Darmstädter Tagblatt 1923


22. April 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſkattet.
Nummer 110
Sonntag, den 22. April 1923
186. Jahrgang

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Franzöſiſche Abſichten auf Oberſchleſien.
* Berlin, 21. April. (Priv.=Tel.) Der Beſuch Leronds
und der angekündigte Beſuch des Marſchalls Foch laſſen erken=
nen
, daß die franzöſiſchen Imperialiſten zu dem Verſuch drän=
gen
, der Ruhraktion durch einen Druck von Oſten her auf
Deutſchland den bisher ausgebliebenen Erfolg zu verſchaffen.
Es iſt auch nicht daran zu zweifeln, daß ſie für dieſe Gedanken=
gänge
bei den Polen das gewünſchte Entgegenkommen finden.
Einen intereſſanten Aufſchluß darüber geben die Aeußerungen
eines Landrats in Polniſch=Oberſchleſien, der ſich einem durch=
aus
zuverläſſigen Genährsmann gegenüber folgendermaßen
äußerte:
Deutſchland wird ſeine Halsſtarrigkeit in bezug auf die Ab=
wehr
bitter bereuen, denn Frankreich wird von ſeiner Macht rück=
ſichtslos
Gebrauch machen. Er wiſſe, daß Frankreich jetzt den
Gedanken erwäge, Deutſch=Oberſchleſien zu beſetzen, um ein wei=
teres
Pfand in der Hand zu haben. Die notwendigen franzöſi=
ſchen
Truppen ſollten über Danzig antransportiert werden. Po=
lens
Stunde wird ſchlagen, wenn Deutſchland ſich vermeſſen
würde, den Franzoſen in Oberſchleſien Widerſtand zu leiſten. In
dieſem Falle würden die Franzoſen Polen zu Hilfe rufen, und
Polen würde dieſem Rufe Folge leiſten.
Köln, 21. April. (Wolff.) Eine Ordonnanz der Rheinland=
kommiſſion
ſieht eine erhebliche Verſchärfung des
Verkehrs mit Laſtkraftwagen im beſetzten Gebiet vor. Da,
wie uns mitgeteilt wird, die Gefahr beſteht, daß deutſche Laſt=
kraftwagen
außerhalb des britiſch beſetzten Gebietes beſchlag=
nahmt
werden, wird vor der Reiſe ſolcher Laſtkraftwagen außer=
halb
des britiſch beſetzten Gebietes gewarnt. Auch alle Privat=
automobile
, die das britiſch beſetzte Gebiet verlaſſen, werden von
den Franzoſen beſchlagnahmt.

Vom Tage.
Miniſterpräſident v. Knilling iſt heute in Angelegenheiten der
Fürſorge für die aus der Pfalz Ausgewieſenen nach Heidelberg
abgereiſt. Auf der Durchreiſe durch Württemberg und Baden wird er
in Stuttgart und Karlsruhe den dortigen Staatsxegierungen einen
Beſuch abſtatten.
Am Freitag trafen 750 Ferienkinder aus Deutſchland, hauptſächlich
aus dem Ruhrgebiet, in Bern ein, wo ſie auf die von den Pflegeeltern
in der Stadt Bern im Mittelland, im Emmental und im Oberland
zur Verfügung geſtellten Ferienplätze verteilt werden.
Die im deutſch=polniſchen Abkommen über Oberſchleſien vom 15.
Mai 1922 vorgeſehene Schlichtungsſtelle für Staatsangehörigkeitsfragen
wurde bei dem Schiedsgericht Beuthen errichtet.
Die Militärkommiſſion des Seim ſetzte geſtern die Be=
ſprechung
über die allgemeine politiſche Lage Polens fort.
In der Debatte wurde die Notwendigkeit betont, die Armee zu vervoll=
ſtändigen
. Die geographiſche Lage zwinge Polen zur Bildung einer
ſtarken Armee. Ein Abgeordneter trat für die zweijährige
Dienſtzeit ein.
Der Präſident der Regierungskommiſſion des Saargebiets, der
franzöſiſche Staatsrat Rault, traf in Genf ein. Der Generalſekre=
tär
der Regierungskommiſſion, Maurice, ebenfalls Franzoſe, weilt
hier ſeit Beginn der Rattagung. Die ſaarländiſchen Angelegen=
heiten
ſollen in der Montagsſitzung des Völkerbundsrats zur Sprache
kommen.
Wie das Echo de Paris mitteilt, wird Poincaré am Sonntag
anläßlich einer Denkmalsenthüllung in der Gemeinde Void in Loth=
ringen
auf die Art der Reparationen genauer eingehen, die
Frankreich von Deutſchland zwecks einer definitiven Verſtändigung ver=
langen
wird. Gleichzeitig werde Poincaré ſich über die innere Po=
litik
auslaſſen.
Die Direktoren der Wiener Kontinental=Bank Kornblüh und
Menſchel wurden wegen Bilanzfälſchung und Unter=
ſchlagung
von Depots verhaftet. Der Schaden wird auf mehr als
5 Milliarden beziffert. Die Unregelmäßigkeiten reichen weit zurück.
Dolſarkurs in Frankfurt am 21. April,
abends //a7 Uhr: 27000.

Die Poche.
Am vergangenen Sonntag hat Herr Poincaré wieder ein=
mal
eine ſeiner Reden, diesmal in Dünkirchen, gehalten, die in
der ganzen Welt mit einiger Spannung erwartet wurde, ohne
dafür eigentlich ein ſtichhaltiger Grund erſichtlich geweſen wäre.
Und wenn nicht dieſe Rede wieder gezeigt hätte, daß eine Löſung
des europäiſchen Problems kaum möglich iſt, ſo lange dieſer
Mann das franzöſiſche Staatsſchiff lenkt, dürfte es ſich kaum der
Mühne verlohnen, auf die Rede näher einzugehen. Frankreich
müſſe ſich gegen Deutſchland ſichern und ſchützen und die zum
Schutz ſeiner Grenze erforderlichen Maßnahmen ergreifen. Weil
Deutſchland ſeinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ſei (!)
und keinen Verſuch gemacht habe, ihnen nachzukommen, hätten
die Franzoſen auf Grund ihres Rechts Pfänder ergriffen
und Sanktionen zur Anwendung gebracht, um ſich zu ſichern.
Ueberraſchende Feſtſtellungen hat Herr Poincaré im Ruhrgebiet
gemacht, daß nämlich die unter dem harmloſen Namen Schutz=
polizei
beſtehende Organiſation eine umfangreiche militäriſche
Geheimorganiſation ſei, die es nun gelungen ſei unſchädlich zu
machen! Die franzöſiſchen Truppen werden nach Anſicht des
Herrn Poincaré erſt dann aus den widerrechtlich beſetzten Ge=
bieten
zurückgezogen werden können, wenn Deutſchland gezahlt
hat, und da Herr Poincaré andererſeits die beſten Abſichten hat,
die Forderungen an Deutſchland ſo hoch zu ſtellen, daß eine Be=
zahlung
gar nicht möglich iſt, ſo bedeutet das nichts anderes als
die geplante Annexion.
Auch über die Stimmung, die zum mindeſten vorläufig noch
in Frankreich herrſcht, wollen wir uns keinen Illuſionen hin=
geben
. Wenn der franzöſiſche Premierminiſter in Dünkirchen
wiederholt der Welt verkündete, daß niemand in Frankreich je
daran gedacht habe, fremde Völker unter das Joch zu beugen,
wenn er erklärte, daß Frankreich, welches ja das Land der Er=
klärung
der Menſchrerechte geweſen ſei, ohne Gewalt vorgehe,
ſo gibt es gegenwärtig anſcheinend noch keine Perſönlichkeit von
Bedeutung in Frankreich, die ihm, wie einſt Fénelon gegenüber
der Raubſucht Ludwigs XIV., mutig das Unrecht ſeiner Taten
und die Falſchheit ſeiner Worte vorhält. Wenn einſt Lächerlich=
keit
in Frankreich tötete, heute übt ſie anſcheinend dort keine
Wirkung mehr aus. Tauſende von Deutſchen werden von Haus
und Hof vertrieben, 30 ruchlos getötet, Hunderte ausgepeitſch=,
Milliarden, gegen alles Recht geraubt, und das alles ohne
Sewalt!
Der Verſuch, Männer dieſes Schlages zu befriedigen, iſt
don dornherein ausſichtslos, und von dieſem Geſichtspunkt aus
iſt die Rede des deutſchen Außenminiſters im Reichstag vom
vergangenen Montag zu werten. Die Worte, die hier über die
Möglichkeit von Verhandlungen geſprochen wurden, waren kaum
an die Adreſſe des Herrn Poincaré gerichtet, ſondern ſie ſollten
offenbar der übrigen friedensbedürftigen Welt ebenſo wie den
verantwortlichen Leitern in London und Wafhington zeigen, daß
Deutſchland bereit iſt, für einen wahrhaften, Frieden auch die
ſchwerſten Opfer zu bringen, ſo lange ſie ſich im Rahmen der
deutſchen Leiſtungsfähigkeit bewegen. Daß für Deutſchland eine
Verhandlung unmöglich iſt, ſo lange nicht die unbedingte Ge=
zwähr
dafür beſteht, daß die Räumung der widerrechtlich beſetzten
Gebiete außer jeder Frage ſteht, und daß jede Löſung von vorn=
herein
unmöglich iſt, die nicht die unbedingte Wiederherſtellung
der deutſchen Souveränitätsrechte am Rhein zur Vorausſetzung
hat, haben wir an dieſer Stelle ſchon vor einer Woche ausgeführt,
und wir begrüßen es daher, daß Herr von Roſenberg in ſeiner
Reichstagsrede der gleichen Auffaſſung ſchärfſten Ausdruck ver=
liehen
hat.
Das Echo, das beide Reden in England gefunden haben,
beweiſt, daß man in den führenden Kreiſen Englands leider
durchaus noch nicht den ganzen Ernſt der Situation erfaßt. Zwar
zeigen ſich in England Anfänge von einer veränderten Beur=
teilung
der deutſchen Dinge, aber zum mindeſten die Konſerva=
tive
Partei iſt auch heute noch ſo weit beherrſcht von der in
Jahrzehnten planmäßig geförderten antideutſchen Pſychoſe, daß
man den deutſch=franzöſiſchen Streit am liebſten auf Deutſch=
lands
Koſten geſchlichtet ſehen möchte. Eingeſchränkt wird dieſe
Reigung nur inſoweit, als ſich daraus eventuell erhebliche Nach=
teile
für das britiſche Intereſſe ergeben, die wan natürlich auch
in London klar erkennt. Die Früchte der engliſchen Kriegspolitik
reifen zuſehends, und die Debatten im engliſchen Unterhaus über
das Kräfteverhältnis der engliſchen Luftſtreitkräfte zu denen
Frankreichs haben bewieſen, daß man der weiteren Entwicklung
nicht ohne Sorgen entgegenſieht. Die britiſche Weltpolitik ſteht
im Zeichen der Schwäche, und es handelt ſich heute für das
Inſelreich nur darum, ob es durch weiteres Geſchehenlaſſen den
Zuſtand der eigenen Unzulänglichkeit weiter verſchlimmern oder
ſeine herkömmliche Politik der Wahrung der europäiſchen Macht=
verteilung
wieder aufnehmen will. Daß unter dieſen Umſtänden
die Rede des deutſchen Außenminiſters in England keine be=
ſonders
gute Aufnahme gefunden hat, iſt nur allzu verſtändlich.
Man kann ja nicht die eigene Schwäche und Ratloſigkeit einge=
ſtehen
und wünſcht möglichſte Nachgiebigkeit Deutſchlands, um
den auch für England folgenſchweren Streit zunächſt aus der
Welt zu ſchaffen. Die Erkenntnis aber, laß eine deutſche Unter=
werfung
unter franzöſiſche Gewalt die Lage Englands nur noch
mehr verſchlechtern würde, hat ſich in London noch nicht voll
durchgeſetzt.
Die überaus ernſte Gefahr beſteht jetzt, daß eines Tages die
Dinge eine Wendung nehmen, welche die Welt vor eine ganz
neue Lage ſtellt. Die unerhörte Brutalität der franzöſiſchen
Friedensbrecher hat in den beſetzten deutſchen Gebieten an Rhein
und Ruhr eine überaus gefährliche Stimmung erzeugt. Die
Syſtematik, die das franzöſiſche Vorgehen beherrſcht, legt den
Gedanken nahe, daß man es in Paris geradezu darauf ablegt,
eine gewaltſame Empörung der Bevölkerung der beſetzten Ge=
biete
zu provozieren. Franzöſiſche Zeitungen haben das offen
zugeſtanden und erklärt, daß die Lage der franzöſiſchen Truppen
bei einem offenen Kriegszuſtand bedeutend beſſer ſein würde,
als ſie es jetzt bei einmütiger paſſiver Reſiſtenz der geſamten
deutſchen Bevölkerung iſt. Ein gefährliches Spiel iſt es aber,
das man treibt! Die deutſche Regierung hat oft genug betout,
daß ſie nicht beabſichtigt, der Gewalt ihrerſeits mit Gewalt ent=
gegenzutreten
, und ihre geſamten Handlungen entſpringen die=
ſer
Grundeinſtellung. Man ſollte aber in der Welt nicht die
Augen davor verſchließen, daß die Möglichkeit beſteht, daß eines
Tages die bis aufs Blut gepeinigte Bevölkerung der beſetzten
Gebiete durch die franzöſiſchen Quälereien dahin gebracht wird,
daß ſie Vernunftgründen nicht mehr zugänglich iſt, und daß es

Ruhrdebatte im engliſchen Oberhaus.
Lord Greh weniger optimiſtiſch als Lord Curzon. Die Lage im Ruhrgeblet kataſtrophal
Gemeinſame Aktion der Alliierten? Frankreichs Ruhrpolitik eine Saat für die Revanche.

London, 21. April. (Wolff.) Bei der Debatte im Ober=
hauſe
über die Reparationsfrage führte Lord Grey aus:
Die Fragen der Reparationen und Sicherheiten für Frank=
reich
und Belgien ſeien viel enger miteinander verbunden, als
Curzon zu verſtehen gegeben habe. Er glaube, daß alle Vor=
ſchläge
, die nur die Reparationen behandelten, auf unüberwind=
liche
Hinderniſſe ſtoßen würden, wenn nicht ebenſo die Frage
der Sicherheit entſchieden werde. Wenn die Reparationen
nur als finanzielles und wirtſchaftliches Problem behandelt wer=
den
ſollten, ſo würde ihre Behandlung verhältnismäßig leicht
ſein. Aber gerade weil die Frage der Sicherheit, die Frankreich
ſo ſehr beſchäftige, ſo weit von der Regelung entfernt ſei, biete
die Frage der Reparationen ſo große und zahlreiche Schwierig=
keiten
. Er ſchließe ſich keineswegs irgendwelchen Angriffen auf
die Regierung an, weil dieſe nicht vorzeitig interveniert habe.
Welchen Wert würde wohl eine Intervention in einer
ſo heiklen Lage gehabt haben? Eine vorzeitige Interven=
tion
hätte nur zur Verſchärfung der Lage führen
können. Aber natürlich könne die Zeit kommen, wo ſie als
didlowatiſche Aktion von der britiſchen Regierung bei der Löſung
der Schwierigkeiten nützlich ſein könne. Curzon ſei der Anſicht,
daß der tote Punkt noch nicht überwunden ſei, und er habe dem
Hauſe nicht viel Hoffnung gegeben. Er (Grey) hätte es lieber
geſehen, wenn Curzon die Lage der Dinge offen auseinander=
geſetzt
hätte. Curzon habe optimiſtiſche Worte ge=
braucht
, die rein auf Freundſchaft gegründet waren. Er (Grey)
ſchließe ſich Curzons ſympathiſchen Aeußerungen über Frankreich
und ſeinen Ausführungen 1ber die Notwendigkeit der Aufrecht=
erhaltung
der Entente an. Wenn die Entente ver=
ſchwinde
, ſei die Lage Europas hoffnungslos.
Nur neue Verwirrung und Kataſtrophen könnten die Folge ſein.
Er freue ſich, daß, nach den augenblicklichen Anzeichen zu ur=
teilen
, die britiſche Regierung in der Lage geweſen ſei, ſich voll=
konmen
klar von der belgiſchen und franzöſiſchen Politik im
Ruhrgebiet abſeits zu halten, während ſie deutlich zu verſtehen
gegeben habe, daß ſie dies mit Bedauern tue und ſich bereit
halte, bei jeder Löſung mitzuhelfen, wenn es klar werde, daß ſich
die Ruhraktion als keine Löſung erweiſe.
Greh fuhr fort, man wiſſe, wie ſchwer der Kampf ſei, um
den britiſchen Kredit aufrechtzuerhalten. Man wiſſe, daß die
franzöſiſche finanzielle Lage noch ſchwieriger als die britiſche ſei.
Es ſei äußerſt wichtig, daß Frankreich Reparationszah=
lungen
von Deutſchland erhalte, wenn ſeine verwüſteten Ge=
liete
wiederhergeſtellt und ſeine finanziellen Intereſſen geſichert
werden ſollen.
Was geſchehe im Augenblick?
Frankreich leiſte ſich ſehr hohe Zahlungen für die Beſetzung
des Ruhrgebietes, und zur ſelben Zeit verliere es das Geld, das
es ſonſt von Deutſchland erhalten würde. Deutſchland leiſte
ebenſo ſchwere Zahlungen; aber dieſe gingen nicht an Frankreich,
ſondern zur Unterſtützung der Politik des paſſiven Widerſtandes
ins Ruhrgebiet und zum Ankauf von Produkten, deren es durch
die franzöſiſche Beſetzung beraubt werde, in andere Länder. Dies
fördere die Reparationsfrage nicht. Die Kardinaltatſache der Re=
parationsfrage
ſei vollkommen aus den Augen verloren worden.
Tatſache ſei, daft der Kredit Frankreichs und der Deutſchlands
nur aufrechterhalten werden könne, wenn Frankreich Zahlungen
von Deutſchland erhalte: Deutſchland könne dieſe Zahlungen
nicht leiſten, bevor ſein Kredit wiederhergeſtellt ſei. Der
Kampf, der zwiſchen beiden Ländern im Gange ſei

Beſetzung auf der einen und pafſiver Widerſtand auf der
anderen Seite , ſei kataſtrophal für beide Länder.
Er bringe die Reparationsfrage der Löſung nicht näher, denn
er mache es Deutſchland unmöglich, ein ſo gutes Angebot zu
machen, wie es es vor der Beſetzung hätte machen können. Frank=
reich
erhalte weniger Kohle von Deutſchland, als es vor der Be=
ſetzung
erhielt, und es erhalte ſie zu dem rieſigen Preiſe der Be=
ſatzungskoſten
. Je länger dieſer Zuſtand dauere, um
ſo ſchlimmer müſſe die Lage für beide Länder
werden.
Es ſei zu hoffen, daß beide zu der Einſicht kommen würden,
daß Deutſchland immer weniger zahlen und Frankreich immer
weniger erhalten könne. Wenn dieſes die wahre wirtſchaftliche
Seite der Lage ſei, ſo wäre es ſicher für Deutſchland der Mühe
wert, ſobald wie möglich ein Angebot zu machen, und für die
franzöſiſche Regierung, dieſes Angebot entgegenzunehmen und
ihm eine günſtige Erwägung zu widmen. Während der aller=
letzten
Wochen ſei die Lage in gewiſſem Sinne ſchlimmer ge=
worden
, aber in anderer Beziehung habe ſie ſich gebeſſert. Er
glaube, es ſeien Anzeichen vorhanden, daß die fran=
zöſiſche
und die belgiſche Regierung einzuſehen
beginnen, daß die Ausübung eines gewalt=
ſamen
Druckes auf Deutſchland allein keine
Löſung herbeiführen werde. Er glaube, ſie kämen
immer mehr zu der Einſicht, daß eine Löſung gefunden wer=
den
müſſe, nicht allein durch ihr Sondervorgehen im Ruhrgebiet,
ſondern durch eine Aktion in Gemeinſchaft mit
ihren Alliierten. Dies bedeute, daß ſie die Beſetzung
aufrechterhalten würden, bis Ergebniſſe erzielt ſeien, aber es
bedeute auch die Einſicht, daß die Aufrechterhaltung der Be=
ſetzung
allein nicht Ergebniſſe zeitigt, die ſie inſtandſetzen wür=
den
, ſich zurückzuziehen.
Ueber die bitale Frage der Sicherheit ſagte Grey,
er glaube nicht, daß die Franzoſen je das deutſche Gebiet ver=
laſſen
würden, bevor ſie nicht allein die Regelung der Repara=
tionsfrage
, ſondern Sicherheiten für die Zukunft hätten. Dies
ſei ſehr natürlich und wohl zu verſtehen. England müſſe mit
dieſem Standpunkt ſympathiſieren. Frankreich fühle ſich für die
Zukunft, wenn auch nicht für die Gegenwart, beunruhigt. In
Deutſchland, frage man ſich, weshalb Frankreich ſo ängſtlich
wegen ſeiner Sicherheit ſei, und erkläre, Deutſchland ſei
hilflos. Der Beweis ſeiner Hilfloſigkeit ſei
durchdie Vorgänge im Ruhrgebiet erbracht. Dies
ſei wahr für den gegenwärtigen Augenblick, aber bei einem Volk,
das ſo tüchtig ſei wie das deutſche, ſei die Frage der Sicherheit
im Verlaufe von 10 bis 20 Jahren eine ſehr reale und ſehr be=
ſorgniserregende
Frage für Frankreich.
Grey ſchloß, er glaube, daß bie Ruhrpolitik Franka
reichs keine Sicherheit für die Zukunft gebe. Sie ſei vielmehr
eine Saat für die Revanche. Dieſe Politik werde
Deutſchland mehr und mehr dazu treiben, ſich nach einer
Vereinbarung mit Rußland auszuſchauen. Dieſe Poli=
tik
, was ſie auch immer für die Sicherheit im Augenblick tue,
mache in Wirklichkeit die Zukunft unſicher. Er glaube nicht, daß
irgendeine Nation in Europa auf die Dauer ſich Sicherheiten
verſchaffen könne, wenn es nicht Sicherheiten ſeien, die nicht
nur ihr ſelbſt ſondern allen zugute kommen. Er ſehe keine
wirkliche Sicherheit für die Zukunft, wenn nicht
Deutſchland Mitglied des Völkerbundes werde
nach einerklaren Vereinbarung mit Frankreich.
Eine beruhigende Lage werde für die Zukunft nur dann geſchaf=
fen
, wenn der Völkerbund eine ſtarke Wirklichkeit werde.

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Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. April 1923.

Rummer 110.

dann vielleicht zu ſpät iſt, um Europa vor dem allgemeinen
Chaos zu bewahren. Ob ſich dann die Rechnung der Pariſer
Drahtzieher aber noch als richtig erweiſt, muß doch zum min=
deſten
recht fraglich erſcheinen. Der einmütige paſſive Abwehr=
kampf
des geſamten deutſchen Volkes gegen gewaltſame Unter=
drückung
hat ſich als durchaus wirkſam erwieſen, und er wird
nach unſerer Ueberzeugung dem deutſchen Volke den Weg in die
Freiheit bahnen. Man nennt zwar die Politik mit Recht ein
Rechenexempel, aber ſie iſt ein Exempel, in dem die Stimmung
der Maſſen einen wichtigen Faktor darſtellt, und es wäre gefahr=
voll
, wenn man in dieſem Falle vor Tatſachen ſeine Augen ver=
ſchließen
wollte.
Am Rhein entſcheidet ſich Europas Schickſal, und der Wider=
ſtand
, der hier Frankreichs Gewaltpolitik geleiſtet wird, ſchützt,
wenn er erfolgreich iſt, den Weltteil vor unausdenkbarem Elend.
Was eine unumſchränkte Vormachtſtellung Frankreichs für die
europäiſche Ziviliſation ledeutet, das hat uns die Geſchichte
früherer Zeiten gelehrt, und auch das Verhalten der Franzoſen
in der Gegenwart, auch anderen Staaten als Deutſchland gegen=
über
, ſollte dieſe über den Ernſt der Lage belehren. Für das
deutſche Volk gilt es mehr denn je, ruhige Ueberlegung zu be=
wahren
und den Kampf in der begonnenen Form trotz aller Pro=
vokationen
durchzuführen bis zum ſiegreichen Ende. Das Be=
wußtſein
ſeines Rechts und der eiſerne Wille zu nationaler
Selbſtbehauptung wird ihm die Kraft dazu verleihen. II.

Ein Einſichtiger.
TU. London, 21. Aprik. Aus der Rede, welche Lord
Bückmeſter geſtern im Oberhaus in Begründung der von ihm
eingebrachten Ruhr=Interpellation hielt, ſind folgende Sätze be=
merkenswert
: Der Redner ſagte, er glaube nicht, daß irgen je=
weſen
. Deutſchland ſtehe am Rände des Hungers. Die Zahl
der Selbſtmorde und Todesfälle infolge des Hungers nehmen in
Deutſchland zu. Das Leben des deutſchen Volkes ſei heute, ab= Sprache des Außenminiſters könnte kritiſiert werden, wenn es
geſehen von Schiebern, ein Leben größten Elends. Kein Zweifel
beſtehe, daß die Aktion Frankreichs von jedem Deutſchen tief und
Deutſchland für immer aufzuerlegen, ohne daß Deutſchland in dernswert, wenn man ſie als berechnete Anſtrengung
Nation verhindern könne. Dadurch werde eine Flamme ent=
facht
, die die Welt vernichten werde. Es gebe nur eine Möglich= habe Deutſchland den geſunden Rat gegeben, den
keit für die Welt, es liege in der Tätigkeit des Völkerbundes.
Der Verſailler Vertrag ſei auf Gewalt gegründet, der Völker=
bund
auf Gerechtigkeit. Bevor nicht Recht vor Gewalt gehe,
werde es keinen Frieden geben.
Der Eindruck der Curzon’ſchen Rede.
ſen Berlins iſt man der Ueberzeugung, daß die Rede Lord Cur= Bager übernachten.
zons die Ruhrfrage einen gewaltigen Schritt vorwärts gebracht
geſagt habe, ſodaß zurzeit nichts vorliege, was ſich offenbar
daß Frankreich mehr als einmal zu verſtehen gegeben habe, daß auch Krupp von Bohlen=Halbach, vornommen.
es willens ſei, einen ſolchen Vorſchlag entgegenzunehmen, wird
hier dahin ausgelegt, daß dieſe Bereitwilligkeit Frankreichs in
London ausgedrückt worden ſein dürfte. Alles, ſo glaubt man,
würde ſich darum handeln, ob Deutſchland den Vorſchlag Lord
Curzons annimmt, eine internationale Feſtſetzung der Leiſtungs=
fähigkeit
Deutſchlands und der zu zahlenden Summe anzuneh=
men
. Eine ſolche Zuſtimmung würde in England den denkbar
beſten Eindruck hervorrufen.
Pertinax zur Rede Lord Curzons.
IU. Paris, 21. April. Pertinax ſchreibt im Echo de Paris
zur Rede Lord Curzons: Die Abſichten Lord Curzons ſind aus=
gezeichnet
, aber er drückt ſich nieht immer trefflich aus. In mehr
Lord ſpricht von der Zahlungsfähigkeit: Deutſchlands, von liegender Gleisanlagen. Die Franzoſen haben infolgedeſſen die
einer internationalen Kommiſſion, die dieſe Zahlungsfähigkeit
wiſſenſchaftlich einſchätzen ſoll uſw. Das iſt ein durchaus müßi= kehr lahmgelegt.
ges und vergebliches Unternehmen. Drei Jahre lang haben wir
es erduldet. Das iſt nun zu Ende. Der Zahlungswille Deutſch=
lauds
iſt der ſpringende Punkt des Problems. Wie will das
Deutſche Reich es können, wenn es ſich nun dem Zwange und geſtrige Tag und der Abend im allgemeinen ruhig verlaufen.
mit der wir es zu tun haben. Es iſt wirklich ſeltſam, daß Bonar
Laty und ſein Außenminiſter ſie beharrlich vernachläſſigen. Am einer Zahlungsforderung von den Aufſtändiſchen ermordet
zur Bezahlung beſetzt bleibe, und wir wollen dabei bleiben. letzt worden iſt, daß er ſtarb.
Ueber den Eindruck der Rede in London ſchreibt der Korre=
Kreiſen ſtellt man mit Befriedigung feſt, daß das Problenn der verletzter gehabt haben.
Sicherheit Frankreichs in den letzten drei Monaten Fortſchritte
gemacht habe und die politiſche Atmoſphäre ſich aufzuhellen
ſcheine. Wenn der Außenminiſter ſich nicht weiter über den Ga=
das
vielleicht daran, daß das engliſche Kabinett mit der Aus= den. Auch in Vohwinkel kam es zu Demonſtrationen
arbeitung eines Planes zur Sicherung Europas beſchäftigt iſt, der Arbeitsloſen.

Zuverläſſige Stimmung in England.
* London, 21. April. (Priv.=Tel.) In Curzons Rede ſieht
man in Londoner Kreifen die Frucht der Miſſion Loucheurs.
Curzon konnte ſo reden, weil er wußte, daß Poincaré durch Er=
fahrungen
gewitzigt iſt und in einer engliſchen Vermittlung nicht
mehr eine feindſelige Handlung erblickt. Die große Erörterung
wurde aber veranlaßt, um das Eis zwiſchen Deutſchland und
Frankreich zu brechen. Der Ton der Rede iſt durch dieſen prak=
tiſchen
Zweck beſtimmt. Man erwartet nun, daß Deutſchland die
Gelegenheit benutzen wird, die Vorſchläge von Roſenberg und
Streſemann in eine Note an die Alliierten zu kleiden, damit
Unterhandlungen in Gang kommen können. Die Stimmung in
eingeweihten engliſchen Kreiſen iſt recht zuverſichtlich geworden.
Preſieſtimmen zur Oberhausdebatte.
London, 21. April. (Wolff.) Der Parlamentsberichterſtat=
ter
der Morning Poſt ſchreibt, die Bedeutung der Ruhr=
debatte
werde vielleicht in einer Woche mehr zutage treten als
jetzt. Weshalb habe das Oberhaus am Freitag getagt,
weshalb habe Lord Buckmaſter um Nachrichten über die
neueſten Entwicklungen und um eine Erklärung über die Re=
gierungspolitik
gebeten, weshalb habe Curzon unmittelba
nach ſeiner Ankunft aus Frankreich, deſſen Unnachgiebig=
keit
und die Notwendigkeit eines neuen deutſchen
Angebots betont? Und das alles an einem Freitag, während
anſcheinend die Lage an der Ruhr genau ſo ſei wie vor einer
Woche und das Oberhaus für den nächſten Montag kein Pro=
gramm
habe?
Daily Chronicle ſchreibt, Curzons Rede ſei er=
ſichtlich
mehr an Frankreich und Deutſchland ge=
mand
ſagen würde, der Verzug Deutſchlands ſei vorſätzlich ge= richtet geweſen als an das Oberhaus und ſei tatſächlich auf
eine Art Eröffnung hinausgelaufen,
Die Dimes ſagen, die wohlüberlegte Mäßigung der
nicht klar wäre, daß er mit einem ſehr praktiſchen Ziel im Auge
geſprochen habe. Als allgemeiner Bericht über die Lage im Nuhr=
bitter
empfunden werde, und es ſei nicht möglich, dieſes Joch gebiet ſei die Erklärung unbefriedigend, ſie ſei jedoch bewun=
die
Lage käme, Beziehungen mit Rußland herzuſtellen, was keine werte, die Stellung Großbritanniens als eines
etwaigen Vermittlers zu verſtärken. Curzon
erſten Schritt durch ein Angebot zu machen.
Von Rhein und Ruhr.
Eſſen, 21. April. (Wolff.) Ueber Herdecke iſt geſtern
der Belagerungszuſtand verhängt worden. Das Betre=
ten
des Ortes nach 8 Uhr abends iſt verboten. Zahlreiche Arbei=
IU. Berlin, 21. April. In maßgebenden engliſchen Krei= ter, die nach dieſer Zeit ihren Wohnungen zuſtrebten, mußten in
Die Vorunterſuchung gegen die im Amtsgerichts=
habe
. Bemerkenswert ſei die Offenheit Curzons, der alles klar gebäude in Werden untergebrachten Kruppdirektoren
ſcheint unmittelbar vor ihrem Abſchluß zu ſtehen.
hiuter den Kuliſſen abſpiele. Der Punkt der Curzonſchen Rede, Bisher wurden deutſcherſeits insgeſamt zehn Zeugen, darunter
Das Kriegsgericht in Recklinghauſen hat den
bei der Recklinghauſener Polizei in Dienſt geweſenen Beamten
Sieb wegen Zuwiderhandlung gegen den Ausweiſungsbefehl
zu fünf Jahren Gefängnis und 500 000 Mark
Geldſtrafe verurteilt. Gegen das Urteil wurde Reviſion
eingelegt, weil Sieb nur vorübergehend im Dienſte der Polizei
geſtanden hat und deshalb der Ausweiſungsbefehl nicht auf ihn
angewandt werden könne
In Witten iſt der vor einigen Tagen beſchlagnahmte
Geldtransport von 11 Millionen Mark, der von
der Mitteldeutſchen Kreditbank zur Reichsbank gehen ſollte,
wieder freigegeben worgen.
U. Eſſen, 21. April. Auf dem Bahnhof Vorhalle iſt
als einen Punkt wird er ſich nicht bewußt, daß wir von ge= heute nacht eine Eiſenbahnbrücke von unbekannter Seite ge=
wiſſen
Entſchlüſſen nicht mehr zurückgehen können. Der edle ſprengt worden. Es handelt ſich um eine Ueberführung darunter
Gleisanlage in weitem Umkreiſe geſperrt und den geſamten Ver=
Die Lage in Mülheim.
Münſter, 21. April. (Wolff.) In Mülheim iſt der
dem Drucke fügen wird? Das iſt die erſte hauptſächlichſte Frage. Eine Anzahl weiterer Verhaftungen iſt vorgenommen worden.
Es beſtätigt ſich, daß in einer Wirtſchaft der Beſitzer bei
1. Januar gaben wir zur Antwort, daß das Ruhrgebiet bis und der Sohn eines Mülheimer Stadtverordneten ſo ſchwer ver=
Die Kommuniſten ſollen im Laufe der geſtrigen Kämpfe
ſpondent desſelben Blattes: In Londoner wohlunterrichteten etwa ſechs bis acht Tote und eine große Anzahl Schwer=
In Datteln ſammelte ſich vor dem Rathaus ebenfalls eine
große Anzahl Arbeitsloſer, die Unterſtützung verlangten. Da die
Polizei von der franzöſiſchen Militärbehörde aufgelöſt wurde,
rantiepakt ausgeſprochen habe, den England uns anbiete, ſo liegt hatte ſich die Feuerwehr zum Schutze des Rathauſes eingefun=

Konzert.
E.N. Eiſi künſtleriſches Ereignis erſten Nanges war der
Sonatenabend von Herrn Profeſſor Adolf Buſch und
Rudolf Serkin im Kleinen Hauſe des Landestheaters, und
man muß der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt Dank wiſſen,
daß ſie zum Beſten des Wohlfahrtsfonds der in Ausſicht genom=
menen
Jugend= und Minderbemitteltenkonzerte den Muſikfreun=
den
Darmſtadts dies Erlebnis ermöglicht hat. Die unvergleich=
liche
Kunſt von Adolf Buſch offenbarte ſich in den drei Violin=
ſonaten
von Max Reger E=Moll Opus 22, Mozart B=Dur Nr. 10
und Beethoven Es=Dur Opus 12 Nr. 3 in höchſter Reinheit und
Vollkommenheit. Die ganzlich verſchiedene Einſtellung auf die
Werke ſo entgegengeſetzter Art, die große Treue den Komponiſten
gegenüber hinderte nicht, daß auch das Perſönliche des Spielers
ſich in ſcharfer Ausprägung zeigte. Und Nudolf Serkin erwies
ſich als völlig ebenbürtig, unfehlbar ſicher, von ſprühendem Tem=
verament
und großartigem Klangſinn beſeelt. Die eigentliche
Offenbarung aber iſt das Zuſammenwirken beider Meiſter, in
gleicher Freude zu geben und zu bezaubern, in gleich leidenſchaft=
lichem
Schönheits= und Ausdrucksdrang. Ich erinnere mich nur
von einem Künſtlerpaar mit gleicher Vollkommenheit Kammer=
muſik
für Violine und Klavier gehört zu haben, von
Fleſch und Schnabel, die allerdings als Perſönlichkeiten
ganz anders eingeſtellt waren als Buſch und Serkin.
Dort überragte auch meiſtens Schnabel an Künſtlerſchaft
noch ſeinen Gefährten, während hier gerade das gleich=
we
ige Wetteifern von ſolch hohem Reiz war. Die Begeiſterung
der Hörer gab ſich in rauſchendem, enthuſiaſtiſchem Beifall kund,
und die Künſtler ſpendeten noch das herrliche H=Moll=Rondo
von Schubert. Der unvergeßliche Abend führte uns vor Augen,
wie in den letzten Jahren in Darmſtadt Violinſonate und ähn=
liche
Kammermuſikgattungen vernachläſſigt wurden. Möge dies
herrliche Konzert auch dahin wirken, dieſe wundervolle Literatur
mehr an die Oeffentlichkeit zu bringen.

tene Gegenſtück einer troſtloſen Zeit der Not, der es an Idealis=
mus
und Aufſchwung fehlt. Um ſeine ſtumpfe, zerſplitterte Mit=
welt
aufzurütteln, bringt ein junger Edelmann ſich ſelbſt zum
Opfer dar. Als letzter Winkelried gibt er nach Abſchied von der
ihn als Weib Geliebten ſich ſelbſt als Feuerzeichen aus Blut
und Schwefel von der Höhe eines Leuchtturms, dem das Not=
zeichen
vom Staatsrat verwehrt iſt. Getreue und Beſeſſene‟
zeichnen die Stimmung des Volkes. Eindrucksvoll in ſeiner
Szene, die das gewaltſame Abtragen eines Friedhofes ſchildert,
wobei das Volk ſelbſt ſeine Kreuze auf ſich nimmt und heim=
wärts
trägt . . .
Die Geſinnung iſt das Hauptmerkmal des Stückes, das mit
einer Apothcoſe des Weibes und der Mutterſchaft ſchließt. Es
iſt eine gute und ſtarke Talentprobe auch in bezug auf Verinner=
lichung
der Liebesſzenen; aber es fehlt ihm noch an ſchärferer
vermenſchlichenderer Charakteriſtik, an Geſtaltungskraft. Die
Aufführung unter der konzentrierenden Regie von Dr. Thur
Immichhoffen und mit ſtiliſierten wirkungsvollen Bühnenbil=
dern
Hans Wildermanns war wohl vorbereitet, wenn ſie auch in
manchem belebter hätte ſein dürfen. Der Verfaſſer und die Mit=
wirkenden
wurden häufig hervorgerufen. Theo Schäfer.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Von der Univerſität Heidelberg. Im Alter
von 50 Jahren iſt in Neckargemünd der außerordentliche Pro=
feſſor
in der theologiſchen Fukultät Pfarrer Liz. Wilhelm
Braun geſtorben. Der Heimgegangene war am 29. Juli
1873 zu Aglaſterhauſen geboren und ſtand ſeit 1899 im evangeli=
ſchen
Kirchendienſt an verſchiedenen Orten (Donaueſchingen, Ba=
den
, Grombach, Gengenbach, Waldwimmersbach, Treſchklingen,
Neckargemünd, Michelfeld und wieder Neckargemünd).
Während des Krieges habilitierte er ſich gleichzeitig in der
theologiſchen Fakultät der hieſigen Univerſität, der er zuletzt als
rußerordentlicher Profeſſor angehörte. Sein Spezialgebiet war
Kirchengeſchichte.

Leuchtfeuer.
Uraufführung in Dortmund am 20. April 1923.
Mit ſtarkem äußeren und doch wohl auch innerem Erfolg
tuurde am Freitag abend als geſchloſſene Vorſtellung für den
Dortmunder Theaterverein der dramatiſche Erſtling eines Darm=
ſtädter
Autors Alex von Frankenberg aus der Taufe ge=
hoben
. Seine Tragödie
5 zeitlos gehal=

C.K. Eine Bibliothek für 1½ Millionen Dollars. Die be=
rühmte
franzöſiſche Bibliothek Roederer iſt, wie im Cicerone‟
berichtet wird, an den amerikaniſchen Antiquar Dr. Roſenbach
für 1½ Millionen. Dollars verkauft worden. Die Bibliothek
ſtellt die reichſte Sammlung von illuſtrierten Original=
werken
des 17. und 18. Jahrhunderts dar; ſie zählt ungefähr
6000 Bände und 8000 Originalzeichnungen. Die größten
Schätze unter den Zeichnungen iſt die Folge von 276 Blättern

Dr. Becker zur Lage.
Frankfurt a. M., 21. April. (Wolfff.) Reichswirtſchafts=
miniſter
Dr. Becker ſprach heute abend im Klub für Handel,
Induſtrie und Wiſſenſchaft über den Ruhrabwehrkampf,
ſeine Folgen und die Bedingungen, unter denen es
zu einer Verſtändigung mit Frankreich kommen
könnte. Einleitend ſprach der Miniſter über den guten Eindruck,
den er auf der Frankfurter Meſſe erhalten habe, und dann auf
das eigentliche Thema zu ſprechen zu kommen. Ausführlich er=
örterte
er die brutale Handlungsweiſe Frankreichs ſeit dem
Ruhreinfall und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die verſchie=
denen
Erleichterungen, die in den letzten Tagen zu verzeichnen
ſeien, noch manchem zugute kommen möchten. Unſere waffenloſe
Abwehr verſtärke ſich dadurch, daß ſie nicht auf Befehl der Re=
gierung
, ſondern aus dem Volk heraus erſtanden ſei. Hinſichtlich
der Wirkungen des Kampfes könne feſtgeſtellt werden, daß Frank=
reich
mit deutſcher Kohle ſo gut wie gar nicht mehr beliefert
werde, was beſonders in der Induſtrie zu vielen Betriebsein=
ſtellungen
geführt habe. Im ganzen habe Frankreich jetzt viel=
leicht
300 000 Tonnen Kohle herausgebracht, die es vor dem
Ruhreinbruch in fünf bis ſechs Tagen erhalten hat. Im unbe=
ſetzten
und im beſetzten Deutſchland gehe aber die Wirtſchaft
wider Erwarten mit äußerſter Energie weiter. Wenn Frankreich
ſeinen Einbruch mit der Notwendigkeit militäriſcher Sicherungen
rechtfertigen wolle, könne man jetzt ſchon ſagen, daß dieſe Dra=
chenſaat
das Gegenteil bewirken werde. Denn Poincaré dürfe
nicht vergeſſen, daß er mit ſeinem Gewaltſtreich das deutſche Volk
wieder brüderlich zuſammengeſchweißt habe. Der Ausgang des
Kampfes bleibe nicht zweifelhaft, ſo lange Deutſchland ſo ein=
heitlich
allen Widerwärtigkeiten trotze, wie gegenwärtig. Einige
politiſche oder wirtſchaftliche Zwiſchenfälle, wie die Ausſchrei=
tungen
in Mülheim oder das ſchon wieder ausgeglichene Sinken
der Mark, ſeien faſt belanglos. Schließlich ſagte der Miniſter,
daß ein neues Diktat Frankreichs keine Löſung
der Ruhrfrage bringen könne. Nur durch Gleichberechtigung
am Verhandlungstiſch und durch endgültige Feſtſetzung der deut=
ſchen
Verpflichtungen könne eine allſeits befriedigende Löſung
herbeigeführt werden. Daß Deutſchland auf dieſer Grundlage
jederzeit verhandlungsbereit ſei, könne jeder, der hören und
ſehen wolle, aus der letzten Reichstagsrede des Außenminiſters
Dr. Roſenberg entnehmen. In England ſcheine die wirt=
ſchaftliche
Einſicht immer mehr durchzuſickern, wie dies die letzten
Verhandlungen im Oberhaus ergeben hätten. Wenn aber Frank=
reich
in ſeiner Blindheit verharre, müſſe Deutſchland auch ſeſt=
bleiben
. Denn ſchließlich müſſe in der Welt doch das Recht zum
Siege gelangen.
Die Gewerkſchaftsführer beim Reichskanzler.
TU. Berlin, 21. April. Im Laufe des heutigen Tages
wurden die Vertreter der verſchiedenen gewerkſchatflichen Spitzen=
organiſationen
vom Reichskanzler empfangen. Gegenſtand der
Ausſprache war die allgemeine wirtſchaftliche und politiſche Lage,
insbeſondere auch alle Fragen, die mit der Markbefeſtigung im
Zuſammenhang ſtehen. Die Beſprechungen werden fortgeſetzt.
* Köln, 21. April. (Priv.=Tel.) Eine geſtern abend hier
abgehaltene Vollverſammlung der Betriebsratsmitglieder der
Gewerkſchaften des Kölner Bezirks hat eine Entſchließung gefaßt,
in der als Grundlage für die Verhandlungen zur Befriedung
der Welt folgende Forderungen aufgeſtellt werden:
1. Die Räumung des Einbruchsgebietes ſeitens der franzö=
ſchen
Truppen.
2. Die vorbehaltloſe Anerkennung der im Verſailler Vertrag
feſtgelegten Räumungsfriſten des altbeſetzten Gebietes.
3. Die völlige Schadloshaltung der der franzöſiſch=belgiſchen
Juſtiz zum Opfer gefallenen deutſchen Volksgenoſſen und die
Rückkehr aller Ausgewieſenen in ihre alten Arbeitsgebiete.
Ausgewieſen.
wd. Mainz, 21. April. Ausgewieſen wurden der evan=
geliſche
Pfarrer in Guſtavsburg, K. Knab, und der Beamten=
anwärter
H. Schmelzer=Heidesheim.
Franzöſiſche Vertuſchungsverſuche.
Paris, 21. April. (Wolff.) Havas veröffentlicht folgende,
offenbar offiziöſe Mitteilung:
Die deutſche Propaganda bemüht ſich aufs neue um die Feſt=
ſtellung
, daß Staatsſekretär Bergmann das Mandat gehabt
habe, der Pariſer Konferenz einen niedergeſchrie=
benen
Reparationsplan zu unterbreiten, und daß er
weder zu einem Expoſé, noch zu einer ſchriftlichen Mitteilung
zugelaſſen worden ſei. Die Unrichtigkeit dieſer Behauptung
wurde ſchon wiederholt feſtgeſtellt. Ohne neuerlich dieſe Tat=

von Oudry zu den Fabeln Lafontaines und von 136 Zeichnun=
gen
Fragonards zu Arioſts Raſendem Roland‟.
* Biſamratten=Farmen. Die Fuchsfarmen und die Aufzucht
anderer ſeltener Pelztiere in Kanada haben ſo große Gewinne
abgeworfen, daß man jetzt dazu übergeht, auch kleinere pelz=
tragende
Tiere zu züchten, und zwar legen praktiſche Leute in
der Provinz Alberta jetzt Biſamratten= und Biber=Farmen an,
Seit vielen Jahren nimmt die Zufuhr von Fuchs, Luchs, Wolf,
Marder und anderen Pelzen immer mehr ab, während die Nach=
frage
danach beſtändig ſteigt, ſo daß ſeit dem Ende des Krieges
die Preiſe für dieſe Felle immer höher und höher geſtiegen ſind.
Da nicht genug Ware zu erlangen war, ſo hat man auch die
Felle der kleineren Pelztiere immer eifriger geſucht, und beſon=
ders
ſteht die Biſamratte heute hoch im Preiſe. Die koſtbaren
Pelzmäntel, die die Sehnſucht ſo vieler Frauen ſind, werden
heute zum großen Teil aus den Fellen der einſt verachteten
Biſamratte angefertigt, für deren Pelz man noch vor 10 Jahren
nur etwa 1 Schilling zahlte. Die Biſamratte iſt alſo ein ſehr
geſuchtes Tier geworden, und das Gleiche iſt mit dem Biber
der Fall. Der Biber iſt nachdem jahrzehntelang ein Ausrot=
tungskrieg
gegen ihn geführt worden war, von der kanadiſchen
Regierung vor einigen Jahren geſchützt worden, und da ſehr
wenige Tiere erlegt wurden, beſitzt ſein Fell beſondere Selten=
heit
. Jetzt gibt es aber wieder ein größere Anzahl dieſer Tiere,
und die Jagd wird vielleicht in einigen Jahren geſtattet wer=
den
. Vorläufig will man für den Bedarf durch künſtliche Aufzucht
ſorgen. Das Gebiet, in dem heutzutage die Biſamratte in gro=
ßen
Scharen wohnt und früher der Biber ſeine Burgen anlegte,
iſt die Gegend von Nordalberta, und hier werden die neuen
Farmen gegründet, hier können Leute, die etwas von der Auf=
zucht
der Biſamratte und des Bibers verſtehen, große Ver=
mögen
verdienen. Das, worauf es allein ankommt, iſt das
Vorhandenſein von Waſſer und von genügendem Holz in der
Nähe des Waſſers. Dieſe Forderungen ſind aber in Nord=
alberta
in geradezu idealer Weiſe erfüllt. Die Farm muß mit
Drahtzäunen umgeben werden, damit die kleinen Nager nicht
ausreißen, und ſie muß gut bewacht werden gegen Wölfe, gegen
räuberiſche Trapper und auch gegen große Raubvögel. Die
Biſamratte iſt ſehr zahm und kümmert ſich faſt garnicht um die
Anweſenheit von Menſchen. In ihrer Fruchtbarkeit nimmt ſie
es mit jedem Kaninchen auf; ſie heiratet bereits in dem zarten
Alter von 9 Monaten, hat bei einem Wurf 512 Kinder und
wirft dreimal im Jahr, ſo daß die erſten Sprößlinge des Jahres
bereits in heiratsfähigem. Alter ſind, wenn die Kinder des drit=
ten
Wurfes das Licht der Welt erblicken.

[ ][  ][ ]

Seite 3.

Rummer 110.
ſachen zu wiederholen, iſt es notwendig, den Gedanken feſtzuſtel= ſiſchen Aufſtandsfeiertag offiziell zuſammenzulegen, um das pol=
len
und feſtzuhalten, daß der deutſchen Regierung bei den ver= niſche Volk an, das noch nicht verwirklichte Ideal der Freiheit
ſchiedenſten Gelegenheiten angeboten worden iſt, ſchrift= für ganz Oberſchleſien zu erinnern. Läßt man aber derartige
hat, dies zu tun.
diplomatiſchem Wege übermittelte, präziſe und ſchrift=
liche
Vorſchläge Gegenſtand einer Prüfung bilden könnten.
Dieſe niedergeſchriebenen und präziſen Vorſchläge, die die fran=
den
niemals geliefert oder angeboten.
von der deutſchen Regierung der Pariſer Konferenz vor= ſeit langem kaum ein ſo ſchwerer Schlag zugefügt worden, wie
gelegt werden können. Sie hat es nicht getan. Dieſer Plan
die Hände gegeben worden, und erſt am 4. Januar, am Tage
vor der Beendigung der Konferenz, wurde nach dem Zugeſtänd= ſelber zurück.
nis der deutſchen Regierung dem deutſchen Botſchafter in Paris
der Text telegraphiert. Die Konferenz ging im übrigen zu Ende,
ohne daß der deutſche Vertreter verlangte, von ſeinem Text
Kenntnis zu geben, woraus man ſchließen kann, daß der deut=
ſchen
Regierung in Wirklichkeit nichts daran lag, ernſtliche Vor=
ſchläge
vorzulegen.
Deutſche Richtigſtellung.
Dazu wird halbamtlich bemerkt: Unrichtige Behaup=
tungen
werden durch Viederholungen nicht rich=
tiger
.
Zu 1: Havas unterſchlägt, daß die Antwort auf unſeren
Vorſchlag zu Beſprechungen über eine deutſch=franzöſiſche wirt=
ſchaftliche
Zuſammenarbeit dahin lautete, daß unmittelbare oder
mittelbare Verhandlungen mit den deutſchen Indu=
ſtriellen
während der Dauer des engliſch=franzöſiſchen Ge=
dankenaustauſches
über das Reparationsproblem nicht mög=
lich
ſeien. Damit eutfiel auch die Möglichkeit einer ſchriftlichen
Vorlage. Nach Schluß der Pariſer Konferenz war eine ſolche
ſinnlos.
Zu 2 ſei erneut hervorgehoben, daß Bergmann einen
ſchriftlichen Plan nach Paris bereits mitgenommen
hatte und beauftragt war, dieſen Plan ſchriftlich zu unterbreiten
und mündlich zu erläutern. Bis zum 3. und nicht erſt, wie die
Havas=Notiz ſagt, zum 4. Januar, war, eine das geſamte
Problem umfaſſende Ausarbeitung unſeres Reparationsange=
botes
vorbereitet, die dem Botſchafter in Paris, zugleich für
Bergmann, an dieſem Tage drahtlich übermittelt wurde. Be=
dauerlicherweiſe
wurde jedoch weder dem Botſchafter
noch Bergmann, der mit hervorragenden Mitgliedern der
Reparationskommiſſion dauernd in Fühlung ſtand, im Gegen=
ſatz
zu der Behauptung von Havas irgendeine Gelegenheit
gegeben, dieſen Plan vorzubringen, und zwar
weder mündlich noch ſchriftlich.
Das deutſch=polniſche Verhältnis.
Polniſcher Lügenfeldzug.
Berlin, 21. April. (Wolff.) Die Polniſche Telegrapheun=
agentur
verbreitet ein Interview des Außenminiſters Skzynſti,
das ſich gegen die Rede des Abg. Herſchel bei der Feier des
Oberſchleſiſchen Hilfsbundes richtet. Das Interview weiſt auf Franzoſen die aufgeladenen Kohlen abzutransportieren. Die
die deutſche Rechtsverwahrung gegen die Teilung Oberſchleſiens
hin, obwohl Deutſchland mit Polen die Genfer Konvention ge=
ſchloſſen
habe. Er weiſt ferner auf die deutſchen Preſſeſtimmen
über ein polniſches Vorhaben gegen Deutſch=Schleſien und auf
die Aktion geheimer Organiſationen hin und wirft die Frage
auf, weshalb Deutſchland mit ſolchem Nachdruck die Gültigkeit
geſchloſſener Verträge negiere und die Herſtellung korrekter fried=
licher
Beziehungen zu Polen unmöglich mache.
Deutſchland hat die Rechtsverwahrung gegen die Teilung
Oberſchleſiens immer aufrecht erhalten. Mit der Erfüllung des lich nicht gebeſſert. Sehr weſentlich iſt jedoch, daß auch ohne die
Genfer Abkommens hat dieſe Rechtsverwahrung aber nichts zu Ruhraktion Deutſchland wie das öſterreichiſche Beiſpiel zeigt
tun. Das Abkommen wird von deutſcher Seite keineswegs ne=
giert
, ſondern beſſer erfüllt als von Polen. Darüber wacht eine
bekannt, daß ſie ſich mit vielen Vorſtellungen es ſei nur an
ſchwerde wegen Verletzung des Abkommens vor.
Wollte man aus der Feſtrede des Abgeordneten und über=
haupt
aus den nichtamtlichen Aeußerungen politiſche Schlüſſe Frankreich immer mehr feſt; die letzte recht ſicher klingende Rede
ziehen, ſo läge dazu auf deutſcher Seite ein weit größerer An=
ſiſchen
Aufſtändiſchen in Kattowitz der Beſchluß gefaßt, an der
Vereinigung ganz Schleſiens mit Polen feſtzuhalten und ferner
den polniſchen Nationalfeiertag am 3. Mai mit dem oberſchle= freiwillig von uns bekommen würde.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. April 1923.
liche Vorſchläge zu unterbreiten, und daß ſie ſich wohl gehütet Aeußerungen beiſeite und hält man ſich nur an amtliche Kund= Kommiſſare.
gebungen, ſo weiß Skrzynſki nichts anzuführen. Auf polniſcher
1. Der deutſchen Regierung, die am 7. Dezember 1922 Ver= Seite jedoch ſagte der Miniſterpräſident Sikorſki in Poſen am
handlungen zwiſchen franzöſiſchen und deutſchen Induſtriellen 10. April, daß der Weltkrieg uns nur zu einem gewiſſen Teile gung von Verſammlungen. Der Rechtsausſchuß ſchlägt vor=
ſuggerierte
, wurde am 16. Dezember geantwortet, daß nur auf unſeren Nationalbeſitz zurückgegeben hat. Man wird ſich nicht, dem Reichsſtrafgeſetzbuch einen neuen 8 10f4 einzufigen:
Zuſammenhang mit jenem Beſchluß der oberſchleſiſchen Inſur=
zöſiſche
Regierung von der deutſchen Regierung verlangte, wur= einer Aktion geheimer Organiſationen iſt uns nichts bekannt.
Auf deutſcher Seite hat man ſich, wie auch die Dresdener Ver=
handlungen
beweiſen, um die Herſtellung korrekter und fried=
2. Ein niedergeſchriebener Reparationsplan hätte licher Beziehungen ſtets bemüht. Aber dieſen Beſtrebungen iſt
durch die Poſener Rede des polniſchen Miniſterpräſidenten. Die nachdem man ſich noch dahin geeinigt habe, daß keine Abſtimunung
iſt nicht einmal von der deutſchen Regierung ihrem Vertreter in Klagen des polniſchen Außenminiſters fallen daher, wie wir
unſererſeits mit Nachdruck feſtſtellen möchten, auf die Polen
Quartalsbilanz.
Das Hauptkennzeichen der Bilanz auf franzöſiſcher Seite iſt
die Verwandlung der bisherigen Aktippoſten in Paſſiopoſten.
Frankreich erhielt bis zur Ruhrbeſetzung laufend ſehr erhebliche
Summen von Deutſchland; jetzt ſind nicht nur dieſe Beträge in
Wegfall gekommen, ſondern Frankreich hat auch darüher hinaus
beträchtliche Summen für die Unterhaltung ſeines Heeres auf=
zuwenden
gehabt. Trotz deren Höhe werden Frankreichs indi=
rekte
Koſten wohl noch höher ſein. Zu dieſen zählt vornehmlich
die faſt völlige Stillegung der Hüttenwerke im öſtlichen Frank=
reich
. Zwar ſollen von insgeſamt 116 Hochöfen nur 40 außer
Betrieb geſetzt worden ſein; die überniegende Mehrzahl der
noch im Betrieb befindlichen Ocfen kann aber nur gedämpft
arbeiten, d. h. ſie produzieren überhaupt nichts mehr: die weni=
gen
noch tatſächlich produktiv ſchaffenden Hochöfen die Zuſuhr
von engliſchem Koks wird jetzt aber eingeſtellt! arbeiten zu
teuer, als daß ihr Eiſen noch konkurrenzfähig wäre. Nach eige=
nen
franzöſiſchen Angaben beträgt die oſtfranzöſiſche Eiſenpro=
duktion
zurzeit höchſtens 15 bis 20 Prozent der Dezember= Erzeu=
gung
. Dieſe Ausfälle treffen in immer ſtärkerem Maße die
weiterverarbeitende Induſtrie, die außerdem noch durch das Aus=
bleiben
der Ruhrkohle und durch den nun ſchon mehrere Monate
dauernden Streik in Lothringen und im Saarrevier in Mit=
leidenſchaft
gezogen wird. Dazu kommt noch die Zerrüttung des
franzöſiſchen Eiſenbahnweſens, die daher rührt, daß Frankreich
ungefähr 10 000 Eiſenbahner und zahlreiches Material in die a
beſetzten Gebiete ſchicken mußte. Die franzöſiſchen Eiſenbahner
ſind zurzeit nicht mehr in der Lage, die Förderung der eigenen
franzöſiſchen Werke abzufahren, teilweiſe ſoll nach franzöſiſchen
Angaben die tägliche Wagengeſtellung nur noch 15 Prozent der
Anſorderungen betragen. Die Folge aller dieſer Momente iſt
eine ſcharfe Steigerung der Preiſe für faſt alle Lebensmittel und
gewerbliche Erzeugniſſe. Schen für Februar beträgt die Teue= richtete der Haupteinpeitſcer der Arbeiterpartei, Henderſon,
rung gegenüber dem Jahresdurchſchnitt von 1922 rund 30 Pro= an Bonar Law ein Schreiden, worin es heißt, die Arbeiter=
zent
: dabei iſt die Teuerungswelle im Februar erſt entſtanden; partei ſei der Anſicht, daß jeder Bruch der Handelsbezie=
die
Folge ſind bereits verſchiedene Streiks. Den hauptſächlichen hungen mit Rußland ernſtlich auf die Wiederbelebung
aktiven Poſten in der franzöſiſchen Rechnung bildet die Hoffnung des internationalen Handels zurückwirken und die Wiederher=
auf
die im beſetzten Gebiet vorhandenen Kohlen= und Koksvor= ſtellung der britiſchen Wohlfahrt behindern würde. Henderſon
räte. Die Franzoſen ſind wohl imſtande, die auf den Zechen lie= gibt daher der Hoffnung Ausdruck, daß die Regierung nicht die
genden und bereits geförderten Beſtände aufzuladen; die auf kurzſichtige Politik der Leute annehmen werde, die umſtoßen
dieſe Weiſe erfaßten Mengen belaufen ſich auf höchſtens 7 bis wollten, was bereits zur Wiederherſtellung des ruſſiſchbritiſchen
8 Prozent der früheren Leiſtungen. Nicht vermögen aber die Har dels getan werde.
Bahnwege ſind entweder verſtopft, oder es treten durch unglücks= Unterſtaatsſekretär des Aeußern Me. Neill im Unterhauſe auf die
fälle mancherlei Stockungen ein, die den Abtransport unmöglich Anfrage Lansburys gegekene Erklärung hiu, daß die Frage des
machen. Aehnlich ſieht es mit dem Waſſerwege aus. So liegen Abbruchs der Haudelsbeziehungen zu Rußland noch nicht vor
zwiſchen dem 28. März und dem neuerlichen Verſagen des Ka=
nals
abgeſchleppt wurden, noch faſt ſämtlich im Duisburg= Ruhr=
orter
Hafen. Wie nach Verladung der Lagermengen an Kohle
und Koks, die insgeſamt nicht einmal die Höhe einer dureh=
ſchnittlichen
Monatslieferung an Reparationskohlen erreichen,
die Franzoſen zur eigentlichen Gewinnung von Brennſtoffen unterbreitet werden.
übergehen ſollen, iſt ihnen wahrſcheinlich ſelbſt nicht klar.
Die Lage Deutſchlands hat ſich ſeit der Ruhrbeſetzung natür=
bald
in eine wirtſchaftliche Kriſis hineingeraten wäre. Die
Verſchlechterung der Lage Deutſchlands iſt alſo wohl durch die 1
internationale Inſtanz, die gemiſchte Kommiſſion, und es iſt Nuhrbeſetzung ausgelöſt bzw. beſchleunigt worden, nicht aber land im ruſſiſch=finniſchen Vertrag von Dorpat in der oſt=
die
Schulfrage in Polniſch=Sberſchleſien erinnert! an Polen / Frankreich iſt der, daß Deutſchland nichts mehr zu verlieren, im gariſche Beſchwerde über griechiſche Ausſchreitungen in Weſt=
wenden
mußte. Gegen Deutſchland liegt umgekehrt keine Be= Gegenteil: alles zu gewinnen hat, während Frankreich mit der Thrazien den allierten und aſſoziierten Regierungen mit
Ruhrbeſetzung ſeinen letzten Trumpf ausgeſpielt, und infolge= dem Erſuchen, die weſtthraziſche Frage bald zu regeln. Er ge=
deſſen
ſehr viel zu verlieren hat. Dieſe Erkenntnis ſetzt ſich in nehmigte ſchließlich den Bericht einer Sachverſtändigenkommiſ=
Poincarés ſoll darüber nur hinwegtäuſchen. Vollendet wird die= kerbundsbibliothek. In einem Satz dieſes Berichtes
laß vor. Am 25. Februar wurde auf der Tagung der oberſchle= ſer Prozeß dann ſein, wenn Frankreich eingeſehen haben wird, wird das Fehlen moderner deutſcher wiſſenſchaftlicher
daß es auf dem Wege des Zwanges, der Frankreich ruinieren und geſchichtlicher, ſowie politiſcher und anderer Werke be=
wird
, nur einen geringfügigen Bruchteil von dem erhält, was es klagt. Der franzöſiſche Vertreter erklärte, daß auch eine ſtär=
k

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 21. April. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſ.h:
Auf der Tagesordnung ſteht der Bericht des Rechtsausſchuſſes über
die Anträge auf Verſchärfung der Strafe gegen Spren=
Wer nicht verbotene Verſammlungen, Aufzüge oder Kundgebun=
wundern
können, daß eine derartige amtliche Aeußerung im gen mit Gewalt oder durch Bedrohung mit Verbrehen verhindert oder
ſprengt oder im unmittelbaren Zuſammenhang mit ſolchen Verſamm=
genten
in Deutſchland lebhafte Beunruhigung erweckt. Von lungen, Aufzügen oder Kundgebungen Gewaltätigkeiten begeht, wid
mit Gefängnis, neben dem auf Geldſtrafe bis zu 1 Mill. Mark erkannt
werden kann, beſtraft. Der Verſuch iſt ſtrafbar
Abg. Eichhorn (Komm.) beantragt, über den Antrag zur Tages=
ordnung
überzugehen. Die Beratung dieſes Gegenſtandes ſei in die
Etatsberatung eingeſchoben worden, und man hat ſich ausgerechnet
einen Samstag zur Verhandlung, dieſer wichtigen Frage ausgeſucht,
ſtettfinden ſoll. Die meiſten Abgeordneten ſeien daher abgereiſt.
Aba. Leuthäußer (Otſch. Vpt.) ſpricht ſich gegen den Antrag
Eichhorn aus. Nach den Vorgängen der letzten Zeit ſei die Vorlage
dringend notwendig und reif zur Verhandlung.
Als Vizepräſident Dittmann den Antrag Eichhorn zur Abſtim=

Hauſes.
Vizepräſident Dittmann macht von dem Recht der Geſchäfts=
ordnung
, die Entſcheidung über dieſe Frage für einige Zeit auszu=
ſetzen
, bis ſich weitere Abgeordnete eingefunden haben, Gebrauch. Nach
dieſer Pauſe mußte er aber verkünden, daß das Bureau einig ſei, daß
das Haus nicht beſchlußfähig ſei. Er erklärte, er würde eine neue
Sitzung für eine halbe Stunde oder eine Stunde ſpäter anberaumen,
wenn Ausſiht beſtände, daß das Haus beſchlußfähig ſein würde. Nach
Feſtſtellung der Zentrale des Hauſes ſeien aber nur 1 Mitglieder im
Hauſe, und es beſtehe keinerlei Ausſicht, die zur Beſchlußfähigkeit nötige
Zahl von 230 zu erreichen. Andererſeits wolle auch der Hauptausſhuß
nach Schluß des Plenums zuſammentreten, um den Haushalt des Ar=
beitsminiſteriums
zu beraten. Unter dieſen Umſtänden beraumte der
Vizebräſident die nächſte Sitzung auf Montag 2 Uhr an mit der Tages=
ordnung
: Antrag Beuermann (Otſch. Ppt.) wegen der Neubildung
der Lehrerbildung, Bierſteuergeſetz, kleine Vorlage, Reichswirtſchafts=
miniſterium
. Schluß 1034 Uhr.

Polen und Rußland.
Bevorſtehende Maſſenausweifungen ruſſiſcher
Flüchtlinge aus Polen.
Genf, 21. April. Das Nanſen=Komitee für die Hilfsaktion
zugunſten der ruſſiſchen Flüchtlinge hielt eine kurze Tagung ab,
auf der Nanſen über den gegenwärtigen Stand des Hilfswerkes
berichtete und feſtſtellte, daß die neu eingeführten Ausweis=
papiere
für Emigranten gute Dienſte leiſteten. Die polniſche Re=
gierung
gab bekannt, daß ſie mit den Kollektiv= Auswei=
ſungen
ruſſiſcher Flüchtlinge erſt am 20. September
beginnen werde.

England mit Rußland unzufrieden.
London, 21. April, (Wolff.) Dem Daily Herald zufolge
Bonar Law weiſt in ſeiner Antwort auf die bereits vom
zum Beiſpiel die 16 Kähne, die mit rund 13 000 Tonnen Kohlen 2u8 Kabinett gekommen ſei. Das Verhalten der Sowjetregierung
gegerüber den Geiſtlichen, die Art und der Inhalt ihrer Mit=
teilungen
an die britiſche Regierung, die Beſchlagnahme britiſcher
Fiſcherfahrzeuge und ie Verletzung der Präliminarbedingungen
des Handelsabkommens ſeien jedoch ernſte Angelegenheiten
Wenn die britiſche Regierung gezwungen werden ſollte, eine
Aktion zu unternehmen, ſo werde ſie dem Urteil des Hauſes
Vom Völkerbundsrat.
Genf, 21. April. (Wolff.) Der Völkerbundsrat be=
ſchloß
heute, von dem internationalen Gerichtshof ein Gutachten
über den Umfang der Verpflichtungen einzuholen, die Ruß=
durch
ſie entſtanden. Der Unterſchied zwiſchen Deutſchland und kareliſchen Frage übernommen habe. Er überwies die buſ=
ſion
über ſparſamere und zweckmäßigere Einrichtung der Völ=
kere
Berückſichtigung der franzöſiſchen Werke notwendig ſei.

Am Birkenbaum . . .
* Im Ruhrgebiet hat kürzlich ein von unſichtbaren Händen
über Nacht angeklebtes Plakat Aufſehen erregt, das einen gefeſ=
ſelten
Germauen zeigt, der ſeine Kette zu zerreißen ſucht: aus
dem blutroten Hintergrunde leuchten die geheimnisvollen Worte
Am Birkenbaum. Auf eine uralte Prophezeiung wird hier
angeſpielt, und die Worte ſind ein Beweis dafür, daß die Sage
von der Völkerſchlacht der Zukunft am Birken=
baum
noch lebendig iſt. Prof. Dr. Friedrich zur Bonſen, der
dieſer Sage eine beſondere Schrift gewidmet hat, erörtert ihre
Bedeutung in einem Aufſatz der Monatsblätter Die Bergſtadt.
Der Sieg eines von Mittag kommenden weißen Fürſten an der
Spitze lichter Kriegerſcharen über rauhe Völker des Nordens am
Birkenbaum bei Werl in Weſtfalen das iſt der ſchlichte Kern
der Sage, die ſich weit über ihre lokale Bedeutung zu einer
Meuſchheitsſage entwickelt hat und in Frankreich, Rußland, Ame=
rika
uſw. verbreitet iſt. Die Sage gehört zu jenen Prophezei=
ungen
vom goldenen Zeitalter, in denen die Menſchen ſtets aus
ihrer gegenwärtigen Trübſal heraus ſich herrliche Zukunftsbilder
ausmalten. Daß ſie altgermaniſchen Urſprunges iſt, ſcheint ihr
Zuſammenhang mit der muthiſchen Vorſtellung von den rieſen=
haften
Welt= und Himmelsbaum im deutſchen Glauben zu bewei=
ſen
. Auch daß es ein Birkenbaum iſt, iſt bezeichnend, denn die
Birke, urſprünglich dem Donnergotte Donar heilig, iſt ja von
altersher der beliebteſte Maibaum, die liebliche Erinnerung an
altgermaniſche Frühlingsfeſte und Frühlingsopfer. An der viel=
berufenen
Stätte bei Werl, für die noch heute der Name. Am
Virkenbaum geläufig iſt, mag wohl einſt eine ſolche vom Volk
verehite Birke geſtanden haben. Der Inhalt dieſer Prophetie iſt
uns freilich erſt aus ſpäter Zeit bekannt: der erſte lateiniſche
Druck erſchien im Jahre 1701 in Köln. Trotzdem reicht die Sage
bis tief in die heidniſch=germaniſche Zeit hinein, und ſie iſt dann
verſchmolzen worden mit der chriſtlichen Anſchauung vom
Kampfe des Meſſias mit dim Antichriſt. Auch die Vorgänge der
Götterdämmerung ſpielen geheimnisvoll in die Geſchichte hinein.
Neuerdings hat man die Vermutung aufgeſtellt, daß die Sage
von der Schlacht am Birkenbaum eine Erinnerung an die Varus=
ſchlacht
bewahre, deren Schauplatz man in dieſelbe Gegend ver=
legen
will. Auch mit Karl dem Großen und ſeinen Kämpfen
gegen die Sachſen hat man die Erzählung in Verbindung
gehra=
il
der Geſchichte erſcheint die Sage zum erſtenmal im
15. Jahrhundert im Zuſammenhang mit der Soeſter Fehde.

E
den trotzigen Bürgern der Stadt Soeſt, der an Verwüſtungen
und Brandſchatzungen ſeinesgleichen ſuchte, bietet ganz beſtimmte
Anhaltspunkte. Seit dieſen Tagen hat nun der Birkeubaum
in den vielen kriegeriſchen Wirren der deutſchen Geſchichte immer
wieder eine Rolle geſpielt. Im Dreißigjährigen Kriege erwartete
man das Herannahen dieſer Schlacht, die Deutſchland befreien
ſollte, und im Siebenjährigen Kriege glaubte man den Tag ge=
kommen
, als Herzog Ferdinand von Braunſchweig an der ſagen=
berühmten
Stätte die Franzoſen ſchlug. Daß die Sage gerade in
Weſtfalen lokaliſiert wurde und lebendig blieb, führt Profeſſor
zur Bonſen auf die Sage des zweiten Geſichtes zurüick, die dem
weſtfäliſchen Volkscharakter eigen iſt, nämlich auf die Fähigkeit,
Dinge und Ereigniſſe der Zukunft wie mit körperlichem Auge
als ein Stück Wirklichkeit wahrzunehmen. Außerdem hat man
darauf aufmerkſam gemacht, daß an den Abhängen der Haar,
alſo in der Nähe der ſagenhaften Stätte, eigentümliche Schwa=
denbildungen
auftreten, die ſich beſonders um Sonnenuntergaug
über dem kalkhaltigen Boden durch Rückſtrahlung entwickeln und
das Bild durcheinanderſogender Kriegsſcharen vortäuſchen.
Solche Geſichte haben wo=ffäliſche Spökenkicker, d. h. Spuk=
ſeher
, immer wieder gehabt, und das vielbeſprochene Geſicht
auf der Schlückinger Höh= vom 22. Januar 1854 ließ Alexands=
von
Kumboldt wiſſenſchaftlich unterſuchen. Als der Krieg von
1870 ausbrach, glaubten viele Weſtfalen, die Schlacht am Birken=
baum
ſtehe bevor, und daß auch heute dieſer Glaube noch tief in
der Volksanſchauung verwurzelt iſt, bewieſen die im Weltkrieg
auftauchenden Vorſtellungen ebenſo wie die jetzigen Vorgänge.

* Zollreviſion. Jrgendwo an der Grenze, d. h. beim Uieber=
tritt
vom unbefetzten ins beſetzte Gebiet iſt eine Zollreviſion
eingerichtet. Okeſe Reviſion wird von einem fettge=geſſenen fran=
zöſiſchen
Ziviliſten vorgenommen, der natürlich ſtarken militäri=
ſchen
Schutz hat. Ein Mann ſeines Wachkommandos hat den
Auftrag, die in einem Raum jeweils verſammelten deutſchen
Paſſagiere auf die Vornahme der Zollreviſion und deren Zweck
aufmerkſam zu machen. Dieſer franzöſiſche Soldat nun iſt ein
Elſäſſer, der offenbar und begreiflicherweiſe mehr Sympa=
thien
hat für ſeine eigentlichen Landsleute, die Deutſchen, als
für ſeine ihm aufgezwungenen, die Franzoſen. Er kündigt das
Nahen des Herrn Reviſors, der natürlich kein Wort Deutſch
verſteht, ſtets mit folgenden Worten an: Legt Eire. Sache
bereit, Ihr Leit, es kimmt die Zollreviſion! Steckt Eier

Amm
E
Reviſor iſt höchſt erſtaunt, daß ſeine Beute an Diebesgut niemals
ſo ergiebig iſt, wie manche Kollegen ihm von ihrer Stelle
ſchildern.
C.K. Die Höhlenbewohner von Teueriffa. Die Zeit der
Höhlenbewohner liegt zwar viele, viele Jahrtauſende in der
Geſchichte der Menſchheit zurück, aber es gibt noch heute auf
einer ſonſt ſehr ziviliſierten Iuſel Troglodyten, die ſich in ur=
alten
Höhlen häuslich eingerichtet haben. Von dieſen Höhlen=
wohnungen
auf der Inſel Teneriffa plaudert F. Baumann in
Ueber Land und Meer. Die Kanariſchen Inſeln, zu denen
Teneriffa gehört, wurden, bevor die Spanier ſich hier feſtſetzten,
von den berberiſchen Guanchen bewohnt. Dieſe hatten ſich die
natürlichen Höhlen, die durch die vulkaniſche Bodengeſtaltung
der Inſeln geſchaffen waren, zu ihren Wohnſtätten auserkoren.
Wo keine natürlichen Höhlen vorhanden waren, wurden künſt=
liche
in den weichen Tuff gegraben. Es kamen nur Höhlen für
ſie in Betracht, die ſchwer zugänglich waren, weil man ſich nur
auf dieſe Weiſe gegen die Feinde ſichern konnte, die allenthalben
auf der Inſel landeten. Das Innere dieſer türloſen Höhlen
war höchſt einfach ausgeſtattet. Als Sitz dienten unbehauene
Steinböcke; Felle und Laubmaſſen boten die Lagerſtatt. In
einer Ecke befand ſich die offene Feuerſtelle; die wichtigſten Ge=
räte
waren aus Stein hergeſtellt und weiſen vorgeſchichtliche
Formen auf. Im Baeeauco del Infierno, dem Höllental der
Adejeberge auf Teneriffa, gibt es Tauſende von Höhlen in
den Rieſenwänden. Ein Teil dieſer vorgeſchichtlichen Wohnun=
gen
wird noch heute von den Einwohnern Teneriffas benutzt.
Dieſe modernen Troglodyteu=Behauſungen weiſen noch ganz den
alten ſteinzeitlichen Charakter auf. In der Nähe des Höhlen=
eingangs
, der bis auf ein kleines Einlaßloch, roh vermauert iſt,
ſind Steine als Herd aufgeſchichtet. An Pflöcken, die in die
Wand getrieben ſind, hängt der primitive Hausrat. Man ſchläft
auf einer Heu= oder Strohſchütte auf dem Boden. Dieſe
Höhlenbewohner von heute nähren ſich von den Erträgniſſen der
kleinen Beete und Felder, die ſie in den Gebirgsſchluchten au=
legen
und wo ſie Mais, Kürbiſſe, Bohnen und Weizen ziehen.
Die größte der vorgeſchichtlichen Höhlen auf Teneriffa jüt die
Tiro del Guanche, die von den alten Guanchen als Begräbnis=
ſtätte
verwendet wurde. In einer Höhe von 2198 Metern liegt
die Höhle der Bienenzüchter, ſo genannt, weil ſie häufig
Honigſammlern Obdach bietet; ſie wird wegen ihrer geſchützten
Lage auch von Reiſenden als Nachtquartier benutzt.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. April 1923.

Rummer 140.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. April.
Jakob Getroſt aus Nimbach i. O. zum Rechnungsrat bei dem Mini= Reiterei.
ſterium des Innern; am 20. April 1923 die Zollwachtmeiſter Wilhelm
ter zu Offenbach zu Zolloberwachtmeiſtern.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 96. Februar 1923 der tag abend 8 Uhr verſchoben werden.
Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte
vom 1. April 1923 an.
Heſſiſches Landestheater. König Nikolo‟. Die heutige
Aufführung von Frank Wedekinds König Nikolo im Kleinen Haus
beginnt um 7 Uhr. Im Großen Haus wird um 6½s Uhr Ein
Maskenball, Oper von Verdi, gegeben.
Kammermuſikabend des Bläſerquartetts am 25. April. Das
Bläſerquartett, eine Vereinigung von Muſikern des Landestheater=
orch
ſters, veranſtaltet am Mittwoch, den 25. April, um 8 Uhr, unter
Mitwirkung von Kapellmeiſter Joſeph Roſenſtock im Kleinen. Haus
des Heſſiſchen Landestheaters ein Konzert. Zum Vortrag kommen
Werke von Mozart, Schubert und Thuille. Der Kartenverkauf beginnt
am Montag.
Das Fürſtenlager in Seeheim, das der Großherzog
bekanntlich mit Mobiliar zur Unterbringung von Ruhrflüchtlin=
gen
und Vertriebenen dem Staatsminiſterium zur Verfügung
geſtellt hat, iſt nunmehr vollſtändig bezogen worden.
Geſuche um Unterbringung daſelbſt, welche häufig bei der Haus=
und Vermögensverwaltung des Großherzogs eingehen, erübrigen
ſich ans dieſem Grunde.
Ebangeliſcher Bund. Es wird nochmals auf die Reihe der Vor=
träge
hingewieſen, die der hieſige Zweigverein im Laufe der nächſten
Woche veranſtaltet, deren erſter am nächſten Dienstag, den 24. April,
abends 8 Uhr, ſtattfindet. Doch iſt der Vortrag nicht, wie urſprünglich
angekündigt, im Saale des Feierabend, ſondern in der Aula des
Realgymnaſiums (Kirchſtraße 22), was wir zu beachten bitten.
In Anbetracht der Bedeutung und Zeitgemäßheit der Vorträge für die
evangeliſche Sache ſowie der vorzüglichen Sachkunde des Redners, Herrn
Dr. Ohlemüller, der auf Grund langjähriger perſönlicher Füh=
lungnahme
über das Thema: Deutſchland und der Vatikan ſprechen
wird, kann der Beſuch nicht dringend genug empfohlen werden. Auch
iſt im Intereſſe der an den Vortrag ſich anſchließenden Ausſprache eine
rege Beteiligung der evangeliſchen Glaubensgenoſſen ſowie Andersden=
kender
ſehr erwünſcht. Der Eintritt iſt frei, doch wird zur Deckung der
erheblichen Unkoſten am Saalausgang eine Kollekte erhoben.
Durch die Umänderung des Angeſtellten=Verſicherungsgeſetzes
vom 10. November 1922 ſind verſchiedene grundſätzliche Aenderungen in
der Organiſation der rechtſprechenden Behörden in der Angeſtelltenver=
ſicherung
eingetreten. Die Rentenanträge werden, von jetzt ab nicht
mehr beim Rentenausſchuß Berlin, ſondern von verſchiedenen Verſiche=
rungsämtern
bearbeitet. In Darmſtadt beſteht für Heſſen ein ſolches
Verſicherungsamt. Eine große Unklarheit herrſcht noch immer über die
Stellung von Anträgen auf Alters= und Krankenruhengeldern uſw.
Dieſe Anträge werden nach wie vor bei den Vertrauensmännern ge=
ſtellt
, woſelbſt auch die Antragsformulare vorrätig ſind. Für Darm=
ſtadt
kommen die Vertrauensmäner Hugo Weinberg beim Gewerkſchafts=
bund
der Angeſtellten, Hügelſtraße 19, I, Sprechſtunde von 101 und
36 Uhr, Mittwochs und Samstags von 81. Uhr; Richard Böhme=
Darmſtadt, Moosbergſtraße 79; W. Benecke, Schloßgartenſtraße 51, in
Betracht. Bei den beiden letztgenannten kann keine beſtimmte Zeit an=
gegeben
werden. Für Darmſtadt=Land kommen die Vertrauensleute:
A. Küfner=Eberſtadt, Georgenſtraße 17. Hch. Delpv=Eberſtadt, Neue
Darmſtädter Straße; Gg. Grund=Pfungſtadt, Fabrikſtraße 6; für den
Kreis Dieburg:; Karl Friedr. Eimer, Grube Meſſel; W. Fornoff=Groß=
Umſtadt; A. Weber=Ober=Roden in Frage.
RDV. Die Fahrt an den Rhein. Im unbeſetzten Deutſchland
herrſcht bielfach die Auffaſſung, daß eine Reiſe an den Rhein und nach
den rheiniſchen Kur= und Badeorten ſehr erſchwert oder ſogar un=
möglich
ſei. Es beſtehen jedoch, wie die Reichszentrale für Deutſche
gezeihnete direkte Verbindungen, ebenſo von Hamburg=Bremen. Leig=
Friedrichſtraße 10.42 abends (Schlafwagen), ab Potsdamer Bhf. 11.30
die Kur= und Badeorte Godesbera, Honnef, Salzig mühelos zu errei=
chen
ſindz für Bad Neuenahr iſt Dampferſtation Nemagen, von dort
beſteht Kraftwagenverbindung nach Neuenahr. Ohne Schwierigkeiten
ſind auch Bad Ems. Bingerbrück, Kreuznach und Münſter am Stein
(mit Autoverkehr ab Bingerbrück) und Wiesbaden von Köln=Biebrich
linien, Klein= und Straßenbahnen ſowie die Rheindampfer die Vei=
bindung
nach allen Städten auch des linksrheiniſchen Gebiets. Ueber
bindung mit der Reichsbahndirektion Köln herausgegeben iſt (1500 Mk.). mann, hier.
Der Fahrplan enthält auch eine Ueberſichtskarte des Eiſenbahnnetzes
im Bezirk KleveAachen-Trier-KoblenzFrankfurtHagenEſſen
mit Bezeichnung der noch in deutſchem Betriebe befindlichen Strecken,
der Klein= und Straßenbahnen, Kraftfahr= und Schiffahrtslinien: die
erſte Auflage vom Stande des 26. März iſt bereits vergriffen, jedoch
hat der Verlag bereits eine Neuauflage hergeſtellt.
n. Schöffengericht I. Eine recht üble Hehlerei trug dem hieſigen
Rohproduktenhändler Oskar Keſſelring trotz vorgeſchützten guten
Glaubens 6 Monate Gefängnis ein. Er hatte einem noch ſtrafunmün=
ſchriftlichen
Ausweis getäuſcht worden zu ſein. Aber ſelbſt, wenn Letz= teten iſt es ein Ding der Unmöglichkeit, in der Friſt vom 20. bis 30. April
der Knirps einen Revolver in der Taſche mit ſich führte. Eine im Erklärungspflichtigen nicht zugemutet werden, die von den Finanzämtern
indem das Urteil auf 100 000 Mark Geldſtrafe evtl. 100 Tage Gefängnis
franzöſiſchen Einmarſch in Darmſtadt gerechnet werden konnte, und die
Familie ſtand die Angeklagte auf ſchlechtem Fuß, ſie bezog einige von
der anderen Seite gefallenen Worte auf ſich und rief aus, wenn doch
bei ihnen dem Beamten etwas eintränken. Das Gericht zog zwar die
gegebenen Falles wirklich die niedrige Abſicht ausgeführt haben würde, und Beſtrafungen abgeſehen wird.
fah aber die zum Ausdruck gelangte Geſinnung als beſonders verwerf=
lich
an. Auf dem Gebiet des immer mehr überhandnehmenden Metall=

Hene Wir den Gchi e Gufie u e ei e renfe
Hauſes der hieſigen Roſenhöhe und ſchnitten Teile des Zinkbelages ab,
wurden aber auf dem Heimweg mit dieſer Beute abgefaßt. Es wurde
B. zu 1 Jahr 3 Monaten und L. zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt.
Wie manche Elemente die Strafrechtspflege anſehen, iſt von zwei hie=
ſigen
Arbeitern, Heinrich Klein und Georg Dietrich ſehr bezeich=
nend
dargetan worden. Sie pflegten ihre viele freie Zeit im Zuhörer=
raum
der Strafkammer zu verbringen und ließen ſich durch die ſo emp=
fangenen
Eindrücke auf eigene Art beeinfluſſen. Auf Anregung Kls
benutzten ſie nach einer ſolchen Sitzung alsbald zu Hauſe die Abweſen=
heit
einer Mitbewohnerin, um angeblich aus Hunger einzuſteigen und
außer Obſt uſp. eine ſilberne Taſchenuhr zu ſtehlen, welch letztere ſie
an einen Althändler abſetzten. Bei Wiederholung des Streiches er=
langten
Beide 2000 Mark in bar ſowie ein Pfund Butter und verkauf=
ten
dieſe ſchleunigſt an einen Kameraden, den ſie unter der Zuhörerſchaft
im erwähnten Saale wußten und von dort zum Abſchluß des Geſchäfts
herausholten. Er hatte als Kaufpreis 1500 Mark bezahlt und wurde
mangels Bewveiſes von der Hehlereianklage freigeſprochen, während Kl.
8 Monate 1 Woche und D. 8 Monate Gefängnis erhielt.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheſnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachien,
in keinem Falle irgendwie als Beſbrechung oder Kritil.
Mozart=Verein. Die heutige Anzeige verkündet das
vielverſprechende Programm des Jubiläumskonzertes. An Nichtmit=
glieder
wverden Karten bei KonzertArnold abgegeben. Wer ſich den
Genuß dieſes Konzertes verſchaffen will, beeile ſich mit dem Kauf ſeiner
Karte. Karten für den Tag der Jugend, der mit den Klängen einer
ſtarken Weber=Kapelle den Wünſchen der Jugend entgegenkommt, er=
halten
die Mitglieder bei O. Titze, Eliſabethenſtraße 4.

Programm zum Promenadekonzert im Herru=
garten
heute Sonntag, vormittags ab 11 Uhr: Mein Gott und Herr gütung des Nachtſchutzmanns Gärtner wird auf Antrag von 500 Mk.
(Lohengrin) von Wagner, Militärmarſch von Schubert, Feſt=Duvertüre auf 100 Mk. pro Nacht erhöht. Das Schulgeld für die Kleinkinderſchule
von Keler=Bela, Wein, Weib und Geſang, Walzer von Strauß, Muſi= wird von 1 Mk. auf 50 Mk. pro Woche und Kind erhöht. Für die
Ernaunt wurden: Am 18. April 1923 der Miniſterialoberreviſor kaliſche Telegramme, Potpourri von Urbach, Marſch der finniſchen Armenärzte wird für das neue Rechnungsjahr ein Pauſchſatz von je
Thiede und Heinrich Zulauf zu Darmſtadt und Wilhelm Win= Beſten der Kinderſchule und Krippe, das für den Montag geplant war, Büttel u. Konſ. um Verlegung eines Weges bei den Gemeindemühl=
Studienrat an der Reaſchule zu Oppenheim Johannes Götz auf ſein. Mämer und Frauen! Deutſche Jungens und Mädels! Wieder einmal feſtgeſetzt. Die Pacht des Apothekers Dambmann für die Gemeinde=
Fregattenkapitän a. D. Hans Pochhammer, einer der wenigen Ueber= auf 8 Proz. des Geſamtumſatzes feſtgeſetzt. Für die folgende Zeit wird
bei Kriegsausbruch erſter Offizier des Panzerkreuzers Gneiſenau,
Ozean, die ſiegreiche Seeſchlacht bei Coronel und den ruhmreichen rechners in die Gruppe 8 der Beſoldungsordnung genehmigt worden.
Untergang bei den Falklandsinſeln miterlebt. An Hand einer Reihe Einreihung des Gemeindebaumeiſters als Gemeindebauinſpektor in
voll Gefahr und Tapferkeit begleiten, immer beſeelt von dem einen Tätigkeit nochmals beſchloſſen. Die Vergebung der Unterhaltungsarbei=
Gedanken, dem Vaterland zu dienen. Zum Berufswechſel gezwungen, ten der Gemeinde Eberſtadt für das Rechnungsjahr 1923 wird entſpre=
um
dieſen die lebhaftere Teilnahme am heimatlichen Volksleben zu forderlich, und wird die Einſtellung des Gehilfen Kern beſchloſſen. Eine
erleichtern und die dort tätigen Kräfte für die Geſundung und Auf=
richtung
des deutſchen Volkes nutzbar zu machen. Ueberall, wo er Zwingenberg wird nicht genehmigt und dem Finanzausſchuß zur noch=
ſpricht
, findet er überfüllte Säle und reichen Beifall bereits bei ſeinem maligen Beratung überwieſen. Die Wahl des Schulvorſtandes für die
Erſcheinen, und ſeine Worte erwecken überall freudigen Widerhall und Dauer der Wahlveriode des neugewählten Gemeinderats wird vorge=
Kartewverkauf empfiehlt es ſich, ſich baldmöglichſt mit Eintrittskarten Heißt, Ga. Jahnſohn und Wilhelm Müller. Die Geſuche der Notſtands=
zu
verſehen. (Näh. ſ. Anz.)
in Heſſen. Der bereits in Ausſicht geſtellte Lichtbildervortrag über 1100 Mk. bezw. 1000 Mk. pro Stunde feſtgeſetzt. Das Geſuch der An=
Zahnpflege für die Mütter der Beratungsſtunden findet nunmehr am wohner der Aliceſtraße um Befeſtigung dieſer Straße wird zwecks Be=
Montag, den B. April, abends 8 Uhr, im Sagle des Vereins Chriſtlicher ſichtigung und Auftellung eines Koſtenvoranſchlags dem Bauausſchuß
junger Männer in der Infanteriekaſerne, Alexanderſtraße, Hof links.
ſtatt. Herr Dentiſt Drautz hat ſich bereit erklärt, die Lichtbilder durch
einen Vortrag zu erläutern.
Kunſtnotizen.
geſchſebt, behält ſch die Nedaſtion ihr Urtell vor.
Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft.
Die gewaltige Steigerung der Reiſekoſten und ſonſtigen ſachlichen Aus=
gaben
erſchweren alle künſtleriſchen Veranſtaltungen außerordentlich.
Wie die Erfahrung des Winters in Darmſtadt und anderen Städten
gezeigt hat, können die Künſtler ſelbſtändige Abende überhaupt kaum laßt werden. Eine Reihe eingelaufener Geſuche und kleiner Vorlagen
mehr geben, da die ſachlichen Koſten nicht einzubringen ſind. Um ſo findet Genehmigung.
mehr iſt die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft bemüht, durch
ihre Darbietungen allen Kreiſen der Bevölkerung die Teilnahme an faſt zweiſtündigen ſchwierigen Verhandlungen wurde nun endlich der
den Gütern der Kunſt und Kultur nach wie vor zu ermöglichen und zu=
gleich
den Künſtlern Gelegenheit zur Betätigung zu geben, wenn ſich bracht, dergeſtalt, daß der frühere Vertragsentwurf inſofern Abände=
auch
das im Herbſt vorgeſehene Programm nicht in allen Teilen durch= rungen erfährt, als für die Bezahlung des gelieferten Stromes nicht 45,
führen läßt, ſondern einzelne Aenderungen erfahren muß; ſo hat ſondern 60 Prozent des Geſtehungspreiſes eingeſetzt werden und die
Joachim von der Goltz ſeine ganze Vortragsreiſe durch Deutſchland
aus berſönlichen Gründen abgeſagt. Für ihren nächſten Abend, der
am Donnerstag, den B. April. ſ1, uhr, im Mathildenhöhſaal Es wurde noch vereinbart, daß ab kommenden Montag der Betrieb er=
ſtattfindet
, hat die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft Alfred
Bock, den ausgezeichneten oberheſſiſchen Heimatdichter.
gewonnen der mit dem Vortrag eigener Werke beſonderes künſtleri=
ſches
Intereſſe erwecken dürſte. Indem die Geſellſchaft auf das voll=
zählige
Erſcheinen aller Mitglieder rechnet, hat ſie für dieſen Abend
den erforderlichen Teuerungszuſchlag nur auf 150 Mark für Mitglieder
feſtgeſetzt, während Nichtmitglieder ſelbſtverſtändlich erheblich höhere
Eintrittspreiſe zahlen. Der Kartenverkauf iſt in der Buchhandlung
Bergſträßer eröffnet.
Ruhrhilfe.
Spenden für die Hilfe für das Ruhrgebiet ein=
gezahlt
bei der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt: 1 788 627 Mk.
Aprilbeitrag der Deutſchen Bank, deren Direktion und Angeſtellten, hier,
Verkehrswerbung mitteilt, zwiſchen Berlin und dem Rheinland aus= 170 000 Mk. von Gebrüder Wiener, hier, 110 000 Mk. von Beamten der
Dampfkeſſelfabrik. Darmſtadt, vorm. Venuleth u. Ellenberger, hier,
zig=Kaſſel und von Frankfurt a. M. So verkehren z. B. von Berlin zur 100 000 Mk. von Frau Baronin D., 74 760 Mk. von Frl. Hilde Künzli,
Zeit 4 D=Züge: ab Potsdamer Bhf. 10.15 abends (Schlafwagen), ab Solothurn, 73 082 Mk., von den Arbeitern der Firma Odo= Maſchinen=
fabrik
, hier, 63 542 Mk., von den Angeſtellten der Firma Ludwig Alter
vormittags (Speiſewagen), ab Friedrichſtraße 12.45 nachmittags in 10 A.=G., bier, 50 000 Mk. von Firma Gebr. Unger, hier, 28500 Mk. von Abhilfe zu ſchaffen. Es iſt wiederum in Ausſicht genommen, demnächſt
Stunden nach Köln. Von Köln verkehren die Rheindampfer, mit denen Mittl. Vermeſſungsbeamten, hier, 16 800 Mk. von Beamten der Renten=
anſtalt
, hier, 12000 Mk. von Herrn Architekt Franz Wirtz, Schlierbach, ten. Der Gemeinderat ſteht der Sache wohlwollend gegenüber und be=
10 000 Mk. von Eugen Letſche, bier, 10000 Mk. von Heinrich Franz,
hier, 10 000 Mk. von Oberreg.=Rat Weiffenbach, hier, 6000 Mk. von
hier, 5000 Mk. von Herrn Dr. Ed. David, hier, 5000 Mk. von S. M..
aus zu erreichen. Im übrigen vermitteln private und Poſtkraftwagen= 5000 Mk. von Herrn Walther Freiherr van der Hoop, hier, 5000 Mk.
von Herrn Emil Sautter, hier, 4000 Mk. von Herrn Dr. W. Linß,
hier, 1500 Mk. von Frl. Dora Lippert, hier, 1500 Mk. von N. N., 1200
die Verkehrsmöglichkeiten im beſetzten Gebiet unterrichtet u. a. ein Mk. von Herrn Otto Ferd. Günther, hier 1000 Mk. von Ungenannt.
beſonderer Fahrplan, der vom Verlage M. Dumont=Schauberg in Ver= 340 Mk. von Bahnbeamten Winter, hier, 79 Mk. von Herrn Fr. Holl=
Parlamentariſches.
Steuererklärung für Einkommenſteuer. Ver=
ordnung
des Reichsminiſters der Finanzen iſt der Endtermin für die ſoweit hergeſtellt hat, wird beſchloſſen, dieſem einen durch die Gemeinde
Abgabe der obigen Steuererklärung auf den 30. April 1923 feſtgeſetzt.
Zahlreiche Steuerpflichtige haben die Formulare für die drei Erklärun= beſchafften Herd zum Selbſtkoſtenpreis zu überlaſſen. In geheimer
digen Jungen zweimal größere Mengen Geſchäftsbriefe und Bücher als gen erſt in den letzten Tagen erhalten. Manche Aufforderungen ſind
Altpapier für insgeſamt über 5000 Mark abgekauft und konnte nach den überhaupt noch nicht zugeſtellt worden. Wer, den Aufforderungen der
ganzen Umſtänden über den unredlichen Erwerb nicht im Zweifel ſein. Finanzämter folgend, am 15. April Formulare für Steuererklärungen
Jenes Bürſchchen war wiederholt über den Lattenabſchluß eines Haus= bei den Finanzämtern erheben wollte, wurde abſchläglich beſchieden und
kellers eingeſtiegen, um je einen Sack mit der fraglichen Beute wegzu= ihm mitgeteilt, daß die Zuſtellung der Formulare in den nächſten Tagen
ſchleppen. Als Zeuge widerſprach dieſer jugendliche, im Nachbaranweſen erfolgen werde. In Darmſtadt ſind in manchen Fällen dieſe Formulare
damals als Auslaufer beſchäftigte Dieb der Behauptung K.s, durch einen erſt am 19. und 20. April zugeſtellt worden. Für die meiſten Verpflich= lerzahl ſind jetzt 5 Klaſſen geteilt, ſodaß die Anſtalt im ganzen aus
teres zuträfe, hätte der ſonſtige Sachverhalt den Angeklagten von ſo die verwickelten und umfangreichen Fragen der Steuererklärungen zu
verdächtigem Handel abhalten müſſen. Bezeichnenderweiſe ergab ſich behandeln, insbeſondere, da es ſich in vielen Fällen um vollſtändige Um= Staatsbürgerkunde, die in Verbindung mit Geſchichte gelehrt wird,
ſeinerzeit bei der polizeilichen Siſtierung des erwähnten Jungen, daß änderung der beſtehenden Geſetzgebung handelt. Es kann ſonach den
Streit mit anderen Hausbewohnern geäußerte Drohung bezw. Belei= auferlegte Friſt einzuhalten, und es erſcheint durchaus unbillig, ſolche, Mark. Durch Stiftungen ſind eine erhebliche Anzahl Freiſtellen zu
digung kommt die Ehefrau Toni Dittgen, von hier teuer zu ſtehen, bei denen dieſe Unmöglichkeit vorliegt, noch mit Strafen und Zuſchlägen
lautet. Der Auftritt hatte ſich zu jener Zeit abgeſpielt, als mit dem daß er eine beliebige Summe am 1. Mai zahlt, ſo iſt doch dies ein ſehr vorliegenden wirtſchaftlichen Verhältniſſe bis zum 1. Mai an die Direk=
Aeußerung richtete ſich gegen einen Poſtbeamten. Mit ihm ſowie ſeiner tigen erfordert dringend eine Verlängerung der Friſt um Bergſtraße, ſo ſind auch hier durch den Kälterückſchlag in der vorigen
mindeſtens 2 Wochen.
die Franzoſen die Stadt beſetzen möchten, dann werde ſie durch Anzeige finanzminiſterium dringendſt den Antrag ſtellen, daß die Fliſt zur Ab= Glücklicherweiſe hat die Kälte den Blüten der Steinobſt= und Kernobſt=
gabe
der oben genannten Steuererklärungen um mindeſtens 2 Wochen bäume nur wenig geſchadet. Milchpreis. Laut Bekanntmachung
Erregung der Täterin in Betracht und ließ es dahingeſtellt, ob dieſe erſtreckt wird, und daß bei nicht rechtzeitigen Erklärungen von Zuſchlägen haben die vereinigten Landwirte des Kreiſes den Milchpreis ab Stall

Griesheim 21. April. Der ordentlichen Generalverſamm=
lung
der hieſigen Volksbank kam eine beſondere Bedeutung
zu, weil es die letzte Generalverſammlung der Bank war, in der der
langjährige Geſchäftsführer derſelben, Herr Direktor Eckſtein, die
Bilanz vorlegte. Unter den zahlreich Erſchienenen, die der Vorſitzende
des Aufſichtsrats, Herr Zimmermeiſter Schick, begrüßen konnte, be=
fand
ſich auch der Generalſekretär Saal vom Verband der heſſiſhen
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften in Darmſtadt. Die von Direktor
Eckſtein vorgetragene und erläuterte Bilanz, die mit einem Rein=
gewinn
von rund 800 000 Mark abſchließt, wurde einſtimmig genehmigt.
Im Anſchluß daran gedachte der Vorſitzende in bewegten Worten der
großen Verdienſte, die ſich Herr Eckſtein um die außerordentliche Ent=
wickelung
der Bank in zwanzigjähriger, raſtloſer und uneigennütziger
Weiſe erworben habe. In Anerkennung dieſer Verdienſte wurde Herrn
Direktor Eckſtein ein Diplom überreicht. Herr Generalſekretär Saal
zog in eindrucksvollen Worten die Bilanz der zwanzigjährigen genoſſen=
ſchaftlichen
Arbeit des Herrn Direktors Eckſtein für die Volksbank
Griesheim. Die ziffernmäßigen Ergebniſſe dieſer Arbeit liegen vor und
ſtellen die Volksbank Griesheim an einen der erſten Plätze im heſſiſchen
Kreditgenoſſenſchaftsweſen. Nicht aber iſt aus dieſen Ziffern, ohne
weiteres zu erſehen, welches gerüttelte Maß von Arbeit, Sorgen und
Entäuſchungen überwunden werden mußte. Vorausietzung für ſolche
Leiſtungen iſt ein freudiger Idealismus, der die perſönlichen Wünſche
und Intereſſen jederzeit denjenigen der Allgemeinheit unterordnet.
Von der heſſiſchen Genoſſenſchaftsorganiſation würden dieſe Leiſtungen
nicht vergeſſen werden. Herr Direktor Eckſtein dankte bewegt für die
Anerkennung ſeiner Arbeit und für das uneingeſchränkte Vertrauen,
das er auf ſeinen Nachfolger zu übertragen bat. Als Nachfolger wurde
der Verſammlung der ſchon ſeit zwei Jahren in der Geſchäftsführung
tätige Herr Maus vorgeſtellt. Zum Schluſſe der Verſammlung ge=
dachte
Herr Bürgermeiſter Schüler noch der Verdienſte, die ſich Herr
Eckſtein um die Gemeinde erworben habe und wünſchte dem Scheiden=
den
weiteres Wohlergehen. Hierauf ſchloß der Vorſitzende die an=
regend
verlaufene Verſammlung.

HI. Eberſtadt, 20. April. Gemeinderatsſitzung. Die Ver=
6000 Mk. bewilligt. Als waldbeſitzende Gemeinde trägt Eberſtadt ſeinen
Johannesgemeinde. Das Wohltätigkeitskonzert zum Arbeitgeberanteil zur Ruhrhilfe mit 230 000 Mk. bei. Ein Geſuch des
muß wegen dienſtlicher Verhinderung des Herrn Hoefflin auf Diens= wieſen mußte wegen eines die Verlegung hindernden Servitutsrechtes
abgelehnt werden. Das Ausroden von Stöcken im Walde wird mit ſo=
Zu Pochhammers Vortrag ſchreibt man uns: Deutſche fortiger Wirkung freigegeben und eine monatliche Gebühr von 100 Mk.
wird ein Kämpfer des Weltkrieges uns ſeine Erlebniſſe erzählen! apotheke wird für die Zeit vom 1. Oktober 1921 bis 30. September 1922
lebenden vom Geſchwader des unvergeßlichen Grafen Spee, war die Feſtſetzung des Prozentſatzes vorbehalten. Bezüglich der Gemeinde=
beamtenbeſoldung
wird die Entſchließung des Miniſteriums des Innern
und hat den Kriegsmarſch des Kreuzergeſchwaders durch den Stillen zur Kenntnis gebracht. Hiernach iſt die Eingruppierung des Gemeinde=
der
ſchönſten Lichtbilder werden wir ihn auf abenteuerlichen Fahrten Gruppe 8 wird im Hinblick auf deſſen verantwortungsvolle dienſtliche
widmet Pochhammer ſich jetzt der Herſtellung wirkungsvoller Beziehun= chend den Vorſchlägen des Bau= und Finanzausſchuſſes genehmigt. Für
gen zwiſchen dem deutſchen Heimatvolk und den Auslandsdeutſchen, das Gemeindebureau machte ſich die Annahme einer Aushilfskraft er=
Kapitalaufnahme für das Gemeindewaſſerwerk von der Bezirksſparkaſſe
große Begeiſterung. Wir können daher den Beſuch des Vortrags nur nommen und ergibt dieſe folgendes Reſultat: Gemeinderat Gärtner.
barm empfehlen. Bei dem zu erwartenden großen Andrang zum Gemeinderat Meidinger Frau Gemeinderat Gebhardt, Gemeinderat
arbeiter und der Steinbrecher um Erhöhung ihrer Löhne werden ge=
Zentrale für Mutter= und Säuglingsfürſorge nehmigt und dem Antrage des Gemeinderats Gärtner entſprechend auf
überwieſen. Eine Grundſtücksverpachtung wird genehmigt. Die An=
gelegenheit
bezüglich der Waſſerverſorgung der Provinzial=Pflegeanſtalt
wird zur Beratung dem Finanz= und Bauausſchuß überwieſen. Die
Verſteigerung des im Induſtrieviertel gefällten Bauholzes wird geneh=
migt
. m kommenden Sommerhalbjahr wird wiederum eine Quäker=
lieber
Werte, Künfier und künſieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung ſpeiſung, und zwar für 150 Kinder der hieſigen Volksſchule, ſtattfinden
und wird der hierfür ſeitens der Gemeinde erforderliche Kredit bewil=
ligt
. Das Geſuch des Ortsbeamtenkartells Eberſtadt um Befürwortung
einer an das Reichswirtſchaftsminiſterium gerichteten Eingabe wegen
Einreihung Eberſtadts von Ortsklaſſe B nach Ortsklaſſe 4 findet Zu=
ſtimmung
und wird das Erforderliche von der Bürgermeiſterei veran=
st
. Nieder=Ramſtadt, 21. April. Gemeinderatsbericht. In
Stromlieferungsvertrag mit der Pertſchgeſellſchaft zum Abſchluß ge=
Geltungsdauer des Vertrages von 10 auf 6 Jahre herabgemindert wird.
öffnet werden ſoll. Die Verwaltung wird beauftragt, bis zur kom=
menden
Sitzung Vorſchläge auszuarbeiten, nach welchen bedürſtigen Per=
ſonen
das geſchuldete Holzgeld erlaſſen bezw. ermäßigt werden ſoll.
Verſchiedene Beſchwerden hinſichtlich der Holzverteilung aus dem Ge=
meindewald
wurden nach Prüfung des Sachverhaltes teils für erledigt
erklärt, teils für berechtigt gehalten, in welchen Fällen Entſchädigungen
bewilligt wurden. Dem Geſuch des Faſelwärters i. N. Walther um
Erhöhung ſeines geringen Ruhegehaltes wird inſofern entſprochen, als
dem Geſuchſteller ſeine. Holzgeldſchuld an die Gemeinde erlaſſen werden
ſoll. Ein Bewohner des ehemaligen Schneiderſchen Hauſes führt Be=
ſchwerde
darüber, daß die Handarbeitslehrerin, Frl. Schneider, ein ihr
ſ. Zt. von deſſen Wohnung überlaſſenes Zimmer nicht räumen will.
Der Gemeinderat hält die Beſchwerde für durchaus berechtigt und be=
ſchließt
, der Zimmerinhaberin zu eröffnen, daß ſie dieſes bis ſpäteſtens
1. Mai l. J8. zu räumen hat, andernfalls die Entſcheidung des Miet=
einigungsamtes
angerufen werden ſoll. Gemeinderat Eiſinger bemän=
gelt
noch die mangelhafte Dienſtführung des Hausverwalters im alten
ehem. Schneiderſchen Hauſe, die mit daran ſchuld ſei, daß das Haus be=
reits
ſo viele Bauſchäden aufweiſe. Der Gemeinderat beſchließt, hierin
wieder einen Wanderhaushaltungskurſus in hieſiger Gemeinde abzuhal=
willigt
die dadurch nötig werdenden Koſten. Die Abgabepreiſe für
Sand aus der Gemeindeſandkaute werden mit ſofortiger Wirkung wie
G. F. Deumer, hier, 5000 Mk. von Frau Geh. Poſtrat Dingeldeh Wwe folgt feſtgeſetzt: für die Zweiſpännerfuhre auf 1000 Mk., für die Ein=
ſpännerfuhre
auf 800 Mk.: für Einheimiſche iſt die Sandabgabe nach
wie vor frei. Die Verſteigerung des Faſeldunges zu 195 000 Mk. und
die Verpachtung der Bachuferloſe zu 270 400 Mk. werden genehmigt.
Gleichzeitig wird beſchloſſen, die Dreiſpitze am Eingang der Traiſaer
Hohl nicht mehr zu verpachten, ſondern ſie der Allgemeinheit zu über=
laſſen
. Gerügt wurde noch das Verhalten mehrerer Ortseinwohner,
das Holz auf den Ortsſtraßen aufzureißen, wodurch dieſe nicht un=
weſentliche
Beſchädigungen davontragen. Es wird beſchloſſen, dies zu
unterſagen. In Anbetracht des ſchlechten Zuſtandes der Ludwigs=,
Stift= und Karlsſtraße wird beſchloſſen, dieſe zu verkieſen. Das Ge=
ſuch
des Geſangbereins. Eintracht um Ueberlaſſung von vier Tannen=
Ein Autrag des Abg. Dr. Oſann betreffetd Abgabe der bäumchen zur Ausſchmückung des Feſtlokals anläßlich der am 5. und
6. Mai l. Js, ſtattfindenden Bannerweihe wird genehmigt. Zur Ver=
mögensſteuer
und Zwangsanleihe, lautet: Durch Ver= volſtändigung der Wohnung, die ſich der Wilh. Emig auf eigene Koſten
Sitzung werden noch Armenſachen verhandelt.
ds. Heppenheim a. B., 20. April. Oberrealſchule. Zu Be=
ginn
des neuen Schuljahres wurden am 16. d. M. 69 Schüler (darunter
3 Mädchen) neu aufgenommen und zwar 32 in die Sexta, 13 in die
Quinta und die übrigen in höhere Klaſſen, 26 der neu Eingetretenen
ſind aus Heppenheim ſelbſt, 43 von außerhalb. Wegen zu großer Schü=
14 Klaſſen beſteht. Die Geſamtſchülerzahl beträgt 327, die Zahl der
Lehrkräfte B. Neu eingeführt wurde in den oberen 4 Klaſſen 1 Stunde
während dafür der franzöſiſche oder geometr, Zeichenunterricht um
1 Stunde gekürzt wird. Das Schulgeld beträgt für alle Klaſſen 20 000
vergeben; Bewerber um ſolche müſſen die Betragsnote 1 oder 2 und die
zu belaſten. Kann ſich vielleicht der Einzelſteuerpflichtige dadurch helfen, Geſamtnote 2 oder 3 beſitzen. Bewerbungen ſind unter Darlegung der
wenig zweckmäßiges Aushilfsmittel. Die Rückſicht auf die Steuerpflich= tion zu richten. Erfrorene Nußbäume. Wie an der ganzen
Woche der größte Teil der Nußbäume erfroren, und bieten dieſe Bäume
Ich beantrage deshalb, die heſſiſche Regierung wolle bei dem Reichs= mit ihren erfrorenen ſchwarzen jungen Trieben einen traurigen Anblick.
auf 550 Mk. feſtgeſetzt.
(D Aus dem Kreiſe Heppenheim, 20. April Amtstage. Das
Kreisamt Heppenheim wird demnächſt folgende Amtstage abhalten: Am
Dienstag, den 24. April, nachm. 2 Uhr, im Rathaus zu Hirſchhorn,
und am Dienstag, den 1. Mai, vorm. 9 Uhr, im Schulhaus zu Fürth.
Schulverſäumnisſtrafen wurden vom Kreisamt wie folgt
feſtgeſetzt: Für ſtraffällige Verſäumnis in den Volksſchulen der Ge=
meinden
Heppenheim und Viernheim 720 Mk., in den Fortbildungsſchu=
len
1440 Mk., in allen übrigen Gemeinden 520 Mk. bezw 1040 Mk. Bei
Wiederholungsfällen kann dieſer Strafſatz bis auf das Fünffache erhöht
werden.
(.) Birkenau, 20. April. Anſtelle des Schulverwalters Berg, der
in ausländiſchen Schuldienſt getreten iſt, und ſich gegenwärtig auf der
Reiſe nach ſeinem neuen Wirkungskreiſe Buenos=Aires in Argentinien
befindet, wurde Fräulein Die, ſeither in Gernsheim angeſtellt, zur
Schulverwalterin der hieſigen kath. Elementarklaſſe ernannt, und hak
ihren Dienſt bereits angetreten.
( Aus dem Odenwald, 20. April. Es iſt eine erfreuliche Erſchei=
nung
, daß die Kirchenvorſtände unſeres flachen Landes doch nach und.
nach einſehen, daß die Bezahlung ihrer Organiſten, Kir=
chenrechner
und anderer Angeſtellten doch endlich der ungeheueren Geld=
entwertung
und Teuerung einigermaßen angepaßt, werden muß, und
daß die Entlohnung, wenn äußerſt möglich, in Naturalien geſchehen ſoll.
Den Anfang dazu hat auch bereits eine ſtattliche Anzahl von ländlichen
Geſangvereinen gemacht, indem dieſe ihre Dirigenten mit Abgabe von
Getreide, Holz oder auch eines entſprechenden Geldbetrages entlöhnen.
Neuerdings hat nun auch die evang. Kirchengemeinde Birkenau ſich dieſer
Neuerung in lobenswerter Weiſe angeſchloſſen und ihrem Organiſten
3 Rm. Holz und dem Kirchenrechner 2 Rm. Holz als jährliche Beglei=
chung
ihrer Mühewaltung zugebilligt. Hoffentlich folgen noch recht
viele Kirchengemeinden dieſem löblichen Beiſpiele nach.
ot. Alzeyz (Rheinh.), 20. April. Dammrutſch. Der ſogenannte
Kettenheimer Damm iſt ins Rutſchen geraten; er hat gewaltige Erd=
maſſen
mit ſich geriſſen. Das Schienengleiſe iſt unterbrochen. Die Auf=
räumungsarbeiten
ſind im Gange.

[ ][  ][ ]

Mk. m.
rüb

Mumuter 110.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. April 1923.

Seite 5.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Freiſpruch einer Gattenmörderin. Die Beweisauf=
nahme
in dem Gattenmordprozeß gegen Frau Martha Schmidt beſtätigte
in vollem Maße die Angaben der Angeklagten über das Martyrium ihrer
Ehe. Auch durch die Zeugenausſagen wurde der erſte Eindruck erhärtet,
daß der Ehemann Schmidt ein durch Trunk zu den ſchlimmſten Laſtern
herabgeſunkenes geſellſchaftfeindliches Individuum geworden war. Die Zeu=
gen
bekundeten, daß der getötete Schmidt ſtreitſüchtiger Natur war,
dauernd dem Trunke ergeben und ſehr arbeitsſcheu. Außerdem wurde
er als ein großer Weiberjäger bezeichnet, der ſogar nicht zurückſchreckte,
die Schweſter ſeiner einſtmaligen Braut in Abweſenheit ihres Ehe=
mannes
zu vergewaltigen. Es wurde der Angeklagten beſtätigt, daß
Schmidt den erwachſenen Töchtern nachgeſtellt habe, ſodaß dieſe das
Haus verlaſſen mußten. Die eine der Töchter beſtätigte unter Tränen
der Scham, daß der Stiefvater ihr tatſächlich Gewalt angetan habe.
Sämtliche Zeugen bekunden weiter, daß Schmidt ſeine Frau ſehr ſchlecht
behandelte. Ihrer Schweſter gegenüber hat die Angeklagte ſich über die
Zumutungen ihres Mannes, die bei ihr Ekel auslöſten, beklagt. Staats=
anwaltſchaftsrat
Schwandke beantragte, die Angeklagte ſchuldig der vor=
ſötzlichen
Tötung zu ſprechen, ihr jedoch mildernde Umſtände zuzubilli=
gen
. Rechtsanwalt Dr. Schwindt wies darauf hin, daß es ſich hier
ſicherlich um einen Verzweiflungsakt handle, bei dem die Angeklagte ihrer
Sinne nicht mehr mächtig war. Der Wahrſpruch der Geſchworenen
lautete auf nichtſchuldig der vorſätzlichen Tötung und die Angeklagte
wurde daraufhin auf Koſten der Staatskaſſe freigeſprochen. Sie
wurde ſofort aus der Haft entlaſſen.
Der Wiederaufbau des Wiesbadener Staatstheaters.
Wiesbaden. Die Arbeiten zum Wiederaufbau des abge=
brannten
Bühnenhauſes des Staatstheaters nehmen einen rüſtigen
Fortgang. Das eiſerne Kuppeldach, ſowie der neue eiſerne Vorhang
find bereits zur Ausführung vergeben. An den übrigen Wiederauf=
bauplänen
wird in einem beſonderen Baubureau eifrig gearbeitet, ſo
daß anzunehmen iſt, daß das neue Bühnenhaus gegen Ende des Jahres
in Betrieb genommen werden kann. Weiter erfährt das Wiesbadener
Tageblatt, daß beabſichtigt iſt, für die Uebergangszeit im großen Kur=
hausſaal
ein Proviſorium für die Aufführung von Opern, die für
dieſen Rahmen geeignet ſind, zu ſchaffen. Vorbereitende Beſprechun=
gen
zwiſchen der baupolizeilichen Regierungs= Theaterüberwachungskom=
miſſion
, der Intendantur des Staatstheaters und der Leitung der Kur=
verwaltung
haben bereits ſtattgefunden. Es kann ſich nach Lage der
Verhältniſſe nur um Opernaufführungen handeln, die ſich dekorativ
mit den allergeringſten Mitteln ermöglichen laſſen.
Aufregender Kampf mit einem Kirchenräuber.
Heidelberg. In der Bonifatiuskirche ereignete ſich ein aufregender
Vorfall. Als der 71 Jahre alte Meßner Anton Schäfer, ein außer=
ordentlich
gewiſſenhafter und treuer Beamter, vor dem Abſchließen der
Kirche ſie noch einmal durchſchritt und alle Winkel und Ecken nachſah,
ſprang plötzlich hinter einem Altar ein junger Menſch hervor und ver=
ſetzte
dem Meßner mit einer Eiſenſtange einen Schlag auf den Kopf.
Der Meßner beſaß aber trotz ſeines hohen Alters Geiſtesgegenwart und
Mut genug, um ſofort ſeinen Gegner an der Gurgel zu faſſen und laute
Hilferufe auszuſtoßen. Bald eilte dann auch ſeine Tochter und noch ein
anderer herbei, der dem in ſchwerem Kampf verſtrickten Meßner Hilfe
leiſtete und den jungen Kirchenräuber feſthielt, bis die ſofort alarmierte
Polizei erſchien. Der Kirchenräuber hatte ſich bereits vor zwei Tagen
als er in der Bonifatiuskirche eine eingehende Beſichtigung vornahm,
ſtark verdächtig gemacht. Mit welcher Raffiniertheit er vorging, geht
daraus hervor, daß er über ſeine Schuhe Strümpfe gezogen hatte, um
ſeine Schritte zu dämpfen und, daß in ſeinem Ruckſack neben allerhand
Einbrecherwerkzeugen eine ſchwarze Maske ſich befand. Der Meßner
hat am Kopf glücklicherweiſe nur eine leichtere Fleiſchwunde erhalten.
Der ins Gefängnis abgelieferte Verbrecher iſt der 19 Jahre alte Otto
Stegmaier aus der Mittermaierſtraße und ſtammt aus einer ſehr acht=
baren
Familie. Der Vater war vor etwa ſechs Jahren bei einem Eiſen=
bahnunglück
in Bad=Steinach ums Leben gekommen. Die Mutter und
die Geſchwiſter ſind als ehrenwerte Leute bekannt und geachtet. Man
nimmt an, daß Stegmaier noch einen Helfershelfer gehabt hat, der von
der Polizei zwiſchen 5 und 6 Uhr beobachtet worden war, doch weigert
ſich Stegmaier, den Namen des Betreffenden anzugeben. Hätte nicht
der alte Meßner eine ſo kaltblütige Entſchloſſenheit und ein ſo großes
Verantwortungsgefühl beſeſſen, ſo wären wohl die Raubabſichten in
vollem Maße gelungen. Nach Angaben der Polizei hatte der Buch=
binder
Stegmaier die Abſicht, die Kelche zu ſtehlen und im beſetzten Ge=
bietz
zu verkaufen.
Der Schreckender Nacht, für den ſich der mit Lebensgefahr
am 16. April in der Anlage feſtgenommene Einbrecher ausgab, wurde /
als der am 12. Februar 1899 zu Frankfurt a. M. geborene Schloſſer
Hermann Nöll feſtgeſtellt. Nach Mitteilung der Polizei von Frankfurt
hat Nöll im vergangenen Jahre in Frankfurt die gleichen Diebſtähle,
wie ſie in letzter Zeit in Heidelberg durch Einſteigen mit Leiter aus=
geführt
wurden, begangen. Nöll wurde hierwegen zu 7 Jahren Zucht=
haus
verurteilt. Am 14. Februar 1923 iſt Nöll, der als einer der ge=
fährlichſten
Einbrecher und Ausbrecher bekannt iſt und gerne den Gei=
ſteskranken
markiert, aus dem Gefängnis in Halle a. d. S., wo er in=
folge
Verſchluckens von Schlüſſeln einer Operation unterzogen wurde,
entflohen. Auch hier hat Nöll 6 Stück etwa 10 Ztm. lange Bandeiſen
und 3 Eiſendrähte geſchluckt, die bei einer Operation vorgefunden wur=
den
. Es ſind aber für diesmal Vorſichtsmaßnahmen getroffen, daß er
nicht wieder ausreißen kann. Die bei dem Friſeur Bülow geraubten
Gegenſtände hatten nach genauer Aufſtellung einen Geſamtwert von
1848 860 Mark.
Schwere Bluttat im Rauſch.
Karlsruhe. Der übermäßige Alkoholgenuß hat in Hagsfeld
zu einer ſchweren Bluttat geführt. Der angetrunkene 19jährige
Metallarbeiter Rauſch wurde von dem Wirt Strauß aufgefordert, die
Wirtſchaft zu verlaſſen, weil er ſich ungebührlich benahm. Als Rauſch
von dem Wirt zur Tür hinausgeſchoben wurde, verſetzte er dem Wirt
einen Meſſerſtich, der den Tod herbeiführte.
Das Spielen mit der Schußwaffe.
Lörrach. Das Spielen mit der Schußwaffe hat ein weiteres
Menſchenleben gefordert. Der 11jährige Sohn des Hafnermeiſters
Ziegler, in Weill ſpielte mit einem Flobertgewehr, die Waffe entlud
ſich und die Kugel drang dem Jungen in den Kopf und führte den als=
baldigen
Tod herbei.
Diamantenes Jubiläum eines auslanddentſchen Lehrers.
D.4.I. Am 18. April feierte in Haifa der Lehrer Friedrich Lange
das Feſt ſeiner diamantenen Hochzeit. Herr Lange der Gemeindevor=
ſteher
der Deutſchen Kolonie in Haifa iſt, wird gleichzeitig an dieſem
Tag ſein Lehramt, das er treu jahrzehntelang verwaltet hat, nieder=
legen
. Lange iſt in weiteſten Kreiſen des Deutſchtums bekannt gewor=
den
durch ſeine Geſchichte der Templerkolonien, die er verfaßt hat,
ein großes, für die Templer grundlegendes Werk. Er ſelbſt iſt als
Sohn weſtfäliſcher Eltern in der Krim geboren und lebte mit ſeinen
Eltern zunächſt in der Krim, ſpäter im Kuban=Gebiet. Er hat 7 lebende
Kinder, 42 Enkel und 12 Urenkel und einer ſeiner Söhne iſt jetzt der
Vertreter der Templerkoloniſten in Deutſchland. Friedrich Lange durfte
während des ganzen Krieges in Haifa bleiben und wurde mit Aus=
nahme
eines einzigen Falles, der aber raſch beigelegt war, von den
Engländern reſpektvoll behandelt. Das Auslanddeutſchtum darf dieſen
verdienſtvollen Mann, der ſich ſtets der deutſchen Intereſſen mit Eifer
und Treue angenommen hat, zu ſeinem Ehrentage herzlich beglück=
wüinſchen
.
Gebührenfreiheit der Ausländer auf itglieniſchen Schulen und
Hochſchulen.
D.4.I. In einem vom Unterrichtsminiſtgr Gentile veranlaßten
Dekret wird verordnet, daß alle Schüler fremder Staatsangehörigkeit,
die irgend eine italieniſche Schule oder Univerſität beſuchen, von jeder
ordentlichen und außerordentlichen Gebühr befreit ſind.
Mit dem gleichen Dekret wird dem Unterrichtsminiſter die Summe
von 200 000 Lire bereitgeſtellt zur Unterſtützung von jungen Italienern,
die im Auslande ſtudieren wollen, oder von Ausländern, die italieniſche
höhere Schulen, Kunſtſchulen oder Univerſitäten beſuchen wollen.

wd. Frankfurt a. M., 21. April. Das vierzehntägige Verbot der
Frankfurter Nachrichten iſt auf acht Tage beſchränkt worden. Heute
iſt das Blatt zum erſten Male wieder erſchienen.
Sport, Spiel und Turnen.
Aus der T. G. D. 1846.
Ein großes Bühnenſchauturnen veranſtaltet die Woogs=
platz
=Turngemeinde am Samstag, den 12. Mai, im Großen Haus des
Heſſiſchen Landestheaters. Bei dieſer Veranſtaltung ſind
alle Abteilungen der T. G. D. 1846 beſchäftigt, und wird dadurch den
Beſuchern ein abwechſelungsreiches Bild dargeboten werden. Der
Kartenvorverkauf beginnt am Donnerstag dieſer Woche in der Parfü=
merie
Müller, Rheinſtr. 6. Es empfiehlt ſich, rechtzeitig mit Karten
zu verſehen, da die Nachfrage ſtets ſehr ſtark iſt; beſonders ſei dies
den auswärtigen Beſuchern geraten. Näheres noch durch Plakate und
Anzeigen in dieſer Zeitung.
Am Samstag, den 28. April, findet das Auszeichnungsfeſt der
Wanderabteilung der T. G. D. 1846 im kleinen Turnſaal ſtatt. Zu
dieſem Feſt ſind alle Mitglieder der T. G. D. 1846 herzlich eingeladen;
Gäſte ſind willkommen. Den Vorbereitungen nach zu urteilen, ſteht
den Beſuchern ein hübſcher Abend bevor. Näheres folgt noch an dieſer
H. M.
Stelle.
Sportverein Darmſtadt 1898.
e- Man muß es dem Sportberein Darmſtadt 1898 E. V.
laſſen, im Arrangement ſeiner geſamten Veranſtaltungen liegt Syſtem.
Mit vielem Geſchick und gründlicher Sachkenntnis verſteht er es, die ihm
am Böllenfalltor überlaſſene Platzanlage, deren Ausbau ſeiner An=
regung
und Tatkraft ebenfalls zu verdanken iſt, ohne Unterlaß vor=
teilhaft
auszunutzen und ſie in ihrem Zweck der Allgemeinheit dienlich
zu machen. Auch am heutigen Sonntag wieder ſteht den Beſuchern
des Stadions ein intereſſanter Tag ſportlicher Veranſtaltung bevor.
Seiner zurzeit in guter Verfaſſung befindlichen Ligaerſatzmann=
ſchaft
iſt es gelungen, die altbekannte Ligaerſatzmannſchaft der
Offenbacher Kickers zu einem Wettſpiel zu verpflichten. Bei
der Gleichwertigkeit beider Mannſchaften ſteht ſchon im Anfang ein
intereſſantes Spiel bevor.
Während dieſes Spiels entläßt die Heſſiſche Schutzpolizei
über 100 Teilnehmer ihrer erprobteſten Sportsleute zum Ablauf, die
im Kampfe um die Waldlaufmeiſterſchaft der Heſſiſchen Schutzpolizei
ſicher ein lebhaftes und anregendes ſportliches Bild abgeben werden.
Nachdem die letzten der Teilnehmer an dieſer Veranſtaltung auf dem
Stadion wieder eingetroffen ſind, wird der Frühjahrswaldlauf
des Sportvereins ſelbſt in verſchiedenen Klaſſen zur Ab=
wickelung
gebracht. Die Beteiligung an dieſem Wettbewerb iſt äußerſt
zahlreich. Die eingegangenen Meldungen erſtrecken ſich erfreulicher=
weiſe
auch auf eine größere Anzahl von Teilnehmern aus hieſigen Ver=
einen
. Nach Beendigung der Veranſtaltung hat die Ligamann=
ſchaft
des Sportvereins die Ligamannſchaft des Fußball=
klubs
Viktoria=Hanau 1894 zu Gaſt. Den Hanauern geht
in ſpieleriſcher Hinſicht ein guter Ruf voraus. In jahrelanger eifriger
Pflege und Förderung aller Leibesübungen bildet die Ligamannſchaft
dieſes Vereins die ſtärkſte Waffe, die Hanau 94 in und außerhalb
ihrer Mauern ſtets würdig zu vertreten wußte. Ihre Spiele im
Mainbezirk werden ſeit Jahren ſchon ſtets mit beſonderem Intereſſe
verfolgt. Für einen Gegner der den Kampf zu leicht nimmt, iſt die
Niederlage unvermeidlich. Sie weiß aus den Leiſtungen, daß die
Darmſtädter Elf zurzeit ihrem Können gleichwertig iſt. An einem Er=
folg
ihrerſeits am heutigen Tage will ſie jedoch nicht zweifeln. Hoffent=
lich
zeigen aber die Darmſtädter im Gegenſatz zum vergangenen Sonn=
tag
, daß Erfolge gegen Gegner in Darmſtadt von Vereinen aus Hanau
nicht mehr ſo leicht wie früher zu erringen ſind.
Der Frühjahrswaldlauf des Sportvereins
Darmſtadt 1898.
Der am heutigen Sonntag vom Sportverein Darmſtadt
1898 E. V. veranſtaltete Frühjahrswaldlauf hat ein ausge=
zeichnetes
Meldeergebnis zu verzeichnen. Nicht weniger als 16 Alters=
mannſchaften
, 17 Jugendmannſchaften und eine größere Anzahl Einzel=
läufer
haben ſich zur Teilnahme an der Veranſtaltung einſchreiben
laſſen. Selten war die Beteiligung an einem Waldlauf eine ſolch
große wie an der heute in Darmſtadt ſtattfindenden Veranſtaltung.
Nicht allein, iſt die Beteiligung aus Darmſtadt und Umgebung eine
zahlreiche, auch aus Frankfurt, Offenbach, Aſchaffenburg, Hanau uſw.
haben die dort beſtehenden Sport= und Turnvereine ihre Meldungen
abgegeben. Von beſonderem Intereſſe iſt die Teilnahme des Turn=
vereins
1817 Mainz, der Sportfreunde Mainz und des Turn= und
Sportvereins Mörfelden, deren Teilnehmer ſich unter ſchwierigen Reiſe=
verhältniſſen
bereit finden, am Start zu erſcheinen. Eine Tatſache, die
nicht hoch genug eingeſchätzt werden kann. Der Lauf ſelbſt wird in vier
Klaſſen zum Austrag gebracht, und führt der Weg vom Stadion durch
den vorderen öſtlichen Teil von Darmſtädter Waldungen zurück zum
Stadion, auf dem noch eine Bahnrunde zu laufen iſt. Je vier Mann
bilden eine Mannſchaft, von denen die drei erſten je nach Einlauf nach
Punkten gewertet werden. In den einzelnen Klaſſen die betreffenden
Sieger ſchon im voraus zu beſtimmen, iſt bei der großen Zahl der Teil=
nehmer
außerordentlich ſchwer. In der Hauptklaſſe wird es zwiſchen
der Sportvereinigung Arheilgen, ein in letzter Zeit äußerſt ſtrebſamer
und leiſtungsfähiger Verein, und dem Sportverein Darmſtadt ein
harter Kampf werden. In der Jugendklaſſe wird die Jugendmann=
ſchaft
des Sportvereins Viktoria=Aſchaffenburg, die an Oſtern in Mün=
chen
in überlegener Weiſe die Süddeutſche Waldlaufmeiſterſchaft in der
Jugendklaſſe gewinnen kennte, auch hier in Front erſcheinen. Alles in
allem aber wird dem Darmſtädter Publikum ſicher eine ſportliche Ver=
anſtaltung
geboten, die ſich in ihrer Aufmachung und guten Beteiligung
nicht ſobald wiederholen laſſen wird.
Eintracht‟ Darmſtadt.
Am Finanzamt treffen heute Sonntag zum fälligen Rückſpiel die
Ligamannſchaft der Beſſunger Turner und die 1. Mannſchaft der
Darmſtädter Turner aufeinander. Union, zurzeit in ſehr guter Form,
dürfte den Eintrachtlern das Leben recht ſauer machen, doch haben Letz=
tere
das Plus des eigenen Platzes für ſich, ſo daß eine Vorausſage
recht ſchwer iſt. Hoffen wir daß beide Mannſchaften den an ſie geſtell=
en
Anforderungen entſprechen, damit jeder Platzbeſucher befriedigt
den Nachhauſeweg antreten kann.
Bs.

V
Sotz
Im Gebrauch die billigste Bereifung
Die Weltmarke bürgt für Oualität!

beseitigt sicher
Hiihnerdagen
das Radikalmittel Lebeuvoht.
Hornhaut a. d. Fußsohlen verschwindet durch
Lebewohl-Ballen-Scheiben.
In Drogerien u. Apotheken. (I,2104
Man verlange ausdrücklich Lebewohl‟
2
Drog. Ant. Fischer, Frankfurterstr. 12/14, Drog. K. Steinhäuser, Nied.-Ram.
städterstr., Engeldrog. H. Schaub, Karlstr. 28, Gg. Liebig & Co., Lnisenstr. 4-

Preußiſch=Süddeutſche Klaffenlotterie
Mitgeteilt durch Lotterie=Einnahme Petrenz, Rheinſtr. 33.
4. Klaſſe, 21. (247.) Lotterie, 2. Tag, 2. Ziehung.
2000 000 Mk. Nr. 252236; 100 000 Mk. Nrn.: 167676 200726 336496;
50000 Mk. Nrn.: 42369 100288 113082; 30000 Mk. Nrn.: 4445 10729
24595 43735 49441 65856 75660 75988 115118 130278 135297 169615 215055
219994 242865 259238 261161 267542 281288 289828 294850 299555 315538
339235 358582 369344.
3. Tag, 1. Ziehung.
1000 000 Mk. Nr.: 264259; 500 000 Mk. Nr.: 25972; 100 00) Mk.
Nr.: 123461; 50 000 Mk. Nrn.: 146638 197132 263289 278832; 30 000
Mark Nrn.: 9111 47758 58143 59371 59891 70319 74989 79526 83914
86535 103048 106231 109025 116644 122343 130398 139643 139869 140488
145756 146275 157026 161574 165934 177696 190282 202673 232374 241165
242160 252543 282395 292391 304124 316509 318681 320450 329098 331845
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[ ][  ][ ]

Seite G.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. B½ril 4922.

Rutnikier 1 40.

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
59)
(Nachdruck verboten).
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Im Palais Arweli war großer Empfang der gruſiniſchen
Ariſtokratie zu Ehren der Fürſtin. Schloß Arweli reichte nicht
aus, um alle Gäſte zur Verlobungsfeier zu beherbergen, deshalb
fanden ſich die Familien, die den Arwelis ferner ſtanden, oben in
Tiflis ein. Wagen auf Wagen fuhr vor, und die Räume füllten
ſich immer mehr.
Ganz ſo harmlos, wie das Feſt nach außen hin ſchien, war
es allerdings nicht. Während die Frauen ſich im Garten und in
den Sälen unterhielten, ſaßen die Männer im Zimmer des alten
Fürſten beieinander. Eingeborene Diener bewachten die Türen
und ließen keinen Unberufenen ein. Mitten unter den Männern
ſaß nur eine einzige Frau, die Fürſtin Eiſchat.
Fürſt Arweli führte das Wort.
Viele Monate ſind vergangen, ſeit wir uns von der Bolſche=
wiſtenherrſchaft
mit kühnem Entſchluß freigemacht haben, be=
gann
er, allein zu ſchwach gegen den mächtigen Nachbar, mußten
wir uns nach Hilfe umſehen und fanden ſie in dem Völkerbund,
der uns zu ſtützen verſprach.
Ein Gemurmel ging durch die Verſammlung.
Wie dieſe Unterſtützung ausſah, ſollten wir bald erfahren.
Der Baron Adriaan van Utrecht wurde als Statthalter und
Regent eingeſetzt, neben ihm ſteht eine Landesregierung, aber ſie
iſt machtlos. In Wahrheit regiert das Kapital Europas unſer
Land; es regiert nicht, es ſaugt es aus.
Fürſtin Eiſchat ſprang auf.
Ich habe Euch den Holländer gebracht, ich habe Euch ge=
raten
, ihm zuzuſtimmen, ich habe in Tifkis, als alles auf der
Schneide des Meſſers ſtand, zu ſeinen Gunſten geſprochen und
die Entſcheidung herbeigeführt, nicht ſeinetvegen, ſondern des
Landes wegen. Glaubt mir, in mir iſt kein Herzſchlag, der nicht
für unſer Land ſchlägt.

Ein Georgier aus dem Süden des Landes erhob ſich.
Wir um Eriwan haben damals lange gezweifelt, ob wir
dem Holländer unſer Vertrauen ausſprechen ſollten; aber wir
haben es getan, weil Fürſt Arweli uns verſprach, daß er und die
Seinen den Mann nur halten würden, ſo lange die Landesinter=
eſſen
nicht gefährdet würden. Wir waren für einen nationalen
Regenten.
Arweli nahm wieder das Wort.
Ihr wart ſür den Fürſten Alexander; aber glaubt mir, ſeine
Regentſchaft war unmöglich. Wir haben getan, was wir konnten,
ein Verwaltungsapparat umgab den Statthalter, um ihm eine
eigene Willensäußerung unmöglich zu machen. Die Berichte, die
ihm zugingen, waren ſchön gefärbt; man überhäufte ihn mit
Repräſentationspflichten, ſo daß er nicht zur Beſinnung kam;
ſeinen Sekretär, der uns unangenehm war, ſchickten wir in diplo=
matiſcher
Miſſion nach Europa. Eine Kette von Ereigniſſen, in
der kein Glied unüberlegt war. Unſer Dank gebührt aber haupt=
ſächlich
der Fürſtin Eiſchat, die es immer wieder verſtanden hat,
den Statthalter zu umgarnen und die, um ihren Einfluß zu
befeſtigen, ſich in wenigen Tagen mit ihm öffentlich verloben
wird.
Der Mann aus Eriwan ſprang auf: Das iſt unmöglich; ſie
iſt das Weib des Fürſten Alexander.
Die Ehe iſt geſchieden, erklärte Arweli.
Unſere heilige Kirche kennt keine Scheidung.
Der Biſchof von Tiflis, das Oberhaupt unſerer Geiſtlichkeit,
iſt anderer Anſicht.
Wieder ſprang Eiſchat auf.
Freunde, die Verlobung muß ſein; nur ſo behalten wir den
Einfluß, den wir brauchen. Ueber unſerem Glauben ſteht die
Liebe zu unſerem Lande.
Draußen klopfte es, ein Diener trat ein und flüſterte Arweli
etwas ins Ohr.
Der Kommandant unſerer Landeswehr in Baku ſteht
draußen und will mich ſprechen.
Alle fuhren auf: Was bedeutet das?"
Laß ihn herein.

Gleich darauf ſtand der Offizier vor dem Fürſten.
Was führte ſie nach Tiflis, Oberſt?
Ein Befehl des Statthalters, der in Baku eingetroffen iſt,
mich und meine Truppe abgelöſt hat und uns nach Batum verſetzt
hat, unter die Oberaufſicht des hochnäſigen engliſchen Kapitäns.
Er knirſchte mit den Zähnen. Uuterwegs ſind mir bereits
Truppen von Batum begegnet, die jetzt das Oelgebiet beſetzen
ſollen.
Die Männer ſahen einander betroffen an.
Ein Detachement der engliſchen Lanciers hat den vorläufi=
gen
Schutz übernommen. Ein ſtrenger Befehl weiſt alle Chineſen
innerhalb einer Woche aus dem Lande.
Er trat dicht an den Fürſten heran. Kann ich hier offen
ſprechen? Der Fürſt nickte.
Fürſt Alexander hat die Chineſen ins Land gebracht als
Gegengewicht gegen die Truppen des Völkerbundes. Der Direk=
tor
des Oeldiſtrikts war mit Geld und anderen Argumenten leicht
zu überzeugen. Die Freundſchaft mit Rußland ſollte die Macht
des europäiſchen Kapitals ausgleichen, nur, wenn zwei ſich um
uns ſtreiten, wird das nationale Intereſſe gehoben. Ich habe
einen ſchweren Stand gegen den Arzt in Baku gehabt, der Seu=
chen
fürchtete: die Peſt griff auch um ſich, aber das ſchadet nichts,
wenn die Europäer durch ſie ausgeräuchert werden.
Er verrät das Land an die Kapitaliſten ſchrien die Män=
ner
durcheinander. Fort mit dem Statthalter, fort mit dem
Völkerbund!
(Fortſetzung ſolgt.)

Bas beste Rad

OOP

ie Verlobung ihrer Tochter
Friedel mit Herrn Ludwig
Zentner beehren ſich anzuzeigen
Obermedizinalrat
Or. Julius Faber u. Frau
Roſa, geb. Bürkel
Zweibrücken (Rheinpfalz)

eine Verlobung mit Fräul.
D1 Friedel Faber beehre ich

mich anzuzeigen.

Ludwig Zentner

Darmſtadt, Roßdörferſtr. 77

April 1923
(*11146
KP
Statt Karten.

Ihre Vermählung beehren
sich anzuzeigen
Hans Dörsam u. Frau
Bosel, geb. Balles
Gras-Ellenbach Dieburg
22. April 1923

KARL HEIDT
BETTY HEIDT
geb. Bayer
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Am 19. April verſtarb im 76.
Lebensjahr unſere liebe Freundin
Fräulein Chriſtiane Herbſt.
Auf Wunſch der Verſtorbenen
fand die Beerdigung in aller
(*10954
Stille ſtatt.
Im Namen dertrauernd Hinterbliebenen:
Frau Sophie Petry, geb. Scheerer.
Darmſtadt, 22. April 1923.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem Heim=
gange
unſerer lieben Entſchla=
fenen
ſagen wir auf dieſem
Wege unſeren innigſten Dank.
Frau Kath. Brommer Wwe.
und Kinder.
Darmſtadt, 21. April 1923
(*11125
Herdweg 14.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange unſrer
lieben Entſchlafenen, insbeſondere
Herrn Pfarraſſiſtenten Reinhardt für
ſeine troſtreichen Worte, ſowie den
Schweſtern Sophie und Henriette
für ihre liebevolle Pflege, auch für
die vielen Blumenſpenden ſagen wir
unſeren aufrichtigſten Dank. (*11099
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familien Maurer
und L. Riefling.
Darmſtadt, den 21. April 1923.

Todes=Anzeige.
Durch Gottes Ratſchluß iſt heute
abend 11 Uhr unſer lieber, guter
Vater, Schwiegervater, Großvater
und Onkel
Herr
Philipp Tröller
Hotelier
Großh. Heſſ. Hoftraiteur
nach kurzer Krankheit, im Alter
von 68 Jahren ſanft verſchieden,
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt=Mainz, 20, April 1923.
Rheinſtr. 48,
(*11156
Die Beerdigung findet auf Wunſch
des Entſchlafenen in aller Stille ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen wohltuenden
Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Tode unſeres lieben Vaters,
Schwiegervaters, Großvaters, Bru=
ders
, Schwagers und Onkels ſagen
(11181
innigen Dank
Familie Louis Oehlenſchläger
Ludwig Grünig.
Darmſtadt, Frankfurt a. M.,
21. April 1923.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem Hinſchei=
den
unſerer lieben Entſchlafenen,
vor allem dem Hrn. Pfarrer Goethe
für ſeine troſtreichen Worte, ſowie
allen, die ihr hilfreich zur Seite
ſtanden, insbeſondere denSchweſtern
vom Alicehoſpital für ihre liebe=
volle
Pflege, ſagen wir innigen
(*11147
Dank.
Auguſt Kuhl u. Tochter.

Mittwoch, den 25. April ds. Js.,
nachm. 6 Uhr, ſollen auf freiwilligen
Antrag des Ludw. Schaub zu Darm=
ſtadt
die nachverzeichneten Liegenſchaften
in der Gemarkung Eberſtadt zum dritten
Male im Rathaus dahier verſteigert
(3283
werden:
1. Flur II, Nr. 343, Acker am Ulvenber=
806 qm,
2. Flur XXI, Nr. 71, Nadelholz am ſtei=
nernen
Kreuz 1356 qm.
Eberſtadt, den 20. April 1923.
Heſſ. Ortsgericht Eberſtadt.
Schäfer.

HocNSTE ERSRARNIS BURcK
AufOMATISCHE-AUSSCHALTUNG
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Prakt. Vorführung jederzeit unverbindl.
O Allein. Wiederlage f. Darmstadt u. Umg.

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Die fortgeſetzt ſich mehrenden Dieb=
ſtähle
und die überaus großen Wald=
frevel
bedingen die Schließung der Feld=
vege
zur Nachtzeit. Auf Grund des
Artikels 129b, II., 2, der Städteordnung
vom 8. Juli 1911 wird daher der Ver=
kehr
auf allen Feld= und Waldwegen
der Gemarkung Darmſtadt vom Tag der
Veröffentlichung dieſer Bekanntmachung
ab von abends 11 Uhr bis morgens
Uhr ſtrengſtens unterſagt. (st3296
Zuwiderhandlungen werden mit Poli=
zeiſtrafen
bis zu 90 Mk. geahndet, ge=
gebenenfalls
kann auch höhere Beſtra=
fung
eintreten.
Darmſtadt, den 20. April 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

J. V.: Buxbaum.

Bauarbeiten.
Die Schreinerarbeiten an den
Wohnhausneubauten am Rhönring 1922
Gruppe B ſollen vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem unter=
zeichneten
Amte, Grafenſtraße Nr. 30,
Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Montag, den
30. April 1923, vormittags 10 Uhr,
(st3308
einzureichen.
Darmſtadt, den 21. April 1923.
Städt. Hochbauamt.

Fliegende Arbeitskolonne des
ſtädt. Arbeitsamtes
erledigt voübergehende Arbeiten und Be=
ſorgungen
jeder Art durch zuverläſſig
Kräfte gegen feſte Vergütung. (st2691
Fernruf 2477.

Grundſtücks=Berſteigerung.
Die Ehelente Puhlmann in Pfung=
ſtadt
laſſen Montag, den 30. April
1923, nachmittags 2 Uhr, im Rat=
hausſaale
zu Pfungſtadt ihre Hofreite,
beſtehend in Wohnhaus, 1 Stock mit
Knieſtock, Pavillon und Veranda, ſowie
ſamit verbundenem Acker= und Gar=
tengelände
(Baumgarten), zuſammen
8162 qm öffentlich verſteigern. Beding=
ungen
können bei dem Ortsgericht Pfung=
ſtadt
eingeſehen werden.
Pfungſtadt, den 20. April 1923.
Heſſ. Ortsgericht. (3315

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Der Valutaprolet.
K.
(II,3289
(Aufheben!)
(Fortsetzung folgt.)
Piedecubiste hat, da seine Frau immer noch kein Geld schickt,
seine Wohnung im Hotel Adlon aufgeben müssen und sich in der
äußersten Ackerstraße als Schlafbursche eingemietet. Seine Mund- kauft er höchstpersönlich ein, bei der Firma Adlerfett & Co.
Bei einem solchen Gang gerät er mit seinem wohlgeratenen
rechten Fuße versehentlich, wie immer, auf die Zehenpartie einer
strammen Köchin, der vor Schreck die Einkaufstasche mit Eiern
und sonstigen Schlemmereien entfällt, denn ihr gnädiger Herr
ist der Müllkutscher Piefke.
Sinn Se varrückt, Se ollet Liter dreckige Kartoffeln mit
Ihre verkehrt injeschraubten Katastrophenlatschen? faucht sie
ihn an. In welchet anatomische Museum hat man denn Sie
zusammenjesetzt, Sie polizeiwidriget Individubum ? Piedecubiste
will erst aufgeregt erwidern, denn außer seiner Brieftasche, die
jetzt leider leer ist, ist seine Mannesschönheit sein größter Stolz,
aber er besinnt sich, daß man gegen Damen stets galant sein
muß, redet sie gnädigstes Fräulein an, und fragt sie, ob er nicht
schon das Vergnügen hatte, sie neulich in der Kolibri-Bar mit
ihrem Herrn Bräutigam, dem Baron von Katschmarek, zu sehen.
Sie sei ihm durch ihre geschmackvolle Toilette angenehm auf-
gefallen
, und er bäte sie um Entschuldigung. Uebrigens sei das
beste Mittel gegen Hühneraugen das millionenfach bewährte,
ärztlich empfohlene Kukirol, und es werde ihm ein Vergnügen
sein, ihr neben anderen guten Sachen eine Schachtel davon mit-
zubringen
, wenn sie ihm erlauben wolle, sie für heute abend in
die Oper einzuladen. Sie sagt begeistert zu, und Piedecubiste
verrät ihr noch, daß das Hervenstärkende Kukirol-Fußbad, das,
wie Kukirol, in jeder ApPtheke und besseren Drogerie zu haben
ist, das lästige Brennen der Füße verhütet und sie s0 zart und
duftend macht, wie Lilienbläten. Kukirol und Kukirol-Fußbad
werden hergestellt in der
Kukirol-Fabrik Groß-Salze bei Magdeburg
Nehmen Sie aber nur das echte, millionenfach bewährte Kukirol,
welches scheinbar etwas teurer ist als andere Hühneraugen-Mittel,
aber nur scheinbar, denn mit einer Schachtel Kukirol können
Sie 10 Hühneraugen absolut sicher beseitigen, während billigere
Mittel nur zun Bepflasterung von 5 Hühneraugen ausreichen,
aber nicht zuv Beseitigung.

[ ][  ][ ]

euer=Randſchau

J J O

DE

Unter dem Eindruck der Steuererklärungen.
Von Rechtsanwalt Dr. Harald Förſter,
Syndikus des Verbandes deutſcher Privatbankiers, und
Dr. Kurt Herkel, Dresden.
II.
Die Zahlung der Steuer.
Schwere Pflichten werden auf dieſem Gebiete dem Steuer=
bflichtigen
auferlegt. Er n

nachkommt, erleidet er empfindliche finanzielle Nachteile. In
ſeinem eigenſten Intereſſe handelt er deshalb, wenn er den am
30. April ablaufenden Erklärungs= und Zahlungsfriſten peinlichſt
und pünktlichſt nachkommt. Drei große Gruppen der
Zahlungspflichten ſind zu unterſcheiden: die Voraus=
zahlung
, die Nachzahlung, die Abſchlußzahlung. Die Voraus=
zahlungen
für 1922 ſind im Laufe des Jahres vierteljähr=
lich
für die Lohnempfänger durch den Steuerabzug erfolgt.
Sie ſind vorbei. Am nächſten ſteht die Nachzahlung bevor,
die mit der Abgabe der Steuererklärung, ſpäteſtens am 30. April,
fällig wird. Der Steuerpflichtige muß ſelbſt auf Grundlage ſeiner
Steuererklärung ſeine Steuer errechnen der Tarif iſt mit den
Steuerformularen überreicht worden , davon in Abzug brin=
gen
, was er voransbezahlt hat, und ſofort den Reſt nachzahlen.
Hat der Steuerpflichtige bis zum 30. April eine Steuererklärung
nicht abgegeben, ſo muß er ſein Einkommen ſchätzen und auf
Grund der Schätzung ſeine Steuer berechnen. Die Verpflichtung
der Abſchlußzahlung beginnt mit der Zuſtellung des
Steuerbeſcheides, durch ſie iſt zu begleichen der Teil der Steuer=
ſchuld
, der durch Vorauszahlung und Nachzahlung noch nicht
gedeckt iſt. Innerhalb eines Monats von Zuſtellung des Steuer=
beſcheides
ab gerechnet iſt die Abſchlußzahlung zu bewirken.
Die Verſäumung dieſer Zahlungspflichten hat zur
Folge, daß vom Zeitpunkt der Fälligkeit ab für jeden angefange=
nen
Kalendermonat 15 Prozent des Rückſtandes und bei über
drei Monate ausſtehendem Rückſtand 30 Prozent davon als Zu=
ſchlag
zu zahlen ſind. Auch denjenigen, der zu niedrig deklariert,
ereilen Zuſchläge. Beſteht zwiſchen dem der Nachzahlung zu=
grunde
liegenden Betrag der Erklärung und dem durch Beſcheid
veranlagten eine Differenz von über 100 000 Mark, ſo iſt davon
ein Zuſchlag von 5 Prozent pro Monat für die Spanne von Ende
der Steuererklärung bis zum Letzten des Monats, in dem der
Beſcheid zugeſtellt wird, zu zahlen.
Die körperſchaftsſteuerpflichtigen Erwerbsgeſellſchaften haben
an Vorauszahlung zu leiſten 10 Prozent vom Gewinn des Vor=
jahres
und 10 Prozent der danach ausgeſchütteten Gewinnanteile
binnen einem Monat nach Feſtſtellung der Vorjahrsbilanz, an
Nachzahlung die Differenz zwiſchen dem Betrag der Erklärung
und demjenigen der Vorauszahlung binnen zwei Monaten nach
Feſtſtellung der Bilanz. Die Abſchlußzahlung iſt innerhalb eines
Monats nach Empfang des Steuerbeſcheides zu entrichten.
Bilanzſteuerrecht.
Die durch das Geldentwertungsgeſetz geſchaffenen Aenderun=
gen
betreffen die Bewertung der Betriebsgegenſtände und
die Erneuerung der dauernd dem Betrieb gewidmeten Anlage=
gegenſtände
. Bisher war es ſo, daß der Steuerpflichtige bei der
Bewertung eines Gegenſtandes des Betriebsvermögens die Wahl
hatte zwiſchen dem Anſchaffungs= oder Herſtellungspreis einer=
ſeits
und dem gemeinen Wert andererſeits. Das iſt anders ge=
worden
. Das Wahlrecht des Steuerpflichtigen iſt beſeitigt. Der
neue § Ba ſtellt drei Werte auf: a) den Anſchaffungs=

oder Herſtellungspreis nach Abzug der zuläſſigen Ab=
ſetzungen
für Abnutzung, b) den Preis, der im Zeitpunkt der
Anſchaffung oder Herſtellung des Gegenſtandes unter ge=
meingewöhnlichen
Verhältniſſen hätte aufgewen=
det
werden müſſen dieſer gilt als Erſatz für den Anſchaffungs=
oder
Herſtellungspreis, wenn jener nicht gegeben iſt und e) den
gemeinen Wert. Von dieſen drei Werten muß ſtets der
niedrigſte in Anſatz kommen. Der erſtmalig angeſetzte niedrigſte
von den drei Werten iſt auch für die folgenden Wirtſchaftsjahre
in Anſatz zu bringen, ſo lange, als er immer den niedrigſten
Wert darſtellt. Mit dem Grundſatz, daß die Wertfeſtſetzungen in
den verſchiedenen aufeinanderfolgenden Bilanzen die gleichen
ſein müſſen, wird eine gewiſſe Beſtändigkeit, eine feſte Baſis im
Bilanzſteuerrecht geſchaffen. Das iſt zweifellos zu begrüßen.
Beſondere Bewertungsregeln, gültig für 1922, ſind im § 33a
Abſatz 3 aufgeſtellt hinſichtlich der Beſtände an Erzeugniſ=
ſen
Waren und Vorräten. Dieſe ſind zu zwei Drittel
mit den Werten anzuſetzen, die am Schluſſe des vergangenen
Wirtſchaftsjahres alſo 1921 angeſetzt werden konnten, zu
einem Drittel mit den am Schluſſe des jetzigen Wirtſchaftsjahres
1922 geltenden Marktpreiſen abzüglich 60 Prozent, ſo daß dieſes
letzte Drittel der Waren nur mit 40 Prozent des Marktpreiſes
in den Aktiven der Bilanz erſcheint. Wie die Erzeugniſſe, Wa=
ren
und Vorräte, können auch die Deviſen bewertet werden, aber
nur von Unternehmungen, deren Geſchäftsbetrieb die ſtändige
Beſchaffung von Deviſen erfordert Banken , und nur dann,
wenn dieſe Unternehmungen gleichzeitig mit der bevorſtehenden
Steuererklärung den Antrag auf Vornahme dieſer Bewertung
ſtellen. Zu den Waren und Vorräten rechnen auch die zum Be=
triebsvermögen
des Bankiers gehörenden Wertpapiere.
§ 33a Abſatz 3 gilt jedoch lediglich unbeſchadet des Ab=
ſatz
1. Der Steuerpflichtige kann alſo, wenn es ihm günſtiger
erſcheint, z. B. den Anſchaffungs= oder Herſtellungspreis nach
Abzug der zuläſſigen Abſetzungen zugrunde legen jedenfalls
den niedrigſten von den oben unter a bis e genannten Werten.
Der Erneuerung der Anlagegegenſtände, wie Maſchinen,
Gebäude uſw., diente bisher der § 59a, der einen ſteuerfreien
Erneuerungsfonds auch Erneuerungskonto, Erneuerungsrück=
lage
, Werkerhaltungskonto genannt zuließ, aus deſſen Be=
ſtand
die Erneuerung von Betriebsgegenſtänden teilweiſe beſtrit=
ten
werden konnte. Der § 59a hat ſich nicht bewährt. Er iſt jetzt
fortgefallen und findet nur inſoweit Anwendung, als davon
Gebrauch gemacht iſt und derartige Rücklagen bereits gebildet
ſind. Das Finanzamt iſt ermächtigt, über die Rücklagen mit dem
Steuerpflichtigen Vereinbarungen zu treffen. Von nun ab, wenig=
ſtens
für 1922, wird durch den § 33b eine beſſere Möglichkeit
gegeben, die Koſten der künftigen Erſatzbeſchaffung eines An=
lagegegenſtandes
möglichſt ſteuerfrei ſicherzuſtellen. Es wird da=
bei
von dem Gedanken ausgegangen, daß die Abſchreibung in
einem beſtimmten Verhältnis zu dem Geſamtwert des Anlage=
gegenſtandes
ſteht.. Sie wird in Verbindung gebracht mit deſſen
Wiederbeſchaffungspreis. Durch die Abſchreibung Abſetzung
für Abnutzung wird die Wertverringerung des Anlagegegen=
ſtandes
ausgedrückt, und die Summe der einzelnen Abſchreibun=
gen
auf einen Gegenſtand bis zu ſeiner völligen Abnutzung ent=
ſpricht
ſeinem urſprünglichen Wert. Ein einfaches Beiſpiel:
Eine Maſchine iſt in Zeiten normaler, beſtändiger Geldverhält=
niſſe
für 50 000 Mark angeſchafft und hat eine Lebensdauer von
20 Jahren. Es wird davon ein Zwanzigſtel von 50 000 Mark
2500 Mark in einem Jahre abgeſchrieben, in 20 Jahren alſo
insgeſamt 2500X20 50 000 Mark. 50000 Mark hat die Ma=
ſchine
gekoſtet, 50 000 Mark ſind im Laufe der 20 Jahre abge=
ſchrieben
worden, und 50000 Mark ſind nötig zum Erſatz der
alten verbrauchten Maſchine durch eine neue. Es ſteht Abſchrei=
bung
und Wiederbeſchaffungspreis in einem beſtimmten feſten

Verhältnis. Durch die heutige Geldentwertung aber wird die=
ſes
Verhältnis vollkommen geſtört. Die Abſchreibung wird bei=
ſpielsweiſe
von einem zu Buche ſtehenden Friedenswert des
Gegenſtandes vorgenommen, während die in der Zukunft lie=
gende
Wiederbeſchaffung dieſes Gegenſtandes eine Rieſenſumme
von allerdings entwerteten Papiermark verſchlingt. Jeden=
falls
beſteht das Verhältnis von Abſchreibung und Wieder=
beſchaffungspreis
nach dem angeführten Beiſpiel (2500:50000)
unter den heutigen Verhältniſſen nicht mehr, weil der Beſchaf=
fungspreis
der Maſchine heute etwa 50 Millionen Mark betragen
würde. Der Wert der Abnutzung der Maſchine wird durch die
bilanzmäßige Abſchreibung in Goldmark ausgedrückt, während
der Preis ihrer heutigen Wiederbeſchaffung in Papiermark be=
wertet
wird. Die neue Geſ=tzesvorſchrift errechnet nun den heu=
tigen
Wert der Abnutzung eines Anlagegegenſtandes durch Ver=
vielfachung
der bilanzmäßigen Abſchreibung und ſtellt dieſen
gegenwärtigen Wert der Abnutzung zum größten Teil ſteuerfrei.
Der Entwertungsfaktor, mit dem die bilanzmäßige Abſchreibung
vervielfacht wird, muß aber verſchieden ſein, je nach dem, wann
der Gegenſtand angeſchafft iſt. Es wird berückſichtigt, wie weit
die Geldentwertung zur Zeit der Anſchaffung vorgeſchritten
war. Eine 1914 angeſchaffte Maſchine ſteht mit einem anderen
Werte zu Buch, als eine 1920 angeſchaffte. Entſprechend ſind auch
die Abſchreibungen auf dieſe Maſchinen in bezug auf die gegen=
wärtigen
Verhältniſſe verſchieden zu bewerten. Für 1922 beträgt
der Multiplaktor, durch den der Wert der gegenwärtigen Ab=
nutzung
errechnet wird, bei Gegenſtänden ,die bis einſchließlich
1916 angeſchafft ſind, 1000, bis einſchließlich 1919 500, für ſpäter
angeſchaffte 80. Der Wert der Abnutzung für 1922 beträgt alſo
das Tauſend=, Fünfhundert= reſp. Achtzigfache der bilanzmäßigen
Abſchreibung. Eine Abſchreibung auf einen im Jahre 1922 an=
geſchafften
Gegenſtand ſtellt ſchon den Wert der Abnutzung für
1922 dar, und eine Vervielfachung erübrigt ſich deshalb.
Die Freiſtellung von der Steuer erfolgt nun in
folgender Weiſe: Der für 1922 errechnete Wert der Abnutzung
wird zunächſt verringert um die bilanzmäßige Abſchreibung.
Dieſe Summe wird vom Reingewinn abgezogen, ſo daß nur noch
der danach verbleibende Reſt des Reingewinns mit der Einkom=
menſteuer
belegt wird. Andererſeits wird von der abgezogenen
Summe der Abnutzung nur eine Steuer von 10 Prozent un=
mittelbar
erhoben. Nach dem obigen Beiſpiel würde ſich das
Verfahren folgendermaßen darſtellen:
Es ſei angenommen, daß der Geſchäftsgewinn des Be=
triebes
, der als einzigen in Frage ſtehenden Anlagegegen=
ſtand
1914 angeſchafft die Maſchine haben ſoll, für
1922 betrage
16 000 000 Mk.
Der Gewinn wird unter Vornahme der
bilanzmäßigen Abſchreibungen errechnet.
Davon gehen ab:
bilanzmäßige Abſchreibung X Entwertungsfak=
tor
(alſo 2500 X 1000) Abnutzung für
2 500 000 Mk.
1922
vermind, um bilanzmäß. Abfhr. 2500
2 497500
zu verſteuernder Reingewinn
13 502 500 Mk.
Von 2 497 500 Mk. werden 10 Prozent Steuer unmittelbar
erhoben.
Die Vorſchriften über die Beſvertung von Betriebsgegen=
ſtänden
und Erneuerungen von Anlagegegenſtänden gelten ent=
ſprechend
für die Körpeiſchaftsſtener. Sie finden alſo
Anwendung bei der Berechnung des Betriebs= reſp. Geſchäfts=
gewinns
der Aktiengeſellſchaften, G. m. b. H. uſw.
Die dargeſtellten Bewertungsgrundſätze gelten nur für die
Einkommens=, nicht für die Vermögensbilanz für dieſe ver=
gleiche
bei nachfolgendem Kapitel Die Vermögensſteuer unter:
Die Ermittlung des Vermögenswertes. (Fortſ. folgt.)

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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Zagblett

Handel und Wandel in Heſſen.
* Keramiſche Werke Offſtein und Worms A.=G. Auf
Antrag der Firma M. Hohenemſer, Frankfurt a. M., ſind 25 Mill.
Stammaktien des Unternehmens zum Handel und zur Notierung an
der Frankfurter Börſe zugelaſſen worden.
h. Philipp Weikel A.=G., Aſphalt=, Dachpappen=
und Teerprodukte=Fabriken, Weinsheimer Zoll=
haus
bei Worms a. Rh. Die Generalverſammlung beſchloß eine
Erhöhung des Grundkapitals von 6 auf 12 Mill. Mark durch Ausgabe
von 6000 Inhaberaktien a 1000 Mark, außerdem die Erhöhung des
fünffachen Stimmrechts der alten Vorzugsaktien auf das Zwanzigfache.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
b. Der Ausweis der Reichsbank vom 14. d. M. ſchließt
mit einer neuen, ſehr erheblichen Steigerung der Anlagekonten ab.
Die geſamte Kapitalanlage wuchs zur Monatsmitte um 809,2 Mil=
liarden
Mark (gegen 298,2 Milliarden Mark in der Vorwoche) auf
985,4 Milliarden Mark. Die Steigerung wurde wieder überwiegend
durch Kreditanforderungen des Reiches bewirkt, aber auch von privater
Seite wurden diesmal Schatzanweiſungs= und Wechſelkonto der Bank
in verſtärktem Maße in Anſpruch genommen. Im einzelnen erhöhten
ſich die Beſtände der Bank an diskontierten Reichsſchatzanweiſungen
um 642,8 Milliarden Mark, die Wechſelbeſtände um 163,4 Milliarden
Mark. Auch das Lombardkonto nahm von nenem um 163,4 Mil=
liarden
Mark zu. Die fremden Gelder ſtiegen um 466,8 Milliarden
Mark auf 3154,6 Milliarden Mark.
Der Neubedarf an Zahlungsmitteln war zur Monatsmitte bedeu=
tender
als in der erſten Aprilwoche, er hielt ſich indes unter den im
Februar und März wöchentlich erreichten Ziffern. Die Banknotenaus=
gabe
ſtieg um 213,9 Milliarden Mark auf 53 838 Milliarden Mark,
der Umlauf der Darlehenskaſſenſcheinen um 0,2 Milliarden Mark auf
12,8 Milliarden Mark. Im Goldbeſtand der Bank ſind neue Verſchie=
bungen
zu verzeichnen; es wurden nämlich weitere 19,5 Millionen Gold=
mark
aus dem Goldkaſſenbeſtande der Bank in das Ausland verlegt,
ſo daß das bei ausländiſchen Zentralnotenbanken unbelaſtet ruhende
Golddepot der Reichsbank auf 184,5 Millionen Goldmark angewachſen
iſt. Der Geſamthöhe nach war der Goldbeſtand unverändert. Die
Zugänge zum Metallbeſtande im Betrage von 2,6 Milliarden Mark
hängen wieder mit Ablieferungen neugeprägter Zweihundertmarkſtücke
aus Aluminium zuſammen.
Da die Darlehensbeſtände der Darlehenskaſſen in der Berichts=
woche
um 61,1 Milliarden Mark auf 12552,1 Milliarden Mark ab=
nähmen
, führte die Reichsbank einen dieſer Verminderung entſprechen=
den
Betrag an Darlehenskaſſenſcheinen an die Darlehenskaſſen ab. Dem=
gemäß
ging der Beſtand der Bank an ſolchen Scheinen unter Berück=
ſichtigung
der in den Verkehr geleiteten Summe um 61,3 Milliarden
Mark auf 1239,2 Milliarden Mark zurück.
h. Mehlpreiserhöhung. Die ſüddeutſchen Mühlen haben
den Richtpreis für Weizenmehl Spezial Null trotz Deviſenrückganges
uim 10 000 Mark auf 210 000 Mark, was am Donnerstag an der Börſe
ſchon bezahlt wurde, erhöht.
* Wollwarenfabrik Merkur, Liegnitz. Unſere
geſtrige Meldung über den Dividendenvorſchlag (300 Prozent) iſt dahin
zu ergänzen, daß die Geſellſchaft außerdem Kapitalserhöhung um
2 Mill. auf 8,4 Mill. beantragt.
* Söllerſche und Eitorfer Kammgarnſpinnerei
A.=G. Die Geſellſchaft beantragt eine Dividende von 570 Prozent
gegen 80 Prozent im Vorjahre.
* Anglo=Continentale vorm. v. Ohlendorffſche
Guanowerke Hamlburg. Die Geſellſchaft beantragt eine
Dividende von 25 Prozent wie im Vorjahre, und außerdem einen
Bonus für Markentwertung von 75 Prozent.
* H. Meinecke A.=G., Breslau. Die Geſellſchaft beantragt
eine Dividende von 340 Prozent gegen 25 Prozent im Vorjahre. Im
laufenden Geſchäftsjahr ſei die Geſellſchaft noch für mehrere Monate
mit Aufträgen verſehen.
* Halleſche Maſchinenfabrik A.=G. Halle. In der
Generalverſammluing wurde die vorgeſchlagene Dividende von 200 Pro=
zent
auf die Stamm= und von 6 Prozent auf die Vorzugsaktien, ſowie
die Kapitalserhöhung um 15 Mill. Stammaktien genehmigt. Von den
nieuten Stammaktien können auf 6000 alte Aktien 6000 neue Aktien zu
500 Prozent bezogen werden, während 3 Mill. den Vorzugsaktionären,
auf. 12000 Vorzugsaktien 6000 neue Stammaktien, ebenfalls zu 500
Prozent, angeboten werden.
Bürſtenfabrik Emil Kränzlein A.=G., Erlangen.
Die Geſellſchaft beantragt eine Dividende von 80 Prozent (im Vorjahre
30 Prozent). Bei der beantragten Kapitalserhöhung um 25 auf 40
Millionen ſollen den Aktionären 15 Mill. 1 zu 1 zu 750 Prozent ange=
boten
werden, über die Verwendung der reſtlichen 10 Mill, wurde noch
nichts mitgeteilt.
Der Abſchluß der Berliner Handelsgeſellſchaft.
Der Rohgeſinn einſchließlich Vortrag beträgt für 1922 2 654 662 397
Mark. Nach Abzug der Verſvaltungskoſten einſchließlich der Tantiemen
und Penſionsleiſtungen in Höhe von 1 724 195 568 Mk. und der Steuern
von 250 435 841 Mk., zuſammen 1974 631 409 Mk., verbleibt ein Rein=
gewinn
von 680 030 988 Mk. Auf Antrag der Geſchäftsinhaber
hat der Verwaltungsrat beſchloſſen, vorbehaltlich der Genehmigung
durch die Generalverſammlung, die Dividende für das Kom=
manditkapital
von 110000 000 Mk. auf 200 Prozent
feſtzuſetzen, dem ordentlichen Reſervefonds 400 000 000 Mk. zuzu=
weiſen
und die nach Abzug des Gewinnanteils des Verwaltungsrates
derbleibenden 4 101 034 Mk. auf neue Rechnung vorzutragen. Die Bi=
lanz
der Berliner Handelsgeſellſchaft vom 31. Dezember 1922 ſchließt ab
mit einem Geſamtbetrag von 28 535 426 205 Mk. Die Gewinnziffern
zeigen, wie nicht anders zu erwarten war, auf allen Konten erhebliche
Erhöhungen. Unter Berückſichtigung der freigewordenen Talonſteuer=
reſerde
ergibt ſich ein etwa 17½fach ſo großer Bruttogewinn als im
Vorjahre. Bei dem Konto Wechſel, Zinſen und Deviſen beträgt die
Steigerung gegenüber dem Vorjahr ſogar etwa das 24fache, wobei als
ſicher anzunehmen iſt, daß große Debiſengeſvinne als ſtille Reſerden in
Valuten oder in dalutariſchen Werten angelegt worden ſind, unter ſicher
außerordentlich niedriger Bewertung. Dagegen ſind Konſortial= und
Effektengewinne nur etwa um das 7fache geſtiegen, jedoch ſind auch hier
ficherlich erhebliche Gewinne zur inneren Stärkung verwandt worden,
wobei das Beſtreben, den Goldwert des Unternehmens aufrecht zu er=
halten
, von ausſchlaggebender Bedeutung war. Ein Hauptaktippoſten
der Geſellſchaft iſt ihr unverändert großer Kredit und ihr Anſehen im
In= und Ausland und die große Ordnung im inneren Betrieb, die na=
türlich
ſchon darum leichter aufrecht zu erhalten iſt, da die Bank nach
wie vor von dem Ausbau eines Filialnetzes Abſtand nimmt.
Von beſonderer Bedeutung in der Geſchichte des Inſtituts war das
vergangene Jahr durch die Aufkäufe, die in den Anteilen getätigt wur=
den
. Man erinnert ſich noch des Aufſehens, das die Nachricht machte,
daß ein bedeutendes Paket in die Hände des Böhmen, Herrn Cyprut,
übergegangen ſei, das noch überboten wurde, als dieſer ſeinen Beſitz,
der auf etwa 40 Mill. beziffert wurde, an Herrn Stinnes weitergab.
Herr Stinnes derſtändieſte ſich danach ſchnell mit dem führenden Mann
in der Verwaltung, Kart Fürſtenberg, daß in der Geſchäftsführung nichts
geändert werden ſolle. Die Verſtändigung iſt inzwiſchen dahin ausge=
dehnt
worden, daß Hugo Stinnes durch zwei Vertrauensleute im Auf=
ſichtsrat
vertreten ſein ſolle, wobei allerdings der Verſchiebung der
Machtverhältniſſe eine vorerſt nur unbedeutende Konzefſion gemacht
worden iſt.
wb. Die Wertergebniſſe des deutſchen Außen=
handels
im Februar. In Ergänzung der Mitteilungen über
den Außenhandel im Februau, die ſich nur auf die mengenmäßige Ent=
wicklung
bezogen, gibt das Statiſtiſche Reichsamt folgendes bekannt:
Wie in den Vormonaten, wurde auch im Februar der Einfuhrwert
durch Schätzungen unter Mitarbeit einer großen Anzahl Sachverſtän=
diger
aus Handel und Induſtrie ermittelt. Er ſtellt ſich auf 446,2 Mil=
lionen
Goldmark. Der Goldwert der Ausfuhr wurde wiederum durch
Umrechnung der Deklarationen über den Dollarkurs im Februar er=
mittelt
. Er belänft ſich auf 360,6 Millionen Goldmark. Im übrigen
muß nachdrücklich darauf hingewieſen werden, daß die Februarwert=
zahlen
in gleicher Weiſe wie die Mengenzahlen durch den Einbruch
in das Nuhrgebiet in ihrer Zuverläſſigkeit beeinträchtigt ſind, da das
dork für den Februar angefallene handelsſtatiſtiſche Material infolge
der Beſetzung der Zollſtellen und der Ausweiſung der Beamten zum
größten Teil nicht hat an das Statiſtiſche Reichsamt gelangen können,
und da ſeither die dort ein= und ausgeführten Güter von deutſcher
Seite überhaupt nicht mehr handelsſtatiſtiſch erfaßt werden. Eine
Bilanz aus obigen Zahlen zu ziehen, iſt deshalb untunlich.

Keine Uhren aus Frankreich und Belgien. Wie
die Uhrmacherkunſt in Halle (Saale) mitteilt, haben der Zentralver=
band
der Deutſchen Uhrmacher, der Verband der Deutſchen Uhren=
groſſiſten
und der Deutſche Uhrenhandelsverband ihren Mitgliedern
zur Pflicht gemacht, ſolange Frankreich und Belgien deutſches Gebiet
unrechtmäßig beſetzt halten, keine Uhren aus Frankreich und Belgien
einzuführen. Firmen, die hiergegen verſtoßen, ſollen in den Fachzeit=
ſchriften
veröf entlicht werden.
o. Die Lage desamerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
. Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review, Cleve=
land
, Ohio, kabelt über die Zage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
: Obwohl die Kaufluſt ſich im allgemeinen beruhigt hat, ſind
Lie Walzwerke mit Aufträgen überhäuft. Die Erzeugung erreicht eine
neue Rekordziffer. Die Preisbewegung hat ſich verlangſamt, zeigt aber
noc, leicht ſteigende Tendenz. Weißbleche wurden zu 6,00 8 pro Kiſte
für Lieferung im zweiten Halbjahr abgeſchloſſen. Die Produktion der
Hochofenwerke iſt für mehr als 4 Monate ausverkauft. Die Februar=
Ausfuhrziffer war 126000 Tonnen. Japan gab 25 000 Kiſten Weiß=
bleche
, die mandſchuriſche Eiſenbahn 8000 Tonnen Schienen in Auf=
trag
. Engliſches Ferromangan ſtieg auf 120,00 8 fob einſchließlich Zoll
zur Lieferung im zweiten Halbjahr, während die amerikaniſchen Werke
noch 115,00 8 berechnen. Für prompte Lieferung iſt der Preis 125,00 8
Spiegeleiſen iſt knapp und ſtieg auf 55,00 8 fob einſchließlich Zoll. Die
allgemeine Knappheit erſtreckt ſich auch auf Halbzeug. Die von den
Eiſenbahnen in der letzten Woche erteilten Aufträge ſind die größten
Wochenaufträge dieſes Jahres.
Verkehrsnachrichten.
* Von der Schiffahrt. Die Flößerei ruht noch gänzlich.
Im Mainzer Schiffsbefrachtungsgeſchäft iſt es wieder ſtiller geworden.
Ein Mangel an leeren Kähnen in aller Größen iſt nicht zu verzeichnen.
Talladungen werden auch nur noch in beſchränktem Maße vergeben. Die
Schwergutfracht ab der hieſigen Gegend nach dem Mittelrhein notierte
man mit 12 00020 000 Mark pro Tonne. Das Talgeſchäft nach Holland=
ruht
gänzlich. Die Tagesmiete für kleinere Schiffe notierte man mit
200250 Mark pro Eichtonne und Tag. Der Umſchlagsverkehr in
den Mainzer und Guſtavsburger Häfen ließ weiter nach. Im Schlepp=
geſchäft
eine nennenswerte Aenderung nicht eingetreten. Das An=
gebot
von Schleppkraft unter holländiſcher Flagge iſt reichlich. Der
Talſchlepplohn für leere 1000=Tonnen=Kähne nach der Ruhr bewegt ſich
auf zirka 7090 holl. Gulden. Die beladenen Kähne laſſen meiſt auf
ſich treiben. Bei Weſtwind iſt wieder trübe und regneriſche Wit=
terung
eingetreten. Die amtliche Tiefe des Fahrwaſſers durch die Koſt=
heimer
S hleuſe beträgt 2,30 Meter. An dem Mainzer Brückenpegel
verzeichnet man noch einen Waſſerſtand von zirka 1,40 Metern. Bei
dem noch günſtigen Waſſerſtande können die meiſten Kähne ihre Lade=
fähigkeit
noch ganz ausnützen. Der Güterdampfer= und Perſonen=
dampferverkehr
wird noch aufrecht erhalden.
* Mainz, 21. April. Da die Gütexabfertigung und Eiſenbahn=
kaſſe
in Guſtavsburg beſetzt iſt, dürfen die Bahngeleiſe auch für Privat=
waggons
nicht benützt werden. Man hat deshalb Notgeleiſe eingelegt.
Warenmärkie.
h. Mannheimer Wochenberichte. Mit der plötzlichen
Markentwertung iſt eine neue Preishauſſe an den Produkten= und Wa=
renmärkten
aufgetreten und hat viele Berechnungen über den Haufen
geworfen, aber auch wieder größere Riſiken in das Geſchäft gebracht.
Das ſeit einiger Zeit ſtill dahinfließende Geſchäft hat ein lebhafteres
Bild bekommen und zu lebhafterer Geſchäftstätigkeit geführt, war aber
nur von kurzer Dauer, denn bald trat die von früher her bekannte
Unſicherheit ein, wie lange ſich die hohen Preiſe, auf die man ſich zwar
raſch eingeſtellt hatte, halten werden.
Getreide. Nach anfänglich weiter plätſchernder Geſchäftsloſig=
keit
und Zurückhaltung kam mit der Devifenſteigerung unverhofft
Schwung in den Handel. Die Nachfrage nahm ſtändig zu, ebbte aber mit
der Markſtabiliſierung auf der 30 000=Grenze bald wieder ab. Der Um=
fang
der eingekretenen Preisſteigerung erinnerte an die Zeiten des
Ruhreinbruchs, die gleich große Preisſprünge aufzuweiſen haben. Man
hatte zwar mit einer weiteren Preiserhöhung gerechnet, aber von dem
großen Ausmaß wurde doch alles überraſcht, wiewohl es dem Deviſen=
ſprung
entſprach. So ſtieg Weizen von 118 000120 000 auf 140 000
bis 144000 Mk., Roggen von 95 000 auf 105 000 Mk., Braugerſte von
83 00090 000 auf 95 000105000 Mk., inländiſcher Hafer von 60 000
bis 80 000 auf 60 00085 000 Mk. und Mais von 110 000115000 auf
120 000125 000 Mk., alles pro 100 Kilo waggonfrei Mannheim.
Mehl. Die Nachfrage und der Einkauf von Seiten des Publikums
wie des Kleinhandels wurde ſo ſtürmiſch, daß die zweite Hand für Wei=
zenmehl
Spezial=Null mit ihren Forderungen von 200 000210 000 Mk.
über den Richtpreis der Mühlen von 200 000 Mk. pro Doppelzentner
hinausging, allerdings waren zuletzt die Mühlen ſelbſt nicht mehr zu
dieſem Preis Abgeber. Im Kleinhandel wurde der Pfundpreis nach=
einander
von 800 auf 900 und 1000 Mk. erhöht. Auslandsmehl kommt
als Konkurrenz bei dem Dollarſtand nicht in Frage.
Futtermittel. Der Markt war gleichfalls ſehr feſt geworden,
wenn auch hier die Nachfrage und der Umſatz nicht ſo ſtark ſich ent=
wickelte
wie bei Getreide und Mehl. Die Preiſe zogen aber auch um
bis zu 10000 Mk. pro 100 Kilo an, ſodaß ſich Weizenkleie auf 50 000
bis 55 000 Mk., Weizenfuttermehl auf 85 000 Mk., Weizenbollmehl auf
80 000 Mk. und Biertreber auf 56 00057 000 Mk. ſtellten. Beim Rauh=
futter
aber konnte infolge der nun beginnenden Grünfutterernte ein
lebhafterer Abſatz nicht durchſetzen und die Preiſe blieben ziemlich un=
verändert
. Loſes Wieſenheu koſtete 42 00044 000 Mk., Luzernekleeheu
50 000 Mk., Preßſtroh 42 00043 000 Mk., Bundſtroh 39 00040 000 Mk.
je 100 Kilo waggonfrei Mannheim.
Kolonialwaren. Die Tendenz befeſtigte ſich noch mehr, und
die zu Anfang der Woche genannten Preiſe von 15 30017 000 Mk. für
Kaffee Santos Superior roh, 20 00021 000 Mk. für gewaſchener Kaffee,
29 00032000 Mk. für Tee mittel, 33 00036 000 Mk. für Tee gut und
37 00040 000 Mk. für Tee fein, 58006000 Mk. für inländiſchen Kakao,
62006500 Mk. für holländiſchen Kakao, 1800 Mk. für Reis=Burma, 3000
Mk. für ausländiſchen Zucker dro Kilo ſtiegen dem Deviſenſtand ent=
ſprechend
um 1000 Mk. und mehr.
Tabak. In den Preiſen für 1922er Tabake war ein beträchtlicher
Rückgang eingetreten, und es verkauften in Seckenheim Pflanzer zirka
100 Zentner zu 120 000160 000 Mk. pro Zentner, in Heddesheim und
Leutershauſen zu 175 000200 000 Mk., während in der Vorwoche unter
200 000 Mk. nichts abging. Heute natürlich wird zu dieſem ermäßigten
Preis nichts mehr abgegeben, und die Forderungen gehen eher über
120 000 Mk. hinaus. In 1921er Tabaken gingen einige Poſten zu 200000
Mk. pro Zentner abz hier handelt es ſich aber um fertig fermentierten
Tabak. Im Handel war das Geſchäft noch ſtill, bei der Deviſenhauſſe
zeigten ſich allerdings Anſätze zu einer etwas lebhafteren Kaufluſt. Rip=
pen
waren auch wenig gefragt. Die Fabrikation geht weiter ſchleppend,
obwohl Zigarren= wie Rauchtabakfabrikation ihre Preiſe herabgeſetzt
hatten. Ob aber nun dieſe Verbilligung beibehalten werden kann, iſt
eine große Frage.
Wein. Die Reben haben ſtark getrieben, einzelne Triebe ſind aber
ſchon bei den letzten Froſtnächten erfroren. Der Handel iſt ziemlich
ruhig, deſto lebhafter geht es aber auf den pfälziſchen Weinverſteigerun=
gen
zu. Zum Ausgebot kamen 1920er, 1921er und 1922er Weißweine.
In Deidesheim erlöſte die Flaſche 1920er Weißwein 8700, 102000 Mk.,
die 1000 Liter 1921er 47256 Miſl. Mk., in Hambach 1921er Weißweine
10,518 Mill. Mk., Rotwein 1,46 Mill. Mk., 1922er Weißweine 2,21
bis 3,50 Mill. Mk. die 1000 Liter. Im württembergiſchen Weingebiet
beſteht unvermindert Nachfrage nach 1922er Weinen, die zu 280300000 Kovenhagen
Mk. pro drei Hektoliter abgeſetzt wurden. Die Läger der Produzenten
lichten ſich in dieſem Gebiet.
Schiffahrt und Kohlen. Der Waſſerſtand hat ſich wieder
ſehr gebeſſert, aber auf dem Rhein ruht die Schiffahrt weiter. Vom
Kohlenhandel werden nun auch engliſche und böhmiſche Nußkohlen an= Paris.
geboten zu 15 000 bezw. 10 000 Mk. pro Zentner im Kleinen.
wb. Berliner Produktenbericht. Im Zuſammenhang
mit der leichten Befeſtigung am Deviſenmarkt war auch am Produkten=
markt
die Stimmung etwas feſter. Seitens der Mühlen zeigte ſich für
Weizen und Roggen inländiſcher Herkunft etwas mehr Nachfrage. Auch
die Preiſe für Gerſte und Hafer, ſowie für Mais und die anderen Ar=
tikel
zeigten Neigung zur Befeſtigung. Das Geſchäft war aber allge=
mein
ſehr gering.

22. April 1923 Nr. 430

r. Vom Holzmarkt. Unſer fächmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: Die drückende Nuhe, die über dem geſamten Holzgewerbe lagert,
entſreht in der Hauptſache dadurch, daß die Verbraucher, Möbelfabriken
wie Tiſchlereien, Induſtrie wie Baugewerbetreibende, zurzeit überhaupt
kaum Angebote annehmen, geſchweige denn ſich zu Einkäufen von Schnitt=
holz
entſchließen. In den Reihen der Verbraucher hat ſich die Anficht
eingewurzelt, daß die Preiſe, die anfangs Februar galten, von, den
Sägewerksbeſitzern und Holzhändlern um 50 v. H. und darüfiber er=
maßigt
werden könnten. Dieſes Verlangen iſt undurchführbar, da die
Löhne, Frachten und ſonſtigen Betriebsaufwendungen ſich bisher nicht
ſenkten und einen erheblichen Teil der geſamten Geſtehungskoſten für
jeden Kubikmeter Schnittholz ausmachen. Hier und da finden Ver=
käufe
zu außerordentlich niedrigen Preiſen, zu denen man die Ware
beſtimmt nicht herſtellen kann, ſtatt. Es ſtellte ſich regelmäßig heraus,
daß hierbei als Verkäufer ſtark geldbedürftige Sägewerksbeſitzer oder
Holzhandlungen in Frage kamen, die im Uebermaß ihrer Verpflichtun=
gen
ihre Liquidität zu erhöhen ſuchen. Selbſtverſtändlich trägt einen
guten Teil Schuld am Stillſtand die Abſchnürung des Ruhrgebietes.
Es iſt zurzeit unmöglich, dorthin Verkäufe oder Abladungen vorzuneh=
men
, und die Händler in den beſetzten Gebieten berichten, daß der Abſatz
völlig ſtockt. Rechnet man hinzu, daß auch die Verkaufstätigkeit der
Grubenholzhändler ſtark eingeengt iſt und der Papierholzhandel Schwie=
rigkeiten
beim Verkauf hat, ſo kann man ermeſſen, weshalb die Wald=
beſitzer
mit ihren Angeboten vernachläſſigt werden. Viele Forſtver=
waltungen
haben den Anſchluß an die überaus hohen Rohholzpreiſe zu
Beginn des Jahres verpaßt und möchten jetzt gern unter Herabſetzung
ihrer Forderungen verkaufen, ohne daß es ihnen gelingt. Das Geſchäft
mit dem Ausland iſt ebenfalls ſehr belanglos, da z. B. die Tſchecho=
ſlowakei
Stellung von Akkreditiven in geſamter Höhe des Kaufobjektes
verlangt und die Mittel der Händler, die ſich vielleicht noch zu Ein=
käufen
bei ermäßigten Preiſen entſchließen, hierzu nicht ausreichen.
Börſen.
* Börſenbericht für die Zeit vom 16. bis 21.
April 1923 (mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt).
Die Börſe ſtand in der Berichtswoche völlig unter dem Eindruck
der Vorgänge am Deviſenmarkt, an dem die Kursentwickelung in ein
neues Stadium getreten zu ſein ſcheint. Nachdem ſchon am Montag
und Dienstag ein ſtarker Debiſenbedarf hervorgetreten, aber von der
Reichsbank noch etwa auf dem alten Niveau befriedigt worden war,
gab das Zentralnoten=Inſtitut am Mittwoch plötzlich ſeine ſeitherige
Methode auf, ſo daß an dieſem Tage für beinahe ſämtliche Deviſen
ſehr ſcharfe Rationierungen vorgenommen werden mußten und die
Kurſe im freien Verkehr auf etwa das Eineinhalbfache des bisherigen
Standes emporſchnellten. Die gemeinſame Erklärung vom Reichs=
kabinett
und Reichsbankdirektorium, wonach die Regierung keinesfalls
auf eine Fortführung der Stützungsaktion verzichten werde, vielmehr
neue Maßnahmen zu deren Durchführung beſchloſſen habe, bewirkte
zwar an den folgenden Tagen wieder eine bedeutende Abſchwächung
der Devifenkurſe, doch ſchloß man mit einem Dollarſtande von zirka
27 000 immer noch weſentlich über dem Niveau der Vorwochen. Die
neuen ſtarken Schwankungen in der Bewertung der Mark vermehrten
auf allen Wirtſchaftsgebieten die Unſicherheit um ſo mehr, als weder
über die weiteren Abſichten der Reichsbank, noch über die Wirkung der
angekündigten Maßregeln Klarheit beſteht. Auch an den Effekten=
märkten
machte ſich eine ſtarke Ungewißheit geltend, und die Kurſe folg=
ten
nur zögernd dem Beiſpiel der Deviſen. Immerhin bewirkte das
ſcharfe Anziehen der Deviſenkurſe an der Donnerstagsbörſe eine der=
ſtärkte
Nachfrage auch nach Effekten, in der Hautſache von ſeiten des
Publikums, ſo daß ſich das Kursniveau an dieſem Tage bei ſehr reger
Geſchäftstätigkeit allgemein nicht unbeträchtlich erhöhte. In erſter
Linie waren dabei natürlich Auslandswerte bevorzugt, die, wie Otavi=
Anteile, Diamond=Shares, Oeſterr. Bank=Aktien und Türken=Renten,
bedertende Kursgewinne erzielten, Von deutſchen Induſtriewerten ſtan=
den
Montan=Aktien im Mittelpunkt des Intereſſes, und ſie vermochten
ihre feſte Haltung auch an der Freitagsbörſe zu behaupten, und zum
Teil, wie Gelſenkirchener, Deutſch=Luxemburger, Rheinſtahl und andere,
noch weitere anſehnliche Kursſteigerungen zu erzielen, während die
Geſamttendenz an dieſem Tage im Einklang mit der Entwickelung am
Dedifenmarkte fühlbar abgeſchwächt war. Das lebhafte Geſchäft hielt
jedech an, und ſchon am Schluß der Börſe, und in verſtärktem Maße
nachbörslich, trat eine Befeſtigung der Stimmung ein.
wb. Fxankfurter Börſenſtimmungsbild. Die heu=
tige
leichte Befeſtigung des Deviſenmarktes war zum Teil auf den
Reichsbankausweis vom 14. April zurückzuführen, der eine ſehr er=
hebliche
Steigerung der Anlagekonten anzeigt. Die Neubelaſtung
wurde wieder überwiegend durch Kreditforderungen des Reiches be=
wirkt
, aber auch die beanſpruchten Kreditforderungen von privater
Seite waren größer. Am Deviſen= und Notenmarkt vollzog ſich an=
fänglich
, wie bereits angeführt, eine leichte Befeſtigung. Das Geſchäft
nahm aber keinen größeren Umfang an. Der Dollar, der vorüber=
gehend
bis 26 000 genannt wurde, ging ſpäter auf 26 50027 000. An
der Börſe handelte man ihn zu 26 550. Im freien Verkehr der Effek=
ten
war die Umſatztätigkeit auf Spezialpapiere beſchränkt. Zunähſt
war eher wieder Material geſucht, und es waren von Bureau zu
Bureau meiſt höhere Kurſe zu hören. Von Schiffahrtsaktien lagen
neben Hapag auch Nordd. Lloyd feſt 3400034500. Von Banken
Oeſterr. Kreditaktien ſehr geſucht 21500, Wiener Bankverein 13 500.
Montanaktien begegneten größerem Intereſſe. Zu Abſchlüſſen kam es
jedoch nicht, es mangelte an Material. Buderus, Gelſenkirchener,
Deutſch=Luxemburger und Mannesmann ſtark begehrt. Mansfelder
35 000 Geld. Von Induſtrieaktien ſtanden Lokomotivf. Krauß, Miag,
Heyligenſtaedt auf die Kapitalsverdoppelung in reger Nachfrage. Man
nannte: Zellſtoff Waldhof 38500, Hammerſen 48 000, Höchſter 30000,
Bad. Anilin 36000 Schuckert ſehr geſucht, A. E.=G. 28 500, Licht u.
Kraft 25 500, Elberfelder Farben 36 000. Auslandsrenten ruhig. Zoll=
tüirken
42500. Unnotierte Werte waren wieder gefragter. Benz 24 000,
Elberfelder Kupfer 19 000, Entrepriſes 125135 000, Mez Söhne 18500,
Ufa 18 50019 000, Inag 11 000, Api 22000, Growag 1725, Hanſa Lloyd
12500, Krügershall 33 500, Tiag 10 500.
wb. Berliner Deviſenmarkt. Die verhältnismäßig ge=
ringe
Nachfrage nach Deviſen konnte heute leicht befriedigt werden.
Die Kurſe ſtellten ſich durchweg etvas höher und nachbörslich wurde der
Dollarkurs bis 27 000 gemacht. Für Effekten wurden beſonders für
Valuta= und Montanwerte höhere Kursſchätzungen abgegeben.

w. Debiſenm ivrr t. Frankfurt a. M. 21. April. M Rfe Bt Brief W66 Eriel. Antwerpen=Briſſel :.2.s.:..: 1436.40 1443,60 1180.35 1492.75 Holland ... ..
T- 9976. 19085. 16224.35 11475.65
121553.15 London ..
. 118203.75 118795.25 120946 85 Paris... 1690.75 1699 25 1725,65 1734.35 Schweis. 4608.96 4624.05 4750,62 4770.40 Spanien 3890.25 3909 75 3.180. 4000. Italien 126.85 1263.15 1285.75 1293.25 Liſſabon=Sporto. Dänemark . 4788. 4812. z077,65 4942.35 Norwegen 458850 4611.50 4063.30 4683.70 Schweden 6807.35 6842.05 6945.10 6679.90 Helſingfors
723.20 726.80 New=York
B436.25 25563. 75 26383.85 265 16.15 Deutſch=Oſterreich (abg.). ... .. 35.78 50 35.08 1 36.73 36. 06 ½=
6.51 Budapeſt. 4.86 30 4.88 70 5.49 Brag. 750.50 754.50 782.55 786.55 Agram..

w. Deviſenmarkt. Berlin 21. April Telegr, Auszahlungen für:
ue
Re

Amſterdam=Rotterdam ... ..,
Zrüfſel=Antwerpen .. . . . . . . ."
Chriſtiania.
Stockholm
Helſingfors
Italien.
D.
London.
New=York

Schweiz.

Spanien

Bien (in Deutſch=Oſterr. abg.).
Prag.

Budapeſt..
oooaaa--
Buenos=Aires . . . . . . . . . . .. ...
Bulgarien ... ..... .. . . . . . ...
Japan ............."
.
Rio de Janeiro ...
T.
Belgrad.

B

Brief

Seld
Briel.

9075 10025. 1017450 10225.50 1463.83 1471.17 1491.26 1493.74 458850 4611.07 4648.5 4671.65 4802.96 4827.04 491368 4977.33 6807.93 6842.07 6957.56 6992.14 698 25 701 75 731.16 734.84 1254.85 1261.15 12386 77 1293.23 118703.50 119297.50 120946.87 121553.13 25486.12 25613.83 25984.87 26115.15 1680.78 1689.22 1725.8: 1734.33 4588.50 4611.50 4748.10 4771.90 3885.36 3904.74 4034.31 4045.09 35.78½= 35.96½- 37.05 37.25 758.10 761.90 793.01 796.99 4.98 5.02 5.13 5.17 9251.81 9298.19 9486.22 9533.78 191.53 192.48 196.50 197.50 12269.25 12330.75 2668.31 2681.69 2892.75 2207.75 255 38 256.64 266.33 267.67

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[ ][  ][ ]

Rummer 110.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. April 1923.

Seite 9.

A
TOOSA
über
H. SS0oo0O. aufden Inhaberlautende Stammaktien

(3800 Stück zu je M, 1000. Nr. 1 bis 3800 mit Diridendenberechtigung ab 1. Juli 1922)
der

TLLEIAMLABALHTHUI EHOHAUEUABUIA

Die Motorenfabrik Darmstadt A.-G. wurde am 20. Augusb 1906 als Aktiengesellschaft mit dem
Sitz in Darmstadt errichtet und am 18. September 1906 in das klandelsregister in Darmstadt eingetragen.
Sie ist aus der seit dem Jahre 1902 bestehenden Firma llotorentabrik Darmstadt C. m. b. H, hervorgegangen.
Die Dauer der Gesellschaft ist auf eing bestimmte Zeit niaht besahränkt.
Gegenstand des Unternehmens 1st. der Betrieb, einer Motorenkabrik, insbesondere die Herstellung
von Motoren. Sauggasanlagen, Automobilmotoren und Teilen usw., 8owie von Apparaten aller Art und die
Vermertung der Fabrikate und die Beteiliguns bei gleiehen und Ahnlichen Pabrilen. Die Geselschakt kann
auf Beschluß des Autsichtsrats Filialen, Wiederlassungen, Werkstätten, Agenturen und Kontore überall inner-
halb
und außerhalb Deutschlands errichten und ähnliche Gesahäkte, oder solche, welehe zu ihrem Bestrieb
passen, ermerben, auch sich bei Firmen oder Gesellschaften, welche den Vertrieb ihrer Fabrikate über-
nehmen
, beteiligen.
Das Grundkapital der Gesellschaft betrug ursprünglich M. 500000. und wurde mehrfach, zuletzt
im Jahre 1921 auf nom. II. 2400000 Stammaltien und nom. M. 100 000 Vorzugsaktien erhöht,
Die Generalversammlung vom 26. Oktober 1922 beschloß eine meitere Urhöhung (es Grundkapitals
um M. 1500 000, und 2War zur Stärkung der Betriebsmittel durch Ausgabe von nom. M. 1400000. auk
den Inhaber lautende Stammaktien, 1400 Stück zu je M. 1000. Nr. 24013800 und zur verstärkten
Abwehr einer Ueberfremdungsgefahr durch Ausgabe von nom. M. 100 000. 6%ige auf den
Namen lautende Vorzugsaktien, Stück 100 zu je M. 1000. Nr. 101200, beide Gattungen mit Diridlen-
denberechtigung
ab 1. Juli 1922. Die neuen Stammaktien wurden unter Ausschluß des gesetzlichen Bezugs-
reehtes
der Aktionäre von einem unter Führung der Darmstäckter und Nationalbank Kommanditgesellschard
auf Aktien in Darmstadt stehenden Konsortium zum Kurse von 250% übernommen, das hiervon M. 800 000
den alten Stammaktronären zum gleichen Kurse derart anbot, daß auk je 3 alte Stammaktien 1 neue ent=
fiel
. Der Bezug wurde in der Zeit vom 27. Dezember 1922 bis 12. Januar 1923 ausgeübt. Die restlichen
MI. 600 000 Stammaktien aus dieser Kapitalserhöhung werden im Interesse der Gesellschaft vermertet.
Das aus dieser Kapitalerhöhung erzielte Autgeld mit Vl. 2100000 ist der gesetzlichen Rücklage
zugeflossen.
Die Durchtührung der Kapitalserhöhung wurde am 16. Dezember 1922 in das Handelsregister ein-
getragen
.
Die Vorzugsaktien sind voll eingezahlt, lauten auf den Namen, genießen 10faches Stimm-
recht
und erhalten 60, Dividende auf das eingezahlte Kapital vor den Stammaktien. Die Vor=
zugsaktlen
wurden unter Ausschluß des gesetzlichen Bezugsrechtes der Aktionäre von der Ver-
waltung
der Gesellschaft zu pari übernommen, bleiben in der Verwaltung und kommen nicht
an den Markt.
Das Grundkapital beträgt nunmehr M. 4 000 000. und ist eingeteilt in Stück 3800 auf den Inhaber
lautende Stammaktien Nr. 13800 und Stück 200 auf den Namen lautende Vorzugsaktien Nr. 1200.
Die Stammaktien sind mit den nachgebildeten Unterschritten des Vorstandes, sowie des Vorsitzen-
den
des Aufslchtsrats versehen.
Der Vorstand besteht aus einem oder mehreren Mitgliedern, Zurzeit ist Herr Friedrich May in
Darmstadt alleiniger Vorstand.
Der Aufsichtsrat besteht aus 36 von der Generalversammlung gewählten Mitgliedern und den
Betriebsratsmitgliedern. Zurzeit bilden den Aufsichtsrat folgende Herren!
Fabrikant Reinhard Zinkann, Darmstadt, i. Fa. diele & Cie., Gütersloh, Vorsitzender;
Fabrikant I.e0 Moser, i. Fa. Ph. Mayfahrt & Co., Frankkurt a. M.:
Bankdirektor Bernhard Pfotenhauer, i. Fa, Darmstädten und Nationalbank Komman-
ditgesellschaft
auf Aktien, Darmstadt:
Linilingenieur Karl Strecker, Darmstadt:
Direktor Georg Kraus, Begensburg: kerner als Betriebsratsdelegierte die Herren!
Ingenieur Sahmidt, Eberstadt, und Dreher Sattler, Eberstadt.
Die Bilanz und Gewinn- und Verlust-Rechnung am 30. Jun1 1922 lauten wie folgt:

Die gewählten Mitglieder des Aufsichtsrats erhalten außer dem Ersatz ihrer Auslagen insgesamt eine
Tantieme Von 121/, desjenigen Reingeninns, der nach Vornahme aller Abschreibungen und Rücklagen,
somig nach Abzug von 60o Diridende auk die Vorzugsaktien und 42, Vordifidende auf die Stammaktien
verbleibt, jedoch mindestens M, 50000. Die Tanfiemesteuen wird seitens der Auksichtsratsmitglieder
entrichtet.
Das Geschäftsjahr der Gesellschaft läuft vom 1. Juli bis 30. Juni.
Der Reingewinn ist satzungsgemäß wie folgt zu Verwenden!
1. der zwanzigste Teil wird solange dem gesetzlichen Reservefonds zugeführt, als diesev den
zehnten Teil des Grundkapitals nicht übersteigt,
2. zur Bildung oder Ergänzung von besonderen Rücklagen, soweit dies von der Generalversamm=
lung
auf Antrag des Vorstandes und des Aufsichtsrats beschlossen wird,
3, sodann wird bis zu 60, an die Vorzugsaktionäre verteilt,
4. der verbleibende Gewinn wird, soweit nicht die Generalversammlung ein anderes beschließt,
auf die Stammaktionäre verteilt.
Bei der Verteilung des Reinsgewinns sind außerdem die dem Aufsichtsrat satzungsgemäß und die
dem Vorstand und den Beamten der Gesellschaft nach Maßgabe ihrer Anstellungsverträge zustehenden
Geninnanteile unter Beachtung der Bestimmungen der 85 237 und 245 HGB. anzusetzen.
Die Auszahlung der Gewinnanteile, die Ausgabe neuer Gewinnanteilscheinbogen, die Ausäbung
von Bezugsrechten, Ilinterlegung von Aktien zu Teilnahme an den Generalversammlungen, sowie alle
sonstigen von der Generalversammlung beschlossenen, die Aktienurkunden betreffenden MaGnahmen erfolgen
kostentrei außer bei der Gesellschaft:
in Darmstadt: bei der Darmstädter und Nationalbank Kommanditgesellschaft auf Aktien,
Frankfurt a. M.: Darmstädter und Nationalbank Kommanditgesellschatt auf Aktien
Filiale Frankfurt (Main),
Darmstädter und Nationalbank Kommanditgesellschaft auf Aktien
Berlin:
sonie bei deren gonstigeu Niedlerlassungen.
Alle Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen rechtsgültig durch den Deutschen Reichs-
anzeiger
; außerdem verplichtef sich die Gesellschatt, sämtliche Bekanntmachungen auch in einer Frank=
kurter
Teituns zu veröffentlichen.
Die Generalversammlung wird von dem Vorsitzenpen des Aufsichtsrats so zeitig einbernfen, daß
die in 8 255, 4bs. 1 und 2 HB. bestimmten Pristen eingehaten merden. Die ordentliehe Generalver=
gammlung
fndet alljährlich spätestens im Norember statt. In der Generalversammlung hat jede Stamm-
aktie
über M. 1000. eine Stimme, jede Vorzugsaktie über 11. 1000. gehn Stimmen, 80 daß sich insgesamt
5800 Stimmen ergeben und den 3800 Stimmen der Stammaktien 2000 Stimmen der Vorzugsaktien gegen=
überstehen
.
An Dividenden haf die Gesellschaft in den letzten 5 Jahren verteilt:

1917/18 12%, auf M.
1918/19 8o
1919/20 10ſo. n
100 z
1920/21 1270
1921/22 250/o z
250o z
Ko.

500 000. Stammaktien (M. 100000. der Stammaktien befanden sich
damals in eigenem Beeitz der Gesellschaft),

600 000.
600000
400000
1500000.
1500000
900000

100000. Vorzugsaktien

für ein ganzes Jahr,
halbes .
ganzes
z halbes
z Bauzes n

Aktiva
Wilanz am 30. Juni 1922

Paseiva

Grundstücke .
Gebäude:
196000.
Bestand am 1. Juli 1921.
30 000
Zugans ....."

Abschreibung
Maschinen:

236000
10000

Mi

Abschreibung .
Fabrikgeräte und Werkzeuge:

Nich

Abschreibung . . . ."
Modelle und Zeichnungen:
Bestand amf 1. Juli 1931 .
Zugang ... ..
Abschreibung.
3, Mobilien:

Lugang

Abschreihung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ...
Ganz- und Halbfabrikate und Materialien!) .... .."
Debitoren.
..............
Guthaben bei den Banken .. . . . . .........
Wechsel ....... .......
....

Wertpaplere:3)

Menft en
Kassenbestand
Büreschaften.

........

130 000.
108 000 2333 000. 42 000 * I. 28 821.39 * 2832.39
28 82189 2721566 U 27216.,66 27 215.66 418470 4165.70 4184 70 .- R.
.......
........ ...
D .....
66 670.
33325 Nt. 98 000.

1) Davon: Halbfabrikate . . . . . . . . . . . 2200 000.
Bertigkabrikate . . . . . . . . . . 800 000.
Materialien und Rohmaterialien . . 1968 562.
Davon: 15345. 50o Beichsanleihe
18 000. Anteile des Bauvereins für Arbeiterwolinungen und der
Heimstättenbaugesellschaft

216 000

Aatnt

4968 562.
2659 755.85
1690 001.73
36985,35

33 345.
g167,79

9896 930 24

1, Aktienkapital . . . ..
2, Gesetzliche Rücklage ....
3. Rücklagen für Außenstände ... .. .. . . . ."
4. Kreditoren:
21 Glubiger 11. Aufn.
b) Anzahlugen .
5, Bürgschaften.
6, Nicht eingelöste Gewinn-Anteilscheine ...
7. Unterstützungskasse
.
8. Reingewinn der Gewinn- und Verlust-Rechnung

Gewinnverteilung.
25 % Dividende v. 1I. 1500 000. Stammaktien auf 1 Jahr
25 % Diridende v. M1. 800 000 Stammaktien auk 12 Jahr
6% Diridende V. Ml. 100 000. Vorzugsaktien auf 1 Jahr ...
Tantieme des Aufsichtsrats
.....
Ruekstellung für die Beamten- und Arbeiter-Unterstützungskasse
Vortras auf neug Bochnung . ............"

4 755 648,06
1300

KRfe

875 000.
112500,
6000
z. 65000
20 000
53872. 69

*
2500 000.
846 738.10
40 000

6065 937,26
g280.
13592.28
632 372,62

Sokl

Hewinn- und Veplugt-Reehnung

Haben

1. Generalunkosten:) . . . . . . .
2. Abschreibungen auf:
Gebäude ......."
...
Uaschinen .. .. . .. ... . . . .. . ... .. ..."
Fabbikgeräte und Werkzeuge . . . . . . . . . . . . . . .
Modelle und Zeichnungen .. . . . . . . . . . . . . ..
Uobilien ........................"
3, Reingewinn der Gewinn- und Verlust-Rechnung . . .
1) Darunter Steuenn .. . . . . . . . . .. . 208 248.

10000.
42000
28821.39
27 215.,66
4164 70

1532 764,59

112201,75
63e 372,68

Mf

1. Betriebsüberschuß . . . .
2. Prträge aus Immobilten
3. Linsen ..."
4. Gewinn-Vortrag aus 1920/21 .

...
..

2219 741.08
4577.
24 195.36
28 825.58

Vff

Der Grundbesitz umfaßt die in Darmstadt, Kirschenallee 85/87 und Landwehrstraße 79, gelegene
Fabrik im Umkange von 9130 gm, woron ca. 6000 bebaut sind. Das Grundstück enthält außer den Fabrik-
gebäulichkeiten
ein Bürogebäude und zmei Beamtenwohnhäuser und ist mit Eisenbahnanschluß versehen.
Außer giner eigenen Krattstation, Sauggasgeneratoren mit Alotoren, bestaht noch ein Anschluß an die Ueber-
landzentzale
. Im ganzen sind Antriebsmotoren von Ca. 150 PS, und ea. 170 Werkseugmaschinen im Betriebe,

Darmstadt, im März 1923.

Die Gesellschaft besehäftigt zurzeit etwa 250 Beamte und Arbeiter.
Gegenwärtig verfügt die Gesellschaft über einen guten Auftragsbestand. Falls nicht unvorhergesehene
Umstände eintreten, dart mit einem befriedigenden Ergebnis fün das laufende Geschättsjahn gerechnet
nerden.

Motorenfabrik Darmstadt Aktiengesellschaft.

(3297

Auf Grund vorstehenden Prospektes sind
M. 8800000. auf den Inhaber lautende Stammaiatien
(3800 Stück zu je M. 1000. Nr. 1 bis 3800 mit Diridendenberechtigung ab 1. Juli 1922)
Motorentabrik Parmstadt Aktiengegellschaft in Darmstadt
zum Ijandel und zur Notiz an der hiesigen Börse zugelassen worden.
Frankfurt n. FI., im April 1923.
Darmstädter und Hationalbank Kommanditgeseilschaft auf Aktien Filiate Frankfurt (Main).

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. April 1923.

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[ ][  ][ ]

Deſtſche Schriftſtellerinnen der Gegenwart.
Von Dr. E. Menſch.
I. Jſolde Kurz.
* Sie gehört zu den ganz eigenen, auf formale Schönheiten
eingeſtellten Geiſtesarbeiterinnen. Man wäre verſucht, ſie eine
Stilkünſtlerin zu nennen, wenn in ihren Erzählungen nicht doch
ſo viel Gehalt und ſtoffliche Bedeutung lebte, daß neben dem
Wie nie das Was aus den Augen und der Teilnahme des Leſers
entſchwindet.
Auf feinſte literariſche Goldſchmiedearbeit kann man ſich bei
Jſolde Kurz ſtets gefaßt machen. Aus der Werkſtatt ihrer Ge=
danken
und Phantaſien geht nichts in die Oeffentlichkeit, was
nicht in Motivierung, wie Ausführung bis, in die letzte Einzel=
heit
hinein durchgearbeitet iſt. Man hat bei ihr ſtets das Gefühl
einer großen Klarheit und innerer Beherrſchtheit. Mit einem
Schlager iſt ſie nie vor das Publikum hingetreten, ebenſowenig
mit einem Werk, das in den Auslagen als Buch der Saiſon
praugte. Dafür entziehen ſich ihre dichteriſchen Arbeiten dem
wandelbaren Modegeſchmack und behalten ihre Wirkung, wenn
jene geräuſchvollen Tagesgeburten längſt, in das Meer der Ver=
geſſenheit
geſunken ſind.
Man hat Iſolde Kurz mit Conrad Ferdinand Meyer
verglichen. Das Verſtändnis wird durch ſolche Vergleiche meiſt
wenig gefördert, wennſchon es für ein weibliches Talent immer
als beſondere Auszeichnung gedacht iſt, wenn man es einem her=
vorragenden
männlichen als ebenbürtig an die Seite ſtellt. An
der Ebenbürtigkeit läßt ſich im genannten Falle auch kaum zwei=
feln
, und man kann ſie um ſo eher feſtſtellen, als der Schweizer
und die Schwäbin ſich häufig in den gleichen Stoffwelten be=
gegnen
. Nur weht für unſer Gefühl ein wärmerer Hauch durch
die Schöpfungen der Jſolde Kurz. Dieſen ſpüren wir beſonders
in ihren Gedichten in denen ſo viel ſchöne unmittelbare
Herzenswärme pulſiert. Die Liebeslieder gehören zu den edel=
ſten
, die je eine Frau geſungen hat. Die Grenze zwiſchen rück=
haltloſem
Bekenntnis und weiblicher Schamhaftigkeit, die von
unſeren im dionyſiſchen Taumel raſenden Bacchantinnen ſo oft
mißachtet wurde, iſt hier inſtinktiv gewahrt. Wie ein Chopin=
ſches
Nocturno greift der Liederzyklus Asphodill an Ohr und
Herz. Die tiefe, heilige Ruhe nach dem Aufruhr der Gefühle
wirkt ſo unendlich wohltuend. Lyriſche Gedichte ſollten eigent=
lich
nur Menſchen verfaſſen, die am Becher der Freude wie am
Leidenskelch getrunken haben, denen man das innere Erlebnis
nachfühlt: Mich ſelbſt bewein’ ich, daß ich’s nun verlerne,
wie man des Lebens höchſte Rofen pflückt, nicht doch: du warſt
verſtürmt und fandſt den Hafen, warſt ſchlummerlos und ſiech,
nun darfſt du ſchlafen.
Damit wird ein Fazit gezogen, ein Schlußſtein geſetzt, der
alles ſagt.
Jſolde Kurz iſt durch eine gute Bildungsſchule gegangen.
Am Vater, dem bekannten Ueberſetzer und Literarhiſtoriker, der
ſelbſt eine Poetenſeele in ſich barg, hatte ſie ein Vorbild, an dem
ſie heranwuchs. Das Gefühl für die Form wurde in ihr zeitig
durch Ueberſetzungsarbeiten geſtärkt. In ihrer dichteriſchen An=
ſchauung
umſpannt ſie zwei. Welten: die germaniſche und die
romaniſche. Die alte, dem Germanen eingeborene Südſehnſucht,
paarte ſich gerade bei ihr ſehr glücklich mit dem ſtarken Heimats=
gefühl
für Deutſchland, deſſen Wäldern und ſtolzen Burgen
und hochgegiebelten Stadthäuſern, die dem Schwabenkind von
früher Jugend an vertraut waren. Wenn ſie nach Italien wan=
dert
, ſo ſind es die Welten der Renaiſſance und des Barock, denen
ſie mit Vorliebe Geſtalten und Motive entlehnt, häufig anknüp=
fend
an bekannte Namen und Vorkommniſſe, ihnen mit frei=
ſchaltender
dichteriſcher Ausſchmückungskunſt neuen Reiz ver=
leihend
. Ein Kleinod feiner Erzählergabe ſind Die Huma=
niſten
, die uns jenen Typ der italieniſchen Gelehrten und
Kunſtliebhaber aus dem Barock vorführen, dem das Gegenwarts=
leben
verblaßt angeſichts der Herrlichkeit eines wiederaufgefun=
denen
Ciceroniſchen Kodex und der beim Anblick ſeiner auf
einer Brandſtätte ohnmächtig neben dem verwundeten Geliebten
zuſammengebrochenen Tochter zunächſt nur den Gedanken hat:
ob dieſe Gruppe am Boden ſich nicht vorzüglich für eine Pieta
eignen würde!
. Ein feiner Humor durchblitzt ſolche Schilderungen.
Gewachſen zeigt ſich die Dichterin den wildromantiſchen
Themen, die ſich in Florenz aus dem heißen Kampf zwiſchen
Adel und Zünften ergeben, einem Kampf, der die bisherige Ge=
fellſchaftsordnung
auf den Kopf ſtellt und das Glück des Einzel=
nen
vernichtet, und namentlich rückſichtslos über die berechtigten
Lebensanſprüche des Frauenherzens dahinraſt. In der Erzäh=
lung
Die Vermählung der Toten, zu der ein Hauch aus der
Gruft Romeos und Julias herüberweht, brennen Hochzeits= und
Todesfackel mit gleicher Glut und Stärke.

Abt Vogler.

Von Walter Möller=Oranienburg.
Er zieht den angehenben Komponiſten in ſeine Studierſtub=
hinein
. Deſſen Augen leuchten voll freudigen Stolzes über das
ſeltene Lob des Alten. Der hält den goldſchimmeinden Wein=
pokal
gegen das Licht, und als die Gläſer leiſe aneinander=
klingen
, meint er wit ſeltſam ernſtem Ausdruck: Sieh Karl.
in mir liegt etwas, was ich nicht hervorzubringen vermag. Ich
habe einmal j=mand ſehr lieb gehabt. Es iſt anders gekommen.
Ich konnte aber in den beſten Schaffensjahren nicht darüber hin=
weg
, vielleicht weil ich immer ein ſchwerfäll’ger Träumer war,
dem es an Wirklichkeitsſinn gebrach. Mir fehlte das Sonnige,
das mich gleich am erſten Tage zu Dir hinzog. Er blickt dem
jungen Mann in die Augen: Ich möchte nicht aus der Welt
gehen, bevor ich Dich ausgebildet habe. Als ich vorhin Dein
Horn=Andante, das Du mir zu Beginn der Stunde auf dem
Klavier vorſpielteſt, hörte, wußte ich, Du wirſt das vollbringen,
lvozu mir die Kraft gebrochen. Schaffe Du das große Werk,
das noch nach Jahrhunderten in gleicher Schönheit ſtrahlt.

Spiele ihn mir noch einmal, Deinen Andanteſatz.
Vom Klavier her klingt die einfache, volksli=dartige Weiſe.
Es raunt in ihr wie aus uraltem Märchen und Sagen, wie vom
heiligen Schauer tiefer deutſcher Waldeinſamkeit. Lange, nach=
dem
die ſchlichte Melodie verklungen, erhebt ſich der Meiſter von
ſeinem Stuhl und gleitet den jungen Komponiſten mit ſtummem
Händedruck hinaus.
Ein paar Jahre ſpäter.
Wie damals ſteht der Abt Vogler vor ſeinen Muſikſchülern.
Da bringt ſein alter Diener di= eben eingetroffene Poſt. Er
erkennt ſchon an der Poſtaufſchrift den Schreiber. Als er den
Brief überflogen, blitzt es ſtolz unter den weißen Augenbrauen
hervor. Hier, meine Freunde, ſchreibt mir mein früherer
Schüler Karl aus Dresden, ſeine neue Oper ſei in Berlin vom
Intendanten Grafen Brühl aufgenommen worden. Und Fräu=
lein
Karoline ſe
artigen Gruß darunter. Dann begibt


an

Ianzangnaaßaßägngnnnnngannnnngnagng ignnn
Der moraliſch gebildete Menſch,
und nur dieſer, iſt ganz frei.
Schiller.
Hnanannnnnnaannnnnnnnnnnnnnnannannnnann

Wenn die Dichterin aus dem bunt bewegten, reichen Leben
der Renaiſſance Geſtalten und Bilder aufſteigen läßt, ſo ver=
wandelt
ſich unter ihrer Einfühlungsgabe alles in unmittelbare,
blutdurchſtrömte Gegenwart. Es iſt, als ob wir mitten in die
Begebenheiten mit hineingeſtellt, in die Seelenkämpfe der Hel=
den
mitverflochten würden. Aus dem Dunkel der Vorzeit
blicken mich zwei ſchattenhafte Geſtalten an, dringend, ſeltſam be=
harrlich
, und wollen nicht weichen. Was verlangen ſie von mir?
Das einzige, was der Tod vom Leben verlangen kann: daß es
in die Speichen greife und das Rad der Zeit rückwärts drehe,
damit die Sonne vergangener Tage ſich neu entzünde; heißt es
in dem jüngſten Opus der Jſolde Kurz Den Nächten von
Fondi einer Geſchichte aus dem Cinquecento, welche des
Südens trunkene Fülle durchglüht. Möchte man bei dieſer
Feudalherrin Julia Gonzaga, in deren Adern ein Tropfen
Hohenzollernblut fließt, und dem halbgenialen Wildling Hippo=
Iyt aus dem Mediceerhauſe, der an der Liebe zu dieſer Frau
einen ſeeliſchen Aufſtieg erfährt, die die Unraſt ſeiner leiden=
ſchaftlichen
Natur bändigt, nicht den Glauben nähren, daß im
Kreislauf des Lebens gerade ſolche. Weſen in anderen Masken
und unter anderen zeitlichen Bedingtheiten immer wieder auf=
tauchen
, daß ſie garnicht ſterben können, daß ſie immer von neuem
eine Begegnung erfahren, wenn ihrer Liebe auch nie die irdiſche
Erfüllung beſchieden iſt und die glanzerfüllten Nächte des kleinen
italieniſchen Muſenhofs von Fondi, dem die kryſtallreine Schön=
heit
der Julia Gonzaga den Stempel aufdrückt, kein Hochzeits=
feſt
aufweiſen. Von Abenteuern, Amuren, Muſenſpielen erzählt
jedes Kapitel. Aber das laute, bunte Welttreiben dämpft die
Geſtalt der Heldin, die ihre Lebenskraft aus höheren Welten
bezieht und die ſie auch dem Manne mitzuteilen vermag, der ſich
in heißer Inbrunſt nach ihren Beſitz verzehrt, und dem ſie auf
Erden unerreichbar bleibt, weil ihm, dem eroberungsluſtigen,
liebestrunkenen Medici ein böſes Ungefähr den Kardinalshut
früh auf die Stirne gedrückt hat. Der Heißſporn, der auch poli=
tiſch
ehrgeizig iſt und ſich mit hundert Plänen trägt ſtirbt an
Gift, das ihm ein Gegner beigebracht hat. Darin erblicke ich ein
tiefes Symbol. Solche Naturen vergiften ſich an der Liebe zur
Welt. Sie müſſen in den Schmelztiegel geworfen werden und
einen Umguß erfahren, bis ſie unter neuer Geſtalt abermals
ihren Weg wandeln. Bei der Julia Gonzaga aber erinnert man
ſich der Dichterin eigener Worte: Dem Himmel gehör’ ich, dem
Wolkenzug deinen ewigen Orgelchören Von Liebestreue
von Liebesbetrug, kein Wörtlein will ich mehr hören!

C.K. Die Urſache der Staubexploſionen. Die verſchieden=
ſten
Staubarten haben bereits zu verhängnisvollen Exploſionen
geführt, und es gibt kaum eine Staubart, die nicht ſolche Ge=
fahren
in ſich birgt. Ueber die Urſachen dieſer Exploſionen
hat man aber lange Zeit falſche Vorſtellungen gehabt, und erſt
jetzt iſt das Richtige erkannt worden, wie Dr. P. Beyersdorfer,
der ſelbſt die maßgebenden Unterſuchungen ausgeführt hat, in
der Frankfurter Wochenſchrift Die Umſchau hervorhebt. Die
Urſache der Staubexploſionen hat er an dem Beiſpiel des
Zuckerſtaubes aufgeklärt. Seit dem Jahre 1893 haben in
Dutſchland acht kataſtrophale, neun mittlere und über fünfzig
kleinere Zuckerſtaubexploſionen ihre vernichtenden Kräfte entfal=
tet
. Da der Staub nicht von ſelbſt explodieren kann, ſo mußte
irgend eine Energie hinzukommen, und es war das Nächſt=
liegende
, dieſe Energie in Form von Wärme zu ſuchen. Die
Urſache der Exploſionen in ſtauberfüllten Räumen wurden alſo
in dem Zuſammentreffen von Staub und Wärme vermutet, und
dementſprechend traf man die Vorkehrungen zur Verhinderung.
Die feinſinnigſten Schutzmaßnahmen wurden ausgearbeitet,
aber dennoch kamen weitere Exploſionen vor. Man ſtand vor
einem Rätſel, bis man die Erſcheinungen, die durch Zuckerſtaub
hervorgerufen werden, eingehender unterſuchte. Es lag nahe,
nachzuforſchen, ob nicht die ſtaubfördernden feſten Stoffe durch
Reibung beim Zerkleinern elektriſch werden, und wirklich zeigte
ſich, daß alle ſtaubförmigen Stoffe, ſei es nun Schwefel, Alu=
minium
, Marmor, Mehl oder Zucker, ſich beim Reiben elektriſch
aufladen. Es gelang, durch Wirbeln aus dem Zuckerſtaub
Funken bis zu 1 em Länge zu ziehen, was einer Spannung von
etwa 25 000 Volt entſpricht. Ja, man brachte es dahin, den

liebliche Hornweiſe, die ſein erfolgreicher Schüler ihm einſt in
einer ſolchen Unterrichtsſtunde vorgelegt.
*
*
Wieder blühen die Roſen, iſt der Tag von Lenz= und Liebes=
liedern
erfüllt. Abt Vogler atmet mit tiefen Zügen den Duft
ein, der von den Blumenbeeten des Schloßgartens, in dem er
ſich ergeht, herüberweht. Seine Züge verraten noch immer die
alte Willenskraft, aber die Geſtalt iſt ſchon von der Laſt der
Jahre ein wenig gebeugt.
Die kleine Soubrette des Hoftheaters kommt ihm von der
Probe entgegen: Haben Sie ſchon die neueſte Zeitung, Hoch=
würden
? ruft ſie. Großer Erfolg in Berlin! Nun werden
wir die neue Oper auch bald herbekommen. Da leſen Sie. Die
großen Buchſtaben auf dem Zeitungsblatte, das ſie ihm reicht,
ſchringen einen wunderlichen Reigen vor ſeinen Augen: Die
deutſche Oper endlich geboren! lautet die Ueberſchrift.
Habt Dank, Mademoiſelle Fiſcher, Ihr wißt nicht, welch
eine Freude Ihr mir damit bereitet habt.
Hochaufgerichtet ſteht er vor der erſtaunten Sängerin. Dann
wendet er ſich langſamen Schrittes ſeinem Hauſe zu.
Die neue Oper iſt vom Darmſtädter Hoftheater einſtudiert
worden und der Tag der Erſtaufführung herangekommen. Noch
nie hat Abt Vogler ſo lange und ſorgfältig Toilette gemacht
wie heute. Der alte Franz ſchüttelt den Kopf, als er ihm behilf=
lich
iſt, den Staatsrock mit den vielen Orden anzulegen. Etwas
Feierliches liegt in den Bewegungen des greiſen Abtes. Das
iſt alſo die Oper von dem jungen Mann, der mir ſo manchen
Schabernack geſpielt hat, meint das Hausfaktotum. Hätt’s nicht
geglaubt, daß der mal ſo etwas fertig kriegt. Aber aus Kin=
dern
werden Leute.
Abt Vogler ſitzt allein in ſeiner Loge. Das Stimmengewirr
im ausverkauften Hauſe verſtummt. Der Dirigent hebt den
Taktſtock. Leiſe beginnt das G der Streicher, wächſt zum mäch=
tigen
Forte an und klingt zweimal in einem Motiv wie in einer
bangen Schickſalsfrage aus. Und nun Vogler horcht auf
hebt der Hornſatz an, tröſtend und von wiegender Begleitung
getragen, als neigten die Eichen und Tannen des deutſchen
Waldes ihre Wipfel ſchützend über einen jungen, blonden Schlä=
zume
de

Zuckerſtaub in kaltem Zuſtand, d. h. bei einer Temperatur von
30 Grad Celſius, zur Exploſion zu bringen, ſodaß damit die An=
nahme
einer Wärme=Urſache für die Exploſionen als unmöglich
erwieſen war. Auch im Mühlenbetrieb ſelbſt wurden elel=
triſche
Aufladungen des Zuckers gemeſſen, und ſo zeigter die
Laboratorien durch Betriebsverſuche einwandfrei, daß als die
Urſache der Staubexploſionen in der Technik bei ſonſt vernünf=
tiger
Betriebsführung einzig und allein die elektriſche Erregung
des Staubes in Frage kommt. Das Zuſtandekommen der Ex=
ploſionen
ließ ſich bis in alle Einzelheiten darlegen, und es ſtellte
ſich heraus, daß es ſich hier tatſächlich um Staubgewitter han=
delt
, die, wie die elektriſchen Vorgänge in der Luft, ſich mit
außerordentlicher Heftigkeit vollziehen. Das Vedeutſamſte an
dieſer Erkenntnis der Urſache iſt aber, daß damit auch der Weg
zu Schutzmaßnahmen gegeben iſt. Der Kampf gegen die Staub=
exploſionen
muß bei der elektriſchen Aufladung des Staubes
einſetzen und die Phyſik gibt die Mittel an die Hand, um die
Elektrizität des Staubes abzuleiten, bzw. zu neutraliſieren.
Geeignete Vorrichtungen ſind bereits in der Entwicklung.
nk. Sternfarbenſkala. Die Sternfarben können keine ſpektralen
reinen Farben ſein, da ſie ja durch die vereinigte Mitwirkung
aller Strahlen des Sterns auf das Auge zuſtande kommen. Eine
ſolche Skalenbildung kann nicht die Folge der Spektralfarben
ſein, ſondern eine Farbenfolge auf Grund des Weſens des phyſi=
kaliſchen
Unterſchiedes der Sterne, alſo hinſichtlich ihrer Tem
veratur von höchſter Glut bis Abkühlung und Verſchwinden. So
entſteht nach C. Wirtz im Aſtronomiſchen Handbuch ( Franckh=
ſche
Verlagshandlung, Stuttgart) eine Abkühlungsſkala, ledig=
lich
aus weiß, gelb und rot beſtehend. Abweichende Farbentöne
rühren von Kontraſtwirkung oder Färbung des Objektivglaſes
her. Bei Doppelſternen mit ihren noch unentſchiedenen Farben
reicht dieſe Abkühlungsſkala nicht aus. Viel beſſer iſt daher ein=
Ziffernſkala, ſie geſtattet Zwiſchenſtufen und Mittelbildung und
durchſichtigere Verarbeitung der Ergebniſſe. Die meiſter: Beobach=
ter
von Sternfarben benutzen daher eine einfache lineare Skala,
die Schmidt=Oſthoff=Skala, die von weiß bis rot reicht, alſo zehn
Farbentöne umfaßt. Wirtz rät, die Skala noch in die blauen
Töne hinein zu ergänzen, um auch bläuliche Farben angeben zu
können.
Dr. Bl.

Mannigfaltiges

H‟ Seltene Münzen. Progres Civique ſchreibt: Seitdem
der Frank zu ſinken begonnen hat, iſt die Silbermünze, die her=
auszukommen
begann, ſelten. Indeſſen hat die Silbermünze kei=
nen
größeren Wert als die Papierfranken oder die Zahlmarken
des Münzaufdrucks. Die alten Münzſtücke haben dagegen einen
größeren Wert. Man weiß, daß das Fünfſousſtück aus Nickel
auts der Vorkriegsausgabe, durchlocht, vergangenes Jahr zu
ſieben oder acht Sous umgewechſelt wurde. Das Stück trug eine
kleine Querſtange oberhalb des Buchſtabens C (Centimes). Ge=
wiſſe
Fünffrankſtücke von Louis Philippe, 1830, werden mit.
66 Franken und die von 1871, Modell Herkules, mit 17 Fran=
ken
bezahlt. Ein Einfrankſtück vom Typ Semeuſe in Caſtel=
ſarraſin
1914 geprägt, wurde einem Sammler zu 15 Franken
zugeſchlagen, weil es oberhalb der Jahreszahl einen Buchſtaben
C trug. Bei einem kürzlichen Verkauf erreichten 10 Centimes
von 1870, Paris et Strasbourg, einen Preis von 4 Franken,
und 2 Franken von 1815 mit dem lorbeerbekränzten Kopf Napo=
leons
einen ſolchen von 36 Franken. Endlich verzeichnet die Bank
von Frankreich in ihrer Bilanz 350 000 Franken in Fünfund=
zwanzigfranknoten
. Aber da niemand eine dieſer Noten geſehen
hat, kann man noch nicht wiſſen, wie viel ſie wert ſind.
El. Tanzende Schatten. Es iſt eine altbekannte Tatſache,
daß ein Schatten um ſo kleiner erſcheint, je weiter die Licht=
quelle
von dem ſchattenderfenden Körper entfernt iſt, und daß
der Schatten ſtets eine Bewegungsrichtung einſchlägt, die der=
jenigen
der Lichtquelle entgegengeſetzt iſt. Auf dieſer Tatſache
beruht, leſen wir in Dr. Donaths Phyſikaliſchem Spiel=
buch
(446 S. Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunſchweig),
eine einfache optiſche Spielerei. Man hängt etwa 1,5 Meter von
einem weißen Laken oder einer geeigneten Wand an zwvei
Fäden, ſo, daß ſie ſich nicht drehen kann, eine aus Pappe ge=
ſchnittene
Figur auf. Jedes Licht, das ſich vor der Figur be=
findet
, entwirft einen Schatten der Figur auf einer anderen
Stelle der Leinwand, ſo daß eine ganze Verſammlung von
Schattengeſtalten beiſammen iſt. Man ſtelle die Lichter auf
einem Tiſch auf und ſchiebe ſie mit einigen Gehilfen hin und
her, vor und zurück, während man von Zeit zu Zeit die eine
oder andere von ihnen auch hebt und ſenkt. Dadurch hat es
den Anſchein, als führten die Schatten an der Wand einen wil=
den
Tanz auf.

Weife unterbrochen. Das Verhängnis naht, wie die wilde Jagd
ſtürmt’s daher. Sturm hetzt zerriſſene Wolken. Blitze zucken:
Lebt kein Gott? Mich packt Verzweiflung, foltert Spott,
ſchreit es auf. Dann Aufatmen, Ruhe. Das finſter: Schickſal
iſt überwunden. Jubelnd ſchließt eine Dankeshymne die
Ouvertüre.
Der Vorhang rauſcht auf, die Oper beginnt. Das iſt nicht
der italieniſche Singſang mit ſeinen reichen, oft allzu ſchmelzen=
den
Tenorarien. Mitten aus dem deutſchen Volksleben gegrif=
fen
, erſcheint jeder Vorgang auf der Bühne, und die Hunderte,
die das Theater füllen, bangen mit der Heldin um den Gelieb=
ten
, werden gepackt von ihrem Jubel, als ſie ihn aus dem nächt=
lichen
Walde glücklich heimkehren ſieht.
Die große Arie in zwei Akten iſt zu Ende. Da bricht ein
Beifall ohnegleichen los. Im Parkett, in den Rängen ſpringen
ſie auf. Die Sängerin, des Komponiſten Name werden gerufen.
Der Schöpfer des Werkes iſt nicht anweſend. Er feiert Hochzeit
mit Karoline Brandt. Aber der, dem er ſeine Ausbildung ver=
dankt
, ſitzt ſtill und unbemerkt, von der Gardine ſeiner Log=
verborgen
.
Jetzt wird die Arie wiederholt, weil das Publikum nicht
eher Ruhe gibt. Himmel, nimm des Dankes Zähren, leiſe
wie betend ſpricht der alte Mann auf ſeinem Platz die Worte
mit. Seine Augen ſtrahlen, ſein Geſicht iſt von Freude ſeltſam
verklärt. UInd als wieder der Beifallsſturm das Haus erzittern
macht, faltet der Greis ſtill die Hände: Herr, Du mein Gott,
ich kanke Dir, daß Du mir dieſen da ſchickteſt, auf daß ich an ihm
die Erfüllung deſſen ſah, wozu ich nicht berufen, dem ich eine
kurze Lebensſpanne Führer und Freund ſein durfte. Mein
Karl Karl Maria von Weber, wenn Dein Lehrer längſt ber=
geſſen
, werden ſie Deinen Freiſchütz noch immer ſpielen und
ſingen. Durch ihn wirſt Du ewig leben.
Die Oper iſt zu Ende. Nur langſam, nach immer neumm
Hervorrufen, leert ſich das Theater.
Franz klopfte an die Loge ſeines Herrn, den er wie ge=
wöhnlich
abholen will.
Keine Antwort.
Da tritt er ein. Im Seſſel lehnt Abt Vogler, die Hände
noch wi= zum Gebet geſchloſſen, mit einem Zug ſeliger Freude
im Geficht. Er iſt tot
(Sch(uſ.

[ ][  ]

Nummer 16

Unterhaltungsblatt und Frauenzeiln

3

1923

Die Welt der Frau

* Je nach der geſellſchaftlichen Schichtung werden die ver=
ſchiedenſten
Eigenſchaften als echt weiblich geprieſen; bald ſoll
jene Frau die beſte ſein, die am hingebendſten iſt, bald jene, deren
mütterliche Gefühle beſonders ſtark hervortreten, bald gilt der
Stolz, bald wieder die rührende Demut als hervorragendſter
Vorzug. Der Grund, weshalb eine Einigung auf dieſem ſtrit=
tigen
Gebiet nicht herbeigeführt wird und auch nie herbeigeführt
werden kann, iſt einfach der, es gilt bei dem einen Geſchlecht das
als Vorzug, was das andere braucht und verlangt. Nun iſt die
Perſönlichkeit des Mannes ebenſowenig mit Schlagworten zu
umſchreiben, als die der Frau, und der Begriff deſſen, was wir
als männlich bezeichnen, ſchwankt, ebenſo bedenklich, wie der
des echt weiblichen. Hervorragende Geiſtesmenſchen, Künſtler
und Dichter, die man doch wohl als Männer im edelſten Sinne
bezeichnen muß, haben oft geradezu viel Weichliches in ihrem
Weſen. Von gewaltigen Kriegshelden und Feldherren ſind Züge
einer großen Gemütstiefe und Weichheit der Empfindung über=
liefert
; alſo Eigenſchaften, die man als echt weiblich bezeichnet.
Wertvolle pſychologiſche Unterſuchungen haben in unſeren Tagen
gezeigt, daß das Problem von Mann und Weib ein unendlich
kompliziertes iſt und uns auf dieſem Gebiete vielleicht eine große
Wandlung in den landläufigen Betrachtungen bevorſteht.
Deshalb brauchen wir durchaus nicht zu fürchten, daß
aus der Welt der Begriff der Weiblichkeit verſchwinden und ein
bizarres drittes, Geſchlecht entſtehen könnte. Das Frauenideal
hat ſich ja doch im Laufe der Kulturgeſchichte mehrmals gewan=
delt
. In den erſten rauhen Zeiten unſeres deutſchen Volkes war
es, wie die Heldendichtung beweiſt, weſentlich von dem des
Mittelalters mit ſeinem Frauendienſt und Marienkultus ver=
ſchieden
. Man vergleiche nur die Geſtalten der Brunhilde und
Kriemhilde, ihr rauhes, für unſere Vorſtellungen geradezu bru=
tales
Weibtum, mit den Frauen aus Gottfried von Straßburgs
Triſtan oder mit dem viel zarteren Bilde, das uns aus den
Liedern der Minneſänger entgegentritt. Und wenn im Par=
zifal
als höchſte und erhabendſte Tugend der Frau die Treue
geprieſen und von der ſterbenden Herzeloide, der liebenden Gat=
tin
und Mutter, geſagt wird dieſer gar getreue Tod bewahrte
ihre Seele vor der Höllenpein, ſo zeigt ſich auch hier wieder die
Uebertragung eines männlichen Lebensideales auf die Sphäre
der Frau; weil, die Treue gegen den Fürſten und die Kampf=
genoſſen
im Leben des deutſchen Volkes ſo viel galt und ſo hoch
geſchätzt wurde, bildet ſie auch bei der Frau einen ganz beſon=
deren
Vorzug.
Auch in der Folgezeit ſpiegelt das Frauenideal getrei alle
jene Eigenſchaften wider, die den Männern als das Höchſte gel=
ten
. Es bietet hohen Genuß, dieſen Beziehungen mal im einzel=
nen
nachzugehen. Als das ritterliche Leben immer mehr don
ſeiner Höhe herabſank und das deutſche Bürgertum in den
Städten die Führung übernahm, wandelten ſich die Begriffe der
Frauentugenden abermals. Man denke an Goethes Gretchen
das gute, liebende, häusliche Bürgermädchen, das eben einzig
und allein die richtige Ergänzung für den Mann jener Zeiten iſt,
die Goethe im Fauſt ſchildert; das Leben war in enge Stuben,
dumpfe Höfe und ſchmale Gaſſen gebannt, die Bequemlichkeit des
Wohnens und Hauſens der militäriſchen Forderung geopfert,
daß die Stadt ſo klein als möglich ſein müſſe, um leichter ver=
teidigt
werden zu können. Es iſt klar, daß nun jene kleinbürger=
liche
Enge, jene ſpießerhafte Beſchränktheit in das Frauenideal
kommen muß, wie ſie noch heute in vielen vom Weltverkehr ent=
fernten
Städtchen unſer Lächeln erregt. Und als in der Folge=
zeit
im Schoße der galanten Geſellſchaft, an den glänzenden, nach
Verſailler Muſter geſchaffenen Fürſtenhöfen, das Ideal der
Dame entſtand, als eines ſchutzbedürftigen, verfeinerten
Weſens, dem man ſich nur in Ehrfurcht und Glacehandſchuhen
unter einem Mantel von artigen konventionellen Phraſen nähern
durfte, da waren es wieder die Männer, die eben dieſe Form der
Weiblichkeit verlangten, was vor zweihundert Jahren als Fehler
und Makel gegolten hätte, die Galanterie.
Und nun werfen wir zum Schluß einen Blick auf die aller=
jüngſte
Gegenwart, die Dame gilt als affektiert, das häusliche
Bürgermädchen des 16. Jahrhunderts als beſchränkt; bevorzugt
dagegen vor allen anderen ihres Geſchlechts wird, das junge
veibliche Weſen genannt, das auf dem Sportplatz bei fliegen=
den
Tennisbällen, oder auf Skiern, oder im Ruderboot bei aller
ſtrengen Wahrung ſeiner weiblichen Würde doch an Geſundheit,
Geſchicklichkeit und Kraft mit dem Manne ganz zu wetteifern ver=
ſteht
, um das letzte Ideal zu verwirklichen, das wir im Ver=
hältniſſe
der Geſchlechter kennen lernten, das der unbefangenen
Kameradſchaft ziiſchen Mann und Weib. Unſere Großmütter
W 2

Nobelette von Robert Hecht.
Bereits im gleichen Augenblick, da mir der Wind den Hut
vom Kopfe nahm, ſpürte ich, daß ich ihn nicht würde einholen
können, denn der Sturm ſprang ſauſend die ſchräge Straße hin=
ab
, die zum Hafen führte. Ich machte ihm einige ſchnelle
Schritte nach, aber er flog wie ein Vogel vor den haſchenden
Händen her, war raſcher als ich und kam zuletzt in volle Gewalt
des Windes, der ihn blitzſchnell die Straße hinabkreiſelte und mit
großem Schwung ins Waſſer warf, wo ſich die Strömung ſeiner
bemächtigte. Wenn der Hut Glück hatte, konnte er in einigen
Stunden in Schweden ſein, während ich barhäuptig im Hafen
von Kopenhagen ſtand und ihm nachſtierte. Aber mit dem plötz=
lich
einſetzenden Wind war feiner Regen gekommen, und ich
miußte daran denken, mir einen neuen Hut zu kaufen. Der
Regen trieb mich zur Eile an, und ich betrat nach ein paar Minu=
ten
einen kleinen Laden, in dem allerlei Kopfbedeckungen für ſee=
fahrendes
Volk feilgehalten wurden. Modiſche Hüte gab es
nicht, dagegen Mützen in allen Formen und Farben, unter denen
ich ſchließlich eine karierte Sportmütze auswählte, die mir zwar
ein wenig eng war, dafür aber auch nur wenige Oere koſtete.
Der Regen hatte jetzt ſtärker eingeſetzt, die Dunkelheit be=
gann
heraufzuziehen, und ich durchquerte ſchnellen Schrittes eine
Anzahl winkliger Gäßchen, um aus dem Hafenviertel zu kommen
und ein Beförderungsmittel zu ſuchen, das mich in die Nähe
meiner Wohnung bringen ſollte. Aber anſtatt den Weg zu ver=
kürzen
, verirrte ich mich und kam erſt auf einem Umwege in eine
größere Straße, in der ich mich ſchnell in eine Speiſewirtſchaft
flüchtete, denn ich hatte Hunger und fürchtete außerdem, völlig zu
durchnäſſen. Ich war in eine jener Wirtſchaften amerikaniſchen
Stiles geraten, in denen man Speiſen und Getränke an der
Schenke ſelbſt zu kauſen hatte, um ſie dann an einem Wand=
bort
ſchnell zu verzehren. Die Ueberfülle von Menſchen, die
einem von einer in die andere Ecke ſtießen, war abſchreckend,
aber die Wärme heimelte ſo an, daß ich langſam und noch
langſamer trank, um ſie recht lange auskoſten zu können, denn
mein Zimmer zu Hauſe war kalt.
Als ich die Straße wieder betrat, hatte ſich der Regen ge=
rade
zu einer Pauſe entſchloſſen, und ich ſchritt ſchnell vorwärts,
um mein Ziel bald zu erreichen. Von ungefähr fiel mir ein,
eine Pfeife Tabak zu rauchen, obgleich der Verluſt des Hutes
mir nicht berechnete Ausgaben gemacht hatte. Ich griff in die
rechte Manteltaſche und zog ſie, mich ſcheltend, ſofort heraus,
denn ich hatte leichtſinnig mein Portemonnaie hineingeſteckt, das
mir hätte verloren gehen können. Aber ich erſchrak förmlich, als
ich erkannte, daß es nicht das meine, ſondern ein neues gutes
Portemonanie aus Rindleder war, in dem eine Anzahl Kronen
ſteckte. Hatte ich ſo dicht neben jemand geſtanden, daß er in der
Eile meine Manteltaſche für die feine gehalten hatte? Schon
möglich, das Gedränge in der Schänke war ſehr groß geweſen

DESEC
a22
Aphorismen über die Frauen.
In der Frau kann der Mann ſein heiliges Gewiſſen finden.
er ſtaunt in ihr an, was ihm bisher alle Wiſſenſchaft
verſchwieg.
Hanſen.
Sie fragen mich, was die Frau beherrſcht? Das iſt ſchnell
geſagt, Sich beinah nie, uns Männer beinah immer.
Charles Blunt.
Die Frauenlaune macht den Pſychologen lächerlich.
Clanes.
Die Frau beherrſcht uns Männer durch ihre Weiblich=
keit
. Entſagt ſie ihrer, ſo entkleidet ſie ſich des größten Teiles
ihrer Macht.
Wendler.

finden dergleichen im höchſten Grade unpaſſend, und haben aus
dem Geſichtswinkel der Zeit, aus der ſie ſtammen, recht. Denn
immer erſcheinen bei den Frauen jene Eigenſchaften als Vorzüge,
die der Mann braucht und verlangt, ebenſo wie die Frauen beim
Manne das am höchſten ſchätzen, was die gegenwärtige Frauen=
Dr. E. F.
generation bedarf.
Die Mode von heute.
Die Farbenfreudigkeit der Frühjahrsmode.
Unter all den bunten Farbtönen der Frühjahrsmede, die wie
der friſch aufgeſetzten Palette des Malers entnommen erſchei=
nen
, alſo ſämtliche Farben umfaſſen, tritt überraſchenderweiſe ein
leuchtendes Gelbbraun, Goldfaſan genannt, als bedeutungs=
vollſte
Modefarbe in den Vordergrund. Eine ganze Neihe
weiterer brauner Farbtöne, heller und dunkler abſtufend, wie
der genannte, mit Hellblau, Grün und Violett garniert, werben
ebenfalls an den neuen Frühjahrsgewändern um Beachtung
und Anerkennung. Ob dieſe ihnen zuteil werden wirds Jeden=
falls
muß bei ihrer Wahl, mehr wie bei jeder anderen Farbe,
in Betracht gezogen werden, wenn nicht das neue, hochmoderne
Gewand, ſtatt zu ſchmücken, die perſönlichen Reize herabmin=
dern
ſoll. Mehr Ausſicht werden jedenfalls die vielen roten
Farbtöne mit leicht gelblichem Einſchlag haben, die, wenn auch
nicht alle Blondinen, ſo doch die Mehrzahl der Brünetten faſt
ausnahmslos vorzüglich kleiden. Für das fortgeſchrittene Früh=
jahr
iſt dann wieder mit einer wahren Hochflut von weißen
Kleidern zu rechnen, die namentlich in feiner Qualitätsarbeit:
handgearbeisete Ziernähte, als beſondere Neuheit feine Häkel=
ſpitzchen
mit ausdrucksvollen Muſtern, Occi= und Filetſpitzen,
feinen geklöppelten und geſtrickten Spitzen, ſowie Handſtickerei
in Lochmanier wahre Koſtbarkeiten werden, wenn ſich ihre Be=
ſitzerin
ſchon jetzt an die Vorarbeiten dazu, an die Garnitur,
heranwagt, da viele Meter zur Umrandung der Schärpen und
der breiten Volantränder nötig ſein werden.
A.
Der zeitgemäße Haushalt.
Eine nutzbringende Frühjahrsarbeit. In
völlig neue Frühjahrsbluſen können alte, vertragene unmoderne
Winter= und Geſellſchaftsbluſen modegerecht umgewandelt wer=
den
. Die Form hat, abgeſehen von kleinem modiſchen Beiwerk,
wie Knöpfen, Seidenquäſtchen, Seidenſchleifen am Kragen und
allerlei Weißwaren, nichts geändert. Nur farbig, außerordentlich
friſchfarbig, müſſen ſie erſcheinen, um den letzten Modeforderun=
gen
zu entſprechen. Aber dieſem kann jede Hausfrau leicht ge=
recht
werden, wenn ſie ſich der kleinen Mühe unterzieht, die zuvor
ſauber in Sodawaſſer ausgewaſchene und vom alten Farbüber=
ſchuß
befreite Bluſe mit irgendeinem modernen Farbton aufzu=
friſchen
. Jedes größere Emaillebecken, das 12 Liter Waſſer
faßt, kann als Farbkeſſel dienen. Für Baumwoll= und Seiden=
ſtoffe
ſind die Braunsſchen Bluſenfarben beſonders gut geeignet,
für Wollſtoffe jeder Art dagegen die Stoffarben. Nach Vorſchrift
aufgelöſt, genügt bei baumwollenen und ſeidenen Stoffen nur ein
Umherziehen im kochendheißen Farbbad mit gleichzeitigem, ſtän=
digen
Auflockern und Untertauchen, bis der erwünſchte Farbton
erreicht iſt. Wollſtoffe dagegen müſſen zum echten Einfärben
dreiviertel Stunde unter ſtändigem Untertauchen und Umher=
ziehen
langſam gekocht werden. Nach noch einſtündigem Ziehen
im Farbbad werden ſie dann wie die erſteren ſolange geſpült, bis
das Waſſer völlig klar bleibt, auf Bügeln unausgewunden
zum Abtropfen aufgehängt und noch halbfeucht von links völlig
trocken geplättet.
A. H.
Dunkle Marmorplatten erhalten den verlorenen
Glanz wieder, wenn man ſie nach dem Reinigen mit Salmiak=
waſſer
trocken reibt und mit Bohnerwachs bohnert.
L.E.

und außerdem hatte man die Hände voller Teller gehabt. Aber
mein Erſtaunen verwandelte ſich in Entſetzen, als ich noch ein=
mal
in die Taſchen griff und nicht weniger als ſechs weitere
Portemonnais in ihnen fand. Wie vom Donner gerührt ſtand
ich einen Augenblick ſtill und gaffte geiſtesabweſend ins Leere.
Wie kamen dieſe Geldbörſen in meinen Mantel? Sah man es
mir an, daß ich ſchwer mit dem Leben zu kämpfen hatte und
wollte man mir auf dieſem Wege ein Almoſen zukommen laſſen?
Ich muſterte ein paar von ihnen, ſie waren verſchiedenen Inhalts,
einige nicht reichhaltiger als die meine, andere wieder blähten
ſich protzig unter ihrer Fülle. Ich grübelte verzweifelt, wie ich
hinter dieſes Rätſel kommen konnte. Durfte ich ſie behalten dieſe
Portemonnais oder mußte ich ſie zurückgeben? Aber an wen?
Und würde man mir glauben? Voller Unruhe ſprang ich auf
einen Autoomnibus, um nach Hauſe zu fahren, aber die Sorge
um das fremde Eigentum ließ mir keine Ruhe; ich durfte es nicht
behalten. In der Nähe einer Polizeiſtation verließ ich den Auto=
omnibus
und ging ein paarmal, zitternd vor Unruhe, vor dem
Gebäude auf und ab. Ich mußte mir erſt ein paar hübſche ein=
leitende
Worte zurechtlegen, auch um eine Antwort auf die Fra=
gen
nicht verlegen ſein, die mich trotz meiner Unſchuld in Ver=
dacht
bringen konnten. Vielleicht war es beſſer, noch einmal
nachzuzählen? Ich griff in die Taſchen aber ſie waren leer,
nicht vollkommen, ich fand noch mein Taſchentuch und die Shag=
pfeife
darin, doch die Portemonnais, die auf ſo ſeltſame Weiſe
hineingelangt waren, fehlten vollſtändig waren alſo auf ebenſo
merkwürdige Weiſe wieder aus den Taſchen verſchwunden.
Ich wußte im erſten Augenblicke nicht, ob ich wachte oder
träumte, aber das Leben um mich war zu farbig und zu vielge=
ſtaltig
, um ein Traum zu ſein. Angſtvoll, als werde ich verfolgt,
floh ich aus der Nähe der Polizeiſtation und war erſt zufrieden
als ich in meinem Zimmer anlangte, das ich feſt verriegelte. Ich
glaubte erſt die Portemonnais in den Rock geſteckt zu haben, wie
man manchmal etwas tut, um es im nächſten Augenblick zu ver=
geſſen
und dann hinterher ſehr verwundert zu ſein. Aber dieſer
Glaube bewahrheitete ſich nicht, ſie waren fort. Ich verbrachte
eine unruhige Nacht und wagte mich am anderen Tage kaum auf
die Straße. Mir ſchien, man müſſe mir alles anſehen, mich für
einen Dieb halten, dem man in weitem Bogen auszuweichen
habe. Ich wagte nicht, irgendwo um Arbeit anzuſprechen und
ſuchte nach Möglichkeit allen Menſchen auszuweichen, und ging
an der Bordſchwelle durch die Straßen, nur um niemanden zu
ſtreifen. Aber im Laufe der Zeit meldete, ſich der Hunger und
ich mußte daran denken, etwas zu eſſen zu kaufen. Gegen
meinen Willen, ich hatte mich innerlich geſträubt, hatten mich
meine Schritte in jene Gegend geführt, in der mir mein geſtriges
Abenteuer widerfahren war. Eine mit Furcht gemiſchte Neugier
bemächtigte ſich meiner und zog mich magiſch in die Nähe der
Speiſeanſtalt. Ein paarmal umkreiſte ich ſie, unſchlüſſig, ob ich
ſie betreten ſollte oder nicht. Dann ſchalt ich mich feige und aing
hinein, wo ich ſofort in ein ähnliches Gewühl kam. Die Börſe
war nicht fern und mich umſchwirrten die Kurſe aller Länder,

Scheuerränder an Eichenmöbeln beſeitigt man,
indem man mit paſſender Möbelbeize und weichem Lappen die
Stellen einreibt und nach dem Trocknen mit Bohnerwachs be=
handelt
, das man mit wollenem Lappen glänzend reibt. H.
Raſch bereiteter Apfelkuchen. 1 Löffel Zucker,
1 Löffel heiß aufgelöſter Süßſtoff, 1 Eßlöffel leicht angewärmte
Margarine rührt man leicht ſchaumig, fügt etwas Vanille=,
Mandel= oder Zitronenaroma, 1 Priſe Salz, ein Achtel Litex
Milch und ſoviel Mehl bei, daß der Teig noch weich bleibt, unter=
niſcht
ihn mit 1 Eßlöffel Weineſſig und 1 gehäuften Teelöffel
Bullrichs Salz (Natron), gibt ihn in eine gut vorbereitete Spring=
form
, breitet eine dicke Lage feingeſchnitzelter ſäuerliche Aepfel
darüber und bäckt ihn in mittelheißem Ofen. Das Obſt ſinkt
während des Backens in den aufgehenden Teig und der Kuchen
bedarf deshalb keines Aufguſſes. Er wird nun mit Zucker und
nach Geſchmack etwas Zimt beſtreut, wenn er aus dem Ofen
kommt.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Löwenzahnſuppe: Gemüſe von Möhren und
grünen Erbſen mit gebr. Kalbsleber. Montag: Säuerlich=
ſüßes
Rapsgemüſe mit Bratkartoffeln. Dienstag: Weiße
Bohnen mit Möhren (Gold und Silber). Mittwoch;
Spinatauflauf mit Zwiebelſoße.
Donnerstag: Weiß=
krautwickel
mit vegetariſcher Fülle. Freitag: Grüne
Heringe gebraten zu Kartoffelſalat. Samstag: Kartoffel=
bällchen
mit eingemachtem Obſt.

Spiel und Rätſel

Vee

Füll=Rätſel.
4 5 6 7 8 9 10 11 ban, do, ei, erb, flö, gel, gel, gel,
gen, ger, ir, ku, na, nau, ne, or,
re, ren, ſe, ſen, te, ur.
Vorſtehende Silben ſetze man
*XXXXXXX auf die Kreuze, ſo daß die 11
ſenkrechten Reihen Wörter von
Rf4444444
folgender Bedeutung enthalten:
1. Geometriſcher Körper, 2 Etwas
Menſchliches, 3. Befeſtigungsmittel, 4. Muſikinſtrument, 5. Blas=
inſtrument
, 6. Naturerſcheinung, 7. Hülſenfrucht, 8. Männername,
9. Menſchenraſſe, 10. Fluß in Oeſterreich. 11. Metall.
Die Anfangsbuchſtaben nennen dann eine große Gemeinde.
Carl Deubel.

4R44747 1f ft4 Br ftft4

1 2 3
4 5 6 7 8 3 10
11. 12 13
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23
24 25 26 27 28 29 30
31 32 33

Zahlen=Rätſel.
Die Zahlen ſind ſo zu ordnen, daß die
drei großen wagerechten und ſenkrechten
Reihen als Summe je 119 ergeben.
Die fettgedruckten Zahlen behaupten
ihren Platz.
C. D.

Darmſtädter Silbenrätſel.
al, der, ge, li. Iyn. mo,
Aus nebenſtehenden Silben ſind ſechs
ni. o. re, te, tiv, ve, ze. Wörter von folgender Bedeutung zu
bilden: 1. Bezeichnung für den Beweg=
grund
oder die Triebfeder einer Handlung. 2. Südeuropäiſche Frucht.
3. Koſtbare Holzart. 4. Flechtenart. 5. Berühmter italieniſcher Maler
des 17. Jahrh. 6. Bezeichnung für die Leier der altnordiſchen Sänger.
Die Anfangs= und Endbschſtaben ergeben, beide von oben nach
unten geleſen, den Namen eines angeſehenen Darmſtädter Geſang=
vereins
, der in dieſem Monat ſein 80jähriges Beſtehen feiert. A. Thomas.

Rätſel.
506. Ob e, ob a, das iſt ganz gleich, Es iſt ein Fluß im
Deutſchen Reich.
507. Wird in dem Wort ein a zum u. Wird aus dem Mann
ein Weib im Nu.
508. Verdopple eine Schenke, dann Erſcheint ſofort ein roher Mann

Auflöſungen.
Schachaufgabe Nr. 33:
1. D d1h5
1. Beliebig
2. D oder S matt.
Buchſtaben=Rätſel: Leopold, Leppard. Gold, Beld.
Lunge, Zunge, Junge.
Rätſel: Kimono, Kino. Drache. Anſicht.

Verantwortlich: Max Streeſe.

die von haſtenden nervöſen Menſchen geſprochen wurden, welche
hier ein paar Minuten ausruhten, eine Speiſe hinunterſchlangen,
um ſich dann wieder in den Strudel des Geldverdienens ſtürzen
zu können.
Nun ſtand ich wieder mit meiner einfachen Speiſe in der
Ecke, erhielt. Püffe in die Seiten von Leuten, die an mir vorbei=
drängten
. Aber der Hunger war verflogen; ich würgte mühſam
einige Biſſen herunter und ſpülte Bier nach, um das Würgen
aus der Kehle loszuwerden. Aber es litt mich nicht lange in
dieſem Raum, ſowie ich den Weg nach der Tür einigermaßen
frei fand, zwängte ich mich hinaus und ging mit ſchnellen Schrit=
ten
davon, als ob ich etwas Böſes getan hännte. Erſt, nachdem
ich wohl fünf Minuten kreuz und quer gegangen war, ſtand ich
ſtill und griff in die Manteltaſchen: Sie waren beide mit Porte=
monnaies
gefüllt mit Portemonnaies, die mir nicht gehörten!
Jetzt packte mich die Unruhe ſo ſtark, daß mein Herz in ſtür=
miſchen
Schlägen auf= und niederfuhr. Wie ein Verfolgter blickte
ich verſtört um mich und ging dann zähneklappernd, wie man
die Stufen zum Schafott emporſteigt, in das nächſte Polizei=
büro
. Der Kommiſſar Olſen, zu dem man mich ſchickte, hörte mich
ruhig an, betrachtete die Portemonnaies ſehr aufmerkſam und
ließ ſich auch den kleinſten Umſtand erzählen, ſo daß ich auch zu=
letzt
die Sprache auf meinen verlorenen Hut brachte und auf die
neu erſtandene Mütze wies, obgleich mir das garnicht hierher zu
gehören ſchien. Olſen dachte lange nach und bat mich dann, im
Nebenzimmer zu warten. Die Zeit dehnte ſich endlos. Ich hörte
am Schlag der Uhr, daß mehrere Stunden vergingen und
ſchwebte zwiſchen Angſt und Hoffnung. Das Zimmer war kahl,
war nur von außen zu öffnen und ließ mich in zerſtörende
Stumpfheit verfallen, in die der gleichbleibende harte Pendel=
gang
der Uhr tickte.
Endlich, nach Stunden wurde die Tür aufgeriſſen ich
ſchnellte nervös empor. Da ſtand Olſen vor mir und ſagte
lachend: Entſchuldigen Sie, daß es länger dauerte, als ich an=
fangs
annahm, aber Marquardſen iſt ein harter Burſche. Auf
meinen verſtändnisloſen Blick fügte er hinzu: Sie ſind
Nummer 11.
Ich war aber nicht verhaftet, wie ich ſekundenlang glaubte,
ſondern Olſen fuhr fort: Erſt als Sie Ihre neue Mütze erwähn=
ten
, kam etwas Licht in die Sache. Ich fuhr zu dem Hutmacher,
und er beichtete mir, daß er im Auftrag eines Fremden aus einem
Stück Stoff zehn Mützen zu machen hatte, er nahm ſehr knapp
Maß und machte noch eine weitere daraus, eben die, welche Sie
kauften. Aus der Beſchreibung erfuhr ich, daß der Auftrag=
jeber
Marquardſen war, der Führer einer berüchtigten Bande
von Taſchendieben, die ſich an den Mützen erkannten. Jeder der
Diebe hatte die Aufgabe, das geſtohlene Gut ſofort weiter zu
geben, und Marquardſen holte es ſich von ihnen ab. Der
Polizeikommiſſar klopfte mir auf die Schulter und ſagte: Allein
die Mütze war an, allem ſchuld. Aber gehen Sie nur zu dem
Hutmacher, ich habe ihn ernſtlich ins Gebet genommen, er wird
Ihnen eine andere dafür eintauſchen!