Darmstädter Tagblatt 1923


02. Mai 1923

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Einzelnutttster 130 Mark

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des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtel=
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Norgenzeitung der Landeshaupiſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 120
Mittwoch, den 2. Mai 1923
186. Jahrgang

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fraße 23,
Im Falle höhe
rer Gewali, bie Krieg, Aufruhr, Streik
uſwv., erliſcht jede Verpſichtung auf Erfüllung der
inzeigenaufträge und Leiſtung von Schadenerſatz,
Sei Konfurs oder gerichtilicher Beitreibung fällt jeder
Rebatt weg.

Die Brotverſorg ung im kommenden Wirtſchaftsjahr.
Berlin, 1. Mai. (Wolff.) Nachdem infolge der Stellung=
nahme
der Reichsregierung und der Entſchließung des Reichs=
tags
vom 12. April die Getreideumlage mit Beendigung
des gegenwärtigen Wirtſchaftsjahres ihren Abſchluß findet, wird
von der Reichsregierung den geſetzgebenden Körperſchaften ein
Geſetzentwurf vorgelegt werden, der die Brotverſorgung
im kommenden Wirtſchaftsjahr auf eine andere
Grundlage ſiellt. Bei der außerordentlichen Bedeutung einer
geordneten Brotverſorgung erſchien es nicht angängig, ſie ganz
dem freien Spiel der Kräfte zu überlaſſen, zumal die inländiſche
Erzeugung zur Deckung des Bedarfs nicht ausreichte und eine
ſehr beträchtliche Einfuhr von Brotgetreide nötig iſt. Es iſt in
erſter Linie darauf hinzuſtreben, daß dieſe Einfuhr durch den
freien Haudel getätigt wird. Indeſſen ſieht der Entwurf
die Bereitſtellung einer Reſerve von bis en 3½ Millionen
Tonnen in der Hand der Regierung vor, die dazu dienen ſoll,
die öffentliche Verſorgung während des Ueberganges vom alten
ins neue Erntejahr fortzuſetzen und die Möglichkeit einer Ein=
wirkung
bei ungerechtfertigten Preisgeſtaltungen für Inlands=
getreid
= zu geben. Die von der Reichsgetreideſtelle zu beſchaf=
fende
und zu verwaltende Reſerve ſoll teilweiſe durch die Ein=
fuhr
beſchafft und in Höhe von etwa 1½ Millionen Tonnen aus
dem Inlande entnommen werden, und zwar möglichſt auf dem
Wage der Vereinbarung. Die Verhandlungen zu Vertrags=
abſchlüſſen
ſind eingeleitet. Für den Fall, daß die Getreide=
mengen
nicht durch Verträge aufgebracht werden können, ſieht
der Entwurf eine Umlage von 1½ Millionen Tonnen vor. Für
die Bedürftigen ſollen im Wirtſchaftsjahr 1923/24 Geld=
beträge
bereitgeſtellt werden, die mit Zuſtimmung des Reichs=
rats
von der Reichsregierung durch Vermittelung der Länder
an die Kommunalverbände verteilt wverden ſollen. Die notwen=
digen
Sumen follen durch eine Abgabe in Höhe der Zwangs=
anleihe
aufgebracht weiden. Den Zwangsanleihepflich=
tigen
wird die Verpflichtung auferlegt, einen Steuer=
betrag
einzuzahlen, der der bereits feſtgeſetzten Zwangs=
anleihe
entſpricht. Die neue Abgabe unterſcheidet ſich nur inſo=
weit
von der Zwangsanleihe, als keine Anleiheſtücke ausgegeben
werde:, ſondern es ſich um eine echte, einmalige Steuer
handelt.

Vom Tage.

Die Germania berichtet über die Feierlichkeiten, unter denen die
Erßebung des fürſtbiſchöflichen Delegaten Toſetzh Dettmer zum Weih=
biſch
in der St. Hedwigskircke zu Berlin erfolgte. In der Kirche hatten
ſich u. a. Ghrengäſten der Reichskanzler Cunv mit Geurahlin, Reichs=
wirtſchaftsminiſter
Dr. Becker, Wohlfahrtsminiſter Hirtſiefer und Statts=
ſekretär
Becker als Vertreter des nich: in Berlin weilenden Kultus=
miniſters
Boelitz eingefunden.
Wie die Deutſche Zeitung erfährt, hatz der im Reichsarbeitsmini=
ſterium
zuſammengetretene Schlichtungsausſchuß für die Beugarbei=
ter
durch Schiedsſpruch eine durchſchnittliche Lohnerhöhung von
1100 Mk. pro Schicht, das ſid. 1011 Prozent, zugebilligt.
Nach dem Echo National ſpricht man bereits in Pariſen politiſchen
Kreifen von der Wiederaufnahme der an 4. Januar unterbrochenen
Rebarationskonferenz. A
er
diesmal werde dis Zuſammenkunft in
London unter dem Vorſitz Lord Curzons ſtattfinden.
Hadas zufolge wird am 5. Mai in Paris ein ustionaler Friedens=
kongreß
eröffnet. Auf der Tagesordnung ſtehen unter anderem folgende
Punkte: Reparationen, Beſetzung des Ruhrgebiets, franzöſiſch=deutſche
Beziehungen, Finanzlage und Teuerung ur Frankreich, frazöſiſch= eng=
liſche
Beziehungen, Friede im Orient, Kriegsnachwehen, der gegenlür=
tige
Stand des Völkerbundes uſwv.
Der ehemalige franzöſiſche Finanzminiſter Klotz iſt zu Verhand=
lungen
mit den engliſchen Hilfsausſchüſſen für den Wiedcraufbau nach
England abgereiſt, und zwar zwecks Verhandlungen zur Errichtung von
Grabdenkmälern.
Der amerikaniſche Treuhänder für die Verwaltung des Eigentums
von Angehörigen der ehemals feindlichen Staaten gibt bekannt, daß er
wegen der durch den Währungsverfall im Auslande hervorgerufenen
Schwierigkeiten beſchloſſen habe, auf die Taxe von zwei Dollar zu der=
zichten
, die von den amerikauiſchen Konſuln in Deutſchland für die Be=
gleubigung
der Schriftſtüicke erhoben würde, die ſich auf das zurückgehal=
tene
deutſche Eigentum beziehen.
Der Plan der Rüſtungsbeſchränbungen iſt angeſichts der Unmöglich=
keit
, die Anſichten Braſiliens und Argentiniens in Einklang zu bringen,

endgültig geſcheitert.

Dollarkurs in Frankfurt am 1. Mai,
abends 1/7 Uhr: 34250.

R
In Erwartung der
uſcen Balſcige.
Frankreichs abſehnende Haltung. Englands Stellungnahme. Verhaftung Krupp von
Bohlen=Halbachs.

Ueberreichung der Note heute vormittag.
Berlin, 1. Mai. (Wolff.) Wie den Blättern mitgeteilt
ſird, wurden morgens von 10 Uhr ab vom Reichskanzler
die Parteiführer unterrichtet, und zwar zunächſt die ſozial=
demokratiſchen
, um 11 Uhr die deutſchnationalen, um 12 Uhr die=
jenigen
der Arbeitsgemeinſchaft. Um 3 Uhr findet die Beſpre=
chung
des Reichskanzlers mit den Miniſter= und Staatspräſiden=
ten
der Länder ſtatt. Im Laufe des Mittwoch=Vormittag wird
die Note überall den alliierten Regierungen
überreicht.
Der franzöſiſche Preſſekampf gegen die
deutſchen Vorſchläge.
IU. Paris, 1. Mai. Poincaré hat geſtern den Vor=
ſitzenden
der Neparationskommiſſion empfangen, um mit ihm,
wie die Liberté meldet, über den in der Schwebe befindlichen
franzöſiſch=belgiſchen Reparationsplan zu verhandeln. Das ge=
nannte
Blatt glaubt berichten zu können, daß die Fortführung
dieſes Planes von den angekündigten deutſchen Reparations=
vorſchlägen
abhängig gemacht werden ſoll. Der Temps benutzt
dieſe letzte Gelegenheit vor dem Bekanntwerden der deutſchen
Pläne, um ſich mit England und Deutſchland noch einmal aus=
einanderzuſetzen
. Das Blatt polemiſiert ſehr ſcharf gegen die

ice eilie e e Gehen eiſhae ie
zum Vorteil gereichen könne. Darauf erwidert das franzöſiſche
öffiziöſe Blatt mit einer höhniſchen Anſpielung darauf, daß bei
dieſem Ruin die engliſchen Kreiſe, die an Deutſchland Ware lie=
fern
, profitieren, und daß man nicht in einem Streit der Schieds=
richter
ſein könne, wenn man aus ihm Nutzen ziehe. An Deutſch=
land
richtet der Temps in verblümter Form unter allerlei Vor=
behalten
noch ein letztesmal die Warnung, die darauf hinaus=
läuft
, daß die Fortſetzung des paſſiven Widerſtandes den deut=
ſchen
Vorſchlägen unter allen Umſtänden jeden Wert nehmen
müßte. Deutſchland, ſo ſchreibt das Blatt, gebe ſich der Hoff=
nung
hin, daß die franzöſiſche Regierung bei einer Ablehnung
des deutſchen: Programms ſeine diplomatiſche Lage verſchlechtere,
und daß England ſich in dieſem Fall bereitfinden würde, die
deutſch= Regierung zu unterſ=ützen. In Wirklichkeit könne der
Erfolg einer franzöſiſchen Ablehnung der deutſchen Vorſchläge
nur der ſein, daß das Kabinett Cuno entweder ganz oder teil=
treiſe
zurücktreten müſſe und daß eine neue Regierung komme,
die neue Vorſchläge machen werde. Deſſen müſſe ſich Deutſch=
land
, ſo ſchreibt das Blatt, am Tage vor der Veröffentlichung
ſeiner Vorſchläge bewußt ſein und es müſſe ſeine Veranzwortung
dafür tragen. Feierlich verkündet der Temps, daß er dieſe Be=
merkung
nur mache, um ſpäter einmal ſagen zu können, es ſei
nichts verſäumt worden, um Deutſchland reihtzeitig zu warnen.
An anderer Stcile glaubt der Temps melden zu können, daß die
deutſchen Vorſchläge, abgeſehen davon, daß in ihnen die Aufgabe
des paſſiven Widerſtandes algelehnt werden würde, zunächſt eine
Summe Een 20 bis 25 Milliarden Goldmark anbieten werde.
Paris, 1. Mai. (Wolff.) Ueber die geſtern abend abge=
haltene
Beratung zwiſchen Poincaré und Barthou ſchreibt
das Journal, ie Laufe dieſer Unterredung ſei beſchloſſen wor=
den
, daß es angebracht ſei, jede Verhandlung zwiſchen den fran=
zöſiſchen
und beigiſchen Delegierten aufzugeben. Dieſer Ent=
ſchluß
erkläre ſich auf die einfachſte Weiſe: Was werde ſich ereig=

nen? Alle Gründe ſprächen für die Annahme, daß die deutſchen
Vorſchläge nicht annehmbar ſeien. Wenn in dieſem Augenblick
ein franzöſiſch=belgiſcher Plan angekündigt würde, würden die
Deutſchen nicht verfehlen, zu erklären: Weil unſere Vorſchläge
Euch nicht annehmbar erſcheinen wollt Ihr nicht ſelbſt etwas
vorſchlagen? Man würde ſich alſo in eine Diskuſſion einge=
lgſſen
haben. Das beſte Mittel, die Diskuſſion zu vermeiden,
ſei, daß Frankreich und Belgien nur etwas von Deutſchland er=
warteten
: die glarte Annahme der Schuld, wie ſie der Zahlungs=
plan
vom 5. Mai 1921 feſtgeſetzt habe, den Deutſchland ſelbſt
unterzeichnet habe.
Die engliſche Preſſe zu den deutſchen Vorſchlägen.
London, 1. Mai. (Wolff.) Die Times weiſen in ihrem
finanziellen Teil auf das in der City herrſchende Intereſſe
an dem bevorſtehenden deutſchen Neparationsangebot hin. Der
Stillſtand der Geſchäfte im Ruhrgebiet verurſache in der Ge=
ſchäftswelt
ernſte Beſorgnis. Die Finanzkreiſe hätten Verſtänd=
nis
für die Schwierigkeiten deutſcherſeits, eine Summe zu nen=
nen
, die von Frankreich angenommen werden könne. Sie be=
grüßen
daher im Prinzip die Mitteilung, daß eines der Merk=
male
der deutſchen Note ein Vorſchlag ſein werde, wonach eine
internationale Kommiſſion von Bank= und Finanzſachverſtän=
digen
Deutſchlands Zahlungsfähigkeit und die Methode der Be=
zahlung
feſtſetzen ſolle.
London, 1. Mai. (Wolff.) Der diplomatiſche Mitarbeiter
der Daily News hält es für ſicher, daß Frankreich das deutſche
Angebot, wie es auch immer ſein möge, ablehnen wverde. Dies
werde jedoch die Sache nicht beenden. Wenn Deutſchland Vor=
ſchläge
mache, die die öffentliche Meinung in Großbritannien und
den Vereinigten Staaten als eine mögliche Grundlage zu Ver=
handlungen
anſehe, ſo würde mit Belgien und Italien zu rech=
nen
ſein.
Eine iialieniſche Stimme.
Rom, 1. Mgi. (Wolff.) Die Turiner Stampa führt aus,
Poincar; ſuche nach Vorwänden, um den Frieden mnit
Deutſchland unmöglich zu machen und das Ruhrgebiet ei ig be=
ſetzt
zu halten, aber Deutſchland ſolle ſich nicht abhalten laſſen,
Vorſchläg= zu machen. Aehnlich äußert ſich die Epocca.
Krupp von Bohlen verhaftet.
Eſſen, 1. Mai. (Wolff.) In der Unterſuchungsſache gegen
die Direktoren der Kruppwerke hatte der franzöſiſche Unter=
ſuchungsrichter
Herrn Krupp von Bohlen und Halbach
vorgeladen, um ihn als Zeugen zu vernehmen. Bohlen hatte,
um der Vorladung Folge zu leiſten, ſeinen Aufenthalt in Ber=
lin
, wvo er zwecks Teilnahme an den Sitzungen des preußiſchen
Staatsrats an wichtigen geſchäftlichen Beſprechungen weilte,
vorzeitig abgebrochen und ſich heute vormittag beim franzöſiſchen
Unterſuchungsrichter eingefunden. Nach kurzem Verhör erklärte
ihm der Unterſuchungsrichter, daß er verhaftet ſei,
Aus Bochum.
Bochum, 2. Mai. (Priv.=Tel.) In der Nacht zum 1. Mai
lwurde ein Eiſenbahner aus Altenbochum von einem ſranzöſiſchen
Poſten ohne jeden Grund angeſchoſſen und ſo ſchwer ver=
letzt
, daß an ſeinem Aufkemmen gezweifelt wird.

Im Zentrum der Orangſal.
Bochumer Brief.
Von einem Ruhrkämpfer.
Bochum, Ende April 1923.
Wenn man heute, nachdem nun ein Vierteljahr ſeit dem
Einzug der zum Schutze der friedlichen Ingenieurmiſſion be=
ſtimmten
franzöſiſchen Truppen verfloſſen iſt, darangeht, das
Ergebnis in kurzen Zügen zuſammenzufaſſen, ſo muß man
ſagen, daß die vergangenen drei Monate für die Deutſchen an
Ruhr und Rhein eine Zeit dauernder Drangſal und opferberei=
ten
Duldens im Kampf für Recht und Freiheit geweſen ſind.
Aber auch mit Stolz kann heute Deutſchland auf ſeine
Volksgenoſſen in Rheinland und Weſtfalen blicken, und der Ge=
ſchichte
muß es vorbehalten bleiben, dieſem ſtillen Heldentum
einſtmals die volle Würdigung zuteil werden zu laſſen. Unter
all den von der Beſetzung betroffenen Städten und Dörfern
ſteht ſicherlich die Stadt Bochum, was Drangſal und Opferwil=
ligkeit
angeht, nicht an letzter Stelle, denn ſie iſt in beſonderem
Maße feindlicher Willkür und Brutalität preisgegeben.
Durch die Beſetzung und ihre vielartigen Maßnahmen hat
das Stidtbild ein völlig verändertes Gepräge, angenommen.
Während Bochum früher ein hochentwickeltes Verkehrszentrum
und ſeine Induſtrie eine Stätte emſiger werteſchaffender Arbeit
war, mache ſich jetzt auch hier die lähmende und hemmende Wir=
kung
des Ruhrkrieges bemerkbar. Trotzdem ſind alle Bevölke=
rungskreife
einig in der Auffaſſung, daß auf dieſe Zeit der Rot
auch einntal wieder beſſere Tage kommen werden, wenn das
ganze deutſche Volk entſchloſſen iſt und bleibt, der franzöſiſchen
Vergewaltigung die Waffe des paſſiven Widerſtandes mit Ent=
ſchiedenheit
entgegenzuſetzen.
Da in dieſem Ringen noch keine entſcheidende Wendung ein=
getreten
iſt, verſuchen die Franzoſen mit immer neuen Gewalt=
maßnahmen
den deutſchen Abwehrwillen zu zermürben und zu
zerbrechen. Mit aller Deutlicheit zeigen dies die jüngſten Ein=
griffe
in die Wirtſchaft, die eine Lähmung und Stillegung des
ganzen Verkehrs bezwecken. Durch die Verordnungen über die
Paſſierſcheine für Kraftſahrzeuge und den Koh=
lenverkehr
, ſowie durch die Forderung einer zehn=
prozentigen
Abgabe der Straßenbahnen glaubt
man dem wirtſchaftlichen Leben endlich einen entſcheidenden
Schlag verfetzen zu können. In Bochum herrſcht die einmütige
Auffaſſung, daß man ſich fremder Wiükür nicht beugen, ſondern
allen Gewalten zum Trotz Mittel und Wege finden wird, um
die aus dieſen Beſtimmungen ſich ergebenden Hemmniſſe nach
Möglichkeit wirkungslos zu machen. Bisher hat ſich unſeres
Wiſſens noch keine: Bochumer Firma um Milderung an die zu=
ſtändige
alliierte Stelle gewandt. In den letzten Tagen haben
die Franzoſen bereits die Kontrolle des Wagenberkehrs an den
Straßenkreuzungspunkten im Mittelpunfte der Stadt aufgenom=
zen
. Ihre bisherigen Erſolge ſind anſcteinend nicht allzu hoch
einzuſchätzen. Der Findigkeit, durch die man auf deutſcher Seite
den franzöſiſchen Autofängern immer wieder zu entwiſchen ver=
ſteht
, ſind ſie nicht gewachſen.
Unter den ſonſtigen Ereiguiſſen, die ſich inzſviſchen abgeſpielt
haben, iſt zunächſt die Beſetzung des Nathauſes ung
aller zur Verwaltung gehörender Nebenſtellen zu erwähnen. Der
ganze Betrieb der Stadtverwaltung liegt ſtill. Die Stadtver=
ordnetenverſammlung
ſieht ſich genötigt, ihre Sitzungen anders=
wo
abzuhalten. Der Stadtkommandant begründet dieſe Maß=
nahme
mit der Tatſache, daß die Gemeindebhörde ſich ſyſtematiſch
weigert, Requiſitionen, ſogar die unentbehrlichſten, für die
Unterkunft in den Quartieren zu befolgen. Danach muß man
wohl annehmen, daß es mit der Unterkunft der Truppen nicht
allzu gut beſtellt iſt.
Ob nun gerade dieſe neue Maßnahme bei der grundſätzlich
ablehnenden Haltung des Bochumer Beſatzungsamtes den Fran=
zoſen
die Erfüllung ihrer Wünſche bringen wird, erſcheint mehr
als zweifelhaſt. Vielmehr bleibt die franzöſiſche Beſatzungs=
behörde
nach wie vor auf ihren bisherigen Weg, ſich durch Re=
quiſitionen
in den Beſitz der von ihr geforderten Gegenſtände
zu ſetzei, angewieſen. Darüber hinaus muß die Rückſichtsloſig=
keit
, die in dem ganzen Vorgehen der Franzoſen liegt, beſon=
ders
durch die Schließung der ſozialen Stellen (Arbeits= Wohl=
fahrts
= und Unterſtützungsamit) der Erbitterung der Bevölke=
run
und ihrem Willen, durchzuhaiten, immer wieder neue Nah=
rung
zuſühren.
Jeder, der harmlos des Weges geht und die Alleeſtraße
paſſiert, ſiehi vor dem Rathaus mehrere ſchwerbcwaffnete Wacht=
poſten
und eine noch größere Anzahl ſtets alarmbereiter Poilus
gegenüber der wehrloſen Bevölkerung das Rathaus beſetzt hal=
ten
, zugleich bereit und ausgerüſtet, bei der leiſeſten Regung mit
Waffengewalt vorzugehen.
Wenn die Preſſe, als berufene Vertreterin der öffent=
lichen
Meinung, mit ſachlicher Entſchiedenheit gegen dieſe und
ähnlich Vorgänge Stellung nimmt, wird, ſie immer wieder
durch Verbote für acht Tage mundtot gemacht, und ihre Schrift=
leiter
wandern ins Gefängnis. So hatte ſich jüngſt der Haupt=
ſchriftleiter
des Märkiſchen Sprechers, Herr Ernſt Renner,
vor dem franzöſiſchen Militärgericht zu verantworten. Sein
niannhaftes Eintreten für die deutſche Sache muß er mit zwei
Jahren Gefängnis und fünf Millionen Mark Geldſtrafe büßen.
Mit ähnlichen hohen Strafen für die lächerlichſten Vergehen
wurden eine Reihe angeſehener und bisher völlig unbeſcholtener
Vochumer Bürger belegt. Von den jüngſten Verhaftungen iſt
die des ſoxialdemokratiſchen Landrats und Polizeipräfidenten
Stühmeyer zu erſähnen, der ſich geweigert hat, der Mili=
tärbehörde
die Lichtbilder der Kriminalbeamten auszuliefern.
Umfangreiche Requiſitionen dauern unverändert fort. Täg=
lich
ſieht man dasſelbe Bild: Vor einem Geſchäftshaus mar=
ſchiert
ein größeres Abſperrkommando auf. Jedem Deutſchen
wird der Eintritt in das Geſchäft verwehrt. Inzwiſchen ſind
dann eine Reihe von Händen dabei, in mitgebrachten Kiſten
und Körben alles Wünſchenswerte an ſich zu nehmen und in
Wagen oder Autos unterzubringen. Unter großem militäriſchem
Aufgebot zieht dann nach getaner Arbeit das Eeſindel mit ſieges=
trunkener
Miene ab. Nach allgemeinen Beobachtungen ſcheint
lian es in der Hauptſache auf Haushaltungs= und Einrichtungs=
gegenſtände
für Offizierslaſinos abgeſehen zu haben. Laß da=
niehen
aber auch weiterhin großes Intereſſe für alle möglichen
Bedarfsartikel und Materiglien herrſcht, bedarf keiner Erwäh=

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Seite 2

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 2. Mai 1923

Rummer 120,

nung, wenn man bedenkt, daß die Unterbringung und die Unter=
haltung
der Pferde und des umfangreichen Wagenparks immer=
hin
gewiſſe Anforderungen ſtellt.
Um die dauernden rechtswidrigen Maßnahmen der Oeffent=
lichkeit
gegenüber zu bemänteln und gleichzeitig mit der Bevöl
kerung in nähere Beziehung zu kommen, muß die unermüdlich
tätige franzöſiſche Flugblattpropaganda herhalten. Von ihrer
Ausſichtsloſigkeit werden ſich die Franzoſen auf die Dauer wohl
oder übel überzeugen. Lediglich das ſogenannte Lumpenproleta=
riat
, das vielfach aus dem kommuniſtiſchen Lager kommende Ver=
brechergeſindel
und die den Franzoſen geſinnungsverwandten
Polen dürften ſich für dieſe Sirenengeſänge empfänglicher zei=
gen
. Die Franzoſen werden ſich auf die Dauer der Erkenntnis
nicht derſchließen können, daß ſie mit Verräterhilfe den bisber
ungebrochenen Widerſtand aller deutſchen Volkskreiſe nicht
brechen werden.
Wie ſehr ſich in dieſem Kampfe das beſetzte und unbeſetzte
Gebiet verbunden fühlen, hat der Empfang und die Aufnahme
des Bochumer Männergeſangvereins Einigkeit während ſeines
Berliner Aufenthaltes gezeigt. Die Herzlichkeit, mit der die Ber=
liner
die Bochumer Sänger in ihren Mauern beherbergten, hat
hier freudigen Widerhall gefunden und von neuem die Ueber=
zeugung
gefeſtigt, daß ſich das unbeſetzte Deutſchland in Opfer=
bereitſchaft
neben ſeine kämpfenden Brüder ftellt.
Nur die gemeinſame Tat vermag die welſche Ihrannei
zu brechen, aber in dieſem Zeichen können und werden wir ſiegen.

Vor dem Kriegsgericht.
Hattingen 2. Mai. (Priv.=Tel.) Nach Beendigung der
Zeugenausſagen beantragte der Staatsanwalt, die beiden
Direktoren Jäger und Zoellner in Abweſenheit zu je
200 Millionen Mark Geldſtrafe wegen des Verbotes
des Kohlentransportes zu verurteilen. Wegen der Vorgänge am
31. März beantragte er Beſtrafung wegen Störung der öffent=
lichen
Ordnung zu 5 Jahren Gefängnis und 50 Mil=
lionen
Mark Geldſtrafe. Der dritte Angeklagte Hei=
nicke
fei gleichfalls verantwortlich für den Kohlentransport.
Die Höhe der Strafe überlaſſe er dem Gericht. Rechtsanwalt
Dr. Grimm beantragte am Schluß ſeiner über zweiſtündigen
Rede Freiſprechung ſämtlicher Angeklagten.
Das Urteillautet gegen Direktor Fäger auf 100 Mil=
lionen
, gegen Direktor Zoellner auf 50 Millionen
Mark Geldſtrafe. Prokuriſt Heinicke wurde freige=
ſprochen
.
Der Prozeß gegen die Kruppdirektoren.
TU. Eſſen, 1. Mai. Die Unterſuchung gegen die Krupp.
direktoren ſoll heute ihren Abſchluß finden. Man rechnet da=
mit
, daß der Prozeß gegen ſie am Freitag eröffnet wird. Die
Anklage ſoll ſich auf Verletzung der Verordnung 22 ſtützen, die
ein Komplott gegen franzöſiſche Soldaten betrifft,
Neue Grubenbeſetzungen.
Köln, 1. Mai, (Wolff.) Wie das Kölner Tageblatt hört,
haben die Franzoſen am Sonntag die drei Braunkoh=
lengruben
Donatus, Liblar und Liblar=Concordia bei Brühl
an der Grenze der engliſch beſetzten Gebietes zur Abbeförderung
von Kohlen militariſch beſetzt. Die Belegſchaften der
drei Gruben ſind in den Ausſtand getreten und werden nur Not=
ſtandsarbeiten
verrichten.
Eſſen 2. Mai. Ein aus Infanterie, Kavallerie und Tank=
geſchwader
zuſammengeſetztes Truppenkontingent hat den Bahn=
hof
Rotthauſen beſetzt. Der leitende Zivilingenieur er=
klärte
, der Bahnhof ſollte dauernd beſetzt bleiben.
EU. Solingen 1. Mai. Ein Teil der Zeche Mont
Cenis bei Solingen iſt von den Franzoſen beſetzt worden.
Zwei Lokomotiden wurden beſchlagnahmt. Die Belegſchaften
ſind in den Proteſtſtreik eingetreten. Geſtern vormittag ſind zwei
Bataillone aus Solingen herausmarſchiert, um in den umlie=
genden
Ortſchaften die Zechen zu beſetzen. Einzelheiten feh
len noch.
Die Franzoſen.
Auf beſonderen Befehl der Beſatzungsmächte haben die Not=
kraftpoſten
Koblenz-Bingerbrück-Kreuznach-Kirn, Koblenz
Cochem-BullayZell, KoblenzNeuwied und Bodendorf Re=
magen
Godesberg von ſofort ab eingeſtellt werden müſſen. Mit
Ablauf des Monats April kommt der geſamte Poſtkraftwagen=
betrieb
im Geſchäftsbereich der Oberpoſtdirektion in Koblenz zum
Stillſtand. Die Perſonenbeförderung mit Schiffen auf dem Rhein
und auf der Moſel geht in der bisherigen Weiſe weiter.
Klägliches Ergebnis der Ruhraktion.
Berlin, 1. Mai. (Wolff.) Die Franzoſen haben, wie
den Blättern mitgeteilt wird, aus dem Ruhrgebiet durch die
Eiſenbahn von Anfang der Beſetzung an bis zum 28. April weg=
geholt
: 86300 Tonnen Kohlen und 142600 Tonnen Koks; auf
dem Waſſerwege bis zum 15. April: 168000 Tonnen Kohlen und
25 000 Tonnen Koks. Vor der Beſetzung wurden pro Tag rund
60 000 Tonnen abgefahren.

Konzert.

E.N. Eine auserleſene Vortragsfolge bot das Darmſtädter
Kammerorcheſter under der Leitung des jungen Auguſt
Vogt ſeinen Hörern. Zwei frühe Werke von Händel, die pracht=
voll
pathetiſche und dramatiſche Agrippina=Ouvertüre und ein
Oboenkonzert aus der Hamburger Zeit kamen überraſchend gut
zur Geltung. Herr Vogt beſitzt ein treffliches Stilgefühl und ver=
tieft
ſich liebevoll in die Händelſchen Werke, arbeitet ſie dynamiſch
und gehaltlich bis ins Einzelne durch und erzielt dadurch eine
unmittelbar packende Wirkung. Das Konzert wurde von Herrn
Kammermuſiker A. Lang mit vorzüglicher Technik und ſo blü=
hendem
Ton vorgetragen, daß man die ſonſt leicht ermüdende
Sprödigkeit des Oboentons völlig vergaß. Das Werk zeigt Hän=
del
noch ganz unter dem Einfluß deutſcher Kunſt ſtehend, ſo daß
in den Geſangsmelodien des Soloinſtruments ihn noch zahlreich=
Stellen eng mit Bach verbinden, während er ſpäter ſtärker zur
italieniſchen Schule ſich hinneigt. Mozarts kleine flotte Ouver=
tüire
zu II re pastore ſchloß ſich an. Ihr folgten vier Lieder
von Arnold Mendelsſohn, die der Meiſter mit Orcheſterbegleitung
verſehen hat. Mit den einfachen Mitteln kleiner Beſetzung ſind
hier Kabinettsſtückchen feinſter Kammerkunſt geſchaffen worden,
von großer Schärfe der Slangcharakteriſtik. Mit Ausnahnie des
iinigen, nielodie= und kianggeſättigten Dem Töchterchen zun
(Zeburtstag, walten in ihnen Grazie und feiner Humor vor,
Fräjlein Thilde Walter trug die Lieder mit glänzender ge
giiglicher Beherrſchung und fein durchdacht vor, war muir allzu=
ſehr
in das Orcheſter räumlich und klanglich eingebettet. Ueber=
haupt
konnte bisweilen die Zurſickhaltung der Spieler im Piano
noch größer ſein. Oudertüre und fünf Charakterſtücke aus Glucks
Oper Alceſte ſchloffen den genußreichen Abend ab. Herr Vogt
führte mit erfreulicher Klarheit und ausgeſprochenem redneriſchem
Geſchick in die Werke ein und übermittelte durch temperament=
volle
Leitung und Großzügigkeit der Auffaſſung gut den künſt=
leriſchen
Inhalt. Das Orcheſter, durch einige Mitglieder des
Landestheaters verſtärkt, ſpielt mit anerkennenswerter Sicher=
heit
und erſtaunlicher Wärme, ſo daß auch kleine techniſche Un=
ſtimmigkeiten
den Geſamteindruck nicht beeinträchtigen können.
Reicher Beifall lohnte die Vorträge. Mendelsſohns An ſeine
Spröde mußte von Fräuleine Walter wiederholt werden.

Keine Debatte vor Waffenſtreckung.

Zur Lage im Orient.

Paris, 1. Mai. (Wolff.) Der Matin ſchreibt: Der feſte
Entſchluß der franzöſiſchen Regierung, ſolange keine Vorſchläge
Deutſchlands als annehmbar zu erklären, wie der Kleinkrieg des
Widerſtandes im Ruhrgebiet fortgeſetzt werde, hat ein wenig die
Propagandiſten ernüchtert, die damit beauftragt ſind, die deut=
ſchen
Vorſchläge zu loben. Die deutſche Regierung iſt ſogar ein
tvenig in Verkegenheit gekommen. Nachdem ſie mehr als 20
Ordonnanzen erlafſen hat, um den Aufruhr zu ermutigen, nach=
dem
ſie die Uirheber von Sabotageakten belohnt und jedes Zu=
ſammenarbeiten
mit den Alliierten durch Androhung ſtrengſter
Strafen unterſagt hat, läßt ſie jetzt in der Preſſe erklären, es
ſeien die Arbeiter des Ruhrgebietes ſelbſt, die ſpontan die Auf=
ruhrbewegung
im Ruhrgebiet beſchloſſen und fortgeſetzt hätten.
Nach einem Hinweis auf das deutſche Angebot von 25 Mil=
liarden
Maximum fährt der Mantin fort: Dieſes Angebot, wenn
es ſo lautete, hätte kein anderes Intereſſe, als die Wirkſamkeit
der franzöſiſchen Aktion im Ruhrgebiet zu zeigen. Außerdem ſei
es wahrſcheinlich, daß es nicht einmal diskutabel ſei. Mit einer
Regierung, die Mörder gegen die franzöfiſchen Soldaten aufge
wiegelt, die Rebellion gegen den Vertrag ausgeübt habe, ſei ſe
lange keine Debatte möglich, bis ſie die Waffen
niederlege.
S
Strafe‟
Düſſeldorf, 2. Mai. (Tel.) Wegen angeblicher Sabo=
tage
an dem Telephonleitungen ſpurde der Stadt Düſſeldor;
eine Strafe von 75 Millionen Mark oder 3575 Dollar
auferlegt. Der ſtellvertretende Regierungspräſident Lutter=
beck
proteſtierte gegen dieſe Maßnahme.
Die Miniſterpräſidenten=Konferenz.
* Berlin, 2. Maf. (Priv.=Tel.) Die geſtrige Konfe=
renz
der Miniſterpräſidenten begann um 3 Uhr und
dauerte bis kurz nach 5 Uhr. Ueber den Verlauf der Beſprechung
wurde von amtlicher Seite keinerlei Mitteilung gemacht, doch
verlautet, daß nach ausführlichen Darlegungen Dr. Cunos
eine völlige Uebereinſtimmung beſtand. Die Miniſter=
präſidenten
, die vollzählig erſchienen ſind, werden vorläufig in
Berlin bleiben.
Interpellation Streſemann zum Markſturz.
Berlin, 1. Mai. Nach einer Mitteilung des Deutſchen
berät zurzeit die Arbeitsgemeinſchaft über einen Vorſchlag Dr.
Streſemanns (D. Vpt.), im Reichstag eine Interpel=
lation
wegen der Vorgänge auf dem Deviſen=
markt
einzubringen. Die Arbeitsgemeinſchaft will Klarheit
über die Urfache des neuen Markſturzes herbeiführen. Die Schuil
digen ſollen zur Verantwortung gezogen werden.
Berlin, 2. Mai. (Tel.) Die Parteien der Arbeitsgemein=
ſchaft
haben im Reichstag eine Interpellation eingebracht,
in der die Regierung um Auskunft über die Gründe des
Markſturzes erſucht wird. Insbeſondere wird die Frage
geſtellt, ob von inländiſcher Seite vorſätzlich oder fahrläſſig au
den Markſturz hingearbeitet wurde, und welche Maßnahmen die
Regierung zu tun gedenkt, um ähnlichen Ereigniſſen vorzubeugen

Lauſanne, 1. Mai. (Wolff.) Das politiſche Komitee be=
riet
heute über das dem Vertrag angeſchloſſene Sonder=
abkommen
für das Fremdenregime, mit Ausnahme
des Abſchnitts über die fiskaliſchen Klauſeln, der im Finanz=
komitee
zur Sprache kommen ſoll. Obgleich die Debatte ſich in
verſöhnlichen Formen vollzog, kam es zu keiner endgültigen
Einigung und faſt alle Artikel mußten wieder den juriſtiſchen
Sachverſtändigen überwieſen werden. Die Hauptforderung der
Türken zielt auf die Anerkennung vollſtändiger Gegenſeitigkeit
in der Behandlung der Ausländer hin. Weitere Forderungen
der Türken betreffen die Beſchränkung der Einwanderung, Be
ſchränkung oder Verbot der Ausübung beſtimmter Berufe durch
Ausländer, wie z. B. den Aerzteberuf, Anwendung der türkiſchen
Geſetze auf die Ausländer und die ausländiſchen Geſellſchaften,
Familienrecht uſw. Weiter lehnen die Türken Artikel 25 des
alliierten Abkommensprojektes ab, der allen Nichtſignatarmächten
die Unterzeichnung freiſtellt. Sie wollen ſich in ihren Abkommen
zrit den anderen Regierungen in keiner Weiſe die Hände binden
laſſen. Ueber die Dauer des Abkommens wird man ſich voraus=
ſichtlich
auf 5 Jahre mit ſtillſchweigender Verlängerung einigen.
4
London 1. Mai. (Wolff.) Reuter meldet aus Konſtan=
tinopel
: Aus Angora wird berichtet, daß infolge der Kon=
zentration
großer Truppenmaſſen im Kauka=
fus
der kemaliſtiſche Kriegsniniſter mit allen verfügbaren
Truppen nach Erzerum geſandt wverden jvürde.
London, 1. Mai. (Wolff.) Reuter meldet aus Konſtan=
tinopel
: Die Polizei entdeckte eine bolſchewiſtiſche Ver=
ſchwörung
. Es wurden Flugſchriften beſchlagnahmt, in
denen das Proketatiat aufgefordert wird, ſich gegen die kapita=
liſtiſche
Regierung zu erheben. Die Flugſchriften ſtammen, wie
ſpäter feſtgeſtellt wurde, von drei türkiſchen Kommuniſten, die
häufig in Rußland geweſen ſind. Drei der Verhafteten legten
ein vollſtändiges Geſtändnis ab. Außer ihnen wurden noch 18
Perſonen, darnuter drei Ruſſen, in Haft genommen.
*
TU. Paris, 1. Mai. Gegenüber der türkiſchen Be=
drohung
Frankreichs in Syrien ſchlägt der Temps
beſchwichtigende Töne an, die umſo weniger beachtenswert ſind,
da das Blatt noch hinzufügt, daß es in dieſem Falle nicht offi=
ziöſe
Einflüſterungen wiedergibt. Der Temps beſtreitet, daß
die ſyriſche Lager alarmierend ſei und daß man geſtern im Quai
d’Orſay beſchloſſen habe, zwei franzöſiſche Diviſionen nach
Syrien zu ſchicken. Generas Weygand habe geſtern weder mit
dem Miniſterpräſidenten noch mit dem politiſchen Außenminiſte=
rium
verhandelt und auch in der Unterredung Poincarés mit
General Pells ſei weder die Abſendung von Verſtärkungen nach
Shrien beſchloſſen noch im einzelnen beſchloſſen worden. Gleich=
zeitig
fügt das Blatt hinzu, daß, ſelbſt wenn die Notwendigkeit
franzöſiſcher Truppenverſtärkungen eintreten ſollte, die Preſſe
nicht in die Lage kommen werde, darüber zu berichten. Auf alle
Fälle verfolge der franzöſiſche Generalſtab alle möglichen Gefah=
ren
von türkiſcher Seite, und die Türkei müßte ſich deſſen bewußt
ſein, daß ſie von Frankreich, falls ſie Händel ſuche, eine dauernde
Beſetzung von Gallipoli zu erwarten habe. Im übrigen ver=
ſäumt
das Blatt nicht, die kriegeriſchen Abſichten der
Türkei auf deutſche Einflüſſe zurückzuführen. Deutſch=
land
ſei es vor allem, das aus einer kriegeriſchen Verwicklung
zwiſchen der Türkei und Frankreich Nutzen zu ziehen hoffe, und
an ſeine Adreſſe richtet der Temps gleichzeitig ſeine warnende
Stimme.

Daimſer=Expreß London-Berſin.
London, 30. April. (Wolff.) Der erſte London- Ber=
lin
Daimler=Expreß, der die Strecke in einem Tag zu=
rücklegt
, verläßt Croydon heute vormittag 9 Uhr mit ſieben
Paſſagieren. Zugleich fliegt das deutſche Flugzeug, das
den regelmäßigen Dienſt von Berlin nach London eröffnet, heute
vormittag 9 Uhr von Berlin ab, es wird um 6.55 Uhr abends
auf der Londoner Luftfahrtſtation erwartet, wo der Daimler=
Luftexpreß bereitſtehen wird, um den Berliner Dienſt mit Man=
cheſter
, das um 8.15 Uhr erreicht werden ſoll, zu verbinden.

Rußland und die Orientkonferenz.
TU. Lauſanne, 1. Mai. Der ruſſiſche Delegierte Wo=
warowski
beſchwerte ſich geſtern gegenüber Preſſevertretern dar=
über
, daß die Verbündeten laut ihm überſandten Schreiben
Rußjand nur dann an der zweiten Orientkonferenz teilnehmen
laſſen wollen, wenn es die Zuſicherng gebe, daß es die Mer=
engenkonvention
unterzeichne. Weiter führte er darüber Klage,
daß die Schweizer Regierung einen ruſſiſchen diplomatiſchen
Kurier, der von Berlin nach Lauſanne Mitteilungen überbein=
gen
wollte, das Einreiſeviſum verweigerte.

Generalſtreik in Brüſſel.
* Paris, 2. Mai. (Prib.=Tel.) In Brüſſel wurde
geſtern der Generalſtreik der Eiſenbahn=, Poſt
und Telegraphenbeamten beſchloſſen. Der Ausſtand
ſoll heute ſeinen Anfang nehmen.
Engliſche Note an Rußland.
TU. Amſterdam, 1. Mai. Aus London wird gemeldet=
In Beantwortung einiger Fragen erklärte im britiſchen Unter=
has
der Staatsſekretär des Auswärtigen, Mac Neill, daß
die Note an die ruſſiſche Regierung wegen der Uebergriffe gegen
britiſche Untertanen in Rußland und auf hoher See gegenwär
tig der letzten Begurachtung der britiſchen Regierung unterliege.
Zur Beſchlagnahme des Huller Fiſchdampfers J. Johnavon
erklärte er, daß man, ſobald man den genauen Betrag des
Schadens wiſſe, bei der Sowjetregierung die Anſprüche auf Ent=
ſchädigung
der Eigentümer und der Beſatzung ſtellen werde. Die
Regierung bereite ferner Schritte vor, um die Befatzung des
Schiffes nach der Heimat zurückzubefördern.

Die Wahlergebniſſe in Madrid.
TU. Paris, 1. Mai. Wie das Journal mitteilt, ſind die
offiziellen Ergebniſſe der Wahlen in Madrid die nach=
ſtehenden
: Sozialiſten 5, Miniſterkandidaten 2, Vertreter der
Handelswelt 1. Der Sieg der ſozialiſtiſchen Elemente ſoll eine
lebhafte Ueberraſchung hervorgerufen haben. In Barcelona wur=
den
ſowohl in der Stadt wie in der Provinz 14 Partikulariſten,
3 Republikaner und 1 Extremiſt gewählt. Vier Kandidaten, die
von der Regierung unterſtützt waren, haben einen Mißerfolg
erlitten.
Ungariſche Wünſche vor der Repko.
TU. Paris, 1. Mai. Wie der Oeupre mitteilt, hat die
Reparationskommiſſion geſtern die Wünſche der
ungariſchen Regierung beraten, dahingehend, die unga=
riſche
Regierung möchte die Vorrechte der 1. Hypothek, die auf
Grund des Artikels 108 des Vertages von Trianon der Repara=
tionskommiſſion
zugeſtanden wurde, aufheben. Weiter verlangte
die ungariſche Regierung die Ausgabe zweier Anleihen.

4Zeitgemäße Erinnerungen aus dem Jahre 1813.
Frankreich! Franzoſen! Welcher Deutſche ſtößt nicht Seufzer,
Schreie des Schmerzes und Zornes aus, wenn ihm dieſe Worte
in den Sinn kommen oder an ſein Ohr ſchlagen? Unſere
Zeitungen bringen ſeit drei Monaten täglich Namen, ja Reihen
von Namen deutſcher Brüder und Schweſtern, die die grauſame
Hand der Franzoſen aus dem Lande ihrer Väter geworfen hat.
Darüber noch etwas Beſonderes zu ſagen, hieße Waſſer in den
Rhein tragen. Aber noch immer gibt es durch gewiſſe Ideen
voreingenommene Toren, die dieſe graufamen Taten als Folge
der Zerſtörung eines Teiles Frankreichs während des uns auch
von Frankreich aufgedrungenen Weltkrieges oder doch wenigſtens
als etwas daraus Begreifliches bezeichnen. O, dieſe Schwärmee!
Sie wiſſen nichts von den Leiden, die Frankreich unſerem Vater=
lande
ſeit Jahrhunderten zugefügt hat, obſpohl kein deutſcher
Krieger franzöſiſihen Boden betreten hatte. Wer Deutſchland
namentlich den Süden und Weſten durchwandert, wer in den
Geſchichtsbüchern auch nur blättert, der findet die Spuren oder
die Berichte franzöſiſcher Gewalt= und Greueltaten faſt aus allen
Jahrhunderten ſeit tauſend Jahren. Herr Reichspräſident Ebert
hat ja auch kürzlich ausgeſprochen, daß Frankreich ſeit Jahrhun=
berten
unſer Feind iſt. Da iſt mir zufällig die Beſchreibung einer
Schülertuanderung durch Mittel= und Süddeutſchland aus dem
ahre 1813 in die Hand gekommen. Sie will nur die Erlebniſſe
dieſer am Tage des Sieges Blüchers an der Katzbach begonne=
nien
Wanderung ſchildern. Und doch enthält ſie zahlreiche Stel=
lez
, Zie ein grelles Licht auf Frankreichs Verhalten gegen
Deutſch= und den Charakter des franzöſiſchen Volkes werfen.
Laſſen Sie mich das Weſentliche davon erzählen.
Der Berſaſſer, Ludwig Bolco, führt uns mit ſeinen jungen
Wanderern an Stätten, wo die Steine Geſchichte erzählen: an
das im Rührigen Kriege zerſtörte Auerbacher Schloß, an
das im Pfälzer Zerſtörungskrieg halbzerſtörte Heidelberger
Schloß, nach Bacharach. Er führt uns nach Worms, das einſt
von Melges Scharen in furchtbarer Weiſe vernichtet worden ivar
und ſchreib:: Ihre Ruinen (d. h. der Stadt Worms) verdankt
ſie der Mordbrennerei der franzöſiſchen Räuberhorden, da ſie
1689 auf Befehl des unmenſchlichen Kriegsminiſters Louvois in
Aſche gelegt wurde. Bei Mannheim und Frankenthal, die keine

Spuren mehr von dieſer Verwüſtung an ſich tragen, wird man an
dieſe Greuel nicht ſo ſchmerzlich erinnert. Bei Worms aber hallt
das Gepraſſel der Flammen, welche die Habe und das Gut der
unglücklichen Bewohner fraßen, noch im deutſchen Ohr wider,
Es hört noch jetzt das Jammergeſchrei der hilfloſen Greiſe, Wei=
ber
und Kinder. Man ſieht, wie ſie nackend, hilflos, hungrig,
händeringend umherirren. Das deutſche Herz wird zuſammen=
gekrampft
, in das deutſche Auge drängt ſich eine bittere Träne
und die deutſche Rechte möchte das Schwert vergeltender Rache
faſſen.
Wenn tir heute von der wirtſchaftlichen Not im beſetzten
Gebiet hören, ſo findet ſich dazu eine Parallele in dem Reiſe
buche. Die Beſitzerin einer Weinbude an der Landſtraße von
Wermis nach Nierftein hat den Wanderern einiges erzählt:
Viel höhere Salz= und Schuhpreiſe in der franzöſiſchen Pfalz
als rechtsrheiniſch. Ein paar Sätze ſeien wörtlich wiedergegeben:
Den Tahak, fagte die Frau, müßten ſie bauen und zwar
uf dem Lan=, was ſie ſo nötig zum Getreidebau hätten und
in die Fabriken ſchicken. Wäre er aber hier nicht nach Wunſch,
ſo würde er verbrannt und ſie erhielten nichts dafür. Es dürfe
ſich niemand unterſtehen, eine Pfeife von ſeinerz ſelbſtgezegener
Tabak zu rauchen. Ein Prediger, die ſich ſonſt in der Pfalz ſo
gut geſtanden, erhalte 700 Franken doch noch 230 Franken
mehr wie in dem alten Frankreich, wo die Pfarrer, um nicht den
Hungertod zu ſterben, die Bauern für 1 Sou (4 Pfennig) raſie=
ten
. Die Verbrauchsſteuer für Bein beträge 50 Prozent.
So fahen Freiheit und Glück in Frankreich damals aus.
Ein anderes Bild: das alte Mainz. Daß dieſe alte Stadt
damals wie teilweiſe auch noch heitte krumme, enge Straßen hat,
dafür konnten die Franzoſen natürlich uichts. Aber der Schmutz
darin! Bolco ſchreibt: Hierzu beukei: Sie ſich die ſchamloſe Un=
flätigkeit
des franzöſiſchen Soldaten, unF ich verſichere Sie, daß
Mainz, beſonders in der Nähe der Kaſernen, ein großer Abtritt
iſt. Wer es in der Beſiegung des Ekels nicht ſehr weit gebracht
hat, kann ohne Erkrechen hier nicht gehen. Nun, die Leſer von
Berichten aus dem beſetzten Gebiet und unſere Krieger, die fran=
zöſiſche
Reinlichkeit an Ort und Stelle kennen gelernt haben,
werden ſich nicht wundern.
Nun aber komme ich zu den übelſten Bildern, die uns der
Verfaſſer geſchildert hat. Er hat in Mainz 6500 gefangene

[ ][  ][ ]

Af

G

ZMtatter KX.

A2tuſtäeter Tnablait, ritfBat5, den 2. Mai 1325.

Eettr .

Der 1. Méi.
Berlin.
Berlin, 1. Mai, (Wolff.) Die Maifeier in Groß= Ber=
lin
iſt vollſtändig ruhig verlaufen. Die Sozioldemokraten und
Kommuniſten wählten diesmal gemeinſchaftlich ihre Sammel=
plätze
. Sie zogen bereits in den frühen Morgenſtunden in gro=
ßen
Scharen aus allen Teilen Groß=Berlins nach dem Luſtgarten
und der Reitbahn am Zoologiſchen Garten unter Mitführung
von roten Fahnen und zahlreichen Schildern mit Aufſchriften aller
Art. Die Muſikkapellen marſchierten an der Spitze der Züge

400500 000, auf der Reitbahn om Zoo etwa 100 000 Perſonen
anweſend geweſen ſein. Unter den Teilnehmern befanden ſich
zahlreiche Frauen, Jugendliche und Kinder.
München.
L4AAlh
eLrcci
U. München, 1. Mai. Ueber die bis zur Hechſpannung
gediehene Lage in München war nach dem Stande von heute
früh folgendes zu melden:
Im Laufe des Montagabends waren in München die ver=
ſchiedenſten
Gerüchte über die Dinge verbreitet, die ſich am heu=
tigen
1. Mai ereignen ſollten. Unterſtützt wurde dieſe Beun=
ruhigung
durch die maſſenhafte Verbreitung mehrerer angehlich
von den vaterländiſchen Verbänden Bayerns ſtammenden Flug=
blättern
und Aufrufen, in denen die Bevölkerung auf die Ge=
fahr
einer neuen großen Revolution aufmerkſam gemacht wurde
und die Frauen und Kinder gewarnt wurden, am heutigen
Mai die Straßen zu betreten, damit nicht Unſchuldige zu
Schaden kämen.
Dieſe Situation veranlaßte den bayeriſchen Minifterrat, noch
geſtern abend um 10 Uhr im Gebäude der Polizeidirektion zu
einer Beratung zuſammenzutreten. Das Ergebnis des Miniſter=
rats
war, daß noch in der Nacht eine Warnng der bayeriſchen
Regierung erlaſſen wurde, die folgenden Wortlt hat:
Es beſteht die Beſorgnis, daß die heutige Maifeier zu Zu=
ſammenſtößen
und Ruheſtörungen führen könnte. Es wird be=
hauptet
, die bayeriſche Regierung habe die baherifchen Kampf=
verbände
zum Schutze der Ordnung aufgerufen. Weder die
Staatsregierung, noch die Landeskommaudanien, nech die Poli=
zeidirektionen
haben irgendein Aufgebo
erlaſſen. Vor geſetz=
widrigen
Undernehmungen wird gewarnä.
Dieſe Kundgebung des Miniſterrats wurde noch in der
Nacht und heute früh in den erſten Morgenſtunden an vielen
Tauſenden von Plätzen angeſchlagen.* In der Frühe zeigten die
Straßen allerdings noch ein ruhiges Bild. Man ſah nur Ueiner=
Abteilungen des ſozialiſtiſchen Sicherheitsdienſtes und anderer=
ſeits
uniformierte Anhänger der Rechtsorganiſationen durch b:
Straßen ziehen.
Bis in die Mittagsſtunden iſt entgegen den Befürchtüngen
der heutige Tag ohne nennenswerte Zwiſchenfälle verlaufen. Von
der Arbeitsruhe ſind in erſter Linie wie in früheren Jahien die
großen Betriebe der Metallinduſtrie betroffen. Gewaltakte gegen
Arbeitswillige ſind nicht zu verzeichnen. Von den datcrländi=
ſchen
Kampfverbänden wurde, um den Gerüchten entgegenzutre=
ten
, in der Frühe erklärt, daß ihre Bereitſchaft nur eine Vor=
ſichtsmaßregel
darſtelle und daß andererſeits keine Rede von
ordnungsſtörenden Abſichten ſein könne. Von ½10 Uhr an ſam=
melten
ſich an ſieben Stellen die ſozialiſtiſchen Teilnehmer zur
Maifeier, die zwiſchen 10 und 11 Uhr mit Miſik, Fahnen und
Schildern zur Thereſienwieſe zogen. In der Hauptſache wurden
ſchwarz=rot=goldene Reichsfahnen mitgetragen. Rote Fahnen wa=
ren
nur ganz vereinzelt zu ſehen. Am Fuße der Babaria begann
einige Minuten nach 11 Uhr die Maifeier. Nach eimm Chor=
geſang
des Arbeiterſängerbundes ſprach der erſte Vorſitzenge des
Deutſchen Metallarbeiterverbandes, Dißmann, der die Maifeier
als einen Gedenktag der Freiheit und des Rechtes der Arbeiter
darſtellte. Die heutige Maſſenkundgebung zeige, daß Sie Mün=
chener
Arbeiterſchaft wiſſe, wohin ſie gehöre. HiZlick auf
die Hitler=Bewegung bemerkte der Redner, die Müngener Ar=
beiterſchaft
ſei dagegen gefeit. Sie werde ſich guh nicht pro=
vozieren
laſſen.
Frankfurt.
EU. Frankfurt, 1. Mai. Die Maifeier wurde hier durch
die freien Gewerkſchaften, den Afabund, die beiden ſozialiſtiſchen
Parteien und die Kommuniſten in der üblichen Weife begangen.
Den Höhepunkt der Veranſtaltung bildete eine große Demonſtra=
tionsverſammlung
auf dem Opernplatz. Die Beteiligung daran
war recht bedeutend. Von 10 Wagen herunter ſprachen an ver=
ſchiedenen
Stellen des geräumigen Platzes Redner der kommu=
niſtiſchen
und ſozialiſtiſchen Parteien. Nach den Reden ſtell=
ten
ſich die Teilnehmer an der Kundgebung zu einem langen
Zuge auf, der ſich durch die Straßen der Stadt bewegte. Zu
Ausſchreitungen iſt es nirgends gekommen. Für heute abend
waren zahlreiche Veranſtaltungen vorgeſehen, die einen geſelligen
und küinſtleriſchen Charakter hatten.
!
Ruhrgebiet.
TU. Bochum, 1. Mai. Die hieſige Maifeier iſt bis zur
Mittagsſtunde ohne Zwiſchenfälle verlaufen. Die Franzoſen ver=
hielten
ſich dem Demonſtrationszuge gegenüber ziemlich paſſid.
Neu waren im Demonſtrationszuge einige Schilder mit franzöſi=
ſchen
Aufſchriften, wie z. B.: A bas le militarisme!, Vive
Cachin!, Vive la revolution mondiale!, Vive le communisme
frangais! Die Aufſchriften auf den übrigen Schildern forderten
Verbilligung der Lebensmittel, Ausbau der Lohntarife, Befeſti=
gung
und Erweiterung der Arbeiterrechte und Abſchaffung der
Nachtarbeit. Einen beſonderen Aufwand hatten die Kommu=
niſten
und Linksradikalen damit verbunden, die in den Zügen
Sowjetſterne mitführten und durch Plakate eine Propaganda
ſür ein Bündnis wit Moskau machten. Bemerkenswert iſt fer=
ner
, daß die Straßenbahnen verkehrten.

Von Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt, Darmſtadt*)

Fortgeſetzt fällt dem Wucherzug der Hypotheken= und Obli=
gationenſchuldner
die Frucht redlicher örbeit zunr Opfer. Mil=
lionen
werden zugrunde gerichtet, um Tauſende grund= und
mühelos zu bereichern. Solcher Zuſtand fFrißt der Villigkeit

1. Januar 1927 die Kündigung dor dem 1. Januar 1922 ein
getragener Hypotheken und Grundſchulden nur mit Zuſtimmung
des Gläubigers zuläßt. Im Plenum des Reichstags iſt über
den Antrag noch nicht verhandelt worden. Wenn er im Ausſchuß
abgelehnt wurde, ſo iſt dies nach zuverläſſiger Mitteilung nicht
zuletzt auf das Unterlaufen außergewöhnlicher Vorgänge zurück=
zuführen
. Inzwiſchen ſoll nicht nur die baheriſche Regierung im
Einne Düringers tätig geſorden ſein, ſondern es haben ſich
namhafte Politiker und Juriſten zur Stützung ſeines Antrags
zufamiengstan. Aus ihrem Lreiſe wird mir mit der Er=
mächtiguns
zur Bekanntgabe die Kenntnis der Gründe, die
der Feissjuſtizyniniſter gegen das beantragte Sperrgeſetz ins
Feid geführt hat. Es iſt bei der Bedeutung des Gegenſtandes
eltſam, daß man ſie der Oeffenti=hkeit vorenthalten hat. Sie
gehen nach den zir mitgeteiizen Protokollen dahin:
Das keantragte Geſetz ſchaffe den Hypothekengläubigern
ein Fibikeg, das ihnen nicht zukomme. Die anderen Intereſſen=
ten
, insbeſendere die Kommunglſchuldgläubiger, würden ſich
burck; ein SZerrgefatz benachteiligt fühlen. Insbeſondere würde
es diejenigen verbittern, die ihre Hypotheken gekündigt hätten,
um hafür Kriegsanleihen zit zeichnen.
2. Der Entwurf bedeute eine Ungerechtigkeit gegen diejeni=
gen
, die vor denz zu erlafſenden Geſetz ſich ihre Hypotheken in
niedriger Val ia hätten auszahlen laſſen.
3. Dem Sperrgeſetz ſtehe auch der Umſtand entgegen, daß
bei der zu erwartenden Kreditnot die Hypothekenſchuldner ein
beſonderes Intereſſe an einem bereinigten Grundbuchblatt z. B.
auch zit dem Zweck hätten, um ausländiſche Valutakredite auf=
zunehnien
.
4. Wenn weder das Valoriſierungsgeſetz noch die Stabili=
ſierung
der Mark innerhalb der Dauer des Sperrgeſetzes zu=
ſtande
kämen, könne das Sperrgeſetz ohne Valoriſierung leicht
zu einer trügeriſchen Irreführung für das Volk werden.
5. Das Geſetz werde lediglich eine Hebung der Hypotheken=
banken
und eine Steigerung ihrer Aktien zur Folge haben.
Zu dieſen Einwendungen gegen den Antrag Düringer ift zu
bemerien:
Dex erfte Grund ficht gegen Windmühlen. Nach Text und
Jegründung des Entwurfs begehrt Düringer nur eine Sperre,
leine Auffeitrrag. Faſt keinem deutſchen Staate iſt es aber bis=
her
eingeſaſſen, den Tiefſtand der Mark zur Beraubung ſeiner
Anſeihegläubiger auszubeuten. Insbeſondere hat darüber nichts
verlautet, daß das Reich an eine Kündigung ſeiner Kriegs=
anleihen
denkt. Auf das gegenteilige Tun der Induſtriegeſell=
ſchaften
, die ihre Obligationen entſchädigungslos enteignen
wollen, komme ich unten zurück. Ebenſo auf das gleichartige
von Städten und anderen Kommunalverbänden, die wenig weit=
blickend
ihre öffentlich=rechtlichen Aufgaben überſehen. Jeden=
falls
ftünde nichts entgegen, durch Erſtreckung des Sperrgeſetzes
auch dem wucheriſchen Treiben der Obligationsſchuldner einen
Riegel vorzuſchieben. Uebrigens war die beſondere Berückſich=
tigung
der Hypothekengläubiger im Antrage Düringer dadurch
gerechifertigt, daß gerade ihnen im Kriege zu einer Zeit, zu der
ſie zu ihrem vollen Gelde kommen konnten, die Kündigung ohne
Zuſtimmung der Schuldner unterſagt war. Wie erwähnt, for=
dert
Düringer nur eine Sperre, keine Valoriſierung. Aber auch
ciner Aufwertung zugunſten der Hypotheken= und Induſtrie=
öbligationsgläubiger
ſtünde nicht entgegen, daß ſie den Reichs=,
Staats= und Kommunalgläubigern nicht zuteil werden kann
Denn bei den erſteren greift § 242 B.G.B. deshalb Platz, weil
die grundloſe Bereicherung der Grundbeſitzer, Aktiengeſellſchaf=
ten
und anderer Fortbeſitzer des mit den Anleihen Beſchafften,
die ihre Schulden mit dem Bruchteil eines Tauſendſtels des
Empfangenen tilgen wollen, gegen Treu und Glauben verſtößt
Auch Reich, Staat und Kommunalverbände haben Goldwerte
empfangen. Aber Krieg und Revolution haben ſie ihres Be=
ſitzes
beraubt, und abgeſehen von ihrer beſchränkten Zahlungs=
fähigkeit
iſt es mindeſtens bezüglich des Reiches und der Staa=
ten
zweifelhaft, ob der Feindbund ihnen die Aufwertung ihrer
Verbindlichkeiten geſtatten würde. Deshalb aber auch die noch
bereicherten Schuldner von der durch Recht und Billigkeit ge=
botenen
Auſwertung zu befreien, iſt ſo wenig gerechtfertigt,
wie es die Befreiung aller übrigen Schuldner eines Kaufmanns
deshalb wäre, weil einer von ihnen zahlungsunfähig wird. Es
iſt zudem etwas ganz anderes, ob der Verluſt des Gläubigers
der Allgemeinheit zugute kommt oder ob durch ihn einzelne
Schuldner ungerechtfertigt bereichert werden. Sodann kommt
in Betracht, daß jeder verſtändige Verwalter ſein Vrmögen in
Zerſchiedenen Wertarten anlegt. Der Gläubiger aber, der ſich
für ſeine Kriegsanleihen uſw. mit Papiermark begnügen muß,
wird ſich die angemeſſene Aufwertung ſeiner Hypothekenforde=
rungen
und Induſtrieobligationen gern gefallen laſſen.
Die zweite Einwendung bedarf kaum einer Widerlegung.
Es iſt überaus bedauerlich, daß die bisherige Untätigkeit der
Reichsgeſetzgebung ungeheure Schädigungen verurſacht hat. Aber
ſoll man, weil ſchon viele ertrunken ſind, auch die ertrinken
laſſen, deren Rettung noch möglich iſt? Sodann iſt es etwas
ganz anderes, ob Hypotheken bei einem Dollarſtande von
*) Amt und Zeit verbieten mir die Beantwortung von Einzel=
anfragen
.

20, 100 oder 400, oder bei
gericht, das anfangs völlig verfagte, hat den Umfan

einem ſolchen von 20= oi*
3000 in Papiermark getilgt werden. Auch das Reichis=

ſeiner
Hilfe der Markentwertung immer weitergehend angepüß:.
Seliſam klingt der Einwand des bereinigten Grundbu( f=
blat
:es. Einer Nachbelaſtung ſteht das Sperrgeſetz nicht im
Wege. Denn au=h wenn man mit einer Aufwertung der Goid=
hypotheken
rechnet, würde dieſe höchſtens im Verhältnis des
geſtiegenen Grundſtückswertes erfolgen und die Rechtslage des
Eigentümers deshalb nicht verſchlechtern. Im übrigen iſt zu
bemerken: Das belaſtete Grundſtück, das zum Teil mit fremdenr
Geid angeſchafft wurde, gehört wirtſchaftlich dem Eigen
tümer und dem Hypoihekengläubiger im Verhältnis ihrer Auf=
enduugen
geneinſam. Es ſteht deshalb mit Treu und Glau=
ben
ſowie zit den guten Sitten im Widerſpruch, wenn der
Eigenjünzer vie Markeniwvertung ausbeutet, um den Hypotheken=
g
:nktſige: ſeines Wertanteils faſt entſchädigungslos zu be=
rauß
=ii. n erßzeulichen Gegenſatz, zu der Reichsregierung, die
ſoichein Tun trotzdem nichi entgegentritt, ſtellt ſich der oberſte
Gexisye; in Warſchau. ac: ſeinem letzthin mitgeteilten Ur=
tei
jäßt er es, weil im Widerſpruch mit Treu und Glauben,
nicht zu, daß durz Zahl ng in entwertetem Papier der Gläu=
higer
ſeines Kapitals faſt völlig beraubt wird und das Grund
ſnick, das die Sicherung dieſes Kapitals darſtellt, um ein Nichts
in ben Händen des beliehenen Eigentümers bleibt. Uebrigens
ſ:ßt auch ein Sperrgeſetz die Rückzahlung der Schuld nicht
aus. Es ſeil ſittenwidrigem Schuldnerwucher, nicht aber einer
anſtändigen Regelung vorbeugen. Einer ſolchen wird ſich kein
verſtändiger Hypothekengläubiger widerſetzen. Dabei iſt nicht
an eine Auſſertung nach dem Goldwert oder dem Lebens=
haltungsindex
, ſondern an einen angemeſſenen Ausgleich zwi=
ſchen
den widerſtreitenden Ini=reſſen der Beteiligten gedacht
Auch von einer Enttäuſchung durch ein Sperrgeſetz ohne
Valoriſierung kann nicht die Rede ſein. Denn wenn der Gläu=
biger
an eine künftige Markweribeſſerung oder an eine Auf=
wertung
nicht glaubt, kann er trotz der Sperre der Rückzahlung
zuſtimmen oder ſeinerſeits kündigen. Daß Grundbeſitz, Induſtrie
und Städte das eine oder andere für wahrſcheinlich halten, geht
ans den Maſſenkündigungen hervor, die ſeit etwa ſechs Mo=
naten
eingeſetzt haben. Und beſonders daraus, daß die Aus=
ſteller
den Inhaberſchuldverſchreibungen die alten 3= bis 4 pro=
zentigen
kündigen, um ſolche zu 10 bis 20 Prozent aufzuneh=
men
. Das kann ein vernünftiger Menſch nur aus der Ueber=
zeugung
tun, daß es bei der Rückzahlung von alten Gold=
ſchulden
in Papier um ſo weniger dquernd bewenden kann, als
dieſe alten Schulden den jetzt vielfach aufgenommenen wert=
beſtändigen
Anleihen innerlich völlig gleichſtehen. Und mit dem
weiteren Gedanken, daß bei den jetzt in entwertetem Papier
aufgenommenen Anleihen bei einer ſpäteren Markwertbeſſerung
3 bis 4 Schlußnullen geſtrichen würden. Neben dieſen klugen
Erwägungen ſollte man aber nicht unberückſichtigt laſſen, daß
die einmal um ihr gutes Recht Betrogenen mit erneuter Kredit=
geſüährung
zurückhaltend werden könnten.
Daß Sperrgeſetz und Aufwertung auch den Hypotheken=
banken
und den Sparkaſſen nützen, iſt zweifellos. Inwiefern
daraus aber ein Bedenken gegen beide hergeleitet werden kann,
iſt nicht erfindlich. Um ſo ſeniger, als die Verbeſſerung der
Lags der Hypothekenbanken und Sparkaſſen ſelbſtverſtändlich
auch den Pfandbriefgläubigern und Einlegern zugute kommt. Es
kommmt hinzu, daß alle Hypothekenbanken, die ſoziale Inter=
eſſen
derfolgt haben, durch die gehäuften Kündigungen der
Pfandbriefgläubiger in Zwangsliquidation gedrängt werden,
wenn nicht ſchleunigſt Hilfe kommt.
Aus dem Vorſtehenden erhellt, daß die Gründe der Reichs=
regierung
wenig überzeugend ſind. So Wenig, daß die Unter=
laſſung
ihrer Bekanntgabe verſtändlich wird. Ich war denn auch
von vornherein der Anſicht, daß wohl politiſche Momente den
Ausfchlag gegeben haben. Tatſächlich wurde mir zweierlei mit
geteilt: Zunächſt, daß der Reichsjuſtizminiſter urfprünglich an=
derer
Auffaſſung geweſen ſei. Und dann, daß ein hervorragender
Induſtrieller der geforderten Sondergeſetzgebung widerſprochen
habe mit der Begründung, die Induſtrie gehe zugrunde, wenn
ihr die Aufwertung ihrer Obligationen um das Mehrtauſend
fache zugemutet werde. Daß daran niemand denkt, wurde oben
geſagt. Und einem Sperrgeſetz ohne Aufwertung ſtünde das
erhobene Bedenken erſt recht nicht entgegen. Aber die Induftrie
will mehr. Sie will nicht nur nicht aufgewertet, ſondern ſie wil
auch in der Abſtoßung ihrer Schulden um ein Linſengericht
nicht gehindert ſein. Und ſie muß fürchten, daß ein Sperrgeſetz
für Hypothekenſchulden auch auf Inhaberſchuldverſchreibungen
erſtreckt wird.
Die Richtigkeit des Mitgeteilten entzieht ſich meiner Be=
urteilung
. Ich hielt ſie wegen des oben Geſagten ſowie im
Hinblick auf die befremdende Eile für zutreffend, mit der man
dem Autrag Düringer entgegentrat. Und dann aus einem wei=
teren
Crunde. Reichsjuſtizminiſter Heinze hat unlängſt im
Reichstag ausgeſprochen, die Rechtfprechung müſſe, insbeſondere
bei der Frage der Geldentwertung, ſtatt nach neuen Geſetzen
zu rufen, beſſer auswerten, was in den Geſetzen als Möglichkeit
liege. Das heißt, wenn das Geſagte zutrifft, daß der Richter
herbeiführen ſoll, woran die Regierung politiſch gehindert iſt
Daß das Oberlandesgericht Darmſtadt in dieſem Sinne vor
geht, hat die jüngſt veröffentlichte Entſcheidung bewieſen.
Die Richterhilfe ſetzt aber voraus, daß die Beteiligten ſie mit
erheblichem Koſtenaufwand anrufen. Sache des Reichstags wird
es ſein, die entgegenftehenden Sonderintereſſen zu überwinden
und dem Recht und der Billigkeit auch ohne Prozeſſe zum Siege
zu verhelfen.

Oeſterreicher geſehen. Offiziell waren ſie großſprecheriſch als
2530 000 bezeichnet. Bolco ſchreibt: Gegen 3 Uhr nachmittags
zeigte dann eine Staubwolke, die nach Hochheim hin aufſtieg,
die Ankunft der Unglücklichen, die in drei Haufen geteilt waren.
Das Bild des Elends, wie ich es hier erblickte, zut ſchildern, ver=
mag
ich nicht. Denn meine Hand zittert, meine deutſche Seele
iſt zerriſſen. Ich glaubte, Menſchen zu erblicken. Aber da wurde
eine Horde zweibeiniger Geſchöpfe, in denen man kaum noch
Menſchen erkannte, mit Flintenkolben, Säbeln und Prügeln
dahergetrieben, in ekelhafte Lumpen gehüllt, halb nackend, von
Schmutz ſtarrend, von Hunger und Mattigkeit aufgerieben .."
Die mitleidigen Einwohner aus der Vorſtadt kamen ſcharen=
weiſe
mit Körben voll Semmeln und Brot. Gott! mit welch
grimmigem Hunger fielen die Elenden darüber her! Aber
hier krämpft unſäglicher Schierz meine Bruſt zuſammen, meine
Pulſe ſtocken, meine Glieder werden mir vom Fieberfroſt geſchüt=
teit
die franzöſiſchen Henkersknechte denn den Namen Sol=
daten
verdienen ſolche Büttel nicht ſprengten ſie auseinander,
fehlugen ſie mit Knütteln auf die Köpfe, daß ich den hellen Ton
noch hören werde, wenn mich der Arm des Todes zufaßt hat.
Ja, diele ſtachen und hieben ſcharf unter ſie, ſo daß ſie die Gaden
der Barm

liger ins Heer zu treten. Er hat ihn ausgeführt und jaßfer jür
ſei: Vaterlang gekämpft. Viele deutſche Geſangene haben
ahnüches aus ihren Erlebniſſen in Frankreich erzählt. Und doch
berrachten ſich die Franzoſen als die ritterlichſte Nation.
Warzm, fragte ich vor 25 Jahren einen gebildeten Pariſer,
iſt man bei Ihnen für Cyrano de Bergerac ſo ſehr eingenom=
inen
? Weil wir die Ritterlichkeit ſo ſehr lieben, war die
Anzſoort. Iſt der Geiſt, den die franzöſiſchen Truppen gegen=
ber
den öſterreichiſchen Gefangenen bekunden, ritterlich? Ach
nein, es iſt der Geiſt, den die franzöſiſchen Geſtalten des Fran=
zoen
Gobineau im franzöſiſchen Heere in Italien (15. Jahrhun=

dert) bekunden; es iſt der Geiſt, den franzöſiſche Heere im 30 jäh=
rigen
Kriege in Deutſchland zeigten, der Geiſt, den die Scharen
von Melge, Turenne im 17. Jahrhundert lebten, der Geiſt
der Napoleon in Aegypten einige tauſend läſtige Gefan=
gene
hinmorden ließ, der Geiſt, der aus Clemenceaus furcht=
barem
Wort ſpricht: Es ſind 20 Millionen Menſchen zu diel in
Deutſchland. Franzöſiſche Menſchenliebe! Und doch wird
die Handlungsweiſe dieſer Franzoſen in Mainz faſt noch über
troffen von dem, was der Verfaſſer auf ſeiner Heimreiſe in
Frankfurt erlebte. Er ſchreibt: Doch etwas kann ich nicht mit
Stillſchwveigen übergehen noch aufſchieben, ob mir gleich vor der
Erzählung graut. Ich meine die franzöſiſchen Verwundeten und
Kranken, deren geſtern 1000 und heute 1200 hier (in Frankfurt
ankamen. Da lagen halbverſtümmelte, von Schmutz und Unge=
zieſer
halb aufgefreſſene, von Krankheit, Entkräftung, Verzweif=
lung
verzerrte Schattenmenſchen auf den Plätzen, an den Stra=
ßen
, vor den Türen der Häuſer, ſo daß man nur mit Mühe, aber
nicht ohne Ekel und Mitleiden hindurchkonnte. Manchem wur=
de
: hier noch Arme und Beine abgenommen. Viele ſtarben
lvährend der Amputation, diele aus Entkräftung, viele aus
Sehnſucht nach dem Vaterland. Denn der menſchenfreundliche
Kaiſer hatte bei Todesſtrafe verboten, daß keiner der Bedauerns=
tirdigen
über den Rhein durfte. Ihre Geſtalt hätte ja auch den
Berichten der Zeitungen und den Siegesfeſten widerſprechen kön=
nien
. Während dieſe Unglücklichen krank, entkräftet, vom Elend
derzehrt, ſterbend an den Straßen lagen, zog die junge franzö=
ſiſche
Ehrengarde mit klingendem Spiel mit hoher Selbſtzufrie=
denheit
, mit dem Stolze der Weltherrſcher (!) durch die Stadt,
die Augen nach Berlin und Petersburg gerichtet. Keiner ihrer
Brüder, gegen die ſie mit den Füßen ſtießen, wurde von ihnen
eines Blickes gewürdigt. Nein! Erſcheinungen dieſer Art in
ſo empörend herzzerreißendem Gegenſatz kann die ſchöpferiſche
Einbildung nicht erſchwingen, Sktaven elend und Skladen
verblendung nicht entfetzlicher einander gegenüber=
ſtehen
!

Wer wird leugnen wollen, daß auch in Franzoſenherzen Mit=
gefühle
ſein können und ſind; aber ſie tverden zuzeiten von an=
deren
Eigenſchaften dieſes Volkes unterdrückt. Das war ſo, iſt
ſo und wird ſo ſein. Welche Worte legt doch der vorhin ge=
nannte
Gobincau dem Caeſar Borgia in den Mund?: Ich hatte
vergeſſen, daß bei den Franzoſen die Ruhmfucht den Ruhm er=
ſtickt
. Ja, den Ruhm und noch manches andere.
Klio.

ck. Italieniſche Flugpläne. Die ſaſeiſtiſche Regierung hat
die Entwicklung des Flugweſens zu einem ihrer Hauptprogramm
punkte gemacht. Da Italien den geographiſchen Mittelpunkt des
Mittelmeerbeckens bildet, ſo iſt es beſonders dazu geeignet, das
Zentrum aller Flugwege zu werden, die zu den Ländern und
von den Ländern führen, die am Mittelländiſchen Meer liegen.
Muſſolini, der ſtets ein leidenſchaftlicher Förderer des Flug=
weſens
geweſen iſt, hat einen der bedeutendſten italieniſchen
Flieger, Aldo Finzi, zum Unterſtaatsſekretär des Innern ge=
maht
und leitet mit ihu die Organifation der Luftſchiffahrt.
Am Ende des Krieges beſaß Italien etiva 400 Flugplätze, von
denen 30 dauernde Amlagen beſaßen, uährend 100 zeitweilig mit

teten Flugplätze ſind gegenwärtig noh vorhanden; die anderen
ind verfallen und follen jetzt unverzüglich wieder eingerichtet
werden. Flugwege werden zwiſchen den wichtigeren Städten
ongelegt, und ebenſo werden Stationen für die Beleuchrung
und Signaliſierung eröffnet. Nach den neuen Plänen der Re=
gietung
ſoll Italien innerhalb eines Jahres 100 Flugzeuge
haben. Private Geſellſchaften unternehmen die Ausbildiug der
Flieger, die dann von dem königlichen Flugkorps aufgenommen
wverden ſollen.

[ ][  ][ ]

Seit 4.

Nummer 120.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. Mai.
* Die Maifeier, nahm in Darmſtadt einen ſehr ruhigen Verlauf,
Die größeren Betriebe hatten geſchloſſen und die Ladengeſchäfte blieben
geöffnet. Gegen halb 11 Uhr bewegte ſich ein Umzug durch die Straßen
der Stadt bis zum Marktplatz, wo je ein Vertreter der verſchiedenen
Parteien eine Anſprache hielt. Es ſprachen Herr Stadtv. Leuſchmer,
Herr Ziegs und ein Vertreter der Kommuniſten. Am Nachmittag fanden
in den einzelnen Vereinslokalen Feſtlichkeiten ſtatt. Der Tag verlief
ohne jeden Zwiſchenfall. Der Zug ſelbſt zeigte muſterhafte Ordnung
und man hatte von allen aufreizenden Plakaten Abſtand genommen,
Die Beteiligung war äußerſt ſtark.
Poſtverbindungen nach und im beſetzten Gebiet. Der Be=
trieb
der zur Briefpoſt=, Paket= und Perſonenbeförderung in
Rheinheſſen eingerichteten Kraftpoſten iſt durch die Verordnung
Nr. 164 der Rheinlandkommiſſion dom 27. April ab unterbunden
ſvorden. Die Bri=fpoſtbeförderung findet jetzt mit Pferdefuhr=
werken
, Fahrrad= und Botenpoſten ſtatt. Pakete nach Rhein=
heſſen
mit Ausnahme von Vorms können vorläufig nicht
angenommen werden. In Mainz iſt eine Aenderung nicht ein=
getreten
; der Poſt=, Telegraphen= und Fernſprechbetrieb ruht
dort noch vollſtändig. Gewöhnliche und eingeſchriebene Brief=
fendungen
ſowie Telegramme können nur im Wege der Ab=
holung
vom Poſtamt 1 in Darmſtadt den Empfängern zuge=
führt
werden.
Landestheater. Und das Licht ſcheinet in der Fin=
ſternis
. Tolſtois Und das Licht ſcheinet in der Finſternis wird
nach ! gerer Zeit heute im Kleinen Haus wieder zur Aufführung
kommen. Schwedenfi

Aus der Martinsgemeinde. Im Gemeindehaufe ( Liebfrauen=
ſtraße
) finden im Laufe dieſe Woche zwei Veranſtaltungen ſtatt, auf die
kurz hingewieſen ſei. Am Mittwoch, den 2. Mai, ſpricht Herr Poſtſekre=
tär
Goernert über Der Ernſt des Lebens im derzeitigen Daſeins=
kampfe‟
. Muſikaliſche Darbietungen werden den Vortrag zmrahmen.
Freitag, den 4. Mai, abends 8 Uhr, findet eine Gemeindeverfammlung
ſtatt, in der Herr Pfarrer Wait über den kirchlich=ſittlichen Zuſtand
1922 berichten und Gelegenheit geboten nird zur Ausſprache über wich=
ſe
ſchwe
ti.

merrſam gemackt.
Evangeliſcher Bund. Auf dem zweiten, am derng igenen Monta=
veranſtalteten
Vortrag des Bundes, der ebenſo wie der rſte ſehr zu4
beſucht war, wurde von Herrn Dr. Ohlemüller, as Thema Der
deutſche Katholizismus behandelt. Die ſpannenden, ſachkundigen Aus=
führungen
des vorzüglichen Redners erörterten zunächſt die Siellung
des deutſchen Katholizismus dem Papſttum gegenüber. Dabei führte
der Vortragende zum Belege ſeiner einwandfreien Feſtſtellungen Aeuße=
rungen
flihrender katholiſcher Perſönlichkeiten und Zentrumspolitiker an,
die bewieſen, daß der deutſche Katholizismus an ſeiner alten Parole:
Gwig tyen zu Rom als ſeiner ehrenvollſten Aufgabe feſthält. Wenn
man trotzdem dem deutſchen Katholizismus in Rom mit einer gewiſſen
Zurückhaltung, um nicht zu ſagen Mißtrauen, begeguet, wenn man
dort nach einem Ausſpruche des Kardisals Hohenlohe in jedem Deut=
ſchen
ein Stück Luther wittert, ſo ſpiegelt ſich darin der unaustilgbare
Gegenſatz zwiſchen romiſchem Kirchentum und deutſchem Weſen. Daß
das deutſche Geiſtesleben mit ſeinen vorwiegend proteſtantiſchen, auf
Wahrheit und Freiheit gerichteien Geiſteshelden auch auf die 20.
til.
lionen romtreuen deutſchen Katholifen nicht ohne bleibenden Einfluß
geweſen, weiß m

Aelen enie en eulſce ein e ehne eschiet
auch die unparitätiſche Zuſamneiſetzung ges Kardinalkollegiums wäh=
rend
des Krieges und auch in der gzenwart, ſowie ein Blick auf die
führenden Perſönlichkeiten in den ei igeer Kongregationen von einer Zu=
rückſetzung
des deutſchen Katholizismus trotz ſeiner Romtreue zu ſpre=
chen
. Der zweite Teil des Vortrages handelte von der für den deut=
ſchen
Katholizismus bezeichnenden Eigenart des nationalen Empfin=
dens
und zeigte, daß, dieſes, durch Richtlinien von Rom aus gebunden,
mitunter zu ſehr zugunſten Roms ſich verſchoben und in der ultramon=
tanen
Geſchichtsſchreibung oft den Grad eines fanatiſchem Preußenhaſſes
angenommen habe. Von hier aus begreift ſich auch die ablehnende Hal=
tung
des deutſchen Katholizismus zum Proteſtantismus und die Ver=
urteilung
aller Verſuche, beide Konfeſſionen zu einer chriſtlichen Ein=
heitsfront
auf dem Gebiet der Schule, der Weltanſchauung uſw. gegen
die Großmacht des Unglaubens zuſammenzuſchließen. Allem dem gegen=
über
hat der Evangeliſche Bund mehr denn je ſeine Intereſſen zu wah=
ren
, und zwar wie der Redner am Schluß betonte, in dem vevſöhn=
lichen
, auf friedliche Zuſammenarbeit mit
dem deutſchen Katholizismus
bedachten Geiſte ſeiner 1921 am Fuße der Wartburg erneut feſtgelegten
Richtlinien. In der ſich anſchließenden Ausſprache nahm Dr. Ohle=
müller
nochmals das Wort, in der er ſachlich uicht berechtigte Ausſagen
eines Artikels in der Darmſtädter Zeitung über ſeinen erſten Vortrag
mit überzeugender Beweiskraft zurückwies.
e. Die Stadtmifſion, ſchreibt uns: Wir werden in einigen Wochen
mit einer neuen Miſſionsarbeit, einer Mädchenkurrende, be=
ginnen
. Dieſe wandernden chriſtlichen Kinderchöre ſind ja eine alte
Einrichtung. Schon in Aufzeichnungen aus dem Jahre 1340 finden
wir ſie. Bekannt iſt, daß auch Luther als Kuabe Kurrendeſchüler
war, um durch milde Gaben, den Dank der Hörer, etwas zu ſeinem
Lebensunterhalt beitragen zu können. In Eiſenach wurde durch ſeinen
innigen Geſang die edle Frau Cotta auf ihn aufmerkſam und nahm
ihn auf in ihr Haus. In manchen Städten entſtanden ſpäter ſolche
Knabenchöre, von denen viel Segen ausging auf Volk und Kirche, in
den letzten Jahren z. B. auch in Berlin, Halle und Frankfurt a. M.
Ueberall ſind ſie in weiten Volkskreiſen gerne geſehen und gehört. Durch
ſolche Erfahrungen ermutigt, haben auch wir beſchloſſen, eine Mäd=
chenkurrende
zu gründen. Wir möchten mit ihrer Hilfe in die Herzen
ſingen: Kraft in ſchwerer Zeit, Troſt in Traurigkeit, Freud im Leid
wir wollen Gottes Liebe in die Herzen ſingen durch Choräle und geiſt=
liche
Volkslieder, wollen Menſchen, die Gott und der Kirche entfrem=
det
ſind, helfen, den Weg zurück zu Gott wieder zu finden. Freude
und Sonnenſchein wollen wir bringen. Um dieſen ſegenverheißenden
Dienſt tun zu können, brauchen wir 30, 40 oder 50 Mädchen im Alter
von 2 bis 14 Jahren. Bis jetzt haben ſich 17 gemeldet. Bedingungen
für den Eintritt ſind eine gute Singſtimme, ein geſittetes Betragen und
Zeit und Luſt zur Sache. Wir bitten alle Eltern, die ſolche Miſſions=
arbeit
begrüßen und mit unſeren Zielen übereinſtimmen, uns ihre
Kinder, Mädchen alſo, bei denen obige drei Bedingungen erfüllt ſind,
zu den Uebungsſtunden jeden Mittwoch, nachm. 2½ Uhr, in unſer
Jugendbundheim, Mühlſtraße 24, ſchicken zu wollen. Anmeldungen
außerhalb dieſer Zeit werden in unſerer Buchhandlung entgegengeom=
men
. Die Leitung der Kurrende haben Muſitlehrerin Frl. Dammel
und Lehrer Oſtheimer gütigſt übernommen. Sobald einige Lieder
geübt ſind, werden wir unſere Tätigkeit an Sonntagvormittagen be=
treiben
und in Straßen, auf freien Plätzen, oder da, wohin wir ge=
rufen
werden, Gottes Wort im Lied erklingen laſſen. Schon heute bitten
wir, uns bei unſerem Kommen mit Liebe aufzunehmen.
Der Gefangverein Olympia hielt ſein Frühlingsfeſt ab. Her=
Becker hielt die Begrüßungsanſprache und dankte den erſchiemenen Ver=
einen
für die Unterſtützung und wies insbeſondere auf die Not der Ge=
ſangvereine
hin. Das Programm wickelte ſich glatv ab. Die vorgetra=
genen
Chöre waren ſorgfältig einſtudiert und legten Zeugnis ab, daß
die Sänger mit Luſt und Liebe bei der Sache ſind und ihrem Dirigenten
aufmerkſam und ſicheu folgen. Beſonders gut gelang der Chor Der
Wald von Hgeſer. Herr Richard Hinz, der Soliſt des Abends, ſang
mit prächtiger Stimme, die im Laufe des letzten Jahres an Umfang
und Schönheit bedeutend gewonnen hat, ernſte und heitere Lieder zur
Laute. Die heiteren Lieder gelangen dem ſympathiſchen Künſtler dank
ſeiner feinen Komik und Mimik beſonders gut. Das aufmerkſame Publi=
kum
rang ihm mehrere Zugaben ab. Zwei flott geſpielte Einatter wur=
den
von Mitgliedern des Vereins gut herausgebracht. Sämtliche mit=
wirkenden
Damen und Herren wurden ihren Aufgaben voll und ganz
gerecht.
Frühjahrsreiſen durch die ſchönſten Teile Oberbayerns, Berchtes=
gaden
, Königſee, Reichenhall, Partenkirchen, Hohenſchwangau, mit Be=
ſuch
der baheriſchen Königsſchlöſſer, nach dem Bodenſee und durch
den Schwarzwald vom 17. Mai bis 3. Juni ſowie nach dem Rhein und
ſeinen Nebentälern, dem Lahr=, Moſel= und Ahrtale vom 29. Mai
bis 9. Juni, veranſtaltet das Reiſebüro der Hamburg=Amerika=Linie,
Berlin W. 8, Unter den Linden 8. Das gleiche Büro veranſtaltet
außerdem mit dem Salondampfer Odin eine Pfingſtreiſe, die am 19.
Mai von Stettin ausgehend über Rügen (Saßnitz) nach Kopenhagen
führt und am 23. Mai in Stettin ihren Abſchluß findet. Ausführliche
Programme über alle. Reiſen ſind bei dem genannten Büro koſtenlos
erhältlich.
Verſuchsſprengung. Donnerstag, 3. Mai, nachmittags
1 Uhr 30 Minuten, findet in Jüterbogk eine Verſuchsſprengung
zur Ermittſung der Fortpflanzungsgeſchwindigkeit von Luft=

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, deu 2. Mai 1923.

und Bodenſchall ſtatt. Derartige Verſuche wurden bisher ſchon
in kleinerem Umfange von Geheimrat Hergeſell, Profeſſor
de Quervin und anderen Wiſſenſchaftlern ausgeführt. Es
iſt anzunehmen, daß auch in unſerer Gegend der Luftſchall
wahrgenommen werden kann. Zur Beobachtung eignet ſich
jeder Platz, der frei iſt von Störungen durch Verkehrsunruhe.
Die Ankunftszeit des Schalles kann mit jeder gutgehenden und
mit einer Bahnhofsuhr verglichenen Taſchenuhr feſtgeſtellt wer=
den
. Etwaige Beobachtungen werden erbeten an die Erd=
bebenwarte
Jugenheim a. d. B. und Herrn Profeſſor
Zeiſſig, Darmſtadt, Phyſikal. Inſtitut. Die Angabe der An=
kunftszeit
iſt auf Sekunden genau zu machen.
Aus höchſtrichterlichen Entſcheidungen. Durch die bloße Bereit=
ſtellung
oder Ueberlaſſung eines Raumes durch den Wirt an den Gaſt
entſteht noch kein Verwahrungsvertrag bezüglich der abgelegten Klei=
dumgsſtücke
. Wenn aber der Wirt zwar nicht die Garderobe jedes ein=
zeluen
Gaſtes, wohl aber die Garderobe eimer geſchloſſenen Mehrheit von
Gäſten in ſeine Obhut nimmt, ſo hat er zwar nicht dafür aufzukommen,
daß jeder Gaſt innerhalb des ſireiſes ſein Eigentum zurückerhält, wohl
aber, daß die Geſamtheit der Kleider vor dem Eingriff Außenſtehender
geſchützt wird. 8 20 B. G.B. ſpricht die Vermutung aus, daß, wenn
Mehrere in einer gemeinſamen Gefahr umgekommen ſind, ſie gleich=
zuitig
geſtorben ſeien. Solche gemeinſame Gefah= wird gewöhnlich in
eingem Uglücksfall (Ueberſchwemmung, Brand, Erdbeben, Seenot) ge=
funden
; ſie kanu aber auch in einem Verbrechen liegen, das ſich
gleichzeitig gegen Mehrere richtet und auf deren Tötung abzielt.

Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunier erſcheinenden Noiizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten,
in keinem Felie irgenowis gls Beſhnechung oder Kril.

Rentnerbund. Die für heute (Mittwoch) 4 Uhr, angeſetzte
Mitgliederverſammlung muß aus Rückſicht auf den Schulbetrieb im
Realgymuaſium auf 6 Uhr verſchoben werden.
Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten, (G.D.A.)
hat ſeine Mitgliederverſammlung im Monat Mai auf Freitag, den
4. ds., abends, in den weißen Saal vom Kaiſerſaal verlegt, damit den
Mitgliedern Gelegenheit geboten iſt, zu den am Donnerstag vor dem
Schlichtungsausſchuß ſtattfindenden Tarifverhandlungen Stellung zu
nehmen. (Näheres erſiehe Anzeige.)
Kaffee Bismarck. Auf den am Donnerstag, den 3. Mai, im
Kaffee Fürſt Bismarck ſtattfindenden Volksmuſikaliſchen Abeud wird hier=
durch
nochmals hingswieſen.
Kunſinotizen.

(ſeber Werke, Künſſler und fünſtleriſche Veranſtaliungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
gsſchieht, behält ſich die Redafſion ihr Urfeil vor.
Richard Wagner=Verein. Johanna Heſſe, die
am nächſten Herbſt vom Staatstheater in Dresden an das National=
theater
in München engagiert iſt, wird am Samstag, 12. Mai, zur
Freude ihrer zahlreichen Verehrer hier einen Lieder= und Arien=
Abend geben und Franz Schubert, Hugo Wolf und Richard Wag=
ner
ſingen. Vormerkungen auf die (nur in ſehr geringer Anzahl Wand=rabteilung der Turngemeinde Beſſungen
vorhandenen) Plätze für Nichtmitglieder (Preiſe 1000 Mk. bis 5000
Mk.) werden, von heute an bei Konzert=Arnold entgegengenommen.
Vereinsmitglieder haben den kleinen Zuſchlag von 200 Mk. zu zahlen.

Aus den Parteien.
Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei,
Darmſtadt. Am Freitag, den 4. Mai, nachmittags 51 Uhr, ſpricht
im Alpenvereinszimmer, Reſtauraut Sitte, Karlſtraße, Frau A. Hüb=
ner
über Das Reichs=Jugendwohlfahrtsgeſetz. Ferner werden ver=
glieder
des Frauenausſchuſſes woerden zu dem Vortrag herzlich einge=
laden
, Gäſte ſind willkommen. Das Thema, das Frau Hübner in
freundlicher Weiſe beſprechen wird, dürfte in den augenblicklichen Zei=
ten
, in denen das ganze Gebiet der Jugendwohlfahrtspflege durch das
Reichsgeſetz einigermaßen zu einem Abſchluß gebracht iſt, unſere Frauen=
welt
beſonders intereſſieren.
Parlamentariſches.
Der Finanzausſchuß des Landtags iſt für heute
Mittwoch nachmittag 3 Uhr, zur Erledigung einer umfangreichen Tages=
ordnung
einberufen. Die meiſten Punkte betreffen Gegenſtände, die
zum Staatsvoranſchlag gehören.

( Birkenau, 30. April. Zwillinge im Zigeunerwagen.
Dieſer Tage paſſierten einige Zigeunerwagen unſeren Ort. In einem
der Wagen erblickte des Nachts ein munteres Zwillingspärchen das
Licht der Welt. Kinder und Mutter, ſind wohlauf und letztere ſaß in
Wagen, als ſei nichts vorgekommen. Derartige freudige Ereigniſſe‟
ſcheinen bei den Zigeunerbanden keine Seltenheit zu ſein, denn in und
um den Wagen herum wimmelte es geradezu von kleinen tiefſchwarzen
Pußtaſöhnen.
Aus dem ſüdlichen Odenwald, 30. April. Vernichtete
Heidelbeerernte. So reichlich unſere Heidelbeerſträucher blüh=
ten
, ſo ärmlich wird die Ernte ausfallen. Durch die vor kurzem ein=
ſetzenden
kalten Nächte, die uns teilweiſe bis 5 Grad Kälte brachten,
ſind ſämtliche Blüten erfroren und abgefallen. Hoffentlich trifft dies
für den hinteren Odenwald nicht zu, indem dorten die Sträucher in der
Blüte noch zurück waren.
(O) Lindenfels, 30. April. Erhöhte Preiſe. Infolge der ge=
waltigen
Preisſteigerung aller Kraftwagenſtoffe wird der Preis des
Perſonengeldes der Linie Lindenfels=Bensheim des Kraftwagenverkehrs
vom 1. Mai ab auf 100 Mk. per Kilometer erhöht. Für Ortsanſäſſige
wverden 6 Fahrten zum Preiſe von 80 Mk. per Kilometer ausgegeben.
Jugenheim a. d. B., 1. Mai. Man ſchreibt uns: Gemeinde=
rot
, Volksbadbau=Vereinigung und Krankenkaf=
ſenverband
. Vor gar nicht langer Zeit trat die Volksbadbau= Ver=
einigung
vom Jugendheinn mit dem Plan, ein Volksbad zu errichten, an
die Oeffentlichkeit. Damals hatte man jedoch noch keine Ausſicht auf
Erfolg. Heute, nach der am 17. April d. J. vom Krankenkaſſenverband
ſtattgefundenen Sitzung, ſind wir nun dem Erfolg etwas näher gekom=
men
, ſo daß dieſes Unternehmen nur noch von der Platzfrage abhängig
iſt. In dieſer Sitzung hat ſich der Krankenkaſſenverband bereit erklärt,
das in Frage kommende Grundſtück (Eisteiche) der Gemeinde zu über=
laſſen
, wenn ſie bereit iſt, ein Gelände für Futtergewinung einzutau=
ſchen
. Dieſes Grundſtück iſt für den Verband wohl entbehrlich; da ſie
jedoch beabſichtigen, einige Milchkühe zu halten, für die Milchgewinnung
der vom Krankenkaſſenverband erholungsbedürſtigen Mitglieder, ſo
wäre das auf dieſem Gelände zu erntende Futter notwendig ( notwen=
diger
halten wir aber die Reinlichkeitspflge der noch geſunden Men=
ſchen
, um ſie vor Krankheit zu ſchützen). Es handelt ſich hier nicht uur
um das Wohl Weniger, ſondern um die in dem Bezirck der unteren
Bergſtraße wohnenden Bevölkerung von Jugenheim bis Eberſtadt, und
aufwärts bis Bensheim. Da es alſo heute nicht mehr von dem Wohl=
wollen
des Verbandes abhängig iſt, ſo richten wir den Appell an den
Jugenheimer Gemeinderat, alles daran zu ſetzen, was zur Einigung
dieſer Platzfrage notwendig iſt. Wir erlauben uns deshalb, dem Ge=
meinderat
folgende Vorſchläge zu machen: 1. Der Gemeinderat bemüht
ſich, ein dem Werte der Eisteiche entſprechendes Futterland einzutau=
ſchen
. Sollte dies innenhalb der Gemeinde nicht möglich ſein, ſo machen
wir einen zweiten Vorſchlag: daß alljährlich von der Gemeinde das auf
dem Grundſtück (Eisteiche) zu erntende Futyer vom Gemeinderat ander=
weitig
(vielleicht i der ſogenannten Weid) eingekauft wird und dem
Veband zur Verfägung ſtellt. Sollte von dem Gemeinderat das Mög=
lichſte
getan werden, ſo richten wir die Mahnworte an den Kranken=
kaſſenverband
zur Wahrung der Intereſſen der Krankenkaſſen im Frei=
ſtaat
Heſſen: Wo ein Wille iſt, da iſt auch ein Weg!
Aus dem Kreiſe Heppenheim, 30. April. Jubiläum. Bei einer
dieſer Tage dahier abgehaltenen Kreishebammenverſamm=
lung
konnten 3 Hebammen ihr 40jähriges Berufsjubiläum feiern, näm=
lich
: Frau Stein in Hammelbach, Frau Held in Heppenheim und
Frau Mühlfeld in Fürth. Nach der Begrüßung und Beglückwünſch=
ung
wurden den Jubilarinnen praktiſche Geſchenke durch Herrn Med.=
Rat Dr. Heid überreicht.
R. Gießen, 1. Mai. Die Oberheſſiſche Jungvieh=
Weiden haben unter dem Einfluß der für den Graswuchs günſtigen
Vinter= und Frühjahrswitterung gut angeſetzt und verſprechen nach
entſprechender Pflege und Düngung ein reichliches Futterwachstum.
Leider ſind jedoch die Anmeldungen zu den Weiden nicht in genügender
Anzahl erfolgt. Insbeſondere läßt die Anmeldung von Rindern noch
viel zu wünſchen übrig. In Oberheſſen beſtehen bekanntlich vier Ju
viehweiden, und zwar im Görringer Grund bei Zell, Wernings bei We=
nings
=Tiergarten bei Hungen und Lauterbach. Die Weiden werden von
Auf den letzten hieſigen
der Landwirtſchaftskammer erhalten.
Schweinemärkten machte ſich eine große Zurückhaltung der
Käufer geltend. Der Handel ging nur langſam von ſtatten, ſo daß bei
Marktſchluß meiſt Ueberſtand vorhanden war.
th. Trais=Horloff b. Gießen, 1. Mai. Verſchüttet. In einer
der letzten Nächte wurden die Arbeiter Albert und Müller aus
Rüdingsheim in der hieſigen Grube verſchüttet. Bei Schichtwechſel au
anderen Morgen fand man den erſteren, der verheiratet war und Frau
und Kind hinterläßt, bereits tot vor. Der zweite Arbeiter erlag, als
er verbunden werden ſollte, ſeinen Verſetzungen,

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Berliner Kinderelend. Wichtige Angaben über die Woh=
nungsnot
in Deutſchland hat eine auf Anregung der Quäker in Berlin=
Pankow ausgeführte Gemeindeſchulkinder=Umfrage geliefert. Danach
ergibt ſich, daß nur 24 Prozeut aller Kinder ein Bett für ſich allein
haben (im Jahre 1907 immerhin noch 33 Prozent), 71 Prozent ſchlafen
zu zweit, 5 Prozent (im Jahre 1907: 3,5 Proz.) zu dritt, 47 Proz. woh=
nen
in Hinterhauswohungen 26 Prozent in Ein= und Zweizimmer=
wohnungen
. Von dieſen wird aber vielfach das eine Zimmer mit Küchie
abvermietet oder die Küche iſt infolge Teilung der Wohnung weggefal=
len
. Bei 13,7 Prozent der Kinder wohnten Familienfremda in der
Wohnung und zwar je mehr Kinder, um ſo mehr Fremde mußtenr auſ=
genommen
werden, ſo daß in zehnköpfigen Familien die Zahl der
Fremden mehr als ein Drittel der Kinderzahl betrug. Beachtet man
ſen kleinen Ausſchnitt aus der allgemeinen Nor und zieht dig ungeche
Verteuerung und Verſchlechterung der Nahrnug und Kleidung in Be=
tracht
, ſo werden auch folgende Ziffern erklärlich: von den 425 000 Kin=
dern
Berlins ſind 29 0000 tuberkulös, 77 000 krank, 120 060 underernährt.
Die Kinderſterblichkeit (zwiſchen 5 und 15 Jahren) hat 1914 25 730, im
Jahre 1918 50 391 betragen.
Eiſenbahnbedienſtete als Schmuggler.
FU. Müncen. In Attuang=Puchheim wurden bei Cinwohnern,
die als wilde Fleiſchhändler ſchon länger bekamt waven, Hausſuchlen=
gen
vorgenommen. Es handelr ſich meiſtens um Eiſenbahnbedienſtete,
die häufig nach Paſſau kommen, dort alles mögliche zuſammenkaufen
und in Oeſterreich mit großem Gewinn abſetzen. Eine Anzahl Lokom) und ihre Fuauen wurden verhaftet.
Wegweiſer durch Baden.
Ueber die zahlreichen Bade=, Kurorte, Sommerfriſchen und Frem=
denplätze
im Schwarzſvald und Odenwald, äm Bodenſee, Rhein und
Neckar, hat der Badiſche Verkehrsverband Karlsuuhe einen praktiſchen
Wegweiſer herausgegeben, der die wichtigſten Angaben über die ein=
zelnen
Orte enthält. Dem Euholungs= und Geneſungſuchenden wir
die Wahl eines ſeinen Wünſchen entſprechenden Aufenthaltsortes durch
Nachweis von etwa 900 Hotels, Gaſthäuſern, Penſionen und Sanatorien
weſentlich erleichtert. Die Zureiſe nach Baden kann teils mit direkten
Zügen oder durchlaufenden Wagen nördlich bis Badn=Baden und Ren=
aen
, nach dem mittleren und ſüdlichen Schwarzwald znit direkten Zügen
Frankfurt=Baſel über Pforzheim=Villingen erfolgen Beſetztes Ge=
biet
wird hierbei nicht berührt, ſo daß Paß= oder Perſonalausweis nicht
forderlich ſind. Der Wegweiſer wird gegen Ueberweiſung dent 300
Mk. durch den Badiſchen Verkehrsverband Karlsruhe (Nathaus) ( Poſt=
ſcheckonto
4422 Khe.) franko überſandt. Von gleicher Stelle iſt auch das
ſoeben in neuer 3. Auflage erſchienene Badiſche Verkehrsbuch mit zahl=
reichen
Karten und Plänen zum Preis von 15 000 Mk. erhältlich.

Sport, Spiel und Turnen.
1865 e. V., Daumſtadt.
Wie bereits angekündigt, fand am Samstag, 28. April, die Dekorie=
rung
einer Anzahl Wanderinnen und Wanderer ſtatt. Konnten doch in
dieſem Jahre 23 Turner und Turnerinnen das goldene Abzeichen der
T. G. B. 1865 erringen; ein Beweis, daß ein guter Stamm vorhanden iſt.
Nun zu dem Abend ſelbſt: Nach einleitenden Worten des erſten Rede=
wuarts
üher die Abſichten der Wanderabteilung kam der Leiter des
Dekovierungsfeſtes zu Wort. Dieſer pries in ganz ausgezeichneter Weiſe,
Ge
daß das Wandern nicht nur ein geſunder Sport, ſonderm auch di= Liebe
ſchiedene wichtige geſchäftliche Diuge verhandelt werden. Die Mit= 741 Heimat weckt. Was bietet eine ſolche Wanderung Jung und At?
Es heißt, nur die Augen offen halten, und man kann den herrlichen
Laßrme
ter Natur beobachten. Allgemeinen Beifall fguden dieſe
echt deutſchen Worte. Nun folgte die Dekorierung, welche raſch abge=
wickelt
wurde, um Zeit für den gemütlichen, unterhaltenden Teil übrig
zu haben. Aeußerſt anregend verlief der ſchöne Abend. Gemeiſchaftliche
Geſänge, Vorträge, Muſikſtücke wechſelten in buter Folge. Eine Reihe
Turnerinnen und Turer haben ſich in ganz hervorragender Weiſe um
das Gelingen des Abends verdient gemacht; ihnen ſei mit einem Geſamt=
lob
gedankt. Gar zu früh ſchlug die Stunde des Aufbruchs, aber ein,
jeder Teilnehmer konnte mit Befriedigung nach Hauſe gehen. Solche
Abende müßten mehr ſtattfinden.
K.
Gautag des Gaues Beugſtraße des Süddeutſchen
Fußballverbandes.
* Am kommenden Soliutag findet im Fürſtenſaal (Grafenſtraße) um
10 lihr vormittags der diesjährige Gautag des Gaues Bergſtraße ſtatt.
Für Außenſtehende, die dem Fußballſponk durch Beſuch der Fußball=
ſpiele
ihr Intereſſe entgegenbringen, ſei die Tagesordnung an dieſer
Stelle genannt: 1. Erſtattung des Jahresberichts einſchl. Gaujugend=
ausſchuß
; 2. Erledigung von Anträgen; 3. Ortswahl für den nächſten
Gautag; 4. Entlaſtung der Gaubehörde: 5. Neuwahl der Gaubehörde;
6. Allgemeines. Da ein derartiger Gautag öffentlich iſt, empfiehlt
ſich jedem, der ſich für den Fußballſport intereſſiert, der Beſuch des=
ſelben
. Der noch Fernſtehende erhält hier einen Einblick in die Arbeit,
die von dem Vereinen und Behörden für den Fußballſport geleiſtet wird.
Der Gau Bergſtraße umfaßt die Bergſtraße von Arheilgen bis Heppen=
heim
einſchl., das Ried und den Odenwald bis nach Erbach; 39 Verein=
mit
zuſammen 7274 Mitgliedern. Im letzten Verbandsjahre 1922/23
verteilten ſich dieſe 39 Vereine wie folgt: 1 Verein Kreisliga ( Sport=
verein
98 Darmſtadt), 3 Vereine Befähigungsliga (Union=Beſſungen,
Germania=Pfungſtadt, Bürſtadt), 11 Vereine A=Klaſſe (von denſelben iſt
Lorſch Gaumeiſter, 11 Vereine B=Klaſſe (hier iſt Groß=Rohrheim Gau=
meiſter
), 13 Vereine C=Klaſſe (hier liegt die Entſcheidung um den Gau=
meiſter
zwiſchen den beiden Bezirksmeiſtern Michelſtadt i. Odw. und
Klein=Gerau).
Anläßlich des Gautages findet nachmittags ein Propagandaſpiel
auf dem Stadion am Böllenfalltor ſtatt. Es treten ſich eine Mannſchaft
der Befähigungsliga und eine Mannſchaft der 4=Klaſſe gegenüber. Die
beiden Mannſchaſten ſind jeweils aus den Vereinen der betr=ffenden
Klaiſe zuſammengeſtellt. Nähere Angaben über Mannſchaftsaufſtellung
und Beginn des Spieles folgen.

Preußiſch=Süddeutſche Klafſenlotterie.
Mitgeteilt durch Lotterie=Einnahme Petrenz, Rheinſtr. 33.
4. Klaſſe. 11. Tag, 2. Ziehung.
250 000 Mk. Nr. 65685 244851. 100 000 Mk. Nr. 77302 26220
50 000
Mark Nr. 82781 315314 353885 30 000 Mk. Nr. 2050 14383 27385 27446
41303 48955 60188 76647 77087 77715 90875 99599 107018 123989 125130
125675 142350 150086 174264 175819 193100 202158 208584 209187 336253
347397 355734 361534 363945 368404.

12. Tag, 1. Ziehung.
100 000 Mk. Nr. 6599 258 974, 50 000 Mk. Nr. 4550 68837 205273
206565 231194, 30 000 Mk. Nr. 4136 8076 21977 34898 38133 40766 45614
76328 85343 91205 92125 96015 109317 118039 120184 136584 142599 143814
32 292109 295212 237616 304809 305941 311734
148014 1923
B Aldd 233030o
98 327697 3
325406 3.
894 Gewinne 4 20 000 Mk. und die Einſatzgewinne 3 15 000 Mk.
ſind aus den täglichen Gewinnliſten zu erſehen. Ohne Gewähr.

af Hühnerdugen esctict icher
Sar
das Radikalmittel Lebeuuoki.
K Hornhaut a. d. Fußsohlen verschwindet dureh
2h
Lebewohl-Ballen-Scheiben.
In Drogerien u. Apotheken. (I,2104

Man verlange ausdrücklich Lebewohl.
rog. Ant. Fischer, Frankfurterstr. 12/14, Drog. K. Steinhäuser, Nied.- Ram-
städterstr
., Engeldrog. H. Schaub, Karlstr. 28, Gg. Liebig & Co., Luisenstr. 4.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende 10½ Uhr
(B 23): Tannhäuſer, Kleines Haus Anfang 7 Uhr. Ende gegen
10 Uhr (Sondermiete 21): Und das Licht ſcheinet in der Finſternis,
Orpheum, Anfang 73 Uhr: Der Affenbaron. Bund Saau=
verein
, abends 8.15 Uhr im Heſſiſchen Hof. Mitgliedewverſamm=
lung
. Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=
vorſtellungen
.
Verſteigerungskalender. Donnerstag, 3. Maf.
Mobiliar=Verſteigerung vorm. ½10 und nachm. ½3 Uhr
Nußzholzverſteigerung vor. um
Ernſt=Ludwigſtraße 9.
9 Uhr in der Knappſchen Wirtſchaft zu Nieder=Ramſtadt.
m min Hichen Hiſche u Hiehen rt
Wiutſchaft und Feuilleton: Nudolf Mauve; für Stadt und Land
Meich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rumwer hat 6 Seiten.

[ ][  ][ ]

Darmßädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Mekallwerke Starkenburg, A.=G., Auerbach a. d.
Bergſtr. Die Geſellſchaft hat durch die Verlegung der Tubenfabrik
einen Produktionsausfall erlitten. An Dividende werden 25 Prozent
verteilt. Einer außerordentlichen Generalverſamlung wird die Erhöh=
ung
des Grundkapitals von 12,6 auf 30 Mill. Mk. und Erhöhung des
Stimmrechts der Vorzugsaktien auf das Wfache vorgeſchlagen.
h. Rheinheſſiſche Konſerven A.=G., Niederingel=
heim
. Die ordentliche Hauptverſammlung beſchloß die Verteilung von
100 Prozent Dividende und Rückſtellung von 3 Mill. Mk. für an die
Aktionäre zu begebende Gratisaktien. Das Grundkapital ſoll um 13 auf
16 Mill. Mk. erhöht werden. Die Fabrikation von Fleiſchkonſerven ſoll
zur Beſchäftigung im Winter aufgenommen werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
() Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und
Stahlmarktes. Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review
Cleveland, Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und
Stahlmarktes: Der Stahltruſt erhöhte die Preiſe für Grobbleche, Profil=
eiſen
und Knüppel um 12 Dollar, für Draht um 200 Doll., für
Röhren um 4,00 Doll., womit die Preiſe die höchſten ſeit dem Kriege
ſind. Die unabhängigen Werke werden folgen. Die Preiſe betragen
jetzt für Knüppel 48,00 Doll. frei Pittsburgh, 50,00 Doll. frei Chicago,
für Grobbleche und Profileiſen 50,00 Doll, bezw. 52,00 Doll. Der Neu=
eingang
von Aufträgen hat nachgelaſſen wegen der Unmöglichkeit, in
einer Reihe von Monaten beliefert zu werden. Man erwarter für den
Sommer ein Nachlaſſen der hohen Erzeugungsziffern. Ferromangan
koſtet für Lieferung im September 120,00 Doll. für inländiſches und
ausländiſches Material, für frühere Lieferung 125,00 Doll. Spiegel=
eiſen
iſt weiter knapp: der Preis für Spiegeleiſen bewegt ſich zwiſchen
4200 und 55,00 Doll. einſchließlich Zoll.

Dnvelsdtert

2. Mai 4923 Nr. 120

Dividendenvorſchläge.

Börſen.

* Frankfurter Abenddevifen vom 1. Mai. Im Frei=
verkehr
vom Bureau zu Bureau ſtellten ſich heut=, foweit wam hören
konnte, ausländiſche Zahlungsmittel gut behaupte:
Größere Verände=
rungen
ſind nicht zu verzeichnen. Dollarnoten 31 31500 genannt.
Belgien 1975, Holland 12 200, London 145 000, Pais 2:25, Schweis 5750,
Italien 1600, Neu=York 31 250.

Ernemann=Werke A.=G. in Dresden. Die General=
verſammlung
ſetzte die Dividende auf 60 Prozent feſt. Wie mitgeteilt
wurde, macht ſich die rückläufige Konjunktur jetzt auch bei der Geſell=
ſchaft
bemerkbar.
* Deutſche Schachtbau A. G. In der Aufſichtsratsſitzung
wurde der Abſchluß für das Geſchäftsjahr 1922 genehmigt und beſchloſ=
ſen
, der Generalverſammlung die Verteilung einer Dividends von 100
Prozent (i. V. 40 Prozent) auf das Kaßital von 2,5 Millioyen Mk. vor=
zuſchlagen
. Das Kapital, ſoll unter Ausfchluß der Bezugsrechte der
Aktionäre um 1,5 Millionen Mk. erhößt werden und die Verwaltung
der Aktien der Verwaltung überlaſſen bleiben.
* Triptis A. G. in Trſptis. In der ordentlichen General=
berſammlung
wurde die Bilanz für 1922 einſtinmmig genehmigt und die
ſofort zahlbare Dividende von 150 Brozent für die Stawmabten feſt=
geſetzt
. De Verſitzende des Aufſichtsrats teilte mit, daß im laufenden
Jahre eine Option veräußert worden ſei, die der Geſellſchaft einen recht
nawhaften Gewinn in tſchechoſlowakiſcher Währung gebracht habe, deren
Zinſen die G=ſellſchaft in die Lage verſetzen, ſelbſt bei ganz ſchlechtem
Geſchäftsgange eine Dividende in Höhe der für 1922 gezahlten zu ver=
teilen
.
* Halleſcher Bankverein von Kuliſch. Kaempf u. Co.,
Kom.=Geſ. a. A. in Halle a. S. Dis Verwaltung bringt für das
Geſchäftsfahr 1922 eins Dividende von 60 Prozent gegen 16 Prozent im
Vorjahre in Vorſchlag.
* Ottenfer Eiſenwerk A. G. in Alrona=Ottenſen.
Die Verwaltg ſchlägt nach reichlichen Abſchreibungen und inneren
Rücklagen be: eine Nertogetvinn von 21 566 513 Mk. (i. V. 5097 774
Mark) eins . ih=de von 60 Prozent (i. V. 15 Prozent und 10 Prozent
Bonus) so:. Reicszcitig ſoll das Dabital um 2,5 auf 60 Millionen
Aſtark erhöht ihenden. De alten A tionären werden die neuen Aktien
im Verhältnis bo: 4:1. zit einem von der Generalverſammlung feſtzu=
ſetzenden
Kurſe ungeboreit werden.
Warenmärkte.
h. Manuheimer Produktenbörfe. Trotz ſehr ſtarken
Veſuchs der Montags=Produktenbörſe konnte kein lebhaftes Geſchäft in
Gang kommen, da die allgemeine Unſicherheit weiter auf den Markt
drückt. Die Tendenz war im allgemeinen behauptet, die Preife aber

eher etwas näch Uunten geneigk. Für Braugerſte und Futterartikel machte
ſich etwas Nachfrage bemerkbar. Die Preiſe ſtellten ſich zu Beginn etwa
wie folgt: Weizen 140 000142000 Mk., Roggen 110000112000 Mk.,
Gerſte 95 000105 000 Mk. Hafer 65 00090 000 Mk., Mais 125000 bis
130 000 Mk., alles pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Der Mehlmarkt
liegt weiter feſt, das Geſchäft iſt aber ruhig. Weizenmehl Spezial Null
ſtellte ſich als Richtpreis auf unverändert 220000 Mk. pro Doppelzent=
ner
ab ſüddeutſche Mühle, die zweite Hand war eine Kleimigkeit billiger.
Von Futtermitteln waren angeboten: Weizenkleine zu 50 000 55 00
Mark, Trockenſchnitzel zu 36 00040 000 Mk., Biertreber und Malzkeime
zu 58 00060 000 Mk., Melaſſe=Futter zu 40 00045 000 Mk. die 100
Kilo ab Abgangsſtation. Die Kolonialwarenbörſe war ſehr feſt v
.,
anlagt. Man notierte: Kaffee Santos Superior roh 20 00022000 M.
gewaſchen 24 50028000 Mk., bei 6539 Mk. Zoll, mittlerer Tee 32000
bis 36 000 Mk., guter Tee 37 0941000 Mk., feiner Tee 4200043000
Mark, inländiſcher Kakao 6490 Mk., ausländiſcher 7500 Mk., Burma=
Reis 2400 Mk., ausländiſcher Zucker 3800 Mk., alles pro Kilo ab Mann=
heim
. Offiziell wurden pro 100 Kilo netto Kaſfe bahnfrei Mannheim
notiert: Weizen 1:0000 Mt. Gerſte 95 000105000 Mk., Roggen
110000112G0 Mk., inländiſcher Hafer 70 00095000 Mk., Mais
125 000130 00 Mk., Wieſenheu 4200014000 Mk., Luzernekleehen
50000 Mt., Preßſtroh 4200043000 Mk., Bundſtroh 39 00040000
Mark, Biertreber 55000 Mk., Weizenmehl Spezial Null Richtpreis
220 000 Mk., Weizenkleie 55 000 Mk. Tendenz: feſter.
I. Mannheimer Frühjahrshauptmarkt. Zu dem
Frühjahrshauptmarkt am Sonntag und Montag waren aufgetrieben:
Ochen, 175 Bulen, 502 Kühe und Rinder, 301 Kälber, 0 Schafe,
1077 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen
1. Kl. 290 000315 000 Mk., 2. Kſ. 2i0 8½290 000 Mk., 3. Kl. 20000
240 000 Mk., 4. Kl. 150 00180 900 Mk.; Bullen 1. Kl. 230000 bis
*5
O) Mk. 2. Kl. 200 000220(00 Mt., 3. Kl. 180 000200 000 Mk.;
Kühe und Rinder 1. Kl. 300000320 000 Mk., 2. Kl. 260 000300 000
Mark, 3. K1. 21000240 000 Mk., 4. Kl. 180000220 000 Mk., 5. Kl.
135 000160 06 Mk.; Kälber b 300 00310 000 Mk., e 280 000 bis
300 000 Mk., d 260 000270 009 Mk., e 240 000260 000 Mk.; Schweine
a und b 360 000370000 Mk. e und 350 000360 000 Mk., e 33000
bis 350 000 Mk., Sauen 320000350 000 Mk. Tendenz: mit Großdieh
zu Beginn des Marktes mittelmäßig, gegen Schluß ruhig, langſam
geräumt; mit Kälbern und Schweinen lebhaft, ausverkauft.
h. Mannheimer Pferdemarkt. Für den großen Mai=
Pferdemarkt waren angeführt: 50 Wagenpferde, 74 Arbeitspferde, 65
Schlachtpferde. Bezahlt wurden pro Stück für: Wagenpferde 69 Mill.
Mark, Arbeitspferde 510 Mill. Mk., Schlachtpferde 500 0001 200 000
Mark. Tendenz: für alle drei Gattungen lebhaft, geräumt.

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

RIE
De MUTT
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

DallllStcUr
1 Luisenplatz 1

O
STATT KARTEN.

Meine Verlobung mit Fräu- 9
niermit anzuzeigen.
Fritz Köhler, Kaufmann

Die Verlobung unsrer Kinder
8 Ally und Frikz beehren sich / lein Ally May beehre ich mich
8 hierdurch bekanntzugeben
Louis Hay und Frau
Elisabeth, geb. Hedderich
3 Zahnarzt Otto Köhler u. Frau
Natalie, geb. Buch
Kirchhain (Bez, Kassel)
Darmstadt, Privätwohnsög Landgraf-Philipp-Anlage 58
den 2. Mai 1923
(*12061
Ka.nnagg.

Die glückliche Geburt von
zwei gesunden, kräftigen
Baben zeigen ertreut an
Lahnarzt Dr. Plehn u. Frau
Hisabetb, geb. Hentael
Darmstadt, den 1. Mai 1923
Neckarstraße 8, pt.
Aaise 9

Am 30, April 1923 verloren
wir durch den Tod unſeren lieben
(3582
Alten Herrn

(rec. 1903)
Apothekenbeſitzer in Darmſtadt.
Sein Andenken ſteht in unſeren
Herzen feſt für alle Zeiten.
G
Der C. C. der Ftanconia
i. A.: Nothamel p. X

Statt beſonderer Anzeige.

Nach Gottes heil. Willen ent=
ſchlief
ſanft heute Nacht nach kurzem
ſchweren Leiden im 31. Lebensjahr,
geſtärkt durch die Tröſtungen der
hl. Kirche, unſer innigſtgeliebter
Sohn, unſer rreuer Bruder, Schwa=
ger
, Neffe und Vetter

Leutnant d. R. a. D.: Rittter des
Eiſernen Kreuzes uſw. nſw., des
Schleſiſchen Adlers II. u. I. Stufe.
9
Oberſinanzrat Dr. Biktor Bürth
Viktoria Würth, geb. Fiſcher

Sr. M. Roswitha Würth
d. 8. Fr. caad. plil.
Viktoria Gommlich, geb. Würth

Dipl.=Ing. Eliſabeth Würth
Joſeph Bürth
Richard Gommlich=Hellborn.
Darmſtadt, Nonnenwerih i. R5., Eicfsn,
den 1. Mai 1923. (*121

Die Beerdigung findet ſtatt am
4
Donnerstag, den 3. I. M., nach=
mittags
3 Uhr, von der Kapelle
des Waldfriedhofs aus, das feier=
liche
Seelenamt am Samstag,
Ni
den 5. l. M., vorm. 81 Uhr, in
der St. Ludwigskirche.
Von Beileidsbeſuchen bittet, man
abzuſehen.
D

Ne

Todes=Anzeige.
Heute verſchied, nach langem,
nit großer Geduld getragenem
eiden unſer lieber Vater, Schwie=
ervater
, Großvater, Schwage
*12112
Pate und Onkel
(
M
. P. Sior
Hert
Poſtſekretär i. R.
im 75. Lebensjahre.
Darmſtadt, 30, April 1923.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Treuſch.
Die Einſegnung finder am Mitt=
ſpoch
nachmittag um 5 Uhr im
Sterbehaus Becſiraße 8, die Be=
erdigung
am Donnerstag naclmitrag
im 3 Uhr in Babenhauſen ſtatt.

Am 29. März ſtarb in
*l Agra (Engadin) nach
(.
h nach langem, ſchiverem
Leidenunſerlieberi. a. C.
Eilhardt Janſſen.
Sein Andenken werden wir ſtets
(3584
in Ehren halten.
Der Darmſtädter Wingolf.
J. N. u. A.:
Werner Jung (XXX,XX,XX,X)X*

2fkem. Sparherd
Bettſtelle billig zu
verk. Weinbergſtr. 14,
2. St., I. V. (B3541

2flaut. Gasherd
zu verkaufen (*118-1
Sandbergſtr. 27, III.I:

Statt beſonderer Anzeige.

Montag nachmittag entſchlief ſanft im 43. Lebens=
jahr
nach langem, ſchwerem, mit unendlicher Geduld
ertragenem Leiden mein innigſtgeliebter Mann, der
treubeſorgte Vater ſeines einzigen, geliebten Kindes,
unſer lieber Sohn, Bruder, Schwiegerfohn und

Schwager

Apotheker

(3587

Hans Roeder,
Im Namen der kieftrazernden Sinterbliebenen:
Irmgard Roeder, geb. Elaſer
Günther Roeder.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.
Die Beiſetzung findet in aller Stille ſtatt.

noch immer die
höchſten Preiſe
für ſämtl. Altmetalle
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zahle per
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uſw.) 100 qm Plaſter=
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ſchäftsſtelle
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(64
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11

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binde
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dadurch im Gegenſatz zu ähnl. Artikeln
einſchl. Leibbinden) ein Hoch= oder
Niederruiſchen vollſtändig aus. Bietet dem
Körper bei voller Bewegungsfreiheit eine
wirkſame Stütze, verbeſſert gleichzeitig die
Figur uind iſt nach Ausſage, aller Träger=
innen
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Darmſtadt, den 30. April 1923.
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Nach Artikel III § 6 des Geſetzes
über die Berüickſichtigung der Geldent=
wertung
in den Steuergeſetzen vour
20. März 1823 in Verbindung mit
Artikel VIII des Geſetzes haben die
UImſatzſteuerpflichtigen bis zum 15. April
1923 den Unterſchied zwiſchen dem ſich
aus der Steuererklärung ergebenden Be=
rag
und den geleifteten Vorauszahlungen
nachzuzahlen. Soweit dieſe Nachzah=
lungen
noch nicht geleiftet ſind, werden
die Pflichtigen zur alsbaldigen Zahlung
bei Meidung der Zwangsbeitreibung auf=
gefordert
.
Darmſtadt und Langen, 30. April 1923.
Die Finanzämier:
Darmſtadt=Stadt. Darmſtadt=Land.
Langen.
(3556
Die Nutzholz=Verſteigerung
vom 30. April 1923 in Roßdorf iſt ge=
nehmigt
. Abxave vAbfuhrſcheinen am
Mai, Ueberie ung am 9. Mai 1923.
Obarförſter:: Oser=Ramſtadt.
fmann.
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Martinſtraße 52, II.

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(3554
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Alleinmädcen
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ſelbſtänd. verſehen u.
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J., eb. 1. 6., zu höchſt.
Lohn, i. gt. Dauer=
ſtellg
. geſ. Meldg. nie
zuverläſſ. erfahr. Kräfte
erb. Näh. Geſchäftsſt.
Solides
Hausmädchen
etwvas Nähen u. =
geln
erwünſcht, bei
gut. Bezahl. geſucht.
Hilfe vorhand. (3578
Hiigelſtr. 6. 2. St.

[ ][  ]

Rf
Kx
R

*

Seite 6.

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Rmerikaniſches Cophright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
(Nachdruck verboten).
69)
Adriaan ſah ihn entgeiſtert an. Und was werden Sie tun,
Kepltän?
Der Offizier blickte an ihm vorbei.
Die Lanciers ſind aus der Linie zurückgezogen und mar=
ſchieren
hierher, antwortete er mit heiſerer Stimme. Ein=
greifen
darf ich nicht, aber, fügte er lebhafter hinzu, niemals
wird man den Schutz der britiſchen Waffen ungehört anrufen,
zu Ihrem perſönlichen Schutz bin ich ſtets bereit, Baron.
Soweit iſt es noch nicht, Herr Kapitän, ſagte Adriaan
kalt. Ich danke Ihnen.
Fürſt Alexander Tſcherwendice wünſcht den Baron" van
Utrecht zu ſprechen, meldete der Adjutant.
Führen Sie ihn den Saal und rufen Sie Herrn Haller.
Im Flur trafen die beiden zuſammen.
Es wird ernſt, Haller, aber ehe ich zu dieſer Beſprechung
gehe, ein Wort mit Ihnen von Mann zu Mann. Ich habe mich
mit Ihrer Schweſter verlobt und bitte auch Sie um Ihre Ein=
willigung
.
Haller zögerte.
Und
Ich bin frei, Haller, innerlich und äußerlich.
Dann ſeien Sie mir willkommen. Haller gab ihm die
Hand. Und jetzt zu dem Fürſten.
Im großen Saal ſah Adriaan mit Staunen neben dem
Fürſten Alexander den Markgrafen von Piacenza und den ita=
lieniſchen
Geſchäftsträger ſtehen. Was bedeutet das?
Fürſt Alexander nahm das Wort
Ich ſtehe hier im Auftrage des Staatsrates des Landes
Gruſinien.
Adrigan unterbrach ihn. Ihre Miſſion iſt mir neu.
Der Markgraf erklärte.
Ich kam in Tiflis zu einer Beratung zurecht, die zwiſchen
den Vertretern der Schutzmächte und den Mitgliedern der gru=
ſiniſchen
Regierung ſtattfand. Fürſt Alexander hat den Vorſitz

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2. Mai 1923.
des Staatsrates niedergelegt, und Fürſt Tſcherwendice wurde
einſtimmig zu Oberhaupt gewählt. Als außerordentlicher Ge=
ſandter
des Völkerbundes war ich in der Lage, die Wahl zu
ſanktionieren.
Alſo gut, und was führt die Herren zu mir?
Das Beſtreben, dem Streit hier ein Ende zu machen. Es
müſſen Verhandlungen mit dem Gegner angebahnt werden. Als
wir eintrafen, hörten wir, daß ein Parlamentär vor unſeren
Linien ſtehe.
Sie haben richtig gehört, Durchlaucht, aber ich werde mit
den Rebellen nicht verhandeln.
Dann werde ich als Oberhaupt des Staatsrats die Ver=
handlungen
leiten, ſagte Fürſt Alexander.
Adriaan fuhr auf. Gegen den Willen des Statthalters?
Halten Sie das, wie Sie wollen, der Funkſpruch von Genf
iſt uns auch bekannt.
Herr Markgraf von Piacenza, haben Sie für dieſen Fall
auch Vollmachten?
Der Diplomat verbeugte ſich.
Auch für dieſen Fall: Sollte der Statthalter mit dem
Staatsrat in Differenzen kommen, ſo iſt ein Schiedsgericht ein=
geſetzt
worden, das aus mir und dem italieniſchen Geſchäfts=
träger
beſteht. Deswegen ſind wir hier.
Nun, und 2
Wir halten Verhandlungen für gewieſen.
Der Statthalter wandte ſich brüsk ab zu ſeinem Sekretär.
Herr Haller, bitten Sie den britiſchen Kapitän hierher.
Einige Minuten ſpäter ſtand der Engländer vor ihm.
Herr Kapitän, Sie ſagten vorhin, daß ich den Schutz der
britiſchen Waffen nicht ungehört anrufen würde. Ich bin von
den Herren des Staatsrats überſtimmt worden und gedenke, die
Konſequenzen daraus zu ziehen. Ich werde in Genf ſelbſt
meine Sache vertreten, vorläufig, Herr Markgraf, darf ich Sie
wohl bitten, meine Geſchäfte zu übernehmen. Verhandeln Sie,
meine Herren, und tun Sie, was Sie verantworten können, um
meine Perſon ſoll kein Blut fließen. Herr Kapitän, ich bitte
für mich und die Damen und Herren meiner Begleitung um
Ihren Schutz zur Reiſe nach Batum, wo ich mich auf den briti=
ſchen
Kreuzer begeben werde.

Ruzmer 120.
Achtundzwanzigſtes Kapitel.
Die Tageszeitungen in Neu=York, Paris, London, Berlin,
in allen Großſtädten der alten und der neuen Welt brachten
fette Ueberſchriften, Telegramme und ſpaltenlange Artikel. Die
hervorragendſten Handelspolitiker ſtellten ſich in den Dienſt der
Preſſe, Ströme von elektriſchen Energien jagten um den Erd=
ball
. Gruſinien wankte! Das Petroleumgebiet! Das Schoß
kind der ganzen Welt! Der erſte Völkerbund! Die Schatzkammer
des kleinen Mannes.
Millionen und wieder Millionen hatte das Volk gezeichnst
in Amerika, England, Frankreich, Deutſchland, in Spauien,
Italien und der ehemaligen Monarchis. Neben der Hoffnung
auf eine ſichere Rente ſtand der unerſchütterliche Glaube an die
Friedensmöglichkeiten, die das Land dort unten, von dem man
früher kaum gewußt hatte, daß es überhaupt exiſtiere, in ſich
Arbeiter und Techniker aller Nationen Schulter an
barg
Schulter
Schützend legte England ſeine Flotte vor den jungen Staat,
und drei feſte Säulen fundierten das Gebäude: Rockefeller, der
die neue Welt finanzierte, Baron von Rothſchild für England
und das Bankhaus pan Utrecht in Holland für die ehemaligen
Mittelmächte uno die nordiſchen Länder. Die drei Rieſentruſte
vertraten fünfundſechzig Prozent des geſamten inveſtierten Ka=
pitals
, fünfnd reißig Prozent liefen im Volke. An der Börſe
ſpurde das Pabier kaum gehandelt, die Nachfrage war groß und
anhaltend, aber kein Menſch dachte daran, abzugeben.
Da ſchlug das erſte Telegramm wie ein Blitz ein. Ein
Spätabendblatt brachte es in Berlin, eine Mittagszeitung in
Neu=Yorf. Differenzen des Statthalters mit dem gruſiniſchen
Staatsrat, Unſtimmigkeiten in Baku. Der Statthalter hat ſich
nach Baku begeben.
Man las ohne rechtes Verſtändnis. Unſtimmigkeiten, was
bedeutete das? Der Staatsrat hatte zu pa=ieren, man ſelbſt,
die Ziviliſation, ſtand hinter ihm. Man war intereſſiert, das
Geld
Zum erſten Male erſchienen an der Börſe, in Kopenhagen
war es, vereinzelte Papiere, aber die Nachfrage war größer als
das Angebot, ſo notierten die Werte noch höher an dieſem Tage
als beim letzten Kurs.
(Schluß folgt.)

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Gewerk=
ſchaftsbund

der
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Die
Mai=Mit
glieder=
verſamn
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ſindet nicht am
Mitttpoch, ſondern am Freisg, den 4. Mai,
abends 8 Uhr, im weißen Saal des
Kaiſerſaals ſtart.
(356
Stellungnahme zum Schiedsſpruch des
Schlichtungsausſchuſſes für April.
Die Sitzung des Schlichtungsausſchuſſe=
findet
am Donnerstag vormittag ſtatt

2. G. B. 1846
Heute Mittwoch, den 2. Mai
ſindet eine Sitzung des Techn. Ausſchufſes ſtatt.
Tagesordnung:
Werbelauf und Bühnenſchauturnen.
Mir Rückſicht auf die Wichttigkeit der
Tagesordnung iſt vollzähliges Erſcheinen aller
Abteilungsleiter unbedingt erforderlich. (

Mitglieder
können zu jeder Zeit im Vereinslokal
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aufgenommen werden. (*12151
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