danziger Induſtrie leicht vertiefen. Die Zuckerfabriken, Zucker=
raffinerien
, Brennereien, Brauereien und eine im Entſtehen be=
griffene
chemiſche Fabrik bieten dazu lohnendſte Möglichkeit.
Neben dem Ingenieur vermag auch der angehende Volks=
wirtſchaftler
ſeine Kenntniſſe außerhalb der Hochſchule zu
erweitern. Der aufblühende Danziger Handel und Wandel gibt
dem jungen Studierenden einen Einblick in wirtſchaftliche Verhält=
niſſe
, wie ſie ihm kaum anderswo geboten werden können, zumal
das Verhältnis der Hochſchule zu Handelskreiſen ein gleich gutes
iſt wie zur Induſtrie. Führende Perſönlichkeiten aus dem Kauf=
mannsſtande
halten an der Hochſchule Fachvorleſungen ab, unter
denen eine Handelskunde ſür Ingenieure behandelt wird.
Da dieſes gute Verhältnis der Danziger Techniſchen Hoch=
ſchule
zur Danziger Induſtrie und zum Danziger Handel äußerſt
befruchtend gewirkt hat auf alle Teile und dieſes feſte Zu=
gehörigkeitsgefühl
ein mächtiges Bollwerk war gegen das Aus=
ländertum
in Danzig, ſo wünſchen und hoffen wir deutſchen
Danziger, daß durch den Zuzug vieler reichsdeutſcher Studieren=
den
das Deutſchtum in Danzig beſonders geſtärkt wird und über=
dies
der Zuſammenhang mit dem deutſchen Mutterlande nicht
verloren geht. Möge die deutſche Jugend ſich bewußt ſein und
werden, welche Aufgaben ſie in Danzig zu erfüllen hat, und möge ſie
uns begeiſterungsfreudig bei unſerem ſchweren Werke helfen.

ARTLIS1
BEufSCHE HUKK
Kr
WNABERHONS
NUHSTMAIS
18MAL-LOKTOBER

Der Deutſche Hochſchulring auf der
Nordmarktagung.
An der großen Tagung des Deutſchen Schutzbundes und
des Vereins für das Deutſchtum im Auslande auf Sylt, in
Flensburg und Hamburg nahm auch die deutſche ſtuden=
tiſche
Jugend auf Einladung des Deutſchen Hochſchulrings
und einzelner ſtudentiſcher Verbände regſten Anteil. Im ganzen
hatten ſich in der Pfingſtwoche etwa 250 deutſche Studenten aus
wollen den Studierenden gegenüber zeugt auch die große Zahl, allen Gegenden des Deutſchen Reiches, beſonders zahlreich aber
aus Deutſchöſterreich, den Sudetenländern, aus Ungarn und
Siebenbürgen und aus faſt allen anderen deutſchen Siedlungs=
gebieten
in der deutſchen Nordmark zuſammengefunden, um den
Nordmärkern zu zeigen, daß auch die deutſche ſtdentiſche Jugend
hausturm und das maleriſche Krantor unbekannt? Neben den / überall da, wo die deutſche Zunge klingt, teilnimmt an dem Ge=
alten
Bauten führen neue ſtilvolle Bauwerke, in die Jetztzeit ſchehen der Brüder im äußerſten Norden des Deutſchen Reiches.
Beſonderen Eindruck machte auf die ſüd= und auslanddeut=
ſchen
Teilnehmer der Frieſentag in Keitum auf Sylt, da ſie hier
den echten deutſchen Charakter des Frieſen und ſeine Eigen=
Hochſchulprofeſſors entſtammt. Die emſige Bautätigkeit bietet, arten kennen lernen konnten. Aber nicht minder wertvoll für
das einigende Band aller deutſchen Studenten untereinander 8 Auskunft jeder Art beim Grenzlandamt des Hochſchul=
waren
die gemeinſamen Beratungen zuſammen mit den Ange=
hörigen
des Deutſchen Schutzbundes in Flensburg und denen des
Vereins für das Deutſchtum im Ausland in Hamburg. Die
der ſtudentiſchen Jugend war überaus groß. In Hamburg
anderen Beratungen die große Jahrestagung des Grenz=
landamtes
des Deutſchen Hochſchulrings ſtatt, die weit
über den Rahmen des Akademiſchen hinaus von grundlegender
Bedeutung war, beſonders mit Rückſicht auf die Fragen des
Deutſchtums in Südoſteuropa.

5/18 PS
KLEIN-KRAFTWAGEN
ERSTER SIEGER
HAINBERG-RENNEN DES GOTTINGER
AUTOMOBIL-CLUBS
am 6. Mai 1923
ERSTER SIEGER
BERGRENNEN ZU PFORZHEIM
am 27. Mai 1923
ZNEIIER SIEGER
INTERNATIONALEN BERGRENNEN
OBER-DORNACH-GEMPEN SCHWEIZ
am 22. April 1923
Prospekte und Einzelheiten durch die
HESSISCHE
AUTO MOBIL-GESELLSCHAFT, A.-G.
DARMSTADT

Studenten an die See‟!
Betrachtungen und Erinnerungen eines Danziger Studenten.
Silentium! Der Kapitän ſchlug mit einem fauſtdicken,
armlangen Tauende auf den Tiſch der behaglichen Kajüte, daß
die ganze Ellide bis zu der 20 Meter hohen Maſtſpitze erzit=
terte
, allwo unſer Danziger Stander luſtig im Nachtwind flat=
terte
. Dann begann er.
Kameraden! Nach 14 Tagen chriſtlicher Meerfahrt tren=
nen
uns viel hundert Seemeilen von unſerem lieben Danzig.
DanzigHelſingfors iſt der erſte Abſchnitt unſerer Reiſe rund
um die Oftſee, und wir haben uns wacker durchgeſchlagen. Aber
die Reiſe bis hierher war nur der Auftakt zu den künftigen
ſchwierigeren, aber noch ſchöneren Fahrten. Die Sturmfahrt bis
Windau ſei uns ein gutes Omen, nicht weniger die ſchönen
Mädchen im altehrwürdigen Riga und das gute Bier in Reval.
Wenn wir auch kein Schrapnellfeuer mehr zu erwarten haben,
wie heute morgen in Reval, ſo wird es doch noch manchmal hart
auf hart gehen auf dieſer Reiſe. Daß wir dann immer eiſern
durchhalten alle zuſammen, darauf und auf das Wohl meiner
Mannſchaft werde ich jetzt einen kräftigen Schluck tun.
Und unſer Führer und Bundesbruder, Hans Bauer aus
Konſtanz, tat einen urkräftigen Schluck.
Nach ihm ging die Reihe um. Jeder von uns zehn hatte ein
Schnapsgebet auf dem Herzen, wie es der Seemann heißt, auch
wenn er Bier trinkt anſtatt ſteifem Grog, was damals der Fall
war. Smit weg den Anker! ſagte Heinrich, der Proviant=
meiſter
, und tat einen Schluck ſo lang wie eine Ankerkette. Feier=
lich
erhob ſich der Beſtmann, des Kapitäns rechte Hand. Er hieß
Elch, weil es in ſeiner Heimat in Oſtpreußen noch Alche gibt,
wie zu Deutſchordens Zeiten. Wir trinken auf unſeren Schif=
fer
Toni, daß er noch viele fremde Länder und Meere mit uns
beſchiffen möge! Es lebe Miſter Appeltree, der uns die 1600
Flaſchen Bier geſtiftet hat, ſprach Wulf, der Hochſeekoch es
waren aber nur noch 40; die anderen waren am Vorabend in
Reval geblieben. Es erhob ſich Spatz, der Stewart und Bord=
muſiker
. Es lebe die Matroſenliebe! und die ſchönen Mädchen
in Riga, ergänzte Priem, der Lampenmaxe. Der Bordtakel=
meiſter
Seppel dagegen, der weniger Glück gehabt hatte, begann
zu ſingen: Seglers Liebchen iſt ſein Boot, auf den blauen
Wogen, ſelbſt in Sturmgebraus und Not, hats ihn nie betro=
gen
Proſt Puhm! mit Dir trinke ich am liebſten, ſprach der
Nächſte, und trank ſich ſelber zu. Und ſo ging es weiter, bis alle
10 um waren und das Bier alle. Der Qualm von 10 Pfeifen
verdichtete ſich in der engen Kajüte ſo, daß die große, kardaniſch
aufgehängte Petroleumlampe wie aus weiter Ferne geſpenſtiſch
in den Kreis hereinſah und man die Kameraden auf der anderen
Seite im blauen Dunſt nur noch ahnen konnte. Draußen im
Hafen von Helſingfors blies ein kalter Oſt und man fror, noch
mehr bei dem Gedanken, daß dicht neben unſerem Ankerplatz
während der ruſſiſchen Revolution Hunderte von ruſſiſchen Offi=
zieren
durch ein Loch in der Eisdecke ertränkt worden waren.
Umſo molliger fühlten wir uns in der Kafüte, in der wir bald
140 Grad Wärme hatten, (nämlich 24 Grad Reaumaur, 30 Grad
Celſius und 86 Grad Fahrenheit). Wohl war der Tag ſehr an=
ſtrengend
geweſen und die Vornacht noch mehr, aber die Freude,
das erſte größere Ziel glücklich erreicht zu haben, hielt alle wach
und die Ereigniſſe und Erlebniſſe ſeit der Abfahrt wurden noch
einmal gründlich beſprochen.
Ka
Zentſce ertventen
ſtudiert in Danzig.
ringes d. A..
Ae Lnan 2. ern Hrnring Rif n, . en dantg te 4
Wir ſtechen heute noch in See, bedeutete das am Maſt vor=
geheißte
internationale P am 5. Auguſt 1922 im Danziger Hafen
Neufahrwaſſer. Am ſelben Tage war vor 570 Jahren Columbus
zur erſten Reiſe nach Amerika unter Segel gegangen.
Von fern her klang das alte wunderbare Glockenſpiel des
Danziger Rathausturmes und ſandte uns einen mitternächt=
lichen
Abſchiedschoral nach, als wir langſam aus den Molen
ſchlichen.
Als wir die Danziger Bucht hinter uns hatten, ſetzte bald
Schwerwetter ein. Es rauſchte und brauſte um den Bug, präch=
tig
ſchäumte die See von achtern. Die Nacht war wundervoll.
Bisweilen drang der Mond durch die geballten Wolken, die wie
ein Rudel Wölfe am Himmel jagten; dann nahmen ſich die
ſchweren Seen und Brecher düſter und phantaſtiſch aus. Geheim=
nisvoll
beleuchtete der Schein der roten und grünen Poſitions=
lichter
den hochaufſpritzenden Giſcht. Ellide wälzte ſich von
einem Bug auf den anderen. Bald werden wir reffen müſſen.
nein, wir haltens noch. Um 4 Uhr iſt Wachablöſung. Mit kur=
zer
Meldung wird die Ruderpinne der Wache 2 übergeben. Kurs
Nz 0 ¼ 0, Logg 76 Roſſiten Blitzfeuer drei Strich achterlicher als
dwars ſteuerbords außer Sicht gekommen. Wind dreht langſam
nach Süd. Habt Ihr was zu eſſen? Ja, Hartbrot, in der
Schifferkabine neben dem Kartentiſch. Hartbrotkauend windet
ſich die alte Wache zu ihren Kojen. Wir liegen im Bugraum.
Gleichmäßig gurgelt und perlt das ſchäumende Naß an der dün=
nen
Stahlhaut Ellides entlang; in gleichmäßigen Schwingungen
kollert man in der knapp bemeſſenen Koje von rechts nach links,
von links nach rechts. Klagend knarren die Spieren am Maſt.
Doch man iſt die Muſik gewöhnt und ein neuer, ſägender Ton
fügt ſich der nächtlichen Sinfonie ein. Doch ſelbſt in tiefſtem
Schlaf merkt der Seemann, was draußen vor ſich geht und jeder
wartet auf ein Kommando, denn immer ſchwerer arbeitet Ellide
im zunehmenden Sturm. Bei dem Manöver, das nun nötig
wurde, blieb keiner trocken; am beſten ſind die daran, die ihre
Kleidung auf einen Kragenkuopf beſchränken.
Alle Mann an Deck! Klar zum Reffen! Mit oft ge=
übtem
Schwung ſchlüpft man aus der niederen Kofe, ſchnallt
den Leibgurt feſter und klettert verſchlafen ins Kockpit hinauf.
wo bald ſchneidender Wind und ſalziges Waſſer in den Augen
brennen, daß man vollends wach wird. Hol dicht Großſchot!
Herrgott nochmal! 10 Fäuſte an einem Tau, das muß gehen,
iſt es auch geſpannt wie eine Saite. Die anderen ſind auch auf
gen! Ein Mann ſitzt auf dem Klüverbaum. Krampfhaft um=
ſchlingt
er mit den Füßen den Klüverbaum, rafft mit den
Armen das niedergehende Segel zuſammen. Die Befehle
ſchwirren in blitzſchneller Folge um die Ohren. Durch die hohle
Hand werden ſie weitergegeben, damit ſie der Sturm nicht ver=
ſchlingt
. Klar bei Piek und Klau. Setz durch die Dirk!
Fier weg die Piek! Bald iſt das Segel an Deck und der Kampf
mit dem Großſegel beginnt. Es will ſich von der dünnen Reff=
leine
keine Feſſeln anlegen laſſen. Zuletzt iſt es doch beſiegt und
das arg verkleinerte Großſegel ſteigt wieder am Maſt empor.
ihrem Poſten. Klüver bergen! Setzt Sturmklüver! Fock ber=
Gleich darauf kommt die Sonne hoch. Weithin erglänzt das
Meer mit den ſchäumenden Wellenköpfen bis dorthin, wo im
Weſten die ſchwarzen Wetterwolken ſchwer ins Meer hängen.
Die Mannſchaft geht wieder zur Koje. Sie kommt an der Küche
vorbei: Einmal Beujong gewöhnlich! Der Koch iſt auch ſchon
munter und präſentiert einem jeden, gewandt balanzierend, das

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 7. Juni 1923.

Rummer 155.

köſtliche Getränk. An Deck ſind nur noch 2 Mann. Einer am
Ruder und einer als Ausguck. Bei einer Windſtärke von 15 bis
20 Sekundenmetern ſchießt das brave Boot durch die aufgeregte

Der erſte Hafen, den wir anlaufen, iſt Windau. Verſenkte
Dampfer mitten im Hafen, zerſtörte Transportanlagen, einge=
fallene
Getreideſpeicher. Neben uns ein Schuppen mit einer
durchlöcherten Wand ein ehemaliger Richtplatz, auf dem ge=
fangene
Bolſchewiſten erſchoſſen wurden. Ueberall Spuren des
Krieges.

Windau gehört dem jungen ruſſiſchen Randſtaat Livland an
und iſt heute ein Ort von ungefähr 20 000 Einwohnern. Das
Hinterland iſt echt ruſſiſch: endlos, öde und troſtlos einförmig.
Bald ſind wir wieder auf der offenbaren See. Am nächſten
Abend haben wir Domesnäs querab und wir ſchlagen uns ſeit=
wärts
in die Büſche in den Rigaer Meerbuſen hinein. Die
Sonne hat noch ein paar letzte goldene Wolken ins Waſſer gewor=
fen
. Auch ſie nimmt Abſchied von dem freien Meer. Erſt auf
der Heimfahrt von Kopenhagen über Bornholm nach Danzig
kamen wir wieder länger auf deſſen breiten Rücken. Bis dahin
fuhren wir faſt immer binnen, durch Sunde und Fjorde, durch
Schären und Kanäle, rund um die Oſtſee herum.
Sie iſt das nordiſche Mittelmeer. Was ſie von ihm unter=
ſcheidet
, ſind in erſter Linie ſeine klimatiſchen Vorzüge. Deshalb
geſtaltete ſich dort ſeit Anbeginn der Geſchichte das geſamte Leben
viel reicher und mannigfaltiger, die geſchichtlichen Reibungen
waren großartiger. Der Süden war original, farbig und bunt;
der Norden iſt einförmiger und der baltiſche Nebel grau.
Aber was dem baltiſchen Norden an Anmut und üppiger
Mannigfaltigkeit mangelt, erſetzt er durch urwüchſige Kraft und
eine Großartigkeit, die ſich zuweilen zum Gewaltigen ſteigert. Er
hatte keine Heroen in der Art der griechiſchen, aber die Edda liegt
uns nicht weniger nah als Homer. Das nordiſche Heidentum
war nicht klar und farbig wie jenes der Hellenen, aber es war
viel tiefer erfaßt und ihr Götterglaube innerlicher; Odin iſt ge=
waltiger
als Zeus.
Gleich von vorne herein tritt der baltiſche Germane als
rüſtiger und kühner Seemann auf. Er fühlt ſich als König der
See, die ſalzige Woge iſt des Wikingers Heimat; Seeraub iſt
ſein Ehrengeſchäft. Das Emporblühen der Städte, die ihren
anwachſenden Handel den Freibeutern nicht länger preisgeben
mochten, machte den Wikingern ein Ende; ſie erlagen den Kauf=
leuten
. Bald wurde die deutſche Hanſa vorwaltend auf der
Oſtſee und gründete eine Menge von Pflanzſtädten, unter denen
Danzig und Riga, Bremens Tochter, bald eine hervorragende
Bedeutung gewannen.
Und um dieſes Riga zu beſichtigen, ſtrebte unſer Bug der
Düngmündung zu.
Daß wir in Riga neben das Damenbad zu liegen kamen,
war nicht unſere Schuld; vielmehr wurden wir von einem ge=
ſtrengen
Zöllner dorthin bugſiert, nachdem er uns den ganzen
Kahn in der gemeinſten Weiſe durchſchnüffelt hatte. Aber auch
ſonſt war der Ankerplatz günſtig und bot uns einen ausgezeich=
neten
Rundblick. Da wir der dringenden Arbeiten an Bord
wegen erſt am anderen Tag zur Stadt konnten, holten wir uns
mit dem Kieker die Stadt auf dem jenſeitigen Dünaufer näher.
Zunächſt ſtechen die zahlreichen Türme in nordiſcher Gotik in
die Augen. Man fühlt ſofort, daß hier deutſche Baumeiſter am
Werke waren. Auf dem Marktplatze am Ufer wird gefeilſcht und
gehandelt. Zum Teil ſieht man bunte Trachten. Das Volk ſieht
ſchmutzig und heruntergekommen aus; die Armut iſt groß. Der
Verkehr in dem größten Holzausfuhrhafen des ehemaligen Ruß=
land
liegt vollkommen danieder. Die frühere Eiſenbrücke über
die Düna liegt im Fluß; dem Verkehr dient faſt einzig eine ge=
waltige
Holzbrücke, die ſich deutſche Pioniere 1918 zum Denkmal
geſetzt haben.
An Bord wird geſcheuert, lackiert und geſchabt, die bärtig
gewordenen Geſichter inbegriffen. Puhm bepinfelt die neugierig
anſchwimmenden Damen vom Beiboot aus mit Emaillelack. Sie
haben das aber nicht weiter übel genommen. Bald nach unſerer
Ankunft wurden wir mit Einladungen von Klubs und Vereinen
überſchüttet, und die drei Abende unter den Deutſchen in Riga
ſind uns unvergeßlich. Beſonders erfreulich war ein längeres
Zuſammenſein mit deutſch=baltiſchen Komilitonen und den Kor=
porationen
der Univerſität Riga. Die Rigaer Sportsgenoſſen
begleiteten uns am 14. Auguſt abends mit ihren Booten und
unter den Klängen des Schifferklaviers: Muß i denn, muß
i denn wie oft hat es geklungen auf der Reiſe nahmen
wir herzlichen Abſchied, der eine ſehr ausgeprägte feuchtfröhliche

Seite hatte.
Der Rigaer Meerbuſen reicht durch den Moonſund dem
finniſchen Buſen die Hand. Die Durchfahrt dauert drei Tage.
An den Ufern der Inſel Oeſel gedachten wir des dort gefallenen,
wohl den meiſten jungen Deutſchen bekannten Walter Flex.
Einige heitere Stunden verbrachten wir auf dem Wrack des gro=
ßen
ruſſiſchen Panzerkreuzers. Slawa, der bei Oeſel von deut=
ſchen
Truppen in Brand geſchoſſen wurde und etwa 3 Meter ge=
ſunken
iſt. Beute= und ſenſationslüſtern durchtoſten wir das tote
Geſpenſterſchiff. Die Strahlenfallen wurden in Tätigkeit geſetzt.
Die rieſigen Geſchützrohre, in denen zum Teil noch die Geſchoſſe
ſteckten, wurden zum Turngerät.
Die weitere Fahrt durch die ruſſiſchen Inſeln bot für Schif=
fer
und Mannſchaft navigatoriſch viel Intereſſantes und war eine
gute Vorbereitung auf das ſchwierige Fahrwaſſer der finniſchen
und ſchwediſchen Schären. Immer mehr nahm die Landſchaft
einen nordiſchen Charakter an.
Wir wollten urſprünglich quermeerein nach Helſingfors. Als
jedoch die Umriſſe Revals in der Morgenſonne auftauchten, war
die Verſuchung zu groß. Zudem kam bald Flaute, ſodaß wir
wenig guten Wind verſäumten.
Reval war ehemals der ſtärkſte ruſſiſche Kriegshafen. Heute
liegt nur eine ganz kleine eſtniſche Flotte dort. Unſer Gruß mit

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der ſchwarz=weiß=roten Flagge wird erwidert. Mit einem glän=
zenden
Landemanöver führen wir uns bei dem Revaler Jacht=
klub
ein, und ſind auch bald zum Abendbrot eingeladen, zur
Freude des Kochs. Bald ſind wir alle landfein und durchpilgern
die Straßen. Die Stadt am Hafen iſt ruſſiſch, mit Holzhäuſern
und kerzengeraden Straßen; aber die Altſtadt mit ihren Toren
und Gräben, Gaſſen und Winkeln iſt deutſch durch und durch.
Neben der Burg auf dem Schloßberg eine ruſſiſche Kirche über
und über vergoldet. Hier hat der Ruſſe ſeine bunte Orthodoxie
wie einen rohen Stempel ins deutſche Bild geſetzt. In der Nähe
eine gotiſche Kirche. Die Glocke ſchlägt vom Turm. Wir treten
durch die offene Kirchtür und ſehen die Gruftſteine deutſcher Rit=
ter
und Bürger, deren Geſchlechter ſchon vor ſiebenhundert Jah=
ren
aus allen Teilen unſeres Vaterlandes hier einwanderten und
ſeitdem ihr Deutſchtum durch alle Gefahren treu bewahrten. Von
den weißen Kirchenwänden ſchauen die Wappen des Adels rings
im Land mit feinen verſtaubten ſchwarzgoldenen Tönen herab;
in den prachtvollen Meſſingleuchtern ſpielt blaſſes Licht, und über
dieſem Leuchten thront die Orgel, dies Sinnbild tiefdeutſcher
Muſik; das in keiner ruſſiſchen Kirche zu finden iſt. Hier könnte
eine Bachſche Fuge niederſchäumen in donnernden Kaskaden.
Der Abend im Revaler Jachtklub war ſehr nahrhaft und
auch die Tanzluſtigen kamen auf ihre Rechnung. Nach Mitter=
nacht
ließen uns die Damen mit Miſter Appeltree den rich=
tigen
Namen haben wir vergeſſen und noch einigen Herren
allein. Das Rebaler Bier war vorzüglich.
Am anderen Morgen hatte der Beſtmann Mühe, uns aus
der Koje zu bekommen. Er mußte mit Kübeln Waſſers ankom=
men
, bis ſchließlich keine Koje mehr trocken war. Platt vor dem
Winde brauſten wir alsbald mit allen 400 Om. Ellides ab nach
Helſingfors. Aber wir ſollten noch einen beſonderen Denkzettel
an Reval bekommen war es, weil wir uns in der Eile der
Abreiſe auf dem Zollamt nicht abgemeldet hatten, oder weil wir
ein Warnungsſignal nicht bemerkt hatten. Ein kleiner Dampfer
mit einer Schießſcheibe im Schlepp kreuzte unſeren Kurs. Da
erhob ſich ein Sauſen und Krach Krach explodierten in 20 Meter
Höhe zwei Schrapnells und ſchütten ihren Inhalt 200 Meter
neben Ellide ins Waſſer. Verflucht nochmal! Und dann Spin=
nacker
bergen, dicht Großſchoot und luv an. Im Handumdrehen
ſaßen zwei Mann auf dem Klüverbaum, der Spinnacker (ein
Segel) kam wie gefreſſen, hart legte ſich Ellide über und
ſtrebte, fort aus der zärtlichen Nachbarſchaft. Nachdem wir
fünfhundert Meter rechtwinklig aus der zärtlichen Schuß=
linie
gelaufen waren, ſetzten die Strandbatterien ihr un=
freundliches
Handwerk fort. Der Wind hielt den gan=
zen
Tag durch und gegen Abend ſuchte ſich Ellide durch
nackte Felſeninſeln hindurch ihren Weg in den Hafen von Hel=
ſingfors
. An dieſem Abend machten wir dann noch dem Bier
des Herrn Appeltree den Garaus; das hatten wir nach dem an=
ſtrengenden
Tag wohl verdient, waren wir doch in einem Tag
durch den finniſchen Meerbuſen gelaufen.
Es würde zu weit führen, den ferneren Teil der Reiſe in der=
ſelben
Ausführlichkeit zu ſchildern. Ich bin auf die Beſchreibung
der baltiſchen Städte näher eingegangen, um daran einige Be=
trachtungen
zu knüpfen, die uns heute näher liegen denn je. Wer
wie wir Seglergelegenheit hat, die baltiſchen Provinzen zu be=
ſuchen
, der bekommt mehr als jeder andere einen Einblick in den
Kampf, den blutig oder unblutig Slaventum und Ger=
manentum
ſeit Jahrhunderten führen. Dieſer Kampf iſt ebenſo
alt als der in Deutſchlands Weſten, aber er iſt ganz anders ge=
artet
. Dort ſind die Grenzen ſcharf, hier oben fließen ſie ineinan=

der über: Deutſchtum in Riga und Rebal und Polen in Oſipreu=
ßen
. Die Geſchichte des Oſten zeigt ein ſtändiges Gegeneinander=
fluten
der beiden Raſſen, vom Deutſch=Ritterorden bis zum Frie=
den
vom Breſt=Litowsk. Heute iſt die Slavenflut ſtärker denn
je und ſie brandet an gegen Danzig. Wenn dieſes Bollwerk deut=
ſcher
Kultur fällt, iſt auch Oſtpreußen in Gefahr. Nach Weſten
können wir nur die Fauſt in der Taſche ballen, aber hier oben
im Oſten können wir handeln. Oder ſollen wir uns verjagen
laſſen? Darum: Studenten an die See!
Wir ſind wieder unter Segel zwiſchen Helſingfors und Stock=
holm
; in den finniſchen und ſchwediſchen Schären. Finnland,
das Land der 1000 Seen, liegt bereits hinter uns. Wir beſtaunen
das Felſen= und Waſſerlabyrint als ein Knäuel von Irrwegen,
in denen die Seekarten und die Kenntnis ſie zu leſen mit all den
tauſend Zeichen, Tonnen und Feuern, die einzige Rettung iſt.
Wie Seehundsköpfe und Schildkrötenrücken ragen die Klidpen
aus dem Waſſer. Bald ſtoßen wir tief ins Land hinein, bald
kommen wir durch ſeeartig weite Gewäſſer, in denen wir völlig
eingeſchloſſen erſcheinen. Die Landſchaft hat einen Zug von
Wildheit und Düſterkeit, wie er der Urformation eigen iſt, die
wir hier vorfinden. Hier iſt nordgermaniſches Urſprungsland.
Wenn längſt die Alpen zum künſtlich gepflegten Naturpark, zur
Sehenswürdigkeit für jedermann geworden ſind, werden die Ge=
birge
des Nordens noch lange Brunhildens unzerriſſenen Schleier
tragen, ſeien es Schwedens Schären, ſeien es Norwegens Fjorde.
Ellide ſucht ſich einen Ankerplatz und findet ihn in einer
ſtillen Bucht einer Inſel, die vielleicht noch nie eines Menſchen
Fuß betreten hat. Schäkel, der Pilzkundige, geht an Land und
kehrt bald mit einem Sack Pfifferlinge zurück. Drei Primuskocher
bullern in der Küche, die Kartoffeln ſieden bereits in der Koch=
kiſte
. Wir anderen tummeln uns, zum Teil badend, auf den von
einem letzten Abendrot erleuchteten Felſen. Es iſt ein ganz be=
ſtimmtes
Abendrot, das nur der nordiſchen Landſchaft eigen iſt,
wie das Blau dem Himmel Italiens. Und nach dem Abendbrot
ſitzen wir in der Kajüte hinter Kommersbüchern und heißem
Tee. Weithin tönt aus der Kajüte über die ſchlafende Inſelwelt:
Gaudeamus das ſchönſte deutſche Studentenlied. Das iſt
Burſchenherrlichkeit, die noch nicht entſchwunden iſt.
Bornholm, eine däniſche Inſel in der Oſtſee. Auf ihrer
Nordſpitze ſteht Hammershus, eine Ruine, gewaltiger als Ecke=
hardts
Hohentwiel. Hier könnte das ſagenhafte Thule ſeinen
Urſprung haben. Gegenüber der Nuine wohnt die Frau eines
deutſchen Admirals, die Ellides Pflegemutter iſt. Mehrere Male
im Sommer zieht ein Danziger Boot nach Hammerhaven, um
einige Tage dort Gaſtfreundſchaft zu genießen. So auch Ellide
auf dem Heimweg von der großen Seereiſe. Von Stockholm
aus war ſie durch die ſchwediſchen Binnenſeen Venern und Vät=
tern
gezogen, die durch den Götakanal verbunden ſind. Wenn
der Wind verſagte, was glücklicherweiſe ſelten der Fall war,
wurde Ellide im Kanal getreidelt. Wir genoſſen eine Gaſtfreund=
ſchaft
in Schweden, wie wir ſie uns hätten nicht träumen laſſen.
Wie auf der ganzen Reiſe, ſo auch in Schweden haben wir keinen
Heller ausgegeben; von Danzig aus hatten wir uns reichlich und
billig verproviantiert und die zahlreichen Gaſtmähler halfen, die
Vorräte ſtrecken. Wir wurden von Stockholm bis Göteborg von
Familie zu Familie förmlich weitergereicht‟. Die Preſſe lenkte
die allgemeine Aufmerkſamkeit auf uns. Ellide erſchien in den
illuſtrierten Zeitungen. Trollhättan, das ſchwediſche Eſſen, bot
uns als Ingenieuren viel Intereſſanzes. Die Kanalfahrt mitz
ihren 68 Schleuſen und 91 Meter Steigung durch das Herz
Schwedens war unbeſchreiblich reizvoll. An den Waſſerfällen
Trollhättans lauſchten wir den Trollen Peer Gynts.
Nun lagen wir wieder im gaftlichen Hammerhaven und
warteten, bis Wind und Wetter günſtig wurden zur letzten Fahrt.
Dänemarks Töchter halfen uns die Wartezeit verkürzen. Doch
bald entrangen ſich wieder Abſchiedsklänge der uns allen lieb ge=
wordenen
Ziehharmonika, die das Grammophon als Neben=
buhler
beſiegt hatte. Zwiſchen Bornholm und Danzig rollte der
Käpten die Seekarten zuſammen; Ellide würde ihren Weg ſchon
ſelber finden und ſie fand ihn auch. Die Danziger Bucht nahm
uns wieder auf, die Türme der Marienkirche begrüßten uns
zuerſt. Als ob nichts geſchehen wäre, lag Ellide am Morgen des
3. Oktober neben ihren Schweſterbooten im Danziger Hafen. Als
neueſten Bordſchlager aber ſangen wir:
Sportwelt ſtaunt total verplex
Große Nordlandsreiſe ex.
Eine Frage noch möchte ich dem geneigten Leſer beantwor=
ten
, der etwa Zweifel hegt, ob ſolche Reiſen heute noch möglich
ſind und ob die eben beſchriebene Reiſe wirklich erſt nach dem
Kriege von ſtatten ging. Das iſt tatſächlich der Fall, und wir
ſind ſogar überall mit ſchwarz=weiß=roter Flagge (ohne den Fleck
in der Ecke) gefahren, ſelbſt neben einem engliſchen Panzer=
kreuzer
=Geſchwader in Kopenhagen.
Daß die Aufrechterhaltung des Segelbetriebs unter den heu=
tigen
Verhältniſſen mit großen Opfern verbunden iſt, iſt klar.
Aber dieſe Opfer ſind weniger, wie der Leſer wohl vermutet,
finanzieller Art. Aber als wertvolle praktiſche Ausbildung be=
trachtet
und aus Liebe zur Sache ſind die Opfer an Zeit für die
Arbeiten zur In= und Außerdienſtſtellung der Boote und deren
Inſtandhaltung niemals zu groß. Denn eben dieſe Arbeiten
verteuern die Segelei, darum müſſen ſie von allen Segelbrüdern
gemeinſam und ſelbſt gemacht werden.
Wer einmal dahintergekommen iſt, daß das Segeln der
ſchönſte Sport iſt, den es gibt, der opfert ihm gerne ſelbſt einen
Teil deſſen, was er mühſam als Werkſtudent, als Hafen= oder
Werftarbeiter erſtanden hat. Solange wir überhaupt noch ſtudie=
ren
können, werden wir auch noch ſegeln können. Darum: Stu=
Sterkel, ſtud. mach. A. S. V. z. D.
denten an die See!

Für die Schriftleitung der Hochſchulbeilage verantwortlich:
Alfons Kemper, Darmſtadt.

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Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 2. Juni 1923.

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7. Juni 1923 Nr. 455

* Zur Lage des Exporthandels.
Von Profeſſor Dr.=Ing. Müller, Geſchäftsführer der
Heſſiſchen Induſtrieſtelle und des Heſſiſchen Landesauftrags=
amtes
Berlin.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat vor wenigen Tagen die
neue, von den Exportkreiſen dringlichſt gewünſchte Ausfuhr=
freiliſte
herausgegeben und zu gleichr Zeit das Verfahren der
Ausfuhrbeſchränkung auf eine neue Baſis geſtellt. Der Export
hat künftig mit 3 Warenkategorien zu rechnen, den bereits bis=
her
ausfuhrfreien, die auch künftig frei bleiben, den bedingt
freien und den ausfuhrverbotenen Waren. Zur zweiten Kate=
gorie
gehören Gegenſtände, der verſchiedenſten Art, und es
emrfiehlt ſich für Intereſſenten, ſich hierüber im Reichsanzeiger
Nr. 117 vom 23. Mai 1923 zu informieren. Alle dieſe Waren
ſind für die Folge frei ausführbar, wenn vom Händler 40 Pro=
zent
der Deviſen an die Reichsbank abgeführt werden; hiervon
gibt es allerdings eine Ausnahme, falls der Exporteur, dem
deutſchen Lieferer die Ausfuhrware in ausländiſcher Währung
bezahlt. Auch entfällt die Ablieferung für denjenigen Teil des
Exportgegenwertes, der auf Grund der engliſchen Recovery=
Act bei der Einfuhr in England einbehalten wird. Wer aus
irgend einem Grunde die Ablieferung der 40 Prozent Deviſen
nicht ermöglichen kann, iſt gezwungen, auch für die bedingt
freien Waren wie bisher eine Ausfuhrbewilligung einzuholen.
Im übrigen tritt im praktiſchen Verkehr an die Stelle der Aus=
fuhrbewilligung
lediglich eine Deviſenablieferungserklärung
nach vorgeſchriebenem Muſter. Die Kontrolle über die Abfüh=
rung
der Deviſen wird durch die Außenhandelsſtelle im Verein
mit der Reichsbank ausgeübt. Die Ausfuhrabgabe fällt für die
bedingt freien Waren fort, auch unterliegen ſie nicht mehr der
Preisprüfung; dagegen iſt die Preſſeabgabe weiter zu entrichten.
Die neue Verordnung ſoll einen Schritt zur Erleichterung
der Ausfuhr in der Richtung eines Abbaues der Außenhan=
delsbeſchränkungen
darſtellen. Ob ſie tatſächlich eine Erleich=
terung
bringt, muß abgewartet werden. Es iſt zwar zuzugeben,
daß das umſtändliche und leider ins bürokratiſche Fahrwaſſer
geratene Verfahren der Einholung von Ausfuhrbewilligungen
vielfach fortfällt, und das wird der Exporteur freudig begrüßen,
aber ohne Zweifel iſt für viele das Verfahren durch die Drei=
teilung
komplizierter geworden, beſonders, wenn es ſich um
Miſchſendungen aus den drei verſchiedenen Warengattungen
handelt. Hier muß die Praxis die Wege zu einem etwa not=
wendigen
Ausbau der Beſtimmungen zeigen.
Die Freiliſte ſtellt ein Kompromiß dar in dem Kampfe der
berſchiedenſten Intereſſengruppen, der Induſtrie, des Handels
und der Verbraucher, von denen beſonders die Letzteren eine
Verſchleuderung deutſchen Volksvermögens befürchten. Leider
wird man in Zukunft trotz der jetzt erfolgten Einſtellung der
Exportkreiſe auf die Forderung angemeſſener Preiſe nicht mit
einer derartigen bleibenden Orientierung rechnen können, da
viele in der Ausfuhrkontrolle nur eine Betätigung des Büro=
kratismus
und eine den Verbänden willkommene Kontroll=
möglichkeit
der eigenen Mitglieder und der Außenſeiter er=
blicken
und ſich nur dem Zwange fügen. Notoriſch iſt ja denn
auch, daß die Durchbrechung der Außenhandelskontrolle leider
nicht unbeträchtliche Dimenſionen angenomemn hat.
Die Abneigung gegen die Außenhandelsbeſchränkungen hat
ohne Zweifel eine gewiſſe Berechtigung, weil die Entwickelung
Bahnen eingeſchlagen hat, die in ihrer vielfachen Gegenſätzlich=
keit
zu dem urſprünglich Gewollten, dem Exporthandel in mehr
als einer Beziehung ſtarke Feſſeln anlegt. Abgeſehen von dem
leider oft recht langwierigen und durch bürokratiſche Einflüſſe
gehemmten Verfahren der Einholung von Bewilligungen zeigen
die Ergebniſſe des Unterſuchungsausſchufſes des Reichswirt=
ſchaftsrates
und der Prozeß der Außenhandelsſtelle für das
Papierfach gegen Woehler und Genoſſen deutlich Schäden, die
eine unbedingte Abſtellung erheiſchen. Man kann daher die
Kämpfe vieler Kreiſe für völlig freie Ausfuhr verſtehen. Eine
willkommene Hilfe erfuhren dieſe Kreiſe durch die Stützung der
Mark, die den Dollar auf 20000 zu halten erſtrebten. Ich
möchte es dahingeſtellt ſein laſſen, ob dieſe Stützung zweck=
mäßig
war oder nicht. Wenn ſie nur von dem Gedanken aus=
ging
, die Lohnkämpfe für die Zeit des Ruhreinfalles zu ver=
meiden
, ſo mußte man ſich zunächſt die Frage nach der möglichen
Dauer des Einbruches vorlegen. Auf jeden Fall war die ſtarre
Stützung nur ein künſtlicher Notbehelf, der den Nachteil hatte,
daß den Spekulanten die Deviſen zu billigen Preiſen zufielen.
Vernichtend wirkte hierbei die große Inflation, die ſeit Januar
durch die Billionen=Verſchuldung des Reiches infolge der
Maßnahmen für die beſetzten Gebiete hervorgerufen wurde,

weil dieſe großen Summen vielfach in Deviſen angelegt wur=
den
. Der Deviſen=Einbruch mußte alſo mit Naturnotwendigkeit
kommen, da Stützung und Inflation zwei gegenſätzliche Mo=
mente
in die Wirtſchaft bringen. Die Markentwertung wird
ſich daher ſo lange fortſetzen, bis eine Angleichung an die effk=
tive
Kaufkraft eingetreten iſt. Die neuerliche Stützungsaktion
der Reichsbank iſt daher darauf bedacht, die Anpaſſung mög=
lichſt
allmählich erfolgen zu laſſen.
Wir ſehen alſo, daß eine ſtarre Stützung wohl eine Min=
derung
der Laſten der Bevölkerung bedeutet, die aber, ſolange
die effektive Markentwertung während der Stützung fortſchrei=
tet
, nur künſtlich und deshalb vorübergehend ſein kann. Ohne
Zweifel erſcheint eine Herabſetzung des Dollarkurſes von 50 000
auf 20000 für den Export zu kraß, denn eine Stützung hat ſtets
zwei Seiten, eine angenehme, der Preisſtabiliſierung, und eine
unangenehme, der Erdroſſelung der Ausfuhr. Es iſt alſo ab=
zuwägen
, wie beide Folgen in Einklang zu bringen ſind. Der
Niedergang des Exportes bedingt den Ausbruch größerer Ar=
beitsloſigkeit
. Die von Seiten der Reichsregierung getroffenen
Maßnahmen zur Bekämpfung des Arbeitsmangels ſind leider
nur für das beſetzte Gebiet beſtimmt, während ſogar die Aus=
ſtrahlungszonen
keine Berückſichtigung finden, obwohl ſie in=
folge
der Gefährdung ebenfalls ſtark in Mitleidenſchaft gezogen
werden. Aber trotzdem ſeit Beginn dieſes Jahres an Indu=
ſtrie
und Handwerk des beſetzten heſſiſchen Gebietes über das
Landesauftragsamt für mehr als 5 Milliarden Mark Aufträge
verteilt werden konnten, bilden dieſe doch nur einen Tropfen
auf den heißen Stein, weil ſie ſich leider nicht auf alle Indu=
ſtrie
= und Handwerksgruppen verteilen laſſen; viele ſind ge=
zwungen
, zur Kurzarbeit oder gänzlichen Betriebsftillegung
zu greifen.
Die neuerliche Steigerung der fremden Deviſen wird den
Ausfuhrhandel wieder beleben, und es wird eine neue Schein=
blüte
einſetzen. Man kann im Intereſſe des geſamten Export=
handels
nur wünſchen, daß er ſich ſeiner Pflichten gegenüber
der Volkswirtſchaft bewußt bleibt und unter allen Umſtänden
eine Verſchleuderung der Waren verhindert, denn ſonſt beſteht
die große Gefahr, daß die inländiſchen Verbraucherkreiſe, die
Gewerkſchaften und die Gegner mit Recht die Gelegenheit wahr=
nehmen
und auf Rückrevidierung der Ausfuhrerleichterungen
dringen, während das Ausland nach neuen Antidumping=
Geſetzen ſchreien wird. Der Exporthandel hat es nunmehr in
der Hand, die Wege zu weiterem Abbau der Handelskontrolle
zu ebnen oder ſie zu verſchütten.
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Oberrheiniſche Tonwerk= und Baubedarf=A. G.
in Heppenheim a. d. Bergſtr. Die außerordentliche General=
verſammlung
beſchloß die Erhöhung des Grundkapitols um 10 auf 15
Millionen Mk. durch Ausgabe von 9 Millionen Mk. Stamm= und
1 Million Mk. Vorzugsaktien. Die neuen, ab 1. Jamar dividenden=
berechtigten
Aktien werden von der Rheinhandel=Konzern=A. G. in
Düfſeldorf zu 1250 % übernommen mit der Verpflichtung, ſie im Ver=
hältnis
von 2:3 zu 1500 , den alten Aktionären anzubieten. Die
Geſchäftslage wird als günſtig bezeichnet.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Zellſtoffabrik Waldhof, Mannheim. Das Ge=
ſchäftsjahr
1922 iſt günſtig verlaufen und in ſämtlichen Werken wurde
die Produktion der Friedenszeit nahezu erreicht, zum Teil auch über=
ſchritten
. Die Fabrikate fanden ohne Schwierigkeit Abſatz. Die völlige
Wiederinſtandſeltzung der Werke in Mannheim und Tilſit wurde
weiter durchgeführt. Die Papyrus=A.G. und die Papier=
fabrik
Weißenſtein haben gut gearbeitet, auch die Köſelev
Zellüloſe= und Papkerfabriken A. G. zeigen zufriedenſtel=
lende
Reſultate. Als Vorentſchädigung für die in Rußland erlittenen
Schäden wurden 14 884 300 Mk. zuerkannt; für die Endentſchädigung
haben die Berhandlungen begonnen. Die Summe, die im günſtigſten
Falle zu erwarten iſt, ſteht natürlich in gar keinem Verhältnis zu dem
heutigen Wert der Verluſte. Im Geſchäftsjahr 1922 wurde durch die
fortſchreitende Geldentwertung und die außerordentlich großen Mittel
für Rohmaterialien das Kapital im April um 40 Millionen Mk. und
im Dezember um 100 Millionen Mk. Stammaktien und 25 Millionen
Mark Vorzugsaktien erhöht. In der Geweralverſammlung vom 30. 4.
wurde neiterdings die Ausgabe von 200 Millionem Mk. Stammakten
beſchloſſen. Der günſtigen Lage des vergangenen Jahres, die auch in
den erſten beiden Monaten des neuen Jahres anhielt, hat der plötzliche
Sturz der Deviſen im Februar ein jähes Ende bereitet. Die Nachfrage
hatte nachgelaſſen und im Inlande zu einer Abſatzſtockung geführt. Der
Export dagegen war lebhaft, und nur dieſem Umſtande war es zu ver=
danken
, daß zu dieſer Zeit ſämtliche Werke noch einigermaßen aus=
reichend
beſchäftigt waren. Der Ueberſchuß auf Warenkonto und Er=
trag
aus Effekten beziffert ſich auf 3 110848 734 Mk., Unkoſten. Gehäl=
ter
Gewinnanteile, Verſicherungsbeiträge uſw. erfonderten 1 346 122 522
Mk., Steuern und Umlagen 22 462 758 Mk., ſodaß nach Abſchreibung

von 9 123829 Mk. ein Bruttogewinn von 1 543 746 260 Mk. verbleibt,
deſſen Verteilung wie folgt vorgeſchlagen wird: 7 % Dividende auf
Vorzugsaktien A, 6 % auf Vorzugsaktien B, 300 % auf die Stamm=
aktien
500 Millionen Mk. für Werkerhaltung und 500 Millionen Mk.
für Selbſtverſicherung, Zuweiſung an Stiftungen 150 Millionen Mk.
Auf neue Rechnung werden 82 263 130 Mk. vorgetragen. In der Vilanz
ſind die Debitoren mit 9 970 750 454 Mk., Wechſel mit 1 317 489 747 M.,
Rohſtoffe, Kohlen uſw. mit 745 261 602 Mk., Holzvorrat und Waldungen
mit 526 802 055 Mk., Kaſſe mit 46 408864 Mk., Effekten und Beteili=
gungen
mit 40 295 124 Mk., die Kveditoren mit 10 345 504 201 Mk.,
Rücklage für Löhne, Selbſtverſicherung, Berfsgenoſſenſchaft uſw.
594 180 405 Mk., Kriegsrückſtellungen 24,10 Müllionen Mk., Werkerhal=
tungskonto
mit 20 Millionen Mk. verzeichnet. Das Aktienkapital be=
trägt
100 Millionen Mk. Stamm=, 38 Millionen Mk. Vorzugsaktien,
Anleihen auf Waldhof und Tilſit 51 795 000 Mk. und ehemaliger ruſſi=
ſcher
Fabrik 10,929 Millionen Mk. Der Reſervefonds bezifferte ſich
auf 37 326 250 Mk. Ueber die Ausſichten für das laufende Jahr bann
nichts Beſtimmtes geſagt werden. Das Undernehmen leidet ſtark unten
der Ruhrbeſetzung, da Mannheim von der großen Kundſchaft im alt=
und weubeſetzten Gebiet abgeſchnitten und der Wareneingang wie = aus=
gang
auf dem Waſſerwege aufgehört hat.
h. Chemiſche Fabrik Weyl A. G., Mannheim= Walſ=
hof
. Das zum Konzern Rütgerswerke gehörige Untermehmen erzielte
einen Reingewinn von 8,06 Millionen Mk., über deſſen Verteilung nichts
bekannt gegeben wird.
wb. F. W. Lübris Aktiengeſellſchaft in Göttingen.
In der am 29. Mai abgehaltenen außerordentlichen Generalverſamm=
lung
iſt beſchloſſen worden, das Kapital der Geſellſchaft von 5 auf 15
Millionen Mark zu erhöhen. Die neu eingehenden Gelder ſollen zur
Vergrößerung der Betriebsanlage dienen. Es wurde hervorgehoben,
daß ſich die Geſchäfte ſehr günſtig entwickeln und zurzeit reichlich Ex=
portaufträge
vorliegen. Nach Vornahme der Aufſichtsratswahlen be=
ſteht
der Aufſichtsrat nunmehr aus den Herren Dr. Wilhelm Schaefer,
Direktor Adolf Rabe, Carl Oldehoff und Dr. Haaſe.
Fd- Großkraftwerk Franken A.=G., Nürnberg. (Priv.=
Tel.) Die ordentliche Generalverſammlung des Großkraftwerkes Fran=
ken
A.=G. in Nürnberg genehmigte den Abſchluß mit 10,20 Millionen
Mk. Reingewinn, ſetzte die Dividende für die Vorzugsaktien auf 15,
für die Stammaktien auf 18 Prozent feſt und erteilte der Verwaltung
Entlaſtung. Auf neue Rechnung wurden 1,5 Millionen Mk. vorgetragen.
Dem mündlich erſtatteten Bericht des Aufſichtsratsvorſitzenden, Ober=
bürgermeiſter
Dr. Luppe, war zu entnehmen, daß das Werk bei einem
zu Grunde gelegten Dollarkurs von 42 000 jetzt einen Wert von 120 Mil=
liarden
Papiermark repräſentiert. Die ſatzungsmäßig ausſcheidenden
Aufſichtsratsmitglieder wurden einſtimmig wiedergewählt und neu dazu
Stadtrat Dr. Merkel=Nürnberg und Direktor Henftling von der Rhein=
Main=Donau=A.=G. in München.
* Artiengeſellſchaft für Zellſtoff= und Papier=
fabrikation
Afchaffenbupg. Die Geſellſchaft berichtet über
eine volle Beſchäftigung für das geſamte Geſchäftsjahr 1922. Die Frie=
densleiſtung
ſei wieder erreicht, auf manchen Gebiten, durch beſonderg
Ausnutzung der Betriebsmittel, überſchritten. Zeitweiſe habe die Nach=
frage
beſonders aus dem Inlande, die Erzeugungsmöglichkeit über=
ſchritten
. Nähere Angaben über das Auslandsgeſchäft ſind in demr
Jahresbericht wicht gemacht. Um im Verſicherungsſchadenfalle ſtärker
gerüſtet zu ſein, ſchlägt die Verwaltung vor, einem Verſicherumgsfonds
100 Millionen Mk. zuzuführen, wobei jedoch feſtgeſtellt wird, daß auch
die ſo verſtävften Reſewven für ernſte Fälle kaum einen völlig aus=
reichenden
Sicherheitsfakvor darſtellen dürften. Neben dieſen 100 Mil=
lionen
Mk. für Verſicherungsfonds werden einem Abſchreibungs= und
Ueberteuerungsfonds 500 Millionen Mk. zugewieſen. Die Dividende
foll mit 300 % gegen 25 % im Vorjahve zur Ausſchüittung gelangen.
Für ſoziale Zuwendungen werden 50 Millionen Mk. verwandt und auf
neue Rechnung 236, 32 Millionen Mk. vorgetragen.
Bei gegen 1921 unerändertem Aktienkapital von 48 Millionen Mark
betragen die geſetzlichen Reſerven einſchließlich der Neuzuveiſungen
(Affekuvanz) 105,5 Millionen Mk., Abſchreibungen und Ueberteuerungs=
fonds
nunmehr 526 Millionen Mk. Für Dezember=Löhne uhw. wurden
518,9 Millionen Mk. zurückgeſtellt. Neben 8,13 Millionen Mk. Aval=
konto
werden die Kreditoren einfchließlich der wiederum nicht bezif=
ferten
Verpflichtungen gegenüber befreundeten Geſellſchaften mit Mk.
6661,17 Millionen ausgewieſen; andeverſeits find die Fabrikanlagen,
auf welchen die Zugänge nicht erſichtlich gemacht ſind, mit 15,68 Mil=
liowen
Mk. ausgewieſen, die Wavenbeſtande in einer Poſition mit
den Betriebsmaterialien, vor allem aber auch den Holz= und Wald=
gütern
, erſcheinen mit 1559,24 Mk. Die Debitoren einſchließlich nicht
genannter Holzvorſchüſſe und Bambguthaben erſcheinen mit 5650,51
Millionen Mk., Kaſſe mit 8,07 Millionen Mk., Wechſel mit 1087,70
Millionen Mk., wobei nicht zu erkennen iſt, inwieweit es ſich um
Reichsſchatz= oder Hondelswechſel handelt. Die Effekten und Beteiligun=
gen
ſind nur wenig erhöht und erſcheinen mit 3,75 Millionen Wk.
gegen 3,11 Millionen Mk. im Vorjahr. Nähere Spezialiſierung fehlt
auch hier. Der Bruttoüberſchuß bezifferte ſich auf 2263,68 Millionen
Mk., Unkoſten erfonderden 534,98 Millionen Mk., Steuern 583,96 Mil=
lionen
Mk., Zinſen 114,42 Millionen Mk. Nach 500 Millionen Mark
Abſchreibungen 100 Millionen Mk. Rüchſtellungen für Selbſtverſiche=
rung
und 50 Millionen Mk. für Wohlfahrtszwecke erſcheint ein Rein=
gewinn
inkluſive Vortrag von 530,32 Mällionen Mk. Die G.=V. anr
18. Juni d. Js. ſoll die Statuten, betr. der feſten Bezüge des Aufſichts=
rats
, ändern und einen Bericht über Verſicherungsangelegenheiten ent=
gegemehmen
, ſowie dazu Stellung nehmen. Der Abſatz der Erzeug=
niſſe
der Geſellſchaft im abgelaufenen Jahre war laut Bericht bisher
befriedigend, doch läßt ſich die weitere Entwicklung ſchwer überſehen.

Sauggas
Generatorenſ.
Ankhrazikt Briketts
Holzkohlen
Holz efe.

He i
H
Bokcl-Halbdie se
rieir dlDleSel SySTEh GutONEr
Pioforlokomobilen. Selbstfahrende Bandsdoer

11 DPUUkSROHR 11DUTrTEM KATALOGE IN BESTER AUSSTATTUNG ILLUSTRIERTE WAREN-ANGEBOTE AKTIEN UND OBLIGATIONEN DIVIDENDEN- UND ZINS- SCHEINE mit jeder gewünschten Numerierung OÜALITATS-BILD. UND FARBDRUCKE eind
SPEZIALITATEN
der L. C. WIITICHSCHEN LOLBUcMskeckerEr DARMSTADT [ ][  ][ ]

Seite 14,

Darmſtädter Tagblatt, Donnersiag, den 7. Juni 1923.

Banken.

h. Frankfurter Handelsbank A.=G., vormals Frank=
furter
Viehmarktsbank, Frankfurt a. M. Die General=
verſammlung
beſchloß die Verteilung von 30 Prozent Dividende und Er=
höhung
des Aktienkapitals auf 260 Millionen Mk. 100 Mill. Mk. der
neuen Aktien werden den alten Aktionären im Verhältnis von 1:1 ange=
boten
, die neuen 5 Mill. Mk. Vorzugsaktien den alten Vorzugsaktionären
im Verhältnis von 1:1 zu 120 Proz. Der Bezugskurs der neuen
Stammaktien iſt noch nicht feſtgelegt.
h. Badiſche Bank Manuheim. Die Bank beabſichtigt, die
angekündigte Kapitalserhöhung durch Ausgabe von 14,4 Mill. Mk.
Stammaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1923 durchzu=
führen
. Das Aktienkapital wird dadurch auf 34,9 Mill. Mk. erhöht.
Das Stimmrecht der Vorzugsaktien ſoll vom 10fachen auf das 25fache
erhöht werden.
wb. Hauptverſammlung der Vereinigung von
Oberbeamten im Bankgewerbe. Am 2. Juni fand in
Eiſenach die diesjährige ordentliche Hauptverſammlung der Vereinigung
von Oberbeamten im Bankgewebe ſtatt, deren Verhandlungen ſich in
erſter Linie mit dem kürzlich mit dem Reichsverband der Bankleitun=
gen
abgeſchloſſenen Kollektivvertrag über die geldlichen Bezüge der
Bankoberbeamten beſchäftigten. Es wurde der Hoffnung Ausdruck ge=
geben
, daß dieſer Vertrag, der einzige in ſeiner Art, welcher die Ge=
haltsverhältniſſe
leitender Angeſtellter eines ganzen Gewerbezweiges
regelt, ſich in ſeiner praktiſchen Handhabung bewähren würde. Die
Verſammlung beſchäftigte ſich weiterhin mit der für alle leitenden An=
geſtellten
, ſo auch für die Oberbeamten im Bankgewerbe, eine Lebens=
frage
bildenden Regelung der Penſionsverhältniſſe. Die Tagung war
wiederum aus allen Teilen des Reiches ſtark beſucht. Ein Abend auf
der Wartburg bildete den geſelligen Abſchluß. Die Hauptgeſchäftsſtelle
der Vereinigung befinder ſich in Berlin W. 8, Behrenſtr. 20, wo auch
Exemplare des Kollektivvertrages mit dem Reichsverband der Bank=
leitungen
beſtellt werden können.
Dividendenvorſchläge.
h. Handels= und Gewerbebank, Gießen. Aus einem
Reingewinn von 1 307 462 Mk. werden 20 Proz. Dividende verteilt.
wb. Schubert n. Salzer A.=G., Chemnitz. Die Maſchinen=
fabrik
Schubert u. Salzer A.=G. in Chemnitz verteilt nach Abſchreibungen
von Mk. 180 Mill. und Errichtung eines Wertverminderungskontos von
Mk. 400 Millionen aus dem Reingewinn von Mk. 362 420 889 eine Divi=
dende
von 300 Proz. auf die Stammaktien und 7 Proz. auf die Vorzugs=
aktien
. Ferner werden Mk. 100 Mill. für eine Stiftung zur Unter=
ſtützung
von Angeſtellten und Arbeitern und Mk. 40 Mill. für humani=
täre
Zwecke verwendet.
Anleihen.
wb. Ausgabe einer dritten preußiſchen Kali=
anleihe
. Im Anſchluß an die Zeichnungen auf die erſte und zweite
Ausgabe der neuen 5prozentigen preußiſchen Kali= und Roggenwert=
anleihe
bringt die preußiſche Finanzverwaltung nunmehr eine dritte
Ausgabe, jedoch nur für eine 5prozentige Kaliwertanleihe zur Begebung.
Die neue Kalianleihe wird in der Zeit vom 11. bis 18. Juni bei den
bekannten Zeichnungsſtellen zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt wer=
den
. Der Zeichnungskurs beträgt 46 000 Mk. für 100 Kg. und entſpricht
dem gegenwärtigen vom Reichskalirat feſtgeſetzten Bahnabſatzpreis für
Kali (40prozentige Kalidüngeſalze) von 504 500 Mk. für die Tonne,
abzüglich des für landwirtſchaftliche Verbraucher bei Beſtellungen bis
zum 12. Juni gewährten Höchſtrabattes von 7,5 Prozent abgerundet nach
unten. Der Zeichnungspreis iſt mithin, zumal mit einer weiteren
Steigerung des Kalipreiſes zu rechnen iſt, als beſonders günſtig zu be=
zeichnen
.

Preisaufſchläge.

wb. Erhöhung der Stahlbundrichtpreiſe. Auf
Grund der feſtgeſtellten Verteuerung beſchloß der gemeinſchaftliche Preis=
ausſchuß
eine Erhöhung der Stahlbundrichtpreiſe für Thomasgüte um
27,83 Proz. mit Wirkung ab 6. Juni. Der Mehrpreis für Lieferung in
Siemens=Martin=Handelsgüte wurde auf 400 000 Mk. und für die übri=
gen
Sorten entſprechend ab 6. Juni feſtgeſetzt. Der Zuſchlag auf die
Mark=Ueberpreiſe beträgt ab 6. Juni 12 Proz. Auf Grund dieſer Be=
ſchlüſſe
gelten ab 6. Juni folgende Stahlbund=Richtpreiſe ( Selbſtgrund=
preis
für 1000 Kg. mit bekannter Frachtgrundlage für Thomas= Handels=
güte
bezw. Siemens=Martin=Handelsgüte): Rohblöcke 1847000 bezw.
2171000 Mk., Vorblöcke 2076000 bezw. 2440000 Mk., Knüppel
2 210000 bezw. 2 598 000 Mk., Platinen 2282000 bezw. 2 682000 Mk.,
Gormeiſen 2 582000 bezw. 2975000 Mk., Stabeiſen 2000 000 bezw.
3 000 000 Mk., Univerſaleiſen 2896 000 bezw. 3 242 000 Mk., Bandeiſen
3 176 000 bezw. 3 006 000 Mk., Walzdraht 2 769 000 bezw. 3 197 000 Mk.,
(örobbleche 5 Millimeter und darüber 2930000 bezw. 3 394000 Mk.,
Grobbleche 3 Millimeter bis unter 5 Millimeter 3 286000 bezw.
3 762000 Mk., Feinbleche 1 bis unter 3 Millimeter 3 814000 bezw.
4 290 000 Mr., Feinbleche unter 1 Millimeter 4 171000 bezw. 4 606 000
Mark.

wb. Die Preiſe für Stickſtoffdüngungsmittel ſind
wie folgt feſtgeſetzt worden: Schwefelſaures Ammoniak nicht gedarrt und
nicht gemahlen Mk. 15 120, gedarrt und gemahlen Mk. 15 270, ſalzſaures
Ammoniak Mk. 15 120, Ammonſulfatſalpeter Mk. 15 120, Kaliammonfal=
peter
Mk. 15 120, Natronſalpeter Mk. 17 910, Kalkſtickſtoff Mk. 13 630.
Dieſe Preiſe gelten für alle vom 6. Juni ab zur Abſendung gelangenden
Mengen bis auf weiteres.
n. Nachdem die Entwicklung der Mark die Vereinigung
deutſcher Gardinenweber E. V. in Greiz gezwungen hat, den
ab 11. April 1923 eingeführten Preisabſchlag von 10 Prozent ab 11.
Mai auf 5 Prozent herabzuſetzen und ab 25. Mai ganz aufzuheben, iſt ſie,
wie der Konfektionär erfährt, infolge der neuen Löhne genötigt ge=
weſen
, den Ausarbeitungskoſtenanteil ab 30. Mai 1923 für Rohwaren
auf 200 Proz., für appretierte Ware auf 240 Proz. feſtzuſetzen. Die
Vertriebsgeſellſchatf Deutſcher Baumwoll= Näh=
garnfabriken
(Nähgarnvertrieb) hat laut Konfektionär mit Wirk=
ung
vom 4. Juni 1923 den Aufſchlag auf die neuen Grundpreiſe vom 12.
März 1923 abermals von 5400 auf 6000 Prozent erhöht. Die Ver=
einigung
Deutſcher Tapiſſeriefabrikanten E. V. hat
laut Konfektionär mit Wirkung vom 4. Juni ab für alle Verkäufe ab
1. Januar 1923 den Aufſchlag auf 650 Proz., für Verkäufe ab 1. Oktober
bis 31. Dezember 1923 auf 2200 Prozent feſtgeſetzt. Der Verband
der deutſchen Veredelungsanſtalt für Baumwoll
gewebe E V. hat, wie der Konfektionär erfährt, ſeine bisher 9500
betragende Schlüſſelzahl für alle Fertigſtellungen vom 4. Juni 1923 ab
auf 13 200 erhöht.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Für Landesprodukte
hatte ſich ſchon geſtern nach der neuerlichen Aufwärtsbewvegung der De=
viſenkurſe
die Meinung außerordentlich befeſtigt, und heute ging die
Aufwärtsbewegung der Preiſe in kräftigem Maße weiter, ſo daß Brot=
getreide
bis 15 000 Mark für, die Tonne über der geſtrigen offiziellen
Schlußnotiz bezahlt wurde. Angebot aus erſter Hand fehlte faſt gänzlich.
Von Roggen hat die Reichsgetreideſtelle geſtern zu den geſunkenen
Notierungen viel den Händlern abgenommen, die heute wieder von
neuem Ware ſuchten. Braugerſte war lebhaft begehrt. Hafer wurde
ſeitens der Flockenfabriken verlangt. Mais ſtellte ſich bei ſtillem Ge=
ſchäft
höher. Mehl wurde zu ſtark erhöhten Preiſen begehrt. Zeit=
weilig
erfuhr die Tendenz im allgemeinen eine leichte Abſchwächung.
Börſen.
* Börſenbericht vom 6. Juni 1923. (Eigener Bericht.)
Nach den geſtrigen ſtarken Schwankungen am Deviſenmarkt, hervorge=
rufen
durch die politiſche Unſicherheit und die Befürchtung weiterer Maß=
nahmen
gegen den Deviſenhandel, ſetzten ſich ſchon im Laufe des geſt=
rigen
Abends und im heutigen Frühverkehr wieder eine Befeſtigung
durch, die den Dollar zeitweiſe bis 77 000 zur Notiz 75 500 anziehen
ließen.
Am Effektenmarkt, der im geſtrigen Freiverkehr recht flau
lag, ſetzten jedoch gleich zu Beginn der Börſe in den Hauptwerten, wie
beſonders bei Montan=Aktien bei großen Kursſteigerungen ſtarke Käufe
ein, was auch auf den übrigen Märkten Anregung bot. Immerhin
konnten ſich die höchſten Kurſe nicht überall behaupten, doch ſchloß man
bei feſter Grundtendenz und etwas ruhigerem Geſchäft.
Am Chemie=Aktienmarkt waren es vor allem Rütgers=
werke
, die mehr als 100 000 anzogen.
Am Elektr. Aktien=Markt war die Haltung nicht einheitlich.
Am Maſchinen= und Metall=Aktien=Markt war die
Haltung ebenfalls uneinheitlich, doch überwogen hier die Kursrückgänge.
Zuckeraktien gaben dreiviertel Tauſend weiter im Kurſe nach.
Am Montan=Aktien=Markt gab es heute wieder große
Kursbeſſerungen.
Schiffahrtsaktien lagen etwas feſter.
Bank=Aktien waren behauptet.
Am Einheitsmarkte war die Kursgeſtaltung nicht regelmäßig,
doch war auch hier die Grundtendenz behauptet, wobei die Kursbeſſerun=
gen
überwogen.
Im freien Verkehr zogen die Kurſe im Verlaufe der Börſe
an. Man hörte hier: Beckerſtahl 87 000, Beckerkohle 60 000, Benz
91 000, Brown Boveri 27 000, Growag 34 Tauſend, Krügershall 72
76 000, Laſtauto 17 000, Mez Söhne 30 000, Mehertextil 7500, Kabel
Rheyd 6972000 und Ufa 38 500.
Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe
vom 6. Juni. (Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber ohne Sack,
Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Alsbaldige Lieferung,
Parität Frankfurt a. M.) Preis je 100 Kg.: Weizen Wetterauer Mk.
255265 000, Roggen Mk. 230235 000, Sommergerſte für Brauzwecke
Mk. 200215 000, Hafer inländ. Mk. 180210 000, dito inländ. Mk. ,
Mais La Plata Mk. , dito Mixed Mk. , Weizenmehl ſüdd. Spezial
Null Mk. 420450000, bei Waggonbezug ab Mühlenſtation, Roggen=
mehl
Mk. 320350 000, Weizen= und Roggenkleie Mk. 105120 000.
Tendenz: ſtetig.
wb. Frankfurter Abend=Deviſen vom 6. Juni. Feſt,
bei ruhigem Verkehr. Dollarnoten 76 775, Polennoten 122, Belgien

4300, Holland 30 500, London 355 000, Paris 5000, Schweiz 13.500,
Italien 3550, New=York 76 500.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die Erhöhung
der Deviſenkurſe brachte die Aufwärtsbewegung an der Effektenbörſe von
neuem in Fluß. Am Montanmarkte wurden unter Bevorzugung der
Rhein=Elbe=Union und ferner namentlich von Rheinſtahl die Kurſe
durch Intereſſenkäufe und Erwerbungen für ausländiſche Rechnung ge=
waltig
in die Höhe getrieben. Rheinſtahl gewannen 230 000, Deutſch=
Luxemburger 70 000, Bochumer 60 000, Gelſenkirchener 80 000, Harpener
60 000, Kattowitzer 80 000, Oberſchleſiſcher Eiſenbahnbedarf 65 000,
Phönix 50 000, Stolberger Zink 25 000, Rombacher 60 000.
Auch chemiſche Werte wurden zum Teil beträchtlich höher bezahlt,
Rütgerswerke um 55 000, Scheidemantel um 40000. Sehr begehrt
waren ferner einzelne Maſchinenfabrikaktien, wie Berlin=Karlsruher In=
duſtrie
, Berliner Maſchinenbau, Karlsruher Maſchinen, Ludwig Löwe,
Motorenfabrik Deutz. Der hohe Kursſtand und die dadurch für das Ge=
ſchäft
bedingten außerordentlich hohen Zahlungsmittel wirkten auf den
Umfang der Umſätze einſchränkend.
Schiffahrtsaktien ſchloſſen ſich der Aufwärtsbewegung an. Bank=
aktien
waren im allgemeinen nicht bedeutend verändert. Ausländiſche
Papiere waren entſprechend der Deviſenbeſſerung feſt. Deutſche An=
leihen
blieben zum Teil nicht ganz behauptet. Im Verlaufe wurde das
Geſchäft ruhiger bei teilweiſen Abſchwächungen infolge von Gewinn=
realiſierungen
.
w. Deviſenmirkt. Frankfurt a. M., 6. Juni.

Ke Ve Geld Brief Geld Brief Antwerpen=Brüſſel.......... 3491.25 3508.75 4314.20 4335.80 Holland ... .. ....... ..... ..." 24937.50 25032.50 30324. 30476. London ...................." 28 275. 290725. 355 107.50 357892.50 Paris ....... .. .. .. . ........ 4017.40 4037.60 500K.45 5035.55 Schweiz....
ooo. 11271.75 11328.25 13566. 13634. Spanien ..."
.. 9433.80 9511.20 11471.25 11528.75 Italien .
2890.25 2904.75 3546.10 3563.90 Liſſabon=Oporto. . . . .
. Dänemark ... . . .. 11458.80 11516.20 13315.8 13884.35 Norwegen ...
. 10623.40 10676.60 12369. 12431. Schweden.
D 16558.50 16640.50 19850 25 19949.,75 Helſingfors
1740.65 1747 25 2054.85 2065.15 New=York.
. 64937.20 65262.75 75311.25 75688.75 Deutſch=Hſterreich (abg.). .. . 90.773 91.023 103 47 173.53 Budapeſt. .
11.472 11.528 13.78 14.48 D
Prag ....." 1955.10 1964.50 2254.35 2265.65 Agram. 648.35 651.65 w. Deviſenmarkt. Berlin, 6. Juni Telegr. Auszahlungen für: 3 Ve Rf Geld Afe Geld Brief Amſterdam=Rotterdam ... ... 24330. 24461. 30124 50 30275.50 Brüſſel=Antwerpen .........." 3466. 3484. 4314. 4336. Chriſtiania. . .. . . .. .. . . . . . . .." 10349. 19401. 12458.50 12531.50 Kopenhagen ................" 11396. 13865. 13935. Stockholm ..
" 16558.50 16641.50 20349. 20451. Helſingfors .
..... 1773.50 1788.50 2054.50 2060.50 Italien....
.. 2892.50 2901.50 3491. 3509. London .........
D. 284287. 285713. 355110. 356890. New=York ..
. 62313. 62557. 768/7. 77193. Paris...
. 4019.-½a 4040.Jg 4837.50 4862.50 Schweiz.
. 11406. 11464. 13416. 13434. Spanien ....
... 9725.½ 9774.1 11172. 11228. Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 92.91 93.37 102.74 103.26 Prag ........"
D 1925. 1935. 2234. 2240. Budapeſt.. . . .
D. 11.87 11.93 12.46 12.54 Buenos=Aires
.. 21945. 22055. 26683. 26817. Bulgarien ...
voos- 698. 703. 798. 802. Japan ...
V. 31421. 31579. Rio de Janeiro .... .. ... .. .." 6483.50 6581.50 7481. 7519. Belgrad.. . . .. . . . . . . .. .. .. .. 809.50 814.50 852.50 957.50

Aktiengeſ. ſür Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Ber..=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte .. . . . ."
Braunkohlen=Brikett.
Bremer Vulkan ...
Wolle. ..
Chem. Heyden.
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel...
Deutſche Maſchinen ....!"
Deutſch=Niedld. Tel. ...
Deutſche Erdöl ..
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke ......."
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte . . . . .
Dynamit Nobel ......."
Elberfelder Farben ....!
Elektr. Lieferung.
R. Friſter ..
Gaggenau V.
Gelſenk. Gußſtahl ..
Geſ. f. elektr. Untern. . .178000.185250.
Halle Maſchinen .....

Berliner Kurſe.
4. 6.

(Eigene telegr. Meldung.)

6. 6.
180000
129000 120000
65000. 68250.

76000. 77000.
67000.
200000 215000
306000 275000
87000. 100000
85000.180000.
90000.
50000. 48000.
65000.
500000 550000
175000 242000
245000
348000 394000
270000 350000
6sG00. 70000.
800000 78000.
34000. 33000.
150000. 47000.
60000. 60000.
135000 150000
86000. 8000 0.

Han. Maſch.=Egeſt..
Hanſa Dampfſch..
Hemoor Zement
Hirſch Kupfer.
Höſch Eiſen".
Hohenlohe Werke
Kahla Porzellan ..
Lindes Eismaſch.
Lingel Schuh .
Linke & Hofmann
2. Loewe & Co
. Lorenz.
Meguin.
jederländi
Nordd. Gumm
Orenſtein
Rathgeber Waggon.
Rombacher Hüttten ...
Roſitzer Zucker
Rütgerswerke
Sachſenwerl
Sächſiſche Gußſtal
Siemens Glas.
Volkſtedter Porzellan
Weſtf. Eiſen Langendreer!
Wittener Gußſtahl ...
Wanderer=Werke .. . . .

4. 6. 6. 6.

52000.
102000 106000
255000
30000. 280000
330000 44000.
167000 175000
85000. 78000.

50000.
230000

220000
220000
51000.
90000.

140000
180000
175000
45000.
200000
55000.
85009.
130000

223000
22500.
49000.
90000.
275006
29000.
135000
53000.
200000
250000
225000
40200.
20100.
95000.
64000.
2500 0.
250000
115009

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche
5% Reichsanleihe. . . . . . . . . . . .
4½
..
..
8½½0
.....
4½% IV. und V. Schatzanweiſ.
4½% VI.TK.

Sparprämienanleihe .........
4½ Preuß. Konſols ........."
....."
3½%

8%0
4%0 Bad. Anl. unk. 1935... . . .
v. 1907......
3½%
4% Bahern Anleihe .........
3½%

4½ Heſſen unk. 1924 ...... ..
B½% .............
....
8
4% Württemberger ......"
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% v. 1902.........
48
.
58 Bulgar. Tabak 1902 .....
134% Griech. Monopol ...."
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ................
4½20 Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
b. 1914 ....... ... . . ....
4% Oeſt. Goldrente ....... ..
4% einheitl. Rente .....
5% Rum. am. Nente v. 03 ..
4½% Goldrente v. 13 ...
4% am. konv. ...."
4% v. 05 ...
4%0 Türk. (Admin.) v. 1903
4% (Bagbab) Ser, I..
II..
4% v. 1911, Zollanl.
4½20 Ung. Staatsr. v. 14..
Goldrente ......"
Staatsr. v. 10....
4% Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. . . ..
konſ. äuß. v. 99 ..
68
Gold v. 04, ſtfr. . .
4%
30 konſ. innere ......"
4½% Irrigationsanleihe,
5%o Tamaulipas, Seriel ...."
Oblig. v. Transportauſt.
49 Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . .
40o Gal. Carl Ludw.=Bahn .."
5% Oeſt, Südb. (Lomb.) ſtfr.
4%
2,69 Mlte Oeſftr. Südb. (Lomb.).
....
2,63Neue
4%0 Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...
8% Oeſt. Staatsb. 1, b. 8. Em.
9. Em. ...
8%

4. 6. 6. 6. 90. 92. 1450. 600. (50. 8700. 9250. 92.50 92. 78. 78. 600. 600. 250. 295. 405. 440. 175. 135. C 330. G 150. 185. 200. 200. 150. 115. 130. 50 000. /49 000. 10 000. 10 250. 8500. 8500. 49750. 48 000. 120 000. 41000. 136 000. 11900. 10100. 14 000. 12000. 132000. 135 000. 180 000. 195000. 105 000. 120500. 39 000. 42000. 690000. 600 000. 3600. 5900. 4500. 135 000. 157500. 900 000. 995 000. 145 000. 160 000. 150 600. 9500. 10000. 285 000.

Frankfurter Kursbericht vom 6. Juni 1923.

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ..."
4% Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½% Anatolier I............"
Salon Conſt. Jonction.. .
30 Salonique Monaſtir ....."
50 Tehuantepee ...........
4½3
Pfandbriefe.
40 Frankf. Hyp.=Bank 1920...

Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
Mein, Hyp.=Bank 1922 ...
4%0 Pfälz. 1922...
1923 ...
4% Rhein.
3½%0
verl. ..."
4% Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 .....
4% Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
426 Heſſ. Lbhyp. Kom. Obl.. ..
Deutſche Städte.
4% Darmſt. v. 1919 bis 1923..
3½% Darmſt. v. 1905 .......
% Fronkfurt v. 1913......."
v. 1903 ......."
3o Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Banlverein .........
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ..
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank.............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank .......
Disconto=Geſellſchaft . . . .....
Dresdener Bank ......
Frankfurter Bank ....
Metallbank. . . . . . . . . . . . . .
Mitteldeutſche Creditbank . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. ...........
Rhein. Creditbank ...........
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein ........
Vergwerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. ......... . ."
Buderus. . . . . . . . . . . . .. .. . ...
Dt. Luremburger .. . . . . . . . .
Eſchweiler, Bergwerks=Akt...
Gelſenkirchen Bergw..
Harpener Bergbau ..
Kaliwerke Aſchersleben
Weſteregeln
Lothringer Hütte ..
Mannesmann Röhren
Mansfelder ...
Oberbedarf .. . ..
Oberſchleſ. Eiſen (Car=
Phönix Bergbau ....."

4. 6.

4100.
325 000

93 000.
600 000.

125. 135. 110. 120. 115. 110. 115. 105. 130. 120.

5

32000.
17 000.

34 800.
40 000.
60 250.
29 000.
10500.
51000.
38000.
7950.
110000.
24 000.
71000.
45 000.
17500.
25 000.
5000
77 000.
470 000.
490 000.
460 000.
580 000.
708300.
170 000.
215 000.
350 000.
390 000.
90 000.
175 000.
205 000.

6. 6.
230 000.
250 000.
3900.
290 000.
100 000.

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke .. . . . ... .."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . . . . . . . . . ..
Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern .. . . .
Löwenbräu München ... .. ..
Schöfferhof (Bindingl.......
Werger .................."

80.

180.
100.
100.X.
24000.
15 600.
250 100.
35 000.
40 000.
61750.
33 000.
10500.
52000.
36 000.
7800.
110000.
23 000.
79 000.
35 500.
16 000.
30 000.
6000.
70000.
600 000.
230 000.
575 000.
460 000.
670 000.
900 000.
175 000.
224000.
431000.
115000.
230 000.
228000.
435 000.

Akumulat. Berlin .......
110. Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke iv. Kleher)......
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff ...
Badenia (Weinheim) .. . . . .
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bab. Maſchf. Durlach ........"
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg ............."
Bahriſch. Spiegel .....
Beck & Henkel Caſſel)
Bergmann El. Werke..
Bing. Metallwerke..
Blei= u. Silberh. Braubadk
Brockhues, Nieder=Walluf.
gementwerk Heidelberg
Karlſtadt .
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert .....
Griesheim Elektron.
Weiler=ter mer ..
Daimler Motoren ..."
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin.
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt..
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm).. . . .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ..."
Ohckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerk Kaiſerslautern ..."
Eiſenwerk L. Meher jr. ....."
Elberfelder Farb. v. Baher ..."
Elektr. Lieferungs=Geſ........
Licht und Kraft ......
Elſäſſ. Bad. Wolle..... .. . . . .
Emag, Frankfurt a. M. .... . .
Emaille & Stanzw. ullrich....
Enzinger Werke ....... . .....
Eßlinger Maſchinen ........
Ettlingen Spinnerei.
Faber, Joh., Bleiſtift..
Faber & Schleicher..
Fahr, Gebr., Pirmaſenz
Felten & Guilleaume, Carlsw
Feinmechanik (Jetter)
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.. ..
Frankfurter Hof ....."
Fkf. Maſch. Pokornh & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm.. . .

4. 6.
450 000.

42 000.
200 000.

27 000.
42500.
33000.
160 000. 195 000.
G
32 000.
76000.
220 000.
185 000.
26 000.
75000.
71000.
48 000.
80 000.
55 000.
142000.
36 500.
40 000.
68 000.
60 000.
59 100.
65 000.
290 000.
71000.
88 000.
33 000.
60 000.
120 000.
41 000.X.
45 000.
69 000.
47 000.
33 000.
90 000.
55 000.
75 000.
35 000.
55 000.
65 000.
33 750.
125 000.
43000.
89 000.
79 000.
19 000.
37 500 31500.
103000.
18000.
55 000.
31400.

6. 6.
600 000.

40 000.
230000.

33000.
260. SX.
50 00 0.
36 000.
S
30000.
85 000.
220 000.
175 000.
20 000.
80 000.
75 000.
70 000.X.
48000.
85 000.
54 000.
148000.
30900.
35 000.
60 000.
55 000.
48000.
58 000.
350 000X
70 000.
30 000.
33000.
65 000.
117 000.
45 000.
39 000.
60 000.
45 000.
32 000.
19 000.
60 000.
78000.
35 000.
60 000.
65 100.
27 000.
138000.
40 000.
85 000.
65 000.
17000.
140 000.
112000.
16000. 14 000.
17 000.
65 000.
26500.
27 200.

Ganz, Ludwig, Mainz
Geiling & Cie. ......
Gelſenkirchen Gußſtahl

Gritzner Maſchin. Durlach ....
Hammerſen (Osnabrück)...
Hanfwerke Füſſen ......"
Heddernheimer Kupfer ... . ..
Heyligenſtaedt, Gießen ..... . . /76 000.
Hilpert Armaturenf. . ... . . . ..
Hindrichs=Auffermann .. . . . ..
Hirſch Kupferu. Meſſ.... . . .
Hoch= und Tiefbau ..........
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil. ...
Holzverk =Induſtr. . . .
Hotel A.=G., München
Hydrometer Breslau.,
Jnag. .. . . . . . . . . .
Junghans Stamm. . .
Karlsruher Maſchinen ..
Klein, Schanzl. & Becker.
Konſervenfabrik Braun.
Krauß & Co., Lokom. . .
Lahmeher & Co. ..
Lech Augsburg ...
Lederw. Rothe .....
Lederwerke Spicharz
Löhnberger Mühle".
Lüdenſcheid Metallw
Lux’ſche Induſtrie ...."
Mainkraftwerke Höchſt.
Meguin, Butzbach .........."
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg
Meher, Dr. Paul. . . . . . . . . . . . /23500.
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz...... .. ..
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Reckarſulmer Fahrzeugwerke".
Neckarwerke Eßl. Stamm. . . . /24500.
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran ſurt a. M. ...
Peter=Union=Frankfurt . . . . . . . 33000. 2
Pfälz. Nähm., Kayſer...... ..
Philipps A.=G... . . . . . .
Porzellan Weſſel .. . . . . . . . . . . /85 000.
Reiniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm.. . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Lendesdff
Metall Vorzüge .. . . . . . /80 000.
Rhenania, Aachen ....
Riedinger Maſchinen .. . ..."
Rückforth, Stettin ... . . . . . . . .
Rütgerswerke ... . . . . . . . . . ...
Schleußner (Frankfurt a.M.) ..
Schneider & Hanau .. . . . . ...
Schnellpreſſen Frankenthal. . ..
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . .
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...

4. 6. 6. 6. 35 000. 30 000. 10500 19300. 150 000. 121000. 170 009. ml35 000. 35 000. 158 000. 152 000. 78 000. 85 000. 82 060. 72 000. 47 506. 42000. 132 000. 30 500. 53 000. 50 000. 1305 000. 295 000. 133 500. 35 000. 70 000. 65000. 24 000. 26000. 70 000. 183 000. 191090.Gr 82 000. 70000. 122000. 24 000. 38 750. 34 000. 65 000. 78000. 50 000. 40 000. 19 800. 16 000. 74 000. 66 000. 53 000.1 132 000. 32 000. 125000. 125 000. 25 000. 23 000. 49 500. 44500. 60 500. 58 000. 44 000. 46 750. 32 000. 26 000. 100 000. 110000. 57 800. 30 000. 30 000. 25 000. 65 000. 42000. 40 000. 23500. 165 000. . 75000. 2 115000. 9
110000. g 33000 32 000. 30 000. 1 126 000. 30 000,X. 1 80000. K 29500. 25 000.1 2 32000. 132000. 19 35 000. 12 30000. 12 86000. 150 000. 15 51000. 165500, 166 000. 1 2 25500. 168000. 12 260 000. 1 g 24900. ſ2 24960. 1 5. 29900 25000. 6 32000. 130500. V A 40 000. 134 000. G.
340000. 390 000. 1 V

Schuhfabrik Berneis=Weſſel
Schuhfabrik Herz....
Schuhf. Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff..
Sichel & Co., Mainz.........
Siemens Elektr. Betriebe ....
Siemens Glasinduſtrie .. . . . . .
Siemens & Halske .........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi ...
79000. 1 Süddeutſche Immobilien.....
Thüringer elekt. Lief.-Geſ., Gotha
Uhrenfabr Furtwängler .. . . .
Beithwerke in Sandbach ....."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh.
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg .."
Ultramarin .. . . . . . . . . .
Zellſtoff, Berlin. . . . . . .
Vogtländ. Maſch. Vorzüge. . . .
Stämme. . .
Voigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . . .
Voltohm Seil ......."
Wahß & Freytag.
Wegelin Rußfabrik ..
Zellſtoff Waldhof Stamm.
Zuckerfabr. Waghäuſel".
Frankenthal
Heilbronn ..
Offſtein ...
Rheingau .....
Stuttgart .. . . . . . ."

Transport=Aktien.
20500. 1 Schantung E. B. .........
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ...
22 000. Hapag (Paketfahrt) ..
100 000. I Nordd. Lloyd ......."
60 000. 1 Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.

4.6.
33 800. 34 500.
30 030.
52 000.
15 000.
460 000.
15 500.
12000.
16 000.
32 000.
52000.
56 900.
30 000. 37 100.
56 250.
38500.
2800.
30 000.
47500.
36 000.
54 500.
67 800.
44 800.
42 000. 39 000.
44 000.
B:
40 000.

18000.

225 000.
90 000.
1900 000.
74 000.
85000.
98000.
25 000.
6000.
23 000.
74000.
4300.
160 000.
33 000.
12000.
40 000.

6. 6.
22 000. 22000.
23 0u0. 20 000.
26 000.
56 000.
15 000.
526 000.
16 000.
27009
16 000.
30500.
48 000.
59 000.
65 006.
56 000.
69 000. 68 300.
32 000.
28 000.
40 000. 40 000.
47500.
36 000. 136 000.
35 000.
50 000.
80 000.
41000.
43 000. 40 000.
43 000.
37 500.
42 000.

14800.
100. X.
241000.
90 000.

2000.
83 000.
83000.
25 000.
5500.
19 000.
70 000.
9100.
260 000.
32 000.
12000.
37 38

Darmſtädter Werte.

20

Nachfr. Angeb.
28995. (29 005.
23995. 23906.
34 000. 37 000.
79995. 80 005.
33995. 34 005.

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

112POr 2FOTN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Dammstadt
1 Luisenplatz 1

[ ][  ][ ]

Nummer 155.

Darmſtädter Tagblatt, Donterstag, den 2. Juni 1923.

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
22)
(Nachdruck verboten.)
Ich lächelte immer noch. Der Fall lag einfach: das hübſche
nette Mädchen mußte die Muſik als Broterwerb betreiben und
ſehnte ſich im Herzen nach etwas anderem. Wonach? Ich ſah
ſie an und wurde ernſter, ja, das war’s, ſie ſehnte ſich, Frau zu
ſein und wahrſcheinlich Mutter, und empfand alles andere als
künſtlich. Dieſer geſunde prachtvolle Menſch traf wohl mit ſeiner
Art ins Schwarze, um das die Aeſtheten doch immer nur mühe=
voll
herumtaumeln. Wie bei der Begegnung mit einer ſtarken
wurzeltiefen Naturerſcheinung war mir zumute.
Laſſen Sie nur, ſagte ich und ſah Fräulein Berndt mit
Wohlgefallen an, Sie können mit ſich ſchon zufrieden ſein. Und
ich bin es jedenfalls. Jetzt ſcheinen Sie mir für Marie Louiſe
noch geeigneter als zuvor.
Wie meinen Sie das? fragte das junge Mädchen.
Ich goß ihr eine Taſſe Tee ein und verſorgte mich ſelber,
ich liebte Vertraulichkeiten mit Fremden nicht, aber hier war
wohl keine Fremde, hier konnte vielleicht ſogar etwas Weſent=
liches
gewonnen werden. Ich ſagte: Marie Louiſe hat keine
Mutter und keine ganz vollgültige ältere Freundin, Sie könnten
ihr, wenn Sie das wollten, vielleicht als Menſch recht von
Nutzen ſein.
Fräulein Berndt ſah mich voll Aufmerkſamkeit an, während
ich ſprach. Gern täte ich das, ſagte ſie.
einen Zyklus Radierungen von Klinger, die ſoeben erſchienen
waren, dann gingen ſie zum Unterricht.
Als ich allein war, betrachtete ich das Bild der ruhenden
Venus, und ſpäter an der Wand gegenüber meinem Schreib=
tiſch
die blonde jugendliche Madonna mit dem Kinde, die ich
dem Filippo Lippi zuſchrieb. Dann nahm ich meine Arbeit vor.
Ein paar Wochen darauf ſah ich, daß die Aufführung der
Meiſterſinger für den nächſten Sonnabend angekündigt war.
Wollen wir hingehen und Fräulein Berndt mitnehmen? hörten zu, von bielem, von allem möglichen, in dem Leben war,
fragte ich Marie Louiſe; die freute ſich ſehr. Fräulein Kernke
natürlich auch, ſagte ich. Marie Louiſe duckte ſich ein wenig,
V

dann lächelte ſie verſchmitzt: Die wollte Dich gerade bitten,
ob ſie ein paar Tage verreiſen könne. Run, dann kommt ſie
ein anderes Mal mit uns, ſagte ich ernſthaft und freute mich
ebenſo wie das Kind über die Löſung, obwohl ich das dem
guten Weſen gegenüber als drückend empfand.
So ſaßen wir zu dritt in der Oper, Marie Louiſe in der
Mitte, Fräulein Berndt links von ihr, ich rechts. Fräulein
Berndt erwies ſich als tüchtige Muſikerin, die es verſtand, ſich
in den Geiſt des Meiſters hineinzufühlen. Sie war beſcheiden
und gar nicht lehrhaft mit ihren Aeußerungen, erleichterte Marie
Louiſe das Begreifen und bot auch mir manches Feine und
Neue. Die Aufführung war gut, es war ein Abend voll Heiter=
keit
, Wärme, Zufriedenheit, voller Bewußtſein vom Glück der
Stunde.
Wir gingen die nächtlichen Linden entlang, jetzt war ich
zwiſchen den beiden. Es iſt etwas Herrliches um das Deutſch=
ſein
, ſagte ich, ſo echt, ſo warm und innerlich, ſo tief beſchei=
den
und dennoch ſelbſtſicher, ſo gütig im Geben und Nehmen.
Wir müſſen doch ſtolz ſein auf unſer Deutſchtum.
Und einen Gedanken laut zu Ende führend, in dem ich unſer
Deutſchtum, Marie Louiſes und meines, anzweifelte, fuhr ich
fort: Sie ſind deutſch, Fräulein Berndt, ganz deutſch.
Ich wollte nicht nach Hauſe und ich wollte auch nicht allein
ſein. Wir gehen ins Briſtol zum Eſſen, ſagte ich. Marie
Louiſe war noch nie abends in einem Reſtaurant geweſen und
Fräulein Berndt noch nicht in einem der vornehmen Hotels.
Das Mädel war glücklich über meinen Vorſchlag, und Fräulein
Berndt ſchien mir ebenfalls damit einverſtanden. Und nun
ſaßen wir zwiſchen geputzten Menſchen, inmitten des hellen
Marie Louiſe kam, trank mit uns Tee, ich zeigte den beiden. Lichts und des Flimmerns von Steinen und Perlen, von klei=
nen
Heiterkeiten und Genußſüchten, die mir heute gar nicht als
häßlich auffielen, von dieſem Hin und Her zwiſchen Männern
und Frauen, zwiſchen Männern, die ein gleiches Streben ver=
band
oder die ſich ſtellten wie der Jäger das Wild, nur unauf=
fälliger
, und fanden das alles herrlich in ſeiner prickelnden Leb=
haftigkeit
. Wir aßen gute Speiſen, tranken Rotwein und Sekt,
Marie Louiſe zum erſten Male in ihrem Leben in nennens=
werter
Menge, ſprachen, oder nein, ich fprach und die anderen
von Wagner und Nürnberg und Albrecht Dürer, von ſeinem
Aufenthalt in Italien, von Nembrandt, von ſüdlichen Weinen,

vom Jungſein und vom Hoffen, von der Sehnſucht und vom
Glück.
Marie Louiſe hing begeiſtert an meinen Lippen, ſie verſtand
vieles nicht, was ich im Schwunge der Stunde da ſprach, aber
ſie bewunderte alles. Jeder Zug in ihrem lieblichen ausdrucks=
vollen
Geſichte jubelte, was ſie für einen Vater habe. Sie war
ſo naiv ſtolz auf mich, daß es mir trotz der Wärme des Augen=
blicks
, die ſolche Huldigungen leicht eingehen ließ, beinahe zu
viel wurde. Fräulein Berndt ſaß ſtill da, blickte oft vor ſich auf
das Tiſchtuch und ſprach wenig.
Nun, wie iſt’s hier? fragte ich die beiden. Marie Louiſe
verſicherte, es ſei wundervoll; ich ſah Fräulein Berndt an, die
wurde rot, trank einen Schluck Sekt und ſagte dann halb der=
legen
, halb beluſtigt: Für mich iſt es beinahe beängſtigend.
Weshalb?
Das hübſche Mädchen ſah zu Boden und ſah mich an, wie
wenn ſie ſich in das unentrinnbare Schickſal ergäbe, ſie zuckte
die Achſeln. Alles, was ich mir mühſam ausrede, iſt plötzlich
zuſaminen da und in gigantiſcher Größe.
Was denn?
Alles, Lebensluſt, Luxus, Sorgloſigkeit, ach, das iſt ſchlimm.
Wenn’s ganz böſe wird, dann kommt immer die gleiche Vor=
ſtellung
, vor der habe ich allen Reſpekt
Und wie iſt die?"
Helene Berndt lachte: Ich möchte fliegen können.
Ach, fliegen wär fein, ſagte Marie Louiſe.
(Fortſetzung folgt.)

Seite 15.

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ſprechen wir hiermit unſeren tiefge=
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dem hochwürdigen Herrn Pfarrer
Fink für die tröſtenden Krankenbe=
ſuche
und die ſo ergreifenden Worte
am Grabe. Auch den ehrwürdigen
Schweſtern für die aufopfernde, liebe=
volle
Pflege während der Krankheit;
der Jungfrauen=Sodalität für die
opferfreudigen beharrlichen Beſuche
und den erhebenden Grabgeſang, auch
allen denen, die ihr während der
Krankheit Gutes erwieſen haben, ſagen
wir unſern innigſten Dank; für die
vielen Blumen= und Kranzſpenden,
ſowie die erwieſene letzte Ehre ſei
hiermit ebenfalls aufs herzlichſte
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[ ][  ]

Seite 16.
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