Darmstädter Tagblatt 1923


14. Mai 1923

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Einzelnummer 150 Mark

d

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Montag, den 14. Mai 1923
186. Jahrgang

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Von Ruhr und Rhein.
Geſtern ſoll an Frau Berta Krupp der Befehl zur
Räumung der Villa Hügel binnen vier Tagen ergan=
gen
ſein.
Auf der Eiſenbahnlinie OberhauſenOſterfeld wurde die
Brücke über den Kanal und die Emſcher durch
Sprengung zerſtört. Der Eifenbahnverkehr iſt
unterbunden. Auch der Verkehr auf der militariſierten Strecke
OſterfeldHamm iſt durch die Sprengung der Eiſenbahnbrücke
bei Lipoltshauſen unterbunden. Die Franzoſen zwangen
Notſtandsarbeiter in Lünen, bei den Wiederherſtellungsarbeiten
zu helfen.
Die Franzoſen ſtellten den Firmen, welchen nach den Akten
der Zollämter die Zölle geſtundet waren, Zahlungsbefehle
zu und beginnen jetzt, da die Firmen die Zahlung an die fran=
zöſiſchen
Behörden verweigern, die Beträge gewaltſam
einzukaſſieren. Bisher ſind ihnen dabei 350 Millionen
Mark in die Hände gefallen.
Verſchärfung des Grenz=Verkehrs.
Düſſeldorf, 13. Mai. (Wolff.) Die Verordnung der
Rheinlandkommiſſion über die Regelung des Paßweſens iſt
durch eine Verordnung des Generals Degoutte faſt genau glei=
chen
Inhalts auf das rechtsrheiniſche Gebiet ausgedehnt wor=
den
. Auch für das rechtsrheiniſche Gebiet verlan=
gen
die Franzoſen vom 29. Mai ab die Stempelung
des Perſonalausweiſes für die Ausreiſe nach dem un=
beſetzten
Gebiet und vom 15. Mai ab die Vorlegung eines von
der Beſatzungsbehörde, ausgeſtellten Erlaubnisſcheines
für die Einreiſe aus dem unbeſetzten in das be=
ſetzte
Gebiet.

Vom Tage.
Reichskatzler Dr. Cuno iſt geſtern im Begleitung des Reichsarbeits=
miniſters
Dr. Brauns in Münſter eingetroffen, um mit den Vertretern
des Wirtſchaftslebens aus dem Einbruchsgebiet eine perſönliche Füh=
lungnahme
aufzunehmen.
Die heute beginnenden Teuerungsverhandlungen
zwiſchen dem Finanzminiſterim und den Spitzenorganiſationen finden
erſtmalig ſeit der Nuhrinvaſion unter Trennung von Anbeitern und
Beamten ſtatt. Wie angenommen wird, erfolgte die Trennung, wetl
die Beamtengehälter auf eine veue Grundlage geſtellt werden ſollen.
Infolgedeſſen dürſten die Verhandlungen mit den Beamten wohl eine
längere Zeit in Anſpruch nehmen.
Der Hochverratsprozeß gegen Profeſſor Fuchs und Kapell=
meiſter
Machaus wird am 4. Juni vor dem Münchener Volksgericht
beginnen.
In Berlin konnten nach den neueſten Erhebungen 20 Prozent
der Kinder wegen Unterernährung nicht in die Sckule auf=
genommen
werden. In 24 Regierungsbezirken Preußens ſind mehr
als 50 Prozent der Bevölkerung unterernährt.
Es ſteht nunmehr feſt, daß die 63. Generalverſammlung der Katho=
liken
Deutſchlands am 26., 27. und 28. Auguſt d. J. in Köln abgehalten
wird.
Die polniſche Regierung beauſichtigt, 87 deutſche Reichsangehörige
aus Poſen, namentlich Pommerellen, auszuweiſen.
Die ruſſiſche Handelsdelegation in Rom erklärt zur Ermordung
Worowskis, die ruſſiſche Handelsdelegation ſei ſeit geraume= Zeit von
der Sorjetregierung über das Vorhandenfein ehemaliger Zariſten unter=
richtet
worden und habe eine große zariſtiſche Organiſation im Verdackt,
die einen interngtionalen Charakter haben ſoll, das Attentat begangen
zu haben.
Wie eine Schweizer Agentur meldet, hat die ruſſiſche Delegation
aus Moskau die Weiſung erhalten, Lauſanne heute zu verlaſſen.

Ablehnung der deutſchen Vorſchläge. Aufforderung zu einem neuen Angebot.

London, 13. Mai. (Wolff.) Die britiſche Antwort=
nvte
iſt heute vormittag dem deutſchen Botſchafter über=
geben
worden.
Der Wortlaut der engliſchen Note.
London, 13. Mai. (Wolff.) Die heute vormittag auf der
beutſchen Botſchaft überreichte Note hat folgenden Wortlaut:
Euer Exzellenz!
Die Regierung Seiner Majeſtät hat dem Memorandum, das
Euer Exzellenz mir am 2. Mai mitgeteilt haben und in dem die
deutſche Regierung ihre Vorſchläge für eine Regelung
der Reparationsfrage vorlegt, ihre ſorgfältige
Aufmerkſamkeit zuteil werden laſſen. Dieſer Schritt der
deutſchen Regierung iſt bekanntlich die Folge einer Anregung
geweſen, die ich im Laufe einer Debatte im britiſchen Parla=
ment
am 20. April gegeben habe, und die Regierung Sei=
ner
Majeſtät hat daher an der Antwort, die auf die=
ſen
Appell hin erfolgt iſt, ein beſonderes Intereſſe.
Ich kann Euer Exzellenz nicht verhehlen, daß
die Vorſchläge Ihrer Regierung eine große Enttäuſchung
geweſen ſind und daß die deutſche Regierung den ungünſti=
gen
Eindruck, den ſie ſowohl auf die Regierung Seiner
Majeſtät als auf ihre Allierten gemacht haben, nach meiner An=
ſicht
hätte vorausſehen und ihm daher vorbeugen können
und müſſen. Die Vorſchläge entſprechen weder der Form
noch dem Inhalt nach dem, was Seiner Majeſtät Regierung
vernünſtigerweiſe als Antwort auf den Rat hätte erwarten
können, den ich bei mehr als einer Gelegenheit der deutſchen
Regierung durch Euer Exzellenz zukommen zu laſſen unternom=
men
habe, und auf den direkteren, ihr in der erwähnten Rede
gegebenen Hinweis. Die Hauptgründe für dieſe berechtigte
Enttäuſchung ſind die folgenden:
1. Die deutſche Regierung bietet als geſamte Bezahlung
ihrer anerkannten Schulden eine Summe an, die weit unter
dim mäßigen Betrag liegt, der die Grundlage des der Pariſer
Konſerenz im letzten Januar unterbreiteten britiſchen Zah=
lungsplanes
bildet und daher von vornherein als für die
alliierten Regierungen
böllig unannehmbar
hätte erkannt werden müſſen. Weiterhin wird die Zahlung ſo=
gar
dieſer unzulänglichen Summe von dem Ergebnis einer Reihe
internationaler Anleihen abhängig gemacht, das
unter den kundg gebenen Bedingungen in weitem Umfange un=
gewiß
ſein muß, und zwar in ſo hohem Grade, daß der von der
deutſchen Regierung vorgelegte Plan tatſächlich Beſtimmungen
enthält, die ſich mit der Möglichkeit des Nichtzuſtandekommens
der Anleihen beſchäftigen. Außerdem ſchließen die zu dieſem
Punkt vorgeſchlagenen Regelungen finanzielle Bedingungen ein,
die für Deutſchland weniger drückend ſind, als wenn die An=
leihen
, erfolgreich wären, ſo daß kein wirklicher Anreiz für
Deutſchland gegeben iſt, den Verſuch zur Aufbringung zu
mas en.
2. Daß es die deutſche Regierung unterläßt,
die Art der Garantien
mit größerer Schärfe zu bezeichnen, die Deutſchland anzubieten
bereit iſt, iſt noch ganz beſonders zu bedauern: Statt greifbare,
ſubſtantielle Vorſchläge in dieſer Richtung zu erhalten, ſehen ſich
die alliierten Regierungen unbeſtimmten Verſicherungen, Be=
zugnahmen
auf künftige Verhandlungen gegenübergeſtellt, die in
einer geſchäftlichen Transaktion dieſer Art praktiſchen Wertes
entkehren.
Die Enttäuſchung iſt um ſo größer, als die Regierung Sei=
ner
Majeſtät gern den Glauben aufrecht erhalten möchte, daß in
dem deutſchen Memorandum Anzeichen dafür zu finden ſeien,
daß die deutſche Regierung die auf ihr liegende Verpflichtung
anerkennt, eine
ernſthafte Anſtrengung zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten
mit dem Vertrag von Verſailles zu machen in einer
Weiſe, die die Alliierten als billig und aufrichtig (eguitable and

singere) anſehen können. Wenn Deutſchland die Abſicht hat, den
Weg zu einer wirkſamen und ſchnellen Löſung eines Problems
zu eröffnen, das, ſo lange es nicht gelöſt, die politiſche und wirt=
ſchaftliche
Lage Europas und tatſächlich der ganzen Welt in ernſte
Verwirrung bringt, dann ſcheint es bedauerlich, daß es nicht
eine klarere und ſchärfere Abſchätzung der Linien bewieſen hat,
auf denen allein eine ſolche Löſung geſucht werden kann.
Die Regierung Seiner Majeſtät iſt ihrerſeits überzeugt, daß
Deutſchland in ſeinem eigenen Intereſſe es vorteilhaft finden
wird, eine größere Bereitwilligkeit zur Auseinanderſetzung mit
der tatſächlichen Lage zu entwickeln, und unter Ausſchaltung
aller unweſentlichen und ſtrittigen Punkte dazu ſchreiten wird,
ſeine Vorſchläge noch einmal zu erwägen und zu erweitern,
daß ſie in eine brauchbare Grundlage für weitere Erörterungen
umgewandelt werden. An einer ſolchen Erörterung wird die
Regierung Seiner Majeſtät bereit ſein, im geeigneten
Augenblick an der Seite ihrer Alliierten teil=
zunehmen
, mit denen ſie ein praktiſches Intereſſe
an dieſer Frage teilt, das ſie ebenſowenig aufzugeben beabſich=
tigt
, wie den Wunſch, einer Lage von internationaler Gefahr
ein Ende zu machen. Aber ſie kann der deutſchen Regierung
nicht verhehlen, daß der erſte Schritt zur Verwirklichung einer
ſolchen Hoffnung die Anerkennung von ſeiten Deutſchlands ſein
muß, daß eine viel ernſthaftere und viel beſtimm=
tere
Mitwirkung erforderlich iſt, als ſie je bisher in
Erſcheinung getreten iſt.
Ich habe die Ehre uſw.
gez.: Curzon of Kedleſton.
Die Auffafſung deutſcher Politiker.
* Berlin, 14. Mai. (Priv.=Tel.) Da der Reichskanzler
augenblicklich nicht in Berlin iſt und erſt im Laufe des Vor=
mittags
aus Münſter zurückkehrt, kann ein Kabinettsrat,
der ſich mit den Noten befaſſen wird, früheſtens am Montag
nachmittag einberufen werden. Von den Politikern der ver=
ſchiedenſten
Parteien wird die engliſche Note als ein Er=
eignis
angeſehen, das im Innern Deutſchlands
ſchwere Verwicklungen hervorrufen wird, da ſich
zunächſt zwei Fragen ergeben:
1. Wird die Note von Deutſchland beantwortet?
2. Von wemr wird ſie beantwortet?
Das heißt: von der Regierung Cuno oder von einer anderen
Regierung?
Ein ſozialdemokratiſcher Abgeordneter, der in
außenpolitiſchen Fragen oft das Wort für ſeine Partei führt,
glaubt nicht daran, daß Dr. Cuno bereit ſein werde, neue Vor=
ſchläge
zu machen, da er ſich zu ſehr darauf feſtgelegt habe, ſein
erſtes Angebot, als nicht mehr ſteigerungsfähig zu bezeichnen.
Optimiſtiſcher drückt ſich ein ſührender Demokrat aus, der
zwar auch ſchwere Verwicklungen heraufziehen ſieht, jedoch
zwiſchen den Zeilen der Curzonſchen Note einiges Günſtige
herauszuleſen glaubt. Er begrüßt es vor allem, daß die Ruhr=
frage
in der engliſchen Note nicht berührt wird, und daß ſich
überhaupt die Möglichkeit zu neuen Verhandlun=
gen
ergibt.
Ein Abgeordneter der Deutſchen Volkspartei hin=
gegen
erging ſich in ſchärfſter Kritik der Note Curzons, aus der
et direkt die Tendenz entnahm, in Deutſchland Schwierigkeiten
zu ſtiften, um die Stellung der Regierung Cuno zu erſchüttern.
Für England, meint dieſer Politiker, käme es nur darauf an,
den ihm unbequemen Ruhrkonflikt zu beendigen, wobei es alle
deutſchen Intereſſen opfern würde. Weder Dr. Cuno
noch Außenminiſter v. Roſenberg werden nach Meinung dieſes
Abgeordneten neue Vorſchläge machen, und ſie werden ſtatt der
Weiterführung der engliſchen Vermittlung viel eher verſuchen,
auf Frankreich direlt zu wirken.
Dieſe Aeußerungen aus drei verſchiedenen Lagern laſſen er=
kennen
, welche Differenzen ſich in der öffentlichen Meinung er=
geben
werden.

III.
Die bisherigen Reparationsleiſtungen.
Wenn man den Mitteilungen der Reparationskommiſſion,
des weiſen Rechnungsausſchuſſes der Alliierten, in dem Frank=
reich
den Vorſitz und das entſcheidende Wort führt, insbeſondere
aber den Erklärungen der franzöſiſchen Staatslenker Glauben
ſchenken wollte, ſo hätte Deutſchland bisher nur geringfügige
Leiſtungen an die Alliierten abgeführt. Jedoch wenn, wie in der
Reparationskommiſſion, Ankläger und Richter ein und dieſelbe
Perſon ſind, ſo iſt ein Mißtrauen am Platze, das durch die Tat=
ſachen
im weiteſten Maße gerechtfertigt wird. Die Rechenkunſt=
ſtücke
jenes Ausſchuſſes, die von ſeinen außenſtehenden Dirigen=
ten
diktiert ſind, haben nur propagandiſtiſchen Wert und Zweck,
der Nachprüfung halten ſie nicht ſtand. Denn was hat
Deutſchland ſeit dem Waffenſtillſtand tatſäch=
lich
geleiſte4?
In den früheren Artikeln wurde bereits geſagt, daß ſich die
enormen territorialen und volkswirtſchaftlichen Verluſte infolge
des Waffenſtillſtandes und Friedensſchluſſes, die Deutſchlands
Lebenskraft aufs äußerſte ſchwächten, nach Geldwerten überhaupt
nicht errechnen laſſen. Aber es bleibt auch ſo noch genug an
dem, was in klaren Zahlen ausgedrückt werden kann. Das ab=
gelieferte
Reichs= und Staatseigentum im In= und Ausland,
die Saargruben, Privatkabel, nichtmilitäriſche Rücklaßgüter an
der Weſtfront, das nach dem Waffenſtillſtand ausgelieferte Eiſen=
bahn
=, Fahrzeug= und Brückenmaterial, die deutſche Handels=
und Binnenflotte, das liquidierte deutſche Eigentum im Aus=
land
, die abgegebenen Wertpapiere und der erzwungene Ver=
zicht
Deutſchlands auf ſeine Anſprüche an ſeine ehemaligen
Kriegsverbündeten ſtellen zuſammen einen Wert von 36 Milliar=
den
und 798 Millionen Goldmark dar. Dabei ſind das Reichs=
und Staatseigentum in Elſaß=Lothringen und in den deutſchen
Kolonien, der rein militäriſche Rücklaß in ſämtlichen Räu=
mungsgebieten
, ſowie der geſamte volkswirtſchaftliche Wert des
Privateigentums in den abgetretenen Gebieten noch nicht mit=
gezählt
. Nicht eingerechnet iſt ferner der nichtmilitäriſche Rück=
laß
der deutſchen Oſttruppen und der Wert des deutſchen Eigen=
tums
in Rußland, den Vereinigten Staaten, Braſilien und
Cuba, weil hier zuverläſſige Berechnungen noch fehlen. Zu die=
ſen
Leiſtungen aus vorhandenen Beſtänden kommen weitere aus
laufender Produktion, als da ſind; Kohlen und Kols, neue See=
und Binnenſchiffe, Eiſenbahnen für die abgetretenen Gebiete
und ſchließlich ſonſt’ge Waffenſtillſtands= und Wiederaufbau=
lieferungen
, Leiſtungen, die abermals auf 3752 Millionen Gold=
mark
zu beziſſern ſind. Hierher gehören endlich auch die reinen
Barleiſtungen in Deviſen, Zöllen, Sanktionsabgaben, Verkauf
von zerſtörtem Kriegsmaterial uſw. mit einem Wert von 2230
Milionen Goldmark.
In Summa ergibt ſich alſo ſchon daraus ein bezahlter
Reparationsbetrag von 42,78 Milliarden Gold=
mark
, womit aber die finanziell beſtimmbaren bisherigen Ab=
galen
Deutſchlands an ſeine Kriegsgegner noch nicht erſchöpft
ſind. Die Beſatzungskoſten wurden ſchon früher mit 4½ Milliar=
den
Goldmark angegeben, der Wert des abgelieferten Kriegs=
materials
wird einwandfrei auf 638 Milliarden Goldmark ge=
ſchätzt
, und bewertet man ſchließlich die Arbeit von annähernd
einer halben Million deutſcher Kriegsgefangener in den zerſtör=
ten
Gebieten Nordfrankreichs und Belgiens von November 1918
bis 1. März 1920 nach dem übtichen Tageslohn, ſo ſtellt auch
das eine Leiſtung von 1½ Milliarden Goldmark dar, ſo daß bis
Ende 1922 eine Tribntleiſtung von weit über
50 Milliarden Goldmark zu buchen wären. Wobei im=
mer
zu beobachten bleibt, daß ein etwa gleich hoher Betrag tat=
ſächlicher
Abgaben rechneriſch noch nicht feſtſteht.
Die ungeheuere Geldentwertung und die zunehmende In=
flation
haben in Deutſchland mehr und mehr das Verſtändnis
für Geld= und Zahlenwerte gemindert und den Sinn für volks=
wirtſchaftliche
Realitäten abgeſtumpft. Aber man muß ſich in
der Bevölkerung wieder einmal klar machen, daß es ſich bei die=
ſen
mehr als 50 Milliarden um Goldwerte handelt, und daß
dieſe Summe über ein Sechſtel oder, unter Berückſichtigung
aller Abgaben und Leiſt ngen, ſogar ein Drittel des geſamten
deutſchen Volksvermögens vor dem Kriege ausmacht. Wohl=
gemerkt
, vor dem Kriege wurde von unſeren beſten Finanz=
kennern
das deutſche Volksvermögen auf rund 300 Milliarden
Goldmark bewertet, und damals hatte das Deutſche Reich keinen
verlorenen Krieg hinter ſich, hatte es eine geſunde, prachtvoll
blühende Volkswirtſchaft, einen ertagfähigen Kolonialbeſitz, die
zweitgrößte Handelsflotte der Welt; damals waren ihm noch
nicht ein Achtel ſeiner Bodenfläche, ein Zehntel ſeiner Bevölke=
rung
, die beſten landwirtſchaftlichen Ueberſchußgebiete, bis zu
drei Vierteln ſeiner Rohſtoffe entriſſen und weite Landesteile
von fremden Truppen beſetzt; und ebenſowenig mußte Deutſch=
land
Jahr um Jahr mit dem Ertrag ſeiner Arbeit und der noch
verbliebenen Bodenſchätze Milliarden an Kriegsentſchädigungen
zahlen. Man begreift alſo das kataſtrophale Mißverhältnis der
bisherigen Reparationsleiſtungen zu dem kümmerlichen Reſt des
deutſchen Volksvermögens.
Zugleich aber bleibt es lehrreich, zu beobachten, welche
Stellung die Gläubiger zu jenen Milliardenſummen einnehmen,
je nachdem es ſich darum handelt, ob ſie dieſe einfordern oder
ſelbſt zahlen ſollen. Bekanntlich hat Frankreich bisher bei allen
Reparationskonferenzen jeden Schuldennachlaß mit dem Hinweis
abgelehnt, daß es unter der eigenen Schuldenlaſt erſticke. Ja
und Deutſchland? Wie liegen denn die Dinge? Die Ge=
ſamtheit
der Siegerſtagten ſchuldet Amerika, den Betrag von
48,1 Milliarden Goldmart, von denen auf England 19,7 und auf
Frankreich 15,8 Milliarden entfallen. Zieht man nur die reinen

wie die Summe der Weltſchulden an die Ver=
einigten
Staaten und beinahe dreimal ſoviel
wie die betreffende Schuldhöhe Frankreichs,
wobei übrigens noch einmal erwähnt ſei, daß Deutſchlands bis=
herige
Reparationsleiſtungen ohne Beſatzungs= und Abrüſtungs=
koſten
mehr als das Zehnfache der franzöſiſchen Kriegsentſchädi=
gung
von 1871 ſchon jetzt erreicht haben.
Warum ſpricht Herr Poincaré nicht von dieſen Zahlen? Soll
für das verſtümmelte und ausgeſogene Deutſchland, das bis zum
Weißbluten für die Reparationen geopfert hat, eine Laſt tragbar

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Rummer 152.

ſein, deren dritter Teil dem ſiegreichen Frankreich, das, nebenbei
bemerkt, noch leinen Pfennig ſeinen Gläubigern zurückerſtattet
hat, ganz untragbar erſcheint? Mit dieſer Logik wird man das
deutſche Volk ebenſowenig überzeugen können, wie man bislang
vermochte. Doch wer erwartet Logik von denen, die aus allzu weihung eines Denkmals für die im Kriege Gefallenen bei und
guten Gründen von ihr nichts wiſſen wollen! So bleibt uns hielt dabei eine Rede, in der er zuerſt daran erinnerte, daß ge=
alſo
nur übrig, auf die Zwangsläufigkeit der wirtſchaftlichen rade die Magsgegend in der Geſchichte ſeit urdenklichen Zeiten
Tatſachen zu warten, d. h. wenn es bis dahin für beide Teile Einbruchsgebiet geweſen ſei. Frankreich habe dieſe rauhe Schule
nicht zu ſpät geworden iſt.

Der Wortlaut der italieniſchen Note.
* Rom, 13. Mai. (Priv.=Tel.) Die italieniſche Regierung
gende Note an die deutſche Regierung:
die Vorſchläge der deutſchen Regierung zu einer Regelung der
von praltiſchen Vorſchlägen zu bewegen, um aus der gefährlichen densvertrag unterzeichnet zu haben, um gewiß zu ſein, daß die=
Lage in Mitteleuropa herauszukommen, gaben mir einigen ſer Friede ſich auch verwirkliche. Frankreich kenne die
Reparationsfrage bedeuten würde. Ich muß jedoch feſtſtellen,
daß meine
Erwartungen enttäuſcht
wurden. Man kennt den Standpunkt der italieniſchen Regierung.
Wie aus den Vorſchlägen, die von der italieniſchen Regierung
auf den beiden letzten Konferenzen in Paris und London vor=
mit
Rückſicht auf ihre wirtſchaftliche und finanzielle Lage ge=
der
internationalen Kriegsſchulden als immer enger mitein=
beſtehen
, daß dieſe Fragen ſo ſchnell wie möglich und mit Be=
Kriegsgebiete erledigt werden. Dieſe Notwendigkeit erklärt auch zipien befolgten wie die Franzoſen. Aber eine beſonders falſche
auf das deutlichſte die Haltung der talieniſchen Regierung ſo= Auffaſſung der Staatsvernunft habe ſie ſeit langer Zeit die poli=
wohl
im Hinblick auf die Entſcheidungen der Reparationskom= tiſche Lüge zu glauben gelehrt. In ſeiner gegenwärtigen Be=
miſſion
, wie in allen Ereigniſſen, die ſich im Verfolg der letzten, ziehung habe Deutſchland unter dem letzten Kaiſerreich die Ver=
Pariſer Konferenz eingeſtellt haben, wobei als ſelbſwverſtändlich
anzuſehen iſt, daß die Intereſſen und Forderungen Italiens ſiert. Man habe hoffen können, daß die republikaniſche Negie=
lieniſchen
Regierung hervorgeht, iſt
Italien bereit, ſeinen Anteil an den Opfern mitzutragen,
mehr betragen, als Italien vernünftigerweiſe tragen kann. Man, eine Kataſtrophe in ſeinem Lande darüber belehrt werden muß,
ßen Hälfte der Reparationsverpflichtungen der kleinen Länder chungen zu erfüllen.
zuſammenhängt, die Italien zugeſprochen wurden, auf die es
jedoch in einer Regung von ( delmut und Mäßigung und im Geduld und Ruhe abzuwarten. Denn an der Ruhr werde Frank=
Hinblick auf die ſchwierige Lage dieſer Länder verzichtet hat, reich immer beſſere und wirkſamere Maßnahmen ergreifen. Zum
Italien hat damit bedeutende Zugeſtändniſſe gemacht, Schluß ſagte Poinergs: Der Anteil Frankreichs am endgültigen
ohne bisher die Mithaftung Deutſchlands, die durch die Ver= Siege iſt nicht der geringſte, der an Trauer und Leid der bei
itglieniſche Regierung zu ihrem lebhaften Bedauern genötigt mindern werde.
ſah. den Entwurf zur Negelung der Reparationen, den die eng=
liſche
Regierung auf der letzten Pariſer Konferenz vorlegte, nicht
anzunehmen, weil die Denkſchrift Bonar Laws, obwohl ſie zu
einem höheren Ergebnis kam, nicht genügend den notwendigſten
rückbleibt, die im Projekt der engliſchen Regierung enthalten
Ziffer, ſo gering ſie auch ſei, die man vernünftigerweiſe erwarten. Botſchafter, ſei der Anſicht, daß Deutſchland mehr als irgendein
Anleihe, durch die die Zahlungen ausſchließlich erfolgen ſoll,
Angabe der Bedingungen, die erfüllt werden ſollen, um die An= lands zu Frankreich noch geſpannter gemacht.
leihe unterzubringen und zu einem Erfolge zu führen.
An allen konkreten Angaben fehlen die Garantien und
Pfänder, ebenſo die Verſicherung, daß dieſe Garantien in wirk=
nicht
einen methodiſchen und vollſtändigen Vorſchlag dar, wie
weniger wert ſind, je wichtiger die Fragen ſind, auf die er ſich Arbeiten der Konferenz aufmerkſam machte. Die Annahme dürfte
im Hinblick auf die allgemeine Regelung bezieht.
Ein derartiger Mangel gibt der königlichen Regierung An=
ſchritt
zu einer Löſung des Problems verlangſamt und weil er das erſte, verſuchen wollen, die wichtigſten ſtrittigen Fragen zu
Strömungen ſich der Erfüllung ſeiner eigenen Verpflichtungen
zu entziehen ſucht. Unter dieſen Umſtänden erklärt die italieni=
tungen
enttäuſchten. Die italieniſche Regierung drückt erwarte, die am Dienstag eintreffen dürften.
von neuem die Anſicht aus, daß im Intereſſe Deutſchlands ſo=
wohl
wie in dem des allgemeinen Friedens und der europäiſchen
Wirtſchaft eine neue und baldige Entſcheidung der
deutſchen Regierung zu Vorſchlägen führen möge, die Ankunft gegenüber den umlaufenden Gerüchten über einen be=
durch
ihren Juhalt und ihre genauen Einzelheiten geeignet er=
Verbündeten mit Ausſicht auf Erfolg geprüft zu werden.
gez.: Mufſolini.
Eine Rede Millerands angefündigt.
aus tige Politik behandeln.
Eine Note Poincarös an Tſchitſcherin.
Moskau, 13. Mai. (Wolff.) Ruſſ. Telegraphen=Agentur.
reiſe u laſſen.
Eine Dollar=Anleihe für Oeſierreich.
gunſten Oeſterreichs aufzunehiſen.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 14. Mai 1923.

Eine neue Hekrede Poincarés.
* Paris, 14. Mai. (Priv.=Tel.) Miniſterpräſident Poin=
die
nüchternen Finanzſachverſtändigen der Welt zu überreden caré wohnte in Commercy im Departement Meuſe der Ein=
kaltblütig
und voller Reſignation und Tapferkeit durchgemacht.
Nach der Zertrümmerung von 1871 ſeien die Grenzbewohner
näher an die Mags herangerückt worden, und
Frankreich habe ſich keiner Illufion darüber hingegeben, daß
eines Tages wieder der Krieg ausbrechen werde.
richtete in Beantwortung der deutſchen Note vom 2. Mai fol= Daher ſei Frankreich zu ſehr unmittelbar an der Erhaltung des
Friedeus intereſſiert geweſen, als daß es einen Konflikt ge=
wünſcht
hätte. Auf der anderen Seite jedoch ſei es entſchloſſen
Die aufmerkſame Prüfung der Denkſchrift vom 2. Mai, die geweſen, wenn ein ſolcher Konflikt entſtünde, ſich von dieſem
Alpdruck freizumachen und die von ihm getrennten Brüder (El=
Reparationsfrage enthält, haben mich davon überzeugt, daß ſaß=Lothringen? D. Red.) wieder in die Gemeinſchaft des fran=
dieſe
Vorſchläge nicht geeignet ſind, um zur Grund= zöſiſchen Volkes aufzunehmen. Nunmehr, nachdem Frankreich
lage für eine endgültige Ausſprache der verbündeten Regierun= die ihm entriſſenen Probinzen wieder erhalten habe, dürfe es
gen mit Deutſchland zu dienen. Meine wiederholten Mahnun= trotzdem die jahrhundertealten Erfahrungen nicht
gen, die dazu beſtimmt waren, Deutſchland zur Ueberreichung vergeſſen und ſich nicht etwa einbilden, es genüge, einen Frie=
Grund zu der Hoffnung, daß der Schritt der deutſchen Regie= Germanen ſeit über 1900 Jahren, und es habe feſt=
rung
einen Fortſchritt im Hinblick auf eine friedliche Löſung der ſtellen können, daß dieſe ſich in dieſer langen Zeit kaum geändert
hätten.
Die Germanen ſeien Menſchen, denen Krieg ein nationales
Bedürfnis und der Friede nur eine Pauſe zwiſchen zwei
Kriegen ſei.
Die Franzoſen ſeien verpflichtet, ſich heute zahlreicher hiſto=
gelegt
wurden, hervorgeht, iſt die italieniſche Regierung riſcher Vorgänge zu erinnern, beſonders ſolcher, aus denen her=
vorgehe
, daß Deutſchland in der zyniſchſten Weiſe die von ihm
zwungen, die Frage der Wiederherſtellung und die Frage, feierlichſt abgegebenen Verſprechungen zu mißachten pflege. Es
gebe zweifellos auch unter den Deutſchen eine Anzahl höchſt
ander verknüpft anzuſehen, und ſie kann nicht umhin, darauf zu ehrenwerter Menſchen, die im Geſchäfts= oder Privatleben die
Unehrlichkeit nicht aufbkingen würden, ihre Unterſchrift zu ver=
rückſichtigung
der Koſten für den Wiederaufbau der italieniſchen weigern, und die in ihrer alltäglichen Moral dieſelben Prin=
leumdung
zur Doktrin erhoben und den Menſchenhaß ſyſtemati=
hinter
den Forderungen keiner der anderen allierten Länder rung dieſen traurigen Machenſchaften entſagen wükde, aber es
bei der Löfung einer ſo wichtigen Frage zurückſtehen. Wie aus ſei doch wohl, zu ſchwierig, alte Gewohnheiten abzuſtreifen.
mehreren offiziellen Handlungen und Kundgebungen der ita= Frankreich habe heute ein Deutſchland gegen ſich, das ſich nicht
entwaffnet habe, dagegen aber Frankreich anklage, Deutſchland
entwaffnet zu haben, ein Deutſchland, das eine Ehreuſchuld ein=
gegangen
ſei, ſie aber nicht zahlen wolle, ein Deutſchland ſchließ=
um
zu einer allgemeinen wirtſchaftlichen Löſung zu kommen, lich, das Frankreich mit einem imaginären Angebot habe ab=
Ich kann jedoch nicht dulden, daß die mir auferlegten Laſten, ſpeiſen wollen. Wir hoffen nicht, daß Deutſchland erſt durch
darf nicht vergeſſen, daß die Beteiligung Italiens an den deut= und wenm es das Vertrauen zur Welt gewtnnen will, es zu
ſchen Reparationszahlungen auch mit der Zuerkennung der gro= allererſt notwendig iſt, ſein Wort zu halten und ſeine Verſpre=
Poincaré ermahnte dann, alle kommenden Ereigniſſe mit
träge vereinbart wurde, in Anſpruch zu nehmen oder bisher weitem größte geweſen. Sein Anteil an den Entſchädigungen
zu fordern. Die deutſche Regierung weiß übrigens, daß ſich die ſei äußerſt beſcheiden, und er hoffe nicht, daß man ihn herab=
Deutſchland auf ſich ſelbſt geſtellt.
London, 13. Mai. (Wolff.) Einer Reuter=Meldung
Anſprüchen Italiens Rechnung trug. Nach dieſem un= aus Neu=York zuſolge erklärte der dort eingetroſſene ame=
mittelbar
vorangegangenen Vorfall kann die italieniſche Regie= rikaniſche Botſchafter in Berlin, Hougthon, in
rung nur mit einem Gefühl des Erſtaunens feſtſtellen, daß die einer Unterredung, Deutſchland habe alle Hoffnung ein alter Pionier deutſchevangeliſcher Liebesarbeit im Auslande, wird
deutſche Denkſichrift vom 2. Mai weit hinter den Vorſchlägen zus auf Erzielung auswärtiger Hilfe bei der Regelung ms ſeiner Arbeit berichten. berr Ahlmann, der lange im Cannes ( Süd=
waren
. Abgeſehen von der Tatſache, daß die für die Wiedergut= des Reparationsproblems aufgegeben. Es erkenne jetzt, wird aus dem reichen Schatz ſeiner Erfahrungen mancherlei darbieten.
machung ausgeſetzte Summe bedeutend kleiner iſt als irgendeine, daß es ſeine Schwierigkeiten allein bewältigen müſſe. Er, der
könnte, iſt in den deutſchen Vorſchlägen von der internationalen anderes Land eine Regelung der Reparationsfrage wünſche,
ohne die notwendigen genauen Einzelheiten die Rede und ohne Aber die Nuhrfrage habe zweifellos das Verhältnis Deutſch= Mai verkehren, wie die Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung
Kritiſche Tage in Lauſanne.
Lauſanne, 13. Mai. (Wolff.) Geſtern abend liefen hier Stralſund 7,45 vorm., an Berlin 1233 nchm.; D 172 ab Schleſ. Bhf.
ſamer Weiſe gegeben werden. Der deutſche Vorſchlag ſtellt alſo Gerüchte über ein Ultimatum der allierten Delegationen an die 941 vorm; an Amſterdam 859 nchm.: D 171 ab (London 830 nchm.)
er es hätte unbedingt ſein müſſen, um zu einer grundſätzlichen Türken um. Die Gerüchte fanden keine Beſtätigung und ſind 10,50 vorm, an Hamm 6,43 nchm; D 21 ab Hamm 1,10 nchm., an
Ausſprache die Möglichkeit zu geben. Er enthält nichts als offenbar darauf zurückzuführen, daß General Pelleé Js=
eine
Neihe unbeſtimmter und ungenauer Angaben, die um ſo met Paſcha auf die Notwendigkeit der Beſchleunigung der beſchl. Verſ=Zug 219 ab Chaklottenburg 940 vorm an Beuthen 950
berechtigt ſein, daß die kommende Woche inſofern ent= ah Frankfurt a. M. 702 vorm, an Berlin Anh. Bhf. 5,36 nchm.
laß zum Bedauern, weil er zum Schaden aller den Fort= ce dend ſein wird, als alle drei Komitees, hauptſächlich aber
eine Anſicht beſtärkt, die einen gewiſſen Glauben findet, nämlich, regeln. Erleichtert würden die Bemühungen, falls eine ſchnelle
daß Deutſchland unter dem Einfluß beſtimmter innerpolitiſcher Einigung über den Zahlungsmodus für die Kupons D 131/132 Lehe Leipzig.
der ottomaniſchen Schuld möglich wäre. Abends wurde
ſche Regierung, daß die deutſchen Vorſchläge keine wirkliche Aen= erklärt, daß Pellé dem Grundſatz der Zahlung in franzöſiſchen
derung in der jetzigen Lage bedeuten, und daß ſie die Erwar= Franken zuſtimmte, aber entſprechende Inſtruktionen aus Paris
Lauſanne, 13. Mai Wolff) Der griechiſche Außen=
miniſter
Alexandris iſt hier eingetroffen und hat bei ſeiner
ſcheinen, von der königlichen Regierung im Verein mit ihren eine Erklärung abgegeben, daß er nach Lauſanne komme, Um neten wurde mit 7 gegen 6 Stimmen beſchloſſen, dem Antrag der ſozial=
beim
Abſchluß des allgemeinen Friedens mitzuwirken
Die Lauſanner Nationale Liga.
Lauſann e, 13. Mai. (Wolff.) Die Lauſanner Nationale vertrag hinfällig wird. Ueber die Frage, bedürftigen Ortsarmen die
TU. Paris, 13. Mai. Halbamtlich wird mitgeteilt, daß bereits in den vorhergehenden Tagen die Rede war, veröffent= Gemeinderat nicht ſchlüſſig werden. Eine Kommiſſion, beſtehend aus
Millerand am 3. Juni eine Rede in Chaumont bei der Ent= licht eine Kundgebung, in der ſie beſtätigt, daß ſie am letzten
hüllung eines Denkmals für die franzöſiſchen und gmerikaniſchen Sonntag eine Dömarche bei Worowſki unternommen habe, um bis zur nächſten Sitzung entſprechende Vorſchläge ausarbeiten. Die
Gefallenen halten wird. Es erregt in politiſchen Kreiſen ein ihn zur Abreiſe zu veranlaſſen, im übrigen aber erklärt, daß
gewiſſes Aufſehen, daß in der halbamtlichen Ankündigung be= dieſer Schritt in keiner Weiſe die in der Preſſe erſchienenen Nach= die anderweitige Regelung der Haſtpflichtwerſicherung der Gemeinde
tont ſird, die Rede des Präſidenten der Republik werde die richten rechtfertige. Die Liga teilt weiter mit, daß ſie keine meinde angeforderten Beiträge zur Handwerkskammer ſollen auch in
Beziehungen zu den italieniſchen Faſziſten unterhalte.
Keine türkiſch=bulgariſchen Verhandlungen. Gebühren der Feldgeſchworenen, wird zur Kenntnis genommen. Die
tſchitſcherin hat von Poinears eine Note erhalten mit der Nach= agentur tritt erneut ausländiſchen Blättermeldungen entgegen, Gemeinderat darum nachgeſucht, den feſtgebenden Vereien zur Aus=
icht
, daß am 10. Juni die Einſchifſung der ruſſiſchen Soldaten wonach zwiſchen der Türkei und Bulgarien Unter= ſchmückung des Ortes eine Anzahl Fichten aus dem Gemeindewald und
beginne. In der Note wird der Wunſch geäußert, daß die Dele= handlungen über den Abſchluß eines Vertrages ſtattfänden, den erforderlichen Lichtſtvom zur Beleuchtung des gemeinſamen Feſt=
gation
des ruſſiſchen Roten Kreuzes nicht ſpäter als am 5. Juni durch den die Stellung Griechenlands in Thrazien geſchwächt platzes unentgeltlich zu überlaſſen. Der Gemeinderat beſchließt, dem
in Marſeille eintreffen möchte. In ſeiner Antwortnote erſucht werden ſolle. Die bulgariſche Telegraphen=Agentur erklärt, daß Anſiunen inſoweit ſtattzugeben, daß die Fichten leihweiſe überlaſſen
Tſchit e in Poincaré, die ruſſiſche Delegation unbehindert die bulgariſche Regierung wiederholt das Unſinnige der Erzäh= reckmung gebracht wird. Das Geſuch um Feſtſetzung eines Pauſch=
lungen
nachgewieſen habe, daß Pulgarien in nahen Beziehungen betrags für die an den Feſtagen zu entrichtende Vevanügungsſteuer
zur Regierung von Angora ſtehe.
ernſthafte Preſſeorgane des Auslandes glauben, von einem werden beſchloſſen. Gerügt wurde noch, daß verſchiedene Bewohner
U Neu=York 13. Mai. In Wallſtreet ſpricht man da= Schweigen der bulgariſchen Regierung über die gelegentlich der von Gemeindewohnungen dazu übergehen, einen Teil der Wohnungen
on, daß ein bekanntes Bankenſyndikat, das unter dem Cinfluß Vieberreichung, des Beglaubigungsſchreiens der deutſchen Ge= Fällen zu underſagen. Nach Genehmigung einiger Verſteigerungen,
er Mo gan=Bank ſteht, alle notvendigen Vorbereitungen ge= ſandten, zwiſchen dieſem und dem König ausgetauſchten Anſpra= ſpovon das Abfahren von Schutt und das Aufahren von Gtemeindeholz
troffen habe, um eine Anleihe von 130 Millionen Dollar zu= chen ſprechen zu ſollen. Dieſe Anſprachen ſeien im bulgariſchen nicht die Zuſtimmung des Gemeinderats fanden, wurde die Sitzung
Amtsblatt veröffentlicht worden.

Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Sonntag, den 13. Maf.
Paläſtina=Film.
Morgenveranſtaltungen im Theater beginnen mit dem aka=
demiſchen
Viertel. Das Publikum wird dadurch erzogen, zu ſpät
zu kommen, zum Nachteil derer, die ſo dumm ſind, aus alter Ge=
wohnheit
noch pünktlich zu erſcheinen. Alſo begann auch die
heutige Vorführung erſt 20 Minuten ſpäter wie angeſetzt.
Nach kurzem einleitenden Vortrag über die Ziele des jüdi=
ſchen
Nationalverbandes wurde in reicher Bildfolge gezeigt, wie
das Land ausſieht, das von Juden zu neuer Kultur erſchloſſen
werden ſoll und wie viel in den wenigen Jahren dieſer Be=
ſtrebung
dort ſchon erreicht wurde. Zunächſt ſehen wir wie
unter den Klängen des Pilgerchores Münzen und Geldſcheine
aller Völker in die Sammelbüchſe des Nationalverbandes wan=
derten
. Wir ſehen dann wie die Juden auf dem öden Boden er=
tragsreiche
Farmen erſtehen ließen, wir ſehen ſie beim Straßen=
bau
, bei Entwäſſerungsanlagen; vom proviſoriſchen Zeltlager
zum Barackenbau, von einzelnen Höfen zur Kolonie und wohl=
gebauten
Stadt. In der Kolonie Riſchon=Legion den Weinbau
und die ausgedehnten Kellereien, auf Farmen Geflügel= Schaf=
und Rinderzucht (dazu Triſtan=Motive), Mandel= und Orangen=
ernte
in Sarafend, und zu der Walküre Liebeslied zeigte ein
ſtolz ſeinen Sprößling. Unſägliche Mühe und Fleiß ge=
ſchon
dazu, dem ſteinreichen Boden Fruchtbarkeit abzuge=
winnen
, und durch großangelegte Baumſchulen die Aufforſtung
zu betreiben. In Jeruſalem intereſſierte beſonders die viel=
ſeitige
Betätigung der Kunſtgewerbeſchule Bezalel.
Die Filmbilder erſtreckten ſich vorwiegend auf die fruchtbrin=
gende
Tätigkeit der dort anſäſſigen Juden. Außer dem Hafen=
bild
und den Panoramen von Jeruſalem und der Stadt Kinereth
am See Tiberias lernten wir wenig von dem Lande ſelbſt ken=
nen
; mit Ausnahme einer anmutigen Jordanlandſchaft.
Der ganzen Bewegung liegt das Wort Herzls, des Begrün=
ders
des Zionismus, zu Grunde: Erſt wenn der Pflug wieder
in der Hand des jüdiſchen Bauern iſt, wird die Judenfrage ge=
löſt‟
. Die Entſcheidung des Völkerbundes, die den Juden Palä=
ſtina
zur Beſiedelung erſchloß, iſt daher im allgemeinen Intereſſe
is.
auf das freudigſte zu begrüßen.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 14. Mai.
Perſorgung mit Markenbrot.
Das Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft
veröffentlicht eine Verordnung, wodurch die Beſtimmungen
über den Ausſchluß der Vohlbemittelten vom
Markenbrot abgeändert werden.
Nach der Verordnung vom 8. September 1922 konnte auch
derjenige, der auf Grund ſeines Einkommens im Steuerjahre
1921, oder weil eine Steuerveranlagung für 1921 nicht vorlag,
vom Markenbrotbezug im laufenden Wirtſchaftsjahre an ſich
ausgeſchloſſen war, die öffentliche Brotverſorgung in Anſpruch
nehmen, wenn er nachwies, daß ſein Einkommen im laufenden
Wirtſchaftsjahre das Vierfache des für 1921 als Grenze feſt=
geſetzten
Einkommens aber nicht überſtieg. Da ſeit Herbſt des
Vorjahres infolge der Markentwertung die Koſten der Lebens=
haltung
ſich außerordentlich ſteigerten, wurde deshalb nunmehr
ſtatt dem Vierfachen das Fünfundſiebzigfache feſtgeſetzt.
Eine weitere Beſtimmung der neuen Verordnung ſtellt hin=
ſichtlich
der Frage, ob der Haushaltungsvorſtand zum Bezuge
von Markenbrot berechtigt ſei, auch die auswärts von ihm
auf Grund geſetzlicher Verpflichtungen unterhaltenen
Perſonen den Haushaltungsangehörigen gleich.

C. V. J. Wartburg=Darmſtadt, Gemeindehaus Martiunsgemeinde
(Liebfrauenſtraße 6). Der Wartburgverein lädt auf Dienstag abend
8.15 Uhr zu einem Vortragsabend ein. Herr Direktor Chr Ahlmann,
frankreich), in Paris und London für die deutſche Sache gewirkt hat,
Er ſprickt über das Thema: Helden des Alltags. Zu dieſem
Abend iſt jedermann herzlich willkommmen.
RDV. Neue Beſſerung im Perſonenverkehr. Zu Beginn dieſes
Jahres mußte eine ganze Reihe von Zügen ausfallen; ſeit dem erſten
mitteilt, außer den bisher gemeldeten, wieder folgende Züge: von Ber=
lin
Eilzug 162 ab Anh. Bhf. 12,25 nchm., an Leipzig 3,31 nchm.; beſchl
Perſ.=Zug 848. ab Anh. Bhf. 4,25 nchm., an München 10 00 vorm. P
847 ab München 6,10 vorm., au Berlin 11,04 nchm.; beſchl. Perſ.=Zug:
169 Stett. Bhf. ab 800 nchm., an Stralſund 12,57 vorm.; P 168 ab
Amſterdam 805 vorm., an Berlin 9,18 nchm.; D 22 ab. Schleſ, Bhf.
Berlin 8,48 nchm.: Eilzug 18 ab Schleſ. Bhf. 7,08 nchm., an Hannover
11.51 nchm. E 17 ab Hannover 730 vorm, an Berlin 12,13 nchm.;
nchm.; P 220 ab Breslau, 601 vorm., an Berlin 198 nchm.; D 41
Weiter D 75/76 Frankfurt a. M.Baſel (durch den Schwarzwald),
D 459 München=Frankfurt a. M., D 18/19 MünchenSalzburg, Schnell=
züge
84/85 MünchenLindau, Schnellzüge 185/186 MünchenGarmiſch
Partenkirchen, D 86 HamburgMünchen, beſchl. Perſ.=Zug 847 Mün=
chen
Hamburg, beſchl. Perſ.=Züge 693/694 StettinBreslau und
Nieder=Ramſtadt, 13. Mai. Gemeinderatsbericht vom
11. d. M. Ein ſchon lange Zeit ſich in der Schwebe befindlicher Punkt
wurde nach ſtundenlanger Debatte verabſchiedet. Es handelt ſich um
die Aufbringung der Koſten für das Faſelvieh und der Beſtattungskoſten.
Von bürgerlicher Seite wurde begntragt, einen Teil der Faſelviehkoſten
durch eine Deckabgabe und die Beſtattungskoſten durch Erhebung einer
Kopſſteuer auf die ſteuerpflichtigen Einwohuer aufzubringen. Die ſozial=
dem
kratiſche Gemeinderatsfraktion ſtellte den Antrag, ſämtliche Koſten
abſichtigten griechiſch=türkiſchen Sonderfrieden auf die Gemeindeumlagen abzuwälzen. Da eine Einigung nicht zu er=
zielen
war, kam es zur Abſtimmung. In Abweſenheit des Beigeord=
demokratiſchen
Gemeinderatsfraktion ſtattzugeben. Dem Antrage des
nach Darmſtadt verzogenen J. Wenner, ihm ſeine von der Gemeinde
gepachtete Wieſe auf ein weiteres Pachtjahr zu überlaſſen, wurde ſtatt=
gegeben
mit der Maßgabe, daß mit Ablauf dieſes Pachtjahrs der Pacht=
Liga, von der wiederholt im Zuſammenhang mit dem Attentat Holzgeldſchuld bei der Gemeinde teilweiſe zu erlaſſen, konnte ſich der
den Gemeinderäten Schettler, Caſtritius, Herzinger und Steiger, foll
Beſchwerde des Glöckners Keller wegen ſeiner Gehaltsfeſtſetzung, ſowie
wird der Finanzkommiſſion zur Prüfung überwieſen. Die der Ge=
dieſem
Jahre wieder auf die Gemeinde übernommen werden. Ein
Schreiben des Vermeſſungsamtes Darmſtadt=Land, betr. Feſtſetzung der
hieſigen Geſangvereine Modauluſt und Harmonie haben anläßlich
Sofia, 13. Mai. (Wolff.) Die bulgariſche Telegraphen= ihrer in den nächſten Wochen ſtattfindenden Fahnenweihen bei dem
wverden und der Licktſtrom zu 60 Prozent des Geſtehungspreiſes in An=
wird
der Finanzkommiſſion überwieſen. Veuſchiedene Ausbeſſerungs=
Die bulgariſche Regierung ſei auch darüber erſtaunt, daß arbeiten in den Gemeindewvohnungen im ehemal. Schneiderſchen Hauſe
m Aftermieter abzutreten. Der Gemeinderat beſchließt, dies in allen
geſchloſſen.

[ ][  ][ ]

Rummer 132.

D.

zriſtädter Tagblatt, Mentag, den 13. Hai 1923.

Eeite 3.

Reich und Ausland.
Das Kraftwerk Amſteg.
RDV. Die Elektriſierung der Schweizeriſchen Bundesbahnen hat
durch die Inbetriebnahme des Kraftwerks Amſteg an der Gotthard=
linie
einen tüchtigen Schritt vorwärts getan; mit dem Werk Ritom,
das ſeit zwei Jahren die Gotthardbahn mit Strom verſorgt, wird es
in, der Lage ſein, das 525 Km. lange Bahnnetz der Gotthardlinie zu
ſpeiſen, auch wenn der Verkehr noch um etwa 50 Prozent zunehmen
ſollte. Das neue Kraftwerk nützt das Gefälle, der Reuß vom Pfaffen=
ſprung
bis Amſteg aus; durch eine gewaltige Staumauer wird ein
Becken von etwa 200 000 Kubikmetern Inhalt geſchaffen, und das
Waſſer läuft nun durch einen 7,5 Km. langen Druckſtollen in das
Waſſerſchloß und von dort in die eigentliche Kraftzentrale, wo fünf
Turbinen laufen; die letzte liefert elektriſche Energie für Induſtriewerke
der Umgebung. Durch das Zuſammenarbeiten der beiden Kraftwerke
Ritom und Amſteg wird eine durchſchnittliche Leiſtung von 32000 PS
das ganze Jahr hindurch verfügbar. Eine ähnliche gewaltige Anlage

geht auch in Deutſchland ihrer Vollendung entgegen: das Walchen= wahren Heißhunger nach Schokolade und Süßigkeiten entſtehen laſſen.
ſee=Kraftwerk, das das Gefälle zwiſchen Walchen= und Kochelſee, Mit Kriegsbeendigung nahm das Geſchäft plötzlich einen mächtigen
den Keſſelbergfall, ausnutzt und neben der Elektriſierung des bayeriſchen Aufſchwung. In den Jahren 1920/21 waren alle Fabriken bis zur
Neichsbahmctzes der Verſorgung ganzer Induſtriebezirke dienen ſell. Ordres nicht mehr mugenommen werden. Dieſe Hochkonjunktur, der=
walöbahn
.
Die Wiederaufnahme der ehemals zwiſchen Holland und Baſel eingedrängt. Dazwiſchen fiel aber die große und fortſchreitende Mark=
gefahrenen
Nachtſchnellzüge D 281 und D B2 und ihre Führung über verſchlechterung. Zahlreiche Fabriken wurden in Aktiengeſellſchaften
die durch die Beſetzung Offenburgs notwendig gewordenen badiſch= umgewandelt, teils wegen des enormen Kapitalbedarfs (der Rohkakav
württembergiſchen Hilfsſtrecken Karlsruhe Pforzheim Nottweil muß mit Deviſen bezahlt werden), teils aber auch aus Agiotagegrün=
Villingen (Triberg) Freiburg haben für den mittleren Schwvarz= den. Aber die Markverſchlechterung ging noch ſchneller vor ſich als
wald mit der badiſchen Schwarzwaldbahn und Triberg neue ausge= Bau und Erweiterung der Betriebe. Die Induſtrie ſucht nun einen
zeichnete Verbindungen mit Berlin, Hamburg und Bremen geſchaffen. Ausweg durch Pflege des Exports, aber auf dem Weltmarkt ſtößt man
Von Berlin her iſt durch durchlaufende Kurswagen 13. Klaſſe Ber= mit einer ſtarken Konkurrenz zuſammen, ganz abgeſehen davon, daß
lin=Baſel nur ein Wagenwechſel in Villingen erforderlich. Die auch im Auslande an vielen Stellen die Kaufkraft geſchwächt iſt. Unter
Züge führen außerdem Schlafwagen Frankfurt=Neuſtadt i. Schw., dieſen Umſtänden verfolgt man das Schickſal mancher neuen Gründung
die ſomit ebenfalls für Fahrten nach Triberg bis und ab Villingen mit Mißtrauen. Betriebseinſchränkung und Bedarf an Betriebskapital
benützt werden können. Die Zugslage iſt derart beibehalten worden, werden manches junge Unternehmen in eine ſchwierige Lage bringen
daß nördlich Karlsruhe die alten. Fahrzeiten gelten und daß nur füd= und die Fortführung begonnener Anlagen unmöglich machen. Den
lich davon, infolge des Umwegs, die Zeiten ſich verſchoben haben. Die meiſten neuen Betrieben iſt die Konjunktur unter den Füßen weg=
für
Ziele an der Schwarzwaldbahn, wie etwa Triberg mehr aufzu= gerutſcht.
wendende Fahrzeit als beim direkten Weg über Triberg beträgt 23
Stunden. D 282 verläßt Frankfurt 11,51 nachm., Karlsruhe 2,30/2,39,
Villingen an 7,37 vorm., ab 7,47, Triberg an 8,40 vorm., die Zufahrt, ſellſchaft die Abſicht, eine Flugpoſtlinie LondonGenf zu eröffnen, wenn
Halle 4,33, Breslau 9,00, Dresden 206, Leipzig 4,19, Erfurt nun der Reichszentr f Deutſche Verkehrswerbung aus Vern mitgeteilt
6,53, Frankfurt an 11,31 nachm., von Hamburg mit D. 74 ab 12,22 wird, will die franzöſiſche Geſellſchaft, die bisher die Linie Paris- Lau=
nachm
. Bremen 12,00, Hannover 3,43, Magdeburg ab 1/42, Kaſſel ſanneGenf hetrieben hat, auf die Weiterführung nicht verzichten, da
7.18, Frankfurt an 11,04 nachm. D 281 nimmt 11,42 nachm. in Vil= gerade dieſe Strecke im letzten Jahre die ſtärkſte Benutzung von allen
lingen die Zufahrt von Triberg (ab 10,40) auf, paſſiert 3,24/3,32 vorm. franzöſiſchen Linien aufwies. Damit iſt der Plan einer engliſchen Flug=
Karlsruhe und iſt 6,22 in Frankfurt. Frankfurt ab mit D 41 702, verbindung LondonGenf zunächſt hinfällig geworden.
Erfurt an 1227, Halle 3,42, Berlin Anhalter Bahnhof 5,26 nachm.,
Leipzig an 3,03, Dresden 6,52, Breslau 12,58 vorm., Frankfurt mit
D 71 ab 8,50 vorm., Caſſel an 1,10 nachm., Magdeburg an 6,20,
Sport, Spielund Turnen.
Hannover, an 5,15, Bremen an 8,19, Hamburg an 8,46 nachm.
Sportvgg. 04=ArheilgenV. f. R. Darmſtadt 5: 1 (2:0).
Ausflugsvermerke für Reiſen nach Tirol.
Zurückliegender Begegnungen obiger Vereine bzw. ihrer Stamm=
RDV. Die im vergangenen Jahre in Füſſen und Garmiſch vereine ſind es ihrer ſchon eine große Zahl, und wenn das ſportliche
ausgegebenen grünen Grenzſcheine die zum Ueberſchveiten der Niveau künftiger ſich auf der gleichen Höhe hält wie die letzten, dann
öſterreichiſchen Grenze mit dreitägiger Gültigkeit berechtigten, wurden werden ſich die Begegnungen V.f.R. Darmſtadt gegen Sportvgg. 04 1. Januar dieſes Jahres aufgehoben. Wer gegenwärtig zu Arheilgen unter den ſportlichen Veranſtaltungen des Gaues Berg=
Bergtouven oder zu Ausflügen die baheriſche Grenze gegen Tirol ſtraße einen guten Platz ſichern. In ſpieleriſcher Hinſicht begegnen ſie
überſchreiten will, muß, wie die Reichszentrale für Deutſche Verkehrs= inſofern großem Intereſſe, als traditionell das Beſte ins Feld geſtellt
werbung mitteilt, einen Inlandsreiſepaß oder einen Lichtbildausweis wird von beiden Vereinen, was ſie zu ſtellen in der Lage ſind.
beſitzen: die Bezirksämter Füßen, Garmiſch und Sonthofen verſehen
Das geſtrige Spiel reichte, was Qualität anlangt, nicht an die
dieſe Ausweiſe mit einem Ausflugsvermerk, die zu zweimaligem früheren heran, was wohl in erſter Linie dem ſtarken Wind zuzuſchrei=
Grenzübertritt von je drei Tagen innerhalb 14 Tagen berechtigen (Ge= ben iſt und auch der Tatſache, daß beiderſeits zwei Erſatzleute ihre
bühr 200 Mark). Wer auf der Bahnlinei KemptenReutte die Grenze Feuerprobe in der 1. Mannſchaft beſtehen ſollten. Die Arheilger Neu=

m

überſchreiten will, um über Ulrichbrücke nach Füßen oder Reutte zu
kommen, erhält dieſen Ausflugsvermerk auch an der Grenzſtation
Pfronten=Steinach. Für Fahrräder iſt eine Grenzkarte des Verbandes
Baheriſcher Rad= und Motorfahrer notwendig, die im Bureau des Ver=
bandes
(München, Landwehrſtraße 2), oder in den Grenzorten von den
Vorſitzenden der Ortsgruppen ausgeſtellt wird.
Schokoladen=Ueberfluß.
S. & H. Würzburg. Die deutſche Schokoladen=Induſtrie ſteht
anſcheinend vor einer Kriſe. Neigung, Schokolade und Fabrikate aus
Schokolade zu kaufen, beſteht in der Bevölkerung, beſonders wegen des
Nährwertes dieſer Artikel. Aber die Preiſe ſind zu hoch bzw. die Kauf=
kraft
iſt geſchwächt, ſo daß die Schokolade als Luxusartikel in großen
Mengen in den Läden liegt. Dem Mangel an Abſatz ſteht aber eine
außerordentlich dergrößerte Leiſtungsfähigkeit der Induſtrie gegen=
über
. Die Branche befindet ſich unter den Nachwirkungen eines
Schokoladefiebers, das ſich in zahlreichen Gründungen, in der Er=
richtung
neuer Fabriken und Erweiterung der beſtehenden Betriebe
geäußert hat. Die Kriegsblokade hatte in der Bevölkerung einen

Grenze der Leiſtungsfähigkeit beſchäftigt. Monatelang konnten neue
Günſtige Nachtſchnellzüge Berlin und Hamburg Bad. Schwarz= bunden mit der Abſperrung der ausländiſchen Konkurrenz, führte zur
Ausdehnung der Induſtrie. Auch ungeeignete Elemente haben ſich
Keine engliſche Flugpoſt LondonGenf.
RDV. Wie berichtet (in Nr. 15 der D.V.B.), hatte eine engliſche Ge=
nach
Frankfurt geht ab Berlin Anhalter Bahnhof mit D 44 2,03 nachm., die ſchweizeriſche Bundesregierung einen Zuſchuß geleiſtet hätte. Wie

Vak

linge konuten ſehr wohl ſtrengſten Kritik ſtandhalten, wohingegen die
beiden V.f.R.=Leute in techniſcher Hinſicht vieles, an Entſchloſſenheit ſo
ziemlich alles zu wünſchen übrig ließen. Ihnen iſt denn auch, aber
nicht ausſchließlich, die Erfolgloſigkeit des V.f.R.=Sturms zuzuſchreiben,
indem jeder die Verantwortung für einen Torſchuß dem anderen über=
ließ
, ſo daß Arheilgen Torſchüſſe immer rechtzeitig verhindern konnte.
Im allgemeinen barf man Arheilgen um eine Notze beſſer bewerten. Es
war flinker im und eifriger beim Spiel und hatte im Innenſturm eine
ausgezeichnete Waffe. Die Mannſchaften ſtanden:
Völger, Ph.
Arheilgen:
Weſp. Storck II
Storck I. Krug Benz
Geib Murmann Sandos Bütter Bohl.
Nuugrſſer H. Schmidt Doll Gg. Schmidt Berger
P. Dillmann, Meher H. Weicker
A. Schmidt Jung
Friedmann.
V. R.:

DEren Oer e e ere eie
den eiſten Treffer für Arheilgen, der ſchlecht zu verhindern war. Daß
Murmann fünf Minuten ſpäter, bereits die Torziffer auf 2:0 für Arheil=
gen
erhöhen kann, dankt er ſeiner Abſeitsſtellung, die dem Schiedsrichter
wie in weiteren Fällen entging. Halbzeit 2:0 für Arheilgen.
Als dam V.f.R. in der zweiten Hälfte den Wind im Rüchen hat,
war wohl mit ſeiner Feldüßerlegenheit zu rechnen. Trotzdem iſt Ar=
heilgen
noch dreimal erfolgkeich; in der 2. Minute durch Samdoz und
eine Minute ſpäter (abſeits), und fünf Minuten vor Schluß durch Mur=
manu
, während V.fM. durch Elfmeter Vergers in der 10. Minute das
Ehnentor erzielte.
Arheilgens Torhüter hatte keine Gelegenheit, einzugreifen. Seine
Verteidigung und Läuferreihe hatte mit dem VfN.=Sturm leichte
Arbeit. Der Sthrm und insbeſondere der Innenſturm Arheilgens
war prächtig. Techniſch gut durchgebildet uneigennützig, beweglich und
mit ſteilen Voolagen gut operierend, ſchaffte er den Sieg.
Bei V.f.N. war Friedmann ſehr gut; er konnte die Tore nicht hin=
dern
. Die Verteidigung, zu langſam, war mit der Läuferreihe das
Beſte der Elf. Der Sturm war ein Verſager, ausgenommen Schmidt
und Beuger.
Schiedsrichter war Herr Keller=Wixhauſen. Es gibt ſchlechtere. Der
Elfmeter für V.f.R. war eine harte Entſcheidung. Anſichtsſache. Ab=
ſeitsſtellungen
pfiff er in vielen Fällen, aus denen Arheilgen zwei Tore
erzielte, nicht. Da er ſie nicht ſah, durfte er ſie nicht geben. Daß er
aber dem Spiele nicht folgte und ſie deshalb nicht ſah, muß ihm zum
4. II.
Vorwurf gemacht werden.
Jugendverbandsſpiel Eintracht I. Jugend=
mannſchaft
Arheilgen 1:0. Eintracht ſichert ſich nach vielem
Pech des Sturms durch obiges Reſultat zwei Punkte.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus geſchloſſen. Kleines Haus, Anfang
7½ Uhr: Arnold Mendelsſohn=Konzert. Orpheum, Anfang
734 Uhr: Die Bajadere‟. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theuter,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinvvorſtellungen.
Verſteigerungskalender Dienstag, 15. Maf.
Verſteigerung von Möbeln, Flügel uſw., vormittags ½10 Uhr
im Perkeo‟.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland i. V. Andreas Bauer; fün den Inſeraten=
teil
: Paul Lange ſämt. ch in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 4 Seiten.

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Montag, 14. Mai.
Großes Haus. Geſchloſſen.
Kleines Haus. (V22
Abends 7½ Uhr,
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Leitung: Michgel Valling. Soliſt: Otto Drumm.
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Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mouta:. dei: 13.

Rumater 432.

Pamgiiſcaft Sntenban)

Awefen

Die künſtlichen Düngemittel, ihr Ankauf
und ihre Verwendung.
Von Oberſekretär Kadel=Darmſtadt.
VII.
Eine ſpeſentliche Vorbedingung für die ſicheve Wirkung des Kunſt=
büngers
iſt die richtige Anwendung. In dieſer Beziehung können be=
züglich
der einzelnen Nährſtoffe noch die folgenden kurzen Angaben
gemacht wverden.
Phosphorſäure. Die Phosphorſäure iſt ſchwer beweglich im
Boden. Man kann daher unbedenklich erheblich ſtärkere Phosphorſäure‟
dungung verabreichen, als man der Rechnung nach zur Düngung eines
Grundſtückes benötigt. Meiſt wird man die Wahl haben zwiſchen Tho=
masmehl
und Superphosphat. Beide Düingemittel haben ihre Vor=
züige
. So wird beim Superphosphat deſſem leichte Löslichbeit
(Wafſerlöslichkeit) gerühmt. Es iſt aber für ſaure und kalkarme Böden
nicht beſonders geeignet, da es ſelbſt ſauer iſt und dem Boden noch
Säure zuführt. Man wird es mit Vorteil mehr auf den beſſeren, kalk=
reichen
Böden verwenden. Im Gegenſatz hierzu iſt das Thomas=
mehl
der geeignetſte Phosphorſäuredünger für die weitverbreiteten
leichten Bodenarten, alſo die kalkarmen Sandböden, ferner für die
ſauren Torf= und Moorböden, wie überhaupt für alle humoſen Böden.
In Anbetracht ſeines hohen, ekwa 40 Prozent btragenden Gehaltes an
wirkſamem Kalk übt es auf den von Natur aus kalkarmen Böden eine
verzügliche Wirkung aus. Auch kann beim Thomasmehl mit einer er=
heblichen
Nachwirkung gerechnet werden. Auf ſchwereren Böden wird
man die Thomasmehlgabe höher wählen können als auf leichten Boden=
arten
. Während das Superphosphat in der Regel vor der Saat ver=
abreicht
wird, kann das Thomasmehl auch bei Sommerfrüchten ſchon
im Herbſt oder während des Winters geſtreut werden. Andererfeits
kann es auch noch zur Kopfdüngung genau wie Superphosßhat gegeben
werden, ohne daß ſeine Wirkung beeinträchtigt wird. Das, ias von
der Thomasmehlphosphorſäure durch die Pflanzen etwa infolge zu
ſpäter Düngung nicht mehr verarbeitet werden kann, kommt der Nachſ=
frucht
zugute.
Bezüglich des Rhenaniaphosphats kann auf das beien
Thomasmehl Geſagte verwieſen werden. Zahlreiche Verſuche mit die=
ſem
neuen Phosphorſäuredünger haben ergeben, daß er genau wie das
Thomasmehl anzuvenden iſt und daß man von ihm etwa die gleiche
Wirkung wie vom Thomasmehl erwarten darf. Knochenmehl witd
infolge der zurückgegangenen Erzeugung nuu ſelten zur Verfüigung
ſtehen. Wo man es erhalten kann, ſteht der Anwendung der phosphor=
ſäurereichen
, entleimten Sorte nichts im Wege. Zweckmäßig iſt es jedoch,
das Knochenmehl ſehr frühzeitig zu ſtreuen und unterzubringen.
Kali., Hier kommen in der Hauptſache die Sta/furfer zigliſalze
Rohſalze und Düngeſalze in Betracht. In vorbildlicher Weiſe
ſorgen die zahlreichen Auskunftsſtellen des Kaliſyndikats für Belehrung
und Aufklärung hinſichtlich der Anendung der Salze. Ich möchte
dacer an dieſer Stelle aus den Veröffentlichungen des Kaliſyndikats
das folgende hervorheben:
Das Kali in erbeblich leichter im Boden beweglich als die Phos=
Phorſäure. Daher ſoll man es auf leichten Böden nicht zu früh aus=
ſtreuen
und zweckmäßig nicht zu tief unterpflügen. Trotzdem iſt darauf
zu achten, daß insbeſondere die Rohſalze nicht zu kurz vor der Saat aus
geſtreut werden, damit die keimende Saat nicht beſchädigt wird; was
namentlich bei ſtarken Gaben und auf trockenen Böden möglich iſt. Auf
beſſeren Böben können die Kaliſalze, insbeſondere die Rohſalze, ſchon
auf die Stoppel der voraufgegangenen Frucht geſtreut und untergeſchält
werden. Die Gefahr einer zu tiefen Unkenbringung beſteht bei dieſen
Böden und dieſer Methode nicht, da ja zur Winterung nicht zu tief
gepflügt wird. Zu allen erſt im Frühjahr zu beſtellenden Früchton ſtreut
man auf beſſeren Böden die konzentrierten Kaliſalze im Winter oder
zeitigen Frühjahr, die Rohſalze möglichſt ſchon im Herbſt oder Winter
auf die rauge Furche; auf leichten Böden ſind die Rohſalze 3 Wochen
vor der Saat zu geben, während die konzentrierten Salze lausgenom=
wen
zu Karhoffen) noch kurz vor der Saat derabreicht werden können.
Will man Kartoffeln mit Kali düngen, ſo verwendet man 40prozentiges
Kaliſalz oder Chlorkalium und gibt die Düingung 12 Monate vor dem
Setzen, wenn man es nicht vorzieht, von einer direkten Kalidüngung
überhaupt abzuſehen und ſtatt deſſen die Vorfrucht ſtark mit Kali zu
düngen. Wieſen und Weiden köngen jederzeit mit Kali gedüngt wer=
den
; zweckmäßig iſt es natürlich, die Kaligabe möglichſt ſchon im Winter
oder zeitigen Frühjahr mit Thomasmehl vermifcht zu verabreichen.
Abgeſehen von dieſen allgemeinen Ricktlinien werden mitunter
namentlich bei nicht rechtzeitigem B=
igers

auch Fälle vorkommen, in welchen Kali zur Kopfdüngung gegeben
werden muß. Iſt eine ſolche notwendig Regel muß freilich die Ver=
wendung
im Herbſt oder Winter alſo dor der Saat bleiben , ſo
wähle man nur hochprozentige Düngeſalze, da bei Rohſalzen, von wel=
chen
man etwa 2 mal ſo große Gaben auszubringen hat als bei Diinge=
ſalzen
, ſtarke Verkruſtung der Ackerkruſte eintreten kann, wenn die
Salze zur Koxfdiingung verabreicht werden.
Bezüglich der Höhe der Düngergaben iſt auf den Düngungszuſtand
des Ackers oder der Wieſe Rückſicht zu nehmum. Im allgemeinen
können für den Durchſchnitt der Verhältniſſe als mittlere Düngungen
die folgend=
elten
:

drei verſchiedene Stickſtofformen in Betracht: 1. Der Salpeterſtickſtoff,
wie er dem Boden in Form von Natronſalpeter zugeführt wird und
wie er durch Bodenbakterien aus Ammoniakſtickſtoff ſich bildet; 2. der
Ammoniakſtichſtoff, wie er dem Boden in Form von ſchwefelſaurem
Ammoniak zugeführt wird und wie er durch Bodenbakterien aus or=
ganiſchem
Stickſtoff ſich bildet; 3. der organiſche Stickſtoff, wie er dem
Boden durch Stallmiſt und Gründüngung zugeführt wird. Die den
Pflanzen zuträglichſte Stickſtofform iſt der Salpeterſtickſtoff, und ſo
kommt es denn auch, daß wir in dem Natronſalpeter das
ſchnellſtwirkende Stickſtoffdüngemittel beſitzen. Von dieſer Tatſache aus=
gehend
können wir die z. Z. im Handel befindlichen Stickſtoffdünger
ſalpeterhaltige, raſchwirkende Düngemittel und in ſolche einteilen, deren
Wirkung langſamer, manchmal allerdings auch nachhaltiger vor ſich
geht. Für landwirtſchaftliche Betriebe, wo es ſich im Gegenſatz zu den
Gärmereien mehr um die Erzielung einer Jahresernte handelt, kom=
men
die langſamer wirkenden degoniſchen Dünger (ſ. ſpäterer Abſchnitt)
nicht in Frage: Bedeutung haben letztere, wie noch weiter unten dar=
getan
werden ſoll, mehr für die Verhältnifſe des Gartenbaus. Neben
dem Natronſalseter iſt das ſchwefelſaure Ammoniak als das
wichtigſte Stickſtoffdüngemittel zu nennen; ja, es kann geſagt werden,
daß die derzeitigen Verhältniſſe das ſchwefelſaure Ammoniak zu dem be=
deutendſten
Stickſtoffdünger befördert haben. Das ſchwefelſaure Am=
moniak
läßt ſich für alle landwirtſchaftliche Kulturpflanzen verſvenden.
Bezüglich der Zeit der Anwendung iſt zwiſchen leichtem und ſchwerem
Boden zu unterſcheiden. Auf erſterem iſt, namentlich bei Winterfrüich=
ten
, nur ſo viel Ammoniakſalz zur Saat zu verwenden, als die Pflanze
unbedingt nötig hat, um gekräftigt in den Winter zu kommen, während

Bo=
den
=
Art Zentner auf den Morgen Thomasmehl
oder
Rhenania=
phosphat
oder
Super
phos=
phat
. Kainit oder
40%iges
Kaliſalz oder
Chlor=
kalium
Sommerfruch, hiver eicht 1 Winterfrucht ſchwer leicht Kartoffeln ſchwer leicht Futterrüben ſchwer leicht 1½ Wieſen und ſchwer 11 Weiden leicht 1½2 1½

In den Jahren, in welchen mit Stallmiſt gedüngtz wird, genügt die
gegebenen Kunſtdüngerwengen.
Hälſte d
off. Der Stickſtoff iſr der teuerſte aller Pflanzennähr=
Sti

ſtoffe
Bedi.

keit und richtige Verabreichung iſt hier alſo um ſo mehr
Zei der Stickſtoffdüngung der Kulturpflanzen kommen

womit er für die Pflanze verloren wäre. Die gleiche Befürchtung liegt
gluch bezüglich der anderen Stickſtofformen mit Ausnahme einiger ſchwer=
löslicher
organiſcher Stickſtoffverbindungen (Wollſtaub, Ledermehl uſw.)
vor, ſodaß es für die Düngung leichter Böden allgemeiner Grundſatz
bleiben muß, die Stickſtoffgaben im Frühjahr zu verabreichen. Füir den
großen Durchſchnitt der in der landwirtſchaftlichen Praxis vorkommen=
den
Verhältniſſe werden auf 1 Morgen die folgenden Düngergaben als
einigermaßen zutreffend bezeichnet werden können:

Natronſapeter

1Ztr. als Kopfdünger im Frühjahr.

Schwefelſaures Ammoniak

Kalkſtickſtoff

Kaliammonſalpeter

Blutmehl und Hornmehl

Sommerfrucht: ½1 Ztr. einige Tage vor
der Saat.
Winterfrucht: ¼Ztr. vorder Saat, 74 Ztr.
im Frühjahr als Kopfdünger

Sommerfrucht: 1 Ztr. etwa 14 Tage vor
der Saat ausſtreuen und
unterbringen.
Winterfrucht: /=Ztr. 14 Tage vor der Saat
wie bei Sommerfrucht;
Ztr. etwa Mitte bis Ende
Februar als Kopfdüuger.

wie beim ſchwefelſauren Ammoniak.

Sommerfrucht: 11½ Ztr. vor der Saat.
Winterfrucht: ½ Ztr. vor der Saat;
1 Ztr. im Frühjahr
(Februar).
Auf ſchwerem Boden kann zur Winterung
alles im Herbſt bei der Saat verabreicht
werden.
(Schluß folgt.)

Vieß= und Geflügelzucht
W

kl. Vogelſchutz am Hauſe. Die Fortſchritte im Bau=
weſen
der letzten Jahrzehnte haben leider viele Niſtgelegenheiten
für Vögel an Gebäuden zerſtört oder verhindert. Glatt verputzte
Wände, ſchmale Dachvorſprünge, Holzverkleidungen wehren den
Vögeln, die als Felſenbewohner Wohnplätze an den künſtlichen
Felſen unſerer Häuſer zu ſuchen getohnt ſind, das Bauen. Deut=
lich
kann man die Wirkung davon ſchon an dem Rückgange der
Haus= oder Mehlſchwalbe erkennen. Daß wir mit der Abnahme
der Vogelwelt zugleich wirtſchaftliche Werte einbüßen, iſt zu be=
kannt
, um es beſonders darlegen zu müſſen. Es iſt nicht zu viel
verlangt, wenn man den Bauherren zumutet, beim Bau ſchon
für geeignete Mauerniſthöhlen Sorge tragen zu laſſen. Aber
auch am fertigen Hauſe laſſen ſich ohne allzu große Umſtände
nachträglich ſolche Höhlen anbringen. In Mauerhöhlen niſten
mit Vorliebe Rotſchwänze und Bachſtelzen, ferner die Meiſen
und ihre Verwandten. Am bequemſten bieten ſich für die Anlage
von Niſthöhlen die Rüſtlöcher dar. Sie braucht man nur innen
zu vermauern oder durch ein Brett zu ſchließen. Hierauf formt
man das Höhleninnere aus Zement in der Weiſe, daß der Boden
von einer ſpitzovalen Mulde gebildet wird und in der Höhlen=
wand
ſich einige Erhöhungen vorfinden, die den Vögeln das Ein=
und Ausklettern erleichtern. Zuletzt wird die Höhle von außen
durch ein mit dem Flugloch verſehenes Brett geſchloſſen. Ein
über dem Flugloch angebrachtes Brettchen verhütet das Eindrin=
gen
von Regen. Es empfiehlt ſich, das Fluglochbrett mit Schrau=
ben
zu befeſtigen, ſo daß man es nach Bedarf abnehmen kann, um
die Höhlen zu reinigen und Sperlingsbruten zu beſeitigen. Nur
an der Oſt= und Südſeite der Häuſer angebrachte Höhlen haben
Ausſicht, bezogen zu werden. Eine ſorgfältig ausgeführte Niſt=
höhle
dieſer Art wird ein Haus nie verunzieren. Der Haus=
ſchwalbe
kann man beim Neſtbau dadurch behilflich ſein, daß
man kleine Schutzbretter unter dem Dachvorſprung anbringt,
wenn dieſer zu ſchmal iſt. Zu beachten iſt dabei, daß die Rauch=
ſchwalbe
, die von unſchätzbarem Nutzen bei der Fliegenbekämp=
fung
in Ställen iſt, auf das Schutzbrett baut, die Hausſchwalbe
darunter. Fehlt während der Bauzeit feuchte Erde in der Nähe

der Bauſtelle, dann legt man einen Tümpel an. Auch der Mauer=
ſegler
, der von der Landbevölkerung vielfach als ſchädlich ange=
ſehen
wird, verdient, in ſeinem Bautriebe unterſtützt zu wer=
den
. Er bevorzugt die höchſten Gebäude und nimmt fertige, mit
Niſtſtoffen gefüllte Höhlen an, da er ſeiner langen Schlvingen
wegen nicht imſtande iſt, ſich Federn und Halme vom Erdboden
aufzuleſen. Kein Tier leiſtet im Vertilgen von Mäuſen ſo viel
wie die Eulen und Käuze. Sie niſten in hohlen Bäumen, in
Felſen und auch gern in Gebäuden. In Heſſen ſorgt man für
ſie, indem man in der oberſten Ecke des Haus= und Scheunen=
giebels
ein Mauerloch offen läßt und mit einem taubenſchlag=
artigen
Brutkaſten ausſtattet. Ein Loch in deſſen Rückwand er=
laubt
den Nachtvögeln, auf den Dachböden ihrer Mäuſejagd ob=
zuliegen
. Als Mitbewohner unſerer Häuſer darf ſchließlich der
Storch nicht vergeſſen werden. Zwar liebt er alte, mit Strog
gedeckte Gebäude, doch läßt er ſich auch in Siedlungen nieder,
wenn das umliegende Land waſſerreich iſt. Man muß ihm nur
bei der Anlage ſeines Neſtes behilflich ſein.
Die Ungezieferplage bei Hühnern. Soll
unſer Hühnervolk leiſtungsfähig bleiben, ſo müſſen wir dafür
ſorgen, daß es nicht unter Schmarotzern leidet, die von ſeinem
Plute leben und Tag und Nacht ſein Wohlbehagen beeinträchti=
gen
. Beſonders bei Beginn der Brutzeit heißt es doppelt wach=
ſam
zu ſein, damit nicht die in der Neſtwärme ſich unheimlich
vermehrenden Plagegeifter die Glucke von den Eiern wegtreiben
oder die ſchlüpfenden Kücken vom erſten Tage an peinigen.
Am bekannteſten unter dem Geflügelungeziefer iſt die ſogen.
Hühnerlaus. Sie iſt gelblich=grau und wird etwa 2 Millimeter
lang. Vornehmlich hält ſie ſich auf in dem dichten Federkleid
am Hinterkopf, am Halſe und den Bruſtſeiten unter den Flügeln.
Das beſte Mittel, ſie zu bekämpfen, iſt das Staubbad. An einer
trockenen geſchützten Stelle des Scharraums oder Auslaufs ſtellen
wir eine flache Kiſte auf, die mit trockenem Sand, geſiebter Holz=
aſche
, Kalkſtaub und einigen Händen voll Schwefelblüte und
Inſektenpulder gefüllt wird. Für einen Stamm von zehn Hüh=
nern
und einen Hahn genügt als Maß 1 Meter Länge, 75 Zenti=
meter
Breite und 6075 Zentimeter Tiefe.
Schlimmer noch als die Laus iſt die rote Milbe, die nur
wenig länger als 1 Milimeter wird. Die jungen Tiere ſind ſo
winzig, daß man ſie mit bloßem Auge kaum wahrnimmt. Am
Tage beläſtigt dieſes Ungezieler die Hühner nicht. Es ſitzt dann
in den Spalten und Nitzen der Stallwände, des Holzwerks und
der Sitzſtangen. Erſt mit Eintritt der Dunkelheit verlaſſen die
kleinen Blutfaugen ihre Schlupfwinkel und befallen die ſchlafen=
den
Tiere. Bei Tagesgrauen ziehen ſie ſich wieder in ihre Ver=
ſtecke
zurück. Bei genauem Nachſehen kann man ganze Kolonien
von ihnen als rote Flecken entdecken. Nur peinlichſte Sauberkeit
hilft hier. Neben öfterem Kalken und Ausſpritzen der Mauer=
fugen
, Spalten und Riſſe mit Petroleum leiſten gute Dienſte die
Sitzſtangenträger mit Milbenfängern, die das Hinaufkriechen
der Milben zu den Hühnern verhindern.
Nicht minder gefährlich wird dem Geflügel die Geflügel=
zecke
, namentlich den heranwachſenden Kücken. Sie bohrt ſich
mit dem Kopfe in das Fleiſch ihres Opfers und ſäugt ihm das
Blut aus. Sie verbringt ihr ganzes Leben am Korper ihres
Opfers und legt auch ihre Eier dort ab. Dieſe findet man ge=
nöhnlich
am Vorderkopf, nahe dem Grunde des Schnabels. Mit
Inſektenpulver kommt man ihr nicht bei. Bewährt hat ſich
Anis= und Rosmarinöl, das man an den Stellen, wo die Zecke
ſich aufhält, einreibt.
Tie beſte Gelegenheit, all dieſem Ungeziefer zu Leibe zu
rücken, iſt die große Frühlingsreinigung der Ställe. Man ent=
fernt
dabei im Stall und Scharraum den Kot, das alte Neſtſtroh
und ſonſtige Spreu und verbrennt am beſten alles gleich. Sitz=
ſtangen
und Legeneſter bürſtet man mit kochender Sodalauge ab
oder aus, die Stangen ſtreichen wir dann mit Karbolineum
an. Während ſie im Sonnenſchein trocknen, tünchen wir die
Wände, Decke und Fußboden des Stalles gründlich mit Kalk=
milch
, der wir auf 1 Liter 3050 Gramm Lyſollöſung zuſetzen.

Oa5

Bienenzucht

Für die Bienen beginnt jetzt die Zeit der Haupt=
tracht
, vorausgeſetzt, daß günſtiges Wetter und eine reiche Obſt=
und Rabsblüte Gelegenheit bieten. Sonſt muß weiter gefüttert
werden. Dazu verwendet man zuſammengeſtampfte, von der letz=
ten
Ernte zurückgehaltene Honigwaben. Sie enthalten Honig,
Wachs und Blütenſtaub und treiben die Völker zu mächtiger Ent=
wickelung
an. Die Schwarmzeit naht jetzt und verlangt Vorkeh=
rungen
. Wer jede Tracht ausnutzen will, kann keine Schwärme
brauchen. Ihm kommt es auf ſtarke Völker an, die in der Zeit
der Raps= Akazien= und Lindenblüte fleißig einheimſen. Zu=
nächſt
hält man deshalb die Bienen ſo eng, daß alle Waben be=
lagert
ſind und damit die Wärme zur Brutentwickelung reizt.
Nach und nach erweitert man den Brutraum durch Zuhängen
von Kunſtwaben. Iſt der Brutraum ganz voll Bienen, gilt es,
dem Schwarmtrieb zu begegnen. Man hängt alle Waben, die
einen Honigkranz und verdechelte Brut haben, in den Honig=
raum
. Die Königin wird durch ein Abſperrgitter im Brutraum
gehalten und bei Beginn der Tracht auch vom Flugloch abge=
ſperrt
. Durch ihre Beſchränkung auf drei bis vier Waben wird
die Brut gehemmt und der Schwarmtrieb unterdrückt. Dies Ver=
fahren
iſt beſonders Beamten zu empfehlen, die viel von zu Kaus
abweſend ſind. Das Schwärmen wird dadurch ſicher verhindert.
Geht aber doch einmal ein Schwarm ab, ſo muß er zurückkehren,
weil die Königin nicht entfliegen kann.

Das Griesheimer Haus.
Von
Ernſt Elias Niebergall.
(Nachdruck verboten.)
11)
heinwind trieb ein unſanftes Spiel, mit dem Zopf
und d ccken unſeres Helden, als er hinter dem Heckenzaune
herds:, e letzten Häuſer hinter ſich laſſend, den Weg nach der
Stätte einſchlug, wo das Griesheimer Jägerhaus geſtanden
hatte. Im Dorſe tutete der Nachtwächter; er zählte, wußte aber
bei ſeiner Aufregung nicht, ob er zehn oder elf herausgebracht
habe, und ſetzte ſich daher in Trab, um den günſtigen Zeitpunkt
nicht zu verſäumen. Bisweilen fühlte er nach dem Herzen,
welches er dem Kater Maunz entriſſen und nun auf dem eigenen
in der Weſtentaſche trug, oder er vergewiſſerte ſich des Beſitzes
ſeiner Wünſchelrute und der Amulette, die er mit großer Mühe
und Zeitaufopfperung verfertigt hatte. Es war eine herrliche

ten. So gelangte er an den Eingang der Eichwäldchen=Schneiſe
und machte Halt, um Atem zu ſchöpfen.
Am Himmel glitzerten die Sterne luſtig um den Mond;
unten ſchüttelte ein kühler Nachtwind dürre Nadeln von den
Tannen herab, daß ſie wie Schnee zum ſilberbeglänzten Boden
am Waldrand herabrieſelten. Rechts und links lag das hell be=
ſchienene
Feld, deſto düſterer aber war’s im Walde, wo die
Mondſtreifen recht ſpärlich zwiſchen den Schatten der Stämme
verteilt lagen. Die Diſtelköpfe in den Dornſträuchern winkten
dem Schulmeiſter ein geſpenſtiges Willkommen und die Ginſter
ſtanden wie Ruten, den Verwegenen zu züchtigen, der es unter=
nähme
, den Schrecken der Nacht Trotz zu bieten. Hier glänzte
der verſumpfende Teich durch das Gebüſch dort lag dunkel
der Hügel, der das Griesheimer Haus getragen hatte. Irrte der

Schulmeiſter nicht, ſo ſchwirrten auch zwei oder drei Fleder=
mäuſe
an ſeiner noch ſtill blutenden Naſe vorüber. Vor ſich her
ſah er auf das genaueſte einen Lapin laufen, der in der Richtung
von Beſſungen her ihm gleichſam entgegen gekommen war, und
plötzlich verſchwand, als er die Nähe des Platzes erreicht hatte,
wo er die Theorie ſeines Büchleins in praxi anzuwenden geſon=
nen
war.
Beſagter Platz befand ſich nicht auf dem Hügel ſelbſt, ſon=
dern
in einiger Entfernung von deſſen Fuße, wie die Wünſchel=
rute
ſchon vor einigen Tagen gezeigt hatte. Er war kenntlich
an einem Tannenbaum, der ſeine Aeſte tief auf einen fehr an=
ſehnlichen
Farrenkrautbuſch herabſenkte.
Nochmals prüfte jetzt der Verwegene die Wünſchelrute; ſie
wiederholte ihre frühere Angabe, obgleich ſich eben kein Flämm=
chen
ſehen ließ. Jetzt führte der Weſtwind den durch die Zweige
gedämpften Laut eines fernen Nachtwächterhorns herbei.
Es war zwölf Uhr.
Da legte der Schulmeiſter den Hut neben ſich auf die Erde,
hing einen mit allerlei Charakteren beſchriebenen Papierſtreifen
um ſeine Schultern, und ſteckte die Wünſchelrute nach Vorſchrift
verkehrt in den Boden. Darauf brach er einen Tannenzweig und
zog mit deſſen ſpitzigem Ende einen Kreis, ſo gut man ihn aus
freier Hand ziehen kann. Und nach dieſen Vorbereitungen kehrte
er ſich nach Mitternacht, wo der große Bär prächtig am Himmel
funkelte, und ſprach eine Beſchwörungsformel, welche wahrſchein=
lich
in der Zauberbibliothek zu leſen iſt.
In der Tat, eine ſchauerliche Szene. Der Mond lächelte
ſchwermütig auf den kahlen Schädel des ehrwürdigen Geiſter=
beſchwörers
herab, der mit ausgebreiteten Armen und hohler
Stimme ſeine Formeln gerade ſo laut herunterſagte, daß ſie den
Geiſtern zu ſeinen Füßen verſtändlich werden konnten, er verlieh
dem Fracke desſelben einen Glanz, den ihm das Tageslicht nicht
mehr zu geben vermochte, und bewirkte, daß rings umher die

Büſche flimmerten wie Weihnachtsbäume, die ihm etwas Rechtes
beſcheren wollten, nur einige junge, vorwitzige Tannen wackelten
dazu höhniſch verneinend mit ihren ſchwachen Köpfchen.
Die Beſchwörung war vollendet. Er grub und bediente ſich
dazu ſeines Säbels, und nicht eines Grabſcheites; denn es ſeye
beſſer beſagte ſein Autor mit einem Metalle zu graben, an
dem eruar humanus, zu deutich Menſchenblut, ſo aus einer
Wunde gefloſſen, klebe; und denn er ſich auch nicht gerade ganz
genau zu erinnern wußte, ob durch ihn in der Roßbacher Schlacht
preußiſches Menſchenblut aus einer Wunde gefloſſen ſei, ſo wußte
er doch deſto genauer, daß er ſich einſt beim Putzen ſeiner Waffe
tüchtig in den Finger geſchnitten hatte.
Es war kein günſtiges Zeichen, daß der Säbel während der
Arbeit in der Mitte entzwei brach; allein er grub weiter und
ſchaufelte mit den Händen die aufgelockerte Erde heraus, ſo emſig,
daß ihm der Schweiß in der ohnehin lauen Nacht die Haare am
Zopfe ſeiner Perücke zuſammenklebte. So hatte er wohl ſchon
drei Fuß tief die Erde aufgegraben, ohne auf etwas Hartes zu
ſtoßen, und war dadurch nachgerade ſo müde geworden, daß er
inne hielt, und ſich rund umſah, ob ſich nicht vielleicht bald ein
Geiſt über ihn erbarme.
(Schluß folgt.)

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