Darmstädter Tagblatt 1923


27. Mai 1923

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Hefſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptftadt
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Nummer 144
Sonntag, den 27. Mai 1923
186. Jahrgang

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Belgiſche Zweifel am Ruhrunternehmen.
Poincarés wahnſinnige Politik.
London, 26. Mai. (Wolff.) Die Weſtminſter Gazette
ſchreibt in einem Leitartikel, daß Belgien anfange zu zwei=
feln
, ob es klug war, das Ruhrunternehmen zu
unterſtützen. Es habe nichts Weſentliches für ſeine Mühe er=
halten
. Die belgiſchen Staatsmänner, ſeien beſorgt über die
Lockerung der Bande, die die Alliierten zuſammenhielten, dies ſei
die Bedeutung der bevorſtehenden Konferenz über die Reparatio=
nen
zwiſchen Frankreich und Belgien. Wie gefährlich die Lage
ſowohl für Frankreich als für Deutſchland geworden ſei, gehe aus
der Ausbreitung des kommuniſtiſchen Aufſtandes im Ruhrgebiet
hervor. Wie es heiße, marſchierten bewaffnete Banden gegen die
Stadt Eſſen, und Gelſenkirchen ſei vollſtändig in den Händen der
Kommuniſten. Die deutſchen Behörden ſeien, da ihre Polizei aus
dieſem Gebiet weggeſchickt wurde, nicht in der Lage, ſolchen Un=
ruhen
entgegenzutreten. Sie hätten um die Erlaubnis erſucht,
Polizeikräfte nach dem Unruhegebiet zu ſenden, aber die franzö=
ſiſche
Antwort werde ſicherlich ablehnend ſein. Aber dann könn=
ten
die Franzoſen nicht neutral bleiben, zie ſie es jetzt täten. Ent=
weder
müßten ſie die Verantwortung ſür die Ordnung in dem
Gebiet, das ſie beſetzten, übernehmen, oder ſie müßten dieſe Ver=
antwortung
anderen übertragen. Poincaré könne nicht gleich=
zeitig
zurücktreten wollen, weil die Kommuniſten in Frankreich
nicht mit Strenge beſtraft würden, und ihnen geſtatten, im Ruhr=
gebiet
zu tun, was ihnen gefalle. Es gäbe franzöſiſche Publi=
ziſten
, die jede Bewegung begrüßten, die Deutſchland zu ruinie=
ren
drohe, da ſie der Anſicht ſeien, daß die deutſche Regierung in
paniſcher Furcht alle Bedingungen annehmen werde. Dies ſei
nicht nur eine kurzſichtige, ſondern eine wahnſinnige Politik.

Vom Tage.
In den letzten Tagen ſind weitere 29 Perſonen aus Wiesbaden
und Umgebung ausgewieſen worden, in der Hauptſache Eiſenbahn=
und Poſtbeamte, aber auch verſchiedene Forſtbeamte und Lehrperſonen.
In der Frage der Schaffung des Amtes eines bayeriſchen Staats=
präſidenten
iſt ein weiterer Schritt erfolgt; die bayeriſche Staatsregie=
rung
hat einen Geſetzentwurf in der Angelegenheit ausgearbeitet, der
in der nächſten Zeit dem bayeriſchen Landtage zugehen wird.
Die Unterſuchung gegen den frühern Oberleutnant Roßbach ſteht
vor ihvem Abſchluß. In den letzten Tagen iſt General Ludendorff im
München durch den Unterſuchungsrichter wehrfach in der Roßbach=
Affäre vernommen worden. Es ſoll damit zu rechnen ſein, daß der
General in dem Prozeß vor dom Staatsgerichtshof als Zeuge erſcheint.
Es verlautet, daß Kraſſin zum ruſſiſchen Geſandten in Nom aus=
erſehen
ſei. Er würde den Poſten aber nur vorübergehend bis zum
Abſchluß eines neuen Handelsabkommens zwiſchen Italien und Rußland
verwalten.
Der Sonderberichterſtatter der Daily News meldet aus Moskau,
dort herrſche allgemein die Auffaſſung vor, daß die neuen Forderungen
die Curzon an Kraſſin ſtellte, nämlich die Abberufung der ruſſiſchen
Geſandten in Teheran und Kabul, nicht enfüllt werden könnten.
Nach einer Havasmeldung aus Neu=York hat der Vorſitzende der
United States Steel Corporation Gary in einer Nede feſtgeſtellt, daß
die geſchäftlichen Ausſichten der Vereinigten Staaten gut ſeien. Sämt=
liche
Hochöfen und Fabriken ſeien in voller Tätigkeit. Die Geſellſchaft
könne augenblicklich einen Verzicht auf den Zwölfſtundentag in der
Stahlinduſtrie nicht empfehlen.
Nack einer Meldung des Echo de Paris haben Joffe und Goto ein
neues Handelsabkommen zwiſchen Rußland und Japan abgeſchloſſen.
Es heißt, daß Japan ſich zum Abſchluß dieſes Vertrags habe beſtimmen
laſſen, weil es den Ausbqu des engliſchen Flottenſtützpunktes Singa=
vore
mit Beſorgnis betrachtet.
Dollarkurs in Frankfurt am 26. Mai,
abends /a7 Uhr: 36000.

Die Woche.
Regierungskriſis bei zwei europäiſchen Großmächten im
Laufe einer Woche, beide zwar nicht unmittelbar hervorgerufen
durch die außenpolitiſchen Ereigniſſe und doch gleichſam Symbol
der aufs äußerſte geſpannten Lage. Bonar Law trat aus Ge=
ſundheitsrückſichten
zurück, und es wurde ihm ſo erſpart, daß er
in abſehbarer Zeit, aus politiſchen Gründen, hätte zurücktreten
müſſen. Die Entſcheidung über die Perſon ſeines Nachfolgers
fiel innerhalb 24 Stunden, nicht ſo ſchnell aber gelang es dieſem,
ſich das Miniſterium zu ſchaffen, welches er in Anbetracht der
Verhältniſſe für notendig hält. Der neue engliſche Premier=
miniſter
gehört den Diehards, dem rechten Flügel der Konſer=
vativen
Partei an, aber gerade, für ſeine nächſten politiſchen
Freunde war es offenbar eine ſchmerzliche Ueberraſchung, daß
ſchon die Auswahl der Miniſterkandidaten eine Politik anzeigt,
die ſicherlich nicht nach dem Herzen der extremen Torys iſt. Die
Ereigniſſe, die zum Rücktritt des Kabinetts Lloyd George ſei=
nerzeit
führten, hatten auch eine Spaltung innerhalb der Konſer=
vativen
Partei hervorgerufen, da die bisherigen Mitarbeiter
Lloyd Georges zweifellos nicht nur aus perſönlichen Gründen
der Regierung Bonar Laws, merklich kühl gegenüberſtanden.
Stanley Baldwins erſte Schritte zeigten, daß es ihm ſehr weſent=
lich
darauf ankommt, die vorhandene Spaltung innerhalb der
Konſervativen Partei zu beſeitigen, was ihm u. a. heftigen Tadel
der Morning Poſt zuzog. Ob die Verſuche des neuen engliſchen
Premierminiſters von Erfolg gekrönt ſein werden, läßt ſich noch
nicht überſehen. Vorerſt hat der Schatzkanzler im Kabinett Lloyd
George, Sir Robert Horne, das ihm wiederum angebotene
Schatzkanzleramt abgelehnt, und ob es gelingen wird, Männer
wie Chamberlain, Churchill und Robert Cecil zur Mitarbeit
heranzuziehen, iſt bis zur Stnde noch fraglich. Eines darf man
bei der Beurteilung engliſcher Verhältniſſe nicht vergeſſen: Ein
Kabinettwechſel hat in England wohl gelegentlich eine Aende=
rung
der außenpolitiſchen Methoden, aber niemals eine Aende=
rung
der grundſätzlichen Einſtellung bedeutet. Jedes engliſche
Kabinett muß mit den Tatſachen rechnen, die ſich aus dem Ende
des Krieges und ſeinen Folgen ergeben. Jedes Kabinett muß
mit der militäriſchen Stärkung Frankreichs rechnen und jedes
engliſche Kabinett wird mit den ſtarken Bindungen zu rechnen
haben, die ſich aus der Intereſſiertheit Englands in allen Teilen
der Welt ergeben und die gelegentlich der Lauſanner Verhand=
lungen
wiederum zu ſtärkſtem Ausdruck kamen. Geben wir uns
keien Illuſionen hin. Die (allerdings kaum begründete) Angſt
vor einer wirtſchaftlichen Wiedererſtarkung Deutſchlauds be=
herrſcht
auch heute noch die engliſchen Maſſen. Das iſt eine Tat=
ſache
, mit der man rechnen muß. Auf der andern Seite würde
eine politiſche Wiedererſtarkung Deutſchlands in begrenztem
Maße an der Themſe ſicherlich nicht unfreundlich angeſehen wer=
den
, da man die uferloſen europäiſchen Pläne der Franzoſen mit
Sorge betrachtet. Die engliſche Politik iſt gewohnt, mit der
Wirklichkeit zu rechnen. Eine ſolche Wirklichkeit aber iſt die mili=
täriſche
Stärke Frankreichs und die Ohnmacht Deutſchlands.
Nur der Starke aber hat Freunde.
Sehr viel weniger überſichtlich wie in London iſt zurzeit die
Lage in Paris. Herr Poincaré, der Träger der franzöſiſchen Ex=
panſionspolitik
, hat am Abend des Donnerstag, nachdem er am
Nachmittag in der franzöſiſchen Kammer über den Ruhreinbruch
von Beifallsſtürmen unterbrochen geſprochen hatte, ſeine Demiſ=
ſion
eingereicht, weil der Senat es abgelehnt hat, den Prozeß
gegen die Kommuniſten vor den Staatsgerichtshof zu ziehen. Der
Präſident der franzöſiſchen Republik aber nahm die Demiſſion
des Premierminiſters nicht an, der erſchüttert durch den Hin=
weis
Millerands auf die außenpolitiſchen Folgen ſeine Demiſ=
ſion
zurückzog. Ein Theatercoup, wie man ihn an der Seine
manchmal liebt. Intereſſant aber, weil er weſentliche Rück=
ſchlüſſe
zuläßt auf die geſamte Situation.
Daß Herr Poincaré von der hinter ihm ſtehenden Kammer=
mehrheit
ein Vertrauensvotum bekommen würde, hat er wohl
ſelbſt kaum ernſthaft in Zweifel gezogen. Wenn er trotzdem
einen ſolchen Theatercoup, wie ihn ſeine Demiſſion darſtellt, für
notwendig hielt, ſo zeigt das, daß er eine Stärkung ſeiner Stel=
lung
doch für ſehr notwendig hält. Wir hatten ſchon vor einigen
Wochen an dieſer Stelle angedeutet, daß die innerpolitiſche Lage
in Frankreich ſich in einer Richtung entwickelt, welche den derzei=
tigen
Machthabern beſonders mit Rückſicht auf die kommenden
Neuwahlen keineswegs ſympathiſch iſt. Die Folgen des Ruhr=
abenteuers
beginnen ſich auch in Frankreich ſehr empfindlich
auszuwirken. Das beweiſt die Argumentation der Redner der
Linken gelegentlich der letzten Kammerdebatte. Lange genug
war es gelungen, dieſe hinauszuſchieben. Jetzt ließ ſich eine Er=
örterung
doch nicht mehr umgehen. Der Widerhall, den die
Ausführungen der Kammeroppoſition bei den Maſſen draußen
in Anbetracht der Lage finden mußten, ſollte paralyſiert werden
durch das Demiſſionsgeſuch Herrn Poincarés. Von dem Prä=
ſidenten
der franzöſiſchen Republik ſollte ihm beſcheinigt werden,
daß er der Vertreter, der wahren Intereſſen Frankreichs ſei,
deſſen Rücktritt ſchwerſte Folgen für das franzöſiſche Volk aus=
löſen
würde.
Auch die kommenden Beſprechungen mit den Belgiern mögen
Herrn Poincaré eine Befeſtigung ſeiner Stellung als wünſchens=
wert
haben erſcheinen laſſen, denn es dürfte ſeinen Eindruck auch
in Frankreich nicht verfehlt haben, daß ſelbſt der belgiſche Bun=
desgenoſſe
, der bisher mit den Franzoſen durch dick und dünn
ging, gewiſſe Anzeichen von Alpdrücken zeigt. Ein Abſpringen
Belgiens aber würde bedeuten, daß die Mehrheit innerhalb
der Neparationskommiſſion nicht mehr vorhanden wäre, die Herr
Poincaré bisher ſtets vorſchieben konnte.
Die deutſche Reichsregierung bereitet, eine neue Antwort
an die alliierten Mächte vor. Daß kein deutſches Angebot, auch
das weitgehendſte nicht, Herrn Poincaré befriedigen kann, weiß
man natürlich in der ganzen Welt. Ob ein deutſches Angebot
die Lage inſofern zu verändern vermag, daß der franzöſiſchen
Politik gewiſſe Hemmungen entſtehen, iſt zum mindeſten fraglich.
Wir haben uns von vornherein auf den Standpunkt geſtellt, daß
nur ein unbeugſamer Widerſtand des geſamten deutſchen Volkes
die Vorausſetzungen zu ſchaffen vermag für einen wirklichen
europäiſchen Frieden. Der Gang der Ereigniſſe hat dieſer Auf=
faſſung
recht gegeben. Das Bemerkenswerteſte an der Kammer=
rede
Poincarés war, daß er indirekt die Wirkungen des deutſchen
Widerſtandes zugeben mußte. Nur ein Feſthalten an dieſem
Widerſtand wird dem deutſchen Volk den Weg in die Freiheit
bahnen. Auch die ernſte wirtſchaftliche Entwickelung der aller=
letzten
Zeit wird den nationalen Willen des deutſchen Volkes

M
Our de. Bemmwuliig vel eienenolen.
Die Grundlage der neuen deutſchen Note.

Berlin; 26. Mai. Die Verhandlungen haben innerhalb
des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie zu
einem beſtimmten Ergebnis geführt. Der Reichsverband war in
der Lage, der Regierung konkrete Vorſchläge in der Garantiefrage
zu machen. Die Parteiführer erkannten durchaus die Opfer an,
welche die Induſtrie auf ſich zu nehmen bereit iſt.
In parlamentariſchen Kreiſen rechnet man damit, daß die
Beantwortung, der Ententenoten Ende kommender
Woche erfolgen kann.
TU. Berlin, 26. Mai. In der geſtrigen Kabinettsſitzung
ſind die Grundzüge der neuen deutſchen Antwortnote durchge=
ſprochen
worden. Inzwiſchen iſt einer der weſentlichſten Punkte
zur Entſcheidung gelangt. Die deutſche Wirtſchaft hat durch ihre
berufene Vertretung und kampflos ihre vollſte Bereitſchaft erklärt,
diejenigen Garantien in bindender, demnächſt auch geſetzlich feſt=
zulegender
Form zu leiſten, die zur Sicherſtellung des ergänzten
deutſchen Angebotes der Höhe und Art nach erforderlich ſind und
auf die von der Gegenſeite entſcheidendes Gewicht gelegt wird.
Ueber die ziffernmäßige Grenze dieſer Garantien kann aus be=
greiflichen
Gründen zur Stunde noch nichts geſagt werden. Sie
wird aber mit den Summen übereinſtimmen, die von der Reichs=
regierung
nach gründlichſter und ſorgfältigſter Prüfung und in
Berückſichtigung aller im Ausland erhobenen Einwendungen
gegen das deutſche Angebot als allenfalls tragbar gehalten
werden. 4
Die Garantiefrage.
* Berlin, 26. Mai. (Priv.=Tel.) Der Empfang der
Führer der Reichstagsfraktionen beim Reichskanz=
ler
, der für Sonntag vorgeſehen war, iſt auf Montag ver=
ſchoben
worden, da die ſachlichen Beſprechungen der Reichsregie=
rung
mit den Vertretungen der Länder und den Verbänden der
Wirtſchaft noch nicht endgültig zum Abſchluß gekommen ſind.
Bisher liegt nur ein konkreter Beſchluß des Reichsverbandes der
deutſchen Induſtrie vor, der in der Präſidialſitzung am Freitag
abend abgefaßt worden iſt. Einzelheiten dieſes Beſchluſſes
ſind führenden Perſönlichkeiten der verſchiedenen Parteien be=
kannt
gegeben worden. Wir erfahren aus parlamentariſchen
Kreiſen, daß in dem Vorſchlag der Induſtrie eingangs darauf
verwieſen wird, daß die primäre Bürgſchaft für die deut=
ſchen
Verpflichtungen an die Entente vom Reich und den Län=
dern
übernommen werden muß. Der ſtaatliche Sachbeſitz müſſe
duich eine weitgehendere Form ſo fruchtbar gemacht werden, daß
aus ihm beträchtliche Summen zur Schuldentilgung herange=
zogen
werden können. Die Privatwirtſchaft könne erſt in zwei=
ter
Linie zu einer Art Subſidarbürgſchaft herangezogen werden,
die unter den in der letzten Note des Kabinetts Wirth erörterten
angegebenen Vorausſetzungen für eine Produktionsſteigerung für
ein Menſchenalter ungefähr die gleichen Summen zur Verfügung
zu ſtellen vermag, wie ſie aus dem Reichs= und Staatsbeſitz zu
gelvinnen iſt. In dem vom Reichsverband der deutſchen In=
duſtrie
ausgearbeiteten Vorſchlag, der eine Teilnahme der Land=
wirtſchaft
, des ſtädtiſchen Haus= und Grundbeſitzes und der übri=
gen
deutſchen Erwerbsſtände vorausſetzt, ſind Ziffern angegeben,
die vorausſichtlich bald bekannt gegeben werden dürften. Die
in Vorbereitung befindliche deutſche Note dürfte ſich im allge=
meinen
auf den hier gegebenen Grundlagen aufbauen, wobei
aber auf die Vorbedingung, daß Deutſchland nach Uebernahme
ſolcher außerordentlicher Belaſtungen auch die wirtſchaftliche und
politiſche Freiheit zut ckgegeben werden müſſe, das entſcheidende
Gewicht gelegt wird.

Der Haftungsanteil der Induſtrie.
* Berlin, 26. Mai. (Priv.=Tel.) Der Reichsverband
der deutſchen Induſtrie hat ſich in den Beratungen ſei=
nes
Präſidiums in den letzten Tagen eingehend mit der Frage
beſchäftigt, wie und in welchem Umfange die deutſche Wirtſchaft
eine Spezialgarantie habe. Die Verhandlungen haben vorläufig
ihren Abſchluß gefunden und ihr Ergebnis iſt dem Reichskanzler
Dr. Cuno bereits offiziell übermittelt worden. Es ſcheint, daß
die im Reichsverband zuſammengeſchloſſene deutſche Induſtrie
von ſich aus bereit iſt, zu einem erheblichen Teil die Garantie=
leiſtungen
für die laufenden Annuitäten zu übernehmen. Wie
weit die Induſtrie mit anderen Wirtſchaftsgruppen, vor allem
der Landwirtſchaft, bereits Verhandlungen geführt hat, iſt noch
nicht bekannt. Auch darüber, ob und welche Vorausſetzungen
von induſtrieller Seite an eine Garantieleiſtung gegebenenfalls
geknüpft wurde, wird der Wortlaut erſt Klärung ſchaffen kön=
nen
, der in allernächſter Zeit veröffentlicht werden ſoll. Nach
unſeren Informationen könnte damit gerechnet werden, daß der
Anteil, den die Induſtrie innerhalb der geſamten Bürgſchafts=
garantie
übernehmen dürfte, nahezu an die Hälfte der Haftung
heranreicht, und daß mit dieſem Anteil allein eine Jahresleiſtung
von 200 bis 250 Millionen Goldmark garantiert werden könnte.
Wahrſcheinlich wird Mitte nächſter Woche der Geſamtvorſtand
des Reichsverbandes der Induſtrie zu dem vorläufigen Ergeb=
nis
der Beratungen Stellung nehmen. Mit dem Urteil über die
Tragweite und politiſche Bedeutung des Vorſchlages des Reichs=
verbandes
wird man zunächſt warten müſſen, bis der Beſchluß
im Wortlaut vorliegt.
Verſchiebung der belgiſch=franzöſiſchen Konferenz.
Paris, 26. Maf. (Wolff.) Wie der Petit Pariſien
mitteilt, iſt Poincaré geſtern abend von Brüſſel verſtändigt wor=
den
, daß die Reiſe der belgiſchen Miniſter angeſichts der Unpäß=
lichkeit
Jaſpars um einige Tage verſchoben werden müſſe. Die
belgiſche Regierung habe aber inzwiſchen durch ihren Botſchafter
in Paris eine Anzahl Dokumente überreichen laſſen, in denen die
Ergebniſſe der Studien niedergelegt ſind, die die belgiſchen Dele=
gierten
bei der Reparationskommiſſion Delacroix und Bemel=
man
über das Reparationsproblem verfaßt haben. Dieſe Stu=
dien
ſollen eine Anzahl Vorfragen regeln vor der allgemeinen
Diskuſſion und beziehen ſich beſonders auf die wirklichen Ein=
nahmequellen
Deutſchlands, auf die geforderten Garantien und
auf die ſtaatlichen Monopole, die errichtet werden könnten. Man
glaubt zu wiſſen, daß die belgiſchen Sachverſtändigen die Anſicht
vertreten, daß man aus einem Eiſenbahnmonopol und aus einem
Monopol für Alkohol, Zucker und Tabak Annuitäten im Betrage
von über 2 Milliarden Goldmark ziehen könne. Die franzöſiſche
Regierung wird nunmehr dieſe Dokumente prüfen und die Be=
ratungen
mit Theunis und Jaſpar, denen auch Barthou und
Delacroix beiwohnen ſollen, würden dadurch weſentlich erleichtert
werden. Das Blatt fügt hinzu, es verſtehe ſich von ſelbſt, daß
die Ruhrpolitik in keiner Weiſe in Frage geſtellt ſei.
Das Petit Journal ſchreibt, es ſei möglich, daß die
franzöſiſch=belgiſchen Miniſter auch beſtimmten, welche Minima
die neuen deutſchen Angebote enthalten müßten, damit die fran=
zöſiſche
und belgiſche Regierung ſie als ernſt und der Prüfung
würdig anerkennten. Nur in dem Falle, daß die kommende
deutſche Note dieſe Bedingungen erfülle, würden ſich Franrkeich
und Belgien mit England und Italien zwecks Ausarbeitung
einer gemeinſamen Antwort in Verbindung ſetzen. Aber es
verſtehe ſich von ſelbſt, daß dieſe Frage nicht geſtellt würde, wenn
die deutſche Regierung die neuen Vorſchläge übergebe, bevor
Verhandlungen aller Alliierten, über die endgültige Regelung
eingeleitet worden ſeien.

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Mf

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 22. Maif 1923.

Nummer 144,

nicht unterhöhlen können, wenn alle Kreiſe entſchloſſen zuſam=
menwirken
in dem Beſtreben, die Folgen der neuen Markentwer=
tung
und Teuerung nach Kräften abzufangen. Die Erhaltung
der deutſchen Wirtſchaft iſt eine Lebensnotwendigkeit ſür das ge=
ſamte
Volk. So ſehr wir aber allen Forderungen entgegentreten,
welche dies ernſtlich gefährden, ſo dringend müſſen wir aber auch
von allen in Frage kommenben Kreiſen wahrhaftes ſoziales Ver=
ſtändnis
für die wirtſchaftliche Lage der großen Mehrheit for=
dern
. Wir ſtehen im Kampf um unſere nationale Selbſtbehaup=
tung
. Beſtehen aber werden wir dieſen Kampf nur dann, wenn
es uns gelingt, trotz aller Hemmungen und Gefahren auch im
Innerw die ſozialen Gegenſätze zu überbrücken, wenn alle Kreiſe
durchdrungen ſind von dem einen Gedanken, daß die Not des
Einzelnen auch die Not der Geſamtheit iſt.
A.

Eine belgiſche Note an Frankreich.

Paris, 26. Mai. (Wolff.) Die belgiſche Regierung
hat, wie Havas berichtet, geſterm nachmittag der franzöſiſchen
Regierung eine lange Note von etwa 50 Seiten zugehen laſſen,
in der ſie ihre Auffaſſung vom den Möglichkeiten zur Siche=
rung
der Reparationszahlungen auseinanderſetzt.
Das Dokument erörtert nach Havas nicht die Frage der Ruhr=
beſetzung
oder die früher für die Räumung des Ruhrgebietes
feſtgeſetzten Bedingungen, ſie habe vielmehr techniſchen und fi=
nanziellen
Charakter und weife in dieſer Beziehung, wie ver=
ſichert
wird, neue und intereſſante Punkte auf.

Verſchlimmerung der Lage Europas.

London, 26. Mai, (Wolff.) Bezugnehmend auf die in
Europa augenblicklich herrſchende Not ſchreibt die Times, es
beſtehe kein Zweifel, daß die Lage Europas ſchlimmer
werde. Eine neue akute Kriſe ſei in Sicht in der Entwicklung
der Beziehungen zwiſchen den ſiegreichen Alliierten und Deutſch=
land
, eine Kriſe, die die Beziehungen Großbritan=
niens
zu Frankreich tief berühre. Die franzöfiſche Regie=
rung
ſei entſchloſſen, in ihrer Verfolgung der ſeparaten Politik,
die ſie im Ruhrgebiet angenommen, zu verharren.

Pariſer Urteil über das Baldwin=Kabinett.

TU. Paris, 26. Mai. Mae Kenna, der lange geſuchte
engliſche Reichsſchatzkanzler, wird, wie das Journal betont; zu
Unrecht als Feind der franzöſiſchen Auffaſſung in der Repa=
ratiensfrage
angeſehen. Wenn Mac Kenna auch mit einigen von
Frankreich angewandten Methoden nicht einverſtanden ſei, ſo
ſtände er doch dem franzöſiſchen Standpunkt ſehr pahe, nament=
lich
, was die Frage der internatiowalen Schulden anbelangt ſo=
wie
bezüglich der moraliſchen Verpflichtung Frankreichs, von
Deutſchland die Zahlungen einzutreiben, die dieſes menſchen=
möglicherweiſe
aufbringen kann. Ueber die Ernennung Lord
Robert Cecils zieht man hier die Stirne kraus. Seine Haltung
jüngſthin in der Saarfrage hat ſtark verſtimmt und ſein häufiger
Gegenſatz zu dem franzöſiſchen Vertreter im Völkerbund iſt all=
gemein
bekannt.
JLaif 17

Die Berliner Auffaſſung.

TU. Berlin, 26. Mai. In Berliner diplomatiſchen Krei=
ſen
wird die Ernennung Mac Kennas zum Schatzkanzler und
Lord Robert Cecils zum Großſiegelbewahrer, wenn auch nicht
als eine Schwenkung des bisher rein konſerdatiden Kabinetts
zu den Liberalen, ſo doch immerhin als eine, wenn auch ſchwache
Infiltration, des rein konſervativen Gedankens, durch liberale
Ideen dargeſtellt. Man weiſt dabei darauf hin, daß Mac Kenna
in England als einer der beſten Kenner der Reparationsfrage
gilt, der es ſich ſchon lange hat angelegen ſein laſſen, die Repa=
rationsfrage
unter einem höheren Geſichtspunkt der wirtſchaft=
lichen
Geſundung der Weltwirtſchaft zu betrachten. In dieſem
Zuſammenhang hat Mac Kenna bekanntlich vor mehr als Jah=
resfriſt
bei Eröffnung der großen Bankierkonferenz in Amerika
eine außerordentlich ſtark beachtete Rede gehalten, die damals
als Programmerklärung großer engliſcher Finanzgruppen bewer=
tet
wurde. Daß ſich Baldwin entſchloſſen hat, in ſein Kabinett
neben Mac Kenna auch noch eine ſo international bekannte und
Politiſch ſo bewegliche Figur wie Lord Robert Ceeil aufzuneh=
men
, wird ebenfalls außerordentlich ſtark beachtet. Es iſt be=
kannt
, daß Cecil in ſeiner uneingeſchränkten Anhängerſchaft für
den Völkerbund häufig in Gegenſatz zu der franzöſiſchen Auf=
faſſung
gekommen iſt. Es ſei nur an die Ruhrfrage und einige
andere wichtige Fragen im Völkerbund erinnert. Hieraus auf
eine Deutſchfreundlichkeit Ceeils ſchließen zu wollen, wäre natür=
lich
vollkommen abwegig. Ceeil iſt in erſter Linie Engländer,
gleichzeitig aber Anhänger der Erledigung alter Weltkonflikte
auf dem Wege der Verhandlungen. Daß er ſich hierbei vielleicht
eines Tages auch in der Frage der Ruhreroberung durch Frank=
reich
in einen Gegenſatz zu Frankreich ſetzen könnte, darf nicht
zu dem Schluß führen, daß Lord Robert Ceeil deshalb Deutſch=
land
beſonders ſreundlich gegenüberſtünde. Er iſt nur an ſich
Gegner jeder imperialiſtiſchen und militariſtiſchen Gewalt von
irgend einer Seite her.

Darmſtädter Ausſtellungen.

Kunſtſalon Sonnthal.

Zur Regelung der amerikaniſchen Beſatzungskoſten.
Blutige Zwiſchenfälle bei Dortmund.

Paris, 26. Mai. (Wolff.) Zur Unterzeichmung des Ab=
kommens
über die amerikaniſchen Befatzungskoſten bemerkt Ha=
vas
, daß der endgültige Wortlaut des Abkommens die urſprüng=
lich
vorgeſehene Reſerve für den Fall, daß Deutſchland Repa=
rationen
unmittelbar an Amerika leiſtet, nicht mehr enthält. Die
Alliierten ſeien der Anſicht, daß ſie genügend geſichert ſeien, um
in einem derartigen Falle ihre Rechte geltend zu machen, da der
Artikel 251 des Vertrages von Verſailles ein allgemeines Pri=
vileg
auf den deutſchen Beſitz vorſieht. Die engliſche und die
franzöſiſche Regierung hätten deshalb burch identiſche Mittei=
lungen
offiziell die amerikaniſche Regierung wiſſen laſſen, daß
ſie in dieſer Beziehung ſich ſämtliche aus dem Friedensvertrage
ihnen zuſtehenden Rechte vorbehalten. Es wurde auch bewerkt,
daß der japaniſche Delegierte, da er ſeine Inſtruktionen nicht
rechtzeitig erhalten habe, das Abkomen nicht unterzeichnet habe.

TU. Dortmund, 26. Mai. In der Umgebung von Dort=
mund
kam es mehrfach zu blutigen Zwiſchenfällen. Auf der Zeche
Preußen 1 bei Lünen kam es zu einem Zuſammenſtoß mit der
Polizei, wobei die Ruheſtörer auf die Polizei mit Revolvern und
Maſchinenpiſtolen feuerten. Die Polizei erbeutete eine Maſchinen=
piſtole
der Aufrührer, die 5 Schwerverletzte hatten. Insgeſamt
hat die Polizei 40 Aufrührer feſtgenommen und abgeſchoben.
Auch auf der Zeche Echern 4 verſuchten die Kommuniſten,
die Belegſchaft an der Einfahrt zu hindern. Sie wurden von der
Polizei zurückgetrieben und hatten einige Verwundete.
Ebenſo wird aus Caſtrop ein Zuſammenſtoß der kommuni=
ſtiſchen
Führer mit der Polizei gemeldet. Bisher wurden dort 3
ſchwerverletzte Aufrührer in das Krankenhaus eingeliefert.

Verſtändigung zwiſchen Griechen und Türken.

Feuergefecht zwiſchen Kommuniſten und Feuerwehr.

2 Tvte und 33 Verwundete.

Lauſanne, 26. Mai. (Wolff.) In der heutigen Sitzung
der Konferenz über den griechiſch=türkiſchen Konflikt,
die drei Stunden dauerte und an der die erſten Bevollmächtigten
aller beteiligten Staaten teilnahmen, wurde eine Verſtändi=
gung
zwiſchen den Griechen und Türken erzielt. Der Bruch
iſtvermieden worden. Als Venizelos den Konferenzſaal
verließ, erklärte er den Journaliſten: Der Frieden iſt er=
halten
geblieben. Es verlautet, daß die heutigen Er=
gebniſſe
der Sitzung ſich nur auf die großen Linien der türkiſch=
griechiſchen
Probleme beziehen und die Einzelheiten in weiteren
Verhandlungen geregelt werden follen. Weitere Details über
die Sitzung ſind noch nicht bekannt.
* Lauſanne, 26. Mai. Die Einigung zwiſchen den Türken
und Griechen iſt auf folgender Grundlage erzielt worden:
1. Griechenland erkennt grundſätzlich feine Verpflichtung
zur Reparationszahlung an.
2. Die Türkei verzichtet praktiſch auf dieſe Reparations=
zahlung
.
3. Es ſoll eine Grenzberichtigung im Gebietz von Kara=

Bochum 26. Mai. (Wolff.) In den geſtrigen Abendſtun=
den
rückten einige kommuniſtiſche Hundertſchaften
vor das Gebäude der Feuerwehr und forderten die Uebergabe
und Entwaffnung der Mannſchaften, was abgelehnt wurde. Dar=
auf
griffen die Kommuniſten die Feuerwehr mit
Revolvern und einem Steinhagel an. Gegen 9 Uhr abends ge=
brauchte
die bedrohte Feuerwehr die Waffe. Die Feuerwehr war
inzwiſchen durch neue Beamte verſtärkt worden. Bei dem Feuer=
gefecht
gab es mehrere Verwundete und einen Toten. Um 11½
Uhr nachts griffen die Kommuniſten, die ebenfalls Verſtärkungen
erhalten hatten, nochmals an. Bei der Schießerei wurde eine
Perſon getötet und eine große Anzahl verwundet. Wie heute
morgen durch die Feuerwehr feſtgeſtellt wurde, gab es geſtern
2 Tote und 33 Verwundete. Unter den Verwundeten
befinden ſich ein Kommunalbeamter und ein Feuerwehrmann.
Die Angreifer beſtanden in überwiegendem Maße aus unbekann=
ten
Elementen.

Lebensmittelunruhen in Eſſen.

gatſch vorgenommen werden derart, daß die Stadt an die Türkei
fällt.
4. Die Griechen und Türken erſtatten einander die ſeit dem
Waffenſtillftand von Mudros, d. h. ſeit Abſchluß des Weltkriegs,
beſchlagnahmten Schiffe zurück.
Dabei iſt allerdings zu bemerken, daß die Türken nur
ſehr wenige Schiffe zurückzugeben, aber eine ſehr beträchtliche
Anzahl zu erhalten haben. In Konferenzkreiſen herrſcht über
dieſes Ergebnis allgemeine Befriedigung. Die weiteren Ver=
handlungen
werden ſchon im Laufe der nächſten Woche beginnen.
Laufanne, 26. Mai. (Wolff.) Zum erſten Male ſeit
acht Tagen trat heute vormittag das politiſche Komitee
wieder zuſammen, um die Berichte des Redaktionsausſchuſſes
über verſchiedene noch ſtrittige Fragen entgegenzunehmen. Von
untergeordneten Fragen abgeſehen, kam es aber auch diesmal
zu keinen endgültigen Beſchlüſſen. Artikel 3, der
u. a. die türkiſch=ſyriſche Grenze regelt, konnte nicht erledigt wer=
den
, weil die türkiſch=franzöſiſchen Sonderbeſprechungen hierüber
noch nicht abgeſchloſſen ſind. Bei Artikel 159 hielten die Türken
ihre grundſätzliche Weigerung aufrecht, die Finanz= und
Wirtſchaftsklauſel auf andere Staaten automatiſch aus=
zudehnen
, erklärten ſich aber mit der Prüfung dieſer Frage durch
Sachverſtändige einverſtanden. Intereſſant war, daß die Alli=
ierten
dabei nur noch für Belgien und Portugal eintraten und
weder Polen, das bereits Sonderverhandlungen mit der Türkei
führt, noch die Tſchechoſlowakei erwähnten. Bei der Beſprechung
des neuen Entwurfs für einen Niederlaſſungsvertrag konnte noch
keine Einigung über die Dauer des Vertrages erzielt werden.
Die ebenfalls für heute vormittag angekündigte Sitzung des
Wirtſchaftskomitees iſt ausgefallen.

Eſſen, 26. Mai. (Wolff.) Auch hier fanden heute Lebens=
mittelunruhen
auf dem Weberplatz, dem Koppſtadtplatz und dem
Gänſemarkt ſtatt. Das Pfund Fleiſch mußte mit 3000 Mark ver=
kauft
werden.
Eſſen, 26. Mai. (Wolff.) Auf den Lebensmittelmärkten
wurde es gegen Mittag wieder ruhig, ohne daß die Feuerwehr
oder ein anderer Ordnungsdienſt eingegriffen hätte. Beim erſten
Anſturm kam es zu einigen Ausſchreitungen, wobei mehrere
Schaufenſter und Scheiben zertrümmert wurden. Nach der Herab=
ſetzung
der Preiſe wurden die Waren an die ruhig wartenden
Käufer abgegeben. Zu weiteren Plünderungen kam es nicht
mehr.

Zunahme des Terrors.

Bochum, 26. Mai. (Wolff.) Auf verſchiedenen Zechen=
anlagen
haben heute früh Abſtimmungen über die weitere Be=
teiligung
am Streik ſtattgefunden, mit dem Ergebnis, daß weit

über drei Viertel der Belegſchaft arbeitswillig war. Der

von den kommuniſtiſchen Hundertſchaften ausgeübte Terror
nimmt zu, da ſie Verſtärkungen erhalten haben. In der letzten
Nacht iſt auf der Hannibal=Zeche ein patroullierender Wacht=
meiſter
erſchoſſen worden. Aus den großen Werken und Betrie=
ben
wurde heute früß das techniſche Bureauperſonal vertrieben.
Die beiden großen Wochemärkte in Bochum ſind heute ausge=
fallen
. Morgen wird überall in großen Verſammlungen zur
Lage Stellung genommen.

Italiens Politik gegenüber Rußland.

TU. Rom, 26. Mai. Infolge einer Veröffentlichung des
Daily Telegraph über die gegenwärtigen ruſſiſch=italieniſchen Dif=
ferenzen
haben Berliner Blätter die Vermutung ausgeſprochen,
daß in den Richtlinien der italieniſchen Politik gegenüber der
Sowjetregierung eine Aenderung eingetreten ſei. Dieſe Ver=
mutung
iſt, wie in unterrichteten Kreiſen verlautet, unbegründet.
Die italieniſche Politik gegenüber der Sowjetrepublik bleibt die
alte, und es iſt vollſtändig unwahr, daß zwiſchen London und Rom
Verhandlungen ſtattgefunden hätten, um eine Intereſſen= und
Aktionsgemeinſchaft Englands und Italiens gegenüber Sowjet=
rußlands
feſtzuſtellen.

Die Eſſener Reichsbank beſetzt.

Eſſen, 26. Mai. (Wolff.) Heute früh gegen 8 Uhr er=
ſchienen
die Franzoſen mit drei Tanks vor der hieſigen Reichs=
banb
und beſetzten ſie. Gegen 10 Uhr rückten die Tanks
wieder ab. Es wurde aber eine Wache zurüchgelaſſen, die die
Reichsbank noch beſetzt hält. Näheres iſt noch nicht zu erfahren.

Ausſchreitungen in Dresden.
* Dresden, 26. Mai, (Priv.=Tel.) Die Meldungen über
deu Aufruhr im Ruhrgebiet haben auch hier die kommuniſtiſch
geſinnten Kreiſe der Erwerbsloſen und deren Anhänger auf den
Plan gerufen. Die gerade in den letzten Tagen fühlbar gewor=
dene
Erhöhung der Lebensmittelpreiſe gab den Vorwand zu
Demonſtrationen, die bereits am Mittwoch einſetzten und
ſvohl in der Einnahme der Markthalle am Antonplatz ihren Höhe=
punkt
erreichen ſollte. Die Polizei vermochte damals jedoch
überall durch ihr ruhiges, aber energiſches Eingreifen größere
Störungen zu verhindern. Heute erfolgten jedoch neue Demon=
ſtrationen
und Gewaltakte der Erwerbsloſen. Die Markthallen,
Lebensmittel= und Bedarfsmittelgeſchäfte wurden blockiert, ihre
Schließung erzwungen und gemachte Einkäufe wurden den Käu=
fern
abgenommen, ohne daß die Polizei an irgendeiner Stelle
eingriff. Der Terror war dadurch vollkommen. Die Geſchäfte,
teilweiſe auch die Reſtaurants, haben geſchloſſen. Jugendliche
Trupps von Demonſtranten durchzogen andauernd plündernd die
Straßen. Es iſt das gleiche Bild, das ſich in den November=
unruhen
vom vorigen Jahre bot. Gegen 4 Uhr nachmittags war
die Lage noch unverändert.

* Die neue Ausſtellung im Kunſtſalon Sonnthal bringt eine
intereſſante Kollektion des Schwälmers Carl Mons, der damit
unſeres Wiſſens zum erſtenmal in Darmſtadt ausſtellt. Schüler
v. Gebhardts und Bantzers hat er von dieſen Meiſtern die Liebe
und das Verſtändnis ſür Volkstypen erhalten, für die Urwüchſig=
teit
des Bauernhauſes und die anheimelnde geſunde Stimmung
für alles, was eng zuſammenhängt mit dem Urquell Scholle,
Acker, eigenes Heim, mit dem freien Menſchen auf freiem Boden.
In der Maltechnik, die ein ſeltenes Maß von Sauberkeit atmet,
geht Mons eigene Wege. Sie iſt ſachlich, liebevoll alles Feine
herausholend, dabei doch locker, flott im Pinſelſtrich und von ge=
diegenem
Geſchmack im Geſamtkolorit, in der Kultur der Farben.
Was aber die Bilder ſo ſympathiſch und zvertvoll mnacht, iſt die
feine Beobachtung der Typen, die Charakteriſierung dieſer
Schwälmer Bauern und Bäuerinnen, deren Geiſtigkeit er ſtu=
diert
bei der Arbeit im Stall, am Spinnrad, auf dem Feld und
in der Wohnſtube beim Erzählen und Politiſieren. Ausgezeich=
net
beobgchtet iſt die Licht= und Farbenwirkung im Interieur.
Alles in allem: es ſind Bilder, die eine eigenartige Stimmung
ausſtrahlen, die manchem unmodern ſcheinen mögen, deren
Qualität aber unleugbar iſt.
Aus der Fülle der übrigen ausgeſtellten Werke ſeien erwähnt
E. Mercker=München mit einem ſtarken paſtos gemalten See=
ſtück
von ſchwerer, düſterer Stimmung, die Größe des Meeres
gut erfaßt. Dann N. Schultheiß mit einem großen flotten
Stilleben, in dem neben der ſtarken Farbigkeit die techniſche Be=
arbeitung
der Bronzekelche und Platten feſſelt: Rößler= Mün=
chen
, der eine Luſtige Geſellſchaft von Bauern und Bäuerinnen
luſtig und farbenfroh malt; Franz Huth, der jetzt in Weimar
wirkt und eines ſeiner Interieurs aus Fürſtenſchlöſſern aus=
ſtellt
, das zwar nicht zu ſeinen beſten Arbeiten zählt, aber doch
eben ein Huth iſt; Claus Berger, einer der jüngeren Marine=
maler
, der mit zwei recht guten Seeſtücken vertreten iſt.
Von Darmſtädter Künſtlern ſind mit ſehr bemerkenswerten
Werken vertreten W. Reitzel, der eine beachtenswerte Ent=
wicklung
zur Ruhe, zur ſachlichen Darſtellung des Gegenſtänd=
lichen
durchmacht, wodurch die Bildwirkung und die ruhige Far=
bigkeit
gewinnt. Das Segelboot mit den breit ausladenden
Flächen der geblähten Segel, die das Bild beherrſchen, iſt von
gleich ſtarkem Eindruck wie die Stätte emſiger Arbeit, das Hafen=

bild mit ſeinem reichen Inhalt und der viel erfaſſenden und zu=
ſammenhaltenden
Kompoſition.
Auch Marcel W. Richter verſucht ſich techniſch und male=
riſch
in anderer Richtung. Ob zum Vorteil ſeiner Kunſt ſoll noch
nicht entſchieden werden. Er iſt in dieſer Kollektion bedeutend
flotter und breiter in der Farbengebung und lebendiger in der
Darſtellung. Die Farbigkeit und Lebendigkeit ſeiner Bilder hat
gewonnen, wer aber den beſchaulichen, verinnerlichten Ernſt ſei=
ner
Bilder liebte, wird vielleicht manches vermiſſen. Man muß
abwarten, wohin das Uebergangsſtadium den Künſtler bringt.
Georg Altheim ſtellt eine ſeiner typiſchen ſauberen und
liebevollen Malereien aus, Walter Illner ein eigenartig kolo=
riertes
Puppenſtilleben, R. Kröh wieder einige friſch und flott
gemalte heimiſche Landſchaften von reichem Inhalt und liebe=
vollem
Verſenken in tauſend Einzelheiten, Ernſt Eimer zwei
ſehr flotte und ſtark farbige Landſchaften mit reicher, lebendig
bewegter Staffage, Mathilde Stegmeyer zwei Landſchafts=
motive
aus dem Gerſprenztal, gewohnt flott erfaßt und friſch
und farbig gemalt, Roll=Kichler ein feines Blumenſtück und
als Neuheit zwei Interieurs, die ſehr fein in der Stim=
mung
ſind, wenn ihnen auch noch eine Doſis Weichheit zu wün=
ſchen
wäre. E. Dieffenbach endlich verſucht ſich in einer
intereſſanten Verbindung von Aquarell mit Paſtell, die den Bil=
dern
jedoch eine vorwiegend illuſtrative Wirkung gibt. Das reine
Aquarell erſcheint uns geſchloſſener, ausdrucksvoller. Endlich
ſeien noch zwei Bilder von Profeſſor Horſt erwähnt, der lange
Jahre nicht ausgeſtellt hat, und hier mit dem ausgezeichneten
Kopf eines alten Darmſtädter Originals und einer kleinen, ſehr
feinen Landſchaft vertreten iſt.
Die Plaſtik bringt auch ſeit Jahren nicht mehr geſehen
eine Arbeit von Profeſſor Jobſt, den ausgezeichnet modellierten
und geiſtig gemeiſterten Kopf von Profeſſor Horſt. Eine Arbeit,
die es lebhaft bedauern läßt, daß man ihrem Schöpfer nicht öfter
in Ausſtellungen begegnet.
Dann hat Frau Federn=Staudinger eine ſehr um=
fangreiche
Kollektion von Broncen, Plaketten und Kleinkunſt aus=
geſtellt
, die neben der reſtloſen Anerkennung des Künſtleriſchen
zur Bewunderung zwingt ob bes Fleißes und der Produktivität
der Künſtlerin, deren Stärke offenbar, in der Porträtplakette
liegt, in der ſie meiſterlich zu charakteriſieren, zu vergeiſtigen
verſteht.
Einige Elfenbeinſchnitzereien von H. Berbenich zeugen
von guter Beherrſchung des Formalen und Ornamentalen. Die
Schmuckſtücke nach orientaliſchem Vorbild wirken beſonders ſchön
in der matten Goldfaſſung, die leider nur in der Photographie

ausgeſtellt ſind. Schließlich ſeien noch die feinen Fayencen
von Gg. Kemper=München erwähnt, darunter ſich Stücke von
erleſenem Geſchmack und feinſter Modellierkunſt befinden. **

* Die Schuld der Diplomaten am Ausbruch von Kriegen.
Am Tage nach einem Eiſenbahnunglück oder einem Theater=
brand
ſucht man eifrig nach den Urſachen des Unglücks, um die
Wiederkehr zu vermeiden. Auch nach einem Kriege, als einer
unermeßlichen Kataſtrophe, ſollte man deſſen Urſache ergründen.
Ein dieſe Frage behandelndes Buch hat der Engländer Francis
Neilſon geſchrieben. N. war im Jahre 1900 Leiter der Oper in
London, verließ das Theater und wandte ſich der Politik zu, in=
dem
er 1910 in das engliſche Unterhaus eintrat, deſſen Mitglied
er bei Kriegsausbruch war. Sein Buch erſchien 1915 in Amerika,
wo es großen Eindruck machte. Neilſon wurde ſtark angegrif=
fen
, er mußte ſich gegen den Vorwurf, der Anwalt Deutſchlands
zu ſein, verteidigen. Im Laufe dieſes Federkrieges ſchrieb er:
Eine Schweſter verlor ich auf der Luſitania‟. Dieſer Umſtand
ändert aber in keiner Weiſe meine Anſicht über die Urſachen des
Krieges. Der Titel des Buches gibt dieſe Anſchauung wieder:
Die Verantwortlichkeit laſtet auf der Diplomatie aller Länder.
Der Verfaſſer fragt ſich nicht, ob dieſe ſelbſtgefälligen, rechthabe=
riſchen
, altfränbiſchen, gegen Menſchenleben gleichgültigen Diplo=
maten
nicht ſelbſt die unbewußten Werkzeuge einer geheimen
Macht waren. Seine gewiſſenhafte Unterſuchung läuft auf
Empfehlung einer zweckmäßigen Maßnahme hinaus, deren An=
ordnung
der Sieg der Alliierten nach ſeiner Meinung der Welt
gebieten ſollte: Die Abſchaffung der Geheimdiplo=
matte
.
Das Gold der Welt. Das nicht im Umlaufe befindliche
Gold häuft ſich in den Räumen der Emiſſionsbanken aller Länder
der Welt an. Alle Nationalbanken die Deutſchlands und Ita=
liens
ausgenommen haben ihre Beſtände vermehrt. So be=
trägt
der Goldvorrat der Banque de France zurzeit 5522 Millio=
nen
gegen 4104 Millionen in 1914. Die Bank von England, die
am 3. Juli 1914 nur 1004 Millionen Gold beſaß, hatte am 30.
Auguſt 1922 3185 Millionen Gold im Beſitz. Die Bank von
Spanien verfügt heute über 2523 Millionen Goldmetall gegen
543 Millionen vor dem Kriege, die Bank von Holland über 1273
Millionen gegen 340 Millionen, ſelbſt Griechenland hat 25 Mil=
lionen
Gold gewonnen. Im Reichtum an der Spitze ſtehen die
Bundesbanken der Vereinigten Staaten, deren Goldvorrat von
1208 Millionen am 31. Dezember 1914 auf 15 332 Millionen am
16. Auguſt 1922 ſtieg und ſeitdem wohl eine weitere anſehnliche
Steigerung erfahren haben dürfte.

[ ][  ][ ]

Rummer 144,

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. Mai 1923.

Seite 3.

Der Krieg gegen die Schutzpolizei.
Berlin, 26. Mai. (Wolff.) Wie von zuſtändiger Seite
mitgeteilt wird, iſt die geſamte grüne Schutzpolitizei aus dem des Dollars wurden, wie der amtliche Preußiſche Preſſedienſt be=
Ruhrgebiet ausgewieſen und die zurückgebliebene blaue Polizei
iſt durch Ausweiſungen auf die Hälfte geſchwächt und ungenü=
gend
bewaffnet. Oberpräſident Gronowski hatte auf Anordnung
des preußiſchen Miniſterpräſidenten von der Beſatzungsbehörde
die Wiederzulaſſung der Schutzpolizei gefordert. Die Ablehnung
franzöſiſcherſcheits ſteht noch nicht feſt. In gleicher Weiſe forderte
der Oberpräſident die geſamte friedliebende Bevölkerung zur
Teilnahme an dem Selbſtſchutz auf.
Die Verantwortung der Franzoſen.
Düſſeldorf, 26. Mai. (Wolff.) Der Stellvertreter des
Oberregierungspräſidenten, Oberregierungsrat, Dr. Lutter=
beck
, hat in einem längeren Schreiben an General Davignes
die verhängnisvollen Folgen der zwangsweiſen Entfernung der
Schutzpolizei aus den Städten geſchildert und gegen die Haltung
der franzöſiſchen Beſatzungsbehörden Stellung genommen. An=
geſichts
de: Vorgänge in Mülheim und Gelſenkirchen betont Lut=
terbec
in dem Schreiben die ungeheuere Gefahr, die darin liege,
daß der Aufruhr leicht ein Flammenmeer entfachen könne, deſſen
keine bewaffnete Macht Herr werden würde und das ſchließlich
nicht mehr an der Grenze Deutſchlands Halt machen würde. An=
geſichts
dieſer Gefahr weiſt Lutterbeck auf die ſchwere Veraut=
vortung
, die das franzöſiſche Oberkommando in der Duldung
dieſer anarchiſtiſchen Zuſtände auf ſich ladet, hin. Wenn es ſelbſt
nichts dagegen unternehme, ſo ſei es ſeine Pflicht, doch wenig=
ſtens
den deutſchen Behörden in der Erfüllung ihrer Pflicht
freie Hand zu laſſen. Lutterbeck erſucht deshalb um grundſätzliche
Billigung der Entſendung von Schutzpolizei aus den Städten
Düſſeldorf. Duisburg und Hamborn nach den gefährdeten Stellen
des Induſtriegebietes und erbittet ſich volle Handlungsfreiheit
für die Einſetzung der Schutzpolizei.
Wie mitgeteilt wird, hat General Davignes die vom Ober=
regierungsrat
Lutterbeck beantragte Verwendung von Schutz=
polizei
für Unterdrückung von Unruhen im franzöſiſch beſetzten
Gebiet nicht geſtattet. Ein Eingehen auf das Schreiben
Lutt rheckes wird in Ausſicht geſtellt.
Die Urſache der Unruhen.
Berlin, 26. Mai. Berliner Blätter weiſen darauf hin,
daß die terroriſtiſche Aktion im Ruhrgebiet keineswegs rein kom=
muniſtiſchen
Urſprunges ſei. Einerſeits habe ſich eine Menge
internationalen Verbrechergeſindels angeſammelt, andererſeits
ſei durch die ſprunghafte Verteuerung der Lebenshaltung die ſee=
liſche
Vorausſetzung für Unruhen geſchaffen, die anhalte, weil
die Löhne weit hinter den Preiſen zurückblieben. Infolgedeſſen
dürfe man von der Arbeitgeberſchaft erwarten, daß ſie bei den
bevorſtehenden Lohnverhandlungen, von denen eine der wichtig=
ſten
die am 29. Mai in Eſſen bevorſtehende Lohnverhandlung für
den Bergbau ſei, das allerweitgehendſte Entgegenkommen zeigen
werde.
Die Deutſche Volkspartei hat im preußiſchen Landtage eine
große Anfrage eingebracht, in der gefragt wird, was die Staats=
regierung
tat, um dem Ausbruch der Ruhrunruhen vorzubeugen.
Die Abſchnürung des beſetzten Gebietes.
TU. Dortmund, 26. Mai. Die Franzoſen bauen ihre
Paßkontrollſtellen immer weiter aus und ſcheinen das beſetzte
Gebiet vom unbeſetzten vollkommen abſchnüren zu wollen. Die
franzöſiſchen Soldaten durchſuchen an den Kontrollſtellen das
Gepäck der Reiſenden beſonders nach Rauchmaterial und alko=
holiſchen
Getränken. Zigaretten und Zigarren werden ſelbſt in
volle Gegenſtände ohne weiteres eingeführt werden können.
Auf den Bahnhöfen der Ruhrtal=Strecke herrſcht ein heil=
loſes
Durcheinander. Franzöſiſche Ziviliſten, ſcheinbar In=
genieure
, liegen in ſtändigen Auseinanderſetzungen mit Militär=
Eiſenbahnern. Trotzdem die Eiſenbahnlinien ſchon ein Verteljahr
im Beſitz der Franzoſen ſind, kann von einem nennenswerten
franzöſiſchen Verkehr keine Rede ſein.
Hinrichtung Schlageters.
zoſen wegen angeblicher Sabotage zum Tode verurteilte Kauf=
mann
Schlageter iſt heute morgen erſchoſſen worden.
Zu der Hinrichtung Schlageters wird noch gemeldet: Schla=
geter
iſt heute morgen um 3 Uhr von einem franzöſiſchen Detache=
ment
von 50 Mann aus dem Gefängnis auf der Ulmer Höhe in
Düſſeldorf nach dem Exerziergelände in Golsheide gebracht und
dort erſchoſſen worden. Die Leiche wurde von den Franzoſen
in früher Morgenſtunde auf dem Düſſeldorfer Nordfriedhof in
aller Heimlichkeit eingeſcharrt.
* Düſſeldorf. 26. Mai. (Wolff.) Der ſtellvertretende
Regierungspräſident Dr. Lutterbeck hat gegen die Vollſtrek=
kung
des Todesurteils an Schlageter bei General Davignes
Pröteſt eingelegt.
Eine Wanderung ins Gebirge.
Von Ludwig Müller.
Die elektriſche Bahn hatte uns im Flug in den nahen Vorort unerwartet nahe und doch ferne, alte Ruine!
getragen. Auf Feldwegen, die weit in die Ebene hinausſchauen
ließen, näherten wir uns raſch den vorderſten Bergen, durch= Grün, das heller Vogelſang belebt. Links gähnt eine tiefe
maßen mehrere Hohlwege und ein ſchmales, waſſerreiches Tal;
zweigter Waldſchluchten, hierorts Recher genannt, ein, die wir
bald aufwärts kletternd hinter uns ließen. Oben beim Waldrand zieht bergan an knorrigen Bäumen vorüber eine breite uralte
umfängt uns eine wahre Gebirgswelt rings auftauchender Wald= Heerſtraße, worauf man früher die Toten des Nachbarörtchens in
höhen; nur an einer Stelle blinkt das Grau nackter Felſen da= das Kirchdorf hinübertrug.
zwiſchen. Ueber dem Ackerfeld zur Seite hat ſich eine einzelne
Lerche hoch emporgewirbelt und ſchmettert ihr friſches Lied zum uns ſtreckt ſich das Dorf mit hochgelegener Kirche. Jene ragenden
Preiſe des Allmächtigen in den weiten Himmel hinaus. Unver= Pappeln am Eingang des Dorfes ſind Ueberbleibſel aus der
weilt ſteigen wir in das nahe Tal hinab, um jenſeits auf gewun=
neut
langſam bergan zu ſchreiten. Wie ſchön ſind die Raine mit
bunten Frühlingsblumen bewachſen!
Droben am Wald halten wir Umſchau. Beim Anblick des
friedlichen Dörfchens, das drunten anmutig, faſt keck in den iſt dein Reichtum, Odenwald, an unvergänglichen Schätzen!
Wieſengrund vorſpringt, wachen alte Erinnerungen auf. Hier
oben beim Rain waren einſt kunſtvolle Bauten ſchädlicher Ham=
ſter
, jener Urbilder ihrer berüchtigten Namensvettern aus dem
Weltkrieg. Die Felſen auf jener vorgeſchobenen Kuppe da drü=
ben
, die ehedem eine von Aehren umbrandete Platte darſtellten, land gebracht hat, ſo können ſich doch wenigſtens die Briefmarken=
ſind
verſchwunden; ſtatt ihrer deckt fruchtbares Erdreich den ein=
Spielplatz junger Haſen, unter niedrigem Laubdach feierlich ſtill niſchen Staaten mit ihrer reichen Briefmarkenerzeugung angewie=
hinaufzog
, ſtrebt bloß und ungeſchützt den Wolken zu. Den ſteilen ſen war, ſo kann er jetzt ſeine Jagdgründe ruhig nach Deutſch=
Hang dahinten, den die Axt des Holzfällers aus Not ſeiner herr= land verlegen, wo vor kurzem die 1000. Briefmarke ſeit 1871 in
lichen Zierde beraubte, durchſtürmten einſt zwei Jünlinge, laut Umlauf geſetzt wurde. Es gibt heute bereits überaus wertvolle
droben?" Heute, ach, fehlt die Reſonanz der Kronen und philateliſtiſchen Schätzen beſpricht Dr. Frank B. Herſchel in
ſchwanken Gräſern beſtanden, die nur der zarte Tritt des ſcheuen kriegsmarken iſt eine Marke Danziger Herkunft zu bezeichnen.
Rehs knickte. Jenes Dickicht dort war vormals die Zuflucht Es iſt ein Fehldruck der rotſchwarzen 5=Mark=Marke der ſog.
heimatioſer Zigeuner, deren unheimliches Geflüſter, mit Waldes= Krönungsausgabe aus dem alten deutſchen Germaniaſatz, die in
rauſchen vermiſcht, einſt uns Kinder jäh erſchauern machte. Nun iſt Danzig mit dem Aufdruck Danzig in Verkehr kam und bei der
der kühle waldige Riegel erreicht, deſſen Boden die ewig ſich ſelbſt, das rote Mittelſchild auf dem Kopfe ſteht. Da von dieſem Fehl=
getreue
Natur ſtets mit einem wirren Geranke von Brombeer= druck nur ein einziger Bogen, d. h. 20 Stück, herausgekommen
ſträuchern und grünenden Schlingpflanzen bekleidet. Ueber jenem ſein ſoll, wurde dieſe im Juni 1920 erſchienene Briefmarke als
Berggipfel beſchreibt hoch in der Luft ein Weih, der Schakal unter die teuerſte aller Nachkriegsmarken bewertet und es iſt bereits für
den Vögeln, heiſer ſchreiend ſeine ungbläſſigen Bogen. Von ferne ein einziges Stück ein Preis von 1½ Millionen Mark ge=

Bekämpfung des Wuchers in Preußen.
Berlin, 26. Mai. (Wolff.) Im Hinblick auf das Steigen
richtet, alle Polizeibehörden erneut angewieſen, der Bekämpfung
des Wuchers ihre ganze Kraft zu widmen. Die Polizeibehörden
werden beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß der Wieder=
beſchaffungspreis
als Maßſtab für die Angemeſſenheit des Ge=
die
Verkäufer verpflichtet, ihre Preisforderung auf der Grund=
lage
der individuellen Geſtehungskoſten zu errechnen. Bei dem
Verdacht der Warenzurückhaltung ſollen die Polizeibehörden
Lagerkontrollen vornehmen. Beobachten die Polizeiverwaltungen
Angſtjäufe des Publikums und Warenhamſtern, ſo ſollen ſie den
mehr abzugeben. Die Polizeibehörden werden ferner erſucht,
ihre Aufmerkſamkeit auf die Erzeugerpreiſe zu lenken, die etwa auf eine öffentliche Aufforderung hin in erfreulicher Höhe gezeichneten
25 bis 30 Prozent unter dem im Abſatzgebiet notierten Markt=
preis
liegen müſſen. Namentlich in ländlichen Gebieten ſoll
dieſer Standpunkt mit allem Nachdruck vertreten und darauf auf=
merkſam
gemacht werden, daß es ganz gleichgültig iſt, ob der Er=
zeuger
dieſe hohen Preiſe fordert oder ob der Händler ſie anbie=
tet
und der Erzeuger ſie annimmt.
Finanzierung des Getreidegeſchäftes.
TU. Berlin, 26. Mai. Halbamtlich wird mitgeteilt: Im
nächſten Erntejahre wird infolge Einführung der freien Wirt=
ſchaft
, obwohl die geplante Getreidereſerve ſo wie bisher das
Umlagegetreide von der Reichsgetreideſtelle bezahlt werden ſoll,
vorausſichtlich ein größerer Teil des Brotgetreides als bisher
durch die Kräfte des freien Wirtſchaftslebens aufgekauft werden.
Ueber die Möglichkeit der Kreditbeſchaffung für dieſe Zwecke hat
unter dem Vorſitz des Reichsminiſters Dr. Luther im Reichs=
miniſterium
für Ernährung und Landwirtſchaft unter Beteiligung
der Reichsbank eine eingehende Erörterung zunächſt mit Vertre=
tern
der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften und dann mit Ver=
tretern
des Handels ſtattgefunden. Auf Grand des Ergebniſſes
dieſer Erörterungen kann mit Beſtimmtheit angenommen werden,
daß die privatwirtſchaftlichen Kräfte imſtande ſein werden, die
ihnen geſtellte Aufgabe zu löſen.

* Zur Aufwertung alter Geldforderungen.
Aus Oberheſſen geht uns die Frage zu, ob mit dem Urteil
des Oberlandesgerichts Darmſtadt auch alte Spareinlagen ent=
ſprechend
aufzuwerten ſind. Da die angeführte Entſcheidung
weſentlich auf dem 8 242 B.G.B. beruht, läßt ſich die Frage nicht
allgemein, ſondern nur nach Lage des Einzelfalles beurteilen.
Könnte ein Einleger nachweiſen, daß die Sparkaſſe alle Hypo=
theken
im Goldmaßſtabe zurückerhalten hat, ſo könnte er im glei=
chen
Verhältnis auch ſeine Einlage zurückverlangen. Das Gegen=
teil
wäre der Fall, wenn die Sparkaſſe geduldet hätte, daß alle
ihre Hypotheken in entwertetem Papier abgetragen wurden. Wie=
der
anders würde ſich die Lage geſtalten, wenn die Rückzahlung
der Hypotheken teils bei weſentlich niedrigerem, teils bei dem
jetzigen Dollarſtand und zum Teil in Aufwertung zurückerſtattet
worden wären. Dies ergibt ſich daraus, daß nach dem Urteil des
Oberlandesgerichts der Schaden der Geldentwertung angemeſſen
zwiſchen den Beteiligten auszugleichen iſt und keiner auf Koſten
des anderen ungerechtfertigt bereichert werden ſoll. Aehnlich
den kleinſten Mengen einfach weggenommen, während oft wert= wie mit den Spareinlagen verhält es ſich mit der Aufwertung
der Hypothekenzinſen. Der Landwirt, der ſeine Erzeugniſſe zum
mehrtauſendfachen Betrage des Friedenspreiſes abſetzt, muß auch
ſeine Hypothekenzinſen angemeſſen aufwerten. Denn es ſpräche
aller Billigkeit Hohn, wenn ein Schuldner, der bei Begründung
der Schuld etwa ein Fünftel ſeiner Einnahme zu deren Verzin=
ſung
verwenden mußte, dieſe nun mit einem Fünfzigtauſendſtel
erledigen könnte. Daß ſich die Verhältniſſe ganz anders beim
ſtädtiſchen Hausbeſitz geſtalten, haben wir bereits ausgeführt.
Man erhält in der geſetzlichen Miete ſein Hauskapital zurzeit
nur mit / /o0oo Prozent verzinſt, und auch dieſer Betrag wird da=
Düſſeldorf, 26. Mai. (Wolff.) Der von den Fran= durch völlig aufgezehrt, daß die Zuſchläge für Reparaturen uſw.
zu deren Deckung bei weitem nicht ausreichen. Da der Haus=
beſitzer
deshalb durch Geldentwertung und Zwangswirtſchaft
mindeſtens ebenſo ſchwer wie der Hypothekengläubiger getroffen
iſt. kann von einer Zinsaufwertung bei ihm nicht die Rede ſein.
Dies ſchließt natürlich im Hinblick darauf, daß der Kapitalwert
ſeines Hausbeſitzes in Papiermark ums Mehrhundertfache ge=
ſtiegen
iſt, die angemeſſene Aufwertung des Hypothekenkapi=
tals
nicht aus. Auch bezüglich der Verzinſung würden ſich die
Verhältniſſe anders geſtalten, wenn etwa der Hypothekenſchuld=
ner
ſein Haus im weſentlichen allein bewohnte oder darin ein
ertragreiches Geſchäft betriebe.
Wir werden auf die einſchlägigen Fragen demnächſt ausführ=
lich
zurückkommen.

ertönt leiſe und noch ſchüchtern dein Lockruf, oh Frühlingskünder
Kuckuck!
Raſch wenden wir uns ſeitwärts, noch einen nahen Durchblick
zu genießen. Da liegt ſie auch ſchon auf dunklem Rücken, die ſo
Jetzt weiter durch Feld und Wald hinein in das üppigſte
Schlucht; auch ſieht man nicht wenige laubverhängte, verſchwie=
darauf
bogen wir ſeitlich in den Irrgarten tiefer und weitver= gene Steige. Dort kommen gar lange Riſſe und Spalten herab.
Bei einem Wegweiſer, der uns am Ende des Waldes grüßt,
Jetzt liegt das gekrümmte Modautal zu unſeren Füßen. Vor
Zeit, da der Poſtillon noch den Verkehr beherrſchte. Den Hinter=
denem
Wege der durch Wolken verſchleierten Sonne entgegen er= grund bilden blaue Berge. Zwei Burgen ſchauen auf ein arbeit=
ſames
und kerniges Geſchlecht herab, das, obſchon fronpflichtig,
doch nie unfrei geweſen war.
Wie viele Reize birgſt du, traute Heimat! Wie unermeßlich

Schätze in den deutſchen Nachkriegsmarken.
ck. So lvenig Schätze uns auch die Nachkriegszeit in Deutſch=
ſammler
nicht beklagen. Während der Philateliſt bei der Suche
förmigen Gipfel. Der Bergpfad zur Rechten, der vordem, ein nach koſtbaren Abarten früher hauptſächlich auf die ſüdamerika=
ſingend
: Wer hat dich, du ſchöner Wald, aufgebaut ſo hoch da deutſche Briefmarken aus neueſter Zeit, und einige von dieſen
Stämme! Links zieht ſich waldeinwärts ein mooſiger Weg, mit Reclams Univerſum. Als der größte Schlager unter den Nach=

Stadt und Land.
Darmſtadt, 27. Mai.
Neunzig Jahre der Darmſtädter Kleinkinderſchule
in der Mauerſtraße.
Zum 28. Mai 1923, dem 90. Jahrestag ihrer Einweihung. *
Von Geh. Sanitätsrat Dr. Arthur Hoffmann.
Am 8. Januar 1833 wurde die Familie des Darmſtädter Bürgers
winns abzulehnen iſt. Bei vielen für die Verſorgung der Be= und Ackermanns Johann Valentin Möſer von einem entſetzlichen Unglück
völkerung wichtigſten Waren beſteht die Notmarktlage, welche betroffen. Vater und Mutter waren früh morgens auf die Arbeit ge=
gangen
und ihre drei Kinder, zwei Kuaben im Alter von 5 und 1½
Jahren und ein Mädchen im Alter von 3 Jahren, waren allein in der
Wohnung zurückgeblieben. Die ſich ſelbſt überlaſſenen unbeaufſichtigten
Kinder kamen nun dem geheizten Ofen zu nahe, fingen Feuer, und als
die Eltern von ihrer Arbeit zurückkehrten, fanden ſie ſtatt ihrer drei
Kinder drei faſt verkohlte Leichen vor.
Dieſer traurige, insbeſondere jedem Elternherzen ſchaudererregende
Vorfall gab die direkte Veraulaſſung dazu, der Gründung einer Anſtalt
Kleinhändlern nahelegen, die Waren in größeren Mengen nicht näher zu treten, in der im noch nicht ſchulpflichtigen Alter ſtehende Kinder
armer Taglöhner, Feldarbeiter und Gewerbsleute. Fürforge und Pflege
finden ſollten, währenddem deren Eltern ihrer Arbeit nachgingen. Die
Beiträge ſicherten ſehr bald das Zuſtandekommen der Kleinkinderſchule.
In einer Ausſchußſitzung am 27. April 1833 wurden die folgenden ſechs
Herren mit der Führung der Geſchäfte betraut: Oberappellationsgerichts=
präſident
Freiherr von Günderrode, Legationsrat von Ricour,
Polizeirat Frey, Kandidat Ritſert, Major Freſenius und
Rentamtmann Hanneſſe.
Für einen jährlichen Zins von 140 Gulden wurde der nördliche
Teil des früher Ganßiſchen, damals im Beſitz von Hofgerichtsadvokat
Karl Heinrich Hofmann befindlichen Hauſes gemietet, das in
der Mauerſtraße vor dem Jägertor zwiſchen der Dieburger= und der
Holzhofſtraße gelegen war. Man hatte dieſe Gegend gewählt, weil die
Anſtalt hier gerade den Allerbedürftigſten, den Bewohnern der Altſtadt
und des Bangertsviertels, am leichteſten zugänglich war. Alle Arbeiten
waren mit ſolchem Eifer und Fleiß betrieben worden, daß die neue An=
ſtalt
ſchon am 28. Mai 1833 feierlich eingeweiht und eröffnet werden
konnte.
Der Betrieb begann im Sommer morgens um 5 Uhr, im Winter
morgens um 7 Uhr; die der Anſtalt anvertrauten Kinder blieben ohne
Unterbrechung den ganzen Tag über darin, erhielten jeden Mittag eine
kräftige Suppe und in angemeſſenen Pauſen Brot, wofür die Eltern
täglich 2 Kreuzer zu entrichten hatten. Zur Ueberwachung des inneren
Betriebs der Anſtalt wurde ein Frauenverein in der Weiſe gebildet, daß
jedes Ausſchußmitglied eine Dame dazu beſtimmte. Die erſte Präſidentin
dieſes Frauenvereins war die Oberhofmeiſterin Freifrau Riedeſel
zu Eiſenbach.
Man fing mit 25 Kindern an, aber ſchon im Juni 1834 war die
Kinderzahl auf 97 geſtiegen, ſo daß die gemieteten Näume bald nicht mehr
ausreichten. Von dem Bürger und Kaufmann Martin Roll wur=
den
nun am 30. November 1839 160 Quadratklafter ſeines, vor dem
Jägertor gelegenen Gartenfeldes zum Preiſe von 5 Gulden die Quadrat=
klafter
käuflich erworben und auf dieſem Platze nach den Plänen des
Oberbaurats Dr. Lerch, das jetzt noch in Benutzung ſtehende Gebäude
mit der Front nach der Mauerſtraße für 8753 Gulden 40 Kreuzer er=
richtet
. Die feierliche Einweihung des Neubaues fand am 30. September
1840 ſtatt.
In den nun ſeit der erſten Eröffnung verfloſſenen neunzig Jahren
hat treue ſelbſtloſe Arbeit unendlich viel Gutes geleiſtet. Was ſich nach
den erſten Satzungen unſere Kleinkinderſchule zum idealen Ziele geſetzt
hat, iſt vielen Generationen von Kindern unſerer Vaterſtadt zum Segen
geworden. Die Anſtalt ſollte nach dieſen Satzungen auf die ihr anver=
trauten
Kinder einwirken durch die frühzeitige Angewöhnung zur Ord=
nung
und Reinlichkeit als Grundlage aller häuslichen und bürgerlichen
Tugenden, durch die ungeſtörte und keinen nachteiligen Einflüſſen unter=
worfene
Entwicklung und Ausbildung ihrer körperlichen Kräfte, durch
die Entfernung von dem böſen Beiſpiel, roher älterer Geſchwiſter und
Spielgenoſſen, durch einen ſtillen freundlichen Anreiz zu Gehorſam, ſitt=
lichen
Betragen und zu einer ihren Kräften angsmeſſenen Beſchäftigung,
endlich aber durch die geforderte Aufmerkſamkeit auf die 2
Vorbereitung
zum Unterricht, welcher für die älteren unter ihnen ſtattfindet
Der durchſchnittliche tägliche Beſuch der Schule betrug
in den letzten 10 Jahren: 1913 176, 1914 165, 1915 171, 1916 150,
1917 124, 1918 92, 1919 73, 1920 57, 1921 63, 1922 26 Kinder. Neuer=
dings
hat der Beſuch wieder etwas zugenommen.
Dieſe Zahlen reden eine deutliche Sprache. Mit 25 Kindern fing
die Schule im Jahre 1833 ihre Tätigkeit an und mit 26 Kindern beſchließt
ſie das neunzigſte Jahr ihres Beſtehens. Die Urſache dieſer bedeutenden
Abnahme des Beſuchs der Schule liegt offenſichtlich im Weſentlichen auf
ſozialem Gebiete. Die Kreiſe, zu deren Wohl unſere Kleinkinderſchule
begründet und betrieben wurde, bedürfen ihrer jetzt kaum mehr; die
Mütter ſind bei dem geſteigerten Verdienſte ihrer Mäzner jetzt nicht mehr
gezwungen, außer Hauſe auf die Arbeit zu gehen, ſondern können ihre
Kinder zu Hauſe behalten und zu Hauſe verköſtigen und beaufſichtigen.
Wie an gar vielen Wohltätigkeitseinrichtungen hat die Not der Zeit
auch vor unſerer Kleinkinderſchule nicht Halt gemacht. Schon vom
November 1921 an konnte den Kindern der bedeutenden Koſten wegen
die während 88 Jahren gleichmäßig durchgeführte Verköſtigung nicht
mehr weiter verabreicht werden. Allein in den erſten B Jahren des Be=
ſtehens
der Anſtalt waren den Kindern nicht weniger als 700 000 Suppen=
und 2 100 000 Brotportionen ausgeteilt worden. Auch ſonſt mußte der
Betrieb Aenderungen erfahren, denn die weiblichen Kräfte, die früher in
ſelbſtloſer Aufopferung für die Schule gewirkt haben, leiden jetzt ſelbſt
unter deu Not und müſſen ihre ganze Zeit eigener Arbeit und eigenem
Erwerb widmen.
Die Koſten des Betriebes, vor allem für Heizung, Inſtandhaltung
und Perſonal, ſind in Folge der troſtloſen Zeitläufte ſo ins Ungeheuer=
liche
angewachſen und ſtehen in gar keinem Verhältnis zu den immer ge=
ringer
werdenden Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen und den Papier=
zinſen
unſerer Goldkapitalien, ſo daß ſelbſt die Erhöhung des Schul=
geldes
und die Vermietung eines Stockwerkes zum Ausgleich des Bud=
gets
nicht im Allerentfernteſten ausreichen. Nur ein ſehr dankenswerter,

boten worden. Sehr koſtbar ſind auch die ſog. Danziger
Innendienſtmarken, die Ende 1920 gedruckt, aber nicht
an das Publikum verausgabt wurden. Dieſe Marken in den
Werten 60 Pfennig lila, 1 Mark karmin und 2 Mark ſtahlblan
dürften kaum unter 1 Million Mark zu haben ſein. Hohe Preiſe
werden für die ſog. Ergänzungswerte zur zweiten Ausgabe, die
den Danzig=Aufdruck in ſchräger Lage zeigen, erzielt; eine Ab=
art
, die 3 Pfennig braun mit doppeltem Aufdruck wird mit
100 000 Mark in Katalogen angegeben. Beſonders hoch gewertet
werden die Abweichungen im Waſſerzeichen. Die im Mai
1921 herausgebrachten 5= und 10=Pfennig=Marken mit Ziffern=
zeichnung
, die das ſog. Wabenwaſſerzeichen aufweiſen, erſcheinen
in Katalogen mit 480 bzw. 560 Mark. Die 20=Mark=Marke der
gleichen Serie mit Rautenwaſſerzeichen erreicht einen Wert von
etwa 2500 Mark. Auch die Aushilfsbriefmarken, d. h. die Mar=
ken
mit Aufdruck, ſind ſehr geſucht. Die Friedens=Germania=
Marken erhielten durch Aufdruck andere Wertbezeichnungen. Von
dieſen erzielten die purpurrote 2,50=Mark=Ueberdruckmarke einen
Preis von 4000 Mark, der höchſte, der für eine Nachkriegsmarke
des Deutſchen Reiches bezahlt worden iſt, wenn man von dem
heute in Umlauf befindlichen 5000=Mark=Wert und einigen koſt=
baren
Abarten abſieht. Die wertvollſte Abart der deutſchen
Nachkriegsmarke iſt die ungezähnte violett=blaue 80=Pfennig= Ger=
mania
=Marke, von der nur 100 Stück bekannt ſind und die in
Katalogen infolgedeſſen mit 40 000 Mark angeſetzt wird. Von
den Wohlfahrtsmarken dürften beſonders die zugunſten der
Rhein= und Ruhrhilfe ſehr wertvoll werden, da ſie nur
in einer Geſamtauflage von 1½ Millionen Stück ausgegeben
wurden. Bayern, das ſich zwar jetzt der allgemeinen deutſchen
Briefmarken bedient, hat im Vorjahre die ſog. Gewerbe=
chau
=Marken herausgegeben, von denen die 20=Mark=Marke
ſchon jetzt mit 2000 Mark bezahlt wird. Die letzte eigene Marken=
ſerie
, die Bayern herausbrachte, war die ſog. Künſtlerſerie, die
ſpäter mit dem Ueberdruck Deutſches Reich verſehen wurde.
Die Stücke ohne dieſen Ueberdruck werden erheblich höher be=
zahlt
. Ein wahrer Schatz ſind die ſieben ungezähnten Werte
von 1 bis 20 Mark der Künſtlerſerie, die durch Zufall in den
Verkehr gebracht, aber ſehr raſch wieder eingezogen wurden.
Durch dieſe Seltenheit ſind ſie ſo wertvoll geworden, daß ſie heute
Preiſe von 320 000 bis 800 000 Mark erzielen. Die ſog. Abſchieds=
marken
, die Württemberg im März 1920 herausbrachte, haben
einen Marktwert von 5000 Mark für jeden der beiden Sätze. Die
blaue 20=Pfennig=Marke weiſt Fehldrucke auf, bei denen in dem
Wort Bezirks=Marie die Buchſtaben ma fehlen; ein ſolches
Stück bringt heute bereits 6000 Mark.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

beüeterder Zuſchaiß der Stalt ſat S mialih genaß, die Anftalt bs
jetzt zu erhalten.
So kämpft unſere Kleinkinderſchule in der Mauerſtraße, dieſe wohl
älteſte Wohltätigkeitseinrichtung unſerer Stadt,
jetzt einen ſchweren Kampf um ihr Fortbeſtehen. Ob ſie wohl am 28.
Mai 1933 den hundertſten Jahrestag ihrer Einweihung wird feiern
können?
Nachſchrift: Mit der Durchſicht der Korrektur beſchäftigt, er=
halte
ich von der jetzt in Amſterdam in ihrem Berufe tätigen früheren
Leiterin unſerer Anſtalt, Fräulein Anna Dorndeck, zum Beſten
unſerer Anſtalt einen über 2½ holländiſche Gulden lautenden Geldſchein.
Sie ſchreibt dazu: Zwei meiner Schülerinnen hatten einen kleinen Ver=
kauf
ihrer Arbeiten und übergaben mir den kleinen Erlös zum Beſten
für deutſche Kinder Auch auf dieſem Wege herzlichſten Dank der
liehenswürdigen Uebermittlerin, die auch in der Ferne ſo treu ihres
frühenen Wirkungskreiſes gedenkt, und den jugendlichen Spenderinnen der
reichen Gabe.
H.
In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 14. Mai der ordentliche
Profeſſor in der philoſophiſchen Fakultät an der Landesuniverſität
Gießen Dr. Karl Kalbfleiſch zu Gießen auf ſein Nachſuchen uter
Anerkennung ſeiner dem Staat geleiſteten Dienſte mit Wirkung vom
1. Juli 1923 ab; am 19. Mai der Amtsobergehilfe Friedrich Keilig
bei der Landesuniverſität Gießen unter Anerkenmung ſeiner dem Stagt
geleiſtetzem Dienſte mit Wirkung vom 1. Juli 1923 an.
Die wirtſchaftliche Demobilmachung in Heſſen betr. Für das
beſetzte heſſiſche Gebiet wird lt. einer Bekanntmachung des Heſſiſchen
Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft Regierungsrat Dr. Fuldner
in Mainz mit der Wahrnehmung der Geſchäfte des Staatskommiſſars
für die wirtſchaftliche Demobilmachung in Heſſen für die Dauer der
derzeitigen Verkehrsbehinderung inſoweit beauftragt, als ſie die Durch=
führung
der Reichsverordnung vom 12. Februar 1920 betreffen.
Von den landwirtſchaftlichen Schulen. Am 19. Mai wunde der
Vorſtand der Landwirtſchaftlichen Schule Alzey, Landwirtſchaftsrat
Lint, auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Juni d. Js. ab
von den Obliegenheiten des Aufſichtskommiſſars in Reblausangelegen=
heiten
befreit, und vom gleichen Zeittunkte ab der Vorſtand der Land=
wirtzſchaftlichen
Schule Gau=Algesheim. Landwirtſchaftsnat Dr. Kiſſel,
zum Aufſichtskommiſſar in Reblausangelegenheiten ermannt.
Heſſiſches Landestheater. Der ferne Klang. Heute abend
6 Uhr wind im Großen Haus zum letzten Male Der ferne Klang
mit Fanny Cleve und Alexis af Enehielm in den Hauptpartien ge=
geben
. Die Fledermaus‟. Die letzte diesjährige Aufführung
der Opevette Die Fledevmaus findet am Montag abend 7 Uhr als
Vorſtellung zu Einheitspreiſen ſtatt. Preiſe 3000, 6000 und 10 000 Mk.
Der Abend iſt nur der Sondermiete 10 zugeteilt, ſo daß genügend
Karten aller Platzarten zum Tagesverkauf zur Verfügung ſtehen.
Rauſch Heute abend 7 Uhr wird im Kleinen Haus zum letzten
Male Rauſch Schauſpiel von Auguſt Strindberg gegeben.
Das Schnurrbuſch=Qnartett ſieht ſich infolge längever Erkran=
kung
ſeines Primgeigers genötigt, ſeinen dritten Kammermuſkabend
ausfallen zu laſſen. Die Abonnenten erhalten ein Drittel des gezahlten
Betrages gegen Rüchgabe ihrer Kartei bei Schutter, Eliſabethenſtr. 12,
zurück.
Die Fachausſtellung für das Hotel= und Gaſtwirtegewerbe, die,
wie bereits berichtet, in der Zeit vom 16.20. Juni d. J8. im Saalbau
ſtattfindet, wird nach den bereits vorliegenden Anmeldungen ein an=
ſchauliches
Bild geben, was deutſches Wiſſen und deutſche Induſtrie
trotz der ſchweren Zeit für unſer Vaterland Neues auf dem Gebiete
des Hotel= und Gaſtwirtegewerbes geſchaffen hat. Namhafte auswärtige
Firmen werden mit ihren Ausſtellungen wetteifern, und auch die hei=
miſche
Induſtwie wird durch allererſte Firmen mit ihren Erzeugniſſen
vertreten ſein. Ein Prunkſtick der Ausſtellung wind eine von den
hieſigen Kellnervereinen gedeckte Feſttafel ſein. Auch für jeden Haus=
halt
werdemn neue Anregungen gegeben.
R.D.V. Die Einführung des Sommerfahrplans. Die Durchführung
des Sommerfahrplans, der am 1. Junä in Kraſt treten ſoll, leidet
unter den Folgen des Ruhreinbruchs und der damit verbundenen Not=
wendigkeit
, Kohlen zu ſparen. Trotz dieſer Schwierigkeiten ſollen die
Fahrplanverbeſſerungen und Zugvermehrungen, die zum Teil durch
internationale Vexeinbarungen feſtgelegt ſind, durchgeführt werden.
So wird man darauf bedacht fein, vor allem die beſchleunigten Per=
ſonenzüge
verkehren zu laſſen, und die neu vorgeſehenen Verbindun=
gen
von Berlin nach Hamburg, Holland und München durchzuführen;
von den geplanten Fernſchnellzügen, ſollen der RD=Zug von
Beulin nach Hamburg vom 1. Juni ab, der RD=Zua Berlin. München
im Juli und Auguſt verkehren. Die Inbetriebnahme des PD=Zuges
Berlim-Köln ſcheitert vorläufig an der Beſetzung des Ruhrgebietes.
Aus dem gleichen Grunde ſoll der UD=Zug Holland-Baſel über Osna=
brück
-MünſterHagenSiegenFrankfurt umgeleitet, aber auf jeden
Fall gefahven werden. Um nach Möglickkeit Kohlen zu ſparen, werden
zu dem neuen Somerfahrplan beſondere Einſchränkungspläne her=
geſtellt
, die etzwa 40 Prozent der Leiſtungen erſparen und wieber außer
Kraft geſetzt werden ſollen, ſolvie die Schwierigkeiten im Ruhrgebiet
behoben ſind. Die Reichsbahndirektionen der Einbruclsgebiete haben
zunächſt lediglich Notfahrpläne aufgeſtellt, nach denen der Betrieb auf tritt iſt frei.
den noch freien Strecken durchgeführt wird.
30. September 1921 zu Frankenhauſen i. Odw. ein ſchwerer Unfall
ereignet, der die erſtmalig im Mai vor. Js. hier verhanbelte Anklage
gegen den Oberingenieur deu H.G.A.,G. Auguſt Dittrich wegen
fahrläſſiger Tötung nach ſich zog. Trotz übereinſtimmender, ihm durch=
aus
günſtiger Gutachten mehrerer techniſchen Sachverſtändigen wurde Kreiſe der Frauen und Jugend, werden auf den Vortrag über das
der Angeklagte ſchuldig befunden und in mildernder Berüchſichtigung
des ganzen Sachverhalts, ſowie ſeines tadelloſen Vorlebens nur zu
1000 Mk. Geldſtrafe verurteilt. Die von ihm verfolgte Reviſion führte
am Reichsgericht zur Aufhebung des angefochtenen Erkenntniſſes und
Verweiſung des Falles an die Strafkammer Gießen, wo nunmehr aufs
neue verhandelt worden iſt. Opfer jenes Unglücks wurde der verhei=
ratete
Landwirt Georg Peter aus Brandau, während er an der Dreſch=
maſchine
ſeines Schwviegerbaters beſchäftigt war. Man hatte bei einem
dortigen Kunden einem Gaſtwirt, gearbeitet, und wolle die im Hofe
Der Ort iſt ſeit 1919 an das Ueberlandnetz der H. E.A. G. Darmſtadt
angeſchloſſen, und die Anlage der elektriſchen Leitung war durch den
Angoklagten geſchehen. Sie iſt in üblicher Weiſe oberirdiſch und zieht
in gewiſſer Höhe von den einzelnen Trägern in die Hofreiten. So
wird auch der euwähnte Hof von einem der nicht iſolierten Leitungs=
drähte
überſpannt, und mit dieſem kam der Funkenfänger des Lokomp=
bilſchornſteins
, als P. in umlegen wollte, in Berührung. Da die Bret=
terunterlage
die Lokomobile gegen das Erdreſch iſolierte, der den Eiſen=
hebel
des Schornſteins haltende P. aber mit naſſen Schuhen auf der
bloßen Erde ſtand, empfing er den elektriſchen Strom von mehr als
200 Volt Spannung und ſtarb dadurch nuf der Stelle. Einige ihm beie. Recht habe, die Zeiten leicht zu nehmen, kein Necht auf Vergwigen oder
ſpringende Helfer verſpürten ähnliche Wirkung, ohne ſolch ernſten Aus=
gang
. Das frühere hieſige Urteil war dahin begründet, daß der An=
geklagte
nach ſeiner beruflichen Erfahrung und Bauleitungspflicht für
heitsvorkehrung gegen ſolche, vorausſehbare Berührung des nicht iſo= aufrecht zu erhalten und vor allem dafür zu ſorgen, daß die großen
lierten Drahtes unterlaſſen und dadurch den Tod P.s fahrläſſig ver=
urſacht
habe. Wie das Reichsgericht vermißte, war unberückſichtigt
Mitverſchulden des Betroffenen als ausgeſchaltet angeſechen werden
muß, wenn die Möglichkeit eines derartigen Verhaltens weitab liegt
und billigerweiſe vom Angeklagten nicht in Erwägung gezogen zu wer=
den
brauchte. Die Strafkammer Gießen hielt letzteres nach der noch=
naligen
Beweisaufnahme an Hand gleicher, dem Angeklagten günſtiger rechten Ton gefunden hatte, erſieht man wohl am beſten daran, daß die
Sachverſtändigengutachten für gegeben und gelangte ſo zum Freiſpruch, ſehr zahlreichen ſozialdemokratiſchen und kommuniſtiſchen Gegner es
n. Schöffengericht I. Um die letzte Jahreswende verſchwanden in
einer ganzen Reihe von Fällen hieſigen Fuhrleuten bei kurzer Ab=
weſenheit
von ihren Wagen Frachtſtücke. Es war anſcheinend dabei
auf Lebensmittel uſw. abgeſehen, und kamen ſo mehnere Kiſten Mar=
garine
, ſowie 20 Pfund Hefe abhanden. Als Verkäufer und bzw. noch
teilweiſe Beſitzer jener geſtohleen Waren im Werte von einigen Nach eingehender Beſichtigung der gemindlichen Gebäude ſchlägt die Kom=
hunderttauſend
Mark wurde der 33jährige Lackierer Peter Kaffen=
berger
von hier ermittelt; doch leugnet er die Täterſchaft der Dieb=
ſtähle
und will die fraglichen Waren in beſtem Glaben von einem
mit Nawen bezeichneten, jedoch unauffindbaren Anderen reell gekauft
haben. Er iſt bereits in ähnlicher Nichtung vorbeſtraft und verläßt
ngsfähig begutachtet und damals ſtraflos geblieben iſt. Man brachte. Arbeiten zu gegebener Zeit veranlaſſen. Weiterhin wird noch beſchloſ=
ihn
daraufhin als gemeingefährlichen Irren im Philitppshoſpital unter, ſen, in den gemeindlichen Gebäuden Hausordnungen auszuhängen und
wo ſich bald herausſtellte, daß das erſte Gutachten einer anderen Anſtalt, wird die Bürgermeiſterei beauftragt, einen entſprechenden Entwurf aus=
verantwortlich
, wenn auch ſeine Zunachnungsfähigkeit gemindert er=
ſcheint
. Für die Verübung der Diebſtähle durch ihn reichte der Beweis wird zur Kenntnis genommen. Im Anſchluß hieran wird beſchloſſen die
micht aus, dagegen wurde er als Hehler zu 10 Monaten Gefängnis Koſten für das Aufziehen des Planes und diejennigen der Höhenmeſſung
verurteilt. Zwei zum Abſatz behilflich geweſene Angehörige und eine
Käuferin wurden von der Anklage der Hehlevei freigeſprochen. Ein
Betrugsverſuch des 31jährigen, aus Egelsbach ſtammenden, in Frank=
allgemeimem
Belang, als er gegenüber dem Reichsentſchädigungsomte,
Zweigſtelle Darmſtadt, verübt wurde. Der Angeklagte gehörte Ende
1918 der deutſchen Polizei in Warſchau an und war machher unter den
durch die Polen Vertriebenen. Wie er ſelhſt einräumte, hatte er vor=
her
in ſeiner Hortigen Stellung Beziehungen zu Ginbeimiſchen unter=
halten
und Schiebergeſchäfte geuncht. Er erhob ſpäter Anſprüiche auf

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. Mai 1928.

Numer 144.

ſchädigungsamt Geforderten zu erlangen. Im übrigen euwuchs die Deckakt beſchädigte Kuh aus Billigkeitsgründen eine Vergütung von
Anklage, und bie nunmehrige Verhandlug endigte damit, daß er für 50 000 Mk. bewilligt. Die mit Direktor Runge aus Kurhaus Traut=
Momaten Gefängmis verurteilt wurde.
lich gemildert worden, ſo daß Einveiſeviſa nach Deutſchland für Kur=,
Erholungs=, Studien= und Vergwügungsreiſen, ſowie zu ernſthaſten ſoll in dieſem Jahre, da der 24. Juni auf einen Sonntag fällt, am
von dieſer gebührenpflichtigen Genehmigungserteilug gantz abgeſehen; fordernden zugeſchlagen werden; außerdem wird die Verwaltung beauf=
für
die Einreiſe nach Bayern ſtellen die Konſulate des Deutſchen Reichs tragt, nochmals mit dem urſprünglichen Steigerer wegen des Abfahrens
Vorgenehmigungen aus, die vom den baheriſchen Ortspolizeibehörden des Generatorabfalls zu verhandeln.
im allgemeinen ohne weiteres beſtätigt werden. Aehnlich wird die
Aufentchaltsgenehmigung in Thürigen ud Württemberg gehandhabt, her ſozialdemokratiſchen Fraktion, daß in Zukunft die Lehrmittel der
und vor allem iſt die vielſach verärgernde Vovſchrift weggefallen, mach
der für jeden Aufenthaltswechſel imerhalb des Deutſche Reichs eine
neue Aufenchaltsgenehmigung nachgeſucht werden mußte. Die Ge= follen.
bühr für dieſe Aufenthaltsgenehmigungen iſt einheitlich geregelt und
wird mach Goldmark berechnet, ſo daß auch eine Bemachteiligung ein= und 25. Juni hier ſtattfindende Gauturnfeſt ſind in vollem Gange
zelner Nationen von nu ab fortfällt.

Das deutſche Volksopfer
iſt unſere einzige wirkſame Waffe im
Kampfe gegen franzöſiſche Vergewaltigung
an der Ruhr und am Rhein. Die Kämpfer
an der Front kämpfen für Dich!
Stärke ſie!

Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſchelnenden Noitzen ſind ausſchfießich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten,
in leinem Falle ingendwie als Beſprechung oder Katik.
Der Herrngarten=Promenademufik am Sonntag
vormittag, welche von Obermuſikmeiſter Hausbe geleitet wird, liegt das
ſolgende Programm zugrunde: 1. Beethoven: Die Himmel rühmen,
2. Wagnen: Chor der Friedensboten aus Nionzi, 3. Fr. b. Suppé:
garete, 5. Fueik: Traumideale‟, Walzer, 6. Militärmärſche.
Ludwigshöhe. Heute Sonntag nachmittag 4 Uhr findet ein
Konzert mit gutgewähltem Programm ſtatt. Bei ungüinſtiger Witte=
rug
i den Sälen. Leitung hat Herr Obermuſikmeiſter M. Weber.
In Anbetracht der Kohlenknappheit und des ſchwie=
rigen
Bezugs des Brennmaterials können wir allen, denen an einer
nemensweuten Erſparnis von Bvennmaterial gelegen iſt, den Beſuch
der Vorträge mit Ausſtellung am Dienstag und Mittwoch im Städti=
ſchen
Saalbau empfehlen. (Näheres ſiehe Anzeige)
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Die Einkaſſierung
für das zweite Vierteljahr (April, Mai, Juni) hat begonnen. Der
Mindeſtbeitrag iſt auf 600 Mk. (200 Mk. monatlich) feſtgeſetzt, wobei aber
für Kleinrentner und andere Minderbemittelte Ausnahmen zuläſſig ſind.
Die Boten ſind mit einem vom Vorſitzenden, Prof. Heidebroek, unter=
ſchriebenen
Ausweis verſehen. Wir erſuchen unſere Mitglieder, die Bei=
träge
bereit zu legen, damit die Einkaſſierung raſch vonſtatten gehen
kann und die Boten nicht mehreremal vorſprechen müſſen.
Demokratiſche Jugendgruppe. Wir bitten unſere Mit=
glieder
, den am nächſten Mittwoch abend 8½9 Uhr, im Feierabendſaal
(Stiftsſtr.) ſtattfindenden öffentlichen Lichtbildervortrag zu beſuchen. Herr
Lehrer Germann ſpricht über Heldenehrung einſt und jetzt‟. Der Ein=
Deutſche Demokratiſche Partei, Frauengruppe.
n. Strafkammer. Unter ungewöhnlichen Umſtänden hatte ſich am Am Mittwoch, nachmittags 4 Uhr, findet ein gemütliches Zuſammenſein
mit den ausgewieſenen Parteifreundinnen ſtatt. Die Zuſammenkunft iſt
im Parteilokal.
Vortrag über das Reichäjugendwyhlfahrts=
geſetz
. Die Mitglieder der Deutſchen Volkspartei, insbeſondere die
Reichsjugendwohlfahrtsgeſetz wiederholt aufmerkſam gemacht, den Frau
Hübner, Fürſorgerin im Städtiſchen Jugendamt, am Mätzwoch, den
30. Mai, abends 8 Uhr, bei Sitte (Gelber Saal) im Rahmen eines
Politiſchen Abends der Deutſchen Volkspautei hält. Eintritt nur für
Mitglieder gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte. Kein Wirtzſchafts=
betrieb
.
Reichelsheim, 25. Mai. Hier ſprach am Mittwoch abend im
überfüllten Saale des Gaſthofes zum Engel Frau Abg. Lehmann=
aufgeſtellte
, von P. bediente Lokomobile wieder auf die Straße ſchieben. Berlin, die Vorſitzende des Reichsfrauenausſchuſſes der Deutſch=
nationalen
Volkspartei. Ausgehend von der Lage im Ruhr=
gebiet
gab ſie ein erſchütterndes Bild von dem ſchweren Kampf, der
dort ſeit dem 11. Januar entbrannt iſt. Insbeſondere gedachte ſie des
heldenmütigen Widerſtandes, der dort auch gerade von den Frauen ge=
leiſtetz
wird, wie gerade die Sorge nicht nur um das tägliche Brot,
ſondern um das nackte Leben auf der Frau und der Mutter dort am
meiſten laſtet. Rednerin gedachte beſonders auch der großen Gefahren,
denen die Kimber ausgeſetzt ſind, wie ſie ſelbſt unter ſchwerſter Miß=
handlung
zu leiden haben. Nednerin warf dann die Frage auf, was die
deutſche Frau in dieſem Kampfe zu tun habe. In ihrer ruhigen, klaren
Art ve=ſtand ſie es ausgezeichnet, darzulegen, daß die deutſche Frau kein
Verſchwendung, alles komme auf die Sparſamkeit und die rechte Ver=
wendung
der Frau an, durch deren Hände Dreiviertel des deutſchen
Volkseinkommens gehe. Sie ſprach dann von der Verpflichtung für
den eingetretenen Unfall verantwortlich ſei, weil er geeignete Sicher= die Rhein= und Ruhrkinderhilfe einzutreten, die Stimmung im Hauſe
Programmpunkte: national. chriſtlich und ſozial voranleuchteten. Mit
beweglichen Worten ſprach ſie vom Kampf um die Schule und den Re=
geblieben
, daß das Talbeſtandserforderis der Vorausſehbarkeit durch ligionsunterricht. Rednerin ſchloß mit der Mahnung, den Weg zu gehen
in der dunklen Notzeit unſeres Vaterlandes, von dem Bogislaw von
Selchow ſagt: Und iſt das Dunkel noch ſo groß, ein Weg zum Licht iſt
immer frei. Lauter Beifall dankte Frau Abg. Lehmann für ihre vor=
züglichen
und ſo warmherzig vorgetragenen Darlegungen. Daß ſie den
unterließen, auch nur einen Verſuch zur Störung dieſes Vortrages zu
machen.
St. Nieder=Ramſtadt, 26. Mai. Gemeinderatsbericht. Ge=
meinderat
Bernhardt erſtattet zunächſt Bericht für die Baukommiſſion.
miſſion vor, im Jahre 1923 für die Unterhaltung der Gebäude folgende
Kredite zu bewilligen: 2) Doppelhaus in der Stiftsſtraße 88 000 Mk.
b) Schulhaus 794 300 Mk., e) Schneiderſches Haus 734 000 Mk. Nathaus
510 000 Mk., Armenhaus 213 000 Mk. Der Gemeinderat beſchließt dm=
entſprechend
. Gemeinderat Bernhardt und Eiſinger werden im Einver=
ſich
anſcheinend darauf, daß er auch einmak ſeinerzeit als unzurech= nehmen mit der Verwaltung die Ausführung der in Betracht kommenden
irrig war und K. entlaſſeon wurde. Nach dem jetzigen Befund iſt K. zuarbeiten. Der durch das Miniſterium genehmigte Teilortsbauplan ſtatutariſchen Erſchwerungen einer Mehrheit von Dreiviertel der in der
über das Baugelände der Gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft Wildnis
auf die Gemeinde zu übernehmen, ferner das in Betracht kommende
Straßengelände alsbald nach einem noch ſpäter feſtzuſetzenden Preiſe
furt g. M. wohnhaften Kaufmams Johannes Bär iſt inſofern von betracht der neuen Straßenführung aufzuheben und zu gegebener Zeit dieſem noch andere Blätter zur Publikation beſtimmt werden. Für Ver=
durch
einen neuen Fluchtliniennlan zu erſetzen. Gleichzeitig wird für das
Gelände der Gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft Wildnis das gleiche
Nachtragsortsbauſtatut beſchloſſen, wie es für das übrige Villenviertel
Geltung hot Einem Anſinnen der Baugenoſſenſchaft Wildnis auf
alsbaldige Ableitung des ſich in einer Vertiefung angeſammelten Waſ= nach den Vorſchriften des Gerichtskoſtengeſetzes; in allen Fällen werden
ſers wird entſprochen. Die entſtehenden Koſten werden anteilmäßig im Poſt= und Schreibgebühren erhoben.

Erſatz angeblich eingebüßten Gigentums, verwickelte ſich aber im Wider= Verhältnis zur Kanalherſtellung getragen. Dem Landwirt H. P. W.
ſprüche und vermochte nur einen kleinen Teil des bei dem Reichsent= Müller wird als Entſchädigung für ſeine durch den Gemeindebullen beim
überführt erachtet und zu 100 000 Mk. Geldſtrafe evül. zwei heim getroffene Vereinbarung, ihm für das der Gemeinde als Sportplatz
überlaſſene Gelände die Grummeternte von ½ Morgen Wieſenland als
R.D.V. Die Einreiſebeſtimmungen der Länder. Wie beveits kurz Entſchädigung zu überlaſſen, wird gutgeheißen, auch wird die Einzäunung
berichtet, ſind die Eineiſebeſtimmungen nach Deutſchland zur Förde= des Sportplatzgeländes beſchloſſen. Dem Geſuch des Frd. Luckhaupt II.
rung eines nützlichen und politiſch erfreulichen Fvemdewverkehrs wefent= um Erlaß der Wertzuwachsſteuer für ſeim vor Jahren verkauftes Haus
in der Ober=Ramſtädterſtraße wird ſtattgegeben. Der Jugendfeiertag
geſchäfllichen Zwecken von dem deutſche Auslandsvertvetungen ohne Montag, den B. Juni, gefeiert werden. In anbetracht der enormen
Schwerigleiten erteilt werden. Auch die Regierungen der Lander Koſten ſoll in dieſem Jahre die Feier im engeren Nahmen gehalten ſein.
haben nach den bürzlich in Bambepg aufgeſtellten Nichtlimio die Er= Der Gemeinderat bewilligt einen Kredit für Beſchaffung bon Brötchen
teilung der Aufenthaltsgenehmigung allgemeim gemildert; ſo hat Baden für die Kinder. Das Anfahren des Gemeindeholzes ſoll dem Wenigſt=
ei
. Mefſel, 24. Mai. Der Gemeinderar hat einen Antrag
Schulkinder von der Gemeinde bezahlt werden ſollen, an eine vorberei=
tende
Kommiſſion verwieſen, zu der noch Fachleute hinzugezogen werden
Groß=Umſtadt, 25. Maf. Die Vorbereitungen für das am 23., 24.
Die einzelnen Ausſchüſſe haben ihre Tätigkeit begonnen, und auch die
Turner üben ſich eifrig für den bevorſtehenden Wetbewerb. Zu einer
Art Probe, wenigſtens in den volkstümlichen Uebungen, wird ſich wohl
der am Sonntag, den 2. Mai, nach Sandbach i. O. vorgeſehene Turn=
gang
ausgeſtalten, an dem ſich viele Familien und Einzelturner beteili=
gen
werden. Wir hoffen, an dieſem Tage durch perſönliche Einwirkung
auf die aus vielen Orten des Odenwaldgaues dort eintreffenden Beſucher
eine beſonders zahlreiche Teilnahme an unſerem Gauturnfeſt zu er=
zielen
. Die ganze Bevölkerung von Groß=Umſtadt wird ſich nach beſten
Kräften für die würdige Ausgeſtaltung des Feſtes einſetzen.
hr. Beerfelden i. O., 24. Mai. Unfall. Ein hieſiger junger Land=
wirt
kam beim Rübenſchneiden mit einer Hand in das Getriebe der
Maſchine. Er verlor Mittel= und Ringfinger ganz, während ein weiterer
Finger ſtarke Quetſchungen erlitt.
k. Affolterbach, 26. Mai. Geſtern Vormittag 10 Uhr und Nachmittag
2 Uhr fanden auf dem Ackergelände des Landwirts und Genoſſenſchafts=
rechners
Bickel hier Pflugvorführungen unter zahlreicher Beteiligung der
Landwirte von hier und Umgebung ſtatt. Die landwirtſchaftliche Zen=
tralgenoſſenſchaft
Darmſtadt hatte für dieſen Zweck eine Anzahl Pflüge
verſchiedenen Syſtems mit und ohne Untergrundslockerer, ferner einen
Untergrundswühler und verſchiedene Eggen zur Verfügung geſtellt, die
von Landwirtſchastslehrer Dr. Schül in Heppenheim erklärt und von
dem Vertreter der Zentralgenoſſenſchaft vorgeführt wurden. Mit großem
Intereſſe verfolgten die Anweſenden das Arbeiten der verſchiedenen Ge=
äte
und lebhafte Ausſprachen für und wider die einzelnen Syſteme ſchloſ=
ſen
ſich an. Was den Kleinbauern am beſten gefiel war die Tatſache,
dieſe Pflüge nicht nur von Pferden, ſondern auch von Kühen gezogen,
erſtklaſſige Arbeit leiſten zu ſehen. Werden die gezeigten Neuerungen
in unſerem Tal nach und nach eingeführt, ſo laſſen ſich zweifellos die Er=
träge
aus unſeren Böden ohne erhöhte Düngergaben erheblich ſteigern.
Das Landwirtſchaftsamt Heppenheim und die Zentralgenoſſenſchaft
Darmſtadt werden für ſolche praktiſchen Vorführungen ſtets dankbare
Teilnehmer finden.
th. Offenbach, 24. Mai. Die ſtädtiſche Feuerwehr iſt von
der deutſchen FeuerverſicherungsVereinigiung als Berufsfeuerwehr aner=
kannt
worden. Für Private und Firmen iſt die Tatſache deshalb ſo
Owertüre zur Schönen Galathe, 4. Gounod: Motive aus Mar= wichtig, weil auf Grund dieſer Anerkennung von den Feuerverſicherungs
geſellſchaften Prämien=Nachläſſe gewährt werden können.
9+ Offenbach, 25. Mai. Die Stadtverordnetenver=
ſammlung
beſchäftigte ſich geſtern mit der Verabſchiedung des ſtädti=
ſchen
Voranſchlags für 1923. Er ſchließt an ſeinem Stichtage (31. Dez.
1922) in Einnahme und Ausgabe mit 3 355 Millionen ab und erfordert
einen Zuſchuß von 1382 Millionen. Die Ziffern ſind heute natürlich
längſt überholt, und man rechnet jetzt mit einem Geldbedarf der Stadt
von 5 Milliarden. Der Fehlbetrag von 1,382 Milliarden ſoll durch Er=
höhung
der Grund= und Gewerbeſteuer gedeckt werden, und zwar durch
Erhöhung der Grundſteuer auf 20 v. H. und auf 30 v. H. vom Anlage=
und Betriebskapital des Gewerbes und der Induſtrie und des landwirt=
ſchaftlich
genutzten Bodens. Zunächſt lehnten die Kommuniſten den
Voranſchlag mit der Begründung ab, die Beſteuerung des landwirt=
ſchaftlichen
Grund und Bodens ſei zu hoch, ſei in der Zeit des
Kleingartenbaues auch eine Beſteuerung des kleinen Mannes und die
Ueberſchüſſe der ſtädtiſchen Betriebe ſeien auch größtenteils der Taſche
der handarbeitenden Bevölkerung entnommen. Die Deutſche Volks=
partei
erklärte, der Haushaltsplan laſſe jedes ernſtliche Beſtreben ver=
miſſen
, wirklich zu ſparen und alle Einahmemöglichkeiten der ſtädtiſchen
Betriebe zu erſchöpfen. Die Ausgaben für kulturelle und ſoziale Zwecke
müßten bei der Not des Vaterlandes auf die notwendigſten beſchränkt
und alle Verſuche auf dieſen Gebieten unterlaſſen werden. Eine Er=
höhung
der Gewerbeſteuer auf 30 b. H. müſſe von vernichtender
Wirkung auf Gewerbe und Induſtrie ſein. Sie lehne deshalb den Vor=
anſchlag
ebenfalls ab. Die Deutſchnationalen und die Stadtver=
ordneten
des Hausbeſitzes ſprachen gleichfalls gegen die Vorlage.
Nach faſt dreiſtündiger Ausſprache wurde der Voranſchlag mit 25 gegen
16 Stimmen angenommen. Es ſtimmten dafür 4 Mitglieder der Bürger=
meiſterei
, 3 Demokraten, 5 Zentrumsleute und 13 Sozialdemokraten. Die
Minderheit ſetzte ſich aus der Deutſchen Volkspartei, die in der
Vorlage die Sorgfalt des ordentlichen Kaufmanns
vermißte, den Deutſchnationalen, den Hausbeſitzern und 6 Kommu=
niſten
zuſammen. Viel bemerkt wurde, daß bei der wichtigſten Sitzung
der Stadtverordneten im Jahre von den 21 ſozialdemokratiſchen Mit=
gliedern
allein 8 fehlten, und es die Sozialdemokratie in der Hauptſache
der Verwaltung überließ, die Ausſtellungen der bürgerlichen Parteien
und der Kommuniſten abzuwehren. Ein Nachtrag zum Voranſchlag wird
im September vorgelegt werden. Bis dahin hofft die Verwaltung Spar=
maßnahmen
und Einnahmeerhöhungen in größerem Maße durchführen zu
können.
Friedberg, 26. Mai. Im Alter von 85 Jahren ſtarb hier der in
weiten Kreiſen bekannte langjährige Beigeordnete Oekonomierat Falck.
Seine Verdienſte um die Entwicklung unſerer Stadt, ſeine erfolgreiche
Lätigkeit in vielen Kommiſſionen und Vereinen, ſeine Mitarbeit im Pro=
vinziglausſchuß
und im Kreistag und ſeine Betätigung auf dem Gebiete
der Heimatgeſchichte und Altertumskunde ſichern ihm ein ehrendes An=
denken
in unſerer Stadt.
1 Lich, 24. Mai. Denkmalsweihe. Unter großer Anteil=
nahme
wurde an den Feiertagen das hieſige Denkmal für die Gefallenen
im Weltkrieg eingeweiht. Das Denkmal. eine Schöpfung des Künſtlers
Huber aus Offenbach, ſteht vor der Marienſtiſtkirche und ſtellt den
drachetötenden Erzengel Michgel dar. Die Gedächtnispredigt hielt
Pfarrer Schorlemer. Die Uebergabe erfolgte durch Regierungsbau=
meiſter
Schneider vom Kreisamt Gießen nach einer kurzen Anſprache
an die Stadt. In Lich ſind 92 Gefallene zu betrauern. Auch im be=
nachbarten
Münſter wurde an Pfingſten ein Ehrendenkmal ein=
gereiht
.
Aenderungen des Genoſſenſchaftsgeſetzes
werden im Reichsgeſetzblatt vom 15. Mai veröffentlicht: 8 1 Abſ. 2, der
erſt am 1. Juli 1922 aufgenommen wurde, erhält nun die Faſſung: Eine
Beteiligung an Geſellſchaften und ſonſtigen Perſonenvereinigungen
einſchließlich der Körperſchaften des öffentlichen Rechts iſt zuläſſig, wenn
ſie 1. der Förderung des Erwerbes oder der Wirtſchaft der Mitglieder
der Genoſſenfchaft oder 2, ohne den alleinigen oder überwiegenden
Zweck der Genoſſenſchaft zu bilden, gemeinnützigen Beſtrebungen der
Genoſſenſchaft zu dienen beſtimmt ſind. Der Auszug des Statuts ſo=
weit
er zu veröffentlichen iſt hat in der Folge nur zu enthalten:
1. Datum des Statuts, 2. Firma und Sitz der Genoſſenſchaft, 3. Gegen=
ſtand
des Unternehmens, 4. die Zeitdauer der Genoſſenſchaft, falls dieſe
auf beſtimmte Zeit beſchränkt iſt. Bei kleineren Genoſſenſchaften findet
eine Veröffentlichung der Bilanz ſowie der Zahl der im Laufe des
Jahres eingetretenen oder ausgeſchiedenen, ſowie der Zahl der am Jah=
resſchluſſe
der Genoſſenſchaft angehörigen Genoſſen nicht ſtatt. Im üb=
rigen
kann das Gericht den Vorſtand auf Antrag von der Verpflichtung
zur Veröffentlichung befreien, ſofern glaubhaft gemacht wird, daß die
Koſten der Veröffentlichung in offenbarem Mißverhältniſſe zu der Ver=
mögenslage
der Genoſſenſchaft ſtehen würden. An Stelle der Bekannt=
machung
ſind Abſchrift der Bilanz ſowie Erklärung über Zahl der Ge=
noſſen
zum Genoſſenſchaftsregiſter einzureichen. Die Beſchlüſſe über
Verſchmelzung zweier Genoſſenſchaften bedürfen unbeſchadet weiterer
Generalverſammlung erſchienenen Genoſſen. Die Vorſchriften des 8 9
Handelsgeſetzbuchs finden auf das Genoſſenſchaftsregiſter Anwendung.
Eine gerichtliche Bekanntmachung von Eintragungen findet nur gemäß
88 12.6 Abſ. 3, 51 Abſ. 5, ſowie in den Fällen der 88 82 Abſ.1, 932,
97 und der Umwandlung einer Genoſſenſchaft und nur durch den
käuflich zu erwerben, ſowie den bereits beſtehenden Ortsbauplan in an= Reichsanzeiger ſtatt. Auf Antrag des Vorſtandes können neben
handlung und Entſcheidung erſter Inſtanz über Anträge auf Eintragung
in das Genoſſenſchaftsregiſter oder die Liſte der Genoſſen oder auf Vor=
merkung
in dieſer Liſte ſowie für die Eintragungen und Vormerkungen
werden Gebühren nicht erhoben. Die Erhebung von Auslagen erfolgt

[ ][  ][ ]

Rummer 144.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. Mai 1923.

Seite 5.

Reich und Ausland.
Das evangeliſche Jungmännerwerk Deutſchlands.
Im Zuſammenhange mit dem großen ebangeliſchen Jungmänner=
tage
in Dresden an den beiden Pfingſttagen fand am Dienstag,
den 22. Mai, die Feſtſitzung der Reichsvertretung im
Gemeindeſaal der Kreuzkirche ſtatt, die aus allen Teilen Deutſchlands
und auch vom Auslande gut beſucht war. Unter den zahlveichen Be=
grüßungen
durch die kirchlichen, ſtaatlichen und ſtädtiſchen Vertreter
ſeien nur erwähnt die des Führers der ſchſvediſchen Jungmännerſchaft,
des Prinzen Bernadotte, ferner die des Sekretärs des Weltbundes der
Jungmännerbündniſſe Dr. Fries aus Genf, die des Vertreters der
katholiſchen Jugendvereine und Geſellenvereine. Die zahlreichen Be=
grüßungen
und die vielen aus aller Welt eingegangenen ſchrüftlichen
und telegraphiſchen Grüße zeigten in eindrucksvoller Weiſe die welt=
weiten
Beziehungen und die große Bedeutung des evangeliſchen Jung=
männerwerks
Deutſchlands, das nach den Worten des Reichswarts Liz=
Stange=Leipzig das drittgrößte im Weltbund darſtellt. Hierauf hielt
Liz. Stange einen bedeutungsvollen Vortrag über das Thema: Was
kann das ewangeliſche Jungmämerwerk Deutſchlands zur Erneuerung
unſeres Volkes beitragen? Der Vortrag gab einen großzügigen Ueber=
blick
über dieſes Werk, aus dem folgendes ewwähnt ſei: Die Ougani=
ſation
des Reichsverbandes der evangeliſchen Jungmännerbündniſſe
Deutſchlands und verwandter Beſtrebungen ſteht mit reichlich 160 000
Mitgliedern mit an der Spitze der organiſierten Jugend Deutſchlands.
Die Auflage ihrer Zeitſchrift beträgt monatlich faſt 100 000 Exemplare.
Die Zahl der hauptamtlich tätigen Berufsarbeiter iſt über 300. Unter
den Aufgaben des Werkes ſteht die miſſionariſche im Vordergrunde
und ſei vor allem in den letzten zwei Jahren zielbewußt gefördert
worden. Ein ſtarker Zug zu einem praktiſchen Chriſtentum ſozialer
Hilfsbereitſchaft gehe gegemwärtig durch die ganze evangeliſche Jugend=
bewegung
, die im übrigen bei aller vaterländiſchen Geſinnung politiſch
völlig neutral ſei. Die geſamten Darlegungen waren getragen von
einem Bewußtſein größter Verantwortung, die die gegenwärtige
Stunde auf das deutſche Volk legt und die wur durch Erſchließung der
innerſten Kräfte unſerer Jungmannſchaft gelöſt werden hann.
Neue D=Züge.
RDV. Von den zu Beginn des Jahres ausgefallenen Perſonenzügen
verkehren, wie die Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung mit=
teilt
, von jetzt ab außer den bereits gemeldeten wieder: D 6/5 Berlin=
Hamburg ab Lehrter Bhf. 12,30 nchm.; an Altona 5,21 nchm.; ab
Altona 12,05 nchm., an Berlin 5,20 nchm. (nur Werktags); D 19/20
Berlin=Stolp, ab Stettiner Bhf. 3,00 nchm., an Stolp 10,04 nchm., ab
Stolp 9,40 vorm., an Berlin 4,23 nchm. (nuv Werktags); D 70/71
Schlafwagenzug Berlin=München, ab Anhalter Bhf. 7,32
nchm., an München 7,45 vorm., ab München 7,15 nchm., an Berlin 7,30
vorm. D 22/21 Berlin=Hamm, ab Schleſiſcher Bhf. 10,50 vorm.,
an Hamm 6,41 nchm., ab Hamm 1,10 nchm., an Berlin 8,48 nchm. (mit
Anſchluß nach und von Eſſen=Dortmund). D 106/105 Halle=Caſſel
ab Halle 1,33 nchm., an Caſſel 5,44 nchm., ab Caſſel 10,25, an Halle 2,38
nchm. D 110/125 Breslau=Görlitz, ab Breslau 5,44 vorm., an
Görlitz 8,33 vorm.; ab Görlitz 10,00 nchm., an Breslau 12,58 vorm.
Das deutſche Buch in Oeſterreich.
DAI. Die öſterreichiſche Regierung hatte mit Wirkung vom 7. Mai
ein Ausfuhrverbot für buchhändleriſche Erzeugniſſe erlaſſen, um dem
Wunſch der deutſchen Buchhändler zu entſprechen, Schiebungen mit deut=
ſchen
Büicherm, die zu billigem Preiſe nach Oeſterreich geliefert wurden,
über Oeſterreich ins valutaſtarke Ausland zu verhindern. Dieſes Aus=
fuhrverbot
iſt aber ſpäterhin von der öſterreichiſchen Regierung nicht in
Kraft geſetzt worden. Daraufhin hat die deutſche Außenhandelsneben=
ſtelle
in Oeſterreich in die Reihe der Länder eingereiht, in die nur in Aus=
landswährung
geliefert werden darf. Vom 14. Mai ab gelten daher für
Lieferungen nach Oeſterreich die Auslandspreiſe, nach der Relation ein
Schweizer Franken gleich 9000 öſterreichiſche Kronen. Vor dem 14. Mai
geſchloſſene Verträge können noch bis zum 31. Mai ausgeführt werden.
Es iſt tief bedauerlich, daß eine Einigung zwiſchen den Wünſchen des
deutſchen Verlags und der öſterreichiſchen Sortimenter nicht erzielt und
dieſer Buchkrieg nicht vermieden werden konnte.
Die Arbeitsloſigkeit in Rußland.
(Hunderttauſende Arbeitsloſe.)
us Helſingfors wird uns geſchrieben: Auf Grund von Angaben
der Statiſtiſchen Abteilung des Volkskommiſſariats der Arbeit berichtet
die Ekonomitſcheskaja SchiſnE,gir. 106 vom 15. Mai) über den Stand
der Arbeitsloſigkeit in Rußla/. Die Angaben der Statiſtiſchen Ab=
teilung
ſind inſofern veraltet, als ſie ſich auf den Märzmonat beziehen.
Die genannte bolſchewiſtiſche Zeitung betont übrigens, daß die Angaben
auch nicht vollſtändig ſind, ſondern ſich nur auf 73 Gouvernements= und
Kreisarbeitsbörſen in 48 Gouvernements beziehen. Die Angaben der
Moskauer und Petersburger Arbeitsbörſe in den genannten Haupt=
ſtädten
iſt die Arbeitsloſigkeit beſonders groß ſind in dieſer Statiſtik
nicht enthalten. Am 1. März wurden in den 73 erwähnten Arbeitsbörſen
8707 Arbeitsloſe gezählt, am 15. März bereits 180 860. Zieht man in
Betracht, daß die Ekonomitſcheskaja Schiſn kürzlich berichtete, daß Ende
März in Petersburg bereits 94 000 Arbeitsloſe regiſtriert waren und in
Moskau Anfang April über 68000, ſo ergibt ſich die traurige Tatſache,
daß zu dieſer Zeit in Rußland bereits über 340000 Arbeitsloſe
vorhanden waren. In Wirklichkeit iſt aber die Zahl der Arbeitsloſen be=
heutend
größer, da erſtens nicht alle Arbeitsloſen ſich an den Arbeits=
börſen
regiſtrieren laſſen, zweitens die ſtatiſtiſchen Angaben, wie die bol=
ſchewiſtiſche
Zeitung ſelbſt zugibt, nicht vollſtändig ſind, und endlich die
minderjährigen Arbeitsloſen in dieſer Statiſtik nicht mitgezählt ſind.
Ueber die minderjährigen Arbeitsloſen liegen Angaben von nur 45 Ar=
beitsbörſen
vor. Auf Grund dieſer Angaben ergibt ſich, daß die Zahl der
minderjährigen Arbeitsloſen im Bereich dieſer 45 Arbeitsbörſen vom
März von 10 561 auf 11 571 geſtiegen iſt. In einer Reihe von Gou=
vernements
hat die Sowjetregierung öffentliche Arbeiten zur Beſchäf=
tigung
der Arbeitsloſen organiſiert.

Sport, Spiel und Turnen.
Spielplatzwerbetag am 27. Mai.
Der für heute beabſichtigte Sternlauf und daran anſchließende
Feſtzug iſt infolge der ſchlechten Witterung auf nächſten Sonntag, 3.
Juni, verlegt worden. Nähere Mitteilungen ergehen noch. Am Diens=
tag
abend findet im Kaiſerſaal, abends 8½ Uhr, eine Beſprechung der
Vertreter der Schulen und Vereine in dieſer Angelegenheit ſtatt.
Fußballwerbeſpiele.
re. Anläßlich des am heutigen Sonntage vom Deutſchen Reichsaus=
ſchuß
für Leibesübungen angeſetzten allgemeinen deutſchen Spielplatz=
werbetages
wurden vom Gau Bergſtraße des Verbandes Süddeut=
ſcher
Fußballvereine für das Spiel in Darmſtadt auf dem Sportplatze
des Sportvereins Darmſtadt gegen Vororte (Pfungſtadt, Ar=
heilgen
, Eberſtadt, Griesheim) folgende Mannſchaften aufgeſtellt.
Darmſtadt: Ellenbeck (Sportverein), Walter (Union), Laumann
(Sportverein), Noller (Union), Mayer (V.f.R.), Fiſcher (Sportverein),
Nungeſſer (V.f.R.), Frey (Eintracht), Müller (V.f.R.), Müllmerſtadt
(Sportverein), Berker (V.f. R.). Vororte: Deucker (Griesheim), Loos
(Griesheim), Stork (Arheilgen), Becker (Eberſtadt), Hillgärtner ( Pfung=
ſtadt
), Weber (Pfungſtadt), Feldmann (Griesheim), Büttner (Arheilgen),
Murmann (Arheilgen), Reinhardt (Pfungſtadt), Meyer (Eberſtadt). Vor
dieſem Spiel findet das vom Gau=Jugendausſchuß des Gaues Bergſtraße
angeſetzte Jugendfußballwettſpiel einer Darmſtädter Jugendmann=
ſchaft
gegen eine aus den gleichen Vororten zuſammengeſetzten Jugend=
mannſchaft
ſtatt. Die Zuſammenſtellung und Austragung ſolcher Spiele
iſt eine Erſtmalige und wird es aus dieſem Grunde auch nicht an In=
tereſſe
fehlen, ſo daß ſicher eine große Zahl Anhänger des Fußball=
ſpieles
den Weg nach dem Stadion nimmt. Daß guter Sport zu r=
warten
iſt, beſagt ſchon die Güte der Mannſchaften, beſonders die der
Vororte. Beide Spiele finden trotz des in letzter Stunde auf den näch=
ſten
Sonntag verſchobenen Werbezuges und Werbeaktes ſämtlicher Sport=
und Turnvereine Darmſtadts ſtatt, da ſich nach den getroffenen Diſpoſitio=
nen
eine gleiche Verſchiebung nicht ermöglichen ließ. Ebenſo finden auch
die Spiele der drei anderen Darmſtädter Mannſchaften
(einſchl. Jugend) in Bensheim Groß=Rohrheim und Bens=
heim
am heutigen Sonontag ſtatt.
Wanderabteilung der Turngeſellſchaft 1875=Darmſtadt.
Am 3. Juni findet die nächſte Wanderung der Wanderabteilung
ſtatt. Diesmal wird in drei Gruppen gewandert, die ſich um halb 12
Uhr auf dem Felſenmeer treffen. Es iſt bei dieſer Wanderung allen
Mitgliedern Rechnung getragen. Die erſte Gruppe fährt 6.14 Uhr ab
Oſtbahnhof nach Ober=Ramſtadt und wandert von hier über Franken=
hauſen
aufs Felſenmeer. Für die zu ite Gruppe iſt der Abmarſch ½7
Uhr am Meßplatz, um dann zu Fuß über Ober=Beerbach auf das Fel=
ſenmeer
zu wandern. Die letzte Gruppe, welche den älteren Mitglie=
dern
zu empfehlen iſt, fährt um 7.41 ühr nach Jugendheim und wan=
dert
hier, der Markierung ,weiß E folgend auf das Felſenmeer.
Nach Zuſammenkunft aller Gruppen findet Mittagsraſt ſtatt, um dann
gemeinſam über den Melibokus nach Bensheim zu wandern. Allen
Mitgliedern, ob alt oder jung, iſt bei dieſer Wanderung Gelegenheit
geboten, die Schönheiten der Natur kennen zu lernen. Ruckſackverpfle=
gung
. Liederbücher nicht vergeſſen. Außerdem wird gebeten, wer
Mandoline uſw. beſitzt, ſolche mitzubringen.
13. Deutſches Turnfeſt in München.
* Wie ein unſtillbares Sehnen ziehr das Gefühl durch das Herz
jedes kerndeutſchen Turners, jeder vaterlandstreuen Turnerin, nach
den furchtbaren Zeiten des letzten Jahrzehnts wieder einmal ſich zu=
ſammenzufinden
im Gedenken Jahns, unſeres großem Meiſters, in
ernſter Kampfarbeit in des Leibes Kunſt, die Beſten des Millionen=
verbandes
zu erproben, ſich nach ſo langer Trennung wieder einwal z.
begrüßen als deutſche Brüden und Turnfreunde, die einig ſind in ihrer
Wirken, Streben und Ziel, einig aber auch i ihrer unerſchütterlichen
Liebe und Treue zum Vaterlande. Darum auch die hohen Zahlen der
Meldungen, darum auch die Begeiſterung allüberall, die ſo eicht und
wahr iſt und ſo lebendig wie der deutſche Turngedanke überhaupt.
Machen wir einen kleinen Rundgang durch die Anmeldeliſten und
beſchauen wir uns die keineswegs vollſtändigen Zahlenreihen.
Da hat die Kreisgruppe 4 (Kreiſe I, IIIc, IV, WIIIa, XII.
als Feſtbeſucher gemeldet: 26 763 Männer und 7473 Frauen. Am Feſt=
zuge
nehmen teil 8448 Männer in Turn= und 10 089 in Straßenklei=
dung
; dazu 3195 Frauen in Turnkleidung. Fahnen kommen 385 mit.
Die allgemeinen Freiübungen turnen 6365 Männer, 2300 Frauen; an
den ſportlichen Freiübungen beteiligen ſich 2316 Männer.
Die Kreisgruppe B (Kreiſe IIIa, VI, VIIIb IX und Pfalz
iſt in ihren Meldungen noch nicht ganz vollftändig, es fehlen bis jetzt
noch einige Zahlen aus Kreis IX, was mit der Schwierigkeit des Poſt=
verkehrs
zuſammenhängt. Wir finden als Feſtteilnehmer 21 416 Män=
ner
und 5154 Frauen, von denen ſich (ohne Kreis IX) 11 930 Männer
und 1445 Frauen am Feſtzuge beteiligen. Die allgemeinen Freiübungen
finden 7827 Männer und 1734 Frauen, die ſportlichen Frefübungen
1398 Männer in den Reihen. Fahnen ſind bis jetzt 180 angeſagt.
Kreisgruppe C (Kreiſe V VII, X, XIN), dazu das bei der
Anmeldung noch nicht berückſichtigte Ausland, bringt 27 186 Männer
und 6982 Frauen als Feſtbeſucher. Von ihnen nehmen am Feſtzuge
in Turnkleidung 14 924 Männer und 3657 Frauen teil außerdem noch
8182 Männer im Straßenanzug. Fahnen kommen 239 mit. An den
allgemeinen Freiübungen betätigen ſich 12394 Männer und 28835
Frauen; zu den ſportlichen Freiübungen tveten 1440 Männer an.
Endlich die Kreisgruppe D (Kreiſe II, IIIb, XI und XIII),
Das Feſt beſuchen 16 818 Männer und 4087 Frauen. Teilnehmer am
Feſtzuge: 9262 Männer und 1980 Frauen in Turnkleidung; dazu noch
5897 Männer im Stvaßenanzug. Die Zahl der gemeldeten Fahnen
beträgt 223. Die allgemeinen Freiübungen werden von 7336 Männern

und 1484 Frauen geturnt; für die ſportlichen Freüübungen ſind 1288
Männer gemeldet.
Das ſind gewiß Rieſenzahlen, mit denen man noch bei keinem
Deutſchen Turnfeſt rechnen mußte. In Zuſammenſtellung ergibt ſich
folgendes Bild: An Feſtbeſuchern bis 30, April gemeldet: 92 143 Män=
ner
und 23 696 Frauen, zuſammen 115 839 Teilnehmer, ohne Saargebiet
(mit etwa 3500) und Auslansmeldungen (rund 6000). Verkauft ſind
bis heute 125 000 Feſtkarten. Die Zahl der mitgeführten Fahnen bezif=
fert
ſich auf 1027. An den allgemeinen Freiübungen beteiligen ſich
33 922 Männer und 8473 Frauen (ohne Saargebiet urnd Ausland).
Einige weitere Zahlen mögen manchem Leſer nicht unwillkommen ſein,
ſo zum Beiſpiel ein kleiner Ausſchnitt von der Beteiligung an den
verſchiedewen Arten der Wertkämpfe:
Es ſind gemeldet für den Zwölffampf 4060, Zehnkampf 726, Fünf=
kampf
4874 Männer, für den Neunkampf (Frauen 926, Siebenkampf
(Frauen) 647, Vierhampf (Frauen) 1157 Teilmehhmer. Dazu kommt noch
der Neunkampf der Aelteren nach Jahresklaſſen 1, 2, 3. Hierfür finden
ſich 1148 Teilnehmer.
Zuu Ausſcheidung für den volkstümlichen Zehnkampf und Einzel=
kämpfe
ſind gemeldet 1502 Männer und 256 Frauen.
Zum Fechten: leichter Säbel 84, Florett 79, Degen 46 Teilnehmer
Das Schwimmen für Männer weiſt folgende Beteiligung auf: Mehr=
kampf
82. Streckentauchen 72, 100 Meter=Seite 103, 100 Meter=Rücken
93, 100 Meter=Bruſt 171, 190 Meter=H.u.H. 107. Lagenſtafel 12.
Hauptſpringen 56, 400=Meter . Rettungsſchwimmen 41 Teilnehmer.
Für Frauen: 100 Meter=Seite 32. 100 Meter=Rüchen 33, 100 Meter=
Bruſt 77. 100 Meter=H.u.H. 33, Mehrkampf 37 und Bruſtſtaffel 46.
Zum Ringen ſind geweldet 184 Teilnehmer,
Die Anmeldungen überſchreiten alle bisher gekannten Begriffe.
Was die bis jetzt eingeſandten Zahlen anlangt, muß es in München
ein Turnfeſt geben, wie es die Welt noch nicht ge=
ſehen
.

BUMLOR
R6
Sata3
Im Gebrauch die billigste Bereifung
Die Weltmarke bürgt für Oualität!

Id aden Hiummenn.

(II,2395

auch Bandwurm, un- Orbis-Wurmkugeln für Kinder u.
bedingt sicher durch
Erwachsene.
(hergest, a: Santoperonin)
Vorrätig in den Apotheken. Orbis-Werke 4.-G., Braunschweig 66-
Geſchäftliches.
Es iſt eigentlich ſelbſtverſtändlich, daß das, was
der ſchwache Magen des Kleinkindes verträgt, auch für den Erwachſenen
das Richtige iſt, wenn Magen und Darm nicht ordentlich funktionieren.
oder aus ſonſt irgend einem Grunde eine leichtverdauliche Kraftkoſt
nötig wird. Das altbewährte Kufeke wird deshalb ſchon ſeit
Jahren mit beſtem Erfolge bei Magenleiden, Verdauungsſtörungen,
Erſchöpfungszuſtänden uſw. genommen; es iſt auch ein beliebtes und
von Aerzten gern verordnetes Stärkungsmittel für ältere magenſchwache
Leute und für Kinder in den Entwicklungsjahren. Kufeke ent=
hält
die wichtigen Nährſtoffe in bewährter Zuſammenſetzung und in
einem Zuſtande, der ihre Verdauung erleichtert; es ſchmeckt gut und
wird am beſten als Frühſtücksgetränk ſtatt Kaffee und Tee, ſowie als
Mittag= ud Abendſuppe genommen. Der Preis einer Doſe Kufel
iſt immer noch niedrig und das Präparat iſt im Gebrauch ſehr ſparſam.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 9½ Uhr
(Sondermiete 412): Der ferne Klang Kleines Haus. Vorm. 11
Uhr: Neue Volkstänze Müllerſcher Mädchenchor Langen. Anfang
nachm. 3 Uhr: Puppenſpiele Der geſtiefelte Kater. Anfang 7 Uhr,
Ende 9½ Uhr (a 26, die nicht zugleich Zuſatzmiete T haben): Rauſch.
Bayreuther, Bund: 11 Uhr vormittags (Anngſtyaße 15):
Morgenfeier: Bruckners Neunte Symphonie. Herrngarten:
vorm. 11 Uhr Promenadekonzert.
Zirkus Straßburger
(auf dem Meßplatz): 3½ und 7½ Uhr Vorſtellungen. Städt.
Saalbau: 7 Uhr abends Großes Tanzfeſt. Rummelbräu:
nachm. 6 Uhr Tanz. Reſtaurant Schmitz: Konzert.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
ſtellungen
.
Verſteigerungskalender. Montag, 28. Mai.
Holzoerſteigerung vormittags 9 Uhv im Saale Heiligkreuz.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
irtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.

Ihre Vermählung geben bekannt:
Hans Lenné
Major
in der Heerestriedenskommtssion
Julie Lenné
verwtw. Güttlch
Darmstadt, 26. Mai 1923
Wrs 3
HEINZ BAUMERT
ELSE BAUMERT
geb. Steingass
VERMAHLTE
Darmstadt, den 26. Mai 1923
Parcusstraße 5
Ser)

KARL. ISAAK
SOFIE ISAAK
geb. Bocdi
VERMAHLTE
Wien 2 Frankfurt a. M.
Trauung 29. Maf 1923,
Wien 2, Uatere Augartenstr. 38
Af6 1

Statt Karten.
Wir danken hiermit Allen für
die vielen Gratolationen, Blumen
und Geschenke herzlichst Tl42N
Georg Takäcs
und Frau Erna, geb. Reinhard.

Todes=Anzeige.
Allen Verwandten u. Bekannten
hiermit die traurige Mitteilung,
daß meine liebe Tochter, unſere
unvergeßliche Schweſter, Schwä=
gerin
, Tante, Nichte und Enkelin
Elſe
am Freitag Nachmittag nach kurzer
ſchwerer Krantheit im Alter von
22 Jahren unerwartet verſchieden
iſt.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Klein, als Bruder.
Darmſtadt, den 25, Mai 1923,
Feldbergſtr. 79.
Die Beerdigung findet Montag,
den 28. Mai, nachm. 4 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt, (*14790

Dankſagung.
Für die Beweiſe aufrichtiger
Teilnahme bei dem Heimgange
unſeres lieben Verſtorbenen
Karl Geyer
ſagen wir allen auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank.
Darmſtadt, 26. Mai 1923.
Die trauernden Hinterbliebenen:
zug) Familie Alfred Geyer.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrich=
tiger
Teilnahme bei dem Heimgang
unſeres lieben Verſtorbenen ſagen
wir innigſten Dank.
Das Seelenamt findet am Mon=
tag
, den 28. Mai, 6, Uhr, in der
Kirche St. Eliſabeth ſtatt. (*14872
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Anna Jäger.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herzlicher Teilnahme bei dem
Hinſcheiden unſerer lieben Ent=
ſchlafenen
ſagt innigſten Dank
14815) Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Auguſt Meckel, Ober=Gekretär.

Dankſagung.

Allen denen, die uns ſoviel
Teilnahme entgegenbrachten,
herzlichen Dank.
(*14811
Im Namen der Hinterbliebenen:
Die Geſchwiſter Mühlbach.

Dankſagung.
Für die aufrichtigen Beweiſe
herzlicher Teilnahme bei dem
Hinſcheiden meines unvergeßlichen
Mannes, für die troſtreichen
Worte des Herrn Pfarrer Lauten=
ſchläger
ſowie für die zahlreichen
Blumenſpenden unſeren herz=
lichſten
Dank.
(*14741
Frau El. Burckhard, Ww.
Fam. Ad. Burckhard
Fritz Hoffmann

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Meiner werten Kundſchaft zur gefl. Benachrichtigung,
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die Geſchſt. (214874

[ ][  ][ ]

Nummer 40

27. Maſ 1923
Beilage zum Darmſtädter Tagblatt

Die Heidelberger Romantikerfamilie Schmitt.
Zur Ausſtellung ihrer Werke im Kurpfälziſchen Muſeum der
Stadt Heidelberg vom 15. April bis 15. Oktober.
Von Dr. Zeh, Heppenheim a. d. B.

Im Jahre 1906 fand die hauptſächlich von Tſchudi und
Lichtwark ins Werk geſetzte Deutſche Jahrhundertausſtellung
in Berlin ſtatt, eine die Zeit von 1775 bis 1875 umfaſſende Ge=
ſamtſchau
deutſcher Malerei, ein für die Wertung deutſcher Kunſt
und Kultur hochbedeutſames Ereignis. Ein Vergleich dieſer
Ausſtellung mit der Pariſer Centennale des Jahres 1900 lehrt
den grundverſchiedenen topographiſchen Entwicklungsgang deut=
ſcher
und franzöſiſcher Kunſt. Während die franzöſiſche Jahr=
hundertausſtellung
in keiner Weiſe Veranlaſſung gab, unſere bis=
herige
Vorſtellung von dem Verlauf der franzöſiſchen Malerei
des 19. Jahrhunderts zu ändern, zwang die Deutſche Jahr=
hundertausſtellung
zu einer gründlichen Reviſion althergebrachter
einſeitiger doktrinärer Anſchauungen von dem Werdegang deut=
ſcher
Malerei. Der Grund für dieſes ſo überraſchende Ergebnis
liegt einerſeits in der Zentraliſation der franzöſiſchen, anderer=
ſeits
in der Dezentraliſation der deutſchen Kunſt begründet. Im
Zentrum Paris liefen alle provinziellen Kunſtſtrömungen Frank=
reichs
zuſammen. In den Sammlungen der maßgebenden Pa=
riſer
Kunſtfreunde waren provinzielle Künſtler von Bedeutung
und ſolche, die ſich nicht der Diktatur der Akademie beugen woll=
ten
, vor der Vergeſſenheit ſo gut wie gerettet. So tauchten auch
auf der franzöſiſchen Jahrhundertausſtellung keine Sterne un=
bekannter
Größe mehr auf. Ganz anders lagen die Verhältniſſe
in Deutſchland. An Stelle einer Zentraliſation des nationalen
Kunſtbeſitzes war weitgehendfte lokale Zerſplitterung die Regel.
Zielbewußte, eigenkritiſch veranlagte Sammler zeitgenöſſiſcher
Kunſt fehlten. Das Mäzenatentum eines Grafen Schack war
eine Ausnahme. Die an welſche Bildformen, griechiſche Mythen
und an eine ſcheinhiſtoriſche Maskerade verſklavte blutloſe Ge=
dankenkunſt
der Akademien beherrſchte voll und ganz die öffent=
liche
Meinung. In den kunftgeſchichtlichen Handbüchern wurde
dieſer künſtlich gezüchtete Akademismus bis zum Ueberdruß kol=
portiert
und zum unberechenbaren Schaden der in einem Unter=
ſtrom
mitlaufenden bodenſtändigen Volkskunſt populariſiert.
Denn die an geſunden handwerklichen Traditionen noch feſt=
haltenden
Kleinmeiſter, die ſich von dieſem von verſtiegenen,
weſenloſen Abſtraktionen ſein Daſein friſtenden akademiſchen
Betrieb fernhielten, wurden in der offiziellen Kunſtliteratur tot=
geſchwiegen
, während in ſchreiendem Gegenſatz dazu der Markt
mit unzähligen Reproduktionen herzlich unbedeutender Italiener
und Niederländer überſchwemmt wurde. Erſt auf der Jahr=
hundertausſtellung
vom Jahre 1906 wurden dieſe verſchollenen
heimlichen Könige und Zaunkönige der deutſchen Kunſt wieder
entdeckt, um in dem großen Katalogwerk der Ausſtellung für
immer feſtgehalten zu werden. Je mehr man ſich nun mit dieſen
ſo lange vergeſſenen Meiſtern beſchäftigte, denen die anſchau=
liche
, ſinnlich durchblutete Kunſtform mehr bedeutete als jene
anſchauungsloſe akademiſche peinture eérébrale die den von
ihnen dargeſtellten, gewiß oft eng begrenzten, aber geradezu als
identiſch mit dem eigenen Ich erlebten bodenſtändigen Mikro=
kosmos
ihrer nächſten Umgebung aus der Sphäre örtlicher Be=
dingtheit
zu einem allgemein geltenden Makrokosmos, zu er=
heben
wußten, deſto mehr verblaßte die Glorie der Akademie=
deſpoten
, deſto mehr erſtrahlte der Glanz dieſer Parias, deren
ſo ſachliche und gemütstiefe Schöpfungen in dem heute ſo heillos
verſchütteten Grund und Boden einer noch echten Volkskultur
wurzelten. Bei einem tieferen Eindringen in den ſo verwickelten
Werdegang der deutſchen Malerei des 19. Jahrhunderts zeigt es
ſich immer mehr, daß gerade diefe ſo lange verkannten Meiſter
(P. O. Runge, C. D. Friedrich, Blechen, Dahl, Fohr, Iſſel, Ker=
ſting
, W. v. Kobell, Krüger, Morgenſtern, Olivier, Rohden, Wald=
müller
, Wasmann, um nur einige Namen zu nennen) als die
eigentlichen Träger und Vorkämpfer der bodenſtändigen deut=
ſchen
Kunſt des 19. Jahrhunderts angeſehen werden müſſen. In
dem vorzüglich ausgeſtatteten zweibändigen Katalog der Jahr=
hundertausſtellung
wurde ſo eine ungeahnte Fülle der Oeffent=
lichkeit
ſo gut wie unbekannten deutſchen Kunſtgutes aus ſeiner
Aſchenbrödelrolle befreit. Die Verhältniſſe brachten es mit ſich,
daß dieſe Geſamtſchau nicht ohne Lücken bleiben konnte. Es war
weitere Aufgabe der Lokalforſchung, dieſe Lücken zu füllen. Daß
ſich hier der Einſatz zielbewußter Perſönlichkeiten reich belohnte,
das hat die Direktion des Kurpfälziſchen Muſeums mit ihrem
Arbeitsprogramm der letzten Jahre hinlänglich bewieſen. Wie
Direktor Dr. K. Lohmeyer die ſtädtiſchen Sammlungen Heidel=
bergs
aus einem mehr hiſtoriſch orientierten Inſtitut zu einer
Stätte edelſter Kunſtpflege, deren intim geſtaltete Räume man
nie ohne innere Bereicherung verläßt, umgewandelt hat, ſo trug
er auch gleichzeitig in unermüdlicher Hingabe Bauſtein um Bau=
ſtein
zuſammen zu einer Geſchichte der Heidelberger Malerei,
die, einmal abgeſchloſſen, ein kunſtliterariſches Ereignis von mehr
als nur lokaler Bedeutung werden dürfte. Die Jahr für Jahr
von K. Lohmeyer ſo ſorgfältig vorbereiteten Ausſtellungen be=
deuteten
bis jetzt jedesmal einen wertvollen Zuwachs unbekann=
ter
beutſcher Kunſtſchöpfungen. Man braucht nur an die ſo um=
fangreiche
Schau des Jahres 1919 Heidelberger Maler der Ro=
mantik
und an die Entdeckung von G. A. Wallis vom Jahre
1921 zu erinnern. Schon verſpürt man in der kunſtgeſchichtlichen
Literatur der jüngſten Zeit die Auswirkung dieſer Pionierarbeit
des Kurpfälziſchen Muſeums.

Auf der Ausſtellung des Jahres 1919 hat neben Iſſel und
Fries ganz beſonders der Heidelberger Romantiker G. P.
Schmitt die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen. In
das Herz wohl aller Beſucher ſtahl ſich damals jenes edelſtein=
gleiche
, fern von aller akademiſchen Betriebſamkeit entſtandene,
wie von ſanften Aeolsharfen erklingende Bildchen Fiſcher im
Lautertal, K. Lohmeyer iſt nun dieſem auf der deutſchen Jahr=
hundertausſtellung
überhaupt noch nicht vertretenen Heidelberger
Maler weiter nachgegangen und zeigt nun dem überraſchten Be=
ſucher
in der diesjährigen Ausſtellung (vom 15. April bis 15. Ok=
tober
) nicht nur das vielſeitige Geſamtwerk von G. P. Schmitt,
ſondern auch das ſeines Bruders und ſeiner Söhne, ſo daß der
durch die Ausſtellung führende, mit der gewohnten Gewiſſen=
haftigkeit
ausgearbeitete Katalog die Ueberſchrift erhalten konnte:
Die Romantikerfamilie Schmitt. Ein Jahrhundert Heidelberger
Kunſt.
Biographiſche Angaben über die Künſtlerfamilie Schmitt
können hier auf einige Stichworte beſchränkt bleiben, da das
Vorwort des Katalogs genügend Aufſchluß gibt. Die Schmitts
ſtammen aus der Maingegend. J. Martin Schmitt erbaute die
1754 bellendete raumklare katholiſche Pfarrkirche in Amorbach.
Ein Nachkomme war Simon Joſef Schmitt, ein politiſch un=
ruhiger
Geiſt, der auch einige Zeit Privatdozent in Heidelberg
war. Von ihm ſtammen ab die Maler: G. P. Schmitt (1808
bis 1873) und Franz Schmitt (1818 bis 1898),
G. P. Schmitt erhielt ſeinen erſten Unterricht von dem
Heidelberger Porträtmaler Xeller. Vielleicht dürfen wir hoffen,
daß uis Lohmeher eines Tages auch dieſe bis jetzt ganz unbe=
kannte
Künſtlerperſönlichkeit näherbringt. Kötſchau weiſt auf
ein Bild von Peller in der Düſſeldorfer Akademieſammlung hin
und rühmt die geſchmackvoll abgeſtimmte Palette ſeiner Malerei.
Als Lehrer von K. Rottmann und als perſönlicher Freund des

P. Cornelius dürfte Peller in der deutſchen Kunſtgeſchichte nicht
mehr überſehen werden dürfen. Am 7. Februar 1828 war
P. Cornelius bei Beller in Heidelberg zu Beſuch. Von dort
ſcheint P. Cornelius den 17jährigen G. P. Schmitt mit nach
München genommen zu haben. Bis zum Jahre 1829 war Schmitt
Schüler der Münchener Akademie. Neben Cornelius war auch
der Wiener Nazarener Jul. Schnorr v. Carolsfeld, der 1827 nach
München kam, einige Zeit der Lehrer des G. P. Schmitt, der
ſich von 1829 ab wieder in Heidelberg aufhielt.
Das Geſamtwerk von G. P. Schmitt trägt einen von der
Konvention ſeiner Zeit bedingten und in ſeiner urſprünglichen
künſtleriſchen Veranlagung wurzelnden Zwieſpalt in ſich. Ro=
mantik
, Akademismus und Realismus, dieſe Grundtendenzen
der Malerei der Biedermeierzeit, prägen ſich auch in dem Ge=
ſamtſchaffen
unſeres Heidelberger Meiſters aus, ohne zu einer
Syntheſe zu gelangen. Die romantiſche Stimmung lag ja in
Heidelberg wie kaum an einem anderen Orte Deutſchlands in
der Luft. Man denke nur an die Namen Görres, Cl. Brentano,
A. v. Arnim, J. v. Eichendorff, Thibaut und nicht zum wenig=
ſten
an Goethe, der ſich in Heidelberg vor den altdeutſchen Ge=
mälden
der Gebr. Boiſſerée ohne inneres Widerſtreben wie ſonſt
der ewigen Jugend des romantiſchen Geiſtes hingab. Der eklek=
tiſche
Akademismus wurde von außen her, beſonders von
P. Cornelius an G. P. Schmitt herangetragen; dieſe Beein=
fluſſung
hat in erſter Linie urſprüngliche Anlagen überwuchert
und zur Zwieſpältigkeit ſeines Kunſtſchaffens beigetragen. Denn
der durchaus lyriſch veranlagte G. P. Schmitt konnte gleich den
anderen Cornelianern keineswegs jenen ſtählernen, unerbitt=
lichen
, ſchon jenſeits der künſtleriſchen Ausdrucksmittel ſtehenden
Willen zur heroiſchen Einſeitigkeit einer reinen Gedankenkunſt
aufbringen, wodurch ja das ſo ſcholaſtiſch=hierarchiſche unſinnliche
Lebenswerk eines P. Cornelius jene höhere Weihe einer durch=
aus
tragiſchen Spannung empfing. Dagegen verdankte G. P.
Schmitt ſeinem geſunden Realismus, gepaart mit einer tiefen
Innigkeit und jener ſonnigen romantiſchen Heidelberger Stim=
mung
, ſeine beſten Schöpfungen. Von der Idylle Der Fiſcher
im Lautentaler Grund war ſchon die Rede. In dieſe roman=
tiſch
=realiſtiſche Richtung gehören auch die Landſchaften aus dem
Skizzenbuch (Katalog Nr. 44), Aquarelle aus der Zeit von
183336, Perlen kultivierteſter Feinmalerei. Zu welch einem
beſtrickenden Wohllaut klingen auf dieſen zarten, duftigen
Schöpfungen die klaren und doch ſo wilden Farben zuſammen!
Noch weiter in der Betonung des Farbenwertes über die zeich=
neriſche
Form hinaus gehen die in Oel gemalten Landſchaften
(Nr. 7680) mit ihrem ſmarggdgrünen Leuchten, das ſchon hin=
überführt
zu dem kühlen Grün eines Trübner. Aber G. P.
Schmitt läßt ſich von dieſer Richtung eines abſoluten maleriſchen
Könnens, eines durchaus ſelbſtändigen Poſitivismus abdrängen
durch den klaſſiziſtiſch=nazareniſchen Akademismus ſeiner Mun=
chener
Lehrjahre. Von ungefähr 1840 ab verlegt er ſich faſt aus=
ſchließlich
auf das großformatige Hiſtorienbild, das er allerdings
mit ſeinen verfeinerten Malmitteln über die ſtarre Monumen=
talgraphik
des klaſſiziſtiſchen Kartonſtils hinaus zu ſteigern ver=
ſucht
, ohne aber auch zugleich dem Inhaltlichen einen gleich=
wertigen
Ausdruck verleihen zu können (Nr. 63, 64, 68, 69, 72)
Wir finden heute keinen Geſchmack mehr an dem überſchwenglich
ſentimentalen Gehalt, an dem pietiſtiſchen Augenaufſchlag dieſer
Nazarenerkunſt. Eine Mittelſtellung zwiſchen dieſen akademiſch
gerichteten Werken und den urſprünglich empfundenen Land=
ſchaften
nimmt das große Familienbild (Nr. 16) ein. In male=
riſche
Fernen verliert ſich auf dieſem Bilde der Blick in der durch
ein warmes Kolorit ausgezeichneten herrlichen Neckarlandſchaft,
der ſich die Figurengruppe mit ihrer etwas ſteifen nazareniſchen
Haltung nicht überzeugend einzuordnen vermag. Dieſes
Gruppenporträt führt zu den Einzelporträts, die G. P. Schmitt
meiſterlich beherrſcht. Obenan ſteht das großformatige Aquarell
vom Jahre 1848 (Nr. 41) Der junge Guido Schmitt malend.
Ein Meiſterwerk, dem einer der erſten Plätze in der Geſchichte
der deutſchen Kunſt des 19. Jahrhunderts gebührt. Man ſcheut
nicht zurück vor einem Vergleich mit Kerſting. Frei entfaltet
ſich in der gotiſchen Schärfe der Zeichnung der verſchlungene
und doch klave Linienrhythmus dieſes Bildes. Die Technik un=
gemein
ſorgſam, ohne kleinlich zu wirken, überzeugend, ohne
jegliches nazareniſche Scheinpathos, die Darſtellung der ſtillen
reſtloſen Verſunkenheit der jugendlichen Menſchenſeele. Mit
einem ſolchen Werk vermag ſich die immer etwas gering einge=
ſchätzte
Aquarellwalerei, obwohl ſie zum bevorzugten Ausdrucks=
mittel
des Biedermeierrealismus gehört, gleichwertig neben der
Oelmalerei zu behaupten. Erwähnung verdient auch die pracht=
volle
monumentale Zeichnung Joſeph Fein von Kirchheim
(Nr. 8). Höher aber noch ſchätzen wir die köſtlichen Miniaturen
aus dem Familienkreiſe des Künſtlers (Nr. 11): in glühendes
Farbenſpiel umgewandeltes Seelentum ſtrahlt uns von dieſen
Kleinodien deutſcher Malerei entgegen. Um die Vielſeitigkeit
dieſes Heidelberger Malers ins rechte Licht zu rücken, ſei noch
auf ſeine Stilleben hingewieſen, an deren Spitze neben dem
bereits bekannten Brautkranz (Nr. 21) Der Myrthenbaum
(Nr. 30) ſteht. Mit einer nicht mehr zu ſteigernden plaſtiſchen
Schärfe iſt auf dieſem Bild der vegetative Organismus aufge=
faßt
, daß man durch die Oberfläche hindurch ſozuſagen die ge=
heime
innere Struktur, den organiſchen Feſtigkeitsbau der Pflanze
zu erfühlen vermeint. Das iſt ohne ein äußerliches Prunken mit
botaniſcher Vielwiſſerei intuitive Naturbeobachtung im Goethe=
ſchen
Geiſt, die auch nicht von der mit Recht gefeierten Blumen=
malerei
des aſiatiſchen Oſtens überboten wird.
Das Werk von Franz Schmitt tritt gegenüber dem ſeines
Bruders zurück. Neben dem ausgezeichneten Selbſtporträt mit
der märchenhaft ſchönen Waldlandſchaft im Hintergrund ver=
dienen
die Stilleben Beachtung, die in ihrem herzhaft zugreifen=
den
Realismus die Werke des Bruders übertreffen, ohne ſie
aber an Tiefe des Ausdrucks zu erreichen.
G. P. Schmitt hatte zwei Söhne, die beide Maler wurden:
Guido Schmitt (18341922) und Nathanael Schmitt (18471918).
Der weitaus Bedeutendere iſt Guido Schmitt, der auch mit man=
chen
ſeiner Schöpfungen ſeinen Vater überragt. Er war in
erſter Linie Porträtmaler. Die Jahre 18591886 bringt er in
London zu, hochgeſchätzt wie ein Holbein d. J. als Porträtiſt
der engliſchen Ariſtokratie. Aber keine deutſche Kunſtgeſchichte
weiß auch nur ein Sterbenswörtchen von dieſem Meiſter des
Kinderbildniſſes zu berichten. Die Ueberraſchung, die uns
K. Lohmeyer mit der Ausſtellung der Werke dieſes Malers be=
reitet
hat, iſt tief und bleibend. Wie kaum ein Zweiter vermag
Guido Schmitt den Beſchauer ſeiner Bilder im Innerſten zu
treffen mit dem unſagbar reinen Ausdruck kindlicher Unſchuld
und argloſen kindlichen Vertrauens, das uns aus den Augen=
ſternen
ſeiner Kinderbildniſſe entgegenleuchtet. Als einen Höhe=
punkt
der Ausſtellung möchte ich das Bild Mädchen in Abend=
landſchaft
(Nr. 98) bezeichnen. Ein an einem Zaun ſtehendes
Mädchen, die zarten, ſchlanken Glieder gekleidet in ein eng an=
ſchließendes
Gewand von einem ſtrahlenden friedlichen Grün,
ſchaut ſehnſüchtig und geſpannt lauſchend aus dem Bilde heraus
in die Weite, während ſich im Hintergrund der Abend auf eine
melarcholiſche Landſchäft niederſenkt. Blühende Jugend und
hereinbrechender Abend, träumende Erwartung einer kindlichen
Seele und Dunkeln der Erde, unvergeßlich prägen ſich dem Be=
ſchauer
diefe aus der Bildform ſelbſt deutbaren inhaltlichen
Gegenſätze ein. Vor dieſem Bilde ſteht man völlig im Zauber
der Romantik, und leiſe berühren Klänge aus Des Knaben
Wunderhorn unſer Ohr. Daß Guido Schmitt vielleicht mehr noch

wie ſein Vater ein echter Romantiker war, möchte man aus der
märchenhaften und doch keineswegs pathetiſierten Mondſchein=
landſchaft
Abend im Klingenteich (Nr. 107) ſchließen, ein von
poetiſchem Zauber erfülltes Werk, das ſofort die Brücke ſchlägt
zu dem Erzromantiker K. D. Friedrich.
Einen ganz anderen Weg wie Guido Schmitt ſchlug ſein
Bruder Nathanael Schmitt ein, in deſſen Werken bereits der
materialiſtiſche Geiſt des Ziviliſatonszeitalters lebendig ge=
worden
iſt. Von biographiſchem Intereſſe dürfte beſonders ſein
das in einer ſicheren Technik hingeſetzte Porträt Nanas, des be=
kannten
römiſchen Modells Feuerbachs. N. Schmitt wirkte be=
ſonders
als Porträtiſt mit Erfolg.
Guido Schmitt erreichte das hohe Alter von 88 Jahren. Seit
ſeiner endgültigen Rückkehr aus England im Jahre 1886 be=
wohnte
dieſer Malerpatriarch Badens das ſchon von ſeinem
Vater 1863 erbaute Malerheim Im Klingenteich Heidelberg.
Von hier aus trieb es den Meiſter öfters in die mainfränkiſche
Heimat ſeiner Ahnen. In Miltenberg ſollte er, an ſeinem letzten
Abend noch einmal trunken hingegeben dem Farbenrauſch eines
Sonnenuntergangs, ſein Leben beſchließen. So war der Kreis=
lauf
dieſer Heidelberger Malerfamilie, die einſt von dieſen
Gegenden her ihren Ausgang genommen hatte, in echt roman=
tiſcher
Weiſe beendet.

Neue Bücher
St Deutſche Liebesmären nach alten Quellen erzählt von
Fritz Gerathewohl. (Verlag Pareus & Co., München.) In der
gediegenen und höchſt geſchmackvollen Ausſtattung, die alle Erſcheinun=
gen
des Verlages Pareus auszeichnet, mit trefflichen Bildern von Jo=
ſeph
Sattler verſehen, ſind dieſe köſtlichen alten deutſchen Liebesmären
erſchienen und wirken auf den Leſer wie aus beſſeren, längſt verklunge=
nen
Zeiten, ohne ihre tiefen Lebenswahrheiten auch heute zu leugnen.
Da wird geſungen von tveuer Liebe, von Minnedienſt und Ritterdienſt,
von Falſchheit, die beſtraft und von Treue, die belohnt wird. Gewiß,
ſie ſind ja alle bekant, dieſe Märlein, aber es iſt ein unleugbares Ver=
dienſt
des Verlages, ſie in dieſer vorbildlichen Form zu neuem Leben.
erweckt zu haben. Ein deutſches Buch in beſtem Sinne des Wortes,
Schlicht im äußeren, aber mit ſeltener Sicherheit wurde die ſchöne alt=
deutſche
klare Schrift gewählt und das Satzbild geſtaltet, ſo wie es juſt
ſich dem Inhalt eint.
St. Bergſteigerbrevier von Dr. A. Dreher (Verlag
Pareus u. Co., München). Eine Blütenleſe aus den Werken alpiner
Dichtkunſt und Erfahrungsweisheit mit zahlreichen Vollbildern nach
photographiſchen Aufnahmen aus der Welt der Bergrieſen und der
zivingenden Schönheiten des ewvigen Eiſes und Schmees. E3 iſt ein
köſtliches Büchlein, das Dreher da zuſammengetragen und mit vielem
Eignen ergänzt hat. Begeiſterte Hochlandsdichter aller Zeiten und
Gegenden kommen zu Wort mit ihren Ergüſſen von der erhabenen
Schönheit des Hochgebirges. Wenn dem Büchlein zu wünſchen iſt, daß
es i keinem Ruckſack des Hochgebirglers fehlen möge, ſo dürfte es noch
mehr imſtande ſein, der Alpenwelt neue Freunde zuzuführen.
Konrad Haeniſch: Laſſalle, Menſch und Politiker,
Grundpreis: Halbleinen 9 Mk., gut kartoniert 7 Mk. Franz Schneider
Verlag, Berlin S.W. 11, Deſſauer Str. 10.) In der Reihe der politi=
ſchen
Porträts des Verlages Franz Schneider iſt ſoeben eine Laſſalle=
Monographie erſchienen, als deren Verfaſſer der ehemalige preußiſche
Kultusminiſter Kurt Haeniſch zeichnet. Er gibt ſeinem Buche den
Untertitel Menſch und Politiker und grenzt damit eine mehr oder
minder populär gedachte Aufgabe gegen das philoſophiſche und rechts=
wiſſenſchaftliche
Werk Laſſalles ab. Hgeniſch verwendet Tagebuch=
Notizen, Briefe, zeitgenöſſiſche Dokumente, und ſchafft bei aller Liebe
für den Erwecker der deutſchen Sozialdemokratie ein ſo wahrheitstreues
Bild, daß ſeine Objektivität auch die Schlagſchatten zeigt, die dieſe
Flamme warf ein Umſtand, der dem Buche auch über die Partei
hinaus Sympathie erwerben wird. Mit erſtaunlichem Blick für die
innere Logik hiſtoriſcher Vorgänge beſchreibt Haeniſch die meteorhafte
Erdenfahrt Laſſalles. Die entſcheidenden Wendepunkte ſeines Lebens,
durch das ſich wie eine Kette fröhlichen Märtyrertums endloſe Frei=
heitsſtrafen
ziehen, treten ſcharf hervor: Wandlung des jüdiſchen Natio=
naliſten
zum bürgerlichen Demokraten, während der ſchleſiſchen Weber=
Revolter und ſpäter in Paris unter Heines, Saint=Simons und
Fouriers Einfluß zum Sozialiſten; Eintreten für die Gräfin Hatzfeld,
deren Prozeß unter Laſſalles Advokatur eim Kampf: Freiſinn gegen
Feudalſtaat wurde; Teilnahme am der rheiniſchen Nevolutionsbeweg=
ung
1848; Berührung mit Marx und Engels und die Aſſiſenrede
und ſchließlich nach Jahr und Tag, während der preußiſchen Verfaſ=
ſungskonflikte
, der Augenblick, da Laſſalle eine ſelbſtändige Arbeiter=
bewegung
zu entfeſſeln für geboten hält bis zur Wende ſeines Ge=
ſchicks
, das ihn hinein in die Sackgaſſe ſeiner Biswarck=Politik und
zum Duellvod für eine umwürdige Frau trieb. Haeniſch zeichnet Laſ=
ſalle
als einen Menſchen wit ſeinem Widerſpruch, als Menſchen des
19. Jahrhunderts, und nicht zuletzt: als jüdiſchen Memſchen. Es iſt
kein Zufall, daß das Lebenswerk Laſſalles Heraklit gilt, dem Philo=
ſophen
der Evolution, der bebanntlich lehrte, man könne nicht zweimal
als derſelbe in denſelben Fluß ſteigen. So beſticht das Kapitel in
Haeniſchs Buch am meiſten, in dem aus Gegenſätzen der magiſche Blut=
funke
Laſſalles in brillanten Feuerwerken zu ſpringen ſcheint, wenn
etwa der Antikapitaliſt Prager Gasaktien kauft, der Freigeiſt dem
Biſchof Kettler huldigt oder der Duellgegner den Duelltod ſtirbt.
Das muſtergültig ausgeſtattete Werk zeigt vovan ein neues Laſſalle=
Porträt des bekannten Kunſtmalers Jakob Steinhavdt, ſodann u. a
ſehr intereſſante Briefe Laſſalles an Marx, Coſima Wagner, Gräfin
Hatzfeld, Helene Dönniges und an eine nahe Fveundin Agnes, ebenſo
wie vier Seiten des Enwurfs zu Laſſalles Arbeiterleſebuch in fakſi=
milierter
Wiedergabe.

Buchanzei gen
Deutfche Kunſt und Dekoration. Maſ=Heft. (Verlag Alexander Koch,
Darmſtadt.)
Vaterland und Freiheit, eine Anſprache an die deutſche Jugend von
Fritz v. Unruh. (Verlag Franz Schneider, Berlin SW. 11, Deſſauer
Straße 10. Grundpreis 1,20 Mk.)
Laſſalle, Menſch und Politiker, von Konrad Haeniſch. Verlag Franz
Schneider, Berlin SW. 11, Deſſauer Straße 10. Grudpreis 7 bzw.
9 Mk.)
Das Gift, das zerſtört. Die Mär von dem deutſchen Kriegsanſchlag,
Von E. D. Morel. Einzig berechtigte deutſche Ausgabe. Broſch.
.80 Mk. (Frankfurter Societäts=Druckerei, G. m. b. H.)
Francesco Nitti: Der Niedergana Europas. Die Wege zum Wieder=
aufbau
. Einzig berechtigte deutſche Ausgabe. Nur geb. 5.50 Mk.
(Frankfurter Societäts=Druckerei. G. m. b. H.)
Francesco Nitti: Das friedloſe Europa. Brofch. 2.50 Mk., geb. 4 Mk.
(Frankfurter Societäts=Druckerei, G. m. b. H.)
Hellenen und Barbaren. Aus der Geſchichte des Nationalbewußtſeins
von Julius Jüthner. (Dieterichſche Verlagsbuchhandlung m. b.
H. in Leipzig 1923.)
Erinnerungsblätter des Garde=Dragoner=Regts. Nr. 23 von Oberſt=
leutnant
a. D. Curt v. Ulrich. (Gerhard Stalling, Verlag, Olden=
burg
.)
Der Weg zum Offizier im Reichsheer. Zuſomwengeſtellt und bear=
beitet
von v. Cochenhauſen. Grundpreis geb. 2.50 Mk. ( Ver=
lag
Offene Worte, Charlottenburg 4.)
Feinde der Land= und Forſtwirtſchaft. Ihre Biologie und Bekämpfung.
Ein Atlas der bekannteſten Krankheiten und Schädlinge für Land=
und Forſtwirtſchaft in Wort und Bild. Mit Unterſtützung der
Biologiſchen Reichsanſtalt für Land= und Forſtwirtſchaft nd unter
Mitwirkung erſter Fachleute herausgegeben von Dr. Georp Strehli.
Heft 1: 16 Kreisläufe. Preis Anfang Mai 1923 4000 Mk. ( Franckh=
ſche
Verlagshandlung. Stuttgart.)
Senbſchreiben an den Herrn Reichspräſidenten. Vom Geiſt der Pauls=
kirche
und dem Weg zum wahrhaften Deutſchen Staat 1818
18. Mai 1923. Verkaufspreis 1000 Mk. (Im Verlag Englert &
Schloſſer, Frankfurt a. M.)
Der Geiſt der Paulslirche. Aus den Reden der Nationalverſammlung
18481849. Ausgewählt und herausgegeben von Wolfgang Petzet
und Otto Ernſt Sutter. (Druck und Verlag der Frankfurder Socie=
täts
=Druckerei, G. m. b. H., Frankfurk a. M.)

Verantwortlih: Nax Streeſ

[ ][  ][ ]

Rummer 144.

Darmſädter Tagblatt, Soyutag, den 22. Mai 1923.

Seite 7.

HAAAAAAAAAAAAE
HHHEHEEADADSAAASSSHBHN
Had

Wollen Sie nicht länger die enormen Kohlen= und Gaspreiſe zahlen ?
Dann beſuchen Sie am Dienstag, den 29. Mai, abends 8 Uhr, u. Mittwoch, den 30. Mai, nachmittags 4 und abends 8 Uhr, im Städt. Haalbau den
Vortrag mit Ausſtellung:
Sparſames Kochen und Heizen
Das Thema im Vortrag
HHAAHAHAHHHHAI
AAAHHHHHHAI
AHAHHAA
TAAA behandelt folgende Punkte:

Erhöhung der Friedhofsgebühren.
Auf Grund Beſchluſſes der Stadtverordneten=Verſammlung vom 2. März
1922 und mit Genehmigung Heſſiſchen Miniſteriums des Innern zu Nr. M. d. J.
II 7221 erhöhen ſich die bisher gültigen Gebühren für die ſtädtiſchen Friedhöfe
mit Wirkung vom 1. kd. Mts. um 45 vom Hundert.
Ausgenommen von dieſer Erhöhung ſind die Gebühren für die Genehmigung
zur Errichtung von Denkmälern uſw., für die Erlaubnis zur Vornahme von Ar=
beiten
in den Friedhöfen, für Entnahme von Waſſer und für die Einäſcherung
von Leichen.
Zufolge Beſchluſſes der Stadtverordneten=Verſammlung vom 19. vor. Mts.
wurden mit Zuſtimmung Heſſiſchen Kreisamts Darmſtadt gemäß Genehmigung
Hefſiſchen Miniſteriums des Innern zu Nr. M. d. J. II 7221 mit Wirkung vom
20. vor. Mts, ab folgende Gebühren erhöht, bezw. neu feſtgeſetzt:
(st4269
1. für Erteilung der Genehmigung zur Errichtung von Denkmälern und Auf=
ſtellung
von Bänken und Stühlen:
bei einem Wert des Denfmals
bis zu 10000 Mk. 100 Mk.
* *

von 10000 Mk. bis 50 000 500
*

50 000
100000 1000
*

100000

200 000 2000

über 200000 5000
der Bank oder des Stuhls bis 3000 Mk.
20
über 3000
50
2. für Erlaubnis zur Vornahme von Arbeiten auf den Friedhöfen
vom Arbeitgeber jährlich
1000
Arbeitnehmer
250

*
3. für Entnahme von Waſſer
bei Unterhaltung der Gräber in der Bepflanzung . . . . . frei
erſtmaliger Herrichtung der Gräber .
100 Mk.
Dieſe Gebühr hebt ſich und ſinkt mit dem Waſſerpreis des Waſſerwerks.
Der nach Vorſtehendem gültige Gebührentarif kann bei der Verwaltung der
Friedhöfe im Waldfriedhof und bei dem Aufſeher im Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 23. Mai 1923.
Der Oberbürgermeiſter. J. V.: Buxbaum.

Straßenbenennung.
Durch Beſchluß der Stadtverordneten=
Verſammlung vom 17. d8. Mts, wurden
nachverzeichnete Straßenſtrecken wie folgt
benannt:
(st4270
1. Die Verbindungsſtraße zwiſchen
Landgraf=Philipp=Anlage und Wei=
terſtädter
Straße Weiterſtädter
Straße;
2. die weſtliche Fortſetzung der Lager=
hausſtraße
bis zur Feldbergſtraße
Lagerhausſtraße;
3. die den neuen, zwiſchen Bismarckſtr.
Weiterſtädter Straße und Lager=
hausſtraße
gelegenen Baublock auf
der Weſtſeite begrenzende Straße!
Am Herrenacker ſalte Gewann=
bezeichnung
des dortigen Gebiets).
Darmſtadt, den 22. Mai 1923.
Der oberbürgermeiſter.

Feſtſetzung des Wertes
der Hachbezüge.
Der Wert der Sachbezüge (Koſt und
Wohnung einſchließlich Heizung und Be=
leuchtung
), die den Verſicherten ſtatt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm
gewährt werden, wird gemäß 8 160
der Reichsverſicherungsordnung für alle
Verſicherten auf 2000 Mark täglich
feſtgeſetzt.
Hierbei werden gerechnet:
1. für erſtes Frühſtück . . . . 180 Mk.
2. für zweites Frühſtück .. . 180
3. für Mittageſſen . . .. . . 720
4. für Veſperbrot . . .. . . 180
5. für Abendeſſen . . . . . . 540
6. für Wohnung . . . . . . . 200
Für ſonſtige Sachbezüge gilt der
Kleinhandelspreis.
Dieſe Feſtſetzung tritt am 28. Mai 1923
in Kraft.
Der Wert anderer Sachbezüge wird
von Fall zu Fall feſtgeſetzt.
Darmſtadt, den 16. Mai 1923.
Verſicherungsamt der Stadt
Darmſtedt.
(st 4298

Dienstag, den 29. Mai,
vorm. 10 Uhr u. nachm. 3 Uhr,
verſteigert der Unterzeichnete im Saale
zum Hanauer Hof, Heinheimerſtr. 10,
wegen Wegzug nachſtehende Gegenſtände
öffentlich meiſtbietend gegen Barzahlung:
1 rotes Plüſchſofa, 1 Schrank, 1 Tru=
meau
, 1 runden Tiſch, 1 Etagere, 1
Kommode, 4 Seſſel, 1 Figurenſtänder
(alles in Kirſchbaumholz), 1 Waſchtiſch
mit Marmorplatte und Spiegelaufſatz,
1 Nachttiſch mit Marmorplatte, 1 Leder=
ſofa
, 1 pvalen Tiſch, 1 Küchenſchrank,
2 Küchentiſche, 2 Fliegenſchränke, 1 Eier=
ſchränkchen
, 1 Fenſterleiter, 1 Spiegel,
1 eiſerne Flurgarderobe, 1 Gasherd.
lack. Bettſtelle mit Sprungrahmen, 1 eifſ.
Bettſtelle, 1 eiſ. Kinderbett mit Meſſing=
verzierung
(faſt neu), 1 Nähmaſchine,
1 verzinkte Waſchmaſchine u. and. mehr.
Anzuſehen eine Stunde vorher. (4280
Gunkel, Gerichtsvollzieher,
Georgenſtraße Nr. 1.

Die t e, palch?
ſtoff genaudasſelbe zu kochen
wie ſonſt in der gleichen
Zeit mit 6 Zentnern?
2. Auf einer Brennſtelle gleich=
zeitig
die ganze Mittags=
mahlzeit
, aus drei Gerichten
beſtehend, garzukochen und
an Gas dabei noch 60 Prozent
zu erſparen?
3. 21 reſp. 3 Liter Waſſer ohne
beſondere Feuerung zum
Kochen zu bringen?
4. ſchwer heizbare große Räume
(Reſtaurants, Säle, Büros,
Läden uſw.) angenehm zu
erwärmen u. trotzdem Kohle
(4260
zu erſparen?
5. mit 1 Kilo beliebiger Brenn=
ſtoffe
in ca. 5 Minuten ein
warmes Zimmer zu haben?
6 ohne beſondere Koſten in
jeder Notwohnung Koch=
gelegenheiten
zu ſchaffen?
Eintritt frei! Eintritt frei!

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Alter f. herzl. Auf=
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der Stadt, zu
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Lahlung). Ei454igi

Dr. Nelle
von folgenden Herren
gütigſt vertreten:
Dr. Bönning, Dr. Degen
Dr. Draudt, 6. N. Dr.
Göring, Dr. Otto Gros
Geh. R. Dr. Habicht.

Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſter
B: Firma: Aktfengeſellſchaft
für das Papierfach, Sitz: Darmſtadt.
Gegenſtand des Unternehmens: Fabri=
kation
, Einkauf und Vertrieb aller mit
der Papier=, Schreibwaren= und Büro=
bedarfs
=Induſtrie in Zuſammenhang
ſtehenden Gegenſtänden und Abſchluß
aller damit zuſammenhängenden Han=
delsgeſchäfte
, einſchließlich Handel in
Rohſtoffen. Grundkapital: 4000 000 Mk.
Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 11. April
1923 feſtgeſtellt. Der Aufſichtsratsvor=
ſitzende
beſtimmt, welchen Vorſtandsmit=
gliedern
das Necht der Einzelvertretung
zuſteht. Soweit nicht ausdrücklich ein=
zelnen
Vorſtandsmitgliedern das Recht
der Einzelvertretung verliehen wird, wird
die Geſellſchaft durch je zwei Vorſtands=
mitglieder
oder durch ein Vorſtandsmit=
glied
und ein ſtellvertretendes Vorſtands=
mitglied
, oder auch durch zwei ſtellver=
tretende
Vorſtandsmitglieder vertreten,
der zweite Mitwirkende kann auch ein
Prokuriſt ſein. Vorſtand: Kaufmann
Friedrich Hetzler in Darmſtadt; er iſt
zur Alleinvertretung berechtigt. Das
Grundkapital iſt eingeteilt in 3500 Stück
auf den Inhaber lautende Stammaktien
und 500 Stück auf den Namen lautende
Vorzugsaktien im Nennbetrage von je
1000 Mark. Den Vorzugsaktien ſteht
vor Ausſchüttung einer Dividende auf
die übrigen Aktien eine Dividende von
auch auf die übrigen Aktien 47, Dipk zurBehandlungceren Dr. ch. 2.Mcher=bbg.
dende verteilt ſind, an dem Reingewinn!
in gleichem Maße teil, wie die übrigen Karl Strobel, Schuhmacher, Rempartſtr. 7.
Aktien. Außerdem haben die Vorzugs=
len
der Beſetzung des Aufſichtsrats, der
Abänderung des Geſellſchaftsvertrags
und der Auflöſung der Geſellſchaft. Alle
3lAktien werden zum Nennbetrage ausge=
geben
. Von den Gründern bringen in
die Geſellſchaft ein: 1. Frau Friedrich
Hetzler, Anna, geb. Lautz: Das Anweſen
Rheinſtraße Nr. 20 dahier, wofür ſie 500
Stück Stammaktien im Nennwert von
je 1000 Mark erhält; 2. Friedrich Hetzler:
die unter der Firma ſeines Namens be=
triebene
Papiergroßhandlung dahier mit Geſucht: Schöne geräumige 6 Zimmerwoh=
ſämtl
. Aktiven und Paſſiven, wofürer 2365
Stück Stammaktien und 500 Stück Vor=
zugsaktien
zu je 1000 Mark erhält. Der
Vorſtand beſteht aus einem oder mehre=
ren
Mitgliedern, die von dem Aufſichts=
ratsvorſitzenden
beſtellt werden. Die
Generalverſammlung wird durch den
Vorſitzenden des Aufſichtsrats, oder den
VorſtanddurchöffentlicheBekanntmachung
in dem Deutſchen Reichsanzeiger be=
rufen
. Die Bekanntmachungen der Ge=
ſellſchaft
erfolgen im Deutſchen Reichs=
anzeiger
. Die Gründer der Geſellſchaft,
die ſämtliche Aktien übernommen haben.
ſind: 1. Kaufmann Friedrich Hetzler,
2. Anna Hetzler, geb. Lautz, 3. Kom=
merzienrat
Heinrich Schlager, 4. Fabri=
kant
Friedrich Morian, alle in Darm=
ſtadt
, 5. Bankdirektor Philipp Heppes in
Mannheim. Den erſten Aufſichtsrat bil=
den
die unter 3 und 5. genannten Per=
ſonen
und Rechtsanwalt Geh. Juſtizrat
Otto Hallwachs in Darmſtadt. Von den im Engliſchen
mit der Anmeldung der Geſellſchaft ein=
gereichten
Schriftſtücken, insbeſondere
von dem Prüfungsberichte des Vorſtan=
des
, des Aufſichtsrates und der Revi=19
ſoren, kann bei dem Gerichte, von dem
Prüfungsberichte der Reviſoren auch bei
der Handelskammer Darmſtadt Einſicht
(4275
genommen werden.
Darmſtadt, den 19. Mai 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

THAAAHHIIA
regiſter: Am 11. Mai 1923: Gemein=
nützige
Baugenoſſenſchaft Friede‟‟.
eingetragene Genoſſenſchaft mit
beſchränkter Haftpflicht, Darmſtadt:
Die Verkretungsbefugnis der Liquida=
toren
iſt beendet und die Firma er=
loſchen
. Am 15. Mai 1923: Bezugs=);
genoſſenſchaft der Friſeure von
Darmſtadt und Umgegend, einge=
tragene
Genoſfenſchaft mit be=
ſchränhter
Haftpflicht, Darmſtadt:
Paul Denecke iſt aus dem Vorſtand aus=
geſchieden
und an ſeiner Stelle Friſeur
Konrad Opp in Darmſtadt in den Vor=
ſtand
gewählt.
(4402
Darmſtadt, den 15. Mai 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

A
Arauſteidein
Brüche ſind heilbar ohne Operation, ohne
ſchmerzhafte Einſpritzung, vollſtändig ohne
Berufsſtörung. In Behandlung kommen:
Leiſten=, Schenkel=, Hoden=, Nabel= und
Bauchbrüche.
Sprechſtunden in Darmſtadt: Donnerstag.
den 31. Mai, nachmittags 3½, bis 7 Uhr,
Hotel Prinz Heinrich.
Dr. med. H. L. Mehzer, prakt. Arzt, Ham=
buug
, Schauenburgerſtraße 4.
Hiermit beſtätige ich, daß mein Kind
Georg, das an Leiſtenbruch litt, in kurzer
Zeit durch ſchmerzloſe Behandlung des
Herrn Dr. med. H. L. Meher vollſtändig
42 zu, im übrigen nehmen ſie, wenn geheilt iſt. Spreche meinen herzlichſten Dank
aus und empfehle jeden Bruchleidenden
Freiburg f. Br., 21. März 1923.
Um die Leidenden vor den Pfuſchern
aktien zehnfaches Stimmrecht in den Fäl= zu ſchützen, die mich nachzumachenverſuchen,
liegen über 100 amtl. begl. Zeugn, vor der
(4268
Sprechſt, zur Einſ. aus.

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In der Nacht vom 25. auf 26. Mai ds. J3. wurden in Linden=
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mittels Einbruchs geſtohlen:
1. Eine goldene Armbanduhr, arab, Ziffern, nähere Beſchreibung
nicht möglich. Etui trägt das Zeichen: L. Brönnart, ober=Ammergau.
2. Zwei Perlenketten, Perlen klein, echt, mit 34 Brillanten,
3. Eine Korallenkette, weiß, runde Korallen.
4, Stwa 8 Broſchen in Gold und Silber, im Einzelnen nicht
näher zu beſchreiben.
5. Vier bis fünf Anhänger, zwei in Filigranarbeit, im übrigen
in verſchiedener Ausführung.
6. Eine Halsſchließe, oberbaheriſche Machart.
7. Ein Armband in Gold mit Ueinen Kettchen.
8. Ein Armband, hergeſtellt aus verſchiedenen Münzen,
9. Eine Hutnadel aus Gold, 15 em lang.
10. Ein goldener Bleiſtift, amerikaniſches Format,
11. 5½, engliſche Pfund in Papier.
12. 40 Dollar in Gold
13, 15 Dollar in Papier.
14. Ein Armeerevolver, kleines Format, Nr. uſw. nicht bekannt.
15. 40 ſülberne Meſſer, Löffel und Gabeln, gez, verſchlungen:
M. S., Stempel 800.
16. Eine Million i Bacz, 5000., 20000., 50 000., 100000,,4
befanden ſich in der mitgeſtohlenen Kaſſette.
17. Ein dunkelbrauner Regenmantel.
18. Ein Paar Schuhe.
Wert des geſtohlenen Gutes 60 000 000. Mark.
Belohnung: . Million!
Als Täter kommt der am 5. 9. 98 zu Ratibor geborene Hans
Klein in Betracht. Klein iſt 1,66 m groß, hat mittlere Statur, trägt
engliſch geſtutzten Schnurrbart und kurz geſchnittene rötliche Haare.
Um Nachforſchung, Beſchlagnahme u. Feſtnahme wird erſucht.
Darmſtadt, den 26. Mai 1923.
(4405
Staatsanwaltſchaft.

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[ ][  ][ ]

2

74

K
Rr4

Hef

Darmſädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Heyligenſtaedt u. Co., Werkzeugmaſchinenfabril
und Eiſengießerei A.=G. in Gießen. Die Beſchäftigung war
im allgemeinen befriedigend. Der Reingewinn beträgt 35,9 (2,87) Mill
Mk., woraus 200 (40) Proz. auf die Stamm= und wieder 7 Proz. auf die
Vorzugsaktien verteilt, 6,9 Mill. Mk. auf Gewinnanteile, 11 Mill. Mk.
auf die Steuerrücklage entfallen und 1,9 Mill. Mk. neu vorgetragen
werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Ein Zwanzigmarkſtück 200 000 Mk. Der Ankauf von
Gold für das Reich durch die Reichsbank und Poſt erfolgt vom 28.
Mai ab bis auf weiteres zum Preiſe von 200 000 Mk., für ein Zwanzig=
markſtück
, 100 000 Mk. für ein Zehnmarkſtück. Für ausländiſchs Gold=
münzen
werden entſprechende Preiſe gezahlt. Der Aukauf von
Reichsſilbermünzem durch die Reichsbank und Poſt erfolgt
bis auf weiteres zum 4000fachen Betrage des Nenmwertes.
* Veifawerke A. G., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft
verteilt für 1922 eine Dißidende von 200 % gegen 25 % im Vorjahr.
Die Bilanz weiſt einen Reingewina von 138 317 764 Mk. gegen
3 554 517 Mk. im Vorjahre aus. Abſchreibungen und Rückſtellungen
auf Werkerhaltungskonto wurden in Höhe von 21 Millionen Mk. in
Voraus abgeſetzt. Aus dem Reingewinn kownen für Dividende rd.
80 Millionen Mk. zur Verteilung; 23,2 Millionen Mk. werden der
Reſerve überwieſen, 22,68 Millionem Mk. für Tantiemen und 12 Mill.
Mk. als Zuwendung an Univerſitätsinſtitute verwandt. Neu vorge=
tragen
werden 437 467 Mk., Debitoren erſcheinen in Höhe von
1012690 556 Mk., Waren mit 63992 428 Mk., Kreditoren haben Mk.
1015 476 709 Mk. zu fordern. Die Geſellſchaft, die zum Inag=Konzern
gehört, berichtet über dauernde gute Beſchäftigung im abgelaufenen
Geſchäftsjahr. Durch die im Frühjahr 1922 durchgeführte Zuſammen=
legung
ihrer inlärdiſchen Verkaufsſtellen mit den Filialen der Reiniger,
Gebbert u. Schall=A.G. unter Benutzung aller verfügbaren Lokalitä=
ten
, wurde die Schaffung eines ausgedehnten Veröaufsnetzes für beide
Fiumen ermöglicht, ſo daß infolgedeſſen in den Hauptſtädten des
Reiches leiſtungsfähige Zweigniederlaſſungen mit einem zahlreichen
Fachperſonal zur Verfügung ſtehen.
h. Stahlwerk Mannheim. Die ordentliche Generalverſamm=
lung
genehmigte ſämtliche Verwaltungsanträge, nämlich die Ausſchüttung
von 100 Proz. Dividende und 100 Proz. Bonus, erklärte ſich mit der
Unterverſicherung einverſtanden und wählte die ausſcheidenden Aufſichts=
ratsmitglieder
wieder.
h. A.=G. Buderus Eiſenwerke zu Wetzlar. Die General=
verſammlung
beſchloß die Ausſchüttung von 100 Prozent Dividende. Der
Geſchäftsgang iſt nach vorübergehendem Nachlaſſen im März jetzt wieder
lebhafter geworden.
*,d- Stöwerwerke A. G., vorm. Gebrüder Stöwer,
Berlin. In der Generalverſammlung am 24. Mai wurde beſchloſ=
ſen
, 10 % Dividende auf 10 Millionen Mk. Vorzugsaktien und 300 %
Dividende auf 26 Millionen Mark Stammaktien zu verteilen. Bilanz,
Gewinn= und Verluſtrechnung wurden genehmigt. Die ausſcheidenden
Mitglieder des Aufſichtsrats wurden wiedergewählt. Die Dividende iſt
ſofort zahlbar.
Verſchmelzung in der ſüddeutſchen Nahrungs=
mittelinduſtrie
. Die im Sommer vorigen Jahres gegründete
Veukaufsgemeinſchaft der Eiernudel= und Makkaronifabrik von J. F.
Schüle=Plüderhauſen mit der Hohenlohe=A. G., Kſakao=, Schokolade=
und Nährmittelwerke zu Gerabvonn und Kaſſel, hat unter Mitzvirkung
der Schwäbiſchen Treuhand=A. G. in Stuttgart zu einer vollſtändigen
Verſchmelzung unter der Firwa Schüle=Hohenlohe=Aktiengeſellſchaft
geführt. In den drei techniſch aufs beſte ausgeſtarteten Werken dieſer
Unternehmen, deren Fabrikate ſchon ſeit Jahrzehnten in allen Haus=
frauenkreiſen
Deutſchlands bekannt und beliſebt ſind, wird nunmehr ein
erheblicher Teil des täglichen Nahrungsmittelbedarfs erzeugt.
* Die Royal Mail Line G. m. b. H., Hamburg, gibt
ſoeben den Jahresbericht für 1922 ihrer Stammgeſellſchaft, der Rohal
Mail Steam Packet Company, London, bekannt, dem wir folgendes
entwehmen: Die Abrechnung ergibt einen Reingewinn von 875 679 Pfd.
10 Schill. 6 Pence, ſo daß der Aufſichtsrat eine Dividende von 4 N
vorſchlägt, nachdem bereits im leſtſtem November eine Interimsdivi=
dende
gezahlt wurde, welche die Geſamtdividende ſomit auf 6 % erhöht.
Trotz der teils ungünſtigen Geſchäftslage hat die Geſellſchaft ihre regel=
mäßigen
Poſt= und Paſſagierlinien nach Nord= und Südamerika, ſowie
zwiſchen Kanada und Britiſch=Weſtinidien aufrecht erhalten, und außer=
dem
die Flotte ihrer modernen Dampfer nicht unbeträchtlich vergrößert.
Beſonders erwähnt ſei der regelmäßige Dienſt der Linie zwiſchen
Hambuvg und Neu=York.
* Bürſtenfabrik Pensberger u. Co., A. G., Mün=
chen
. Die Dividende gelangte mit 100 % für das abgelaufene Ge=
ſchäftsjahr
am 14. Mai zur Auszahlung. Bei einem Aktienhapital von
9,250 Millionen Mk. Stamm= und 0,75 Millionen Mk. Namensvor=
zugsaktien
erzielte die Geſellſchaft einen Reingewinn von 19 428 134
Mark. Der Rohgewinn betrug 122 152947 Mk., Handlungsunkoſten
erforderten 71 279 586 Mk., einem Sonderpenſionsfonds wurden 10
Millionen Mk., der Steuerreſerve ebenfalls 10 Millionen Mk., einem
Selbſtverſicherungskonto 10 Millionen Mk. zugewieſen und für Ab=
ſchreibungen
1 608 180 Mk. verwandt. Immobilien erſcheinen in Höhe
von 608 085 Mk. in der Bilanz per 31. Dezember 1922. Maſchinen und
Einrichtungen, die per 31. 12. 1921 mit 1576 185 Mk. ausgewieſen
waren, ſind ebenſo wie Werkzeuge und Fuhrwerke auf 1 Mk. abge=
ſchrieben
. Die Vorräte bilanzieren mit 44 754 151 Mk., Außenſtände
mit 119 123 917 Mk., Wechſel mit 2 648 870 Mk., Kaſſe mit 690 831 Mr.,
Effekten mit 407 000 Mk., Beteiligungen mit 975 000 Mk. und voraus=
bezahlte
Verſicherungen mit 116 509 Mk. Bei einem Aktienkapital,
wie oben erwähnt, betrug der geſetzliche Reſervefonds 5 203 540 Mk.,
der Separatreſervefonds 9 798 681 Mk.; ein Werkerhaltungskonto er=
ſcheint
in Höhe von 34 Millionem Mk., Steuerreſeuven mit 10 758 550
Mk., eim Sonderpenſionsfonds und Selbſtverſicherungskonvo mit je 10
Millionen Mk. Die Verbindlichkeiten der Geſellſchaft erſcheinen mit
57 415 867 Mk., Hypothekenverpflichtungen ſind mit 698 502 Mark aus=
gewieſem
.
* Goldſpareinlagen auch bei den Bayeriſchen
Sbarkaſſen. Das bayeriſche Staatsminiſterium hat, entſprechend
dem Vorgehen Preußens, die Einführung von Goldſpareinlagen bei
den bayeriſchen öffentlichen Sparkaſſen nach den preußiſchen Vorſchrif=
ten
genehmigt.
Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und
Stahlmarktes. Das amerikaniſche Fachblatt Jron Trade Review.
Cleveland, Ohio, kabelt über die Lage des qmerikaniſchen Eiſen= und
Stahlmauktes: Der Abſchluß neuer Aufträge geht weiter zurück, jedoch
ſind die Werke auf Monate hinaus voll beſchäftigt. Der Markv zeigt
eine Ruhe, wie ſeit Monaten nicht mehr. Schwarzbleche werden um
2 Dollars billiger angeboten. Die Februar=Einfuhrziffer war 68000
Tonnen, die niedrigſte ſeit Auguſt, darunter 35 000 To. Roheiſen. Die
Eiſenbahnen kaufen Schienen für Abruf im nächſten Jahr. Bei eini=
gen
Martiwerken wurde die Achtſtundenſchicht eingeführt. Ferroman=
gan
koſtet für prompte Lieferung 125 Dollars, für Lieferung im vierten
Quartak 120 Doll. Die Kmüppelproduktion der Walzwerke wird ſchlang
aufgenommen. Verſchiedene Zweige der Eiſeninduſtrie, namentlich
Konſtruktionswerkſtätten, leiden unter Arbeiterwangel. In Keſſeln und
Behältern wurden große Aufträge erteilt. Röhren und Walzdvaht ſind
ſtark gefragt.
Dividendenvorſchläge.
h. Faber u. Schleicher A.=G., Offenbach a. M. Nach 28,51
Mill. Mk. Abſchreibungen verbleibt ein Reingewinn von 11,59 (1,4) Mill
Mk., woraus 7,5 Proz. Dividende verteilt werden ſollen. Der große
Gießereineubau ſchreitet ſeiner Vollendung entgegen. Nach 60 Prozent
Abſchreibung auf 2n Neubau erſcheint dieſer in der Bilanz mit 14,19
Mill. Mk.
Ed. Die Mathias Hohner A.=G., Harmonikafabrik
in Troſſingen erzielte einen Reingewinn von 53 933 823 Mk. Die
Gewinnanteile ſtellen ſich für Vorzugsaktien auf 70 Mk., für Stamm
aktien auf 2000 Mk. pro Aktie (i. V. 30 Proz.) Auf neue Rechnung
werden 11 800 000 Mk. vorgetragen. Im Laufe des Jahres iſt der Auf
tragseingang befriedigend, die Werke ſind auf Monate hinaus beſchäf
tigt. Die Generalverſammlung findet am 25. Mai ſtatt.
Kd- Umſatzſteigerung bei ſLudwig Löwe. (Priv.=
Tel.) Das Geſchäftsjahr 1922 brachte der Ludwig Löwe u. Co. A.=G.,
Berlin, eine ſtarke Erhöhung ihres Umſatzes in Kilogrammen. Aus
einem Reingewinn von 131,84 (15,28) Mill. Mk. ſollen 250 (36) Proz.
Dividende verteilt werden.

Handelsblat

27. Mai 1923 Nr. 144

Ed. Maſchinenfabrik Eßlingen, A.=G., Stuttgart.
(Prib.=Tel.) Der Aufſichtsrat der Maſchinenfabrik Eßlingen A.=G. ſchlägt
der auf den 11. Juni einberufenen Generalverſammlung die Verteilung
einer Dividende von 300 Prozent vor.
Preisaufſchläge.
wb. Der Preßluft=Werkzeugverband hat ab 28. Mai
ſeine Preiſe für ſchlagende Werkzeuge auf 5400, für drehende Werkzeuge
auf 6200 mal dem Friedenspreis erhöht.
wb. Vom Deutſchen Stahlbund. Im Hinblick auf die
in letzter Zeit eingetretene erhebliche Markverſchlechterung und die Vr=
teuerung
der Geſtehungskoſten hat der gemeinſchaftliche Richtpreisaus=
ſchuß
des Deutſchen Stahlbundes nach eingehender Erörterung eine Stei=
gerung
des Stahlbundrichtpreiſes für Thomasgüte um 31,7 Proz. ab
25. Mai beſchloſſen. Der Mehrpreis für Lieferung in Siemens=Martin=
Handelsgüte wurde auf Mk. 225 000 für Stabeiſen und für die übrigen
Erzeugniſſe entſprechend feſtgeſetzt. Die neuen Richtpreiſe ( Werkgrund=
preiſe
) ſtellen ſich demnach für 100 Kg. mit der bekannten Frachtgrundlage
in Thomas=Handelsgüte bezw. Siemens=Martin=Handelsgüte wie folgt:
Rohblöcke Mk. 1 271000 bezw. 1 453 000, Vorblöcke Mk. 1 422000 bezw.
1 627 000, Knüppel Mk. 1 513000 bezw. 1 732 000, Platinen Mk. 1 550 00
bezw. 1 784 000, Formeiſen Mk. 1 761 000 bezw. 1 892 000, Stabeiſen Mk.
1 775 000 bezw. 2000 000, Univerſaleiſen Mk. 1 918 000 bezw. 2 163 000,
Bandeiſen Mk. 2 151 000 bezw. 2 396 000, Walzdraht Mk. 1 893 000 bezw.
2 134000, Grobblech 5 Millimeter und darüber Mk. 2001000 bezw.
2 262 000, Mittelbleche 3 Millimeter bis unter 5 Millimeter Mk. 2 247 00
bezw. 2 515 000, Feinbleche bis unter 3 Millimeter Mk. 2 589 000 bezw.
2 857 000, Feinbleche unter 1 Millimeter Mk. 2 818 000 bezw. 3 061 000.
Ed- Die Mitglieder des Vereins deutſcher Gummi=
reifenfabrikanten
haben mit Wirkung ab 23. Mai einſchließlich
die bisher in Kraft befindlichen Preisaufſchläge zu den beſtehenden Preis=
liſten
wie folgt geändert: für Fahrraddecken 40 Proz. ſtatt bisher 20
Proz., für Motorrad= und Hilfsmotorraddecken 50 (30) Proz., für Fahr=
rad
=, Motorrad= und Hilfsmotorradſchläuche 70 (35) Proz., für Schlauch=
reifen
70 (35) Proz., für Autodecken 30 (20) Proz., für Autoſchläuche 50
(35) Proz., für Vollreifen 75 (30) Proz. und für ſämtliches Zubehör 40
(20) Proz. Die gegenwärtig giltigen Preiſe für Werkſtättenmaterial
wurden mit Wirkung vom 25. Mai an einſchließlich um 40 Proz. erhöht,
Neue Preiſe für Dachpappe. Der Verband Deutſch
Dachpappefabrikanten hat Mitte Mai die folgenden neuen Richtpreiſe
feſtgeſetzt: a) für Dachpappe mit 80er, 100er, 150er, 200er Rohpappen=
einlage
für den Quadratmeter 4000 3350, 2350, 1900 Mk.; b) für Jſo=
lierpappe
mit 80er, 100er, 125er Rohpappeneinlage 5100, 4550 und 4000
Mark für den Quadratmeter; c) für Dacharbeiten: 1. für die Her=
ſtellung
eines doppellagigen Klebepappdaches aus einer Lage 100er
und einer Lage 150er Dachpappe 14 500 Mk., 2. für die Herſtellung
eines doppellagigen Kiespappdaches aus einer Lage 100er und einer
Lage 150er Dachpappe 15.600 Mk., 3. für den Anſtrich eines alten Papp=
daches
1100 Mk. Die Preiſe unter a) und b) verſtehen ſich für waggon=
weiſen
Bezug frei Verſandſtation, die Preiſe zu c) für 1 Quadrat=
meter
Dachfläche bei Arbeiten für wenigſtens 1000 Quadvatmeter Ge=
ſamtfläche
am Platze des Ausführenden bei normalen Verhältniſſen
unter Zugrundelegeung der gegenwärtigen Richtpreiſe des Verbandes
für Dachpappe ſämtlich bei ſofortiger Barzahlung.
*.d- Vor einer Spirituserhöhung. Wie wir hören, iſt
angeſichts der allgemeinen Preisſteigerung in Kürze mit einer Herauf=
ſetzung
der Preiſe für Spiritus zu rechnen. Die nächſte Sitzung des
Beirats, in der die Preisfrage zur Sprache kommen wird, dürfte in den
erſten Junitagen ſtattfinden.
Ed- Die Vertriebsgeſellſchaft Deutſcher Baum=
wollnähfadenfabriken
München hat, wie die Textilwoche
erfährt, den Aufſchlag auf die Preisliſte vom 12. März 1923 mit Wirkung
vom 23. Mai ab weiter von 3900 auf 4400 Prozent erhöht.
Ed. Die Vereinigung deutſcher Fabrikanten für
Baumwoll=Fabrik= und Handarbeitsgarine hat, wie
die Textilwoche erfährt, den Preiszuſchlag auf die Liſte vom 4. 12. 22 mit
Wirkung vom 22. 5. 23 ab für ſämtliche Fabrikſtoff= und Handarbeits=
garne
von 530 auf 600 Prozent erhöht.
*d- Der Verband der deutſchen Veredelungsan=
ſtalten
für Baumwollgewebehat, wie die Textilwoche erfährt
die Schlüſſelzahl für Ablieferungen vom 22. Mai 1923 ab von 7450 au
9500 erhöht.
7
WBarenmarkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Die Pfingſt= Deviſen=
hauſſe
überraſchte die Produktenbörſe in einem noch nie dageweſenen
Maße. Eigentlich ſollte man ſich nicht mehr überraſchen laſſen, denn
heute muß man auf alles gefaßt ſein. Der Ausfall des Hauptbörſentags
am Montag durch den Pfingſtfeiertag ſetzte dann die Kaufintereſſenten
am 2. Börſentag am Donnerstag vor die vollzogene Tatſache der ſtark
erhöhten Preiſe, die allerdings durch den Deviſenrückgang ihren höchſten
Stand im freien Handel ſchon hinter ſich haben. War die Geſchäftsbe=
wegung
ſchon vor den Feiertagen gering, ſo war ſie nachher noch ſchlech=
ter
, da man nicht mehr zu billigeren Preiſen kaufen konnte und mit den
höchſten Sätzen rechnen mußte.
Getreide. Die Börſe war die ganze Woche hindurch feſt geſtimmt
und ſelbſt der Deviſenrückgang konnte kaum einen Einfluß auf die feſte
Haltung ausüben. Die Abgabe= wie Kaufneigung wurde vollſtändig
unterdrückt, die erſtere in Erwartung noch höherer Preiſe, die andere
Seite in der Hoffnung auf billigere Preiſe, aber beides trat nicht ein.
Die Aufwärtskurve blieb für Weizen bei 220210 000 (in der Vorwoche
168178 000) Mk., für Roggen bei 175180 000 (150152000) Mk.,
für Braugerſte bei 145155000 (128135000) Mk., für inländiſchen
Hafer bei 115140 000 (110125000) Mk., für Mais bei 185190000
(160170 000) Mk. ſtehen und hatte ſo Steigerungen von 500032 000
Mk. pro Doppelzentner gebracht. Bei Weizen und Mais kann mangels
genügend inländiſcher Ware nur Auslandsangebot preisdrückend wirken.
Da aber durch den Dollarſtand dieſe beiden Getreidearten vom Ausland
ſo enorm hoch bewertet wurden, konnten die Preiſe für inländiſche
bezw. im Inland verfügbare Ware um 2532000 Mk. hinaufgeſetzt
werden. Wenn Roggen um 2528000 Mk. trotz der im Reich mehr
verfügbaren Mengen erhöht wurden, ſo bildet hier die Urſache der immer
noch ſtarke Aufkauf der Reichsgetreideſtelle als Reſerve für die Sicherung
der Brotverſorgung. Für die neue Frucht iſt das Wetter ſehr günſtig.
Die ſtändige Zubringung von Feuchtigkeit durch Regen läßt jetzt die
Frucht in die Halme ſchießen, die ſchon über einen Meter Höhe auf=
weiſen
, und der Juni und Juli können dann die Reife bringen. Die
Ausſichten können daher als ſehr günſtig bezeichnet werden.
Mehl. Die Nachfrage hat ſtark nachgelaſſen; gerade nicht zum
Leidweſen der Mühlen, die lieber ihre Ware behielten, als dafür ent=
wertetes
Geld zu erhalten, das ſie doch nicht in Getreide anzulegen ge=
dachten
bei den hohen Preiſen und es auch an Angeboten darin fehlte.
Der Konſum war diesmal nicht die noch antreibende Kraft der Preis=
ſteigerung
durch Angſt= und Hamſterkäufe, denn ſeine geſunkene Kauf=
kraft
ermöglicht nicht mehr große Vorratskäufe. Die ſüddeutſchen Müh=
len
haben den Richtpreis von 300000 auf 340 000 Mk., die zweite Hand
ihren Abgeberpreis von 270280 000 auf 330 000 Mk., die mitteldeutſchen
Mühlen ihre Offerten von 280 000 auf 310315 000 Mk., die zweite Hand
von 255260 000 auf 290235 000 Mk. pro Doppelzentner ab ſüddeutſcher
bezw. mitteldeutſcher Mühlenſtation feſtgeſetzt.
Kolonialwaren. Durch den Ausfall der Montagsbörſe wur=
den
keine offiziellen Preiſe feſtgeſtellt. Das Geſchäft litt unter der Feier=
tagsſtimmung
, ganz beſonders aber unter dem ſcharfen Anziehen der
Preiſe, die als reine Valutawaren den Deviſenſteigerungen folgten. Die
Tendenz war ſehr feſt.
Futtermittel. Die gute Grünfutterernte ließ die gewaltige
Preishauſſe auf dem Futtermittelmarkt nicht in dem Ausmaße wie bei
den anderen Artikeln zur Wirkung kommen, mit Ausnahme von Weizen=
kleie
, die auch nicht durch Grünfütterung erſetzt werden kann und mehr
zur Schweinemaſt dient. Weizenkleie ſtieg denn auch um 1015 000 Mk.
auf 8090 000 Mk. pro 100 Kilo, Biertreber und Malzkeime auch un
1015000 Mk. auf 8590 000 Mk. ab Fabrikſtation. Beim Rauhfutter
dagegen war die Preiserhöhung ganz minimal. Loſes Wieſenheu kam
wieder etwas zu 5860 000 Mk. zum Angebot, Preßſtroh blieb mit 50 000
Mk. unverändert und Bundſtroh koſtete 48000 gegen 4546000 Mk.
pro Doppelzentner waggonfrei Mannheim in der vergangenen Woche.
Tabak. Die Unmöglichkeit des Einkaufs von ausländiſchem Tabak
bei dem heutigen Guldenſtand hat die Pflanzer für ihre 1922er Tabake
zu Forderungen verſtiegen, die Handel wie Fabrikation nicht bewilligen.
Aber ſelbſt wenn ſie dieſe Preiſe bezahlen wollten, bekämen ſie gar keine
Ware, denn der Pflanzer gibt ſeine Labake nicht einmal zu dieſen Preiſen
ab, weil er der Anſicht iſt, es gehe ſo weiter. Anerkannt muß werden,
daß ſeit Beendigung des Weltkriegs die Pflanzer am beſten ſpekuliert

haben, die mit dem Verkauf am längſten zurückhielten, wenn man z. B.
dieſe Ernte in Betracht zieht, die zum größten Teil im vorigen Spätjahr
zu ebenſoviel Zehntauſendern abging, wie heute Hunderttauſender gezahlt.
werden. Alte Tabake ſind ſehr geſucht, aber faſt gar keine Beſtände
mehr verfügbar. Auch in Rippen iſt das Angebot ſehr klein und wird
durch die Nachfrage bei höheren Preiſen übertroffen. Die Fabrikation
iſt noch mit der Erledigung alter Aufträge beſchäftigt, neue Aufträge
gehen wegen erhöhter Offerten ſchon wieder ſpärlicher ein und bald wird
wieder die alte Geſchäftsloſigkeit beſtehen.
Wein. Den Reben fehlt zu der Feuchtigkeit die nötige Wärme,
um die jungen Triebe und die Blütenanſätze kräftig entwickeln laſſen
zu können. Im allgemeinen iſt der Stand der Reben gut. Weinver=
ſteigerungen
haben wegen der Pfingſtfeiertage keine ſtattgefunden. Die
Winzer ſind durch die Markendwertung trotz erhöhter Fordevungen
wenig abgabeluſtig.
Schiffahrt, Kohlen. Die Schiffahrt ruht auch weiter für
die deutſchen Reederei=Unternehmen. Ausländiſche Hohlen werden trotz
der erhöhten Preiſe mehr verlangt, da durch die Markenwvertung die
deutſche Induſtrie wieder etwas mehr beſchäftigt iſt und daher größere
Memgen Kohlen benötigt. 7ſer Hausbyand zeigt dagegen mit dem
Eintritt wävmerer Witterunz weniger Bedarf.
wb. Berliner Produktenbericht. Der Produktenmarkt
zeigte zunehmende Befeſtigung, da infolge des Anziehens der Deviſen=
preiſe
das Inland das Angebot noch mehr als bisher einſchränkt. Um=
ſätze
konnten ſich infolgedeſſen nur in geringem Umfange vollziehen,
trotz des heute vielfach hervortredenden Begehrs. Mais war ſchwer
verkäuflich. Mehl hatte bei ruhigem Geſchäft eie ſehr feſte Haltung.
Die anderen Artikel ſtellten ſich alle höher im Preiſe,
Börſen.
* Börſenwöchenbericht für die Zeit vom 22.26. Mai.
(Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Die Woche
begann am Deviſenmarkt mit einer weiterem ſtärkeren Kursſteigerung
Die Erhöhung der Eiſenpreiſe, ſowie die Erhöhung der Perſonen=
tarife
der Eiſenbahn um 100 % und der Frachttarife um 50 % ließ
die peſſimiſtiſche Beurteilung der Geſtaltung des Markkurſes neue Ver=
ſtärkung
erfahren. Der Dollar zog von einem urſprünglichen Stande
von 50 000 raſch auf 53 000 an und wurde weiterhin bis 57 000 ge=
handelt
. Am Effektenmarkt machte ſich infolgedeſſen ſtarke Nachfrage
geltend und wurden Kurſe geboten, die ſich erheblich über diejenigen
der letzten Tage vor Pfingſtem hoben. Im Verlaufe der Woche lag
infolge Befürchtungen innerpolitiſcher Art der Markt etwas ſtiller,
ebenſo gab auch der bevorſtehende Ultimo zur Zurückhaltung Anlaß.
Die Kaufneigung des Privatpublikums nahm jedoch bald wieder außer=
ordentlich
zu, ſo daß auf dem Einheitsmarkte erhebliche Kursſteigerun=
gen
die Regel bildeten. Am Bankaktienmarkte, der ſich im ganzen
durch größere Lebhaftigkeit auszeichnete, fanden beſondeves Intereſſe
Deutſche Bank, Barmer Bankverein, Mitteldeutſche Kreditbank; am
Markt der Schiffahrtsaktien waren Hapag und Nordd. Lloyd beſonders
gefragt. Montanwerte, insbeſondere weſtliche, zeigten durchweg Er=
höhungen
, namentlich Bochumer, Gelſenkirchener Bergwerk, Buderus
und andere. Türkiſche Werte erlitten größere Abſchläge. Der am
Schluß der Woche gemeldete Rücktritt Poincarés hatte zunächſt eine
etwas ſchhvächere Haltung des Deviſenmarktes zur Folge. Aus ſpäte=
ren
Meldungen ergab ſich jedoch, daß das Kabinett Poincaré beſtehen
bleibt. Infolgedeſſen entwickelte ſich bald wieder lebhafte Nachfrage am
Deviſen= und im Zuſammenhange damit am Aktienmarkt. Beſonders
lag der Chemieaktienmarkt außerordentlich feſt Scheideanſtalt 110 000
Prozent; weiter beſtand Indereſſe für Schuckert, 225 000 %. Siemens
u. Halste 250 000 %, Gummipeter 28000 %. Am Freiverkehrsmarkte
wurden lebhaft gehandelt Beckerſtahl 40 000, Beckerkohle 36 000, Gro=
wag
2050, Krügershall 62 000, Memeler Zellſtoff 350 000 %. Mez Söhne
29 000 %. Die Woche ſchloß in feſter Stimmng.
wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbild. Am Deviſen=
und Notenmarkt war die Tendenz mäßig nach oben gerichtet. Der Dollar
ſetzte vormittags mit etwa 55 00055 500 ein und zog ſpäterhin auf
56 500 an. Die Umſätze geſtalteten ſich etwas reger. Am freien Effekten=
markt
machte die Aufwärtsbewegung weitere Fortſchritte, da die Spekula=
tion
größere Kaufneigung in verſchiedenen Spezialpapieren zeigte. Am
Montanaktienmarkt waren Gelſenkirchen, Deutſch=Luxemburger, Buderus
geſuchter. Im Effektenverkehr von Büro zu Büro herrſchte eine günſtige
Stimmung und es wurden durchweg höhere Kurſe geboten. Für Schiff=
fahrtsaktien
beſtand beſonders große Nachfrage. Für Paketfahrt wurde
ein Kurs von 170 000 geboten, ſehr feſt auch Nordd. Lloyd. Größeres
Intereſſe beſtand für Holzverkohlung. Badiſche Anilin ſehr geſucht 70 71= bis 73 000, Höchſter nannte man mit 5960 000, Th. Goldſchmidt
110000. Man hörte ferner: A.E.G. 72 000, Licht und Kraft 50 000,
Neckarsulmer 42 000, Deutſche Bank 53 000 Geld. Freiverkehrswerte hat=
ten
durchweg höhere Kurſe inne. Es wurden genannt: Becker Stahl
62 000, Becker Kohle 4849 000, Hanſa Lloyd 18 500, Entrepriſe 225 000,
Benz 97 000, Krügershall 7071 000. Von Auslandsrenten ſtellten ſich
Zolltürken 205 000, Bagdad I 275285 000, Bagdad II 210 000, Dollar=
ſchatzanweiſungen
zirka 5657 000. In der letzten Mai=
woche
findet die Wertpapierbörſe am Montag,
Mittwoch und Freitagſtatt. An den übrigen Tagen werden nur
Deviſen und Noten notiert. Dollarnoten amtlich 55 750.
wb. Frankfurter Börſentage. In der letzten Mai=
woche
findet die Wertpapierbörſe am Montag, Mittwoch und Freitag
ſtatt. An den übrigen Tagen, außer dem vorgenamnten, iſt jeder Handel
in Wertpapieren in den Börſenräumen unterſagt. Es werden nur
Debiſen im Deviſenzimmer und Noten im Sitzungszimmer des Börſen=
vorſtandes
notiert. Es wird ausdrücklich auf die Beſtimmungen des
10 der Börſenverordnung vom 3. Okwber 1919 (Ausſchließung im
Uebertretungsfalle) hingewieſen.
wb. Berliner Börſenbevicht. Die Beunruhigung über
die innerpolitiſche Unſicherheit trug dazu bei, den Deviſenmarkt weiter
zu befeſtigen. Bei mäßigen Umſätzen ſtieg der Dollar im Vormittags=
verbehr
bis ziemlich auf 56 000. Bei der amtlichen Kursfeſtſetzung trat
nur eine geringe Abſchwächung ein. Später bewegten ſich die Kurſe
von neuem aufwärts; der Dollar überſchritt 57 000. Für. Effekten
herrſchte im Anſchluß an dem Debiſenmarkt und in Auswirkung der
Flucht vor der Mark durchweg eine feſte Stimmung. Namentlich für
Schiffahrtswerte zeigte ſich großes Intereſſe.
w. Debiſenmzekt. Frankfurt a. M.; 26, Mai.

35. Mai
Brief
Bee V
Selb Brief Antwerpen=Brtiſſel ..:.s.... 3102.7 3117.80 3187 3197.98 Holland ..... ..... ..... 2
* 21553.74 21954.75 Lonbon .......... . . . . .... 25 1868 253131.: N. 259 Paris.. . .... .. .. .. . ........ 361. 3709. Schweiz .. . . . . . . . . .. .. . .. .. 975.50 73.50 10062.2 1e112.83 Spanien .......... . .. 3254.30 35.70 8453.84 8496.20 Italien .. . .. ....... ... ..... 2615.95 2629.05 2668.39 2681.70 Liſſabon=Oporto. ... . . . . . . .. Dänemark .. . . . . . . . . . . . . ... Ge1 85 10075.15 10274.2 Ake Norwegen ........... .. . .. 8631.0- 8940.10 8984.9 Schweden ............ ... .." 64 1443/ 14763. 14837.- Helſingfors ................" 1 1501 Rew=York ........... ... ...." 140 54355.5 55710,32 56389 88 Deutſch=Oſterreich (abg.) . .. . . . 76.68 77.057 78.6 78.68 Budapeſt.. . . . . . . . . . . . . ... . 10.538 10.552 10.10 19.15 1621.95
Prag .......... . .......... 1630.05 1670.81 1679.19 Agram. . . . . . . . . .. .. .. .. .. . .

w. Deviſenmarkt. Berlin; 26. Mai Telegr.

Amſterdam=Rotterdam . ..,
Brüſſel=Antwerpen ........."
Chriſtiania . . . . . . . . . . . . . . .. ..
Kopenhagen ..............."
Stockholm .. . . . . . . . . . . . ... ."
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Italien. .. ....... ... ........
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New=Bork ..... .. . . . .... . ...
Paris .. . . .. . . . .... ........
Schweiz.. . . . . . . . . . . . . . . . . ..
Spanien .. ..... .. . . .......
Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.).
Prag ....... l.. . . . . . ..
Budapeſt .. . . . . . ... .. ...
Buenos=Aires .. . . . . . . . . .. ...
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Faban .......... ...
Rio de Janeiro .............
Belgrad. . . . . . . . . .. .. .. .. ..

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128.37
19074.75
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54164.25
3571.05
9769.53
8244.33

76.45
15.95
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26932.50
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591.51

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3.0
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14786.88
1543.85
1.67
257890.11
55688.88
889.20
10
8471.13
79.60
1669.17
10.78
1974
9.38
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[ ][  ][ ]

Nummer 144.

Darmſtädter Bagblatt, Sonntag, deu 27. Mai 1923.

Seite 9.

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abbruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
11)
(Nachdruck verboten.)
Nein, ich wollte mich auch in Berlin ebenſo um Marie Louiſe
kümmern wie unterwegs. Freilich, daß ich nicht ausſchließlich
den Tag mit ihr verbringen konnte, war klar, es wäre auch für
ein Kind gar nicht das Rechte geweſen. Ich wollte ſtets morgens
in Marie Louiſes Beiſein frühſtücken, mit ihr vor dem Eſſen
mich einige Zeit abgeben, nachmittags eine Stunde ſpazieren
gehen, kurz, reichlich mit ihr zuſammen ſein. Marie Louiſe er=
wartete
das auch. Fräulein Kernke ſagte mir eines Morgens,
ſie habe am Abend zuvor nicht einſchlafen wollen, weil ich ihr
nicht gute Nacht gewünſcht hätte; ich war eingeladen, die Er=
zieherin
hatte es ihr geſagt, aber das Kind habe darauf be=
ſtanden
: nein, der Vater würde noch kommen, und ſie würde ihn
erwarten.
Ueber den Einzelheiten der Arbeit, die mich bislang be=
ſchäftigt
hatten, ſah ich Zuſammenhänge ſich auftn, deren Ver=
folgung
mein Wirken in eine Höhe heben konnte, die ich bisher
nicht erreicht hatte. War mein Schaffen mehr der Erhellung
geſonderter Vorgänge, der Beleuchtung perſönlicher Wirkſam=
keit
beſtimmter Künſtler gewidmet worden, ſo packten mich jetzt
Probleme, die tiefer gingen und das geſamte Gebiet der Kunſt
und Kultur betrafen. Ich ging ihnen nach, entwarf Dispoſitio=
nen
, die Gedanken gliederten ſich, ich ſah, daß es kein ausſichts=
loſes
Unterfangen war, an das ich heranging.
Mit Erna Grimm war ich oft zuſammen.
Aus einem Konzert holte ich ſie ab, das ſie beſucht hatte;
wir gingen in ein Reſtaurant zum Nachteſſen, es war, hübſch
und bequem um uns, und der ſchwere rote Burgunder, den Erna
gerne tvank, löſte die Stimmung: Erna, die von Hauſe aus ehr=
lich
und frei war, gab ſich jetzt mit völliger Ungezwungenheit.
Wegen einer häuslichen Anſchaffung fragte ich ſie um Rat.
Erna erwog die Möglichkeiten, nannte eine Anzahl Firmen, bei
denen man kaufen konnte, und gab dann ihr abſchließendes
Urteil.
Ich hörte ihr bei den ernſthaften Auseinanderſetzungen:
Wenn man drei Meter zu 1,50 Meter breit nimmt, kommt man
billiger fort, als wenn man Stoff zu 1,80 Meter Breite kauft,
vergnügt zu; dieſe geſunde handfeſte Art hatte etwas Drolliges
und war mir an ihr ſympathiſch.
Man könnte auf den Gedanken kommen, Sie zu heirgten,
ſagte ich.
Man ſchon, warum nicht, aber Sie ?"

Erlauben Sie, ich lehnte mich vornüber auf meinem Stuhl,
um ihr näher zu kommen, ſah die hübſche Frau und ihre friſchen
Farben, das braune Haar, das namentlich an den Schläfen gol=
den
leuchtete, gern und voll an und ſetzte ihr ihre Vorzüge aus=
einander
. Wir wollen mal die Frage unter Ausſchaltung alles
Gefühlsmäßigen beſprechen, ganz ſachlich, alſo nach Ihrer Art.
Sie bieten große Vorzüge, Sie ſind praktiſch, ſparſam, geſcheit,

Sie lachte. Zuverläſſig?
Ja, ich halte Sie dafür, und Sie ſind es auch.
Erna trank ein rundes großes Rotweinglas mit kleinen
Zügen ohne abzuſetzen leer, ſtellte es auf den Tiſch genau vor
die Mitte des Tellers und ſagte: Das iſt alles gar nicht ſo
komiſch.
Aber erlauben Sie, warf ich ein, Sie wiſſen doch gar
nicht, ob ich nicht ernſthaft ſpreche.
Eben, ſagte ſie, ich weiß es nicht, und Sie wiſſen es
vielleicht nicht einmal ſelber. Mein armer Freund, Sie
werden alt.
Na, nun hören Sie mal!
Sie hob beſchwichtigend die ſtarke, ſchöngeformte und ſehr
weiße Hand. Ich vergriff mich im Ausdruck, nein, Männer
werden ja nicht alt, aber ich muß es ſagen, Sie roſten ein.
Ich nahm das alles noch als ein ſcherzendes Geplänkel und
widerſprach in ſcheinbarer Entrüſtung. Erna fuhr unbeirrt
fort: Sehen Sie mal, das iſt eine ernſte Geſchichte, für mich
wenigſtens, ich fühle mich da geradezu ein wenig hinein=
gelegt
. Einen Ehemann brauche ich nicht, wirklich, ich denke
gar nicht daran, zu heiraten, ich habe anderes vor im Leben;
was ich in Ihnen ſuchte, iſt beſtimmt etwas ganz anderes, das
Gegenteil vom Ehemann, auch nicht den Liebhaber, nein, wirk=
lich
nicht, nein, dieſes ganze bunte Weſen voll Unruhe und
Vielgeſtaltigkeit, heute ſo, morgen ganz anders, dies Künftler=
tum
, das ſich nicht in einer Kunſt erſchöpft, ſondern im Leben
auswirken muß, das brauchte ich.
Ueberraſcht ſah ich ſie an, lehnte mich in meinen Seſſel
zurück und antwortete nicht.
Wieder trank Erna ihr Glas aus und ſagte: Ich bin
eine gute Sängerin, das weiß ich. Aber ich bin keine Künſt=
lerin
, die etwas ſchafft, die will ich werden, und dazu ſollen
Sie mir helfen.
Erna, Sie ſprechen ein wenig wie ein Banklehrling, der
Millionär werden möchte, oder wie eine eine wild gewor=
dene
Oberlehrerin.
Erna lachte lebhaft. Aber das bin ich doch.
Sie war ſehr ſchön in dieſer Stunde. Selten noch war
ſie mir ſo geſund, und ſtark erſchienen. Ich ſah ſie an und
freute mich ihrer Schönheit, und meinen letzten Satz fortſpin=

nend ſagte ich: Nun wandelt ſich die Oberlehrerin zur
Bacchantin um.
Erna hielt meiner bewundernden Betrachtung ſtand. Ihr
Blick ſaugte ſich in den meinen.
Dann drängte ſie die grelle Stimmung zurück. Ernſthaft
geſprochen, ſagte ſie, in einem Ton zwiſchen leichter Ueber=
legenheit
und nachzitternder Erregung, ich habe das Gefühl,
Sie ſeien auf falſchem Wege. Gewiſſe Dinge haben Sie aus
der Bahn geworfen, nun meinen Sie, die ſei unrichtig geweſen.
Es gibt ſo viele brave Leute und ſo wenig anmutige Raub=
tiere
, aber davon abgeſehen, ein wirklich braver Kerl werden
Sie doch nicht, bleiben Sie ein Raubtier!
Sehr ſchön war ſie. Ich konnte nicht dagegen an, ich ſah.
ſie heute mit ganz neuen Blicken.
Wir gingen miteinander durch die Nacht heim. Ein Be=
kannter
begegnete uns und grüßte. Von einer beſchwingenden
Erinnerung gefaßt, erzählte ich ihr, wie ich in Geſellſchaft
jenes Vorübergehenden in Paris die Tetrazzini hatte ſingen
hören.
Erna Grimms Stimme ſchwankte leicht, ſie ſagte: Weng
wir einmal zuſamen in Paris wären?
Schön wäre das, Erna.
Wir ſtanden vor Ernas Hauſe. Sie reichte mir die Hand=
Gute Nacht.
Ach, jetzt gehen wir nicht zur Ruhe, ſagte ich.
Aber was ſollen wir beginnen?
Irgend etwas, nur nicht ſo auseinandergehen. Wir kön=
nen
noch ein Café aufſuchen oder eine Bar oder am beſten, wir
gehen ſpazieren. Ich ergriff Ernas Arm, und wir wanderten
die Straße zurück.
Sie kennen Paris gut? fragte Erna Grimm.
Ich erzählte von Paris, lockend erſchien es mir heute, ich
erzählte von dem großen Leben, von der Schönheit der leichten
genießenden Welt. Erna Grimm hielt meinen Arm in dem
ihren, ſie hörte genau zu. Lange ſprach ich.
Ich wendete die Richtung unſeres Weges; Erna ſagte:
Erzählen Sie noch etwas.
Ich ſprach von Geſang und Malerei und von vielem, was
ich liebe.
Erna

ſpart den Zimmermann, ſagt Deutſch=
Die Art im Hauſe lands Lieblingsdichter Schiller. Die
praktiſche Hausfrau aber ſagt: Heitmann’s Farbe ſpart den
Färber. Darum benutzt ſie nur dieſe.
Färbe zu Hauſe mit Heitmann’s Farben,

NIAdOT
V,3686

Würfel geben kräftige Fleischbrühe
zum Trinken, Kochen von Fleischbrüh-
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Suppen, Soßen, Ragouts, Gemüsen usw.
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ist, stößd er gerelzte Worte aus Piedeeubiste bittet In, sich zu
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Dev Valutaprolet Piedeaubiste nimmt liermit Abschied
od. geg. engmaſchiges von den verehrten Lesern, um in Antwerpen wieder Seinem Berufe
Drahtgeflecht zu als Stiefelputzer nachzugehen, Für das große Interresse, Welches
tauſchen Herrngarten= dem Valutaproleten und gleichzeitig unseren Weltbekannten
*14880 Kukirol-Fabrikaten entgegengebracht wurde, sprechen wir hiermit
unseren Verbindlichsten Dank aus, Kukirol-Fabrik Kurd Krisp=

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, dent 2V. Mai 1923.

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[ ][  ][ ]

Die Parabel von den vier Schafen.
Von Safed, dem Weiſen.
Als ich kürzlich an einem Fleiſcherladen vorüberkam, da
ſtanden dort vier Schafe in einem Verſchlage nebeneinander.
Und ich blieb ſtehen und ſah mir die Schafe an, und mir war,
als hörte ich ſie miteinander ſprechen.
Und eines der Schafe, ein alter Hammel, ſagte zu ſeinen
Gefährten: Seht, wir werden getötet und gegeſſen von
pem? das iſt ſchließlich ohne Belang! Ich laſſe mir keine
rauen Haare darüber wachſen, ob mein zähes, altes Aas
em Millionär oder einem Flickſchuſter zum Mahle dient!
Zuch liegt mir wenig daran, ob meine Wolle nun zum Kleide
eines Fürſten verwoben wird oder einem armen Teufel zugute
kommt! Ueberdies iſt zu bemerken, daß ſowohl unſer Fleiſch
als unſere Wolle verteilt und verſtreut werden, ſodaß das
Fleiſch eines einzigen Schafes mehrere Familien nähren kann
oder ſeine Wolle mit anderer Wolle in viele verſchiedene Klei=
der
verwoben wird. Ganz anders aber iſt es mit unſerer Haut!
Denn was unſere Haut anbetrifft: die bleibt beſtehen und wird
mit anderem Leder nicht vermiſcht! Kommt, meine Lieben,
laßt uns einer nach dem anderen wählen: was möchtet ihr
wohl, daß aus euren Häuten gemacht werde?"
Und eines der Schafe antwortete und ſagte: Aus meiner
Haut ſollen ſie eine echte Seehund= oder Saffian=Ledertaſche
machen und darin ſoll ein Reicher ſein Geld mit ſich tragen!
Und alle anderen Schafe riefen: Bäh!
Und das zweite Schaf ſagte: Aus meiner Haut ſollen ſie
ein paar echte Rehleder=Glacé=Handſchuhe mit neunzehn
Knöpfen anfertigen, ur dieſe Handſchuhe ſollen die Hände
und Arme einer Schönen zieren!
Und alle anderen Schafe riefen: Bäh!
Und das dritte Schaf ſagte: Meine Haut ſollen ſie zu
einem Akademie=Diplom aus echtem Schweinshaut=Pergament
verarbeiten, und dieſes Diplom ſei lateiniſch abgefaßt und
werde in der ausländiſchen Gelehrtenwelt herumgeſchickt!
Und zwei von den Schafen blieben ſtille, aber der alte
Hammel ſagte: Bäh!
Darauf wendeten ſich die drei Schafe an den alten Ham=
mel
und ſagten:
Du haſt zu jedem von uns Bäh geſagt! Was willſt
denn eigentlich du aus deiner zähen Rinde machen laſſen?
Und der alte Hammel antwortete:
Warum ſollte ein Schaf ſeine Haut dazu hergeben, Geld
zu bewahren, wenn die Nationen das Geld doch nur dazu
brauchen, um es in Kriegen" zu verpulvern? Und warum
ſollte es ſeine Haut zu Handſchuhen verarbeiten laſſen, um
die Arme und Hände einer Schönen zu zieren, die doch nur
eines Soldaten Hals umſchlingen wird? Und warum ſollte es
Akademie=Diplome geben, ſolange die Menſchheit, nicht ihren
Lehrern, ſondern ihren Mördern Monumente errichtet? . . .
Seht, mit meiner Haut ſollen ſie eine Trommel beſpannen,
und die Edlen der Welt ſollen zum Schlag dieſer Trommel

marſchieren
Und alle Schafe ſchwiegen.
Sodann fragte ich den Fleiſcher:
Was wird denn aus dem Leder dieſer Schafe gemacht?
Und er antwortete: Aus dieſen Häuten machen ſie echte
Kuhhäute, und aus denen machen ſie dann Autotaxi=Polſter=
Ueberzüge! Aber es reichen ja alle viere nicht einmal für ein
einziges Taxi!
Und als ich weiterging, ſann ich dem Ehrgeiz der Schafe
und dem Ehrgeiz der Menſchen nach.
(Uebertragen von Max Hayek.)

Nae
Wiſſenſchaft und Technik
Naee
W

Aerodynamiſche Verſuche.
Von Dr. M. Blaſchke, Charlottenburg.
nk. Auf Veranlaſſung der Motorluftſchiff=Studiengeſellſchaft
wurde 1907 in Göttingen die Aerodynamiſche Verſuchsanſtalt
gegründer mit der Beſtimmung der Ergründung der Geſetze des
Luftwiderſtandes und Ermittlung der vorteilhafteſten Geſtalt für

HEARARABAEARODARAEARDEABEA
Die Welt iſt ſo leer, wenn man nur Berge, Flüſſe E
und Städte darin denkt, aber hie und da jemand zu wiſſen,
der mit uns übereinſtimmt, mit dem wir auch ſtillſchweigend
fortleben, das macht uns dieſes Erdenrund erſt zu einem
bewohnten Garten.
Goethe.

MdEAEAEAEAODORARABAROEEE

Luftſchiff=, Flugzeug= oder Fahrzeugkörper. Die Anſtalt arbeitet
mit künſtlich erzeugten Luftſtrömen, die durch trichterartige
Windtunnels getrieben werden und in denen Luftſtröme von
53 bezw. 33 Meterſekunden Höchſtgeſchwindigkeit herrſchen. In
dieſe Windtrichter werden die Modelle aufgehängt und nun
Meſſungen dorgenommen, wie ſie ſich bei derartigen Geſchwin=
digkeiten
verhalten. Sie bilden jedenfalls ein Hindernis, und
deſſen Widerſtand gegenüber den Luftſtrömungen läßt ſich an
beſonderen Meßapparaten ableſen bezw. genau aufzeichnen.
Die Luftſtröme ſelbſt können durch feine Rauchfäden ſichtbar
gemacht und dann auf der photographiſchen Platte feſtgehalten
werden. Auf Grund ſolcher Verſuche ermittelt man die zweck=
mäßigſte
Form der Luftſchiffe (z. B. der Bodenſee), bei der
ſie der Luft den geringſten Widerſtand bei der Fahrt leiſten, die
beſten Tragflügel und Schrauben und dergleichen.
Dazu verwendet man verſchiedene Verſuchseinrichtungen,
vor allem eine Düſe (Oeffnung eines Windtrichters), die etwas
drehbar iſt zur Juſtierung, wenn etwa der Luftſtrom daraus in
die Höhe gerichtet iſt. Derſelbe läßt ſich in ſeiner Stärke voll=
automatiſch
durch einen Gewichtsſatz regeln und auf 10, 15, 20
uſw. bis 50 Meterſekunden Windgeſchwindigkeit einſtellen. An
der Wage laſſen ſich die Kräfte nur nach der Senkrechten und
Wagerechten zerlegen, und da dies zu einer ungenauen Kom=
ponentenzerlegung
bei nicht wagerechtem Luftſtrom führen würde,
wird ein Tragflügel einmal mit der gewölbten Seite nach oben
und ein anderes Mal mit der gewölbten Seite nach unten ge=
meſſen
. Ergibt ſich das gleiche Reſultat, ſo ſteht die Düſe richtig,
onſt muß ſie juſtiert werden.
Vor der Düſe ſteht die Modellaufhängung für Widerſtands=
meſſung
, und zwar hängt das Modell an ſenkrechten Drähten.
Ein Draht unten am Modell hält den wagerechten Meßdraht
in Spannung, dieſer verzweigt ſich ſelbſt in der Düſe in zwei
Drähte, wobei ſich der zu meſſende Widerſtand in zwei Kräfte
nach dieſen Richtungen zerlegt. Der eine Draht führt zu einer
Wage auf dem Düſenkaſten, von der dann die Kraft abgeleſen
werden kann. Dazu hommt noch ein Apparat zur Aufzeichnung
von Geſchwindigkeits= und Druckverteilungen in dem Luftſtrom,
zur Prüfung ſeiner Gleichförmigkeit und Ausmeſſung des Ge=
ſchwindigkeitsfeldes
in der Umgebung der Körper. Es wird ein
Diagramm der Eleichförmigkeit des Luftſtromes aufgezeichnet.
Eine andere Meßeinrichtung, die ſogen. Dreikomponenten=
wage
, geſtattet die Meſſung von Auftrieb, Widerſtand und Mo=
ment
. Dabei werden die Tragflächen gewöhnlich kopfüber auf=
gehängt
, damit der Auftrieb die Drähte ſpannt, ſtatt ſie zu ent=
laſten
, und nicht etwa das Modell ungenügend beſchwert und
nachher durch Umkippen die Drähte zerreißt. Bei negativem
Auftrieb und zut leichtem Modell werden ein paar Gewichte an
Spanndrähten darangehängt.
So wird nun das Modell an drei Syſtemen von Drähten auf=
gehängt
, die aus zuſammen ſechs Drähten beſtehen, entſprechend
den ſechs Freiheitsgeraden des ſtarren Körpers. Die Aufhängung
iſt ſtatiſch beſtimmt und dementſprechend auch die Mehrkompo=
nentenwage
, immer lieſt man bei der Meſſung zunächſt alle
Wagen ohne Wind ab, ſtellt ſie auf Null, dann erſt ſtellt man
den Wind an und lieſt jetzt bei dieſem ab. Die Differenz der
beiden Ableſungen gibt die Windkraft.
Auf Grund ſolcher Modellaufhängung und Meſſung an der
Drei= bezw. Sechskomponentenwage ermittelt man die Geſchwin=
digkeit
, Auftrieb und Querrudermoment, Widerſtand und Höhen=
rudermoment
, Seitenkraft und Seitenrudermoment, die Mo=
mente
um die Quer=, Längs= und Hochachſe, prüft die Schrau=
ben
hinſichtlich Drehmoment, Schub uſw.

nk. Täuſchung als Schutzmaßregel. Nicht nur der Menſch
bedient ſich, wenn es ihm nützlich dünkt, aus mancherlei Grün=
den
zuweilen der Täuſchung zu ſeinem Schutz. Er hätte die=
ſes
Gehaben gewiſſen Inſekten ablauſchen können, wenn es
dieſes äußeren Anſtoßes, noch bedurft hätte. Der bekannte
Schmetterlingsforſcher Prof. Dr. A. Seitz=Darmſtadt erzählt
uns in den Berichten der Senckenbergiſchen Naturforſchenden
Geſellſchaft in Frankfurt a. M. von zwei Schmetterlingen, die
ſich einer ſolchen Vorſpiegelung falſcher Tatſachen als Schutz=
maßregel
bedienen. Wenn ſich der kleine bunte Falter Thecla
linus niederſetzt, nimmt er ſtets eine Stellung ein, in der er
das Bild eines kriechenden Inſektes, etwa unſeres Zuckergaſtes,
darſtellt. Der Kopf dieſes vorgetäuſchten Inſekts beſteht aber
aus zwei umgeklappten Schwanzläppchen des Falterchens.
Und was wie zwei Fühlhörner ausſieht, ſind zwei fadenartige
Anhänge, die bei Berührung abbrechen und deren Verluſt für
den Falter nicht den geringſten Nachteil hat. Jeder Inſekten=
freſſer
, der das Tierchen am Kopf zu faſſen, oder zu beißen
ſucht, um es ſo fluchtunfähig zu machen, wird nun nach dem
künſtlichen Kopf hacken und ſomit nichts erhalten als zwei
kleine Stückchen der Flügel, die ſofort abbrechen und ohne die
der Schmetterling munter davonfliegt. Aehnlich liegen die
Verhältniſſe bei den ebenfalls ſüdamerikaniſchen Fackelſchwän=
zen
. Dieſe Schmetterlinge täuſchen beim Sitzen einen Kopf vor,
aber dieſer Kopf iſt lediglich ein bürſtenartiger Anhang ihres
Unterleibes. Ein von einem Vogel ausgeführter Schnabelhieb
wird daher die Folge haben, daß der Gierige, einen Büſchel
wolliger Haare im Schnabel hält, die, da ſie äußerſt loſe ſitzen,
ſofort abbrechen, während das Inſekt nach unten entſchlüpft
und mit weit ausholendem Pendelfluge einem ſicheren Ver=
ſteck
zuſtrebt.

Mannigfaltiges

Allerlei Weisheit.
Die größte Goldmünze, die es gibt, iſt der Loof in der
franzöſiſchen Kolonie Anam. Sie hat einen Wert von 1100 Frie=
densmark
.
Die Gemahlin Neros, Poppaea, trat zum Judentum über
und verlangte, als Jüdin begraben zu werden.
Die Inſel Island könnte für über 1 Million Menſchen alle
Nahrungsmittel und ſonſtigen Bedürfniſſe liefern, iſt aber nur
von rund 80 000 Menſchen bewohnt.
Erſt in einer Höhe von etwa 700 Meter iſt die Luft völlig
ſtaub= und mikrobenfrei.
nk. Wälder unterm Meer. Wie die ſchweizeriſche Zeitſchrift
für Naturwiſſenſchaften Natur und Technik berichtet, gibt es
an der nordfrieſiſchen Küſte eine große Anzahl untergegangener
Wälder aus vorgeſchichtlicher Zeit, ſo bei der Infel Röm, im
Söllſtedter Moor im Kreiſe Tondern, bei Goting, auf der Inſel
Föhr, bei Nordſtrand und bei Huſum. Den Huſum=Wald ent=
deckte
man beim Durchſtich einer neuen Hafenmündung. Man
fand dort unter dem Marſchboden ein Moor und unter dem
Moor einen Birkenwald. Am merhwürdigſten iſt jedenfalls der
untergegangene Wald bei Goting, am Südſtrand der Inſel
Föhr. Er liegt etwa 15 Minuten vom Strand auf dem Meeres=
boden
, man ſieht dort Stämme von 10 Meter Länge und mehr;
und die Wurzelſtümpfe ſtehen an manchen Stellen ſo dicht, daß
das Dickicht faſt undurchdringlich geweſen ſein muß. In einer
etwa meterſtarken Torfſchicht findet man Holz von Eichen, Bir=
ken
, Erlen, Weiden, Eſchen, Fichten und Haſelnußſträuchern.
Die an der Oberfläche liegenden Stämme werden von Bohr=
muſcheln
und Schiffsbohrwürmern durchzogen. Die Entſtehung
dieſer auf alluvialem Boden gewachſenen Wälder liegt in der
Zeit der Urgeſchichte Deutſchlands. Daß vor dem Untergange
Menſchen darin verkehrt haben, beweiſen zahlreiche aufgefun=
dene
Gegenſtände, ſo Beile und Meſſer aus Stein und ange=
brannte
Flintſtücke. Als Urſache der Zerſtörung ſind große
Sturmfluten anzuſehen, die das muldenförmige Tiefland in
einen Salzſee umwandelten oder Bodenſenkungen verurſachten.

* Der Storch.
Eine Dorfgeſchichte von Fritz Gebert.
(Schluß.)
Noch über ein halbes Stündlein wanderte der Pfarrer als
Storchenſcheuche im Garten auf und ab. Erſt als er ſich von der
dauernden Abweſenheit ſeines ungern geſehenen Freundes über=
zeugt
hatte, ſtieg er in ſein Stübchen hinauf und griff nach
Pfeife und Tabakskaſten. Wohl eine Stunde ſaß er in geruh=
ſamer
Meditation. Durch ein oft wiederholtes Gſch, Gſch!
wurde er wieder auf ſeine Um= und Mitwelt aufmerkſam. Er
trat ans Fenſter: Da ſah er den Storch auf des Kirchenbauers
Dach. Der Kirchenbauer aber ſtand im Hofe und übte ſich im
Steinſchleudern!
Gſch! Gſch! ſcheuchte er zum ſoundſovielten Male, und
diesmal flog dem Langbein ein Stein ſo hart vor die Naſe, daß
er das Weite ſuchte.
Kirchenbauer!
Der Pfarrer öffnete das Fenſter.
Aber Kirchenbauer! Ein Storch iſt doch etwas zu Schönes
im Dorf!
Jawohl, Herr Pfarl2y, wenn er bei anderem Leuten auf
dem Dach ſteht.
So?"
Herr Pfarrer, mit Verlaub, es iſt eine große Schweinerei,
das mit dem Kalk mein’ ich.
Der Pfarrer lachte laut.
Sie Schlaumeier, alſo aus Reinlichkeitsgründen wollen Sie
ihn nicht?"
Herr Pfarrer, und noch etwas. Schmecken Ihnen Eier=
kuchen
mit lebendig gebachenen Fröſchen? Sind Sie ein Freund
von Kartoffelſuppe mit geſottenen Eidechſen?
Kirchenbauer! rief erſtaunt und ein bißchen angewidert
der geiſtliche Nachbar.
Bei Ihnen paſſiert ſo etwas ja nicht: Sie haben ein neu=
modiſches
Küchenfeuer, aber bei uns ſteht noch der offene Kamin
über dem gemauerten Herd. Ich bedanke mich für das Gute,
was von oben kommt.
Kirchenbauer! entrüſtete ſich der Pfarrherr.
Verzeihung! rief jener, aber ich meine immer noch, Sie
könnten den Storch doch am beſten brauchen.
Ich? wunderte ſich der Pfarrer, warum denn ich?"
Wenn Sie nun im Herbft den Kamin gleich wieder rei=
nigen
laſſen? fuhr unbeirrt der Nachbar fort.
Nein, Kirchenbauer, auf keinen Fall. Das war ein ſchöner
Schmutz; ich bedanke mich für die Wiederholung.
Ich ſeh’,, der Herr Pfarrer iſt arg für die Reinlichkeit.

Nun ja, natkürlich!
Aber wo bleibt der Storch?
Iſt mir ganz egal. Ich ſchieße, wenn er wieder kommt.
Herr Pfarrer
Nachbar, ich ſchieße!
Doch der Storch hatte Mut. Trotz dieſer Drohung ſtand er
am nächſten Morgen auf dem pfarrherrlichen Hausdach und trug
unverdroſſen Reiſig zum Neſtbau. Der geiſtliche Herr dachte, ehe
er zum Aeußerſten ſchritt, ſich durch die unmittelbare Nähe ſei=
ner
Perſon Reſpekt zu verſchaffen. Er ſtieg auf den Speicher
hinauf und fing an, mit einer alten Latte fürchterlich zu rumo=
ren
. Aber es nutzte nichts. Hans. Langbein ließ ſich nicht
tören. Da packte ihn der Zorn. Er ſtieß das Dachfenſter auf
und drohte ihm mit geballter Fauſt. Da entwich er entſetzt
Warte, du Schlingel, rief wütend der Pfarrer, jetzt ver=
treibe
ich dir das Wiederkommen!
Lieschen! Lieschen! rief er in die Küche hinunter.
Lieschen ſtürzte auf den Hausflur.
Herr Pfarrer?"
Lieschen, hierher, auf den Speicher!
Lieschen kam ein wenig atemlos.
So, Lieschen, hier bleiben Sie ſtehen, hier an der Dachluke.
Wenn der Storch wiederkommt, dann jagen Sie ihn, daß er alle
Federn verliert. Wehe Ihnen, wenn er ſich wieder auf das Dach
ſetzt!
Aber Herr Pfarrer, meine Arbeit! Die Milch
Ruhig! Hiergeblieben! Aufgepaßt!
Zufrieden wie ein Feldherr, der unter ſeinen Schlachtplan=
entwurf
den letzten großen Schlußſchnörkel gemacht hat und ge=
wiß
iſt, daß ihm der Sieg nicht ausbleiben kann, ging er in ſein
Arbeitszimmer zurück. Nach einem Stündlein, als er die Ruhe
ſeines Gemütes in Geſellſchaft eines dickleibigen theologiſchen
Folianten wiedergefunden hatte, kam ſeine Heimſuchung. Auf=
gelöſt
ſtürzte ſeine blonde Frau in ſein Heiligtum.
Weißt Du nicht, wo Lieschen iſt?
Lieschen?
Ja, Lieschen! klang es ein wenig ungeduldig. Ich ſuche
ſie ſeit einer halben Stunde. Alles hat ſie ſtehen und liegen
laſſen und iſt verſchwunden. Weißt Du vielleicht, wo ſie ſteckt?
Küche und Hausgang riechen nach übergekochter Milch, das ganze
Mittageſſen iſt verbrannt. Die Kinder ſind auch nirgends zu
ſehen.
Aber das iſt ja.
Eilig ging er zur Tür und rief zum Speicher hinauf:
Lieschen!
Vati, Vati! riefen ſeine vier Kinder, komm’ doch ſchnell
herauf. Wir ſehen hier oben den Storch ſo ſchön. Lieschen
zeigt ihn uns.

Aber Mann, haſt Du das Mädchen dort hinaufgeſtellt?
Die Gatten gingen zum Speicher und fanden Lieschen und
die Kinder. Sie ließ eins nach dem andern durchs Dachfenſter
ſehen und den ſelbſtzufriedenen Neſtbauer aus nächſter Nähe in
Augenſchein nehmen. Dittilein rief:
Vati, ſieh doch mal, was für ſchöne ſchwarze Augen er hat!
Die Frau Pfarrer hatte die Hausordnung raſch wieder herge=
ſtellt
. Lieschen marſchierte in die Küche, die Kinder wurden in
den Garten geſchickt, und über das Privatiſſimum der Ehegatten
m Studierſtübchen decken wir den Mantel chriſtlicher Liebe.
Jede Niederlage vor ſeiner beſſeren Hälfte wurmt den braven
Ehemann. Wie ein Feldherr, dem ein unvorhergeſehener Schlag
den ſicheren Sieg in eine Niederlage verwandelt, ſich bemüht,
mit der angeſpannteſten Konzentration aller taktiſchen und ſtra=
tegiſchen
Fähigkeiten ſeines Geiſtes Ehre und Ruf ſeines Na=
mens
wiederherzuſtellen, ſo verſucht auch der Ehemann in dem
nicht unähnlichen Falle einer häuslichen Niederlage Reſtitution
ſeiner Autorität.
Am Nachmittage waren die beiden Aelteſten in der Schule.
Die Kleinen ſchliefen, und auch die Frau Pfarrer hielt ein
Schlummerſtündchen. Da holte er aus den Tiefen ſeines
Bücherſchrankes einen Flobert, ſteckte Patronen in die Taſche
und ſchlich geräuſchlos zum Speicher. Höhniſch klang ihm das
Geklapper ſeines Feindes in den Ohren. Er griff zu den Pa=
tronen
. Noch einmal trug ſein Langmut den Sieg davon. Er
entfernte die Schrotpatrone von der Hülſe und ſteckte dieſe allein
n den Lauf. Dann drückte er los. Ein fürchterlicher Knall er=
folgte
. Hans Langbein hob die Naſe, wunderte ſich, baute dann
aber gleich weiter. Da wiederholte er das Experiment. Der
zweite fürchterliche Knall hatte zunächſt die Wirkung, daß Hans
Langbein ſich nicht einmal Zeit zum Verwundern ließ, ſondern,
ohne Anſtoß an dieſer mittäglichen Ruheſtörung zu nehmen,
getroſt ſeinem vorſorgenden Geſchäfte weiter oblag. Aber eine
andere Wirkung blieb nicht aus. Die Bodentür klapperte.
Frau Pfarrer erſchien im Türrahmen.
Lieber Mann, ſie lächelte ein wenig ich glaube, wir
laſſen ihn in Frieden. Nimm ihn doch in Gottes Namen wieder
als Haus= und Familienhüter an. Er wird uns ein lieber Haus=
genoſſe
ſein.
So, dieſer undankbare, rückſichtsloſe Geſelle?
Nun, ich denke, wir hätten doch ein wenig Verpflichtung
zur Gaſtfreundſchaft.
Hm.
Du, ſie wurde ein wenig rot weißt Du, was der
Kirchenbauer denkt?
Der Kirchenbauer?
Na, ſchau ihm mal in ſein liſtig luſtiges Geſicht!
Was ſoll er denn denken?

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Nummer 21

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgang 1923

Janggaaaee

Jundenugee

* 299
Die Welt der Frau 86e
mm

Gebrauchsdauer der Wäſche in jetziger Zeit.
Manche unſerer jüngeren Hausfrauen hat ſich wohl des öfte=
ren
die Frage vorgelegt, welche Gebrauchsdauer die Wäſche in
jetziger Zeit beſitzt, wenn ſie im Hinblick auf das Anziehen der
Preiſe ihrez Wäſchebeſtand ſorgſam ſichtete und im Stillen er=
wog
, wann wohl eine gefürchtete Neuanſchaffung dieſer oder
jener Art von Wäſche auch für ſie notwendig werden würde.
Nach Profeſſor Dr. Lummerzheim, einem ane kannten Fach=
mann
auf dieſem Gebiet, muß ein Dutzend Hemden von guter
Qualität unbedingt zehn Jahre Gebrauchsdauer behalten. Eine
Rechnung, die man auf einfache Weiſe auf ihre Richtigkeit hin
nachprüfen kann, wird doch im Durchſchwitt jedes Hemd acht
Tage lang getragen und kommt alſo bei einem regelmäßigen
Verbrauch aller zwölf Hemden hintereinander erſt nach zwölf
Wochen wieder von neuem zur Benutzung, ſonach durchſchnitt=
lich
im Jahre viermal zur Verwendung, und überdauert alſo
40 bis 50 Wäſchen, ſoferm es nicht beim Gebrauch wie bei der
Reinigung einer allzu großen Abnutzung ausgeſetzt iſt. Beim
Gebrauch wird z. B. eine ſtärkere Perſon ihre Leibwäſche mehr
und raſcher abnützen, als eine ſchlanke, da durch Reibung unter
den Armen uſw. das Gewebe an einigen Stellen ſtändig ge=
ſcheuert
und dadurch dünner wird. Und bei der Reinigung
wird handgewaſchene Wäſche mehr geſchont als andere, die durch
ſchaufe Waſchbretter, Bürſten und ſtark reibende Maſchinen be=
handelt
wird. Weniger groß ſind die Schädigungen, die der
Wäſche durch die Reinigungsmittel an ſich zugefügt werden,
vorausgeſetzt, daß nicht beſonders ſcharfe und ätzende chemiſche
Stoffe zur Anwendung kommen, die namentlich zum Zwecke
einer gründlichen Bleiche etwas vergilbter Wäſche hier und
dort benutzt werden. Von ſorgſamer Hand ausgeführt, können
ſie aber ebenfalls kaum eine Verheerung anrichten, wenn ſie
nur dann und wann einmal als Hilfsmittel zur . Erzielung
blendend weißer Wäſche zur Reinigung zugezogen werden, dann
durch gründliches Spülen und ſchließlich Anwendung von einem
Gegenmittel, z. B. Chlorbenutzung, die Verwendung von Anti=
chlor
, d. i. unterſchwefligſaures Naſtron, die ſchädlichen Wirkun=
gen
des Bleichprozeſſes unirkſam gemacht werden. Würde
aber ein derartiges chemiſches Bleichmittel öfters zur Anwen=
dung
kommen, dann müßte allerdings nach und nach ein ſtär=
kerer
Verſchleiß des Wäſcheſtückes eintreten, und dadurch auch
ſeine Gebrauchsdauer weſentlich verkürzt werden. Ob nun ein
größerer Wäſcheſchatz gleichmäßig, wie oben beſchrieben, in Ge=
brauch
genommen und dadurch auch regelmäßig ein Stück wie
das andere abgenutzt wird, oder aber, wie es viele andere
Hausfrauen vorziehen, nur zur einen Hälfte in Gebrauch ge=
nommen
und zur anderen völlig abgenutzt liegen gelaſſen wird,
zeitigt das gleiche Reſultat, nur mit dem Unterſchiede, daß hier
zu Ende der zehn Jahre ein Dutzend Stück Leibwäſche in ſtark
abgenutztem Zuſtande in Gebrauch iſt, während dort die andere
Hälfte davon ſchon längſt ausgeſchaltet werden mußte und nur
noch ſechs Stück die erwünſchte Dienſte leiſten. Vorausſetzung
iſt allerdings ſowohl hier wie dort, daß eine ſchonungsvolle,
Hausfrau über ihre Wäſcheſchätze wacht und dieſe von guter,
Anna Linke.
gediegener Qualität waren.
Der zeitgemäße Haushalt.
Zweckmäßiges Reinigungsverfahren bei der
Kinderleibwäſche. Bei dieſer Wäſche bedarf es unbedingt
eines vorherigen Einweichens, um die Schmutzſtreifen am Bünd=
chen
und an den Stickereien, am Halsausſchnitt und den Aermel=
paſſen
der langärmeligen Knabenhemden ohne allzu vieles Rei=
ben
, das den Stoff vorzeitig zermürbt, entfernert zu können. Man
mache es ſich daher zur Regel, dieſe Wäſche ſtets geſondert von
der anderen vorzubereiten. Das geſchieht ohne zeitraubendes
Vor= und Anſeifen ſehr gut auf folgende Weiſe: Auf 1 Eimer
Waſſer rechnet man ½ Liter kochendes Waſſer, in welchem man
2 Eßlöffel Seifenpulver reſtlos auflöſt. Gleichzeitig löſt man
unter Quirlen in ebenſoviel klarem Waſſer 1 gehäuften Eßlöffel
voll Sil auf, gießt nun beides zum Einweichwaſſer, drückt die
Wäſche ausgebreitet hinein und bringt ſie am nächſten Tage zum
Kochen in den Keſſel. Auch das Kochwaſſer wird, in gleicher
Weiſe mit den beiden angegebenen Reinigungsmitteln gemiſcht
und unter öfterem Wenden der Wäſche zum Kochen gebracht. Es
bedarf nur 2030 Minuten langſamen Siedens unter öfterem
Wenden, um aus der ganzen Wäſche allen Schmutz zu löſen.
Bis zur Handwärme abgekühlt, wird dann Stück für Stück aus
dem Keſſel gewaſchen, gründlich geſpült und in freier Luft ge=
trocknet
. Die Kinderwäſche wird bei dieſem einfachen Verfahren
E.
blütenweiß, völlig geruchfrei und von köſtlicher Friſche.
Schutzmaßnahmen gegen die Fliegenplage.
Wenn im Frühjahr die Fliegen ausſchwärmen, kann man das
Verunreinigen von Hängelampen, Bildern, Spiegeln, Fenſtern
und allen ſchwer zu reinigenden Gegenſtänden dadurch verhüten,
daß man ſie mit Zwiebelwaſſer abwäſcht oder einreibt. Dieſes
bereitet man aus 1 Liter Waſſer und 1 Taſſentopf voll Zwiebeln,
die, in Scheiben geſchnitten, eine Viertelſtunde kochen müſſen. L.

Will man in tapezierten Räumen die Nägel
unter Schonung der Tapete einſchlagen, ſo macht man an der
vorher bezeichneten Stelle einen kleinen Kerbſchnitt mit ſpitzem
Meſſer kreuzweiſe, biegt die vier Ecken um und ſchlägt den
Nagel ein. Wird er wieder entfernt, ſo drückt man einfach die
Ecken über dem Loch zuſammen.
R.
Tintenflecke aus Leinen, wie Decken, Läu=
fern
, Taſchentüchern und Leibwäſche verſchwinden
durch eine Behandlung mit Eſſig und Salz, die man brei=
artig
vermiſcht auf die betreffende Stelle aufträgt. Ein Nach=
waſchen
mit klarem Waſſer überzeugt vom Verſchwinden der
Flecke.
Weiße Leinenſchuhe behalten ihr gutes, ta=
Aloſes Ausſehen, wenn man ſie, auf Leiſten gezogen,
lächſt mit alter Zahn= oder Nagelbürſte von Schmutz und
Flecken reinigt, indem man dieſe nur mäßig anfeuchtet und mit
weißer Kernſeife anreibt. Dann ſpült man mit reinem Waſſer
nach, überbürſtet ſie mit einem Brei von Kremſer Weiß und
Spiritus, läßt ſie trocknen und bürſtet den übrigen Staub des
Pulvers mit wenigen leichten Strichen vom Leinen ab. Dunkle
Abſätze und Sohlenränder reibe man mit paſſender Schuhereme
ein und bürſte ſie vorſichtig ohne Berührung des Leinenüber=
zuges
glänzend.
H.
Reisrand mit pikantem Fleiſchereme. ½ Pfund
Reis wird mit 1 Zwiebel und 1 Löffel Fett gelb geröſtet, 1 Meſ=
ſerſpitze
Paprika und Salz beigefügt und in der Kochkiſte weich=
gedünſtet
. 1 Taſſe Fleiſchreſte, fein gewiegt, wird mit 1 Zwiebel,
einer braunen Mehlſchwitze aus 2 Löffel Mehl, etwas Zitronen=
ſaft
, ½ Ltr. Waſſer, in dem 1 Appels Fleiſchbrühwürfel aufgelöſt
wurde, und 1 Priſe Muskatnuß zu einem Fleiſchereme be=
reitet
.
R.
Speiſezettel.
Sonntag: Rhabarberſuppe. Reisrand mit Fleiſchereme
Staudenſalat.
Montag: Kartoffelſalat mit Setzei.
Dienstag: Erbsbrei mit Sauerkraut.
Mittwoch: Linſen. Donnerstag: Graupen.
Freitag: Spinat. Samstag: Eierkuchen.

Wnne

Wege

Spiel und Rätſel

Wmmm

6

51 8

10

10

2

14

uſ7

16

18

1

19

20

Füll=Rätſel.
2, a, af, ah, berg, der, di, do, e, e,

en, fal, fe, frau, frei, gel, ger, ha, ka,
lem, lert, me, mi, mil, na, ne, nek,
ni, n0, 0, ri, r0, sar, se, se, se, staff,
ster, te, te.
Obige Silben ſchreibe man in
die Ouadrate der Figur, ſo daß die
17 wagerechten Reihen Wörter von
folgender Bedeutung enthalten:
1. Kurze witzige Erzählung. 2.
Weibliches Adelsprädikat. 3. Staat=
2
licher Würdenträger. 4. Figur in der
3
Oper Die luſtigen Weiber von Wind=
ſor
, 5. Körperteil. 6. Fluß in Deutſch=
land
. 7. Säugetier. 8. Weltteil. 9. Stadt
in Galizien. 10. Fiſch. 11. Deutſcher
Dichter. 12. Männername. 13. Stadt
in Böhmen. 14. Blume. 15. Nagetier. 16. Vogel.
17. Bibliſcher Name.
Die an Stelle der 20 Zahlen zu ſtehen kom=
menden
Buchſtaben, in arithmetiſcher Reihenfolge
abgeleſen, nennen den Vor= und Zunamen eines
deutſchen Dichters.
Carl Deubel.

Merk=Rätſel.
Ferdinand, Thron, Land, Verderben, Meerweibchen, Schleier, See.
Aus jedem der vorſtehenden Wörter ſind 2 aufeinanderfolgende
Buchſtaben zu merken, welche, im Zuſammenhang geleſen, ein be=
rühmtes
klaſſiſches Schauſpiel ergeben.
Viſitenkarten=Rätſel.

Nummer 2

Aufgabe 3
E. Altman in München.
(Deutſches Wochenſchach 1917.)
d
b
g b

lrene Hirks

Uim

Prüfſtellung: Weiß: Kh1 Tf1 g5 Lb5 Sc6 4 Bd3 f6 (8)
Schwarz: K d5 D d8 Ta7 Ba3 b6 d4 d6 e5 g6
(9) 3 +.
Aufgabe 4
Alain C. White.
(Govd Companion 1918)
Weiß: Ka6 Dd7 Te4 h2 Lc6 Sa3 Bd2 (7).
Schwarz: K d3 D d6 Lg7 Bc7 e6 (5).
Matt in zwei Zügen.
Der Verfaſſer unſeres heutigen Dreizügers iſt im Weltkrieg
gefallen. Aufgabe 4 iſt ein gefälliges Stück des amerikaniſchen
Problemkomponiſten.
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Redaktion
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift Schach.

Durch Umſtellung der Buchſtaben auf obiger Viſitenkarte ergibr
ſich der Beruf der Dame.
Was iſt das?
Glücklich, wem das erſte das zweite iſt,
Und wer über dem erſten das Ganze vergißt.
*
Setz’ in das Herz des größten Weltbezwingers
Ein du hinein
Und aller Leiden Ueberwinder
Wird gefunden ſein!
*
Bin meines Vaters Kind
Und meiner Mutter Kind
Und doch keines Menſchen Sohn.
Es hat 2 Köpfe nur 2 Arme;
6 Füße nur 10 Zehen;
4 Füße ſind ſtets nur im Gange:
Wie ſoll man das verſtehn?
Zahlenwunder.
Die Summe der erſten n Zahlen iſt gleich der Hälfte von n
mal der nächſtfolgenden Zahl, d.h. 2 , z. B. 1+2+3+4+5
2
6++7 28, ebenſo 1+2+3-+4+5+6+7 ... . uſw... ..
197-F98-+99-F100 L0-L4 5050.
2
Die Summe der erſten n geraden Zahlen iſt gleich n. (n +1),
z. B. iſt die Summe der erſten 11 geraden Zahlen 2+4++6+8++
. .. . uſw. . . . + 18+20-F22 11. 12 132.
Die Summe der erſten n ungeraden Zahlen iſt n n, z. B.
1+3+5+7+9 5.5 25; 1+3+5++7+9++11+13 7.7
49 uſf.
Auflöſungen.
Röſſelſprung=Königszug: Wenn im Mai die Bienen
ſchwärmen, ſo ſoll man vor Freude lärmen.
Buchſtaben=Scharade: Film.
Was iſt das?: Gericht, gerecht, Gerücht. Streiche.
Rätſel: 518. Spiegel. Jgel, Egel, Siegel, Segel, Sieg, Siel,
Pegel, Spiel. 519. Reif, Reifen. 520. Butter, Milch, Buttermilch.
Verantwortlich: Max Streeſe.

Daß Du die wahren Gründe Deiner Feindſchaft ver=
ſchleierſt
.
Wieſo?
Nun, bald redet das ganze Dorf davon.
Gut, gut! Um ſo ſchneller muß ich ihn fortſchaffen. Dabei
bleibr es.
Der Entſchluß war gut, aber die Mittel zur Ausführung
mehr als je zweifelhaft und unentdeckt. Er ſelbſt konnte ſich doch
nicht tagelang an die Dachluke ſtellen. Nachdenklich ging er in
den Garten und ſann nach. Wütend blickte er auf den Lang=
bein
, der nun dort oben Sieſta hielt. Die Kinder kamen aus der
Schule nach Hauſe. Sie traten leiſer ins Haus als gewöhnlich.
Dittilein ſprang nicht lebendig und queckſilbrig wie ſonſt. Still
ging ſie zu ihm hin, und ihre Blauaugen ſuchten groß und ängſt=
lich
in ſeinem Geſichte.
Vati, die Kinder ſagen, Du habeſt dem Storch ein Bein
abgeſchoſſen. Auf einmal fing ſie heftig an, zu weinen.
Lieber Vater!"
Er nahm ſein Kind auf I Arm.
Liebe Maus, das iſt ja gar nicht wahr.
Doch, doch, ſieh nur, er ſteht nur noch auf einem Bein!
Da mußte er lachen, und er tröſtete die Kleine, bis ſie be=
ruhigt
war. Dann ſchickte er ſie ins Haus und ging nachdenklich
zum Lehrer. Der Kirchenbauer, der das Geſpräch belauſcht hatte,
ſchmunzelte. Ueber ſein altes, gutes Geſicht ging ein zufriedenes
Leuchten. Er hatte die Mär aufgebracht.
Herr Lehrer, helfen Sie mir! Wohin ſchaffen wir den
Storch? ſchloß der Pfarrer ſeine Rede, als er dem jungen
Manne die Gründe zu ſeiner Storchenaustreibung erzählt hatte,
Er iſt ein Kinderfreund und gehört zu den Kindern, ant=
wortete
der Lehrer. Da das Schulhaus ein Doppelhaus iſt,
mag er getroſt ſein Neſt auf den Schornſtein des Schulſaales
bauen. Dort ſteht er auf neutralem Gebiet, fügte er lächelnd
hinzu.
Gott ſei Dank! ſeufzte der Pfarrer. Aber wie kriegen
wir ihn auf das Schulhaus? Wiſſen Sie keinen Rat, Herr
Leſizer?
Nach allem, was Sie ſchon verſuchten, leider nicht.
Dennoch ſaßen ſie noch lange beieinander, rieten und ſan=
nen
und kamen zu keinem Ergebnis. Dann gingen ſie durch den
Lehrersgarten, freuten ſich über Trockenheit und Sonnenſchein
und machten Pläne für die einſetzende Gartenarbeit. Der Bür=
germeiſter
ging draußen vorbei, und ſie weihten ihn in ihren
Plan ein. Er lachte den Lehrer luſtig an:
Nun ja, der Storch war immer unſer Ehrenbürger. Wo er
ſein Logis aufſchlägt, das iſt mir einerlei. Junge Leut müſſen
V
ſich beſonders mit ihm halten.

Sie lachten alle drei, der Lehrer ein wenig verlegen. Er
lenkte ab:
Sehen Sie mal Ihren alten Glöckner, Herr Pfarrer, wie
munter und flink er wieder im Sonnenſchein geworden iſt!
Der alte Chriſtoph ging zum Vieruhrläuten. Sie riefen ihn
herbei. Scherzend fragte ihn der Pfarrherr, wie er den Storch
von ſeinem Hauſe vertreiben könne.
Ei, Herr Pfarrer, andvortete der Alte, ſtecken Sie doch
eine Stange mit einem Tuch zum Dachfenſter heraus. Dann
bleibt er weg.
Was halten Sie davon, Herr Bürgermeiſter?
Ei gewiß, das hilft, nickte dieſer.
Heureka! rief der Lehrer. Heute noch werden meine Bu=
ben
ein altes Rad auf den Schulhausſchornſtein legen. Sie
ſtecken Ihre Fahne heraus, dann wird er ſchon herüberwechſeln.
Wenn er’s annimmt, bedachte der Bürgermeiſter.
Er nahm’s an.
Der Pfarrer eilte nach Hauſe, erwiſchte unglücklicherweiſe
eine Serbiette, band ſie an eine Bohnenſtange und zog das
Ganze als weiße Fahne auf.
Klapp, klapp!
Hans Langbein ſtrich ab.
Zuerſt verſuchte er es beim Kirchenbauer, und dieſer durfte
einen Tag der Storchenjagd und Wacht obliegen. Dann ſetzte er
ſich auf das Schulhaus.
Am darauffolgenden Tage ſtand Lehrer Blumenſchein mit
feiner Frau im Garten und häite nichtswürdige Gedanken. Er
zählte:
Acht Jahre, ſechs Jahre, vier Jahre, zwei Jahre.
Was gibt es? fragt ſeine Frau. Was willſt Du mit
Deinen acht Jahren, ſechs Jahren, vier Jahren, zwei Jahren?
Ach, ich denk' grad’ an die Pfarrerskinder.
Warum intereſſiert Dich ihr Alter?
Pfarrherrliche Verſchleierungspolitik, Liebſte!
Er fing fürchterlich an, zu lachen.
Nein, dieſe Neutralitätsflagge, ein koſtbarer Witz!
Seiner Frau ging ein Licht auf, ſie machte ein böſes Geſicht
und nahm ihn am Ohrläppchen.
Schlingelchen, Schlingelchen! Gutes von ihm reden und
alles zum Beſten kehren!
Am andern Tage kamen die Pfarrkinder ſtrahlend aus der
Schule.
Denk' mal Mutti, denk mal, Vati, heut haben wir eine
Stunde lang Pauſe gehabt. Zuerſt war die Frau Lehrer allein
m Garten und hat dem Storch zugeſchaut. In der Pauſe ging
der Herr Lehrer zu ihr und hat auch nach dem Storch geguckt.
Er hat viel Späßchen gemacht und immer mit ſeiner Frau ge=

lacht. Auf einmal iſt die Frau Lehrer fortgelaufen. Da haben
ſie ein bißchen Fangen geſpielt. Und denkt einmal, dann hat der
Herr Lehrer der Frau Lehrer einen Kuß gegeben.
So ſchien alſo der Storchenkampf eine glückliche, allſeitig
befriedigende Löſung erfahren zu haben. Fröhlich arbeitete der
geiſtliche Herr am Nachmittage im Garten, mit erhabener Geiſtes=
ruhe
ſchmökerte er bis tief in die Nacht hinein in ſeinem Lieb=
lingsfolianten
, und eine Unmenge Tabak wandelte ſich in bläu=
lichen
Dampf. Tiefe, zufriedene Nachtruhe entſchädigte ihn für
die Strapazen der vergangenen Tage. Goldene Morgenſonne
weckte ihn und Storchengeklapper. Storchengeklapper aus
allernächſter Nähe. Entgeiſtert, ſtürzte er ans Fenſter. Wie
geſtern und vorgeſtern ſtand Meiſter Adebar dadrüben auf dem
Schulhauſe. Blinzelte er zum Pfarrhauſe herüber? Da wieder
. . . . . Storchengeklapper! Er ſtürzte zur Tür.
Lieschen!"
Herr Pfarrer, Herr Pfarrer! Ein Storch, ein neuer Storch
ſteht auf unſerm Dach!
Zunächſt erſtarrte er zur Salzſäule.
Die blonde Pfarrfrau aber lachte, bis ihr die hellen Tränen
über die Wangen liefen.
Gib Dich drein, gib Dich drein, lieber Mann, ſonſt lachen
die Leute, ſolange wir leben.
Er ſchaute ſie an, unſicher, wenig begabt, überraſcht.
Zuerſt brummte er:
Nescia mens hominum fati sortisque futurae!"
Dann fiel er in ein erlöſendes Gelächter, lachte ſich den
Frühling ins Herz und gab ſeiner Frau einen Kuß.
Das Buchweizenfeld.
Von Emmy Bekker.
(Nachdruck verboten.)
Da oben auf der Höhe ſteht ein Buchweizenfeld, das wächſt
in den blauen Himmel hinein, hinauf zu Gott. Fein zartroſa
liegt der Hauch über dem Feld, und dann geht es über in ein
tiefes dunkles Blau. So ſtill ift es da oben. Nichts regt ſich,
nichts ſielſt du als den Himmel und das Feld. Das iſt Gottes
Nähe. Schönes Feld, in meine Arme möcht ich dich ſchließen, an
nein Herz möcht ich dich drücken, in deine Blüten möcht ich mich
vergraben und träumen von einer ſchöneren Welt. Du ſchönes
Feld! Doch dein Leben heißt ſterben. Nicht für die Schönheit
biſt du geboren, zum Sterben ward dir das Leben gegeben.
Schon höre ich der Senſe Schnitt. Raatſche, raatſche geht es
durch die Luft. Du ſtirbſt. Ein Seufzer noch, und nicht mehr iſt,
dein Leben.