Darmstädter Tagblatt 1923


26. April 1923

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Einzelnummer 125 Mark

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 114
Donnerstag, den 26. April 1923 186. Jahrgang

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uſw., erliſcht jede Verpſiſchtung auf Erfüllung der

Gegen die Rechtsbeugung im beſetzten Gebiet.
Berlin, 25. April. (Wolff.) Den Regierungen in Paris,
London und Brüſſel wurde folgende Note überreicht:
Die Interalliierte Rheinlandkommiſſion hat unter dem 22.
März die Verordnung 156 erlaſſen, die die deutſche Juſtizhoheit
völlig durchbricht und allen Anſchauungen über eine geordnete
Rechtſprechung zuwiderläuft.
Zweck der Verordnung iſt in erſter Linie der Schutz aller
jener Elemente, die ſich gegenüber den franzöſiſch=belgiſchen
Gewaltmaßnahmen gefügig erwieſen haben.
Die Aburteilung von Bedrohungen, tätlichen Beleidigun=
gen
und ſonſtigen Gewalttätigkeiten gegen Perſonen, die unter
den Schutz dieſer Verordnung geſtellt ſind, ſoll der deutſchen
Gerichtsbarkeit entzogen und ausſchließlich der Ge=
richtsbarkeit
der alliierten Militärgerichte zugewieſen werden,
wern hinreichende Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß die ge=
ſchützten
Perſonen den ſtrafbaren Handlungen nur wegen ihrer
Staatsangehörigkeit, wegen wirklicher oder vermeintlicher
Dienſte und Beziehungen oder wegen tatſächlicher Befolgung der
Gebote oder Verbote der Interalliierten Rheinlandkommiſſion
ausgeſetzt geweſen ſind.
Dieſe Verordnung ſteht in ſchroffem Widerſpruch zu dem
Artikel des Rheinlandabkommens, der grundſätzlich beſtimmt,
daß die deutſchen Gerichte in bürgerlichen und in Straffachen
die Gerichtsbarkeit ausüben, und nur zwei Ausnahmen zuläßt.
Abgeſehen hiervon, kann es nur als ein Zerrbild einer Juſtiz
bezeichnet werden, wenn die Abgrenzung der Zuſtändigkeit ver=
ſchiedener
Gerichtsbarkeiten nicht nach feſten, objektiven Merk=
malen
vorgenommen wird, ſondern vagen Vermutungen über
die inneren Motive des Urhebers der abzuurteilenden Tat.
Es kann wr als ein Hohn bezeichnet werden, daß die Ver=
ordnung
gegen Gemeinden, zu deren Laſten ſie ihre Schützlinge
entſchädigen will, die angeblichen Erſtattungsanſprüche gegen
das Deutſche Reich offen hält.
Die deutſche Regierung legt gegen die rechts= und ver=
tragswidrige
Verordnung der Interallierten Rhein=
landkommiſſion
Verwahrung ein.

Vom Tage.
Die Reichsregierung hat hinſichtlich der Feier des 1. Mai für die
Reichsbetriebe und Behörden eine Regelung getroffen, die ſich der
Regelung in den einzelnen Ländern anpaßt.
Der Reichstagsausſchuß für Sozialpolitik beendete die erſte Leſung
des Reichsknappſchaftsgeſetzes. Da die Beſtimmungen der Vorlage
ſämtlich, abgelehnt wurden, ſoll bis, zur zweiten Leſung verſucht wer=
den
, eine Verſtändigung zwiſchen den Parteien und der Regierung
herbeizuführen.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages hat die zur Ausführung des
Friedensvertrages beim Haushalt des Reichswehrminiſteriums angeſetz=
ten
16,5 Milliarden zur Gewährung von Mitteln an Fabriken, die zur
Herſtellung von Waffen, Munition und Heeresgerät zugelaſſen ſind,
auf 37,6 Milliarden erhöht.
Der Geſandte z. D. von Mutius, bisher Leiter der Abteilung
2 (Weſteuropa) des Auswärtigen Amtes, iſt zum Geſandten in
Kopenhagen ernannt worden.
Die württembergiſche Regierung hat eine Verordnung erlaſſen, die
außerordentliche Maßnahmen zur Wiederherſtellung der öffentlichen
Sicherheit und Ordnung vorſieht.
Die badiſche Regierung beſchloß, der Großherzoglichen Familie
durch Miniſterialdirektor Leers ihr Beileid ausſprechen zu laſſen. Wie
man dem Staatspräſidenten mitteilte, wird die Beiſetzung erſt am Ende
der Woche, unter Umſtänden erſt zu Beginn der nächſten Woche erfolgen.
Der ehemalige Großherzog und die Gvoßherzogin von Baden ſind
auf Schloß Baden eingetroffen. Das ſchwediſche Königspaar wird erwartet.
Große. Sendungen ſchwediſcher und däniſcher Bücher ſind zur Ver=
teilung
an die deutſchen wiſſenſchaftlichen Bibliotheken in dieſen Tagen
bei der Notgemeinſchaft der deutſchen Wiſſenſchaft eingelaufen.
Der Sekretär der Marine=Transportarbeiter=
Union, die in den Vereinigten Staaten 126 000 Mitglieder zählt,
erklärte den Ausſtand. Es werden Lohnerhöhungen und der acht=
ſtündige
Arbeitstag gefordert.
Doſſarkurs in Frankfurt am 25. April,
abends ½7 Uhr: 29 500.

Der Szenenwechſel in Lauſanne.
Franzöſiſch=tüt kiſche Gegenſätze. DasCheſierabkommen. Die Einheitsfront der Alliierten.

Lauſanne, 25. April. (Wolff.) Der äußere Ver=
lauf
der Konferenz iſt ziemlich dürftig und farblos.
An Stelle der großen Kommiſſionen, die vom Nopember ver=
oft
großer politiſcher Kämpfe waren, ſind die verſchiedenen
Komitees für die politiſchen, wirtſchaftlichen und finanziellen
Fragen getreten. Die Zahl der Delegationen und innerhalb
den. Auch fehlen noch die vielen Hilfs= und Propaganda= Ab=
ordnungen
, die Aegypter, Syrier uſw, die der erſten Konferenz
ein beſonders charakteriſtiſches Gepräge verliehen. Auch die Be=
teiligung
der ausländiſchen Preſſe iſt geringer geworden, wenn
man von den türkiſchen Journaliſten abſieht, die in noch größerer
Zahl erſchienen ſind als im letzten November.
Aber der engere Rahmen und die äußere Ruhe dürfen nicht
darüber hinwegtäuſchen, daß die Verhandlungen zum mindeſten
eßenſo leivegt ſind, wie vor der Unterbrechung der Konferenz,
und daß die Gegenſätze, die ſich ſeit dem Februar
noch derſchärft haben, zu den heftigſten Auseinanderſetzun=
gen
führen können.
Die türkiſch=franzöſiſchen Meinungsverſchiedenheiten,
die das Cheſter=Abkommen vertieft hat; zeigten ſich
ſogleich in der erſten Sitzung des politiſchen Komitees. Auch
türkiſche Forderung nach Einreihung des türkiſch=franzöſiſchen
Angora=Abkommens mit ſeinen Anlagen in den Friedensvertrag
noch äußerſt lebhaft bekämpft. Man erklärt, daß das Cheſter=
Abkommen eine Verlatzung des Angora= Abkom=
die
Türfen nicht mehr fordern dürften, für die ihnen günſtigen
Teile des Abkommens im endgültigen Friedensvertrag eine be=
ſondere
Beſtätigung zu erhalten, nachdem ſie die im Angora=
Abkommen feſtgelegte Eiſenbahnkonzeſſion von Samſum Siwah
im Cheſier=Abkommen den Amerikanern zugeſprochen hätten. In
türkiſchen Kreiſen erklärt man demgegenüber, daß das Angora=
Abkommen ſchon deshalb in den Friedensvertrag gehöre, weil
es die Anerkennung des nationalen Paktes durch Frankreich ent=
halte
. Was das Cheſter=Abkommen betreffe, ſo widerſpreche es,
in leine: Weiſe dem Angora=Abkommen, da dieſes keinerlei Ver= Kriegseintritt vollzogene Abſchaffung des Kapitulationsſyſtems
pflichtungen in der Eiſenbahnkonzeſſionsfrage dem franzöſiſchen
Staat gegenüber enthalte. Es könne ſich höchſtens um eine pri= tikel nochmals prüfen.
date Streitfrage handeln, die nichts mit dem Vertrag zu tun
habe. Dieſe heiklen Auseinunderſetzungen ſind nun vorläufig
dem Komitee entzogen worden und bilden den Gegenſtand un=
mittelbarer
Verhandlungen zwiſchen General Pellé und Js=
met
Paſcha.
Noch ſchärſer zeigen ſich die
Gegenſätze in den Debatten über die Konſolidierung der Garan=
tien
für die ottomaniſche Schuld.
Die Türken verlaugen unter anderem, daß die vom ottomaniſchen
Reich losgeläſten Provinzen ſich an der Zurückziehung des vom
alten Regime ausgegebenen Papiergeldes beteiligen, was die
letzteren energiſch verweigern. Auch hier wurde der Fortgang
der Verhandlungen dadurch geſichert, daß man das einſchlägige
Komitee, das Finanzkomitee, von dieſer Frage entlaſtete und
ſie einen beſonderen Ausſchuß überwies.
In der heutigen Sitzung des Wirtſchaftskomitees endlich, in
der die Artikel 61 bis 78 des alliierten Vertragsprojektes be=
ſprochen
wurden, zeigten ſich ebenfalls ernſte Gegenſätze
zwiſchen der alliierten und der türkiſchen Auffaſſung, abgeſehen
von einigen Formfragen, die dem Redaktionskomitee unterbreitet
werden follen.
Damit iſt man ſchon ſehr früh bei den Methoden angelangt,
an denen ſchen die erſte Konferenz geſcheitert iſt. Iu franzöſi=
ſchen
Kreiſen legt man anſcheinend großen Wert auf die Feſt=
ſtellung
, daß die Front zwiſchen Franzoſen und Engländern

diesmal ſehr ſtark ſei und allen türkiſchen Angriffen ſtandhalten
werde. Man betont beſonders die guten perſönlichen Beziehun=
gen
zu Rumbald und General Pellé. In den der türkiſchen Dele=
gangenen
Jahres bis zum Februar dieſes Jahres der Schauplatz gation naheſtehenden Kreiſen will man darin vor allem einen
Verſuch ſehen, die Türken einzuſchüchtern und ihre Poſition zu
ſchwächen, ohne dieſen jedoch ſehr tragiſch zu nehmen.
Lauſanne, 25. April. (Wolff.) Das dritte Komitee der
der Delegationen der einzelnen Mitglieder iſt viel kleiner gewor= Konferenz, das die Wirtfchaftsfragen bearbeitet und in
der der italieniſche Delegierte Nontagne den Vorſitz führt,
hielt heute ſeine erſte Sitzung ab. Sie galt dem zweiten Teil
des Friedensvertragsentwurfs, der die Wirtſchafts=
klauſeln
betrifft. Die Türken hatten bekanntlich die Abſonderung
dieſes Teiles aus dem Vertrage gefordert, um die darin nieder=
gelegten
Fragen in einer beſonderen Kommiſſion zu regeln.
Ohne ſich aber in dieſer Angelegenheit irgendwie zu binden, gin=
gen
ſie mit auf die Verhandlungen der einzelnen Artikel ein,
wobei ſie entweder völlige Streichung oder weſentliche Abän=
derungen
verlangten, ſo bei Art. 71, der u. a. die Frage des
Schutzbefohlenenſyſtems auf türkiſchem Gebiet betrifft, und das
die Türken nicht mehr anerkennen wollen. Zu Artikel 73 for=
derten
ſie, daß für die Feſtſetzung der Privatrechte und = Inter=
eſſen
nicht der 1. Auguſt 1914, ſondern der Tag des Kriegsein=
tritts
der Türkei, der 29. Oktober 1914 gelten ſoll, was die Alli=
ierten
bewilligten. Weiter erklärten ſich die Türken gegen die
heute wird in franzöſiſch orientierten Kreiſen der Konferenz die Einſetzung von Schiedsgerichten für die Feſtſetzung, dieſer Rechte
und Intereſſen. Die in Artikel 73 verlangte Zurückerſtattung
von verſchleppten Werten wollen ſie nur auf Grund völliger
Gleichberechtigung anerkennen. Den Art. 75 lehnten die Türken
völlig ab. Er verlangt die Zurückerſtattung der von der tür=
mens
ſei, das dadurch hinfällig werde, und daß auf jeden Fall kiſchen Regierung während des Krieges erhobenen Steuern, ſo=
fern
ſie alliierte Staatsangehörige betreffen. Die Türken machen
geltend, daß die Alliierten keinen anderen Steuern unterworfen
waren, als auch die türkiſchen Staatsangehörigen.
Die Debatte galt ſchließlich der Frage der Kapitula=
tionen
. Die Alliierten gingen von der Auffaſſung aus, daß
die Abſchaffung der Kapitulationen gegebenenfalls erſt vom Tag
des Inkrafttzetens des neuen Friedensvertrages gelten ſoll,
während die Türken ſich in ihren Beweisführungen auf die ſeit
ſtützen. Ein juriſtiſches Redaktionskomitee ſoll die einzelnen Ar=
Die bulgariſchen Kammerwahlen.
Sofia, 25. April. (Wolff.). Das Preßbüro veröffentlicht
nachſtehende Mitteilung: Die endgültigen Wahlergeb=
niſſe
laſſen folgende Verteilung der Mandate zu: Regierungs=
partei
215 von insgeſamt 246, Kommuniſten 16, Block der Oppo=
ſition
14, Sozialiſten ein Mandat, das, auch noch zweifelhaft iſt.
Alle Miniſter waren in mehreren Wahlkreiſen gewählt, Miniſter=
präſident
Stambulinſki in 13 Bezirken. Beachtenswert iſt die
Tatſache, daß die Wahlen im ganzen Lande in völliger
Ruhe und Ordnung verliefen. Die neue Kammer ſpiegelt
das Bild der politiſchen Kräfte des Landes wider. Die Nie=
derlage
der Kommnniſten und das Verſchwin=
den
der Blockparteien ſind dem geſunden Sinn der
bäuerlichen Wählerſchaft in Bulgarien zuzuſchreiben, deren In=
tereſſen
allen utopiſtiſchen und kommuniſtiſchen Theorien abge=
neigt
ſind und die die Notwendigkeit anerkennt, den neuen Be=
dürfniſſen
Rechnung zu tragen, die den Vertretern der alten
Parteien fremd waren. Im Kampf, gegen alle anderen Par=
teien
war die Bauernpartei, angeſichts des Syſtems der
Verhältniswahl allein imſtande, dem Lande eine
einheitliche Regiernng zu geben. Geſtützt auf das
allſeitige tiefe Vertrauen wird die Regierung ihre Politik fort=
ſetzen
, die Ordnung und Sicherheit im Innern und Frieden und
Freundſchaft nach außen gewährleiſten.

* Die Fortſetzung
der internationalen Ausſprache.
Von
Hans Arthur von Kemnitz

Geſandter z. D., M. d. R.
Die internationale Ausſprache über das Reparationsproblem,
in der zuletzt Herr v. Roſenberg das Wort hatte, iſt durch eine
Rede des britiſchen Miniſters des Aeußern im engliſchen Ober=
hauſe
und eine Nede Poincarés in Void fortgeſetzt worden. Herr
Poincaré hat fo intranſigent wie nur je geſprochen, eine Hetzrede
ſchlimmſter Art gehalten, und das ſollte allen denen in Deutſch=
land
zu denken geben, die ob der Ausführungen des britiſchen
Miniſters ſchon wieder einmal in Optimismus ſchwelgen.
Gewiß enthielt die Rede Lord Curzons manches, was deut=
ſchen
Ohren angenehm klingt. So, wenn er von zwei ſtolzen
und mächtigen Völkern ſpricht, die miteinander ringen. Eine
Wendung, die dem wiedererwachenden deutſchen Selbſtgefühl
Rechnung trägt und deutlich zeigt, wie ſehr wir durch den Hel=
denkampf
unſerer Volksgenoſſen ima neuen und alten beſetzten
Gebiet und durch die feſte Haltung der gegenwärtigen Regierung
in der Achtung ſelbſtbewußter Nationen geſtiegen ſind. Ferner
die Stelle, an der es heißt, daß die Sicherheiten, die Frankreich
beanſprucht, nicht in der Zerſtückelung Deutſchlands beſtehen dür=
fen
, und daß die Sicherheiten gegenſeitig ſein müſſen. Und vor
allem erſcheint es als ein Fortſchritt, daß, während kürzlich Bo=
nar
Law die Möglichkeit einer engliſchen Intervention noch nicht
für gegeben bezeichnete, Lord Curzon unter gewiſſen Voraus=
ſetzungen
den gegenteiligen Standpunkt einnimmt.
Aber trotzdem iſt Grund genug für eine ſkeptiſche Auffaſſung
der Dinge gegeben. Was verſteht der engliſche Außenminiſter
unter einer Zerſtückelung Deutſchlands, die er nicht will?
Wünſcht er auch eine Zerſtückelung Preußens vermieden zu ſehen
oder würde er ſich mit der (rrichtung einer rheiniſchen Republik,
de jure im Rahmen des Deutſchen Reiches, de kacto aber unter
dem Einſluß Frankreichs, abfinden? Lord Curzon hat immer
für einen Freund Frankreichs gegolten und er hat auch jetzt wie=
der
die Entente mit Frankreich als die einzig feſte Gründlage
der engliſchen Politik in Oſt und Weſt bezeichnet. Wobei er den
Oſten voranſtellte und ſo von neuem die bekannte Tatſache her=
vorhob
, daß die Fragen des nahen Oſtens feine Spezialität ſind,
Fragen, deretwegen mehr als einmal die deutſchen Angelegen=
heiten
von England zu einem Handelsobjekt herabgedrückt wor=
den
ſind.
Die entſcheidende Frage iſt jatzt die: Sollen wir der Aure=
gung
des britiſchen Miniſters, von neuem mit einem Angebot
hervorzutreten, folgen oder nicht? Es ſcheint ſich dabei ſeiner
Meinung nach um eine Art Preſtigefrage zu handeln, denn er be=
zeichnet
es ſelbſt als die Frage des Augenblicks: Wer ſoll den
erſten Schritt uniernehmen? Die naheliegendſte Antwort wäre
ja, einfach auf das Angebot zu verweiſen, das wir um die Jah=
reswende
durch den Staatsſekretär Bergmann in Paris über=
reicht
haben, von dem allerdings Herr Poincaré beharrlich lügt,
es ſei niemals erfolgt. Ich würde es, wie die Dinge liegen, für
erträglich halten, daß unſere Regierung in Beantwortung der
Curzonſchen Anregung noch einmal auf das Bergmannſche An=
gebot
verweiſt und ſeinen Inhalt offiziell bekannt gibt. Damit
würden wir 20 Milliarden Goldmark feſt anbieten und eine Er=
höhung
dieſer Summe auf höchſtens 30 Milliarden von der wei=
teren
Entwickiung und von dem Gutachten internationaler Sach=
verſtändiger
abhängig machen. Ein ſolcher Schritt iſt vor allem
wohl aus innerpolitiſchen Gründen nicht zu umgehen, da ſonſt
die Gefahr beſteht, daß die zarte Pflanze der Einheitsfront;
verwellt.
Das iſt aber auch das Aeußerſte, was wir tun dürfen, und
gelangen wir damit nicht an den Verhandlungstiſch, ſo ſollten
wir das Wort Verhandlungen unſererſeits überhaupt nicht
mehr in den Mund nehmen. Daß wir grundſätzlich zu Verhand=
lungen
bereit ſind, allerdings nur ſolcher, bei denen wir als
Gleichberechtigte mitzureden haben, und die nicht zwiſchen uns
und Frankreich allein, ſondern zwiſchen allen intereſſierten Mäch=
ten
zu führen ſind, das weiß jedermann. Wozu alſo das Gerede,
falls wir uns jetzt etwa wieder einen Korb holen? Dann heißt
es einfach, die Zähne zuſammenbeißen und durchhalten, und jede
Frage, wie lange wir das können, iſt dann ein Verbrechen am
Vaterlande. Warum ſah ſich denn Herr Loucheur veranlaßt,
durch den Mund des Daily Telegraph ein wenig vernünftigere
Worte zu uns zu reden, als wir ſie ſonſt von Frankreich zu hören
gewohnt ſind, und warum glaubt Lord Curzon, daß Fraukreich
trotz des Theaterdonners von Void und trotz aller früheren ab=
lehnenden
Erklärungen gegebenenfalls bereit ſein werde, ſich eine
engliſche Intervention gefallen zu laſſen? Lediglich deswegen,
weil wir endlich einmal wieder ſtark und männlich geweſen ſind,
weil wir Frankreich die Zähne gezeigt, weil wir einen ſeſten
Willen bekundet haben. Es iſt in dieſem Kriege nicht anders als
im Weltkriege und in jedem Kriege überhaupt: Siegen tut der
feſteſte, zäheſte Wille. Ein Wille, der jedes, aber auch jedes Opfer
zu bringen bereit iſt für die Freiheit des Vaterlandes. Reden
wir aber von Verhandlungen, ſo zeigen wir damit, daß dieſer
feſte Wille uns abhanden zu kommen droht, und damit ermutigen
wir unſere Gegner und ſtärken ihren Willen, länger auszuhalten
als wir. Das iſt alles ſo ſelbſtverſtändlich, daß es eigentlich nicht
geſagt zu werden brauchte, zumal nach den traurigen Erfahrun=
gen
, die wir im Jahre 1918 gemacht haben. Aber gerade weil
dieſe Erfahrungen ſo furchtbar traurig waren, muß uns eine
Wiederholung erſpart bleiben. Das iſt nicht nur ein außen=
ſondern
auch ein innenpolitiſches Erfordernis zwingender Art.
Oder glaubt irgend jemand im Ernſt, daß weite Kreiſe unſeres
Volkes ſich einen zweiten Dolchſtoß gefallen laſſen würden? Ich
glaube es nicht, und deshalb gebietet die Rückſicht auf den inne=
ren
Frieden ebenſoſehr wie unſer außenpolitiſches Intereſſe, daß
wir feſt bleiben und uns nicht abdrängen laſſen von dem klaren
Wege, den die gegenwärtige Regierung bisher unbeirrt gegangen
iſt. Ein Krieg, und wir ſühren einen ſolchen, iſt ohne Opfer
nicht zu gewinnen. Der, welcher ſie am willigſten und entſchloſſen=
ſten
zu bringen bereit iſt, wird mit dem Sieg gekrönt. Möge
uns dieſer Weg zuteil werden, und möge er bedeuten: den An=
fang
unſerer Wiederauferſtehung.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donzerstag, den 26. April 1923.

Die Porbereitung des deutſchen Angebots.

Nummer 114.
Maßnahmen auf dem Oeviſengebiet.

* Berlin, 25. April. (Priv.=Tel.) Die Beratungen des
Reichskabinetts mit den an der Reparationsfrage inter=
eſſierten
Faktoren werden fortgeſetzt. Von Regierungsſeite wird
über die einzelnen Phaſen der Beſprechungen Stillſchweigen be=
wahrt
, da man befürchtet, daß Einzelheiten, die verfrüht bekannt
würden, die innerpolitiſche Auseinanderſetzung ſtören könnten.
Die Beſprechung, die das Reichskabinett im Laufe des geſtrigen
Tages mit führenden Perſönlichkeiten des Reichsverbandes der
deutſchen Induſtrie hatte, ergab im allgemeinen eine Zuſtimmung
dieſer führenden Wirtſchaftskreiſe mit der beabſichtigten Politik
der Reichsregierung. Doch wird eiſt heute im Laufe des Tages
das Präſidium des Reichsverbandes zuſammentreten, um ſich
über eine eingehende Stellungnahme ſchlüſſig zu werden. Heute
morgen werden die Beſprechungen mit den Fraktionsführern
aufgenommen werden, die dann ihre Fraktionen zu Erörterungen
zuſammenberufen. Auch mit den Gewerkſchaften dürfte ſich die
Reichsregierung in Verbindung ſetzen. Wenn hier und da in
der in= und ausländiſchen Preſſe die Auffaſſung erſcheint, daß
die deutſche Regierung in dem vorbehaltenen Angebot nun doch
endgültig Ziffern nennen würde, ſo muß nach dem gegenwär=
tigen
Stand der Beſprechungen dieſe Annahme als nicht zutref=
fend
angeſehen werden.
Die Parteiführer beim Kanzler.
TU. Berlin, 25. April. Aus Paris und London werden
ſchon beſtimmte Einzelheiten gemeldet, nicht allein über die
Form, in der die deutſche Regierung zu der Rede Lord Curzons
Stellung nehmen will, ſondern auch über den Inhalt, den die
neue Kundgebung haben ſoll. Nach Erkundigung an amtlicher
Stelle können wir feſtſtellen, daß die Erwägungen und Ver=
handlungen
noch nach keiner Richtung hin abgeſchloſſen ſind
und daß auch noch nicht abzuſehen iſt, wann, ſie zu Ende geführt
werden. Infolgedeſſen handelt es ſich bei allen Angaben, auch
ſoweit beſtimmte Summen genannt werden, um reine Ver=
mutungen
. Der Reichskanzler hat im Laufe des heutigen
Mittwoch die Führer der Reichstagsparteien empfangen, um
auch ihre Meinung zu hören. Dabei iſt vermutlich auch die
Frage beſprochen worden, ob es zweckmäßig iſt, eine Note an
die Geſamtheit der Unterzeichner des Verſailler Vertrages zu
richten oder ob. Herr von Roſenberg vielleicht in einer Rede im
Reichstag auf die Gedankengänge Lord Curzons eingehen ſoll.
Das Rätſelraten.
TU Paris 25. April. Die franzöſiſchen Blätter ſetzen
ihre mit Fragezeichen verſehenen Meldungen über demnächſt er=
folgende
Schritte des Berliner Kabinetts fort. Unter dem
Drucke der öffentlichen Meinung, ſo glaubt man, werde ſich die
deutſche Regierung infolge der neuerlichen Markentwertung zu
Vorſchlägen entſchließen müſſen, und daß die Rede von Lord
Curzon ihr eine Gelegenheit gebe, ohne Preſtig=ſchaden die ent=
ſcheidenden
Schritte zu tun. Es wird auch hier empfunden, daß
die Reden, daß ein jetzt oder etliche Monate ſpäter erfolgtes
Angebot vom franzöſiſchen Standpunkte aus keine Rolle ſpiele‟.
nur eine einſtudierte Haltung ſeien. Man will auf keinen Fall
den Eindruck erwecken, als ob auf die deutſchen Vorſchläge ge= ſei ſich keines Angebotes bewußt, das nicht bereits veröffentlicht
wartungsvoll, und doch ſoll der franzöſiſchen Regierung, wie
in gut unterrichteten Kreiſen verlautet, viel daran liegen, daß Sie ſeien vor zwei Jahren anderen Bedingungen unterworfen
es in den nächſten drei Wochen zu einer Regelung kommt.
Vorgebaut.
FU. London, 25. April. Der diplomatiſche Mitarbeiter
der Daily Mail meldet aus Paris, in franzöſiſchen diplomati=
ſchen
Kreiſen halte man es für gewiß, daß das demnächſtige
deutſche Angebot keine genügend ernſte Grundlage für Verhand= dieſe Summe dermindert hätten, ſei eine Frage, die der Pre=
lungen
darſtellen werde, und daß es wahrſcheinlich von der fran=
zöſiſchen
Regierung einfach abgelehnt werden würde. Der Kor=
reſpondent
erhielt die Mitteilung, daß die franzöſiſche Regie=
rung
es mit der Einleitung von Verhandlungen nicht eilig
habe, weil ſie angeblich glaube, daß ein ſtarker Druck die all=
mähliche
Lahmlegung der deutſchen Induſtrie herbeiführen
werde, wodurch die Reichsregierung zu ehrenhaften und ver= überſetzen:
nünftigen Anſchauungen bekehrt werden könnte. Aehnlich
äußert ſich der Neu=York Herald. Nach dieſem Blatt erklärt traler keineswegs ein Statiſt ſei. Ein Neutraler ſei in jedem
30 Milliarden uneröffnet der deutſchen Regierung zurückgeſandt ein ſehr nützlicher.
würde, auch wenn der Vorſchlag von einer Garantie von 99 Jah=
ren
für die Sicherheit der franzöſiſchen Grenze begleitet wäre.
Frankreich will Garantien.
abgeordnete Hermann Müller in einer Verſammlung der Ber= im Nuhrgebiet proteſtiert wird. In dem Proteſt heißt es u. a.
liner Funktionäre der Sozialdemokraten am Montag gehalten
hat, ſchreibt der Eclair: Herr Müller hat 30 Milliarden Gold=
mark
genannt. Allerdings verſteht man nicht die Schlußfolge= Teile Deutſchlands Verwandte hat, die ihr zugeſandten Lebens=
Milliarden für ſeine Reparationen. Damit jedoch Frankreich
Summe von 132 Milliarden Goldmark unter gewiſſen Bedingun=
gen
durch Annullierung der Bons C auf 50 Milliarden herab= Maßnahme.

Unſer Theater.

Die Forderungen, die an ein Theater wie das Darmſtädter
billigerweiſe zu ſtellen ſind, müſſen außerordentlich verſchieden=
artige
ſein. Während in großen Städten mehrere Theater den
verſchiedenſten Geiſtes= und Geſchmacksrichtungen Rechnung tra=
gen
können, muß hier ein einziges Inſtitut einem ganzen
Lande dienen.
Schon hieraus erhellt die Unmöglichkeit, eine einzige künſt=
leriſche
Richtung, die immer einſeitig ſein muß, rein ausdrücken
zu können, erwächſt die Notwendigkeit, vielſeitig ſein zu müſſen.
Hier iſt die Klippe. Denn es gilt trotzdem, das künſtleriſche
Niveau zu halten.
Vielſeitigkeit iſt ein Gemeinplatz, Niveau ein Schlagwort.
Beides bedarf beſtimmterer Feſtſetzungen.
Der Zuſchnitt unſeres Theaters kann ſich nicht auf eine
kleine Zahl geiſtig und künſtleriſch hochſtehender Feingebildeter
gründen, vielmehr auf ein Durchſchnittsmaß geiſtiger Erziehung
und Kenntnis, künſtleriſcher Bildung und Aufnahmefähig=
keit
. Gerade von dieſem Durchſchnitt aber wird häufig das
Theater als eine Lehr= und Unterrichtsanſtalt verſtanden. Solche
Anſicht iſt natürlich abwegig. Das Theater iſt ein Kunſtinſtitut
und iſt nur nach künſtleriſchen Grundſätzen zu leiten. Es ſoll
nicht zur Maſſe hinabſteigen, ſondern ſie zu ſich hinaufziehen; es
ſoll Bildung und Urteil fördern, künſtleriſch erziehen und künſt=
leriſchen
Genuß vermitteln. Die Spielleitung darf dabei nie=
mals
auf äußeren Erfolg, verblüffende Aufmachung, augenblick=
liche
Erregung geſtellt ſein, vielmehr die bleibende innere Wir=
kung
, das tiefe ſeeliſche Erlebnis, den echten künſtleriſchen Ge=
nuß
zum Ziel haben.
Dies kann gewiß nicht dadurch erreicht werden, daß der Zeit=
geiſt
unterdrückt wird; denn gerade das Theater iſt ein Spiegel
der Zeit. Das Alte in neues Gewand zu kleiden, das Neue
zeitgemäß heiauszubringen, jede Rückſtändigkeit zu meiden, iſt
ſelbſtverſtändlich.

ſetzen, wodurch ihm dann für ſeinen Teil die auch von Herrn
Müller anerkannten 26 Milliarden zufallen würden? Wie wir
ſchwankend in Inhalt wie nach Art der Zahlungsmodalität und
des wirklichen Wertes. Wichtig iſt es, die von Deutſchland an=
g
=botenen Garantien kennen zu lernen. Herr Müller ſpricht von
Zolleinnahmen. Was meint er denn eigentlich, wenn er ſagt:
Die Induſtrie, der Handel, die Banken und die Landwirtſchaft
müſſen bei dem Geſamtangebot mit herangezogen werden?
Unzufriedenheit mit Poincaré?
* Paris, 25. April. (Priv.=Tel.) Poinearés Rede
vom Montag über ſeine Stellung zu innerpolitiſchen Fragen
wird vielfach kritiſiert. Der erſte Eindruck, daß dieſe Rede auf
keiner Seite mit Befriedigung aufgenommen wurde, beſtätigt ſich.
Poincaré hat ſich durch dieſe Rede allem Anſchein nach ſehr ge=
ſchadet
. Den innerpolitiſchen Mittelparteien ſcheint dadurch die
Ueberzeugung geſtärkt worden zu ſein, daß Poincaré nicht der
geeignete Mehrheitsführer für den Wahlkampf
iſt. Die Oppoſition hat aber nicht die Abſicht, ſich dem Vorwurf
auszuſetzen, aus Parteigründen in einem ſchwierigen Augenblick
der Außenpolitik, ein Kabinett zum Rücktritt gezwungen zu
haben. Die Gegner Poineares ſcheinen zum Teil entſchloſſen
zu ſein, den erwarteten Abſchluß der Ruhraktion, in der ſicheren
Annahme, daß nicht alle franzöſiſchen Hoffnungen dabei erfüllt
werden, gegen Poincaré auszubeuten.
Briands Wiederkehr.
* Rom 25. April. (Prid.=Tel.) Ein Bericht der Stampa
aus Paris ſchildert die große Beachtung, die die Rückkehr
Briands in die Oeffentlichkeit in franzöſiſchen poli=
tiſchen
Kreiſen findet. Es gebe viele Leute in Paris, die ſich fra=
gen
, ob man nicht mit einer neuen Berufung Briands
rechnen müſſe, wenn ſich der gegenwärtige Zuſtand zu ſehr in
die Länge ziehe. Der Korreſpondent berichtet auch, daß die Nach=
richt
über die Unverwendbarkeit, des beſchlagnahmten Kokſes
große Unruhe hervorgerufen habe. Er ſagt: Wenn dieſe Nach=
richt
den Tatſachen entſpricht, ſo wird die Lage förmlich auf den
Kopf geſtellt werden und das in Frankreich viel gebrauchte Wort
Wir können abwarten ſei nur eine Frage der Zeit.
England und die deutſche Zahlungsfähigkeit.
London, 25. April. (Wolff.) Unterhaus. Das Par=
lamentsmitglied
Lambert fragte den Premierminiſtet, ob er ein
verantwortliches Angebot annehmbarer Kriegsreparationen von
der deutſchen Regierung erhalten habe und, wenn ja welche
Summe angeboten wurde und welche Summe die britiſche Re=
gierung
als innerhalb der deutſchen Leiſtungsfähigkeit liegend
anſehe. Ein Regierungsvertreter erwiderte, der Premierminiſter
wartet werde. Man verhält ſich daher mehr abwartend als er= wurde, und ſehe keinen Zweck in der Erwägung, ob die Angebote,
die im März und April 1921. gemacht wurden, angemeſſen waren.
net werden könne. Der deutſche Plan vom Dezember 1922 und
die Antwort darauf, die als befriedigend angeſehen werden
könne, ſei veröffentlicht worden. Was den dritten Teil der
Frage betreffe, ſo ſei die Summe, die im Januar als innerhalb
Millionen Pfund geweſen. Ob die darauffolgenden Ereigniſſe
mierminiſter gründlich durch Sachverſtändige überprüft ſehen
will, bevor er zu irgendeinem Schritte kommt.
Berlin, 25. April. (Wolff.) Die Rede Curzons im
Oberhaus am 20. April liegt nun im engliſchen Text vor. Da=
nach
iſt die bisher dunkel erſcheinende Stelle richtig wie folgt zu Priorität der amerikaniſchen Beſatzungskoſten.
Die Erfahrung der letzten Kriege hat gezeigt, daß ein Neu=
man
am Quai dOrſah, daß ein Vorſchlag zur Bezahlung von Augenblick in der Lage, ein Handelnder zu werden, und zwar lung der amerikaniſchen Beſatzungskoſten ſollen die von den Ver=
Proteſt der deutſchen Gewerkſchaften.
TU. Paris, 25. April. Zu der Rede, die der Reichstags= Schreiben, in dem gegen die Verkehrsbehinderungen befriedigend.
Durch die Behinderung des Verkehrs im beſetzten Gebiet er=
hält
die Bevölkerung im beſetzten Gebiet, die im unbeſetzten
rungen dieſes Politikers. Er erklärt, Frankreich benötige die 26 mittel und Bedarfsartikel nicht mehr. Die Ernährung Sowjetkommiſſars im Fernen Oſten hat der Gouvernementkom=
dieſe
Summe bei ſeinem Anteil von 52 Prozent der Geſamt= das große Sterben nimmt zu, da auch der Verkehr mit Heil= Deutſchland, China und Norwegen vorgeſchlagen, ihre Tätigkeit
reparationen erhalte, müſſe dieſe auf 50 Milliarden feſtgeſetzt mittelpaketen nicht erlaubt iſt. Die familiären und gefell= ausſchließlich zum Schutze der Handelsintereſſen ihrer Untertanen
werden. Die Zahlungsfrage iſt nicht die wichtigſte. Man fragt; ſchaftlichen Beziehungen ſind durch das kulturwidrige. Verbot
Werde Frankreich die für die geſamten Verbündeten geforderte unterbrochen. Gegen dieſe Eingriffe in den Veikehr erheben tretern der übrigen Staaten, darunter auch den Franzoſen, nicht
wir ſchärfſten Proteſt und erwarten ſofortige Aufhebung dieſer

gleichem Maße gerecht werden. Die Meiſterwerke aller Zeiten
und Völker ſind unverfälſcht und vorzugsweiſe zu geben. Das
klaſſiſche Drama, das Unterhaltungsſtück, das Luſtſpiel, die
ſind in ihren beſten Werken zu bringen. Ferner muß ein Thea= iſt unſere Jugend, die Träger des neuen Deutſchlands, denen
in jedem Spielplan einige Neu= und Uraufführungen lebender Elternhaus, Schule und Kirche iſt das Theater der wichtigſte Fak=
Dichter und Komponiſten herausſtellen. Für Verſuche und ſtark
umſtrittene Werke kann indes bei dieſem weiten Aufgabenkreis
kein Raum bleiben. Es verbietet ſich dies ſchon aus geldlichen
umgängliche Feſſeln anlegt. Dieſelben Gründe fordern auch Be=
ſchränkung
von Gaſtſpielen und ein Künſtlerenſemble, das keinem
nicht unbedingt notwendigen Wechſel ausgeſetzt iſt. Der Zeit Theater haben. Nicht, daß wir zermürbt und empört über lite=
Spielplan durch Bevorzugungen und Unterdrückungen deutlich Jugend, uns allen ſoll die Bühne ein Führer ſein im Leben,
auszudrücken haben. In der Auswahl der für den Spielplan
ſo verlangten Werke iſt trotz der vielfachen Bindungen, ihm eine
eigenartige und perſönliche Prägung aufzudrücken, genügender Nibelungenring.
Spielraum geſtattet.
boren aus dem eigenſten Weſen eines Volkes. So kann auch ein 1
Kunſtwerk, hier das Drama und die Oper, im tiefſten Kern nur
von dem Volk erfaßt und richtig verſtanden werden, aus deſſen des eigenen Ich.
Geiſt heraus das Werk geſchaffen wurde. Das deutſche Volk hat
wie kein anderes der Welt einen Reichtum an dramatiſchen und
Leiſtungen können ſich nicht gleich bleiben, denn ſie ſind jeweils geiz arbeitend, die Oper wie das Schauſpiel gleichmäßig be=
abhängig
von der Gegenwart, die mitbaut, das Vergangene ver= herrſcht. Ob and in welchem Maße dieſe Aufgaben vom Darm=
beſſert
und der Zukunft neue Bahnen erſchließt. Die Kunſt ſtädter Theater zurzeit erfüllt werden, ſei Gegenſtand weiterer
anderer Völker wird dadurch auf unſerem Boden nicht verdrängt. Betrachtungen.

Berlin, 25. April. Zu den bevorſtehenden Maßnahmen
der Reichsregierung wird mitgeteilt, daß vorgeſtern unter dem
Vorſitz des Staatsſekretärs v. Trendelenburg vom Reichs=
wirtſchaftsminiſterium
und unter Hinzuziehung Sach=
verſtändiger
aus Bankkreiſen eingehende Beratungen
über die geplanten Maßuahmen auf dem Deviſengebiet ſtait=
ſchon
oft geſagt haben, ſind dieſe Geſamtziffern fortgeſetzt gefunden haben. Als ſolche Maßnahmen kommen vor allem in
Beträcht: Erweiterung der Anmeldepflicht für Deviſen, weit=
ausgedehnte
Beſtandsaufnahme des Deviſenbeſitzes, Verſchär=
fung
des Verbotes der Deviſenbeleihung. Geſtern und heute
ſind in den beteiligten Reſſorts, vor allem im Reichswirtſchafts=
und im Reichsfinanzminiſterium, Beratungen erfolgt, die die
Ausarbeitung der einzelnen Maßnahmen zum Gegenſtand hatten.
Unberechtigte Flüge auf deutſchem Gebiet.
Berlin, 25. Apriſ. (Wolff.) Die Flugzeuge der franzöſi=
ſchen
Luftverkehrsgeſellſchaft Compagnie Franco=roumaine de
Navigation Aerienne, die den regelmäßigen Flugverkehr
Paris-Prag unterhält, überfliegen dauernd deutſches Ge=
biet
, obwohl nach Artikel 320 des Verſailler Diktats ab 1. Ja=
nuar
1923 ſämtliche Vorrechte für die zivilen Luftfahrzeuge der
alliierten Mächte in Deutſchland erloſchen ſind und von deilt=
ſcher
Seite die Botſchafterkonferenz zur Vermeidun
von Zwiſchenfällen auf die veränderte Rechtslage aufmerkſau
gemacht worden iſt. Da die franzöſiſche Lufwerkehrsgeſellſchaft
die erforderliche Genehmigung der deutſchen Regierung weder
nachgeſucht noch erhalten hat, forderte die deutſche Negierung
bei der franzöſiſchen Regierung die Einſtellung der un=
berechtigten
Flüge und betonte ausdrücklich die Ver=
antwortung
der franzöſiſchen Regierung für
etzwaige Zwiſchenfälle, z. B. bei Notlandungen.
Die Verteidigung im Krupp=Prozeß.
U. Eſſen, 25. April. Von authentiſcher Seite erfahren
wir über die Verteidigung im Krupp=Prozeß folgen=
des
: Ihre Organiſation liegt in den Händen von Juſtizrat
Wandel=Eſſen. Als weitere Verteidiger, werden genannt
Rechtsanwalt Dr. Grimm, ſowie Rechtsanwalt Dr. Eruſt
Wolff, ſtellvertretender Vorſitzender der Anwaltskammer Ber=
lin
, ſowie der Advokat und Ständerat Moriaud Vice Battonier
du Barreau.
TU. Lünen, 25. April. Das Kriegsgericht in Ca=
ſtrop
verurteilte den Poſtdirektor Deter wegen Verteilung ver=
botener
Zeitungen zu 6 Monten Gefängnis und 6 Millionen
Mark Geldſtrafe.
Herne, 25. April. (Wolff.) Infolge der Beſetzung der
Schachtanlagen Lothringen 1 und 4 durch die Franzoſen hat die
geſamte Belegſchaft die Arbeit niedergelegt. Dadurch iſt Herne
und ein großer Teil der umliegenden Orte, die von dieſen An=
lagen
Gas erhalten, ohne Gas und Straßenbeleuchtung. Die
Franzoſen verhängten daraufhin über dieſe Orte die Ver=
kehrsſperre
.
* Gefangenen=Fürſorge.
Die Fürſorge für die Gefangenen im Rhein= und Ruhr=
gebiet
iſt nunmehr in vollem Umfange durch das Deutſche
Rote Kreuz aufgenommen. Die Unterſuchungsabteilungen
und die Prozeßvollzugsabteilungen nahezu aller. Gefängniſſe
des Rhein= und Ruhrgebiets ſind durch Delegierte des Deutſchen
Roten Kreuzes perſönlich beſucht worden, die alle Gefangenen
geweſen, zum Beiſpiel Oberſchleſien, mit dem jetzt nicht gerech= in ihren Zellen geſprochen und nach ihren Wünſchen befragt
haben.
Dem Deutſchen Roten Kreuz iſt von internationaler Seite
verſichert worden, daß es mit voller Bewegungsfreiheit im
Rhein= und Ruhrgebiet rechnen könne. Da es inzwiſchen auch
der deutſchen Zahlungsfähigkeit liegend angeſehen wurde, 2500 gelungen iſt, die zur Verfügung ſtehenden Geldmittel den Um=
ſtänden
entſprechend erheblich zu vermehren, hat eine weitange=
legte
und intenſive Fürſorgetätigkeit des Deutſchen Roten Kreu=
zes
eingeſetzt. Es ſoll verſucht werden, beim Deutſchen Roten
Kreuz, Charlottenburg, Berliner Straße 137, eine Zentralnach=
weisſtelle
über die Gefangenen aller Gefängniſſe des Rhein=
und Ruhrgebiets einzurichten.
Paris, 25. April. (Wolff.) Die Chicago Tribune mel=
det
: Die Vertreter der Allierten im Pariſer Ausſchuß zur Rege=
einigten
Staaten verlangte unbedingte Priorität ihrer Be=
ſatzungskoſten
für die geſamte Zahlungsperiode von 12 Jahren
ſo gut wie zugeſtanden haben. Der Vorſchlag von alliierter
Seite, den Unterſtaatsſekretär Wadsworth geſtern nach Waſhing=
Dortmund, 25, April. (Wolff.) Die Gewerkſchaf= ton telegraphierte, mache zwar noch einige Vorbehalte, man be=
ten
aller Richtungen ſandten an General Degoutte, ein trachte jedoch in amerikaniſchen Kreiſen das Angebok als recht
Herausforderung Frankreichs durch Rußland.
* Moskau, 25. April. (Priv.=Tel.) Laut Verfügung des
wird dadurch erheblich erſchwert, die Not wird größer und miſſar in Wladiwoſtok den Konſuln von England, Amerika,
im Fernen Oſten zu betreiben. Dieſes Recht iſt jedoch den Vei=
eingeräumt
worden. Den Franzoſen wurde vorgeſchlagen, im
Laufe von ſieben Tagen das Küſtengebiet zu verlaſſen.
EEEneneeseeEmmE Nunſt ſoll überal Pllegeſtätte finden und ihre Wir=
kung
niemandem verſagen.
An einer Bühne, die eine Rolle ſpielt für Stadt und Land,
wie unſer Landestheater, muß man ſich der Verantwortung für
Poſſe im Schauſpiel: die klaſſiſche Oper, die komiſche Oper, die die Wirkung eines jeden Stückes bei deſſen Wahl bewußt ſein.
Spieloper, das Singſpiel, die Operette, der Tanz in der Oper Wer geht denn ins Theater? Der wertvollſte Teil der Beſucher
ter von Nuf und großer Ueberlieferung, wie das Darmſtädter, wir gar nicht genug Gutes und Edles mitgeben können. Neben
tor der Erziehung und muß dieſer hohen Verantwortung auch
bewußt bleiben. Nur Kunſtwerke von ſitlichem und nationalem
Gehalt können wir an der Weſtgrenze des freien Deutſchlands
Gründen, die der Theaterleitung die unerwünſchteſten, aber un= gebrauchen. Aber jedes wirkliche Kunſtwerk bringt auch Freude
und Genuß am Schönen. Das iſt es, was wir alle in dieſen
Jahren ſchwerſter Not bedürfen, und darum ſollen, wir unſer
entſprechend und der Lage unſerer Stadt am Nande des beſetz= rariſchen Kitſch verſtimmt das Theater verlaſſen, ſondern ge=
ten
Gebietes, erwachſen ſchließlich ehrenpflichtlich unſerer hoben durch das Gute, Wahre, Schöne ſollen wir geſtärkt an neue
Theaterleitung nationale Aufgaben beſonderer Art, die ſich im Arbeit treten. Erzogen werde durch das Theater nicht nur die
denn ſie iſt es, die uns das ureigenſte Weſen der deutſchen Art
vermittelt in Goethes Fauſt und in Nichard Wagners
Das Goethe=Wort: Ihr wißt, an unſeren deutſchen Bühnen
Jede Kunſt iſt national, kann nur national ſein. Das iſt ge= probiert ein jeder, was er mag darf nicht gelten. Ein Geiſt
nur darf das Theater leiten: zu dienen dem Großen und Er=
habenen
in der Kunſt, arbeiten und geben unter Hintanſetzung
Als Leiter wird ein Mann erfordert, der, ſachliche Begabung
und Erfahrung vorausgeſetzt, auf keine Richtung eingeſchworen,
muſikaliſchen Werken von höchſtem Kunſtwert, und dieſer Beſitz über allen ſtaats= und kunſtpolitiſchen Parteien ſtehend, die
verpflichtet auch in erſter Linie, das Erbe würdig zu pflegen. Tagesmode verſchmähend, aus idealen und nationalen Geſichts=
Es muß ein ſtändiges Ringen ſein, das Beſte zu bringen; die punkten zielbewußt und ſchöpferiſch, doch ohne perſönlichen Ehr=

[ ][  ][ ]

Rummer 114,

Seite 3.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 26. April 1923.

Deutſcher Reichstag.
Berlin 25. April. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſche:
Reichsjuſtizwiniſter Heinze.
Auf der Tagesordnung ſteht die Fortſetzung der zweiten Beratung
des Antrages des Rechtsausſchuſſes zur Verſchärfung der Strafe gegen
Verſammlungsſprengung.
In der letzten Sitzung hatten bekanmtlich die Sozialdenokraten
künſtlich Beſchlußunfähigkeit des Reichstages herbcigeführt, um die Be=
endigung
der zweiten Leſung dieſer Vorlage zu verhindern.
Abg. Dittmann (Soz.) gibt im Namen ſeiner Fraktion eine
Erklärung ab, in der er es als ungehörig bezeickmet, daß die bürgerliche
Mehrheit des Reichstags ſich heute, wo die Arbeiterſchaft im Ruhr=
abwehrkampfe
frehe, anſchicke, ein Geſatz gegen die Arbeiterſchaft zu
beſchließen (Srürmiſcher Widerſpruch bei den Bürgerlichen. Pfuirufe.).
Redner behauptet weiter, es liege hier ein Ausnabmegeſetz vor; während
die frühere Beſtimmung Ruhebedrohung verhinderie, beſtehe jetzt die
Gefahr, daß es einſeitig gegen die Arbeiterſchaft angewendet werde.
(Erneuter lebhafter Widerſpruch bei den Bürgerlichen.) In Bahern
würden Organiſationen geduldet, die den Perſammlungsterror plan=
mäßig
organiſierten, ohne daß geſetzmäßige Strafen angewendet werden.
Redner bean ragt daher erneute Rückverweiſung der Vorlage an den
Rechtsausſchuß und namentliche Abſtimmung über dieſen Antrag.
Abg. Schulz=Bromberg (Deutſchnatl.) erblärt ſich gegen den An=
trag
. Es ſei eine Beleidigung der deutſchen Arbeiterſchaft, wenn be=
hauptet
würde, das Geſetz richte ſich gegen die Arbeiterſchaft. Das Geſetz
richte ſich nur gegen die, die Verſammlungen ſpregen wollen. (Widerſpr.)
Abg. Leuthäuſer (D. Ppt.) bitter ebenfalls dringend,, den Ver=
ſchleppungsverſuch
abzulehnen und die zweite Leſung zu erledigen.
Abg. Koch=Weſel (Dem.) weiſt darauf hin, daß der Abg. Müller=
Franken im Rechtsausſchuß keine Obſtruktionsmittel angefündigt habe,
ſonſt hätte das Geſetz noch geändert werden können. Wenn jetzt die ſo=
zkaldemokratſſche
Partei eine andere Haltung einnehme, ſo dürfe ſich
der Reichstag jetzt nicht von der Minderheit terroriſieren laſſen. Die
Berufung auf Bayern könne keine Veranlaſſung ſein, das Geſetz fallen
zu laſſen, das nicht nur in Bayern, ſondern auch in anderen Ländern
eine unbedingte Notwendigkeit ſei. (Beifall.)
Abg. Dr. Bell (Zentrum) legt als Angehöriger des Ruhrgebietes
Verwahrung ein gegen die Dittmannſche Erklärung, das Ruhrgebiet
werde durch den Geſetzentwurf in keiner Weiſe beeinträchtigt, doch werde
die Stimmung im Ruhrgebiet durch die Dittmannſchen Ausführungen
untergvaben. (Lebh. Zuſtimmung.) Es müſſe auch ſcharfe Verwahrung
erhoben werden gegen die Behauptng, daß man hier ein Geſetz gegen
die Arbeiterſchaft machen wolle. Es handle ſich hier um einen Entſchei=
dungskampf
der Ordnung gegen den Tervor. Das Geſetz werde zum
Schutze aller derer gemacht, die für Ordnung eintreten. (Beifall.)
Abg. Müller=Franken (Soz.) erwidert auf die gegen ihn ge=
richteten
Ausführungen, daß die Vorlage im Ausſchuß ſo verſchlechtert
worden ſei, daß ſie für ſeine Freunde nicht mehr aunehmbar ſei.
Abg. Remmele (Komm.) ſchließt ſich der ſozialdemokratiſchen
Erklärung an.
Abg. Leicht (Baher, Vpt.) bedauert die Erklärungen Dittmanns,
burch welche jeglicher Ausgleich unmöglich gemacht worden ſei. Die Ver=
dächtigungen
gegen Bayern weiſt der Redner zurüick.
Abg. Dr. Kahl (D. Vpt.) gibt bekannt, daß der ſozialdemokratiſche
Albgeordnete Radbruch geſtern wegen einer Verſtändigung mit ihm
verhandelt habe, daß er aber auf die Frage nach der weiteren Haltung
ſeiner Partei erklärt habe, daß dieſe trotzdem gegen das Geſetz ſtimmen
werde.
Nach einer weiteven kurzen Debatte wird über hen Antrag auf Zu=
vückverweiſung
der Vorlage namentlich abgeſtimmt. Die bürgerlichen
Parteien ſtimmen geſchloſſen gegen den Antrag. Der Antrag wird dar=
auf
mit 200 gegen 144 Stimmen abgelehnt.
Abg. Düttmann (Soz.) ſtellt feſt, daß die awiveſenden bürger=
lichen
Abgeordneten nicht beſchlußfähig ſind. Er beantragt, dahen die
Abſetzung dieſes Gegenſtandes von der Tagesovdnung.
Abg. Schulz=Bromberg (Deutſchnatl.) beantragt namentliche Ab=
ſtimmung
über dieſen Antrag.
Präſident Loebe hält eine namentliche Abſtimmtung in dieſem
Falle nicht für zuläſſig. Die namentliche Abſtimmung ſei bei geſchäfts=
ordnungsmäßigen
Fragen abgeſchafft worden, damit die Geſchäfte des
Reichstags nicht erſchwert würden.
Nach einer latgwierigen und heftigen Ausſprache über die Geſchäfts=
prdnung
, in welcher es zu heftigen Zuſanmenſtößen zwiſchen den Par=
teien
kommt, wird über einen Antrag auf Abſetzung von der Tages=
ordnung
abgeſtimmt. Auch hier wird wieder von dem Abg. Dittmann
(Soz.) die Beſchlußfähigkeit des Hauſes bezweifelt. Die Abſtimmung
felbſt iſt namentlich.
Machdem der Präſident die Abſtimmung geſchloſſen hah, kommt es zu
heftigen Zuſammenſtößen zwiſchen Hem Schriftführer Abg. Philipp
(Deutſchnatl.) und den Abgeordneten der Linken, die noch Abſtimmungs=
karten
abgeben wollen. Der Präſident ſtellt feſt, daß offenbar in einem
der Sektoren des Sitzungsſaales nicht eingeſammelt worden iſt. Der
Fall wird noch feſtgeſtellt werden. Den Schriftführer trifft jedoch keine
Schuld.
Der Präſident teilt dann mit, daß der Antrag auf Vertagung der
Beratung mit 21 gegen 139 Stimmen abgelehnt ſvorden iſt. Die zweite
Leſung des Verſammlungsſprenggeſetzes wird fortgeſetzt.
Abg. Dr. Herzfeld (Komm.) ſpricht über die Vorlage und be=
grüßt
das Verhalten der Sozialdemokraten, als den Anfang einer end=
gültigen
Trennung von den Bürgerlichen.
Reichsminiſter des Innern Dr. Oeſer erklärt, wenn es einen Weg
gebe, eine Verſtändigung zwiſchen den Parteien herbeizuführen, ſo
werde die Reichsregierung ihn angeſichts der heutigen Zeit, aber auch
aus allgemeinen politiſchen Erwägungen heraus mit Freurden beſchveiten.
Ein politifches Leben ohne Verſammlungsfreiheit ſei ein Unding. In=
ſonderheit
würden etwaige Reichstagsneuwahlen ohne eine geficherte
Verſammlungsfreiheit wohl kaum möglich ſein. Eine Reihe von Lan=
desregierungen
, darunter auch Bahern, haben erklärt, mit den gegen=
wärtigen
Machtmitteln einen Schutz der Verſchmmlungen nicht durch=
führen
zu können. Der Miniſter erklärt, er werde von den ihm durch
die Verfaſſung in die Hand gegebenen Machtmitteln in jedem Augenblick
Gebrauch machen. Er werde auch mit allem Nachdruck dafür eintreten,
daß gleiches Recht für Alle gilt.
Abg, Remmele (Komm.) fragt an, was die Reichsregierung getan
habe zur Sicherung der verfaſſungsmäßigen Rechte in Bayern.
Miniſter des Innern Dr. Oeſer teilt mit, daß die Reichsregierung
von den verſtärk en Machtmitteln Gebrauch machen werde, daß die Exe=
kutibe
jedoch bei den Landesregierungen liege.
Präſident Loebe teilt mit, daß für den Antrag des Rechtsaus=
ſchuſſes
wie auch für ſämtliche Abänderungsanträge namentliche Ab=
ſtimmung
beantragt worden ſei.

V. Ein Wohltätigkeitskonzert im Gemeindeſaal
der Johannesgemeinde brachte Lieder von Schumann
und Hugo Wolf zur Aufführung, edelſte Lyrik, in deren Vortrag
ſich Fräulein Margarete Albrecht und Herr Hans Hoefflin
teilten. Beiden liegt der konzertmäßige Vortrag ausgezeichnet,
der hohe Reiz des farbenreichen Soprans von Fräulein Albrecht
kommt im intimeren Raum zu beſonders guter Wirkung, und
auch Herr Hoefflin kann hier in weicher, zurückhaltender Ton=
gebung
feinſte Stimmungsmalerei geben. Von Schumann er=
klang
der wundervolle Liederkreis auf die Eichendorffſchen Ge=
dichte
, ein Gipfelkunſtwerk, das höchſte Werte deutſchromantiſcher
Kunſt in ſich vereinigt. Die Schärſe der muſikaliſchen Seelen=
ſprache
iſt unüberboten, die kontraſtreiche Buntheit der zwölf
Lieder bewundernswert. Die Vortragenden teilten ſich nach dem
Inhalt in die Lieder, das letzte, die Frühlingsnacht, ſangen
ſie gemeinſom, ein Gedanke, den Pfitzner erſtmalig ausführen
ließ, der uns jedoch der Komponiſtenabſicht gegenüber allzi frei
erſcheint. Die äußerliche Wirkung war ſo ſtark, daß das Lied
ſiederholt werden mußte. Uns ſchien am hervorragendſten ge=
lungen
der Sängerin Vortrag von Mondnacht in wunder=
ſeinem
, klarem Ton und von Zwielicht, das auf fahlen Klang
abgeſtimmt war, bei Herrn Hoefflin Wehmut und Im Walde‟
Ungünftig für Tenor und Sopran iſt ſtets der Umſtand, daß in
den hohen Liedausgaben die für tiefere Stimme geſchriebenen
in der Originallage ſtehen und nicht höher transponiert, wodurch
manches unbequem zu ſingen iſt.
Gegenüber ſolcher Schumannſcher Kunſt bedeutet Hugo Wolf
in ſeinen herrlichen Mörikeliedern keine höhere Vollendung, ſon=
dern
eine Weiterentwicklung mit jeilteife andersgearteten Zie
len und Anſchauungen. uch hier gleiche geniale Mannigfaltig=
keit
und Trefſſicherhei, is noc ſtärkere Treue der Dichtung
gegenüber. Mit innigſe Wärme ſang Fräulein Abrecht Ver=
borgenheit
, ganz beſonders gefiel das Elfenlied; ſie mußte es
wiederholen. Herrn Hoeſ7; gelangen am beſten die jugendlich=
ſtürmiſchen
Geſänge, und pra=htsoi friſch mit naider Grobheit
erklang ſein Tambour‟. Er gab Er iſt’s zu. Herr Aſſeſſor
Kaiſer begleitete recht gut auf dem etwas beſcheidenen Inſtru=

Bei der Abſtimmung über den erſten ſozialdemokratiſchen Abände=
rungsantrag
verlaſſen die Sozialdemokraten und die Kommuniſten den
Saal. Der Antrag wird donn mit 199 :2 Stimmen abgelehnt. Das
Haus iſt alſo nicht beſchlußfähig.
Präſident Loebe beruft eine neue Sitzung auf 5 Uhr ein, da noch
der 12. Nachtragsetat erledigt werden müſſe. Das Verſammlungs
ſprenggeſetz wird nicht mehr auf die Tagesordnung geſetzt. Zugleich
ruft er den Aelteſtenrat zuſammen, um eine Einigung zu verſuchen.
Präſident Loebe eröffnet die neus Sitzung um 5.25 Uhr. Ohn=
Ausſprach= angenommen wird der 12. Nachtrag im Haushallsplan, der
den Finanzminiſter ermächtigt, 4,5 Billionen Mk. im Wege der Anleihe
flüſſig zu machen. Weiter ſoll das Reich zur Befriedigung laufender
Bedürfniſfſe, die durch den Ruhreinbruch hervorgerufen worden ſind, er
mäcktigt werden, Garantien zu übernehmen. Angenomen wird ferner
in Antrag, nach welchem Krankenverſicherungspflichtige, die infolge
einer vorübengehenden Einſchränkung der Arbeit eine Verminderung
ihres Lohnes erfahren, mit ihrem bisherigen Grundlohne verſicherungs=
pflichtig
bleiben.
Abg. Dr. Streſemann fordert, daß gleich nach der Ferienpaufe
die Erledigung der deutſchmationalen Interpellation über das Verbot
der Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei und das Verſammlungsſprenggeſetz
auf die Tagesordnung geſetzt werde.
Darauf vertagt ſich das Haus. Nächſte Sitzung Donnerstag
3. Mai, 2 Uhr. Tagesordnung: Interpellation Hergt (Deutſchnatl.
über die Auflöſung der Deutſchvölkiſchen Freiheitsparbei. Schluß
6 Uhr.

Eine Steilungnahme der baheriſchen Regierung.
München, 25. April. Die Korrefpondenz Hoffmann mel=
det
: In der Landtagsſitzung nahm der Miniſter Dr. Schweyer
Stellung zu den Anträgen auf Auflöſung der Sturm=
trupps
und legte die Stellung der Staatsregierung zu den
Anträgen dar. Er berührte dabei auch die Tätigkeit der vater=
ländiſchen
Verbände. Dieſe Bewegung ſei im ganzen eine ge=
ſunde
, natürliche und begrüßenswerte Erſcheinung. Das Streben
der vaterländiſchen Verbände müſſe aber von jeden Nebenabſich=
ten
frei ſein. Es ſei unverſtändlich, wenn nationale Kräfte eine
nationalgerichtete Regierung bekämpfen. Den kämpfenden Brü=
dern
am Rhein und an der Ruhr müßten die vaterländiſchen
Verbände Rückhalt bieten. Dieſer Geſichtspunkt gelte auch für
die vaterländiſche Preſſe. Auf gleichem Standpunkt bewege ſich
aber auch eine gewiſſe Gegenpreſſe und auch Berliner Blätter, die
ſich in der Verunglimpfung der bayeriſchen Regierung nicht
genug tun können. Eine ſolche Prefſe ſei Gift für das Volk. Die
Staatsregierung müſſe entſchieden dagegen Stelluug nehmen
Zur republikaniſchen Schutzgeſetzgebung äußerte der Miniſter,
Batzern ſtehe auf dem Standpunkt, daß dieſes Geſetz je eher
deſto beſſer verſchwinden und durch eine Ergänzung der allge=
meinen
Strafgeſetze erſetzt werden ſollte. Der Staatsgerichtshof
ſei nichts anderes als ein politiſches Gericht. Wenn man zur
Anſicht komme, daß ein ſolcher Gerichtshof das Vertrauen von
Regierung und Volk untereinander untergraben müſſe und der
Einheitsfront im Wege ſtehe, und man ſich dazit verſtehen würde,
dieſes außerordentliche Gerichtsverfahren durch ein ordentliches
zu erſetzen, ſo wäre es auch möglich, den Auswüchſen auf dem
Gebiete der Preſſe nachdrücklich entgegenzutreten.
Ueber die Nationalſozialiſtilche Arbeiterpar=
tei
führte der Miniſter aus, daß viele Punkte im Programm
dieſer Partei unklar und anfeihtbar ſeien und manche davon
für die bayeriſchen Belange geradezu bedenklich. Durch ihr ge=
walttätiges
Auftreten in Verfammlungen und auf der Straße
und durch Terror ihrer Mitglieder habe die Nationalſozialiſtiſche
Arbeiterpartei das größte öffentliche Aergernis erregt. Auf der
anderen Seite ſei ſeſtzuſtellen, daß die Nationalſozialiſten ſeit
langem ſich auf die eigenen Verſammlungen beſchränken, die
aber geradezu planmäßig von linksradikaler Seite geſtört und
geſprengt werden. Der Miniſter ſprach ſich in ſeinen weiteren
Ausführungen gegen den ſozialdemokratiſchen und demokratiſchen
Antrag aus und erklärte ſich mit der Bayeriſchen Volkspartei
einverſtanden. Eine Entſcheidung des Staatsgerichtshofs hinſicht=
lich
der Sturmtrupps ſei noch nicht erfolgt. Die Staatsregie=
rung
habe alſo zurzeit keine Handhabe für die Auflöſung der
Sturmabteilungen. Der Miniſter ſchloß mit einem Appell, die
Staatskraft auf das höchſte Ziel einzuſtellen: auf die Ehre und
Freiheit des Vaterlandes. (Lebhaftes Bravo bei den Bürger=
lichen
.)
Abg. Sänger (Soz.) erklärte die Ausführungen des
Miniſters für alte Gemeinplätze und betonte, ſeine Partei habe
kein Vertrauen zum Polizeiminiſter. Dr. Dirr (Dem.) for=
derte
im Intereſſe einer geſchübſſenen Einheitsfront an Rhein
und Ruhr die Regierung auf, nichts zu dulden oder zu unter=
nehmen
, was die Einheitsfront gefährden könne.
Nach weiterer Ausſprache wurde ſchließlich der ſozialdemo=
kratiſche
Antrag mit den Stimmen aller bürgerlichen Parteien
und Kommuniſten abgelehnt und in namentlicher Abſtim=
mung
der demokratiſche Antrag und der Ausſchuß=
antrag
, der von der Bayzeriſchen Volkspartei ſtammt, mit den
Stimmen dieſer Partei und des Bayeriſchen Mittelſtandbundes
und der Demokraten angenommen. Dagegen ſtimmfen die
Bayeriſche Mittelpartei, die Vereinigten Sozialiſten und die
Kommuniſten.

* Rom 25. April. (Priv.Tel.) Die faſziſtiſche Preſſe
ſpricht von einer weiteren Entwickelung der faſziſtiſchen Revolu=
tion
. Die Entfernung der volksparteilichen Mitglieder aus der
Regierung ſei die erſte Maßnahme. In parlamentariſchen Krei=
ſen
verlautet, Muſſolini ziele letzten Endes darauf ab, das Par=
lament
, wenn nicht gänzlich zu unterdrücken, ſo doch vollſtändis
neu zu organiſieren. An ſeine Stelle ſoll ein aus Fachleuten zu=
ſammengeſetzter
Staatscat die Regierungstätigkeit überwachen.
ment. Beſonders begrüßen wir, daß er vor den Geſängen die
Dichtungen ſchlicht vorlas. Manche verurteilen dies, behauptend
es reiße aus der Stimmung. Jedoch iſt für unſere wertvolle=
muſikaliſche
Lyrik die Muſik ſo feſt an die Dichtung gebunden,
daß eine textliche Vorbereitung dazu verhilft, daß man ſich bei
weitem ſtärker in die Kompoſitionen vertiefen kann.
N. Zum zweitenmal hörten wir in dieſem Winter das neue
Darmſtädter Bläſerguintett, diesmal in einem
eigenen Kammermuſikabend im Kleinen Haus des Landes=
theaters
. Es war eine Freude, den klangſchönen Werken und
der liebevollen Ausarbeitung durch die trefflicher Künſtler zu
lauſchen, wenn auch nicht alle Darbietungen gleichwertig erſchie=
nen
. In dem wundervollen Es=Dur=Quintett von Mozart für
Oboe (Kreß), Klarinette (Heynau), Horn (Jand), Fagott
(Wiſchert) und Pianoforte (Roſenſtock) war die Ausgeglichen=
heit
im Zuſamenklang noch nicht vollſtändig erreicht, gerade die
feine Mozartſche Filigranarbeit erſchwert dies erh=blich; neben
ausgezeichnet Gelungenem kamen hier matte Stellen vor. Bei
diefer Beurteilung denken wir an die Leiſtungen der Bläſerver=
einigungen
in Berlin und München, die jahreiang eingeſpielt
ſind und darum vor der hiefigen Neugründung weiten Vor=
fprung
haben. Daß dieſer Vorſprung eingeholt werden kam.
bewies der Vortrag des Sextetts von Ludwig Thuille, Op. 6,
in dem zu den obengenannten Inſtrumenten noch die Flöte
(Geißler) trat. Der volle Satz dieſes klangſchönen Werkes, die
moderne, an Brahms Kammermuſik geſchulte Technik, die verhält=
nismäßig
einfachere Melodielinie trugen dazu bei, daß der Zu=
fammenklang
hier viel einheitlicher und abgetönter war, und
dadurch der Geſamteindruck hoch befriedigte. Leider hatte das
Horn keinen guten Tag. Zwiſchen den beiden großen zykliſchen
Werken ſtanden die ſelten gehörten Flöten=Variationen von
Schubert über Ihr Blümelein alle, ein Stück alter Virtuoſen=
kunſt
, in manchen Teilen modiſch gefärbt, manchmal beinahe an
Weber erinnernd. Die Herren Geißler und Roſenſtock ſpielten
es meiſterhaft. Der geſunde, kammermuſikfreudige Muſikſinn
der Darmſtädter erwies ſich wieder durch guten Beſuch und leb=
haften
, freudigen Beifall.

Darmſtadt, 26. April.
Ein Liter Miich 970 Mark.
. In einer heute ſtattgefundenen Sitzung der Arbeits=
gemeinſchaft
der heſſiſchen landwirtſchaftlichen Organiſationen
und der Milchhändlervereinigung für das Verſorgungsgebiet
Darmſtadt wurde vereinbart, daß der Stallpreis für den
Liter Vollmilch mit Wirkung ab 27. April auf 700 Mark feſt=
geſetzt
wird. Der Rampepreis für frei bis Bahnhof Darmſtadt
gelieferte Milch wurde auf 820 Mark feſtgeſetzt. Danach ſtellt ſich
der Verkaufspreis für die Milch in der Stadt Darmſtadt
an die Verbraucher auf 950 Mark. Auf dieſen Preis erhebt
die Stadt Darmſtadt einen Oktroi von 20 Mark pro Liter, ſo
daß alſo der endgültige Verkaufspreis ſich auf 970
Mark pro Liter Vollmilch in Darmſtadt ſtellt.
Das Publikum wird erſucht, im Intereſſe einer geordneten
Verſorgung und Preisregelung ſich an dieſe bekannt gemachten
Preiſe zu halten und höhere Preisforderungen ab
zulehnen.

Ernannt wurden: Am 28. März der Schulamtsanwärter Jakob
Klippel aus Nieder=Hilbersheim zum Lehrer an der Volksſchule zu
Mainz; am 18. April: der Studienrat i. R. Kari Völzing in
Gießen zum Studienrat an dem Realgymnaſium in Gießen mit Wir=
kung
vom 9. April 1923 ab; Simon Emig aus Lörzenbach und Georg
Philipp Gremm aus Hambach, beide zu Pflegein an der Landes=
Heil= und Pflegeanſtalt Heppenheim.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen edangeliſchen Lehrer an
der Volksſchule zu Storndorf, Kreis Alsfeld. Dienſtwohnung iſt
vorhanden.
Kirchliche Dienſtnachricht. Der von den Franzoſen ausgewieſene
Pfarrer Karl Knab zu Guſtadsburg wurde am 21. d. M. unter Wah=
rung
ſeiner Rechte als Pfarrer zum Pfaurverwalter in Pfungſtadt=
Hahn ernannt.
Hefſiſches Landestheater. Infolge Erkrankungen und hierdurch
bedingter Neubeſetzungen wird die Neuinſzenierung von Fiesco bis
Freitag nicht fertig. Die erſte Aufführung kann erſt am Sonntag ſtatt=
finden
. Das Große Haus bleibt am Freitag geſchloſſen. Für Freitag
gelöſte Karten können an der Tageskaſſe zurückgegeben werden.
Wie verbringe ich meine Ferien? Man ſchreibt uns: Da diele
Arbeiter nur 3 Tage Urlaub haben, ſind wir wiederholt gefragt
worden, ob ſich unter Hinzuziehung von Sonntag und des halben
Samstag Kurſe von 4½tägiger Dauer einrichten ließen?
Wir ſind dazu geen bereit, wenn wir auch wiſſen, daß wir denr
Ziel der 14tägigen Ferienkurſe bei ſo kurzem Zuſammenleben und Wan=
dern
nicht entfernt nahe kommen können. Es beſtehen nur
zwei Möglichkeiten: 1. Wir wählen einen. Ort als Standquartier und
wandern von da aus täglich in die nähere Umgebung, um dem Ruhe=
bedürfnis
beſonders zu genügen; es können Vormittags ein Vortrag
mit Ausſprache (etwa 2 Stunden) ſtattfinden und abends ſprechen wir
über Zeitfragen oder leſen (Dialektdichtung und Bürgel); 2. Wir
entſcheiden uns für Ruckſackwanderung; d. i. bei wechſelndem Quar=
tier
wäre der größte Teil des Tages mit Wandern (57 Stunden
ausgefüllt; wir kochen unterwegs ab, Hauptmahlzeit abends in der
Herberge. So könnte ein weiteres Gebiet unſerer Heimat (als unter
1) erſchloſſen werden.
Bei beiden Möglichkeiten iſt als Ziel, für je einen Kurs vorgeſehen:
2) ſüdlicher Odenwald, b) Vogelsberg, c) Thüringen, a) Kaſſel und
Meißner=Gebiet. Wer dazu Luſt hat, melde ſich zu einer vorläufi=
gen
Beſprechung am 4. Mai 6½ Uhr. Die übrigen Ferien
kurſe finden ſtatt wie im Arbeitsplan angezeigt: 1. 12.26 Mai:
Harzwanderung; 2. 17.30. Juni: Bahriſche Alpen und Allgäu;
15.28. Juli: Shlt; 4., 5.18. Auguſt: Schwarzwaldwanderung
Anmeldungen perſönlich bei dem Leiter der Volkshochſchule
Wilhelminenſtraße 3 II. nur bis 1. Mai.
* Ans Anlaß der Ausweifung des Pfurrers Kuab in Guſtavsburg
hat, wie wir hören, das H=ſſiſche Oberkonſiſtorium, am 21.
April an die Interalliierte Rheinlandrommiffion folgendes Proteſt=
ſchreiben
gerichtet: Am Freitag, 20. ds. Mts., iſt Pfarxer Knab
in Guſtadsburg mit ſeiner Familie ohne jede Begründung ausgewieſen
wvorden, der dritte Fall, in dem ein beſſiſcher evangeliſcher Geiſtlicher=
aus
geſegietem kirchlichem Wirken mit brutaler Gewalt herausgerifſen
wird. Die Gemeinde Guſtavsburg, die mit großen eigenen Opfern und
mit Unterſtützung der Glaubensgenoſſen ſich eine eigene Kirche und
Pfarrhaus erbaut hat und mit ihrem ſeitherigen Geiſtlichen aufs innigſte
verwachſen iſt, wird hierdurch ihres geiſtlichen Mittelpunktes und ihres
bertrauten Seelſorgers heraubt. Wir ſehen hierin eine ſo grobe Aus=
nützung
der äußeren politiſchen Lage, daß wir dagegen auf entſchiedenfte
Verwahrung einlegen und die dringende Fordeung erheben müſſe
dieſe durch nichts gerechtfertigte Maßnahme zurückzunehmen.
Aus der Schloßgemeinde. Männervereinigung und Frauenderein
verguſtalteten am Jugendſonntag Jubilate im Gemeindehaus Kiesſtr. 17
einan Gemeindeabend unter zahlreicher Beteiligung der konfir
mierten Jugend ihres Beziuks deven Angehörigen und vielen Jugend
freunden als Gäſte. Die Cröffnung erfolgte durch ein vierhändige
Klavier=Vorſpiel zweier Konfiomandi inen und eine pacende Anſprach
des Herun Pfarxers Zimmermann. In raſcher Folge brachken di
für den Abend ſich vorbereiteten jügendlichen Krafte, ſei es im Vortran
ſtimmungsvoller Gedichte oder muſikaliſcher Leiſtungen ihre Begeiſternn
für alles Hehre, Schöne, Gute, ſowie auch Heikere in anerkennungsive
Weiſe zum Ausdruck. Auch eine poctiſcke Widmung auf den de
genoſſeiten Konfirmandenünterrikt, verfaßt von unſerem Mitbürge=
Herrn Kaminsty, löſte lebhaften Beifall aus. Während der nun folge
den Tcebauſe wurden die Vorbereitungen zu dem von Herrn O
ſtudienuat Kiſſinger gehaltenen Vortrag über Jugendfreuden
getröffen. In einer großen Reihe vorzüglicher Aufnahmen von Wa=
dertrutzps
, herrlichen Gegeuden, ſtattlichen Dörfern, charakteriſtiſchen
Volkstypen, altertümlichen und geſchichtlich berühmien Bauten und der=
gfeichet
mehr wurde das Feſſelnde des Wandeins veranſchaulicht und
das Begehren zu gleicher Bekätigung bei vielen Anweſenden geſwerkt
Mit einer Mahnung, den von Jugendfreunden geſteckten Zielen zu f.
gen und ſich den jugendfrohen Sinn auf lange Zeit zu wahren, fand de
Wandergruß Friſch auf allerſeits freudigſte Zuſtimmung. In einem
Schlußwort gedachte Herr Pfarrer Jimmermann der küirzlich verſtorbenet
Frau Eliſe Darmſtädter, des langjährigen unermüdlichen Vorſtandsmit=
gliedes
des Frauenvereins, deren Geiſt zu Nutz und Frommen d
Frauenvereins noch lauge weiter walten möge. Ein gemeinſamer
ſang beſchloß den erhebenden Abend.

* Ein japaniſcher Tolſtvi. Ein religiöſes Buch hat in Japan
in kurzer Zeit eine Auflage von 200 000 Stück erzielt und findet
dort die größte Beachtung. Es heißt Das Leben der Buße‟
und ſein Verfaſſer iſt ein Mann namens Niſchida, der Apoſtel
einer neuen Religionsbewegung in Japan. Ein Mitarbeiter
des Mancheſter Guardian widmet dieſem japaniſchen Tolſtoi
einen intereſſanten Auffatz. Die Lehre Niſchidas iſt in ähnlicher
Weiſe aus buddhiftiſchen und chriſtlichen Zügen zuſainmengeſetzt,
wie die Tolſtois. Sie ſoll zu 75 Prozent aus buddhiſtiſchen, zu
15 Prozent aus chriſtlichen und zu 10 Prozent aus kommuniſti=
ſchen
Elementen beſtehen. Das große Problem, das Niſchida zu
löſen ſucht, iſt ebenſo ſehr ein wirtſchaftliches als ein religiöſes.
Warum ſollen Menſchen Geld verdienen, indem ſie Waren kaufen
und ſie zu höherem Preis verkaufen? Warum dieſer ewige
Kampf zwiſchen Arbeit und Kapital? Dieſe Fragen ſucht der
japaniſche Apoſtel zu löſen, und zwar greift er ausdrücklich auf
Tolſtois Lehre zurück, deſſen Schriften er eingehend ſtudiert hat
Aber das Buddhiſtiſche und Orientaliſche beſtimmt natürlich die
Anſchauungen des Japaners noch ſehr viel ſtärker, als es bei den
großen Ruffen der Fall war. Niſchida fordert, daß der Menſch
ſeine perſönlichen Intereſſen vollkommen aufgebe, weil das Stre
ben nach Gewinn die Wurzel alles Uebels ſei. Folgerichtig lebt
er ſelbſt als Bettler und zieht im ärmlichſten Aufzug durch die
Straßen. Er verrichtet die niedrigſten Arbeiten, die er nur finden
kann, ſo das Reinigen von Abtritten. Er behauptet, daß gerade
dieſe Arbeit den Geiſt beruhige und kläre. Er bittet niemals uine
Lohn für dieſe Arbeiten und begnügt ſich mit den Küchenabfauen,
die ihm hauptſächlich zur Nahrung dienen. Sein Geſellſchafts=
ideal
wird von ihm dahin präziſiert, daß wir alle nur ſolche Nah=
rung
zu uns nehmen ſollten, wie ſie jeder haben kann; nur ſoichſe
Kleider tragen, wie ſie auch dem Aermſten zu erlangen moglich
iſt, nur in ſolchen Häuſern wohnen, wvie alle haben können. Dann.
würde nach ſeiner Lehre kein Neid mehr beflehen, keine Gier nach
Beſitz, kein Streit und kein Krieg. Dieſer japaniſche Tolſtoi hat
enter der jüngeren Generation der Japaner eine ſtarke Anhänger=
ſchaft
, und es gibt bereits eine Anzahl von Jünglingen, die ihm
folgen und dieſelbe Art des Lebens aufgenommen haben, wie
er ſelbſt.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für die öffentlich=
Sitzung des Verwaltungsgerichtshofs am Samstag, den B. April, vor=
mittags
9 Uhr: 1. Vorentſcheidung gegen den Lehrer Johann Balbach
in Mainz wegen Körperverletzung: 2. desgleichen gegen den Schulver=
walter
Guſtav Herrmann in Villingen.
Lokale Veranſtaltungen.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 26. APi1 4323.

Rummer 114.

Die hlerunſer erſchelnenden Nolzen ſind aueſchließic
in leinem Falle irgendwie als

Gh als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
Beſbrechung oder Keſtil.

Odenwaldklub. Es ſei nochmals auf das am Freitag, den
27. April. abends im Städtiſchen Saalbau ſtattfindende volkstümliche
Konzert zum Beſten der Wegbezeichnung im Odenwaldklub verwieſen
mit der Bitte, durch Beſuch der Veranſtaltung zur Erhaltung der ge= werden zunächſt noch einige
meinnitzigen Markierung beizutragen. Da namhafte künſtleviſche Kräfte
ſich in den Dienſt der Sache geſtellt haben, verſpricht die Veranſtaltung
ei paar genußreiche Stunden. Karten ſind bei Robert Bergmann und
abends an der Kaſſe zu haben.
Deutſcher Jugendbund Bismarck (Ortsgruppe Darm=
ſtadt
). An dem heute abend im Saalbau ſtattfindenden Lichtbilder=
vortrag
des Fregattentapitäns Pochhammer, der ja, dem regen
Karteuverkauf nach zu ſchließen, in weiten Kreiſen großen Anklang zu
finden ſcheint, wird erinnert. Da auch die Galerie geöffnet wird, ſind
auch an der Abendkiaſſe noch eine Anzahl numerierter wie unnumerierter
Karten zu haben.
Der Verband evangeliſcher Männervereinigun=
gen
Darmſtadt=Beſſungen hält am kommenden Sonntag, den
29. April, abends im Gemeindehaus Kiesſtraße 17 ſeine erſte Haupt=
verſammlung
ab. Da ſie in Form eines Familienabends, bei dem eine men, daß die Kranken darunter litten. Ueber ſonſtige Feſtſtellungen
Taſſe Tee verabreicht wird, ſtattfindet, wird mit einem vecht zahlreichen
Beſuch dieſes Abends gerecknet. Die Feier wird verſchönt durch die An=
weſenheit
des Wartbura=Bläſerchors, ſowie durch das Auftreten geſang=
licher
Soliſten. Herr Diakon Hensler wird einen kurzen Bericht geben
über ſeine Tätigkeit im Männerheim Forſtmeiſterſtraße 9.
Vortrag Weſp. Im Rahmen der dem Deutſchen Gewerk=
ſchaftsbund
angeſchloſſenen Gewerkſchaften (Geſamtverband der chriſt=
lichen
Gezuerkſchaften, Gedag und Geſamtverband deutſcher Beamten und
Sſaatsangeſtellten=Gewerkſchaften) ſpricht Herr Gauleiter Weſp über
ſeine im alt= und neubeſetzten Gebiet gemachten Erſahrungen. Da die
Ereigniſſe welche ſich in dieſem Cebiete abſpielen, im Vordergrunde des
heutigen Intereſſes ſtehen, empfehlen wir den Beſuch des Abends, der viel
Lehrreiches und Wiſſenswertes bringen wird. Als Gäſte haben ſich Herr
Negierungsrat Knoll und Herr Abg. Felder bereits angemeldet. (Siehe
Anzeige in der heutigen Nummer.)
Mozartverein. Für den indisponierten Herrn Konzertſänger
Franz Müller wirkt im Feſtkonzevt am 30. Appil in liebenswürdiger
Weiſe Herr Höfflin vom Land=stheater mit. Bei Konzert=Arnold
ſind nur noch wenige Karten vorhanden. Zu dem 80. Stiftungsfeſt des
Mozartvereins werden Vertreter nanchafter deutſcher Männergeſang=
vereine
erwartet. Auch ein Vertreter der deutſch=amerikaniſchen Sänger
hat ſem Erſcheinen angetündigt.
g. Ein ehem. Kriegsgefangener, welcher während des
Weltkriegs wegen ſchveren Spionageverdachts von den Ruſſen vrhaſtet
und ſich im äußerſten Oſten Sibiriens in Einzelhaft befand, aber ſpäter
zurück iuns Kriegsgefangenenlager kam und fünf Jahre dort zubringen
mußte, ſpricht am Samstag abend nach 8 Uhr in den Näumen der
Stadtmiſſion (Mühlſtraße 24) über das Thema. Aus anderen Welten,
Der Midner P. Juhl, wuolcher ſchon längere Zeit in dem dunkelſten
Stadtviertel Hamburgs tätig iſt, verfügt nicht nur über gute Nedner=
gabe
, ſondern auch über reiches Wiſſen und genaue Menſchenkenntnis.
Dies beweiſen die Nachmittags ſtattfindenden gutbeſuchten Bibelſtunden,
ſowie die abends in überfüllten Räumen abgehaltmen Vorträge über
das Generalthema. Der Geiſt des Menſchen und die Geiſterwelt, und
Vorträge ſtatt über Tagesbewußtſein und Unterbewußtſein. Fern=
wirkung
im Naum und in der Zeit uud Gedankemübertragung‟. Die
mit jedem Vortrag ſtetig wachſende Zuhörermenge iſt der beſte Beweis
ſowohl für die Qualität wvie für die Klarheit des Gebotenen.
Aus den Parteien.
gebiet. Wie ſchon bekanntgegeben wurde, ſpricht movgen Freitag
abend im Fürſtenſaal ſeiteus der Deutſchen Volkspartei ein Parteifreund
aus dem Nuhrgebiet über die Lage durt und über ſeine Erlebniſſe. Wir eines Streites einiger Abgeordneten mit dem Herrn Präſidenten dürfe
dürfen es mit Freude und Genugtuung begrüßen, aus dem Munde eines,
der den ſchweren Kampf dort oben miterlebt, zu hören, wie dort an der
Nuhr das ganze deutſche Volk einig iſt in der Abwahr gegen den ein=
gedrungenen
Feind. Nicht oft genug können wir, die wir im unbeſetzten
Gebiet oder auch nur im bedrohten Gebiet wohnen, uns immer wieder
einprägen laſſen, um was es dort oben geht und welche Leiden und
Bedrückungen unſere Volksgenoſſen über ſich ergehen laſſen müſſen. Der
Vorſtand der Deutſchen Volkspartei ertuartet, daß ſich die Mitglieder
zahlreich zu der Veranſtaltung, die nur gegen Vorzeigurg der Mitglieds= wird bei mir ſtets ſchärfte Zurüchweiſung erfahren. GBvavo! Ebner;
karte als Ausweis zugänglich iſt, einfinden werden. Der Nedner der
mitten aus dem Nuhrgebiet zu uns gekommen iſt und i dieſen Tagen
wieder dorthin zurückehrt, und deſſen Name aus begreiflichen Gründen
ungenannt bleiben muß, wird es verſtehen, aus ſeinem innerſten Erleben alſo dieſen Ausſagen mehr als den Arbeitern. Ihren eigenen Partei=
trauriges
Bild von den Vorgängen und Zuſtänden im Ruhrgebietze zu
geben. Bewveiſen wir ihm, wvenn bei dieſer Gelegenheit auch nur durch
das äußere Zeichen giner ſtarken und herzlichen Anteilnahme, daß wir Sie verraten Ihne Pa teigenoſſen! Pfui Teufel!
hier uunten unſeue ſchwer ringenden Volksgenoſſen nicht vergeſſen.
Arheilgen, 25. April. Daß man hier trotz der ſchweren Zeit und
gedrückten Verhä tniſſen dem Männergeſang huldigt und das ſchließt: Ich habe den Mut, wenn Dinge geſchehen, die ich nicht ver=
deutſche
Lied hegt und pflegt, beweiſen unſere Geſangvereine. Der Ge= tretem kann, das offen zu ſagen, ganz gleich, um wen es ſich handelt.
ſaugverein Sängerluſt und der Arbeitergeſangvereinr Treue hielten
ſchon ihre Konzerte ab. Der Geſangverein, Liederzweig hält anfangs
Mai der Geſanaberein Frohſiun an Pfingſten ein Geſangskonzert ab.
Ferner veranſtaltet der Männergeſangverein Eintracht am 10. Juni
einen Liedertag zu welchem außer den Arheilger Geſangvereinen eine
Auzahl guter Vereine aus der näheren Umgebung eingeladen ſind. Auch Hört, hört! Kundgebungen für den Staatspräſidenten!) Ich bedauere
ſei noch erſvähnt, daß ſich die Vereine Frohſinn und Sängerluſt am außerordentlich, daß ein Mitglied des Hauſes in wenigen Miuten den
3. Juni in Daruſtadt am Wettſtreit der Konkordia beteiligen, Ein=
traclt
am 17. Juni amn Geſangswettſtreit in Groß=Zimmern anläßlich
Langen, 24. April. Landwirtſchaftliche Haushal=
tungsſchulen
. Die Landwirtſchaftskammer Darmſtadt eröffnet am mehr einen parlamentaviſchen Unterſuchungsausſchuß ein=
2. Juli 1923 den zweiten fünfmonatlichen Haushaltungskurſus für das
Jahr 1923 an ihren Haushaltungsſchulen, zu Langen und Lind=
heim
. Der praktiſche und theoretiſche Haushaltungsunterricht er=
ſtreckt
, ſich auf die Anleitung im ſelbſtändigen Kochen mit Rückſicht auf
die Bedürfniſſe des ländlichen und bürgerlichen Tiſches, Zubereitung
und Aufbewahrung der Speiſen, in der Käſebereitung, Federviehpflege,
Gartenwirtſchaift, im Waſchen und Bügeln. Reinhalten des Hauſes,
Buchführung, da in dieſem Kurſe auch ein ſehr gründlicher Handarbeils=
unterricht
, in welchem das Stricken, Wäſche=Schnittzeichnen, Wäſche=
zuſchneiden
, Hand= und Maſchinennähen, Ausbeſſern, erlernt wird. Da
ferner auch allgemein bildende Fächer wie Aufſatz, Nechnen. Singen,
Gefundheitslehre und Krankenpflege gelehrt, werden, iſt die Teilnahme
an dem Unterricht nicht nur Töchtern von Landwirten, ſondern auch
die gründliche Ausbildung in den laufenden Arbeiten im Obſt= und Ge=
müſebau
, ſpeziell auf die Konſervierung, das Einmachen des Obſtes
und der Gemüſe. Ebenſo werden der Ernte und Winteraufbewahrung
des Obſtes und der Gemüſe große Beachtung geſchenkt. Daß zur Er=
lernung
eines ſo großen Lehrplanes wie des oben angeführten ein
mehrmonatlicher Lehrkurſus notwendig iſt, iſt als ſelbſtverſtändlich zu
betrachten. Die Landwirtſchaftskammer kommt den Eltern ſehr eut=
gegen
, indem ſie den Unterrichts= und Penſionspreis, denkbar niedrigſt
feſtgeſetzt hat. Die Koſten für Verpflegung berechnen ſich nach der
wirklichen Aufwendung. Anmeldungen zur Teilnahme an dem am 2.
Juli 1923 zu Langen und Lindheim beginnenden Kurſus ſind alsbald
an die Ortsſchulkommiſſionen der Haushaltungsſchulen. Langen und
Lindheim zu richten, welche ebenſo, wuie die Landwirtſchaftskammer
ſelbſt auch ausführliche Programme und Anmeldebogen auf Verlangen
verſenden.
wurde die Feuerwvehr nach den Techniſchen Lehranſtalten gerufen. Es mer auf ihre Tätigkeit zur Erhöhung der Pflegegeldſätze verwieſen.
war in einem Schulzimmer der Fußboden und eine Bank in Brand
melder Frankfurter Straße 10 aus ſtatt. Es war im ſelben Gebäude
die ſtädtiſche Berufsfeuerwvehr alsbald gelöſcht.
auſtaltet der Oberheſſiſche Verein für Basler Miſſion hier einen Miſ=
Baſel, D. Würz=Baſel, Lic. FrichGießen, Lie. Gengnagel=Stockhauſen
Vorträge halten werden.
Queckborn, 25, April. Vor 3 Jahren eröffnete die Oberheſ=
filche
Kalk= und Steininduſtrie. Lenz u. Co, in Berlin). (Bbd.) weiſt es zurück, daß gerade im Vogelsbern die Pflegkinder ſchlechſt
den Betrieb eines Steinbruchs int ſogen. Hällkippel in hieſiger Geuau=
kung
(zwiſchen unſerem Dorfe uud der Laudſtraße GrünbergHungen!
Das Unternehmen hat ſich gut el wickelt. Im März wurden 100 Wag=
gons
Material befördert,

Heſſiſcher Landtag.
42. Sitzung.
St. Darmſtadt, 25. April.
Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, Finanzminiſter
Henrich.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9½4 Uhr. Haus und
Tribünen ſind ſchwach beſetzt.
Es wird alsbald in der Erledigung der Tagesordnuug fortgefahren.
Nachdem der Antrag Herbert, die Abfindung des Großherzogs betr.
von der Tagesordnung ohne Angabe von Gründen abgeſetzt wurde,
Kleine Vorlagen
erledigt, die meiſt ohne Debatte und wo in Nachſtehendem nichts Gegen=
teiliges
vermerkt, nach den Anträgen des Ausſchuſſes erledigt werden:
Die Regierungsvorlage, betr. die Gebühren für die Aus=
kunftserteilung
aus den polizeilichen Melderegiſtern, wird in
erſter und zweiter Leſung angenommen.
Mit Mißſtänden in der Heil= und Pflegeanſtalt beſchäf=
tigt
ſich in recht einſeitiger Weiſe der Antrag der Kommuniſtiſchen
Partei. Nach dem Bericht des Abg. Hofmann=Seligenſtadt herrſch=
ten
dort ſ. Z. ziemliche Mißſtände, vor allem war das weibliche Küchen=
perſonal
nicht zur Ruhe zu bringen, ſodaß die Direktion es im In=
tereſſe
der Kyanken für ihre Pflicht hielt, die Polizei gegen die reni=
tenten
Küchenmädchen zur Hilfe zu rufen, die dann gegen das Verbot
des Singens ihrerſeits den Abg. Ehner mobil machten. Nach den
amtlichen Feſtſtellungen hette dieſes Singen einen Umfang angenom=
möchte
der Bericht des Ausſchuſſes (der übrigens die Anſtalt beſucht
hat) im Intereſſe des Perſonals und da die Mißſtände inzwiſchen be=
ſeitigt
wurden, den Mantel des Schweigens deckem, er beantragt, den
Antrag für erledigt zu erkläven, empfiehlt aber der Divektion der An=
ſtalt
bei wichtigen Anordnungen den Betriebsrat zurate zu giehen.
Abg. Ebner (K.P.D.) rollt noch einmal alles nach ſeiner Anſicht
Mißſtändige auf. Seine Feſtſtellungen gipſeln in der Tatſache, daß
die Küchenmädchen und Wärterinnen weniger gut untergebracht ſind
als die Aerzte und Schweſtern. Die Küchenmädchen hätten tatſächlich
geſungen und nicht gegröhlt. Der Kollegin Fvau Hattemer, die das
Herbeiholen des Gendarmen berechtigt fand, möchte er eine Pickelhaube
aufſetzen und ſie als Schutzmann nach Goddelau ſchicken. Der Beſuch des
Ausſchuſſes in der Anſtalt ſei nicht unangemeldet geſchehen, er ſei zwei
Tage verher bebannt geweſen. Jm Uebrigen hält er alle ſeine Anſchul=
digungen
aufrecht, beſonders gegen den Leiter der Anſtalt und einen
Arzt.
Abg. Hofmann=Seligenſtadt (Ztr.) verlieſt dann doch zur Illu=
lich
Andenes ergeben.
Erregter Zwiſchenfall. Lärm um Nichts!
Bizepräſident Soherr ruft ſedam den Abg. Ebner wegen eines
Ausdrucks gegen den Leiter der Anſtalt zur Ordnung. Gegen
dieſen Ordnungsruf proteſtiert Cbver ſehr ervegt am Präſidententiſch.
Abg. Storck (Soz.) möchte feſtſtellen, daß er die ihm unterſtellte
Aeußerung, wenn der Gendarm nicht reicht, muß Militär her, uichſt
gemacht habe.
Abg. Dr. Dehlinger (Bbd.): Der Ausſchuß hat bei ſeinem
Beſuch alles in Ordnung gefunden, es iſt traurig, daß der Abg. Chner
nicht bei der Wahrheit bleibt und hier die Aerzte und den Leiter durch
den Schmutz zieht.
dagegen, daß ihm ein Ordnungsruf erteilt wurde. Uebrigens habe er
den Leiter der Anſtalt mit einem Arzt verwechſelt. (Hört, hört!) Zu
dem Ordnungsruf habe der Vizepräſident kein Recht gehabt.
Vizepräſident Soheur verweiſt den Abg. Ebner auf den Artikel
die Unterthemen Traumleben Spiritismus uſw. Bis jetzt fanden 54 der Geſchäf sordnung und verbittet ſich die Zurechtweiſung. ( Un=
ruhe
.) Der Abg. Kaul ruft: Zur Geſchäftsordnung. Gruppen von
Abgeordneten begeben ſich zum Präſidium.
Abg. Ebner: Ich bleibe dabei, daß der Orduungsruf unberech=
tigt
war und proteſtiere gegen Ihre unfähige Ge=
ſchäftsführung
. (Unvuhe.)
Abg. Kaul (Soz.) ſtellt namens ſeiner Fraktion zur Geſchäfts=
ordnung
den Antrag, die Sitzung ſofort zu unterbrechen und
Deutſche Volkspartei: Vortrag über das Nühr= den Seniorenkonvent zuſammenzurufen. (Unruhe
rechts. Widerſpruch.) Der Antrag wird ſchriftlich eingebracht.
Abg. Dr. Oſann (D. Vp.) proteſtiert gegen dieſen Antrag. Wegen
die Plenapſitzung nicht unterbrochen werden. Der Antrag wird
abgelehnt.
Staatspräſident Ulrich: Nachdem die Frage jetzt in dieſer Weiſe
erledigt wurde, daß doch wohl eine Entſcheidung über den Artikel 54
herbeigeführt werden muß, fühle ich mich doch verpflichtet, für den
trotzdem er nicht meinem Reſſort angehört, ein=
zutreten
. (Lebh. Bravo!) Eine ſolche Beleidigung eines Beamten
Hört hört!. Zur Sache ſelbſt muß ich doch erkläven, daß, wenn ich
die Protokolle leſe, ich doch ſagen muß, bei dieſen Zuſtänden kann die
Anſtalt nicht ſo weiter geleitet werden. (Abg. Ehner: Sie glauben
heraus uns ein wahres und erhebendes, wenn auch nur zu öft tief genoſſen?) Staatspräſident: Was ich glaube, Herr Gbner, geht Sie verſchiedenen Anregungen ſtellte Abg. Rechtien folgende Anträge: Die
gar nichts an. Gbner (ſehr erregt, fortgeſetzt ſchreiend unterbre=
chend
): Das iſt man von Ihnen gewöhnt, Herr Ulrich.
Sie wollen ein ſozialdemokratiſcher Staatspräſi=
dent
ſein! (Weitere Zwiſchenrufe von beiden Seiten gehen in
(Lebh. Vravol rechts.) Die Leitung war verpflichtet, im Intereſſe der
Kranken für Ruhe und Ordnung zu ſorgen. (Sehr richtig!)
Abg. Dr. Oſann (D. By.):. Ich möchte namens meiner Fraktion
dem Ausdruck geben, daß der Standpunkt, den der Herr Staatspräſident
zur Sache eingenommen hat, uns durchaus uichtig erſcheint. (Ehner:
ſo ſchwer beleidigenden Ausdruck gegen Dr. Schneider zurücknehmen
muß. Wenn man einen derartigen Ausdruck braucht, muß man
wviſſen, wen man meint. (Sehr richtig!) Sonſt ſpricht das
des 60jährigen Jubelfeſtes des dortigen Männergeſangvereins teilnimmt, von emem Mangel an Verantwortungsbewußtſein, das umbedingt er= ſehr groß. Der Betrieb kann jedoch aufrecht erhalten bleiben, ſo daß
fordeulich iſt. (Eehr richtig!) Wir ſtellen formell den Antuag, nuls= eine Arbeitsloſigkeit infolge des Brandes nicht eintritt.
zuſetzen und die Angelegenheit ſo lange zurückzuſtellen.
Abg. Kaul (Soz.): Unſer Antrag ſollte keine Identfizierung mit
legung der Geſchäftsordnung.
Eintreten für die Ordnung und Diſziplin (Bravol) und für die Art,
wie er für einen Beamten eingetreten iſt. Auch der Arzt Dr. Peters,
auf den der Abg. Ebner ſeine Beleidigung nun abwälzt, ſteht als Rettungsverſuch wurden fünf Bergleute ebenfalls getötet.
Menſch und Arzt viel zu hoch, als daß die Beleidigungen des Abg.
Cbner, der ſeine gauze Tätigkeit hier darauf einſtellt. Skandal zu
machen, an ihn heraureichen. (Ebner; Unverſchämtheit! Sie ſind
ein unverſchämter Menſch! Große Unruhe. Glocke des Präſidenten.) in Iſerlohn tagen. Der weitere Ausſchuß hat einmütig die kraft=
denen
des Mittelſtandes ſehr zu empfehlen. Hinzuweiſen iſt noch auf In Sowjet=Rußland ſind wir Gott ſet Dank noch nicht! (Ehner; volle Wiederaufnahme der Kongreßarbeit beſchloſſen, in der Ueber=
Das iſt Ihr Glick!)
Ordnung.
der Tagesordnung abgeſetzt.
Ein Antrag Ebner und Roth, für die Oſtern entlaſſenen
Schüler und Schülerinnen Mittel zur Verfügung zu ſtellen, wird für ſchaft bauen möchten.
erledigt erklärt.
In der Pauſe tritt ſodann der Aelteſtenrat zuſammen.
Die Pauſe dauert faſt eine Stunde.
Der Antrag der K.P.D., betr. die Erhöhung der Waiſen=
Dffenbach, 25. Abril. Feuer, Geſtern nachmittag 6u0 uhr gelder, wird für erledigt erklän, nachdem auch Aba, Fru Hatte=
Ein Regierungsvertreter gibt Auskunft über die dergeitigen Sätz= und Steurrerkläruug über den 39. April hinaus, ſo lieſt man in der Zeitung.
geraten. Eine weitere Alarmierung fand 9.15 Uhr vom Feuer= Nichtlinieu. Abg. Delp (Soz.) präziſiert den Staudpunkt ſeiner
Portei dahin, daß die Pflegeſätze den Bedürfniſſen der Kinder und den
ſinanziellen Verhältniſſen der Pflegeeltern angebaft ſein miſſen und meiſterei keine erhalten hat. Und man muß ſie ſich doch holen, wenn
ein Kellerbrand ausgebrochen. In beiden Fällen war das Feuer durch nicht vom kleinlichen und rein materiellen Standpunkt aus beurteilt man ſie nicht zugeſtellt bekommt, heißt es warnend in den Bekannt=
Friebberg, 25. April. Vom 30. April bis 2. Mai lfd. J3. ber= darübor, daß die Waiſenkinder nicht der Ausbeutung anheimfallen.
lionsinſtruktionskurſus, bei welchem Direktor, Dipper= für ihre Fraktion. Den Wgiſenkindern, ſoll man iu erſter Linie die machung. Und wver dergütet dem Zeitvenluſt für ſolche vergeblichen
Eltern zu erſetzen ſuchen. ihnen Liebe und Sonne geben. Abg. Nei= Gänge?.
ber (Dem.) erörtert einen Spezialfall der enge Zuſammenhänge
zwiſchen der materiellen und geiſtigen Fürſorge erweiſt. Abg. Joſt

Widmann (Soz.), Foſt (Bbd.), Stein (Bbd.), Ebner (K.P.D)
wird der Ausſchußantrag angenommen.

nann=Alzeh und Gen, die Entſchädi=
Viehverluſte der Geldentwertung entſpre=
gung

chend, zu erhöhen, wird, nach kurzer Debatte als durch die Regierungs=
antwort
für erledigt erklärt.
Ueber die Regierungsvorlage zur Aenderung des Geſetzes,
die Ausführung der deutſchen Stnafprozeßordnung vom 9. Juni 1879
betreffend, erſtattet Abg. Wünzer (D. Vp.) Bericht. Der Artikel 4
Abſatz 2 des Geſetzes, die Ausführug der deutſchen Strafprozeßord=
nung
betreffend, vom 9. Juni 1879 erhält darnach folgende Faſſung:
Der Bürgermeiſter kann mit Genehmigung des Miniſteriums der
Juſtiz allgemein ſowie für einzelne Verhinderungsfälle einen Gemeinde=
beamten
oder ein Mitglieb der Stadtverordnetenverſammlung oder des
Gemeinderats als Vergleichsbehörde beſtellen. Das Geſetz tritt mit
der Verkündung im Regierungsblatt in Kuaft. Das Geſetz wird in
erſter und zweiter Leſung angenommen.
Niederſchlagung von Strafverfahren.
In die Tage der Rathenau=Demonſtrationen zurück
teiſt eine Vorſtellung der F. B. Weiß und Gen. in Heppenheim,
Einſtellung des Strafverfahrens wegen Nötigung und
Beleidigung uſw. Es handelt ſich um recht gewalttätige Demonſtvatio=
nen
gegen die Familie des Profeſſor Schnellbächen. Der Aus=
ſchuß
beantragt, die Vorſtellung abzulehnen auf Grund der Stellung=
nahme
des Luſtizminiſteriums. Abg. Ebner (K.P.D.) tritt unter
ſcharfen Ausfällen gegen die Nochte, die dem Abg. Kindt zu wieder=
holten
Zwiſchenrufen Anlaß geben, für die Einſtellung des Verfahrens
ein. Abg. Kindt (Otſchntl.) neiſt das zuuück. Abg. Nuß (Ztr.):
In der heutigen ernſten Zeit wirkt das Auftteten, des Abg. Ehner
gerabezu beſchämend. (Lebhafte Zuſtimmung.) Das Haus iſt es
jetzt doch müde, dieſe Fenſterreden Ebners, mit denen er die koſtbave.
Zeit totſchlägt, anzuhören. (Sehr richtig!? Die beleidigenden Angriffe
gegen den abweſenden Juſtizminiſter weiſe er aufs ſckärſſte zurück.
Es müſſe doch einmal die Frage aufgeworfen werden, ob es nicht aus
Rückſicht auf den Geldbeutel der Wähler angebracht iſt, dieſe teuren
Debatten zu verhindern.
Abg. Kaul (Soz.): Die bürgerlichen Parteien geben ja den
ſteden des Abg. Ebner erſt das Relief. Wir nehmen ihn längſt nicht
mehr ernſt. (Sehr gut!) Seine Reden ſind ſo voller Widerſprüche,
daß uan den Eindruck erhält, er weiß nicht, was er will. Im übrigen
ſind wir für Einſtellung des Verfahrens aus Gründen der Verſöhnung.
Auch Abg. Lutz (Soz) tritt dafür ein. Abg. Dr. Werner
(Otſchntl.) ſtellt feſt, daß Prof. Schnellbächer die ihm zur Laſt
gelegte Aeußerung gegen Rathenau nie getan hat. Schon um das auf=
zuklären
, iſt die Gerichtsverhandlung notwendig. Gerechtigkeit gegen
alle muß die Grundlage des Sttates bleiben. Sie (zur Linken) vei=
langen
Parteijuſtiz, deren Niederſchlag der Staatsgerick shof iſt. Es
handelt ſich hier um Haus= und Landfriedensbruch genau wie in den
Fällen Dingeldeyz und Oſann im Darmſtadt. Aba. Reiber (Dem.)
ſtration ſeines Benichtes einige protokollariſche Ausſagen, die weſent= bedauert, daß all die Vorgänge vom Vorjahr hier nochmals aufgerührt
werden. Er fragt, wie es kommt, daß die Angelegenheit überhaupt
noch nicht erledigt iſt. Abg. Dingeldey (D. Vp.) ſtellt feſt, daß
die Verbandlung hereits ſtattgefuden und die Täter auch verurheilt
ſind. Redner gibt dann eine Darſtellung der Straftaten auf Grund
der Gericktsverhandlung, die einwandfrei ergeben hat, daß hier ſicher
kein Anlaß zu dem Antrag und zu dieſer Debatte vorliegt. Abg.
Ebner prophezeit dem Abg. Dr. Werner, daß er auch noch mal eine
rote Fahne wird tyogen müſſen. Nach weiteren Ausführungen der
Abag. Kindt und Kaul wird der Ausſchußantrag ange=
nommen
.
Das Erſuchen des Amtsgerichts Groß=Umſtadt auf Genehmigunn
zur Strafberfolgung des Abg. Sturmfels (Soz.) es
Abg. Ebner (K.P.D.) proteſtiert dann ſehr erregt auch öffenllich handelt ſich um eine Privatllage wegen Beleidigung wird abgelehnt.
Ein Antrag, des Aba. Sturmfels (Soz.). Niderſchlagung des
Strafverfahrens gegen Neff von Erbach und 10 Genoſſen, wegen Land=
friedensbruch
iſt inzwiſchen durch Urteil in letzter Inſtanz hinfällig
geworden und wird ebenfalls für erledigt erklärt.
Ohne weſentliche Debatte werden angemommen die Regierungs=
torlagen
: Koſten für die Empfangnahme und Verteilung und die
Durckführung des ausländiſchen Hilfswerks des Reichs ſowie die für
die Beſchaffung von Mehl und Zucker für die Kinder peiſungen ent=
ſtochenden
Unkoſten betreffend. Außerordentliche Notſtandsmaßnahmen
für die Reutenempfänger der Inbaliden= und Angeſtelltenverſicherung
betreffend.
Der Antrag des Abg. Ebner, Ergreifung ſofortiger Waßnah=
men
zum Schutze der Arbeiterklaſſe gegen Verelendung und Auswuch=
rung
betreffend, gibt Ebner wiederum Anlaß zu einer Rede von einer
halben Stunde zum Fenſter hinaus. Der Antnag, wird dann für
erledigt erklärt.
Bei der Abſtimmung über den Antrag Hofmann=Seligenſtadt,
betr. Feſtſtellung der Mehl= und Brotgetreide= Vor=
räte
, bezweifelt Abg. Ebner die Beſchlußfähigkeit. Es tritt darauf
Beamten, der hier ſo unerhört beleidigt wurde, Vertagung ein. Nächſte Sitzung Donnerstag 9 Uhr. Schluß
119 Uhr.
Parlamentariſches.
* Der Gefetzgebungsausſchuß nahm geſtern die Regie=
rungsvorlage
zur Bekämpfung übertriebenen Aufwands an. Die Vor=
lage
fordert die Feſtſetzung der Polizeiſtunde, Tanzabhaltung uſw. Nach
Regierung ſoll erſucht werden, die Polizeiſtunde in Stadt und Land
einheitlich zu regeln, ferner die Frage der Tanzſtundeerlaubnis erneut
zu prifen und möglichſt einheitlich für Stadt und Land zu regeln. Auch
dieſe Anträge fanden einſtimmige Annahme. Nach einer eingehen=
den
Ausſprache wurde über den Antrag des Abg. Sturmfels, betr.
der allgemeinen, erregten Unruhe unter) Staatspräſident Ulrich die Führung der Erbach=Fürſtenauſchen Forſtverwaltung durch den
Oberforſtmeiſter Heher die Abſtimmung ausgeſetzt. Die weiteren
Punkte wurden zurückgeſtellt.
Reich und Ausland.
Großfeuer in einer Konſervenfabrik.
Karlsruhe. In der vergangenen Nacht brach in der Marme=
lade
= und Konſervenfabrik Flach u. Co. Großfeuer aus. Ein Ge=
bäude
, in dem ſich der Lager= und Packraum befindet, brannte voll=
ſtändig
nieder. Große Mengen Fertigwaren, Gläſer, Kiſten und ſon=
ſtiges
Verpackmaterial fielen dem Feuer zum Opfer. Der Schaden iſt
Ein ſchweres Grubenunglück.
Waldenburg (Schleſ.) Ein ſchweres Grubenunglück ereignete
dem Abg. Ebner bedeuten. Wir wollten nur Alarheit über die Aus= ſich auf dem Bahnſchacht der Fürſtenſteiner Gruben, wo an der Ein=
dämmung
eines Grubenbrandes gearbeitet wurde. In der Nacht zum
Abg. Hoffmann=Alzey (Ztr.): Die Fraktion des Zentrums Montag traten plötzlich auf der bisher gasfreien Strecke ſtarke Brand=
ſpricht
dem Heran Staatspräſidenten Dank aus für ſein mannhaftes gaſe auf. Zwuecks Erteilung weiterer Weiſungen wurde der Steiger
Hoheiſel beauftragt, die Stärke der abziehenden Wetter feſtzuſtellen.
Hierbei blieb der Steiger nach 50 Metern Marſch betäubt liegen. Beim
Wiederaufnahme der Arbeit des Evangeliſch=ſozialen Kongreffes.
Der Evang.=ſoz. Kongreß wird in der Pfingſtwoche, 23.25. Mai,
zeugung, daß Kirche und Volk die ſozialen Gedanken und Kräfte, wie
Vizepräſident Soherr ruft die beiden Abgeordneten zur ſie im Evang=ſoz. Kongreß und ſeinen Führern lebendig geweſen ſind.
nin den Wirren der Zeit und den Enttäuſchungen der Gegenwart
Abg. Brauer (Bbd.) ſpricht namens ſeiner Fraktion ebenfalls nötiger brauchen als je. Werde auch die Arbeitsweiſe unter den ver=
dem
Staatspräſidenten Dank aus. Die Angelegenheit wird dann von änderten Verhältniſſen manche neue Einſtellung erfahren müſſen, ſo
bleibe das Arbeitsziel; einen Sammelpunkt aller derer zu ſchaffen,
die inmitten der Zerriſſenheit unſerer Tage eine ſoziale Volksgemein=
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Füc die Veröffentlichungen unter dieſer Ceberſchrift übernimmt die Redaktlon ſelnerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleiſbt auf Grund des 8 24 Abſ. 2 des Preſſegeſehzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Unter keinen Umſtänden Verlängerung des Termms für die
Der brave Staatsbürger wandert zum Finanzamt Darmſtadt=Land, uur
ſich die Formulare zu den Steuererklärungen zu holen, da die Bürger=
werden
ſollen. Abg. K indt (Otſchtl.) wünſcht eine ſcharfe Kontrolle wachungen. Antwort des Finanzants: Gs werden käine ausgegeben.
Warten, bis wir ſie der Bürgermeiſterei zugeſtellt haben. Und dabei iſt
in ſechs Tagen die Friſt zu Ende. Das iſt Erziehung zur ſtaatsbüirger=
Abg. Frau Birnbaum (D. Pp.) vertritt den gleichen Grundſatz auch lichen Geſinnung. Erziehung zum Ernſtnehmen ſtaatlicher Bekannt=
rte

Wettervorherfage für den 27. April:
Wolkig Niederſchläge, mild, weſtliche Winde. Emn Sturmwirbel
über der Nordſee veranlaßt unbeſtändiges Wetter.

[ ][  ][ ]

Nummter 114.

Daruſtädter Tagblatt, Donnterstag, den 26. April 1923.

Seite 5.

Sport, Spiel und Turnen.
Box=Wettkampf.
Turn= und Sportgemeinde Eintracht Frankfurt
am MainI. Darmſtädter Box=Klub 7:5 für
Darmſtadt.
Der I. Darmſtädter Box=Klub hielt am 21. d. M. ſeine erſte dies=
jährige
boxſpotliche Veranſtaltung im Saale der Turnhalle am Woogs=
platz
ab. Als Gegner ſtellte ſich die Boxabteilung der Turn= und
Sportgemeinde Eintracht Fvankfurt a. M., um ihren fälligen Retour=
kampf
auszutragen. Von vornweg muß geſagt werden, daß ſchöne,
fpannende Kämpfe geboten wurden, die Zeugnis davon ablegten, daß
die Kampfmannſchaften beider Vereine zurzeit in guter Form ſich be=
finden
. Um ſo bedauerlicher muß angeſprochen werden, daß Eintracht
in drei Gewichtsklaſſen (Bantam=, Feder= und Leichtgewicht) die ver=
pflichteten
Kämpfer nicht ſtellte und im Federgewicht nur ungenügen=
den
Erſatz anbot, und zwar einen Kämpfer, der erſtmalig im Ring
ſtehen ſollte. Bruder vom I. D. B. C., dem ſomit keine Gelegenheit
geboten war, für ſeine in Frankfurt unverdiente Niederlage Nevanche
zu nehmen, verzichtete logiſchermaßen auf dieſen Kampf. In liebens=
würdiger
Weiſe ſtellte ſich Kunkel von Viktoria Aſchaffenburg ſeinem
Gegner Knöpp zu einem Einladungskampf.
Für den techniſch beſten Kämpfer des Abends wurde ein Ehren=
breis
von hieſigen Großinduſtriellen geſtiftet, den Frick ſowohl als
techniſch beſter Kämpfer des Abends als auch der Heſſiſchen Schutz=
bolizei
erringen konnte. Als Zweiter wurde Spielmann mit einem
Ehrendreis den die Sportfirma Adelmann, Rheinſtraße, zur Ver=
fügung
geſtellt hatte, bedacht. Nächſtbeſter techniſcher Kämpfer war
Ritzert vom I. D. B. C., der den von Kurtz ſen. geſtifteten Ehrenpreis
errang.
Die Veranſtaltung war ſehr gut beſucht, ein Beweis, daß dem
fungen Boxſport mehr denn je großes Intereſſe entgegengebracht wird.
Die Kämpfe wurden durch eine Anſprache des 2. Vorſitzenden des Süd=
deutſchen
Amateur=Box=Verbandes, Herrn Strack, eingeleitet. In treff=
lichen
Worten würdigte er das Boxen. Das Kampfgericht beſtand aus
den Herren: als Ringrichter Dächend=Eintracht, als Punktrichter Dr.
Feeder=Aſchaffenburg, Köbele=Mannheimer Boxklub und Mattias= Turn=
verein
Jahn=Frankfurt.
Nachfolgend die Ergebniſſe der einzelnen Kämpfe:
Fliegengewicht: Zöll=Eintracht-Kurtz, O. Kurtz
greift gleich heftig an, landet gute Schläge. In der zweiten Runde
bringt er ſeinen Gegner gleich bis 3 zu Boden, verdirbt ſeine Chance
aber durch Verwarnung wegen Nachſchlagens. Zöll zeigte in Deckung
und Beinarbeit gute Schule, doch vermag Kurtz ſeinen Punktvorſprung
beizubehalten, ſomit als Sieger bei dem ſchnellen Kampfe hervorgehend.
Bantamgewicht: Wittmayer=EintrachtSchäfer=
I. D. B. C. Beide lieferten ſich einen harten Kampf, den Schäfer in=

folge ſeiner guten Deckung und Beinarbeit zu ſeinen Gunſten geſtalten
kann. Wittmager, der in der 3. Runde eine Verwarnung wegen
Schleudern des Handſchuhes erhielt und mehrere Male ſehr ungenaue
Schläge nach unten gab, vermochte ſeines Gegners Können nicht zu er=
reichen
. Sieger Schäfer nach Punkten.
Bantamgewicht: Böſe=Eintracht-Ritzert=I. D.
B. C. Böſe, vorjähriger ſüddeutſcher Meiſter, verfüigte über eine gute
Technik und Beinarbeit, dem Ritzert eine größere Nuhe, mehr Sicher=
heit
im Schlagen entgegenbringt. Ritzert, der auch techniſch Hoch=
ſtehende
, bringt des öfteren harte Schläge an, die den Meiſter ſichtlich
erſchütterten, vermag jedoch bei den Punktrichtern nur ein unentſchie=
denes
Reſultat herauszuholen, was berechtiges Erſtaunen verurſachte.
Federgewicht: Milke=Eintracht-Kurtz, R.=I. D. B. C.
Beide gute Kämpfer, lieſerten ſich einen ziemlich ausgeglichenen Kampf,
wobei einerſeits Kurtz größere Nuhe und härteres Schlagen, anderer=
ſeits
Milke gute Deckung und Angriff zeigte, was ihm ſchließlich den
Punktſieg brachte.
Leichtgewicht (Einladungskampf): Kunkel= Aſchaffen=
burg
Knöpp I. D. B. C. Beide lieferten ſich einen unſchönen
Kampf, bei dem wenig Technik und Beinarbeit, deſtomehr wildes Drauf=
losſchlagen
zu ſehen war. Der Kampf endete unentſchieden.
Gemiſchtgewicht: Spielmann (Süddeutſcher Meiſter im
Weltergewicht) gegen Blatz=I. D. B. C. Erſre Runde vorſichtiges
Abtaſten der Gegner, nur hin und wieder zuckt einer ſchneller, im
Schlag ſein Ziel verfehlend. Zweite Nunde: Spielmann greift heftig
an und landet harte Schläge, die Blatz etwas erſchüttern, die ihn aber
in ſeinem Angreifen nicht behindern. Dritte Runde: Blatz, zuerſt
etwas im Vorteil durch ſeine ſchnellen linken Graden, um jedoch immer
wieder ſchwere Schläge ſich anbringen zu laſſen. Ein ſelten fairer
und ſchöner Kampf, in dem Spielmann durch ſeine tunderbare Tech=
nik
und Kampfesweiſe ſeinen Gegner etwas überragte und ſomit ſich
den Siegerkranz erwarb.
Mittelgewicht: Koch=Eintracht-Frick=I. D. B. C.
Koch vermochte es nicht, ſeine Niederlage in Frankfurt wettzumachen,
da Frick, der in guter Form war, über die drei Nunden vermöge ſeines
daucrnden Angriffes und wohlgezielter harter Schläge ſtetig im Vor=
teil
war. Koch zeigte ſich als ſympathiſcher Kämpfer, war aber Frick
nicht gewachſen und mußte ihm deshalb den Punktſieg überlaſſen.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
Mitgeteilt von Lotterieeinnehmer Petrenz, Rheinſtraße 33.
4. Klaſſe 21. (247.) Lotterie. 6. Tag, 2. Ziehung.
100 000 Mk. Nr. 42818, 50 000 Mk. Nr. 51881 220799 266113, 30000
Mk. Nr. 714 15637 17464 29931 36373 39681 55835 56216 58488 68947
85763 108304 120605 123837 132345 153482 162903 186152 237123 258235
269063 276797 279294 281611 303942 313432 314554 317904 319057 330534
341817 354001 356266 369642.

7. Tag, 1. Ziehung.
3 000 000 Mk. Nr. 240108, 20000 Mk. Nr. 179215, 500000 Mk.
Nr. 58633 153439, 250 000 Mk. Nr. 168904 356935, 100 000 Mt. Nr.
181218, 50 000 Mk. Nr. 56364 181785 269199 272568, 20 000 Mk. Nr.
22937 28192 39323 45210 48199 60596 86728 92512 107535 111657 119412
119568 135373 151473 155959 172376 206925 214989 263213 278037 230210
298210 298219 306415 341662 344164.
952 Gewinne zu 20 00 Mk. und die Einſatzgewinne zu 15 000 Mk.
ſind aus den täglichen Geſinnliſten zu erſehen. (Ohne Gewähr.)
14. Quittung.
Für die Darmſtädter Nothilfe ſind folgende Beträge in der
Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblattes eingegangen:
N. N. 15 000 Mk., Vereinigung Merckſcher Chemiker 134 000 Mk.,
Hans Scharmann 2000 Mk., Schveisgut (3. Rate) 500 Mr.,Staatsrat
Dr.=Ing. Koch (2. Rate) 5000 Mk., Frau Dr. Janitſch 1000 MT., Reg.=
Baurat Sauer 2000 Mf., Bezugsgenoſſenſchaft der Friſeuve von Darm=
ſtadt
und Umgebung (1. Rate) 5000 Mk., Geh. Rat Dr. Freſenius 1000
Mk., Min.=Dir. Schäfer 2000 Mk., Technika 10030 Mk., N. N. 250 Mk.,
N. N. 1000 Mk., Hans Scharmann 2000 Mk., Bcuſch 1000 Mk., Mazie
Stein 2000 Mk., L. M. 100 Mk., Hans Scharmann 1000 Mk., Sturmfels
(2. Rate) 1000 Mk., Prokuriſten der Firma E. Merck 110000 Mk., Be=
amtenſchaft
der Firma E. Merck 202800 Mk., Unbekannt 800 Mark.
Insgeſamt 499 450 Mark.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus heute geſchloſſen. Kleines Haus,
Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr (Zuſatzmiete III9): Aleſſandro Stra=
della
. Orpheum, Anfang 7¾4 Uhr: Der dumme Auguſt
Freie Lit.=Künſtl. Geſellſchaft, 7½ Uhr im Mathildenhöh=
ſaal
: Alfred Bock. Deutſcher Jugendbund Bismarck,
abends 8 Uhr im Saalbau Lichtbildervortrag des Fregattenkapitäns
a. D. Pochhammer: Die letzte Fahrt des Grafen Spee‟. Reichs=
vereinigung
ehem. Kriegsgefangencr c. V., abends
8 Uhr in der Sonne (Luiſenſtraße 6): Mitgliederverſammlung.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovo=
ſtellungen
.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Veranwvortlich für Politik,
Wirtſchaft und Feuilleton: Nudolf Mauve; für Stodt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten

Anter dem Eindruck der Steuererklärungen.
Von Rechtsanwalt Dr. Harald Förſter,
Syndikus des Verbandes deutſcher Privatbankiers, und
Dr. Kurt Herkel, Dresden.
TV.
Die Vermögensſteuer.
Ermittlung des Vermögenswertes.
Erwpeiterungsbauten von Villen über
50 000 Mark Wehrbeitragswert unterliegen den unter 3e
der Bewertungsvorſchriften erſichtlichen Zuſchlägen. Dieſel=
ben
Zuſchläge treffen alle Neubauten von Villen nach dem
31. 12. 13.
Bebaute Grundſtücke, die gewerblichen
Zwecken zu dienen beſtimmt ſind, aber nicht zum
Betriebsvermögen gehören (hierunter fallen z. B.
zu Geſchäftszwecken an andere zu gewerblicher Tätigkeit
vermietete Näume) ſind mit dem 12fachen Wehrbeitragswert
anzuſetzen. Sind nach dem 31. 12. 13 Erweiterungsbauten
vergenommen worden, ſo entſtehen Zuſchläge (Näheres ſ.
Bewertungsrichtlinien zu 4c).
Bauland iſt mit dem 2fachen des Wehrbeitragswer=
tes
anzuſetzen.
b) Betriebsvermögen.
aa) Anlagekapital: Hierzu rechnen Grundſtücke und
Gebäude, Inventar. Anlagekapital, welches in dem
zum Reichsnotopfer veranlagten Vermögen bereits
enthalten war, iſt je nach der Anſchaffung oder Herſtel=
lung
mit dem 18 bis 32fachen des Notopferwertes ab=
züglich
25 % anzuſetzen. Bei den ſogenannten dauern=
den
Beteiligungen an anderen Unternehmungen iſt der
Abzug von 25 % ausgeſchloſſen. Anlagekapital, welches
nach dem 31. 12. 19 angeſchafft, oder hergeſtellt iſt, iſt
mit beſtimmten Prozentſätzen des Anſchaffungs= oder
Herſtellungspreiſes anzuſetzen (Näheres ſ. Steuererklä=
rung
Bewertungsrichtlinien B zu 1.).
bb) Betriebskapital: Hierzu rechnen Waren, Fabri=
kate
, Rohſtoffe uſw. Dieſe ſind mit beſtimmten Prozent=
ſätzen
des Anſchaffungs= oder Herſtellungspreiſes an=
zuſetzen
(Näheres ſ. Bewertungsrichtlinien B zu 2a).
Auch Forderungen rechnen zum Betriebskapital, ſie ſind
zum Nennbetrage anzuſetzen. Für Zahlungsmittel und
Forderungen in ausländiſcher hochvalutariſcher Wäh=
rung
gelten die Beſtimmungen unter B 2b der Bewer=
tungsrichtlinien
des Steuererklärungsformulars. Hier=
bei
iſt der Fall beſonders zu beachten, wo ſich For=
derungen
und Schulden in verſchiedenartigen
hochwertigen ausländiſchen Währungen oder auch
Notenbeſtände und Deviſenſchulden gegenüberſtehen.
Aktiva und Paſſiva müſſen hier zunächſt auf Grund
der Valutakurſe des 31. 12. 22 in Mark umgerechnet
werden. Der als Aktippoſten verbleibende Markbetrag
iſt dann wieder in Valuta umzurechnen, wobei der
Steuerpflichtige nach ſeinem Belieben eine der vorerſt
in Mark umgerechneten Valuten nehmen kann. Hierauf
erfolgt die Bewertung nach B 2b des Steuererklärungs=
formulares
.
Zum Betriebsvermögen rechnende Wertpapiere ſind
nach den Bewertungsrichtlinien unter e anzuſetzen. Es
iſt jedoch zu prüfen, ob hier nicht den Bewertungsricht=
linien
die bindende Geſetzeskraft zu verſagen iſt und
für die Bewertung der gemeine Wert nach den Be=
ſtimmungen
der Reichsabgabenordnung (§§ 137139)
zugrunde zu legen iſt.
) Sonſtiges Vermögen.
aa) Wertpapiere: Feſt berzinsliche inlän=
diſche
Wertpapiere, für die ein amtlicher Steuerkurs
oder Steuerwert feſtgeſetzt iſt, ſind mit dieſem Steuer=
kurs
oder Steuerwert anzuſetzen. Das Gleiche gilt für
feſtverzinsliche ausländiſche Wertpapiere, die auf eine
der deutſchen gegenüber nicht hochwertige Währung
lauten, ſofern für dieſe ein amtlicher Steuerkurs feſtge=
ſetzt
iſt, z. B. öſterreichiſche feſtverzinsliche Wertpapiere.
Nichtfeſtverzinsliche in= und ausländiſche
Wertpapiere (Aktien und dergleichen), für die ein amt=
licher
Steuerkurs oder Steuerwert feſtgeſetzt iſt, ſind mit
dem 4fachen des Steuerkurſes oder Steuerwertes an=
zuſetzen
. Das Gleiche gilt für feſtverzinsliche auslän=
diſche
Wertpapiere, die auf eine der deutſchen gegenüber
hochwertige Währung lauten, ſofern für ſie ein amtlicher
Steuerkurs oder Steuerwert feſtgeſetzt iſt.
Für ausländiſche Wertpapiere ohne
Kurswert in Deutſchland iſt der ausländiſche Kurs

oder Verkaufswert am 31. Dezember 1922 maßgebend.
Sofern es ſich um hochvalutariſche ausländiſche Wäh=
rung
handelt, ſind für die Umrechnung in die deutſche
Währung Durchſchnittskurfe, die aus den Kurſen vom
30. Juni 1920, 1921, 1922 einerſeits und aus dem Kurſe
vom 3. Oktober 1922 andererſeits gebildet werden, zu=
grunde
zu legen. Dieſe auf hochvalutariſche Währung
lautenden Wertpapiere ſind mit dem 4fachen des Be=
trages
, der ſich aus der Umrechnung ergibt, anzuſetzen.
Zu beachten iſt, daß, wenn nach dem 31. Auguſt 1922
Wertpapiere auf Kredit erworben worden ſind,
die Wertpapiere zu dem Betrage der Schulden minde=
ſtens
mit dem Anſchaffungspreis anzuſetzen ſind.
bb) Gegenſtände aus edlem Metall, Schmuck, Kunſt=
gegenſtände
. Iſt die Anſchaffung vor dem 1. Januar
1920 erfolgt, ſo iſt der 20fache Anſchaffungs= oder Her=
ſtellungspreis
anzuſetzen; ſpätere Anſchaffungen ſind
mit dem Marktpreiſe am 31. Dezember 1922 anzuſetzen.
cc) Ausländiſche Zahlungsmittel des Privat=
mannes
ſind mit dem Kurswert vom 31. 12. 22 anzu=
ſetzen
.
dc) Gold= und Silbermünzen ſind mit dem Metall=
wert
anzuſetzen, deutſches Geld nach dem Einlöſungs=
ſatze
der Reichsbank vom 31. 12. 22 (20 Mk. Gold
20 000 Mk.).
ee) Verſicherungsanſprüche, die noch nicht fällig
ſind, ſind mit 2ſ= der bis zum 31. 12. 22 eingezahlten
Prämien oder zum Verkaufswert anzuſetzen.
+) Geſchäftsanteile von Geſellſchaften m. b. H. ſind
nach den Bewertungsrichtlinien mit dem 20fachen Nenn=
betrag
anzuſetzen, doch wird eine geringere Bewertung
von mit entwertetem Gelde bezahlten Geſchäftsanteilen
zuläſſig ſein müſſen. Für Einlagen als ſtiller Ge=
ſellſchafter
wird eine durch die Umſtände bedingte
Schätzung des Wertes anzunehmen ſein.
ge) Der Wert von Nenten, Nutzungen, Leiſtungen iſt
nach den 88 144146 der Reichsabgabenordnung zu er=
rechnen
. Forderungen ſind ebenſo wie deutſches Papier=
geld
grundſätzlich mit dem Nennwert anzuſetzen. Un=
beitreibbare
Forderungen ſind überhaupt nicht anzu=
ſetzen
, bei zweifelhaften ſind Abſchreibungen zuläſſig.
4. In Ausnahmefällen, in denen die Ermittlung
des Vermögenswertes mit beſonderen Schwierigkeiten verbun=
den
iſt, kann die Steuer durch Vereinbarung mit dem Steuer=
pflichtigen
in einem Pauſchbetrag feſtgeſetzt werden.
Die Zwangsanleihe.
Das Geſetz.
1. Das Geſetz über die Zwangsanleihe vom 20. Juli 1922,
abgeändert durch Geſetz vom 22. D2zember 1922, hat ſeine end=
gültige
Faſſung durch das Geldentwertungsgeſetz vom 20. März
1923 erfahren.
2. Die Höhe der zur Zeichnung aufgelegten Anleihe iſt
unbegrenzt.
3. Ueber die Anleihe werden Schuldverſchreibungen
auf den Inhaber ausgegeven, ſie ſind Wertpapiere, die bereits
an der Börſe gehandelt werden.
4. Verzinſung. Die Zwangsanleihe iſt bis zum 31. Ok=
tober
1925 unverzinslich; vom 1. November 1925 erfolgt für fünf
Jahre eine Verzinſung von 4 Prozent, ſodann von 5 Prozent.
Verhältnis der Zwangsanleihe zur Vermögensſteuer.
Die Zwangsanleihe iſt nichts anderes als eine verkappte
zweite Vermögensſteuer. Jedermann iſt gezwungen, ſie zu zeich=
nen
und, da der Kurswert zumindeſt in den erſten Jahren nicht
nennenswert über 50 Prozent ſteigen wird, die Hälfte der ge=
zeichneten
Anleihe als Vermögensverluſt zu buchen. Dem
Charakter als Vermögensſteuer entſpricht es, daß der Zeich=
nungspflicht
das nach dem Vermögensſteuergeſetz
und den Bewertungsrichtlinien ermittelte Vermögen
zugrundegelegt wird. Von der Summe, die der Steuer=
pflichtige
dort als Geſamtvermögen in der Steuererklärung feſt=
gelegt
hat, muß die Zwangsanleihe gezeichnet werden",
Die Zeichnung der Zwangsanleihe.
1. Unter Zeichnung verſteht das Geſetz nicht nur die ſchrift=
liche
Willenserklärung, einen beſtimmten Betrag Zwangsanleihe
übernehmen zu wollen, ſondern Zeichnung bedeutet bereits Zah=
lung
. Eine Zeichnung gilt als nicht abgegeben, wenn nicht als=
baldige
Zahlung erfolgt.
2. Zu unterſcheiden iſt freiwillige Vorauszeichnung, zwangs=
weiſe
Vorauszeichnung und endgültige Zeichnung.
a) Freiwillige Vorauszeichnung konnte vor
Abgabe der Steuererklärung erfolgen. Der Zeichnungspreis war

dann ermäßigt und betrug bis zum 31. September 1922 94 bis
98 Prozent. Für nach dieſem Tage gezeichnete Anleihe duar der
volle Nennbetrag von 100 Prozent zu entrichten.
b). Die zwangsweiſe Vorauszeichnung hat
gleichzeitig mit Abgabe der Vermögensfteuererklärung, ſpäteſtens
aber bis zum 30. April 1923, zu erfolgen. Es ſind ſpäteſtens an
dieſem Tage zwei Drittel des Zwangsanleihebetrages zu zeich
nen, den ſich der Steuerpflichtige ſelbſt auf Grund der Ver=
mögensſteuererklärung
berechnen muß. Ein Steuerbeſcheid iſt
nicht abzuwarten.
c) Die endgültige Zeichnung (d. h. Zahlung) hat
binnen zwei Monaten nach Zuſtellung des Steuerbeſcheides zu
erfolgen, in den das Finanzamt den endgültig zu zeichnenden
Betrag feſtſetzt.
3. Hat der Steuerpflichtige eine zu niedrige Voraus=
zeichnung
bewirkt, überſteigt alſo das für die endgültige
Zeichnung zugrunde gelegte Vermögen das ſich aus der Voraus=
zeichnung
ergebende Vermögen um mehr als ein Viertel, ſo iſt
der Steuerpflichtige zur Zahlung von Zuſchlägen bis zu 60 Pro=
zent
des Unterſchiedsbetrages zwiſchen dem vorausgezeichneken
Zwangsanleihebetrage und zwei Dritteln des endgültig zu zeich=
neuden
Zwangsanleihebetrages verpflichtet. Dieſer ſtrafweiſe Zui=
ſchlag
tritt nur ein, wenn der Zeichnungspflichtige vorſätzlich oder
fahrläſſig das vorläufige Vermögen zu gering angegeben hat.
Es wird ſich ſtets empfehlen, daß der Steuerpflichtige bei
Leiſtungder Vorauszahlung gleichzeitig beim Finanz=
amt
den Antrag ſtellt, ihn von dem Zuſchlag zu ent=
binden
, falls das endgültige Vermögen das vorläufige über=
ſteigen
ſollte.
4. Zu viel gezeichnete Zwangsanleihe wird gegen
Hprozentige Verzinſung erſtattet.
5. Sind auf das Reichsnotopfer Beträge zu viel ge=
zahlt
worden, ſo kann der Steuerpflichtige beantragen, daß ſie
ihm auf die Vorauszahlung angerechnet werden (vergl. Steuer=
erklärungsformular
für die Vermögensſteuer, S. 4, F. 2a).
6. Stundung der Zwangsanleihe kann ganz oder teil=
weiſe
gegen Sicherheitsleiſtung und Verzinſung erfolgen, wenn
der Zeichnungspflichtige nachweiſt, daß ohne die Stundung ſeine
wirtſchaftliche Exiſtenz gefährdet werden würde, oder die Ein=
ſtellung
oder weſentliche Einſchränkung des Betriebes erfolgen
müßte. Gegen die Ablehnung des Stundungsgeſuches ſteht die
Beſchwerde an das Landesfinanzamt offen, welches endgültig
entſcheidet. In beſonderen Fällen kann von der Sicherheits=
leiſtung
abgeſehen werden.
7. Zur Vermeidung bon Härten kann der Reichs=
finanzminiſter
in Einzelfällen von der Verpflichtung zur Zeich=
nung
der Zwangsanleihe, von der Verpflichtung zuir Voraus=
zeichnung
, von der erhöhten Zeichnungspflicht oder von allen
dieſen Verpflichtungen ganz oder teilweiſe entbinden.
8. Abzug der gezeichneten Zwangsanleihe von dem für den
31. Dezember 1922 ermittelten Vermögen iſt nicht zuläſſig. Iſt
jedoch die Zahlung bis zu dieſem Tage erfolgt, ſo ſind dieſe Be=
träge
nur mit dem Kurswert in die Vermögensſteuererklärung
einzuſetzen.
9. Die bis zum 31. Auguſt 1922 gezahlten Beträge werden
zum doppelten Nennwert angerechnet.
10. Die Verpflichtung zur Zeichnung der Zwangs=
anleihe
hängt von einer gewiſſen Höhe des Vermögens ab. Es
bleiben dieſelben Beträge frei, wie ſie das Vermögensſteuergeſetz
vorſchreibt. Es ſind alſo frei 400000 bezw. 1500000 bezw.
4000 000 Mark. Werden die Freigrenzen jedoch überſchritten,
ſo iſt der volle Betrag ſteuerpflichtig.
Die Zwangsanleihe beträgt:
nat. Perſ. and.
Von den erſten 600 000 Mark des Vermögens 19 0.5%
nächſten 900000
20

1500 000
48
1 500 000
68 8 9
1500 000
A
8
4
weiteren Beträgen
5 %
108
Beiſpiel: Vermögen 8 700 000 Mark. Der zu zeichnende
Zwangsanleihebetrag berechnet ſich:
von 600 000 Mark
1
6 000 Mark
900 000
2% 18600
1500 000
49 60 000
1500 000
60 90000
1500000
8% 120000
2 700 000
10% 270000

8700 00 Mark

Mriß e

Es ſind alſo von einer natürlichen Perſon 564 000 Mark
Zwangsanleihe zu zeichnen. Andere Zeichnungspflichtige, z. B.
Körperſchaften, haben die Hälfte, das ſind 282000 Mark, zu
zeichnen.
(Schluß folgt.)

[ ][  ][ ]

Selte 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 26. Apri1 4323.

Ruriizer 114.

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
63)
(Nachdruck verboten).
Fünfundzwanzigſtes Kapitel.
Am Bahnhof in Eriwan war reges Leben, man erwartete
den Sonderzug, mit dem der Statthalter von Baku eintreffen
ſollte, denn morgen war ſeine Verlobung mit der Fürſtin Eiſchat,
Eiu mit Schimmeln beſpannter Vierſpänner hielt vor dem
Portal, dahinter mehrere Wagen für die Begleitung und als
Eskorte eine Schwadron der Landeswehr. Andere Truppenteile
waren am Wege aufgeſtellt, den der Statthalter fahren würde,
alle in ihren maleriſch bunten Uniformen.
Kapitän Wallace ſtand in Paradeuniform im Portal und
unterhielt ſich mit dem Stadtkommandanten. Die engliſchen
Lanciers waren heute morgen eingetroffen, nahmen aber nicht an
der Paradeaufſtellung teil. Wir hatten einen guten Platz für
Ihre Truppen reſerviert, Herr Kapitän, ſagte der Kommandant.
Engliſche Truppen ſind nicht zu Spielereien da, entgegnete
Wallace kurz.
Der Gruſinier biß ſich auf die Lippen. Kennt man in Eng=
land
keine Ehrenwache? Ja, für den König. Und in Ju=
dien
? Man macht Konzeſſionen, wo es ſein muß; hier mußte
es nicht ſein, der Statthalter wird dieſen Empfang gar nicht
erwartet haben.
Es geſchieht auf beſonderen Wunſch des Fürſten Arweli.
Auch die Verlegung der Truppen?
Wie meinen Sie das, Kapitän?
Ich ſehe hier Truppenteile der Landeswehr, die nicht in
Eriwan ſtationiert ſind, dort die Schwadron kommt aus Tiflis,
die dort
Der Oberſt unterbrach ihn. Wir mußten für den feierlichen
Enpfang die Garniſon verſtärken.
Andere aber dafür ſchwächen.
Das Land iſt loyal, Kapitän.
Dir wollen es hoffen.
Vom Bahnhof her ertönten Signale, die beiden Herren be=
gaben
ſich raſch auf den Bahnſteig, wo eben der Sonderzug von
Baku einlief. Elaſtiſch ſprang Adriaan van Utrecht aus dem
WVagez und begrüßte die Herren.

Narun e Gerlſch Kanfichre Fafer.
Die Lanciers ſind eingetroffen und in Eriwan unterge=
bracht
, die gewünſchten Linien ſind gelegt, flüſterte ihm Wallge=
zu
. Laut fügte er hinzu: Sie werden noch mehr Feierlichkeiten
heute zu überſtehen haben, Exzellenz.
Adriaan ſah ihn eiſtaunt an. Ich bin fo etwas nicht ge=
wöhnt
und habe es nicht erwartet.
Der Kommandant trat auf ihn zu. Die Garniſon von Eri=
Fau etirartet Eur. Exzellenz.
Iſt Hauptmann Haller nicht eingetroffen? fragte Adriaan
dagegen.
Nrin.
Hal en Sie nicht entſprechend nach Batum Weiſung gegeben,
Fürſt Griſchka?
Der Adjutant, der hinter ihm aus dem Wagen geſtiegen iwar,
grüßte. Es iſt alles beſorgt.
Merlwürdig.
Die Herren verließen den Bahnhof und traten aus dem Por=
tal
. Die Truppen hatten Aufſtellung genommen und ſalutierten.
Unwilig blieb Adriaan ſtehen. Wer hat den Empfang ange=
ordnet
? fragte er.
Die Regierung in Tiflis, erwiderte der Kommandant.
Jci habe nie gewußt, daß Eriwan eine ſo ſtarke Garni=
ſon
hat.
Sie wwurde verſtärkt.
Was heißt das?
Cs befinden ſich Truppenteile aus Tiflis und aus anderen
Orien hier.
Meine Verlobung iſt eine durchaus private Angelegenheit;
ich hätte gewünſcht, daß man das reſpektierte.
Die Offiziere erwarten Exzellenz zum Frühſtück in ihrer
Meſſe.
Reſiquiert zuckte Adriaan die Achſeln.
Reiten Sie voran nach Schloß Arweli, Fürſt Griſchka,
berichten Sie, was Sie hier ſahen und entſchuldigen Sie mich.
Kapitän Wallace, darf ich Sie in meinen Wagen bitten?
Er ſtieg mit dem Kommandanten und dem Engländer ein
und fuhr ab.
Der Adjutant ſchonte ſein Pferd nicht und traf einige Stun=
den
ſpäter in Schloß Arweli ein. Die Fürſtin erwartete ihn im
Garten.

Rün, lieber Vetter Griſchka, was führt Dich her?
Er iſt angekommen, die ganze Garniſon hat ihn empfangen,
und jetzt ſitzt er in der Meſſe bei den Offizieren.
Das haben meine Männer ſo an ſich, lachte Eiſchat.
Der junge Gruſinier fuhr auf: Der iſt anders und braucht
einen Vergleich mit Alexander nicht zu ſcheuen. Er war ſehr in=
gehalten
über die Parade.
Das ſchadet nichts.
So hat auch die Pakrade einen anderen Zweck?
Eiſchat ſpielte nachdenklich mit einem Zweig.
Griſchka, mein Junge, wie alt biſt Du jetzt?
Dreiundzwanzig, was ſoll das?
Siehſt Du, dann ju, was man Dir ſagt und frage nicht,
dazu biſt Lu noch diel zu jung.
Aber um Euch Spionagedienſte zu leiſten, dazu war ich
nicht zu jung. Ich ſpiele nicht mehr mit, ich reite zum Statthal=
ter
und ſage ihm alles.
Was wollteſt Du ihm ſagen, dummer Junge? ſpottete Ei=
ſchat
. Und wenn Du wirklich etwas wüßteſt, er würde Dir nie
glauben. Merk Dir, ein Mann glaubt der Frau, die er liebt,
alles.
Du weißt, daß er Dich liebt, und verrätſt ihn doch. Ich
reite.
Sie ſah ihn kühl an. Tu das nicht, Griſchka.
Der junge Mann machte einige Schritte nach dem Hauſe zu.
Griſchka!
Sofort ſtand er wieder neben ihr.
Bedenke, was Du tuſt, Vetter. Den Statthalter retteſt Du
vielleicht, aber auf Deinem Pferde ſitzt die Freiheit Georgiens.
Bei Dir liegt die Entſcheidung. Reite hin und liefere ſie gebun=
den
dem Statthalter aus, der das Land unſerer Väter dem
europäiſchen Kapital in die Fänge geſpielt hat. Sieh. Deine
Landsleute, ſie arbeiten und mühen ſich, damit die Bankleute in
Paris, London, Amerika und in Berlin mühelos reich werden.
Denke daran, was in unſerem Geiſt ſteht, ein Königreich über das
ganze Land, vom Gebirge hinunter bis nach Perſien. Denk an
Dein Geſchlecht, Fürſt Griſchka, dem einſt Könige entſproſſen ſind.
Lerne denken, wie ich denke, alles dem Vaterland, alles, Griſchka.
Die Schönheit der Frau iſt gerade gut genug, um den Feind des
Landes mit Liſt zu umgarnen und ihn zu betören. Wo Gewalt
nichts ausrichtet, muß Liſt helfen.
(Fortſetzung folgt.)

KerltiellSte Seltolrdie 1 Oltosr PTudlfA2
Wenn nicht, dann versuchen Sie bitte
von Dr. Oetker: pr. derters Gala-Fuddingpulfer Geko)

TI168

Dr. Oetker’s Puddingpulver nach holländ. Art
Dr. Oetker’s Cremepulver Dibona‟
Dr. Oetker’s Schokoladenspeise mit gehackten. Mandeln
Sie werden entzückt sein über die Feinheit dieser Speisen, die auch dem verwöhntesten Geschmack behagen.

Die Geburt eines
gesunden, kräftigen
Baben zeigen hoch-
erfreut
an
Ing. Alfred Beter
t. FrauLilli, geb. Meyer
Darmstadt, 23. April 1923.
(*11473
Statt Karten.
Ihre am Samstag, den 28, April,
nachmttags 3 Uhs, in der Stadt-
kapelle
stattfindende TRAUUNG
bechren sleh anzurelgen
Aenne Zeh
Karl Schneider
Darmstadt
Saalbausts, 41 Wendelstadtstr. 40
(11320
Dipl.-Ing. Ria Braden
Dr. med. A. Wolft
VERLOBTE
Darmstadt Bonn a. Rh.
im April
(e11506

Am 22. d. Mts. verſchied nach
langem Leiden unſer lieber Bruder
und Onkel.
Kaufmaun Phil. Orth.
Die Beerdigung fand in der
(u1485
Stille ſtatt.
Im Namen der Hinterbliebenen:
A. Hipp Wwe.

Dankſagung.
Für die vielen Beweife herzlicher E
Teilnahme bei dem Heimgange unſres 5
lieben Eutſchlafenen, insbeſondere
Herrn Pfarraſſiſtent Gerſtenmaier für
die tröſtenden Worte am Krankenbette
und die troſtreichen Worte am Grabe,
ſowie allen, die ihm hilfreich zur Seite
ſtnuden, den Schweſtern der Petrus=
und Paulusgemeinde für ihre liebe=
volle
Pflege und für die vielen Blu=
menſpenden
ſagen wir unſeren auf=
richtigſten
Dank.
Frau Margarete Schmidt
und Kinder.
Darmſtadt, den 24, April 1923.
(1144
Weinbergſtr. 26.

Todes=Anzeige.
Ich erfülle hiermit tieferſchüttert die traurige
Pflicht, das Ableben meines langjährigen Geſchäfts=
führers
meiner Firma.
Herrn
Jakob Flächſenhaar
zur Kenntnis zu bringen.
Ich verliere in dem Dahingeſchiedeneu einen
aufrichtigen Freund und einen unermüdlichen Mit=
arbeiter
treueſter Pflichterfüllung und Gewiſſen=
haftigkeit
und werde dem Heiugegangenen ſtets ein
unvergängliches, ehrenvolles Andenken bewahren.
Groß=Zimmern, den 25. April 1923.
Der Inhaber der Firma Martin Brücher Sohn.
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beſchloſſen. Zu dieſem Behufe wird das Bankgeſchäft Kraus, Friedrich
mittel.
Vorjahre und einen Bonus von 50 % (i. V. 30 %)
firma iſt in eine Aktiengeſellſchaft mit einem Aktienkapital von 50 Mil= holung erfahren.
lionen Mark umgewandelt worden. Es handelt ſich um eine reine
Familiengründung.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
17½ % pro Anno. Sämtliche Sätze ſind 6 Prozent höher als ſeither, der früheren Meſſen ſei weit überſchritten, außer dem großen Parterre=
Waren 20 0
ſchläge der Geſellſchaft iſt noch nachzutragen, daß die Vorzugsaktien im
gleicher Weiſe bezugsberechtigt ſind wie die Stammaktien (1: 1) und
daß die Vorzugsaktien zum 1. Januar 1924 gegen eine noch näher feſt=
zuſetzende
Zuzahlung in Stammaktien umgewandelt werden ſollen.
einer Dividende von 150 %g auf die Stammaktien.
nehmens iſt auch fernerhin die Herſtellung von Sanitätsgerätſchaften Mk. 135140 000, Weizenmehl ſüdd. Spezial Null Mk. 190220 000,
und Krankenhauseinrichtungen.
Leverkus. Zeltner u. Konforten, Köln. Die Geſellſchaft für Hafer fallen von jetzt ab die geringen Qualitäten aus.
beantvagt Kapitalserhöhung um 13,5 auf R Millionen Mk. zu bisher
noch nicht bekonnt gewordenen Bedingungen.
geräumt werden ſoll. Der Reſt wird für Angliederungszwecke verwendet.
liche Anlagen werden auf 1 Mark abgeſchrieben.
ſetzte die Dividende antragsgemäß auf 100 %o feſt.
25 % im Vorjahre.
die jungen, nur mit 25 Prozent eingezahlten Aktien.

Handelsblat
Gebr. Fahr A.=G., Pirmaſens. Die Geſellſchaft bean=
tragt
eine Dividende von 50 Proz. und 50 Proz. Bonus, gegen 20
Däutſche Landwirtſchafts= und Handelsban?, Proz. im Vorjahr. Generalverſammlung am 24. Mai.
* Ammendorfer Papierfabrik. Die Geſellſchaft hat
beſchloſſene Kapitalserhöhung iſt inzwiſchen durchgeführt worden. Die mit der Winterſchen Pavierfabrik in Hambung einen Intoveſſengemein=
Begebung der Aktien erfolgte zum Kurſe von 150 Prozent. In der ſchaftsvertrag abgeſchloſſen, der ſich hauptſächlich auf die Einrichtung
* Confolidated Diamond Mines of South= Weſt=
u
. Co. daſelbſt (Mauſeumsbank) am 15. Mai übernommen. Die dies= Africa. Der Bruttogewinn, den die Geſellſchaft im abgelaufenen
bezüglichen Verträge ſind genehmigt. Die derzeitigen Inhaber des Jahr erzielt hat, beläuft ſich auf zirka 170 000 Pfund Sterling. Nach
Bankgeſchäfts werden in der Perſon des Herrn Friedrich in dem Auf= Abzug der Zinſen und Rückzahlungen auf die Teilſchuldverſchreibungen
ſichtsrat und in der Perſon des Herrn Pfeifer im Vorſtand der Mün= verbleibt ein Vortnag von 84 700 Pfund Sterling. Eine Dividenden=
chener
Niederlaſſung vertreten ſein. Die Kapitalserhöhung iſt bedingt erklärung iſt bisher nicht ausgeſprochen worden; man rechnet damit, daß
durch die Minchener Tuansaktion und Beſchaffung weiterer Betriebs= eine Dividende nicht zur Verteilung gelangen wird, daß dagegen im
laufenden Geſchäftsjahre demnächſt eine Abſchlagsdividende gezahlt wer=
* Chr. Adt. Kupferberg u. Co., Kom.=Gef a. Aktien, den ſoll. Während im erſten Quartal des Berichtsjahres nur für 18000
Mainz. Die Geſellſchaft beantragt eine Dividende von 2% wie im Pfund. Sterling Edelſteine verkauft wurden, erreichten die Edelſtein=
verkäufe
im letzten Vierteljahr den Betrag von 340 000 Pfund Sterling.
* Cornelius Hehl A. G., Worms. Die bekamnte Leder= Das Diamantengeſchäft hat alſo im Laufe des Jahres eine kräftige Er=
Meſſen.
h. Mannheimer Erfindermeſſe. Der Eröffnung der
Mannheimer Erfindermeſſe am 27. April ging eine Sitzung des Ehren=,
Meſſe= und Preſſeausſchuſſes voraus, in dem man den beſten Eindruck
* Zinsſätze der Reichsbank für Reichsſchatzwechſel, von dem kraftvoll und geſchickt vorwärtsſtrebenden Geiſt, den dieſe
Die Reichsbank hat die Zinsſätze entſprechend der Diskonterhöhung für Veranſtaltung beſeelt, gewann. Staat und Stadt waren vertreten. Ein
den direkten Verkehr mit den Banken wie folgt erhöht: 14tägige Mitglied der Meſſekommiſſion, Architekt Beirer, betonte, daß man trotz
Wechſel 1634 8. 30-90tägige Wechſel bis zum Betrag bon 50 Millionen der augenblicklich einer Meſſe ſich entgegenſtellenden Schwierigkeiten
1734 %, über 50 Millionen 171. %, bei Abnahme von 300 Millionen das Werk gewagt habe und der Erfolg ſei ſehr gut. Der Nahmen
Der Zinsfuß der Darlehnstaſſen beträgt bis auf weiteres allgemeine Saal müßte noch die Empore zu Ausſtellungszwicken verwandt, werden
Vorzugsdarlehen 1819 G. für Darlehen gegen Verpfändung feſtverzins= und viele Anfragen wegen Beſchickung der Meſſe konnten wegen Naum=
licher
Wertpapiere einſchließlich der unverzinslichen Schatzanweiſungen mangel nicht berückſichtigt werden. Deshalb trage man ſich mit der
19 %, und für Darlehen gegen Verpfändung von Aktien u. dal, ſowie Abſicht, auch im Herbſt, in der Spätjahrs=Rennwoche, eine Erfindungs=
* Voigt u. Häffner A. G., Frankfurt a. M. Unſerer meſſe zu veranſtalten. Die offizielle Eröffnung der Erfindungsmeſſe
geſtrigen Meldung über die Dividenden= und Kapitalserhöhungsvor= am 27. April wird durch den badiſchen Staatsminiſter Remmele erfolgen.
Warenmärkte.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
* Portland=Zementfabrik, Heidelberg=Mann= treide=Börfe vom B. April. Getreide, Hülſenfrüchte und
heimStuttgart A. G. Die Vorwaltung beantragt die Verteilung Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack.
Alsbaldige Lieferung, Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kg.
h. Vereinigte Fabriken C. Maguet A.=G. Heidel= Weizen Mk. 120130 000, Roggen Mk. 110112000, Sommergerſte
berg. Die bisherige G.m.b.H. wurde mit 100 Mill. Mk. Grund= für Brauzwecke 95103 000, Hafer inländiſcher 8095 000, dito aus=
kapital
in eine Aktiengeſellſchaft umgewandelt. Gegenſtand des Unter= ländiſcher 120125 000, Mais La=Plata Mk. 135140 000, dito Miged
bei Waggonbezug ab Mühlenſtation; Roggenmehl Mk. 150165 000,
Vereinigte Ultramarinfabriken. A. G. vorm. Weizen= und Roggenkleie 5557 000. Tendenz: feſt. Bei der Notiz
wb. Berliner Produktenbericht. Im Produktenberkehr
wurde geſtern nachmittag bei feſter Haltung noch ziemlich viel umgeſetzt;
* Vareinigte Kunſtinſtitute A. G., vm. B. Troitzſch. heute mangelte es an Unternehmungsluſt. Füir Weizen konnten die
Die Verwaltung, beantragt eine Dividende von einer Goldmark, um= geforderten Preiſe nur ſchwer erzielt werden. Roggen war wenig ge=
gerechnet
im Verhältnis 1:5000 gleich 500 Prozent (i. V. 12 Prozent), fragt. Ausländiſcher Roggen wird von der Reichsgetreideſtelle dauernd
und die Erhöhung des Aktienkapitals um bis zu 14 Millionen Mark gekauft. Gerſte Hafer und Mais lagen ſehr ſtill. Auch das Mehl=
Stammaktien, wobei den Aktionären ein Bezugsrecht 1:4 zu 1000% ein= geſchäft war ruhiger: für Futterſtoffe hat die Nachfrage abgenommen.
, Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
* Vereinigte Pinſelfabriken A. G. Nürnberg. Die ſchreibt uns: Kurz nach dem Oſterfeſte ſchien es als belebe ſich die
Geſellſchaft wird eine Dibidende von 1½,o % in Gold, gleich 100 % in Nachfrage am Holzmarkt nach Schnittholz. Verſchiedene Platzholz=
Papier, zur Ausſchittung bringen. Generalverſammlung am 17. Mai, händler forderten Angebote zur Ergänzung ihrer Lagervorräte ein.
* Vereinigte Märkiſche Tuchfabriken A.G., Ber= Zu weſentlichen Abſchlüſſen kam es indeſſen nicht, da die Holzkäufer,
lin. Der Aufſichtsrat hat beſchloſſen, eine Dividende von 20 % zuf trotzdem die Sägewerksbeſitzer ihre Forderungen herabſetzten dem
die Stamm= und von 6 %o auf die Vorzugsaktien vorzuſchlagen. Sämt= Preisabbau weitere Grenzen ſtecken wollten. Im Augenblick des er=
neuten
Sturzes der Mark zog die Sägewerksinduſtrie die Angebote
* Kaiſerkeller=A. G., Berlin. Die Generalverſammlung faſt ausnahmslos zurück oder erhöhten die Preiſe weſentlich. Infolge=
deſſen
hat ſich jetzt eine Unſicherheit am Holzmarkk eingeſtellt, die noch
*Vollbeckenfabrik Weil der Sadt A. G., Weil der dadurch erhöht wird, daß die Holzkäufer nicht wiſſen, welche Be=
Stadt. Die Geſellſchaft beantragt eine Dividende von 300 % gegen wegungen der kommende Tag dem Debiſenmarkt bringen wird. Von Amſterdam=Rotterdam z.= Preisheraufſetzungen, mit denen die Sägewerksinduſtrie
-d- Vereinigte Pinfelfabriken, Nürnberg, bereits zu rechnen begonnen hat, kann nicht die Rede ſein. Hier und Kovenhagen zzunuggrrrassrs
(Priv.=Tel.) Das 34. Geſchäftsjahr der Vereinigten Pinſelfabriken in dort wird etwas Schnittholz verkauft, und es werden, wenn wirklicher Stockholm ..m.znanaaanag7
Nürnberg ſchließt einſchließlich Vortrag mit einem Reingewinn von Bedarf, der dringend gedeckt werden muß vorliegt, auch kleine Preis= Helſingfors uaanzasagsaans=
44 441 725 (5,76) Mill. Mk. ab. Hieraus werden der geſetzlichen Reſerve aufſchläge zugebilligt. Daß aber die Preisbemeſſung am geſamten Italien. .
1,28 Mill. Mk., dem Beamtenhilfsfonds 5. Mill. Mk., dem Arbeiter= Holzmarkt aufwärts geht, kann man nicht feſtſtellen. Vor allem wird London;.
hilfsfonds 4 Mill. Mk., der Unterſtützungskaſſe für. Beamte und Ar= dieſe Bewegung dadurch verhindert, daß der Abſatz nach Weſtdeutſch=
beiter
2 Mill. Mk. zugewieſen und als feſte Dividende auf die Vor= land faſt vollſtändig ſtockt. Das Ruhrrevier, das ein wichtiges Induſtrie= Schweit: 56 000 Mk. verwendet. Der Aufſichtsrat beantragt, aus dem zentrum mit großem Holzbedarf darſtellt, nimmt keine Sendungen an, Spanien
Reſte die Ausſchüttung einer Dividende von 1000 Mk. pro Aktie (i. V. auch nicht, wenn es ſich um ältere Abſchlüſſe handelt. Von neuen Ein= Wien (in Deutſch=Oſterr, abg.).
35 Proz.). Auf neue Rechnung werden 7,10 (0,55Mill. Mk. vorgetragen, käufen kann keine Rede ſein. Hier und dort wird beſäumte Schalware Prag .
m. Germania=Linoleumwerke A.=G., Bietigheim. verlangt. Es handelt ſich aber um keine nennenswerten Mengen. Das Budapeſt
Der Aufſichtsrat dieſer Geſellſchaft, die auch eine große Fabrik in der Geſchäft mit Polen iſt ſtark ins Hintertreffen geraten. Der Abſatz nach Bulgarien
Schweiz betreibt, ſchlägt 200 Prozent Dividende auf alle drei Aktien= Deutſchland ſtockt. Allerdings iſt, wie berichtet wird, auch die Einkaufs= Japan zuunznzggrrangrasrss
gattungen vor, d. h. auf die alten, die jungen volleinbezahlten, und tätigkeit in der engliſchen Holzinduſtrie eingeſchränkt, zumal aus den Rio de Janeiro .,n.,n...na.
nordiſchen Holzproduktionsländern ziemlich erhebliche Angebote am Belgrad.. ...

26. April 1923 Nr. 114

W.1Folzuſiätkt borliegen. Anh die Angebote aus der Tſchecho=Slowakei
ſind dringend geworden. Der deutſche Holzmarkt, der ſich bereits auf
Einkäufe von dort einzuſtellen begann, iſt neuerdings in ſeinen Kalku=
lationen
beim Bezuge tſchechiſcher Hölzer wieder ſtark durch die Ver=
teuerung
der Tſchechen=Krone eingeengt. Preußenſchwellen 1. Kl. waren
geſucht. Das Angebot darin iſt gering.

Börſen.

wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbild. Am
Debiſen= und Notenmarkt zogen bei ſtillem Geſchäft die ausländiſchen
Zahlungsmittel auf Käufe der Induſtrie etwas an. Der Dollar wurde
im Frühverkehr nach 30 250 mit 31 000, an der Börſe mit 30 775 ge=
handelt
. Im Effektenfreiverkehr war die Stimmung recht ruhig. Die
Tendenz war jedoch vorwiegend feſt. Die meiſten Kurſe, ſoweit ſolche
genannt wurden, lagen auf geſtrigem Niveau, einzelne Spezialpapiere
ſind höher geſucht. Insbeſonders ſtellte ſich größeres Intereſſe für
Nordd. Lloyd ein. Man hörte einen Kurs von 37 500, Hapag 73 500.
Von Montanaktien ſind Stinneswerte, Oberbedarf höher genannt.
Elektropapiere und chemiſche Aktien gut behauptet. Oeſterreichiſche
Credit 25 000 Geld, Zolltürken 48 500, Bagdad II 47 000, Dollar= Schatz=
anweiſungen
26 225. Geſuchter ſind Voigt u. Haeffner Stamm 19 500.
Am Markt der unnotierten Werte blieben die Umſätze auf einige Aktien
beſchränkt. Es wurden folgende Kurſe genannt: Benz 26 000, Na=
ſtatter
Waggon 12 225, Ufa 19 50, Inag 10 225, Kunſtſeide 80 000, Api
21 000, Becker Stahl 19 500, Grovag 1725, Hanſa Llohd 11 500, Krügers=
hall
34 000, Tiag 10 000 Geld, Elberfelder Kupfer 20 225.
wb. Frankfurter Abenddeviſen vom 25. Aprik: Unter
leichten Schwankungen ſchließen Abenddeviſen bei behaupteten Kurſen.
Dollarnoten 29 900 Polennoten 67,5, Belgien 1700, Holland 11000,
London 137 000 Paris 1975, Schweß 5375. Neu=York 29500.
wb. Berliner, Börfenbericht. Am Deviſenmarkt herrſchte
vormittags feſte Stimmung, da die Nachfrage auf knappes Angebotz
ſtieß. Der Dollar hob ſich von 30 125 auf 31 000. Das Geſchäft bewegt=
ſich
aber in ziemlich engen Grenzen. Bei Feſtſetzung der amtlichen
Kurſe erfolgte eine leichte Abſchlvächung infolge von Abgaben der
Reichsbank. Der Dollar gab auf 29 90 nach. Späterhin wurde die
Haltung wieder etwas feſter; eine erhebliche Aufbeſſerung, nämlich bis
auf 68, erfuhren polniſche Noten infolge von Danziger Käufen, die an=
geblich
für Warſchauer Nechnung vorgenowmen wurden. Im Effekten=
geſchäft
wurde allerſeits Zurückhaltung wahrgenommen. Die Kurſe, die
genannt wurden, zeigten gegen geſtern kaum Veränderungen. Im
Deviſengeſchäft machte ſich ſchließlich größere Neigung zu Abgaben be=
merkbar
, weil die Meinung zum Durchbruch kam, daß im Zuſammen=
hang
mit den geplanten Maßnahmen der Regierung die Ablieferungs=
pflicht
für Devifen zur Durchführung kommen wird. Der Dollar ging
auf ungefähr 29 000 zurück.
w. Deviſenm zrkt. Frankfurt a. M., 24 April.


Geld Brief

Antwerpen=Brtiſſel:::.2....
Holland ....................
London ....
.............."
Paris..
........"
Schweiz:
......."
Spanien.
.......!
Italien ..
........."
Liſſabon=Sporto. . ...... . .
Dänemark:
...
Rorwegen
....
Schweden.
.
belſingfors
D
New=York
...
Deutſch=Hſterreich (äbg.).....
Budapeſt. ................."
Prag ..
.............
Agram...................
w. Deviſenmarkt. Berli

172.65
11571.
13852780
1905.
5146.35
4613.45
1436.25

1B435
11629.
139222.20
2005.
5473.65
4635.55
1493.75

5673.30
5336,60
8004.95
830.40
30423.55 30576.
12.90
6.08 J,
940.
20.35 4 300.75
in 24. April Telegr.

5701.70
5333.40
8045.05
834.60
13.10
6.11
334.

R
Geid Briel

1780,65
11820.35
139670.
2029.80
3456.30
4613.45
1481.30

1789.98
11879,65
140356.
2040.19
5483.70
4636,55
138870

6B.40 He51.60
5286 75
5313.25
7980.
8020.

29775.35 29934 65
41.65
6,68 5a 5.7150
8R750
304.25 305.75
Auszahlungen für:

41.85
891.

Rfe
R
Briel. Rfe
R
Briel 17050 118950 11670 75 1722.25 Brüſſel=Antwerpen ..........
Chriſtiagnig................ 1740.63
5311.68 1749.37
5336.32 1735.,62
5311,68 1754.38
5338,32 503587 5664. 13 5635.87 5664. 13 7980. 8020. 7955.06 7994 94 835.36 856.14 nnn 1496 25 1503.75 1466 32 1473,68 ...... 139650. 140350. 138652.50 1383758 New=York .
... 30174.37 30325,63 20685 3 23974.75 Paris.
..." 2019.93 2030.07 2099.91 2040,09 .... 5498 22 5523,78 5B136 5468.,64 ... 463837 4661.63 4553,57 4581.43 42.81 43.06 41.59 41.81 ...... 99.72 914.2 8e9.77 894 25 ....... 5.61 5.65 5.78 5.52 Buenos Aires
..." 10122 63 10377.38 10864.77 10N7.25 .....:.::.,,.. 22443 225 57 218.45 319.55 13940.06 140053.94 13965. 14035. 33881 333 19 3192. 3206. ...." 306.23 307.77 304 21 30.77

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des Logengebäudes, Sandstraße 10.
Mitwirkende: Fräulein Thilde Walter
(Sopr.), Herr Kammerm. Lang (Oboe).
Ouvertüre z. Oper Agrippina. Händel
Ooncerto grosso Nr. 10 ( Oboe-
konzert
) . . . . . . . . . . . . . . Händel
Ouvertüre zu IIrepastore‟ . . Mozart
Vier Lieder für Sopran mit Or-
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Die ausserordentliche Generalversammlung unserer Aktionäre vom 20. März 1923
hat die Erhöhung des Grundkapitals von M. 800 000 000 auf M. 1500 000 000
beschlossen durch Ausgabe von 100 000 Stück zu je M. 1000 und 120 000 Stück zu je
M. 5000 auf den Inhaber lautenden Aktien. Ein Betrag von nom. M. 200 000 000
neuen Aktien, und zwar 100 000 Stück über je N. 1000 und 20000 Stück
über je M. 5000 mit Gewinnberechtigung für das Geschäftsjahr 1923 u. H.
soll den bisherigen Aktionären unserer Bank zum Bezuge angeboten werden.
Wir fordern unsere Aktionäre auf, ihr Bezugsrecht bei Vermeidung des Aus-
schlusses
in der Zeit
bis zum 25. Maf 1923
anzumelden, und zwar
in Berlin bei der Deutschen Bank,
Aachen, Amsterdam, Arnstadt, Augsburg, Bamberg, Barmen, Beuthen
O.S., Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Breslau, Cassel, Celle, Chemnitz,
Coblenz, Crefeld, Danzig,
Dresden, Düsseldorf, Duis-
burg
, Elberfeld, Erfurt, UAFIHStädb. Frankfurt a. M., Fürth 1. B.,
M.-Gladbach, Gleiwitz, Görlitz, Gotha, Hagen i. W., Halle, Hamburg,
Hameln, Hannover, Harburg, Hirschberg i. Schl., Kattowitz, Köln, K6, Leipzig, Liegnitz, Lüneburg, Magdeburg, Mainz, Meissen, Mühl-
hausen
i. Th., München, Nürnberg, Regensburg, Remscheid, Saarbrücken,
Stettin, Trier, Verden, Weimar, Wiesbaden, Würzburg bei den Filialen
der Deutschen Bank,
ausserdem

Düsseldort
bei dem Bankhause C. G. Trinkaus,
Essen
der Essener Credit-Anstalt,
Frankfurt a. M.
Deutschen Vereinsbank,
dem Bankhause Lazard Spever-Ellissen,
Jacob S. H. Stern,
Gebrüder Sulzbach,
Heilbronn
der Württembergischen Vereinsbank Zweignieder-
lassung
Heilbronn,
Rümelinbank A.-G.,
Hildesheim
Hildesheimer Bank,
Köln
dem Rankhause Deichmann & Co.,
Kottbus
der Niederlausitzer Bank Aktiengesellschaft,
Mannheim
Rheinischen Creditbank
München
Baverischen Vereinsbank,
Oldenburg
Oldenburgischen Spar- und Leih-Bank,
Osnabrück
Osnabrücker Bank,
Schwerin
MecklenburgischenDepositen- und Wechselbank,
Siegen
Siegener Bank

Stuttgart

Württembergischen Vereinsbank,
dem Bankhause G, H. Keller’s Söhne

während der üblichen Geschäftsstunden.
Zwecks Ausübung des Bezugsrechts sind die Mäntel der alten Aktien mit einem
doppelt ausgefertigten Anmeldeschein, wofür die bei den Bezugsstellen erhältlichen
Formulare zu verwenden sind einzureichen. Der Bezug erfolgt bei der Deutschen
Bank und ihren Niederlassungen sowie an den Schaltern der sonstigen Bezugsstellen
provisionsfrei. Soweit bei letzteren die Ausübung des Bezugsrechts im Wege der
Korrespondenz erfolgt, werden diese die übliche Bezugsprovision in Anrechnung bringen
Auf je M. 4000 alte Aktien kann eine neue Aktie über M. 1000 bzw. auf
je M. 20 000 alte Aktien kann eine neue Aktie über M. 5000 zum Kurse von
10 000 % zuzüglich Börsenumsatzsteuer bezogen werden. Die Bezugsrechts-
steuer
wird von der Deutschen Bank getragen. Bei Ausübung des Bezugsrechts
ist der Bezugspreis von 10 000 % und die Börsenumsatzsteuer zu entrichten.
Die Bezugsstellen eind bereit, den An- und Verkauf von Bezugsrechten zu vermitteln.
Gegen Rückgabe der von den Bezugsstellen ausgestellten Kassenguittung über den
vorgenommenen Bezug erfolgt die Aushändigung der Aktienurkunden nach deren
Fertigstellung. Zur Prüfung der Legitimation des Vorzeigers der Quittung sind die
Bezugsstellen berechtigt, aber nicht verpflichtet.
Berlin, im April 1923.
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Deutsche Bank.
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Die Herren Aktionäre werden hiermit zu der am Freitag,
Fen 18. Mai 1923, nachmittags 4 Uhr, in den Räumen des
Bahnhofshotels zu Darmſtadt ſtattfindenden erſten ordentlichen
Generalverſammlung eingeladen.
Tagesordnung.
1. Berichterſtattung des Aufſichtsrats und Vorſtandes über das
verfloſſene Geſchäftsjahr.
2. Beſchlußfaſſung über die Genehmigung der Bilanz und über
die Gewinnverteilung.
3. Entlaſtung des Vorſtandes und Aufſichtsrats.
4. Satzungsänderung: Anderung des §4 betr. Stückelung der Aktien.
5. Satzungsänderung: Anderung des 819betr. derGewinnverteilung
6. Zuwahl von Aufſichtsratsmitgliedern,
7. Verſchiedenes, Feuerverſicherung.
Zur Teilnahme an der Generalverſammlung ſind diejenigen
Aktionäre berechtigt, die ihre Aktien oder die Hinterlegungsſcheine
der Reichsbank oder eines deutſchen Notars, aus wvelchen die
Nummern der hinterlegten Stücke genau erſichtlich ſind, ſpäteſtens
im dritten Werktage vor der anberaumten Generalverſammlung,
den Tag der Hinterlegung nicht mitgerechnet, während der üblichen
Geſchäftsſtunden bei der Geſellſchaftskaſſe hinterlegen und bis
zum Schluſſe der Generalverſammlung daſelbſt belaſſen.
Sind Aktien oder Interimsſcheine noch nicht ausgegeben, dann
ſind die im Aktienbuch eingetragenen Aktionäre zur Teilnahme
an der Generalverſammlung und zur Stimmabgabe berechtigt,
Darmſtadt, den 24. April 1923.
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[ ][  ][ ]

Nr. 10

ege

U Dd
Narot

Hochſchulbeilage des Darmſtädter Tagblatts
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.

26. April 1923

* Eine neue Tatſtudentiſcher Selbſthilfe.
Das Studentenwohnhaus in der Heinrichſtraße.
Darmſtadt, den 25. April.
In Anweſenheit der Vertreter des Senats, der Studenten=
ſchaft
und zahlreicher Profeſſoren fand heute morgen die feier=
liche
Eröffnung des Studentenhauſes, ſtatt. Wir hatten vor=
her
über den Plan und die Arbeiten, deren Fortſchreiten wir
mit Intereſſe verfolgt haben, nichts Näheres gemeldet, der Tra=
dition
der Wirtſchaftshilfe gemäß, erſt nach Vollendung der
Vorarbeiten über ihre Tätigkeit zu berichten. Heute können wir
daher umſo ausführlicher und mit größerer Freude von dem
glänzenden Erfolg unermüdlicher Arbeit berichten. Ueber die
Notwendigkeit eines Studentenwohnhauſes zu ſprechen, erüb=
rigt
ſich. Die wiederholten Aufrufe der ſtudentiſchen Behör=
den
in den Tageszeitungen haben zur Genüge bewieſen, daß
die Wohnungsnot in Darmſtadt ſtatt geringer, größer geworden
iſt. Nicht wenig dazu beigetragen hatte der Umſtand, daß die
Kreiſe, die bisher an Studenten vermietet hatten, immer
drückender von der wirtſchaftlichen Notlage getroffen wurden,
und ſomit gezwungen, waren, einen größeren Erlös aus ihren
Zimmern zu ziehen, den jedoch die noch mehr unter den Ver=
hältniſſen
leidenden Studierenden nicht aufbringen konnten, ſo
daß die Zimmer gutbezahlten, alſo zahlungskräftigen Ange=
ſtellten
oder Ausländern zufielen.
So kam es, daß trotz des Entgegenkommens der Stadt, des
ſtädtiſchen Wohnungsamtes trotz Veröffentlichung mehrerer
Zeitungsaufrufe die Wirtſchaftshilfe im Anfange des Winter=
ſemeſters
1922/23 nicht mehr in der Lage, war, eine ausreichende
Anzahl möblierter Zimmer, zur Verfügung zu ſtellen.
Durch das große Entgegenkommen, der Stadtkrankenhaus=
verwaltung
, der auch an dieſer Stelle, der herzlichſte Dank aus=
geſprochen
wird, gelang es, alle Kommilitonen unterzubringen.
Im Stadtkrankenhaus wurden einige Säle zur Verfügung ge=
ſtellt
, in denen die Studierenden in Gruppen von 5 bis 7 unter=
gebracht
wurden. Bis zu 60 Studenten waren das ganze Se=
meſter
hindurch darauf angewieſen, dort zu ſchlafen. Dieſe
Unterbringung, ſo wertvoll ſie auch für den Augenblick war,
konnte und durſte nur eine behelfsmäßige ſein. Die Gemütlich=
keit
ließ viel zu wünſchen übrig und dann konnte den dort Woh=
nenden
weder Kaffee noch Frühſtück verabfolgt werden. Außer=
dem
war die Wirtſchaftshilfe bei dem Auftreten einer Epidemie
oder Seuche gezwungen, das Haus umgehend zu räumen. Was
ſollte dann geſchehen? Erneut wurde Herr Scheffel beim Woh=
nungsamt
, der Stadt und dem Miniſterium für Arbeit und Wirt= nicht ein eigenes Heim mit liebgewordenen Sinnbildern ſchmü=
ſchaft
vorſtellig mit der Bitte, beim Schaffen eines Studenten= cen, nicht einen Schreibtiſch beſtellen, mit den Bildern. Ihrer
hauſes behilflich zu ſein. Endlich nach mehreren ergebnisloſen
Verhandlungen bot ſich die Ausſicht, das Unfallkrankenhaus der
Land= und Forſtwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft für Heſſen
zu erhalten, da es am 1. Januar 1923 aufgelöſt wurde. Die
Genoſſenſchaft erklärte ſich in dankenswerter. Weiſe bereit, das
Haus ſamt Inventar auf vorläufig 3 Jahre, mietweiſe zu über=
laſſen
und Ende März dieſes Jahres konnte man darangehen,
es zweckmäßig herzurichten.
reichsdeutſchen Studierenden, insbeſondere den heſſiſchen, das in den blühenden Garten dieſes Hauſes, oder werden der
Studium durch Ueberlaſſung billiger Zimmer zu erleichtern und
gleichzeitig der hier herrſchenden Wohnungsnot zu ſteuern. Dem
Charakter des Hauſes entſprechend konnten keine Einzelzimmer, hier geſtanden hat. Aus dem gemeinſamen Leben aber, das Sie
auszunutzen, Schlafſäle mit mehreren Betten hergerichtet wer=
den
. Natürlich hat der Studierende auch Gelegenheit, in einem
eigens zu dieſem Zwecke ausgeſtatteten Raum ſich aufzuhalten
und zu arbeiten. Sehr zu begrüßen ſind die nach Süden gelege= Freundſchaft erblühen, die ſtandhält fürs ganze Leben.
nen Veranden und der wundervolle Garten, der im Sommer von
wird.
Im Erdgeſchoß befindet ſich das Zimmer der Helferin, die
für die Herrichtung der Räume zu ſorgen hat, das Geſchäfts=
Betten und die Küche, in der Morgen= und Nachmittagskaffee
hergeſtellt wird. Im 1. Stock ſind: 1 Zimmer mit 2 Betten,
mit 6 Betten und 1 Zimmer mit 8 Betten. Im 2. Stock: 1
Zimmer mit 2 Betten, 1. Zimmer mit 4 Betten, 2 Zimmer mit
5 Betten und 1 Zimmer mit 6 Betten. Im 3. Stock: 1 Zimmer tenſchaft. Herrn Erfurt, ſchilderte anſchließend Herr Schef=
mit
3 Betten und 1 Zimmer mit 5 Betten. Im Ganzen ſtehen
ein gemeinſamer Waſch=aum mit Badegelegenheit vorhanden.
In der Eröffnungsanſprache erinnerte
Herr Profeſſor Heidebroek,
liche Bedeutung des Tages. Vor zwei Jahren wurde das Anweſenden zur Beſichtigung des Hauſes auf.
Studentenheim als erſtes Werk ſtudentiſcher Selbſthilfe, eröff=
net
, um den Studierenden durch billige. Verpflegung das Stu=
dium
zu erleichtern. In der Verfolgung dieſer Arbeiten trat
bald die Wohnungsfrage auf, die nun auch jetzt zum Teil wenig=
ſtens
gelöſt iſt. Das Studentenhaus iſt entſtanden durch Selbſt=
hilfe
der Studentenſchaft, nicht der ganzen Studentenſchaft. Im=
mer
nur, ſind es wenige geweſen, und auch dieſes Mal wieder
nur die, die arbeiten wollken, ohne gerufen zu werden, arbeiten
wollten, um zu helfen. So ſei in erſter Linie den Herren Ul=
rich
und Scheffel gedankt. Wir Profeſſoren konnten nur
ratend zur Seite ſtehen. Was hier geſchaffen wurde, bietet den
Aufenthalt. Möge ſich rechter gkademiſcher Geiſt in dieſen
Mauern ausbreiten! Das iſt unſer einziger Wunſch. Dann
ergriff in Vertretung des abweſenden Rektors,
Herr Geheimer Bäurat Profeſſor Walbe
das Wort zu folgender Anſprache:
Wir wollen mit dem Schickſal nicht hadern, daß es uns,
unſere Generation, in eine, ſchwere Zeit verſetzt hat. Schwere Jugend zu überwachen.
Zeiten ſind große Zeiten, ſie zwingen zur Tat. Und die Tat,
die ſchaffende. Tat, iſt es, die dem Menſchen das höchſte Glücks=
gefühl
gibt. Soll ich dieſen Gedanken, zu deſſen Klarſtellung
Goethe ein Lebenswerk gedichtet hat, auf unſere kleine, unſere
alademiſche Welt übertragen, ſo haben wir hier eine Tat, aus
der Not geboren, die Vorteile bringt allen, die einſt dies Haus
die, die die Tat getan.
Wenn ich blicke auf die letzten unruhigen Jahre, wvo auch
ſes, an ſtürmiſche Verſammlungen der Studentenſchaft was
war ſchließlich das Ergebnis? Eine Verfaſſung. Gewiß, Ver= Leibesübungen durch dieſe der Beſchluß volkstüm= u
faſſungen ſind notwendig, müſſen gemacht und müſſen gehalten
werden. Aber ſie ſind ſchließlich nur Papier, ſind kein blühen=
des
Leben, ſind mehr. Einſchränkung als Förderung. Das
de: Geiſt, der Wille, ſelbſt mitzuhelfen über die Not der Zeit e
linweg, wie er ſich bei einem großen Teil unſerer Darmſtädter I
Studentenſchaft in höchſt anzuerkennender Peiſe gezeigt hat und. Zeitalter der geiſtlich=ſcholaſtiſchen Erziehung fiel, die nach dem b

Ich weiß es nicht, wie man Ketten trägt,
Die ein höhnender Gegner uns auferlegt,
Und will’s nicht wiſſen.
Ich weiß noch nicht, wie man Keiten bricht,
Ich weiß nur das eine: Ich dulde ſie nicht!
Es gibt kein Müſſen.
Solang ich denke und atme und bin,
Hat das Leben für mich nur den einen Sinn:
Die Ketien zu brechen!
Und was ich auch tue bei Tag und bei Nacht,
Ich habe nur einen Gedanken gedacht:
Die Schande zu rächen.
noch zeigt. Solche Selbſthilfe muß geſchehen im Rahmen der
Hochſchule, mit Unterſtützung der Behörden, des Rektors und der
Profeſſoren. Aber die Hauptſache bleibt die eigene Arbeit.
Glauben Sie mir, jede Negierung, jede Behörde, und jeder Nek=
tor
iſt eine Art Herrgott auch in dem Sinne, daß ſie denen
am meiſten helfen, die ſich ſelbſt helfen.
Laſſen Sie mich in Vertretung des leider abweſenden Nek=
tors
, der es ſehr bedauern wird, nicht ſelbſt dem Hauſe die Weihe
geben zu können, allen denen herzlich danken, die die Einrich=
tung
dieſes Hauſes gefördert haben: dem Arbeitsminiſteriun,
dem Landesamt für das Bildungsweſen, der land= und forſi=
wirtſchaftlichen
Berufsgenoſſenſchaft, dann der Studentiſchen
Wirtſchaftshilfe, an deren Spitze die Profeſſoren. Kayſer und
Roth ſtehen, vor allem dem Studentenheimausſchuß mit den
Profeſſoren Heidebroek und Schlink und nicht zuletzt dem be=
währten
Kleeblatt Ulrich, Scheffel und Schaub. Die Haupt=
arbeit
fiel wohl Herrn Scheffel zu, ihm gebührt beſondere An=
erkennung
und herzlichſter Dank.
und nun den Herren, die als erſte einziehen in dieſen
Bau, noch ein beſonderes Wort. Sie geben manches auf: die
Poeſie der Studentenbude bleibt Ihnen verſagt. Sie können
Eltern und Geſchwiſter, oder wer Ihnen ſonſt irgendwie ans
Herz gewachſen iſt; keine filia, hofpitalis wandelt durch dieſe
Räume. Aber wie, oft hat nicht, die filia hoſpitalis, ohne daß
ſie es wollte, den Studenten an der Arbeit gehindert, oder iſt
ihm gar zum lebenslänglichen Verhängnis geworden! Die
Poeſie der Studentenbude der ungeheizten! iſt in den
letzten Wintern ſehr illuforiſch geworden. Und wenn im Som=
mer
Sie den Zeichenſälen der Hochſchule entronnen ſind, wei=
Der Hauptzweck des Hauſes ſoll alſo ſein, den bedürftigen den Sie es vorziehen, ins Freie zu gehen, in die Wälder oder
Ruhe genießen auf den wundervollen Balkonen mit dem Aus=
blick
auf die ſchönſten Bäume des ehemaligen Parkes, der früher
geſchaffen, ſondern mußten, um die vorhandenen Räume voll, führen werden, wird. Ihnen die ſchöne Pflanze der Kamerad=
ſchaft
erwachſen, wie ſie früher im ganzen deutſchen Volke aus
dem gemeinſamen Dienen ſich entfaltet hatte, und dem einen
und dem anderen wird aus dieſer Pflanze vielleicht eine ſchöne
So kann ich die erſten. Inſaſſen dieſes Hauſes begrüßen
den Hausbewohnern ſicherlich eifrig in Anſpruch genommen mit der alten Wahrheit, daß aus jeder Not, mannhaft ertragen,
Gutes erwächſt.
Sie haben eine doppelte Verantwortung: Sie haben den
eigentlichen modus vivendi, der ſich durch keine Hausordnung
zimmer, der Frühſtücks= und Arbeitsraum 1. Zimmer mit 5 faſſen läßt, den Ton feſt zu legen, der hier herrſchen ſoll, nicht
nur für ſich ſelbſt, ſondern auch für die, die nach Ihnen kom=
men
. Sie haben, die Ueberlieferung dieſes Hauſes zu bilden.
2 Zimmer mit 4 Betten, 1 Zimmer mit 5 Betten, 1. Zimmer Und darum rufe ich Ihnen zu: Bringen Sie Glück herein, Glück
64 Betten zur Verfügung. Außerdem iſt in jedem Stockwerk um das erſehnte Ziel zu erreichen. Die Studentenſchaft war, ſchule, dem Geiſte unſerer gkademiſchen Jugend entſprechend, an
natürlich auf die Hilfe der Induſtrie angewieſen, die ſich auch
dieſes Mal, gerne bereit erklärt hatte, an der Gründung des
Studentenhauſes mitzuhelfen. Aus der Zahl der Namen
nannte Herr Scheffel beſonders die Darmſtädter Firmen: Ehr=
als
Vorſitzender des Studentenheimausſchuſſes, an die geſchicht= hardt, Ehrhardt u. Sohn, Alter, Trier und forderte dann die geführt wird, ſoll auch all den Fernſtehenden einen Weg eröff=
4. K.
* Leibesübungen

im Rahmen der Sochſchulerziehung.

Von
Dipl. Turn= und Sportlehrer Ernſt Söllinger.
Der jahrelange Krieg mit ſeinen wirtſchaftlichen Folgen und
Studierenden gemütliche Unterkunſt, keinen kaſernenmäßigen ſpurlos vorübergegangen. Zahlreiche erakte Unterſuchungen und ſtärker werdende Verinduſtigliſierung in der Ueberzahl zu mate=
Meſſungen haben uns darüber aufgeklärt, daß der Grad des kon=
ſtitutionellen
Durchſchnittes der deutſchen Jugend um ein Er=
hebliches
von der Norm abgewichen iſt. Was für die Kon=
ſtitution
gilt, überträgt ſich auf den Organis=
mus
ſomit aufunſere Lebensfähigkeit und der
damitverbundenen Lebensleiſtung. Mit um ſo grö=
ßerer
Aufmerkſamkeit gilt es, die körperliche Verfaſſung unſerer
bedeutendſte Glied unſerer Jugendbewegung, hat den Pulsſchlag 1
läßlich des Göttinger Studententages den einmütigen Beſchluß
bewohnen werden, die aber Glück und Segen zurückſtrahlt auf treiben. Tatkräftiger Wille und deutſch=ſtudentiſcher Geiſt,
durchglüht von Vaterlandsliebe, haben Großes vollbracht. Die
in unſere Studentenſchaft, hinein eine gewiſſe Unruhe gekom= täten und Hochſchulen einen neuen würdigen Markſtein bedeuten, ſtrebung im Volke wachzurufen. Handelt es ſich doch darum,
men war, denke an ſo mauche Sitzung des Vertrauensausſchuf= Ja, ſie wird ſich tief im deutſchen Volke einwurzeln, wenn nach Milionen von Menſchen, die ihre Gedanken nur ausſchließlich
lich wird.
Noch nie trat ſo hervorſtechend und ſelbſtbewußt der Begriff 9
We entliche und ſwirklich Fördernde, was geblieben, iſt, das iſt ſchulen hervor. Getreu der Tradition, blieb unſerer Jugend die
einſeitige Geiſtesbildung erhalten. Ein Blick in die Geſchichte
lehrt uns, daß die Gründung der erſten Univerſitäten in das

Siege über die antike Welt die Leibesübungen als ein Stück
verwerfliches Heidentum betrachtete. Weder der darauffolgende
Humanismus, noch die Philanthropen, die für die körperliche
Erziehung Bedeutendes leiſteten, konnten derſelben den ver=
dienten
Einzug in die Univerſitäten verſchaffen. Als vor mehr
als 100 Jahren, durch den Tiefſtand unſeres Volkes hervorge=
ruſen
, Jahnſcher Geiſt in die Reihen der Studenten drang,
ſchien das Werk zu gelingen. Jedoch regten ſich Gegner der kör=
verlichen
Erziehung, ſowie perſönliche Feinde Jahns, man be=
ſchuldigte
die Turner demagogiſcher Umtriebe, und ſo flaute
durch die folgende ſogenannte Turnſperre, die erfolgreich be=
gonnene
Pionierarbeit allmählich wieder ab. Erſt die letzten
Jahrzehnte haben dank der aufopfernden Kleinarbeit einzelner
unermüdlicher Männer und eines Teiles der deutſchen Studen=
tenſchaft
den Leibesübungen erneute Beachtung gebracht. Wie=
der
gingen ſtarke Wellen von Widerſtänden dieſer im Wachſen
begriffenen Bewegung entgegen, bis der Krieg mit all ſeinen
Folgen neuen Trieb nach körderlicher Erholung unwillkür=
lich
forderte.
So ſtehen wir nun vor einem neuen Zeitabſchnitt von größ=
ter
kultureller Bedeutung und Tragweite. Es gilt, zielbewußt,
s beſeelt von Unternehmungsgeiſt die nun kommende Arbeit in
ihrer umfangreichen organiſatoriſchen wie praktiſchen Ausdeh=
nung
in ſofortigen Angriff zu nehmen. Verantwortungsvoll und
ausſchlaggebend für die Zukunft iſt die Aufgabe derjenigen Män=
ner
, die unſeren deutſchen Studenten auf Generationen den Weg
zu weiſen haben, der ſie nach dem Vorbild des helleniſchen Bil=
dungsideals
nicht nur zu geiſtig, ſondern auch zu körperlich hoch=
ſtehenden
Menſchen heranbildet.
Mit Freuden und Vertrauen können wir feſtſtellen, daß unſer
geſamter Hochſchulſport bereits ſeine Zentralſtelle durch das 1919
gegründete Deutſche Hochſchulamt für Leibes=
übungen
geſunden hat. Markante Führer arbeiten gemein=
ſam
mit ideal geſinnten Studenten Hand in Hand an den zu
löſenden Aufgaben. Hoffen wir, daß deren ſegensreiche Tätigkeit
auf fruchtbaren Boden fällt und ſo dem deutſchen Hochſchulſport
in ſeine Enticklung ein ſtarkes Rückgrat erſtanden iſt. An den
meiſten Hochſchulen ſind Akademiſche Ausſchüfſe für
Leibesübungen ſowie. Aemter für Leibezübun=
gen
der Studentenſchaft ins Leben gerufen worden,
denen die Pflege und Förderung der Körpererziehung im Rah=
men
der Hochſchule obliegt.
Bewundernswert iſt die Tätigkeit unſerer älteren Profeſ=
ſoren
, die, ihrer Verantwortung bewußt, dem Geiſte der Jugend
ſich anſchließen und mithelfen an der Wiedergeſundung unſeres
Vaterlandes. Ueberall regt ſich der Schaffensdrang dieſer großen
Bewegung und bricht ſich Bahn.
Die praktiſche Durchführung der Leibesübungen, die ihre
Zielſetzung in einer phyſiologiſch orientierten
Durchbildung des Gefamt organismus ſieht, fand
bisher ihr größtes Hindernis in der zur Leibesübung notwen=
digen
Zeit, ohne Einbuße von Vorlefungen für die Studieren=
den
. Es wurde erferderlich, eine neue Form zu finden, die der
Hochſchule wie der Studentenſchaft gerecht wurde.
Im vorigen Jahre hatte ſich eine gleichmäßige Verteilung
aller Korporationen, Fachverbindungen und Nichtverbindungs=
ſtudenten
auf die verſchiedenen Wochennachmittage bewährt. Je=
doch
war immer eine Einbuße, entweder durch Nichtbeſuch der
Hochſchule oder des Sportplatzes, damit verbunden und deshalb,
obwohl der Beſuch des Sportplatzes verhältnismäßig zahlreich
war, auf dieſem Wege nie vollendete Arbeit zu erreichen.
In dieſer Hinſicht hat ſich nun an der hieſigen Techniſchen
Hochſchule ein bedeutender Fortſchritt ereignet. Durch eine
Vertetlung der verſchiedenen Abteilungen auf
die einzelnen Wochennachmittage und deren Frei=
haltung
von Vorleſungen für ſämtliche Semeſter wird nun der
geſamten Studentenſchaft die Möglichkeit gegeben, ohne irgend=
welchen
Verluſt von Vorleſungen ſich den Leibesübungen zu
widmen. Dieſe neue Einteilung wird durch ihre Zweckmäßigkeit
nicht nur für den deutſchen Hochſchulſport, ſondern auch für das
geſamte Hochſchulerziehungswveſe bahnbrechend ſich geſtalten.
Das bisherige vorbildliche Antreten der Korporationen, Fach=
verbindungen
uſw. bleibt turch das Freiwerden der Abend=
ſtunden
ungehindert beſtehen und ermöglicht ſo faſt jedem Stu=
dierenden
zweimal in der Woche, ſeinen Körper zu ertüchtigen.
Der Vorteil dieſer letztgenannten Einteilung iſt gewaltig
für ſich ſelbſt und Glück dieſem Hauſe auf unzählige Semeſter! und von weittragendſter Bedeutung für unſere Zukunft, findet
Nach einer kurzen Anſprache des 2. Vorſitzenden der Studen= doch dadurch die Körpererziehung zum erſtenmal
offizielle Aufnahme im Stundenplan der Hoch=
fel
die vielen Schwierigkeiten, die überwunden werden mußten. ſchule. Möge dieſer entſchloſſene Schritt der Darmſtädter Hoch=
allen
Hochſchulen Aufnahme finden und dadurch den Leibes=
übungen
im Rahmen der Hochſchulbildung die Grundlage
ihrer praktiſchen Durchführung gegeben werden.
Die Körperſchulung, wie ſie an der hieſigen Hochſchule ein=
nen
, die bisher den Körper nur als Bleigewicht der Seele be=
trachteten
, da ſie den Wert der körperlichen Uebung noch nie am
eigenen Leibe verſpüren durſten. Beſonders aber unſerer, durch
zu zarte Elternhand ſuspendierten Jugend, wie denen, die durch
Ungeſchicklichkeit in der Ausführung bisheriger Uebungsformen
und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten ſich nicht mehr
in neue ſtürzen wollten, wird ſich ein neues Betätigungsfeld er=
öfnen
.
Mit Freude im Herzen und ihrer nationalen Pflicht be=
wußt
, arbeitet unſere akademiſche Jugend in unſtillbarem Seh=
nen
nach Vollendung, fern von jeder fremdländiſchen Methode,
im Sinne neuer deutſcher Erziehungsideale. Der Kampf um
Eutbehrungen iſt auch am Körper der deutſchen Jugend nicht die Eriſtenz war es, der die deutſche Jugend durch die immer
rieller Lebensanſchauung führte. Nicht wie bisher darf der Stu=
dent
während ſeiner Studienzeit nur mehr ein verbrauchendes
Glied deutſcher Kraft ſein, ſondern in ihm muß ſich durch un=
ausgeſetzte
Verbindung der geiſtigen und körperlichen Erzie=
hungsformen
der ganze Menſch, das Ziel der deutſchen
Hochſchulbildung, entwickeln und verkörpern.
Dann können unſere Studenten, wenn ſie in das Leben hin=
austreten
, mit froher Verantwortung, auf die eigene Kraft ver=
Die Deutſche Studentenſchaft, das ſtärkſte und trauend, ihre zukünftige Führeraufgabe voll und ganz erfüllen.
Ueberzeugt von dem hohen Wert der körperlichen Ertüchtigung,
dieſer harten Zeit gefühlt und aus dieſer Erkenntnis heraus au= werden ſie die Leibesübungen in das Volk hinaustragen und
damit ein Fundament ſchaffen, auf dem ſich eine neue freie Ent=
gefaßt
: Jeder deutſche Student iſt verpflichtet, wicklung deutſcher Kraft und Geſundheit entfalten kann. Mehr
während ſeiner Studienzeit Leibesübungen zu denn je iſt es notwendig, daß unſere Akademiker in lebendiger
Verbindung mit allen Bevölkerungsſchichten, wie dies der Sport
mit ſich bringt, unbeirrt der inneren und äußeren Hemmungen
Wirkung dieſes Beſchluſſes wird in der Geſchichte der Univerſi= ſozialer wie wirtſchaftlicher Natur, dieſe neue zeitgemäße Be=
reſtloſer
Ueberzeugung der Studentenſchaft über den Wert der der augenblicklichen Not zugekehrt haben, zu neuer Lebensfreude
und ſchöpferiſcher Kraft ewporzureißen.
Darum auf denn, ihr deutſchen Studenten, zur entſchloſſenen
Tat und weg mit der nur theoretiſchen Zuſtimmung. Auf eure
Leibesübungen in der Geſchichte der Univerſitäten und Hoch= Schultern wälzt ſich höchſte Verantwortung, helft mit am Auf=
bau
dieſes Kulturwerkes, dann erhaltet ihr durch einen kräftigen
Körper und einen lebensfrohen Geiſt das Mark unſeres Vater=
landes
, die deutſche Jugend, die deutſche Ar=
beitskraft
.

[ ][  ]

* Das Pflichtarbeitsjahr.
als Werkgedanke.
Von
Dr. Dietrich Amende=Bamberg.
Deutſch ſein heißt, eine Sache umihrer ſelbſt
willen tun.
Die Krankheit unſerer Zeit iſt Unſachlichkeit, Willkür, Eitel=
keit
, materialiſtiſche Selbſtſucht: undeutſch ſein! Jede Geſundungs=
beſtrebung
muß den deutſchen Willen wieder zur Sachlichkeit hin=
lenken
und die deutſche Seele wieder zu deren Wurzel und
Ziel: Wahrhaſtigkeit!
Wenn ich am 6. Dezember 1922 im Hochſchulring Erlangen
für das Pflichtarbeitsjahr der Jugend eingetreten
bin, ſo nur im Sinne des deutſchen Verkgedankens: am
Wiederaufbau unſeres Vaterlandes mitzuwirken. Die Idee des
Pflichtarbeitsjahres kann dieſem Ziel nur dienen, ſelbſt nur dann
zum Werkgedanken werden, wenn ſie von Nebenabſichten und
Hintergedanken frei bleibt. Nicht etwa ſoll durch Anlegung von
Stammrollen und Neueinrichtung von Bezirkskommandos
eine ſpätere militäriſche Erhebung vorbereitet werden, wie wohl=
meinende
Diskuſſionsredner in Erlangen meinten, denen die Be=
deutung
der Loſung Wilhelm von Oraniens vor dem bisher größ=
ten
Befreiungskampf der Geſchichte noch nicht aufgegangen war:
Laß uns denken, Egmont! Der Zweck des Pflichtarbeitsjahres
darf ganz allein die Erfüllung von Arbeitsaufgaben unter dem
Imperativ der Pflicht ſein. Anlage, Leitung, Durchführung hat
ſich dem einzigen Gedanken unterzuordnen: mit den geringſten
Mitteln die größtmögliche Arbeit für die Geſamtheit des deutſchen
Volkes zu leiſten. Arbeit nicht im Sinne von materiellem Nutzen,
ſondern von Lebenswerten.
Iſt das Pflichtarbeitsjahr wirtſchaftlich notwendig?
Ja, denn lebensnotwendige Arbeiten, wie der Bau von Heim=
ſtätten
, die Kultivierung von Oedländern, Erhöhung der Produk=
tivität
in der Landwirtſchaft; in zweiter Linie der Bau von Kraft=
anlagen
, Kanälen, Straßen können im Zeichen der Verſailler
Zwangswirtſchaft und der Papiergeldmißwirtſchaft durch Tag=
löhner
der freien Wirtſchaft je länger, umſo weniger geleiſtet
werden.
Nun kommen ſofort die Einwände. Erſtens ſei Staatsarbeit
an ſich immer die teuerſte, ſodann würden Kaſernierung, Klei=
dung
, Löhnung des Arbeitsheeres erſt recht die Notenpreſſe in
Anſpruch nehmen; ſchließlich würde durch die Pflichiarbeit die
Zahl der Arbeitsloſen, in der kommenden Wirtſchaftskriſe noch
vergrößert werden.
1. Das Pflichtarbeitsjahr muß getragen werden vom Front=
geiſt
191418. Allen Mitwirkenden muß zum Bewußtſein ge=
bracht
werden, daß der Kampf unſeres Volkes um Leben oder
Sterben heute in der Heimat beſtanden werden muß. Vergnügtes
Etappenheldentum und Geſchäfte machendes Heimkriegertum dür=
fen
nicht wieder aufkommen; alle Druck= und Drohnenpoſten
müſſen von vornherein ausgemerzt bleiben: wie damals die krie=
geriſche
, ſo muß heute die Werkfront nur das Echte, Stand=
haltende
, bis in den Kern Verläßliche dulden; allen Scheintugen=
den
die Maske vom feigen Geſicht reißen.
In unſerer Jugend und in unſerer Beamtenſchaft iſt trotz
vier Jahren Zuſamenbruchs immer noch ſoviel Deutſchtum vor=
handen
, daß wir den Werkgedanken in ſeinem bitteren Ernſt be=
greifen
und danach handeln können. Was ohne gewinnſüchtigen
Antrieb, allein unter der Loſung der Pflicht, auch an harter Ar=
beit
geleiſtet werden kann, hat neben ihrem kriegeriſchen Helden=
mut
gerade die Front in ihren Angriffs=, Verteidigungs=, Or=
ganiſationswerken
gezeigt.
2. Die Frage der Kaſernierung ſpielt keine Rolle, da die Ju=
gend
nicht zum Exerzieren, ſondern zum Arbeiten aufgerufen wer=
den
ſoll, alſo Einberufung und Entlaſſung nach den jetveils in
Angriff zu nehmenden Aufgaben und nicht ſchematiſch zu erfol=
gen
hat. Die Unterbringung wird in der Regel als Einquartie=
rung
erfolgen können. Als Kleidung wird in der Regel ein ein=
facher
Arbeitsanzug mitzubringen oder anzuſchaffen, bezw. den
Bedürftigen bei der Entlaſſung zu erſetzen ſein. Eine Löhnung,
die ſich irgend mit dem Arbeitslohn meſſen könnte, kommt nicht
in Betracht.
Die Finanzierung müßte durch das Werk ſelbſt erfolgen, ent=
weder
unmittelbar, wie in der Landwirtſchaft und zum Erſatz
von ausländiſchen Arbeitern; oder mittelbar durch ſpätere Erträg=
niſſe
zur Verzinſung und Tilgung von Gemeinde= und Staats=
anlehen
für Heimſtättenbau, Bodenverbeſſerungen, Kraft= und
Verkehrsanlagen. Die Grundlage des Finanzplanes, für das
Pflichtarbeitsjahr muß der Entbeamtungsgedanke ſein,
nach welchem zur Aufſtellung und Leitung des Pflichtarbeitshee=
res
keine neuen Beamtenſtellen geſchaffen werden dürfen; viel=
mehr
ſollen dafür alle irgend entbehrlichen Beamten aus Staat
und Gemeinden herangezogen werden, unter voller Wahrung
aller von ihnen erworbenen Rechte und nur für die Zeit der höch=
ſten
deutſchen Not.
Ins Einzelne gehende Vorſchläge werde ich machen, ſobald
ſich für dieſe wichtige nationale Frage etwas Intereſſe in den
Amtsſtuben regt oder unſere Bewegung ſelbſt in die Amtsſtuben
einzudringen beginnt.
3. Das Pflichtarbeitsjahr wird die Zahl der Arbeitsloſen
nicht vermehren, eher vermindern, denn in Angriff genonimen
tperden ſollen Aufgaben, die bei zunehmender Teuerung immer
ſchwerer durchzuführen ſind, dabei volkswirtſchaftlich immer not=
wendiger
werden. Durch das Pflichtarbeiter=Heimſtättenbauen,
=Oedländerkultivieren, fremde=Wanderarbeiter=Erſetzen wird kei=
nem
deutſchen Arbeiter das Brot genommen. Im Gegenteil,
durch die Aufrufung eines Teiles der jugendlichen Arbeiter zur
Pflichtarbeit ſürde der Spielraum auf dem Arbeitsmarkt für
die älteren Arbeiter, beſonders die Familienväter, nur größer.
Die Abneigung der jugendlichen Arbeiter ſelbſt, ſich aus der=
zeitiger
Papiergeldüppigkeit für einige Monate herausholen zu
laſſen und einer ſittlichen Pflicht zu beugen, kann in keiner Weiſe
in Betracht kommen. Notwendig iſt nur, daß der marxiſtiſche
Klaſſengedanke bei der Ausgeſtaltung des Pflichtarbeitsjahres
keine Nahrung zur Hetze findet; daß der ſachliche Werkgedanke
die unbedingte Richtſchnur, für jede Maßnahme iſt und die
nationale Gleichberechtigung der Jugendlichen aller Berufskreiſe
vollkommen durchgeführt wird. Für die Durchführung hätten
wir den Vorteil, am Beiſpiel Bulgariens lernen zu können,
wo ſich die Arbeitspflicht der Jugendlichen ſchon ſeit einigen
Jahren ausgezeichnet bewährt hat.
Von den überzeugten Marxiſten wird das Pflichtarbeitsjahr
freilich mit allen Mitteln der Unwahrhaftigkeit und Liſt bekämpft
werden: ſoll es doch dem Wiederaufbau Deutſchlands dienen.
Deren Gegnerſchaft muß alſo, als unvermeidlich hingenommen
werden. Notwendig iſt, daß ſie keinen Schein des Rechts für ihr
antinationales Wühlen finden. Für die deutſchen Arbeiter ſelbſt
iſt, wie der Krieg und die Ruhr zeigen, wenn es um die letzten
Dinge des Deutſchtums geht, ihr Fühlen als deutſche Männer
noch immer ausſchlaggebend. So werden ſie auch in der Werk=
gemeinſchaft
deutſcher Arbeit nicht grollend beiſeite ſtehen, wenn
ſie auf dem Fundament unbedingter Sachlichkeit und Wahrhaf=
tigkeit
aufgerichtet wird, in dem Sinne, dem Wildenbruch
im Lied der Arbeit ergreifenden Ausdruck gibt:
Binde, du Arbeit, Land zu Land!
Füge, du Arbeit, Hand in Hand!
Herzen zu Herzen .."

Nicht zum Erraffen und zum Erjagen,

Nicht um blutende Wunden zu ſchlagen,

Um zu erbauen die beſſere Welt,
Dazu, als Brüder den Brüdern geſellt,

Dienet der Arbeit!

* Wichtige Vorgänge
im ſtudentiſchen Leben der Gegenwatt.
Von
Prof. Dr. Paul Sſymank (Göttingen).
In den letzten Monaten hat im ſtudentiſchen Leben eine An=
zahl
wichtiger Ereigniſſe ſtattgefunden, die für die geſamte Wei=
terentwicklung
von hoher entwicklungsgeſchichtlicher Bedeutung
ſein dürften.
Für die deutſche Studentenſchaft bedeutete der 9. November
1918 den Abſchluß ihrer alten Geſchichte und den Beginn einer
neuen Zeit. Sie mußte ebenſo wie jeder einzelne und jede
größere geſchloſſene Gruppe irgendwelcher Richtung Stellung
nehmen zu den alles beherrfchenden, das Bisherige umvälzen=
den
Ereigniſſen. Kornte ſie ſich nun dem neugewordenen Staat
freudigen Herzens und voll innerer Ueberzeugung anſchließen?
Wenn man als Hiſtoriker dieſe Frage beantworten will, ſo muß
man ſich über die frühere Einſtellung der akademiſchen Jugend
klar geworden ſein. Seit dem Beginn der neueren ſtudentiſchen
Entwicklung, die um 1750 einſetzt, iſt die Studentenſchaft mit der
neuen Schicht des Bürgertums hochgekommen, und zwar als ein
Teil derſelben. Ja, innerhalb der bürgerlichen Bewegung nahm
ſie von der Bewegung der Urburſchenſchaft an und beſonders
durch das Wartburgfeſt 1817, bei dem ſie den Heroldsruf von
der deutſchen politiſchen Einheit machtvoll in alle Gaue erſchallen
ließ, für kurze Zeit eine führende Stellung ein. Sie war auf
Gedeih und Verderb mit dem Bürgertum verbunden, dem ſie
mit wenigen Ausnahmen auch der ſozialen Herkunft nach ange=
hörte
. Die Staatsumwälzung nun erſchütterte nicht bloß ihre
Stellung, ſondern die geſamte akademiſche Schicht ward zugleich
mit dem Bürgertum entthront und zunächſt aus ihrer Bahn
geſchleudert, und eine große Anzahl führender Stellen ging an
nichtakademiſche Kreiſe verloren. Mit dem vorerſt ſiegreichen Pro=
letariat
hatte die Studentenſchaft innerlich nichts gemein, und
welche tiefe Kluft zwiſchen ihr und der Arbeiterſchaft beſtand,
zeigte die erſchütternde Tragödie von Mechterſtedt, wo Mar=
burger
Studenten gefangene Arbeiter bei einem Fluchtverſuch
erſchoſſen.
So ging denn im neuen Deutſchland die akademiſche Jugend
ihre eigenen Wege. Sie half bei Unruhen die Heimat gegen Auf=
ſtändiſche
ſchützen, aber ſie tat es ohne eigentliche Sympathie für
den beſtehenden Staat, und wenn auch heute der geſchichtlich zu
erklärende Gegenſatz zwiſchen letzterem und ihr nicht mehr in
der alten Schroffheit beſteht, ſo iſt er doch noch keineswegs be=
ſeitigt
, und das von Ferdinand Laſſalle erträumte Ideal eines=
Zweibundes von Wiſſenſchaft und Arbeiterſchaft erſcheint noch
als ſehr weit in die Ferne gerückt. Die inneren Stimmungen
der Studentenſchaft fanden ihren bedeutungsvollen Ausdruck in
den ſeit 1919 allenthalben aufkommenden Hochſchulringen deut=
ſcher
Art, die ſich 1920 beim Göttinger Studententag zum
Deutſchen Hochſchulring zuſammenſchloſſen. Die Bewegung iſt
ein Teil der nach völkiſcher Erneuerung ſtrebenden jungdeutſchen
Bewegung, die ſich als urſprünglich rechter, national gerichteter
Flügel von der Freideutſchen losgelöſt hat. In ihr gelangten die
ſeit 1880 zuerſt von den Vereinen deutſcher Studenten allein
gepflegten Beſtrebungen, die ſich allmählich aus negativ antiſemi=
tiſchen
zu poſitiv deutſchvölkiſchen umgewandelt, zum endgültigen
Siege in der Studentenſchaft. Der Deutſche Hochſchulring will
das völkiſche Gewiſſen der alademiſchen Jugend ſein und will
als Erziehungsgemeinſchaft in unverfälſcht deutſch=ariſchem
Sinne wirken, aber er ſtellt doch auch heute nur ein Sammel=
becken
verſchiedener Richtungen dar, die, wie z. B. die waffen=
ſtudentiſche
und die konfeſſionell katholiſche, lediglich durch den
gemeinſamen deutſch=völliſchen Standpunkt zuſammengehalten
werden. Eine Zeitlang ſchien es, als wolle er ſich zu einer Par=
teigruppe
der äußerſten Rechten entwickeln, doch hat er dieſe
für ihn gefährliche Entſcheidung, die ſeine Sprengung bedeutet
hätte, geſchickt vermieden, und ſeine Entwicklung vollzieht ſich
jetzt in ruhigeren Bahnen. Er ſtellt heute, obwohl er den katho=
liſchen
Unitas=Verband verloren hat und an einigen Hochſchulen,
wie z. B. in Breslau, der Auflöſung verfallen iſt, zweifellos die
nnächtigſte Gruppe im ſtudentiſchen Leben dar. Nach dem gei=
ſtigen
Zuſammenbruch von Freiſtudentenſchaft und freideutſcher
Jugend und nach dem Verſagen des Geſamtbundes der Deut=
ſchen
Studentenſchaft pulſt gegenwärtig in ihm allein das ge=
ſamte
geiſtige Leben der akademiſchen Jugend, und auf dem
Gebiete des Grenz= und Auslandsdeutſchtums dürfen ſeine
Leiſtungen als glänzend und unvergänglich bezeichnet werden.
Während ſich nun der Deutſche Hochſchulring auf einem
außerakademiſchen Gedanken, dem deutſch=völkiſchen, aufbaut,
geht der 1919 entſtandene Allgemeine Deutſche Waffenring auf
Anſchauungen zurück, die ſich aus dem ſtudentiſchen Zuſammen=
leben
ſelbſt ergeben. Ihn berühren vor andern all die Fragen,
welche die unbedingte Genugtuung, den Austrag von Ehren=
händeln
mit der Waffe, das Verrufsweſen und die ſogenannten
Realinjurien betreffen. Dieſer Bund, der ſeinem inneren Weſen
nach ein ausgeſprochener Zweckverband des ſchlagenden Stu=
Geltung kommen, da ſich die Deutſche Burſchenſchaft von ihm
fernhielt. Letztere vertrat den richtigen Standpunkt, daß bei der
Frage der Regelung von Ehrenſachen weiteſte Kreiſe der Stu=
dentenſchaft
, zumal auch die nichtſchlagenden, herangezogen wer=
den
müßten, und brachte daher beim Erlanger Studententag 1921
das Verbände= und Ehrenabkommen zuſtande, welches ſowohl
den Forderungen der Menſuranhänger wie der Menſurgeguer
Rechnung trug. Beide Richtungen verliefen nun lange Zeit
ſtudententums, und es war daher ein Ereignis von hoher ent=
wicklungsgeſchichtlicher
Bedeutung, als am 11. und 12. Novemöer
1922 zu Rudolſtadt nicht bloß alle Waffenſtudenten, ſondern alle
wurden. Die ſämtlichen Gruppen des Waffenrings traten dem
Verbändeabkommen bei, während ſich die durch letzteres zuſam=
mengeſchloſſenen
Bünde, ſoweit ſie Genugtuung mit der Waffe
geben, dem Waffenringe anſchloſſen. Wenn ſomit auch äußerlich
keine Verſchmelzung ſtattgefunden hat, ſo iſt dieſelbe innerlich
doch im Sinne der Deutſchen Burſchenſchaft erfolgt, und der
Waffenring dürſte in Zukunft nur noch die Bedeutung einer be=
ſonderen
Fraktion innerhalb des geſamten Verbindungsſtudenten=
tums
beſitzen.
Aber nicht nur in dieſen beiden großen, für die ftudentiſche
Zukunft belangreichen Zuſammenſchlüſſen fand eine Klärung
und Fortentwicklung ſtatt, ſondern auch in dem Geſamtderband
der Deutſchen Studentenſchaft‟. Die unaufhörlichen Ver=
faſſungsſtreitigkeiten
, welche ſchon beim Erlanger Studententag
1921 die Organiſation beinahe geſprengt hatten, wurden durch
die verhängnisvolle Göttinger Notverfaſſung vom Januar 1922
nur vermehrt und verſchärft. Die Tagung zu Honnef, welche
Verfaſſung, die ſogenannte Rheiniſche, ausarbeitete, erweiterte
die Kluft zwiſchen der vom Hochſchulring beeinflußten, geſchloſſe=
nen
Mehrheit und der innerlich ſehr ungleichen Minderheit, und
der im Gegenſatz zum Honnefer veranſtaltete Würzburger Stu=
dententag
der Mehrheit, der einen durchaus harmoniſchen Vir=
lauf
nahm, bezeichnete auch äußerlich den Bruch zwiſchen beiden
Gruppen, deren jede eine eigene Spitzenorganiſation ſchuf. Unter
dem Eindruck der politiſchen Januarereigniſſe kam es durch Ver=
mittlung
des Reichskanzlers zwiſchen ihnen zu einer vorläufigen
Regelung, nach der die Vorſitzenden beider Teile unbeſchadet
einer mannhaften, ehrlichen Austragung der Gegenſätze auf hoch=
ſchulpolitiſchem
Gebiete die einheitliche Vertretung der Deut=
ſchen
Studentenſchaft in nationalen Fragen bilden. Ob dieſe
Einigung von Dauer ſein wird, muß noch die Zukunft lehren,
doch dürfte jetzt ſchon feſtſtehen, daß die allmählich wieder auf=
lebende
Schwungkraft der Vewgegung nicht von der Göttinger
Vertretung der Honnefer Minderheit, ſondern von der Würz=
burger
Mehrheit ausgeht, hinter der bereits heute 74 von 82
Studentenſchaften geſchloſſen ſtehen,

7 ick=
zeht
der
in der dur und bürch politiſierten Stu=
leisenf

dentenſchaft des alten Oeſterreich in ungeminderter Stärke wei=
ter
. Die deutſch=ariſche Studentenſchaft iſt gegenüber der jüdiſch=
deutſch
=freiheitlichen in ſtetem Fortſchritt begriffen, wie der cm
21. Januar 1923 zu Wien abgehaltene zweite deutſche Hochſchul=
tag
Deutſchöſterreichs deutlich beweiſt. Dieſe Tagung nahm ein=
ſtimmig
zwei bedeutungsvolle Anträge an, nach denen in Zukunft
oſtjüdiſchen Studierenden des Auslandes die Immatrikulation
überhaupt verſagt und anderen Ausländern jüdiſcher Abſtam=
mung
dieſelbe nur dann gewährt werden ſolle, wenn die Zahl
der einheimſchen jüdiſchen Studenten die Höchſtgrenze von
10 v. H. der Geſamtzahl nicht überſchreite. Außer dieſen An=
trägen
, denen die anweſenden Rektoren zuſtimmten, ſtellte die
Studentenſchaft noch einen weiteren, nach dem für die Neu=
beſetzung
von Lehrkanzeln nur ſolche Perſonen zu wählen wären,
deren wiſſenſchaftliche Befähigung durch wiſſenſchaftliche Ar=
beiten
bewieſen ſei, und deren Treue zum deutſchen Volke keinemr
Zweifel unterliege.
Dieſelbe deutſch=ariſche Richtung, welche den Wiener Hoch=
ſchultag
beherrſchte, errang auch in Prag am 14. Februar 1923
einen entſcheidenden Sieg, indem ſie den ſeit einem halben Jahre
amtierenden jüdiſchen Rektor zum Rücktritt veranlaßte.
Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß dieſe Vorgänge im alten
Oeſterreich auch in Reichsdeutſchland Rückwirkungen auslöſen
werden, insbeſondere gilt dies für die bayeriſchen Hochſchulen,
wo ſich ſchon früher eine engere geiſtige Verwandtſchaft mit der
Studentenſchaft der ehemaligen Donaumonarchie gezeigt hat. Ob
gerade jetzt, wo die wirtſchaftlichen Nöte die akademiſche Jugend
einer Kataſtrophe näherdrängen, die rechte Zeit zur Erneuerung
alter Gegenſätze iſt: das dürfte ſchwerlich zu bejahen ſein.

* Studentiſche Auslandsarbeit.
Von
Geſandter, Wirkl. Geh. Rat Pritſch=Berlin.
Vor kurzem hat ſich in Berlin unter den Auſpizien des
Rector Magnificus der Univerſität die Vereinigung der För=
derer
der Auslandsarbeit der Deutſchen Studentenſchaft gebil=
det
, zu der ſich aus Nord und Süd, aus Weſt und Oſt Vertreter
der Wiſſenſchaft und Technik, der Landwirtſchaft und Induſtrie,
des Handels und der Schiffahrt zuſammengefunden haben. Be=
ſonderer
Wert wurde darauf gelegt, für die Mitarbeit hanſeatiſche
und Auslandserfahrung zu gewinnen.
Als nach dem Kriege die deutſche Hochſchuljugend, durch
Kampf und Not gereift, ſich für Volk und Vaterland zu gemein=
ſamer
Arbeit zuſammenſchloß, ſtellte ſie ſich auch die Pflege der
Beziehungen zu den Studentenſchaften des Auslandes zur Auf=
gabe
.
Jedes Kulturbolk, nicht zuletzt ein geiſtig ſo hochſtehendes,
wie das deutſche, hat das Streben und den Beruf, ſich geiſtig
auch nach außen auszuwirken und ſeinen geiſtigen Einfluß auf
andere Völker auszudehnen. Im Austauſch gewinnt es ſelbſt
Anregung und Förderung: Austauſch und Wettſtreit dienen den
gemeinſamen und den nationalen Intereſſen. So wenig wie wirt=
ſchaftlich
, iſt für ein Kulturvolk geiſtig eine ſtrenge Autarkie oder
Selbſtgenügſamkeit möglich. Geiſtiges und wirtſchaftliches Be=
dürfnis
gehen Hand in Hand. Ein Volk, das ſich grundſätzlich
von dem anderen abſchließt, muß zurückbleiben.
So iſt es ein richtiger Gedanke, ſchon in aufnahme= und bil=
dungsfähigſten
Jahren Völkerbeziehungen anzuknüpfen, um
Kenntnis fremden Weſens zu erwerben und Würdigung eigenen
Weſens zu fördern. Zu ſolcher Bildung genügen nicht gedruckte
Schriften; ſie muß aus dem Buch des Lebens gewonnen werden.
Gegenſeitiges Sichkennenlernen, wenn auch Politik nicht der
Ziveck iſt, kann auch politiſch nach beiden Seiten günſtig wirken.
Unſerem Volk tut Auslandserfahrung, Welt= und Menſchenkennt=
nis
bitter not, und ſie können nicht früh genug erworben werden.
Perſönliche Beziehungen erleichtern die Verſtändigung unter
Völkern, wie den Kampf gegen feindliche Propaganda und gegen
Verſailles. Sie können helfen, den Schutt von Lügen und Ver=
leumdungen
gegen uns fortzuräumen. Nicht geringſter Gewinn
aus dem Auslandsverkehr wäre Stärkung des Gefühls für
nationale Ehre. Verantwortungsgefühl, innerer Halt und Takt=
ſind
Vorausſetzungen des Erfolges. Rat von anderer Seite,
namentlich von den deutſchen Pionieren im Ausland, wird ihn
fördern.
Vor der Hand ſind die Grenzen der Auslandsarbeit noch eng,
gezogen.
Die Friedensbrechernationen, in denen Vernunft nicht zu
Gehör kommt, haben ſich ſelbſt aus der Liſte der Kulturvölker
geſtrichen. Die franzöſiſch=belgiſche Schöpfung der Confederation
Internationale des Etudiants, die nach dem Muſter des Völker=
bundes
den Zweck hat, hinter einem Schleier von Phraſen die
dententums iſt, konnte im akademiſchen Leben nicht zur vollen mitteleuropäiſche Studentenſchaft einzukreiſen, kann unſerer Stu=
dentenſchaft
nichts bieten.
Die Einſtellung gegenüber den anderen Feindvölkern, ein=
ſchließlich
der Verſailler Nutznießer, wird die Studentenſchaft im
Benehmen mit ihren, Beratern beſtimmen. Man wird nicht nach
feſter Formel, ſondern nur von Fall zu Fall handeln können.
Dabei läßt ſich an der Frage nicht vorbeigehen, wie der Auslän=
der
in umgekehrter Lage ſich verhalten würde, etwa wenn wir
unſere Soldaten in Edinburg hätten oder durch Duldung und
nebeneinander und hemmten die Stoßkraft des Verbinduugs= Entgegenkommen einen Friedensbrecher unterſtützten. In dem
Maße, in dem die Feinde ſich bereit finden, das Verbrechen von
Verſailles wieder gutzumachen und ihre öffentliche Meinung der
Stimme der Wahrheit und Gerechtigkeit Gehör gibt, werden ſich
Verbindungsſtudenten zu einer ſtarken Einheitsfront geeinigt die Tore des ſtudentiſchen Verkehrs öffnen, aber auf keinem an=
deren
Fuße als dem der Gegenſeitigkeit und Gleichberechtigung.
Zu neutralen und befreundeten Ländern haben ſich die
ſtudentiſchen Beziehungen achtungsvoll oder herzlich geſtaltet.
Sie unterliegen, abgeſehen von dem Druck der 800 000 Gründe
des Herrn Poincaré und der Nachwirkung der feindlichen Lügen=
propaganda
, die ſich an manchen Stellen bemerkbar machen, nicht
politiſchen, wohl aber wirtſchaftlichen Hemmungen.
An unſeren Hochſchulen vollzieht ſich die Anknüpfung des
Verkehrs mit Ausländern von Perſon zu Perſon oder durch
lokale Auslandsämter. Im Verkehr über die Grenze aber laſſen
ſich die Währungsſchranken die Fahrt in Baſel vom Badiſchen
zum Zentralbahnhof kommt heute der Reiſe Berlin-Baſel
gleich faſt nur im Wege des Gaſtaustauſches überwinden.
Austauſch zu Studienaufenthalt oder Studienreiſen, wie Bücher=
austauſch
und Briefwechſel vermittelt das zentrale Auslandsamt
der Studentenſchaft ſeit Jahr und Tag und in ſteigendem Um=
unter
wenig günſtigen Anzeichen begann und mühſam eine neue fange und beſtreitet ſeine, urſprünglich durch Studentenbeiträge
gedeckten Unkoſten aus in= und ausländiſchen-Gelegenheitsgaben
und aus wirtſchaftlichen Einnahmen. Aus Anlaß ſeiner Arbeit
ſind ihm für die Hilfe unter den Studenten große Auslandsbei=
träge
zugefloſſen.
Der Gedanke an die Not des Vaterlandes, der Alle beherrſcht,
läßt heute in uns das Intereſſe an der ſtudentiſchen Auslands=
arbeit
, die mehr Ausſaat, als Ernte iſt, zurücktreten. Aber mit
Recht fühlt ſich die Studentenſchaft gegenüber der Zukunft ver=
pflichtet
, das Werk fortzuſetzen. Auf ihren Wunſch he die För=
derervereinigung
die Aufgabe übernommen, die für einige Zeit
ſchon geſicherte Fortführung der Arbeit auch für weiterhin ſicher=
zuſtellen
und dem Amte und ſeinem zur Hälfte aus ſtudentiſchen
und nichtſtudentiſchen Mitgliedern beſtehenden Verwaltungsrat
mit Auslandserfahrung und Auslandsbeziehungen an die Hand
zu gehen.
Für die Schriftleitung der Hochſchulbeilage verantwortlich:
Alfons Kemper, Darmſtadt.