Darmstädter Tagblatt 1923


04. Mai 1923

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A
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
(
Morgenzeltang der Landeshatpfſtädr
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Nummer 122
Freitag, den 4. Mai 1923
186. Jahrgang

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A4

30
34/8 50

Stark in der Abwehr.
Ein Gelöbnis der Rhein= Kuhr= und Saar=
bewohner
.
Köln, 3. Mai. (Wolff.) Die Parteien, nämlich die Zen=
trumspartei
, die Vereinigte Sozialdemokratiſche Partei, die
Deutſche Volkspartei, die Deutſchnationale Volkspartei, die
Deutſch=Demokratiſche Partei, die Bahriſche Volkspartei, der
Allgemeine Deutſche Gewerkſchaftsbund (freier), der Deutſche
Gewerkſchaftsbund (chriſtlicher), der Gewerkſchaftsring deutſcher
Arbeiter=, Angeſtellten= und Beamtenverbände (Hirſch=Dunker,
G. D. A. und A. E. V.), der Deutſche Beamtenbund, Landes=
verband
Rheinland, der Verband rheiniſcher Induſtrieller, die
Intereſſengemeinſchaſt rheiniſcher Arbeitgeberverbände, der Ein=
zelhandelsverband
für das beſetzte Gebiet, die vereinigten rhei=
niſchen
Bauernvereine (Rheiniſcher und Trieriſcher Bauernver=
ein
), der Rheiniſche Handwerkerbund, der katholiſche deutſche
Frauenbund, der Verband evangeliſcher Frauendereine und der
Verband jüdiſcher Frauenvereine veröffentlichen folgenden
Aufruf:
Der Druck, der auf den Ländern am Rhein liegt, wird von
Tag zu Tag ſchärfer; er mag ſich zu noch ſchärferen Formen ſtei=
gern
, wir werden in der Treue zum deutſchen
Volke und Vaterlande nicht wanken. Die unge=
heuren
Laſten des Friedensdiktates und die Beſetzung haben wir
dier Jahre lang getragen in der Hoffnung, dadurch zur Ruhe,
zum Frieden und zu unſerem Recht zu gelangen. Aber darum
geht es den franzöſiſchen Machthabern nicht. Die führenden
Staatsmänner dreier Nationen, die das Friedensdiktat mitge=
ſchaffen
haben, Lloyd George, Nitti und jetzt auch Wilſon,
haben es vor aller Welt klargelegt, daß die franzöſiſche Politik
ihr ſeit langen Jahrhunderten verfolgtes Ziel, die Rheinlande
zu verwelſchen mit allen Miteln weiter verfolgt. Auch der
Letzte an Rhein,,Ruhr und Saar weiß, worum
es geht. Das geſomke rheiniſthe Volk erklärt demgegenüber
vor aller Welt in feierlichſtem Ernſt: Niemals laſſen wir fremde
Macht über Recht und Verfaſſung unſerer Rheinlande entſchei=
den
. Wir danken der Reichsregierung und dem Reichstage für
die beſtimmte unzweideutige Erklärung, jede Einmiſchung in
die Verfaſſung des Reiches und der Länder von außen her mit
äußerſter Schärfe abzuwehren. Wir ſehen in allen den fremden
Pkänen, auch in der Schaffung einer weſtrheiniſchen Republik,
nur den Anfang der Loslöſung vom Reiche, die nur von ganz
vereinzelten erbärmlichen Menſchen gefordert wird und die jede
Nation von Ehre von ſich weiſen muß. Wir kündigen ſolchen
Verſuchen den geſchloſſenen ſchärfſten Widerſtand des rheiniſchen
Volkes an. In dieſem Widerſtande werden wir
nichterlahmen. Wir wiſſen, daß die ganze deutſche Nation
einſtimmig hinter uns ſteht.
Beutales Vorgehed der Franzoſen.
Berlin, 3. Mai. (Wolff.) Ein außergewöhn=
licher
Fall franzöſiſcher Willkür wird aus
Trier gemeldet: Die Franzoſen haben dort für ihre Eiſen=
bahner
Einrichtungen von mehreren hundert Wohnun=
gen
nebſt Wäſche von der Stadtverwaltung gefordert.
Auf die Ablehnung dieſes unberechtigten Verlangens haben
die Franzoſen die Einrichtungen der ausgewieſenen Be=
amten
ſowie von anderen Einwohnern gewaltſam wegge=
nommen
.
Von franzöſiſcher Soldateska beraubt.
Elf Straßenraube in drei Wochen.
Horſt=Emſcher, 3. Mai. (Wolff.) Wiederum wurden
geſtern Abend auf der Induſtrieſtraße ſechs Bürger der Ge=
meinde
unter Vorhaltung von Revolvern von zwei fran=
zöſiſchen
Soldaten beraubt.
Drei des Weges daherkommende Arbeiter, der Maſchinen=
P ſchloſſer Wingendorf, der Bergmann Maſuch, und der Bahn=
arbeiter
Rüdwill, die unabhängig voneinander heimkehrten,
ſburden von einem der beiden Soldaten, der etwas mehr ange=
trunken
war als der andere, feſtgehalten, zunächſt um 20000,
dann um 10000, ſchließlich um 3000 Mark angegangen. Wäh=
renddeſſen
kamen drei katholiſche Geiſtliche, Pfarrer
Leugers von der Laurentius=Pfarrei mit den beiden Kaplänen
Lintiſter und Gaſſeling, ebenfalls an der Stelle vorbei. Auch
ſie wurden angehalten, mit den drei Erwähnten gemeinſam
in eine Häuſerniſche getrieben. Man forderte auch von ihnen
3000 Mark. Als die Franzoſen darauf hingewieſen wurden,
daß ſie Prieſter ſeien, hielten ſie ihre Revolver noch drohender
auf ſie. Erſt als jeder 3000 Mark bezahlt hatte und Rüdwill
alles Geld abgegeben hatte, was er beſaß, konnten ſie gehen.
Die Bedrohung Leugers war ſo ernſt, daß er ebenſo wie die
beiden Kapläne aufs Ernſteſte befürchtete, der Soldat würde los=
drücken
.
Mit dieſen ſechs Ueberfallenen iſt die Zahl ähnlicher
Straßenraube in den letzten drei Wochen auf elf geſtiegen.
Jedesmal hat der Amtmann die Vorfälle unter einer protokol=
lariſchen
Mitteilung der Zeugenausſagen der Ortskomman=
dantur
mitgeteilt. Immer hat er die Antwort erhalten, daß
man die Schuldigen verantwortlich machen und alles tun werde,
um ähnliche Ueberfälle zu verhindern. Die Maßnahmen, die
daraufhin von der Kommandantur getroffen wurden, fruchteten
nichts, da die Soldaten der wehrloſen Bevölkerung gegenüber
mit den Waffen anfangen, was ſie wollen. Wie wenig die Maß=
nahmen
nützen, zeigt am beſten die Tatſache, daß nicht einmal
Geiſtliche von ſolchen Ueberfällen verſchont bleiben.
Amtmann Dr. Schumacher hat in einem ſehr energiſch
gehaltenen Schreiben an die Ortskommandantur auf das Un=
haltbare
dieſer Zuſtände unter Mitteilung des Vernehmungs=
protokolls
der vorerwähnten Fälle erneut hingevieſen. Die aufs
äußerſte erregte Bevölkerung erwarte Maßnahmen der
franzöſiſchen Behörden, die wirkſamer ſind als die bisher ge=

Dieſes Plakat befindet ſich ſeit 1918 an den Ladentüren fran=
zöſiſcher
Geſchäfte. Es iſt ein ſchlagender Beweis, daß Frankreich
ſeit dem Friedensſchluß in wirtſchaftlicher Beziehung niemals
aus ſeiner erbitterten Kampfeinſtellung herausgegangen iſt, daß
es den Krieg mit anderen Mitteln fortſetzte, bis durch den
Ruhreinfall das militäriſche Vorgehen wieder einſetzte.

Vom Tage.
Wie wir erfahren hat der Reichsfinanzminiſter geſtern dem Reichs=
rat
eine Geſetzesvorlage zugehen laſſen, in der die mit den Organiſatio=
nen
vereinbarte Neuregelung der örtlichen Sonder=
zulage
dem Reichsrat zur Annahme empfohlen wird.
Die Verhandlungen zwiſchen der deutſchen Regierung und den Re=
gierungen
von Preußen, Bayern, Sachſen und Württemberg einerſeits
und der Regierung der tſchechoſlowakiſhen Republik andererſeits über
die Ausweifung von beiderſeitigen Staatsangehörigen
und zur Regelung der damit zuſammenhängenden Fragen ſind am
2. Mai durch einen Notenaustauſch zwiſchen dem tſchechoſlowakiſchen Ge=
ſandten
Tufas und dem Reichsminiſter des Auswärtigen zum Abſchluß
gekommen.
Die ſozialdemokratiſche Fraktion, die bereits vor der Interpellation
der bürgerlichen Mittelparteien die Abſicht hatte, einen Antrag auf Ein=
ſetzung
eines Unterſuchungsausſchuſſes zu ſtellen, hat dieſen Antrag nun=
mehr
eingebracht.
Im Reichsrat wurde geſtern mitgeteilt, daß der angekündigte
Geſetzentwurf über Maßnahmen gegen die Valutaſpekulation an die
Länder abgegangen iſt.
Unter dem Eindruck der ablehnenden Kommentare der ausländi=
ſchen
Preſſe zur deutſchen Reparationsnote, die einen gewiſſen Schluß
auf die insbeſondere aus Frankreich zu erwartende Antwort zulaſſen,
ſetzte an der geſtrigen Berliner Börſe eine ſcharfe Deviſenhauſſee ein.
Hand in Hand mit der Deviſenſteigerung ging eine ſtürmiſche Effekten=
hauſſee
, die ſich auf alle Marktgebiete erſtreckte.
Miniſterpräſident Poincaré hatte eine Unterredung mit
dem rheiniſchen Oberkommiſſar Dirard.
Um 5 Uhr nachmittags hatte Poincaré eine Unterredung mit dem
Finanzminiſter, dem Miniſter für die öffentlichen Arbeiten, dem Mi=
niſter
für die befreiten Gebiete und dem franzöſiſchen Delegierten in
der Reparationskommiſſion. Nach Havas kann man annehmen, daß
Gegenſtand dieſer Beratung die Ausarbeitung der Antwortnote an die
deutſche Regierung geweſen ſei.
Lord Curzon hat außer dem deutſchen Botſchafter noch
den franzöſiſchen und italieniſchen Botſchafter im
Foreign Office empfangen.
Der franzöſiſche Miniſter für öffentliche Arbeiten hat durch Ver=
mittelung
der Verteilungsſtelle für Hochöfenkoks die
Metallinduſtrien in einem Schreiben aufgefordert, ein Drittel der
Koksmengen, die ſie zurzeit aus dem Ruhrgebiet erhalten, ſp
lange nicht zu verbrauchen, bis ein Geſamtvorrat
von 250 000 Tonnen angeſammelt iſt, der den Geſamtver=
brauch
der franzöſiſchen Metallinduſtrie für 14 Tage darſtellt.
Die Franzoſen verlangen nunmehr von den induſtriellen
Werken die Bezahlung der Kohlenſteuer.
Nach den letzten Feſtſtellungen haben die Franzoſen im Ruhrgebiet
von etwa 400 Schachtanlagen insgeſamt 52 Anlagen beziv, deren Kohlen=
und Kokshalden beſetzt.
Reuter meldet aus Dublin vom 2. Mai: Entgegen der allge=
meinen
Erwartung hat die Freiſtaatregierung in der heutigen Sitzung
des iriſchen Parlaments keine Erklärung über de Valeuas
Friedensproklamation abgegeben. Im allgemeinen herrſcht
die Auffaſſung vor, daß der Kampf jetzt beendet ſei.
Reuter meldet aus Kairo: Im ganzen wurden geſtern fünfzehn
Verhaftungen vorgenommen. Obgleich der Prozeß gegen die
der Teilnahme an der Verſchwörung Angeklagten bereits 15 Tage
dauert, ſind bisher nur vier Zeugen vernommen worden.
Das Handelsdepartement in Waſhington kündigte die Entſendung
von Profeſſor Britdut aus Neu=York als Handelsſachver=
ſtändigen
nach Berlin an, mit der Aufgabe, das Handelsdeparte=
ment
über die Fortſchritte der deutſchen Induſtrie zu
unterrichten.
Reuter meldet aus Wafhington: Es iſt beſchloſſen worden, daß
die neuen Beſtimmungen über das Alkoholverbot am 15. Juni
in Kraft treten ſollen. Man erwartet, daß ſich einige Schwierig=
keiten
mit fremden Regierungen ergeben werden, doch glaubt man, daß
das feſtgeſetzte Datum ausreichende Zeit gewährt, um eine Einigung
herbeizuführen.
Die ſozialiſtiſchen Maifeiern führten in Warſchau und
Lodz zu Zuſammenſtößen zwiſchen Kommuniſten und der Poli=
zei
, wobei es in Warſchau etwa ſechzig, in Lodz etwa vierzig
Verwundete gab. Sehr viele Verhaftungen wurden vor=
genommen
. In Lemberg wurde zum erſten Male von ſoziali=
ſtiſchen
Polen, Juden und Ukrainern ein gemeinſamer Umzug
veranſtaltet.
Dollarkurs in Frankfurt am 3. Mai,
abends //7 Uhr: 38250.

Die Amputation am verbluteten Körper. DAllemagne
Fayera tout Deutſchland wird alles bezahlen: Das war der
neue Kampfruf der Gegner, mit dem ſie nach dem Unterliegen
des Deutſchen Reiches gegen eine gewaltige Ueberzahl der
Feinde den kommenden Frieden einleiteten. Und als ſich der
hohe Rat der Friedensdiktatoren um den Beratungstiſch von
Verſailles verſammelte, wurde er ſich zunächſt über die unerhört
neuartige Methode ſchlüſſig, wie man Deutſchland nun auch recht
zahlungskräftig machen könnte: Die diplomatiſchen Chirurgen
einigten ſich vorerſt auf weiteſtgehende Amputationen, die man
natürlich nicht nach früherem Brauch als Annexionen bezeich=
nete
, ſondern mit der Phraſe des Zugeſtändniſſes an das Selbſt=
beſtimmungsrecht
der Völker umhüllte, ein Prinzip, das allein
auf Deutſchland keine Anwendung finden ſollte. Denn warum
ſonſt ein ſo ängſtliches Vermeiden einer Bekundung dieſes
Selbſtbeſtimmungsrechtes durch Volksabſtimmung, warum dort,
o die überwältigende deutſche Mehrheit ſo klar ihren Willen
ausdrückte, ein vorher feſtgelegter Schiedsſpruch, der nur ver=
worrendſte
Verhältniſſe ſchuf?
Auch der Deutſche, der ſich ſo lange und gern von den Hu=
manitätstiraden
der Gegner betören ließ, hat zwar langſam,
aber doch immer tiefer begriffen, daß hinter ſchönen Worten
nichts als der nackte Eroberungswillen ſeiner Feinde ſtand und
ſteht. Doch leider erſt begriffen, nachdem es zu ſpät war.
Mit den Gebietsabtretungen begannen be=
reits
die deutſchen Tributleiſtungen an die
Feinde, bevor überhaupt ein Reparationsplan
aufgeſtellt war. Man mache ſich nur einmal klar, welche
Werte, Goldwerte, in dem ſtecken, was das Deutſche Reich
den Siegern an Kriegsentſchädigung außer den als Repara=
tionen
firmierten Leiſtungen auslieferte: Deutſchland mußte ab=
treten
: das induſtriell hochentwickelte Elſaß=Lothringen mit ſei=
nen
reichen Erz= und Kalilagern, große Teile der Provinzen
Oſt= und Weſtpreußen, Poſen und Pommern, die über eine aus=
gedehnte
und ertragsfähige Landwirtſchaft verfügen, Oſt= Ober=
ſchleſien
mit unerfetzlichen Kohlenfeldern, Zinkerzlagern und
einer gewaltigen Motaninduſtrie. Dieſe Abtretungen (wobei
die der unbeſchränkten Oberhoheit des Deutſchen Reiches mehr
oder weniger entzogenen beſetzten Gebiete nicht eingerechnet
wurden) ſind für Deutſchland gleichbedeutend mit dem Verluſt
von rund einem Achtel ſeiner früheren Geſamtfläche, das ſoll
heißen: Deutſchland hat durch Amputation ſo viel Bodenfläche
verloren, wie das ganze rechtsrheiniſche Bayern hat, oder: mehr
als Belgien, Holland und Luxemburg zuſammen an Bodenfläche
beſitzen. An Menſchen büßte Deutſchland in den abgetrennten
Landesteilen ein Zehutel ſeiner Einſohnerzahl ein, das ſind
erheblich mehr Menſchenkräfte, als B. Holland oder Schiveden
oder das rechtsrheiniſche Bayern und faſt ſo diel wie der Staat
Argentinien zählt.
Von de, was dieſe Einbuße an Menſchen, Land= und
Bodenſchätzen für die deutſche Volkswirtſchaft bedeutet, wird
noch im einzelnen zu ſprechen ſein. Zunächſt ſei einmal in gro=
ßen
Umriſſen feſtgeſtellt, wieweit ſich die Gläubiger durch An=
nexionen
aller Art von vornherein bezahlt machten. Eine ge=
waltige
Rolle ſpielt dabei noch die Abtretung der deutſchen Ko=
lonien
, die bei einer Einwohnerzahl von 12,3 Millionen Men=
ſchen
ein Gebiet umfaßten, das an Ausdehnung fünfeinhalbmal
ſo groß iſt wie das ganze Deutſche Reich. Auch bei den Kolo=
nien
ſchließt der Verkuſt an Land, an ausbau= und ertrags=
fähigem
Land, einen beträchtlichen Verluſt an reichen Boden=
und Produktenſchätzen ein: Diamantfelder, Kupferminen, Phos=
Phate. Kautſchatk, Baumwolle, Hanf, Häute, Felle, Kakao, Kopra,
Kaffee, Palmkerne, Palmöl, und von der Wichtigkeit der Kolo=
nien
als Reſervoir für den Menſchenüberſchuß in Deutſchland
abgeſehen, ging mit ihnen auch ein weſentlicher und entwick=
lungsreicher
deutſcher Außenhandelspoſten verloren, wie die
Im= und Exportziffern in den zehn Jahren von 1903 bis 1913
zeigen, wo ſich die koloniale Einfuhr von 77 auf 233, die Aus=
fuhr
ſogar von 40 auf 269 Millionen Mark, alſo faſt auf das
Siebenfache, ſteigerte.
Ein weiterer Außenhandelspoſten von allergrößtem Werte,
auf den wir nach dem Diktat der Friedensmacher verzichten muß=
ten
, iſt die deutſche Handelsflotte, ohne die ein auf Ausfuhr=
handel
angewieſenes Induſtrieland wie das Deutſche Reich ein=
fach
nicht exiſtieren kann. Die Notwendigkeit dieſes Transport=
mittels
für die deutſche Produktion erhellt ſchon aus dem Eifer,
mit dem der Ausbau der Handelsflotte betrieben wurde. Der
Geſamttonneninhalt, der 1896 1,969 Millionen betrug, war bis
zum Kriegsausbruch auf 5½ Millionen Br.=Reg.=To. ange=
tvachſen
; aber 1918 ließen uns die Feinde wenig mehr als den
zehnten Teil dieſes Schiffsraumes, ſo daß die deutſche Handels=
flotte
nach Abgabe der Schiffe an die Gegner, deren Flotte da=
durch
entſprechend vergrößert wurde, nur noch knapp ein Drittel
des Standes von 1896 betrug und auch trotz Wiederkäufe und
Neubauten am 1. Oktober 1922 erſt etwa den Stand erreichte,
den die Handelsflotte 26 Jahre früher bereits einmal gehabt
hatte und immer noch nur ein Drittel des Friedensſtandes be=
trägt
. Das große Deutſchland, deſſen Handelsflotte vor dem
Kriege mit den Vereinigten Staaten an zweiter Stelle der Welt=
handelsflotte
ſtand, war infolge des Auslieferungsdiktats bis
Ende 1922 auch von den weit kleineren Ländern wie Norwegen
und Holland weit überholt.
Es tpurde vorhin geſagt, daß mit den Abtretungen an Län=
dern
und Werten bereits die Tributleiſtung Deutſchlands begon=
nen
, und das in einer Höhe, wie ſie die Welt nach Abſchluß eines
Krieges bisher noch nicht erlebt hatte. Nur ein kleiner Vergleich:
Frankreich wurde 1871 eine Kriegsentſchädigung von fünf Mil=
liarden
Franes 4 Milliarden Goldmark auferlegt; der nomi=
nelle
Wert, der abgelieferten deutſchen Handelsflotte einſchließ=
lich
Vinnenſchiffe beziffert ſich allein auf ſechs Milliarden Gold=
mark
, alſo auf eineinhalbmal ſo viel, wie die geſamte Kriegs=
entſchädigung
des damaligen Frankreich betrug. Die Größe des
volkswiriſchaftlichen Verluſtes läßt ſich ziffernmäßig überhaupt
nicht errechnen, ebenſowenig wie der gewaltige Aderlaß, der
Deutſchland durch die Amputation allerwichtigſter Landesteile
und durch den Raub ſeiner Kolonien aufgezwungen wurde, jetzt
ſchon in Zahlen ausgedrückt werden kann. Es genügt nach dem
Geſagten die einwandfreie Feſtſtellung, daß Deutſchland,
obwohl es ſchon vor dem Kriege nicht genügend Lebensmittel
für den eigenen Bedarf prodnzieren konnte, die beſten land=

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Seite 2.

wirtſchaftlichen ueberſchußgebiete hat abtre=
ten
müſſen, daß es, obwohl auf Rohſtoffe angewieſen, je nach
der Art ein Viertel bis ein Drittel ſeiner wich=
tigſten
Rohſtoffe verlor, und daß es ſchließlich, obwohl
es ohne den Welthandel nicht exiſtieren kann, nahezu ſeinen
ganzen Außenhandelsapparat, einſchließlich Flotte
und Kolonien, ohne jeden Gegenwert hergeben mußte.
Das iſt Kriegsentſchädigung, Tributleiſtung vor aller Re=
aration
, und über dieſe gewaltigen Ziffern kann nicht hinweg=
ehen
, wer nicht den Schwindel, daß Deutſchland Zahlungen
üiberhaupt nicht oder nur Geringfügiges geleiſtet habe, zur Ver=
hleierung
ſeiner politiſchen und finanziellen Vernichtungspläne
lenutzt. Aber die Zahlen werden noch deutlicher ſprechen.
Zu 5 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Landau, 3. Mai. Vom franzöſiſchen Kriegsgericht in
Landau wurde der früher beim Bezirksamt in Kehl angeſtellte
Amtmann Klumpp im Abweſenheitsverfahren zu fünf Jahren
Zwangsarbeit und 2000 Franken Geldſtrafe verurteilt. Die An=
llage
lautete auf intellektuelle Urkundenfälſchung, deren ſich der
Amtmann aus Anlaß des bekannten ſeinerzeitigen Wirtshaus=
trawalls
zwiſchen Deutſchen und franzöſiſchen Soldaten in Neu=
mühl
ſchuldig gemacht haben ſoll, weil er der franzöſiſchen Mi=
litärjuſtiz
die Ergebniſſe einer von ihm aufgenommenen Neben=
unterſuchung
mitteilte, tworin die Ausſagen verſchiedener Zeu=
gen
abweichend von der im Ermittlungsverfahren der fran=
zöſiſchen
Beſatzungsbehörde erfolgten Niederſchrift lauteten. Die
an dem Krawall beteiligten Deutſchen ſind ſeinerzeit vom
Kriegsgericht in Landau verurteilt worden.
KN
Wilſtar.
wd. Mainz, 3. Mai. Die Willkür der franzöſiſchen Rechts=
pflege
und die Ungereimtheiten, die dadurch entſtehen, daß in
den meiſten Fällen ein Militär= und ein Zivilverfahren gegen
mißliebige Deutſche anhängig gemacht werden, die ſich beide
oft durchkreuzen, wird wieder durch einige Fälle der letzten
Tage in ein deutliches Licht gerückt.
Der 51jährige Reallehrer Martin Gleiſer aus Mainz
wurde am 6. April nach voraufgegangener Hausſuchung ohne
Angabe von Gründen verhaftet und ins Gerichtsgefängnis ein=
geliefert
. Am 1. Mai wurde er, nachdem er in der Zwiſchenzeit
einmal vernommen worden war, vor Gericht geſtellt und gegen
ihn auf Grund völlig unzureichender Zeugenausſagen Anklage
wegen beleidigender Haltung gegenüber der franzöſiſchen Armee
erhoben. Der Staatsanwalt ſelbſt ſah ſich gezwungen, die Frei=
ſprechung
des Angeklagten zu beantragen, die denn auch vom
Gericht verkündet wurde. Trotzdem wurde G. in Haft behalten,
uim am 3. Mai, alſo zwei Tage ſpäter, ausgewieſen zu werden.
In dieſem Falle iſt die rechtliche Grundloſigkeit der Ausweiſung
durch das freiſprechende Erkenntnis des franzöſiſchen Gerichts
elbſt klar erwicſen.
Die gleiche Schlußfolgerung trifft im Falle des Rechtsan=
ſdalts
Karl Beck, Beigeordneten der Stadt Alzey, zu. Er
wurde am 24. März nach voraufgegangener Hausſuchung ver=
laftet
und ebenfalls im Mainzer Gerichtsgefängnis eingeſperrt.
rſt volle dier Wochen ſpäter, am 24. April, wurde er vor Ge=
icht
geſtellt. Die Anklage lautet dahin, daß B. Vorſitzender
des Militärvereins in Alzey war, der angeblich von der Rhein=
undkommiſſion
verboten ſei. Auch in dieſem Falle gab der
Militärſtaatsanwalt die Haltloſigkeit der Beſchuldigung zu und
(antragte Freiſprechung. Das Urteil des Gerichts lautete dem=
mäß
. Nichtsdeſtoweniger wurde B. weiter in Haft behalten
uud am 26. April, alſo nach nahezu fünf Wochen unſchuldig ver=
lißter
Unterſuchungshaft, ausgewieſen. Seine Familie war
ereits in den erſten Tagen der Haft abgeſchoben worden.
Ausgewieſen.
wil. Mcinz, 3. Mai. Dem Staatskommiſſar für das be=
j
ßte heſſiſche Gebiet, Herrn Dr. Kranzbühler in Mainz,
ſt von der Rheinlandkommiſſion eröffnet worden, daß er ſich
3 zum 5. Mai aus dem beſetzten Gebiet entfernen möge, das
ohne Erlaubnis der Rheinlandkommiſſion nicht wieder be=
tieten
bürfe. Dies gelte auch für ſeine Familie.
wd. Mainz, 3. Mai. Von der franzöſiſchen Beſatzungs=
hörde
wurden heute 32 Eiſenbahnbeamte aus Mainz und
Nainz=Kaſtel und 11 Eiſenbahnbeamte aus Nierſtein ausge=
lieſen
. Mit demſelben Transport wurde auch der über 50
jahre alte Reallehrer Martin Gleiſer aus Mainz nach vier=
üöchiger
Gefängnishaft nach Darmſtadt abgeſchoben. Die Frau
des jetzt Ausgewieſenen iſt bereits am 7. April ausgewieſen
dorden. Gleiſer wurde vor zwei Tagen unter der Anklage der
attitude insultante vor das franzöſiſche Militärpolizeigericht
geſtellt, mußte aber freigeſprochen werden. Trotzdem erfolgte
hinterher ſeine Ausweiſung.

Wilhelm Heinrich Riehl.
Zu ſeinem 100. Geburtstage am 6. Mai 1923.
Von Hans Gäfgen.
Riehl zählt zu den großen Kulturhiſtorikern, zu den bedeut=
ſamſten
Anregern, die das neunzehnte Jahrhundert uns ſchenkte.
Er begann als Pfarrer, verließ aber dann plötzlich dieſen Beruf
und ſchlug ſich als freier Schriftſteller durch die Welt. Land
und Leute kennen zu lernen, die Seele des Volkes zu belauſchen,
den Quellen des kulturellen und geſellſchaftlichen Lebens nach=
zugehen
, ſchien ihm lockendſte Lebensaufgabe. Er beſchritt eigene
Pfade, kümmerte ſich nicht um Lehrmeinungen, ſondern forſchte
perſönlich und ſchrieb nieder, was er fand und dachte. Sein
Stil iſt ungemein perſönlich, geiſtreich, friſch, klar, knapp und
ſprühend von Witz. Wer ſich ein Bild von ſeinen Arbeiten machen
will, der greife zu dem jetzt erſchienenen Bande Vom deutſchen
Land und Volke (Verlag Eugen Diederichs, Jena), der eine
Auswahl aus Riehls kulturhiſtoriſchen Schriften bietet und in
einem Aufſatz Der Mann und ſein Werk aus der Feder des
Herausgebers Paul Zaunert auch trefflich in das Weſen und die
Bedeutung des vor 100 Jahren Geborenen einführt. Ein un=
gemein
eindrucksvolles Bild, das Riehl während ſeiner Wies=
badener
Zeit in den Jahren 1848/50 darſtellt, iſt dem Bande
vorangeſtellt. Ein langhaariger, mit einem Zylinder bedeckter,
profeſſoral ausſehender Herr im langen, etwas ſchlotternden
Gehrock iſt da zu ſehen, ein Mann, dem man ſolch ſprühenden
Witz und ſolch frohes Kämpfertum für ſeine Ideale nicht ohne
weiteres zutrauen würde, blickte nicht das Auge hinter der Brille
gar forſch und freudig in die Weite.
Dem bodenſtändigen Bauerntum gehörte Riehls Liebe vor
allem. In ihm ſah er die Kraft und Stärke, aus denen dem
übrigen Volkstum immer wieder Ströme der Erneuerung zu=
fließen
ſollten. Vergangenheit und Gegenwart zog er in gleicher
Weiſe in den Kreis ſeiner Betrachtungen, ſtets ſelbſtändig vor=
gehend
und wertvolle Gedanken über das Geſchaute niederſchrei=
bend
. Riehl wanderte. Und wie wanderte er! Uns allen kann
er da ein Vorbild ſein. Allein zog er ſeine Straße, die Land=
karte
hatte er im Kopfe, niemand fragte er um den Weg. Wenn
er loszog, wußte er ſchon mehr über die Eigenart des Land=
ſtriches
, den er zu erforſchen trachtete, als die Gebildeten, die
dort ſeit ihrer Jugend wohnten. Und heimgekehrt, verſenkte er
ſich aufs neue in die Spezialliteratur, bis Vergangenheit und
Gegenwart ſonnenklar vor ihm lagen und er ſeine Betrachtungen
über das Geſchaute und Erlebte niederzuſchreiben begann.
Riehl war ein vorbildlicher Familienvater; er heiratete früh
und betrachtete das Haus ſtets als Reimzelle aller echten Kul=

Mummer 123.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Mai 1923.
Das Echo der deutſchen Note im Auslande.

Abgelehnt.
Paris, 3. Mai. (Wolff.) Ueber den heutigen Miniſter=
rat
wird folgendes offizielle Communigué ausgegeben:
Die Miniſter ſind heute vormittag unter dem Vorſitz des
Präſidenten Millerand zuſammengetreten. Der Miniſter=
präſident
hat das Schreiben zur Kenntnis gebracht, das er vom
deutſchen Geſchäftsträger erhalten hat. Der Miniſterrat war
einmütig der Anſicht, daß die Vorſchläge als unan=
nehmbar
zu betrachten ſeien und zwar ſowohl wegen der ge=
ſtellten
Bedingungen und des Mangels an Garantien als wegen
der Unzuträglichkeit der gebotenen Ziffern. Der Mi=
niſterpräſident
wird ſich mit der belgiſchen Regierung
über die Abſendung der Antwort an die deutſche Regierung und
deren Miteilung an ſämtliche Alliierten verſtändigen.
*
Paris, 3. Mai. (Wolff.) Die Havasagentur veröffentlicht
zur Erörterung des im Miniſterrat getroffenen Beſchluſſes fol=
gende
offenbar beeinflußßte Note: Das offiziöſe Communiqué
ſtellt die verſchiedenen Gründe auf, die das Kabinett hindern,
die deutſche Note als Verhandlungsbaſis in Erwägung zu ziehen.
In erſter Linie handelt es ſich hier um die von Deutſchland
geſtellten Bedingungen: die Fortſetzung des paſſiven Wider=
ſtandes
, die Räumung der Gebiete vor Eröffnung von Verhand=
lungen
(Anmerkung der Redaktion: Die deutſche Note enthielt
keine derartige Vorbedingung), gar nicht zu rede von der Be=
ſeitigung
der Zollſchranken, der Abſchaffung de techts, Sank=
tionen
anzuwenden und Pfänder zu beſchiagn men. Ferner
ſeien im deutſchen Angebot keinerlei Garantien gegeben, weder
Garantien von Regierungsſeite, z. B. Verpfändung von Staats=
eigentum
, Eiſenbahn uſw., für die Reparationsverpflichtungen,
noch Garantien privater Art, wie die Mitwirkung der deutſchen
Großinduſtrie bei der Durchführung der vorgeſehenen Zahlun=
gen
. Schließlich ſei der Betrag des deutſchen Angebots ſelbſt
ganz und gar unbegründet, da es im günſtigſten Falle vorſehe,
den Alliierten 30 Milliarden Goldmark zur Verfügung zu ſtellen.
Dieſe 30 Milliarden würden ſich aber möglicherweiſe noch auf
20 Milliarden verringern, und dieſe Möglichkeit ſei wegen des
bis jetzt von Deutſchland bekundeten Mangels an gutem Willen
die wahrſcheinlichſte. Zum Schluß würden alſo die Alliierten,
wenn man annehme, daß die Anleihe von 20 Milliarden völlig
gezeichnet ſverde, höchſten 15 Milliarden erhalten, davon Frank=
reich
etwa 8. Die reſtlichen 7 Milliarden kämen als Zinſen für
die Anleihe in Wegfall. Unter dieſen Umſtänden ſei es nur zu
gerechtfertigt, daß die franzöſiſche Regierung es ablehne, der=
artige
Vorſchläge ernſt zu nehmen. Poincaré werde ſich alſo ſo=
fort
, und zwar auf dem gewöhnlichen diplomatiſchen Wege, mit
dem belgiſchen Kabinett in Verbindung ſetzen, das ſeinerſeits,
wie bereits bekannt, die Note des deutſchen Reichskanzlers eben=
falls
als unbefriedigend erachtet. Die Pariſer und /Brüſſeler
Regierung würden weiterhin ſolidariſch vorgehen und ſich über
den Wortlaut der Berlin zu erteilenden Antwort einigen, die als=
dann
auch London und Rom mitgeteilt werden ſoll. Die fran=
eöſiſchen
und die belgiſchen Miniſter würden dann zu einer Kon=
ferenz
zuſammentreten, um über die Möglichkeit zu beraten, ihre
Aktion im Ruhrgebiet noch intenſiver zu geſtalten, bis ſie, ihre
endgültige Wirkung gezeitigt hätte.
Belgien enttäuſcht.
Amſterdam, 3. Mai. (Wolff.) Der Brüſſeler Kor=
reſpondent
des Telegraaf meldet, er habe geſtern abend eine
Unterhaltung mit Perſönlichkeiten aus miniſteriellen Kreiſen
gehabt. Wenn man ſich auch begreiflicherweiſe noch nicht end=
gültig
geäußert habe, ſo könne doch geſagt werden, daß die
deutſche Note in Brüſſel enttäuſcht habe. Man
ſehe ein, daß die Regierung Cuno erhebliche Schwierigkeiten
überwinden müſſe, und daß ſie einen Verſuch in dieſem Sinne
gemacht habe. Indeſſen befinde ſich Belgien, welches auf Re=
parationen
warte, genau ſo gut in Schwierigkeiten wie Deutſch=
land
. Der Bericht fährt fort: Die Note wird für unbe=
friedigend
erachtet. Die belgiſche Regierung
iſt aber der Anſicht, daßdie Note nicht einfach
ohne weiteres verworfen werden ſoll. Sie hat
den Wunſch, dies in Uebereinſtimmung mit der franzöſiſchen
Regierung zu unterſuchen, damit durch die zu erteilende Antwort
die öffentliche Meinung der Welt die Gründe deutlich erkennt,
weshalb die Note nicht angenommen werden konnte. Die fran=
zöſiſchen
und belgiſchen Miniſter würden, um zu einer Ueberein=
ſtimmung
bezüglich der Antwort zu gelangen, höchſtwahrſchein=
lich
in Brüſſel zuſammenkommen.

Poincaré.

Paris, 3. Mai. (Wolff.) Die Chicago Tribune will er=
fahren
haben, daß Poincaré vorausſichtlich das deutſche
Angebot in einer Rede beantworten werde, in der er
Frankreichs Ablehnung hinſichtlich einiger grundlegenden Punkte
ausſprechen, aber darauf anſpielen werde, daß die Vorſchläge
da ſie revidiert werden könnten, die Grundlage wichtiger
Erwägungen abgeben könnten. Dem Blatt muß für
ſeine Meldung die Verantwortung überlaſſen bleiben, umſomehr,
als ſie mit den übrigen Informationen, auch der Chicago Tri=

bune in ſtarkem Widerſpruch ſteht.
Paris, 3. Mai. (Wolff.) Der belgiſche Botſchafter hat
heute vormittag eine Unterredung mit dem politiſchen Direktor
des franzöſiſchen Außenminiſteriums gehabt. Man habe ſich über
den allgemeinen Inhalt der Antwort an die deutſche Regierung
unterhalten. Jedoch iſt, wie das Journal des Débats mitteilt,
keine Entſcheidung über den Inhalt der Anwort getroffen wor=
den
. Morgen wird jedenfalls der belgiſche Botſchafter wiederum
mit der franzöſiſchen Regierung verhandeln und in weniger als
48 Stunden wird der deutſchen Botſchaft in Paris eine klare und
präziſe Antwort übermittelt werden.

Engliſche Preſſeſtimmen.
London, 3. Mai. (Wolff.) Die heutige Morgenpreſſe ver=
öffentlicht
den vollen Wortlaut der deutſchen Note. Alle Blätter
nehmen in Leitartikeln dazu Stellung. Die Note wird von
den meiſten Blättern wegen ihres Tones kritiſiert.
Der überwiegende Teil der Preſſe tritt jedoch dafür
ein, die Note trotzdem zum Ausgangspunkt von Ver=
handlungen
zu machen.
Der diplomatiſche Berichterſtatter der Weſtminſter Ga=
zette
ſchreibt, die deutſche Note ſei geſtern in politiſchen Krei=
ſen
als ein genügend ernſtes Angebot für die Regelung der Re=
parationen
angeſehen worden, um eine Erwiderung von ſeiten
der in Betracht kommenden Länder zu verdienen. Da ſie an
alle Alliierten gerichtet ſei, ſo habe jeder der Alliierten das Recht.
ſeine Anſicht auszudrücken. Man könne mit Sicherheit vorher=
ſagen
, daß weder England noch Amerika die Note Deutſchlands
ohne weiteres zurückweiſen würden. Auch Italien werde wahr=
ſcheinlich
die Gelegenheit ergreifen, um ſeine Anſichten bekannt
zu geben. Belgien werde wahrſcheinlich allem, was Frankreich
ſage, zuſtimmen, und geſtern abend ſchien nicht viel Hoffnung
zu beſtehen, daß die franzöſiſche Regierung einen anderen Stand=
punkt
als die ſummariſche Verwerfung einnehmen werde. Der
geſamte Ton der deutſchen Note laſſe darauf
ſchließen, daß ihre Bedingungen elaſtiſch ſind
und nicht in dem Gedanken unterbreitet worden
eien, das letzte Wort in dieſer Frage zu
ſprechen.
In einem Leitartikel ſchreiben die Dimes dagegen, es
könne von vornherein geſagt werden, daß es das Repara=
tionsproblem
nicht löſe. Das Angebot gebe nur die
unbeſtimmteſten Garantien. Es werde ſo ungeſchickt vor=
gebracht
, daß es jede franzöſiſche Empfindlichkeit errege.
Frankreich und Belgin würden jedoch klug tun, das deutſche
Angebot nicht allzu ſummariſch zu verwerfen. Es ſchlage Punkte
vor, von denen aus Schritte, allerdings kurze und zögernde,
in der Richtung einer Regelung getan werden könnten. Deutſch=
land
mache in Uebereinſtimmung mit dem von Curzon gegebenen
Rat ein poſitives Angebot, und die vorgeſchlagenen Summen
ſtänden nicht vollkommen außerhalb jeder Beziehung zu dem
von Bonar Law in Paris im Januar vorgeſchlagenen Betrag.
Deutſchland ſei anſcheinend bereit, außerdem Sachleiſtungen zu
machen, obgleich die Note in dieſen wie in vielen anderen
Punkten nicht ſehr klar ſei.
Daily Chronicle findet 1500 Millionen Pfund Sterling für
zu wenig, kritiſiert aber die franzöſiſchen Methoden in der Be=
handlung
des Problems abfällig und unterſtreicht die Abſicht,
daß die an der Ruhr befolgten Methoden keinerlei Werte pro=
duzieren
, ſondern dieſe nur zerſtören.
Daily Erpreß wiederholt die Anſicht, daß im Gegenſatz zu
den Eindrücken an gewiſſen Stellen die engliſche Regierung in
keiner Weiſe mit der Note im Zuſammenhang ſtehe, und daß die
Regierung keinerlei Anteil an der Formulierung der Bedin=
gungen
hatte. Das Blatt fügt hinzu, daß es keinerwegs ſicher
ſei, daß das Angebot Deutſchlands das letzte Wort in dieſer
Angelegenheit ſei.
Der Daily Telegraph meint, das Angebot ſtelle keinen Fort=
ſchritt
in der Richtung auf das gewünſchte Ziel dar. Die Note,
die alles in allem ſchwächlich und unpraktiſch genug ſei, ſei
durch die Steifnackigkeit um ihre Wirkung gebracht worden.
Die Daily News iſt der Auffaſſung, daß die Note nicht die
Hoffnung aller derjenigen in England erfülle, die für die Wie=
derherſtellung
der Ruhe in Europa gearbeitet haben.

tur. Hausmuſik, beſonders die alten Wiener Meiſter, war ihm
ein Lebensbedürfnis; er ſelbſt hat ſich auf dieſem Gebiete als
Komponiſt betätigt. Er war ein Gegner Wagners und liebte
Mozart und Haydn vor allem. Muſik und Wandern ſind die
Pole, um die Riehls Perſönlichkeit ſich drehte; aus ihnen ge=
wann
er Kraft zum Leben und Schaffen.
In Biebrich am Rhein wurde er am 6. Mai 1823 geboren.
In Marburg, Tübingen, Gießen und Bonn widmete er ſich dem
Studium der Theologie, Philoſophie und Geſchichte. Später
ſtudierte er auch Kultur= und Kunſtgeſchichte. Er redigierte die
Oberpoſtamtszeitung in Frankfurt und ſpäter die Karlsruher
Zeitung und den Badiſchen Landboten. Im Jahre 1848 rief er
in Wiesbaden die Naſſauiſche Zeitung ins Leben; anſchließend
wurde er als Leiter der Allgemeinen Zeitung nach Augsburg
berufen. 1853 ernannte ihn Maximilian II. zum Profeſſor an
der Univerſität München; neun Jahre ſpäter wurde er Mitglied
der Münchener Akademie. Den perſönlichen Adel erhielt er 1880.
Zwölf Jahre lang wirkte er dann als Direktor des Bayeriſchen
Nationalmuſeums und Generalkonſervator der Kunſtdenkmäler
und Altertümer Baherns. Am 16. November 1897 ſtarb er zu
München.
Sein Hauptwerk iſt Die Naturgeſchichte des Volkes, um=
faſſend
die zuerſt einzeln erſchienenen Bände Die bürgerliche
Geſellſchaft, Land und Leute, Familie und Wanderbuch.
Weitere bedeutſame kulturhiſtoriſche Arbeiten Riehls ſind die
Kulturgeſchichtlichen Charakterköpfe Kulturgeſchichtliche No=
vellen
, Geſchichten aus alter Zeit und Kulturſtudien aus drei
Jahrhunderten daneben das Neue Novellenbuch. Bavaria
iſt eine umfaſſende geographiſch=ethnographiſche Schilderung
Baherns, die in fünf Bänden zum Abſchluß gelangte. Unter
Riehls weiteren Büchern finden ſich die folgenden: Am Feier=
abend
(ſechs Novellen), Die deutſche Arbeit Lebensrätſel
(fünf Novellen) und Aus der Ecke (ſieben Novellen), ferner der
Roman Ein ganzer Mann und die Religiöſen Studien eines
Weltkindes.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
C.K. Ein Preisausſchreiben für Meeresheil=
kunde
. Die Deutſche Geſellſchaft für Meeresheilkunde hat ein
Preisausſchreiben über Die Ausnützung der deutſchen
Seeküſten für die Ertüchtigung der Jugend aus=
geſchrieben
. Verlangt wurde, daß die Arbeit gemeinverſtändlich
gehalten ſei und der Inhalt nicht nur Aerzte, ſondern auch Be=
hörden
, Badeverwaltungen, Fürſorgeſtellen uſw. berate. Be=
ſonderer
Wert wurde darauf gelegt, daß die Vorſchläge unter

den Zeitumſtänden auch ausführbar ſeien. Von den ſieben ein=
gelaufenen
Arbeiten erfüllten drei die Bedingungen. Der erſte
Preis wurde dem Lehrer für Maſſage und Heilgymnaſtik an der
Univerſität Berlin, Dr. Franz Kirchberg, zuerkannt, der
60 000 Mark erhält. Ein zweiter Preis wurde mit 40 000 Mark
zugeſprochen, die dritte Arbeit fand lobende Erwähnung. Die
mit dem erſten Preiſe ausgezeichnete Arbeit ſoll als Propagandg=
ſchrift
veröffentlicht werden.

C. K. Die Antwort des Schotten. Ein Schotte, der in früher
Jugend nach London gekommen war, behielt doch die Liebe zu
ſeiner Heimat und lobte eines Tages dies herrliche Land mit
ſeinen ſchönen Bergen, ſchönen Tälern und ſchönen Frauen.
Warum ſind Sie nicht dort geblieben? fragte man ihn. Der
Schotte war um eine Antwort nicht verlegen. Ja, ſehen Sie.
ſagte er, in Schottland war ich, was den Verſtand anbetrifft,
unter dem Durchſchnitt. Aber in London habe ich mich in dieſer
Beziehung immer den anderen überlegen gefühlt.
C.K. Hunde als Verbrecher. Hunde ſpielen bei der Ent=
deckung
von Verbrechen im Polizeiweſen der ziviliſierten Länder
eine große Rolle. Dieſe Tätigkeit der Spürhunde iſt jedem ge=
läufig
. Weniger bekannt dürfte ſein, daß auch die Verbrecher ſich
in umfangreichem Maße der Hunde zu ihren geſetzwidrigen
Zwecken bedienen. Einige Beiſpiele aus letzter Zeit können das
illuſtrieren. So wurde kürzlich ein älterer Herr, der auf einer
Pariſer Straße ging, von einem größeren Hund angerannt und
niedergeworfen. Der Herr des Köters eilte ſofort herbei, er=
ſchöpfte
ſich in Entſchuldigungen und half dem Herrn auf das
eifrigſte, wieder auf die Füße zu kommen. Als dieſer zu Hauſe
ankam, ſtellte er feſt, daß der hilfreiche Herr ſeine Uhr und
Börſe mitgenommen hatte. Der Hund war beſonders darauf
dreſſiert worden, Leute umzuwerfen, wodurch er ſeinem Herrn
das Geſchäft des Siehlens ſehr erleichterte. Ein Brüſſeler Ju=
welier
zeigte einem Kunden Juwelen von hohem Wert. Während
des Bedienens wurde er abgerufen, behielt aber den Kunden
im Auge. Dieſer trat vor die Tür auf die Straße und beobach=
tete
die Vorbeigehenden. Als der Juwelier zurückkam und auch
der Kunde wieder an den Ladentiſch trat, entdeckte der Händler
ſofort, daß drei koſtbare Steine fehlten. Der Kunde half ſuchen,
aber ſie fanden ſich nicht, und da er ja gar nicht am Ladentiſch
geweſen war, konnte auf ihn kein Verdacht fallen. Erſt dem ge=
ſchickteſten
Detektiv von Brüſſel gelang es, den Trick herauszu=
bekommen
. Der Kunde hatte einen kleinen Hund bei ſich, der
unterdeſſen im Laden herumgeſprungen war. Eine Röntgen=
unterſuchung
dieſes Tierchens ergab, daß ſich in ſeinem Magen
die fehlenden Edelſteine befanden. Der Hund war von dem
Dieb auf das Verſchlucken von Edelſteinen abgerichtet worden

[ ][  ][ ]

Nummer 122.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Mai 1923.

Seite 3

Italien und die deutſche Note.
Rom 3. Mai. (Wolff.) Die Morgenpreſſe bringt die deut=
ſche
Note im Wortlaut. Das Giornale di Roma ſchreibt, un=
widerruflich
biete Deutſchland nur 20 Milliarden an, denn die
Zahlung der übrigen 10 Milliarden ſei allzu ſehr verklauſuliert.
Das Blatt kritiſiert auch die Zinſenzahlung, ſtimmt aber Deutſch=
land
darin bei, daß die Feſtſtellung ſeiner Leiſtungsfähigkeit un=
möglich
ſei. Zufriedenſtellend erſcheinen dem Blatte die Garan=
tien
. Schließlich weiſt das Blatt auf die Gegenſätze zwiſchen der
deutſchen Note und der Auffaſſung Frankreichs über die
Rhein= und Ruhrfrage hin und ſpricht den Wunſch aus, die Ver=
bündeten
möchten dieſe Schwierigkeit überwinden, damit der
deutſche Verſuch nicht vergeblich geweſen ſei.
Nuovo Paeſe iſt erfreut darüber, daß durch das deutſche An=
gebot
die Reparationen wieder ein gemeinſamer Erörterungs=
gegenſtand
aller Verbündeten geworden ſeien. Wenn Frankreich
eine gemeinſame Diskuſſion über die Reparationen ablehne, ge=
ſchehe
dies aus rein partikulariſtiſchen und egoiſtiſchen Gründen,
weichen ſich die übrige Entente nicht fügen dürfe.
Amerika desintereſſiert.

TC. Paris, 3. Mai. Die deutſche Note wird vom Staats=
departement
mit großer Aufmerkſamkeit geprüft, doch verlautet
bis jetzt über die Erwiderung, die erfolgen wird, nichts. Chikago
Tribune zufolge erklärten Beamte, daß die Vereinigten Staaten
von dem letzten Schritt der deutſchen Regierung nicht direkt be=
rührt
werden, da ſie in keiner Weiſe ſich an den Reparationen
beteiligen, die Deutſchland ſchulde.
TC. Neu=York, 3. Mai. Der Eindruck der deutſchen
Note in der Preſſe iſt nicht ungünſtig. Die Evening Poſt und
ſogar die frankophile Times erklären, die Note ſtelle eine aus=
reichende
Baſis für weitere Verhandlungen dar.
Neu=York, 3. Mai. (Wolff.) Neu=York World ſchreibt in
einem Leitartikel, das deutſche Angebot mache einen vernünftigen
Eindruck. Sein Vorzug ſei, daß es ſehr elaſtiſch gehalten ſei.
Man habe ſchwerlich von Deutſchland erwarten können, daß es
ein Angebot machen würde, das mit dem Verbleib Frankreichs
im Ruhrgebiet ſich einverſtanden erklären würde. Nun habe
Poincaré das Wort. Durch ſeine Haltung werde er zeigen, ob
er für eine Regelung der Reparationsfrage ſei, oder ob er Ziele
verfolge, zu denen er ſich nicht offen zu bekennen wage.
Neu=York Tribune erklärt, es zeige ſich nicht die geringſte
Aenderung oder der leiſe Verſuch, wirkſame Garantien zu bieten.

Die Lauſanner Konferenz bedroht.
Paris, 3. Mai. (Wolff.) Havas berichtet aus Kon=
ſtantinopel
: Im Verlauf einer Démarche, die der franzö=
ſiſche
Geſchäftsträger in Angora unternommen habe, hätte er
erklärt, die franzöſiſche Regierung könne nicht zugeſtehen, daß
im Laufe einer Friedenskonferenz Truppenkonzentra=
rionen
an der ſhriſchen Grenze unternommen würden,
um die franzöſiſche Regierung einzuſchüchtern. Unter dieſen
Umſtänden und unter dieſer Bedrohung könnten
die Verhandlungen in Lanſanne nicht fortge=
ſetzt
werden.
At.
Ffft f.4ich

Deutſcher Reichstag.
* Berlin 3. Mai. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſch:
Innenminiſter Oeſer, Juſtizminiſter Dr. Heintze. Wirtſchafts=
miniſter
Becker.
Auf der Tagesordnung ſteht die Interpellation Hergt (Deutſchntl.)
wegen Auflöſung der Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei.
Abg. Dr. Koch=Weſer (Dem.) macht auf die innerpolitiſchen Ge=
fahren
aufmerkſam, die augenſcheinlich beſtehen und erklärt, daß es in
dieſem Augenblick nicht angebracht ſei, daß ſich der Reichstag in inner
politiſche Streitigkeiten einmiſcht. Im Namen des Zentrums, der Deut=
ſchen
Volkspartei, der Demokraten und der Baheriſchen Volkspartei
beantrage er daher, die Interpellation von der Tagesordnung abzuſetzen.
(Lebh. Beifall in der Mitte.)
Innenminiſter Oeſer erklärt, nicht in der Lage zu ſein, in eine
ſachliche Erörterung der Interpellation einzutreten, und ſchließt ſich den
übrigen Bedenken des Vorredners im Namen der Reichsregierung voll=
inhaltlich
an.
Abg. v. Graefe (deutſchvölk.) widerſpricht der Auffaſſung des
Abg. Koch und des Reichsinnenminiſters.
Die Abſetzung der Interpellation wird mit großer Mehrheit be=
ſchloſſen

Auf der Tagesordnung ſteht dann die Abſtimmung über das Ver=
ſammlungsſprengungsgeſetz
, bei deſſen Behandlung Sozialdemokraten
und Kommuniſten Obſtruktion geübt hatten.
Abg. Müller=Franken (Soz.) beantragt aus den gleichen Grün=
den
wie beim erſten Anlaß Abſetzung von der Tagesordnung.
Abg. Dr. Streſemann (Dtſch. Vpt.) erklärt ſich damit einver=
ſtanden
, wenn die Frage am Freitag auf die Tagesordnung kommen
würde.
Der Präſident erklärt dann, daß dieſe Frage erſt am Schluß der
Sitzung entſchieden würde.
Die Abſetzung des Verſammlungsſprengungs=
geſetzes
von der Tagesordnung wird darauf mit großer Mehrheit
beſchloſſen.
Das Flüchtiingsſiedelungsgeſetz und die Anträge über die Beſtim=
mung
des 11. Auguſt zum nationalen Feiertag und die Frage über die
Feiertage wird den zuſtändigen Ausſchüſſen überwieſen.
die zweite Leſung des Haushalts wird darauf beim Wirtſchafts=
*
niniſterium fortgeſetzt.
Abg. Simon=Franken (Soz.) ſpricht ſich gegen die Ermäßigung
der Außenhandelsabgabe und gegen die Erweiterung de: Freiliſte aus
Staatsſekretär Trendelenburg gibt zu, daß zahlreiche über=
flüſſige
Wexen eingeführt würden. Schon vor dem Einbruch in das
Ruhrgebiet ſei die Einfuhr in das beſetzte Gebiet von der Interalliierten
Ein= und Ausfuhrſtelle in Bad Ems geregelt worden. Gleich bedauerlich
ſei, daß wir von einem Zuckerausfuhrland zu einem Zuckereinfuhrland
gei
n ſeien. Es müſſe überlegt werden, bei welchen Waren Aus=
uhrerleichterungen
geſchaffen werden können, weil wir möglichſt viel
aren im Auslande abſetzen müßten. Der Augenblick für eine völlige
Beſeitigung der Ausfuhrkontrolle ſei noch nicht gekommen. Mit der
Freigabe des Handels mit Frankreich und Belgien werde ſich der Aus=
wärtige
Ausſchuß befaſſen. Der Nedner gibt dann einen Ueberblick
üiber die Kohlenpreisberechnung. Vom Januar zum Februar ſeien die
Löhne im gleihen Verhältnis wie die Kohlenpreiſe geftiegen. Ueber den
Prozeß Wöhler=Hartmann könne man erſt Mitteilungen machen, wenn
die Akten vorlägen. Die Reichsregierung habe keinen Zweifel an der
Integrität der Leiter der Außenhandelsſtellen. Die Frage, welche Ver=
ſtöße
ſich die Firma Hartmann habe zuſchulden kommen laſſen, werde
in einem weiteren Prozeß geklärt werden. Der Redner fordert die
Streichung der für das internationale Arbeitsamt in Genf eingeſetzten
Summen.
Abg. Aufhäußer (Soz.) verteidigt das Genfer Arbeitsamt.
Der Haushalt des Reichswirtſchaftsminiſteriums wird erledigt,
ebenſo der des vorläufigen Reichswirtſchaftsrats.
Darauf wird die Weiterberatung vertagt auf Freitag 2 Uhr. Außer=
dem
Ergänzungshaushalt und Abſtimmung über das Verſammlungs=
ſprengungsgeſetz
. Schluß nach 6 Uhr.

Rußland und die Konferenz.
Lauſanne, 3. Mai. (Wolff.) Der ruſſiſche Delegierte
Worowski hat heute Vormittag auf die geſtrige Mitteilung des
Koferenzſekretariats geantwortet. Dieſer Briefwechſel iſt be=
ſonders
bezeichnend für die Methoden, mit denen das Sekretariat
Rußland von der Konferenz fernzuhalten verſucht. Wie be=
reits
geſtern gemeldet, hat es nämlich in keiner Weiſe die ver=
ſchiedenen
Briefe Worowskis beantwortet, in denen dieſer das
Ultimatum vom 12. 4. (Nichtbeteiligung an der Konferenz oder
Unterzeichnung des Meerengenabkommens) ablehnte. Es iſt
auch nicht einmal auf die ruſſiſche Beſchwerde über die Verwei=
gerung
der Paßviſa an die ruſſiſchen Kuriere eingegangen. Das
Sekretariat begnügte ſich einfach damit, mit bürokratiſcher Spitz=
indigkeit
zu behaupten, daß Worowskis Schreiben erſt dann
berückſichtigt werden könnten, wenn ſie direkt an das Sekretariat
gerichtet würden. Seine Antwort auf die Note vom 12. April ſei
aber der italienifchen Regierung ausgehändigt worden. In
ſeiner heutigen Antwort nimmt daher Worowski zunächſt auf
ſein direkt an das Sekretariat gerichtetes Schreiben vom 27.
April bezug und legt dann dar, daß ſeine erſte Antwort ord=
nungsgemäß
an eine der einladenden Mächte, Italien, adreſſiert
worden war und die Aufklärungen, welche dieſe dem Sekretariat
der Konferenz übergeordnete Stelle geben würde, genügen durf=
ten
. Worowski erklärt dann weiter: Was die Angelegenheit
Löſung harrt, mache ich darauf aufmerkſam, daß, falls ich nicht in
des diplomatiſchen Kuriers betrifft, die ſeit einiger Zeit ihrer
kürzeſter Frift eine klare und genaue Antwort erhalte, ich gezwun=
gen
ſein werde, daraus die nötigen Konſequenzen zu ziehen.

Androhung von Strafen.
Eſſen, 3. Mai. (Wolff.) Der paſſive Widerſtand, der alle
Bevölkerungskreiſe in gleichem Maße beſeelt und der von Tag zu
Tag nicht nur nicht abnimmt, ſondern immer ſtärker wird, hat
den kommandierenden General Degoutte veranlaßt, eine
Verfügung Nr. 33 zu veröffentlichen, die folgendes beſagt:
Artikel 1: Jede Perſon, die die von der interalliierten, Kom=
miſſion
der Fabriken und Bergwerke erlaſſenen Anordnungen,
Kohlen oder Koks oder jeden anderen Stoff zu liefern, nicht be=
folgt
, hat eine Gefängnisſtrafe bis zu 5 Jahren und eine dem
doppelten Wert der verlangten Lieferung gleiche Geldſtrafe oder
eine dieſer beiden Strafen verwirkt, jedoch darf die Geldſtrafe
nicht weniger als 10 Millionen Mark betragen.
Artikel 2: Jede Perſon, die innerhalb von 5 Tagen vom Tage
der Veröffentlichung an gerechnet, die ihr von der interalliierten
Kontrollkommiſſion der Fabriken und Bergwerke zugeſtellten Lie=
ferungsanordnungen
nicht befolgt, hat die im vorhergehenden Ar=
tikel
angeführten Strafen verwirkt.
Artikel 3 beſagt, daß jede Perſon, welche durch irgendwelche
Handlungen die Ausführung rückſtändiger Lieferungen gehindert
oder aufgehalten oder dies zu tun verſucht haben wird, die in
Artikel 1 erwähnten Strafen verwirkt habe.
Nach Artikel 4 werden die verwirkten Geldſtrafen gemäß
Verfügung 24 eingetrieben.

Eſſen, 3 Mai. (Wolſf.) Der Krupp=Prozeß iſt nunmehr
endgültig auf den 4. und 5. Mai anberaumt worden.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 4. Mai.
Vom wunderſchönen Monat Mai.
* In unzähligen Liedern iſt der Mai beſungen worden, und
auch in dieſen Wochen werden wieder gar viele den Herrlichkeiten
zujubeln, die dieſer Monat uns ſpendet. Auch in den Namen,
die das Volk dieſem Monat des Blühens und der Freude ge=
geben
hat, ſpricht ſich ſeine beſondere Stellung aus. Deshalb
möge hier der Mai einmal im Spiegel ſeiner Benennungen durch
die Jahrhunderte verfolgt werden. Den älteſten germani=
ſchen
Namen, für den fünften Monat finden wir in einer
Schrift des Angelſachſen Beda, der im dritten Jahrhundert
die ſächſiſchen Namen für die Monate aufzeichnete. Er nennt
den Mai Thrimilki d. h. alſo die Jahreszeit, in der man damit
beginnt, die Kühe dreimal am Tage, nicht nur morgens und
abends, ſondern auch mittags, zu melken. Die Verknüpfung des
Monats mit dem Hirtenleben, die uns auch ſonſt im altdeutſchen
Volksbrauch und in der Sprache entgegentritt, führte zu dieſer
erſten Bezeichnung. Noch heute ſpricht eine ſchwediſche Bauern=
regel
vom 1. Mai als dem erſten Dreimelkstage‟. Als Karl
der Große ſeinen Deutſchen eine nationale Kultur ſchuf, da
wendete er nicht nur der altgermaniſchen Heldenſage, die er
aufſchreiben ließ, ſondern auch den altgermaniſchen Monats=
namen
ſeine Aufmerkſamkeit zu, und ſo hat uns ſein Biograph
Einhart die erſten Nachrichten über die Namen gegeben, die
Karl für die einzelnen Monate feſtſetzte. Vorher waren die
alten deutſchen willkürlich neben den lateiniſchen Bezeichnungen
gebraucht worden. Einhart nennt den Mai den Winnemanoth
oder Wunnimanoth was beides zunächſt nur Weidemonat
heißt. Auch hier wieder der Zuſammenhang mit dem Austrieb
der Herden, der ja bei den alten Deutſchen eine ſo große Rolle
ſpielte. Winnemanoth iſt zweifellos die ältere Namensform;
Wunnimanoth tritt dann daneben, und hier klingt bereits das
Wort Wonne an, das dann die Dichter gar bald mit dieſer
ſchönen Frühlingszeit in Verbindung brachten. Die Minne=
ſänger
des 12. und 13. Jahrhunderts gebrauchen das Wort be=
reits
in übertragener Bedeutung, und ſo wird aus dem nüch=
ternen
Weidemonat der Wonnemonat, der dann durch die
ganze Poeſie bis auf unſere Tage klingt. Neben der altdeut=
ſihen
Bezeichnung tritt aber auch immer wieder in den Ur=
kunden
der lateiniſche Name hervor, der von der Kirche gebraucht
ſpurde, und ſo finden wir die Bezeichnung Meio, Maie, die
mit dem allmählichen Vorherrſchen des römiſchen Kalenders
die Oberhand gewinnt, ſo daß im 15. und 16. Jahrhundert der
heute übliche Name Mai bereits allgemein gebräuchlich wird.
In der Volksſprache aber haben ſich die alten deutſchen Be=
zeichnungen
erhalten; ſie blieben beſonders in Norddeutſchland
in Kraft, wie ſie auch in Island und Skandinavien belegt ſind.
Ein uralter Name für den Monat, der im Altnordiſchen und
Isländiſchen erſcheint, heißt Stecktid, ebenfalls dem Hirten=
leben
entnommen, da das Stecken die Aufſtellung der Hürden
für die jungen Lämmer bezeichnet. Daneben erſcheint im Is
ländiſchen Eggtid die Eierzeit: ſo heißt der Monat nach dem
an den Seeküſten in dieſer Zeit beginnenden Eiergeſvinn. Eier=
muun
heißt der Mai auch im Frieſiſchen, und ebenſo führt er
im Niederdeutſchen die Bezeichnung Blumenmonat‟ Dieſe
ſchmnückenden Benennungen, die Wonnemonat, Blumen=
monat
bürgern ſich in der gehobenen Sprache ein; ſie werden
von Fiſchart in ſeiner Aller Praktik Großmutter angeführt,
und dort heißt der Mai guch Bohnenmonat nach der Bohnen=
blüte
, Pfingſtmonat nach dem ſchönen Feſt, das meiſtens in
den Mai fällt. Auch Eſelmonat nennt Fiſchart den Mai, weil
in dieſer Jahreszeit die Eſel beſonders verliebt ſein ſollen, und
ebenſo Lipjäcklemonat nach dem Heiligen des 1. Mai, Philip=
pus
Jakobus. Im Schwäbiſchen erſcheint die Benennung Luſt=
monat
. Alle dieſe Namen lebten nur noch im Volk. Als man
aber im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts ſich wieder auf
die alten ſchönen Namen beſann und dieſe der deutſchen Sprache
wviedergewinnen wollte, da machte im Deutſchen Muſeum von
1781 Juſtus Friedrich Runde den Vorſchlag, die römiſchen Mo=
natsnamen
durch die alten deutſchen zu erſetzen und beſonders
dem Mai wieder ſeinen Ehrennamen Wonnemonat zu ver=
leihen
. Wieland und Boye ſtimmten dem zu, während Voß ſich
darüber luſtig machte und den Standpunkt des nüchternen Ver=
ſtandesmenſchen
vertrat. Die Dichter aber ſangen jetzt ſo viel
vom Wonnemond und Blütenmond daß die Benennung
auch in die Alltagsſprache eindrang. Heimiſch geworden iſt ſie
jedoch nicht, wenngleich auch heute die deutſchen Namen ſich doch
inimerhin neben dem kateiniſchen Mai behaupten.

Ernannt ſurde am 14. März 1923 der Lehrer Auguſt Schenck
zu Weiterſtadt, Kreis Darmſtadt, zum Rektor an der Volksſchule daſelbſt.
Aus dem heſſiſchen Staatsdienſt entlafſen wurde am 26. April
1923 der Oberförſter Erwin Thurn, zurzeit in Sigmaringen, auf ſein
Nachſuchen vom 1. April d. J. ab.
Die Oſterfereien 1924 beginnen am 7. April und dauern drei
Wochen.

Die Beitler.
Sie gehen auf den Straßen mitten unter uns. Und treten
plötzlich heraus und an uns heran. Ein unverſtändliches Wort
trifft uns, ein Blick, der uns anhält.
Da iſt ein bärtiger Mann. Er zeigt irgendeinen Schein und
ſagt etwas von Kindern, die zu Hauſe hungern, vom teuren
Brot. Du trittſt aus dem Bahnhof am Abend. Die Straße iſt
dunkel. Plötzlich geht ein Mädchen neben dir. Lieber Herr!
Helfen Sie mir, wir haben gar kein Geld! Es iſt ſchwer, den
Bettlern ins Geſicht zu ſehen. Dies iſt ein Mädchen im bloßen
Kopf, das Haar hängt um ihr Geſicht. Sie ſpricht haſtig, als
ob ſie zu ſchnell gelaufen iſt. Die Kinder haben keine Hem=
den
ſagt ſie. .."
Wie oft läutete es an der Tür gerade in den Stunden, da
man ungeſtört ſein wollte. Vielleicht iſt es doch Beſuch? Ein
Mann ſteht vor der Tür. Bittet um Kleider, Schuhe, Brot,
Geld! Wie oft haben wir gegeben. Manchmal mehr als wir
verantworten konnten. Mit wieviel alten Mütterchen haben
wir unſer Mittageſſen geteilt, wie oft ſind Kleider, ſind alte
Schuhe fortgeſchenkt worden!
Wir alle haben es getan, wir alle haben gegeben, denen,
die vor unſerer Tür ſtanden, denen, die auf den Straßen uns
anſprachen. Es war ſelbſtverſtändlich, daß wir gaben. So wie
es ſelbſtberſtändlich war, dieſem Manne ein Paar Schnürſenkel,
jenem eine Poſtkarte, dieſem Heftpflaſter abzukaufen. Mancher
dieſer Bettler iſt uns als Menſch bekannt geworden. Dort haben
wir das Glück gehabt, einer Familie wirklich helfen zu können.
Da ſind wir getäuſcht worden. Wird es nicht immer ſo bleiben?
Wird es nicht immer Bettler geben?
Nie gab es ſo viel wie jetzt, da mehrere hundert Mark dazu
gehören, ſich ein Stück. Brot, einen Eimer Kohlen zu kaufen.
Ein Heer von Bettlern pilgert täglich durch die Straßen der
Städte.
Was ſoll geſchehen? Zehntauſende von Menſchen gehen
ſchon ungerührt an den Bettlern vorbei: Ich gebe nichts mehr.
Dieſe Leute nehmen Tauſende täglich ein. Warum arbeiten ſie
nicht? Warum verhindert die Polizei nicht, daß die Kinder
betteln? Die meiſten Menſchen verſchließen ſich vor den
Bettlern, wehren ſie ab, beachten ſie nicht, geben nichts mehr.
Aber wieviel Tauſende, die immer wieder gerührt werden,
immer wieder erſchüttert werden von den Worten und Gebärden
der Bettelnden, die immer geben möchten und auch wirllich
meiſt geben. Und die ſich Sorge machen über dieſe Bettlerſchick=
ſale
, die nicht zufrieden ſind, einen Hundertmarkſchein in dieſe
Hände gelegt zu haben, die wirklich, helfen möchten, Hungernden

einmal ein ordentliches Abendbrot, Frierenden eine warme
Jacke ſchenken möchten, die da betteln.
Der Bettler iſt eine Schickſalsfigur. Es geht, ein Ahasver
des Unglücks durch die Welt, von Aſien nach Europa, durch
Afrika und Amerika. Der Bettler iſt nicht aus der menſchlichen
Geſellſchaft wegzudenken und nicht auszutilgen. Ob nun Bett=
ler
aus Not, ob Bettler aus Trägheit, Gleichmut, in jedem iſt
etwas Außerordentliches. Er trägt ein Zeichen. Es iſt, als ob
einer ſeine Wunden oder ſeine grauenhafte Krankheit zeigte.
Schauer gehen aus von den Blicken und Händen der Bettler. . ..
Aber wir ſind in Deutſchland. Nach den Paragraphen des
Strafgeſetzbuches iſt jedes Betteln verboten. Jeder beim Bet=
teln
Angetroffene kann mit Haft beſtraft werden; wenn es ſich
öfter wiederholt, unter Polizeiaufſicht geſtellt und ſchließlich einer
Arbeitsanſtalt zugeführt werden. Und denen, die ihre Kinder
zum Betteln anſchicken, droht die gleiche Strafe. Aber das iſt
doch nur in einzelnen Fällen eine Löſung dieſer Schickſalsfrage.
Wir wiſſen, daß ein geſchickter Bettler es fertig bringt, ſich
ſpochen= monatelang, polizeilichen Zugriffen zu entziehen, einer
aber, der aus verzweifelter Not ein paarmal, zu betteln wagt,
wird wahrſcheinlich raſch ergriffen.
Wirkliche Hilfe geht von dielen Organiſationen aus. Es
gibt diele Menſchen, zahlreiche große Geſchäfte und Unterneh=
mungen
, die regelmäßig Beiträge ſtiften. Auf dem Wege über
viele Helfer und Helferinnen kommen große. Summen in die
rechten Hände. Die Not iſt unbeſchreiblich.
Im trüben Grau des Nachmittags ſteht an einem Platz eine
Frau mit zwei Kindern. Drei Geſtalten des Elends. Der Blick
der Frau iſt erſtarrt. Wer weiß wovon! Das kleine Mädel
von ſieben, acht Jahren, hält die Streichholzſchachtel empor und
bittet mit ihrer Kinderſtimme. Wir ſehen es alle, und wollen
es doch nicht ſehen. Unwillkürlich greift die Hand in die Taſche.
Aber da wir dem Mädchen das Geld geben, lacht das Kind auf
dem Arme der Mutter. Aus dem armen kleinen Geſichtchen
pringt Freude. Worüber lacht es? Kann es ſchon etwas wiſ=
ſen
vom Beſchenktwerden? Die Mutter ſteht regungslos. Weiß
ſie gar nicht, daß über alle Not der Welt die Seligkeit eines
Kindes triumphieren muß?
Friedrich Wilhelm Fuchs.

Ein Sturz aus 10000 Meter Höhe. Aus einer Höhe von
10000 Metern in bewußtloſem Zuſtande herabzuſtürzen und doch
am Leben zu bleiben, iſt gewiß ein Wunder, und doch hat dieſen
Sturz ein Flieger der Vereinigten Staaten, Major R. W. Schroe=
der
, glücklich überſtanden. Dieſer Flieger hat ganz erſtaunliche
Leiſtungen vollbracht, über die David Maſters im Wide World

Magazine berichtet. Im Januar 1920 ſtellte er mit einent
Paſſagier einen Welthöhenrekord auf und ſetzte dann weiter
ſeinen Ehrgeiz darein, im Alleinfluge immer höher zu ſteigen.
Als er ſich 10000 Meter über der Erde befand, ſetzte der Sauer=
ſtoffapparat
, der ihm die lebenſpendende Luft zum Atmen zu=
führte
, plötzlich aus, und wenige Augenblicke danach verlor der
Flieger das Bewußtſein. Mann und Maſchine ſtürzten zur Erde
herunter. So fiel er 1000, 2000, 3000 Meter. Dann kam er all=
mählich
in eine Atmoſphäre, die das normale Atmen wieder ge=
ſtattete
; der Sauerſtoff trat in die Lungen des Bewußtloſen
ein, und er gewann das Bewußtſein wieder, gerade noch zur
rechten Zeit, um eine glückliche Landung zu bewerkſtelligen. Nach
einem ſolchen Erlebnis hätte man annehmen dürfen, daß Major
Schroeder von den Verſuchen, den Höhenrekord zu brechen, genug
hatte. Aber das war durchaus nicht der Fall. Schon einige
Wochen ſpäter unternahm der Flieger einen neuen Aufſtieg, um
diesmal mit ſeinem Flugzeug eine Höhe von 40000 Fuß zu er=
reichen
. Er hoffte, daß der Sauerſtoffapparat nicht wieder im
entſcheidenden Augenblick verſagen würde, und ſo ſchraubte er
ſich einen Kilometer nach dem anderen in die Höhe. 30000 Fuß
waren erreicht. Die Temperatur wurde immer kälter, und es
war bereits 50 Grad Fahrenheit unter Null. Er ſtieg noch 100
Fuß in die Höhe, und dann verſagte der Sauerſtoffapparat wie=
der
. Der Flieger konnte nicht ordentlich ſehen, da ſich eine Eis=
ſchicht
um ſein Geſicht gebildet hatte. Er rang nach Atem, ſchob
dabei unvorſichtigerweiſe ſeine Brille herauf, und plötzlich fühlte
er eine Art Exploſion in ſeinem Kopf‟. Es ſchien ihm, wie
wenn ihm der Schädel entzwei geborſten ſei, und er konnte ſich
gar nicht denken, was geſchehen war. Er ſuchte ſeine Augen zu
öffnen, konnte es aber zu ſeinem Entſetzen nicht zuwege bringen.
Folgendes hatte ſich ereignet: Die Temperatur war auff 67 Grad
unter Null geſunken, und als er ſeine Brille aufhob, froren die
Augen, die in plötzlicher Berührung mit der kalten Luft waren,
tatſächlich zu. Seines Geſichtes beraubt und ſeiner Sinne nicht
mehr mächtig, verlor er die Herrſchaft über ſeine Maſchine. Das
Flugzeug ſtürzte herab, und in der raſenden Schnelligkeit des
Sturzes verlor er die Beſinnung. Kilometer um Kilometer ſank
die Maſchine in raſender Geſchwindigkeit mit dem bewußtloſen
Flieger. In weniger als drei Minuten fiel ſie 9 Kilometer. Erſt
2000 Fuß über der Erde gerade 10 Sekunden vor dem ſicheren
Tode erlangte der Major ſein Bewußtſein wieder. Aber dieſe
wenigen Sekunden genügten ihm, um ſein Leben zu retten. Er
richtete die Maſchine auf und landete glücklich auf einem Feld.
Dann hatte er ſchon wieder das Bewußtſein verloren. Als man
ihn fand, glaubte man, er ſei tot. Augen und Lippen waren
zugefroren, aber er erholte ſich im Krankenhauſe von dieſem
eigenartigen Erlebnis,

[ ][  ][ ]

Nuinner 122.

Seitr 4.

S. Filmn iu Aleimen Haus. Der neiteſte Sbenskafilm
der zur Zeit im Kleinen Haus läuft, reiht ſich ſeinen Vorgängern
würdig an. Der Film Zehrendes Feuer iſt eine Ver=
filmung
des Gjelerupſchen Romans von der Hügelmühle. Er
erzählt von dem Müller, den zehrendes Feuer zermürbt, in
deſſen Seele und Herz reine Liebe zur Schweſter des Förſters
und Freundes ſtreitet mit ſündiger Leidenſchaft zur Liſe, der Henrich, Regierungskommiſſare.
verführeriſchen Magd. Als er dieſe ertappt, wie ſie mit ſeinem
Knecht buhlt, reißt er in raſender Eiferſucht die Kette, die den zelberatung des Voranſchlages wird bei, Kapitel 3,
Auf Zuſpruch ſeiner Braut ſtellt er ſich dem irdiſchen Richter, Pachtverträgen die Entſchädigungsanſprüche regeln. Man könne aus der
der faſt ausſchließlich in dem Balken= und Rädergewirr der Wünſche der Pachtluſtigen, denen beſſer gedient iſt als durch Verſteige=
Mühle ſpielt, dargeſtellt, techniſch ausgezeichnet und in groß=
Darſteller gefunden. Reizvolle, Landſchaftsſzonen verſchönern
die Bilder und geben der vielverzweigten Handlung wirkungs= müßten übrigens beſſer gedüngt werden. Den Antrag Blank unter=
vollen
Hintergrund und Rahmen.
worden. In dieſer Eigenſchaft liegt ihm für das laufende Jahr auch
die Leitung des Ortsverbandes der ebangeliſchen Männervereinigun= Arbeiten ausführen läßt. Die Wieſendüngung, die während des
gen ob. Als nächſte Veranſtaltung des Männervereins iſt für Mon=
tag
, den 14. Mai d. J., ein Tegbend im Gemeindehaus (Kahlertſtraße) Krieges Unterbrechung erfuhr, wird nach und nach ausgeführt.
geblant, bei dem Herr Aſſeſſor Dr. Avemarie üher Die Bibel und
wir ſprechen, und das von früheren Veranſtaltungen rühmlichſt be=
kannte
Streichquartet, ſowie eine Dame als Soloſängerin mitwirken Leute.
werden. Am 24. Juni d. J. ſoll wieder das ſeit zwei Jahren ſo be=
liebte
Johannisfeſt im Walde abgehalten werden.
Die neue Anleihe der Stadt Darmſtadt wird bem Vernehmen nach
rege gezeichnet. Beſonders dorteilhaft erſcheint die neuzeitliche Art der
mit dem Diskontſatz der Reichsbank wechſelnden und in der Höhe von
jung, ſowie der Unkündbarkeit dieſer Anleihe bis 1. Oktober 193
3. Die
bis zum 20. d. M. gezeichnet werden.
ſtadt. Man ſei gewarnt!
n. Strafkammer. Der 32 Jahre alte, diebſtahlsrückfälle Taglöhner
Jakob Schmidt aus Zotzenbach konnte erſt neuerdings ermittelt wer=
den
, nachdem er ſchon im Februar 1921 zu Gronau und Ober=Beerbach,
ſowie im vorigen Jahre zu Steinbach bei Gießen je einen nächtlichen
Diebſtahl verübt hatte. Er gehört zu denjenigen Elementen, die geiſtig
mirderwertig, zwiſchen dagabundierender Freiheit, Strafanſtalt oder
Irrenhaus einherſchwanken, und dieſer Momente wegen milder anzu=
ſehen
ſind. In jenen beiden, älteren Fällen war er auf der Wander=
ſchaft
dorthin gelangt und ſuchte angeblich nur einen Unterſchlupf für
die Nacht entwendete aber dann innerhalb der Hofreiten Bargeld, Klei=
der
und ſonſtige Sachen von einigen tauſend Mark Wert. Der Erlös
war in Mannheim raſch durchgebracht. Die Tat in Steinbach geſchah
auf ähnliche Weiſe und betrifft ein Fahrrad. Das Gericht nahm für
ſämtliche Fälle nur einfachen Diebſtahl im Rückfall an. Außerdem hatte
Sch. nach ſeiner früheren Feſtnahme im vorigen Herbſt ſich einen anderen
Namen beigelegt, wodurch unrichtige Einträge in Akten uſw. veran=
laßt
und der Tatbeſtand der intellektuellen Urkundenfälſchung begründet
wurde. Ferner hatte er zwecks Ausbruchs aus einem Haftlokal Sach=
beſchädigung
durch Herſtellen eines Seils aus dem Strohſack verübt. Das
Urteil lautet auf eine Geſamtſtrafe von 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis,
abzüglich 2 Monate Unterſuchungshaft. Vielfach verbeſtraft und
betrugsrückfällig, hatte der 36 Jahre alte Schiffsführer Anton Glaſer
im vorigen Herbſt zu Gernsheim neue Schwvindeleien ausgeführt. Er
wohnt in Oſthofen, trat, erwerbslos, bei Gernsheimer Geſchäftsleuten=
als
wohlhahender, gerade gelandeter Schiffseigentümer auf, und ent=
lockte
ihnen durch mannigfache Vorſpiegelungen Barbeträge von 3000
Mark nebſt Waren von 600 Mark Wert. In einem dritten Fall kam es werden gemeinſam verhandelt.
nur zum Verſuch der Ausſchwindelung weiteren Darlehens. Der An=
geklagte
wurde zu insgeſamt 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis, mit Anrech=
nung
von 5 Monaten Unterſuchungshaft, verurteilt. Für einen hieſi= Rufe: Wir müſſen alle zuſammenſtehen. Ich möchte das ergänzen
gen Berufungsfall kam die Polizeiverordnung über das Halten von
Hunden in Betracht, die ſich als nowtendige Ergänzung der Vorſchriften
des St.=G.=B. bezüglich der Ruheſtörung, ſowie bezüglich des Beſitzes
bösartiger, biſſiger Tiere darſtellt. Von letzteren beiden Geſichtspunkten
abgeſehen, legt beſagte Verordnung von 1909 dem Hundehalter die
Pflicht auf, das beläſtigende Anbellen uſp. zu verhüten. Der Angeklagte
beſitzt zum Schutz ſeines Hauſes und Gewerbebetriebs einen deutſchen
Schäferkund (Wolfshuud), den er für durchaus gutartig und harmlos
erklärt. Zu anderem Ergebnis gelangte ein früher bei ihm wohnender
Mieter, und die von dieſem bekundete häufige Beläſtigung ſeitens des
Hundes fand in den Ausſagen anderer Zeugen Beſtätigung. Hiernach
pflegte der Hund manche im Hauſe Verkehrenden in bedrohlicher Art nicht am Stenerſyſtem. Es gibt nur zu Viele, die ſich von der Steuer
zu ſtellen und machte energiſche Abwehr notwendig oder verſetzte Per= zu befreien verſtehen. Redner gibt im weiteren eine Anzahl Beiſpiele
ſonen in Schrecken. Der Angeklagte trug dem keine Rechnung, ſo daß
zahlreiche Strafanzeigen gegen ihn erwuchſen, kam ſogar der polizei= die allerdings doch mehr die Unhaltbarkeit des Syſtems zu beweiſen
lichen Auflage der Verwendung eines Maulkorbs nicht nach. Das
Schöffengericht hatte auf die Einſprüche gegen acht ſolcher Strafbefehle
den Angeklagten zu je 200 Mark Geldſtrafe verurteilt, und dieſes Er=
kenntnis
wurde nunmehr in zweiter Inſtanz beſtätigt. Man verwarf
die Berufung des Angeklagten, der jene Pflicht ſchuldhaft unterlaſſen
hat. Im Anſchluß an die kürzlich erfolgte Freiſprechung des Fabrik=
ſchloſſers
Schaab aus Nimbach i. O. von der Anklage ſchwerer Körper=
verletzung
iſt zu erwähnen, daß die Staatsanwaltſchaft Reviſion ein=
gelegt
hat und das Reichsgericht über die rechtliche Beurteilung des
Falles zu entſcheiden haben wird. In dem angefochtenen Erkenntnis iſt Verletzung des Dienſtgeheimniſſes zu veranlaſſen?
dermeintliche Notwehr angenommen, weil der Angeklagte berechtigter=
weiſe
den irrig für einen Wilderer gehaltenen Landwirt Grünewald
zwecks Abwehr befürchteten Angriffs durch die zwei Schrotſchüſſe ver=
wundet
habe. Gr. iſt durch Verluſt der Augen völlig erblindet, beſitzt
Frau neöſt Kindern und ſteht in der Mitte der zwanziger Jahre, Sch ſaß gehandelt.
damals am hellen Vormittag auf Anſtand, rief den übers Feld kommen=
den
Gr. an und ſchoß ſofort zweimal mit Schrotladung.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten,
in keinem Falle irgendwie ais Beſprechung oder Krill.
gefl. Kenntnis und Beachtung!. Am kommenden Sonntag, den 6. Mai, Art. Die von Abg. Lux angeführten Sonderfälle werden von ſeiner
vormittags 10 Uhr, im Perkeo, Alexanderſtraße, ſpricht der Reichstags=
abgeordnete
Hoffmann=Schmargendorf, der insbeſondere der Poſt=
beamtenſchaft
nicht unbekannt ſein dürſte, über das Beamtenrätegeſetz,
berufenem Munde zu erfahren, wie es um den Stand und den Werde=
gang
dieſes Geſetzes ausſchaut. Es iſt daher zu hoffen, daß ſich die
Beamtenſchaft zahlreich zu dieſem Vortrag einfindet.
Der Gabelsberger=Stenographen=Verein wirte gegen den Vorwurf der Steuerdrückebergerei in Schutz.
1861 Darmſtadt feiert am Sonntag, den 6. Mai 1923, nachmittags,
im Städtiſchen Saalbau ſein 62. Stiftungsfeſt, verbunden mit Gabels= hauptet wird, daß die Landwirte, beſonders auch die Weinbauern, ſo
bergerfeier 1923. Zur Mitwirkung ſind Frl. Martha Fleiſchmann vom
von Herrn Kammermuſiker Adam und die Liebhaber=Bühne 1922 Darm=
gabe
des Ergebniſſes des letzten Vereinswettſchreibens vom 29. April
923 und die Verteilung der Diplome und Ehrenpreiſe. SSiehe heutige Wo bleibt da die Wahrung des Amtsgeheimniſſes. Die Bauern werden
Anzeige.)
Kegeln=Sport=Tagen der Um mit n, verſpricht, nach den Vorbereitun= Beſitz haben und mit Unterbilanz arbeiten. Steuerhinterziehung kommt
gen zu ſchließen, den Mitgliedern ſowie den geladenen Gäſten einige ſicher bei Landwirten nicht mehr vor, wie wo anders. Mit dem Aus=
genußreiche
Stunden zu ſichern. Es ſind keine Koſten geſcheut worden,
das Feſt aufs herrlichſte zu geſtalten. Ihre Mitwirkung haben zugeſagt kein Glück haben.
das jugendliche Tänzerpaar Geſchw. Hartmann, Salonhumoriſt Herr
Hildebrand. Konzert von dem Darmſtädter Orcheſter CLeitung Herr
Kapellmeiſter Paul Hinze). (Näheres im Anzeigenteil.)

Aus den Parteien.

Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei
aumſtadt. Es wird noch einmal auf den heute nachmittag bei Sitte
tfindenden Vortrag von Frau A. Hübner hingewieſen. Die Refe=
ntin
ſpricht über Das Reichs=Jugendwohlfahrtsgeſetz. Gäſte ſind
zlich willkommen.

den KSſchee Selſealätalfete de ele de eir iSo
mittags oder 36 Uhr nachmittags zu bezahlen; am Samstag nach=
ttag
iſt die Geſchäftsſtelle geſchloſſen. Die Mitgliedskarte für 1923
mitzubringen, damit der Beitrag guittiert werden kann. Die Partei=
tglieder
werden gebeten, von dieſer Einrichtung, die Beiträge un=
ttelbar
auf der Geſchäftsſtelle zu bezahlen, wvie bisher, ſo auch bei Be=
lung
der zweiten Vierteljahresrate Gebrauch zu machen, da hierdurch
Einziehung in den einzelnen Bezirken den Bezirksvorſtehern erheb=
erleichtert
wird. Auch wird durch die direkte Cintragung in die
ſten der Partei viel Schreibarbeit geſpart.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Mni 1923.

he Sitzung.
St. Darmſtadt, 3. Mai.
Am Regierungstiſche: Staatspräſident Ulrich, Finanzminiſter
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9 Uhr. Die Ein=
ſchweren
Preßbalken der Mühle löſt und die beiden zermalmt. Lameralgüter, unter Bauverwaltung fortgefetzt. Abg.
Unter der Laſt der Gewiſſensſchuld bricht er dann zuſammen, Blank (3tr.) äußert Wünſcke bezügl, der Verpachtung der ſtaatlichen
Wieſen, beſonders im Ried. Man follte dieſe Wieſen verpachten, auch
als der Blitz in ſeine Mühle ſchlägt und Feuer ſie vernichtet, wenn ſie öſters unter Hochwaſſer ſtehen. Die Regierung könne in den
um in gerechter Strafe zu büßen. Das alles iſt in dem Filmn, Verpachtung der Wieſen mehr heruusſchlagen und erfülle gleichzeitig die
rung der Grasnutzung. Redner ſtellt den Antrag, die Planierungs=
zügiger
, treffender Regie. Die Hauptpartien haben meiſterhafte, arbeiten der Wieſen zwiſchen Mainz und Bingen alsbald vorzunehmen.
Abg. Glaſer (Bbd.) ſpricht in ähnlichem Sinne. Die Wieſen
ſtützte Redner.
Finanzminiſter Henrich erſucht, den Antrag Blank der Regierung
Fohannesgemeinde. Zum Vorſitzenden des Cvangeliſchen als Material zu überweiſen und er macht im übrigen darauf aufmerkſam,
Männerbereins iſt wie wir erfahren, Herr Pfarrer Marg gewählt, daß die Strombauverwaltung nunmehr auf Loſten des Reichs erfolgt.
Es müſſe alſo jeweils gebrüft werden, ob das Reich oder das Land die
Abg. Henzel (Soz.) wünſcht, daß auch die Verpachtung der Wieſen
in Oberheſſen neu geregelt werde im Sinne der Intereſſen der kleinen
Abg. Stork (Soz.): Di Anſichten über die Art der Verpachtun=
gen
und Parzellierungen ſind bei den Intereſſenten verſchieden. Man
ſollte darum nicht einſeitig vorgehen. Die Verhältniſſe zwiſchen Mainz
und Bingen liegen beſonders eigenartig.
Abg. Dr. Müller (Bbd.): Es iſt richtig, daß die Verhältniſſe
mindeſtens 10 Prozent bis höchſtens 18 Prozent ſich bewegenden Verzin= im Lande ſehr verſchieden ſind. Wir ſtimmen darum dem Vorſchlag
der Regierung zu, von Fall zu Fall zu entſcheiden, ob die Wieſen ver=
Anleihe kann in Stücken zu 10 000, 20 000, 50 000 und 100 000 Mark noch dachtet oder nur das Erträgnis verſteigert wird. Auf jeden Fall aber
iſt notwendig, daß die Wieſen gedüngt werden. Der Staat dürfe nicht
Der Unfug der Kettenbriefe graſſiert wieder in Darm= Raubbau treiben, ſonſt wäre es doch beſſer, die Wieſen zu verpachten.
Abg. Blank (Ztr.) vertrit nochmals ſeinen Antrag. Das
Kapitel wird genehmigt. Der Antrag Blank und Wagner wird der Re=
gierung
als Material überwieſen.
Artikel 4, Weingüter: Abg. Hahn (D. Vt.) verweiſt auf
den Fehlbetrag der Weinbaudomäne und ſtellt feſt, daß es ſo auch den
dem der Wein ſo teuer geworden iſt, iſt er noch nicht teuer genug im
Verhältnis zu den Betriebskoſten. Das Kapitel wird genehmigt.
Kap. 5: Braunkohlenwerke Ludwigshoffnung, Wölfers=
heim
. Weckesheim und Kraftwerk Wölfersheim.
Abg. Herbert (Ztr.): Die heſſiſchen Beamten die Reichsbeamte
geworden ſind, klagen darüber, daß ſie auch hier in Bezug auf Kohlen=
lieferung
gegenüber den heſſiſchen benachteiligt werden, gleichwie beim
Beamtenholz. Redner bittet, den Reichsbeamten die gleiche Vergünſti=
gung
zu gewähren.
Abg. Lux (Soz.) macht darauf aufmerkſam, daß eine beſondere
Vorlage zur Veratung ſteht, die dieſe Dinge regeln ſoll. Das Kapitel
wird genehmigt.
Kapitel 6: Bad Nauheim und Bad Salzhauſen, wird
genehmigt, Kapitel 7: Landestheater, wird zurückgeſtellt.
Kapitel 8: Reſte, Ueberſchüfſe, Fehlbeträge, wird ge=
nehmigt
.
Die Kapitel 9 und 10:
Anteil an den Reichsſteuern und Landesſteuern,
indirekte Auflagen uſw.
Abg. Lux (Soz.) macht hierzu längere Ausführungen. Der Abg.
Brauer hat ſeine Ausführungen zur Generaldebatte geſchloſſen mit dem
mit dem Zuſatz: Und Steuern zahlen! (Sehr richtig!) Die verſchiede=
nen
Redner haben ſich mit dem neuen Steuerſyſtem befaßt. Einige
haben für, andere gegen die Zentraliſation geſprochen. Man vergißt,
daß das Deutſche Reich von heute nicht mehr das Deutſche Reich von
1914 iſt. (Sehr richtig! auf allen Seiten.) Die großen politiſchen Ge=
ſchicke
des Volkes werden nicht hier, ſondern in Berli entſchieden
Das hat die Steuerhoheit des Reiches im Gefolge. Redner beſpricht
dann ſehr eingehend die verſchiedenen Steuern des Reiches und die
Steuermöglichkeiten der Gemeinden. Die niederen Einkommen noch
höher als mit 10 Prozent zu veranlagen, ſei keinesfalls angängig.
Ueberhaupt liege der Ertragsmangel an Steuern für die Gemeinden
aus Sonderfällen, die das Geſagte beſtätigen ſollen. (Kraſſe Beiſpiele,
ſcheinen.) Redner verlangt völlig offene Behandlung aller Steuer=
ſchätzungen
uſw. und fordert ſchriftliche Einſchätzung nach Goldwert,
wenn der Dalles der Gemeinden beſeitigt werden ſoll.
Nach der Pauſe wird zunächſt eine
gleine Anfrage
des Abg. K indt (Dtſchntl.) beantwortet. Abg. Kindt fragt, wer den
betr. Kriminalbeamten beauftragt habe, bei der Poſt die Bezieherliſte
des Völkiſchen Beobachters zu verlangen, alſo den Poſtbeamten zur
Miniſter des Innern von Brentano ſtellt feſt, daß der betr.
Beamte nichts getan hat, einen anderen Beamten irgendwie zur Ver=
letzung
des Briefgeheimniſſes zu veranlaſſen. Er hat in beſtem Glauben
Die Steuerdebatte
wird dann fortgeſetzt. Abg. Glaſer (Bbd.) nimmt die Landwirte
gegen den Vorwurf des Abg. Lur in Schutz, daß ſie beſonders ſtarke
Steuerverweigerer ſeien. Das Finanzminiſterium mache pflichtgemäß ſteigerungen und Gehaltzerhöhungen zur Folge haben müſſen.
Stichproben und prüfe die Steuererklärungen genaueſtens nach. Falſche
Angaben werden natürlich beſtraft. Falſche Angaben werden aber nicht
nur von Landwirten, ſondern von allen Berufsaruppen gemacht. Red=
Den Beamten und Beamtinnen Darmſtadts zur ner beſpricht dann ebenfalls eine Reihe von Einzelfragen ſteuerlicher 9 Millionen Mark; 9658 Quadratmeter Ackerland kamen zu 2 Millionen
Partei nicht in Schutz genommen. Das Finanzamt ſei dazu da, ſie nach=
zuprüfen
.
Abg. Hahn (D. Vp.): Die Angaben des Kollegen Lux kann man
Im Intereſſe der geſamten Beamtenſchaft iſt darauf hinzuweiſen, aus, nicht ſofort auf ihre Richtigkeit nachprüfen. Doch kann es tatſächlich vor= Gernsheim, welcher den Verkehr zwiſchen Hamm und Gernsheim auf
bilanz gearbeitet haben und ſteuerfrei bleiben mußten. Redner führt ſchnalle, welche den Tod zur Folge hatte.
dann eine ganze Reihe ſolcher Fälle an und nimmt ebenfalls die Land=
große
Einnahmen haben, daß ſie Geld auf Geld häuſen können, ſo frage verſammlung hat ſich eine neue Geſchäftsordnung gegeben. In
Heſſiſchen Landestheater, der Quartettverein Darmſtadt unter Leitung ich doch, wie kommt es denn, daß die Weinbaudomäne ſo große Fehl= dieſer wird u. a. beſtimmt, daß jedes Mitglied der Verſammlung nur
beträge hat. So wie der Domäne geht es auch den Landwirten. Herr zweimal zu einer Sache ſprechen, jede Mitgliedervereinigung nur zwei
ſtadt gewonnen worden. Während der Feſtfolge erfolgt die Bekannt= Lus hat eine Reihe von Fällen angeführt, zwar ohne Nomen zu nen= Mitglieder zu einer Angelegenheit reden laſſen darf, und daß jedem
mit Necht verlangen, daß Herr Lux aus dem Steuerausſchuß heraus= 75 Prozent Zuſchlag erhoben werden. Zeitdokument. Die
Kegelklub ummitin. Das am 13. Mai im Städtiſchen kommt. (Eehr richtig! Unruhe und Widerſpruch) Die Mehrzahl der Provinz Oberheſſen ließ dem um die Heimatpflege verdienten hieſigen
Saalbau ſtattfindende 1 Stiſtungsfeſt, verbunden mit vier großen Preis= angeführten Fälle iſt durchaus klar. Man kann ſehr wohl einen großen Geſchichtsverein dieſer Tage als Unterſtützung 100 Mark, in Worten ein=
ſpielen
der kleinen Landwirte gegen die großen werden Sie (zur Linken)
Abg. Ebner (K.P.D.): Es kann nicht geleugnet werden, daß die
Lohn= und Gehaltsempfänger ſchärfer und ſicherer zur Steuer heran= teils von Gemeinden übernommen worden. Die Einrichtung hat ohne
gezogen werden, wie die Landwirte. Herr Brauer ſelbſt hat das einmal
zugegeben. Ein Arbeiter und Angeſtellter kann ſein Einkommen eben Zweifel in den langen Jahren ihres Beſtehens ſegensreich gewirkt.
nicht verſchleiern. Redner macht dann eine Anzahl Einkommensberech=
nungen
für Landwirte auf. Steuerdrückeberger gibt es nicht nur bei eines auswärtigen Juhrmannes ihren Korb mit 25 Pfund
Landwirten, ſondern auch bei Induſtrie= und Börſen= und Kohlen=
Abe, Dr. Müller (Bbd.) weiſt die Rechnungen Ebners zurück.
Wenn Ehner noch nicht einmal gelernt habe, zwiſchen Roh=Einnahmen Nachfragen in Nachbarorten half nichts, der Korb mit dem Mehl und
und Netto=Einnahmen zu unterſcheiden, ſo entſpricht das ganz ſeiner der ungetreue Fuhrmann waren unauffindbar.
politiſchen Reife. Ebner: Sie abgelegter Vizepräſident! Unruhe.
Heiterkeit.) Im übrigen ſind die Ausführungen der Vorredner, ſoweit meinderatsfitzung wurde die Arbeit zur Ausbeſſerung
ſie die Lohnempfänger mit dem 10prozentigen Steuerabzug in Gegenſatz des Kirchturms vergeben, die im Voranſchlag mit 21. Millionen
ſtellen zu den Landwirten, rein hetzeriſcher Natur. Im übrigen habe Mark veranſchlagt war. Die Prüfung der Angebote hatte ein über=
eingeführt
. Es muß als unanſtändig bezeichnet werden, wenn man nun Blüte bereichert; von zwei Preisaufſtellungen nannte die eine drei
die Lohnempfänger ſteuerlich aufhetzt. (Sehr richtig!) Die von Herrn Millionen Mark, die andere 23 Millionen Mark. Den Auftrag erhielt
Lux angeführten Sonderfälle dürfen nicht verallgemeinert werden. An das Dachdeckergeſchäft Meher in Gießen.
den unklaren Steugrgeſetzen ſind die Landwirte nicht ſchuld.
Grunde genommen nur Intereſſe daran, daß das Land bei der Steuer= Der Schlüſſel war verſchwunden, und der Geldſchrank mußte gewaltſam
für 1922 etwas mager ausfallen wird. Im übrigen möchte ich hier nur zweieinhalb Millionen Papiermark.

auf Tatſachen eingehen. Die Verhältniſſe des Finanzamtes Seligenſtadt
werden nach Kräften gebeſſert werden. Die Folgen der nicht rechtzeitigen
Steuererklärungen ſind durch Reichsgeſetz beſtimmt. Ebenſo die Befrei=
ungsmöglichkeiten
. Auch die Verwendung des Ausgleichsſtockes iſt im
Grunde an die Reichsfinanzgeſetze gebunden. Wir können unſere Lan=
desgeſetze
nicht ändern, ehe die Reichsgeſetze nicht geändert ſind. Im
übrigen iſt eine Kommiiſſon gebildet worden, die über die Verteilung
des Ausgleichsfonds mitberaten foll. Die Bildung der Kommiſſion war
ſehr ſchwer und zeitraubend, da keine Stadt zurücktreten wollte, Redner
verbreitet ſich dann gleichfalls über ſteuertechniſche Fragen und gibt Ver=
gleiche
mit anderen Ländern, wie Baden, Bahyern, Württemberg. Die
Länder ſind verpflichtet, ihre Steuerquellen richtig auszuſchöpfen, ſonſt
verſagt das Neich die eventl., nötige finanzielle Hilfe.
Abg. Lux (Soz.) ergänzt ſeine Ausführungen durch Darlegung
einer Reihe weiterer, ihm bekannter Fälle von merkwürdigen Steuer=
erklärungen
von Landwirten und verwahrt ſich dagegen, daß er einſeitig
verallgemeinert habe. Seine Angaben ſeien, durch die Vorredner in
keiner Weiſe widerlegt. Er habe auch keineswegs das Amtsgeheimnis
verletzt. Was er getan habe, ſei nach der Reichsabgabenordnung zuläſſig.
Die Weinbaudomäne zum Vergleich heranzuziehen, ſei nicht angängig.
Alle gegenteiligen Behauptungen können nicht die Tatſache aus der Welt
ſchaffen, daß die Landwirte bei gleichem Einkommen weniger Steuern
zahlen als die Lohn= oder Gehaltsempfänger.
Abg. Fenchel (Bbd.) kritiſiert ſcharf die mißlichen Verhältniſſe
bei den einzelnen Finanzäutern. Es ſei ſchwer, richtige Steuererklä=
rungen
abzugehen bei dem komplizierten Shſtem.
Damit ſchließt die Debatte. Die Abſtimmung wird zurückgeſtellt.
Nächſte Sitzung Freitag 9 Uhr. Erſter Gegenſtand Landes=
theater
. Schluß 342 Uhr.

Der Ge ſetzgebungsausſchuß befaßte ſich geſtern zu=
nächſt
mit der Abſtimmung über den Antrag des Abg. Sturmfels. Der
Autrag bezweckt, die dem Oberforſtmeiſter Heyer erteilte Ermächtigung
zur Führung der Erbach=Füeſtenauſchen Forſtverwaltung zurückzuziehen.
Der Ausſchuß beſchloß, dem Plenum die Ablehnung vorzuſchlagen. Die
hierzu vorliegende Vorſtellung des Verbandes Süddeutſcher Waldbeſitzer
wird durch die Regierungsantwort für erledigt erklärt. Desgleichen die
Vorſtellung Val. Kehl 1. zu Alsheim wegen Rechtsverweigerung. Ab=
gelehnt
wurde die Vorſtellung L. Schorck=Dorf Erbach wegen Erlaß einer
Reſtgefängnisſtrafe. Nächſte Sitzung Montag, 7. Mai, nachmittags 3 Uhr.

Groß=Umſtadt, 2. Mai. Der Wanderklub Frohſinn,
Groß=Umſtadt, einer der rührigſten Jugendpflegevereine unſerer Stadt
hat, es ſich jetzt zur Aufgabe gemacht, ein eigenes Heim ſowie eine
Weinbauern geht. Man ſollte das ſtenuerlich in Rückſicht ziehen. Trotz= Uebernachtungsbleibe für die wanderfrohe Jugend zu errichten. Zu
dieſem Zwecke fanden Verhandlungen wegen Ueberlaſſung der frühe=
ren
Gartenwirtſchaft. Ohlſcher Berg mit dem Beſitzer desſelben, Herrn
Georg Ohl. 7., hier, ſtatt, welche nun zu einem günſtigen Abſchluß ge=
langten
. Es ſei daher auch an dieſer Stelle Herrn Georg Ohl 7. für
ſein freundliches Entgegenkommen gedankt. Das Anweſen iſt auf einer
Anhöhe an der Nicherſtraße ſehr ſchön gelegen und gerade wie für die=
ſen
Zweck geſchaffen. Der Bau, in welchem die Jugendherberge einge=
richtet
wird, iſt von einem großen Parkgarten umgeben. Von der An=
höhe
ſelbſt aus genießt man eine wunderbare Ausſicht auf die zu
Füßen liegende Stadt, links auf die nördlichen Berge des Odenwaldes,
rechts auf die weite Rhein=Mainebene. Zurzeit wird von den aktiven Ver=
einsmitgliedern
eifrig an der Inſtandſetzung des Anweſens gearbeitet,
ſo daß damit zu rechnen iſt, daß die Jugendherberge noch dieſes Jahr
der Benutzung übergeben werden kann. Um die nötigen Mittel für die
Inſtandſetzung zu erhalten findet ſeitens des Wanderklubs Frohſinn
nächſten Sonntag, den 6. Mai, nachm., im Saale des Gaſthauſes Zum
weißen Roß ein Mandolinenkonzert ſtatt. Der Verein iſt durch Mit=
wirkung
auswärtiger Kräfte in die Lage verſetzt, den Beſuchern ein
erſtklaſſiges Konzert vorzuführen.
t. Eppertshauſen, 2. Mai. Der Turnberein (S.T.B.) bielt
auf ſeinem am Waldrand idylliſch gelegenen Sportplatz ſein diesjähriges
Anturnen ab.
Im ſtattlichen Zuge ging es unter Vortantritt des
Trommlerkorps und der Muſikkapelle und im Beiſein auswärtiger
Vereine hinaus. Dort hielt im Namen des Vereins Turner Müller
die Begrüßungsanſprache. Geräteturnen und Reigen, Volkstänze von
Turnerinnen uſw. wechſelten in bunter Reihenfolge miteinander ab.
R. Babenhauſen, 2. Mai. Der Wanderklub Berg auf
machte am vergangenen Sonntag einen Ausflug über Obernburg,
Engelsberg nach dem herrlich gelegenen Mainſtädtchen Miltenberg. Es
herrſchte bei allen Wanderern eine friſch=fröhliche Wanderſtimmung,
Spuren von Müdigkeit wurden durch flott geſpielte Märſche der Man=
dolinenmuſikkapelle
ſofort verſcheucht. Allen Teilnehmern ſteht der Aus=
flug
noch in ſchönſter Erinnerung. Der Stenographen=
derein
Stolze=Schrey
hält am kommenden Sonntag, den
6. Mai, im Gaſthauſe zum Löwen ein Bezirks=Wettſchreiben ab.
Aus dem Gerſprenztal, 3. Mai. Die ſeit einigen Wochen durch=
geführte
gänzliche Lahmlegung des Bahnverkehrs auf der Nebenbahn
NeinheimReichelsheim an den Sonntagen bedeutet nachgerade eine
ſehr ſtarke Schädigung unſeres Tales, das nachweislich während der
ſchönen Jahreszeit eine große Anziehungskraft auf die Fremden aus=
übt
. Gerade an Sonn= und Feiertagen waren die Züge ſehr ſtark be=
ſetzt
, und namentlich der Endpunkt Reichelsheim mit der benachbarten
Ruine Robenſtein wurde an dieſen Tagen viel beſucht. Auch bedingt die
Abſchnürung jeglichen Bahn= und Poſtverkehrs, das Ausbleiben der
Tageszeitungen, ſodaß ſich dieſe tief einſchneidende Maßnahme nach
keiner Seite hin rechtfertigen läßt. Schon vor Monaten ſtellte die
Direktion der Süddeutſchen Eiſenbahngeſellſchaft auch an Werktagen den
Zug ein, der um 7 Uhr in Reichelsheim (Frühzug) abging mit bequemem
Anſchluß nach Darmſtadt.
9. Aus dem Odenwald, 3. Mai. Die Landwirte haben den Milch=
preis
wiederum erhöht. Man kann keinen triſtigen Grund für dieſe
Erhöhung erkennen, da doch jetzt Grünfutter vorhanden iſt. Wenn die
Regierung gegen ſolche völlig unberechtigten Preisſteigerungen keinen
Riegel vorſchieben kann, ſo iſt es nicht zu verwundern, daß unſer ganzes
wirtſchaftliches Leben einen weiteren ſchweren Stoß erhält. und Lohn=
B. Gernsheim, 2. Mai. Verſteigerung. Am 28. April ließen
die Erben des verſtorbenen Sebaſtian Kiſſel Haus und Aecker zum letzten
Male verſteigern. Hauserwerb Philipp Wunder 6., Landwirt, für
789 000 Mark weg. Leichenländung. Verfloſſene Woche wurde
im Rhein eine weibliche Leiche von 20 bis 24 Jahren geländet. Dieſelbe
muß etwa 56 Wochen im Waſſer gelegen haben. Toddurcheine
kleine Verletzung. Der Fährmann H. Schmittel aus Hamm bei
gekommen ſein, daß Landwirte mit Großbeſitz im Jahre 1920 mit Unter= dem Rhein lange Jahre vermittelt hatte, verletzte ſich an einer Hoſen=
0- Groß=Gerau, 2. Mai. Der Turnbetrieb kann in allen
Turn= und Sportvereinen wieder aufgenommen werden. Vorausſetzung
Abg. Blank (Ztr.): Wenn es zutrifft, was von links immer be= iſt allerdings, daß die Turnſtunden bei dem Kreisamt angemeldet werden.
P. Friedberg (Oberheſſen), 2. Mai. Die Stadtverordneten=
nen
, aber doch ſo, daß jeder in dem betr. Kreis weiß, wer gemeint iſt. Redner nur 10 Minuten Redezeit gewährt werden. Die Woh=
nungsbauabgabe
für das Jahr 1923 ſoll für die Stadt mit
hundert Mark, zugehen. Die Ueberweiſungskarte iſt als Zeitdokument
dem Stadtmuſeum übergeben worden.
N. Gießen, 2. Mai. Die Dekanats=Krankenpflege des
Ev. Dekanats Gießen mußte nach 33jährigem Beſtehen aufgelöſt werden
und zwar aus wirtſchaftlichen Gründen. Die Schweſtern ſind größten=
K. Klein=Linden 2. Mai. Eine Frau ſtellte auf den Wagen
Brotmehl und bat den Mann, den Korh an ihrem Hauſe abzu=
baronen
, ganz gleich, ob ſie gerade oder krumme Naſen haben. (Heiterkeit.) ſtellen. Als ſie nach wenigen Minuten zurückkam und ihren Korb in
Empfang nehmen wollte, war der Fuhrmann verſchwunden. Alles
Grünberg, 3. Mai. In einer am Freitag ſtattgehabten eiligen Ge=
ja
gerade die Linke mit Herrn Erzberger den 10prozentigen Lohnabzug raſchendes Ergebnis; man ſah die Submiſſionsflora um eine prachtvolle
e.
Vom Vogelsberg, 2. Mai. Ein alter Bauer ſtarb. Niemand
Finanzminiſter Heurich: Als Finanzminiſter habe ich im hatte er an ſeinen Geldſchrank gelaſſen ſelbſt ſeine beiden Söhne nicht.
zahlung nicht zu kurz kommt. Ich fürchte faſt, daß der Steuerertrag geöffnet werden. Da fand man, im Schrank 80 000 Mark in Gold und

[ ][  ][ ]

Rumier 122.
P
Jagd und Fiſcherei im Mai.
Der Schnepfenſtrich, der verheißungsvoll eingeſetzt, machte dann
eine kleine Pauſe, hat ſich aber ſpäter günſtig weiterentwickelt. Der
Strich als ſolcher war beſſer als ſeit Jahren, und hat ſein Ende erreicn.
Der Tag wächſt, und rechtzeitiger Eintritt von Regenwetter nach einer
Reihe trockener kühler und windiger Tage hat das Begrünen der
Bäume raſch gefördert. Auch die Auerhahnbalz iſt deshalb zu Ende.
Die Birkhahnbalz beginnt allmählich abzuflauen. Die Hahnen halten die
Plätze ni
cht mehr ein und zerſtreuen ſich von Mitte Mai ab mehr und
mehr. Die Lege= und Brutzeit unſerer Waldhühner beginnt, desgleichen
die der Rebhühner und Faſanen. Auch Wildtauben, Waldſchnepfen und
das geſamte Moor und Heide bewohnende Federwild obliegen dem
Brutgeſchäft und der Brutpflege. Wildenten haben zumeiſt ſchon junge
Schofe. Verſchiedentlich wurden bereits gut entwickelte Junghaſen ange=
troffen
, ein Beweis, daß der erſte Satz nicht völlig vernichtet wurde.
Das Vorhandenſein genügender Häſinnen läßt auch einen günſtigen Aus=
fall
des zweiten, des Neuſatzes, erwarten. Die Rehböcke haben faſt alle
ſchon ihre Gehörne gefegt und beginnen mit dem Verfärben, ſo daß ſie
auch auf Revieren, wo, wie auf den meiſten norddeutſchen, den badiſchen
und den heſſiſchen, der Abſchuß ſchon Mitte bzw. Anfang Mai frei wird,
ſich, beſonders wenn die Salzlecken rechtzeitig erneuert wurden, im
glatten roten Rock zeigen dürften. Zwar ſind ſchon, wie die weitver=
breitete
, gern geleſene Jagdwochenſchrift Der Deutſche Jäger, Mün=
chen
, mitteilt. Nachrichten über auffallend früh geſetzte Kitze eingelaufen.
Allein dies ſind Ausnahmen; denn der Mai iſt die Hauptſetzzeit. Auch
das Rotwild tritt in den Haarwechſel, und auf dem Haupt des Hirſches
prägen ſich immer deutlicher die Zeichen des Geweihaufbaues aus. Salz=
lecken
und Hochſtände ſind zu verbeſſern und anzulegen. Im übrigen
iſt aber in dieſem für die Entwickelung und Hebung des Reviers ſo
außerordentlich wihtigen Monat für tunlichſte Ruhe Sorge zu tragen
und volle Aufmerkſamkeit der Ueberwachung bzw. Beſeitigung ſtreunen=
der
Hunde und Katzen, und den Uebergriffen Unberufener: Eierſuchern
uſw., zu ſchenken.
Das Haarraubwild hat gewölft, und das ſtets rege Nahrungs=
bedürfnis
der Gehecke nötigt die Eltern, beſonders die Fähen, zu eifrigen
Raubzügen, und erhöht ſomit die Gefahren für die heranwachſenden Nutz=
wildſtände
, weshalb Baue und Verſtecke zu überwachen ſind, um gegen
ihre Inſaſſen erforderlichenfalls vorgehen zu können. Das Gleiche gilt
auch bezüglich der Krähen, Elſtern und ſonſtigen Lufträuber, die gerade
in der Zeit der Vermehrung und Aufſuche beſonderen Schaden an Ge=
legen
und Jungwild anzurichten vermögen.
Die Jagdpächter in Heſſen ſeien darauf aufmerk=
ſam
gemacht, daß die Rehbock=Schußzeit nicht wie
früher, mit dem 1. Mai beginnt, ſondern erſt am
6. Mai, und daß ſich jeder ſtrafbar macht, der vor
her einen Bock ſchießt. In Baden, in Preußen beginnt die
Schußzeit auch erſt am 16. Mai; in Bayern erſt am 1. Juni
Waller, Blei, Karpfen, Schied, Aitel, Barſch und Barbe laichen.
Aeſche, Forelle, Regenbogenforelle, Bachſaibling, Seeforelle und See=
ſaibling
eignen ſich zum Fang. Der Hecht laicht zwar noch manchmal,
nimmt aber trotzdem die Angel an, iſt jedoch noch minderwertig im
Fleiſch. Karpfen und Aaal beißen ſchon an warmen Abenden.
Reich und Ausland.
A
A
Einſchränkungen von Vergnügungen.
Der preußiſche Innenminiſter Savering hat auf Grund des Not=
geſetzes
vom 24. Februar eine Verordnung herausgegeben, in der es u.
a. heißt: Vergwügungen, die in Zeiten eier außerordentlichen politiſchen
oder wirtſchaftlichen Not oder Gefahr Einſchränkungen unterliegen, ſind
alle öffentlichen oder nach außen wahrmehmbare private Veranſtaltun=
gen
, welche die Schauluſt oder das Bedürfnis nach leichter Unverhal=
tung
pder Zerſtreuung befriedigen oder dem Sinnenreiz dienen. Aus=
genommen
ſind ſolche Veranſtaltungen, bei denen ein erkennbares In=
tereſſe
ernſter Kunſt, der Volksbildung oder der Wiſſenſchaft überwiegt.
Die Vorausſetzungen, unter denen eine ſolche Not oder Gefahr anzuneh=
men
iſt, können durch ein einzelnes Ereignis oder durch einen Zuſtand
von vorausſichtlich längerer Dauer begründet werden; Beginn und
Dauer dieſer Vorausſetzung werden vom Miiſter des Innern feſtgeſtellt
Für die Einſchränkung von Vergnügungen ſind die Ortspolizeibehörden
zuſtändig. In den Ausführungsbeſtimmungen zu dieſer Verordnung
wird darauf hingewieſen, daß durch den widerrechtlichen Einbruch in das
Ruhrgebiet eine außerordentliche politiſche und wirtſchaftliche Notlage
begründet ſei, die eine Einſchränkung von Vergnügungen der bezeichne=
ten
Art rechtfertige. Die Einſchräntung umfaßt auch das völlige Ver=
bot
. Vor Anordnung einſchränkender Maßnahmen ſind tunlichſt die
etwa vorhandenen Inhereſſenvertretungen der Betroffenen zu hören.
Zuwiderhandlungen werden durch die ordentlichen Gerichte verfolgt;
die Polizeibehörde hat daher in jedem Falle die Pflicht, unbeſchadet
ihrer ſonſtigen Zwangsbefugniſſe, Strafanzeige bei der Staatsanwalt=
ſchaft
zu erſtatten.
St. Bureaukratius.
Neuſtadk a. d. Hdt. Von einer Blüte des Bureaukratismus
ſveiß die Pf. B.=Ztg. zu erzählen: Ein Edenkobener Bürger, der in der
Gemarkung MaikammerAlſterweiler ein Grundſtück beſitzt, bekam die=
ſer
Tage von der Steuer= und Gemeindeeinnehmerei Maikammer Al=
ſterweiler
dieſe Aufforderung: Grundſteuer 0,40 Mk., Beitrag zur land=
wirtſchaftlichen
Berufsgenoſſenſchaft 0,55 Mk., Umlagen zur Bezirks=
bauernkammer
0,95 Mk., Gemeinde=, Bezirks= und Feldhutumlagen 6,90
Mk., insgeſamt 8,80 Mk. Dem ſtehen an Unkoſten gegenüber: Von der
Steuer= und Gemeindeeinnehmerei MaikammerAlſterweiler ein Steuer=
formular
100 Mk., Porto 40 Mk. Von dem Empfänger der Anforderung
ein Briefumſchlag 25 Mk., ein Poſtſcheckformular 35 Mk. Vom Poſt=
ſcheckamt
in Ludwigshafen ein Briefumſchlag 15 Mk., ein Ueberwei=
ſungsformular
10 Mk. Dazu kommt die Arbeitszeit dieſer drei Stellen,
die, ſehr gering gerechnet, zu anderthalb Stunden angenommen werden
muß, gleich 3000 Mk. Um 8,80 Mk. einzutreiben, wurden alſo 3245 Mk.
aufgewendet.
Kohlenſchiebungen.
Ludwigshafen. Kohlenſchiebungen verſchiedener Mannheimer
Fuhrunternehmer iſt man auf die Spur gekommen. Die Fuhrunterneh=
mer
haben bei Mannheimer Kohlenhändlern Kohlen aufgekauft und ſie
an Perſonen in Ludwigshafen zu Wucherpreiſen weiterverkauft.

Darmſiädter Tagblatt, Freitag, den 4. Mai 1323.
Eine gefährliche Verbrecherjag3.
Bochum. Hier fand eine gefährliche Verbrecherjagd ſtatt. Die
Brüder Fiſcher aus dem benachbarten Alten=Bochum ſollten von der
Kriminalpolizei verhaftet werden. Auf der Wittener Straße ſchoß einer
der Brüder auf den Kriminalbeamten Weih und verletzte ihn durch einen
Bauchſchuß ſo ſchwer, daß er bald darauf im Krankenhaus verſchied.
Die Verbrecher flüchteten nun nach dem Haus des Oberbürgermeiſters
in der Scharnhorſtſtraße, wo es ihnen gelang, auf das Dach zu klettern.
Von da aus ſchofſen ſie blind in die dichtgedrängte Menge. Der Führer
des Kraftwagens der Feuerwehr erhielt einen Kopfſchuß, an dem er
inzwiſchen im Krankenhaus verſtorben ſein dürfte. Darauhin richtete
der eine der Verbrecher die Waffe gegen ſich ſelbſt und brachte ſich einen
Kopfſchuß bei, der allerdings nicht ſchwer war. Er konnte überwältigt
werden. Nur mit Mühe gelang es der Feuerwehr, den Verbrecher vor
der wütenden Menge, die mit Stöcken auf ihn einſchlug, in Sicherheit
zu bringen. Der zweite Verbrecher, der mit Handgranaten bewaffnet
war, konnte gefeſſelt und abgeführt werden.
Lutherhaus in Nürnberg.
D.E.K. Der Zweigverein des Evangeliſchen Bundes in Nürnberg
iſt ſeit November 1921 im Beſitz eines eigenen größeren Anweſens des
Hiſteriſchen Hofes, das nun als Lutherhaus mit ſeinen verſchiede=
nen
, zweckmäßig und würdig erneuerten Räumen, dem Wartburg=,
Luther=, Melanchton=, Albrecht Dürer= und Lazarus Sprengler=Zimmer
dem Evangeliſchen Bund und vielen anderen Verbänden als Ver=
ſammlungsheim
dient. Der vom Lutherhaus umſhloſſene hiſtoriſche
Hof gehört zu den ſehenswerteſten Schätzen Alt=Nürnbergs. Mit dem
Lutherhaus iſt eine ſehr gut geleitete Wirtſchaft verbunden, die dem
öffentlichen Verkehr erſchloſſen iſt und allen durch oder nach Nürnberg
reiſenden evangeliſchen Glaubensgenoſſen vom Nürnberger Zweigverein
des Evangeliſchen Bundes beſtens empfohlen wird.
Briefkaſfen.
S. W. Nach dem ganzen Verhalten des Hypothekengläubigers und
den geſchilderten Umſtänden glauben wir, daß derſelbe mit Erfolg im
Wege gerichtlicher Klage gezwungen werden kann, die Löſchungsbewilli=
gung
zu erteilen.
38. Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Oberrechn.=Rat Martin Bormet (4. Rate) 5000 Mk., Hans Schar=
mann
2000 Mk., J. K. (6. Rate) 1000 Mk., G. Wirth (3. Rate) 1000 Mk.,
r. W. F. 10 000 Mk., Stadtmädchenſchule I 35 500 Mk., K., Eberſtadt
5000 Mk., Hagemann, Lagerverw. i. R. (3. Nate) 1000 Mk., Zimmer
mann, Reinhardt 5000 Mk., Klaſſe UIb der Viktoriaſchule 800 Mk.,
Gemeinde Lichtenberg (Kreis Dieburg) 120000 Mk., Schule zu Kleeſtadt
(2. Rate) 9999 Mk., Bildhauer Götze 5000 Mk., F. M. 1000 Mk., M. L
100 Mk., Schmude 1000 Mk., Frau Lippold (4. Gabe) 5000 Mk., Nils,
Karr 50 000 Mk., Kraus 1000 Mk., Dr. Willi Wißmann 1000 Mk., Juſtiz=
inſpektor
Koch 6000 Mk., Frau Helene Bechthold 2000 Mk., Landes=
theater
=Orcheſter (2. Rate) 70 000 Mk., K. Hoffmann (4. Rate) 500 Mk.,
Prof. Dr. Weinsheimer (2. Spende) 2000 Mk., F. 24 000 Mk., G. Kranz
(7. Rate) 200 Mk., Ungenannt 50 Mk., Stöckel (eine Wette) 1000 Mk.
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 3. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6. Quit
tung 416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mk., 15. Quittung 834 316 Mk., 16 Quittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24. Quit=
tung
341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk., 36. Quit=
tung
129 115 Mk., 37. Quittung 933 855 Mk., 38. Quittung 366 149 Mk.
zuſ. 25 806 467 Mk.

OR

1

4
Beinhaus Mastotte
Holzſtraße 5 Darmſtadt Holzſtraße 5

M

Samstag, den 5. Mai, nachmittags 5 Uhr
A

Bieder=Eroffnung
der neuhergerichteten Lokalitäten
Maria Geil Witwe (12414
OP

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vorherſage für den 5. Mai:
Vielfach heiter, warm, ſtreckenweiſe Gewitter. Mitteleuropa iſt von
einem Hochdruck bedeckt, während ein ausgedehntes Tiefdruckbegiet ſich
über das Eismeer zieht. Seine Randbildungen können vorübergehend
leichte Gewitter mit heftigen Regen hervorrufen.

Continental= Regenmän=
tel
für Damen, Herren,
Kinder. In einschlägigen
Geschäften erhältlich.

Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
Mitgeteilt durch Lotterie=Einnahme Petrenz, Rheinſtr. 33.
4. Klaſſe, 12. Tag, 2. Ziehung.
500 000 Mk. Nr.: 34272; 250 000 Mk. Nrn.: 126067 356829; 100 000
Mark Nrn.: 30136 359488; 50 000 Mk. Nrn.: 142448 157130 187788
358; 30 000 Mk. Nrn.: 10567 21228 21323 21714 26334 27055 29843
31337 41352 43437 82342 90063 95730 97266 105143 125846 127070 142408
145944 146262 168897 183118 186391 199290 206943 207550 214830 22152
29262 239513 246650 259508 270380 274012 280823 288312 295855 297058
302340 315456 322228 340437 343089 344348 344820 356962 373586.
13. Tag, 1. Ziehung.
100 000 Mk. Nr.: 356480; 50 000 Mk. Nru.: 25824 232794 260231;
30 000 Mk. Nrn.: 7074 13104 27700 28090 34333 56522 61449 62739 74834
83450 85609 100175 142442 147785 154437 155936 158504 160751 16498
40 214612 234384 240647 243478 248060 262791 269325 294817 304991
307293 317401 325020 323076 367729.
900 Gewinne 4 20000 Mk.
13. Tag, 2. Ziehung.
250 000 Mk. Nr.: 110543; 100 000 Mk. Nr.: 198415; 50 000 Mk. Nrn.:
34220 100911 263969 290007; 30 000 Mk. Nrn.: 8987 46059 56705 81802
83490 97164 102341 1126
142438 1
151551 162842 166063 168977
P288 215639 237855 251662 265
39 184060 19
759 269701 272368
29632 296914 302354 307067 307250 313491 315827 330661 331162
274401 28
374181.
14. Tag, 1. Ziehung.
100 000 Mk. Nrn.: 41134 74730 198361; 50 000 Mk. Nrn.: 26668
155590 201507; 30000 Mk. Nrn.: 6105 9195 17949 24020 46083 51373
59030 59957 65049 72131 73949 76374 79698 87568 88473 122300 12634
156167 162002 165965 167433 185125 194080 206276 208291 229677 231588
233136 250878 254401 266717 266905 271519 271808 279714 317850 318046
333181 333396 333410 340646 353513 370567.
896 Gewinne à 20 000 Mk. und die Einſatzgewinne 3 15 000 Mk. ſind
aus den täglichen Gewinnliſten zu erſehen. (Ohne Gewähr.)
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 4. Mai. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 5. Mai. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Jugendgottesdienſt und Predigt 3 Uhr 45 Min. Sabbatausgang
8 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends 8 Uhr
40 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 5. Mai. Vorabend 7 Uhr 15 Min. Morgens
7 Uhr 45 Min. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 8 Uhr 40 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Nachmi. 7 Uhr 50 Min.
Abends 8 Uhr 40 Min.

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus Anfang 6½ Uhr, Ende nach 10 Uhr
(E 24, Schülermiete rot 10, Schauſpielmiete e 11): Die Verſchwörung
des Fiesko zu Genua, Kleines Haus, ab 6 Uhr, Svenska=Film:
Verzehrende Flammen Orpheum, 7¾ Uhr abends: Der Affen=
baron
. Bühnenvolksbund abends 6 Uhr in der Aula des
Realgymnaſiums: Mitgliederverſammlung. G. D. A., abends 8 Uhr
im weißen Saal des Kaiſerſaales: Mitgliederverſammlung. Union=,
Reſidenz=, Central=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino= Vorſtel=
lungen
.
Verſteigerungskalender. Samstag, 5. Maf.
Stammholz=Verſteigerung vormittags 9 Uhr im Gemeinde=
wald
Ober=Ramſtadt. Zuſammenkunft im Forſtort Buchwald an der
Kronersvieſe.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: MaxStreeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.

Familiennachrichten

2. Die glückliche Ge-

burt eines kräftigen
Jungen zeigen er-
8
treut an
Otto Lehmann u. Frau
Gretel, geb. Spiess
2. Maf 23, z. Z, Städt. Krankenhaus
(*12310

Statt Karten.

Unsere kirchl. TRAUUNG
findet am Samstag Nachm.
21/, Uhr in der St. Elisabethen-
kirche
statt.
Dipl.-Ing. Paul Heußlein
u. Frau Gretel, geb. Kratz
Emilstraße 19
(*12365

Todes=Anzeige.
Mittwoch Vormittag entſchlie
ſanft nach langem, ſchwerem mit
Geduld ertragenem Leiden unſer
liebe, herzensgute Mutter, Schwe=
ſter
, Schwiegermutter, Großmutter
und Tante
Frau

we.

geb. Diefenbach
im 64. Lebensjahre,
In tiefem Schmerz:
Elſe Scheck, geb. Wagenſeil
Paula u. Frene Wagenſeil
Fritz Scheck u. 2 Enkelkinder.
Die Beerdigung findet am Sams=
tag
, den 5. Mai, nachm. 2½ Uhr,
von der Kapelle des Waldfried=
hofes
aus ſtatt. (*12376

Futterſtoffe
für Ihre Anzüge Raufen
Sie noch zu billigen
(*12396
Preiſen.
Kranichſteinerſtr. 7
Kreuzer, (kein Laden).

einen großen Perſer=Teppich, einige
Berbindungsſtücke, Kelims. Zeit=
gemäße
Preiſe, ſtrengſte Diskretion
Angebote unter ( O6 an die Ge
(*12409
ſchäftsſtelle ds. Bl.

Dr. phil. CARL BURK
Chemiker
ANNT PEPPLER
beehren sich Ihre am Samstag, den
5. Mai, nachmittags 3 Uhr, in der Paulus-
kirche
stattfindende Trauung anzuzeigen
LANDGRAF-PHILIPP-ANLAGE
INDUSTRIE-BAUTEN

Dezi
Draimalwage
m. Gewichten zu vk.
Eberſtadt
Blumenſtr. 7. (*12325

Werintereſſiert
ſich für einneues
Verfahren für

Von unſerer Hochſpannungsleitung
auf der Strecke zwiſchen Richen bis zur
Straßenmühle bei Schlierbach iſt an den
ſämtlichen Erdableitungen das Kupfer=
ſeil
herausgeſchnitten und geſtohlen wor=
den
. Wir ſetzen eine Belohnung von
20000 Mk. für denjenigen aus, der uns
den Täter ſo namhaft macht, daß wir
ihn gerichtlich belangen können.
Wir warnen Althändler vor dem An=
3631
kauf des Kupfers.
Heſſiſche Eiſenbahn=Akt=Geſ.
Darmſtadt.

tiſch mit u. ohne
M:
uM
*ag
Mlttug= A. Abenotafa Fleiſch im
Abonnem. billig im Hoſpiz u. Vereinsh.
Oberg. 12. Daſelbſt ſchöne Fremden=
zimmer
mit und ohne Penſion
zu mäßig. Preiſen. Tel. 1767. 2490a

Eingemachte Bohnen
zu verkaufen (*12320
Saalbquſtr. 10, 2. St.

Gebührenordnung
für Hebammen.
Die Sätze der Gebührenordnung für
Hebammen nach der Bekanntmachung
vom 9. Auguſt 1922 ſind mit Nückſicht
auf die ſeitdem eingetretene Geldentwer=
tung
durch Erlaß des Heſſiſchen Mini=
ſteriums
des Innern vom 27. vor. Mts
mit Wirkung vom 15. April 1923 auf
das 40fache des Betrags und die Weg=
gebühren
auf das 25fache erhöht worden.
Darmſtadt, den 1. Mai 1923. (st3632
Der Oberbürgermeiſter.

Arbeitsvergebung.
Für unſere Wohnhausneubauten 1922
3621fs
ſollen die
nnonyubarhoitt
Uhnenpeyator iten in 40 Loſel
vergeben werden. (Materialien werden
bauſeitig beſchafft und an die Unternehmer
abgegeben),
Angebotsvordrucke ſind,ſolange Vorrat
reicht, zum Preiſe von Mk. 300 pro Los in
derGeſchäftsſt. in derRheinſchule erhältlich.
Einreichungstermin am Freitag, den
11. Mai 1923, vormittags 10 Uhr dortſelbſt
Ludwigshafen a. Rh., den 2. Mai 1923.
Bemeinn. Aktiengefellſchaft f. Wohnungsbau
Ludwigshafen a. Rh.

Achtung
Radfahrer!
Extra=Angebot von
Fahrrad=Gummi
Prima Qualität Deck=
mäntel
12 500, 14 500
und 18 000 Mk.
Luftſchläuche extra
prima 5500 Mk.
. Kahlertſtr. 51
Orid I. Stock links
und Sandſtraße 42,
Werkſtätte (*12423

Tapezier=
arbeiten

ſowie Auf= und Um=
arbeiten
von Polſter=
möbeln
werden an=
genomm
. Baſtian
Karlſtraße 53. (*1330

Freitag, den 18. Mai 1923, vorm.
9 Uhr, werden auf dem Stadthauſe da=
hier
nachfolgende Stamm= und Nutzholz=
ſortimente
aus dem hieſigen Gemeinde=
wald
verſteigert:
(3624f1
Stämme, Eiche: I. Kl. 29 Stück 49,97
fm, II. Kl. 22 Stück 18,38 fm, III. Kl.
67 Stück 38,35 fm, IV. Kl. 115 Stück
47,29 fm, V. Kl. 25 Stück 7,42 fm,
I. Kl. 60 Stück 10,68 fm:
Stämme, Buche: I. Kl. 2 Stück 1,59
im, II. Kl. 4 Stück 2,24 fm, III. Kl.
2 Stück 1,64 fm, IV. Kl. 22 Stück
6,64 fm
Stämme, Hainbuche: III. Kl. 3 Stück
0,15 fm, IV. Kl. 1(Stück 0,04 fm;
Stämme, Linde: IV. Kl. 1 St. 0,43 fm;
Nutzſcheiter: Eiche I. Kl. 54,9 rm, II.
Kl. 45,6 rm; Buche (rund) 5,6 rm;
Hainbuche (rund) 2rm; Linde (rund)
4 rm.
Gedruckte Auszüge aus dem Ver=
ſteigerungsprotokoll
ſind gegen Vergü=
tung
des Rückportos bei der unterzeich=
neten
Behörde erhältlich.
Wegen Beſichtigung des Holzes wolle
man ſich an die Förſter Wetzel und
Fell dahier wenden.
Gernsheim liegt im unbeſetzten Gebiet.
Gernsheim, den 1. Mai 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Gernsheim.
Hoffmann.
Zwei ſchöne, mittlere! Schlafzimmer

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

4. Mai 1923 Nr. 122

Handelsbia

Dividendenvorſchläge.

Deutſch=Auſtraliſche Dampfſchiffahrts= Geſell=
ſchaft
, Hamburg: 36 Goldpfennige.
Deutſche Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft Kos=
mos
Hamburg: 24 Goldpfennige. Die Auszahlung erfolgt zu
dem am zweiten Werktag vor der Generalverſammlung gültigen Gold=
ankaufspreis
der Reichsbank.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Bedingungen für den Warenverkehr nach dem
Saargebiet: Die Handelskammer Frankfurt a. M.=Hanau weiſt
darauf hin, daß ſich der Warenverkehr nach dem Saargebiet zurzeit unter
folgenden Bedingungen vollzieht: Waren, die einem Ausfuhrverbot
unterliegen. bedürfen einer Ausfuhrbewilligung, die bei der zuſtändigen
fachlichen Außenhandelsſtelle oder bei dem Delegierten des Reichskom=
miſſars
für Aus= und Einfuhrbewilligung in Saarbrücken ausgeſtellten
Berechtigungsſcheines nachzuſuchen iſt. Die zollfreie Einfuhr deutſcher
Waren wird von der franzöſiſchen Zollbehörde im Saargebiet abhängig
gemacht von der Vorlage eines Beſtimmungsausweiſes, der bei dem
Ein= und Ausfuhramt in Saarbrücken einzuholen iſt, und von der Bei=
fügung
eines von der zuſtändigen Handelskammer ausgeſtellten Ur=
ſprungszeugniſſes
. Um Zweifel zu beheben, wird darauf hingewieſen,
daß die Beſtimungsausweiſe beim Ein= und Ausfuhramt Saarbrücken
eingeholt werden dürfen, ohne gegen die aus Anlaß des Ruhreinbruchs
der Franzoſen erlaſſenen Verordnungen zu verſtoßen.
*d- Daimler Motoren=A.=G. (Priv.=Tel.) Die in Stutt=
garter
Börſenkreiſen umgehenden Gerüchte über die Beteiligung einer
größeren holländiſchen Geſellſchaft an der Daimler Motorengeſellſchaft
in Stuttgart=Untertürkheim ſind, wie die Verwaltung mitteilt, in dieſer
Form unzutreffend. Die Geſellſchaft ſei allerdings nach wie vor, und
zwar mit Erfolg, beſtrebt, ihre Beziehungen mit dem Auslande zu er=
weitern
, doch beſchränken ſich dieſe Beziehungen nicht nur auf Holland.
Die Firma bezeichnet auch den Eingang eines großen holländiſchen Auf=
trages
, der mit dem Steigen der Daimler=Aktien in Verbindung ge=
bracht
wurde, für unrichtig.
*d- Ausfuhrfreiliſte. Die Veröffentlichung der Ausfuhr=
freiliſte
iſt noch im Laufe dieſer Woche zu erwarten. Ihre Veröffent=
lichung
hat ſich deshalb verzögert, weil wegen der Sicherung der Deviſen=
ablieferungspflicht
noch mit der Reichsbank Verhandlungen gepflogen
werden mußten. Am Werte der Ausfuhr gemeſſen, werden ungefähr
20 Prozent der bisherigen Ausfuhrwerte auf die Freiliſte kommen. Die
Ausfuhrfreiheit wird außer an die Deviſenablieferungspflicht in Höhe,
von 30 Prozent des Ausfuhrwertes an die Fakturierung in ausländi=
ſcher
Währung gebunden ſein. Die ausfuhrfrei werdenden Waren wer=
den
automatiſch auch ausfuhrabgabenfrei. Die Ausfuhrkreiſe werden
darauf hingewieſen, daß es ſich im Hinblick auf den Abbau verſchiedener
Außenhandelsſtellen empfiehlt, ſofort nach Bekanntgabe der Freiliſte ihre
nicht oder nur teilweſie ausgenutzten Bewilligungen zwecks Rückver=
gütung
der Ausfuhrabgabe und des Preſſebeitrages der zuſtändigen
Außenhandelsſtelle einzuſenden; ſonſt iſt es den im Abbau begriffenen
Außenhandelsſtellen wegen Perſonalmangels nicht möglich, die zahlreichen
Rückerſtattungsanträge mit der erwünſchten Schnelligkeit zu bearbeiten.
Der Abbau der Außenhandelsſtellen iſt im Gange. Am ſtärkſten ein=
geſchränkt
werden die Außenhandelsſtellen Kautſchuk, Leder, Eiſen= und
Stahlerzeugniſſe, ferner Eiſen= und Stahlwaren und Schiffe.
F=d-= Linke=Hofmann=Konzern. Bei dem Linke=Hofmann=
Truſt betrug der Umſatz im Jahre 1922 faſt 25 Milliarden Mark, und
der Reingewinn 663 Millionen Mark bei 2,4 Milliarden Mark Ab=
ſchreibungen
und 675 Millionen Mark Rücklagen. In das abgelaufene
Geſchäftsjahr fiel die endgültige Vereinigung der Linke=Hofmann=Werke
mit der ehemaligen A.=G. Lauchhammer, durch die zu den Lokomotiv=,
Waggon= und Maſchinenfabriken, die die Linke=Hofmann=Werke bisher
beſaßen, noch eine Anzahl von Eiſen=, Stahl= und Walzwerken, ein Fern=
kraftwerk
und ein Braunkohlenwerk hinzutrat. Die Fabrikationspro=
grauime
ergänzen ſich in überaus glücklicher Weiſe, ſo daß die Linke=
Hofmann=Werke jetzt in der Lage ſind, Eiſenbahnwagen Lokomotiven
und Maſchinen, ſowie alle ihre Teile in eigenen Werkſtätten zu er=
zeugen
. Dieſer Ausbau des Unternehmens im Zuſammenhang mit der
günſtigen Geſchäftslage und der eingetretenen Geldentwertung hat der
Geſellſchaft einen gewaltigen Umſatz und entſprechende Gewinnziffern
gebracht. Der Umſatz der ſämtlichen Werke betrug im Berichtsjahre
4,,8 Milliarden Mark, gegen 1,53 Milliarden Mark i. V. In ähnlichem
Ausmaß ſind auch die Gewinne geſtiegen, die ſich aus der nachſtehenden
tabellariſchen Zuſammenſetzung ergeben (in Millionen Mark): 1922: Fa=
brikationsgewinn
5619, Erträgniſſe aus Wertpapieren, Beteiligungen,
Zinſen und Mieten 149, Handlungsunkoſten und Steuern 1754, ſoziale
Ausgaben 262, Fuſionsausgaben 6,2, Abſchreibungen 2402, Rücklagen 675,
Reingewinn 663, Dividende 660 (in Prozenten: 240).
d- Kali=Preisermäßigung. Die angekündigte Er=
mäßigung
der Kalipreiſe iſt derart erledigt worden, daß vom Deutſchen
Kaliſyndikat der Landwirtſchaft 500 000 Dz. Reinkali (K. 20) für prompte
Aufträge, die bis zum 15. Mai aus der Provinz Oſipreußen, dem
beſetzten und Einbruchsgebiet bis zum 25. Mai vorliegen müſſen, mit

15 Prozenk Mai=Vergütung auf die gegenwärtigen Kalipreiſe zur Ver=
fügung
geſtellt werden. Dazu kommt die vom Reichsverkehrsminiſte=
rium
für Mai bis Juli bewilligte Frachtermäßigung um 10 Prozent
auf Kaliſalze, die innerhalb der Grenzen des Deutſchen Reiches zum
Verbrauch gelangen. Die Juni=Vergütung auf die dann geltenden
Preiſe wird in der zweiten Hälfte des Mai veröffentlicht.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Der am Deviſenmarkt
zum Durchbruch gekommenen Aufwärtsbewegung ſchloſſen ſich in ent=
ſprechendem
Ausmaße die Getreidepreiſe an. Das inländiſche Angebot
war nur ſehr gering, ſodaß für die vielſeitige Kaufluſt kein entſprechen=
des
Material zur Verfügung ſtand. Bei ziemlicher Erregung gingen die
Preiſe allſeitig ſcharf in die Höhe. Weizen und Roggen wurden zeit=
weiſe
8000 bis 10 000 Mark höher bezahlt, obwohl ſeitens der Reichs=
getreideſtelle
keine Käufe erfolgten und auch die Mühlen vorſichtiger dis=
ponierten
. Für Gerſte und Hafer erhöhten ſich die Notierungen in ähn=
lichem
Ausmaße. Dieſe hohen Forderungen bewirkten eine weiterhin
zunehmende Zurückhaltung der Inlandskäufer. Bei ſtarker Nachfrage
gingen auch die Preiſe für Mais und Mehl ſcharf in die Höhe. Futter=
ſtoffe
und Hülſenfrüchte wurden gleichfalls entſprechend höher bezahlt.
Börſen.
* Börſenbericht dom 3. Mai 1923. (Eigener Bericht.)
Die peſſimiſtiſche Auffaſſung der weiteren Entwickelung unſerer poli=
tiſchen
Lage, die ſchon in den letzten Tagen die Deviſenkurſe hatte an=
ziehen
laſſen, verſchärfte ſich heute durch die ungünſtige Aufnahme der
deutſchen. Note in Frankreich noch weiter, ſodaß es am Markte der
ausländiſchen Zahlungsmittel zu ſprunghaften Kurserhöhungen kam.
Der Dollar, der zeitweiſe über 40 000 gehandelt wurde, kam ſchließlich
mit 39 950 zur Notiz. Hierdurch beeinflußt wurden in erſter Linie die
reinen Valutawerte wie Otavi, die bis 450 000 und ſpäter mit 420000
gehandelt wurden, und ebenſo Diamond Shares 230/235 000, 5proz.
Gold=Mexikaner 600 000. Auch die öſterreichiſchen Renten lagen weſent=
lich
feſter, von Türken hörte man Zolltürken 54/56 000, II. Bagdadbahn
52/55 500.
An den Aktien=Märkten beſtand ebenfalls große Kaufluſt, die beſon=
ders
am Montan=Aktienmarkte wieder zu ſtarken Kursſteigerungen führte.
Dagegen lag der Chemie=Aktienmarkt heute ruhiger. Im Verlaufe der
Börſe machte ſich auf Grund der hohen Kurſe Realiſationsneigung gel=
tend
, die jedoch im allgemeinen das Kursnivequ kaum beeinträchtigte.
Die Börſe ſchloß bei ruhigem Geſchäft.
Am Chemie=Aktienmarkt waren Rhenania plus 11000
rat. und Scheideanſtalt plus 7000 weſentlich feſter, während die übrigen
Werte kaum verändert eröffneten und auch ſpäterhin nur wenig an=
zogen
. So lagen die Werte des Anilinkonzerns ziemlich unverändert.
Sehr feſt waren Anglo Guano plus 20000.
Elektrizitswerte zogen ſtärker im Kurſe an. A. E.=G. plus
6000, Bergmann plus 6000, Felten=Guilleaume plus 9000, Voigt u. Haeff=
ner
Stammaktien plus 3000, Vorzüge plus 4000, ſchwächer lagen Schuckert
minus 7000, Siemens u. Halske minus 21 000.
Maſchinen= und Metallwerte verkehrten in feſter Hal=
tung
. Metallgeſellſchaft plus 6000, Pokorny plus 5000 rationiert. Sehr
feſt lagen ſämtliche Zuckeraktien bei großen Umſätzen.
Der Montan=Aktienmarkt hatte, wie ſchon erwähnt, wie=
der
große Kursſteigerungen aufzuweiſen, Buderus plus 11 500, Deutſch=
Lux. plus 20 000, Gelſenkirchener plus 30 000, Rheinſtahl plus 32000.
Oberſchleſiſche Werte anfangs ſehr feſt, ſpäter etwas abgeſchwächt.
Am Einheitsmarkte beſtand rege Kaufluſt, beſonders auch
für die billigeren Werte, die in vielen Fällen rationiert werden mußten.
Badenia plus 3000, C. W. Kemp plus 1000 rationiert, Nähkayſer plus
5000 rationiert, Chem. Albert plus 34 000. Darmſtädter Motoren wur=
den
heute erſtmals mit 23 000 notiert und ſcharf rationiert, ebenſo kera=
miſche
Offſtein, die mit 10 500 rationiert zur Notiz kamen.
Im Freiverkehr eröffnete man in ſehr feſter Haltung, doch
blieben die Kurſe nicht überall behauptet. Man hörte hier: Beckerſtahl
29 000, Beckerkohle 28000, Benz 39/38 000, Georgi 6000, Hanſa=Lloyd
11000, Mez Söhne 22 000, Raſtatter Waggon 17 000, Kabel Rheydt
35/36 000 und Ufa 29 500.
wb. Frankfurter Abendbörſe vom 3. Mai. Bei mäßigem
Angebot trat eine Abſchwächung ein. Dollarnoten 38 500, Belgien 2200,
Holland 15 000, London 178 000, Paris 2575, Schweiz 7000, Italien
1875, Neu=York 38 250.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die ſchon geſtern
am Deviſenmarkt hervorgetretene ſtarke Nachfrage hielt unter dem Ein=
druck
der überwiegend wenig günſtigen Beurteilung der deutſchen Vor=
ſchläge
in der auslandiſchen Preſſe an und bewirkte eine erneute ſcharfe
Steigerung der Preiſe, ſodaß der Dollar bis zu 38 000, das Pfund bis
181 000 bezahlt wurden. Bei der amtlichen Feſtſetzung wurden nur 25
bis 50 Proz. der geforderten Beträge ſeitens der Reichsbank zugeteilt.
Durch den neuen Markſturz wird das Publikum in zunehmendem Maße
zum Erwerb von Effekten als Sachwerten veranlaßt. Da auch ſeitens

großer kapitalkräftiger Konzerne die Aufkäufe in einzelnen Papieren
anhalten und Spekulation und Ausland ebenfalls überwiegend kaufen,
ſtand die Börſe bei großer Geſchäftstätigkeit erneut im Zeichen aus=
geſprochener
Hauſſebewegung.
Die Käufe erſtreckten ſich auf ziemlich alle Marktgebiete, wobei neben
den bekannten bevorzugten Papieren auch die bisher im Hintergrund
gebliebenen in ziemlichem Umfange gekauft wurden. Die Kursſteige=
rungen
betragen in der Regel 500 bis 10 000 Proz., bei Montanwerten
auch bis 20000, bei Phönix 30 000, Nordddeutſche Wolle 40000 und
Anglo=Guano 53 000 Proz. Beſonders ſtark war wegen der Deviſen=
hauſſe
das Intereſſe für alle Valutawerte. Auslandsrenten ſtiegen bis
15 000, Mexikaner 175 000, Otavis 50 000, Staatsbahn 95 000 Proz. Die
Kursfeſtſetzung verzögerte ſich wiederum erheblich, was beſonders auch
für die zu Einheitskurſen gehandelten Induſtriepapiere gilt, bei denen
gleichfalls ſtarke Kursſteigerungen eintraten. Heimiſche Renten lagen
feſt. Die Dollarſchatzanleihe ſtieg bis 39 000. Später wurden die höch=
ſten
Kurſe zwar nicht überall behauptet, doch erhielt ſich die Feſtigkeit
ungeſchmälert. Deviſen lagen höher. Für Dollarnoten wurden über
40 000 bezahlt.
w. Deviſenm irkt. Frankfurt a. M., 3. Mai.

2.M
Geib
Dte
3.
Geld N
Brief Antwerpen=Bräſſel........= 1825.30 2269.3 260.70 Holland ...................." 12468.7: 3.
79 London ............. .. ....." 147505 30 15 M Paris ......................" 141.60 2656 65. Schweiz .. . . . . . . . . . . .. .. . .. Vi 7243.05 Spanien .... ...... ........" 3077,65 Italien ................... 1548.60 1556.4 39,85 Liſſabon=Sporto. . . . . . . . . . . . . Dänemark ... . . . . . . . . . . . ...." 5960.,05 5989. 7768.65 Norwegen .................." 6.35 5463. 15 6779.40 Schweden .... . . . ... . .. ....." 81. 10 10426. Helſingfors .. . . . ...... .. ...." leiv=York .................. 324 3381 3985
0.10 40049.90 Deutſch=Oſterreich (abg.). .. ... 47.025 47.225 55.60 5.90 Budapeſt. . . . . . . . ......... .." 39 3550 9 50 Prag ...... .... . . . . . . .. .... 9 972. 1169 50 1175.50 Agram . . . . . . . . . .. ..........

w. Deviſenmarkt. Berlin, 3. Mai Telegr. Auszahlungen für:

Dif
Brief
Geld M0 pitel
Geid Amſterdam=Rotterdam ... ... 12343 0 12405.94 36150 38.50
Brüffel=Antwerpen .........." 50.36 1859.,64 235.6 Chriſtiania. . . . . .. . .. . .. . . . .." 88. 5413.50 8 openhagen ................" 5939 1 980. Stockholm .. . . . . . . . . . . ......" 28.8:
(71.1 426.
10. Helſingfors ..... . . . . . . ... ..." 12.26 107.7 Italien. .. .... . .. .. .. .. .. ... 6108 1568.½2 24.83 London .................... 12383. 147116. 535. eA New=York ....... . ... . ......" 31620.7 31779.3 Paris ..... .. . ... .. . . . .. ...." 170.- 4 Schweiz .. . . . . . . . . . . . . . . . . .." 5760.5 5789. *. 71678 Spanien ..
.... 4887.I 19. 603 af Wien (in Deutſch=Oſ
rr. abg.). 45. 118.2
46.02 86 Prag ......... . . . . . . . ...... udapeſt .. . . . . . . . . . .. . .. ... 932 2.
0 zu enos=Aires .. . . . . . . . . .. ..." 11578. 9
264 25 14335. Zulgarien ................ 94.76 Japan .. ....... . . ... . ...... 15660.75 739.35 8.50
1914 Rio de Janeiro ............. 91.50 3u8 50 4210.50 Belgrad. . . . . . . . . .. . ........" 344.13 345.87 10882 41103

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)

Aktiengeſ. ſür Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Ber.=Anhalt=Maſchinen /3
Bk. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte .. . . . . . ..
Braunke
hlen=Brikett ...
Bremer Vulkan .......
Wolle. ..........
Chem. Hehden ........"
Weiler ........."
Deutſch=Atlant. Tel.. . ..
Deutſche Maſchinen ....
deutſch=Niedld. Tel. ....
deutſche Erdöl ........"
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke m
....."
Laffen u.
tition

rsmarckhütte . . . . .
namit Nobel ......"
Uberfelder Farben ....
Elektr. Lieferung ......"
R. Friſter .
........
Gaggenau Vo
rz. .. ....
Gelſenk. Gußſtahl .. ... .
Geſ. f. elektr. Untern. ..
Halle Maſchinen .......

30. 4. ſ. 5. 42003. 47000. 150. 75009. 00.
ſ8. 55 000. 000. 39750. 36500. 45000. 90000. 105000 12508 175000 50080. 11200. /44509. 45006. 70018. 20009. 5069. 906 ).
7500 12580 46050. 2eD
W 92000. 115000 G0. 173000 0001 000. 48-
19. 48000. 8030. 2400 8609 8009. 52000. 2- 0900. 9. 42006. 74000. 95003

Han. Maſch.=Egeſt.. . . .
hanſa Dampfſch.. . . . .
Hemoor Zement ...."
Hirſch Kupfer. ...... .
Höſch Eiſen ........."
Hohenlohe Werke ....
Kahla Porzellan ....."
Lindes Eismaſch.. . . . . .
Lingel Schuh ........"
Linke & Hofmann ...
Loewe & Co. ....."
C. Lorenz ............
Meguin. . .. ... .. . ..."
Niederländi che Ko
ſe.
d. Gummi ......"
ein Bio
...""
lathgeber
ggon. . ..
ſombacher Hüttten ..
Roſitzer Zucker .......
Rütgerswerke.........
Sachſenwerk....... ...
Sächſiſche Gußſtahl .."
Siemens Glas..... ...
Volkſtedter Porzellan
Weſtf. Eiſen Langendreer
Wittener Gußſtahl ..."
Wanderer=Werke .... . .

30 1.
180000
1000.
300
78000
123000
700.
73000.
500.
15000.
00.
83000.
3006.
33980.
73060.

50000.-
S,
6
00
100000
90.
1000.
ü=
55000.

3. 5.
20000
45000.
Mn
61000.
75000.
2
000
500.
3000.
6800
000.
V.
800.
110000
00
6000.
25060.
67e00.

30. 4. 3. 5. 7500. 142000. 230 000. 240 000. 37000. 19700. 61000. 76 000. 12 500. 0. 40000. M0.* 12000 1700) 18 000. 20 690. 61000. 70 000. 15000. 15500. 8000. 44 000. 130 000 150 000. 76400. 77200. 12000. 15 000. 41000. 000. 32 000 38500 40000. 41000. 51950. 9000. 45 060. 47 000. 26 000. 500. 58500. 8400. 23800. 26 000. 90. 20 000. 35 000. 40 000. 27 000. 29 000. 26 000. 29 006. 21500. 101000. 45 000. 43 000. 38000. 6.
12750 500. 19504 29 000. 30 000
). 15000. 00f 18500. 9550. 30 009. 24 000. 23 000. 000.
V 25 008. 0 500. 24 000. 12600. 15 500. 3 090. 125080. 16900. 47 000. 18900. 100. 33000. 7060. 45 038. 45500. 17500. 19500. 65 200. 79009. 25 400. 30 090. 48000. 48000. 49 569. 3 000. 11888. 13000 15008 20 000. 57000. 72 000. 69900. 84 500. 3800. 000. 11400. 3180. 30 000. 10000. 15 000. 124900. 28 000.

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.

Frankfurter Kursbericht vom 3. Mai 1923.

Enropäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
0 Reichsanleihe. . . . . . . . . . .
..
Tor
...
½%o

25 IT. und V. Schatzanweiſ.
% UI.IX.
rämienanleihe ........."
Preuß. Konſols ........"
...
½½
..
2 Bab. An. unk. 1935......
v. 1907......"
*.
Bahyern Anleihe ........."
½2
D
% Heſſen unk. 1924 ........
½% .............

Württemberger .........
b) Ausländiſche.
Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inbeſt.=Anl.v. 1914
%0 v. 1902...... ....."

1902 .... Bulgar. T
4% Griech. Monopol ......
2 Oeſt. Staatsrente v. 1913
1918 ...............
Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
........
3. 1914
rente .........
Oeſt. E
v einheitl. Rente .....
Rum am. Rente v. 03 ...
20 Goldrente v. 13 ...
am. konv. ...."
6 v. 05 ...

Türk (Admin.) v 1903 ...
(Bagdad) Ser. I..
II.."
v. 1911, Bollanl. ..

42.
49
42

170 Uug. Staatsr. v. 14....
Goldrente ......"
Staatsr. v. 10 ....
Kronenrente ....."
Außerenropäifche.
52 Merik amort. innere. . . . .
konf. äuß. v. 99 ..
zold v. 04, ſtfr. . .
konſ. innere ..
4½% Irrigationsanleihs.
5% Tamaulipas, Serie l ...."
Oblig. v. Transportanſt.
4½ Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
dal. Car: Ludw.=Bahn ..
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
2,6½ Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
w
62Neue
Oeſt. Staatsb. v. 1883
48 Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
9. Em. ..."
Dgc
w

30. 4 3. 5. 89.75 39.75 1140
0. 1170 44 ). 188. 260. 120. 1u5.- 8o 3. N. 100. 105. 26 000. 30 000. 24 000 7800. 9500. 4000
7209. 7600. 28750.
34 090.
21300. 25 000. X 7975. 8190. 8700. 10 000. 66500. 46 750. 55250 48 000. 55 750. 12000. 9500. 10 500. 420000 600 000. 278000 400 000. 45 00, 5000. 3550. 4400. 47000- 59 000. . 55 500. 9000 48 000. 60 00 11000. 500. 115 000. 112000. 4500. Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.) 30. 4. 3. 5. 3% Oeſt. Staatsb v. 1885 .. 85 000. 95 000. % Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz 87000. 196 000. v. 1895 ..
48 Rudolfb. (Salzkammerg.)
12
Anatolier I............ 4000. 3950 Salon Conſt. Jonction. . . lonique Monaſtir ....."
Sc 7500. 000. 58 Tehuantepee uuuaaaaa.! 283 030 380 000. o--
4½% 240 000. 340 000. Pfandbriefe. 40 Frankf. Hyp.=Bank 1930... 108. 1.
*
rankf. H. Krd.=Ver. 1921 92.00 1S 10. Tein. Hyp.=Bank 1922 .. .
1922...
ibz. 6- 123. 1923 ...
Rhein. 100. verl. ...
Südd. Boden=Gred.=Bank 8600. 87. München 1906 ............" 100. 10 Heſſ. Ldhhv.=Bank Pfdbr. 89. 3½½ Heſſ. Ldhhp.=Bk. Pfdbr. 85.30 10. 4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl.... 84. . Deutſche Städte. 4 Darmſt. v. 1919 bis 1925. 3½% Darmſt. v. 1905 ...... % Fronkfurt v. 1913 ..... . . 75. 185. v. 1903......."
3½2 80. 70. 4%0 Mainz. v. 1919 bis 1926.. Bank=Rktien. Bank für Brauinduſtrie ...... 7909. 8600. Zarmer Bankverein ........." 250. 7000. Berliner Handelsgeſellſchaft .. 79 360 93 600.

Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelban!
Deutſche Vereinsbank ........
Disconto=Geſellſchaft . . . . . . . . .
Dresdener Bank .... ........
Frankfurter Bank ..........."
Metallbank. . . . . . . . . . ... . ...."
Mitteldeutſche Creditbank ...."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. .. . . . . . . . ..."
Rhein. Creditbank ........."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Biener Bankverein ........."
Bergwerks=Aktien.
Berzelius.. . . . . . ... . .. ...."
Bochumer Bergb. .... ......"
Buderus. . . . . . . . . . . . .. ......"
Dt. Luxemburger ... . . . . . . ...
Eſchweiler, Bergwerks=Akt.. . ..
Gelſenkirchen Bergw. ........"
Harvener Bergbau ..........
Kaliwerke Aſchersleben ......"
Weſteregeln ......."
Lothringer Hütte .. .. .. ......
lannesmann Röhren........"
ansfelder .................
Oberbedarf ............. ....
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
Phönix Bergbau ............"

16750.
0.-
1900-
10300.
6309.
23500.
17750.
8400.
49900.
10100.
23 00.
12000.
6800.
12000.
15500

7600.
22 600.
33000.
11000.
6450.
23000.
19 000.
8008.
53 500.
1000.
34 000.
12000.
6700.
12.500.
29 000.

36 000. 36 000.
155 000. 205000.
67 000. 78300.

160 000.
90 000.
1750
210 300
.
90 300.
94 000.
16 000.
67500.
85 000.
10100.

180000.
20000.
210000.
255 000.
0009.
500.
21000.
4000.
54700.
78 000.
85 060.
141000.

Bergwerks=Aktien (Fortf.)
Rhein. Stahlwerke ... .. ... ..
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte. . . . . . . . . . . ..

Aktien indnſtr. Unternehmung=
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ......
Schöfferhof (Bindingl......."
Verger ...................."

Nkumulat. Berlin L..sassa.
Adler & Oppenheimer . ......
Adlerwerke (b. Kleher) .......
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ....
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) .. . . . . . ."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ........
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg ............."
Bahriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel CCaſſel) .......
Bergmann
Fl. Werke ... .....
Bing. Metallwerke. . . ........
Blei= u. Silberh. Braubach...
Brockhues, Nieder=Walluf. . . . .
Fementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt ........"
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ........."
Griesheim Elektron ....
Weiler=ter=mer ........"
Daimler Motoren ..."
rli.
Deutſch. Eiſenhandel
K.
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt..
Dingler, Zweibrücken ........"
esdener Schnellpreſſen .....
dürkoppwerk (Stamm).....
üſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm.
Eiſenwerk Kaiſerslautern .. . .."
Eiſenwerk L. Meher jr. ......"
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ..... .."
Licht und Kraft ......"
Elſäſſ Bad. Wolle.. ...... .. . .
Emag, Frankfurt a. R. .....
Emaill- & Stanzw. Ullrich....
Enzinger Werke ....... . .. . . .
Eßlinger Maſchinen ........"
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift.. . . . . . . .
Kaber & Schleicher..........
Fahr, Gebr., Pirmaſenz.. .. ..
Felten &. Guilleaume. Carlsw
Feinmechanik (Jetter) ......
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.. .. . . . . . . . . ."
Frankfurter Hof .....
Fki. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm.. . . . .

Ganz, Ludwig, Maim .......
Geiling & Cie. ... .. .. . ......"
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th.. . . ..........
Greffenius Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ...."
Hammerſen (Osnabrück)......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......"
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armatureni. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .... ..."
Hirſch Kupfer u. Meſſ... . . . .. .
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. ............"
Holzverk =Induſtr. . . . . .. . . . . .
Hotel A.=G., München ......
Hydrometer Breslau. . . ... . ..
Funghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen . . . . . . . ."
glein, Schanzl. & Becker ....
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher & Co. ............"
Lech Augsburg ............"
Lederw. Rothe ............."
Lederwerke Spicharz ........
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallw ........"
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt.......
Meguin, Butzbach .........."
jetall (vorm. Dannhorn) Nrbg
teher, Dr. Paul. ..........
liag, Mühlenb., Frankf. a. M.
oenus Stamm. . ..........
Motorenfabr. Deut .........."
Motorenfabrik Oberurſel .....
Reckar ulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran ſurt a. M. ...
Beter=Union=Frankfurt . . . . . . .
Pfälz. Nähm., Kahſer........"
Philipps A.=G..... . . . . . . . . . .
Porzelan Beſſel............"
Reiniger Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm.. . . ...
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Borzüge ......."
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger Maſchinen ......"
Rückforth, Stettin ...... . . . . .
Rütgerswerke ....... .. ... ..."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau ........."
Schnellpreſſen Frankenthal. ..
Schramm Lackfabrik.
....
Schuckert Elektr. ( N=
berg
)..."
Schuhfabrik Berneis=Weſſel..

30. 4. 3. 5. 18000. 0800. 11500 11800. 73000. 008. 4 000. 62500. 24000. 23000 60 506. 43500. 49500. 40000. 46 000. 1000. 126 000. 45 000. 150 000. 17750. 19300. 34 00. 8800. 74520. 180 066. 4006. 17300. 1500. 142630. 4506. 500. 30 500. 00. 16 090. 18000. 38000. 45 000. 22000. 25 509. 25 000. 29 000. 16500. 32 300. 9000. 11000. 41500. 44000. 33 550. 39 500. 21 002. 19 000. 110000. 17000. 4000. 39 000. 35 000. 34 000. 19250. 20 000. 10209. 16 190. 42000. 45500. 22000. 21 900. 11060. 15 500. 8000. 120 000. 14560. 18 000. 35 940 48 000. 20 800. 20 109. 19 000. 22900. 13900. 000.
43 23 000. 59 000. 13 003. * 80). 20000. 2000. 12000. 15 100. 47000. 54 000. 23000. 25 000. 18600. 25 000. 16 500. 21 100. 7500. 48750. 800. 40000. 3750. .
3360 16 200. 0. 52 000. 55 000. 9360. 11800. 14000. 14500. 20 000. 24000 27500 29900. 5000. 10 0000. 12000. 14000.

Schuhfabrik Herz..........."
Schuhf. Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff ..........
ichel & Co., Mainz ........
ſiemens Elektr. Betriebe ....
emens G asinduſtrie .......
ſiemens & Halske .........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi .. .
Süddeutſche Immobilien .....
Thüringer elekt. Lief=Geſ., Gotha
Uhrenfabr Furtwängler ... .."
Veithwerke in Sandbach ..."
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mannh
Gummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin .. . . . . . . . . ."
Zellſtoff, Berlin. ... ..
Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. ..
Stämme..
Boigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . . .
Boltohm Seil ...............
Bahß & Freytag ............
Wegelin Rußfabrik ..........
hof Stamm. . . . .
Zellſtoff Wa
Zuckerfabr. Waghäuſel .......
Frankenthal ......"
Heilbronn ........"
Offſtein .........
Rheingau ..... ..."
Stuttgart ... . . . .."

Transport=Aktien.
Schantung E. B............"
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. ..
apag (Paketfahrt) .........."
Nordd. Llohd ...............
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.
Beckerkohle .................
Beckerſtahl ............
Benz... . . . .................
Brown Boveri ............."
Cont. Handelsbank ........."
Hanſa Lloyd ...............
nag. . . . . . . .. .. .. . . . ..... ..
Kabel Rheydt ..............
Karſtadt R. ....... .........
Petrole
Dtſche. ..... . .. .."
Raſtatter Waggon ..........."
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ...
Ufa Film .. . . . . . . . . . ... . . . ."

30. 4. 3. 5. 15000. 16 000. 8 000.
D 20 000. 12 400. 16 000. 23 250. 26400. 4200. 4300. ).
47000 140000. 119 000. 9530. 11000. 6950. 7500 11100 10 000. 17000. 18800. 40060. 43 000. 5300. 900. 32 008. 35 006. 909. 190. 3300. 32500. 61000. 58 108. 19309. 21000- 210 17750. 6500. 100. 500. V08. 8000. 20500 24 000. 19560. 28 000. 76800. 89500. 39 800. 43 609. 20009. 30 000.

20 060.
9u9.
29 500.
21000.
20 008.

10 900.
36 960.
78000.
39 500.

18 000.
20 060.
37 700.
009.
3030.
1.
Ne.
13
45 000.
12000.
12000.
21000.

27 060.
26 000.
30 000.
9 600.
27 500.

11900.
40500.
94 000.
46 000.

22 600.
0060-
9000.
7750.
3506.
11000.
14500.-
36066.
5100.
53 060.
19000.
15 000.
3e 000.

Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf. . . . . . . . . ..."
Dampfkeſſel Rodberg... ..
Helvetia Konſervenfabrik.
Gebr. Lutz............."
Motorenfabrik Darmſtadt
Gebr. Roeder ..........."
Veluneth & Ellenberger ..

Nachfr. Angeb.

15195. 16 085.
229 5. 23206.
17006. 19600
40 000.

21995. 22005.
16000 18000.-
19995. 60 405.

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

O
FRIEDRICH ZAUN
Aktien / Renten / Devisen / Sorten

DarlltotcUr
1 Luisen

[ ][  ][ ]

Nummer 122.

Das Griesheimer Haus.
Von
Ernſt Elias Niebergall.
1)
(Nachdruck verboten).
Nicht leicht wird ein erwachſenes Darmſtädter Kind gefunden
werden, welches ſich in ſeinen Knabenjahren nicht manch’ liebes
Mal auf den Tannen der ſogenannten Scheppen Alleek) vor
dem Neckartor) mit Klettern beluſtigt hätte. In der Tat laden
die, teils krüppelhaft nur wenig über dem Boden hinkriechenden,
teils in den wunderbarſien Windungen und Verſchlingungen
nach allen Weltgegenden hingeſtreckten Stämme und Veräſtungen
ein junges Gemüt ſo verführeriſch zum Hinaufſteigen ein, daß
Lockungen der fröhlichen Gegenwart meiſt den Sieg über die
bangen Beſorgniſſe davontragen, welche den am Abend müde
ins elterliche Haus heimkehrenden Kletterer wegen der zerriſſenen
Feiertagshoſe nur allzu oft zu begleiten pflegten.
Wer nach Jahren dieſen Tummelplatz ſeiner Jugendfreuden
zum einſamen Spaziergang wählt und auf dem an das Ende der
Sülee in gerader Richtung ſich anſchließenden Weg durch die
düſtere Tannenwaldung noch ungefähr eine halbe Stunde fort=
wandelt
, wird nicht wenig überraſcht ſein, plötzlich auf eine An=
lage
zu ſtoßen, welche einem Luſtgarten keine Unehre machen
würde, und dem Verſchönerungsſinn des Erbgroßherzogs) ihr
Entſtehen verdankt. Ein regelmäßig achteckiger Hügel, oben
geebnet und mit Kies reinlich beſtreut, nach allen Seiten mit
fächerförmigen Baumpflanzungen beſetzt, bildet einen Mittel=
punkt
, in welchem acht gleich weit voneinander entfernte Schneiſen
zuſammentreffen, zu deren jeder eine Treppe von dem Hügel
herabführt. In der Mitte desſelben zieht ein grüner, ebenfalls
achteckiger Block, deſſen Seiten mit den Schneiſen korreſpondieren,
durch ein nicht eben künſtleriſches Gemälde die Aufmerkſamkeit
auf ſich. Man erblickt auf demſelben ein im Walde gelegenes,
altfränkiſch gebautes Haus von zwei Stockwerken mit zwei
Treppen und einem hohen Dache. Im Vordergrunde hält ein

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Dia 1923.

ſechsſpänniger Wagen, in welchem ein Herr in rotem Nock und
gepuderter Perücke ſitzt; ein Kutſcher und ein Reitknecht in
blauer Livree und mit ſtattlichen Zöpfen lenken die Pferde. Ein
alter Herr kommt ziemlich podogriſch, chapeau bas,) an ſeinem
Stocke die Treppe herab; links nahet ein Jägersmann, zwei
Hunde an der Leine führend, rechts ſitzt eben ein Jagdbedienter,
kenntlich an dem großen Jägerhorn, welches ihm über den Rücken
hängt, den Fuß in dem Steigbügel; in einiger Entfernung zerren
ſich zwei Hundejungen mit einer Koppel ungeduldiger Jagd=
hunde
herum. Man ſieht, die Herrſchaft iſt im Begriff, ſich ſamt
Gefolge auf die Jagd zu begeben; auch lehrt die Unterſchrift des
Gemäldes, daß das abgebildete Gebäude ein fürſtliches Jagd=
haus
war, welches noch vor weniger als hundert Jahren auf
dieſem Hügel ſtand und den Namen des Griesheimer Jagd=
hauſes
oder ſchlechthin des Griesheimer Hauſes führte. Der
Grundriß desſelben iſt auf der entgegengeſetzten Seite des
Vlockes gleichfalls zu ſehen.
Hier alſo ſchallte einſt fröhliches Jagdgetöſe, das Rufen der
Jäger, Hörnerklang, Hundegebell; jetzt herrſcht ringsum
ſchweigende Einſamkeit kein Stein iſt mehr von dem Jagd=
hauſe
zu erblicken.
Ueber das Haus ſowvohl, als deſſen Umgebung, exiſtieren
noch jetzt allerlei Erzählungen, deren Kenntnis wir teils münd=
lichen
Mitteilungen, teils einem Manuſkript verdanken, in deſſen
Beſitz wir uns befinden. Der Verfaſſer desſelben,) vor einigen
Jahren dahier verſtorben, ein ſehr angeſehener, als Menſch und
Gelehrter gleich achtbarer Mann, war hohen Ortes aufgefordert
worden, das auf die Geſchichte dieſes Hauſes Bezughabende,
ſowie die darüber umlaufenden Erzählungen zu ſammeln. Er
ſagt im Eingang ſeines Berichtes:
Ich ſchicke voraus, daß dasjenige, was ich erzählen will,
teils hinſichtlich der Hauserbauung auf geſchichtlichen Quellen,
teils, was die ſpäteren Begebenheiten mit dieſem Haus bis vor
deſſen Abbruch betrifft, auf bloßen, jedoch ziemlich überein=
ſtimmenden
Ausſagen mehrerer alter Männer beruht, welche im
Jahre 1792 aus deren eignem Munde gehört zu haben, ich mich

Seite 3.

noch genau erinnern kann. Ich nehme keinen Anſtand, einige
dieſer Männer namhaft zu machen, wie den fünfundachtzig Jahre
alt gewordenen Jagdzeugverwalter W . . . . r‟) zu Kranichſtein,
ſowie den ebenfalls in hohem Alter verſtorbenen hieſigen Hof=
bildhauer
E . . . . . dt‟) und deſſen Bruder, den Bildhauer
Egidius E . . . . . dt2), welche Männer das Griesheimer Haus
geſehen und deſſen innere Einrichtung genau gekannt hatten. Jal
enthalte mich hier, wie billig, aller Bemerkungen zu jenen mit=
unter
recht ſchauerlichen Mitteilungen und erlaube mir lediglich
nur eine andere Erzählungsmethode, ohne jedoch den Sinn der=
felben
auch nur im mindeſten zu verletzen.
(Fortſetzung folgt.)
1) Die im Ausſterben begriffene Scheppe Allee, die in ihrer Ver=
längerung
durch die Stadtſchneiſe in gerader Richtung auf das Gries=
heimer
Haus führt, entſtand zur ſelben Zeit wie dieſes (1714). Die ſie
bildenden, wunderlich gewundenen Kieferbäume erhielten wahrſcheinlick
dadurch ihre groteske Geſtalt, daß ſie als junge Bäumchen zu einem
Zaune zum Schutz des Weges gegen den Flugſand ineinander geflochten
waren und nur die ſtärkſten Bäur ſich erhielten, während die anderen
eingingen.
* ) Das Neckartor bildete den ſüdlichen Zugang zu der von dem Groß=
herzog
Ludewig I. angelegten Neuſtadt und ſtand da, wo ſich Heidel=
berger
= und Riedeſelſtraße kreuzen.
Der ſpätere Großherzog Ludwig III., geboren den 9. Juni 1806,
regierte von 1848 an und ſtarb am 13. Juni 1877.
*) Hut ab, d. h. unbedeckten Hauptes.
5) Georg Bekker, geboren am 22. September 1770 zu Darmſtadt, ge=
ſtorben
als Oberforſtrat daſelbſt am 24. Auguſt 1836. Nach einer nod=
nicht
nachgeprüften Angabe, die Franz Harres im Vorwort ſeiner Aus=
gabe
von Niebergalls Geſammelten Erzählungen war dieſer mit ihm
verwandt.
) Im Manuſpripte ſind die Namen ausgeſchrieben. (Anmerkung
Niebergalls.) Gemeint iſt der Zeugknecht Wilhelm Werner zu
Kranichſtein. Er findet ſich in den Jahrgängen 1778 bis 1795 des Hoch=
fürſtlich
Heſſen=Darmſtädtiſchen Staats= und Adreß=Kalenders.
Johann Paul Eckhard (Eckhardt), geboren am 18. Juli 1707 z
Darmſtadt als Sohn des fürſtlichen Hofbildhauers Johann Wendel Eck=
hard
(Eckart), geſtorben ebd. am 10. Juli 1780.
2) Johann Aegidius Eckhard, geboren am 25. Juli 1711.

I.

9
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5
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llatz 18
zuuurnnssesessssssesaer
.0
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ſtr
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4=Sitzer
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(*12269

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nur von 911 Uhr

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Sommermäntel
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ſtr
. 16½, pt. (*12326
Photo=Apparat
Ernemann, 9X 12, wie
neu, Doppelanaſtig=
mat
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preisw. zu verk. Näh.
Geſchäftsſt. (*12235

Gebr. Porzellanofen,
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1,80 hoch, z. vk. (7118
Niedeſelſtr. 66, Hth.

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Technik=Lexikon,
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ſchäftsſtelle. (*12332
Gasbadeofen;
ob. Zimmerofen geg.
Damenrad zu tauſch.
od. zu verk. (*12412
Angebote u. G 100
a. d. Geſchäftsſtelle.

Springer
zu verkauf, Gundlach
Dornheimerw. 6s. (*12214

mit Kücken, zu ver=
kaufen
. Näheres Ge=
ſchäftsſtelle
. (*12251

Hündin, prämiiert.
kinder= und geflügel=
fromm
, in nur gute
Hände preisw. zu vk.
Bernhardt
Teichhausſtr. 55. (*1270

Yobermann
s J. alt, raſſerein
(Hündin),preisw.z vk.
Rheinſt. 47, III. r. (212e=

(a. d. Schweiz) zu ver
Magdalenenſtr. 6, I. (*174

Einſpänner=
Fuhren
Abfahren von Holz
uſw., werden ange=
nomm
., daſelbſt wer=
den
lange Schwarten
zum Einzäunen von
Gärten abgegeben
Wienerſtr. 50. (*12281

Kaute Miſt
zu verkaufen
Brauerei Grohe,
Karlſtr. 10. (*12333

Größ. Quantum
Miſt abzugeben.
Kaiſermühle
Eberſtadt, (3620fg

Einf, Frl., 31 Jahre,
angen. Aeußere, mit
ſonnig,, liebevollem
Weſen und ſeltener
Herzensgüte, ſucht, d.
Alleinſeins müde,paſſ.
oh
Leoensgefährten
entſprechend. Alters
Bedingung geſicherte
Exiſtenz und Herzens=
bildung
. Witwernicht
ausgeſchl. Ausführl.
Zuſchriften erbet. i.
G 79 Geſchſt. (*12331
Mitg 32 Jahre a.,

WilWDe,mit erwachſ.
Tocht., eig. Haus und
gutgehend. Geſchäft
(Drog., Kolonialw.),
wünſcht auf dieſem
Wege einen ſoliden
tüchtigen, branche
kundigen Mann ken=
nen
zu lernen. Ange=
bote
unter G 91 an
die Geſchſt, (*12390

[ ][  ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Mai 1923.

Rummer 122.


Sas Sioroian oLe led Belonen

Das erste große Motorrad-Rennen im besetzten rheinischen Gebiet ging am Sonntag, den 22. April 1923, vor sich. Auf der Strecke
Höln-Eagkirchen-Gemünd-Mideggen-Zülvich-Käln 4160 Em)

kam es zwischen allen Motorradfabriken, die im Motorradsport einen Namen besitzen, zu einem scharfen Kampf, dem tausende Menschen
als Zeugen beiwohnten. Schlechtes Wetter, aufgeweichte, kurvenreiche Straßen, stellten an Räder und Fahrer ungeheuere Anforderungen.
Snob bestand diesen Kampf siegreich.
Klasse 1: Gesamtergebnis: 1. Preis
... . . . .. . Willi Pongs auf ANOB-Motor
Klasse 1: Flachprüfung: 1. Preis .. . . . . . . . . . . . . . Carl Flöck auf SNOB-Motor.
1. Preis..
...... . Willi Pongs auf BNOB-Motor
Klasse 1: Bergprüfung:
Snob lief wunderbar: alle Fachleute bewunderten die GLEICHMASSIGKEIT von SNOB in Bezug auf seine Leistungfähigkeit. Wohl
noch nie hat ein Motor in seiner Klasse so nachdrücklich seine Ueberlegenheit bewiesen, als ein Snob. Mehr kann wirklich nicht
geschehen, um zu zeigen, daß der Snob-Motor tatsächlich ein Fabrikat allererster Klasse ist, der keine Konkurrenz zu fürchten hat.
Der gute S0OB-MOTOR, der Siegreiche

Taled

(3637

Bezirksvertreter gesucht für den Kreis Bensheim, Worms, Erbach, Offenbach. Anfragen an Generalvertreter
W. Zelder, Auto-Park Büd Darmstadt, Heidelbergerstraße 126.

Falsst-Lichtspiele

AMorto: Arlist nennst du dich und
lebst . .. . . vom Verbrechen. Zwei
Mädchen der Straße helfen dir bei
leinen dunklen Geschäften. Du
lachst über die Findigkeit der E
Polizei, die dich nicht entlarven
kann, bis doch das Schicksal dich
ereilt und du deinen Meister ge-
(3617kgo
funden hast.
Die Drei von der Stragse
Eine Geschichte in Lichtern u. Schatten
Großer Sonder-Sittenfilm in 5 Akten
mit Maria Zelenka.
Freie Kost und Logis
4.3, ustige Akte mit Hlerm, Pichs.

Darmſtädter Orcheſter
Samstag, den 5. Mai 1923, im
Konkordiaſaal, Waldſtr. (Eiass

Fri

u2- Dal
Anfang 8 Uhr.
Stimmungsmuſik

K
Schloß-Cage

Rheinstr. 2

:: Rheinstr. 2

Rbeindedes Tonkäustler Orehsster
Freitag, 4. Mai: (3636
Operetten-Abend
Sonntaes Voy Frühkonzert.
111 Uhr

Klub Fröhlichkeit
Samstag, den 5. Mai, abds. 8 Uhr,
im Mathildenhöhſaal (erassar
Familienfeier.

e. 6.m. b. 6, Darmſtadt.
Einladung
zu der am Mittwoch, den 23, Mai 1923,
abends 8 Uhr, im Perkeo, Alexander=
ſtraße
12, ſtattfindenden
Hauptverſammlung.
Tagesordnung:
1. Geſchäftsbericht.
2. Genehmigung der Jahresrechnung
und Bilanz für 1922.
3. Entlaſtung des Vorſtandes.
4. Erſatzwahlen zum Aufſichtsrat.
5. Vorſtandserſatzwahlen.
6. Satzungsänderung.
7. Anträge.
8. Verſchiedenes.
Am Saaleingang ſind die Mitgliedskarten
als Ausweis vorzuzeigen.
Die Bilanz und Jahresrechnung für 1922
liegt im Geſchäftslokal (Buchhaltung) wäh=
rend
der Geſchäftsſtunden offen.
(3618
Darmſtadt, den 3. Mai 1923.
Der Vorſtand:
Ploch
Kolb

TAI
H. A. B.
Das für Samstag angeſetzte Ver=
gnügen
fällt aus.
Die Mitglieder werden erſucht, ſich zur
Beerdigung des 1. Vorſitzenden am Sams=
tag
nachmittag 4 Uhr auf dem Eber=
(*1238
ſtädter Friedhof einzufinden.
Der Vorſtand.

Orpheum
Nur noch 3mal
Gbis Sonntag 6. Mai)
Der Affenbaron
Operettenſchwank in
3 Aßten (so
Lachſtürme in
Permanenz
Kart.:Verkehrsbüro,
deWaal,gheinſtr. 14.
Einlaß 7 Anfg. 734

Landestheater.
Freitag, 4. Mai.
Großes Haus.
E24,Schauſpielmiete e 11
Schülermiete rot:.
Die Verſchwörung
des
Fiesko von Genua
von Fr. Schiller,
Anf. 6½, Unden. 10 Uhr.
Preiſe: 1000-7000 M.
Kleines Haus. (2u
Abends von 6 Uhr ab
Sbenska=Film:
Verzehrende
Flammen.
(Nach Giellerups Roman:
Die Hügelmühle‟),
preiſes00, 1000 1500w.

Kirchen=
Konzert
in der
nogki
Sohannepuirche
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