Einzelnummer 150 Mark
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ſprecher 1, 2390 und 2391), die Agen 
n und alle 
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höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur 
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zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und 
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lungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
 G 
Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet. 
Nummer 128 
Donnerstag, den 10. Mai 1923 
186. Jahrgang
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Anzeigen nehmen enigegen: Geſchäftsſtelle 
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ſiraße 23, die Agenturen und Anzeigenexpeditionen. 
Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Stre 
uſw., erſiſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung der 
Anzeigenaufiräge und Teiſfung von Schadenerſatz. 
jeder 
gerichtlicher Beitr
 Ein Gelöbnis. 
Berlin, 9. Mai. (Wolff.) Der am 9. Mai verſammelte 
Wirtſchaftsausſchuß und Gewerkſchaftsausſchuß aller 
            bevollmäch=
tigten Vertreter der ſchaffenden Stände, des Handels, der 
            In=
duſtrie, des Handwerks und der Landwirtſchaft des beſetzten und 
Einbruchsgebietes haben nach Kenntnisnahme der franzöſiſchen 
Antwortnote tom 6. Mai Folgendes einmütig bekundet: 
Der Widerſtand der Bevölkerung des Ruhrgebietes und der 
beſetzten Gebiete iſt ſpontan emporgewachſen aus der 
            Ueber=
zeugung, daß der Ruhreinbruch eine unerträgliche Verletzung des 
Verſailler Friedens und eine Vergewaltigung des deutſchen 
            Vol=
kes darſtellt. Jeder Tag, jede Stunde der franzöſiſchen 
            Gewalt=
herrſchaft hat ſeitdem unſere Ueberzengung und unſeren 
            Wider=
ſtand gefeſtigt. Die Unterdrückung aller bürgerlichen geſetzlichen 
Freiheiten, die Vertreibung von Zehntauſenden von Männern, 
Frauen und Kindern von Herd und Heimat, die Einkerkerung 
ungezählter anderer, das vergoſſene Blut und ſchließlich das 
            un=
erhörte, ungeheuere Urteil im Krupp=Prozeß haben den 
            Wider=
ſtand in die Herzen der Bevölkerung eingehämmert. Solchen 
Widerſtand hätte keine deutſche Regierung befehlen können. 
Keine fremde Regierung wird ihn aber auch mit noch ſo 
            grau=
ſamen Mitteln militäriſcher Gewalt zu brechen vermögen. Wir 
geloben in dieſer Stunde feierlichſt aufs neue, daß wir aushalten 
werden in unſerer bisherigen Haltung, zur Verſtändigung auf 
dem Boden der Vernunft, des Rechts und der Freiheit bereit, 
aber in unbeugſamem Widerſtand gegen den Rechtsbruch und die 
Unterdrückung und untrennbar verbunden mit unſeren deutſchen 
Brüdern. 
* 
U Berlin, 9. Mai. Wie der amtliche preußiſche 
            Preſſe=
dienſt mitteilt, hat Miniſterpräſident Braun an das 
            Direkto=
rium und den Betriebsrat der Krupp=Werke ein Telegramm 
geſchickt, in dem er das grauſame, jedem Recht Hohn ſprechende 
Urteil gegen den Vorſitzenden des Auſſichtsrats und die 
            Mit=
glieder des Direktoriums und Betriebsrats der Krupp= 
Werke verurteilt, welches ganz Preußen mit tiefſter Empörung 
und Entſetzen erfüllt. 
TU. München. 9. Mai. Im Haushaltsausſchuß des 
            baye=
riſchen Landtags gab heute der Vorſitzende, Abg. Gierl der 
Entrüſtung und dem Abſcheu der bayeriſchen Volksvertretung 
über das unerhörte Urteil gegen Krupp und ſeine 
            Direk=
toren Ausdruck.
 Berlin, 9. Mai. (Wolff.) Die deutſchen Miſſionen ſind 
beauftragt worden, den nicht an der Ruhrbeſetzung beteiligten 
fremden Regierungen folgende Note zu überreichen: 
Die franzöſiſchen Befehlshaber haben dem unheilvollen 
            Er=
eignis, das ſich am Oſterſamstag auf den Krupp=Werken in 
Eſſen abgeſpielt und 14 ſchuldloſen Arbeitern das Leben gekoſtet 
hat, ein Gerichtsverfahren folgen laſſen, das die grauſame 
Vergewaltigung der Ruhrbevölkerung in faſt noch 
grellerem Lichte zeigt, als die Bluttat ſelbſt es getan hat. Das 
franzöſiſche Kriegsgericht in Werden an der Ruhr hat am 8. Mai 
ein Urteil erlaſſen, das über den Vorſitzenden des Aufſichtsrats 
der Kruppſchen Werke, über acht Mitglieder der Werkleitung und 
über ein Mitglied des Betriebsrats Freiheitsſtrafen bis zu 20 
Jahren Gefängnis und Geldſtrafen bis zu 100 Millionen Mark 
verhängt. Es iſt überflüſſig, das Verfahren und das Urteil 
des franzöſiſchen Kriegsgerichts in ſeinen einzelnen rechtlichen 
und tatſächlichen Vorausſetzungen zu beleuchten. Der feſte 
            Ent=
ſchluß der Ruhrbevölkerung, nicht unter militäriſchem Druck zu 
arbeiten, hat zu dem Brauch geführt, den Arbeitnehmern bei 
einer militäriſchen Beſetzung ihrer Produbtionsſtätte durch 
Sirenenſignal das Zeichen zur Arbeitsniederlegung zu geben. 
Dieſer Brauch, den die franzöſiſchen Befehlshaber längſt kannten 
und ſonſt niemals beanſtandet haben, iſt jetzt dazu benutzt 
            wor=
den, um daraus ein geheimes Komplott der Werkleitung gegen 
die Beſatzungstruppen zu konſtruieren. Der Zweck dieſer 
            ſinn=
loſen Anklage lag von vornherein klar zutage. Sie wollten die 
Verantwortung der Tötung der 14 Arbeiter von den 
            Befatzungs=
truppen abwälzen und den deutſchen Stellen aufbürden. 
            Gleich=
zeitig ſollte ein Keil zwiſchen die Arbeiterſchaſt und die 
            Unter=
nehmer getrieben werden. Als am Tage nach der Bluttat die 
erſte Verhaftung von Mitgliedern des Kruppſchen Direktoriums 
erfolgte, hat die deutſche Regierung bei der franzöſiſchen 
            Regie=
rung gegen den Verſuch, über das Verſchulden der 
            Beſatzungs=
truppen einen Schleier zu werfen, ſofort Verwahrung eingelegt. 
Außerdem hat ſie aber, um die Hand zu einer unparteiiſchen 
Feſtſtellung des Sachverhalts zu bieten, ſchon vor Wochen der 
franzöſiſchen Regierung vorgeſchlagen, eine internationale 
            Unter=
ſuchungskommiſſion einzuſetzen, die gemäß dem Haager 
            Abkom=
wen von 1907 das beiderſeitige Beweismaterial zu prüfen und 
alle ſonſtigen auf den Zwiſchenfall in Betracht kommenden 
            Tat=
fragen zu klären hätte. Die ſranzöſiſche Regierung hat auf 
            die=
ſen Vorſchlag nicht geantwortet. Sie hat es vorgezogen, die 
Frage, ob die Schuld an dem Zwiſchenfall bei den auf deutſcher 
Seite beteiligten Perſonen oder bei den franzöſiſchen 
            Befatzungs=
truppen liegt, von einem aus Angehörigen dieſer Truppen 
            ge=
bildeten Kriegsgericht entſcheiden zu laſſen, das zugleich die 
            Par=
tei und Richter war. Dem entſpricht das Ergebnis, wie es jetzt 
im Urteil des Kriegsgerichts vorliegt. Anſtatt das an den 
            deut=
ſchen Arbeitern begangene Unrecht zu ſühnen, wird in frivoler 
Fälſchung der Tatſachen eine neue Untat begangen, die ſchuldlos 
verhaftete Männer ins Gefängnis wirft und das größte 
            indu=
ſtrielle Unternehmen des Ruhrgebiets der Führung beraubt. 
Die deutſche Regierung proteſtiert feierlich gegen dieſen 
            Ge=
altakt, den Frankreich in dem Augenblick begeht, wo 
            Deutſch=
land ſeinerſeits einen Schritt getan hat, um im allgemeinen 
            In=
tereſſe das Ende des gegenwärtigen Konflikts herbeizuführen,
 Vom Tage. 
Gegen die neue Verordnung der Rheinlandkommiſſion über den 
Paßzwang im beſetzten Gebiet hat die 
            Reichsregie=
rung in London, Paris und Brüſſel Verwahrung eingelegt. 
Wie wir hören, ſind die in Werden Verurteilten im 
Automobil in der Richtung nach Düſſeldorf abtransportiert worden. 
Seit Beginn der Nuhrbeſetzung ſind bisher fünfßig deutſche 
Todesopfer zu verzeichnen. Darunter befinden ſind drei Kinder, 
zwei über 60 Jahre alte Männer, ein Mädchen im Alter von 19 Jahren, 
und drei junge Leute, die noch nicht volljährig waren. 
Eine Reutermeldung beſagt, daß die engliſche Andwortnote an 
Deutlchland noch nicht fertiggeſtellt ſei. Aber wahrſcheinlich könne die 
Note am kommenden Freitag dem deutſchen Botſchaftsr überreicht 
            wer=
den. Weiter verlautet, daß geſtern vormittag unter dem Vorſitz von 
Lord Curzon eine Kabinettsſitzung ſtattgefunden hat, die ſich mit der 
britiſchen Antwort an Deutſchland befaßte. 
Für die notleidende Bevölkerung im Ruhrgebiet ſind weiterhm 
eingegangen: Aus Lugano 50 Dollars, aus Bern 3325 Franken und 
20 500 Mark, San Remo 1 Million Mark, aus Alicante (Spanien) 
297 Peſetzen, aus Barcelona 1,25 Milliomen Mk., aus Kriſtiania 35. Kr. 
und 260 000 Mk., aus Guatemala 3200 Dollars. Weiterhin wurden aus 
Gyaz 37,8 Millionen Kr., aus der Tſchechoflowakei 10 234 tſchechiſche Kr. 
überwieſen. 
Der Berliner polniſche Geſchäftsträger überreichte im 
            Mini=
ſterium des Auswärtigen eine Verbalnote, worin die polniſche 
Regierung über die Behandlung der polniſchen Zeitungskorreſpondenten 
in Berlin Klage führt. Sie droht Repreſſalien an, falls den 
Berichterſtautern nicht die gleichen Rechte gew 
hrt werden, wie ſie die 
deutſchen Korreſpondenten in Warſchau genießen. 
Aus ſtaatlichen Mitteln iſt für dem Wiederaufbau des 
            Wies=
badener Staatstheaters, ei Betrag von 1 Milliarde 
Mark zur Verfüigung geſtellt worden. 
Aus London meldet man, aus guter Quelle in Konſtantinopel 
verlaude, daß die türkiſche Regierung beſchloſſen habe, 
die Geſchäfte der Bank von Athen, deren Safes und Bücher 
kürzlich verſiegelt worden ſind, unter offizieller Kontrolle zu 
            liqui=
dieren. Die den alliierten und dürkiſchen Staatsangehörigen 
            gehöri=
gen Beſitzſtücke würden herausgegeben, die der meiſten griechiſchen 
            Flücht=
linge konfisziert. 
Dollarkurs in Frankfurt am 9. Mai, 
abends ½7 Uhr: 38000.
 Deutſcher Arbeiterproteſi. 
TU. Berlin, 9. Mai. Anläßlich des Schandurteils von 
Weiden hat der Betriebsrat der Deutſchen Werke A.=G. heute 
an den Betriebsrat der Firma Krupp ein Telegramm gerichtet, 
in dem es heißt: 
„Erbärmliche Verbrecher, welche vorgeben, im Namen des 
franzöſiſchen Volkes zu urteilen, haben es fertiggebracht, 
            deut=
ſche Männer auf Jahre hinaus zu hohen Strafen zu verurteilen 
und ins Gefängnis zu werfen. Das rohe und brutale Auftreten 
Frankreichs verſtärkt die Abwehrfront von Stunde zu Stunde.” 
In Eſſen herrſcht Ruhe. 
U. Eſſen, 9. Mak. Trotz der anhaltenden ſtarken 
            Er=
regung iſt die Nacht und der heutige Vormittag in Eſſen ruhig 
verlaufen. Das Zuchthaus, in dem die Verurteilten 
            unter=
gebracht ſind, iſt durch franzöſiſche Truppen ſtark geſichert. 
            Zwi=
ſchenfälle ſind bisher nicht vorgekommen. Die 
            Familienange=
hörigen der Verurteilten haben das Urteil mit Ruhe 
            hingenom=
men und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß mit der 
            Be=
freiung des Ruhrgebiets auch für die Verurteilten der 
Tag der Freiheit kommen werde. 
Kein Proteſtſtreik. 
TU Eſſen, 9. Mai. In den Krupp=Werken wurde heute 
gegen Mittag ein von der Werkleitung und dem Betriebsrate 
gemeinſam unterzeichneter Anſchlag veröffentlicht, welcher 
            zu=
nächſt die Verurteilung des Herrn Krupp v. Bohlen und der 
übrigen Angeklagten mitteilt. Der Anſchlag fährt dann fort: 
Nach eingehender Prüfung und Ueberlegung bitten wir alle 
Werkangehörigen dringend, angeſichts dieſer für jedes 
            Rechts=
empfinden unfaßbaren Urteile die berechtigten Gefühle tiefſter 
Entrüſtung zurückzuſtellen und wie bisher Würde und 
            Beſonnen=
heit zu bewahren. 
Die Herausforderung des Weltgewiſſens. 
TU. London, 9. Mai. Daily Chronicle erklärt, daß 
das Urteil gegen die Kruppdirektoren eine un geheure 
            Her=
ausforderung nicht nur der Gefühle Deutſchlands, ſondern 
des ganzen Weltgewiſſens darſtelle. 
London, 9. Mai. (Wolff.) In einem „Weſſen Verbrechen?” 
überſchriebenen Leitartikel befaßt ſich die „Daily News außer 
mit der britiſchen Regierungserklärung auch mit dem 
            Wer=
dener Urteil. Das Blatt ſchreibt: „Die wildeſte Phantaſie 
der eingefleiſchteſten Frankophoben hätte niemals die geſtrige 
Folge der Niedermatzelung der dreizehn Krupparbeiter durch 
franzöſiſche Soldaten vorherſehen können. Es wurde dargelegt, 
daß die Arbeiter keinen Angriff auf die Soldaten gemacht haben. 
Das photographiſche Beweismaterial zeigt, daß die Arbeiter in 
voller Flucht niedergeſchoſſen wurden. Die Arbeiter handelten 
nicht auf Veranlaſſung der Direktoren, ſondern des Arbeiterrates 
in Uebereinſtimmung mit einem Brauch, der von den Franzoſen 
nicht verboten war. Die geſtern verhängten Strafen von zehn 
bis zwanzig Jahren Gefängnis und hunderten von Millionen 
Geldſtrafe ſeien auferlegt nicht den Franzoſen, die für das 
            Schie=
ßen verantwortlich ſeien, ſondern den Kruppſchen Direktoren. 
Soweit von London aus beurteilt werden könne, ſind die 
            Ueber=
führungen und Urteile nicht nur ohne irgendwelches belaſtendes 
Beweismaterial zuſtande gekommen, ſondern trotz des genau 
entgegengeſetzten Beweismaterials. Das Frankreich des 
            zwan=
zigſten Jahrhunderts betrachte den Widerſtand gegen die Invaſion 
durch die franzöſiſchen Truppen als ein Verbrechen und zerſtöre, 
um ſeiner Anſicht Geltung zu verſchaffen, ſeinen eigenen Ruf.”
 * Die Kirchſichen und politiſchen 
Feiertage in Deutſchland. 
Von 
Oberbürgermeiſter Dr. Külz, M. d. R. 
Dem Reichstag iſt Ende April der Entwurf eines Geſetzes 
über die Feier= und Gedenktage zugegangen. Der Entwurf 
            ver=
ſucht nicht nur, Klarheit über die Zweifelsfrage, zu ſchaffen, 
welche Tage als ſtaatlich anerkannte Feiertage zu gelten haben, 
ſondern er will überdies einen allgemeinen Nationalfeiertag des 
deutſchen Volkes und einen Gedenktag für die Opfer des Krieges 
geſetzlich feſtlegen. 
Tatſächlich herrſcht auf dem Gebiete der kirchlichen und 
            poli=
tiſchen Feiertage in den einzelnen deutſchen Gliedſtaaten nicht 
nur eine erhebliche Rechtsunſicherheit, ſondern ein heilloſes 
Durcheinander. Das getrennte Vorgehen der Länder bringt eine 
außerordentlich ſtörende Verwirrung vor allem ſchon in 
            wirt=
ſchaftlicher Beziehung mit ſich,, und zwar mit Rückſicht auf die 
großen Betriebsverwaltungen des Reiches, für die es ein 
            ſchlecht=
hin unerträglicher Zuſtand iſt, wenn ſie in den einzelnen Ländern 
ſich den verſchiedenartigſten Vorſchriften über die Arbeitsruhe 
der Beamten, Angeſtellten und Arbeiter gegenübergeſtellt ſehen. 
Nicht minder ſchwer ſind die ethiſchen Bedenken, die ein Zuſtand 
mit ſich bringt, bei dem ganz nach der jeweiligen politiſchen 
            Ein=
ſtellung der betreffenden Landesregierungen in den einzelnen 
Gliedſtaaten die verſchiedenſten Tage zu politiſchen Feiertagen 
geſtempelt oder kirchliche Feiertage abgeſchafft werden. Eine 
            Be=
ſeitigung dieſer Mißſtände iſt nur denkbar, wenn ſich das Reich 
zu einer für ganz Deutſchland bindenden geſetzlichen Normierung 
der kirchlichen und politiſchen Feiertage verſteht. Die Verfaſſung 
gibt dem Reich hierfür eine zweifelsfreie Zuſtändigkeit, indem 
ſie in Artikel 139 beſtimmt, daß außer den „Sonntagen” die 
„ſtaatlich anerkannten Feiertage” als Tage der Arbeitsruhe und 
der ſeeliſchen Erhebung geſetzlich geſchützt bleiben. Zu einer 
            ſol=
chen ſtaatlichen Anerkennung iſt natürlich auch das Reich ſelbſt 
zuſtändig. 
Als ſtaatliche Feiertage kirchlicher 
            Ent=
ſtehung erkennt der Geſetzentwurf außer den Sonntagen den 
Neujahrstag, den Oſter= und Pfingſtmontag, den 
            Himmelfahrts=
tag und die Weihnachtsfeiertage an. Ferner bleiben als ſtaatlich 
anerkannte Feiertage reichsrechtlich geſchützt der Karfreitag, der 
Fronleichnamstag und der Bußtag am Mittwoch vor dem letzten 
Trinitatisſonntag; dieſe Tage jedoch nur dann, wenn ſie nach 
dem am 1. Januar 1923 beſtehenden Landesrecht ſtaatlich 
            an=
erkannte Feiertage ſind. Dieſe Einſchränkung wird in kirchlichen 
Kreiſen zwbeifellos auf Widerſpruch ſtoßen, und es wird an 
            Ver=
ſuchen nicht fehlen, reichsrechtlichen Schutz für alle die Tage zu 
erhalten, die zur Zeit des Erlaſſes der Reichsverfaſſung als 
ſtaatliche Feiertage anerkannt waren, denn es ſind in der 
            Zwi=
ſchenzeit in einzelnen Ländern kirchliche Feiertage ihres 
            Charak=
ters als ſtaatlich anerkannte Feiertage entkleidet worden, obwohl 
eine jahrhundertelange Tradition ihnen dieſe Eigenart gewahrt 
hatte. Es ſei nur an das Reformationsfeſt in Thüringen 
            er=
innert. Dieſe Bedenken verlieren jedoch inſofern an Bedeutung, 
als es ſelbſtverſtändlich den Religionsgeſellſchaften unbenommen 
iſt, ſolche Tage als rein kirchliche Feiertage aufrecht zu erhalten, 
denn nach Artikel 135 der Reichsverfaſſung wird die „ungeſtörte 
Religionsübung durch die Verfaſſung gewährleiſtet und ſteht 
unter ſtaatlichem Schutz” 
Feiertage nicht religiöſer Art, alſo politiſche 
            Feier=
tage im weiteren Sinne des Wortes, ſollen künftighin nur 
durch Reichsgeſetz feſtgelegt werden können. Bisher ſind 
hier in einzelnen Gliedſtaaten bereits Regelungen erfolgt. In 
Sachſen, Baden. Thüringen, Hamburg, Braunſchweig. Anhalt, 
Lübeck und Schaumburg=Lippe iſt der 1. Mai, darüber hinaus 
iſt in Sachſen, Thüringen, Braunſchweig und Anhalt auch noch 
der 9. November zum geſetzlichen Feiertag erklärt worden. Im 
Intereſſe der Reichseinheit muß unbedingt vermieden werden, 
daß in den verſchiedenen Teilen des Deutſchen Reiches 
            gegen=
ſätzliche Feiertage gelten. Es iſt deswegen nur zu begrüßen, 
wenn künftig die gegenteilige Entwicklung unterbunden wirden 
ſoll. Leider durchbricht der Geſetzentwurf aber den ſehr richtigen 
Grundſatz, daß die Beſtimmung politiſcher Feiertage für 
            Deutſch=
land Sache des ganzen Reiches ſein und für Deutſchland 
            ein=
heitlich geſchehen müſſe, im gleichen Augenblick, wo er ihn 
            auf=
ſtellt. Wohl hebt das Geſetz den 9. November als politiſchen 
Feiertag auf, läßt aber hinſichtlich des 1. Mai eine Ausnahme 
zu, indem die Beſtellung des 1. Mai zum Feiertag, wo ſie erfolgt 
iſt, beſtehen bleibt und die Entſcheidung über den 1. Mai auch 
weiter den Ländern freiſtellt. Damit werden hinſichtlich des 
1. Mai alle die Unzuträglichkeiten, die ſich für Wirtſchaft, 
            Han=
del und Verkehr bei ungleichmäßiger Behandlung in den 
            Einzei=
ſtaaten ergeben, in Permanenz erklärt. Bedenklicher noch als 
dies iſt jedoch das andere, daß damit der 1. Mai dauernd ein 
pelitiſches Kampfobjekt bleiben wird und daß die Staaten mit 
ſozialiſtiſcher Parlamentsmehrheit ſich einen politiſchen 
            Sonder=
feiertag zulegen werden. Seiner Entſtehung nach iſt der 1. Mai 
an ſich zu einem „nationalen” Feiertag des ganzen Volkes ſehr 
wenig geeignet, denn er war zweifellos der Tag des 
            internatio=
nalen, revolutionären Klaſſenkampfes. Es ſoll, nicht verkannt 
werden, daß in den letzten Jahren ſtarke Strömungen in der 
Sozialdemokratie nicht ohne Erfolg beſtrebt geweſen ſind, die 
            Be=
deutung und Eigenart des 1. Mai auf ein ethiſch und politiſch 
hohes Niveau zu heben. Leider iſt aber dieſe Entwicklung noch 
nicht ſo weit vorgeſchritten, daß in der Vorſtellung der 
            Arbeiter=
ſchaft ſowohl wie der nichtſozialiſtiſchen Bevölkerungskreiſe der 
Charakter des 1. Mai ſchon heute ein anderer ſein könnte, als der 
aus der Entſtehungszeit überkommene. Unmöglich iſt für die 
Zukunft eine ſolche Entwicklung nicht, aber ſie liegt zur Zeit 
eben noch nicht vor, und deshalb ſind auch die Vorausſetzungen 
nicht gegeben, den 1. Mai zu einem Feiertage des ganzen Volkes 
zu machen. In verſtärktem Maße gilt dies für den 9. 
            Nobem=
ber. Wohl können Revolutionstage in der ſpäteren Entwicklung 
eine ſo ſtarke Verklärung erfahren, daß ſie für das ganze Volk 
als Nationalfeiertag annehmbar werden — der 14. Juli in 
Frankreich iſt ein Beiſpiel —, aber das, was am 9. November im 
Deutſchland vor ſich ging, war nicht der ſieghafte Durchbruch 
eines unterdrückten großen Gedankens, ſondern der 
            Zuſammen=
bruch eines ſeeliſch und körperlich nach unſagbarem Leiden 
            zu=
ſammengeßrochenen Volkes und eines Syſtems, das nicht mehr 
vom Glauben und Wollen des Volkes getragen war. Solche 
Tage kann man als Trauertage, nie aber als nationale Feiertage 
begehen.
Seite 2.
Darmſädter Zagblatt, Donnerstag, deu 10. Mat 1923,
Nummer 128.
 Wenn ſich das neue Deutſchland überhaupt einen nationalen 
Feiertag zulegen will — und es ſpricht vieles dafür —, ſo kann 
das nur der 11. Auguſt, der Verfaſſungstag, ſein als Tag der 
inneren Einkehr und Tag der nationalen Hoffnung und 
            Sehn=
ſucht, als Tag des gläubigen Bekenntniſſes zur Wiedergeburt 
des deutſchen Volkes. Von manchen Kreiſen wird auch für die 
deutſche Republik der 18. Januar als Nationalfeiertag erſtrebt. 
Der 18. Januar wird jedem Deutſchen als Reichsgründungstag 
ſtets ein Tag ehrwürdiger Erinnerung bleiben, aber die deutſche 
Republik wird die ſchuldige Pietät gegen die Vergangenheit nicht 
ſo weit treiben können, daß ſie die im November 1918 zerriſſene 
Tradition des deutſchen Kaiſerreiches übernimmt und als 
            Na=
tionalfeiertag der Republik den Tag der Kaiſerkrönung wählt. 
Die Republik muß ſich, ohne das Große der deutſchen 
            Vergangen=
heit zu verleugnen, doch ihre eigene Tradition ſchaffen, und 
            des=
wegen iſt es richtig, wenn ſie den Tag ihrer rechtlichen 
            Ent=
ſtehung mit nationaler Symbolik umgibt. 
Außer dem 11. Auguſt ſoll noch ein beſonderer 
            Gedenk=
tagfürdie Opfer des Krieges am ſechſten Sonntag vor 
Oſtern eingeführt werden. Die Erwägungen, die zu dieſer Abſicht 
führen, ſind beachtlich: Weite Kreiſe des deutſchen Volkes 
            empfin=
den das innerliche Bedürfnis, einen beſtimmten Tag des Jahres 
einem gemeinſamen Gedenken an die Opfer zu widmen, die der 
Krieg dem Reiche und den Einzelnen auferlegt hat. So ſehr 
auch die ganze Kraft und Arbeit des Volkes auf die Gegenwart 
und die Zukunft eingeſtellt werden muß, ſo ſehr entſpricht es doch 
der Schwere der durchlebten Jahre — von welchem Standpunkt 
man auch immer Krieg und Frieden anſehen mag —, einen 
            ſol=
chen Gedenktag für die Opfer des Krieges zu ſchaffen, an dem 
alle Volksgenoſſen unter Zurückſtellung politiſcher und 
            wirtſchaft=
licher Gegenſätze ſich vereinigen in dem Gedanken an die im 
Kriege Gefallenen und Geſchädigten, an die durch Not und 
            Ent=
behrung Verlorenen, an die vom Heimatland Abgetrennten und 
unter Beſatzung Leidenden, an alle Leiden und Schrecken, die 
dem Einzelnen wie der Geſamheit durch den Krieg und durch 
den Gewaltfrieden auferlegt worden ſind. Und doch will uns 
ſcheinen, als könnte die Bedeutung des 11. Anguſt nur gehoben 
werden, wenn man ihn gleichzeitig auch zum Gedenktag für die 
Gefallenen machte und von der Einführung eines beſonderen 
Tages abſähe. „Ueber Gräber vorwärts”, dieſes Goethewort 
würde dann über dem 11. Auguſt geſchrieben ſtehen. Ueber den 
Gräbern unſerer gefallenen Brüder würden wir uns die Hand 
reichen zu dem Schwur, das deutſche Volk und Vaterland, für 
das ſie fielen, auch im neuen Staate nicht zu verlaſſen, und am 
Grabe der gefallenen Helden könnten wir gerade am 11. Auguſt 
die Hoffnung auf ein neues Deutſchland aufpflanzen.
 Eine Kundgebung der Reichsregierung. 
TU. Berlin, 9. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Ein 
            fran=
zöſiſches Kriegsgericht hat am Dienstag nachmittag in Werden an 
der Ruhr, wo es nach Recht und Friedensvertrag nichts zu 
ſuchen hat, den Chef der Firma Krupp, Herrn Krupp von Bohlen 
und Halbach, zu 15 Jahren Gefängnis und 100 Millionen Mark 
Geldſtrafe, acht leitende Beamte der Kruppwerke zu 
            Gefängnis=
ſtrafen zwiſchen 20 und 10 Jahren und je 100 Millionen Mark 
Geldſtrafe und ein Betriebsratsmitglied zu ſechs Monaten 
            Ge=
fängnis verurteilt. In unerhörter Vertauſchung der 
Rollen haben die Verbrecher über ihre eigenen 
Opfer zu Gericht geſeſſen und ein Urteil geſprochen, 
das die erſte Untat durch eine zweite verdecken ſoll. Ein Gericht, 
das kein Gericht iſt, weil es keine Spur von Recht hat, auf 
            deut=
ſchem Boden Recht zu ſprechen, hat ein Urteil gefällt, das kein 
Urteil iſt, ſondern reine Gewalttat. Nicht die Mörder 
der 14 deutſchen Arbeiter, die am Karſamstag dem 
            Militaris=
mus ſchuldlos zum Opfer fielen, hat die franzöſiſche Militärjuſtiz 
verurteilt, ſondern zehn ehrenhafte, vaterlandsliebende deutſche 
Bürger, Männer, die nicht inmal an der friedlichen 
            Demonſtra=
tion der Krupparbeiter gegen den militäriſchen Raubüberfall auf 
ihre Arbeitsſtätte beteiligt waren, ſind mit maßloſen Strafen 
belegt worden. Mit einem Schrei des Entſetzens 
wird dieſes Schreckensurteil in Deutſchland 
aufgenommen werden, mit einem Schrei der 
Empörung muß es in der ganzen Welt, wo nicht 
das Gefühl der Menſchlichkeit erſtorben iſt, zurückgewieſen 
werden. Nicht Recht zu finden galt es für das franzöſiſche 
Militärgericht, ſondern ſich in den Dienſt der machthungrigen 
Gewaltpolitiker zu ſtellen. Die franzöſiſche Juſtiz hat 
ſich damit unverhüllt zur Dirne des 
            franzöſi=
ſchen Militarismus erniedrigt. Die Richter haben 
ſich ſelbſt verurteilt, und niemand wird ihnen den Platz am 
Pranger neiden, auf den ſie ſich ſelbſt geſtellt haben. Ruhrgebiet 
und Rheinland werden, des ſind wir gewiß, auch dieſem 
            beiſpiel=
loſen Terror ihrer Peiniger nicht erliegen, ſondern in gleicher 
Treue und Opferwilligkeit, die bisher alle Schichten der 
            Bevöl=
kerung an den Tag gelegt haben, ausharren, bis Recht wieder 
Recht geworden iſt. 
Die Pariſer Preſſe ſchweigt. 
TU. Paris, 9. Mai. In bezeichnender Weiſe enthält ſich 
die heutige Pariſer Morgenpreſſe jeglichen Kommentars über 
die geſtrigen Urteile im Krupp=Prozeß. Nur der Matin ſchreibt 
mit unverhohlener Schadenfreude: Man ſtelle ſich vor, der 
            mäch=
tige Krupp, der Herr des Goldes und des Feuers, geht ins 
Gefängnis, um ſeine gerechte Strafe abzubüßen.
 Heidniſcher Kultus im Himmelfahrtsbrauch. 
Von Ernſt Edgar Reimérdes. 
Während man urſprünglich Himmelfahrt gleichzeitig mit 
Oſtern feierte, weil die Evangeliſten Markus und Lukas keine 
beſtimmten Angaben über den Termin gemacht hatten, trat etwa 
um das Jahr 300 eine Trennung ein. Nunmehr wurde das 
Feſt auf den 40. Tag nach Oſtern verlegt, und zwar auf Grund 
der Apoſtelgeſchichte, in der es heißt: „Und ließ ſich ſehen unter 
ihnen 40 Tage lang .. . ." Wie die meiſten kirchlichen Feſte iſt 
auch Himmelfahrt, das bebanntlich ſtets auf einen Donnerstag 
fällt, der dem Donar (Thor) heilige Tag, und in England 
„holp Thursday” (heiliger Donnerstag) heißt, heidniſchen 
            Ur=
ſprungs. Um die Zeit des neuerwachenden Naturlebens 
            begin=
gen Unſere Urväter aus Freude über den Beginn der ſchönen 
Jahreszeit zu Ehren Wodans, Donars und Freyas eine Reihe 
von Frühlingsfeſten. Vielleicht iſt Himmelfahrt an die Stelle 
des Feſtes getreten, welches ſie anläßlich der in der 
            Walpurgis=
nacht beginnenden, 12 Tage dauernden Hochzeit Wodans und 
Freyas feierten. Mit einem ſolchen Frühlingsfeſt eng verknüpft 
iſt der dem Himmelfahrtstage anhaftende Glaube an die Gewalt 
der Wettermächte, die in alten Bauernregeln und Gebräuchen 
ihren Ausdruck fand. Vor allem rechnete man von jeher mit 
einem Gewitter an dieſem Tage. Hier zeigt ſich deutlich die 
            Er=
innerung an Donar, den Herrn über Donner und Blitz, der 
            zu=
gleich Beſchützer der Fluren und Saaten war. In einigen Sitten 
kann man die Beziehungen zum Donnergott heute noch 
            erken=
nen. — Ueberreſte uralten Donarkultes ſind es, wenn der Bauer, 
was heute noch einzeln geſchieht, es ängſtlich vermeidet, am 
Himmelfahrtstage Gegenſtänve aus Eiſen und Stahl in die 
            Hand=
zu nehmen, aus Furcht, den Blitz auf ſein Gehöft zu ziehen: er 
verrichtet auch vielfach keine Feldarbeit, namentlich nicht ſolche, 
zu der er eiſernes Gerät gebraucht (z. B. in Mittelfranken), 
Pflanzt aber mit Vorliebe Kürbiskerne in dem Glauben, 
            beſon=
ders große Früchte zu erzielen. Von den an dieſem Tage 
            ge=
pflanzten Bohnen und Erbſen aber glaubt er, daß ſie nicht 
            ge=
deihen. — Zum Schutz gegen den Blitz hing man auf dem Lande 
och in jüngſter Zeit an den Türen der Ställe und Scheunen 
Kränze aus am Himmelfahrtstage gepflückten Blumen auf, die 
größtenteils rot ſein mußten; eine Erinnerung an den 
            rothaari=
gen Donar, dem auch rote Tiere wie Füchſe, Eichhörnchen und 
Rotkehlchen heilig waren. — Das Sammeln von allerlei Kräu=
 Der Reichspräſident an den Reichsverkehrsminiſter. 
TU. Berlin, 9. Mai. Der Reichspräſident hat an den 
Reichsverkehrsminiſter folgendes Schreiben gerichtet: 
„Franzöſiſche Kriegsgerichte in Mainz haben, wie ich ſoeben 
erfahre, unter Ausſchluß der Offentlichkeit 17 Eiſenbahnbeamte, 
Gewerkſchaftsführer und Angeſtellte des Deutſchen 
            Eiſenbahner=
verbandes nach einem ſummariſchen Maſſenverfahren zu 
            uner=
hört langen Gefängnisſtrafen verurteilt, weil ſie ihre 
            Unter=
gebenen und Kollegen aufgefordert haben, den deutſchen Geſetzen 
ſind ihrene Dienſteide treu zu bleiben. Auch dieſe 
            Schreckens=
urteile ſind ein Schlag gegen Wahrheit und Gerechtigkeit. Dieſer 
Akt wildeſten Terrors wird überall Erbitterung und Verachtung 
hervorrufen. Der fremde Militarismus wird aber auch durch 
dieſe Gewaltakte ſeiner Werkzeuge, der Kriegsgerichte, den 
            Wider=
ſtand der deutſchen Eiſenbahner nicht brechen, ſondern de Reihen 
der Abwehrfront noch feſter ſchließen. Ich bitte Sie, Herr 
            Reichs=
miniſter, den betroffenn Beamten und Angeſtellten meine 
            beſon=
dere Hochachtung für ihre vorbildliche Vaterlandstreue und ihre 
mannhafte Haltung auszuſprechen.” 
Berlin, 9. Mai. (Woolff.) Reichskanzler Cuno richtete 
an das Direktorium und den Betriebsrat der Fried. Krupp A.=G. 
in Eſſen folgendes Telegramm: 
Der Werdener Spruch kann die Schuld an dem Eſſener 
Arbeitermord nicht von den der Welt bekannten 
            ſchuldi=
gen franzöſiſchen Gewalthabern verrücken, an deren Stelle 
nun Krupp und die Mitverurteilten büßen ſollen. Daß 
            Unter=
nehmer, Beamte und Arbeiter in gleicher Treue dem Recht der 
freien Arbeit eines freien Volkes dienen, iſt eine Gewähr für den 
Sieg des deutſchen Rechtes ſofern wir nur ſeiter 
in allen Ständen treu zuſammenſtehen. In den von dem 
            fran=
zöſiſchen Militarismus Vergewaltigten ehrt das deutſche Volk 
die durch keinen Machtſpruch zu beugenden Vorkämpfer des 
deutſchen Widerſtandes. 
An Krupp von Bohlen=Halbach, Gefängnis 
            Wer=
den, telegraphierte der Reichskanzler: Was heute in Werden 
            ver=
kündet wurde, iſt eine verächtliche Verhöhnung im 
Namen von Recht und Urteil. So tief der Werdener 
Spruch das Volk erniedrigt, das eine ſolche Beſchimpfung echter 
Treue in ſeinem Namen geſchehen läßt, ſo hoch erhebt er Sie 
und Ihre Mitverurteilten. Mit mir neigt ſich das deutſche Volk 
und der Staat, vor denen, die die Treue bis zum Letzten halten. 
In gleicher Treue werden wir nicht müde werden, darauf 
            hinzu=
wirken, daß den Verurteilten alsbald die Freiheit werde. 
Der Reichsminiſter des Auswärtigen richtete an Krupp von 
Bohlen und Halbach, folgendes Telegramm: In der Unbill, die 
Ihnen widerfährt, muß und wird Sie das ſtolze Bewußtſein 
tröſten, daß fremde Willkür Sie in eherne Schickſalsgemeinſchaſt 
mit Ihren Arbeitern zuſammenſchweißt und ſo durch Unrecht 
und Gewalt nichts anderes erreicht, als ein neues Symbol der 
ſchönſten Tradition des Hauſes Krupp zu ſchaffen. 
Berliner Preſſeſtimmen. 
Berlin 9. Mai. Zu dem Urteil im Krupp=Prozeß 
ſchreibt der Berliner Lokalanzeiger: Den Richtern in 
Werden war befohlen worden, die Angeklagten zu möglichſt 
hohen Strafen zu verurteilen, denn eine Freiſprechung 
würde in dieſem Falle ein höchſt gefährliches 
            Verdammungs=
urteil der franzöſiſchen Gewaltpolitik bedeutet haben. 
Das Berliner Tageblatt ſchreibt: Wieder hat am 
geſtrigen Tage ein franzöſiſches Kriegsgericht der 
Wahrheit und Gerechtigkeit ins Geſicht 
            ge=
chlagen. 
Die Voſſiſche Zeitung nennt das Urteil von Werden 
das nackte Bekenntnis zum Terror und fragt: Wo 
nimmt das franzöſiſche Kriegsgericht die Befugnis her, über 
Deutſche, über Ziviliſten auf deutſchem Boden zu urteilen? Aus 
dem Kriegsrecht? Es iſt ja kein Krieg. Aus dem Völkerrecht? 
Das weiß nichts davon. 
Der Vorwärts ſchreibt: Was die ſozialdemokratiſchen 
            Ar=
beiter des Nuhrreviers ſonſt auch mit den Vertretern des 
            Ka=
pitals auszufechten haben mögen, in ihrer Ablehnung der 
franzöſiſchen Gewaltpolitik und in ihrem Willen, paſſiven 
Widerſtand zu leiſten, ſind ſie ſich völlig einig. Der 
Spruch des Kriegsgerichts wird deshalb in ihren Reihen nur 
Grauen und Empörung auslöſen. Er wird ſie nur in ihrem 
Willen beſtärken, der franzöſiſchen Gewalt das Recht 
            entgegen=
zuſetzen, das von den franzöſiſchen Kriegsrichtern aufs neue ſo 
ſchmählich verletzt wurde. 
Die Deutſche Allgemeine Zeitung empfiehlt als 
Kampfmittel gegen dieſe Prozeſſe, die nichts weiter als richtige 
politiſche Aktionen ſeien, die paſſive Reſiſtenz aller deutſchen 
            Be=
teiligten. Wir dürfen den franzöſiſchen Mördern 
nicht mehr die geringſte Handhabe bieten, durch 
die Vorſpiegelung eines geordneten Gerichtsverfahrens das 
            Aus=
land gegen unſere gute Sache einzunehmen. 
* 
* Weil ein franzöſiſcher Offizier deutſche Arbeiter erſchießen 
ließ, wurden die Direktionsmitglieder der Kruppwerke, die zur 
fraglichen Zeit zum Teil überhaupt nicht in Eſſen waren, zu 
langjährigen Gefängnisſtrafen verurteilt. Kein Wort, das 
            dar=
über geſagt werden könnte, kann den Gefühlen Ausdruck geben, 
die wir bei dieſer Ungeheuerlichkeit empfinden.
 tern, wie es heute noch, namentlich in Süddeutſchland, von der 
weiblichen Jugend auf Himmelfahri vorgenommen wird, iſt 
heidniſchen Urſprungs. Dieſe Kräuter, die nach uraltem 
            Volks=
glauben Wunderkräfte beſitzen, waren einſt Wodan, Donar und 
Freya heilig. Wodan hatte ihnen beſondere Eigenſchaften 
            ver=
liehen, wenn man ſie an gewiſſen heiligen Tagen pflückte; er 
galt in heidniſcher Zeit als Erfinder der Arzneikunſt, die durch 
ſeine Gemahlin Freya zu den Menſchen gelangte. Zu dieſen 
heiligen Kräutern gehörten u. a. das Mauſeöhrchen oder 
            Ruhr=
kraut, eine weiß und roſa blühende Immortelle, in Württemberg 
auch wohl Engelsblümchen genannt, die Aaronswurz und der 
Allermannsharniſch (Siegwurz), deſſen Wurzel ſchon in alter 
Zeit von Kriegsleuten zum Schutz gegen Hieb und Stich auf 
der Bruſt getragen wurde. — In Schweden ziehen die jungen 
Mädchen in größerer Geſellſchaft bereits um 2 oder 3 Uhr nachts 
aus, um Himmelfahrtsblümchen (Graphalium devicum) zu 
pflücken. Die daraus gewundenen Kränze hängt man zum Schutz 
gegen den Blitz über dem Familientiſch ſowie im Viehſtall auf. 
In Süddeutſchland findet am Himmelfahrtstage die Weihe 
der Kräuter ſtatt, die man als Schutzmittel gegen 
            Gewitter=
chaden das ganze Jahr hindurch aufbewahrt. Junge Mädchen 
ſammeln in aller Frühe verſchiedene Blumen und Kräuter und 
legen ſie auf dem Altar der Kirchen zu Füßen der Madonna 
            nie=
der, damit der Prieſter ſie beim Hochamt weiht. Es ſollen in 
einem ſolchen Strauß 77 verſchiedene Arten enthalten ſein, 
            dar=
unter die Königskerze. Die Kräuter werden hinterher getrocknet 
und aufbewahrt. Beim Herannahen eines Gewitters verbrennt 
die Hausfrau einige Stengel und verbreitet den Rauch im 
            gan=
zen Hauſe, das dann kein Blitzſtrahl treffen kann. Dieſe 
            Kräuter=
weihe, die zweifellos heidniſchen Urſprungs und aus einem 
Opfer für Donar und Freya hervorgegangen iſt, findet in 
            man=
chen Gegenden auf Mariä Himmelfahrt (15. Auguſt) ſtatt, wobei 
die Zahl der Kräuter auf 9 beſchränkt bleibt. (Die Neun war 
eine den alten Germanen heilige Zahl.) An die Stelle Freyas 
trat Maria, in deren Gruft die Apoſtel und Jünger Jeſu nach 
einer Legende Blumen und Kräuter ſtatt des Leichnams 
            vor=
fanden, als ſie denſelben drei Tage nach der Beſtattung noch 
            ein=
mal ſehen wollten. — Im Schwarzwald glaubt man heute noch 
vielfach, daß am Himmelfahrtstage ein Gewitter kommen muß, 
wie ja manchmal der Beginn der ſommerlichen Gewitterperiode 
in die zweite Hälfte des Mai fällt. Dort binden die Mädchen 
Kränze aus Immortellen oder Himmelfahrtsblümchen, die den 
Blitzſtrahl ablenken ſollen. — In Schleſien war es bis auf unſere
 Der Kampf um den Hüttenkoks. 
Neue franzöſiſche Strafandrohungen. 
Eſſen 9. Mai. (Wolff.) Infolge der Stillegung vieler 
Kokereien nimmt die Kokserzeugung von Tag zu Tag ab, ſo 
daß es den Franzoſen kaum noch möglich iſt, ihre Hüttenwerke 
mit Koks genügend zu beliefern. Der Kommandierende General 
Degoutte ſah ſich infolgedeſſen zur Herausgabe einer 
            Verord=
nung Nr. 35 veranlaßt, durch die alle Beſtände an Koks oder 
Nebenprodukten der Kohle zugunſten der alliierten Mächte 
            ge=
ſperrt werden. Falls Beſtände fortgeſchafft oder verſchlechtert 
werden, haben die verantwortlichen Direktoren dieſer Betriebe 
eine dem doppelten Wert der Beſtände, gleiche Geldſtrafe 
            ver=
wirkt, die aber mindeſtens zehn Millionen. Mark betragen muß, 
ſowie eine Gefängnisſtrafe von 5 Jahren, oder eine der beiden 
Strafen. Ebenſo wird jede Wegnahme oder jeder Verſuch zur 
Wegnahme der Beſtände oder zur Verſchlechterung bei allen 
irgendwie Schuldigen mit einer Geldſtrafe bis zu 100 
            Mil=
lionen Mark und 5 Jahren Gefängnis oder einer dieſer Strafen 
belegt. Durch Artikel 4 der Verordnung wird verboten, 
            Hütten=
koks für häusliche Zwecke zu verwenden. Wer Hüttenkoks 
            der=
kauft oder bei der Handhabung oder beim Transport oder der 
Verwendung beteiligt iſt, hat die Strafe des Artikels 7 der 
            Ver=
ordnung 16 verwirkt. 
Bootsraub. 
Mannheim, 9. Mai. (Wolff.) Am 7. Mai, nachmittags 
2 Uhr, beſetzten etwa 30 franzöſiſche Soldaten unter Führung 
von Offizieren das im Mannheimer Neckarhafen liegende, der 
Firma Raab, Karcher u. Co. gehörende Dampfboot „Emmy 
Kirrdorf Nr. 6” und ſchleppten es nach Ludwigshafen ab. 
Das Perſonal ging an Land, hatte aber nicht mehr ſoviel Zeit, 
um ſeine Kleider und ſonſtigen Wertſachen mitzunehmen. Zu 
gleicher Zeit erſchienen beim deutſchen Unterdelegierten der 
Interalliierten Schiffahrtskommiſſion in Mannheim drei höhere 
franzöſiſche Offiziere und erklärten, daß die Beſchlagnahme 
des Bootes auf Befehl der Generalkommiſſion in Düſſeldorf 
zum Zwecke der Ausbildung von Piloten ausgeführt worden ſei. 
Von Rhein und Ruhr. 
Der Landrat von Höchſt, Zimmermann, iſt von den 
Franzoſen ſeines Amtes enthoben worden und wird 
            vorläu=
fig in ſeiner Wohnung gefangen gehalten. 
Der in Bad Ems und Diez erſcheinende Lahnbote, iſt 
von der Beſatzungsbehörde auf drei Monate verboten 
            wor=
den. — Ausgewieſen wurde die Frau des Hotelbeſitzers 
Weſtermayer, deren Mann zurzeit eine viermonatige 
            Ge=
fängnisſtrafe bei den Franzoſen abſitzt. Weſtermayer iſt 
Oeſterreicher. 
Engliſches Ultimatum an Sowjetrußland. 
TU. London, 9. Mai. Der engliſche Vertreter in 
            Mos=
kau hat geſtern der Sowjetregierung eine Note der 
engliſchen Regierung überreicht, in der erklärt wird, 
daß England, falls die Sowjetregierung nicht binnen zehn 
Tagen die von England ſpezifizierten Bedingungen erfülle, ſich 
nicht mehr an die Beſtimmungen des engliſch=ruſſiſchen 
            Haudels=
vertrages gebunden fühle. 
London, 9. Mai. (Wolff.) Reuter meldet: In der 
            bri=
tiſchen Note an die Sowjet=Regierung wird dieſe 
der ſtändigen und flageanten Verletzung der 
            Beding=
ungen des engliſch=ruſſiſchen 
            Handelsabkom=
mens beſchuldigt, in dem verſprochen wird von feindſeligen 
Aktionen oder einer derartigen Propaganda Abſtand zu nehmen. 
Es wird auf antiengliſche Machenſchaften der Sowjetbehörden 
in Aſien, beſonders in Perſien, Afghaniſtan und Indien, 
            ver=
wieſen. Aus amtlichen ruſſiſchen Dokumenten wird angeführt, 
welche Summen ausgegeben und welche Pläne betreffend die 
Unterſtützung der Aufſtändiſchen mit Waffen 
aufgeſtellt wurden. Die Einſtellung dieſer Machenſchaften wird 
gefordert, ferner eine Entſchädigung für die gegen britiſche 
            Unter=
tanen begangenen Miſſetaten und für die Beſchlagnahme 
britiſcher Fiſcherdampfer an der Murmanküſte. 
Die Note ſagt weiter, es ſei Zeit, daß der Sowjetregierung 
klar gemacht werde, daß ſie nicht ungeſtraft in willkürlicher Weiſe 
gegen britiſche Untertanen und britiſche Schiffe auftreten dürſe. 
Es wird außerdem die Zurücknahme der beleidigenden 
            Ant=
worten der Sowjetregierung auf die bkitiſchen Vorſtellungen 
            be=
treffend die Verurteilung von Geiſtlichen gefordert. Am Schluß 
heißt es, wenn die Sowjetregierung ſich nicht binnen zehn 
Tagen verpflichtet, dieſen Forderungen voll zu entſprechen, 
werde die britiſche Regierung es als ausgemacht anſehen, daß 
die Sowjetregierung die Aufrechterhaltung der beſtehenden 
            Be=
ziehungen nicht wünſcht, und werde, ſich für nicht mehr gebunden 
erachten an die Verpflichungen des engliſch=ruſſiſchen 
            Handels=
abkommens.
 Zeit allgemein üblich, die ſogenannte Himmelfahrtsſuppe zu 
eſſen, in der alle jungen eßbaren Kräuter und Gemüſe enthalten 
ſein mußten. — Nach altem Volksglauben ſollen Nadel und 
Schere am Himmelfahrtstage im Hauſe ruhen, damit der Blitz 
im Sommer nicht einſchlägt. In Oſtpreußen glaubt man, daß 
ein Kleidungsſtück, an welchem an dieſem Tage etwas genäht 
worden iſt, den Blitz anziehr. — Früher wurde in Tirol von den 
jungen Leuten „gedonnert”, d. h. man warf Feldſteine 
            aufein=
ander, daß es krachte und die Funken flogen. Auch eine 
            Erinne=
rung an Donar, den Wettergott. — Heute noch hält man auf 
engliſchen Schiffen Himmelfahrt einen beſonderen Gottesdienſt 
ab, wobei um gutes Wetter gebetet wird. — Anklänge an den 
germaniſchen Götterglauben finden wir in einem in der 
            eng=
liſchen Grafſchaft Northampton üblichen Brauch. Junge Mädchen 
auf dem Lande ziehen mit aus möglichſt bunten Blumen 
            gewun=
denen Girlanden („May=girlands”) von Haus zu Haus. In 
ihrer Geſellſchaft befindet ſich ein alter Mann, „Uncle Ambroſe‟ 
mit einem Kranz auf dem Kopf, einem blühenden 
            Weißdorn=
zweig in der Hand, auf dem Rücken ein großes Kuhhorn, in das 
er vor jedem Hauſe ſtößt. Haben ſich die Bewohner vor der Tür 
verſammelt, ſo führen die Mädchen mit ihren Girlanden um den 
Greis herum einen Reigen auf. Nach Beendigung des Tanzes 
verteilt ein Mädchen „Aunt Arany”, in einem Korbe 
            mitge=
führte Leckereien (Früchte, Süßigkeiten) uſw.), und aus einem 
Kupferkeſſel ſüße Sahne. Sie iſt grotesk herausgeputzt, trägt 
eine Brille und einen niedrigen, breitkrämpigen Hut, blauen 
Knierock und blaue Strümpfe, grobe Handſchuhe uſw. Hinter 
„Uncle Ambroſe” verbirgt ſich Wodan, hinter „Aunt Arany” 
Freha. Den merkſürdigen Aufzug beſchließen ſechs bekränzte, 
mit Bändern geſchmückte Ziegen, vielleicht eine Erinnerung an 
das Donar heilige Tier, den Bock. — Auch bei den heute noch 
hier und da üblichen, bereits im 3. Jahrhundert eingeführten 
Flurumgängen und Bittprozeſſionen am Himmelfahrtstage zum 
Schutz der Feldfrüchte handelt es ſich um einen aus dem 
            Heiden=
tum übernommenen Brauch. Schon die alten Germanen kannten 
Bittgänge beim Frühlingsfeſt, ſie zogen um die Felder herum 
und flehten Donar um Schutz an für die junge Saat. — 
            Fried=
rich der Große verbot 1773 die Feier des Himmelfahrtsfeſtes. 
und die Flurumgänge. Als bald darauf ſchwere Gewitter 
            gro=
zen Schaden im Lande anrichteten, glaubte das Volk, es ſei eine 
Folge dieſes Verbots und beſtürmte den König um Aufhebung. 
Aber erſt unter ſeinem Nachfolger durfte das Feſt wieder 
            ge=
feiert werden.
Nummer 128.
Seite 3.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 10. Mai 1923.
 Reichstag und Markſtabiliſierung. 
Präſident Löbe zum Schreckensurteil von Werden.
 * Berlin 9. Mai. (Eigener Bericht. Am Regierungstiſche 
Kommiſſare. — Präſident Loebe eröffnet die Sitzung mit folgender 
Anſprache, die die Reichstagsabgeordneten ſtehend anhören: 
„Ihnen allen ſind die ſchrecklichen Urteile zur 
            Kennt=
nis gekommen, die geſtern abend in Werden und Mainz 
gegen Vertreter des Kruppſchen Betriebes und gegen 
            Gewerk=
ſchaftsführer der Eiſenbahner ergangen ſind. Landfremde 
            mili=
täriſche Richter haben den Verſuch gemacht, den Mord an den 
Eſſener Arbeitern dadurch zu verhüllen, daß ſie die deutſchen 
Landsleute der Ermordeten zu jahrzehntelangem Kerker 
            verur=
teilten. (Lebh. Pfuirufe im ganzen Hauſe.) Sie geben ſich wohl 
der kindiſchen Auffaſſung hin, daß ſie in den Augen der Welt 
hinter dem dunklen Vorhang der Schreckensjuſtiz das Blut von 
ſich abwaſchen können, das an ihren Händen klebt, das ſie aber 
nicht entfernen können. (Lebh. Zuſtimmung.) Ich beneide dieſe 
Männer um ihr richterliches Urteil nicht. Sittlich wollen wir 
darüber nicht mit ihnen rechten, aber ich beklage den Haß, der 
            da=
mit von neuem zwiſchen die Völker geſät wird (Sehr richtig!), 
vielleicht — wie der Verteidiger dieſes Prozeſſes ausgeführt 
hat — 
gegen den Willen eines großen Teiles des franzöſiſchen 
Volkes, ſicher aber mit der bewußten Abſicht der dortigen 
            Macht=
haber. (Zuſtimmung.) Ich darf im Namen des Reichstages den 
Betroffenen, all denen, die im Kerker ſchmachten, ihre Heimat 
verloren haben, und den Hinterbliebenen der Gefallenen ſagen: 
Was Ihr ſchuldlos leidet, leidet Ihr für Euer Volk, und es wird 
die Zeit kommen, da die Qual, die Ihr in der Zeit der 
            Ernie=
drigung auf Euch genommen habt, aus den Blättern der 
            Ge=
ſchichte hell und leuchtend zu Eurem Ruhm erſtrahlt, während 
die Grauſamkeit Eurer Feinde verächtlich beiſeite geſchoben wird.” 
(Lebh. Zuſtimmung.) 
Darauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein. 
Der Antrag Quaatz (D. Vpt.) auf Verlängerung des 
Ruhrnotgeſetzes gegen Wucher uſw. bis zum 31. Oktober 
wird in dritter Leſung angenommen. 
Die zweite Leſung des Haushalts des Reichsfinanzminiſteriums wird 
darauf fortgeſetzt in Verbindung mit der 
Interpellation der Mittelparteien über den Markſturz. 
Ma. 
Abg. Lange=Hegermann (Ztr.) begründet die Tätigkeit des 
Sparausſchuſſes. Der Redner begründet ein von ſeiner Fraktion 
            bean=
tragtes Initiativgeſetz, welches die Vorauszahlungen auf die Einkommen= 
und Körperſchaftsſteuer auf den zehnfachen Betrag deſſen feſtſetzen will, 
was für 1922 verlangt wird. Das von den Sotzialdemokraten verlangte 
Geſetz über die Koſten der Ruhrbeſetzung lehnt der Redner ab, ebenſo 
einen Goldwarkſteuertarif. Er begründet ferner die Interpellation der 
drei Mittelparteien über die Gründe des Markſturzes und die Abſichten 
der Regierung für die Zukunft. Die Reichsbonk ſcheine nicht beſonders 
geſchickt operiert zu haben. Die ſchwarzen Börſen in der 
            Grenadier=
ſtraße müßten durch die Deviſenordnung ummöglich gemacht werden. 
Abg. Lambach (Dnatl.) hält die Suche nach der Schuld für die 
Unterbrechung der Markſtützungsaktion für umweckmäßig. Richtiger ſei 
es, entſchloſſene Maßnahmen für die Zukunſt zu tueffen. Die Urſache 
der raſchen Abwärtsbewegung der Mark liege in der fortſchreitenden 
Vevarmung unſeres Volkes. Die Stüitzungsaktion habe Erfolg gehabt, 
ſei aben vielleicht zu ſpät eingeſetzt wordem. Vielleicht hätte man die 
Mark auf einem anderen Niveau ſtabiliſieren ſollen. Zu dem normalen 
Deviſenbedarf kämen leider noch Angſtverkäufe des Publikums. 
            Bedauer=
lich ſei die Anreizerei der Banken, die ſeit Monaten zum Aktienkauf 
            auf=
gefordert haben. „Vorwärts” und „Frankfurter Zeitung” ſprachen 
            be=
reits von dem „Dolchſtoß der Induſtrie‟. Das ſieht doch ſehr nach dem 
Rufé aus: „Haltet den Dieb!” Trotzdem habe die Nechtspreſſe auf die 
Angriffe gegen die Induſtrie nicht mit der Ueberſchrift geantwortet: 
„Die Juden ſind ſchuld!”, obwohl jeder weiß, daß die Börſe völlig in 
füdiſchen Händen iſt. 
Abg. Dauch (D. Vpt.) lehnt die Abwälzung der Ruhrkoſten auf 
einige Wenige ab. Das Steigen der Preiſſe bei der Verteuerung des 
Dollars ſei unvemmeidlich. Wir ſeien eigentlich gar nicht mehr 
            konkur=
venzfähig. Die Betriebsmittel nehmen immer mehr ab. Dagegen müſſe 
endlich etwas geſchehen. Die Deviſenſpekulation dürfe man in ſolcher 
Zeit nicht dulden. So lange die Einfuhr die Ausfuhr überſteige, müſſe 
die Währung langſam, aber ſicher verfallen. Die beſte Finanzpolitik ſei 
eine gute Wirtſchaftspolitik, der Steigerug der Produktion. Deviſen 
könne man nur ſchaffen durch eine ſtarke Ausfuhr, die aber bei uns durch 
Abgaben gehemmt werde. Zahlloſe Ausländer kämen nach Deutſchland, 
nur um zu ſpekulievem. Stinnes ſei der größte Kohlenimporteur, der 
matürlich Deviſen brauche. 
Abg. Dr. Fiſcher=Köln (Dem.) hält die künſtliche Marbſtützung 
als verfehlt. Aber in der jetzigen Nor müſſe man ſich auch mit dieſem 
Mittel abfinden. Der Einſetzung eines Unterſuchungsausſchuſſes ſtimmt 
der Redner zu; aber im Volke dürfe nicht der Gindruck entſtehen, daß 
jeder Hadel mit Deviſen von vornherein ſtuafbar ſei. Die Wirtſchaft 
habe ihren guten Willen bei der Anpaſſung am die heutigen Verhältniſſe 
bewieſen. Der Redner fordert ſchnelle Erledigung des 
            Landesſteuer=
geſetzes und begrüßt die nochmalige Erhebung den Zwangsanleihe. Er 
ſchlägt die Einführung einer feſten Steuermark vor. 
Abg. Böhm (Bayer. Vpt.) mennt die Markſtabiliſierung eine Frage 
des Kredits und der Zahlungsbilanz. Gefährlich ſei das ſtarke Augreifen 
des Goldbeſtandes deu Reichsbank. Der Redner warnt davor, die 
            Wider=
ſtandskraft der deutlſchen Induſtrie allzu ſehr zu überſchätzen. Man 
ſollte der Induſtrie die noch mehr odev weniger ſtarken Reſerven gönnen, 
denn ſie erhöhen die Widerſtandskraft und bilden eine Rückverſicherung 
für die Arbeitnehmer, die bei einem Zuſammenbruch am meiſten zu
 Die Stätte der Himmelfahrt Chriſti. 
* Schon ſeit dem Anfang des 4. Jahrhunderts gilt der 
Gipfel des Oelberges, deſſen höchſte Kuppe ſich noch etwa ſechzig 
Meter über der oberen Terraſſ= des Tempelhügels erhebt, als 
die Stätte der Himmelfahrt Jeſu Chriſti, eine Annahwe, die 
allerdings dem Bericht des Evangeliſten Lukas widerſpricht, 
            wo=
nach der Heiland von Bethania aus gen Himmel fuhr. Von den 
von Jeruſalem aus geſehen ſanft anſteigenden Gipfeln des 
            Oel=
berges heißt der nördliche, 818 Meter hohe (arab. Karm es 
Saijad) Viri Galiläi (Männer aus Galiläa), weil hier die 
            bei=
den weißgekleideten Männer bei der Himmelfahrt die Jünger 
mit Viri Galiläi anredeten. Er wurde früher häufig für die im 
Maithäusevangelium (28) und in der Apoſtelgeſchichte (1) 
            er=
wähnte Stätte der Himmelfahrt gehalten, während man in 
            ſpä=
terer Zeit als ſolche den mittleren, 812 Meter hohen Gipfel 
(Dſchebel el Tur) bezeichnete. Schon 333 n. Chr. errichteten die 
fromme Kaiſerin Helena und ihr Sohn, Kaiſer Konſtantin der 
Große, an dieſer geweihten Stätte einen prächtigen Tempel, 
eine Baſilika ohne Dach, in der die Fußſpuren Jeſu gezeigt und 
von den zahlreichen Jeruſalempilgern aus allen Ländern verehrt 
wurden. Euſebius aus Cäſarea (geb. 265) berichtet in ſeinen 
Schriten von einem ſtattlichen G=bäude auf dem Oelberge als 
einem Erinnerungsmal der Himmelfahrt des Erlöſers. Er ſchreibt 
u. a.: „Alle, welche die Religion Chriſti angenommen haben, 
kommen heutzutage aus allen Teilen der Erde hier zuſammen, 
um auf dem Oelberge anzubeten. Hier auf dem Oelberge 
            ſtan=
den die Füße unſeres Erlöſers bei der Grotte, die jetzt noch 
gezeigt wird, hier betete er, hier auf dem Gipfel des Oelberges 
belehrte er ſeine Jünger, von hier fuhr er gen Himmel auf, wie 
wir in der Apoſtelgeſchichte leſen.” Euſebius gibt auch eine 
            Be=
ſchreibung der von Konſtantin errichteten Kirche, die aus zwei 
Teilen beſtand, vow denen der eine die Stätte der Himmelfahrt 
umſchloß, der andere, etwa 70 Meter davon entfernte, eine 
            Ba=
ſilika, die Grotte enthielt, in welcher Jeſus ſeine Jünger das 
Vaterunſer lehrte. In einer um 440 entſtandenen Pilgerſchrift 
des heiligen Eucharius heißt es: „Auf dem Oelberg ſind zwei 
            be=
rühmte Kirchen, die eine über dem Ort erbaut, wo der 
            Ueber=
lieferung nach der göttliche Heiland ſeine Jüngr belehrte, die 
andere an der Stelle, von wo er, wie berichtet wird, in den 
Himinel auffuhr.” 
Seit dem 6. Jahrhundert erhoben ſich mehrere große Klöſter 
in der Nähe der heiligen Stätte, und im 7. Jahrhundert ließ 
Biſchof Modeſtus eine Rundkirche auf dem Oelberg erbauen,
 leiden haben. Der Redner brandmarkt dann das Gewalturteil in dem 
Krupp=Prozeß und im Mainzer Prozeß. 
Reichsfinanzminiſter Dr. Hermes 
verweiſt auf ſeine Ausführungen im Haushaltsausſchuß. Die 
            Reichs=
regierung habe Ermittelungen bei den am Deviſenhandel beteiligten 
wichtigſten Kreiſen zur Klarſtellung eingeleitet. Das Ergebnis liege 
aber noch nicht vor. Nach den neuen Verordnungen iſt die Reichsbank 
in der Lage, jederzeit und bei jedermann über die vorhandenen Beſtände 
Aufklärung zu verlangen und unwirtſchaftlich erworbene Deviſenbeſtände 
an ſich zu ziehen. Die geſamte Stützungsaktion war richtig eingeleitet. 
Der Reichsbank gebührt Dank, daß ſie mit dieſer Aktion dem Ruhnkampf 
wertvolle Dienſte erwvieſen hat. Die Reichsregierung und die 
            Meichs=
bank werden es auch in Znkunſt an nich’s fehlen laſſen zur weiteren 
Stützung der Mark. Wir müſſen, für eine ſachliche und dauerhafte 
Löſung der Reparationsfrage ſorgen und brauchen nicht mit unſeren 
einzelnen Maßnahmen bis zu dieſem Zeitpunkte zu warten. 
Der Haushalt des Finanzmimiſteriums wird bis auf die 
            zurück=
geſtellte Abſtimmung über den ſozialdemokratiſchen Antrag, dem 
            Reichs=
tage bis zum 5. Juni einen Geſetzentwurf vorzulegen, durch den die 
Koſten des Ruhreinbruches den hohen Einkomen und Vermögen 
            auf=
erlegt werden ſollen — erledigt. 
Das Haus vertagt ſich auf Freitag, 2 Uhr: Verkehrsminiſterium, 
Mieterſchutzgeſetz. — Schluß nach 7 Uhr. 
Auswärtiger Ausſchuß. 
TU. Berlin, 9. Mai. Der Auswärtige Ausſchuß des 
Reichstages trat heute vormittag unter dem Vorſitz ſeines 
            ſtell=
vertretenden Vorſitzenden, des Abg. Müller=Franken (Soz.) 
            zu=
ſammen, um die Handelsbeziehungen zu Frankreich und 
            Bel=
gien (Boykott franzöſiſcher und belgiſcher Waren) zu beraten. 
Von der Reichsregierung waren Staatsſekretär Hamm und 
            an=
dere Beamte erſchienen, von der preußiſchen Regierung 
            Miniſter=
präſident Braun. 
Die Abgeordneten Braun=Franken und Gothein erſtatteten 
Bericht über verſchiedene Petitionen. Nach kurzer Debatte wurde 
die Beratung dieſes Gegenſtandes abgebrochen, weil 
            Wirtſchafts=
miniſter Dr. Becker durch eine Dienſtreiſe verhindert iſt, an den 
Beratungen teilzunehmen. Man beſchäftigte ſich ſodann mit 
der Beratung des Unterſuchungsausſchuſſes über den 
            Fechen=
bach=Prozeß. 
Neue Oeviſenverordnung. 
U Berlin, 9. Mai. Die neue Deviſenverordnung wird 
vorausſichtlich morgen in Kraft treten. Für die beteiligten 
            Be=
rufskreiſe iſt der Paragraph von entſcheidender Bedeutung, der 
beſtimmt, daß Deviſengeſchäfte der Deviſenbanken, auch wenn 
es ſich um ſogenannte Eigengeſchäfte handelt, bei der 
            Präfungs=
ſtelle angemeldet werden müſſen. Ein weiterer wichtiger Punkt 
der neuen Verordnung iſt das Verbot, wonach für Markkredite 
keine Deviſen mehr gegeben werden dürfen. 
„Geſinnungstüchtige‟ Lehrer. 
wd. Mainz, 9. Mai. Bei der kürzlich von der Preſſe 
            ge=
nannten Zahl der Ausgewieſenen der beſetzten Gebiete wurde die 
Geſamtzahl der ausgewieſenen Lehrperſonen mit 160 angegeben. 
Von dieſen 160 Lehrern entfallen nun auffallenderweiſe 16, das 
ſind 10 Prozent, allein auf die Stadt Mainz, ungerech iet der 
7 Lehrer, die ſchon 1919 gelegentlich des Dorten=Putſches 
            ver=
trieben wurden. Wie wir erfahren, iſt dieſe überraſchende 
            Tat=
ſache damit zu erklären, daß in Mainz ein Kreis geſinnungs= 
„tüchtiger” Lehrer ſich nicht geſcheut hat, den Franzoſen die 
            eige=
nen Kollegen zu verdächtigen, die ihre, nicht aber der Franzoſen 
perſönliche und ſachliche Gegner waren. Als Dorten=Anhänger 
und Französlinge hatten ſie wohl die Hoffnung, in der Dorten= 
Republik ſchneller und leichter Karriere machen und ihr Unweſen 
treiben zu können. Wenn dieſen Wichten auch im beſetzten 
            Ge=
biet nichts anzuhaben iſt, ſo haben ſie ſich doch ſelbſt entlarvt 
So flüchtete z. B. der Rektor Dr. Jäger unter dem Schutz der 
Franzoſen, als die vorgeſetzte Staatsregierung ſeinem Treiben 
ein Ende machen wollte. Neben dem Obengenannten werden 
außer einem Kreis ſtark Verdächtiger, deren Namen vorläufig 
noch der Oeffentlichkeit vorenthalten ſeien, wenn ſie auch in 
Mainz allgemein bekannt ſind, der Rektor Philipp Hartleb 
und die Lehrerin Margarethe Becker als beſonders belaſtet und 
engagiert bezeichnet. Man wird gut daran tun, dieſen „Lehrern” 
ganz beſondere Aufmerkſamkeit zu ſchenken! 
* Zur Abfindung des früheren Großherzogs. 
Wie wir erfahren, hat das Landgericht Darmſtadt in ſeiner 
Sitzung vom 8. Mai durch Zwiſchenurteil die von dem heſſiſchen 
Staat geltend gemachte Einrede der Unzuläſſigkeit des 
            Rechts=
weges koſtenpflichtig abgewieſen. 
Durch dieſes Urteil iſt alſo anerkannt, daß dem früheren 
Großherzog für ſeine Anſprüche der Rechtsweg offen ſteht. 
Das Gericht erließ ferner Beſchluß, daß die Parteien 
            als=
bald zur Hauptſache zu verhandeln haben. 
die im 11. Jahrhund rt zerſtört wurde. An deren Stelle führten 
Kreuzfahrer inmitten eines mit Marmorplatten gepflaſterten 
Hofes einen kleinen Säulenturm auf, der ein Jahrhundert 
            ſpä=
ter wieder einer großen Kirche Platz machen mußte, in deren 
Mitte eine Vertiefung im Boden als Stätte der Himmelfahrt 
galt. Daneben erhob ſich eine kleine Kapelle, die verſchont blieb, 
als die Kirche im 10. Jahrhundert vernichtet wurde. 
Von den alten Bauwerken iſt keines auf uns gekommen. 
In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtete man 
die heute noch vorhandene „Auffahrtskapelle”, einen von einem 
Hof umgebenen achteckigen Kuppelbau, der in den Beſitz der 
Türken überging, ihnen als Moſchee diente und an einigen 
Tagen im Jahre den Chriſten zur Abhaltung von Gottesdienſten 
zur Verfügung geſtellt wurde. In der „Auffahrtskapelle” 
            be=
findet ſich ein gelblicher Kalkſtein mit dem Abdruck eines 
            menſch=
lichen Fußes, der von den Pilgern mit heiliger Inbrunſt 
            ge=
küßt wird. 
Im erſten Jahrzehnt unſeres Jahrhunderts hat man 
            ver=
ſucht, die heiligen Stätten auf dem Oelberg wieder feſtzuſtellen. 
Beſendere Verdienſte haben ſich dabei die franzöſiſchen „Weißen 
Väter” erworben, die unter Führung des Altertumsforſchers Pater 
Hugo Vinzent das aus gewaltigen Lagen von durch Mörtel 
            ver=
bundenen Kieſelſteinen gebildete Mauerwerk des alten 
            Funda=
ments der Baſilika Kaiſer Konſtantins wieder freilegten.
 Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben. 
C.K. Für 350 Millionen Dollars Kunſtwerke 
in Amerika eingeführt. Wie gewaltige Werte in 
            Kunſt=
werken aus der alten Welt nach der neuen in den letzten Jahren 
übergeführt worden ſind, zeigt eine ſoeben veröffentlichte 
            Be=
rechnung der Neu=Yorker National City Bank. Danach betrug 
der Geſantwert der Kunſtwerke, die ſeit 1910 in die Vereinigten 
Staaten eingeführt wurden, etwa 350 Millionen Dollars. Die 
Summe für das Kalenderjahr 1922 wird auf 33 Millionen 
            Dol=
lars geſchätzt, das ſind 4 Millionen Dollars über den Durchſchnitt 
der ganzen Periode. Von der Einfuhr der Kunſtwerke im Jahre 
1921 umfaßt die Gruppe, die Kunſtwerke aus der Zeit vor mehr 
als 100 Jahren enthält, über 50 Prozent. 
C.K. Ein Buch vom Gelde. In dieſer Zeit, da alle 
Begriffe auf den Kopf geſtellt werden, iſt doch keine andere 
            Vor=
ſtellung für uns ſo in Verwirrung geraten als die vom Gelde. 
In glücklicheren Zeiten durften wir das Geld, dieſe Grundlage 
allen volkswirtſchaftlichen Verkehrs, als etwas Feſtes annehmen,
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 10. Mai. 
Die Preisprüfungsſtelle 
wurde im April 1923 in 90 Beſchwerdefällen in Anſpruch genommen, 
die ſich wiederum auf alle Gebiete des täglichen Geſchäftslebens 
            verteil=
ten. In nahezu allen Fällen wurde eine gütliche Einigung der Parteien 
erzielt, z. T. unter erheblichen Preisreduzierungen. In fünf Fällen 
wurde Anzeige bei der Wucherabteilung des hieſigen Polizeiamts 
            ver=
anlaßt. 
Die Mehrzahl der Beſchwerdeführer gehörte wiederum dem 
            Ver=
braucherkreiſe an; ihre Klagen richteten ſich gegen die 
            Kleingewerbe=
treibenden und Kleinhändler. Wiederholt wurde an dieſer Stelle im 
übrigen ſchon darauf hingewieſen, daß dieſe keineswegs inmer die 
            Schul=
digen ſind. Eine Schuld beſteht ſolchenfalls bei ihnen nur inſofern, als 
ſie die Anſätze ihrer Verkäufer meiſt ruhig hinnehmen in dem 
            fatuliſti=
ſchen Glaube, daß gegen die Preiſe der großen Verbände oder 
            Syn=
dikate einfach nichts zu machen ſei. Ein ſtarkes eigenes Intereſſe, dieſe 
Preiſe zu beanſtanden, hat zudem der Kleinhändler uſw. nicht, da er ſich 
ja ſeinerſeits an dem Verbraucher ſchadlos halten kann. Der letztere iſt 
eben in jedem Falle derjenige, der bluten muß. Die Preisprüfungsſtelle 
iſt aber nur dann in der Lage, gegen die Ningpreiſe und auch gegen die 
unnützen Glieder, die ſich zwiſchen den Produzenten, den Großhändler 
und den Kleinhändler noch einſchieben, gegen dieſe Paraſiten des 
            Wirt=
ſchaftslebens, vorzugehen, wenn ihr das erforderliche Material zur 
            Ver=
fügung geſtellt wird. Es iſt durchaus irrig, anzunehmen, daß die 
            Ring=
preiſe ganz beliebig feſtgeſetzt werden könnten; ſie underliegen ebenſogutz 
den allgemeinen wuchergeſetzlichen Beſtimmungen wie die 
            Kleinhandels=
preiſe. In einer Sitzung der erweiterten Preisprüfungsſtelle vom 14. 
April wurden die angedeuteten Mißſtände eingehend und unter 
            Dar=
legung ausführlichen Materials aus allen Geſchäftsgebieten beſprochen. 
Der an die Kleinhändler uſw. gerichtete Appell hat aber bisher nur 
einen recht geringen Erfolg gehabt. — Auch die Neuregelung der 
            Milch=
verſorgung, die angeſichts der unhaltbar gewordenen Unterverſorgung 
unerläßlich geworden war wurde beſprochen und „als Verſuch” 
            gut=
geheißen. Ebenſo wurde die Zuckerfrage ausgiebig erörtert. Beſonders 
lebhaft waren die an die Preisprüfungsſtelle gelangten Klagen über 
die hohen Eierpreiſe; man verſteht nicht, daß die letzteren ſich ganz 
erheblich über die Preiſe in Württemebrg, Bayern und auch im ſüdlichen 
Baden ſtellen. Da es ſich hier um eine Angelegenheit handelt, die von 
der lokalen ſtädtiſchen Stelle nicht geregelt werden kann, iſt ſie dem 
            Er=
nährungsminiſterium zur Prüfung vorgelegt worden. — Der am 18. 
April und den folgenden Tagen plötzlich eingetretene Markſturz hatte 
mehrfach ganz ſpontan eine Erhöhung der Preiſe im Groß= und 
            Klein=
handel nach ſich gezogen. Nach den Beobachtungen der 
            Preisprüfungs=
ſtelle waren es beſonders die Preiſe für Fettwaren, welche eine 
            bedeu=
tende Erhöhung in dieſen Tagen erfahren hatten. Die eingelaufenen 
Beſchwerden bezogen ſich auch faſt durchweg auf die Erhöhung der Preiſe 
von Feltwaren bei hieſigen Kleinhändlern. Zur Abſtellung dieſer 
            Be=
ſchwerden wurde eine Kontrolle derjenigen Geſchäfte, gegen welche 
            Be=
ſchwerden eingelaufen waren, veranlaßt, und an Hand der vorgelegten 
Einkaufsrechnungen die Verkaufspreiſe nachgeprüft. Auf dieſem Wege 
konnte feſtgeſtellt werden, daß tatſächlich in einigen Fällen unangemeſſen 
hohe Preiſe unter übertriebener Ausnutzung des Markſrurzes gefordert 
worden waren. Auch zurückgehaltene Ware wurde feſtgeſtellt und dafür 
geſongt, daß ſie, wenn auch in kleinen Quantitäten, an das Publikum 
verkauft wurde. 
Die Aufgabe der Preisprüfungsſtelle geſtaltet ſich bei der faſt täglich 
auf= und abſteigenden Wirtſchaftskurve immer ſchwieriger. Die letztere 
erleichtert dem unreellen Geſchäftsmann ſein unlauteres Gebaren; ſie 
verwirrt aber auch den reellen Händler und Getverbetreibenden, da die 
Aufſtellung einer richtigen Kalkulation vielfach geradezu unmöglich 
wird. Alles das hat die Preisprüfungsſtelle zu berückſichtigen. Ihre 
vermittelnde Tätigkeit und ihre Entſcheidungen haben in den lesten 
Monaten mehr und mehr die Anerkennung der Verbraucherkreiſe und 
der reellen Geſchäftswelt gefunden. Sie braucht dieſes Vertrauen iin 
weiteſten Maße auch fernerhin, wenn ſie ihrer wichtigen Aufgabe, dem 
Schutz der Bevölkerung vor Uebervorteilung, gerecht werden ſoll.
 — Ernannt wurden: am 3. Mai die Forſtreferendare Ludwig 
Grünewald zu Darmſtadt Ed. Sellheim zu Gießen, Friedrich 
Wachtel zu Darmſtadt und Ludwig Wilſer zu Herford i. W. zu 
            Forſt=
aſſeſſoren; am 7. Mai: der Gefangenenaufſeher am 
            Amtsgerichtsge=
fängnis in Groß=Gerau Konrad Münz zum 
            Strafanſtoltsoberwacht=
meiſter am Landgerichtsgefängnis in Darmſtadt und der 
            Strafanſtalts=
oberwachtmeiſter am Landgerichtsgefängnis in Darmſtadt Gg. Mayer 
zum Gefängniswachtmeiſter am Amtsgerichtsgefängnis in Groß=Gerau. 
Entlaffung. Am 1. Mai wurde der Amtsgehilfe bei dem 
            Amts=
gericht Mainz Karl Wilhelm Linke auf ſein Nachſuchen mit Wirkung 
vom 13. März 1923 ab aus dem heſſiſchen Staatsdienſt entlaſſen. 
— Landestheater. Die heutige Aufführung von „Triſtan und 
Iſolde” (Jſolde: Johanna Heſſe), beginnt um 5 Uhr und fällt der 
A=Miete zu. 
Arnold Mendelsſohn=Konzert. Am Montag, 14. Mai, 
abends 710. Uhr, findet im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheater 
ein Arnold Mendelsſohn=Konzert ſtatt. Leitung: „Michael Balling. 
Soliſt Otto Drumm. Die Vortragsfolge umfaßt: Suite für Blas= und 
Schlaginſtrumente Werk 62, Violin=Konzert Werk 88, Sinfonie in C 
(Uraufführung). 
Die heutige Aufführung von „König Nikolo” findet für 
            die=
jenigen C=Mieter ſtatt, die zugleich Zuſatzmiete III haben. Für 
            diejeni=
gen Mieter, die dieſe Zuſatzmiete micht haben, iſt am 20. Mai eine 
            Vor=
ſtellung von „König Nikolo” vorgeſehen. 
— Marionettenbühne im Kleinen Haus. Am Sonntag, 13. Mai, 
nachmittags 2½ Uhr, bringt die Marionettenbühne im Kleinen Haus 
als zweites und für dieſe Spielzeir letztes Stück „Den geſtiefelten 
Kater” von Pocci heraus. Preiſe der Plätze 500, 800 und 1000 Mk. 
Vom Finanzamt wird uns geſchrieben: Es wird die 
            Wahrneh=
mung gemacht, daß viele zur Zwangsanleihe zeichnungspflichtige Perſonen 
die Zahlungen auf die Anleihe an die Steuerbehörde (Finanzkaſſe) leiſten. 
Offenbar geſchieht dies in der Annahme, daß die Zwangsanleihe eine 
Steuer und daher auch an die Steuerbehörde zu bezahlen ſei. Das i4 
jedoch nicht der Fall. Die Zwangsanleihe iſt eine Anleihe del 
Deutſchen Reichs, und iſt als ſolche bei einer als Zeichnungsſtelle 
            zu=
gelaſſenen Bank zu zeichnen und bei derſelben Bank auch einzuzahlen. 
Einzahlungen an die Finanzkaſſe kommen überhaupt nicht in Frage.
 heute iſt es zu dem veränderlichſten Dinge geworden, deſſen 
            trau=
rige Entwertung wir beſtändig verſpüren. Deſto notwendiger 
iſt es, über die Grundlagen der Geldtheorie Klarheit zu 
            gewin=
nen, und da bietet ſich als vortrefflicher Führer durch den 
            Irr=
garten unſerer Geldverhältniſſe das rühmlich bekannte Buch 
„Geld und Kredit” des Berliner Nationalökonomen J. Jaſtrow 
dar, das ſoeben in fünfter, völlig neu bearbeiteter Auflage bei 
Karl Heymann in Berlin erſchienen iſt. In knappſter Form 
            fin=
det hier ſowohl der Student beim wiſſenſchaftlichen Unterricht 
als auch der intereſſierte Laie alles beiſammen, was er braucht, 
um „den feſten Pol in der Erſcheinungen Flucht” zu erkennen. 
Da ſind Deviſenkurſe angeführt, internationale Ueberſichten der 
Geldentwertung, die verſchiedenen „Inderzahlen”, Auszüge aus 
den wichtigſten neuen Geldtheorien und daneben auch klaſſiſche 
Schilderungen aus der Geſchichte und der Philoſophie des 
            Gel=
des, ſo daß man hinter dem vielgeſtaltigen, uns heute beſtändig 
äffenden Spuk des Geldes ſeine wahre Bedeutung und ſeinen 
ewigen Wert erkennt. 
Aus Eſſen 
wird geſchrieben: Auf ſeiner letzten Ruhrreiſe hielt der Miniſter 
Napoleon Le Trocquer auf dem Bahnhof Eſſen auch eine 
            Muſte=
rung ſeiner Truppen, der Eiſenbahner, ab. Ein alter Haudegen 
ſonderte ſich aus Reih und Glied ab. Nun entickelte ſich 
            fol=
gendes Geſpräch zwiſchen ihm und dem Miniſter Trocquer: „Na, 
es geht gut, mein Freund?” „Nein, nicht gut, Herr Miniſter!” 
„Warum nicht?” 
„Ich bin 42 Jahre alt, habe den ganzen Krieg 
mitgemacht, bin Familienvater. Da man Freiwillige für die 
Ruhr angefordert hat, verſprach man uns 16 Franken als 
            Zu=
ſatzlöhnung täglich. Das habe ich für meine Jungens akzeptiert. 
Aber warum hat man damit angefangen, uns als Militärs zu 
verkleiden? Wenn man 12 bis 15 Stunden auf ſeiner Maſchine 
zugebracht hat, während deren man in den Bocheſtationen keinen 
Biſſen zu ſich nehmen konnte, quert man den Bahnhof, um in 
einer Kneipe etwas Brot zu finden, ein Gelbſchnabel von 
            Offi=
zier halſt einem vier Tage Gefängnis auf, weil man ihn niht 
gegrüßt hat oder weil man ſchmutzig iſt oder widerſpricht. Dann 
ſtehen die Dinge nicht gut, Herr Miniſter.” Umgeben von 
            Mi=
litärs, von denen der im Grade niederſte fünf Goldtreſſen trug, 
war Napoleon Le Trocquer in Verlegenheit gebracht. Aher im 
Grunde iſt er ein wackerer Mann. „Beruhigen Sie ſich,” ſagte 
er zu dem alten Heizer. „Ich werde Weiſung geben, daß man 
Euch in Zivilkleidung ſteckt!” und mit einem Seufzer ging er 
weiter,
Seite X.
Datmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 10. Mai 1923.
Rummer 128.
 EAn Aam aehelheheh 
allmannshauſen am Starnbergerſee im 84. Lebensjahr der 
            ge=
ſchätzte Landſchafts= und Tiermaler Heinrich Deuchert, 
            be=
kanntlich ein Sohn unſerer Stadt. Mit ihm iſt einer der letzten 
der Altmünchener Schule angehörigen Meiſter aus dem Leben 
gegangen, die ihre Blütezeit vor einem Menſchenalter hatte und 
deren Haupt der Landſchafter Lier war. Darmſtadt verliert in hatte ihn zwar in jenem Entwichenen nicht beſtimmt zu erkennen ver= 
Deuchert einen hervorragenden Künſtler, der ſich noch bis zuletzt 
im Münchener Glaspalaſt und hier in Darmſtadt im 
            Kunſt=
verein betätigte. Seine Werke werden ſtets ſehr geſucht werden 
und zeichnen ſich durch große Friſche aus. Wie er im Leben 
ſeine ruhige Schaffensſtätte im freundlichen Oberallmannshauſen 
neben den Landhauſe ſeines Freundes L. v. Löfftz hatte, ſo fand 
er im Tod auf dem dortigen Friedhof ſeine Ruheſtätte neben 
dieſem ſeinem berühmten Landsmann. R. 1. p. 
— Richard Wagner=Verein. Der Vorverkauf zu dem Johanna 
Heſſe=Konzert am Somstag iſt ſo ſtark, daß an der Abendkaſſe 
nur noch eine geringe Auswahl von Plätzen vorhanden ſein wird. Die 
Vereinsmitglieder haben gegen Aufzahlung von 200 Mk. Zutritt. Doch 
empfiehlt ſich die vorherige Abſtempelung der Mitgliedskarten bei 
Konzert=Arnold, um allzu großes Gedränge an der Abendkaſſe zu 
            ver=
meiden. Frau Heſſe ſingt eine Schubert= und eine Hugo Wolf=Abteilung 
und zur Vorfeier des 110jährigen Geburtstages Richand Wagners (22. 
Mai) die fünf Weſendonk=Gedichte. 
— Hiſtoriſcher Verein. Der letzte dieswinterliche Vortrag findet am 
Montag, den 14. Mai nachmittags 6 Uhr, im Realgymnaſium (Eingang 
Kirchſtraße) ſtatt. Es ſpricht. Herr Landesvermeſſungsdirektor Dr. 
Müller über die Bearbeitung der amtlichen Karten und ihre 
            Ver=
wendung für heimattundliche Studien. 
— Eine Verſammlung der Vermieter möblierter Zimmer ſoll am 
Freitag, den 11. Mai, im Saale der Loge (Sandſtraße 10) bei freiem 
Eintritt ſtattfinden. Gpund iſt die bei zahlreichen Zimmervermietern 
beſtehende Beunruhigung über die nach den behördlichen Vovſchriften die 
reinen Selbſtkoſten lange nicht deckende Feſtſetzung der Mietpreiſe. In 
der Verſammlung ſollen die trotz Mitteilung durch die Preſſe noch nicht 
genügend bekannten Beſtimmungen an der Hand praktiſcher Fälle 
            be=
ſprochen werden; auch ſoll eine Aufforderung zum Zuſammenſchluß der 
Zimmervermieter ergeben, die eines ſolchen noch entbehren, während 
Hauseigentümer und Mieter ſchon lange zuſammengeſchloſſen ſind und 
ſo ihre Auffaſſungen machdrücklich bei dem Behörden vertreten können. 
In weiten Kreiſen beſteht die Anſicht, daß bei ausreichender behördlicher 
Bemeſſung der Zimmermieten weit mehr Räume den Suchenden zur 
Verfügung ſtehen würden, als dies jetzt der Fall iſt und daß für ſolche, 
die nicht in der Lage ſind, eine berechtigten Anſprüchen nachkommende 
Miete zu zahlen, in anderer Weiſe geholfen werden muß, als auf Koſten 
der Vewmieter, von denen ein großer Teil ſelbſt notleidend iſt. 
— Gartenbauverein. Zur Ergänzung bzw. Klarſtellung der 
            An=
gaben in dem Berichte über die letzte Monatsverſammlung ſei noch 
            mit=
geteilt, daß nach dem vorgetragenen Voranſchlag für 1923 in dieſem 
Jahre die vollſtändige Nückzahlung der zur Zeichnung von Kriegsanleihe 
ſeinerzeit aufgenommenen Darlehen vorgeſehen iſt. Die Tilgung der 
während der Kriegszeit zur Anlage neuer Kleingärten aufgenommenen 
Schulden konnte beveits in 1921 erfolgen, ſo daß der Verein jetzt nicht 
nur ſchuldenfrei daſteht, ſondern auch nicht unbedeutende Kapital= und 
Grundſtückswerte zum Nutzen ſeiner Mitglieder, insbeſondere der 
            Klein=
gartenpächter, erworben hat. — Auf die vorausſichtlich am Donnerstag, 
17. Mai, ſtattfindende weitere Monatsverſammlung, in der ein Vortrag 
(mit Lichtbilder) über Balkon= und Vorgartenſchmuck gehalten wird, 
werden die Mitglieder nochmals hingewieſen. Beſondere Anzeige 
            er=
felgt noch. 
— Vom deutſchv. Turnverein „Jahn” (Deutſcher Tuynerbund) wird 
uns geſchrieben: Feier des Maien: Harton Winters Haft iſt 
gebrochen. Die Siegkraft der wiedergeborenen Sonne hat Nacht und 
Not und Tod bezwungen. Der Mutterſchoß der Erde iſt aus 
            winter=
lichem Schlummer erwacht. Feld und Wald, Flur und Au atmen 
wonniges Lenzesahnen. Knoſpen quellen und ſprießen, viel tauſend 
Blältzer und Zweige drängen ſich der Sonne, dem Lichte entgegen. Hei, 
jungfriſcher Lenz in deutſchem Lande! Frühling iſt Werden und Wachſen, 
iſt Drängen und Treiben, geheimnisvolles Eutfalten verbougener Kräfte; 
iſt unendlicher, verſchwenderiſcher Reichtum der Lebensformen und der 
Lebensfarben. Frühling iſt Leben, iſt Lebenskraft, iſt Lebemsſaft! 
            Früh=
ling iſt Spiegel und Sinnbild unſerer Jugend. Dasſelbe Drängen und 
Treiben! Dasſelbe Wachſen und Werden! Derſelbe Drang zur 
            Klar=
heit und Wahrheit! Dieſelbe Fülle verſchwenderiſcher Kraft! Dasſelbe 
Brodeln und Gären aus geheimnisvollen Tiefen! Wohl 100 Tumbriider= 
und Turnſchweſtern wallten in der Früihe des erſten Maienſonntags durch 
die taufriſche heimiſche Natur, um auf ſonniger Höhe unweit Nieder= 
Modaus das Frühlingswunder in ſeiner ganzen Größe und Tiefe zu 
erleben. Die Seelen tranken ſich ſatt in dem Blick in die Weite und 
Tiefe der Landſchaft. In unſere hohen Maienlieder klang das 
            Jubel=
getön der Vogelwelt herein, ſchwang mit der Glockenklang der nahen 
Dorfkirche. Gedicht und Feſtwort waren beſchwingt von edelſtem 
            Lenzes=
hauch, klangen aus in hehrſte Mahnung. Im Lenzesglauben finden 
wir, findet unſere Jugend Kraft zum mannhaften Bekenutnis: Mag 
Sturmwind brauſen, mögen Felſen beben und Eichen brechen im Sturz, 
wag Erde und Waſſer ziuern: Es muß doch Früihling werden, auch dir, 
in deinem Unglück, heißgeliebtem Vaterland. Reigen, Spiel, Lied und 
Lautenklang hielten uns zuſammen über die Höhe des Mittags. Nach 
einer Taſſe erquickendem Kaffees in der gaſtlichen Wirtſchaft Mager 
wanderten wir heimwärts Unſere Seelen gaben ſich hin dem Frieden 
des zur Rüſte gehenden Tages. 
Unterſagung des Gewerbebetriebs der Joſef Herber Chefrau zu 
Kelſterbach als Trödlerin. Die Sache fällt aus, da die Klage der 
            An=
tragſtellerin zurüickgenommen wurde. — 2. Antag des Kreisamts 
            Darm=
ſtadt auf Unterſagung des Gewerbebetriebs als Althändler des Karl 
Braun zu Darmſtadt, Pareusſtraße 13. Erſchienen: Regierungsaſſ. 
Strack vom Polizeiamt und Karl Braun. Letzterer erklärt, er habe das 
Patent ſchon im Februar d. J3. abgemeldet. Der Antrag wiud 
            darauf=
hin zurückgenommen. — 3. Klege des Max UIImann von Kirch= 
Brombach gegen die Verfügung des Kreisamts Erbach vom 26. Januar 
19B wegen Vevweigerung des Wandergewerbeſcheins. Ullmann, 1900 
geboven, iſt von Beruf Bäcker, will Handel mit Eiſen und Rohprodukten 
betreiben; er iſt noch nicht 25 Jahre alt, weshalb der Wandergewerb 
ſchein verſagt wurde. Ullmann erklärt, er ſei alleiniger Ermährer einer 
4köpfigen Familie (Großvater ſei 77 Jahre alt und Mutter krank). Die 
Familie drohe ſonſt der Armenpflege anheimzufallen. Das Kreisamt 
betont, daß M. Zwangszögling geweſen und die MMutter ſich in Briefen 
an das Kreisamt über ſeinen Lebenswandel beſchwert habe. Urteil: Die 
Klage wird koſtenpflichtig abgewieſen. — 4. Anfechtung der 
            Gemeinde=
ratswahl in Beerfelden; hier: Berufung des H. Weber in Beerfelden 
gegen die Entſcheidung des Kreisausſchuſſes Erbach vom 19. Januar 
1923. Als Vertreter der Bürgermeiſterei iſt — der Bürgermeiſter 
            Wil=
lenbücher iſt bekanntlich zurückgetreten — Beigeondneter Löb erſchienen. 
Für den Berufungskläger tritt J.=R. Dr. Oſann auf, für eine Anzahl 
Gemeinderatsmiglieder Arbeiterſekretär Riegel=Darmſtadt. Hch. Weber 
beanſtandet, daß der verſpätet eingeneichte Wahlvorſchlag der ſozialdem. 
Partei von der Wahlkommiſſion zugelaſſen wurde. Die im Original 
Wahlvoiſchlägen enthielt die Zeit vom 16.—22. Oktober 1922 
            ein=
ſchließlich. Der 22. Oktober 1922 war ein Sonntag; an dieſem 
Tage reichte die ſozialdem Partei den Wahlvorſchlag dem Bürgermeiſter 
Willenbücher ein. Die Wahlkommiſſion hat dem Wahlvoyſchlag mit 7 
gegen 1 Stimme zugelaſſen. Der Kreisausſchuß hat die Reklamation 
des Hch. Weber verworfen und in dem geübten Verfahren keinen Vormittag die Enthüllung einer Gedenktafel für die 
Mangel, der eine Verletzung weſentlicher Vorſchriften des Verfahrens 
darſtelle, erblickt. J.=R. Dr. Oſann beanſtandet: 1. daß die vom 
            Bürger=
meiſter erlaſſene Bekanntmachung der Friſt zur Einreichung der Wahl= 
und dem Polizeidiener Hofmann, ſo abgeändert worden ſei, daß der 
22. Oktober in die Friſt einbezogen wurde; 2. daß die Geſetzesvorſchrift, 
wonach zwiſchen der Liſteneinreichung und dem Tag der Wahl (19. Nob.) 
Dieſen zweiten Punkt habe zwar der Reklamant Hch. Weber nicht 
            vor=
gebracht, aber er ſei, durch die allgemeine Bemängelung des Verfahrens 
gedeckt, auch Gegenſtand der Verhandlung vor dem Kreisausſchuſſe 
            ge=
weſen. Das Urteil ergeht dahin: die Berufung des Hch. Weber wird 
koſtenfällig zurückgeſvieſen. 
n. Strafkammer. Zum ſchwerſten Schaden allgemeiner Belange 
            hat=
während, der letzten Jahre der Drahtdiebſtahl an öffentlichen Tele= Dank des Vereins ausgeſprochen, ebenſo der Einwohnerſchaft für den 
graphenleitungen ſehr überhand genommen. Allerorts entſtehen dadurch 
außer den bedeutenden Reparaturkoſten noch weit empfindlichere 
            Be=
triebsſtörungen, und die Täter bleiben leider nur allzu oft unermittelt. 
In derartiger Weiſe wwar im Dezember vor, Js. und Januar d. J3. eine dieſes Jahres war eine Klaſſenteilung notwendig geſvorde.. Deshalb 
Anzachl Leitungen bei Froſchhauſen fortgeſetzt heimgeſucht worden, und 
die dortige Gendarmerie brachte manche Nacht auf erfolgloſev Lauer in 
der Nähe zu. Die fragliche Strecke liegt im Walde, und es ſcheint, als 
ſei im der Regel die frühe Morgenſtunde zur Ausführung benutzt 
            wor=
den, obwohl in dieſer Zeit Arbeiterverkehr zur Bahnſtation Weißkirchen 
ſtattfindet. Gerade damit rechnete vermutlich der Dieb, um in der ſouſt 
einſamen Gegend weniger aufzufallen. Endlich, am 18. Januar, trafen 
zwei Gendarmen gegen 6 Uhr morgens einen Mann beim Abſchneiden 
von Leitungsdraht anz er entwiſchte ihnen jedoch, und ſie konnten nur 
die Fußſpur im friſchen Schnee bis zum Ortseingang von Froſchhauſen an den bevorſtehenden Feiertagen dem ſchönen alten Städtchen im 
verfolgen. Ihr Verdacht lenkte ſich ſofort auf den vielfach vorbeſtraften, 
diebſtahlsrückfälligen Arbeiter Joſeph Malſy von da; ſie fanden ihn
 im Haufe und konnten feſtſtellen, daß ſeine zum Trocknen 
            bereitgemach=
ten Stiefel ſtark durchnäßt waren und längeren Aufenthalt im Schnee 
verrieten. M. wollte damals das Anweſen gar nicht verlaſſen haben, 
doch hatte ein Hausgenoſſe um 5 Uhr früh ſein Weggehen gehört. Wie 
ſich weiter ergab, waren ſolche frühen Ausgänge ſchon ſeit Wochen häufig 
geweſen, und M. erklärde dies damit, daß er, ſeit längerer Zeit 
            erwerbs=
los, mitunter zwecks Aubeitsſuche weggefahren ſei. Die Gendarmerie 
mocht, doch ſtimmte das Fußſpurmaß mit dem erwähnten Schuuhwert 
M.s genau überein. Sehr bezeichnend iſt noch, daß ſeit der damaligen 
Verhaftung des M. die dortigen Leitumgen unberührt geblieben ſind, 
und auch die Volksmeinung deutete auf M.s Täterſchaft hin. Er war 
auf Grund aller dieſer Indizien des Diebſtahls im 15 Fällen mit einem 
Geſamtdrahtwert von etwa 2 Millionen Mark angeklagt, und dazu 
            meh=
rerer Schwvindeleien von je einigen tauſend Mauk beſchuldigt. Nur die 
letzteren räumt er ein, zumal ſie nicht, zu leugnen waren; dagegen will 
er ſich niemals an Telegraphenleitungen vergriffen haben. Das Gericht 
hielt trotz weitergehenden Verdachts nur den Diebſtahlsfall vom 18. 1. 
für ausreichend erwieſen und erkannte für dieſen, ſowie die Betrügereien 
auf insgeſamt 1 Jahr 3 Monate Gefängnis. 
Lokale Veranſtaltungen. 
Die hlerunier erſcheinenden Rotizen ſind ausſchließlich als Sinweiſe auf Anzeigen zu betrachten, 
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritif. 
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Am 
Sonntag, den 13. Mai Iſd. Js., findet in Schwetzingen die 
            Hauptver=
ſammlung des Geſamtklubs ſtatt. Die hieſige Ortsgruppe verbindet 
hiermit ihre zweite Wanderung und fährt vormittags 6.14 Uhr von 
hier ab. Vorausbeſtellung der Fahrkarten unbedingt bis Freitag abend 
bei Bergmann oder im Klublokal. (Näheres ſiehe Anzeige.) 
re. Stadtmiſſion. Bei ungünſtiger Witterung findet ſtatt 
des für heute Nachmittag 4 Uhr angezeigten. Waldfeſtes an der 
            Lud=
wigseiche um 8½ Uhr ein religiöſer Vortrag im Vereinshauſe ſtatt. 
Café Bismarck. Auf das am Donnerstag, den 10. Mai, im 
Café Fürſt Bismarck ſtattfindende Extra=Konzert wird hierdurch 
nochmals hingewieſen. (S. Anzeige.) 
Aus den Parteien. 
— Deutſche Bolkspartei. Von den beiden Verſammlungen, 
die die Deutſche Volkspartei am letzten Sonntag im Odenwald 
            veran=
ſtaltet hatte und in denen Herr Oberreallehrer Kahl über „Die 
            gegen=
wärtige politiſche Lage” ſprach, war die Nachmittags=Verſammlung in 
Nieder=Modau troßz des ins Freie lockenden Frühlingswetters gut, die 
Abend=Verſommlung in Asbach außerordentlich zahlreich beſucht. Von 
dem Grundſatz ausgehend, daß in der Gegenwpart die Einheitsfront von 
den Deutſchnationalem bis zur Mehrheitsſozialdemokratie aufrecht zu 
enhalten und es zu vermeiden ſei, Unterſchiede in der politiſchen Wel 
anſchauung der einzelnen Parteien zur Grundlage der Erörterungen in 
Verſammlungen zu machen und Kritit an deren Tätigkeit zu üben, 
beſchränkte ſich der Redner auf die Darſtellung der durch die Vorgänge 
im Nuhrgebiete und das deutſche Angebot geſchaffenen Lage, und erntete 
dafür reichen Beifall. Wenn in den Verſammlungen anderer Parteien, 
die am gleichen Tage im Odenwald ſtattfanden, abfällige Kritik an dem 
Verhalten der Deutſchem Volkspartei und deren Führer geüibt worden iſt, 
wie Teilnehmer tadelnd berichten, ſo kann nur bedquert werden, daß 
ſolche Entgleiſungen zur Gegenkritik herausfordern und die unerläßliche 
Geſchloffenheit des deutſchen Volkes in unliebſamer Weiſe ſtören, 
Frauenausſchuß den Deuſſchen Volkspartei. 
Samstag, den 12. Mai, findet der Frauen=Nachmittag der Deutſchen 
Volkspartei nachmittags im Nummelbräu ſtatt. Geigenvorträge und 
Vorleſung verſchönen den Nachmittag. 
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei: 
            Be=
ſuch aus dem Ruhrgebiet. Ende Mai machen etwa 50 Jungen 
und Mädels der Dortnunder Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei 
eine Wanderung durch Baden und Heſſen und treffen ſich an der 
            Berg=
ſtraße mit den Mitgliedem der hieſigem Jugendgruppe deu Partei. In 
der Nacht vom 27. auf 28. Mai müſſen in Darmſtadt einfache Quartiere 
für dieſe jungen Freunde aus Dortmund bereitgeſtellt werden. Die 
Geſchäftsſtelle der Partei — Wilhelminenſtraße 5 — iſt bereit, 
            Anmel=
dungen hierfür entgegen zu nehmen und bittet die Mitglieder der 
            Deut=
ſchen Volkspartei in Darmſtadt, recht zahlreich 
            Uobernachtungsgelegen=
heiten für dieſe eine Nacht bereittzuſtellen. Es handelt ſich nur um 
Quartier, ohne jegliche Verpflegung. Sollte irgendwo ein einfaches 
Abendbrot gereicht werden können, ſo würde hierfür ſelbſtverſtändlich 
Bezahlung erfolgen. Hier iſt wieder einte Gelegenheit gegeben, unſeren 
Freunden aus dem Ruhrgebiet durch die Tat zu zeigen, daß wir ihrer 
immer gedenken und daß wwir ſie, wenn ſie zu uns kommen, mit offenen 
Aumen aufnehmen. Der Vorſtand der Partei hofft, daß aus 
            Partei=
kreiſen eine gewügende Zahl von Freiquartieren angeboten wird. 
st. Nieder=Ramſtadt, 8. Mai. Das Feſt der Bannerweihe des 
Geſangvereins „Eintracht 
wurde zu einer erhebenden 
Feier. Der geräumige Saal des Gaſthauſes „Zur Poſt” war dicht 
            be=
ſetzt. Eingeleitet wurde die Feier durch Vortrag des Chores „Schäfers 
Sonntagslied‟. Nach der Begrüßungsanſprache durch den erſtelt 
            Vor=
ſitzenden, Herrn Bauer, ergriff Herr Pfarrer Weigel das Wort zu der 
Feſtrede. In kernigen Worten ſchilderte er die Bedeutung des 
            Deut=
ſchen Männergeſangs und des Deutſchen Liedes und endete mit der 
Ermahnung an die Sänger, ſtets das Deutſche Volkslied zu pflegen. 
Hieran anſchließend fand die eigentliche Bannerweihe ſtatt. Nach den 
— Provinzialausſchuß. 1. Antrag des Kreisamts Groß=Gerau auf durch die Ehrendamen, Frl. Germann und Plößer, vorgetragenen 
            Pro=
logen wurde das Banner enthüllt und dem Fahnenträger übergeben. 
Durch den erſten Vorſitzenden auf die Bühne gerufen, und ſeitens der 
anweſenden Gäſte mit ſtürmiſchem Beifall begrüßt, wurde Herr 
            Bit=
ter ſeitens, des feſtgebenden Vereins zum Ehrenmitglied ernannt. Vor 
Ueberreichung der Ehrenurkunde gedachte der Vorſitzende des 
            feſtgeben=
den Vereins der großen Verdienſte des Herrn Bitter, auf dem Gebiete 
des Deutſchen Männergeſangs, insbeſondere aber der einzig daſtehenden 
Leiſtung bei Anfertigung des Banners. Nicht minder wurde auch der 
Chorleiter des Vereins, Herr J. Kehr, Darmſtadt, geehrt. Seine 
            Leiſt=
ungen und Verdienſte wurden in der Vereinschronik, die durch den 
Vorſitzenden, Herrn W. Caſtritius, abgefaßt und durch Frl. Germann 
verleſen wurde, verewigt. Als äußeres Zeichen der Anerkennung 
wurde dem verdienſtvollen Chorleiter ein prächtiger, goldener 
            Lorbeer=
kranz überreicht, nachdem er bereits in früheren Jahren zum 
            Ehren=
dirigenten ernannt wurde. Auch der erſte Vorſitzende, Herr Bauer, 
wurde in Anerkennung ſeiner erfolgreichen Vereinstätigkeit entſprechend 
geehrt, indem ihn der Verein zum Ehrenvorſitzenden ernannte. 
            Zahl=
reiche Glückwünſche wurden dem Verein ſelbſt zuteil. Herr Bitter ſprach 
im Namen des Fachausſchuſſes für Männerchöre beim Landesamt für 
das Bildungsweſen; auch ein Vertreter des Odenwaldſängerbundes 
überbrachte die herzlichſten Glückwünſche. Die Ehrenjungfrauen ließen 
es ſich nicht nehmen, dem Verein eine prachtvolle Bannerſchleife zu 
            über=
reichen. Der Turnverein und eine Anzahl auswärtiger Vereine 
            über=
wichten ebenfalls Bannerſchleifen und ſonſtige Geſchenke. Zur 
            Ver=
ſchönerung der erhebenden Feier hatten in liebenswürdiger Weiſe ihre 
Kräfte in die Dienſte des Vereins geſtellt: Frl. Ellen 
            Kießling=
nicht mehr vorfindliche Bekanntmachung der Friſt zur Einreichung von Darmſtadt (Sopran), ſowvie die Herren: Metzuer und v. Dungen aus 
Darmſtadt (Violine), Ploch, Darmſtadt (Klavier), Wenzelberg=
            Darm=
ſtadt (Cello). Die Klavierbegleitung für Frl. Kießling hatte Herr 
Lehrer Schuchmann aus Schneppenhauſen übernommen. Der toſende 
Beifall bewies, daß ſich ſämtliche Künſtler ihrer Aufgabe auf das Beſte 
entledigten. — Zu einer erhebenden Feier geſtaltete ſich am Sonntag 
im Weltkrieg gefallenen Mitglieder des Vereins. 
Herr Kunſtmaler Velte dahier hat hier für die gefallenen Helden ein 
Kunſtwerk, geſchaffen, das in ſeiner Art einzig iſt. Der Verein hat die 
vorſchläge (bis 21. Oktober) von Unberufenen, dem Schutzmann Kumpf Gedenktafel in ſeinen beſonderen Schutz übernommen und ſie zur 
            dauern=
den Erinnerung an die gefallenen Helden im Vereinslokal aufgehängt. 
— Um 3 Uhr nachm. ſammelte ſich im Feſtlokal eine große Zahl hieſiger 
und auswärtiger Geſangvereine zum Liedertag. Eingeleitet wurde 
            der=
ein freier Zeitraum von vier Wochen liegen müſſe, nicht beachtet ſei, ſelbe durch Vortrag eines Maſſenchors von ſeiten der unter der Leitung 
des Herrn Kehr ſtehenden Vereine. „Ich glaub an Dich mein Vaterland 
und an Dein Auferſtehn”, ſo iſt der Maſſenchor betitelt. Die 
            Geſangs=
vorträge der einzelnen Vereine waren recht gute, zum Teil ſogar 
            vor=
zügliche zu nennen. Allen Mitwirkenden, insbeſondere auch dem 
            Vor=
ſitzenden des Ehrenausſchuſſes, Herrn Direktor Zähe, der zu dem guten 
Gelingen des Feſtes weſentlich beigetragen hat, ſei an dieſer Stelle der 
reichen Flaggenſchmuck. 
Groß=Vieberau, 9. Mai. Infolge großer Zunahme der 
Schülerzahl der Höheren Bürgerſchule hier ſeit Oſtern 
wurde noch ein Studienaſſeſſor an die Anſtalt verſetzt, ſo daß ſich der 
Lehrkörper derſelben jeſßtzt aus zwei Studienaſſeſſoren, zwei Lehrern und 
einer Lehrerin zuſammenſetzt. Die Geſamtſchülerzahl beträgt nun 104, 
eine Zahl, die ſeit dem 23jährigen Beſtehen der Schule noch nicht erreicht 
worden iſt. 
— Michelſtadt, 6. Mai. Rathausbeleuchtung. Dank der 
Opferwilligkeit der Bürgerſchaft findet auch während der diesjährigen 
Pfingſten die im Vorjahr, von Tauſenden von Fremden beſuchte 
            Nat=
hausbeleuchtung ſtatt. Für diele Fremde wird dies Veranlaſſung ſein, 
Odenwald einen Beſuch abzuſtatten und frohe Eindrücke als gute 
            Weg=
zehrung für den Werktag mit nach Hauſe zu nehmen,
Heſſiſcher Landtag.
 49. Sitzung. 
St. Darmſtadt, 9. Ma:. 
Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, Miniſter des 
Innern v. Brentanv und Regierungskommiſſare. 
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9½ Uhr. Vor 
            Ein=
tritt in die Tagesordnung führt 
Präſident Adelung 
aus: 
Meine Damen und Herren! Soeben kommt die Kunde von neuen 
Schreckensurteilen franzöſiſcher Militärgerichte im beſetzten 
Gebiet. (Die Abgeordneten, mit Ausnahme der Mitglieder der 
            Kom=
muniſtiſchen Partei, erheben ſich.) In Werden wurden der 
            Vor=
ſitzende des Aufſichtsrats der Firma Krupp, mehrere Direktoren und 
ein Mitglied des Arbeiterbetriebsrats zu Gefängnisſtrafen von 
6 Monaten bis zu 20 Jahren und zu Geldſtrafen verurteilt, 
die etwa den Betrag von einer Milliarde Mark repräſentieren. Das 
Urteil des franzöſiſchen Militärs gegen deutſche Männer ſoll die Sühne 
darſtellen dafür, daß franzöſiſche Soldaten 14 wehrloſe deutſche 
            Ar=
beiter töteten. 
Die Nachricht von dem fürchterlichen, jedem Rechtsempfinden 
            hohn=
ſprechenden Urteil in Werden wird aber faſt noch überboten durch 
            fol=
gende, in ihrer Ungeheuerlichkeit kaum glaubhafte Meldung aus Mainz. 
Das Mainzer franzöſiſche Militärgericht verurteilte, 
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit und nachdem franzöſiſche Anwälte 
in ihrer Verteidigung, wie ſie ſelbſt erklärten, behindert worden ſind, 
den Bezirksleiter des Deutſchen Eiſenbahnerverbandes Roth, zu 10 
Jahren Gefängnis (Hört, hört); Becker, Kaſſierer des D. E.=V. zu 
6 Monaten Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe; Bößwetter, 
            Orts=
beamter des D. E.=V., zu 7 Jahren Gefängnis; Lebert, Sekretär der 
Beamtenvertretung des D. E.=V., zu 5 Jahren Gefängnis; Weiß, 
Schreibgehilfe des D. E.=V., zu 4 Monaten Gefängnis und 100 000 Mark 
Geldſtrafe; Leineweber, Vorſitzender des Betriebsrats zu Wiesbaden, 
zu 3 Jahren Gefängnis; Nuß, Ortsbeamter zu Bingen, zu 8 Jahren 
Gefängnis; Harzdorf zu 3 Monaten Gefängnis und 100 000 Mark 
            Geld=
ſtrafe: Engel zu 1 Jahr Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe; 
            Klin=
ger, Vorſitzender des Bezirksbetriebsrats zu Mainz, zu 6 Monaten 
            Ge=
fängnis, Schwinn, Angeſtellter des D. E.=V., zu 4 Jahren Gefängnis; 
Hummel, Oberbaurat der Eiſenbahndirektion und ſtellv. 
            Eiſenbahnpräſi=
dent, zu 1 Jahr Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe; Haack, 
            Re=
gierungsbaurat, zu 8 Jahren Gefängnis (Hört, hört!); Hertling, 
            Ver=
treter der Reichsgewerkſchaft, zu 6 Jahren Gefängnis; Ludwig, 
            Ver=
treter des G. D. E., zu 6 Jahren Gefängnis; Lütke, Vertreter des 
E. D. D. B., zu 7 Jahren Gefängnis; Krimmel, Vertreter der G. D. R., 
zu 6 Jahren Gefängnis. 
Meine Damen und Herren! Worte vermögen nicht den Schmerz 
und die Empörung auszudrücken, die derartige Urteile in unſeren 
Herzen auslöſen, und, ich will hoffen, nicht nur in den Herzen jedes 
Deutſchen. Ueberall, woauchnurein Funke von Gefühl 
der Gerechtigkeit und Menſchlichkeit lebt, müſſen 
dieſe Schandurteile wie ein blutiger Hohn wirken. 
Im Namen des franzöſiſchen Volkes wurden dieſe Urteile von den 
            Mili=
tärgerichten verkündet. Das franzöſiſche Volk in ſeiner 
            Geſamt=
heit kann ſich dieſe ſchlimmſte Beleidigung feiner 
            natio=
nalen Ehre nicht widerſpruchslos gefallen laſſen (Abg. Kaul und 
Abg. Kindt: Sehr gut), wie ſie ihm hier durch ſeine 
            Mili=
tärs zugefügt wurde. Kein Volk, das Anſpruch darauf macht, 
Kulturnation genannt zu werden, kann ertragen, daß die Gerechtigkeit 
von jenen mit Füßen getreten wird, die in ſeinem Namen Recht ſprechen. 
Und ſo hoffe ich denn, daß dieſes Urteil bewirkt, daß in Frankreich 
und in der ganzen Welt endlich die Beſinnung erwachen möge 
ob des gefährlichen Spieles, das der fremde Militarismus in 
den beſetzten deutſchen Landen ſpielt. 
Den unglücklichen Opfern aber dieſer franzöſiſchen Rechtſprechung 
ſpreche ich im Namen des heſſiſchen Volkes unſer herzlichſtes, tiefſtes 
Mitgefühl aus und unſere unbegrenzte Hochachtung. Sie leiden für 
ihr Volk und für die Gerechtigkeit. 
Die Abgeordneten hörten dieſe Rede in würdigem Ernſt und ohne 
Kundgebung an. 
Das Haus ſetzt dann die Spezialberatung des 
Voranſchlages 
fort. Zum Kap. 22, Oberrechnungskammer, führt Abg. 
Reiber (Dem.) aus, die Oberrechnungskammer ſollte anders 
            organi=
ſiert werden. Es würden ſich dabei ohne Einſchränkung des 
            Tätigkeits=
feldes erhebliche Erſparniſſe erzielen laſſen. Der gegenwärtige 
            Ge=
ſchäftsgang iſt zu kompliziert und umſtändlich. Eine Vereinfachung iſt 
durchaus möglich und erwünſcht. Kenner der Verhältniſſe ſind der 
            An=
ſicht, daß derzeit die Beamten der Oberrechnungskammer nicht voll 
            be=
ſchäftigt ſind. 
Staatspräſident Ulrich weiſt darauf hin, daß eine Aenderung dieſes 
Inſtituts nicht möglich iſt ohne Aenderung des Geſetzes von 1879. Dazu 
bedarf es der erforderlichen Vorbereitungen. Bisher ſind an die 
            Re=
gierung noch keine beſtimmten Vorſchläge ergangen. Wohl aber habe 
ich ſelbſt Gelegenheit genommen, mit derſchiedenen Beamten der 
            Ober=
rechnungskammer Fühlung zu nehmen. Es iſt allerdings ſo, daß untere 
und mittlere Beamte oft die Ueberzeugung haben, daß ihre Vorgeſetzten 
nicht genügend beſchäftigt ſind. Es gibt ſicher auch Leute, die der 
            Ueber=
zeugung ſind, daß ſie das, was ich tue, viel beſſer könnten. (Heiterkeit.) 
Wir werden im Sinne der Anregungen des Herrn Reiber die 
            Verhält=
niſſe prüfen und dann geeignete Vorſchläge machen. Ich kann allerdings 
nicht verſprechen, daß das nun ſehr bald zu einer grundlegenden 
            Aende=
rung führt. 
Abg. Kaul (Soz.): Auch uns ſcheint gerade bei der 
            Oberrechnungs=
kammer die Möglichkeit der Vereinfachung durchaus gegeben. Wir 
möchten das dringende Erſuchen an die Regierung richten, die 
            Reorgani=
ſation nicht auf die lange Bank zu ſchieben. 
Abg. Kindt (Deutſchnatl.): Wir ſind im Gegenſatz zu den 
            Vor=
rednern der Anſicht, daß, wenn irgendvo vereinfacht werden ſoll und 
kann, hier nicht angefangen werden darf. Die genaueſte Prüfung aller 
Zahlenunterlagen und Rechnungslegungen iſt die Grundbedingung zur 
Sparſaukeit. Wenn man dieſes Inſtitut, das vorbildlich iſt, abſchafft, 
wird das der Staat bitter bereuen. — Das Kapitel wird genehmigt. 
Zu Kap. 27, Miniſterium des Innern, werden die 
            Vor=
ſtellungen der Abgg. Kindt, Werner uſw., betr. die Aufhebung 
des Verbots der Regimentsfeiern, bezw. des Verbots des Jungdeutſcher 
Ordens, vorgebracht. Wir haben ſeinerzeit die Anfragen und die 
            Re=
gierungsantworten mitgeteilt. Letztere berufen ſich auf die 
            Verordnun=
gen der Reichsregierung. Das Verbot wurde nicht aufgehoben. Der 
Ausſchuß beantragt, die Vorſtellungen durch die Regierungsantwort für 
erledigt zu erklären. 
Abg. Kindt (Deutſchnatl.): Es handelt ſich hier heute nur noch 
darum, ob es formell zuläſſig und angebracht iſt, das Verbot aufrecht 
zu erhalten. In dieſer ernſten Zeit, die ſo eindringlich beleuchtet wurde 
durch die heutige Rede des Herrn Präſidenten, ſollte man die 
            Kriegs=
kameraden, die ja doch alle Parteien, vielleicht mit Ausnahme der 
K. P. D. umfaſſen, nicht zu Staatsbürgern 2. Klaſſe machen. 
Miniſter des Innern v. Brentano: Die Regierung iſt den 
Feiern gegenüber ſo nachſichtig wie nur möglich. Aber die 
            Regiments=
feiern, bei denen doch manchmal gerade hier, 5 Minuten vom beſetzten 
Gebiet, reht taktlos vorgegangen wurde, und die doch meiſt an den 
ſeligen Parademarſch erinnern, mußten zurzeit verboten bleiben. 
Abg. Widmann (Soz.): Wir ſtehen alle unter dem Eindruck 
des jüngſten Geſchehens und der Rede des Herrn Präſidenten dazu. 
Es könnte das Anlaß geben, überhaupt zu ſchweigen, die Sitzung 
            ab=
zubrechen und ſich wieder einmal auf den inneren Menſchen zu beſinnen 
und auf die Dinge, die zu all dem Grauſamen geführt haben. Aber 
was die Deutſchvölkiſchen wollen, beſonders jüngſt in Bayern, iſt nichts 
als die Vorbereitung des Bürgerkrieges. (Zuruf des Abg. Kaul: 
            Hoch=
verrat!) Dieſe Herren nennen ſich deutſchvölkiſch. Wir aber ſprechen 
ihnen ab, daß ſie deutſch ſind. Wie ſie handeln, das iſt nicht deutſch, 
das empört genau ſo, wie die Grauſamkeit der Franzoſen. Ich erinnere 
an die ſchweren Strafen, die in den 90er Jahren gegen Sozialiſten 
verhängt wurden, die eine Idee verbreiten halfen, die ſich heute durch= 
Die Deutſchvölkiſchen treiben keine Aufbauarbeit, ſie wirken 
geſetzt hat. 
zerſtörend. Daß die Nationalſozialiſten bei jeder Gelegenheit den 
Namen „Sozialiſten” ſchänden, können wir leider nicht verhindern. 
            Red=
ner verbreitet ſich im weiteren ſehr eingehend über ſeine und ſeiner 
Fraktion Stellung zur Staatsform, über die Republit, die ſtaatsbürger=
Nummer 1 28.
armſädter Tagblatt, Donne: stag, Ten 10. Bgi 4223.
Seite
 liche Erziehung, die beſonders an den Hochſchulen der Reform bedarf. 
über die Notwendigkeit einer Wahlpflicht u. a. m. Er fordert reſtloſe 
Durchführung der Beſetzung aller Beamtenſtellen in der geſamten 
            Ver=
waltung mit Leuten, die auch innerlich auf dem Boden der Republik 
ſtehen. (Bravo! links.) 
Abg. D. Schian (Dtſch. Vpt.): Die vorliegenden Anfragen 
ſind ſchon oft zurückgeſtellt worden. Daß ſie gerade heute zur 
            Beſpre=
chung kommen, wo wir uns zu Beginn der Sitzung gemeinſam 
            zuſam=
mengefunden haben in einem Gefühl des Schmerzes und der Abwehr, 
das iſt ein ſehr unglückliches Zuſammentreffen. Wenn man trotzdem 
einzelne Dinge hier zur Sprache bringen will, ſollte man es doch nicht 
in der Ausführlichkeit tun, wie Herr Widmann es getan hat. Ich habe 
zwar Verſtändnis dafür, daß eine vorbereitete Rede auch gehalten ſein 
will, aber was hat es für einen Zweck, hier zu dieſen Vorſtellungen die 
Münchener Verhältniſſe ſo eingehend zu beſprechen? Wie konnte man 
auch die Dinge miteinander in Parallele ſtellen, die das in keiner Weiſe 
vertragen! Wie kann man die verhältnismäßig geringen 
            Ausſchreitun=
gen in München in ein Verhältnis ſetzen zu dem Ungeheuerlichen, was 
die Franzoſen tun? (Zuſtimmung, Widerſpruch, Unruhe.) Das iſt denn 
doch eine Unmöglichkeit und kann höchſtens dazu beitragen, das was 
im beſetzten Gebiet geſchieht, zu verkleinern, gar zu entſchuldigen. (
            Zu=
ruf: Das iſt die Abſicht! Unruhe.) Wie kann man, was die Franzoſen 
ſeit Monaten tun an Vergewaltigungen, Entrechtungen, Quälereien 
und Roheiten, in Parallele ziehen zu den Münchener Ausſchreitungen? 
(Zuruf links: München iſt noch ſchlimmer! Große Unruhe.) Daß dieſer 
Zuruf kommen konnte, iſt ſehr ſchmerzlich. (Sehr wahr! rechts.) Es 
ſcheint. Sie wiſſen tatſächlich nicht, was im beſetzten Gebiet vorgeht. 
(Sehr wahr! — Aßg. Ebner: Wie war es in Belgien? Wenn zwei 
dasſelbe tun! Große Unruhe.) Was in Belgien geſchah, iſt ebenfalls 
nicht in irgend eine Parallele zu ziehen, und es geſchah im Kriege. 
(Sehr wahr!) Was die Verhältniſſe an der Landesuniverſität betrifft, 
das kann ich wohl beſſer beurteilen, wie Herr Widmann. Ich wünſchte. 
er nähme Gelegenheit, ſich von den tatſächlichen Verhältniſſen eingehend 
zu überzeugen. Wir gehen in manchen Dingen einig mit Herrn 
            Wid=
mann. So vor allem in dem Streben, die Verhältniſſe im Innern zu 
beruhigen. (Sehr richtig!) Nur über das Wie gehen die Meinungen 
auseinander, ſind wir anderer Anſicht. Die Regimentsvereinigungen 
ſind etwas durchaus Schönes aus der Vergangenheit. Die 
            Kriegskame=
raden bringen Opfer für die Pflege der Kameradſchaft. Sie dauerni 
zu Bürgern zweiter Klaſſe zu ſtempeln, untergräbt die Freude am 
Staat. Wir hätten aber doch alle ein großes Intereſſe daran, dieſe 
Freude am Staat, das Einfühlen in den Staat zu erleichtern. (Sehr 
richtig!) Allein hieraus ergibt ſich die Stellung unſerer Fraktion zu 
dieſen Dingen. 
Nach der Pauſe wird zunächſt eine 
Kleine Anfrage 
des Abg. Ebner (K.P.D.) verhandelt. Er fragt an, ob es richtig iſt, 
daß der Eiſenbahnaſſiſtent Becker in Bingen in Darmſtadt verhaftet ſei, 
und warum, und ob die Regierung bereit ſei, in eine Beſprechung ber 
Angelegenheit einzutreten.
 ſen Verdachts der Unterſchlagung fremder Gelder. 
(Lachen. Hört!) Mehr kann zurzeit darüber nicht geſagt werden. 
Die Beſprechung des Miniſteriums des Innern wird fortgeſetzt. 
Miniſter des Innern v. Brentano: Ich kann feſtſtellen, daß wir 
uns bisher in einer wohltuend ſachlichen Auseinanderſetzung des Etats 
befinden, abgeſehen von Einzelheiten, die immer im Parlament 
            vor=
kommen und ohne die es auch langweilig wäre. Was die 
            Beſchwer=
den über die angeblich reaktionären höheren Beamten der Gendarmerie 
und Schupo betrifft, ſo muß ich doch darauf verweiſen, daß alle dieſe 
Beamten nicht von mir, ſondern von meinem Amtsvorgänger berufen 
wurden, der doch ſicher nicht gerade reaktionär war. Wenn Herr Kaul 
gemeint hat, man könne mich zwingen, mit dem angeſtellten 
Sekretär der Schupo=Organiſation zu verhandeln, der in vielen 
Fällen öffentlich ſchwere, auch formale Beleidigungen gegen die 
            Regie=
rung und mein Miniſterium ausgeſprochen hat und der zweifellos mit 
Erfolg das Einvernehmen zwiſchen Miniſterium und Schupo zu ſtören 
dauernd beſtrebt iſt, ſo meine ich, daß wir uns unter keinen Umſtänden 
dazu zwingen laſſen werden. Wir laſſen jedem die ſelbſtverſtändliche 
Freiheit in politiſcher Hinſicht, aber das Gefühl der Diſziplin darf nicht 
untergraben werden. Mit Berufungen von Nichtakademikern habe man 
in Heſſen im allgemeinen gute Erfahrungen gemacht. Die „freie Bahn 
dem Tüchtigen” darf nicht akademiſch abgeſtempelt werden. Dennoch 
muß das für viele Stellen die Ausnahme bleiben. In Preußen wurden 
auch früher ſchon Nichtakademiker zu Landräten gemacht. Heſſen hat nur 
eine beſchräukte Anzahl von hohen Verwaltungsſtellen. Wolle man ſie 
alle ausſchließlich nach politiſchen Geſichtspunkten beſetzen, ſo wäre für 
jeden tüchtigen Beamten die Möglichkeit des Avancieren3 verloren. Das 
kann unmöglich zur Erhöhung der Berufsfreudigkeit der Beamten 
            bei=
tragen. Ich wiederhole, was ich ſchon oft geſagt habe, ich fühle mich 
nicht als Funktionär einer Partei. Ich faſſe mein Amt als das des 
Miniſters auf. Ich kann den Befürchtungen des Abg. Kaul gegenüber 
feſtſtellen, daß ich für die leitenden Beamten meiner beiden Reſſorts 
durchaus garantieren kann. Ich bin überzeugt, daß nur der Beamte 
Republik reſtlos dienen kann, der auf dem Boden der Verfaſſung 
ſteht. Wie der Kollege Widmann, ſo nehme auch ich es keinem 
            Men=
ſchen übel, wenn er das nicht kann. Als Beamter der Republit muß 
er dann die Konſequenzen ziehen. Was das Verbot der 
            Nationalſozia=
liſten betrifft, ſo nehme ich hier den gleichen Standpunkt ein, wie mein 
preußiſcher Kollege Severing. Die Nationalſozialiſten hatten in 
            Darm=
ſtadt begonnen, Sturmtrupps zu bilden. (Hört!) Dementſprechend 
            bil=
deten die Kommuniſten ihre Hundertſchaften. In einem Flugblatt der 
Nationalſozialiſten war feſtgeſtellt, daß die Sturmtruppler ſich 
            verpflich=
teten, ihr Leben für ihre Organiſation zu laſſen. (Hört!) Nach allem, 
wvas feſtſteht, iſt die deutſchvölkiſche Bewegung eine revolutionäre. Das 
kann kein Menſch beſtreiten. Darum ſind auch Baden und 
            Württem=
berg zur Auflöſung geſchritten. Ich verurteile die deutſchvölkiſche 
            Be=
wegung genaſ ſo wie die kommuniſtiſche. (Zuruf: 
            Mobilmachungsauf=
ruf des Volksfreunds.) Ich werde die Geſetze genau wie gegen rechts 
auch gegen links anwenden. Die Verſammlungsfreiheit iſt durch die 
Verfaſſung garantiert. Der Staat iſt verpflichtet, ſie zu ſchützen, und 
wir werden das mit allen Mitteln tun. Es ſind jetzt Beſtrebungen 
aufgetaucht, unter dem Deckmantel des Sports Selbſtſchutzerganiſationen 
zu bilden. Auch das werden wir bekämpfen. Ich warne. Die 
            Verwal=
tungsreform in Heſſen hat in den letzten Jahren erfreuliche Fortſchritte 
gemacht. Ueber das Wahlgeſetz wird zu gegebener Zeit eine Novelle 
vorgelegt werden, die auch die Wahl der Berufsbürgermeiſter uſw. 
regeln wird. Die erforderlichen Vorarbeiten ſind weit gediehen. Dem 
T 
Zunſche, daß die geſamte Wohlfahrtspflege dem Wirtſchaftsminiſterium 
zu unterſtellen iſt, ſtehen wir allerdings ablehnend gegenüber. Wir ſind 
mit aller Entſchiedenheit gegen die Beſtrebungen, das Miniſterium des 
Innern vollkommen bedeutungslos zu machen. Was die Wohlfahrts= 
Fflege ſelbſt betrifft, ſo iſt ſie zurzeit weit zerſplittert. Wir werden 
            be=
ſtrebt ſein, ſie zuſammenzufaſſen. Ein Antrag Kaul wünſcht die 
            An=
ſtellung eines beſoldeten Beamten zur Ueberwachung der Geſetze zum 
Schutze der Republik. Ich habe einen meiner Räte mit dieſer 
            Ueber=
wachung beauftragt. Weiter zu gehen, verbietet mir die Ehre. Es 
könnte den Eindruck erwecken, als ſei für mich ein Kontvolleur notwendig. 
Mit dem gleichen Grund und Recht könnten wir verlangen, daß ein 
Vertreter unſerer Fraktion dem Arbeits= und Wirtſchaftsminiſterium 
            bei=
gegeben wird. Ich weiß, daß ein Miniſter Angriffen und Kritiker 
ausgeſetzt iſt, aber dieſe Kritik muß ſachlich ſein. Die Art wie das 
Organ in der Neckarſtraße kritiſiert und angreift, iſt unſachlich und 
            ver=
folgt das Ziel, die Koalition, die ich für notwendig halte, zu ſprengen. 
Zu den Ausführungen des Kollegen Schian bemerke ich, daß ich den 
Jungdeut chen Orden nicht verboten habe und auch nicht verbieten 
werde, ſolange nicht ganz beſtimmte Tatſachen vorliegen, die das 
            er=
forderlich machen. Was die Regimentsfeiern betrifft, ſo bin ich 
            aller=
dings anderer Anſicht. Dieſe Feiern ſind doch andere wie die der 
            Krie=
gervereine und Turnvereine. Hätten ſich die Offiziere, beſonders die 
höheren (Zuruf Kaul: „Allerhöchſt 
— Ich gebe zu, auch dieſe) mehr 
Zuriickhaltung auferlegt, wäre es zum Verbot kaum gekommen. Jch 
hoffe, daß im Intereſſe der Einheitsfront ſich noch ein weiteres 
            Näher=
kommen der Parteien erreichen läßt. Eine andere Zeit, eine beſſere 
Zeit, wird uns muß kommen, aber ſie wird nicht kommen, wenn es 
nicht gelingt, die Einheitsfront zu feſtigen. 
Abg. Dr. Werner (Deutſchnatl.): Ich würde angeſichts der 
            Ent=
wickelung der Dinge am Rhein und Ruhr verzichten, hier zu ſpreihen, 
wenn nicht von ſeiten einer Anzahl Länderregierungen offen erklärt 
würde, daß ſie es für ihre Aufgabe halten, die aufſteigende 
            deutſih=
völkiſche Welle zu dämpfen und zu unterdrücken und damit das deutſche 
Volk dem internationalen Judentum auszuliefern. Wir haben bereits 
früher einmal das Miniſterium erſucht, auch in Berlin dahin zu wirken, 
daß die Orientierung ſich mehr der in den ſüddeutſchen Staaten Bahern, 
Württemberg uſw. anſchließen möge. (Lachen links.) Wir ſind der 
            Mei=
nung, daß das ſchwerſte Verbrechen unter den Landes= und 
            Hochver=
ratsverbrechen das des Volksverrats iſt. Wenn der Herr Miniſter 
Severing einmal ſagte die „Freunde aus dem Oſten” ſeien ihm ſo 
            fhm=
pathiſch (ironiſch gemeint), dann verſtehen wir nicht, wie er den 
            deutſch=
völkiſchen Schutzbund verbieten und das Verbot auch heute aufrecht 
            er=
halten konnte. Der Herr Miniſter des Innern hat es oft unterlaſſen, 
ſich nach den ſüddeutſchen Staaten zu orientieren. Mit dem Verbot der 
Landeszeitung hat er keinen Erfolg gehabt. Die Aufhebung des 
            Ver=
bots durch den Staatsgerichtshof war wenig ſchmeichelhaft für ihn. Auch 
mit dem Verbot des deutſchvölkiſchen Schutz= und Trutzbundes in Heſſen 
hat er ſich nicht den übrigen ſüddeutſchen Staaten angeſchloſſen. Ich 
ſtelle feſt, daß dieſer Bund nicht das Ziel einer Aenderung der 
            Staats=
form berfolgt, daß keines ſeiner Mitglieder irgendwie am Rathenau=
 mord beteiligt war und daß er keine Gewaltpolitik verfolgt. Das alles 
iſt durch Reichsgerichtsurteil feſtgeſtellt. Wenn dem Bund vorgeworfen 
wurde, daß ſeine Blätter Rathenau beſchimpft hätten, ſo ſtelle ich doch 
feſt, daß die Beſchimpfung eines einzelnen Miniſters keineswegs 
            ſid=
gegen den Beſtand der Republik richtet, daß ſie alſo nicht unter das 
Geſetz zum Schutze der Republik fallen kann. Sonſt müßten doch die 
Beſchimpfungen des Volksfreunds gegen den Miniſter des Innern, die 
der Fahne gegen die Miniſter Gröner uſw. auch unter dieſes 
Geſetz fallen. Man hat aber nichts von Beſtrafungen hier gehört. Wir 
find der Anſicht, daß der deutſchvölkiſche Schutz= und Trutzbund, der ſich 
ausſchließlich der Bekämpfung des Judentums widmet, überhaudt nicht 
aufgelöſt werden darf. Was die Nationalſozialiſten betrifft, denen ich 
nicht angehöre, ſo ſteht doch feſt, daß ihre Mitglieder zum großen Tei 
der Arbeiterſchaft angehören. (Widerſpruch links.) 
die Bewegung 
nimmt außerordentlich zu, gerade unter den Arbeitern, und es iſt 
            hoch=
erfreulich, daß gerade die Arbeiterſchaft ſich national bekennt. Daß die 
Nationalſozialiſten Stoßtrupps gründeten in Darmſtadt, wird von dieſen 
beſtriten. Wenn man ihnen zum Vorwurf macht, daß ſie bereit ſind, 
ihr Leben für die Idee zu laſſen, ſo iſt das unverſtändlich. Gerade dieſe 
ideale Hingabe hat der Bewegung ja die ſtarke Stoßkraft gegeben. Wenn 
man glaubt, hier mit Verboten etwas zu erreichen, wird man bald 
            er=
kennen, daß dies nicht zum Ziele führen wird. Es ſcheint, daß man aus 
den Folgen des Sozialiſtengeſetzes nichts gelernt hat, nun, da man 
die politiſche Macht in Händen hat. Wenn man nun hier vereinzelte 
Ausſchreitungen anführt, ſo erinnere ich an alle die Ausſchreitungen und 
Morde der Roten Armee, der Räteregierung in Bayern, die 
            Geiſel=
morde uſw. (Unruhe, Widerſpruch.) Nach München wird der 
            Kommt=
uismus nicht mehr kommen, darauf können Sie ſich verlaſſen. Wer da 
glaubt, daß das deutſche Volk ſich eine Herrſchaft des Judentums 
            ge=
fallen laſſen wird, der wird ſich gewaltig geirrt haben. Wir proteſtieren 
dagegen, daß hier die Nationalſozialiſtiſche Bewegung in Parallele 
            ge=
zogen wird mit der Gewaltherrſchaft der Franzoſen. Höchſtens konnte 
man das in bezug auf die Bekämpfung der nationaliſtiſchen Bewegung 
durch Miniſter Severing tun, der damit den Franzoſen in die Hände 
arbeitet. (Widerſpruch, Unruhe.) 
Abg. Kaul (Soz.): Die Ausführungen des Herrn Dr. Werner haben 
nichts gebracht als eine Auswahl alter Schlagworte aus dem Arſenal 
der Deutſchnationalen, ſo daß wir gerne darauf verzichten, irgend etwas 
zu erwidern. (Sehr gut! links. Heiterkeit.) 
Miniſter des Innern v. Brentano: Wenn Herr Dr. Werner 
der ſicher mit ſeinen Ausführungen den Nationalſozialiſten keinen guten 
Dienſt erwieſen hat, meint, dieſer Bewegung gehören meiſtens 
            Arbei=
ter an, ſo beweiſt er, daß er keine Ahnung von den tatſächlichen 
            Din=
gen hat. Nur ganz wenige. „Arbeiter ſind Mitglieder, die meiſten 
            An=
hänger rekrutieren ſich aus einer gewiſſen kommuniſtiſchen Bewegung. 
Was meine Orientierung betrifft, ſo mag Herr Kollege Werner beruhigt 
ſein, ich bin Süddeutſcher und weiß, was ich tun muß. Ich verweiſe 
auf Aeußerungen führender bayeriſcher Blätter, die ſehr ſtark von den 
Nationalſozialiſten abrücken. (Redner verlieſt dieſe Preſſeſtimmen.) Es 
war ſicher keine eingebildete, ſondern eine tatſächliche Gefahr. 
Nächſte Sitzung Montag, ½10 Uhr. — Schluß 1 Uhr. 
* 
Zu dem geſtrigen Bericht iſt am Schluſſe zu den Ausführungen des 
Abg. Kindt nachzutragen, daß Abg. Hoffmann=Alzey das folgende 
darauf erwiderte: Der Herr Kollege Kindt möge es ruhig uns 
            über=
laſſen, die Konſequenzen aus unſerer Weltanſchauung zu ziehen; 
            außer=
dem iſt das keine Frage der Weltanſchaunng, ſondern eine rein 
            partei=
politiſche Frage. Im übrigen ſind die Herren von der Dnatl. Partei 
nicht gerade die beſten Lehrmeiſter für das Zentrum. Ich erinnere Sie 
nur an den Herrn Mahr in Baden (Zurufe). Des weiteren möchte ich 
darauf verweiſen, daß man über die Verhältniſſe im beſetzten Gebiet doch 
wohl ein beſſeres Urteil hat, wenn man dort wohnt. Wir ſind uns ſehr 
wohl bewußt über die Folgen, die beide Anträge gehabt hätten. Auf 
eines möchte ich noch hinweiſen, weil ſich die Herren als Hüter der kath 
Weltanſchauung aufſpielen. Als vor einigen Tagen der evangeliſche 
Bund eine Tagung hier abgehalten, auf dem die allerheftigſten Vorſtöße 
gegen den Katholizismus vorgebracht wurden und wir uns in der 
Preſſe dagegen wehren wollten, ſtand uns nur die Darmſtädter Zeitung 
zur Verfügung.
 Aus Frankfurt. 
Ein gefährlicher Einbrecher wurde durch die 
            Feſt=
nahme des am 14. April 1898 in Frankfurt geborenen Robert Zoſe 
durch die Kriminalpolizei unſchädlich gemacht. Er hatte ſich in den 
Monaten März bis Mai vorwiegend in den Stadtteilen Sachſenhauſen 
und Bockenheim betätigt, indem er mit großer Fertigkeit und Vorſicht 
mit Nachſchlüſſeln und Sperrhaken in Wohnuungen eindrang und auf 
dieſe Weiſe Millionen erbeutete. Bis jetzt konnten ihm elf ſolcher 
            Ein=
brüche nachgewieſen werden. Wie wir weiter hierzu erfahren, wurde 
der Dieb durch Beamte des 10. Reviers feſtgenommen, nachdem er in der 
Baſaltſtraße bei einem ſeiner Einbrüche zur Mittagszeit überraſcht 
worden war. 
Der Jugendbund im G.D.A. 
— Der Jugendbund im Gewertſchaftsbund der Angeſtellten 
(G. D.A.) hält an Pfingſten 1923 in Würzburg ſeinen diesjährigen 
            ſüd=
deutſchen Jugendbundtag ab. Nach den vorhergegangenen 
            Jugend=
bundtagen dürfte auch dieſes Jahr wiederum von allen Seiten die 
Jugend des Reiches herbeiſtrömen, um hier das Treugelöbnis zum 
Bunde, zu unſerer Arbeit und zum Vaterlande abzulegen. Schon jetzt 
zeigen die Anmeldungen, daß ſich die Jugendgruppen ſehr zahlreich 
beteiligen wollen, aber ganz beſonders ſtark wollen ſich die Grupper 
aus dem beſetzten Gebiet beteiligen. Der G.D.A. hat fa ſchon von jeher 
in erſter Linie ſeine größte Aufmerkſamkeit dem beſetzten Gebiete 
            ge=
ſchenkt und alle die Mitglieder des beſetzten Gebietes haben immer 
wieder betont, daß ſie klar und deutlich erkennen würden, daß der G. D.A. 
im unbeſetzten Gebiet ihnen die Treue halte. — Am Samstag, den 19. 
Mai, werden die Jungens und Mädel die wunderſchöne alte 
            Biſchofs=
ſtadt Würzburg gruppenweiſe durchwandern, damit ſie wiederum ein 
Stück unſeres Vaterlandes kennen lernen. Am Abend wird auf den 
Höhen durch Feuerſiguale bekanntgegeben: „Wir ſind da!‟ Am 
            Sonn=
tag, den 20. Mai, findet ein Frühgottesdienſt mit anſchließender 
            Morgen=
feier ſtatt. Um 11 Uhr wird die große Kundgebung veranſtaltet, die 
ſich ſicher Sieder, der in Goslar veranſtalteten, gleichſtellen wird. 
Nachmittags finden das Jugendfeſt und die Pfingſtſpiele ſtatt. 
            Mon=
tag, den 21. Mai, werden Wettkämpfe zur körperlichen Ertüchtigung 
veranſtaltet, nachmittags Schlußfeier. Dann ſollen die Jungens und 
Mädels heimziehen mit dem Gedanken vorwärtsſchauen als Boten 
einer neuen Zukunft und der Spruch Schillers ſoll wahr werden: Meine 
Burgen zerfallen zwar, doch getroſt erblicke ich ſeit Jahrhunderten noch 
immer das alte Geſchlecht. 
Feſtſpiele und Trachtenſchau. 
RDV. Am 19. Mai finden, wie die „Reichszeutrale für Deutſche 
Verkehrswerbung mitteilt, in Säckingen a. Rh. die „Säckinger 
            Tell=
ſpiele 1923” ſtatt; Rothenburg o. d. T. veranſtaltet, wie im 
            vuri=
gen Jahr, am 21. d. M. eine Aufführung des mittelalterlichen 
            Feſt=
ſpiels „Der Meiſtertrunk”, und in Berchtesgaden findet am 19. 
20. und 21. d. M. eine Trachtenſchau ſtatt; in Höritz im 
            Böhmer=
wald beginnt am 21. d. M. ein Böhmerwald=Paſſionsſpiel. In 
Breslau verſammeln", ſich am 20. Mai die Geographen zum 
            Deut=
ſchen Geographentag; am 17. d. M. eröffnet Dresden ſeine 
            Jahres=
ſchau Deutſcher Arbeit 1923 „Spiel und Sport” gleichzeitig, vom 17. bis 
20. d. M. findet dort der Deutſche Luftfahrertag ſtatt, und vom 25. 
bis 30. Mai in Caſſel, das Allgemeine deutſche Tonkünſtlerfeſt. 
Millionenſchwindler. 
Für 350 Millionen Mark Waren erbeutete der 27 Jahre alte Karl 
Schindler in nicht ganz vier Wochen. Schindler ſpielte den 
            Kom=
manditierten einer großen Breslauer Firma, die in Berlin angeblich 
eine Filiale einrichten wolle, kaufte in der Luiſenſtraße ein Geſchäftslokal 
für 18 Millionen Mark und zahlte in Wechſeln. 
Dieſes Lokal wurde 
bald Stapelplatz für wertvolle Waren aller Art. Bei einer Automobil= 
Verleihanſtalt mietete Schindler ein Privatauto, für das er täglich 
300 000 Mark zahlte, fuhr bei großen Geſchäften, namentlich der Textil 
branche, vor und machte bedeutende Abſchlüſſe. Den Verkäufern zeigte 
er Telegramme, nach denen bei einer hieſigen Bank große Summen für 
ihn eingehen ſollten. Um ſeine laufenden hohen Unkoſten zu decken und 
auf großem Fuße leben zu können, verſchleuderte Schindler die Waren 
und nahm Bankkredite auf das Lager. Nachdem Schindler ſo für 350 
Millionen Mark Waren an ſich gebracht hatte, verſchwand er aus ſeinen 
Hotel und ließ nur den leeren Koffer zurück. Sein Aufenthalt konnte 
noch nicht ermittelt werden. 
Kardinal Faulhaber in Amerika. 
Kardinal Faulhaber hat die erſte briefliche Nachricht nach 
München gelangen laſſen. Der Erzbiſchof kam nach 13tägiger 
            Ozean=
fahrt auf dem Dampfer „Bayern” der Hamburg=Amerika=Linie am 
19. April in New=York an. Im allgemeinen war die Fahrt von gutem 
Wetter begleitet, nur zeitweilig wehte kalter Nordwind, beſonders in 
der Gegend der Eisberge, die am 15. April paſſiert wurde — an 
jenem Datum, an dem ſeinerzeit die „Titanic” das Opfer eines 
            ſchwim=
menden Rieſen wurde. An einem Reiſetag herrſchte auch ſchwerer 
Seeſturm. Am letzten Tage hielt der Kirchenfürſt für die katholiſchen 
Fahrgäſte des Schiffes einen Dankgottesdienſt, wobei er die Seefahrt 
des Apoſtels Paulus zum Thema ſeiner Predigt machte und den vielen 
Auswanderern, die mit banger Sorge einer ungewiſſen Zukunft 
            ent=
gegenſehen, Mut und Gottvertrauen einflößte. Schon auf hoher See,
 noch 600 Meilen von New=York entfernt, hatte der Kardinal einen 
radiotelegraphiſchen Willkommgruß des Empfangskomitees aus den 
            öſt=
lichen Vereinigten Staaten empfangen; außerdem fuhren amerikaniſche 
Freunde auf einem kleinen Dampfer eine Stunde der „Bayern” zu= 
Begrüßung entgegen, an deren Bord auch Botſchaftsrat Dickhoff von 
der deutſchen Botſchaft in Waſhington kam. An der 
            Landungsbrück=
wurde der Kardinal durch Stadtrat Hulbert namens der Stadt New= 
York als Geſandter, des Friedens und der Verſöhnung begrüßt. Deit 
Kraftwagen, der den Gaſt zum Biſchofshof und zur Kathedrale St 
Patrie brachte, begleiteten Motorradfahrer, die deutſche und amerikan: 
ſche Standarten trugen. Die großen Zeitungen brachten 
            Willkomm=
grüße und vielfach auch das Bild des Kardinals, der in Brooklyu in 
engliſcher und deutſcher Sprache predigte und in New=York vor einer 
Maſſenverſammlong ſprach. 
Sport, Spiel und Turnen. 
Das 100 Km. Mannſchaftsrennen auf der Mainzeu 
Rennbahn. 
— Das 100 Km. Mannſchaftsrennen, das Hugo Walkenhorſt mit 
Wannemacher=Mainz als Partner am vergangenen Sonntag auf der 
Mainzer Rennbahn beſtritt, ſah den jungen Darmſtädter Meiſterfahrer 
zu Anfang des Rennens ſtets in Front, bis er durch doppeltes Pech, 
Gabel= und Lenkerbruch das Rennen bei 60 Km. aufgeben mußte, 
außerdem ſich durch Sturz erhebliche Verletzungen zuzog. Walkenhorſt, 
der ſich in beſter Form befindet, fuhr ein ſchneidiges Rennen und hielt 
durch ſeine überraſchenden, ſchnellen Spurts das Feld ſtets in Auf 
regung, vom Publikum noch lebhaft angefeuert. In der 10. Runde, 
als Walkenhorſt eben abgelöſt wurde, wird für den Erſten der nächſten 
Runde eine Prämie ausgeſetzt. Kurz entſchloſſen ſchwingt ſich 
            Walken=
horſt wieder auf ſeine Maſchine, eilt dem Feld nach und unter dem 
Jubel der Zuſchauer hat er ſich dieſe Prämie noch geſichert. Alle 20 
Km. iſt eine beſondere Wertung eingefetzt, die ſich Walkenhorſt 
            eben=
falls zu ſichern weiß. Die zweite Wertung bei 40 Km. muß er jedoch 
ziehen laſſen, da man ihn ſachgemäß in die Mitte genommen und ſo 
kaltgeſtellt hatte. Bei 50 Km. ereilt W. ein Gabelbruch, ſo daß er das 
Rennen auf der Maſchine ſeines Partners weiterfahren muß. Kurz 
vor der dritten Wertung (60 Km.) trat dann das Ereignis ein, 
da= 
Walkenhorſt für dieſen Tag aus dem Rennen brachte. Eben ſetzt 
wieder zum energiſchen Spurt ein, als ihm an der fremden Maſchine 
der Lenker abreiſt und er zum Sturz kommt, zwei weitere Fahrer 
gehen über ihn weg. Hoffen wir, daß die Verletzungen bald 
            ausge=
heilt ſind und wir Hugo Walkenhorſt bei „Rund um Darmſtadt” am 
„Siewener”. 
Start ſehen. 
Fauſtball. 
* Nachdem nunmehr die Meiſterſchaftsſpiele im Fauſtball der Klaſſe 4 
innerhalb der Turagaue beendet ſind, bringt uns der kommende 
            Sonn=
tag (13. Mai) auf dem Platze der T. G. D. 1246 am Finanzamt eine 
            Aus=
leſe in dieſen Spielen; handelt es ſich hier doch um die 
            Verbandsmeiſter=
ſchaft des 2. Gauverbands im 9. Turnkreis der D. T. Von vier 
            ver=
ſchiedenen Gauen treten ſich die Gaumeiſter gegenüber, und ſoerden dabei 
ſpannende und intereſſante Kämpfe zu erwarten ſein. Der Sieger von 
dieſen Spielen tritt dann um die Kreismeiſterſchaft an. Der Main= 
Rhein=Gou wird in dieſem Jahre von der eifrigen Mannſchaft des 
Turnerbundes Nauheim vertreten. Hoffentlich gelingt es der 
            Mann=
ſchaft, ſich tapfer durchzuſchlagen, um ſich dadurch den Titel „Verbands 
meiſter” zu ſichern. Die Spiele beginnen um 2 Uhr nachmittags un 
ſtehen unter der Leitung des Verbandsſpielwarts Clauſius=Aſchaffenburg. 
— Um 9 Uhr vormittags findet auf demſelben Platze die Fortſeßung 
der Spiele um die B=Meiſterſchaft des Main=Rhein=Gaues ſtatt. Die 
Siegerliſte weiſt gegen das Vorjahr eine ziemliche Verſchiebung auf, und 
werden alle Manwſchaften ihre ganzen Kräfte einſetzen, um nicht die 
errungenen Punkte wieder abgeben zu miſſen. Ein Beſuch dieſer Spiele 
iſt ſehr zu empfehlen, beſonders denen, die es mit einem ſchönen und 
ruhigen Raſenſpiel gerne zu tun haben. 
Sportvereinigung 04=Arheilgen—T. V. 
            Sprend=
lingen 2:1 (2:0). 
* Bei beſten Witterungsverhältniſſen fand am Samstag abend um 
6 Uhr das Rückſpiel obiger Mannſchaften auf dem ſchön gelegenen 
            Sport=
platz „Arheilger Mühlchen” ſtatt. Im allgemeinen erartete man eine 
Abfuhr der Arheilger, ging doch das Vorſpiel 4:3 ſehr knapp für die 
Sportvereinigung aus; aber wiederum war es em Wille. Das Spiel 
war im ganzen gut, und konnte die Sportvereinigung bis zur Halbzeit 
als der Beſſere bezeichnet werden. Schon beim Antritt ſah man gutes 
Können bsider Parteien, und folgte mit Ueberraſchung in der zehnten 
Minute ein Tor für Auheilgen, das Heib durch Vorlage derwandelte. 
Nach verſchiedenen Angriffen beiderſeits wurde ein faires Spiel mi 
ſpannenden Momenten geliefert, und Spreüdlingen gintg mit aller 
Evergie und Durchſchlagskraft ans Werk. Jedoch waren Weſp und 
Stork, vereint mit dem Torhüter Völger, auf der Höhe und ſchufen ſo 
ein Plus ihrer Mannſchaft. Endlich gelang es Büttner mit prächtige= 
Schlage das Reſultat auf 2:0 zu ſtellen, das bis zur Pauſe unveränder 
blieb. Nach Wiederbeginn ſah man Sprendlingen mächtig im Angriff. 
In wechſelndem Spiele zeigten wieder beide Mannſchaften guten Fut 
ball, da beide Hintermannſchaften ihrer Aufgabe gewachſen waren. Die 
letzten 25 Minuten ſahen die Sprendlinger mehr im Angriff. Am beſten 
konnten der rechte Verteidiger Dexheimer, ſowie Mittelläufer 
            Schicke=
danz und Mittelſtürmer Walter gefallen. Arheilgen hat letzten Endes 
der geſamten Elf den Sieg zu vedanken. — Die Begegnung am Sonntag 
auf dem Arheilger Mühlchen gegen V. f. R. dürfte intereſſierend wirken. 
Nur wäre es ratſam, wenn der Spielbeginn ſpäter als 5 Uhr gelegt 
würde. 
H. 
Nd. Turngemeinde Beſſungen 1865, e. V. Der 
            Familien=
abend der Singmannſchaft der T.G.B. iſt ein neues Ruhmesblatt in der 
Geſchichte dieſer Abteilung. Die mit warmem Empfinden für echtes 
Deutſchtum, für das deutſche Lied und vor allem auch für unſere 
            be=
drängten Brüder und Schweſtern am Rhein und an der Ruhr gehaltene 
Begrüßungsanſprache bildete den würdigen Auftakt zu einer 
            Vortrags=
folge, wie ſie wohl ſelten eine derartige Veranſtaltung aufzuweiſen 
hatte. Im Vordergrund der Darbietungen ſtand, dem Charakter der 
Singmannſchaft entſprechend, der Geſang. Die Sänger zeigten wieder 
einmal, was man unter der Leitung eines tüchtigen, von hohen Idealen 
für ſeine Kunſt und für den deutſchen Männergeſang beſeelten 
            Dirigen=
ten, wie Herrn Kapellmeiſter Fr. Fiſcher, zu leiſten vermag. Das 
gut ausgeglichene Stimmenmaterial des Chors kam bei den einzelnen 
Geſangsvorträgen prachtvoll zur Entfaltung. Konzertſängerin, 
            Fräu=
lein Paula Löſch, verſtand es auch diesmal meiſterhaft, ſich die Herzen 
ihrer Zuhörer, zu erſchließen, und ein von Turnwart Rühl mit diel 
Verſtändnis eingeübter, von acht Turnerinnen in anmutigem Dirndl 
koſtüm aufgeführter Volkstanz, der dem Auge des Zuſchauers ein 
            ent=
zückendes Bild bot, gewann noch durch die geſangliche Begleitung von 
Fräulein Löſch. Ein Meiſter der Rezitationskunſt iſt unbeſtritten 
Turner Hanauer; ſeine Vorträge, ob ernſter oder heiterer Natur, 
verfehlen ihre Wirkung auf die Zuhörer niemals. Eine angenehme 
            Ab=
wechſlung im Programm wurde auch in Geſtalt einer von drei Damen, 
Frl. Kling, Beck, Geyer und Turner Weinehl getanzten, 
äußerſt beifällig aufgenommenen Rokoko=Gavotte geboten. Zwei 
            dank=
bare Duette wurden von den Turnern Liebig und Kehmptzow 
zum Vortrag gebracht. Turnwart Scheerer trug mit ſeiner 
            Barren=
riege ebenfalls weſentlich zur Verſchönerung des Abends bei. Den 
            Ab=
ſchluß des ganzen bildete das Singſpiel „Der Herr Poſtdirektor” das 
alle Erwartungen weit übertraf. Sämtliche Mitwirkenden, die 
            durch=
weg über prächtige Stimmen verfügen, gaben ihr Beſtes her, um der 
Aufführung zu dem Erfolg zu verhelfen, der ihr in reichſtem Maße 
zuteil wurde. — Alles in allem kann die Singmannſchaft mit 
            Befriedi=
gung auf den wohlgelungenen Abend zurückſchauen.
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Landestheater, Großes Haus, Anfang 5 Uhr, Endk 9½ Uhr 
(4 24): „Triſtan und Jſolde”. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, End 
10 Uhr (C 23; für diejenigen C=Mieter, die zugleich Zuſatzmiete 1II 
haben, Schauſpielmiete C 11): „König Nikolo”. — Orpheum, An= 
Herrngarten= vorm 
fang 7¾ Uhr: „Der keuſche Guſtav” 
1 1 Uhr Promenadekonzert. — Ludwigshöhe; nachm. 4 Uhr 
Konzert. — Sportplatz=Neſtaurant am Böllenfallwor: 
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Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Rind= 
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 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
Virtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land” 
„Reich und Ausland”: MaxStreefe; für den Inſeratenteil: Paul 
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Rymmer hat 8 Geiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Tenne si!
limitter 128.
 Das Griesheimer Haus. 
Von 
Ernſt Elias Niebergall. 
(Nachdruck verboten). 
7) 
Jene acht Mann, welche auf Poſten um das Haus geſtanden 
hatten und zuerſt unſichtbar geworden waren, berichteten 
            un=
gefähr folgendes: Einige Zeit nach der Einnahme ihrer Plätze 
hätten nicht nur die Vorder=, ſondern auch die Hinterpoſten ein 
ſich näherndes, immer zunehmendes Geräuſch vernommen, wie 
wenn etwas mit Gewalt durch das Heckenholz dringen wollte; 
beim Näherkommen wäre ein dumpfes Aechzen gehört und bei 
plötzlich ringsum im Walde aus der Erde hervorzuckenden 
Flämmchen ein großer, mit Haaren bedeckter Klumpen deutlich 
geſehen worden, der ächzend ſeine wälzende Bewegung gegen 
das Haus hin fortgeſetzt habe. Sie hätten ſich in dieſer Lage 
wenig beſonnen und der Inſtruktion gemäß auf den etwa nur 
noch fünfundzwangzig Schritte entfernten Klumpen Feuer 
            ge=
geben. Nach dem Schießen ſei alles ſtille geweſen und die frühere 
Ruhe und Dunkelheit wieder eingetreten; ſie hätten jedoch im 
Bewußtſein, ihre Schuldigkeit getan zu haben, vorgezogen, ihre 
Reträte zu nehmen, nicht aber in das Haus, ſondern ſoweit als 
möglich davon weg; denn hätten ſie ſich bei der noch nicht 
            abge=
laufenen Ablöſungszeit abermals dort eingefunden, ſo würden 
ſie von ihrem Kommandanten, der ſein Wort zu halten pflegte, 
ſicherlich niedergeſchoſſen worden ſein, während ſie, bei bereits 
doch beſtandener Todesgefahr, auf dem gewählten Weg mit heiler 
Haut doch davongekommen wären. — Von ähnlichen Anſichten 
waren die übrigen Dragoner ausgegangen, welche ſich in aller 
Stille allmählig abſentiert hatten. 
Von einer etwaigen Entſchuldigung jener Ausreißer, ſowie 
von einer Beſtrafung derſelben hat man nicht das Mindeſte 
            ver=
nehmen können. Ebenſowenig weiß man von den Folgen des 
damals von dem Rittmeiſter Fuchs ſeinem gnädigſten 
            Landgra=
fen gemachten Rapports und den ferneren Schickſalen jenes 
Haudegens. 
Tatſache aber iſt, daß nicht lange nach dieſer Begebenheit das 
Griesheimer Jägerhaus abgebrochen wurde.
 Soweit unſer Manuſkript. Wir überlaſſen dem ge i 2 
Leſer, ſo viel oder ſo wenig davon zu glauben, als er für gut 
findet, verſichern aber nochmals, daß wir in dem Nacherzählen 
mit ſeltener Gewiſſenhaftigkeit zu Werke gegangen ſind, was 
            ge=
wiß alle Anerkennung verdient, wenn man erwägt, daß grade 
            Ge=
ſpenſtererzählungen faſt unwiederſtehlich des Berichterſtattenden 
Phantaſie zu neuen Schöpfungen in die Schranken fordern. 
            Eben=
ſo enthalten wir uns eines jeden Erklärungsverſuches, weil 
            kei=
ner genügend ſein würde, obwohl wir manches von funkeläugigen 
Eulen und von dem ſcharfen Luftzuge an acht um das erhöht 
gelegene Jägerhaus zuſammentreffenden Schneiſen anführen 
könnten; ſelbſt der haarige Klumpen ließe ſich ganz artig für eine 
alte Bache erklären, die auf die Karabinerſchüſſe der Dragoner 
das Beiſpiel eines klüglichen Rückzuges gab; allein es bliebe doch 
immer die Illumination bei verſchloſſenen Läden, das freiwillige 
Erlöſchen der Lichter und die von ſelbſt ſich öffnenden und 
            ſchlie=
ßenden Türen und Fenſter. Wir erzählen daher ganz ſchlicht und 
ſachgetreu nicht minder unerklärliche Tatſachen, welche ſich mehr 
oder minder lange nach dem Abbruch des Hauſes zutrugen, und 
zu deren Kenntnis wir durch eifriges Nachfragen bei 
            glaubtvür=
digen Einwohnern der benachbarten Ortſchaften gelangt ſind. 
Obgleich der unfern des Hügels vorbeiführende, ſogenannte 
Mühlweg von den Landleuten nach Einbruch der Nacht 
            ſorgfäl=
tig gemieden wurde, ſo wollte doch der Zufall, daß ein 
            wohl=
habender Bauer aus G mit Namen M . . . ., der mit 
            ſei=
ner Mehlfuhre aus dem Mühltal zurückkehrte, von der Nacht 
überraſcht ward, als er kaum am Eingange des Waldes 
            an=
gelangt war. Freilich grauſte ihm vor der ſchauerlichen Stelle, 
an der er vorüberkommen mußte: ſein Vater war unter den 
            Tag=
löhnern geweſen, die das Griesheimer Haus hatten abtragen 
            hel=
fen, und es wäre uns viel wert, wenn wir alle Geſchichten 
            wüß=
ten, die dieſer des Abends bei einer Pfeife Tabak ſeinen Kindern 
zu erzählen pflegte: — wie geſagt, es war ihm juſt nicht ganz 
geheuer zu Mute, allein nicht nur ein paar Gläschen 
            Doppelküm=
mel, die er in Eberſtadt gegen die neblige Herbſtluft zu ſich 
            ge=
nommen hatte, ſondern auch das Vertrauen auf ſeine zwei 
            tüch=
tigen Füchſe und ſein gutes Gewiſſen bewirkten, daß er nach 
            kur=
zem Bedenken weiter fuhr, jedoch nicht ohne manchmal links und 
rechts zu blicken. Im Walde ſtieg ein ſo dichter Nebel auf, daß 
er kaum die Ohren ſeiner Pferde unterſcheiden konnte; allein er
 7 tiie d.n Teg zu eut, a’s daß er hätte fehl fahren können, und 
ſo fuhr er denn langſam in Gottes Namen weiter. 
Zwiſchen zehn und elf Uhr derſelben Nacht hörte der Bauer 
K 2) in Pfungſtadt vor ſeinem Hauſe ein Getrappel, wie von 
Pferden, und ein langſames Rollen, wie das eines ſchwer 
            be=
adenen Wagens. Neugierig, wer noch ſo ſpät vom 
            Kartoffel=
fahren heimkehre, öffnete er das Fenſter und ſah beim matten 
Mondenſcheine einen mit Säcken beladenen Wagen, mit den zwei 
Füchſen beſpannt, die er vor noch nicht drei Wochen an ſeinen 
guten Freund und Gevatter M. . . . in G. . .. verkauft hatte. 
            Zu=
fällig hatte auch er desſelben Tages eine Fuhre ins Mühltal 
            ge=
tan und Jenen dort geſehen; mit Kopfſchütteln über den 
            uner=
warteten Beſuch ging er daher hinaus und öffnete das Hoftor, 
um ihn einzulaſſen. Sein Befremden ging aber in Erſtaunen 
über, als er weder von ihm, noch von einer anderen 
            Menſchen=
eele eine Spur bei dem Wagen ſah; die Mehlſäcke lagen in der 
größen Unordnung, zum Teil mit halbverſchüttetem Inhalt, 
durcheinander, und die Pferde ſtanden zitternd und trieften von 
Schweiß. Sein Rufen brachte alle Bewohner des Hauſes auf 
die Beine; Jeder hatte ſeine eigene Anſicht von der Sache, bis 
der Nachtwächter, ein Mann, begabt mit jener Umſicht, wie man 
ie nur bei Nachtwächtern findet, mit Spieß und Laterne erſchien, 
und die entſcheidende Erklärung von ſich gab, daß M. entweder 
von Räubern — die in den damaligen Kriegsjahren noch mehr 
an der Tagesordnung waren — angefallen worden, oder was er 
eher zu glauben geneigt ſei, „am Griesheimer Haus einen 
Schrecken geſehen habe‟. Zugleich ſtimmte er dafür, einen 
Verſuch zu deſſen freilich nicht wahrſcheinlicher Rettung zu 
machen, dem er vorausleuchten würde, wenn ihn ſein Beruf nicht 
im Orte feſthielte! — 
(Fortſetzung folgt.) 
2) Friedrich Hild (1783—1847), führt in der ebenfalls vom 
Griesheimer Haus handelnden Erzählung „Der geſpenſtige Oberförſter” 
(abgedruckt in Niebergalls „Geſammelten Erzählungen” herausgegeben 
von Franz Harres, S. 120—126, und in Hilds „Landgrafengeſchichten” 
S. 64—70) einen Oberförſter K..." (Johann Valentin Kraft) und 
einen am Griesheimer Haus erſchoſſenen Oberförſter M . . . an. Dieſe 
Uebereinſtimmung der Namensabkürzungen iſt auffallend und ſpricht 
dafür, daß Niebergall auch die Hildſchen Aufzeichnungen gekannt hat, 
die ebenfalls für den Erbgroßherzog niedergeſchrieben worden waren 
und diejenigen Bekkers ergänzen und berichtigen ſollten.
Statt Karten
 Hans Ohl, Bankprokuriſt 
Eliſabeth Schnellbacher 
beehren ſich ihre am Samstag, den 12. Mai, 
nachmittags 2½/ Uhr, in der Schloßkirche 
            ſtatt=
findende Trauung anzuzeigen 
Hotel „Prinz Karl” 
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Dienstag Abend 7 Uhr entſchlief 
ſanft nach langem Leiden unſere 
liebe Mutter 
Frau
 Tch beehre mich meine Verlobung mit 
— Fräulein Elſe Heim, Tochter des verſt. 
Fabrikanten Herrn Georg Heim und ſeiner 
Frau Gemahlin Anna, geb. Goebel, ergebenſt 
anzuzeigen. 
Oipl.=Ing. Philipp Ludwig 
Regierungsbauführer
D
 Ober=Ramſtadt— Nieder=Modau 
10. Mai 1923
U1305 )
 Ihre am Samstag, 12. Mai, 
2 nachmitt. /3 Uhr, in der 
Martinskirche stattfindende 
Trauung zeigen an 
Marie Müller 
Hermann Henss 
Heinheimerstr. 7 Landgr.-Phil.-Anlage 6 
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u. H115 an die Ge=
ſchäftsſtelle. ( Ing.
3791
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Heute Morgen entſchlief janft nach längerem 
ſchweren mit großer Geduld ertragenem Leiden 
mein lieber, guter Mann, unſer lieber Vater und 
Großvater 
joſef Bender 
im 56. Lebensjahre. 
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen: 
Noſa Bender, geb. Felhauer 
Willi Bender, Frau u. Kind. 
Darmſtadt, den 9. Mai 1923, Friedrichſtr. 26. 
Die Beerdigung findet auf Wunſch des Verſtorbenen 
in aller Stille auf dem Waldfriedhof ſtatt. (*13059
 Wwe., geb. Storck. 
 
Darmſtadt, Arheilgerſtr. 52. 
Die trauernden Hinterbliebenen. 
Die Beerdigung findet Freitag, 
den 11. Mai, nachm. 3 Uhr, auf 
dem alten Friedhof ſtatt. 
Von Blumenſpenden bittet man 
Ki 
(*13098 
abzuſehen.
 Dankſagung. 
Für die überaus vielen Beweiſe 
herzlicher Teilnahme bei dem 
            Heim=
gange unſerer lieben 
Klara 
ſagen wir all denen, die ihr die 
letzte Ehre erwieſen haben, ſowie 
für die vielen Blumenſpenden unſern 
(*13030 
innigſten Dank. 
Familie Johann Jäger 
nebſt Bräutigam Karl Heß.
 Dankſagung. 
Für die vielen Beweiſe herz= Teilnahme bei dem 
            Heim=
gange meines lieben Mannes 
und Vaters, ebenſo für die 
zahlreichen Blumenſpenden, 
agen wir allen unſeren 
            innig=
ſten Dank. 
(B3816 
Frau Anton Mayer. 
Darmſtadt, den 9. Mai 1923.
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Laden.
 dunkel eichen, ganz 
neu, ſeltene 
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erbeten unt. H 1= 
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 Akkordzither 
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h. Dampfkeſſelfabrik vorm. Arthur Rodberg A.= 
G., Darmſtadt. Das Bezugsrecht auf die neuen Aktien iſt bis zum 
26. Mai d. Js. auszuüben in Mannheim bei der Rheiniſchen 
            Kredit=
bank und der Mannheimer Bank, in Darmſtadt bei der Filiale der 
            Deut=
ſchen Bamk, in Fvankfurt bei den Filjalen der Deutſchen Bank und der 
Darmſtädter und Nationalbank und dem Bankhaus M. Hohenemſer. 
Auf 2000 M. alte Stammaktiem können 1000 Mk. neue Stamaktien 
zum Kurſe von 230 Prozent zuzüglich einer Pauſchale für Bezugsrechts= 
und Börſenſteuer, die für das Geſchäftsjahr 1922/23 dividendenberechtigt 
ſind, bezogem werden. 
h. Heinrich Kaiſer, Waggonbau und 
            Maſchinen=
fabrik A.G., Offenbach a. M. Einer auf den 26. Mai 
            einzube=
rufendem außerordentlichen Generalverſammlung wird Erhöhung des 
Aktienkapitals um 16 auf 35 Millionen Mk. vorgeſchlagen 
Heyligenſtacdt u. Comp. A.=G., 
            Werkzeug=
maſchinenfabrik u. Eiſengießerei, Gießen. Die 
Generalverſammlung ſetzt die Dividende auf 200 Proz. feſt und beſchloß 
Kapitalserhöhung um 8 Millionen Stamm=Aktien, von denen 4 
            Mil=
lionen im Verhältnis 2:1 den alten Aktionären zum Bezug angeboten 
und der Reſt zu Gunſten der Geſellſchaft verwertet werden ſollen. 
            Fer=
ner werden 9 Millionen Mark Genußſcheine ausgegeben, die im 
            Ver=
hältnis 1:1 zum Bezug angeboten werden. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
* Tellus A.=G. für Bergbau= und Hütten=
            Indu=
ſtrie, Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft bringt 100 Prozent 
Dividende zur Auszahlung und beſchloß Kapitalserhöhung um 30 Mill. 
ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigte Stamm=Aktien auf 80 Millionen 
Mark Stamm=Aktien. Ein Teil der neuen Aktien wird den alten 
Stamm= und Vorzugs=Aktionären im Verhältnis 4:1 zu 1100 Prozent 
zum Bezuge angeboten werden. Der verbleibende Reſt ſoll im 
            Ju=
tereſſe der Geſellſchaft Verwendung finden. Das Stimmrecht der 
            be=
ſtehenden Vorzugsaktien wurde vom 10= auf das 15fache erhöht und 
der Gegenſtand des Unternehmens dahin erweitert, daß es berechtigt iſt, 
Bank= und Börſengeſchäfte für eigene und fremde Rechnung zu 
            be=
tätigen. 
wb. Die a. v. G.=V. der Guſtav Colshorn. A. G. 
            Frank=
furt m. M. beſchloß gemäß dem Antrag der Verwaltung die Erhöhung 
des Aktienkapitals von 8,5 auf 20,5 Millionen Mk. Die neuen Aktien 
werden von einem unter Führung der Bankfiuma Paul Straßburger 
u. Co. ſtehenden Konſortium übernommen, das den Beſitzern der alten 
Aktien ein Bezugsrecht im Verhältnis von 4:3 zum Kurſe von 600 Proz. 
anbietet. Die reſtlichen Akden werden im Intereſſe der Guſtav 
            Cols=
horn A. G. verwertet. 
Maſchinen= und Armaturenfabrik vormals H. 
Breuer u. Co., Höchſt. Die Geſellſchaft verteilte aus 131,3 
            Mil=
lionen Mark Reingewinn 100 Proz. Dividende. Der Geſchäftsgang ſei 
allgemein befriedigend geweſen und ein nennenswerter Teil des 
            Gewin=
nes rühre aus Auslandsgeſchäften her. Eine volle Verſicherung der 
            An=
lagewerte ſei nicht mehr möglich. 
* Bleiſtiftfabrik vormals Johann Faber A.=G., 
Nürnberg. Die Geſellſchaft, die für das abgelaufene Geſchäftsjahr 
100 Prozent Dividende verteilt, beſchloß im April eine 
            Kapitalserhöh=
ung um 19 Millionen Mark Stamm= und 600 000 Mark Vorzugs= 
Aktien. Von den Stamm=Aktien werden nunmehr den alten Aktionären 
14 Millionen im Verhältnis 3:2 zu 2000 Prozent angeboten. Die 
            Be=
zugsrechtsſteuer trägt die Geſellſchaft ſelbſt. 
Bingwerke vorm. Gebr. Bing A.=G., Nürnberg. 
Die Geſellſchaft, die im abgelaufenen Geſchäftsjahr ihr Aktien=Kapital 
bis zu 215 Millionen Stamm=Aktien erhöht hatte, ſchlägt neuerdings 
eine Kapitalserhöhung um 75 Millionen Stamm=Aktien auf 290 
            Mil=
lionen Stamm=Aktien vor. 40 Millionen der ab 1. Januar 1923 
            divi=
dendeberechtigten neuen Aktien ſollen den Aktionären im Verhältnis 
5:1 zu 200 Prozent angeboten werden. Die Geſellſchaft erzielte im 
abgelaufenen Geſchäftsjahre einen Reingewinn von 480 Millionen Mk., 
aus dem eine Dividende von 150 Prozent beantragt wird. Für „
            Werk=
erhaltungs=Konto” ſollen 200 Millionen Mark, für Geſellſchafts=
            Einrich=
tungen 80 Millionen Mark zurückgeſtellt werden. Der Geſamtbeſitz an 
Beteiligungen bei etwa 30 Tochtergeſellſchaften und ſämtlichen Anlagen 
iſt auf eine Mark abgeſchrieben. 
h Berlin=Karbsruher Induſtriewerke A. G. Nach 
Rückſtellung von 85 Millionen Mk. für Werkserneuerung und Abſchre 
bung von 144 Millionen Mk. verbleibt ein Reingetvinn von 92,75 (12,2 
Millionen Mark, aus dem 250 (30) Prozent Dividende ausgeſchüttet 
und der Penſionskaſſe 10 Millionen Mk. zugeführt werden.
Handeisblatt
 Dividendenvorſchläge. 
h. Die Emag, Elektrizitäts=A. G., Frankfurt a. M. 
konnte infolge Inbetriebnahme des fertiggeſtellten Neubaues die 
            Pro=
duktion weſentlich ſteigern und aus 32,74 Millionen Mk. Reingewinn 
150 (22) Prozent Dividende vorſchlagen. Hapitalsenhöhung wird um 
65 auf 110 Millionen Mk. beantragt. Der Auftragsbeſtand im neuen 
Jahre ſichert für längere Zeit Beſchäftigung. 
Frankfurter Lokalbahn A.=G., Frankfurt a. M. 
Der Abſchluß für 1922 ergibt einen Reingewinn von Mark 2 131 227, 
woraus 50 Proz. Dividende vorgeſchlagen wird. 
* Frankfurter Maſchinenbau=A.=G. vormals 
            Po=
korny u. Wittekind, Frankfurt. Die Geſellſchaft ſchlägt 150 
Prozent Dividende vor. Die Aktien des Unternehmens ſollen in den 
offiziellen Verkehr der Berliner Börſe gebracht werden. Das derzeitige 
Aktien=Kapital beträgt 66 Millionen Stamm= und 6 Millionen Mark 
Vorzugs=Aktien mit achtfachem Stimmrecht. 
h. Wilhelm Wolff. A. G., Pforzheim. Die Verwaltung 
ſchlägt in anbetracht der unſicheren Verhältniſſe vor, auf Rückſtellungen, 
abgeſehen einer Sonderrücklage von 2,5 Millionen Mk., zu verzichten 
und 3,5 Goldmark — 150 Prozent Diwidende zu verteilen. An 
            Roh=
gewinn wurden 174,45 Millionen Mark erzielt, die geſamten Unkoſten 
            er=
forderten 108 Millionen Mk., abgeſchrieben werden 3,42 Millionen Mk., 
und auf neue Rechnung vorgetragen 1.03 Millionen Mk. 
* Kollmar u. Jourdan A.=G., Uhrkettenfabrik 
Pforzheim. Der Aufſichtsrat ſchlägt der am 2. Juni d8. Js. 
            ſtatt=
findenden Generalverſammlung die Verteilung einer Dividende von 
1½ Goldmark — 1050 Proz. vor. Als beſonderer Punkt der 
            Tages=
ordnung iſt die Ermächtigung der Selbſtverſicherung der Geſellſchaft zu 
erwähnen. 
Chemiſche Fabriken Helfenberg vormals 
Eugen Dietrich A.=G., Helfenberg. Die Geſellſchaft ſchlägt 
150 Proz. Dividende vor, ſowie Kapitalserhöhung von 15 auf 50 
Millionen Mark in Form von 34 Millionen Mark Stamm= und einer 
Million Mark Vorzugs=Aktien. Stamm= und Vorzugs=Aktionären wird 
ein Bezugsrecht eingeräumt im Verhältnis 2:3 zu einem noch 
            feſtzu=
ſtellenden Bezugskurs. Der Reſt der Aktien ſoll im Intereſſe der 
            Ge=
ſellſchaft Verwendung finden. 
* Lokomotivenfabrik Krauß u. Co. Die Geſellſchaft 
chlägt, für das abgelaufene Geſchäftsjahr 100 Proz. Dividende vor 
und beantragt Kapitalserhöhung um bis zu 40 Millionen Mark Stamm= 
Aktien. 
Heddernheimer Kupferwerke und Süddeutſche 
Kabelwerke A.=G., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft erzielte 
einen Fabrikationsgewinn von Mark 485 287 066, ſo daß bei dem 
            Vor=
trag von Mark 722 092 ein Reingewinn von Mark 289 612 941 verbleibt, 
woraus eine Dividende von 100 Prozent vorgeſchlagen wird. 
Anleihen. 
* Zprog. Heſſiſche Staatsanleihe vom 12. Febr. 
1903, Serie VII, und 3½proz. Heſſiſche Staatsanleihe 
vom 9. Mai 1893, Serie B. Die neuen Zinsbogen werden gegen 
Rückgabe der Erneuerungsſcheine bei dem Heſſiſchen 
            Staatsſchuldbuch=
amt in Darmſtadt, dem Reichsbanbonſtalten und den Finanzkaſſen 
            koſten=
frei ausgegeben. Mit den Erneuerungsſcheinen iſt ein nach Nummern 
geordnetes Verzeichnis zweifach zu liefern. Vordrucke hierzu bei den 
Ausgabeſtellen unentgeltlich. Die Stücke zu 500 Mk. und 200 Mk. beider 
Anleihen ſind zur Rückzahlung gekündigt. 
25 
Warenmagtte. 
wb. Amtliche Notierungen d: Fuankfurter 
            Ge=
treidebörſe vom 9. Mai. Getreide, Hüilſeufrüchte und Biertreber 
ohne Sack; Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Alsbaldige 
Lieferung. Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kilo: Weizen 
            Wetter=
auer 135—140 000 Mk., Weizen mitteldeutſcher 155—160 000 Mk., Roggen 
130—132000 Mk., Sommergerſte für Brauzwecke 110—115 000 Mk., Hafer 
mländiſcher 90—110 000 Mi., Mais Laplata 145000 Mk., Mais mixed 
140—145 000 Mk., Weizemmehl ſüddeutſches Spezial Null 225—250000 
Mk. (bei Waggonladung ab Mühlenſtation), Roggenmehl 165—180 000 
Mk., Weizen= und Roggenkleie 62—65 000 Mk. Tendenz: ſtetig. 
wb. Berliner Produktenbericht. Im Zuſammenhang 
mit dem Anziehen der Deviſenpreiſe geſtaltete ſich der Produktenverkehr 
feſter. Eine Belebung des Geſchäftshatte dies aber nicht zur Folge. 
Weizen war wenig ungeboten, aber auch von den Mühlen nur ſpärlich 
gefragt. Erhöhte Forderungen waren kaum durchzuſetzen. Roggen 
erzielte zum Teil etwas höhere Preiſe. Gerſte hatte ſtilles Geſchäft. Es 
zeigte ſich einige Nachfrage ſeitens der Provinz. Die Umſätze in Hafer
 waren gering. Nach dem Weſten zeigte ſich mehr Begehr. In Mais 
wurden etwas höhere gehaltene Preiſe nur ſelten bewvilligt. Mehl wurde 
zu gedrückten Preiſen aus zweiter Hand derkauft. 
„ 
Dorſen. 
wh. Frankfurter Börſenbericht vom 9. Mai. Die 
            Ge=
ſchäftslage bleibt unverändert. Zwar macht ſich am Deviſenmarkt 
            in=
folge der politiſchen Situation ein gewiſſer Peſſimismus hinſichtlich der 
wveiteven Markentwicklung geltend, aber die Umſätze nehmen keinen 
großen Umfang an. Der Dollar ſetzte vormittags mit etwa 37 690 ein, 
zog ſpäterhin auf 37 800 an; bei einiger Nachfrage dann 38000. Im 
freien Effektenverkehr war die Haltung feſt. Zunächſt war eine regere 
Kaufneigung in verſchiedenen Spezialpapieren feſtzyſtellen, und die 
            Um=
ſätze von Bureau zu Bureau ſollen in Montanpapieren ziemlich lebhaft 
geweſen ſein. Für Mansfelder, welche beſonders bevorzugt waren, wurde 
ein Kurs von 60—64000 im Verlaufe 65 500 geboten. Von den 
            weſt=
lichen Werten wurden Phöniz Gelſenkirchen begehrt. Sehr feſt lagen 
Harpener, 275 000 genannt. Oberbedarf und Caro anziehend, für letztere 
wurden 108 000 geboten. Mannesmann ſind ſehr geſucht. Von den 
übrigen Schwankungswerten begegneten Scheideanſtalt lebhafter 
            Nach=
rage. Man nannte einen Kurs von 52 000; Anilinwerte erfuhren 
            Kurs=
beſſerungen. Auch i verſchiedenen Kaſſainduſtriepapieren herrſchte 
eine feſtere Stimmung. Sehr gefragt blieben Eſchweiler und Riebeck= 
Montan. Von Auslandspapieren ſtellten ſich Zolltürken auf 55 500, 
            Bag=
dad II 52000, lebhaft Anatolier I bei einem Kurs von zirka 125 000 
genamnt. Oeſterr. Kredit 34 000. Schutzgebietsanleihe 12000. Dollar= 
Schatzanweiſungen 37 000. Freiverkehrswerte hatten durchweg feſte 
Kurſe inne. Man hörte Ufa 29 225, Jnag 13 500, Api 45 500, Beckerſtahl 
30 500, Brown Boveri 16 225, Hanſa=Lloyd lebhaft 14 775, Krügershall 
47 500, Grovag 1775. 
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Unter dem 
Druck der unerfreulichen politiſchen Lage herrſchte für Deviſen eine feſte 
Stmmung. Die Umſätze blieben aber ziemlich beſchränkt, da die 
            Speku=
lation wegen der bevorſtehenden Veröffentlichung der neuen 
            Deviſen=
ordnung ſich ausſchaltete. Bei ruhigem Verkehr zogen di 
Preiſe 
            be=
merkenswert an, doch wurk 
der verlangte Bedarf bei Feſt 
tſtellung der 
amtlichen Kurſe von der Reichsbank voll befriedigt. Am Effektenmmrft 
beſtand rege Kaufluſt, namentlich für Montonwerte, Kaliwerte und für 
Maſchinenfabrikation. Es wunrden durchweg höhere K 
ſe genannt. 
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 9. Mai.
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1089.27
38.* 25
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[ ← ][ ]Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 10. Mai 1923.
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Himmelfahrttag 
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der Hauskapelle 
Leitung: Phil. Albert Fornoff
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Anfang 8 Uhr! (*13077) Anfang 8 Uhr! 
Im Feſtſaal: — Tanz
Saalöffnung 5 Uhr! Saalöffnung 5 Uhr!
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T7nITTTTTTTITITT 
Donnerstag, den 10. Mai 
Extra-Konzert 
der Hauskapelle (3806 
Leitg.: Kapellmeister Ph. Fornoff 
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Chriſti Himmelfahrt 
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 (13036 Anfang 7 Uhr! 
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Merckſcher Beamten 
E. G. m. b. H. 
Einladung 
zu der am Donnerstag, 17. Mai 1923, 
nachmittags 4 Uhr, im unteren Saale des 
Beamtenkaſinos der Firma E. Merck ſtatt= 
(3831 
findenden
 oneral 
I. Generari
 über die infolge Beſchlußunfähigkeit der 
I. G.=V. nicht zur Erledigung gekommenen 
Punkte der Tagesordnung: 
2. Satzungsänderungen. 
3. Erhöhung des Geſchäftsanteiles. 
Darmſtadt, 9. Mai 1923. 
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Fiſchkotelettes . .. „ „ 1100 an 
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im Ausſchnitt und Kotelettes
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Tragkraft), 1 einſpänn. Federrolle 
mit Bockſitz, 1 einſpänn. kompl. 
Pfuhlwagen, 1 einſpänn. 
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wagen, 1 zweiſpänn. Kaſtenwagen, 
1 vierrädr. Handwagen, 1 
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karren, mehrere Pflüge u. ſonſtige 
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1 Sattel mit Rückengeſchirr, 1 led. 
Pferdedecke, Zug= u. Bindketten, 1 
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Darmſtadt, am 9. Mai 1923. (3821 
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zugeb. geg. gute 
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 Schwarze Brieftaſche 
mit Inhalt verloren. 
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mit Anita Berber u. Charles Willv Kaiser 
Das kleine Modistenmädel , 
Lustspiel in 4 Akten 
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Verwehte Spuren 
H.rK. Drama in 6 Akt. mit Evi kra 
Der Eid des Stephan Huller I. Tei 
Drama in 6 Akten mit 
Hanni Weiße und Anton Edthofer. 
„Harry Piel‟‟ Die Geheimn. 
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5Akte. Die Macht der Versuchung, 5 Akte 
Die Pamilie HIgase, Lustsp. 2 Akte.
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 Einträge in das Handelsregiſter B: 
am 3. Mai 1923 bei der Firma: 
            Heſſen=
kauf Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: 
Nach dem Beſchluß der 
            Generalverſamm=
lung vom 14. März 1923 ſoll das 
            Grund=
kapital um bis zu 5000 000 Mark, jedoch 
mindeſtes um 3000000 Mark, erhöht 
werden; am 4. Mai 1923 die Firma: 
Schäwcco, Schokoladen= u. 
            Zucker=
warengroßhandlung, Geſellſchaft 
mit beſchränkter Haftung, Sitz 
Darmſtadt. Gegenſtand des 
            Unterneh=
mens: a) Vertrieb und Handel von 
Schokolade und Zuckerwaren und aller 
einſchlägigen Artikel, b) Errichtung und 
Echaltung von Verkaufsſtellen (
            Detail=
geſchäften), auch die Beteiligung an 
ſolchen und deren Finanzierung, c) 
            Be=
teiligung an Schokoladen= und 
            Zucker=
waren=Fabriken. Stammkapital: 500 000 
Mark. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 
28. März 1923 feſtgeftellt. 
            Geſchäfts=
führer: Jakob Wilhelm Schäfer, Händler, 
und Kaufmann Otto Welker, beide in 
Darmſtadt. Die Geſchäftsführer können 
die Geſellſchaft nur in Gemeinſchaft 
            ver=
treten. — Die Bekanntmachungen der 
Geſellſchaft erfolgen nur im Deutſchen 
Reichsanzeiger. 
(3798 
Darmſtadt, den 4. Mai 1923. 
Amtsgericht Darmſtadt I.
 Silberne 
Handtaſche 
mit Fächer verloren 
Abzugeben geg. gute 
Belohnung auf dem 
Fundbureau. (*13101
 Bekanntmachung. 
Gebe hiermit bekannt, daß Herr 
N 
N. 
Arcitekt J. H. inand 
aus meiner Firma ausgeſchieden iſt. 
Wagver Architelt R9 
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O.e. Bagler, drchkett 9. J. A. 
vorm. Wagner=Pinand Architekten, 
(13087 
Wilhelminenſtraße 35, I.
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Blutuntersuchg. Ohne Berufsstörung. Kein Ouecksilber. 
Aufkl. Brosch. Nr. 21 gegen Eins. von 1500 Mk. — 
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Spen.-Arut Dr. Hollaender G torlam 
Frankfurt a. M., Bethmannstr. 5G. 
2II—1-41.—7 Sonnt. 10—12
 Blumenthalſtraße 7. 
Bekanntmachung. 
Auf Grund des Geſetzes vom 27. März 1923 wurde die 
Stufeneinteilung bei unſerer Kaſſe mit Wirkung vom 30. April 
1923 ab wie folgt feſtgeſetzt: 
Stufe 1 Grundlohn 400 bis zu einem tägl. Verdienſt von 400 Mk.
 Anleihe der Sradt Darmſtadt. 
Zeichnungs=Einladung 
auf mündelſichere, zu 10%0 bis 182o verzinsliche Anleihe. 
April= und Oktober=Zinſen. 
Für die mit Genehmigung des Heſſiſchen Staates zur Ausgabe gelangende 
Anleihe gelten folgende Bedingungen: 
1. Zeichnungspreis: 100% unter Berechnung von 16 % Stückzinſen. 
            Schlußſchein=
ſtempel iſt vom 1. Erwerber nicht zu entrichten. 
2. Zinsſatz: 2%o unter dem Reichsbankdiskontſatz, mindeſtens 10%, höchſten 
18%= Maßgebend der jeweilige Diskontſatz am 1. März und 1. 
            Sep=
tember. Erſter Zinsſchein zu 16, Zinſen fällig am 1. Oktober 1923. 
3. Stückelung: 10000, 20000, 50 000 und 100000 Mk. 
4. Tilgung: Durch Rückkauf oder Verloſung ab 1. Oktober 1928 mit 3%0, zuzüglich 
erſparter Zinſen. Geſamtkündigung bis 1. Oktober 1928 ausgeſchloſſen 
Die Anleihe ſoll an der Frankfurter Börſe eingeführt werden. 
Für die Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten aus dieſer Anleihe haftet di 
Stadt Darmſtadt mit ihrem geſamten Vermögen. Sie beſitzt eigene Gas= und 
Waſſerwerke, wertvollen Grundbeſiß und großen Waldbeſtand. 
Ich lade hiermit zur Zeichnung ein, die in der Zeit vom 28. April bis 
20. Mai ds. Js. erfolgen kann, 
in Darmſtadt bei: Darmſtädter= und Nationalbank, K. a. A., Darmſtädter 
Volksbank e. G. m. b. H., Deutſche Bank: Filiale Darmſtadt, Deutſche 
Vereinsbank: Filiale Darmſtadt. Direktion der Diskontogeſellſchaft 
Filiale Darmſtadt, Heſſiſche Girozentrale, Heſſiſche Landes=Hypotheken. 
bank A.=G., Landesgenoſſenſchaftsbank e. G. m. b. H., Nauheim & Co. 
und Städtiſche 
            Sparkaſſe=
in Frankfurt a. M. bei: Deutſche Vereinsbank Frankfurt a. M., J. Dreyfus 
& Co., Frankſurter Bank, Lazard Speyer=Elliſſen. 
Früherer Schluß bleibt vorbehalten. 
(st3409 
Darmſtadt, im April 1923. 
Der Oberbürgermeiſter der Stadt Darmſtadt. 
Dr. Gläſſing.
 500 „ „ „ 
3 
750 „ „ „ „ 
 
1250 „ „ „ „ 
5 
2000 „ „ „ 
 
 
3000 „ „ 
v 
5000 „ „ 
„ 
7500 „ „ 
v 
9 
„ 10000 
von mehr als 10800 Mk. 
10 
Der Beitrag beträgt ab 30. April 1923
 „ 600 „ 
900 „ 
„ 1600 
„ 
„ 2400 
„ 3800 „ 
„ 6 000 „ 
9000 „ 
„ 10800 „ 
n 
8½%o des Grund=
 lohnes und iſt für jeden Kalenderrag zu zahlen. 
Der Tagesverdienſt wird ermittelt, wenn man den geſamten 
Wochen=, Monats= oder Jahresverdienſt — 
auch bei verkürzter 
Arbeitszeit — mit 7, 30 und 360 teilt. 
Um eine obiger Einteilung entſprechende Einreihung 
            vor=
nehmen zu können, werden die Arbeitgeber erſucht, innerhalb 
einer Woche die wöchentliche oder monatliche Arbeitsvergütung 
einſchließlich Teuerungszulagen, Tantiemen, Naturalbezügen uſw. 
aller bereits gemeldeten Perſonen der Kaſſe zur Kenntnis zu 
bringen. 
Erfolgt die Meldung nicht innerhalb obiger Friſt, ſo werden 
die Beſchäftigten der ſäumigen Arbeitgeber bis zur 
            ordnungs=
gemäßen Meldung von dem Vorſtand einer Stufe zugeteilt, wie 
die Verſicherten in anderen gleichartigen Betrieben. 
            Rückerſtat=
tung etwa hierdurch zuviel erhobener Beiträge findet laut 
            geſetz=
licher Vorſchrift nicht ſtatt. 
Es wird dringend gebeten, die Namen der Verſicherten 
            alpha=
betiſch zu ordnen und nur eine Seite des Papiers zu beſchreiben; 
auch bitten wir, ſtets den Vornamen und wo mehrere Verſicherte 
gleichen Namens vorhanden, auch das Geburtsdatum oder 
            wenig=
ſtens das Alter mitanzugeben. 
Sodann wird noch beſonders darauf hingewieſen, daß die 
Beiträge von 4 zu 4, bezw. 5 Wochen erhoben werden, daß aber 
dem Vorſtand, das geſetzliche Recht zuſteht, Abſchlagszahlungen 
zu erheben. 
Der Vorſtand der Kaſſe kann von Arbeitgebern, die mit der 
Zahlung der Beiträge länger als 1 Woche im Verzug ſind, einen 
Zuſchlag zu den Beiträgen erheben, der für jede Woche des 
            Ver=
zugs vom Beginn, der 2. Woche ab 10% vom Hundert des 
            Bei=
trags beträgt. 
Die ſeither übliche ſchriftliche Mahnung kommt mit Wirkung 
vom 30. April 1923 in Wegfall, an deren Stelle erfolgt eine 
öffentliche Mahnung im „Tagblatt‟, „Heſſiſche Landeszeitung 
(3796 
und „Volksfreund 
Darmſtadt, den 7. Mai 1923
 Der Vor 
Knobl