Darmstädter Tagblatt 1923


04. Juni 1923

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(inzeinummer 225 Mark

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Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quelſenangabe Darmſi. Tagbl. geſfattei.
Nummer 152
Montag, den 4. Juni 1923
186. Jahrgang

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auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.

Die Mark=Kataſtrophe.
Berlin, 4. Juni. Im Reichsfinanzminiſterium hat eine
Sitzung ſtattgefunden, die ſich mit der Frage befaßt, wie der
kataſtrophalen Markentwertung Einhalt zu gebieten ſei. Be=
ſchlüſſe
wurden noch nicht gefaßt. Wie verlautet, wird man dem
mehrfach erwogenen Vorſchlage nähertreten, den freien Han=
del
mit Deviſen wieder zu verbieten.
Muſſolini und ſeine Schöpfung.
TU. Rom, 3. Juni. Auf dem faſziſtiſchen Frauen=
kongreß
in Padua brach Muſſolini ſein bisheriges
Schweigen über die Entwickelung des Faſzismus. Mit größter
Schärfe wies er alle Verſuche der Popolari und der Liberalen,
ſich ſeiner Perſon zu nähern, als niedrige parlamentariſche Ma=
növer
zurück. Die gegenwärtigen Zwiſtigkeiten innerhalb des
Faſzismus ſeien nur Epiſoden. Töricht ſeien auch alle Mut=
maßungen
, er, Muſſolini, könnte ſich von ſeiner Schöpfung tren=
nen
; in Wahrheit werde er den Fascio feſt in ſeiner Hand be=
behalten
. Ohne Uebereilung marſchiere der Fascio nach
Römerart unbeirrt ſeinem Ziele entgegen.
Eine Konferenz der kleinen Entente.
TU. Belgrad, 3. Juni. Die rumäniſche Regierung hat
nach Belgrad den Vorſchlag gerichtet, in kürzeſter Zeit eine Kon=
ferenz
der kleinen Entente in Belgrad abzuhalten. Es ſoll zu
dem neuen Frieden, der vorausſichtlich hergeſtellt werden wird,
und den neuen Verhältniſſen Stellung genommen werden.

Eine Programmrede Briands.
Paris, 2. Juni. (Wolff.) Auf dem Kongreß der demo=
kratiſch
=republikaniſchen Vereinigung des De=
partements
der inneren Loire in Nantes hielt heute nachmittag
Briand eine Programmrede. Er ſagte
Wir ſind zu der Stunde gelangt, in der man Klarheit über
die kommenden Kammerwahlen ſchaffen muß. Nachdem ein Volk
den Sieg errungen habe, könne es ſich nicht der Formel des
Burgfriedens bedienen. Würde es das tun, dann würde es den
Wähler mit verbundenen Augen an die Wahlurne führen, Briand
will, bevor er auf die Frage der inneren Politik eingeht, die
äußere Politik rechtfertigen, die er während ſeiner Miniſter=
präſidentſchaft
getrieben hat. Der Verſailler Vertrag, erklärt er,
habe das Vorgehen der Allierten ſolidariſch geſtaltet, wie es
auf den Schlachtfeldern der Fall geweſen ſei. Nach Friedens=
ſchluß
aber hätten die Intereſſen der Allierten auseinander=
gehen
müſſen, und die Aufgabe ſei dadurch ſchwieriger gewor=
den
. Das erſte, worum es ſich 1921 handelte, ſei die Feſtſetzung
der feindlichen Schulden geweſen. Bis zu dem im Verſailler
Vertrag vorgeſehenen Datum des 1. Mai habe man ſich in ver=
geblichen
Bemühungen um die notwendige Einigkeit erſchöpft.
Schließlich ſei dann die Ziffer auf 132 Milliarden Goldmark
feſtgeſetzt worden. Wer würde heute zu behaupten wagen, daß
das eine unbedeutende Ziffer ſei? Dann ſei es darauf ange=
kommen
, Deutſchland zum Zahlen zu bringen. Durch die Be=
ſetzung
von Duisburg und Ruhrort habe er (Briand) die
Schlüſſel des Ruhrgebiets in ſeine Hände gebracht. Der ehe=
malige
Miniſterpräſident führte dann nach dem Havasbericht aus,
daß ſeine politiſche Auffaſſung darauf abzielte, Frankreich nicht
inmitten ſeiner Allierten zu iſolieren. In dieſem Beſtreben ſei
er auch im Einklang mit den in der Kammer angenommenen
Tagesordnungen. Er ſei dieſer Politik treu geblieben, weil er
die Ueberzeugung habe, daß es die einzige mit den Intereſſen
des Landes zu vereinbarende ſei. Nach einem Hinweis auf die
Regelung der oberſchleſiſchen Frage erklärte er, im Mai 1921, als
Deutſchland ein Ultimatum geſtellt wurde, habe er die Beſetzung
des Ruhrgebiets unter tätiger Mitwirkung aller Alliierten ins
Auge gefaßt. Briand erinnerte daran, daß Deutſchland 1921
alle Zahlungen und alle Sachleiſtungen geleiſtet habe. Er habe
durch Loucheur den Vertrag mit Rathenau abgeſchloſſen.
er auf der Konferenz von Cannes habe durchführen
wollen. Die damals von der Preſſe veröffentlichten Berichte
ſeien entſtellt geweſen. Was Frankreich vor allem beſchäftigen
müſſe, ſei ſeine Sicherheit. Dieſes Programm habe er ſtets vor
Augen gehabt, und er glaube, daß man es mit Hilfe internatio=
naler
Kombinationen löſen könne. Die Rheingrenze biete
nach ſeiner Anſicht nur dann Sicherheit, wenn ſie die gemein=
ſame
Grenze Frankreichs, Englands und Bel=
giens
werde und wenn die drei Länder ſich durch einen Ga=
rantiepakt
verpflichten, ſie reſpektieren zu laſſen. Im übrigen
Europa habe er an einen Pakt gedacht, durch den man ſich gegen=
ſeitig
verpflichtet hätte, einander nicht anzugreifen. Außerdem
habe er durch eine bereits in allgemeinen Umriſſen entworfene gierung nach dem Ruhrgebiet gegangen ſei auf die gebieteri=
Entente mit Italien eine Serie von Allianzen ſchaffen wollen,
die mit Unterſtützung des Völkerbundes die Welt vor dem
Kriege geſichert hätten. Die ſo abgeſchloſſenen Allianzen hätten
die weltliche Macht des Völkerbundes gebildet, der noch nicht
befähigt ſei, ſeine Entſchlüſſe effektiv zu geſtalten. Indem er nach
Cannes gegangen ſei, habe er die Hoffnung gehegt, ein Ab=
kommen
in dieſem Sinne zum Abſchluß zu bringen. Er habe
aber auf ſeinen Plan verzichten und während der in Paris
herrſchenden politiſchen Atmoſphäre ſeine Demiſſion einreichen
müſſen. Er beglückwünſche ſich, daß er dann von der erſten
Stunde an ſich in den Dienſt der Regierung Poincares geſtellt
und ſie unterſtützt habe. Er hoffe, daß es jenſeits des Rheins
verſtanden und Deutſchland begreifen werde, daß es ſich unter= mandem. Sie will jedoch, bevor ſie handelt, ſich bei den Ver=
werfen
müſſe. Nach einem allgemein gehaltenen ueberblick über
die internationale Lage berief Briand ſich auf das franzöſiſche
Sprichwort: An Geldwunden ſtirbt man nicht. Wenn für
wiederherzuſtellen. Es werde eine Stunde kommen, in der das
deutſche Volk ſich ſeiner Lage bewußt werde, in der Sicherheits= a
maßnahmen getroffen werden und in der die Verhandlungen I
wieder aufgenommen und zu Kombinationen auf gemeinſamer
Grundlage führen würden.

Vom Tage.
Die Opiumkommiſſion des Völkerbundes beriet den Geſetzentwurf des
Engländers Sir Raleolm Delevingue über die von den Vereinigten
Frankreich, Holland, Portugal) gegen 3 Stimmen (Deuſchland, Eng= Franzoſen der ganzen Aktion dieſe Ausdehnung ermöglicht hat.
land. Indien) bei zwei Stimmenenthaltungen verworfen wurde. Der
Vertreter Indiens und der Deutſchlands wollten dem Vertrag unter ge=
wiſſen
Vorbehalten zuſtimmen.
Auf der Zeche Konſolidation Schacht 1 in Eſſen iſt ein Gruben=
zwiſchen
geborgen werden.
zwei Fernbeben aus 9000 Kilometer Entfernung regiſtriert.
leihe zu übernehmen.
ſchweizeriſcher Architekten vergeben.
nach Deutſchland überwieſen worden ſind.
ausgeſprochen.
Oſſinski iſt zum politiſchen Vertreter Sowjetrußlands in Schweden
ernannt worden.

Die franzöſiſche Schwerinduſtrie und die Ruhrfrage.
Paris, 2. Juni. (Wolff.) Präſident Millerand wurde
behauptet habe, die franzöſiſchen Induſtuiellen hätten die Be=
habe
Deutſchland die für die franzöſiſche Induſtrie unentbehr=
lichen
Brennſtofflieferungen ſyſtematiſch eingeſchränkt oder ganz
land habe nichts unverſucht gelaſſen, um die Beſtimmungen des
fünf Jahren den zollfreien Eintritt der elſäſſiſchen und lothrin=
giſchen
Waren nach Deutſchland vorſahen, unwirkſam zu machen.
Dieſe allerorten an Ueberraſchungen ſo reiche Zeit nach dem
ließen ſie nicht zu friedlichem und freudigem Genuß ihrer Wieder=
vereinigung
mit Frankreich kommen. Es ſei alſo natürlich, daß
die Lage von Induſtrie und Handel in Lotchringen die Auf= Mülheim den Aufrührern zum Siege zu verhelfen, zeigte ſich
merkſamkeit der franzöſiſchen Regierung auf ſich lenken müſſe.
Wenn ſie aber jemals ihre Fürſorge verdient hätten, ſo ſei es
im gegenwärtigen Zeitpunkt. Die deutſche Propaganda hätte
ſich bemüht, die Beſetzung des Ruhrgebiets als ein induſtrielles
Unternehmen hinzuſtellen mit dem Endziel, die weſtfäliſche Groß=
induſtrie
unter das Joch der franzöſiſchen Metallinduſtrie zu
bringen. Müßte man nicht, ſo ruft der Redner aus, die deut=
ſchen
Arbeitermaſſen überzeugen, daß der Kampf, in den man
ſie ſchickte, ein Verteidigungskampf gegen ein ausländiſches
gegen die Gefahr eines franzöſiſchen Induſtrie=Imperialismus?
De Wendel beſtreitet jeden Einfluß der franzöſiſchen Induſtrie
geweſen, daß die Feinde Frankreichs in dem neuen Krieg, den
ſie ihm erklärt hätten, ihre Schläge gegen die oſtfranzöſiſche Me=
tallinduſtrie
, namentlich die des Moſelgebiets, führe. Welchen
Leben in Frankreich verſpüre davon keine unmittelbare Ein=
In Verbindung damit ging Briand auf die Politik ein, die geſamten Wirtſchaft des Deutſchen Reiches eine Kriſis hervor,
die auf die Dauer nicht zu ertragen ſein werde.
Während in Deutſchland das Reich ſeine materielle Unter=
ſtützung
in jeder erdenklichen Form an die weſtfäliſchen Unter=
während
es ihnen die umfangreichſten Kredite eröffne und die
habe die franzöſiſche Regierung nur auf den Patriotismus der
handelte, der ſchwierigen Situation die Stirn zu bieten.
Der Präſident der Republik, Millerand, antwortete, es
gebiet militäriſche oder annerioniſtiſche Abſichten. Wir ſind in
aufgerichtet ſei, über die ehemaligen Sieger herfallen, um ſie
tretern der gnoßen wirtſchaftlichen Intereſſengemeinſchaften er= maliges Fragen auf ihre Richtigkeit beſtimmt.
kundigen, wie auch Deutſchland einerſeits und England und
Europa der Frieden geſichert wäre, würden die Völker, die Geld ſtützen. Die Lage, auf die de Wendel hingewieſen hat, wird von Kommuniſten verhandelt haben. Dieſe Näterepublik wäre nichts
beſäßen, imſtande ſein das wirtſchaftliche Gleichgewicht der Welt der franzöſiſchen Regierung nicht vergeſſen werden, und die anderes geworden als die erſtrebte Sklavenrepublik der Fran=
lungen
einzuleiten und die Bedingungen anzunehmen, unter
denen die Rede davon ſein könne, nach und nach bis zur völligen
Zahlung der Reparationen das Ruhrgebiet zu räumen.

Die Franzoſenund ihre Freunde im Ruhrgebiet
Nachdem ſich die Unruhen im Ruhrgebiet in ihren Urſachen
Staaten gemachten Vorſchläge. Es wurde ein neuer Text zu Arikel 3 und Folgen einigermaßen überſehen laſſen, kann jedenfalls das
vorgeſchlagen, der aber bei der Abſtimmung mit 4 Stimmen (China, eine feſtgeſtellt werden, daß nur die aküve Unterſtützung der
Gewiß iſt, daß die Franzoſen zur Erlangung ihrer Ziele
ſich im Ruhrgebiet, genau wie ſie es im Saargebiet getan haben,
der radikalen kommuniſtiſchen Elemente bedienen wollten, weil
brand ausgebrochen. Menſchen, die zuerſt in Gefahr waren, konnten in= ſie hofften, durch dieſe Unruhen hervorrufen und dadurch die
Stimmung der Bevölkerung unterwühlen und zermürben zu
können. Nicht ohne tatſächliche Unterlagen für ſeinen Vorſchlag
Auf der Hauptſtation für Erdbebenforſchung in Hamburg wurden empfahl der Deputierte Marzaine bei der großen Ruhrdebatte
in der franzöſiſchen Kammer am 23. Mai als Ultima ratio:
Eine Gruppe ſchweizeriſcher Großbanken hat in einer Verſammlung die Gruben im Ruhrgebiet mit Hilfe der deutſchen Kommuniſten
in Olten beſchloſſen, 25 Millionen Franken von der öſterreichiſchen An= auszubeuten, wenn Deutſchland kein Entgegenkommen zeigt.
Die franzöſiſche Regierung wird natürlich nie und nimmer einen
Im Wettbewerb für die Errichtung eines neuen Gebäudes für das ſolchen Vorſchlag öffentlich gutheißen oder akzeptieren. Aber es
Internationale Arbeitsamt hat das Preisgericht einen erſten Preis nicht gibt Beweiſe genug dafür, daß ſie derartige Vorſchläge gar nicht
zugeſprochen, dagegen Preiſe von 55002000 Franken an eine Reihe mehr nötig hat, Beweiſe genug, daß Frankreich, d. h. die fran=
zöſiſchen
Regierungsorgane, direkt und durch ihre Agenten in=
Die von der Studentenſchaft in Upſala organiſierte Sammlung für direkt, mit allen, die der Reichsregierung und dem deutſchen
notleidende deutſche Studenten hat bisher 9000 Kronen eingebracht, die Volksſtaat entgegenwirken, in Verbindung ſtehen und ihnen
ihre Unterſtützung leihen. Beweiſe genug, um auf das Shſtemn
Nach der Debatte über die Regierungserklärung hat der polniſche ſchließen zu können. Wiederholt wurde von deutſchen Zeitungen
Seim mit 226 gegen 171 Stimmen dem Kabinett Witos das Vertrauen berichtet, daß Kommuniſten ſich des beſonderen Schutzes und
Wohlwollens der Franzoſen erfreuen, daß ihren Denunziationen
willig Gehör geſchenkt wird, daß Kommuniſten franzöſiſche Aus=
weiſe
als guide einile beſitzen und ungehindert Waffen tragen.
Auch der engliſche Berichterſtatter der Times, der Augenzeuge
der Plünderungen der Aufrührer in Gelſenkirchen war und per=
ſönlich
mit deutſchen Kommuniſten zuſammenkam, meldet, zahl=
reiche
Kommuniſten hätten erklärt, die Franzoſen ſeien ihre
Freunde. Es ſei ein Geiſt der Plünderung und Zerſtörung los=
gelaſſen
, der ſich über das ganze Ruhrgebiet verbreiten könnte.
Die Unruhen hätten leicht durch wenige Polizeibeamte unter=
drückt
werden können, aber die Polizei ſei ja von den Fran=
zoſen
ausgewieſen.
Aus einer ganzen Reihe von Tatſachen ſeien hier nur einige
in Metz in der Handelskammer empfpangen, wo der be= beſonders prägnante, amtlich nachgeprüfte Fälle herausgegriffen,
kannte lothringiſche Schwerinduſtrielle de Wendel in einer die eine aktive Unterſtützung der Aufſtändiſchen durch die Fran=
Anſprache die deutſche Regierung der Lüge beſchuldigte, weil ſie zoſen einwandfrei beweiſen: Bereits am erſten Tage der Mül=
heimer
Unruhen ſind verſchiedentlich franzöſiſche Soldaten mit
ſetzung des Ruhrgebiets aus Gewinnſucht betrieben. Viele Male bewaffneten deutſchen Aufrührern zuſammen geſehen worden.
Auf der Schloßbrücke hat ein franzöſiſcher Poſten Seite an Seite
mit ſchwerbewaffneten (Karabiner und Infanteriegewehr Mo=
eingeſtellt
und ſo die franzöſiſche Produktion erſchwert. Deutſch= dell 98) Aufrührern geſtanden. Rädelsführer der Aufrührer konn=
ten
unbehindert in der franzöſiſchen Kaſerne bewaffnet aus= und
Verſailler Vertrages, die für den allzu kurzen Zeitraum von eingehen. Sie erwieſen dabei franzöſiſchen Offizieren und Sol=
daten
militäriſche Ehrenbezeugungen. Aufrühreriſche Elemente,
darunter alte Zuchthäusler, durſten Waffen tragen, wogegen
deutſche Kriminalbeamte, die am Rathaus Poſten ſtanden, von
Kriege hätte für Lothringen ganz beſondere ungunſt mit ſich franzöſiſchen Offizieren bis auf die Strümpfe nach Waffen unter=
bringen
müſſen und habe ſie in der Tat mit ſich gebracht. Auf ſucht wurden. Ein verhafteter Aufrührer hat zu Protokoll aus=
den
Lothringern laſteten ſchwere Sorgen materieller Art und geſagt, daß die Franzoſen nicht nur die Bildung von Banden
geduldet haben, ſondern ihnen auch mehrere Gewehre und Kara=
biner
ausgehändigt hätten. Das Intereſſe der Franzoſen, in
llar am zweiten Aufruhrtage, vuo die Franzoſen während der
unruhen aus einem Flugzeuge in Mengen Flugblätter über
Mülheim herabwarfen, um die Arbeiterſchaft gegen die Re=
gierung
Cuno aufzuhetzen. Eine Reihe von Perſonen, die den
deutſchen Behörden als Führer, der anarcho=ſyndikaliſtiſchen
Jugendbewegung bekannt und ſich bereits früher in hervor=
ragender
Weiſe an Unruhen beteiligt hatten, wie z. B. Panz,
Zehnter, Radiski, wurden bei ihrer Vernehmung durch deutſche
Behörden, die auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft erfolgte,
Unternehmertum ſei? Mußte man nicht alle mißtrauiſch machen von franzöſiſchen Soldaten und bewaffneten Aufrührern dem
Machtbereiche der Behörden entzogen. Deutſche Beamte wurden
von bewaffneten Kommuniſten verhaftet und in die franzöſiſche
auf die Entſchlüſſe der Negierung, aber es ſei in der Tat logiſch Kaſerne gebracht, wo ſie ohne jede Veranlaſſung mißhandelt
wurden.
Bezüglich der Unruhen und der fürchterlichen Verwüſtungen
Prüfungen indeſſen dieſe unterzogen würden, das nationale im Polizeipräſidium in Gelſenkirchen am 23, 24. Mai iſt amtlich
ermittelt worden, daß, als es am 23. am Alten Markt zu einem
Zuſammenſtoß zwiſchen dem Selbſtſchutz, der Freiwilligen Feuer=
wirkung
. Dagegen rufe die Beſetzung des Nuhrgebiets in der wehr und den Feuerwehren der Zechen Konſolidation und
Rhein=Elbe einerſeits und den bewaffneten Kommuniſten
andererſeits kam, die franzöſiſchen Poſten vom Telegraphenamt
am Bahnhof her ihre Gewehre auf den Selbſtſchutz und die Mit=
glieder
der Feuerwehr angelegt und wiederholt geſchoſſen haben.
nehmen verſchwende, die ſeiner Obſtruktionspolitik nützlich ſeien, Angehörige des Selbſtſchutzes haben ſchwere Schußwunden er=
halten
, die, wie einwandfrei feſtgeſtellt worden iſt, nur durch
Arbeitsloſenentſchädigungen und Lohnerhöhungen übernehme, franzöſiſche Geſchoſſe verurſacht worden ſein können. Alſo auch
im Falle Gelſenkirchen iſt zu konſtatieren: 1. daß die Kommu=
beteiligten
Induſtriezweige zählen können, als es ſich darum niſten über Schußwaffen verfügen und dieſe in der Oeffentlich=
keit
tragen, ohne von den Franzoſen deswegen behelligt zu wer=
den
; 2. daß die Franzoſen mit den Aufrührern in Verbindung
ſei eine lächerliche Fabel, zu behaupien, daß die franzöſiſche Re= ſtehen und letztere durch ihr Eingreifen aktiv unterſtützen.
Der Vorwärts und bürgerliche Blätter veröffentlichen ge=
ſchen
Forderungen dieſer oder jener Großinduſtriellen hin, wie rade zu dieſer Zeit die Mitteilung eines kommuniſtiſchen Füh=
es
auch lächerlich ſei, zu behaupten, Frankreich verfolge im Ruhr= rers Scierſch in einer Streikverſammlung in Hörde, die ein
ſcharfes Schlaglicht auf die franzöſiſchen Machenſchaften wirft.
das Ruhrgebiet einmarſchiert, erklärte der Präſident, weil wir Danach hat vor 14 Tagen gelegentlich einer kommuniſtiſchen
nicht bezahlt wurden und weil wir bezahlt ſein wollen. Nach Funktionärverſammlung im Ronaldushof in Dortmund ein
dreijährigen Verhandlungen hat man feſtgeſtellt, daß man ſich Redner namens Schleibel aus Berlin mitgeteilt, er habe mit
einer Regierung und einem Volke gegenüber befindet, das nur den Franzoſen über ganz beſtimmte Fragen verhandelt. Ein
Zeit finden wolle, um ſchließlich nicht nur nicht zu bezahlen, franzöſiſcher General habe an die K.P.D. das Anſinnen geſtellt,
ſondern, wenn es erſt einmal wirtſchaftlich und politiſch wieder im Ruhrgebiet die Räterepublik auszurufen. Die kommuniſti=
ſchen
Unterhändler hätten verlangt, daß ihnen dafür von den
zu Beſiegten zu machen. Man hätte alſo nicht ſchwanken dürfen. Franzoſen Maſchinengewehre und Munition zur Verfügung ge=
Die franzöſiſche Regierung folgte den Ratſchlägen von nie= ſtellt werde. An dieſer Forderung ſeien die ſpäteren Verhand=
lungen
geſcheitert. Scierſch beſtätigte ſeine Angaben auf drei=
Es wird wohl niemand glauben, daß die franzöſiſchen Mili=
Belgien andererſeits ihre Induſtrie und ihren Handel unter= tärs und Diplomaten um der Räterepublik willen mit den
Anregungen, die er formuliert hat, werden an dem Tage nicht zoſen. Darum wohl auch das Zurückſchrecken des franzöſiſchen
außer acht gelaſſen, an dem es Deutſchland gefalle, Verhand= Generals vor der Aushändigung von Maſchinengewehren und
Munition an die Kommuniſten. Dieſe ſollten nichts anderes
ſein, als Mittel in der Hand Frankreichs, um das franzöſiſche
Ziel zu erreichen.

A
Franzöſiſche Reden und - Lügen.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 4. Juni 1923.

Aus alledem erhellt aber, daß Frankreich nicht davor zurück=
ſchreckt
, mit allen, ſelbſt dem gefährlichſten Mittel, dem bewaff=
neten
Aufruhr, ſeine Ziele in und gegen Deutſchland zu er=
reichen
. Deutſchland ſoll unter allen Umſtänden in den Abgrund
getrieben werden! Nicht Reparationen, ſondern politiſche Ziele,
die Zerſtörung der deutſchen Reichseinheit und die Abtrennung
der weſtlichen deutſchen Gebiete in irgendeinr Form vom deut=
ſchen
Volksganzen, beſtimmen das Handeln Poincarés, ob er ſich
öffentlich dazu bekennt oder ſie unter dem Deckmantel weniger
kompromittierender Schlagworte verfolgt. Sie zu erreichen, iſt
ihm jedes Mittel heilig. Nur unter dieſem Geſichtspunkt iſt es
zu verſtehen, daß General Denvignes das Erſuchen der deutſchen
Regierung abgelehnt hat, deutſche Polizei zur Unterdrückung der
Aufrührer in das Einbruchsgebiet zuzulaſſen, aus dem Sank=
tionsgebiet
polizeilichen Schutz heranzuziehen, dem es ein Leich=
tes
geweſen wäre, die Ordnung ſchnell wieder herzuſtellen. Alle
Schuld an den Greueln und dem vergoſſenen Blut fällt auf die
franzöſiſche Regierung. Möge ſie die Verantwortung dafür
tragen.

Verhaftung von Kommuniſten.
Dortmund, 4. Juni. In Dortmund, Bochum, Hörde und
anderen Orten wurden die Ermittlungen nach Anführern der
Sommuniſtenunruhen mit Erfolg fortgeſetzt. Ueber 500 Per=
fonen
wurden neuerdings verhaftet. Zahlreiche Haus=
ſuchungen
förderten Waffen und Munition in Mengen zutage.
Berlin, 2. Juni. (Wolff.) Im beſetzten Gebiet entſtanden
durch die von kommuniſtiſcher Seite hervorgerufenen Unruhen
erhebliche Schäden. Wie wir hören, wird die Reichs=
regierung
über das Tumultſchädengeſetz hinaus den deutſchen
Reichsangehörigen diejenigen Schäden, die im Zuſammenhang
mit den Unruhen durch Gewalt oder durch ihre Abwehr un=
mittelbar
verurſacht ſind, in den Orten, in denen die Polizei
durch Maßnahmen der Beſatzungsbehörden am Einſchreiten ver=
hindert
war, vergüten. Soweit in verſchiedenen Gemeinden
Schäden dieſer Art entſtanden ſind, ſoll ihnen im Wege der
bisherigen Notſtandsarbeiten abgeholfen werden.
Zu dem Insheimer Anſchlag.
Mannheim, 3. Juni. Zu der durch die Preſſe gegange=
nen
Nachricht, in Ludwigshafen ſei ein Ingenieur des Oppauer
Stickſtoffwerkes der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik unter
der Beſchuldigung, an einem Eiſenbahnattentat beteiligt geweſen
zu ſein, verhaftet worden, und der Beſchuldigte habe die Tat
auch bereits eingeſtanden, wird uns von zuſtändiger Seite fol=
gendes
mitgeteilt: Der Verhaftete iſt nicht ein Ingenieur des
Stickſtoffwerkes im Oppau, ſondern ein Landwirtſchaftslehrer
an der landwirtſchaftlichen Verſuchsabteilung der Fabrik. Bis=
her
konnte nur feſtgeſtellt werden, daß er wegen unerlaubten
Waffentragens verhaftet worden iſt, während ſich die weiter=
gehende
Meldung, er ſei an einem Eiſenbahnattentat beteiligt
geweſen und er habe die Beteiligung bereits eingeftanden, bis
jetzt nicht beſtätigt hat.
Die Streifbewegung in Köln.
Köln, 4. Juni. Die Organiſationen der Staats= und Ge=
meindearbeiter
haben heute in einer öffentlichen Sitzung mit
187 gegen 80 Stimmen beſchloſſen, die Arbeit wieder auf=
zunehmen
.
In einer Verſammlung der Straßenbahner wurde,
trotzdem die Organiſationsvertreter die Annahme des Schieds=
ſpruches
befürworteten, die Urabſtimmung abgelehnt und durch
Handaufheben die Weiterführung des Streiks be=
ſchloſſen
. Gefordert werden 200000 Mark Teuerungszuſchuß,
50 Prozent Lohnerhöhung und Bezahlung der Streiktage.
Aufſtellung einer neuen Polizei in Bochum.
TU. Bochum, 3. Juni. Durch Schreiben an den Magi=
ſtrat
der Stadt Bochum hat der franzöſiſche Militärkommandant
ſeine Zuſtimung zur Aufſtellung einer neuen Poli=
zei
in Stärke von 200 Mann gegeben. Die Bildung derſelben
iſt aus den Mannſchaften der ehemaligen blauen Polizei und
des Selbſtſchutzes der Gewerkſchaften bereits eingeleitet. Ihre
Ausrüſtung erfolgt nach engliſchem Muſter.
Eine unglaubliche Meldung.
TU. Paris, 3. Juni. Nach Blättermeldungen haben die
franzöſiſch=belgiſchen Militärbehörden in den beſetzten Gebieten
angeordnet, zur Erleichterung der Ueberwachung der Eiſen=
bahnen
ſämtliche unmittelbar an den Bahnſtrecken gelegenen
Waldungen des beſetzten Gebietes abzuholzen.
Bei Kalkum ſoll damit bereits der Anfang gemacht worden ſein.
Ein neuer Prozeß gegen Tilleſſen.
U. Leipzig, 3. Juni. Kapitänleutnant a. D. Til=
leſſen
, der gegenwärtig in der Strafanſtalt zu Kottbus eine
Gefängnisſtrafe von drei Jahren verbüßt, ſoll ſich jetzt mit fünf
anderen Angeklagten vor dem Leipziger Schöffengericht wegen
Gefangenenbefreiung verantworten. Es handelt ſich
um die Befreiung des Leutnants a. D. Botl und Leutnant z. S.
Dittmar. Die Verhandlung iſt auf den 10. Juli anberaumt
worden.
Kundgebungen gegen Foch.
U. Prag, 3. Juni. Wie erſt heute bekannt wird, iſt es
in einer der letzten Nächte zwiſchen klerikalen und fortſchritt=
lichen
Studenten wegen Kundgebungen gegen Marſchall Foch
zu einem Zuſammenſtoß gekommen, wobei die Polizei die
Partei der klerikalen Partei ergriff. 20 Studenten wurden ver=
letzt
, darunter fünf ſchwer.

Produktionsſtatiſtik.
Die Produktionsſtatiſtik liegt in Deutſchland noch ſehr im
Argen. Das ergibt ſich beſonders aus den über den Rückgang
der Leiſtung ſeit 1913 veröffentlichten Zahlen, die ſich je nach
ihrer Herkunft vielfach ſchroff widerſprechen. Bei näherer Nach=
prüfung
ſtellte ſich jedoch verhältnismäßig oft die Tatſache her=
aus
, daß auch ſich ſcheinbar widerſprechende Angaben an ſich
durchaus richtig ſein können. Wenn ſie miteinander nicht im
Einklang zu ſtehen ſcheinen, ſo iſt der Grund dafür häufig darin
zu ſuchen, daß nur die Endzahlen der Berechnungen bekannt ge=
geben
werden, daß dieſen ſelbſt jedoch von den jeweiligen Be=
arbeitern
verſchiedene Faktoren zugrunde gelegt worden ſind.
Aus einer Endzahl allein, z. B. der Produktionsziffer einer
Zeche im Jahre 1913 und im Jahre 1922, laſſen ſich aber nie=
mals
einwandfreie Schlüſſe ziehen. Um dazu in der Lage zu
ſein, muß man vielmehr noch wiſſen, wie hoch die zur Erzielung
der Geſamtleiſtung aufgewandte Zahl von Arbeitsſtunden iſt,
wie groß die Zahl der Arbeitskraft war, ob Veränderungen in
der Entlohnungsart (Akkord= oder Zeitlohn) vorgekommen ſind
uſw. Sehr weſentlich iſt auch eine Gliederung der Zahlen nach
den einzelnen Abteilungen des betreffenden Werkes, da die Ab=
teilungen
großer Werke unter ganz anderen Umſtänden arbeiten,
ſo daß ihre Leiſtungen notgedrungen voneinander abweichen
müſſen. Ferner iſt notwendig, in der Produktionsſtatiſtik zu
berückſichtigen die Kopfſtärke und Leiſtung des unmittelbar pro=
duktiven
Perſonals und die Zahl derjenigen Perſonen, die am
Produkdionsausfall nicht unmittelbar beteiligt ſind (z. B. kauf=
wänniſches
, Ueberwachungsperſonal uſw). Schließlich iſt auch
noch darauf zu achten, daß Statiſtiken nur dann Vergleichsmög=
lichkeiten
bieten, wenn ſie für den gleichen Zeitraum vorge=
nommen
ſind, Gerade gegen dieſen Grundſatz wird oft ver=
ſtoßen
.

Alle dieſe Momente ſind wichtiger, als auf den erſten Blick
ſcheint. Es ſei nur an die Frage der Zweckmäßigkeit bezw. der
Unzweckmäßigkeit des Achtſtundentages erinnert. Dieſe Frage
hat ſchon viel Erbitterung ausgelöſt, die zweifelsohne zu einem
guten Teil hätte vermieden werden können, wenn einwandfreie
Produktionsſtatiſtiken, die genaue Vergleichsmaßſtäbe ermög=
lichen
, geführt worden wären. Man wird gut daran tun, gerade
dieſer Seite der Angelegenheit in Zukunft beſonderes Intereſſe
zuzuwenden, da eine Klärung auf dieſem Gebiete unbedingt not=
wendig
iſt. Denn darüber müſſen wir uns klar ſein, daß mit
der Produktion der Nachkriegszeit auf die Dauer nicht auszu=
kommen
iſt. Das gilt beſonders für den Bedarf der breiten
Maſſe, der für manche Schichten der Bevölkerung (z. B. für den
geiſtigen Mittelſtand) zweifelsohne in vielen Fällen unter dem
Notwendigen liegt. Da die Schicht der Wohlhabenden im heu=
tigen
Deutſchland viel zu gering iſt, als daß etwaige Einſparun=
gen
bei ihr die Lebenshaltung der Geſamtheit weſentlich beein=
fluſſen
könnte, bleibt nur eine Hebung der Erzeugung allgemein
übrig. Dieſe iſt vorzunehmen mit mehr Kapital und mit mehr
Arbeit. Da wir über genügend Kapitalien nicht mehr berfügen,
müſſen wir es uns erſt erarbeiten oder es uns im Ausland
leihen, dafür aber als Zinszahlung Arbeitsleiſtung ausführen.
Die verhältnismäßig günſtige Lage der Volksgeſamtheit vor
dem Kriege iſt alſo nur mit Hilfe größerer Leiſtungen wieder
erzielbar. Dieſe kommen nicht den Profitintereſſen der Kapita=
liſten
zugute, ſondern in der Hauptſache dem Stand der
Lebenshaltung der Allgemeinheit. Wie im einzelnen zu dieſem
Ziele zu gelangen iſt, da släßt ſich nur mit Hilfe einer guten
Produktionsſtatiſtik ermitteln. Hier eröffnet ſich für die Unter=
nehmer
= und Arbeiterverbände ein ebenſo verdienſtvolles wie
fruchtbringendes Feld der Betätigung.
Zur Erhöhung des Brotpreiſes.
Berlin, 2. Juni. (Wolff.) Am 4. Juni tritt in ganz
Deutſchland die Erhöhung des Brotpreiſes in Kraft.
Wie gelegentlich der Erhöhung des Abgabepreiſes der Reichs=
getreideſtelle
für Getreide und Mehl bereits in der Oeffentlich=
lichkeit
bebannt gegeben worden iſt, hat die Erhöhung als ſolche
eine Steigerung des Brotpreiſes auf reichlich das Doppelte zur
Folge. Da aber gleichzeitig entſprechend der allgemeinen neuen
Geldentwertungswelle alle übrigen bei der Brotherſtellung ent=
ſtehenden
Unkoſten, nämlich die Koſten des Mahlens, Backens,
die Transportkoſten uſw., anſtiegen, ſo wurde der Preis des
Markenbrotes beiſpielsweiſe in Berlin auf etwa das 2¾fache
des bisherigen Preiſes feſtgeſetzt. Aehnliche Verhältniſſe wal=
ten
in den übrigen Kommunen. Für die Verbraucher kommt
hinzu, daß vielfach neben Markenbrot freies Brot verzehrt wird.
Dieſes freie Brot paßte ſich ſelbſtverſtändlich der geſamten Geld=
entwertung
in vollem Ausmaße an. Welchen Anteil die Brot=
preisſteigerung
überhaupt im Haushalt des Einzelnen ausmacht,
hängt letzten Endes von den örtlichen Ernährungsbräuchen
und den Bedürfniſſen der einzelnen Familien ab. Die Er=
höhung
des Markenbrotpreiſes allein bedeutet für den einzelnen
Kopf eine tägliche Mehrausgabe von etwa 225 Mark. Hinſicht=
lich
der Löhne, Gehälter und der ſozialen Unterſtützungen wird
auf die bisherigen Bekanntmachungen der Reichsregierung ver=
wieſen
. Was die Erhöhung des Markenbrotpreiſes im beſonde=
ren
anbetrifft, ſo wurde in der Oeffentlichkeit dieſer vom Ver=
braucherſtandpunkt
aus ſo unerwünſchten Tatſache im allgemei=
nen
die klare wirtſchaftliche Einſicht entgegengebracht, daß es
ſich um eine durch die Entwickelung der Verhältniſſe unvermeid=
lich
gewordene Maßnahme handelt. Die Abgabepreiſe der
Reichsgetreideſtelle waren fünf Monate lang nicht erhöht wor=
den
, um die ſo nodwendige Feſtigung der Mark auf einer be=
ſtimmten
Höhe nicht zu gefährden. Dieſer Zuſtand konnte jetzt
nicht mehr beibehalten werden, wenn nicht die bisherigen Vor=
ſchüſſe
an die Reichsgetreideſtelle aus Reichsmitteln ſich in
völlig untragbare Verluſte umwandeln ſollten. Während dieſer
fünf Monate war der Preis für freies Getreide um das Sechs=
bis
Neunfache geſtiegen. Die Bezahlung des Umlagegetreides,
das etwa die Hälfte des Getreidebedarfs der Reichsgetreideſtelle
deckt, war demgegenüber zurückgeblieben, aber beim letzten
Sechſtel iſt auch dieſes vervierfacht worden. Die ſomit entſtan=
denen
Vorſchüſſe an die Reichsgetreideſtelle konnten aus Grün=
den
der ordnungsmäßigen Reichsfinanzwirtſchaft nicht mehr
getragen werden. Aber auch grundſätzlich obwaltete von vorn=
herein
im laufenden Jahre nicht die Abſicht, aus allgemeinen
Reichsmitteln das Brot zu verbilligen, ſondern es war umge=
kehrt
von vornherein der Grundſatz aufgeſtellt, daß die Reichs=
getreideſtelle
ohne Zuſchüſſe arbeiten müſſe. Trotzdem wurde
in der Preisgeſtaltung die größte Zurückhaltung geübt, was
ſchon daraus hervorgeht, daß vom 4. Juni ab 1900 Gramm des
Markenbrotes ebenſoviel koſten, wie bereits in der laufenden
Woche ein Kilo freies Brot in Berlin koſtete. Somit iſt auch
nach dem 4. Juni die Spanne des Markenbrotpreiſes zum
Preiſe des freien Brotes noch imer größer, als ſie zu Januar=
beginn
, alſo vor der Stützungsaktion, geweſen iſt.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 4. Juni.
Erhöhung der Geldſtrafen.
Dem Mißſtande, daß die Höhe der Geldſtrafen dem ſtark geſun=
kenen
Geldwert keineswegs mehr angepaßt war, hat nunmehr das am
1. Mai 1923 in Kraft getretene Geldſtrafengeſetz vom 27. April 1923
(R. G.Bl. 254) ein Ende gemacht. Das Reichsſtrafgeſetzbuch ſowie das
Reichsgeſetz vom 21. Dezember 1921, das das Anwendungsgebiet der
Geldſtrafen erweitert und die Strafſätze des Strafgeſetzbuchs erhöht
hatte, wird durch das neue Geſetz weſentlich abgeändert. Während der
Mindeſtbetrag bei Geldſtrafen nach dem Reichsſtrafgeſetzbuch bei Ver=
brechen
und Vergehen urſprünglich 3 Mk., bei Uebertretungen 1 Mk.
betrug, ſind dieſe Sätze nunmehr, ſoweit nicht Beträge in unbeſchränkter
Höhe angedroht ſind, auf mindeſtens 1000 Mk. und höchſtens 10 Millionen
Mark feſtgeſetzt. Die Mindeſtſtrafe bei Uebertretungen bträgt in der
Regel, d. h. ſoweit kein höherer Geldbetrag angedroht iſt, 300 Mk. die
Höchſtſtrafe 300 000 Mk. Beſonders wichtig iſt eine Zuſatzbeſtimmung,
wonach bei Verbrechen und Vergehen, die auf Gewinnſucht beruhen, die
Geldſtrafe auf 100 Millionen Mark erhöht werden, und auf eine ſolche
Geldſtrafe neben Freiheitsſtrafe auch dann erkannt werden kann, wenn
das Geſetz eine Geldſtrafe nicht androht. Um die kurzen Freiheitsſtrafen
möglichſt einzuſchränken, iſt beſtimmt, daß, ſoweit Freiheitsſtrafen von
weniger als 3 Monaten verwirkt ſind, an Stelle der Freiheitsſtrafen auf
Geldſtrafe bis zu 10 Millionen Mark zu erkennen iſt, wenn der Straf=
zweck
durch eine Geldſtrafe erreicht werden kann. Bei Bemeſſung der
Geldſtrafe ſind die wirtſchaftlichen Verhältniſſe des Täters zu berück=
ſichtigen
. Die Geldſtrafe ſoll das Entgelt, das der Täter für die Tat
empfangen und den Gewinn, den er aus der Tat gezogen hat, überſteigen.
Reicht das geſetzliche Höchſtmaß hierzu nicht aus, ſo darf es überſchritten
werden.
Iſt dem Verurteilten nach ſeinen wirtſchaftlichen Verhältniſſen nicht
zuzumuten, daß er die Geldſtrafe ſofort zahlt, ſo hat ihm das Gericht
eine Friſt zu bewilligen oder ihm zu geſtatten, die Strafe in beſtimmten
Teilbeträgen zu zahlen.
Das Gericht kann die Vergünſtigungen auch nach dem Urteil bewil=
ligen
. Es kann ſeine Entſchließungen nachträglich ändern. Leiſtet der
Verureilte die Teilzahlungen nicht rechtzeitig oder beſſern ſich ſeine wirt=
ſchaftlichen
Verhältniſſe weſentlich, ſo kann das Gericht die Vergünſtigung
widerrufen.
Die Vollſtreckungsbehörde kann dem Verurteilten geſtatten, eine un=
einbringliche
Geldſtrafe durch freie Arbeit zu tilgen.
An die Stelle einer uneinbringlichen Geldſtrafe tritt bei Verbrechen
und Vergehen Gefängnis und, wenn neben der Geldſtrafe auf Zuchthaus
erkannt wird, Zuchthaus, bei Uebertretungen Haft. Auch bei Vergehen
kann die Geldſtrafe in Haft umgewandelt werden, wenn Geldſtrafe allein
oder an erſter Stelle oder wahlweiſe neben Haft angedroht iſt.

Der hygieniſche Wert der Ferienwanderungen. Die Ferien=
wanderungen
, die zu Pfingſten ſo zahlreich eingeſetzt haben, dürften im
Laufe des Sommers immer mehr zunehmen, und es iſt unſerem ge=
plagten
Volke und unſerer verelendenden Jugend gewiß zu gönnen,
daß ſie im Wandern in Gottes freier Natur Genuß und Erhebung
finden. Auch der hygieniſche Wert ſolcher Ferienwanderungen iſt ſehr
bedeutend; das zeigen wieder die jüngſten Beobachtungen, die Dr. Cäſar
in der Zeitſchrift für Schulgeſundheitspflege veröffentlicht hat. Er

Rummer 152.

ſchildert die überaus günſtigen Erfolge von 6Stägigen Ferienwande=
rungen
, die er mit Dortmunder Schülern, und zwar mit 156 Knaben
und 33 Mädhen, unternommen hat. Unmittelbar vor der Wanderung
und zwei Monate nach Rückkehr wurden genaue ärztliche Unterſuchun=
gen
vorgenommen, und es ergab ſich, daß die durchſchnittliche Zunahme
des Gewichtes und des Wachstums die für dieſen Zeitraum normalen
Maße um faſt das Doppelte übertrafen. Die meiſten Kinder waren nicht
nur raſcher gewachſen und zugleich ſchwerer geworden, ſondern ſie wie=
ſen
auch eine erhebliche Zunahme des Bruſtumfanges auf; ſelbſt bei
ſchwächlichen und kränklichen Kindern waren die guten Erfolge feſtzu=
ſtellen
. Der Verfaſſer zieht aus dieſen Beobachtungen den bemerkens=
werten
Schluß, daß es nicht nur die Milieuveränderung iſt, die auf den
Organismus günſtig einwirkt, ſondern daß auch die Beeinfluſſung der
Mukeltätigkeit durch Sport und Wanderung dem geſchwächten kind=
lichen
Körper gut bekommt.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Am nächſten Don=
nerstag
, den 7. Juni, abends 8 Uhr, findet eine Organiſationsausſchuß=
ſitzung
ſtatt, in der nach Erledigung des geſchäftlichen Teils Frau Prings=
heim
über die Nationalverſammlungsgedenkfeier in Frankfurt a. M.
ſprechen wird. Parteimitglieder ſind als Gäſte willkommen. Die Aus=
ſchußmitglieder
erſcheinen vollzählig.
Deutſche Demokratiſche Partei. Wie alljährlich,
veranſtaltet demnächſt die hieſige Ortsgruppe der Deutſchen Demokra=
tiſchen
Partei einen Frühjahrsausflug an die Bergſtraße. Als Ziel des
Ausfluges iſt diesmal Jugenheim a. B. vorgeſehen, wo uns für Sonn=
tag
, den 17. Juni, der Gartenſaal nebſt Veranda in der Krone zur
Verfügung geſtellt wurde. Wie bei früheren Gelegenheiten wird neben
einer Anſprache, für die wir einen hervorragenden auswärtigen Redner
zu gewinnen hoffen, ein gediegenes künſtleriſches Programm zum Vor=
trag
kommen. Nähere Einzelheiten werden noch bekannt gegeben. Auf
alle Fälle erſuchen wir aber unſere Parteifreunde, ſich den genannten
Sonntag für den Ausflug frei zu halten.

* Zur Aerzteordnung
ſei noch im Folgenden auf den Geſetzentwurf im einzelnen eingegangen:
Einem Wunſche des ärztlichen Zentralausſchuſſes entſprechend, iſt in
Art. 1 eine Zuſammenfaſſung der Zwecke und des Umfangs der Aerzte=
ordnung
erfolgt. I. Die Aerzteordnung ſtellt die ſich aus dem Beruf
ergebenden Pflichten und Rechte für jeden in Heſſen dauernd oder
vorübergehend beruflich tätigen Arzt, ebenſo für eine Mehrzahl von
Aerzten, die zu einem ärztlichen Verein zuſammengetreten ſind, feſt
1. hinſichtlich der beſtehenden und zu erlaſſenden Vorſchriften, 2. zur
Wahrung des dem ärztlichen Beruf und der Berufsgenoſſen ſchul=
digen
Verhaltens. II. Sie trifft Beſtimmungen über Aerztekammern
und ärztliche Ehrengerichte. III. Aerztinnen ſtehen im Vollzug die=
ſes
Geſetzes den Aerzten gleich. Art. 2 regelt An= und Abmeldung der
Aerzte beim Kreisgeſundheitsamt). Sie war ſeither ſchon Rechtens.
Die Begründung bemerkt: Neuerdings werden von Aerzten, die ſich
als Spezialiſten für beſtimmte Leiden (Bruch=, Aſthmaleiden, Bein=
ſchäden
) ausgeben, Sprechſtunden im Umherziehen abgehalten. Um
die Bevölkerung vor ſchwindelhaften Unternehmungen möglichſt zu
ſchützen, müſſen derartige Unternehmungen überwacht werden. Vor=
ausſetzung
für Ueberwachung iſt die Anmeldung, da nachgewieſener=
maßen
die dienſttuenden Aerzte vielfach vorgeſchobene Strohmänner
ſind. Die Angabe der ſeitherigen ärztlichen Tätigkeit wird u. a.
deshalb gefordert, um eine Grundlage zur Prüfung zu gewinnen, ob
ein Arzt ſich als für ein Sonderfach beſonders ausgebildet bezeichnen
kann. Die Aerzte, die ſich zu einem den Intereſſen dienenden Verein
zuſammenſchließen oder zuſammengeſchloſſen haben, haben Satzung,
deren Aenderungen und etwaige Auflöſung dem zuſtändigen Kreis=
geſundheitsamt
mitzuteilen. Die Abgabe von Arzneien an Kranke iſt
(abgeſehen von Notfällen und der unmittelbaren Verabreichung an
Kranke) den Aerzten von jeher verboten geweſen. Dieſes Verbot hält
Art. 5 aufrecht. Nur Aerzte, die zur Führung einer Haus= oder Not=
apotheke
miniſteriell ermächtigt ſind, dürfen in dem ihnen gewährten
Umfange Arzneimittel abgeben. Für Abgabe homöopathiſcher Arzneien
durch Aerzte bewendet es bei den beſonderen Vorſchriften. Arznei=
vorſchriften
dürfen nicht in Formeln, Ausdrücken oder Bezeichnungen
abgefaßt werden, die für Sachverſtändige nicht allgemein verſtändlich
ſind. Auf Verlangen ſind ſie vom verordnenden Arzt dem Apotheker
zu erläutern. Art, 7 regelt die Mitarbeit der Aerzte bei Bekämpfung
anſteckender Krankheiten und von Gewerbekrankheiten, Art. 8 ihre Mit=
wirkung
bei ſtatiſtiſchen Erhebungen. Krankheits= und Sterblichkeits=
ſtatiſtik
kann auf Zuverläſſigkeit nur Anſpruch machen, wenn ihre
Unterlagen von den Aerzten beſchafft werden. Die Wahrung des
Berufsgeheimniſſes iſt eine der elementarſten Pflichten des ärztlichen
Standes. Das Geſetz ſchreibt die Mitteilung beruflicher Wahrnehmun=
gen
dem Arzt nur vor, wenn zwingende öffentliche Intereſſen ſie ver=
langen
. Art. 8 beſchränkt dementſprechend die Anzeigepflicht der Aerzte
auf die Todesfälle gewaltſamer und nicht natürlicher Art, und auf die=
jenigen
Fälle von lebensgefährlicher Körperverletzung, Vergiftung, Ver=
gehen
und Verbrechen gegen das Leben, bei denen kein erkennbares
Intereſſe des Behandelten an der Geheimhaltung beſteht, vielmehr
ſein Intereſſe eher auf die Strafverfolgung des Täters gerichtet iſt.
Im 2. Abſchnitt wird von der Aerztekammer als der Ver=
tretung
der Aerzte des Landes gehandelt, auf die Rechte und Pflichten
der ärztlichen Kreisvereine und des Zentralausſchuſſes übergehen: Die
Kammer hat die Standesintereſſen wahrzunehmen, bei den Aufgaben
der öffentlichen Geſundheitspflege mitzuwirken, auf Erſuchen der Re=
gierung
Gutachten zu erſtatten; über alle wichtige Standesintereſſen be=
rührende
Angelegenheiten hat ſie das Recht, gehört zu werden, hat die
Befugnis, Anträge und Vorſtellungen an die Regierung zu richten, zu
den Sitzungen der Miniſterialabteilung für öffentliche Geſundheits=
pflege
, in denen Anträge der Kammer oder Fragen beraten werden,
die für den Stand oder die öffentliche Geſundheitspflege (ſogen.
Hygiene) allgemeine Bedeutung haben, ſollen 3 Vertreter der Aerzte=
kammer
zugezogen werden. An neuen Aufgaben ſind der Kammer zu=
gewieſen
: Mitwirkung bei den Aufgaben der ſogen. Hygiene, dem
Ausbau des ärztlichen Fortbildungsweſens und die Unterſtützung hilfs=
bedürftiger
Aerzte und deren Hinterbliebenen. Sämtliche zur Kammer
wahlberechtigten Aerzte ſind zu Beiträgen zum Unterſtützungsweſen
verpflichtet. Auch bei Durchführung der Reichsverſicherungsordnung
hat die Kammer mitzuwirken, ſoweit das Verhältnis der Aerzte zu
den Verſicherungsträgern in Betracht kommt. Die Kammer hat den
Sitz in Darmſtadt, iſt die ſtaatlich anerkannte Vertretung der in Heſſen
wohnenden Aerzte, hat die Rechte einer Körperſchaft des öffentlichen
Rechts. Sie beſteht aus mindeſtens 12 von den Aerzten des Landes
gewählten Mitgliedern und einem Mitglied der mediziniſchen Fakul=
tät
in Gießen, das dieſe für die Dauer der Wahlzeit (5 Jahre) wählt.
Die Zahl der von den Aerzten zu wählenden Mitglieder beſtimmt ſich
nach der Zahl der wahlberechtigten Aerzte derart, daß auf je 50 Wahl=
berechtigte
1 Mitglied (mit 1 Erſatzmann) fällt. Beſchlußfähigkeit iſt
bei Anweſenheit von mindeſtens der Hälfte der Mitglieder gegeben.
Wahlberechtigt und wählbar iſt jeder in Heſſen wohnende, deutſche
Staatsangehörigkeit beſitzende Arzt. (Aerzten, die der Miniſterial=
behörde
angehören, mangelt aktives wie paſſives Wahlrecht.) Die Wahl
unmittelbar und geheim findet durch ſchriftliche Abſtimmung
nach den Grundſätzen der Verhältniswahl ſtatt; Heſſen bildet einen
Wahlbezirk. Der Vorſtand der Kammer (Vorſitzender, Stellvertreter,
Schriftführer, Kaſſier zugleich ſtellvertretender Schriftführer )
wird ſchriftlich in getrennten Wahlgängen mit unbedingter Stimmen=
mehrheit
auf die Dauer der Amtszeit der Kammer von ihr aus ihrer
Mitte gewählt. Der Vorſtand vertritt die Kammer nach außen. Aerzte
ſind von der Beitragspflicht der Kammer befreit, inſoweit der Bei=
trag
1 Prozent ihres ſteuerpflichtigen Einkommens aus ärztlicher
Tätigkeit überſteigt. Das Umlagerecht der Kammer iſt beſchränkt auf
die Deckung der Koſten, die durch die Wahlen zur Kammer, die Ge=
ſchäftsführung
, Tätigkeit der Ehrengerichte und Ehrengerichtshofs und
durch Unterſtützung Bedürftiger und von Hinterbliebenen entſtehen.
Die Kammer beſtimmt, ob der Beitrag nach der finanziellen Leiſtungs=
fähigkeit
abgeſtuft oder in gleicher Höhe von allen erhoben werden ſoll.
Die vorgeſchlagene ärztliche Ehrengerichtsordnung lehnt ſich eng
an die Beſtimmungen der preußiſchen und badiſchen Geſetze an. Ein
Arzt, der die Berufspflichten verletzt, hat ehrengerichtliche Beſtrafung
zu erwarten. Politiſche, religiöſe und wiſſenſchaftliche Betätigungen
und Meinungsäußerungen, ſowie Meinungsäußerungen über wirt=
ſchaftliche
Fragen können als ſolche niemals Gegenſtand eines ehren=
gerichtlichen
Verfahrens ſein, beſonders auch nicht die Vertretung einer
Heilmethode. Für jede Provinz wird ein Ehrengericht mit Sitz in der
Provinzialhauptſtadt, für das Land ein Ehrengerichtshof mit Sitz in
Darmſtadt errichtet. Erſteres beſteht aus 4 Aerzten und 1 Richter,
(Die ärztlichen Mitglieder wählt die Kammer, das richterliche Mitglied
ernennt das Juſtizminiſterium, letzterer aus 5 Aerzten. 1 Mitglied
eines Kollegialgerichts und 1 höheren Verwaltungsbeamten. Den Rich=
ter
ernennt das Juſtizminiſterium, den Verwaltungsbeamten das
Miniſterium des Innern. Die Amtszeit iſt 5 Jahre. Handlungen,
die länger als 4 Jahre zurückliegen, können nicht mehr Gegenſtand
eines ehrengerichtlichen Verfahrens ſein. Die Strafen ſind: 1. War=
nung
, 2. Verweis, 3. Geldſtrafe bis zu 30000 Mk., 4. auf Zeit be=
ſchränkte
oder dauernde Entziehung des Wahlrechts und der Wählbar=
keit
zur Aerztekammer und zu den Ehrengerichten. In beſonderen
Fällen kann auf Veröffentlichung der ehrengerichtlichen Entſcheidung
erkannt werden. Eine weſentliche Aufgabe der Ehrengerichte
iſt die ſchiedsamtliche Beilegung von Streitigkeiten
zwiſchen Aerzten und anderen Perſonen. Die Koſten
des Verfahrens trägt der ſchuldige Teil; je nach der Sachlage können
ſie auch auf alle Beteiligten verteilt werden.
A.

[ ][  ][ ]

Nummer 152.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 4. Juni 1923.

Seite 3.

Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Sonntag, den 3. Juni.
Tanz=Zyklus Sechſter Abend.
Tanz=Kompoſitionen von Julius Weismann, geſpielt vom
Komponiſten, getanzt von Edith Bielefeld.
* Der geſtrige Tanzabend brachte neben Bekanntem
einiges Neue aus Edith Bielefelds Tanzkunſt, der in dem
Tempo di Menuetto, Märchenſtimmung, Burleske und Bolero
aufs neue bewies, daß die junge Künſtlerin, da, wo ihrer
jugendlichen Anmut, Unberührtheit und Unbekümmertheit der
Hauptanteil des Tanzes überlaſſen bleibt, ſie beſtrickt und
immer wieder feſſelt, daß aber ihr techniſches Können noch nicht
auf der Höhe ſteht. Die farbenfrohe, originellen Geſchmack
verratende Wahl ihrer Koſtüme trug wiederum viel zum ſtar=
ken
äußeren Erfolg ihrer Tänze bei, wie ſie auf wirkſame Bild=
wirkung
abgeſtimmt und der körperlichen Eigenart der
Künſtlerin gut angepaßt ſind. Von ſtärkerem Ausdruck im Rah=
men
ſtiliſtiſcher Tanzkunſt war der Kriegstanz.
Julius Weismann, der die Tänze verſtändnisvoll
leitend begleitete, ſpielte auch einige intereſſante neue Kompoſi=
tionen
, die ſich gut in den Rahmen des duftig=farbenfrohen
Tanzabends einpaßten. Der Komponiſt wie die Künſtlerin ern=
teten
ſtarken Beifall.
St.
+ Arheilgen, 2. Juni. Der Aufſichtsrat und Vorſtand der hieſigen
Spar= und Darlehnskaſſe ſetzte die Zinsſätze ab 1. Juli d. J. feſt: Spar=
einlagen
9 Prozent, Guthaben in laufender Rechnung 10 Prozent, Schul=
digkeiten
aller Art 18 Prozent. Der Brotpreis wurde hier ab 4. Juni
für den 1600 Gramm ſchweren Markenlaib auf 1640 Mark feſtgeſetzt.
Pfund Weizen=, Roggen= oder Gerſtenmehl koſtet 620 Mark. Die Nach=
tragsgemeindeſteuer
für 1922, die bis Ende Juni d. J. zu entrichten iſt,
beträgt das Zwanzigfache eines Zielbetrages bezw. das Fünffache des
Jahresbetrags. Die Hundertſätze zum Reichsmietengeſetz wurden für
die hieſige Gemeinde auf 22500 Prozent feſtgeſetzt. Das Pachteinig=
ungsamt
ſetzte für die hieſige Gemeindejagd für 1922 den Betrag von
140 000 Mark feſt.
Heppenheim a. d. B., 3. Juni. Die Kirſchenernte an der
Bergſtraße hat an vereinzelten Plätzen begonnen. Der Preis bewegt ſich
zwiſchen 2000 und 2500 Mark für ein Pfund. Erdbeeren wurden mit
10000 bis 12000 Mark angeboten. Eine größere Erdbeere koſtet dem=
nach
200 bis 250 Mark.
Offenbach a. M., 3. Juni. Einem hieſigen Kaufmann wurde im
Frankfurter Hauptbahnhof in einem Abteil 2. Klaſſe des Kölner D=Zuges
eine Handtaſche mit wertvollen Kofferſchlöſſern ge=
ſtohlen
. Der Dieb ſcheint für die Sachen anſcheinend keine Verwendung
gefunden zu haben, denn man fand am nächſten Morgen einen großen
Teil der Schlöſſer in einem Hausflur der Katharinenpforte in Frank=
furt
vor.
Mainz=Kaſtel, 3. Juni. Hier ſtürzte an der ſteilen Einfaſſungs=
mauer
bei der Brückentreppe ein 8jähriger Schüler von Kaſtel ab und
blieb bewußtlos liegen. Ein ſtädtiſcher Arbeiter trug den Verletzten zu
einem Arzt und dann in die elterliche Wohnung. Der Vorfall ſollte der
Jugend zur Warnung dienen.
Nidda,, 1. Juni. Aufſehenerregende Verhaftungen
wurden hier in einer Kokain=Schieberangelegenheit vorgenommen. Es
wurden von hier verhaftet ein Agent und ſein Sohn ſowie ein junger
Mann, in deſſen Wohnung eine Kiſte mit Kokain, Morphium und Sal=
barſan
im Werte von mehreren Millionen gefunden wurde. Weiter
wurden, wie der Nidd. Anz. ſchreibt, ein Händler von Effolderbach und
zwei Perſonen aus Büdingen verhaftet, darunter ein höherer Beamter,
der die Medikamente um einen geringen Preis abnahm. Teilweiſe wur=
den
die Verhafteten wieder auf freien Fuß geſetzt. Ein Niddaer Zahn=
arzt
, dem die Schieber Kokain anboten und der zum Schein auf den
Handel einging, lieferte die Hauptmitſpieler der Polizei in die Hände.
n
m

Reich und Ausſand.
HollandBaſel und HollandWien.
R.D.V. Die D=Züge HollandSchweiz, die ſonſt über Köln Wies=
baden
Frankfurt geführt wurden, müſſen wegen des Ruhreinbruchs
einen andern Weg nehmen, und zwar werden ſie, wie die Reichszen=
trale
für Deutſche Verkehrswerbung mitteilt, über WeſelOsnabrück,
HammSoeſt-PaderbornCaſſel-BebraHanau geleitet. Dadurch
erhält der Wiener Zugteil in Hanau einen ausgezeichneten Anſchluß
nach München und Wien, während der Schweizer Teil in Frankfurt an
den Baſeler Zug angehängt wird.
Warnung vor Reiſen Unbemittelter nach Italien.
D.A.I. Der Deutſche Hilfsverein in Rom weiſt hiermit auf die der
Allgemeinheit in Deutſchland ſcheinbar vollſtändig unbekannten Tat=
ſachen
hin:
1. Italien hat 300 000 Arbeitsloſe aus allen Berufen; dieſe Zahl
iſt infolge der anhaltenden Kriſis dauernd im Steigen begriffen.
2. Die italieniſche Regierung hat ein Dekret erlaſſen, wonach in
keinem Betriebe mehr als 10 v. H. Ausländer (nicht nur Deutſche!)
beſchäftigt ſein dürfen. Dieſe Verfügung wird ſtreng durchgeführt,
um die Zahl der Arbeitsloſen zu vermindern und die Kriegsbeſchädig=
ten
unterzubringen.
Bei der ſchlechten Lage der Induſtrie, dem ſchleppenden Gang der
Geſchäfte und der kaum wieder belebten Bautätigkeit iſt es ausge=
ſchloſſen
, daß Deutſche in irgendeinem Berufe Arbeit finden.
Auch für weibliches Dienſtperſonal, Kindermädchen und ähnliches,
iſt die Möglichkeit, hier Beſchäftigung zu finden, ſehr gering.
Wir ſehen uns deshalb veranlaßt, vor jedem Zuzug Arbeitſuchen=
der
nach Italien zu warnen, und bitten alle hierfür in Frage kommen=
den
Stellen, Auswanderungsluſtige auf die Ausſichtsloſigkeit, hier Ar=
beit
zu finden, hinweiſen zu wollen.
Desgleichen müſſen wir in der eindringlichſten Weiſe auf die Schä=
digung
des deutſchen Anſehens durch Studenten, Kunſtſchüler und an=
dere
junge Leute hinweiſen, die in der anſtoßerregenden Wandervogel=
ausrüſtung
Stadt und Land durchziehen; da ſie meiſt mittellos ſind,
ſuchen ſie durch ſchlecht verhüllten Bettel die Mittel zum Lebensunter=
halt
zu erſchwingen und fallen der Reichsvertretung und den Hilfs=
vereinen
zur Laſt. Wir fordern hiermit alle Univerſitäten. Hoch=
ſchulen
, Kunſtſchulen und andere Anſtalten, Wander= und Sportver=
einigungen
und andere in Frage kommende Stellen auf, ſoviel in ihren
Kräften ſteht, verhindern zu wollen, daß mittelloſe junge Leute in der
geſchilderten Weiſe Reiſen nach Italien unternehmen.
Frankfurt, 1. Juni. Eine große Salvarſanſchiebung
wurde It. Volksſtimme in Büdingen entdeckt. Bei dem Kreisveterinär=
rat
Dr. Oehl wurden große Mengen von Salvarſan, Kokain und
Morphium gefunden. Angeblich ſollen dieſe Arzneimittel aus dem
aufgelöſten Heeresbeſtand in Nidda ſtammen. Es ſind bis jetzt 15 Per=
ſonen
berhaftet worden. Oehl, bei dem die Beſtände vorgefunden wor=
den
ſind, iſt nicht verhaftet worden.

Sport, Spiel und Turnen.
Die deutſche Dauerprüfungsfahrt 1923,
die große automobilſportliche Veranſtaltung des Jahres, findet
in dieſer Woche, Dienstag bis Freitag, ſtatt. Es finden zwei
Konkurrenzen ſtatt, eine für Herrenfahrer mit induſtriellem In=
tereſſe
und eine für Privatfahrer.
Der erſte Tag der Konkurrenz wird die Teilnehmer auch
nach Darmſtadt bringen. Die 60 Teilnehmer werden am
Dienstag, mittags 1 Uhr, in Darmſtadt eintreffen, und
zwar auf der Rennbahn. Abends 8 Uhr findet im Klub=
heim
des H. A. C. Begrüßung der Teilnehmer durch Präſidium
und Mitglieder des Heſſiſchen Automobilklubs ſtatt. Am

Mittwoch, früh 6 Uhr, iſt Start zur Weiterfahrt (zweite
Etappe) an der Odenwaldbrücke. Die Wagen werden über Nacht
in der Schupokaſerne in der Holzhofallee untergebracht. Die
Organiſation der Prüfungsfahrt liegt, ſoweit ſie durch den
Odenwald geht, in Händen des H. A. C.
F. C. Germania 03 PfungſtadtV.f.R. Darmſtadt 0:8 (0:4).
Das Treffen obiger Vereine in Pfungſtadt wurde dadurch nicht
intereſſanter, daß bei Pfungſtadt für Böttcher=Eſſer, Polſter und Stetter
und bei V.f.R. für Meher, Nungeſſer, H. Schmidt und H. Weicker Erſatz
eingeſtellt mußte werden. Nur das wirklich ſchöne Spiel der Platzherren
vermochte einigermaßen damit auszuſöhnen. Sie boten, wozu der aller=
dings
ſchwache Erſatz des V.f.R. ein Teil beitrug, in allen Teilen zufrie=
denſtellende
Leiſtungen und zeigten beſonders im Sturme, wie gut auf=
gebaute
Angriffe zu beſchließen ſind. Der Umſtand, daß das Innentrio
Pfungſtadts flink und entſchloſſen jede ſich bietende Chance wenn auch
nicht alle mit Erfolg zu nützen verſtand, führte zu dem reichen Tor=
ſegen
. Demgegenüber war V.f.R. kaum wiederzuerkennen, und ſelbſt ſeine
ſonſtigen Stützen blieben hinter hren ſonſtigen Leiſtungen zurück. Es
ſpielten für Pfungſtadt: Premöller; W. Hillgärtner, Nickel; Steinmetz,
Eck, Weber; Geiß, Gg. Hillgärtner, Kaiſer, Reinhardt, Krichel; für
V.f.R.: Friedmann; Jung, P. Dillmann; Döring, K. Weicker, W. Kaf=
fenberger
; Berger, H. Waldhaus, Müller, Oßmann, Volk. Gg. Hill=
gärtner
erzielte bereits 5 Min, nach Beginn den 1. Treffer, dem Geiß
nach ſchönem Plankenlauf in der 20. Min. das 2. Tor anfügt. In der
27. und 35. Min. erzielt Hillgärtner das 3. und 4. Tor. Derſelbe Spieler
ſchafft in der 8. und 32. Min. der 2. Hälfte je einen weiteren Treffer,
während Reinhardt in der 15. Min. und eine Minute ſpäter Kaiſer für
je ein weiteres Tor verantwortlich zeichnen. Der Schiedsrichter, Herr
Fiſſel vom Platzverein, befriedigte nicht immer.
A.H.
Darmſtädter Turnerſchaft.
Bei herrlichſtem Wetter unternahmen die Wanderabteilungen der
Turngemeinde Darmſtadt 1846, Turngemeinde Beſſungen 1865 und
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 eine Wanderung in den vorderen Oden=
wald
und die Bergſtraße. Aeußerſt zahlreich fanden ſich die Teilnehmer
an den Treffpunkten ein. Zunächſt ging es in der Morgenfrühe durch
die herrlichen Buchenwälder nach Nieder=Ramſtadt. Durch den Ort
ſtrebte dann das ſangesfrohe Wandervölkchen der ſogen. Mordach zu.
Auf ſteilem Pfad ging es nach Frankenhauſen. Kurz vor dem Ort hielt
man Frühſtücksraſt. Hei, wie mundeten da die mitgebrachten Eßvorräte
in Gottes freier Natur. Nach der Raſt führte der Weg über die Neutſcher
Höhe, Kuralpe, Felsberg nach dem Felſenmeer. Nachdem dies überklet=
tert
, ſtärkte man ſich und hielt eine längere Mittagsraſt. Der Reſt des
Weges führte die Teilnehmer nach Wilmshauſen, Elmshauſen und Bens=
heim
. Von hier brachte das Dampfroß das Turnervölkchen nach Darm=
ſtadt
zurück. Die Wanderung, welche ungeteilten Beifall aller Teilneh=
mer
fand, hatte den Wanderwart der Turngemeinde Beſſungen 1865,
Turnbruder Weygandt, zum Führer; ihm ſei auch an dieſer Stelle herz=
licher
Dank geſagt. Die wohlgelungenen Lichtbilder von dieſer Wan=
derung
ſind in der Parfümerie Müller, Rheinſtr. 6, anzuſehen und
können auch dorr beſtellt werden. Gut Heil!
H.M.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines Haus, An=
fang
7 Uhr, Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete TV10): Figaros Hochzeit.
Orpheum, 734 Uhr abends: Die Kino=Königin. Union=,
Reſidenz=, Central=Theater= Palaſt=Lichtſpiele: Kino= Vorſtel=
lungen
.
Verſteigerungskalender. Dienstag, 4. Juni.
Nutzholz=Verſteigerung vorm. 9 Uhr im Gaſthaus Zum
Engel in Reichelsheim i. Odw.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 4 Seiten.

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1 Luisenplatz 1

(3478

Die Geburt unserer Tochter
Brigitte zeigen wir in großer
Freude an,
Roglerungsassessor Walter Strack
und Frau Christa Strack
geb. Wittieh
Darmstadt, den 3. Juni 1923
Rheinstr, 23, II., .

(488

Mein lieber, e
Herr Karl Querner
Eiſenbahndirektor i. R.
iſt heute zur ewigen Ruhe einge=
(4580
gangen.
Dies zeigt nur auf dieſem
Wege an
Frau Amalie Querner.
Darmſtadt, 2. Juni 1923.
Die Beiſetzung findet in der
Stille ſtatt.
Von den üblichen Beileidsbeſuchen
bitte abſehen zu wollen.

Mehl= und Brotpreiſe.
Wegen Erhöhung der Getreidepreiſe
und der weiteren Steigerung der Un=
koſten
wurden die Preiſe für Mehl und
Brot durch die Beſchlüſſe der zuſtändi=
gen
Ausſchüſſe vom 4. d8. Mts. ab wie
folgt feſtgeſetzt:
A. Mehlpreiſe.
Abgabepreis der Mehlverteilungsſtelle.
Einheitspreis für ſämtliche
Mehlarten für den Doppel=
zentner
ohne Sackpfand. . Mk. 11340
B. Brotpreiſe.
1. 1600 g Brot . . . . . . Mk. 1700.
. . Mk. 850.
2. 800 g Brot."
3. Brötchen aus gemiſchtem
Brotmehl im Gewicht von
50 g.. . . . . . . . . Mk. 60.

Darmſtadt, den 2. Juni 1923.
Städt, Lebensmittelgmt, (st4556

Palast- Lichtspiele

Das blonde Verhänenis
(Das Schicksal einer Zirkusreiterin)
Zirkus-Sensat.-Drama in 6 Akten mit
Mia Pankau, Ernst Hofmann,
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[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 4. Juni 1923.

Rummer 152.

Landwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen

Juniarbeit im Garten.
Die wichtigſte Arbeit im Garten iſt jetzt ein fleißiges Hacken
und bei Trockenheit reichliches Gießen. Das Hacken ſetzt Reihen=
ſaat
und Reihenpflanzung voraus und kann nicht oft genug wie=
derholt
werden. Steht jedoch die Saat breitwürfig, ſo muß man
fleißig jäten, wobei zu dichte Saat verzogen wird. Unkraut=
bekämpfung
iſt der Hauptzweck dieſer Maßnahme, denn die Un=
kräuter
nehmen den Kulturpflanzen nicht nur die Nährſtoffe,
den Standraum und das Licht weg, ſondern noch viel wichtiger
iſt, daß ſie große Waſſermengen verbrauchen, die unſere Kultur=
pflanzen
ſo bitter nötig haben. Außerdem wünſchen wir durch
eine reichliche Bodenlockerung die Waſſerverdunſtung aus dem
Boden zu verhindern.
Die Stangenbohnen werden nach dem Hacken mit Stangen
verſehen, die Erbſen erhalten Reiſer zum Ranken. Die Kartof=
feln
, Buſchbohnen, Erbſen und Kohlpflanzen werden beim Hacken
behäufelt.
Auch das Gießen iſt nicht zu verſäumen, und hierbei iſt
beſondere Rückſicht auf die Ausſaatbeete zu nehmen, da ſonſt die
Keime vertrocknen und das teure Saatgut verloren geht. Auf=
gegangene
Saat braucht aber ebenfalls noch feuchtes Land, da
ſie ja erſt ſehr kleine Würzelchen beſitzt und nicht in der Lage iſt,
das Waſſer aus größeren Tiefen zu holen. Außerdem iſt die
Feuchtigkeit ein gutes Vertreibungsmittel gegen die ſo gefürchteten
Erdflöhe. Friſch gepflanztes oder ſtark tragendes Obſt iſt durch=
dringend
zu bewäſſern.
Die Erdbeeren ſind regelmäßig durchzupflücken, da ſonſt oft
über Nacht ein großer Schaden entſtehen kann; ſtreng iſt darauf
zu achten, daß auch die unanſehnlichen und vertrockneten Beeren
entfernt werden, denn wenn die Pflanze zur Samenbildung
ſchreitet, ſtellt ſie die weitere Fruchtbildung ein. Der Juni iſt
der Monat, in welchem man die Erdbeerpflänzchen für das kom=
mende
Jahr abſenkt und, ſoweit noch nicht geſchehen, die Form=
obſtbäume
entſpitzt. Bei der Kirſchenernte iſt darauf zu achten,
daß das Fruchtholz nicht mit abgeriſſen wird.
Sti.
C.K. Wieviel Waſſer braucht der Garten?
Das Waſſer, das wichtigſte Lebenselement der Pflanze, ſpielt für
das Gedeihen unſerer Gärten eine entſcheidende Rolle. Man iſt
ſich aber vielfach darüber nicht klar, wieviel Waſſer ein Garten
braucht, und in den meiſten Fällen ſind Mißerfolge auf Mangel
an Waſſer zurückzuführen. In der Gartenſchönheit macht Wil=
helm
Röhnick eingehende Mitteilungen über den Waſſerverbrauch
der Pflanzen. Stellt man ſich vor, welche große Verdunſtungs=
fläche
die Blätter eines einzigen Baumes haben, ſo begreift man,
daß er dem Boden beträchtliche Mengen an Waſſer entziehen
muß. In einem kleiner Hausgarten von etwa 1000 Quadrat=
metern
ſtehen nun hät., g 1012 größere Bäume und 50100
Blütenſträucher. Das iſt eine Anhäufung, wie ſie in der Natur
verhältnismäßig ſelten vorkommt. Deshalb muß auch die Waſſer=
zufuhr
größer ſein, als in unſerer kargeren Natur. So üppige
Landſchaftsbilder, wie wir ſie im Garten haben, ſind in der freien
Natur nur bei den beſten klimatiſchen Verhältniſſen möglich. Das
ſind regenreiche Gegenden, die eine Jahresregenhöhe von 900
bis 1300 Millimeter aufweiſen, alſo etwa 0,91,3 Kubikmeter
Waſſer auf 1 Quadratmeter Land im Jahre. Nun wird in dieſen
günſtigen Vegetationsgebieten das Tageswaſſer zudem ſchwamm=
artig
aufgeſpeichert und durch unterirdiſche Waſſeradern überall
hin verteilt. Dieſe natürliche Waſſerverteilung iſt in unſeren
Städten, wo das Gelände vielfach zerſchnitten iſt, aufgehoben,
und das Waſſer wird raſch durch Schleuſen abgeführt. Daraus
erklärt ſich, daß in den Gärten der Großſtadt ein bedeutender
Waſſermangel auftritt. Die geringe Luftfeuchtigkeit wird durch
die Steinwüſte aufgeſogen, und dadurch wird der Waſſerbedarf
für die Grünflächen bedeutend geſteigert. Die beſten Vegetations=
gegenden
in Deutſchland haben 330, ſtellenweiſe 150 Kubikmeter=
höhe
des Jahresniederſchlags. Wenn man annimmt, daß die
Jahresregenmengen auch in den ärmeren Teilen Deutſchlands
ſich auf 50 Kubikmeter Regenhöhe im Jahre belaufen, ſo bleibt
dann für die meiſten Gegenden noch ein ungedeckter Bedarf von
100 Kubikmetern Niederſchlagshöhe, d. h. ein Waſſerbedarf von
einem Kubikmeter auf einen Quadratmeter im Jahre. Man kann
danach aufgrund der Größe eines Gartens deſſen Waſſerbedarf
leicht ausrechnen, indem man Gartenfläche mal Kilometer einſetzt.
Es müßte alſo an 100 Tagen im Jahre je eine Kanne Waſſer
von 100 Litern Inhalt auf einen Quadratmeter Gartenland
ausgegoſſen werden, um den durchſchnittlichen Waſſerbedarf
eines Gartens zu befriedigen. Natürlich iſt der Waſſerbedarf in
den verſchiedenen Jahreszeiten verſchieden und in der heißen
Jahreszeit am größten. Gewäſſert werden muß bei Eintritt der
Vegetation, im Frühling, wenn die Knoſpen ſchwellen, und fort=
geſetzt
weiter bis zum Abſchluß des Triebes, gegen Johanni. Es
iſt ratſam, ſeltener, dafür aber durchdringender zu gießen. Ein
Zuviel an Waſſer wird in dieſer Jahreszeit nie ſchaden. Man
läßt am beſten einmal wöchentlich das Waſſer ſtundenlang über
die Gartenfläche hinſprühen oder ſie bei ebenem Boden berieſeln,
ſo daß ſie gründlich durchweicht wird. In der Zeit um Johanni
läßt man mit der Bewäſſerung nach und hört gegen Ende Auguſt
ganz auf, damit alle holzigen Triebe ausreifen können. Gegen
Schluß der Vegetationsperiode, vor Eintritt des Winters, muß
dann der Garten noch einmal ausgiebig bewäſſert werden.

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
(Nachdruck verboten.)
19)
Zwei Tage darauf fuhr ich mit Marie Louiſe zu Nina. Das
Kind war in ſich gekehrt, und ich verſuchte nicht, ſie zum Reden
zu bringen, ich wollte mich auch abwartend verhalten und nur
eingreifen, wenn es unerläßlich war. Im gleichen Raume wie
bei meinem erſten Beſuche empfing uns Nina, ſie begrüßte
Marie Louiſe freundlich und ohne Gezwungenheit und ließ ſo=
gleich
den Tee ſervieren, zu dem Früchte, Gebäck und Konfekt
gereicht wurden. Marie Louiſe ſaß vorn am Nande des Stuh=
les
wie ein kleines Mädchen, das nicht wagt, ſich anzulehnen
aus Angſt, es könne ſein Kleid zerdrücken.
Die Unterhaltung war auf Forderungen nun erzähle ein=
mal
, zum Beiſpiel mit wem Du befreundet biſt oder wie=
viel
Kleider Du haſt abgeſtellt, und auf knappe ſachliche Ant=
worten
, die Marie Louiſe gab, wie ſie vermutlich auf Fragen
der Lehrer antwortete. Ein wirklicher Zuſammenhang zwiſchen
den beiden ergab ſich nicht. Marie Louiſe tat mir leid, es ge=
lang
ihr ſo gar nicht, auf ihre Mutter einzugehen, und, wie ich
ihre immer größeren Anſtrengungen ſah, bedauerte ich auch
Ning.
Ich ſchwankte: ſollte ich die beiden allein laſſen? Es war
vielleicht ein Fehler, aber ich beſchloß, es zu tun. Das Zutrauen
hatte ich zu Nina, ſie würde mein Entgegenkommen nicht miß=
brauchen
. So ſchützte ich eine Beſorgung vor und ging, obwohl
mich Marie Louiſe beinahe flehentlich anſchaute und offenbar
wünſchte, ich ſollte bleiben.
Als ich nach einer halben Stunde zurückkehrte, ſaßen die bei=
den
im gleichen Raume: Nina hatte geweint und war ſichtlich
erregt, Marie Louiſe ſchien mir geniert, aber nicht auffällig in
Unruhe.
Mit plötzlichem Entſchluſſe ging Nina in das Nebenzimmer
und winkte uns nach einigen Augenblicken, hineinzukommen.
Sie ſtand mit der Geige und dem Bogen in den herabhängen=
den
Händen am Flügel, vor dem eine ältere Dame Platz ge=

sti. Tomatenbau. Die Tomate erfordert altes, kräftig
gedüngtes Land. Die Heranzucht von Pflänzchen überläßt man
am beſten gut geleiteten Gärtnereien und kauft die benötigte An=
zahl
von denſelben. Es iſt hierbei auf einen guten Wurzelballen
der Pflänzchen zu achten. Wirklichen Erfolg kann man nur er=
warten
, wenn man gutes Pflanzmaterial auswählt und dieſem
eine richtige Düngung und Behandlung während der Wachs=
tumszeit
angedeihen läßt. Jede Pflanze erhält eine 1 Meter
lange Stange und wird an dieſer 45mal angeheftet. Nur ein
Leittrieb bleibt, alle. Nebentriebe werden entfernt und in den
Blattwinkeln abgekniffen. Es iſt dabei Vorſicht am Platze, da=
mit
man die Blütenſtände nicht verletzt. Von letzteren ſoll man
einer Pflanze nicht mehr als 56 belaſſen, da nur dann alle
Fruchtanſätze zur vollen Reife gelangen und eine frühe Ernte
ermöglicht wird. Als empfehlenswerte Sorten ſeien genannt in
erſter Linie Lukullus, dann noch Erſte Ernte und Johannis=
feuer
.
t Wie ſtützt man Erbſen? Halbhohe und hohe
Sorten von Erbſen müſſen geſtützt werden, wenn man den Er=
trag
ſicherſtellen will. Am beſten eignen ſich breitgewachſene, reich=
veräſtelte
, dünntriebige Zweige von Haſelnuß, Ahorn oder Linde,
die eine Länge von 11,5 Meter beſitzen ſollen. Sind die Erbſen=
pflänzchen
etwa 15 Zentimeter hoch geworden, ſo werden dieſe
vorbereiteten Zweige den Reihen entlang eingeſteckt, und zwar
immer zwei Reihen dachartig gegeneinander geneigt. Fehlt es an
Reiſig, ſo können auch wagerecht geſpannte Fäden, die man über
den Reihen in einem Abſtande von 20 zu 20 Zentimeter an Pfäh=
len
ausſpannt, ſolches erſetzen, wenn dieſe Art auch nur ein Not=
behelf
iſt.
Die Pflege des Obſigartens.
Im Obſtgarten ſorgen wir durch reichliche Waſſer= und
Dunggüſſe, daß der Obſtanſatz ſich gut entwickeln kann. Bei zu
reichem Anſatz iſt es geraten, einen Teil der Früchte auszubrechen,
damit ſich die übrigen deſto ſchöner ausbilden können. Ebenſo
hält man es mit den Beerenſträuchern. Bei den Formbäumen
beginnt das zweite Entſpitzen der Sommertriebe, die Leittriebe
werden angeheftet. Unermüdlich achten wir auf Baumraupen.
Von den Pflaumenbäumen ſchütteln wir die vom Pflaumen=
bohrer
und der Pflaumenſägeweſpe angeſtochenen Früchte, um
ſie zu verbrennen. Waſſerſchoſſe, Stamm= und Wurzelausſchlag
müſſen entfernt werden.
Anzucht von Erdbeerpflanzen. Um für neue An=
lagen
im kommenden Jahre gutes Pflanzmaterial zu beſitzen,
werden die Erdbeerbeete nach der Ernte gut gejaucht, gehackt und,
wenn nötig, reichlich bewäſſert. Fehlt es dem Kleingärtner an
Jauche, ſo kann er dieſe durch Kunſtdung erſetzen, indem er in je
10 Liter Waſſer 20 Gramm ſchwefelſaures Ammoniak, 20 Gr.
40proz. Kalidüngeſalz und 5 Gr. Superphosphat auflöſt und die
Beete damit begießt. Gute Pflege iſt das Geheimnis des Erfolgs.
Alte, abgetragene Erdbeeranlagen werden nach der Ernte um=
gegraben
. Das Land bleibt zweckmäßig unbepflanzt und wird
durch häufiges Umgraben für die neue Anlage gut vorbereitet.
Um für dieſe neue Anlage Pflanzmaterial zu erhalten, wverden
von den jüngeren Kulturen Abſenker gezogen. Für dieſelben
hebt man in der Nähe der Stammpflanze iit der Handkelle
Löcher aus, die mit guter Kompoſterde aufgefüllt werden und
pflockt die an den Ausläufern ſchon vorgebildeten Pflanzen mit
dieſer nahrhaften Erde feſt. Ein Trennen von der Mutterpflanze
darf erſt nach völliger Bewurzelnung der Tochterpflanze ſtatt=
finden
, wobei die letztere zweckmäßigerweiſe berſchult wird. Der
Zeitpunkt hierfür dürfte Ende Juli, Aufaug Auguſt ſein. Je
früher dies möglich iſt, deſto kräftigere Pflänzchen hat man für
das kommende Jahr erhalten.
Sti.
Kleintiere im Juni.
Alle Kleintierſtallungen müſſen jetzt beſonders peinlich ſauber
gehalten werden, damit das Ungeziefer nicht überhand nimmt
und der ſich raſch zerſetzende Dünger nicht die Luft verpeſtet.
Futterreſte dürfen nicht tagelang herumliegen, weil verdorbenes
Futter geſundheitsſchädlich iſt. Für friſches Waſſer iſt zu ſorgen.
Der Kaninchenzüchter hat beſonders die Jungtiere ſorgfältig
zu füttern. Staubfreies ſauberes Gras, friſche Kohlblätter, da=
zwiſchen
geſundes, ſüßes Heu, gekochte Kartoffelſchalen mit etwas
Kleie und mit Salz gewürzt, iſt ihnen zuträglich: welkes, erhitz=
tes
Futter iſt nachteilig. Saugende Häſinnen ſind beſonders reich=
lich
und gut zu füttern. Hitze vertragen die Kaninchen ſchlecht
und es iſt ratſam, die Ställe ſchattig aufzuſtellen.
Die Ziegen ſollten bei günſtigem Wetter tagsüber im Freien
ſein. Vo der freie Auslauf nicht möglich iſt, richtet man einen
umzäunten Hof, der auch eine Schutzhütte für die heiße Mittags=
zeit
oder Gewitter aufweiſt, her. Waſſergefäße und Futterraufe
müſſen im Schatten aufgeſtellt werden. Kann die Ziege nach
Belieben graſen, wozu ſich eingegrenzte, mit Sträuchern be=
wachſene
Halden vorzüglich eignen, ſo beſchränkt ſich die Fütte=
rung
auf etwas Trockenfutter und die Tränke am Morgen und
Abend. Wer es bisher noch verſäumt haben ſollte, ſehe jetzt auf
die Klauen, die im Winterſtalle leider vielfach vernachläſſigt wer=
den
und ſich zu langen Schnäbeln auswachſen. Solche Klauen
ſind zu beſchneiden. Mit dem Sammeln von Heu und Reiſig=
futter
muß begonnen werden.
nommen hatte. Nun richtete ſie ſich auf, gab der Begleiterin ein
Zeichen, ihr Ausdruck belebte ſich, die Klavierſpielerin begann,
und nun hob Nina langſam die Geige, ſetzte ſie ein, hob den
Bogen mit edel ſchwingender Bewegung und ſpielte.
Warm, voll und ſehr rein war der Ton, beinahe wie vom
Klange einer Kirchengeige, ſüß dabei, daß der Wohllaut ge=
fangen
nahm. Ich ſtand in der Tür, Marie Louiſe war neben
mir; der Vorgang entwickelte ſich ſo ſchnell, daß wir keine Zeit
hatten, uns zu ſetzen.
Nina ſpielte eine wehmütige Melodie in breit ausholenden
Tönen, ich war ſicher, daß ich ſie nie ſo gut hatte ſpielen hören.
Ihr Antlitz zeigte einen ſchmerzhaft verſonnenen Ausdruck, der
Blick drang in Tiefen, die ihr wohl ſonſt im Leben verſchloſſen
waren. Die Wehmut wurde zur Klage, zum Weinen, und
immer tiefer ſenkte ſich das Haupt der Geigerin, bis ich nur ihr
Haar, nicht mehr das Antlitz ſah. Nein, nicht nur Nina, nie=
mand
hatte bisher ſo muſiziert in meiner Gegenwart, ſo gelöſt,
ſo voll bewegten Empfindens.
Marie Louiſens Hand taſtete nach der meinen und barg ſich
in ihr, ſie war erſchüttert.
Die Molltöne brachen ab, und, wie mir ſchien, unvermittelt
erklang eine lichte C=Dur=Melodie, die ſchritt und wiegte ſich
und hob ſich, breitete die Schwingen und ſchwebte in breitem,
ſicherem Fluge empor zum Licht.
Nina ſtand jetzt gemeſſen und gerade, dem Tänzer vergleich=
bar
, der ſich anſchickt zum Schwebetanz aber noch nicht ent=
ſchloſſen
iſt, ihn auszuführen, ihr Spiel erſchien mir ſachlicher
und gefaßter als zuvor.
Sie endete, und nun rief ſie der Begleiterin ein paar fran=
zöſiſche
Worte zu, begann von neuem zu ſpielen, ohne Pauſe,
faſt ſchien es mir, ohne auch nur geatmet zu haben, eine Rhap=
ſodie
, wild, ungezügelt, leidenſchaftlich bis zum Aeußerſten.
Das war die Nina von früher. Wie es mich packte! Aber nun
dachte ich an Marie Louiſe. Daß Nina ſo alle Grenzen über=
ſchritt
in Gegenwart des Kindes! Ich getraute mich nicht,
Marie Louiſe anzuſehen. Dieſes aufwärtswallende Drängen,
dieſes wiegende Empor und Nieder, dieſe heftige wütende
Leidenſchaft!
Das Spiel milderte ſich, ein Tanz von Chopin, lebhaft,

Juniarbeit im Geflügelhof.
Im Geflügelhoſ werden jetzt keine verſpäteten Bruten mehr
geduldet, außer von Tieren, die hauptſächlich der Fleiſcherzeugung
dienen ſollen. Den Tieren muß möglichſt viel Auslaufgelegen=
heit
geboten werden. Die im März geſchlüpften Küchlein werden
nach Geſchlechtern getrennt. Hitziges Futter, namentlich Mais,
iſt einzuſchränken. Viel Grünfutter, täglich mehrmals friſches
Waſſer, Sand= und Staubbäder und größte Reinlichkeit im Stall
und in den Futtergefäßen ſind zum guten Gedeihen notwendis.
Es iſt auch auf das Ungeziefer zu achten, das ſich bei zunehmen=
der
Hitze ſehr vermehrt. Von Weichfutter darf den Tieren jetzt
nicht mehr gegeben werden, als ſie ſofort auffreſſen, da es ſchnell
ſäuert.
Enten u d Gänſe verlangen neben Grünfutter auch reichlich
Trinkwaſſer und Badegelegenheit, ſowie freien Auslauf auf Wie=
ſen
. Während der Befiederung müſſen ſie beſonders reichlich
gefüttert werden. Sie erhalten dann Weichfutter aus Weizen=
kleie
, Schrot, Knochenmehl und Brot, ſowie Hafer.
Die Nutztauben müſſen tüchtig gefüttert werden, weil das
Feldern nicht genügend Futter bietet. Auf den Schlägen reift
die vierte Brut und die Alten bereiten die fünfte vor. Der
Züchter achte beſonders a.f Ungeziefer in den Neſtern.
Perlhühner und Trutenkücken brauchen Inſekten, und vo
dieſe fehlen, Fleiſchmehl als Beigabe zum Futter. Sie ſind ſehr
empfindlich gegen Näſſe und Kälte, ſowie gegen große Hitze und
bedürfen deshalb beſonderer Aufmerkſamkeit. Es iſt zwecklmäßig,
friſches Grünfutter mehrmals täglich zu verabreichen, beſonders,
wenn das Geflügel beſchränkten Auslauf hat.
Schwarmzeit für die Bienen.
Für die Biene iſt jetzt die eigentliche Schwarmzeit gekommen.
Wer das Schwärmen einſchränken will, erweitere rechtzeitig
die Honigräume und verſäume nicht, den Honig zu ſchleudern,
ſo oft dieſe damit angefüllt ſind. Geht die Tracht zu Ende, ſo
muß ſich der Imker hüten, die Bienen zum Naſchen und Rauben
anzulocken. Deshalb ſind alle mit Honig beſudelten Gefäße
und Geräte, ſowie die ausgeſchleuderten Waben fern vom Stand
zu halten. Aber nachts haben die Bienen volle Zeit, die vom
Honig triefenden Gegenſtände, die entweder oben in leere Käſten
oder hinter das Fenſter geſtellt werden, zu reinigen. Iſt durch
unvorſichtigkeit Räuberei ausgebrochen, ſo muß der Imker das
Flugloch des beraubten Stockes ſchnell verengen und die gereizten
Bienen der übrigen Stöcke mit einem feinen künſtlichen Regen
beſänftigen. Auf das Flugbrett des überfallenen Stockes iſt
außerdem ein mit ſtarkriechenden Flüſſigkeiten, wie Petroleum,
Karbolineum, Phenol, Zwiebeln uſw. beſtrichenes Brettchen zu
legen, bis wieder Ruhe eingetreten iſt.
Landwirtſchaftlicher Ratgeber.
s-Laubheu. Dasſelbe ſtellt ein ganz gutes und bekömm=
liches
Futter für unſere Ziegen dar, nur iſt dabei zu beachten,
daß es möglichſt frühzeitig zu ſammeln und zu trocknen iſt. Der
Nährwert desſelben iſt abhängig von dem Zeitpunkte des Ein=
ſammelns
, denn mit dem zunehmenden Alter treten die Nähr=
ſtoffe
aus dem Laub wieder in die Pflanzen zurück. Ferner iſt
zu beachten, daß das Laub am beſten am Abend eines hellen
ſonnigen Tages geerntet wird, denn dann ſind die Blätter durch
das Sonnenlicht am ſtärkereichſten. Das Laub ſoll nicht abge=
riſſen
werden, ſondern es iſt mit dem Meſſer oder einer Schere
von den Bäumen und Sträuchern zu entfernen. Die Zweige
werden im Schatten vorgetrocknet und dann im Speicher oder im
Schuppen an der Luft getrocknet. Derartiges Laub kann im
Winter direkt in die Raufen geſteckt oder, mit den Händen zer=
rieben
, dem Weichfutter beigemiſcht werden. Am gehaltreichſten
iſt das Laub von Holunder, dann folgen Ahorn, Erle, Weide,
Eiche Eſche, Buche und Noßkaſtanie. Birke, Haſelnuß und Pad=
pel
ſind am eiweißärmſten.
Regenwürmervernichtung? Dieſe bekannten Wür=
mer
leben in verſchiedenen Arten in der Ackererde, in welcher ſie
Gänge bohren und die ſie freſſen. Außerdem freſſen ſie abge=
ſtorbene
Pflanzenteile und Tierſtoffe, welche ſie in ihre Röhren
hineinziehen, mit ihrem Speichel übergießen und ſo deren Auf=
löſung
fördern. Sie geben ihre Bohrarbeit im Boden durch
zahlreiche kleine Luftlöcher und Erdhäufchen kund. Die körnigen
Exkremente werden hauptſächlich an der Erdoberfläche abgelegt,
und hiermit ſchaffen ſie die in den tieferen Erdſchichten gefreſſene
Erde zur Oberfläche und vermehren die Ackererde. Die Regen=
würmer
tragen mehr als irgend welche anderen Tiere zu der
natürlichen Bearbeitung der oberen Erdſchicht bei, und ſo ſpielen
ſie in dem Haushalt der Natur und Kultur eine ſehr wichtige
Rolle. Sie vermehren aber nicht nur die Ackerkrume mit nähr=
kräftiger
Erde, ſondern ſie lockern und durchlüften dieſelbe durch
ihre Wühlarbeit. Hierdurch wird nicht nur die Verwitterung
und Aufſchließung der Mineralbeſtandteile gefördert, ſondern
auch der Feuchtigkeit ermöglicht, ungehindert zu den feinſten
Saugwurzeln zu gelangen. Da die Durchläſſigkeit der oberen
Schicht des Bodens die erſte Vorbedingung zum Gedeihen aller
Kulturen iſt, ſo ſind die Regenwürmer ſehr nützliche Tiere und
ihre Vernichtung hat zu unterbleiben.
De und von dieſer Schwermut durchitert, die in
dem Meiſter immer klingt.
Nina ſpielte einen Choral, ein geiſtliches Feſtlied, ich wußte
es nicht, aber ich empfand es wie ein Dankgebet zu Gott; ganz
kurz war es und einfach.
Nina beendete das Spiel, legte Bogen und Geige auf den
Flügel und ſchritt zu Marie Louiſe. Die ſtand da und weinte
leiſe ſchluchzende Tränen.
Ihren Kopf ergriff Nina mit beiden Händen und glitt mit
ihnen am Geſicht entlang, an den Schultern, und nun kniete ſie
vor ihr, umſchlang ihren Leib mit den Armen, preßte das Haupt
an Marie Louiſens Bruſt, und dann wieder emporgreifend,
faßte ſie des Kindes Wangen, zog den Kopf zu ſich herab und
küßte Marie Louiſe inbrünſtig.
Sie ſtand neben ihr und ſagte mit klangvoller Stimme, die
faſt ruhig war: Nun geh, Kind, etwas Beſſeres kannſt Du von
mir nicht haben. Eine Schachtel gab, ſie ihr in die Hand, darin
war, wie ſich nachher zeigte, eine Schnur kleiner hübſcher Perlen,
dann reichte ſie mir die Hand, und wir gingen.
Im Wagen fuhren wir nach Sils Maria zurück.
Marie Louiſe war ſehr aufgeregt, über ihr Geſicht zuckte
es, und Tränen traten immer wieder in ihre Augen. In den
Händen hielt ſie das Geſchenk ihrer Mutter.
Am nächſten Morgen machten wir einen Spaziergang mit=
einander
, Marie Louiſe fragte: Werde ich nun Mutter nie
mehr ſpielen hören?
Wenn Du es wünſchſt, wird es ſicher in irgend einer Weiſe
möglich ſein.
Das iſt gut, ſagte Marie Louiſe.
Auf eine Bank ſetzten wir uns, von der man die weiße
leuchtende Maſſe des Gebirges, in grüne Wiefen gebettet und
umrahmt von dunkelgrünen Arven, recht überblicken konnte.
Mutter ſpielt herrlich, ſagte Marie Louiſe.
Sehr ſchön und ſonſt was war, ſonſt mit Mutter?
Hat ſie Dir vorgeſchlagen, einmal ein paar Wochen bei ihr zu
ſein?
(Fortſetzung folgt.),