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gen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtra 
23. (
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precher 1, 2390 und 7 
11), die Agenturen und alle 
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von 
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht 
            übernom=
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge 
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur 
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zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und 
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lungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Norgenzeitung der Landeshaupiſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 120 
Mittwoch, den 2. Mai 1923 
186. Jahrgang
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nzeigen nehmen entgegen: Geſchäftsſielle Rhein= 
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fraße 23, 
Im Falle höhe 
rer Gewali, bie Krieg, Aufruhr, Streik 
uſwv., erliſcht jede Verpſichtung auf Erfüllung der 
inzeigenaufträge und Leiſtung von Schadenerſatz, 
Sei Konfurs oder gerichtilicher Beitreibung fällt jeder 
Rebatt weg.
 Die Brotverſorg ung im kommenden Wirtſchaftsjahr. 
Berlin, 1. Mai. (Wolff.) Nachdem infolge der 
            Stellung=
nahme der Reichsregierung und der Entſchließung des 
            Reichs=
tags vom 12. April die Getreideumlage mit Beendigung 
des gegenwärtigen Wirtſchaftsjahres ihren Abſchluß findet, wird 
von der Reichsregierung den geſetzgebenden Körperſchaften ein 
Geſetzentwurf vorgelegt werden, der die Brotverſorgung 
im kommenden Wirtſchaftsjahr auf eine andere 
Grundlage ſiellt. Bei der außerordentlichen Bedeutung einer 
geordneten Brotverſorgung erſchien es nicht angängig, ſie ganz 
dem freien Spiel der Kräfte zu überlaſſen, zumal die inländiſche 
Erzeugung zur Deckung des Bedarfs nicht ausreichte und eine 
ſehr beträchtliche Einfuhr von Brotgetreide nötig iſt. Es iſt in 
erſter Linie darauf hinzuſtreben, daß dieſe Einfuhr durch den 
freien Haudel getätigt wird. Indeſſen ſieht der Entwurf 
die Bereitſtellung einer Reſerve von bis en 3½ Millionen 
Tonnen in der Hand der Regierung vor, die dazu dienen ſoll, 
die öffentliche Verſorgung während des Ueberganges vom alten 
ins neue Erntejahr fortzuſetzen und die Möglichkeit einer 
            Ein=
wirkung bei ungerechtfertigten Preisgeſtaltungen für 
            Inlands=
getreid= zu geben. Die von der Reichsgetreideſtelle zu 
            beſchaf=
fende und zu verwaltende Reſerve ſoll teilweiſe durch die 
            Ein=
fuhr beſchafft und in Höhe von etwa 1½ Millionen Tonnen aus 
dem Inlande entnommen werden, und zwar möglichſt auf dem 
Wage der Vereinbarung. Die Verhandlungen zu 
            Vertrags=
abſchlüſſen ſind eingeleitet. Für den Fall, daß die 
            Getreide=
mengen nicht durch Verträge aufgebracht werden können, ſieht 
der Entwurf eine Umlage von 1½ Millionen Tonnen vor. Für 
die Bedürftigen ſollen im Wirtſchaftsjahr 1923/24 
            Geld=
beträge bereitgeſtellt werden, die mit Zuſtimmung des 
            Reichs=
rats von der Reichsregierung durch Vermittelung der Länder 
an die Kommunalverbände verteilt wverden ſollen. Die 
            notwen=
digen Sumen follen durch eine Abgabe in Höhe der 
            Zwangs=
anleihe aufgebracht weiden. Den 
            Zwangsanleihepflich=
tigen wird die Verpflichtung auferlegt, einen 
            Steuer=
betrag einzuzahlen, der der bereits feſtgeſetzten 
            Zwangs=
anleihe entſpricht. Die neue Abgabe unterſcheidet ſich nur 
            inſo=
weit von der Zwangsanleihe, als keine Anleiheſtücke ausgegeben 
werde:, ſondern es ſich um eine echte, einmalige Steuer 
handelt.
Vom Tage.
 Die „Germania” berichtet über die Feierlichkeiten, unter denen die 
Erßebung des fürſtbiſchöflichen Delegaten Toſetzh Dettmer zum 
            Weih=
biſch in der St. Hedwigskircke zu Berlin erfolgte. In der Kirche hatten 
ſich u. a. Ghrengäſten der Reichskanzler Cunv mit Geurahlin, 
            Reichs=
wirtſchaftsminiſter Dr. Becker, Wohlfahrtsminiſter Hirtſiefer und 
            Statts=
ſekretär Becker als Vertreter des nich: in Berlin weilenden 
            Kultus=
miniſters Boelitz eingefunden. 
Wie die Deutſche Zeitung erfährt, hatz der im 
            Reichsarbeitsmini=
ſterium zuſammengetretene Schlichtungsausſchuß für die 
            Beugarbei=
ter durch Schiedsſpruch eine durchſchnittliche Lohnerhöhung von 
1100 Mk. pro Schicht, das ſid. 10——11 Prozent, zugebilligt. 
Nach dem Echo National ſpricht man bereits in Pariſen politiſchen 
Kreifen von der Wiederaufnahme der an 4. Januar unterbrochenen 
Rebarationskonferenz. A 
er 
diesmal werde dis Zuſammenkunft in 
London unter dem Vorſitz Lord Curzons ſtattfinden. 
Hadas zufolge wird am 5. Mai in Paris ein ustionaler 
            Friedens=
kongreß eröffnet. Auf der Tagesordnung ſtehen unter anderem folgende 
Punkte: Reparationen, Beſetzung des Ruhrgebiets, franzöſiſch=deutſche 
Beziehungen, Finanzlage und Teuerung ur Frankreich, frazöſiſch=
            eng=
liſche Beziehungen, Friede im Orient, Kriegsnachwehen, der 
            gegenlür=
tige Stand des Völkerbundes uſwv. 
Der ehemalige franzöſiſche Finanzminiſter Klotz iſt zu 
            Verhand=
lungen mit den engliſchen Hilfsausſchüſſen für den Wiedcraufbau nach 
England abgereiſt, und zwar zwecks Verhandlungen zur Errichtung von 
Grabdenkmälern. 
Der amerikaniſche Treuhänder für die Verwaltung des Eigentums 
von Angehörigen der ehemals feindlichen Staaten gibt bekannt, daß er 
wegen der durch den Währungsverfall im Auslande hervorgerufenen 
Schwierigkeiten beſchloſſen habe, auf die Taxe von zwei Dollar zu 
            der=
zichten, die von den amerikauiſchen Konſuln in Deutſchland für die 
            Be=
gleubigung der Schriftſtüicke erhoben würde, die ſich auf das 
            zurückgehal=
tene deutſche Eigentum beziehen. 
Der Plan der Rüſtungsbeſchränbungen iſt angeſichts der 
            Unmöglich=
keit, die Anſichten Braſiliens und Argentiniens in Einklang zu bringen,
endgültig geſcheitert.
 Dollarkurs in Frankfurt am 1. Mai, 
abends 1/7 Uhr: 34250.
 R 
In Erwartung der 
uſcen Balſcige. 
Frankreichs abſehnende Haltung. — Englands Stellungnahme. — Verhaftung Krupp von 
Bohlen=Halbachs.
 Ueberreichung der Note heute vormittag. 
Berlin, 1. Mai. (Wolff.) Wie den Blättern mitgeteilt 
ſird, wurden morgens von 10 Uhr ab vom Reichskanzler 
die Parteiführer unterrichtet, und zwar zunächſt die 
            ſozial=
demokratiſchen, um 11 Uhr die deutſchnationalen, um 12 Uhr 
            die=
jenigen der Arbeitsgemeinſchaft. Um 3 Uhr findet die 
            Beſpre=
chung des Reichskanzlers mit den Miniſter= und 
            Staatspräſiden=
ten der Länder ſtatt. Im Laufe des Mittwoch=Vormittag wird 
die Note überall den alliierten Regierungen 
überreicht. 
Der franzöſiſche Preſſekampf gegen die 
deutſchen Vorſchläge. 
IU. Paris, 1. Mai. Poincaré hat geſtern den 
            Vor=
ſitzenden der Neparationskommiſſion empfangen, um mit ihm, 
wie die Liberté meldet, über den in der Schwebe befindlichen 
franzöſiſch=belgiſchen Reparationsplan zu verhandeln. Das 
            ge=
nannte Blatt glaubt berichten zu können, daß die Fortführung 
dieſes Planes von den angekündigten deutſchen 
            Reparations=
vorſchlägen abhängig gemacht werden ſoll. Der Temps benutzt 
dieſe letzte Gelegenheit vor dem Bekanntwerden der deutſchen 
Pläne, um ſich mit England und Deutſchland noch einmal 
            aus=
einanderzuſetzen. Das Blatt polemiſiert ſehr ſcharf gegen die
 ice eilie e e Gehen eiſhae ie 
zum Vorteil gereichen könne.‟ Darauf erwidert das franzöſiſche 
öffiziöſe Blatt mit einer höhniſchen Anſpielung darauf, daß bei 
dieſem Ruin die engliſchen Kreiſe, die an Deutſchland Ware 
            lie=
fern, profitieren, und daß man nicht in einem Streit der 
            Schieds=
richter ſein könne, wenn man aus ihm Nutzen ziehe. An 
            Deutſch=
land richtet der Temps in verblümter Form unter allerlei 
            Vor=
behalten noch ein letztesmal die Warnung, die darauf 
            hinaus=
läuft, daß die Fortſetzung des paſſiven Widerſtandes den 
            deut=
ſchen Vorſchlägen unter allen Umſtänden jeden Wert nehmen 
müßte. Deutſchland, ſo ſchreibt das Blatt, gebe ſich der 
            Hoff=
nung hin, daß die franzöſiſche Regierung bei einer Ablehnung 
des deutſchen: Programms ſeine diplomatiſche Lage verſchlechtere, 
und daß England ſich in dieſem Fall bereitfinden würde, die 
deutſch= Regierung zu unterſ=ützen. In Wirklichkeit könne der 
Erfolg einer franzöſiſchen Ablehnung der deutſchen Vorſchläge 
nur der ſein, daß das Kabinett Cuno entweder ganz oder 
            teil=
treiſe zurücktreten müſſe und daß eine neue Regierung komme, 
die neue Vorſchläge machen werde. Deſſen müſſe ſich 
            Deutſch=
land, ſo ſchreibt das Blatt, am Tage vor der Veröffentlichung 
ſeiner Vorſchläge bewußt ſein und es müſſe ſeine Veranzwortung 
dafür tragen. Feierlich verkündet der Temps, daß er dieſe 
            Be=
merkung nur mache, um ſpäter einmal ſagen zu können, es ſei 
nichts verſäumt worden, um Deutſchland reihtzeitig zu warnen. 
An anderer Stcile glaubt der Temps melden zu können, daß die 
deutſchen Vorſchläge, abgeſehen davon, daß in ihnen die Aufgabe 
des paſſiven Widerſtandes algelehnt werden würde, zunächſt eine 
Summe Een 20 bis 25 Milliarden Goldmark anbieten werde. 
Paris, 1. Mai. (Wolff.) Ueber die geſtern abend 
            abge=
haltene Beratung zwiſchen Poincaré und Barthou ſchreibt 
das Journal, ie Laufe dieſer Unterredung ſei beſchloſſen 
            wor=
den, daß es angebracht ſei, jede Verhandlung zwiſchen den 
            fran=
zöſiſchen und beigiſchen Delegierten aufzugeben. Dieſer 
            Ent=
ſchluß erkläre ſich auf die einfachſte Weiſe: Was werde ſich ereig=
 nen? Alle Gründe ſprächen für die Annahme, daß die deutſchen 
Vorſchläge nicht annehmbar ſeien. Wenn in dieſem Augenblick 
ein franzöſiſch=belgiſcher Plan angekündigt würde, würden die 
Deutſchen nicht verfehlen, zu erklären: „Weil unſere Vorſchläge 
Euch nicht annehmbar erſcheinen — wollt Ihr nicht ſelbſt etwas 
vorſchlagen?” Man würde ſich alſo in eine Diskuſſion 
            einge=
lgſſen haben. Das beſte Mittel, die Diskuſſion zu vermeiden, 
ſei, daß Frankreich und Belgien nur etwas von Deutſchland 
            er=
warteten: die glarte Annahme der Schuld, wie ſie der 
            Zahlungs=
plan vom 5. Mai 1921 feſtgeſetzt habe, den Deutſchland ſelbſt 
unterzeichnet habe. 
Die engliſche Preſſe zu den deutſchen Vorſchlägen. 
London, 1. Mai. (Wolff.) Die Times weiſen in ihrem 
finanziellen Teil auf das in der City herrſchende Intereſſe 
an dem bevorſtehenden deutſchen Neparationsangebot hin. Der 
Stillſtand der Geſchäfte im Ruhrgebiet verurſache in der 
            Ge=
ſchäftswelt ernſte Beſorgnis. Die Finanzkreiſe hätten 
            Verſtänd=
nis für die Schwierigkeiten deutſcherſeits, eine Summe zu 
            nen=
nen, die von Frankreich angenommen werden könne. Sie 
            be=
grüßen daher im Prinzip die Mitteilung, daß eines der 
            Merk=
male der deutſchen Note ein Vorſchlag ſein werde, wonach eine 
internationale Kommiſſion von Bank= und 
            Finanzſachverſtän=
digen Deutſchlands Zahlungsfähigkeit und die Methode der 
            Be=
zahlung feſtſetzen ſolle. 
London, 1. Mai. (Wolff.) Der diplomatiſche Mitarbeiter 
der Daily News hält es für ſicher, daß Frankreich das deutſche 
Angebot, wie es auch immer ſein möge, ablehnen wverde. Dies 
werde jedoch die Sache nicht beenden. Wenn Deutſchland 
            Vor=
ſchläge mache, die die öffentliche Meinung in Großbritannien und 
den Vereinigten Staaten als eine mögliche Grundlage zu 
            Ver=
handlungen anſehe, ſo würde mit Belgien und Italien zu 
            rech=
nen ſein. 
Eine iialieniſche Stimme. 
Rom, 1. Mgi. (Wolff.) Die Turiner Stampa führt aus, 
Poincar; ſuche nach Vorwänden, um den Frieden mnit 
Deutſchland unmöglich zu machen und das Ruhrgebiet ei ig 
            be=
ſetzt zu halten, aber Deutſchland ſolle ſich nicht abhalten laſſen, 
Vorſchläg= zu machen. Aehnlich äußert ſich die Epocca. 
Krupp von Bohlen verhaftet. 
Eſſen, 1. Mai. (Wolff.) In der Unterſuchungsſache gegen 
die Direktoren der Kruppwerke hatte der franzöſiſche 
            Unter=
ſuchungsrichter Herrn Krupp von Bohlen und Halbach 
vorgeladen, um ihn als Zeugen zu vernehmen. Bohlen hatte, 
um der Vorladung Folge zu leiſten, ſeinen Aufenthalt in 
            Ber=
lin, wvo er zwecks Teilnahme an den Sitzungen des preußiſchen 
Staatsrats an wichtigen geſchäftlichen Beſprechungen weilte, 
vorzeitig abgebrochen und ſich heute vormittag beim franzöſiſchen 
Unterſuchungsrichter eingefunden. Nach kurzem Verhör erklärte 
ihm der Unterſuchungsrichter, daß er verhaftet ſei, 
Aus Bochum. 
Bochum, 2. Mai. (Priv.=Tel.) In der Nacht zum 1. Mai 
lwurde ein Eiſenbahner aus Altenbochum von einem ſranzöſiſchen 
Poſten ohne jeden Grund angeſchoſſen und ſo ſchwer 
            ver=
letzt, daß an ſeinem Aufkemmen gezweifelt wird.
 Im Zentrum der Orangſal. 
Bochumer Brief. 
Von einem Ruhrkämpfer. 
Bochum, Ende April 1923. 
Wenn man heute, nachdem nun ein Vierteljahr ſeit dem 
Einzug der „zum Schutze der friedlichen Ingenieurmiſſion” 
            be=
ſtimmten franzöſiſchen Truppen verfloſſen iſt, darangeht, das 
Ergebnis in kurzen Zügen zuſammenzufaſſen, ſo muß man 
ſagen, daß die vergangenen drei Monate für die Deutſchen an 
Ruhr und Rhein eine Zeit dauernder Drangſal und 
            opferberei=
ten Duldens im Kampf für Recht und Freiheit geweſen ſind. 
Aber auch mit Stolz kann heute Deutſchland auf ſeine 
Volksgenoſſen in Rheinland und Weſtfalen blicken, und der 
            Ge=
ſchichte muß es vorbehalten bleiben, dieſem ſtillen Heldentum 
einſtmals die volle Würdigung zuteil werden zu laſſen. Unter 
all den von der Beſetzung betroffenen Städten und Dörfern 
ſteht ſicherlich die Stadt Bochum, was Drangſal und 
            Opferwil=
ligkeit angeht, nicht an letzter Stelle, denn ſie iſt in beſonderem 
Maße feindlicher Willkür und Brutalität preisgegeben. 
Durch die Beſetzung und ihre vielartigen Maßnahmen hat 
das Stidtbild ein völlig verändertes Gepräge, angenommen. 
Während Bochum früher ein hochentwickeltes Verkehrszentrum 
und ſeine Induſtrie eine Stätte emſiger werteſchaffender Arbeit 
war, mache ſich jetzt auch hier die lähmende und hemmende 
            Wir=
kung des Ruhrkrieges bemerkbar. Trotzdem ſind alle 
            Bevölke=
rungskreife einig in der Auffaſſung, daß auf dieſe Zeit der Rot 
auch einntal wieder beſſere Tage kommen werden, wenn das 
ganze deutſche Volk entſchloſſen iſt und bleibt, der franzöſiſchen 
Vergewaltigung die Waffe des paſſiven Widerſtandes mit 
            Ent=
ſchiedenheit entgegenzuſetzen. 
Da in dieſem Ringen noch keine entſcheidende Wendung 
            ein=
getreten iſt, verſuchen die Franzoſen mit immer neuen 
            Gewalt=
maßnahmen den deutſchen Abwehrwillen zu zermürben und zu 
zerbrechen. Mit aller Deutlicheit zeigen dies die jüngſten 
            Ein=
griffe in die Wirtſchaft, die eine Lähmung und Stillegung des 
ganzen Verkehrs bezwecken. Durch die Verordnungen über die 
Paſſierſcheine für Kraftſahrzeuge und den 
            Koh=
lenverkehr, ſowie durch die Forderung einer 
            zehn=
prozentigen Abgabe der Straßenbahnen glaubt 
man dem wirtſchaftlichen Leben endlich einen entſcheidenden 
Schlag verfetzen zu können. In Bochum herrſcht die einmütige 
Auffaſſung, daß man ſich fremder Wiükür nicht beugen, ſondern 
allen Gewalten zum Trotz Mittel und Wege finden wird, um 
die aus dieſen Beſtimmungen ſich ergebenden Hemmniſſe nach 
Möglichkeit wirkungslos zu machen. Bisher hat ſich unſeres 
Wiſſens noch keine: Bochumer Firma um Milderung an die 
            zu=
ſtändige alliierte Stelle gewandt. In den letzten Tagen haben 
die Franzoſen bereits die Kontrolle des Wagenberkehrs an den 
Straßenkreuzungspunkten im Mittelpunfte der Stadt 
            aufgenom=
zen. Ihre bisherigen Erſolge ſind anſcteinend nicht allzu hoch 
einzuſchätzen. Der Findigkeit, durch die man auf deutſcher Seite 
den franzöſiſchen Autofängern immer wieder zu entwiſchen 
            ver=
ſteht, ſind ſie nicht gewachſen. 
Unter den ſonſtigen Ereiguiſſen, die ſich inzſviſchen abgeſpielt 
haben, iſt zunächſt die Beſetzung des Nathauſes ung 
aller zur Verwaltung gehörender Nebenſtellen zu erwähnen. Der 
ganze Betrieb der Stadtverwaltung liegt ſtill. Die 
            Stadtver=
ordnetenverſammlung ſieht ſich genötigt, ihre Sitzungen 
            anders=
wo abzuhalten. Der Stadtkommandant begründet dieſe 
            Maß=
nahme mit der Tatſache, daß die Gemeindebhörde ſich ſyſtematiſch 
weigert, Requiſitionen, ſogar die unentbehrlichſten, für die 
Unterkunft in den Quartieren zu befolgen. Danach muß man 
wohl annehmen, daß es mit der Unterkunft der Truppen nicht 
allzu gut beſtellt iſt. 
Ob nun gerade dieſe neue Maßnahme bei der grundſätzlich 
ablehnenden Haltung des Bochumer Beſatzungsamtes den 
            Fran=
zoſen die Erfüllung ihrer Wünſche bringen wird, erſcheint mehr 
als zweifelhaſt. Vielmehr bleibt die franzöſiſche 
            Beſatzungs=
behörde nach wie vor auf ihren bisherigen Weg, ſich durch 
            Re=
quiſitionen in den Beſitz der von ihr geforderten Gegenſtände 
zu ſetzei, angewieſen. Darüber hinaus muß die 
            Rückſichtsloſig=
keit, die in dem ganzen Vorgehen der Franzoſen liegt, 
            beſon=
ders durch die Schließung der ſozialen Stellen (Arbeits= 
            Wohl=
fahrts= und Unterſtützungsamit) der Erbitterung der 
            Bevölke=
run und ihrem Willen, durchzuhaiten, immer wieder neue 
            Nah=
rung zuſühren. 
Jeder, der harmlos des Weges geht und die Alleeſtraße 
paſſiert, ſiehi vor dem Rathaus mehrere ſchwerbcwaffnete 
            Wacht=
poſten und eine noch größere Anzahl ſtets alarmbereiter Poilus 
gegenüber der wehrloſen Bevölkerung das Rathaus beſetzt 
            hal=
ten, zugleich bereit und ausgerüſtet, bei der leiſeſten Regung mit 
Waffengewalt vorzugehen. 
Wenn die Preſſe, als berufene Vertreterin der 
            öffent=
lichen Meinung, mit ſachlicher Entſchiedenheit gegen dieſe und 
ähnlich Vorgänge Stellung nimmt, wird, ſie immer wieder 
durch Verbote für acht Tage mundtot gemacht, und ihre 
            Schrift=
leiter wandern ins Gefängnis. So hatte ſich jüngſt der 
            Haupt=
ſchriftleiter des „Märkiſchen Sprechers”, Herr Ernſt Renner, 
vor dem franzöſiſchen Militärgericht zu verantworten. Sein 
niannhaftes Eintreten für die deutſche Sache muß er mit zwei 
Jahren Gefängnis und fünf Millionen Mark Geldſtrafe büßen. 
Mit ähnlichen hohen Strafen für die lächerlichſten Vergehen 
wurden eine Reihe angeſehener und bisher völlig unbeſcholtener 
Vochumer Bürger belegt. Von den jüngſten Verhaftungen iſt 
die des ſoxialdemokratiſchen Landrats und Polizeipräfidenten 
Stühmeyer zu erſähnen, der ſich geweigert hat, der 
            Mili=
tärbehörde die Lichtbilder der Kriminalbeamten auszuliefern. 
Umfangreiche Requiſitionen dauern unverändert fort. 
            Täg=
lich ſieht man dasſelbe Bild: Vor einem Geſchäftshaus 
            mar=
ſchiert ein größeres Abſperrkommando auf. Jedem Deutſchen 
wird der Eintritt in das Geſchäft verwehrt. Inzwiſchen ſind 
dann eine Reihe von Händen dabei, in mitgebrachten Kiſten 
und Körben alles Wünſchenswerte an ſich zu nehmen und in 
Wagen oder Autos unterzubringen. Unter großem militäriſchem 
Aufgebot zieht dann nach getaner Arbeit das Eeſindel mit 
            ſieges=
trunkener Miene ab. Nach allgemeinen Beobachtungen ſcheint 
lian es in der Hauptſache auf Haushaltungs= und 
            Einrichtungs=
gegenſtände für Offizierslaſinos abgeſehen zu haben. Laß 
            da=
niehen aber auch weiterhin großes Intereſſe für alle möglichen 
Bedarfsartikel und Materiglien herrſcht, bedarf keiner Erwäh=
Seite 2
Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 2. Mai 1923
Rummer 120,
 nung, wenn man bedenkt, daß die Unterbringung und die 
            Unter=
haltung der Pferde und des umfangreichen Wagenparks 
            immer=
hin gewiſſe Anforderungen ſtellt. 
Um die dauernden rechtswidrigen Maßnahmen der 
            Oeffent=
lichkeit gegenüber zu bemänteln und gleichzeitig mit der Bevöl 
kerung in nähere Beziehung zu kommen, muß die unermüdlich 
tätige franzöſiſche Flugblattpropaganda herhalten. Von ihrer 
Ausſichtsloſigkeit werden ſich die Franzoſen auf die Dauer wohl 
oder übel überzeugen. Lediglich das ſogenannte 
            Lumpenproleta=
riat, das vielfach aus dem kommuniſtiſchen Lager kommende 
            Ver=
brechergeſindel und die den Franzoſen geſinnungsverwandten 
Polen dürften ſich für dieſe Sirenengeſänge empfänglicher 
            zei=
gen. Die Franzoſen werden ſich auf die Dauer der Erkenntnis 
nicht derſchließen können, daß ſie mit Verräterhilfe den bisber 
ungebrochenen Widerſtand aller deutſchen Volkskreiſe nicht 
brechen werden. 
Wie ſehr ſich in dieſem Kampfe das beſetzte und unbeſetzte 
Gebiet verbunden fühlen, hat der Empfang und die Aufnahme 
des Bochumer Männergeſangvereins „Einigkeit” während ſeines 
Berliner Aufenthaltes gezeigt. Die Herzlichkeit, mit der die 
            Ber=
liner die Bochumer Sänger in ihren Mauern beherbergten, hat 
hier freudigen Widerhall gefunden und von neuem die 
            Ueber=
zeugung gefeſtigt, daß ſich das unbeſetzte Deutſchland in 
            Opfer=
bereitſchaft neben ſeine kämpfenden Brüder ftellt. 
Nur die gemeinſame Tat vermag die welſche Ihrannei 
zu brechen, aber in dieſem Zeichen können und werden wir ſiegen.
 Vor dem Kriegsgericht. 
Hattingen 2. Mai. (Priv.=Tel.) Nach Beendigung der 
Zeugenausſagen beantragte der Staatsanwalt, die beiden 
Direktoren Jäger und Zoellner in Abweſenheit zu je 
200 Millionen Mark Geldſtrafe wegen des Verbotes 
des Kohlentransportes zu verurteilen. Wegen der Vorgänge am 
31. März beantragte er Beſtrafung wegen Störung der 
            öffent=
lichen Ordnung zu 5 Jahren Gefängnis und 50 
            Mil=
lionen Mark Geldſtrafe. Der dritte Angeklagte 
            Hei=
nicke fei gleichfalls verantwortlich für den Kohlentransport. 
Die Höhe der Strafe überlaſſe er dem Gericht. — Rechtsanwalt 
Dr. Grimm beantragte am Schluß ſeiner über zweiſtündigen 
Rede Freiſprechung ſämtlicher Angeklagten. 
Das Urteillautet gegen Direktor Fäger auf 100 
            Mil=
lionen, gegen Direktor Zoellner auf 50 Millionen 
Mark Geldſtrafe. Prokuriſt Heinicke wurde 
            freige=
ſprochen. 
Der Prozeß gegen die Kruppdirektoren. 
TU. Eſſen, 1. Mai. Die Unterſuchung gegen die Krupp. 
direktoren ſoll heute ihren Abſchluß finden. Man rechnet 
            da=
mit, daß der Prozeß gegen ſie am Freitag eröffnet wird. Die 
Anklage ſoll ſich auf Verletzung der Verordnung 22 ſtützen, die 
ein Komplott gegen franzöſiſche Soldaten betrifft, 
Neue Grubenbeſetzungen. 
Köln, 1. Mai, (Wolff.) Wie das Kölner Tageblatt hört, 
haben die Franzoſen am Sonntag die drei 
            Braunkoh=
lengruben Donatus, Liblar und Liblar=Concordia bei Brühl 
an der Grenze der engliſch beſetzten Gebietes zur Abbeförderung 
von Kohlen militariſch beſetzt. Die Belegſchaften der 
drei Gruben ſind in den Ausſtand getreten und werden nur 
            Not=
ſtandsarbeiten verrichten. 
Eſſen 2. Mai. Ein aus Infanterie, Kavallerie und 
            Tank=
geſchwader zuſammengeſetztes Truppenkontingent hat den 
            Bahn=
hof Rotthauſen beſetzt. Der leitende Zivilingenieur 
            er=
klärte, der Bahnhof ſollte dauernd beſetzt bleiben. 
EU. Solingen 1. Mai. Ein Teil der Zeche „Mont 
Cenis” bei Solingen iſt von den Franzoſen beſetzt worden. 
Zwei Lokomotiden wurden beſchlagnahmt. Die Belegſchaften 
ſind in den Proteſtſtreik eingetreten. Geſtern vormittag ſind zwei 
Bataillone aus Solingen herausmarſchiert, um in den 
            umlie=
genden Ortſchaften die Zechen zu beſetzen. Einzelheiten feh 
len noch. 
Die Franzoſen. 
Auf beſonderen Befehl der Beſatzungsmächte haben die 
            Not=
kraftpoſten Koblenz-Bingerbrück-Kreuznach-Kirn, Koblenz— 
Cochem-Bullay—Zell, Koblenz—Neuwied und Bodendorf—
            Re=
magen—Godesberg von ſofort ab eingeſtellt werden müſſen. Mit 
Ablauf des Monats April kommt der geſamte 
            Poſtkraftwagen=
betrieb im Geſchäftsbereich der Oberpoſtdirektion in Koblenz zum 
Stillſtand. Die Perſonenbeförderung mit Schiffen auf dem Rhein 
und auf der Moſel geht in der bisherigen Weiſe weiter. 
Klägliches Ergebnis der Ruhraktion. 
Berlin, 1. Mai. (Wolff.) Die Franzoſen haben, wie 
den Blättern mitgeteilt wird, aus dem Ruhrgebiet durch die 
Eiſenbahn von Anfang der Beſetzung an bis zum 28. April 
            weg=
geholt: 86300 Tonnen Kohlen und 142600 Tonnen Koks; auf 
dem Waſſerwege bis zum 15. April: 168000 Tonnen Kohlen und 
25 000 Tonnen Koks. Vor der Beſetzung wurden pro Tag rund 
60 000 Tonnen abgefahren.
Konzert.
 E.N. Eine auserleſene Vortragsfolge bot das Darmſtädter 
Kammerorcheſter under der Leitung des jungen Auguſt 
Vogt ſeinen Hörern. Zwei frühe Werke von Händel, die 
            pracht=
voll pathetiſche und dramatiſche Agrippina=Ouvertüre und ein 
Oboenkonzert aus der Hamburger Zeit kamen überraſchend gut 
zur Geltung. Herr Vogt beſitzt ein treffliches Stilgefühl und 
            ver=
tieft ſich liebevoll in die Händelſchen Werke, arbeitet ſie dynamiſch 
und gehaltlich bis ins Einzelne durch und erzielt dadurch eine 
unmittelbar packende Wirkung. Das Konzert wurde von Herrn 
Kammermuſiker A. Lang mit vorzüglicher Technik und ſo 
            blü=
hendem Ton vorgetragen, daß man die ſonſt leicht ermüdende 
Sprödigkeit des Oboentons völlig vergaß. Das Werk zeigt 
            Hän=
del noch ganz unter dem Einfluß deutſcher Kunſt ſtehend, ſo daß 
in den Geſangsmelodien des Soloinſtruments ihn noch zahlreich= 
Stellen eng mit Bach verbinden, während er ſpäter ſtärker zur 
italieniſchen Schule ſich hinneigt. Mozarts kleine flotte 
            Ouver=
tüire zu „II re pastore” ſchloß ſich an. Ihr folgten vier Lieder 
von Arnold Mendelsſohn, die der Meiſter mit Orcheſterbegleitung 
verſehen hat. Mit den einfachen Mitteln kleiner Beſetzung ſind 
hier Kabinettsſtückchen feinſter Kammerkunſt geſchaffen worden, 
von großer Schärfe der Slangcharakteriſtik. Mit Ausnahnie des 
iinigen, nielodie= und kianggeſättigten „Dem Töchterchen zun 
(Zeburtstag”, walten in ihnen Grazie und feiner Humor vor, 
Fräjlein Thilde Walter trug die Lieder mit glänzender ge 
giiglicher Beherrſchung und fein durchdacht vor, war muir 
            allzu=
ſehr in das Orcheſter räumlich und klanglich eingebettet. 
            Ueber=
haupt konnte bisweilen die Zurſickhaltung der Spieler im Piano 
noch größer ſein. Oudertüre und fünf Charakterſtücke aus Glucks 
Oper „Alceſte” ſchloffen den genußreichen Abend ab. Herr Vogt 
führte mit erfreulicher Klarheit und ausgeſprochenem redneriſchem 
Geſchick in die Werke ein und übermittelte durch 
            temperament=
volle Leitung und Großzügigkeit der Auffaſſung gut den 
            künſt=
leriſchen Inhalt. Das Orcheſter, durch einige Mitglieder des 
Landestheaters verſtärkt, ſpielt mit anerkennenswerter 
            Sicher=
heit und erſtaunlicher Wärme, ſo daß auch kleine techniſche 
            Un=
ſtimmigkeiten den Geſamteindruck nicht beeinträchtigen können. 
Reicher Beifall lohnte die Vorträge. Mendelsſohns „An ſeine 
Spröde” mußte von Fräuleine Walter wiederholt werden.
Keine Debatte vor Waffenſtreckung.
Zur Lage im Orient.
 Paris, 1. Mai. (Wolff.) Der Matin ſchreibt: Der feſte 
Entſchluß der franzöſiſchen Regierung, ſolange keine Vorſchläge 
Deutſchlands als annehmbar zu erklären, wie der Kleinkrieg des 
Widerſtandes im Ruhrgebiet fortgeſetzt werde, hat ein wenig die 
Propagandiſten ernüchtert, die damit beauftragt ſind, die 
            deut=
ſchen Vorſchläge zu loben. Die deutſche Regierung iſt ſogar ein 
tvenig in Verkegenheit gekommen. Nachdem ſie mehr als 20 
Ordonnanzen erlafſen hat, um den Aufruhr zu ermutigen, 
            nach=
dem ſie die Uirheber von Sabotageakten belohnt und jedes 
            Zu=
ſammenarbeiten mit den Alliierten durch Androhung ſtrengſter 
Strafen unterſagt hat, läßt ſie jetzt in der Preſſe erklären, es 
ſeien die Arbeiter des Ruhrgebietes ſelbſt, die ſpontan die 
            Auf=
ruhrbewegung im Ruhrgebiet beſchloſſen und fortgeſetzt hätten. 
Nach einem Hinweis auf das deutſche Angebot von 25 
            Mil=
liarden Maximum fährt der Mantin fort: Dieſes Angebot, wenn 
es ſo lautete, hätte kein anderes Intereſſe, als die Wirkſamkeit 
der franzöſiſchen Aktion im Ruhrgebiet zu zeigen. Außerdem ſei 
es wahrſcheinlich, daß es nicht einmal diskutabel ſei. Mit einer 
Regierung, die Mörder gegen die franzöfiſchen Soldaten aufge 
wiegelt, die Rebellion gegen den Vertrag ausgeübt habe, ſei ſe 
lange keine Debatte möglich, bis ſie die Waffen 
niederlege. 
S 
„Strafe‟ 
Düſſeldorf, 2. Mai. (Tel.) Wegen angeblicher 
            Sabo=
tage an dem Telephonleitungen ſpurde der Stadt Düſſeldor; 
eine Strafe von 75 Millionen Mark oder 3575 Dollar 
auferlegt. Der ſtellvertretende Regierungspräſident 
            Lutter=
beck proteſtierte gegen dieſe Maßnahme. 
Die Miniſterpräſidenten=Konferenz. 
* Berlin, 2. Maf. (Priv.=Tel.) Die geſtrige 
            Konfe=
renz der Miniſterpräſidenten begann um 3 Uhr und 
dauerte bis kurz nach 5 Uhr. Ueber den Verlauf der Beſprechung 
wurde von amtlicher Seite keinerlei Mitteilung gemacht, doch 
verlautet, daß nach ausführlichen Darlegungen Dr. Cunos 
eine völlige Uebereinſtimmung beſtand. Die 
            Miniſter=
präſidenten, die vollzählig erſchienen ſind, werden vorläufig in 
Berlin bleiben. 
Interpellation Streſemann zum Markſturz. 
Berlin, 1. Mai. Nach einer Mitteilung des „Deutſchen” 
berät zurzeit die Arbeitsgemeinſchaft über einen Vorſchlag Dr. 
Streſemanns (D. Vpt.), im Reichstag eine 
            Interpel=
lation wegen der Vorgänge auf dem 
            Deviſen=
markt einzubringen. Die Arbeitsgemeinſchaft will Klarheit 
über die Urfache des neuen Markſturzes herbeiführen. Die Schuil 
digen ſollen zur Verantwortung gezogen werden. 
Berlin, 2. Mai. (Tel.) Die Parteien der 
            Arbeitsgemein=
ſchaft haben im Reichstag eine Interpellation eingebracht, 
in der die Regierung um Auskunft über die Gründe des 
Markſturzes erſucht wird. Insbeſondere wird die Frage 
geſtellt, ob von inländiſcher Seite vorſätzlich oder fahrläſſig au 
den Markſturz hingearbeitet wurde, und welche Maßnahmen die 
Regierung zu tun gedenkt, um ähnlichen Ereigniſſen vorzubeugen
 Lauſanne, 1. Mai. (Wolff.) Das politiſche Komitee 
            be=
riet heute über das dem Vertrag angeſchloſſene 
            Sonder=
abkommen für das Fremdenregime, mit Ausnahme 
des Abſchnitts über die fiskaliſchen Klauſeln, der im 
            Finanz=
komitee zur Sprache kommen ſoll. Obgleich die Debatte ſich in 
verſöhnlichen Formen vollzog, kam es zu keiner endgültigen 
Einigung und faſt alle Artikel mußten wieder den juriſtiſchen 
Sachverſtändigen überwieſen werden. Die Hauptforderung der 
Türken zielt auf die Anerkennung vollſtändiger Gegenſeitigkeit 
in der Behandlung der Ausländer hin. Weitere Forderungen 
der Türken betreffen die Beſchränkung der Einwanderung, Be 
ſchränkung oder Verbot der Ausübung beſtimmter Berufe durch 
Ausländer, wie z. B. den Aerzteberuf, Anwendung der türkiſchen 
Geſetze auf die Ausländer und die ausländiſchen Geſellſchaften, 
Familienrecht uſw. Weiter lehnen die Türken Artikel 25 des 
alliierten Abkommensprojektes ab, der allen Nichtſignatarmächten 
die Unterzeichnung freiſtellt. Sie wollen ſich in ihren Abkommen 
zrit den anderen Regierungen in keiner Weiſe die Hände binden 
laſſen. Ueber die Dauer des Abkommens wird man ſich 
            voraus=
ſichtlich auf 5 Jahre mit ſtillſchweigender Verlängerung einigen. 
4 
London 1. Mai. (Wolff.) Reuter meldet aus 
            Konſtan=
tinopel: Aus Angora wird berichtet, daß infolge der 
            Kon=
zentration großer Truppenmaſſen im 
            Kauka=
fus der kemaliſtiſche Kriegsniniſter mit allen verfügbaren 
Truppen nach Erzerum geſandt wverden jvürde. 
London, 1. Mai. (Wolff.) Reuter meldet aus 
            Konſtan=
tinopel: Die Polizei entdeckte eine bolſchewiſtiſche 
            Ver=
ſchwörung. Es wurden Flugſchriften beſchlagnahmt, in 
denen das Proketatiat aufgefordert wird, ſich gegen die 
            kapita=
liſtiſche Regierung zu erheben. Die Flugſchriften ſtammen, wie 
ſpäter feſtgeſtellt wurde, von drei türkiſchen Kommuniſten, die 
häufig in Rußland geweſen ſind. Drei der Verhafteten legten 
ein vollſtändiges Geſtändnis ab. Außer ihnen wurden noch 18 
Perſonen, darnuter drei Ruſſen, in Haft genommen. 
* 
TU. Paris, 1. Mai. Gegenüber der türkiſchen 
            Be=
drohung Frankreichs in Syrien ſchlägt der Temps 
beſchwichtigende Töne an, die umſo weniger beachtenswert ſind, 
da das Blatt noch hinzufügt, daß es in dieſem Falle nicht 
            offi=
ziöſe Einflüſterungen wiedergibt. Der Temps beſtreitet, daß 
die ſyriſche Lager alarmierend ſei und daß man geſtern im Quai 
d’Orſay beſchloſſen habe, zwei franzöſiſche Diviſionen nach 
Syrien zu ſchicken. Generas Weygand habe geſtern weder mit 
dem Miniſterpräſidenten noch mit dem politiſchen 
            Außenminiſte=
rium verhandelt und auch in der Unterredung Poincarés mit 
General Pells ſei weder die Abſendung von Verſtärkungen nach 
Shrien beſchloſſen noch im einzelnen beſchloſſen worden. 
            Gleich=
zeitig fügt das Blatt hinzu, daß, ſelbſt wenn die Notwendigkeit 
franzöſiſcher Truppenverſtärkungen eintreten ſollte, die Preſſe 
nicht in die Lage kommen werde, darüber zu berichten. Auf alle 
Fälle verfolge der franzöſiſche Generalſtab alle möglichen 
            Gefah=
ren von türkiſcher Seite, und die Türkei müßte ſich deſſen bewußt 
ſein, daß ſie von Frankreich, falls ſie Händel ſuche, eine dauernde 
Beſetzung von Gallipoli zu erwarten habe. Im übrigen 
            ver=
ſäumt das Blatt nicht, die kriegeriſchen Abſichten der 
Türkei auf deutſche Einflüſſe zurückzuführen. 
            Deutſch=
land ſei es vor allem, das aus einer kriegeriſchen Verwicklung 
zwiſchen der Türkei und Frankreich Nutzen zu ziehen hoffe, und 
an ſeine Adreſſe richtet der Temps gleichzeitig ſeine warnende 
Stimme.
 Daimſer=Expreß London-Berſin. 
London, 30. April. (Wolff.) Der erſte London-
            Ber=
lin Daimler=Expreß, der die Strecke in einem Tag 
            zu=
rücklegt, verläßt Croydon heute vormittag 9 Uhr mit ſieben 
Paſſagieren. Zugleich fliegt das deutſche Flugzeug, das 
den regelmäßigen Dienſt von Berlin nach London eröffnet, heute 
vormittag 9 Uhr von Berlin ab, es wird um 6.55 Uhr abends 
auf der Londoner Luftfahrtſtation erwartet, wo der Daimler= 
Luftexpreß bereitſtehen wird, um den Berliner Dienſt mit 
            Man=
cheſter, das um 8.15 Uhr erreicht werden ſoll, zu verbinden.
 Rußland und die Orientkonferenz. 
TU. Lauſanne, 1. Mai. Der ruſſiſche Delegierte 
            Wo=
warowski beſchwerte ſich geſtern gegenüber Preſſevertretern 
            dar=
über, daß die Verbündeten laut ihm überſandten Schreiben 
Rußjand nur dann an der zweiten Orientkonferenz teilnehmen 
laſſen wollen, wenn es die Zuſicherng gebe, daß es die 
            Mer=
engenkonvention unterzeichne. Weiter führte er darüber Klage, 
daß die Schweizer Regierung einen ruſſiſchen diplomatiſchen 
Kurier, der von Berlin nach Lauſanne Mitteilungen 
            überbein=
gen wollte, das Einreiſeviſum verweigerte.
 Generalſtreik in Brüſſel. 
* Paris, 2. Mai. (Prib.=Tel.) In Brüſſel wurde 
geſtern der Generalſtreik der Eiſenbahn=, Poſt 
und Telegraphenbeamten beſchloſſen. Der Ausſtand 
ſoll heute ſeinen Anfang nehmen. 
Engliſche Note an Rußland. 
TU. Amſterdam, 1. Mai. Aus London wird gemeldet= 
In Beantwortung einiger Fragen erklärte im britiſchen 
            Unter=
has der Staatsſekretär des Auswärtigen, Mac Neill, daß 
die Note an die ruſſiſche Regierung wegen der Uebergriffe gegen 
britiſche Untertanen in Rußland und auf hoher See gegenwär 
tig der letzten Begurachtung der britiſchen Regierung unterliege. 
Zur Beſchlagnahme des Huller Fiſchdampfers „J. Johnavon 
erklärte er, daß man, ſobald man den genauen Betrag des 
Schadens wiſſe, bei der Sowjetregierung die Anſprüche auf 
            Ent=
ſchädigung der Eigentümer und der Beſatzung ſtellen werde. Die 
Regierung bereite ferner Schritte vor, um die Befatzung des 
Schiffes nach der Heimat zurückzubefördern.
 Die Wahlergebniſſe in Madrid. 
TU. Paris, 1. Mai. Wie das Journal mitteilt, ſind die 
offiziellen Ergebniſſe der Wahlen in Madrid die 
            nach=
ſtehenden: Sozialiſten 5, Miniſterkandidaten 2, Vertreter der 
Handelswelt 1. Der Sieg der ſozialiſtiſchen Elemente ſoll eine 
lebhafte Ueberraſchung hervorgerufen haben. In Barcelona 
            wur=
den ſowohl in der Stadt wie in der Provinz 14 Partikulariſten, 
3 Republikaner und 1 Extremiſt gewählt. Vier Kandidaten, die 
von der Regierung unterſtützt waren, haben einen Mißerfolg 
erlitten. 
Ungariſche Wünſche vor der Repko. 
TU. Paris, 1. Mai. Wie der Oeupre mitteilt, hat die 
Reparationskommiſſion geſtern die Wünſche der 
ungariſchen Regierung beraten, dahingehend, die 
            unga=
riſche Regierung möchte die Vorrechte der 1. Hypothek, die auf 
Grund des Artikels 108 des Vertages von Trianon der 
            Repara=
tionskommiſſion zugeſtanden wurde, aufheben. Weiter verlangte 
die ungariſche Regierung die Ausgabe zweier Anleihen.
 4Zeitgemäße Erinnerungen aus dem Jahre 1813. 
Frankreich! Franzoſen! Welcher Deutſche ſtößt nicht Seufzer, 
Schreie des Schmerzes und Zornes aus, wenn ihm dieſe Worte 
in den Sinn kommen oder an ſein Ohr ſchlagen? Unſere 
Zeitungen bringen ſeit drei Monaten täglich Namen, ja Reihen 
von Namen deutſcher Brüder und Schweſtern, die die grauſame 
Hand der Franzoſen aus dem Lande ihrer Väter geworfen hat. 
Darüber noch etwas Beſonderes zu ſagen, hieße Waſſer in den 
Rhein tragen. Aber noch immer gibt es durch gewiſſe Ideen 
voreingenommene Toren, die dieſe graufamen Taten als Folge 
der Zerſtörung eines Teiles Frankreichs während des uns auch 
von Frankreich aufgedrungenen Weltkrieges oder doch wenigſtens 
als etwas daraus Begreifliches bezeichnen. O, dieſe Schwärmee! 
Sie wiſſen nichts von den Leiden, die Frankreich unſerem 
            Vater=
lande ſeit Jahrhunderten zugefügt hat, obſpohl kein deutſcher 
Krieger franzöſiſihen Boden betreten hatte. Wer Deutſchland 
namentlich den Süden und Weſten durchwandert, wer in den 
Geſchichtsbüchern auch nur blättert, der findet die Spuren oder 
die Berichte franzöſiſcher Gewalt= und Greueltaten faſt aus allen 
Jahrhunderten ſeit tauſend Jahren. Herr Reichspräſident Ebert 
hat ja auch kürzlich ausgeſprochen, daß Frankreich ſeit 
            Jahrhun=
berten unſer Feind iſt. Da iſt mir zufällig die Beſchreibung einer 
Schülertuanderung durch Mittel= und Süddeutſchland aus dem 
ahre 1813 in die Hand gekommen. Sie will nur die Erlebniſſe 
dieſer am Tage des Sieges Blüchers an der Katzbach 
            begonne=
nien Wanderung ſchildern. Und doch enthält ſie zahlreiche 
            Stel=
lez, Zie ein grelles Licht auf Frankreichs Verhalten gegen 
Deutſch= und den Charakter des franzöſiſchen Volkes werfen. 
Laſſen Sie mich das Weſentliche davon erzählen. 
Der Berſaſſer, Ludwig Bolco, führt uns mit ſeinen jungen 
Wanderern an Stätten, wo die Steine Geſchichte erzählen: an 
das im Rührigen Kriege zerſtörte Auerbacher Schloß, an 
das im Pfälzer Zerſtörungskrieg halbzerſtörte Heidelberger 
Schloß, nach Bacharach. Er führt uns nach Worms, das einſt 
von Melges Scharen in furchtbarer Weiſe vernichtet worden ivar 
und ſchreib:: „Ihre Ruinen (d. h. der Stadt Worms) verdankt 
ſie der Mordbrennerei der franzöſiſchen Räuberhorden, da ſie 
1689 auf Befehl des unmenſchlichen Kriegsminiſters Louvois in 
Aſche gelegt wurde. Bei Mannheim und Frankenthal, die keine
 Spuren mehr von dieſer Verwüſtung an ſich tragen, wird man an 
dieſe Greuel nicht ſo ſchmerzlich erinnert. Bei Worms aber hallt 
das Gepraſſel der Flammen, welche die Habe und das Gut der 
unglücklichen Bewohner fraßen, noch im deutſchen Ohr wider, 
Es hört noch jetzt das Jammergeſchrei der hilfloſen Greiſe, 
            Wei=
ber und Kinder. Man ſieht, wie ſie nackend, hilflos, hungrig, 
händeringend umherirren. Das deutſche Herz wird 
            zuſammen=
gekrampft, in das deutſche Auge drängt ſich eine bittere Träne 
und die deutſche Rechte möchte das Schwert vergeltender Rache 
faſſen.” 
Wenn tir heute von der wirtſchaftlichen Not im beſetzten 
Gebiet hören, ſo findet ſich dazu eine Parallele in dem Reiſe 
buche. Die Beſitzerin einer Weinbude an der Landſtraße von 
Wermis nach Nierftein hat den Wanderern einiges erzählt: 
Viel höhere Salz= und Schuhpreiſe in der „franzöſiſchen” Pfalz 
als rechtsrheiniſch. Ein paar Sätze ſeien wörtlich wiedergegeben: 
„Den Tahak,” fagte die Frau, „müßten ſie bauen — und zwar 
uf dem Lan=, was ſie ſo nötig zum Getreidebau hätten — und 
in die Fabriken ſchicken. Wäre er aber hier nicht nach Wunſch, 
ſo würde er verbrannt und ſie erhielten nichts dafür. Es dürfe 
ſich niemand unterſtehen, eine Pfeife von ſeinerz ſelbſtgezegener 
Tabak zu rauchen. Ein Prediger, die ſich ſonſt in der Pfalz ſo 
gut geſtanden, erhalte 700 Franken — doch noch 230 Franken 
mehr wie in dem alten Frankreich, wo die Pfarrer, um nicht den 
Hungertod zu ſterben, die Bauern für 1 Sou (4 Pfennig) 
            raſie=
ten. Die Verbrauchsſteuer für Bein beträge 50 Prozent.” — 
So fahen Freiheit und Glück in Frankreich damals aus. 
Ein anderes Bild: das alte Mainz. Daß dieſe alte Stadt 
damals wie teilweiſe auch noch heitte krumme, enge Straßen hat, 
dafür konnten die Franzoſen natürlich uichts. Aber der Schmutz 
darin! Bolco ſchreibt: „Hierzu beukei: Sie ſich die ſchamloſe 
            Un=
flätigkeit des franzöſiſchen Soldaten, unF ich verſichere Sie, daß 
Mainz, beſonders in der Nähe der Kaſernen, ein großer Abtritt 
iſt. Wer es in der Beſiegung des Ekels nicht ſehr weit gebracht 
hat, kann ohne Erkrechen hier nicht gehen.” Nun, die Leſer von 
Berichten aus dem beſetzten Gebiet und unſere Krieger, die 
            fran=
zöſiſche „Reinlichkeit” an Ort und Stelle kennen gelernt haben, 
werden ſich nicht wundern. 
Nun aber komme ich zu den übelſten Bildern, die uns der 
Verfaſſer geſchildert hat. Er hat in Mainz 6500 gefangene
Af
G
ZMtatter KX.
A2tuſtäeter Tnablait, ritfBat5, den 2. Mai 1325.
Eettr .
 Der 1. Méi. 
Berlin. 
Berlin, 1. Mai, (Wolff.) Die Maifeier in Groß=
            Ber=
lin iſt vollſtändig ruhig verlaufen. Die Sozioldemokraten und 
Kommuniſten wählten diesmal gemeinſchaftlich ihre 
            Sammel=
plätze. Sie zogen bereits in den frühen Morgenſtunden in 
            gro=
ßen Scharen aus allen Teilen Groß=Berlins nach dem Luſtgarten 
und der Reitbahn am Zoologiſchen Garten unter Mitführung 
von roten Fahnen und zahlreichen Schildern mit Aufſchriften aller 
Art. Die Muſikkapellen marſchierten an der Spitze der Züge
 400—500 000, auf der Reitbahn om Zoo etwa 100 000 Perſonen 
anweſend geweſen ſein. Unter den Teilnehmern befanden ſich 
zahlreiche Frauen, Jugendliche und Kinder. 
München. 
„L4AAlh 
eLrcci 
U. München, 1. Mai. Ueber die bis zur Hechſpannung 
gediehene Lage in München war nach dem Stande von heute 
früh folgendes zu melden: 
Im Laufe des Montagabends waren in München die 
            ver=
ſchiedenſten Gerüchte über die Dinge verbreitet, die ſich am 
            heu=
tigen 1. Mai ereignen ſollten. Unterſtützt wurde dieſe 
            Beun=
ruhigung durch die maſſenhafte Verbreitung mehrerer angehlich 
von den vaterländiſchen Verbänden Bayerns ſtammenden 
            Flug=
blättern und Aufrufen, in denen die Bevölkerung auf die 
            Ge=
fahr einer neuen großen Revolution aufmerkſam gemacht wurde 
und die Frauen und Kinder gewarnt wurden, am heutigen 
Mai die Straßen zu betreten, damit nicht Unſchuldige zu 
Schaden kämen. 
Dieſe Situation veranlaßte den bayeriſchen Minifterrat, noch 
geſtern abend um 10 Uhr im Gebäude der Polizeidirektion zu 
einer Beratung zuſammenzutreten. Das Ergebnis des 
            Miniſter=
rats war, daß noch in der Nacht eine Warnng der bayeriſchen 
Regierung erlaſſen wurde, die folgenden Wortlt hat: 
„Es beſteht die Beſorgnis, daß die heutige Maifeier zu 
            Zu=
ſammenſtößen und Ruheſtörungen führen könnte. Es wird 
            be=
hauptet, die bayeriſche Regierung habe die baherifchen 
            Kampf=
verbände zum Schutze der Ordnung aufgerufen. Weder die 
Staatsregierung, noch die Landeskommaudanien, nech die 
            Poli=
zeidirektionen haben irgendein Aufgebo 
erlaſſen. Vor 
            geſetz=
widrigen Undernehmungen wird gewarnä. 
Dieſe Kundgebung des Miniſterrats wurde noch in der 
Nacht und heute früh in den erſten Morgenſtunden an vielen 
Tauſenden von Plätzen angeſchlagen.* In der Frühe zeigten die 
Straßen allerdings noch ein ruhiges Bild. Man ſah nur Ueiner= 
Abteilungen des ſozialiſtiſchen Sicherheitsdienſtes und 
            anderer=
ſeits uniformierte Anhänger der Rechtsorganiſationen durch b: 
Straßen ziehen. 
Bis in die Mittagsſtunden iſt entgegen den Befürchtüngen 
der heutige Tag ohne nennenswerte Zwiſchenfälle verlaufen. Von 
der Arbeitsruhe ſind in erſter Linie wie in früheren Jahien die 
großen Betriebe der Metallinduſtrie betroffen. Gewaltakte gegen 
Arbeitswillige ſind nicht zu verzeichnen. Von den 
            datcrländi=
ſchen Kampfverbänden wurde, um den Gerüchten 
            entgegenzutre=
ten, in der Frühe erklärt, daß ihre Bereitſchaft nur eine 
            Vor=
ſichtsmaßregel darſtelle und daß andererſeits keine Rede von 
ordnungsſtörenden Abſichten ſein könne. Von ½10 Uhr an 
            ſam=
melten ſich an ſieben Stellen die ſozialiſtiſchen Teilnehmer zur 
Maifeier, die zwiſchen 10 und 11 Uhr mit Miſik, Fahnen und 
Schildern zur Thereſienwieſe zogen. In der Hauptſache wurden 
ſchwarz=rot=goldene Reichsfahnen mitgetragen. Rote Fahnen 
            wa=
ren nur ganz vereinzelt zu ſehen. Am Fuße der Babaria begann 
einige Minuten nach 11 Uhr die Maifeier. Nach eimm 
            Chor=
geſang des Arbeiterſängerbundes ſprach der erſte Vorſitzenge des 
Deutſchen Metallarbeiterverbandes, Dißmann, der die Maifeier 
als einen Gedenktag der Freiheit und des Rechtes der Arbeiter 
darſtellte. Die heutige Maſſenkundgebung zeige, daß Sie 
            Mün=
chener Arbeiterſchaft wiſſe, wohin ſie gehöre. HiZlick auf 
die Hitler=Bewegung bemerkte der Redner, die Müngener 
            Ar=
beiterſchaft ſei dagegen gefeit. Sie werde ſich guh nicht 
            pro=
vozieren laſſen. 
Frankfurt. 
EU. Frankfurt, 1. Mai. Die Maifeier wurde hier durch 
die freien Gewerkſchaften, den Afabund, die beiden ſozialiſtiſchen 
Parteien und die Kommuniſten in der üblichen Weife begangen. 
Den Höhepunkt der Veranſtaltung bildete eine große 
            Demonſtra=
tionsverſammlung auf dem Opernplatz. Die Beteiligung daran 
war recht bedeutend. Von 10 Wagen herunter ſprachen an 
            ver=
ſchiedenen Stellen des geräumigen Platzes Redner der 
            kommu=
niſtiſchen und ſozialiſtiſchen Parteien. Nach den Reden 
            ſtell=
ten ſich die Teilnehmer an der Kundgebung zu einem langen 
Zuge auf, der ſich durch die Straßen der Stadt bewegte. Zu 
Ausſchreitungen iſt es nirgends gekommen. Für heute abend 
waren zahlreiche Veranſtaltungen vorgeſehen, die einen geſelligen 
und küinſtleriſchen Charakter hatten. 
! 
Ruhrgebiet. 
TU. Bochum, 1. Mai. Die hieſige Maifeier iſt bis zur 
Mittagsſtunde ohne Zwiſchenfälle verlaufen. Die Franzoſen 
            ver=
hielten ſich dem Demonſtrationszuge gegenüber ziemlich paſſid. 
Neu waren im Demonſtrationszuge einige Schilder mit 
            franzöſi=
ſchen Aufſchriften, wie z. B.: „A bas le militarisme!”, „Vive 
Cachin!”, „Vive la revolution mondiale!”, „Vive le communisme 
frangais!‟ Die Aufſchriften auf den übrigen Schildern forderten 
Verbilligung der Lebensmittel, Ausbau der Lohntarife, 
            Befeſti=
gung und Erweiterung der Arbeiterrechte und Abſchaffung der 
Nachtarbeit. Einen beſonderen Aufwand hatten die 
            Kommu=
niſten und Linksradikalen damit verbunden, die in den Zügen 
Sowjetſterne mitführten und durch Plakate eine Propaganda 
ſür ein Bündnis wit Moskau machten. Bemerkenswert iſt 
            fer=
ner, daß die Straßenbahnen verkehrten.
Von Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt, Darmſtadt*)
 Fortgeſetzt fällt dem Wucherzug der Hypotheken= und 
            Obli=
gationenſchuldner die Frucht redlicher örbeit zunr Opfer. 
            Mil=
lionen werden zugrunde gerichtet, um Tauſende grund= und 
mühelos zu bereichern. Solcher Zuſtand fFrißt der Villigkeit
 1. Januar 1927 die Kündigung dor dem 1. Januar 1922 ein 
getragener Hypotheken und Grundſchulden nur mit Zuſtimmung 
des Gläubigers zuläßt. Im Plenum des Reichstags iſt über 
den Antrag noch nicht verhandelt worden. Wenn er im Ausſchuß 
abgelehnt wurde, ſo iſt dies nach zuverläſſiger Mitteilung nicht 
zuletzt auf das Unterlaufen außergewöhnlicher Vorgänge 
            zurück=
zuführen. Inzwiſchen ſoll nicht nur die baheriſche Regierung im 
Einne Düringers tätig geſorden ſein, ſondern es haben ſich 
namhafte Politiker und Juriſten zur Stützung ſeines Antrags 
zufamiengstan. Aus ihrem Lreiſe wird mir — mit der 
            Er=
mächtiguns zur Bekanntgabe — die Kenntnis der Gründe, die 
der Feissjuſtizyniniſter gegen das beantragte Sperrgeſetz ins 
Feid geführt hat. Es iſt bei der Bedeutung des Gegenſtandes 
eltſam, daß man ſie der Oeffenti=hkeit vorenthalten hat. Sie 
gehen nach den zir mitgeteiizen Protokollen dahin: 
Das keantragte Geſetz ſchaffe den Hypothekengläubigern 
ein Fibikeg, das ihnen nicht zukomme. Die anderen 
            Intereſſen=
ten, insbeſendere die Kommunglſchuldgläubiger, würden ſich 
burck; ein SZerrgefatz benachteiligt fühlen. Insbeſondere würde 
es diejenigen verbittern, die ihre Hypotheken gekündigt hätten, 
um hafür Kriegsanleihen zit zeichnen. 
2. Der Entwurf bedeute eine Ungerechtigkeit gegen 
            diejeni=
gen, die vor denz zu erlafſenden Geſetz ſich ihre Hypotheken in 
niedriger Val ia hätten auszahlen laſſen. 
3. Dem Sperrgeſetz ſtehe auch der Umſtand entgegen, daß 
bei der zu erwartenden Kreditnot die Hypothekenſchuldner ein 
beſonderes Intereſſe an einem bereinigten Grundbuchblatt z. B. 
auch zit dem Zweck hätten, um ausländiſche Valutakredite 
            auf=
zunehnien. 
4. Wenn weder das Valoriſierungsgeſetz noch die 
            Stabili=
ſierung der Mark innerhalb der Dauer des Sperrgeſetzes 
            zu=
ſtande kämen, könne das Sperrgeſetz ohne Valoriſierung leicht 
zu einer trügeriſchen Irreführung für das Volk werden. 
5. Das Geſetz werde lediglich eine Hebung der 
            Hypotheken=
banken und eine Steigerung ihrer Aktien zur Folge haben. 
Zu dieſen Einwendungen gegen den Antrag Düringer ift zu 
bemerien: 
Dex erfte Grund ficht gegen Windmühlen. Nach Text und 
Jegründung des Entwurfs begehrt Düringer nur eine Sperre, 
leine Auffeitrrag. Faſt keinem deutſchen Staate iſt es aber 
            bis=
her eingeſaſſen, den Tiefſtand der Mark zur Beraubung ſeiner 
Anſeihegläubiger auszubeuten. Insbeſondere hat darüber nichts 
verlautet, daß das Reich an eine Kündigung ſeiner 
            Kriegs=
anleihen denkt. Auf das gegenteilige Tun der 
            Induſtriegeſell=
ſchaften, die ihre Obligationen entſchädigungslos enteignen 
wollen, komme ich unten zurück. Ebenſo auf das gleichartige 
von Städten und anderen Kommunalverbänden, die wenig 
            weit=
blickend ihre öffentlich=rechtlichen Aufgaben überſehen. 
            Jeden=
falls ftünde nichts entgegen, durch Erſtreckung des Sperrgeſetzes 
auch dem wucheriſchen Treiben der Obligationsſchuldner einen 
Riegel vorzuſchieben. Uebrigens war die beſondere 
            Berückſich=
tigung der Hypothekengläubiger im Antrage Düringer dadurch 
gerechifertigt, daß gerade ihnen im Kriege zu einer Zeit, zu der 
ſie zu ihrem vollen Gelde kommen konnten, die Kündigung ohne 
Zuſtimmung der Schuldner unterſagt war. Wie erwähnt, 
            for=
dert Düringer nur eine Sperre, keine Valoriſierung. Aber auch 
ciner Aufwertung zugunſten der Hypotheken= und 
            Induſtrie=
öbligationsgläubiger ſtünde nicht entgegen, daß ſie den Reichs=, 
Staats= und Kommunalgläubigern nicht zuteil werden kann 
Denn bei den erſteren greift § 242 B.G.B. deshalb Platz, weil 
die grundloſe Bereicherung der Grundbeſitzer, 
            Aktiengeſellſchaf=
ten und anderer Fortbeſitzer des mit den Anleihen Beſchafften, 
die ihre Schulden mit dem Bruchteil eines Tauſendſtels des 
Empfangenen tilgen wollen, gegen Treu und Glauben verſtößt 
Auch Reich, Staat und Kommunalverbände haben Goldwerte 
empfangen. Aber Krieg und Revolution haben ſie ihres 
            Be=
ſitzes beraubt, und abgeſehen von ihrer beſchränkten 
            Zahlungs=
fähigkeit iſt es mindeſtens bezüglich des Reiches und der 
            Staa=
ten zweifelhaft, ob der Feindbund ihnen die Aufwertung ihrer 
Verbindlichkeiten geſtatten würde. Deshalb aber auch die noch 
bereicherten Schuldner von der durch Recht und Billigkeit 
            ge=
botenen Auſwertung zu befreien, iſt ſo wenig gerechtfertigt, 
wie es die Befreiung aller übrigen Schuldner eines Kaufmanns 
deshalb wäre, weil einer von ihnen zahlungsunfähig wird. Es 
iſt zudem etwas ganz anderes, ob der Verluſt des Gläubigers 
der Allgemeinheit zugute kommt oder ob durch ihn einzelne 
Schuldner ungerechtfertigt bereichert werden. Sodann kommt 
in Betracht, daß jeder verſtändige Verwalter ſein Vrmögen in 
Zerſchiedenen Wertarten anlegt. Der Gläubiger aber, der ſich 
für ſeine Kriegsanleihen uſw. mit Papiermark begnügen muß, 
wird ſich die angemeſſene Aufwertung ſeiner 
            Hypothekenforde=
rungen und Induſtrieobligationen gern gefallen laſſen. 
Die zweite Einwendung bedarf kaum einer Widerlegung. 
Es iſt überaus bedauerlich, daß die bisherige Untätigkeit der 
Reichsgeſetzgebung ungeheure Schädigungen verurſacht hat. Aber 
ſoll man, weil ſchon viele ertrunken ſind, auch die ertrinken 
laſſen, deren Rettung noch möglich iſt? Sodann iſt es etwas 
ganz anderes, ob Hypotheken bei einem Dollarſtande von 
*) Amt und Zeit verbieten mir die Beantwortung von 
            Einzel=
anfragen.
 20, 100 oder 400, oder bei 
gericht, das anfangs völlig verfagte, hat den Umfan
 einem ſolchen von 20= oi* 
3000 in Papiermark getilgt werden. Auch das Reichis=
 ſeiner 
Hilfe der Markentwertung immer weitergehend angepüß:. 
Seliſam klingt der Einwand des bereinigten Grundbu(
            f=
blat:es. Einer Nachbelaſtung ſteht das Sperrgeſetz nicht im 
Wege. Denn au=h wenn man mit einer Aufwertung der 
            Goid=
hypotheken rechnet, würde dieſe höchſtens im Verhältnis des 
geſtiegenen Grundſtückswertes erfolgen und die Rechtslage des 
Eigentümers deshalb nicht verſchlechtern. Im übrigen iſt zu 
bemerken: Das belaſtete Grundſtück, das zum Teil mit fremdenr 
Geid angeſchafft wurde, gehört wirtſchaftlich dem Eigen 
tümer und dem Hypoihekengläubiger im Verhältnis ihrer 
            Auf=
enduugen geneinſam. Es ſteht deshalb mit Treu und 
            Glau=
ben ſowie zit den guten Sitten im Widerſpruch, wenn der 
Eigenjünzer vie Markeniwvertung ausbeutet, um den 
            Hypotheken=
g:nktſige: ſeines Wertanteils faſt entſchädigungslos zu 
            be=
rauß=ii. n erßzeulichen Gegenſatz, zu der Reichsregierung, die 
ſoichein Tun trotzdem nichi entgegentritt, ſtellt ſich der oberſte 
Gexisye; in Warſchau. ac: ſeinem letzthin mitgeteilten 
            Ur=
tei” jäßt er es, weil im Widerſpruch mit Treu und Glauben, 
nicht zu, daß durz Zahl ng in entwertetem Papier der 
            Gläu=
higer ſeines Kapitals faſt völlig beraubt wird und das Grund 
ſnick, das die Sicherung dieſes Kapitals darſtellt, um ein Nichts 
in ben Händen des beliehenen Eigentümers bleibt. Uebrigens 
ſ:ßt auch ein Sperrgeſetz die Rückzahlung der Schuld nicht 
aus. Es ſeil ſittenwidrigem Schuldnerwucher, nicht aber einer 
anſtändigen Regelung vorbeugen. Einer ſolchen wird ſich kein 
verſtändiger Hypothekengläubiger widerſetzen. Dabei iſt nicht 
an eine Auſſertung nach dem Goldwert oder dem 
            Lebens=
haltungsindex, ſondern an einen angemeſſenen Ausgleich 
            zwi=
ſchen den widerſtreitenden Ini=reſſen der Beteiligten gedacht 
Auch von einer Enttäuſchung durch ein Sperrgeſetz ohne 
Valoriſierung kann nicht die Rede ſein. Denn wenn der 
            Gläu=
biger an eine künftige Markweribeſſerung oder an eine 
            Auf=
wertung nicht glaubt, kann er trotz der Sperre der Rückzahlung 
zuſtimmen oder ſeinerſeits kündigen. Daß Grundbeſitz, Induſtrie 
und Städte das eine oder andere für wahrſcheinlich halten, geht 
ans den Maſſenkündigungen hervor, die ſeit etwa ſechs 
            Mo=
naten eingeſetzt haben. Und beſonders daraus, daß die 
            Aus=
ſteller den Inhaberſchuldverſchreibungen die alten 3= bis 4
            pro=
zentigen kündigen, um ſolche zu 10 bis 20 Prozent 
            aufzuneh=
men. Das kann ein vernünftiger Menſch nur aus der 
            Ueber=
zeugung tun, daß es bei der Rückzahlung von alten 
            Gold=
ſchulden in Papier um ſo weniger dquernd bewenden kann, als 
dieſe alten Schulden den jetzt vielfach aufgenommenen 
            wert=
beſtändigen Anleihen innerlich völlig gleichſtehen. Und mit dem 
weiteren Gedanken, daß bei den jetzt in entwertetem Papier 
aufgenommenen Anleihen bei einer ſpäteren Markwertbeſſerung 
3 bis 4 Schlußnullen geſtrichen würden. Neben dieſen „klugen” 
Erwägungen ſollte man aber nicht unberückſichtigt laſſen, daß 
die einmal um ihr gutes Recht Betrogenen mit erneuter 
            Kredit=
geſüährung zurückhaltend werden könnten. 
Daß Sperrgeſetz und Aufwertung auch den 
            Hypotheken=
banken und den Sparkaſſen nützen, iſt zweifellos. Inwiefern 
daraus aber ein Bedenken gegen beide hergeleitet werden kann, 
iſt nicht erfindlich. Um ſo ſeniger, als die Verbeſſerung der 
Lags der Hypothekenbanken und Sparkaſſen ſelbſtverſtändlich 
auch den Pfandbriefgläubigern und Einlegern zugute kommt. Es 
kommmt hinzu, daß alle Hypothekenbanken, die ſoziale 
            Inter=
eſſen derfolgt haben, durch die gehäuften Kündigungen der 
Pfandbriefgläubiger in Zwangsliquidation gedrängt werden, 
wenn nicht ſchleunigſt Hilfe kommt. 
Aus dem Vorſtehenden erhellt, daß die Gründe der 
            Reichs=
regierung — wenig überzeugend ſind. So Wenig, daß die 
            Unter=
laſſung ihrer Bekanntgabe verſtändlich wird. Ich war denn auch 
von vornherein der Anſicht, daß wohl politiſche Momente den 
Ausfchlag gegeben haben. Tatſächlich wurde mir zweierlei mit 
geteilt: Zunächſt, daß der Reichsjuſtizminiſter urfprünglich 
            an=
derer Auffaſſung geweſen ſei. Und dann, daß ein hervorragender 
Induſtrieller der geforderten Sondergeſetzgebung widerſprochen 
habe mit der Begründung, die Induſtrie gehe zugrunde, wenn 
ihr die Aufwertung ihrer Obligationen um das Mehrtauſend 
fache zugemutet werde. Daß daran niemand denkt, wurde oben 
geſagt. Und einem Sperrgeſetz ohne Aufwertung ſtünde das 
erhobene Bedenken erſt recht nicht entgegen. Aber die Induftrie 
will mehr. Sie will nicht nur nicht aufgewertet, ſondern ſie wil 
auch in der Abſtoßung ihrer Schulden um ein Linſengericht 
nicht gehindert ſein. Und ſie muß fürchten, daß ein Sperrgeſetz 
für Hypothekenſchulden auch auf Inhaberſchuldverſchreibungen 
erſtreckt wird. 
Die Richtigkeit des Mitgeteilten entzieht ſich meiner 
            Be=
urteilung. Ich hielt ſie wegen des oben Geſagten ſowie im 
Hinblick auf die befremdende Eile für zutreffend, mit der man 
dem Autrag Düringer entgegentrat. Und dann aus einem 
            wei=
teren Crunde. Reichsjuſtizminiſter Heinze hat unlängſt im 
Reichstag ausgeſprochen, die Rechtfprechung müſſe, insbeſondere 
bei der Frage der Geldentwertung, ſtatt nach neuen Geſetzen 
zu rufen, beſſer auswerten, was in den Geſetzen als Möglichkeit 
liege. Das heißt, wenn das Geſagte zutrifft, daß der Richter 
herbeiführen ſoll, woran die Regierung politiſch gehindert iſt 
Daß das Oberlandesgericht Darmſtadt in dieſem Sinne vor 
geht, hat die jüngſt veröffentlichte Entſcheidung bewieſen. 
Die Richterhilfe ſetzt aber voraus, daß die Beteiligten ſie mit 
erheblichem Koſtenaufwand anrufen. Sache des Reichstags wird 
es ſein, die entgegenftehenden Sonderintereſſen zu überwinden 
und dem Recht und der Billigkeit auch ohne Prozeſſe zum Siege 
zu verhelfen.
 Oeſterreicher geſehen. Offiziell waren ſie großſprecheriſch als 
25—30 000 bezeichnet. Bolco ſchreibt: „Gegen 3 Uhr nachmittags 
zeigte dann eine Staubwolke, die nach Hochheim hin aufſtieg, 
die Ankunft der Unglücklichen, die in drei Haufen geteilt waren. 
Das Bild des Elends, wie ich es hier erblickte, zut ſchildern, 
            ver=
mag ich nicht. Denn meine Hand zittert, meine deutſche Seele 
iſt zerriſſen. Ich glaubte, Menſchen zu erblicken. Aber da wurde 
eine Horde zweibeiniger Geſchöpfe, in denen man kaum noch 
Menſchen erkannte, mit Flintenkolben, Säbeln und Prügeln 
dahergetrieben, in ekelhafte Lumpen gehüllt, halb nackend, von 
Schmutz ſtarrend, von Hunger und Mattigkeit aufgerieben .." 
Die mitleidigen Einwohner aus der Vorſtadt kamen 
            ſcharen=
weiſe mit Körben voll Semmeln und Brot. Gott! mit welch 
grimmigem Hunger fielen die Elenden darüber her! Aber 
hier krämpft unſäglicher Schierz meine Bruſt zuſammen, meine 
Pulſe ſtocken, meine Glieder werden mir vom Fieberfroſt 
            geſchüt=
teit — die franzöſiſchen Henkersknechte — denn den Namen 
            Sol=
daten verdienen ſolche Büttel nicht — ſprengten ſie auseinander, 
fehlugen ſie mit Knütteln auf die Köpfe, daß ich den hellen Ton 
noch hören werde, wenn mich der Arm des Todes zufaßt hat. 
Ja, diele ſtachen und hieben ſcharf unter ſie, ſo daß ſie die Gaden 
der Barm
 liger ins Heer zu treten. Er hat ihn ausgeführt und jaßfer jür 
ſei: Vaterlang gekämpft. — Viele deutſche Geſangene haben 
ahnüches aus ihren Erlebniſſen in Frankreich erzählt. Und doch 
berrachten ſich die Franzoſen als die ritterlichſte Nation. 
„Warzm,” fragte ich vor 25 Jahren einen gebildeten Pariſer, 
„iſt man bei Ihnen für „Cyrano de Bergerac” ſo ſehr 
            eingenom=
inen?” — „Weil wir die Ritterlichkeit ſo ſehr lieben, war die 
Anzſoort. Iſt der Geiſt, den die franzöſiſchen Truppen 
            gegen=
ber den öſterreichiſchen Gefangenen bekunden, ritterlich? Ach 
nein, es iſt der Geiſt, den die franzöſiſchen Geſtalten des 
            Fran=
zoen Gobineau im franzöſiſchen Heere in Italien (15. Jahrhun=
 dert) bekunden; es iſt der Geiſt, den franzöſiſche Heere im 30
            jäh=
rigen Kriege in Deutſchland zeigten, der Geiſt, den die Scharen 
von Melge, Turenne im 17. Jahrhundert lebten, der Geiſt 
der Napoleon in Aegypten einige tauſend läſtige 
            Gefan=
gene hinmorden ließ, der Geiſt, der aus Clemenceaus 
            furcht=
barem Wort ſpricht: „Es ſind 20 Millionen Menſchen zu diel in 
Deutſchland.” — Franzöſiſche Menſchenliebe! Und doch wird 
die Handlungsweiſe dieſer Franzoſen in Mainz faſt noch über 
troffen von dem, was der Verfaſſer auf ſeiner Heimreiſe in 
Frankfurt erlebte. Er ſchreibt: „Doch etwas kann ich nicht mit 
Stillſchwveigen übergehen noch aufſchieben, ob mir gleich vor der 
Erzählung graut. Ich meine die franzöſiſchen Verwundeten und 
Kranken, deren geſtern 1000 und heute 1200 hier (in Frankfurt 
ankamen. Da lagen halbverſtümmelte, von Schmutz und 
            Unge=
zieſer halb aufgefreſſene, von Krankheit, Entkräftung, 
            Verzweif=
lung verzerrte Schattenmenſchen auf den Plätzen, an den 
            Stra=
ßen, vor den Türen der Häuſer, ſo daß man nur mit Mühe, aber 
nicht ohne Ekel und Mitleiden hindurchkonnte. Manchem 
            wur=
de: hier noch Arme und Beine abgenommen. Viele ſtarben 
lvährend der Amputation, diele aus Entkräftung, viele aus 
Sehnſucht nach dem Vaterland. Denn der menſchenfreundliche 
Kaiſer hatte bei Todesſtrafe verboten, daß keiner der 
            Bedauerns=
tirdigen über den Rhein durfte. Ihre Geſtalt hätte ja auch den 
Berichten der Zeitungen und den Siegesfeſten widerſprechen 
            kön=
nien. Während dieſe Unglücklichen krank, entkräftet, vom Elend 
derzehrt, ſterbend an den Straßen lagen, zog die junge 
            franzö=
ſiſche Ehrengarde mit klingendem Spiel mit hoher 
            Selbſtzufrie=
denheit, mit dem Stolze der Weltherrſcher (!) durch die Stadt, 
die Augen nach Berlin und Petersburg gerichtet. Keiner ihrer 
Brüder, gegen die ſie mit den Füßen ſtießen, wurde von ihnen 
eines Blickes gewürdigt. Nein! Erſcheinungen dieſer Art in 
ſo empörend herzzerreißendem Gegenſatz kann die ſchöpferiſche 
Einbildung nicht erſchwingen, Sktaven elend und Skladen 
verblendung nicht entfetzlicher einander 
            gegenüber=
ſtehen!”
 Wer wird leugnen wollen, daß auch in Franzoſenherzen 
            Mit=
gefühle ſein können und ſind; aber ſie tverden zuzeiten von 
            an=
deren Eigenſchaften dieſes Volkes unterdrückt. Das war ſo, iſt 
ſo und wird ſo ſein. Welche Worte legt doch der vorhin 
            ge=
nannte Gobincau dem Caeſar Borgia in den Mund?: „Ich hatte 
vergeſſen, daß bei den Franzoſen die Ruhmfucht den Ruhm 
            er=
ſtickt.” Ja, den Ruhm und noch manches andere. 
Klio.
 ck. Italieniſche Flugpläne. Die ſaſeiſtiſche Regierung hat 
die Entwicklung des Flugweſens zu einem ihrer Hauptprogramm 
punkte gemacht. Da Italien den geographiſchen Mittelpunkt des 
Mittelmeerbeckens bildet, ſo iſt es beſonders dazu geeignet, das 
Zentrum aller Flugwege zu werden, die zu den Ländern und 
von den Ländern führen, die am Mittelländiſchen Meer liegen. 
Muſſolini, der ſtets ein leidenſchaftlicher Förderer des 
            Flug=
weſens geweſen iſt, hat einen der bedeutendſten italieniſchen 
Flieger, Aldo Finzi, zum Unterſtaatsſekretär des Innern 
            ge=
maht und leitet mit ihu die Organifation der Luftſchiffahrt. 
Am Ende des Krieges beſaß Italien etiva 400 Flugplätze, von 
denen 30 dauernde Amlagen beſaßen, uährend 100 zeitweilig mit
 teten Flugplätze ſind gegenwärtig noh vorhanden; die anderen 
ind verfallen und follen jetzt unverzüglich wieder eingerichtet 
werden. Flugwege werden zwiſchen den wichtigeren Städten 
ongelegt, und ebenſo werden Stationen für die Beleuchrung 
und Signaliſierung eröffnet. Nach den neuen Plänen der 
            Re=
gietung ſoll Italien innerhalb eines Jahres 100 Flugzeuge 
haben. Private Geſellſchaften unternehmen die Ausbildiug der 
Flieger, die dann von dem königlichen Flugkorps aufgenommen 
wverden ſollen.
Seit 4.
Nummer 120.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 2. Mai. 
* Die Maifeier, nahm in Darmſtadt einen ſehr ruhigen Verlauf, 
Die größeren Betriebe hatten geſchloſſen und die Ladengeſchäfte blieben 
geöffnet. Gegen halb 11 Uhr bewegte ſich ein Umzug durch die Straßen 
der Stadt bis zum Marktplatz, wo je ein Vertreter der verſchiedenen 
Parteien eine Anſprache hielt. Es ſprachen Herr Stadtv. Leuſchmer, 
Herr Ziegs und ein Vertreter der Kommuniſten. Am Nachmittag fanden 
in den einzelnen Vereinslokalen Feſtlichkeiten ſtatt. Der Tag verlief 
ohne jeden Zwiſchenfall. Der Zug ſelbſt zeigte muſterhafte Ordnung 
und man hatte von allen aufreizenden Plakaten Abſtand genommen, 
Die Beteiligung war äußerſt ſtark. 
— Poſtverbindungen nach und im beſetzten Gebiet. Der 
            Be=
trieb der zur Briefpoſt=, Paket= und Perſonenbeförderung in 
Rheinheſſen eingerichteten Kraftpoſten iſt durch die Verordnung 
Nr. 164 der Rheinlandkommiſſion dom 27. April ab unterbunden 
ſvorden. Die Bri=fpoſtbeförderung findet jetzt mit 
            Pferdefuhr=
werken, Fahrrad= und Botenpoſten ſtatt. Pakete nach 
            Rhein=
heſſen — mit Ausnahme von Vorms — können vorläufig nicht 
angenommen werden. In Mainz iſt eine Aenderung nicht 
            ein=
getreten; der Poſt=, Telegraphen= und Fernſprechbetrieb ruht 
dort noch vollſtändig. Gewöhnliche und eingeſchriebene 
            Brief=
fendungen ſowie Telegramme können nur im Wege der 
            Ab=
holung vom Poſtamt 1 in Darmſtadt den Empfängern 
            zuge=
führt werden. 
— Landestheater. „Und das Licht ſcheinet in der 
            Fin=
ſternis”. Tolſtois „Und das Licht ſcheinet in der Finſternis” wird 
nach !” gerer Zeit heute im Kleinen Haus wieder zur Aufführung 
kommen. — Schwedenfi
 — Aus der Martinsgemeinde. Im Gemeindehaufe (
            Liebfrauen=
ſtraße) finden im Laufe dieſe Woche zwei Veranſtaltungen ſtatt, auf die 
kurz hingewieſen ſei. Am Mittwoch, den 2. Mai, ſpricht Herr 
            Poſtſekre=
tär Goernert über „Der Ernſt des Lebens im derzeitigen 
            Daſeins=
kampfe‟. Muſikaliſche Darbietungen werden den Vortrag zmrahmen. 
Freitag, den 4. Mai, abends 8 Uhr, findet eine Gemeindeverfammlung 
ſtatt, in der Herr Pfarrer Wait über den kirchlich=ſittlichen Zuſtand 
1922 berichten und Gelegenheit geboten nird zur Ausſprache über 
            wich=
ſe ſchwe 
ti.
 merrſam gemackt. 
— Evangeliſcher Bund. Auf dem zweiten, am derng igenen 
            Monta=
veranſtalteten Vortrag des Bundes, der ebenſo wie der rſte ſehr zu4 
beſucht war, wurde von Herrn Dr. Ohlemüller, as Thema „Der 
deutſche Katholizismus” behandelt. Die ſpannenden, ſachkundigen 
            Aus=
führungen des vorzüglichen Redners erörterten zunächſt die Siellung 
des deutſchen Katholizismus dem Papſttum gegenüber. Dabei führte 
der Vortragende zum Belege ſeiner einwandfreien Feſtſtellungen 
            Aeuße=
rungen flihrender katholiſcher Perſönlichkeiten und Zentrumspolitiker an, 
die bewieſen, daß der deutſche Katholizismus an ſeiner alten Parole: 
„Gwig tyen zu Rom” als ſeiner ehrenvollſten Aufgabe feſthält. Wenn 
man trotzdem dem deutſchen Katholizismus in Rom mit einer gewiſſen 
Zurückhaltung, um nicht zu ſagen Mißtrauen, begeguet, wenn man 
dort nach einem Ausſpruche des Kardisals Hohenlohe in jedem 
            Deut=
ſchen „ein Stück Luther wittert”, ſo ſpiegelt ſich darin der unaustilgbare 
Gegenſatz zwiſchen romiſchem Kirchentum und deutſchem Weſen. Daß 
das deutſche Geiſtesleben mit ſeinen vorwiegend proteſtantiſchen, auf 
Wahrheit und Freiheit gerichteien Geiſteshelden auch auf die 20. 
til. 
lionen romtreuen deutſchen Katholifen nicht ohne bleibenden Einfluß 
geweſen, weiß m
 Aelen enie en eulſce ein e ehne eschiet 
auch die unparitätiſche Zuſamneiſetzung ges Kardinalkollegiums 
            wäh=
rend des Krieges und auch in der gzenwart, ſowie ein Blick auf die 
führenden Perſönlichkeiten in den ei igeer Kongregationen von einer 
            Zu=
rückſetzung des deutſchen Katholizismus trotz ſeiner Romtreue zu 
            ſpre=
chen. Der zweite Teil des Vortrages handelte von der für den 
            deut=
ſchen Katholizismus bezeichnenden Eigenart des nationalen 
            Empfin=
dens und zeigte, daß, dieſes, durch Richtlinien von Rom aus gebunden, 
mitunter zu ſehr zugunſten Roms ſich verſchoben und in der 
            ultramon=
tanen Geſchichtsſchreibung oft den Grad eines fanatiſchem Preußenhaſſes 
angenommen habe. Von hier aus begreift ſich auch die ablehnende 
            Hal=
tung des deutſchen Katholizismus zum Proteſtantismus und die 
            Ver=
urteilung aller Verſuche, beide Konfeſſionen zu einer chriſtlichen 
            Ein=
heitsfront auf dem Gebiet der Schule, der Weltanſchauung uſw. gegen 
die Großmacht des Unglaubens zuſammenzuſchließen. Allem dem 
            gegen=
über hat der Evangeliſche Bund mehr denn je ſeine Intereſſen zu 
            wah=
ren, und zwar wie der Redner am Schluß betonte, in dem 
            vevſöhn=
lichen, auf friedliche Zuſammenarbeit mit 
dem deutſchen Katholizismus 
bedachten Geiſte ſeiner 1921 am Fuße der Wartburg erneut feſtgelegten 
Richtlinien. — In der ſich anſchließenden Ausſprache nahm Dr. 
            Ohle=
müller nochmals das Wort, in der er ſachlich uicht berechtigte Ausſagen 
eines Artikels in der „Darmſtädter Zeitung” über ſeinen erſten Vortrag 
mit überzeugender Beweiskraft zurückwies. 
e. Die Stadtmifſion, ſchreibt uns: Wir werden in einigen Wochen 
mit einer neuen Miſſionsarbeit, einer Mädchenkurrende, 
            be=
ginnen. Dieſe wandernden chriſtlichen Kinderchöre ſind ja eine alte 
Einrichtung. Schon in Aufzeichnungen aus dem Jahre 1340 finden 
wir ſie. Bekannt iſt, daß auch Luther als Kuabe Kurrendeſchüler 
war, um durch milde Gaben, den Dank der Hörer, etwas zu ſeinem 
Lebensunterhalt beitragen zu können. In Eiſenach wurde durch ſeinen 
innigen Geſang die edle Frau Cotta auf ihn aufmerkſam und nahm 
ihn auf in ihr Haus. In manchen Städten entſtanden ſpäter ſolche 
Knabenchöre, von denen viel Segen ausging auf Volk und Kirche, in 
den letzten Jahren z. B. auch in Berlin, Halle und Frankfurt a. M. 
Ueberall ſind ſie in weiten Volkskreiſen gerne geſehen und gehört. Durch 
ſolche Erfahrungen ermutigt, haben auch wir beſchloſſen, eine 
            Mäd=
chenkurrende zu gründen. Wir möchten mit ihrer Hilfe in die Herzen 
ſingen: „Kraft in ſchwerer Zeit, Troſt in Traurigkeit, Freud im Leid” 
wir wollen Gottes Liebe in die Herzen ſingen durch Choräle und 
            geiſt=
liche Volkslieder, wollen Menſchen, die Gott und der Kirche 
            entfrem=
det ſind, helfen, den Weg zurück zu Gott wieder zu finden. Freude 
und Sonnenſchein wollen wir bringen. Um dieſen ſegenverheißenden 
Dienſt tun zu können, brauchen wir 30, 40 oder 50 Mädchen im Alter 
von 2 bis 14 Jahren. Bis jetzt haben ſich 17 gemeldet. Bedingungen 
für den Eintritt ſind eine gute Singſtimme, ein geſittetes Betragen und 
Zeit und Luſt zur Sache. Wir bitten alle Eltern, die ſolche 
            Miſſions=
arbeit begrüßen und mit unſeren Zielen übereinſtimmen, uns ihre 
Kinder, Mädchen alſo, bei denen obige drei Bedingungen erfüllt ſind, 
zu den Uebungsſtunden jeden Mittwoch, nachm. 2½ Uhr, in unſer 
Jugendbundheim, Mühlſtraße 24, ſchicken zu wollen. Anmeldungen 
außerhalb dieſer Zeit werden in unſerer Buchhandlung 
            entgegengeom=
men. Die Leitung der Kurrende haben Muſitlehrerin Frl. Dammel 
und Lehrer Oſtheimer gütigſt übernommen. Sobald einige Lieder 
geübt ſind, werden wir unſere Tätigkeit an Sonntagvormittagen 
            be=
treiben und in Straßen, auf freien Plätzen, oder da, wohin wir 
            ge=
rufen werden, Gottes Wort im Lied erklingen laſſen. Schon heute bitten 
wir, uns bei unſerem Kommen mit Liebe aufzunehmen. 
— Der Gefangverein Olympia hielt ſein Frühlingsfeſt ab. Her= 
Becker hielt die Begrüßungsanſprache und dankte den erſchiemenen 
            Ver=
einen für die Unterſtützung und wies insbeſondere auf die Not der 
            Ge=
ſangvereine hin. Das Programm wickelte ſich glatv ab. Die 
            vorgetra=
genen Chöre waren ſorgfältig einſtudiert und legten Zeugnis ab, daß 
die Sänger mit Luſt und Liebe bei der Sache ſind und ihrem Dirigenten 
aufmerkſam und ſicheu folgen. Beſonders gut gelang der Chor „Der 
Wald” von Hgeſer. Herr Richard Hinz, der Soliſt des Abends, ſang 
mit prächtiger Stimme, die im Laufe des letzten Jahres an Umfang 
und Schönheit bedeutend gewonnen hat, ernſte und heitere Lieder zur 
Laute. Die heiteren Lieder gelangen dem ſympathiſchen Künſtler dank 
ſeiner feinen Komik und Mimik beſonders gut. Das aufmerkſame 
            Publi=
kum rang ihm mehrere Zugaben ab. Zwei flott geſpielte Einatter 
            wur=
den von Mitgliedern des Vereins gut herausgebracht. Sämtliche 
            mit=
wirkenden Damen und Herren wurden ihren Aufgaben voll und ganz 
gerecht. 
Frühjahrsreiſen durch die ſchönſten Teile Oberbayerns, 
            Berchtes=
gaden, Königſee, Reichenhall, Partenkirchen, Hohenſchwangau, mit 
            Be=
ſuch der baheriſchen Königsſchlöſſer, nach dem Bodenſee und durch 
den Schwarzwald vom 17. Mai bis 3. Juni ſowie nach dem Rhein und 
ſeinen Nebentälern, dem Lahr=, Moſel= und Ahrtale vom 29. Mai 
bis 9. Juni, veranſtaltet das Reiſebüro der Hamburg=Amerika=Linie, 
Berlin W. 8, Unter den Linden 8. Das gleiche Büro veranſtaltet 
außerdem mit dem Salondampfer Odin eine Pfingſtreiſe, die am 19. 
Mai von Stettin ausgehend über Rügen (Saßnitz) nach Kopenhagen 
führt und am 23. Mai in Stettin ihren Abſchluß findet. Ausführliche 
Programme über alle. Reiſen ſind bei dem genannten Büro koſtenlos 
erhältlich. 
Verſuchsſprengung. Donnerstag, 3. Mai, nachmittags 
1 Uhr 30 Minuten, findet in Jüterbogk eine Verſuchsſprengung 
zur Ermittſung der Fortpflanzungsgeſchwindigkeit von Luft=
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, deu 2. Mai 1923.
 und Bodenſchall ſtatt. Derartige Verſuche wurden bisher ſchon 
in kleinerem Umfange von Geheimrat Hergeſell, Profeſſor 
de Quervin und anderen Wiſſenſchaftlern ausgeführt. Es 
iſt anzunehmen, daß auch in unſerer Gegend der Luftſchall 
wahrgenommen werden kann. Zur Beobachtung eignet ſich 
jeder Platz, der frei iſt von Störungen durch Verkehrsunruhe. 
Die Ankunftszeit des Schalles kann mit jeder gutgehenden und 
mit einer Bahnhofsuhr verglichenen Taſchenuhr feſtgeſtellt 
            wer=
den. Etwaige Beobachtungen werden erbeten an die 
            Erd=
bebenwarte Jugenheim a. d. B. und Herrn Profeſſor 
Zeiſſig, Darmſtadt, Phyſikal. Inſtitut. Die Angabe der 
            An=
kunftszeit iſt auf Sekunden genau zu machen. 
— Aus höchſtrichterlichen Entſcheidungen. Durch die bloße 
            Bereit=
ſtellung oder Ueberlaſſung eines Raumes durch den Wirt an den Gaſt 
entſteht noch kein Verwahrungsvertrag bezüglich der abgelegten 
            Klei=
dumgsſtücke. Wenn aber der Wirt zwar nicht die Garderobe jedes 
            ein=
zeluen Gaſtes, wohl aber die Garderobe eimer geſchloſſenen Mehrheit von 
Gäſten in ſeine Obhut nimmt, ſo hat er zwar nicht dafür aufzukommen, 
daß jeder Gaſt innerhalb des ſireiſes ſein Eigentum zurückerhält, wohl 
aber, daß die Geſamtheit der Kleider vor dem Eingriff Außenſtehender 
geſchützt wird. — 8 20 B. G.B. ſpricht die Vermutung aus, daß, wenn 
Mehrere in einer gemeinſamen Gefahr umgekommen ſind, ſie 
            gleich=
zuitig geſtorben ſeien. Solche gemeinſame Gefah= wird gewöhnlich in 
eingem Uglücksfall (Ueberſchwemmung, Brand, Erdbeben, Seenot) 
            ge=
funden; ſie kanu aber auch in einem Verbrechen liegen, das ſich 
gleichzeitig gegen Mehrere richtet und auf deren Tötung abzielt.
 Lokale Veranſtaltungen. 
Die hierunier erſcheinenden Noiizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten, 
in keinem Felie irgenowis gls Beſhnechung oder Kril.
 Rentnerbund. Die für heute (Mittwoch) 4 Uhr, angeſetzte 
Mitgliederverſammlung muß aus Rückſicht auf den Schulbetrieb im 
Realgymuaſium auf 6 Uhr verſchoben werden. 
Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten, (G.D.A.) 
hat ſeine Mitgliederverſammlung im Monat Mai auf Freitag, den 
4. ds., abends, in den weißen Saal vom Kaiſerſaal verlegt, damit den 
Mitgliedern Gelegenheit geboten iſt, zu den am Donnerstag vor dem 
Schlichtungsausſchuß ſtattfindenden Tarifverhandlungen Stellung zu 
nehmen. (Näheres erſiehe Anzeige.) 
Kaffee Bismarck. Auf den am Donnerstag, den 3. Mai, im 
Kaffee Fürſt Bismarck ſtattfindenden Volksmuſikaliſchen Abeud wird 
            hier=
durch nochmals hingswieſen. 
Kunſinotizen.
 (ſeber Werke, Künſſler und fünſtleriſche Veranſtaliungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung 
gsſchieht, behält ſich die Redafſion ihr Urfeil vor. 
— Richard Wagner=Verein. Johanna Heſſe, die 
am nächſten Herbſt vom Staatstheater in Dresden an das 
            National=
theater in München engagiert iſt, wird am Samstag, 12. Mai, zur 
Freude ihrer zahlreichen Verehrer hier einen Lieder= und Arien= 
Abend geben und Franz Schubert, Hugo Wolf und Richard 
            Wag=
ner ſingen. Vormerkungen auf die (nur in ſehr geringer Anzahl Wand=rabteilung der Turngemeinde Beſſungen 
vorhandenen) Plätze für Nichtmitglieder (Preiſe 1000 Mk. bis 5000 
Mk.) werden, von heute an bei Konzert=Arnold entgegengenommen. 
Vereinsmitglieder haben den kleinen Zuſchlag von 200 Mk. zu zahlen.
 Aus den Parteien. 
Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei, 
Darmſtadt. Am Freitag, den 4. Mai, nachmittags 51 Uhr, ſpricht 
im Alpenvereinszimmer, Reſtauraut Sitte, Karlſtraße, Frau A. 
            Hüb=
ner über „Das Reichs=Jugendwohlfahrtsgeſetz”. Ferner werden 
            ver=
glieder des Frauenausſchuſſes woerden zu dem Vortrag herzlich 
            einge=
laden, Gäſte ſind willkommen. Das Thema, das Frau Hübner in 
freundlicher Weiſe beſprechen wird, dürfte in den augenblicklichen 
            Zei=
ten, in denen das ganze Gebiet der Jugendwohlfahrtspflege durch das 
Reichsgeſetz einigermaßen zu einem Abſchluß gebracht iſt, unſere 
            Frauen=
welt beſonders intereſſieren. 
Parlamentariſches. 
Der Finanzausſchuß des Landtags iſt für heute 
Mittwoch nachmittag 3 Uhr, zur Erledigung einer umfangreichen 
            Tages=
ordnung einberufen. Die meiſten Punkte betreffen Gegenſtände, die 
zum Staatsvoranſchlag gehören.
 ( Birkenau, 30. April. Zwillinge im Zigeunerwagen. 
Dieſer Tage paſſierten einige Zigeunerwagen unſeren Ort. In einem 
der Wagen erblickte des Nachts ein munteres Zwillingspärchen das 
Licht der Welt. Kinder und Mutter, ſind wohlauf und letztere ſaß in 
Wagen, als ſei nichts vorgekommen. Derartige „freudige Ereigniſſe‟ 
ſcheinen bei den Zigeunerbanden keine Seltenheit zu ſein, denn in und 
um den Wagen herum wimmelte es geradezu von kleinen tiefſchwarzen 
Pußtaſöhnen. 
Aus dem ſüdlichen Odenwald, 30. April. Vernichtete 
Heidelbeerernte. So reichlich unſere Heidelbeerſträucher 
            blüh=
ten, ſo ärmlich wird die Ernte ausfallen. Durch die vor kurzem 
            ein=
ſetzenden kalten Nächte, die uns teilweiſe bis 5 Grad Kälte brachten, 
ſind ſämtliche Blüten erfroren und abgefallen. Hoffentlich trifft dies 
für den hinteren Odenwald nicht zu, indem dorten die Sträucher in der 
Blüte noch zurück waren. 
(O) Lindenfels, 30. April. Erhöhte Preiſe. Infolge der 
            ge=
waltigen Preisſteigerung aller Kraftwagenſtoffe wird der Preis des 
Perſonengeldes der Linie Lindenfels=Bensheim des Kraftwagenverkehrs 
vom 1. Mai ab auf 100 Mk. per Kilometer erhöht. Für Ortsanſäſſige 
wverden 6 Fahrten zum Preiſe von 80 Mk. per Kilometer ausgegeben. 
— Jugenheim a. d. B., 1. Mai. Man ſchreibt uns: 
            Gemeinde=
rot, Volksbadbau=Vereinigung und 
            Krankenkaf=
ſenverband. Vor gar nicht langer Zeit trat die Volksbadbau=
            Ver=
einigung vom Jugendheinn mit dem Plan, ein Volksbad zu errichten, an 
die Oeffentlichkeit. Damals hatte man jedoch noch keine Ausſicht auf 
Erfolg. Heute, nach der am 17. April d. J. vom Krankenkaſſenverband 
ſtattgefundenen Sitzung, ſind wir nun dem Erfolg etwas näher 
            gekom=
men, ſo daß dieſes Unternehmen nur noch von der Platzfrage abhängig 
iſt. In dieſer Sitzung hat ſich der Krankenkaſſenverband bereit erklärt, 
das in Frage kommende Grundſtück (Eisteiche) der Gemeinde zu 
            über=
laſſen, wenn ſie bereit iſt, ein Gelände für Futtergewinung 
            einzutau=
ſchen. Dieſes Grundſtück iſt für den Verband wohl entbehrlich; da ſie 
jedoch beabſichtigen, einige Milchkühe zu halten, für die Milchgewinnung 
der vom Krankenkaſſenverband erholungsbedürſtigen Mitglieder, ſo 
wäre das auf dieſem Gelände zu erntende Futter notwendig (
            notwen=
diger halten wir aber die Reinlichkeitspflge der noch geſunden 
            Men=
ſchen, um ſie vor Krankheit zu ſchützen). Es handelt ſich hier nicht uur 
um das Wohl Weniger, ſondern um die in dem Bezirck der unteren 
Bergſtraße wohnenden Bevölkerung von Jugenheim bis Eberſtadt, und 
aufwärts bis Bensheim. Da es alſo heute nicht mehr von dem 
            Wohl=
wollen des Verbandes abhängig iſt, ſo richten wir den Appell an den 
Jugenheimer Gemeinderat, alles daran zu ſetzen, was zur Einigung 
dieſer Platzfrage notwendig iſt. Wir erlauben uns deshalb, dem 
            Ge=
meinderat folgende Vorſchläge zu machen: 1. Der Gemeinderat bemüht 
ſich, ein dem Werte der Eisteiche entſprechendes Futterland 
            einzutau=
ſchen. Sollte dies innenhalb der Gemeinde nicht möglich ſein, ſo machen 
wir einen zweiten Vorſchlag: daß alljährlich von der Gemeinde das auf 
dem Grundſtück (Eisteiche) zu erntende Futyer vom Gemeinderat 
            ander=
weitig (vielleicht i der ſogenannten Weid) eingekauft wird und dem 
Veband zur Verfägung ſtellt. Sollte von dem Gemeinderat das 
            Mög=
lichſte getan werden, ſo richten wir die Mahnworte an den 
            Kranken=
kaſſenverband zur Wahrung der Intereſſen der Krankenkaſſen im 
            Frei=
ſtaat Heſſen: „Wo ein Wille iſt, da iſt auch ein Weg!” 
Aus dem Kreiſe Heppenheim, 30. April. Jubiläum. Bei einer 
dieſer Tage dahier abgehaltenen 
            Kreishebammenverſamm=
lung konnten 3 Hebammen ihr 40jähriges Berufsjubiläum feiern, 
            näm=
lich: Frau Stein in Hammelbach, Frau Held in Heppenheim und 
Frau Mühlfeld in Fürth. Nach der Begrüßung und 
            Beglückwünſch=
ung wurden den Jubilarinnen praktiſche Geſchenke durch Herrn Med.= 
Rat Dr. Heid überreicht. 
R. Gießen, 1. Mai. Die Oberheſſiſche Jungvieh= 
Weiden haben unter dem Einfluß der für den Graswuchs günſtigen 
Vinter= und Frühjahrswitterung gut angeſetzt und verſprechen nach 
entſprechender Pflege und Düngung ein reichliches Futterwachstum. 
Leider ſind jedoch die Anmeldungen zu den Weiden nicht in genügender 
Anzahl erfolgt. Insbeſondere läßt die Anmeldung von Rindern noch 
viel zu wünſchen übrig. In Oberheſſen beſtehen bekanntlich vier Ju 
viehweiden, und zwar im Görringer Grund bei Zell, Wernings bei 
            We=
nings=Tiergarten bei Hungen und Lauterbach. Die Weiden werden von 
— Auf den letzten hieſigen 
der Landwirtſchaftskammer erhalten. 
Schweinemärkten machte ſich eine große Zurückhaltung der 
Käufer geltend. Der Handel ging nur langſam von ſtatten, ſo daß bei 
Marktſchluß meiſt Ueberſtand vorhanden war. 
th. Trais=Horloff b. Gießen, 1. Mai. Verſchüttet. In einer 
der letzten Nächte wurden die Arbeiter Albert und Müller aus 
Rüdingsheim in der hieſigen Grube verſchüttet. Bei Schichtwechſel au 
anderen Morgen fand man den erſteren, der verheiratet war und Frau 
und Kind hinterläßt, bereits tot vor. Der zweite Arbeiter erlag, als 
er verbunden werden ſollte, ſeinen Verſetzungen,
 Reich und Ausland. 
Aus der Reichshauptſtadt. 
Berliner Kinderelend. Wichtige Angaben über die 
            Woh=
nungsnot in Deutſchland hat eine auf Anregung der Quäker in Berlin= 
Pankow ausgeführte Gemeindeſchulkinder=Umfrage geliefert. Danach 
ergibt ſich, daß nur 24 Prozeut aller Kinder ein Bett für ſich allein 
haben (im Jahre 1907 immerhin noch 33 Prozent), 71 Prozent ſchlafen 
zu zweit, 5 Prozent (im Jahre 1907: 3,5 Proz.) zu dritt, 47 Proz. 
            woh=
nen in Hinterhauswohungen 26 Prozent in Ein= und 
            Zweizimmer=
wohnungen. Von dieſen wird aber vielfach das eine Zimmer mit Küchie 
abvermietet oder die Küche iſt infolge Teilung der Wohnung 
            weggefal=
len. Bei 13,7 Prozent der Kinder wohnten Familienfremda in der 
Wohnung und zwar je mehr Kinder, um ſo mehr Fremde mußtenr 
            auſ=
genommen werden, ſo daß in zehnköpfigen Familien die Zahl der 
Fremden mehr als ein Drittel der Kinderzahl betrug. Beachtet man 
ſen kleinen Ausſchnitt aus der allgemeinen Nor und zieht dig ungeche 
Verteuerung und Verſchlechterung der Nahrnug und Kleidung in 
            Be=
tracht, ſo werden auch folgende Ziffern erklärlich: von den 425 000 
            Kin=
dern Berlins ſind 29 0000 tuberkulös, 77 000 krank, 120 060 underernährt. 
Die Kinderſterblichkeit (zwiſchen 5 und 15 Jahren) hat 1914 25 730, im 
Jahre 1918 50 391 betragen. 
Eiſenbahnbedienſtete als Schmuggler. 
FU. Müncen. In Attuang=Puchheim wurden bei Cinwohnern, 
die als wilde Fleiſchhändler ſchon länger bekamt waven, 
            Hausſuchlen=
gen vorgenommen. Es handelr ſich meiſtens um Eiſenbahnbedienſtete, 
die häufig nach Paſſau kommen, dort alles mögliche zuſammenkaufen 
und in Oeſterreich mit großem Gewinn abſetzen. Eine Anzahl Lokom) und ihre Fuauen wurden verhaftet. 
Wegweiſer durch Baden. 
Ueber die zahlreichen Bade=, Kurorte, Sommerfriſchen und 
            Frem=
denplätze im Schwarzſvald und Odenwald, äm Bodenſee, Rhein und 
Neckar, hat der Badiſche Verkehrsverband Karlsuuhe einen praktiſchen 
Wegweiſer herausgegeben, der die wichtigſten Angaben über die 
            ein=
zelnen Orte enthält. Dem Euholungs= und Geneſungſuchenden wir 
die Wahl eines ſeinen Wünſchen entſprechenden Aufenthaltsortes durch 
Nachweis von etwa 900 Hotels, Gaſthäuſern, Penſionen und Sanatorien 
weſentlich erleichtert. Die Zureiſe nach Baden kann teils mit direkten 
Zügen oder durchlaufenden Wagen nördlich bis Badn=Baden und 
            Ren=
aen, nach dem mittleren und ſüdlichen Schwarzwald znit direkten Zügen 
Frankfurt=Baſel über Pforzheim=Villingen erfolgen Beſetztes 
            Ge=
biet wird hierbei nicht berührt, ſo daß Paß= oder Perſonalausweis nicht 
forderlich ſind. Der Wegweiſer wird gegen Ueberweiſung dent 300 
Mk. durch den Badiſchen Verkehrsverband Karlsruhe (Nathaus) (
            Poſt=
ſcheckonto 4422 Khe.) franko überſandt. Von gleicher Stelle iſt auch das 
ſoeben in neuer 3. Auflage erſchienene Badiſche Verkehrsbuch mit 
            zahl=
reichen Karten und Plänen zum Preis von 15 000 Mk. erhältlich.
 Sport, Spiel und Turnen. 
1865 e. V., Daumſtadt. 
Wie bereits angekündigt, fand am Samstag, 28. April, die 
            Dekorie=
rung einer Anzahl Wanderinnen und Wanderer ſtatt. Konnten doch in 
dieſem Jahre 23 Turner und Turnerinnen das goldene Abzeichen der 
T. G. B. 1865 erringen; ein Beweis, daß ein guter Stamm vorhanden iſt. 
Nun zu dem Abend ſelbſt: Nach einleitenden Worten des erſten 
            Rede=
wuarts üher die Abſichten der Wanderabteilung kam der Leiter des 
Dekovierungsfeſtes zu Wort. Dieſer pries in ganz ausgezeichneter Weiſe, 
Ge 
daß das Wandern nicht nur ein geſunder Sport, ſonderm auch di= Liebe 
ſchiedene wichtige geſchäftliche Diuge verhandelt werden. Die Mit= 741 Heimat weckt. Was bietet eine ſolche Wanderung Jung und At? 
Es heißt, nur die Augen offen halten, und man kann den herrlichen 
Laßrme 
ter „Natur” beobachten. — Allgemeinen Beifall fguden dieſe 
echt deutſchen Worte. „Nun folgte die Dekorierung, welche raſch 
            abge=
wickelt wurde, um Zeit für den gemütlichen, unterhaltenden Teil übrig 
zu haben. Aeußerſt anregend verlief der ſchöne Abend. Gemeiſchaftliche 
Geſänge, Vorträge, Muſikſtücke wechſelten in buter Folge. Eine Reihe 
Turnerinnen und Turer haben ſich in ganz hervorragender Weiſe um 
das Gelingen des Abends verdient gemacht; ihnen ſei mit einem 
            Geſamt=
lob gedankt. Gar zu früh ſchlug die Stunde des Aufbruchs, aber ein, 
jeder Teilnehmer konnte mit Befriedigung nach Hauſe gehen. Solche 
Abende müßten mehr ſtattfinden. 
K. 
Gautag des Gaues Beugſtraße des Süddeutſchen 
Fußballverbandes. 
* Am kommenden Soliutag findet im Fürſtenſaal (Grafenſtraße) um 
10 lihr vormittags der diesjährige Gautag des Gaues Bergſtraße ſtatt. 
Für Außenſtehende, die dem Fußballſponk durch Beſuch der 
            Fußball=
ſpiele ihr Intereſſe entgegenbringen, ſei die Tagesordnung an dieſer 
Stelle genannt: 1. Erſtattung des Jahresberichts einſchl. 
            Gaujugend=
ausſchuß; 2. Erledigung von Anträgen; 3. Ortswahl für den nächſten 
Gautag; 4. Entlaſtung der Gaubehörde: 5. Neuwahl der Gaubehörde; 
6. Allgemeines. Da ein derartiger Gautag öffentlich iſt, empfiehlt 
ſich jedem, der ſich für den Fußballſport intereſſiert, der Beſuch 
            des=
ſelben. Der noch Fernſtehende erhält hier einen Einblick in die Arbeit, 
die von dem Vereinen und Behörden für den Fußballſport geleiſtet wird. 
Der Gau Bergſtraße umfaßt die Bergſtraße von Arheilgen bis 
            Heppen=
heim einſchl., das Ried und den Odenwald bis nach Erbach; 39 
            Verein=
mit zuſammen 7274 Mitgliedern. Im letzten Verbandsjahre 1922/23 
verteilten ſich dieſe 39 Vereine wie folgt: 1 Verein Kreisliga (
            Sport=
verein 98 Darmſtadt), 3 Vereine Befähigungsliga (Union=Beſſungen, 
Germania=Pfungſtadt, Bürſtadt), 11 Vereine A=Klaſſe (von denſelben iſt 
Lorſch Gaumeiſter, 11 Vereine B=Klaſſe (hier iſt Groß=Rohrheim 
            Gau=
meiſter), 13 Vereine C=Klaſſe (hier liegt die Entſcheidung um den 
            Gau=
meiſter zwiſchen den beiden Bezirksmeiſtern Michelſtadt i. Odw. und 
Klein=Gerau). 
Anläßlich des Gautages findet nachmittags ein Propagandaſpiel 
auf dem Stadion am Böllenfalltor ſtatt. Es treten ſich eine Mannſchaft 
der Befähigungsliga und eine Mannſchaft der 4=Klaſſe gegenüber. Die 
beiden Mannſchaſten ſind jeweils aus den Vereinen der betr=ffenden 
Klaiſe zuſammengeſtellt. Nähere Angaben über Mannſchaftsaufſtellung 
und Beginn des Spieles folgen.
 Preußiſch=Süddeutſche Klafſenlotterie. 
Mitgeteilt durch Lotterie=Einnahme Petrenz, Rheinſtr. 33. 
4. Klaſſe. 11. Tag, 2. Ziehung. 
250 000 Mk. Nr. 65685 244851. 100 000 Mk. Nr. 77302 26220 
50 000 
Mark Nr. 82781 315314 353885 30 000 Mk. Nr. 2050 14383 27385 27446 
41303 48955 60188 76647 77087 77715 90875 99599 107018 123989 125130 
125675 142350 150086 174264 175819 193100 202158 208584 209187 336253 
347397 355734 361534 363945 368404.
 12. Tag, 1. Ziehung. 
100 000 Mk. Nr. 6599 258 974, 50 000 Mk. Nr. 4550 68837 205273 
206565 231194, 30 000 Mk. Nr. 4136 8076 21977 34898 38133 40766 45614 
76328 85343 91205 92125 96015 109317 118039 120184 136584 142599 143814 
32 292109 295212 237616 304809 305941 311734 
148014 1923‟ 
B Aldd 233030o 
98 327697 3 
325406 3. 
894 Gewinne 4 20 000 Mk. und die Einſatzgewinne 3 15 000 Mk. 
ſind aus den täglichen Gewinnliſten zu erſehen. Ohne Gewähr.
 af Hühnerdugen esctict icher 
Sar 
das Radikalmittel Lebeuuoki. 
K Hornhaut a. d. Fußsohlen verschwindet dureh 
—2h 
Lebewohl-Ballen-Scheiben. 
In Drogerien u. Apotheken. (I,2104 
 
Man verlange ausdrücklich „Lebewohl”. 
rog. Ant. Fischer, Frankfurterstr. 12/14, Drog. K. Steinhäuser, Nied.-
            Ram-
städterstr., Engeldrog. H. Schaub, Karlstr. 28, Gg. Liebig & Co., Luisenstr. 4.
 Tageskalender. 
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende 10½ Uhr 
(B 23): „Tannhäuſer”, Kleines Haus Anfang 7 Uhr. Ende gegen 
10 Uhr (Sondermiete 21): Und das Licht ſcheinet in der Finſternis”, 
Orpheum, Anfang 73 Uhr: „Der Affenbaron”. — Bund 
            Saau=
verein, abends 8.15 Uhr im Heſſiſchen Hof. 
            Mitgliedewverſamm=
lung. —Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: 
            Kino=
vorſtellungen. 
Verſteigerungskalender. — Donnerstag, 3. Maf. 
Mobiliar=Verſteigerung vorm. ½10 und nachm. ½3 Uhr 
Nußzholzverſteigerung vor. um 
Ernſt=Ludwigſtraße 9. 
9 Uhr in der Knappſchen Wirtſchaft zu Nieder=Ramſtadt. 
m min Hichen Hiſche u Hiehen rt 
Wiutſchaft und Feuilleton: Nudolf Mauve; für „Stadt und Land” 
„Meich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul 
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rumwer hat 6 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Darmßädter Tagblatt 
Handel und Wandel in Heſſen. 
h. Mekallwerke Starkenburg, A.=G., Auerbach a. d. 
Bergſtr. Die Geſellſchaft hat durch die Verlegung der Tubenfabrik 
einen Produktionsausfall erlitten. An Dividende werden 25 Prozent 
verteilt. Einer außerordentlichen Generalverſamlung wird die 
            Erhöh=
ung des Grundkapitals von 12,6 auf 30 Mill. Mk. und Erhöhung des 
Stimmrechts der Vorzugsaktien auf das Wfache vorgeſchlagen. 
h. Rheinheſſiſche Konſerven A.=G., 
            Niederingel=
heim. Die ordentliche Hauptverſammlung beſchloß die Verteilung von 
100 Prozent Dividende und Rückſtellung von 3 Mill. Mk. für an die 
Aktionäre zu begebende Gratisaktien. Das Grundkapital ſoll um 13 auf 
16 Mill. Mk. erhöht werden. Die Fabrikation von Fleiſchkonſerven ſoll 
zur Beſchäftigung im Winter aufgenommen werden. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
() Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
Stahlmarktes. Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review 
Cleveland, Ohio, kabelt über die „Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
Stahlmarktes: Der Stahltruſt erhöhte die Preiſe für Grobbleche, 
            Profil=
eiſen und Knüppel um 1—2 Dollar, für Draht um 200 Doll., für 
Röhren um 4,00 Doll., womit die Preiſe die höchſten ſeit dem Kriege 
ſind. Die unabhängigen Werke werden folgen. Die Preiſe betragen 
jetzt für Knüppel 48,00 Doll. frei Pittsburgh, 50,00 Doll. frei Chicago, 
für Grobbleche und Profileiſen 50,00 Doll, bezw. 52,00 Doll. Der 
            Neu=
eingang von Aufträgen hat nachgelaſſen wegen der Unmöglichkeit, in 
einer Reihe von Monaten beliefert zu werden. Man erwarter für den 
Sommer ein Nachlaſſen der hohen Erzeugungsziffern. Ferromangan 
koſtet für Lieferung im September 120,00 Doll. für inländiſches und 
ausländiſches Material, für frühere Lieferung 125,00 Doll. 
            Spiegel=
eiſen iſt weiter knapp: der Preis für Spiegeleiſen bewegt ſich zwiſchen 
4200 und 55,00 Doll. einſchließlich Zoll.
Dnvelsdtert
2. Mai 4923 Nr. 120
Dividendenvorſchläge.
Börſen.
 * Frankfurter Abenddevifen vom 1. Mai. Im 
            Frei=
verkehr vom Bureau zu Bureau ſtellten ſich heut=, foweit wam hören 
konnte, ausländiſche Zahlungsmittel gut behaupte: 
Größere 
            Verände=
rungen ſind nicht zu verzeichnen. Dollarnoten 31 —31500 genannt. 
Belgien 1975, Holland 12 200, London 145 000, Pais 2:25, Schweis 5750, 
Italien 1600, Neu=York 31 250.
 Ernemann=Werke A.=G. in Dresden. Die 
            General=
verſammlung ſetzte die Dividende auf 60 Prozent feſt. Wie mitgeteilt 
wurde, macht ſich die rückläufige Konjunktur jetzt auch bei der 
            Geſell=
ſchaft bemerkbar. 
* Deutſche Schachtbau A. G. In der Aufſichtsratsſitzung 
wurde der Abſchluß für das Geſchäftsjahr 1922 genehmigt und 
            beſchloſ=
ſen, der Generalverſammlung die Verteilung einer Dividends von 100 
Prozent (i. V. 40 Prozent) auf das Kaßital von 2,5 Millioyen Mk. 
            vor=
zuſchlagen. Das Kapital, ſoll unter Ausfchluß der Bezugsrechte der 
Aktionäre um 1,5 Millionen Mk. erhößt werden und die Verwaltung 
der Aktien der Verwaltung überlaſſen bleiben. 
* Triptis A. G. in Trſptis. In der ordentlichen 
            General=
berſammlung wurde die Bilanz für 1922 einſtinmmig genehmigt und die 
ſofort zahlbare Dividende von 150 Brozent für die Stawmabten 
            feſt=
geſetzt. De Verſitzende des Aufſichtsrats teilte mit, daß im laufenden 
Jahre eine Option veräußert worden ſei, die der Geſellſchaft einen recht 
nawhaften Gewinn in tſchechoſlowakiſcher Währung gebracht habe, deren 
Zinſen die G=ſellſchaft in die Lage verſetzen, ſelbſt bei ganz ſchlechtem 
Geſchäftsgange eine Dividende in Höhe der für 1922 gezahlten zu 
            ver=
teilen. 
* Halleſcher Bankverein von Kuliſch. Kaempf u. Co., 
Kom.=Geſ. a. A. in Halle a. S. Dis Verwaltung bringt für das 
Geſchäftsfahr 1922 eins Dividende von 60 Prozent gegen 16 Prozent im 
Vorjahre in Vorſchlag. 
* Ottenfer Eiſenwerk A. G. in Alrona=Ottenſen. 
Die Verwaltg ſchlägt nach reichlichen Abſchreibungen und inneren 
Rücklagen be: eine Nertogetvinn von 21 566 513 Mk. (i. V. 5097 774 
Mark) eins . ih=de von 60 Prozent (i. V. 15 Prozent und 10 Prozent 
Bonus) so:. Reicszcitig ſoll das Dabital um 2,5 auf 60 Millionen 
Aſtark erhöht ihenden. De alten A tionären werden die neuen Aktien 
im Verhältnis bo: 4:1. zit einem von der Generalverſammlung 
            feſtzu=
ſetzenden Kurſe ungeboreit werden. 
Warenmärkte. 
h. Manuheimer Produktenbörfe. Trotz ſehr ſtarken 
Veſuchs der Montags=Produktenbörſe konnte kein lebhaftes Geſchäft in 
Gang kommen, da die allgemeine Unſicherheit weiter auf den Markt 
drückt. Die Tendenz war im allgemeinen behauptet, die Preife aber 
 eher etwas näch Uunten geneigk. Für Braugerſte und Futterartikel machte 
ſich etwas Nachfrage bemerkbar. Die Preiſe ſtellten ſich zu Beginn etwa 
wie folgt: Weizen 140 000—142000 Mk., Roggen 110000—112000 Mk., 
Gerſte 95 000—105 000 Mk. Hafer 65 000—90 000 Mk., Mais 125000 bis 
130 000 Mk., alles pro 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Der Mehlmarkt 
liegt weiter feſt, das Geſchäft iſt aber ruhig. Weizenmehl Spezial Null 
ſtellte ſich als Richtpreis auf unverändert 220000 Mk. pro 
            Doppelzent=
ner ab ſüddeutſche Mühle, die zweite Hand war eine Kleimigkeit billiger. 
Von Futtermitteln waren angeboten: Weizenkleine zu 50 000 —55 00 
Mark, Trockenſchnitzel zu 36 000—40 000 Mk., Biertreber und Malzkeime 
zu 58 000—60 000 Mk., Melaſſe=Futter zu 40 000—45 000 Mk. die 100 
Kilo ab Abgangsſtation. Die Kolonialwarenbörſe war ſehr feſt v 
., 
anlagt. Man notierte: Kaffee Santos Superior roh 20 000—22000 M. 
gewaſchen 24 500—28000 Mk., bei 6539 Mk. Zoll, mittlerer Tee 32000 
bis 36 000 Mk., guter Tee 37 09—41000 Mk., feiner Tee 42000—43000 
Mark, inländiſcher Kakao 6490 Mk., ausländiſcher 7500 Mk., Burma= 
Reis 2400 Mk., ausländiſcher Zucker 3800 Mk., alles pro Kilo ab 
            Mann=
heim. Offiziell wurden pro 100 Kilo netto Kaſfe bahnfrei Mannheim 
notiert: Weizen 1:0000 Mt. Gerſte 95 000—105000 Mk., Roggen 
110000—112G0 Mk., inländiſcher Hafer 70 000—95000 Mk., Mais 
125 000—130 00 Mk., Wieſenheu 42000—14000 Mk., Luzernekleehen 
50000 Mt., Preßſtroh 42000—43000 Mk., Bundſtroh 39 000—40000 
Mark, Biertreber 55000 Mk., Weizenmehl Spezial Null Richtpreis 
220 000 Mk., Weizenkleie 55 000 Mk. Tendenz: feſter. 
I. Mannheimer Frühjahrshauptmarkt. Zu dem 
Frühjahrshauptmarkt am Sonntag und Montag waren aufgetrieben: 
Ochen, 175 Bulen, 502 Kühe und Rinder, 301 Kälber, 0 Schafe, 
1077 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen 
1. Kl. 290 000—315 000 Mk., 2. Kſ. 2i0 8½—290 000 Mk., 3. Kl. 20000 
240 000 Mk., 4. Kl. 150 00—180 900 Mk.; Bullen 1. Kl. 230000 bis 
*5 
O) Mk. 2. Kl. 200 000—220(00 Mt., 3. Kl. 180 000—200 000 Mk.; 
Kühe und Rinder 1. Kl. 300000—320 000 Mk., 2. Kl. 260 000—300 000 
Mark, 3. K1. 21000—240 000 Mk., 4. Kl. 180000—220 000 Mk., 5. Kl. 
135 000—160 06 Mk.; Kälber b 300 00—310 000 Mk., e 280 000 bis 
300 000 Mk., d 260 000—270 009 Mk., e 240 000—260 000 Mk.; Schweine 
a und b 360 000—370000 Mk. e und 350 000—360 000 Mk., e 33000 
bis 350 000 Mk., Sauen 320000—350 000 Mk. Tendenz: mit Großdieh 
zu Beginn des Marktes mittelmäßig, gegen Schluß ruhig, langſam 
geräumt; mit Kälbern und Schweinen lebhaft, ausverkauft. 
h. Mannheimer Pferdemarkt. Für den großen Mai= 
Pferdemarkt waren angeführt: 50 Wagenpferde, 74 Arbeitspferde, 65 
Schlachtpferde. Bezahlt wurden pro Stück für: Wagenpferde 6—9 Mill. 
Mark, Arbeitspferde 5—10 Mill. Mk., Schlachtpferde 500 000—1 200 000 
Mark. Tendenz: für alle drei Gattungen lebhaft, geräumt.
 Bankgeschaft 
Fernsprecher 1308, 1309 —
 RIE 
De —MUTT 
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
 DallllStcUr 
1 Luisenplatz 1
 O 
STATT KARTEN.
 Meine Verlobung mit Fräu- 9 
niermit anzuzeigen. 
Fritz Köhler, Kaufmann
 Die Verlobung unsrer Kinder 
8 Ally und Frikz beehren sich / lein Ally May beehre ich mich 
8 hierdurch bekanntzugeben 
Louis Hay und Frau 
Elisabeth, geb. Hedderich 
3 Zahnarzt Otto Köhler u. Frau 
Natalie, geb. Buch 
Kirchhain (Bez, Kassel) 
Darmstadt, Privätwohnsög Landgraf-Philipp-Anlage 58 
den 2. Mai 1923 
(*12061 
Ka.nnagg.
 Die glückliche Geburt von 
zwei gesunden, kräftigen 
Baben zeigen ertreut an 
Lahnarzt Dr. Plehn u. Frau 
Hisabetb, geb. Hentael 
Darmstadt, den 1. Mai 1923 
Neckarstraße 8, pt. 
Aaise 9
 Am 30, April 1923 verloren 
wir durch den Tod unſeren lieben 
(3582 
Alten Herrn
 (rec. 1903) 
Apothekenbeſitzer in Darmſtadt. 
Sein Andenken ſteht in unſeren 
Herzen feſt für alle Zeiten. 
G 
Der C. C. der „Ftanconia” 
i. A.: Nothamel p. X
Statt beſonderer Anzeige.
 Nach Gottes heil. Willen 
            ent=
ſchlief ſanft heute Nacht nach kurzem 
ſchweren Leiden im 31. Lebensjahr, 
geſtärkt durch die Tröſtungen der 
hl. Kirche, unſer innigſtgeliebter 
Sohn, unſer rreuer Bruder, 
            Schwa=
ger, Neffe und Vetter
 Leutnant d. R. a. D.: Rittter des 
Eiſernen Kreuzes uſw. nſw., des 
Schleſiſchen Adlers II. u. I. Stufe. 
9 
Oberſinanzrat Dr. Biktor Bürth 
Viktoria Würth, geb. Fiſcher 
 
Sr. M. Roswitha Würth 
d. 8. Fr. caad. plil. 
Viktoria Gommlich, geb. Würth 
 
Dipl.=Ing. Eliſabeth Würth 
Joſeph Bürth 
Richard Gommlich=Hellborn. 
Darmſtadt, Nonnenwerih i. R5., Eicfsn, 
den 1. Mai 1923. (*121 
 
Die Beerdigung findet ſtatt am 
4 
Donnerstag, den 3. I. M., 
            nach=
mittags 3 Uhr, von der Kapelle 
des Waldfriedhofs aus, das 
            feier=
liche Seelenamt am Samstag, 
Ni 
den 5. l. M., vorm. 81 Uhr, in 
der St. Ludwigskirche. 
Von Beileidsbeſuchen bittet, man 
abzuſehen. 
D 
 
Ne
 Todes=Anzeige. 
Heute verſchied, nach langem, 
nit großer Geduld getragenem 
eiden unſer lieber Vater, 
            Schwie=
ervater, Großvater, Schwage 
*12112 
Pate und Onkel 
( 
M 
. P. Sior 
Hert 
Poſtſekretär i. R. 
im 75. Lebensjahre. 
Darmſtadt, 30, April 1923. 
Für die trauernden Hinterbliebenen: 
Familie Treuſch. 
Die Einſegnung finder am 
            Mitt=
ſpoch nachmittag um 5 Uhr im 
Sterbehaus Becſiraße 8, die 
            Be=
erdigung am Donnerstag naclmitrag 
im 3 Uhr in Babenhauſen ſtatt.
 Am 29. März ſtarb in 
*l Agra (Engadin) nach 
(. 
h nach langem, ſchiverem 
Leidenunſerlieberi. a. C. 
Eilhardt Janſſen. 
Sein Andenken werden wir ſtets 
(3584 
in Ehren halten. 
Der Darmſtädter Wingolf. 
J. N. u. A.: 
Werner Jung (XXX,XX,XX,X)X*
 2fkem. Sparherd 
Bettſtelle billig zu 
verk. Weinbergſtr. 14, 
2. St., I. V. (B3541
 2flaut. Gasherd 
zu verkaufen (*118-1 
Sandbergſtr. 27, III.I:
Statt beſonderer Anzeige.
 Montag nachmittag entſchlief ſanft im 43. 
            Lebens=
jahr nach langem, ſchwerem, mit unendlicher Geduld 
ertragenem Leiden mein innigſtgeliebter Mann, der 
treubeſorgte Vater ſeines einzigen, geliebten Kindes, 
unſer lieber Sohn, Bruder, Schwiegerfohn und
Schwager
Apotheker
(3587
 Hans Roeder, 
Im Namen der kieftrazernden Sinterbliebenen: 
Irmgard Roeder, geb. Elaſer 
Günther Roeder. 
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen. 
Die Beiſetzung findet in aller Stille ſtatt.
 noch immer die 
höchſten Preiſe 
für ſämtl. Altmetalle 
ſow. Lump., Flaſchen 
u. Paier. Für 
            Woll=
geſtricktes zahle per 
kg 1000 M7. (3583 
Fr. G. Btößinger 
Arheilgerſtr. 5 
an der Hochſchule. 
Für 
            Zink=
badewannen 
zahle 10—20 900 Mk. 
1. znehr, je u. Größe.
 * 
Beſtcht 
209 qm feuerſichere 
Dachverſchalung 
(Kaſſetten=Bimsbeton 
uſw.) 100 qm 
            Plaſter=
ſteine(auch gebraucht). 
Angebote m. genauen 
Abmeſſungen unter 
126 an die 
            Ge=
ſchäftsſtelle. (3496gm
 (64 
Berspiegelfagtsie wahrheil= 
Er zeigt Ihnen, daß Sie durch Anwendung 
Aok=Seeſant 
Nandelkleie ſchon nach 
kurzer Zeit von allen Hautunreinheiten, M 
            ii=
efſern, Pickeln, Puſteln befreit ſind. Aok= 
Seeſand=Mandelrleie macht die Haut 
            blumen=
zart, roſig, jugendfriſch. Ueberall erhältlich.
11
 Eine Wohltat 
für korpulente und leidende Damen iſt 
unſer geſetzlich geſch. Geſundheits=Binden= 
Korſett Eviva. Aerzlich warm empfohlen 
bei Schwangerſchaft, ferner bei Hängeleib 
Nieren=, Magen= und Darmleiden, desgl 
nach Operationen. Die verſtel’baze 
            Leib=
binde iſt innen angearbeitet und ſchließt 
dadurch — im Gegenſatz zu ähnl. Artikeln 
einſchl. Leibbinden) — ein Hoch= oder 
Niederruiſchen vollſtändig aus. Bietet dem 
Körper bei voller Bewegungsfreiheit eine 
wirkſame Stütze, verbeſſert gleichzeitig die 
Figur uind iſt nach Ausſage, aller 
            Träger=
innen eine Wohltat für den Körper. 
            An=
probe und Beſichtigung unverbindlich. 
Geſchw. Sauerboun Nachf., Obere Wilhel= 
(35720 
minenſtr. 4.. Tel. 1393.
Ue
 Dampfbrennerei 
ſucht zum Vertrieb ihrer 
            Marken=
fabrikate eingeführten (*12038
 für Darmſtadt, Frankfurt und 
Ukmgebung. Angebote unter G 12 
an die Geſchäftsſtelle ds. Blattes.
 Einige eleg. Schneid.= 
Koſtüme, 42/44, 
            Man=
telkleid, Taftil., ſchw 
Taftrock, Backfiſchkl., 
Mänt., Bett= u. 
            Tiſch=
wäſche,D.=u. H.=Stief. 
D.=Strohhiite, Bluſ., 
Röcke, w. Unterröcke, 
m fein. D.=Cheviot, 
kurzePelzjacke, 1elektr. 
Bügeleiſen mit 
            Kon=
takt (neu), 2 dElbl. 
            An=
züige (mittl. Figur), 
.=Neberzieher, w. 
Tennishoſe, 1 Knab= 
Anz. (13j., kurze Hoſe), 
Jüngl.=Anz., woll. H.= 
Normalwäſche, Eink.= 
Apparat, Gartenſchl. 
mit Wagen, 
            Kinder=
ſagen; ſehr preistv 
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Herdweg 95, Garkenh. 
O
 Schwer. Herrsx-im. P15. 
aSzug. FesD. Schmiit, 
Aiexanderſtr. 9. (H1—0llmf
 ussnfahr 
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Danen=Strohhut 
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Gebiet auf der Ofrfeite der Nieder= 
Ramſtädter Straße zwiſchen Fried=
Der Oberbürgermeiſter.
 Pfänderverſteigerung 
Mitiwoch, den 9. Mai ds. Js., von 
            vor=
ittags 8 Uhr ab. (Pfänder nach gelben 
u. roten Pfandſcheinen Nr. 38292 bis 
            ein=
ſchließlich 51748, ſoweit nicht ausgelöſt 
oder hinſichtlich der Verſatzzeit nicht er 
freuert.) 
(St3527 
Darmſtadt, den 30. April 1923. 
Stidt. Leihamt, Kirchſtr. 9.
 *t 
Slenotypiſtin 
17. J. alt, jucht Stel 
lung. Ang. u. G 7 an 
die Geſchſt, (*12042im
 Weiblich! 
Erfahrenes ehrlich. 
Mädchen 
n kl. Haushalt geſ. 
Herdweg 79, I. (7lzſz in
 Ein gut empfohlenes 
Mädchen 
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Frau Lina Fiſchl 
Schulſtraße 2.
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Nai, event, 1. Inni, 
eine zuverläſſ., treue
2. bder 1. Klaſſe
 die in der 
            Kinder=
pflege erfahren und 
ſchon tätig geweſen 
(3551 
iſt. 
Frau H. Roſenthal 
Ludwigsplatz. 
Saubere,
 Bekanntmachung. 
Nach Artikel III § 6 des Geſetzes 
über die Berüickſichtigung der 
            Geldent=
wertung in den Steuergeſetzen vour 
20. März 1823 in Verbindung mit 
Artikel VIII des Geſetzes haben die 
UImſatzſteuerpflichtigen bis zum 15. April 
1923 den Unterſchied zwiſchen dem ſich 
aus der Steuererklärung ergebenden 
            Be=
rag und den geleifteten Vorauszahlungen 
nachzuzahlen. Soweit dieſe 
            Nachzah=
lungen noch nicht geleiftet ſind, werden 
die Pflichtigen zur alsbaldigen Zahlung 
bei Meidung der Zwangsbeitreibung 
            auf=
gefordert. 
Darmſtadt und Langen, 30. April 1923. 
Die Finanzämier: 
Darmſtadt=Stadt. Darmſtadt=Land. 
Langen. 
(3556 
Die Nutzholz=Verſteigerung 
vom 30. April 1923 in Roßdorf iſt 
            ge=
nehmigt. Abxave vAbfuhrſcheinen am 
Mai, Ueberie” ung am 9. Mai 1923. 
Obarförſter:: Oser=Ramſtadt. 
fmann. 
(7355
 Tüchtiges ſelbſtändiges älteres 
Mädchen 
ofort geſucht zur Mithilfe im 
            Haus=
halt. — Kochen nicht erforderlich. 
12076) Hobrechtſtraße 5, II. 
Ue 
We 
Bei hohem Lohn wird ein 
älteres, ſolides Mädchen 
das gut kochen kann und alle Hausarbeit 
verrichtet, in kleinen Haushalt von 
2 Perſonen geſucht. 
(3545imd 
Martinſtraße 52, II.
 Ve 
Mädchen 
das kochen kann, oder 
Stütze, in ſehr ruhig. 
Haushalt zu 2 Perſ. 
geſucht. 
(3554 
Stiftſtraße 11, I.
 Geſucht in kleinen, 
ruih. Haushalt gegen 
guten Lohn ein ält. 
durchaus ehrliches, in 
Küche u. Haus erf. 
Mädchen. Herdweg 
Nr. 110, II. (*12150mig
 Vee 
Servierfräul. 
ſof. geſ. Ratskeller, 
Obergaſſe 3.
 Tücht., ehrl. (3585 
Alleinmädcen 
tp. beſf. Haush., 3 P., 
ſelbſtänd. verſehen u. 
ſehr gut koch. k., z. 13. 
J., eb. 1. 6., zu höchſt. 
Lohn, i. gt. 
            Dauer=
ſtellg. geſ. Meldg. nie 
zuverläſſ. erfahr. Kräfte 
erb. Näh. Geſchäftsſt. 
Solides 
Hausmädchen 
etwvas Nähen u. 
            Bü=
geln erwünſcht, bei 
gut. Bezahl. geſucht. 
Hilfe vorhand. (3578 
Hiigelſtr. 6. 2. St.
 Rf 
Kx 
R
*
Seite 6.
 Das ewige Feuer. 
Roman von H. Richter. 
Rmerikaniſches Cophright 1922 by Carl Duncker, Berlin. 
(Nachdruck verboten). 
69) 
Adriaan ſah ihn entgeiſtert an. „Und was werden Sie tun, 
Kepltän?” 
Der Offizier blickte an ihm vorbei. 
„Die Lanciers ſind aus der Linie zurückgezogen und 
            mar=
ſchieren hierher,” antwortete er mit heiſerer Stimme. „
            Ein=
greifen darf ich nicht, aber,” fügte er lebhafter hinzu, „niemals 
wird man den Schutz der britiſchen Waffen ungehört anrufen, 
zu Ihrem perſönlichen Schutz bin ich ſtets bereit, Baron.” 
„Soweit iſt es noch nicht, Herr Kapitän,” ſagte Adriaan 
kalt. „Ich danke Ihnen.” 
„Fürſt Alexander Tſcherwendice wünſcht den Baron" van 
Utrecht zu ſprechen,” meldete der Adjutant. 
„Führen Sie ihn den Saal und rufen Sie Herrn Haller.” 
Im Flur trafen die beiden zuſammen. 
„Es wird ernſt, Haller, aber ehe ich zu dieſer Beſprechung 
gehe, ein Wort mit Ihnen von Mann zu Mann. Ich habe mich 
mit Ihrer Schweſter verlobt und bitte auch Sie um Ihre 
            Ein=
willigung. 
Haller zögerte. 
„Und 
„Ich bin frei, Haller, innerlich und äußerlich.” 
„Dann ſeien Sie mir willkommen.” Haller gab ihm die 
Hand. „Und jetzt zu dem Fürſten.” 
Im großen Saal ſah Adriaan mit Staunen neben dem 
Fürſten Alexander den Markgrafen von Piacenza und den 
            ita=
lieniſchen Geſchäftsträger ſtehen. Was bedeutet das? 
Fürſt Alexander nahm das Wort 
„Ich ſtehe hier im Auftrage des Staatsrates des Landes 
Gruſinien.” 
Adrigan unterbrach ihn. „Ihre Miſſion iſt mir neu.” 
Der Markgraf erklärte. 
„Ich kam in Tiflis zu einer Beratung zurecht, die zwiſchen 
den Vertretern der Schutzmächte und den Mitgliedern der 
            gru=
ſiniſchen Regierung ſtattfand. Fürſt Alexander hat den Vorſitz
 Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2. Mai 1923. 
des Staatsrates niedergelegt, und Fürſt Tſcherwendice wurde 
einſtimmig zu Oberhaupt gewählt. Als außerordentlicher 
            Ge=
ſandter des Völkerbundes war ich in der Lage, die Wahl zu 
ſanktionieren. 
„Alſo gut, und was führt die Herren zu mir?” 
„Das Beſtreben, dem Streit hier ein Ende zu machen. Es 
müſſen Verhandlungen mit dem Gegner angebahnt werden. Als 
wir eintrafen, hörten wir, daß ein Parlamentär vor unſeren 
Linien ſtehe.” 
„Sie haben richtig gehört, Durchlaucht, aber ich werde mit 
den Rebellen nicht verhandeln. 
„Dann werde ich als Oberhaupt des Staatsrats die 
            Ver=
handlungen leiten,” ſagte Fürſt Alexander. 
Adriaan fuhr auf. „Gegen den Willen des Statthalters?” 
„Halten Sie das, wie Sie wollen, der Funkſpruch von Genf 
iſt uns auch bekannt.” 
„Herr Markgraf von Piacenza, haben Sie für dieſen Fall 
auch Vollmachten? 
Der Diplomat verbeugte ſich. 
„Auch für dieſen Fall: Sollte der Statthalter mit dem 
Staatsrat in Differenzen kommen, ſo iſt ein Schiedsgericht 
            ein=
geſetzt worden, das aus mir und dem italieniſchen 
            Geſchäfts=
träger beſteht. Deswegen ſind wir hier. 
„Nun, und — 2‟ 
„Wir halten Verhandlungen für gewieſen.” 
Der Statthalter wandte ſich brüsk ab zu ſeinem Sekretär. 
„Herr Haller, bitten Sie den britiſchen Kapitän hierher.” 
Einige Minuten ſpäter ſtand der Engländer vor ihm. 
„Herr Kapitän, Sie ſagten vorhin, daß ich den Schutz der 
britiſchen Waffen nicht ungehört anrufen würde. Ich bin von 
den Herren des Staatsrats überſtimmt worden und gedenke, die 
Konſequenzen daraus zu ziehen. Ich werde in Genf ſelbſt 
meine Sache vertreten, vorläufig, Herr Markgraf, darf ich Sie 
wohl bitten, meine Geſchäfte zu übernehmen. Verhandeln Sie, 
meine Herren, und tun Sie, was Sie verantworten können, um 
meine Perſon ſoll kein Blut fließen. Herr Kapitän, ich bitte 
für mich und die Damen und Herren meiner Begleitung um 
Ihren Schutz zur Reiſe nach Batum, wo ich mich auf den 
            briti=
ſchen Kreuzer begeben werde.”
 Ruzmer 120. 
Achtundzwanzigſtes Kapitel. 
Die Tageszeitungen in Neu=York, Paris, London, Berlin, 
in allen Großſtädten der alten und der neuen Welt brachten 
fette Ueberſchriften, Telegramme und ſpaltenlange Artikel. Die 
hervorragendſten Handelspolitiker ſtellten ſich in den Dienſt der 
Preſſe, Ströme von elektriſchen Energien jagten um den 
            Erd=
ball. Gruſinien wankte! Das Petroleumgebiet! Das Schoß 
kind der ganzen Welt! Der erſte Völkerbund! Die Schatzkammer 
des kleinen Mannes. 
Millionen und wieder Millionen hatte das Volk gezeichnst 
in Amerika, England, Frankreich, Deutſchland, in Spauien, 
Italien und der ehemaligen Monarchis. Neben der Hoffnung 
auf eine ſichere Rente ſtand der unerſchütterliche Glaube an die 
Friedensmöglichkeiten, die das Land dort unten, von dem man 
früher kaum gewußt hatte, daß es überhaupt exiſtiere, in ſich 
Arbeiter und Techniker aller Nationen Schulter an 
barg 
Schulter 
Schützend legte England ſeine Flotte vor den jungen Staat, 
und drei feſte Säulen fundierten das Gebäude: Rockefeller, der 
die neue Welt finanzierte, Baron von Rothſchild für England 
und das Bankhaus pan Utrecht in Holland für die ehemaligen 
Mittelmächte uno die nordiſchen Länder. Die drei Rieſentruſte 
vertraten fünfundſechzig Prozent des geſamten inveſtierten 
            Ka=
pitals, fünfnd reißig Prozent liefen im Volke. An der Börſe 
ſpurde das Pabier kaum gehandelt, die Nachfrage war groß und 
anhaltend, aber kein Menſch dachte daran, abzugeben. 
Da ſchlug das erſte Telegramm wie ein Blitz ein. Ein 
Spätabendblatt brachte es in Berlin, eine Mittagszeitung in 
Neu=Yorf. Differenzen des Statthalters mit dem gruſiniſchen 
Staatsrat, Unſtimmigkeiten in Baku. Der Statthalter hat ſich 
nach Baku begeben. 
Man las ohne rechtes Verſtändnis. Unſtimmigkeiten, was 
bedeutete das? Der Staatsrat hatte zu pa=ieren, man ſelbſt, 
die Ziviliſation, ſtand hinter ihm. Man war intereſſiert, das 
Geld 
Zum erſten Male erſchienen an der Börſe, in Kopenhagen 
war es, vereinzelte Papiere, aber die Nachfrage war größer als 
das Angebot, ſo notierten die Werte noch höher an dieſem Tage 
als beim letzten Kurs. 
(Schluß folgt.)
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Sontsmafte Abene
 der Hauskapelle 
(3563 
Leitung: 
Kapellmeiſter Phil. A. Fornoff
 
            Gewerk=
ſchaftsbund 
der 
Angeſtellt. 
Die 
Mai=Mit 
            glieder=
verſamn! 
ſindet nicht am 
Mitttpoch, ſondern am Freisg, den 4. Mai, 
abends 8 Uhr, im weißen Saal des 
Kaiſerſaals ſtart. 
(356 
Stellungnahme zum Schiedsſpruch des 
Schlichtungsausſchuſſes für April. 
Die Sitzung des 
            Schlichtungsausſchuſſe=
findet am Donnerstag vormittag ſtatt
 2. G. B. 1846 
Heute Mittwoch, den 2. Mai 
ſindet eine Sitzung des Techn. Ausſchufſes ſtatt. 
Tagesordnung: 
Werbelauf und Bühnenſchauturnen. 
Mir Rückſicht auf die Wichttigkeit der 
Tagesordnung iſt vollzähliges Erſcheinen aller 
Abteilungsleiter unbedingt erforderlich. (
 Mitglieder 
können zu jeder Zeit im Vereinslokal” 
Heinheimerſtraße 18 
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