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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeskauftſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſlenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 125 
Montag, den T. Mai 1923 
186. Jahrgang
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rſw., erliſcht jede Verpflichtung auf Erfüllung der 
Zinzeigenaufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. 
Bei Konkurs oder gerichtlicher Beitreibuug fällt jeder 
Rabatt weg
 Vor einem Memeſputſch im 
Saargebiet?
Lauſanne.
 Lauſanne, 6. Mai. (Wolff.) Der heutige Tag, an 
            wel=
chem das Komitee keine Sitzungen abhielt, wurde von den 
            Dele=
gationsführern benutzt, um in Privatbeſprechungen eine Löſung 
für die in der geſtrigen Sitzung des politiſchen Komitees 
            aufge=
tauchten ernſten Schwierigkeiten, in der Frage der juriſiiſchen 
Kapitulationen zu finden. Das urſprünglich beabſichzigte 
Kollektiv=Demarché der Alliierten bei Ismat 
Paſcha erfolgte nicht; immerhin hinterließ der heutige Tag den 
Eindruck, daß die Alliierten und Delegierten nicht auf ihrer 
geſtrigen Formel über die Rechtsgarantien für die Alliierten in 
der Türkei beharren werden. Die Türken ſcheinen ebenfalls 
zu Konzeſſionen bereit, wollen aber, auf keinen Fall den 
Grundſatz der Alliierten einer aktiven Einmiſchung fremder 
            Rich=
ter in die türkiſche Gerichtsbarkeit zulaſſen. 
Heute abend verlautet, daß die türkiſche Regierung, 
um die franzöſiſchen Beſürchtungen zu entkräften, eine eingehende 
Unterſuchung über die militäriſche Situation an der 
            ſyri=
ſchen Grenze anſtellen würde. 
Paris, 6. Mai. (Wolff.) Nach einer Blättermeldung aus 
Konſtantinopel, haben die türkiſchen Behörden in der 
Bank von Athen in Konſtantinopel die Kaſſenſchränke und 
die Buchhaltung beſchlagnahmt. Nach Berichten aus 
Smyrna ſeien die türkiſchen Behörden auch in zwei 
            franzö=
ſiſche Bankinſtitute eingedrungen. Die Oberkommiſſare 
von Frankreich, England und Italien hätten hierüber verhandelt.
Vom Tage.
 Nach einer Mitteilung der Vofſiſchen Zeitung wird beabſichtigt, 
daß am Freitag im Reichstag bei der dritten Leſung des Kanzleretats 
der Reichskanzler zu der Antwort auf die deutſche Note Stellung 
nimmt. 
Die Reichsbank ſoll in den letzten Tagen bei Berlinern und 
            aus=
wBärtigen Bankhäuſern Aufklärung über deren Deviſengeſchäfte 
            wäh=
rend der Tage des unerwarteten Maztſturzes verlangt haben. 
Der ſeit 38 Tagen zu Paris in Unterſuchungshaft gehaltene 
            kom=
muiniſtiſche deutſche Abgeordnete Höllein hat in einem Briefe an den 
Unterſuchungsrichter erklärt, in den Hungerſtreik einzutreken. 
Am Samstag vormittag erſchienen im Düſſeldorfer Rathauſe, wie 
die Düſſeldorfer Nachrichten melden, franzöſiſche Beamte, um die der 
Stadt Düſſeldorf für verſchiedene Sabotageakte auferlegte. Geldbuße 
von 70 Millionen Mark zu requirieren. Die Bezahlung wurde von 
der Stadt derweigert. Darauf entnahmen die Franzoſen unter dem 
Proteſt der ſtädtiſchen Beamten aus dem Kaſſenſchrank der 
            Stadthaupt=
kaſſe das Gteld. 
Dublin. In den letten Tagen ſind zahlreiche Perfonen gefangen und 
verhaftet worden. Die Tätigkeit der Regierungstruppen geht unverändert 
weiter. Man ſchließt daraus, daß die Freiſtaatregierung von den 
Friedensbedingungen de Valeras keine Notiz zu nehmen beabſichtigt. 
Die vor einigen Tagen vom Mancheſter Guardian eröffnete 
            Samm=
lung zur Unterſtützung der öſterreichiſchen und deutſchen Studenten 
erreichte bereits die Summe von 368 Pfund Sterling; davon wurden 
100 Pfund von dem bekannten Philautropen Dr. R. E. Markel 
            ge=
ſtiftet, der während des ganzen Krieges in hervorragender Weiſe ſich 
der deutſchen Kriegsgefangenenfürſerge in England gewidmet hat und 
auch ſeit dem Kriege hochherzige Stiftungen in ſeiner Heimat 
            Würt=
temberg machte. 
Der St. Johnfluß (Neubraunſchweig) iſt über die Ufer getreten. 
Ein Teil der Stadt und zahlreiche Dörfer der Umgegend wurden 
            über=
ſchwemmt
Ablehnung der deutſchen Vorſchläge.
 Paris, 7. Mai. (Tel.) Die Havasagentur veröffentlicht den 
Tert der franzöſiſchen Antwort auf die deutſche Note, 
die geſtern abend 7 Uhr in der deutſchen Botſchaft überreicht 
wurde. Es heißt darin u. a.: 
Die beigiſche und die franzöſiſche Regierung kann eine große 
Anzahl der von der deutſchen Regierung gemachten Erklärungen 
nicht durchgehen laſſen, ohne ihnen zu widerſprechen. Einerſeits 
iſt es nicht richtig, irgendeine der von Frankreich und Belgien 
ergriffenen Maßnahmen als eine Verkennung des 
            Friedensver=
trages von Verſailles zu bezeichnen. Andererſeits ſtehen die 
heute von Deutſchland formulierten Vorſchläge in Widerſpruch 
ziit dieſem Vertrage. Die Angaben, welche die Rechtlichkeit des 
Ruhreinbruchs auf Grund des Vertrages von Verſailles und 
die Unrechtmäßigkeit der Franzoſen, dieſen Widerſtand, der 
            übri=
gens nicht paſſid, ſondern aktiv ſei, zu brechen, nachzuweiſen, 
ſind unhaltbar. Die belgiſche und franzöſiſche Regierung kann 
keine deutſchen Vorſchläge in Berückſichtigung ziehen, ſo lange 
dieſer Widerſtand fortgeſetzt wird. Die franzöſiſche 
und belgiſche Regierung müſſe hinzufügen, daß die jetzigen 
            Vor=
ſchläge Deutſchlands in vieler Hinſicht völlig ungnnehmbar ſind. 
Frankreich und Belgien hätten wiederholt erklärt, daß ſie die 
Herabſetzung ihrer eigenen Forderungen nicht annehmen 
            könn=
ten. Frankreich hat bis zum Augenblick 100 Milliarden Franken 
für das Konto Deutſchlands vorgeſchoſſen, Belgien 15 Milliarden 
belgiſche Franken. Außer den Penſionslaſten müßten ſie noch 
die Hälfte ihrer Schäden reparieren. Die Wirtſchaftsintereſſen 
der geſamten Welt, die Gerechtigkeit ſelbſt machten es 
            erforder=
lich, daß die geſchädigten Länder nicht mehr dazu verurteilt 
            wer=
den, ſich zu ruinieren und die Wiederaufrichtung Deutſchlands 
zu begünftigen. Sowohl Frankreich als auch Belgien würden 
die angegebenen Summen nicht geſtatten, ihre verwüſteten 
            Ge=
biete wieder aufzurichten. Während Deutſehland fortfahren 
würde, neue Fabriken, Hochöfen, Häuſergruppen, Wege und 
Eiſenbahnen zu bauen, können Frankreich und Belgien ihre 
            ver=
wüſteten Gebiete nicht aufrichten. Dieſe Ungerechtigkeit ſind 
Frankreich und Belgien entſchloſſen, nicht zu dulden. 
Das Angebot von 30 Milliarden würde nach der deutſchen 
Regierung ein Maximum bilden, und auch diefe Summe werde 
von Deutſchland ſwieder zur Diskuſſion geſtellt, bevor ſie 
            Wirk=
lichkeit geworden ſei. Tatſächli chhandelt es ſich in dem deutſchen 
Vorſchlag nur ſcheinbar um eine Summs von 30 Milliarden. 
Der tatſächliche Betrag rechne erſt vom 1. Juli 1927 und zwar 
für eine Summe von 20 Milliarden. Deutſchland verlange alſo 
ein vollkommenes Moratorium von 4½ Jahren. Die Summe 
von 20 Milliarden ſei übrigens beträchtlich herabzuſetzen, weil 
bis zum 1. Juli 1927 die Zinſen von dem Ertrag der Anleihe 
genommen werden müßten. Wenn man ein Diskont von 6 
            Pro=
zeut rechne, würde der augenblickliche Wert von 20 Milliarden 
alſo auf 15 820 000 000 herabſinken. Dieſe ungenauen Vorſchläge 
ſeien übrigens noch von Vorbehalten begleitet, die geſtatten 
            wür=
den, in einigen Monaten alles wieder in Frage zu ſteilen. Die 
deuiſche Regierung garantiere nicht einmal, daß ſie 20 Milliarden 
oder die geringe Summe, die ſich in Wirklichkeit ergibt, 
            tatfäch=
lich an den genannten Daten bezahlen würde. Noch weniger 
Garantie biete ſie für die beiden Ergänzungsbeträge von je fünf 
Milliarden Mark. Derartige Unſicherheiten macen jede 
ernſte Schützung des Wertes des Angebotes 
            un=
möglich. Ueberdies hätten die franzöſiſche und helgiſche 
            Re=
gierung auf der Pariſer Konferenz im gegenſeitigen Einver=
 nehmen jeden Gedanken auszuſchalten, daß etwa die 
            Repara=
tionskommifſion ihrer Kompetenz entgleite und durch 
            internatio=
nale Kommiſſionen, internationale Ausſchüſſe von 
            Geſchäfts=
leuten, Schiedsgerichten erſetzt würde. Im Vertrage von 
            Ver=
ſailles hat Deutſchland ſich feierlich verpflichtet, die 
            Reparations=
kommiſſion als Richter über den teilweiſen Erlaß der Schulden 
und den Aufſchub von Zahlungen anzuerkennen. Frankreich und 
Belgien könnten ſich nicht bereit erklären, die durch den Vertrag 
von Verſailles ihnen gegebenen Garantien freizugeben. Was 
die Sicherheit für die Barleiſtungen und Sachlieferungen 
            an=
lange, ſo beſchränkt ſich die deutſche Regierung darauf, die 
            un=
beſtimmteſten und unklarſten Ideen zu äußern. Obwohl die 
alliierten Regierungen Deutſchland manchmal zu den 
            aufrich=
tigen Bemühungen anzuhalten verſucht hatten, ſeine 
            Verpflich=
tungen zu erfüllen, ſehen ſie auch heute noch nicht, in welcher 
Weiſe ſie ihr Werk zu ſtabiliſieren haben werden, oder welche 
geſetzgeberiſchen Maßnahmen die deutſche Regierung ergreifen 
werde, noch auch welche Einnahmequellen ſie zur Garantierung 
der verſchiedenen Anleiheabſchnitte zu derwenden gedenke. 
Genau ſo unbeſtimmt und genau ſo illuſoriſch ſei die 
            An=
gabe der deutſchen Regierung über die Sicherheitsgarantien, die 
ſie erklärt, Frankreich zu geben bereit ſei. Daß Deutſchland 
von Belgien mit keinem Worte ſpreche, ſcheine zum 
            allermin=
deſten meikwürdig. Die belgiſche und franzöſiſche Regierung ſind 
durchaus für eine Schlichtung der Reparationsfragen im 
            fried=
lichen Ve=fahren. Die Hauptbeſtimmung, die der Verſailler 
            Ver=
trag enthalte, gebe Frankreich und Belgien Rechte, von denen 
ſie nicht abgehen können. Es iſt Belgien und Frankreich nicht 
möglich, ſich mit den neuen deutſchen Vorſchlägen zu begnügen. 
Die franzöſiſche und belgiſche Regierung haben beſchloſſen, die 
nenbeſetten Gebiete nur nach Maßgabe und im 
Verhältnis der deutſchen Zahlungen zu 
            rän=
ien. Sie werden von dieſem Beſchluß nicht abgehen. Sie 
            könn=
ten im übrigen nicht die Bemerkung unterlaſſen, daß die 
            deut=
ſche Note don Anfang bis Ende nur der kaum verhehlte 
            Aus=
druck einer Auflehnung gegen den Verſailler Vertrag ſei. 
            Un=
mittelbar nachdem die Botſchafterkonferenz noch einmal 
            feſtge=
ſtellt habe, daß Deutſchland ſeine Verpflichtungen nicht erfüllt 
hat, ſollten Frankreich und Belgien auf die friedlichen 
            Sank=
tionen verzichten, die zu ergreifen Deutſchland ſie gezwungen 
habe? Deutſchland ſoll von den Aufgaben befreit werden, unter 
denen es nach ſeinen Erklärungen zuſammenbricht und die es für 
unproduktiv erklärt. Die Reparationskommiſſion ſoll desavouiert 
werden und aufgehoben oder bis zur Ohnmacht eingeſchränkt 
werden. Deutſchland ſoll befreit werden von dem, was es die 
politiſchen und wirtſchaftlichen Feſſeln des Vertrages nennt. 
Die Alliierten müßten Deutſchland ſofort das Recht der 
            Meiſt=
begünſtigung einräumen, das ihm geſtatten würde, von den 
Ruinen, die es in Belgien und Fraukreich gehäuft habe, Nutzen 
zu ziehen, ſich die induſtrielle Ueberlegenheit über die Länder 
zut ſichern, die es verwüſtet habe. Belgien und Frankreich ſollten 
die Pfeiler ſein, an denen ſich Deutſchland wieder aufrichten 
kaun und ſollten ihre Pfänder aus der Hand geben. Sie ſollten 
den Gewalttätigkeiten der deutſchen Regierungsbeamten 
            ausge=
ſetzt bleiben, und als Gegenleiſtung für dieſe Opfer würde 
ihrien noch einmal ein paar auf Papier geſchriebene Worte 
            ge=
boten we den. Die deutſche Regierung werde, wenn ſie über 
dieſe Ding einmal nachdenken wollte, ſich nicht wundern, wenn 
ung ablehmen 
Stankreich und Belgien eine derartig
 Von 
Werner Pardolt. 
Aus dem Saargebiet kommen beunruhigende Nachrichten: 
Dort bereiten ſich Dinge vor, die mit der franzöſiſchen Parole 
„Schärfſter Druck gegen Deutſchland” in engſtem Zuſammenhang 
ſtehen. In der vergangenen Woche beſchäftigte ſich der 
            Völker=
bundsrat mit verſchiedenen Saarfragen, in erſter Linie mit der 
mehrfach erwähnten Notverordnung der 
            Saarregierungskom=
miſſion, die erlaſſen wurde, um den franzöſiſchen 
            Annexions=
beſtrebungen im Saargebiet Vorſchub zu leiſten. Dieſe 
            ſoge=
nannte Notverordnung hat im Völkerbundsrat ſcharfe Kritik 
            er=
fahren, doch konnte ſich der unter dem noch immer übermächtigen 
Eindruck Frankreichs ſiehende Völkerbund nicht dazu vexſtehen, 
die logiſchen Konſequenzen zu ziehen und bie Aufhebung 
            die=
ſer „Notverordnung” durchzuſetzen. Die Haltung des 
            Völker=
bundsrats in dieſer Frage veranlaßte das liberale britiſche 
            Par=
lamentsmitglied Sir John Simon, im Unterhaus die 
            Regie=
rung zu fragen, ob es Tatſache ſei, daß dem Völkerbundsrat in 
Genf ein Vorſchlag der Saarregierungskommiſſion unterbreitet 
tporden ſei, eine Verordnung zu erlaſſen, die im Saargebiet eine 
öffentlich: Kritik am Verfailler Vertrag oder an der Aktion des 
Völkerbundes als ein Vergehen bezeichnet, das durch Geld= oder 
Gefängnisſtrafen zu ahnden ſei. Von der engliſchen Regierung 
wurde erklärt, daß die Frage im weſentlichen bejaht werden 
könne. 
In Deutſchland hat man dieſe Vorgänge kaum beachtet, 
kaum, daß die führende deutſche Preſſe knappe Notiz von der 
über die Genfer Verhandlungen verbreiteten Meldungen 
            genon=
men hat. Man hat das Saargebiet, das in ſchwerſter Gefahr 
ſteht, ſich ſeinem Schickſal ſelbſt überlaſſen. Der franzöſiſche Vor 
ſitzende der vom Völkerbund eingeſetzten 
            Saarregierungskom=
miſſion, Rault, begab ſich von Genf direkt nach Paris, um den 
franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Bericht über die 
            Verhandlun=
gen zu erſtatten und ſich neue Inſtruktionen für ſeine Tätigkeit 
zur ſchnelſten Durchführung der franzöſiſchen Annexionspolitik 
im Saargebiet zu holen. Schon auf der Reiſe nach Paris 
            er=
klärte Herr Rault dem Straßburger Vertreter des Echo de 
Paris, er denke gar nicht daran, die „Notverordnung” 
            zurückzu=
ziehen, vielmehr werde er mit noch ſchärferen Maßnahmen im 
Saargebiet vorgehen, um den deutſchen Widerſtand zu brechen. 
Und dieſer Ankündigung iſt umgehend die Tat gefolgt. Nach 
ſeiner Rückkehr aus Paris erließ die Regierungskommiſſion des 
Saargebieis mit ſofortiger Wirkung ohne Befragen der 
            Volks=
veriretung eine Verordnung, die das Streitpoſtenftehen in 
            jeg=
licher Forni unterſagt und Zuwiderhandlungen mit Gefängnis= 
und Geldſtraſen bedroht. Bekanntlich ſtehen die 
            Saarbergarbei=
ter wegen wirtſchaftlicher Forderungen ſeit etwa 14 Wochen im 
Streik. Den franzöſiſchen Provozierungen und der 
            auffreizen=
den Untätigkeit der Saarregierungskommiſſion in dieſem 
            Wirt=
ſchaftskampf iſt es nicht gelungen, die ſtreikenden Bergarbeiter 
zu Ausſchreitungen irgendwelcher Art hinzureißen. Sie 
            be=
wahren beſpundernswerte Ruhe und Ordnung, ſo daß ſich das 
franzöſiſche Militär, das die Regierungskommiſſion ſofort 
            ver=
tragswidrig zu Polizeidienſten heranzog, keinerlei Anlaß fand, 
den Ausnahmezuſtand mit allen ſeinen bekannten Ausweiſungs= 
und Terrormethoden zu verhängen. 
Da ſoll jetzt die neue Verordnung der 
            Saarregierungskom=
miſſion Wandel ſchaffen. Mit der Beſeitigung der Streikpoſten 
hofft man die ſtreikenden Bergarbeiter derart zu reizen, daß 
es unbedingt zu Demonſtrationen und Ausſchreitungen kommen 
muß. Die von den franzöſiſchen Drahtziehern unter den 
            Strei=
kenden verreilien bezahlten Prowokateure, wie Kollmannsperger, 
Becker, Krämer u. a., werden ein Uebriges tun, um der 
            frau=
zöſiſchen Terrorpolitik in die Hände zu arbeiten. 
Vergleicht man dieſe Vorgänge an der Saar mit der 
            Ent=
wickelung der Dinge an Ruhr und Rhein, ſo erkennt man 
            un=
ſchwer dieſelbe Methode, dasſelbe Ziel: durch Provozierung der 
Bevölkerung und Schaffung eines Scheinrechts zur Anwendung 
rücktſichslofeſter brutaler Geſpalt mit nachfolgender 
            Beſitzergrei=
fung Leutſcher Gebiete als „Sanktionen”. Wie hieß es doch noch 
vor kurzen in der franzöſiſchen Preſſe? „Die Saarfrage darf 
nicht durch die vorgeſehene Abſtimmung, ſondern durch 
            ſchleu=
nigſt: Schaffung vollendeter Tatſachen gelöſt werden.? Und zur 
franzöſiſchen Ruhrpolitik ſagte in dieſen Tagen der Temps: 
„Wir ſino an der Ruhr, und wir bleiben an der Ruhr!“ 
Das deutſche Volk und die deutſche Preſſe begehen ein 
ſchweres Unrecht, daß ſie bei der Erörterung der aktuellen 
            Tages=
fragen faſt regelmäßig die Fragen vergeſſen, die ſchon ſeit 
            Jah=
ren im Vordergrund der öffentlichen Beſprechung ſtehen ſollten, 
Das ſind die Fragen der altbeſetzten Gebiete, und vor allem die 
Frage des Saargebiets. Der Kampf, den die Bevölkerung an 
der Saar nunmehr ſeit 4 Jahren ohne Unterbrechung für das 
deutſche Volk, für die deutſche Zukunft führt, iſt mindeſtens 
gleichzuſtellen dem zähen und ſchweren Kampf des Volkes an 
der Nuhr. Wenn es heute die Saarregierungskommiſſion ſchon 
wagen darf, jegliche Kritik an den Beſtimmungen des Verſailler 
Vertrages, an den Entſchlüſſen des Völkerbundes, jede 
            Verbrei=
tung tatſächlicher Nachrichten über Vorgänge an Ruhr und 
Rhein zu verbieten, wenn ſie die Streikpoſten der um ihre 
            Wirt=
ſchaftsinrereſſen kämpfenden Bergarbeiter mit ſchwerſter Straſe 
bedroht, dann ſollte man im deutſchen Volke erkennen, daß der 
Kampf an der Saar ſich der Entſcheidung nähert, daß die 
            Oe=
fahr für das Saargebiet den Höhepunkt erreicht hät. 
Wird ſich darüber das deutſche Volk nicht in kürzeſter Zeit 
klar und rafft es ſich nicht zur Unterſtüung des deutſchen 
            Sdar=
gebiets in einheitlicher Ge= und Entſchloſſenheit auf, dann werden 
wir eines Tages einen zweiten Memelputſch und zwar an der 
Saar erleben, wir werden vor der vollendeten Tatſache ſtehen, 
daß Frankreich trotz Völkerbund und Saarſtatut das Sgargebiet 
anuektiert hat.
Seite 2.
Rummer 125.
 Die franzöſiſche Preſſe zur Rede Curzons. 
Paris, 6. Mai. (Wolff.) Die Betrachtungen über die 
            Stel=
lungnahme der engliſchen Regierung zu den deutſchen 
            Repara=
tionsvorſchlägen haben angeſichts der Aeußerungen Lord 
            Cur=
zons und gewiſſer halbamlticher Erklärungen der 
            Reuteragen=
tur einen neuen Antrieb in der franzöſiſchen Preſſe gefunden. 
Auch die Havasagentur veröffentlicht eine halbamtliche Notiz, 
in der es heißt: 
Die Frage ſei in gewiſſen engliſchen Kreiſen aufgeworfen 
worden, welches Verfahren man befolgen müſſe, um auf 
die Mitteilung des Reichskanzlers zu antworten. Lord Curzon 
habe geſagt, nur eine gemeinſame Aktion könne die 
Allierten aus den augenblicklichen Schwierigkeiten 
            herausbrin=
gen, und die Ausſichten auf eine Regelung würden geſteigert, 
wenn die deutſchen Ratſchläge oder Aufforderungen von allen 
am Reparationsproblem intereſſierten Mächten beraten würden. 
Nach Anſicht der franzöſiſchen öffentlichen Meinung könne unter 
den augenblicklichen Umſtänden die Frage eines gemeinſamen 
Vorgeheus der Allierten nicht geſtellt werden. Es handle ſich 
heute nicht darum, Deutſchland Natſchläge zu erteilen oder ihm 
Befehle zu diktieren. Die franzöſiſche Antwort könne die 
            Argu=
mente des deutſchen Reichskanzlers, die er der franzöſiſch=
            bel=
giſchen Aktion im Nuhrgebiet entgegenſtelle, nicht ignorieren. 
Da aber die Regierungen von Paris und Brüſſel die einzigen 
ſeien, die an der Ruhrbeſetzung teilnehmen, ſeien ſie nach ihrer 
Anſicht auch allein berechtigt, die Gründe vorzubringen, die ihre 
Zwangspolitik rechtfertigen. Man müſſe ferner bedenken, daß 
die Angebote des Deutſchen Reiches und die Bedingungen, von 
ruhrs gegen den Friedensvertrag von 
            Vir=
ailles bekunden. Jede der Signatarmächte habe alſo das 
Recht, dieſe beabſichtigte offenbare Verletzung Deutſchlands 
            ſei=
nen feierlichſten Verpflichtungen gegenüber als Herausfor= müßten erkennen, daß ohne die Hilfe des engliſchen Kredits kein 
derung aufzunehmen. An dem Tage, an dem Deutſchland 
            po=
ſitive Vorſchläge zur Regelung der Reparationsfrage mache 
die jetzigen Angebote ſeien nach allgemeiner Anſicht noch weit 
davon entfernt, dieſen Charakter zu tragen —, müßten die 
            Alli=
ierten natürlich alle gemeinſam darüber beraten, welche Folge 
man dieſen Vorſchlägen geben müſſe. Poinearé habe 
            tat=
ten Mächte, ſelbſt wenn einige ſich enthielten, an der Ruhraktion 
abſolut kategoriſchen Erklärung dürfe man nicht zweifeln. 
ſtellten Grundſätzen zuzuſtimmen: keine Näumung des politik kräftig unterſtützten. 
Ruhrgebiets vor vollkommener Bezahlung der 
            deut=
ſchen Schulden und Einſtellung des deutſchen 
            Wi=
derſtandes vor der Einleitung von Verhandlungen. 
In ſeiner letzten Rede habe Curzon nicht einmal direkt und offen 
geben, die er privatim habe. Wie hätte man franzöſiſcherſeits 
ſich nicht bei ſeiner Rede im Oberhaus des Gedankens erinnern Landwirtſchaft, für ihre bisher zur Stärkung des Abwehrkampfes 
müſſen, daß er einen Schiedsrichter ſpielen wolle. Selbſt wenn 
es im Augenblick nützlich, ſich in Verhandlungen von mehreren 
Tagen einzulaſſen?: Die Entente cordiale bleibe die Grundlage 
der franzöſiſchen Politik. Die Intervention Lord Curzons ſei 
zu früh erfolgt, oder ſie komme zu ſpät. 
Lord Curzon ſich zu einer Antwort hätte entſchließen können, 
deren hauptſächlichſter Zweck der ſei, die deutſche Forderung 
hinſichtlich der Räumung des Ruhrgebietes zurückzuweiſen. Die 
ſeien allein berechtigt, Deutſchland zu erklären, ſeine 
            unge=
nügenden und ohne Ggrantien gemachten Angebote zwängen 
die Okkupanten des Ruhrgebietes, dort zu bleiben. Die 
            belgiſch=
frauzöſiſche Antwort ſei kein Reparationsplan, ſondern die 
Ablehnung der beſtimmten Forderung. An dem 
Tage, au dem Curzon die Frage des Reparationsproblems auf= mit ſie nicht erlahmen und der Damm nicht breche. Durch unſer 
nehme, ſei er ſicher ſehr willkommen. 
Quotidien, nehmen einen anderen Standpunkt ein. In dieſem 
Blatt ſchreibt der Abg. Henneſſy, wenn Frankreich allein 
der Gefahr aus, ſein Ziel nicht zu erreichen und ſeine 
            Auslands=
politik dadurch zu komplizieren, daß es in immer ſchwieriger 
werdenden Lage iſoliert bleibe. 
kommende Woche bringen? Man kündigt eine neue 
            Konfe=
renz zwiſchen Poincaré und Theunis an, um endlich, einen 
franzöfiſch=belgiſchen Reparationsplan, 
            feſtzu=
legen. Man muß hoffen, daß auf dieſem Gebiete die 
            Verhand=
lung mit allen Allierten wieder aufgenommen wird, damit dieſe 
ewigen Herausforderungen zwiſchen Paris und Berlin ein Ende 
finden und damit alle Gläubiger des Deutſchen Reiches ein für 
allemal ihrem Schuldner ihre Minimalforderung zur Kenntnis 
bringen.
 Heſſiſches Landestheater. 
Großes Haus. — Sonntag, den 6. Maj. 
Die Fledermaus. 
Operette von Johann Strauß. 
Man hat ſich gewöhnt, dieſe Operette, ebenſo wie einzelne 
Werke gleicher Kunſtform von Offenbach, als klaſſiſch, zu 
            be=
zeichnen. Nicht alle Forderungen hierzu ſcheinen erfüllt, aber 
dennoch genug, um bei dem offenbaren Mangel an guten 
            deut=
ſchen Operetten dieſe Einſchätzung der „Fledermaus” billigen zu 
können. Ein glücklicher Stoff, reich an luſtigen Begebenheiten 
und komiſchen Geſtalten, leicht, ohne ſeicht zu ſein, iſt mit Laune, 
keck, ohne lüſtern zu werden, in wirkſame Szenen geſetzt. Dieſes, 
nicht lediglich von Situationskomik lebende, vielmehr ſpannend 
aufgebaute kleine Luſtſpiel findet völlige Verſchmelzung mit einer 
Muſik, die voll iſt von Uebermut, Schmeichelei und Schalkheit. 
Ihre Rhythmik iſt ſtraff, die Melodik prickelnd ohne jede 
            Kün=
ſtelei, die Harmonik fein und eigenartig, thematiſch iſt ſie 
            viel=
geſtaltig, hat flott und gut gearbeitete Enſembles und Chöre. 
Ueberall zeigt ſich Urſprüngliches, Perſönliches in dieſer 
            Parti=
tur, die mit den beſcheidenſten Mitteln, die köſtlichſten Witze 
macht, ohne je den regelrechten Satz zu verletzen. Der Tanz in 
jeder natürlichen Form iſt ihr Element. Weder die gepfeffertſten 
Schlager moderner ſogenannter Operetten, noch andere 
            zucker=
ſüße Tanzmeladien haben dieſe einfachen Weiſen der „
            Fleder=
maus” aus dem Felde ſchlagen können. Strauß iſt mit ihnen 
unſterblich geworden. Aber auch das ganze Stück atmet, im 
Gegenſatz zum Aeußerlichen, Grobſinnlichen heutiger Operetten, 
jenen friſchen, kräftigen Hauch natürlicher Lebensfreude, an dem 
man ſich geſund baden nöchte und der kritiklos genießen läßt. 
Die heutige Aufführung hat dieſe Stimmung in hohem 
Maße gebracht und konnte mit Ehren beſtehen. 
Bei einer Inſzenierung der „Fledermaus” kann man zwei 
Wege gehen. Entweder man verlegt dieſes Stück der 50er Jahre 
in Stil und Koſtümen in dieſe jetzt ſchon hiſtoriſch wirkende Zeit. 
Man kann ſich denken, daß dies gewiß von großem Reiz wäre 
und den alten Tanzformen der Partitur auch am beſten 
            ent=
ſpräche. Oder man legt den heutigen Tag zugrunde, um dem 
Werk eine moderne Prägung zu geben, worein aber die alten 
Walzer, Polkas, Quadrillen nicht recht paſſen wollen. Hier wurde 
ein Mittelweg gewählt, der zwieſpältig wirkte und mich nicht 
befriedigt hat. 
Die Vorſtellung an ſich, unter Roſenſtocks anfeuernder 
Führung, war ausgezeichnet. Die Hauptrollen waren in Händen,
 Darmſtädter Dagblatt, Montag, den 2. Mai 1923. 
Nach dem Journal iſt es das belgiſche Miniſterium 
geweſen, das geſtern die Verſchiebung der Uebermittlung 
der Antwort an die deutſche Regierung um 24 Stunden 
            ver=
gnlaßte. 
Die Haltung Jtaliens. 
Nom, 5. Mai. Die Epoca meint, Frankreich wolle 
            offen=
bar die deutſche Schuld abſurd hoch bemeſſen, um an der Ruhr 
bleiben zu können, und rechtfertige dadurch ſowohl den deutſchen 
Widerſtand wie das Mißtrauen der übrigen Verbündeten. 
Der Popolo, das Organ Don Sturzos, fordert England 
auf, die Initiative zu einer gemeinſamen Löſung zu 
            ergrei=
fen, der ſich Italien anſchließen müßte. Wenn die franzöſiſche 
Politik den Verfall Deutſchlands verfolge, ſo müßten die übrigen 
Verbündeten die deutſche Zahlungskraft zu erhalten ſuchen und 
dürften keinesfalls dulden, daß Frankreich die deutſchen 
            Vor=
ſchläge einfach ablehne und die Ruhraktion fortſetze. Der 
Artikel des Popolo iſt angeſichts des bevorſtehenden Beſuchs des das Landesamt für das Bildungsweſen hatten Strafantrag geſtellt, 
engliſchen Königs bedeutungsvoll. 
England. 
London, 5. Mai. (Wolff.) Der diplomatiſche Mitarbeiter 
der Pall Mall Gazette ſagt, der heutige Tag werde wohl 
der Entente untereinander als auch mit Deutſchland erwei= Verhandlung fand vor der erſten Strafkammer des hieſigen 
            Land=
ſen. Er betont, daß die Bedingungen der Antwort Frankreichs 
nach London nur als Höflichkeit mitgeteilt worden ſeien und keine 
Abſicht zu beſtehen ſcheine, in eine Erörterung mit England 
            da=
denen ſie begleitet werden, eine Politik desoffenen Auf= rüber einzutreten. Angeſichts dieſer Tatſache werde die engliſche 
Negierung zuerwägen haben, wie ſie die engliſchen 
Intereſſen wahren könne. England ſei nicht ohne 
Mittel zur Verteidigung dieſer Intereſſen, denn die Allierten 
Wiederaufbaus von den anderen Allierten flüſſig gemacht 
            wer=
den könne. 
Amerika. 
ſächlich wiederholt erklärt, daß er die Rechte der anderen alliier= aus Waſhington: Während das Staatsdepartement ankündigt, gabe. Der Konflikt bzw. Gegenſatz führte zum Einſchreiten ſeitens 
daß es das deutſche Reparationsangebot nicht beantworten 
teilzunehmen, zu reſpektieren gedenke. An dieſer offiziellen, werde, erklärte Senator Borah, die Regierung, ſolle bei rat Dr. Henrich vernahm die Beteiligten nebſt anderen zu Protokoll, 
Frankreich wegen ſeiner kompromißfeindlichen Haltung 
Das Echo de Paris ſtellt an Lord Curzon die Frage, ob er Einſpruch erheben. Borah ſagte weiter, er wünſche, daß die 
bereit ſei, den zwei in der franzöſiſch=belgiſchen Antwort aufge= Vereinigten Staaten die Allierten gegen die franzöſiſche Ruhr= Die rückblickende Betrachtung mag Verſchiedenes in ſolcher Auswirkung 
Deutſchland und das Ruhrgebiet. 
und Landwirtſchaft, Dr. Luther, ſprach geſtern abend vor 
erklärt, ob er den deutſchen Vorſchlag als unannehmbar betrachte: Vertretern aller wirtſchaftlichen Kreiſe über das Thema „Deutſch= fälligkeiten und anderes mehr zum Verlauf der leidigen Angelegenheit 
er habe nicht einmal öffentlich von der Meinung Kenntnis ge= land und das Ruhrgebiet‟. Der Miniſter dankte zunächſt der beigetragen haben. Bis zum Abend war die Beweisaufnahme noch 
ſchleswig=holſteiniſchen Bevölkerung, insbeſondere auch der nicht völlig beendet, doch lag wohl das Hauptreſultat vor. Auf 
            An=
geleiſtete reiche Hilfe und entwarf alsdann ein anſchauliches Bild weſen einigte man ſich in vorgerückter Stunde zum Vergleich. Der 
ein frauzöſiſch=engliſch=belgiſches Abkommen zuſtande komme, ſei von den Wirtſchafts= und Lebensbedingungen der ſich durch und Angeklagte erklärte unter Uebernahme der erwachſenen Koſten, er habe 
durch deutſch fühlenden Bewohner an der Ruhr. In dieſem Teil 
einzigen kunſtvollen Organismus, den man ſich in 
der Hand gewalttätiger Machthaber eines fremdſprachigen Volkes daraufhin zurückgezogen werden. 
Der Matin findet es verletzend, daß engliſcherſeits erklärt, gar nicht vorſtellen könne. Der Redner zog Vergleiche zwiſchen 
werde, daß England und Italien ihrerſeits ihre Intereſſen zu der Mäßigung deutſcher Staatsmänner in früheren für uns mögen die Althändlerin Fran Toni Karbowitſch wohl beeinflußt 
verteidigen wünſchten. Man ſehe übrigens nicht gut ein, wie glücklichen Kriegen und den franzöſiſchen Siegern von heute, die, Kriminalwachtmeiſter Jans war zu einer Nebiſion des Trödlerbetriebs 
wenn ſie wirklich ihre letzten Ziele erreichen ſollten, doch nur die erſchienen, traf den ſpäter wegen Hehlerei zu 3 Monaten Gefängnis 
Herrſchaft über Trümmern aufrichten könnten. An verurteilten Ehemann Karbowitſch nicht an, und beſtand deshalb bis 
Rhein und Ruhr ſei durch den paſſiven Widerſtand ein zur RNückehr jenes auf ihrem Verweilen. Der K. war das amtliche 
an der Nuhrbeſetzung teilnehmenden Mächte Damm errichtet, damit die franzöſiſche Sturmflut nicht das Intereſſe für den Geſchäftsverkehr peinlich, und ſie bot dem J. eine 
gehörigkeit umſchließe die Unternehmer und Arbeiter, den Beſtechungsverſuch mit 6 Monaten Gefängnis büßen. — 
            Gemein=
ziehung. Und nun gelte es für das ganze deutſche Volk, dieſen 
Kämpfern im Weſten ausreichende Hilfe zu bringen, da= 
Ringen wollen und müſſen wir ſchließlich zu dem Ziel gelangen, auf kriminellem Gebiet, ſowie einem weiteren, inzwiſchen ins beſetzte 
Ju ähnlicher Weiſe drückt ſich die Mehrheit der Morgen= eine Lebensmöglichkeit für das deutſche Volk, das ſich gerecht= Gebiet verſchwundenen Genoſſen hatte er erſt auswärts gewirkt. Dann 
blätter aus. Nur einige radikale Blätter, wie beiſpielsweiſe fertigten Verpflichtungen nicht entziehen wolle, zu ſchaffen. 
Der Vortrag, dem auch Vertreter der Behörden, der Stadt 
Kiel und der Provinz beiwohnten, erntete ſtürmiſchen 
            Bei=
die Löſung des ungeheuren Problems wolle, dann ſetze es ſich fall. Der Vorſitzende der außerordentlich zahlreich beſuchten Ver= ſehen und nahm, als ſich dieſes Ziel unerreichbar erwies, mit größeren 
ſammlung, Graf Rantzau zu Breitenburg, verſicherte hierauf, daß Megen Lebensmitteln uſw. vorlieb. Binnen kurzer Zeit wurde hier 
Regierung und den Kämpfern an Rhein und, dern uſp.) verübt und jeweils die Beute in Frankfurt a. M. abge= 
Der ſozialdemokratiſche Populaire fragt: Was wird uns die Ruhr ſtehe und es an weiterer tatkräftiger Unterſtützung nicht, dagegen wurden dem K. mildernde Umſtände verſagt und insgeſamt 
fehlen laſſen werde. 
des Handels, der Induſtrie und der Landwirtſchaft unter be= bei der Schlußrechnung 150 000 Mark nicht abliefern. Er hat zwar 
ſonderer Berückſichtigung der Nordmark über deutſche 
            Kul=
turfragen ſprach und dabei in eindringlicher Weiſe für alle Geſchichte auf, es ſei ihm jener Fehlbetrag durch eine geheimnisvolle Er= 
Beſtrebungen eintrat, die beſtimmt ind, dem gkademiſchen 
            Nach=
wuchs helfend zur Seite zu ſtehen. Die Veranſtaltung brachte als halten kam ſtraferſchärfend in Betracht und H. wurde zu 4 Monaten 
Ergebnis eine reiche Unterſtützung der Studentenhilfe.
 die Geſang und Spiel mit gleicher Vollkommenheit beherrſchten: 
Herr Peterſen als ein flotter Eiſenſtein, Herr Siegfried 
als ſangesfreudiger Alfred, Herr Hölzlin als eleganter, 
            leicht=
lebiger Gefängnisdirektor, Herr Kuhn als ſtotternder Blind, 
Herr Nürnberger als gewandter Falke und Herr Fürgas 
als unbeſchreiblich komiſcher Froſch. Eine allerliebſte kokette Adele 
war Hertha Greef, und Fanny Cleve gab die ihr doch 
            fern=
liegende Rolle der Roſalinde mit glücklichem Gelingen. Den 
kleineren Rollen ſei ein Geſamtlob geſpendet. Was mir die 
Hauptſache ſcheint: alle Perſonen des Stückes lebten heute in 
ihren Nollen mit ſichtlicher Freude: ſo ſprang denn auch der 
Funke zündend ins Publikum, das mit Beifall und Blumen 
nicht kargte. 
In der Konzerteinlage glänzte Fritzi Jokl mit herrlichen 
Gaben ihres feingeſchliffenen warmen Kunſtgeſangs. Jn den 
Tanzeinlagen zeigten ſich die Damen Willenz; Osborn 
und Donglies von zwei ſehr verſchiedenen, kennzeichnenden 
Seiten in ihrer vollendeten feinen Kunſt. 
v. HI.
 Kleines Haus. — Sonntag, den 6. 
Vergnügliche Matinee Hans Reißz:. 
Wenn Herr Reimann bei ſeinem Vortrag erklärte, eine 
ſchlechte Zeitungskritik ſei ihm durchaus piepe, ſo iſt zu einer 
ſolchen auch durchaus keine Gelegenheit. Im Gegenteil, was er 
brachte und wie er es brachte, verdient alles Lob und volle 
            An=
erkennung. Beſonders wohltuend gemütlich machte dieſe 
            Stun=
den die direkte Fühlung, die er mit dem Publikum ſuchte: ſie 
erreichte, daß jeder einzelne ſich angeredet fühlte. — Im 
            Vor=
trage ein Meiſter, brachte er hauptſächlich Stücke in ſächſiſcher, 
Mundart, und darin hatte er am meiſten Erfolg mit den 
            Anek=
doten Friedrich Auguſts aus ſeinem Büchlein „Der Geenig”. 
Geſunder, froher Humor in all ſeinen Vorträgen, ob es nun 
Kindergeſchichtchen waren oder eine indigniſche Karl=Mayriade 
oder ein Liebesbrief. Jede Nummer ſchien die vorige zu 
            über=
bieten, und als Hörer hatte man Mühe, durch gewecktes lautes 
Lachen nicht den Vortrag zu hören. 
Ab und zu ſolche Veranſtaltungen als Leckerbiſſen in dieſer 
Zeit würde Anerkennung finden in allen Kreiſen. Das erkannte 
man ſchon aus dem trotz des herrlichen Frühlingstages faſt 
            voll=
beſetzten Hauſe und dem ſtarken Beifall der dankbaren 
            Zuhörer=
ſchaft. Selbſtſchaffende Humoriſten von dieſer Künſtlerſchaft, wie 
wir ſie heute bei Reimann erlebten, haben wir wvenig, um ſo 
intenſiver wird es genoſſen und um ſo nachhaltender iſt die 
Wirkung, — aber auch um ſo ſtärker der Wunſch nach mehr oder 
nach Wiederholung.
Kt
 Darmſtadt, 7. Mai. 
— Johannesgemeinde. Das Kirchenkonzert, das heute abend 8 Uhr 
in der Johanneskirche ſtattfindet, begegnet lebhaftem Intereſſe. Neben 
zwei kleinen Kantaten aus dem 17. Jahrhundert, von denen namentlich 
„Das Spiel vom reichen Mann und armen Lazarus” intereſſieren dürſte. 
kommen einige junge Soliſten zu Gehör, von denen Großes erwartet 
werden kann. Karten bei Lina Paul. 
— Orpheum. Heute Montag, 7. Mai, Neuaufführung: „Der 
keuſche Guſtav”, muſikaliſcher Schwank in drei Akten. Dieſes heitete 
Stick wird nur fünfmal, und zwau bis einſchließlich 11. Mai, gegeben. 
n. Beleidigung durch die Preffe. Auf Grund mehrerer Artikel in 
der Heſſiſchen Landeszeitung vom November und Dezember vorigen 
Jahres war als zugeſtandener Verfaſſer der Redakteur Fritz 
            Büch=
ner wegen öffentlicher Beleidigung angeklagt. Sowohl der darin 
            an=
gegriffene und als verächtlicher Denunziant uſw. bezeichnete 
            Studien=
rat Profeſſor Michel in Gießen, als auch deſſen vorgeſetzte Behörde, 
und die Anklage vertrat Staatsanwalt Dr. Langenbach. Als 
            Nebeu=
kläger hatte ſich der durch die Rechtsanwälte Aaron=Gießen und Dr. 
Sinsheimer=Frankfurt a. M. verbeiſtandete Beleidigte angeſchloſſen, 
während der Beſchuldigte mit Rechtsanwalt Dr. Meiſel erſchienen 
war. Der aus Verhältniſſen und Vorgängen an der Gießener 
            Ober=
realſchule erwachſene Fall weiſt eine ſtark ausgeprägte politiſche Seite 
auf, und die fraglichen Ereigniſſe zogen ſeinerzeit weitere Kreiſe durch 
als kritiſches Datum ſowohl, in den Beziehungen Erörterung in Preſſe Landtag, ſowie auch ſonſt. Die nunmehrige 
gerichts unter Vorſitz des Landgerichtsdirektors Dr. Stein ſtatt und 
nahm mit kurzer Mittagspauſe den ganzen Samstag in Anſpruch. 
Lone Preßpolemik hatte hauptſächlich der Maßregelung des früheren 
Leiters erwähnter Lehranſtali, des damals in gleicher Eigenſchaft nach 
Offenbach verſetzten und daraufhin in den Ruheſtand getretenen 
            Ober=
ſtundiendirektors Dr. Schnell gegolten, und kritiſierte dabei in ſcharfer 
Tonart die angeblich von Profeſſor Michel hierin betätigte Rolle. 
            Letz=
terer iſt Lehrer der Religion uſw. an jener Schule, gehört der 
            Demo=
kratiſchen Partei an und nahm gegen rechtsgerichtete Anſichten oder 
Geld für Reparationen oder für andere Formen des europäiſchen Kundgebungen eine ſehr entſchiedene, lebhaſte Haltung ein. Es waren 
im Lehrerkolleg der Oberrealſchule ſchon vorher Unſtimmigkeiten vo=, und anläßlich der durch den Nathenaumord hervorgerufenen 
Erregung geſellten ſich weitere Momente hinzu (Nichtflaggen der 
Schule am Beiſetzungstag nebſt einer Nede Direſtor Sch s), auch eine 
vom Gießener Gewerkſchaftskartell bezüglich der Oöerrealſchule an das 
Neu=York, 6. Mai. (Wolff.) Neu=York World meldet Landesamt für das Bildungsweſen um Unterſuchung gerichtete 
            Ein=
der Miniſterialſtelle, und der von ihr dorthin entſandte 
            Regierungs=
tvorauf Miniſterialdirektor Urſtadt u. a. noch ſelbſt an Ort und Stelle 
wvar. Dieſes Verfahren ergab den eingangs erwähnten Abſchluß, und 
es reihte ſich in der Oeffentlichkeit eine mannigfache Parteinahme an. 
der Zeitverhältniſſe und beſonderen Momente geringfigig oder 
            ähn=
lich finden, es ſpielte dabei die Stimmung im vorigen Jahre nach dem 
Nathenaumord an ihrem Teil nicht unerheblich mit. In der 
            Gerichtsver=
handlung wurde der Sachverhalt aufs Eingehendſte beleuchtet und 
Kiel, 6. Mai. (Wolff.) Der Reichsminiſter für Ernährung eine größere Anzahl dortiger Lehrer ſowie ſonſtiger Zeugen 
            vernom=
men. Man gewann den Eindruck, daß auch Mißverſtändniſſe, 
            Zu=
regung vom Gericht griffen Verhandlungen über gütliche Erledigung 
Platz, und im Einverſtändnis mit dem Landesamt für das 
            Bildungs=
ſich durch die ſtattgehabte Gerichtsverhandlung überzeugt, daß der 
            er=
unſeres Heimatlandes bilde das ganze induſtrielle Leben einen hobene Vorwurf der Denunziation unbegründet ſei, und nehme ihn 
mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. Die Strafanträge ſollen 
n. Schöffengericht. Erinnerungen aus ihrer polinſchen Heimat 
haben, als ſie eines Tages mit der hieſigen Polizei in Beührung kam. 
dahinterliegende Land zerſtöre. Ein Band feſter Zuſammen= bedeutende Geldſumme, wenn er das drohende Verfahren aus der Welt 
ſchaffe. „Sie war mit ſolchem Anſinnen irregegangen und muß nunmehr 
und es gebe keinen Unterſchied in ſozialer oder religiöſer Be= gefährlichſter Art iſt der vielfach vorbeſtrafte, diebſtahlsrückfällige 
            Kell=
ner Heinrich Keller aus Nieder=Modau, der nach neuerlichem 
            Ein=
brechertreihen hier von der Vergeltung erreicht wurde. Gemeinſam 
mit dem Arbeiter Fritz Mahr von Berlin, einem jüngeren Anfänger 
wurde Darmſtadt aufgeſucht, wo K. als Anführer ſeine örtlichen 
            Kennt=
niſſe für die Langfingerei nutzbar machen konnte. So erfolgte der 
            Ein=
bruch in eine Wirtſchaft, in der K. früher bedienſtet war. Er hatte es 
auf vermeintliche Goldmünzen in einem dortigen Vereinszimmer 
            abge=
die Provinz Schleswig=Holſtein nach wie vor feſt hinter der noch eine ganze Reihe ſchwerer Diebſtähle (beſonders von Wäſche, 
            Klei=
ſetzt. M. erhielt eine Geſamtſtrafe von 1. Jahr 2 Monaten Gefängnis, 
5 Jahre Gefängnis nebſt 10jährigem Ehrverluſt auferlegt. — Als Ver= 
Hierauf begab ſich der Reichsminiſter zum Studenten= treter einer auswärtigen Firma war der hieſige Kaufmann Walter 
heim Seeburg, wo er vor den Männern der Wiſſenſchaft, Heinrich mit kommiſſionsweiſem Warenvertrieb betraut und konnte 
ſehr locker gelebt und dafür nach Ueberzeugung des Gerichts die 
Summe veruntreut, tiſchte aber zun Verteidigung eine abenteuerlihe 
preſſerbande nach und nach abgenötigt worden. Dieſes törichte Ver= 
Gefängnis verurteilt. — Die aus Eisfeld ſtammende Stütze Emilie 
Diacont hatte eine hieſige Stelle bereits nach zwei Tagen verlaſſen, 
und man fand in ihrem Gepäck verſchiedene jener Familie gehörige 
Gegenſtände. Es werden noch zahlreiche andere dort vermißt, doch 
            be=
ſtreitet die Angeklagte deren Aneignung und iſt inſoweit nicht 
            über=
führt. Für den ſonſtigen Diebſtahl wurden ihr 15 000 Mark 
            Geld=
ſtrafe zuteil. — Ebenfalls zu Geldſtrafen von je 55 000 Mark wurden 
die Bauarbeiter Jakob Kölſch und Hans Gilbert von hier wegen 
Diebſtahls (letzterer noch zu 10000 Mark für falſche Namensangabe) 
verurteilt. Man hatte ſie mit etwa ſieben Zentnern aus dem Walde 
entwuendeten Holzes, das ſie verkaufen wollten, abgefaßt.
 Reich und Ausſand. 
Aus Rache ermordet. 
Schiltach. Die myſteriöſe Ermordung des 75 Jahre alten 
            Fa=
brikanten Korndörfer, der wie berichtet, durch einen Schuß in ſeiner 
Wohnung getötet wurde, iſt jetzt in großen Zügen aufgeklärt. Es 
            han=
delt ſich allem Anſchein nach um einen Racheakt. Frau Korndörfer 
            er=
wachte nachts etwa gegen 1 Uhr durch einen Schuß und ſah ihren neben 
ihr ſchlafenden Ehemann mit einem Schuß quer durch Oberarm und 
Bruſt ſchon faſt bewußtlos in ſeinem Blute im Bett liegen. Der Arzt 
konnte nur noch den inzwiſchen eingetretenen Tod feſtſtellen. Die 
            Ge=
richtskommiſſion ſtellte feſt, daß nach der Lage des Schußkanals und das 
durch den Schuß im Schlafzimmerfenſter entſtandenen Loches der Schuß 
vom benachbarten, in der Luftlinie etwa 600 Meter entfernten 
            Schloß=
berg hergekommen ſein müſſe, und fand an der in Betracht kommenden 
Stelle auf dem Schloßberg auch wirklich Patronen, die zu der im 
            Zim=
mer gefundenen Kugel paßten. Als Täter wurde dann am gleichen Tage 
der etwa 40 Jahre alte, in der Korndörferſchen Fabrik beſchäftigte 
            ver=
heiratete Fabrikarbeiter Wilhelm Wöhrle von hier ermittelt, der ſich 
durch ſein Benehmen verdächtig gemacht hatte und in der Frühe von der 
Fabrik wegblieb. Der Mann ſoll von Korndörfer wegen ſeines 
            lieder=
lichen Lebenswandels zur Rede geſtellt worden ſein, und man vermutet, 
daß die Mordtat aus Nache geſchehen ſei. Wöhrle hat zugegeben, in 
der Nacht vom Schloßberg aus in der Nichtung der Korndörferſchen 
Fabrik mit ſeinem Militärgewehr Schüſſe abgegeben zu haben. Die 
            Ab=
ſicht, Korndörfer zu ermorden, wvill er nicht gehabt haben. Er wurde 
verhaftet und ins Amtsgefängnis nach Wolfach übergeführt. Die Witwe 
des Ermordeten hat im Kriege zwei Söhne und vor einem Jahr ihre 
einzige Tochter durch den Tod verloren. 
Die Uebervölkerung Moskaus. 
Moskau, 1. Mai. Die Uebervölkerung Moskaus hat ſo 
            kataſtro=
phale Dimenſionen angenommen, daß das Wohnungselend jeder 
            Be=
ſchreibung ſpottet. Der Rat der Volksbeauftragten hat deshalb einer 
„außerordentlichen Kommiſſion zur Entlaſtung Moskaus” vorgeſchrieben, 
bis zum 20. Mai eine Liſte derjenigen Behörden und Organiſationen 
aufzuſtellen, deren Verbleib in Moskau nicht unbedingt notwendig iſt. 
Alle dieſe Behörden, ſollen dann unerbittlich in andere Städte „
            ausge=
wieſen” werden. Man hofft, auf dieſe Weiſe das Wohnungselend in 
Moskau etwas zu lindern. Die meiſten Staatsbehörden ſind bis jetzt 
immer noch in Pribatwohnungen untergebracht.
Rummer 125.
armftädter Tanblatt, Mortag, den 2. Mai 1923.
Seits
 Stimmen aus dem Zeierkreie. 
(Für die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimint die Redakiion keinerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange 
der Einſender verantwortliſch.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht 
zurückgeſandi, die Ablebnung nicht bearündet werden. 
„Preisabbau.” 
— Das Reich erſtrebt und fördert den Abbau der Kohlenpreiſe 
die Gehälter der Angeſtellten werden mit der Begründung des 
            eingetre=
tenen allgemeinen Preisabbaus nicht erhöht, und trotzdem ſieht ſich die 
Direktion des Städt. Hallenſchwimmbades veranlaßt, allmonatlich eine 
gewaltige Preiserhöhung vorzunehmen. Jetzt für den Monat Mai 
wieder um ca. 50 vom Hundert. Und das nennt man nachher noch eine 
Anſtalt zur Förderung der Volksgeſundheit. Ich glaube kaum, daß 
            die=
jenigen Leute, denen die jetzigen Preiſe für nicht ungeheuer erſcheinen, 
auf dieſes Volksgemeingut angewieſen ſind. Aber jetzt die Hauptſache, 
Wie ſteht es mit der ſich ſchwimmſportlich betätigenden Jugend? Welher 
Vater iſt in der Lage, ſeinen Söhnen je eine Monatskarte zu dem 
            Phan=
tafiepreiſe von 10 000 Mk. zu kaufen? Dieſe neue Preiserhöhung im 
Städt. Hallenſchwimmbad bedeutet eine kataſtrophale Unterbrechung des 
ſchönen Aufſchwunges im ſchwimmſportlichen Leben der jungen 
            Darm=
ſtädter, die den Namen der Stadt im ganzen Kreiſe würdig vertreten 
haben. Ift das der Dank von ſeiten der Stadtverwaltung? 
            Unglaub=
lich, aber wahr iſt es, daß den hieſigen Schwimmvereinen bei Benutzung 
des Bades zu Schwimmwettkämpfen außerordentlich hohe Vergütungen 
abverlangt werden, während die Verwaltung ſehr geringe 
            Aufwendun=
gen zu machen hat. Vielleicht beſchäftigt ſich ein Stadtvater, dem der 
Schwimmſport am Herzen liegt, einmal mit der Frage, ob und wie man 
den Mitgliedern von Schwimmvereinen die unentbehrliche Benutzung 
der Schwimmhalle billiger geſtatten kann. 
Ein Freund des Schwimmſportes. 
Sport, Spiel und Turnen. 
Turngemeinde Darmſtadt 1846. 
Wanderabteilung. 
* Ein wanderbegeiſtertes Turnvölkchen nebſt zahlreichen. Gäſten 
fand ſich am verfloſſenen Samstag im Tie=Saal der 
            Woogsplatzturn=
halle in fröhlicher Stimmung zuſammen zum Auszeichnungsfeſte, das 
30 Turnerinnen und Turnern als Lohn für unermüdliches Wandern 
das goldene Wanderabzeichen beſcheren ſollte. So erreichſte auch das 
harmoniſch verlaufene und ſo gemüitliche Feſt ſeinen Höhepunkt als 
Wanderwart Wenzel, deſſen unermüdlicher Arbeit übrigens das 
            Gelin=
gen des Abends zu verdanken war, die Auszeichnung vollzog, nachdem 
ein füngerer Turner der Begeiſterung für die ſchöne Natur und unſere 
herrliche Heimat freundlich aufgenommene Worte verlieh, die 
            aus=
klangen in der Mahnung, noch mehr als bisher hinauszugehen und die 
deutſche Heimat zu beſchauen, um ſie lieben und ſchätzen zu lernen. 
Gemeinfame Lieder, beſonders gedichtet aus der Fülle der 
            Wander=
erlebniſſe heraus, erregten helle Freude und fanden jubelnden 
            Bei=
fall, der auch allen den Turnerinen und den Turnern, ſowie der 
            Sing=
mannſchaft nicht vorenthalten blieb, die in Vorträgen, Geſängen und 
Muſikſtücken ihr Beſtes zu geben beſtrebt waren. — Freudige 
            Ueber=
raſchung zeitigte ſchließlich die Ueberreichung eines Wanderwimpels an 
m
 lung, der in muſterhaft 
            ſchöne=
dein geſtickt worden war und nun Turnerinnen und Turner auf den 
Wanderungen begleiten ſoll, eine Verkörperung unſerer Ziele allen 
Fernſtehenden und eine Mahnung an die wandernden Turner, treu zu 
ihrer Fahne und zur deutſchen Turnerſchaft und damit zum geſamten 
deutſchen Volke zu halten. 
Die Wanderabteilung der Turngemeinde Darmſtadt 1846 beteiligte 
ſich am geſtrigen Sonntag, den 6. Mai in großer Zahl — mit 
            mehr=
als 100 Teilnehmern —, ſowvie mit den geſamten Jugendabteilungen 
an der Gauwanderung, die auf der Spielwieſe am Böllenfalltor ihr 
Ende fand. Siehe Näheres aus dem Bericht über die Gauwanderung. 1I. 
Hockey. 
Darmſtädter Hockeyklub, Jugend-Turnverein 
von 1860=Frankfurt, Jugend 11:0 (5:0). 
Der D.H.Kl. hat mit dieſem Spiel den „F.N.=Sport”=Wanderpreis 
für Jugendmannſchaften erſtmalig gewonnen. Das Spiel ſtand im 
Zeichen der Ueberlegenheit Darmſtadts. Die Mannſchaft war auf allen 
Poſten gut beſetzt und in Zuſammenſpiel und Technik eine gute Klaſſe 
beſſer als der Gegner. Bis zur Halbzeit konnten die Frankfurter das 
Spiel einigermaßen offen halten. Nach Seitenwechſel mußten ſie ſich 
aufs Verteidigen beſchränkt. Gut war Verteidigung und Torwächter. 
„Germania” Eberſtadt 1.—,Eintracht‟ Darmſtadt I. 
0:1 (0:0). Beide Mannſchaften trafen ſich in Eberſtadt zum fälligen 
Rückſpiel. Eberſtadt mit Erſatz für ſeinen Repräſentativen Meher, 
Eintracht mit Erſatz für die erkrankten Klotz und Mühlbach. Das 
Spiel ſtand größtenteils im Zeichen der Darmſtädter, obwohl es an 
äußerſt kritiſchen Momenten vor beiden Toren nicht mangelte. 
            Ein=
tracht erzielte das einzigſte Tor durch mehrfach verwirkten Elfmeter, 
die Freh unhaltbau verwandelte. 
Bs. 
Jugendklubkampf Sportverein 98—Sportklub 1880=Frankfurt. 
— Am Himmelfahrtstage eröffnet der Sportverein 98 die 
            diesfäh=
rigen Bahnwettkämpfe mit einer Veranſtaltung von beſonderer 
            Bedeu=
tung. Der älteſte Sportklub übergibt an dieſem Tage eine Anlage für 
alle Sportarten, die im Reiche in ihrer Eigenart einzig daſteht. Am 
Himmelfahrtstage tritt eine Jugendmannſchaft aus 40 Jugendlichen dem 
Sportklub 1880=Frankfurt gegenüber. Abfahrt der Mannſchaft 
            Donners=
tag vormittag 11.45 Uhr. 
Gauwanderung des Main=Rhein=Gaues der Deutſchen Turnerſchaft. 
* Mehr als 2000 (zweitauſend) Turnerinnen und Turner mögen 
es geweſen ſein, die am Sonntag, den 6. Mai, aus allen Richtungen 
durch die friſch ergrünten Wälder dem Böllenfalltor zuſtrömten, wo ſich 
bald friſch=fröhliches Turnerleben entwickelte. Lieder und Turnſpiele, 
ſowie ſchmucke Volkstänze wechſelten in bunter Reihenfolge ab und 
gaben Zeugnis von der Unverwüftlichkeit jugendlicher Freude. 
            So=
dann leitete ein Maſſenchor der vereinigten Singmannſchaften der 
Gauvereine, Begrüßungsworte des Gauvertreters Roth, ſowie ein 
ſchöner Gedichtvort:é) zur Weihe all der ſchmucken Wimpel über, die 
von nun als ſtete Mahnung an alle Turnerinnen und Turner, dem 
Wahlſpruche des echten deutſchen Turners Jahnſcher Ark treu zu 
            blei=
ben, auf allen Wanderungen und vor allen Wanderabteilungen wehen 
ſoll. Profeſſor Bender aus Frankfurt, der Geiſtesturnwart des 
            Mittel=
rheinkreiſes, verſtand es in packender Rede 
Veg zu den Herzen
 aller Berſammelten zu finden und ſo die Wimpelweihe zu einer 
            unver=
geßlichen Stunde tiefinnerlichſter Ergriffenheit zu machen. Wem mehr 
als der deutſchen Jugend gaſten ſeine Worte, das Gebot unſerer Zeit 
zu verſtehen und nicht in leerer Rede, ſondern in Taten ein herrlich 
Vaterland aufzurichten, ſo groß und mächtig, wie es das deutſche Volk 
einſt beſeſſen. Das ſei ihre Aufgabe; und ihre Pflicht, ſolch hohem 
Ziele alles zu opfern, alle kleinlichen Bedenken zurückzuſtellen, und ſich 
in Wort und Tat zu dem Rütliſchwur zu bekennen: „Wir wollen ſein 
ein einig Volk von Brüdern . . ." Und als ſich dann alle die 
            zahl=
reichen, buchenlaubgeſchmückten Wimpel ſenkten, als Profeſſor 
            Beu=
der ſie im Sinne deutſchen Gemeinſchaftsgeiſtes, deutſcher Heimat= und 
Vaterlandsliebe, deren Symbol und Verkünder ſie nun allezeit ſein 
ſollen, weihte, als dann ein Turnbruder aus dem beſetzten Gebiet im 
Namen all der bedrückten Brudervereine am Rheine ein flammendes 
Treugelöbnis ablegte, da klang es mit elementarer Wucht 
            trutzverkün=
dend aus tauſend Kehlen: „Deutſchland, Deutſchland über alles”, und 
im Unglück nun erſt recht, denn im Unglück muß ſich zeigen, ob die 
Liebe treu und echt. 
Nach dem Ende der eigentlichen Feier hielten fröhliche Spiele die 
Vereine noch einige Zeit in echt turneriſcher Brüderlichkeit beieinander, 
bis ſchließlich Bezirk um Bezirk rüſtete, um mit fröhlichen Liedern auf 
den Lippen und hohen Gedanken in Herz und Sinnen den teilweiſe 
noch recht langen Heimmarſch anzutreten. 
Auch dieſer Tag zeigte wieder, daß in den Reihen der deutſchen 
Turner ſich Ernſt der Geſinnung mit Frohmut, ein unentwegt 
            leben=
diger Geiſt mit hoffnungsfroher Tatkraft und nicht zuletzt Freude an 
der Natur mit tiefer Heimat= und Vaterlandsliebe verbindet, und daß 
die Turnfahrten der Wanderabteilungen einen feſten Hort echten 
            deut=
ſchen Volkstums bilden, der in Treue und Liebe gepflegt werden muß. 
Auf allgemeinen Wunſch wird im September abermals eine 
            gemein=
ſame Gauwanderung veranſtaltet werden. Möge auch dieſe ein gleich 
mächtiges Zeugnis ablegen von dem lebendigen Turnergeiſte, den keine 
noch ſo dunkle Zukunft zu beugen vermag, der im Gegenteil 
            unent=
wegt aufwärts ſtrebt, hohen und höchſten Zielen entgegen! T. H.
 Tageskalender. 
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10 
Uhr (Schauſpielmiete † 11, Sondermiete 811 und 911): „Fauſt”. 
Kleines Haus. Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete 12): „Der 
tapfere Soldat”. — Orpheum, 734 Uhr abends: „Der keufche 
Guſtav”. — Gemeinnützige Siedlungsgenoſſenſchaft 
auf dem Frankenfelde, nachmittags 5 Uhr, Neckarſtr. 3 (
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ſchule). — Allgemeiner Deutſcher Beamtenbund: 
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e. G. m. b. H. 
am Donnerstag, den 17. Mai, abends pünktl. 8 Uhr, 
im Reſtaurant des Herrn Georg Chriſt, Grafenſtr. 20, 
Fürſtenſaal. 
Tagesordnung: 
. Rechenſchaftsbericht für das Jahr 1922. 
2. Bericht des Aufſichtsrates über die Prüfung der Jahresrechnung. 
3. Beſchlußfaſſung über die Genehmigung der Bilanz und 
            Ge=
winnverwendung ſowie über die Entlaſtung der 
            Verwaltungs=
organe 
4. Feſtſetzung der Höchſtkreditgrenze ſowie der Anleheusgrenze 
entſprechend dem § 49 des Genoſſenſchaftsgeſetzes. 
5. Regelung der Sitzungsgelder des Aufſichtsrates. 
6. Ergänzungswahl des Aufſichtsrates. Es ſcheiden aus die Herren 
Georg Rühl, Juſtus Weber, Ludwig Werner. 
7. Genehmigung eines Penſionsvertrages. 
8. Antrag auf Abänderung der §5 48 und 51 der Satzungen (
            Er=
höhung des Geſchäftsanteils uſw.). 
9. Feſtſetzung des Eintrittsgeldes. 
Wir laden unſere Mitglieder mit der Bitte um zahlreiches 
Erſcheinen zur Generalverſammlung ein. 
Die Jahresrechnung liegt in unſerem Geſchäftsloxal offen, 
der gedruckte Geſchäftsbericht wird in den nächſten Tagen verſandt, 
Darmſtadt, den 4. Mai 1923. 
Der Aufſichtsrat. 
H. Wenck, Vorſitzender.
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Aff
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Moutag, den 7. Mai 1923.
Nummer 125.
Landwictſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
 Pfiege der Saaten. 
Von Guſtav Stirner, dipl. agr., Darmſtadt. 
Um eine wirkungsvolle Arbeit zu erzielen, iſt es notwendig, 
ſich klar zu werden, was man mit der vorzunehmenden Arbeit 
zu erreichen beabſichtigt. Bei einer Pflege der Saaten wollen 
wir zuerſt noch etwa vorhandene Schollen brechen oder andrücken 
und aufgefrorenen Boden feſtigen. Um dies zu erreichen, 
            be=
nutzen wir am beſten eine Ningelwalze, mit welcher wir den 
gewünſchten Zweck am ſicherſten erzielen werden. Zum andern 
wollen wir durch eine Pflege der Saat die dem Wachstum 
            ſchäd=
liche Kruſtenbildung verhindern, da eine Kruſte nicht nur den 
Boden von der Luft abſchließt, ſondern auch die 
            Waſſerver=
dunſtung desſelben ungemein fördert, was ſich in trockenen 
            Jah=
ren ſehr unliebſam bemerkbar machen kann. Dieſe 
            Waſſerver=
ſchwendung wird verhindert werden können durch die Schaffung 
einer dünnen Schicht lockeren Bodens an der Oberfläche 
            des=
ſelben. Ferner wollen wir noch durch Saatenpflege das 
            auf=
gelaufene Unkraut zerſtören und im Boden ungekeimten 
            Unkraut=
famen zur Keimung bringen. Wenn wir dieſe Unkrautpflänzchen 
ſpäter auch nicht mehr vernichten können, ſo werden ſie doch in 
den ſeltenſten Fällen zur Samenbildung ſchreiten, da die dichte 
Beſchattung durch das Getreide ihre Entwicklung verhindert. 
Die Kruſtenbildung und Waſſerverdunſtung zu verhindern, das 
Unkraut zu zerſtören, wird am vollkommenſten durch die 
            Hack=
kultur erreicht. Um aber eine ſolche in ſeinem Betrieb einführen 
zu können, iſt die Verwendung einer Drillmaſchine unbedingtes 
Erfordernis. Soweit das nicht geſchieht, kann man nur mit der 
Egge arbeiten. Drei bis fünf Tage nach dem Walzen kann man 
mit der Egge auf das Feld kommen. 
Der Weizen iſt bekanntlich für einen Eggenſtrich ſehr 
            dank=
bar, und wenn er dabei tüchtig mit Erde bedeckt wird, ſo ſchadet 
dieſes nichts, im Gegenteil, es fördert nur die Beſtockung. Der 
Roggen dagegen wurde früher gar nicht oder ſehr ſelten geeggt. 
In neuerer Zeit hat man aber gefunden, daß auch er gegen den 
Eggenſtrich nicht ſo empfindlich iſt, wie man früher annahm, 
wenn nur der Boden feſt genug abgelagert und der Roggen 
etwas im Wachstum iſt. Alſo den Roggen nicht allzu früh eggen! 
Die Sommerung, Hafer oder Gerſte, kann bereits vor dem 
            Auf=
laufen der Saat durch die Walze oder Egge bearbeitet werden. 
Wird hierbei der Boden zu loſe, ſo muß eben wieder gewalzt 
werden, wie überhaupt bei der ganzen Saatpflege Walze und 
Egge zuſammen angewandt gehören. 
Aber auch nach dem Auflaufen kann noch bis gegen drei 
Wochen nachher geeggt werden, es darf dabei der Boden nicht 
allzu locker werden. Aber nicht nur das Getreide, ſondern auch 
die Kartoffeln, Bohnen und Erbſen können nach dem Auflauſen 
geegat werden, ſie müſſen nur feſt im Boden ſtecken. 
Die Futterfelder pflegen wir, um die Grasbüſchel zu 
            ent=
fernen und den Boden zu lüften; dies erreicht man am beſten 
durch ein ſcharfes Durcheggen im Frühjahr oder nach jedem 
Schnitt. Eine ſolche Maßnahme iſt bei Luzerne= und 
            Eſparſette=
feldern ſehr wichtig, um den Graswuchs nicht allzu ſtark 
            über=
handnehmen zu laſſen, beſonders, wenn man dieſe Pflanzen noch 
mit Stickſtoff düngt. 
Jeder Landwirt muß ſich im klaren ſein, daß die Walze im 
Wechſel mit Egge oder Hacke eins der vorzüglichſten Pflegegeräte 
für ſeine Saaten iſt. Als Walze benutzt man, wie bereits geſagt, 
eine Ringelwalze, welche in ihrer Schwere dem Boden angepaßt 
ſein muß. Zum Eggen benutzt man meiſtens nicht die 
            gewühn=
liche Ackeregge, ſondern ſogenannte Saateggen, mit zelchen man 
eine große Ackerbreite überfahren kann. 
Die Arbeitsaufwendungen, die man zur Pflege der Saat 
anwendet, machen ſich durch größere Ernte voll und ganz bezahlt. 
O
Landwirtſchaft
 () Kalidüngung bei Rüben. Alle Rübenarten, 
ganz beſonders aber die Futterrüben, ſind ſehr dankbar für die 
Zufuhr von Kali und Kochſalz, vorausgeſetzt, daß ſie dieſe 
Pflanzennährſtoffe gelöſt und verteilt in der ganzen Ackerkrume 
vorfinden, wenn die erſte, die Keimwurzel, nahrungſuchend in 
die Tiefe eilt. Deshalb empfiehlt es ſich, die Kaliſalze möglichſt 
zeitig auf= und gründlich einzubringen. Allerdings haben in 
vielen Fällen ſpäter verabfolgte Gaben auch noch ganz gute 
            Er=
gebniſſe gezeitigt, das ſind aber Zufallserfolge. Tritt nach 
            ſpä=
ter Anwendung baldigſt ein durchdringender Niederſchlag ein, 
nun, ſo wird dadurch das Verſäumte nachgeholt. Bleibt es aus, 
dann bleiben auch die ſpät und oberflächlich verabfolgten 
            Nähr=
ſtoffe oben liegen. Die faſt allen Knollengewächſen anhaftenden, 
meiſt nicht zu weiterer Entwicklung kommenden, aber 
            vorhan=
denen feinen Würzelchen wittern dann das ihnen naheliegende 
Futter, laufen nach dieſem hinaus, zehren davon, werden alſo 
dabei auch ſelbſt ſtark und entwickeln ſich damit zu der oft 
            beklag=
ten „Beinigkeit”, der Knollen bzw. Rüben. Dieſem Uebelſtande 
beugt man mit der zeitigen Anwendung der Kaliſalze vor.
Obſi. und Gartenbau
 Warum geraten die Zwiebeln nicht? Die 
Klagen über mangelhaftes Gedeihen der Zwiebeln ſind ſo häufig, 
daß man glauben könnte, der Anbau gerade der Kulturpflanze jei 
beſonders ſchwierig. Das iſt indeſſen gar nicht der Fall. Was 
hier zu beachten iſt, läßt ſich leicht merken. Die Zwiebel iſt ein 
Wurzelgemüſe, und als ſolches verlangt ſie zwar einen guten, 
etwas fetten, aber nicht friſch gedüngten und friſch umgegrabenen 
Boden. Der Boden ſoll zwar locker und gut zubereitet, nicht 
aber ſandig und leicht, ſondern beſſer etwas ſchwer ſein. Näſſe 
und feuchte Lage behagen den Zwiebeln durchaus nicht. Iſt der 
Boden zu tieſgründig, ſo wachſen die Zwiebeln immerzu, 
            wer=
den nicht reif und geben mithin auch keine feſten Knollen zum 
Aufbewahren. Dasſelbe iſt bei friſch gedüngtem Boden der Fall, 
ganz abgeſehen von dem Madenfraß, unter dem die Zwiebeln 
dann zu leiden haben. Auf ein Normalbeet von 120 Zentimeter 
Breite ſteckt man vier Reihen. Der Abſtand zwiſchen den 
            ein=
zelnen Zwiebeln beträgt am beſten 15—20 Zentimeter. 
Die meiſten Zwiebeln werden aus Steckzwiebeln 
            herange=
zogen. Dieſe müſſen ſchon im Winter vorbereitet werden. Vor 
allem kommt es darauf an, daß ſie trocken aufbewahrt werden. Die 
Sitte, die Zwiebeln in den Schornſtein zu hängen und zu 
räuchern, hat ihren guten Grund. Dieſe geräucherten Zwiebeln 
ſchießen nie in Samen, weil ihnen zu tiel Saft entzogen 
zpurde. 
Ein häufig begangener Fehler bei der Zwiebelkultur beſteht 
darin, daß die Zwiebeln zu tief geſteckt werden. Man darf ſie 
nur ſo tief ſtecken, daß ſie eben von der Erde aufrecht gehalten 
werden. Dabei entwickelu ſich ſchöne runde Zwiebeln. Werden 
ſie zu tief in den Boden eingedrückt, ſo entwickeln ſich die wenig 
beliebten Samenſtengel. Weiter iſt nötig, daß das Land ſehr 
ſorgfältig zubereitet wird. Je klarer und feiner die Erde geharkt 
iſt, deſto mehr ſind die Zwiebeln vor den Schnecken geſchützt. 
Große Aufmerkſamkeit iſt der häufigen Bodenbearbeitung zu 
widmen; denn nur in lockerem Boden erhält man große 
Zwiebeln. 
Das Verſtopfen der Gemüſeſämlinge. Sich 
ſelbſt überlaſſen, entwickeln ſich die Sämlinge auf den Saatbeeten 
ſelten ſo gut, daß man ſie ohne weiteres auspflanzen kann, ſelbit 
dann, wenn dünne Saat der einzelnen Pflanze Raum genug 
bietet. Sie bilden wenig verzweigte Wurzeln, wachſen lang und 
bleiben dünn und ſchwach. Auf die Beete verſetzt, wachſen ſie 
ſchlecht an und brauchen lange Zeit, um ſich zu erholen, weni ſie 
nicht ganz eingehen. Wer ſolche Verluſte an Zeit und Pflanzeut 
vermeiden will, muß die Sämlinge umſetzen, ſobald ſie ſich 
            be=
rühren. Das tritt bei lockerer Saat etwa bei der Bildung des 
zweiten Laubblattes ein. Dieſe Arbeit nennt der Gärtner 
            Ver=
ſtopfen oder Pikieren. 
Man könnte denken, dieſes Verpſkanzen bringe eine unnötige 
Störung im Wachstum der Pflanzen mit ſich; der Vorteil der 
Bildung eines guten Wurzelballens und der Abhärtung gegen 
weiteren Platzwechſel iſt jedoch größer als die kleine Verzögerung 
in der Entwicklung. Durch mehrfaches Verſtopfen kräftigen ſich 
die Pflanzen nämlich ſo, daß ſie beim letzten Auspflanzen in das 
Sommerbeet ſchließlich kaum noch leiden. Das Verſtopfen iſt bei 
allen Gemüſearten anwendbar, ausgenommen jene 
            Wurzelge=
wächſe, die gleich ant Ort und Stelle gefüt weiden, und der 
            Zwie=
beln, Rettiche, Radieschen und Noterüben. Je nach der Kultur 
und der Witterung kozumen die Sämlinge in audere 
            Miſtbeet=
käſten, in kleine Pflänzkäſten, in einen kalten Kaſten oder auch 
ins freie Land. Die Erde des neuen Beetes muß gut gelockert, 
nahrhaft und friſch ſein. Man derwendet beim Verpflanzen ein 
flaches ſpitzes Hölzchen, nit dem man die jungen Sägnlinge 
            vor=
ſichtig lockert, damit ihnen die feinen Wurzelfaſern möglichſt 
            er=
halten bleiben, ſie einzeln heraushebt und im neuen Erdreich ein 
Loch macht, das groß und tief genug iſt, um die Wurzeln 
            unge=
knickt und unverbogen aufzunehmen. Die Erde wird leicht 
            an=
gedrückt und dann gießt man die Pflänzchen vorſichtig an. Die 
Zwiſchenräume wählt man ſo, daß zwiſchen den einzelnen 
            Pflan=
zen ſo viel Raum bleibt, daß noch zwei ſich einander berührende 
Pflanzen darin Platz fünden. Die Pflanzen werden ſo tief 
            ge=
ſetzt, daß die Keimblätter den Erdboden berühren. An dieſem 
Standort bleiben die Pflänzchen, bis ſie ſich wieder gegenſeitig 
berühren. Dann verpflanzt wian dorteilhaft zum zweiten Male. 
Man wird finden, daß die Pflanzen danz bereits ſchöne 
            Wurzel=
ballen aufveiſen. Werden die Pflanzen nach dem zweiten 
            Ver=
pflanzen an Ort und Stelle gebracht, dann erleiden ſie kaum eine 
Störung mehr in ihrein Wachstum. 
Miſtbeete mit pikierten Pflanzen hält man einige Zeit 
            ge=
ſchloſſen. Nach ein bis zwei Tagen verrichten die Wurzeln 
            wie=
der ihre Lätigkeit. Die Pflgnzen zeigen es durch die ſtramme 
Haltung an. Jetzt lüften tir wieder, damit die Pflänzchen nicht 
lang werden oder vergeilen.
Vieh= und Geflägelzucht
 Gefahren bei Aufzucht der Kälber. In 
den erſten Tagen nach der Geburt bedrohen drei Krankheiten 
die jüngeren Kälber: Der Milzbrand, die Kälberlähme und der 
Durchfall. 
Beim Milzbrand kaun man von einer Schuld des 
            Züch=
ters nur inſoweit ſprechen, als das junge Tier oft zu früh aus 
dem Mutterleibe mit Gewalt entfernt wird, wo man vielleicht 
noch die natürliche Abſtoßung hätte erwarten können. Dabei 
treten oft Zerreißungen des Nabelſtranges ein, wobei auch die 
dem Nabel naheliegenden Organe in Mitleidenſchaft gezogen 
werden, demnach auch die Milz. Die Haupturſache der beiden 
anderen Krankheiten bildet falſche Ernährung. In den erſten 
Tagen gibt man dem Kalb fünfmal täglich 1—½ Liter Milch 
der eigenen Mutter, dann 34 Liter friſch gemolkene, ſtets 
            kuh=
warme Vollmilch; im allmählichen Uebergang dazu nach 14 
            Ta=
gen fünfmal einen halben Liter, in der vierten Woche acht Liter, 
in der ſechſten Woche 12 Liter Vollmilch. Bei höheren 
            Milch=
preiſen erfolgt in der 2—6. Woche allmählich der Erſatz von 
Vollmilch durch geſchleuderte kuhwarme friſche, bei 
            Tuberkuloſe=
derdacht gekochte Magermiich unter Zuſatz von 50 Gramm 
            Lein=
ſamen=, Gerſte=, Hafer= oder Weizenmehl und ſehr wenig Salz 
auf je 1 Liter Magermilch. Auch Zuſatz von mit Diaſtaſolin 
oder Malz, verzuckerter Kartoffelſtärke oder von Kälberrahm zu 
Magermilch hat ſich bewährt. Oft kommt es vor, daß das Kalb, 
weil es ſich beim Saufen aus dem Kübel oft ſtörriſch benimmt, 
vom Dienſtperſonal einfach ungefüttert ſtehen gelaſſen wird, ſo 
daß es bei der nächſten Fütterung zu viel und zu ſchnell ſäuft, 
die zu große Menge nicht verdauen kann und krank wird. Die 
unverdauten Stoffe zerſetzen ſich, gehen in Fäulnis über und 
vergiften das Blut. Oft bekommen auch die Tierchen die 
            erſt=
gemolkene Milch nicht, die aber gerade ſehr dienlich iſt infolge 
der abführenden Wirkung, die das Mutterpech aus dem Körper 
treibt. Viele Züchter geben dem Kalb aus Vorſicht zu wenig Milch, 
wälrend andere die Tiere überfüllen und dadurch die 
            Kälber=
lähme hervorrufen. Auch das Verdünnen der Milch mit 
            Waſ=
ſer. Zuckerwaſſer, Tee, ſchwarzem Kaffee iſt zu verwerfen. Das 
geſunde Kalb bedarf unverdünnter Vollmilch, friſchgemolken, noch 
lauwarm: höchſtens vermenge man ſie mit einem Drittel 
            Flachs=
ſcmenſchleim, wenn ſie wirklich zu fett ſein ſollte. Nur älteren 
Saugkälbern miſche man bei Durchfall die Milch mit ſchwarzem 
Kaffee und Kirſch, bei Verſtopfung mit einem Drittel 
            Zucker=
waſſer. Man gebe aber die Milch ſtets lauwarm. Da Salz 
            Ver=
dauung fördernd und knochenbildend wirkt, gebe man von der 
vierten Woche an der Milch eine Prife Salz bei. Ein Siebentel 
des Körpergewichts ſei die tägliche Milchration, die alſo mit dem 
Wachstum zu ſteigen hat. Vollſtändig zu Mehltränken 
            überzu=
gehen, empfiehlt ſich erſt in der 12. Woche. Manche geben den 
Aufzugkälbern bis zu einem Vierteljahr ausſchließlich Milch. 
was natürlich teuer wird, aber durch ſpätere dementſprechend 
höhere Nutzungsleiſtungsfähigkeit wettgemacht wird. 
W.Br. Das Waſſerbedürfnis der Ziegen. Eine 
Ziege, die nicht ſäuft, gibt wenig Milch, denn neben den feſten 
Futterſtoffen brauchen die Ziegen auch Getränke. Ihr 
            Waſſer=
bedürfnis iſt um ſo größer, je mehr Bewegung die Tiere ſich 
machen. Tränkwaſſer ſoll ein reines, klares Grund= (Brunnen=) 
oder Quellwaſſer ſein, das genügend Luft enthält, und reich an 
Mineralſalzen, dabei aber nicht zu hart iſt. Der tägliche 
            Waſſer=
bedarf richtet ſich nach dem Alter der Ziegen, ihrem 
            Ernährungs=
zuſtande, dem Waſſergehalt der Futterſtoffe, nach der Tages= und 
Stallwärme u. auch nach dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. 
            Jung=
ziegen brauchen mehr Waſſer als alte; bei heißem, trockenem 
Wetter und bei Trockenfütterung iſt das Waſſerbedürfnis größer 
als im Winter und bei Grünfütterung. Das Waſſer darf nicht 
zu kalt ſein, ſonſt ſtellen ſich infolge ſtarker Abkühlung des 
            Ma=
gens leicht Verdauungsſtörungen ein. Der zuträgliche 
            Wärme=
grad iſt 12—13 Grad Celſius. Ziegen, die zu wenig Waſſer 
            er=
halten, werden matt, magern ab, die Verdauungsſäfte verdicken 
ſich, und es entſtehen Verdauungsleiden, die beſonders bei großer 
Hitze gefährlich werden können. Doch hat ein Uebermaß an 
Waſſeraufnahme dieſelben nachteiligen Folgen. 
Das Tränken geſchieht gewöhnlich vor oder nach der 
            Futter=
aufnahme. Am vorteilhafteſten iſt es allerdings für die Tiere, 
wvenn man die Waſſeraufnahme ihrem Belieben überlaſſen kann. 
Ob das Tränken vor oder nach der Verabreichung des 
            Trocken=
futters erfolgt, iſt auf die Verdauung ohne Einfluß. Nur darf 
es nicht erſt mehrere Stunden nach der Fütterung geſchehen, da 
unter dieſen Umſtänden die Magenſäure ſehr verdünnt und die 
Verdauung verzögert wird. Nur bei Verabreichung ſchwer 
            ver=
daulicher und blähender Futterſtoffe, wie z. B. älterer 
            Klee=
pflanzen, oder jungen ſtickſtoffreichen Grünfutters, muß vorher, 
und dann erſt wieder einige Stunden nach der Fütterung getränkt 
werden.
 Das Griesheimer Haus. 
Von 
Ernſt Elias Niebergall. 
(Nachdruck verboten). 
Unter dem vormaligen ſogenannten weißen 
            Dragoner=
regiment”), aus deſſen in den Dörfern Arheilgen, Wixhauſen, 
Erzhauſen, Gräfenhauſen und Weiterſtadt verteilt gelegenen 
Schwadronen ein wöchentliches Kommando nach Kranichſteint), 
woſelbſt Ludwig der Achte bekanntlich meiſtens wohnte, als 
Wache detachiert wurde, ſtand ein Rittmeiſter namens Fuchs”), 
welcher früher unter dem preußiſchen Militär gedient hatte. 
Dieſer Mann, der ſchon im erſten Schleſiſchen Kriege”) unter 
dem König Friedrich der Zweite ſich einen Orden verdient hatte 
und mit großer Entſchloſſenheit und Geiſtesgegenwart 
            aus=
gerüſtet war, ſoll bei den Erzählungen des damals zur 
            Tages=
geſchichte gewordenen Spukes öfters geäußert haben, er wolle 
zuverläſſig der Sache baldigſt auf den Grund kommen, wenn der 
Landgraf ihm nur die Erlaubnis dazu erteilen und die desfalls 
nötigen Mittel bewilligen würde. Der Zufall kam ſeinem 
Wunſche entgegen. Cinſt, als er das Kommando im 
            Kranich=
ſteiner Jagdſchloſſe harte, ließ ihn der Landgraf, der von ſeinen 
Aeußerungen unterrichtet worden war, vor ſich kommen und 
fragte unter anderem nach den Mitteln, wodurch er dem Spuk 
ein Ziel ſetzen zu können vermeine. Man wird begierig ſein, 
dieſe zu vernehmen: beſtanden ſie vielleicht in Amuleten und 
geweihten Kerzen, in Beſchwörungsformeln oder Kapuzinern? 
Nein, von allem dieſem wollte unſer Rittmeiſter nichts: er erbat 
ſich vielmehr — der Freigeiſt — nur zwanzig ſchnurrbärtige 
Dragoner, die er unter der ganzen Mannſchaft des Regiments 
ſelbſt ausleſen und beſonders inſtruieren dürfe, und — auch 
hierin wich er von dem Gebrauch anderer Geiſterbanner ab, 
die ſich durch Faſten zu ihrem gefahrvollen Werke vorzubereiten 
pflegen — er bat noch ferner für ſeine Mannſchaft um eine zur 
Beſtehung des Abenteuers angemeſſene Quantität von Viktualien 
und geiſtigen Getränken. Man erſieht hieraus, daß der 
            Ritt=
meiſter ein vernünftiger Mann war, welcher glaubte, es mit 
Geſpenſtern von Fleiſch und Bein zu tun zu haben, die man 
daher auch mit fleiſchlichen Waffen bekämpfen müſſe; und dieſe 
Vermutung war nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, da ſich in jenen 
Zeiten gar mancherlei Geſindel im heiligen römiſchen Reich
 DHm. 
war, wie das ehrlichſte Geſpenſt. Der Landgraf mochte derſelben 
Anſicht ſein, denn er bewilligte das Erbetene auf der Stelle, 
einpfahl aber dem Ritmeiſter zur Vermeidung möglichen Unglücks 
alle Vorſicht. Dieſe Unterredung war mehrere Zeit lang ganz 
geheim gehalten; unſer Manuſkript ſagt: „man weiß aber nicht, 
narum!”. Wir erlauben uns jedoch die beſcheidene Mutmaßung 
aufzuſtellen, daß dies geſchehen ſei einesteils, um das geſpenſtige 
Geſindel nicht zu erhöhter Vorſicht zu veranlaſſen, andernteils, 
um dem Rittmeiſter die Wahl nicht ſchwer zu machen, weil 
            vor=
auszuſehen war, daß, wenn das beabſichtigte Unternehmen 
bekannt wurde, bei den lockenden Ausſichten das weiße Negiment 
einmütig, bis auf den letzten Mann, als geiſterbannende 
            Heer=
ſchar hätte auftreten wollen, was doch nicht tunlich war. 
Als der Zeitpunkt zur Ausführung heranrückte, wählte 
Rittmeiſter Fuchs zwanzig Dragoner, welche er für die 
            zuver=
läſſigſten und beherzteſten hielt, machte ſie im allgemeinen mit 
dem Vorhaben bekannt und ließ jedem derſelben die Wahl, ob 
er ſich der nächtlichen Expedition anſchließen oder davon 
            zurück=
treten wolle. Da ſich indeſſen keiner losſagte, ein jeder im 
            Gegen=
teil ſeine Freude darüber zu erkennen gab, ſo erließ er ungefähr 
folgende Inſtruktion: 
„Keiner darf den ihm angewieſenen Poſten vor der 
            ange=
ordneten Ablöſungszeit verlaſſen, mag ihm auch erſcheinen und 
begegnen, was da wolle. Auf jedes ſich nähernde Weſen, welches 
auf den Zuruf „Wer da!” nicht ſogleich antwortet, wird mit dem 
Karabiner Feuer gegeben. Alle meine ſonſtigen Befehle müſſen 
auf das ſtrengſte befolgt werden; wer ſich nur der mindeſten 
Inſubordination ſchuldig macht, wird augenblicklich von mir 
niedergeſchoſſen uſw.” 
Alle gelobten gern, das Gebotene treu zu befolgen, auch ſich 
einander nicht zu verlaſſen, ſondern in etwaiger Gefahr feſt 
            zu=
ſammenzuhalten. Geſpenſter, welche nach ſolchen Vorbereitungen 
ſich dennoch zu produzieren wagten, handelten unſerem Bedüuken 
nach ſehr unbeſonnen: Der Verlauf unſeres Berichts wird aber 
zur Genüge zeigen, — daß Dragoner nicht minder ſchlechte 
Geiſterbauner ſind, als ſie zur Zeit Ludwigs des Vierzehnten 
ungeſchickte Ketzerbekehrer”) waren. 
An einem ſchönen Herbſtmittag ſaßen die Dragoner im 
Griesheimer Jägerhaus beiſammen. Sie hielten ſich weidlich an 
die Viktualien und geiſtigen Getränke, ſangen mitunter ein 
ftohes Lied, erzählten von mancherlei ſelbſt erlebten oder in
 HHm H 
Witz über das heute Nacht zu erwartende Abenteuer, welches 
wohl keinem von ihnen den Hals koſten werde. Ihr 
            Komman=
dant, Rittmeiſter Fuchs, war ſehr zufrieden mit der guten 
            Ge=
ſinnung, welche ſeine Mannſchaft beſeelte, hatte jedoch nicht 
unterlaſſen, für alle zur Erreichung ſeiner Abſicht nötige 
            Maß=
regeln die genaueſte Sorge zu tragen. Er hatte alle Gemächer, 
alle Winkel und Kamine im Haus bis unter das Dach hinauf, 
ja ſelbſt die Schornſteine, ſorgfältig viſitiert und nur einige 
Fledermäuſe aufgeſtört, ohne irgend etwas Verdächtiges entdeckt 
zu haben; er hatte ſodann alle oberen Teile des Hauſes 
            ver=
ſchloſſen und die abgezogenen Schlüſſel an einem ſicheren Orte 
ſelbſt verwahrt, denn er hatte nur den unteren Stock für ſich und 
ſeine Leute auserſehen. Die nach hinten führende Haustüre, 
welche um Mittag geöffnet worden war, ward nach einigen 
Stunden verſchloſſen und innerhalb verriegelt; auch der Keller 
wurde unterſucht und nachdem nichts Verdachterregendes darin 
wahrgenommen worden war, abgeſchloſſen. Hiermit begnügte 
ſich der Rittmeiſter jedoch nicht, ſondern beſuchte auch, nachdem 
das Haus gleichſam geſperrt war, den dasſele umgebenden 
Waldbeſtand bis zu einer anſehnlichen Entfernung, ſah hinter 
jeden Buſch und Baum in der Hoffnung, einen verkappten Geiſt 
an den Haaren hervorziehen zu können, mußte jedoch 
            unterrichte=
ter Sache zurückkehren, und ärgerte ſich ſchon im Stillen, daß er 
wohl am anderen Morgen ſeinen Rapport in Kranichſtein mit 
den Worten: „Alles richtig, Herr Landgraf” werde beginnen 
müſſen. 
(Fortſetzung folgt.) 
15) Das „Haus und Gut” Kranichſtein erwarb Georg I., der 
            Begrün=
der der Heſſen=Darmſtädtiſchen Linie, im Jahre 1571 und ließ daſelbſt 
1597 einen neuen Bau errichten. Landgraf Ernſt Ludwig nahm 1690 
und 1697 weitere Umbauten vor. Das Schloß war, der regelmäßige 
Wohnſitz Ludwigs VIII. 
12) Die am 1. Oktober 1731 errichtete und am 28. November 1768 
aufgelöſte Eskadron Garde de Dragons, deren Uniformen weiß waren. 
10 Vermutlich Geora Nikolaus Fuchs, der am 8. Juni 1763 Leutnant 
im Landhuſarenkorps und am 19. Juni 1769 kaſſiert wurde. 
1) Daß Fuchs den zweiten ſchleſiſchen Krieg (1744—1745) mitgemacht 
habe, iſt ein Zuſatz Niebergalls, nach Bekker diente Fuchs früher „im 
königlich preußiſchen Militär” 
12) Ludwig IIV. von Frankreich ſuchte ſeit 1681 die Proteſtanten 
ſeines Reiches zum Katholizismus zurückzuführen, indem er ſie durch 
            Dra=
goner, die in proteſtautiſchen Orten und Häuſern einquartiert waren, 
ſo lange peinigen ließ, bis ſie von ihrent Bekenntnis abfielen.