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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellienangabe „Darmſt. Tagbl.” geſkattet.
Nummer 107
Donnerstag, den 19. April 1923 186. Jahrgang
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Bei Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Nabat weg.
Zur Aufhebung des Reichskommiſſariats.
Paris, 18. April. (Wolff.) Das Echo de Paris ſtellt feſt,
daß die Entfernung des Reichskommiſſars aus
Koblenz am 12. März grundſätzlich zwiſchen Poincaré und
Theu=
nis in Brüſſel vereinbart worden war. Die Ausführung
wurde verzögert, weil man vergeblich die engliſche Zuſtimmung
zu erlangen verſuchte. Am Samstag beſchloß man in Paris, die
Angelegenheit durch Mehrheitsbeſchluß der
Rhein=
landkommiſſäon zur Entſcheidung zu bringen.
Paris, 18. April. (Wolff.) Zur Aufhebung des
Reichskommiſſariats ſchreibt das Echo de Paris:
So verſchwindet alſo das letzte Ueberbleibſel der
fran=
zöſiſch=engliſch=amerikaniſchen Konvention
vom 28. Juni 1919, die uns von Wilſon aufgezwungen
wurde und die uns zur Pflicht machte, die deutſche Regierung zu
reſpektieren, d. h. unſere Okkupation vollkommen unwirkſam zu
machen und uns die Durchführung einer Geſte zu erſchweren, die
ſich in den letzten Jahren wiederholt an dem böſen Willen
un=
ſerer Alliierten ſtieß. Damals hatten die Deutſchen nach Koblenz
einen durch ſeine Mäßigkeit bekannten Mann, den Fürſten von
Hatzfeldt, geſchickt, den das Blatt fälſchlicherweiſe mit dem
ehe=
maligen Reichskomniſſar in Oberſchleſien verwechſelt. — Das
Journal iſt befriedigt und ſchreibt, was überraſchen
könnte, ſei, daß dieſe Maßnahme ſo lange auf ſich habe
warten laſſen.
Vom Tage.
Der Reichspräſident hat den neuernannten ſchwediſchen Geſandten
Freiherrn von Ramel zur Entgegennahme ſeines
Beglaubigungs=
ſchreibens empfangen. Bei dem Empfang war Roſenberg zugegegen.
Der Reichstagsausſchuß für die Geſchätfsordnung hat, entſprechend
den Gepflogenheiten des Parlaments, die Genehmigung zur
Strafver=
folgung von Abgeordneten verſchiedener Parteien, die ſich bei
verſchie=
denen Gelegenheiten in politiſchen Verſammlungen abfällig und
belei=
digend über einzelne Regierungsmitglieder ausſprachen, verſagt.
In Baden=Baden iſt die Dichterin Alberta von Puttkamer im
Alter von 74 Jahren geſtorben.
Miniſterpräſident Galvanauſkas und der litauiſche Geſandte
in Berlin, Sidſikauſkas, reiſten nach Genf ab. um an der
Sitzung des Völkerbundsrats teilzunehmen.
Peleſch wird dem ſerbiſchen König vorſchlagen, Paſchitſch
er=
neut mit der Bildung des Kabinetts zu betrauen.
Die Koſten der Lebenshaltung in England betrugen
am 31. März 74 Prozent mehr als vor dem Kriege. Es iſt eine
kleine Verminderung gegenüber dem Vormonat eingetreten.
Die Zahl der Arbeitsloſen betrug am 9. April 1 260 700,
was eine Verminderung um 23893 gegenüber der voraufgegangenen
Woche bedeutet.
Dollarkurs in Frankfurt am 18. April,
abends ½7 Uhr: 32000.
Eine Wendung in der Markſtätzungsaktion
A
Die Reichsbank plant eine andere Methode.
TU. Berlin, 18. Aprik. Die Reichsbank hat in der
letzten Zeit im Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft die
auslän=
diſchen Deviſen auf gleicher Linie gehalten. In den letzten
Tagen hat die Spekulation gegen dieſe
Stützungs=
aktion der Mark einen ſtarken Vorſtoß
unter=
nommen und die Reichshank hat ſich nun, wie wir von
durchaus zuverläſſiger Quelle erfahren, entſchloſſen, der
Spekulation Naum zu geben, um im gegebenen
Augenblick mit ſtarker Hand entſcheidend
einzu=
greifen. Die heute in Erſcheinung getretene Maßnahme
be=
deutet keine Unterbrechung, ſondern nur eine andere
Me=
thode der Stützung. Natürlich iſt dieſe Tatſache für alle
jene Firmen, die Waren im Auslande einkaufen müſſen, von
allergrößter Bedeutung.
Zur Unterbrechung der Stützungsaktion.
EU. Berlin, 18. April. Wie wir zur heute beſchloſſenen
Maßnahme über die veränderte Taktik bei der Stützung der
Mark erfahren, hendelt es ſich bei dem Entſchluß der Reichsbank
um folgenden Gedankengang: Während längere Zeit hindurch
die von der Reichsbank durchgeführte Stützungsaktion in allen
Kreiſen der Wirtſchaft ein volles Verſtändnis gefunden hatte, ſo
daß es gelungen war, mit verhältnismäßig kleinen Mitteln die
Stützungsaktion aufrecht zu erhalten und den Markkurs zu
ſtabi=
liſieren, ſind im Verlauf der vergangenen Woche erſtmals
Er=
ſcheinungen aufgetreten, die darauf ſchließen laſſen, daß es der
Spekulation nunmehr ausſchließlich darum zu tun ſei, auf Koſten
der Reichsbank und damit des Reiches Deviſen zum
In=
terventionsſatz zu hamſtern, um ſie nach allmählicher
Lähmung der Intervention durch die Reichsbank mit großem
Gewinn auf den Markt werfen, zu können. In allerengſtem
Kreiſe iſt deshalb ſchon vor einigen Tagen beſchloſſen worden,
ſür den Fall des weiteren Nachdrängens der Spekulation eine
andere Methode einzuſchlagen, von der man ſich eine günſtige
Wirkung verſpricht. Man denkt ſich den Verlauf der Aktion nach
Mitteilungen von unterrichteter Seite etwa folgendermaßen:
Es hat ſich bei der erſten großen Intervention gezeigt, daß die
Spekulation ihre geſamten Dispoſitionen mit verhältnismäßig
kleinen Mitteln ausgeführt hat. Denn bald nach Beginn der
Interbention war der Geldmarkt außerordentlich feſt und knapp
geworden, da ſich die Spekulation in Käufen der ſcheinbar
billi=
gen Deviſen feſtgelegt hatte. Auch jetzt iſt mit Sicherheit zu
er=
warten, daß die Spekulation ſich raſch auf die ſteigenden Deviſen
ſtürzt und daß auch diesmal wieder in einigen Tagen eine ſtarke
Geldknappheit eintreten wird. Für dieſen Termin der erſten
Unſicherheit der neuen Verhältniſſe plant die Reichsbank eine
neue Intervention, und glaubt dieſe dann mit verhältnismäßig
geringen Mitteln durchführen zu können. Die Hauptſache bei
der ganzen Aktion iſt, daß ſich die Kreiſe des deutſchen
Import=
handels durch den vorübergehenden Sturz der Mark nicht zu
Einkäufen ausländiſcher Produkte verleiden laſſen, damit die
vorübergehende Steigerung des Deviſenpreiſes keine ungünſtige
Rückwirkung auf den innerdeutſchen Warenmarkt hat. Wann
die neue Intervention der Reichsbank einſetzt, kann natürlich
niem vorausſagen. Die Dispoſitionen und der Zeitpunkt
werdelt ſich nach der Entwickelung der Verhältniſſe richten.
Die Oeviſenpolitik der Reichsbanf.
* Berlin, 18. April. (Priv.=Tel.) Die Nachricht von der
vorläufigen Beendigung der eigentlichen Interventionstätigkeit
der Reichsbank hat in politiſchen Kreiſen Berlins allgemein
gro=
ßes Aufſehen erregt. Als ſich die Nachricht zwiſchen 5 und 6 Uhr
in den Wandelgängen des Reichstags verbreitete, ſah man
aller=
orts Gruppen von Abgeordneten, die ſich über die Deviſenfrage
unterhielten. Hierbei kam in erſter Linie zum Ausdruck, daß
offenbar die Kreiſe des Wirtſchaftsminiſteriums von der in
engſter Zuſammenarbeit mit demn Reichsfinanzminiſterium
vor=
genommenen Aenderung der Interventionspolitik der Reichsbank
keine Kenntnis gehabt hätten, obwvohl das
Reichswirtſchaftsmini=
ſterium das lebhafteſte Intereſſe an dieſer Frage habe. In den
Kreiſen der verſchiedenen Parteien beſürchtet man mit Recht, daß
auch nur ein kurzfriſtiges Emporſchnellen des Dol=
larkurſes die allergefährlichſten Wirkungen auf dem
Waren=
markt haben müſſe und dies ſelbſt dann, wenn von vornherein
feſtſteht, daß der Markſturz nur wenige Tage anhalten wird. Die
deutſche Wirtſchaft iſt ſeit dem koloſſalen Markſturz im Januar
und Februar heute mit ihrer Preispolitik ſo eng mit den
De=
viſenkurſen verknüpft, daß ſelbſt einige Tage genügen, um ſofort
alle vom Ausland abhängigen Waren in ihren Preiſen
empor=
ſchnellen zu laſſen. Dies gilt insbefondere von all den Waren,
die in Deutſchland von Konſianationslagern aus gehandelt zu
werden pflegen. Dies ſind insbeſondere Nahrungs= und
Genuß=
mittel. Dieſe Waren niüſſen nach der Art ihres Handels im
Preiſe auf das allerengſte an die Devifenpreiſe anſchließen und,
da die übrigen Preiſe ſowieſo keine Neigung gezeigt hätten,
wäh=
rend der Interventionsperiode ſich den niedrigen ausländiſchen
Debiſenkurſen anzupaſſen, ſo iſt zu befürchten, daß trotz aller
guten Wünſche die Warenpreiſe in den nächſten Tagen ſtarken
Schwankungen unterliegen werden. Man hält es aber in
poli=
tiſchen Kreiſen nicht für ausgeſchloſſen, daß die Reichsbank die
Epoche des laisse aller nur ganz kurzfriſtig anwendet, um der
Spekulation zu zeigen, daß es keinen Zweck hat, auf die Politik
der Reichsbank einen erheblichen Druck auszuüben. Man verſteht
es durchaus, daß es ſich die Reichsbank auf die Dauer nicht
ge=
fallen laſſen könnte, daß ihre Debiſen von der Spekulation zu
billigen Preiſen abgeſaugt wurden. Sie iſt ſich aber ebenſo
dar=
über klar, daß eine Politik des freien Handels in Deviſen heute
zu einer Preiskataſtrophe in Deutſchland führen
müßte.
Berlin, 18. April. (Wolff.) Die Dollarhauſſe an der Börſe
wird von den Abendblättern auf die neue Taktik der Reichsbank
zutückgeführt. In den letzten Tagen hat ſich aus den Kreiſen
der Induſtrie und des Handels als auch aus den Kreiſen der
Spekulation ein derartiger Anſturm des Deviſenbedarfs
ent=
wickelt, daß ſich die Reichsbank entſchloß, die Wechſelkurſe eine
Zeitlang ſich ſelbſt zu überlaſſen und zu einem ihr geeignet
er=
ſcheinenden Augenblick wieder auf den Deviſenmarkt
einzu=
wirken. Die Reicsbank ſei entſchloſſen, die Stützung für
die Mark fortzuſetzen, und habe immer noch Mittel und
Wege genug dazu. Die Blätter warnen daher dringend vor
kopfloſen Bedarfskäufen am Deviſenmarkt.
Die deutſchen Lieferungen und Leiſtungen.
Berlin, 18. April. (Wolff.) Die Internationale
Handelskammer hat anläßlich ihres 11. Kongreſſes vom
18. bis 24. März in Rom eine Denkſchrift über die
Re=
parationen und die interalliierten Schulden
ver=
öffentlicht. Soweit darin die deutſchen Reparationsleiſtungen
behandelt werden, ſind ſie einſeitig aufgebaut auf dem Material
der Reparationskommiſſion und enthält die deutſchen Angaben
lediglich in Form der franzöſiſchen Zeitungsmeldung, läßt aber
ſogar dieſe höchſt unzuverläſſige Quelle bei den
Schlußfolgerun=
gen und den graphiſchen Darſtellungen außer Betracht. Dieſe
Denkſchrift ſoll des weiteren den Beratungen der J.H.H. über
das Reparationsproblem als Grundlage dienen. Abgeſehen
da=
von, daß ſie erhebliche Poſten überhaupt unerwähnt läßt, über
deren Bewertung innerhalb der Reparationskommiſſion ſelber
noch keine Einigkeit erzielt werden konnte, bewertet ſie die
deutſchen Leiſtungen ſo niedrig, daß ſie von keinem
unparteiiſchen Sachverſtändigen anerkannt werden kann. — Der
Deutſche Induſtrie= und Handelstag veröffentlicht
daher in der Deutſchen Wirtſchaftszeitung namens der deutſchen
Handelskammern, die bekanntlich zur J.H.K. nicht zugelaſſen
ſind, auf dieſe Denkſchrift eine Entgegnung, die auch als
Sonderdruck erſcheinen wird. Sie ſtellt feſt, daß die deutſchen
Lieferungen und Leiſtungen nicht, wie die J.H.K.
an=
gibt, vom 11. November 1918 bis 31. Dezember 1922 8,49
Mil=
liarden Goldmark bzw. nach Abzug der Beſatzungskoſten und
Kohlenvorſchüſſe 3,95 Milliarden Goldmark betragen, ſondern
12,78 Milliarden Goldmark, und unter Berückſichtigung der
ge=
ſamten deutſchen Leiſtungen nach dem Verſailler Vertrag bereits
mehr als 50 Milliarden Goldmark. Es iſt zu
hof=
fen, daß dieſe Denkſchrift des Deutſchen Induſtrie= und
Han=
delstages weiteſte Verbreitung findet.
Der Außenminiſter und die Parteien.
Von.
Dr. Walther Croll, Berlin.
Am Montag und Dienstag haben der deutſche Außenminiſter
Dr. v. Roſenberg und Vertreter der wichtigſten Parteien im
Plenum des Reichstags über den Stand der Ruhrfrage und
über die Mittel zu ihrer Löfung geſprochen. Man hat beim
Ka=
binett Cuno den Eindruck, als ob ſeine Mitglieder nicht gern in
der Oeffentlichkeit reden. Als ſtarkes redneriſches Temperament
galt eigentlich nur der Reichsernährungsminiſter Dr. Luther und
allenfalls noch der Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Becker, der noch
wenige Tage vorher in der Unterredung mit einem Vertreter des
ſchwediſchen Großhandels den Beweis geliefert hat, daß er die
deutſchen Abgaben und Verluſte an eindrucksvollen Beiſpielen
zu erläutern verſteht. Seit Montag wiſſen wir, daß der im
Reichstagsplenum ſeither überhaupt nicht hervorgetretene
Außen=
miniſter Dr. v. Roſenberg nicht nur klar und eindrucksvoll
vor=
trägt, ſondern auch inhaltlich hochſtehende und vernünftige
Be=
urteilungen der Lage ſowie Richtlinien für die künftige
Reichs=
politik zu formulieren verſteht. Ueberaus anſchaulich war, was
der Miniſter über die zweijährige Differenz ausführte, die
zwi=
ſchen den Angeboten Deutſchlands und den Forderungen der
Gegenſeite beſteht. Unſer Vorſchlag vom Frühjahr 1919, unſeren
Gläubigern 100 Milliarden Goldmark zu zahlen, wurde —
wenig=
ſtens annähernd — im Londoner Reparationsultimatum vom
Mai 1921 (132 Milliarden Goldmark) von den Alliierten
über=
nommen. Wir boten damals durch den Außenminiſter Dr.
Si=
mons 50 Milliarden an. Zu dieſer Summe hatten ſich die
Ver=
bandsmächte Anfang 1923 durchgemauſert, als das Kabinett
Cuno auf Grund der inzwiſchen eingetretenen Verluſte eine
Re=
parationsleiſtung von nur etwa 30 Milliarden Goldmark
ehr=
licherweiſe zuſagen zu können glaubte. Die geſteigerten Verluſte
der Ruhrbeſetzung haben natürlich auch auf dies deutſche Angebot
eingewirkt. Es bedeutete deshalb ein ſehr weitgehendes
Ent=
gegenkommen gegenüber den Gläubigerſtaaten, wenn Dr. von
Roſenberg am Montag im Namen der Reichsregierung erklärte,
deutſcherſeits beſtehe die Bereitſchaft, das Angebot für die Pariſer
Januar=Konferenz auch weiterhin als Grundlage für die
Re=
parationsverhandlungen anzuerkennen. An den dort genannten
Summen von 20-+5—+5 Milliarden Goldmark müßte eine
Kom=
miſſion einwandfreier internationaler Sachverſtändiger
Korrek=
turen vornehmen, um zu ermitteln, was das von der
Ruhr=
beſetzung befreite, aller ſtörenden Wirtſchaftsfeſſeln ledige
Deutſch=
land endgültig leiſten könne. Bis ſich Frankreich und Belgien
zu dieſer Löſung durchgerungen hätten, müſſe der Widerſtand
an der Ruhr fortgeſetzt werden. Dr. v. Roſenberg brachte ſeine
geſchichtlichen Rückblicke, ſeine Kritik an der gegenwärtigen Lage
und ſeine progremmatiſchen Erklärungen über den vom
Reichs=
kabinett zu ſteuernden politifchen Kurs mit ſolch ruhiger
Sach=
lichkeit und innerer Selbſtſicherheit vor, daß jeder Zuhörer die
Ueberzeugung geſpann: hier wird nicht ein „Umfall” oder ein
„Rückzug” vorbereitet, ſondern lediglich ein unbeugſamer
Ent=
ſchluß aufs neue bekräftigt.
Die Parteien des Reichstages bildeten — das kam in der
großen Debatte deutlich zum Ausdruck — eine weitere und eine
engere Regierungskoalition. Die weitere Koalition — von den
Deutſchnationalen bis zu den Sozialdemokraten — ſtimmte dem
Miniſter wenigſtens in den Hauptzügen des entwickelten
Pro=
gramms zu. Der deutſchnationale Redner Prof. Hoetzſch wünſchte
etwas — was ich bereits vor einer Reihe von Wochen energiſch
vertreten habe und was ziveifellos im Sinne jedes ehrlichen
Deutſchen liegt —, nämlich die Aufſtellung einer
Gegenrepara=
tionsrechnung für die von Frankreich und Belgien angerichteten
Ruhrſchäden. Weiter warnte Hoetzſch vor allzu großem
Ent=
gegenkommen gegenüber den franzöſiſchen Sicherungswünſchen,
die lediglich einen Vorwand für Frankreichs politiſche Abſichten
ſeien. — Der Redner der Sozialdemokraten, Müller=Franken,
bewies durch ſeine Ausführungen, daß er aus den Erfahrungen
ſeiner eigenen Miniſtertätigkeit noch nicht viel gelernt hat. Sonſt
würde er nicht ſo ſtark darauf gedrungen haben, daß
Reichs=
kanzler Dr. Cuno alsbald einen neuen formulierten
Reparations=
vorſchlag ausarbeiten und einreichen möchte. Der Kardinalirrtum
der nachnovemberlichen deutſchen Regierungen war ja gerade der
Umſtand, daß man (im unklaren Hoffen auf eine Wendung der
Weltſtimmung und Weltgruppierung zu unſeren Gunſten)
Ver=
pflichtungen übernahm, die kein urteilsfähiger Deutſcher als
un=
bedingt erfüllbar anerkennen konnte. Für Müller=Franken ſteht
zwar gleichfalls feſt, daß der paſſive Widerſtand fortgeſetzt werden
muß; aber es kommt ihm weniger auf das politiſche Ziel, als
vielmehr auf „die Verkürzung der Leidenszeit” an. — Die
Red=
ner der Koalitionsparteien im engeren Sinne, der Chriſtlichen
Volkspartei (Marx), der Demokraten (Gothein), der Deutſchen
Volkspartei (Streſemann) und der Bayeriſchen Volkspartei
(Leicht) brachten manchen wertvollen Beweis für die
Notwendig=
keit der vom Reichsaußenminiſter empfohlenen Politik und
man=
chen intereſſanten Aufſchluß, über die Lage im einzelnen.
Be=
ſonderen Eindruck (ſchon äußerlich erkennbar) machte die Rede
Dr. Streſemanns am Dienstag nachmittag. Sehr treffend war,
was er über den inneren Zuſammenhang der deutſchen
Ange=
lote vom Frühjahr 1919 (100 Milliarden Goldmark) und vom
Frühjahr 1921 (50 Milliarden) ſagte: Es ſei im Grunde das
gleiche Angebot, da wir inzwiſchen (an Auslandsguthaben,
Kolo=
nien uſw.) durch den Verſailler Vertrag um 50 Milliarden ärmer
geworden ſeien. Streſemann hält es für möglich, daß
deutſcher=
ſeits ein vorläufiger Betrag angeboten und aufgebracht werde,
und daß dann ſpäter eine internationale Sachverſtändigen=
Kon=
ferenz den endgültigen Betrag ermittle. Es leuchtet unbedingt
ein, daß nicht ein Diktat der Alliierten, aber auch nicht ein
deutſcher Regierungsvorſchlag den Reparationsbetrag endgültig
fixieren könne, ſondern nur das internationale Finanzkonſortium,
ohne deſſen ausſchleggebende Mitwirkung das
Reparationspro=
blem praktiſch überhaupt nicht zu löſen iſt. — Darüber, wie die
Wirtſchaftler und Finanzmänner der Welt für die Beilegung der
kontinental=europäiſchen Streitfragen intereſſiert werden können,
ſagten weder der Reichsaußenminiſter noch die Parteiredner
etwas. Solche Erörterungen erfolgen aber wohl auch am beſten
in den verſchwviegenen Privatbureaus deutſcher oder ausländiſchen
Wirtſchafts= und Finanzmagnaten.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. April 1923
Rummer 107.
Nittzi gegen Frankreichs Reparationspolitik.
Anklage gegen den franzöſiſchen Imperialismus und Militarismus.
Frankfurt a. M., 18. April. (Wolff.) Es war geplant,
während der Frankfurter Frühjahrsmeſſe einige führende
Perſönlichkeiten, die ſich in den Dienſt der
inter=
nationalen Völkerverſtändigung geſtellt haben, in
Frankfurt ſprechen zu laſſen. Verkehrsſchwierigkeiten und der
Umſtand, daß mehrere der nach Frankfurt gebetenen Herren aus
perſönlichen Gründen verhindert waren, zu erſcheinen, ließen
das Meeting nicht zuſtande kommen. Der bekannte italieniſche
Staatsmann und Politiker Nitti hatte für den Fall, daß die
Verſammlung hätte zuſammentreten können, eine
Kundge=
bung geſandt, in der es unter anderem heißt:
Der Vertrag von Verſailles hat beſtimmt, daß die Deutſchen
erklären mußten, ſie und ihre Verbündeten allein ſeien für den
Krieg verantwortlich. Dieſe Erklärung iſt in den
internationa=
len Verträgen etwas Neues und durchaus Lächerliches, denn
welchen Wert kann die Erklärung von Beſiegten haben? Lloyd
George ſelbſt hat in aller Aufrichtigkeit anerkannt, daß die
Ver=
antwortung für den Krieg in verſchiedenem Maße ein wenig
auf allen laſtet. Aber deenn die Verantwortung für den Krieg
nur zum Teil auf die Deutſchen fällt, ſo fällt die
Verantwortlich=
keit für den Frieden allein auf den Sieger.
Vier Jahre des Friedens haben mehr Ruinen, mehr Elend
und mehr Unordnung gebracht, als die vier Jahre des Krieges.
Die Entente hat alle ihre feierlichen Verſprechungen verletzt, hat
alle ihre Verpflichtungen mißachtet und zuletzt die Verträge ſelbſt
gebrochen. Sie begnügte ſich nicht mit dem Mißgriff an der
Saar, ſie beging das Verbrechen an Oberſchleſien; und jetzt muß
der Einbruch in das Ruhrgebiet bezeugen, daß die ſiegreiche
Plutokratie, die Deutſchland vorwarf, daß es nach der Herrſchaft
über Kohle und Eiſen und nach der militäriſchen Hegemonie
über Europa ſtrebe, jetzt ſelbſt das Ziel zu verwirklichen ſuche,
das ſie der Abſicht der deutſchen Großinduſtrie und Militärkaſte
zuſchrieb.
Heute kann das ausgehungerte, gequälte und in ſeinem
in=
nerſten Leben bedrohte deutſche Volk vor der ganzen Welt ſtolz
ſein Recht hinausſchreien. Heute haben weder Franzoſen noch
Belgier das Recht, Deutſchland irgendeinen Akt, irgendeine Tat
bder Abſicht vorzuwerfen, nachdem es ſeine Kraft
wiedergefun=
den hat im Kampfe des Widerſtandes mitten unter den
Gewalt=
taten und Verbrechen ſeiner Beſieger.
Ich habe alle Akten der internationalen Konferenzen leſen
können; ich habe vielen dieſer Konferenzen perſönlich
beige=
wohnt, ich habe alle Friedensdokumente geprüft, ich kenne die
handelnden Perſonen des Dramas und habe mich überzeugt,
daß die ausgeübte Gewalt nicht darauf gerichtet iſt, eine Politik
der Reparationen zu befolgen, ſondern einfach und einzig
dar=
auf, das deutſche Volk zu erdrücken, ſeine Einheit zu brechen
und es aller ſeiner Hilfsmittel zu berauben.
Europa wird weder Frieden, noch Freiheit, noch Wohlſtand
haben, wenn der verderblichen Reparationspolitik kein Ende
gemacht wird und wenn die ſchwerſten Irrtümer der
Frie=
densverträge nicht beſeitigt werden.
Solange Deutſchland und die anderen beſiegten Länder nicht
ihre vollſtändige Autonomie erhalten haben und ſolange noch
ein einziger Soldat der Entente auf ihrem Boden weilt, ſolange
werden wir von Irrung zu Irrung, von Gewaltttat zu Gewalt=.
tat, von Schuld zu Schuld, von Verbrechen zu Verbrechen
ge=
langen. Als alter Freund Frankreichs, der wünſcht, daß
zwi=
ſchen Deutſchland und Frankreich auf dem Fuß vollkommener
Gleichheit Beziehungen der Herzlichkeit und Freundſchaft
herge=
ſtellt werden, und daß beide Völker zuſammen, jedes nach ſeiner
nationalen Eigenart, zum Fortſchritt der Menſchheit beitragen,
gehörte ich zu jenen, die den Sturz des deutſchen Militarismus
wünſchten und vorausſahen, aber jetzt kann ich nicht ohne
Schau=
dern die Vergewaltigung Deutſchlands mit anſehen.
Es iſt nicht möglich, daß Deutſchland, das noch immer das
kultivierteſte Land Europas iſt, und dem wir alle, Männer des
Denkens und Forſchens, einen ſo großen Teil unſerer Kenntniſſe
verdanken, zugrunde geht. Sein Untergang wäre auch der
Untergang von ganz Europa und wäre der Beginn einer Reihe
von Kriegen und Revolutionen. Arbeiten wir alle an dem Werk
des Friedens, auch wenn wir den Vorurteilen der Gewaltpolitik
trotzen müſſen. Der Frieden aber verlangt vor
allem das Ende der Reparationspolitik.
Nachklänge zur Roſenberg=Rede.
London, 18. April. (Wolff.) Mehrere Blätter kommen
heute auf die Reichstagsrede Roſenbergs zurück, die
der Daily Telegraph nachträglich in einem langen Auszug
veröffentlicht. Die Times befaßt ſich in einem Leitartikel mit
den Reden Poincarés und Roſenbergs gemeinſam und ſchreibt,
es würde ſchwierig ſein, in beiden Reden eine Ermutigung für
irgendwelche rieſigen Hoffnungen zu finden. Roſenbergs Rede
ſtelle keinen wirklichen Fortſchritt gegenüber den früheren
Aeuße=
rungen der deutſchen Regierung dar. Weder Poincaré noch
Roſenberg hätten die Gelegenheit wahrgenommen, um einen
wirkſamen Beitrag zur Debatte beizuſteuern. Es ſei jedoch in
beiden Reden eine geringe Richtungsänderung wahrnehmbar.
Es könne ſein, daß dieſe ſehr entfernte und indirekte Art der
Er=
örterung allmählich unter dem Druck der unruhigen öffentlichen
Meinung zu etwas gebracht werde, was endgültigen
Verhand=
lungen näherkomme.
Die Daily News ſchreibt, das Angebot Roſenbergs ſei
wenigſtens eine Sondierung für eine praktiſche Erörterung.
Der diplomatiſche Berichterſtatter des Daily
Tele=
graph führt des weiteren aus, die Eindrücke, die Roſenbergs
Rede in britiſchen Kreiſen hervorrufe, ſeien nicht optimiſtiſcher
als die erſten. Das Angebot von 30 Milliarden Goldmark wäre
praktiſch angeſichts der augenblicklichen Stimmung Frankreichs
und Belgiens für ungenügend gehalten.
Die Weſtminſter Gazette ſchreibt dagegen, ſo
ver=
ſuchsweiſe Roſenberg auch die Summe von 30 Milliarden
Gold=
mark erwähnt habe, ſo müſſe dieſer Schritt doch als ein
deut=
licher Fortſchritt in der Richtung der
Reparationsrege=
lung gewertet werden. Es ſei auch wichtig, daß der deutſche
Außenminiſter die Anſichten der deutſchen Regierung über die
Pläne bekannt gegeben habe, die in verſchiedenen Ländern mit
Bezug auf die Zukunft des Rheinlandes erörtert werden.
Ge=
wiſſe unverantwortliche Leute neigten dazu, eine vollſtändig
ver=
kehrte Auffaſſung über die Stellung Englands in dieſer Frage
zu hegen. Es unterliege keinem Zweifel, daß keine Partei es
wage, die Unterſtützung Großbritanniens für einen
Plan zu verſprechen, der eine neue Irredenta am Rhein
ſchaffen würde. Dieſer Abnutzungskrieg könne nicht unbeſchränkt
fortdauern, ohne Frankreich ebenſo wie Deutſchland ſelbſt Unheil
zu bringen. Der deutſche Außenminiſter habe einen guten
Anfang gemacht, und es ſei zu hoffen, daß er wieder ſprechen
werde und zwar in konkreteren Ausdrücken. Wenn er
dies tue, werde er nicht tauben Ohren predigen.
London, 18. April. (Wolff.) Die geſtrige
Reichs=
tagsrede Streſemanns, in der er den Plan
Berg=
manns als Grundlage für weitere Verhandlungen vorſchlägt,
wird in der Preſſe viel beachtet. Der Berliner Berichterſtatter
der Times ſandete ſeinem Blatte einen ausführlichen Bericht
über dieſe Rede Streſemanns, die er als einen intereſſanten
Beitrag zur Reichstagsausſprache über die Rede Roſenbergs
be=
zeichnet. Der Berliner Berichterſtatter der Daily News
nennt Streſemann den weitaus fähigſten
heuti=
gen deutſchen Politiker.
Belagerungszuſtand über Kaſtrop.
Kaſtrop, 18. April. (Wolff.) Infolge der Beſetzung der
Zeche „Graf Schwerin” iſt die Lichtverſorgung der Stadt
unterbunden. Als Repreſſalie wurde von der Beſatzungsbehörde
der verſchärfte Belagerungszuſtand verhängt. Jeder
Verkehr auf der Straße iſt von 8½ Uhr abends bis 5½ Uhr in
der Frühe unterſagt.
Die Franzoſen gingen, obwohl die Verordnung bei der
Be=
völkerung noch nicht genügend bekannt war, mit aller Schärfe
vor und verhafteten Männer, Frauen und Kinder, die ſich nach
der Sperrſtunde noch ſehen ließen, von der Straße, aus den
Straßenbahnen und von der Haustür weg. So wurden ſchon
am Abend, bevor die Verordnung erſchien, 42 Perſonen und am
zweiten Tage 38 Perſonen feſtgenommen.
Kaiſerslautern, 18. April. (Wolff.) Ueber
Kaiſers=
lautern iſt geſtern von neuem eine Nachtverkehrsſperre,
und zwar diesmal auf ſechs Tage, wegen angeblicher
Sabotage=
handlungen an Fernſprechleitungen verhängt worden.
Ein Proteſit der heſſiſchen Regierung.
Am 30. März wurde des Schiff „Vereinigung Nr. 35” der
Badiſchen Geſellſchaft für Rheinſchiffahrt zu Mannheim im
Hafen Gernsheim beſchlagnahmt und durch franzöſiſche
Be=
ſatzung abgeſchleppt. Die heſſiſche Regierung hat gegen
den franzöſiſchen Uebergriff in einem Hafen, der nicht zum
be=
ſetzten Gebiet zu rechnen iſt, proteſtiert.
Zentralgewalt für die Ingenieurmiſſion.
Paris, 18. April. (Wolff.) Havas meldet aus Koblenz,
daß auf Grund eines Beſchluſſes der Rheinlandkommiſſion die
franzöſiſch=belgiſche Ingenieu=miſſion im Ruhrgebiet unter der
Obhut der Rheinlandkommiſſion auch in dem beſetzten Gebiet auf
dem linken Rheinufer und im Gebiet der Brückenköpfe ihre
Tätig=
keit auszuüben habe. Dsdurch iſt die Tätigkeit der
Ingenieur=
miſſion für das ganze beſetzte Gebiet zentraliſiert.
Schikanen.
Eſſen, 18. April. (Wolff.) In Bochum
beſchlag=
nahmten die Franzoſen geſtern drei Kohlen=
Laſtkraft=
wagen. Auch aus Herne werden ſolche Beſchlagnahmungen
gemeldet. Die Kraftwagenführer verweigern die Annahme der
franzöſiſchen Paſſierſcheine.
Sterkrade, 18. April. (Wolff.) Geſtern nachmittag iſt
das Rathaus von den Belgiern beſetztworden. Das
Wacht=
lokal der Kriminalpolizei wurge beſchlagnahmt.
Paris, 18. April. (Wolff.) Auf Grund des § 306 des
Ver=
trages von Verſailles, betreffend deutſche Patente, hat
geſtern eine von der franzöſiſchen Regierung eingeſetzte
Kom=
miſſion mit neun Stimmen bei einer Stimmenthaltung die
Ent=
ſcheidung getroffen, dieſer Paragraph ſolle baldigſt in
Anwen=
dung gebracht und die in Frage kommenden Konzeſſionen
zwiſchen gewiſſen deutſchen Patentinhabern und franzöſiſchen
Konzeſſionären ſollen fürnull und nichtigerklärt
wer=
den. Wie der Matin dazu meldet, hat die Kommiſſion vorerſt
das Patent Meißner feſtgehalten, das für die radio=
elef=
triſche Technik von Bedeutung ſein ſoll.
Paris, 18. April. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Koblenz hat die interalliierte Rheinlandkommmiſſion eine neue
Ordonnanz erlaſſen, wonach der Verkehr mit Laſtwagen
in den beſetzten Gebieten künftig nur noch gegen einen
von der Kommiſſion ausgeſtellten Zulaſſungsſchein
er=
laubt iſt. Die Zulaſſung wird nur ſolchen Firmen gewährt, die
vor dem 10. Januar 1923 beſtanden haben. Für Verſtöße gegen
dieſe Verordnung iſt die Konfiskation der transportierten
Mate=
rialien und der Wagen ſowie deren Verkauf zugunſten der
Alli=
ierten vorgeſehen.
Mannheim 18. April. (Wolff.) Heute vormittag iſt die
Beſetzung der Mannheimer Motorenwerke Benz von den
Franzoſen wieder aufgehoben worden.
„Sanktionen‟.
Paris, 18. April. (Wolff.) Havas meldet aus Koblenz,
daß wegen der Beſchädigung der Eiſenbahnlinie
bei Ronheide von der Rheinlandkommiſſion geſtern auf
Vor=
ſchlag des belgiſchen Oberkommiſſars folgende Maßnahmen
ge=
troffen wurden:
1. Sofortige Ausweiſung des Perſonals, das
auf dem Bahnhof Ronheide wohnt.
2. Der belgiſche Delegierte in Aachen wird erſucht, jeden
Verkehr nach 8 Uhr abends in dem Gebiete zwiſchen Aachen
und der Grenze zu verbieten.
3. Eine neue Ordonnanz zwecks Verſtärkung der
Kon=
trolle des Verkehrs aus dem beſetzten deutſchen Gebiet
mit dem nichtbeſetzten Deutſchland ſei in Vorbereitung.
Verurteilt.
Duisburg, 18. April. (Wolff.) Das belgiſche
Po=
lizeigericht verurteilte geſtern einen
Kraftwagen=
führer zu acht Tagen Gefängnis und 20 000 Mark Geldſtrafe,
weil durch das ſchnelle Vorbeifahren ſeines Autos an einer
mar=
ſchierenden Kolonne einige Pferde ſcheuten. — Eine
Geſchäfts=
inhaberin wurde wegen Verweigerung der Abgabe von
Süß=
holz an die Beſatzungstruppen zu zwei Tagen Gefängnis
und 50 000 Mark Geldſtrafe verurteilt. — Ein
Dienſtmäd=
chen erhielt 15 Tage Gefängnis, das einem anderen, bei
einer Offiziersſamilie der Beſatzung in Dienſt ſtehenden
Dienſt=
mädchen gegenüber eine feindſelige Haltung eingenommen haben
ſollte. — Schließlich wurde noch in Abweſenheit ein Beſchuldigter
zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt, der Flugblätter
an=
geklebt haben ſollte.
Darmſtädter Erinnerungen.
Von Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.
K.
Der berühmteſte Darmſtädter, der am 12. Mai 1203 als
Sohn des Bürgers und Handelsmanns Georg Liebig geborene
Juſtus Liebig (r 1873) hat in den ſechziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts biographiſche Aufzeichnungen gemacht,
die eine Zeitlang verſchollen waren, ſpäter aber zum Teil wieder
aufgefunden und von Liebigs Sohn, Dr. Georg Freiherrn von
Liebig in Band 66 der „Deutſchen Rundſchau” (Jahrg. 1890—
91 II, Berlin 1891 S. 14—23) veröffentlicht wurden. Das
Vor=
handene gibt ein vollſtändiges Bild des Entwicklungsganges von
Liebigs geiſtiger Ausbildung und wiſſenſchaftlicher Tätigkeit.
Soweit ſich ſeine Ausführungen auf Darmſtadt beziehen, ſind ſie
ebenſo charakteriſtiſch für ſein Leben als für ſeine Vaterſtadt.
Daher mögen ſie hier eine Stelle finden:
„Mein Vater, der einen Handel mit Farbwaren hatte,
be=
ſchäftigte ſich häufig damit, manche von den Farben, die er in
ſeinem Geſchäfte führte, ſelbſt zu machen, und er hatte ſich dazu
ein kleines Laboratorium angelegt, zu welchem ich Zutritt hatte,
da ich zuweilen die Gunſt genoß, ihm als Handlanger zu dienen.
Seine Verſuche machte er nach Vorſchriften in chemiſchen Werken,
welche aus der reichen Hofbibliothek mit großer Liberalität
leih=
weiſe an die Bewohner Darmſtadts abgegeben wurden. Das
lebhafte Intereſſe, das ich an den Arbeiten meines Vaters nahm,
führte mich ſelbſt auf das Leſen der Bücher, die ihn in ſeinen
Verſuchen leiteten, und es entwickelte ſich allmählich in mir eine
ſolche Leidenſchaft für dieſe Bücher, daß ich gegen alles andere,
was ſonſt Kinder anzieht, wie abgeſtumpft wurde. Da ich mir
nicht nehmen ließ, die Bücher in der Hofbibliothek ſelbſt zu
holen, ſo wurde ich mit dem Bibliothekar (Johannes) Heß
(vgl. über ihn Scriba, Schriftſtellerlexikon Bd. 2 S. 316 ff.)
bekannt, der ſich mit Botanik mit Erfolg beſchäftigte, und da er
an dem kleinen Burſchen Gefallen fand, ſo bekam ich durch ihn
alle Bücher, die ich nur haben mochte, für meinen eigenen
Ge=
brauch. Das Leſen ging natürlich ohne irgend eine Ordnung
vor ſich; ich las die Bücher, wie ſie eben auf den Brettern
aufge=
ſtellt waren, von unten nach oben, von rechts nach links war mir
ganz gleichgültig. Für ihren Inhalt war mein vierzehnjähriger
Kopf wie der Magen eines Straußes, und es fanden darin die
zweiunddreißig Bände von Macgeurs chemiſchem Wörterbuch,
der Triumphwagen des Antimonii von Baſilius, Valentinus,
Stahls phlogiſtiſche Chemie, tauſende von Aufſätzen und
Ab=
handlungen in Göttlings und Gehlens Zeitſchriften, die Werke
von Kirwan, Cavendiſh ze. ganz gemütlich Platz nebeneinander.”
„Bei einem nahen Seifenſieder ſah ich das Seifekochen und
lernte, was der „Kern” und das „Schleifen” ſei, und wie man
weiße Seife mache, und ich hatte nicht wenig Vergnügen, als es
mir gelang, ein Stück Seife aus meiner Fabrik, mit Terpentinöl
parfümiert, zu präſentieren. In allen Werkſtätten der Gerber
und Färber, der Schmiede und Meſſinggießer war ich zu Hauſe,
und jeder Handgriff mir geläufig. Auf dem Markte in
Darm=
ſtadt ſah ich einem herumziehenden Händler mit allerlei ab, wie
er Knallſilber zu ſeinen Knallerbſen machte. An den roten
Dämpfen, die ſich bildeten, als er ſein Silber auflöſte, ſah ich,
daß er Salpeterſäure dazu nahm und dann eine Flüſſigkeit, mit
der er an den Leuten ſchmutzige Rockkragen reinigte und die nach
Branntwein roch.”
„Daß ich bei dieſer Geiſtesrichtung in der Schule ſehr
kläg=
lich beſtand, begreift ſich leicht. Ich hatte kein Gehörgedächtnis
und nichts oder ſehr wenig von dem, was man durch dieſen
Sinn lernt, blieb bei mir haften. Ich befand mich in der
un=
behaglichſten Lage, in der ein Knabe ſein kann. Die Sprachen
und alles, was man damit aufnimmt und in der Schule an Lob
und Ehre erwirbt, waren mir ſo gut wie verſchloſſen, und als
einſt der ehrwürdige Rektor des Gymnaſiums (Zimmermann)
bei ſeiner Viſitation meiner Klaſſe auch an mich kam und mir
die ergreifendſten Vorſtellungen über meinen Unfleiß machte, wie
ich die Plage meiner Lehrer und der Kummer meiner Eltern
ſei, und was ich denn dächte, was einſt aus mir werden ſollte,
und ich ihm zur Antwort gab, daß ich ein Chemiker werden
wolle, da brach die Schule und der gute alte Mann ſelbſt in ein
unauslöſchliches Gelächter aus: denn niemand hatte eine
Vor=
ſtellung damals davon, daß die Chemie etwas ſei, was man
ſtudieren könne. Da die gewöhnliche Laufbahn eines
Gymna=
ſiaſten mir nicht offenſtand, ſo brachte mich mein Vater zu einem
Apotheker nach Heppenheim an der heſſiſchen Bergſtraße, der
mich aber nach zehn Monaten ſo müde war, daß er mich meinem
Vater wieder nach Hauſe ſchickte. Ich wollte Chemiker, aber
kein Apotheker werden.”
Am 13. Juni 1817 wohnte der Theaterdirektor und
Drama=
tiker Auguſt Klingemann (1777—1831) der Aufführung
des damals beliebten Schauſpiels „Fridolin” von Franz von
Holbein (1779—1855) bei. Auf dieſe Vorſtellung kommt er in
ſeinem dreibändigen Werke „Kunſt und Natur” (Bd. 1
Braun=
ſchweig 1819 S. 66—72) ausführlich zu ſprechen. Von dem
Theater, es iſt das jetzt wieder in Gebrauch genommene „Kleine
Haus” entwirft er folgende Schilderung: „Das Schauſpielhaus
liegt mitten im Großherzoglichen Parke, und man bemerkt ſchon
in dem Veſtibüle den Hoftheaterton an der ſich überall
entgegen=
drängenden Etikette. Die Leitung des Ganzen ſteht unter
un=
mittelbarer Aufſicht des Hofes ſelbſt; die Regie aber iſt zurzeit
dem ehemaligen Wiener Hofſchauſpieler, Herrn Grüner,
über=
tragen, welcher das Ganze in gebührender Ordnung zu erhalten
ſcheint. Das Innere des Hauſes iſt nicht ſehr geräumig, aber es
erſcheint überall geſchmackvoll. Die Bühnenbeleuchtung iſt rich=
tig berechnet; doch dürfte das im Umfange der Zuſchauer
herr=
ſchende Clairobſcur während der Zwiſchenakte ſich wohl
zweck=
mäßig in jene allgemeine Erleuchtung verwandeln; dazu iſt
jedoch der in dem Einſchnitte der Decke hängende Lüſter nicht
eingerichtet, da er nur acht Argandſche Lampen zählt und die
kreisförmigen Reverberen den Schein allein nach unten zu
aus=
breiten."
Ein ausführliches Bild des Lebens am Darmſtädter
Hof entwirft der engliſche Juriſt Charles Edward Dodd
in ſeinem Buche „An Autumn near the Rhine” (London 1818,
S. 14—55, 387—391, 398—414: 2. Aufl. 1821, S. 16—65, 424—427,
433—446). Seine Kenntnis gründet ſich auf einen Aufenthalt,
der vom Auguſt bis November 1817 währte. Dodd war Zeuge
eines Gartenfeſtes im Orangeriegarten und einer ländlichen
Unterhaltung im engliſchen Garten (Herrngarten), ſowie einer
Rezitation des berühmten Shakeſpeare=Darſtellers Philipp
Remble im Auguſt vor einigen Mitgliedern der Darmſtädter
Hofgeſellſchaft, jedoch in Abweſenheit der Erbgroßherzogin
Wil=
helmine, die für die engliſche Literatur und namentlich Byron
ſchwärmte. Endlich nahm Dodd noch an der Feier der
drei=
hundertſten Wiederkehr des Reformationstages teil, der in der
Stadtkirche in Gegenwart des Hofs feſtlich begangen wurde.
Die auf Darmſtadt, Mainz, Frankfurt, Heidelberg, den
Oden=
wald und Mannheim bezüglichen Teile des Doddſchen Werkes,
ſowie des erſpähnten von Carr und drei weiterer noch zu
nennender engliſcher Reiſebeſchreibungen werden unter dem Titel
„Aus dem Lande zwiſchen Rhein, Main und Neckar zu Beginn der
Biedermeierzeit” ſpäter an andrer Stelle veröffentlicht werden.
Der Bockenheimer Pfarrer Gerhard Friedrich
kommt in ſeiner „Reiſe durch einen Teil der Bergſtraße und des
Odenwaldes während des Sommers 1819” („Meine
Wan=
derungen in die Bergſtraße, den Odenwald und die
Rhein=
gegenden während des Sommers 1819” Wiesbaden 1820, Teil 1,
S. 8—28) auf Darmſtadt zu ſprechen und entwirft dabei von dem
Karlshof folgende nicht unintereſſante Schilderung: „Das
über=
aus geräumige Wohngebäude, ebenſo geſchmackvoll eingerichtet
als dekoriert, reich an trefflichen Gemälden und Kupferſtichen
aller Schulen, zeichnete ſich durch ſeinen im echt antiken Stil
erbauten Marmorſaal, die wahrhaft holländiſche Reinlichkeit und
die raffinierte Sorgfalt für die Bequemlichkeit der Bewohner in
den Gemächern und durch die mannigfaltige und reizende
Aus=
ſicht von dem Balkon aus. Ein kleines, mit Spiegelwänden
und Mahagoni geſchmücktes Gemach enthielt den Ort, der ſchon
ſo manchem Hypochonder Geneſung brachte und an dem einſt
Semler, der Große, noch in hohem Alter ſeine alchemiſchen
Wiſſenſchaften oder die Kunſt, ſich in den Beſitz des Steins der
Weiſen zu ſetzen, erwarb. Die in dieſem Gemache angebrachten
Springbrunnen und mechaniſchen Waſſerkünſte ſind auch in der
Tat ſehenswert.”
Rummer 107.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. April 1323.
Seite 3.
meiner Angeſtellten zu bezahlen,” ſagte mir ein Bochumer
Kauſ=
mann, „aber entlaſſen werde ich keinen!‟ So iſt die Stimmung
*Die Abwehrfront an 4thein und Ham dort, ihr Miesmacher und Flaumacher! Sie fragen nicht danach,
was werden ſoll, wie ihr! Sie wiſſen nicht, was werden wird!
richte Tag für Tag. Das Oſterblutbad in Eſſen. Maſſenaus= Aber das eine wiſſen ſie, daß ſie durchhalten werden bis zum kendorf an der Höheren Bürgerſchule zu Bensheim zur Lehrerin an
weiſungen deutſcher Eiſenbahner. Jahrelange Gefängnisſtrafen Letzten. Ein jeder, der dort geweſen, wird euch ſagen, daß der Volksſchule zu Fränkiſch=Crumbach (Kreis Dieburg); am 13. April
für Poſt= und Zollbeamte wegen Dienſtverweigerung. — Nur unſere Zeitungen nicht übertreiben, daß das, was ſie über die der Schulamtsanwärter Oto Schlörb aus Langen zum Lehrer an
wenige Stichworte, und die Oeffentlichkeit im unbeſetzten Gebiet Leiden und Bedrängungen melden, nur Bruchſtücke, daß das, der Volksſchule zu Reichenbach i. Odw. (Kreis Bensheim), der Lehrer
glaubt ſich ein Bild machen zu können von den unſaglichen Lei= was ſie ſchreiben von Heldengeiſt und Aufopferung nur ein Konrad Nuckelshauſen zu Höingen zum Lehrer an der Volksſchule
ſchwaches Abbild deſſen iſt, was dort in allen Schichten, nicht zu Nieder=Ofleiden (Kreis Alsfeld).
nur in den begüterten und „nationalen”, allenthalben
hervor=
biete Kommenden die Berichte und Aufſätze geleſen zu werden, bricht und immer wieder neue Taten zu deutſcher Ehre ſchafft. Sophie Becker geb. Germann an der Volksſchule zu Klein=Linden
und Beamte, die Fauſt in der Taſche geballt, dem trotzigen
Ge=
behrungen. Nur wenn ein geſchickter Schriftleiter beſonders ſicht, dann würdet ihr wiſſen, was ihr zu tun hättet, und Leit= an die Techniſche Hochſchule zu richten.
ſpruch würde euch werden, was ihnen innerſtes Erleben
gewor=
den iſt, das Wort.
Deutſchland, Deutſchland über alles,
und im Unglück nun erſt recht!
Nur im Unglück kann die Liebe
Zeigen, ob ſie ſtark und echt.
Uind ſo ſoll es weiterklingen
Von Geſchlechte zu Geſchlecht:
Deutſchland, Deutſchland über alles,
Und im Unglück nun erſt recht!
Wohl ſchreiben die Zeitungen täglich davon, und doch ſind es nur Entſchloſſener Widerſtand der Eiſenbahner, machen, die die Sendungen in Darmſtadt ſelbſt abholen können.
wenige, die ihre wohlverdiente Anerkennung finden. Sie ſelbſt Gießen 18. April, (Wolff.) Die hier verſammelten Funk= Eine gemeinſchaftliche Abholung durch eine Perſon verbietet ſich,
aber reden und ſchreiben nicht darüber. Ganz ſelbſtverſtändlich tionäre des Allgemeinen Eifenbahnerverbandes weil die Franzoſen den Verkehr nach Mainz ſcharf überwachen
kungskreis den Kampf der paſſiven Reſiſtenz durchführt, ſei es aus dem altbeſetzten und dem Einbruchsgebiet haben, fremde Firmen uſw. mitgebracht werden.
zunehmen und ſich lieber mit Gewpalt in die Manſardenzimmer Haupworſtande des Verbandes darin einig erklären, daß dem ſtattgefundenen Vortrag von Miſſonsinſpektor Debaranne, aus
fählger, ißt, Ei. S diß Dis Hautsfrau, ſich weigert, der Side mmer ſätkerein Witen des ſeindlichen Mitarismuts eine Nduer, der ier de ſetuie Gobe uerfiſat, ſchere Srden in einſcher
Küche verläßt und die Gewalt erduldet. Eine Familie in immer geſchloſſenere Abwehrfront unerſchüt= und doch den Gebildeten anziehender Weiſe zu behandeln, wies über=
Bochum, die ſich weigerte, dem einquartierten General die Zim= terlichen paſſiven Widerſtandes gegenübergeſtellt zeugend nach, welchen Anteil die Miſſion am Aufbau der
mer zu heizen, hat man, nachdem der General ſich eine andere werden muß, bis wir durch die Wiederkehr politiſcher Vernunft zu löſen verſuche, könnten nur gelöſt werden, wenn ein allgemeines
Bohnung ſuchen mußte, den aus der Oberrealſchule vertriebenen auf den Weg gleichberechtigter Verhandlungen gelangen können. Weltgewiſſen geſchaffen ſei. An der Herbeiführung dieſes Zieles
Deutſcher Reichstag.
Ausgewieſen — verhaftet — verurteilt! ſpaltenlange
Be=
den ihrer Volksgenoſſen, von den Segnungen franzöſiſcher
Zivi=
liſation! Nur flüchtig noch ſcheinen dem aus dem beſetzten
Ge=
ſo wenig unterrichtet findet er die Bevölkerung, ſo wenig Ver= Ihr ſolltet ſie ſehen, jene ſchwerbedrängten Arbeiter und Pürger
ſtändnis für die tauſendfachen kleinen Leiden und täglichen
Ent=
haarſträubende Ueberſchriften in großen Lettern ſeinen Leſern
bringt, ſcheinen die Aufſätze geleſen, teilweiſe ſogar im
Gedächtnis zu bleiben. Auch die deutſche Preſſe ſollte von
der franzöſiſchen Propaganda lernen. Wünſchen ſollte man,
daß jede, auch die kleinſte Zeitung in jeder Stadt, und
ſei ſie auch noch ſo klein, ihren Berichterſtatter hätte,
wünſchen, daß ſie dann Tag für Tag erzähle, wie ſich in allen
Kreiſen der Bevölkerung, ob arm ob reich, Tauſende und
Aber=
tauſende finden, die trotz aller Schikanen und Uebergriffe, trotz
Reitpeitſche und Kolbenſtöße den Mut nicht verlieren, und
im=
mer wieder in allen Handlungen des täglichen Lebens zeigen,
daß ſie wohl gebrochen werden, aber ſich nicht beugen können.
iſt es ihnen, daß ein jeder in aller Stille, in ſeinem kleinen
Wir=
auch nur, daß der Hausherr ſich weigert, die Einquartierung auf= eine Entſchließung angenommen, in der ſie ſich mit dem
dringlingen den Tee zu kochen, und lieber in ſtiller Wut ihre
Schuldiener mitſamt der ganzen Wohnungseinrichtung
einquar=
tiert und dem bisherigen Inhaber verboten, ſeine eigenen
Wohnräume zu betreten. Im Gefängnis ſitzt ſeit Wochen ein
deutſcher Student, feſtgehalten, weil er Student und Offizier
ge=
weſen, in der ehemaligen Dunkelkammer der Oberrealſchule. Tag
für Tag wird ihm geſagt, daß er ſeine Verwandten nicht be= Reichskanzler Dr. Cuno Außenminiſter v. Roſenberg.
nachrichtigen brauche, da er „noch heute” freigelaſſen würde,
Präſident Löbe eröffnet die Sitzung um 2.20 Uhr und macht
Heute noch aber liegt er da auf einem dünnen Strohſack mit Mitteilung von dem ſchweren Autounfall, den der Abg. Geyer (Soz)
mehr Ungeziefer und Schmutz als Stroh, und wartet auf „noch erlitten hat. Er wünſcht dem Verletzten baldige Geneſung.
heute‟. Geſellſchaft leiſtet ihm ein 18jähriger Bergarbeiter, bei Auswärtigen Amt fortgeſetzt.
dem man eine Schere gefunden! Laut ſchreiend wurde er mit
roher Gewalt hineingeſtoßen, zwei Stunden lang mußte der Blu= abſolute Klarheit über die Abſichten der Regierung beſtehe, und daß alle Gültigkeit ausgegeben werden; dieſe Karten gelten zur Hinfahrt nur
tende, von Kolbenſtößen Zerſchundene mit dem Geſicht zur Wand Mißverſtändniſſe beſeitigt werden müſſen. Selbſtverſtändlich iſt das für einen beſtimmten Sonderzug, zur Rückfahrt für jeden
Perſonen=
ſtramm ſtehen, um dann mit Fauſtſchlägen in die Dunkelkammer Verharren im paſſiven Widerſtand. Mit Genugtuung ſtellen wir das oder Eilzug, für D=Züge nur gegen Zahlung der Schnellzugszufhläge.
geſtoßen zu werden, daß er wie tot hinfiel. Heute wartet er in Bekenntnis des Miniſters zum Reparationswillen feſt. Dagegen ſind Der Fahrplan der Sonderzüge mit allen Einzelheiten wird vorausſicht=
Hattingen, wo er die Wachſtuben reinigt und Türen abwäſcht, wir der Anſicht, daß ein poſitives Angebot an die Entente gerichtet lich in einem Druckheft erſcheinen. Auch nach dem Rheinland foll eine
werden muß. Auch die Bergarbeiter haben ein ſolches Angebot ge= ganze Reihe von Sonderzügen gefahren werden.
auf ſeine Verurteilung. Und ein dritter Fall. Ein 20jähriger fordert. Leider können wir die Rede des Miniſters vön Roſenberg
Arbeiter, der auf der Straße ſeinem Mädel gepfiffen hatte, nicht als Angebot betrachten. Sollte jie eine ſolche ſein, ſo hätte das
wurde nach längerer Haft in der Dunkelkammer vom Kriegs= Angebot in Form einer offiziellen Note erfolgen müſſen. Im Wider= 11. April müſſen, wie die „Reichszentrale für Deutſhe
Verkehrswei=
gericht in Hattingen zu 75 Tagen Gefangnis und 100 000 Mark ſpruch zu den ſonſtigen Ausführungen des Herrn von Roſenberg ſtand hung” mitteilt, Reichsdeutſche, die ins Memelgebiet einreiſen, einen
Geldſtrafe verurteilt wegen Beleidigung der franzöſiſchen Armee, ſein Zurückgreifen auf den Vorſchlag, die Prüfung unſerer Leiſtungs= litauiſchen Sichtvermerk beſitzen, der von der litauiſchen Geſandtſchaft
Es war nämlich gerade ein Auto mit franzöſiſchen Offizieren fähigkeit einem fremden Sachverſtändigenkollegium zu übertragen. Da= herg oder Tilſit ausgeſtellt ſein muß. Es werden zur Erteilung des
vorbeigefahren! Unvergeßlich wird mir bleiben, wie wir ſeiner bei ſchneiden wir vielleicht ſchlechter ab, als bei einem direkten Angebot
weinenden Schweſter, die ihm einige Butterbrote bringen wollke, nalen Anleihe ab und wir ſind bereit, den größten Teil dieſer Anleihe den Zweck der Reiſe gefordert. Das Viſum koſtet 35000 Mark; ver
mitteilen mußten, daß er nach Hattingen transportiert ſei. INl= ſofort an Frankreich abzuführen. Neparationen aber ohne ſtaatliche ohne Viſſim einreiſt, hat den dreifachen Betrag als Stuafe zu erlegen
mer wieder werden neue eingeliefert, und tagtäglich ſolche, die bypothek auf den Beſitz iſt ein unding. Die Zerrüttnug unſerer Fi= und wird zwangsweiſe nach Tilſt zurückbefördert.
die Polizeiſtunde überſchritten, weil ihre Züge bei dem geſtörten, nanzen hat bereits im Kriege begonnen. Was an uns iſt, wollen wir
Bahnverkehr Verſpätung hatten. Ohne gehört zu werden, müſſen inbezug auf Sicherheiten tun. Aber das erklären wir beſtimmt: Nicht
ſie, wenn es gut geht, zwei, drei Tage franzöſiſche Gaſtfreund= ein Fuß breit deutſchen Bodens wird abgetreten werden. Dagegen ſind
ſchaft genießen. Das Kriegsgericht verurteilte einige Arbeiter, wir bereit, den Gottesfriedenpakt auf längere Zeit auszudehnen und auch
auf einen Krieg nach Oſten zu verzichten, ſowie auch Rheinland und
die in ihrer Wohnung das Deutſchlandlied geſungen, zu 30 Tc= Weſtfalen zu entmilitariſieren. Wir wünſchen eine ernſtliche
Verſtän=
gen, einen Schüler, der das umgedichtete Weſtfalenlied in der digung mit Frankreich. Herr Strefemann hat recht. Wirtſchaftlich
Taſche trug, zu ſechs Wochen, einen Lehrer, deſſen Schüler bei müſſen die Grenzen zurücktreten. Eine offene Politik ſei das beſte Mittel.
einem Ausflug die erſten Zeilen des Deutſchlandliedes geſungen, Das Miniſterium Cuno kann durch ein poſitives Angebot Vertrauen
zu drei Monaten Gefängnis — wegen Organiſierung des Wider= im Auslande erwerben. (Beifall links.)
ſtandes. Vor dem Kriegsgericht in Hattingen ſteht ein deutſcher
Abg. Dr. Lauſcher (3. Wir ſind gegen alle Pläne zur Neu=
Poſtbeamter, weil er zwei Stunden nach Bekanntmachung der traliſierung des Rheinlandes. Auch für das Rheinland muß das
Selbſt=
beſtimmtngsrecht der Völker gelten. Wenn über das Rheinland
ent=
franzöſiſchen Verordnung einen Offizier nicht gegrüßt hatte, ſchieden wird, dann werden wir die Volksabſtimmung verlangen. Der
„Würden Sie gegrüßt haben, wenn Sie die Verordnung gekannt Redner erklärt ſich mit einem deutſchen Angebot ähnlich dem engliſchen
hätten?“ — „Nein, als Deutſcher nein, als deutſcher Beamter Vorſchlag einverſtanden. Es dürfe aber nicht mehr angeboten werden
niemals!” Drei Monate Gefängnis und hohe Geldſtrafe iſt der als geleiſtet werden kann. Es iſt Pflicht der deutſchen Regierung, den
Lohn für ſeine deutſche Antwort. Nur wenige dieſer „kleinen Erfüllungswillen bis zur Grenze der Leiſtungsfähigkeit zu bekunden.
Fälle” von denen tauſende angeführt werden könnten;
Staatsſekretär Freiherr von Maltzahn gibt zur Beſeitigung des
jeden Nachmittag von 3 bis 5 Uhr tagen die Kriegsgerichte an Rheinlandkommiſſars für die beſetzten rheiniſchen Gebiete eine
Erklä=
den verſchiedenſten Orten, und die Gefängniſſe ſind überfüllt, rung ab, in der er die außerordentlich verdienſtvolle Tätigkeit des
Reichs=
kommiſſars hervorhebt. Dieſe Behörde ſei von Anfang an den Fran=
Das iſt aber das, was der Bevölkerung immer wieder neuen zoſen ein unliebſames Hindernis geweſen. Die Rheinlandkommiſſon
Mut und neue Kraft gibt. Weil ſie in jeder Verhaftung, in Ua= hat ſich zum Werkzeug der Verwirklichung des Planes ihrer Beſeitigung
dem Urteil nur den Erfolg des Kampfes ſieht! Das Familien= gemacht.
leben iſt zerſtört, die Geſchäfte liegen brach! Trotz alledem!
Nach ihm ſprechen noch der Abg. Helfferich (Dntl.), ein baheriſcher
„Noch zwei Monate langt mein Vermögen, um die Gehälter, Vollsparteiler und ein Kommuniſt. Hierauf vertagt ſich das Haus.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. April.
— Ernannt ſpurden: Am 10. April die Lehrerin Friederike Mar=
— Aus dem Schuldienſt entlaſſen wurde am 13. April die Lehrerin
(Kreis Gießen) auf ihr Nachſuchen mit Wirkung vom 11. April 1923 ab.
— Beim Sekretariat der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt iſt die
Stelle eines Finanzpraktikanten zu beſetzen. Meldungen ſind alsbald
Poſt= und Telegrammverkehr mit Mainz. Die Franzoſen
haben, jeden unmittelbaren Poſt= und Telegrammverkehr, mit
Mainz unterbunden und die Einrichtung von Notbetrieben bei
Nachbarpoſtanſtalten von Mainz im beſetzten Gebiet verboten.
Gewöhnliche und eingeſchriebene Briefſendungen ſowie
Tele=
gramme für Mainz — andere Sendungen ſind nicht zugelaſſen —
werden daher auf das Poſtamt 1 in Darmſtadt geleitet und dort
zur Abholung durch die Empfänger bereitgehalten. Nicht
ab=
geholte Telegranmpe werden unbeſtellbar gemeldet. Die in zehn
A. K. Tagen nicht abgeholten Briefſendungen werden an die Abſender
zurückgeſandt: Gebühren werden nicht erſtattet. Von dieſer
Ein=
richtung können nur ſolche Einſpohner von Mainz Gebrauch
und Fahrzeuge uſv. daraufhin durchſuchen, ob Briefe pp. für
— Allg. evang.=proteſt. Miſſionsverein. Zu dem am Sonntag abend
Berlin hatte ſich eine ſtattliche Schar von Zuhörern eingefunden. Der
Menſchheit haben kann. Alle wichtigen Fragen, die unſer Zeitalter
müſſe aber das Chriſtentum bezw. die Miſſion trotz aller Schwierigkeiten
mitarbeiten. Es ſei unſere Pflicht, vor allem den oſtaſiatiſchen Völkern,
die die Mitarbeit des Chriſtentums wünſchten, das Beſte an geiſtigem
Leben zu geben, nachdem uan ihnen ſehr oft das Unerfreuliche an
un=
ſerer Kultur gebracht hätte. Der Vortrag war von prachtvoll vorge=
Berlin, 18. April (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſch; tragenen Orgelſtücken unſeres geſchätzten Stadtorganiſten
Born=
gäſſer umrahmt.
RDV. Ferienſonderzüge 1923. Auch in dieſem Jahre jollen, wenn
es ſich irgend ermöglichen läßt, wieder Sommerſonder „e gefahren
Die Ausſprache über die auswärtigen Angelegenheiten wird beim werden, und zwar vorausſichtlich in gleichem Umfange wie im vorigen
Jahr. Sie ſind, wie die „Reichszentrale, für Deutſche
Verkehrswer=
bung” erfährt, für die Zeit vom Juni bis Auguſt vorgeſehen und 45
Abg. Dr. Breitſcheid (Soz) bezeichnet es als notwendig, daß follen Rückfahrkarten 3. Klaſſe zu ermäßigten Preiſen mit 2 Monaten
RDV. Sichtvermerk für Reiſen ins Memelgebiet. Seit dem
in Berlin (Kurfürſtendamm 242), dem litauiſchen Konfulat in
Königs=
unſerer Seite. Unſere Leiſtungen hängen von der Höhe der internatio= Sichtvermerks genaueſte Angaben über Perſon und Stand und über
Die Jſolierung der Jugend.
Von Oskar A. H. Schmitz.
Es gibl keine große Epoche, in der nicht die Beziehungen
zuwiſchen den Generationen fruchtbar geweſen wären. Die
ver=
gangene Cpoche offenbarte gerade hier Unfruchtbarkeit, und
warum?. Weil es ſtatt reifer Männer und Frauen vorwiegend
„moderne Menſchen” gab, d. h. in Denken und Fühlen
infantil=
materialiſtiſch gebliebene, in Gewinn und Sinnlichkeit
Befriedi=
guug ſuchende, aber innere Oede und Leere findende Typen. Statt
Erkenntnis verlangten ſie Wiſſen, ſtatt des Eros Vergnügen.
Solche Menſchen waren in ihrer Jugend unfähig, Führern zu
folgen, in der Reife ebenſo unfähig, Gefolgſchaften zu führen.
Gegen ihre Welt ſchließt ſich die heutige Jugend ab, aber in
die=
ſer Abſonderung hat ſie überſehen, daß ſie auf der anderen Seite
einen Bundesgenoſſen hat, mit deſſen Hilfe der Feind
eingeſchloſ=
ſei werden könnte. Unter den Altersgenoſſen jener „modernen
Menſchen” hat es ſtets eine beträchtliche Minderheit gegeben, die
im heftigſten Proteſt gegen ſie lebte, ohne darum in die
Gegen=
irrtümer der ebenſo ungeiſtigen, ſeelenloſen Revolutionäre zu
verfallen. Es iſt jene Gruppe, deren Jugend unter den Sternen
Nietzſches, des in den neunziger Jahren geradezu wieder
entdeck=
ten Goethe und des jungen Stefan George ſtand. Dieſe Menſchen
ſind ihren Idealen nicht untreu geworden. Zwar ſtehen ſie alle
mehr ober weniger abſeits, aber ihre Stimme ertönt doch
ver=
nehmlich genug durch das heutige Chaos, daß die Jugend ſie
hören konnte. Sehr bemerkenswerte Bücher von ihnen liegen
vor, und der Gegenſatz, der darin etwa feſtgeſtellt werden kann
zu den Idealen der heutigen Jugend, liegt keineswegs im Sinn,
ſondern nur in der Altersſtufe. Gerade dieſer Gegenſatz aber iſt
vor allen anderen Gegenſätzen fruchtbar, nicht zu verleugnen und
zu verwiſchen, ſondern zu erkenen und zu überbrücken. Was ſtand
dem bisher im Weg?
Die heutige Jugend tritt meiſt rudelweiſe auf. Auf ältere,
Stille liebende Menſchen wirkt das nur als Verkehrshemmnis,
für die Jugend ſelbſt aber iſt es ein tieferer Schaden. Sie wird
zu kollektiv. Sie mag wandern, ſo weit ſie will, in dieſen
Ru=
deln geſchieht täglich dasſelbe. Welt und Menſchen bleiben
Ku=
liſſe. Nur wer allein, vielleicht mit einem, höchſtens zwei
Freun=
den wandert, hat Begegnungen, erfährt die Welt. So kommt es,
daß die Jugend zu ſehr in der Feſtung lebt, wo es nach dem
alten Lied „gar zu ſchön” iſt, weil man da den Feind durch die
Gucklöcher ſehen kann. Ich möchte der Jugend nun etwas
ver=
raten: Der Feind, von dem ſie fürchtet, in ihrem echten, aber
noch nicht hinreichend erſtarkten Lebensgefühl geſtört zu werden,
liegt im Sterben. Sie kann nun ruhig herauskommen. „Wie?”
wird man antworten. „Sieht man nicht täglich das ſtarre, un=
D
antworte: äußerlich ig, aber geiſtig wverden die Schlachten wo
auders geſchlagen. Es iſt bekannt, daß die Pflanzen erſt dann
ius Kraut ſchießen, wenn Blüte und Frucht vorbei ſind. Ebenſo
iſt es mit geiſtigen Bewegungen. Die ſogenannte materialiſtiſche
Naturwiſſenſchaft zum Beiſpiel iſt ſeit, den neunziger Jahren
geiſtig erledigt, trotzdem vermehrt ſich ihre Anhängerſchaft in der
Maſſe noch heute. Ebenſo ſehen wir unter einer anderen „
reak=
tionären” Jugendgruppe ſcheinbar wieder alte ſtudentiſche
For=
men Kraft gewinnen, die bis in die ſiebziger Jahre lebendig
waren und dann ihren Sinn verloren. Das alles iſt belanglos.
Weſentliche Menſchen, d. h. ſolche, in denen die Entwicklung ſich
vollzieht, ſind höchſtens aus vorübergehendem Irrtum dabei. Nur
mit ſolchen aber lohnt es, ſich grundſätzlich auseinanderzuſetzen.
Maſſe gibt es immer. Wie der Einzelne mit ihr oder mit den
kollektiven Vorurteilen ſeiner Familie fertig wird, ſei mehr eine
Sache der Lebenskunſt, ſo wie das Auskommen mit Geld, mit
Vorgeſetzten mit Untergebenen. Im Kampf mit ſolchen
Hemm=
niſſen entſteht erſt Charakter. Daraus mache man keine
grundſätz=
lichen Angelegenheiten, wenn man ſchöpferiſch wirken will.
Was für Erwachſene kennt nun dieſe ſich abſchließende
Ju=
gend?. Jene, die zu ihr kommen, und das ſind vorwiegend die
Wandervögel mit ergrauendem Gefieder. Was ihr aber fehlt,
iſt die Berührung mit reifen Menſchen, die mit der Jugend,
ſo=
weit ſie Bewegung iſt, unmittelbar gar nichts zu tun haben, dieſe
vielmehr als ihnen gleichgültige Angelegenheit der Jugend ſelber
betrachten, ihr Beſtes überhaupt nicht im Hinblick auf die Jugend,
ad usum Delphini, ausſprechen, aber eine ſelbſtverſtändliche, nicht
programmatiſche Liebe zu allem Jungen haben und ſich ihm
dar=
um gerne mitteilen, ohne deshalb gleich „Jugendführer” werden
zu wollen. Erſt wenn eine ſolche Verbindung zwiſchen den
Gene=
rationen ſtattgefunden hat, wie in großen Zeiten, kann die
Ju=
gend wieder unbefangen wollen, was ſie heute noch durch
Ten=
denz, Programm, Proteſt zu entſtellen gezwungen iſt. Warum?
Es iſt das von den heutigen Eltern meiſt verkannte Recht der
Jugend, zunächſt einmal zweckfrei, ja richtungs= und formlos zu
leben, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß dies dem Rationaliſten
ſinn=
los erſcheint. Nun aber bedarf doch das Leben jeder menſchlichen
Gemeinſchaſt der Richtung, der Form, des Sinnes. Die
Vorbe=
diugung dafür, daß die jüngeren Generationen von der Sorge
darum befreit bleiben können, daß die älteren Generationen
dieſe Sorgen verantwortlich übernehmen. Nur muß dies in einer
Weiſe geſchehen, welche den Anſpruch der Jugend auf zweckfreies
Leben unumwunden anerkennt, und zwar nicht nur um der
Ju=
gend, ſondern um des Ganzen willen. Nichts in der Welt iſt nur
um ſeiner ſelbſt willen da. Was nicht gerade in ſeiner höchſten
Selbſtentfaltung dem Du der Gemeinſchaft zum Segen wird, iſt
unfruchtbar, exzentriſch, und ſo iſt auch die Berufung der Jugend
gerade das, wozu ſie ſich heute am heißeſten gedrängt fühlt: näm=
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachien,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krſti.
— Beamtenverein ehem. Militär=Muſiker
Orts=
gruppe Darmſtadt. Auf das am 19. April 1933 abends im
Saal=
bau ſtattfindende große Wohltätigkeitskonzert für die Ruhrhilfe wird
nochmals aufmerkſam gemacht. Das. Konzert iſt als Stuhlkonzert
vor=
geſehen, ohne Bewirtung.
re. Stadtmiſſion. Am kommenden Sonntag ſpricht im
Vor=
mittagsgottesdienſt zur Fortſetzung und zum Ansklang der
Evangeli=
ſationswoche der Volksmiſſionar des Landesvereins für innere Miſſion,
Pfarrer Schäfer=Auerbach.
„Frühlingsglaube” iſt das Thema der am 22. d. M.,
nach=
mittags, im Logenſaale, Sandſtr. 10, ſtattfindenden Sonntagsfeier der
Freireligiöſen Gemeinde. Wer möchte ſich in dieſen trüben Zeiten nicht
den Glauben an einen neuen Frühling bewahren?. Der freireligiöſe
Prediger, Herr Aſſeſſor Schramm, verſteht es wie wenige unbeirrt durch
alles Hoffen und Bangen unſerer Tage, ſeinen Hörern den rechten Weg
zu Frieden und nationalem Auftieg zu zeigen. Der Vortrag wird in
gewohnter Weiſe durch die geſanglichen Darbietungen bekannter
künſt=
leriſcher Kräfte ſowie des Doppelquartetts der Gemeinde verſchönt.
(Vergl. Anzeige.)
Kaffee Bismarck. Auf das heute abend im Kaffee Fürſt
Bis=
marck ſtattfindende Sonderkonzert wird hiermit aufmerkſam gemacht,
(Siehe Anzeige.)
D
neues Blut zuführt, und je wärmer, röter und bewegter dieſes
Blut kreiſt, deſto beſſer; aber das Leben an ſich iſt Chaos,
Roh=
ſtoff, und darum ſteht es der Jugend an, chaotiſch, ja in einem
ge=
wiſſen Sinne noch roh zu ſein, vorausgeſetzt, daß ſie die
notwen=
dige Ergänzung durch ihren Gegenpol, die Reife, anerkennt, deren
Beruf es wiederum iſt, dem Leben Sinn und Richtung zu geben.
Daran kann und ſoll die Jugend nicht aktiv verantwortlich, wenn
auch in hohem Maße intereſſiert, teilnehmen. Hat ſie ſich voll und
frei bis zur Reife erlebt, ſo ſtrömt ſie wohltätig ein in das
Mau=
nesalter und hilft nun immer wieder Sinn und Richtung zu
er=
neuern, und zwar nicht durch mitgebrachte Programme, ſondern
durch ihr ungebrochenes Lebensgefühl, das von ſelber immer
mehr aus dem Chaos in eine Form drängt. Deren Umriſſe
wer=
den ihr allerdings zunächſt von der vorangegangenen Generation
gezeigt, an ihr iſt es aber, ſobald ſie ſelber in Zweckfreiheit
ge=
reift iſt, dieſe Formen neu zu durchbluten, zu erweitern, in
kriti=
ſchen Zeiten ſogar umzuſchaffen.
Daß das materialiſtiſch=mechaniſche 19. Jahrhundert ſich durch
den Weltkrieg ſelbſt gerichtet hat, wiſſen wir alle. Was ſich aber
als revolutionär empfindet, iſt vorwiegend reaktionär, greift es
doch zu der rationaliſtiſchen Doktrin des 18. Jahrhunderts zurück,
welche in die Mannigfaltigkeit polarer Gegenſätze der Welt, die
durch erkennende Liebe fruchtbar werden können, den aus Haß
und Reſſentiment geborenen, ſtarren, unüberbrückbaren, weil rein
intellektuellen Gegenſatz von politiſch Rechts und Links
hinein=
gezwungen hat. Erſt tvenn dieſe alle Lebenskräfte lähmende
Konſtruktion gefallen iſt, können die echten Lebenspole Mann
und Weib, Reife und Jugend, geiſtiges Schaffen und ſtoffliche
Arbeit, Reichtum und Armut, Hoch und Niedrig wieder Würde,
Kraft und Tugend gewinnen. Aus der verſuchten
Begdekretie=
rung ſolcher weltimmanenten polaren Entzweiungen entſteht
Haß, Krieg, Rebvolution, aus ihrer Anerkennung Liebe, Geſtalt,
Harmonie. Eine Jugend, die, tendenzlos, nichts als lebendig
wäre, würde ebendadurch alle jene künſtlichen Trennungen
über=
rennen und jenſeits der Trümmer die Reifen treffen, die
das=
ſelbe wollen.
Bühnenchronik. Wilh. Furtwängler hat von der Intendanz der
Berliner Staatsoper einen Antrag als Generalmuſikdirektor mit
weitgehen=
den Kompetenzen erhalten; damit ſollte auch die Leitung der
Symphonie=
konzerte der Staatskapelle verbunden ſein, deren Dirigent Furtwängler
ſchon geweſen iſt, bis ihm die Nachfolge Nikiſchs in den
Philharmoni=
ſchen Konzerten übertragen wurde, um die Annahme dieſes Anerbietens
zu ermöglichen, wären die zuſtändigen Stellen bereit geweſen, die
Kon=
zerte der Staatskapelle und die Philharmoniſchen Korzerte in eine
einzice Hand zu legen, was bisher noch niemals der Fall war. Indeſſen
hat Furtwängler dieſes Anerbieten abgelehnt, da es mit ſeinen
Ver=
pflichtungen als Dirigent der Leipziger GewandhausKonzerte nicht
vereinbar geweſen wäre,
Seite 4.
Rumter 107.
Darmſtädter Tagblatt, Doutnerstag, den 19. April 1923.
Polksbildungsarbeit in Heſſen.
Die 3. Hauptausſchußſitzung der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen.
Im Sitzungsſaale des Heſſiſchen Landtags fand geſtern nachmittag
dem nahmen viele Landtagsabgeordnete, Kreisſchulräte uſw. an der ſamten Volksbildungsbeſtrebungen unter Zerſplitterung leiden daß
Tagung teil.
ger=Darmſtadt, leitete die Tagung mit Worten herzlicher Begrüßung gend hat, hat die Zukunft. Wenn das wahr iſt, dann haben wir die
an die Erſchienenen ein. Er wies auf die ſchwere Not der Zeit hin, Zukumſt nicht, denn wir haben vielfach nicht unſere Jugend. Unſere
die gerade die Volksbildungsarbeit ſchwer ſchädige. Trotz alledem aber, Jugend leidet an der Zeit, wie auch unſere Zeit an der Jugend leidet.
führte Redner aus, laſſen wir uns von einem durchaus geſunden Opti= Kein Volk leidet ſo unter den Folgen des Krieges, wie das deutſche,
ſtärkſtem Nachdruck feſtgeſtellt: Unſere Arbeit gilt allen Kreiſen unſeres
Volkes in gleicher Weiſe, die Pflege des uns allen Gemeinſamen iſt über die ungezogene Jugend zu lamentieren. Damit iſt nichts zur
politiſchen und ſozialen Lebens nach Kräſten mithelfen.
Herr Direktor Bäuerle, der verdienſtvolle Leiter der
württem=
von Punkt 1 der heutigen Tagesordnung:
„Der Stand des Volksbildungsweſens in Heſſen, Rückblick und Ausblick”,
einige allgemeine Bemerkungen machen, mit denen ich einige
Betrach=
tungen grundſätzlicher Art verbinden möchte. Viele Grundfragen be= zu ſchelten, und ſollten uns fragen, was wir Erwachſene verſäumt
dürfen noch ſehr der Klärung, und die Praxis der Erwachſenenbildung
den die Probleme der Erwachſenenbildung noch gar nicht erkannt. Dazu
die außerordentliche Beſchränktheit der Mittel, die wirtſchaftliche Not
und die vielen Störungen und Hemmungen ſonſtiger Art. Wir dürfen
trotzdem froh bekennen, daß zwiſchen all dieſen Steinen und Blöcken
ſich doch noch ein reiches Feld für unſere Arbeit ergab. Für uns Volks= Jugend iſt das Gebärende, das Werdende, das ſich und ſeine Kraft
bildungsmänner iſt es ſehr wichtig, daß wir uns vor allem neben unſerer
Lehrfreudigkeit auch die Lernfreudigkeit erhalten; denn weniger als
alle anderen Bildungsunternehmungen dürfen wir die Augen
ver=
ſchließen vor den Lehren und Erfahrungen, die das wirkliche Leben
uns zuträgt. Wir haben unſere Tätigkeit vor allem zu organiſieren
verſucht, wir haben ſie an verſchiedene Sonderausſchüſſe, je nach den
verſchiedenen Gebieten, verteilt, wir haben werbende Literatur
heraus=
gebracht und Tagungen zum Zweck der Ausſprache und der Anregung
abgehalten. Das Büchereiweſen wurde ausgebaut, Bibliotheken
unter=
ſtützt, Bücherverzeichniſſe verteilt, der Südweſtdeutſche Büchereitag
ab=
gehalten, die Landeswanderbühne gegründet, das Landeswanderkino
eingerichtet die Heſiſche Lehrlichtbildgeſellſchaft ins Leben gerufen,
die Amtliche Bildſtelle der Zentralſtelle angegliedert, der
Volkshoch=
ſchule wurde ſtarkes Intereſſe zugewandt, die Heimatpflege wurde nach
Kräften gefördert, die Wander=Kunſt= und Bücherausſtellung in Umlauf
geſetzt, der Volksunterhaltung wurden durch Beratung, Nachweis uſw.
die bildende Kunſt wurde gefördert durch Herausgabe einer Karl=
Thylmann=Mappe, in der Herr Regierungsrat. Henrich 7 wertvolle
Vorträge und Kurſe abgehalten.
Im übrigen möchte ich aber den Blick in die Zukunft, auf das noch
zu Leiſtende richten. Da ergibt ſich mit doppelter Deutlichkeit, daß wir
noch mitten im Beginn ſtehen und noch weit entfernt ſind von der Krönung
jenes ſtolzen Gebäudes, einer einheitlichen, ſinnvoll aufgebauten
Volks=
wieder das Bild jener verhängnisvollen Zweiteilung auf: Auf der einen
zuſammengedrängten Bevölkerung. Wie bringen wir den Stock Bil= lichkeit, Bildung — das Zentrum unſerer ganzen Bildungsarbeit und
dung, der ſich auf der einen Seite angehäuft hat, wirklich in Fluß? Wie
iſt2. Wo iſt der Punkt, von dem aus angeſetzt werden mußs
menfaſſen zu können, daß ich ſage: Volksbildung muß ſich bewußt bleiben
oder werden, daß ſie letzten Endes auf Menſchenbildung hinausläuft, Boden der Tat. Der Dienſt der Gemeinſchaft erfordert Hingabe und
und Menſchen bilden wir letzthin nicht durch Wiſſen, auch nicht durch
Welt. Das Wiſſensmäßige, das man aufſchreiben und auswendig
ler=
nen kann, hat vor dieſem Ziel die Geltung eines techniſchen
Hilfs=
genheit in Vorurteilen und Nachurteilen, iſt die Unerlebtheit der inne= betrachten läßt. Das Wandern ſoll vor allem mehr gepflegt
wer=
vendigen Lebenskernes. Es wird nötig ſein, dieſen Gedanken in
Zu=
arbeit mehr als bisher als Grundſtein einzufügen.
lebendiges Verhalten an den Schüler weitergeben darf, daß er nur
die Linge behandeln ſoll, die ihm ſelbſt als lebendige erfahrene Dinge wenn man nicht das „Einjährige” eingeführt hätte. Der Heresdienſt
in Fleiſch und Blut gedrungen ſind. Der echte Volksbildner muß ein
Kraft, Tätigkeit, Belwegung müſſen von ihm ausſtrahlen. Er muß mit kommen wird, weil es kommen muß, geboren. Das aber muß” von
als Akumulator ſoll er wirken, nicht als ein Auszahler feſter Schätze
dem Gebiet des Wiſſens in das des Lebens herüberzuwechſeln, um da
anzuknüpfen, wo ihn jeder verſteht, nämlich am wirklichen Daſein, das
wir alle leben. Er muß wiſſen, daß den Schilern ein noch ſo kleines, gemacht haben.
aber echtes geiſtiges Erlebnis förderlicher iſt als taufend nützliche,
wich=
tige, aber eben nur hingenommene Mitteilungen.
ferenzen mit allem Nachdruck zu. Dieſe Veranſtaltungen ſollen aber Jugendpflege aber, die die Jugend der Familie entzieht, die
bildung immer mehr an Tiefe, an Würde und Bedeutung gewonnen, leben. Dazu aber iſt nötig, wie zur ganzen Jugendarbeit, daß in
un=
kulturellen Nibeaus gewvonnen. Und damit iſt die Volksbildung aus ganzes Volk. (Lebh. Beifall.)
der Reihe der bloß wünſchenswerten, der bloß empfehlenswerten und
und tief unter ihnen eine formloſe, chaotiſche Maſſe gehabt. Das geht
wann wirſt du ſein?”, die Hölderlin prägte: „Wann erſcheinſt du ganz, wur eine berechtigte Intoleranz, das iſt die Liebe. (Sehr gut!)
Seele des Vaterlands?”, die Paul Lagarde wählte mit dem viel
berufe=
ren, laſſen wir ſie immer mehr unſere Arbeit beſtimmen. Sie iſt die nehmern, beſonders der Preſſe, herzlichſten Dank aus.
einzige Geſinnung, die einer wahrhaft deutſchen Volksbildungsarbeit
würdig iſt.
aber ſtets fördern und vertiefen vollen. (Lebh. Beifall.)
Herr Direktor Bäuerle=Stuttgart, Le
ßentrale in Württe
„Die Jugendpflege als organiſches Glied der Volksbildung”.
die 3. Hauptausſchußſitzung der Zentrale ſtatt. Faſt ſämtliche der Zen= Daß Jugendpflege ein wichtiger Zweig der Volksbildung iſt, kann
nie=
trale angeſchloſſenen Organiſationen hatten Vertreter entſandt. Außer= mand bezweifeln. Es iſt aber auch nicht zu bezweifeln, daß unſere
ge=
wir ſelten mit und für einander arbeiten, wie 4s gerade für die Jugend=
Der Vorſitzende der Heſſiſchen Zentrale, Herr Direktor Haſſin= erziehung erforderlich wäre. Ein altes Sprichwort ſagt: Wer die
Ju=
mismus leiten, der an den Wert der eigenen Arbeit trotz allem glaubt, Der Krieg iſt ein ſehr ſchlechter Jugenderzieher geweſen. Das iſt ſicher.
und der im Grunde nichts anderes iſt als freudige, beharrliche Arbeits= Aber alle, die heute ſo ſehr über die Verderbtheit der Jugend klagen,
luſt im Dienſte des Ganzen. Es ſei darum auch heute wieder mit ſollten ſich doch erſt einmal fragen, wie ſie ſelbſt in der Jugend geweſen
ſind, und ſollten den Grundübeln nachſpüren und ſie beſeitigen, als
unſer Ziel, deshalb wollen wir über alles uns ſonſt Trennende hin= Beſſerung der Jugenderziehung getan. Während des Krieges wurde
weg an der Vertiefung und Verinnerlichung des Gemeinſchaftsgedan= die Erziehung vernachläſſigt, der Vater war im Krieg, die Mutter
kens mitarbeiten, und an der Entgiftung unſeres ganzen öffentlichen, überlaſtet, der Verdienſt war groß, und man konnte ſich alles leiſten.
Dazu kam die tägliche Eiſenbahnfahrt im Dunkel, ohne Aufſicht, in
ſchwüler Geſelſchaft. Dazu kam das Schwinden des Reſpekts vor Geſetz
bergiſchen Volksbildungsarbeit, den ich hiermit in unſerer Mitte recht und Ordnung. Was dieſe Kriegszuſtände nicht verdarben, das tat
herzlich willkommen heiße, har ſich in liebenswürdiger Weiſe bereit dann die von Leidenſchaft durchtobte Nachkriegszeit mit all ihren
erklärt, das Referat über dieſe Fragen zu erſtatten. Bevor ich ihm Folgeerſcheinungen, die Unterbindung jeden Spartriebes, die
Valuta=
zu ſeinem Hauptvortrag das Wort erteile, möchte ich in Erledigung gewinnmöglichkeit, die wie Pilze aufſprießenden Kinos, Nachteafes,
Automaten und Tanzdielen uſw. Angeſichts all dieſer Dinge muß man
ſich nur wundern, daß die Jugend noch ſo iſt, wie ſie tatſächlich iſt.
Das müßte uns mit freudiger Zuverſicht an den guten Kern für die
Zukunft unſeres Volkes erfüllen. Wir ſollten aufhören, auf die Jugend
haben. Wir ſollten zugeben, daß wir eine beſſere und ſchönere Jugend
ſchwankt häufig zwiſchen verſchiedenen Möglichkeiten; ja vielfach wer= gehabt haben, auch wenn ſie recht hart war, und ſollten Mitleid mit
der Jugend haben, die in ſo ſchwerer Zeit heranwächſt. Wir nützen
unſerer Jugend am meiſten, wenn wir möglichſt wenig mit unſeren
Er=
wachſenen=Anſprüchen an ſie herantreten, wenn wir ſie möglichſt
allein laſſen und ihr nur helfen, ihre Nöte zu beſtehen. Die
weit überſchätzt aus Naturnotwendigkeit heraus. Man fühlt ſich als
Herr dieſer Zeit, und iſt doch ihr Sklabe. Das Leben ſtellt — auch von
außen — Forderungen an die Jugend, denen ſie nicht gewachſen iſt.
Das Jugendalter von 14—20 Jahren iſt das eigentlich tragiſche des
Auseinanderfallens unſeres Volkes. In der Schule iſt noch ein
Zu=
ſammenhalt, mit der Schulentlaſſung kommt erſt die geſellſchaftliche.
wirtſchaftliche, ſoziale Auseinanderſpaltung. Standesdünkel und
Klaſſenhaß ſind in dieſem Alter am größten. Der Handarbeiter wurde
geiſtig, der Kopfarbeiter werktätig vernachläſſigt. Was Wunder, wenn
der eine auf ſeine ausgebildete Fauſt, der andere auf ſeimen
eingebil=
deten Geiſt pochend, ſich dem anderen überhob! In allen ſozialen
Kämpfen ſind die Stoßtrupps auf beiden Seiten Jugendliche. Wir
müſſen uns über dieſe Dinge klar ſein in unſeren Volksbildungs= und
Volkserziehungsarbeiten. Es iſt richtig, was uns öſters
entgegengehal=
ten wird, daß die Maſſe des Volkes die Bildung gar nicht ſucht, nicht
will. Das iſt ja das Tragiſche, daß ſelbſt die geiſtigen Bedürfniſſe nicht
Wege zum Beſſeren gewieſen, das Kaſperl=Theater ins Land geſchickt, mehr lebendig ſind im Volke. Die Jugend muß von uns voll und ernſt
genommen werden. Gerade weil der Jugendliche oft ſich ſelbſt nicht
ernſt nehmen kann, weil er ſich innerlich unklar iſt, weil er ſein Ziel
Blätter dieſes Künſtlers vereinigte und mit einer ausgezeichneten Ein= nicht kennt. Der Jugendliche hat vom Baum der Erkenntnis gegeſſen,
führung verſah. Auf dem Gebiete der Staatsbürgerkunde wurden und glaubt nun, er ſei wie Gott. Er kennt noch nicht die Dornen und
Diſteln auf dem Acker des Lebens.
In dieſe Zeit fällt für den Jugendlichen auch die
Berufsaus=
bildung. Die Wichtigkeit der Berufsberatung wird noch immer
nicht genügend erkannt. Man unterſchätzt noch immer die inneren
Zu=
ſammenhänge zwiſhen Beruf und Perſönlichkeit. Man vergißt, daß
bildung, wie ſie uns als Ziel unſerer Arbeit vorſchwebt. Wer die gei= der Tyrann Beruf den Menſchen bildet. Die Entſcheidung darüber
ſtige Geſamtlage unſeres Volkes überblickt, dem drängt ſich ja immer fällt nun wieder in die ſchwierigſten Jahre der Entwicklung. Wird
der Beruf beſtimmt oder gewählt ohne Rückſicht auf die Menſchlichkeit,
Seite die kleine Schicht der Gebildeten, auf der anderen Seite die große ſo erziehen wir keine Menſchen mit Beruf, ſondern Wirtſchaftshhänen
Maſſe der geiſtig nicht durchwirkten, in den Vorhöfen der Geiſtesbildung oder Karikaturen. Hier hängt — in den drei Dingen Beruf,
Perſön=
nur Teile ſeines Weſens zur beruflichen Ausbildung braucht, liegt die
meſſen wir jedem den Teil davon zu, der ihm gebührt und zuträglich Tragik für die Perſönlichkeit. Die Jugendpflege darf nun nicht in an= ſtimmung mit 61 gegen 39 Prozent aller Stimmen zu unſeren Gunſten
derer Beziehung einſeitig ſein, ſie darf vor allem nicht die Familie
Ich glaube, meine Anſchauungen über dieſe Probleme dahin zuſam= ſtören. Volksbildungsarbeit muß Gemeinſchaftsarbeit ſein. Einſicht hätte jetzt ganz Oberſchleſien Deutſchland zugeteilt werden müſſen.
und Wille machen den Staatsbürger. Beide erwachſen nur auf dem
Selbſtzucht. Volksbildung iſt überall notwendig, wo es heißt, die große
pobulgriſiestes Wiſſen, ſondern durch Anleitung zu einem lebendigen Geſamtfrage wahren Menſchentums löſen zu helfen. Volksbildung iſt
geiſtigen Verhalten gegenüber allen Dingen der äußeren und inneren der Kampf um die geiſtige Befreiung des Menſchen von der Tyrannei Willenskundgebungen der Bevölkerung, ungeachtet aller wirtſchaſtlichen
des Stoffes, vom Materalismus. Zur Volksbildung gehört Turnen Notwendigkeiten, das oberſchleſiſche Induſtriegebiet, welches eine ohne
und Sport. Aber nicht der übertriebene Sport, wie es
mittels. Das Ziel ſelbſt aber iſt der ſpezifiſch lebendige und befreite heute vielfach der Fußball darſtellt, der die Jugend einſeitig ſo bildet, auseinandergeriſſen und die vertvollſten Teile Polen zuge=
Menſch, denn Umbildung iſt ſchließlich nichts anderes als die Befan= feſſelt, daß ſie keiner geiſtigen Anregung mehr zugängig iſt, das dazu
führt, das ſelbſt die Natur nur auf ihre Geeignetheit zum Sportplatz
ren und äußeren Dinge, iſt die Unfreiheit und Getrübtheit unſeres in= den, aber das richtige Wandern, das ſchon in der Schule gepflegt wer= verzagen. Wir ſollen an Deutſchlands Zukunſt glauben; es wird der
kunft ſchärfer und bewußter zu faſſen und ihn unſerer Volksbildungs= ſündigt! Zur ſtaatsbürgerlichen Erziehung gehört auch die
Rückſicht=
nähme auf den Mitmenſchen, z. B. in Eiſenbahnzügen. Das alles muß
Damit hängt zuſammen, daß der Volksbildner ſelbſt nur ſein zur Vereinfachung führen. Früher war das deutſche Heer die
— abgeſehen von der Waffenübung — war eine ganz ausgezeichnete
Schule für das ganze Volk. Aus dieſen Erwägungen heraus iſt die Darmſtadt. Es ſei noch einmal ausdrücklich darauf aufmerkſam
Selenwecker, ein Lebensmehrer, kein Verſtandesmehrer ſein; Leben, Forderung des allgemeinen Arbeitsdtenſtjahres, das
einem Wort ein vorbildlich lebendiger und weltunmittelbarer Menſih Volkserziehern eingerichtet werden. Es muß ein Jahr intenſivſter
ſein. Das Sein in ihm iſt wichtiger als das Haben oder Können: denn Volkserziehung im Dienſte nationaler Arbeit werden, nicht etwa zur
Ausnutzung billiger Arbeitskräfte. Das Arbeitsjahr muß die große
in kleiner, materieller Münze. Er muß daher immer fähig ſein, aus deutſche Volkshochſchule werden. Wenn der deutſche Staatsbürger mit ſind zum erſten Male ſeit langer Zeit weniger als 100 Kinder in die
und Unglück des Volkes, dann muß er vorher dieſes Pflichtjahr durch= insgeſamt nur 82 Kinder (43 Mädchen und 39 Knaben) gezählt.
Die Jugendpflege und =erziehung muß immer mehr Sache der verkehr ganz geſperrt.
Jugend ſelbſt werden. Wir müſſen ſie in allen Altersſtufen ernſter
Dieſem Ziele ſtreben wir durch unſere verſchiedenen Kurſe, unſere eine tiefernſte ſittliche Durchdringung. Wir dürfen nicht vergeſſen,
Kreis=, Probinzial= und Landestagungen, ſowie die zahlreichen Kon= daß in der Jugendpflege die Jugend der beſte Bundesgenoſſe iſt. Jede beſtehenden Vereine können den Saal benutzen.
auch in ihrem Teile mithelfen, zu verhindern, daß ſich bei der Volks= Mädchen der Mutter und die Jungen dem Vater entfremdet, geht neugegründete Salon=Orcheſter Roßdorf am 2. April, abends, im Saale
bilungsaubeit ein gefährlicher und oberflächlicher Diletantismus breit Frrwege. Man ſpreche, wenn man kann, zu gegebener Zeit ernſt zur Sonne (C. Kaffenberger) ſein erſtes Konzert. Sein ſoliſtiſch
auf=
macht. Solche Tagungen ſcheinen mir bei aller künftigen Arbeit daher und verantwortungsbewußt über Dinge mit der Jugend, die bei ihr gebautes Programm iſt ſo gewählt, daß allen Geſchmacksrichtungen
ſehr wichtig zu ſein. Im Fortgang der Arbeit hat der Begriff Volks= wie Funken unter der Aſche ſchwelen, über Geſchlechts= und Liebes= Rechnung getragen wird.
Er hat den Siffn einer allgemeinen Höherlegung des geiſtigen und ſeren Herzen ein heilig Feuer brennt für die Jugend und für unſer Muſikerverband geblant geweſene Ausflug wegen Regen=
Die Ausſprache
nützlichen Dinge herausgetreten in die Reihe der wichtigſten National= leitete Direktor Haſſinger mit den Worten herzlichſten Dankes gemeldet haben, wäre den Teilnehmern wegen dem jedenfalls allzu
probleme. Denken Sie daran, daß gerade in Deutſchland die geiſtigen an den Referenten ein, und betonte auch dankend die Zuſammenarbeit großen Andrang abends am Höchſter Bahnhof anzuraten, Rückfahr=
Menſchen ſeit Jahrhunderten die Abweſenheit einer gleichmäßigen und der württembergiſchen und heſſiſchen Zentralen. Herr Würtz=Langen karten Ober=Ramſtadt—Höchſt zu nehmen.
zulänglichen Kulturhöhe, die Abweſenheit einer guten geiſtigen Durch= trat für intenſive Verbreitung der Referate in die kleinen Landorte
ſchnittslage bitter beklagt haben. Wir haben ſtets vereinzelte Spitzen, ein. — Herr Aba, Kaul äußerte ſich grundſätzlich und ausführlich Odenwald”, der „Kreislehrerverein Erbach i. O.” und die „Odenwälder
loweit, daß man ſagen konnte, das deutſche Volk als ein einheitlicher bruch leiden werde, wenn er im Sinne eines Militärdienſtjahres aus= um am A. und 2. April in Erbach=Michelſtadt die „Ddenwälder
geiſtig=kultureller Körper exſtiert überhaupt nicht, es iſt ewig im Wer= geführt werden ſollz; auch rein wirtſchaftlich ſei das ein ſchwieriges Frühjahrstagung 1923 für Künſte und
Wiſſenſchaf=
den, niemals in feſter, greifbarer Form. Indem die Volksbildung als Problem, abgeſehen von der Tatſache, daß die Jugend ſich wehrt gegen ten” zu veranſtalten. Die Tagung beginnt am Samstag, nachmittags
ihr Ziel die durchgängige Höherlegung der deutſchen Durchſchmitts= jeden Zwang. — Herr Direktor Bäuerle will ſeine Anregungen um 2½ Uhr mit einem Experimentalvortrag des Herrn Profeſſor Dr.
kultur erkennt, arbeitet ſie am allerwichtigſten Problem unſeres Volks= dahin verſtanden haben, daß die Jugend ſelbſt freiwillig ſich dieſem Schäfer aus Friedberg i. H. über „Die Verwendung des Starkſtroms”
lebens in unſerer Geſchichte, arbeitet ſie an der nachdrücklicheren Ver= Zwang unterſtellt, daß der Einzelne ſelbſt ſeine Arbeitskraft freiwillig Um 41= Uhr ſchließt ſich das erſte der beiden dem „Deutſchen Lied”
ge=
feſtigung, ja Verwirklichung des immer noch allzu „heimlichen”, allzu in den Dienſt der Volksgemeinſchaft ſtellt. — Herr, Landesjugend= widmeten Konzerte, für die die Mannheimer Sängerin Liſa Brechter
venig geſormten Deutſchland. Volksbildung hat begonnen mit der pfarrer Zentner beſprach die Notwendigkeit einer religiös=ſittlichen unter Mitwirkung von Heinz Mayer Mannheim) gewonnen iſt, an,
kleinen Geſinnung: Auszahlung geiſtiger Almoſen an die Benachteilig= Erneuerung unſeres Volkes zur wahren und erfolgreichen Volksbil= Fritz Reuſch (Heidelberg) wird einleitende Worte ſprechen, Um 81o
ten. Aber endigen muß ſie mit der Geſinnung: Löſung der geiſtigen uneigeſchränkt geteilt wurde mit dem Wunſche, daß die verſchiedenen Haſeloff von der Unwverſität Kiel über „Kunſt und Wirklichkeit”, die
deutſchen Schichſalsfrage; jener Frage, die Dehmel prägte: „Mein Voll, religiöſen Gruppen beſtrebt ſein mögen, ſtets tolerant zu ſein. Es gibt Darbietungen des erſten Tages. Der Sonntag wird mit einem
feier=
nen Worte „Vom heimlichen, vom noch nicht an den Tag getretenen einmal kurz das ſtarke Ergebnis der Tagnug zuſammen und verbrei= Wimpel des ev. Jugendvereins zu Erbach weihen wird. An der Orgel
Deutſchland”. Machen wir dieſe Geſinnung immer mehr zu der unſe= tete ſich über die Tätigkeit der nächſten Zukunſt. Er ſprach allen Teil= wird Hermine Reuſch=Weiß aus Heidelberg
In dem glänzenden und anregenden Verlauf der Tagung darf Herr, muſeums zu Michelſtadt unter Führung des
Direktor Haſſinger wohl den beſten Beweis für ſeine ebenſo auf= Am Nachmittag um 3½ Uhr hören die Teiln
Wir hoffen auch fernerhin auf ein einträchtiges und vertrauens= reibende wie erſprießliche Arbeit im Dienſte der Volsbildung erblicken, bum Verein der Odenwälder Jäger” veranf
volles Zufammenwirken mit allen Organiſationen unſeres Landes, die er nicht mur hier leiſtet, ſondern auch in ſeiner Eigenſchaft als Profeſſor Dr. Olt von der Univerſität Gief
Vorſitzender der Arbeitsgemeinſchaft der geſamten rheiniſchen Volks= Hirſchgeweihes‟. Die Tagung wird am So
deren Selbſtändigkeit wir uie gutaſten, deren Wirkungsmöglichkeit wir bildungsverbände, als Vorſtandsmitglied des Ausſchuſſes der deutſchen dem zweiten Konzert beſchließen, in dem,
Volksbildungsvereinigungen und als Vorſitzender des deutſchen Theaten= Lieder von Felis Mendelsſohn, Schumann, B
ſolksbildungs= kulturverbandes, welche Organiſationen ſeinem Wirken ſtets dankbare hat, die Tondichter Franz, Schubert, Wolf, 9
Anerkennung zollen.
U. 8
Sitzung der Handelskammer
am 10. April 1923.
Vertreter der Handelskammer haben an einer
Zuſammen=
kunft der Heſſ. Handelskammern teilgenommen, in
wel=
cher man für die Einführung verbilligter Seehafenausnahmetarife über
die deutſchen Nordſeehäfen in Konkurrenz mit den belgiſchen Häfen
eintrat und in welcher weiter längere Erörterungen ſtattfanden über
die Weiterführung der Heſſ. Induſtrieſtelle in Berlin, über die
Han=
delskammerbeiträge, insbeſondere über die Feſtſetzung eines
Mindeſt=
beitrages von 5000 Mk. zur Handelskammer und über Steuerfragen.
Einhellig ſprach man ſich für die Aufhebung der Zuwachsſteuer und die
Erhöhung der Grunderwerbsſteuer aus. Man erklärte ſich mit der
Feſtſetzung des geſetzlichen Zinsfußes im Einvernehmen mit dem
Reichsrat einverſtanden. Zur Zeit erſcheint ein dem Lombardzinsfuß
der Reichsbank entſprechender Zinsfuß angemeſſen. — Neben einer
An=
zahl anderer Sitzungen über wirtſchaftliche Angelegenheiten war die
Handelskammer noch vertreten bei Beratungen über Stillegung
von Betrieben und Unterſtellung der Gewerbe= und
Kunſtgewerbeſchule unter das Landesamt für
Bil=
dungsweſen. Zu dieſer wichtigen Angelegenheit werden ſich die
heſſ. Handelskammern noch beſonders zu äußern haben. — Die
grund=
legenden Beſtimmungen des neuen Entwurfs eines
Gewerbe=
ſteuergeſetzes wurden dargelegt und beſprochen. Dieſer
Geſetz=
entwurf wird noch durch die zuſtändige Kommiſſion der Handelskammer
ſowie mit Vertretern des Finanz=Miniſteriums und im Kreiſe der Heſſ.
Handelskammern eingehend erörtert worden. — Anläßlich der
Ver=
handlungen im Reichstagsausſchuß über das Geſetz betr.
Berückſich=
tigung der Geldentwertung in den Steuergeſetzen
und den ſich hieraus ergebenden Veränderungen bezg. der
Durchfüh=
rung der Zwangsanleihe wurde an den deutſchen Induſtrie= und
Han=
delstag ein Schreiben gerichtet, es ſei recht und billig, bei Anrechnung
der im Auguſt vorigen Jahres gezeichneten Beträge mit 200 Prozent
auch die Fälle anzurechnen, in denen das Notopfer in Kriegsanleihe
voll bezahlt worden war und bei denen eine entſprechende Verrechnung
der zu viel bezahlten Beträge auf die Zwangsanleihe vorgenommen
wird. — Dem Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft gegenüber wurde
eine Aeußerung bezügl. des Geſetzentwurfs betr. Aenderung des
Geſetzes über den Verſicherungsvertrag vom 30.
Mai 1908 abgegeben. Hierbei handelt es ſich hauptſächlich um 8 39
des Reichsgeſetzes über Kündigung des Verſicherungsverhältniſſes.
Durch die Geſetzesänderung, mit der ſich die Handelskammer
einver=
ſtanden erklärte, wird zugelaſſen, bereits in dem erſten Schreiben,
das dem Verſicherungsnehmer eine Zahlungsfriſt ſetzt, mit Angabe der
Nechtsfolgen des Zahlungsverzuges darauf hinzuweiſen, daß die
Ver=
ſicherung, falls die Zahlungsfriſt fruchtlos verſtrichen iſt, als mit dem
Tage des Ablaufs der Friſt gekündigt gilt, ſomit ohne weiteres
er=
loſchen iſt. — Die Beſtrebungen, es möchte den auswärtigen
Handelsrichtern Reiſekoſtenentſchädigung geſpährt
werden, wurden ſeitens der Handelskammer beim deutſchen Juduſtrie=
und Handelstag unterſtützt.
Aus den Parteien.
7. politiſcher Abend der Deutſchen Volkspartei.
* Zum 7. politiſchen Abend ſprach im Gelben Saal bei Sitte Her=
Dr. Zſcharn über die oberſchleſiſche Frage. Von der hiſtoriſhen
Entwicklung des Landes ausgehend, wies der Redner nach, daß
Ober=
ſchleſien ſeit 1163 vollkommen von Polen losgelöſt war. Er hob die
Verdienſte der Hohenzollern, namentlich Friedrichs des Großen, um
die Beſiedlung und Erſchließung Oberſchleſiens hervor; uur durch
deutſche Tatkraft und deutſche Arbeit iſt das Land ſo hoch gekommen,
iſt es unſer zweites Nuhrgebiet geworden.
Zu einer polniſchen Irredenta kam es erſt, als — zur Hebung des
Bildungsſtandes der Bevölkerung — die Erteilung des Unterrichts in
polniſcher Sprache geſtattet wurde. Man mußte, da kein oberſchleſiſcher
Lehrer und Geiſtlicher des Hochpolniſchen mächtig war, Polen aus
Poſen herüberholen, und dieſe leiteten dann eine großpolniſche
Agitation ein.
Die Franzoſen hätten Oberſchleſien gern den Polen ohne
Volks=
abſtimmung zugeſchachert, doch gelang ihnen dies infolge der
ein=
mütigen deutſchen Proteſte und auch des Widerſtands Lloyd Georges
nicht; geſtand doch ſelbſt der engliſche Miniſterpräſident in einer
Sitzung am 9. Auguſt 1921 zu, daß Oberſchleſſen länger zu Deutſchland
als die Normandie zu Frankreich gehört habe! Naturlich begünſtigten
die Franzoſen bei der Abſtimmung ihre polniſchen Freunde, wo immer
ſie konnten. Unter ihrem Schutz entfaltete Korfanty, der „Bluthund
Oberſchleſiens”, ſeine unheilvolle Tätigkeit, und ſeit dem Juli 1920
erhob der polniſche Terror unter der unverhüllten Billigung der
Fran=
unſerer ganzen Gemeinſchaftsarbeit. In der Tatſache, daß der Menſch zoſen immer frecher ſein Haupt. Trotzdem fiel Dank der unermüdlichen
Anſtrengungen der deutſchgeſinnten heimattreuen Oberſhleſier die
Ab=
aus. Wäre man ſeinen früheren Verſprechungen treu geblieben, ſo
Aber nun, da die Abſtimmung zu unſeren Gunſten ausgefallen war.
tauchte plötzlich der Plan einer Teilung auf, um dabei möglichſt viel
für Polen herausſchlagen zu können. Durch das Gutachten des
Völker=
bundrates als Grundlage der Entſcheidung, wurde ungeachtet aller
ſchwere Schädigung des Wirtſchaftslebens nicht trennbare Einheit
wieſen. Jetzt iſt die Lage in Polniſch=Oberſchleſien bitterernſt für das
Deutſchtum, denn die Polen kümmern ſich um die von ihnen
vertrag=
lich anerkannten Minderheitsreezte nicht. Trotzdem dürfen wir nicht
den muß. Zum Wandern gehört Muſik, aber wie wird hier gerade ge= Tag kommen, der uns wieder ein Oberſchleſien unter deutſcher
Herr=
ſchaft bringt, von dem es heißen ſoll: „Up ewig ungedeelt!“
Dem lebhaften Dank und Beifall der Verſammlung für die von
tiefer Heimat= und Vaterlandsliebe getragenen Ausführungen des
große nationale Einheitsſchule, und hätte es noch mehr ſein können, Redners gab Herr Generalſekretär Wohmann in herzlichen Worten
Ausdruck.
W.R
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei,
gemacht, daß der nächſte Buchbinderkreis am Montag, den 23. April,
abends, wie gewöhnlich im „Feierabend”, Stiſtſtraße, ſtattfindet.
v. Eberſtadt, 17 April. Zum Schulbeginn. Dieſe Oſtern
20 Jahren fertig ſein ſoll, wählen darf und mitbeſtimmen über Glück Schule aufgenommen worden. Bei der geſtrigen Aufnahme wurden
Straßenſperre. Der Griesheimer Weg iſt jetzt für allen
Fahr=
r. Hahn bei Pfungſtadt, 17. April. Der Rathausſaal iſt
nehmen. Das ſoll natürlich nicht ein Auslebenlaſſen heißen, ſondern vom Gemeinderat zur Bewutzung freigegeben worden. Alle am Ort
— Roßdorf. 18, April. Wie uns mitgeteilt wird, veranſtaltet das
— Ober=Ramſtadt, 18. April. Nachdem der von dem Odenwälder
wetter nicht ausgeführt werden konnte, findet er nunmehr Sonntag, den
20. Mai, ſtatt. Da zu dem Ausflug vier Geſangvereine ihren Anſchluß
— Erbach i. O., 18. April. Die „Geſellſchaft der Muſikfreunde im
zum Vorſchlag eines Arbeitsdienſtjahres, der nach ſeiner Anſicht Schiff= Vereinigung für Kunſt und Wiſſenſchaft” haben ſich zuſammengeſchloſſen,
dungsarbeit, eine Ueberzeugung, die von Herrn Direktor Bäuerle Uhr abends beſchließt ein Lichtbildervortrag des Herrn Profeſſor Dr.
lichen Gottesdienſt in der ebangeliſchen Stadtkirche zu Erbach einge=
In ſeinem Schlußwort faßte Herr Direktor Haſſinger noch leitet, in dem der Landesjugendpfarrer Zentgraf predigen und die
dienſt ſchließt ſich mittags um 12 Uhr eine 3
mann zu Worte kommen werden.
mitwirken. An den Gottes=
Beſichtigung des
Odenwald=
s Profeſſors Dr. Klaſſert an.
lnehmer an der Tagung den
nſtalteten Vortrag des Herrn
eßen über „Der Aufbau des
untag, abends 8 Uhr, mit
nachdem das erſte Konzert
Brahms und Reger gebracht
Pfitzner und Julius Weis=
Hummer 107.
Darmſühter Tagblatt, Donuerstng, den 19. Hpril 1523.
Seite 5.
o- König i. O., 17. April. Kriegerdenkmal. Am Sonntag
iſt trotz des ungünſtigen Wetters unter zahlreicher Beteiligung das
Ehrendenkmal für die im Weltkrieg Gefallenen eingeweiht worden.
An den ſchlichten Einweihungsfeierlichkeiten beteiligten ſich ſämtliche
Vereine.
fl. Michelſtadt, 17. April. Hier hat ſich ein
Stenographen=
verein nach „Gabelsberger” gegründet. Der Verein ſteht unter dem
Vorſitz des Herrn Chriſtian Keil und hat ſich dem „Bezirk Darmſtadt
Gabelsbergerſcher Stenographen” angemeldet.
zh. Bensheim, 16. April. Kammwaren im Werte von 30
Millionen Mark ſind in der letzten Zeit aus einer hieſigen
Fa=
brik geſtohlen worden. Ein Teil der Gegenſtände konnte wieder
aufgefunden werden. Die Täter ſind ebenfalls erkannt worden.
zh. Bensheim a. d. B., 17. April. Malerſchule. Zu Beginn
dieſer Woche hat hier ein Kurſus zur kunſtgewerblichen Ausbildung
für weibliche Handarbeiten begonnen. Die Koſten ſollen durch
Schul=
geld und durch eine prozentuale Abgabe vom Erlös der hergeſtellten
Abgaben gedeckt werden.
zh. Heppenheim a. d. B., 17. April. Die Holzdiebſtähle
haben in der hieſigen Gemarkung in der letzten Zeit ſo zugenommen,
daß ſich die Gemeindebehörde zu ſcharfen Gegenmaßregeln veranlaßt
geſehen hat. — Nächtlicher Einbruchsdiebſtahl. In der
Nacht zum Sonntag iſt in ein hieſiges Schuhwarengeſchäft eingebrochen
worden. Der ganze Erker iſt ausgeräumt worden. In der letzten Nacht
ſind ähnliche Einbrüche in Geſchäftslokale erfolgt, ſo daß man annehmen
kann, daß es ſich um dieſelbe Einbrecherbande handelt.
nr. Offenbach, 17. April. Unfall. Bei Weiskirchen geriet ein
Arbeiter der Oberleitung des elektriſchen Stromnetzes zu nahe. Er
trug größere Brandwunden davon und verletzte ſich auch innerlich
ſchwer.
Offenbach, 16. April. Geheimrat Dr. Wilhelm
Pull=
mann †. Nach längerem Krankenlager iſt Geh. Sanitätsrat Dr.
Wil=
helm Pullmann am Sonntag abend entſchlafen. Er hat 44 Jahre als
einer der beliebteſten und geſuchteſten Aerzte eine angeſehene Praxis
in unſerer Stadt ausgeübt. Außerdem galten ſeine Intereſſen allen
Fragen der öffentlichen Geſundheitspflege, und auf den wichtigſten
Ge=
bieten der Bevölkerungspolitik hat er ſich in Wort und Schrift ſowie
praktiſch eifrig betätigt. An ſeinem 70. Geburtstage im vorigen Jahre
ernannte der Aerztliche Verein ihn in dankbarer Anerkennung ſeiner
Verdienſte um den ärztlichen Stand zum Ehrenmitglied.
et. Bingen 17. April. Diebſtahl. Eine Anzahl junger
Bur=
ſchen brach auf dem hieſigen Bahnhof in einen Eiſenbahnwaggon ein
und ſtahl daraus Parfümerien aller Art. Die Diebe konnten
feſtgenom=
men werden.
tz. Friedberg, 17. April. Defizit. Die ſtädtiſchen
Rechnungs=
abſchlüſſe für das Jahr 1922 weiſen einen Fehlbetrag von 40 Millionen
Mark auf. Das Defizit ſoll durch die Erhebung von Realſteuern
ge=
deckt werden. — Im ſtädtiſchen Krematorium fanden im
ver=
gangenen Jahre 61 Einäſcherungen ſtatt. Die meiſten Fälle waren von
auswärts.
th. Lißberg (Oberheſſen), 17. April. Das Waſſerkraftwerk
iſt ſeit Beginn dieſer Woche probeweiſe in Betrieb genommen worden.
Die Maſchinen und ſonſtigen Aplagen haben keinen Anlaß zu
Bean=
ſtandungen gegeben.
hr. Nidda, 16. April. Steuerbetrug. Wegen
Umſatzſteuer=
hinterziehung iſt ein hieſiger Uhrmacher in eine Geldſtrafe von 60 000
Mark genommen worden.
Bad=Salzhauſen, 16. April. Schwer geſchädigt und ſchlecht
belohnt für ihre Wohltätigkeit wurde eine hieſige Familie, die aus
Gut=
mütigkeit einen jungen Mann aufnahm und in der freundſchaftlichſten
Weiſe bewirtete. Er hatte angegeben, er habe dor den Franzoſen
aus dem beſetzten Gebiet fliehen müſſen und ſei dadurch exiſtenzlos
geworden. Nun verſchwand vor einigen Tagen der Gaſt unter
Mitnahme einer größeren Geldſumme und mehrerer
Wertgegenſtände.
— Laubach, 16. April. In dieſem Jahre wurden zu Beginn des
neuen 7. Schuljahres in die unterſte Klaſſe der hieſigen Stadtſchule
nur neun Kinder aufgenommen (5 Knaben und 4
Mäd=
chen). Es iſt dies eine ganz ungewöhnlich niedrige Ziffer, da ſonſt in
der Regel 30—40 A.B.C.=Schützen eintraten. Wir haben hierin
jeden=
falls eine betrübende Folgeerſcheinung des Weltkrieges zu erblicken; im
Geburtsjahr jener Kinder ſtanden zwei Drittel junger Familienväter
im Felde.
— Vom oberen Wettertal, 16. April. Der ſtarke Froſt zu Anfang
dieſer Woche hat die vorgeſchrittene Baumblüte, hauptſächlich die der
Kirſchen und Birnen, nicht unbedeutend geſchädigt. Dagegen haben die
warmen Niederſchläge der letzten Tage die Feldfrüchte ſehr gefördert. —
Man trifft jetzt eine ungemein große Zahl von Haſen in Wald und
Feld an. Auch die Rehe haben den Winter gut überſtanden. Leider hat
das Raubzeug in den Fichtendickungen wieder ſehr zugenommen. Die
Störche dagegen ſind aus unſerer Gegend, wo ſie früher allenthalben
heimiſch waren, faſt ganz verſchwunden. Der Grund hierzu dürfte im
Trockenlegen der Weiher und Sümpfe zu ſuchen ſein, welche früher den
Langbeinen die nötige Nahrung lieferten. Hin und wieder aber wird
ein Fiſchreiher an unferen Gewäſſern angetroffen.
Reich und Ausland.
„Der Schrecken der Nacht”.
Heidelbeug. Der Polizeiwachtmeiſter Gartner hat in der
An=
lage eine ihm verdächtig vorkommende Perſon angehalten und
kon=
trollieren wollen. In dieſem Augenblick griff der Fremde blitzſchmnell
zu ſeiner Schußwaffe und feuerte im Handgemenge auf den Beamten
6 ſcharfe Schüſſe ab, die glücklicherweiſe ſämtlich fehlgingen. Mit Hilfe
eines herbeieilenden zweiten Polizeibeamten wurde der Verbrecher, der
bei dem Kampfe mehrere Säbelſchläge über den Kopf erhielt, dingfeſt
gemacht und zur Wache nach dem Bismarckplatz gebracht. Hier
ent=
puppte ſich der Scharfſchchütze als der 34 Jahre alte Schloſſer Hermann
Schmithus, der in Verbrecherkreiſen unter dem Namen „Schrecken der
Nacht” bekannt iſt. Nach ſeinen eigenen Angaben iſt er vor einigen
Monaten aus einem Irrenhaus in Berlin entſprungen und will ſeitdem
insgeſamt etwa 500 Einbrüche in verſchiedenen Städten Deutſchlands
ausgeführt haben. Nach den bei Schmithus vorgefundenen
Einbrecher=
werkzeugen modernſter Art, die dem Kriminalmuſeum in Karlsruhe
alle Ehre machen, erſcheinen deſſen Angaben glaubwürdig. Die
Feſt=
ſtellung ergab, daß Schmithus in der vergangenen Nacht in dem
Friſeurgeſchäft von Bülow in der Sofienſtraße eingebrochen iſt und
dort für etwa fünf Millionen Mark Toilettenartikel und Parfümerien
mitgenommen hat, die er im Stadtgarten verſteckte. Dort wurde das
Diebſtahlsgut vorgefunden und dem Eigentümer wieder ausgehändigt.
Ein zweiter Verbrecher, dar mit ihm Hand in Hand arbeitete, der
an=
gebliche Schloſſer Karl Becker, der eine lederne Jacke trägt, 30—35
Jahre alt iſt und in Verbrecherkreiſen unter dem Namen „Fürſt der
blauen Berge” bekannt ſein ſoll, iſt nach dem Gaisbergwald zu
ent=
kommen. Schmithus wurde, nachdem er verbunden worden war, unter
ſtarker Begleitung nach dem Gefängnis gebracht, und erklärte, daß er
innerhalb von 24 Stunden von ſeinem Freunde, dem „Fürſten der
blauen Berge”, befreit werden würde.
Der Dampferfahrplan Swinemünde—Pilleu.
RDV. Vom 1. Juni ab laufen die Dampfer Swinemünde—Pillau
—Königsberg) nicht mehr Neufahrwaſſer ſondern Zoppot an, ſo daß
eine bequeme Verbindung nach Zoppot (ohne Berührung des „
Pol=
niſchen Korridors”) geſchaffen wird. Seit dem 1. April koſten
Bett=
plätze auf den Dampfern für die Strecke Swinemünde-Pillau 4000
Mark. Vom 15. April ab ſind die Fahrpreiſe für die Hapag=Dampfer
Cuxha ven—Helgoland auf 12000 Mark erhöht worden.
Keine doppelte Staatsangehörigkeit in Elſaß=Lothringen mehr.
Straßburg. Der Pariſer Kaſſationshof hat entſchieden, daß
eine mit einem Deutſchen verheiratete Elſäſſerin oder Lothringerin der
Wiedereinſetzung in die franzöſiſche Staatsangehörigkeit verluſtig geht
wenn ihr Mann nicht die Naturaliſation nachſucht. Aus praktiſchen und
wirtſchaftlichen Gründen iſt es vorgekommen, daß derartige Ehepaare
mit Abſicht eine doppelte Staatsangehörigkeit beibehielten.
Sturmflut in Korea.
London, 15. April. (Wolff.) Reuter meldet aus Tokio: Das
Mariedepartement hat eine Nachricht aus Korea erhalten, daß an
der Oſtküſte der Halbinſel nach einer Sturmflut 400 Fiſcherfahrzeuge
und andere Boote untergegangen ſind.
Sport, Spiel und Turnen.
Sportverein Darmſtadt 1898.
e. Am kommenden Sonntag ſteht die erſte Mannſchaft des
Sport=
vereins Darmſtadt 1898 E.V. auf dem Sportplatz am Böllen
falltor einem alten Bekannten, der Ligamannſchaft des
Fußball=
klubs „Viktoria”=Hanau 1894 E.V. in einem
Geſellſchafts=
ſpiel gegenüber. Der Name „Viktoria”=Hanau verkörpert mit ſeiner
Vergangenheit ein gutes Stück deutſcher Fußballgeſchichte, und es iſt
be=
grüßenswert, daß es der Leitung des Sportvereins abermals gelungen
iſt, einen alten angeſehenen Verein aus dem Süddeutſchen
Fußballver=
bande für ſich zu einem Wettſpielabſchluß zu bewegen. Vor nahezu
dreißig Jahren, als der Fußballſport in Darmſtadt noch gar wenig
An=
hänger verzeichnete, war Gelegenheit, „Viktoria”=Hanau mit ihren heute
noch jedem Fußballer bekannten Mannen auf dem kleinen Exerzierplatz
überlegenen Fußball ſpielen zu ſehen. Auf das Spiel am kommenden
Sonntag werden wir noch beſonders zurückkommen.
Mannheimer Mai=Pferderennen.
Die nunmehr veröffentlichten Nennungen zeigen, daß nahezu
ſämt=
liche in Süddeutſchland trainierte Pferde mehrfache Engagements
er=
halten haben. Von Berliner Ställen hat u. a. Trainer Roſak 5, Herr
Heinrich v. Opel ſogar 10 Pferde, durchweg jedes Pferd für mehrere
Rennen, genannt. Beſonders erfreulich für die züchteriſche und
ſport=
liche Bedeutung der Rennen wird die Teilnahme der von Opelſchen
Pferde ſein, befinden ſich doch unter den hier genannten die beſten Pferde
dieſes unter den deutſchen Züchtern und Rennſtällen mit an erſter Stelle
ſtehenden Sportsfreundes. Die Träger der von Opelſchen Farben haben
ſich ja in den bedeutendſten deutſchen Rennen gegen die beſte Klaſſe ſtets
ehrenvoll geſchlagen und ihr Start gegen die ſüddeutſchen Pferde wird
einen Maßſtab abgeben für die Beurteilung des ſüddeutſchen gegenüber
dem norddeutſchen Material im allgemeinen.
Zur Beſtreitung der Hindernisrennen ſendet Berlin u. a.
Tiopel und Memento, alſo Pferde, die auch in dieſem Jahr
ſchon bewvieſen haben, daß ſie der beſten deutſchen Klaſſe zugehören.
Erfreulicherweiſe können ihnen u. a. die hervorragenden ſüddeutſchen
Steepler, wie Paleſtrine und Cherusker II, die leider in der
zweiten Hälfte des Vorjahres infolge von Unfällen mattgeſetzt waren,
ferner die erfolgreichen Orne, Carlsminde, Fliegender Aar u. a.
ent=
gegentreten.
Die hohen Frachten und ſonſtigen Koſten einer Expedition haben
offenbar bewirkt, daß nur ſehr zuverläſſige, chancenreiche Pferde genannt
wurden, und es iſt zu erwarten, daß äußerſt ſpannende Rennen unter
ziemlich gleichwertigen Gegnern dem Mannheimer Frühjahrsmeeting
das Gepräge geben werden.
Ein großer Teil der Pferde hatte am Sonntag in Frankfurt erſt
mals Gelegenheit, in dieſem Jahre die Rennbahn wieder zu betreten.
Zeigte ſich dabei auch, daß die ſüddeutſchen Pferde gegenüber den
nord=
deutſchen im Training noch etwas rückſtändig ſind, ſo iſt doch zu hoffen,
daß die Zeit bis zum Mannheimer Meeting von allen Beteiligten
aus=
genutzt wird und die Pferde bis dahin durchweg ihre diesmalige
Renn=
form erreicht haben werden.
35. Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Hch. Faber 500 Mk., Ungenannt 2138 Mk., F. T. (3. Rate) 5000 Mk.
Dr. B. 35000 Mk., Gg. Haas 5000 Mk., Frau v. Lengerke 2000 Mt.,
F. S. 24 000 Mk., Dr. Lorenz 10 000 Mk., Ludwig Hauß, Eberſtadt,
3000 Mk., K. L. M. G. 3000 Mk., B. F. (3. Rate) 5000 Mk., Beamten
und Angeſtellten des Finanzamts Darmſtadt=Land (2. Rate) 110 700 Mk.,
Schülerinnenſammlung der Rundeturmſtraße 6400 Mk., E. Büttel (3.
Nate) 5000 Mk., Ludwig Bauer 1000 Mk., Dr. H. Eigmann, Frankfurt
a. M., 500 Mk., L. M. (3. Rate) 200 Mk., G. Kranz (6. Rate) 200 Mk.
Generalleutnant a. D. Freiherr Max von Heyl, Wehprechtſtr. 6 (2. Gabe)
300 000 Mk. Ungenannt 17 000 Mk., Familie Flint 3000 Mk., J. K. V.
1000 Mk., H. H. 1000 Mk., Stadtknabenſchule III (Lehrkörper) 31000
Mk., Freiwillige Spende von den Holzhauern der Forſtwartei Beyerseich
der Oberförſterei Kranichſtein 25 500 Mk., H. G. 2000 Mk.,
Skatgeſell=
ſchaft Reſtauration Hch. Speier, Frankfurter Str., 1000 Mk., F. M.
20 000 Mr., Frau Geh.=Rat Wickop 10 000 Mk., Mitglieder und Beamte
des Landgerichts Darmſtadt und der Staatsanwaltſchaft bei dem hieſigen
Landgericht, weitere Spende 126000 Mk., Hans Scharmann 2000 Mk.,
Stadtbibliothekar Noack (3. Rate) 4000 Mk., N. N. 5000 Mk., P. L.,
ge=
funden in der Roßdörfer Allee 1000 Mk., Dr. Beiling 10 000 Mk., K.
Jockel, Lehrer i. R. (2. Spende) 1000 Mk., Dollega, Oberpoſtſekretär
(3. Spende) 1000 Mk., Unbekannt 1000 Mk., Sturmfels (2. Rate) 1000
Mk., Chemiker der Fa. Röhm u. Haas A.=G. (3. Rate) 155 000 Mk.
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 3. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6.
Quit=
tung 410 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1146 238 Mk., 11. Qnittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mik., 15. Quittung 834 316 Mk., 16 Qnittung
477 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18. Quittung 494 353 Mk., 19.
Quittung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Quittung 936 478
Mk., 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittung 504 042 Mk., 24.
Quit=
tung 341 900 Mk., 25. Quittung 620 271 Mk., 26. Quittung 439 447 Mk.
27. Quittung 536 085 Mk., 28. Quittung 631 221 Mk., 29. Quittung
240 065 Mk., 30. Quittung 719 917 Mk., 31. Quittung 393 980 Mk.,
32. Quittung 457 470 Mk., 33. Quittung 780 100 Mk., 34. Quittung
619 721 Mk. und 3 Silberkronen, 35. Quittung 937 138 Mk.
zuſ. 24 377 348 Mk.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(C. 21): „Zar und Zimmermann”. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr,
Ende 10 Uhr (Sondermiete 51): „König Nicolo”. — Orpheum,
34 Uhr: „Der dumme Auguſt” Beamtenverein ehem.
Militärmuſiker, abends 8 Uhr, im Saalbau: Konzert. — Union=
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
Familiennachrichten
Statt Karten.
Antonie Voges
Werner Horstmann
cand, theol.
VERLOBTE
Darmstadt Remscheid
Aprü 1923
Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die ſchmerzliche
Mitteilung, daß mein lieber Gatte,
mein treubeſorgter Vater, unſer
guter Bruder, Schwager,
Schwie=
gerſohn, Onkel und Neffe
Gg. Phil. Burmann III.
Gaſt= und Landwirt
plötzlich und unerwartet
verſchie=
den iſt.
Um ſtille Teilnahme bitten
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Anna Buxmann, geb. Schuchmann
und Tochter Hildegard.
Reinheim, 18. April 1923.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 20. April, nachm. 3 Uhr, ſtatt.
Beileidsbeſuche und
Blumenſpen=
den ſind nicht im Sinne des Ent=
(3177
ſchlafenen.
Todes=Anzeige.
Heute entſchliefin Frankfurt a. M.
ſanft nach langem ſchweren
Lei=
den unſer lieber, guter Vater,
Schwiegervater, Großvater,
Bru=
der, Schwager und Onkel
Herr
im Alter von 67 Jahren,
Darmſtadt, den 17. April 1923,
Soderſtraße 14.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung finder Freitag,
den 20. April, nachmittags 3 Uhr,
vomWaldfriedhof aus ſtatt. (*10796
Kinder=Wagen
Klapp=Wagen
Leiter=Wagen
die beſten
Fabrikate
Wilhelm
Lehrbach
3044a
Todes=Anzeige.
Montag mittag entſchlief ſanft
infolge Altersſchwäche unſere liebe
Mutter und Großmutter
Frau
Juſtina Weltner
Witwe des zu Kaſſel verſt.
Kapell=
meiſters Hans Weltner
im 78. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 18. April 1923.
Die Beerdigung hat in aller Stille
ſtattgefunden. (*10761
Habe mich in Eberstadt
Neue Darmstädterstraße 6
(b. H. Eisenbach)
als prakt. Arzt niedergelassen.
Sprechstunden vorm. 8—9, nachm. 5—6.
Dr. med. L. Blum
prakt. Arzt
Telephon 4 Eberstadt.
(3194
Naſierklingen
werd. w. nen
geſchliff. 2t. M.20
Parfümerie
Eüſobethentr. , Franl
Frauenarzt
Dr. Mack
von der Reiſe zurück!
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19. April 4923 Nr. 107
MMdelsdtut
* Frankfurter Frühjahrsmeſſe.
In Leipzig, Königsberg und Breslau war das Meſſegeſchäft
auf dem Weltwirtſchaftsmarkt, hervorgerufen durch den
Ruhr=
einbruch der franzöſiſchen und belgiſchen Beſatzungstruppen, flau.
Köln hat in letzter Minute infolge der Mißgunſt der
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſe abg=ſagt und ſeine Meſſe auf den Herbſt
ver=
ſchoben. Nun ſetzt man alle Hoffnung auf die Frankfurter
Früh=
jahrsmeſſe. Die Frankfurter Meſſe ſteht unter wenig günſtigen
Auſpizien: Ruhrbeſetzung, Kapitalknappheit und
Ausländermangel, oder wie ein Ausſteller humorvoll
meinte: „Das Wetter iſt mau und der
Geſchäfts=
gang iſt flau.”
Die achte Frankfurter Internationale Meſſe ſteht vor allem
im Zeichen der Ruhrbeſetzung. Trotzdem iſt ſie gut
be=
ſchickt. In der Hauptſache aber ſtammen die Ausſtellungsfirmen
aus dem unbeſetzten Deutſchland, während die beſetzten Gebiete
infolge der Verkehrsſperre nur ſehr ſchwach vertreten ſind.
So=
weit Firmen der beſetzten Gebiete als Ausſteller auf der Meſſe
in Frage kommen, war es ihnen zum Teil nur unter großen
finanziellen Opfern (Frachtſpeſen, „Trinkgeldern” uſw.) möglich,
ihre Ausſtellungsgüter nach Frankfurt zu bringen, während
an=
dere Firmen des beſetzten Gebietes Ausſtellungsgüter von ihren
Zweigniederlaſſungen oder von befreundeten Firmen der
glei=
chen Branche bezogen. Dementſprechend iſt auch die Beſucherzahl
aus den beſetzten Gebieten. Der Strom der Meſſebeſucher aus
dem Rhein= und Ruhrgebiet fehlt. Die kaufluſtigen Rheinländer
werden von den Ausſtellern ſehr vermißt. Wer von ihnen jedoch
über genügend „Kleingeld” verfügt, der hat ſein Auto und
kommt doch, und aus der nächſten Stadt — ſo an der Grenze‟
herum — kommen etliche Kaufluſtige von „drüben” auf Schuſters
Rappen. Im großen ganzen ſtellt das rechtsrheiniſche
Deutſch=
land das große Kontingent der Meſſebeſucher.
Ausländiſche Käufer ſind diesmal eine Seltenheit.
Hin und wieder taucht einmal ein Amerikaner, ein Argentinier,
ein Holländer oder ein Schwede auf. Im allgemeinen bietet
die Meſſe, nachdem ſich das Ausland in Leipzig informiert hat
und nachdem die Stützungsaktion für die Mark im Fluß iſt, für
ausländiſche Beſucher keinen Anreiz mehr. Es verlohnt ſich für
ſie nicht mehr, wie uns geſagt wird, Abſchlüſſe mit deutſchen
Firmen zu tätigen, da wir zu teuer ſind. Viele Artikel kommen, bungen nur 2432 747 Mk. (i. V. 5 223 812 Mk.) benötigt würden. Als
wie wir von verſchiedenen Ausſtellern hören, bereits über
Welt=
marktpreis zu ſtehen. Dazu kommt noch, daß ſich die Induſtrie
des Auslandes in den außerdeutſchen Staaten ſeit der
Kriegs=
zeit weſentlich ausgebaut und verbeſſert hat. Der Bedarf dieſer
Länder iſt im Vergleich zur Vorkriegszeit weſentlich größer
ge=
worden und wird jetzt vielfach durch die Induſtrie im Lande
ſelbſt gedeckt. So hat zum Beiſpiel Argentinien eigene Parfüme= des Ergebnis.
riefabriken eingerichtet, und in der Schweiz ſind neue
Schuh=
fabriken erſtanden. Infolgedeſſen iſt der deutſche Abſatz nach
dieſen und anderen Ländern gegenüber der Jorkriegszeit ſtark
vermindert worden. Erſchwerend für den deutſchen Abſatz kommt von 21 Mill. (i. V. 20 Proz. auf 7 Mill.). Die Bilanz zeigt
Waren=
noch hinzu, daß verſchiedene Induſtriezweige des Auslandes
vielfach durch Schutzölle geſchützt ſind. Die Einfuhr von Waren gegen 242678 Mill. Mk. Kreditoren. Der Reſervefonds iſt von 0,706
der gleichen Branche nich dieſen Ländern iſt ſomit ausgeſchloſſen, noch nicht feſtſtehender Poſten in Höhe von 17,273 Mill. dem Reſerve=
Nach Anſicht von Fachleuten iſt das Ausland mit deutſchen
Waren überfüllt, die ſeinerzeit außer Land gingen, als die Mark
ihre rapiden Sprünge nach abwärts machte. Vorderhand herrſcht
auf der Ausländerſeite nur Nachfrage nach billiger Ware.
Neu=
heiten, die nicht viel Geld koſten und Maſſenartikel ſind, werden
geſucht. So hat, um nur ein Beiſpiel anzuführen, eine Kölner
Firma, die ihren Stand im Meſſehaus Offenbach hat, einen Generalverſammlung konnte der Abſchluß noch nicht vorgelegt werden,
Parfümzerſtäuber angefertigt, der, mit einer Kautſchukhülle um= Schwierigkeiten ſich die Fertigſtellung der Bilanz und deren Vorlage
geben, Tiergeſtalten darſtellt. Solche Sachen werden, wie man
uns verſichert, vom Ausland begehrt und finden guten Abſatz.
Für Qualitätsware beſteht für Ausländer wenig oder faſt gar wurde angenommen.
keine Neigung. Es werden mehr oder minder nur
Intereſſen=
geſchäfte getätigt.
als ein weiteres Charakteriſtikum der diesjährigen Meſſe die
koloſſale Kapitalknappheit anzuſprechen. Angebot iſt
da. Fabrikanten und Groſſiſten haben große Lagerbeſtände.
Die Nachfrage iſt enorm. Man kann ſagen: Angebot und
Nach=
frage halten ſich die Wage. Aber es iſt kein Geld da.
lebhafte Verkehr in der Halle für Textilien auf. Offerten
werden ziemlich gewünſcht und Abſchlüſſe reichlich getätigt,
wäh=
rend man in der Konfektion Zurückhaltung übt.
Nachfrage. Es wird ziemlich umgeſetzt. Für Waren 2. Qualität
nird von Käuferſeite vielfach unterboten, während für Ware
1. Qualität die Tendenz feſt iſt. Von Fabrikantenſeite wird viel
über die Groſſiſten geklagt, die zu Schleuderpreiſen abſtoßen
rück. Die Wiener Ausſteller ſind mit dem bisherigen Verlauf
der Meſſe nicht zufrieden. Ihre Waren kommen weſentlich
teue=
rer zu ſtehen, als deutſche Schuhfabrikate.
Im Haus Offenbach beſteht große Nachfrage, doch iſt das dern ſtattfindet, ſind ſämtliche dortigen Zollämter ſtark überlaſtet. Lan=
Geſchäft gering. Billige Artikel gehen im Luxusfach kaum.
Qualitätswaren haben hohe feſte Preiſe und werden wenig
ge=
kauft. Für Uhren, Gold= und Silberwaren beſteht wenig
Intereſſe.
Im Hauſe der Technik iſt wenig Abſatz zu verzeichnen.
Auf Ausſtellerſeiten rechnet man mit einem Anziehen der
ſchäft zu machen.
B.
Handel und Wandel in Heſſen.
wd. Rohbraunkohlenförderung im Monat März.
nen Rohbraunkohlen gefördert. Verkauft wurden davon 16 679
Ton=
nen. Der größte Teil der Rohkohle wurde weiterverarbeitet. Es
wurden daraus 3550 Tonnen Braunkohlenbriketts und 394 Tonnen Naß=
Beſtände insgeſamt 20 171 Tonnen Braunkohlen und
Braunkohlen=
produkte im Geſamtwert von 804 637 620 Mark abſatzfähig.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Deutſche Vereinsbank, Frankfurt a. M. In der
Aufſichtsratsſitzung wurde beſchloſſen, der a. v. Generalverſammlung
am 16. Mai Kapitalserhöhung um 300 auf 500 Mill. vorzuſchlagen.
Es ſollen 200 Mill. vollbezahlte und 100 Mill. nur mit 25 Proz.
einzu=
zahlende Stammaktien ausgegeben werden, letztere zunächſt ohne
Divi=
dendenberechtigung. Von den neuen, vollbezahlten Stammaktien ſollen
den Aktionären 100 Mill. 2 zu 1 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurſe
an=
ſind ab 1. 1. 23 divideudenberechtigt. Von den neuen Stammaktien hier nach Höchſt—Griesheim—Frankfurt 30—50 Cents pro Tonne.
burg in Frankfurt 221 Mill. zu 80. Proz, mit der Verpflicktung, dei
Aktionären auf 2 alte Aktien 1 jeue Aktie zu 101 Proz, zuzüglich Ve=
Mill, zu trägen. 32½ Mill, geie Achin übetrirmns das gleicte Neu=
ſortium zu pari mit der Verpflichtung, ſie im Intereſſe der Geſellſchaft
zu verwerten. Das Konſortium erhält 5 Proz, von dem über 100 Proz.
hinausgehenden Erlös. Die neuen Vorzugsakien begibt die Verwaltung.
Das Stimmrecht der Vorzugsaktien wurde unter Beſchränkung auf die
infolge der Ungewißheit der politiſchen Lage und der Unſicherheit ſteuerfreien Fälle auf das 20fache erhöht. Nach dem nun vorliegenden
Geſchäftsbericht für 1922 beträgt das Reinerträgnis 23,3 Mill. Mk. Im
Geſchäftsjahr 1922 wurde das Kapital zweimal erhöht, um 10 und dann
um 25 Mill. Mk. Die 1,2 Mill. Mk. Vorzugsaktien aus dem Jahre
1910 wurden zurückgezahlt. Der Betriebsüberſchuß beträgt 233 Mill.
Mk., die Hauptunkoſten erforderten 202,2 Mill. Mk. In der Bilanz
ſind Außenſtände mit 304,7 Mill. Mk., Bankguthaben mit 151,7 Mill.
Mk., Schecks und Wechſel mit 7.3 Mill. Mk., Kaſſe mit 6,3 Mill. Mk.,
Warenlager mit 229,1 Mill. Mk., Moenus=Maſchinenverkaufs=G. m.
b. H. in Wien mti 25 Mill. Mk. und verſchiedene Gläubiger mit 679,3
Mill. Mk. angegeben.
* Metallwerke Knodt A.=G., Frankfurt a. M. In
der Generalverſammlung wurde die Kapitalserhöhung um 15 auf 25
Mill, beſchloſſen. Den Aktionären werden 10 Mill. neue Aktien 1 zu 1
zu 650 Proz, angeboten, 5 Mill. werden im Intereſſe der Geſellſchaft
verwertet.
* Conſolidated Diamond Mines. Entgegen den in den
letzten Wochen ſich hartnäckig behaupteten Gerüchten einer
Dividenden=
ausſchüttung von 1 bis 2 Schilling bleibt die Geſellſchaft für das
ab=
gelaufene Geſchäftsjahr dividendenlos, dagegen verlautet, daß im
lau=
fenden Geſchäftsjahr alsbald eine Abſchlagsdividende gezahlt werden ſoll.
* Sächſiſche Vollgarnfabrik vorm. Tittel u.
Krü=
ger A.=G., Leipzig. Die Geſellſchaft beantragt eine Dividende
von 150 Proz. gegen 40 Proz. im Vorjahre.
* Hermann Meyer u. Co. A.=G., Berlin. Die
Geſell=
ſchaft (Likörfabrik) verteilt eine Dividende von 75 Proz. auf 15 Mill.
Stammaktien gegen 25 Proz. auf 6,9 Mill. im Vorjahr. Die
Betei=
ligungen haben günſtige Reſultate geliefert, die Ausſichten für das
lau=
fende Geſchäftsjahr ſeien nicht zu beurteilen, da die hohen
Branntwein=
preiſe und die ſcharfen geſetzlichen Maßnahmen gegen den
Branntwein=
konſum auf den Abſatz drücken. Die Aktien des Unternehmens wurden
bekanntlich im vergangenen Jahr in den amtlichen Berliner
Börſen=
verkehr eingeführt.
* Deutſche Erdöl A.=G., Berlin. In der
Aufſichtsrats=
ſitzung der Deutſchen Erdöl A.=G. wurde der Abſchluß für das
Geſchäfts=
jahr 1922 genehmigt und beſchloſſen, der G.=V. eine Dividende von
400 Proz. (i. V. 25 Proz.) auf das Kapital von 100 Mill. vorzuſchlagen.
Das Erträgnis wird für das abgelaufene Geſchäftsjahr mit 1 253 240 198
Mk. ausgewieſen. Nach Abzug der Unkoſten von 339 572 654 Mk.,
Steuern 265 291 388 Mk. und verſchiedenen Ausgaben von 25885 135 Mk.
verbleibt ein Ueberſchuß von 697 877 278 Mk. (i. V. 33 732 170 Mt.).
Die Anlagen der Geſellſchaft ſeien im weſentlichen nach den
Vorkriegs=
grundſätzen bewertet und ſtänden ſo niedrig zu Buch, daß für Abſchrei=
Reingewinn verbleiben 625 444 804 Mk. (i. V. 33 303 168 Mk.), wovon
nach Ausſchüttung von 400 000 000 Mk. Dividende und nach Abzug der
ſtatutenmäßigen Tantiemen 185 844 804 Mk. (i. V. 5 384 249 Mk.)
vor=
getragen werden. Die Geſchäfte der Geſellſchaft entwickelten ſich im
ab=
gelaufenen Jahre außerordentlich. Beſonders haben ſich der Umfang
des Handelsgeſchäftes und die Beziehungen zum Ausland erweitert,
Das erſte Quartal des laufenden Jahres zeitigte ein ſehr befriedigen=
* Vereinigte Berlin-Frankfurter Gummiwaren=
Fabriken. Die Geſellſchaft verteilt aus einem Neingewinn von
beſtände mit 30,590 Mill. Mk. und Debitoren mit 288,131 Mill. Mk. abend mit 22800 bis 23000 gehandelt, ſtellte ſich in den erſten Vor=
Mill. auf 5005 Mill. erhöht worden, ein Agiokonto ſoll nach Abzug
fonds zugeführt werden. Ueber das neue Geſchäftsjahr werden keinerlei
Mitteilungen gemacht.
* Düſſelderf-Ratinger Röhrenkeſſel=Fabrik
Dürr u. Co. A.=G. Die Verwaltung ſchlägt die Verteilung einer
Dividende von 100 Proz. (i. V. 20 Proz. und 15 Proz. Bonus) vor.
* Textilinduſtrie A.=G., Barmen (Tiag). In der
* Orenſtein u. Koppel A.=G., Berlin. Die Geſellſchaft
beantragt Verteilung einer Dividende von 7 Proz. auf die Vorzugs=
Neben der Ruhrbeſetzung und dem Fehlen der Ausländer iſt und von 80 Proz. auf die Stammaktien. Dabei ſind diesmal 240 Mill.
Stammaktien dividendenberechtigt, während im vorigen Jahr 40 Proz.
auf 60 Mill. und 20 Proz. auf weitere 60 Mill. nur
halbdividenden=
berechtigte Stammaktien ausgeſchüttet wurden. Der Umſatz iſt auf
25,73 Millarden geſtiegen (i. V. 1,41 Milliarden). Auf
Anlagerechnun=
gen werden 331 Millionen abgeſchrieben, ſodaß nunmehr auch
Grund=
ſtücke und Gebäude mit 1 Mk. zu Buche ſtehen. Einſchließlich zirka 30 500, Dollarnoten 33000 bis 32 000.
Bei einem Rundgang durch mehrere Meſſeräume fällt der 4½ Milliarden Bankguthaben werden Debitoren mit 13,105 Mill.
aus=
gewieſen, denen 15,851 Mill. Kreditoren gegenüberſtehen. Die
General=
verſammlung findet am 8. Juni ſtatt.
* 5proz. Goldanleihe der Rhein=Main=Donau=
Im Haus „Schuhe und Leder” herrſcht äußerſt große bereits am 13. April überzeichnet worden. Während die Anleihe in
Bahern ſelbſt wenig Zeichner fand, hat ſich in induſtriellen und
land=
wirtſchaftlichen Kreiſen Norddeutſchlands lebhaftes Intereſſe gezeigt;
würden. Man ſührt dieſe Erſcheinung auf Geldknappheit zu= Zeichnungsſchluß (16. April) nicht verlängert wird, und daß für die
Zu=
teilung ein größerer Betrag als der aufgelegte zur Verfügung ſteht.
Zollamtliche Vorabfertigung bei der Ausfuhr
über die deutſchen Seehäfen. Da über die deutſchen
See=
ger Aufenthalt der beladenen Geſpanne und Kraftfahrzeuge vor den
Zollämtern, was natürlich hohe Koſten verurſacht, ſowie Verſäumen
von Dampferanſchlüſſen uſw. ſind dadurch unausbleiblich. Eine
weſent=
liche Beſſerung dieſer Verhältniſſe kann nur erreicht werden, wenn die
Ausfuhrgüter an den Verſandorten vorabgefertigt werden. Alle
Expor=
teure, die über Hamburg ausführen, werden daher erſucht, dieſe
Aus=
fuhrgüter bei ihren zuſtändigen Zollſtellen zollamtlich vorabfertigen
Deviſen, ſo daß noch Hofſnung beſteht, mit dem Ausland ein Ge= zu laſſen. Die Zollämter ſind angewieſen, ſolche Anträge nicht ohne Antwerpen=Brüiſſel ,z„.„n.
zwingenden Grund abzulehnen. Bei Stückgütern empfiehlt ſich die Vor= Holland .....
abfertigung unter Anlegung von Packſtückverſchluß auch noch aus dem
Grunde, weil hierdurch die ebentuelle nochmalige Oeffnung der
Um=
ſchließung und das Wiedereinpacken der beſchauten Gegenſtände, das
meiſt von ungeübter Hand geſchieht, vermieden wird. Dies liegt ins=
Im Monat März wurden im Volksſtaat Heſſen insgeſamt 61 324 Ton= beſondere bei ſorgfältig zu verpackenden Waren im Intereſſe des Liſſabon=Oporto,,
Abſenders.
h. H. Fuchs Waggonfabrik A.=G. Heidelberg. In Schweden,
der außerordentlichen Generalverſammlung, die die Erhöhung des Helingfors
preßſteine neben Schwelereiprodukten erzeugt. Am Monatsende blie= Grundkapitals um 104 Millionen Mark (100 Mill. Mark Stamm= Rew=Hork..
ben unter Berückſichtigung der aus den Vormonaten übernommenen aktien und 4 Mill. Mark ſproz, Vorzugsaktien) zur Verſtärkung der
Betriebsmittel infolge der weiter fortſchreitenden Geldentwertung be= Budapeſt .
ſchloß, wurde über die Geſchäftslage mitgeteilt, daß zurzeit ein großer
Auftragsbeſtand vorliege, und wenn auch eine Beſchränkung der
Lei=
ſtung des Werkes durch die Ruhraktion zurzeit eingetreten iſt, ſo ſei
doch zu hoffen, daß dieſe Hinderniſſe in Bälde bald beſeitigt ſind
und durch wieder erhöhte Leiſtung ein günſtiges Ergebnis erzielt wird.
Verkehrsnachrichten.
* Von der Rheinſchiffahrt. Das Waſſer geht weiter zu= Stockholm,
rück. An dem Mainzer Brückenpegel verzeichnet man einen Waſſer= Helſingforz.
ſtand von zirka 1 Meter. Das Beladen der größeren Kähne muß bei
geboten 100 Mill, ſollen im Intereſſe der Geſellſchaft verwertet werden, dem fallenden Waſſer eingeſchränkt werden. Die amtliche Tiefe des
* Maſchinenfabrik Moenus, Frankfurt a. M. In Fahrwaſſers durch die Koſtheimer Schleuſe beträgt 230 Meter. Die New=York
der Generalverſammlung wurde die vorgeſchlagene Dividende von Fſößerei iſt eingeſtellt. Im Schleppgeſchäft iſt es auch ſehr ruhig. Die Schweiz;
60 Proz. und 40 Proz. Bonus ſowie die Kapitalserhöhung um 55 Mill. beladenen Kähne fahren meiſt auf ſich ſelbſt zu Tal. An Schlepplohn Spanien .............:....=
Stamm= und 1,6 Mill. Vorzugsaktien genehmigt. Sämtliche neue Aktien ab Mainz nach Mannheim notiert man zirka h. fl. 0,50 pro Tonne, ab Vien (in Deutſch=Oſterr, abg.).
übernimmt ein Konſortium unier Führung des Baukhauſes E. Laden= Die deutſchen Boote, mit Ausnahme von einzelnen, welche dem Kies=
und Baggerbetriebe angehören, liegen alle ſtill. Mangel an
hollän=
diſcher Schleppkraft beſteht nicht. In letzter Zeit ereigneten ſich
ver=
zugsſteuer anzubieteni un” die Koſten der Kapitslbeebähung 99 31 41½ ſchiedene Unfälle franz. Schleppzüge. — Die Abfahrtszeiten der täg= Rie de Janeiro zun7777777777
lich zwiſchen Biebrich und Ludwigshafen verkehrenden Perſonenboote Belgrad......
der Köln—Düſſeldorfer Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft wurden um eine
Stunde früher gelegt, ſodaß die Abfahrt von Mainz jetzt bereits um
6.B vormittags ſtattfindet. Der Dampfer trift dementſprechend um
11.15 in Ludwigshafen ein, das er, wie bisher, um 3 Uhr nachmittags
wieder verläßt, um Mainz in der Talfahrt um 6,30 abends zu
er=
reichen. — Die Nachfrage nach leeren Kähnen in allen Größen iſt noch
eine ſehr rege. Die Schwergutfracht ab der hieſigen Gegend nach
Stationen des Mittelrheines notierte man mit 12—15 000 Mk. pro
Tonne bei halber Lade= und halber Löſchzeit. Der Verkehr nach
Holland ruht faſt gänzlich. An Tagesmiete notierte man 150—250 Mark
pro Eichtonne und Tag je nach Größe der Schiffe
* Der Verkehr in den Häfen von Mainz belief ſich im
Januar auf 76 033 Tonnen, im Februar auf 42845 Tonnen gegen
47 198 Tonnen im Februar vorigen Jahres.
Verſicherungsweſen.
h. Südweſtdeutſche Verſicherungs=A.=G. in
Mann=
heim. Die Geſellſchaft iſt mit 25 Mill. Mark Grundkapital,
einge=
geteilt in 150 Stück 3 100 000 Mark und 1000 Stück 2 10 000 Mart
Namensaktien, errichtet worden. Die Aktien werden zum Nennbetrag
ausgegeben und von den Gründern ſämtlich übernommen. Gründer
ſind: Direktor Max Seulen (Köln), Direktor Heinrich Bergmann (Köln),
Kommerzienrat Emil Garnier (Lörrach), Direktor Heinrich Birg (
Karls=
ruhe), Direktor Arthur Boxmann (Mannheim). Den erſten
Aufſichts=
rat bilden: Kommerzienrat Fritz Artmann (Mannheim), Dr. Erih
Batſchari (Baden=Baden), Rudolf Darmſtädter (Mannheim), Jakob
Feitel (Mannheim), Kommerzienrat Arnold von Guilleaume (Köln),
Generaldirektor Hermann Hecht (Mannheim), Dr. H. R. von Langen
(Köln), Kommerzienrat Adolf Lagens (Köln), Schuhfabrikant Guſtad
Rheinberger (Pirmaſens), Kommerzienrat Heinrich Stoeß (Ziegelhauſen=
Heidelberg), Richard Freudenberg (Weinheim), Michael. Federſpiel
(Konſtanz=Petershauſen), Dr. Fritz Reuther Mannheim),
Kommerzien=
rat Robert Stahmer (Bruchſal).
Warenmärkte.
* Amtliche Notierungen der Frankfurter
Ge=
treidebörſe vom 18. April. Getreide, Hülſenfrüchte und
Bier=
treber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack.
Als=
baldige Lieferung, Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kg. Weizen
105 000—110 000 Mk., Roggen 95 000—98000 Mk., Sommergerſte für
Brauzwecke 90 000—95 000 Mk. Hafer, inländiſcher 55 000—85 000 Mk.,
Mais, La Plata 115 000—120 000 Mk. Mais, Mixed 110 000—112000
Mk., Weizenmehl, ſüdd. Spezial=Null 175 000—185 000 Mk. bei
Waggon=
bezug ab Mühlenſtation, Roggenmehl 135 000—155 000 Mk., Weizen=
und Roggenkleie 51 000—55 000 Mk. Tendenz: feſt.
„b. Berliner Produktenmarkt. Infolge der am
De=
viſenmarkt zum Durchbruch gekommenen ſtarken Preisſteigerung deu
g=
den am Produktenmarkt für Getreide die geſtrigen Offerten teils
zurück=
gezegen, teils ſtark erhöht. Die Verkäufer hielten mit Abgaben ſtark
zurück und wollten erſt die amtliche Kursfeſtſtellung abwarten. Das
Geſchäft hielt ſich daher in ſehr engen Grenzen. Für Mais,
Hülſen=
früchte und Futterſtoffe ſind die Forderungen gleichfalls weſentlich in
die Höhe gegangen.
Börſen.
wb. Frankfurk a. M., 18. April. Am Deviſen= und
Noten=
markt war der Verkehr belebter als in der letzten Zeit. Es trat ſtärkere
18872 Mill. (i. V. 2,406 Mil.) 60 Pro: Dibidende auf ein Aktienkabital Nachfrage ſeitens der Induſtrie hervor. Sehr feſt lagen im
Frühver=
kehr Auszahlung London. Deviſe Neu=York 23 200. Dollarnoten geſtern
mittagsſtunden auf 23 500 bis 22 750 bis 24 000 und wurde bei Beginn
der Börſe 24 250 genannt. Anſchließend an dieſe Bewegung machte ſich
auch im freien Effektenverkehr eine feſte Stimmung geltend. Größere
Kaufluſt beſteht für alle Valutapapiere. Im Verkehr von Bureau zu
Bureau waren folgende Kurſe zu hören: Zolltürken 42,500 bis 44000,
Oeſterreichiſche Kredit 18000, Wiener Bankverein und Bagdad II
ge=
ſucht. Sehr begehrt ſind Induſtriewerte, von denen Zellſtoff Waldhof,
Waggon Fuchs, Bingwerke Autoaktien bei anziehenden Kurſen geſucht
waren. Montanpapiere fanden wieder Beachtung. Caro Oberbedarf
feſter. Norddeutſcher Lloyd zirka 30 000. Hapag 50 000. Otabi=Shares
da infolge unvorhergeſehener, durch die Ruhraktion hervorgerufener blieben ebenfalls weiter begehrt V75000 bis 280 000. Elektro und
chemiſche Aktien erfuhren ebenfalls Kursbefeſtigungen. Auch für
un=
während der vorgeſchriebenen Auslagefriſt nicht hatte durchführen laſſen, notierte Werte liegen Kaufordres vor. Ufa bei großen Umſätzen, auf
Der Antrag der Verwaltung, die Generalverſammlung zu vertagen, Gerüchte eines neuen Filmverkaufs nach England, ſehr feſt. 18 250 bis
19250. Es waren noch folgende Kurſe zu hören: Benz 22 750 bis 23000
bis B500, Kreichgauer 3800, Metz Söhne 18 500, Brown Boveri 11 750,
Emelka 7800 Hanſa=Llotzd 10 750, Prowag 1750—1775. Bei erregtem
Geſchäft Dollarnoten 26 750 bis 32500.
wb. Frankfurter Abenddeviſen vom 18. April. Nach
dem erregten Geſchäft trat ſpäter ein ruhiger Verkehr ein, imm rhin
hielt die feſte Tendenz auch weiterhin an. Deviſe London bis 150 000
gehandelt. Dollar bedangen 32250, Polennoten 53—, Belgien 1550,
Holland 12500, London 145 000, Paris 2100, Schweiz 5750, Neu=York
nb. Berliner Börfenſtimmungsbild. Die bereits in
den geſtrigen Nachmittagsſtunden infolge verſtärkter Nachfrage zum
Durchbruch gekommene plötzliche Befeſtigung am Deviſenmarkt hieſt
auch heute infolge entſprechend niedriger Neu=Yorker Markkurſe an.
A.=G., München. Der aufgelegte Betrag von 2 Mill. Goldmark iſt Für London und Neu=York wurden dabei Kurſe bis zu 108000 reſp.
B000 erreicht. Vorübergehend erfolgte dann ein leichter Rückſchlag,
doch machte ſich vor und bei Feſtſetzung der amtlichen Kurſe ein derart
ſtarker und zum Teil ſpekulativer Bedarf geltend, daß, da die
Reichs=
auch das Auslind hat die Anleihe ſehr gut aufgenommen. Die Ver= bank die verlangten großen Summen nicht hergeben wollte, ſcharfe
Re=
waltung teilt mit, daß der in der Zeichnungsaufforderrng vorgeſehene partierungen vorgenommen wurden. So wurden für Neu=York mur
5 Prozent, für London 25 Prozent und für die übrigen Plätze zumeiſt
nur 10 Prozent zugeteilt. Die amtlichen Kurſe lauteten für Neu=York
25000 und London 115 000. Infolge der geringen Zuteilung
verſuch=
ten die Händler, den nicht geringen Bedarf im freien Verkehr zu
häfen, hauptſächlich Hamburg, eine ſehr rege Ausfuhr nach allen Län= decken. Infolgedeſſen zogen die Kurſe weiter erheblich an, und Neu=
York wurde bis zu 31 000 und London bis 135000 bezahlt. In
Rück=
wirkung von den Vorgängen am Debiſenmarkt beſtand im freien
Effek=
tenverkehr ſtarke Nachfrage nach Effekten aller Art, und es wurden
hierfür durchweg höhere Kurſe genannt.
w. Leviſenm irkt. Frankfurt a. M.. 18. April.
fBriel
R4 V. A
aK. Vefe
Brief 1226.90 13310 1346.60 1353.40 ........" 8304.20 8345.80 9625.85 9674.15 Kondon..
„........ 98602 85 9908715 115710.— 116290.— Paris.....:
.... 1409.45 1465.55 1665.80 1674 20 Schweiz....
......" 385.40 385480 5087.25 5112.,75 Spanien
... 3229.40 3245.50 4326.65 1313.35 Italien ..
..... 1049,8 1054.65 1446.35 1453,65 ....." Dänemark.
...... 3990.— 4010.— 5685. 75 5714.25 Norwegen.
3815.45 3834.55 5137 10 5162.90 .. 6673.30 5701.10 8179.50 8220.50 ......." .......... 21346.50 21453.50 32169.35 32330 65 Deutſch=Oſterreich (abg.)... 29.83— 30,03 — 1240— 42.60 — ..... 473 80 4.73 20 7.48 — 7.52 — Brag ...
..... 637.40 640.60 998.— 932.— Ugram....
..... 169.60 170.40
w. Deviſenmarkt. Berlin 18. April Telegr. Auszahlungen für:
Ti. ASelt Veff
Briel ff
Geld
Briel Amſterdam=Rotterdam . „. 8270 2 820.75 9075 75 9724.25 Brüſſel= Antwerpen „aaaaaas 1213.05 1230.05 1101.48 118853 Chriſtianig....
....: 3775.53 3794.47 41393 1436.77 Koperhagen . 3985 02 3999.98 4688.25 7711.75 : 6622,91 5649,09 6583.50 6618.50 .... 596.52 593.78 684,28 686 72 Italien.
...... 104 38 1038.33 1211.96 1218.04 London ..
„.... 98253.75 97746.25 115712,56 115287,60 „.... 21156.37 21263.08 2493750 25062.5 Paris..
..... 1408.96 1416.04 162093 1629.67 .... 3833,88 3857,62 4455.75 1511.25 3250.81 3383.19 3815 13 3834.57 1987— 30.03 — 43.89— 44.11— Prag ..."
............ 632.41 635.59 733.16 730 34 Budapeſt. .................. 1.73— 1.76— 6.63— 6.65— Buenos=Kires .... ........... 7730 62 7769 38 9052,31 9097.,69 Bulgarien
............." 159 10 15939 187.53 188.47 Fapan z.....zaaaazaaaaa. s 132137 1275 63 D 3394.23 2315 78 „......... 217.46 218.,55 037 251. 65
Bankgeschaft
1LDU1er 2BUTN
DarllIorcUr
Fernsprecher 1308, 1309
1 Luisenplatz 1
Aktien / Renten / Devisen / Sorten S
Nummer 107.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. April 1923.
Siie 7.
Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
57)
(Nachdruck verboten).
„Nach Tiflis, da ſchau her. Wiſſen’s, gerad heut hab ich
ieine Order in die internationale Kommiſſion in Tiflis
erhal=
ten. Wann fahren Sie?”
„Morgen.”
„Hat man da Anſchluß in Konſtantinopel?”
„Ich ſchon,” lachte Haller, „die gruſiniſche Statthalterjacht
quält ſich jetzt bereits über das Schwarze Meer, um mich
abzu=
holen. Es iſt noch Platz da, Graf Piacenza, fahren Sie mit?”
Der Markgraf ſah ſeine Frau zweifelnd an. „Wie is,
Lieſel, fährſt mit?”
„Lieber Herr von Haller, noch zwei Tag, wiſſens, die
Kon=
fektioneus.”
„Dringender Befehl, Gräfin, leider nichts zu machen.”
„Preuß.”
„Aber Lieſel.”
„Ja, aber ein Preuß iſt er doch. Na, da muß die
Hutmache=
rin halt eilen. Die Minette wird ſchön ſchimpfen, wenn ſie ſo
Hals über Kopf packen muß.”
„Dafür fährſt Du aber luxuriös übers Meer, Lieſel.”
Die Gräfin war mit dem Gedanken längſt fertig.
„Und in netter Geſellſchaft, Axel, Du Bär biſt’s gar nicht
wert, daß außer Deiner Frau noch eine Dame mit Dir red’t.
Schau die gnädige Frau nit ſo ſüß an, ſchau mich an!
„Fährt die gnädige Frau auch mit?” fragte der Graf.
„Meine Schweſter will mich begleiten. Uebrigens kommen
wir zu einem großen Feſt zurecht, der Baron van Utrecht wird
ſich verloben.”
Die Gräfin war ſofort Feuer und Flamme. „Verloben, das
iſt etwas für mich. Mit wem denn?
„Mit der Fürſtin Tſcherſchwendice.”
„Das hab ich mir gleich denkt,” philoſophierte die kleine
Gräfin, „das hab ich mir ſchon in Berlin denkt. Das wird an
Feſt, wenn wir noch zur Verlobung kommen. Eil Dich, Axel,
pack Dein: Sach, wir fahren mit.”
Zweiundzwanzigſtes Kapitel.
Profeſſor Rueffli ging mit Irene Hermann im Garten des
Krankenhauſes ſpäzieren. Wie alle, ſo hatte auch ſie die
Schwe=
ſterntracht angelegt und war wegen ihres friſchen und munteren
Weſens in allen Sälen des großen Hauſes beli=bt.
„Die Peſtfälle nehmen erſchreckend zu,” ſagte der Profeſfor.
„Wir haben nun ſchon das ganze Haus belegt, und draußen
vor der Stadt das Barackenlager, aber ſtündlich dieſe
Neueinlie=
ferungen. Man kommt ſich vor wie der Verteidiger eines
Dam=
mes, gegen den die Flut ſchäumt. Es fehlt an Allem, an
Men=
ſchen, an Raum, an Medikamenten.”
„Haben Sie ſchon an die Regierung in Tiflis berichtet?”
Der Profeſſor lachte zornig auf. „Einmal? — Zehnmal,
zwanzigmal. Aber dieſes Heer von Ignoranten iſt unfähig,
einem Uebelſtand abzuhelfen.”
„Und der Statthalter?‟
„Iſt für uns gewöhnliche Sterblichen längſt unerreichbar
geworden, er ſitzt hinter ſeinem Beamtenapparat und regiert.
Ja, zuerſt war das anders, als der Jonkheer und der Herr
Haller noch hier in Baku wohnten, und man jederzeit ſeine
Wünſche ſelbſt anbringen konnte. Damals hatten wir auch
Mangel, aber nicht den läſtigen Verwaltungsapparat, der
einen überall lähmt.”
„Sie müßten ſelbſt nach Tiflis fahren,” riet Irene. „Der
Statthalter iſt ſicher nicht anders geworden, und in einem
Ge=
ſpräch wird mehr erreicht als in zehn Eingaben.”
„Sie ſind eine kluge, kleine Perſon,” lobte der Profeſſor.
„Man ſteckt wirklich ſchon ſelbſt ſo in dem Verwaltungsapparat,
laß man dieſen einfachen Ausweg nicht mehr findet.‟ Er
ſchüt=
telte beſorgt den Kopf. „Aber das wird nicht mehr viel nützen,
der Baron kaun die Medikamente auch nicht aus der Luft grei=
fen, und die Pflegerinnen und die Aeizte. Eh Silſe hier
ein=
treffen kann, ſind uns die Verhältniſſe längſt über den Kopf
ge=
wpachſen.”
„Ich weiß ſuas anderes. Telegraphieren wir doch direlt an
Herrn Haller, er iſt jetzt in Europa, er ſoll dort eiſte Hiffskolonn
mobil machen.”
„Ja, wer weiß, wo der iſt.”
Irene wurde rot. „In Rotterdam.”
„Sie wiſſen?”
„Er hat mir geſchrieben,” geſtand Irene.
„So, ſo, er hat Ihnen geſchrieben,” lachte der Proſeſſor.
„Was hat er denn geſchrieben, der Herr Haller?
„Daß es ihm gut geht, daß er Erfolge hat, daß er bald
wieder zurückkommen möchte, und daß — aber das geht keinen
was an. Aber jetzt muß ich in den großen Saal und das Eſſen
verteilen, ich habe ſchon genug in der Frühe derſäumt, um
unſeren Chefarzt ein bißchen an die Luft zu führen.”
„Ach, dann war das kein Zufall, daß Sie mit mir die neue
Anlage hinten im Garten beſprechen wollten und dann immer
ſchwatzten und ſchwatzten, daß wir nun ſchon faſt ein= Stunde
hier im Garten herumlaufen?”
„Nein, das war kein Zufall, anders bekommen ſir Sie doch
nicht heraus.”
„Wer ſagt das?”
„Die Schweſtern.”
„Welche:
„Alle.”
„Weiberwirtſchaft,” brummte der Profeſſor vergnügt. „Die
Mädels ſchuften Tag und Nacht und ſehen eine hohlängiger aus
als die andere, und dann ſchmieden ſie ein Komplott und halten
ihren Chefarzt auf gemeinſamen Beſchluß eine Stunde an der
friſchen Luft.”
„Ich hab’ mich erſt gar nicht dazu hergeben ſvollen, ſie
ſag=
ten aber alle, ich hätte den meiſten Einfluß auf den Herrn
Pro=
feſſor,” entſchuldigte ſich Ireinz.
(Fortſetzung folgt.)
Wir haben dem Jakob Kiffel in
Darmſtadt, Lichtenbergſtr. 73, den
Trödel=
handel, insbeſondere den Handel mit
altem Eiſen, Metallen und Lumpen, wegen
Unzuverläſſigkeit auf Grund von §1 der
Bekanntmachung zur Fernhaltung
unzu=
verläſſiger Perſonen vom Handel vom
23. September 1915 unterſagt. (3180
Darmſtadt, den 13. April 1923.
Polizeiamt.
Dr. Uſinger.
Die Angebote für die in der
Verſtei=
gerung am 26. März d8. Js. vergebenen
Marktſtandplätze ſind genehmigt worden.
Die Ausweiskarten, für die genehmigten
und die nachträglich aus der Hand
ver=
gebenen Plätze ſind gegen Zahlung des
Standgeldes für das erſte Ziel (April=
Mai) umgehend bei dem ſtädt.
Markt=
ieiſter (Rathaus) in Empfang zu nehmen.
Darmſtadt, den 18. April 1923.
Der Oberbürgermeiſter, (st:d
Der Baurat Otto Vollborn, früher
Darmſtadt, Goetheſtr. 44, vertreten durd
Rechtsanwalt Dr. E. Ruhm=Berlin W. 66,
iſt durch rechtskräftigen Strafbeſcheid des
Finanzamts Darmſtadt=Stadt St. Nr.
265/1921 wegen Hinterziehung der
Kriegs=
abgabe vom Vermögenszuwachs in eine
Geldſtrafe von 40400 Mk. — in Worten
vierzigtauſendvierhundert Mark —
ver=
urteilt worden. Nach § 28, Abſ. 2,
Ver=
mögenszuwachsſteuergeſetz iſt die
Beſtra=
fung auf Koſten des Verurteilten einmal
im „Darmſtädter Tagblatt” zu
ver=
öffentlichen.
(3185
Darmſtadt, den 17. April 1923.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
J. V.: Sehrt.
Wegen Steuerhinterziehung iſt der
Kommerzienrat Quirin Claßen, früher
Darmſtadt, Goetheſtr. 44, vertreten durch
Rechtsanwalt Dr. E. Ruhm=Berlin W. 66
durch rechtskräftige Strafbeſcheide des
Finanzamts Darmſtadt=Stadt St. Nr.
260/1921 und St. Nr. 262/1921, und zwa
wegen Zuwiderhandlung gegen
1, das Geſetz über eine Kriegsabgabe
vom Vermögenszuwachs in eine
Geldſtrafe von 461848 Mk. — in
Worten; vierhundertvierundſechzig
tauſendachthundertachtundvierzig ./,
2. das Reichseinkommenſteuergeſetz in
eine Geldſtrafe von 556 525 Mk. — in
Worten: fün
hundertſechsundfünfzig=
tauſendfünfhundertfünfundzwanzig
Mark
verurteilt worden. Nach 8 28, Abſ. 2
Vermögenszuwachsſteuergeſetz und § 363
A.O. iſt die Beſtrafung auf Koſten des
Verurteilten einmal im „Darmſtädter
Tagblatt” zu veröffentlichen. (3184
Darmſtadt, den 17. April 1923.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
J. V.: Sehrt.
vom 25. April auf dem Heiligen
Kreu;. Außer dem im Sonntagsblatt
ausgeſchriebenen werden nach 8 Uhr
vor=
mittags ausgeboten: Nutzſcheiter rm
aus Faſanerie Abt. 7, 8: Eichen 17,5
(geſpalten), Buchen 9,4; aus Geishecke,
Wachholder: Eichen 12 (rund).
Diejenigen Handwerker, welche
am 9. April auf nicht genehmigtes
Eichen=
ſtammholz geboten haben, können es zu
einem alsbald nach Schluß obiger
Ver=
ſteigerung mit ihnen zu vereinbarenden
(3191
Preis überlaſſen bekommen.
Darmſtadt, 18. April 1923.
Heſſ. Oberförſterei Kranichſtein.
van der Hoop.
7 Geiſtberg 7
deiberg ?
(*10812
zahlt für
Metalle, Eiſen, Papier
Lumpen, Zinkbadewannen ſtets die
höchſten Preiſe. Händler Vorzugspreiſe!
Ausweis iſt mitzubringen!
Nächſten Samstag, den 21. April
1923, findet in dem Lengfelder
Gemeinde=
wald, Diſtrikt Lengfelder Höhe, eine
Nutz=
holzverſteigerung ſtatt.
Zum Ausgebot kommen:
65 Eichenſtämme — 25,81 Feſtmeter,
14 Buchenſtämme — 11,67
5 Lärchenſtämme — 2,20
5 Fichtenſtämme — 4,05
und verſchiedene Derbſtangen.
Zuſammenkunft vormittags 9 Uhr an
der Abtriebfläche.
(318
Lengfeld, den 14. April 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Lengfeld.
Grünewald.
Weiblich
15 Jahre, ſucht Stel=
Geſchäftsſt. (*10744
tüchtig, im Hanshalt.
u. Kochen, ſucht Stel=
Ang. unter D 12‟
Geſchäftsſt. (*1078
ſucht ält., gebild. Frl.
d. Putzmachen i. fein.
Geſchäft zu erlernen
Geſchäftsſt. (*10792
Männlich
Routinierter
49jähr., äußerſt rüſtie
und repräſentabel,
energiſcher langjähr.
Fabrikleiter der
ver=
ſchiedenſt. Branchen
Ia
Organiſationsta=
lent, erſte
Verkaufs=
raft, m.
Sprachkennt=
niſſen, bilanzſicher, Mädchen nach dem
erfahr. in jegl. kaufm.
Arbeit, ſucht ange= Hoffmannſtr. 39, II.
meſſene Poſition bei
mäßigen Anſprüchen
mit Gewinnbeteilig.
Evtl. Intereſſen=
Ein=
lage. Ang. u. D 122
Geſchäftsſt. (*1077é
Schloſſer, der auch im
Fahrradgeſchäft
be=
wandert iſt, ſucht
Stellung;
Geſchäftsſt. (*10745
Junger Mann
aus der Spirituoſen
branche, mit d.
Kund=
ſchaft im Odenwald
u. angrenzendem
Ge=
iete gut vertraut,
ſucht per 1. Mai od
ſpäterStellung;über
nimmt eventl. auch
proviſionsweiſe
Ver=
tretungen. Angebote
unt. D 131 an di
Geſchäftsſt. (*10804
Weiblich
für Hohlſaum=, Weiß=
und Lochſtickerei an
geübte Kräfte z.
ver=
geben. Probearbeit
mitbringen.
Virtoriaſtraße 28
. Stock. (*10764
Mädchen mit od. ohn
Kochkenntniſſen oder
Stütze zu älterem
Ehe=
paar geſ., eventl. nur
tagsüber. Frau
Ge=
heimerat Raeder
Lucasweg 19, II. (*
perf. Schneiderin
ſof. ins Haus geſucht.
Näh. Geſchſt. (*10739 Aelteres,
zuverl. Mädchen
f. Küche u. Haus zu
lung aufkaufm.Büro. 3 Perſ. geſ. (*10772
Ang. unter D 1161 Heinrichſtr. 78, II Fleißiges und zu=
verläſſiges (3163md
Mädchen
lung von 8—4 Uhr. (in allen Hausarbeiten
durchaus bewandert,
ſucht bei gutem Lohr
Frieda Alter
Eliſabethenſtr. 34.
Stundenfrau
od. jg. Mädchen für I.
Hausarbeit geſ. (*,0=
Gefl. Ang. u. D 129/ Frankfurterſtr. 17, pt
geſucht.
Lauffrau Barkhaus=
ſtraße 72, 4 (10718 Tücht. Putzfrau
geſ. Frühſtück, gute
Bezahlung. (*10704
Schulſtraße 15, II. f. 2
Laufmädchenbiss
Std. vorm. geſ. (*10702
Hoffmannſtr. 39, part. von 8 bis
Spülen geſ. (*10701 Lauffrau
für 2-3 Std. vormitt.
(*10713
geſucht
Crnſt=Ludwigſt.14, II. Tüchtiges
Alleinmädchen
21 Jahre, gelernter od. Laufmädchen zu
ſofort od. ſpäter geſ.
Näh. Geſchſt. (3165 Für alte Dame wird
älteres, zuverläſſiges
z. Führg, d.
Mädch. Haush. geſ.
Wilhelminen/t. 9, I. (*1-
Gebildetes, junge
Mädchen vor= u. nach=
und Lebensmittel= mittags zu 2 kl. Kin=
dern geſ. Vorzuſtell.
zwiſch 1u. 2 Uhr Eliſa=
bethenſtr. 1, I. (*10757
*2= Saubere Waſchfrau
geſucht Klappacher
ſtraße 20. (*10736 Gutempf. Mädchen
geſ., evtl. v. morg.
bis abends. Saalbau=
ſtraße 7, pt. (*10742 Lauffrau geſ. 2mal
wöchentl. 2 Std.
Aliceſtr. 14, pt (*10716 Mädchen
geſucht für Haushal=
tung, Sonntags frei.
J. Kraft, Muchhand g.,
Kranichſteinerſtr. 3 (* Beſſ. Ziramermädch.
geſucht
in klein. Haushalt bei
hoh. Lohn. Ausführl.
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am Stadtpark. (II,;1
Waſch= und
Putzfrau
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Ohlyſtr. 59, I, (B317
für 2mal wöchentlich
geſ. Meldungen von
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Mathildenplatz 8
1. Stock.
(3181
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und Flickfran geſucht
Heſſe
Mathildenplatz 17
(Marſtall). (*1075.
geſucht.
Melden zw. 2 u. 3 Uhr.
Wo? ſagt die Ge
ſchäftsſtelle. (*1075
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Angeb. unt.
2 bis 3 ſolide
Haus= und
Stellungen
er ſofort od
ſucht. An
1ont
Darmſtadt
Zuverläſſ. gewandte
beſſere Haushilfe für
vorm. geſucht Hüigel
ſtraße 57, pt. (*1073.
u
Minſch
kann ſich penſ.
Be=
amter, der Intereſſe
f. Verſicherungen hat,
auf einem hieſig. Ver
ſicherungsbureau im
Mon. verdienen. Ang
u. D 11 Geſchſt. (*10
Tüchtig., zuverläſſiger
für ſchweren. Laſt
kraftwagen ſucht
Brauerei Karl Fay
G. m. b. H.
Darmſtadt
Dieburgerſtr. 73
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Galvaniſierung
gründ=
lich erlernen will,
als=
bald geſucht.
Joh. Hofferbert
Emaillier= und
Vernicklungswerk
Saalbauſtr. 33. (*1072:
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zeugpoliererei kann
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Schleiermacherſt. 23. (219
Hieſige Großhandlung ſucht
Reiſenden
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die Geſchäftsſtelle. (*10490:d
Kaufmann ſucht 2
mit Küche od Küchen
benutzung geg. gute
Bezahlung. Aelt.Her
d. Dame wird evtl.
mit verpflegt. Gefl
Zuſchrift, an Utſch,
igelſtr. 77. (*1078:
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„Wir ſind die Erſten, die mit ihren Preiſen heruntergehen”
„Wir ſind die Letzten, die mit ihren Preiſen hinaufgehen”
ſo lautete eine Anzeige von uns vor einigen Wochen im „Frankfurter Generalanzeiger” und in der „Volksſtimme‟
Heute haben wir nun folgendes mitzuteilen:
und jedem, dem es möglich, raten wir, jetzt ſofort den Bedarf zu decken. Die Preiſe ziehen bereits jetzt ſchon
an und wir befürchten, daß ſolche in der allernächſten Zeit wieder bedeutend ſieigen. Wir haben ja enormes großes Lager,
das in die Milliarden gehi, aber bei unſerem koloſſal großen Abſatz — ca. 6000—10 000 Paar in der Woche —
ſchwinden die Vorräte ſchnell und auch wir können dann unſere jetzigen ſiaunend billigen Preiſe nicht mehr halten.
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